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German Pages 1606 Year 1779
7 D. Anton Friderich Büſchings Aidnigt. preuß. Oberconſiſtorialraths, Directors des vereinigten Berlin s und Cdiniſchen Gymnaſiums im grauen filofter zu Berlin , und der davon abhangenden Schulen ,
neue
Erdbeſchreib
ung
Dritter
Theil ,
welcher
das
deutſche
Reich
nach
feiner gegenwärtigen Staatsverfaſſung enthält.
Sechſte rechtmäßige und ſtark verbeſſerte und vermehrte Auflage. Drit Rom . Stafferl. und Churi. Sachſ. mie auch der hochlöbl. Eidgenoſſenko. Zürich , Slarus , Baſel, Appenzell und der idbl. Reichsftddte S. Gallen,Mühlhauſenund Biel, Srepbeiten. Hamburg ,
ben Carl Ernft Bohn , 1779,
2
K36147
1.3 .
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Kaiſerliches allergnädigſtes PRIVIL
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ir Joſeph der Andere von Gottes Gnaden erwählter Römiſcher Kaiſer, zu allen Zeiten Mebrer des Reichs, Win Germanien und zu Jeruſalem König , Mitregent
und Erbthronfolger der Königreiche Ungarn, Bdheim , Dale matien, Croatien und Slavonien , Erzherzog zu Deſterreich, Herzog zu Burgund , und Lothringen ,Großherzog zuZoſcana, Großfürſt zu Siebenbürgen , Herzog zu Mayland, und Bar, gefürſteter Graf zu Habsburg, Flandern, und Tyrol, 2c. 2C . Bekennen öffentlich mit dieſem Brief und thun kund allermánniglich, daß uns Unſer , und des Reichs lieber Getreuer, Carl Ernſt Bohit, Buchhandler in unſer und des Heiligen Reichs Stadt Hamburg , unterthänigſt zu vernehmen gegeben was maaßen das ſeinem abgelebten Vater, Johann CarlBohn, von unſeres Herrn Baters und ndchftem Borfahrers am Reich wepland Staiſers Franz Majeftat , glorwürdigſten Andentens, über das Buch lub titulo : des Doctoris et Profefforis Anton Friderich Büſchings ñenė Erdbeſchreibung ausführlich und in Auszug oder Compen dio , ſowohl in Deutſch- als Franzöſiſcher Sprache in O & avo , uns term Sechszehnten Januarii Siebenzehnbundert Acht und funfzig anddigſt ertheilte, und dem Sechs und zwanzigſten Auguſti Siebens jehenHundert Sechs und Sechzig auf andere Behen Jahre erneuerte Privilegium imprefforium zu exſpiriren beginne, und uns dabero er Supplicant allerunterthänigſt gebeten , Wir ſothanes Privile gium , nunmehro nach Abſterben des gedachten ſeines Vaters auf ihn tranſcribiren , und auf andere Zehen Jahre , jedoch a lapſu priorum , extendiren zu laſſen gnädigſt geruhen möchten . Wenn Wir nun mildeſt angeſehen ſolch des Carl Ernſt Bobn demüthigſte ziemliche Bitte; als haben wir ihme , ſeinen Erben , und Nachtommen , die Gnade gethan , und Frenheit gegeben ; thun ſolches auch hiermit wiſſentlich in fcraft dieſes Briefs alſo und derges ftalten , daß gedachter Carl (Ernſt Bohn , ſeine Erben und Macha kommen , obgeſagt Ancon Friderich Büſchings neue Erdbes ſchreibung ausführlich , und im Auszuge oder Compendio fomohl in Deutſcher als Franzöſiſcher Sprache, in O & avo gleichfals in offes nen Druck auflegen, ausgeben , hin und wieder ausgeben , feilhaben und verkaufen laſſen mögen , auch ihnen ſolche niemand ohne ihren Conſens , Wiſſen oder Willen innerhalb deren ferneren Zehn Jahren vom Verlauf des erſterern Scaiferlichen Privilegit an zu rechnen im heil. Römiſchen Reiche weder mit , noch ohne Namen des Verfaſſers, oder auch unter anderm Titul weder ganz , noch ex tra£ weiſe , weder Deutſch noch Franzöſiſch , in keinerley Format Dachbructer und verkaufen sollen und gebieten darauf allen und jederi
kben Unſern und des Beit. Seichs Unterthanen und Getreuen , to fonderheit aber allen Buchducern , Buchfahrern , Buchbindern , und Buchhandlern , bey Vermeidang einer Pon von Zehn Mart ( öthigen Golds , die ein jeder , ſo oft er freventlich bierwider thate, uns balb in unſere Saiſerliche Sammer , und den andern balben Ebeilmehrbeſagtem Bobn oder ſeinen Erben und Nachkomunen uns nacldßig zu bezahlen , verfallen ſeyn ſole , hiermit ernfilid , und wollen, daß ihr, noch einiger aus euch felbft oder jemand voneuertwes. gen obangeregte Büſchings neueErdbeſchreibung innerhalb denen beſtimmten ferneren Zehn Jahren obverſtandener maaßen weder mit noch ohne Namen des Verfaſſers , von denen darinnen beſchriebenen cinjelen Landeren , weder Auszüge ,noch vielweniger ganz fotbanes Wert nachdrucket, diffrahiret, feil habet, umtraget oder verkaufet, noch auch ſolches andern zu thun geftattet , in feinerley Weiſe noch Wége, alles bey Bermeidung unſerer Staiſerlichen Ungnade und oba beſtimmter Pồn der Zehn Mart löthigen Golos, auch Verlierung deſſelben curen Drucks , den vieigemeldter Bohn oder ſeine Erben und Nachkommen oder deren Befehlsbabere, mit Külfe und Zuthun eines jeden Drts Obrigkeit , wo ſie dergleichen bery cuch und einem jeden finden werden , alſo gleich aus eigener Gewalt ehne Verbindes rung mánniglichen zu ſich nehinen , und dainit nach ihrem Gefallen bandeln und thun mögen . Hingegen rolle er Bobil , ben Verluſt dieſer Kaiſerlichen Frode beit , de gewohnlichen Fünf Eremplarien von jeder Form und Spras che zu unſerm Kaiſerlichen Reichos Hof Rath zu liefern , und dieſes Privilegium andern zur Nachricht und Warnung dem Werke voran bruden zu laſſen , ſchuldig und verbunden ſenn. Mit Urkund dieſes Briefs beſiegelt mit Unſerm aufgedruckten Saiſerlichen , Secret - Inſiegel , der geben ift zu Wien den Sünſten Muguft Anno Siebenzehn Hundert Sechs und Siebenzig , unſers Reichs im drengehnten. Joſeph mppr.
(L S.) Vt R. Fürſt Colloredo mppr. Ad mandatum Sac. Cæſ. Majeftatis proprium Andreas Edler von Stod .
Vorres
Vorrede
zu dem ganzen dritten
1 Theil.
ch habe im Anfange meiner geographiſchen Arbeit ſelbſtweder gewußt, noch geglaubt, daß uns Deutfchen , aller geogra .
phiſchen Bücher fungeachret, Reich
das deutſde
noch ſo ſehr unbekannt fey ,
als ich
Muchher bey angeſtellter genauer Unterſuchung ges funden habe. Um dėſtomehr preiſe ich die gotts fiche Riegierung, welche Fürſten , Grafen , Pås laten , Peichsſtädte, Regierungscollegia, und eis nige hundert gelehrte und erfahrne Männer von ale len dreven im heiligen cómiſchen Reich) feverlich pris vilegirten Religionen , wilig gemacht hat , mich , durch Ueberſendung erwünſchter Beyträge, in den Stand zu lezen , das deutſche Reich vollſtändiger, genauer und richtiger zu beſchreiben ,als andern die vor mir gearbeitet haben , möglid, geweſen iſt. Weil ich aber noch nicht unmittelbar aus allen und jeden Ländern des deutſchen Reidys die zu ihrer Beſchreibung nöthigen Nachrichten habe bekoms men können ; auch bei einem ſolchen Werk , als das meinige iſt, viele Bücher nothwendig gebraus a 3 chet
1 VI
Vorrede.
chet werden müſſen: ſo iſt mir von 1754 bis 1761 der vortrefflide göttingiſche Univerſitäts - Bücherſaal ungemein zu ſtarten gekommen . Denn der großen Menge Hiſtoriſcher und geographiſcher Werke, wels che derſelbe enthält , nicht zu gedenken , ſo iſt mir der wichtige Vorrath von ſogenannten Deductio. nen , oder Staatsſchriften , welche die Streitigs über viele Reichslander geführet wors den ſind, angehen , eben ſo nothig als nůßlich, oba gleich ſehr mühſam , zu gebrauchen geweſen. Wer keiten , die
erwåget , wie viele Zeit und Mühe es koſte, aus einigen hundert Deductionen , und weit inehreren Büchern , die zum Theil ſehr weitläuftig und uns
1
angenehm geſchrieben ſind, das Weſentlichſte und Nothwendigſte heraus zu ſuchen , zu gleicher Zeit einige tauſend geographiſche Briefe zu ſchreiben , die durch Leſung und Briefwediſel geſammleten Nachrichten zu beurtheilen, in Ordnung und fruchte bare Kürze zu bringen , und die häufig vorkommens den Dunkelheiten , Schwierigkeiten und Widers ſprůche, ſo viel es möglich iſt , theils ſelbſt, theils durch Briefivechſel zu heben : wird die fünf Jahre, welche ich auf die erſte Ausarbeitung dieſer Beſchreia bung des deutſchen Reichs gewendet habe, eher für zu kurz ,als für zu lang, halten ; zumal da ich in denſel ben einige Hauptverånderungen meiner äußern Uma ſtånde erfahren, und viele andere pflichtmäßige Ara beiten zugleich ausgerichtet habe. Weil dieMens ge dernöthigen und nůßlichen Materien dieſem Theil eine außerordentliche Große zuwege gebracht hat : ro habe ich ihn in drey Bände abgetheilt, deren jeder einen eigenen Titel hat: ja , es kann auch ein
jeder
Vorrede.
VII
jeder Kreis , weil er einen eigenen Titel hat beſonders gebunden werden , wenn es jemanden alſo gefäüt. Db nun gleich meine tågliche Bemühung bey dies ſer Arbeit unbeſchreiblich groß geweſen iſt ;und ob ich gleich mit Wahrheit behaupten kann , daß der Leſer hier nicht nur in Anſehung des ganzen deuts fchen Reichs , ſondern auch der einzelnen dazu ges börigen Länder, eine neue Grundlage, und allents halben etwas neues finde, davon alle andere Geos graphien nichts haben : ſo iſt doch an dieſem Werk noch vieles zu verbeſſern.
Es ſind noch Schreibe
und Druckfehler in Namen , Zahlen und Wors ten zu verbeſſern ; es ſind noch Stelen übrig , wo id , entweder aus Mangel an hinlänglichen und deutlichen Nachrichten , oder durch eine unrichtige Vorſtellung , gefehlt habe. Die erſte Ausgabe, welche in Anſehung des erſten Bandes, 1757 , und in Anſehung des zweyten und dritten 1759 an das Licht getreten iſt, hat mehrere dergleichen Fehler und Mángel, als die zweyte , welche in Abſicht auf den erſten Band , 1758 , und in Abſicht auf die beyden übrigen 1759 fertig geworden . Die dritte Auflage von 1761 iſt ivcit vollkommener, als die beyden vorhergehenden , weil ich zu derſelben viel neue ſchriftliche Nachrichten bekommen habe. Nudy vollkommener iſt die vierte Auflage von 1765 , in welcher nicht nur viele einzelne Artikel, ſondern auch viele ganze Kapitel verbeſſert worden. Die fünfs te Ausgabe von 1771 hat wieder anſehnliche Vors züge vor allen vorhergehenden , und noch größere die gegenwärtige ſechſte, wie einen jeden, welcher ſie mit den vorhergehenden vergleicht derAugenſchein 04 lehren
VIII
Vorrede.
lehren wird. Nichts deſtowcniger iſt noch viel zu vers beſſern übrig geblieben, woran theils der Mangel an Hůlfsmitteln, theils menſchliche Sdywachheit Schuld iſt; und beſtändige Veränderungen bringt die Natur der in dieſem Werke abgehandelten Materien mit ſich . Dieſer Theil handelt das deutſche Reich nach ſeiner wahren und gegenwärtigen Staats , berfaſſung ab.
Ich habe alſo die von dem Reich
abgeriſſenen , und zum Theil feyerlich abgetretenen Lånder, in dieſem Theil übergangen , und nur dies jenigen, welche jeßt wirklich zum deutſchen Reich Solchergeſtalt fuchet man gehören , beſchrieben . hier Elſaß , Lothringen , das preußiſche Antheil an Schleſien , u. a. m . vergeblich ; hingegen der burs gundiſche Kreis , ſo weit er noch unter der Obers Herrſchaft des deutſchen Reichs ſteht, hat hieſelbſt Plan finden müſſen. Hiernächſt habe ich die Kreiss abtheilung genau beobachtet; denn ob ſie gleich ſehr berworren iſt, weil die Lage der Länder bey derſel , ben fdhledyt wahrgenommen worden , ſo iſt ſie dochy die eigentliche politiſche Abtheilung des Deutſchen Reichs , und muß alſo in einem Buch, welches Deffelben Staatsverfaſſung richtig darſtellen foll , zum Grunde geleget werden. Ja , ich bin noch ftrenger zu Werke gegangen , und habe auch die Lander und Stände eines jeden Kreifes nach der Drdnung , in welcher ſie auf den Kreistagen Sit und Stimme baben , ſo weit ſolche zu erforſchen geweſen iſt, abgehandelt; hingegen diejenigen Låns der , welche zu ſolchem Siß und Stimm , Recht bey den Kreiſen noch nicht gelanget find , ob ſie gleich
Borrebe. gleich im Umfange derſelben liegen , habe ich voit jenen abgefondert, und am Ende dieſes Dritten Bans des angeführt.
Bey dieſer ſorgfältigen
Bemis
hung , habe ich die Unrichtigkeiten und Mängel der Reichs - und Uſual - Matrikeln unzähligemal beklagt: denn ſie ſind der gegenwätigen Staats : verfaſſung des deutſchen Reichs nicht gemáf ; wos von ich aber hier nicht weitläuftig handeln kann. Wer auch nur in dieſer Abſicht mein Budy mit den übrigen Geographien , die allerneueſten und bes ften nicht ausgenommen , ( fie waren denn aus der meinigen entlehnet , oder wenigſtens durch diefelbis ge verbeſſert worden ,) vergleichen will, wird ſich über die Verwirrung und Unordnung, welche in denſelben herrſchet, verwundern , und finden , daß die Lehrer des deutſchen Staatsredits Urſache ges habt haben , mit den bisherigen Geographien uns zufrieden zu ſeyn . Doch iſt nicht zu leugnen , daß auch die Erdbeſchreiber Grund haben , über die Publiciſten zu Klagen , weil dieſelben viet Unirich riges und Verführeriſches lehren. Wie unvolls kommen ſind alle menſchliche Bemühungen ! und wie viele Jahre werden nod) verfließen , ehe unſere Erkenntniß auch nur von denjenigen Fehlern und Mångeln , welche bekannt ſind, und gehoben wers Den konnen , befreyet wird ! Die allgemeine Ver. faſſung eines jeden Kreiſes hab ich vorläufig, aber , wegen Mangel des Raums, nur in ihrem Grunds riß , vor Augen gelegt. Ich habe mich aber bemühet, das deutſche Reid nicht nur im Ganzen , ſondern auch den eins zelnen Ländern nachy, auswelchen es befieht, ftaats mäßig
X
Vorrede.
mäßig abzuhandeln. Daher habe ich die politis ſche Verfaſſung eines jeden unmittelbaren Reichss weitläuftig, bald kurz , je, nachdem es die Wichs tigkeit des Landes und meine Húlfsmittel erfordert und zugelaſſen haben , abgebildet, und hierauf daſ felbe nach ſeiner politiſchen Abtheilung , fu viel es mir möglich geweſen iſt, genauer beſchrieben.
Db
nun gleich einen jeden aufmerkſamen leſer der Au. genſchein lehren wird , daß durch dieſen Theil mei. ner Erdbeſchreibung das deutſche Reich weit bes kannter geworden , als es vorhin geweſen iſt: To kann ich doch leider nicht ſagen , daß es nun vous kommen und hinlänglich bekannt fey, ſondern es iſt, wie ich vorhin ſchon bekannt habe , noch vieles zu verbeſſern und zu ergänzen übrig geblieben. Nur ein einziges Land nac) allen Hauptabſichten vous kommen zu beſchreiben , iſt ſchon etwas ſehr ſchwe. res , geſchweige denn ſo viele Länder, die in Anſes hung ijrer Beſchaffenheit und Verfaſſung gang von einander abgehen.
Ich habe mir die Mühe gegeben , die Geſchicha te aller Lånder nothdürftig zu erzählen , welches mich oft långer, als alles übrige, aufgehalten hat. Da wir aber von den wenigſten Ländern des deuts ſchen Reichs richtige Geſchichtbücher haben : 10 werden diejenigen , welche die Geſchichte einzelneç Länder gefliſſentlich unterſuchen , manches zu vers beffern finden . Ich bin aber auc ,gewiß, daßans Dere mit meiner in fruchtbarer Kürze abgefaßten Erzählung der Geſchichte' vieler Lånder , zufrieden feyn werden.
Bey den Fehlern und Mängeln ans derer
Vorrede.
XI
derer Geographien habe ich mich nicht aufgehalten ; ob id) gleich tauſendfältige Gelegenheit gehabt håts te , dergleichen anzumerken , welches ich aber für An der Verbeſſerung unnuß angeſehen habe. meines eigenen Werks, werde ich lebenslang ges fliſſentlich arbeiten , wünſche und bitte auch , daß mir zu dieſem gemeinnüßigen Endzweck, fernerhin rowohl hohe Reichsſtånde , als andere erfahrneund geſchickte Perſonen , gnädigſt und gütigſt behilfe lich ſeyn mögen . Die geographiſchen Bücher has ben dieſes mit den Calendern gemein , daß ſie alle gahr ſehr verändert werden müſſen .
An meiner
Aufmerkſamkeit auf alle Veränderungen , wird es Lebenslang nicht fehlen : mögten ſie nur insges ſammt, und zwar 'zeitig bekannt werden : múgte ich nur hinlängliche Zeit haben, ſie in meinem Werke anzubringen ! Es iſt noch übrig , daß ich dem geneigten Les fer von den Hülfsmitteln , welche ich bey jedem un , mittelbaren Reichs-und Kreislande gehabt habe , Fürzlich Nachricht gebe , damit man die Duellen meiner Nachrichten wiſſe, und ich zugleich die Mån gel, welche ich nicht zu heben vermogt, anzeigen kónne. Sie theilen ſich in gedruckte und ſchriftlis che, daher ich auch von jeden beſonders handeln will.
Gottes Gnade walte fernerhin über dieſes
Werk, und über das darinn beſchriebene deutſche Vieich Berlin am 7ten April 1779 .
Nach
XII
Nachricht
Nachricht
13
von den gebrauchten Büchern . 811 der Einleitung in die Beſchreibung des deute Son (dhen Reichs, habe ich einen allgemeinen und fruchtbaren Begriff von der Beſchaffenheit und Ver . faſſung des ganzen deutſchen Reichs geliefert, und
1
mich , in Anſehung des eigentlichen Staatsrechts vornehmlich der rechſten Auflage von Herrn Job. Jac. 17ofers Grundriß der beurigen Staats . verfaſſung des deutſchen Reichs, und zum Theil auch der dritten Auflage von Herrn Johann Stea. phan Půrters Elementis juris publici germanici, am meiſten aber des Uusjugs aus ſeinem großen deutſchen Staatsrecht, welchen der erſtgenannte une ſterblich verdiente Schriftſteller von 1766 an in zwane zig Theilen in Quart geliefert hat , bedient.
Diefer
des größten Danks würdige Publiciſt , hat in fole chem Auszuge meine Erdbeſchreibung unzähligemal angeführt: ich gabe aber auch ſein Wert hinwieder genußer. Der erſte Paragraph der Beſchreibung eines jes den Sandes , handelt gemeiniglid, von den Landchar . ten , und die Nachrichten , welche ich davon gebe gründen ſich theils auf Herrn Saubers vortreffli chen Verſuch einer umſtändlichen Siſtorie der Landcharren , und auf das Verzeichniß ſeiner Landcarten von Deutſchland , welches bey ſeis Hem Diſcours vom gegenwärtigen Zuſtande der Geo , grapņie
+
von den gedruckten Hülfsmitteln .
XIII
graphie zu finden iſt, theils und vornehmlich auf meine eigenen geſammleten ( andcharten von Deutſch land , welche nunmehr ſehr zahlreich ſind. Den Reichsmatrikularanſchlag eines jeden Kreislandes , habe ich größtentheils aus derjenigen Matrikel gem nommen , welche in Schmauß corp. jur. publ. S. R. Imp. academico fteßt, die Kammerzieler aber habe ich ſo angegeben , wie ſie in der 1753 gedruckten Uſual : utrikel ſtehen , doch habe ich von eint. gen Reichslanden andere davon abweichende Nach. richten bekommen .
Die Verzeichniſſe und die Orde
nung der Stände eines jeden Kreiſes , ſind vornehm . lich auf das 143ſte Kapitel in Herrn Jobann Jas cob Mofers deurſchem Staatsrecht gebauet , deſfen übrige Nachrichten von Kreisſtånden ich mir ju Nuße gemacht habe.
Ben Bdheim
, habe ich gebraucht die hiſtos
riſche und geographiſche Beſchreibung defſelo ben , deren Verfaſſer ſich Rochezang von 3ſecern genennet hat ; Bernardini Erberi Notitiain regni Bohemia , vol. 1. die allerneueſte Biſtorie des Rónigreichs Böheim von dem Tode des Raig ſers Karl VI bis auf den heutigen Tag ; Bo huslai Balbini Miſcellanea hiſtorica regni Bohe miz ; Melch. Goldali Coment. de regni Bohc miz incorporatarumque provinciarum juribus ec privilegiis , edit . Schminkii , in welcher auch Paul Stransky de rep. Bojema zu finden ; einen 1731 gedructen Tractat de origine & progreſſu Archi piacernatus Bohemici &c. Chriſt. Aug. Beck Spa cimen II juris publ. auſtriaci; Carl Adolph Res dels ſebensivůrdiges Prag, Jobann Franz Rem
XIV
Nachricht
Rempfens Beſchreibung des Tópligger Bades, und eine Abſchrift von dem gedruckten Verzeichniſſe i aller böhmiſchen Herrſchaften , welches in der Statt. halter , Kanzley zu Prag zu finden iſt , und aus wel. chem in den
kosmographiſchen
Nachrichten und
Sammlungen auf das Jahr 1748 , S. 49-51 . eint Ben der Beſchreibung Huszug geliefert worden . von Mähren habe ich vornehmlich
Thomæ Fo.
.
Pellinæ de Czechoród & in Oborzisſtie Martem Moravicum gebraucht, deſſen fünftes und recyſtes Kapitel geographiſch iſt; Johann Georg Stres dowsky, Sacra Moravia Hiſtoria , Saubers Hi ſtorie der Landcharten des Markgrafthums Mähren,
6 und andere biſtoriſche Bücher haben mir auch unter : ſchiedene Nachrichten geliefert.
Ben der Lauſis
habe ich Samuel Groſſers lauſigiſche Merts würdigkeiten ;
Johann Benedict Carpzovs
neu eröffneten Ehrentempel merkivůrdiger Antiquitäten des Markgrafthums Ober-Qau . fis : Chriſt. Godofr. Hoffmanni Scriptores rerum Lufaticarum ; Chriſtian Gotthelf Schůmbergs Buch genannt , das zur Zeit des Regierungss Antritts Friderichs Auguſts des Oricien lebens denarkgrafthum Ober - Lauſitz, 1769, Chriſt. Gottl. Wabſt hiſtoriſche Dachricht von des Churfürſtenthums Sachſen und der dazu ges
!
börigen Landejegiger Verfaſſungic. die Singa Laria hiſtorico - litteraria lufatica ; die oberlauſigiſche Beyträge zurGelabrtheit und deren Siſtorie ; die Deſtinata litteraria & fragmenta lufatica , und Johann Samuel Magnus hiſtoriſche Bes fchreibung der Stadt Šovau, gebraucht. In den
Húlfsmitteln. von den gedruckten
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den fosmographiſchen Nachrichten 'und Sammlun . gen S. 41. f. iſt auch etwas von der Taufik zu finden , und die weit wichtigern und richtigern Nachrichten , welche in dem zwolften Theil meines Magazins unter dem Titel : Shagungs , Matrikel des Markgraftbums Tieder : Lauſis , nebſt einis gen
Landes
Nachrichren , vorkommen , find
mir erſt zu Händen gekommen , und gedruckt wor . den , als von der gegenwärtigen ſechſten Puflage dies fes dritten
Theils meiner Erdbeſchreibung die erſte
Hälfte des erſten Bandes ſchon abgedruckt war. Zur Beſchreibung der Länder des öftrei chiſchen Kreiſes , habe ich viel gute Hilfsmit. tel gebabt , inſonderheit Sigism . Calles Annales Au ftriz ; Scriptores rerum auſtriacarum veteres ac ge nuinos, editos ab Hieronymo Pez ; Philib . Hueberi Auftriam ex Archivis Mellicenſibus illuftratam , wo. ben ein brauchbares alphabetiſches Verzeichniß der Städte , Märkte , Flecken , Güter und Schlöſſer in Nieder : Deſtreich iſt ; Bernhard Raupachs evans geliſothes Deſtreich ; Chriſt. Aug. Beck Specimen juris publici auſtriaci; Franz Ferdinand Schróra ters erſte und zweyte Abhandlung aus dem dſtreichiſchen Staatsrecht von den Freyheitss briefen des Erzhauſes von Deſtreich . Wien 1762 in 8. Car. Granelli Germaniam auſtriacam , deren wahrer Verfaſſer nidit der Jeſuit Granelli, ſondern der Jeſuit Aegidius Dornick iſt; Matthia Fubrmanns altes und neues Oeſtreich , erſten Theil von 1734 Frið. Wilh. Weiskers Topos grapbie von Wiederðſtreid ), Wien 1769 , Job , Georg Reyßlers neueſte Reiſe durch Deutſche lano
w XVI
Nachricht
Dopoiritſch Unterſuchungen vom land'ic. Johann Georg 20am , Freyherrn Meer ; pon Sobeneck , Isbliche Serren Srande des Erzherzogthums Veſtreich ob dei £ ns , oder genealogiſche und hiſtoriſche Beſchreis bung von decofelben Ankunft, Stiftskrbau . und
Fortpflanzung, Wapen , Schild
und
Selmen , ihren Kloftern Serrſchaften , Schloſs fern und Srådren 1. Fuhrmanns altes und neues Wien ; Johann Baſil. Kuchelbeckers
i
allerneueſte Dachricht vom rdiniſch - Kaiſers liden Sof , nebſt einer ausführlichen Bes ſchreibung der Reſidenzſtadt Wien ; Valent, Preuenhuebers annales Styrenſes, fammt deſſen übrigen hiſtoriſdien und genealogiſchen Schriften ; der Jeſuiten zu Gråę Hiſt. ducum Styriæ : Beſtyreis bung des Serzogthums Steyermark von Aquilin Julius Cålar , 2 Bände in gr.8.17732 Hieron. Megiſeri Annales Carinthia ; Job. Wei . chard Valvaſors Ehre des berzogthuins Train ; Rud. Comitis Caronini de Quiſcha Tenta men genealogico - chronologicum promovendæ fe riei comitum & rerum Goritiæ ; FranzAdam , Grafens von Brandis , immer grånendes Ehrenkrånzlein des tyroliſchen Adlers ; Ant. Roſchmann kurze Beſchreibung der fürſtlis chen Grafſchaft Tyrol ;
eben deſſelben lle .
ſprung und merkwürdigkeiten der Stade Xnsbrugg; Johann Reinhard Wes gelins gründlichen biſtoriſchen Bericht von der kaiſerlichen und Reichs Landvogtep in Schwaben . In Anſehung der öſtreichiſchen Lånder ig
don den gedruckten Hůlfsmitteln .
XVII
in Schwaben , haben mir ein Paae Matrifeln von denſelben , welche Mofer im erſten Bande feiner fchwäbiſchen Merkivicdigkeiten liefert, und deren eine aus Lünige Reichsarchive, Pres.{pec. contin. 3. genommen ift , gute Hülfe geleiſtet. Ben dem Burgundifchen Kreiſe , Şaben mir wichtige Dienſte gethan: Trophées tant facrées que profanes du duché de Brabant, parChriſtophre Buen kens; Hiftoria facra , & profana archiepiſcopatus Mechlinienſis, eruta ſtudio Cornelii van Geſtel ; le grand theatre profane du duché de Brabant; le grảnd thcatre ſacré du duché de Brabant , welche Werke fieben prachtige Tomos in folio ausmachen , Die benden lebten aber firid aus den benden erſten zur ſammen getragen .
Ferner: Hiſtoire ecclefiaftique
& civile du duché de Luxembourg & Comité de Chiny , par Jean Bertholet ; XIV Boeken van de geldersfe Geſchiedeniſſen , getrocken meerendeels byt de latynſte Werken van Jok.Ffacus Pestantis, doch doorgaens veranderd , verbeterd & c, door Arend van Schlichtenhorſt ; Antonii Sanderi Flau dria illuſtrata , drey , prachrige Folianten ; Hiſtoire de la ville de Mons, par Giles Jofeph de Boulu , in welcher auch eine kurze Beſchreibung der ganzen Grafſchaft Hennegau gefunden wird : Chronicon Balduini Avenenſis toparchæ Bellimontis , five hia Storia genealogica comituin Hannoniæ , edita & notis hiſtoricis illuftrata Nudio Jacobi Baronis la Roy ; Hiſtoire du comté de Namur , par Jeau Ba ptiſte de Marne; les delices du païs de Liége & de la comté de Namur , in folio.
3T6.621.
6
Det
XVIII
Nachricht
Der nieder = rheiniſch - weſtphäliſche Kreis , iſt bisher in den Geographien am aller. ſchlechteſten abgehandelt worden. Weil er aber doch einer der anſehnlichſten Kreiſe iſt , und ich aus dem . felben vorzüglich viele Nachrichten bekommen habe, ſo ift meine Beſchreibung deſſelben nicht ohne Grund weitläuftig, auch zugleich ziemlich vollftändig gewors den . Vom Bisthum Paderborn , hat Johann Diederich von Steinen im zweyten Theile feiner weſtphaliſden Geſchichte S. 466. bis 674. etne ziemlich weitläuftige Beſchreibung geliefert, ben welcher ich des Freyherrn Ferdinand von Fúrs ſtenberg Monumenta paderbornenfia noch befón: ders gebraucht habe. Das Hochſtift Münſter ha. be ich beſchrieben aus Johann Sobbelings Bee ſchreibung des ganzen Stifts Münſter , fowohl wie
1
folche von Steinen herausgegeben , vermehree und erläutert hat , als auch aus einer cindern in einigen Stůdkin noch vollffåndigeren Handſchrift von der: ſelben; aus eben dieſes von Šteinen Beſchreis bung der bochadclichen Gotrrshäuſer Caps penberg und Scheda , und aus Jod. Herm . Nun ningii Monumentorum monafterienfium decuria prima; das Hochſtift Lürrid ) aus den Delices du païs de Liége, in folio, aus Foullon Hiſtoria leo dienfi', und den 1754 gedruckten biftorifoben und genealogiſchen Prüfungen , åbeïdtevem öra,
$4
fen Johann III zu Soorn feſtgeſtellte Succeſ fionsordnung in der Reidisgrafſchaft Koorn , welde das Sochſtift Lúrrich dem abgeſtorbes ner Rrideficyberrlichen Gefblecht von tiity lendonk, und deſſen weiblidén Libfolgern , der
»
von den gedruckten Hülfsmitteln.
XIX
der verwitweten Prinzeßinn von Croy - Sol. re und den von den Knefebecť ſeit 1614 vors enthält. Bey dem Bisthum Osnabrück haben mir Car. Ger. Guil. Lodtmann Monumenta osna. bruggenſia , und Johann Paul Kreß rechtsges gründete und vollſtändige Erläuterung des Acchidiaconal Weſens und der geiſtlichen Sendgerichte, einige Dienſte geleiſtet. Vom fürs ſtenthum Minden , Gabe ich Ernſt Albrecht Friderich Culemanns mindiſche Geſchichte, Sammlung der vornebmſten Landesvertrå. ge ,
und Schreiben von der Commentburey
Wicrersbeim gebraucht. In Anſehung des Fürs ſtenthums Verden habe ich in Scheidts an . merkungen und Zuraben zu berrn Moſers Einleitung in das braunſchweig 2 låneburgi. ſobe Staatsrecht, einige hiſtoriſche Nachrichten ge. funden . Bey dem Stift Corvey find brauchbar geweſen Fürſtenbergs Monumenta paderbornen fia ; ein Paar Auffage in den braunſchweigiſchen und þanoveriſchen Anzeigen ; die Relation von der Stadt Sorter , nebenft ihren Gravaminibus , wegen Ihro Kochfürſtlichen Gnaden , Berrit Bifchofen zu njünſter , Pianifeſt und Bes rict, wvasgeſtalt des Herrn Rudolph Augus fti, ýerzogs
zu
Braunſchweig
Lüneburg
Durchlauchten , die fürfilich corveyiſche Mus nicipalſtaoc Sopar friedbrůdriger Weiſe inva dirt; Gegen , Manifeft; welche Schriften 1670 herausgekommen ſind. Bey den Stifrern Sta . blo und Malmedy , Ignatii Roderique difcepta tiones de abbatibus , origine , primava & hodierna ba con
XX
Nachricht :
conſtitutione abbatiarum inter fe unitarum Malm mundarienfis & Stabulenfis , oppofitæ obſervationi. bus Edmundi Martene & Urſini Durand ; Imperia lis ftabulenfis ſus Ignat. Rodericum vindice Edmundo Mar tene ; Ignatii Roderique de abbatibus monaft, Malm , & Stab. diſceptatio tertia.
Bey Oon #bteyen
Werden und St. Cornelius - Münſter , Ten fcbeninachers Annales Clivia , Bey der åbtcy Eſſen Genuina facti ſpecies, die von J. K. M. in Preuffen , als berzogen zu Cleve und Gras fen von der Mark, in gegenwärtigem Reid )s . Krieg pretendirende Vertretung des fúrſtlieben Stifrs effendiſchen Reichs- und Kreismanns ſchaftscontingents betreffend , 1745. und abs genSrbigte
Ablehnung einer fatti ſpecies ,
genanut.20 . 1729. Bey der Abrey Serford , Storche Chronica der Stadt Herfort. Pon dem Herzogthum Cleve habe ich mich bedienet , der zweyten Ausgabe des biſioriſchen Schaupla . ses aller Redrsanſprüche auf Jülich, Cleve, Berg , Mart, Ravensberg 2c. Egbert Sopps Kurzen Beſchreibung des Landes Cleve ; Wernheri Teſchenmacheri ab Elverfeld Annal. Cli viæ , Juliæ , Montium , Marcz - Weltphalica , &c. von J. C. Dithmar Herausgegeben ; De Stad Kleef ,haar Gezondheidbron , en omleggende Lands douwen in Kunſtprenten verbeeld , berynit en met aantekeningen opgehelderd door Pieter Langendyk, te Haerlem 1747 in 4 mit 10 Kupferſtidien , Amu femens des eaux de Cleve , oder : Vergnügungen und Ergôklichkeiten bey den Waſſern zu Cleve, ent wor.
von den gedruckten Hülfsmitteln.
XXI
worfen von einem Mitgliede der Brunnen - Hefella Tchaft. Lemgo 1748 in 8 , in weldien berben Bů. chern nicht allein die Stadi Cleve, mit ihrer umlies genden Gegend , ſondern im lekten auch unterſchies dene andere Städte des Landes befdjrieben werden : Hermanni Evichï Vefalia , Gve civitatis Vefalien ſis deſcriptió, Vefaliz 1668. fol. einer geſchriebenen lateiniſchen Chronit von der Stadt Duisburg , wele che Jobann
jildebrano Wirthof in den dus.
burgiſchen Hodreß- und Intelligenzzetteln von 1740 zum Theit überfelzt hat : und J.D. von Steinen Beſdireibung des Rlofiers Averndorf, oder Von der Grafſchaft Oberndorf zu Weſel. Marx, Baben mir die reſtph & liſche Geſchichte des von Steinen , und Thcodor Geo.Wilb . Em , minghauſens
memorabilia Sufatenfia
Siachrichten gegeben .
treffliche
Ben den verzogthümet'n
Júlich und Serg haben mir zwar Tcfcheintias ders Anuales und die Hiſtoire de la fucceffionaux Duchez de Juliers & de Berg & c. Amſterd: 1739. nüßliche Dienſte geleiſtet ; ich habe auch aus Adel. Ericbií júlichiſden Chronik , dein Religionsvers Gleidi) zwiſten Friderich Wilhelm , Marks grafen zu Brandenburg , und Pfalzgrafen Philipp Wilhelm über das Religions s tind Riccheiweſen in den herzogthümern Jülich , Ckve und Berg , aus dem Bauprreceß , in welcheni dom Pfalzgrafen Philipp Wilhelm den verſammleren júltdi -und bergiſchen Land , ftånden gnädigſte Reſolution ertheilet worden, und'aus dem churpfälziſchen Staatscalender, mane de gute Nachrichten gezogen , aber nach mehreren und b 3
1
XXII
Nachricht
und hieuech Külfsmitteln mich im Anfangevergeblich umgeſehen. Die Beſchreibung der fürfil. naſſaui: ſchen Lande dieſes Kreiſes , iſt mit Zuziehung eines verbeſſertenEremplars des Wetterauiſchen Geographi, aus ſechs Deductionen zuſammen getragen , deren Titel ich aber ihrer Weitläuftigkeit wegen nicht an , führe. Bey Offriesland , liegt Bertrams geos graphiſche Beſchreibung dieſes fürſtenthums, welche 1735 gedruckt worben , zum Grunde. Das Gürſtenthum XIIdrs , ift zum Theil aus der difqui fitione de juribus regiæ majeſtatis Borufliæ in comi tatus Meurfenſein & Lingenfem & c. und derſelben vindiciis, abgehandelt beſchrieben worden . In Anſehung der Grafſchaft Sayn , habe ich erſt unterſchiedene Deductionen , beren einige auch ; in Königs ſelectis juris publici noviſſimis Lh. 5. 6. 9 und 12 ſtehen , gebraucht, nachher aber Joh. Jac. Moſers Staatsrecht dieſer Grafs
ſitaft zu Händen bekommen , und gefunden , daß daſſelbe hinlänglich fen ; ich habe aber mit demſel, ben in Anſehung der Hemter und Kirchſpiele des ſann - altenkirchiſchen Antheils, den frånfiſchen Ab . dreß . Calender verglichen . Die Beſchreibung der Grafſchaft Wied , ift zum Theil aus fünf Dedu. ctionen von 1622 , 1623 , 1711 und 1784 zuſammen Die Grafſchaft Sibauenburg , mein getragen . Vaterland , iſt guten theils aus D , Eberb . Day . saubere primitiis Schauenburgicis , uno,D. Dola len Bibliotheca hiſtoriæ Schauenburgicæ , verfaſſet. Ben den Grafſchaften Oldenburg und Del. menhorſt, habe ich Berm . Samelmanns und Jobann Juſt Winkelmanns oldenburgiſite Chros
von den gedruckten Sulfsmitteln . Chroniken , Johann Friderid
XXIIX
Falteno Schrift
vom Urſprung der jebigen Borzoge von sol. ſtein und Rönige von
Danemart , und Sies
brand tepers Bekhlecht Regiſter der Gras fen von Oldenburg uno Delmenborſt , und Ruftringifde Werkwürdigkeiten
gebraucht.
Bey der Graffbafe Lippe haben mir joh. Pi deritii Chronicon comitatus Lippiæ , und alle die weitläuftigen Staatsſchriften , welche über das ebe. malige Antheil der brafiſchen- linie des gråflidhen Hauſes Lippe , zwiſchen dem regierenden Hauſe zur Lippe. Detmold , und dem regierenden Grafen zu Schauenburg . lippe , wie auch zwiſden dieſem und dem Hauſe Alverdiſſen,und zwiſchen Lippe . Detmold und lippe . Biſterfeld , gewechſelt worden große Dienſte geleiſtet. Die Grafſchafren Bentheim , Greinfurt , Tecklenburg und Qingen, ſind zum Cheil aus 11 Deductionen , theils aus Joh . Kier. Jung hiſtoriæ antiquiflimae comitatus Benthemi enfis libris 3 , von 1773 in 4, theils Gerb .Arn. Rumps Beſchreibung der Grafſchaft Teck . lenburg, beſchrieben. Ben der GrafſchaftRavenes berg, habe ich mir L.A. F. Culemannsraven89 bergiſche
Merkwürdigkeiten , und Srorchs
Cbronica der
Stadt Herford , und bey den
Hrafſchaften soya , Diepbolz und Spiegels berg , unterſchiedene hiſtoriſche Nachrichten in Gheidrs Anmerkungen und Juſågen zu mo. fers Einleitung in das braunſchweig , lúnes burgiſche Staatsreche, ju Nuge gemacht. Von der Grafſchaft Virnenburg, findet man etwas in Berſholes Hiſtoire de Luxembourg , und Herra 64 moſers
Nachricht Yoſers deutſchen Staatsrecht, Ch. 37. Die Graffibafr Rietberg ,ift aus Deductionen abge. handelt; die Graffchaft Pyrmont ausJobann Philipp Seips Befitreibung der pyrmonti. fchen Vlineralwaſſer und Srablbrunnen , der vierten Auflage ; die Serrfotrafi Anbolt aus Deductionen ; die Graffibaft Bolzapfel aus Wofers Staarsreche derſelben ; die Serc. fchafren Witrem und Eyß aus eben deſſelben Sraarsrechtotdes reichsgråflichen Sauſes von Jo au e be Ge rr s s hm fc en h a bann Gobbelings Berdyeibung des Stifto ft Njúfter ; die Serrſchaft Gimborn und VTeu , flade aus Johann Died.von Steinen treſtphás lifihen Gefihichte , aten Th. S.303-466 . Die Serrfitaft Dreyß , aus einigen beym Reichskam . mergericht verhandelten Ucten ; die berrfchaften Jeder und Kniphauſen, aus Mofers anbaltis Ichen Staatsrecht , und Winkelmanns oldens Ch ; bu Osln ro rg niadmiranda facra & civili magni . if Geloniode Ægidio k te n Claudiæ Agrippinenſis , undmo tudine Colonia Fers deutſdem Straatsrecht, Ch . 39. Die Stade Jaden aus eben derſelben beſonderm Staatss recir derfelben , und die Stadt Dortmund aus von Steinen weſtpb &liſchen Gefbidhte, und Von Moſers deutſchem Staatsrecht , Th . 39 . ben übrigen Herrſchaften hat mir der 27 Cheil von eben dieſes Herrn Moſers deutſchem Staatsredje miandie kleine Nachrid- gegebena Der chur : rheiniſche Kreis , ift vermit . Keift folgender Hülfemittel beſchrieben worden . Benm Prze
von den gebruikten Hülfsmitteln .
XXV
Erzſtift Mayns, haben mir Johann Jac. mos fers Einleitung in das churfürſtliche maynzia fiche Staatsrecht , der neueſte duesmayngifte Stands - und Staats Schematismus aller des hohen Erzſtifts geiſt und weltlicher auchy civil - angehörigen Dicaſterien 2c. Ernefi iFrid . " Gædeke Diff.'de nfficio & prerogativis Electoris Moguntini; Georgii Chrift. Joannis tres tomifiri ptorum rerum moguntiacaruia , uno in Unfehung einiger Uemter , ein verbefferces Erémplar des iets terauifchen Geograpbi, viele Nadsrichten ertheia let. In Anfehung der Geſchidste des Eichsfelds , habe ich etwas in Scheidre Anmerkungen über Herrn Xriofers braunſchweigslineburgiſches Staats . recht gefunden . Beym Erzſtift Trier hat mir des Joh . Dik. von Sontheim wichtige hiſtoria tre pragmatica , vorzügliche virenfis diplomatica o Dienſte geleiſtet , infonderheit die dem dritten Bans de vorgefeste chorographia trevirenfis ecclefiaftica civilis . Wher derfelben habe ich auch Chriſt. Bro weri 69 716. Malenii Antiquitates & Annales Trevirenjis , With. Kyriandri Annales Jeu com mentarios de origine ET flatu đega Ra Tratis rorum ; Joh. Jac. Mofers Staatsredit dieſes Erzſtifts , ein Refponfuin juris de reſtitutione ba , Bericht über dic serrlichkeit und Jurisdictis Ricd ) ſpiels Heimbad. , von des on 1710 , und in Anſebung der Abrey Arnſtein , einige dyecou rs rgeriBer überge. von derſelben beym Reichs, KammeDer
dieſes Erzſtifts, hat die vom Erzſtift Csin, nicht b 5 gleich
XXVI
Nachricht
gleich gemacht werden können ; Denn ob man gleich von demſelben norįdürftige Geſchichtſchreiber bat, ſo find doch die geograpģiſchen Hilfsmittel febr kurz und mangelhaft. , Georg Ludwig Böhiners Origines præcipuorum juriumn Archiepiſcopi & Elo ctoris Colonienfis,
Petri Krate omnium archie
piſcoporum colonienfium ac trevirenfium - cata logus brevisque deſcriptio , Mich. Mörkens cona tus chronologicus ad catalogum epiſcoporum , ar ch epiſcoporum , Coloniæ, Ægid. Geenius de admiranda magnitudine Coloniæ Claudia Agrippinenſis Auguſta , machen den vornehmſten gebabren Büchervorrath aus ; doch habe ich vom Herzogthum Weſtp alen , (welches hießer und nicht gum weſtphäliſchen Kreiſe gehört , ) an des Frey , berrn Voigt von Elſpe geographiſchem Wege weiſer über Engern uno Weſtphalen , und der hiſtorie der Ritterfige . - iinserzogs thum Weſtphalen , davon jener das 7te , und dies ſes das 14 Scůck von des Herrn von Steinen weſto phảliſchen Beſihichte iſt, noch mehr aber an der im 30ſten Stück dieſer Geſchichte befino. lichen ausführlichern Hiſtorie der Herzogthümer Ene gern und Weſtphalen , gute Quellen gehabt. Beym
37
Churfürſtenthumn Pfalz, haben mir vornehmlich Marquardi Freheri Origines palatinæ , Cur. Ludov . Tölneri hiſtoria palatina , Dan . Purei hiſtoria ba varico - palatina , herausgegeben von Georg.Cbriſt. Jobannis , und Burcard Gotthelf Struvens
6 ausführlicher Bericht von der pfälziſchen Kirchenhiſtorie ; gedienet. Die Beſchreibung der übrigen Stände dieſes Kreiſes , iſt aus unterſchiede nen Büchern zuſammen getragen worden .
son den gebructen Hülfsmitteln.
XXVII
Esfolgerder ober - rheinifche Kreis , uno Vom macht den Beſchluß des erſten Bandes. sochſtift und der Reichsſtadt Worms, habeich aus Joh. Frid. Schannat hiſtoria epiſcopatus Wor matienſis, aus vielerley Urkunden , und aus dem Isten Bande der Actorum hiſtorico -eccleſiaſtico rum , S. 1. f. das nochige ſammlen können . Vom sochſtift und der Reichsftade Speyer, ſind mir Chriſtoph Lebmanns Chronica der freyen Reichsſtadt Speyer , und
Philipp Simonis
Beſchreibung aller Biſchöfe zu Speyer, zuç Hand geweſen . In Unſehung der Probſtey Weig Benburg und des Bisthums Straßburg, Jabe ich Ichtersheims elſaffiſiche Topographie und Schos pflini Alfatiam ,gebraucht. Vom Godfifc Baſel bar ben mir vier an den Reichshofr.gerichtete Vorſtellung genderlandſtånde deſſelben ,von 1732 und 1733,( i nige Artikel des baſeler biſtoriſben Lexiti, sans Jacob Leu ſoweizeriſdes Lexicon Fabers tables politiques de la Suiſſe , und Uriel Freuden, bergers Beſchreibung des Vjünſterthals, 1758 in Octav , Kochftife
hinlängliche Nachricht gegeben. Bom Fulda ,Şabe ich Joh. Frid. Schannat
corpus traditionum fuldenfium , eben deſſelben Diæcefin Fuldenfem cum annexa . ſua hierarchia , und ſieben Staatsſchriften , welche 1734 , 1736,1742, 1743 und 1744 in Anſehung der Streitigkeiten zwi.. fchen Fulda und den Herzogen zu Sachſen über die Zemter Salzungen , lichtenberg und Fiſchberg , ge. druckt worden ſind , gebrauchen können . Zur Be. ſchreibung des Johannitermetſtecebums, iſt mir eine in moſers Staatshiſtorie Raiſers Rarls VII
XXVIII
Nachricht
.
VII befindliche Deduction des Johanniterorbens = in Anſehung der Abrey Prüm ihres unglücklichen Priors Cosmæ Knauffs defenſio imperialis liberæ &
exemptæ abbatiæ Præmienfis contra archiepifco - Trevirenſem, von 1716 , und in patum
Unfeyung der Probſtey Udenbeim , Derſelben un. terthänigſte Supplication -- * wider den Biſchof
u Spener , von 1730 , und die darauf erfolgte- bis ſchöflich fpeperfche Remonftration von 1731, nůklich
Die Fürſtenchümer Simmern , Laus und Lautereck , und Jwepbrů: Veldenz tern , #en, Habe ich aus den oben bey dem Churfürſtenthum geweſen .
Pfalz angegebenen Hülfsmitteln , und unterſchiedeneru Deductionen , welche von den pfälziſchen Häuferis
bey Gelegenheit der Succeſſion in Beldenz und lau fered und in Zweybrücken , Herausgegeben wurden
und das lekte aus deſſelben geographiſ. and hiſtoriſ Beſchreibung, welche Georg Chriſt . Johannis einigen zwenbrücfifdyen Calendern beygefüger h at,be
fchrieben. Von Seffen habe ich gehabt, Joh .Georg Pfiors origines juris publici hafliaci , eben Deſſel ben Jus publicum hafliacum hodiernum ,eben der Felben difp. de comitiis & ordinibus Haffixe ,
eber
deſſelben auserlefene kleine Sdriften , Job Philipp Kuchenbeckers \ Analecta hafliaca , Herri Friderich Schminkens Monimenta : hafliaca
Kuchenbeckers Abhandlung von den Erbhof Smrern der Landgraffihafi Seffen , Johan
Winkelmanns Beſdreibung der Fürſtenthů. effen und Hersfeld ,6 Theile , fünfStaats mer ſchriften über die Wiedereintófung des. Ames und der
Stadt Braubach , von 1747 und 1748 ;. zwo Staats fchrif
don den gedruckten Hülfsmitteln . ſchriften über die Feftung Rheinfels
XXIX
von 1735, wię
auch einen kürzlichen Beridt , was des regies renden Serrn Landgrafen zu Seiten - Caffel Durchl. bewogen , in
der
niederbeſiſchen
Quart -- ad confervationem ibrer in der niedern Grafſchaft Ratzenelnbogen von den Serren Landgrafen von Rotenburg eigenmächtig ins. vaðirten Superioritåts . Gerechtſamen vornehmen zu laſſen ; eine Wabchafte ſpeciems fatti die fürſtlich beſſensrheinfelſiſche Reſtitus cionsfase betreffend ; und Facta in Sacher Beſſens Bomburg contra Befſen Darms ftade, die ziviſchen beyden
Säuſern obſdwes
bende Differentien betreffend ; imgleichen Jo . hann 28. Kopps hiſtoriſche Ladrid ) von den Serren von Jtter , und den von Friderich Chriſt. Schminke 1767 herausgegebenen Vec , fuch einer Beſchreibung der Stadt Caſſel. Zur Beſchreibung der Grafichaft Spons Jacob Kremers beim , habe ich Christoph Verſuch einer genealogiſchen Geſchichte der Grafen von Sponheim , welcher das erſte und zmente Stüc feiner diplomaciſden Beytrage zum Bebuf der Deutſden Geſchichtskunde , ausmacht, und einige oben bey den Herzogthümern Simmern ac. ſchon genannte Deductionen , gegabt. Von den naſſauiſchen Bauſern und Landen þa. be is Johann Jacob Reinhards juriſtiſiteund hiſtoriſobe kleine Ausführungen , ein verbeſſere tes Eremplar des wetteraniſihen Geographi , Gottfried Anton SchenksMerkwürdigkeiten der Stadt Poifbaden , und die Beſchreibung der
XXX
Nachricht
Ber naſſau . faarbråctiſden Länder in den kosmogra. phiſchen Nachrichten , S. 67 f . von der Berrfcbaft Labe ein Paar Deductionen , und einige andere Nachrichten gehabt. ? Die Beſchreibung der Graf, fchaft Waldeck, iſt faſt ganz aus ſchrifélichen Nach. Bey der Grafſchaft Banan , richten entſtanden . münzenberg und Sanau - Lichtenberg , Habe ich denwetrerauiſchen Geographum , vornehmlich aber eine anſehnlidie Anzahl Deductionen gebraucht, unter welchen die Befchreibung der banaus münzenbergiſchen Lande , ireiche zum Ver ſtåndniß der Reichslchnbriefe und anderer Documenten dienlidi ift , verfaffee von hochs gråflict hangu , můnzenbergiſcher Landesresa. gierung 1720, vorzüglich erheblich iſt. Die Bee fchreibung der Lande des fürſtlichen und gråfli, chen Saufes Solms, iſt zum Theil aus einem verbeſſerten Eremplar des wetterauiſchen Geographi Vom Flecken Freyenſeen , habe ich verfertigt. zmo Schriften gehabt, deren eine ein Abdruck der kaiſerlichen Privilegien , welche diefer Gemeine er. theilet worden, von 1725 , die andere eine Debu . ction derſelben von dem Unfug des folmiſchen Re Bey der Grafs curſus ad comitia , von 1744 iſt. ſchaft Rönigſtein, habe ich auch ein verbeſſertes Eremplar des Wetterauiſchen Geographi, nebſt dem mahnziſchen Staatscalender , und einigen Deductio. Zu den legten gehören vornehmlich
nen gebraucht.
Deductio des gråflid) ſtollbergiſchen Erbrechte die Grafſtraft Rönigſtein belangend , mit 134 Beylagen , 1663. Die Graffitaft Jenis burg iſt aus dem verbefferren: Wetterauiſchen Goo .
grapho ,
1
vonden gedruckten Húlfsmitteln.
XXXI
grapho ; Friderich Carl Buci behaupteten Vorrechten der alten königlichen Bannforſte, insbeſondere des Reichslebnbaren forft und Wildbanns zu der Drepeich ... 26.und einigen iſenburgiſchen Deductionen gegen
die Stadt Gelna
þaufen , gegen die Unterthanen der Gerichte Rete chenbach und Gründau , gegen das Kloſter auf St. Jacobsberg ben Maynz , und gegen die adelicheń Ganerben des Gerichts Staden und Burg Frieda berg , von 1719 , 1731 , 1732, 1737 und 1740 beſchrie. Von den gåndern der Wild , und ben worden . Mbeingrafen habe ich einige Deductionen , und bes Freyberrn von Senkenberg Abhandlungen de cominuni fylveftrium ac hirſutorum comitum origine &
munere , und de hirſutorum comitum
profapia fpeciatim , in deffelben meditationibus, fa. Iciculo I. und Kremers kurzgefaßte Geſchichte des wild sund rheingråflichen Kaufes aus Ur . kunden gehabt. Zu Beſchreibung der Grafſchaft Leiningen , habe ich unterſchiedene Deductionen in den Streitigkeiten zwiſdien Leiningen . Weſterburg und Hartenburg über Landgrafens Belfo Verlaffene ſchaft, die in Johann Wilhelm Friderich von Piſtorius Ainonitatibus hiſtorico - juridicis Th : 3 . S. 475. F. befindliche Deduction über die zweyerlen Geſchlechte der Herren Grafen von Leiningen , Seins rich Chriſt.Sreyherrni von Senkenberg Ab. handlung de fplendore illuftriſliinæ gentis Leinin. genſis , in ſeinen meditationibus, S. 600 f. gehabt. Die Graff. IVitgenſtein iſt aus dem verbeffersen wetterónriſchen Geographo, und aus Deductionen ; die Grafſchaft Falkenſtein audy aus einer Deduction , die
XXXII
Nachricht
die Serrſchaft Bretzenheim aus dem vom Herrn Moſer herausgegebenen Staatsrecht Der reidys. von Plettenberg gråflichen Häuſer. von der Lenen Von den übrigen und von Pirmont, beſchrieben. Graf- und Herrſchaften dieſes Kreiſes, habe ich die ertheilten Nachrichten aus mancherlen Quellen zur Von der Stadt Frankfurtha. fammen getragen . be ich die Chronik, welche anfänglich durch Webbard Florian , bernach aber durd ) Achil Jens Auguftum von Lersner herausgegeben worden , und Jobain Bernharð Hjúllers Beſdireibung derfelben , von der Stadt Fuiedberg unterſchiedene Streitſchriften , welcje zwiſchen der Stadt undBurg Friedberg gewechſelt worden , gebraucht.
Von der
Serrſdaft Schaumburg Haben mir der verbeſ ferte Geographus, und * 110ſers anbaltiſches Staatsrecht , Nadzrichten gegeben . Vom ſchwäbiſchen Kreiſe überhaupt, Has be ich gehabt und genußet : Des bocblåblichen fdwabiſchen Kreiſes allgemeines adreſſes handbuch , Ulm 1750, Eberhard Dav .haus bets hiſtoriſche Fachrichtvon den Lanochacs ten des (dwabiſden Rreiſes und des berzogs thumns Würtemberg , wie auch anderer in Sdwaben belegener Beecfchafren , die kobs mographiſchen Nachrichten und Sammlun , gen auf das Jahr 1748, S. 3-14 , viele gute Ara tifel aus dem bafelſinen allgemeinen biſtoriſchen Lerico , und vornehmlich ausden von Jac. Chriſt. herausgegee Beck und Auguſt Johann Burroit benen Supplementen zu denfelben , Franz Pea tri Sueviam
ecclefiafticam , Wegelins gründlis den
von den gedruckten Húlfsmitteln.
XXXIII
Then hiſtoriſchen Bericht von der Landvog tey in Schwaben 2c. Joſeph Antoni Burks beils Beſchreibung des freyen kaiſerl. land. gerichts in Ober- und Nieder - Scwaben 2c. Mart. Cruſit fdywvåbifibre Chronik , ausgefets tigt von Johann Jacob mofer , und Marth . Vom Hoch, Merians Topographiam Sueviæ . ſtift Coſtang, Johannn Jacob Moſers Stails , recht derſelben , Gabr . Bucelini Conftantiam rhe nanam & c. Vouſtandige Vorſtellungen abſeiten
und actenmäßige des februabiſchen
Rreiſes , was in felbigen bis hicher in dem Matricularrveſen vorgegangen , gebruckt 1719. Fol.
Rurze , jedod gründliche Information ,
was es mit dem biftoflich : coſtanziſchen Reichsmatricular - 1700erationsgeſuch für cis gentliche Bewandtniß habe ; Relationem colz cernentem modernum ftatum epiſcopatus Conſtan Johannis Franciſci epiſcopi tienſis - nomine Conftant, in viſitatione facrorum
liminum ,
hu
millimeofferendam , pro anno 1712 Romæ , in 4 .
.
und Reyßlers Retſen. Vom Hochftift Augsburg, Moſers Staatsrecht deffelben und Paul von Stetten Geſchichte der Reichsſtadr Augsburg. Vom Stife Ellwangen , die oben angeführten allge. meinen Hülfsmittel vom ſchwäbiſchen Kreiſe. Vom Stift Kempten
die gründliche Ausfübr - und
Rettung der beiliger Ketchibſtadt Rempten uralcen Verkommens und Reidisimmedierår, wie auch derfelben Srcybeiren , Reciten und Gerechtigkeiten
in der privilegirten
Bann .
meile ,widerdie anmaßliche Beeinträchrigune gen 3 Th. 63.
XXXIV
Nachricht
gen des fürſtlichen Stifrs daſelbſt , 1731. For. und des hochfürſtlichen Stifts Kempten gründliche Widerlegung dieſer Schrift, 1737. Fol . Die Beſchreibung des Herzogthums Würtemberg , iſt vors nehmlich aus Chriſt. Friederid ) Satlers hiſtoris ſcher Beſchreibung deſſelben , und des ſchwåbis ſchen Kreiſes allgemeinem 1760. verfertigt worden.
Adreſſe - Handbuch voni Ich habe aud) Keyß !
lets, Reiſen , Th. I. und die hiſtoriſche Nachricht von den Schulen , Klöſtern , und dem — theologi. ſchen Stipendio zu Tübingen , welche im zweytent Bande der Act. hiſt. ecclefiaft. befindlich iſt , ger braucht.
Die markgräflich baadenſchen lande, habe
id ), mit Zuziehung einiger Artifel aus dem hiftori. fchen Jerico, vornehinlich aus ſchriftlichen Nachricha ten , und aus den fosmographiſchen Nachrichten , S. 48 f. beſchrieben , doch hat mir die vortrefflide pragmatiſche Geſchichte des sauſes Gerolds eck , welcheder Geheimerath Reinharð geſchrie. ben , einige Nadjrichten geliefert. Bey Hos henzollern iſt, außer den allgemeinen Hülfsmitteln vom ſchwäbiſchen Kreiſe, Johann Ulrich Pregis bers deutſcher Regierungs- und Ehrenſpies gel , vorbildend des deutfasen Reidis und der ſelben Stände erſten Anfang , beſondeis des Sauſes Sohenzollern Urſprung , Würde und Serrlichkeiten , zur Hand geweſen. Die Abtey Lindau iſt aus den allgemeinen Hůlfsmitteln ſchwäbiſchen Kreiſe , die Abtey Buchau
vom
aus eben
denſelben , und in Anſehung der Herrſchaft Straß . berg aus Burgermeiſters theſauro juris equeftris , Th. 2.
Thengen und die fürſtenbergiſchen Lande find
lit .
en Húlfsmitte von den gedrückt
XXXV
ln n find auch aus ben allgemeine Hilfsmitte ; die öttingiſchen Lande jum Theil aus Königs ſelectis juris publici noviſſimis ; Tom . 15 & 16. Sulz und n ln Lichtenſtein aus den allgemeine Hülfsmitte ,und die ln n ne en ei ur Hülfsmitte Prálat auch aus den allgem n beſchriebe : doch habe ich auch von der Abtey Kaie fersheim eine Deduction in Folio von i6o7 , und von imp . monaſt . is t Zwifaltenf , gebraud . Von den Graf- und Herr n fchaften Kabe ich , außer den allgemeine Hilfsmit: n de n en h ig anzuze ſdhriftliche Nacha teln , die hernac en ch iſ Lana richten gehabt . Von den gräflich Fugger s n r n b t e Spiegel Fugg Jaco den handel Joha s Deſtreich , . S 782 f. und der Ehren des Erzyauſe bung n s des Herzog von Juſtinge Satler Beſchrei te rg e åb b ſt m e hs s t ic r e um i ü Re ſind aus th D W . ln n n beſchriebe , aud) ka: den allgemeine Hülfsmitte te t n ch e t l au t u n e br a o h t P v S Gefdich be ic ge h g s der Stade Augsbur , Chriſtop Scorer r e g n k n i Petub . Wes , Johan Chron Memmi gėlins Diſſert. de S.R. I. liberæ civitatis Lindavien : a i fis prærogativ antiquitatis præilluſtr cænobio ejus is falſitate contra iniqua demque famoſi diplomat i Maximilian Raſsleri - argumenta &c . Grund , liche Ausführung der Reichsſtadt die 1628 unverſehens abgeloſte
Lindau Reichs
pfanofchäft betreffend , Nürnberg 1645 Fol . und die oben beym Stift Kempten angeführten zwo Deo ductionén . Die Hülfsmittel bey des bayeriſchen Kreis ſes landen, find geweſen : Joh. Aventini Annales Boiorum ,
curante N , H. Gundlingio; Jo. Adlz . reitter
XXXVI
Nachricht
reitter a Tettenweis Annales Boicæ gentis, nebſt Andr . Brunneri -Annal. Boicis , herausgegeben von Leibniz ; Wigul. Sund bayeriſches Stamnis buch , die Topographia Bavariæ , welche ein prach, tiges Werk in långlichtem Folio iſt , darinn die Stådte , Mårfte , Schlöſſer, apelidien Stifter und Hofmårkte in Baneri abgebildet werden ; Ant. Wilhelm Ertels durbayeriſcher Atlas; Repertorium Bavariæ , ober geograpbiſche Bes ſchreibung und Eindheilung des bayeriſchen verbeſſert , vermehrt, und aufs neue Kreiſes zum Druck gegeben von Widiner , Augsburg 1752, in långlichtem Octav ; Wig. Hund a Sulzemos Me tropolis Salisburgenſis; Marci Hanfizii Germania facræ Tomi II . Joſephi Metzger hiſt. Salisburgenf. Johann Jacob Moſers Einleitung in das Car . bayeriſche Staatsrechr; churfürſtlich Meichelbeck hiſt. Friſingenf. Gründliche nachs richr und Vorſtellung, die der Stadt Nürn. berg allergnädigſt verliehene beyde böhmiſche Lebngüter Rothenberg und Gartenſtein bes
2 :
treffend, in Lünigs Gryndveſte europäiſcher Pos tenzen Gerechtfame. TH . 2. S. 594. welche die be. ſte hiſtoriſche Abhandlung von der obern Pfalz ent Hålt ; Hanſizii Prodromus Germaniæ facræ Tom , III. de epiſcopatu ratisbonenſi , und die darüber mit dem Abt zu Emmeran gewechſelten Streitſchriften ; dren Deductionen von der Herrſchaft Pleyſtein , von 1746 ; Bayeriſche Deduction wegen der wolf fteiniſchen Güter " , in Königs Selectis juris pu blici , T. 20. 21. 23. 24. und Moſers deurſdes Staatsrecht, Sh . 26. S. 337 f. Beym
von den gedruckten Hülfsmittelit.
XXXVII
Beyni fránfiſden Kreiſe überhaupt , hat mir Georg Pzul sónns Lexicon topographicuin von demſelben, einige Dienſte geleiſtet . Hiernächſt habe ich gebraucht : Scriptores rerum epiſcopatus bambergenfis, cura Joh. Petri Ludewig ;- Foh . Georg ab Eckhart commentarios de rebus Francia orientalis & epiſcopatus ſchichtſchreiber von
Wirceburgenſis ; dem
Ges Biſchofthum
Würzburg, zuſammen getragen von Jobann Peter Ludwig ; Ignatii Gropp Collectionein no viffimam fcriptorum & rerum Wirceburgenfium a ſeculo XVI hactenus geſtarum ;
Joh . Gottl. Gonne
diſquil. de ducatu Tranciæ
orientalis ;
Wolfgang
brandenburgiſchen
Rentſchens
Jobann
Cederbayn ; Johann Heinrich von Falkens ſtein nordgauiſche Alterthümer und Merks würdigkeiten ; Samuel Wilhelm Oetters Verſuch einer Geſchichte der Burggrafen zu Nürnberg und nadımaliger Grafen zu Brang denburg in Franken ; Corpus hiſt. brandenb. di. plomaticæ , von Chriſt. Philipp Sinold , ges nannt von Sabůr ; 3. M. Großburg - und markgräflich) - brandenburgiſche Kriegs s fos wohl , als Landes - und Regentens siſtorie ; Gottfried Stiebets hiſtoriſche und topogras phiſche
nastricht
von dem Fürſtenthum Brandenburg - Onolzbac ) , von 1761; Deteers hiſtoriſche Bibliothek ; p . D. Longolit ſichere Nachrichten von
Brandenburg -Culmbach ; ausführliche Beſchreibung des Fichtelbergs , im Vorogau liegend , 1716. Siſtoriſche Bes
foreibung
des Kloſters Simmelkron von C 3 J.E.T.
XXXVIII
Nachricht
J. E.T. ( Teichmann ) ; J. L. friſch erſtés Spo = cimen eines Atlantis germaniæ facræ evangelicæ auf welchem die Superintendentur Neuſtadt an der Jas Aiſch , in ihre gehörige Lage gebracht worden ; cob Friderich Georgii Nachricht von der Stadt und dem Martgrafibum Ansbach); : Ebendeſſelben uffenheimiſche Vebenſtunden : Johann Heinrich von Falkenſtein Chronicon Suabacenſe; hiſtoriſche achricht von der Judengemeine in dein Sofinarkt Fürth , 1754. Meine übrigen Hülfsmittel ſind geweſen : Rayn . Duellii hiſtoria ordinis equitum teutonico rum hoſpitalis S. Mariæ V, Hieroſolymitani ; I. C. Venatous Hiſtoriſcher Berithe vom marianiſch: deurſchen Ritterorden : ich habe aber die meiſten Nachrichten , welche ich von des deutſden Ordens. Meiſtertoum und Balleyen gegeben habe , mühſam aus vielen Büchern unð Schriften zuſammen, geſucht, auch von einigen Freunden Beyträge da. zu erhalten ;
ferney :
Johann ichael Weing
reicis Kirchens undSchulenftaar des Fürſteng thums Senneberg ; Grid , Gottl. Gláfers Vers ſuch ciner mineralogiſdren Beſchreibung der gefürſteren Graficjaft Senneberg churſåvilis fchen Antheils 1775; Chriſt. Junkers Antei: tung zur Geographie der mittlern Zeiten , S.SI 412 - 415; Winkelmanno Beſchreibung der für ſtenthüiner Heſſen und Gersfeld ; J. Sebaſt Gůthens Beſtireibung der Stade Meinin gen ; Chrift. Ernſt Sanſelmanns diplomaci fcher Beweis , daß dein sauſe Kohenlohe din Landeshoheit ſchon lange vor dem Interregnir zuges
von ben gedruckten Hilfsmitteln.
XXXIX
sugeſtanden habe ; J. Chriſt. Wibels hohena lobifiche Kirchen und Reformationshiſtorie ; eines Anonymi kurze Beforeibung von dem }
Urſprunge und herkommen der Grafen von 1
ê
Caſtell in Franken , in Piftorii Amenitatibus hi ſtorico - jaridicis, Tþ.1; Woblgegründeter Ges genbericht, mit angehefreçer wahrhafter Ins formacion auf den vor der Zeit durch die bis ſchöflich würzburgiſche Råthe wider den Grafen zu Löwenſtein und Wertheim ausges ſprengten permeynten Bericht
Wertheim 1618 in Folio. Daniel Schneiders vollſtåndis .ge hochgräflich serbachiſche Stammtafel, 2c. Lud . Gottfried Kleins tentamen phyſico -me
dicum de aëre, agris & locis agri erbacenſis atque breubergenfis; Vergleichsconvention zwiſdien dem Markgrafen zu Brandenburg - Onolz: barb , Cari Wilhelm Frideric ) , und den lämmtlicben gråflich slimburgiſchen Allodials intereſſenten , gedruckt 1748 in Fol . Joh . Jac. Payers Vachricht von der Stadt Altdorf ; und Moſers deutſches Staatsrecht, Th . 26 und 40. Alęs übrige , was dieſe Hülfsmittel nicht lie. fern , iſt aus ſchriftlichen Nachrichten genommen ,
Es folger der oberſächſiſche Kreis. Vo deſſelben Ständenhabe ich xofers Staatsrechn t Th . 26, S. 464 f.zu Rathe gezogen , die übrigen gebrauchten Bücher und Nachri chten find : Glas , feys Geſchichte des Bauſes Sachſen ; aus. fubrliche Diachricht von den durfürſtl ich) Pachſiſchen Her un Laaus nd,geg d nAusſchußtågen von ebe bis 1728 von Screbern ; volls 1185
C4
ſtans
XI .:
Nachricht
ſtandige geographiſche Beſchreibung zu einem Atlante Saxonico , gedruckt bey Peter Schenk1951 ; Kempels geographiſ. Generaltabellen fåmmt. licher durfädfirmen Lande ; Alphabetiſches Verzeichniß aller im Churfürſtenthum Sachs ſen - befindlichen Aemter , Stádre, Schloß gedruckt zu Friderichſtadt fer , Dörfer 1768 in Folio ; Dietmanns gefaminte der une veranderten augſpurgiſchen Confeßion zuges thane Prieſterſchaft in dein Churfürſtenthum Sachſen 2c.; der königlidi ) pobiniſihe und churfürſtlid rachſiſche Sof- und Sraarskas lender ; Suminariſcher Extract úber Einnab , me s und Ausgabegeld , fo bey der Generals brandcaſc auf das Jahr 1753 cingekommen und ausgezabler worden , welcher , wegen des darinn enthaltenen Verzeichniſfes der Hemter , Ståbte , Rittergåter , Superintendenturen und darunter gehörigen Pfarren und Filiale, ſehr brauch: bar ift; Sdórgens und Kreyfigs Dipiomati ſche und curieuſe 57adyiele der Siſtorie von Oberfadſen und
angrenzenden
Ländern ,
zivólf Theile , Kreyfigs Beyträge zur Siſtorie der dur - und fürſtlich färſiden Lande , 4 Theile ; Reyßlers Reiſen , TH. 2. Olearii fyr tagnia rerum thuringicaruin ; alte lind neue tbúr
ringiſche Chronik; Sdamelitſ hiſioriſche Bes ( direibungen der Klojier zu Roßleben , zu Njemleben , Golege uno Sirridenbach , aud Nachrichten von dein Stadtchen Sdfölen F
bey der Befähreibung des Kloſters St. Georg vous
Naumburg ; Wetens Beſchreibung der Reſi dens
XLI von den gedruckten Hülfsmitteln . denz Dresden ; Benj. Gottfr. Weinart Topos graphiſche Geſchichte der Stadt Dresden ; Bes ( threibung des grünen Gewölbes in Dresden ; Deckels hiſtoriſche Beſchreibung der Feſtung Königſtein , und etwas von der -alten Burg Dobna ; Süße siſtorie DeeStadtchens Rönig ſtein ; Bartſch hiſtorie der alten Durg und StädtchensDobna ;Puſchens und Deckels his ſtoriſcheBeſchreibung der StadtBiſchofswers da ; Shërtgens siſtorie des Grafen wir precht zu Groisſch , und des Rioſters Des gau ; Elteſten Fachricht von der Stadt Zers big ; Simons eulenburgiſde Chronik ; Sieða lersmuglife Ehren sund Beb & chtniſſăule; Grauns hiſtoriſche Beſchreibung der Stadt und Grafſchaft Rochlics ; Born von dem Margrafthum Landsberg ;Melzers Beſchrei. bung der Stade Schneeberg ; Bertels hiſtoi rie der Stadt Eybenſtock ; Engelfchalls Bea ſchreibung der Johann Georgenſtadt; Flas ders wieſenthåliſches Ehrengedachtniß ; Gomidrs Beſchreibung der Stadt Zwickau ; das königlide Freyberg oder J. C. Canders (0. i. 3. C. Crelis ) Befdyreibung der bey dieſer Bauprbergſradt berůbmten Gebäude und Ser benswürdigkeiten ; Weißneis t7achricht von Altenberg ; Bahns Hadhrichten von Frans kenberg und Sachſenburg ; Steinbade sts ſtorie des Städtchens Zóblis ; Körbers hiſtos riſde Fachricht vom Vogtland ; Erläutera tes Vogtland ; Marbachs Beſchreibung des Stádrleins Schöneck ; Stemlers Pagus Orla, oder hiſtorie des neuſtádotiſiben Rretſes ; Scha C 5 melit
XLII
Nachricht
melii Befdhreibung der Kloſter S. Georg vor haumburg , und St. Moris , aud) vor aumburg. Bey den kändern der erneſtiniſchen { inie des Hauſes Sachſen ſind mir auch einige der obigen Bücher niglich geweſen ; außer denſelben aber Wettens hiſtoriſche achrichten von der Reſidenzſtadt Weimar ; die von Junkern in einem Båndchen berausgegebenen kleinen Schrif: ten vom Fürſtenthum Eiſenach , nämlich eines Ano nymi Staat dieſes Fürſtenthums, Toppii Bis ſtorie der Stade Biſevadi und Kochs Bes Tihreibung des Schloſſes Wartburg ob Lia fenad ) ; Beiers Geographus Jenenfis , von Gleis chenſtein Burgelinenſis abbatiæ primitiæ ; Rudol phi Gotha diplomatica ; Sammlung verfdiedes ner 17achrichten zu einer Beſchreibung des Rirchen- und Schulenſtaats im Berzogthum Gotba ; Sønns facuſen : coburgiſche ziftorie in zwey Büchern ; Rrauß Antiquitates & mc morabilia hiſtoriæ franconicæ , dren Theile , in wel : dien die Städte Hildburghauſen , Eisfeld , Königs berg , Sonnenfeld , Behringen und Balkau , bea ſchrieben werden ; Vulpii Altitudo Altenburgi; Beckers nachrichten von Meuſelwit , und Schamelii hiſtoriſde Beſchreibung des Kloſters auf dem Petersberg zu Saalfeld . Zur Be. fchreibung der Mark Brandenburg , haben mir ges dienet; Pauli Einleitung zu einer erwieſenen Staatsgeſchichte der' dem königlich ) , preußis ſithen Scepter unterworfenen Staaten ; Rů .
ſters Collectio opuſculorum hiſtorian marchicam illuſtrantium ; Lenzens markgråflid ) s branden burs
1
pon den gedruckten Hülfsmitteln ,
XLIIỊ
Urkunden ; Gerkens Fragmen burgiſche ta inarchica , eben deß. Diplomatoria veteris mare chiæ Brandenburgenfis , zwey Bånde , und Codex diplomaticus Brandenburgenfis Tomi VI, Abels preußiſche und branderiburgiſde Reichssuno: Gtaatsgeographie , nebſt ihrer
Sortfeßungi
Beckmanns hiſtoriſche Beſchreibung der Chur und Mark Brandenburg , zwen Bände, pa, pens geograpbiſdie Beſchreibung der Chur, mark Brandenburg fammt den incorporirten Landen , auf zwey Bogen ; meine eigene Topos graphie derMark Brandenburg ; Carl Gott, fried von Chile Nachricht von der churmår : kiſchen Contributions- und Schoß - Einricb . tung , zweyte Zuflage 1768 ; Müllers und Růs fters alres und neues Berlin , drey Theile ; meis ne eigene Beſchreibung meiner Reiſe von Berlin über Potsdam nach Rekahn bey Brane denburg , 1975 ; Friderich Wiçolai Beſchrei bung der königlichen Reſidenzſtädte Berlin und Potsdam , 1779 in zwey Bånden ; Lenzens diplomatiſche Stifrshiſtorien von Brandeng burg und Savelberg ; eben deſſelben diploma, tiſche Fortſerzung von Luca Grafen faal; Kortumş hiſtoriſche Fachricht von dem als ten Bischofthum Rebus ; Midyaelis diplomas tilde Stiftshiſtorie von Lebus ; Jobſtens und Beckmanne Beſchreibung der Stade Frants furt ; Grundmanns Verſud ) einer ukermars kiſchen
Adelebiſtorie ; Schneiders geogra .
phifch - bifioriſte Beſchreibung des Oder, ſtrome ; Becmanns Anmerkungen von dem fittere
XLIV
Nachricht
citterlichen Johanniterorden und deffen ab , fonderliche Beſchaffenheit in dem Serrenmei. frerrbum 2. Vilkens Chronik
der Stade
Zúllidyau ; und des serrn von Benekendorf zuverlåtgje 67adrid )cen von wichtigen Lans bess und mirthſchaftsverbeſſerungen , erſter Tbeil , over fogenannter pommerfcher und neil, mårkiſcher Wirth, 1778. Wasid von Pommern geliefert, habe ich zum Theil genommen aus Lick ftetrs epitome annalium Pomeraniz ; Schwars zens Verſuch einer pommerſibhs und rugianis fchen Lebnbiſtorte ; eben deſſelben Einleitung zur Geographie des Torder - Deutſchlandes ſlaviſcher Dation und mittler Zeiren, inſons derheit der Fürſtenthümer Pommern und Rügen ; und Hiſtoria finium principatus Rugiæ ; Dåhnerts pommerſdsen Bibliorhek, Micræ lii antiquitatibus Pomeraniæ , oder fecheBüchern vom alten Pommerland ; Mart. 'Rangonis Po Friderich von Dregers merania diplomatica ,
Urkunden , ro die pommierſch - růgianiſch ,und caminſchen auch andere benachbarte Lande
angehen , Herm . Henr. Engelbrecht delineatione ſtatus Pomeraniæ Suethicæ , Wacłenroders alten
und neuen Rügen ; Fabarii norhigen Erläute :
rung des alten und neuen Rúgens, betreffend die Präpofitur Bergen ; friedeborne hiſtoria (der Beſchreibung der Stadt Alten . Stettin Stavenhagens topographiſcher und drono
logiſcher Beſihreibung der Stadt Anklam 1772 und aus Abels preußiſcher und brandenburgi
( djer Reidis , und Staatsgeographie und der ſelbe
von den gedruckten Hilfsmitteln . felben Fortſegung.
XLV
Die gehabten gebruckten
Hülfsmittel vom Fürſtentąuin Anhalt, ſind : Beck's manns Hiſtorie deſſelben , nebſt den Acceſſioni. bus ; Lenzens hiſtorifd ) - Genealogiſde Vors ſtellung des bochfürſtlichen Kaufes Anhalt , und eben deſſelben diplomatiſche Fortſegung von Luca Grafenſaal. Bon Quedlinburg Habe ich Retrners Rifchens und Reformations, hiſtoric und Antiquitates Quedlinburgenſes geöabt. Die Hülfsmittel bey dem Fürſtenthum Sdwarz Seidenreichs Siſtorie des burg ſind geweſen : fürſtlichen Shauſes Schwarzburg; Treibers Geldleditss und Landesbeſchreibung derjels ben , die zweyte Auflage von 1756 ; Rönicks dis plomatiſche Tachleſe zur Genealogie der vors maligen Grafen von Schwarzburg und von Refernberg ; Wůldeners hiſtoriſche blacha richten von dem vormaligen Kloſter St. Ges orgií zu Frankenhauſen , darinn auch von der Stadt Frankenhaufen vorläufig gehandelt wird ; eben deſſelben diplomatiſche D7adridyten von einigen berühmt gewefenen , nun aber wüſte liegenden Bergſchloffern in Thüringen , und Olearii Siſtorie der Stadt Arnſtadt. Grafſdiaft Mansfeld iſt beſdyrieben aus Frankens hiſtorie der Grafſchafe Manſfeld , und von Dreyhaupt Beſchreibung des zum Gerzogs thum Magdeburg gehörigen Saaltreiſes , in deren erſtem Theile ein Entwurf des Theils der Grafſchaft, welcher unter magdeburgifder Hoheit ſtebt , zu finden iſt. Bey der Grafſchaft Stolla berg habe ich Zeitfuchfens ftolbergiſche Kirs
XLVÍ
Nachricist
dhen - und Stadtbiſtorie gebraud t. Von bent gråflich- reußiſchen Herrſchaften , habe ich Hörbers hiſtoriſche Hadiridir voin Voglande ; Búci ners erlaurertes Vogtland; Becklers gráflid . reußplauiſche Stammtafel, und Longolii fis dere Hadrichten von Brandenburg Culm , bachy mit Berührung deſſen Gränzeri, get braucht. Die Beſchreibung der gräflich - fchönbora niſdyen Herrſchaften iſt zum Theil aus Vogels ſchöne burgiſchem Stammregiſter in Rreyſigs Beys trågen zur Biſtorie der fåchſiſchen Lande, Th. 3. und den Ch. 3. befindlichen diplomatiſchen " Tachrichten vom Kloſter Remſa , erwachſen . Bey der Grafſchaft Hohnſtein habe ich Leuckfelds Antiquitates Walkehridenſes , und İlfeldetiſes; des Sofraths Scheide Anineckungen und Zuſage zu i / oſers Einleitung in das braunſchweigs låneburgiſche Staatsrecht; und Sieckels Des fchreibung des Bergfá )loſſes Sohnſtein , ge . braucht. Was endlich den niederſächſiſchen Kreis anbetrifft , ſo habe ich folgende Bücher niglich ge brauchen können : nämlich beym Herzogthum Magi deburg des von Dreyhaupt ausführliche diplos matild) - hiſtoriſche Beſchreibung des zum BerzogthumMagdeburg gehörigen Saalfreis Tés in deren erſtem Theil die Geſchichte des gama jen Herzogthums , und ein Abriß der Geographie deſſelben, enthalten iſt ; Lenzens diplomatifde Stifs : und Landeshiſtorie von Magdeburg ; Walthers fingularia Magdeburgica , oderWerk .
würdigkeiten aus der magdeburgiſchen Sifto . tie
von den gėdruckten Hälfsmitteli .
XLVII
tie , und Abels preußiſde imð brandenburgis ſche Staatsgeographie mit ihrer fortfeßung: Zu den vielen ſchriftlichen Nachrichten , welche ich von den geſammten djurbraunſchweig - lüneburgia fchen (anden gehabt , haben ſich noch unterſchiedene gute gedruckte Hülfsmittel geſellet, inſonderheit die pråchtigen und vortrefflichen Origines Guelficæ , in vier Folianten, welche der Hofrath Scheidt heraus. gegeben hat , und eben deſſelben ſehr fchågbare Ans merkungen und Zuſage zu Serrn 117 ofers Eins leitung in das braunſchweig lúneburgiſche Staarsrecht, aus welchen ich in mein Werk ei. nen bétråchtlichen Schaß von Hiſtoriſchen und ge. nealogiſchen Nachrichten eingetragen habe ; ich has be auch die bei Merians Erben 1654 ans licht ge. tretene
Topographie , oder eigentliche Bes ſchreibung der vornehmſten Städte , Schloſs fer und anderer Plåse und Derter in den hers zogthümern Braunſchweig und Lüneburg bisweilen zu Rathe gezogen , und in den hanno , veriſchen gelehrten Anzeigen von 1750 , 1751URD 1753 , und in den hannoveriſchen nürlichen . Sammlungen von 1757 , einige gute und brauchs bare Ubhandlungen gefunden . Die übrigen ged brauchten Bücher ſind: Das brem - und verdis ſche freywillige Srbopfer ;
Binůbers hadis
richten von der Collegiatkirche, Stadt und Amt Wildeshauſen in Vogts monumentis ine ditis Breinenfibus; Sdløpkens Chronicon oder Berdureibung der Stadt und des Stifts Bars dewick ; Schillings hiſtoriſcher Grundriß der Stadt Uelſen ; der ſiebente Theil von Walthers magdes
XLVIII
Nachricht
magdeburgiſchen Mierkwürdigkeiten : Leurt's felds Antiquitates Katelenburgenſes und Pældenſes, die Sammlung ungedruckter Urkunden und anderer
zur Erläuterung der
niederſächſis
ſehen Geſchichte und Alterthümer gehöriger Vachrichten; Börens generale haushaluss principia vom Berghütten Salz- und Forſtweſen , in ſpecie vom Barz ; von Rohr geograpbiſche und hiſtoriſite merkwürdigs keiten des Oberharzes ; antiquitates Hanoverenfes ;
Grupens origines & Leuckfelds antiquita
tes Bursfeldenſes ; Zeit- und Geſchichtbeſchreis bung der Stadt Göttingen ; Barings Bes ſchreibung der Saala im Amc Lauenſtein ; Domeiers Geſchichte der Stadt Moringen , und Leyſers Hiſtoria comituin Wunſtorpienfium , Von den Fürſtenthümern Wolfenbüttel und Blan. fenburg habe ich vortheilhaft gebraucht : Ein ge. drucktes Verzeichniß der vier Diſtricte des Bers zogthumis Braunſchweig -Wolfenbůrrel, wie aud , der
darinn
befindlidyen
Stifrer
Ridſter, Städte , Flecčen , fürſtliden Aems ter , Vorwerke, adelichen Gerichte , Dörfer , . Můblen und Rrůge ; die braunſdweigiſchen Anzeigen von 1745 bis 1757 , in dreigegn Bärlden ; die oben genannten Origines Guelficas ; die fdheids tiſden Anmerkungen ; die merianifibe Topo . graphie der Herzogthümer Braunſchweig und Lüneburg ; Befdreibung der Stadt Braun fciweig , inſonderheit auf was Weiſe ſie zur Devorion gegen ihren Erb- und Landesfürs ften , Serrn Rudolph Auguft , gebracht wors den ;
von den gedruckten Hälfsmitteln .
XLIX
den : Rebtmeğers Kirchenbiftorie der Stadt Braunſchweig ; Wolterecks und Holtens ro genanntes Chronicon der Stadt und Feſtung Wolfenbüttel; Sarenbergs Hiſtoriam ccclefix Gandershemenfis ; Leuckfelds antiquitates Gan dersheimenſes ; den dritten Theil von meiboms rebus germaniejs ; eben deſſelben Chronicon des Kloſters Marienbergvor Igelmſtedt, becaus : gegeben von Leuckfeld ; Legners Beſchreibung des Seifts Königslutter"; fammt Weiboms Beciorvon der Commerthurey zu Süppling. burg; Leuckfelds antiquitates Michaelfeinenles & Amelunxbornenſes; und den ſiebenten Theil von Walibers magdeburgiſchen Merkwürdigkçis ten Beim Fürſtenchuin Halberſtadt habe ich Lenzens diplomatiſche Stifts- und Landesbis ſtorie von Salberſtadt; Abels preußiſche und brandenburgiſche Reichs- und Staatsgeo . graphie , mit ihrer Fortſegung, und eine ges druckte Tabelle der 1753 , in den großen und kleinen
Stádcen ,
Alemtern ,
Weichbildern
und Dörfern des Fürſtenthums Salberſtadt und dazu gehörigen Grafſchaften tauften , Copulirren und Geſtorbenen , ges habt. Alles übrige, was aus dieſen Quellen nicht genommen iſt , noch hat genommen werden fomen , gründet ſich auf ſchriftliche Nachrichten. Die Here zogthümer Mecklenburg - Schwerin und Rageburg, ſind beſchriebert aus Ernſt Joachim von Weſt phalen Monumentis ineditis rerum germanica rum , præcipue Cimnbricarum & Megapolenfium ; Deebrs rebus Mecleburgicis ; 388. 62 .
Frankens altem und
Nachricht
und neuem Medlenburg ; Schroders wiſhes mariſchen Erſtlingen ; berzoge Chriſtian Ludwigs mit ſeiner Ritter - und Landſchaft 1755 getroffenen Landesgrundgeſeglichen Erbs vergleich); Rlůvers Beſchreibung des Serzogs thums Mecklenburg , gideyter Huflage, und Sitroders Beſchreibung der Stadtund Lands ſchaftWismar. Ben dem Bisthum Spildesheim habe ich Lauenſteins Specimen geographiæ inedi ævi diplomaticæ ;
den evangeliſchen Kirchens
ſtaat des Sochiſtifts Sildesheim ; Bollings Einleitung zur weltlichen Kirchen und Re formationshiſtorie dieſes Sodiſtifrs ; Strus bens Zebenſtunden , und miaſcovs notitiam ju ris ' & judiciorum Brunſuico - Luneburgicorum ,wel: cher auch eine notitia juris Hildefienfis angehängt iſt , gebraucht.
Das Bisthum Lübeck Kabe ich aus
meiner kurzgefaßten Staatsbeſchreibung der Hers zogthümer Holſtein und Schleswig , auch einigen ! ſchriftlichen Nachrichten , und aus båberlins dis put. de Friderici Daniæ & Norvagiæ principis ha reditarii jufta & legitima poſtulatione in adjutorem epiſcopatus Lubecenfis, beſchrieben .
In Anfehung der Reichsſtadt Lübeck Qabe ich mich der zweyten Ausgabe der gründlichen Dachricht von des Reichsſtadt Lübeck ; in Anſehung Goßlar,Robrs geographiſcher und hiſtoriſcher Merkwürdig , teiten des Unterharzes ; Lichtenſteins Abhand. lung von des – Stifts der 5. Simon und Judas in 6oßlar Gerichtsbarkeit ,
und der
kurzen diplomatiſchen Geſchichre von dem Reichsſtift auf dem Petersberg vor und in 60Bs.
von den ſchriftlichen Húlfsmitteln.
LI
Goßlar , welche 1757 gedruckt worden ; in Anſehung Mühlhauſen , Graßhofens comment. de originibus atque antiquitatibus Muhlhu fæ ; und in Anſehung Norchauſen , des moſeriſchen Staatsrechos , Sh. 39 bis 42 bedienet. Von der Reichsherrſchaft Schauen , babe ich in Kölers und Plestens explanatione hiſtorica art, XII inſtr. pa.. cis osnabrug. de coinpenſatione ducibus Brunſuici & Luneburgi facta , eine gute Nachricht gefunden.
Nachricht
von den gehabten ſchriftlichen Hülfsmitteln . Deine Beſchreibung der geſammten zum deutſcher : M Reid, gehörigen Erblande des Érzhaue fes Deſtreich , iſt durch die grådige
Vorſorge eis
nes hohen und verehrungswürdigen Gönners , von gelehrten und erfahrnen Männern durchgeſehen , von vielen Fehlern gereinigt, und mit unzähligen nüßlichen und beträchtlichen Anmerfungen bereichert worben.
Vorzüglich aber hat ſich der kaiſerf. fond
Regierungsrath Friderich Wilh. von Taube, um dieſen Abſchnitt ,ſehr verdient gemacht, welches öffentlid) zu preiſen , ich nicht unterlaſſen kann. Es find aber ſeine legten oder neueſten Verbeſſerungen erſt angekommen, als die erſte Hälfte des dritten Bandes ſchon ausgedruckt war . Sonſt war mie dieſe Hülfe Sefto nöthiget, und iſt deſto wichtiger , je mangelo urb fehlerhafter bisøer alle geographiſche Nadya
Nachricht Nachrichten von dieſen Ländern geweſen ſind.
Von
Bábeim iſt verſchiedenes angebracht ,das nachher in meinen wöchenti. Nachr. gedruckt worden : allein das { agerbud) von Böheim , aus weldem in dem 13ten Sheil meines Magazins ein Auszug ſteht, Hatte ich noch nicht , als der erſte Band dieſes dritten Theils der Erdbeſchreibung wieder gedruckt wurde.
Die
Beſchreibung des Jarkgrafthums Mähren , iſt nach Anleitung eines Verzeichniſſes aller zu jedem Kreiſe gehörigen Herrſchaften und Güter , und der dazu gehörigen Anzahl der { aþnen und Häuſer, ein . gerichtet.
Die vorderóſtreid ; iſchen Lande ſehen jekt ganz anders aus , als ehemals , und durch ihre 1 richtigere Abhandlung, iſt eine beträchtliche Lücke in der Erdbeſchreibung ausgefületworden . Das Kas pitel von Steyermark ,þat einem berühmten Gelebre ten viele Verbeſſerungen zu verdanken , und um die Beſchreibung der gefürſteten Graffitaft Tyrol, hat ein gelehrter Gönner große Berdienſte. Von der Staatsverfaſſung , den Manufakturen und dem Handel der Oberlauſit , iſt mir ein großer Vors rath wichtiger geſchriebener Urkunden und Nachrich . ten , von einer Freundſchaftlichen Perſon mitgetheile worden .
Von den burgundiſden Kreistanden babe ich keine ſchriftliche Nachricht gehabt ; deſto mehrere aber von den niederrheiniſch · weſtphás
liſchen Kreislanden . Von des berzogthums Cleve und der Grafr. Mark Beſchaffenheit , Ver faſſung und Abtheilung nach den Landgerichten , Kreis fen, Hemtern , Kirchſpielen , Bauerſchaften u . find mir ſehr genaue Nachrichten gütigſt mitgetheilet wor . ben. Von der Grafſchaft Mart þat mir auch der
von den ſchriftlichen Húlfsmitteln.
LIII
der verſtorbene um die weſtphäliſche Geſchichte ſehr verdiente J. D.von Steinen einen Auszug aus ſei. ner größern Beſchreibung derſelben , vor ihrem Druck mitgetheilt. Von der Grafſchaft Ras vensberg , habe ich durch die Gütigkeit eines der . ſelben genau dkundigen Mannes , eine vollſtändige Beſchreibung erhalten. Von den herzog úmern Jülid ) und Berg, habe ich endlich zum Behuf der fünften Ausgabe dieſes dritten Theils lange ge. wünſchte Nachrichten zur Verbeſſerung und Ergån. zung meiner Beſchreibung , von drey gütigen und dienftfertigen Männern , auch endlich die Landesma. trifeln von dieſen Ländern erhalten . Von dem Biss cbum Paderborn hat der verſterbene Prediger , Philipp Johann Dorrie , zu Wobbeld in ber Graf. fchaft lippe , eine Beſchreibung aufgeſest, und mir überlaſſen , ein biſdjöflidyer Bedienter aber hat mein ſchon gedructes Kapitel von dieſem { ande durchgeſe. þen , und verbeſſert, und ich habe nachher die Lane desmatrikel ſchriftlich erhalten. Die Beſchreibung des Bistbums Osnabrück , iſt aus ſehr umſtånd. lidhen und genauen Nachrichten entftanden, welche mir von daher ſind zugeſchickt worden , und mit wel. chen der verſtorbene R. Strodrmann den Anfang gemacht hat. Eben dergleichen habe ich auch vom Sürſtenthum Minden erhalten , und das fürs flichen Nach richten abgefaſſet. Von der Abtey Corvey habe ich unterſchiedene gute Nachrichten erhalten . Die Beſchreibung der naſſauiſchen Dillenburg durchgeſehen , Zu Bertrams
Lande, iſt
zu
und verbeſſert worden. geographiſchen Beſchreibung des 0 3 für's
LIV
Nachricht
Fürſtenthums Oftfriesland, Haben mir einige Gonner und Freunde Zufäße und Verbeſſerungen , andere aber wichtigere politiſche Nachrichten , mit. gerheitet. Das fürſtenthum Nórs iſt großen . theils aus ſchriftlichen Rachrichten beſchrieben . Von der Grafſchaft Wied - Runkel haben mir Seine Hochgråfliche Ercellenz, der regierende Here Graf derſelben , eine vollſtändige Beſchreibung durch dero Herrn Geheimenrath und Oberamt . mann , Freyherrn von Gudenus , gnädig überſen . ben taffen :
und von
der Hraffibafc Wied ,
Veuwied haben mir Seine Hochgräfliche Gna . den , der Herr Erbgraf Friderich Karl , eine Beo ſchreibung gnädig überſchickt.
Von der Graf,
fitaft Sdrauenburg , ſowohl lippifchen als beſ fiſchen Antheils , habe ich genaue Verzeidiniſfe ale Ter
dazu gehörigen Hemter , Dörfer , Borwerke und adelichen Güter , erhalten. Von dem nun mehrigen Herzogthum Oldenburg , hat mir der
verſtorbene Etatsrath Abalrid) von Witten , feine vollſtånbige und gründliche Beſchreibung , mitge. theilet , mit welcher des Kanzlen - Affeffors und Archivarii Johann Beinrich Schloifers Be fchreibung derſelben , welche mir gleichfalls zum Geſchenk úberſandt worden , und nun in meinem Magazin gedruckt ſteht, vortrefflich übereinſtimmt. Bon der Grafſchaft Lippe habe ich unterſchie. dene beträchtliche Nachrichten , und von der baju gehörige ! Graffitaft Beſchreibung erhalten. Bentheim ,
Sternberg eine genaue Von den Grafichaften
Steinfure,
Tecklenburg , Lins
gen , Ravensberg , Soya, Diepholz und Spics gels
von den ſchriftlichen Hülfsmitteln .
LV
gelberg , und von den Serrſchaften Jever und Kniphauſen, habe ich volftändige Beſchreibun . gen empfangen . Meine Artikel von den Reichss ſtådten Con
und Aachen , ſind durch einige Die Beſchreibung
Freunde verbeſſert worden.
1 1
des Erzftifrs Maynz, haben ein Paar Gönner zu Maynj, vor dem Druc geleſen , und durch un.
9
terſchiedene Anmerkungen bereichert und verbeſſert, und die Stadt Erfurt mit ihrem Gebiet ,
70
und das Eichsfeld inſonderheit,
1
daher mitgetheilten , umſtåndlichen , genauen und zuverläßigen Nachrichten beſchrieben worden . Ein
El
02
ſind aus
von
gütiger Freund hat mir beträchtliche geſchriebene Nachridten , welche unterſchiedene Stücke der Staatsverfaſſung der durpfälziſchen Lande be. treffent ,
mitgetheilt.
Von den Bisthümern
Worms und Speyer , und von der Probſtey Weiſſenburg find mir vollſtändige Beſchreibun . gen von gütigen Händen überſandt worden. Meie nen Artikel von der Reichsprobſtey Odenheim , hat auch eine gütige Hand mit einigen Anmer. kungen vermehret. Vom Fürſtenthum Jwey ,
18
brücken , hat mir ein berühmter Gelehrter , auſa ſer feinen eigenen Anmerkungen , den Extrait du denotnbrement du Duché de Deux - Ponts , wel.
171
der 1694 an die franzöſiſche Reunionskammer zu
No
Mele hat eingeſchickt werden müſſen , mitgetheilt, und ein bochfürſtlicher Kammerrarh hat das übris ge ,
was zur Verbeſſerung dieſes Artikels nöthig
gewefen iſt , aufgefeßt. Ein anderer ſchon ver. ftorbener Gönner , hat mir einen genauen geogra. phiſchen Entwurf der Seffen - Darmſtadtiſchen Lande , O 4
LVI
Nachricht
Lande , und ein anderer Freunde eine ſchriftliche Nachridie von der Herrſchaft Jeter úberſando , noch ein Gönner aber meine Beſchreibung der Seſſen s Caffelſchen Lande durchgeſehen , und hin und wieder verbeſſert. Die Beſchreibung der Graffitafe Sponbeim, habe ich größtentheils einer gütigen Hand zu verdanken . ? . Ein unbe. fannter geſchickter Mann hat mir , zur Beſchrei . bung aller in der Werterau belegenen Jånder , dadurch fehr gedienet , daß er mir den befann . ten metterauiſchen Geographum , mit ſeinen bey. geſchriebenen beträchtlichen Verbeſſerungen und Vermehrungen , gütigſt zugeſendet hat. Meinen Abſchnitt von den fiaſſau - Saarbrück . Uſing giſchen Landen , hat ein derfelben ſehr kundiger Gönner , verbeſſert. ded ,
hat mir
lichen
Regierung ,
Von der Grafſchaft Wale
der verſtorbene seſdrickte Rector Nikolai zu Corbad ), auf Befehl der hochfürſt. gure Nachrichten ertheilet.
Von den Grafſchaften hanau Münzenberg und Sangu.Lidenberg , habe ich auch ſchrift. lidhe Nachrichten gebraucht. Die Beſchreibung der Lande des fürfilichen und gráflichen Sauſes Solms. , habe ich größtentheils aus den fchriftlichen Nachrichten eines gütigen Freundes perfertiget. Von der Grafſchaft Ober - Bens burg , þat ein vornehmer Gönner durch einen geſchichten Mann eine Beſchreibung für mich aufe feßen laſſen. Ein Paar berühmte Gelehrte haben mich mit beträchtlichen Nachrichten von den wilds und rheingråflichen Landen , beſchenkt. Von dem Lande des hochgråflich
leiningen s WC. ſter's
L
von den ſchriftlichen Hülfsmitteln .
LVII
fterburgiſchen Saufes habe ich fefyr brauchbare
.
ſchriftliche Nachrichten gehabt, dergleichen ich aud den anden des bochgråflich leiningen :
von
bartenburgiſchen Kaufes gewünſcht und geſucht, aber nicht erhalten habe, Meine Beſchreibung
$ .
der Grafſchaft mitgenſtein , hat die hoch vormundidaftliche Sayn - wig. fúrſtlich
1
gen - und bohenfteiniſche Regierung : 1761 durogeſehen , und einige Anmerkungen darüber mir gútigſt mitgetheilet. Seine hochreich se gråfliche Exellenz , der regierende Serr Graf von Wartenberg , haben gnädig geruhet, mei. ne Beſchreibung der Grafſchaft Warrenberg
sy
burde dero Kanzley vollſtändiger -machen zu laſ fen . Meine Artikel von den Reichsſtädten
}
Worms und Speyer, ſind von erfahrnen Mån, nern daſelbſt gütigſt verbeſſert und ergånzet wor . den . Beſchreibung des berzogthums Die
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71
Würtemberg, iſt zum Theil aus mir freundſchafte lid mitgetheilten geſchriebenenen Nachrichten ents ftanden. Seine Sochfürſtliche Durchlauch , ten der regierende Herr Markgraf zu Durchlad , haben gnådigit geruhet, Baaden mir von Höchfideroſelben (anden eine vollſtändige Beſchreibung durch Dero Hofrath und geheimen
of
Secretár, Herrn Cellarius , mittheilen zu laſſen . Von den fürfilich- und gråflid ) dreingiſchen Landen, habe ich einige ſchriftliche Nachrichten gee
on
Þabt. Die Beſchreibung des Stifts Salmans. weyler, haben Seine Ercellenz , der hodywürdi. ge Prälat derſelben , Herr Anfelmus II mir durdy
13
Dero Herrn Archivarium Schindele aufchicken laſ 05 fen .
LVIII
Nachricht
fen. Von der Grafſchaft seberſtein, habe ich unterſchiedene, von den Landen der Reichs grafen fugger anch einige , aber unzulängliche, und von den Sanden der Reichsgrafen Truchs ſeſſen von Waldburg , beſſere ſchriftliche Nach richten gehabt, welche lebte durch gnåbige Vor forge eines vortrefflichen Herrn dieſes Hoben Hauſes , bon deſſelben gelehrten und erfahrnen Jofrath aufs geſegt worden . Zus der Reichsſtadr Memmin gen find, mir von einer Magiſtratsperſon Bers befferungen meines Artikels von derſelben und ih rem
Gebiet zugeſchickt
worden ;
und von der
Reichsſtadt Schwäbiſch hall und ihrem Ges biet, babe ich eine ausführliche Beſchreibung er . Halten .
Vom Sochſtift Salzburg und von
den oberpfälziſchen Landen , habe ich unter . ſchiedene Nadrichten gehabt , und der hochmur digſt þochgebohrne Reichsfürſt,
Probſt und
Bere zu Berchtesgaden , haben meine Beſchrei bung der gefürſteten Probſtey durch dero Herrn Kangler Lahr verbeſſern und erweitern laffen . Aus Bamberg habe ich ein Verzeichniß der zum hochſtift Bamberg gehörigen demter und
Der
ter, nebit einer allgemeinen Nachricht von dieſem Bischum , bekommen . Von den Fürſtenthümern Culmbad ) und Unolzbach, habe ich nicht nur una terſchiedene ſchriftliche Nachrichten in Händen ge. habt, ſondern es haben auch des regierenden Serrn Markgrafen zu Brandenburg -Ónolzs bad , Chrifiian Friderich Carl Alexanders Kochfürſtliche Durchlaucht,
meine unterthå:
rigſte Bitte uin Verbeſſerung (meiner
Beſchrei bung
von den ſchriftlichen Húlfsmittelır.
1
LIX
bung höchſtderoſelben Fürſtenthums, gnädigſt auf: genommen , und dero geheimes Rathscollegium hat dieſelbe durch den gelehrten Herrn Archivrath Stieber bewerkſtelligen laſſen . Noch wichtiger find die Verbeſſerungen meiner Beſchreibung des Fürſtenthums Banreuth geweſen , welche mir auf gnädigiten Befehl Sr. Sochfürſtlichen Durch ; lauchren des regierenden berin Markgrafent
7 Friderichs, hodiſtderoſeiben geheimes Miniſtes rium durch den hochfürſtlichen Regierungsrath und gebeimen Secretår Herrn Krauß uberſandt
7
bat.
Zu der Beſchreibung des deurſchen Ora
Dens Meiſterthüm und deſſelben Balleyen, ha . ben einige Freunde , inſonderheit Herr m . f .
1 Cnopf , eemas bergetragen ; ich habe auch aus Utrecht eine Nachricht von der Ballen Utrecht 1 erhalten , von welcher man vorher in Deutſchland nichts gewußt hat. Der bocoldblictetragiſtrat
1
1
der Reichsſtadt Rotenburg ob der Tauber , hat mir einige Anmerkungen über meine Beſchreibung derſelben gütigſt überfandt. Aus den durfürſtlich Rådyfiſhen Landen des oberfäch fifdyen Kreiſes, ſind mir viet: Nachrichten von den dazugehörigen Dertern und Landſchaften überſandt worden : es hat mir auch ein vornehmer Gönner einen geſchriebenen General. plan von der jebigen Eincheifung der chur fächſiſchen
ib
15
ips
bi
andein
reife, Hemter,Sråbte, Fleifen und Dörfer
mitgetheilet, a116 veldem ich die angefüprte Anzahl der Dorfer, Schrift- und Amtrafferi genommen jabe. Ueberhaupt abrrhat ſich der geſchickte Herr Johann Gorclob Jinmanuel Breitkopf in meine Be. ſchreibung bes Churfürſtenthumns Sachſen aufmeşr als
LX
Nachricht
als einerien Weiſe verdient gemacht. Die Beſchreis bung der Fürſtenthütner Gotha , Altenburg und Coburg , habe ich , ehe ſie gedruckt worden , zu Gotha und Coburg von geſchickten Männern ver. beſſern laſſen . Sowohl von der jark Brandens burg überhaupt , als inſonderheit vom Savelland , - von der Grafſchaft Ruppin , von der Ilkermart , von der Neumart , und vom ſolbiniſchen Kreiſe derſelben , paben mir unterſchiedene Freunde und Gönner ſehr gute Nachrichten nach Göttingen zugeot fendet , ich habe auch M. Frid. Muchreichs un. gedruckte Beſchreibung von Soldin , gebraudit : ju der fünften und ſechſten Ausgabe aber habe ich vorzüglich viele Unterſtůkung erfahren , welche ich jederzeit in dankbarem Ungedenken behalten werde. Pom ganzen Seczogthum Pommern , hat mir ein unbekannter , aber geſchickter und dienſtfertiger Mann , eine von ihm aufgeregte Beſchreibung über . fandt, und ein erfahrner und gütiger pommerſcher Edelmann þat mid, von der Kreisverfaſſung des kön. preuß. Pommerns unterrichtet, In Anſehung des Fürſtenth. Anhalt , und inſonderheit des corben . ſchen,beenburgiſchen und Zerbſter Antheils deſſelben , find mir die Nachrichten einiger Freunde ſehr zu ſtats ten gekommmen , Von der Grafichaft Mansfeld Habe ich eine ſchriftl, Beſchreibung zur Hand gehabt, welche ein an den Churfürſten Friderich III zu Bran . denburg abgeſtatteter Bericht eines churfürſtl. Bes dienten iſt ; es hatſich auch Paſtor Biring und der ſen Sohn wie um die Landcharte von dieſer Grafſchaft, alſo auch um meine Beſchreibung von derfelben , durch ihre Verbeſſerung verdient gemacht. Von den gråfs lide
hen
von den ſchriftlic
teln
Hůlfsmit
.
2X1
chen errſchaften B lich creußiſ , habe ich eine feßt he bung Beſchrei genaue ſchriftlic erhalten , in Anſee r e n h n g Freu d große Mühe ge. hun dere ſich ein wert n he ic geben hat. Eben dergle iſt mir auf gnädigen n e grafen on t m l n Befeh der geſam Herre Reichs v lben urg ſe b ro n ö dc f h ch a c n d S Gr . un Herra , vo Ho haft ers W Serafſc n he achrichten elo N nigerode ift bloß aus ſchriftlic , w n che mir von einigen Freunde und Gönnern mitge. n aft theilt worden , beſchriebe . Von der Brafſch n n e i t e h t c ſ i t r n b h e b h So hab ich auc Nac geha . Von ad dem niederf ) fiſchen Kreife habe ich den größe . ten uſammen z ſten Vorrath von guten Nachrich ge. g en churzbrauna n u m bracht. In Anſeh der geſam t giſchen fohweig - lünebur Lande ; habe ich vora it tel ehabt fügliche Hilfsmit g , und folehe infonderhe n e i e der gnädigen Vorſorg der Königlid g und durs, n hen ohen Landesregieru r c i l t ſ r ü f h zu Sanove g i n n e h ä k c h te n t i r a l ig e m d rt t å r s n n e fe E u , zu v . m u i g r e e es s l e f dieſ hoh Col 1755 ån alle Hem in den für mern alenberg rg s ſtenthü C , Lünebu , Gruben g s f r a u h b c n n hage und Laue , und in den Grafſ z l he o ic h a ten Soy und Diep ; und die königl Ren chen gierung zu Stade an alle Zemter im Bremiſ hen e nung us und Verdifc a , , eine gedruckt Verord iſchen fraft welcher fie , zum Behuf meiner geograph bung Beſchrei von Sr. königl. Majeſtät deutſchen Lan . n ibungen den , die benannte Beſchre der Aemter , in n welchen ſie beſtellt worden , verfertige und einſchis n den ſollten , aus welchen derſelbe Größe, Lage und e engeit natürliche Beſchaff , Kirchſpiel und Dörfer,
LXII
Nachricht
Landesproducte, Gewerbe und Nahrung erſehen were den förne. Zu dieſen mir nach ihrer Ankunft von der hohen Regierung gnädigſt mitgetheilten Beſchrei. bungen, iſt nicht nur der zur Kenntniß aller Städte, Stifter, Kloſter und geſchloſſenen adelichen Gerichte in den Fürſtenthümern Calenberg und Grubenhas gen , und der dazu gehörigen Dörfer fehr brauchbare Extract cataſtri der fåmmtlichen Gebäude , welche zu den -- in den Fürſtenthümern Calenbergund Grus benbagen errichteten Brand : Affecurationsfocietat gehören ,' welche mir die hochlöbliche calenbergiſche Landſchaft hochgeneigt geſchenkt hat , und Kothens geographiſche Beſdhreibung der Herzogthümer Bres men und Verden , welche man nur handſchriftlich hat, gefoinmen ; ſondern es haben mir aud) fowohl Magiſtratsperſonen vieler Ståbre, als unterſchiedene in dieſen Sanden angefeſſene,
erfahrne und gütige
Perſonen , adelichen und bürgerlichen Standes , theils auf meine Bitte, theils aus eigner Bewegung, viele und ſehr nügliche Nachrichten von Städten und Die ſtricten überſandt. Auch zu der fünften Ausgabe haben einige Gönner und Freunde unterſchiedene Ane merkungen und Nachridt geliefert . Vom Fürſtens thum Wolfenbúrtel, habe ich durch unterſchiedne Gönner und Freunde vitle gute Nachrichten , und inſonderheit vom Weſerdiſtrict deſſelben , von einem geſchickten Mann eine
vollftåndige Beſchreibung
erhalten . Zur Abhandlung des Fürſtenthums Salberſtadt , haben, mich einige Gönner mit ermünſchten Nachrichten unterſtüßet. Von der acht Zemtern des berzogthums Meklenburg
Schwerin , welche dem chur. und fürſtlichen Haur Braun
von der ſchriftlichen Hůlfsmitteln.
LXIIK
Braunſchweig und Lüneburg verpfändetwaren , hatte ich ſchon genaue Beſchreibungen , und von dein ſtars gardifchen Preiſe der meklenburgiſchen Lande unterſdieðne Nachrichten erlangt: als Seine hocha fürſtliche Durchlaucr der regiecer:de Serzog von Meklenburg - Schwerin Friderid) gná, digſt geruheten , mir vollftandige Verzeichniſſe von allen bero Domainen . Hemtern und dazu gehörigen Höfen , Mühlen und Dörfern , und von allen abelis chen Gütern dero Idnder aus dero Regierung und Rentkammer zufertigen zu laſſen . Es hat mich auch eine freundſchaftliche Hand mit einer vollſtändigen Beſchreibung des Fürſtenthums Rageburg pery ſehen . Von des Bisthums Lübeck's Hemtern und dazu gehörigen Dertern, hat mir ein Mitglied des hochwürdigen Domkapitels ein genaues Verzeich. niß , gütigſt ertheilt. Von dem herzogthum Solſtein, Bisthum Sildesheim , und der Graf: ſchaft Rangau ,habe ich auch die ausführlichſten und hinlänglichſten Nachrichten in Händen, welche mir von vielen landesfürſtlichen Beamten und andern ers fahrnen und dienſtfertigen Männern , nach und nach gütigſt mitgetheilt worden. Die Beſchreibung der Reichsſtadr Bremen, iſt bloß aus ſchriftlichen Nachrichten entſtanden , und die Beſdireibung der Reichsſtadt Hamburg, habe ich fo cingerückt, wie ſie daſelbſt von der geſchickten Hand eines Gon ners aufgeregt worden , außer daß ich ſchon in der vier, ten Auflage die Beſdhreibung iøres Gebiets verän . dert und erweitert , und die fünfre Xusgabe mit neuer nöthigen und erbeblichen Nachrichten , die mir gitig jugeſchickt worden ,
berichtigt habe. Unſer
XIV
Nachricht von den ſchriftl. Hülfsmitteln .
Anſehung der unmittelbaren reichsritterſchaftlic den Kreiſe,bin ich von unterſchiebnen Gönnern un . Ich muß zum Beſchluß noch dies terſtůßt worden . jenigen dankbarlich rühmen , welche ſich die Mühe gegeben haberi, entweder meine ganze Erdbeſchrei. bung , und infonderheit die Bånde vom Deutſchett von vielen Schreib- und Druc. Fehlern , und andern kleinen Unrichtigkeiten zu reinigen , oder
Reiche ,
fonft viele Stellen zu ergänzen und zu verbeſſern . Zu denſelben gehören vornehmlich der nun verſtor . bene Profeſſor Meuſchen zu Berlin , und der vors malige Kaiſerl. Königl . Regierungsrath Friderich Wilhelm
von Taube.
ht
Ein
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Einlei
tung
in die
Beſchreibung
des
deutſchen
3 Th. 6 A.
Reiches.
Einleitung in Beſchreibung des
§.
die deutſchen
Reiches.
1.
nter den vielen Charcen von Deutſche
S
land , gehören die bomanniſche von 1741, welche nach Maßgebung der ſchakis ſchen
miniret
iſt ,
Anfangsgründe
und die
große
methodiſch illue
eiſenſchmidtſche auf
4 Bogen , welche dud) von Homann ans Licht geſtellet, und 1758 zu Paris von Herrn Julien wieder aufgelegt worden, zu den brauchbarften .
Allein, wie
wenig diefe und alle vorhergehenden Charten von Deutſchland taugen , wenn man ihre innere Güte ge nau unterſuchet, beweiſet die vortreffliche Mappa criti, ca Germania , welche Prof. Mayer mit unſäglicher Mühe zum Stande gebracht, und 1750 durch die ho. manniſchen Erben herausgegeben hat. Vermoge der felben, haben wir bis dahin nur von einigen 20 Ders tern ihre wahre Sage und Entfernung gewußt, und Deutſchland iſt von den alten Erdbeſchreibern um ei:
nen ganzen Grad zu weit gegen Often ausgedehnet worden . Dieſe Bemühung hat der Oberbaurath
und Prof. Lambert zu Berlin, fortgeſeget, und die
{ age vieler ſolcher Derter beſtimmt, die in der maner ſchen Charte nicht vorkommen, auch durch zuverläß ge genaue Beobachtungen nicht beſtimmt ware
Seine Tafel der Långe und Breite der mehreſten Ståd
Deutſchlandes , nach aſtronomiſchen Beobachtung ' und richtigen Einſchaltungsarten beſtimme, weld
man in der berliniſchen Akademie aſtronomiſchem Har bi
ty
THE
Einleitung
3
1777 findet, welches 1775 ge+ einem Raum von einer guten in , hat drucket worden Quartſeite weit mehr Derter , als die maņerſche auf auf einem Bogen in den gemdhnlichen (andcharten So lange nicht von noch mehreren Der format.
buch für
das Jahr
tern ihre wahre lange und Breite ausfindig gemacht, und die Lånder , aus welchen Deutſchland beſtehet, richtig gemeſſen , und regelmäßig abgezeichnet wor den , iſt keine gute allgemeine Charte von Deutſchland
zu
erwarten.
Unterdeſſen
hat die
hoinanniſche Werkſtate zu Nürnberg die meis ften und beſten Landcharten von Deutſchland ge liefert, von welchen 1753 der erſte Band unter dem Tin tel : Atlas Germaniæ ſpecialis ,— zuſammengetragen worden . Er enthält alle Charten ron Deutſchland, welche in der homanniſchen Werfftate bisans Ende des Jahrs 1752 ans Licht getreten , und deren 125 find, welche 146 Biårcer oder Bogen ausmachen. Die Charten der homanniſchenErben von 1753 an, konnten mit der Zeit den zweyten Band ausmachen, wenn ihre Werkſtate nach Franz Tode wieder unter eben ſo gute Uuffiche gekommen wåre . Die obengedachte mayeriſche Charte iſt in dem erſten Bande die achte. Die Charte von Deutſchland, welche die Akademie der Wiſſenſchafa ten zu Berlin 1762 zum zweytenmal herausgegeben, und J.C. Rhode gezeichnet hat,übertrifft die obengenannte eiſenſchmidt. homanniſche, dienet aud) zur Poſtcharte. Sie gründet ſich theils auf die mayeriſche mappam cri ticam , theils aufeinige andere Unterſuchungen, hat aber keinen ſo deutlichen und angenehmen Stich , als man wünſchet, wird auch durd) die Striche, welche den lauf der Poſten anzeigen , undeutlich. Wahrſcheinliches. 22 weiſe
4
Einleitung in die Beſchreibung
weiſe liegt ſie zum Grunde , bey der nach einein groſ ſern Maasſtabe gezeichneten und auf vier großen Bogen, die zuſammengeſeket werden können , abges druckten Map of the empire of Gertnány , welche L. de la Rochette zu London geliefert þat. Wir haben keine ſo gute Charte von gleicher Größe int Deutſchland. Die homanniſde Officin hat 1764 Fr. Joh . Hegers große Poſtcharte von Deutſchland ans licht geſtellet , welche in Anſehung der Poſten ſehr brauchbar iſt. Die anſehnlichſte Charte von Deutſchland, liefert ſeit 1768 die jagerſohe Buchs handlung zu Frankfurt am Mann, auf 81 Bogen im gewöhnlichen Format. Sie hat den Vorzug , daß alle Blåtter von einerley Größe, audy nach einerlen Maaßa ſtab geliefert ſind,undalſo zuſammengeſeket werbenfón : nen, um eine einzige große Egarte auszumachen. Sie wird nadi den beſten geſtochenen Specialchárten , jum Theil auch nach ungeſtochenen Charten gezeichnet, kann alſo an ſtart vieler Specialcharten gebrauchei werdert. Es iſt zu wünſchen, daß ihrHerausgeber, der Ingenieur Capitain - Lieutenant I w . Jåger, unſere beſtent Specialcharten von ihren Fehlern und Mängeln durch ſeine Zeichnungen befreyen , auch viele gute neue Zeicha nungen in die Hände bekommen moge. 9. 2. Unfänglich erſtreckte fich Deutſchland gegent Abend nur bis an den Xhein, und gegen Mittag bis ani die Donau.
A
Ais es aber ein Theil der großen från .
fiſchen Monarchie ward, wurden deſſelben Gränzen gee gen Mittag über die Donau bis an Helvetien und Jtai lien ausgedepnet. Es grånget alſo gegen Mitternacht an die Eider und Ditree, gegen Morgen an Preußen ,
2 Polen , Ungarti, Slawonien uno Croatien ,
gegen Mits
des deutſchen Reiches,
5
Mittag an den Venediger Meerbuſen ,
Italien und
-
Helvetien , und gegen Abend an den Rhein , die pereinigten Niederlande und die Nordſee. Nach dies ſem Umfang iſt Deutſchland auf der vorhin angezeige ten mayeriſchen Charte abgebildet worden, liegt nach ſeiner äußerſten Ausdehnung zwiſchen 45 Grad 4 Min . und 54 Grad 40 Min. nordlicher Breite, der fånge nach aber zwiſchen 23 Grad 30 Min. und 36 Grad 52 Min. und iſt 11124 deutſche Quadratmeilen groß . D. 3. Das deutſche Reid hat zu verſchiedenen Zeiten einen verſchiedenen Umfang gehabt.
Als es
nady K. Judwigs I, Tod ein eigenes unabhängiges Reich wurde , trennete es der Rhein vom lothringi fichen Reich , außer daß das Erzbisthum Maynz und die Bisthümer Worms und Speyer , mit zum deut. Sein erſter König fichen Reich geſchlagen wurden. Ludwig, brachte die eine Hälfte, und dieſes Gohn gleic ches Namens, die andere Hälfte des locbringiſchen Reicbs an das deutſche Reid : allein, Frankreich hat von demſelben die Bisthümer Meş, Tul und Verdun , das Elfas und Sundgau, und ganz Lothringen an ſich gebracht, und die ſieben vereinigten Provinzen ſind eine unabhängige Republik geworben ; alſo daß das deut ſche Reich von dem fothringiſchen Reich jenſeits des Rheins nur noch ben Reft des burgundiſchen Kreiſes, die Herzogthümer Jülich und Cleve, die Erzſtifter Coln und Trier, das Bisthum ſüttich, die Pfalz und unter: ſchiedene kleine Fürſtenthümer ,Grafe und Herrſchaften , welche zu dem oberrheiniſchen Kreiſe gerechnetwerden , übrig hat. Das arelariſche oder burgundiſche Reich wurdezwar 1933 auch mit dem deutſchen Reiche perknüpfet: allein , Frankreich hat Dauphiné , die Graf. # 3
Einleitung in die Beſchreibung Grafſchaft Burgund, und Provence'an ſich gebrache, Helvetien hat ſich in Frenheit geſeket, und es werden nur noch das Herzogthum Savoyen , das Bisthum Bar fel, die Grafſchaft Můmpelgard, das Bisthum Chur, und der Erzbiſchof zu Biſanz, zum deutſchen Reich ges rechnet, wiervohl der Herzog von Savoyen und der Erzs bifdyof ju Biſanz ſich weder zu einem Kreiſe halten , noch den Reichstag beſchicken . Man kann die Größe des deurſchen Reiches aufmehr als 12000 geogra phiſche Quadratmetlen ſchågen, unterwelchem Anſchlag das Herzogthum Savonen nicht; hingegen ganz Schles fien mit begriffen iſt; denn obgleich der König von Preußen ben ihm 1742 durch den Berliner Frieden aba getretenen , und 1743 durch den Dreßdener aud 1763 durch den Hubertsburger Frieden beſtätigten größten Theil von Schleſien , aus aller Verbindung mit dem deutſchen Reide geſeket hat: fo hat doch das Reid) den Dreßdner Frieden nur ſalvis juribus imperii ga Conft iſt noch das rómiſche Kaiſerthum und das italieniſche oder longobardiſche Reichmit dem Deutſchen Reich verbunden . rantirr.
$. 4. Das deutſche Reich wird ſowohl von den Deutſchen ſelbſt, als von anderen , mit unterſchiedenen Benennungen beleget. Man nennet es das Reich , im vorzüglidhen Verſtand, * und auch das deutſche Reid), * Mit dieſer Benennung müſſen andere nicht verwechſelt werden ; es pflegen nämlich die Sachſen, Deftreicher und andere , im gemeinen Leben den Theil des deutſchen Reidys , welcher aus Franken , Sdimaben und dem Rheinſtrom beſteht, im vorzüglichen Verſtande das Reich zu nennen ; es wird auch die Gegend uin das Städte dhen Hayn zur Dreyeichen in der Grafſdhaft Ober - ffen burg
7
bes deutſchen Reiches.
Reich , (Regnum Germanicum .) Der Name Impe rium wird ihm auch ſchlechthin , und auf dieſe Weiſe ſonſt keinem Reich , 'beygeleger, Der Name Gece manien , wird heutiges Tages ſchwerlich anders, als in Der kaiſerlichen und churmaynziſchen Zitulatur, gebrau chet.
Der franzöſiſche Name Allemagne, iſt aus dem
lateiniſchen Namen Alemannia entſtanden , welcher ehedeſſen nicht bloß von Schwaben, ſondern auch zu . weilen in weiterm Verſtand von ganz Deutſdıland, gebraucht worden . Das römiſche Reich oder Kais ferthum , ( Imperium romanum ) iſt ein Name, wel. cher dem deutſchen Reich eigentlich nicht zukommt ; denn dus römiſche Kaiſerthum und Deutſche Reich find zwar unzertrennlich verknüpfet, aber doch an und für ſich ſelbſt ganz von einander unterſchieden.
Den Nag
men des heil. Reictis, (facrum Imperium ) hat es ganz eigenthümlich , und man hålt dafür, daß er da. her rühre; weil der Kaiſer der Beſchußer und Beſchir mer des Stuhls zu Rom , und der ganzen Chriſtene heit iſt. Außerdem nennet man es das heil. romie
3 ſche Reich , (facrum romanum Imperium ) das róa milch deutſche Reich , (Imperium romano - ger. manicum ) das romiſche Reich deutſchernation, und das heil.römiſche Reich deurſcher Vacion, ( facrum Imperium romano-germanicum ).
2.4 .
9.5
burg , im beſondern Verſtandedas Reich genennet; und die ehemaligen Reichsbörfer im Untern Elſas , welche unter der Landvogten Hagenau geſtanden haben , wers den in Fledenfteiniſchen Urkunden aus dem 14ten Fahrs bundert , auch daoReich genannt.
}
8
Einleitung in die Beſchreibung
$. 5. Obgleich Deutſchland überhaupt eine gemå. Bigte Luft hat , ſo bemerket und empfindet man doch , in Anſehung der Wärme, Reinigkeit, Lieblichkeit und Geſundheit derſelben , einen großen Unterſchied. Es rühret folcher nicht nur von der ſüdlichern oder nord : lichern Sage, von der Nähe und Entfernung der Meere, fondern auch von dem Unterſchiede des Bodens her. Die ebenen Gegenden haben eine andere luft, als die bergichten ; die tiefen ,feuchten und moraftigen eine an . dere, als die höheren , trockneren und fandichten. Das her werden auch die Feld. Garten- und Baumfrüchte nach einem merklichen Unterſchiede der Zeit reif. Joh. Bernh. v. Fiſcher behauptet in ſeiner Schrift de Sea nio, daß unter den Europäern die Deutſchen am lång= ften lebten. $ . 6. Es giebt in Deutſchland viele Berge, und zum Theil große Gebirge. Zu den legten gehören das fadetiſche Gebirge zwiſchen Böheim und Mäh . ren auf einer, und Schleſien auf der andern Seite, der Kableberg ,welcher ſich aus dem lande unter der Ens bis in Krain erſtrecket, der Birnbaumerwald in Krain, die Alb und der Sdwarzwald in Schwa . ben, der harz, u . a. m . In alten Zeiten war Deutſchland ein ſehr walbich tes land, iſt auch noch heutiges Tages mit nukbaren Wåldern überhaupt reichlich verſehen ; doch wer den ſie immer dünner ,
und manches land hat ſchon
großen Mangel am Bau- und Brennholz,
brauchet
aber zum Theil ftatt des legten, Torf,Steinkohlen und Strob. Unter den großen Wåldern find die berühmteſten undanfehnlichſten , der große båheimis ſche Wald , der Speſſart, der Schwarzwald , Sarze {
3
1
Des deutſchen Reiches, harzwald und Thüringerwald. Wåldern liefern Eichen . Bůchen
Die deutſchen
Föhren- oder Kies
fern - weiß- undrothe Tannen- Erlen - Eſchen- Birkena Linden - Aſpen, oder Pappeln- {erchen- und Thornbåu . me, ac , Franken, und infonderheit das bambergiſche Gebieth , hat viel Süßholz; die Unterpfalz und die Bergſtraße ganze Kaſtanienwälder, auch viele Delbåu Zum me, und vornehmlich eine Menge Nußbáume. Behuf des Seidenbaues werden in einigen Låndern viele weiffe Raulbeerbäume gezogen . Die Holzuna gen und Wålder von Eichen und Büchen , geben vor . treffliche Schweinmaſt; es wird auch viele Waidaſche zubereitet , und in den Haïz- und Pechwåldern were den hin und wieder Pech und Holzkohlen gemacht. In einigen Bergen giebt es merkwürdige Söhlen und natürliche Grotten , bergleichen ſind inſonderheit in Krain , im Herzogthum Würtemberg das Nebelloch und Erdloch , und nicht weit von Blankenburg die berühmte Baumannshöhle . In alten dieſen Höhlen , Woerden viele feltfame und prächtige Figuren von Tropfo ſtein gefunden . 5.7. Deutſchland hat viele kleine und große Flip ſe, unter welchen einige ſchiffbare ſind. Die Haupta flüſſe, welche insgeſamme ſchiffbar, find folgende: 1. Die Donau , Danubius, entſpringt in Schwar ben , und zwar , der gemeinen Meynung nach, ben dem fürſtenbergiſchen Städrchen Doneſchingen. zwar gewiß, daß von dem Waſſer , welches unterhalb Done dyingen fließet,
und die Donau genennet wirb )
ein großerer Theil aus dem Würtembergiſchen in den kleinen Flüffen Briege und Breege herkomme; allein , der von Doneſchingen kommende Bach iſt von alten 25 Zeia
JO
Einleitung in die Beſchreibung
Zeiten her im Beſig des Namens Donau .
Graf von
Marſigli, hat den Urſprung der Donau auf 3 großen Oberhalb Ulm , woſelbſt halben Bogen abgebildet. Der Fluß Jler in die Donau fållt , wird ſie ſchiffbar. Unterhalb Donawerth nimmt ſie den Lech), welcher aus Enxol kommt, unterhalb Deckendorf den Fluß Iſer , welcher auch in Tyrol entſpringt, ben Paſſau den Inn , der aus dem Lande der Graubündner fømmt, und bey Ens die Ens , die im Erzbisthum Salzburg entſpringet, nebſt andern Flüſſen , auf.
Eine
halbe Meile unter Grein in Dberóſtreich , nicht weit von der Kapelle St, Nicolas , iſt ein Strudel und Wirbel in derſelben, deſſen Durchfahrt , wegen der vielen Klippen , die daſelbſt unter dem Waſſer ſtehen , und, wenn der Strom niedrig iſt, hervorragen , bea benklich iſt. Der Wirbel iſt gefährlich , weil dabey , ein unterwärts gerichteter Zug iſt, alſo, daß kleine und große gar zu (dywer beladene Schiffe unterſinfenfón : nen .
Wenn der Strom groß iſt , ſo hats bey dem
Strudel keine Noth ; denn das Waſſer gehet alsdenn hoch über die Klippen weg , aber der Wirbel iſt als . Denn deſto ungeſtümer und gefährlicher , weil er fich fårfer umdrehet und anziehet, und fein Umfang großer Dieſe Gefahr vermehret al denn noch ein See iſt. genſtrom , der rechter Hand , von dem fogenannten Loc , dazu kommt, welches ein ſchmaler Gang iſt , ber ſich um den großen Felſen herumſchlingt, und ben niedrigem Waſſer ganz trocken iſt: wächſet aber daſſelbe an , fo können daſelbſt die kleinern Schiffe durchfom
.
men, und dem Wirbel ſolchergeſtalt ausweichen . Auf per rechten Seite des Strudels, gehetauch ein ſolcher kleiner Arm der Donau für kleine Fahrzeuge herum , mel.
1
des deutſchen Reiches. welcher der Meßgang genennet wird, und ben Hohem Waſſer befahren werden kann . Iſt das Waſſer niea drig , ſo hålt ſich der Wirbel ganz ruhig , und man fann alsdann ohne alle Gefahr, ſowohl darüber , als : darinn herumfahren : zu der Zeit aber kommt man ben dem Strudel wegen der hervorragenden Felfen deſto ſchwerer durch , und muß man einen des Orts wohlerfahrnen und nüchternen Schiffer haben. Uns terhalb der Stadt Haimburg, verläßt die Donau Deſta reich und Deutſchland , und tritt in Ungarn ein. TH ren ferneren lauf habe ich im erſten Theil beſchrieben . Sie ift der größte Strom in Europa , und zugleich ei ner von den wenigen , welche von Abend gegen More gen laufen. Der Haufen (Antaceus) , welcher der größte Flußfiſch iſt , und in Rußland , ſeiner weißen Farbe wegen , Beluga heißet, wird in dieſem Strom gefangen. 2. Der Rhein, Rhenus, entſteher in Helvetien , und zwar im obern oder grauen Bund, und wird in ana fehung ſeines Urſprungs, in den obern oder vordern, miftlern und hintérn Rhein abgetheilet, wie im vierten Theil in der Beſchreibung Helvetiens umſtånda licher gelehret wird. Bey der Stadt Chur iſt der Rhein ſchon fchiffbar. Unter Rheineck fållt er in den Bodenſee, aus weldem er bey Coſtnik wieder Herauss fommt, aber gleich darauf wieder durch den Theil dera felben , welcher der Zellerſee genennetwird,fließet. Soo wohl neben, als eine kleine Stunde unter Schafhauſen bey 2 Dertern , Namens laufen , hat er einen Fally
)
UN
IV
E
und nimmt nachher die Flüſſe Thur und dar auf. Ben Laufenburg hat er wieder einen Fall, und Baſel iſt die leßte helvetiſche Stadt, welche er berühret. Ben
Mann
12
Einleitung in die Beſchreibung
݂:ܘ ܕ
Mannheim nimmt er den ſchiffbaren Fleckar auf, welcher im Herzogthum Würtemberg entſpringt, und bey Máynz den :Naymſtrom , bis dahin er der Ober. rhein , von hieran aber der Niederrhein genennet wird.
Unter Bingen fließet er durch das ſogenannte Þingerloch , welche Gegend für die Schiffe gefähre lich iſt.
Bey Goarshauſen iſt in demſelben ein Strus
del , welcher die Werb oder Bank genennet wird, Bey Oberlahnſtein nimmt er den Fluß Labn , oder Låbn , Lobn, ben Coblenz aber die fchiffbaremost ſet auf, welche in dem wasgauifdyen Gebirge entſtehet, und ſich mit ſolcher Geſchwindigkeit in den Rhein ſtür: zet , daß man beyder Strome Waſſer eine ziemliche Strecke weit von einander unterſcheiden kann. Bey Duisburg fließt die Roer in den Rhein, und bey Wea fel die Lippe. Von ſeinem ( auf und Schickfal in Den vereinigten Niederlanden , muß man die Beſchreix bung derſelben im vierten Theilnachleſen. Unter den Fiſchen , welche dieſer Strom reichlich heget, ſind in : fonderheit die Salmen oder Sachſe, welche bey Baſel am beſten ſind, die Store ," zweyerlen Neunaugen , die ftachelichten Hechte, die Rheinkarpfen , und die Bare ben oder Rothbårte, zu bemerken. Daß die von der Belvetiſchen Bergen Herab und in den Rhein fließen . Den Båche ihm unter dem Sande Goldcheilchen zu . fühlen , welche ſie von den Bergen abgeriſſen haben , iſt ſchon im zweyten Theil der Erdbeſchreibung beym Elſas Seite 735 der 6ten Zuflage angemerket worden . Hier iſt nur noch zu erinnern , daß in dem churpfal. ziſchen Oberamt Germersheim das meiſte und beſte Gold aus dem Rheinſande gewaſchen werde, und daß man
des deutſchen Reiches.
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mañ markgråflich badenſche Ducaten mit der Auf. ſchrift , ex fabulis rheni, gabe. 3. Der Mayn , Mænus, hat eine gedoppelte Quelle; die eine iſt in dem Fürſtenthum Bayreuth über Hörnleinsreuth, und verurſacht den ſogenannten rochen zayn, welcher von dem rothen Leimen, durch welchen er fließt, und der ihn fårbet, den Namen hat; hingegen der ſogenannte weiße mayn , welcher von dem weißen Bachelchen , das ſich inihn ergießt , den Namen hat, kommt aus dem Fichtelfee , der auf dem Fichtelberge iſt, und beyde vereinigen ſich unweitSteina hauſen: Der vereinigte Mayn, nimmt die Flüffe Regnis, Saale, Tauber und Kinzig auf, und er gießet ſich bey Mannz in den Rhein . Sein Waffer ift die mehreſte Zeit trübe und leimicht, aber ſehr fiſcha reich ; wie es denn große Karpfen ,Hechte, Forellen, und viele andere Fiſche, bisweilen auch Store und ein paar andere fremde Fiſche führet.
Das Erzſtift Mainz
eignéř ſich • das Eigenthum dieſes Flußes zu , und gründet ſein Recht auf das. Privilegium Kaiſers Karls IV , vom Jahr 1356, vermoge deſſen es feine Gerechtſame über den Fluß nicht nur ſo weit die erze ſtiftiſchen Lande gehen, ſondern auch in andern ländern Es hat darüber Streitigkeiten mit ausüben will. den Grafen von Jenburg und Hanau , und mit der Reichsſtadt Frankfurt, und das Haus Heſſen eignet ſich gewiſſe Gerechtſame über den Mayn , ſo weit er die Grafſchaft Kafenelnbogen durchſtromet, zu, ob es gleich das täglich von Maynz nach Frankfurt gehende Marktſchiff leidet. S. C. H. S. Gatzèrti Program : mata de Dominio Moeni. 4. Die
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Einleitung in die Beſchreibung 4. Die Elbe, ' Albis, auf bóheimiſch Labe, hat
ihren Urſprung auf dem Rieſengebirge,
ki
und zwar
auf dem Grund und Boden von Böheim ,
auf wel
chen der Abt von Felbiger ihre Quellen geſehen zu sehen haben, mir verſichert hat. Sie nimmt bey Melnit die moe Ilioldau , und oberhalb Deutmeriß die Eger auf, die
mit
auf dem Fichtelberge in Franken entfpringt. Die Elbe tritt aus Böheim in die oberſächſiſchen Freislande, in welchen ſie unweit Deffau die Mulde, und oberhalb Barby die fchiffbare Sadle aufnimmt.
? 1
Nachmals
fließet ſie durch des niederſächſiſchen Kreiſes lande, em: pfängt vorher unweit Havelberg die havel, und unter Winſen die Jimenau , vertheilt ſich alsdann in viele Arme, ſchließet oberhalb, u. in derGegend von Hamburg viele Inſeln ein,madit hernach einen ſehr breiten Strom aus , nimmt unterhalb Glückſtadt ben Wewelsflet die tiefe und fchiffbare Stór auf, wird unterhalb Bruns. büttel noch breiter, und verlietet ſich endlich im deutſchen Meer, oder in der Nordſee. Es iſt infonderheit bey der Elbe anzumerken , daß fich die Ebbe und Fluth aus der Nordſee ungefähr 23 Meilen weit in die Elbe hinauf erſtrecket, ſo daß zur Zeit der Flury, welche etwa fünf Stunden wahret, der natürliche Jauf des Stroms in die See hinein gar nicht zu bemerken iſt.
Ben ſtarkem Weſtwind und hoher
Fluch können die mittelmäßig beladenen Schiffe bis in die Gegend von Hamburg kommen ; ber niedrigem Waſſer aber múffen infonderheit die ſchwer belades nen Schiffe etwa eine Meile unterhalb dieſer Stadt vor Anker legen, um ſodann geldſchet, o . i. von ihren Waa ren erleichtert zu werden, wozu man theils andere mit telmäßige Schiffe , welche man Lid ter nenner, theils
auch
15
Des deutſchen Reiches.
auch kleinere, welche Ever und Pramen genannt wer . den, gebrauchet. Wenn ſie aber gelöſchet find, kön nen auch die größten von ihnen bis in den Hafen der Stadt Hamburg gebracht werden.
Oberhalb der
Stadt Hamburg aber werden faſt nur platte Fahrzeu. ge zu weiterer Verſendung der Waaren gebrauchet. Zur Erleichterung und Sicherheit der Schiffahrt auf der Elbe , find von der Stadt Hamburg viele Anſtal ten gemacht worden. Uebrigens findet man in der Dafigen Calendern von den manderley Gattungen von Fiſchen, welche in der untern Elbe gefangen werden , und unter
welchen
infonderheit die Sachſe , Store,
Karpfen , Karautſchen ', Braſſen , Ulanders, nebſt anderen , von gutem Geſchmack ſind, ein nach den Mox naten eingeridytetes Verzeichniß ; auch ſind in denſela ben die Abwechſelungen der Ebbe und Fluth bemere fet, deren Eintritt tåglich ungefähr um eine Stunde unterſchieden iſt. 5. Dié Oder , Ader , Odera, Viadrus, entſpringe in Mähren , im Olmůger Kreife , zwiſchen Bautſch und Span , nicht weit von Hof, fångt bey Ratibor in Schleſien an, ſchiffbar zu werden, und tritt, nachdem fie gan ; Schleſien durchfloſſen, und unterhalb Croffen den Bober und die Weiſe aufgenommen hat, in die Marf Brandenburg ,
darinn ſie die Warre
ema
pfängt, qus Berſelben aber in Pommern, ergießt ſich in das große Syaf, und aus demſelben in die Oſtſee. Es giebt viele Sandbånke darinn, weldie ihre groffere Schiffbarkeit hindern . Unter ihren Fiſchen ſind Sachſen Welfe, Store, Zante, Lampreten, Neunaugen, u. a . m . 6. Die Wefer, Vifurgisa entſteher aus den berya hon Fluffen Werra unb Fulda, dapun jene im Fico ſtene
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tung
Einlei
eibung
in die Beſchr
ftenthum Hildburghauſen , dieſe aber im Fulbaiſchen entſpringt. Bende vereinigen ſich ben Münden im für: ſtenthum Calenberg, und beißen alsdann die Weſer , welches aber kein neuer Name, fondern mit Werra einerler iſt, als welcher ausjenem zuſammen gezogen Nachdem ſie im Fürſtenthum Verden die worden. Aller , und im Herzogthum Bremen die Wümme
1
aufgenommen hat, erweitert ſie ſich anſehnlich, und fåde in die Nordſee . Die großen Schiffe können mit ihrec Jadung nicht bis Bremen kommen, ſondern miſſen bey) Brake oder Elsfleth, brey bis vier Meilen unterhalb der Stadt, ausgeladen werden, und alle Anſchläge zue Vertiefung der Weſer, ſind bisher vergeblich geweſenti Sie iſt auch reich an Fiſchen. 8. 8. Von der Ojitſee , Kordree, und dem Golo di Venezia, an welche Deutſchland grånget,
iſt ſchon im erſten Theil, in der Einleitungzu Europa , gehandelt worden . Es giebt auch große und kleine Landſeen in Deutſchland, unter welchen folgende die merkwürdigſten ſind : Der Bodenſee,welcher auch der Roſtniger und Bregenzer See, imgleichen das deutſche Weer genennet wird, und-zwiſchen Schwał ben und Helvetien liegt ; der Chiemſee, oder das fo genannte bayeriſdie Meer ; der Cirkniger See, im Herzogthum Krain, welche nicht ſeiner Große we gen , ſondern um deswillen zu bemerken iſt, weil ſein Waſſer auf eine ſonderbare Weiſe ab, und wieder ans läuft ; der Seeburger ſüße und geſalzene See, in der Grafſchaft Mannsfeld , das große und kleine friſche Safin Pommern ; einige mecklenburgiſche Seen, und der Důmmer See, zwiſchen der Grafé fchaft Diepholz und dem Bisthum Münſter.
$. 9.
des deutſchen Reiches.
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9. 9. Deutſchland überhaupt genommen , iſt ein geſegnetes Land , welchesmit allen Dingen , die zur Nothdurft und Bequemlichkeit des Lebens gehören, theils reichlich , theils hinlänglid , verſehen iſt.
Es
hat zwar nicht durchgångig einen fruchtbaren Boden; ſondern viele mittelmäßige und ſchlechte Gegenden : allein , es erſeket nicht nur eine Landſchaft durch ihren Ueberfluß den Mangel der andern , ſondern es fann auch Deutſchland einen anſehnlichen Theil von ſeinen Sandesfrüchten und Gütern auswärtigen Ländern übers laſſen .
Es wird auch noch immer beſſer angebauet,
und alſo auch immer fruchtbarer, reicher und ſchoner. Es hat alle Arten des Getreides, als Roggen , Weis zen , Manß oder türkiſchen Weizen, Spelt oder Dinfel, Gerſten, Hafer, Erbſen, Bohnen, Wicken, Linſen, Kis chern , Hirſe, Buchweizen oder Heideforn, überflüßig, und kann einen guten Theil davon ausführen : in eie nigen Ländern bauet man auch Reis. Mian bat Schwaben oder Manna , bauet Hanf, Flachs , Hor pfen , Anis , Kümmel, Taback, Fårberrothe , Waid, Safran , Kalmus ac ." Es giebt Trüffel, Kartuffeln , vielerlen und vortreffliche Gartengewächſe und Küchen . fråuter. In heilſamen und nůklichen Pflanzen, findet man mancherley Urten.
Man hat allerlen gemeines ,
franzöſiſches und italieniſches Obſt, als Zepfel, Bir nen , Kirſchen,Pflaumen , Kaſtanien,Mandeln ,Dliven, Miſpeln , Feigen , Pfirſchen, Apricoſen , Pomeranzen , Citronen, Limonen, imgleichen Haſelnüſſe, Zellérnüſſe, und målſche Nüſſe. Deutſchland hat Weine , die es mit den franzöſiſchen und ungariſchen vergleichen, ja ihnen entgegen reken kann. Die beſten wachſen in dem niederrheiniſchen Kreiſe, und ſind die vielerlen Rheing 3 weis 3 Th . 62 .
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Einleitung in die Beſchreibung
Pa weine ( unter welchen die Rhingauer die edelſten in Deutſchland ſind ,) und ITJoſelerweine. Die Franse Ken Steckur:RocherzundMuſcatellerweine ſind Man hat auch rothe Weine at auch zum Theil ſehr gut. und bleicherte. In Deftreich giebt es trefflicheWeine. Die böheimiſchen, mähriſchen, niederlauſikiſchen ( unter welchen der gubenſdhe rothe Wein der vornehmſte ift,) und die oberſächſiſchen, haben ſo viel nicht auf fidy,wie die vorgergehenden.
Die Bienenzucht iſt erheblich.
Die Viehzucht iſt ſehr anſehnlich und wichrig, fodaß die Menge der Pferde, Ochfen , Kühe, Schafe, Ziegen und Schweine, unbeſdyreiblich groß iſt. Die Marſche Ofte länder im Herzogthum Holſtein , Fürſtenthum friesland, Herzogthum Bremen, 1. liefern Kåfe und Buiter von der vortrefflichſten Art in der größten Mene An zahmen Federvieh, hat man Hühner, wåtfche ge. Hühner, Perlhühner, Tauben, Gänſe und Enten . Es giebt ferner Störche, Löffelgånſe, wilte Gänſe und En . ten , Schwane, Trappen , Faſanen , Uuerhähne und Kühner, Rephühner, Birk- und Hafelhühner, Schnepe pen, Lerchen , Krammetsvogel, Ortolanen , Wachteln , und anderes Geflügel, imgleichen Falken, Reiger ,Har Die Wildbahnen bichte, und dergleichen mehr. und Jagden ſind zahlreich und ſchon. Man har Hirſche, Rehe, wilde Schweine, Hafen, Kaninchen . In Stey ermark, Deſtreich, Tyrol und Salzburg ſind Gemſen , und in den beyden Testen Ländern auch Steinbocke. Es giebt auch Båren, Wölfe, lüchre, Füchſe, wilde Ka. ken, Dachfe, Marder, Hainſter, Biber, ac. ja in Maha ren auch eine Art von Leoparden. Die unzähligen Flüffe, Bache, Sandfeen und Teiche,ſind reich an mancherley Sie liefern Hauſen , Store, und idónen Fifchen . Mel
des deutſchen Reiches.
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Belfe, Sachſe Hechte, Karpfen, Forellen , Neunau .
-
gen, Bårſche, Karaufchen, Barben oder Rothbårte, Zander , Murånen , Ualraupen, Uale, und viele an. bere Arten , imgleichen Krebſe ; der vielerlen Ceefi fche nicht zu gebenken, welche von den Einwohnern der an der See liegenden Länder gefangen werden. 9. 10. Das Mineralteicb iſt anſehnlich . Von Erdarten, will ich nur der mancherlen Farbenerden,
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des monnichfaltigen Thons, der geſiegelten Erde , der feinen Potcéllanerbe, und des Triepels gedenken. Von Steinarten.nenneich mit den mannichfaltigen einfår. bigen undgeſprenkelten Marmor, den Alabaſter,Sdjiem fer, Sandſtein , mancherley: Uchat, als Carreoi, Chale
As
cedoniat, Onyx , imgleichen Jaſpis, Lazurſtein und Fafponir, Kriſtalle , und Edelſteine, als Diamanten , Rubinen , ( in Böheim ) Sapphire', Tupaſen, Sma
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tagde, Chrnfolithe, Amethyſte; Granate und Hyazina en the , will ich anführ die ſauren
0
Salze, Vitriól, Alaun , und Salpeter,ferner das Berg oder Steinſalz im
Sande ob der Ens , in Tyrol und
Salzburg , das Brunnenfalz, an welchem Deutſchland unter allen europäiſchen Staaten den größten Reicha
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2, 76
thumn hat, imgleichen das fedliger, egerſche, 2. Salg, Šteinfohlen, Schwefel, Queckſilber, Zinober, Spies, glas, Kobold, Wismuth, Kalmey und Arfenik; und an Metallen, Eiſen , Stahl, Kupfer Kupferwaſſer xc .
Blen, Zinn, ( in Böheim und Meißen ,) Silber , dar an es unter allen europäiſchen Staaten die größte Menge hat , und Gold , welches legte nicht nur in Bergwerfen, ſondern auch in Flüſſen, als im Rhein, der Eder, und anderen, gefunden wird. Die Menge und Mannichfaltigkeit derverſteinerren Sachen , iſt groß .
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Einleitu
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in die Beſchre
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groß. Man gråbt auch an unterſchiedenen Orten n Knoche von großen und in Deutſchland ungewöhnlis chen Thieren aus der Erde. Von andećn merkwürdigen Dingen will ich hier noch der Perlen gebenken , unter welchen ſich die fil berfarbigen und zum theil mitchweißen båheimiſchen • hervorthun . $. in. Die Anzahl der vortrefflichen Sauers brunnen und warmen Håder iſt groß, und die oſts reichiſchen Kreislande haben die meiſten. Ich will aber nur die berühmteſten nenneth.
In Böheim iſt das Carlsbad, das Toplişerbab , und der Sauerbrunn zu Eger. In der Grafſchaft Glaß fennet man das wars me Bad zu Sandeck, und die Sauerbrunnen zu Robo wa, Reinerz, und Altwilmsdorf. In Schleſien iſt das
!! warme Bad zu Warmbrunn, welches auch das hirſch bergiſche genennet wird , berühmt. In Bayern iſt das Wildbad zu Ubach bekannt.
Unter den ſchmåbi
ſchen warmen Bådern ,thut ſich vornehmlich das Wild bad im Herzogthum Würtemberg hervor , und unter den Sauerbrunnen Fennet man den Göppinger , und andere mehr. Die obberrheiniſchen und churrheiniſchen Kreislande ſind vorzüglich reich an mineraliſchen Waf ſern ; die warmen Båder zu Ems und Wisbaden , und das Schlangenbad , die Sauerbrunnen zu Schmals
bach und Nieder -Selters, ſind ſehr berühmt, der Tone niesſteiner -Sauerbrunnen iſt auch bekannt. In Fran
ken giebt es viele Geſundbrunn , als das Wildbad
zu Mark: Burgbernheim . Den ober- und niederſächfi ſchen Kreislanden fehlts auch nicht an mineraliſchen
Waffern , und in den weſtphäliſchen iſt vornehmlicy der Pyrmonter Sauerbrunn berühmt .
S. 12 .
des Deutſchen Reiches.
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$. 12. Vor Ulters waren in Deutſchland weder Städte ned) Feſtungen. Man bauete an bequemen Drten eingelne von einander abgeſonderte Wohnun . gen auf, bie mehrentheils .Strohhütten , zum theil aber übertüncht waren . Die verſchanzten Plåße ſind ålter, Die Römer haben die erſten Caſtele als die Städte. in Deutſchland angeleget, und dieſes Einwohner folge ten zum theil dem Beiſpiel derſelben , andere aber be dienten ſich nur der Flüſſe, Gråben und Zäune, (wele che Hagen, Hecken , Hammen und Knicke genennet wurden,) zu ihrer Beſchüßung. Weil am Rhein einige Jahrhunderte lang der Streitplag der Deutſchen und Römer geweſen , ſo ſind auch in der Gegend deſſelben zur Sicherheit die erſten Städre angeleget worden , als Maynz, Trier, Cilin , Bonn. Unter die erſten befe.
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1
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ſtigten Derter gehören Eresburg und Sigeburg, zwo Zur Zeit der frånfiſchen Feſtungen der Sachſen . Kaiſer, wurden Kloſter, Kirchen und andere Gebäude nach gothiſcher Bauart aufgeführet, und alle Berge und Hügel mit Caſtelen beſeket. Die Kriege der Hun nen, veranlaſſeten den König Heinrich I , Städte und Feſtungen anlegen zu laſſen , und von der Zeit an iſt die bürgerliche und Kriegsbaukunſt in Deutſchland immer höher geſtiegen. Ich habe in Böheim , Måh. ren , Schleſien , Glas und der Lauſiß, in ben 10 Krei ſen , und in den übrigen Reichslanden , über 23001 Gradre, und noch etwas mehrere Marktflecken ,
D
(welche man in Niederdeutſchland Flecken ſchlechthin Unter den Städten find mans nennet ,) gezählet. auch wich. che ſehr anſehnlich , groß und ſchön , ſchåzo Dårfer der Unzahl Die tige Feſtungen. . Men großen der , je ich ungefähr auf 80000 Ba ge
Einlei
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ge Kløfter , Schlöſ u n R z g ſer nd itterfiße icht u es benken . $. 13. Deutſchland wurde in alten Zeiten von vier lerley Tationen bewohnt, unter welchen einige, nåm : lich die Selverier, Boier; Tectoſager und Gos thiner, celtiſiten Ulrſprungs waren ; und die Ders ter , welche ſich auf durith, durum und'bova endigen, gebauet haben : und obgleich alle dieſe Nationen feič vielen Jahrhunderten unter dem allgemeinen Namen der Deutſchen begriffen werden , fo find doch auch noch : giebt in Deutſchland Bayern, Schwabert, Franfert, Sachſen , Thüringer, u . a.m. Im nordlichen und öſtlichen Theil von Deutſchland, haben fidy im 5ten Jahrhundert Slawen oder Wenden niedergetaſſent, von welchen die Namen der ſich auf is , wie und les ben oder leven endigenden Derter zeugen , und ſeit dem Ende des 17ten Jahrhunderts
haben ſich viele
tauſend Franzoſen nach Deutſchland zu wohnen beger ben .
Der allgemeine Name Deutſche, komint von
den Teutonen , oder beſſer Theutonen , her , welche auf den Inſeln, die ißt zum Königreich Dänemark ge hören, neben den Cimbriern gercohnet, und in Geſells dhaft derſelben einen Einfall in die Lånder der Römer vorgenommen haben. Sie breiteten ſich nachmals faſt durch das ganze jekige Deutſchland aus, und ihr Name wurde allen darinnen wohnenden Nationen und dem ganzen Lande gemein.
Vom Urſprung des Namens
Gerniani, wiſſen wir weiter nichts, als was Tacitus in ſeinem Buch de fitu , moribus et populis Germaniæ C. 2. in folgenden dunkeln Worten davon meldet : Ce
krum Germaniæ vocabulum recens et nuper addi tum
des deutſchen Reiches. tum : quoniam qui primiRhenum transgreſſi Gallos expulerint, ac nunc Tungri , tunc Germani vocati funt. Ita nationis nomen , non gentis evaluiffo
paulatin , ut omnes primum a victore ob' me. tum , moxsa ſo ipſis, invento nomine, Germani vocarentur . Ein aufmerkſamer Reifender, nimmt unter den Deutſchen,einen merklichen Unterſchied in Anſehung der Sitten , Gemüths- und Lebensart wahr, welcher nicht unbeutlich anzeiget, daß fie aus vielerler Nationen beftehn ; und dieſe Unterſcheidungsmerkmale werden wohl fortdauern ... Yebrigens gereichet es den Deut. ſchenzu großer Ehre, daß faſt alle Reiche in Europa von Prinzen aus deutſchem Geblüt beherrſchet werden, vornehmlich Großbritannien und Irrland, Dänemare und
Norwegen ,
Schweden ,
Ungarn ,
Preuſ.
ſen , Böheim und ſelbſt Rußland. Die Könige von Frankreich ſtammen in den Franken vom Deutſchen Blut ab , und folglich auch die jeßigen Könige von Spas nien und beyden Sicilien ; des deutſchen Bluts, wel. ches durch das weibliche Geſchlecht in die königlichen Mit Haufer gebracht worden , nichtzu gedenken. dem königlichen farbiniſchen Hauſe verhålé fichs auf eine ähnliche Weiſe ,und in dem königlichen portugiee fiſchen Hauſe iſt auch deutſches Blut. Die Bevölkerung der Provinzen ,
aus welchen
das deutſche Reich beſtehet, iſt ſehr verſchieden. In den landen des Churhauſes Braunſchweig-Lüneburg, kamen 1756nur 1071 Menſchen aufeine Quadratmeile, Idhabe berechnet, daß 1774 in der ganzenMarkBran , denburg, ohne die Soldaten , 1359 , und,mitden Solda ten , in der Cþurmark, 1646 Menſchen, auf eine Quar brat. 4
24
Einleitung in die Beſchreibung
..dratmelle gekommen ſind. 1775 waren in Schleſien 1922 Menſchen in einer Quadratmeile, 1775 in den Jåndern des ChurhauſesSachſen , 2325, und in dem Bistum Osa nabrück, nach des Herrn Juſtißraths X &ſers Anga be , faſt 4000. Alſo kann man des ganzen Deutſchlands Bevölkerung , nicht nach der Bevölkerung eines eine zelnen Theils deffelben beſtimmen, denn ben dieſem Verfahren würde jene bald zu klein, bald zu groß an . 1 gegeben werden.
Die ſicherſte Angabewåre frenlich
dieſe, wenn in einerlen Jahr die Einwohner aller zu dem deutſchen Reich gehörigen Provinzen , mit aller Genauigkeit gezdhlt, und alsdenn zuſammen gerecha net wurden . Da aber dieſes nicht zu erwarten iſt, ſo will ich hier ein Mittel angeben , welches faſt eben ſo gut als das gewünſchte iſt. In dem öſtereidsiſchen Kreiſe , in Böhmen und Mähren , und in dem dft reichiſchen Antheil an Schleſien , in allen preußiſchen Låndern in Deutſchland , Schleſien mitgerechnet, in allen Ländern der Churhäuſer Sachſen und Brauns ſchweig Jüneburg , find jeßt ungefähr 141 Millionen Menſchen. Da nun dieſe Länder zuſammen genom men , ungefähr 7300 Deutſche Quadratmeilen groß find, und alſo weit mehr als die Hälfte des deutſchen Reichs ausmachen , deßen Große ungefähr 12000 deutſche Quadratmeilen beträgt: ſo kann man nach dieſer Summe gar wohl die Summe aller Menſchen in Deutſchland berechnen .
Man kann alſo anneh.
men , daß im Durchſchnitt zwey Millionen Mens fchen auf tauſend Quadratinétlen , folglich auf ganz Deutſchland vier und zwanzig Millionen Menſchen kommen .
Die
des deutſchen Reiches.
25
Die deutſche Sprache hat nicht nur eine ſo große Veränderung erfahren , daß nur wenige Gelehrte die deutſchen Schriftſteller der mittlern Zeit, z . E. einen Orifried , verſtehen ; ſondern es iſt auch noch jeßt die Ausſprache, Mundart, undder Wörtergebrauch ſo ſehr unterſchieden , daß ein Deutſcher oftmals den andern nicht verſteht. Die alterwenigſten ſchreiben und ſprea chen die deutſche Sprache recht und rein , und die Sprachlehrer ſind und bleiben, in Anſehung der Grurida fäße und Regeln unterſchiedener Meynung; welches Schickſal aber dieſe Sprache mit allen andern ſo gea nannten lebendigen Sprachen gemein hat. Es find zwar vom Unfang des vorigen Jahrhunderts an bis jekt, in Deutſchland nach und noch viele Geſellſchaf ten geſtiftet worden, welche zur Verbefſerung der deutſchen Sprache Hoffnung gemachet haben, und man findet noch dergleichen in Leipzig, Jena, Göttin : gen, Helmſtådt, Greifswalde, Bremen und an ande: ren Orten : allein , es ſcheint vornehmlich dieſes an denſelben tabelhaft zu ſeyn , daß fie faft bloß die Wohlrebenheit zur Abſicht haben , und hingegen die critiſchen Unterſuchungen der Mandarten , Wörter, u. ſ. w . verabſäumen ; doch trift dieſe Anmerkung die bremiſche nicht, welche ſich durch das bremiſch - nieders fachfiſche Wörterbuch, um die deutſche Sprache vera dient gemacht hat. Sonſt aber giebt die deutſche Sprache jeßt an Zierlichkeit, Zärtlichkeit und liebli chen Annehmlichkeit, feiner einzigen Sprache etwas nach . Die ſlawonifche Sprache, iſt die zweyte Hauptſprache in Deutſchland , und wird in Böheim , Mähren , der Laufiß, einem Theil von Stenermart, und in Krain geredet. Die Deutſchen haben auch
B 5
große
Einleitung in die Beſchreibung große Neigung und Fähigkeit zur Erlernung vieler andern , ſowohl lebendigen als todten , Sprachen. 9.14 . Von den Bürgern und Bayern in Deutſche land, will ich nuranmerken ,daß dieſe in manchen lån . dern , z. E. in Franken , Schwaben, am Rýein zc . ges meiniglich freye Leute find, oder doch nur gewiſſe Frohn.
ti
Dienſte leiſten und Geldabgaben entrichten : hingegen 1 in der Mark Brandenburg , Pommern , der Jauſite moren , Böheim , Deſtreich sc . in einer Art der
Sclaveren auf unterſchiedene Weiſe leben ;
und daß
manche Städte anſehnliche Redite, quch zuweilen Die Bürger und Bauern Hohe Regalien haben. find die eigentlichen rechten Unterthanen in Deutſche land. Nach Tacitus Bericht waren ehemals in Deutſche land, außer dem
210el, ( nobiles) noch Sreygeborne,
( ingenui) Sreygelaſſene ( liberti ) und Knechte, ( ſervi) anzutreffen . In den mittlern Zeiten, erwarh ſich ein Theil der Frengebornen durch beſondere Vere dienſte gewiſſe Vorzüge,Ehre und Freyheiten , welche dopo ihnen vor den übrigen ju igrer Claſſe gehörigen **** Einwohnern , ein großes Anſehen gaben ,
auch auf
*
die Kinder gebracht, und mit dem Namen des Adelsh gleichfalls beleget wurden. Da aber dieſer aus der 2
Glaſſe der ſogenannten Freygebornen herſtammende og Adel, von dem vorzüglich ſogenannten Udel unterſchies
Den blieb : ro entſtund, hieraus die noch fortdauernde kan Wer Eintheilung in den hohen und niedern Adel. : 0e Ritter (miles, denn dazumal war der Name eques D
noch nicht gewöhnlich ,) werden wollte , welche Ehren auch die vom bohen Adel, ( ja felbſt Könige und Kate fer
annahmen ,) mußte vorher als Schilderager ober
des deutſchen Reiches. oder Kneche,
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Knape, Edelknecht (armiger, fa.
mulus,) bey dem Kriegesheer gedientet haben . Der niedere Udel war in Anſehung ſeiner Lehen entweder
10 zu Kriegs- oder Hofdienſten verpflichtet, und ben der es 18
legten Verpflichtung bekam man den Namen Dienſte mann, (miniſterialis.) Der Name Baron, wel.
n cher in den älteſten Zeiten überhaupt einen Mann anzeigte ; Tehr zeitig aber in dem Sinn eines Serrn gebraucht wurde, ward endlich ein Ehrentitel des gana
B
12
zien hohen Adels. Nachher ward er gebraucht, einen Donaften oder Freyherrn anzuzeigen ; die Dynaſten aber haben nach und nach den gråflichen Zitet anges nommen , und die jekigen Baronen oder Freyhers ; ren ſind von jenen weit unterſchieden , baben auch vor tem alten Stammadel keinen Vorzug. Die Pas tricien , findet man erſt gegen den Ausgang des naten
:
Sahrhunderts genannt, und urſprünglich belegte man mit diefem Namen eigentlich diejenigen , welche , um ihrer Geburt willen , ein Recht hatten, an dem Stadte regiment Antheil zu nehmen , und andere Bürger , die nicht von gleichmäßiger Geburt waren, davon entwe. der gånžlich , oder doc ) in Anſehung gewiſſer Aem . ter auszuſchließen . Alles dieſes hat Chriſt. Lud . Scheide, in feinen hiſtoriſchen und diplomatis
DI ſaben chrichren von dem hohen und nies dern Adel in Deutſchland, auf eine beyfallswür. bige Art bewiefen . Der niedere Adel oder Rits
es
terſtand ift in Deutſchland ſehr zahlreich , und der alte hat vor dem neuen in vielen Fällen anſehnliche Vorzüge ; es wird auch für keineMis .
mo heurath gehalten , wenn einer vom hohen Adėl, ein Reichsfürft uno Reichsgraf , ſich mit einer Per
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1
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ſ in die Be d n t a ſt ech ſon om itter em ten eſchl r s n e e u i i l P v leRt ,d a e a G måh ' ift , ver . §. 15. Die alten deutſchen Nationen waren zwar Heiden , hatten aber doch weit vernünftigere Grunbe fåße in der Religion , als die Griechen und Römer. 28
Ei
Von der chriſtlichen Lebre, iſt ihnen gegen das En: de des 7ten Jahrhunderts von dem irelandiſchen Bio fchof Kilian , den Engländern Syidbert und Ewald und Ruprecht von Worms, der ſich zu Salzburg nie . dergelaſſen hat, etwas bekannt gemacht worden . Im Sten Jahrhundert wurde dieſe Bemühung durch Cor. bian aus Chartres , und noch mehr durch Winfried aus England fortgeſeßt, welcher lekte unter den Thü ringern , Heffen und Sachſen geprediget hat, im Jahr 723 zu Rom zum Biſchof der Deutſchen , jenſeits des Rheins, verordnet, und Bonifacius genennet worden ' ; auch nachmals gar das Pallium und die erzbiſchöflie Er che Würde über Deutſchland, bekommen hat. hat vielen Eifer angewendet,
um nebſt der chriſtli.
chen Lehre den Gehorſam gegen die römiſche Kirche auszubreiten , auch gegen diejenigen Biſchöfe und Prieſter,
welche ſich der römiſchen Bothmåßigkeit
und Einrichtung des Gottesdienſtes nicht unterwers fen wolten , fogar obrigkeitlichen Zwang gebraucht. Die meiſten Biſchöfe und debte , welche er verord . nete, waren Engländer , die ſich auch der Sprache wegen dazu am beſten ſchickten. Der frånfiſche Ko . d langwieri nig Karl brachte die Sachſen durch un einen s fich zum Be ihr m fenntniß des chriſtlichen Namens entſchloß , infon . berheit als ihr König Wittekind ſich Ju Artigni taufen ließ.
im
Jahr 785
Sein Sohn , der ſehr gottes .
des deutſchen Reiches.
EX
gottesdienſtliche
I
chen und Kloſter aufs Låndern .
Ludwig ,
29
beſchenkte die Stiftskit.
reichlichſte und häufigfte mit
Da Unfänglich waren die Kloſter ihren Lebten , diefe aber ſowohl, als die Biſchöfe und geſammte Geiſtliche Nad) und feit, der Landesobrigkeit unterworfen . nach wurden die Kloſter der Gerichtsbarkeit der Bis
9
ſchöfe, in deren Sprengel fie lagen , unterwürfig ges macht; trachteten aber wieder nach ihrer ehemaligen
1 Frenheit, und ſuchten ſich der biſchöflichen Gerichtsbar keit zu entziehen , welches ihnen auch nicht mislung. Es geſchah aber ihre Befrenung vom Sten bis liten Jahrhundert nichtanders , als mit Bewilligung der
Könige und Fürſten , und ſelbſt der Biſchöfe, und es bedurfte der påpſtlichen Beſtätigung nicht; ſie geſchak auch nur in
Anſehung gewiſſer Stücke: diejenigen
aber, welche völlig frer wurden , ( bahin inſonderheit die faiſerlichen und königlichen Kloſter gehörten ,) ftun . den entweder bloß unter den Kaiſern und Königen , oder wurden zuweilen mit derſelben Bewilligung dem rómiſchen Stuhl unmittelbar untergeben. Allein ums rite Jahrhundert fieng der Papſt an , ohne Einwilligung der Könige und Fürſten , und wider den Willen der Biſchöfe , nicht nur einzelne Kloſter, fondern auch ganze Orden von der biſchöflichen Ger richtsbarkeit loszuſprechen , und dem römiſchen Stuhl unmittelbar zu unterwerfen. Solchergeſtalt entſtund der Unterſchied
unter
unmittelbaren
und mits
telbaren Lebren und Prälaten, welcher bis auf den Nach Heinrichs V Zeit, heutigen Tag fortdauert. ſuchten die Kaiſer die richterliche Gewalt , welche die deutſchen Könige bis ins lite Jahrhundert über die
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Einleit
ibung
in die Beſchre
die Kirche unwiderſprechlich gehabt und ausgeübt, is : nebſt der Freyheit der deutſchen Kirdie, wieder herzustele ſtellen ; und auf der allgemeinen Kirchenverſammlung anos: zu Coſtnik von 1415. f. wurden die neuen Befrenunciary teme gen der Kirchen und Kldſter, dienach des Pabſtes Greve gorius XI Tod von deffelben Nachfolgern ertheilet penting waren , für ungültig erkläret : allein, der Misbrauch der Befreyungen konnte doch nicht ganz gehindert wets ben. 1448 kain zwiſchen dem Katſer Friderich III und einigen geift- und weltlichen Reichsftanden , und fwiſchen dem Papſt Nikolaus V., der berühmte Ver. trag zum Stande, welchen man Concordata nationis germanicæ nennet ; allein , viele Reichsſtånde waren damit nicht zufrieden, und man ſtreitet noch darüber, ob er dem deutſchen Reid ,vortheilhaftig oder ſchädlich fey ? Indeſſen iſt er doch in Uebung gekommen , und wird noch jeßt durch die kaiſerliche Bahtcapitulatio nen , auch ſonſt beſtätigen, doch ſo , daß der Kaiſer verpflichtet wird , denen dieſen Vertrag zuwider laus fenden vielfältigen Eingriffen und Uebertretungen des rómifchen Hofes, abzuhelfen , zugleich wird aber feſte gefeßt , daß er wider die evangeliſchen Stånde keine Kraft haben foll. Der unbeſchreiblich große und Höchft beklagensa
würdige Verfall, in welchem die Lehre und Zucht der Kirche in denmittleren Zeiten gerathen war, verurſachte den redlichen Perſonen aller Jahrhunderte, viele wehe müthige Empfindungen ; erregte aber auch ihrë feurige Sehnſucht nach einer baldigen Verbeſſerung. Dieſe wurde endlich im 18ten Jahrhundert von D. Mar , Die Stånde des rin Luclyer muthig verſucht. Reichs , welche die Kirchenverbefferung eingeführet
hat.
1
des deutſchen Reiches.
31
4 is
batten , proteſtirten 1529 wider den Schluß des Reichstags zu Speyer , durch welchen alle Veränden
-9
rung in Religionsfachen bis auf erfolgten Ausſpruch
einer anzuſtellenden Kirderverſammlung für unrecht mäßigerflåret wurden , und wurden daher proteſtah ,
ten , von ihrem Glaubensbekenntniß aber, welches Rie St.im folgenden Jahr auf dem Reichstag zu Augsburg
I
0
1
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+
16 25
et 11
fenerlich übergaben , augsburgifche Confeßions . Verwandten benennet. Der Religionsfrieg , wele Ward 1552 vorläufig durch den poffauiſchen Vertrag geendiger, burch welchen fox cher 1546 entſtund ,
wohl, als durch den 1555 zu Augsburg in dem Reichsa tags- Ubſchied fenerlich und förmlió geſtifteten Res ligionsfrieden , die augsburgiſchen Confeßions - Vera wandter in ihreč völligen Religionsfrenheit und Ver. faſſung bis zu endlicher Bergleichung beyder Religion nen , und wenk dieſelbe nicht erfolgte , auf ewig bes Zur Feſtkaltung dieſes wichtigen ftåtiget worden . Reichs - Grundgefekes', Şaben ſich die Kaiſer und rd. miſch -katholiſden Stände oft aufs neue verpflichtet, und infonderheit die erſten daſſelbe ihren Wahlcapitulationen beſchworen.
allemal ir Die dar .
über entſtandenen Zweifel, find 1648 durch den weſtphäliſchen Frieden gehoben , der Relic gionsfriede iſt auch in einigen Stücken geändert worben . . 16. Vermöge dieſes erneuerten und beſtåtigten Religionsfriedens , roa keine andere, als die romiſo), katholiſche, und evangelifite, ( das iſt : evangeliſch - lutheriſche und evangeliſchs reformirte) Religion , in dem heil. römiſchen Reich
eingeführer oder geduldet werderh Dochi
32
Einleitung in die Geſchichte Doch es giebt wirklich Partheien in demſelben , wele
che ſich zu keiner von dieſen dreyen ſogenannten Res ligionen oder Kirchen bekennen , und , doch an eini gen Orten ſogar freye Religionsübung haben. Ein jeder Landesherr iſt verbunden, ſeine Lehnsleute und Un: terthanen , welche einer andern Religion , als er , ju gethan ſind, in dem Beſik der öffentlichen und Pris vat- oder Hausreligionsübung, wie auch aller zu dem Religions- und Kirchenweſen gehörigen Sachen, als, Kirchen , Schulen , geiſtlicher Güter und Einfünfte, Conſifrorien 16. zu laſſen , ſo , und wie ſie am 1Jens ner. 1624 (welches Jahr der annus decretorius ge nennet wird ,) fich darinnen befunden haben; wenn aber die Sandesherren und Unterthanen barinn frey . willig eine Veränderung verabreden , ſo kann und darf ſolche gemacht werden . Wo aber in einem lans
de Unterthanen ſind , die einer Religion benpflichten , welche in demſelben 1624 Jahr weder öffentliche noch Privatubung gehabt hat, oder fünftig eine ſolche er
wählen, ( als welches ihnen frey ſteht, und von dem (andesherrn nicht gehindert werden ſoll,) ſo ſtehe
es bey dem Landesherrn , ob und wie lange er ſie in Errichtet et ſeinem Lande dulden will, ober nicht.
mit ihnen Verträge, und verſpricht ihnen in denſel ben , ſie zu dulden , ſo müſſen ſolche ſowohl von ihm als ſeinen Nachfolgern gehalten , und die Rechte for Will e cher Unterthanen nicht gefrånket ' werden.
fie aber nicht dulden, ſo muß erdenen, welche ſichſchon zur Zeit des weſtphäliſchen Friedens in ſeinem Land
aufgehalten haben, wenigſtens 5 Jahre, denen aber welche nachher in daſſelbe gekommen ſind, oder die Re
ligion geåndert haben, wenigſtens 3 Jahre verſtatter dam
des deutſchen Reiches.
33
damit ſie iþreSachen in Richtigkeit bringen können , das iſt, ihre Güter entweder verkaufen oder behalten , und im fekten Fall verwalten laſſen , auch deswegen abs und zureiſen dürfen.
Er muß fogar einen Leib .
eigenen Fortziehen, und die Leibeigenſchaft gegen einen billigen Abtrag fallen laſſen . Er darf aud) niemand nöthigen, an gewiſſe beſtimmte Derter zu ziehen . In ſofern nun obige Einſchränkungen es verſtatten, haben alle Reichsſtände, als ein Stück der Landeshoheit , das Reformationsrecht, das iſt , fie fónnen ſowohl einge. Schlidene Fehler in gottesdienſtlichen Sachen verbeſ ferri , als eine Religion abſchaffen , und eine andere eine führen , andere Religionsverwandte dulden oder ver . treiben . Iſt die Landeshoheit ſtreitig, fo bleibt das Reformationsrecht dem , der 1624 im Befik deſſelben geweſen , doch können die Unterthanen , ſo lange der Etreit unausgemacht iſt, nicht gezwungen werden , wes gen indeffen veränderter Religion das ( and zu räumen . In einem wieder eingeldfeten lande, fommt es auf ein hen Vergleich zwiſchen dem wiedereinlöſenden Landes . { jeren und den Unterthanen -an , wiefern jener dieſen ikre öffentliche Religionsübung verſtatten will. Ein Landesherr kann zum Behuf feines und feines Hof ſtaats Privat-Gottesdienſtes an dem Ort ſeiner Refie den ;, wenn derſelbe einer andern Kirche zugethaniſt, eine Schloßkapelle erbauen, auch ſonſtan ſeinem Hofe lager aller Orten in ſeinen Zimmern Gottesdienft Halo ten laſſen . Ob ein Sandesherr befugt ſey, ohne Nach . theil der andern und alten Religionsverwandten, in eie nem ( ande oder an einem Ort eine dafelbft 1642 nidyt geweſene öffentliche Religionsübung zu verſtatten ? iſt eine noch unentſchiedene Frage: 3 Th , 6 A.
So viel iſt gea wiß,
+
34
Einleitung in die Beſchreibung
miß, daß dasfogenannte fimultaneum wider den weſt way phátiſchen Frieden ſey , wenn es den ältern Religionda online perwandten auch nur die geringſte Beſchwerlichkeit spisera verurſacher. Rarbolifete geiſtliche Stande, tiben bie geiſt- tem
liche Gerichtsbarkeit über die ihrer Kirche zugetharien Unterthanen nicht als Stande des Reichs , ſondernemers bloß als geiſtliche, nåmlich als Erzbiſchöfe, Biſchöfe aeris u. . w, und zwar nach Porſdrift des canonifchen Rechts , und abhängig von dem Papit , aus. Fringe gen die weltlichen karbolifoten Reichspande , überlaſfen nach dem Grundſak ihrer Kirche, die gee fammte geiſtliche Gerichtsbarkeit über die ihrer Kirche ergebenen geiſt und weltlichen linterthanen , dem Papſi, deffen Geſandten , und den Erzbiſchöfen und Bifcio fen, in deren Sprengel fie tiegen , je nadydem vermo ge der påpſiliden Kirchenrechte; eine Sache vor die ſen oder jenen gehöret. Jedoch genießen viele , in Anſehung der ihnen über ihre mittelbaren Kloſter ges meiniglich zuſtändigen Vogtey der Koſtenvogten , oder des Patronatrechts , auch in Kirchenfachen mana cherlen Gerechtigkeit: Von der geiſt- und weltlichen katholiſchen Landes Herren Gewalt in Kirchenfachen über ihre evangeliſcher Unterthanen , wird ſowohl zwiſchen den lehrern de Staatsrechts , als den Ständen des Reichs ſelbſt, hel tig geftritten ; und die evangeliſchen Unterthanen brir gen viele Klagen vor. Ueber die evangeliſchen Reichsſtändeundil reUnterthanen , iſt die geiſtliche Gerichtsbarkeit de Papſtes und der übrigen katholiſchen Geiſtlichkeit,bi jum endlichen gütlichen Vergleich beyder
Religione eit
Des deutſchen
Reiches. :)
35
eingeſtellet; und da derſelbe vermuthlich nie erfolgen wird , ſo iſt ſie wirklich und in der That ganz aufge. hoben. Sie ſind alſo, in ſofern als die Reichsgeſeke ihnen nicht in einigen Stücken die Hände binden , in i
Religionsſachen vollkommen frey und unabhängig. Ein jeder evangeliſcher Stand fann das Kirchen , und Gdyulweſen in ſeinem Gebiet nach Gefallen einridyten und andern,in denjenigen Stücken ausgenommen , in weldien ihn etwa die mit ſeinen landſtånden und Un, terthanenerrichteten Vertrage, einſchrånken . Daher iſt auch die außerliche Verfaſſung des Kirchen , und Shulweſens in der evangeliſchen Ländern des deut. fchen Reichs fer unterſchieden . Um den allgemein ften und fügeften Begriff davon zu geben, fo behåle
fich derLandesherr gemeinizlich den Ausſchlag in ab len wichtigen Sachen vor, feket oder beſtåriget, vero feket, befördert, fchaffet ab oder beſtrafet ſonſt die Kira den- und Spulbediente ; machet Kirchenordnungen , richtetidie Felt Falt: und Bußtage ein , und befiellet Collegia, die in ſeinem Namen das übrige Kirchen Weſen beførgen. Gemeiniglich werden von den evan . geliſchen Stånden Conſiſtoria beſtellet, die mehren. theils aus welt- und geiſtlichen Råthen zugleich bes fiehen , die aber eine ſehr unterſchiedene Einrichtung fund Heralt haben , wie denn auch an einigen Orten mehrere, und an andern wenigere Sachen davor geo hören . An manchen Orten ſind auch 'nod, beſondere Synoden und Kirdeniache vorhanden . Die Kirchen- und Schulbediente, werden entweder von dem Sandesherrn ,
oder von den Conſiſtorien , oder von den Kirchen -Zelteſten, oder von den Patronen , oder qudy von den Gemeinen beſtellet , und denſel ben,
ng
36
Einleitung in die Beſchreibu
ben Inſpectores, oder Probſte, ober Superintenbeita ten , und manchmal auch wohl General Superintena denten , vorgefeber. Die Gewalt der evangeliſchen Stände über ihre Patholiſchen Untergarten , iſt eben dieſelbe, welche die katholiſchen Stände über ihre evangeliſchen Untertha's men haben. Wegen derfenigen, welche 1624 öffentliche Religionsübung gehabt haben , ift verſehen ,daßdieka: thuliſdyen Bildsfe, unter deren Sprengel fie gehde ten, die geiſtliche Gerichtsbarkeit über ſolche ; fofernt fie 1624 in dem Belig. Derſelben geweſen , behalten follen. Folglich ſind die , welche nur eine beſondere Uebung ihrer Religion gehabt haben , oder die nur aus Gnaden geduldet werden , auch in dieſem Stúd der Oberbothmåßigkeit des Landesheren völlig übers taſſen , welcher ihnen aber nichts , was wider die Grundfäße ihrer Kirche läuft, anmuthan fann . Es foll auch fein in den landen der evangeliſchen Landesa Herren gelegenes Kloſter, in einen andern Diben véri wandelt werden ,
es fer denn der vorige völlig et
loſchen ,
aber auch in dieſem Fall foll das Kloſter nur mit Geiſtlichen beleker werden , deren Orten fchon vor den entſtandenen Religionsirrungen üblich geweſen .
Endlich haben die Evangeliſchen unter einandet verabredet, daß, wenn künftig ein lutheriſcher Landesy Herr zu der reforrnirten Kirche übertreten , oder ein derfelben zugethanes land erhalten würde; wie auc ), im umgekehrten Fall, derſelbe alsdann die Untertha nen ben ihrer Religionsübung , geſammren Verfala fung des Kirchen- und Schulweſens, und allen Gé. rechtigkeiten faffen ſolle. Wolle aber eine Gemeine fich von ſelbſt zu des Landesherrn Kirche bekennen, ſo folle
10 1
Der deutſchen Reiches.
folle ihr zwar die offentliche
37
Religionsübung zuge.
ſtanden werden , jedoch auf eigene Koſten, und ohne der andern Nachtheil. Die Conſiſtorialråthe, Supers intendenten und Profeſſores der Theologie und Philo føphie, ſollen der Religion zugethan fenn , welche zup Beit des weſtphalifdyen Friedens im Lande úblich ge. pefen ift. Eswerden auch viele tauſend Juden im deutſchen Reich gedulder , welche fraft der Reichsgefeße von denen , welche Regalien von dem Reich haben , oder barauf privitegirt find, in igrem Lande und Gebiet aufgenommen werden können , und denen auch , vers mėge des
Reichsterfommens ,
an vielen
Drten
der öffentliche Gottesdienſt verſtartet wird . Eben mals Hätten ſie große Rechte und Vorzüge , ſie find aber durch die Perleumdungen der vormalis gen Mönche immer mehr verhaßt gemacht, gee drückt , und ihrer alten Rechte beraubet , oder bertrieben worden , 8.17. In Unſehung der Gelehrſamkeit, machen die Deutichen jeßt allen Völkern den Vorzug ſtreitig. Micht nur die natürliche Munterfeit und ſtarke Nach . ahmungsbegierde, fondern auch die Menge der Herre fchaften in Deutſchland, die Eiferſucht unter denſelben , und ben den Proteſtanten , die ziemlich große Freye heit , nach ihrer Einſicht zu ſchreiben, gat den Wiffen . ſchaften in Deutſchland die anſehnlichſte Aufnahm verſchafft. Die Begierde zuleſen iſt, inſonderheit une ter ben Proteſtanten ,ſehr groß und allgemein , ſo daß man es dem weiblichen Geſchlecht,
und Leuten von
allerlen Lebensart, für unanſtåndig hålt, nichts zu le. fer ober geleſen zu haben.
Es wird auch nirgends in
38
Einleitung in die Beſchreibung
der Welt mehr geſchrieben und gedrückt,
als unter
den Deutſchen ; und obgleich, die direibfucht fehr vief mittelmäßiges und ſchlechtes wirket, ſo toetex doch auch von Zeit zu Zeit viele erhebliche und wichoige Edhriften und Werke ans licht. , Die Franzofet bare tén ehedeffen den Ruhm , daß fie in den fo genannten ſchonen Wiſſenſchaften alle Polfer übertráfen : aber : jekt haben ſie darinn vor den proteſtantiſchen Deut. fchen keinen Vorzug.
An der Einrichtung der nie
dern und hohen Schulen, und geſammten Anſtalten zur Beförderung der Gelehrſamkeit, wäre zwar vieles zu verbeſſern : es fommt aber doch auch darinn kein Volf den Deutſchen gleich. Man zähler im deuts fchen Reich 37 līniverſitáren ,
nåmlich) 18 prores
ſtanriſite, zu Altorf , Bůkoro, Duisburg, Erlangen , Frankfurt an der Oder, Gieſſen , Göttingen Greifs : walde, Halle, Helmſtådt, Jena, Kiel, Leipzig,Mars purg, Rinteln , Roſtock , Tübingen , Wittenberg ; 17 römiſt katholiſdre, zu Bamberg, Csin , Dilfin : gen, Frenburg, Fülda, Gråk , Ingolſtadt, Inſpruch, Idwen, Mayng , Olmuk, Paberborn, Prag, Salzburg, Trier, Wien , Würzburg ; und a vermifchte , gu Eco furt und Heidelberg. Die Anzahl derRirrer -Akader mien, collegien , Gymnaſieu , pádugogien und Es giebt auch ges lareintſdien Schulen , iflgroß. Ichrte Heſellſcbafien , als die kaiſerlich - leopol. diſches Akademie der Naturforſcher , die Akademie der Wiſſenſdraften zu Berlin ,
die Geſellſchaft der
Wiſſenſdiaften zu Gortingen, die Akademie der Wif fenſchaften zu München, u. a. m . Unter den offentli den Bücherſålen , find die berühmteſten , der zu Wien ,
zu Wolfenbüttel ,
Hannover ,
Göttingen , Ber's
J
-
1
F
1
des deutſchen Reiches.
39
Berlin , Weimar, und der Univerſitàrs , und 'Raths bücherſaal zu Leipzig. " Es ift Feine Art und fein Theil der Gelehrſama
von den Deutſchen getrieben, ja keit, der nicht bishieher Ich will die durch fie vudkommener gemacht wäre. vornehmſten Verdienſte und Erfindungen dec Deutſcben in einzelnen Cheilen der Gelehrfams keit, kirzlich berühren. Dietheologiſchen Wifen . fit.ifren , haben keinen mehr als den proteſtantiſdien Deutſchen zu verdanken , und durd) eben dieſelben were ben fie auch hoffentlich noch immer vollkommener werden . Um die römilde Rechtslehre haben ſich Die Deutſchen nicht wenig verdient gemacht. Ritter : hus, Funk und Burgermeiſter haben die Geſeke der 12 Tafeln erflåret; Heineccius hat ſich an das edia ctum perpetuum gemacht, Ritter an den codicer Haloander har fich ungemeineMie theodofianum . juris richtig zu liefern ; eine corpus das , he gegeben noch beſſeve liusgabe aber hat der geheimen Juftiß Borcholten , Ritterhus, rath Gebauer angefangen. Bachov und Otto, haben die Inſtitutiones gründlich Leyſer, Gundling , Hofmann, Zaſius und erkläret. Spilter, haben ſich um die Pandecten , miſſenbach um den Codicem , Strauch um die Deciſiones, Rit : terbus und Hombergt zu Vach, um die Novellen , fehr verdient gemacht. Dem 9. Löwenklau , haben die libri baſilicon und andere Theile der griechiſchen Rechts gelehrſamkeit, dem Mylius die-paraphrafis Theophili, dem Beck die Novellæ Leonis , ein großes zu danken . Um andere Theile der Rechtsgelehrſamkeit, haben die Joh. Semeca'iſt der Deutſchen auch Verdienſte. erſte , welcher Glaffen über das Jus canonicum ger C4 macht
Einleitung in die Beſchreibung
macht hat.
Regino, Abt zu Prům,
und Burchard,
begons
Biſchof zu Worms, haben lange vor dem fvo und Gratian ,dergleichen Sammlungen unternommen , also man nadyher in dem Decret der ganzen Chriſtenheit zur Richtſchnür vorgeſchrieben hat. J.ú :Böhmer hat eine vortreffliche Ausgabe des Corporis juris ca nonici geliefert, und er fowohl als einige andere pro
alihan
teſtantiſche Deutſche, haben ſich um das Kirchenrecht Fehr verdient gemacht. Die Verdienſte der Deut fchen um das Staatsrecht, und um die Geſchichte der römiſchen Rechte und Gefeße, ſind auch wichtig. JR der Arzneywiſſenſchaft, haben ſie auch große Vera dienſte, und inſonderheit haben in neuern Zeiten Stahl und Bofinann ungemein viel geleiſtet , und ſich den Namen allgemeiner Lehrer erworben. Um das Krate terreich haben ſich die Deutſchen
am
NE
allerverdiente.
ften gemacht ; Rivinus hat in demſelben zuerſt ein Licht angezündet , und von ihm haben alle gelernet. Den Ruhm , welchen er ſich in Anſehung der großen und vollkommenen Pfianzen erworben , hat Dillenius hernach um dieMooſe und Ochwämme erlanget. In der
Zergliederungs- und Hellungskunft hat Seifter
große Entdeckungen
arm
man
und Verbeſſerungen gemacht,
und vorneymlich der lekten eine ganz andere Geſtale gegeben , indem er viele gefährliche Operationen auf eine fichere Are vorzunehmen gelehret hat. In der Chemie, hat nie eine Nation mehr geleiſtet, als die deutſche. Von ihren Erfindungen in derſelben , jeu . gen das fehône achte Porzellan , der Phosphorus , das Rubinglas, Das Berliner Blau, und viele vortreffliche Arzenenen , welche der ganzen Welt zuſtatten kom Men . Den geſchickten Männern Pott und args
graf
3
it
1
des deutſchen Reiches.
graf, wird niemand ihren vorzüglichen Ruhm in der Chemie ftreitig machen. In der Philoſophie, iſt der Ruhm der Deutſchen groß, inſonderheit aber find der großen Gelehrten Leibnis und Wolf Verdien. fte; unſterblich , obgleich einige Stücke ihrer Philoſo phie nicht ungegründeten Widerſpruch gefunden ha. ben . Wolf hat nicht nur die mathematiſche Lehr. art zuerſt in der Philoſophie angebracht, ſondern auch die gange Philoſophie, infonderheit die Ontologie, ſer
I
verbeffert , und die theoretiſche Philoſophie mit der
7
Cosmologie, und die practiſche mit der allgemeinen Sittenlebre, vermehret. Das Recht der Natur, iſt
1
durch Puffendort,Thomaſius undWolf,ſehr aufe geklåret worden . Die Erfindung und Zusführung
1
der Aeſthetif, welche die Anfangsgründe aller fchonen Wiſſenſchaften enthält, wird den verdienten Männern
7
: Aler. Sorti. Baumgarten und Gecrg.Fr. Meier zur
7
geſchrieben .
Die Naturlehre, iſt von den Deutſchen
mit wichtigen Entdeckungen und Erfindungen berei. chert worden. Nur einige derfelben zu nennen, ſo hat Orto von Ouericke die Luftpumpe,und Repler die Erflärung der EbbeundFluth , welche man jekt für die wahrſcheinlichſte hålt, erfunden ; und die Deute ſehen haben den Anfang
gemacht, mit efectriſchen
Kugeln Verſuche anzuſtellen . Die Viaturgefazicha tehat den Deutſchen viel zu danken. Die Wathes marik ift vonWolfen inſonderheit mit der Zero. metrie , und von andern Deutſchen mit andern wichtigen Lehrſagen worden ; denn
und Entdeckungen bereichert
ſo hat f . E. Leibnis fich durch die
wichtige Differential- und Integralrechnung verdient gemacht ; in Anſehung der Aſtronomie bat Simon ทใด C 5
42
Einleitung in die Beſchreibung
Marius zuerſt die Trabanten des Jupiters encash Det deckt; Kepler hatı gefunden , daß die frumme li. nie, in welcher fich die Planeten bewegen , eine EL lipſis fery , U.7.10. , u. .n . - ; }
In dem geſammten Umfang der Beſchichte, baben die Deutſchen vortrefflich gearbeitet. Sraarslebre ift zuerſt und am meiſten in Deutſch
eine
land auf Univerſitäten vorgetragen worden , und nira gends wird ſie häufiger gelehret, noch freuer und beſſer barinn geſchrieben , als im deutſchen Reich go Die Deutſchen haben die beſten Erdbeſchreibungen geliefert.
In der Philologie, haben ſie auch rühm .
18
tid) ft gearbeitet. $.18. In den ſchönen Künſten , Şaben ſich die Deutſchen gleichfalls ausnehmend hervorgethan . In der Tonkunſt, können ſie ſich der Werke eines Teles mann, Hendel, Graún, Bach und Hafe, rühmen . Eis nige ihrer Dichter haben ſo vortrefflich geſungen , daß fie den beſten ausländiſchen Dichtern entgegen gefekt Die Verdienſte der Deutſchen um werden können . die Malerkunſt, find fo groß, daß ihnen nach den Star fienern der erſte Plaß gebühret. Albrecht Dürer, Jou hann'Talker,Peter PaulRubens,Luc.Cranach , Joactiin v. Sandrat, Dietrict), mengs, u . a. m. Die haben ſich einen unſterblichen Ruhm erworben . erſten Kupferſtiche ſind in Deutſchland erſchienen , und ne Du þat auch eher , als die Jraliener ,in Rupfer geaget ; die ſchwarze Kunſt iſt von dem heffiſchen Obriſtlieu . tenant von Sichem 1648 erfunden ; und die Bolza khnitte find auch die Erfindung, eines Deutſchen .
des deutſchen Reiches.
43
1 Es giebt auch noch jekt in Deutſchland Kupferſtecher
3 und Formfchneider , deren Werte überaus ſauber und richtig gerathen , und Augsburg und Nürnberg haben infonderheit viele geſchickie Meiſter aufgeſtellet: In der Hilobauerkunft, haben ſich die Deutſchen auch Hervorgerhan. Die bürgerliche Haukunſt,iſt durch N : Goldmann und den jüngern Sturm , und die Kriegsbaukunft, durch unterſchiedene Deutſche ann
1 fehnlich verbeſſert iorden .
Berthold Schwarz, wel.
ther vermuchlich zugleich mit Albert dem Großen im 13ten Jahrhundert gelebt, hat zu Cöln erfunden, wie daß Pulver ' zum Kriege dienlicy resin mogte. Die erfte Erfindung der Buddruckerkunft fann den Deutſchen nichr abgeſprochen werden ; denn es iſt ge.
2.
wiß, daß Joh. Gutenberg, von Mann; gebürtig , ihr erſter Erfinder geweſen ſen , und ums Jahr 1436 mit dera felben zu Straßburg die erſten Verſuche gemacht habe. Der Conipaß- iſt auch vermuthlich von einem Deut
1
fchen erfunden , oder doch wenigſtens ſehr verbeſſere
1
worden .
Zur Beförderung einiger der obgedachten
Künfte, find auch in Deutſchland Akadernien geſtiftet worden ; denn zu Wien iſt eine Akademie der Maler:
1.
Bildhauer- und Baufunſt, zu Berlin gteichfalls , zu Dreßben und Nürnberg ſind Malerafademien , und zu Augsburg iſt die kaiſerliche franciſcariſche Akade. mie freyer Künſte. . ig. Deutſchland har allerley handwerksleute Unters riften in großer Menge. Danufaktu und
W3
fchiedene Manufakturen ſind inſonderheit feit der Zeit eingeführet und verbeſſert worden , da ſich viele 1000 reformirte Franzoſen, die um der Religion willen aus Frankreich geflüchtet ſind, in Deutſchland niedergela ſen
44
Einleitung in die Beſchreibung
fen haben ;'und alle Manufakturer werden von Zeit zu Zeit mehr ausgebreitet und vollkommener gemacht, weldjes die Franzoſen , Holländer und Engländer am meiſten verſpüren , da der Abfan ihrer Manufaktura tuadren in Deutſchland immer geringer wird. Man
Bezuela
to earn Best Harian leren
fönnte det ausländiſchen Manufakturwaaren gar wohl entbehren, wenn man nur allenthalben mehr der Verwenden nunft, als eiteln und thörichten lüſternheit, folgen wollte, Unterſchiedene Manufakturen und Fabriken ſind ſo
Baile,
gut, daß die Waaren derſelben häufig ausgeführet ide a und da man den Seidenbau immer hår werden ( worauf inſonderheit in ei her zu treiben ſuchet , ſchen großer und nachah. Landen preußi fönigl. den enemirdiger Fleiß verwendetwird,) ſo iſt kein Zweis fel, daß die Seidenmanufakturen werden immer häufi. ger und vollkommnet werden , Man ſpinnet man
cherley Flachlern Garn , welches zum theil gezwirnet wird , weber grobe , mittelmäßige und feine Seine
from kan ban
Wande , machet auch bunte ( einwande , inſonderheit die vortrefflichſten Damaſtleinwande , ferner geſtreife té , geäugelte oder geſteinte, gerichſece , geleimte , gefärbte, gedruckte und gemalte Leinwande , unto Zivillig oder Drell.
Man
verfertiget
Schreib .
Druc , Pack und löſchpapier, gefärbtes, gemaltes, Der Zwirn Gold Silber und Brocatpapier. wird auf mancherlen Weiſe , als zy Band sc. Haupt . fächlich aber zu Spiker , verarbeitet, welche man von der feinſten Urt verfertiget. Uus. Hanf wird mancherley Urbeit
gemacht.
Die Tabaksblåtter
werden zu Rauch , und Schnupftabak zugerichtet, Die Färberråthe und der Wald werden zu allerley ** arben geſchickt gemacht.
Die Zuckerlåuterungen ,
Des deutſchen Reiches.
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And båufig. Die Baumwolte wird Gereben und Sachen angewendet.
zu 'mancherley Man verfers
tiget mancherley irdenes Geſchirr,
Tabafspfeifen ,
unachtes und achtes Porzellan , und aus Farbener. den macht man. Farben " zu allerlen Gebrauch. Man gießet die anſehnlichſten und vortrefflichſten Epiegel, blåſet auch andere Spiegel und ſchöne Blåſer , bereitet Vitriole , fiedet Alaun , Salpe ter und Schwefel , macht Zinnober , Arſenik, Gold und und blaue Farbe oder Schmalte.
Silber , werden nicht nur zu allerley Ziergrten Geſchmeiden und Geråthſchaften, verarbeitet , und zu dünnen Blättern geſchlagen , ſondern man ziehet auch Gold- und Silberbrath , plattet dena felben zu Lahn , fpinnet ihn über ſeidene Fåden, und verfertiget Berten , Spißen , Franſen , Trot teln und Sridereyen . Kupfer , Eiſen , Zinn und Bley , imgleichen die künſtlichen Metalle , Meſſing , Prinzmetall, Comback , Pinſcheback, Glockengut und Stahl, werden auf alle gewohne liche Weiſen verarbeitet. Aus Bäuten und Fellen , werden allerley Leberarbeiten bereitet. Die Schaf: wolle ( ſowohl einheimiſche , als feine ausländis fche ) wird zu allerley Tüchern , Zeugen , Tapeten , Strümpfen , Mügen , Kamiſolery ac. guc ) mit 1
1
Seide und Teinenem Garnt vermifchen verarbeitet: Die Haare der Menſchen und Thiere, werden zu Uus Seide wetu vieferley Gebrauch angewendet. den Band , Borten , Stoffen , Zeuge, Strümpfe und andere Sachen verfertiget. Das Wachs ipird gebleicht, gefärbet, zu gegoſſenen und pofirten Figur retu undzu andern Gebrauch verarbeitet.
$.
4 Einleitung in die Beſchreibung
46
$. 20. Zum andel har Deutſchland große Bei quemlichkeit; denn es grånzet nicht nur an das deut . ( che Meer , die Oſtſee , und den Venediger. Meets bufen , ( . 2x)
fondern wird auch von unterſchiede:
men fchiffbaren Flüſſen purchſtromet ( 6. 6. ) ,
und
Hiegt überdieß mitten in Europa . ', 'Solchergeftalt kann es fowohl den Ueberfluß feiner Sandesgüter und Manufakturwaaren bequein ausfiihren , als auch auswärtige Waaren on fich ziehen .
Zur Ben
Förderung des innern Handels, ſind auch zwiſden den vornehmſten Handelsſtåbren ſo viele Jandruhren einu geführet worden , daß die Fradt auf einen måßia gen Preis zu ſtehen kommt. Ein jeder Landesherr in deutſchen Reich ift befugt, allerhand Manufabs turen anzulegen oder anlegen zu laſſen , ausländis ſche Waaren zu verbieten , oder mit Abgaben zu bele gen ; die Ausführ der rohen Landeswaaren zu unter: ſagen , oder einzuſchranken , den Fremden Den Handel Lande , außer den Jahrmärkten , zu verbieten, im oder ihn einzuſchrånken : aud) Kauf- Handels , und $ Wechſelordnungen , Gerichte und Collegia , abzufaſſen und zu beſtellen : nur ſollte nichts aufeinen Alleinhan del hinausſaufen . Ungefähr in der Mitte des 13 Jahrhunderts tra ten viele Städte in Deutſchland ſowohl, als in andern an der Nord- und Oſtſee belegenen Ländern , zur Sle cherheit und Beförderung dec Handlung und Schiff fahrt , in einen Bund mit einander, und wurden da : von Sanſeſtadte benennet. Ob nun gleich iør Handel im 15ten Jahrhundert ſehr in Verfall gea rieth , und der Name des Bundes mit der Zeit auf: Körete ,
fo pflegen ſich doch noch
inſonderheit die Hane bi
des deutſchen Reiches.
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Handelsſtadte Hamburg, Lübeck und Bremen Han feſtådte zu nennen , haben auch noch wirklich einen Bund unter fich , und ſchlieſſen unter den angezeig ten Namen mit auswärtigen Potentaten Handlungss vertråge ; es iſt auch in der neuſten Kaiſerl.
Mahla
capitulation einiges zu ihrem Beſten verſehen. Ham , burg ift die wichtigſte Handels -Stadt in Deutſchland, und hat ihr Anſehen vornehmlich der Schifffahre gu danken , wie ſie denn auch von Orn Engländern und Hollandern unter allen deutſchen Städten am meiſten benicht wird. Die übrigen vornehmſtext Handelsſtådte find ; Frankfurt am Mann ,
Leipzig,
Nürnberg , Augsburg , Wien , Fiume und Trieſte welche lektere Stadtein Freyhafen iſt. Es haben auch unterſchiedene Städte von dem Kaifer das Recht bekommen ,
Meffen , oder große freye Jabra
mårfte zu Galten. Frankfurt am Mayn hålt die wichtigſten , und hiernachit Seipzig ; die übrigen find zu Braunſchweig , Frankfurt an der Oder , Naums burg und Maynz. Die Waaren , von welchen aus Deutſchland in die benachbarten und entfernteren Sånder für viele Mile lionen Thaler ausgeführet werden, ſind Getraide , Sa + baf, Pferde, magere Odiſen, geråudyert Fleiſd ), But ter und Käſe , Honig, Syrup, Weine , inſonderlyeit
7
Rhein, und Mofelvveine, Leinwand , Tücher, Garn , Band, ſeidene , baumwollene und wollene Zeuge, Mürnberger Waaren , Ziegenfelle,
Wolle, allerley
Holz , inſonderheit zum Schiffbau , eiſerne Platten its
und Defen , Kanonen , Kugeln , Bomben , Gra naten , Blech , Stahlarbeit, Kupfer, Meſſingbratly,
# Porcellan, irden Gefchirr, Spiegel,
Glåſer ,
Bier, brauna
!
48
tung
Einlei
ibung
in die Beſchre
ଅniken Reichweite
che hweigiſ er einſtein braunſc Mumm W , Saflor, interes Wortere i fåchyfiſde blaue Schmalte , ( Farbe! Stårke) i tojeder, der die en rze erblau chweineborſt kerſchmå Berlin ,S , Budhdruc , k, másne * und viele andere . a en Y Miti n Recht zu münze , bhat ate in die den, 8. 21. Das
Deutſchland der Kaiſer urſprünglich und eigenthüme orale,una lich , die Churfürſten haben es kraft der goldenens op kanaa und die Reichsgefeße verſtatten es,iůbera Bulle, haupt den Reichsſtånden , welche eigene Bergwerke Haben , doch nur in fo fern , daß ſie die Ausbeute Die derſelben zu verminzen berechtiget fenn ſollen. meiſten Reichsfürſten , gewiſſe Präla en und Nebo tiſſinnen , viele alte Grafen und Herren , auch Reichs ftåbte , haben das Münzrecht entweder kraft, kals Ferlicher Frenheiten , oder fraft alten Herfommensu Vermöge der faiſerlichen Wahlcapitulation , fol und will" der Kaiſer mit der Münzfreyheit niemanden ohne Vorwiſſen sunda begaben und begnadigen ; ohne Veťa und Einwilligung der Churfürſten , nehmung und billige Beobachtung des Bedenkens
des Kreiſes , - in welchem der neue Münzſtano anſäſſig iſt. Der Kaiſer und alle Churfürſten haben das Münzrecht im Hochſten Grad , in Gold und Silber. Einigen anderen Reichsſtånden iſt es
ausdrücklich
zu münzen ,
erlaubet ,
in
Gold
und
anderen nur in Silber ,
Silber
andere dů
fen nur Scheidemünzen prågen laſſen ,
andere na
gewiſſe Sorten , entweder von groben
oder
demůnzen , oder nur ſo viel, als ſie
boer
Ed
sie ihri
nöthig haben : anderen iſtdie Münzgerechtigkeit u þaupt verlieben , ohne etwas zu benennen , und Einſchränkung . Dech bedienen ſich viele Reids
des deutſchen Reiches .
49
zur Erſparung der Koſten dieſes Rechtes felfen ,
oder
gor nicht. Nicht einem jeden , der die Münzgerecha tigkeit hat, iſt erlaubet, eine eigene Münzſtåte anzux! richten , ſondern es follen in jedem Kreiſe nur 3 oder 4 Münzſtåte fenn , es wäre denn ,
daß ein Reichs.
ſtano eigene Bergwerke håtte, und eine Münzſtåte daneben hatten wollte. Es foll auch keiner, welcher die Münzgerechtigkeit hat ,
diefelbe andern ' verfau :
fen oder verleihen , vielweniger mit dem Münzmeiſter ? den Gewinn tietlen , ſondern auf ſeine eigenen Koſten und eigenen Verlag můnzen .
Alle Jahr ſollen in jes
dem Kreiſe von den Münzgenoſſen 1 oder 2 Münzpros bationsrage gehalten werden , und der Raifer vera ſpricht in der Wohlcapitulation , barob zu fern , daß fie in allen Kreiſen gehalten werden.
Das deutſche
Reich hat keine allgemeine Münze ,
die unter des
Kaiſers Namen , Titel und Wapen" ausgepräger worden : denn die unter des Kaiſers Bito, Namen ac. vorhandenen Münzen, ſind entweder Privatmünzeni des Kaiſers , oder ſie rühren von den Reichsſtadten her . Die 1559 auf dem Reichstage zu Augsburg beliebte und ſehr gute allgemeine Reichs-Drünzordnung , iſt dore längſt nicht mehr beobachtet worden . 1667 verabres Deten die Churfürſten zu Sachſen und Brandenburg im Kloſter Zinna , daß ſie den Fuß des Reichsrhas. lers nach der Reichs- Valvation von 1559 berbehalten, zu Groſchen und kleineren Münzforten die feine Mark, (melche man bisher für 9 Thlr. 2 Gr. ausges münzet hatte,) für 10
Thaler ausmünzen wollten .
Dieſem zinnaiſinen Fuß , trat auch Braunſchweig ben , es ſollen auch der från Fiſche",-bayeriſdhe und ( chwäbiſche Kreis denſelben 3 Th . 6. A.
angenommen
haben . 1690
Einleitung in die Beſchreibung
1690 trafen Chur Sachſen, Chur , Brandenburg unt Braunſchweig - Júneburg ju Leipzig einen neuen Ver. gleich , vermöge deſſen die colniſche Maré fein in 3 und
Stúden für 12 Thlr. in 2 Groſchen . Stufen
für 12 Thlr. 9 gl. und in Sechspfennig Stücken für 13 Thlr. ausgemünzet werden ſollte. Dieſes iſt der for genannte Leipziger Fuß.
1753 wurde zwiſchen
Deſtreich und Bayern, der fo genannte Conven tions Fuß verabredet. Die Convention ſaget, der Leipziger Fuß.fey wegen der bey demſelben befindlicher gar zu großen Disproportion zwiſchen Silber uno Gold , nicht aufreche zu erhalten , noch ohne Hama Haften Sdyaden und ohne gånzliche Verſchwindung des Silbers zur Ausübung zu bringen . Sie hat. ten ſich alſo verglichen , 14 , höchſtens 1451.Mark
Silbers , gegen 1 Mark Goldes zu feßen , die cól. niſche Marf Silbers , vom Thaler bis zum Gros [chen , zu 20 Fl. und die colniſche Marf feinen Bola des zu 283 Fl. 5 Kr. 3 47 Fl. auszumůngen , alſo den Ducaten auf 4 Fl. 10 Kr. zu ſeßen . Den 24 ſtand des Münzweſens in Deutſchland , ſo wie er jeßt iſt , betreffend, ſo můnger man in Oeſtreich, Bayern , Chur:Sachſen , Franken , Schwaben und am Rhein , nach dem Conventions Fuß von 20 Fl.: es werden auch alle Sorten bis auf die 6 Kr. Stück vor Stück juſtiret: allein , es iſt doch ein Unterſchied vorhanden , welcher darinn beſtehet, vaf der
Conventions . Thaler in Deſtreich und Chur Sachſen nur 2 Fl. und der Ducat 4 Fl. 75 Kr.gilt in Bayern , Schwaben , Franken und am Rhei aber gilt der Conventions- Thaler ſtatt a Fl. noch 21 Kr. mehr, der Ducat aber 5Fl. ano fo andere Sorter nad
des deutſchen Reiches,
st
urgund nach Proportion. Alſo gilt die Mark Silber doch en on 24 F., und alſo zu wenig in Unſehung des Goldes. ein in Chur Braunſchweig und der Herzog von Brauns Sidan fchweig månzen nach dem Leipziger Fuß. Die Reichse
fenfica Eftder
ftädte Hamburg und lübeck , und der Herzog zu Mee klenburg - Schwerin , münzen den Ducaten und
gravih
reichsthaler nach dem fogenannten Reichsfuß aus ,
Conn
das iſt, aus einer cólniſchen Mark von 23 Karaten
Fagety s
8 Grån feinem Gold , 67 Ducaten , und aus einer
fridibe çölniſcher, Mark,von 14 Joth 4 Grån feinem Silber, iberi
que HE imovine
Git
& ganze Species Reichsthaler. An Courantgeld von 2 Mark bis 2 Schill, Stücken zu rechnen , wird eis ne cólniſche Mark feinen Silbers zu nt Thaler, in Unſebung der Scheidemünze aber zu 12 Thalern an
1
einzelnen Scillingen, und zu 125 Thalernan Sechse
m her@
mer Banco-Thaler .
en,
about
.
3d,penng auch die deutſchen goldenen, filbernen und fupfernen Münzen . An goldenen Münzen prågen Hamburg und lübed die gråkten , nämlich Portugalster von 10 g Ducaten. Man bat gyd halbe , und zu Hambur
Die Deſtreichiſchen Severinen oder
20.
ald)Viertel.
6 dodhi
Souvereynen ,ſind eden3enDucaten .n Man hat auch rſchizu r halbe. In unte Lände hat man auch Golsfrisfe4 von gleichen We , m rth it den vollwichti .
het, o con gen alten franz. Louisd'or - von Ludewig XIV , als Borode Auguft d'or in Sachſen , Carolins d'or in Pfalz (und Bayern, Carl: d'or in Braunſch , Georgss weig 7 d' B Ch or, r im urf. aunſch Lüneb . Frideri nud chs d'or
in den preußiſchenlandern .Von allen hat man auch Halbe
1 Einleitung in die Beſchreibung Halbe und doppelte.
Die bayeriſchen Map Hot
Fird zu 12 Fl. 16.Kr.
Die Ducateno iweltfje in Deutſchland gepräget werden ', find on gféithem
Werth mit den holländiſchen. Man hat audio10 } gulden zu 2 Reichsthalern. An ſilbernen Münzen Hat man Spediese Von den übrigens filbernen Thalec zu 1 Thaler.
nu
und fupfernen Münzen , will ich angeben , wie viel Berſelben auf 1 Thaler gehen , und dieſelben in afe phabetiſcher Ordnung nennen : Albuſſe , oberu! Uno
) auf churreinfühe 45 , cólniſdie: 78, und Beffiſche 329 n Blaf einen Thaler. Bage , 224 einen Thatet. ferre, 191 einen Thaler. Blamůſer ; 8einen Thafer. Buſíte; 324 auf einen Thaler.
Denare , 480 auf
einen Thaler. Deeyer, 96 auf einen Thaler. Dregs Dritrel, 3 aufeinen linge , 192 auf einen Thaler. Dürgen , eingebildete Münze, 16 auf eisLS Thaler: nen Chater. Ferrmannchen , clevifehe 120 , cölnia ſche 117 auf einen Thaler . Flinderbeund Flinriche,
18 auf einen Thaler . Fürtfe, 240 auf einen Týde Gor lic ler. Gosgen , 48 'auf einien Thaleriº Otsidel;
120 auf einen Thaler: Broſchen , gute Groſchen 24, amburg Kaiſergroſchen 30, Makierigroſhen 36 , telfe Gro: entre co ſchen 45, auf einen seharian Grote , ( 14 Pf.) 73
Gulden , Reichsgulden 15 auf einen Thaler. colniſche 33 , lütticher 4 , aackener 13 auf einen Tha ler , meisniſcher Gülden , eineeingebildeteMünzevon Das c 21 guten Groſchen. Keller , in Ober- und Nieder, der e
fachſen , 576 auf einen Thaler. Ropfſtück, zu Bree,die men 6 , zu Frankfurt am Main , Nürnberg 20 Mah
141 auf einen Chaler. Kreuzer, 90 auf einen Tha ler. Landmünzen , 36 aufeinen Thaler . Mart,in de Hadee Bilelien
7 1
des deutſchen Reiches .
53
Madener , 72 ,Bremer, eine eingebildete Münze , 3 Hamburgiſche, lübeckſche und meclenburgiſche, 3, oft frieſiſche auch 3 , fundiſche 6 auf einen Thaler,
3
Jastbier , ( • 4 PP.) 72 auf einen Thaler. Deres ; gen; 216 auf einen Thaler, Ortjes, 320 auf einen
3
Ebaler . Petermannchen , Nadener 72 , Coblenzer 18 große und 54 gemeine auf einen Thaler. Pfennis gerig Ober- und Nieder - Sachſen 288, osnabrüggi.
1
24
}
..
fache 252 Weiße:270 , můnſterſche 336 , zu Frankfurt onMonday, Nürnberg 2. 360, cleviſche, 480 auf einen Shalere chafe, 27 auf einen Thaler. Schillinge, Jackener, clemiſche und Lütticher 8, oftfrieſiſche 9, osa nabrüggiſche 21, münſterſche 28, ſtetrinſche 36 , Bremer, Hamburger, Lübecker, mecklenburgiſche und ſtralſun. diſche , 48 auf einen Thaler. Schocke, eingebildes te mänge, alte 20
gr. neue 60 Ggr. Sdware,
360 auf einen , Thaler. Sechslinge 96 , Sechsa pfennige 48,Silbergrorchen, 30 aufeinen Thaler, Stúper, oftfriefiſche 54 ,cleviſche 60, lüttichiſche, 80 auf einen Thaler .
Syferts., 108 auf einen Tha.
ler, Weispfennige oder Albuſle, 45 auf einen Thaler. Witten, lüneburgiſche 96, ſteteiniſche 144 ſtraffundiſche 192, oftfciefiſche, 540 auf einen Thaler.
1 11
Zweyörittel oder ein Reichsgulden , Thaler :
07
S. 92.1 In den erſten Jahrhunderten nach der Ge burt Chriſti, war Deutſchland in viele kleine Staaten vertheilet , die fein gemeinſchaftliches
M
-E,
Oberhaupt hatten.
Nach
auf einen
dem Untergange des
abendländiſchen römiſchen Reichs , entſtunden 6 Hauptnationen , nåmlich die Schwaben und Alea mannen ,
Franken
Frieſen , Sachſen , Thüringer uno D 3
54
Einleitung in die Beſchreibung
und Bayern . Die Franken machten rich , unter Anführung ihres Königes Klodwig , Gallien unter : würfig , und bezrungen endlich auch die ebengedach ten deutſchen Nationen , ſo daß unter Karl dem Großen ganz Deutſchland zu einem Reich verbuni den , jedoch nicht unabhängig , ſondern ein- Theil der frånfiſchen Monarchie ward . ' Anfänglich hatten die bezwungenen deutſchen Wölfer ihre eigenen erblic chen Herzoge und eigene Gereke ; Karl aber ſchaffte . jene ab , und regierte die Landſchaften durch Gra ; fen und Miffos regios : die lich geweſenen Reichstage aber wurden beybehalten . Karl brachte auch im Jahr 8oo die erneuerte Würs de eines römiſchen Kaiſers auf fich und ſein Er legte aber ſeinem Sohn Judwig die kos Haus. nigliche Würde nicht eher ber , als bis alle" Stån : de darein gewilliget hatten . Dieſer fein Sohn und Nachfolger , Ludwig 1 , theiléte das Reich unter feia ne Söhne , mit Bewilligung der Stånde : allein , es entſtunden über diefe Theilung die größten Urrú . hen , die im Jahr 843 durch einen zu Verdun ge . ſtifteten Vertrag beygeleget wurden , da denn Juds wig der Deutſche, Deutſchland bis ' an den Rhein , Städter , Speyer , Worms "und Maynz , bekam , und Deutſsland ſoldberges ftalt ein eigenes unabhängiges Reich ward . Jektgedachter Ludwig brachte im Jahr 870 die eie
nebſt den 3 1
1
und fein ne Hälfte des lotharingiſchen Reichs , Sohn Südwig der Jüngere 879 die andere an ſich . Es hatte fich der lekte 876 mit ſeinen beyden Brü dern in das väterliche Reich getheilet, ſo daß Karl mann König in Bayern , Ludwig , König in Dita frants
des deutſchen Reiches.
55
franfen , und Karl der Dicke, Kidnig in Älemannien geworden . Db nun gleich der letzte feine Brüder überlebte, und nicht nur ihre {ånder , ſondern auch das Kaiſerthum , nebſt Italien und Frankreich an ſich brachte, und alſo die ganze alte fränkiſche Mos narchie beherrſchte :
fo war er doch von ſo ſchwa. chen Seibes- und Gemüthsfråften , und verſahe dan her die Regierung ſo ſchleche, daß ihn die deutſchen Stånde 887 abfekten , und ſeines Bruders Karla mann
natürlichen Sohn Arnulph zum König in Deutſchland machten . Dieſer ſchlug die Normånner, welche in Deutſchland eine große Perwüſtung an : gerichtet hatten , und bezwang die Bohmen , jee doch mit Şülfe der Hunnen , welchen dadurch der Weg zu ben nachmaligen Einfällen in Deutſchland gebahnet ward. Sein Sohn Ludwig das Kind bes fchloß 911 mit ſeinem Tod die deutſche Karolins giſde Linie. 8. 23 , Nach Zuðwigs bes Kindes Tod wollten die
deutſchen Stånde cen Herzog Otto zu Sachſen zum König machen ;er lehnete aber ſolde Würdeab, welche hierauf einem frånkiſchen Herrn ; Namens Conrad , der von Ludwig des erſten Tochter abſtammete, durch einmüthige Wahl zu Theil warð. Er hatte ſeinen Feind Heinrich , Herzog von Sachſen , des vorhire gebachten Otto Sohn, den er ſterbend ben Stårta den empfohl, zum
Nachfolger im Reich.
Um dies
fe Zeit ſind die Herzogthümer Schwaben , Franken Heinrichs Sohn und und Bayern entſtanden. Nachfolger im Reich Otto, brachte Lothringen, Italien und die faiſerl: Würde wieder an das Reich, machte ſich Mic auch ganz Jütland und Böheim untertņånig. Seina
1
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bish lich er g Pe ich eni a in der mann Deinr igen Jg
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de rwählten hiernächſt ben e e Die Stån zum End . r uf ffnem ad I n u d b l m i e r I , mit Rhei , Conr a F o a I n e s g m u m i c a e n i zu ihn n r l ö m a u h u a K d e , i S z Z , d n e uf niſche hmen d e a a n i r n l h å o a n c e t t w er ma's , ,a . S di i au e t t e l m h e e e d c ſ n h i a r r i i h c e r e ü r a u ſ i b in E e . w a d K h und greic Burg an das Reich , Sohn das Köni n rfig e ü b w l e n r e t e e ſ h h unt , fekte aber dem auc . Pol mac k r h c a i r m r e e m l , dje.Eide wiede mit Dän in eine Verg h s en c e h i e c h r z ſ c n n t IIIn, Hei Rei . des Deu zur Grå e nder aufgeworf r te jekte 3. Påpſ , die ſich wide eina n n andern ein ; pon welcher hatte , ab , und eine May n g n u g i liche Stuhls . Dem d des påpſt Zeit an die Erle r elben aus Deutſch: al erichtet b , von demſ Kaiſe allem land eine Perſon nach Rom geſchicketw und nach des ers Billen ein Papſt erwählet worden . Un . Kaif n e h r c h e ſ b r zins a ; Reic gårn wurd , zwa , dem deut h n c e i h r r u e n g Hei IV ܕܙܪܐ unt gikn aber zur Zeit der Unr ich V wurde von hren .. r I Heinr . uns V , wiede verlp n er on t n en v Bann getha , und darüb dem Papſ i d t h n e c k e i e d r m, ſ n n s e i r å g a e e n b t V d a de S t.er H hen er nverwand ldiſc t i ſ h h t e c r a s i E be * ou , d m U al nä ſchaft in Beſies in Er Er verglich ſich 1122 auf dem
Catire II, * ! . Fanie bisher durch das Zeichen des Ringes und Stabes gea Reichstage zu Worms mit dem
,
Theßen war u , ndbehieltſichbloßdie Beleßnungberisi Deifflichen Q Regas wegen ihrer weltlichen Güçer und lien , durch den Scepter, vor. Mit ihm ſtarb 1125
der månnliștze Scamın der fiánkyfden Kata Kata Der Papſt brachte es babin , daß der
fer aus,
des deutſchen Reiches.
57
1
4
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7
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1
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? , und endlich , nach einem zehntährigen Kriege, von gang Deutſchland angenommen wurde. Nach ihm ges Kais langte Conrad von Hohenſtaufen zur Krone. fer Friederich I hat ſeine Oberherrſchaft über die Stadt Rom noch ausdrücklich ausgeübet , auch die Overherrſdyaft über das Königreich Arelar, durch die Krónung zu Arles beibehalten , und Polen zum Tribut und Gehneid gezwungen . Heinrich VI bed mihece fich vergeblich , die Krone bey ſeiner Familie erblichaguimachen. Ben der ſtreitigen Wahl Phis lipp und Otto des Viertent, maßete fich der Papſt viefe Gewaltan , wurde auch von der Zeit an völliger und einziger Herr der Stadt Rom , und bemächtigte Mit Fries fich der ganzen mathildiſchen Erbſchaft. derich fl.gieng alles Unſehen der deutſchen Kaiſer in Fråken verforen . Nach des legten ſchwabiſchen Kaiſers; Conrad des Vierten, 1254 erfolgtem Toder ward Wilhelm , Grafvon Holland , erwählet, fam aber nach 2 Jahren um , und es entſtund das große Interregnum ; denn obgleich auf einmal 2 Könige, nämlichy Alphonſus von Caftilien , und Richard
yon England , erwählet wurden , fo kam doch jener gar nicht, und dieſer nur zweimal auf kurze Zeit nach Deutſchland , ſo daß es in der Thateben ſovielwar ,
als wenn das Reich gar keinen König gehabt hätte. -9. 124. Deutſchland fieng an , ſich von ſeiner Berrüttüng zu erholent, als 1273 der " Rudolf von Sabsburg, durch einen Compromiß der übris gen Churfürſten , welche die Wahl dem Pfalzgrafen Ludwig úberließen zum Oberhaupt deſſelben erwah . let wurde, welcher der Etammvarer des oſta D
5
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58
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hen en hiſc fes eword ota g . Sein Nachf Diu reic u a f ſ f l h d ſ h c n a o r , mar auc dur ein more auf der : vo Na Ad ge , Gr Compromiß von dem Churfürſten von Mann; erwäha in partea tet : aber weder dieſe beiden römiſchen Könige, noch Albrecht der 1 von Oeſtreich , find gu rómiſchen aus Beigen Heinrich VII, Graf Kaifern gefrónet worden . , bevo von Lükelburg , wurde durch llmächtigte Carbie nåle , und futwig von Bayern , gar erft durch dert Præfectum zů Rom ', und hernach durch den von cnica ihm aufgeworfenen , nachmals aber wieder verlaſſenen Papſt, gekrónet. Seine Gegenkaiſer waren Friedes derich von Deftreich und der biheimiſche Prinz Karl ; welcher lekte nach Judwigs Toðe einmüthiglich zum König angenommen , ju Rom durch bevollmachtige fum t gefrånet worden . Dieſer Karl IV Hat 1356 auf dem Reichstage zu Nürnberg , und auf dem Churfürſtentag zu Meki die heilſamen Verordnungen , wegen der deutſchen fénmal
zum
König von
Irelat
Königswahlen , gemacht, welche bis auf den hello Namen der goldenen Tag unter dem rigen Dulle bekannt ſind , und beobachtet werden . Er fief ben ſeinen Lebzeiten ſeinen Sohn römiſchen König måhlen.
Wenzel zum
Alle dieſe Könige habe
die pipſtliche Beſtätigung geſucht,
obgleich ſiche
1328 durch einen Reichsſchluß feſtgeſeket word Es hat aber daß es derſelben nicht bedürfe . der Wenzel , noch der Pfalzgraf Ruprecht, römiſche Kaiſerkrone empfangeni : wohl aber
welcher 1414 eine allgemeine Kirche mund, 1431 eine und fammlung nach Coſtnik , nach Baſel ausſchrieb, auf welcher erften
3
des deutſchen Reiches.
59
his fe ab- und ein neuer , eingefeßt, auch Johann Huß und Hieronymus verbrannt; auf der 2ten aber die - Beſchwerden der Nation vorgetragen , und uns 212 ferſchiedene derſelben abgeſtellet wurden.
brechts II von en
italieniſchen 61 112 Air
Deſtreich
Regierung war
Friederich.Til von Deftreich , welcher , Krone ** auch
die
kurze
nach der
kaiſerliche vom
Papſt erhielt, berſchaffte durch die 1448 mit dem Papſt errichteten Concordata nationis Germanice dem Reich keinen Vortheil. Sein Sohn Mag fimilian ward bey ſeinen Lebzeiten zum römiſchen
#
König erwåhtet, und erhielt nachmals , ohne nach Kom zu kommen , vom Papſt den Titel eines era wablten rómtſchen Kaiſers . Auf dem erſtent
*
fowohl der långſtgemünſchte ewige allgemeine Sand
*
friede, als ein allgemeines kaiſerliches und Reichs - Kammergericht geſtiftet; und 1512 wart das Reich in zehn Kreiſe abgetheilet. Kart v
Reichstage, den er 1495 zu Worms hielt ,
beſdhwor eine Capitulation ,
führete
ward
gleich . An .
fangs den Titel eines erwählten römiſchen Kaiſers, ließ ſich aber doch hernach bey ſeiner Durchreife durch Italien vom Papſt die Kciſerkrone auffeje gen. Der Religionsfrieg und Friede gehören uns ter die wichtigſten Merkwürdigkeiten feiner Regies
:
rung. Auf ſein Begehren , ward fein Bruder Fer, dinand I fchon 1531 zum römiſchen König ermäßlet, nachdem er gleichfalls eine Capitulation beſchmoren
& pro
hatte. Er fiftete den Reichshofrath. Diefes Sohn Marimilian It ward ſowohl, als ſein Sohn Rus, hogy dolph II , zum rómiſchen Konig erwählet; der lege
9. te aber par nicht
zu
bewegen , · einen Nachfole ger
>
60
Einleitung in die Beſchreibung
gerrrbey ſeinen Lebzeiten wählen zu laſſen . Fhm folgte ſein Bruder: Matthias , in deſſen - Capitulas tion zum erſtenmal, gefeget worden , daß fünftig die Churfürſten , auch wider Willen des Kaiſers, einer römiſchen König , zu wählen befugt ſeyn ſollten .
In
Ferdinand des Ileen Zeit, fålle der 39jährige Krieg , welder unter ſeinem Sohn Ferdinand III ( der noch bey ſeinem Leben zum römiſchen König erwablet wurde im Jahr 1648 durch den weſtphäliſchen Frieden geendiget ward .
Dieſem folgte 1658 rein Gohn Leopold , durch einmüthige Wahl. Ders zu feiner Zeit -1663 zu Regenſpurgersffnete Reichse tag. Dauret noch fort, und das Kammergerichtward 1689.von Speyer nach Weßlar verleget. theilte
dem
Herzog
Ernſt Auguſt von Braung
fchweig-Lüneburg die neunte Churwürde. Ihm folge te fein Sohn , der römiſche König Joſeph , in der faini ſerlichen Würde, und dieſem ſein Bruder, KarlV. welcher 1713 eine Verordnung in vim fan &tionis,
1
praginaticæ , wegen der Erbfolge in feinem Hauſer machte, und 1740 ohnemånnliche Erben ſtarb. 1743 ward Karl VII aus Bayern , mit Suſpendirung der bsheimiſchen Stimme, und nach feinem Tode 1745 der Großherzog von
Toſcanar und Herzog von Lothringen Franz I. gum Kaiſer r erwählet : bem fein Sohn Joſeph Il in, der kaiſerlichen Wür de , folgte S. 25. Das deutſche Reich beſteht aus einiger von unterſchiedener. hundert gemeinen Wefen , Große, ander
in
Widytigkeit und Würde, welche mit eine Verbindung
ſtehen ,
und eim gemeinek
fchaftliches Oberhaupt haben. Eins derſelbeng ikan ein
O
des deutſchen Reiches.
61
ein Königreich , die übrigen aber heißen Erzbisthümer , Bisthümer , Abteyen , Probſteyen , Herzogthümer , Markgrafſchaften , Sürſtenthümer , Landgrafſchafa fen ; " (deren aber nur einige die fürſtliche Würde haben, als Heffen ,) gefürftete Grafſchaften , Grafe ſchaften , Hyereſchaften und Reichsſtadre.
Zu den
felben tommen noch gewiffe ritterſchaftliche Gebiethe, Ganerben ( communes heredes, condomini,) und Reichsdorfer.t1 gemeinen Wefen haben ihre fondere Regierungen , welchen' die Landeshoheit allen davon abhangenden und dazu gehörigen rechtſamen zukommt. Unterſchiedene derſelben
mit Geo Max
ben andere Erzbiſchöfe , Biſchöfe , Prålaten ,
Her
$
-
$. -26. Dieſe
ber
Joge, Fürſten , Grafen , Herren , Ritter und Evel. Bothmaßig ihrer landesherrlichen leute unter keit. Die Sandesherren werden unmittelvære Glieder des deutſchen Reichs, ihre Vafalten und Unterthanen aber mittelbare Glieder deſfelbert genennet. $. 27. Unter den Sandesherren giebt , es nicht nur ſolche, welche einige und mehrere derer gemeinen We.
Efen, aus welchem das deutſche Reich zuſammengefeße ift, beſiken , und alſo unterfchiedene Herzoge, Fürſten,
·
; Konile in andern europäiſchen
Reichen ſind,
aber doch, in ſo fern ſie unmittelbare Glieder des deuts fchen Reichs ſind, unter demſelben und ſeinem Ober , Haupt ſtehen : - S. 28. Die meiſten dieſer gemeinen Weſen, find in 10 Kreife vertheilet.
Kaiſer Wenzel iſt der ere
Rhe geweſen ,, welcher verſucht - þar , die Stände des
62
Einleitung in die Beſchreibung
des Reichs in 4 Partenen oder Zirkel einzutheilen, : wovon ſein 1383 zu Nürnberg errichteter landfries in jne den zeuget ; es gelung ihm aber nicht : indeſſen in's haben ſich nachher die Kaiſer Sigismund 1415) , 1427 , 1435 und auf andern Reichstagen, und Ul. brecht II im Jahr 1438 darauf bezogen . Der legte in theilete im gedachten Jahr
auf dem Reichstages
zu Nürnberg das Reich in 4 ,. und gleich hers : nach auf einem andern Reichstage in 6 Kreiſe; fie ſind aber nie zum Stande gekommen. Ma: fimilian I
theilete Deutſchland 1500 auf dem Sym * Reichstage zu Augsburg , zu beſſerer Handhar bung des Landfriedens, in folgende 6 Kreiſe ein , nåmlich in
den
frånfiſchen ,
bayeriſchen ,
ſchmade
biſchen ,
oberrheiniſchen ,
weſtphäliſchen und fach.
fiſchen ,
unter welcher
Abtheilung, aber
weder
die Churfürſten ,
noch Deſtreich , noch Burgund, Daher wurder noch Böheim begriffen waren . 1512 auf dem Reichstage zu Cöln, noch, der oftrei:
chiſche, burgundiſche, chur , oder niederrheiniſche und oberſächſiſche Kreis hinzugethan , und die ge ſammte Einrichtung der 10 Kreiſe 1521 mard auf den Reichstage zu Worms, und 1522 auf dem Reichs Sie dienen zu tage zu Nürnberg beſtåtiget. Erhaltung und Beförderung der innern Ruhe un Sicherheit , zur Abhaltung feindlicher Gewal zur beſſern Heberlegung und Veranſtaltung ſo welche das gemeine Beſte betre cher Sachen , zur richtigeren Eintheilung und Zuſamme fen , Hilfe bringung der vom Reich bewilligten Vollzi zur , Geld oder Mannſchaft ehung der
u
theile der höchſten Reichsgerichte wider die Reid) ſtå
des deutſchen Reiches.
ſtånde ,
zur Ernennung der
63
Stammergerichts . An
ſeſſoren , zur Verhinderung oder Abhelfung der Dieſe Zoll- und Můng - Unordnungen , u. ſ . w . Kreiſe haben keinen völlig ausgemachten Rang unter ſich , ſondern werden in den Reichsordnun
1
.
gen , Receſſen und Acten in ſehr unterſdiedener Ordnung angeführet. Wenn iran aber auf den Rang der von den Kreifen präſentirten .Kam
t :
mergerichts , Affeſſoren , und auf die unter einię gen Kreifen verglichene , oder ſonſt hergebradite
1 Drdnung ſieht, ſo fømme folgende Drdnung der Kreiſe heraus , der öftreichiſche, burgundiſche, chur, rheinifdie , frånfiſche, bayeriſche, ſchwäbiſdhe, ober rheiniſche , 'niederrheiniſch - weſtphäliſche, ober- und niederſächſiſche. Es iſt aber die Eincheilung der Kreiſe unvolle kommen . Denne (1 ) find nicht alle Stände und Länder des deutſchen Reichs unter dieſen Kreiſen begriffen ; wie hernach. gelehret werden wird ,
:
2 ) Bey der
Einrichtung der Kreiſe, iſt nicht gee
nug auf die Sage
1
der
Länder geſehen worden ; fi
E. ein Theil der Lånder des öſtreichiſchen Kreiſes, liegt durch ganz Schwaben zerſtreuet, und einia ge Sånder des oberrheiniſchen Kreiſes, liegen auch in Schwaben , da doch alle dieſe Såndet figlicher Die zum ſchwäbiſchen Kreiſe geſchlagen waren .
jebige Vermiſchung der Lånder best weſtphiliſchen , dur- und oberrheiniſchen Kreiſes håtte auch ver hütet werden können , u . ſ. w. 3 ) Es werden zuweilen Reichsſtände zu einem Kreiſe gerechnet , die toch in pemfelben keine unmittelbare Sande haben , ja G
dergleichen wohl übérþaupt gar nicht beſis
1
64
Einleitung in die Beſchreibung
Deſigen. So iſt das fürftliche Haus von Churn und Taris, ein Stand des churrheiniſchen Kreiſes , ohne in demſelben ein unmittelbares land zu haben . Die Grafen von Plate, haben wegen der Grafſchaft Hallermund Siß und Stimme auf den weſtphalia ſchen Kreistagen , beſigen aber von dieſer Grafſd )aft nichts. Ein jeder Kreis kann nach Belieben neue Mit : glieder annehmen.
Einige haben einen Zuwachs bes
kommen, an ere aber, inſonderheit der oberrheiniſche, find verringert worden . Von Rechtswegen ſollte ſich Fein Kreisſtand einem Kreiſe entziehen ; és geſchieht aber noch wohl.
In Anſehung der Religion werden fe abgetheiler ,
die Kreis
theils in ganz katholiſdhe,
welche
ſind der öſtreichiſche und burgundiſche, theils in ganz evangeliſche , welche ſind der ober - und nie derſächſiſche , theils in vermiſchte, gen gehören .
dahin die übri.
Die Kreiſe haben ihre Kreis - ausſchreiben , de Fürſten , welche die Zuſammenfünfte einzel. ner Kreiſe anſehen ,
die Kreistage regieren ,
alle
an die Kreiſe einlaufende Sachen annehmen , und den andern Stånden mittheilen , , die wider
einen
Stand ihres Kreiſes ergangenen Urtheile der hoch . ften Reichsgerichte vollziehen , u. ſ. r. Von den 6 ålteſten Kreifen, hat jeder 2 , folche Kreis- aus . fchreibende Fürſten , nåmlich einen geiſtlichen und einen weltlichen , von den 4 neuern aber hat jeder nur einen. Die lekten find zugleich Directores der Preiſe ; und im bañerſchen Kreiſe ſind beyde Kreis ausſchreibende Fürſten auch Directores ,
in den 5 übris
des deutſchen Reiches.
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übrigen Kreiſen- aber iſt nur einer der Kreis . Ein ausſchreibenden Fürſten Director des Kreiſes. jeder Kreis follte i nach den Reichsgefeßen einen Kreis - Oberſten erwählen und haben , welcher ehemals Kreishauptmann genennet ward; heuti ges Tages aber manchmal den Titel als General. Feldmarſchall bekommt , und den Befehl und die Ober : Aufſicht über die Kreisſoldaten und Kriegse geråthſchaft haben ſollte: allein , einige haben nie ei nen gehabt , und in anderen ,ijt dieſes Umt einges und oberrheid gangen ; ſo daß jeßt nur det frånfiſche Finn n e t ſ Dber Under welchen der erſte ein Viachgeordneter heißet . re geringere Kreisbediente , übergebe ich mit Still. ſchweigen . Das Beſte des Reichs und der Kreiſe, foll auf den Krei tagen
berathſchlaget werden.
Solche
Kreistage ſind entweder allgemeine, da die Kreis aus:? fchreibenden Fürſten, und nebſt ſolchen audi wohl die Kreis, Nadya und Zugeordneten aller Kreiſe, zuſamas men kommen , und von Chur-Maynz ausgeſchrieben , aber ſehr ſelten gehalten werden
und heute zu Tage
nicht mehr zu vermuthen find ; oder ſie werden von einzelnen Kreiſen angeſtellet , dergleichen aber im oſt reichiſchen und burgundiſchen , weil jeder nur unter ei
, wegen innerlicher Verdrießlichkeiten, nicht üblich find, in den übrigen aber gehalten werten , und zwar ſo , daß entweder alle Stände zuſammen kommen , oder nur Uusſchußtåget angeſtelle
werden .
Wer Sie
und Stimme aufeinem Kreistage bat, iſt ein Kreiß .” 3 Th. 6 A. ſtano.
66 ſtand.
Einleitung in die Beſchreibung
Wenn in einem Kreis alle Arten von Stan se feres
den vorhanden ſind, ſo pflegen fie fich auf Kreistager sind our in 5 Bånke zu theilen, nåmlich in die Bank der geiſt- i fragen, lichen und weltlichen Fürſten , der Prälaten , der Gras z teje fen und Herren, und der Reichsſtädte. Die Chura fürſten ſißen mit auf der Fürſten - Bank. Seit 1691 km haben die franzöſiſchen Kriege mehrmals eine Vers Shorthana bindung der vordern Reichskreiſe, welche dem Rhein am nächſten liegen , veranlaſſet, deren Zwed ſowohl ihre gemeinſchaftliche als des Reichs Beſchis kung geweſen. Endlich werden auch von dem från fiſchen, ſchwäbiſchen und bayeriſchen Kreiſe, zum Bea ſten des Münzweſens, fo genannteMünzs Probaa tionstage wechſelsweiſe zu Nürnberg, Augsburg im bis Regensburg gehalten, und von dem Biſchof zu Bams berg ausgeſchrieben . $. 29. Es giebt aber , wie vorhin ſchon berühret worden iſt, noch andere unmittelbare gemeine Weſen, welche nicht zu dieſen 10 Kreiſen gehören ;
und dieſe
ſind das Königreich Böheim , die Markgrafſchaften Mähren und ſauſik , das Herzogthum Schleſien , die Grafſchaft Mümpelgard, unterſchiedene unmittelbare Graf- und Herrſchaften , welche im Umfang einiger Kreiſe liegen, die Grafſchaften, Herrſchaften und Gů ter, der unmittelbaren Reichsritterſchaft in Schwa ben , Franken und am Rhein , einige unmittelbar Abtepen , unterſchiedene Ganerben , und einige Reichs
dörfer. S. 30. Das deutſche Reich iſt von ſeinem Unfar man i an und allezeit ein Wahlreich geweſen : aber gemeiniglich ben einem einmal erwählten Hauſe
lange daſſelbegedauret hat, geblieben. Noch heutig Sai
des deutſchen Reiches.
20
67
Sages muß ein jedes erwähltes Oberhaupt des Reichs, aller Bemühung, das Reid , auf ſeine Erben und Nachkommen erblich -zu bringen , feyerlich entſagen . Unter den unmittelbaren Erzbiſchöfen des Reichs find 3 , und unter den unmittelbaren Reichsfürſten
gi
em e
find 6, welche das Recht haben, im Namen des ganzen Reiches , demſelben ein Oberhaupt zu erwählen , und wegen dieſer Chur ( Rur) oder Wahl, Churfúra ſien , genennet werden . Ihr eigentlicher Urſprung,
kann nicht genau beſtimmet werden.
5
Einige meynen ,
fie wåren ſchon zur Zeit Karls des Großen aufgefom men ; andere regen ihren Urſprung ins Jahr 996, an . dere ſagen , daß von K. Heinrich IV an, nie eigentlichen
o
Wahlſtimmen nur auf 7 bis 8 Fürſten beruhet håta ten , und daß man nach Abgang der hohenſtaufiſchen Könige, bey der Wahl Alphonſus und Richards ſchon deutliche Spuren von 7 Churfürften finde, die ſchon
2
von undenklichen Jahren das Wahlrecht gehabt Håte ten . So viel iſt gewiß, daß K. Karl IV die Churfüre ften , deren damals 7 waren , durch die goldene Bulle in ihren Rechten und Vorzügen beſtåtiget habe. Jege
12
find 9.Churfürſten . Die geiſtlichen ſind, die Erz biſchöfe zu Maynz, zu Trier und zu Esin ; die weldia den ſind, der König zu Böheim , der regierende Herz
The zog in Bayern, der erſtgeborne Herzog zu Sachſen vom albertiniſchen Stamm , der erſtgeborne Markgraf zu Brandenburg von der ålteſten Linie , der erſtgeborne Pfalzgraf bei Rhein rudolphiſcher álteſten Linie , und ber erſtgeborne Herzog zu Braunſdweig - Lüneburg Hannoveriſcher Linie. 6. 31. Die Wahl eines Oberhaupts des Reichs, wird innergalb 4 Wochen nach erhaltener Nachricht von
68
Einleitung in die Beſchreibung
von des vorigen Tode, von dem Churfürſten zu Maynz durch Geſandten und offene Schreiben ben jedem Churs
$
fürſten auf einen Termin von 3 Monaten angeſaget, und zu Frankfurt am Mayn verrichtet. Bleibet ein Churfürſt aus , ſo iſt die Wahl doch gültig. Die Churfürſten erſcheinen entweder in Perſon, oder durch Geſandte , deren gemeiniglich 2 bis 3 ſind , und mit genugſamer Vollmacht, und ganz freyer Gewalt vers Nach vollendeten Berathſchla feben ſeyn müſſen . gungen fowohl über die Wahlcapitulation, als ane bere von den Ständen, fremden Geſandten , oder an . dern angebrachte Sachen , und nachdem allen Fremo den , die nicht zu dem Gefolge der Churfürften oder ihrer Gefandten gehören , angekündiget worden , ſich vor dem Wahltag aus der Stadt zu begeben , geht die Wahlvor ſich. Es begeben ſich nämlich die ges genwärtigen Churfürſten in ihrer beſondern Chur's kleidung , und der abweſenden erſte Geſandten in eis nem feyerlichen Aufzuge, reitend von dem Rathhauſe nach der Kirche des heil. Bartholomäus verſprechen , nach vollendeter Meffe, vor dem Altar eidlich , daß ſie den tüchtigſten wählen wollen , und verſchließen ſich alsdann in der Wahlcapelle. Nachdem ſie ſich noch einmal verpflichtet haben, die meiſten Stimmen gel . ten zu laſſen, werden die Stimmen von Churmayng nach der Rangordnung der
Churfürſten geſammlet ,
und zulegtwird Chur Maynz von Chur Sachſen um ſeine eigene befragt. Wer mehr als die Hälfte dere Stimmen des ganzen Collegiums für ſich gat, iſt er wåhlet; es kann auch ein Churfürſt ſich ſelbſt die Stimme geben. Nach geſchehener Wahl, muß der Erwählte oder fein Bevollmächtigter, die wable capis
>
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des deutſchen Reiches.
1
capitulation ſogleich beſchworen und unterſchreiben ; worauf ihm Glück gerdûnſchet, und die Wahl in der
1
Kirche offentlid, bekannt gemacht wird.
d
erwählte romiſche König nicht ſelbſt gegenwärtig iſt, .muß er noch einen beſondern Revers, wegen Feſthala tung der Wahlcapitulation , ausſtellen , und dieſelbe
27 1 a
27
I
1
Wenn der
vor der Krönung in Perſon beſchworen , bis dahin er fich auch der Regierung nichtannehmen darf, ſondern ſolche den Reichsverweſern überlaſſen muß . Von der Wahlcapitulation, wird einem jeden Churfürſten eine von dem Erwählter oder deſſelben Gefandten unter ſchriebene, und mit jenes Inſiegel befråftigte Urkunde zugeſtellet; hingegen das churfürſtliche Collegium låße dem Erwählten ein Wahlinſtrument zuſtellen , und , wenn er abweſend iſt, nebſt einem Bekanntmachungs. Schreiben durch einen Fürſten überbringen. Hierauf beſtimmet derſelbe einen Tag zu ſeiner Krónung , die zwar in der Reichsſtadt Aachen geſchehen ſollte , aber nunmehr jederzeit in der Wahlſtadt verrichtet, der Stadt Hachen hingegen ein Revers
gegeben wird.
Die Reichskleinodien, werden theils zu Aachen , theils zu Nürnberg verwahret, und ſollen meiſtens von Karl dem Großen Herkommen. Sie werden gegen cinen Revers abgefordert, und an den Ort der Krd . nung fenerlich geliefert. Außer unterſchiedenen Kleis dungsſtücken, gehören dahin die goldene Krone ,
das
filberne Scepter, der goldene Reichsapfel , 2 Ringe, 2 Schwerdter und i Degen, 1 Evangelienbuch, xc. Am Tage der Kronung, begleiten ihn die weltlichen Chura fürſten und der abweſenden Geſandten , mit Portra gung der Reichskleinodien , reitend aus ſeiner Woh . nung in die Kirche , woſelbſt ihn auch die geiſtlichen Chur.
1
70
Einleitung in die Beſchreibung
Churfürſten empfangen. Unter der Meſſe, ſchwört der Erwählte einen allgemeinen Regenteneid, und gelobet unter andern auch dem Papſt und der Kirche gebüh . Hiernächſt wird er entweder rende Ehrerbietung. von dem Churfürſten zu Maynz, oder dem zu Cöfin, ſier benmal geſalbet , alsdann mit der alten Kleiding und den Reichsinfignjen verſehen und gekrönet, und noch . mals beeidiget. Er ſchlägt ſodann Ritter, läßt ſich zu einem Chorherrn der Marien Stiftskirche zu Aachen aufriehmen, und wird alsdenn im Feyerlichen Aufzugé ju Fuß auf das Rathhaus zurTafel begleitet, vot welcher die hernach zu beſchreibenden Erz: oder Erbbeamte ihre Aemter verrichten. Bisher iſt kein anderer , als ein rómiſch - katholiſcher Fürft zum Kaiſer erwählet wor : den , 'nothwendig aber iſt es um desivillen nicht, weil die Proteſtanten mit den Katholiken in Deutſchland gleiche Rechte haben . S. 32. Aus dem obigen kurzen Zuſammenhang der Geſchichte ( 9. 22-35 ) des deutſchen Reichs, er: Hellet, daß das Oberhaupt oder der König deſſelben zugleich, und ſobald er gewählet worden , auchi) ers wabirer róiniſder Railer ley , welchen Titel et fidh auch ſeit Marimilians I Zeit beſtåndig bengeteget; das römiſche Kaiſerthum aber iſt ſeit Otto des Großen Zeit mit dem deutſchen Reich verbunden . Bis auf Korl den Fünften ließen ſich die Kaiſer zu Rom von dem Papſt Frönen , und nenneten ſich alsdann ſchlechts hin romiſche Kaiſer: feit der Zeit aber iſt ſolde påpfte liche Kronung unterblieben , der Titel eines Kaifers aber beſtändig fortgefeßet worden , und zwar mit dem obgedachten Beyfas. Der Kaiſer bezeuget gleich Hac angetretener Regierung , dein Papſt durch eine Ger
?
des deutſchen Reiches. l
l
71
Gefandſchaft ſeine Ehrerbietung , ( obſervantiam et reverentiam ,) nicht aber , wie der Papſt verlanget, Gehorſam . (obedientiam .) Es iſt aber das römis ſibe Raiſertbum , wenn man 21 Reichslehen, die in dem Kirchenſtaat liegen, ausnimmt, ein bloßer Titel. 7) Italieniſcher oder Longobardiſcher König. Es erſtrecket ſich dieſes Reich von der Grånze des Herzogthums Savoyen und der Schweiz , bis an den Kirchenſtaat , und
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3
E
iſt von dem Kaiſer Otto theils
durch Krieg, theils durch Heurath ( in Anſehung der Allodialien) an das deutſche Reich gebracht worden ; doch haben die Könige und Kaiſer niemals davon wer Der Titel noch Wapen geführet, ſich auch feit Karls V Frónen Zeit nicht mehr als Könige
Es iſt auch heutiges Tages die Gewalt des Kaiſers in dieſem Reich gering; indeſſen åbet er doch noch folgende Gerechtſame aus : (1) Nimmter Standes erhöhungen vor , und verleihet den Gliedern dieſes Reichs , ihren Ländern und Unterthanen , allerhand Freyheiten. (2) Somohl die unmittelbaren als mit : telbaren Glieder dieſes Reichs, müſſen in Sachen, die ihre Perſonen und Sande betreffen, vor dem Reichs hofrath erſcheinen ; werden auch wohl,wenn ſie widers, ſpenſtig ſind, und es mit den Feinden des Reichs hal ten, in die Uche' erklåret, und ihrer Güter beraubet ; doch wollen die mächtigere Glieder die Obergerichtsbarkeit nicht erkennen .
kaiſerliche
(3 ) Der Kaiſer
und das Reich haben noch viele Leben in Italien , welche am Kaiſerlichen Hof eingetheilet werden , a ) in lombardiſdhe , deren 13 ſind, als die Herzogthümer Mayland, Mantua und Montferat, alle gonzagiſche Fürſtenthümer, und das Fürſtenthume Mirandola, u . fi non
14
72 u . f. 10.
1
Einleitung in die Beſchreibung b) in ligurtſche, deren 19 find , von wel.
chen die Fürften d'Oria die vornehmſten befiken; c ) in bonorufde , deren 20 ſind, worunter die Herzoge von Modena , Ferrara , die Fürſten Spinola , -d'Oria, 4. a. m. d ) in toſcaniſche, deren 10 ſind, darunter das Großhetzogthum Toſcana, Piombino, Soramo, Comacchio u. Piw . e) in tirnifaniſche, deren 11 ſind , darunter die Fürſten zu Mafia , Malaſpina , u . a . m . ( 4) In Kriegszeiten müſſen ſie Steuern entrichten , welches fie aber felten ungendthiget thun. Außerdem aber beſtehen die Einkünfte des Kaiſers aus dieſem Reich , in Friedenszeiten in den laudemien , Spore teln , wc. und inſonderheit in den Einkünften des Hers zogthums Mantua , welches als ein verwirktes Reichs. lehn eingezogen iſt , und von dem Kaiſer im Namen des Reichs befeſſen werden ſollte.
Es kann aber der
Kaiſer, ohne Einwilligung der Churfürſten, Fürſten und Stände des deutſchen Reichs, über die italienis ſchen Lande nichts verfügen . $ . 33. D. Gottes Gnaden , erwählter römiſcher Kaiſer, ( electus romanorum
imperator) zu allen Zeiten Mehrer des Reichs , ( ſemper Auguſtus,) in ( zu ) Germanien König . : ( Germaniæ rex. ) Hiernachſt folgen die Titel der faia ferlichen Erblande. Die Reichsſtånde geben dem Kaje Per den Titel : allerdurchlauchtigſter, großmåchtigfter, , manien König, allergnädigſter Kaiſer und Herr . Des Raiſers und des Reichs Wapen iſt ein ſchwarzec mit ausgebreiteten Flügeln ſchwebender Adler mit 2 Halfen und Kopfen im goldenen Felde ; und über den Köpfen des Adlers erblicket man die kaiſerliche Krone. Die
.
des deutſchen Reiches.
73
Die Wapen der Erblande, kommen auch noch hinju .
7
Manchmal wird noch bey Lebzeiten eines Kaiſers demſelben ein künftiger Nachfolger in der Regierung,
.
von den Churfürſten erwählet; und eine ſolche Pers
7
fon heißet ein rSmiſeter Rönig.
.
wie ein Kaiſer gewählet und gefrinet, iſt ein wirklich gefrontes Haupt, befommtdas Ehrenwort Majeſtát,
-
führet den Titel,
Er wird eben ſo
allezeit Mehrer des Reidys und
König in Germanien, und hat einen einfépfigen Udlec im Wapen.
Wenn er wirklicher Kaiſer wird , záha
let er die Jahre ſeiner Regierung nicht nach dem Ans fritt derſelbigen , ſondern von ſeiner Wahl an . en it ſet gke Kaiſer undeiKönige Ø. 34. Vor Alters , alshtidie err rec , umh vies Ge hatten ſie hin und wieder auf ihren Domainen Pa latia, auf deutſch Pfalzen genannt, dergleichen auch in Ståbten errichtet wurden , die daher Kaiſerliche Pfalzſtådte hießen. Sie haben aber vorlängſt auf: gehöret, und das Reich hat dem Kaiſer keine Refix
1
deniz angewieſen ; er foll ſich aber, ( es erfordere denn der Zuſtand der Zeiten ein anderes,) nirgends an.
1
ders , als im Reid), aufhalten.
B
Kaifer ihr Hoflager , ſchon ſeit langer Zeit, in ihren Erblanden , und Wien iſt der Kaiſer , aus dem oſta
Daher halten die
reichiſchen Hauſe, ordentlicher Siß geweſen . Was den Sof- und Canzleyftaat des Kaiſers betrifft, ſo har er zu ſeiner Bedienung: 1. Die Reichs . Erzämter , die alle durdy Churfürſten verſehen werden , wie denn alle Chur: fürſten Erzämter entweder wirklich haben , oder doch nach der gemeinen Meynung, Haben ſollten : weil ſie aber nicht allemal zugegen ſind, wenn ihre Erzämter auf
74
Einleitung in die Beſchreibung
auf Wahl- und Kronungstagen , und zum theit auch auf Reichstagen zu verrichten find ; ſo haben ſie ihre Perweſer , die bey den weltlichen Churfürſten Erbs åmter heißen , durch welche die Erzämter allezeit und allein vertreten werden , Hiervon folget unter eine genauere Abgandlung. 2. Seine beſondere sofámter ,
deren An :
zahl, Rang, Verrichtungen , ac. lediglich von des Kais fers Wilführ und eigenen Unkoſten abhangen . Weil der Reichsvicefanzler oder Reichshofvicekanzler , den Chur Maynz an ſeiner Statt ernennet , ſich jeder zeit an dem faiſerlichen Hofaufhalt,ſo hält der Kaiſer keinen Hyofcanzler. 1. Die Reichsſachen , welche an den Kaiſerlichen Hof gehören oder gelangen, werden theils in des Raiſers geheimen Rath , theils in dem Reichshofrath (bavon hernach ein mehreres ,) überlegt. Was der Kaiſer als ſolcher befchließet, wird durch dieReichse canzley ausgefertiget, welche aus dem Reichsvices canzler, den faiſerlichen Hofråthen oder geheimen Reichshoffecretarien und Referendarien ; deutſcher und lateiniſcher Ausfertigung, und andern Bedienten beſteht.
Alle dieſe Perſonen nimmt Chur . Mayng
als Reichs- Erzcanzler än, und hat die Oberbothmåßig feit über dieſelben . In der Reichscanzley wird kei. ne andere, als die deutſche und lateiniſche Sprache, gea braucht. Das Reichsarchio , oder das am faiſers fichen Hof befindliche Reichsarchiv , welches aus der geheimen Reichs - Hof . Regiſtratur, und aus der Reichshofraths-Regiftratur beſtehet, iſt ein Theil der Reichscanzley , und wird daher bey derſelben aufbehal ten , ſtehet alſo auch unter churmannziſcher Auſſicht. §. 35 .
des deutſchen Reiches.
75
=litauch
lieben
$. 35.In alten Zeiten haben die Kaiſrr“ anſehna lidhe Einkünfte aus großen ihnen unmittelbar zuſtes benden Landſchaften ,
aus anderen landen aber, und
alext et une
eren 2
Desfoi .
ob jele er Sale
Chen
Kaiser
ofrat Base
von verſchiedenen Kloſtern , Zinſen oder andere Ge. fille, auch alle Zölle, Münzgefäfle, Bergiverfe, Salză
gruben, oder doch den Zehenden von denſelben ; ' gea habt, und dieſe Einfünfte betrugen zur Zeit Friedes trichs 1 faſt 60 Tonnen Goldes, unter Rudolph I aber Sie find nach und nach an mhure 20 Tonnen Golbes. Reichsſtände Verpfändet und veräußert, auch an die Srifter und Kieffer verſchenket worden. " Daher
klagteſchon 'K. Heinrich IV gar Tehr über den fchlecha ten Zuſtand der kaiſerlichen Einfünfte , und zum K: Ludwigs von Bayern Zeit , war faſt nichts mehr übrig. Gegenwärtig beſtehen die gewiſſen Einkünf te des Ktifers, bloß in einigen geringen Steuern, wels dije unterſchiedene Reichsſtädte dem Kaiſer jährlich
seiche geben ;" alein;entweder haben ſich die meisten Städte 3504" davon fosgemacht,oder ſie ſind auf mancherley Weiſe Beim an andere Stände des Reichs oder Privatperſonert utfoft gerathen : und was jeßt noch einkommt, mag etwa Dienin 12000, höchftens 20.00 Fl Die Kaiſer . betragen . Mario Kart V1 und VII haben die Kronſteuer , welche ebes måkiga mals alle Juden im rómiſchen Reidydem Kaiſer beym
to
Anfang der Regierung erlegen mußten ,
und ihren
Lifen
jährlidhen Opferpfennig um Weihnachten , wieder einzuführen geſucht, aber nicht durchdringen fønnen.
Die 19 te had
Unter die ungeriſſen Einkünfte, gehören die Reichs , Hofrathsgefälle , welche aber alle vertheilet und ange: Verehrungen freywillige einzelner wieſen find , Reichsſtände, oder eines und des andern Collegiums
pici
derſelben, und freywillige Geſchenke der Reichsritter
2,5
ſchaft.
26
ng
Einleitung in die Beſchreibu
fdaft. Als Karl VII ſeine Erblande entbehren mußa in ourden ihm
einmal50
Zur Vermehrung der kaiſerlichen Einkünfte aufs Künftige, verſprechen die Kaiſer in ihren Wahlcapi tulationen , daß , wenn fünftig erhebliche lehen dem Reich durch Todesfälle oder Verwirkung eröffnet werden, ſie ſolche zu des Reichs und ihrer Unterhaltung benbehalten wollen , welcher Fall fich aber nichtleiche zurrågt, auch da er ſich mit der 1760 eröffneten Grafe fchaft Hohenembs zugetragen hat , andersi behandelt worden iſt; imgleichen , daß ſie Ole Reichsiteuren der Städte und andere Gefälle, welche beſondern Per fonen verſchrieben ſind, wieder zum Reich ziehen, und zu defelben Nußen anwenden wollen , wozu aber auchy feine Hoffnung iſt. S. 36. Diejenigen Churfürſten, welche das deuts fche Reich entweder nach dem Tode eines Kaiſers bis für Wiederbelebung des Throns , wenn kein römiſcher König vorhanden iſt, over während der Minderjah rigkeit , oder auch bey langer Ubweſenheit des Kaiſers
1 außer dem Reich ,
und wenn derſelbe durch andere
Umſtände gehindert wird, der Regierung vorzuſtehen , regieren, werden Reichsverirefer ( in der goldenen Bulle, Proviſores inperii,) genennet. Vermoge der goldenen Bulle, find nach dem Tode eines römiſchen Kaiſers , die Churfürſten zu Pfalz und Sachſen , Reich Vicarii : jener am Rhein, in Schwaben und im frånfiſchen Reche ; (über welcher legten Worte Verſtand man ſtreitet,) dieſer aber in den Gegenden , wo die fächſiſchen Redite zur Zeit der goldenen Bula le üblich geweſen ſind. Nachdem aber Bayern durch den weſtphäliſchen Frieden die alte pfälziſdhe,
und Pfalz
el
EN
des deutſchen Reiches.
77
Pfalz eine neue Churerhalten hat, ift zwiſchen benden Häuſern wegen des ReichsvicariatsStreit entſtanden : u . ob ſie ſich gleich 1724 in der Stille verglichen haben , daſſelbe gemeinſchaftlich zu führen, welches auch 1740, 414.42 wirklich geſchehen iſt; ſo iſtdoch dieſe Sache in K. Franzens Wağlcapitulation zu volliger Entſcheio bung an den Reichstag verroiefen, u. auf demſelben 1752
EM *
der zwiſchen beyden hohen Häufern 1745 getroffene Vere
3
gleich , daß ſie das Vicariat wechſelsweiſe führen wol. len , beſtätigtworden. Seitdem das bayerſche Haus am Ende des 1777ſten Jahres ausgeſtorben iſt, gehört das Reichs . Vicariat dem pfälziſchen Hauſe allein zu .
3
Einige Lånder, nåmlichDeftreich u . Burgund , erken nen gar keine Reichs . Bicariat. Hofgerichts . Juris diction , uno Maynz hat mit Pfalz 1658 einen Vertrag erriditet. Die Gemale dieſer Reidysverweſer währet ſo lange, bis ein neuer Kaiſer die Wahlcapitulation pers fönlich beſchworen hat, und beſteherdarinn, daß fie Vi. cariat. Hofgerichtehalten , wie denn auch dasReichs. Kammergericht während folcher Zeit alles unter bey, der Namen ausfertiget; daß fie Kirchenpfründe ver . geben , die Reichs . Einkünfte Heben, mit den Reichs. lehen ( die Fürſten , u. Fahnen. Lehen, oder die legen die vor dem Faiſerl. Thron empfangen werden , ausgenom . men ,) belehnen, (ſo daß dieſelben von dem neuen Kais fer nicht wieder empfangen werden dürfen ,) und einen Reichstag halten können . 9. 37. In anſebung fremder Staaten , beſtes Hendes Kaiſers Vorzüge theilsbarinn , daß er von allen andern gefrönten Häuptern u. Staaten in Euro .. pa, für den erſten europäiſchen Potentaten gehalten, u. folglich auch ihm u. ſeinen Geſandten der Rang gelaſſen wird,
3
78
Einleitung in die Beſchreibung
wird, theils in dem obgedachten Titet, (8.33.) theils in der Benennung des Udvocaten und weltl. Haupts der Chriſtenheit. In Anſehung des deutſchenReichs, þat er den Vorzug, daß er deſſelben Oberhaupt ift u genennet wird, und als ein ſolches allerlen Rechte hat. Seine Gewalt in Regierungs . Sachen des deutſchen Reichs, iſt durch die Wahlcapitulationen und andere Reichsgefeße und Verträge , imgleichen durch das Reichsherkommen eingeſchränkt. Diejenigen Rechte aber, welcheer allein und ohne Zuziehung der Reichsſtände ausüben kann , werden ſeine Reſervare genennet: doch iſt er auch darinn nicht ſouverain , es beſtehet auch in denſelben ſeine größte Gewalt nicht, und ſie ſind den Gerechtſamen der Reichsſtånde nicht entgegen . Seine Rechte inAnſehung der Kirchenfachen , find theils das Scubrecht über die Chriſtenheit, den Stuhl zu Romu. den Pabft,u, über die chriſtl. Kirche, fomol die katholiſche,alsevangeliſch - lutheriſche u.refors mirte ; theils die Erneuerung der Reichsgeſege von Re. ligionsſachen, an welchen er aber nichts åndern, noch et was neues befehlen darf ; theils die Beſtätigung der geiſtl.Stiftungen , theils das Recht,Comiſſarien zu den Wahlen der Erzbiſchöfe, Biſchöfe u . Zebte zu ſchicken , damit ſie in gebührender Ordnung geſehen ; doch iſt der Comiſſarius bey der Wahlfelbſt nicht zugegen;theils das Recht der erſten Bitte (jus primariarum precum ), kraft deſſen er in allen Stiftern u. Kloſtern des Reichs, ſowohl katholiſchen als evangeliſchen ,(bey den unmittel. baren , woer es vor dem weſtphäliſden Frieden ausge. ůbet hat, bey den mittelbaren aber, wenn er am I Jan. 1624 im Beſik gereſen ,) in der Zeit feiner Regies rung
desdeutſchen Reiches. "
l
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rung einmal eine Pfrúnde (beneficium ) an eine nach den Statuten derſelben dazu tüchtige Perſon vergeben kann, die , wenn ſie eine erledigte Stelle mit Vorzeia gung der kaiſerlichen Bitte, bey demjenigen, welcher fie dergiebt, innerhalb Monatszeit ſuchet, allen andern
$
vorgezogen werden muß ; theils das Recht, auf ein je des Stift oder Kloſter in dem Reich, einen Panis -Brief auszuſtellen, krafi deffen daſſelbe verpflichtet wird, dies
#
jenige Perſon welche dergleichen von dem Kaiſer er : hålt, indas Kloſter aufzunehmen , und Lebenslang mit
13
Effen, Trinken , Kleidung und anderer Seibesnothdurft Andere geringere Rechte, übergehe ich zli verſorgen. mit Stillſchweigen . JnAnſehungweltlicher Sachen, beſteht des Kaie fers einſeitige Gewalt,in folgenden Stůcken . Er fann den Reichsſtånden, und andern unmittelbaren Perſos nen und Tommůnen ,allerhand Begnadigungen erthefa len ; 'nämlich er hat das Recht, perſönliche Standes: erhöhungen vorzunehmen,
1
I
: E. Edelleute, Edle, Rita
tet, eple Herren, Freyherren, Grafen, gefürſtete Gra: fen, Fürſten 2c. zu machen , die Länder und Gebiete in einen hohern Stand zu erheben, höhere Canzleiti tulaturen beyzulegen , andere Bürden und Hemter, go E. eines Pfalzgrafen zc. und Wapen zu ertheilen , auch lektere zu vermehren , zu verbeſſern und zu ändern . Hiernächſt þat er die Mache, Privilegien zu verleihen , als , de non appellando , de non evocando, election nis fori, der Hustråge, Univerſitäten zu beſtätigen und ihnen die Macht zu ertheilen, akademiſche Würden ju vergeben, das Meß- und Marktrecht zu verleihen, das Recht zu geben, einen andern an Kindes Statt aufzu: nehmen , einen Det zu einer fidhern Zuflucht zu machen, ( jus
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Einleitung in die Beſchreibung
( jus aſyli,) das Recht zu ertậeiſen, ſich von ſeinen Gửa tern zu ſdireiben, und daß der unterlaffene Gebrauch erlangter Privilegien ,nicht nachrheilig ſeyn ſoll, u.ſ.wo. Er hat ferner die Gewalt, eiſerne Briefe, (moratoria, welche einen Schuldner wider ſeine Gläubiger in Sie cherheit regen), Schußbriefe wider unrechtmäßige Ge. walt , ( conſervatoria , die von ähnlichem Inhalt mit den vorigen ,) und das Recht der Volljährigkeit, zu er . theilen ; er fann außer der Ehe geborne, Kinder den ehelich gebornen gleich machen , die Vergleiche und Verträge der Reichsglieder beſtårigen, Reichsgliedern die abgedrungenen Eide in ſo fern erlaſſen , daß ſie den andern wegen der Sache, worüber ſie den Eid geſchwoe ren haben , rechtlich belangen können ; diejenigen , wele che lehen von dem Reich beſiken , damit belehnen , und in Reichslehenſachen ſprechen ; er hat auch das Poſtrecht, und die Fürſten von Thurn und Taris tra. gen das General Reichs Erb- und kaiſerliche Hof. poſtamt von dem Kaiſer und dem Reich zu einem Thronlehn ; doch haben viele Stånde des Reichs ei. gene Poſten angeleget.
In Anſehung der mittelba.
ren Glieder des Reictis, fann er allerley Begna digungen, als perſönliche Standeserhöhungen , Titel und Wapen, und Privilegien ertheilen , doch die lek. tern ſo , daß den Rechten der Landesherren daraus fein Nachtheil erwachſe. Hieher gehöret auch das Recht, Privilegien wegen des Bücherdrucks, und über meuerfundene Künſte sc. zuertheilen, u . a.m. In 2n ſehung (remder Måtte kann er , wenn er von denie felben von Reichs wegen angegriffen wird , ſich ale ler dem Reich unnachtheiligen Hülfe bedienen , uno folglich einen Defenſivkrieg führen; er iſt auch ber
fugt,
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des deutſchen Reiches.
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fugt; fremden Mächten , mit des Landesherren Ber willigung , zuweilen Werbungen in dem Reich zu berj atten . Die gemeinſchaftlichen Rechte des Raiſers und der Lhurfürſten , betreffen die Reichsbündniffe, Reichsfriege , Veräußerungen oper Verpfändungen Der Reichslande , imgleichen die Wiedererwerbung der dem Reich abgeriſſenen Stücke , und alle des Reichs Sicherheit und Staat angehende Sachen , als worinn der Raiſer, ohne Zuziehung und Ein
von
willigung der Churfürſten , nichts thun foll;
worüber
ſich aber die Reichsfürften beſchweren .
-
Die gemeinſchaftlichen Rechte des Raiſers, der Churfürſten und gewiſſer anderer Stånde, betreffen das Recht, Zille zu verleihen , zu erhöhen , und die nur auf eine gewiſſe Zeit gegebenen zu ver
(ångern oder zu verweigern ; die Stapelgerechtigkeit zu ertheilen, Münzen zu ſchlagen , und die Verleihung großer Freyheiten un mittelbare Reichsglieder. Ende lich iſt der Kaiſer nicht befugt, ohne Bewilligung der geſammten Stände des Reichs einen Reichsſtand in die Acht oder den Reid)sbann, des Reichs Ungna de xc. ju erklären , Reichsgüter zu veräußern oder zu befchweren , einen Reichsſtand von Sik und Stimme in den Reichscollegien auszuſchließen , neue Reichs.
i ·
geſeke zu machen , alte zu verbeſſern oder zu erläue tern , Eůndniſſe in Reichsſachen zu ſchließen , Reichsa friege anzufangen , oder Werbungen anzuſtellen , eta men Reidskrieg zu regieren , Reichsfrieden zu ſchliefs fen , Reichsſteuren anzufeßen, Reichsmünzſachen eins zurichten, Reichsfeſtungen zu erbauen , und Religions angelegenheiten und Streitigkeiten abzuthun ...
:: 3 Th. 6 .
$ .38
Einleitung in die Beſchreibung 8.38. Weil der Kaiſer zu den wichtigſten Regies rüngsgeſchåften der Einwilligung der unmittelbaren Reichsglieder bedarf (8.37.), ſo wird zur gemeinſchaft: lichen Berathſchlagung über des deutſchen Reichs An. gelegenheiten, eine Verſammlung gehalten welche der Reichstag genennet wird . Alle unmittelbare Reichs . glieder, welche Siß und Stimme auf demſelben , ents weder befonders, oder Theilnehmungsweiſe haben, fino Er wird von dem Raifer ausges Reichsſtände. fchrieben , der auch, nach geſchehener Verabredung mit den Churfürſten, Zeit und Ort derfelben beſtimmet, und Sollte er muß im deutſchen Reich gehalten werden. einmal aufhören , ſo muß er doch wenigſtens alle 10 Jahre erneuert werden . Der erſte Reichstag eines Kaiſers ſolltezuNürnberg gehalten werden . Der jeßige, hat 1663 zu Regensburg ſeinen Anfanggenommen , und iſt bisher" ohne eine neue Ausſchreibung fortgefeket, auch nur 1713 wegen der Peſt nach Augsburg , und 1742 ' vom Kaiſer Karl VII auf einige Jahre nach Frankfurt verleget worden .
Die Ausſchreibung ge .
ſchiehet durch gedruckte, und von dem Kaiſer felbft un terſchriebene Patente, welche in Geſtalt eines Schreis bens gemeiniglich 6 Monate vor dem
Anfang des
Reichstags an jeden Reichsſtand insbeſondere abge fchicket werden ,und zugleich die Veranlaſſung und bie wichtigſten Stücke der Berathſchlagung fürzlich anzeigen. Der Kaiſer erſcheinetentweder in Perſon , oder Kålt einen Principal -Commiſſarius, der heu tiges Tages allemal ein Fürft iſt, und dem gemeinig . lich ein Con Commiſſarius zugeordnet wird , wele cher ein alter Reichshofrath , und in den Udel- oder Freyherren Stand erhobener Gelehrter zu ſeyn pflege Die
) bes deutſchen Reiches.
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Die Stände können entweder ſelbſt erſcheinen , obec Geſandten ſchicken , oder ihre Stimme einem andern Auf Seis Stand, oder deſſen Geſandten , auftragen, ten der Stånde, führer der Churfürfi zu Mayng oder Beffen Geſandre' das allgemeine Directorium , und dies fe Geſandten legitimiten fidy allein bey dem Princia pal Commiffarius', der ſolches dem Reich durch ein Coinmiſſions Decret bekannt macht; alle übrige Ges der Stände aber legitimiren ſich ſowohl ben Chur Maynz oder deſſen Geſandten, als bey dem fai.
ſandre
feilichem Principal- Commiſſarius. Die Reichsſtån« de theilen ſich in ihren Berathſchlagungen in 3 Cols lecia, nämlich in das churfürftlide, fürftliche, welches die Prálaten, Grafen und Herren mit begreift, Die erſten beyden , werden und reicheftedi ( che. die håbern Reichscollegia genennet. Ein jedes Collegium , hat ſeine eigenen Haupt- und Nebenzima mer , alle 3 Collegia aber verſammlen ſich zur Anhos rung des faiſerlichen Vortrags, und bey der Auss
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wechſelung der Schlaffe der beyden höhern Collegien gegen das reichsſtårtiſchen , auf dem Re- und Corre. lationsfaal. In jedem Collegio wird der Schluß
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nach den mehrern Stimmen gemacht; doch kommt es nicht auf die Mehrheit der Stimmen an , wenn Reli. gionsſachen abgehandelt werden, oder Sachen ,dadie
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Stånde nichts als ein einiger Körper betrachtetwerden fönnen , oder wo alle Katholiken ( corpus catholicum) einer , und alle Proteſtanten (corpus evangelicum f. evangelicorum ) einer andern Meynungſind. Sind al- , le 3 Collegia einig, ſowird ein Schluß der3 Reichs, collegien , und aus dieſem ein Reichsgutachten an den Kaiſer oder, deſſen Principalcommiſſarius, abge faffet ;
84
Einleitung in die Beſchreibung
faffet; find aber nur 2 Collegia mit einander einig, ſo wird ihr Schluß, nebſt des dritten beſondern Schluß fe , anſtatt eines Reidisgutachtens der Kaiſerlichert Commiſſion übergeben . Wenn der Kaiſer entweder das Reichsgutadyten , oder den Schluß zweyer Collegien genehm håle, fo wird ein verbindlicher Reichsfidyluſ daraus, und ſogleich zur Vollziehung, am Ende eines Reichstages aber in den Reichsabſchied gebracht. 8. 39. Von den Reittisſtanden, iſt jeßt eine ges Das Recht ver Reichs. nauere Nachricht nöthig. ſtandſchaft, und die Zufnahm in vas fürſtliche oder gråflidie Collegium ; wird nicht anders wenn einer
Beſitzer eines
erlanget , als
unmittelbaren Fürſteno
thums , oder einer unmittelbaren Reichsgrafſchaft, oder wenigſtens Herrſchaft iſt, und ſich mit einem ſtandeswürdigen Reichsanſchlag (deſſentwegen auf dem Reichstag vorher das Nöthige einzurichten iſt), in einen gempiſſen Kreis eingelaſſen und verbunden hat , und außerdem neben dem churfürſtlichen , auch das fürſtliche Collegium , und die Bank, darinn er aufgenommen werden ſoll, in die Zufnahm orbent Man hat zwar ſchon oft, ſowohl lich gewilliget hat. ben Fürſten , als Grafen, nachgeſehen, wenn ſie gleich Peine unmittelbare noch ftandesmåßige Güter gehabt, ſondern nur einen gewiffen Anſchlag übernommen haben ; Dod) iſt allemal dabey beðungen worden , daß folches künftig von niemand zu einiger Folge angezo: gen werden , hingegen der neue Stand ſich baldmóg. lichſt mit unmittelbaren Gütern verſehen , oder das Sik- und Stimmrecht ſeinen Erben nicht zu gute koma men ſolle. Das Recht, Się und Stimme auf Reiche und Kreistagen zu führen , haftet eigentlich auf dem Lande;
Des deutſchen Reiches.
IN
Sande , und nicht auf der Perſon.
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Es giebt aber in
Deutſchland Fürſten , welche auf dem Reichstagewea Der eigene Sike und Stimmen , noch an einer voto
34 le
curiato Theil haben , und doch unſtreitige Reichsſtån. de find , auch die übrigen Gerechtſame der Stande des Reichs genießen. Di Urfadye davon iſt, entweder
L
Ausübung deſſelben gewiffer Urſachen wegen fufpero
weil ſie ihr Recht nicht ausüben wollen , oder weil die
diret wird. So wenig ein jeder Reichsſiand desmes gen auch ein Kreisſtand iſt , ( 1. oben S. 60.) eben ſo menig ift ein jeder Kreisſtand deswegen auch ein Reichsſtand. Die unmittelbare Reids Ritterſchaft, gehört nicht zu den Reichsſtånden , im eigentlichen Verſtand alſo genannt , ob ſie wohl gleich andern Stånden unmittelbar unter dem Kaiſer ſteht,
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9. 40. Die Reichsſtände find theils gerilichen , theils weltlicben Standes. Die geiſtliten find entweder evangeliſch oder farholiſch , ausgenommen , daß das Bisthum Dsnabrück wechſelsiveiſe mit eis nem evangeliſchen und katholiſchen befeßt wird .
Die
evangeliſchen Stande find alle evangeliſch -lutheriſch, außer der Webtiiſinn zu Herford, die reformirt iſt, Sie ſind ferner entweder Biſchöfe, als Osnabrück und Lübeck, oder Hebtiſſinnen , als Quedlinburg, 2. ento weder Fürſten, wie beyde Biſchöfe, oder gefürſtete Hebtiſſinnen , als Quedlinburg , Herford, x. Sie gelangen alle durch die Wahl der Capitel zu dieſer Würde, doch iſt die Wahl zu Osnabrück , Lübeck uno Quedlinburg, eingeſchränkt. Sie haben weder des Kaiſers, (eswåredenn durch ein beſonderes Herkom . men gewöhnlich,) noch des Papſtes Beſtätigung, we* Der eine Ordination, noch das Pallium nöthig, leiſten nie . F 3
86
Einleitung in die Beſchreibung
niemand einen Eid , ſtehen unter feinem Metropolis tan, vnd geben keine Annaten , ſondern melden ſich nur innerhalb Jahr und Tag nach ihrer Wahl bey dem Kaiſer wegen der Betehnung mit der Landesho Heit über ihr Stift. Sie müſſen beſtåndi indeshos den Si : tel, erwählter oder poftulirter Biſchof, 2c. führen ; befommen aber die bey den katholiſchen geiſtlichen Stånden ihres gleichen üblichen Titel , und dürfen wenn die Capitulation nicht im Wege ſteht, heura then , führen fid) auch fonſt volli ; als weltliche Stan : 5 desperfonen auf. Die tarbolifden geiftlichen Reitsjtånd , find entweder weltliche Geiſtliche, oder Drdensleute, oder Erzbiſchöfe, Biſchöfe, Hebre , Prob . ſte, Hebtiſſinnen , Primate, (weden Titel der Erzbis fchof zu Salzburg und Biſchof zu Fulda führen ,, und legati nati des Stuhls zu Rom ; ifo ſchreiben ſich der Churfirft zu Eöln , und die Erzbiſchofe zu Salzburg und Prag ;) es gehören auch der Hoch- und Deutſche meiſter , und 2 deutſche Ordens- { and.Commenthure , imgleichen der Großprior des Johanniterordens in Deutſchland , hießer. In Anſehung der weltlichen Würde ſind ſie Churfürſten, Fürſten , und ſowohl ge . fürſtete als gemeine Hebte, Probſte und Zebriſſinnen , und üben in ihren (anden und Gebiethen alle landesa Sie gelangen auch durch die Wahl der hoheit aus. Domcapitel oder Kloſterconvente zu dieſer Würde ; doch ſind durch die concordata nationis germanicæ eis Die Wahl wird entwes nige Fälle ausgenommen . der von dem Labſt , ober (welches von den nicht bes freneten Abteyen gilt, ) von dem Biſchof, unter defe Sie fen Sprengel das Kloſter gehöret, beſtåtiget. müſſen ihr Glaubensbekenntniß ablegen ,
und dem
Papie
des deutſchen |
Reiches.
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Papſt den Eid der Treue leiſten , worauf alsdenn die Conſecration und . Benediction erfolget. Diejenigen ,
welche das Recht des Pallii haben, müſſen dieſe theus re Binde von weiffer Wolle, innerhalb 3 Monaten nach ihrer Conſecration, von dem Papſt tófen.de neu -erwählte Erzbiſchofe, Biſchöfe und Hedte,muffen von den Einkünften , welche ſie in den erſten beyden Jahren ziehen, dem Papſt eine ſtarke Summe bez zahlen , welches Gelb man die Annaten nennet. Die Ersbiſchöfe ſtehen insgeſammt unmittelbar unter
1
dem Papſt ; ihre lange heißen Erzfiifte, ihr geiſte liches Gebiet eine Proving, und die Domkirche ele ne Metropolitankirche. Jeder Biſchoffteht une ter einem Erzbiſchof, der fein Metropolitan , er aber
!
deſſelben Suffraganeus heißt; doch ſind die Biſchos fe zu Bamberg, Regensburg und Paffau ausgenom . men , welche unmittelbar unter dem Papſt ftehen . The re lange heißen sochſtifte, die Domkirchen werden Kathedralkirchen, und ihre Gebiete Kirchſprens gel , ( Dióceſen ) genennet. Die Lebte ſtehen unter den Biſchöfen , in deren Kirchſprengel fie liegen , es wåre denn ein Kloſter von dem Papſt diesfalls bes fonders befreyet, in welchem Fall es exemt genennep wird. Die Kloſter Heißen Stifte. Viele unmita, telbare Stifte und Klöſter, haben ihre Advocaten , oder Vögte, Kaſtenvogte ,Schussund Schirmg heyren . Endlich pflegen alle geiſtliche Reichsfüre ſten, gefürſtete Aebte und Lebtiſſinnen, gewiſſe fürſte liche, gråfliche, freyherrliche oder adeliche Familien , mit ihres Stifts Erb -Kammerer- Truchfes -Schenken . Marſchall- und andern 2emtern zu belehnen, vorneh. me Familien aber ſolche wieder an andere niedrigere Familien, als Afterlehen zu geben. F4
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Einleitung in die Beſchreibung
Die weltlichen Stande, Tino Churfürſten , Fürſten , Hrafin, herren und Reichsprádte , die aber einander nicht unterworfen find. Sie oelangen zur Regierungsnachfolge durch (Hebtürs Erbrorge, Bes willigung des Kaiſers und Reichs, öffentliche Vertrå . Drdentlicher ge. Erbſchaft und Erbverbrüderungen. Weiſe gelangen nur die Söhne zur Erbfolge, und das Recht der Erſtgeburt wird nach und nach in allen fürſt- und gråflichen Häufern eingeführet, Die von der Regierung ausgeſchloſſenen Sdhne, werden gemeis niglich up nagite, beſſer aber nictir regierende Serren genennet, und entweder mit Land und leus ten , oder , welches immer mehr gewöhnlich wird, mit Geld abgefunden . Die Stände des Reichs, ſind , vermoge des Reichsherkommens, verbunden, ſich ei. ne ftandesmåßige Gemahlinn zu erwählen , wenn ane ders die Gemahlinn und Kinder gleicher Würde thuil . haftig werden und legte des Viters lande erben Verm ſollen. Die ählung eines Churfürſten øder Für. ſten mit einer Gräfinn , und eines Fürſten und Graa fen mit einer von altem Adel, iſt nicht unſtandesm fig . 9. 41. Pon dem muthmaßlichen Urſprung der ( burfürſten , und von ihrem Reche, den Kaiſer zu wählen , iſt oben ( 9.30.) gehandelt worden. Jegt find andere Vorrechte derſelben anzuführen . Der Kaiſer giebt ſeit 1711 den Geiſtlichen den Titel : hochwerdiga fte und Neven ; den weltlichen aber, durchlaudytigſte und Oheime. Die weltlichen haben den Titel, Chur: fürfil. Durdlaude, franz. Son Alteſſe électorale Sereniſſime, angenommen , die geiſtlichen aber,welche keine geborne Prinzen find , führen noch den Titel Churfürftliche Gnaden, franz. Son Altefle electo . ja rale.
1
.
des deutſchen
rale.
Reiches.
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Im Hufſchriften wird ein geiſtlicher Churfürſt
Hochwürdigſter
Reverendiffimus, und ein weltlicher,
Durchlauchrigſter, Sereniſſimus, genannt. Ob gleich von Alters her die geiſtlichen Churfürften den erzbia ſchöflichen, und die weltlichen, den herzoglichen, mark, und pfalz- gråflichen Titel, dem durfúrſtlichen vorſea Ben , fo iſt und bleibt doch die durfürſtliche Würde höher , als die erzbiſchöfliche, Herzoglice, mark und pfalzgråffiche. Sie regen auch ihr Erjant vor dem churjüritlichen Titel. Bey ihren Belehnungen find fie frey von den Sporteln . Sie können Geſandte von dem erſten Rang an den Kaiſer (dicken , und zwar zu gleicher Zeit mehr als einen. Ein new -era wählter Kaifer muß ihnen ſogleich ihre Freyheiten und Würde beſtätigen . In Anſehung des Reichs. bündniſſe , Reichsfriege, Veräußerungen und Vera pfändungen der Reichslande, 2c. und aller der Reichs Sicherheit und offentlichen Staat angehenden Fälle, kann
der Kaiſer nichts ohne Zuziehung derſelben thun ; denn ſie ſind , wie die Wahlcapitulation ſaget, feine innerſte Råthe. - Die Reichstage, werden von dem Kaiſer mit der Churfürſten Bewilligung oder auf derſelben Perlangen, gehalten. Jeder Churfürſt Hat das Recht, wenn die Zahl der 50 Affefforen vol ift, 2 Kammergerichts. Beyfißer zu präſentiren, es gehen audy die von ihnen präſentirten Affefforen den vom Kaiſer ſelbſt präſentirten, im Rang vor. Ihre Churlande haben ein unumſchränktes privilegium de pon appellando. Sie haben ihre beſondere 1338 ab. gefaßte , und nachmals ,inſonderheit aber 1521, ero neuerte Vereinigung und Verbindung unter fich); ſie können zu gemeinſchaftlichen Berathſchlagungen zur F5 jama
go .
Einleitung in
die Beſchreibung
fammen kommen, oder ſogenannten Churfürſtentas ge halten ; man kann an ihnen das Verbrechen der beleidigten Majeſtåt begehen , und ihre eigentlichen Churlande ſind untheilbar, ſo daß ſie jederzeit auf den erſtgebornen fallen ; ja nunmehr verbleiben dem felben die ſämmtlichen Lande. Sie haben ſich in der kaiſerlichen Wahlcapitulation ausbedungen, daß ihre Geſandten den Fürſten in Perſon ohne Unter ſchied vorgehen ſollen : dieſe aber beſchweren ſich fox wohldarüber , als über einige andere Stücke. Sie weichen zwar den Königen , und ihre Geſandten ben königlichen Geſandten ; hingegen erhalten ſie und ihre Gefandten von allen Staaten alle Ehrenbezeu . gungen , welche den Königen und ihren Geſandten wiederfahren , und geben weder einem
Cardinal,noch einem påpſtlichen Geſandten , noch auch einer freyen Republik den Rang. Auswärtige Könige nennen die weltlichen Churfürſten und von den geiſtlichen, die welche geborne Prinzen ſind , Brüder. Endlich iſt noch zu bemerken , daß ein Churfürſt nach zurückges legtem 18ten Jahr volljährig ſey. 9. 42. Das beſondere Erzamt,
welches erblich
und unzertrennlich auf dem Erzſtift und weltlichen Churland Haftet, und die beſondern Vorrechte eines jeden Churfürſten, ſind folgende. 1. Der Churfürſt zu Maynz, des heil.rom . Reichs Erskanzler durch Germanien , ift Dis -rector des churfürſtlichen Collegii, oder , wie er ſich felbft nennet, auch oft von andern genennet wird, Dea chant( Decanus) deſſelbigen , macht das Abſterben eis nes römiſchen Kaiſers ſeinen Mitchurfürſten bekannt, fchreiber den Wahltag aus ,
nimmt den ſämmtlicher Chura
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2
des deutſchen Reiches. CHurfürſten oder ihren Geſandten den Wahleit aba fammlet ihre Stimmen , und verkündiget die geſche. hene Wahl, falbet den erwählten Katſer, wenn die Krónung deſſelben in ſeinem Sprengel geſchiehet : wird ſie aber an einem Drt verrichtet , der weder in ſeinem nochdes Erzbiſchofs von Coin Sprengel ligger fo mechfelt er mit demſelben ab. Uuf dem Reichstag führet er das allgemeine Directoriumi; ,und der Kaia ſer ſoll ihm keinen Einhalt thun , wenn er, der fais ſerlichen Propoſition zufolge , und dem Reiche zum Beſten , ein und andere Sachen, wie auch der Flag genden Stande Beſdywerden , in das Churfürſtliche oder in alle Reichscollegia bringt, noch ſonſt dem CHurmaynziſchen Erzfanzelariat u . Reichsdirectorio Ziel und Maaß geben , noch daran hinderlich ,feyn Bey ihm oder ſeinem Geſandten , legiti wollen . x . miren ſich alle Geſandten, fowohl ber Reichsſtåndez Er ernennet einen als der auswärtigen Mächte. Reichsvicekanzler der Reichs - Hof .Vicèfanzlers der ihm ſowohl, als dem Kaiſer , ſchworen mußs feket alle Bedienten der Reichskanzley , und hat die Oberbotemäßigkeit über dieſelben, wie aud) die Luft Der Kaiſer laßt burdy ſicht über das Reichsarchiv . Er hat die Pro ign den Reichshofrath viſitireni: tection über das Poſtweſen im rómiſchen Reid), uno ſeine Rüche bezahlen fein Poſtgeld auf den Reichsa poſten. Der Kaiſer nennet ihn ſeinen lieben Neveny Churfürſten und Rath .
Undere Vorrechte übergehe
ich ſtillſchweigend. 2. Der Churfüüſi ju Triex ; if des 3. Ri Reichs Erzkanzler durdj Gallien und das
IL Königreich Arelat, welches aber jeßt nur ein bloßer Eitel iſt, ohne Verrichtungen. Bey einer roiniſchen Königsi
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Einleitung in die Beſchreibung
Königswahl , hat er die erſte Stimme , und gehet Chur . Cöln beſtåndig vor : vor der Wahl nimmt er den Eid von Chur.Mayngab ; ſonſt aber wed)felt er mit dem Churfürſten von Köln im Range ab . 3. Der Churfürſt zu Cöln , iſt des 5. R. Reichs Erzkanzler durch Italien , (welches jest auch nur ein bloßer Titel iſt,) hat bey der Wahl eines römiſchen Königs die zweyte Stimme , und wenn derſelbe zu Lachen und in dem colniſchen Erzſtift gee frånet wird , das Recht, folche Krönung allein zu verrichten ;
geſchieht ſie aber an einem dritten Ort,
der weder in ſeinem noch im maynziſchen Erzſtifte liegt , ſo wechſelt er darinn mit Chur . Mayn; ab. 4. Der König und Churfürſt in Böheim , iſt Erzſchenk des S.R. Reichs, ( davon er aber weder Titel noch Wapen führt,) und überreicht als ſol. cher dem römiſchen Kaiſer den mit Wein und Waſſer angefüllten Credenzbecher, u . den erſten Trunk an der Tafel in einem ſilbernen Becher, von 12 Mark ſchmer , welcher hernach , nebſt dem Pferde , feinem Vicario zu Theil wird. Seine übrigen Vorrechte ſind, daß er allen andern weltlichen Churfürſten vor und in Pro . ceſſionen unmittelbar nach dem rồmiſchen Kaiſer geht, da ihm denn die rómiſche Kaiſerinn und die Churfür. ften von Maynz und Esln folgen ; im churfürſtlichen Er hat zu Collegio die dritte Stimme hat, u .a .m. Reichs- Erbſchenken ſeit 1714 die Grafen v. Ulthan , von des Grafen Michael Johannes, geweſenen kaiſerl. Obriſt. Stallmeiſters, linie, welche deswegen einen Becher in Wapen führen. 5. Der Churfürſt zu Pfalz , iſt. des . R. Reichs Erztrudi ſes , (oder Erzküchenmeiſter) und führet wegen dieſes Erzames , außer dem Titel, auch
des deutſchen Reiches. #
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auch den goldnen Reichsapfel im Wapen ; trägt dem Kaiſer bey der Kronung den Reichsapfel vor, hat ſei.
f ne Stelle gleich nach Böheim , Feket bey der kaiſerl. Krónung vier ſilberneSchüſſeln , zwölf Marf ſchwer, auf die kaiſerl. Tafel, und überreicht die erſte Speiſe.
*
Zu Reichs- Krbtrucheffen , hat er die Grafen von
1
Waldburg , welche dieſerwegen den goldnen Reichs. apfel im Wapen haben . Schon 1329 verglichen fich
E!
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die beyden verwandten Häuſer » Bayern und Pfalz, daß die Chur unter ihnen wechſelsweiſe umgehen ſollte : Pfalz aber eignete ſich dieſelbige bald allein zu, u . wurde 1356 darinn beſtätigt. Ulein 1623,als derChurfürſt von der Pfalz, wegen der bóheimiſchen Händel, in die Acht erflåret wurde , bekam der Herzog Marimilian von Bayern die Chur ; die auch im weſtphäliſchen Frie. den bey dem bayeriſchen Hauſe blieb. Für das pfälzi. fche Haus , ward eine neue Churwürde und ein neues Erjamt errichtet, dadurch der Churfürſt zu Pfalz zum fünften weltlichen Churfürſten wurde. 1706 wurde Bayern in die Ucht erflåret, weil es auf die franzöſiſche Seite trat, und da bekam Pfalz deſſelben Erjamt und Vorzüge ;
Bayern aber wurde im baadenſchen Frie.
den völlig wieder hergeſtellt.
Am Ende des 1777ſten
Jahrs ſtarb das bayerſche Haus aus, u, das pfälziſche gelangte wieder zu der alten zweyten Stelle unter den weltlichen Churfürſten, und zu dem Erztruchfeßamt, aufwelchem das Vicariat haftet. Man hat zwar 1778 darüber geſtritten , ob die bayerſche oder pfälziſche Churroürde eingegangen ſen ? Allein es iſt deutlich genug, daß das Ende der bayerſchen behauptet werden müſſe, und daß alſo die pfälziſche noch beſtehe. Denn
das pfälziſche Haus hat bis auf Friderich den fünften die Egurmürbe u. das Erzamt allein gehabt, u . Herzog Mariins
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Einleitung in die Beſchreibung
Marimilian von Bayern iſt mit feiner andern als ber Friderich dem fünften abgenommenen pfälziſchenChura würde belehnt worden , mit der ausdrücklichen Erklä . rung, daß nach Abgang der Herzoge von Bayern, die demſelben ertheilteChurwürde wieder an das pfälziſche Haus komen folle. Churpfalz hat die Schukgerechtig . feit über alle Keßler eines großen Diſtricts, iſt durch ganz Deutſchland Schubherr des Johanniterordens, fann aðeln , und Edelleute in den Grafenſtand erheben , hat auch das Wildfangsrecht, in Kraft deſſen es alle unshlich geborne u . andere fremde Perſonen , die innere halb Jahru. Tag keinen fie verfolgenden Herrn haben , an ſolchen Dertern, welche dergleichen Gerechtigkeit una fermorfen ſind, zuleibeignen machen kann , alſo daß ſie fich zu den Churpflichten, und zu Erlegung eines gewiſe ſen Bahrzinſes und gewiffer Sterbgefälle verpflichten müſſen . So lange Churpfalz das Erzſchaßmeiſterame beſeffen , oder von 1653 an , hat es die Grafen von Sinzendorf zu Reichs - Erb . Spaßmeiſtern gehabt , welche deswegen die kaiſerliche Krone ihrem Bapen einverleibet haben . 6. Dex Churfürſt zu Sachſen , iſt des S.R. Reichs Erzmarſchall, und führet , außer dem Titel, dieſerwegen zwen freuzweis über einander ge. legte Schwerdter im Wapen. Wegen der den Chur. landen anklebenden Pfalzgrafſchaft, iſt er, wenn das Reich kein Oberhaupt hat, in den Sanden des fächfifchen Reches, und andern in folches Picariat gehörigen Geo genden, Vicarius der Reichs. Huf den Reichstagen und ben andern fenerlichen Gelegenheiten, trågt er dem Kaiſer das Reichsſchwerdt por ; u . reitet bey der Kroe ning in einen Haufen Hafer, 4. füller damit ein ſilber , nes Nigaf poll. Wenn Chur-Sachfen auf den Reichse dagen
Des deutſchen Reiches.
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tagen zugegen iſt, ſo überſchickt Chur. Maynz demſelben dieCitationszettel zur Reichsverſammlung, diederſelbe ſofort dem Reichs- Erbmarſchall zuſendet, um die Zu. fammenberufung der Churfürſten u . andern Stände zu veranſtalten ;
weiſet auf den Reichstagen den Chur:
fürſten oder ihren Geſandten durch ſeinen Erbmarſdall die Quartiere an, durch welchen er auch andre Inſtala
3 1
ten , wegen der Lebensmittel und Sicherheit, macht; hat, ſo lange die Reichstage währen; die Gerichtsbara Feit über alle churfürſtl. und anderer Reichsſtände Ben
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churmannziſche Directorium erledigt iſt, das Directo rium auf dem Reichstage, und die Schuggerechtigkeit
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diente, auch in Criminalſachen ; hat ferner, wenn das
über die Reichsſtadt Mühlhauſen, imgleichen über alle Trompeter im ganzen römiſdyert Reid). Zu Reiche , Prbmarſchallen , hat er die Grafen v. Pappenheim, welche wegen dieſes Umts auch die durſächsiſchen Schwerdter im Wapen führen . Auf den Fall des 26. gangs des pappenheimiſchen Hauſes , haben die Gras, fen von Calenberg zu Muſka, die Unwartſchaft auf dieſes Reichs. Erbamt bekommen . 7 , Der Churfürſt zu Brandenburg, ift'des h . R. Reidys .Erzkämmerer , trågi dem Kaiſer das Scepter vor , welches er auch im Wapen , ſo wie das Erzamt im Titel , führet; reicht dem Kaiſer in einem ſilbernen Handbecken das Waſſer, um die Hana de zu waſchen ; darf mit feinen lehnſchaften , Fürſten , thümern u . Såndern , als mit Alodialgütern verfahren nach eignem Gefallen neue Zille, und auf allen Stro, men Mühlen anlegen . Sein Erbk&mmerer, ift der Fürſt v .Hohenzollern , welcher zum Wapen zwen freują weis u . ( chrág geſtellte goldne Scepter im rothen Schila de, und auf einem golonen gekrönten Helm, ein gerades 8. Der goldnes Scepter, im Wapen führet,
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Einleitung in die Beſchreibung
8. Der Churfürſt zu Braunſchweig - Lüne. burg bekam 1706, als der Churfürſt von Bayern in die Reichsacht erflåret ward, und Pfalz das Erztruch . reffenamt wieder erhielt, das Erzſchafmeiſteramt, er behielt auch daſſelbige, als Bayern im baadenſchen Frieden wieder zu der fünfæn ;und Pfalz wieder zu der . achten Churwürde gelangte. Seit dem das pfälziſche Haus die fünfteChurwürde wieder bekomen hat,beſikt Chur : Braunſchweig die achte Ehurmůrde, auch das Erzſchafmeiſteramt allein. Vermögedes legten wirftes bey der Krönung des Kaiſers golone u . filberne Krónungsmünzen unter das Volk, und trägt ben dem feverlichen Umgangedie kaiſerl. Krone. Das churfürſtl.
2 Haus hat die umwechſelnde Regierungsfolge im Hoch . ſtift Osnabrück, u . einige andere Rechte u. Privilegia. K.Leopold erhob zwar das durchlauchrige Hannoveriſche Haus, wegen der ihm u. dem Reich geleiſteten vortreff lichen Dienſte, ſchon 1692 zur Churwürde ; es bekam aber erft 1708 Siſu. Stimme im churfürfti. Collegio. folgen hiernächſt die 9. 43. Dem Range nach
Reichsfürften , di, diejenigen Fürſten , welche auf dem Reichstage im Reichsfürſtenrath ein votum virile führen , welche tKeils geiftliche, theils weltliche; theils alte, theils neue, ( die erſt ſeit Ferdinands II Zeit in dieſen Stand erhoben worden,) und zumtheil auch nur gefürſtete Prålaten und Grafen ſind. Die geiſtli, chen , ſind entweder Erzbiſchöfe, oder Biſchöfe , oder gefürſtete 2ebte u . Probſte, und zu denſelben gehören auch der Hoch- u . Deutſch.Meiſter, u . der Johanniter. meiſter. Der Kaiſer nennet ſie ehrwürdigé, u. im Zu . fammenhange, Dr. Unbacht, wenn ſie aber von fürſil. Herkunft ſind, Dr. Andacht und liebden . Unter den weltlichen iſt ein Erzherzog, u . die übrigen ſind Her. · joge,
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des deutſchen Reiches. a
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joge,Pfalzgrafen ,Markgrafen, landgrafen,Fürſten u. gefürſtece Grafen. Der Kaiſer giebt ihnen den Titel: Hochgeborner lieber Vetter u .Fürſt, u . im Zuſammen .
hang, Dr. oder Dero Siebden , doch haben die meiſten alten fürſtlichen Häuſer vom Kaiſer den Titel Durch lauchtige Hochgeborne und in Handfdreiben den Titel En . Liebderr erhalten. In dem reichsfürfiliden
#
Collegio oderRath, find 3 Bånfe. Aufder ſogenann ten geiſtlichen Bank figen die geiſtlichen Fürſten, nebft den Erzherzogen zu Deſtreich u . Herzogen zuBurgund,
l
.
und zwar ſo wechſelt Deſtreich tåglid , mit Salzburg in der erſten Stelle ab ; es haben auch die Directoria der
2
Reichspråtaten unten auf dieſer Bank ihren Sig . Die übrigen Reichsprålatē fiken zwar nicht aufdieſer Bank, aber dod, mit im fürſtlichen Collegio. Auf der weltlichen
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aber haben ihren beſondern Plaß im Reichsfürſtenrath . Os n
) iſt .
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Endlich ſißen auf der Querbank die Biſchofe von Lübeck , w
E
Bank, ſigen die übrigen weltlichen Fürſten, u: die Die rectoria der Reichsgrafen , die übrigen Reichsgrafen
2.
7
Die geiftl. Reichsfürſten, weldie Siku . Stiñe im Reichsfürſtenrath haben, ſind die Erzbiſchofe von Salzo burg und Biſanzz ( Biſançon ,) welcher legte aber den Reichstag ſchon ſeit langerZeit nicht mehr beſchickt, der Hoch- u . Deutſch -Meiſter, die Biſchofe zu Bamberg, Würzburg, Worms, Eichſtädt, Speyer, Straßburg,
1
Coſtanz,Augsburg,Hildesheim ,Paderborn , Freyfingë,
I "!
Regensburg,Paſſau , Tribent,Briren ,Baſel,Münſter, Dsnabrück, Lüttich, Chur, Lübeck, Fulda, der gefürſtete Abe zu Kempten, der gefürſtete Probſt zu Elwangen , der Johannitermeiſter , der gefürſtete Probſt zu Berch .
1
tolsgaden, die gefürſtete Probſter Weiſſenburg, die ge. fürſtetë Abteyen Prům ,Stablo u.Corvey ; zuſamen 33. 3 Th.64.
Die
98
Einleitung in die Beſchreibung
Die weltl. Reichsfürſten , welche Siku . Stiñe im Reichsfürſtenrath haben, ſind der Erzherzog zu Deft. reich , die Herzoge zu Burgund, Bayern u.Magdeburg, der Pfalzgraf zu lautern, ju Simmern u . zu Neuburg, der Herzog zu Bremen, der Pfalzgraf zuZweybrücken, zu Veldenz u . lautereck, der Herzog zu Sachſen -Wei. mar, zu Eiſenach, ju Coburg, zu Gotha, zu Altenburg; der Markgraf zu Brandenburg, Eulmbad), und der Markgraf zu Brandenburg.Onolzbach, der Herzog zu Braunſchweig- Zell, zu Grubenhagen, zu Calenberg u. zu Wolfenbüttel, der Fürſt zu Halberſtadt, der Herzog zu Vorpomern, zu Hinterpoñern, zu Verden , zu Meti lenburg-Schweria, žu Meklenburg -Güſtrow , zu Wür. tenberg, der Landgraf von Heſſen: Caffel u . von Heſſen: Darmſtadt, der Markgraf von Baaden: Baaden , von Baaden -Durlach, u. von Baaden: Hochberg, der Hero 30g zu Holſtein. Glüffta$ t, der Herzog von Oldenburg anſtatt des Herzogs zu Holſtein - Gottorf, der Herzog zu Sachſen -Lauenburg, der Fürft zu Minden, der Hero zog v .Savoyen , (welcher ſich aber ſeines Sih: u . Stim , Rechts niche bedienet ,) der Landgraf zu Leuchtenberg, die Fürſten zu Anhalt, die gefürſteten Grafen zu Hennes berg, die Fürſten zu Schwerin ,zu Camin ,zuRageburg, zu Hersberg, der gefürſtete Graf zu Mümpelgaro, ( obis ge pflegen zu den alten u . die folgenden juden neuen gei rechnet zu werden , der Herzog v. Aremberg, die Fürs ſten zu Hohenzollern ,zu { obfowiß,zuSalm , zuDietricha ſtein , ju Naſſau .Hadamar, zu Naſſau Dillenburg ,zu Aursberg, von Oſtfriesland, von Fürſtenberg , von Echwarzenberg, von Lidytenſtein, von Thurn u . Taris, ( deſſen Aufrufung die alt , fûrſti. Häuſer beſtånbig wii Derſprechen ) und die Fürften von Schwarzburg, gut fanımen 61.
Dieſe Reichs. Fürſten Qaben zumtheil viele
des deutſchen Reiches.
99
viele Rangſtreitigkeiten unter ſich, in Unſehung deren die von Pommern, Mecklenburg, Bürtenberg, Heſſen, Baaden und Holſtein Glückſtadt ſich verglichen haben , und daher die alternirenden oder umwedelnden Báuſei genennet werden . Ben dem Hufrufen in dem Reichsfürſtenrath, wird von der geiſtlichen auf die weltliche Bank abgewechſelt." Jülich , Cleve und Berg haben unſtreitiges Recht zu fürſtlichen Stimmen im Reichsfürſtenrath , wela che aber feit 1609 dergeſialt ruhen , daß ſie nicht eine mal aufgećufen werden . Die übrigen Fürſten aber haben bisher noch feine Stelle im Reichsfürſten . rath erhalten '; doch haben ſich ſchon unterſchiedene darzu gemeldet , einige Haben auch entweder aller, oder doch einiger Reichscollegien Schlüſſe, und ans dere des Kaiſers Empfehlurig für ſich.
8.
44. Die
Richsprålaren
oder
Zebre,
Próbfte und Nebtſſinnen , welche Sik und Stime me auf dem Reidystage haben , theilen ſich in die fitwäbiſche und rheiniſche Bank, deren jele in dem Reichsfürftenrath nur eine Stimmehat,und wechs felsteiſe mit den Grafen aufgerufen wird . Die Prålaa tenu . Lebtiſſinnen auf der ſchwäbiſchen Bank, find die Hebte zu Salmansweiler , Woingarten , Ochſene ·
fauſen , Elchingen , Ørree , Urſperg, Kayſersheim, Roggenburg, Roth, Weifenau, Schuſſenried Marche thal, Petershauſen, der Probſt zu Wettenhauſen , der
Abt zu Zwiefalten , der Abt zu Geng nbach , Hege & bach , Gutenzell , die Hebtiſſinnen zu Rotenmünſter, Auf der rheiniſchen 1. Baind , und Neresheim . Bank follen der Sage nach, fiken , der Landcommen , #thur der Ballen Coblenz der Probſt zu Odenbelm , bie 2 Hebte
1
ago
Einleitung in die Beſchreibu ng
Hebte zu Werbén , zu St. Ulrich und Afra-in Uugs. burg, zu St. Georgen in Ifruy, zu St. Cornelii Mine fter ; undzu St.Emeran in Regensburg; die Webtiſfin. nen zu Eſſen , zu Buchau am Federfee, zuQuedlinburg, zu Hervorden ,ju Gernrode ,, zu Nieder- und Dher. münſter in Regensburg,zu Burſcheid , Gandersheim und Thoren. Dieſe 2 pråtatiſchen Collegia ſtehen auf der katholiſchen Seite, 'ungeachtet in dem rheiniſchen 3 anſehnliche gefürftete evangeliſche Webtiſſinnen flud. Das fibwabiſche Collegium hat eien Ditecter und Mit Director, weldje és seberislang &Breiben , auch einen gemeinſchaferichten Syrditum . e Des $ rheinifichon beſtändiger Director , ift ber Prälat ju Berben . HP . 45. Die Reichsgrafen und Sercen , welthe celynnd Stimmeauf den Reichstagen haben, Heißer giofrentheils
Grafen , ogum
eit aber' lanegrafen,
Burggrafeni,Wild undexgeingreifen, Filety-'unb ette Hervéint Es ſind auch in den geaflichen Collegten noch spiste farten , welche bisher teine eigene Sige und Stintimen auf dem Reichstage Baben erhalten können. Die Reichsgrafen und Herren tellen ſich in folkes gla, deren jedes auf dem Meichstagein der Reittis. Det Graf fürſtenrath eine einige Stimme hat. obet Geſandte, Boerder fokors'Collegium vorſtellet, Tiger aufder Wettliden fåtfén Bank) , nachy allen fürſtlichen Geſanbren . Das Wetterauiſche und Ychwa. biſche Collegium wechſeln mit einander im Rangab. Das werterauiſche Collegium , deſſen Mit glieder alle evangeliſch ſind , beſteht aus den Fürſten und Graferi « zu Solms , zu Yenburg und zu Stol berg, aus den Grafen zu Witgenſtein , den Rhein grafen
1
des deutſchen Reiches .
101
lege
grafen , den Grafen zu Leiningen: Hartenburg , Leir ningen , Weſterburg, Reuß , Schönburg, Ortenburg. Die Grafen von Wartenberg find wieder ausgeſchlofa ſen toprden. Wied.Runkel wegen Krichingen , Hanau ,
#
Naſſau . Saarbrücken, Uſingen und Weiſburg, Wal. dèck und Schwarzburg, haben ſich abgeſondert. Koos nigſtein gehörte auch dazu.
T.
! !
Dar fdwabiſche Collegium , beſteht aus den Beſigern der Graf Sandgraf. und Herrſchaften Hei . ſigenberg und Werdenberg, Straßberg, Alfchhauſen , Dettingen , Montfort, Helfenſtein , Klettgau , Ko.
inigsegg , Waldburg , Eberſtein, Hohen Geroldsed , den Grafen Fugger wegen ihrer ſchwäbiſchen Kreis . 1 lande , Eglof, Bondorf , Thanhauſen , Eglingen , imgleichen den Grafen von Khevenhüller, von Kuff ſtein , Harrach, Sternberg und Neipperg , welche ſo wie der Fürſt von Colloredo , nur als Perſonaliſten anzuſehen ſind. Churpfalz hålt fidy nun auch zu die . fem Collegio,
und Würtemberg wegen Juſtingen,
hingegen Deſtreich iſt wegen Hohenems noch nicht dazu getreten . Die Mitglieder dieſes Collegii find insgeſammt fatholiſd ), und es , ſucht ſehr zu verhů . ten , daß kein Evangeliſcher Siz und Stimmedarinn bekommen moge.
Das frankiſche Collegium , beſteht aus Ho. henlohe , Caſtell, Wertheim , Erbach , limburg, Seinsheim , Rieneck , Wolfftein , Reichelsberg, Wifentheid, Windiſchgråk, Roferiberg, Stahren : berg , Wurmbrand , Giech), Gråveniß und Púde ler. Die ſieben legten ſind Perſonaliſten . In dies fem Eollegio ſind die evangeliſchen Mitglieder zahla reicher als die katholiſchen .
DAS
102
Einleitung in die Beſchreibung
Das weſipbaliſche Collegium , machert aus Sayn , Altenkirchen ,
Sayn - Hachenburg ,
Wieb ,
Schauenburg, Delmenhorſt , Lippe , Bentheima > Bentheim , Tecklenburg , Bentheim . Steinfurt, Hona , Virneburg , Diepholz , Spiegelberg , Ritt. berg , Pyrmont , Gronsfeld, Reckheim , Unholt, Winneburg-Beilſtein , Holzapfel, Blankenheim und Geroldſtein, Wittem , Gehmen , Gymborn -Neuſtadt, Bideradt , Mylendonf , Reichenſtein , Schleiden , Kerpen und Sommerfum , Dyd , Saffenburg, Sale Iermund ,
Rheineck.
Die evangeliſchen . Mitglieder
dieſes Collegii ſind zahlreicher als die katholiſchen. Im Großen gerechnet, find ven je her, das wet . Cerauiſche, frånfiſche und weſtphäliſche Grafen . Col. legium , für evangeliſch , das ſchwäbiſche aber für fatholiſch gehalten worden . Ein jedes Collegium hat ſein beſonderes Directo ,
rium , und dieſes in einigen gewiſſe Adjunctos. Bey dem wetterauiſchen Collegio, wird das Directo, rium ordentlicher Weiſe alle 3 Jahre verändert , und die gewöhnlichen 4 Adjuncti Directoris , führen die Adjunctur auch nur 3 Jahre. Drey werden alle mal aus den wetterauiſchen und rheiniſchen grafft. chen Familien , der vierte aber von den ſogenannten oberſächſiſchen zugewandten Häufern Schwarzburg, Das ſow & bis Reuß und Schönburg, erwäblet. fche Collegium hat 2 Directores und 4 Adjunctos, welche alle erwählet werden , und es lebenslang blei. Im frånkiſoen Collegio wird mit dem Di. ben. rectorio nach dem Alter abgewechſelt, und es bleibt 3 Jahre ben einem .
Uuf des Directors Begehren,
wird işm ein Adjunctus beygefüget.
Vormals ist das
des deutſchen
Irt
Reiches .
m bas Directoriu allezeit nur bey ben 5 alten Häuſern Hohenlohe, Caſtell,Erbach, Wertheim und limburg, chen rafen Collegio, G Im weſtphäliſ geweſen. es immer auf Lebenslang erwählee find die Director worden , und keine Abjuncti gewöhnlich geweſen.
Et
$.46 . Reichsftádte,nennet man diejenigen Städte in Deutſchland, welche durch ibren eigenen Maglſtrar
AN
regieret werden , unmittelbar unter dem dem
Reich ſtehen , und auf dem
Kaiſer und
Reichstage Sik
ung.Saimme haben , als auf welchem ſie ein eigenes,
44
udijaribas -dritte und legte Collegium ausmacher
$
ften , gångrevangeliſch und noch andetegemiſcht, welchen tegten Diejenigen gehören) vom deren Bira
Einige ſind ganz katholish , andere, und zwar viemeia
.
gerſchaft , oder vielmehr von deren Kathy ein
Sheit
1624 offentliche und eigenes Religionsübung, in jogy
31 5
3 3
Stadt gehabt hat. In iþrem Gebieto, ůben ſiebie om ons LandeshoheitlausanGinigen Gebiesbea fint fo femtid daf fie ſichmohl Republifen nennen könntentia welches Cités fio fich aber im ſtilo curiali enthalter Einige haben noch von atten Zeiten her Reichsvogte und Reichsſchuttñeiffens einige bezahlen auch noch die alten Reichsſteuren :s die imeiften aber fino con beyden frey . Es theilet ſich aber ibt Collegium auf dem Reichstag in die yheiniſche und fchwabiſche Bank. Beyin Zufruf mio ponjeneriber Anfang ge matit, und alsdentvoneiner Bankauf bie andere mif den einzelnen Städten abgewechſelt. Auf der rbeinia. fchen Bank, figenfolgenden4 , Coin , Zachen , Lübeck , Worms, Speyer, Frankfurt am Main, Goslar, Bres
I i
men, Hamburg, (ſeit 1769)Mühlhauſen , Nordhaus ſen , Dortmund, Friedberg, Peşlar. Auf der fowåa G4 biſchen
TO4 bifchen
Einleitung in die Beſchreibung Bank
fiben
folgende 37 ,
Regensburg,
Augsburg, Nürnberg, Ulm , Eslingen , Reutlingen , Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber, ſchwäbiſch Hall, Rothweit ,Ueberlingen , Heilbron, ſchwäbiſch Get můnd, Memmingen , Lindau, Dånkelsbül, Biberach, Ravensburg , Schweinfurt, Kempten , Windsheim , Kaufbeuren, Weil, Wangen , Ifny, Pfullendorf, Dfa fenburg, Leutkirchen , Wimpfen , Weiſſenburg im Norde gau , Giengen , Gengenbach, Zell am Hammersbach , Buchhorn ,Xalen ,Buchau am Federſee, u. Bopfingen , 8. 47. Die Reidysgerichte, find theils beſondes re oder niedere, theils allgemeine oder höhere. Zu der erſten Claſſe, gehören das kaiſerliche Landges „richt in Ober- und Tiederfdwaben , welches in den drey Reichsſtådten Ravensburg , Wangen und Jiny , und in dem Flecken Altdorf gehalten wird ; das Kaifecliche anogericht Burggraftbums 17ůrnberg, welches den Markgrafen zu Anſpach zua steht, und zu Anſpach gehalten wird ; U. a m . inſon berheit dasKaiſerliche sofgeriche zu Rothweil; welches unter den niedern Reichsgerichten das vor nehmſte ift, und allein von dem Kaiſer abhångt. Von diefen niedern Reichsgerichten wird an die hooften Reidrogerichte appelliret, welche ſich ordentlicher Weiſe über alle unmittelbare und mittelbare Reichse glieder
(Böheim , Deftreich
genommen ) ,
und
über alle
und Burgund- aus: Sachen
verftrecken ,
deren Ausſprüche den Sachen die- teşte Entſcheidung geben . Eigentlich können fowohl die unmittelbaren als mittelbaren Reichsglieder erſt in der zweyten In : franz vor dieſelben gezogen werden ;
doch giebt es
aud) Saugen , die in der erſten Inſtanz dahin geho : ren .
des deutſchen Reiches .
105
9
ren .
3
alsdenn ben demjenigen bleiben , ben welchem ſie zu.
Drbentlicher Weiſe kann man ſich entweder an das eine oder andere wenden , und die Sache mus
erft anhångig geinachtwird ; doch giebt es auch ges wiſſe Sachen , welche nur, vor eines von beyben alleitt gehören . Die Vollziehung der von demſelben gee fülleten Urtheile, wird , wenn ſie mittelbare Reichs. glieder betreffen, den Sandesherren, wenn ſie aber uns mittelbare angehen, bem Oberſten des Kreiſes , wors inn derjenige ift , wider welchen das Urtheil ergan .
3
gen , oder (welches heut zu Tage am gewöhnlichſten ift ), dem Kreisausſchreibenden Fürſten, aufgetragen . 1 Es ſind aber dieſe höchſten Reichsgerichte : 11 1. Der Reichsbofrath , welcher an dem kaiſer .. Hichen Hof gehalten wird , und von dem Kaiſer allein abhångt, der deſſelben oberſtes Haupt und Richter ift, an welchen auch in allen wichtigen Sachen von dem Reichshofrath ein Gutachten abgeſtattet wird.
Er
beftehet aus einem Präſidenten , dem Reichshofvices
?
7
1
tanzler , (S..42 Num . I,welcher zugleich wirklicher kaiſerlicher geheimet Rath und Reichshofrath ift ) einem Vicepräſidenten (wenn es dem Kaiſer beliebt, dieſe Stelle zu befeken ), einer Anzahl von
Reichss :
Hofråthen, darunter 6 evangeliſche fern ſollen , und davon einer , der auf der Herrenbank fikt , ordentli cher Weiſe nur 2600 , einer auf der Gelehrtenbank aber 4000 Gulben Beſoldung, nebſt andern Vortheir len und Freyheiten , hat; r a Secretarien,
und einem
74
Reichsfifcal. Es gehören auch die Reichshofrathsa agenten hießer, welche die Schriften übergeben , die
$
Reſolutionen betreiben, 'u. Fr. Die jegige Reichsn
.
hofratbsvergrönung, iſti1654 vom COS ,
Kaiſer Ferdid o maana
106
i d G tung n ie eſchichte
Einlei
nand III vorgeſch
. Die Titular reichsh rieben ofra r welche 'es hin und wieder giebt , baben mit dietfheem Reichsg z t n . ericht ichts u hun 92. Das kaiſerl R u , iche no eichskamme gs erRi wird von dem Kaifer und den Stånde r de e i cc hhts n zugleich beſest, von den lekten aber allein unterha ls Es wird jeßt in der Reichsſ ten . Weßlar gehal. tadt ten , und vermuth v le n D v lich icht icht on annen erlegt 1751 der Reichs: werden . Doch hardas Kammer gerich t , d e n verſam z R v mlung u egensburg orgeftellet aß s icht långer zu Weklar bleiben könne , und daß es nach Es. Frankfu v zu werden wünſch . a M e rt m ayn erlegt beſtehet aus einem Kammer , den allezeit der richte davon r d a . e d einer der römiſch katholi ,u ſchen nd er ndere er van geliſche Kirche zugetha ift, und einer Anzahl Reichs s n n kammerg , deren jeßt nur 17 ſind, ( nåms erichts a fd ore8nevange lich 9 katholiſ fTeufn liſche ), nach dem weſt che Frieden phäliſch aber 50 , und nach einem sſchluß en , halb ſo viel oder 25 feyn ſolla 1 Reichsſ v chluß on 720 ten ; es gehören auch ein General u : A fifcal nd dvoca tus Fiſci, 30 Procura , und eine Anzaht Advoca toires s ten baju . Das Kammer hat auch ſeine eigene gerich t Kanzlei , und einen Kammergerichtspfenningmeiſter, s welcher die eingehenden Kammerzieler verwaltet. Die
Kammergerichtsordnung, ift zuerſt 1495 gemacht, Here nach oft, vornehmlich aber 1555 , geåndert und verbera fert, in der folgenden Zeit aber wieder verſchiedente lich erlåutert, verbeſſert und geändert worden . 1768 hat der Kammermeiſter 11733 Rthlr ., der Präſident 3656Rthlr., und ein jeder Affeffor 2666 Rthlr. Gehalt bekommen , dieſämmtlichen Officianten , Pedellen und f. 48 Boten aber koſteten 5674 Rthlr.
des deutſchen Reiches .
107
8.48 . Die Reichsſteuren und dergleichen Hufla .
7.
-! $
gen, ſollen von dem Kaiſer nicht anders, als mit Rath, Wiffen und Bewilligung der Ehurfürſten , Fürſten und Stände , auf allgemeinen Reichstagen angeſekt werden . dentliche.
Sie ſind theils ordentliche, theils außeror : Jene ſind die ſogenannten Kammerzien
ler, oder die Gelder , welche jeder Reichsſtand jährs
1
lich zur Unterhaltung des faiſerlichen und Reichskam mergerichts beytragen ſoll. Der Anſchlag iſt aus der Kammermatrikel zu erſehen . Vermoge derjeni, gen , welche 1720 durch einen Reichsſchluß angenom men und erhöhet, und vom Kaiſer beſtåtiget worden, ſollten die Kammerzieler jährlich 103609 Rthlr. be. tragen : allein nach Abzug der ungangbaren Poſten und Verminderungen , werden heutiges Tages in der
3 .
Uſualmatrikel zu einem Ziel nur 39396 Rthlr. 15 Kr. gerechnet , welche doch nicht richtig einlaufen ; doch find 1768wirklich 103198 Rthlr .441 Kr. eingegangen . Die außerordentlichen Steuren, find ſolche, welche
1 1
manchmal im Nothfall, auf Verlangen des Kaiſers, von den Stånden bewilliget werden, z. E. zur Untera, haltung des Kaiſers, oder des Reidskriegsheers, oder der Reichsfeſtung Ppilipsburg , oder zu Zürkenfries gen , zu Reichsgeſandtſchaftskoſten, zur Erbauung oder Erhaltung der Feſtungen wider die Türken ; zur Er. bauung eines Hauſes für das Kammergericht, zum Geſchenk für den commandirenden Reichsgeneral, U. F. m . Ihre Bewilligung seſchiehet in Deutſchland nach ſogenannten Römerinonaten , deren Benene nung von jenen Zeiten Herrühret , da die Kaiſer , um die påpſtliche Krónung zu empfangen, einen Zug nach Rom vornahmen, und die deutſchen Reichsſtåndevera bung
108
Einleitung in die Beſchreibung
bunden waren , fie mit einer geiviſſen Mannſchaft zu Pferde und zu Fuß 6 Monate lang auf eigene Ko ften zu Begleiten , oder monatlich für einen Reuter 12 Gulden, und für einen Fußgånger 4 Gulden zu erle ģen , welches Geldeden Namen der Römermonate bes Fam . Dieſer Fuß iſt nachher beybehalten , und der Anſchlag, wie viel ein jeder Stand entweder an Matina fchaft oder an Geld liefern ſoll, in Reichsmatrikel gemacht worden .
der ſogenannten Die neueſte , ift
noch immer diejenige, welche 15ar auf dem Reichstan ge zu Worms verfertiget ward, Sie iſt 1758 zu Ree gensburg, nach dem im churmannziſchen Reichsarchiv befindlichen åchten Original, gedrucktworden . Sie Hat vom Anfang an viele Gebrechen gehabt, die nady und nach ſehr vermehrt, denen aber noch nichtabgelol: fen worden.
Allein , obgleich dem Kaiſer manchmal gewiffe Romermonate bewilliget werden , ſo werden fie doch nicht richtig bezahlet. Ein Romermonat bringt ungefähr 50000 Gulden. 1 8. 49. Der Kaiſer hålt als Kaiſer Fein Kriegse heer, ſondern das Reichskriegsbeer wird von den Die Mannſchaft, welche Reichsſtånden geſtellet. ein jeder Reichsſtand zur Zeit des Kriegs liefern , un. terhalten und ergänzen muß, und welche fein Reichs und Kreiscontingent genennet wird , wird in jedem Kreiſe zu gewiſſen Regimentern zuſammengeſekt, es hat auch ein jeder Kreis feine Generalitat. Der 1681 ausfindig gemachte, und von dem Kaiſer genehmigte Fuß, 40000 Mann zur einfachen Ausrüſtung aufzus bringen , iſt in den folgenden Zeiten, als 1702, 1734 #. f. ro. beybehalten, die Anzahl aber drenfach beſchloſs Fen worden . Die einfache Anzahl war 1734 folgen. ju bermaßen eingetheilet:
6
des deutſchen Reiches.
*
Burgund Frenfen Bayern
7
Sdywaben
1322
1111
Deſtreich
1
zu Pferde, zu Fuß 600 2707
Churrhein Dber. Sachſen
po
109
252,2 1321
980 800
2707 5507
2708 1902
1494
Dberrhein Weftphalen
1321 491 1231
2707 1 2853 2708
Nieder:Sachſen
1322
2707
12000
28000 12000
Summa 40000 Mann Einen Reichskrieg fann der Kaiſer nicht ohne Bee willigung der Churfürſten, Fürſten und Stånde auf offenem Reichstage anfangen. Wenn aber das Reich einen Krieg beſchließet, ſoll die Reichsgeneralitat famt ben Kriegsrachsdirectoren und Råthen von dem Kai. fer und den geſammten Stånden , und zwar von beye der Religionen eine gleiche Anzahl , ernennet , und nebſt
dem ganzen Kriegsheer in des Kaiſers und Reichs Pflicht genommen, der Krieg aber den Reichse
verordnungen, der Erecutionsordnung, dem weſtpha fiſchen Friedensſchluß , und ben auf folche Reichs. kriegsgefalle ergangenen Reichsſchlüffen gemäß,gefüh. ret werden. Der oberſte Befehlshaber über das Reichskriegsherr zur Zeit des Krieges , wird entwee der durch die Mehrheit der Stimmen auf dem Reichs tag ausgemacht, oder auch wohl dem Kaiſer die Ere nennung deſſelben überlaſſen. Es wird auch zur Zeit des
LIO
Einleitung in die Beſchreibung
des Kriegs eine Reichsoperationscaſſe errichter. Um i Milion Thaler oder 1500000 Gulden aufju : bringen ,iſt 1708 folgende Eintheilung gemacht worden.
Fl. 105654
Churrhein Ober-Sachſen Deſtreich
Bayern Sdwaben Oberrhein Weſtphalen
Nieder-Sachſen
IT
Burgund Franken
156360 306390 156369 113481 91261
T
25 15 20 15 25 5 :; 15
156360 IOI4IT 156360
30 15
156360
15
Summa 1500000 FC Heutiges Tages ſind keine Reichsftiegsrathsdirecto , ren und Kåthe mehr üblich , und der Krieg iſt bisher meiſtens von dem Kaiſer und ſeinem Hofkriegsrath Der Kaiſer.follkeinen Fries allein regieret worden . den oäne der Churfürſten , Fürſten und Stände zu thun 'und Einwilligung ſchließen.
Das
Bu
199 4 -1
Das
Königreich
Böheim
,
nebſt
Mähren und
der
Lauſis ,
welche Länder nicht zu den Kreifen
des deutſchen Reichs gehören .
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SI
H
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UN
Viazmud
A
112
I. Das Königreich Böheim .
ie erſte nod; feht mye Charte von Böſeim ,
Hai Hrigiuger 1568, eine beſſere ſchon in die Kreiſe abgetheilere Charte,162. Aegid .Sa delet, eine noch beffere auf 2 Bogen, 11006 Vogt, ein Ciftercienſer aus dem Kloſter Plaß, die allerbeſte aber der Ingenieur Hauptmann Joh . Chriſtoph Iniller auf faiſerlichen Befehl und der Stånde Una koſten , auf 25 zuſammenhangenden Blättern gelie. fert , welche zu Zugsburg von Michael Kauffern 1726 im großen, und hernach im Fleinern Format, in Ku . pfer geſtochen worden. Joh . Wolfgang Wieland, Hat die milleriſche große Charte 1726 auf eine andere Weiſe verkleinert in 35. Blåttern . Julien hat die mülleriſche Charte in den etſten Theil ſeines 1758 zu Paris ans Licht getretenen Atlas topographique & ini. litaire, in einem Nachſtich gebracht. Aus den 25 Blåts tern iſt ein einziges im gewöhnlichen Sandchartenformat heraus gezogen , und zuerſt von Michael Kauffern ge . ſtochen , nochmals aber mit unterſchiedenen Verånde. rungen von den homanniſchen Erben, Peter Schenk, Tob. Conr. Sotter . Joh. Jac. lidi, Covens und Mor . tier, und andern , herausgegeben worden. Le Rouge hat 1757 die můfferiſchen kleineren Blåtter, auf 9 groſ ſere gebracht.
Der geleßrte Jeſuit Bernhard Erber, har im erſten volumine ſeiner Notitiæ regni Bohernia , welche er 1760 drucken laſſen, außer der bomanniſchen allges
4
Einleitung.
II3
allgemeinen Charte von Böheim , -13 beforbere von 13 Preifen und vom egriſchen Diſtrict , aus denen vom
Wieland ins kleinere gebrachten mülleriſchen Blåta tern , geliefert, und zwar alſo , daß jedes Blatt wei ter nid ) ts , als einen Kreis, dargeſtellt, ohne von den angrånzenden Kreifen und Ländern etwas abzubilden . 1769 haben die homanniſchen Erben angefangen , aus den mülleriſchen Charten, 12 Bogen von eben fo viel Kreiſen zu zeichnen, und die angränzenden Kreiſe und Jånder nochdürftig mit zu berühren. Die mülleriſchen , Charten , ſind in der That ſehr brauch , und ſchår bar, haben aber doch noch nicht die zu wünſchende Volla kommenheit. Da auch Böheim jeßt in 16 Kreife vertheilet iſt, ſo müſſen, wenn dieſe Abtheilung dauer , haft iſt , auch die Charten darnach verändert werden . Sonſt haben die Homanniſchen Erben aus der mållea riſchen Charte in 2 beſonderen Blåttern ſchon und das eger 1742 .die Gegend um Prag , und das
ſche und elnbogener Gebieth abgebildet. Es hat auch Zúrner auf 3 Blättern die Gegenden som Carlsbad und von Töplig gezeichnet, und ſowohl dieſe Blätter , als ein beſonderes vom egerfchen Gebiet , hat der jüngere Schenk zu Umſterdam , in Kupfer geſtochen . Es ſind auch Charten vpra handen , welche Böheim , Mähren , Schleſien und die Lauſik auf einem Bogen abbilden. Nic. Sans fon hat eine ſolche Charte zuerſt entworfen , und 1680 ans Licht geſtellet, Schenk hat dieſelbige zuerſt, und hierauf haben Jaillot, du Val, Nolin , Witt, Viſſcher , Valf , Danfert, de Ram Homann, Seuta ter , Weigel, Covens und Mortier, eben dieſe Charte eina 3 Th. 6 A.
Einleitung.
114
einanber nachgeſtochen . 1742 , noch mehr aber homanniſchen
Le Rouge hat dieſelbige Tobias Maier" durch die
Erben 1948 ,
verbeſſert geliefert, und
dieſe Charte hat Boudet 1751 zu Paris wieder aufa gelegt. $. 2. Blheim, Bojerheiin, Bojheim , (nach ber verdorbenen Ausſprache Böhmen ,) s . i . die Hei: math, Wohnung, der Siß der Bojer, hat den Na. men von den frånfiſchen Schriftſtellern des Sten Jahr. Hunderts um deswillen bekommen , weil es vor Alters von den Bojern beſeffen worden , welches celtiſche Volt neben den Helvetiern im hertyniſchen Walde gee wohnet hat , und zur Zeit Uuguſts von den Marko mannen Vertrieben worden .
Die Böhmen ſelbſt nen .
ten fich Tribechen, und ihr Land Czeska ( Tſcheska ) Ziemie, das iſt, das Land der Tſchechen , davon unten Es grånzet aber Vi to. ein mehreres vorkommt. Böheim gegen Mitternad )t an Meißen , die Laufik und Schleſien ; gegen Abend an den erzgebirgiſchen Kreis, das Vogtland, Fürſtenthum Culmbach und bie Oberpfalz; gegen Mittag an Bayern und Deft reich , und gegen Morgen an Mähren , Schleſien und die Grafſchaft Glaß.
Die Größedeſſelben , beträgt
nach den alten Charten 973 } , nach der neuen 977 deutſche Quadratmeiten , die Grafſchaft Glaß mitges rechner, welche aber jeßt nicht mehr zu Be heim gehöret , und für welche alſo 391 Meilen abgehen . $. 3. Es iſt rund umher mit Hohen Gebirgen und großen dicken Wåldern umgeben. Unter jenen iſt nach Sdle
Einleitung.
115
Schleſien zu dasbóheimiſche Gebirge, welches ein Strich des füderiſchen Gebirges iſt,
und deſſen
# höchſte Gipfel , welche das Rieſengebirge genennet werden , zu Schleſien gehören : unter dieſen aber der
bôbeimiſche Wald , Silva Gabreta , böheimiſch Sfumava ,) welcher Böheim von Bayern , der Ober: pfalz, Franken und Vogtland abſondert, vornehmlich zu bemerken . Für den höchſten Berg im ganzen lane de,wird der große Donnerberg bey mileflow , im Leutmerißer Kreiſe, ausgegeben . *
i
Böheim liegt hoch,
welches die Flüſſe , fo darinn entfieben , beweiſen, iſt mehrentheils eben , hat eine warme , angenehme und geſunde Luft , einen fetten und nur an Wenigen Drten ſanvichten Boden, und iſt ſehr fruchtbar an Ges treide,davon vieles ausgeführet wird ,inſonderheitnach dem erzgebirgiſchen Kreiſe, an Buchweizen h , iru ſe, Garten- und Baumfrúctyten; und vortrefflichen Sopfen.
Es bringt auch Safran, Ingwer, Cats
mus, und ein ſogenanntes Wanna ; (welches die Böhmen , ſonſt Ber nennen , aber einerley mit dem Sench) oder Fuchslowanz iſt,) hat auch gute roche Weine, unter weldien der INielnicker Wein, und inſonderheit der Füße und ſtarke Pooſkalſky, welcher bey Uußig wächfet, vorzüglich beliebtiſt ; gute w
ide und Viehzucht, vortrefflicheWildbahnen
und wildes Geflügel , aud) Lüchſe , Wolfe , Füchſe, Marder, Dachſe, Biber und Ottern. Wohlſchmeckens de Fiſte von allerlen Art , find in den Flüſſen und Teichen . In alten Zeiten ſind zwar zu Schlan, Bilina, und bey dem Dorf Außowiß, welches im Ges biet des tópler Kloſters liegt, und bey dem Dorf Erlee bach $ 2
116
Das Königreich Böheim .
bach im egerſchen Gebiet, Salzwerfe geweſen : ſie find aber eingegangen . Man hat auch noch an andern Dr. ten Salzquellen gefunden , und Balbin ineldet, daß im Prachiner. Kreiſe bey Nehoſlovik ein Berg ſey , der Steinfalzenthalte : allein , man ſiedet und gråber ißt fein Salz in Böheim , ſondern läßt ſich daſſelbe zuführen . Die geſiegelte Erde, welche ben Jablona, Libeſchik, unweit Lewin, auf dem heil.Berge,1 Meile von Chulm, und an andern Orten gefunden wird, iſt gut. Fraueng glas iſt vorhanden. Johann Jacob Ferber hat die böheimiſchen Bergwerke 1768 und 1770 beſucht und 1774 ſeine Beyträge zu der Mineralgeſchichte von Böhmen , drucken laßen , aus welchen ich folgenden Uuszug einrudé. Es ſind jest nur 20 fönigliche frene Bergſtapte in Böheim , und dieſe werden in die Deutſchen und böhmiſchen abgetheilet. In jeber Kön. Bergſtadtiſt ein Bergamt ; alle dieſe Bergámter aber ſtehen unter dem Oberbergamt zu Joachimsthal, und dieſes unter dem Dbriſtmünzmeiſteramt in Prag, welches wieder von der Hoffammer zu Wien abhängt. Die 12 Kon. Deutſchen Bergſtädte, liegen insgeſamt in Elnbogner und Saazerkreiſe bey einander, und treiben noch wirklich Bergbau. 1 ) St. Joachimee thal , die vornehmſte und groſte,
Hat reiche Sils
ber- und Koboltgruben , und unter deſſelben Berg. amt ſtehet auch der Bergflecken Aberdam , deſſen Silbergruben ehedeffen ergiebig waren . 2) Böh, miſch - Wieſenthal, hat Zinn.
3 ) Platten und
4) Gottesgab , haben Zinn und Silber, es gehören auch die kleinen Berggebåude Sengſt und Raff das zu ,
welche Zinn , Eiſen
und Kupfererz haben. 5 ) Bleys
7
5 Einleitung. 5 ) Bleyſtadt, hat Blen .
117
6 ) Preßnig nebit Ruz
pferberg und Bauenſtein, hat Silber und Eiſen . 7) Weiperth , hat Silber und Eifert. 8) Song nenberg , treibet nur einen Hoffnungsſtollen . 9) Sebaſtiansberg, und 10) Sdlacienwald, haben Zinn . 11) Schönfeld , iſt die älteſte Kon . Zinnbergſtadt.
1a ) Lauterbach , hat Zinn .
Die
Privatherrſdhaften zu gehörigen Bergſtädte und Flek. fen in dem Saager . und Elinbognerkreiſe , ſind : Catharinaberg , Draßlig, mit anliegenden Ku. pfergruben , Meßinggiefferen und Drachziehwerk, Heinri tegrün, welches Bley Hat, Fribuß , ein Marktflecken , der Zinn þat, můckenberg, wo Kupfer und Zinn , Neudeck , ein Flecken , Licha tenſtadt , ein Markt tecken , Þerfchau , welche 3 Derter Zinn gewinnen , Stånbad ) , welcher Ort ehedelſen viel Quedfilber Hatte , Cfchúren, mo Gallmey anzutreffen ſeyn ſoll : der Ulaun- und Sdwe. felwerke, und der Steinfohlengruben nicht zu geden . Im Lcurmericerkreiſe giebt es Zinn zu fen . Graupen , und bóhmiſd ) Zinnwald , und Sila ber ju Olje Ziks und gi Grab , Rongenſtoc k lasberg Vin dem Billnerberge findet man verk
ſchiedene Edelſteine.
Jm Bunzlauerfreife findet man verſchiedene Edelſteine in Menge, welche zu Turnau geſchliffen und poliret werden . Man macht auch daſelbſt viele künſtliche Steine oder gez färbtes Glas zu Perſchaften , Knöpfen 2c. womit weit und breit in Deutſchland gehandelt wird. Die ſchế. nen böhmiſchen Granaten , welche die orientaliſchen übertreffen , werden in verſchiedenen Kreiſen durch die Flüſſe von den Bergen losgeriffen , und in ſolcher Mene $ 3
118
Das Königreich Böheimn .
Menge gefunden , daß man die Gartenbette mit den, ſelben beftreuet.
Jeßtwerden ſie in den gråflichen
Kolowratſchen Herrſchaften geſchliffen und gebohret, und in die Niederlage zu Prag verkauft. Im Kon nigingråßerkreife; ſind die an Seifengold reichen Ufer der Elbe , und die alten Gold: Silber und Ku . pferbergwerfe , verdienten wieder aufgenommen zu Man findet hier verſchiedene Edelſteine,
werden .
dergleichen auch der Chrudimner Preis hat , in welchem einige Eiſenhammer gangbar ſind. In dem Cz.:slauer Kreiſe, iſt das uralte Silber- und Ku. Im Beciner pferbergwerk zu Kuttenberg . Rreiſe, ſind Silberbergwerke im Gange zu Radibos ſchiz oder Bergſtadr und Altwoſitis , zu Jums genwoſoit und Rudolpikadr , welches eine boh. miſche königl. Bergſtadt iſt. Die Erze follen audy Gold Im Riurzimer Kreiſe, iſt die königl : bih. halten. iniſche Bergſtadt Kula , wo jeßt hamburgiſche Ges werke bauen , und neulich wieder reiche gediegene Goldſtufen in Quarz und gráulichtem Hornſchiefer gebrochen haben . Im Berauner Kreiſe , find unterſchiedene Eiſenwerke. In der Herrſchaft Dus
y
brziſch zu Obeczniz iſt eine Silbergrube im Gange, wo oft kriſtalliniſches Silber Fahlerz einbricht. “ Es find in dieſem Kreiſe a königl. böhmiſche Bergſtådte. Knien an der Moldau, hatte ehedeflen Gold, Przis bram hat noch Silber und Bley . Auch brechen in dieſem Kreiſe die ſchönſten böhmiſchen Marmorarten . In dem Prachiner Kreiſe , findet man Bernſtein Ben der königl. böhmiſchen und viele Granaten . Bergſtadt Berg - Reichenſtein ,
fucht man den Der Pilss ner's
Bergbau wieder in Gang zu bringen.
Einleitung.
119
ner Kreis hat Bley , Silber, Kupfer , Eiſen , auch Alauna und Vitriolfięderenen , ein Blaufarben . werk, und ein Eiſenwerf. Im Egerfcben Gebiet, hat man Ulaun , Vitriol , Bier und Granaten , Jekt find in Böheim keine Queckſilberbergwerke gangbar , welches wohl gröſtentheils daher rühren mag , weil man zu Idria einen Reichthum an die fem Halbmetalt hat, und dem Abgang und Preiß deſſelben nicht ſchaden will. Die böhmiſchen Xandſtån. de haben aber das Recht Queckſilberbergwerke auf ihrem Grund und Boden anzulegen . Man kat dem Herrn Verfaffer verſichert, daß von 2 oder 3 Grue ben im Joachimsthal, und von einigen zu Gottes : gab und Cathrinaberg , von 1756 bis 61 , und alſo innerhalb 6 Jahren , 61677 Mark 7 (oth feines Brandſilber gewonnen , und in die königl. Münze zu Prag geliefert worden ſey. Jede Marf nach dem Einlieferungspreiſe der Münze zu 22 fl. 25 kr. gee rechnet , beträgt dieſes Silber in Gelde 1382593 fl. Die Schwarzkupfer, werden nach der fächſiſchen Sei. gerhütte zu Grünthal geführet , um geſeigert zu werden , weit man daſelbſt das Silber mit gröſſern Vortheilen und aus årmern Schwarzkupfern , als an vielen andern Orfen , auszubringen weiß . Nach alten Vertragen , bezahlet die grünthaler Seigerhüt te für jeden Leipziger Centner des in dem gelieferten böhmiſchen Schwarzkupfer befindlichen Garkupfers, 32 Gulden , und giebt das herausgebrachte Silber zurüc.
Sie vergütiget auch noch auf jeden Leipzi= *
ger Centrer des gelieferten Schwarzkupfers, an Beya trag zum Fuhrlohn 1 Gulden . Der böhmiſche Liefea rant zahlet für jeden Schwarzkupferkönig von 2. bis 4 Cente $ 4
1
120
Das Königreich Böheim .
4 Centnern , ungefähr 1 fl. 18 fr. an die Seigerhüte te , welche für die Seigerungsarbeit nichts empfängt, hingegen das Kupfer mit Vortheil verarbeitet und Es werden jährlich ungefähr 2000 Cent, her Alaun erzeuget , er gebet aber jetzt ſchlecht ab,
verkauft.
daher man den Centner auf 12 fl. herabgelegt hat. fo Auch der blaue Vit. iol gehet jekt ſchlecht ab , daß der Centner kaum für 14 fl. verkauft werden Un Robole hat man in neuern Zeiten jähr kann. lich auf 10000 Centner gewonnen , aber auch nicht verkaufen fónnen , nun man ihn aber reiner und beſo ſer ausſcheidet , als vorher , und den Käufern Cre. obole dit giebt , gehet er beſſer ab. Der böhmiſche iſt zwar ſo gut als der fåchfiſde, man kann hier aber aus demſelben die Smalte nicht ſo gut , als in Sach . ſen bereiten .Von dem Betrage der Bergwerfe im Jahr 1770 habe ich folgende Nachricht. Das ausgeſchmolzene verkaufte Zinn und Blen, betrug 92105 ijl. 395 Kr. D.18 ausgemünzte Gold und Silber, machte die Suma me von 1815682 Fl. 30 Kr. und das ausgemünzte Kuz An edlen Steinen pfer , 32397 Fl. 12 Kr. aus. giebt es Diamanten , denen nicht der ſchöne Glanz, fondern nur die Hårte, mangelt, welche auch den Rubinen und Chryſoliten fehlet, Smaragde ,
Gras
nate , Sapphire, Topaſe , Amethyſte , Hyacinthe, Berille , Carfunkel, imgleichen Jaſpis, Chalcedo 1775 fand man einen nier , Car reole , Türfiffe. Diamant , welcher roh 424 Karat wog. Die filber und zum theil milchweißen Perlen ; welche an unters ſchiedenen Orten, inſonderheit in der Batawa und Wis tawa, geſammlet werden, ſind ſchön. Die vornehmſten entſpringen Heutiges böheimiſchen Bitcerwaſſer ,
Tages
Einleitung.
121
Tages auf der Anhöhe von Sedlik bis Sendſchůs, und werden in die Ober- und Unterbrunnen , und ſols chergeſtalt in die Ober- und Unter - Waſſer getheilet : jene find meiſtens Seydichůßer, dieſe meiſtens Sedli. ker Brunnen. Salz . der
Die Oberwaſſer ſind die reichſten an
Endlich giebt es aud) hieſelbſt warme bas
zu Carlsbad und Toplik , tas Ealre Had den
Kufusbrunn im Königingråßer Kreis , und die Sauerbrunnen unweit Eger und zu Deſny. Was die vornehmſten Flüſſe des landes anbetrifft, ſo wich. ſet die auf dem Rieſengebirge entſtehende Elbe, wel: die die Böhmen Labbe nennen , im Königins gråßer Kreiſe ſtårker an , und wird ſchon bey Leuts merik ſdyiffbar. Sie nimmt ben Melnie die niola dau oder Niulda , (bsheimiſch Wirawa,)
auf,
welche in dem Prachiner Kreiſe entſpringt , und bey eutmeriş die Eger , welche auf dem Fichtelberge entſteht.
1 9.4. Die 10 Saupt: Landſtraßen , welche von Prag aus durch das ganze Sand gehen , find dınurs gerate gemacht, an verſchiedenen Orten durch Mauer, werf befeſtiger , die hohlen Gegenden vollgeſchüttet, und an beiden Seiten , zur Ubleitung des Waſſers, Dieſe, nůßliche Arbeit hac tiefe Graben gezogen . einige Millionen Gulden gekoſtet, obgleich die Früh.
f
ner ihre Dienſte haben umſonſt leiſten müſſen.
Luf
jeder Station wird von einem Pferde 3 Kreuzer Wea gegeld gegeben. Böheim war ehedeſſen mit Stådten , Flecken, Dörfern , Schlöſſern und Menſchen reichlicher ange. füllet , als beutiges Tages.
Zur Zeit Kaiſers Ru. dolphs
$ 5
122 dolphs. II ,
4
Das Königreich Böheim . ſoll man 34700 Dörfer, 732 große und
kleine Ståbre, 124 Schlöſſer , (Zámky) die adelichen Sike ( Twrzu ) ungerechnet, und über 3 Millionen Einwohner gezählet haben , weldjes mir aber nicht wahrſcheinlich vorfimmt .
Uus einer 1596 auf Bes
fehl der Stande verfertigten Tafel erhellet, daß das zumal in den konigl. Kammerdiſtricten 14373 Un . terthanen und 132 Pfarren ; in den Herrendiſtricten 67125 Unterthanen und 517 Pfarren ; in den Rit. terdiſtricten 54413 Unterthanen und 520 Pfarren ; ber königlichen Städte 49 , ihrer Unterthanen 5326 , und Pfarren 101 ; der Unterthanen der Geiſtlichen 7339, und ihrer Pfarren 72 ; der Herren- und Rit terſtådte 48, ihrer Unterthanen 2282, und der Pfar: ren 24 ; der Befißer frener Güter, (Swobodnicy) aber 333 ; folglich, im ganzen Königreich 150858 ans gereffene Unterthanen , 1366 Pfarren , und 97 for nigl. und Herrenſtådte, geweſen. Paul Aretinus giebt in ſeiner 1619 von Siheim herausgegebenen Charte, 722 große uno kleine Städte , 200 feſte Schlöſſer , und 3377 Ritterfike an.
Wenz . Haget
am Ende des aten Theils ſeiner böhmiſchen Chronik, liefert ein Verzeichniß von 41 königlichen und 61 Hers renſtadten ",
alſo zuſammen von 102 Städten , von
308 Stadtlein und Märkten , 258 Haupt , Schloß fern , und 18 königlichen Schlöſſern in Böheim , die Er meldet Grafſchaft Glaß mit dazu gerechnet. audy , daß 2033 Pfarrkirchen , und 30363 Dorfer vorhanden wåren . Balbin hat dieſes Verzeichniſ wiederholet. Die mülleriſchen Specialcharten von
ben bóheiniſchen Kreiſen, geben 151 große und kleine Stådte , und 367 Marktflecken an .
Erber zah let
Einleitung.
123
. EY
" Tet in ſeiner Notitia illuſtris regni Bohemiæ fcri
ma
ptorum , 84 bemauerte und 28 unbemauerte , folg . lich zuſammen 12 Stådte, 145 mit Herrenſchlofern verſehene Märkte, 753 Herrenſike ,
286 Märkte ohne Sdidlſer, Commenden ; 52 Collegia ;
Einſiedlerenen und Kloſter , 1 : 3 verwüſtete Sdiloſſer. einer
ſo
70 Gnadenbilder , 1771 wurden bery
genannten Conſcription , '
244 Städte,
303 Marftflecken , und 11284 Då fer gezählet , die ich hernach bey den einzelnen Kreiſen genauer anzei: gen will. will . Allein ben dem geringſten Theil der Ståda te findet ſich die wahre ſtådtiſche Beſchaffenheit. Es fehlt an ſtådtiſchem Gewerbe und Fleiß , und an Pos lizen.
Der beſtåndige Streit wegen der Gerichtsa
barkeit zwiſchen dem
Sandsunterkåmmerer , Untera
kamimer: Münz- und Berg - Umt , auch zwiſchen dem Oberdirectorio und den Kreisámtern , und das eigennäßige Betragen der Wirthſchaftsbeamten , hat Ueberhaupt iſt von den · Die Städte mitgenommen . Srådten zu bemerken,
daß ſie abgetheilet werden,
1 ) in königlich privilegitte Stådre, welche Sig und Stimme auf dem Landtage , und deren Bürger das Recht haben ,
landtåfliche Güter zu erkaufen.
Sie hangen von dem ſtådtiſchen Oberdirectorio ab. Dergleichen ſind vom erſten Rang, die Prager Stådte , Pilſen , Budweis, und vom lekten , Ellna bogen , Carlsbad , Eger , u. a . m . 2) In könig liche Städte , deren 24 ſind , welche unter der Auf. ſicht des Unterfåmmerers des Landes ſtehen.
Zu
dem beheimiſchen Anrheil, gehören , Beraun , Bes Heimiſch , Brod , Tſchaslau , Jung - Bunzlau, Klettau ,
Kollin ,
Kaurzim , Nyenburg ,
Piſſet, RA
124
Das fiönigreich Böheim .
Rakonik , Rofizan , Labor, Cauff, Schüttenkofen , Wodnian . Zu dem deutſchen Antheil gehören , Auſ: fig , Brür , Caaden , Saun, Leutmeriz , Miel Pilgram , Saak, Deutſchbrod.
3)
in 9 Leibges
ding -Stadte, welchezum Unterhalt der königlidien Witwen gehören , und von dem Unterkammerer verwaltet werden, auch ihren beſondern förr . Sofridster, mie obige fönigl. Stådte haben. Sie find, Koni: gingråk , Trautenau, Kinigshof, Chrudim , Neu Bidſchow , Jaromira, Hohenmauth, Melnich , Po. litſchka. 4 ) Eine Rammerſtadt , Comorhau, welche jeßt , wegen das nahe daben angelegten Allaun bergwerks, von dem obriften Münzmeiſteramt vers waltet wird.
5). In 20 Bergſtadre,
welche von
dem böheimiſchen Obriſtmůnzmeiſteramt abhangen, nämlich: Kuttenberg , Przibram , Berg · Rei. chenſtein , Gang , Eule, Knin , Unter Reichenſtein, Joachimsthal, Blenſtadt , Gottesgab , Platten , Preſinię, Weyppert, Wieſenthal, Sebaſtianberg, Sonnenberg , Abertham, Schlaggenwerth, Schöne Feld und Lauterbach. 6) In Soußſtädte der Grundherren , welche von verſchiedener Beſchaffen heit find, und zum Theil ihre leibeigne Unterthanen haben. 7 ) In Leibeigene Stødre iind martre, meiche theils nach den Unruhen von 1619, theils durch die herrſchaftlichen Beamte, theils aus eigener Nach laßigkeit, in dieſen traurigen Stand geſellt ſind. Zum Theil haben ſie wieder leibeigene Unterthanen , zum Theil aber werden ſie noch ſchlechter als die leib . eigenen Dörfer gehalten.
Uebrigens läßt manche in
Abnahm gerathene Stadt ihre Stadtprivilegien fah ken , und hingegen mancher Marktflecken fömmt in Aufnahm , und wird zu einer Stadt. Die
1 125
Einleitung
Die Einwohner , haben ſehr abgenommen . Bala bin behauptete ſchon zu feiner Zeit , daß nicht der rote
%
Cheil von der ehemaligen Unzahl übrig , und das jea kige Böheim faum der Schatten von dem alten fena 1622 und in den 3 oder 4 folgenden Jahren ; ſind auf 30000 angefeſſene Familien aus dem Lande entwichen, der Weiber , Kinder , Handwerksleute und onderer nidit zu gebenfen , und der größte Theil des Adels
}
gieng auch weg. 1771 hat man 1194999 Einwohner männlidyen Geſchledyrs gezählet, fo daß man die Summe aller Menſchen ungefähr auf 2500000 ſcházó
jen konnte. Allein noch in eben dieſem Jahr und 1772 , nahmen der Mangelani? Krankheiten , ungemein viel Menſchen weg . Defe fentlid) iſt bekannt gemacht worden ; daß vom
1 Fån
ner bis 1 Sept. 1772 , in Böheim gebohren wären, 82500 Kinder , und hingegen in eben dieſen 8 Mon naten geſtorben 168331 Perſonen, unter Benden Sumu men die Juden mitbegriffen , ſo daß 85191 Perſonen mehr geſtorben, als geboren.
Am ſtårfſten ſind die
Gebirge im Chrudimer, Königingråker, Bunzlaner, Leutmeriker , Saaßer und Elnbogner-Kreiſe, bet wohnt. 9. 5. Die Böhmen nerinen fich felbft nicht anders als Tfdredsen , werden auch von den Völkern , die
i
flawoniſch ſprechen , alſo generinet. Die Bauern fino Leibeigene ihrer Herrſchaften , und ihr Zuſtand
Fift , inſonderheit von 1679 an febr hart geweſen, daein großer Theil derfelben , wegen der ſchweren Dienſt: barkeit, einen Uufſtand erregte , dafür ſie aber des geringſten Reſtes ihrer etwa noch übrigen Rechte und
: Freyheiten, völlig beraubet wurden.
Durch das 1738 aus.
126
Das Königreich Böheim .
ausgegangene
kaiſerliche
königliche
Robothen.
( Frohndienſte ) Patent, ward ihr Zuſtand eta Es bekam ein jeder Bauer das was verbeſſert. Recht, ſich bey dem conſeſſu delegato , ſummi principis zu beſdweren , wenn feine Herrſchaft ihn zu ſtark und willkührlid, drückte , und der Kammers Procurator mufte ihn unentgeldlich vertreten . 1774 follte ihnen noch mehr geholfen ,oder ihre Robothen ( Grobndienſte) ſollten vermindert werden : allein fie wollten von denſelben ganz frey ſeyn, und ein gror ſer Theil derſelben fieng eine öffentliche Empörung an, die bis 1775 fortdaueite, und in welcher verſchiedene Dieſe Unru. Gegenden gråulich verwüſtet wurden. hen wurden durch ein kaiſerl. königl. Patent geftillet, vermoge deſſen ein ganzer Bauer oder Vollmeyer, an ſtatt der bisherigen 6 Tage, wochentlich nur drey Lage , ein Halbmeyer nur 2 Tage , und ein Köther Un vielen Or . nur 1 Tag Herrendienſte thun foll. ten ſind die Bauern berechtiget, Höfe und Güter ein genthümlich und durch Amtsverſchreibungen an fidy zu bringen , auch durch Contracte und Teſtamente Dieſe mit denſelben zu ſchalten und zu walten. Freybauern , Diedinigy und 17aprawnigy gea nannt, find doch von der Unterthänigkeit nicht los, fondern ihre Freybeiten beſtehen darinn , daß fie von den Robothen entledigt , und nur zu gewiſſen weiten Fuhren , unter einem gewiſſen Urbar mäßigen Geld . und Futter : Beytrag , welchen die Obrigkeit zu ge Eis ben hat , jährlich 3 oder 4 mal verbunden ſind. nige haben fogar Unterthanen , welche ihnen und nicht der Obrigkeit zu Robothen verpflichtet ſind . Ganz freye Bauern, ſind die Swoboongiy , welche blos
Einleitung .
#
127
blós von dem königl. Fifealamt abhangen . Landſtånden , gehören die Prälaten ,
Zu dert Serren,
Ritter , und Ståore. Die Prälaten ſind der Erzä biſchof zu Prag, die Biſchofe zu feutmeriß und Kox Ķnigingråk, die Dom . und Kapitularherren der Mer TO tropolitanfirche zu St. Veit auf dem Prager ^ [
1
Schloß ,
E
Prálaç im
ĉ
Uebte , nämlich die Probfte zu S. Peter Paul auf dem Wiſcherad und Ate Bunzlau , der General
2
3
1
unter welchen der Domprobſt Königreich Heißt,
der erſte
und 21 Probſte und
und Großmeiſter des Heil. und riteeri. Kreuz -Ordens mit dem rothen Stern , die Uebte und Probfte zu Braunau , des Berges Sion und Mühl. Kaufen , auf dem Carlshof zu Prag, Montſerat, gemeiniglich Emaus in der Neuſtadt Prag , Chotia fchau , Topl, St. Johann in der Inſel und unter dem Felſen , bei St. Procop , an dem Fluß Sas ſawa, Hohenfurt , Oreg , ben St. Niklas in der alten Stadt Prag , Selau , Doran , zu Sedlig und Skaliß , zur goidenen Krone, Plaß , Kladrau, kde nigsſaal , und der Dechant auf dem
Wiſcherad zu
zu Prag. Der Serrenſtand beſteht aus Fürſten, Grafen und Freyberren . Sett 1490 find viele Ritter in den Herrenſtand aufgenommen worden , und feit der Ueberwindung der Evangeliſchen auf dem weiſſen Berge , find auch viele auswärtige Fa milien dazu gekommen , und entweder von den Ko. nigen mit Gütern und Herrſchaften beſchenfet more Den , oder haben dergleichen käuflich an ſich gez bracht. In den Ritterſtand, ſind ſeit des Königs Wladislaw II Zeit , viele vom Bürgerſtande theils auf den Sandtagen durdy
die Ritter ſelbſt,
theils durch
Das Königreich Böheim ..
128
Allein durch königl. Udelbriefe, verſeker worden . ber Ritterstand iſt durch die Nacht des Herrenſtan, des und durch Auskaufung der Rittergüter welche gróftentheils in Majorat - oder Fidecommiß Herr. ſchaften verwandelt worden , gar fehr zurückgelegt. Zu den Srådcen , welche auf den Sandtagen er: ſcheinen dürfen , gehören die oben ( 5. 4. ) genann: ten föniglichen privilegirten Städte , welche von den andern , die der Landtafel nicht fähig ſind, Die Landtage, werden von unterſchieden werden . dem Könige jährlich ausgeſdyrieben, und zu Piagge . halten . Der Bürgers und Bauerſrand iſt jekt (1976) fo veriallen , daß kaum noch ein Schatten des ehema ligen blühenden Zuſtandes des Reichs übrig geblipo ben iſt. Die Urſachen davon, find in dem vierzehn, ten Stück meiner wöchentlichen 17achridren von = 1776
1
angezeiget worden , und beſtehen fürzlich
hierinn . Noch dem Friedensſchluß von 1763, Wurs Ben zwar die Kriegsbeſdådigungen liquidirt und be ſchworen , aber ungeachtet ſie vergåtet werden foll ſo bißete doch das (and 12 Juillionen Gulden ein . Auch von den erwieſenen Supererogaten wurde fo wenig errekt, daß das land in Anſehung derſelben 4 Millionen verlor. Die Piebreuche hat 3 bis 4 Millionen Gulden Schaden gethan ,
und die 1764
verordnete Abgabe von dem Vieh , oder der Vieh: auffdylag , har die Luft zur Viehzucht niedergeſchla. gen.
Ueberſchwemmungen haben die Felder gar ſehr
verwüſtet.
Das Salz iſt ſehr vertheuret
Die Abgaben an mein erhobet , und
worden.
die Sandsobrigkeit ſind unge: die Rücktånde durdy Solda
Einleitung. ten eingetrieben worden .
129
Der Handel iſt geſperret.
Die wirthſchaftlichen Beamten haben die Bauern gewaltig gedrückt. Die Verſchwendung vieler vorneha men Perſonen ,iſt dem ungeachtet geſtiegen , und hat einen Banferot nach dem andern verurſadiet, unter welchen die bürgerlichen Leute , welche ihre Gläubia ger waren , ſehr gelitten haben, Die bSheimiſche Sprache iſt eine Mundart von der flawoniſchen , aber etwas hårter , als die Mundart der benadibarren Völker , die ſlawoniſch ſprechen ,
weil
dieſelben die Mitlauter und infona
derheit das 1 mehr in Selbſtlauter verwandeln . Ehemals bedienten ſich die Böhmen mit den Ruſa ſen einerler Buchſtaben : Gütigen
aber wurden
zur Zeit Boleslaws des
die lateiniſchen eingeführet.
Es'wird auch viel Deutſch im Land : geſprochen , und Städte, Märkte und andere Derter , haben außer bem böhmiſchen , gemeiniglich audy noch einen deute then Namen .
1
. 6. Die Böhmen ſollen ſchon im Sten Jahra na hundert die chriſtliche Lehre angenommen haben ; gea i wiſſer aber iſt, daß fie von den Griechen und Brů dern Methodieus und Cyrillus, (welcher anfänglich . Conſtantinus geheißen ,) um die Mitte des Sten Jahr # funderts darinn unterrichtet worden ; daher fie auch 1 anfänglich die griechiſchen gottesdienſtlichen Gebrau . I che hatten , bis Boleslaw der Gutige die romifchen einführte. Im 14 Jahrhundert fieng Joh. Milik, : an , wider den Papſt und die römiſchkatholiſche Geiſts lichkeit zu prodigen und Matthias Janon trat in feine Fußftapjen ; diefem aber folgten
Johann Huß, Hie.
a ronymus aus Prag, und Jacob von Miſa, welche theils 3 Tb. 6. 2 .
130
Das Königreich Böheim.
fheils im 14ten Jahrhundert viele Lehrfäße und Mita bräuche der römiſchfatholiſchen Kirche beſtritten , Als aber die Coſtnißer Kirchenverſammlung den Huß und Hieronymusauf den Scheiterhaufen fekte,und ih . re Anhänger, dazu die meiſten Böhmen gehöreten , in den Bann that , wurden dieſe dergeſtalt aufgebracht, daß ein vieljähriger blutiger Krieg daraus entſtund. Die Huſſiten erwählten den Nif. von Huſſiner und Johann von Trocznow , ( Trautenau) oder Ziſchka , zu ihren Anführern , und ſchlugen auf einem Berge im Bechiner Kreiſe, zu ihrer und ihrer gottesdienſtlichen Verſammlungen Sicherheit, ein Lager auf, welches aber bald in eine Stadt verwandelt ward, und Geles genheit gab, daß fie Taborzi oder Taboriten genen net wurden ; denn Tabor heißer in der båheimiſchen Sprache ein Lager. Ein Theil der Leute , welche fich zu dem Haufen der Huſſiten hielten , und haupt: fächlich die Austheilung des Reldhs im Abendmahl verlangten , bekam dem Namen der Califriner , und nach des Ziſchka sode nennete ſich eine Parten von den Taboriten , Waiſen , ( orphanos.) Die Caliptiner verglichen ſich 1433 mit der Baſeler Kirs chenverſammlung, und erhieltrn den Genuß des Kel. ches , welcher jedermann erlaubet wurde, bequemten fich aber
übrigens
zu
den
Gebräuchen der rós
miſchen Kirdie .' Hingegen die Taboriten waren we. der durch lockungen noch durch Drohungen und Bers folgungen zur Wiedervereinigung mit der römiſchen Kirche zu bringen. Sie richteten ihren Lehrbegriff und ihre Kirchenzucht immer beſſer ein, ſonderten ſich 1457 von denCalirtinern, als unachten Huſſiten ab, ließen den Krieg und die Zånfereyen fahren, und nenneten fich 1450
Einleitung,
131
28 N
1450 bie böheimiſchen Brüder, ober die Brüder
ftrite
des Geſetzes Chriſti, imgleichen die vereinigten Brüder ; unitatem fratrum ; wurden aber 1547 und 48 größtentheils aus ihrem Vaterlande vertrieben , da
en in v und
neftu
fie ſich denn nach Polen , und als ſie auch hier nicht geduldet wurden , nach dem Herzogthum Preußen wendeten. Unterdeſſen nahmen doch im 16ten Jahre
140 hie,
hundert die Evangeliſchen in Böheim fehr zu , und der größte Theil der Calirtiner beſſerte ſich, und befanna
eteni ebrat
te ſich auch zu dieſem Namen. Marimilian II , wel:
Riche
helbst
cher ſchon 1567, dem
Verlangen der Stande,zufolge,
auf einem Landtage den vorhin gemachten Vergleich, welcher zur Zeit des K. Sigismund gemacht war ,
pret aufgehoben , und jedermann eine völlige Gewiſſens mibe freyheit verſtattet hatte, beſtätigte 1575 auf einem Landtage das Glaubensbekenniniß der Evangeliſchen , meine house
und verſprach den Unhängern deſſelben alle erroůnſch
Mary M
te Freyheit. Noch nachdrücklicher geſchah ſolches 1609 von Rudolph II, durch den ſogenannten Majeſtåtse brief, in welchem den epangeliſchen Ständen nicht nur die freye Religionsübung , fondern auch ein Uns
TRI
Be
terconſiſtorium , das Recht
Prediger zu beſtellen, und
die Univerſität Prag, zugeſtanden warb. Matthias I verſprad, nach ſeiner Krönung 1611 die Feſthaltung dieſes allen feyerlich, und Ferdinand II 'ward unter der Bedingung von den Böhmen zum König angee nommen , daß er den Majeftårsbrief eiblich bekräftia
gen ſollte. Allein,
Ferdinand errichtete 1617 , ohne
der Stände Einwilligung, mit dem ſpaniſchen Kos nig Philipp III, einen vom Matthias beſtåtigten Ver. gleich , daß derſelbe mit allen ſeinen Nachkommen , nach Erlöſchung des männlichen erzherzoglich - oſtrei chifchen
132
Das Königreich Böheim .
chiſchen Stammes, die Erbfolge in Biñeim Haber folle, welches den evangeliſchen Böhmen als unan genehm und fürchterlich vorkam , und dieſe hatten noch gußerdem ſo viele Klagen anzubringen , daß,als ihre Abgeordnete 1618 in der' königl. Kanzlen zu Prag keine höfliche und gewierige Untwort auf ihreVots ſtellungen erhielten , ſie in der'Hike fich' fo Pehr vers giengen , 'und 2 unhöfliche königl. Råthe " nebſt eller nem Secretår , für Landesverråther erkläteten ," und zum Fenſter hinaus ſtürzten ; und , weil auf ihre Klagen nicht geachtet warb, die Waffen zu iſrer Bed ſchüßung ergriffen , und den Pfalzgrafen Friederici zu ihrem König machten . Solchergeſtalt entftud ein bedauernswürdiger Krieg, welcher fowohl für den neuen König ,als für die evangeliſchen Böhmen fehrun . glücklich ablief.
Sie wurden 1627 des Majeftåtsa
briefes und aller ihrer Rechte und Vorrechte berdua bet , und diejenigen , welche ſich nicht zu der römiſche fatholiſchen Kirche bekennen wollten , mußten das Land räumen . Von der Zeit an iſt die katholiſche Kirche die Herrſchende und allein gültige in Böheim , und die übrig gebliebenen Evangeliſchen , haben ſich nachher beſtmöglichſt verborgen. Unterdeſſen hat doch nach dem 1763 geendigten Spriège der Com. merz: Confeß zur Aufnahm der Manufacturen und Fabriken , an Proteſtanten Schuß : Decrete auf 10, 12 , 20 Jahre ertheilet , und ſich willig erflåret, dies felben nach Ablauf der beſtimmten Jahre zu erneuern , daher ſich viele 1000 proteſtantiſche Manufacturiſten und Fabrikanten in Böheim niedergelaffen haben. Allein dieſe Herrlichkeit hat nicht lange gedauert.
Den Juis
Einleitung.
133
e hele Juden wird die Uebung ihrer Religion zu Prag line berſtattet. han Der Erzbiſchof zu Prag , iſt beſtändiger legat Dag , pes Heiligen apoftoliſchen Stuhls zu Rom , auch des Heiligen römiſchen Reichs Fürſt, Primas des Re:
Sri effe
nigreichs, beſtåndiger Kanzler der Univerſität zu Prag , uno frånet den König von Böheim . Seine Suffra: ganei , find die Biſchöfe zu Leutmerig und Bönigingraç . Ehemals þat er Siß und Stime Das erzbiſchof me auf dem Reichstage gehabt.
be
liche Conſiſtoríum , hat die einzige und höchſte Ges richtsbarkeit über die geiſtlichen Perſonen , und von demfelben appelficet man entweder an den König oder
109
an den Papit. 9.7. Die Gelehrfamkeit, blüher nur mittels mäßig in dieſem Königreich. Zu Prag iſt eine Unia
e
verſität , welche ihren größten Ruhm um die Mitte des isten Fahrhunderts zur Zeit Königs Wenzels IV verlohren hat. Die P. P. piarum ſcholarum , har ben zu Prag , Budweiß , Brür ; Brandeis ob der
5
Elbe ,
Beneſchau ,
Koſinonoß ,
Leitomiſchl,
Schlackenwerth , und Schlan , audy Collegia uno Gemeine Sdjulen find auch vors Gymnaſia . handen. . 8. Vor dem
durch den
Hubertsburger Fries
den 1763 geendigten Kriege, waren in Böheim wenig beträchtliche Manufacturen und Fabriken , auſſer daß zu Leipa , Neuhaus und Reichenberg gutes Tuch , zu Beraun und leipa ( chöne Töpferarbeit, zu Benfen im Seutmerißer Kreife feines Papier , an andern Orten gute Degen ="und Meſſerklingen , und infonderheit fei= ne Glåſer verfertiget wurden. Allein 93
nach dieſem Krieg,
134 Krieg ,
Das
Königreich Böheimt.
wurden die Manufakturen und Fabrifen
To
fehr verbeſſert und vermehret , ſo daß man faſt alle fremde Waaren , inſonderheit aber diejenigen , wels de aus Eiſen , Wolle und Seide verfertiget werden , Man verfer : ohne Ausnahme, verbieten konnte. tiget auſſer den fchon genannten Eifen. und Glass Waaren , Töpferarbeiten , Papieren , Tüchern , und fonſt bekanntem Bitterfalz , annoch unachtes Pora cellan , blaue Schmalte , Compoſitions - Steine, Spiegel , Nadeln , Gewehr , Zinngießer . Hüche, ( zu welchen die hieſige ungemein großeMens ge Hafen , das Haar liefert,) Handſchuhe, wollene Strümpfe, wollene Zeuge , baumwollene Zeus ge , Strümpfe und Müßen , Galanterië - Waaren, zwirnene Spiken , Batifi, Tafelzeug, und überaus viele Leinwand
8.9. Was den Sandel anbetrifft, ſo wird nach Sachſen viel Getraide und Malz, das erſte auch nach Bayern ausgeführet. Hopfen , Gartengewächſe, Pottaſche, Maſten und anderes Holz, Wolle , Wild , Fiſche, und dasegerſche Sauerbrunnenwaſſer , geben aud) håufig aus.
1
Von Manufactur , und Fabrika
waaren , gehen inſonderheit Papier, Lópferarbeit, ſchöne Glåſer und Spiegel , Schwerdtfeger - Arbeis ten , leder , Galanterie-Baaren , Spiker , Zwirn , gebleichtes Garn , Tücher , und inſonderheit viel Leinwand , aus dem Lande. Mit dieſen Waaren , werden nicht allein die sſtreichiſchen , ſondern auch fremde länder, als Portugal, Spanten , Italien und Die böhmiſche Leinwand: Han .
die Türken, verſehen.
dels:Geſellfchaft , hat zu Cadiz eine große Niederlas ge , und fandelt von bannen nach Amerika.
1770 wer
Einleitung.
135
soár ihr Fonds 1 Million Gulden , welche in 1000 Actien pertheiletwurde. Die ágyptiſche Compagnie be fam 1769 ihren Hauptfig zu Smirna, und fieng über Der Srieſt einen ſtarken Handel nach Aſien an. Handel und die Fabriken ſtunden unter dem ,
Com .
merz.Confeßzu . Prag , welcher dem Hofcommerz Er beſtund aus Rath zu Wien unterworfen war. einem Präſidenten , der allezeit Geheimerrath war, aus 6 Råthen , einem Secretår und anderen Perſo nen . Unter demſelben ſtunden 8 Land -Inſpectores, von welchen ein jeder in den ihm anvertraueten Kreis fen ,umherreiſete, die Fabriken beſichtigte , und das von an den Conſeß Bericht abſtattete. Jeder Ine fpector hatte wieder ein Paar Manufactur. Com. miſſarien als Handlanger unter ſich. von einiger Wichtigkeit , dergleichen
In Fällen Vorſchüſſe
aus der böhmiſchen Commerzcaſſe, Ernennung neuer Handlungsbeamten , Ertheilung neuer Privilegien , Anlegung tiệuer Manufakturen und Fabriken, Vere boch fremder Waaren , Erhöhung und Berminde. tung der Zolle und Mauthen , x. fonnte uud durfte der Confeß nichts beſchließen , ohne vorher an
den
Hofcommerz - Rathi:zu Wien Bericht abzuſtatten, und beffelben Befehl einzuholen .
Indie bóheimiſche
Commerzcaffe floßen viele anſehnliche Gefälle , und wenn ſie erſchöpft war , wurde fie aus der Haupta Commerzcalle zu:Wien , unterſtüßte
Ulein dieſe
Einrichtungen beftunden nicht lange auf dieſem Fuß, und als am Sten Fånner 1776 der Hofcommerziens rath ju Wien aufgehoben , und der Fonds deſſelben der Kammer übergeben wurde , überließ man das Handelsweſen feinem Schickſal.
4
Die
Juden, trein ber
136
Das Königreich Böheim .
ben den fårkften Handel mit den Sandes - Probucten , als : mit Wolle , Potaſche, Federn, Leder , Blaša bålgen , Schmalz, u $ . w . B. 10. Die kurze Abhandlung per Geſchichte dies Fes- Landes fange ich mit den Bojern an , welche ein Theil des celtiſchen ijaufens waren , der im Jahr 589 por Chriſti Geburt unter Unführung des Sigovefus aus Gallien oder Celtien über den Rhein gieng , uno neue Sige fuchte, , Nach ihnen ift diefes fand benene net ; ( 9. 2.) fie ſelbſt aber sind zur Zeit des ;Kaiſers Auguſt von den Ijarkorjanneri vettrieben wordent, (welches aber vermuthlich nur von dem
größten Theil
derſelben zu verſtehen ift, da ſie fich denn in das Noricum gezogen haben , weldies von ifnen Baner land ( eigentlich Bojerland ) benennet worden . Un terdeflen Fuhren die Nachbaren dieſer neuen Einwohis ner forry: fie fomohl, als ihr land, von den vorhergehenk den Einwohnern , den Hofern , zu benennen . In der folgenden Zeit, und zwar , wie man meynet, im Oter Fahrhunbert Find Slawen nach Böheim gekommen , und haben die Nachfolger der Marfomannen verjagt. Die Ausländer nenneten den Stamm der ſlawiſchen
Nation , welcher fid niedergetaſſen hatte, zum Unter: fcheid von anderen , Slavos Bojemiæ , auch wohl ſchlechyrweg nær Behemanos und Bojemanos. Das Sand wird in Geſchichtſchreibern des sten , ofen und toten Jahrhunderts, und noch mehr in Urfunden , Boemia Sclaviæ , nämlich pars, genannt. 5 Kaiſer Conftantinus Porphyrogenitus , nennet die hieſigen Slawen nie Bölmen , fondern inagnos et albos Chro . batos. Es find aber die hieſigen Slawen , nach der pon Gelas D
buier vorgetragene Meynung, derjenige Stamm ,
Einleitung ,
137
to e Stamm , welcher den Namen Trchechen ,geführet, und unter demſelben vorher an der måotiſchen See, und am ſchwarzen Meere gewohnt hat. Der Name
d !!
1
my
dieſes Stamms, kommt ſchon beym Jahr 1166 in dem Byzantiner und kaiſerlichen Grammatico Johanne Cinnamo , und alſo anderthalb hundert Jahr vor Era findung der Fabel von einem gewiſſen Tſchech vor, den Dalemil im 14ten Jahrhundert in Böheim ausgeheckt hat.
Die böhmiſchen
Slawen haben den
Namen
Tſchechen bis auf den heutigen Tag behalten. d
i
1
Es
find aber anfänglich mehrere ſlawiſche Republifen unter verſchiedenen Namen in Böheim geweſen , das her auch manchmal der Name Bojemiæ , in der viele fachen Zahl vorkommt. P. Gelas Dobner, welcher pieſe Anmerkung macht, muthmaßet zugleich , daß
die Republik der Slawen in der Gegend von Prag, welche nicht nur die machtigſte geweſen , ſondern nach und nach auch die übrigen Republiken in Böheim durch Krieg, frenwillige Uebergabe und Heurath ih rer Fürſten
unter
fich gebracht, von Tſchechiſchen
Stamm geweſen . Die Furcht vor der anwachſen . den frånfiſchen Macht, lenkte die böhmiſchen Slaa wen , ſo wie andere benachbarte Volter ,zu dem Ents ſchluß , die demokratiſche und ariſtokratiſche Regie rung, mit der monarchiſchen zu vertauſchen . Herzog Przemysl, brachte die Regierung auf feine Nachfoma men . Karl der Große machte zwar die Böhmen dem
deutſchen Reich zinsbar : allein , ihre Untermůr
figkeit war von kurzer Dauer , und ſie hatten bes Der Herzog ſtändig Handel mit den Deutſchen.
Borzimog ließ beweiſet, taufen .
ſich im Jahr 874 , wie Pubitſchka Wenzel wurde von dem deutſchen Ko IS
138
Das Königreich Böhmen .
König Heinrich I zur Abtragung eines Tributs geo nöthiget , zu welchem ſich auch Boleslaw verſtehen mußte. Wratislaw warð 1086 von dem deutſchen König Heinrich IV die Fönigl. Würde ertheilet,wels che aber mit ſeinem Todewieder aufhörete ; und oba gleich Kaiſer Friederich I fie 1162 abermals zum Bes ften Herzogs Wladislaw II erneuerte , fo Hårete fie doch wieder auf, und Böheim blieb nach wie vor ein Herzogthum , bis die Kaiſer Philipp 1199 und Otto ¡ V , 1203 daſſelbe zu einem Königreich , und Przés moſt II oder Ottocar zu einem König erhoben. Uns ter Przemyſl - Ottocar II, ſtieg das Königreich Bde Heim auf den höchften Gipfel ſeiner Hoheit , indem bazumal Deſtreid ), Steyermark, Kårnthen, Krain und Iftrien dazu gehöreten , wiewohl auch eben dieſer Konig dieſe Lånderwieder verſor. "
Sein Sohn , Wenjel II,
waró auch König in Polen , und dieſes Sohn , Went gel III, beſchloß 1106 den alten månnlichen Stamm der böheimiſchen Könige , welcher von Przemyſi ani geblühet hatte. Hierauf erwählte ein großer Theil der böheimiſchen Stände, den øſtreichiſchen Prinzen Rudolph zum König , den fein Vater , der róm . Kód mig Albrecht , durch ein Kriegsheer auf dem Thror befeſtigte. Nach deſſen frühzeitigem Tode, ermählten die Böhmen den Herzog von Kärnthen Heinrich , rege fen ihn aber bald wiederab , und erwählten des rom. Kaifers Heinrich VII Sohn , Johannes von { ügel burg , jedoch mit der Bedingung , daß er des lekten Königs jüngſte noch unverheurathete Schweſter zur Gemahlinn nehmen ſollte.
Er machte die ſchleſiſchen
Fürſten zu Lehnsleuten der Krone Böheim , brachte auch die Oberlaufig wieder an diefelbe.
Ihm folgte ſein
Einleitung .
u cehe
139
fein Sohn Karl, welcher unter den röm . Kaifern der 4te dieſes Namens geweſen iſt, und nicht nur die Unis
verſitåt zu Prag geſtiftet, fondern auch die Wohl. ndfahrt des böheimiſchen Reichs auf alle Weiſe zu ben ad fördern geſuchet hat. Mit ſeiner Gemahlinn , des 5 Pfalzgrafen Ruprechts Tochter , bekam er unterſchies ei dene Städte und Schlöſſer, und noch mehrere brachte
The
er durch Kauf an ſich , worauf er fie, nebſt den ſchle .
Tot 11
3
1.
$
11
fiſchen Fürſtenthümern,mitder Ehurfürſten Genehm. haltung, der Krone Böheim einverleibte. Er faufte zwar auch 1375 die Mark Brandenburg ; ſie wurde aber 1415 von ſeinem Sohn Sigismund wieder an die Burggrafen von Nürnberg verkaufet . Uebrigens
fuchte er die baheimiſcheKrone, an ſein Haus erblich zu bringen . Sein Sohn und Nachfolger Wenzel, wird ſchlimmer beſchrieben , als er wirklich geweſen iſt. Unter ſeiner Regierung nahmen die Religionsunruhen den Anfang , von welchen ich oben ( 5.6. ) gehans delt habe, und die auch verurſachten , daß der Thron nach feinem 1418 erfolgren Code mehrere Jahre unter ſehr blutigen Kriegen leer blieb ; denn obgleich ſein Bruber , der Kaiſer Sigismund ,
1420 Böheim an fich zu bringen ſuchte, fo ward er doch wieder aus dem Königreich heraus getrieben , und gelangte erſt
1436 zum Beſig deffelben , als die Huſſiten burd) in: nerliche Zwiſtisteiten mit einander zerfallen waren ; und er einen Vergleich mit ihnen geſtiftet hatte.
Er
ftarb aber ſchon 1437, und nach ſeinem Tode erwahl. ten die meiſten Böhmen des Königs in Polen Bru der Caſimir , die andern aber des vorigen Königs Schwiegerſohn Albrecht von Deſtreid zum König, welcher fich zwar 1438 krónen ließ , aber lauter Un ruhe
140
Das Königreich Böheim .
ruhe hatte , und in derſelben bald verſtarb .
Seine
fchwangere Gemahlinn gebar nach ſeinem Tode ben Ladislaw , welcher audy endlich von den Böhmen zum Könige angenommen ward , während deffen Mindera jábrigkeit Georg von Podibrad, Reichsverweſer war , und nachy des jungen Königs .zeitigem Abſterben ein müthig zum König erwählet wurde. Er war ein eik siger Huſſit.
Jhm folgte 1471 durch die Wahl der
Otånde des Königs in Polen Caſimirs Sohn Wladis taw , welcher ſowohl, als ſein Sohn Ludewig, zugleid Dieſer nahm zeitig ein König in Ungarn war. trauriges Ende , worauf durch einen Ausſchuß der Stånde der diſtreichiſche Erzherzog Ferdinand zum Kos nig erwählet ward, nachdem er vorher in einem aus geſtellten Revers bekannt hatte, daß er durch freye und gutwillige Wahl der Stånde erføren's rey , und diz Erhaltung der Rechte und Frenheiten der Stande ber ſchworen hatte. . : Alein, 1547 erklårete er auf einem Fandtage die Böhmen , welche feines Religionseifers wegen , einige Mannſchaft auf die Beine gebracht hats ten , ihrer Privilegien für verluſtig, und das Könige reich zu einem Erb- und unumſchränkten Reich . Sein Eohn Marimilian, ward fchon ben ſeinen Lebzeiten gen Fronet , und verſtattete den Böhmen eine völlige Ges wiſſensfreyheit. (8. 6.) Die Håndet und Unruhen , welche unter ſeinen Nachfolgern Rudolph II , Mata thias I und Ferdinand II in : Unſehung der Religion vorgefallen find , habe ich oben (9.6 ) ſchon beſchriee ben .
Als Ferdinand II im Jahr 1620 feines Gegen .
königs Friderich Kriegsheer auf dem weifſen Berge ben Prag geſchlagen hatte, ward Böheim zu einem völligen Erbreich gemacht.
Er 309 1621 die Güter der
3
1 1
1
141
Einleitung.
der als Rebellen hingerichteten Proteſtanten ein , des ren Anſchlag in der boheimiſchen Landtafel damals auf 53,074449 Thaler berechnet wurde. f. Londorpii Acta publica T. 2. p. 434. Eben derſelbe überließ 1635 die Dber: und Niederlauſiß an den Churfürften zu Sach . fen .
Unter Ferdinand III, ward das Reich durch die
Schweben ſehr verwüſtet. Sein Sohn Ferdinand wurde zwar zum Könige gefronet , ſtarb aber vor iym .
Leopold , Joſeph und Karl VI, folgten unmite
telbar auf einander in der Regierung , und mit dem legten erloſch 1740 der alte oſtreichiſcheMannsſtamm.
* Vermoge der von ihm erriditeten pragmatiſchen Sano ction nahm deſſelben áltefte Prinzeffinn Tochter,Mavia Thereſia ,'wie von den fåmmtlichen Erbländern , alſo
DB2
inſonderheit auch von dem Königreiche Böheim , Bea fis : allein der Churfürſt von Bayern machte, Ana
re M rs
ſpruch daran , bemachtigte ſich des Reichs durch franzo Hülfe , und ließ fich am 7 Dec. 1740 zum König åber daffelbe öffentlich ausrufen, und bald darauf die
a
Huldiging leiſten .
ig" em
garn ſiegete endlich , und ward im May 1743 zu Prag gekrönet.
ges
ter ihrer Regierung erwünſchte Ruhe. Adein , im leko
21 ALE
on '18
ge
Jedoch, die Königinn von Une
Von 1745 bis 1756 genoß das Reichy una
gedachten Jahr gieng ein langwieriger neuer Krieg mit Preußen an , in welchem dieſes Königreich viel erlitte, und der ſich erſt 1763 mit dem Hubertsburger Frieden endigte. S. 11. Böheim iſt heutiges Tages ein Erbreich , ehemals aber war es ein Wahlreich , obgleich die Stånde gemeiniglich bey der Familie des verſtor * Ferdinand I erklårete ſchon benen Königs blieben . 1547 das Reich durch einen Landtagsſchluß für ein Erbe
142
Das Königreich Böheim .
Erbreich ,
dergleichen
es auc)
1620
nach
der
Schlacht auf dem weiſſen Berge völlig geworden ift, ( S. 10.) ſo daß ſeit der Zeit die Stände in An . fehung der Regierungsfolge nichts mehr zu ſagen ha Die Krónung des Erbkönigs , verrichtet, ders
ben .
möge einer påpſtlichen Bulle von 1345 , der Erzbis fchof zu Prag. $ . 12. Der König in Böheim, iſt des heil rom . Reichs Erzſchenk, feget aber ſolches Erjo amt nicht mit in feinen Titel. Er hat zu Reichs Erbſchenken die Grafen von Althan , welche deswe: gen einen Becher im Wapen führen . Ueber den Ur. fprung dieſes Erzamts, ſind die Gelehrten unterſchies bener Menkung ; die wahrſcheinlichſte (dyeinet zu ſeyn, daß Kaiſer Friderich I dem Herzog Wladiſlaw zus gleich mit dem königl. Titel , auch das Erzſchenken : amt im deutſchen Reich gegeben habe.
Wenigſtens
hat Kaiſer Rudolph I in den Jahren 1289 und 1290 . durch a offentlidie Urkunden erklåret, daß der Krone Böheim das Erzſchenkenamt und Wahlrecht zufom . me , und daß des damaligen Königs Wenzel Urgroß . vater daffelbe ſchon gehabt habe.
Auf dieſem Erzs
amt beruhet auch das Recht des Königs von Bos þeim , einen róm . König mit zu erwählen , in deſſen Beſig, er ſeit der Zeit Friederichs I beſtändig geweſen ift , wie die eben angeführten rudolphiſchen Urkunden beweiſen , und die Geſchichte lehret , daß daſſelbe fer Wenn aber die böheimiſchen ausgeübet worden . Könige bey der Wahl ein- und das andere mal über . gangen worden , ſo ift folches nicht mit ihrer Benoillis gung geſchehen , ſondern entweder daher gekommen , weil ſie mit dem Reich in keinem guten Wernehmen ges
Einleitung .
143
geftanben , ober aus anderen ihrem Recht nicht nach . theiligen Urſachen . Hieraus erhellet nun auch , daß der König von Böheim von Alters her ein wahrer Stand des deutſchen Reichs geweſen ſey . Daß er ehedefſen zu
den
Reichsſteuern
nichts gegeben hat,
ſtreitet dagegen nicht; denn dieſes rühret von einem beſondern Vorrecht her, welches Friderich II ihm 1212 ertheilet , und ihn zugleich von der Gerichtsbarkeit
· $
der höchſten Reichsgerichte befreyet þat. Eben ſo wenig iſt dagegen, daß er nicht allemal auf den Reichsa tagen erſchienen iſt; denn die Erzherzoge von Deſte
reich erſcheinen auch nur , wenn ſie wollen , und Erz. Herzog Albrecht verſprach dem böheimiſdzen König
DO
Wenzel, daß , wenn er róm. König werden würde, er ißm und ſeinen Nachfolgern das Privilegium er theilen wolle , nicht verpflichtet zu ſeyn , auf den Heerzůgen , Verſammlungen, Hofgerichten ac. der Es has rómif. Kónige oder Kaiſer zu erſcheinen. ben auch 1708 alle 3 Reichscollegia erkannt , daß der König und Churfürſt in Böheim das ungezweifelte Recht zu Siß und Stimme auf allen Reichszuſam . menfünften habe, und daher dem Kaiſer", als König
N
und Churfürſten in Böheim , zu allergnädigſten Bee lieben fren geſtellet, ob und wenn derſelbe ben allen ordentlichen und außerordentlichen Zuſammenfünf ten , es ſey auf Reichsdeputations. Collegial- oder andern Tagen , den böheimiſchen Sie und Stimme, durch eine eigene genugſam bevollmachtigte Geſandte fchaft, instinftige wieder einnehmen , bekleiden und führen laſſen wolle ; wobey der Kaiſer zugleich vera ſprochen hat , daß er wegen ſeines Erbfonigreichs Böheim , und der dazu geburigen Länder, künftig nicht
144
Das
Königreich Böheim .
nur zu allen Reichs- und Kreisſteuren und Unlägen , einen churfürfilichen Anſchlag, ſondern auch zum Kammergericht jährlich 300 FI. übernehmen und been zahlen laſſen wolle ; hingegen hat das geſammte Reich verſprochen, das Königreich Böheim fammt allen dem . ſelben einverleibten Landen, in ſeinen duk und Schirm zu nehmen. Nach dem Tode des Kaiſers Karl VI gab es große Schwierigkeiten , wer bei der Wahl eines neuen römiſchen Königs die boheimiſche Churſtimme vertreten ſolle ? Die Königinn Maria Thereſia, hatte ſolche ihrem Gemahl , dem Großher zog von Toſcana , eufgetragen : aber"; es waro durch die meiſten Stimmen im churfürſtl. Collegio beſchloſſen , die böheimiſche Churſtimme für dasmal und ohne einzige Folge, ruhen zu laſſen , welches auch geſchah.
Allein , nach Karls VII Tobe wurden die
Wahlgeſandten der Königinn zu Böheim zu der Waht eines neuen rom . Königs zugelaſſen. Uebrigens gehet der König und Churfürſt in Böheim , vermoge der goldenen Bulle, allen weltlichen Churfürſten und ben öffentlichen feyerlichen Umgången auch der Kaix ſerinn vor. Böheim will gar keinen rôm. Reichsver weſer erkennen . 9. 13. Das bsheimiſche Wapen , 'war ehe deſſen ein ſchwarzer Udler int ſilbernen Felde: Kaiſer Friderich aber gab dem
Wladislav Ily, als er den
felben zum König machte, einen filbernen körben mit einem gedoppelten Schwanz im rothen Felde, wela dhes Wapen auch nachher beybehalten worden . Die Könige pflegen nach ihrer Krönung Rireer des heil. Wenzeslaus zu ſchlagen ; ſonſt giebt es keinen bez heimiſchen Ritterorden .
9. 14.
Einleitung
I 31
145
1, $.14. Doch blühét Heutiges Tages in Böheimi forohl, als in Mähren , Schleſien und Ungarn , der beilige ritcerliche Kreuzorden mit dem ros then Seern , welcher 1217 in Böheim aufgenoma men worden . K. Leopold hat dem General und Große meiſter deſſelben, 1697 einen Plak unter den böheimi.
$
fchen Prälaten gegeben , fo daß er gleich auf den Probft Es hat auch det ju Alt. Bunzlau folgec. (9. 5.) Zobanniterorden ein Priorat oder Großprios
1
rat in Böheim , welches zu der deutſchen Zunge ges rechnet wird . Der Się dės Großpriors iſt zu Strat tonig , im Praqiner Kreife. 1, S. 15. Die oberſten Reichsbeamten find : der oberfte Burggraf,obecfte Sandhofmeiſter, oberſte lande merſchall, oberſte Sandkammerer , oberſte Sandrichter, oberfte Hoflehnrichter , oberſte Appellationspråſirent,
15
obecfte Kammerpråfident und obetſke landſchreiber. Zu den Erbbeaingen gehören vornehmlich 4 , náms
7
lich : 1 ), der oberfte Erbinarfall, deffen Stelle
3
beutiges Tages der oberſte Landmarſchall vertrite . 2 ) Der oberſte Erbrruchleß ,welcher Umt die Für . ſten vonColloredo hoben, und von welchem das obers ſte Erzkůctelmeiſteramt, abgefondert iſt, welches
f
die Grafen von Wratislavobeſiken. Es muß auch das Erbporſebneideramt davon unterſchieden werden ,
EX
*
welches den Grafen von Waldſtein zukommt. 3) Dev oberſte Erbmundfchenk, welches Amt bey der Fau milie der Grafen von Schernin ift. 4) Der oberſte Erbhofmeiſter, welches Amt die Grafen von Kinski baben. Overfte Erbſilberkåmmerer ſind die Gra : fen von Uhlefeld. Außer diefen vornehmſten Erbám . tern giebtes noch andere; das Erbehårbåteramthar ben K 3 Ch.64 .
146
Das Königreich Böheim .
ben die Herren Mladota von Solopiſt; das Erbpa . nieramtvom Herrenſtande, die Grafen Korzensky von Tereſchau, und vom Ritterſtande, die Marquardt von Hradeck ; das Erbſchazmeiſteramt die Grafen von Wrtby . $. 16. Die bóþeimiſche Hofkanzley, welche allezeit bem Hof folget, iſt zwar 1762 mit der öſtreichifchen Hofkanzley vereiniget, nachmals aber wiederherge.. ſtellet, doch ſind die Juſtik - und Camergl -Sachen davon abgeſondert worden . Juſtigſtelle in Wien ,
Jene werden durch die
und in
Böheim . Durch das
Appellations- Tribunal geleitet; dieſe haben in Wien die kaiſerlich königliche Hoffammer , und in Böheim den Cameral - Senat , in welchem der Gouvernigla Präſident den Vorſig hat. In die Stelle der 1749 iſt 1763 das Landesa verordneten Repräſentation , Gubernium gefommen , welches dike Staats und Cameral - Sachen beforget, durch welches auch.Die meiſten Geſchäffte der übrigen Stellen , ſowohl in das Land, als an den Hof, gehen müſſen . Der 1749 angeſepte Conſeſſus delegatus incaulis fummi prins cipis , hat aufgehöret, und ift mit dem Guberniover Hiernächſt befinden ſich zu Prag ,, bas kön . größere und kleinere lanbrecht, das kön . Kammerrecht ,
einiget.
das königl. Hoflehnrecht, das Amt der königl. Sand tafel, das königliche Oberftburggrafenrecht, das Schadenrecht, das ſogenannte faiſerlich - königliche Deputirtenamt ,
oder die Salz- und Zoll -Adminia
ſtration , das oberſte Münz- und Bergmeiſteramt, Die bos das königliche Procuratorsamt, u. a . m . heimiſchen Leben , ſind entweder eigentliche biheiz miſche,
Einleitung.
omiſche , oder beutſche.
147
Die legten liegen außerhalb
oder böheimiſchen Gränzen , und deutſche Stånde ema pfangen frie von der Krone Böheim. ter, daß ſie landſåffig wären ,
Man behaup.
wenn ſie in dem
Eges
riſchen oder Elnbogiſchen Kreiſe lågen, z . E. das Gee richt Uſch.
8
1998 Dhe Kreiſe des Königreichs, haben ihre ordentlia
ochenteishäupleute, und die Städte ihre beſondern Für die obern Stånde, + Magiftrare und Gerichte. iſt eine eigentliche königlich bóheimiſche Landesorde nung vorn Kaiſer Ferdinand II von 1628 , nebſt den däråber !1640
publicirten
Novellis
declaratoriis,
vorþånden , dahingegen der Bürgerſtand ſich nach der ebenfalls gedruckten Verfaſſung des allgemeinen
Stadtrechts im Königreich Böheim , und nach 1 dem Codice Thereſiano , zu richten und zu ach: ten Haf. i
$. 17. Um den Betrag des böheimiſchen Finanzweſens fårzlich überſehenozu können-feße ich folgenden Aus. zug von 1770 aus den Rechnungsbüchern hieher : Kr. DasCamerale betrug
de
I , 239202 2,000185
17 21
Die Staatsſchulben-Steuer
sint 1,002603
25
4,09 1445 224007
57
6,901528 217091
46
Das Montaniſticum
# Das Bancale Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
Summa : 15,736063 Die Ausgaben betrugen 1 : 5,100091 2170 , war ein Ueberſchuß von R2
635972
13 596 23
57 Der
148
Das Königreich Böheim .
Der Graf von Haudiß
hatte die landesherrlichen
Einkünfte ſchon ſehr hoch getrieben , und von 1763 an , ſind ſie um 2,109059 Fl. erhöhet !worden. Um einige Proben folcher Erhöhung anzuführen , ſo ift die Klaſſenſteuer für die Pferde erhöhet, welche 1770 ungefähr 510000 Fl. qusmachte .
Ehedeflen koſte
te die Zonne Salz 5 Guld. 50 Kr. und dafür famen jährlich 1,601833 Gulden 20 Kr. ein ,' nun gitt das Faß 7 Guld . und 1770 famen 1,922200 Guiden für Salz ein . Den ſteuerbaren Contribuenten unter den Ungeſeßenen, ſind 6 Gulden zugelegt, welche von 53440 Angefeßenen , 320640 Gulden betragen . Von 738366. N. D. Faß Bier , die in Böheim , vermoge der Rechnung jährlich gebräuet werden, müſſen an außerordentlicher Trankſteuer hon je. dem Faß so Kr. das iſt jährl. 613638 Guld . 2 * Kr. gegeben werden.
Der Wollaufſchlag ift namhaft,
denn er beträgt 30000 Gulden . Die Anlage auf den Brandewein iſt neu vermehrt . trug rie 18597 Gulden ein
Ehedelſen
Das Siegel: oder Stempelgeld, iſt hoch getrieben , und jabrlich von 240000 Gulden auf 720000 Gul Den geſtiegen. Die Verpachtung des Tabacs, ift von 145000 Gulden auf 480000 Gulden geftie gen. Durch das neu eingeführte Gewicht und Maaß , ſind dem Lande'über i
Million Unfoften
verurſacht worden , und noch dienet es dem Publies Alle Stände můſ: zum nachtheiligen Unterſchleif.
ſen ſowohl vom Mobiliar- als Inmobiliar-Vermögen , 10 pro Cent Erbſteuer erlegen . 8. 18. Was endlich die richtige politiſche Abs theilung des Königreichs anbetrifft,
ſo þat Balbin
ſchon erinnert, daß des Paul Stranſky Porgeben , (dem
Einleitung
149
( dem alle neuere Erdbeſchreiber gefolger find ,) unrich . 14
n .I
217
tig fer ren , als ob Karl IV Böheim in 15 Kreife abges theilet habe, und ſolche Abtheilung noch fortdaure. Er beweifet aus einer åchten Handſchrift, Berna regalis genannt,, in welcher alle Städte und ihre Abgaben
fat
qich Pia
mit
an
die fonigliche Kammer,
die ſie zur
Zeit Karls IV und ſeines Sohnes Wenzel erleget, beraeichnet worden , daß dazumal nur 12 Kreiſe ge
merem nåmlich der Kaurzimer, dazu das große Prag gerechnetworden, der Pilſner,Leutmerißer ,Königingrås
det
Bern Rafoniker , dazu auch Beraun gezählet worden , der Chrudimer, Prachiner, Schlaner, dazu klein Prag gerechnet worden , der Bunzlauer,Saager, Tſchaslauer
TV
und Bechiner Kreis. Er muthmaßet, daß der Po diebrader, und Moldauer Kreis unter dem König Wladiſfaw Hinzugethan worden , und zeiget, daß auf den Landtagen von 1569 und 1579 die Stadt Prag
It
7 elle
nicht zu einem
beſondern Kreiſe gemacht, ſondern um
ihres Unſehens willen der Gerichtsbarkeit des Kaur. Im zimer Kreishauptmanns entzogen worden. 1714ten
Jahr theilten die Stånde dås Königreich in
die Hauptſtade Prag mit ihren Theilen ,
und in 12
op Kreife abodaju Anhangsweiſe noch der Egeriſche Bezirk kam . Die Kreiſe waren , der Königingrå ker, Bunzlauer, Pilsner, Prachiner, Bechiner ,ſchasa Iquer, Chrudimer, Leutmeriger, Saager, Rafoniger, (pazu auch der Schlanergeſchlagen worden ,) Berauner und Kaurgimer. Gegenwärtig iſt Boheim , außer der Hauptſtatt Prag , in 18 Kreiſe abgetheilet, wel.
es che ſind , der Bunzlauer, Königingråßer gleichen Antheils , Kónigingråker . Bitſchower Antheils, Chrudimer, tſchaslauer, Bechiner Budweyſer' An R 3 theils,
150
Das Königreich Böheim .
theils, Bechiner Taborer Antheils, Prachiner, Pils ner gleichen Antheils, Pilsner Glattauer Antheils, Saager gleichen Antheifs , Saager Elnbogener una theils, mit welchem der Egeriſche Bezirk verbun . 4 den 'ift Leutmerißer Rafoniker , Berauner und Kaurzimer. Ein jeder Kreis hat ſeinen Kreishauptmann ,
und
dieſer
þar í
Adjunctum
oder 2 ," nebſt einer förmtidien Kanzlen , weldje aus einem Secretair , Protocolliſten ," Revidenten und Kanzelliften beſteht; es find ißm wich a Com . 10.5 miffarii zugeordnet. * 745 . Ich beſchreibe nun
1. Prag, die Hauptſtadt des Neichs, welche ungefähr in Mitte deſſelben an benden Seiten derMoldau dder Mola da liegt, die hier ungefähr 700 Schritte breit, und ſeit 1762 fchiffbar gemacht worden iſt. Die ſteinerne Brüde, welche Karl IV im Jahr 1357 åber dieſen Fluß bauen taſſen åbets trifft an Långe die Regensburger und Dresdener, weil ſie 742 gemeine Schritte lang ift. Ihre Breite beträgt 14 gemeine Schritte, und es können 3 Bagen , bey einander vorbey faba ren. Sie ruhet auf 18 Pfeilern, und iſt auf den Seiten mit 29 geiſt. Bildſäulen gezieret,davon die unter dem metalles nen Crucifir ſtehenden Bildfåufen der Maria und Johana nes des Evangeliſten, nur von Stein, die übrigen aber von Metalt find. Die 1583 verfertigte Bildjänle Nepomucs, welcheader. König Wenzel von dieſer Brüde ins Waſſer werfen und erlaufen laſſen , und der 1729 unter die Heiligen verſeßt worden , wird mit vorzüglicher Andacht betehret. Die Feſtungswerke von Prag find nicht ſehr wichtig ; die Stadt kann auch von allen Seiten beſtrichen werden . Die Anzahl aller Håuſer wird auf 6000 geſchåbet. Sie find durchgehends von Steinen, und zwar mehrentheil6 3 Stods werke hoch gebauet, und es giebt viele und anſehnliche Pals låſte unter denſelben. Man zählet 92 Kirchen und Kapellen , und einige 40 Kldſter. Die Anzaht-Ber Einwohner belief fidh
.
Prag.
151
fid 1770 , die Juden mit darunter Begriffent, auf 70000 Menſchen. Außer Künffen , Handwerkern und Handel, beſteht die vornehmſte Nahrung im Bierbrau .
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EL.
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Prag beſtehet jekt aus 4 Städten , deren jede ihren bes ſondern Hauptmann uno Magiftrat hat, nåmlich aus der alten und neuen Stadt, welche an der Oſtſeite der Mulda liegeu , aus der kleinen Seite, welche an der Weſtſeite des Fluffes iſt, und aus der obern Stadt Hradſchin. Die ale te Stadt iſt jünger , als die ſogenannte kleine Seite, aber älter , als die Neuſtadt, und iſt ehedeſſen von den alten Schloß auth Wiſcherad , die großere Stadt aber zum Unterſchied in der kleinern Seite oder Stadt genennet worden. Sie ſoll im Jahr 795 zuerſt angeleget fenn. Die Anzahl der Håuſer in derſelben, wird auf 1600 geſchårt, und die dazu gehörige Judenſtadt anf 1000 Håufer. Die legte brannte 1754 größtentheils ab , und in der alten Stadt gieng auch ein Theil der Säuſer in Rauch auf. In dem Zein oder Leiner Hof, welcher ehebeffen ein hera 39glicher Siß geweſen , iſt jekt die Niederlage und Waas ge der freunden Maaren und Såter. Die Kirche ben demſele ben, iſt die älteſte in der alten Stadt; und in derſelben fins det man des Zycho Brahe Grabmal. Die hieſige Univerſität hat Karl IV im I. 1347 geſtiftet. Das ehemalige akademiſche Collegium der Seſuiten war eines der größten welches ihrOrs Den beſaß, und enthielt 73 Prieſter, 87 Scholafticos, 4 Magift. und27-Coadjutores. Es ward von der daran gelegenen Kirs che des H. Clemens Collegium Clementinum genennet, hatte einenſchon eingerichtetenBücherſaal, und eine Sternwarte. Die Kirche und das Spital zuni b . Geiſt, iſt der Siß des Generals und Großmeiſters des heil. ritterlichen Kreuzor's dens mit dem rothen Stern durch Böheim , Mähren , Schles fien , Polen und Ungarn , welcher einer von den geiſtl. Landa ſtånden iſt Der Abt der Benedictiner-Abtey S. Niklas, gehdret auch zu den Landſtånden . Die Itenſtadt, hat Karl IV im Fahr 1348 angelegt, fie Karlow pder Karlsſtadt genennet, und ihr gleiche Privis legien mit der alten Stadtgegeben. Sie umgiebt die alte Stadt gang, bis auf die Wafferſeite nach , hat breite und ges rade R 4
152
Das Königreich Böheim .
tabe Straßen , und ungefähr 2000 Häuſer. Die Sefuiten hatten hier auch ein Collegium , und die P. P. piarum fcho larum haben ein Kloſter und Kirche. Der Abt des Kloſters und der Kirche des beil. Karls auf dem Rarlsbof, achåret zu den Landſtanden , und der Ubr der königl. Übrey Emaus oder Montſerrat gleichfalls. Es ift auch das freve weltliche eng , liſche Stift zu bemerken , dem eine Fårſtinn vorſtehet. Das ehemalige Schloß Wiſcherad, hat in einem abgelegenen Zheil der Stadt auf einer Höhe an der Mulda gelegen. Es ift 1429 uebſt allen ſeinen Kirchen, deren damals 13 waren , von den Huffiten gang verwüſtet werden, ſo daß die Kirchen und Gebäude, welche jegt daſelbſtvorhanden ſind nach der Zeit neu gebauet worden . Seßt iſt der Wiſcherad ſowohlan der kands als Stadtſeite befeſtiget, rund gegen die ebene Er bat die Landſeite mit einigen Hornwerker bedecet. der befrente Probſt infulirte Der Fünfectes. Geſtalt eines ten fönigl. Kirche S. Peter unb Paul anf dem Wiſcherad gehöret zu den Landſtåndeu. Nabe an dieſer Kirche iſt ein :: Beugbaud. Die kleine Seite oder kleinere Stadt, welche mit den borigen , vermittelft der über die Mulda gebaueter ſteiners Ben Brüde, zufanimenhångt, ift der älteſte Theil der Stadt Prag, foll von der fibufjaangelegt fern, und hat den Namen Prag zuerſt geführet. Sie wird in den obern und untern Tbeit abgetheilet. Der letztere, welcher unter dem Berge en der Mulda liegt, wird insbeſondere die kleinere Seite genennet , und beſteht angefähr aus 600 Häuſern . Die altefte Kirche defelbft ift die Kirche des beil. Wenzels . Ben der Kirche zu unſerer lieben Frauen unter der Bructe ift das Archid des Malteſerritterordens , in fo weit es Bda heim , Mähren und @ chleffen -angebt; und der Großprior diefes Ordend durch eben genannte Landerbat in einem Pale laſt nabe bey dein Kloster , fo bey diefer Kirche iſt , ſeinen Sit . In dem Profefihanfe der Jeſuiten ' ſind 17 Prieſter, 4 Magifter und 12 Coadjutores. Die Kirche derfelben iſt ungemein dón . Der obere Theil der kleinen Seite liegt auf einem Berg, wird der Bradkhin , oder Schloßbezirk geneanet, iſt von der
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01
er
Prag.
153
Der Kaiſerinn Königinn Maria Thereſia mit Stadt-Redis ten und Privilegien verſehen , und von den übrigen 3 Stads Er hat 3 Hauptabtheilungen . ten abgeſondert werden . Erſtlich ods Schloß Grad ), welches den unterſten Theil ausmacht, und auch das Prager Schloß genennet wird. In dem Füdlichen Theil deſſelben , welcher nach der Stadt zu liegt, iſt die neu erbauete königl. Wohnung, in deren eis nem Platz auf einem Brunnen eine 1373 gegoſſene Bilda fånle des heil. Georg ftebet, die ſogenannte Statthalterey, nebſt den übrigen Collegien , Gerichtsſtuben und Kanzlegs en , woſelbſt auch das Zimmer zu ſehen iſt, aus deſſen Fens fter Wilhelm Herr von Slavata, Jaroslaus Berr von Martiniß, und Phil. Fabriz Platter 1618 geſtürzt worden , das von der Kaiſeriun -Kniginn Maria Thereſia erbauete Stift, in welches die Stiftsdamen 1755 eingeführet wore den ; die Domkirde St. Veit , die an Heiligthåmern , Kirchen- und Altarſchmuck Fehr reich iſt, und in welcher, aus Ber dena heil. Nepomuck , viele bóheimiſche Herzoge und Könige begraben liegen ; und der erzbiſchofliche Palaft. Das hieſige Erzbisthum iſt 1343 aus dem 971 geſtifteten In dem nordlichen Theil iſt das Bisthum.entſtanden . königiiche Reithans, der Reitſtall , der Garten u . Zweya tens , der eigentlidie ſogenannte Hradſchin, begreift auch die neue Welt ; und drittens der Strahover Bezirk der Ueberhaupt ſind hier unges Strabov und Poborſeles. Die Capelle St. Loreto , welche den fähr 800 Hånſer. Kapucinern gehöret, iſt eine Nachahmung des heil. Sau fes zu foreto in Italien. Derſelben gegen über, ſtehet der teberniniſche Patlaft . Prag iſt ſehr oft belagert, und vielmalb erobert wors ben . Ich will der alteru Zeiten nicht gedenken , ſondern Hur bey den neuern ſtehen bleiben. 1637 wurde Prag vor den Sachfen , 1648 die kleine Stadt von den Schweden , und 1741 ganz Prag von dem Churfürſten von Sanern ers obert. 1742fchloffen die 8ſtreichiſchen Kriegsvölker über 20000 Franzoſen in Prag ein , über welche die Mars ichålle von Broglio und Belisle Befehl hatten , und wels dhe große Hungersnoth ausſinnden , aber ſich tapfer weis reten , A 5
154
Das Königreich Böheim .
reten , und endlich theils entwiſchten , theils einen freneur Abzug erhielten. 1744 bemachtigten ſich die Preußen dies fer Hauptſtadt , nachdem ſie dieſelbe 7 Tage lang beſchoſs jen hatten ; verließen ſie aber noch in demſelben Jahr. Als ſie wieder unter offreichiſche Bothmåßigkeit kam , folla ten die biefigen Juden ausgieben , und ganz Böheim vers laſſen ; die Königinn ånderte aber ihren Entídluß, und berftaitete ihnen den fernern Anfenthalt, 1757 lieferter die Preußen und Deftreicher einander bey dieſer Stadt eine ungemein blutige Schladit, in welcher die erſten den Sieg behielten , und hierauf die Stadt einſchloffen und bombardirten , wodurd die Reuſtadt und halbe Altſtadt beripuſtet wurden : fie fonnten aber die Stadt nicht eroa bern , ſondern mußten nach verlohrner Sdhlacht ben plas Die zerſtörten nian , die Belagerung derfelben aufheben . Häuſer find wieder aufgebauet worden. zum Strahover Thor hinaus, 1 Stunde vor der Stadt, liegt der ſogenannte weiße Berg, welcher wegen der auf demſelben 1620 gehaltenen Schlacht, die für den Pfalza grafen und gekrönten König zu Bdheim , Friederio , una glücklich ausgefallen , merkwürdig iſt. 11 II. Die 16 Kreiſe . I Der Bunzlauer Kreis, Boleslawfto, Bo leslavienſis circulus f. provincia, ift fruchtbar an Gea treide, Hat den ſchönen rothen Mielniker Wein , verſchiez dene edle Steine. Ein kleiner Theil deſſelben wird von dem Riefengebirge eingeſchloffen. 1714 Find bey der damaligen reiseinrichtung , einige zu der Hauptherrſchaft Brandeis in Kaurzimer Kreiſe gere hörige Dörfer , Dem Bunzlauer Kreiſe , in deſſen Umfange fie liegen , zugeſchlagen , es iſt auch die Herrſchaft und Stadt Melnik, imgteichen Schopka , dieſem Kreife zugeleget worden . Erber zählet in dieſem
Der Bunzlauer Kreis.
155
dieſem Kreiſe 5 bemauerte Ståbte , 2 Städte ohne Mauern , 15 Städtlein und Märkte mit Herrſchaftli.
1
den Schloffern , 20 Städtlein und Märkte ohne Herrſchaftliche Schloſſer, 45 Herrenſike, 6 Einſiede leyen und Kloſter; 14 Gnadenbilder , und II verwüſte te Shiffer ." 1771 hat man gegåølet , '12 Stådte, Folgende!Dérter ſind 30 Marktflecken , 989 Dörfer. vornehmlich zu bemerken : Y 1) Mlada Boleslaw , Jung-Bunzlau, Boleslavia ju . nior , die jetzige Kreisftadt, und eine königliche Stadt am Fluß fer , welche Boleslaiv der Füngere iin Falir 973 auf den Bügel Hlobra erbauet haben ſoll. Sie war ehemals eine Herrenftadt , erkaufte aber 1595. ihre Freys heit , und wurde 1600 von dem Kaiſer und König Ru dolph unter die königl. Ståbte verſeket. Es iſt hier Dechant imag éiit Minoriten Kloſter und die Stadt Dorffchaften , 15962) Wielnik oder Tielnik , eine Tleine königl..' dingſtadt mit einem Schluß , liegt auf einem Hügel , bey dem Zuſammenfluß der Elbe und Mulda . Zu Stadt gehöret die Herrſchaft Przibor ; die Sereſch Melnit aber gehörer dem Grafen von Tſchernin . Na bey der Stadtliegt das Kloſter Schopka. 3) Tymburg oder Hiemberg , eine tonigl. Stadt, liegt auf einer Ebene an der Elbe, in welche hier der Fluß Marlin fåut. rie iſt von dem König Wenzel II bergróſ ſert, und uyter die königl. Städte verſekt worden. 4 ) Benatky, Benacek , ein Städtchen und Schloß am Fluß Sier , den Grafen von Kleinau zugehörig. Der be růhite Tycho Brahehat dieſen Drt durch ſeinen Aufents balt an demſelben merkwürdig gemacht. 5 ) Dub, Böhmiſch Pycha, ein Städtchen , gehåret nebſt Friedſtein dem Kloſter zum heiligen Jacob in Wien .
6 ) Sobotta, ein offenes Städtchen.
7 ) Tars
156
ich
Das Königre
Böheim .
7 ) Turnow , Turnau, eine offene Stadt , unweit der Sfer, gehåret ſowohl , als die nahe dabey gelegene Herra fchaft Swigan , den Grafen von Waldſtein. Es ſind zu Durnow einige hundert Steinſchneider, welche allers hand Compoſitionsſteine für geringes Geld verfertis gen, und aus dem Lande fchiden . 8 ) Gablona, Gabel, eine kleine Stadt, gehöret nebfe Wolten, dem Grafen von Pachta , Freyherren zu Ravbe fen. Das hieſige Predigerfloſter hat eine prachtige Kirche. 1757 wurden hieſelbſt einige preußiſche Bataillons von den Deſtreichern angegriffen , und nach einer tapfern Gegenwehr zur Uebergabe genöthiget. Hier iſt ein wichtia ger, Paß. 9) Folgende Stådtlein , Marktflecken und Herrs fchaften : Alt:Bunzlau , Boleslavia vetus, båhm. Stara Bos slaw , eine ehemalige Stadt, welche Wratiflaw im Jahr angelegt, und fein Sohr. Boleſlaw der Grauſame, 937 fjert hat, die aber in den Kriegsunruhen des 15 und 16 underts zu einem Marktfleden herunter gekommen nie Collegiatkirche des heil. Cosmas und Damian ift .t, und ihr Dechant ift Herr dieſes Drtes , Ben dieſem t hat Boleſlaus der Grauſame, feinen Bruderr Herzog Denzel ermordet. Alt :Xycha, gehöret den Grafen von Hartigo ? Bakow , Bakofen , ein Marktflecken . Bredl, ein Marktflecken an der Sfer. Brodetſch, ein Marktflecken, gehöret, nebſt Searchow , den Grafen von Clarſtein. Byſchits , ein Marktfleden , gehöret den Grafen Lichernin . Dobrawit , ein Marktfleđen und Schloß , geboret den Fürften von Fürſtenberg. Dauba, ein Marktflecken . Dolni Baufow , UntersPaugen , ein Marktflecten . friðland , ein Marktflecken , gehöret , nebſt wüns Ichendorf und Grafenftein , ben Grafen von Gallas. Sirſch
3
€
Der Bunzlauer Kreis.
157
Sieroberg, ein Marktfleden , auf böhmiſch, Dori, gehöret den Grafen von Waldſtein. Sochſtatt, ein Marktflecken . Stadisſtie , Münchengråts, eiv Marktflecken , ge . Hier iſt ein Capucis Horet den Grafen von Waldſtein . ner -Kloſter. sänetwaffer, ein Marktfleđen, gehöret den Grafen von Waldſtein . Bnezmoft, fürftenbruck , ein Marktfleden . Romano , eine Herrſchaft des Grafen von Pols 34. Hier iſt ein Piariſten - Collegium , und eine ſtarke Cats tun- und Bardhent-Manufaktur. Kolt, eine Herrſchaft und gråflich Netoligkiſches Fis becommiff, in deffen Befitz feßt ein Graf Wratislaiv ift. Brara oder Rragau, ein Marktfleden , geboret det Grafen von Hartig. króttaa , ein Marktflecken. Brzinetſch , ein Marktfleden . Liban, ein Marktfleden. Libenovo, ein- Marktfleden ." Lirchow , ein Marktflecken und Schloß, gehöret den Grafen Dfchernin . Mimonie, Zimes, Ziems, ein Marktfleđen , ges höret den Grafen von Hartig. Xircheno, oser Wemſchen , ein Marktflecken , den Fürften von Kinſki zugehörig. Teuftagl, ein Marktflecken . Olfchwitz, ein Marktfleden . Reichenberg, ein Städtlein oder Marktflecten , den Grafen von Gallas zugehörig. Hier werden jährlich an 200co Stůd Tücher, und ſehr viele Strümpfe verferriget." 1757 fchlugen die Preuſſen bey dieſem Drte ein öftreichis fdes Corps Truppen . Reichftatt, ein Marktflecken und Schloß , bey wela dhem ein Kapuziner Kloſter liegt. Rowento, ein Marktflecten . Rosdialowitz, ein Merktflecken , gehöret den Gras fen von Waldſtein . Semis
$
158
Das Königreich Böheim . Semile, ein Marktfleden an der Sfer , gehöret den
Grafen des Fours. Er treibet ſtarken Handel mit Lotha garn . Sobinka , ein Marktflecken, gehöret demn Seminario, alumnorum zu Prag. Strenits , Rrerko , ein Marktfleden . Wartenberg , ein Marktfleden , gehöret den Gras fen von Hartig. Weißwaſſer, ein Marktflecken und Schloß, auf böhs miſch Biela , den Grafen von Waldſtein zugehörig. Hier ward 1767 ein Manufaktur - Haus , zum Behuf armer Waiſent, angelegt. ! Waffung, den Grafen von Gallas. Jwidow , ein Marktflecteni, den Fürſten von Schwarzenberg gehörig. 10 ) Die Kidíter Sayndorf, Mosmanos und pslig : Das letzte liegt auf einem hohen Berge , zwiſchen Hirſch berg und Weißwaffer, und iſt ein Wallfahrtsort. : 2. 3. Der Königingraser Kreis , bradetſche fto, Reginohradecenfis circulus f. provincia, welcher gegen Norden von dem Riefengebirge eingeſchloſſen iſt , macht jeßt 2 Kreiſe aus ,
nämlich den Königin .
graser Preis gleichen Antheils, und den Konis gingraber Reeis Bitſchowek Antheils. Zu Adersbach , welches Dorf nicht weit von Trautenau liegt, ſind regr merf- und Tehenswürdige Steine von ungeşeurer Größe zu ſehen. Sie machen Thürme aus, die meiſtens vierſeitig , 100, ja 200 Schuhe hoch ſind, gang foey wie Säulen, und vollig fenfrecht'ſtehen. Kei . ner beſteşt aus über einander liegenden Felſen, ſondern ein jeder aus einem einzigen dichten Stein. Weil ihrer unzählige ſind , ſo geht man unter ihnen einige tauſend Schritte weit durch verworrene Gånge , als burch einen Irrgarten , und der Eingang bildet ben . nahe
159
der Königingraßer Kreis .
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nahe eineSchaubühne ab. Man muß ſie gleichſam für das Gerippe oder die Grundſäulen eines Berges
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anſehen , zwiſchen welchen die Erde von einem ftart ſtrómenden Waffer weggeſchwemmet worden. In
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dieſem Kreiſe findet man auch viele edle Steine, und
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anſehnliche Fiſchteiche oder kleine Sandſeen , unter welchen der Blato , nicht weit von Pobiebrab , der Erber zählet in dieſem Kreiſe 9 bea vornehmſte iſt. mauerte. Städte, 1 offene Stadt, 23 Ståbilein und Märkte mit Herrenſchlöſſern , 26 Herren
Stadtlein
und Märkte ohne Schlöſſer, 53. Herrenſike , 9 Collea gia und Klöſter , 3 Gnadenbilder , und 7 verwüſtete Schloſſer. 1971 hat man gezählt in dem Königine graßer Kreiſegleichen Antheil,7Städte, 31 Marktfleck. 705 Dórfer , und in den Bitſchower Antheil Ståbte , 24 Marktflecken und 557 Dörfer .
4
Ich
nehme die Derter buybet Kreife zuſammen , weil mit
* diejenigen , welche zu einem jeden inſondertzeit gehoë iren , nicht genau bekannt ſind . 1 Ty RtaloweBradetsch, Kønigingratz , eine königlia dhe Leibgedingſtadt und die Kreisitadt des eigentüdrett, 1 Königingraßer Kreiſes,liegt an der Elbe,in welche hiev det Adlerfluß fått, der aus der zwiefachen Drlik entſtanden . Sie ſoll im Jahr 782 angelegt fenn, und iſt ziemlich groß und 31 wohl gebauet, hat auch nun zu ihrem Schutz eine Felung. Der hieſige Biſchof ſteht unter dent Erzbiſchof 311 Dem Domkapitel gehöret Skal. Es irar hier ein Jeſuiters Collegium , dem der Hof zu Trcberrutec , Schambad und der erſte Theil von Popowizgehörte ; auch iſt hier ein Franciſcaner Kloſter, und der deutſche Nitter:Orden hat eine Commende. Die Stadt iſt 1407 ganz abgebrannt , 1021, 40 und 45 belagert , 1759 ron den Preußen ſtark gez brandſchabet worden , und 1762 , als Preußen und Kos faken daſelbſt waren , gerieth ſie in Brand , da denn das Jeſuis
!
160
1 Das Königreich Böheim .
1
Jefuiter Collegium und 160 Häuſer vom Feuer verzehrt wurden . Zu derſelben gehören einige Dörfer. Nahe bey derſelben iſt die Stadt 37eu -Kønigin : Grås, angelegt worden. 2 ) Jaromirz, eine königl. Leibgedingſtadt an der Elbé , in welche hier der Fluß Uppau fåüt. Bou dem Stift der regulirten Chorherren Auguſtiner Ordens, iſt jeßt nur noch die Dechantey verhanden. Zu der Stadt gehören einige Dörfer. 3) Kralove - Dwur, Königinbof, eine königliche Leibgedingſtadt an der Elbe , zu welcher gewiſſe Dörfer gehören. 4 ) Yeu : Bitfchof, eine königl. Reibgedingſtadt, und die Kreisſtadt des Königingratzer Kreiſes , Bitſchower, Ans . theils , am Fluß Tſchidlina , zu welcher einige Dörfer gehören . Alt Bitſchow , iſt jeßt nur ein Pfarrdorf in der Nachbarſchaft der Stadt Neus Bidfchof, war aber ebedeſs fen eine Stadt, welche 1420 ganz und gar abbrannte. $ 5) Trutnow , oder Trautenan, eine königliche Leibges dingſtadt an dem Fluß Uppau , mit einigen Dorfſchaften. 1757 brannte ſie ab. Der Leinwandmarkt, welcher hier wo: dentlich gehalten wird, iſt berühmt: auch werden hier gu : te Tücher verfertiget, die vornehmlich wegen ihrer ſchenen Farbe bekannt ſind. Nicht weit von hier, liegen die Dörfer Deutſch - Brausi nits, und Sorr , bey welchen am 30 Sept. 1745 ein blus tiges Treffen zwiſchen dem Oſtreichiſchen uns preußiſden Kriegsheer, zum Nachtheil des erſten, vorgefallen. 6) soſtinney , Arnau, eine kleine Stadt an der Elbe, gehbret dern Grafen Polza , welcher auch das nahgelege ne Schloß Cleafcbloß beſitzet. Es iſt hier ein Franciſcas ner Kloſter. 7 ) Wrdylab, obenelb , ein offenes Städtchen an der Elbe , gehöret den Grafen von Morzin. 8 ) Braunau, eine kleine Stadt , gehöret der hieſigen Benedictiner -Abtey, deren Abt ein Landſtand iſt. Die ros then , blauen und grünen Lächer , und dieRaſde, welche hier
Der Königingraßer Kreis .
161
#hier Berfertiget werden , fiúð wohl bekannt. 1742. und 1744 wurde ſie von den Preußen befeßt , und 1757 vont MNorðbrennern in die Aſche gelegt. Der Abtey gebdret aud Slaupen ; imgleichen Kladna i Bezeniowes und Stoly im Rakonitzer Krets . -9) Zeuffadt, teine kleine Stadt am Fluß Metau , gehöret den Grafen von Leslie. EN 100 %7en Paka;ein Städtchen ,nach andern , ein Markt, den Grafen von Trautmannsdorf zugehörig. Es wird hier ein ſtarker Handel mit Garn und Leinwand getrieben. ** ) Gitfchin eine Stadt am Fluß Zichidlina , gehos ret den Grafen von Trautmannsdorf, und hat ein ehes maliges Jeſuiter Collegiam , in welchem ein berühmtes Marienbild iftus Dem Wiltfchowes, und dem Seminaa rio Turrchy , gehåret. Die Stadt iſt wegen ihrer Ges traidemårkte bekannt. Neben derſelben iſt die Karthauſe Waltits. or * 12) Soczige , ein Städtchen , trach andern ein Markt, welches zur Invaliden - Fundation erkauft worden . Kun
" 13) Folgende marktflecken , Herrſchaften und Deiter : Seandeis ob der Delit , ein Marktflecken , gehåret ben Grafen von Trautmannsdorf. Borúhradek oder Bbtadek , ein Marktflexken , den Grafen von Kolowrat gevðrig. Chlumets ein Marktflecken, in deffen Nachbarſchaft
der Kaiſer Lotharius von den Böhmen geſchlagen und ges fangen, genommen wordent, gehdret den Grafen von Kinsky . Crchartalowitz, 'ein Máittflexen , gehörer den Gra Fen pon Sternberg: Dobrusſta, ein Marktflecken , gehåret den Grafen Bon Colloredo. Eiſenftat , ein Marktfleden , gehöret der Stadt Gitſchin . Steybeit , ein Marktfleden , in deffen Nähe eitt Warmes Bad iſt , welches man das Jobannesbad oder den Johannesbrannen nennet. In dieſem Ort iſt eine berühmte 3 T4.62 .
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Das Königreich Böheim .
berühmte Leinwand- Bleiche.
Er gehöret den Fürften vont 1
Schwarzenberg . Gilemnis , Starkenbach , ein Marktflecken und Schloß , gehöret , nebſt Steſer, den Grafen von Har: rach. Hier wird ſehr feine Leinwand gewebet. Gisbůbel , ein Marktflecken , den Grafen voy Cols loredo. Geadlit , ein Schloß und Kirchdorf, nicht weit von Königinhof . " Das Cleſtiner Nonnenklofter, welches hier geweſen , iſt nach Prag in die Heinrichs Gaffe verſekt worden. Grulich , ein Marktfleđón ,den Grafen von Althan . Rồnigſtadi, ein Marktflecken , den Grafen von 4 Colloredo. den Grafen , gehöret Marktfleden Kopidlno, em Schlid von Paffaun. Koſteletz am Adlerfluß , ein Marktfleden , gehörte 1770 einer Gråfinn Cavriani , gebornen Gråfiua vont Zaruba. Es iſt hier eine gute Feinwands-Bleiche. Kukus , ein Marktfleden mit einem berühmten Ges Meile von Faros ſundbrunnen und Bad an der Elbe, mirz, gehöret jetzt den barmherzigen Brüdern. Kysſberk, Geyersberg, ein Märktflecken, der Gras fen von Breda. Lomnitz , ein Marktflecken , den Grafen von Mors zin zugehörig. miletin , ein Marktfleden . Mlafowitz , ein Marktflecken der Grafen von Trautmannsdorf. Machod , ein Städtchen , den Fürſten Piccolomini zugehörig. 1442 wurde es von den Schleſiern verbrannt. Zu der Herrſchaft dieſes Namens gehören auch der Markt: fleden typel , und die Dörfer Klein -Skalis , Klenni , Wollefonig und Koſtelez. Yechanits , ein Marktflecten , in welchem eine Strumpfweberey iſt. Er gehöret den Grafen Don Schaffgotſch, Opotſchna,
Kre 163 is . ßer d G Upot , gehör , ein Marktf et en rafen fchn lec e n - Handlu von Color . a Hier iſt eine Leti n w ngsge a e ſells chaf , unddoeine ſehr gute Bleic . nd t he Pegka, ein Marktflecken , welcher der Karthauſe zu Balgit gehöret. Pilnikau , ein Marktflecken der. Fürſten von Schwarzenberg. podbrady, ein Marktflecken des Grafen Schlic von Paſſaun. Podiebrad , eine königliche Herrſchaft, zu welcher gehört: podiebrad , ein Marktfleden, Gagka , ein Marktflecken . polity , ein Marktflecken oder Stadtlein mit einem Benedictister Kloſter , welches ein Filialſtift von Braus nau iſt. Pottenſtein , ein Marktfleden , gehöret dem Grafen bow Chainare. Es iſt hier eine Barchenta und Tiſchzeuge Manufaktur , ein Reinwaud-Einkaufs -Magazin , und eine Bleiche, in welcher die Leinwand nach ſchleſiſcher Art zua gerichtet wird. mor ali s Der Köni gi
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Manufaktur und Strumpfſtriderey, und eine gute Leins wand - Bleiche. Koketnitz, ein Marktfleden, gehöret den Grafen von Noftis. Rot Wefſeli , ein Marktflecken des Fürſten von Schwarzenberg. Schatlar , Beenſtatt , ein Marktfleden , gehörte den Seſuiten zu St. Anna in Wien.
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4
Sebiſchelig , ein Marktfleden , gehöret den Grafen von Kinsky. Schwarzthal, ein Marktflecken, gehöret zur Herre ſchaft soben Elbe und den Grafen von Morzin. Das hieſige neue Bergwerk giebt Gold. Skalit , oder Groß Stality, ein Marktflecken des Fürſten von Piccolomini, hat ein 1357 geſtiftetes Ciſtera cienſer
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Das Königreich Böheim .
cienſer Mönchenkloſter , welches mit dem Kloſter Seblitz einen gemeinſchaftlichen Abt hat, und als eine Tochter deſſelben angeſehen wird . Omidary , ein Marktfleden , gehöret den Grafen von Colloredo . Smirrchit , ein Stadtchen an der Elbe. Zu der davon benannten Herrſchaft gehdret auch das Dorf Trobilus. Smrkovigi ein Schloß , gehöret zur Herrſchaft Pardubiti Solnits , ein Marktfleden ; gehdret den Carmelia tern zu Prag auf der kleinen Seite.
StarkowoStarkftadt, ein Märktfledett, denGra= fen von Kaiſerſtein gehörig . Zu der davon benannten Herrſchaft gehöret auch das Dorf Ohliwit . Tinift, Tiniſcht, ein Marktflecken der Grafent von Sternberg. Trzebechowits , Sobenbruck , ein Marktfleden der Grafen von Colloredo, mit einer ſehr guten Garnbleiche. wamberg , ein Marktflecken, des Grafen Liebfteyn: ky bon Kolowrat. Wigſtadtl, ein Marktflecken der Grafen von Althan . Juinberk, Senftenberg , ein Marktfleđen , gehda ret, nebſt baudleby, den Grafen von Bubna und Littiz. 3itetſch , Scharz, ein Marktflecken , gehörte den Seſuiten zu St. Anna inWien. 4. Der Chrudimer Kreis , Chrudimſko , Chrudimenfis circulus f. provincia, iſt unter allen Kreifen am meiſten mit Fiſchreichen verſehen , hat auch vorzügliche gute Weide, Pferdezucht , daher in der Stadt Chrudim einige der beſten Pferdea mårkte dieſes Königreichs gehalten werden . Erber zählet in dieſem Kreiſe 6 bemauerte und 2 offene Stådte , 7 Städtlein und Marktflecken mit Herren . figen , 18 adeliche Ståbtlein und Märkte ohne Herrena. fige, 19 Herrenſiße;' 1 Kloſter, 4Gnadenbilder, 6 zer: Korte
Der Chrudimer Kreis.
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ſtórte Schlöſſer. 1771 záhlte man 6 Ståbte , 26 Dóra fer , und 714 Dörfer. Man muß bemerken : 1) Chrudim , die Kreisſtadt, welche eine königliche Leibgedingſtadt iſt , und an dem Flußchen Chrudimka liegt. Sie hat einige Dörfer. 2 ) Wiſroky meyto , sobemaut, eine königliche Leibgebingſtadt, zu welcher einige Dörfer gehören. 1774 brannte ſie faſt ganz ab. 3 ) Politſchka , eine - königliche Leibgedingſtadt, zu welcher einige Dörfer gehören . 4 ) Litomiyſi, Leatomiſchl, eine Stadt, welche nebſt ihren Dörfern , den Grafen von Waldſtein gehöret, and ehemals der Sik eines 1344 von Karl IV errichteten Bisthums geweſen iſt, welches aber im 15ten Jahrhuna dert nach Königingrat verleget worden. Auf den hieſi gen Wochenmärkten wird ſtark mit Leinwand gehandelt. Sie brannte 1775 ab.
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5 ) Przelaufſch , ein königliches offenes Städtchen an der Elbe. 6 ) Pardubits eine kleine befeſtigte Stadt mit einem Schloß , iſt eine königliche Herrſchaft , zu wela cher in dieſem Kreiſe auch die Marktfleden os litſch , und Teynetſch oder Teinit an der Elbe , gehos ren. Nicht weit von Pardubit , erblidt man das alte Mauerwerk des Kloſters Oppatowis, welchesfeit Marlo des IV Zeit wegen deſſen daſelbſt verborgenen Schåße bea rühmt war, 7 ) Berman -Mieſtetſch , Mieſtecium Hermanni, ein offenes Ståötchen , gehöret den Grafen von Spork, ſo wie Moraſchis . Es wird hier Marmor, pon allerley Fars ben , gebrochen . 8 ) Landskron , eine kleine Stadt, den Fürſten von Lichter:ſtein zugehörig : 9 ) Folgende Marktflecken und Herrſchaften : Àuſti, Wildenſchippert, ein Marktflecken der Für ften von Lichtenſtein, Biſtra, cin Marktfleđen , gehdret den Grafen von Hohenems 4,3 Böhmiſch
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Das Áönigreich Böheint.
Daschitz ,-einMarktftecken der Herrſchaft Pardubitz. Slinſto , ein Marktflecken der Fürſten Rinttu. Scochow Teynetfch Teynecitim Rochi, ein Markt. fleden , gehöret, nebſt Trogowitz , den Pråmouſtraten fern », S. Norb. in Måhren . Jabloni , Gabel ,, ein Marktfleden der Fürſten von Lichtenſtein . Kamenitz, ein Marktflecken derGrafen von Millefiino. Lurche , ein Marktflecken , gehörte den Ieſuiten zu Koffumberg . zaniwork , ein Marktfleden , und X7avotſchan, gehören den Fürſten von Aursberg . Am erſten Drt ift Kupferwaffer und Vitriol. Profetſch , ein adelicher Marktflecten. Poohrady, Rychemburg, ein Marktfleden, Schloß und Herrſchaft , gehöret , nebſt dem Schloß Xoßits, den Fürſten von Kinſky . 1 Setſch , ein Marktflecken der Fürſten von Aursberg. Setſchemitz oder Geſemitz.ein Marktflecken der Verts Tchaft Pardubik. Skutſå ), ein Marktfle & en der Fürſten Kinffy, Bat ein Hoſpital, dem clerin gehörig. Slumberg , auch Roſchumberg , ein Marktftea den , gehöret den Fürſten von Aursberg. Swojanow , ein Marktflecten , gehöret den Baros nen von Huſtirzan. Swratta ,
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Böhmiſch Tribrt, ein Marktfleden , gehöret den Fürſten von Lichtenſtein . Boganovo , ein Marktfleden , gehöret den Fürſten von Aursberg. Bondanets, ein Marktfleden , gehöret zu der Herr: fchaft Pardubitza Choltit , ein Marktflecken , hat ein anſehnliches Schloß , und gehöret den Grafen von Zhun. Chose, ein Marktfleden , den Fürſten von Kinſky zugehörig. Chraſt, ein Marktfteden , gehöret, dem Biſchof in Königingratz.
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40
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Der Tfchafla
uer
Kreis .
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Swratka , ein Marktfleden der Fürſten Kinſky . Welichowed , gehdret den Grafen Tſchernin. 5.
Der Trahaſlauer Rreis,
Czaſlawſko ,
Czaslavienfis circulus I. provincia , enthält das bes trächtliche Silberbergwerk bey Kuttenberg.
Die
Flüſſe Safaja und Dobrawa entſtehen in dieſem Kreiſe ; jener zertheilet denfelben , und fließet endlich in die Mulda ; diefer fällt in die Etbe.
Erber zähle
3 bemauerte und 2 unbemauerte Ståbte, 19 Städte lein und Märkte mit Herrenſißen , 18 adeliche Städte lein und Märkte ohne Herrenfike, 13 Herrenſiße oder Schloſſer , 3. Klofter , 3 Gnadenbilder , 6 verwüſtes te Schlöſſer und Hofer , 1771 zählte man 8 Stådte, 30 Marktflecken und '802. Dörfer. Wir bemerken folgende Derter : 1) Tſcharlau , eine königliche Stadt, welche im Jahr 796 erbauetwurden und in deren Hauptkirche der Huja dobann Ziſk , a Heerführer iſt jeßt die Kreis-Stadt , hat ein, ſchönes Rathhaus, und einen ſehr großen viereckichten Marktplat . Nicht weit davon , ift zu Tuppadel eine fürſtlich auršbergiſche Bara chentmanufaktur. Zwiſchen Zichaflau und Kuttenberg wird das beſte Gartengewächs gebaut. 2) Katna Borg , Ruttenberg, Cuttna, eine königl. Stadt, welche ihres Silberbergwerks wegen berühmt iſt, das ehemals ſehr ergiebig geweſen iſt. "1300 ſind hier die erſten Silbergroſchen geſchlagen worden , welche die boa heimiſchen Groſchen genennet , und ſelten gefunden wera den. Es iſt hier ein ehemaliges Jeſuiter Collegium , dem Giffow , Mitrow und Referetitz gehöret haben. Die Stadt ift 1422 und 1424 durch Feur und Schwertverwüſtet worden . Es gehören ihr Janowitſchky , Lorehan , Weletof ? 3 ) Brod Ziemetſchty , Deutſchbrodt, eine könig liche Stadt , welche im Jahr 793 erbauet worden , und einige Dörfer beſigt. Außer der Stadt, ſtehet ein Bar: füßer Auguſtiner Kloſter, 4 ) Pufis £ 4
168
Das Königreich Böheimt.
4 ) Prſibislaw , pesymisl, ein offenes Stadtchen an, der Saſawa , gehöret den Fürſten Dietrichſtein, 5 ) Polna , ein offenes Städtchen , gehöret den Fúra ften von Dietrichſtein . Hier werden Montirungs- Zücher gewebet, und Wollhůthe verfertiget. 6 ) Chotieborz , eine kleine Stadt, nach andern , ein Marktfleden, welche einem Grafen von Dppersdorfgehöret hat. 7) Swietla, ein Städtchen , nach andern , ein Markt, ben Grafen Kolowrat zugehörig , liegt am Fluß Saſas wa. Hier werden vieleGranate geſchliffen und geboret, auch werden hier Bleyſtifte, Hüte und Knopfe verfertiget . 8 ) fedetſch , eine kleine Stadt, nach andern , ein Markt , und Herrſchaft, welche die Kaiſerinn - Königinn Maria Thereſia 1753 Dem damaligen Beſiger, Freyberra von Koch . für 240000 Fl. abgelaufet , und die Eins künfte dem neuen von ihr zu Prag errichtetem adelichem Damenſtift geſchenket hat. Die Stadt liegt am Fluß Sarawa, und hat Unterthanen. 9 ) Zbraſlapis, eine kleine Herrenfiadt, nach andern , ein Markt. 10 ) Folgende Marktflecken , Herrſchaften , und merk: würdige Derter : Biela , ein adelicher Marktfleden . Boropa , ein Marktflecken der Fürfen von Dieta richſtein Borowrto, ein Marktflecken des Grafen von Wrttby. Chotuſit , ein Marktfleden der Grafen von Thun , iſt wegen des Sieges merkwürdig , welchen die Preußen am 17 May 1742 in dieſer Gegend über die öſtreichiſchen Kriegsvölker erfochten haben. Grusburg , Kreuzberg, ein Marktfleden der Fúra ften von Dietrichſtein , Gottſch wenilom oder Genitow , ein ſchöner Marktflecten , den Grafen von Kolowrat zugehörig, dars inn eine Band : und Zeug - Manufaktur , eine Labaksa Fabrik , und ein berühmtes Bild der Heiligen Jungfrau voir foreto ift. SADCi
a
Der Dichaſlauer Streis,
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Gabr , ein Marktflecken , gehöret den Grafen von Potting. Sammerſtat, ein Marktfleden, gehöret den Grafen von Palm . Hier find Eiſenwerke, Sumpoletſch , ein Marktflecken gehöret dem Baron von Nefzer, hat Such- und Zeugmanufacturen . Janowitzky , ein Marktflecken und Schloß , der Stadt Kuttenberg zugehörig. Kagow , ein herzoglich -bayeriſcher Marktflecken am Fluß Sarawa. Kank , eine Freye-Bergſtadt, unter der Gerichtsa barkeit des oberſten Münzmeiſteramts, war ehemals eine Vorſtadt von Kuttenberg. Kezimfaudow , ein Marktflecken, gehöret den Füra ften von Crautſon, Lipnity, ein adelicher Marktfleden , Lukawets, ein Marktflecken gehörer einem von Zlat: wintin, und hat unterſchiedene Manufacturen . Waleſobau, ein Marktflecken , gehöret einem Gra: feu pon Dſtein, Malin , ein Pfarrdorf , zwiſchen Kuttenberg und Neuhof, war ehebeſſen ein Städtlein , welches 1414 vou leichtfertigen und böſen Bergburſchen aus Kuttenberg, ans gezündet , und nachher nicht wieder hergeſtellet worden . Es giebt den Beſter Meerrettig in Hoheim , auch andere gute Gartengewächſe. Mieſtetſch Wognu oder Wognumieftetſch , ein Marktflecken , gehöret einem Ciſtercienſer Kloſter in Måhren , xemogow , ein Schloß eines Grafen von Oppersa dorf. Neuhof , owrdwory , ein Marktflecken , gehoa ret einem Grafen von hotel, Obec Kralopitz , ein Marktfleđen , gehöret dem Johanniter -Drden, Pawlikow , geboret den Grafen Tchernin , Petuap, eine Herrſchaft, welche die Kaiſerinn - Kda niginn Maria Thereſia 1761 dem Feldherrn Poudon ſchenka
170
Das Köni gr
Böhe . imn eich te . Sie hat von einem große Markt den Name n flede n n in welch ein wohlg Schlo iſt. Hier werden ebaut em ß Granate gefundert , ſo wieezu s Petfchlau . Podoly , ein Marktfleden , hat einem Grafen von
Siffa gehört. Przibillawir , ein Schloß . Pryibram , ein Marktfleden , gehöret den Etben des Grafen von Wernes. ir Roninov, ein Marktfleden , gehöret einem Grafes pou Wieſchnig Genofaty, Senofchak, gehörer dem Kloſter Selau, and mit ein Marktfied'en. Do w , ein Mar .. ktfle den Stoły, Steken , ein Marktflecten . Suchdol, ein Mærktflecken , gehöret den Grafen von Oſtein. Tſchechtitz , ein Marktflecken der Fürſten von Prantſon . Trueftim , ein Herzoglich-bayeriſcher Marktflecken . * Unter :Bralowitz , ein Marktflecten , gehöret dens Johannitex Ritterorden . windig: Jenkau, Schloß und Herrſchaft gehöret dem italieniſchen Hoſpital zu Prag. 1 Woylimowo , eip Marktflecken , gehöręt dem Grafeu von Milleſimo. zahradka, ein Marktfleđen der Fürſten von Drgutíon. Zbraslawit , ein Marktfleden . Idiar, Saar, geboret den , Freyherren von Straka und Nedabiliz, und hat ein Eiſtercienſer Mönchenklofter. Zleby , ein Marktflecken , gehöret den Fürſten von Aursberg. Jrutſchen ein Marktflecken .. II) Einige Kidſter, nåmlid : frauenthal, ein Ciſtercienſer Nonnenklofter zivis fchen Deutſchbrodt und Prſemiffaw . Sedleg oder Sedlitz, ein Mönchenkloſter Ciſterciens fer Drders , nahe bey Kuttenberg, hat eine fchöne Kira фе ,,
171
Der Kaurzimer Kreis.
che. Der Abt gehåret zu den Landſtånden , und iſt zus gleich Abt zu Skalit . Selau oder Seegu , monafterium filoënife , ein königl. Stift und Kloſter Pramonftratenſer Ordens. ;
6. Der Raurzimer Kreis , Kauczimſko,
oder Gurimenfis circulus Caurzimenfi s S. provincia, enthält viele Wälder, und das Holz wird auf der SQ fawa und Mutda nach Prag, und noch weiter hinab Erber zähle in demſelben ' 4 bemauerte geführet. more! und Märkte Städte und I unbemauerte , 14 Stádlein e tabtlein und Mårft ohne or Herrenſiße , 54 Herrenſike oder-adeliche Schloſſer, 3 Kibſter, tı Gnadenbild , 3 verwüſtete Schloſſer, 1771 gåhlte man 22 Stådte , 19 Marktflecken , und 664 Dörfer. Dieſer Kreis hat keine beſondere Kreis , ſtadt, ſondern hålt feinen Sik.zu Prag.
Diemerf
würdigſten Derter ſind : 1) Kaurzim , eine königl . und ſehr alte Stadt. 2) Bolin , eine königliche Stadt , welche ungefähr 300 Häuſer , einen großen Marktplatz, und ein Kapuzi: ner Kloſter bat. Sie liegt an der Elbe. Die Faiſerl. königl. Serrſchaft Rolin iſt anſehnlich . 3 ) Bobmirch Brod , eine königliche Stadt , welche ehedeffen dem Erzbiſchof zu Prag gehöret hat, 1437 ward fie von dem Kaiſer iind König Sigismund zu einer königl. Stadt gemacht. 1627 brannte ſie ganz ab. Es iſt hier eine Kupuziner Wohnung . In der Nachbarſchaft derſelben liegt das Dorf Srzib , bey welchem die Taboriten und Waiſen 1434 eine große Niederlage erlitten haben. 4 ) Gyhlow , wytau , Eute , Gilovia , eine königl. Bergſtadt, bey welcher Gold gegraben wird , deffen aber ſo viel nicht mehr iſt, als ehedeffen . 5) Folgende Marktflecken und Herrſchaften :
2uwal
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Das Königreich Böheim .
Äuwal, ein Marktflecken , gehöret dem Fürſten von Lichtenſtein Benefchow , ein Marktfléđen , mit einem Piariſten Collegio , gehöret den Grafen von Wrttby. Es gehåret Petraupin dazu . Brandeis ob der Elbe , ein Marktflecken , Schloß und königl. Herrſchaft. In dem Markt haben die Piari: ſten eine Reſidenz. Zu der Herrſchaft Brandeis gehört auch der Marktfleder Tſchelakowitz , und einige Dörfer derſelben liegen im Bunzlauer Kreiſe. Byſtrzis oder Biffrig , ein Marktflecken des Gras fen Pachta. Chlomin ,
ein herzoglich - Bayeriſcher Marktflecken
und Schloß. Cbogemitz, ein gråftich - fternbergiſches Schloß, zwiſchen welchem und Planiany , das preußiſche Krtego heer das Oſtreichiſche 1757 angriff, aber geſchlagen wurde. Dibifchau , ein Marktflecken, des,Grafen Rogendorf, Domaſchin , ein Marktflecken des Fürſten von Lrautfon. Gbell oder Kbell, gehöret den Grafeu Eſchernin . Jankow , ein Marktfleckeit, woſelbſt die Kaiſerlicher 1654 von den Schweden geſchlagen worden , gehöret den Freyherren Zunkt. Janowitz Phliefky , ein Marktfleden , gehöret der Grafen von Rogendorf. Bamberg, ein Marktflecken , gehöret, nebſt With : nomig und vrcholrits , den Grafen von Kuenburg . Boftelets an dem ſchwarzen Wald , oder am Kreus zel, auch Sowart Boſtetegs , liegt auf einem Hügel, iſt ein Marktfleđen,und gehöret den Fürſten von Lichtenſtein. Lounjovits, ein Marktflecken und Schloß gehöret dem Erzbiſchof zu Prag. Letniay, gehöret den Grafen Eichernine Lobkowis , ein Schloß an der Elbe , zwiſchen Ros ſtelet und Chlomin , iſt das Stammhaus des Fürſten die
res Namene, Michos
Der Kaurzimer Kreis.
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173
Michowitz, ein Marktfleden , gehörét dem Benes dictiner Kloſter zu S. Nicolaus. 'Wochow , ein Marktflecken , gehöret dem Grafer von Morzin . Katſoberadetſch , ein Marktflecken , gehöret einem Grafen von Stahrenberg. Webwizd , Groß Webwiſt , ein Marktfleden gem hört dem Grafen von Morzin . Pyfcheli, ein Marktflecken , gehdret dem Grafen von Biſſingen . Planiany , ein Marktflecken , welcher den Fürſten von Lichtenſtein gehört. Die bey Choszemiß erwähnte Schlacht, wird auch von dieſem Ort benannt. Katage oder Rattay, ein Marktflecken und Schloß, gehöret auch ſo wie Klitſchany, Xitſchan, ein Marktflecken , den Fürſten von Lichtenſtein . Satalitz, gehåret den Grafer Zſchernin. Sriworetſeb , ein Marktflecken den Fürſten son Lichtenſtein zu gehörig. Sternberg, mit dem Zunamen des biheimiſoben , an der Saſawa , ein Marktfleden , gehöret dem Grafen von Rogendorf. Sitiepanovo, ein Marktflecón , gehöret dem Fürs ſten Trautſon. Tfchwetſchowitſch ,geloret den GrafensonZſchernitt. Unter Brzezan , ein Schloß und Herrſchaft, gehds ret dem Erzbiſchof zu Prag,
Winors , ein Schloß , gehöret bent Grafen vont Tſchernin . Wolarchim , ein Marktfleden , gehöret dem Fürſten bon Trautſon. Diefem Ort gehöret Etiborz. Wondrzegow , ein Marktfleden . Sarawa , ein Marktflecken am Fluß gleiches Nas mens, gehöret dem hieſigen Benedictiner Kloſter. Zasmuty, ein Marktflecken, gehöret den Grafen von Sternberg. Bey demſelben iſt ein Franciſcaner Kloſter. Die Kaiſerinn -Königian Maria- Thereſia, hat bey dieſem Drt,
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Das Königreich Böheim.
Drt, zum Angedenken an den 1757 über die Preußen ber Chokemiz erfochtenen Sieg , eine ſchöne Kirche erbauen laſſen. gdiſlawitz ,
ein
Marktfleden
deß
fürften
von
Trautſon . 6) Das Benedictiner Kloſter des beil. Procopius an dem Fluß Saſawa, deffen Abt' zu den Landſtånden gehöret. 7. 8. Der Bediner Rreis, Budweiſer:und Taborer ,Antheils, Bediynſko , Bechinenfis cir qulus. S: provincia , iſt im 30jährigen Kriege durch
Feuer und Schwerdt jämmerlid verwüſtet worden. an einigen Orten , als unweit Teſdenau , ſind warme Båder, und zu Desny iſt ein Geſundbrunnen . Der Fluß Luſchnig , welcher ſich unter Leyn mit der Mulda vereiniget, führet unter ſeinem Sande Bey Rudolphſtadt wird Salz auch Goldkorner . ausgegraben. Erber zählet in dem alten ungetheile ten Bechiner Kreiſe 13 bemauerte tådte , I unbe, mauerte, 12 Stådtlein undMärkte mit Herrenſiken , 38 Stadtlein und Märkte ohne Herrenſige, 61 ades liche Schlöſſer oder Herrenſike, i Collegium und 7 Klöſter, 1 Gnadenbilder, und 9 verwüſtete Schlof fer.
Jegt iſt
der alte Bechiner - Kreis , in den
Becbiner Rreis BudweiſereAntheils , und in den Bechiner Kreis Taborer Antheils abgetheis let.
1771 zählte man in den Bediner Antheil 8 ,
dem Taborer -Antheil 25 Ståbte, 10 Marktflecken und 671 Dörfer.
In dem Wald Wohzder Gericht, ſind
die meiſten Freybauern, denen ein Oberrichter vor . gefeßt ift. Man zählet 26 Glaßbůtten .
1 ) TAI
Der Bechiner Kreis.
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1) Tabor , Sradiſchtie Story Taber , das iſt, die Feftung des Berges Labor , die Fönigl. Kreisſtadt des Laborer Antheils am Bechiner Kreiſe, welde von den Hufa fiten angelegét worden. Denn als Joh. Ziſchka 1420 die Stadt Zülfi, genannt Sezemowo, überfallen und ges plündert hatte, griff er quch das Schloß Sbradiſchtan, welches nabe bey derſelben auf einein fteilen Berge ſtund, der dazumal Klokotſka Sora bieß , von den Huſſiten aber in porhergehenden Jahr war Tabor genannt wors deri, eroberte daſſelbe," und ließ darneben von den Trůms mern der abgebrannten Stadt Qulii, die Stadt Tabor erbauen , die Fujiten aber wurden davon Taborzi oder Taboriten generint. Die Stadt iſt ſchon wegen ihrer las ge auf einem Berge , und an dem Fluß, Luſchnitz, feſt, auch nach alter Art durch einen Grabeu , Mauern und Bollwerke Defeftiget worden. Der Kaiſer Sigismund machte ſie zu einer königl. Stadt. Nach ſeinem Tode konnte Albrecht von Deſtreich ſie nicht erobern. Rudolph II nahm ſic 1611 durch Lift ein. 1621, 1648 und 1744 ijt fie auch erobert worden. Es iſt hier ein Barfüffer Augus ftiner Klofter , und eine Tuchranufactur. Zu der Sadr gehören einige Dörfer. ) Budiegovits i Budweis , eine königl. Kreisa Stadt, die nach alter Art befeſtiget und wohl gebauet iſt, und an der Mulda liegt, welche hier die Matchin aufnimt,
und ſchifbar" wird. Es gehören Oficolower:Augezo , Llernits and nod) einige Dörfer dazu. Den hieſigen Doe minicanern gehöret Porſchitſch . Es ſind auch Piariften und Kapuziner Dieſelbſt. Das Rathhaus iſt ſchon , der Marktplah groß und wohlbekannt. Das Artillerie Korps hat hier in Anſehung derMagazine und Zeughauſer feinen beſtändigen Sik. Das Kreisaint für den Budweiſer Uns theil des Bechiner Kreifes iſt vieher berlegt , die Stadt iſt volfreich , und hat eine gute Tuch Manufactur. , 3) Pelczimow dder Peldrzimow , Pilgram , eine königl. Stadt, welche ehemals den Erzbiſchöfen zu Prag gchöret hat; und einige Dörfer beſigt. großen Brandſchaden.
Sie litte 1766
4) PALE
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Das Königreich Bdheim .
4 ) Patzow, ein Städtchen, welchesden daſigen Caru . melitern gehöret die auch Lotha Genitſchkowa beſitzen. Es find aber die Einwohner des Städtchens mit den Sar: melitern in beſtåndigem Streit wegen der Leibeigenſchaft. Die hieſige Luch Manufactur iſt gut. 5 ) Milewoſio , mühlhauſen , ein Städtchen , wels ches der Pråmonſtratenſer Abtey auf dem Strohhof zu Prag gehöret, die einen Adininiſtrator hieher ſetzet, welcher in dem ſchönen Kloſter wohnet. Seitdem dieſer Ort den Månchen gehöret, iſt er ſehr in Verfall gerathen, und den leibeigenen Städtchen nicht ungleich. 6) Bradetſch Gindrichu , 17eubaus,Henrici Hradi. cium, oder Nova domus, eine gut angebauete Stadt , mels de den Grafen von Tſchernin zugehöret , ein ſchönes Schloß, ein Hoſpital, welches eines der beſten im fande iſt, ein Franciſcaner Klofter, einen Erzprieſter, gute Lucha fabriken , eine gute Bleiche die in der Nachbarſchaft ge webte Leinewand , und einige Dörfer hat . 7) Kamenits , ein Städtchen , gehöret den Grafen on Golz. 8 ) Sobieslau, ein Städtchen an der Luſchnits, gehort den Fürſten von Schwarzenberg, und hat eine gute Tuchmanufactur. 9 ) Teyana Wolawa , ein offenes Städtchen , wel: ches den Zunamen von ſeiner Lage an der fulda hat,
und dem Erzbiſchaf von Prag gehöret. Hier iſt eine königliche Niederlage, aus welcher das Salz auf Flüffert nach Prag und bis feutmeriß geführet wird. Der Holz handel iſt das ſtärkſte Gewerbe. 10 ) Bechynie , Bechin , eine kleine Stadt an der Leſchnits, iſt ehedeflen eine königliche Stadt geweſen , jest gehöret fie den Fürſten Baar. Das bey derſelben auf einen ſteilen Felſen gelegene Schloß, haben die Tabor riten zweymal erobert. Es iſt hier ein Franciſcaners klofter . 11) Trſebon , Wittingau , Wittgenau , eine kleine Stadt in einer moraftigen Gegend, hat ein Schloß, wels ces ehedefſen für ſehr feſt gehalten worden , und gehöret Dent
Der Bechiner Streis.
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den Fürſten von Schwarzenberg. Es iſt hier eine Abtey res gulirter Chorherren . Nicht weit von der Stadt iſt der Rou ſenberger Teich , durd, welchen der goldene Bach fließet, und welcher der größte Landſee in Böyeim iſt. Die Fiſchhandlung iſt hier das ſterkſte Gewerbe. Teu Byſtrſitz oder Siſiris , eine kleine Stadt 12 ) am Fluß fuſchnitz , hat ein Schloß , und gehöret den Ers ben des Grafen von Fünffirchen . Nahe bey derſelben iſt ein Kloſter der Driniiner de Paula, 13) Roſenberg , ein Städtchen an der Mulda , mit einem alten Schloß, um welches die Moldau fließt, in der hier ein Perlenfang iſt. Es iſt auch hier ein Geſundsbruns nen . Der Ort gehöret den Grafen von Buquoy , welche auch 14 ) Gratzen , Novobradum , ein Stådtchen, beſiben . Hier iſt ein Schloß , eine gute Bleiche , auch fins det man hier 3 Glaßvůtten und Glaßidhleifereyen . Sonſt iſt hier ein Serviren Kloſter, 15 ) Potſchatky, Potſdalen , eine Sadt , welche den, Grafen vou Sternberg gehöret. Sie hat eine Ludhinde nufactur. 16 ) Krumlow , Kramau, eine wohl gebauste und befeſtigte Stadt an der Mulda , mit einer ſchönen Schloß , einem Minoriten Kloſter, und gute Zuchwebereuen. Sie hat nebſt der dazu gehörigen Herrſchaft, den Sitel eines Herzogthums, zu welchen außer der Stadt , noch 219 Dörfer gehören, umd in welcher ein ftarfer Handel init Leinwand getrieben wird , und gehörer den Fürften von Schwarzenberg. : Der Erzdechaner gehören unterſchiedene Dörfer. 17 ) Folgende Marktleden , Herrſ@ aften und Kloſter. Beneſchau, cju Marktflecken des Grafen von Bus quor , hatı Eiſenbergwerke. Bergftail , ein Marktflecken , der Fürſten von Schwarzenberg. Bernardit, ein Marktfleden, gehörte den Jefuiten in der Altſtadt Prag. Borotin , ein Marktfleden , gehöret den Fürſten von Lobkowik . M 3 Th.6A .
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Das Königreich Böheim .
Bukovſko oder Backowſto, ein Marflkteden des Fürſten von Schwarzenberg. Cheynow , ein Marktflecken und Schloß , gehöret dem Fürſten von Schwarzenberg, hat ein ſchönes Schloß, und Silberbergwerfe. Eigen seilbrunn, ein Marktflecken des Grafeni von Buquor . Forbes, bohm . Borowan , ein Marktfleden , mit einer Abtey regulierter Chorherren Auguſtinerordens. Sryberg, ein Marktflecken des Grafen von Buquoy , welcher ſtarken Handel init Leinwand treibt. Giſtebnitz, ein fürſtlich Lobkowißiſcher Marktflecken. Bayd , Bor,) nämlich Obet , und Unter.sayo , find Marktflecten. Sobenfurt, Alto vadu , oder Vadum altuuni, ein Marktfleden an der Mulda, gehöret dem hieſigen Eiſters cienſer Kloſter , deffen Abt ein landſtand iſt, und welches Sedlo, Lifahin , Komarjitz und Sabrfchy beſitzt. Fluß iſt hier fchifbar gemacht worden . Sörit , ein Marktflecken , und
Der
Gorzepnik, ein Marktflecken , gehören den Fürſten von Schwarzenberg: Jung Woſchitz, ein Marktflecken und Schloß, gehd ret nebſt wolorſchichow , Morawez und Danamiſchl,
den Grafen von Kåenburg. werk.
Hier iſt ein Silberberg
Kalſching, ein Marktflecken der Fürſten von Schwarz zenberg . Kaplits , ein anſehnlicher Marktflecken des Grafen von Buquor). Die Strickeren iſt das vornehmſte Nahrungs : mittel der Einwohner . Sie ſtricken Kleider , Handſchuhe, Parůden und andere Dinge. Königsed, båhym . Kumrak, ein Marktflecken eines Grafen von Lichtenſtein , hier wird viel Leinwand gewebt. Ledenits, ein Marktfleden der Fürſten von Schwarz zenberg.
Lindau ,
Der Bechiner Kreis.
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Lirchau , ein Marktfledeu , gehöret den Fürften von Schwarzenberg, welche auch Lomnitz, einen Marktflecken , befisen. mittfchin , ein Marktflecken und Schloß , gehöret, nebſt Strfchetuſchel, den Grafen von Kuenburg . Lleuſtift, ein Marktflecken ." Teuſtapov , ein Marktflecken und Schloß , gehde ret, nebfi wltfchowitz, den Freyherren von Waßmuth. Ober Tscherekwe oder Cerequity, ein Marktfleden , gehbret den Grafen von Pabieniş . Uber Plan, ein Marktfleden , gehöret den Fürſten von Schwarzenberg. plaz oder Straš, cin Marktflecken und Schloß , ge høret einem Grafen von Berthold. Priedal, ein Marktflecken der Fürſten von Schwar: zenberg. Xeichenau , (oder Ridnow , iſt der Zuname zweener Marktfleden , einer heißet Bébmiſch Reichenau , und der andere Heu -Reichenau , mit einem Schloß. Beyde gehören dem Erzbiſchof zu Prag. Roſenthal, ein Marktficcken , gehöret dem Grafen von Biquon. Xzetfcbits, neimlich Roth und Rardarch Resetſchitz; find Marktflecken mit Schlöſſern, jener gehöret dem Erzs biſchof zu Prag ; diefer dem Fürſten von Baar. Tudolphſtaðr, ein Marktflecken, wird von dem Kais fer Nudolph II. benannt, und hat reiche Silbergruben ges habt, die von 1547 bis 1001 in 54 Jahren 1620000 Mark Silber gegeben haben . Jetzt iſt hier ein Salzberg werk. Der Dir gehöret der Stadt Budweis . 8. Corona , oder Gåldenkron , ein königlich Stift und Kloſter Ciſtercienſer Drdens , deffen Abt ein Lands ſtand iſt. Es gehören denſelben Keblan und Chlus metſchek. Sdramers , ein Marktfleden , welcher viel Leiys wand vorbet. Schweinits, ein Marktflecken des Grafen von Bits quoy , dem auch Strob 2
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Das Königreich Böheim .
Strobnits , ein Marktflecken, gehöret. Teſchengu , ein Marktfleden , in deſſen Nachbars ſchaft ein warmes Bad iſt. Treinlits, ein Marktfleđen eines Grafen von ficha tenſtein . Tſchernowitz, ein Marktflecken und Schloe, gehört einem Grafen von Sternberg. Untec:Trdherekwe oder Cerequits , ein Marktfleden , gehöret dem Erzbifchofzu Prag. Wellefchin , ein Marktflecken des Grafen von Bus quoy . Weſſely, ein Marktflecken , und, Wuldau , ein Dárktfleden , gehören dem Fürſten von Schwarzenberg. Jerowitz, ein Marktflecken und Schloß, eines Gras fen von Sternberg. Jerwing, ein Marktflecken des Grafen ( Buquoy . 9. Der Pradyiner Kreis, Prachenſko, Pra. chenfis circulus I.provincia, hat ſeinen Namen von dem ehemaligen Sdyloß Pracno , oder Vepra: how , deſſen Trümmer ben Saragdiovis , auf ei nem hohen Berge, zu finden ſind . In dieſem Kreiſe giebt es viele edle Steine , auch Gold und Silber. Der Fluß Wultawa oder Mulda , Moldau, enta {pringt in demſelben , über dem Dorf Ober-Woldau , nimmt die Flüſſe Maltfit bey Budweis, Lurchnik ben Tenn , Blanit , Wolinka und Wotawa ben dem Schloß Zwifow , Salaina bey Dawle , und Beraun za bey Königsſaal auf, und fließet bey Erber zållet in dieſem Kreiſe Melnik in die Elbe. 7 bemauerte und 3 unbemauerte Städte, 12 Stådt lein und Márfte mit Herrenfigen, 16 Stadtlein und Mårkte ohne Herrenſiße, 65 Herrenſize, 2 Kloſter, 6 Gnadenbilder, und 13 zerſtörte Schlöſſer . 1771 bat
Der Prachiner Kreis.
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Hat man gezählet 18 Städte, 19 Marktflecken und 949 Dörfer. Wir bemerken : 1 ) Piſek," eine königliche Stadt, an dem Fluß Wotas, wa, beren Name fo viel als Sand bedeutet, und daher kömint, weil ehernals hiefelbſt aus dem Sandedes Fluſſes Gold gewaſchen worden. Sie iſt im 30jährigen Kriege durch Feuer undSchwerdt ſehr verwüſtet worden. Jezt iſt fie die Kreisſtadt, hat ein wohl gebauetes Rathhaus, und ein Dominicanerkloſter. Zu derſelben gehören cinige Dörfer . - ? ) Saffitze, Sufcbit , Sdåttenhofen , eine königl. Stadt, licgt in einein mit Bergen umgebenen Zhal, am Fluß Wotaiva, und hat den Namen vom Trocknen , weil hier ebedeffen Gold gewaſchen , und an der Sonne getrocknet worden. Es gehören einige Dörfer zu derſelben. Es iſt hier ein Kapucinerkloſter. eine Stadt
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Fluß Blanitz, hat 1486 und 1620 von feindlichen Kritgs bölfern viel erlitten , iſt aber noch mehr durch den Freys kauf in Verfall gerathen . 4 ) Barau , ein offenes Städtchen der Fürſten von Schwarzenberg. 5 ) Tettolis, ein offenes Städtchen , gehöret den Fürs ften von Schwarzenberg. Es hat gute Viehmärkte. 6) Barchpersky Sory, Berg Reichenſtein , ein Bergſtädtlein auf einem Berge, wofelbſt Silber zu finden iſt. Es beſißt einige Dörfer, 7 ) Unter-Reichenftein , ein königlich Bergſtädtlein an der Wotawa, Bevde Derter werden auch nur Markt flecken genannt. 8 ) Prachatitz war ehemals eine königliche Stadt, ges hdret aber jekt den Fürſten von Schwarzenberg. 1420 , 1619 und 1620 hat fie im Kriege viel gelitten . 9) Wimberg , Winterberg , eine Stadt an Fluß Wolnika, wpfelbſt die beſten Kreidengläſer gemacht wers den , gehöret den Fürſten von Schwarzenberg. Den hie: figen Pråmonſtratenſern gehöret Albrechtitz. 10 ) Wolynie, wolin , eine kleine Stadt am Fluß Wolnika , gehöret dem Domprobſt zu Prag, Sie hat gute 11) Uns M 3 Luchmanufacturen.
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Das Königreich Böheim .
, 11) Unſer lieben frauen Bergfådd, ein Städtchen . 12) Strakonits, eine Stadt am Fluß Wotama, wels che dem Großprior des Johanniterordens in Boheim ges håret. Sie hat gute Vieh- und Wochenmärkte. 13) Sorazdiowity , eineStadt an der Wotawa, ges horet den Fürſten von Löwenſtein . 14 ) Brzeznity , ein offenes Städtchen , gehöret den Grafen von Kolowrat, und hatte ehedeſſen ein Jeſuiter : collegium 15) Folgende Marktfleden, Herrſchaften und Derter. Bieltſabitz , ein Marktflecken, gehöret ſowohl als Bieltſch , den Fürſten von Schwarzenberg. Blatna, wober ein Landſee, daraus der Fluß Uſlas va kommt, iſt ein Marktfleđen , und gehöret dem Grafen Sereni. Dobieſchiz, gehöret den Grafen Tſchernin. Drbowle, ein Schloß, gehöret den Grafen Tſchernin . Elhenitz, ein Marktfleden. Eliſabau , gehöret den Grafen von Tafft. Sartmanits , ein Marktflecken gehöret der Stadt Schüttenhofen. Kluboky , frauenberg , ein Marktflecken an der Mulda , mit einem Bergſchloß, gehöret pen Fürſten von Schwarzenberg, Suflenetz, ein Marktfleđen , am Fluß Blanice, iſt Johann Huſſens Geburtŝort, und gehöret den Fürſten von Schwarzenberg. Kaſegowitz, ein Marktflecken , gehöret den Grafen von Sweerts und Sport, Katowitz, ein Marktfleden, gehörte den Jeſuiten zu Kilattau . Koline , ein Marktfleden, gehöret deß Grafen Tera zi von Siffa Erben, Korel, gehöret ben Grafen von Tſchernin . Kosmo, gehöret den Fürſten von Schwarzenberg. Mirorig , ein Marktfleden , gehöret dem Kloſter Schlögl in Deſtreich. Miros
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Der Prachiner Kreis.
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Mirowitz , ein Marktfleđen und Schloß , gehöret nx auch dem Kloſter Schlögl. Hibofchowitz , ein Schloß, gehöret dem Domprobft zu Prag. Protimin , am Fluß Blanit , ein Marktflecken , und Schloß , gehöret den Fürſten von Schwarzenberg, die auch Przetſdin und Dobrich þeſiken. Raby, am Fluß Botawa , ein Marktfleđen , hata te ehedefſen ein berühmtes Schloß, bey deſſen Belagerung Ziſchka 1421 ſein zweytes Auge berlohr. Gehdret den Fürſten von Lamberg , die auch die Schlöffer von Schis echowitz und Schibopits befißen . Xadomiſchl, ein Marktflecken , gehöret dem Groß
prior des Johanniterordens in Böheim . Roſmithal, ein Marktflecken und Schloß, gehöret dem Erzbiſchof zu Prag. Sablat, ein Marktflecken , gehöret dem Fürſten von Schwarzenberg. Sabay, ein Kirchdorf, nicht weit von Hluboka, ben welchem die' Deſtreicher 1742 von den Franzoſen geſchlas gen wurden . Samorty, ein Marktfleden an der Moldau, gehöret den Grafen von Kolowrat. Sedlit , ein Marktfleđen und Schloß , gehöret den Fürſten von Lobkowik . Silberberg , ein Marktflecken und Schloß , hat" den Namen von einem ehemaligen Kupfer- und Silber bergwerk. Sliekna, am Fluß Wotawa, ein Marktflecken und Schloß, gehöret dem Grafen von Rofy. Strunkowitz , ein Marktfleđen , gehöret den Fürs ften von Schwarzenberg . Tſchiſchow . ein Schloß , gehöret den Grafen von Zſchernin . Wallern , ein Marktflecken, gehöret den Fürſten von Schwarzeuberg . Welfdbirken , ein Marktfleden und Schloß , ges höret den Fürſten von Dietrichſtein, wel M 4
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Das Königreich Böheint.
Welbartit , ein Marktflecken und Schloß, gehöret den Grafen des Fours. Wolary , Worlik und Zwikow gehören den Füra ſten von Schwarzenberg. Anmerkung zwiſchen der Stadt Brachatik und dem Markts flecken Wallern, liegen 12 Dörfer, deren Namen ſich insgeſammt auf ſchlag endiger.. Man findet ſie aufder můleriſchen Charte. Pogt in ſeinem jektlebenden Böhmen, faget, daß dieſer Dörfer über 30 wdren. ; 10.11. Der Pilsner Kreis,plzenſko ,Pilsmenfis circulus, l. provincia, iſt an Schafheerden vorzüglich reid ), und man håle dafür , daß die Einwohner die beſien ;K'afe im Reich machen . Ehedeſſen waren hier Silberbergwerke im Gang : jekt wird viel Eiſen ges ſchmolzen . Die Flüſſe eliza oder $ 13ija , und Rads buze oder Cadburze entſpringen barinn , und der legte, nachdem er den Fluß Bradawke aufgenom men hat, vermiſdit ſich mit dem erſtern eben ſowoht, als die lihlava . Der Fluß Mzá wird alsdann Beraun za genennet , und nachdem er noch 5 Flüßchen aufgenommen hat , fållt er in die Mulda. Heuriges Tages wird dieſer Kreis in den eigentlis den Pilsner Kreis , und in den Pilsner Kreis Plattauer Antheils, abgetheitet. In dem alten ganzen Pilsner Kreiſe, zählet Erber, u bemauerte Städte, II Stadttein und Märkte mit Herrenſiken , 36 Städtlein (und Märkte ohne Herrenfike, ng Herrenſike oder Schlöffer , 5 Kloſter , 12 Gnaden : bilder, und 16 zerſtörte Scytoſfer. 1771 þat man in dem eigentlichen Pilsner Kreiſe II Städte , 21 Marktflecken und 612 Dörfer, in dem Klattauer Ans theil aber 2 Städte, 21 Marktflecken und 587 Dôr : fer gezählet. Wir merken an : 1) Pizn ',
Der Bechiner Kreis.
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1) Plzn ', plung , Pilſen , eine königliche Kreida Stadt, welche zwiſchen den Flüſſen Mza und Radbuze? Ticgt, wohl gebauet und befeſtiget iſt. Sie wird im Ge: genſak von Alt- Piffen , To jezt Plzenes heißt, ea Pils ſen genennet, iſt im Jahr 775 erbauet, 1421 und 33 von den Huſſiten vergeblich belagert worden ; aber 1553 von Georg Podiebrad, 1618 von dem Grafen von Manga feld, und 1621 von dem General Tilln eingenommen. Es werden hier gute Tücher gewebet, fie handelt auch mit Eifen , und hat jährlich zwey anſehnliche Fahrmärkte, wel. dhe von den Sachſen und Nürnbergern ſtark beſucht wer. den. Die Wolleontracte, Potaſche, Leber , Federn, Lůs cher und Leinwand , " machen die Spauptſache aus. Die Viele und Pferde-Märkte find auch erheblich. Es giebt hier ein Dominicaner , Franciſcaner , und Nonnenkloſter, Es gehören einige Dörfer zu derſelben , und das Schloß Hradek. 2 ) Blatowy , Rtattau , eine königliche Kreis -Stadt, welche 771 gebauet , und sooo mit 28ållen und Mauern umgeben worden ift. Sie hat ein Kloſter, welchem Kas topit , Strahl und sorchiz , imgleichen Trchiklin in Prachiner Kreiſe , und Tfchwatfchowis in dieſem Kreiſe, und einige Dörfer gehören. 3) Strzibro , Mies , eine königliche Stadt am Fluß Mja , die jižt erbauet worden , und ihren böhıniſchen Namen , welcher Silber bedeutet , daher bekommen hat, weil bey der Srnudlegung der Mauern Silber gefunden worden. Sie hat einige Dörfer. 4) Domazlit , Tauß, eine königl. Stadt , welche ehemals wider die Einfalte der Bayern errichtet worden . Es gehören einige Dörfer zu derſelben . Hier und in dies ſer Gegend wird ſehr viel leinen Band 'verfertiget. 5) Rokytfchany ift 1583 eine königl. Stadt geworden , und befißt einige Dörfer. Hier werden Zücher gewebet, auch wird hier mit Eifen gehandelt. 6 ) Dobrzany , eine kleine Stadt am Fluß Radbufen welche dem nahgelegenen Pråmonſtratenſer Nonnenkloſter Chotieſchau zugehöret, deſſen Probſt ein Landſtand ift. M 5 7 ) Prfest
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Das Königreich Böheim .
7) Pegesftitz, eine kleine Stadt, am Fluß Brabaw : te , welche dem Benedictiner Kloſter zu Kladrau gehöret. 8) Janowity , ein Stådtchen , am Fluß Bradawte. welches den Grafen von Kolowrat gehöret. 9 ). Droſchau , ein Städtchen zur Herrſchaft Opalka gehörig. 10 ) 7euern , am Fluß Brabawke , ein Stådtchen , welches in Ober- und Unter 7euern abgetheilet wird. Beyde Derter gehören den Grafen von Palm . LI). Steumack nub 12 ) Zeugedeyn, ſind Stådtchen, welche den Grafen von Stadion gehören . Jin lettern iſt eine anſehnliche Wollenzeug-Manufaktur angelegt worden. 13) Teyn , sorſchow , Teinit , ein Städtchen am Fluß Radbuſe, bat ein Slchoß, und geboret den Grafen pon Trautmansdorf, 14) Zeuſtaotl , und 15) Bor , hayo , find Städtchen , welche dem Fúra ſten von Löwenſtein -Wertheim geboren. :: 16 ) Bladrau , Cladrubin , ein @tadtchen , welches dem darneben liegenden Mönchenkloſter Benedictiner Ors dens gehöret , desſen Abtein fandſtand iſt. Eben dema felben gehöret auch Scherowitz. 17 ) Taufim , Deiſing . Teuſing , eine kleine Stadt, Manfins, welche dem Markgrafen von Baadengehöret. det hier ſehr gute Walferde . 18 ) Wicheruby, ein Städtchen , den Freyherren Kiſperſky zugehörig . 19 ) Tậpl, Tepula , ein Städtchen an dem kleinen Fluß gleiches Namens , gehöret dem darunter liegenden Pråmonſtratenſer Kloſter , deſſen Abt ein Landſtand ift. 1643 wurde es von deu Schweden mit Sturm erobert, 20 ) Plan , ein Städtchen , gehöret den Grafen von Sinzendorf und Thanbaufen . 20) Tachow , ein Städtchen , iſt ebedeſſen eine konis gliche Stadt geweſen , und hat ein Schloß , deſſen in der Es gehöret bdheimiſchen Geſchichte oft gedacht wird. pen Grafen fojy von foſimthal. 22 ) FOL
Der Pilsner Streis.
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22 ). Folgende Marktfleđen und Herrſchaften : > Ált: Sattel gehöret dem Fürſten von Löwenſteina Wertheim .. Altzeðliſcht, ein adelicher Marktflocken . Blovit , ein Marktflecken der Grafen von Kollowrat. Boritſch, ein Marktflecken und Schloß, gehöreț dem Domkapitel zu Prag. Chudenitz, ein Marktflecken und Schloß, gehöret, uebſt den einverleibten Herrſchaften und Gütern, den Gras fen Dichernin . & infidel, ein Marktflecken , gehöret dem Pråmona, ftrnteuſer Kloſter zu Topl. Seiligenkreuz, Schloů und Verrſchaft, den Grafen von Zamfeld gehörig . Sofiau , ein Marktflecken und Schloß , gehöret den Grafen von Trautmansdorf. Itwa, ein Marktfleden des Markgrafen von Baaben , Klentſch , ein Marktflecken des Grafen von Stadion . Kolowetſch , ein Marktfleden des Grafen von Tſchernin . Königswart, ein Marktfleden , gehöret den Erben deß Grafen Franz Georg von Metternich . Kotſda , ein Marktfleđen der Grafen von Sin : zendorf: Kuttenplan , ein Marktflecken , gehdret den Grafen von Haymhauſen . Nicht weit davon zu Pramersbofen , wird blaue Farbe oder Schmalte , verfertiget.
Lefkow , ein Marktflecken des Fürfien von Löwens ſtein -Wertheim , Liditenſtein , einSchloß und Kirchdorf, gehöret cia nem Grafen von Familton . manetin , ein Marktflecken mit einem Schloß, ges : höret den Grafen von Lazanſky. Merklin , ein Marktflecken und Schloß, gehöret den Grafen von Morzin. Tiicbelsberg , ein Marktflecken der Grafen von Einzendorf: Mieta
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Das Königreich Böheim .
Wiétſobin , Metſchin , ein Marktfleden , gehöret den Grafen von Dörring. mireſohau , ein Schloß und königliche Herrſchaft. Muttietow , Muttersdorf, ein Marktfleđen und Schloß , gehört einem Grafen von Widerſperg. Zebilow gehöret den Grafen von Tſchernin . egirzť iſt wegen einer Solacht bon 1467 inert: moürdig . Štepomuk , ein Marktfleden , iſt Her Geburtsort Nahe dabey liegt das deß heil. Johann Nepomuk. Schloß Jelena Sors , Grünberg , welches aus einem ehemaligen Ciſtercienſer Kloſter entſtanden iſt, fo von den Beyde gehören den Grafen Huſſiten zerſtöret worden . von Martiņi . Zetonit, gehörer dem Grafen Eichernin . Zetſchetin , ein Marktfleden , gebäret den Grafen von Kokorzowa. Jeudorf, eine Herrſchaft, den Grafen von Hanne hauſeu zugehörig. Veum -rk , ein Marktflecken, welcher dem Pråmone ſeratenfor Kloſter zu Tdp ! gehöret. planis , ein Marktfleden , gehöret den Grafen von Martinit . Plzenets, Pilſenets , oder Alt:Pilſen , gehöret dem Grafen Dichernir , und iſt ein Marktfleđen. Prsinda , frauenberg, ein ſehr hochliegendes, aber verfallenes Bergſclos , welches nebſt der Herrſchaft und dem Marktflecken dieſes Namens , den Grafen von Koa lowrat gehöret. Xadnit , ein Marktflecken und Schloß , gehöret eiz nem Grafen von Bubna. berg rotons gehöret einem Baron von Linker. Rupau , ein Marktfleden und Schloß, den Grafen von Törring zugehörig. Sandau oder Unter Sandan, ein Marktfleden , den Erben des Grafen Franz Georg von Metternich zugea hörig . Schentala
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Schental, Schönthal, ein Marktfleden des Marts. grafen von Baaden. India Scherau , ein Marktfleden . Stab , bdüm . Stob , ein Marktflecken am Fluß Radduſe , gehöret dem Nonnenfloſter zu Chotieſchau , wel. ches auch Stantow , einen Marktflecken an eben demſelben Fluß , beſiket. Stiahlaw ,ein Schloß, gehöret dem Grafen Tſchernin . Gwibow , ein Marktflecken deffen ehemaliges Schloß berühmt gewefen , gehöret dem Grafen von Tſchernin . Tauſkow , welchen Namen 2 Derter führen ; der eine, welcher an der Mies liegt, iſt ein Marktflecken , und gehört dem Benedictiner Kloſter zu Kladrau:. Tribl gehöret den Grafen von Sinzendorf und Thans hauſen. Tfcherloſin , ein Marktflecken , gehöret dem gråffie chen Hauſe Sinzendorf. 10 Weſeritz, ein Marktfleden und Schloß, gehöret dem Fürſten von Löwenſtein -Wertheint. If Der Saager Rrets , Ziaresko , 12. 13. Zatecenfis circulus . provincia ,wird auch Lucſko, Lucenfis circutluis , von den Wieſen genemnet, und iſt ehemals eine Zeitlang von befondern Prinzen aus der przemyslifchen Familie unter dem Namen eines Der Hopfen, Herrzogtņums beherrſchet worden .
welcher hier wachſet , wird für den beſten in Böheim gehalten , und am Getraide iſt dieſe Sandſchaft auch fehr fruchtbar. Schon ehedeffen , als der Uckerbau noch nid )t ftark getrieben wurde, war man der Mera nung , daß eine einzige gute Erndte im Thal (autſcha fa, (weldies mitten in dem Kreiſe iſt,) ganz Böheim ein Jahr lang ernähren könnte.
Der Fluß Eger
(Obrze ), zertheilet diefen Kreis von Abend gen Morgen
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Das Königreich Bdheim .
Das Llnbogener Ge. Morgen in 2 Hälften . Bergwerfe, gute feine Porcellanet, bietb , welches de , und warme Båder hat , iſt 1714 mit dem Saa Ber Kreis verbunden worden .
Jegt iſt der Kreis
in 2 Kreiſe abgetheilt, nåmlich in den eigentlichen Saager Kreis , und in den Saaber Rreis Eln. bogner Antheils, mit welchem nun auch der Eger, fche Bezirk vereiniget iſt. In dem ganzen alten Saager Kreis , záblet Erber 10 bemauerte und 7 unbemauerte Städte , 13 Städtlein und Märkte mit Herrenſiken , 32 Stådtlein und Märkte ohne Herrenfike , 92 Herrenſiße oder Schlöffer ,
i Com .
menchuren , i Collegium , 3 Kisſter , 10 Gnaden 1771 fano man Bilder, und 8 zerfiðrte Schlöſſer. in dem eigentlichen Saaker Kreiſe 28 Ståbte , * I Marftflecken und 465 Dörfer , in dem Elnbogener Antheil aber 29 Stådre, 8 Marktflecken, 541 Dörfer. 1) In dem alten und eigentlichen Saager Kreiſe , bemerken wir : (1 ) Jatetz , Sants , eine königliche Kircis Stadt am Fluß Eger, welche im 8ten Jahrhundert erbauet iſt. Sie hat 3767 einen großen Brandſchaden erlitten , welcher drey Viertheil der Stadt aufgerieben , und bald darauf hat auch das ausgetretene Waffer des Egerfluffes großen Schaden gethant. Bey derſelben liegt ein Kapuciner Klo fier , und zu derſelben gehören die Derter Bulletits, Bers dikau , Stankowits , Zaborſchy, der großere Theil beit Tſcheraditz und welchau . ( 2) Mieſt, Brir oter Brir, eine Fönigliche Stadt, liegt an dem kleinen Fluß Bila , am Fuß eines Berges, auf welchein ehemals ein ſehr feſtes Schloß ſtund , ift wohlgebauet, hat 3 Kidſter , eine Cominenthuren des rits terliden Kreukordens mit dem rothen Stern , und nun auch Piariſten. 1647 wurde ſie von den Sdweden bet: brannt ,
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Der Saager Kreis.
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Es gehören derſelben Bopitz und Jansdorf; brannt, der hieſigen Bürgerſchaft gehöret Gladnik , und dem Klo fter der heil. Maria Magdalena gehöret Seydowit . (3) Launy , Laun , eine kdnigh Stadt am Fluß Eger. Zu dem Hoſpital gehören einige Dörfer. ( 4 ) Raðan , Caaden , eine königl. Stadt , welche auch am Fluß Eger liegt, und im Jahr 821 erbauet iſt. Der hieſigen Brüderſchaft des 1. Roſenkranzes , gehören einige Dörfer, und der Stadt gehöret Xoſchcial und. Milfa. Es find hiet 3 Kidſter. (5) Chomotow oder Commotau, eine königl. Stadt, welche wegen ihres vielen Obſtes und der guten wålſchen Kaſtanien , berühmt iſt. Derſelben gehöret Schons lind. In hieſiger Gegend wird viel Ataun geſorten. ( 6 ) 8. Sebaſtianberg , oder Basberg , eine be: freyete Bergſtadt. Hier iſt der Paß pon Commothau nach Leipzig. Nahe dabey , ward 1759 ein Sſtreichiſches Corps Truppen von einem Preußiſchen geſchlagen , ( 7) Sonneberg , eine lönigl. freye Bergſtadt. Hier werden viel Spitzen gernacht , auch Wurzeln und Kräuter für die Apotheken gebauet. (8 ) Weypert , eine königl. freye Bergſtadt." Man macht hier viel Spißen , und Schießgewelr. ( 9) Böbmiſch Wieſenthal, eine königl. freye Berg: ſtadt. ( 10 ) Brzeznitz oder Presnitz, eine komigliche freve Bergſtadt. Es werden hier viel Spitzen von allerley Art gemacht, auch wird hier Schmalte- oder blaueFarbe, Feuer: gewehr , Eiſen , Drat und Blech gemacht. Man bricht auch in dieſer Gegend weißen Marmor , und in dem bes nachbarten Wermsdorf iſt auch eine Gewehrfabrik. ( 11 ) Kupferberg und ( 12 ) podhorſan find Städtchen, welche dem Markgra: fen von Baaden gehdren. In jenem macht man Spigen, 1 und Kupfermaffer.
( 13) Willowits , ein Stadtchen , Goltz zugehörig,
den Herren von
( 14) fals
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Das Königreich Boheim .
(14 ) Falkenow , eine Stadt an der Eger , den Gra fen von Noftiz zugelydrig , woſelbſt Ulaun, Schwefel und Kupferwaſſer gemacht wird. (15) Buchau , ein offenes Ståstchen , gehöret den Grafen Hartig. ( 16) Ludits, ein Städtchen , gehöret den Grafen von Rokprzowa. ( 17) Rabenſtein , ein Städtchen , gehöret den Gra fen von Lazansky. (18) Jórkow , Berkow , auch Borek , ein öffenes Städtchen , den Fürſten von Auersberg zugehdrig. ( 19 ) Folgende Marktflecken , Herrſchaften und Derter : Buſkowitz oder Puſchwig , ein Marktfleden , ges höret den Grafeu Tſchernin. Catharinenberg , ein Marktfleden des Fürſten von Aursberg. Thyſſe , Chiſch , ein adelicher Marktfletten , mit einem Schloß , und Carmeliter Kloſter . Clofterle , am Fluß Eger , ein Marktflecken und Schloß , gehöret den Grafen von Thim . Hier wird Golda
tall gefunden . Seidlits , ein Marktfleden des Fürſten von Aursberg, Liſenberg , Schloß und Herrſchaft der Fürſten von Lobkowik. Hier wird Alaun geſotten. Engelbaus oder Engelsberg , Ungetſka Sora, ein Marktflecken , gehört den Grafen vou Hartig. Von dem hiefigen alten , feſten und berühmten Schloß ſind noch Zrůmmer zu ſehen . Fldhau , ein Marktfleden , gehöret dem Grafen Tſchernin . 3 . Gishåbel , gehöret den Grafen von Hartig . Heinrichsgrån , ein Marktflecken und Schloß , gé: hdret den Grafen von Noſtiz. Klein :Tſchernis gehöret den Grafen Tſchernin. Krolupy , ein Marktflecken , gehört einem Grafen von Martinit. Rriegern , ein Marktfleđen der Fürſten von
Dieta
richſtein ,
Libens,
Der Saaber Spreis.
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Libenz , ein Marktflecken , gehört einem Grafen las zanski . Liboritz , ein Schloß , gehöret dem Grafen von Glarn . :
Lichnitz , ein Marktflecken , gehöret dem Herren von Audrezky . Lifchwitz gehöret den Grafen Tſchernin . Warchou , ein Marktflecken und Schloß , gehöret, nebſt Kunez und Zettlitz , dem Grafen von Golt . Hiillowig , ein Maxftflecken und Schloß des Gras
fen von Goltz. Zeidet , ein Marktflecken und Schluß des Grafen von Hartig. Hier werden viel Spitzen gemacht. Petersburg , ein Schloß , gehört einem Grafen von Lichernin. Plaz , ein Marktflecken . Pomeiſl, ein Marktflecken und Schloß , gehörer dem Fürften von Dietrichſtein . Poftoloprty , poſtelberg , Apoſtolorum porta , ein Marktflecken und Schloß , gehöret dem Fürſten von Schwarzenberg. Priſen , ein Marktflecken , gehöret , mersdorf , dem Grafen von Martiniz.
nebſt Prum .
Proles, ein Schloß, gehöret dem Grafen Tſcherniit. Radonits , ein Marktflecken , gehöret dem Grafen Loſy. Rothenbaus , Schloß und Herrſchaft , gehöret dem Fürſten von Auersberg. Xudik , ein Darktflecken , gehöret dem Grafen von Zdernin . Sedlit , ein Dorf zwifchen Brick und Paun , wos ſelbſt der berühmte Arzt Friedrich Hofmann 1724 ciment bittern Brunnen entdecket hat , que weldem das Sedfi Ber Purgierſaiz gefotten wird. Vou dieſem Bitterwaſſer fiehe oben S. 120 , 121. Seeſtåtl , ein Marktflecken , gehöret dem Feirſten voa Lobkowitz. Beit N 3 Th ,62 .
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Das Königreich Böheim .
Seidſchiz , gehöret dem Grafen Zichernitt. Dieſer Ort liegt unweit Sedlitz , und hat einen noch bitterern und kräftigern Brummen . Schóles , ein arftflecken , gesort ſowohl als 19 Schönbof, ein Schloß , dem Grafen ſichernin . Gtecniß , dem Baron Kchlaneck gehörig , hat eis nen neu entdeďter Sauerbrunnen , welcher dem Spaa Waffer gleichen fill. Tuppow, ein Marktflecken und Schloßl dein Grafen Luzaut. o fin Gra “ 2)
gehöret
Der Saarzer Kreis Pinbogener Uns
theils , Lokerſko , Cubitenſe territorium , foll fchon zur Zeit des Herzogs Wogen , und alſo im gten Jahrhundert unter der Herrſhaft der boheimi. fchen Fürſten , und von Böhmen bewohnet geweſen feyn. Gewiß iſt , daß der römiſche König , Ru. dolph von Habsburg , diefe Provinz 1285 ſeinem Schwiegerſohn , dem König Wenzel II , zum Heis
1
rathsgut gegeben habe. Zur Zeit des Königs you hannes , um das Jahr 1330 ; hatte die Kiniginn Eliſabeth den Genuß davon . Der Kaiſer Sigis. mund gab ſie ſeinem Vicefanzier , Caſpar Schlick , deſſen Nachkommen auch das Münzrecht bekamen . 1547 fiel ſie an die böheimiſche Kammer. Wir be. merken : (1) Lodet , klnbogen , Cubitus, eine königl. Kreiss Stadt, liegt , nebſt dem Schloß , auf einem hohen und ſteilen Felſen , und iſt mit eben dergleichen Bergen umges ben . Der Fluß Eger , welcher an der linken Seite dieſes Felſen vorbey rauſchet , machet eine Krümme , welche eis nem Elnbogen åbnlich iſt , daher die Benennung der Stadt kommt. Der Weg , welcher zu derſelben führet, iſt enge. Sie iſt 1506 und 1647 vergeblich belagert, aber
Der Saaker Streis .
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aber 1621 und 31 erobert worden . 1725 hat ſie großen Brandſchaden erhtten. Zu derſelben gehðren einige Dorfs ſchaften und das Gut Litnik. ( 2 ) Wary , Carlsbad , Therme Carolina , eine kos niglide offene Stadt , durch welche der Fluß Topl flieſe fet, deren berühmte warmeBåder 1370 zur Zeit Karl IV entdecket wetben , und die Erbauumg dieſer kleinen Stadt veranlaffet haben , zu welcher einige Dorfſchaften gehos ren . 1759 brannte ſie größtentheils ab. Das hieſige Wafkr wird getrunken . Der Sprudel , welcher die vors nehmſte Quelle iſt , hat nach D. Springsfelds Unterſu chung 151, nach D. Bechers Unterſuchung aber 165 Gra de des Fahrenheitijden Wårınmaßes , enthält etwas Eis Ten und Schwefel, ein Laugenſalz , ein bitteres Mittelſalz, deffen Kriſtalle prismatiſch und ſpitig find, eine alcaliſche und eine ſelenitiſche Erde , und ſchmecket wie ganz dünne ungeſalzene Fleifdybråhe. Der Sprudel ſpringt aus ſeis ne Stånder 4 Ellen hoch . Die Wärme des Mühlenbas des iſt geringer , und noch fühler iſt der Neuebrunn, wels cher dem Aachenden Wafer ziemlich åbnlich iſt. End lich iſt hier noch der Bruchſauerling , welcher falt iſt, Jauerlich und eiſenhaft fchinedet. Es wird hier viel Nada ler : Zinn- und Gürtler-Arbeit, auch Schießgewehr vers fertiget. Das hieſige Salz iſt auch berühmt. ( 3) Jochmstal, Joachimsthal, eine befreyete offes ne Bergſtadt, welche wegen ihres 1516 entdedten Silber bergwerks berühmtiſt , das von 1586 bis 1601, 305790 Mark Silber lieferte, 1656 aber , da die beſten Arbeiter, welche Proteſtanten waren , wegen der Berfolgung nach Sachfen flüchteten , gar ſehr in Abnahme gerieth. 1725 fieng man an , demſelbeu wieder aufzuhelfen , und feit 1754 hat es ſich ſo verbeſſert, daß 1757 und 58 zwo Zes chen jährlich 24000 Mark Silbers geliefert haben , 1517 hat Graf Schlic hiefelbſt die erſten groben Silbers münzen aus den hieſigen Bergwerken ſchlagen laſſen , welche Joachimici , auf deutfc ), Thaler , genennet worden . Bende Namen hat man nachher auch noch andern zweylöchigen Münzen bengelegt. Der Stadt glo Höret Ober Brand. N2 ( 4 ) Gottes
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Das Königreich Böheim .
( 4) Gottesgab , ein befrevetes offenes Bergſtädtlein , welches von einem Herrn von Tettau angeleget , 1533 an den Churfürſten zu Sachſen , und unter Karl V an B : Beim gekommen iſt. Es hat gute Kobolde , macht auch Spitzen . (5) Platten , ein befreuetes offenes Bergſtädtlein , iſt unter Karl V von Meiſſen an Böheim gekonpraen . Hier wird blaue Farvé oder Schmalte bereitet , man macht auch Spiken. ( 6 ) Bleyfiadt oder Pleyftadt, ein befrenetes offe: nes Bergſtädtlein. (7) Lauterbach , ein befrenetes offenes Bergſtädtlein. (8) Schönfeld , ein befrenetes offenes Bergſtädtlein , iſt von den von Rieſenberg an die Herren von Plauen, nachher an die Freiherren von Pflug, und endlich an die boljciiniſche Kammer gekonnten . ( 9 ) Petſchau , eine kleine offene Stadt, der Grafen Queſtenberg - Staumiz. Nicht weit von hier , zu Grabhorn , findet inait gute Porcellanerde. (10 ) Slawlow oder Slawka , Schladenwald , eis ** ne befreyete königliche Bergſtadt, woſelbſt ſchönes Zinn erzt gegraben wird , hat zuerſt den von Riefenberg ges höret, nachinals iſt ſie durch Heirath au die Grafen von Gleichen gekommen , 1440 aber an Heinrich von Plauen, and 1502 an die Frenberren Pflug. von Rabenſtein ver kaufet; als aber Caſpar Pflug in die Acht erklåret wurs de, 1547 von der königlichen Kaniner eingezogen worden , Der Stadt gehbret Rabensgrån. ( II) Sdlackerwerth , ehedeſſen Oſtrow , eine Stadt, Bey dem Markgrafen von · Baaden zugehörig . dem Schluß iſt ein prachtiger Luſtgarten , und in der Vorſtadt ein Collegium und Gymnaſium der P. P. piarum fcholaruna . (12) Folgende Marktflecken und Herrſchaften : Abertamm , ein Marktflecken des Markgrafen von Baaden . Chulm oder Calm , cin Marktflecken , hat ein bes rühmtes Marienbild , zu weldein gewallfahrtet wird, und gehöret
Der Saaßer Kreis.
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gehöret den hieſigen Kreuzherren vom rothen Stern , wel : che auch Khan beſitzen . Fribus , ein, Marktflecken des Grafen von Noſtitz. Coſſengrün , ein Marktflecken des Grafen von Piſnis. Graflitz , ein Bergftåbtlein und Schloß , gehöret einem Grafen von Noſtitz. Es ift hier eine PNefſingfabrif. Königsberg , ein Marftflectert mit einem Schloß, gehdret dem Grafen von Sinzendorf. Hier in dieſer Ge: gend find viel Zeug -Manufakturen . Lichtenſtadt , ein Marktflecken , gehöret dom Mark: grafen Bow Baaden . Wenn litriotau , Windadeliches Schloß an der Eger. ***Perninger , ein Marktflecken des Markgrafen von at Dagoen Iringatan Schönbach, ein Marktflecken , gehöret dem Grafen von Pieniß . me gustaris ( 15 ) Der Ort , fu Dreybaden genannt, iſt zu quer: ken , weil man daſelbſi reines Kupfer findet.
Der Hebanum
Egerfche Bezirk.
f.Oegránum , egrenſe territorium .
Der Egerſche Bezirk, gehört nunmehr zu dem Sagger KreifeElnbogener Antveils. Den Namen hat er von dem Hauptorte Eger , welcher von dem vorben fliehenden Fluffe benennet worden , den die Obrže nennen ; eben dieſelben Böhmen Chebbe oder gebbe, und das nennen dieſe
her rühret der oben gedachte erſte lateiniſche Name. Der Herzog Przemyfi Ottocar hat dieſen Diſtrict ſchon 1193 dem Herzog von Bayern im Kriege ents riſſen , und nach einigen Veränderungen iſt er, nebſt dem Elnbogener Gebieth , von
dem
römiſchen Kos
nige Rudolph von Habsburg, 1285 ſeinem Schwie . gerſohn , dem båheimiſchen Könige Wenzel II, un ter N 3
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Das Königreich Böheim .
ter dem Namen eines Heirathsgutes , abermals ges geben worden , aber wieder unter bayeriſche Herrs fchaft gekommen , bis er 1322 von dem Kaiſer ( udea wig aus Bayern, dem bóheimiſchen Könige Johans 1 nes , für die zum Beſten des Kaiſers angewendeten 40000 Mark Kriegsunkoſten , verpfändet worden . Der Sauerbrunn ,
welcher Meite von der
Stadt Eger gefunden wird , iſt berühmt, und wird in Flaſchen , die mit des Raths Wappen verſiegelt ſind , weit und breit ausgeführet. Chebbe oder Eger, der Hauptort dieſes Gebietes, iſt eine feine und wohlbefeſtigte Stadt am Fluß Eger , welche noch ihre alten Geſetze und Rechte hat. Von den richterlichen Urtheilen des Stadtraths, fann nur an den König appelliret werden . Man findet hier 3. Kldſter. Dem Kloſter der heiligen Clara , gehöret Ober : umd uns ter :Schoffenrieth . Der Mithridat , welchen die hieſis gen Nonnen verfertigen , wird weit und breit ausgeführt, auch die Spißenbilder geben viel Nahrung. Ehes deffen iſt dieſe Stadt eine Reichsſtadt geweſen . Sie iſt oft belagert und erobert worden . 1742 iward ſie von der Franzoſen eingenommen , welche ſie erſt 1743 nach einer langen Einſchließung räumten . Ihr gehören , Khoenau , im Saatser Kreiſe, der Marktftecken Redwit mit ſeinen Diſtrict , welcher zwiſchen der Bayreuthiſchen Amts : hauptmannſchaft Wunſiedel und dem Oberpfalziſchen Pfleggericht Waldſachſen belegen iſt, und in ſeineth Bezirk die Herrenfike Uber Kunreit, Palit , pofrat, Sauer : brunn , Seeberg , Seebof und wiloftein hat. 14. Der Leurineriger Kreis , Litomierztſchko , Litomierzicenfis oder litomericenfis circulus S. pro vincia , iſt ro fruchtbar und ſchön , daß man ihn das böheimiſche Paradies genennet hat. Ueberdieß füh = ret die Elbe demſelben die Güter der übrigen Sand. ſchaften des Königreichs , und anderer Länder zu . Der
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7.
Der Leutmeriger Kreis.
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Der Wein Podſkalſky, welcher bey Qusfti wächſt, ift berühmt; und das Tåpliger warme mineras (iſche Waſſer iſt ſehr heilſam .. man findet auch Er: viel Steinfehlen , Zinn und edle Steine .
ber zählt 6 bemauerte und z unbemauerte Städte , 6 Städtlein und Mårfte mit Herrenfiken ,21Ståorlein und Märkte ohne Herrenſike, 55 adeliche Schlöſſer oder Herrenfike, 1 Kloſter, 7 Grabenbilder, 22 verweiſtete Schloſſer. 1771 hat man 38 Stadre , 4 Marktflecken , und 866 Dórfer gezähler . ! Wir bemerken folgende Derter : I) Litomierzits , Leit : oder Leurmerit , eine kö : Migliche Kreis- Stadt , liegt an derElbe, iſt wohl gebauet, nnd der Sie eines Biſchofs , welcher unter dem Erzbi fchof zu Prag ſteht. Der Stadt gehöret Keblitz , denn Dombechanten Teynes , den hieſigen Dominicanern Groß - Augę: d , und den Franciſcanern Tſcherniſcht. Sonſt hat die Stadt guten Weinwachs, und in der Eibe iſt ein ſtarter tachifang. Musfii, Aufſig , Aufta , yſta , cine königl. Stadt, liegt in einer engen bergichten Segend an der Elve. Zu derſelben gelibret Wanow. Der rothe , füße und ſtarke Wein Poortalffy melcher im Gebiete der Stadt wachſet, iſt gemciniglich trübe, und bleibet felten über ein Jahr gut; et werden auch jährlich höchſtens 30 bis 40 Eimer davon gebauet. 1426 wurde die Stadt von den Taboriten , nachdem ſie bey derſelben über die deutſchen Külfsvdiker Kaiſero Sigmunds den Sieg erfochten hatten , bergeſtalt verwüſtet, daß ſie 3 Jahre lang ode ſtund. 1583 brannte ſie ganz ab.
! Mabe bey derſelben iſt das Dorf Prredlits , bey wels chem 1426 zwiſimen den Taboriten und Meisnern eine ſehr blutige Schlacht gehalten worden. Der Strich Landes von Auſfig bis Brür, an der Biela , iſt voller Steinkohlen, 3 ) Kames N 4
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Das Königreich Böheim .
3) Kamenit , böhmiſch Bamnit , eine unbemauera Das te Stadt, dem Fürſten von Kinfty zugehörig . Schloß liegt nicht weit davon auf einem Berge.' 1766 waren hier ſchon 232 Strumpfweberſtühle , und nachher iſt die Anzahl derſelben noch vermehret worden . der umliegenden Gegend ſind auf den Dörfern Kaufleute, welche das aus allen Glashütten des Landes zugeführte Glas ſchneiden , Idleifen und vergolden laffen , und es bierauf aus dem Lande weit und breit verſenden . 4 ) Dietſchin, Tegen , Tetſchen , eine offene ſchöne Stadt an der Elbe , hat ein ſchönes Schloß, welches auf einen hohen Felſen liegt , und gehöret dem Grafen von Thun. Es wird hier ein ſtarker Setraide- und Holzhane del nach Sachſen getrieben . Zu der Stadt gehöret Teukt fdhentan . 5 ) Beneſchow , Benſen, Penfen , Panzen , eine offes ne kleineStadt , gehöret den Grafen von Clary und Grafen von Zhuu . Hier wird das beſte Papier in Bd. heim gemacht. , 6 ) Lippey , böhmiſch Leypa , eine bemauerte Stadt, dem Fürſten von Kauniz zugehörig. Sie iſt eine der volkreichſten in Böheim , hat allerley Handwerksleute, und ihr Getraide = und Wochenınarft iſt einer der beſten im Lande. 7) Auſchti, Auſche, eine Stadt. Sie hat viel Tuchmacher auch guten Hopfenbau und Handel. 8) Trrebenits, Trebenit , eine kleine Stadt , wela che dem adelichen Frauenſtift bey St. Georg zu Prag gehöret. 9 ) Teplit , Toplity , lat. Teplicia , eine kleine Stadt, dem Grafen von Clary zugehörig , iſt ihrer warmen Bås der wegen berühmt, welche ſchon im Jahr 762 entdecket worden , und theils innerhalb , theils außerhalb der Stadt ſind , eins auch nicht weit von dem Dorfe Scho: nau iſt. Nicht weit von dieſem Ort, bey dem Dorf Kradrup, fiel 1762 ein bißiges Gefecht zwiſchen einem Sfireichiſchen und preußiſchen Corps Truppen, zum Vortheil des erſten , vor. 10 ) Bilin
Der Leutmerizer Kreis.
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10) Bilin, eine kleine bemauerte Stadt, gehöret dem Fürſten von Lobkowitz, hat ein ſchönes Schloß und einen Sauerbruinen. Ihr gehöret Jablonits. * II) Duchtſhow . Duchs, Duf, eine kleine Stadt, dem Grafen von Waldſtein zugehörig. Es find hier viele Strumpfweber, und die hieſigen feinen wollenen Strümpfe find bekannt. Das bey der Stadt befindliche ſchöne Schloß, hat einen Fehenswürdigen Garten. 1762 ward diéſe Sadt von preußiſchen Truppen geplündert und ſehr verwüſtet: 12 ) Kropka, Kreuppen, Graupen , Crupna, eine offene und kleine Bergſtadt, dem Grafen von Clary zuge: "hörig, ber welder Zinnbergwerke fiud. 1769 waren hier 87 Štrumpfweber-Ståhle. Der Stadt gehöret Roſenthal. 13) Sayda, eine von den Grafen Foſeph von Kinsky angelegte Stadt , in welcher der größte Glashandel gez trieben wird . 14 ). Folgende Marktflecken und Herrſchaften : BirEftein oder Bürgftein , ein Schloß und Ort des
Grafen Kinsky. Hier wohnen viele Glashåndler. Man verfertiget hieſelbſt Spiegel von aller Art , Wachsleins mand , Bauinwolle , Barchent, gezogen Liſdyzeug, und fårbet auch Leinwand. Die hieſigen Bleichen ſind gut. Man findet in dieſer Gegend edle Steine und überſteiner: tes Holz. In einem Felſen iſt hier eine ſehenswürdige Einſiedelen , mit Gången ,Ziinmern und Kapellen . Brofany, Broſchan , cin Marktflecken des Fürſten bon Lobkowit. Groß -Priſen , ein Schloß und Herrſchaft an der Elbe, den Grafen von Harrach zugehörig. Sainſpach oder Sanſpach , Schloß und Ort , wo ſelbſt geſtreifter Gingang , leinen Band , Zwirn und Bar
chent, auch ſehr feines Papier,perfertiget werden. Solan , ein Marktflecken des Fürſten von Kaunit . sorta, Gaſiorf, ein Marktfleden des Fürften von Lobkowik . Brob , Grab, oder Kloſter Grab, ein Marktflecken, dein Kloſter Doſeg zugehörig . N 5
3ors
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Das Königreich Böheim .
Jörgenthal, ein Marktfleden des Fürſten von licha tenſtein . Karwitz , ein Marktfleden des Grafen von Kos lowrat. Kreibitſch, Kreywitz, eiu Stádlein zur Herrſchaft Kamnis gehörig. Es iſt hier eine ſtarke Leinwand - Wea berey, und gute Glashütte. Lewin , ein Marktflecken , ehemals den Fefuiten zu St. Clemens in Prag gehårig. Hier ſind ſehrviel Lópfer. Libochowit , ein Marktflecken und Schloß, gehöret dem Fürſten von Dietrichſtein , Lowoſis , ein Stadtlein und Schloß , gehöret dem Markgrafen von Baaden, und hat den ſtårfſten Gea traidehandel nach Sachſen. In der Gegend dieſes. Drts, fiel ain 1 Octob. 1756 zwiſchen den Preuſſen und Deſtreichern ein ſehr hitziges Treffen vor, und der Ort ward zu gleicher Zeit eingeſchert. Zu der Herrſchaft dies ſes Namens, gehören außer dem Städtchen , noch ir Dörfer. Misri, Schein , eine Kirche unweit Graupen , dahin . zu einenı Marienbilde ſtark gewallfahrtet wird , gehörete ebedeſſen den Jeſuiten, welche hier ein Collegium hatten . Markersdorf, gehöret den Grafen von Thun und von Harrach . Teuſtåtrl, ein Marktflecken des Fürſten von Kaunik . Wiklasberg, ein Marftflecken des Fürſten von loba towi . Ober : Leutesdorf, oder Ober: Leidensdorf , ein Marktflecken des Grafen von Waldſtein. Hier iſt eine Duchweberey , welche das feinſte Tuch in Böheim liefert , inſonderheit Sondrins , welche in die Türkey geſchidet werden . Peterswald , gehöret dem Grafen von Wratislaw , und zu deſſelben Herrſchaft Schönwalde. Hier wohnen ſehr viel Schnallenmacher, Pleiswedel, ein Marktflecken des Biſchofs von Leut merit.
Der Leutmeritger Kreis .
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Xadauffow , Grabern , ein Marktfleden des Bia fchofs zu feutmeritz. Xumburg, ein Marktfleden und Schloß , gehöret dem Fürſten von Lichtenſtein . Hier und in den umliegena den Dörfern , iſt eine ſtarke feinwand-Weberen , auch Cafelzeug -Manufaktur , auch find hier 2 große Bleichen , 3 Fårbereycn , und viel Drechsler. Sandau, ein Marktflecken des Herzogs von Bayern . Schlafenau, ein Marktflecken, gehöret dem Grafen von Harrach. Es iſt hier eine ſtarke Leinwand-Weberey man bleichet viel Garn , und verfertiget viel Zwirn . Schintinde, ein Marktflecken zur Herrſchaft Kami niß gehörig . Die hieſigen Garnbleichen ſind berühmt, anch wird hier viel Zwirn verfertiget. Sobređenſtein , ein Birgichloß des Fürſten von Lobkowitz. In der Elbe iſt hier ein merklicher Waſſer: fau . Schwaden , eine Herrſchaft an der Elbe, des Hera zoge von Bayern. { Schwag, ein Solob , gehöret dem Erzbiſchof zu Prag. Stolniky, Drum , ein Marktfleđen und Schloß , gea hdret dem Biſchof zu feutmerit . Tirmity , ein Marktfleden und Schloß , gehöret, nebſt Trchernoſek, Libochowan , Raudnik und Tſchoka , dem Grafen von Noſtiz. Unter: Jörgenthal , ein Marktflecken des Grafen von Waldſtein . Wegfiatal, ein Marktfleden . Wernſtåttl, ein Maritfleden, gehörete den Seſuiten zu St. Clemens in Prag. Jinwald , ein Bergfleđen auf bölymiſchem Grund mo Boden an der ſachliſchen Gränze. Er kann in den bos beimiſchen und rechfiſchen Zinwald abgetheilet werden . Feder theilet fich wieder in den vordern und hintern , umb an beiden haben jetzt der Fürſt von Lobkowitz in Bi lin, der Graf Clari von Toplitz, und der Rath zu Grau unter pen Theil. Der vierte Theil des Zinwalds, ſtebet 1 adelidh
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Das Königreich Böheim .
adelich:bůnguiſcher Herrſchaft zu Lauenſtein und Weeſena ſtein im churſächſiſchen Amt Pirna, und der fünfte Thei gehöret unter dein Namen S. Georgenfeld in das chur: fächſiſche Amt Altenberg. Das hieſige Zinnbergwerk ift fehr ergiebig. 14) Das Ciſtercienſer Kloſter Offeg odee Oſek, deffen Abt ein Landſtand iſt. 1759 wurde es von den Preuſſen, um Repreſalien auszuüben , ausgeplundert. Es hat eine gute Zeugmanufaktur. Dem Kloſter gehöret Skyel im Saazer Kreis. 15 ) DerRakoivniger Kreis, Razownitrithe ko, Racownicenfis circulus f. prouincia, mit welchem 1714 der ehemalige Slanet Kreis , Slanſko , Zrzitſko , (vom Berg Zrzit alfo benannt,) verbun den worden . Jener iſt waldicht und bergicht, die fer iſt an Getraide ſehr fruchtbar. Die Pferdezucht Man findet hiefelbſt feine Pors iſt hier ſehr gut. cellanerde.
Dieſer vereinigte Kreis , enthält nach
Erbers Zahlung, 5 bemauerte Städte ; 6 Srådtlein und Märkte
mit Herrenſiken ,
9 Stadtfein und
Märkte ohne Herrenſiße, 52 adeliche Schlöſſer oder Herrenſike, 6 Klöſter, 3 Gnadenbilder , 4 zerſtörte Schloſjer. Er hålt ſeinen Sik zu Prag , und hat alſo feine beſondere Kreisſtadt. 1771 hat man'ge " zählet 12 Städte, 6 Marktflecken und 526 Dörfer. Wir bemerken : 1) Rakownits , Rakonits , fo 1588. cine königliche Sadt gewoorden , iſt von keinem großen Umfang. Es ge höret derſelben Senomat, ein Marktflecten . 2) Welwarn , eine kleine im Jahr 956 erbauete Stadt, welche unter dem Schuß des oberſten Burggrafen zu Prag ſteht. 3 ) Aunhoft oder Unboft, ein Städtlein des Fürſten von Fürſteuberg, 4 ) Slan ,
Der Rakowniker Kreis.
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4 ) Stan, Sdilan, ein Städtchent, dein Grafen von Martinitz zugehörig , iſt ehedeffen eine königliche Stadt geweſen . Es ſind hier Piariſten und Franciſcaner. 5 ) Raudnits , ein Stadtchen an der Elbe , gehöret dem Fürſten vou Lobkowit. Man findet hier feine Grga naten. 6) Budynie , Budin , eine Stadt an der Eger, ge : höret dem Fürſten von Dietrichſtein . 1759 wurde ſie von
don Preuſſen geplündert und eingeåfchert. 7 ) Folgende Marktflecken und Herrſchaften : Burzkow , Buſdtiebrad , ein Marktflecken des Herzogs von Bayern. Bürglitz, eine Herrſchaft des Fürſten von Fürſten · berg, hat einen ſtarken Eiſenhammer , Kladno, ein Marktflecken, gelydret den Benedictinern ju Braunau .
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Kornhaus, ein Marktfloden, Schloß und Herrſchaft, dem Fürſten von Schwarzenberg zugehörig. Kozlan , ein Marktfleden . Kralowitz , ein Marktflecken , ist derjen Nachbars { dhaft das adeliche Schlop Brakovets , (Xothſchloß ) liegt, morauf lich Foham Hul 14131 eine Zeitlang aufhielt. Kifiwoklad oder Pirglitz, ein Schloß, in welchem chedefjen die königlichen Sdrate , and Staatsgefangene, verwahret worden, gehöret dein Fürſten von Fürſrenberg, Muntfchifay , ein Marktflecken und Schloß, des Grafen von Märtinit. Ober :Perſchkowiz , ein Schloß, gchórét dem Graa fen von Hartig Senomat, ein Marktflecken , welcher der Sadt Ras konitz gehöret. Slapietin , ein Marktflecken , gehöret dem Herren von Weinberg . Slonits, ein Marktflecken und Sdyloß, gehöret dent Grafen von Kinsky. In dieſer Gegend findet nian Agat, Marntor und Jaſpis. Smetfona, ein Markıfledten und Schloß, gehöret dein Grafen von Martinitz. tras.
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Das Königreich Böheim .
Strasnitz, ein Marktflecken des Fürſten von Fürs ftenberg. Teinetſch , oderJungfern Teinitz, ein Marktfleden , gehöret dem Nunnenkloſter bey St. Agnes in der Altftadt Prag. Trdiiftay, ein Marktflecken. Unter : Berſdkowits , ein Schloß , gehöret bem Fürſten von Lobkowitz. Wrany ober Wrannay, ein Marktflecken und Schloß , gehöret, nebſt Klobuk , Kobylnik , Lutow und Strfebis, dem Domkapitel zu Prag . 8) Folgende Klöſter : Doran, ein 1144 geſtiftetes Pråmonſtratenſer Non nenkloſter, deſſen Probſt ein landſtand iſt. Dem Kloſter gehöret Klein -Briefen , und Deutſchkopiſt im feutme: riger Kreis.
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plaß, ein Ciſtercienſer Kloſter, deſſen Abt auch ein Landſtand iſt. Es gehöret demſelben Zazerow im Pils: ner Kreis, und Reaſcbau in dieſem Streis .
36. Der Berauner Kreis, Beraunſko , iſt aus dem ehemaligen Podebirader Kreiſe, Pod . brdſko , und XJuldauer Preiſe, Wulcawſko, zuſammengeſegt.
Er hat viel Fiſche , Holz und
Getraide, und der Ueberfluß an dieſen natürlichen Gütern , kann auf der Mudia bequem nad Prag geführet werden. Es wird hier viel Eiſen gefchmol zen. Erber zählet i bemauerte Stadt, 3 unbemau erte Städte, 7 Stádlein und Märkte ohne Herren . fiße, 16 Stådtlein und Märkte mit Herrenfiken oder adelichen Schlöſſern , 50 adeliche Siße, 5 Klöſter, 3 Gnadenbilder , 4 verwüſtete Schlöffer . 1771 har man gezählet 10 Städte, 22 Marktflecken und 784 Dörfer , Der Kreis hat keine beſondere Kreis, ftadt,
Der Berauner Kreis ſtabt, ſondern Hált feinen Siß in Prag. merken :
Efleta Alle
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Wir bes
1 ) Betaan , eine königliche Stadt am Fluß Beraun , welche in Kriegszeiten , als 1421 , 1611, 20 und 32 viet gelitten hat, auch 1600 faſt ganz nógebrannt iſt. 1744 fiel bey derſelben zwiſchen den Deſtreichern und Preuſſen ein ſcharfes Gefecht vor, in welchem jene ſiegten. Dieſer Drt iſt ſchon im Jahr 746 erbauet worden. 12) Przibram, eine offene Königliche Bergſtadt, dazu einige Dörfer gehören . 3 ) Seltſchän , ein offenes Städtchen des Fürſten von Lobkowiß .
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4 ). FolgendeMarktfieden und Herrſchaften : Alt: Rnin , ein Schloß bey Knin , gehöret den Kreuza herren mit dem rothen Étern an der Prager Brücke. Carlſtein, ein berühmtes Bergſchloß zwiſchen Bes raun und Königsſaal , 3 deutſche Meilen von Prag , wels ches Karl IV von 1348 bis 58 erbauen ließ, und zur Pers wahrung der Reichskleinodien , Privilegien und Reliquien beſtimmte. 1422 hielt es eine harte Belagerung der Hur fiten aus. Es hat einen tiefen Brunnen von 244 Pra ger Schuhen. Die Herrſdaft Carlſtein gehöret dem Kde nige zu Bdheim , und zu derſelben Softomits, ein offenes Städtchen. Milin, ein Marktfleden. Chlamets , ein Marktfleden und Schloß , gehåret ben Fürſten von Lobkowitz, Dobrzits, ein Marktflecken, bey welchem ein Schloß liegt, gehöret dem Fürſten von Mansfeld. Borzowitz, ein Marktflecken , dem Grafen von Würs ben und Freudenthal gehörig. Es find hier ein Blech , bammer, und zwey Drathmühlen , mign macht blecherne Poffel und Schmalkalderarbeit. Die Waffenſchmiede baben auch viel zu thun. In der Glashütte , werden Steinkohlen gebraucht. Auf dem alten Schloße, iſtso Bodies
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Das Königreich Böheim .
Podiebrad geborett. Es ift hier ein Franciſcanerkloſter: Bey dem Flecken ſind Eiſenbergwerke. Hory, Birkenberg , ein Marktflecken auf einem Berge, nahe bey Prfibram . Kameyx, ein Warftfledendes Fürſten von Lobkowik, Knin , cin Bergſtädtlein . 1 Kozowa hora, Amfchelberg, ein adelicher Markt: fleden. Krasna bore , ein Marktflecken des Fürſten son Lobkowitz. i Lochowitz, ein Marktflecken und Schloß , gehöret einem Grafen von Eiſenberg. Warſchopit , ein Marktflecken , gehöret einem Gra fen von Pachta. * Iniſcheck, ein adelicher Marktflecken mit einem Schloß. * Zetworfits , ein Marktflecken , dem Domkapitel zu Prag gehörig . Liewetlow , ein Marktflecken, einem Grafen vor Pachta zugehörig. Prtſditz, ein Marktflecken , gehöret den Herren von Malowin. Schebrad , Bettlern , ein Marktfiecfen . Saliechowits, ein Marktflecken, gehöret, nebſt Suk: dol, dem Herren Haugwitz von Biſrupitz. Tetin , ein Dorf , nicht weit von Beratın , welches ehemals eine Stadt geweſen , und jeßt noch deswegen in Anfehen iſt, weil die heilige Ludmilla vaſelbſt getddet wor: den. Hier wird ſehr ſchöner Marmor gebrochen . Wotit, ein Marktflecken und Schloß , gehérét dem Grafen von Wrtby. Er hat ein Franciſcanerkloſter. Zbirow, ein Marktfleden mit einem darneben lies genden Bergſchloße, ( welches auf einem Berge von ( chonen Jaſpis ftehet,) iſt eine königliche Herrſchaft, zu wels
Der Berauner Kreis , I
209 .
welcher auch das Schloß Königshof und die Marktfleden meyto oder Mauth , und Seolets, gehören , ' ingleichen Dulcinie ein durch den König Wenzel bekannt gewordes nes Bergſchloß , Tſcherkowitz , nautſch und Königs . Es ſind in derſelben 14 hohe Defen , und das Glaß bof. werk iſt eines der berühmteſten im Lande. 6 ) Folgende Kidſter : Der heiligen . Benigne oder Dobrotiwa , ein Auguſtiner Mönchenkloſter , welches 1163 geſtiftet wor den . Der beilige Berg, nahe bey Prfibram , woſelbſt die Jeſuiten von Ørſeſnitz, im Prachiner Kreis, eine Res. fidenz hatten . Des heiligen Johannes unter dem Felſen , ein Benedictinerklofter , in der Nachbarſchaft von Carlſtein, Es iſt im dahin inſonderheit die Prager wallfahrten . Jahr 909 geſtiftet worden . Der Abt iſt ein Landſtand, und dem Kloſter gehöret Dawle, ein Marktflecken an der Mulda. Königsfaal, Sbraslaw , Aula regia , ein 1296 geſtiftetes königliches Stift und Kloſter Ciſtercienſer: Drdens , an der Mulda , deſſen Abt ein Landſtand iſt. Bey demſelben iſt ein Marktflecken mit cinem Schloß. Offrow ,, Coenobium infulanum , ein Benedictiners kloſter auf einer genaunt.
3 Th.6 %.
Inſel in der Mulda zu St. Johann
0
II. Das
210
II.
Das Markgrafthum Mähren .
Das
Markgrafthum
Mähren . 1. ie Geſchichte der Sandcharten dieſes Markgraf: Di thums , hat D. Sauber in ſeinem Verſudi
einer umſtändlichen Hiſtorie der Landcharten S. 174 Die erſte Charte, 188. hinlänglich beſchrieben. cius 1570 ans Licht geſtellet, hat welche Paul Fabri Abrabain reelius , nachdem ſie von einigen ge lehrten måhriſchen Edelteuten verbeſſert worden , in ſein theatrum orbis terrarum eingerůcet;
ſie iſtauch
von Gerard de Jode, Peter Raer und Gerard Mercator wieder aufgelegt, von andern aber ſo verſchlimmert worden , daß T. A. Comenius da. durch bewogen wurde , eine beſſere zu verzeichnen , welche Viſiter am beſten Heraus gegeben hat; die. aber auch durch das vielmalige Nachſtechen nach und nach verdorben iſt. In Granelli Germania auſtria, cá, ſtehet eine beſſere ; die neueſten und vollfommen : der Ingenieur- Hauptmann J. C. Wåller mit großem Fleiß entworfen, und J. B. homann auf 9 Blättern geliefert, welche in dem Atlas von Deutſchland von Num . 18 bis 26 anges troffen werden , und in einer allgemeinen Charte von dem ganzen Markgrafthum , und 8 beſondern von ſten aber hat
Den 6 Kreifen beſtehen . Ich weis nicht, ob die oftmaligen Fehler in den Namen , auf Müllers oder des Kupferſtechers Rechnung geſeget werden muß ſen .
211
Einleitung.
fen.
1
Die allgemeine Chartevon Mähren, haben Cos
dens und Mortier, Beaurain, und andere, nacha geſtochen, und die beſonderen Charten, hat Julien zu Paris mit in den erſten Theil ſeines Atlas topogrą. phique et militaire von 1758, gebracht. $. 2. Es mird dieſes (and gegen Abend von Bi. heim , gegen Mitternacht von Glag und Schleſien, gegen Morgen von Schleſien und Ungarn, und ge gen Mittag von Deftreich umgeben , und iſt 417 Den Namen deutſche Quadratmeilen groß. måbren ,
Moravia ,
fell
von dem
Fluß
Marava oder Ward haben . ?
9. 3. Nach Ungarn, Bibeim und Schleſien zu , wird es theils von Bergen , theils von Wäldern, umgeben. Von Schleſien wird es durch das ſogenann. il des Me
t
ſudetiſchen Gebirges iſt , geſchieden .
Mehr als
die Hälfte des Landes iſt bergicht und waldicht. Jin den ebenern Kreiſen , Sandſtrichen und Gegenden , find viele Moråſte , Sümpfe und Teiche ; und das Waſſer iſt daſelbſt ungeſund, vornehmlid) im Brüns ner , Hradiſcher und Znoymer Kreis. In den bers gichten Gegenden iſt die Luft zwar rauß und kalt, fo daß man an vielen Orten faſt den ganzen Sommer einheißen muß, aber doch geſunder, als in den gedach : ten ebenen Gegenden. Unterdeſſen wächſet doch mear Getraide , als die Einwohner verzehren; Daher fie
to
i
das, was ſie überflüßig Qaben , nach Glag , Schle: fien , Böheim und Deftreich führen : es iſt auch im Dlmüßer und Prerauer Kreiſe Hanf und Flachs
reichlich vorbanden , und Gartengewächſe und Ouit. båume vermiſſet man auch nicht. Man bauet auch Reiß .
5
212
Das Markgrafthum Mähren .
Reiß .
Es wächſet hier auch guter Safran. Man
hat etwas weißen und rothen Wein , vornehmlich in dem nach Deſtreich und Ungarn zu liegenden Strich Die Weide iſt gut , und ernähret allerley
Landes. Vieh .
Es iſt merkwürdig , daß man auch Weih .
rauch und Myrrhen aus der Erde gråbt , vornehm. lich in den Herrſchaften Boſkowiß und Tſcherna hora ; wo es nicht eine Art von Bernſtein ift. Die guten Wålder kommen dem Lande wohl zu ftats ten, geben auch, Gelegenheit zum ſtarken Bienenbau. an Wildpret iſt kein Mangel ; es giebt auch Wol fe, Båren, und eine Art Leoparden , von der Große der Hunde, aber dicker , welche Ryſowe genennet werden . Biber ſind auch vorhanden. In dem Brünner Kreiſe giebt es Marmorbrüche, unachte Diamanten und Amethyſte , und andere Mineralien , imgleichen Alaun , und Eiſengruben. In
den
Znonmer
gruben geweſen ;
Kreis und
find
ehedeffen
jegt ſind noch
Golds
Eiſengru“
ben vorhanden. Im Iglauer Kreiſe, in der Herrs ſchaft Trieſch , iſt ein Silberbergwerf. Schwefel, Salpeter und Vitriol, findet man auch. Hin und wieder trifft man heilſame mineraliſche Waſſer an , die Schwefel, Alaun , Vitriol und Salpeter mit ſich führen , einige ſind auch etwas warm , und Sauerbrunnen ſind auch vorhanden. Salz Fehler.
$ Die Oder entſpringt zwar in dieſem (ande, und zwar im Dimüßer Kreiſe, wird aber erſt in Schles fien bey Ratibor fchiffbar.
Der Fluß Ward, oder
Morau , Morada , vor Alters Marus, entſteht nahe an der Grånze der Grafſchaft Glaß, 'durchſtro met die Markgrafſchaft von Mitternacht gegen Mit. tag
Einleitung.
213
tag mit unterſchiedenen Beugungen , nimmt da, wo er aus dem Brünner Kreiſe tritt, und die Grånze zwiſchen Ungarn und Deſtreich macht, die ver. einigten Flüſſe Teya , Svarczava , Svitava und Giblawa auf, und fällt unweit Presburg bey Deo ben in die Donau . Es iſt Schade, daß er nicht ( chiffbar iſt. Dieſe und andere kleinere Flüſſe ſos wohl, als die Landſeen und Teiche, liefern mancher ley Fiſche. $. 4. Von der Anzahl der Stadte, Flecken und Dörfer in Mähren, werden , eben ſo wie ben Böheim , übertriebene Zahlen angegeben . Die Regiſter , welche ich in Händen habe, enthalten 99 , , über 2478 Dörfer. In allen diefen Dertern ſind87271 Häuſer und 1 Million Menſchen . DasAcker und Weis Deland wirdnachLahnen ausgerechnet: dieſe aber their let man nach Unterſchied des Bodens in 3Elaſſen, in die beften, mittelmäßigen und ſchlechten , und rechnet auf jeden ( andlahn der erſten Claſſe 100 , der zweyten 125 , und der dritten 150 niederóſtreichiſche Meßen Aus faat. Der geiſtliche Stand beſikt an lehngütern 4583 Sahnen , die übrigen ( ehngüter betragen 456 Sahnen , und die Majorat - und Fidecommiß. Herrſchaften, 4994 Lahnen . Die Sprade der Einwohner , iſt eine flawoniſche Mundart , und von der böhmiſchen wenig unterſchieden . Die deut ſche Sprache, iſtin Mähren ſehr gemein. Die Bau ern im Hradiſchen Kreiſe, werden Walachen, und die übrigen banaken genennet .
Die Landſtånde
beſtehen aus dem Geiſtlichen Herren - Ritter - und Bürger-Stande.
Den geiſtlichen Stand , mąs 0 3 chen
mn
hu
t af
en gr hr rk Mä . Ma f ę o tu ů h m pi n d ſc u Olm ,tednie De e: un Ka fte: z che rdreern Bi t ſ a he d ob bt ðelb äl un kPr , Lke , dieſchPr rdaaſ far eh ů i c l u l að lm Bſrch an dner , u bey O zu We ik, Hr rn e r a ge ow r er a n u y r : , St , Ne , Sa as, Ra Te , Ob n n m era ú g . o he rng , zum All na enbbee Br ber ,genbey St Tßh ů t ay li u ötl s n lm , det bey Zn hei au i e O is , z phPa ş h ü n a en m t l d m e f d ſ r l l n chl , un earuordde Jo nn Ka gsfe Va uiemiO n h l t i ú e t g t e , dienRdi ifm bey Br Kön e r,ad n ktgán ſem arſ mm ch be , e l o a i n e i h en Mn n i d w d enC e ſte af chan n en rr s Für , geGr mraſt Dheerr Be au . e c i y el c n r d e der üb eUd , ; de Ri un Fr dt brod e å Di i Sriſch n u ym ar ş ün la a g n r g ü n t , , U ,ad I ,ſchZ ,chB m a en ſt diſ ge ähri rſ,t aus . Die nd Gafy eu ü a u N m , Hra n s r e es nd sge rd on dem teLnand , au vn , we La n l a ü r geh .. 10 zu B s
4
Da
21
S. s. Die Chriftliche Lehre iſt biefelbft fchon im gten Jahrhunderte bekannt gewefen .
Nach dem
Fahr 791 wurde der måhriſche König Sámoſlano von dem Kaiſer Karl dem Großen genothiget , fich taufen“ zu laſſen. In dem Jahr got find durch den Benedictiner Mönch Godwin , 806 durch den paſ fauiſchen BiſchofMrolph, und nach ihm durch Res ginar oder Richat, der auch Bifchof zu Papau war , viele zur Annehmung der Taufe bewogen worden . Unter denfelben war auch der König Mogemir, welchen der geweſene Biſchof Yrolph im Jahr 822 taufte,
und der
unterſchiedene
Kirchen ſtifteté.
Sein Nachfolger Brynno fuchte die Ausbreitung des Chriſtenthums eifrigſt zu beförbern. Die bes rühmten Griechen und Brüder, Merhubius und Cv. rillus, unterrichteten die Mähren vor dem Jahr 85 an
1
Einleitung.
215
An noch mehr in der chriſtlichen Lehre , und traten zur lateiniſchen oder römiſchen Kirche , welcher auch Mähren bis ins 15te Jahrhundert gänzlich unterwor. fen war. An den huſſitiſchen Bewegungen in Bd. heim , nahmen die Mähren großes Antheil, und nach Endigung derſelben nenneten ſich die Huſſiten in Mihren , welche ſich von den Califtinern , die ſich mit der römiſchen Kirche vereiniget hatten , trenne.
. ten , måhriſche Brüder , und misbilligten das vor: malige Verfahren der Huſſiten öffentlich. Jm 16ten Jahrhundert wurde alle ihre Verfaſſung aufgehoben und ausgerottet , und ſie flüchteteri nach Polen , wo felbſt ihre Kirchenzucht førtdauerte, ob ſie gleich zu dér réformirten Kirche traten ; hingegen die , lo in Mähren zurück blieben , mußten ſich zur äußern Ger meinſhaft mit der römiſchen Kirche bequemen. Von ihnen ſowohl, als von den Lutheranern und Refor: mirten , welche im 16ten Jahrhundert hieſelbſt håu. fig geweſen , ſind noch jeßt Nachkommen und Uebers bleibſel im Sande vorhanden, welche ſich åußerlich zur römiſchen Kirche bekennen , heimlich aber beſondere Verſammlungen halten , und zumtheil gelegentlich in proteſtantiſche Lånder fliehen . Das ganze Sand iſt alſo offentlich der rómiſchkatholiſchen Kirche zuges than , und der geiſtlichen Gerichtsbarkeit des Bi ſobofs zu Olmůß unterworfen , welcher ſich einen Herzog, des Heil, róm . Reichs Fürſten , und der fó. nigl. böheimiſchen Kapelle Grafen nennet, und ehes mals Siß und Stimme auf dem Reichstage gehabt hat. Er ſteht jegt unmittelbar unter dem Papſt. Das biſchöfliche Conſiſtorium , welches das einzige geiſtliche Gericht in Mähren iſt , hat D4
die einzige Gerichts
216
Das Markgrafthum Mähren .
Gerichtsbarkeit über die geiſtlidien Perſonen .
Das
biſdjöfliche Lehnrecht pfleget jährlich zweymal gehalten zu werden ; vorher aber wird ein Üfterlehnrecht ge. halten. (*)
Die Anzahl der gottesdienſtlichen Pers ,
fonen iſt in Mähren ſehr groß . 40 Land- Dechaneykirchen , und ren an.
Stredowſky giebt über 500 Pfars
§ . 6. Die Wiſſenſchaften ſind noch in keine große Aufnahme gekommen , doch hat man in den Schulen beſſere Bücher eingeführet, und die Univers fitåt zu Olmüş bat fid , verbeſſert; eben daſelbſt iſt aud) eine geleerte Geſellſchaft unter dem Namen der Incognitorum geſtiftet worden . Š. 7 Die vornehmſten Manufakturen im Sande , ſind die Tuchmanufakturen zu Iglau , Znaum , Fulneck und Trebitſch , vornehmlich aber. zu Brúnn , welche lekte , fchönes Tuch, die Elle von 4 bis 8 Fl. verfertiget; Plüſchmanufakturen zu Brünn , Schönberg und Langendorf , Mancheſter. und Sammetmanufakturen zu Brúnn , eine Wols lenzeug-Manufaktur zu Tuleſchitſch , eine Leinwanda manufaktur zu Lettowiß , Huthmanufakturen an una terſchiedenen Orten ,
und Papierfabrifen ,
davon
die beſten zu langendorf unweit Schönberg find. giebt auch
Es
Eiſenwerke und Glashütten , und man machet
(9) Biſchöfliche Lehen find : Augezd , Branky, Chos rin , Deutſch : Paulnaz, Sennerfforf, Sertits, Kattens dorf Karalowiz , Lautſchka, Leutersdorf, Lutopez , Malhotiz , Teuhůbel, Pavlowitz , Podoly , Roketniz ein Gut , Riikowiz, Schønſtein , Sikowez , Seslizka, Traubet , and mehrere.
Einleitung .
217
machet Pulver und einige andere Sachen. Zu Brünn war bis zum Anfang des 1776ſten Jahrs eben ein ſolcher Cominerz - Conſeß , wie zu Prag, welcher für die Aufnahm der Manufakturen und des Handels forgte. Es gehen jährlich viele tauſend Stůcke Tuch über Trieft in andere Länder. S. 8. Mähren iſt, ſo wie Böheimn , in :
1
+
2
alten
Zeiten theils von den Quaden, theils von den ſoge: nannten Warkomannen , bewolnet geweſen.. Uls
fie daſſelbige verlaſſen ḥatten, růften nach und nach Sciyren, Rugen und Heruler, auch bis zum 548ſten Jahre Longobarden in dieſe Gegenden ein , welche aber von den Slawen vertrieben wurden , die von der Donau Herfamen , als ſie dafelbſt von den War lachen gedrängt wurden . Sie nahmen von den Fluß Worawa, den Namen Moraver oder Mikb . ren an , breiteten ſich immer weiter aus, und errichte, fen nach und nach das Königreich Groß Wåbren , welches einen größern Umfang Qatte, als das jeßige Måhren, und ſich inſonderheit in Ungarn hinein bis an den FlußGran erſirecte. Die Könige dieſes (andes ,was ren bis zum gten Jahrhundert måchtig und unabhän. gig ; nachymals aber überwand nicht nur Kaiſer Kart Der Große den König Samoslav (S. 5.) ſondern ſein Sohn und Nachfolger Ludewig , machte auch den Konig Megomir zu ſeinem Sehnsmann . Ludewig der Deutſche , nahm
den måhriſchen König Ratſch
ko, ( oder Radiſlaw , Raſtiz ,)
gefangen , und der
deutſche König Arnulph bezwang , Hunnen s , den König Suatopolk, de
mit Hülfe der gegen den Auss Unter deſſelber
Sohn Suatobog , gieng das große mähriſche Reich im
218 im
Das Markgrafthum Mähren .
Jahr god unter , undwarð ein Naub der Deut:
fchen , Polen und Ungarn. Derjenige Theil beffela ben , welcher Böheim am nächſten lag , begab ſich freywillig in den Schuß des böheimiſchen Herzogs Wratislavs I , welcher die Ungarn zurück ſchlug, und den ganzen Strich { andes gegen Morgen bis ar
కానిన జస్టిండు మన" అందులో అని.ఈా ముందుగా
den Fluß March, unter ſeine Bothmåfigfeit bracha Der böheimiſche Herzog Ulridy, vergrößerte te. Mähren , nod mehr aber deſſelben Sohn , Herzog Brzerislav, welcher 1026 den Polen , und bald her: nach auch den Ungarn ein gutes Stück entriß , fo daß Mühren damals ungefähr den Umfang bekam , wel. chen es jeßt noch hat, und von der Zeit an mit Bos þeim vereiniget blieb , aber oftmals von den Herzos gen und Königen zu Böheim an ihre Söhne, oder Brüder , oder Verwandte, als ein ſehn überlaſſen, und einigemal vertyeitet wurde. Herzog Brzetislav machte den Anfang; denn er gab ſeinem zwenten Sohn Wratislav den Driſtrice von Olmůk, der dritte , Otto , bekam Ben Diſtrict von Brúnn , und der vierte ; Conrad , erhielt Znaym .
Als der erſte
nach ſeines åltefter Bruders Spitignåus Tode Hers 30g zu Böheim wurde , überließ er Olmůk an ſeis nen Bruder Otto , und Brünn wurde Conraden zu geleget.
Den Herzog Wratislaw erhob K. Hein
rich IV , wegen der ißm wider die Sachſen geleiſter ten Hülfe, 1085 auf einem Reichstage zu Maynz zu einem König von Böheim , und erklärte das zu der Krone Böheim gelegte Mähren , zu einer Mark: grafſchaft, daher ſich die Könige zu Böheim auch Markgrafen zu Mähren nennen . Als Karl IV mit der Markgrafſchaft ſeinen Bruder Johann , und
97
hjem
Einleitung .
219
1 Sigismund ſeinen Schwiegerſohn Albrecht , Herzog von Deſtreich , belehnete, wurde das Bisthuim Ol. muß und Fürſtenthum Oppau , oder Troppau, (wels ches ehemals zu Mähren gehöret hat,),ausgenom . men , und erklåret , daß beyde unmittelbar mit der Krone Böheim vereiniget wåren , und von derſelben
abhiengen .
Seit des Königes Matthias Zeit, hat
Mähren keinen beſondern Markgrafen wieder gex ħabt , ſondern iſt der Krone Böheim allezeit einver . leibt geblieben . $. 9. Das máhriſche Wapen , iſt ein von Silber und roty geſcyachter gefronter Adler , im blauen Felde. Die beſondern Markgrafen, wilde
3
Måhren ebedeſſen oftmals gehabt hat, ſind zwar al tezeit böheimiſche Vaſallen , aber aucy zugleich Fira ften und Stände des Reids geweſen . Das Marfa grafthum hat noch feine beſondere Landesverfaſſung. Von den Sandſtånden Çabe ich ſchon oben (f. 4.) gee þandelt. Die vornehmſten Landesbedicniten ſind : der Landeshauptmann's Kreishauptleute, der obers ſte Landkåmmerer, der oberſte Sandrid)ter, ber ober . łe Hofrichter , der oberſte Sandſchreiber , der { and. Unterkammerer , der Vicelandrichter , der Kleina ſchreiber , der ( andburggraf. Von dieſen Sandofa ficianten ſind die 6 lekten allemal aus dem Ritter: fande, die vorhergehenden aber aus dem Herreno ſtande, und jeder bekleidet fein Amt ordentlicherweiſe nur 5 Jahre.
4
$
$. 10. Das höchſte Landescollegium , þeißt das Gubernium , weldes an die Stelle der Repråſens tation und Kammer gekommen , und der båþeiini fdhen und öftreichiſchen Hoffangley zu Wien unter. worfen
220
Das Markgrafthum Mährent.
worfen iſt.
Das Tribunal, oder die Landeshautp : mannſchaft , womit der Fönigliche Fiſcus verbunden ift, und das Landrecht, welches in das große und kleine abgetheilet , und jährlich zweymal gehalten voird , beſorgen das . Juftißweſen. Die Landesa Ausſchuß : Commiſſion aus den Stånden , und die Landtafel, find auch zu bemerken. Von dem biſchöflichen Lehnrecht und Conſiſtorio habe ich ſchon oben (S. 5.) gehandelt. $ . 11. Im Jahr 1770 hat Mähren folgende Summen aufgebracht: Das Camerale betrug
293381 Fl. 587 Kr. Das Montaniſticum nichts DieStaats: Schulden -Steuer 40901347 Das Bancale 1879981-171 Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
79112-19
3,080221 51409
Súmma
5,793120 Fl.
42 2 5
Kr.
ſ. 12. Die ganze Markgrafſchaft iſt in 5 Kreiſe abgetheilet, deren jeder ſeinen Kreishauptmann hat, deſſen Aufſicht ſich über die Einquartierung, Durch . mårſche und Unterhaltung der Soldaten , erſtrecket.
I. Der Olmůßer Kreis , Krag Holo: maubky , Circulus Olomucenſis, ift der große te unter allen, und iſt daher in 4 Viertel abgetheis let. Er begreift 52 Stådte , 32 Marktflecken und 984 Dörfer, zu welchen Dertern 38754 Häuſer, und 6845 Sahnen Adfer- und Weideland gehören. Die Viertel find : 1. Das
23
I
4
Der Dlmúßer Kreis , 1.
221
Das Goldenſteiner und Tribauer
Viertel, zu welchem 32 Städte, 20 Marktflecken, 584 Dörfer, und zu allen dieſen Dertern 23504 Häu ſer , und 44453 ( ahnen , gehören . I) Olmůt , Solomauts , die Hauptſtadt der Marta grafſchaft und dieſes Kreiſes , die erſte königliche Stadt, und der Sitz des Biſchofs , liegt in einer moraſtigen Gec gend , wird ganz von dem Fluß March umgeben , iſt wohl befeſtiget, gut gebauet und volfreich , und wird in die Stadt feibſt,und in den Dom abgetheilet. Sie enthält 13 Kirchen , unter welchen die biſchöfliche Kathedralkirche des heil. Wenzels vornehmlich zu bemerken iſt , 5 Mions chen - und 3 Nonnenklóſter,unterſchiedene Hoſpitåler, ein Zucht- und Waiſenhaus, eine 1567 geſtiftete Univerſität, und eine gelehrte Geſellſchaft, deren Mitglieder ſich Incogniti nennen. Die Stadt iſt oft belagert, und durch Feuersbrånſte beſchadiget worden . 1741 ward ſie von den Preußen einige Monate lang beſeket , 1758 aber von eben denſelben zwar belagert , aber nicht erobert. Hingegen erhob die Kaiſerinn - Königinn Maria Thereſia den gea Tammten Stadtrath nebſt vielen Bürgern , wegen ihrer während dieſer Belagerung bewieſenen Tapferkeit und Treue , in den Adelſtand. Sie kann nur auf der Oſtreis chiſchen Seite eingeſchloſſen und belagert werden , weil daſelbſt eine Anhöhe ift, von welcher die Stadt beſtrichen werden kann : hingegen auf der ſchlefiſchen Seite kann fie nicht angegriffen, wohl aber unter Waffer geſetzt werden . Zu den Gütern der Stadt , gehören (1) 22 Dörfer, die 150 und 2 Achttheil Lahnau haben , und dazu 629 Haus (2 ) Die Herrſchaft Deutſch aufe , es ſer gehören . metzka Bauſowa, welche in dem Marktflecken diefes Namens beſtelt , der 146 Håuſer hat , und dazu 18 und 2 Achttheil fahnen gehören. 2 ) . Dem Domkapitel zu Olmütz gehören in dieſen Wiertern
( 1) Wiſternity ,ein Marktfleđen am Flübchen Fiftris, voy zı Hänſern. (2) Tieft
222
Das Markgrafth
um
Mähren .
( 2) Tieffite , eiņ Marktflecten. ( 3 ) 66 Dörfer. Alle hier belegenen Derter des Domkapitels, haben 431.5 Lahnen , und enthalten 1525 Håuſer. 3 ) Dem Kloſter Allerheiligen zu Olmůß gehören Ji Dörfer, dazu 32 und 1 Achttheil Lahnen gehören 4 ) Der Kartbauſe zu Dlinitz gehdren ( 1 ) Gibau , Gibawa , cin Städtchen . ( 2) 7 Därfer. Zu allen dieſen Dertern gehören 58 und 2 Achttheil Lahnen. 3:15 ) Dem St. Claren 17onnenklofter zu Olmük ges 30
hören 5 Dörfer , und eins zum Theil , die zuſammen 35 fahnen baben. 6 ) Dein St. Cathrinen onnenklofter zu Olmus gehören 7 Dörfer mit 38 und 2 Adittheil Cahnen . 7 ) Gradiſch , ein Kloſter regulirter Chorherren Pris monſtratenſer Ordens , welche einen infulirten Abt haben , der aus ihrem Drittel erwählet wird , liegt nahe bey Dla mütz auf einein felfidhten Hügel. Es gehören dazu ( 1) Ofirau , eine Vorſtadt vou Dlmůtz , von 19 åuſern. ( 2) Switawka , ein kleines Städtchen am Flüßchen Switawa , von 47 Diuſern . (3) Rinnits, ein Marktflecken von 63 Häuſern . (4) Konis , ein Marktflecken von 38 Häuſern . 15 ). 51. Dörfer. Zu allen dieſen Dertern gehðren 235 and 2 Udhttheil Lahnen . 1 I o wallfahrtet wird . 8 ) DAS Gut Augesd bey Müglitz , welches einem Baron Bukowfa gehöret, begreift 24 Häuſer und 3 lahnen . 9) Die verrſchaft Auſſee , welche dem Fürſten von Lichtenſtein zuſtändig iſt , enthält überhaupt glo Hiuſer, und 194 und 6 Achttheii fahnen , inſonderheit aber (0) Auſſee, 201Tow , ein kleines Städtchen von 53 Häuſerit, mit einem verwüſteten Bergſchloß .( 2 ) 29 Dörfer. 10) LAS
Der Olmüßer Kreis.
K
1
11
223
10 ) Das Gut Bapſau , welches zu des deutſchen Ors dens Meiſterhum Mergentheim gehöret, begreift überhaupt 117 Häuſer, II und 4 Achttheil lahnen , inonderheit aber ( 1) Baujau , einen Marktflecken . ( 2) 13 Dörfer . 11 ) Das GutBifenpits, einem Grafen von Kollos wrat zugehörig, von 3 Dörfern , dazu 47 Häuſer geldren. 12) Die Herrſchaft Bofkowitz, dem Fürſten von Dietrichſtein,zugehörig, begreift åberhaupt 40 und 6 Úchts theil fahnen, und 529 Häuſer, inſonderheit aber (1) Bolkowig, eine kleine Stadt von 128 Häuſern, mit einen wüften Bergſchloß. ( 2 ) 38 Dörfer. 13) Die Serrſchaft Carlsberg, welche dem Fürſten von Lichtenſtein gehöret, hat 532 Häuſer , und 93 und 6 Achttheil Kahnen. (1) Soff, Dworze,eine kleine Stadt von 141 Häuſern, ( 2) 14. Dörfer, darunter auch Carlsberg ift. 14) Das Gut Chudowein, einem Grafen von Anda ler zuſtändig , beſteht aus 11 Dörfern, dazu 19 und 5 Achte theil Lahnen , und 94 Håuſer gehören , 15) Das Gut Dobromilitz, einem Baron von Prles pitky zuſtändig , beſtehet aus dem Dorfe dieſes Namens von 35 Häuſern, und 16 und 3 Achttheil fahnen . 16 ) Das Gut Doloploß, zu welchem 49 Häufer ges hören . 17) Das Gut Dranowitz,einem Grafen Bertholdt zus ſtändig , beſtehet aus 2 Dörfern von 31 Hiuſern , und 5 fahnen . 18 ) Das Gut Defchewanowits, von 22 Häuſern 7 und 3 Achttheil Lahnen , gehöret auch einem Grafen Pertholdt. 19 ) Die Herrſchaft Eulenberg, welche zu des deuts ſchen Ordens Herrſchaft Freudenthal in Schleſien gehöret, begreift überbanut 1038 Säuſer, und/ 211 und 1 Achttheil fahnen, inſonderheit aber ( 1) Eulenberg, Sowinets , ein kleines Städtchen von 26 Häuſern , mit einem verwüſteten Bergſchloß . (2) Braunfeiffen, Bruncefaga, ein Städtchen von ( 3) Frid : 21 Håuſern.
224
Das Markgrafthum Mähren .
(3 ) fridland, ein kleines Städtchen von 61 Häuſern . ( 4) 22 Dörfer. 20 ) Die Serrſchaft Eiſenberg , welche dem Fürſten von Lichtenſtein gehöret , begreift åberhaupt 109 und 7 Achttheil Lahnen und 1114 Häuſer , inſonderheit aber ( 1) Eiſenberg, ein Dorf mit einem wüſten Schloß. (2) Schildberg , ein Stådtden von 121 Hiuſern, weldjes die Preuſſen 1744 in Brand ſteckten . (3 ) Nod) 34 Derter. 21) Das Gut Eywanowits , welches auch dem Fürs ften von Lichtenſtein gehöret, hat überhaupt 51 und 3 Adits theil Lahnen und 205 Häuſer , inſonderheit aber (1) Bywanowitz , ein Städtchen von 73 Häuſern, ( 2 ) 3 Dörfer. 22 ) DAS Gut Geffenetz, welches dem Pråmonſtraten : ſerkloſter zlı Obronlitz zuſtändig iſt und 7 Dörfer begreift, dazu 119 Häufer, und ir und 6 Achttheil fahnen gehören. 23 ) Gewitſch , ein Städtchen von 99 Häuſern. 24) Die Serrſchaft Goldenſtein , welche der Fürſt bon ficytenſtein beſitzt. Ueberhaupt gehören dazu , mit ei: nem Kloſter der Nuguſtiner :Eremiten , welchem letzten 3 Dörfer mit 14 Lahnen gehören , 950 Hauſer und 139 und i Achttheil Labnen, inſonderheit aber ( 1 ) Goldenftein , ein kleines Stådtchen von 63 Häuſern am Flüfchen Bord. ( 2) Altenſtadt, Stare Mieſto , ein Städtchen am Flüßdyen Graupen von 120 Häuſern. ( 3) 25 Dörfer ... 25) Die serrdraft Sobenffadt, welche dem Fürſten
von Lichtenſtein zuſtandig iſt, und zu rrelcher überhaupt 1100 Häuſer gehören , und 169 und 6 Achttbeil fahnen, inſonderheit aber ( 1 ) Sobenſtadt, Gabrſeb , eine kleine Stadt von 140 Häuſern , mit einem Schloß. (2 ) 38 Dörfer. 26 ) DAS Gut Solchau , dazu 24 Häuſer gehören. 27) Das Gut Gradisko , dazu 19 Huiuſer gehöreita. 28) DAS Gut Jaromierzits, dazu 60 Häuſer gehörent . 29 ) Die
10 Der Olmußer Kreis .
225
: 29 ) Die Herrfchaft Kogetin , zu welcher überhaupt 369 Säuſer , und 106 und 3 Achttheit fahnen gehören ; infonderheit aber (1) Bogetin , eine kleine Stadt , von 203 Häuſern welche 1753 großen Brandſchaben erlitten hat . Ehemals bat ſie dem Erzbiſchof zu Prag gehöret. ( 2) Timeſchitz oder Yimbfcbåt , ein Marktfleden von 56 Håuſern . (3 ) 4 Dörfer. 30 ) Das Gut Krakowetz , einem Grafen von Perts holdt zuſtändig. Es begreift 10 Dörfer , dazú 154 Håu fer, und 14 Lahnen gehören. 31 ) Das GutKrali , zu welchen der Marktflecken Kralitz, 3 Dörfer , und åberlyaupt 135 Häuſer, und 45 und 5 Achttheil fahnen gehören. 792 32) Das Gut Rrumpiſch , welches einem Grafen Zies totin gehöret, und 8 Dörfer hat , dazu überhaupt 298 Håuſer, und 365 Lahnen gehören . 33) Das Gut Langendorf, welches der deutſche Drt den berigt, und dazu 125 Håuſer, und zur und 7 Adttheil Lahnen gehörent. 34) Das Gut Cautſchka Studeng , zu welchem 24 Håuſer, und 24 Lahnen gehören. 379 35 ) DAB Gut Lauzian , dazu 2 Dörfer , mit 13 und 5 Achttheil fahnen gehören. 36) DAS Gat Lerchen , welches in dem Marktflecten Lerchen beftehet, der mur 14 Håuſer, und 4 und 1 Achtthel fahnen hat. 37 ) Die Herrſchaft Littau , welche der Fürſt von Lichtenflein befißt, und dazu überhaupt 47 und 6 Acht: theil fahnen gehören , inſonderheit aber (1 ) Littau, Litrowle, eine Stadt am Fluß March . Sie iſt ehedeflen -landesfürſtlich geweſen , nun aber fteht fie unter dem Schuß des Fürſten von Bichtenſtein. ( 2) 7 Dörfer. 38) Das Gut Lůbenits, bon 4 Håuſern und 1 und 3 Aduttheil fahnen.
3 Th.64 .
P
39 ) DAS
Das Markgrafthum Mráhren.
34:39 ) Das Gut Lüdecedat , Fuweldhen Dörfer ges hören ,die 28 Häufov, nnd 2 und v NchttheilLahinenhabent 40 ) máhriſch Seuffadt, Unitfcbau ,tine Khigliche Fle Stadt. Es gehören :dexfelben Er( 1 ) gewiſſe Dörfer, welche 49 und Udrheil kaha nen haben. 27, 12120fcbits , Loftise ein Städtchen yon ros Häufern . 41) Die Herrſchaft måbtiſd ) Tribaa , weiche der Fürft von Lichtenſtein beſikt, enthålt überhaupt 1410 Håus fer (1) Mabriſch Tribau , Morawska Trébowa;eine eine Stadt von 576 Håuſern , nwt einem Schlok iSie flehet unter dem dyng desFürſten von Lichtenſteine 1744 wurs ** de ſie von den Preußen geplünbert: 3 ( 2) Brenau, ein Markufleden bou 36 Bufern . ( 3) 28 Dörfer.- :. 42 ) Die Sérefchaft Mirau und Jwittau, gehöretdent Biſchof zu Olmůt. Sie begreift überhaupt 1649 Häufer, und 267 und 2 Achttheil lahnen , inſonberbeitaber EX ((1) Múglio ,mobelnis , eine kleine Stadt von 269 Häuſern,welche noch 1180ein Dorf ward Sie ſtebet unter dem Sdyut bed Biſchofs von Olmütz 20:30 (2) Zwittau, eine Stadt , welche auch unter dem Schutz des Bifchofe von Olmut ftebet. Sie hat 306 Häuſer. (3) Beifau, Befejowa ein Marktfleden Bon 85 Håuſexst. I och (4 ) firau, ein Dorf init einem wüſten Vergſchloß: bild (5 ) 47 Dörfers 4.43 ) Das Wut markowitz, zuwelchem der Marktfleckent markowitz von 37 åuſern, und 3. Dörfer geboren , alle 4 Derter aber haben 169 Häufer, und 18 und 5 Achttheil Lahnen . ", ", 44) DAS Gut Iysokfcbifs,welches überhanpt F32 Hårts ſer , und 33 und 6 Achttheil Lahnen hat , und den Paulas uern zu Wranau gehöret. Die Derter ſind : ( 1) Tiſchtſchin , ein Marktfleden . ( 2) Das Dorfporſchitz, und noch 3 andere Dörfer. 45 ) DAS
IB
M
Der Olmäßer Kreis . 45 ) Dae Guttamieſt,von 78 Häuſern, 19 u , 1 Achtth. Lahnen geboret auch den Paulanern zu Wrangu,a1.begreift. (1) Famieft , einen Marktfleden von 36 Häuſern. ( 2) 6 Dörfer, und die Juden zu Loſchisz. 196) Das Gut Oppatowitz, vou 4 Dörfern, dazu 95 Häuſer, und 18 und 7 Achttheil Labnen gehören. 47) DAA Sur Uttaslamis , dazu 68 Håuſer , 9 und 2. Achttheil fahmen gehören.com 48 ) Das Gut Parſchlamis, zu welchem der Markts flecken Parfchlewitz von 28 Hauſern, und 2 Dörfer, zu aller dieſen drey Dertern aber 72 Häuſer und II Kalnen gehören. 1.49) Die Herrſchaft Plumenau , welche dem Grafen ben Zierotin gehöret, und überhaupt 707 Hauſer, und 119 und 3 Achttheil Laljnen begreift. Sujonderheit enthält ſie (1 ) Plumenau oder Blumenau, Plumlov , ein kleia nes Städtchen von 40 Hiuſern, mit einem wüſten Bergs chloß ( 2 ) Hoftelets, ein kleines Städtchen von 8 Häuſern , (3) Uhrtſchus,ein kleinesStädtchen von 45Hiuſeru . ( 4 ) 27 Dörfer.tk 59 ) Das Gut Prádlig, einem Grafen von Uhlefeld gehörig, beſteht aus dem Marktfloden Prodlitz von 30 Q & uſern, und aus 2 Dorfern. Zu allen 3 Dertern, ges hören upr 49 Häuſer, 8 und 2 Uchttheil lahnen. 51) Die Sercſchaft Profinits , welche der Fürſt von Lichtenſtein beſikt, und die überhaupt 507 Häuſer, und 72 und 7 Achttheil Pahnen begreift. Dazu gehören : (1) Profinits , Proſtiegow , eine Stadt von 447 Häufern welche unter dem Schutz des Fürſten von Lichs terfiein ſteht. Es wohnen hierviele Juden . ( 2 ) 4 Dorfer. 52) D28 Gat Ptyn und Sugdol, von 3 Dörfern, dazu 87 Häuſer, und in iud 6 Achttheil Lahnen gehdren. 53) Die Herrſchaft Rabenſtein , welche von einem Bergſchloß den Namen hat, und einem Grafen von Kars rach gehöret, und iberhaupt 668 Häuſer und iio und 2 Achttheil Lahnen begreift. Sie enthält : 1 ) Xomerſiadt, Rymarov , eine kleine Stadt von 196 Hauſern , welche von vuit womern , die vier ini Stries
228
Das Markgräfthum Mähren .
Kriegen mit den Markomannen und Quaden Poftirungen gehabt haben, den Namen bekommen. Es iſt hier eine Eiſendrathfabriké , und in der Nachbarſchaft find Eiſen gruben. 2) Bergſtadt, ein Marktflecken von 100 Häuſern, 3 ) 12 Dörfer .
54 ) Das Gut Kaubanin , dazu 4 Dörfer gehören, , 4 5 . 55) Das Gut Röthelbåtten, welches der deutſche Dr: den beſitzt, und dazu 5 Dörfer, mit 55 Bäuſern, und 6 und 2 Achttheil Lahnen gehören. 56 ) Schønberg, Schumberg , eine Stadt von 421 Håuſern , welche 1621 von Ferdinand II an die Fürſten von Lichtenſtein geſchenket worden, aber noch viele Freyja heiten genießet, und dem Fürſten als ihrem Schußherrn jährlich 1000 Gulden zahler. Es wird hier viel Plüſch verfertiget. Zu dieſer Stadt gehören ( 1 ) Rabenfeiffen , ein Dorf. (2) Die Herrſchaft Frankſtadt von 112 Häuſern, 20 und 6 Achttheil Lahnen. 57) Schwabenig , ein Marktfleđen. 58 ) Das Gut Sealitzſchka, welches in dem Dorf dies feb Namens beſteht. 59) Die Herrſchaft Sternberg , beſikt der Firſt von Lichtenſtein. Sie enthält 1195 Hauſer , und 243 und 3 Achttheil Lahnen . ( 1) Sternberg, eine kleine Stadt, welcheunter dem Schutz des Fürſten von Lichtenſtein ſteht. Sie iſt ums Sahr 1245 erbauet worden , und hat ein Kloſter regulirter Chorberren Auguſtiner-Ordens , welchem 10 Dörfer ge hören. ( 2) Båben , ein Städtchen von 118 Häuſern. ( 3 ) Domſtåttl, Domaifau , ein Marktflecken vor 62 Häuſern. (4) 27 Dörfer. 60) Die Serrſchaft Tobitſchau , hat überhaupt 517 Håuſer, und 156 Pahuen. Sie enthalt ( 1) Tos
Der Olmüger Kreis.
229
( 1) Tóbitſchau , Towatſchau , ein Städtchen vor Hauſern , mit einem Schloß. (2 )"17 Dorfer. 3 61) Die Herrſchaft Tyrnau , welche der Fürſt von Lichtenſte'm beſikt, hatüberhaupt 277 Håuſer , und 45 und 6 Achttheil lahuen . Es gehören dazu u
(1) Tyrnau, ein Marktflecken von 35.Håuſern , mit Bergſchloß. :: ( 2 ) Das Dorf Alt- Tyrngu , und noch 9 andere Dårfer. 1 62) Die Serrſchaft Ullersdorf, gehöret einem Grafen von Zierotin , und beſtehet and 15 Dörfern , zu welchen 55 Häufer, und 83 und 3 Achttheil Pahnen gehören. 63 ). Das Gut Uhrſpits, zuwelchem 2 Dörfer gehören , die 26 Hauſer enthalten . 64) Das Gut Wieſenberg, gehöret einem Grafen von Zierotin , und hat 9 Dörfer, zu welchem 525 Häuſer, und 66 und 6 Achttheil fahnen gehören . einem
05 ). Das Gut Weiſölbåtten, dazu 4 Dörfer gehören , die 37 Häuſer,und 3 und 5 Achttheil Palinen haben. 66 ) Wracaklawitz und Langendorf, von 25 Håuſern. 67) Das Gut Witzomiertfchitſch, von 9 und 1 Achts theil Lahnen . 68 ) Das Got Wranowa gbotta , von 2 Dörfern , welches der Fürſt von Lichtenſtein beſigt. " Es gehören dazu 32 Häuſer, und 2 un 7 Achttheil Lahnen . 2. Das Prerauer und Freudenthaler Viertel, find auf den Sandcharten alsein beſonderer
ó
Kreis , unter dem
Namen Prerauer Kreis ,
Rrag Prerowky, angegeben . Der dazu gehörig geweſene und in Schleſien liegende Diſtrict Katſcher, ift 1742 unter preußiſche Oberherrſchaft gekommen . Beyde Viertel begreifen 20 Ståbte, 12 Marktflecken faſt 400 Dörfer, und zu allen dieſen Dertern gehören ungefähr 15250 Häufer, und 2400 Jahnen Acker-und Weide. Land. 1) DAS P 3
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Das Markgrafthum Mahren.
1) Das Gut Altendorf, nebſt Poſtkowitz , einem 11 und 7 Baron Podſiazky zugehörig , hat'97 Hauſer Achttheil fahnen , 2) Die SerefchaftAtt:Citfchein , befteht aus 277 Häuſern und 42 und 5 Achttheil Lahnen, und enthält." ( 1) 204itſchein , einen Marktfteden mit einem Bergſchloß. ( 2) 13 Dörfer. 3 ) Die Herrſchaft Bodenſtadt , welche einem Giga
fen von Walderode zugehöret, beſtebet aus436 Háafein, und 188 lähnen , und enthalt ( 1) Bodenſtadt, Podſtata , ein Stadtchen von 104 Dåuſern , ( 2) 11 Dörfer. teenager at 12:30 t haf tri rſc e Biſ ts , begreift 628 Haufet und 4 ) Di Her VO neu , und enthalt ttheil Lah Ach 6 128 und (1) Biſtrit , einen weit vom Berg Softein . ( 2) 24 Dörfer , 5 ) Das Gut Baranky , zu welchem das Dorf dieſes Namens gehöret . Et hat 35 Häuſer und l’und 2 Udittheil Lahtien. 6.72 DAS Gut Chorein' und Lautſchka, bon 4 Dors fern, dazu 74Häufer, undiš lahnen gehören. 8 ) Die Serrſchaft Cremſier , welche dem landesfärs ften gehöret, 1717 Håuſer und 332 and 2 Achttheil Lahnen
begreift, enthält ( 1) Cremfier oder Kremfier , Kromerzis , eine kleia ne Stadt von 141Häuſern, nicht weit vom Fluß March , hat eine i dem e heiligen Moritz gewidmete Collegiata S t ftebet unterm Schutz des Bifchofs von Dimåk , welcher . in dem hieſigen Soloß ſeinen ordentlichen Wohnſitz hat, Das Schloß brannte 1752 nebſt dem Archiv, der Vorſtadt, und 55 Bürgerhäufer in der Stadt, ab. 1643 und 56 ift die Stavt audy durch Fenersbrinjte ſehr befchädigt wora Ben. Außerhalb derſelben ift ein Franciſcaner Kloſter, ( a) Sulein , ein Stådtchen von 121 Håuſern . (3 ) Cbros
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Der: Prerarter Streis . (3 ) Chropin uad Kropin , eix Marktfleden son 32 Häuſern ,am Flug March . ( 4 ) Liebau,Libova, ein Städtchen von 118 Häuſern , (5 ) Baatſch , Budiſſau , einekleine Stadt von 175 Häuſern. (6) Eine gute AnzahlDorfer , die 1130 Häufer ents halten . 9) Das Gut Deutfcb - Danig , son 3 Dörfern , dazu 114 Såuſer und 31 Lahnen gehören . 10 ) Das Gut Deutſch Pawlowit , dazu 47 Håuſer jo md6 Udttheit fahnen gehören. 1. 111). Das Gut Dorchna , beſteht aus dem Dorf dieſes Namens von 42 Häuſern , 5 und 2 Achttheil fahnen . 12 ) Die Seerfchaft Derbewoboftig und Domazelits, gehöret , begreift welche einem Grafen von Oppersdorf 375 Häuſer und 50 und z Achttheil fahnen , und enthält (.) Defdaewoboſtig , eine kleine Stadt von 208 . ( 2 ) Das Dorf Domazetig und z andere . 13) Das Domkapitel zu Olinůz beſitzt hier 13. Dörfera dazu 358 Håuſer gehören . 14 ), Die Berxfchaft Sulnet , welche einen Grafen son
Mürben gehöret begreift 539 Häuſer , und 128 und 3 Achttheil Bahnen, und euthalt ( 1) Fulnek, eine kleine Stadt von 198 Häuſern ,mit einem Schloß ,welches auf einem bügel liegt. (2) II Dörfer. Geoffee pon 2. Dörfern , dazu 59 Bárta 35 246 fer, ud 8 und 2 Achttheil Lahnen geboren . 16) Das Lehngut Sankdorf , zu welchem das Dorf dieſes Mameno , mit 32 Häuſern und 5 ung i Uchttheil fahnen gehöret. 17 ) Die Herrſchaft Sennersdorf, zu welcher 387 Heuſer und 43 und 5 Adytiheil lahuen gehdren . Sie erita hålt das Schloß Sennersdorf, den Marktfleden Joá bannsthal, und 5 Dörfer . 18 ) Die Herrſchaft nodiwatt , deren Beſitzer der Biſchof von Olmütz iſt, und zu welcher 1570 Häuſer, und P4
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Das Martgrafthum Mühren .
and 256 und 13. Achttheil Lahnen gehören. Sie ent hålt 26 (1) Sochwald , ein Bergſchloß . ( 2) mähriſch Oftrau , ein Städtchen von 90 Håus fern , am Fluß Oſtrawiſza. 5 ( 3 ) Braunsberg ,einen Marktfleden von 86 5 &uſern. (4) freyberg, Pezibor ,eineStadt von 261 Häufern, ) miftetni miftto ; einen Marktflecten vou 115 154 Häuſern. (6 ) frantftadt, einen Marktflecten von 147 Häuſern. (7) 34 Dörfer. Anmerkung . Die Herrſchaften Hochwald undMeſeritſch mit Koſenay, ſcheidet an der Gränze von Ungarnund Schleſien , eit liber der Quelle des untern Fluſſes Betfühma liegender Berg, Nas méusXadbolt, welcher berühmtiſt,weildie ehemaligen beidniſchen Mahren auf demſelben das Gokenbild des Radgoji verehret haben. 19 ) Die Berrfcbaft Solefchau , einem Grafen von Rottal zugehörig , beſteht aus 510 Häuſern , und 94 und 6 Achttheil Lahnen, und enthält ( 1) Solefchau , eine kleine Stadt von beynghe 200 Häuſern . ( 2 ) 13 Dörfer.
*** 2) Die Herrſchaft Kogeplot , welche bein Biſchof zu Olmutz gehörèt, und den Namen hat von : Soggeplog , soffeblaba , einer kleinen Stadt am Fluß gleiches Namens ,welche 197 Häuſer enthält. 21) Das Gut uſtopetſchky, 'welches 104 Häuſer, und 12 und 3 Achttheil Lahneu enthält, begreift F (1) Buftopetſchky ,ein geringes Stadtdjen von 55 Håuſern mit einem Schloß. ( 2 ) 2 Dörfer. 22 ) Das Gut Rattendorf, von 3 # . 1 Achttheil fahnen . 23 ) Das Gut Kellersdorf. von 2 fahnen . 24) Die errſchaft Meltſch , deren Beſitzer der Biſchof von Olmüß iſt , und welche 416 Häuſer , uno 85 und 3 Achttheil Lahnen begreift. Sie enthält ( 1) Beltſch, ein Städtchen von 102 Häuſern. ( 2) 16 Dörfer
25) Das
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Der Brerauer Kreis.com
232
Antheiten 25 ) Das Gut WifTelowitz , welches aus beſteht, deren einen das Kloſter Sternberg beſigt, daza 13 Häuſer gehören zu dem andern aber gehören 18 Våuſere projetos 26 ) Das Gut Kühnewald , dazu 3 Dörfer, mit 257 Hufern und 68. und 7 Uchttheil Lahuen gehören . 27 ) Die seerſchaft Leipnie , welde der Fürſt von Dietrichſtein beſikt , enthålt 841 Hluſer , und 168 und i Achttheil Lahuen. Sie begreift dhe ( 1) Leipnit , eine kleine Stadt von 186 Häuſern , in deren Vorſtadt ein Collegium P. P. jiarum ſcholarum iſt. 1643 wurde ſie von der Schweden ,ſehr beſchädiget. Det Stadtgegen über liegt das Bergſchloß Helfenftein . ( 2) 25 Dörfer,
* 28) Das Gut Leuttersdorf . von 2 Dörfern, dazu 7 uno 4 Uchttheil fahnen gehören . 29) Das Gut Loſchna , von 5 Dörfern 2 dazu 69 Häuſer und 8 und 7 Achttheil fahnen gehören . 30 ) Das Gut Litopetſch und Kowalowits, dazu 23 Häuſer und 3 und 6 Uchttheil Laljnen gehören 31) Das Gut malbotig , von 34 Sauſern , und 5 une 2 Achttheil fahnen , Commenthurey nieydelberg . welche 32 ) Die aus dem Schloß und Dorf maydelberg oder Deviclebi und 3 andern Dörfern beſteht , dazu 136 Håuſer, 28 und Sie geboret dem Johannia 1 Achtheil Lahuen gehören, territter Droen . 33) Das Gut Wargdorf, von 28 Håuſern und 5 uns ; Achttheil Lahnen, 34) Die Serrſchaft Ieferitſch oder Xorengu, einem Grafen Zierotin zugelsörig ,begreift 955 Håụſer, und119 und 3 Achttheil Lahnen , und enthält (1) Krabno, einen Marktflecken von 81 Häuſern . ( 2) Xoſengu , einen Marktfleden von 92 Häuſeru . ( 3 ) 24 Dörfer . 35 ) Das Lebn meferitfch , welches eben demſelben Grafen Zierotin gehöret , begreift P 5 ( 1 ) mierea
234
Das Markgraftham Maßren .
* * *(1) Meſeritſch , eine kleine Stadt von 187 Haute ferie, am Fluß Betptiva ,Yunn ( 2 ) 4 Dörfer: ingen 36 ) Das Gutmorebuienis und Lobieſchüs , von 35 Häuſern , und 13 Kalymen. 37. Das Gut feahübl, dazu 3 Dörfer , mit 97 Häuſeyn , 20 und 3 Achttheil Rahnen gehören, 38) Die Berrfdbaft Heu : Titfchein , welche dem Dlmåker Convict gehöret, begreift überhaupt 924 Häufer, und vo8 und 2 - Achttheil Lahnent , inſonderheit aber (I) Zeu -Taſchein , Howy Gitfähin , eine Stadt FOR 370 Håuſern. welche die nahrhafteſte im Lande ifta ( 2) Štramberg, einen Marktftecker von 55 Käufer ( 3) 12 Dörfer. 39 ) Das Gut Partſchendorf von 108 Häufern und 36. und 3. Achttheil Lahnen . 401 Das Gut Partau , von 184 Häuſern , und 26 und 3 Uchttheil Lahner , begreift DE (1) Partau , einen Marktfle &fen von 31 Häuſern . (2 ) 7 Dörfer. 41) Das Lebngat Unter- und Ober : Pawlowits , son 4 Dörfern , dazu 133 Häuſer gehdren . 42) Das Gut Pientſchigky oder Klein Pientfehitya son 14 Häuferur. 43) Das Gut Podoly , von 6 Briuferk , welches der ** Leipniker Dechantey gehåret. ? 44) Die serrſchaft Preran , welche einem Freyherrn von Peterwalsky gehöret , und 373:Häuſer, und 50 Pahnen begreift , hat den Namen von der kleinen Stadt Prerau , Peferow , welche eine der älteſten im Lande ift. Zu deni obrigkeitlichen Antheil gehören in und vor der Stadt und in 4 Dörfern 73 Häuſer und 19 Lahnen , zu dem Stadtantheil aber gehören 309 Häufer und 31 unb 4 Achttheit Labuen . 45 ) Das Gut Prfchefiawetk, von 3 Dörfern , 47 Haus fern , und 7 und 2 Achttheil Lahnen . 146 ) Das Get Pruffinowitz von 5 Dörfern , dazu 173 Häuſer gehören. 47) Das
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Der Precader Kreis.
?
47) Das GutKimning , Welches aus2 Dorferit, 38 Häuſern , und 9 und 2 Achttheil Fahnen beſteht. mer 48) Das Gut Koketnie , welches 13r . Hauſet ), 16 und 7 Adittheit Fahnen begreift. Es enthalt i ( 1 ) Xokernits. ein Dorf son 36 Häuſern .Sie ( 2 ) Kötét,Bobory, einen Marktflecken pou 33 Haua ſern . 040 6Dörfer.az.2 119 :Derman 49) Die Herrſchaft Roßwald und Fitffein Lit ein Lehn , welches ein Graf von Hodik beſitzt, 293 Häufer und 23 and 1 Uittheil Katrien begreift, und enthalt , von Häuſern Styloj . ( 2 ) Sitfein oder fålſtein , ein uraltes Bergfchloß , mit eitiem Kirchdorf, und nio 7 Dörfer.tk hat 50) Das Gut Rſchikowitz und Augesd bon 46 Haus fernr , 5 und 2 Achttheit Vabwen . ) 51) Seolnik , siſt der Nameeines Erbs and eines Behna guts ; ju jenën gehören 48 Häufer und 4 und 5 Achttheit Lahnen , zu dieſem 12 und 2 Achttheil fahnen. 1 52) Neun Freybauern zu SóbiſTee , welche 3 und6 Achttheit Lahnen beſiten.in 53) Das Tehngur Schonfein , dazu 2 Dörfer 52 Våuſer , 6 und 7 Achttheil Lahnen gehören . 54 ) Das Lehngut Schlakad, zu welchen ein Dorf von 44 Haufern ,und 4 und 3 Achttheil Lahnen gehören. 55) Das Reingut Schlatten , von 2 Dorſern, dazu ar Påuſer und 3 Lahnen gehören . 56 ) Das Lehngut Skalitfcbka , von 22 Häuſern und 2 und 7 Achttheil Tahren. 19 57 ) Das Tehngat Sponau , Bon 4 Dörfern , dazu 135 Häuſer , umd 20 und 5 Adittheitfahnen gehören. 58) Das Lehngut Stablowitz , Bon 2 Dörfern , das zu 114 Häuſer , und 4 und 5 Achttheit Lahnen gea horen . 59) Das Gut Tfchekin , von 3 Dörfern , dazu 52 Håua fer, und 4 und 3 Uchttheil Lahnen gehören . 60) Das Gut TárnAwka , PON 24 Gäuſern . 61) Das 1
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Das Markg r
afthum
Mähre . n
2:61 ) Das GutWalters von 2 Dôtfern , dazu 103 dor Hauler , 17 und 3 Achtthei Lfahnen gehdren . l 062 ) Diverr W , weldje ein Fürſt von ſcha t eißkirch Dietrichſt und dazu überhau veſitzt, f pt rioo Häuſer, und ei 191 und 3.ne Achttheit Labuen gehören , inſonder heit aber ( 1) Weißkirch , Sranitfche, eine kleine Stadt am Fluß Betſchwa , von 213 Häuſern . ( 2) Drabotauſch , ein Städtchen von 96 Häuſeru. ( 3 ) 29 Dörfer . 63) Die Herrſchaft Weffelitſchko , einem Grafen von Podſtazky zugehörig , beſteht aus ir Dörfern , dazú 154 Hauſer , und 16 und 7 Achttheil Lahnen gehören. 64 ) Das Lehngut Welfechowity, von 2Dörfern , zu welchen des
65) Das Gut Jabeeſchni Lbotta , von 10 Häuſern , und I und 5 Achttheil fahnen . 66) Das Gut Zielatowitz , von 2 Dörfern , dazu 34 que
II. Der Hradiſcher Kreis, Krag Hradisky, Circulus Hradiftienfis, iſt mit Wein und Obſt, wie auch mit andern Früchten reichlich) verſehen , vora h nehmlic in der Mitte , wo die March qurd ) fließt. cken Er enthält 13 Städte , 22 Marktfle und 180 1
Dörfer , zu weldyen Oertern 11831 Häuſer, und 2224 Sahnen 2cfer- und Weide- Sand gehören. I. Sradiſch , Bradifte , eine königliche Stadt ain Marchfluß , mit einem Franſciſcanerkloſter. Sie iſt oft von den , Schwe . Es den fer und 92 Lahnen . 02. Gaya , Kygow , eine königliche kleine Stadt , weli de 3 Dörfer beſigt , dazů 193 Håuſer , und 12 Lahneu gehören. 13. Das Gut Banau , welches einem Grafen von I lieidazu gehöret, begreift 11 Häuſer, und enthält 1) Banau , einen Marktflecken . 2 ) Biſtrits,
Der Hradiſcher Kreis. 1
237
2) Biſtrita, ein Dorf. 4. Die Herrſchaft Brumau , iſt in 4 Theile getheilet. 1 ) Einen Theil beſikt ein Graf von Ilieſchazy, und dazu gehören 7 Häuſerin dem Stadtchen Bramau und 4 Dörfer , welche 113 Häuſer enthalten. 2) Einen Theil beſigt ein Graf von Podftazky , zu welchem gehören ( 1) Im Stådtchen Brumaa 13 Häuſer. (2) Im Stadtchen Klobuč i Haus. ( 3) 8 Dörfer von 160 Häuſern. 3 ) Einen Theil beſitzt ein Freyherr von Selbiſch, 34 welchem gehören ( 1) Im Stadtchen Brumau 17 Häuſer. ( 2 ) Jin Städtchen Klobuk oder Blobaaty , 54 Håuſer. (3) 10 Dörfer von 269 Häuſern. 4) Einen Theil beſitzt ein Graf von Roſenberg , zu welchem gehören (1) Im Stadtchen Bramau 4 Hauſer. ( 2 ) Im Stadtchen Blobat 81 Häuſer, ( 3) Der Marktflecken Wlachowit , bon 47 Häus ſern . ( 4 ) 10 Dörfer von 261 Häuſern. 5. Das Gut Billowits, von 30 Häufern 1 und 7 Achttheil Lahneu : 6. Das Gut Biskopitz , von 25 Häuſern und 2 ' und 1 Achttheil Lahnen . 7. Die Herrſchaft Biffent , welche ein Graf von Pruskowókn beſitzt , und dazu 349 Häuſer und 473 laha nen geboren , begreift 1) Biſſens, ein Städtchen von 156 Håuſern , woe ſelbſt der beſte måhriſche Wein wichſet . 2) Worsgau , einen Marktfleden von 123 Häuſern. 3) 3 Dörfer. 8. Die Herrſchaft Buchlau , welche ein Freyherr von Peterwalëky beſikt, und dazu 270 Häuſer und zt und 7 Achttheil Lahnen gehören , begreift 1 ) Budlzu , ein Bergſchloß . 2) Buchs
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Das Markgrafthum Mähren .
2 ) Buchlowitz , einen Marktfleden Wafelbft eix Geſundbrunn iſt. 3) Scher wits und Lipow , Marktfledhet . DA ) :5 Dürfera1910 ug graci 9. Die Stadt Cremsier hat hier 3. Dörfer . 10. Das Gut Chwalneup. Bon 3 Dörfern ,abazu 59 2019 Hauſer und z labuen gehören i 11. Das Gut Diwnity, cazú 20 Räuſer, und 4 und 1 Achttheil Lahnen gehöreatistics 3"} 12. Das Gut Drſchingu bout 3 Dörfern , dazu 45 Håuſer, imo 8 und 2 Achttheit fahnen gehören . 13. DRB Gut frantowaLbotta , welches in einein Marktflecken, von 37 Våuſern und 9 und 2 Achttheil lail: in den beſteht 14. Das Gut Softits , dazu 19 Håuſer , 2 uud2 Achts theil Lahnen gehören ; tego 3i 15. Das Gut Soſtielegu , zu weldhein so Hauſer und 31 Lahnen gehören. 16. Das Gut sowitſchy, dazu 84 Vinſerwig II und 4 Achttheil Lahnen gehören.com 17. Das Gut Bradet, vont 2. Dörfern , zu welchem 52 Håndler , und 5 und 6 Uchttheil Lahrten gehören . 18. Die Herrſchaft Sungariſd Broo , welche dent Sürſten von Kaunitz gehåret,und überhaupt 943, Häuſer und 219 und 7 Achttheil Lahnen begreifte enthalt : A ( 1 ) Sungariſch Broo,Sun Brod , Broo Ubersty , eine kleine Stadt von 205 Häuſern ," woſelbſt ein Kloſter der Predigermönche , und ein Sauerbrunn iſt . 2 ) 24. Dörfer 18 tudi 19. Das Gut Koritſchane, zu welchem der Marktfiles den dieſes Namens von 99 Häuſern, und so und 2 Acht theil Lahnen gehören. In der Nachbarſchaft dieſes Arts ſind Marmerbrüche. 20. Das Guit Boſtelets, dazu 33 Häuſer und 2 und I Achttheil Lahnen gehören. 26. Das Gut Komorau und Chwalkowits , von 39 Häuſern und 6 und 3 Achttheil Lahnen. 22. Das Gat Lebepaa , von 6 Hiuſein . 23. Dus
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Der Headacher Kreis,
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230 Das Gut Riprbal von 43 Häuſern , 6.und5 Achta theil Lahnen . 24. Das Gut Littenſchis . Dazu der Marktfleder dieſes Namens , und 3. Dörfer , zu dieſen 4 Dertern aber 113 Häuſer und 14 Lahnen gehören . 625 Die Deerfcbaft Lukkau ), welche ein Graf von Sailer beſitzt, und dazu 422 Häuſer, und 85 und 5 Achte theil fahren gehören . Sie begreift D ) Luft , ein Bergſc gu hloß 2 ) Sreyftátil, Šriftat, einen Marktffecten von 58
. 3 ) Schlufchowis,einen Marktflecken vor 38 Häufern. 4 ) 22 Dörfer. 26. Das GutWallenowitz , von. 221. Häufern und36 und : Achttheil Labuen . Es gelören dazu I) Mallenowis , ein Marktfleđen bon 84 Håru post fern. w 2 ) 5 Dörfer, 27) Das Gut Willotits , von 6 Dörfern , dazu 152 Håuſer und 54 uud 6 Achttheil Lahnen gehören . 28. Das But Mladótig , von 29 Hauferet. 29 Das Gut mafienik , sou 4 Dörfern , Dazu 83 Häuſer und 161 Lahnen gehöreu . 30. Die Serefcbaft 17aparol , einem Grafen von Rottal zugehörig . Sie begreift 545 Häuſer, nnd 93 und 6 Udttheil Lahnen , und enthalt : 1) Wapadt , Zapagedia, einen Marktflecken son 120 Häuſerni. 2 ) Thumatichan, eitten Marktffecten von 48 Häuſern. 3 ) 14 Dörfer. Den 31. Das Gut Vemodowitz von 36 Häuſern. etdienity , bon 2 Dörfern , dazu 43 32. Das Gut Häuſer und 13 und 1 Achttheil Lahnen gehören . 33. Das Gut Keuſchloß , beſteht aus 2 Theilen ; zu :4 dem ganzen Gute aber 81 Lahnen . 34. Das Gut Oefchechau von 47 Häuſern und 17 und 2 Achttheil Labnen. 35. Dic
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Das Markgrafthum -Mähren .
35. Die Herrſchaft Urtead , welche der Fürft Bonen der Lichtenſtein beſigt, und dazu 1548 Häuſer, und 354 und 6 Achttheil fahnen gehören , enthält 1) Oftrau, ein Städtcher von 96 Håufern auf einer Infel in Marchfluß. 2) Kůnowis, die Marktfleden Butz, 7iwnig und Welta, 3) 18 Dörfer. 36. Das Gut Pohorfchelitz von 3 Dörfern , dazu 76 Håufer und 4 Lahnen gehåren . 37: Das Gut Prakſchitz von 40 Häuſeru und6 uud ? Achttheit Palinen . Prſchefcholup 38. Das Gut , von 2 Dörfern , dazu 82 Häuſer hur o'z lahnen gehören . 39. Das Gut Prſchilep, von 21 Häuſern und 2 Lahnen. 3 40. Das Gut Quaffitz einem Grafen von Rottal zus gadrig , beſteht aus dem Marktflecken Quafitz oder Kwaſirz am Fluß March ,umd 8 Dörfern , zu welchen 9 Oerter , 247 Häufer, und 25 und 6 Uchttheil Fahnen gehören . 41. Da Güt Roketnitz, von 24 Häuſern , 3 und 5 Achttheil Lahnen.
42. Das Gut Slawitſchin , von 2 Dörfern , dazu 42 Hiuſer und 7 Lahnen gehdren. 43. Das Gut Straſchiowitz , von 32 Häuſern , 4 und Achttheil Palinen . 44. Die Serrſchaft Strasnitz , welche ein Graf Magni beſitzt , von 77 Häuſern und 179 und 6 Achttheil Lahuen. Ihr Hauptort iſt Strasnitz , ein Städtchen ain March - Fluß , mit einem Schloß, und einem Collegio der P. P. piaruin (cha larum . 1753 litre es großen Brandſchaden . In dem nahegelegenen Dorf Petrau iſt ein Geſunds brunn. 45. Das Gut Strſchilly , Strilet, zu welchein der Marktflecten dieſes Namens , und 2 Dörfer , zu allen 3 Lettern
De
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Der Hraðiſcher Kreis .
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Dertern aber 83 Häuſer , und to und 5 Achttheil Lahnen gehör Go en . dine 46. Das Gut Swatoborfebitz , VON 4 Dörfern , das zu 126 Häuſer und go bahnen gehören . 47. Die serrſchaft Swietlau , welche , so wie das & vorhergehende Gut , einen Gvafer Sereni gehört , und aus: 391 Häuſern , und 83.und i UchttheilLahnen beſtehet, Die dazu gehörigen Derter find 1) Swietlau , ein Bergſchloß . 2) Hogkowitz , ein Städtchen von 137 Häuſern. 3 ) 13 Dörfera 48. Das Gut Traubek. pon, il Håuſern und 4 und *3 Uchtiheil Labuen . 49. Das Gut Tſdhetechowitz von 47 Häuſern , und 2 Lahnen . 50. Wellehrad , ein Ciftercienſer Kloſter , deffen Abt mit auf den Landtagen unter den regulirten Prålaten der erſte iſt. Es ſtehet an den Ort, wo vor Allters die berühmte Stadt Welebrad und Welegrod geftanden hat, und for beſigt 1) Poleſchowig , einen Marktflecken, von 103 Kiina , woſelbſt ehedeflex der Siß der måhrijden Biſchofe fern 31 geweſen iſt. 2) : 12 Dörfer , von 567 Häuſern . Zu denſelbeu. und dem Marktfleden, gehören 143 und 2 Achttheil fahnen. 3 ) Die Serrſchaft Weffely , zu welcher überhaupt gehören 337 Häuſer und 581 lahuen , inſonderheit aber (1) Weſlely , ein geringe Städtchen von 28 Håus fin fern , mit einer Vorſtadt von 125 Häuſern , auf einer Ju = 1 --ſel im Fluß March . 2 ) 3 Dörfer.
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51. Das Gut Wefky , zu welchein 28 Häuſer und i lain gehören . 52. Die Herrſchaft miffowitz von 387 Häuſern und 549 fahnen befißt ein Graf Ilieſchazy. Sie enthalt 1) Wiſſowitz , eine kleine Stadt von 162 Våuſern. 2) 12 Dörfer.
53. Die Herrſchaft Wfetin, dazu 369 Hiuſer und 60 und 3 Th.62 .
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Das Markgrafthum Máhren.
und 6 Achttheil Lahnen gehören, beſtehet aus 3 Theilen. 1) Zu dem gråflichen illieſchaziſchen Antheil gehören (1) Das obere Städtchen ſetin , von 59 Häuſern. (2) 13 Dörfer, von 269 Häuſern . 2 ) Zu dem Bucelliniſchen Antheil gehåret das Dorf Ratibor von 26 Häuſern. 3 ) Zu dem Zablaßtiſchen Antheil gehöret (1) Das untere Štådtchen Wretin von 8 Håuſern. (2) Ein Theil des Dorfs Uber - Lhoſta. 54. Das Gut Zborowitz, von 38 Häuſern und 4 und 3 Achttheil Lahnen. 55. Die Herrſchaft, 3daunky , von 244 Häuſern und 42 Lahnen , begreift 1) İdaunky , einen Marktflecken von 50 Häuſern . 2) 11 Dorfer. 56. Das Gut Zdislawitz , von 2 Dörfern , dazu 25 Håuſer ; und 37 Lahnen gehdren. 57. Das lebugut Jradowitz , von 2 Dörfern , dazu 63 Häuſer und 4 und 6 Achttheil lahnen gehören . 58. Das Gut Zieranowitz von 27 Häuſern und 3 und 1 Achttheil Lahnen. 59. Die Herrſchaft Zlin , vou 279 Håuſern und 39 und 7 Achttheil Lahnen , beſitzt ein Graf von Kottal. Das zu gehören 1) Zlin , ein Städtchen von 125 Håuſern. 2) 8 Dörfer. Krag Il Der Brúnner Kreis , Er wird Brenensty), Circulus Brennenſis. in den obern und untern abgetheilet.
Der legte iſt
Es giebt in dieſem Kreiſe un , mehrentheils eben. terſchiedene Eiſengruben und Marmorbrüche , auch in dem Berge Kwietnik ben Tiſchnowiß unachs te Diamanten und Amethyſten, und an einigen Dr. Man hat auch Eiſen und ten Geſundbrunnen. Glashütten, bereitet auch Ulaun .
Der ganze Kreis
enthält 19 Städte, 57 Marktflecken, über 676 Dörfer, und
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Der Brúnner Kreis .
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! und zu allen ſolchen Dertern gehoren 20871 Häuſer, und 4290z Sahnen Ucker - und Weide - Jand .
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1. Brúnn , Brinn , Brno , die zwerte königliche Stadt der Markgrafſchaft Måhren , lieget nahe beim Zus ſammenfluß derSchwartſchawa undSwitawa. Sie iſt wohl. gebauet und wohlbewohnt,die beſteHandelsſtadt in Mähren , und der Siß der oben 9. 10. angeführten Landescollegien, Sie hat 1236 Feuerſtellen . Die merkwürdigſten Gebäu de fins che auf dem Petersberge , die ſehr ſchöne Kirche der ehe maligen Jeſuiten , 6 Kidſter , unter welchen das Kloſtet Der Auguſtiner Eremiten bey der Kirche des heiligen Thos mas , wegen eines Gnadenbildes der Jungfrau Maria, welches Lucas gemahlet haben ſoll, berühmt iſt , und ein Kloſter der Carmeliterinnen . Die Stadt iſt einigemal belagert und eingeldloffen , aber nie erobert worden . Unweit der Stadt gegen Abend, lieget das feſte Berga ( chloß Spilberg , und unter demſelben die Vorſtadt Alts Brúnn , in welcher man 2 Nonnenkløfter , und ein nos ſpital des Johanniter Ritterordens findet. Sie hat 98 Häuſer , und gehöret der Königinn Kloſter , welches noch außerdem 16 Dörfer von 471 Häuſern , ung 122 . und 6 Achttheil Lahnen , wie auch die Herrſchaft Bản ſtadt und das Gut Oslowan , beſigt. Gegen Mitternadyt der Stadt, ſtehet auf frenem Felde die Karthauſe Königsfeld , welcher die Dorn Robels Radloßer - und Neu - Gaffen bey Brún , von 45 Haus Frn , das Dorf Königsfeld, und noch 5 Dörfer , zufanis inen von 238 Häuſern , und 63 und 5 Achttheil Lahnen, gehören . Gegen Morgen der Stadt iſt die Pråmonſtratenſer abs tey 3abrdowitz , welche gemeiniglich Obrowitz genennet wird , und welcher die Gaſſe Obrowig , von 16 Håuſern , der Marktflecken ( ber Blobauk von 126 Häuſern , und Dörfer von 267 Häuſern , gehören. Alle dieſe Derter beſiken 77 und i Uchttheil Lahnen. Dem
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Das Markgräfthum Mähren.
Deru Magiſtrat zu Brünn gehåret das Gut Gürein , von 296 Häuſern und 55 fahnen , und das Gut Wor bantſchitz , von 3 Dörfern, zu welchen 35 Häuſer und 3 Lahnen gehören . Das Sanct Peters Collegium , beſitzet 13 Dörfer von 289 Häuſern , 75 und 5 Achttheil Lahnen , und die Sanct Peters Probſtey , 5 Dörfer von 7 Häuſern und 28 Xahnen.
Zu bem Kreuzbof des Johanniterordens, gehören die Kreuzgaſſe von 14 Häuſern , und 3 Dörfer von 36 Håus fern , zuſammen von 17 und 2 Achttheil fahnen Dem Sanct Thomas Bloſter der Auguſtiner, gehöret der Marktflecken feu -Wieslitz, vou 49 Häuſern , und 7 Dörfer von 297 Häuſern, zuſammen 621 Lahnen . Das Sanct Ånnen Rlofter, hat in Dörfer von 279 Hauſerit, und 63 und 2 Achttheil Lahnen, und das Sinct Michaels Bloſter, hat 40 Håuſer und 6 fahnen . 2. Die Herrſchaft Auſterlitz , welche dem Fürſten don Kauniß und Rietberg gehöret , und überhaupt 644 Håus fer und 1333 bahnen begreift , enthält 1) aſterlitz , Slawkow , ein Städtchen von 134 Häuſern , mit einem ſchönen Schloß, bey weldem ein koſtbarer Garten ift. 2 ) L7eu :Rausnits, einen Marktflecken von 64 Syrius fern . 3 ) 16 Dörfer , dazu 444 Håuſer gehören . 3. Das Lehn Blansko , weldes ein Graf von Gels horn befitsr, begreift überhaupt 179 Hånſer, und 19 und 1 Achttheil Laljnen , inſonderbeit aber 1) Alt- und Yea Blansko, einen Marktflecken an der Switaiva , vou 61. Häufern . 2) 13 Dörfer . 4. Das Gut Bochdalit , dazu 95 Häuſer und 17 und 5 Achttheil Lahnen gehören , und welches aus 4 Dörfern beſteher, beſaßen ebedeſſen die Befiniten zu Olmuß . 5. Das Gut Borotin von 4 Dörfern , dazu 69 Hius ſer und 10 und 7 Achttheil Labnen gehören. 6. Das Gut Borſenits , dazu 56 Hauſer gehören, 7. Das
Der Brúnnter Kreis.
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7. Das Gut Boyanowitz , dazu . 54. Håuſer , und 12 und ein Uchrtheil Lahnen gehören. 8. Das Gur Spanitz , oder Deutſch - Branits , dazu 40 Håuſer, und 52 und 5 Achttheil Lahnen gehören. 19. Das Gut Badiſch u , welches ein Graf von Paar befibt, und zu welchem 168 Häuſer , und 30 und 1 Achts theil Rahnen gehören , begreift I) Budiſchau , eigen Marktfleden von 44. Häuſern . 2) TA [chau ,einen Marktflecken von 45 Häuſern . 3 ). 6 Dörfer und 1 Bauer zu Studuitz , zuſammeir 79 Håuſer. 10. Die Herrſchaft Butfchowitz and Trobertſchin , weldje auch der Graf von Paar beſikt, und dazu überg haupt 479 Häuſer und 70 und 5. Udhtheil Lahnen gehd ren , begreift 1) Butſchowitz , ein Städtchen von 100 Häuſern , mit einein Sd )los .
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2) 14 Dörfer, von 379 Häuſern. 11. Die Herrſchaft Bylicits , deren Beſitzer der Firſt vou' Lichtenſtein iſt,und zu welcher überhaupt 378 Håuſer, und 47 und i halb Laonen gehören , begreift 1) Byliritz., eine kleine Stadt, von 132 Häuſern . 2 ) 21 Dörfer vox 246 Häuſeru . 12. Das Gut Bytiſche : Orowa, beſtehet aus dem Marktflecken Klein Byrischer von 32 Häuſern , und 12, Dörfern von 104 Häuſern. Zu allen dieſen Dertern ges Horen 22 uud 6 Udstiheil kahpen . 13. Das Gut Cherlit , fammtder Thuraffer Pfarr, ges, bört dem Biſchof von Olmitz, und, begreift. überhaupt 241 Häuſer, und 71 und 2 Achttbeil fahnen , inſonderheit aber, I) Medečitz, einen Marktflecken an der Sdwarza , von 75 H & uſeru. 2 ) Schlappanits, einen Marktfleden , von, 50 Häus. fern . 3 ) 7 Dörfer von ļ16 Häuſern, 14. Dem Domkapitel. zu Dimit, gehören 3 Dörfer. son 63. Håuſern , 15. Das Gut Dörfel im Gebirge , von 5. Dörfern . 16. Der 23
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Das Markgrafthum Mähren.
€ 16. Der Marktflecken Dietitz, Witomirtſchitzer Antheils , dazu 40 Håuſer gehören. 17. Die Herrſchaft Turnholz , einen Grafen vou Trautmannsdorf zugehörig, welche 603 Häuſer und 200 und 1 halben fahnen begreift, enthält 1) Dürnbolz, einen Marktflecken am Flus Teva von 7 90 Håuſeru. 1 2 ) Unter : Tanowitz , einen Marktflecken von 149 Håuſern. * 3) Troskowitz , einen Marktflecken von 83 Håuſern. 4) 7 Dörfer von 281 Häuſern. 18. Das Gut Důrnowitz von 10 Dörfern , dazu 149 Håuſer gehören. 19. Die Herrſchaft Eisgrub und aſpitz, deren Beſi: Ber der Fürſt von Lidhtenſtein iſt, und die überhaupt 533 Häuſer, und 102 und 6 Achttheil fahnen begreift, enthalt. 1) Auſpitz , Suſtopetz , eine kleine Stadt von 200 Håuſern. 2 ) Eisgrab, Lednitſche, einen Marktfleden von 92 Häuſern . 3 ) 7 Dörfer, 20. Die Herrſchaft Goding , hat bis 1762 den Gra fen von Zoar gehört, iſt aber in gedachtem Jahr vom Kaiz fer Franz I für eine Million gekauft worden . Sie hat überhaupt 1150 Håuſer , und 144 und 1 halben Lahnen , inſonderheit aber 1 ) Göding, Bodonin , ein Städtchen von 119 Håu : ſern , an einem Arm des Marchfluffed mit einem ſchonen
Edyloß welches nun der Sit einiger Manufaktus ren iſt. 2 ) 18 Dörfer von 831 Häufern. 21. Das Gut Groß - Zimtſchitz, dazu der Marktfles đen dieſes Namens von 92 Håuſern an der Schwarza, und der Budkershof von 2 Häuſern , zuſammen aber 23 und 6 Achttheil Lahnen gehören . 22. Das Sur Sabrowane von 158 Haiuſern und 37 und 3 Adittheil Lahnen , gehörte ehedeffen dein Hradiſcher Seſuitercollegid . 23. Das
Der Brúnner Kreis.
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23. Das GutIngrowitz, von 132 Häuſern und zo und 5 Achttheil fahnen , begreift 1) Ingrowitz, ein kleines Städtchen von 65 Häuſern . 2 ) 7 Dörfer von 67 Häuſern . 24. Die Herrſchaft Baunitz oder Moffitz , dem Fürs ſten von Dietrichſtein zugehörig, hat 794 Häuſer, und 174 und 5 Achttheil Lahnen . Es gehören dazu I) Kaunitz, Repanitz, eine kleine Stadt an der Sglas wa , von 153 Häuſern , mit einem Bergídloß , welches das Stammhaus der Fürſten von Kaunik-Rietberg iſt. 2 ) Pralitz, Prawlau, ein Marktflecken von 5 Håus ſern an der Iglawa. 3) Wofficz, çin Marktfleden yon 84 Häuſern, mit einem Sdlob.
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4 ) 15 Dörfer von 492 Håuſern. 25. Das Gut Kocbau von 7 Häuſern , gehöret nach Mirau . 26. Das Gut Koyatka von 22 Häuſern , 2 und 1 Acht: theil Lahnen . 27. Das Gut Krf tin , dazu 1o Dörfer, zu dieſen aber 114 Gäuſer und 24 und 3 Achttheil Lahnen gehören . 28. Das Gut Krfitſchankau von 9 Håuſern, 3 und 2 Achttheil fahnen . 29. Das Gut Krfiſanau, gehöret dem Kloſter zu Saar, hat 217 Håuſer und 17 und 5 Achttheil Lahuen. Es ge bören dazu 1) Krfiſandu, ein kleines Städtchen von 83 Häuſern. 2 ) 9. Dörfer vou 134 Häuſern. 30. Die Herrſchaft Rúnftadt , welche der Königinn Stift in der Vorſtadt Alt-Brünn gehåret , überhaupt 850 Håuſer und 1214 Lahnen begreift , inſonderljęit aber 1) Bůnfiadt, einen Marktflecken von 75 Häuſern mit einem Bergichloß. 2) Olleſchitz,vëls, einen Marktflecken von 120 Häuſern . 3) 46 Dorfer von 673 Håuſern , 31. Landsbut, Landslnit, ein fürſtlich lichtenſteinis ſcher Marktflecken von 78 Häuſern, dazu 18 und 6 Acht theil Lahnen gehören. 32. Die D4
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Das Markgrafthum
Mühren .
32. Die Herrſchaft Lettowitz, welche dem Grafen von Blåmegen gehöret, 289 Häuſer und 51 labuen hat, begreift 1) Letrowitz , einen Marktflecken von 82 Häuſern, an der Zwittawa , mit einem feſten Bergſchloß . 2) 30 Dörfer, wovon aber einige nur zum Theil hieher gehören. 33. Das Gut Leſch von 110 Håuſern und 26 und 5 Achttheil Lahnen , gehöret einer Freyherrn von Freyens fels, und beſtehet aus dem Marktflecken Löſch , Lilna, und 2 Dörfern. 34. Die Herrſchaft Lomnitz , welche ein Giraf Sereni beſikt, 299 Häuſer, 43 und 1 Achttheil Cahnen hat, begreift 1) Lomnitz, ein kleines Städtchen von 51 Hårferu . 2) 21 Dörfer von 248 Håuferi . 35. Die Herrſchaft Lantenburg, welche der Fürſt von Lichtenſtein beſitzt, 646 Håuſer'und 121 fahnen hat, begreift 1 ) Hoſtel, podiwin , ein Stidden von 95 Hauſera, welche vor Ulters eineder anſehnlidiſten Städte des Landes, 1774 braunte und ein biſchöflicher Sitz geweſen iſt. es ab.
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2 ) Luntenburg, Brfedslav , einen Marktflecken an der Zaya por 40 Håuſern. 3) Teinitz, cinen Marktflecken. 4) 8 Dörfer. 36. Das Gut Lyſfits , von for Häufern und in lah: nen , beſteht aus dem Marktflecken Lyfſitz , von 74 Haus ſern , und 2 Dörfern . 37. Mauchnitz , von 6. Häuſern. 38. marfchowitz , ein Dorf von 20 Häuſern. 39. Medtenko, ein Dorf von 13 Häuſern. 40. Das Gut morewetz von 106 Häuſern und 8 Fahnen. Es beſtehet aus dem Marktflecken Straskau von 26 Häuſern , und 7 Dörfern von 80 Häuſern. 41. Das Unt Mittrau'von 8 Dörfern, dazu aber nur 46 Häuſer und 5 und 7 Achttheil fahnen gehören . 42. Das Gut eu -Weffely, von 126 Häuſern, die in dein Marktflecken Feu :Weitely und 5 Dörfern ſind , 43. Das Gut 27 amieſt vou 18 Sjåufern. 44. 47ennos
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Der Brünner Kreis .
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44. Klennowitz , ein Dorf vou 33 Häuſern , 10 und 1 Achttheil Lahnerr. 45. 46. Die Herrſchaft Neuſtadtel und Refifanky, welche dem Stift Maria -Sdyul gehöret , 437 Häuſer und 765 Lahnen begreift , enthålt *** 1) X7euſtadtel, Xiowe WITeſior , ein Städtchen von 114 Håuſern . 2 ) 23 Dörfer von 323 Häuſerii. 47. Die Herrſchaft Titolsburg , welche der Fårſt von Dietrichſtein beſitzt, 962 Häuſer und 267 Lahney begreifte enthält 1) 7ikolsburg , eine kleine Stadt von 207 Håuta fern , mit einer Collegiatkirche, einem 1631 geſtifteten Cola legio der P. P. piarum ſcholarum , einen Kapuziner - floa fter , deſſen Båter die Loreto Kirche, weldie ein berühmtes Marienbild und einen großen Schatz bat , beſorgen , und einem auf einem hohen Felſen gelegenen Schloß. wohuen hier ſehr viele Juden . 1719 brannte ſie ab. 2) Dun witz oder Dunagowitz, einen Marktflecken Unter Wifferritz, einen Marktflecken an der Taya. mudau , einen Marktflecten . 5) Tracht, Trachtin , einen Marktfleden an der Eana . a ) Pausram , Pausdrany, einen Marktflecken, 7) 8 Dörfer.
48. Das Gut Okloman , welches der Königim Klos ſter in der Vorſtadt Alt- Brünn gehöret, 183 Håufer und 37 Lahnen begreift, und aus dem Marktflecken uflowan und 6 Dörferir beſteht. 49. Die Herrſchaft Pernſtein , von 502 Häuſern , und 56 und 7 Uchttheil Lahnen , begreift
1) Pernfiein ., ein Bergſchloß. 2) Daubrawnit, einen Marktfleden an der Schwara zau , von 61 Häuſern. 3 ) edwiedits, einen Marktflecken von 29 Häuſern . 4) Stiepanow , einen Marktficken von 27.Häuſern, 5 ) 41 Dörfer und 4 Hófe. 52. Die
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Das Markgrafthum Mähren .
50. Die Herrſchaft pofiorit;, welche dem Fürſten von Lichtenſtein gehöret , und 18 Dörfer hat , dazu 351 Håva fer , und 68 fahnen gehören. 51. Die Herrſchaft X - 993, einein Grafen von Rogens dorf zuſtändig , bat 435 Häuſer , und 65 und 6 Adittheil Lahuen . Es gehören dazu : 1 ) Daubrawit , ein Marktflecken von 58 Håuſern . 2 ). Jedownits , ein Marktflecken von 46 Häuſern. 3) Ways , ein Dorf , und noch 16 andere. 52. Das Gut Radſchitz, von 136 Häuſern und 17 und 7 Uchttheil Lahnen, beſte het aus dem Marktflecken Ratſchits, bey welchem ein Bergſchloß iſt , und 5 Dörfern. 53. Raygern , ein Benedictiner Klofter an der Schwar: za , welches das erſte in Mähren , und 1048 angelegt worden iſt. Der Probſt, welcher unter die Prälaten in Måtren gehöret , ſteht unter der Abtey Braunau in Bds heim . Dein Kloſter gehöret der auf der andern Seite der Schwarza gelegene Marktflecken Kaygern von 37. Håus
fern , nebſt 8 Dörfern von 169 Häuſern. Zu allen dieſen Dertern gehören 77 Lahren. 54. Die Herrſchaft Xitſohan und Eichhorn , welche eis nein Grafen von Sinzendorf gehöret , 321 Häuſer und 71 Der vornehmſte Ort und 7 Achttheil Lahnen begreift. derſelben , iſt das Städtchen Eichborn , Wewerzi, über welchen ein Bergſchloß an der Schwarza liegt. 55. Das Gut Robrbach , von 63 våuſern, 71 Lahnen. 56. Das Gut Rotinka, von 3 Dörfern ,dazu 31 Håua fer , 3 und 6 Achttheil Pahnen gehéren . 57, Die Herrſchaft Xofſitz und Struts , von 264 Haus feru , 62 und 2 Achttheil Lahnen , begreift 1) Xoffit , einen Marktflecken . 2) 15 Dörfer. 58. Die Herrſchaft Xretſchkowits, welche ehedefſen die Seluiten zu Brånn beſaßen , begreift 229 Häuſer , 4 und I Achttheil lahnen . Dazu gehören außer der Neuen- und Sdwaben - Gaffe ben Bruun , 1) Pollehradis , ein Marktflecken von 40. Håuſern. 2) 6 Dörfer. 59. Saar,
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Der Brünner Kreis.
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: 59. Saar , ein Ciſtercienſer Mönchenkloſter , welches um das Jahr 1234 unter dem Namen des Brunnen der Fungfrau Maria geſtifret worden . Es beſitzt überhaupt 629 Hiuſer und 88 lalynen, inſonderheit aber 1 ) Saar, Soiar , ein Ståptchen von 199 Häuſern, nicht weit vom Kloſter, 2 ) Ober und unter:Bobrawa , zween Marktflecten , welche auch Ober- und Unters Brokawa, genennet wer: den : jener hat 46 , dieſer 52 Håuſer, 3) 30 Dörfer von 422 H & uſern. 60. Das Gut Scharditſchen von 17 Häuſern und 5 fahnen, 61. Das Gut Slatina,von 9 Håuſern 40. I Achtt.Lahnen. 61. Die Herrſchaft Sellowitz , welche ein Graf von Sinzendorf beſitzt , und überhaupt 980 Häuſer und 172 und 2 Achttheil Labuen enthält , begreift. 1 ) Die Altſtadt Pohrlitz , Boborfelits , unweit des Fluffes Iglawa, von 81 Häuſern . 2) Sellowits, Siolowochitz, einen Marktflecken an der Schwarza , 3) Die Marktflecken Dreskowitz, Lautfcbit , Mies nim oder Menes , 17ustau an der Sdwarza, und us ertſchitz aud) an der Schwarza. - 63. Die Herrſchaft Stanitz und Boſchewitz , welche einem Fürſten von Dietrichſtein gehöret, imd überhaupt 936 Håuſer und, 179 und 3 AchttheilPahnen begreift, enthält 1 ) Die Marktflecken Stanitz, Arflebzu, Dombors ſchitz und Boſchowig , welche zuſammen 334 Häuſer ausmachen . 2) 16 Dörfer von 603 Häuſern . 64. Die Herrſchaft Tiſchnowits , geboret dem Siſters cienſer Nonnenklofter Maria Simmelpfort, begreift 626 Häuſer, und 131 und 2 Achttheil Lahnen, und enthält 1 ) Tiſchnowitz , ein Städtchen von 138 Håuſern, an der Schwarza, nabe ben dem Kloſter. %3 ) 4 Dörfer von 488 Håuſern, 65. Das Gut Thuras non 17 Häuſern , 4 und 5 Achts theil Lahuen, gehöret dem Kloſter Sanct Joſepb. 66. Das
252.
Das MarEgrafthum Måtrert.
66. Das Gut Tſcheikowitz, von 154 Häuferx , und 54 und 7 Achttheil Lahnen , begreift i) Tscheifopiss, einen Marktflecken von 59 Đåuſern, 2 ) 2 Dörfer von 95 Häuſern. 67. Die Herrſchaft. Irchernabora , welche ein Fürſt von Uuersberg beſitzt, hat 296 Häufer, und 53 und 2 Achttheil Lahnen . ✓ Tscherna hora, ein kleines Städtchen von 56 Häuſern, mit einem Bergſchlos. 2) 19 Dörfer. 68. Das Gut Urſpitz, von 44 Häuſern, 87 Lahnen. , Plmitz gehöret, 613 Häuſer,und 156 und 6.Achttheil laha Men bat. Dazu gehören. I) Wiſthau , eine kleine Stadt von 154. Häuſern, welche unter dem Schutz des Biſchofs von Dlmůn ſteht. 1753. brannte zuerſt das biſchöfliche Schloß nebit vielen Häuſern ab , und nachher zündete der Blig die Stadt an, to, daß fie faſt ganz eingeſchert ward. Außerhalb der: ſelben liegt ein 1616 geſtiftetes Kapuzinerkloſter. Es gea hdren ihr 2. Dörfer, 2 ) Puffumirtſch.oder. Puſtomerz, ein Marktflecken von 44 Häuſern , welder der Mittelpunkt oon Mähren feyn ſol. Er war ehemals wegen eines Benedictiner Nons penklofters und der ſogenannten goldenen Meſle berahmt. 3) Diedit , ein Marktflecken von 33 åufern. 4). 19.Dörfer von 381Håuſern . 70. Das Gut Witſchomielit , von. 35 Häufern, 3 und 2 Achttheil Lalinen. 71.Das Gut Zielefcha, von 26 Håuſern, 7' und 3 Achta theil Pabneu.
IV .
Der Znoymer Kreis, Krag Zno:
gemski), Circulus Znoymenſis, begreift 9 Stád te, 33 Marktflecken , und 344 Dörfer , zu welchen Dertern 8905 Häuſer, uno . 26527 Lahnen Acer-und Weide -Sand gehören:
I. Ingim ,
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Der Znoymer Kreis.
$ 253
1. Ingim , Jnoymo, Inoyma , eine königliche Stadt auf einem Berg, an défſen Fuß die Taya fließet, in einer angenehmen Gegend, hat 819 Feuerſtellen , iſt wohlge bauet, und enthält außer 4 Klóſtern ein Sdlop, welches den Freyherren von Deblin als ein böhmiſches Lebn geboret, und dabon Tich der altefte des Hauſes einen Burggrafen nennet. Die Stadt Toll an dem jetzigen Ort uins Jahr 1222 angelegt reyn ; denn vorhin hat ſie an einen andern Ort geſtanden ,an welchem ſie 1145 von dem bóheimiſchen Fürſten Wladislaw verwüſtet worden. 1437 iſt hier Rais fer Sigisníund geſtorben. Zu den Gütern der Stadt, gehören überhaupt 305 Häuſer und 84 und 3 Achttheil lahnen, inſonderheit aber 1) Wolframitzkirchen, Olbrani eccleſia ,cin Markt fleden von 32 Häuſern . 2 ) Lyfpitz, ' cin Marktflexen voir 8 Häuſern. 3) 10 Dörfer vön 265 Häuſern . Die bürgerlichen Unterthanen der Stadt beſitzen 3 lahnen . Dem Sanet Claren -Kloſter in der Stadt, gehören 4 Dörfer mit 193 Håuſern und 51 md 6 Achttheil fahnen . Dem dafigen Kloſter Heiligen Kreuz, gehören 3 Dora fer mit 52 Häufern. Den Jeſuiten welche chedeffen daſelbſt waren , gehors ten die Güter Altbort, Bocotitz oder Babitz mit 6 Dóra fern , 114 Hanfern, 33 und 7 Adittheil Labnen. Unterhalb der Stadt liegt an der Tava das reiche Pråmonftrateriſér Stift Brück oder Luka , deffen Prebſt aus dem Mittel des Kapitels erwahlet wird. Es beſitzt daffelbe folgende Derter, zu welchen ioro Häuſer , und 256 und 7 Udittheil Lalinen gehören : 1) Raufienbråd , Strachotints , einen Marktflecken von 61 Häufern. 2 ) Olkowitz oder Groß-Olkowits, Ålerowits, einen Marktflecken vou 55 Häuſern. 3) 35 Dörfer . Oberhalb der Stadt lieget auf einem hohen Berge das Kloſter Peltenberg oder poltenberg , Mons Saniti Hyppoliti, welches den Kreuzherren mit dem rothen Stern ger
254
Das Markgrafthum Mähren.
gehöret. Dieſe Probſten beſitzt folgende Derter, zu wela * Tد chen 213 Häuſer und 59 Lahnen gebdren. I ) Pöltenberg, einen Marktflecken von 21 Håuſern . 2) . 6 Dörfer, von 194 Sáuſern , 2. Augesd, ein Dorf von 14 Häuſern. 3. Die Dörfer Zonitz, Gaywis, Deutſch und Teſcha wir an der Wieſen , von 65 Häuſern , und 20 und 6 Achttheil Labnen . 4. Das Gut Boskomſtein , von 3 Dörfern , dazu 27 Häuſer, und 5 und 5 Achttheil fahnen gehören. 5. Das Gut Budiſchkowitz von 8 Dörfern, dazu 144 Håuſer und 28 und 6 Achttheil Lahnen gehören . 6. Das Gut Budkau , von 5 Dörfern , dazu 131 Hån: fer und 44 Layuen gehören . 7. Bisťupit , ein Marktflecken vou 31 Häuſern , und Bitowanzky,cein Dorf voit 13 Dåuſern . Zu jenen gehos ren 8 und 2 uchttheil, zu dieſem 3 Achttheil Labnen . 8. Die Herrſchaft Cromau , oder Kramau , welche dem Fürſten von Lichtenſtein gehört, und 1019 Häuſer, und 347 Lahnen begreift. Es gehören dazu I ) Cromau oder Hiábriſd ) Brumau , Krumlow , hen von 63 Háuſern , woſelbit ein Eremitenflo Ståotc ein
ſter des heil. Pauls , und ein gutes Schloß iſt. 2) Eibenfaith, Ewanzits , eine kleine Stadt von 189 Häuſern , nahe beym Fluß Sglawa, welche ehedeſſen eine königliche Stadt geweſen iſt. 3 ) Softerlitz, softecaditz, ein Marktfleden von 75 Häuſern. 4) Profimeritz, ein Marktfleden von 35 Häuſern . 5) Xauchowan , oder Ruchowan , ein Marktfleden von 38 Häuſern. 6 ) Wolitramitz, ein Marktflecken von 34 Häuſerni. 7 34 Dörfer. 9. Das Gut Dalleſchitz , welches aus dem Marktfles den Dalleſchitt, und 3 Dörfern beſtehet, dazu 65 Håuſer und 16 und 3 Achttheil fahnen geboren. 10. Dannowitz, ein Dorf von 36 Häuſern und 5 und fünf Adittheil Lahnen .
11. Das
Der Znoymer Streis.
I
1
1
255
II. Das Gut Dombſchitz , von 5 Dörfern , dazu 100 Häuſer und 21 Lahnen gehören. 12. Das Gut Döſchna und Joppanz, beftehet aus den Dörfern dieſes Namens von 66 Häuſern , und 18 und 2 Achttheil Lahnen. 13. Dåkowann , ein Dorf von 31 Häuſern , und 6 und 2 Achttheil fahnen. : 14. Die Herrſchaft Frain, deren Beſitzer ein Graf Al than iſt, und welche überhaupt 431 Håuſer, und 175 und I halbe Lahnen begreift. Es gehören dazu 1) Frain, Wranow, ein Marktflecken von 42 Håu fern, an der Taya . 2 ) Lakau, Lauka, ein Marktfleden von 39 Häuſern . 3) Schilter, ein Marktflecken von 75 Häuſern. 4 ) Sdráffa, ein Marktfleđen von 48 Häuſern. 5) 10 Dörfer, von 227 Häuſern . 15. Das Gut friſchau , von 2 Dörfern , dazu 29 Häuſer und 26 und 5 Achttheil Lahnen gehören . 16. Das Gut Gdaſthau, von 3 Dörfern, dazu 27 Dörs fer und 8 und 5 Achttheil Lahnen geint cen. 17. Das Gut und Dorf Graſſonits , von 40 Häuſern und 7 und 7 Achttheil Lahnen. 18. Das Gut Grusbach , welches aus dem Marktfles den Grusbach , Gruffowany , und 3 Dörfern beſtehet, dazu 170 Håuſer, 42 und 1 Achttheil fahnen gehören . 19. Bardt und Mütten , nebſt 4 andern Dörfern, dazu 112 Häufer gehören , 20. Das Gut und Dorf Jatzeau von ii Häuſern , 3 und 3 Achttheil Lahnen. 21. Die Herrſchaft Jamnits, welche ein Graf Wlos ſchin beſikt, hat 241 Häuſer , 104 und 7 Achttheil Lah nien . Ihre Derter find 1) Jamnit , Gemnits , ein Städtchen von 115 Håus fern auf einem hohen Berge. 2 ) 8 Dörfer.
22. Die Herrſchaft Jaromierit;, deren Beſitzer ein Graf von Queſtenberg ift, und zu weldier 349 Häuſer , und 82 und 3 Achttheil Lahnen gehöreit, Ihre Derter find : 1) IAS
1
thum
256
Das Markgraf
Mähren .
on ay Jaromiecitz, ein Städtchen von 86 Häuſernt; mit einem Hoſpital, welchem das Dorf Lbotta oon 23 Håu Fern gehöret: 1915: 129113 Dörfer. *** 23. Die Herrſchaft Jayſpit, deren Beſitzer ein Grafde Soudres ift, und welche 228 Häuſer 84 und 7 Achttheil Lahnen enthilt. Es gehören dazu wis6 D ) Böfting, Softin , ein Marktflecken vou 32 Håuſern . 2 ) 12 Dörfer , 24. Jeyfpir , ein kleines Städtchen von 52 Häuſeru, auf einem Berge. 25. Die Horrſchaft Joslowitz , welche einem Grafen von Althan zuſtändig iſt , und 539 Vanſer , 163 und I Adttheit Jahnen enthält. Es gehören dazu 1 ) Joslowitz , Jaroslowitz , ein Marktfleden mit einein Bergſchleb. 2) Die Marktflecken Schattau, Knadlersdorf. Erd: berg oder Bradek, und Mislitz oder iroslaw. 3 ) 9 Dörfer . 26. jrritz, ein Narktflecken von 40 Hiuſern und 16 und 3 Achttheil Bahnen , welcher dem Probſt zu Nikolsburg
geboret. 27. Der Königinn Kloſter zu Ult-Brinn , beſibet das Dorf Litmerith , und einen Theil von Oſchmaritz. Es gehören dazu 16 Håuſer. * 28. Deutſch - Konitz, ein Dorf von 67 Håufern . 29. Die Dörfer Kürbau, Grottorit , und 6 andere, dazu 115 Håuſer, 44 und 6 Adittheil buen getören. 30. Kentſditz , ein Dorf von 15 Hånfern und 4 und 5 Achttheil fahnen . 31. Das Gut Kunitz u1:0 Ratkowitz, von 60 Häuſern , 12 und 7 Adittheil Lahnen, 32. Die Dörfer Latein , Stalitza und Chlupits, von 45 Haufern , und der Marktflecten Ober- Kaunitz von 25 Häuſern. Zu dieſen 4 Dertern gchören 13 und 6 Adyt: theil fahnen . nkan , nebſt 6 andern 33. Leffonit; und Roth Marti : Dörfern , insgeſammt von 81 Häuſers , 253 Lahnen. 34. Visby
Der Znoymer Kreis.
257
34. máhriſch -Budweis, Budiegowits , ein Stådta dhen von 121 Håuſern , mit den Vorſtadten Klein Dorffel, von 8 Håuſern, Deutſch Dorffel, von 12 Håuſern , und Serzmannits , von 19 Häuſern , gehdret den Grafen von Cleno, und beſitzt 16 und 6 Achttheil Pahnen. Die dazu gedrigen 3 Dörfer , haben 38 Häuſer und 34 Lahnen. 35, Meferitſoko, ein Dorf von 19 Häuſern, 1 und 3. Achttheil Lahnten, gehöret dem Fürſten von Lichtenſtein . 36. Mislibereſchitz, ein Marktflecken mit 3 Dörfern . Zu dieſen Dertern gehören 53 Hduſer, 19 u . 2 Achttheil Lahnen . 37. XTitlovit , ein Dorfvon 39.5 &uſern und 8 lahnen . 38. Die Herrſdraft Pamielt, begreift 1) Groß -Bitefch , ein ſehr altes Städtchen von 118 Håuſern. 2) Gamieft , einen Marktfleden von 25 Häuſern , ant Fluß Oslawa, jenſeits welchem ein Bergſchloß liegt. 3) mobelno , einen Marktflecken von 70 Håuſern. 4) 47 Dörfer von 593 Häuſern. 39. Weu : Serowitz und noch 2 Dörfer, zuſammen von 34 Håuſern , 16 und 6 Achttheil Lahnen. 40. Pisling, ein Dorf, und2 Aemter, zuſammen von 55 Häuſern, und 6 md 5 Achttheil Lahnen. 41 Pulitz und Ratotitz, und noch 9 andere Dörfer, zus ſammen von 149 Häufern , und 58 und 5 Achttheil Lahnen , 42. Qualkowis , ein Dorf von 13 Håuſern , 2 und 7 Achttheil Lahnen. 43. Xanzern , ein Dorf von 37 Häuſern , 11 und 5 Achttheil Lahnen. 44. Ratiborſchitz, und noch 2 Dörfer, zuſammen vont 35 Häuſern, 10 und 2 Achttheil Lahnen . 45. Roketnis , ein Dorf von 29 Häuſern , 8 und 6 Achttheil Lahnen. 40. Das Dorf Roſehitz und Steaſilft von 22 Häuferit, I und 3 Achttheil Lahnen , 47. Das Gut Sadet und Laakowitz von 187 Häuſern und 52 Lahnen. Es gehören dazu
1) Sadek , ein Bergſdloß. 3 Th.64 . R
2 ) Startſch ,
258
Das Markgrafthum Mähren .
2) Startſch , ein geringes Städtchen von 45 Siufern. 3 ) 8 Dörfer von 133 Häuſern . 48. Slawieritz und Lippian von 41 Häuſern , I und 7 Achttheil Lábnen. 49. Slawitz und $7ikulowig von 34 Häuſern , und 5 Achttheil Lahnen . 50. Das Gut Taykowitz, dazu 43 Håufer, 141 lahnen gehören , begreift 1 ) Taykowits , ein Schloß . 2) Pidarſoowitz, einen Marktflecken von 13 Håus ſern zwiſchen Jayſpiß und Obers Kaunik , 3 ) 5 Dörfer . 51. Tſchermalowitz, ein Dorf und noch 2 andere, zus fammen von 64 Häuſern und 8 und 6 Achttheil Lahnen . 52. Tållnitz, ein Dorf von 13 Häuſern. 53. Die Herrſchaft Ungarſchitz , von 232 Häuſeru, 95 und i Achttheil Lahnen , gehöret einem Grafen Hauss ler, und begreift 1) Ungarſchits, ein Schloß. 2) Frating oder Wrateni u. Freyſtein ,2 Marktfleden. 3) 4 Dörfer, 54. Die Herrſchaft Vottau , von 148 Häuſern und 53 11. I Achtth .Lahnen ,geboret einem Grafen . WIvſebin , u. begreift 1) Portau , Bitow , einen Marktflecken von 24 Håu fern mit einem Bergſchloß . 2 ) 7 Dörfer von 124 Håuſern . 55. waltſch und noch 2 Dörfer, zuſammenvon 46 Hålte fern , 3 und 1 Achttheil Lahnen . 56. Willimowitz , ein Dorf von 26 Häuſern. 57. Wimislitz, ein Marktfleden von 64 Häuſern, ges håret zur Herrſchaft Tiſchnowitz im Bránner Kreiſe . 58. Das Dorf Wiſchnau und 3 andere , zuſammen von 136 Håuſern , 21 und 3 Achttheil Lahnen . 59.Witſchap , von 35 Häuſern 11.40. I Achttheil Lahnen. 60. Jdentov , von 9 Häuſern. 61. Jierotitz, von 22 Sjåuſern', 12 und 1 halb Lahnen. V. Der Iglauer Kreis, Krag Gihlawsky, Circulus Iglavienſis, enthält 6 Städte, 15 Marft. flecken ,
Det Iglauer Kreis.
259
flecken, und 294 Dörfer , zu welchen Dertern 6433 Häuſer , und 1202 Tahnen gehören . Die Güter, Herrſchaften und Derter dieſes Kreiſes find folgende: 1. Iglzu , Giblawa , eine königliche Stadt am Fluß Iglawa, hat 1196 Feuerſtellen , iſt wohlgebauet , befeſtis get und volfreic ), und hat 2 Klöſter. Es werden hier gute Tiicher verfertiget, mit welchen überTrieft nach Italien Hans del getrieben wird. Auch mit Getraide und Hopfen wird ftark gehandelt . Sie iſt oft belagert und eingenommen worden . Im 16ten Jahrhundert war ſie unter allen königs lidhen Städten die erſte,welche die lutheriſche Lehre annahm. Zu ihren Gütern gehören überhaupt 350 Häuſer und 113 und 5 Achttheil Lahnen , inſonderheit aber 1) Stannern ,' Stonarow , ein Marktflecken von 61 Häuſern. 2 ) 22.Dörfer von 289 Häuſern. Das Gut Mieferitſchko von 5 Dörfern, dazu 87'Håus fer,11 1.5 Ucht fahnen gehören ,beſaßen die geſuiten zu Iglau . Dem Dominicaner -Kloſter gehöret das Gut Fußdorf von 7 Häuſern i Lahn . 2. Das Gut Battelau, von 104.Håuſeyn, 187 Lahnen. - 3. Das Gut Berenau, yon 16 Syåuſern . 4. Das GutB & hmiſch wolleſchna, von 26 H &uſern, 5 und 3 Achttheil Lahnen. 5. Das Gut Borowna, von 9 Häuſern, 1 lalien. 6. Die Herrſchaft Datſchitz , begreift 1) Datſchitz , eine kleine Stadt von 168 Häuſern , an der Tana . Bey derſelben liegt auf einem Berg ein Franciſcaner Kleſter. 2 ) 18.Dörfer von 338 Såuſern. 7. Das Gut Kirchwiedern, von z Dörfern , dazu 43 Hauſer, 6 und 3 Achttheil Lahnen gehören . 8. Das Gut Blein Jenikau, dazu 3 Häuſer gehören . 9. Das Gut fižarguarets , dazu 3. Dörfer'vou 57 Håuke fern und 10 und 6 Achttheil fahnen gehören. 10. Das Gúr marſchau, dazu 6 Häuſer gehören . 11. Die Herrſchaft Groß Meſeritſch , von 649. Håue fern und 92 uud 7 Achttheil Lahnen, begreift R 2
1 ) Gron
ебо
Das Markgrafthum Mühren.
1 ) Groß Weſeritſch , eine Stadt von 267 Håuſern, Zur hieſigen Dechanen gehöret das am Fluß Oblawa. Gut Petrompetz von 6 Håuſern , unb 3 Achttheil Lahnen . 2 ) Radoſtin , einen Marktflecken , und 3 ) 30 Dörfer, zu welchen Dertern 382 Häuſer gehören. 12. Das Gut mayres von 12 Häuſern , 2 fahnen. 13. Das Gut Zamieſtvon 4 Dörfern,dazu 33 Häuſer. 14. Zeureiſch, ein Pråmonſtratenſer Kloſter mit einem infulirten Probſt. Es gehdren demſelben der Marktflecten Yzeureiſch von 68 Håuſern, und 11 Dörfer ven 12g Haus fern . Zu dieſen Dertern gehören 51 und 2 Achttheil Lahnen. 15. Okrſchifchlo, ein Dorf von 17 Häuſern i Lahnen . 16. Das Gut Obec Zimtſchits, von 3 Dörfern , dazu 71 Häuſer gehören . 17. DasGut Pokoyowits, dazu 4 Häuſer gehören . 18. Das Gut Polupin, von 9 Håuſern, 5 Achtth. Lahnen. 19. Das Gut Poppelin, von 20 Häuſern und 4 Lahnen. 20. Das GutPutlitz von 4 Dörfern , dazu 38 Håus fer, 4 und 7 Adittheil Lahnen gehören . 21. Die Herrſchaft Purnitz , von 637 Häuſern , 136 und i Achttheil Lahnen, begreift 1) Purnitz, einen Marktfleden von 100 Häuſern. 2 ) Alt Reiſch , einen Marktfleden von 45 Häuſern. 3) Oppatan, einen Marktflecken von 49 Häuſeru. 4 ) 29 Dörfer von 443 Häuſern. 22. Das Gut Ratſchitz , von 8 Häuſern , 24 Lahnen . 23. Die Herrſchaft Böhmiſch Xudolety , von 7 Dora fern , dazu 107 Häuſer gehören. 24. Die Herrſchaft DeutſcheXudoletz, von 313 Hans fern , zu welcher gehören 1)Wolein ,irſchin, ein Marktflecken von 71 Häuſerna 2) Bachdalow , ein Marktflecken von 46 Håuſern. 3) 13 Dörfer von 196 Häuſern. 25. Teltſch , eine Stadt von 236 Håuſern. 26. Die Herrſchaft Teltsch , gehöret dem Hauſe Lidh tenſtein, und beſteht aus 1159 Häuſern , 362 und 5 Adyra theil lahạen. Ihre Derter find I) mirkkotin, ein Marktflecken von 35 Hiufern. 2) Studein ,
-
Der Iglauer Streis.
261
2 ) Studein, ein Marktflecken von 44 Häuſern. 1 3) Scheletan, ein Marktfleden von 67 Häuſern. 4) 70 Dörfer von 1013 Häuſern. 27. Die Herrſchaft Trieſch , gehöret einem Grafen von Herberſtein , und hat ein uraltes (Silberbergwerk, welches 1761 von neuem zu bauen angefangen worden. Es gehos ren dazu 206 Häuſer, 39 und 7 Udttheil Lahnen . Shre Derter ſind I ) Trieſch, ein Marktfieden von 11 Häuſern. 2 ) 6 Dörfer von 95 Häuſern . 28. Die Herrſchaft Trebitſch , welche ein Graf von Waldſtein beſitzt, hat 986 Häuſer, 202 und 2 Achttheil Lahnen , und begreift 1 ) Trebitſch, einewohlgebauete Stadt am Fluß Iglaa war von 331 Håuſern, woſelbſt gute Tuchmanufakturen ſind. 2) Kamenitz , einen Marktfleden . 3 ) Wladislaw , einen Marktflecken an der Iglawa. 4 ) 35 Dörfer von 477 Håuſern. Das Dorf Podzia: tek , liegt auf einem Hügel , an deſſen Fuß ein Geſunds brunnen entſpringt, welcher, wie Sagar in ſeinem Bericht von demſelben meldet, einen flaffigen , Tehr flüchtigen , dem Hofmanniſchen Mineralgeiſt ähnlidien Schwefel, nebſt einem geringen Theil untüchtiger Erde, enthält. Er iſt kaum 500 Schritte gegen Often von Wladislaw entlegen. 29. Wieſe, ein Marktflecten, dem Grafen yon Colaito zuſtåndig, nebſt 5 Dörfern . Zu ſolchen 6 Dertern gehó Ten IIO Hauſer, 27 und 2 Udſttheil Lahnen . 30. Woltſchetin , von 4 Hauferu , 2 Achttheil Lahnen . 31. Das Dorf Woolfchen und Groß Janikau, von 18 Häuſern, 8 und 1 Achttheil Lahnen. 32. woolkin , von 12 Häuſern. 33. Slabings, Slawonitz, eine ſehr alte Stadt, die , wie ihr Name anzeigt, von den Slawen erbauet worden . Sie hat_229 Håuſer. 34. Das Gut 3bortſch von 9 Dörfern, dazu 89 Såu ſer, 19 und 7 Achttheit Lahnen gehören .
R 3
IV . Die
262
Die Markgrafthümer
IV.
Die
Markgrafthümer und
Ober
Nieder -Lauſit. $. 1.
Varth.Scultetus þat 1593 eine Charte von der Ober :Caufik, nach ihm aber Sam . Groffer in feinen laufißiſchen Merkwürdigkeiten 2 kleine Char. ten von der Ober -und Nieder-lauſik geliefert, welche auch Hofmanns ſcriptoribus rerum lufaticarum , und dem Köleriſchen Atlas einverleibet worden . Joh . Chriſt. Weigels Atlas portat, enthålt eine allgemei ne Charte von der Lauſik, dergleichen nachmals Joh. Bapt. Homann , feine Erben aber 1732 Joh . Georg. Schreibers Charte von der Ober -Lauſik , 1749 eine Charte von dem Budifſinfchen , 1753 eben derglei. chen von dem Görlißer Kreis , und 1768 von der Nieder -Saufik , heraus gegeben haben . Die erſten 4 Charten findet man im
Atlas von Deutſchland
Num . 27-30. In Peter Schenkens fächfiſchen Atlas , iſt von jedem Markgraft um eine 1759 ge ftochene Charte von 4 Bogen enthalten ; und diefe find jekt nie vollſtändigſten und beſten. Mortier hat dieſe 8 Bogen , auf 2 Bogen gebracht, und 1759 ausgegeben. D. 2. Die ( auſiß ſtrecket ſich von Nord- Weſten gegen Süd -Often , und wird gegen Morgen von Schleſien, gegen Mittag von Böheim , gegen Abend von Meiffen , und gegen Mitternacht von der Mark . Brans
Ober- und Nieder - Lauſit .
263
Brandenburg umgeben , und iſt (das
Brandenburs giſche Antheil, fo etwa 20 geogr. Quadratmeilen dus. machen, nicht mitgeredynet ,) ungefähr 180 geographis ( che Quadratmeilen groß. Der ſlawiſcheName Luzice oder Laufis , foll, nach Abr: Frenzels Meynung, ein waldiges oder wåfferiges {and bedeuten . Das nie. dere Markgrafthum fat denſelben zuerſt, und an 350 Jahre , nåmlich bis in die Mitte des 15ten Jahre hunderts, allein geführet; um dieſe Zeit aber iſt er auch auf das obere Markgrafthum ausgedehnet wors den, welches vorher die Mark , oder das Land zu By diffin und Görlik, imgleichen die 9 lande und Ståds te, genennet worden .
Die erſte Urkunde , darinn des Namens Ober, ſauſik gedacht wird, iſt von 1466 ;
doch war zu eben der Zeit, wie man aus andern Ür: kunden erfiehet, auch noch die lekte von den vorher gedachten Benennungen gewöhnlich .
Unter dem
König Matthias nennete ſich der damalige landvogt von Stein in den lehnbriefen , beyder Taufik Vogt,
:
und die andern folgten ihm durinn nach . S. 3. Die Ober:Taufik hat mehr Berge und Hügel, und eine reinere Luft , als die Nieder- Laufik, in welcher es viele ſumpfige und moraftige Gegenden giebt;
hingegen hat dieſe mehr und beſſere Hål.
fingen , als jene , deren fette Gegenden gemeinig :
lich ſtarken Mangel an Holz haben, womit aber doch die übrigen Gegenden hinlänglich , ja die Heiden überflüßig verſehen ſind. Man findet auch an unter: ſchiedenen Orten im Görliger Kreiſe Torf, *. E. zu Tauchriß , im Gebiet des Stifts Joachimſtein, woſelbſt der befte geſtochen wird , zu Kieslingswalda, If Meile von Tauban, zu Hoyersdorf, in: der muſe R4 faiſchen
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Die Markgrafthümer
Kaiſchen Heiðe , im Gebiet der Stadt Zittau , bey In den gebir . Neufretſcham und Schreibersdorf. gigen Gegenden der Ober:Laufik, an der böheimiſchen und ſchleſiſchen Grånze, iſt zum Uckerbau wenige Ges Die Heiden an der niederlauſißiſchen legenheit. und zum Theil an der ſchleſiſchen Grånze, haben ſchlechtes Sand , welches wenig trågt, aber ſchöne Das Gefilde ift theils mager , theils ein fettes und ſehr einträgliches Marſchland , welches leßte man im Mittelpunkt der Ober -Lauſitz findet.
Jagden .
In der Nieder :Sauſia giebt es ſowohl Heiden, als In beyden Markgrafthus fruchtbare Gegenden . mern bauet man Roggen, Weizen, Gerſte, Hafer, viel Heiðeforn, auch Erbſen , Linſen , Bohnen und Hirſe; man hat auch Schwaben , oder ſo genanntes Der Flachsbau iſt ziemlich gut. In An Manna. ſehung der Baum -und Gartenfrüchte, des Hopfen . Tabak- und Weinbaues, hat die Nieder-Lauſig vor der obern einen großen Vorzug.
Man bauet etwas ro
then und weiſſen Wein , und der gubenſche Wein iſt Dieſe Sandesfrüchte reichen aber zur der beſte. Nothdurft der Einwohner nicht ganz hin , ſondern es wird noch Getraide , Obſt , Hopfen, Gartenger Zur wachs und Wein in die Lauſik eingeführet. Beförderung der Bienenzucht, hat ſich in der Ober Saufik die ökonomiſche Bienengeſellſchaft, zuſammen Die Viehzucht iſt ganz anſehnlich , an gethan . Wildprett iſt kein Mangel : und die Flüffe, Seen und Teiche liefern mancherley gute Fiſche. Hin und wieder findet man eine weiſſe, weißgraue und roth. liche Thon -Erde, welche zu allerhand Geſchirren und Tabackspfeifen gebraucht wird , und Steinbrüche. Auf
Ober- und Nieder - Lauſik.
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Auf den Löbauer und Königsheyner Bergen zeigen
3
: .
fidh Diamanten , die den boheimiſchen ähnlich ſind , und in den Gegenden von Sauban findet man zuwei len Agate und Jaſpiß. Ber Muſka iſt ein Älaun: werf : und in dem Dorf Grosmehre in der Nieder. In uns Saufik hat man Vitriol und Kupferwaſſer. terſchiedenen Orten wirb ziemlich guter Eiſenſtein angetroffen und verarbeitet . Die Geſundbrunnen bey Gutſchdorf, in der Herrſchaft Königsbrück, ben Isbau, Zittau, zu Schönberg, ben Lübben und Gue ben, ſind nicht unerheblich . In der Sauſiß entſpringen folgende Flüſſe: 1) die Spree, wendiſch Sprowa, böhmiſch Spro , ent ſpringet in dem bubiſſiniſchen Kreiſe, zwiſchen den zits tauiſchen Dörfern Ebersbach und Gersdorf, nimmt den Fluß Schöps auf, und fällt in der Mark Brans denburg bey Spandau in die Havel. 2) Die ſchwarze Elſter, entſtehet auch in dem budiſſiniſchen Kreiſe, nimmt bey Hoyerswerda das ſchwarze Waſſer auf, und tritt in den meiſniſchen Kreis. 3) Die Pulsnis enſtehet auch in dem budiſſiniſchen Kreiſe, oberhalb dem Städtchen Pulsnik, und fällt bey Elſterwerba im meiſniſchen Kreis in die ſchwarze Elſter.
Andere kleinere übergehe ich.
Die Vleiſſe
entſpringt zwar in Böheim im Bunzlauer Kreiſe, fließet aber vornehmlich in der Taufik, nimmt die Wittge, Quba oder Lubüs und andere Flüßchen auf, und ergießet fich unterhalb Guben in die Oder. Der Queis fließet auf der Grånze von der Laufik und Schleſien , und in demſelben werden zuweilen Perlenmuſcheln gefunden.
RS
$ .4.
,
266
Die Markgrafthümer
S. 4. In der Ober -Lauſik zählet man 6 Stådte, welche vorzüglich Städte, oder die Sechsſtådte hei: ßen , 16 Sandſtådtchen und 7 Marktflecken ; in der Niedern aber 4 Städte , die auf den Sandrågen ers ſcheinen , 13 {anoſtädte und 4 Marktflecken . 1775 hat man gejåhlet
männliche
weibliche Perſonen
In der Ober-Lauſitz 126254 In der Nieder-Lauſik_50903
137146 54882
177157 192028
192028
Zuſammen 269185
Menſchen.
Die älteften Einwohner dieſes { andes , welche wir gewiß kennen , ſind die Semnoner, oder Seno : ner , eine fueviſche Nation, welche in der Ober: ( au. fik gewohnet, aber durch ihre angeſtellte Wanderung den Wandalen, und dieſe durch einen gleichmäßi gen Auszug , im 7ten Jahrhundert den Wenden, einem ſlawiſchen Volf, Plak gemacht haben . Im 12ten Jahrhundert ſind auch aus den Niederlanden und vom
Rhein neue Unbauer hieher gekommen.
Heutiges Tages find die Stadre faſt ganz mit deuts Ichen Einwohnern befekt : auf den Dörfern aber ſind mehr Wenden als Deutſche zu finden . Die Woh. nungen der Wenden fangen ſich ben Löbau an , und erſtrecken ſich durch Ober- und Nieder-Laufik bis an die Mark Brandenburg. Sie behalten die wendi ſche Kteidung und Sprache beſtåndig -ber : die teşte aber iſt nicht nur von andern ſlamoniſchen Munda und Schreibarten unterſchieden , ſondern wird auch in der Ober- Sauſią nac) einer ganz andern Mundart ges
1
Ober- und Nieder -Lauſik.
267
geſprochen , als in der Nieder : Taufik , ſo daß die Ober- und Nieder-Sauſiæer Wenden einander nicht gut verſtehen . Es iſt auch das Wendiſche, welches in der Ober -Laufiz um Budiffin , Löbau und Cas menz geredet wird,etwas von demjenigen ,welches in den Standesherrſchafen Hoyerswerda undMuſkaugeſpro chen wird , unterſchieden , z. E. das durchſtrichene I (1) wird im budiſſiniſchen wie ein w , in den legtge. dachten Herrſchaften aber wie ein wirkliches I ausges ſprochen . Die Wenden nennen ſich Sferbojo , in der einfachen Zahl & ferb , woraus der lateiniſche Name Sorabi, gemacht worden . Bende lauſißiſche Haupt-Mundarten ſind wieder von derjenigen , wel che in der Herrſchaft Mußkau gewöhnlich iſt , und von der flawoniſch)= wendiſchen Sprache, welche in
1
Krain , Dalmatien , Croatien , Ungarn , und an dern ( åndern geredet wird, ſehr unterſchieden . Das
;.
Haupt Heißt bey Budiſſin Wowa , ben Mußkau Glowa , das Herz , bey Budiſſin Wutroba , in der Nieder : Lauſig und bey Corbus, sutrdoba . In der Ober: Lauſik find ungefähr 449 wendiſche Dörfer. Ein jedes Markgrafthum hat zweyerlen Ståns de , nämlich land und Städte, welche nachher berg der Beſchreibung eines jeden Markgrafthums ge nauer abgehandelt werden ſollen . Hier iſt nur von dem laufißiſchen Adel etwas Allgemeines anzufüh . Einige adeliche Geſchlechte ſtammen vermuth. ren. lich von den alten Slamen ab , wohin gemeiniglich
i
diejenigen gerechnet werden , deren Namen ſich auf
1
is und zin endigen ; einige andere find ſo alt , daß man
1
268
thümer
Die Markgraf
man ihren Urſprung kaum oder gar nicht erforſchen kann , dahin z . E. die von Gersdorf gehören : die meiſten aber ſind entweder fchon vor Alters , oder in neuern Zeiten aus Böheim , Schleſien , Polen , Sacha nen andern deutſchen und aus . ſen und unterſchiede en n ig er er gekommen , und aufgenem Sånd , hieh wärt Wenn ein Ober - Jauſiker von Udel men worden . ſich in der Nieder -Laufik ein lehngut ankaufet, wird er eben ſo wenig für einen fremden Ausländer gehals ten , als ein Nieder-Lauſiker in der Ober-Laufik da . für angeſehen wird ; welches 1689 und go von den Zandſtånden' beyder Markgrafthümer gelegentlich aufs neue erkläret worden . 9. 5. Von der chriſtlichen Lehre, iſt den hieſis gen Wenden zuerſt im 8ten Jahrhundert etwas wes niges bekannt gemacht worden : es dauerte aber uns terſchiedene Jahrhunderte , ehe ſie unter den Gehors fan der römiſchen Kirche gebracht werden konnten , und der dabey gebrauchte Zwang, mußte ſie nothwens dig erbittern , ob er ſie gleich zum Theil zu Heuch . lern machte. Vom inten Jahrhundert an wurden viele Kloſter und Kirchen im Lande erbauet , durch welche das Chriſtenthum unter den Wenden ausge 1 breitet werden ſollte, deſſen wahre Beſchaffenheit ihnen aber doch ſowohl, als den übrigen Einwoh: nern des Sandes , noch ſehr lange unbekannt blieb. D. Suthers Lehre, fand ſchon 1521 ſowohl in der Obera als Nieder -Lauſik Beyfall, welche ſich nach und nach dergeſtalt ausbreitete, daß die evangeliſch -lutheris ſche Kirche die berrſchende ward , wie ſie es denn auch noch iſt.
In der Ober -Lauſik find 40 bis 50000
Ober - und Nieder - Lauſik. . , 269 50000 evangeliſche Wenden, welche 62 Kirchen han ben, in denen in ihrer Sprache geprediget wird. Ein Theil der Wenden , welcher etwa 8000 Seelen aus . macht, iſt rómiſch -katholiſch, und hat 10 Kirchen , Im Jahr 1722 haben ſich Kapellen und Oratoria . welche von den vereinigten evangeliſchen Brůs dern , deren oben S. 131. gedacht worden , aus Bd. heim und Mähren in der Nieder - Lauſig eingefunden, Sie haben ſich und den Ort Herrenhuth erbauet. vermehret, daſelbſt fona nur nicht an Zeit von der dern auch ein Anfehen erhalten , welches die daſige evangeliſche Kirche fehr aufmerkſam gemacht hat. 1750 ergieng an den damaligen Ober , Amtshaupts mann zu Budiſjin , Grafen von Gersdorf, ein for niglich Schreiben , des Inhalts , daß die in der Ober-lauſig befindlichen Brübergemeinen in der Quar , litåt augsburgiſcher Confeſſionsverwandten und ge . treuer Unterthanen , ferner geduldet und geſchüßet, auch in Hoffnung ihres feraern ruhigen und anſtån . digen Betragens, ſowohl des wirklichen Genuſſes der ihnen verſprochenen Freyheiten und Rechte theila haftig gemacht werden , als auch ferner überzeugen . de Merkmale landesfürſtlicher Huld und Gnade bea Unterſchiedene Glieder dieſer Brů: kommen ſollten.
!
dergemeine, beſigen anſehnliche Rittergåter in der Ober -Laufik , und haben, gleich andern Landſtånden , obrigkeitliche Gewalt, und das Kirchenpatronat. g . 6. Die Gelehrfamkeit wird in beyben Markgrafthümern geliebet und geachtet, und ſie has ben manchen berühmten Gelehrten geliefert. Die Im Ober -Lauſią kann ſich eines Vorzugs rühmen. Unwiſſenheit an izten Jahrhundert fieng die grobe
dafelbti
er
270
Die Markgrafthüm
daſelbſt zu verſchwinden, und bis 1450 fand ſich eine Art der Gelehrſamkeit nach und nach mit den Kló . ſtern ein . Von 1450 bis zu der Kirchenverbeſſe rung , wuchs ſie noch mehr ; denn es kamen aus fremden Ländern Gelehrte an , welche Bücher und Wiſſenſchaften mitórachten , und die Schulen wur : den verbeſſert. Von der Zeit an hat die Ober -Lau fiß von ihren Kindern fremden ( åndern Gelehrte mitgetheilet, welche in Kirchen und Schulen , auf Univerſitäten und an fürfil.,und fönigl.Höfen gebrau . chet worden . Die Gelehrſamkeit bekam aber doch erſt nach der Kirchenverbeſſerung eine geſunde Ges ftalt, und ſeitdem iſt ſie in der Ober :Taufik zu einem niche geringen Unſehen geſtiegen . Unter den Schu: len in den 6 Städten , thun fich vornehmlich die Gy . mnaſien zu Görlik,
Budiffin,und Zittau Hervor, und bey den Schulen ſind gute Stipendien . Die Buch: druckereven ſind auch vermehret und verbeſſert wor
ben. In der Nieder- Laufik ſind gleichfalls einige gute Schulen, und für die Studirenden unterſchie bene Stipendien . Denn es haben nicht allein die Stånde dergleichen für Udeliche und Bürgerliche ausgemacht, und die Städte einige beſtimmt, rona dern es ſind auch Familien-Stipendien vorhanden, wodurch der Fleiß junger Leute ermuntert und unter: Halten wird , und ſie Gelegenheit bekommen , zum Dienſt des Landes geſchickt zu niachen.
fich
$ . 7. Ohne Manufakturen konnte die Lauſiß ihre Einwohner nicht ernähren : ſie hat aber an den zahl: reichen und guten Wollen- und Leinenmanufaks turen , ein wichtiges Nahrungsmittel ; und dieſe find vornehmlich in der Ober:Taufik im Gange. Die Tud
Ober- und Nieder - Lauſit .
271
Tuchmanufakturen ſind die älteſten , denn ſie ſind ſchon im
C **
Izten
Jahrhundert
in
unterſchiedenen
Städten vorhanden geweſen , und haben diefelben Die Stadt Görlig allein , hat empor gebracht. vormals durch den Tuchhandel mehr als eine Tonne
Goldes jährlich aus den benachbarten Ländern an fich gezogen . Die Manufakturen ſind aber ſehr gez ſchwächet worden , nachdem die Ausfuhr der Tücher in die brandenburgiſchen und oftreichiſchen Länder , Sonſt find die laufifiſchen Tů . verbothen worden. cher von unterſchiedener Art, und die beſten geben
1
Zu Budiſſin und in den holländiſchen wenig nach . der umliegenden Gegend , werden ſehr viele Strůms pfe, Camaſchen , Müßen und Handſchuhe verfer :
į
tiget. Die Leinenmanufakturen ſind ebenfalls wichtig , und in der Ober -Laufik am anſehnlichſten. Das Verfahren der Kaiſer Ferdinand II , III und Leopold gegen die Proteſtanten in Böheim und
- Schleſien, veranlaſſete eine große Menge Menſchen, fich nach der Ober-Jauſik zu begeben, welche denn die an den Gränzen dieſer Lånder größtentheils im Gebirge gelegenen Dörfer, ſtark anbaueten, und mehs Von rentheils das Leinweber - Handwerk trieben. dieſer Zeit , das iſt, von 1523 an , bekam das Land ein ganz anderes und beſſeres Anſehen ; denn es ward volfreicher und vermogender , und dieſe neuen Ein wohner , deren Nachkommen fo angewachſen , ſind, der Grund der nachmaligen großen Uusbreitung der Leinwandmanufakturen und des Handels in der Ober -Lauſik , die vornehmlich zwiſchen 1660 und Es werden aber in der Saufik als 1690 erfolger iſt. lexley Leinwande , von ungebleichter und gebleichtem Garn,
272
Die Markgrafthümer
Garn , gemeine und feine, imgleichen die ſchönſten weiſſen Damaſte zu Tafel - uno Bettzeugen , und weiſſe Zwilliche , verfertiget. Da aber ſeit mehres ren Jahren der Abſaß mancher Urt roher und weiſ fer Leinwand ,
abgenommen hat ,
hingegen die ges
fårbten , bunten , modulirten und gedruckten Arten mehr geſuchet worden : ſo hat ſolches zu einem neuen Verdienſt , und zur Verbeſſerung dieſer Art von Ar. beit Anlaß gegeben , welche überaus fchon gemachet wird. Die Schwarz- und Schönfårbereyen ernäh. ren auch viel Menſchen . Außerdem giebt es in der Laufig gute Huth - Leber . Papier . Pulver, Eiſens und Glasfabriken , und Wachsbleichen , nebſt an . dern Arbeiten der Künſtler und Handwerksleute. S. 8. Mit dieſen Manufakturwaaren , inſons derheit den Tüchern und Leinwanden, wird ein wichs tiger Sandel getrieben , der zwar nicht mehr ſo an , ſehnlich iſt , als er ehedefſen geweſen , aber dnch noch piel auf ſich hat , und der Taufik große Vortheile bringet, weil er die Einfuhr an Wolle, Garn und Seide , welche zu den Manufakturen gebrauchet wird , an ausländiſchen reidenen und wollenen Mas nufakturwaaren , Spigen 2. an
goldenen und filbernen Treffen , Weinen , Specereyen ,
Getraide ,
friſchem und gebackenem Obſt , Gartengewachſen und Hopfen , übertrifft. Der Großhandel mit lei. newand , Hat 1684 den Anfang genommen . Wegen der Handwerker und des Seinewandhan . dels auf den Dörfern , ſind zwiſchen den Städten
und Sandſtånden vieljährige Streitigkeiten geweſen , die auch 1712 und 14 Commiſſionen verurſachet har ben.
Die 6 Städte in der Ober-lauſik ,
berufen fich
e
!
1
Ober- und Nieder : Lauſie. fich auf die 1682 , 83 ,
84 ,
genen landesherrſchaftlichen
273
1706 und 1708 ergan . Refcripte , durch welche
der Großhandel den Sandleuten und allen andern , die nicht darauf ausgelernet haben , ben Strafe der Con fifcation verborhen ſey .
Allein , die Sandſtånde be
haupten , das die mehreſten auf einſeitige Vorſtel lungen der Kaufleute in den 6 Städten erfolget, und daß das Reſcript von 1682 , auf welches ſie ſich am meiſten gründen , dem Lande niemals bekannt ges macht worden ſey. Sie berufen ſich auch auf ein rechtskräftig gewordenes Urtheil des Appellationsge: richts zu Dresden von 1674 , Durch welches das Land in dem Beſik des freyen Leinewandhandels ge : fchüßet worden , und auf andere Verordnungen und Gründe , welche den Landhandel nothwendig nůßlich machten ;
und
und behaupten , daß der ( eines
wandhandel ein allgemeines Nahrungsmittel fen , woran Sand und Städte , als Glieder eines politis fchen Körpers, Antheil zu nehmen berechtiget waren , $ . 9. Die Gefchichte diefer beyden Markgraf thảmer, muß nicht mit einander vermenget werden . Die jebige Ober: Lauſis , hat ebedellen zu Bón þeim gehöret , und iſt alſo von den Herzogen und Königen deſſelben beherrſchet worden ; doch hat die Stade Budiffin, nebſt dem Strich Candes hiſſin ( der ſich von Noſſen in Meißen bis gen Budiſjin er :
ſtrecket hat,) eine Zeitlang , nämlich in der legten Hälfte des Iiten , und erſten Hälfte des rafen Jahrhun Der 1 derts , dem Grafen von Groißſch gehåret. König Wenzel Ottocar, gab ſeiner Tochter Beatria ee , als diefelbe 1231 ben Markgrafen von Brandena burg, Otto den Frommen , Heirathete , die Städte Budif 3 T4.6A.
Die Markgrafthümer
274
Budiffin ,
Görlig , ( auban und Löbau ; nebft den
dazu gehörigen Diſtricten , mit, und dieſer Marks graf bekam auch Camenz und Ruhland , als Mech . tildis , des Churfürften zu Brandenburg Albert II Gemahlinn , ſtarb , welche dieſe Derter ihrem Ge mahl zugebracht hatte.
Die Stade Zittau , nebſt
ihrem Diſtrict , blieb mit der Krone
Böheim vero
einiger. Der erſte Markgraf von der Wieder: Lauſis , Gero , ift von dem deutſchen König Heinrich I im Jahr 931 ernennet , und von Otto dem Großen bes ſtåtiget worden . Der Markgraf von Brandenburg, Johann III, brachte einen Theil der Nieder-laus fik ,
und deſſelben Bruder , der Churfürft und Markgraf Waldemar I , den übrigen Theil an fich, und beherrſchte die ganze Ober- und Nieder- Laufig. Allein , nach feinem 1319 erfolgten Tod , begab fich die
Ober -Laufik freywillig unter böheimiſchen Schuk; und Kônig Johann von (ügelburg , ward im gedachten Jahr 1319 von dem Kaiſer Ludwig aus
Bayern mit derſelben belehnet: doch ward ſie erft 1355 von dem Kaiſe Karl IV der Krone Bsheim völlig einverleibet, und eben derfelbes nahm 1370 gleiche Einverleibung mit der gekauften Nieber :{qus fiß vor, von welcher aber 1461 und 1550 einige Stådte und Diſtricte an Churbrandenburg abgetre ten worden . 1623 wurden die Markgrafthunter Ober- und Niederlauſik von dem Kaifer Ferbia nand II , als biheimiſche Leben , an den Efufüpften zu Sachſen , Johann Georg , für die 172 Connen Goldes Unkoſten , welche derſelbe aufgewande, als et dem
Kaiſer wider die Böhmen Hülfe geleiſtet, Pfand. .
Ober- und Nieder - Lauſit.
275
Pfandmeiſe , 1635 aber durch den Prager Frieden völlig, mit vollkommener Landeshoheit, und erblich, jedoch Lehnweiſe, und zu einem rechten Mannlehn ,
E
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7:
3 1
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abgetreten , und 1636 eingeräumet. Der Kaiſer bedung ſich aber für ſich und ſeine Nachfolger auf dem bobeimiſchen Thron , die Beybehaltung und Führung des Titels und Wapens von der Sauſis aus, jedoch dieſer Uebergabeganz unbeſchadet. Chur . fürft Johann Georg vermachte 1562 durd ) ſein Tex : ftament die Ober-Lauſik keinem Nachfolger in der Churwürde , die Nieder:Squſik aber dem Admini. ſtrator des Stifts Merſeburg , Herzog Chriſtian I. 2015 König und Churfürſt Friedrich Auguſt III, die Stiftsregierung 1738 übernahm , wurde die Nieder: {auſiß wieder mit dem Churhauſe verbunden , wel . dhes ſeit der Zeit wieder bende Marfgrafthümer ber þerrſchet , die aber den alten churfürſtl. Erblanden nicht einverleibet ſind , ſondern ganz abgeſonderte Jånder ſind und bleiben.
9. 10. Dieſe beyden Markgrafthümer ſind in Unſehung der Landesverfaſſung, der Regierung, des juris collectandi und der Abgaben merklich von eins ander unterſchieden , und was inſonderheit die landes . þerrſchaftl, Einkünfte von denſelben anbetrifft , ſo haben ſie ſich nie gern in einen verhältniſmäßigen Unſchlag bringen laſſen pollen , ſondern die Stände eines jeden Markgrafthums haben ſich eine freye. Bewilligung vorbehalten . Der Rang der beyden Markgrafthümer unter einander , ſcheinet ehedeffen zweifelhaft geweſen zu feyn : es hat aber ſchon feie langer Zeit das obere den Vorgang vor dem nies dern . $. II.
276
Das Markgrafthum Ober-Lauſik.
9. 11. Das Wapen des Markgrafthums ObersLauſio , iſt eine goldene Mauer mit ſchwar . zen Mauerſtrichen , auf Zinnen - Art gebauet, im blauen Felde, und der Wapenſchild trågt einen gee
1
krönten Helm , auf welchem die goldene Mauer nebſt a faſurblauen Udlerspügeln, ſtehet. Das Wapen des Tartgrafthums Tieder-Lauſios, iſt ein rocher Dchſe im weißen Felde, welcher von der linken zur rechten ſtehet. Nunmehr folget bie befondere und genauere Be. ſchreibung der Verfaſſung und merkwürdigſten Ders ter eines jeden Markgrafthums. 1. Das Markgrafthum Ober - Lauſik.
Es hat daſſelbe zweyerley Stånde, nậmlich Land und Stadte.
1. Die Landſtånde, theilen ſich einira 1. In Herren , welche auch Standesherren , Proceres, Domini, Majores, auf böhmiſch Ros tauſewny Pani Wetſy genennet werden , und ihre Afterlehnleute oder Untervafallen , und, eigene Gerichte Şaben . Solche ſind die Beſiger der 4 Standesherrſchaften Hoyerswerda , Mußkau uno Seidenberg.
Konigsbrück ,
2. In Prälaten , welche ſind: Der Dechant Budiſſin , die debriſſinnen zu Marienjiern zu Marienthal, und die Priorinn 30. Lans und Als dem Churhaufe Sachſen 1635 die Mark . ban . grafthümer völlig abgetreten wurden , verſprach Daf . felbe in dem Prager Receß , die Stifter und Kloſter bey ihren Privilegien und Rechten , inſonderheit bey ihrer
Einleitung. -
277
ihrer Befreyung in geiftlichen Dingen von allem weltlichen Gericht, zu fchůken , auch den ordentli. chen und General - Vifttationen ihre Unterſuchung und Aufſicht zu laſſen. Vermoge eben dieſes Rea ceſſes, yat'der jedesmalige Konig zu Böheim das Dber-Schußrecht über die katholiſchen Stifter, Klor ftet und Geiſtlichkeit in beyden Markgrafthümern , welches' fidyaber nur auf gottesdienſtliche Sachen er : ſtreckét ; denn in allen übrigen ſind ſie der Landesi hoheit unterworfen. Daher ſchicket der König von Bdheim zu den Wahlen der Vorſteher des Domfa. pitels' zu Budiſſin ,
und der Stifter Marienſtern
und Marienthal, einen Bevollmächtigten ab , in Wenn ſie zum deſſen Gegenwart ſie geldjehen .
Stande gekommen ſind, wird der König zu Böheim als Beſchüßer und Advocat um die Beſtätigung erw ſuchet. Die Wahl eines neuen Dedyanten zu Bus diffin , wird auch dem Churfürſten zu Sachſen gezies mend angezeiget , und derſelbe, als Landesherr , um die Beſtätigung gebethen , ihm auch von dem Neueré wählten die Erbhuldigungspflic Der he geleiſtet. Dechånr zu Budiflin , verrichter die Huldigung orá dentlicher Weiſe bey dem Dberamt, und ſtellet fich alsbanni 'zur Bezeigung Feinet allergehorſamſten Un terwürfigkeit, zu Dresden dem Churfürſten perfón lich : és haben aber einige neue Dechanten geſucht, die Lehnspflicht zu Drésben vor dem geheimer Rachscollegio abzulegen , auch die Erlaubniß dazu als eine beſondere Gnade, die den Gerechtſamen des Oberamts nicht nachtheilig ſeyn ſolle, erlanget . In 1
den Domkapitels - Gericht , hat der Dechant den Vorfik. Der Stiftsſyndicus muß allemal der evan geliſchen S 3
!
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Das Markgrafthum Ober -Lauſig.
Die Kisſter mas geliſchen Kirche zugethan ſenn. cienſtern und Marienthal, leiſten dem Churfürs ften , wenn er die markgräfliche Regierung' antritt , durch ihre Fogenannten Probſte die Huldigung. Sie werden von dem Abt zu Oileg in Böheim in Anſea hung der geiſtlichen Sachen unterfucht , welcher auch die ſtatutenmäßig -geſchehene Wahl der Uebrifs finnen , dein Kinige zu Bóheim anzeiget, und um Jedes dieſer gnädige Beſtätigung derſelben -bittet. beyden Kloſter Har die Duer- und Untergerichte, und einen Evangeliſchen von Udel aus der oberilaufikia ſchen Ritterſchaft zum Blofteryogt, welcher von dem Stift mit Vorwiffen des Jandesherin be ftellet und beſoldet, und auf den Landragen zu Eig und Stimme öffentlich aufgenemmen wird. Es kommt ihm der Verſik in dem ffofterlichen Gericht, nebſt andern Gerechtſamen , zu : er wird aber feht davon verdrängt, und man fidye die inneklichen Flên Kerlichen Angelegenheiten des Kloſters, und die Bea fchaffenheit und Verwaltung der Kloſtergaiter, aufs möglichſte vor ihm zu verbergen. Die Priorinn zu Lauban wird von dem Content in Gegenwart des Dechanten zu Budiffin , welcher Probft des Kloſters ift , erwihlet , und keine Beffatigung von dem Kó, nig zu Böheim geſucht. Gedachyter Decant una gerfucht auch das Kloſter ganz allein ; und verord : net demfelben aus den Chorherren zu Budiſſin géa Zur Verwaltung der Gerichte wiffe Beichtvåter. diefes Kloſters , iſt ein offentlider Umtmann beſtellet. 3. In Riſterſchaft und mannfchaft.
Dieſe
beffehet aus den gråflichen , freyherrlichen , adelichen und bürgerlichen Befigern der Ritter- und Jüngüia ter .
Einleitung .
279
tefa
1769 waren hier 21 gråfliche , 14 frenherrliche, und 87 adeliche Familien anfäffig. In der Ober: Sauſis ift das eigentliche Indigenat: oder Sandmann .
ſehaftsrecht nie gewöhnlich gemeſen , fondern , wenn entweder ein Fremder oder Nieder-Lauſiker von Adel fich hiefelbft ein Rittergutankaufenwollen, iſt folches ihm niemals verwebeet , noch hierzu eine beſondere Bewilligung und Geldzahlung erfordert worden ; doch muß er , von ters bern den landfången einen zulänglichen Stammbaum
überliefern ,
und son
denſelben öffentlich aufgenommen werden , wenn er auf den Landtager erſcheinen will : Denn ſie haben 1503 und 1541 beſchloſſenyi niemanden in ihr Mittel aufzunehmen , als einen vierſchilbigen Ritter ; und von der öffentlichen Aufnahme findet man ſchon in dem Lehnsvertrag von 1619 eine Spur. Wenn eine bürgerliche Perſon ein Rittergut kaufet ,
muß fie aufdem Landtage erſcheinen , und einen Revers.von sich ſtellen , daß fie /bey künftigem Wiederkauf des
Gutes , folches den Janofånden zunächst anbieten wolle . sound H. Zu den Städten gehören die unmittelbaa.
ten Landesherrlichen Städte, welche vorzüglich Stúde ten oder die Seostaoce heißen , auch königl. und churfürfil. Weichbildgådte genennet worden , ſino. Sie folgen in dieſer Ordnung : Budiſin , Görs lis , Zirgu , Lauban , Camenz und Lebau ; und die 3 erſten werden die vorhergebenden Stáds, te genennet. Dieſe 6 Stådte haben ihre Priviles gien und Freybeiten unmittelbar von dem Landesa berrn ; und es fiud ſolche theils bloße Begnadiguns gen , theils erkaufet , theils von vermiſchter Art. Jør
.
1 080
Das Markgrafthum Dber -Lauſik.
Ihr Unſehen iſt vom izten Jahrhundert an zu recha nen , da ſie anfiengen , fich mit einander zu verbins den , welches auch der Adel:wider die Städte that. Unter den Kaifern Kart IV , Wenzel (von welchem fie viele Privilegien erkaufet baber ,') und Sigisa mund, ſtieg ihr Unſehen noch höher , und ſie hatten in den Feldzügen ſogar ihre eigene Retinfahren Sie find aber zweimal in des Landesherrn Ungnade ver : fallen , nämlich in dem fmaffaldiſchen Kriege 15471 und in dem
30jährigen Kriege 1620 : die erſte fam
ihnen hoch zuſtehen ; die zweyte aberward durch Chur fadifens Fürbitte gehobenut . Shre wichtigſten Pria vilegien find, daß fie den zweytenStand dieſes Marfa grafthums ausmachen ; die freye Religionsübung, nebſt den damitverbundenen Rechten , haben ; die frene Verwaltung der Stabegüter , wenn die Bürá germeiſter und Rathmånner redlich und gewiſſenhaft dabey verfahren ; die erſte Inftang; die Obergerichts barkeit und der Fifcus der Strafen ; daß die Bůre ger und Unterthanen den Räthen gehorſam ſenn můſ fen ; die freye Rathswahl , auf welche jedoch der Herr Sandesvogt und Landeshauptmann Acht zu ha ben befehliget worden ; die Rattis Stabekeller Haber den Weinſchant, auch zumtheil den fremden Bieră fchant , und den freyen Salzſchant u. f. w. Budiſ fin hat das Recht, Statuten und Ordnungen zu machen und zu verändern , auch unmittelbar an den Sandesherrn zu appelliren ; und die übrigen Städte wollen fich daſſelbe auch zueignen . Die Sechsſtåda te Şaben noch andere Privitegien , und behaupten , unterſchiedene zu haben. Zwiſchen ihnen und dem Sande, find wegen der Braunahrung , Handwerker Hand
Einleitung
281
Handlung und anderer Dinge, vieljährige Streitiga feiten. Der angezeigten Freyheiten ungeachtet, ſind die Sechsſtädte feine Freyſtadte, fondern Sand, und Fürſtenftädte , deren des Hyuldigungseides
Unterwürfigkeit die Formel Sie genugſam anzeiget.
halten ihre Zuſammenfünfte
in der Stadt Löbau,
dahin die Zuſammenberufung durch die Stadt Bua diffin geſchiehet. §. 2. Diefe 2 Ståndeides Markgrafthums, maa chen ',spermoge des pragifchen Vertrags von 1534) und der Ferdinandiſchen Entſcheidung von 1544 )
ben allen Berathſchlagungen über die gemeinen { an . desangelegenheiten , 2 Stimmen aus , nämlich die Stånde vom Jande die eine, uno die vereinigten Sechsſtädte die zweyte. Sie helfen alles, was des {andes allgemeinen Nugen und Wohlfahrt angeht, berathfchlagen, beſchließen und verordnen , und ohne ihre eingehotte Meyming 'und freye Bewilligung, kann keine Steuerabgabe angeleget, nocy fonft ets was, das der Verfaſſung des Markgrafthuns ents gegen ſteher, geſchehen, oder zugelaſfen werden . 9. 3. Das Markgrafthum wird in den budiſ ſinfohen und görlitiſchen Rreis abgetheilet i zu deren jedem wieder beſondere:Kreiſe gehören . In jes dem bieſer beſondern Hauptkreife,ſind die oben (S. 18) gedachten zweyerlen Stände. - Die landſtånde their len ſich in einem jeden in den engern und weitern Ausſchuß , und in die übrige Ritterſchaft; und von ihnen werden die Sandesbediente ihres Kreiſes ohne Zuziehung der Landſtånde des andern Kreifes, erwähler. Den ſtädtiſchen Stand, machen die Räthe der einem jeden Kreiſe einverleibten 3 Sechsſtådte aus , S5
282
Das Markgrafthum Ober -Laufik.
aus , welche zu den Fahicken .
Landtager ihre Abgeordnete
S. 4. Dieſe Stånde verſammlen ſich auf den Landtagen . Solche find ; 1) gewöhnliche und ordenta liche des ganzen Markgrafthums n welche ohne Zui fammenberufung jährlich dreymat zu Budimin gehala tene, und am Montage nach Oculi, am Bartholomäus Tage (amn 24ten Uug . ) und am Lage Elifabeth ( am 19ten Nov.) angefangen werden , und die willkůbrs licten
Landtage heißen ; imgleichen der fandtag
nach dem Fefi ber þeil. Drenkönige, welcher zu Górs lik. gehalten wird , und dazu die Stände vom Lande durch ein offenes Husſchreiben des Kreisamis ju . fammen berufen werden , a ) Iußerordentliche, wenn bie Stånde entweder auf Befehl des Landesgerrn fourch das Oberamt zuſammen berufen werden , um fich über
gewiſſe Forbegungen , welche durch abges
fchickte Conmiffarien vorgetragen werden , zu bes rathſchlagengoder der Einführung eines neuen land . vogts beyzuwohnen , oder wenn die wegen wichtiger
Landesalteſten
Sandesangelegenheiten andie keinen
Hufſchub teiden , die Hemter -zu Budifin und Gör : lik um eine folche Zufammenberufung erfuchen. Zu diefen außerordentlicher Landtagan merder, die Bea fiber der Standesherrſchaften durch beſondere Schreie ben, und die übrigen vierfehilbigen adelichen Befiger der
Rittergüter, dura ) offene Briefe berufen .
Die
Ausfdruß . Verſammlungen beyder Stande, werden , wenn fie notiig ſind , durch die Landesaltes ften des bubiffiniſchen Kreifes ausgefchriebena $. 5. Die Landesbeamte und Bediente, wers den theils von dem Landesberrn , theils von den Ståne
Einleitung.
283
Stånden erwählet und beſtellet.
*
Der Landvogt, von dem landesi Landesbeamte, wird als der höchſte ordentlicherwei. ſeinen Sig beftellet, hat fürſten und
de ?
fe zu iBüdiſſini.
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3
Er wird auf einem bahin ausges fdyriebenen Landtageeingefühviet , nachdem er vorher den Ständen einen beſiegelten Revers ausgeſtellet þar , daß er alle und jede ben allen ihren Rechten , Briefen
Privilegien , Handfeffen , Gnaden , Gea
richten , Fleygifen und guten Gewohnheiten, die ſie von Ulters her von Kaiſerit, Königen , Fürften und Herren woblerworben , hergebracht und gebraucher haben , feftigtich erhalten, tand, Städte und Straßen fchügen , und die Stande nach ihrem Rach mit Hauptleiten verforgen wolle. Dieſer Revers iſt ſeit Er befommt von dem 1420 gewöhnlich gewefen . Sandesfürften eine Anwetfung, wie er ſich zu verhale ten babe , welche Kaiſer Ferdinand I im Jahr 1sbr zuerſt ertheilet hat, und darinn er unter andernt angewieſen wird , die Obergerichte , Hof und Lands gerichteund allen gerichtlichen Proceß ,in des Landesa fürſten Namen zu dyandeln und zu verwalten ; die Lehen in Gegenwart des landeshauptnianns zu were
leihen , eben demſelben zur Ausrichtung der ihm er's theilten Anweifung behilflich zu fenn , aber in deſſels beniunxeben ſo wenig Eingriffe zu thun, als dieſer in das Teinige. Er verforget das Land mit Rath und Wiffen der Stånde ( als welche das Wahlrecht hai ben ) utit Hauptteuten in den beyden Hemtern zu Bus diſfin und Górlik, beſtellet audy den Hofrichter und Kanzlet.
Wenn die Stände ihre Gerichte misbrau.
chen , fofl er die Mitgerichtsbarkeit haben . Er bes forget auch die Einquartierung 2c. Von 1737. an hat der
284 Das Markgrafthum Ober - Lauſik. der Churprinz, das hohe landvogterliche Umt bed Fleidet: 1764 aber ift ein churfürſtlicher Miniſter Der Landes , zum {andvogt' beſtellet worden . hauptmann , wird aus 6 tůchtigen Perſonen des Herren- und Ritterſtandes , welche die Sandſtånde, vermoge eines 1603 von dem Kaiſer Rudolph II für 7000 Rthaler erlangten Privilegiums, dem Landese fürften vorſchlagen, von demſelben erwählet, und zu dem Ende beſtellet, daß er alle landesherrſchaftliche Gefálie Einfünfte und Nubungen in dem Marka graftyum Leben und verwalten folle;
zu welchem
Zweck ihm auch von dem Landesfürſten ein Gegen . håndler ritterlichen Standes zugeordnet wird . Er verſiehet die 6 Ståbte, die landesherrlichen Rammere güter , die geiſt, und weltlichen Burglehen , neben dem Sandvogt. I
Er fiehet auch dahin, daß den lana
desherrlichen Statuten und Drdnungen in den Gråde ten nachgelebet, und die Gerechtigkeit gebührend gez handhabet werde ; und giebt, nebſt dem Landvogt, darauf Acht, daß tüchtige Perfonen zu Bürgermei. ſtern und Råthen beſtellet werden . Der Kammer . procurator wird auch von dem Landesherrn gerekt. Der Ober Amtsbauptmann des budifſinis fchen Kreifes wird von dem engern Ausſchuß ( 9. 2 .!, vermoge eines Landtagsfehluffés von 1675 , nach urs alter Gewohnheit einzig und allein aus dem Mittel des engern und weitern Ausſchuſſes erwählet", und zwar ſo, daß zuerſt 5 Perſonen, und aus dieſen wie . der 3 durch die Mehrheit der Stimmen ernannt wer : den, aus welchen die Sandſtånde einen Ober- Amts hauptmann erwählen ; welche Wahl hierauf den 216 . geordneten der 3 einverleibten Städte angezeiget wird,
+ 12
Einleitung
285
wird, um igre Stimmeauch zu vernehmen. Wenn ſie nun diefelbige dem Neuerwählten auch gegeben haben , wird demſelben durch Deputirte vom engern und weitern Ausſchuß, von der Ritterſchaft und von den Abgeordneten der Stadte , die auf ihn gefallene Wahl eröffnet, und derfelbe erfuchet, diefes Amt bis auf landesherrſchaftliche Genehmhaltung zu über. nehmen. Der Amtshauptmana des Görlißiſchen Die 2 Kreiſes, wird auf gleiche Weiſe erwählt: Landesalteſten eines jeden Kreifes, werden von der Landſchaft derelben auf den Sandtagen aus der Kit : terſchaft erwählet, und von dem Landvogt beſtätiget. Sie werden für des Landes Vater und Vorfteher gehalten , und ihre Umtsverrichtungen auf den Land, tagen , ben den Kreisåmtern, und beydem Oberamt ze ſind weitläuftig und wichtig. Der Landesbeftall. ter, wird von beyden Kreifen zugleich , jedoch weche felsweiſe, nach Inhalt des hierüber zu Budiffin 1665 errichteten Vergleichs, aus dem Ritterſiano vra Wåhlet , uno führet: auf den allgemeinen { andtagen im Namen der Stande das Wort und die Feder. Der Lanofyndicus , oder der Conſulent der landſtånde pa iſt ein Rechtsgelehrter bürgerlichen Standes . ***.7995313
Si 6. Somohl zu Budiffin , als Görlik, iſt ein Kreisamf,i vor welches alle Rechts- und Lehnſachen eines jeden Kreiſes in der erſten Inſtanz gehören . In jenem fibin , außer dem Ober -Umtshauptmann , die 2 landesalteſten des bådifſinfden Kreiſes, und . die Abgeordneten der 3 Eechsſtädte ; in dieſem , außer dem Amtshauptmann ,
die 2 landesalteſten
des gårlißifdyen Kreiſes, und die Abgeordneten der 3 Sechs .
286 Das Markgrafthum Ober -Lauſis. 1 Sechsſtabte.
Es wird auch in diefem Markgrafs
chum nach uraltem Gebraud , ein Sofgeridt gehal. ten , vor welches Vermächtniſle , Verzichte, Aufges botke und andere gerichtliche Sachen gehören . Ju dem budifinfchen Kreiſe beſtellet der Jandvogt einen beſondern Hofrichter aus der
Ritterſchaft , welcher
das:Hofgericht jährlich 3 mal , nämlich um die Zeit der willkührlichen Landtage, Hiltz und im gørlißi. fchen Kreife, hålt es der Amtshauptmannz ſo oft es nöthig iſt und verlanget wird, beyde aber halten es mit Zuziehung dreyer Benfiker , welche von den Sands ftånden erwählet werden .
Ein Hofrichter hat ber
der Verſekung und Verkaufung der Güter Acht zu haben , daß diefelben den Mitbelehnten vor andern ges gónnet und gelaſſen werden ; er muß auch auf die Criminalſachen, die unter dem Udel vorfallen , adyten . Das hochlóbliche Oberamt und Judicium ore · dinarium der hoch , und wohlverordneten von Land und Städten , wird zu Blidiſiin auf dem Schloß Ortenburg, jährlich3 mal, nämlich nach ges endigten willführlichen Landtagen (9. 3. ), gehalten , und ſoll 1505 feinen Anfang genommen haben . In demſelben hat der Herr Sandvogt den Vorfik , in deffen Namen den Verordneten von ( and und Etåd. ten die Urtheile und gerichtlichen Beſcheide eröffner, und, mit Vorbehalt , oder Appellarion an den { an . desfürſten , geſprochen und ausgefertiget werden . Nach demſelben hat der { andeshauptmann die nach . fte Stelle. Die Benſiấer find : der Ober - Umts . þauptmann und der Amtshauptmann ; die 4 Landes . älteſten beyder Kreiſe; 4 Perſonen aus der Ritter . ſchaft eines jeden Kreiſes , und die 9 Abgeordneten der
!
Einleitung.
der Sechsſtädte.
287
Demſelben find alle Sandfaffen ,,
ihre Unterthanen und die Bürger in den Städten , unterworfen, und die Handlungen , welche vor dare felbe kommen, find : wenn von des landvogts, beya der Hauptleute und den Hofgerichts:Abſchieden ,von der Geifilichkeit in weltlidien Sachen , von den Urs theilen in den adelichen Gerichten und der Rathe in den Städten , appelliret wird ; wenn der Landvogt einen aus der Stånde Mittel , oder einer aus ten Stånden den Sandvogt in Anſprud) niment; wenn die Sachen die gemeine Landesfreyheit und Gerech tigkeit betreffen , oder fonft fo widrig fino, daß fie ohne Kath der Verordneten nicht fönnen noch follen erörtert werden ; wenn fie Grånzſtreitigkeiten , Waſ. ferläufe und andere tergleichen Sachen betreffen , peinliche Sachen in gewiſſen Fällen , und Injurien . Bey dieſem : Oberamt iſt ein Kanzler , Vicefanzler, (unter welche die Yusfertigungen ver :
ſachen .
theilet find,) und ein Protonotarius. Ben demfel: ben iſt auch der Lehnhof dieſes Markgrafthums. Es hängt, fo wie das ganze Markgrafthum Sauſik , von dem
Obers churfürſtlichen geheimen Rath ab.
Es iſt hier arich noch der adelichen Waiſen . & mter zu gedenfen , deren eines im budiſſinſchen, und eines im gorligiſchen Kreiſe iſt. Jedes beſtehet aus ten , 3 adelichen Perſonen und einein Rechtsgelehr welcher im budiſſinſchen Kreiſe allemal der landſins dicus iſt. Es erſtrecfet ſich über alle Waiſender Beſiker ſolcher Güter, die unmittelbar unter die Ges richtsbarkeit der benden Aemter gehören , fie mogen adeliche oder bürgerliche feyn. $. 7 .
288 Das Markgrafthum Ober - Lauſik. §. 7. In der Ober:Sauſik iſt kein allgemeines geiftliches Gericht oder Conſiſtorium . Wer ben feia nem Gut das Patronatrecht hat , ůbet folehes: nach den Landesgereken ,
und nach der darinnen vorges
ſchriebenen Art, wie die Probepredigten gehalten werden ſollen , für ſich allein aus , und ertheilet uns ter ſeinem Namen den Ruf und das Präſentations , fchreiben zur Prüfung des Canvidaten ; der ſich als. dann zu
Leipzig , oder Wittenberg , oder Dresden ,
prüfen und einweihen laſſen kann.
Die Abſegung
eines Predigers, kommt nicht auf den eigenen Willen eines Patrons an, ſondern ſolche geſchiehet, wenn hin: långliche Urſachen dazu vorhanden ſind , vor dem Oberamt . Die Diſpenſationen in Eheſachen , werden heutiges Tages von den {utheranern ( die, fo Unter: thanen des Dechanten find , ausgenommen ) nicht mehr von dem Dechanten zu Budiffin , ſondern una mittelbar bey dem Landesherrn geſucht, und durch den Oberamtshauptmann ausgefertiger. Gedachter Dechant hat ein Stiftsconfiftorium , und über unter den Römiſch -katholiſchen alle ſogenannte biſchöfliche Redste aus.
Es ſind in der Ober-Laufik 62 wens
difite Kirchen , nåmlich 8 katholiſche und 54 evane geliſche, von welchen legten 37 im budifſinſchen, und 17 im gårlişiſchen Kreiſe ſind. Zu dieſen Kirdyen gehören auf 449 Dorfer. $ . 8. Der { andesfürſt ziehet aus der Ober - Saufik theils die von den Ständen bewilligren Anlagen, dars unter nunmehr auch Kopf- und Vermogenffeuer gee höret, theils Bierſteuer, Ucciſe, Zólle sc . Die Stån de bringen die bewilligten
Steuern ,
nach
dein
zwiſchen Land und Ståbren verabredeten Verhältniß (wel:
Der buidifſinſche Kreis.
289
(welcher Vertrag fich von 1581 herfchreibt, und durch die Türkenſteuer veranlaſſet worden iſt .) felbft zuſam In Anſehung der Ståbte, fällt der größte men . Betrag aufdie Stadt Görlig ; denn , wenn z. E. auf die Sechsſtädte zuſammen 400 Rthlr. kommen , fo Die Städte und ihre muß fie 149 dazu geben . Bürger , haben Güter, welche zur Stadtmitleidung gehören : .ie haben aber auch ſolche, welche ehedeſſen dem Landabel gehöret haben , und von ihnen anges fauft ſind , und dieſe gehören zu der Landesmitlei. dung, das iſt, ſie geben ihr Antheil zu den Steuern und andern Contributionen nicht zur Stadt, ſondern zum Sande, entweder nach Budiſiin ,oder Görlig zur Kreiseinnahme. Die Reviſion der Steuern ben Sand und Städten , ſteher dem {andesfürſten fren, zumal, da wegen des Ueberſchuſſes, deſſen ſich die Herrſchaf ten anmaßen wollen , öfters Beſchwerden einlaufen . S. 9. Was nūnmehr die genauere Beſchreibung des Landes anbetrift , To beſtehet dieſes Markgraf thum aus 2 Kreiſen welche ſind : 1. Der budifſinſche Kreis . Dieſer Kreis , welcher unter dem Oberamtshaupt. mann zu Budiffin ftehet, wird wieder abgetheilei in den obecn , niedern und Queis Rreis ; und bei greift
I. Zwo Standesherrſchaften , welche fint : 1. Die Herrſchaft Soyerswerde . Sie hat den Nas men von dent Hauptort, und iſt 1357 von dem Kaiſer Karl IV , welcher fie für 1400 Schock an ſich gekaufet hatte, der Krone Bdheim einverleibet worden. Von 1382 bis 1448 hat die Fainilie von Dube dieſelbe als ein bdheis miſches Lehn beſeffen ; pon 1448 bis 1461 der Churfürſt 311 3 3 Th . 6 A. Sacha
290 Das Markgrafthum Ober- Laufis. Sachſen , Friedrich II; von 1461 bis 1471 Friderich , Herr von Schönburg ; von 1471 bis 1486 Saroſlaw von Sternberg ; von 1486 bis 1492 Georg von Stein ; von 1492 bis 1571 dieHerren vou Schönburg ; 1571 bekam ſie Heinrich von Maltik für 110000 Thlr. erblich ; von 1582 bis 1615 die Freyherren von Promnit ; von 1615 bis 1620 Seyfried von Kitlitz; von 1620 bis 1651 die Herren von Ponikau ; von 1651bis 1700 das Churhaus Sachſen, außer daß ſie von 1662 bis 69 dem Markgrafen zu Baaden und Hochberg, Leopold Wilhelm, für 1 Tome Goldes verpfån det geweſen iſt. 1700 ward ſie an Wolf Dietrich , Grafen von Beuchling, får 200000 Thlr., und 1704 an die Får: ſtinn von Teſchen , und nachmalige Herzoginn von Wür:
1
temberg, für 250000 Zhlr. Species überlaſſen ; welche fie aber 1737- für dieſe Summe an den König und Churfürs ſten , Friderich Auguſt JII, wieder verkaufte. Die Eins künfte werden jeſt an die churfürſtliche Kammer berecha net. Die Herrſchaft enthålt : 1) Soyerswerda, auf wendiſch wojereze oder Woa rieze, d. i. am Waffer , eine kleine Randſtadt mit einem Schloß, auf welchem das churſächſiſche Amt ſeinen Sitz hat. Sie liegt an der ſchwarzen Elſter, die mitten durch hin fließt, und hat über 300 Häuſer. Die Stadtkirche iſt durch die Thurmmauer für die deutſche und wendiſche Gemeine in 2 Theile abgeſondert. Ben der Stadt wyra de 1759 ein óſtreichiſches Corps. Truppen von einem preus Biſchen geſchlagen. Der Stadt gehöret das DorfYleydau. 2) Die Pfarrkirchdorfer Bluno, Colm , Geyerswala DA , Groß -Partwit , Sårichen , Sprowitz , und Társ. ſchwitz, und 10 Rittergåter. Zu Burgk iſt ein Eiſens hammer. 2. Die Herrſchaft Königsbrå & , im bubiffinſchen Niederkreiſe , hát ehebeffen den Burggrafen von Dohna, nachmals den Freyherren von Schellendorf, und von 1726 an dem gråflich frieſiſchen Hauſe gehöret, nach deſſen Uba. gang fie 1756 an Joh . Frid. Ernſt, Freyherrn von Fries ſen auf Rdtha , und 1773 kauflich an Sigišmiund Ehrens reich
1
Der budiſfinfche Kreis ,
291
rimerih low me
reie Grafen von Redern , königlich preußiſchen Kammer. herrn, gekommen iſt. Sie begreift:
Dekam mot 1% iš 169
1) Konigsbrůd , wend. Kunsberg, ein wohlange: legtes und nahrhaftes kandſtädtchen am Fluß Pulsnik, welcher die Lauſitz von Meißen ſcheidet, mit einem Schloß und 2 Kirchen. 1760 brannten mehr als zwey Drittel der Stadt al .
n,auf * 2) 4 Pfarrkirchdorfer, nåmlich Groß -Grabe, 47eus Dene Kirch , Schmorta (welches zum Theil zu Meißen gehd epic ret,) und Schwepnitz, und 2 Rittergåter. Bey Gotích : Gigdorf iſt ein inineraliſcher Brunn. ief II. Zwer Geifiliche Stifter und ihre Gebiethe. 1. Das Decanat und Domkapitel zu St. Peter in Budiſſin rol der meißniſche Biſchof Bruno II im Jahr 1213 zu ſtiften angefangen , und 1221 vollendet haben . És iſt auch dazumal dein Gohen Stift Meißen einverleibet ef worden ; als aber 1560 dci meißniſche Biſchof Johann IX von Hangwitz zu der evangeliſchen Kirche trat , befreyete der Kaiſer Ferdinand I dag Stift Budiffin von der ehe maligen geiftlichen Gerichtsbarkeit des BisthumsMeißen , und erklärte 1362 den dainaligen Dechanten, mit Genehma haltung des påbſtl. Stuhls , Kaiſer Marimilian II aber 1575 anch , auf den Fall der Erledigung des Decanats , das Domfapitel zum Adminiſtratore epiſcopatus Mir nenfis per utramque Lauſatiam . Daher nennet ſich der infulirte Dechant und Prälat, noch iezt einen Adminiſtra torem ecclefiafticum, oder noch genauer, des Bisthums Meißen durch Ober- und Wieder - Lauſitz apoſto . lifch -verordneten geiſtlichen Adminiſtratorem und Lo. ci ordinayinm . Der Churfürft aber geſtehet ihm dieſen
me
Titel nicht zu , wie ich in einem Oberamtsbericht an den König von 1722 geleſen habe. Indeffen hat er das Recht, unter den Rồniſchkatholiſchen in der Oberlauſit, und uns ter ſeinen evangeliſchen Unterthanen in Eheſachen zu diſa penſiren . Ein mehreres von dem Dechanten (. oben (9. 1. ) Es iſt allemal ein Canonicus der meißniſchen Stadtfir : che , und alſo ein evangeliſcher , Probſt des budiſſinfchen Stifts . Das Domkapitel beſtehet aus 7 Canonicis prae fen .
292
Das Markgrafthum Ober -Lauſik.
fentibus, und 5 extraneis oder honorariis . 1770 hat der Churfürſt dem Stift einen Orden verlieher , deffen Zeis chen ein achteckichres weiß emaillirtes Bruſtkreuz mit einer goldenen Einfaſſung , und zwiſchen den Eden hervorſtes henden goldenen und rothen Stralen , auf deſſen Mitte ein Schild ift, der deu Heiland der Welt vorſtellet, wie er dem vor ihm knienden Apoſtel Petro mit der linken Hand die Schlüſſel darreicht , mit der rechten aber die oben auf eis nem Berge ſtehende Kirche zeiget, wobey im achteckichten Kreuz die Umſchrift ftohet : Tu es Petrus, et ſuper hanc petrain etc! Der Revers des Schildes enthält des Chur: fürſten verzogenen Namen. Das Kreuz wird an einem violetfarbenen Bande um den Hals getragen . Dem Des chanat und Domkapitel gehören 34 ganze Dörfer, daruns ter die Pfarrkirchdorfer Uber -Cunnersdorf, und Webras dorf ſind, Antheile an 3 Dörfern , und das Dorf Schics giswalda, welches bóheimiſcher Hoheit iſt. 2. DAS jungfråulicbe Stift und Kloſter Ciſterciens fer Ordens Marienftern , ift 1264 von den Markgrafen zu Brandenburg, Johann und Otto , geſtiftet worden,und hat, vermoge feines Stiftungsbriefes , von dem Geſchlecht der Herren von Camenz die Güter,welche daſſelbe von dem lans desherrn zu Lehn gehabt, mit allen Rechten und Gerichts barkeit bekommen . Außer dem , was bereits oben ( S. 1.) davon geſagt worden , iſt noch anzumerken , daß die Ges båude des Kloſters, welches i Meile von Camenz an der Straße nach Budiffin, ſtehet, gut ins Auge fallen , und daß das Stift ein anſehnliches Gebieth hat , deſſen Güter aber zum Theil mit andern Herrſchaften vermiſchet ſind. Man theilet das Gebieth in 2 Bezirke ab. 1) Der erſte, wird wieder in 12 kleinere Bezirke abges theilet , und begreift, außer den katholiſchen Pfarrkirchs dörferu Croftwitz , mit dem Filialkirchdorf Rorenthal, dahin zu einein berühmten Marienbilde gewallfahrtet wird , Rallbits, Gebelſchůs , und einem Spital bey Camenz, nod) 36 Dörfer, die dem Kloſter ganz gehören ; an if Dörfern aber hat es Antheil. Inſonderheit aber gehöret hieher
Wita
1
Der budiſfinſche Kreis.
293
Wittichenga oder Wittgenau, wendiſch Kulow , ein Städtchen an der Elſter, mit 2 Kirchen, welches 1654, 76 , 87 und go großen Brandſchaden erlitten hat. Es iſt eines von den alten wendiſchen Städtchen, und hat nur katholis [ dben Gottesdienſt. 2 ) Der eigniſche oder eigenſche Kreis , gehörete bis 1328 den Herren von Camenz, wurde aber in gedachtem Fahr dem König zu Bdheim , Johann, verkaufet , der eis nen Herrn von Biberſtein damit belehnete , der ihn ſeiner Frauen Schweſter , welche Uebtiſſinn des Kloſters Marien : ftern war , zu eigen oder eigenthümlich vermachte, das her der Name des Kreiſes entſtanden ſeyn ſoll ,) nach deren Tod er bey dem Kloſter verblieb. Er begreift : ( 1) Bernſtadt, vor Alters gemeiniglich Bernſtådel, wendiſch Bernadzize , ein nahrhaftes Städtchen . Es wurs de 1429 von den Huſſiten ſehr verwüſtet, und litre 1680 ſtarken Brandſchaden . ( 2) Sieben Dörfer , darunter die Kirchdorfer Berts, dorf, Dietrichsbach und Schóngu ſind , ſammt dem Nonnenwalde. III. Ritterſchaftliche Oerter
i. Im obern Kreiſe, welcher die Gegend über Budiſjin bis an den gårlißiſchen Hauptkreis und die bóheimiſche Grånge begreift. I) Deutſche Pfarrkirchdorfer, Kottmarsdorf, Canes walda , Rennersdorf, in gemeinen Reden Dårren , nersdorf genamnt, serwigsdorf, Kroftau , kawalda , Oppach , Schönbach , Sohlend an der @pree, Strabu walda, Taubenbeim. 2) Wendiſche Pfarrkirchdorfer; (1) Baruth , ein Marktflecken am ldbauiſchen War: Meile jer, ungefähr & Meilen von Weiſſenberg, und i von Budiffinn , in einer vorzüglich angenehmen und fruchtbaren Gegend , welche die goldene Que genennet wird , hålt Jahrmärkte , hat ein wohlgebauetes Schloß, und gehöret der gråflich -gersdorfiſchen Familie. Es iſt ſchon 1266 Heinrich von Gersdorf Beſitzer von Baruth L 3
1
Das Markgrafthum Ober-Lauſile,
294
geweſen . In dem folgenden Jahrhundert iſt der Ort an die von Kittlik gekommen ; 1500 aber ſchon wieder bey der gersdorfifchen Familie geweſen, und nachher , ſo viel man weis, beſtåndig verblicben . Das ehemalige Schloß iſt eine Feſtung geweſen. Dem jetzigen hochgråflichen Bes fiber von Baruth , gehören noch 13 in der Ober - Lauſitz bes legene Rittergåter. (2) Die Dörfer Corel, Cecba, förfigen, Gródits, Klein Bautzen , Blir, Kotitz, Bittlitz, Walſchwitz, Merzdorf, Mitkel, 47oſtits, Radibor, Uhyf , auf wens diſch wuesd, mit einem ſchönen Schloß der Grafen von Gersdorf. ( 3) Sobkirch , zwiſchen welchem Dorf und dem Städtchen Weiſſenberg 1758 das preußiſche Kriegsheer von dem Oſtreichiſchen plötzlich überfallen , und zum Weichen Das Dorf Hohkirch ſtedten die genöthiget wurde. öſtreichiſchen Truppen gleich anfänglich in Brand. 2.
Im
niedern Kreiſe, welcher die Gegend une
ter der Stadt Budiſlin bis an die meißniſche und nieber : lauſikiſche Grånze begreift 1 ) Elſtra, oder Elſter , wend. Saltfirow und Sala firow , ein Städtden in deffen Nachbarſchaft ben dem Dorf Kindiſch , die Elſter entſteht, gehörer der adelichen Familie von Knoch. Es gehören unterſchiedene Dörfer dazu . 1767 braunten 70 Wohnhäuſer nebſt der Kirche ab. 2) Palonitz, wend. Polonitza , ein Städtchen , am Fluß gleichet Namens, init einem Schloß , gehöret dem adelichen Gerd lecht von Gersdorf. Es gehören 7 Dóra fer dazu . 3) Ruhland, ein nahrhaftes Städtchen an der ſchwars zen Elſter, auf der meißniſchen Gränze, gehöret dein Gras fen von Honra. 1661 litt es großen Brandſchaden , und 1768 brannte es faſt ganz ab ., Von demfelben wird der ganze umliegende Diſtrict bis Camenz , der rublandiſche Kreis genannt . 4 ) Seyde, ein Landeshauptmanſchaftlicher Ort nabe ben Budiſſint, weicher 1767 md 1772 durch, Feueröbrünſte ſehr verwüſtet worden, 5 ) Die
Der budiſfinſche Kreis.
295
5 ) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer, Bifchheim , Buť. tau , Frankentbal, Gersdorf, saufwalda, Sermsdorf, Kroppen, Lindengu, WTeukirch, Prietits, Xammenau, Reichenbach 6 ) Die wendiſchen Pfarrkirchdorfer Gauſfig, Soben Buda, und Königswartba , auf wendiſch Xaketge, ein Marktflecken und Schloß den Grafen von Dallwit gehes rig, Lobra , Terchwitz, Okling, Pohla, Schmšilen . IV. Dren Sechsſtädte mit ihren Gebiethen : 1. Budiſſin oder Bautzen , die Hauptſtadt des gan : zen Markgrafthums, und die erſte unter den Sechsſtadten, hat an der Spree eine bergichte Lage, iſt nach alter Art befeſtiget, ziemlich groß, indem ſie auf 700 Feuerſtellen hat, der vorhin genannte Ort Seyda ungerechnet, welcher als eine beſondere Stadt anzuſehen iſt, und über 200 Gebäude hat. Sie iſt wohl gebauet und wohl bewohnt, und der ordent: liche Sitz des Landougts, landhauptmanns ,der Landtage der Stånde , des Oberamts, des Hofgerichts, des budiffinſchen Kreisamts , eines Oberpoſtamts ac. Das Schloß Ortens burg, welches auf einem hohen Felſení liegt , und der ei gentliche Sitz des Landvogts ift, wird von der Stadt durch ſeine Mauer und Graben getrennet , iſt aber noch innerhalb den Stadtmauern. Sowohl der budiſfinfche als görlitziſche Kreis hat hier ein Landhaus. Außer der Doms firche zu St. Peter , in deren großern und untern hålfte die Evangeliſchen, in der kleinerii und obern aber die Ka tholiſchen Gottesdienſt halten , iſt hier noch eine Kirche für die evangeliſden Wenden , und eine für die katholi ſchen ; und die 3 Hofpitåler haben auch Kirchen. Das anſehnliche Rathbaus, das budiffinſche und das görlitziſche Kreis- Landhaus, bende neben einander, das berühmte Gys mnaſium , der Raths: Bücherſaal im Syndicathaus , der Gersborfiſche Bücherſaal auf dem Burglehn , das Mais fenhaus, und das Zucht-und Spinnhaus ; der erhebliche Handel mit Leinewand, Hüten , Strümpfen und Hand fchuhen , die Saffian - und Glanzleber - Zuch -Barchent- und andere Manufakturen , gehören zu den Merkwürdigkeiten 24 der
1
296 Das Markgrafthum Ober -Lauſik. der Stadt. Das Schloß iſt weit eher angeleget worden , als die Stadt ,, welche ihren Anfang im gten Sahrhun dert genominen hat. ' 1142 ward fie zerſtöret, hierauf aber nach der jebigen Anlage wieber erbauer. Sie hat oftmals , und am jüngſten noch 1760 beträchtlichen Brandſchaden erlitten , und iſt einige mal , nåmlich 1400 und 1634 ganz, oder gutentheils , alo 1709 , abgebrannt. 1757 wurde ſie von den Preußen beſetzt, und als dieſe ſich wegbegeben hatten , von den Deftreichern eingenommen , welche auch das Schloß Ortenburg und die darinn liegen de kleine preußiſche Beratung zur Uebergabe nöthigten. 3bre Gáter, gehören theils zur Landes: theils zur Stadt-Meitleidung, und die letzten ſind theils wirklich dieuft bar , oder ſtehen nur unter des Raths Gerichtsbarkeit , oder gehören den Hoſpitålern und Stiftungen . Ihre Pfarr kirchdorfer find, Poftwit , oder Groß pofiwitz an der Spree , über welche hier eine ſteinerne Brüde gebauet iſt, Purſchwitz und Übyft am Taudser, weldies der Name eines Waldes ift. 2. Camenz, wend. Kamienz, die 5te unter den Sechos ftåsten, hat eine bergichte Lage an der Elſter, und en hält, außer der Stadt und Pfarrkirche , eine wendiſche Kirche, und 3 andere kleine Kirchen und 3 Hoſpitåter, imgleichen eine lateiniſche Schule. Es wird hier Tuch und Leines wand gemacht. Ungefähr im 13ten Jahrhundert iſt hie: felbſt ein Fleden angeleget, und 1255 nad)einem Brande von neuem erbauet, und zu einer Stadt gemacht worden. Dies ſe gehärte der davon benannten adelichen Familie , welche anfänglich Greiffenſtein hieß, ſie kaufte ſich aber von ders ſelben los, und trat 1336 mit den übrigen Stådten in ein Bündniß. 1706 brannte ſie ganz ab . Des Raths Gebieth , beſtehet aus einigen Dörfern . 3. Lobau, oder Liebe, wend . Libije, oder Cobije, ift zwar die älteſte, aber doch , dem Rang nach die lekte uns ter den Sechóſtådten , welche von undenklichen Zeiten her auf bieſigem Rathhauſe ihre Zufanımenkünfte halten. Sie liegt zwar auf einer Hdhe, doch auch am Fuß eines ziems lich hohen Berges , der løbauiſche Berg genannt. Das Wals
1
!
Der Budiſſinſche Streis.
297
Waſſer, welches bey derſelben fließt, heißt eigentlich Lobs bera , gemeiniglich aber das lóbauiſche Waſſer. Die Stadt ift klein , aber ziemlich gut gebauet, hat 2 Pfarrkirchen, ein Begräbniß und ein Katechismus:Kirchlein , ein Hoſpital, eine lateiniſche Schule, und guten Handel mit Garn und Leinewand. 1430 ward die Stadt durch einen Mordbren ner angezündet. 1570 brannte ſie auch faſt ganz ab. 1678 und 1710 ift fie jedesmal über die Hälfte abgebrannt. Bey der Stadt iſt ein mineraliſcher Brunn . Zu dem Rathsgebiet, gehören unterſchiedene Dörfer, worunter das Kirchdorf Walddorf iſt. 1.3. Fm Quels . Rreiſe , welcher von dem Fluß Queis den Namen hat , und an der Grånze von Böheim und Schleſien iſt , ſchaftliche Derter :
liegen folgende ritter
1, Markliffa , wend. Lifcha, ein Städtchen auf einer Hobe , am Queis - Fluß , der bier die Lauſitz von Schleſien ſcheidet. Es gehöret der adelichen Familie von Döbidhút , und treibt ſtarken Handel mit Leinwand und Bardient. 1698 brannte es über die Hälfte ab. 2. Goldentraum , ein Bergſtadtchen , welches um die Mitte des 17ten Fahrhunderts angelegt , und von dem Churfürſten Johann Georg II privilegiret worden . liegt auf dem ſogenannten Goldberge, unter welchem die Queiß fließet. Der Beſitzer dieſes Drts iſt ein Herr von Schindel und Dromsdorf. * . 3. Wiegandstbal, ein Marktfleden ,welcher den Herrn von Gersdorf gehöret. Er hat 1667 Berg- und Markt recht erhalten , 4. Die Pfarrkirchdorfer Sriedersdorf, Gebhardts, dorf, Xengersdorf, dahin das alte und feſte Bergſchloß Tichocha eingepfarret iſt, Schwerta , Volkersdorf yon evangeliſchen Böhmen angebauet, Ober -Wiela , Vies der Wier , und wingendorf
5. Das Freyſtadtchen Weiſſenberg , wendiſch Woße berk, ſtehet auf einem Berge, davon es auch den Namen hat , und umter welchem das lobauiſche Waſſer fließt. Ehes 2 5
1
298
Das Markgräfthum Ober - Lauſik.
Ehedeſſen war es der Herrſchaft Maltiß unterworfen , kaufs te ſich aber 1625 frey , und hat feitdem keinen Erb- und Lehnsherrn , ſondern erwähler fich nur einen Schukherrn , welcher entweder der Ober-Amtshauptmann, oder ein Lan sés - Aelteſter des budiſſinſchen Kreiſes zu ſeyn pfleget, und ſteht unter des bůdifſinſchen Amts Gerichtsbarkeit. 2. Der gdrlitiſche Kreis, welcher von dem König Johannes zu einem Fürs ftenthum erhoben wurde, ſteht unter dem Amts: hauptmann zu Gorlik , wird wieder in den gørligi fchen , zirtauiſchen , und laubanſhen Preis abgetheilet , und begreift I. Zwo Standesherrſchaften . 1. Die Herrſchaft Murea , welche 7 Meilen im Unts fange, große Heiden ( Wålder ,) und guten Getraidebau hat, gehörte in der 2ten Hälfte des 16ten Fabrhunderts, der Familievon Schönaich, fiel hierauf an den Kaiſer Rudolph II, der ſie 1597 an die burggräflich-dohnaiſche Familie erblich verkaufte , von welcher fie 1645 an die Freyherrliche cala lenbergiſche Familie kam , wie ſie denn auch noch jetzt den Grafen von Callenberg gehöret. Sie haben auch ein eige nes Hofgericht und Conſiſtorium , welches letzte ſich über die Geiſtlichen dieſer Standesherrſchaft erfredet , und uns terſdjiedene Vafallen. Unter den vielen und fiſchreichen Zeichen in derſelben , ift der lange Dammteich der groß te , und über Meile lang , auch i Meile und darüber breit. Nicht weit von dem Stadtchen Muſka , iſt , nahe bey der Neiffe, eine Alaunhütte. In dieſer Herrſchaft wird eine beſondere Mundart der wendiſchen Sprache ges redet , welche von der ober's und nieder-laufikirden unters fchieden iſt. 1 ) Murta , Muſkau , morta , wend. Muzakow , ein Städtchen an der Neiffe , mit einem ſchönen Schloß . und 2 Kirchen , ift eine der älteſten unter den 6 wendis fchen Städten . 1766 brannten hier 163 Gebäude , die dentſche und weudiſche Kirche, das Rathhaus , 3 Prebis ger :
Der gårlißiſche freis.
299
ger- und 2 Schulhåuſer ab. Das Schloß ward gerettet, und die Begräbnißkirche vor dem Thor blieb auch ſtehen . Das Stadtchen iſt ſeitdem vou Steinen regelmäßig wieder aufgebauet werden . 2 ) Die Filialkirchdorfer Spree und Pechern , und die Gablenz, Tochten, (mit dem Filial Pfarrkirchdörfer ,)Podrorche Tſcheln lente adelich iſt. 2. Die Herrſchaft Seydenberg , welche anch Reis bersdorf genennet wird , iſt ſeit dem 15ten Jahrhundert von den Herren von Colditz, von Bieberſtein , von Råder , von Noſtitz und von Einfidel beſeffen worden , und gebda ret jeßt den Grafen von Einſidel. Es gehöret dahin: Seidenberg, ein Städtchen genau an der bdheimiſchen Grånze , welches theils auf dem Michaelsberg , theils im Lhal liegt. 1769 brannten 180 Häuſer ab. Es iſt hier eine Tuchmanufaktur. Reibersdorf, ein Pfarrkirchdorf mit einem anſehnli den gråflichen Schloß. Diebſa und Friedersdorf, adeliche Pfarrkirchdorfer. II . Zwer geiſtliche Stifter. 1. Das jungfräuliche Stift und Kloſter Cifterciena ſer Ordens Marienthal , liegt nahe ben der Neifle und bey Oſtrit , in einem angenehmen Thal, iſt 1234 von des bóheimiſchen Königs Wenzels III Gemahlinn Kunia gunda geſtiftet, und 1238 von dem König ſelbſt beſtåtiget worden . Außer dem , was oben ( S. 1.) davon gefaget worden , iſt hier noch anzumerken , daß deinſelben , außer den katholiſchen Pfarrkirchdorfern Grubna , Jauernice und Seitendorf , und evangeliſchen Pfarrkirchdörfern Leuba , måuſelwitz, Melaune , Reichenau , Obers Seiffersdorf und 7ieder: Seiffersdorf, noch unterſchies denie andere Dörfer, theils ganz, theils halb gehören , daß es einige evangeliſche Pfarren zu vergeben habe , und daß inſonderheit
Oftrit, wend. Wotrow , oder Woltrozgu , ein Stadt chen , weldjes 1527, 61 und 83 großen Brandſchaden era litten hat, dazu gehöret. 2. DAS
300
Das Markgrafthum Ober- Lauſik.
2. DAS Priorat und jungfräuliche Kloſter des Or. densMaria Magdalena de pænitentia, zu Lauban, wel ches 1320 von dem Herzog Heinrich II zu Sauer geſtiftet worden. Es iſt ſchon oben (S. 1. ) davon gehandelt wors den. Die Pfarrkirchdörfer deſſelben find , Wieder-sens nersdorf, ein katholiſches, bey welchem 1745 zwiſchen den Preußen und Sachſen ein blutiger Scharmützel , zum Nachtheil der teßten , vorgefallen iſt , Pfaffendorf, aud ein katholiſches , und Satigsdorf, ein evangeliſches. III. Ritterſchaftliche Derter : 1. Im görlitiſchen Rrciſe. 1) albau , ein kleines aber wohlgebauetes Stadts chen in der Heide , ander ſchleſiſchen Gränze. · Es hat ein Schloß. Die Vorſtadt wird das Dorf salbau ges nannt. Der Beſitzer iſt ein Graf von Kospoth. 2) Rothenburg, ein offenes Städtchen , welches eis Rem von Meyer gehört. 3 ) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer Jensdorf , Cun : nersdorf, Ebersbach , Såbnichen , Sorka init dem Fio lial Jankendorf , Rồnigsbayn , Xengersdorf, Sånig , * gemeiniglid Senſe genannt, und Ullersdorf, 4 ) Ciesky , ein Ort, den böheimiſche Brüder aufdem Gebieth des Guts Trebus angelegt haben , und woſelbſt viele Profeffioniſten und Manufakturiften wohnen , auch ein Pådagogium der vereinigten evangeliſchen Brüder iſt. 5) Die wendiſchen Pfarrkirchörter. (1) Daabits, ein Marktflecken an der Muſkaer Heiz de , mit einem Ritterſit . Es gehöret einem von Wis debach . ( 2) Die Dörfer Colmen , Gebelzig , Gatta ,Klits ten , Krifcha , Petersbayn , Xadiſch insgemein Große Radiſch , See , Tetta , auch Groß -Tette genannt. ( 3) Reidwalda, ein Marktflecken . 2. Im zittauer Rreiſe. 1 ) Reichenbach , ein Städtchen , welches dem adeli: chen Geſchlecht von Gersdorf gehöret, 1670 abgebrannt iſt,
Der gørlißiſche Kreis .
301
iſt, und zwiſchen 2 Rittergütern liegt, von welchen eines das obere, und das andere das niedere Dorf heißt. 2 ) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer , Berthelsdorf, Burkersdorf, Cunnersdorf, Gersdorf, Haynewalde, mit einem ſchönen Soloß der Familie von Canit. 3) Sennersdorf oder Groß : Sennersdorf , ein Marktflecken , eine 4 Meile von Herrenhuth, an dem ſo genannten Königsholze , hat ein herrſchaftliches Schloß , gehöret der Baroneſſe von Wattewille , gebornen Grå finn von Zinzendorf , und iſt wegen einer daſelbſt 1748 ge haltenen berühmten Commiſfion merkwürdig , in welcher die vereinigten evangeliſchen Brüder für åchte Verwandte der unveräuderten augsburgiſchen Confeffion erkannt ſeyn follen. Die hieſige Anſtalt zur Erziehung junger Magda dhen , wird Catharinenhof genennet. 4). Serrenbuth , ein berühmter Ort , welcher 1722 zuerſt angeleget worden , als ſich auf den Feldern des gråfl. Zinzendorfiſchen Dorfs Berthelsdorf, vor dem Huthe berge, einige mähriſche Brüder anbaueten , nachmals aber ſtark angewachſen , und der Stammort der davon benann : ten Herrenbuther geworden iſt , die ſich ſelbſt vereinig. te evangeliſche Brüder nennen. Sie haben hier ein ſchönes Bethhaus , ein Waarenlager , eine Apotheke, und viele geſdicte Profeſſioniſten. 5) Die deutſchen Pfarrkirchdorfer Kemnitz , Lerch witz, Leutersdorf , welches dicht an Bdhmen liegt , und Marktrecht hat, markersdorf, Glieda , Uber Oder wits, Tieder Oderwit . Rennersdorf, Ruppersdorf, Sobland em rothen Stein , auch Langen Sobland genannt , mit 5 Ritterfiken , Tauchritz, ullersdorf oder Ober-Udersdorf, Weigsdorf, welches zum Theil zu Böheim gehöret , Wendiſch Orlig . 6 ) Radmerits , ein Pfarrkirchdorf , in der angeneh: men Gegend, wo die Witrich und Neiß zuſammen fließen . Joachim Sigismund von Ziegler und Klipphauſen , baues te hier in den erſten Sahren des 18ten Jahrhunderts ein ſchönes Schloß , welches er Joachimſtein nennete. Dieſes widmete er zu einem freyen weltlichen adelichen Fråuleine
302 Das Markgrafthum Ober - Lauſite. Fråuleinſtift evangeliſch lutheriſcher Religion, welches dem Landesfürſten beſtätiget , 1728 eingeweihet , und 12 Fråulein befekt wurde. Die Güter , welche dazu hören , ſind Radmerit , Nide, Nieder : Linde und Theil von Markersdorf
vont mit ge ein
3. Im laubaner Hireiſe. 1) Schönberg , ein Städtchen und chloß, welches dem freyherrlichen Geſchlecht von Rechenberg gehdret. 1688 brannte es ganz ab. 2 ) Die Pfarrkirchdorfer Belmansdorf, Dohms , Gerlachsheim , Gersdorf, Grüngu , Serrmansdorf, Sobkirche , Bolzkirche , Rupper, Lichtenau , Linda, Schonbrunn , dahin der Marktflecken Bunna , welcher ein Schloß hat , eingepfarret iſt , Schồndorf, Schreis bersdorf, Siegersdorf, Sobre, Tieffenfurth , Thoma mendorf , Tſchirna , Waldau . 3 ) Kieslingswalda , ein Kirchdorf und Ritterſik , li Meite von Lauban , einen von Fromberg zugehörig. Dies fer Ort iſt durch ſeitren ehemaligen Beſitzer , den gelehr: ten Ehrenfried Walther von Zſchirnhaufen , berühint ge iporden. 4) Unter der Herrſchaft Klitſchdorf , oberlauſitis fchen Antheils , verſtehet man das nad) Schåndorf einges Pfarrete'Dorf wahrgu am Queiß , welches dem ſchleſis ſchen Schloß Klikſchdorf, im Fürſtenthumn Jauer , gegen über liegt. In demſelben iſt ein Schloß , ein hoher Ofen, eine Papierinůhle, und ein Kalkſteinbruch . Der Befiber iſt der Graf zu Solms, Erbherr der Herrſchaften Baruth und Klitzichdorf. Es gehöret auch ein Theil des vorbin angefährten Kirchdorfs Cieffenfurtb, zu dieſer Herrſchafr. IV , Drey Sechsſtädte : 1. Görlitz, die Hauptſtadt dieſes Kreiſes , uns die ate unter den Sechsſtädten , liegt an der Neiſſe; iſt nach alter Art befeſtiget und gebauet , die größte , polkreid) ſte und nahrhafteſte Stadt in der Ober -Lauſitz, und enthält im Umfang ihrer Mauern 3 Kirchen , ein berühmtes - Gyianas fiům , ein Baiſen- und Zuchthaus , und den Vogtshof, auf
Der gørlikiſche Kreis.
303
auf welchem ſich die Ritterſdaft des gorlißiſchen Kreiſes : jährlich einmal verſainmlet, auch das gørlißiſche Kreiss amt unter des Amthauptmanns Vorfig gehalten wird , und über welchen ſich der Magiſtrat das Gebieth zueignet, wiewohldie Landſtände ihm ſolches nicht zugeſtehen ; aura ſer den Mauern aber findet man noch Vorſtådte, 3 Kira chen mit Hoſpitåtern und 2 Begräbnißkirchen , imgleichen das ſo genannte heil. Grab , welches der Bürgermeiſter Georg Emerich 1480 nach dem Muſter des heil. Grabes zu Jeruſalem hat anlegen laſſen, nebſt einer Kapelle. Die Zůcher , ſo hier verfertiget werden , ſind ſchon : daß aber der Handel mit denſelben lange fo groß nicht mehr ſey . als er ehedeffen geweſen , habe id ) oben , S. 271. ſchon angezeiget. Un dem Ort , wo jeßt die Nikolai Vorftadt iſt , war vor Alters ein Dorf, welches der bdheimiſche Herzog Sobieslaus I in einen Marktfleden verwandelte , und zu deffelben Beſchütung ein feſtes Haus auf der Hoe he , wo jetzt der Vogtshof iſt , baiete. Dieſer Fleden welcher Drewnow hieß , brannte 1131 ab ; der Herzog bauete ihn aber nicht nur wieder auf , ſondern verwandel te ihn auch in eine Stadt , welche des Brandes wegen 3gorzelice , das iſt, Brandſtadt, genennet ward , wors aus der NameGörlik entſtanden ift . 1691 brannte faſt die Hälfte der Stadt ab . 1757 fiel in der Nachbarſchaft derſelben zwiſchen den Preußen und Deſtreichern ein hitzis ges Gefecht , zum Nachtheil der erſten , vor. Das Rathsgebieth , iſt weitläuftig , und begreift eine gute Anzahl Dorfer , darunter II Kirchdorfer ſind , nåms lich Ober - Biela , Gieder Biela , Friedersdorf, Seno : nersdorf, Koblfurth, Langenau, Lichtenberg, Pens zig , Rauſcha, Rothwaſſer , Trotfchendorf. Die Kirchbörfer, welche zu der Stadt Mitleiden geboren , find Deutſch - Orlig , Leopoldsbayn , Liſta, Ludwigsdorf, Zodel. Es liegt auch der vornehmſte Berg in der Dbers Lauſiß im Rathogebieth , welcher die Landeskrone genens net wird . 2. Zittau , wend. Zitawa , die dritte unter den Sechsa {tådten , iſt eine der beſten Städte in der Lauſit , altmos diſch
304"
Das Markgrafthuu Ober
Lauſis.
diſch befeſtiget , aber fein gebauet , treibt beträchtlichen Handel mit Lichern , Leinewand und blauem Papier, und enthält innerhalb der Mauern 2 Hauptkirchen , ein Hoſpital , einen Rathsbücherſaal, ein gutes Gymnaſium und ein Waiſenhaus , außerhalb aber 3. Kirchen , die zu Leichenpredigten gebraucht werden , und ein Hoſpital Den alteu mit einer Kapelle, und noch 2 Hoſpitåler. Fleden , welcher hieſelbſt geſtanden , hat 1255 der böheimi: ſche König Primislaus der II zu einer Stadt gemacht,wel: che deffelben Sohn und Nadyfolger Wenzel II Ottocar um das Jahr 1287 zu Stande gebracht, und mit Mauern umgeben hat. 1359 brannte ſie größtentheils ab , uud nachher hat ſie noch manches widrige Schidſal erlitten . 1756 und 57 litte ſie und die darinn gelegenen Preußen , von den Deſtreidyern viele Anfedytung , wurde auch in leßtgedachten Fahr den Preußen abgenommen , und durch die vielen von den Deftreidern eingeworfenen Feuerkugeln und Pechfrånze, wurden 564.Håuſer eingeſchert, wobey auch viele Einwohner umfamen , und nur 138 Heuſer ſtehen blien ben. Unter den abgebrannten Gebåuden waren die zwo Hauptkirchen , das Waiſenhaus , Gymnaſium , Rath haus, und die Waage. Die böhmiſche Kirche und die Rathsbibliothek , bat das Feuer verſchonet. Das Rathsgebieth begreift 1 ) Sirſchfeld , ein Städtlein an der Neiß , welches ehemals adeliche Beſitzer gehabt, aber 1506 die Stadt Zittau an ſich gekauft hat. 2) Eine Anzahl Dorfer , welche in der Nachbarſchaft der Stadt um dieſelbe herliegen , und darunter 11 Kirch dörfer find , nåmlich Berzdorf, Alt - Gersdorf , Sets wigsdorf, (im geineinen Leben erſchdorf , vor Altero Sartwigsdorf. ) Johnsdorf , Lůckendorf, Oywin , an der bóheimiſchen Grånze, zwiſchen Bergen und Felſen, auf deren einem , welcher auch Diwin heißt , ein Kloſter und ein Schloß geſtanden hat , Groß .Schonau , deffen Leinwandmanufaktur bekannt iſt , Klein -Schönau , Túrs dan , Waltersdorf, woſelbſt guter Zwillich verfertiget wird , und Wittichendorf. 3 ) Drey
41
dit
BRE K
02
1
Der gårligiſche Kreis.
305
3) Drey Gebiethe, welche im Umfang des budiſfins dhen Kreiſes liegen , und dazu 3 Kird)dörfer gehören, nåme lid Ebersbach , Groß - Lybau , und Sennersdorf in Seiffen oder Seiff Dennersdorf , weldes vom bóheimis fchen fande umgeben iſt. 3. Laaban , wend. Luban , ' die vierte unter den Sechsſtädten , liegt nahe bey dem Fluß Dueis , welcher den durch die Stadt fließenden Bach , Alte Lauban ges nannt , aufnimmt, handelt mit Tuch und Leinewand, und enthält das Eiftercienſer Nonnenkloſter des Ordens der Maria Magdalena von der Buße, bey der Kirche zur heil. Unna , davon vorhin fchon gehandeltworden , eine lateis wiſche Schule , 2 Kirchen , und eine Kirche auf dem Gota tesader , ein Hoſpital und ein Armen : Zucht- und Waiz ſenhaus mit einer Kirche. 1180 wax fie nur noch ein offes ner Fleden , der 1264 erweitert, und mit einem Graben umgeben , 1318 aber mit einer Ringmauer verſehen wors den. 1427 und 1431 iſt die Stadt von den Huſſiten vere wüftet worden , und hat bis 1435 öde gelegen . 1487 1554 , 1659 , und 1670 hat ſie große Feuersbrünſte ers litten , iſt auch 1760 ganz abgebrannt. Das Rathsgebieth begreift 3 Dörfer , unter welchen Das Pfarrkirchdorf Geibsdorf, iſt.
2
+
1 II.
Das Markgrafthum Nieder Lauſitz. $.
I.
Die Stände der Nieder:Caufik, theilen ſich auch in die vom lande und von den Städten ein . I.-Die Stånde vom Lande find :
1) Der Prålatenſtand , nämlich das Ciſters ' cienſer Stift Deuzelle , und die Aemter oder Commenthureyen Friedland und Sdrenkendorf, welche dem Herrenmeiſterthum Sonnenburg gehören. Der Herrenmeiſter beſtellet einen Ordenshauptmann U aus 3Th.62.
306 Das Markgrafthum Nieder - Lauſie. aus der Ritterſchaft, welcher in ſeinem Namen die Vafallenpflicht
beobachtet, und zum größern Zus.
ſchuß gehöret. 2) Der Serrenſtand , nåmlich die Beſiker der Herrſchaften Dobrilugk , forfia, Pförten , So. rau , Leuchel, Drebna , Straupio, Liebero. fe , Lübbenau , und Amtits. 3) Der Ritterſtand , dahin die gråflichen, frena herrlichen und adelichen Beſiger der Ritter- und lehngüter gehören. Die nieder-laufikiſchen Lehngů. ter können nach Gefallen der Beſiger veräußert, ver wechſelt und verpfändet werden , und in Ermanges
$
lung der Lehnerben, ohne weitere Belehnung auf die Brüder , oder Brüderſöhne , oder Brüdertochter, Ehemals war ges oder nächſten Erben kommen. wöhnlich , daß derjenige,
welcher das Indigenat:
recht oder Antheil an den Privilegien erhalten wollte, vorher ein gewiſſes Matrikel - oder Einſchreibegeld bezahlen , und ſich dadurch gewiſſermaßen einkaufen mußte : feit vielen Jahren aber iſt dieſes Geld aus der Gewohnheit gekommen , und die Verſtattung des landsmannſchaftsrecht dem Landesfürſten allein überlaſſen worden . 2." Die Stånde von den Stadten , machen die Abgeordneten der 4 Preisſtådte Luckau , Guben, Lübben und Kalau aus. §. 2. Das Markgrafthum Nieder - Lauſik wird in 5 Rreiſe eingetheilet, nåmlich in den ludauis ſchen , gubenſchen , lúbbenſchen , kalauiſchen und ſprembergiſchen ,
in welche die vorhin ge:
dachten Stånde vertheilet fint.
Jeder Kreis hålt
> in ſeiner Kreisſtadt unter der Aufſicht des Landesåle teften
-Lawiki Einleitung.
307
Namen teſten eine Kreisverſammlung.
Die Stände vom
Troisen 2
Berige
Bren,8 Liebe
flichen,i Xitter:
en te
Lande machen den engern und großern Ausſchuß aus , welche ſich , wenn wichtige und eilfertige Sachen vorfallen , mit Vorwiſſen und Genehmhaltung der Amtsregierung verſammfen , die auch von den sy Ober: gefaſſeten Schlüſſen dem landesfürſtlichen Hof Be Was die Landtage dieſes Mark . richt abſtattet. grafthumns betrifft, ſo werden 1) jährlid; 2 ſo genann. te willkührliche Landtage gehalten , zu welchen die landesfürſtliche Erlaubniß bey der Ober -Amtsre
ciußet! Erm
gierung geſuchet wird, die nicht nur den Tag anſeket, fondern auch dem Ober - Amtspråſidenten den Vorſię
Edertit
auftrågt, und die Standesherrſchaften durch beſonde. re Schreiben, die übrigen Stånde aber durch offene
6 mar
Jinbig en me
Briefe zuſammten beruft. Dieſe Landtåge werden ordentlicher Weiſe um das Feſt der Heil. Dreykönige und Johannestag , und zwar zu Lübben , gehalten.
oreigas einfa
2 ) Wenn der Landesfürſt nach Gefallen die Stände
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mas
But
it
zuſammenberufen , und ihnen durch abgeſchichte Commiſſarien Vorträge thun låßt , ſo wird ſolches ein großer Landtag genennet. $ . 3. Die Landesbeamten und Bedienten , werden theils von dem Landesfürſten , theils von den Stånden geſeget . Der Ober :Amtspråſident, vers Den tritt die Stelle des ehemaligen Landvogts. gandeshauptmann, verordnet der Landesfürſt zur Verwaltung ſeiner Einkünfte, und beſtellet auch ei. nen Gegenhåndler und Rammerprocurator , welche bende aus dem bürgerlichen Stande genommen werden . Der ( andrichter wird auch von dem (ans desfürſten , und zwar aus einigen von den Stånden wechſelsweiſe aus dem Herrn- und Ritterſtande vor. U a geſchla ,
308 Das Markgrafthum Nieber - Lauſik :
geſchlagenen Perſonen erwählet und verordnet.
Jem
der Kreis hat ſeinen adelichen Landesålteſten , zu welcher Stelle, wenn ſie erlediget iſt , der Kreis Der verſammleten Sandſtände einige Perſonen vors ſchlägt, aus welchen einer durch die Mehrheit der Stimmen erwählet wird. Zu denſelben kommen noch zwey bürgerliche Landesalteſten , wozu die land . ſtånde auf den Landtagen einen Bürgermeiſter aus Die adelis Luckau und einen aus Guben, erwählen . chen Landesalteſten des luckauiſchen , gubenſchen und kalauiſchen Kreiſes, haben an den drey Landesdepys tirten , welche aus der Ritterſchaft erwählet werden , Der Obers in nöthigen Fällen Stellvertreter. ſteuer - Linnebmer, wird von den Ständen aus der Ritterſchaft erwählet,
und ihm ein Steuercaſſirer
bürgerlichen Standes zugeordnet. Der Landese beſtallter , welcher auf den Sandtagen im Namen der Stånde die Feder und das Wort führet , bürgerlichen Standes , vom Ritterſtande. S. 4.
iſt
der Landfyndicus aber
Das Stift, bie Ordensämter , die Stans
desherrſchaften , Rittergüter und Städte, haben ihre beſondern Gerichte , von welchen an das Landges richt appelliret werden kann, welches jährlich zwermal zu Lübben gehalten wird , und, außer dem Landriche ter , aus 2 adelichen und 6 bürgerlichen Benfikern beſtehet ; jene ernennet das ganze Land ; von dieſen ſeket a der Landesfürſt , a der Herrenſtand , I die Stadt Luckau , und 1 die Stadt Guben ; und der Landesfürſt beſtätiget ſie alle.
Unterſchiedene Sau
chen gehen das Landgericht vorbey , und gerade an die Ober Amtsregierung , an welche auch von dem
Einleitung. dem Sandgericht appelliret werden kann.
309
Sie iſt
1666 anſtatt des Amts der Landvogter verordnet
ceffen Site
worden , und hat ihren Siß zu ſübben.
In dieſel
1 be gelangen alle Juſtik - Lehn- und Policeyſachen aus den Kreiſen theils unmittelbar, theils durch die Appellation . Sie beſtehet aus einem Ober . Umts:
Tele
pråſidenten ,
EUR
ſtande, und 2 aus bürgerlichem Stande find , und andern Bedienten. Bon derſelben kann man ſich
Vicepräſidenten , 4 wirklichen Ober: Amtsråthen , davon 2 aus dem Herren- oder Ritter:
nach Beſchaffenheit der Sachen an das landesfürſts chen ntli fiche Sie iſt der orde geheime Rathscollegium wenden.
China
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ter,
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S. 5. Die geiſtlichen Sachen , gehören für das 1668 geſtiftete Conſiſtorium , welches aus einem Director , einem adelichen und einem bürgerlichen Conſiſtorialrath , und a Benſikern , welche der Ges neral - Superintendent zu Lübben , und der erſte Pre diger zu { uckau ſind, beſtehet. S. 6. Jeder Kreis hat ſeine eigene Caffe, in welche die ordentlichen Steuern geliefert, von der : felben aber an die Hauptcaſſe abgegeben werden, welche den oben (9. 3.) ſchon genannten Oberſteuer: Einnehmer zum Vorſteher hat, der auch von der Einnahme dem Sande jährlich Rechnung ableget, und darüber von den Abgeordneten der Stande Quittung empfängt.
S. 7. moi
من 20
Das Marfgrafthum Nieder - Laufik bele
ſtehet aus folgenden 5 Kreifen : 1.
Der luckauiſche Kreis.
Dahin gehöret u 3
310
Das Markgrafthum Nieder- Lauſitz.
1. Die Herrſchaft Dobriluge, welche ſeit 1623 eir churfürſtliches Amt iſt. Sie enthält: I) Dobrilugt oder Doberluk , wend. Doberlow , ein vormaliges Ciſtercienſer Kloſter , welches Markgraf Diets rich 1184 geſtiftet , die Huffiten 1431 verwüſtet, und zur Zeit der Kirchenverbeſſerung die Münche verlaſſen haben , daher Kaiſer Ferdinand I daſſelbe 1540 eingezogen. Heins rich Anshelm von Promnitz kaufte es 1602 vom Kaiſer Rudolph II får 230000 Thaler, unter dem Namen einer freyen weltlidhen Herrſchaft. 1623 kaufte dieſelbe Churs / fürſt Johann Georg I zu einem Kammergut ,und deſſels ben Sohn Chriſtan I, Adminiſtrator des Stiftes Merſea burg , verwandelte das ehemalige Kloſter in ein Schloß und legte ein Stadtchen an , welches an der kleinen Elſter liegt. Derlekte Herzog zu Merſeburg, Heinrich, iſt 1738 auf dem hieſigen Schloß geſtorben. 2) Kirchbayn , ein Städtchen an der kleinen Elſter, welches 1667 und 71 großen Brandſchaden erlitten hat, 3) Die Pfarrkirchdörfer Trebuß,Schönborn , frankes nau an der kleinen Elſter, Lugau, Friedersdorf, Sall, gaſt, welches adelich iſt , Dolenigen oder Dollenden , welches fowohl als Lifka oder Lieskau, zum meißnifchen Amt Finſterwald gehöret, undKemlig ,welches adelich iſt. 2. Die Herrſchaft Drebna oder Dråbna , ift jest reichsgråflich-promnißiſch, und begreift, außer dein Schloß Dråbng , II Dörfer . 3. Golzen, Golßen, ein offenes Landſtädtchen , wels ches 1773 Sigismund Ehrenreich , Graf von Rebern , kes nigl. preußiſcher Kammerherr, kåuflid; an ſich gebracht hat. 4. Die adelichen Pfarrkirchdörfer Waltersdorf , Bornsdorf, Weißage, Groß Jebſer , Görlsdorf, gies che oder Zieđo , Caſel oder Taffel, Waldo , Oderin. 5. Die Kreisſtadt Luckaa , Luđe, Lucca , welche die Hauptſtadt der Nieder - Lauſitz iſt, und an dem Flußa chen Perſte liegt , eine lateiniſche Schule, eine Pfarrkira che , eine Kloſterkirche, eine Hoſpitalkirche, und ein 1744 angelegtes Zucht- und Armenhaus mit einer Kirche hat. Sie iſt 1143 mit Mauern umgeben worden. 1644 und 1632
Der gubenſche Kreis.
311
1632 brannte ſie ab. Zu dem Xathsgebiet gehören 22 Dörfer, unter welchen die Pfarrkirchdorfer Gebren, dars an auch ein Rittergut Theil hat , und Giesmansdorf, dem Hoſpital gehören.
2. Der gubenſche Kreis.
8
Zu demſelben gehöret 1. DAS Stift Ciſtercienſer . Ordens feu Jell, welches 1268 von Heinrid, dem Erlauchten geſtiftet wor den . Der Abt iſt der vornehmſte Prålat und erſte lande ſtand in der Nieder - faufit . Die Stiftskanzley hat einen evangeliſchen Kanzler. Das Stift beſitzt 1) Das Städtchen Fürſtenberg , welches an der Oder einen gefährlichen und ſchädlichen Nachbar hat. Die Eins wohner ſind der evangeliſchen Kirche zugethan . Es iſt hier ein Schloß. Im 7ten Art. des Dresdener Friedens. wurde verabredet, daß dieſe Stadt , der hieſige Zoll, und das Dorf Schidlo, von Churſachſen an Churbrandenburg, gegen ein Aequivalent an Land und Leuten , abgetreten wer: den folle. Als aber dieſer Umtauſch bewerkſtelliget werden follte, fanden ſich viele Schwierigkeiten. Man kam ala fo im Hubertsburger Frieden Art. 8. mit einander über :
ein , daß die Stadt Fürſtenberg mit ihrem Zugehör diefs ſeits der Oder , in dieſem Tauſch nicht mit begriffen it fenn , ſondern Churſachſen verbleiben , dieſes aber an Churbrandenburg der bisher zu Fürſtenberg erhobenen Oderzoll und das Dorf Schidlo , nebſt deſſelben Zugehör jenſeits der Oder , ja alles , was es von den Ufern der Oder auf der lauſitziſdren und märkiſchen Seite , beſeffen , tabtreten folle, damit die Dder die Landesgranze ausmas vo che, und die Landeshoheit über beyde Ufer , dem König in Preußen ganz und allein zukomme. Es iſt aber auch dieſer Vergleich nicht vollzogen. Der Oderzoll und das Dorf Schio !o, ſollen ungefähr gooo Thaler jährlich eine tragen . 2) Das einige mal genannte adeliche Dorf Schidlo , ir welches jenſeits der Ober , und alſo auf der Seite der 16. Markbrandenburg liegt , hat eine Schanze. 24 3) Die
312
Das Markgrafthum Nieder -Lauſit .
3) Die Pfarrkirchdorfer Welmitz oder Welmnitz und Goblen , 1 : 4 ) Außer den übrigen in der Lauſitz belegenen Dörfern, hat bas Stift Neu-Zell auch Dörfer in der Neu : Mark, über welche eß von der Regierung zu Caftrin , die Beleha nung empfångt. 2. Das Amt Schenkendorf, welches dem Herren meiſter des Johanniter Ordens zu Sonnenburg geboret, Begreift die Kirchdorfer Schenkendorf , Grieſen , 2t. terwitzſch oder Atterward , Schenkendåber , und ans dere Dörfer. Am zweyten hat ein Edelmann , und am dritten , die Stadt Guben , Antheil. 3. Die Herrſchaft forſta, gehöret jetzt dem Reichsgras -fen von Brühl, und hat eine eigene Kanzler , Lehnhof und Confiftorium . Bon der Suftißkanzlen kann man fich an die Oberamtsregierung wenden , von dem Lehnhof aber gehen die Sachen an das landesfürſtliche geheime Rathos collegium , unddas Confiftorium ſteht nicht unter dem lůbs benſchen Conſiſtorio. Zu der Herrſchaft gehöret I ) Sorfia, eine kleine Stadt , welche von der Neiffe mingeben wird , hat ein altes und neues Schloß , and ift nach dem letzten Brande von 1748 regelinåßiger und beſſer Es werden gebauet worden , als ſie vorhin geweſen . hier feine Lücher , Leinewand und Tapeten verfertiget. 2) 38 Dörfer, davon 18 von Baſallen beſeffen werden . Die Pfarrkirchdorfer find &ulo , hondorf, Groß Bas demeuſel, Groß Deuplitz , Preſchen, Efcbaksdorf und Groß - Kolzig , welche adelich ſind. 4. Die Herrſchaft Pforten, haben die Grafen von Dohna, die von Biberſtein , die Grafen von Ronov , und į die Grafen von Promnik , nach einander beſeffen ; jetzt gea Höret ſie auch dem Grafen von Brühl , und begreift 1) Das Städtchen Pförten wend. Brode , d . i. ein Furt , deffen Schloß die Preußen 1758 verwüſtet haben. 2) Die Pfarrdörfer, Rohlo , welches adelich iſt, Jebs ſer , Sakro , welches zum Theil zur Herrſchaft Forſta gehöret , Julfnitz , Canich und Bomsdorf, welches adelich iſt. 5 ) Die
Der gubenſche Kreis. 11 e
DI
1
313
5. Die Herrſchaften Sorau und Triebel,wurden 1558 von Balthaſar von Promnitz, Bifchof zu Breslau , deru bdheimiſchen König Ferdinand , dem ſie nach Chriſtoph von Bieberſtein Ableben heimgefallen waren, für 124000 rheiniſche Gülben erblich abgekaufet. Vermöge feines Teftaments , kam 1562 Siegfried von Promniß zum Bee fig derſelben , deſſen Enkel Siegmund Siegfried , nebit feiner Nachkommenſchaft, von Kaiſer Ferdiand III, 1652 in den reichsgråfl. Stand erhoben ward. Sie begreifen 1) Sorau, wend. Jacow , eine Stadt, welche der Sils der Grafen , ilyer Kanzley und ihres Confiftoriums iſt , ein anſehnliches Schloß mit einer Kirche und einem lufta garten, eine gute Schule, und an Kirchen , die Haupt-Kios fter - Peters -Hoſpital- und Begräbnißkirche hat. Es wird hier viel Luch gemacht, audi mit Garn und Leines wand gehandelt. Man hålt die Stadt für eine der ålten ften in der Lauſitz. 1207 iſt ſie mit einer Mauer umges ben worden ; 1260 hat ſie ihr erſtes Privilegium bekome' i men ; 1556 hat Kaiſer Ferdinand I ihre Privilegien erneus ret und dermehret. Sie hat oftmals Brandſchaden ers litten , vornehmlich aber in den Jahren 1424 , 1619, 1684 und 1701, da ſie jedesmal faſt ganz abgebrannt iſt. Nahe bey der Stadt iſt ein Thiergarten mit einer Sagdſchloß. 2) Chriſtianſtadt, ein Städtchen am Fluß Bober, wela dhes 1659 aus einem Dorf entſtanden, und von geflüchtes ten Schleſiern angebauet iſt . Es hat ein kleines gråffía ches Schloß, und Luchmanufacturen. 3) Triebel , ein Marktflecken mit einem gråflichen Schloß, iſt der Hauptort der davon benannten Herrſchaft. 4) Die Pfarrkirchdorfer Linderoda, Ober: ulerse dorf, welches adelich iſt, Wellersdorf, Benga , Fries dersdorf, welches adelich iſt, witgen . 6. Die Herrſchaft Amtis , gehöret als ein Majorat jetzt einem Freyherrn von Schönaich , und begreift 1 ) Den Marktflecken Amtit , mit einem Schloß. 2) Stargard , ein Pfarrkirchdorf. 7. Folgende ritterſchaftliche Derter, u 5 1 ) Der
314 Das Markgrafthum Nieder -Lauſią. 1) Der Marktflecken oder das Stadtlein Gaſſen , welcher dem adelich - búnauiſchen Hauſe zugehöret. Zu dieſem Ritter : gut gehöret auch einTheil desPfarrkirchdorfsBaudach . 2 ) Die Pfarrkirchdorfer Dolsig, Beitsſch, Starzedel. 8. Die Kreisſtadt Guben , wend. Gubin, welche am Fluß Lubeſt, oder Lubbe, liegt, der unterhalb derſelben in die Neiffe fållt. Sie iſt von ziemlicher Große , hat, außer der Pfarrkirche , auch eine wendiſche Kirche , ein Hoſpital mit einer Kirche, und eine Begräbnißkirche , eia ne lateiniſche Schule, ein Salzamt, unter deffen Aufſicht aus dem im Waſſer zerlaſſenen Seeſalz reines Salz ges ſotten wird, und dazu 4 Dörfer gehören , (unter welcher: das Pfarrkirchdorf Ziemitſch iſt,) gute Tuchmanufaktu ren, und bauet ziemlich vielen und guten Wein, vornehm lich rothen . Um das Jahr 1331 iſt ſie mit Mauern ums geben , und 1437 von den Huſſiten verwüſtet worden . Zu des Raths Gebieth gehören 6 Dörfer. 3. Der lúbbenſche Kreis . Er wird auch der krumſpreeiſche genennet, und zu demſelben gehöret. I. Die Herrſchaft friedland, welche ehedefſen die Burggrafen zu Dohna gehabt haben, ſeit 1523 aber denn Herrenmeiſter des Johanniter Ordens zu Sonnenburg ges höret, begreift, I) friedland, wend. Brilan, ein Städtlein , 2) Die Kirchdörfer Groß-Mudro, Gruno, nebſt an: dern Dörfern. 2. Die Herrſchaft Leathel oder Leuten, gehöret der gråflich - ſchulenburgiſchen Familie , und begreift, außer dem Kirchdorf Leuthel oder Leaten , noch unterſchiedene Dörfer. 3. Die Herrſchaft Straupits , gehöret der adelich honwaldiſchen Familie , und begreift außer dem Kirch dorf Straupity, woſelbſt ein Schloß iſt , noch unterſchie : dene Dörfer. 4. Die Herrſchaft Lieberoſe und Trebis , gehöret dem gråfl. ſchulenburgiſchen Hauſe, und enthält I) Lies
Der kalauiſche Kreis.
315
1 ) Lieberoſe, ein Städtchen mit einem Schloß. 2 ) Die Pfarrkirchdorfer Zaue und Trebits , und uns erſchiedene andere Dörfer. 5. Die ehemalige Herrſchaft Yleuenzauce, iſt ſeit 1674 in churfürftliches Amt. 6.Das churfürſtliche Amt Lübben, zu welchem außer andern Dörfern, auch das Pfarrkirchdorf Krugau gehöret. 7. Die Kreisſtadt Lübben , wend. Lubio oder slus bio an der Spree , iſt der Siß der Oberamtsregierung, des Landgerichts , der Landtage ( die in dem neuen und anſehnlichen Landhauſe gehalten werden , ) und des niedera lauſitiſchen Conſiſtoriums. Sie hat eine Pfarr- Wen diſche- Hoſpital- und Begräbniß -Kirche. Die umliegende Gegend iſt moraftig.
4. Der kalauiſche Kreis. 1. Die Herrſchaft Lúbbenau , gehöret dem reichsgråf lich -lynariſchen Hauſe. Es ſtammet daſſelbe aus Staa lien , und zwar aus dem Großherzogthüm Doſeana ab , und gehöret unter die alteſten daſigen vornehmen Häuſer. Ein Graf von Gverini (denn dieſes iſt der ålteſte Name des Geſchlechts) brachte das Schloß Linar iin florentiniſchen Gebietly an fich , und benannte ſich von demſelben . Es war daffelbe ſchon um das Jahr 1360 ben dieſem Hauſe, wurde aber nachmals zerſtöret. Graf Rochus Gverinizu Lynar wurde wegen der Nachſtellung, die er von den Marts grafen Malaſpina litte, von dem Großherzoge Cosmus Medices nach Frankreich geſchickt, woſelbſt er zu anſehns lichen Bedienungen gelangete, aber als ein Reformirter 1568 nach Deutſchland flüchtete, und in churſächſiſchen und in churbrandenburgiſchen Dienſten gebrauchet wurde. Seines Sohns , Grafen Johann Caſimir zu fynar , Ges mahlinn, Eliſabeth von Dieſtelmaier , faufte 1621, nach ihres Semabis Zod , die Herrſchaft Lübbenau , von den Freyherrlich- Schulenburgiſchen Gläubigern, und erbete dies felbe auf ihren Sohn Johann Sigmund , der durch ſeine Heirath das Gut Glienick , und beffen Sohn Sigmund Caſimir auch durch Heirath das Gut Großbeuche an die Herrſchaft brachte. Dieſes Enkel Morik Karl , Graf zu Lynar,
316 Das Markgrafthum Nieder -Lauſite. Lynar, war bis 1768 Beſiker derHerrſchaft , da ſie nad feinem Tode ſeinem Bruder, Grafen Rochus Friderich zu Lynar, zufiel. Es gehören dazu I) Lábbenau, wend. Labnow , eine kleine Stadt an der Spree, mit einem Schloß. Das neue Kanzleygebåu de und die nelle ſchöne Pfarrkirche, hat Graf Morik Karl zu Lynar aufbauen laſſen . 2) Die Pfarrkirchdorfer Schonfeld und Buđo, unb 18 andere Dörfer. Das Dorf Groß Beache, ftehet halb unter churbrandenburgiſcher Landeshoheit. 2. Folgende ritterſchaftliche Derter : 1) Versſchau , ein offenes Landſtädtchen, iſt eine vou den 6 wendiſchen Städten, und gehöret dem Grafen von Promnis zu Sorgu . 2 ) Drepkow , ein offenes Städtlein und Rittergut, welches auch zu den wendiſchen Städten gehöret. Der Jezige Beſiber ift ein Herr von Kökritz. 3) Die Pfarrkirchdörfer Terpt , Saßleben , Grok: Tebro , Lipten, Wormlage, Prieſen, Keddern , mů, ftenbayn , Ogeroſe sc. 3. Die Kreisſtadt Kalau oder Calau, wend. Kalawa, iſt heutiges Lages klein , und in geringen Umſtänden , nachdem ſie in Kriegszeiten und durch Feuersbrünſte ſehr viel gelitten hat.
5. Der ſprembergiſche Kreis begreift 1. DAS charfürfiliche Amt Spremberg , in welchem 1 ) Spremberg, wend. Grook, oder Brook , eine Kleine Stadt von der Spree umgeben . Sie iſt nach dem Brande von 1705 wohl wieder aufgebauet, und hat ein (chones.Echloß, welches der legte Herzog von Merſeburg , Heinrich, bis 1731 bewohnet hat. 2 ) Die Pfarrkirchdorfer Groß -Buđo, Grauenſtein , welches zur Hälfte ritterſchaftlich iſt, und Groß -Luga. 2. Die ritterſchaftlichen Pfarrkirchdörfer Grauenſtein zur Hälfte, Borne oder Sornau und Dabraude.
Der
Der
Öſtreichiſche
Kreis.
318 un
Von dem
. óſtreichiſchen Kreiſe überhaupt J. I. iſhers, de Witt, des jüngern Sanſon und Dankerts Charten von dem oſtrei V ſchen Kreife, Hat Somann in ſeiner Ger mania auſtriaca, oder Circulo auſtriaco , zwar in vielen Stücken verbeſſert, aber wegen großer Eite auch nichts rechtbrauchbares geliefert. Ob nun gleich diefe Zeichnung 1747 durch Profeſſor Tob . Mayer merklich vollkommener gemacht worden : To mangelt uns doch noch eine ganz richtige Charte von dieſem Boudet 2 Bogen von Deſtreich , Steyere Kreiſe. mark, Kärnthen und Krain, Paris 1752, liefern dies ſelbige nicht. Die materiſche Charte iſt in dem Atlas von Deutſchland die 31ſte. 9. 2. Es grånzet dieſer Kreis gegen Mitternacht an Mähren, Böheim, und an den bayerſchen Kreis; gegen Åbend an Helvetien ;
gegen Mittag an das
Gebieth der Republik Venedig, und an das adriatis ſche Meer ; gegen Morgen an das ungariſche Julys rien , und an Ungarn. Die vorder-oſtreichiſchen Lande, liegen an und in Schwaben zerſtreuet. Alle öſtreichiſche Kreisländer , betragen ungefähr 2025 geographiſche Quadratmeiten , ſo daß dieſer Kreis der größte unter allen iſt.
9. 3. Den Namen hat er von dem Erzherzog . thum Deſtreich bekommen , welches den vornehmſten
Theil
M
-
5
Einleitung .
319
Theil der Kreislande ausmachet. Die erſte Einrich tùng deſſelben iſt 1512 durc) Marimilian I auf dem Reichstage zu Cöln gemacht, und 1521 und 22 zu Worms und Nürnberg beſtåtiget worden ; doch ſind dazumal einige als Kreisſtände angegeben , welche nachmals nicht mehr dazu gerechnet worden, t. E. die Biſchöfe von Gurk, Seckau, Lavant, u. a . m. Er wird unter die ganz katholiſchen Kreiſe gerechnet. $ . 4. Die Stånde dieſes Kreiſes, find: 1) das erje Herzoglich -öſtreichiſche Haus, wegen Nieder - Inners Ober- und Vorder - Deſtreich. 2) Der Biſchof zu Trient. 3) Der Biſchof zu Briren. 4 ) Der deutſche Orden wegen ſeiner Balleyen in Deſtreich , wie auch an der Etſch und am Gebirge. 5) Der Fürſt von Dietrichſtein wegen der Herrſchaft Traſp in Tyrol. $. 5. Der Kreis ausſchreibende Fürſt, Director und Oberſter, iſt der Erzherzog zu Deſtreich. Kreis tage ſind in dieſem Kreis nicht üblich, weil er in der That unter einem einigen Herrn ſteht; denn die Bia ſchöfe zu Trient und Briren , der deutſche Orden , und der Fürſt von Dietrichſtein , werden von dem Hauſe Deſtreich als landfaſſen behandelt. Ein Benya ſpiel , daß auch dieſer Kreis ſich nothigenfalls mit andern Kreiſen genauer verbinde , giebt die nördlin. giſche Verbindung von 1702, zu welcher auch der öſtreichiſche Kreis trat. Ø . 6. Zu der Reichshülfe, trågt dieſer Kreis bas feinige mit bey, ſo oft es die öffentliche Sicherheit er: fordert, welcher Beytrag gemeiniglich ungefähr den 5ten Theil von dem, was das ganze Reich bewilligt, fowohl in Anſehung der Mannſchaft, als des Geldes, auf
320 Vondem Oſtreichiſchen Streis überhaupt. austrågt; j. E. als 1702 beſchloſſen wurde, daß alle 10 Kreiſe zum einfachen Beytrag 39993 Mann ſtele len ſollten , Mann ;
fielen auf den öſtreichiſchen Kreis 8028
und als 1707 durch
einen Reichsſchluß
300000 Gulden bewilliget wurden , betrug das Uns theil dieſes Kreiſes 61278 Fl. Es iſt zwar das Erze Haus Oeſtreich, vermoge der Privilegien, welche es von Friderich I und Karl V erhalten hat, von allen ordentlichen und außerordentlichen Reichsſteuern bez frenet ; hat aber doch freywillig den Anſchlag zwey er Churfürſten übernommen , und vertritt auch ben den außerordentlichen Reichsſteuern wegen Tyrol die Bisthümer Trient und Briren , und den Fürſten von Dietrichſtein . Zu des Reichs . Kammerge. richts Unterhaltung, fol Trient zu jedem Ziel 81 Rthlr. 141 Kreuzer , Briren eben ſo viel , und der Fürſt von Dietrichſtein 49 Rthlr. 70 Kr .geben .
6. 7. Der Kreis Hat , vermoge des Reichsab, fchiedes zu Regensburg von 1654 , das Recht, 3 Kammergerichts -Uffeffores zu beſtellen, welches der & zherzog , mit Ausſchließung der übrigen Kreisz ftånde, ausübet ; doch wird jeßt nur einer beſtellet, nachdem die Anzahl der Affefforen des Kammergea richts verringert worden iſt.
I. Das
321
eigentliche
1. Das
thum
Erzherzog
Deſtreich,
1 welches auch das Land oder Deſtreich ob und
unter
und
der Ens
kanzlenmäßig
Nieder -Deftreich ,
und in alten Urkunden Niederland
das
genennet wird .
uguſtin Sirsvogels undWolfgangLazi. ús Charten von ganz Deſtreich , und Abrah. 2 A imgleichen Joh . Bapt. Solzivuenis, Suttingeưs Chatten vom Jande ob der Ens, hat Georg Matthäus Vircher mit ſeinen 12 Blåt, tern vom Lande ob der Ens und 16 Blåttern vom lande unter der Ens entbehrlich gemacht dieſe aber þar Joh . Bapt. Bomann in dasgewöhnliche For. mat gebracht, und auf 2 Blättern ans Licht geſtela let, welche in dem 9
3 Th.6 2 .
Atlas von Deutſchland Num. 32 und E
323 1
Das Erzherzogthum Deſtreich .
und 33 zu finden ſind. Weil aber die großen vi ſcheriſchen Charten voller Fehler ſind, ſo ſind,die Fleis nern Homanniſchen auch nicht frey davon . Eben die fes gilt auch von den feucerfchen undweigelſchen Nachſtichen . S. 2. Der NameDeffreich , bedeutet fo viel, als Oſterland, das iſt ein gegen Often belegenes Land, plaga oder provincia orientalis, und fómmt zuerſt in einer Urkunde, Ottens III vom Jahr 996 vor, in den
Worten : ' in regione vulgari nomine Oſtirrichi. ſ. Hundii Metrop: Salisb. T. I. p. 139. In der verdor benen lateiniſchen Schreibare der Schriftſteller der auftra und auſtrius anſtatt mittlern Zeit, wurdeauf tis uno orientalis gebräucht , und anſtart terra, oder regió,
oder provincia orientalis, fekten ſie terra, oder regio, oder provincia auſtria, ja in Anſehung dieſes Sandes iſt das Benmore Auftria, mit Weglaſſung,der erſten Hauptwórter, zum Nennwort gemacht, und bis auf den heutigen Tag alſo gebraucht worden. $: 3. Dieſes eigentliche Deſtreich , wird übers haupt in a Theile abgeſondert, die in Unſehung ihrer Der größte Heißt Größe ſehr unterſchieden ſind. das Land unter der Ens, und iſt der offliche Theil des Landes, der kleinere das Land ob der Ens, und iſt der weſtliche Theil, welcher 1156 durch Kaiſer Friderich I pon Bayern getrennet, und zu der Marfgrafſchaft Deſtreich , welche dazumal in ein Herzogthum verwandelt wurde, geleget worden ; es hat auch der Churfürſt zu Bayern in dem weſtphåli. ſchen Frieden für ſich und ſeine Erben aller Anfors derung auf daſſelbe entſager. da an, wo der Fluß
Einleitung.
323
Fluß Ens aus Stenermark in Deſtreich tritt, bis zu der Stadt Steyr, liegt vom Lande ob der Ens auch ein ſchmaler Strich Landes , der ungefähr Meile breit iſt ; an der öſtlichen Seite des Fluſſes , von Steyr an bis zu der Vermiſchung dieſes Fluſſes mit der Donau, macht er genau dieGrånze zwiſchen dem Sande ob und unter der Ens. Un der mitternachtli. chen Seite der Donau, laufe die Grånze von da an, wo das Flüßchen. Iſper unter Sarblingſtain in die Donau fällt, in einer krummen linie bis nach Bo. heim zu . 8. 4. Das Land unter der ens, würde eine ungeſunde Luft haben, wenn ſie nicht durch beſtandia ge Winde gereiniget würde, die meiſtens Oſtwinde find , des Morgens anheben , und ſich gegen Abend wieder legen .
Es iſt größtentheils uneben und ber .
gidht; nach Stenermark zu aber das meifte undhoch. fte Gebirge. Das hohe Gebirge , welches ſich i Stunde oberhalb Wien ,an der Donau, anfångt,und auf so Meilen bis an die Sau in Krain erſtrecket, iſt vorzüglich bekannt , und wird der kahle Berg, oder richtiger Kalenberg genennet , welchen Na men es allem Unſehen nach von einem am Fuß deſe felben befindlichen uralten Dorf Kalen hat. Die erſte Spike deſſelben, heißt der Leopoldsberg, und die zweyte wird beſonders der Kalenberg genenner. Auf faceiniſch ift er ſowohl Mons Cetius, von der alten römiſchen ColoniaCetia, welche vermuthlich an cer Stelle der heutigen Stadt Klofter Neuburg zu uchen iſt, als nachmals Montes Comageni, von der imiſchen Stadt Comagena , deren Trümmer zwi. den Greiffenftein und Zeiſelmauer an der Donau zu £ 2
324
Das Erzherzogthum Deſtreich .
fehen find, genennet worden. Beſondere Theiledies fes Gebirges, þeißen, Annaberg, Gaurůſſel, Cew felſtaig , Golach , Schneeberg, Semering 2c. Ueber der Semering , auf deffen Gipfel Deſtreich und Steyermarf ſich ſcheiden , ift 1728 ein bewun: Das Land dernswürdiger Weg, angeleget worden. iſt ſehr warm , (daher die Erndte ſchon vor dem Ens de des Junius anfängt,) vortrefflich angebauet, und fruchtbar an Safran und Wein. Der Safran er. náhret viel tauſend Bauern, und iſt dreymalſo theus er , als der türkiſche. Der Weinbau iſt vortreffe lich , und macht die Hauptnahrung des Landmanns aus. Diejenigen, welche denſelben treiben , Heißen nicht Bauern , ſondern Sauer , weil ihre vornehm . Der ſte Arbeit in den Weinbergen das Hauen iſt. hieſige Wein iſt viel geiſtiger und feuriger, als der Rheinwein , feine Farbe fällt ins grünliche, und er Der beſte Wein wächſet auf wird bald trinkbar. dem Kalenberg , imgleichen zu Kloſter Neuburg, Gumpoltskirchen , Mödling , Brunn , u. f. w. Der Wein , welcher in den auf der Südſeite der Dos nau belegenen Vierteln wächſet, und Gebirgwein genennetwird , gålt ſich 20 bis 39 Jahre und noch långer, und iſt, wenn er alt geworden, dem Rheins wein ähnlich ; hingegen derjenige, welcher in den auf der Nordſeite der Donau belegenen Vierteln wächſet, und ſchlechthin Donauwein þeift, hält ſich Es iſt von Alters her ver. nur einige Jahre lang. boten , dieſen Donauwein in die ſüdlichen Viertel zu führen : es geſchiehet aber doch zum großen Sdias den des Weinbaues in diefen füdlichen Vierteln. Un vielen Orten wächſet der Weinſtock wild , und die Srau :
Einleitung
325
Trauben deffelben dienen den Faſanen und Schne pfen zur Nahrung. Sonſt bringt das { and Pfir fchen , Apricoſen, Mefonen, Feigen, Mandeln , Kas ſtanien, Pflaumen , mancherfet wilde Baumfrüchte, Dindeln, Trüffel, Maurachen, und allerhand andere in den übrigen Provinzen Deutſchlands unbekannte Früchte und
Gewächſe.
Die Viehzucht bedeutet
wenig , weil die Weinberge zu Viehweiden keinen Plak taffen , und von der ſtarken Sonnenhike das Gras vertrocknet. Un wildem und zahmen Geflü . get, hat man tteberfluß . dem
Die Menge des Wildes ift
Bauer und Hauer fehr befchwertich, infonderis
heit richten die wilden Schweine in den Weinbergen zur Leſezeit oft große Verwüſtung an . Im Wiener walde halten ſich Wolfe auf, und zuweiten laften fich auch Båren ſehen . Die Höfzungen und Walder, ſind gut.
Unweit St. Annaberg , nach der ftener.
märkiſchen Grånje zuilKat Joh . Heinr. Gottlob von Jufti ein Silberbergwert entdecket , mit deſſen Bee arbeitung 1754 der Anfang gemacht worden . In demſelben folt man eine neue Silber- Erzart, nåmlich eine alfaliſche, gefunden haben : Allein, 1770 hat man mir gemeldet, daß das Bergwerk ftark abge. nommen habe , und bald gar eingeben werde: und
das Erz wird richtiger für Kalfgeſtein mit ſehr zar ten eingeſprengtem Glaserz und gediegenem Silber, gehalten . Im Gebiet des Stifts Göttwich, iſt ein
Steinfohlenbergwerk.
Unweit Krems, iſt ein reis
Hyes Alaunbergwerf. Salpeter wird häufig berei: ret , und macht nachſt dem Wein ein Hauptnah.
Fungsmittet der Einwohner aus.
erühmte warme Båder.
1
Zu Baden fino
Man legt ſich nun ziem fich E 3
1
326.
Das Erzherzogthum Deſtreich.
lich ſtark auf den Seidenbau, und die hieſige Sei Die DO: de, giebt der italieniſchen nichts nach . Mor: gegen * nau, welche ganz Deſtreich von Abend gen durdyſtrómet, und ſchon oben S. 8 beſchrieben iſt , nimmt alle große und kleine Flüffe dieſes Sandes Jene find die Traun, die Ens, die Moras auf. wa , oder der Ward, ſo die Teya aufnimmt, und einen Theil des Landes von Ungarn fcheidet; die Leitha, welche auch die Grånze von Ungarn macht; die Flüſſe Traſen , Lrlaf, Ips, Kamp, u . a . m . welche meiſtentheils in benadytbarten Sanden ents ſtehen, und vielerley Fiſche führen . ,, Das Land ob der Ens, iſt bergicht, inſonder
heit nach Steyermark und Böheim zu , wofelbji auch unterſchiedene Gegenden ungebauer liegen ; hingegen das übrige land iſt angebauer und fruchtbar . Die meiſten Berge findet man im Traun . und Hausruck viertel; nach Steyermark zu ſind ſie ſehr hoch. Die andern Gegenden , find mit niedrigen Hügeln an . gefüllet. Die höchſten Berge in dieſem Jande find, 1 per Traunſtein am gmundner See, ' und der Greſ: ſenberg, welcher in den Sandcharten fälſchlich der Priel genennetwird; denn der große Priel iſt viel niedrige , und wenn man auf dem oberſten platten Gipfel derſelben ſtehet, muß man ſein Haupt erheben, um auf den Greſſenberg hinauf zu ſehen . Der Boden iſt wegen der unzähligen Waſſerquellen naß, und die Luft das ganze Jahr hindurch feucht und fühle, an welcher teşten Eigenſchaft aud) die falzich te Erde , und vornehmlich die Lage der Landſchaft fchuld zu feyn Füheint; denn weil ſie in der Schatten: feite ihres eigenen, und des noch ſtärkern und hohern ober
Einleitung. &,
e)
327
ober - fteyermarkiſchen und ſalzburgiſchen Gebirges liegt, ſo wird den warmen Mittags- und Abendrina An Schwammen, iſt den der Zugang verwehret.
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das Land ob der Ens der eben beſchriebenen Beſchaf.
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fenheit feines Bodens und ſeiner Luft wegen, unges mein fruchtbar, und um eben derſelben willen pflan
v -
zen auch die Einwohner eine unbeſchreibliche Menge Dbſtbäume; und da hier die Weingärten aufhören , (denn der Wein , welcher an der Donau um Aſchach ,
1
und gegen über an dem fo genannten Rottenberg wachſet, bedeutet nichtviel,) fo behelfen fich die Eins wohner ſtark mit Aepfels und Birnmoſt ; es iſt auch dieſes ( and das erſte Bierland, wenn man aus dem Un Lande unter der. Ens die Donau hinankommt. Getreide bat es nicht die hinlängliche Noth . durft : dieſer Mangel aber wird aus dem lande unter der Ens und aus Ungarn erfeket. Die Viehzucht iſt ziemlich gut; man hat auch allerhand Wildpret. Die Solzungen und Wälder ſind nach Böheim und Stenermark zu am ſtårfften . BeyHallſtadtund Sichel, find Salzbergwerke, in welchen aber ſehr ſelten reis nes Kriſtalfalz gefunden wird, ſondern ſie enthalten braunen, zum Theilt aud) róthlichen mit Erde ver . miſchten Salzſtein ,welcher Kernſtein genennet wird . Man leitet füffes Waſſer in die Gruben , welches das Salz auflöſer und an ſich nimmt, und alſo zu einer Sulze oder Soole wird . Dieſe wird durch Schöpfråber oder andere Mittel aus den Gruben Heraufgebracht , und in Kanälen von Föhrenholz, welche man Sulzſtrenne nennet , nach Gmunden, Frihel und anderne Drten geleitet , und dafelbſt weiſſes Salz daraus: gekochet.
Dieſe Salzbergwerke
£ 4
find
328
Das Erzherzogthum Deſtreich.
find zuerſt von Eliſabeth, Grafen Meinhards zu Tya rol Tochter , und Albrechts I Gemahlinn, entdecket worden , welches mie Fugger berichtet , 1303 , nach Gerhard von Roo Meynung aber 12 Jahre vorher geſchehen iſt. Sowohl bey Spital, als ben Ball im Traunviertel , iſt ein fülziger Geſundbrunn . Die meiſten Quellen in der Gegend von Kremsmünſter , überſteinern und erhößen ihre Betten , darinnen fie über die Abhänge des Erdreichs herunter fallen ; denn ſie überziehen das Moos , fo darinnen wachſet, mit einem Abfak von Topfſtein : und weil jährlich ein neuer Raſen von dergleichen Pflanzen nachwachſet, fo entſtehen daraus ganze Wände und hohe Sagen von folchem Stein , der alsdenn gebrochen wird, um zu Gebäuden gebraucht zu werden . Es giebt auch hiefelbſt noch andere Arten des Tufs.
Eben dieſe
überſteinernden Quellen find noch das beſte Trinka waſſer in dieſer Gegend, wobey Menſchen und Vieh fich wohl befinden . Die größter Landfeen , ſind im Traun- und Hausruck- Viertel, als der Trauns Hallſtadts Atter. Mann: uno Alben See ; und der kleinern iſt eine geoße Menge . Die vielen kleia mern und größern Flüſſe, ergießen ſich alle in die Donau. Nur ein paar der großern anzuführen, fo nimmt die Ens,welche aus Steyermarfrin das land ob der Ens tritt, bey der Stadt Steyr den Fluß Sreyr auf , welcher in dem Thal Studer entſtehe, und fließt alsdann unterhalb Ens ben Mauthauſen in die Donau . Der Fluß Traun , fommt mit feia nen Nebenbächen aus einem falzreichen Gebirge hin: ter Huſſée in der Steyermart von dem fo genannten Grundelſee Gervor , " låuft durch den Balftädter und gmunds
!
Einleitung
329
gmundner- oder eigentlich ſo genannten Traunſee, fømmt aus dem lekten unter Gmunden wieder here
1 aus ,
nimmt unterſchiedene kleinere Flüſſe auf, und
permifchet fich unterhalb Ebersberg in der ſo ge. nannten Ziglau mit der Donau . Die Flüſſe und Seen liefern mancherlen Fiſche. Es fimb auch a ge* funde Báder in dieſem Lande vorhanden ; das eine iſt das Millacker Bad im Mihelviertel, unweit der Donau ; das andere aber das Kirſchſchlager Bad , nach den biheimiſchen Gränzen zu . im Machlandviertel. werke.
Man hat unterſchiedene Eiſen's
Von dem ganzen Erzherzogthum Deftreich ift noch zu bemerken , daß es weder ſo viel Getreide, noch Jug- und Schlachrvieh hervorbringe , als die Einwohner gebrauchen , welcher Mangel aber aus Dem
angrånzenden Ungarn erfekt wird.
Die Un .
4 gain wurden von dieſer Zufuhr großen Nußen haa ben , wenn ſie nicht mit fehr ſtarken Abgaben ben ſchweret wåre ; Denn, wenn E ein ungariſcher landmann 3 : Malter Getreibe nach Wien bringe, muß er i Malter bloß für die Abgaben rech . nen : Uus Ungarn werden jährlich viele þun. dert fette Ochſen -und ungemein viel Schweine hier her getrieben. Der Mangelan Pferden iſt in ganz Deftreich , ja, wenn man Ungarn ausnimmt, in alı len öſtreichiſchen Erblanden , fehr groß ; doch hat man 1763 angefangen , auf Poften der Commerzkaſſe, die Pferdezucht zu verbeſſern. Auch die Schafzucht könnte merklich verbeſſert werden . " { . : , low
£ 5
Stim.
330
Das Erzherzogthum Deſtreich .
Stimme auf den Landtagen haben,) 19 befonderen Herren zugehörige Städte , 4 landesfürſtl. Märkte, welche auf den Landtagen Sik und Stimme haben , viele andere gemeine Märkte , welche größtentheils dem Adel gehören , 114 Stifter und Kloſter beyder: len Geſchlechts , darinn 3693 geiſtliche Perſonen les ben , und darunter 26 Stifter und Kløfter find, wel. che Sik und Stimme bey der Landſchaft haben, 606 Schloffer und adeliche Siße, und 1510 Dörfer. Im Lande ob der Ens, ſind 7 landesfürſti. Städte, 5 be fonderen Herren zugehörige Städte , 81 Märkte, 35
1.
Stifter und Kloſter beyderlen Geſchlechts , mit 1083 geiſtliche Perſonen , und darunter 13 Stif: ter und Kloſter ſind , welche Sik und Stimme bey der Landſchaft þaben , 223 Schlöſſer und adeliche Sige, und. 643 Dörfer. Nårkce heißen diejenigen Derter , welche das Recht haben , einen Pranger aufzurichten . Obgleich Deſtreich vor der Reforma: tion , und vor den Einfällen der Türken in den Jah. ren 1529 und 1683, ſtårker bewohnt geweſen iſt, als jekt, fo rechnet man doch, daß es 2 Millionen Mene ſchen enthalte. Die Dörfer gehören faſt insges fammt der Geiſtlichkeit und dem Adel, und die Ver miſchung der mannichfaltigen Unterthanen in einzeta nen Dörfern , ift bewundernswürdig groß ; denn es giebt ſolche, in denen -'4, 5, 6 bis 13. Herrſchaften ihre Bauern Haben . Unter den landesfürfilichen Oertern , deren oben gedacht worden, ſind diejeni. gen zu verſtehen , in welchen der Landesfürſt die Re: galien ausüber, welche Sik und Stimme auf den { andtagen Gaben , und welche dem andes fürſten alle Monate eine beſtimmte Contribution entrichten . Sie ren:
Einleitung.
331
ſenden dieſelbige nach Wien an den Steuereinneh mer, der ſie an die ſtåndiſche Contributionscaffe ab . Landesfürſtliche Domainengüter giebt es liefert. im (ande nur noch zwey. Lußer den beſonderen Herren zugehörigen Städten und Märkteni, giebrs hier auch ſogenannte eigenthůmlidie Njårk. te, welche keinen unmittelbaren Herrn haben , fons dern den Einwohnern ſelbſt zugehören. Sie find ehedeſſen landesfürſtliche Domainen- oder Vicedom. gåter, und entweder verpfändet geweſen ,,da ſich denn die Einwohner für ihr Geld eingeldfet , und dadurch frey geinadht haben, oder ſie haben ſich ſelbſt gefauft, als unter der Regierung der Kaiſerinn Königinn Maria Thereſia alle Vice-Domgüter feil gebothen, und zulegt von den Stånden für eine große Summe Geldes übernommen wurden . Sie regieren fich al. fo ſelbſt, wie andere Herrſchaften und landesfürſtlig dhe Märkte , und entrichten ebenſo wie dieſelben Steuern, jedoch directe an die ſtändiſche Steuercaſe fe. Gleichwohl find ſie nidit Landtagsfähig. Den
Beſikern liegender Gründe ſind durch Sandesgeſeke Weinberge und Felder
alle Neuerungen unterſagt.
muffen in ihrem gegenwärtigen Zufiande bleiben ; 3. E. der Bauer darf aus feinen Safrangärten oder Hirſefeldern keine Weinberge machen , ob er gleich fehr geneigt dazu iſt, weil die Weinberge mehr eins Die Waldbauern und tragen , als andere Gründe. auch einige alte Männer in den Städten , tragen lan , ge Bårte , viele aber nur Knebelbárte. Die Klei dertracht der Einwohner , iſt ſeltſam , infonderheit der enthertrauner ( 0.1. jenſeits der Traun Wohnen den ) Weiber. Die Sjireichiſch -Deutſche Mund, arr ,
1
332
Das Erzherzogthum Deſtreich .
art, welche von der Hochdeutſchen ſehr abweicht, wird vom adriatiſchen Meer an nord -nordweſt- und weſt.
5. 8
wärts bis an Schleſien, Sachſen, Franken, Schwa ben und Helvetien geredet; ſte breitet ſich quch oft und füdoftwärts durch Ungarn und die ſlawiſchen aus ; doch bemerket man den beſondern Gegenden dieſes großen Strichs Landes einigen Uns terſchied in der Ausſprache und eine kleine Anzahl eige. ner Wörter. Dan in Deſtreich ehedeffen Winden pčer Wenden gewefen ſind , beweiſen die Namen ber Derter , welche mit Windiſch zuſammengefest find; und in dem ſchonen Thal Stoðer im Sande ob der Ens, bemerkt man folches an der ausgedehnten únd fingenden Ausſprache, imgleichen an der Kleia bung und Bauart der daſigen Einwohner. Die landſtånde beſtehen 1) aus den Prälaten, deren Vorſteher der Abt zu Molk ift, welcher ſie zuz . fammen beruft, das Directorium führet, und ihnen bie landesfürſtlichen Befehle überſendet. Die Preis laten find, (1) im Jande unter der Ens, der Erzbis fchof zu Wien , der Biſchof zu wieneriſch Neuſtadt, (welche beyde aber weder Sie noch Stimme auf der Prătatenbank Haben ,) die Hebte und Probſte zu Molt, Kloſter -Neuburg, Göttweig , jum 5 , Kreuz im Walde , St. Poften , Herzogburg , Lilienfeld , zuin Schotten in Wien, Altenburg. Seittenſtetten, S.Dorotheen in Wien , S. Andre an der Traiſen, Seiſenſtein, Mariazell, Tierenſtein, Neuſtadt, Ge. rås, Penec , Maurbach , Gaming, Agfpach , Urs tacker, Zwettel, Eisgarn, der Domprobſt der Kar thedralkirche zu Wien , und der Abt zu Montſerat eben dafelbft ; (2) im Lande ob der Ens, die Lebte und
Einleitung
333
und Probſte zu Kremsmünſter, S. Florian, Lams bach, Steyergårſten , Baumgartenberg, Wilhering, Waldhauſen , Monſee, Gleink, Schlegl, Engels Porn , . den Herren, dahin Fürſten , Grafen und Freyhera ren gerechnet werden. 3) Xus den Rittern , und Von dem 4) aus Stådten und Mårtren .
legten oder vierten Stande, macht die Staðt Wien allein den Halben Theil , den übrigen halben Theil aber machen die übrigen Stadte und Mårfte aus. Der Sandmarſchall wird allezeit aus dem Herrer.. ſtande, der Landuntermarſchall aber aus dem Ritter: ſtand erwäýlet. Die Sandtage der Ståndé, find ents weber allgemeine Landtage, oder Ausſchußtage, welche legte wieder in den weitern und engern Ausfuß abgetheilet werden . Dieſe Landtage were den von dem Landesfürſten ausgeſchrieben , und der Bortrag geſchiehet entweder von dem Hofkanzler, oder von dem erzherzogl. Abgeordneten ; die Beratrola . gungen aber werden unter dem Vorſig des Zaridmar: Thals angeſtedet. In denſelben wir : oon den Šteuern und Abgaben , vom Kriegsweſen , in ſo weit es die daju nöthigen Abgaben , Stellung der Recruten , " und andere dergleichen Lieferungen be trifft, ? c. gehandelt , und der Landtagsſchluß wird in den Landtagsabſoted gebracht, von dem Landeg . Herrn beſtåtiget , ung , alsbenn öffentlich bekannt ge macht, damit er die Kraft eines öffentlichen Gefe* kes habe. Der Landtag in lande unter der Ens wird zu Wien , und der im Lande ob ber Ens guling . che von den Landtagen zu unterſcheiden ,) währen im . mers
m Das Erzherzogthu Deſtreich. insan merfort, indem die Herren Verordneten oder Depus tirten , die einige Jahre in ihrem Poſten bleiben , eine ordentliche und beſtändige landſchaftliche Raths . Die Stånde haben in ihren Ges ſtelle ausmachen . biethen , außer dem Jagdrecht und dem Recht der Sammlung der Abgaben , auch die Grundgerichts. 334
obrigkeit, ( Jurisdictio civilis ,) und die meiſten auch gkeit (Jurisdictio criminalis ); die Landgerichtsobri doch ſind beide der landesfürſtlichen Obrigkeit und Wenn das Gut nicht ſelbſt ein Hoheit unterthan. es ich ſtl für lehn iſt, ſo iſt auch die Grundobriga landes feit nicht sehn, ſondern Erbe . Landgerichte aber ſind wenig zu ſehn gemacht worden , ſondern haften von Alters her auf vielen Gütern . Sie haben auch die Wildbann und Forſtgerechtigkeit , welche in dem s Uebrigen ſind die Vorredite der Forſtrecht beſteht. Landſtånde anjeßt nicht mehr ſo groß, als ſie ehedeſe Ten geweſen . Der óſtreichiſche Adet iſt zahlreich und ver : mogend ; er wird in den hohen ober Grafen und Herrenſtand, und miédern oder Ritterſtand eingetheia Tet. Die adelichen Gürer, ſind entweder Alodial. oder Lehngüter.
Die Markgrafen von Bron :
denburg- Culmbach, die Biſchöfe von Paffiu, und andere benachbarte Reichsfürſten , ja fogar eini: , &. Zinzendorf und Pottendorf ,
haben das dominium
directum über einige in Deſtreich belegere lehen . Weil aber den Vafallen in Oeſtreich unterſagt iſt , außerhalb Sandes die Belehnung zu empfangen , ſo Haben die Markgrafen einen beſondern
Lehnhof ir
Deſtreich errichtet, an welchen die Vafallen jum Em .
a
Einleitung. Empfang des Lehns berufen werden .
335 Eben derfela
be entſcheidet auch die Sehnsſtreitigkeiten : doch kann fich, der beſchwerte Theil an die oſtreichiſche Regie. rung wenden .
Noch mehrere Lehen haben die Grae
fen von Zinzendorf und. Pottendorf zu vergeben . Ein nige andere øſtreichiſche Familien, und das Hochſtift Paſſau , ertheilen dergleichen auch. Auf unterſchie. denen alten Veſten des landfäffigen hohen Adels, hafe tét bas Münzrecht; wie denn z . E. die Fürſten und Grafen von Dietrichſtein, die Grafen von Windiſch. gråk, u. a . m . in ihren Veſten Ducaten und andere Münzen prågen laſſen . 8. 6. Die Erkenntniß der chriſtlichen Lehre, ift hieſelbſt von dem sten Jahrhundert anmehr und mehr ausgebreitet, und mit derſelben der Gehorſam gegen die rómiſche Kirche angeprieſen und bewillis Im 14ten Jahrhundert befanden ſich get worden . hier und in den benachbarten tåndern viele Walden ſer , welche wider die römiſche Kirche jeugeten , abec bald ausgerottet wurden , da denn der Reſt derſelben ſich nach Mähren begaboi Imr joten : Jahrhundert fanden D. Juchers Bemühungen und Lehren gar zei tig in Deſtreid Beyfall, und die Anzahlder Antan . ger der evangeliſchen Lehre wurde von Jahr zu Jaht größer, obgleid) allerlen Anſtalten dagegen gemacht wurden . 1541 übergaben die evangeliſchen Deftreis cher , Steyermårber , Kärnther und Krainer dem Kaiſer Ferdinand eine bewegliche Bitefchrift um die Freyheit des evangeliſchen Gottesdienſtes, welche ſię auch 1555, 56 und 58 wiederholten , aber wenig oder gar nichts ausrichteten. Hingegen wurde 1564 auf Anhalten Kaiſers Ferdinand der Gebrauch des Kelches im
1
336
Das Erzherzogthum Deſtreich.
im Abendmahl von
dem
Pabſt erlaubet,
vinb in
Deſtreich eingeführet; und 1568 bewilligte Kaiſer Marimilian II den beiden Ständen von Herren und Ritterſchaft im Lande ob und unter der Ens , und den 7 landesfürſtlichen Städten im Jánde ob der Ens, bie freye Uebung des evangeliſchen Gottesdienſtes , und ertheilte den 2 Ständen von Herren und Rittera fchaft im Sande unter der Ens, am 14ten Jenner1571 darüber eine förmliche ſchriftliche Verſicherung. Ula lein , von Rudolphs II Zeit an iſt die evangeliſch , öſtreichiſche Kirche nach und nach unterbrůcket , und inſonderheit von 1621 an in ganz Deftreid , der erata Nichts geliſche Gottesdienſt abgeſchaffer worden . Deftoweniger find bis auf der heutigen Tag viele þeimliche Anhänger Der evangeliſchen Lehre daſelbſt vorhanden; und 1753 hat die Kalferinn Königinn Maria Thereſia billigſter und rühmlichfter maßen bekannt gemacht , daß alten Ihrem proteſtantiſchen Unterthanen in Deftreich , Stenermark und Kärns then , wenn ſie fidy: ruhig verhielten, nicht die gering . ſte Drangfal noch Zwang um der Religion willen jue gefåget; diejenigen aber,welche fich nach der offentlis chen Uebung ihres Gotfesbienftes fehnten nach Sier benbürgen
verreget ," und dafelbft
Keiblichen verforget werden Follten .
im
Geift- und
Es giebt aucts
noch im Sande unter der Ens einige landfäffige Ebet. leute, welche der lutheriſchen Kirche ungehindert zu : gethan fird , und in Wien iſt die Anzahl benet Prote : , ſtanten anſehnlich. * Das ehemalige Bisthum zu Wien ,welches dem
romiſchen Stuhl unmittelbar unterworfen war jedoct) fo, Baß der Erzherzog das Rēdır Hatte, einen Biſchof
Einleitung.
337
zu ernennen, iſt 1723 auf Unhalten Kaiſers Karls VI von dem Papſt ju einer Wetropolitankirche und Erzbisthum erhoben ; auch 1723. dem Erzbiſchof das Palliu :n und Kreuz ertheilet, und 1729. ein Theil von des Biſchofs zu Paſſau geiſtlichem Gebiet in Der Erzbie Deſtreich , ihm untergeben worden . Für röm ſt, wozu ſchon fchof iſt des heil. iſchen Reichs wor erh , 163 Ant Biſchof den und hat den oben 1 on
Biſchof zu wieneriſch Neuſtadt unter fich , iſt aber der Landeshoheit des erzherzoglich - oſtreichiſchen Haus Das erzbiſchöflice Conſiſtos ſes unterworfen . cium , beſtehet aus dem Erzbiſchof ſelbſt als Präſi. denten , einer Anzahl geiſt : und weltlicher Räthe und Beyſiker , und einem Notarius , welcher den Titel eines Kanglers hat. Weil ſich des Biſchofs zu Paſſau geiſtliche Gerichtsbarkeit auch über einen guten Theil von Deffreich erſtrecket , ſo iſt dieſerhalb zu Wien ein eigenes pofſauiſches Conſiſtorium , weiches aus einem Official, einer Anzahl geift- und weltlicher Råthe , einem Notarius, und unterſchiedes Kaiſer Karl VI nen geringern Bebienten beſteht. hat durch ein offentliches Landesgeſek verordnet , daß die öftreichiſche Geiſtlichkeit keine unbewegliche Gis ter mehr erwerben kann . Mill eine Kirche oder ein Kloſter ein wohlgelegenes oder forft vortheilhaftes Hans , Grundſtück x . kaufen : ſo muß fie (es) dages . gen von ihren (ſeinen ) vorhin gehabten Grundſtücken eben ſo viel an weldiche Perſonen ver &ußern . Die hieſigen Landesgewohnheiten , weichen von den gemeinen canoniſchen Rechten fehr ab , in Unſes bung der Fälle , weldie das Zehendrecht , das Jus patronatus , die beimlichen Eheverlebniſje ber Min. 3th.62 .
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1
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338
zogthu
Das Erzher
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.
derjährigen , das geiſtliche Verfahren wider Zauber's Die Appellae fünfte , Keßerey u . 0. m. betreffen. tionen nach Rom , ſind nicht erlaubet , und die Ap,
1 pellationen von den Conſiſtorien , haben in vielen Fållen ihren Zug an die weltlichen Gerichtsſtellen . Ueberdem ſind die Freyſtådte der Uebelthåter , fchon vom Herzog Albrecht mit dem Jopt (cum trica) imgl. vom Kaiſer Ferdinand I in gewiſſen Fällen ziemlich eingefdrånfet und von der K. K. Maria Uebers Thereſia beynahe ganz aufgehoben worden.
f
Haupt muß die ganze Geiſtlichkeit die öffentlichen las ſten und gemeinen Sandesauflagen ſowohl in perfo nalibus , als rcalibus, mit tragen Gelfen , ja , in gewiſſen Fällen müſſen die Geiſtlichen ſich vor welt : lichen Gerichten belangen laſſen , und was derglei : chen Einſchränkungen mehr find. 1 9. 7. Der Zuſtand der Wiſſenſdraften verbeſſere fich. Zur Beförderung der Gelehrſamkeit dienen dię niedern Schulen und Gymnaſien , die Univerſit tåt zu Wien , welche feie' 1752 eine beſſere Einrich : jung bekommen hat , das thereſianiſche Collegium , und die ſavoniſch - lichtenſteiniſche Ritterakademie zu Wien , die lorenburgiſche Akademie oder Stiftung bey den P. P, Piariſten in der Jofephsſtade ben Wien , und die Ritterakademie zu Kremsmünſter . Zu Wien iſt der große und prachtige kaiſerliche Bů . cherfaal , welcher einer der wichtigſten und berühma teſten in Deutſchland und ganz Europa , ift. Zur Beförderung der Rünfte, vienet die Afatemie der Maler . Bildhauer - und Baukunft zu Wien. §. 8. Von der Geſchichte und dem jeßigen Zu . ftande fowohl der Manufakturen und Fabriken , als
Einleitung . als des Landels in Deſtreich óſtreichiſchen Erblanden ,
339
und den geſammten
will ich hier diejenige
Nachricht wörtlich einrücken, weldhe mir ein erfahr. ner und geſchickter Freund zu Wien, im Julio 1770 zugeſchickt hat. Die öſtreichiſchen Länder bringen den Urſtof und die rohen Materialien faſt zu allen Manufakturen , in großem Ueberfluß bervor. Sie haben auch eine ſehr vortheilhafte Lage zum Handel , weil fie an den Rhein , das adriatiſche Meer , an Walſchland, Polen und die Türken grången , und von der Donau , der Elbe und anderen fchiffbaren Flüſſen durchſtroniet werden . Allein , ungeachtet aller dieſer natürlichen Vortheile , wußte man vor kurzer Zeit noch nicht , was Fabriken , Manufafcu . ren und Handel mar ? Man konnte zu Wien niche einmal einen ſeidenen Strumpf wirken . K. Karl VI dachte zwar auf die Einführung der Manufakturen und des Handels ; er lockte viele rei . che proteſtantiſche Kaufleute aus den Reichsſtädten durch große Privilegien und Vorredite nach Wien, und bauete den Seehafen Trieft : dadurch aber ward die Ausfuhr der rohen Materialien , und die Ein . fuhr fremder Waaren , nur noch mehr befördert. Die ſchweren Kriege , in welche dieſer Kaiſer bald mit Franfreich und Spanien, bald mit dem türkiſchen Reich verwickelt war , unterbrachen feine Entwürfe, deren Ausführung ohnedem feine beſtåndigen Bunds, genoſſen , die Engländer nicht gern fahen. Die roz hen Materialien giengen alſo immerført mit einem geringen Zoft aus dem ( ande, und wenn ſie in Mag nufakturen verwandelt waren , kaufte man ſie theuer wieder .
Nach
England , Srankreid), Holland , Sachſen , ya
2
Das Erzherzogthum Deſtreich .
340
Sachſen , Wälſchland, giengen jährlich erffault liche Geldſummen für die Nothwendigkeiten des menſchlichen Lebens , und das land ward immet årmer : Nach dem Achener Frieden von 1748, wår det wieneriſche Hof endlich mit Ernſt beðad t, Manu : fafturen einzuführen , und den Fleiß der Untertha's nen rege zu machen . Es fanden fich allenthalbert ungemein große Schwierigkeiten , welche jedoch eine Maria Thereſia nicht abfdjrecen fonnten . Eine ber größten Hinderniffe, war der Mangel an guter Manufakturiſten, Fabrikanten and Spinnern : web, Hatbe man das Garn von Flachs, Wolte und Baumwollen aus Sachſen und andern benachbara ten Såndern kommen lasſen müßte. Daher wurden allenthalben in Städten und Dörfern pinnſchulen eröffner, in welchen die Kinder nicht nur unentgeld :
1
lich im Spinnen unterrichtet werden , ſondern auch noch täglich 2 Kreuzet empfangen. Alle Monate wird den fleißigſten eine kleine Belohnung gereicher. Ueberdem berief man viele geſchichte Manufafturi: · ſten aus Frankreich , Holland , England , den Nie derlanden , der Schweiz , Wardland Sachfent u.. f:
Die Lusfuhr roher Materialien, ward mit
einem hohen Zoll befegt, und endlich faſt gar der: borgen , nachdem 1752 ein Conimercienrath auf gerichtet, üder vielmehr zu einer befondern unab. hängigen Hofſtelle gemacht worden , welche unmite telbar unter dem Lanberfürften ſteht, i Präſidenten , 1 -Vicepreſidenten ', 8 oder o Benſiker ,"(die Hofrae the Beißen ,) 3 Secrétare und noch 20 Subalternen hat. Man errichteré auch zu Wien eine beſondere Com
) 1
Einleitung.
3
342
Eommerziencaſſen, welcher man viele anſehnliche Einkünfte anwies , und ſie dem Hofcommerzienrath Ale , welche Manufakturen und anvertrauete . Fabriken anlegen , oder fonft etwas nůkliches zum Beſten des Handels und der Manufakturen unter .
EN
16
nehmen wollen , empfangen aus dieſer Caſſe einen unverzinslichen Vorſchuß von 1o , 50, bis 100000 Fl., wenn die Wiederbezahlung des Kapitals nur eini. In der Haupt germaßen ſicher geſtelle wiro . ſtadt eines jeden {andes , nämlich zu Wien , ling,
8
70
Inſpruf
Freyburg am Rhein , Prag , Brinn ,
Tropoau , Gråk, Klagenfurth , Jaybach und Gorge wurden 11, Commerziencgnfeffe angelegt, und dem
t:
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Commerzrath zu Wien untergeben.
D.
man dergleichen auch in Siebenbürgen und zu Te. mefchwar. Jeder Confeß hat einen Präſidenten ,
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Der'allezeit geheimer Rath iſt , und 6 bis 8 Benfie
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Jegt errichtet
ker, nebſt einem Secretår und anderen: Beamten. Die Beyliger heißen Commerzråche, und þaben 1200
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ci.
Ueberdem hat jeder Con bis 2000. Fl. Beſoldung. reß ſeine eigene Commerzcaffe, in welche manghera
1
rit
bu
ley Gefälle fließen , und welche im Nothfall von der wieneriſchen Commerzbauptcaffe unterſtüket wird. Diefe ii Confeffemüſſen die Protokolle ihrerSigung jedesmal dem
Commerzrath einſenden ,
und vor
demſelben in wichtigen Sachen die Befehle einholen , j: E. wenn es um Ertheilung neuer. Privilegien ; Vorſchuß , für Fabrikanten, Verbiethung fremder Wagren , Erhöhung oder Verininderung der Zölle, Ernennung neuer Commerzråthe und andern Beam.
11 ten zu thun iſt.
Es wurden auch alle øſtreichiſche
Lånder an dem adriatiſchen Meer mit einander vers einiget Ý 3
342
Das Erzherzogthum Deſtreich .
einiger, und als Colonien dem Hofcommerzrath una terworfen, welcher ſie durch die Intendenza zu Žrieſt regieren ließ. Darauf wurden in den vornehmſten Handelsplagen und Seeſtådten in Portugall , Spae, nien , Frankreich und Wälſchland, imgleichen in der europäiſchen und aſiatiſchen Lurkey 18 Conſuls bee ftellet, deren Ernennung von dem Hofcommerfrath abhångt. Sie ſchicken aber demſelben nicht unmite telbar ihre Berichte ein ; ſondern die in den Abend . ländern find an die Intendenza zu Trieſt gewieſen , und die in den Morgenländern oder in der Türken , an den K. K. Miniſter zu Conſtantinopel , riſcher als Generalconſul dieſer Länder unter dem Hofcoma merzrath ftehet, und demſelben in Handelsſachen feis ne Berichte abftattet. Mit den meiſten handelnden Polfern , hat der K. K. Hof nach und nach Coms merztractate und Vergleiche geſchlofſen. Zur Verbefferung der natürlichen Landesgüter , welche den erſten Stof zu den Manufakteñen berge ben , ward auf Koften der Commerzcaffe nicht nur zu Wien , ſondern auch in den übrigen 10 Haupt kádten der landfchaften ,eine K.K. Landwirthſchafts geſellſchaft ( die man hier Agriculturs-Societät beti telt) zuſammengebracht ,
und als eine
ordentliche Stelle eingerichtet. Eine jede diefer Geſellſchaften giebt jährlich eine Preisfrage auf, deren beſte Be entwortung gedruft wird , und der Urheber erhält aus der Commerzcaffe eine goldene Schaumứnge von 36 Ducaten . Dieſe Anſtalt Hat fchon viel gutes ge. ſtiftet und ſonderlich den Anbau der Farbekräuter dergeſtalt vermehret , daß nunmehr die öſtreichiſchen Lånder keinen Krapp , Waid und Fårberróthe aus fremden
1
Einleitung
343
fremden Ländern mehr herholen , ja ſchon anfangen , dergleichen in fremde Lånder zu ſchicken . Es wird aud ) ſchon Indigo in Slavonien und in dem Banat Semeſchwar gepflanzet.
Eben daſelbſt ,
imgleichen
in Croatien , Dalmatien , Hiſterreich , Friaul und Tyrot, iſt der Seidenbau auf Koſten der Commerze calle ſo ausgebreitet worden , daß die Einfuhr der fremden rohen Seide , bald durch einen hohen Zol eingeſchránket werden wird. Vor allen hat die Seide , die in Slavonien gewonnen wird ,
einen
großen Vorzug , und giebt der beſten in Wälſchland nichts nach. Bloß in Slavonien wurden 1769 ůber 1600 Centner Galletten gewonnen , deren 10, Pfund ein Pfund rohe Seide gaben .
Zur Abwicke .
lung der Galletten , hat der Commerzrath hie und da an kleinen Flüſſen 12 Spinnmühlen ( Filatoria ) bauen laſſen . Die größte und beſte iſt zu Fara in Friaul , welche 10000 Fl. gekoſtet hat.
Zur Ver .
beſſerung der Schafzucht, hat man nicht nur aus der Barbarey, ſondern auch aus Natolien, viele Widdec kommen laſſen , welche in Krain und Slavonien ſekt gut arten. Jedoch wird jährlich noch eine große Menge ſpaniſche Wolle zu dem feinen Tuch über Trieſt hereingeführet. Zuf folche Art wurden , denn die Manufakturen ; aller Hinderniſſe ungeachtet, nach und nach mit eia, nem Aufwande von mehr als 2 Millionen Fl. ende lich empor gebracht, und der Fleiß der Unterthanen allenthalben aufgeniuntert. In Böheim und in Friaul entſtunden die erſten , wozu die ſächſiſche und Endlich walfche Nachbarſchaft Gelegenheit gab.
breiteten ſich die Manufakturen durch alle øſtreichis ſche » A
11
344
Das Erzherzogthum Deffreich.
fche Länder aus : wozu der lekte Krieg mehr behülf: lich, als denen hinderlich war. Denn die Noth , die damals Sachſen und andere Länder drückte , zmang viefe 100 geſchickte Manufakturiften , ihr Vaterland zu verlaſſen , und in den sjireichiſchen Ländern Brod ju ſuchen , wo fie Schuer Unterfügung und Getda hülfe fanden . Jekt, in der Mitte des 1770ſten Fahrs, iſt es fchon ſo weit gekommen, daß faſt alle fremde Manufakturwaaren , infonderheit die aus Eiſen , Stall , Flachs , Hanf, Wolle und Seide, verbothen ſind , und mit den einheimiſchen sicht nur die dſfreidiifdjen Lånder verſorget , ſondern auch ein Handel in fremde Lånder getrieben werden fann . Die Sauptwaaren , die nunmehr in den Staaten des Erzhauſes häufig verfertiget werden , ſind grobe und feine Leinewand, Drell, Damaſtorell , Spiegel, Glåfer , mancherlev Stahl- und Eiſenwaaren, Tuch von 1 Fl. bis 2 Ducaten die Elle , Kamelor, Bar tan , Schalons , wollene und feideneStrümpfe, Ziş, Kattun , wovon 11 Fabrifen vorhanden find , reiche ſeidene Zeuge , Stoffen ſowohl von bloßer Seide , als auch mit Gold und Silber durchwirkt , Perus vians , Grosbetour , Juftrins, Ullas, Feidene Tapes ten , Damajt , Laffend , glatter und geblümter Sammet von alten Urten , Plüſchy, mancherley Zeus ge zu Beinfreidern , gewåfferter und geblümter Mohr , Brocat, Velpa ,, goldene und ſilberne Borsi ter , vielerley Blech- und Meffingwaaren , geſchlife fene biheimiſche Granate , die ſtark nach England gehen , mit Gold und Silber geſtickte Waaren , Spigen, Muſſelin , Bariſt, Uhren ,
goldene Las bafdor
Einteitungo 33345 bakbofen mit erhabenem Saubwerk und Figuren , ler der , und dergleidyen mehr. Wien iſt der Mittelpunkt des öſtreichiſchen Sandels. Man findet daſelbſt Kaufleute faſt aus allen Theilen der Ubend- und Morgenlander. Die einheimiſchen Kaufleute , welche den Großhandel zu Wien treiben , find meiſt Proteſtanten , und Nach konimen
derjenigen , die Karl VI aus den Reichs .
ſtádteri hieher berief. Sie heißen Tiederlegere machen einen eigenen politiſchen Körper aus , ges nießen große Porrechte , find your allen bürgerlichen abgaben befreyet, und zahlen eine Kleinigkeit in die Commerzcaſſe 3hrer find 48 an der Zahl. Viele von ihnen ſind Lugleich Wechsler , und die Uußer meiſien fangen an Fabrifen anzulegen . diefen giebt es unter dem bürgerlichen Handelsſtande noch unterſchiedliche, welde im Großen Handeln .
Der Haupchandel , gebet nach der Türker . Durch den Belgrader Frieden von 1939, ſind den Türken in Oeſtreich , und den Deffreichern in der Türkey , große Porrechyre in Handelsſachen ausbedun. gen worden , und nach den Worten des Friedens: chluſſes, forfeh berde Nationen wechſelſeitig tanquam gens amiciſima angeſehen werden. Daher Haben fich viete Türken , Griechen , Armenier und andere Unterthanen der Pforte wegen des Handels zu Wien , Trieſt und in Ungarn niedergelaffen , dję aber noch immer ihre Kopffteuer dem Großſultan jährlich enta richten , um feine. Unterthanen zu bleiben. Die meiſten öffreichiſchen Waaren , die nach der Türken gehen ,
find Glåſer ,Spiegel, Tuch , Öſtreichiſche, Thaler, die zu Wien aus ſpaniſchem Silber gepra, ger » 5
346
Das Erzherzogthuit Deftreich .
get werden, und in der ganzen Türkey gangbar ſind, vornehmlich aber Eiſenwaaren . Da die Ausfuhr des rohen Eiſens verbothen iſt: ſo werden meiſtens Meſſer und Senfen nach der Türkey geführet.
Um
ein Beyſpiel-von der Wichtigkeit dieſes Handels zu geben , fo merke ich an , daß zu Kirch- und Mühle dorf in Deſtreich ob der Ens , 43 Senſenſchmiede befindlich ſind , welche alle Jahr für 400000 Fl. Senſen ins türkiſche Reich ſchicken . Die daher kommenden Waaren , find hauptſächlich Baumwolle , Kameelgarn , leder , Kaffee, Früchte, Wein , mas cedoniſche Wolle u . f.f. In einem Zeitraum von 2 Jahren , ſind über Trieſt 12000 Centner türkiſche Baumwolle Vereingekommen . Zur Beförderung des Handels, ſind ſeit 20 Jah.
S
O
ren 5 privilegirte Sandlungsgeſellſchaften ent ſtanden . Die åtteſte iſt derent 1 ) Die Siumaner • Compagnie Hauptgewerbe im Zuckerſieben beſteher. Sie tau . chet den rohen Zucker mit 8ſtreichifchen Waaren ein , und erhiele 1750 ein Octroy auf 25 Jahre , ſo daß . ſonſt niemand Zuckerſiedereyen anlegen darf, und als fer fremde Zucker verbochen iſt. Daher gehen ihre Actien hoch , und ſie theilet jährlich 15 bis 20 von 100 aus. 2 ) Die Temefowarer -Compagnie , treibe ůber Trieft einen ſtarfen Handel nach Frankreich , Spanien und Wålſchland , mit Getraibe, Wachs , Pottaſche und ungariſcher Wolle. Jhr Fonds ift cine Million Fl.
3 ) Die
Einleitung.
347
3 ) Die Janoſchazer-Compagnie, handelte ſtark nach der Türken , gerieth aber 1769 durch Ge. winnſucht ihres Vorſtehers in große Zerrüttung. 4 ) Die bobeimiſche Leinwands Com
pagnie , deren Einlage 1 Million Fl. iſt , entſtund 1768 in Wien, und handelt über Cadir nach Amerika . 5 ) Die ägypriſite handelsgeſellſchaft , handelt nach degypten und andern aſiatifchen lån . dern.
Ihre Hauptniederlage iſt zu Smirna , und
ihr Vorſteher zu Wien.
Sie führet alle offreichiſche
Manufakturen nach Afien , und bringet von da rohe Materialien zurück. Es hat auch der oben erwähn : te Commerzrath , 2 neue Akademien und 3 Schulen zu Wien angelegt, über welche er die Oberaufſicht hat , deren Lehrer er befoldet, auch alle übrige Äusa gaben beſtreitet.
Nämlich 1 ) eine neue Rupfers
ſtecher , Akademie , welche einen Vorſteher, einex Profeſſor, 6 Lehrmeiſter und ? 6 befoldete Lehrlinge hat. In derſelben werden junge Leute und Kupfer. ftecher im Zeichnen und Kupferſtechen unentgeldlich unterrichtet. Sie hat auch viele ordentliche und Ehren -Mitglieder. An einem gewiſſen Tage w ' er . den für die Lehrlinge 3 Preiſe ausgerheitet, die bei ften Stücke zur Schau ausgeſtellet, und neue Mit. glieder aufgenommen , welche 14 Tage vorber eine Zeichnung als ein Probeſtück zur Beurtheilung ein ſchicken . 2) Eine Offentliche Scule zur Pr. lernung der ſchwarzen Runft , (Mezzo tinto ). 3 ) Line Zeichnungsakademie , welche ungefähr eine forche Einrichtung hat , als die Kupferſtecher : Akademie. In derſelben wird nicht nur eine gewif fe Anzahl bürgerlicher Kinder zu den Zeichnungen, welche
348
Das Erzherzogthüm
Deſtreich .
pelche Seibenwebern , Tapetenwirkern , unţ andle ten Profeſſioniſten nochig ſind, unentgeldlich anges führt, ja jährlich mit Prämien beſchenke, ſondern , inſonderbeit an Sonn- und Fenertagen den nöthigen Unterricht, zu geſchifften Riffen und Erfindungen , 4 ) Eine Graveurs und Steinſchneider Schu, te , melde befoldete Lehrmeiſter und penfionirte Lehre linge hat
auch ſehrjungen und Geſellen
im
nen , Mobelliren , Poſſiren , Graviren , ſchneiden und anderen Künſten unterweiſet.
Zeida Stein , 5 ). Lis
ne Shule zur Erlernung des Bandels für juni ge leute, welche entweder den Handel nach Regeln und ſyſtematiſch lernen wollen , per nicht Juſt har þen , in einem Kaufmannstaden etliche Jahre Ichra jungen abzugeben , und grobe Arbeit zu verrichten . In dieſer Schule wird altés gelehret , was einHang delsmann zu wiſſen nöthig hat , vornehmlich die Kenntniß der Waaren , die Rechenkunſt , die Erde beſchreibung, und das Verhältniß der {ander in an, fehung des Handels. Soweit reicht der frembe Uufſak, Es hat aber dieſe Verfaſſung keinen langen Bea ſtand gehabı , fondern nach einigen
Jahren ſind alle
Cominers- Inſpectoren und Commiſſarien, als Rreis-Commiſſarjen den Kreisåmtern , und alle Confeffe , els Commed'; : Commiſſionen Bem hochſten Collegio jeder. - Provinz unterworfen , und gewiſſermaßen einverleibet, die 3 Confeffe in Stepermark Barnthen , und Rrain aber gang aufgehoben worden ; poch iſt der Sof:Cominerzien . tatb und die Intendenza , völlig auf dem " alten Nun mußten alſo die, Commerza. Fuß geblieben. Com
Einleitung.
349
Commiſſionen ihre Berichte durch die Landeshaupt. mannſchaften oder Gubernia; an den Hof gelangen laſſen . Anſtatt der wieneriſchen I7iederleger, wur den Großhåndleë gemacht, die faſt alle Priviles gien bekamen , deren ſich jente erfreueten. Die eta genen Unterthanen , wurden den türkiſchen in Vera zollung türkiſcher Waaren ganz gleich gemacht, und die tůrfiſchen Unterthanen in Ungarn , durch das Patent vom roten Dec. 1774 ſo ſehr eingeſchrånkt; daß ſie entweder oſfreichiſche Unterthanen, burdy 26 . legung des Huldigungs. Eides werden , oder ihren bisherigen Handel als unbefugt aufgeben mußten . Auf der Donau und Sau ; ingleichen auf der Eihe uno Moldau, wurde die Schifffahrt merklich erleich tert und ſtark verbeffert.
Das Patent som liten
Oct. 1774 ; welches am iſten Nov. ſeine Kraft za haber anfieng, hat das Verbotſ fremder Waaren fehr gemildert, und die Einfuhr fremder Leiriande, Tücher , oſtindiſcher Zike , brochirter Seidenſtoffe , Daffente, Spißen und vieler andern mehr , jedoch
3
mit hohen Zillen , wieder erlaubet. Es iſt auch das ganze Zollwefen verbeſſert , und ein neuer Tarif se.
:
macht iorden , weldjer am Iſten M.ay 1775 anfieng, und die hohen Zölle , als die wahre Urſache des ſtarie fen Schleidişandels , verminderte , doch wurde um die böheimiſchen Länder Gerum ein Cordon von Reus
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laſſen , und auch umgekehrt. Die Bandelegefilti
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850
Das Erzherzogthum Deſtreich.
ſcafcen nahmen alle ein Ende, nur nicht die ägyp. tiſche, die Fiumer, und die drey jüdiſchen, nåmlich des Tabaks , der Pottaſche und der mähriſchen Lehn: bank. Seit demIſten Fånner des 1775ſten Fahrs , beſtehen die Tabakspåchter aus Chriſten und Juden, und zahlen jährlich über 400,000 Ducaten , oder 1 Million Rthlr. Pacht, und ihre viele Beamte und Aufſeher koſten ihnen faſt eben ſo viel an Beſoldun . gen . Bey dieſen Veränderungen iſt es nicht ge. blieben , ſondern am Sten Jänner 1776 iſt zu Wien der of Commerzienrath aufgehoben , der Com . merzial Fonds , welcher 1770 einnahm 1,194940 FI. 26 Kr. und ausgab 1080390 Fl. 21 Kr. der Kam mer übergeben , die Herrſchaft Buccari zu Croatien und die Intendenza mit der Landes:
geſchlagen ,
hauptmannſchaft zu Gorj vereiniget worden . Man hat ſich der bisher entworfenen Handelsplane begeben , und das ganze Handelsweſen ſeinem Schickſal über. faſſen. Vernutblich werden noch größere Verände. rungen erfolgen . 1993 9. 9. Zur Zeit der frånfiſchen Könige ,infon, derheit Karls des Großen , gehårete das Sand unter der Ens zu Pannonien , das land ob der Ens aber ſtund unter der Bothmaßigkeit der baneriſchen Her, zoge.
Als Karl der Große den bayeriſdien Herzog
Taſſilo abgeſekt hatte , brachte er den Theil Panno. niens , welcher ſich von der Ens bis an die Raab erſtrecfete, unter fich , ſchlug ihn zu Bayern , und ſekte die erſten Markgrafen bahin ,,welche waren Gonteranus , Werenharius , Albricus , Godefridus: und Geroldus. Nach Karls des Großen Tode, ſchick, te K. Ludewig I im Jahr 814 ſeinen Sohn {ucher
nach
Einleitung.
9
351
nach Bayern, um daſſelbe zu regieren , und das vors hin genannte Stück von Pannonien, untergab er ein nigen als Grafen dahin geſekten
Bayern .
Im
Jahr 817 gab er Bayern ſeinem Sohn Ludewig , und legte demſelben zugleich den königlichen Titel ben. Unmittelbar unter demſelben ſtund der öſtrei chiſche Markgraf Ratbod, f. Bernardi Norici Chrom nicum auſtriacum , in Pezii Script. auftr. verglichen mit den reb. geftis Caroli magni cum Hunnis ben dem Du Chesne T. 2. p. 221. Auf gleiche Beiſe haben ferner alle hieber gefeßte Markgrafen unmittel. bar unter den bayeriſchen Königen geſtanden ; und nachdem Bayern mit dem übrigen Deutſchland im Jahr 882 wieder vereiniget worden , ſind ſie unmit. telbare Reichsfürſten geblieben , auch von den Kais fern und Königen in Deutſchland verordnet worden , haben aber in Kriegsſachen unter den bayeriſchen Herzogen geſtanden , und ſind auf den Landtagen derſelben erfdienen. Leopold der Erlauchte , Graf zu Babenberg oder Bamberg , war der erſte Marf. graf von Deſtreich , welcher dieſe Würde im Jahr 944 vom König Sveinrich erblich befam , und durch Teinen glücklichen Krieg mit dem ungariſchen König Stephan II, die Grånzen der Markgrafichaft gegen Morgen ausbreitete.
1156 wurde das Land ob der
Ens' von dem Herzogthum Bayern getrennet, und zudem ande unter der Ens oder zu der Markgrafſchaft Deftreich geſchlagen und dieſe vereinigten Sande wurden vom Kaiſer Friderich I zum Herzogthum er hoben. Heinrich II oder Jaſamergott, war der et. fie Herzog zu Deſtreich , und wurde in eben dieſem Jahr von dem
Kaiſer Friðrid, I zum Herzog geo madır.
352
Das Erzherzogthum Deftreich .
mache. Seinem Sohn Leopold VI wurde 1186 Steyermark vermacht, und dieſes Soon Friderich II oder der Streitbare , welchem 1232 Krain zuerkannt wurde , war der legte oftreichiſche Herzog aus dem babenbergiſchen Stamm. Nach ſeinem 1246 er's folgten Tobe, bemachtigte ſich der böheimiſche König Przemyſl Ottocar 11 Der geſammten sftreichiſchen fånder ; welche ihm aber von dem römiſchen König Rudolph I wieder abgenommen wurden . Dieſer Hiudolph I von Habsburg, iſt der Stamm vater des nachmaligen óſtreichiſchen Haufes gemors den . Von dem Urſprung der Grafen von Habs . burg, giebt es vielerley Meynungen : es iſt aber nun . mehr gewiß , daß fie vom Ethico , Herzog in Ule . maiinien und Elfas , herſtammen , welcher ums Jabr 690 geſtorben iſt. Die Gefdichtſchreiber leis ten fie aber von demſelben nicht auf einerley Weiſe Her , es iſt auch ihre Geſchichte bis auf dem Grafen Guntram , wirklich dunfel; daher die Stannia : fele , welche Vignier , Eccard , Herrgott und Schöpffin vom Erhics bis Guntram geliefert haben , merklid, von einander abgehen : allein , von Guna tram dem reichen an, welcher um die Mitte des roten Jahrhunderts gelebet hat , und Graf von Elſas ges weſen iſt , haben wir bis auf Rudolph 1 , welcher ró, miſcher König geworden iſt, ein zuverläßiges Ger ſchlechtsregiſter , ſeitdem die Acta Murenſia ans Licht geſtellet worden ſind , und der Baron Zurl.iliv ben in den Memoires de l'Academie des infcriptions T. 35. Num . 32. eine ben vorhin genannten Ger lehrten unbekannt geweſene Urkunde von 1153 aus ber vormaligen Benedictiner Abtey zu Zürich , mit: getheilet
Einleitung: getheilet und erläutert hat, Adalbert ,
353
welche beweifet, daß
Graf von Habsburg,
Heltervater Rus
Dolphs 1 , ein Sohn des Grafen Werner von Habs. burg geweſen ſey . Man kann auch im 4ten Theil der Erdbeſchreibung die Artikel Muri und Habs. Graf Rudolph I erbete von ſeinem burg nachleſen . Vater , Albrecht dem Weiſen, die Grafſchaft Habs. burg , und obere Landſchaft Elſas , auch 1264 bie Grafſchaften Kyburg, Baaden und Lenzburg. 1273 wurde er zum rómiſchen König erwählet. Er berei . cherte fein Haus glücklich. ... Sein Sohn Albrecht wurde 1282 auf dem Reichstage zu Zugsburg von dem Reich mit Deſtreich , Steyermark, Krain , und der Windiſchen Mark , welche Lånder fein Vater dem obgedad ten boheimiſchen König von Reidswegen
1
3
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entriffen hatte , belehnet , und zugleich verordnet, daß nach Abgang feiner Nachkommen , die Lehnsfola ge auf feinen Bruder Rudolph und deſſen Nachkom . 1283 brachte der König auch men , gelangen ſolle. die Markgrafchaft Burgau als ein eröffnetes Reichs. Nach ſeinem Tode, war ſein ål. lehu'an fein Haus. teſter Sohn Albrecht I der Erbe aller dieſer Lånder.
1 r I
1
Unter feines Sohnes Atto: Regierung, fiel Kärnthen 1331 , Vermoge des 1286 errichteten Vertrags , i 'an dás öftreichiſche Haus , uuo Dito :wurde 1335. Damic An eben denfelbest perpfändete Kaiſer betegnet: . Städte Breiſach und, Rhein Ludwig aus Bayern die felden... Albrecht H , der auch ein Sohn von Ale brecht I war , hat das öftreichiſche Hays fortgepflan . zet, und an daſſelbe die Grafſchaft Pfird und die Städte Rapperſchweil, Wandelberg und Stein ges bracht. Unter Rudolph IV famdie Grafſchaft Ty. rol 3 3Th. 62 .
354
Das Erzherzogthum Deſtreich.
rol daju; unter Ulbrecht III wurden noch einige Derter hinzugethan ; und Leopold III kaufte die Grafſchaften Feldkirchen , Pludenz, Sonneberg, und Hohenberg; es wurde ihm aud) die. Zandvogten Schnaben verpfåndet. Friderich III , welcher auch Kaiſer war , machte den erzberzoglichen Tirel, welchen ſich Rudolph IV zuerſt bengelegt, und zus. erſt in einer Urkunde von 1359 geführet hat , 1453 Curd) ein beſonderes Privilegium für das óſtreichiſche paus fanzlenmäßig. Marimilian I bediente fich zuerſt des erzherzoglichen Titels beſtåndig , brachte durc) feine Heirath die Niederlande an das dftreis dyiſche Haus ; unter ihm wurden auch die sſtreichi fchen dånder , welche 134 Jahr lang getheilet gewes fen , wieder vereiniget, und 1500 fam nod) die Grafe ſchaft Górz dazu. Erzherzog Philipps erſter Soln Karl, ſtiftete die burgundifch -ſpaniſche Linie des Hauſes Deſtreich , welche 1700 mit dem ſpaniſchen König Karl II erloſch ; fein zweyter Sohn Ferdi: nand I aber , durch welchen die Königreiche Ungarn und Böheim an das Öſtreichiſdie Haus auf beſtändig verknüpfet worden , pflanzete die deutſche Linie deſ felben fort. Er hinterließ 3 Söhne. Der älteſte, Marimilian II , wurde Erzherzog von Oeſtreich, Ko . nig von Ungarn und Böheim , und Kaiſer, welches auch ſeine Söhne Rudolph II und Matthias nach einander geweſen. Der ate, Namens Ferdinand, ſtiftete die tyroliſche Linie , welche aber mit ſeinen Kindern ausftarb . Der zte , Namens Karl , wel . cher Steyermarf , Kärnthen und Krain bekam, iſt Der Urheber der ſo genannten gråßiſchen Linie, und ſein Sohn Ferdinand III, welder unter den Kaifern ber
Einleitung
f
355
der ate dieſes Namens geweſen , wurhe von dem vore hin gedachten Kaiſer Matthias an Kindes State angenommen , und folgte ihm
in ſeinen Reichen.
Nach ihm famen fein Sohn Ferdinand IV ( unter den Kaiſern der zte ,) und Enfel Leopold , der nach Erlöſchung der neuen tyroliſchen Linie , welche ſeines Großvaters Bruder geſtiftet hatte , Tyrol wieder an
3
Das Erzherzogthum Deſtreich brachte, ben welchem es auch nachmals geblieben iſt. Seine Söhne Jos ſeph und Karl VI folgten ihm nach einander in der Regierung ; und der lekte brachte von des ſpanis fchen Königes Karl II Berlaſſenſchaft, die italienis ſchen Staaten und die Niederlande an ſein Haus,
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und Iofete unterſchiedene verſekt geweſene Lånder wies der ein. Er machte 1713 und beſtåtigte 1724 das
11
berühmte Erbfolgegeſeß , daß alle øſtreichiſche Erb .
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länder unzertrennlich beyſammen bleiben , und nach dem Recht der Erftgeburt auf das månpliche, in
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Ermangelung deſſelben aber auf das weibliche Ges
*
ſchlecht fommen ſollten. Er ſtarb 1740 ; und mit ihm erloſch der ganze Stamm des erzherzoglichoftrei. chiſchen Hauſes, worauf ſeine älteſte , und an den
C
1
Herzog von Lothringen , Großherzog von Toſcana, und nachmaligen Kaiſer Franj , vermählte Tochter , Maria Thereſia , Beſik von den geſammten öſtrei. chiſchen Erbreichen und Ländern nahm. Es find aber von den Ländern , welche obge. dachtermaßen
nach und nach an das oſtreichiſdhe viele wieder verloren gegangen ,
Haus gekommen ,
1
als die Habsburgiſchen Erblander in Helvetien , ein großer Theil von Schwaben , die vereinigten Nie.
.
derlande, die landgrafſchaft Elfas , das Sundgau, die 32
356
Das Erzherzogthum Dejtreich.
die {andvogten der ehemaligen 10 Reichsſtädte im Elſas , der größte Theil der ſpaniſchen Monarchie, das Königreich Napoli und Sicilien , ein großer Theil von Menland , die Herzogthumer Parma , Piacenza und Guaſtalla , und der größte Theit von Schleſien . 9. 10. Zu den hohen Vorrechten des Sftreis
cifchen Sauſes, gehöret : 1) der erzberzogliche Titel , welchen fonjt fein Fürft in der Welt fanzlen : 2 ) Daß e$ 1245 von dem Kaiſer mäßig führet. Friderich II zur königl. Würde erhoben worden , ob fich gleich die Erzherzoge des fönigi. Titels nie bedie. net haven . 3) Daß es den Erzherzogen fren ſteht, ob fie auf dem Reichstag erſcheinen wollen oder nicht, ob ſie gleich von dem Kaiſer allezeit dazu eingeladen Wenn werden. Privileg . Friderichs I von 1156. fie aber in Perſon oder durch ihre Geſandten erfchei. nen, fo figen ſie in dem Reichsfürſten -Rath um meh, rern Anſehens willen auf der geiſtlichen Bank , ha ben im Unfang die erſte Stelle, und wechſeln hier. auf in derfelben tåglid mit Salzburg ; haben auch nach Beſchaffenheit der Sachen wechſelsweiſe das Directorium , aber nur eine Stimme. 4 ) Daß fie des Kaiſers und des Reichs beſtandige und allerge. þeimſte Råthe heißen , ohne deren Vorwiſſen niches beſchloſſen werden, nod) geſchehen ſoll. Privilegium 5 ) Daß, ob ſie gleich zu keinen Karls V von 1530. Reichsſteuern verpflichtet ſind, fie dennoch des Reichs Privilegium Friderichs I. Schug genießen ſollen. 6 ) Daß ſie von der Gerichrsbarkeit aller Reichsge: richte befreyet find ; Privilegium Friterichs I ; und Bak ihre Unterthanen von ihren Gerichten gar nicht appelli.
1
357
Einleitung
appelliren können , es påre denn im Fall der verſags ten Gerechtigkeit. 7 ) Daß ſie die Reichsbelehnung nicht außer ihrem Sande empfangen ; Privilegium Friderichs l ; auch kein Lehngeld erlegen u. f.no, Daß ſie die Kaſtenvogter bey allen und jeden Kirs chen , Bisthümern und Klöſtern ihres Gebiets har ben ; Privileg. Heinrichs IV ; und Karls V, welche fie fich auch über die Bischůmer Salzburg, Paſſau , Regensburg , Freyſingen , Briren , Trident , die Abten Murbach ,
das Kloſter Königsbrunn ,
die
Abten Lindau und bas Kloſter Zwiefalten zueignen. 9) Sie betrachten alle in dem Erzherzogthum befind liche Fürſten als ( andfaffen , wenn ſie gleich Sik und Stimme auf dem Reichstag haben . 10) Daß die Erzberzoge die frenherrliche , grifliche und fürftliche Würde ertheilen können, welche im
ganzen romi.
fchen Reich gilt und geachtet werden muß . Privileg. Friderichs III und Jofephs Capitulat. 11) Daß die öſtreichiſchen Erblander der Gerichtsbarkeit der Reichsverwefer nicht unterworfen ſeyn wollen , 12) Daß das Reich in dieſem Herzogthum
feine Seh .
ne haben kann ; hingegen die Erzherzoge ſich von al len Reichsgliedern Jebno und Ilodialgüter erwerben , Zille anlegen , und ihre Sehen nach Gefallen vera äußern können.
Privilegium
Friderichs I, Karls V,
Hétnrichs IV und Friderichs III.
13 ) Daß ſie die
1
Anwartſchaft auf alle lehen , welche dem Reich in Der Sandvogten Schwaben eröffnet werden , wie auch das Recht haben , die verpfändeten Reichsgüter in Schwaben einzulöſen . Privileg. Wenzels von 1379. 14 ) Daß
ſie in dem Bisthum Regensburg
das
Erbmarſchallamt baben. 3 3
$. II .
F
358
m Deftreich .
Das Erzherzogthu
§. II. Kaiſer Friederich I hat in ſeinem Privil. von 1156 in dem öſtreichiſchen Haufe das Recht der Erſtgeburt eingeführet , und verordnet, daß nach Abgang des månnlichen Stammes die Erbfol ge auf die ålteſte Tochter fallen folle. Eben dieſes iſt durch Friderid, Ir , Friderich III, Karl V und Karl VI beſtåtiget und wiederholet worden . Die jüngern Erzherzoge bekommen ein gewiſſes jährliches Geld zu ihrem Unterhalt ; es wird ihnen auch ein bequemer Sik angewieſen . Die Erzherzoge werden im igten Jahr volljährig , als Könige zu Biheim aber ſchon im 14ten. . 12. Ein neuer Erb: Erzherzog, låſt nach an getretener Regierung fich von den zuſammen berufe nen Stånden ( §. 5.) die Erbhuldigung leiſten , wo bey er die erzherzogliche geſchloſſene Krone trågt, und die Freyheiten und Privilegien der Stånde beftatis get. Die Erbåmter haben bey derſelben und der darauf folgenden prächtigen Mahlzeit , ihre Verrich . Das oberſte Erblandssofmnetſteramt, tungen. haben im Sande unter der Ens ſeit 1620 die Grafen und nunmehrigen Fürſten von Trautſon , im Lande ob der Ensſeit 1659 die Grafen von Weiſſenwolf ; das oberſte Prbland , Råmmereraint haben im Sande unter der Ens, ſeit 1620 die Grafen von Breu . ner , welche zugleich das oberſte Erbſpielgrafen , amt ( ſo die Gerichtsbarkeit über alle Gaufler und Muſikanten hat ,) beſigen , im Lande ob der Ens feit 1675 die Grafen und nunmehrigen Fürſten von Sam . berg ; das oberſte Prbland ,Marſchallamt im Lande ob und unter der Ens, feit 1717 die Grafen von Stahrenberg ; das oberſte
Erbland : Stallmeis ſteramt
olon
Einleitung.
359
fiecame im Landeob und unter der Ens,feit 1559 die Grafen von Harrach); das oberfte Erbland Mundfchenkenamt im Lande unter der Ens, feit 1486 die nunmehrigen Grafen von Hardeg , im lan, de ob der Ens feit 1624 die Grafen von Zinzendorf ;
Das oberſte Erbland , Truchfeffenamt in ganz Deftreich , dieGrafen von Schönborn ; das oberſte Prblands Jägermeiſteramt im Sande unter der Ens , die Grafen von Zinzendorf, im Lande ob der
Ens die Fürſten von Lamberg ; das oberfte Erbs land.Silberkåmmereramt in ganz Deſtreich , ſeit 1644 die Grafen von Kufſtein ; das oberſteErb. land Růchelineiſteramt in ganz Deſtreich, ſeit 1615 die Freyherren von Hegenmüller ; das oberſte Erbland,Thårbåteramt im Lande unter der Ens, die Grafen von Haugniſ , im {andeob der Ens die Grafen von Chotek; das oberſte Erbland: Stå. belmeiſteramt in ganz Deſtreich, die Herren von Rappach ; das Pebland. Vorſchneideramt in ganz Deſtreich die Grafen von Zinzendorf; das oberſte Erbland , Falkenmeiſteramt im Lande unter der Ens, feit 1736 Die Grafen von S. Julian, im - lande ob der Ens die Grafen von Thierheim ; das oberſte Prbland , Panier in ganz Deſireid), die Grafen von Abensberg und Traun ; das ober, fte Erbland.Můnzmeiſteramt in ganz Deftreid), ſeit 1672 die Grafen von Sprinzenſtein ; das Erb. lands Zeugmeiſteramt in ganz Deſtreich, haben die Grafen von St. Hilario gehabt, nach deren Ab. ſterben es nicht wieder befekt worden . Das obers fte Erbland. Rampfrichter- und Kampfſdyild : trágcrame in ganz Deſtreich, haben die Grafen von Zin. 3 4
360
Das Erzherzogthum Deſtreich,
Zinzendorf. Oberft: krb, und sofkaplan iſt im {ande unter der Ens der Probſt zu St. Pölten , im Lande ob der Ens aber der Abt zu Steyergerften . Das oberfie Sof- und general Erbland Poft, meiſteramt haben die Grafen von Paar. Alle diefe Erbåmter werden zu rechten Mannslehn verliehen , kommen auf die abſteigenden månnlichen Leibeser ben , werden von dem Uelteſten des Namens und Stammes verwaltet , und ſind mit nicht unerheblis chen Vortheilen verbunden ; können aber nunmehr von feinen andern , als Gliedern der katholiſchen Kirche , beſeffen werden . §. 13. Der Titel der jeßt regierenden Kaiferinn Königinn Maria Thereſia, lautet alſo : Maria Thes reſia , römiſche Kaiſerian , Wittib , Königinn zu Ungarn , Bóheim , Dalmatien, Croatien , Slas wonien, Galizien, Lodomerien , sc. Erzherzoginn zu Deſtreich ,
Syeczoginn zu Burgund , zu Steyer,
zu Kärnthen und zu Krain , Großfürſtinn ju Sies benbürger , Markgrafinn zu Mähren , Herzoging zu Braband , zu Limburg, zu Lúgemburg und zu Geldern, zu Würtemberg, zu Ober- und Nieders Schleſien , zu Mayland , zu Mantua , zu Pars ma , 111 Placenz und Guaſtalla , zu Auſchnik und Zator , Fürſtinn zu Sdwaben , gefürſte. te Gråfinn zu Habsburg, zu Flandern , zu Ti). rol, zu Hennegau , zu Kyburg , zu Górz und zu Gradiſca ; Markgräfinn des Heiligen römiſchen Reichs, ju Burgau , zu Dvers und Nieder-Lau. fits, Gråfinn zu Mamur , Frau auf der Windi. fchen Mark und zu Mechelu 2c. Aus dem jeßigen Titet Kaiſers Jofèphs II, erſiehet man ſchon ,
daß der
Cingi
Einleitung:
361
der erzherzogliche Titel fünftig alſo lauten werde: König zu Ungarn , Bóheim , Dalmatien, Croas tien , Slawonien , Galizien und Lodomerien , Erzherzog zu Deſtreid ), Herzog zu Burgund, ju Lothringen , ju Steyer, zu Kärnthen und zu Krain, Grußherzog zu Toſcana, Großfürſt zu Sieben burgen , Markgraf zu Mähren , Herzog zu Bras band, zu Limburg, zu füzemburg , zu Geldern , zu Wurtemberg , 34 Dbers und Nieder -Schleſien , 311 Mayland, 34 Mantua, ju Parma , Piacenza , Guaſtalla , Auſchnitz und Zator , ju Calabria en, zu Bar , zu Montferrat und zu Teſchen, Fürft ju Schwaben und zu Charloville , gefürſteter Graf zu Habsburg, zu Flandern, zu Tyrol, zu Hennegau, zu Kyburg , zu Górz , und zu Gradiſea ; Mark graf des heil. römiſchen Reichs , zu Burgau ,34 Dber- und Mieder - Lauſik , zu Pont a Mouſon und zu Nomeny , Graf zu Mamur, zu Proving, 34 Vaudemont, zu Blankenberg, zu Zitphen , sit Saarwerden , zu Salm und zu Falkenſtein , Hirr auf der Windiſchen Mark und Mecheln 24. Das neue Wapen des Erzberzogthums Deſtreich, Von iſt ein ſilberner Querbalken im rothen Felde. dem RittersOrden des goldenen Vlieſſes, habe ich ſchon im zweyten Theil bey
Spanien S. 146.
147. gchandelt. §. 14. Die höchſten Landescollegia des erz. berzogliden Hauſes , welche über alle deutſche Erblande deſſelben geſeket findz ſind jekt 1) der 1760 errichtete Staatsrath , dem alle übrige Collegia unterworfen ſind , und in welchem der {andesfürft felbft den Vorfik hat. Sfireichiſche
a) Die bóheimiſche und
Sofkanzley , welche 35
einheimiſche Ctaats
362
Das Erzherzogthum Deſtreich .
Staats- und Regierungsſachen beſorget. * -3 ) Die Staatskanzler der auswärtigen Angelegeng beiten . 4 ) Die Ober- oder Finanzkammer , welche die Finanze unt Cameralfachen unter fich Hat. 5 ) Die Credit pruno Banco « Depuration . 6 ) Die böchſte Redenkammer . 7) .Der Sof triegsrath , welcher aus dem politiſchen und für 8 welche das höchſte Oberappellationsgericht in allen deutſchen Erblanden iſt. Alle diéſe' Collegia find ju Wien , haben aber bisher oftmalige Veränderungen erfahren . Das beſondere landesfürftliche Collegium für das Land unter und ob der Ens , iſt die Regierung in Juſtikſachen , oder die niederöftreichi. fche Landesregierung in Wien . Die Landſchaftse collegia und Gerichte ſind , das Landmarſchalld . gericht mit dem Waiſenraths.Collegio, der Ausſchuß und die Verordneten aus den 3 obern Stånben , und die Dbercommiffarien in den 4 Vierteln , das Rait . ( Rechnungs.) Collegium , das Ober- und Untercom . miſſariat, und das Obereinnehmeramt. Das römiſche bürgerliche Redyt, gilt auch in Deſtreich , ausgenommen in den Stücken , in wela chen die landesfürſtl. Verordnungen , und der { an
Zu jenem gehören desbrauch ein anderes lehren. g ordnun yorðnung , Ger. richts Polize , die Sandge Habfchaftsordnung u. a . m . , welche in dem Codice jur, auſtriac . und in der dazu gehörigen Sammlung öſtreichiſcher Geſeke und Ordnungen , zu finden ſind. und wie bald der unternommene Codex there fianus zum Stande kommen werde ? kann man noch nidit
ie
Einleitung .
4
35
).
71
ie lin
363
nicht ſagen . Der Theil deſſelben , welcher die pein . liche Halsgerichtsordnung enthält, iſt 1769 zum Porſchein gekommen . 9. 15. Was die Staatseinfünfte des Hauſes Deſtreich überhaupt anbetrifft, ſo hat K. Karl Vi in ſeiner größten Macht, nåmlich von 1718 bis 35, ungefähr 40 Millionen Fl. Einkünfte gehabt : hin . gegen unter feiner Erbtochter und Nachfolgerinn der Kaiſerinn -Königinn Maria Thereſia , find die Eins künfte 1756 durch den "Grafen von Chotek bis auf 57 Millionen Fl. getrieben worden , und 1770 mach ten ſie gar 90,398156 Fl. aus .
Zu dieſer Summe
trug in gedachtem Jahre ben das Land unter der Ens, das Land ob der Ens für das Ca
34
So JE 710
at
5,906243f1.173kr. 106805f1.593ft. merate für das Mon taniſticum : 3,205240 403119.42 für dieStaats Schulden: St. 971849 - 5 . 491126. 18 . für das Band 3,736719 : 54 • 1,972832 : 93 . cale
11
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-Ma en
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für das Poti ticum
309818 - 59
für das Con . tributionale 3,549149 für dasCom merciale
3019170
570 8.
26897 : 26 1,779442 : 46 253113.59 .
Summa17,980938 . 145- 5,033338 . 1945
5,033338 . 19 % ganz Niederöſtr.23,0142761.338 kr.
g. 16 .
364
Das Erzherzogthum
Deſtreich .
S. 16. Die øſtreichiſche Kriegsmacht ber ſtund um die Mitte des 1770ſten Jahrs, 1) an deutſchen und ungariſchen Trups pen , aus 57 Regimentern zu Fuß , 18 Kůraſſirer, 13 Dragoner - und 12 Huſaren- Regimentern. 2) an Grånz : Cruppen , aus 4 Reg. Karle ſtädter Generalats Infanterie , a Reg. Warasdiner Generalats Infanterie, 4 Compagnien Karlſtåd. ter und Warasdiner Generalats Huſſaren , 3 Reg. flawoniſcher Infanterie , I Reg. flawoniſcher Hufe ſaren, 2 Reg . Bannat croatiſcher Infanterie, iReg. Bannat Huſaren, 4 Reg . ſiebenbürgiſcher Infan . terie , 1 Reg .
fiebenb. Dragoner ,
und 1 Reg. fies
benb. Huſſaren . 3) aus dem Artillerie Corps , welches aus dem Artillerie Corps an ſich ſelbſt, welches in keine Regimenter
abgetheilet iſt ,
und einem Artillerie
Regiment, beſteht, dahin auch dieSappeurs gee ? hören.
4 ) aus dein Ingenieur Corps. 5) aus den pontoniers und Schifffoldaten . Sie machte alſo 72 Regimenter zu Fuß, und 49 Reg. zu Pferde aus , die Artilleriſten , Ingenieurs, Pontoniers und Schifffoldaten ungerechnet. An Köpfen betrug fie ungefähr 200000 Mann. Die Hohe Generalitåt mar 348 Perſonen ſtark. Die ade. liche ungariſche Leibwache zu Pferde , die adeliche deutſche Leibwache zu Pferde,
und die ſogenannten
Gardes du palais zu Fuß , welche die K. S. Burg zu Wien , und die Luftſchloffer bewahren , ſind noch beſonders zu bemerken. 1770 rechnete man ,daß in Frie. benszeit auf den Kriegsſtaat jährlich 184 Million Fl. verwandt
Einleitung.
365
verwandtwürden. Ein gemeiner Soldat bekommttåg. lichs Kreuzer nebſt Brod. 1752 kat die Kaiſerinn Kos Neu ch ffadt eine Kriegs- Kadetten niginn zu wieneriſ emie und Kriegsſchule , und 1754 noch eine Ařad 1759 ſtiftete ſie Kriegsafademie zu Wien geffiftet. einen Kriegsorden unter dem Namen des Maria Thereſia Ordens , mit welchem alle verdienfivolle werden . 150000 Gulden Einkünfte ausgeſeket worden , vor welchen sie von 1500 Gulden empfangen , die übrigen Gelder aber werden als Penfionen von 400 bis 600 Gulden unter die älteſten Ritter dertheilet, und ſo gar die Witwen derfelben genießen Zeit Lebens die Hälfte das von . Die Ritter erhalten auch am Hof beſondere Eh. Das Ordenskreuz verleiht den Unedela renvorzüge. gebohrnen ſogleich den Adelſtand , und alle Rechte und Vorzüge der Reichsfreyşerren , die Adelsbriefe werden ihnen auch unentgeldlich ausgefertiget. Wer dieſen Drben trågt, kann kein Ritter von einem ans dern Kriegsorben ſeyn , ausgenoinmen von deni Dr. Kaiſer Joſeph II hat den des goldenen Vlieffes. dieſen Orden 1765 mit Commandeurs als einer neuen Elaſſe zwiſchen den Großfreuzen und übrigen Rit. tern , vermehret , auch den Großkreuzen ein neues Nebenzeichen , nåmlich ein an der Bruſt auf der linken Seite des Rocks geſticktes , und von einem Lorbeerkranz eingefaſſetes ſilbernes Kreuz auf rothen Grund , mit der Inſchrift, Fortitudini, verliehen. Es folget nunmehr die genauere Abhandlung bes Erzherzogthums.
I, ഉas
Der offreichiſche Kreis.
366
I.
Das Land unter der Ens .
Das Land unter der Ens , welches in den Erdbeſchreibungen und Sandcharten , aber nicht fanzleymåßig , Unter- oder Wieder - Des ſtreich genennet wird, iſt in 4 Rreiſe abgeſondert, und einem jeden iſt ſeit 1753 ein Kreishauptmann vorgeſeket worden. Von dieſen Kreiſen liegen 2 an der Südſeite , und 2 an der Nordſeite der Do nau ; jene werden nach ihrer Lage, in Anſehung des Wiener Waldes , die Kreiſe unter und ob dem Wiener Walde , dieſe aber nach ihrer Lage in Anſehung des Manhartsberges , die Preiſe unter und ob dem Wanhartsberg , genennet. 1. Der Kreis unter dein Wiener Walde. Circulus infra nemus viennenſe, welcher auch das Steinfeld genennet wird . Die beſten Weinberge in demſelben , ſind , zu Höflein , Unter:Krüßendorf, Kloſter - Neuburg , Kaltenberg , Nußdorf, Heilie genſtadt, Salmersdorf, Hernals, Dornbach, Breie Berchtolsdorf, Liefing, Mauerfaltsburg , tenſee. Brunn ,
Döbling , Grinzing , Ober- und Unter :
Sifring, Währing, Ottakring , Weinhauß, Pok. leinſtorf , Neuſtift, Enzerdorf und um Lichtenſtein, Mödling , Neudorf, Gundermansdorf, Gumpolese kirchen , Pfaffſtåten .
Es enthält dieſer Kreis
1. Folgende landesfürſtliche Städte : I) Die Hauptſtadt des ganzen Erzherzogthums. Wien, Vienna, welche die Ungarn und Türken Bétrole und die Polen Wieden , nennen , und in deren Gegend die alte Stadt Vindobona geſtanden hat. Nach desP. Linda ganing Wahrnehmung , iſt die Polhdhe dieſer Stadt 48°,
12 ,
Das Land unter der Ens .
367
2 ', 32 ", und ihre Långe vom Pariſer Mittagszirkel anges echnet, 14 °, 2, 30 ". Sie liegt an einem Arm der Doa au, welcher die Vorſtadt Leopoldſtadt von der Stadt ſelbſt bſondert , und den kleinen Fluß wien aufnimmt, der wiſchen der Stadt und den Vorſtådten durchfliefet. Iha
Denn gegen Morgen und Mitters e Lage iſt angenehm . acht iſt die umliegende Gegend eben , gegen Abend und Dittag zu aber Fehet man ein mit Bäumen und Weinſtoa ken befektes Gebirge ; und die breite Donau theilet fich n der Gegend derStadt in unterſchiedene Arme, welche Inſeln einſchließen , die mit Holz bewachſen ſind. Sie iſt die erſte unter den landesfürſtl. Städten in lande uns ter det Ens, die Hauptſtadt des Erzherzogthums Deſtreich , zind iſt auch der
ſchen Hauſe geweſen , ſo wie ſie auch der Sitz des jebigen Raiſers ift. Sie macht allein den halben Theil des 4ten oder Bürgerſtandes im Lande unter der Ens aus, ſo wie die übrigen 21 landesfürſtlichen Städte und Märkte den ana dern halben Theil, das iſt,ſie zahlt monatlich ſo viel Cons tribution, als alle übrige landesfürſtlicheOerter zuſammen . Die Stadt ſelbſt iſt nur von mittelmäßiger Große: denn ihr Umkreis außer ceni Wal hat nur 2944, und um die Paliſaden , 3966 geometriſche Schritte , und fie hat nur 1369 Häuſer, die Zahl ihrer Einwohner aber hat 1770 betragen 53519 Perſonen. Sie kann, ihrer Lage nach , eine gute Feſtungabgeben , iſt auch wirklich wohl befeſtiget; denn ſie hat einen ſtarken Wall, 12 ftarke Baſteven , Il Ravea lien, ſehr breite und tiefe gefütterte Graben und die nöthigen Außenwerke, ſollte aber keineFeſtumg ſeyn. Die vielen Kirchen uud weitlåuftigen Kidſter, bey welden mehrentheils Gars ten und Spaßiergånge find, nchmen jaft den oten Theil des Raums der Stadt ein ; daher ſind nichtnur der Haus ſer nicht mehrere, als angeführt worden , ſondern ſie ſind auch ſehr ſchmal , aber auch gemeiniglich 2, 3, 4 und mehr Stodwerke hoch, von gehauenen und gebadenen Steiner größtentheils wohl gebauet ,. und mit großen und guten Relilern verſehen : es ſind auch viele anſehnliche und prados tige Pallåſte darunter. In allen Bürgerbäuſern muß das zweyts
368
Der öftreichiſche Kreis.
zweyte und vierte Stocwerk zu Wohnungen der kaiſert. Hofbedienten hergegeben , auch der zte Gulden der Haus. miethe als eine Abgabe erlegt werden , es koſtete aber auch 1770 ein mittelmäßiges Haus 50 bis 80000 Fl. und für ein einziges Stockwerk werden oft 800 bis 1000 Fl. Mies the gezahlt. Die Straßen, deren man 117 große und klei ne zählt, find krumm und enge, und ben feuchtem und re genhaftem Wetter ungemein unrein , hingegen wenn es trocken iſt , mit dem allerbefchwerlichſten Staube bedeckt, der überhaupt im ganzen Lande beſchwerlich fållt. Des Abends werden ſie ſeit 1704 durch Laternen erleuchtet. Die Stadt wird in 4 Viertel eingetheilet, nåmlich in das Schotten - Wiedmer tuben und Kerntner : Viertel. Unter den 8 großen und 14 kleinen Plågen , find inſonder: heit zu bemerken : 1) der Sof, welcher der größte und ſchönſte unter allen iſt, und auf welchem , zwiſchen 2 ſtei nernen Brunnen , ein prachtiges metallenes Denkmaal ftebet, welches Kaiſer Leopold 1667 zum Gedächtniß der unbefleckten Empfängniß der Jungfrau Maria errichten laſſen . Diefer Plaß dienet des Abends zu einem öffent: chen Spaßicrgang. 2 ) Der Burgplat , oder äußerſte Schloßhof der kaiſerl. Burg , wofelbſt die Wache ſteht. 3) Der Heumarkt, auf welchem ein mit Bildfäulen von Blery gezierter Brunn iſt. 4 ) Die Freyung, welcher Plak ganz unregelmäßig iſt. 5 ) Der Graben , auf welchem , außer 2 ſchönen Springbrunnen, die 1693 vollendete mars morne Dreyfaltigkeitsſäule ſtehet, welche 66 Schuh hoch ift. Auf dieſen Platz wird heutiges Tages nichts mehr verkauft. 6) Der hohe Warkt , auf welchem die mar: morne Såule der Vermählung Marii und Joſephs ftehet, welche 1732 aufgerichtet worden , und 2 Brunnen zu ſehen find. Außer der Hauptkirche zu St. Stephan, záhlet man in der Stadt noch 5 Pfarrkirchen , (die Burgpfarre mit darunter begriffen ,) zwer Prälaturen, ein Deconat, 15 ManneskIdſter und geiſtliche Oidenshåuſer, 7 Nonnenklo fter , und überhaupt 47 Kirchen und Öffentliche Kapellen , die von dem Bisthum Paſſau abhangende Kirche zu U.L. Frauen Stiegen , welche einen infulirten Official diez res
Das Land unter der Ens.
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fes Bisthums zum Haupte hat, ausgerechnet. Der mils den Stiftungen ſind nicht wenige , und unter denſelben iſt das Bürgerſpital, in welden auf 3000 Perſonen unters halten werden, vornehmlid ) zu bemerken , diberhaupt aber werdeu in den Spitålern und Verpflegungshånſern in und vor der Stadt, bis 9000 Arme und kranke verpfleget. Die Kaiſerliche burg , weldie an der ſúoweſtlichen Ege der Stadt, bey dem von ihr benannten Thor liegt, ift ein altes unanſehnliches Gebinde welches 3 Hofe und mit Einbegriff des ſogenannten Controlleurgangs, 4 Stod : werke hat. In derſelben findet man die Schakkammer, welche in die weltliche und geiſtliche ( wegen der Heilig thümer alſo genannt , ) eingetheilet wird , tas mechaniſch phyſikaliſche Kunſtkabinet, das Naturalieu: Münz- und Medaillenkabinet, und die Bildergallerie, welche Sammluns gen unter die reichften und vortreflichſten in Europa gelören. Die Reichskanzley und die bedeckte Reitſchule, ſind neu: modiſd) ſchöne Gebäude. Der ſehr große und prachtige kaiſerliche Bücherſaal, deſſen Gebåude zwiſchen der Burg und den Auguſtiner Kloſter ſtehet, fudwirts an den Wall ſtoßt, und nun nach der Stadt zu ganz frey ftehet, kann in Anſehung der Menge und Wichtigkeit der ge druckten Bücher , Handſchriften und römiſden Alterthús mer, der vaticaniſchen und königl. franzöſiſchen an die Seis te geſetzet werden , welche er ſogar in Anſehung der ge druďten Bücher übertrifft. Der Vorrath an Handſchrifa ten , beſchreiben die prächtigen Commentarii Auguftae bi bliothecae vindobonenfis. Das Schauſpielhaus auf dem Michaelis Platz, welches init der Burg Gemeinſchaft hat, iſt gut ausgezieret. Um die Stadt etwas genauer nach ihren oben genannten Vierteln zu beſchreiben , ſo find dieſelben 1 ). Das Stuben Viertel , welches von dem Stus benthor, dieſes aber von den Badſtuben , welche ehemals vor demſelben geweſen , den Namen hat. Dahin gehören folgende merkwürdige Gebånde : die ſchöne Kirche und das Collegium welches ehemals den ſogenannten åußern Jea ſuiten gehörten , und gegen welchen über die hohe Schule Na 3.Th. 6 21. iſt,
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Der óſtreichiſche Kreis.
iſt, davon hernach ; das Dominicaner Kloſter mit der Kirche St. Maria rotunda ; die Kirche der heiligen Bars bara im kaiſerl. königl. Convict; das Kloſter und die Kir che zu St. Lerenz am alten Fleiſchmarkt ; die Kirche zu St. Ruprecht, die Dreyfaltigkeitskirche, fünf Kapellen , der erz biſchöfliche Hof, die kaiſerl. königl . Kriegskanzeſey , das grafs lich Paariſche Haus, in welchen das kaiſerl. königl. Hof poſtamt iſt, das gråflich kinskyſche Haus, und die vorhin genannte bohe Schule, welches ſchöne Gebåude 1756 eins geweihet iſt, eine wichtige Sammlung von anatomiſchen Préparaten , und eine wohl verſehene Sternwarte hat. Die Stifter der Univerſigt , find eigentlich die Herzoge Rudolph IV und Albrecht III ; denn obgleich ſchon Kaiſer Friderich II hieſelbſt 1237 eine Schule geſtiftet hat, ſo ift doch erſt 1365 vom Pabſt Urban V , anf Verlangen Hers zogs Rudolph IV , ein Privilegium zu Errichtung einer Univerſitåt ertheilt worden , und Pabſt Urban Vi beſtåtigs te umd vermehrte dieſelbe 1384, auf Anhalten Herzogs Al brecht III, mit der theologiſchen Facultåt ; ſie wurde auch dazumal in die Hänſer, welche ehedeffen von den Tempels herren bewohnet waren , verleget. Kaiſer Ferdinand II ůbergað die Univerſitat 1622 den Jeſuiten . Der Rector hat einen ſehr hohen Rang , und gehet bey fenerlichen Umgången unmittelbar vor dem Kaiſer her. Die Unt verſitat beſtehet aus 4 Facultåten und 4 Nationen , welche letztere ſind: die Sftreichiſche, rheiniſche , ungariſche und fachſiſche. 1752 iſt wegen Verbeſſerung der Lehrart, eine kaiſerl. königl. Verordnung ergangen . Der Windhagi cheBücherfal, weldervon ſeinem Stif ter den Grafen Joachim Windhag benannt wird , iſt in einem Hauſe nicht weit von der hohen Schule, und neben den Dominicanern . Er ſtehet unter der Oberaufſicht des niedereftreichen Landmarſchallamts . 1678 ward er zum gemeinen Gebranch eröfnet. Der Grchwindſche Büchers fal, iſt auch in dieſer Gegend , und öffentlich). Joh . Martin Gſchwind , Freyherr von Pođſtein hat denſelben 1723 zum öffentlichen Gebrauch gewidmet. 2. Das
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1
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2. Das Kårnerviertel , welches von dem Thor den Namen hat, durch welches die Straße nach Kärnten und Italien gebet. Hier ſtebet die vorncimſte Kirche , nåms lich die Metropolitantirche des beiligen Stepban . Sie iſt ein gothiſches ſehr dunkles Gebåude von laua, ter Quaderſteinen , von außem mit allerley künſta licher Arbeit von Bildniſſen u. gezieret , und ihr größter achredigter Thurm 434* Oſireichiſche Werkſchuhe hoch von großen Quadertiden gebauet. In demſelben hångt eine große Glode , die Kaiſer Joſeph 1711 aus vielen von den Türérn eroberten Stůđen hat gießen laſſen , und die über 10 Schuhe hoch iſt, im Umkreiſe 32 Schuhe und 2 Zolle, und am Gewicht, ohne den Schwengel, 354 Centner hat , der Schwengel aber iſt 13 Centner und 28 Pfand ſchwer. Inwendig in der Kirche, findet man, außer dem koſtbaren Qochaltar, welcher 25487 Fl. geko: ftet hat , 37 Seitenaltåre , welche meiſtens von gutem Marmor ſind , viele Heiligthümer und Koſtbarkeiten, die alte erzherzogliche Begribnißgruft, in welche auch ſeit Ferdinands III Zeit die Eingeweide der verſtorbenen Pers fonen aus dem erzherzogi. Hauſe gebracht werden , das prachtige marmorne Gtabmal Kaijers Friderich IV, wela ches 4000o Ducaten gefoſtet haben ſoll , das nicht wenis ger prachtige Grabmal , meldes Herzogs Emanuel Thos mas von Savoyen Witwe Thereſia Anna Felicitas , ges borne Fürſtinn von Lichtenſtein , dem großen Kriegshela den Eugen , Prinzen von Savoyen , mit 20000 Fi. Una koſten errichtet hat, und am Ende des 1759ften Fahrs fertig geworden iſt, das Grabmal des Cardinals Kolonitſch , die Grabmale anderer Cardinåle und Biſchöfe, und andere Merkwürdigkeiten . Gleich neben der Stephanskirde, iſt die erzbiſchöfliche Wohnung. 1480 wurde das hieſige Bisthum geſtiftet , md 1722 zu einem Erzbisthum erhos ben. Der Erzbiſchof hat ungefähr 30000 Kaiſergulden jährliche Einkünfte. In der Nachbarſchaft der Stadt ges høret ihm Feudorf, nicht weit von Larenburg , und ans dere Derter. Das Domkapitel beſtehet aus 5 Prålaten und 10 Domherren , und hat große Einkünfte. Es gehos
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Der offreichiſche Kreis.
ret demſelben das Dorf Kernals nahe bey der Stadt, ipos ſelbſt ein fauftlicher Calvarienberg iſt . Die übrigen Stirs chen und Kidſter in dieſem Biertel, find , die Kirche der beil. Magdalena ; die Reſidenz der Piariſten , mit der Kirche des Heiligen Joo , jeßt das Kielmansediſche Stift genannt ; das Auguſtiner Nonnenklofter und die Kirche St. Jakobs , die Kirche der heil. Eliſabeth in dem deuts ſchen Ordenshauſe , welches zu der fandcommenthuren Wien und Neuſtadt gehöret, und um das Jahr 1200 als eine Kapelle den Arfang genommen hat ; das Nonnena kloſter der Clariſſerinnen nebſt der Kirche des h. Nikolaus ; das Kloſter der Recollecten oder Franſciſcaner der ſtrengen Obſervanz, init der Kirche des heil. Hieronymus ; die Kir che und das Nonnenklofter bey S. Agnes zur Himmels Pforte , Canonißinnen des heil. Auguſtins von St. Jacob zugehörig ; die Kirche des heil. Johannes des Tåufers, den Johanniterrittern von der Commenthurey Mailberg zugehörig ; das Nonnenkloſter und die Kircheder heil. Ur. fula , die ſchöne Kirche der heil. Anna , nebſt dem ehemas ligen Novitiathauſe der Jefuiten ; 14 Kapellen ; das K. K. Hofcameralhaus , die Stadtbank ; das' K. Á. Commena dantenhaus , das K.K.Zeughaus, das K.K. oberſte Minza und Bergweſensamtin den ehemaligen prinzlich Eugenſchen Pallaſt ; der Pallaſt , welcher der verwitweten Herzoginn von Savoyen gehöret hat , die K. K. Rechnungskammer im gräflich Sinzendorfiſchen Hauſe, das Kauniks Queſtens bergiſche Haus , der Tåubelhof , in welchem die Zeich , nungs- und Kupferſtecher - Akademie ihren Sik hat; das alte fürſtliche Lichtenſteiniſche Haus , u. a. in . 34 DAS Wiedmer Viertel, welches gemeiniglich , aber unrichtig , das Wůmner Viertel genannt wird, und ſeis nen Namen von dem Burgthor hat, welches eyedeffen das Wiedmer Thor hieß. Hier ſind , die Pfarrkirche zu St. Michael, nahe bey der K. K. Burg ,' nebſt dem Cols legio der regulirten Prieſter der heil . Paulus und Barnas bas , das Clariffer Nonnentloſter nebſt der Kirche der heil. Maria , Königinn der Engel , gemeiniglich das königliche Kloſter genannt, die ſchöne Kirche der heil. Dorothea, mit dem
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Das Land unter der Ens.
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dem Collegio der regulirten Chorherren Auguſtiner Drdens, deſſen infulirter Probſt ein Landſtand iſt, das Kloſter urð die Kirche des Heil. Auguſtin , gemeiniglich die Sofkirche genamt, in welcher die Herzen der hohen Perſonen des erzherzoglichen Hauſes verwahret werden , die auch ſeit 1772 mit dem prachtigen inarmornen Denkmal pranget, welches Maria Thereſia , ihrem leibarzt Gerhard Freya berrn von Swieten neben ſeinem Grabinal errichten laja fen ; die Pfarrkirche der heil. Clara im Bürgerhoſpital, das Capuzinerklofter mit ſeiner Kirche , in welcher ſeit dem 17ten Jahrhundert das erzherzogliche Begräbniß iſt; die prachtige Collegiatkirchedes heil. Peters auf dein Freya hof diefes Namens, das ehemalige Profeſi haus der Jeſui tenmit ſeiner ſchönen Kirche, ehebeſſen bey den Obern Jeſuis ten genannt ; die Kirche des heil. Cajetans nebſt dem Cols legio der Cheatiner ; 15 Kapellen ; das ſchöne bürgerliche Zeughaus, die ſchöne boheimiſche und Oſtreichiſche Hofe kanzley , das aurſpergiſche , lobkowitziſche , ſchwarzenbers giſche Haus, u. a.'m . 4. DAS Schotten Diertel , welches von der Benedics tiner Abten zuin Schotten , dem älteſten Kloſter in Wien, deſſen infulirter 9bt ein Landſtand iſt , den Namen hat, Zu der genannten Abtey, gehöret die Pfarrkirche imſrer Frau und des heil. Gregorius. Die übrigen merkwürdis gen Gebäude, Find, das Minoriténkloſter nebſt der Kirche der Geil. Catharine, die Kirche des heil. Joſeph mit dem Kloſter får Ordensſchweſtern der heil. Catharina vom Berge Carmel, die Kirche unſers Herrn oder Sanct Salvator ; die Kirche unſrer Frau am Geſtade oder Maria Stiegen , wel dhe deni . Bisthúm Paſſau gehöret , deſſen infulirter Offis cial bey demſelben ſeinen Siß , und ein eigenes Conſiſto: rium hat ; 10 Kapelien , das Eſterhazyfche Haus, die K. K. geheime Hof- und Staatskanzlen , das lichtenſteiniſche Haus in der Herrengaffe, das große fürſtlich lichtenſteinis ſche Majorathaus bey den Minoriten , mit einer koſte baren Gemälde-Sammlung , das niederöſtreichiſche lands haus , die K. K. niederländiſche und italieniſche Kanzlen, die ſiebenbürgiſche Hofkanzley , das bathyaniſche Haus, Na 3 und
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Der Dſtreichiſche Kreis.
und andere , die R. R. niederöſtreichiſche Regierung , das K. R. Zeughaus in der Renngaſſe, das Rathhaus der Stadt ; das untere Arſenal, u . a. m. Die Vorſtådte find weitgrößer , als die Stadt felbſt, und enthalten 3284 Häuſer , deren Anzahl von Zeit zu Beit wächſet. Sie liegen rund um die Stadt her , find aber 5 bis 600 gemeine Schritte von den Feſtungswers ten entfernet. Die linie , welche dieſelben einſchließt, und ſich auf beyden Seiten bis in die feopoldsſtadt erſtre : det, iſt 1704 wider die ungariſchen Aufrührer angelegt, und nachmals mit Backſteinen gefüttert worden , und die Lhore und Eingånge ſind mit ordentlichen Wachen bereßt. Der ſüdliche Halbzirkel dieſer Linien , beträgt auf 8496 , der nordliche , vom erſten bis zum zweyten Donauarm , auf 8064 , und der ganze Ilmfang auf 16560 geometriſche Schritte , welche über vier gemeine deutſche Meilen , jede zu 4000 Schritten gerechnet , betragen. Sie ſtehen großs tentheils inter der Gerichtsbarkeit des Stadtraths , an welchen von den Beſcheiden des Richters und der Beyſitzer deſſelben , womit eine jede verſehen iſt, appelliret werden kann. In allen Vorſtädten ſind 19 Pfarren und Vicarias te, eine Prälatur, 17 Mannskløfter, Stifter und Drdens häuſer , 2 Nonnenfisſter, und überhaupt 66 Kirchen und Offentliche Kapellen , 12 Spitåler und 12 Säulen , und über 180 kleine und große Gaſſen. Die Häuſer ſind von Steinen , und größtentheils gut gebauet. Der meiſte Adel , und andere wohlhabende leute , wohnen des Soms mers in diefen angenehmen Vorſtådten. Die Leopolds Stadt iſt die größte und vornehmſte unter den Vorſtådten , ja ſie übertrifft die Stadt ſelbſt an Große , iſt aber im Winter den Ueberſchwemmungen ſehr ausgeſetzt. Sie liegt der Stadt am nächſten auf einer Inſel der Donau, und wurde ehemals die Judenſtadt genannt. Als aber Kaiſer Peopold die Juden 1670 ans derſelben verjagte, be: kam fie von ihin den Namen . Sie begreift 1 Pfarrkirche, die Kirche zu St. Jobann Baptiſt, nebſt dem Kloſter und Spital der barmherzigen Bråder , die Kirche der beil. Thereſia , nebſt dem Kloſter der Carmeliter Barfüßer, 4 Kas
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Das Land unter der Ens.
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4 Kapellen , deu weitläuftigen Au -Garten , bey der 1683 ben den Zürfen zerſtörten alten kaiſerl. Favorita , wilden R. Joſeph II verſchönert, bis an die Donau erweitert, und 1775 zur öffentlichen Ergögung gewidmet hat, die Cafers ne für die Reuterey, das Zuchthaus, und manche anſehns liche und ſchöne Häuſer und Garten. Derſelben gegen über, auf der andern Seite der Donan, liegt die große Pors ſtadt Rofrau , welche eine ſchöne Kirche und Serviten. Klofter, den prächtigen fürſti. lichtenſteiniſchen Pallaſt und Garten, die fehenswürdigen Gartenhäuſer der Grafen von Kaunit , Collalto , Zinzendorf, und andere, hat. So wohl in der Leopoldſtadt als Roſjau , ſind an der Donau viele dffentliche Båder erbauet, weil die Hiße in den 5 Sommermonaten hier ſehr groß iſt. Un die Roſſau, ſtößt die Karlſtadt im Lichtenthal, auf der Wieſe genannt, deren Hauptgaſſen mit Alleen von Maulbeerbåminen bea feßt ſind. Hier iſt eine Porcellanfabrik, darinnen echtes Porzellan verfertiget wird, welches an außerlicher Schöns heit dem meißniſchen nicht gleich könımt , an innerer Gús te aber daffelbe übertrifft. Man kann darinn fochen . Der Zhon zu demſelben wird an viclen Orten in'den öſtreichi ſchen Erblanden måbſam geſaminlet. Dieſe Vorſtadt bat eine ſchöne Pfarrkirche , zu den vierzehn 17o bbels fern genannt. Fu der Vorſtadt Waringergaſſe, iſt die Pfarrkirche zu St. Johann Baptiſt im Lazaret, vor Zei ten Sicheuals, oder im Uls,und die Kirchefanctae Mariae de mercede ſamt dem ſpaniſchen Hoſpital, welches vortreff: liche Gebäude auf einer Anhöhe liegt. In der Alſergaſ: re , iſt die gråff. paariſche Reitſchule , die Benedictiner Abtey Montſerrat, deren infulirter Ubt ein landſtand iſt, die Kirche und das Kloſter der P. P. Trinitarier de redemtione captivorum , die Pfarrkirche zum beil. Kreuz in dem großen Armenhauſe , welches ſehr anſehnliche Eine künfte hat , das Coutumazhaus , die Kaſerne får ein Res giment zu Fuß , und das gråfl. ſoinborniſche Sommers gebäude. Die Jofephsſtadt , welche zur Zeit des römis ſchen Königs Jofeph angeleget worden , nebſt dem an dies ſelbige ſtoßendem noch innerhalb der Linie belegenem alten ua 4 Lerden:
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376
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Der øſtrei
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Lerchenfelde. Die P. P. piarum fcholarum haben hier ein Kloſter und eine Pfarrkirche, welche beyde ſehr anſehnliche Gebinde find. Sie halten offentliche deutſche und lateis niſche Schulen , und beſorgen auch die lewenburgiſche Unter den Gebäuden ſind die kaiſerlichen 2Eademie. Stelle mit einer Reitbahn , die Sommerpallåſte des Får: ſten Kinsky, it. andere . Der Budidruder edler von Trats ner , hat hier mit einem Porſchuß der Sommerzcaffe , ein anſehnliches Gebäude aufgeführet, und in demſelben eine Schriftgießerey , Kupferſtecherey ", Buchbinderen und Druckerey angelegt. Bey demſelben iſt auch ein ſehens würdiger Garten . Die ſehr volfreiche Vorſtadt St. UL. rich , das Teuſtift , der Teubau , der Spitalberg , 20 . ſind der Gerichtsbarkeit der Benedictiner Abtey zum Schotten in Wien unterworfen. In denſelben findet man die Pfarrkirche zu St. Ulrid ) , welche wohl gebauet iſt , ein Kapuziner Kloſter mit einer Kirche, und über 100 Garten , unter welchen der gråfl. eſterhazyſche iſt. Der prächtige trautſoaſche Pallaſt, iſt 1760 für die ungariſche adeliche Leibwache zu Pferde , erkauft und eingerichtet worden . In der Vorſtadt , welche die Leimgrube ge nennet wird , iſt eine Karmeliter Kirche und Kloſter , und das ehemalige fanziſde Stifthaus in Marienhülfe, wela ches die Kaiſerin Königinn Maria Thereſia 1754 gekau fet , und darin eine Briegsakademie angelegt hat , welche aus einer Cadettenſchule und einer Nitterakade mie , zwey ganz verſchiedenen Anſtalten , beſteht. Die gleich daran ftoßende Vorſtadt Mariahålf , ſonſt auch im Schoff genammt, enthält ein Colleginn der Barnas biten , deren prachtige Kirche z11 Mariahůlf genennet wird , und die ehemalige frocyich -lichtenſteinifdhe Rits terakademie , welche Thereſia Anna Felicitas , verwitz wete Herzoginn von Savoyen, geborne Fürſtinn von Lich tenſtein, geftiftet, aber 1759 an die Kaiſerin Maria Thes refia ohne Vorbehalt übertragen hat , alſo daß fie jetzt landesfürſtlich iſt. Dieſe benden Vorſtädte, die Leim . grube und marienbålfe , haben breite und gerade Gal ren , wohlgebauete Hauſer, luſtige Gårten, und find un : ter
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ter allen Borſtådten die Tchönſten, haben aber Mangel an Baffer , welches die Einwohner theuer kaufen müſſen . Zwiſchen der Leimgrube und dem Spitalberg, welcher zu St. Ulrich gerechnet wird , liegt auf einer Anhöhe, gerds de gegen dem Burgthor über , der kaiſerl. Marſtall, wel: der vortrefflich in die Augen fällt, aber zu enge Ståle hat. Die Vorſtadt , auf der Wien genannt , hat den Namen von dem durchfließenden kleinen Fluß Wien. In derſelben iſt eine Lederfabrik. Gandendorf, gemeiniglich Gumpendorf , enthält eine kleine Pfarrkirche, welche dem Benedictinerſtift zum Schotten in Wien gehöret. Der ehemalige gråfl. königsediſche Garten, ift für die Ins genieurſchule erkauft. Das Schloß oder Landgut Mars garethendorf,liegtauf der andern Seite des Fluſſes, und iſt der Stadt Wien zuſtändig. Su dieſer Vorſtadt Mara garethen , iſt nicht nur ein weitläuftiges Hoſpital, der Sonnenhof genamt, und eine Salpeterſiederev , ſondern auch eine anſehnliche Manufaktur zur Verfertigung lionis ſcher oder unachter Borten , mit welchen die türkiſchen Kaufleute einen ſtarken Handel nach Conſtantinopel treis ben. Die Wieden iſt weitl &uftig , und enthält ein Klos ſter der Paulaner , die ſehr prächtige Kirche des h . Karl Boromaus, welche Kaiſer Karl VI erbauet , und den Kreuzherren mit dem rothen Stern übergeben hat , das Novitiathaus der P. P. Piariſten , und das thereſianiſche Collegium , welches ſeinen Sit in der ehemaligen neuen kaiſerl. Favorita bat , und eine von der Kaiſerinn Koiria ginn Maria Thereſia geſtiftete und wohleingerichtete Rits In derſelben bekommen die vornehmſten terakademie iſt. jungen Edelleute aus allen Staaten des Erzhauſes , für ein Jahrgeld von 500 Fl. eine ihrem Stande gemaße Erzie : hung , ehemals unter der Oberaufſicht der Geſuiten . Der Rennweg , ift wegen unterſchiedener Kirchen , Klöſter , Pallåſte und anſehnlichen Häuſer, merkwürdig . Das Klos fter der Saleſianeriiinen iſt anſehnlich , und hat eine zwar kleine, aber koſtbar gebauete Kirche. Die Nonnen find verpflichtet , junges adeliches Frauenzimmer zu erzichen Der fürfil, ſchwarzenbergiſche Pal: und zu unterrichten. Na 5 laſt
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laſt und Garten, iſt ungemein ſchön. In der Ungargaſſe, ſind 2 pråchtige Gartengebäude des Fårſten von Zobkowits und Grafen von Harrach , eine Reſidenz und deutſche Schule der P. P. Piariſten , und das große Waiſenhaus. Die ſogenannte Lanoftraße, liegt der Leopoldſtadtgerade gegen åber, auf der andern Seite der Donau. Es ents hält dieſe Vorſtadt ein ſchönes Kloſter der Eremiten Au guſtiner Droens mit weiten Ermeln , ein Kloſter der Elis Pabethanerinnen oder barmherzigen Schweſtern , ein Rea convaleſcendhaus für die Kranken der barmherzigen Brüs der , ein Paar Kapellen , das práctige Johannib-Hoſpi. tal , das Hoſpital St. Marr, ( in weldiem Kranke von als lerley Art unentgeldlich geheilet, Schwangere cntbunden und im Wochenbette verpfleget, auch Wahnſinnige und Rafende verwahret werden ,) und ſchöne Hauſer. Die Borſtadt Erdbery, hat nichts Merkwürdiges , als eine Bleyſtift- und eine engliſdie Stahlfabrik. In derſelben ward K. Richard von England 1193 in einem Wirthshaus ſe erkannt und gefangen genommen. Dieſer Gaſthof iſt jetzt ein Jägerhaus , und heißt das Ringhaus. Außer: halb der Linie , und alſo auch außerhalb der Gerichtsbars keit der Stadt , iſt das neue Lerchenfeld , welches den Chorherren zu Kloſter Neuburg gehöret, das alte hers chenfeld aber liegt innerhalb der Linie , und gehöret der Schottenabter. Der Prater oder Kriſerl. Thiergarten, iſt eine ziemlich große , mit Holz bewachſene und mit als lem verſehene landesfürſtliche Inſel in der Donau. Das Stadtgut, iſt nur durch einen ſchonalen Graben davon ab geſondert. Beyde ſind mit Hirſchen , wilden Schweinen und Haſen beſett, und machen ſeit 1764 , da Kaiſer Jos feph il' den Eingang zum Prater pen ganzen Sommer über allen Leuten ohne Unterſcheid , fie mögen zu Fuße, ober zu Wagen , oder zu Pferde kommen , eröffnet hat, den vornehnıſten Luſtort bey Wien aus. Zwiſchen der Stadt und den Weißgårbern , liegt das große Umphis theater, welches Eebäude viele 1000 Zuſchauer fajien kann , und woſelbſt an Sonn- und Fevertagen Löwen, Bäre, Wolfe, Büffel und andere Thiere, theils unter ſich kämpfen ,
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kämpfen, theils mit Hunden gehetet werden , daher es auch die sage heißt. Die Einwohner der Stadt, find Deutſche, Ungarn , Staltener , Spanier , Niederländer, Lothringer, Schweis zer , Raißen , Griechen , Armenier , Lürken umb Fuden, Die Zahl der Einwohner der eigentlichen Stadt, welche 1771 aufgeſchrieben worden , ſteht ſchon oben. Die Ans zahl der Bürger und der Hofbefreyeten , (welche burgers liche Nahrung zu treiben Erlaubniß haben , ohne das Bürgerrecht zu gewinnen,) in der Stadt und allen Vor: ſtådten , beläuft ſich auf 70,000. Ueber die Anzahl al: Ver Einwohner wird ſehr geſtritten . Man behauptet aber, daß die Stadt am volfreichſten zwiſchen 1720 und 1730 geweſen ſen , und dazumal wohl eine halbe Million Ein: wohner gehabt habe, davon aber der fünfte Theil aus Auslåndern beſtanden , welche ſich theils zunt Vergnús gen , theils Geſchaffte halber hier eine Zeitlang aufgebals ten. In der neueſten Zeit ſind hier jährlich , ein Jahr ins andere gerechnet, faſt 6100 Menſchen geſtorben , und 5200 geboren . Ueber 200000 Menſchen enthält Wien mit ſeinen Vorſtådten gewiß nicht, vermuthlid ) lich weniger. Die Befakung , welche in der in den Vorſtådten liegt, wohnet in Kaſernen. Deſtreich , andern an der Donau belegenen
aber merk Stadt und Aus Obers Reichsians
dern, Böheim , Måhren , Ungarn , Steyermark, Tyrol und Italien , werden allerlen Lebensmittel, nöthige, nůks liche und angenehme Sachen , hieher gebracht. Alles, was zum Eſſen und Trinken gehöret , ( den Wein ausgenoma men ) iſt wohlfeil, andere Sachen aber ſind ſehr theuer. Die Proteſtanten , deren Anzahl jetzt auf 4 bis 5000 ges ſchåget wird , beſuchen den Gottesdienſt , welcher in den Häuſern der proteſtantiſchen Geſandten gehalten wird . Die Griechen , welche ſich mit der katholiſchen Kirche vers einiget haben, verrichten ihren Gottesdienſt in der Stes phans- und Peters -Kirche, in welchen ihnen einige Altas re angewieſen find ; die übrigen Griechen aber halten ih . ren Gottesdienſt in einem Hauſe , beſuchen auch die Hausa kapelle des ruſſiſchen Geſandten . Die Armenier haben ſtilles
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ſtillent Gottesdienſt , die katholiſchen Engländer halten ihn in der ſogenannten Todtenkapelle bey St. Stephan . Die Fuden und Lürfen haben auch ſtillen Gottesdienſt, und zwar die letzten in der Leopoldſtadt. Unter den hies ſigen mannichfaltigen Manufakturen , ſind die Seidenmas nufakturen vorzüglich in gutem Stande , weil die floren ziſche Seiðe für ſehr geringen Mauth eingeführet wird . Um die Mitte des 1770ſten Jahres záhite man hier 463 Seidenweber , welche nebſt 224 Weibsleuten unter- 90 Meiſtern arbeiteten , 74 Seidenſtrumpfſtrider , 15 Sei benfärber , 9 Eincartierſeidenhåndler , und 16. Seidens zeughåndler, Es werden hier auch goldene und filbernie Borten , Tapeten , Spiegel , das oben beſchriebene adite Porzellan , Waldhörner, Geigen, Flöten, Zinnober , Wie nerlack , und andere Farbeu , Galanteriewaaren , und an . dere Waaren verfertiget. Die mancherley hohen Collegia und Gerichte , welde hieſelbſt ihren Sitz haben , und die vielen tauſend Fremben , welche fich hier aufhalten , vers mehren die Lebhaftigkeit der Stadt. Die öffentliche Rus he und Sicherheit, wird bey Tage durch die Rumorwache, und des Nachts ſowohl durch die Hadits als Reuterwa che, unter der Oberauffidit eines Collegiums, welches die Sicherheit genannt wird , erhalten. Der åltefte Theil der Stadt, iſt der ſogenannte Berghof neben dem hohen Markt. Die Stadt hat ihre erſte Einrichtung dem Opreis chiſchen Herzog Heinrich I zu danken , welcher ſie um das Fahr 1142 zu ſeinem Wohnſitz machte. Ob ſie nun gleich ſchon damals eine Stadt genennet wird , und um das Jahr 1158 ſchon Mauern gehabt hat : ſo hat ſie doch erſt 1198 vom Herzog Leopold VIII ihre rechte bürgerliche Einrichtung , und eine beſſere Befeſtigung bekommen . 1237 wurde ſie von K. Friderich II zu einer freyen Reichs ſtadt erklåret , welche Herrlichkeit aber nur 4 Jahre wah : rete. 1477 ift fie von den Ungarn , 1529 und 1683 von den Türken vergeblich belagert ; hingegen 1241 von dein sſtreichiſchen Herzog Friderich II , 1277 von dem Kaiſer Rudolph I , und 1485 von dem ungariſchen Könige Mate thias, erobert worden.
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In der Nachbarſchaft von Wien , ſind folgende kais ferl. tonigl. Schleifer zu bemerken : ( 1) Belvedere, liegt an dem oben beſchriebenen Rennwege , in der wieneriſchen Linie , vor dem Kärnthers thor , und iſt ein prachtiger Pallaſt, den 1716 der große Kriegsheld, Prinz Eugen von Savoyen erbauet , und der Das landesfürſtliche einen vortrefflichen Garten hat, Haus brachte ihn von des Prinzen Erbin an ſich. ( 2 ) Schonbrunn , liegt 1 Stunde von der Stadt, an dem kleinen Fluß Wien , in einem moraſtigen Thal, und'ift das ſchönſte unter allen . Kaiſer Leopold fieng den prächtigen Bau 1696 får den römiſchen König Jofeph an, und Maria Thereſia hat ihn von 1744 bis 1749 vollendet. Hinter demſelben iſt ein ſchöner Luſtgarten , und neben demſelben ein großer Thiergarten . K. Franz I hat hier eine Menagerie von ſeltnen vierfüßigen Zhieren und Dóa geln angelegt Ganz nahe dabes iſt Sitzing oder Wylarida Sitzing, ein Kirchdorf und Gut des Stifts Kloſter Neus burg, deffen Kirche ein berühmter Gnadenort. (3 ) Sanct Veit , ein Schloß und Pfarrborf, nahe bey Schönbrunn , am Bach Wien , mit einer Herrſchaft. Beyde hat die Kaiſerinn Königinn Maria Thereſia 1762 dem Erzbisthum Wien für 110000 Fl. abgekauft, und hierauf das Schloß zu einem bequemen Sonimeraufents halte des Hoſes, eingerichtet. Der Garten iſt voller Springbrunnen und Waſſerfälle. Die hieſige Luft wird für geſunder , als die zu Schönbrunn , gehalten . ( 4) Breitenfurt, ein ehemaliges faiſerl. Luftſchloß mitten im Wiener - Walde , mit fchönen Waſſerfällen , ſchattigen Spaßiergångent, und einer Einficdleren, in wel cher ſich Einſiedler aufhalten , hat ein reicher Bürger zu Wien , Namens Kirchner , erbauet , und dem Kaiſer Karl VI vermacht, die K. K. Maria Thereſia aber hat es in eine Stiftung für Arnie verwandelt. (5) Setzendorf, ein Luftſchloß , welches vor allen kaiſerl. Luftſchlöſſern geſunde Luft hat. Es macht nebft den dazu gehörigen Unterthanen , ein landesfårſtl. Doa mainenamt gut. (6 ) Lachs
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( 6) Lachſenberg, Larembarg , ein Luftſchloß, welches 2 Meilen von Wien an einem luſtigen Wilochen, der Frrgarten genamt, liegt , und mit einem Waſſergras ben umgeben , aber alt , klein , und nicht ſonderlich auss gezieret iſt . Bey demſelben iſt ein 'offener Marktflecken , in welchem viele Pallàſte und Sommerhåuſer ſind, dar's unter der chotekiſche Pallaſt ſich inſonderheit hervorthut, Der Ort bat ehemals auch einen ſchönen Garten hat. Lachſendorf geheißen . Er macht mit den umliegenden Hbfen und Unterthanen ein landesfürſtl. Domainenamt aus. Die umliegende weite Ebene giebt ſehr gute Geles genheit zur Reigerbaiße, welche auch hieſelbſt in Frühs ling von der kaiſerl. königl. Herrſchaft angeſtellet wird. Von hier .bis Wien iſt ein ſchönes fettes Land , und ein angenehmer Weg in Alleen über den Wiener Berg , der von keiner ſonderlidhen Höhe iſt, aber eine gute Ausſicht nach Wien giebt. 2) Kloſter - 7euburg, eine Stadt an der Donau, die ihren Zunamen dem hieſigen reichen Stift der rëgulirter Chorberren Auguſtiner Drdens zu danken hat , welches zum erſtenmal 1114 , und 1730 zum Theil von neuem ans Tehnlich erbauet worden . Es verwahret nicht nur die Gebeine ſeines Stifters , des heil . Leopold , ſondern auch die erzherzogliche Krone, welche 1516 verfertiget worden iſt, und viele andere Alterthümer. Der infulirte Probſt iſt ein Landſtand. Dem Stifte gehören die Derter Eys polts , Keiligenſtadt , iting , oder Maria - Kitzing, nahe bey Schönbrunn , woſelbſt ein berühmtes Mariens bild ift, Obec - und Unter - Britzendorf , Pirbawart , Es hat die bergherrliche Gerichtsbarkeit über u. a. m. folgende Weindrter , nåmlich zu und um Kalenberg, Meidling, um Kloſter- Neuburg, Krißendorf und Höflein , Heiligenſtadt, Nußdorf, Grinzing, Unter - Töblingen , Salmanſtorf und Ottakrin . Die Stadt ſelbſt iſt ſchlecht gebauet , und hat lauter arme Einwohner , welches daher rühret, weil ſeit einigen hundert Jahren, die reichen Eins wohner ihre Sobne haben in das hieſige Stift aufnelmen laſſen , und ihnen die beſten Weinberge zur Ausſteuer mit gegeben ,
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gegeben , nachdem ſie die darauf haftenden Abgaben auf ihre übrigen Weinberge und Grundſtüde legen laſſen . Daher gehört der beſte Theil der Stadtgüter dem Stift, und von dein Ueberreft , müſſen die Einwohner alle die fentliche Abgaben und Steuren tragen. Der Ort iſt ál: ter als das Stift, denn als der heilige Leopold dieſes er's richtete , war Ximenburch ſchon eine Pfarre. Vor Als ters ftund in dieſer Gegend Citium . 3 ) Baden , Baaden , vor Alters Aqua Pannonica , eine Stadt an dem kleinen Fluſſe Schwócha , welche iha ren Namen von den hieſigen wegen ihrer heilſamen Wir: kung berühmten warmen Bádern hat , die ſowohl inner , halb als außerhalb der Stadt ſind , und etwas Alaun, aber noch mehr Salz, und vornehmlich Schwefel führen ; wie inan denn auch hieſelbſt einen ſtarken Schwefelduft verſpåret. . Die berühmteſten Båder find , das Herzogs Den Badegås bad , Thereſiábad , Antonobad , u. a. m . ſten ſtehen die um die Stadt her liegenden enmuthigen Luſtgårten meiſtens offen . Es fehlet auch nicht an ans dern Luftbarkeiten , daher die Wiener ſtark hieher reiſen , um fid) zu vergnügen. Auf dem Platze ſteht ein ſchönes Denkmal, welches der heiligen Dreyeinigkeit gewidinet iſt. Baden iſt erſt 1480 zu einer Stadt gemacht wors den. Zwo Stunden davon , zu 7eubauß , welches ein altes Bergſchloß , iſt eine Spiegel - und Meſſiugfabrik, und lebtere ſo fünftlich , daß durch ein einziges Waffer= rad , 16 Drechſelbånfe getrieben werden können , die auch alle erforderliche Beivegung haben , ſo daß ein jeder Ar: beiter itt einem Augenblick , bloß durch einen Fußtritt, innebalten kann , um ſeine Arbeit einzuſpannen , ohne Stellung des Waſſerrades , und ohne Verhinderung eines andern. 4) Neuſtadt, oder Wienerifch - Heuftadt , ehebers fen Nova civitas , eine angenehme und wohlgebauete, aber nicht volfreiche Stadt , liegt beym Zuſammenfluſſe der kleinen Fiſda und des Kehrbachs , iſt nach alter Art befeſtiget , bat breite ebene Straßen , und fcbóne Plåße , die mit Ehrenſäulen für die Jungfrau Maria auss gezieret
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gezieret fino. Das hieſige landeßfürſtliche Schloß , iſt der neu errichteten Kriegsakademie eingeräumet worden, und wird nun von den jungen Leuten bewohnet, die hies felbft durch Officiere in allen Theilen der Kriegskunſt, und von andern in der Mathematik und den ſchönen Wiſs ſenſchaften unterrichtet , auch wie andere Soldaten , in der Waffen geåbet werden. Das hieſige Bisthum , iſt 1470 geſtiftet worden , und der Biſchof iſt des Erzbis ſchofs zu Wien Suffragant. Es find hier , ein Siſtercis enſer Klofter , deſfeu infulirter Abt ein Landſtand iſt, 6 Kidſter , und ein Comthureyhaus des deutſchen Ordens. 1763 zählte man in der Stadt 4099 , und in der Burg 394 , zuſammen 4493 Perſonen. Die Stadt hat ums Jahr 1198 vou dem Herzoge Leopold VII die erſte Hands beſte bekommen , daher er für ihren Erbauer gehalten wird. Herzog Frideric II hat hier 1237 , und Kaiſer Friderich III im Jahre 1452 Sduk und Sicherheit ges funden. 1487 mußte fie ſich an den ungariſchen König Matthias, nach einer 7 monatlichen Belagerung , ergeben. 1529 ſchlug fie 7 türkiſche Stürme an einem Zage ab. Als man 1770 den Hochaltar der Schloßkirche abbrach, fand man unter dem Ultarſtein das Grabmal Raiſers Marimilians I , welcher hier am 24ſten Sånner 1529 bes graben worden. Der Sarg ward geoffuet, und am inten Mårz mit großer Feverlichkeit uud einer neuen Inſchrift wieder unter dem neuen Hochaltar beygeſeßt. 1768 ward dieſe Stadt durch ein heftiges Erdbeben febr beſchådiget. Es wohnet hier viel Adel, der nicht reich genug iſt , um zu Wien zu leben. Unweit dieſer Stadt , bey dem Dorfe Lichtenwerth , iſt eine gute Nadel- und Meſfingfabrik, die Zadelburg genannt. Zwiſchen Neuſtadt und Salenau , iſt die Tieuſtadter
Beide, eiue randige Wüſte , welche eine Stunde lang, und etliche Stunden breit iſt, weder Båume noch Gras hat. In derſelben iſt 1763 das Pfarrdorf Therefienfeld , mit großen Koſten erbauet , und mit Aderleuten aus Lys rol , befekt worden.
5 ) Saim .
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5) Raimburg oder Baynburg , eine Stadt an der Donau , am Fuß eines Felſen , auf dem man die Trüms mer von einem alten Schloffe erblidt , welches dent Grafen Bethlem gehört. Jeht haben die Einwohner ih re beſte Nahrung von der Tabacs-Hauptfabrik. 6) Bruck an der Leytba , Leytha pontım , eine kleine Stadt , welche in die alte und neue abgetheilet iſt ; die letzte hat nur Mauern , und jene fiebt wie eine Vor's ftadt aus. Es ſind hier zwey Kidſter. Sie wurde 1484 von dem fionig Matthias nad ciner langwierigen Bela: gerung erobert. 1766 litte ſie großen Brandſchaden. Die Verrſchaft des benachbarten Schloſſes , welche das gråf lid) Harrachiſche Haus jungcrer Linie , ift , und das Klos fter beiligen Kreuz , haben hier einige Gerechtſame.
2. Eine Herren : Stade , nåmlich : Ebenfarth , eine kleine Stadt an der Reytha , welche mit Mauern und Graben umgeben , und zuerſt von den Tenpelherren erbauet iſt. Schloß , Stadt und Baronie Ebenfurtl), gehören dem Grafen von Hallweil. 3. Märkte , Derter und Herrſchaften : 1 ) Altenmarkt, ein Markt und Amt des Stifts klein Mariazell , an der Zriefting. 2) Xu , ein Markt von Leithaberge , unter die K. K. Herrſchaft Scharfenec gehörig. 3) Bertolsdorf oder Petersdorf, ein landesfürſtl. einkleidender Markt, welcher auf den Landtagen Sitz und Stimme bat. as 4) Brunn , am Gebirge , Markt und Pfarre. 5) Burkersdorf, ein landesfårftliches Kammergut; an dem Flüfchen Wien , mit der Burg und dem Pfarr: dørfe dieſes Namens. oder Treskirchen , ein Markt 6) Draskitdren an der Schwecha , welcher dem Kloſter Mölk gehöret, 98% 7) 7 Deutſch Altenburg, Herrſchaft , Schloß und Dorf an der Donau und ungariſchen Gränze, woſelbſt ein B6 heil: " 3 Ch.64 .
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heilfames Bad iſt. Ehedeffen war das Dorf ein Markt. Vor Alterá ſtund in dieſer Gegend Carnuntum . 8) Ebreichsdorf am Moos , ein freyherrlich - bars tenſteiniſches Schloß und Pfarrdorf. 9) Ebersdorf, ein lande@fürftliches Pfarrdorf an der Donau , woſelbſt ehedeflen ein faiſerl. Luftſchloß gewes ſen , welches aber die Kaiſerinn - Königinn Maria Theres fia 1752 zur Erziehung armer Officierstöchter widmete, und dazu die Einfünfte dieſes ehemaligen faiſerl. Donai nenamts beſtimmte , 1770 aber es in ein Armenhaus vers wandelte. Zu dem Gebiet dieſes Amts , gehöret auch der Markt Schwächst. 10 ) Eolitz , ein Pfarrdorf, welches größtentheil3 zu der Herrſchaft Krumbach gehöret. II) Enzersdorf, eine gråflich -bathyaniſche Herrſchaft mit einem Schloſſe und Pfarrdorf. 12 ) Enzesfeld , Bergſchloß und Herrſchaft der Gra : fen von Zinzendorf und Pottendorf, zu welcher das Pfarr's dorf Enzesfeld , und der Markt Leobersdorf oder Loi. bersdorf, gehören. 13 ) Ledberg , ein Kirchdorf an der Donau , in der Linie von Wien , und dem Magiſtrat dieſer Stadt zus gehörig , iſt merkwürdig , weil der englandiſche König Richard daſelbſt 1192 vom Herzoge Leopold oufgefangen worden . 14 ) Sifchamund oder Viſdhamind , auch Siſches ment , cin Markt , åber welchem die Fiſcha in die Donau fållt. Zu dem hieſigen Goloſſe , geboret eine anſehnli. che Herrſchaft, von welcher ein Graf Sathyani der Bes fiber ift. 15) Getzendorf, oder Gotsendorf, Schloß und Markt des Fürſten Bathiany . -10 : 16) Gumpoldskirchen , ein landesfürſtlicher Markt , bat Sitz und Stimme auf den Landtagen . Der Wein , welcher hier wachſet , iſt vorzüglich gut. 17) Gantrainsdorf oder , Gundersdorf , ein Markt. 0 19 og dins 90 es va 118) Guten :
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18) Gutenſtein , ein berfallenes Schloß auf einem erhabenen Felſen. Auf demſelben iſt Kaiſer Friderich von De treich 13 : 0 geſtorben. Die davon benannte Herrſchaft, geboret den Grafen von Hovos , welche zwiſchen den Geyer und Schneeberge noch ein anderes Schloß Gutens ffein beſitzen , dazu der Markt gleiches Namens an der Das daſige Serviten Kloſter hat Piefting , gehöret. eine Kirche, welche ein berühmter Gnadenort iſt. 19 ) Sern : ls oder Serrenals , Schloß und Pfarr . dorf , nur einen Steinwurf von den Linien der Stadt Wien , welches mit Pallaſten , und ſchönen Gärten und Die Wiener beſuchen den Landhåuſern angefället iſt. hicſigen Calvarienberg , ben welchem ein Paulinerklos fter ift. 20) Simberg, ein landesfürſtlicher freyer Markt. 21) Soflein , welchen Namen 2 Derter führen ; eis ner licgt an der Donau , unter Kloſter-Neuburg , und eis ncr unweit Bruck an der Leytha . Beyde find Pfarrdör: fer , und das lebte war ehemals ein Markt. " 22) Sundsbeim , ein frenherrlich -walterskirchiſcher ehemaliger Markt , jeßt ein Pfarrdorf bey ejnem alten Schloß. 23) Kabelsdorf , Schloß , Dorf und Gut an der Leytha , der Fanrilie von Menshengen zugehörig. Es iſt mit dem Amt Schönau verbunden. Auf der andern Seis te des Fluſſes, ſtehet ein Franciſcanerkloſter auf einem an muthigen Berge. 24) Kirchberg am Wechſel, ein Markt, mit einem
Nonnenkloſter , zu welchem Kloſter eine Herrſchaft von 4 Aemtern gehöret , die meiſtens aus zerſtreueten Unterthas nen im Gebirge , beſtehen . 25) Kirchſchlag , ein Schloß und Markt, welcher 1712 durch einen ſchrecklichen Wafferguß ſehr verwüſtet worden . Er gehöret ſowohl als 26 ) Brumbach , ein Schloß und Markt, den Gras fen Palfi. 27) Leopoldsdorf, Schloß , Dorf und Gut , den Grafen von Dietrichſtein zugehörig: B b 2
28) Alto
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28) Alt- und LeusLichtenſtein , sivey Bergſchloro fer , von welchen das alte unbewohnet iſt. Sie haben ehedeſſen dem fürſtlichen Hauſe Lichtenſtein gehöret : jetzt aber ſind ſie mit der Burg und Herrſchaft Medling ver bunden , und gehören den Freyherrn von Waffenberg. 29) Männerſtorf , ein großer laudesfürſtlicher Markt, mit einem ſchönen Schloß oder Landhaus , liegt jenſeits der Leytha , an der Grenze von Ungarn , und im Kirchſprengel des Biſchofs zu Raab. K. Franz I kaufte ihn , und ließ wegen des hieſigen berühmten falten Bas des , 1757 und 58 ein weitläuftiges und ſchönes Gea bảube für die Badegaſte erbauen , welche unentgeldlich von Wien hieher geführet werden , um den Ort in Auf nahme zu bringen. Die Hauptquelle iſt unter der Pfarra kirche. Das Waſſer iſt weniger ſchwefelhaft, als das zu Baden. 1761 brannte der Markt faſt halb ab. Er iſt der Herrſchaft Scharffened einverleibet. 30 ) Die Mauer , ein an dem dftlichen Anhange des ehemaligen cetiſchen oder comageniſchen Gebirges , nicht weit von Wien , belegener Marft , welcher groß , mit lus ſtigen Weinbergen und Landhåuſern untermiſcht iſt , und zu welchem ſo viele kleine Dörfer und Hofe gehören , daß er eine weitläuftige und einträgliche Herrſchaft ausmacht, in deren Beſitz ehedelſen die Jeſuiten zu Wien waren . Dieſer Ort iſt berühınt , weil die Hofleute und andere Standesperſonen , welche ſich einige Sochen oder Tage dem Getümmel der großen Welt entziehen wollen , ſich hies her begeben , um in der Einſamkeit die geiſtlichen Uebuns gen zu treiben. Die von Klerf haben hier ein ſchönes Landhaus auf einem Hügel, mit einem zierlichen und ſehr luſtigen Garten , auswelchem ſich die Ausſicht bis in lins garn erſtrecer. Es wächſet hier viel guter Wein , auch wird hier viel Krapp gebauet. · 31) Medling oder Modling, ein landesfürſtlicher Markt , defien Pfarre auch bis 1762 landesfürſtlich geweſen , damals aber dem Erzbisthum Wien für das Schloß Sanct Veit überlaſſen worden iſt . Eine Biers telſtuude von hier iſt ein zerſtörtes Bergſchloß, auf wels dhem
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chem viele 8ftreichiſche Prinzen aus dem babenbergiſchen Hauſe gewolnet haben . Der hieſige Wein iſt vorzüg= lich gut. 32) X7eudörf, ein Schloß und Kirdydorf, gehörer dem Erzbiſchof zu Sien . 33) Teunkirchen , ein Markt , welcher auch dem Erzbiſchof von Wien gehöret. 34 ) Yusdorf , ein Dorf, nahe ben Wien : Donau , und am Fuße des Kalenberges , iſt groß und wohl gebauet, und ſiehet wie eine kleine Stadt aus. 1756 Es hat litte eß. durch Feuersbrunſt großen Schaden . über 13 Herren. 235 ) Ober - ſpang , ein Bergſchloß , Herrſchaft Der smarkt und Pfarrdorf des Grafen von Pergen . 2fpang, am Zraſenbach , iſt landesfürſtlich. 36 ) Obers Goking, oder Garling , ein befeſtigtes Schloß an der Fiſcha , mit einer dazu gehörigen Serr: ſchaft, gehöret dem Fürſtlichen Hauſe Lichtenſtein. Es iſt daſelbſt eine vortreffliche Stůdbohrerey , und eine Pas piermühle, in welcher Papier nach holländiſcher und franc zöſiſcher Art gemacht wird. 37) Ostafrin oder Ottokrin oder Ottakring , am Kalenberg , ein Pfarrdorf, welches vortreffliche Weine berge hat, und vor Alters ein berühmter Ort geweſen iſt, der von der Heruler König Odoaker, von den lateiniſchen Schriftſtellern Ddpacer genannt, den Namen führet, und woſelbft Karl der Große nach Vertreibung der Awaren eis ne Kirche erbauet hat. 38 ) Penzing , ein Pfarrdorf, bey dem kaiſerl. Luft: ſchloß Schönbrunn, welches wegen der daſigen prachtigen und wohleingerichteten Luſtbarkeiten , berühınt iſt. 39 ) Petronel , eine gråflich - trauniſche Majorat: herrſchaft mit einem Zhiergarten , geringen Markt, aber ſchönen Schloß , an der Donau. Hier ſind viel römiſche Alterthümer gefunden worden , von welchen ein großer Theil in dem herrſchaftlichen Schloß aufbehalten wird. 40 ) Ober- und Unter .Pieſting , jenes ein Dorf, dieſes ein Markt, zu der Herrſchaft Stahrenberg gehov g. Bb 3 41) Pitten,
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41) Pitten , ein Markt, über welchem ein Bergs fchloß liegt, welches ebedeſſen der Hauptort einer Grafa ſchaft geweſen iſt, gehöret der gråflichen Familie von Hoyos. 42 ) Pottendorf, Herrſchaft , Baurenmarkt und als tes berühmtes Schloß , iſt gråflich) - ftahrenbergiſch . 43 ) Pottenſtein oder Bodenfiein , ein Markt, ges höret zu der Herrſchaft Werkenfiein , und alſo dem gråflich -dietrichſteiniſchen Hauſe. 1760 iſt hier eine Des genklingenfabrik angelegt worden . 44) Reiſenberg , ein Markt , gehöret zu der Herrs ſchaft Unter : Waltersdorf. 45 ) Robeau , eine gråflich -harrachiſche Majorat herrſchaft, Schloß und Markt . 46) Salenau , ein Dorf an dem Flüfichen Kaltens 2 dem Schloß Schönau , welches der freyherrlichen Famia lie von Touſſaint zuſtåudig iſt. 47 ) 6. Veit , ein uraltes Bergſchloß und Pfarrs. dorf , welches 1761 von dem Erzbisthum Wien an den Landesfürſten gekommen iſt. 48) Schodvien , Schottwien , Schaidtwien , ein Markt , liegt am Fuße des Berges Semmering , der Deſtreich von der Steyermart ſcheidet. Der Weg, woel cher aus einem Lande in das andere führet , wird hier durch die Felſen enge ; Kaiſer Karl VI aber hat ihn durch große Mühe und Koſten in guten Stand Teken laſſen . Zur Beſchůzung dieſes Paffes, dienet auch das hieſige Schloß Clam , welches auf einein hohen Felſen liegt, und nebſt dem Markt , dem Grafen Walſes gehöret... 49 ) diwadorf, Schloß , Herrkhaft und Pfarre dorf , dem Bisthum Paffau zugehörig. In der hieſigen Kirche iſt ein berühmtes Marienbild. 50) Schwarzenbach , eine fürſtlich - efterhazyſche Sjerrſchaft , mit einem Markt und Schloß . 51) Schwechat, ein landesfirſtlicher Markt am Fluſſe Schwacha, der hier in die Donau fådt. Es ſind bieſelbſt 2 anſehnliche Sattunmanufakturen , von welchem die
Das Land unter der Ens.
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die neueſte in dem Schloß Bettenhof iſt. Der Ort ge höret zur Herrſchaft Ebersdorf. Gemeiniglich haben die türkiſchen Großbotſchafter hier ihr letztes Nachtquartier, ehe ſie ihren Einzug in Wien halten. 52) Sebenſtein , ein Schloß, und große Herrſchaft des Grafen von Pergen . 53) Seibersdorf, ein Schloß, gehöret den Grafen Cavriani, und zu deſſelben Herrſchaft Unter:Walters, dorf. 54) Sierning, ein Markt und Amt der Herrſchaft Stůchſenſtein 55) Ober - Sivering, zwiſchen Nußdorf und der Spike des Kalenbergs, iſt ein Pfarrdorf , deffen Kirche zur Hälfte ein altes rồmiſches Gebäude iſt. Vor Alters war hier eine römiſche Burg . Im 5ten Jahrhundert hielt fich der heil.Severin hiefelbſt viel auf, von welchem auch der Ort ſeinen jeßigen Namen bat. Er gehöret nach Kloſter - Neuburg. 56) Stahrenberg , ein uraltes Bergſchloß des gräflichen Hauſes Heiſſenſtein . Die dazu gehörige Herr: fchaft theilet fich in Stahrenberg Pieſting und Stab. renberg -Sifcbau , und nach dieſer Abtheilung werden die beyden Linien des gråflichen Hauſes benannt. 57 ) Steyersberg und Berg - Stickelberg, find Schloſſer , welche dem Grafen von Wurmbrand gehören. Das Schloß Stuppach haben nun die Grafen von Walleg. 58) Trianon, ein Luftſchloß des Grafen Korzensky, ali ter Donau, 59) Töbling oder Döbling , ein luſtiges Dorf, welches in Ober- und Unter - Tobling abgetheilet wird, und auf einer Anhöhe liegt , von welcher man Wien über: fiehet. Es find hier viele Pallåſte und Landhäuſer , uns ter welchen ſich das fürſtlich Poniatowskiſche hervorthur. Es pflegen hier die auswärtigen Geſandten am Wiener Hofe des Sommers zu wohnen . 66) Trautmansdorf, Schloß und fürſtlich -bathya niſche Herrſchaft. Bb 4 61) wa
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Der óſtreichiſche Kreis .
61) Waring , ein großes wohlgebauetes Kirchdorf, gwiſchen lauter Weingårten , welches an die Linien der Stadt Wien ſtößt, und viele Sommerwohnungen und Luſtgårten enthält. 62) Wienerberberg , ehemals ein Markt , iſt ein Pfarrdorf am Fluß Fiſcha, gchåret zu der fürſtlich -lich tenſteiniſchen Herrſchaft Ebergåſſing. 63) Ziegersberg, ein Bergſchloß und Pfarrdorf des Grafen von Walſeg.
4. Folgende Kloſter : I) . DAS Rlofter der regulirten Eremiten des cas maldulenſer Ordens , auf einer Spiße des Ralenbergs, welcher auch der Joſephsberg geneunet wird . Kaiſer Ferdinand II hat dieſes Kloſter 1628 geſtiftet , und ob gleich die Türken daſſelbe 1683 ganz verwüſtet haben , iſt es doch wieder aufgebauet worden. Man trifft in dems felben einen ſehr guten , ja faſt den beſten öſtreichiſchen Das hieſige Wein an , der um dieſe Gegend wachſet. Waſſer iſt berühmt. Dieſem Kloſter gegen über iſt die erſte Spiße des Kas lenberges , welche der Leopoldsberg genennet wird, und auf welcher man theils die Ueberbleibſet eines alten Schloſſee, auf welchem der h . Leopold gewohnet haben ſoll, theils eine demſelben zu Ehren von den Kaiſern leopold und Karl VI erbauete ( thône Kirche fiehet , die mit vielen von den Türfen eroberten Siegeszeichen ausgeſchmüct iſt . Die Ausſicht von dieſem Berge über die Stadt Wien, über die umliegende Gegend , und bis nach Presburg in Ungarn , iſt ungemein ſchön. 2) Maurbach oder Allerbeiligen Thal , Vallis omni. um fanétorum , eine Karthauſe, mitten in einem hohen Waide , welche Kaiſer Friderich der III mit dem Zunamen der Schöne , erbauet bat , der auch in derſelben begraben liegt. Zu dieſer Prälatur, gehören 53 Häuſer in den beya den eigenen Dörfern maurbad, and Gablitz , und 3 auswårtigen Dertern . Es ſind auch 16 Pfarren und Fi liale dem Stift einverleibst , und die Güter Srobnbofen und
1
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Das Land unter der Ens. und Felmidas Kaſtenamt St. Leonhard , im einige andere , hangen davon ab. 4
Forſtasund
3) Veilig Kreuz , ein Ciſtercienſer Kloſter , welches 1136 geſtiftet worden . Es liegen darinn unterſchiedene dftreichiſche Herzoge begraben. Zu dieſer Prälatur gehos ren die Derter Gaden , Thalerny Pfafffadten , mors. dorf, Truman , Uber - Waltersdorf, Wildeck, Sulz, Wülfersdorf, bey dein Kloſter Xaurbach . , ) ſter , welches zum Unterſchied von den ſteyermarkiſchen, Blein Mariazell, genennet wird. Zu dieſer Prälatur gehören 289 unterthänige Hauſer , welche in 5 Aemter getheilet ſind. Das Pfarrdorf gleiches Namens, iſt ihr unterworfen. 5) Glognitz oder Glodnits , eine Benedictiner Probs ſten, nach Kloſter Farnbach oder Vormbach in Bayern gehörig, liegt neben dem Markte dieſes Namens. 6) Kirchberg , ein Kloſter regulirter Chorfranen Ans guftiner Ordens , an der ſteyriſchen Grauze, mit einem Markt. II . Der Kreis ob dem
Wiener Walde,
Circulus ſupra nemus viennenſe, welcher auch das Tulnerfeld genennet wird. Die beſten Wein
L
berge ſind zu Greiffenſtein , Königftätten, und Tula bing. Es enthält dieſer Kreis
1. Folgende landesfürſtliche Städte : I ) Taln , eine afte Stadt , bey welcher das Flüßchen gleiches Namens in die Donau fließt. Sie iſt der ordent liche Sitz eines Vicarii des Biſchofs von Paſſau , welcher eine Inful trågt. Aufer einer Pfarrkirche, find hier 3 K16 ſter , nämlich ein Nonnenkloſter und 2 Mönchenklofter. Das merkwürdigſte hieſelbſt , iſt ein unbeſchädigt geblies bener Tempel der Römer , welder in eine chriſtliche Kir de nerwandelt worden . 2) E. Polten , Fanum . f. Hippolyti, cine wohlgebauc: te und ziemlich lebhafte Stadt am Fluffe Traſen , welche BO 5 ihren
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Der óſtreichiſche Kreis .
ihren Urſprung dem hieſigen Stift der regulirten Chor's herren Auguſtiner Ordens , zu danken hat. Dieſes Klos fter iſt im Sten Jahrhundert von den Brüdern und Grafen Adalbert und Otkar geſtiftet. Der Probſt iſt Oberſt Erbs und Hoffaplan in Unter -Deſtreich . Die Gerichtsbarkeit über die Stadt, gehören theils dem fandesfürften , in Anſehung der eigentlichen Stadt von 226 Häuſern, theils dem Stift, in Anſehung des Kloſterviertelb von 40 Håus fern , theils der fürfil. trautronſchen Familie, in Anſehung der Herrſchaft Sanct Pölten, zu welcher dieGrundherrlichs keit über die eigentliche Stadt, oder der landesfürſtliche Antheil nebſt noch 6 Häuſern in der Stadt , und 74 Häuſern in 6 Dörfern, gehören. Die Stadt wird wie ein landesfürſtliches Kammergut betrachtet , und erleget ihre Abgaben , nicht zu dem Kreisamt, ſondern ummittelbar in das Landhaus nach Wien. Sie pflegt ſich eine faiſers liche Kreis - und Viertels -Stadt zu nennen , weil ſie der Sitz des landesfürſtl. Kreisamts ob dem Wieurer Walde iſt. Ueberhaupt ſind hier 4 Manns- und 2 Nonnenklos fter. Bey derſelben wächſet vieler und guter Safran . 3 ) 3ps , Ipfium , lbilla , eine kleine aber wohlge bauéte Stadt , bey welcher der Fluß Ips in die Donau fließt. In dieſer Gegend ſcheint vor Alters die Stadt Pons Ilis oder Ifipontuun geſtanden zu haben, Sen der Stadt iſt ein Franciſcaner Klofter. Das Ipsfeld, ftredet ſich von hier bis St. Görgen .
er
2. Folgende Herren - Städte : 1) Mautern , eine kleine Stadt an der Donau , aber welche hiefelbſt eine 800 Schritt lange Brüde gebauet iſt, die nach der Stadt Stein führet. Sie gehöret einem Grafen von Schönborn. 1482 wurden die Deſtreicher bey derſelben von den Ungarn geſchlagen . 2) Pechlarn per pochlarn oder Groß - Pedlarn, vor Alters Arlape , ein Städtchen , nahe bey welchem die Erlaph in die Donau fållt. Es gehöret nebſt dem Schloß und der Herrſchaft , dem Biſchof zu Regensburg. 1766 hrannte es bis auf wenige Håufer noch , ab. Gegen dies fern
Das Land unter der Ens.
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ſem Städtchen über , an der Donaut, liegt der Markt Pechlarn oder ält : oder Klein Pechlarn , welcher auch dieſer Herrſchaft gehöret. 3 ) Waidhoven , oder bayriſch Waidhoven , eine Stadt am Fluffe Ips , welche dem Biſchof zu Freiſingen gehöret. Sie iſt im Fahr 995 oder im folgenden von dem Kaiſer Otto III dem Bisthun geſchenket worden . Auf der dabey gelegenen ſo genannten ſchwarzen Wieſe, wur: de 1529 eine Anzahl Türken , melche es wagete , daſelbſt fich zu lagern , von den Einwohnern erſchlagen . 1570 brannte die Stadt größtentheils ab . 3. Märkte und Flecken : 1). Abſtetten oder Amſtetten , ein gråflich Schönbors niſcher Markt. 2 ) Ardader , ein Markt , an der Donau , gehöret der hieſigen weltlichen Probſter , welche jest das Bisthum Paſſau vergiebt. 3) Agſtein , ein altes Schloß auf einem hohen Felfen , an der Donau , welches dem Fürſtl. und gråft. Haufe Stahrenberg zugehörer. 4) Aggſpach , ein Fleden bey dem Karthäuſer Kloſter gleiches Namens , dem er auch gehdret.. 5 ) Bábeimkirchen , ein Markt am Bach Persling. 6 ) Alt: und Lieu : Schlok Burgfall, jenes gehöret der evangeliſchen", diefes der katholiſden Linie des gråflis chen Hauſes Aursberg , und zu jedem eine Herrſchaft. Der leßten, iſt der Markt Burgſtall an der großen Ers laph , einverleibet. 7 ) Eedt, ein Markt , gehöret dem Grafen von Sas
laburg . 8) eggendorf , ein Markt und Schloß. 9) Sersnig , ein Markt der kleinen Erlaph. 10) Fridau , Schloß und Herrſchaft, am Fluſſe Bies lach , in welder eine anſehnliche Cattun:Manufaktur iſt. 1 ) Surth , ein Markt , welcher dem Kloſter Gott: weig gehöret, liegt am Fuße des Berges , auf welchein dieſes Kloſter ſtehet.
12) GAS
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Der Øſtreichiſche Kreis .
12) Gaming, ein Markt, neben dem Karthåufer Kilos fter dieſes Namens. 13) Gotsendorf, Schloß und Markt des Fürſten Bas thiany . 14) Goldegg, ein fürſtlich trautſoniſches Schloß mit einer Herrſchaft. 15) Gråfendorf, ein Markt am Fluſſe Bielach, gehda ret nach Fridau. 16) Greifenſtein , ein Schloß auf einem Felfen , an
der Donau , unter welchem ein kleines Dorf liegt, iſt paſſauiſch . Zwiſchen dieſein Ort und Zeiſelmauer1 , hat bor Alters die Stadt Comagena geſtanden . 17 ) . Grefien , ein Schloß und Markt, gehöret zu des gräflich zinzendorfifchen Haufes Herrſchaft Bauſed. 18) Saag, ein Markt. 19 ) Safnerbach , ein Markt , gehöret zu des marks grafiidhen Hauſes von Montecuculi Herrſchaft Sobened. 20 ) Sainfelden , ein Markt des Kloſters Lilienfeld, in der Ramſau . 21 ) Berzogenburg , ein Markt, am Fluffe Traſen ; neben einem 1112 'geftifteten Collegio regulirter Chorters ren Auguſtiner Drdens. Der Obermarft gehöret dieſem Stift , der Untermarkt den Benedictineru zu Formbach in Bayern. 22) Kolenburg , Schloß , Herrſchaft und Markt, an her Donau , gehöret dem Biſchof von Freyſingen , kam zwar unter dem Biſchof Johann IV unter Kaiſers Frides rich IV Bothmåßigkeit ; wurde aber von dem Biſchof Sir tus vor dem Sahr 1495 für 1500 rbciniſche Gulben wie der eingeldſet. 23 ) Karlſtetten , Schluß und Herrſchaft der Grafen von Zinzendorf und Pottendorf. 24 ) Karlsbad , Schloß und Herrſchaft der Fürſten und Grafen von Stahrenberg. 25 ) Konigſtetten , Herrſchaft, Rent- und Kelleramt, sind Markt , gehört dem Bisthum Paſſau . 26) Los
Das Land unter der E113.
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26) Loſtorf, ein Markt, woſelbſt die öftreichiſchen evangeliſchen Landſtånde ehedeſſen ein Collegium , oder eine Schule gehabt haben. 27 ) mole oder melk , Melicium , war ehebeffen eine Stadt , iſt aber jetzt nur ein bemauerter Marktflecfen. Ueber demſelben liegt auf einem hohen Felfen , an der Doa nau , ein befreyetes Benedictiner Kloſter , welches fchón gebauet , reich , und feiner natürlichen lage wegen feſt iſt , daher es auch 1612 eine Belagerung aushielt. Auf dieſem Felſen ſtund vor Alters ein Schloß , welches die Romer Caftruin ferreum genannt hatten , und welches Leopold I im zehnten Fahrhundert einnahm, die Feſtungss werke zerſtörete, und hierauf 12 Chorherren in das Schloß fette , die bis 1089 daſelbſt verblicben , in welchem Jahr Leopold III die Chorherren wegnahm , und das Kloſter Benedictiner Monchen einriumte. Leopold IV vermeha rete 1113 die Güter deſſelben, nachdem 3 Fahre vorher der Pabſt auf ſein Anhalten das Kloſter von des Biſchofs zu Paſſau Gerichtsbarkeit befreyet , und dem påbſtlichen Stuhl unmittelbar unterwürfig gemacht hatte. Der Abt wird für den Primas der fandſtande in lande unter der Ens gehalten , und ift Priſes des Prälatenſtandes . Der hieſige Bicherſaal iſt inſonderheit der Handſchriften wegent merkwürdig. 28 ) Michelbach , ein Markt am Bache gleiches Na. mens. 29) Murſtetten , Schloß , Herrſchaft und Pfarrdorf, der gråflich altljaniſchen Familie zuſtändig. 30) Yeuhofen , ein Markt , gehörét zu der Freyfing fchen Herrſchaft Ulmer felo . 31) Wieder - Walſee, ein Markt des Grafen vor Daun , liegt an der Donau , und hat neben ſich ein Schloß auf einem hohen Felſen . 32) Ober - Wošlbling, ein Schloß und Pfarrborf ges höret dem Erzbisthum Salzburg. 33) Inter - WoSibling , ein Schloß und Dorf, gehört dem Prälaten von St, Andrå ..
34) Pirens
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Der dſtreichiſche Kreis.
34) Pirendorf oder Büchſendorf , ein Schloß und Pfarrdorf, welches das rômiſche Pirum tortum ſeyn ſoll, 35 ) Rabenſtein , Schloß , Herrſchaft und Markt, ges höret dem Freyherrn Grechtler zu Friedau . 36) Randef , ein Markt , welcher mit der davon bes nannten Herrſchaft dem Biſchof zu Freyſingen gehöret. 37 ) Roffit , Roßats , Schloß und Marft an der Dos ngu , gehört einem von Schendel. 38 ) Ruprechtshofen , ein Pfarrdorf und Amt des Stifts Gaming. 39 ) St. Andrá vor dem Sagenthal, ein Markt, an der Grånze des Kreiſes unter dem Wiener Walde , iſt bi fchöflich paſſauiſch . V 40 ) St. Leonbard im Forft, ein Markt und Hers renhof , iſt gråflich aursbergiſch . 4 ! ) St. Peter in der Au , Schloß , Herrſchaft und Markt , iſt gräflich mindiſchgräbiſch . 42) Scheibs, Solos , Herrſchaft und anſehnlicher Markt , an der Erlaph , der Karthauſe Gaming zugeho: rig . Neben demſelben liegt ein Kapuciner Klofter . 43) Schonbůbel , Schloß , Herrſchaft und Markt, an der Donau , gehöret dem gråflich fahrenbergiſchen Hauſe. Nahe dabey iſt ein Serviten Kloſter. 44) Strengberg , ein Markt an dem Gebirge dieſes Namens . 45 ) Thirnitz oder Dürnits , ein Markt , welcher dem Kloſter Lilienfeld gehöret. Er liegt am Waffer gleiches Namens , mit welchem ſich hier der Traſenbach vereiniget. 46 ) Trasmauer , Schloß und Herrſchaft des Erzſtifts Salzburg , mit dem Markt Trasmguer, welcher an dem Fluß Traſen liegt. 47 )a Wyſfitz oder Iplitz, Markt und Herrſchaft, tem tt . Sti
48), Ulmerfeld , ein Markt , Schloß und Herrſchaft, gehöret dem Biſchof zu Freyfing. 49 ) Wagram , ein gräflich engliſcher Markt. 50 ) Waſſerburg, ein Schloß , gehåret dem gråflicha ginzendorfiſchen Hauſe. 51 ) Wils
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519 Wilhelmsburg , ein Markt , am Fluß Traſen , gehöret dem Kloſter Lilienfeld. 52) Zeilern , Zeidlern , ein Markt und Schloß des
fürſtl. und gråfi. Hauſes von Stahrenberg. 13 53) Zeiſelmauer , ein uralter Markt an der Donau , dem Biſchofvon Paſſau zugehörig. Er wird ſchon von dem Kaiſer fudewig I im Jahr 823 angeführt , und hats te damals ſchon eine Kirche. 4. Noch einige Kloſter : 1) Gottwich oder Gottweib ,eitte befreyete Benedictis ner Abtey , welche nicht weit von der Donau und von Mautern , auf einem hohen Felfen liegt, und 1072 geſtifs tetworden.Sie,oderihr Abt, Gottfried von Betel, um die deutſche Diplomatik , und um Deutſchlands Geos graphie der mittlern Zeit , unſterblich verdient genracht. Zu dem jetzigen neuen Gebäude, iſt 1719 der Grund ges legt worden . Der Bücherfal ifi der beſte in Deftreich , und hat die feltenſten Handſchriften. 2 ) St. Andră, ein Collegium regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens , am Fluſſe Traſen , gerade gegen Herzogenburg über , iſt im Jahr 998 geſtiftet. Bey demſelben liegt ein Pfarrdorf. 3) Lilienfeld , Campililium , ein reiches Ciſtercienſer Kloſter am Fluß Traſen , welches 1206 geſtiftet worden. Die Kirche , eine der prachtigſten in ganz Deftreich , hat herrliche Altäre von ſchwarzem Marmor, der nahe ben dieſem Kloſter gebrochen wird. Es gehören demſelben die Schloffer und Herrſchaften Araberg , Kreisbach , Beygarten , und Unter - Dürrenbach , die Märkte Sainfelden , Baumberg , Wilbelmsburg , márk: tel , Dürnity , St. Deit , Strůzing und Roſeldorf , und die Reſidenz St.Annaberg. na mo 4 ) Die Karthauſe Agsſpach , oder unſrer Sragen Pforte, Porta St. Marie , liegt an einem Bach gleiches Namene , der unterhalb derſelben in die Donau fållt. 515 ) Die Karthaufe Gaming, yor Alters Geminik, wels che auchmarientbron genennet wird, liegt bey Scheibs, und
Det øſkreichiſche Kreis. 2
400
und iſt 1330 geftiftet, zu dem Gebåude aber erſt 1332 der Grundſtein gelegt worden . 6) Sontagberg, eine Benedictiner Reſidenz auf einen Berge, dahin viele Wallfahrten geſchehen , und welche eine ſehr ſchöne Kirche hät. Sie ſtehet unter der Abtey zu Seitenſtetten . 7 ) Beiſſenſtein oder Såuſenſtein , eigentlich St. Lorenz im Gottesthal , genannt , ein Ciſtercienſer Klost fter , beym Einfluß der p in die Donau . 8 ) Seitenſtetten oder Seittenſtådten , ein reiches 1112 geſtiftetes Benedictiner Kloſter, welches einen infulirtex Abt hat. III .
Der Kreis unter dem
Berge , ,
Manbarts :
Circulus ſub monte
Meinhardi,
welcher auch das Iljardfeld genennet wird .
Die
baften Weinberge in demſelben , ſind zu Biſamberg , Enzersdorf, Windiſch · Baumgarten , Zißersdorf Db.und Unternálb , Db. Mittler- und Unter- Rök bach , Rok, Falkenftein , Stillfrid , Puelendorf, Hohen - Ruppersborf , Ober- und Nicher : Sülz , Wilffersdorf, Mißbach, Ober -Hollabrunn , Mar fersdorf, Pulfau , Dråſenhofen , Herrn Baum garten, Poisdorf, Feldsburg, Garſchenthal, Hauß. brunn ,
Schrottenberg ,
Lidytenwart.
Der Kreis
enthält:
1. Folgende landesfürſtliche Städte : 1) Korn Heuburg , eine Stadt, welche gegen Klos ſter - Neuburg über, an der Donau liegt. Es ſind hier, 2 Kloſter. 1645 wurde ſie von den Schweden erobert und einigermaßen befeſtiget, aber im folgendem Sabre wieder verlaſſen . " 2 ) Mets oder 28tz, ehebeſſen Regitz , Rados das kes , Rakuz , ein Ståbtchen an der nabriſchen Grånze, in einer angenehmen Gegend:riwelche6.iu Kriegszeiteni piel ausges
Das Land unter der Ens.
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ausgeſtanden hat. Das gråfl. gatterburgiſche Haus bes Tigt hier das Schloß und Landgericht über die Stadt, die Pfarre aber gehörer dem Kloſter zu St. Pölten . Es iſt hier ein Dominicanerkloſter.
3 ) Lar oder Laab , Laha, lava , eine kleine Stadt an der Zeya , welche in der Gefchichte berühmt iſt , und für die ålteſte Stadt in Deſtreich gehalten wird . Herzog Friderich II ſchenkte dieſelbe dem böheimiſchen König Wens zel , damit er von demſelben wider den Kaiſer Friderich II Hülfe erhielt. Als er aber wieder zum Beſitz ſetner Låns der kam , fiel die Stadt ihm wieder zu , welches einen Krieg mit Böheim veranlaſſete. Es ſind auch 1260 und 78 Schlachten bey dieſer Stadt vorgefallen , und 1620 iſt ſie von den Mähren , 1645 aber von den Schweden Die hieſige Burg , beſitzt der eingenommen worden . Fürſt von Trautſon, als eine beſondere Herrſchaft.
2. Folgende Herren - Städte : 1) Enzersdorf, oder Ståttl : Enzersdorf , ein Städt: dhen nahe bey der Donau , welches dem Biſchof zu Freya ſingen gehört. Es wird zum Unterſchied von dem Markte dieſes Namens , Statel: Enzersdorf genannt ; und hat ein init Graben und Mauern umgebenes Schloß, welches Groß - Enzersdorf genannt wird. 2) Marcheck , oder Marec , ein Städtchen am Fluſſe March , gehörer dem Grafen Palfy von Erodd und Voroſko ; und hat ein altes befeſtigtes Schloß, welches der bóheimiſche König Ottokar 1268 erbauet hat. 3) Jiitersdorf, ein Städtchen , welches der gråflich : althaniſchen Familie gehört, und ein Schloß hat. 1704 wurde es von den aufrühriſchen Ungarn ſehr verwüſtet, und 1774 brannte es durch angelegten Brand , ab. Zu dieſer Majoratherrſchaft , gehöret auch der Markt Drô, ſing , nebſt verſchiedenen andern Dertern.
4) feldsburg , oder Feldsberg , eine fürſtlich -lidyten's ſteiniſche Stadt und Majorat -Herrſchaft, mit einem Schloſſe und anſehnlichem Pallaft. 5) Schra CC 3 Th.62 .
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che Kreis .
Der óſtreichiſ
5) Schratenthal , ein Städtchen , welches den Gras fen von Hartig gehöret , und ein gutes Schloß hat. 6) Meißau , ein Städtchen mit einem Schloß , gehd ret den Grafen von Traun und Abensberg , als eine Mas jorat -Herrſchaft , ehemals aber der anſehnlichen adelichen Familie gleiches Namens , die vorlängſt erloſchen iſt ..
3. Folgende Märkte und Flecken : 1) Ungern , ein Dorfmaßiger Markt , gehöret dem gråflichen Hauſe von Kinsky , und zu dem Schloſſe Uns germühle , nicht weit von dem Marchfluſſe. 2) Aſparn , ein Markt mit einen ſchönen Schloſſe, gehdret dem Grafen von Breuner. Die Pfarrkirche vers walten die Minoriten , welde hier ein Kloſter haben . 3) Baumgarten , oder serren .Baumgarten , ein Markt mit einem Schrofle , an der mähriſchen Grånze , iſt fürſtlich - lichtenſteiniſch , und gehöret zu der Herrſchaft Feldsberg , 4) Bernbardsthal, ein Pfarrdorf zu der Herrſchaft Rabensberg gehörig , ehedeſſen ein Markt mit einem Schloffe , bey der Theya. 5 ) Böhmiſh Brut , ein Markt , gehöret dem Nons nenkloſter zu Zulin . 6) Bulka , oder Pulka , ein anſehnlicher und fchoner Markt , an einem gleichnamigen Fluſſe , iſt landed: fürſtlich . 7 ) Dröſing , ein Markt , welcher den Grafen von Al than geboret. Es liegt nicht weit vom Marchfluſſe. 8) Dürnkrut, ein Markt und Schloß am Fluß March gehöret der gråff. hamiltonſchen Familie. Er litte 1774 großen Brandſchaden . Man hålt dafür , daß Kaifer Ans tonin in dieſer Gegend von den Markomannen eingeſchloss ſen worden . 9 ) Ebenthal, ein gráff, koharyſches Schloß und Pfart: dorf. 10 ) 1
Das Land unter der Ens.
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10 ) Edardsau , chloß , Herrſchaft und Markt an dem Flüßchen Rusbach , in einer waldichten Gegend , wo felbſt vortreffliche Wildbahnen ſind, daher Kaiſer Franz I dieſe Herrſchaft kaufte. II) (kbrensbrunn , eine gråflich - ſinzendorfiſche Herrs fchaft mit einem Schloß und Markt. 12) Eibesthal , ein Markt der Herrſchaft Wülfers dorf , über der Zaya. 13) Enzersdorf im Langenthal , ein Markt mit eis nem befeſtigten Schloſje , gehöret dem Grafen von Zins zendorf. 14 ) Falkenſtein , ein Bergſchloß und Markt , gehåret dem fürſil. Hauſe Trautſon. Der Beſitzer , welcher ſich einen Grafeu von Falkenſtein nennet , hat das Recht , Münzen zu prågen , beſigt auch das Patronatrecht über die Kirche. 15) Fellabrunn oder Unter felgbrunn , ein Markt. 16) Gaunerſtorf , ein Markt , gehöret den Grafen von Perlas und zu derſelben Herrſchaft Pasdorf. Hier iſt das landesfürſtliche Kreisamt von dem Viertel Unters
Manhartsberg . 17 ) Göllersdorf , ein Markt und Schloß , gehåret dem Grafen. Schönborn von Puchhaim . 18 ) Grafenberg , ein Markt zu des Stifts Lilienfeld Herrſchaft Unter -Dürrenbach gehörig. 19) Grafenedi , ein Schloß am Fluß Kainp. Zu dies ſer Herrſchaft gehöret Schloß und Markt Grafenwörth , oder Grafenwerd .rf 20) Gunderſto oder untersdorf, ein Markt mit einem Schloß , gehöret den Freyherrn von Ludwigſtorf. 21) Såderſtorf , ein Markt , am Fluß Großen Kamp, der nunmehr dem Ciftercienſer Kloſter Zwettel zugehåret, und mit der Herrſchaft Kammern verbunden iſt. GC 2
22) nos
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Der óſtreichiſche Kreiß .
22 ) Sochenau , ein fürftlich - lichtenſteiniſcher Markt an der måhriſchen Grånze , mit einem zerſtörten Berg fchloſſe. Iſt mit der Herrſchaft Rabene berg verbunden . 23) Sof, oder Hofmarkt, 1. Schloßhof. 24) Soben Ruperſtorf, ein landesfürſtlicher Markt, ! 25 ) Groß - Xußbach , ein Marft , am Rußbache. 26) nobenwart, ein wohlgebanetes Pfarrdorf, zu des Kloſters Lilienfeld Herrſchaft Unter: Dürrenbach ge hörig. 27) Ober- und Nieder - sollabrun, jenes ein Markt der gråflich -dietrichſteiniſchen Herrſchaft Sonnberg , mit einem Sloſter : dieſes ein Pfarrdorf. 28) Bagaran , oder Gagaren , ein Pfarrdorf, nach Kloſter - Neuburg gehörig. Hier wird ſeit 1768 viel Krapp gebauet, und von den Fårberu farkgeſucht. 29) Kreutzenſtein , Bergſchloß und Herrſchaft , iſt graft. welzecich . 30 ) miatzen , oder Mietzen , Schloß , Herrſchaft und Markt, gehöret dem gråfl. Finſkyſchen Hauſe. 31) alberg , ein Schloß und Markt , an der máhris ſchen Gränze , gehöret der Johanniter Ordens Comnien : thuren zu Wien. 32 ) Miſtelbad ) , ein anſehnlicher Markt , mit einem Barnabiten Kloſter , iſt fürſtlich lichtenſtoiniſd ), und ges hört zu der Herrſchaft målfersdorf. 33) Obec - und Unter - Fellabrun , jenes ein Pfarr: dorf , dieſes ein Markt. 34) Ober- und Nieder : Roßbach , jenes ein altes Schloß, dieſes ein dazu gehöriges Pfarrdorf, beyde mit der Herrſchaft Stadteldorf verbunden. 35 ) Ort , Markt, Schloß und Herrſchaft. : 36) Påſenberg , Biſamberg , eine gråfl. trauniſche Majorat-Herrſchaft mit einem prächtigen Schloffe , und einem Garten , der wegen ſeiner Waſſerkånſte , Springs waffer , Spritzwerke , Jrrgårten und Bildſäulen , ſehr vorzüglich iſt. Es liegt bey dem Schloß ein Pfarrdorf. 37 ) Pockflies , oder Bodkflüß , Bogfluß , ein Markt mit einem Schloſſe, gehöret dem gråfl. trauniſchen Hauſe. Nabe
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Nahe dabey iſt Pirawart , ein Pfarrdorf, woſelbſt ein warmes Bad iſt. Anmerk . Der Strich Landes, welcher ſich von hier nach dem Fluffe March erſtrecket , wird das Hiardifeld genennet.
38 ) Poylorf, ein Markt, welcher zu der fürſtl. lichs tenſteiniſchen Herrſchaft Wülfersdorf, gehöret. 39) Rabensburg , ein Bergſchloß und Dorf an der Teya , gehöret dem fürſtl. lichtenſteiniſchen Hauſe. 40) Xadelbrun , ein ehemaliger Markt , jeßt eint Kirchdorf, welches dem Kloſter Lilienfeld , und zu deffels ben Herrſchaft Unter - Dürrenbach gehörer. 41 ) Xåggendorf, ein Schloß und Markt , welches den 1763 ausgeſtorbenen gråft. Hauſe von Sonnau ges håret hat. Es iſt mit der Veſte Pillichsdorf vereiniget. 42 ) Xörchits , ein Markt unter dem Landgerichi der Herrſchaft Rot. 43 ) Schloßbof, oder Sof, eine Herrſchaft am Fluite 1 March, welche Kaiſer Franz von den Erben des Prinzen Eugen von Savoyen gekaufet hat, und einen Berg durch graben lafſen , der gegen Ungarn zu liegt, und die Ausſicht nach Presburg verhinderte , dahin von hier eine Allee ans , weitläuftigen und ſehr angenehmen Garten . Unter dieſer Herrſchaft ſtehet der Markt sof oder sofmarkt. 44) Schönborn , gemeiniglich 27eu . Sdinborn , eines der ſchönſten Schlöſſer in Seſtreich , welches Fride rid Karl , Graf von Schönborn - Puchheimu hat erbauen laſſen , und dazu 1712 der Grund geleget worden . Das vorige alte Schloß hieß xúhlberg. 45) Sierendorf, ein gråfl. colorediſches ſchönes Schloß mit einem Markt. 46) Stapfenreut ein Markt mit einem alten Schloß,
ftehet unter der Herrſchaft Salioshof, und liegt an der Donau . 47) Staas , Bergſchloß , Herrſchaft und Markt , des Fürſten von Coloredo. 48 ) Steinakirchen am Sorſt, Markt des Grafen von Schönborn , vereiniget mit der Herrſchaft Mautern. 49 ) Still ¢ 3
406
e
Der öftreichiſch
Kircis .
49 ) Stillfried , ein Markt , welcher der Karthauſe Maurbach gehöret , und ein Gefundbad hat. Hier iſt der böheimiſche König Ottocar 1278 von dem Kaiſer Rudolph überwunden worden , und umgekonimen . 50 ) Stod erau , ein landesfürſtlicher großer Markt ar der Donau , welcher wegen ſeiner Kornmárkre berühmt iſt. Das Erzſtift Paflau hat hier ein Kelleraint und Ka ſtenamt, und das hieſige Sehloß Freyſeck , iſt ein beſona deres Gut. 51) Ståoteldorf, Herrſchaft und Markt, gehöret dem gråfl. hardegſchen Hauſe. Zu der Herrſchaft gehöret das Fchöne Schloß Juliusburg . 52) Stransdorf, Schloß und Markt, unweit der Stadt laa , gehörer dem Grafen von Sinzendorf. 53 ) Straß , ein Markt , gehöret zu der Herrſchaft Scharfeneck. $ 4 ) Sulz , oder Ober - Sulz , ein Markt der fürft lich lichtenſteiniſchen Herrſchaft Wülfersdorf. 55) Samarein , Schloß und Markt der Herrſchaft Scharfenecť. 56) Triebenſee , ein Dorf des Biſchofs von Paſſau, deffen Kaſtenamt mit dem zu Stockerau vereiniget iſt. 57) Ulricbskirchen , Schloß , Herrſchaft und Markt, iſt fürſtl. dietrichſteiniſch. 58 ) Walterskirchen , ein gräft. hohenfeldiſches Schloß . 59) Weickendorf , Schloß und anſehnlicher Markt, gehöret dem Stift Mölk. 60 ) Weidersdorf, oder Groß -Weidersdorf, ein Markt , gehöret zu der Herrſchaft Grafeneck. 61) Weyerburg , Sdiloß , Herrſchaft und dorfmåßi ger Markt des Grafen von Schönboru - Puchheim . 62 ) migelsdorf , ein Markt des Stifts Lilienfeld , zum Theil nach Schloßhof gehörig. 63 ) Wülferfiorf, cin Schloß und Markt des regieren : den Fürſten von Lichtenſtein , an der Zaya , iſt das ane Fehnlichſte Majorat dieſes Hauſes in Niederöſtreid ), und führt den Namen eines Oberamts , weil das dazu gehöris ge Gebiet aus verſchiedenen Gåtern beſteht. 64) Wolf
Das Land unter der Ens.
407
64) Woolfpaſſing iſt ein gråft. hardediſch Schloß und Dorfmäßiger Markt, zu der Herrſchaft Städteldorf ge hörig. 65 ) Wolkerſtorf an der Sochleutben , ( welches ein großer landesfürſtl. Wald ift .) ein Markt, Schloß und Herrſchaft, gehöret demi Kaiſerſpital zu Wien . 66 ) Wallerſtorf, ein Markt , welcher dem Stifte Molk gehöret. IV . Der Kreis ob
dem
Manhards :
Berg , Circulus ſupra montem Meinhardi, welches auch das Gånſefeld genennet wird, enthält
1. Folgende landesfürſtliche Städte : 1) Krembs oder Krems , eine wohlgebauete Stadt unweit der Donau , in welche unterhalb dieſer Stadt der Fluß Krembs fåüt, Sie nennet ſich eine K. K. Kreisſtadt, weil das Kreisamt des Biertels ob dem Manhardsa Es iſt hier ein Dominicaner berg hier ſeinen Siß hat. Klofter, und ein Stifthaus von engliſchen Fräulein. Sie muß monatlich 808 Fl. Contribution bezahlen , und das durch iſt ſie in Abnahm geratheri. Un ihr wieder auf zuhelfen , iſt 1768 eine große Sammet - Manufaktur aus Wien hierher verleget worden . Es iſt hier von der Haupt Maut zu Wien eine Filialmaur, das Schlüſſelamt ger nannt. 1645 ward ſie von den Schweden eingenommen . Unweit derſelben iſt 1760 von dem preußiſchen Obriſt Wachtmeiſter , Freyherrn von Zerbſt , welcher als Kriegs gefangener hier war , ein reiches Alauubergwerk entdeđet worden , welches zur Anlegung einer Ulaunſiederey Ges Es wird auch in dieſer Gegend legenheit gegeben hat. die Farbenerde gegraben , aus welcher das ſogenannte Kremſer weis verfertiget wird. Sonſt lebet der Lands mann in dieſer Gegend meiſt vom Bau fehr guten Safo rans , mit welchen die Stadt Handel treibt. Zwiſchen Krembs und Stein , welche Städte einc ſchöne Allee verbindet , ſtehet ein Kapuziner Kloſter, wel. ches und heißer. 2) Stein , 4
408
Der óſtreichiſche Kreis.
2) Stein , eine kleine Stadt an der Donau , die nur aus 2 Straßen beſtehet. Sie liegt nur eine Viertelſtuns de von Krembs , (deren Hafen fie gleichſam iſt ) und hat mit dieſer Stadt in Juſtitzſachen einerley Magiſtrat. deren Sibungen aber jedesmal zu Krembs gehalten werden . Bende Stådte wechſeln ihre Vorgeſetzten dergeſtalt , daß einmal der Bürgermetfter aus dem Rath zu Krembs, und der Stadtrichter von Stein geivåhlet , bey der nächſten Wahl aber der Bürgermeiſter aus dem Rath von Stein , und der Stadtrichter von Firembs genommen wird . Nias he bey dem Brüderthor liegt eine verfallene landesfürſtlis Stein hångt mit Mautern che Burg auf einem Berge. durch eine bölzerne Brücke von 800 Schritten zuſams men . 3) Egenburg , eine alte Stadt am Manhards :Berge, Die Veſte , oder Herr mit einem Franciſcanerkloſter. Tchaft Egenburg, nebſt dem Landgerichte , hat der Prälat Altenburg , wenigſtens hat er ſie noch 1767 gehabt. 4 ) Waidhoven , oder böhmiſch Waidhofen , eine Stadt und Schloß an der deutſchen Deya , mit einem Rau Daß Schloß gehöret dem Freyherrn puciner Kloſter. Gudenus.
1 .
5 ) Jwetl , oder Zwetthal, eine kleine Stadt an einem gleichnamigen Flüßchen , welches gleich unterhalb derſel: ben ſich mit dem Flufje Kamp vermiſchet. 1772 brannte es größtentheils ab . 1422 wurde ſie von den Huſſiten be lagert , und als der Erzherzog Albrecht zum Entſaß hets zu eilete , kam es zu einem Treffen. Von dem darneben liegenden Kloſter f. Num . 4. I).
2. Folgende Herren Städte : 1 ) Born , eine Stadt mit einem Schloß ,, und Collegio der P. P. piarum fcholarum , liegt an dem Flüßchen Tef: fer , welches nicht weit von hier in den Rainp fließt. Es gehöret den Grafen von Hoyos. Die vornehmſte Nah rung der Einwohner , beſtehet darin , daß ſie aus Weins ſtein und Hafer ein milchweißes Bier brauen , welches wie
Das Land unter der Ens. wie limonenſaft ſchmeckt und fållet.
409
Es wird zu Waſſer
durch ganz Deſtreich verfahren . Vor Alters gehörte dieſe Stadt den Grafen von Beilſtein , im 16ten Jahrhundert aber den Herren von Buchwald, und damals hatten hier die Lutheraner eine anſehnliche Land chule, Von der Stadt auf dem Molterberge iſt ein Wallfahrtsort , die Kirche unſerer Frau zu drey Eichen genannt. 2 ) Kardecť , eine kleine Stadt an der großen Lena , mit einer uralten Burg , gehöret nebſt den Herrſchaften Peugendorf , frohnsburg, Starein und Diets manns , den Grafen von Khevenhüller - Metſch. Sie iſt eine alte Grafſchaft, von welcher das gråfliche Geſchlecht von Harded den Namen führet. 3) Droſendorf, Stadt und Schloß an der großen Zeya , auf einem felſigten Berge, welche nur 1 Zugang hat , gehöret dem Grafen von Lamberg - Sprinzenſtein. 4) Litſchau , ein Städtchen und Schloß , an der bo heimiſchen Grånze, mit einer dazu gehörigen Herrſchaft. gehöret dem Grafen von Seilern. 5 ) Gemånd , ein Städtchen und Schloß , dem gråflichen Hauſe Geyersberg.
gehöret
6) Weitra , oder Weitrad , Stadt und Schloß , an dem Flüßchen Lainſiß , gehöret dem fürſtlich - fürftenber giſchen Hauſe. Gleich daneben liegt AltWeitrach , ein Dorf. 7 ) Altenſteig , eine kleine Stadt mit einem Schloß, gehöret den Grafen von Falkenhayn . 8 ) Dürrenſtein , insgemein Thierenſtein , ein gråf. lid - ftalrenbergiſches Städtchen an der Donau , mit ei: nem Collegio regulirter Chorherren Auguftiner Ordens. Auf einem Berge bey demſelben, war ehemals einSdiloß, auf welches 1192 der englåndiſche König Richao gelegt wurde , als ihn Herzog Leopold gefangen genommen hats te . Das neue Schloß liegt in der Stadt. Cc 5
1
3. For
hiſche
410
Der øſtreic
Kreis.
3. Folgende Märkte und Flecken : 1 ) Aggſbach , Aggſpach , ein Marft an der Donau , gegen welchein über an der andern Seite des Stroms, die oben angeführte Karthauſe gleiches Namens liegt ; geho: Goldeck . ret zu des fürſtlichen Hauſes Trautſon Herrſchaft Man muß denſelben mit dem Flecken Aggſbach ben dem Kloſter dieſes Namens, nicht verwechſeln . 2 ) Berenboig , påſenbeag , ein uralter Drt , Markt und Schloß , an der Donau . Er heißt auch perſens burg , dieſe Herrſchaft gehöret den Grafen von Hoyos zu Horn , iſt anſehnlich , und war ehedeffen eine freye Reichsa grafichaft , welche die bayeriſchen Grafen von Sempt und Ebersberg beſaßen . 3) Doberſperg , iſt ein gråflich - herberſteiniſches Echloß , mit einer Herrſchaft , zu welcher der Markt
gleiches Namens gehöret. 4) Emmerſtorf, Schloß, Herrſchaft und Pfarrdorf an der Donau , gehöret den Grafen von Hoyos. 5 ) Gars , Schloß und Herrſchaft am Fluß Kamp, ges höret den freyherrlichen Hauſe von Rumel. Am Schloßs berge liegt ein zu dieſer Herrſchaft gehöriges Dorf, der Markt Gars aber , welcher dem Schloffe gegen über auf der andern Seite des Fluffes liegt , iſt landesfürſtlich . 6) Grål oder Gefäll , Herrſchaft und Markt , gehöret dem gråflich - finzendorfiſchen Hanſe. 7) Grealenſtein , ein Schloß und Majorat des gråflia chen - kueffteiniſden Haufes, hat den Titel einer Baronie, 8) Seidenreichſtein oder Beintichſtein , Markt , Schloß und Grafſchaft der Grafen von Palfy , iſt mit der Herrſchaft Weißenbach verbunden . 9) Ifpern , ein Markt an einem gleichnamigen Bache, gehöret dem gráflichen Hauſe von Hoyos. 10 ) Karlſtein , Schloß , Herrſchaft und dorfináßiger Markt des Grafen von Cordun . 11 ) Kattau, Schloß, Herrſchaft und Pfarrdorf desGras feu von Gilleis . 12 ) Kirchberg am Walde , Schloß , Herrſchaft und Markt des Grafen Veterany von Mallenbein. 13 ) 20
Das Land unter der Ens .
411
13) Komeggen , ein dorfmåßiger Markt mit einem als ten Bergſchloß am Fluß Kamp , ift zum Theil der Herrs ſchaft Horn unterworfen. 14 ) Bottis , ein Markt, zu des Kloſter Göttweih Herrſchaft Brandhof geijörig. 15 ) Brumau , Schloß , Herrſchaft und Markt , art 11 Kampfluß , gehöret dem Freyherrn von Magier. 16) Kuenring , vor Alters eine berühmte Veſte und Herrſchaft, jeßt ein Dorf und Gut zu des Kloſters Gerak Herrſchaft Walkenſtein gehörig. 17) Laach am Jauerling , ein gräflich-dietrichſteini: fcher Markt, in deſſen Kirche ein berühmtes Marienbild iſt, zu welchem Wallfahrten geſchehen. Er gehdret zum Gut Zaiſing , und zu der Herrſchaft Spitz. 18 ) Langenlois , ein anſehnlicher landesfürſtlicher Markt, welcher Sik und Stimme auf den Landtagen, und ein Franciſcaner Kloſter hat. 19) Keiben , Schloß , Herrſchaft und Bauernmarkt. Muß nicht mit dem Markt Låuben oder Lauben vers wechſelt werden , welder zu der dietrichſteiniſchen Herrs fchaft Spik gehöret. 20 ) Langfeld oder Långenfilt , Schloß , Herrſchaft und Markt, hat ehedefſen der Jeſuiten zu Krembs gee höret. 21 ) Lichtenau , Schloß , Herrſchaft und Pfarrdorf, des Grafen von Heberſtein zu Otterſchlag. 22) Ludweiß, ein derfmåßiger Markt der Herrſchaft Drosſiedel. 23) Marbach , ein Markt an der Donau , gehöret dein gråflich - ftahrenbergiſchen Hauſe, und zu deſſelben Herrſchaft Weißenburg. Zu der benachbarten Kirche, Warig Tåfferl genannt , welche unter dem Biſchof za Paſſau ſteht, geſchehen viele Wallfahrten . 24) Mühldorf, ein Markt, welcher zu des Kloſters Göttweih Herrſchaft Brandhof , gehöret. 25) Martinsberg , Markt und Herrſchaft des Stifts MIE. 26 ) Heupolla , ein Markt der Sjerrſchaft Krumact. 27) Zeus
412
Der óſtreichiſche Kreis.
27) Neuſtadtel, ein Markt und Amt der frenherrl. Rieſenfelfiſchen Herrſchaft Såuſeneď , über der Sps. 28 ) Ottenſchlag , Schloß , Herrſchaft und Baurens markt , gehöret den Grafen von Herberſtein . 29) Ottenſtein , Schloß und Baronie der gråft. Fa milie von Lamberg - Sprinzenſtein . 30) Podfall oder Bodfall , ein Markt zu dem hieſis gen Schloß Rogendorf gehörig. 31 ) Kapotenſtein , Rapoldenſtein , ein uraltes Berga fibloß mit einem Markt , iſt eine Majoratherrſchaft des gråflich Trauniſchen Hauſes. 32 ) Raps , ein großer Marktflecken mit einem Schloß, liegt an der deutſchen Teya , die hier in die bdheimiſche fliegt, und gehöret der freyherrlichen Familie von Pars tenſtein . 33) Raſtenberg , Schloß und Herrſchaft der Freyher. ren von Partenſtein . Es gehöret dazu der Markt X 1 ftenfeld . 34 ) Xechberg , Schloß und Markt des Freyherrn von Sjohened , am Kremsfluß. 35) Xorenau , Schloß, Herrſchaft und Pfarrdorf, iſt gråflich -ſchallenbergiſch. 36 ) Roſenberg , und Rothenbach , Schlöſſer und Szerrſchaften des Grafen von voyos. 37). St. Michael in der Herrſchaft machau , ein gräflich ſtahrenbergiſches Pfarrdorf an der Donau , wel:
ches ein Markt geweſen iſt. 38 ) Schildern , Schloß und Markt des Herrn von Moſern. 39) Schonberg, Schloß , Herrſchaft und Markt. 40 ) Schirms , Markt , Schloß und Herrſchaft des Srafen von Falfenhayn , 4i ) Schwallenbach , Schloß und Markt , an der Donau. Sft mit der Herrſchaft Spitz verbunden. 42) Schweigers , ein Markt der Stiftóherrſchaft Zwettel, bey der deutſchen Lena. 43) Senftenberg , Schloß , Herrſchaft und Markt, der gråflich ſtabrenbergiſchen Familie wegen des Oberſt: Erblands
Das Land unter der Ens .
Erblandmarſchallamtes in liegt am Fluß Krembs.
ganz Deftreich ,
413
zugehörig ,
44) Sieghards, Groß - Siegbards, Schloß, Herr. ſchaft und Markt , mit einem frenen Landgericht. 45) Spitz , an der Donau , ein Markt, Schloß und Herrſchaft, gehöret dem gråflich -dietrichſteiniſchen Hauſe. 46 ) Teya , ein Schloß und Markt an der deutſchen Teya . 47 ) Tollersbeim , ein Markt der Lambergiſchen Herrs ſchaft Ottenſtein. 48) Trauenftein , ein Markt der Herrſchaft Ottens ſchlag , und zum Theil ein Umt der Herrſchaft Xapos tenſtein . 49) Weickardſchlag, ein Schloß und Markt an der bóheimiſchen Deya. 50) Weiſſenkirchen und Weffendorf, Märkte in den Thal und der Herrſchaft wadau , dem gräflid) - ftahrents bergiſchen Hauſe zugehörig. Das Patronatrecht bey den Kirchen der Märkte, hat das Stift zu St. Florian . 51) Weiten , ein Markt bey dem Schloß Wollen , burg , gehöret der adelichen Familie son kindeck. 52) Weidened , Weiteneg , ein dorfmåßiger Markt und Schloß an der Donau. 53) Weitrafelo, Weitersfeld , Markt und Herrſchaft Hardeck . 54) Wetzles , Schloß und Gut des Freyherrn Ehrs mann von Schlug, der hier eine Sternwarte angelegt hat. Es gehöret zu der Herrſchaft Dobra.
55 ) Windiſch - Steig , ein Markt gegen Böheim zu , in der Herrſchaft Mayers . 56 ) Wůrmsdorf, ein Markt bey dem Schloß Sin: zeneck , gehöret zu der Herrſchaft Rogendorf. 57) Jobing, am Kampfluß , ein Markt, gehöret der gråftlich ſtahrenbergiſchen Familie , und iſt der Herrſchaft Senftenberg einverleibet.
4. Einige
414
Der dſtreichiſche Kreis ,
4. Einige Kloſter : 1) Das Stift Unfrer lieben Frau im Lichtenthal, ein Ciſtercienſer Kloſter , nahe bey der Stadt Zwetl , iſt 1138 geſtiftet worden . Der Name kommt von dem Nas men der Stadt Zwettel her , welcher von dem flawonis ( den Wort Svieclo, licht, herrühret, 2) Das Kloſter zu Geras , Pråmonſtratenſer Drdens, an der måhriſchen Grånze, welches Egobert oder Ecquard , Graf, von Perneck , aus ſeinem Schloß geſtiftet , und Dipold , Biſchof 311 Paſſau 1188 beſtätiget hat. 3 ) Das Pråmonſtratenſer Kloſter Berned , oder Pers ned , welches mit dem vorhergehenden einerley Stifter hat, und auch ein Schloß geweſen iſt, von welchem eine Herrſchaft benannt worden , zu der auch das Schloß Ge: ras gehörete. 4) Altenburg, ein Benedictiner Kloſter , nicht weit vom Fluß Kamp , welches 1144 geſtiftet worden . Es hat 502 angeſeffene Unterthanen in 9 eigenen Dörfern , und 28 auswärtigen Dertern , auch gehören bazu die Herrs ſchaften Droſſiedel und Wildberg, nebſt einigen andern Gütern . 5 ) Imbach , ein Dominicaner Nonnenklofter, am Fluß Strembs , mit einem Pfarrdorf. 6) St. Bernhard , liegt nahe bey dem vorhergehen den , und war chemals ein Ciſtercieuſer Normenklofter, welches Otto von Meiſſau im 14ten Jahrhundert geſtiftet hat, kam aber nachher an die Jeſuiten zu Wien , welche das akademiſche Collegium bewohnten. 7) Das Kloſter. Rana oder Panna , wird von Eres miten des heiligen Paul bewohnet , und iſt in dem alten Schloß Ober : Ranna .
2.
Das Land ob der Ens.
as Land ob der Ens , welches in Den Erd
D beſchreibungen und Landcharten , aber nicht fanzleymaßig, Öber . Deftreid genennet wird , erſtrecke.
Das Land ob der Ens. erſtreckte
fich anfänglich ,
als es
415
1156
auf dem
Reichstage zu Regensburg vom Kaiſer Friderich I der Markgrafſchaft einverleibet , und mit derſelben zu einem Herzogthum erhoben warb , nur von dem Fluß Ens bis an den Bach Rundfal, oder von dem Paſſauer Walde bis an die Ens , hat aber nachmals anſehnlichen Zuwachs bekommen.
Die Einwohner
find ſtarfe und dauerhafte Leute , und großer , als die Einwohner des Landes unter der Ens : daher find auch zu Wien die meiſten . Sånftenträger von den Einwohnern dieſes Sandes. Es wird in folgende 4 Kreiſe abgetheilet.
I.
Der Hausruck- Kreis,
welcher von
dem großen Hausruckwalde den Namen hat , wird auf der viſcheriſch -Homanniſchen Charte viel kleiner vergeſtellet, als er nach des Freyherrn von Ho Heneck, und Matth . Fuhrmanns Berichten iſt, wel. che ihn als den größten Kreis angeben . Ich folge ihnen , und rechne alſo zu dieſem Kreife 1. Folgende landesfürſtliche Städte : 1) Linz , zur Zeit der Römer Lentia , die Hauptſtadt in Deſtreich ob der Ens , hat an der Donau eine angea nehme Lage , iſt wohlgebauet und volkreich, und hat ſcho ne Vorſtådte. Die alte Stadt beſteht faſt nur aus einer einzigen Straße , und begreift auch das auf einem Hügel belegene landesfürſtliche Schloß, von welchem man eine frevé und ſchöne Ausſicht hat. Man findet hieſelbſt die Landshauptmannſchaft des Erzherzogthums , ein Mers cantil- und Wechſelgericht der erſten und zweyten Ins ftanz, das ſchöne Landhaus der Stånde des Landes ob der Ens , ihr landshauptmannsgericht , eine Pfarr: mit kirche , ein ehemaliges Jeſuiter - Collegium , einer ſchönen Kirche , welchem Kaiſer Ferdinand di die Herrſchaft Ottensheim und das Kloſter. Bulgarn zuges
! ſche
416
Der óſtreichi
Kreis ,
zugelegt hat , 5 Mönchen- und 3 Nonnenklofter, eja ne Commenthürey des deutſchen Ordens , welche vermo ge der Stiftung kein anderer , als ein Graf Harrach , bes fißen kann , und einige Manufakturen . Unter dieſen war die Wollenzeugmanufaktur 1770 die wichtigſte; denn ſie verfertigte mehr als zwanzigerley Arten von Zeugen , und mußte von dem Gewinn monatlich 5000 Fl. an die Tie: neriſche Commerzcaffe zahlen , inan beſchloß aber in eben dieſem Jahr , daß man ſie den Handelsleuten verkaufen wolle. Die Stadt treibt ziemlich ſtarken Handel, und hat zu Oſtern und Bartholomải wohl privilegirte und ans fehnliche Fahrmärkte. Ehemals gehörete ſie zu der Graf: ( chaft Kyrnberg , wurde aber nebſt derſelben um das Jahr 1140 von dem leßten Grafen an Leopold vi , Herzog zu Deſtreich , verkaufet. 1289 und 4 Jahre hernach ſind hier anſehnliche fürſtliche Zuſammenfünfte gehalten wor: den . In einem Privilegio von 1490, iſt fie zuerſt die Hauptſtadt des Fürſtenthums ob der Ens genennet wors den. 1542 brannte ſie ab , wurde aber beſſer wieder aufs gebauet. 2 ) Wels , eine wohlgebauete Stadt am Fluß Traun , in welcher man eine fürſtlich,nursbergiſche Burg , die ehedeflen landesfürſtlich geweſen iſt , und zu welcher die Grafſchaft Wels gehöret , das alte Schloß polbaim , welches das Stammhaus der uralten Familie dieſes Na mens iſt , aber jetzt der Stadt gehöret , eine Pfarrkirche, ein Minoriten und ein Kapuciner Kloſter, und ein Spi tal mit einer Kirche , findet. Es wird hier ein großer Sie gehörete ehedeſſen eigener Holzhandel getrieben . Grafen , von welchen ſie an die würzburgiſche Kirche übers laſſen , nachmals aber von dem Herzog Leopold wieder eingeldſet worden. Von dieſer Stadt hat die große Welſer Seide den Namen. 3) Gmunden , vor Alters Laciacum , eine landesa fürſtliche Stadt am Gmunder oder Trauner See , ans welchem bey derſelben der Fluß Traun wieder heraus Hier wird Salz gefotten , und die Stadt hat kömnm nicht
1
Das Land ob der Ens.
417
nicht nur 1340 die Freyheit des Salzhandels bekommen, ſondern iſt auch der Sitz des landesfürſtlichen Salzamts,
1.
1
te
welches ein Kammergut iſt , dazu 5 Märkte und Fleden , als salfiart , Iſdel zc. gehören. Anmerk. Prichtweit vonderStadt liegt auf einer Inſel im Gmunder See ein luſtiges landesfürſtliches Schloß , Namens Ort, welches mit dem Landedurch eine Brücke zuſammen hängt. An dec Oftſeite des Sees, iſt der hohe Felſen Traunſtein . 4) fødlabruď , oder Vstlabrud , Veclapontum , ei ne wohlgebauete Stadt, in einer ebenen angenehmen Ge gend , am Vdkls Fluß. Sie hat das Privilegiumn , alle Leibeigene in Schuß zu nehmen , und ihre Birger und Handelsleute ſind mit ihren Waaren in den fämmtlichen sſtreichiſchen Ländern zollfrey. Durch 2 große Feuers: brúnſte hat ſie ſehr viel gelitten . Sie iſt viele Jahre lang zuerſt an Churbayern , und nachmals an die Grafen von Salburg verpfindet geweſen , iſt aber wieder ausgeldſet worden , und hat 1718 wieder Sitz und Stimme ben der Landſchaft bekommen, von welder ſie während der Pfanda ſchaft ausgeſchloſſen geweſen . 1626 wurden bey derſelben die aufrühriſchen Baueru geſchlagen .
!
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2. Folgende Herren : Stådte : I) Efferding oder Eferting , eine kleine Stadt in dem fo genannten Donauthal, unweit der Donau, gehöret der gråflich - ſtahrenbergiſchen Familie. Man findet hier eine Pfarrkirche, ein Spital mit einer Kirche, und eine Burg. welche anſehnliche Regalien hat. Die Stadt und Burg hat ehemals als eine beſondere Herrſchaft zu der vormas ligen Reichsgrafſchaft Schaumberg gehöret : und die Gras fen von Stahrenberg werden noch jetzt mit dem Landge: richt und Blutbann über Efferding vom Raiſer und Reich belehnet. 2) Schwanaſatt oder Schwanenſtatt , liegt unweit des Agerflufſes , und gehöret zu der Herrſchaft Puecham , oder Puchaim , welde die Grafen von Salburg beſitzen .. Das Schloß Puchsim liegt zwiſchen dieſer Stadt und Poklabruck an Agerfluß. 3 Th.62 .
3 ) Gries .
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che
Der Sftreichiſ
Kreis .
3) Grieskirchen , eine kleine Stadt,,welche dem gráft.. weiſſenwolfiſchen Hauſe gehåret. Kaiſer Matthias hat dieſelbe 1613 zu einer Stadt erhoben. Nabe bey derſelben liegt das Schloß Pacz , welches aud, der gråflich - weiſſenwolfiſchen Familie gelydret, 3. Folgende Märkte : , ;
1 ) Archa , ein Markt mit einem Schloß und Zout an der Donau , gehöret der gråflich - harrachiſchen Familie. Die Gegend dieſes Orts wird gemeiniglich der Archanera winkel genennet , und hat Weinbau . 2 ) Aiſtersheim , ein Schloß und Marktfleden , iſt ein Majoratgut der Grafen von Hohenfeld. 3) Alkofen , ein Marft. 4 ) Engelbartszell , en Markt mit einem Zelt an der
Dongu, iſt landesfürſtlich. 5) Frant'enburg , liegt nach der bayeriſchen Gränze zu , nabe bey dem Hausruckwalde, in einer guten Ges In dein Marktfiedert gend , und hat gutes Gewerbe. iſt ein herrſchaftliches Schloß ; von dem alten Sdloß aber ſieht man uuweit der Stadt auf einem Berge nur noch ein einiges Gemäuer, und der Ort , wo es geſtanden Die dazu gehörige bat , wird der sofberg genennet. Grafſchaft, mit den einverleibten Herrſchaften, gehöret der gråflich - Khevenhülleriſchen Familie als ein Majorat erbs lich , nachdem fie derſelben 1581 von dem Kaiſer Rus dolph II verkauft worden. Die einverleibten Herrſchafa ten ſind , außer Sameregť, ſo in Kärnthen liegt: ( 1 ) Kogl , zu welcher Herrſdaft gehöret . a) Das Schloß Kogl, welches zuerſt 47ea - Atterſee geheißen har , und auf einem Berge liegt. b ) St. Jørgen , ein feiner Marktfleđen . (2 ) Kammer , welche Herrſchaft in dem ſogenannten Attergau liegt ; dieſe Gegend aber hat von dein zu dieſer Herrſciaft gehörigen Atterſee den Namen , welcher der großte , und wegen der unliegenden Schloſſer , Kirchen und anderer Gebäude der ſchönſte und angenehmſte in dies ſem fande , auch reich an köſtlichen Fiſchen iſt, deren er alle
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JT
Das Land ob der Ens.
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Aus demſelben alle Monate eine neue Gattung liefert. Fimmt der Fluß Ager. Das gråflic) - khevenhülleriſche Schloß Kammer, liegt in dem See , und hat eine ſehr fchine Ausſicht. 6) frankenmarkt, ein Markt , iſt gråflich - Khevens hålleriſch. 7 ) Galſpach , ein Markt , mit einem Schloß , liegt in einem kleinen Zhal, und iſt 1709 käuflich an die freyherrs lich hohenediſche Familie gekommen. 8) Saag , ein Markt, liegt an der bayeriſchen Grånze, und iſt freyherrlichsclamiſch. 9 ) . Balſtatt, ein Markt , liegt an einem davon be nannten See , hat ein Salzbergwerk , und gehöret zu dem lantesfürſtl. Salzamt, davon oben bey Gmuuden gehans delt worden . 10) Iſchel, am Fluß Traun , hat gleid falls ein Salze bergwerk , und gehöret aud) zu dem Salzamt. 11 ) Kematen , ein Markt , nahe bey der Ihn. 12 ) Lambach , am Fluß Traun , iſt wohlgebauet, und bat gute Nahrung , weil ſowohl das Salz aus dem lans desfürſtl. Salzaint hler durch geführet wird , als auch die Hauptlandſtraße nach Salzburg hier durch gehet. 13 ) Lauffen , ein Markt , am Fluß Traun, 14 ) Mianſee , oder beſſer 7Ionſec , ein Markt , liegt an dem gleichnamigen See , der ſich durch den Bach ag in den Atterſee ergießt. 1774 brannte er größtens theils ab. 15 ) Fleukirchen , ein Markt, gehöret dem Biſchof von Paffau. 16 ) Leumarkt , ein Markt, iſt gråflich -ſtahrenbergiſch. 17 ) Offenbaufen , ein Markt , gehöret einem Grafen bon Cecau . 18 ) Peyrbach , ein Markt , iſt mit Mauern umgeben, hat ein Schloß , und gehöret dem Grafen von Stratt: manni . | 19 ) Pucham , ein Markt. 20) Riedau , ein Markt mit einem Schloß, liegt an der bayeriſchen Grånze, und iſt 1703 und 1704 in Krieg D 8.2 Teht
420
Der óſtreichiſche Kreis .
ſehr übel zugerichtet worden. ' Er gehöret der gråflichs falzburgiſchen Familie. 21) St. Wolfgang , ein Marft, liegt an einem davon benannten See , welcher auch der Abernſee heißet , und größtentheils zum Bisthum Salzburg gehöret. Es iſt hier eine Benedictiner Probſtey . 22 ) Sdrorfling, ein Markt , am Atterſee. 23 ) Timeltham , ein Markt mit einem Schloß , ges håret zu der Herrſchaft Wartenberg , welche 1729 Joh. Allir. Herr von St. Julian , Graf von und zu Walice, an ſeine Familie kauflich gebracht hat , und liegt am Fluß 981. 24 ) vollmarkt , ein Markt am Fluß uskl. 25 ) Waizenkirchen , ein Markt, iſt gråflich kuefſteiniſch . 26) Weſenurfar , ein Markt an der Donau. 27 ) Wolfse & , ein Markt nebſt einem Schloß, welches auf einer ungemeinen Höhe liegt , ſo daß man von dem felben einen großen Strich Landes überſieht, und es auch an weit entlegenen Orten fehen kann. Es iſt an dem Hausruckwald, und kam 1727 durch Kauf an das gråfi. Haus von Tige 4. Folgende Klöſter ,
die Siß und Stimme
bey der Landſchaft haben : 1) Larrbach , ein Benedictiner Klofter , neben dem oben angeführten Markt dieſes Namens. Es iſt im Liten Jahrhundert geſtiftet worden . 2) mionſee , Luna lacus, gemeiniglich manſee ger naunt, ein Benedictiner Kloſter, in dem obgedachten Markt dieſes Namens, iſt im Jahr 748 geſtiftet. 1774 brannte es ab. Demſelben gehöret die Herrſchaft wildened , des ren Schloß aber idyon 1242 völlig zerſtöret worden . 3) Wilbertng , ein' Ciſtercienſer Kloſter in einer Tiefe, umveit der Stadt Linz , welches an der einen Seite die Donan , au der andern aber den ſogenannten Kiernberg bat . Es iſt 1146 de : Ciſtercienſern verliehen.
4)
en
Das Land ob der Els.
421
4) Engelszell, oder Engelhartszell, ein Ciſtercienſer Kloſter, weldes 1293 geſtiftet worden , liegt neben dein obgedachten Markt Engelhártszell. 5. Ein Paar andere Kloſter : 1) Strobåm ,eine Filial-Commenthuren des Johanniter : Ordens, welche zu der in Unter - Deſtreid ) belegenen Com: menthurey Mailberg gehöret, liegt nicht weit von Efferding. 2) Pupping , ein Franciſcaner Kloſter , nahe bey dem vorhergehenden . 6. Folgende Graf- und Herrſchaften : 1 ) Die Grafſchaft Schaumberg , oder Schaumburg, welche ſeit 1572 der gråflich) - ſtahrenbergiſchen Familie ges håret. Sie war ehemals eine unmittelbare Reichsgrafs ſchaft, von anſehnlichem Umfang : es werden auch die Gras fen von Stahrenberg nod ) jetzt von dem Kaiſer und Reich niit dem Landgericht und Blutbann über dieſe Grafſchaft belehnet. Das Schloß gleiches Namens, liegt auf einer Hdhe , und war vor Alters eine der beſten Feſtungen die: ſes. Landes. 2) Traun , ein Schloß an der Welſer Heide, unweit des Fluffes Traun, mit einer Herrſchaft , gehdret dem gråfi. Hauſe von Abensberg und Zraun , und iſt das Stamms haus dieſer uralten öſtreichiſchen Familie. 3) Erlach , ein Schlof , nicht weit von Neumarkt, mit einer Herrſchaft, iſt gråflich - weiſſenwolfiſch , und hat ein Landgericht. 4) Stabrenberg , ein Schloß und Stanımbaus der Grafen von Stahrenberg , gehöret jetzt dem Hochſtift Paffau . 5 ) walchen , Schloß und Herrſchaft , vicht weit vom Fluß Bofla , gehöret , nebſt der Herrſchaft Wildenbag, der gråflichen Familie von Schallenberg. 6 ) Wagesın , ein Schloß, und Majoratgut der Grafen von Engl. 7) Puechberg , Reith und Wårthing, Schlöſſer, ges hören ben Grafen von Seeau. DO 3 8) Die
422
Der óſtreichiſche Kreis.
8) Die Grafſchaft 17euburg , am Fluß Shn , nahe bey Paſſau , iſt zwar ganz von Bayern umgeben , gehåret aber zu Deſtreich. Siehatte ehemals eigene Reichsguas fen , wurde nach dem Tode des letzten , dem Markgra: fen Berchtold von Hiſterreich zu Theil, kam 1232 durch kaiſerlicbe Schenkung an die Herzoge zu Bayern , gab aber nachmals Gelegenheit zu Kriegen zwiſchen Bayern und Deftreid , wovon das Ende war , daß fie an das Oſtreichiſche Haus kanı, welches vor 1459 geſchehen iſt. Kaiſer Friderich IV verkaufte ſie 1463 an Hans von Rohr bach , und deſſen minnliche Erben, får 36000 ungariſdie Gulden , bekam ſie aber 1473 Wieder. 1538 ward fie dem Lande ob der Ens einverleibet , und dem Grafen von Salm , hierauf aber dem Grafen von Sinzendorf, und alsdann dem Grafen von Hamilton , überlaffen. Nacha malo kaufte fie cin Graf vou famberg , welcher ſie aber 1731 dem Hochſtift Paſſau überließ. Es gehören dazu die Schlöſſer 47euburg , wobrſtein, Frauenbaus und Yeufels.
II.
Der Traun - Kreis , welcher von dem
Traunfluß den Namen hat , enthält: 1. Folgende landesfürſtliche Stadte :
1) Ens , Aniſia , oder Anaſum , Anaſſianum , eine wohlgebauete und befeſtigte Stadt auf einer Höhe , an dem Fluß Ens , welcher nicht weit von hier in die Donau fált. Es iſt hier ein Minoritenkloft:r. Die bieſige lans desfürſtl. Burg, brachte die gråfl. weiffenwolfiſche Familie von dem Kaiſer Joſeph eigenthaulich an fic ), verkaufte fie aber 1722 an die adel. kauthenſche Familie. Es liegt auch im Umfang der Mauern das anſehnliche Schloß Lensburg, welches , nebſt der dazu gehörigen Herrſchaft, durd) Heirath an das gråfl. auršbergiſche Haus gefoma men. Dieſe Stadt Ens iſt ums Jahr 900 erbauet wors . den. Als Kaiſer Rudolph den böheimiſchen König Przemyſl Ottocar II bekriegte , und ihm Deſtreid). ab : nahm , übergab ſich ihm dieſe Stadt freywillig. , 1729 fitte ſie großen Brandſchaden . 2 ) Steyr,
Das Lano ob der Ens . 423 Fa : 2) Steyr, eine Kammergutd Stadt am Fluß gleiches Namens , welcher bey derſelben in die Eus fällt. Sie har unter den 7 landesfärftl. Städten im Lande ob der Ens die erſte Stelle , c5 iſt aber jetzt kaum noch der Schatteu von ihrem bormaligen Anſehn und Wohlſtand übrig. Sie beſtehet aus 3 Theilen, welche ſind die Stadt felbft, und die Vorfädte , das Ens- und Steyr , Dorf, die beyde durd ) Brücken mit jener zuſammenhangen . Man findet darinn ein Schloß , welches innerhalb der Ringmauer auf einem ſteilen Felfen an der Spige , wo die Flüſſe zuſaminen kommen , liegt , der Hof genennet wird, und jetzt dem fürſtl. lambergiſchen Hauſe geboret ; ferner eine Pfarrkirche, ein eheinaliges Jefuiter Collegium und Gyning: fium ,ein Dominicaner Kloſter, ein Noumenkloſter ,ein Spital, und außerhalb der Stadt ein Kapuciner Kloſter , alle mit Kirchen . Die meiſten Bürger arbeiten in Stahl und Ei fen ; wie denn das Eiſen aus dem ſogenannten innerbers giſchen Eiſenwerk auf der Ens hieher gebracht, und in den an der Steyr angelegten Werkſtädten verarbeitet wird. Sie war ehemals die Hauptſtadt einer Grafſchaft, und gehörte zu Steyermark; wurde aber , als der frevermår: kiſche Herzog Ottocar ſein Herzogthum ſeinem Schwieger: vater , dem Herzog levpolo zu Deftreich , übergab , von Steperinark abgeſondert, und zu dem Lande ob der End geſchlagen , auch von der Zeit an nur für eine Herrſchaft gerechnet. 1502 , 22, 54 und 1707 hat ſie großen Feuers fchaden erlitten. 2. Folgende Märkte und Ediléſſer : 1 ) Bernau , ein graffid ) - ſpindleriſches Schloß. 2 ) Ebersberg oder Ebelsperg , am Fluß Traun, ge håret dein Hochſtift Paſſau. Es iſt hier ſchon ums Fahr goo ein Schloß erbauet worden. Der Markt brannte 1586 ab. 3) Goiſern , ein kleiner Markt, mit einem Schloß, Goiſernburg genannt, nahe bey dein Hallſtåterſee. 4) Die Schlöffer und Herrſchaften Growend und Lorenſtein , gehören dem Fürſten von Aursberg . 5 ) Sall.
424
Der óſtreichiſche Kreis.
5 ) sau oder Saal , ein Markt und Schloß , hat ches mals zur Herrſchaft Steyr gehöret ; Kaiſer Ferdinand III aber hat dieſen Markt der gråflich -trautniannsdorfiſchen Familie als einen Pfaudíchilling úberlaffen. Er hat den Nainen von dem dabey unten im Thal befindlichen Salz brunnen , welcher die Kröpfe heilet. . 1607 brannte er faſt ganz ab. 6 ) Kirchdorf, ein Markt, nahe bey dem Fluß Krems, gehöret dem nahgelegenen Kloſter Schlierbach . 7) Kremsmünſter , am Fluß Krems , iſt 1490 aus einem Dorf ein Markt geworden , und wegen des dar: neben liegenden berühmten Stifts merkwürdig . 8) Lorch oder Lorich oder Laurach , ein Markt am Flüßchen gleiches Namens , nicht weit von der Stadt Ens , erhält das Andenken an die ehemalige Stadt Lau reacım oder Lauriacum , welche eine römiſche Colonie ge weſen , und ums Jahr 450 von den Hunnen zerſtöret worden iſt. Sie iſt zwar gleid ) wieder hergeſtellet , und zu einem erzbiſchöflichen Siß gemacht worden , hat aber um das Jahr 737 aufs neue eine völlige Vermüftung er: fahren. Man findet hier noch Spuren römiſder Feſtungsa werke und andere Alterthümer. 9) Yeuhofen , ein Markt , am Fluß Krems. 10) St. Florian , ein Markt , neben dem gleid , anzu : führenden Stift dieſes Namens. II) Stadelkirchen , ein adeliches Schloß, unweit der Ems. 12) Tillisburg , eines der ſchönſten Schlöſſer im Lans e ob der Ens , iſt gråflich inontfortiſch . 13 ) Traunkirchen , ein Markt am Traunſee , war Ehedeſſen ehemals eine Reſidenz der Jeſuiten zu Paſſau . war hier eine Benedictiner Abtey. 14 ) Weyr , welches Namens 3 Derter in dieſem Kreis re ſind , davon der an der Ens unweit Steyermark be: legene , ein berühmter Marktflecken iſt, und ein Schloß hat. 15) Wimbsbach , ein Markt mit einem Schloß, liegt zwiſchen
.
Das Land ob der Ens.
425
zwiſchen dem Traun - und Almfluß, und gehöret der gråf lich - ſtahrenbergiſchen Familie. 16) Windiſch Hårſten , nad der Bauern Ausſprache windiſch Gårten , welcher Name beweiſet, daß hier ehe: deffen Wenden oder Winden gewohnet haben . Der Markt gehöret dem Collegiatſtift Spital.
3. Folgende Kloſter, welche Sik und Stimme bey der Landſchaft haben : 1) Kremsmünſter , ein reides Benedictiner Klofter, bey dem gleichnamigen Markt , welches im Jahr 777 ges ſtiftet worden. Es iſt in dieſer Abtey eine Ritterakade: mie oder adeliche Schule , fie bat auch einen anſehnlichen Bicherſaal , und befißt die Schlöſſer Bremseck , Perns 1 ſtein , Schårnfiein und sEgenberg. : 2 ) St. Florian , ein Collegiatſtift der regulirten Chors 1 herren Auguſtiner Ordens, hat eine überaus ſchöne Kirche. Es gehöret demſelben das Schloß Marbach unweit Mauthauſen in dem ſchwarzen, oder eigentlich Machlands Kreife. 3) Gårften , ein Benedictiner Kloſter , welches 1079 geſtiftet, und anfänglich mit weltlichen Geiſtlichen , 1107 Es liegt nabe aber mit Benedictivern befekt worden. bey der Stadt Steyr am Fluß Ens. 4 ) Gleink , eigentlich Glunid , Glunicenfe cænobium , ein Benedictiner Kloſter, welches 1124 geſtiftet worden , liegt nicht weit von der Stadt Steyr gegen Mitternacht. 5) Schlierbach , genannt marien Saal, oder unſer Frauen Saal , ein anſehnliches Ciſtercienſer Kloſter auf einer Höhe , welche ihm die angenehme Ausſicht in das ſchöne Kremsthal eröffnet. Es iſt 1355 geſtiftet worden , und beſitzt die Schlónir moltenbach , sochhaus bey Fordydorf, und Grub oder Mühlgrub. 6 ) Spital, am Fuß des Piern oder Pyrn , iſt ein Col. legiatſtift von weltlichen Geiſtlichen , welches ums Fahr 1130 zu einem Spital für die nach dem heiligen fande reiſenden Pilger angeleget, ums Fahr 1418 aber zu einem Collegiatſtift gemadyt worden , deſſen Vorſteher anfånga DO 5 lich 1
426
Der øſtreichiſche Kreis.
lich ein Dechant war, 16c4 aber Probſt geworden iſt. Es gehöret demſelben das Schloß und die Herrſchaft Feyered , und der oben genannte Flecken windiſch .
4. Noch ſind zu merken : 1) Spilberg, ein Odloß auf einen Feljen in der Dos nau, unweit Ens, und nahe bey dem Einfluß des Traun Fluffes in die Donau , gehöret dem gråflich -weiffentwolfis fchen Hauſe. Bey demſelben iſt in der Donau eine geo fährliche Stelle für die Schifffahrt, welche von den Sdifs fern der Sauráfel oder neue Bruch , genennet wird, dodh können große beladene Schiffe , wenn ſie vorfichtig regieret werden , gut hindurch , hingegen kleine leicht belas dene Schiffe, Järfen fid ) nicht darüber wagen , ſondern müffen einen andern Arm der Donau befahreu , welcher Der obere heßgang heißt. 2 ) Clauk , ein feſtes Schloß und Laß an der Gränze von Steyermark , bey dem Pierns oder Pyrn- und Steyr: fluß, ſo ehemals ein landesfürſtl. Kammergut geweſen, aber nun dem gråflich : falzburgiſchen Hauſe als ein fides commiß gehöret. 3) Uchleuthen , ein Schloß am Fluß Krems, mit einer Herrſchaft, zu welcher auch das Schloß sebenberg ges børet, wird von dem Grafen von Zhun beſeffen . III. Der Mühl- Kreis , welder von den beyden Flüſſen , die obere und untere Mühl, den Namen hat , enthält:
1. Ein Stift, welches bey den Landtagen Sie und Stimme hat , nåmlid ) : Schlogl, oder unſer lieben Frauen Schlag, Plagen fe cænobium , ein Kloſter an der großen Mühl, welches ſeit 1210 oder 1218 mit Pråmonſtratenſer Mönchen befekt iſt. Die Herren von Noſenberg in Böheim , haben dem Kloſter einen anſehnlichen Strid ) des großen vóheimiſchen Wals des, mit allen ihren darauf gehabten Regalien , Redzten und Gerechtigkeiten geſchenket. Es gehéret aud demſels beu
Das Land ob der Ens.
427
ben unter andern das Schloß Schallenberg ; unb in Bhd heim die Herrſchaft Mirotice , im Prachiner Kreiſe. 2. Folgende Märkte ,
Schlöſſer und Herre
ſchaften : I) Aigen , ein Markt , liegt nahe bey dem vorher ges. dachten Kloſter. 2) Balsſtein , ein Marft, 3) Lſdelberg, ein Schloß, iſt gråflich - ffahrenbergiſch. 4 ) Friperg , ein Markt. 5 ) Gramaffetten , ein Markt , an dem Fluß Große Rottel, iſt gråflich - ſtahrenbergiſch . 6 ) kaslach , ein Markt, liegt beym Zuſammenfluß der und Schlögl. 7) Selfenberg , ein Sdloß . 8 ) Softirchen , ein Markt. 9 ) Lembach , ein Markt . 10 ) Leonfelden , ein Markt. II) Lichtenbaag und Lobenſtein, Schloffer, gehören dein Grafen von Stahrenberg. 12) millader, cin Dorf mit einem Bad , welches ftark beſuchet wird. 13) eufelden , ein Markt an der großen Mühl , geo höret dem Biſchof ven Paſſau , 14) Teuhauß , ein Schloß , ift gråflich) - thurniſch. 15 ) Uber : Veukirchen , ein Markt. 16 ) Ottenbeim , ein Markt, liegt an der Dongu , unb gehöret der gråflich-(tahrenbergiſchen Familie, das Schloß aber gehörte ehemals den Jeſuiten zu Linz. 17 ) Pupleinſtorf , ein Markt. 18 ) Rorbach , ein Markt, gehöret einem Grafen vok Rodern . 19 ) Roßberg , ein Markt. 20 ) Sanat Peter , ein Markt. 21) Sårleinsbach , ein Markt . 22) Wolfsegg , gehöret einem Grafen von Zige. 23) Jwetl , liegt an der großen Rottel, und iſt ein Markt. 3. Einige
che
Der óſtreichiſ
428
Kreis.
3. Einige Schlöſſer und Herrſchaften : 1 ) Pihrenfiein , ein Schloß und Herrſchaft an der großen Mühl, lo dem Stift Paffau gehöret. Es gehöret auch das Schloß Liebenſtein dazu . 2 ) Sprinzenſtein , ein Sdiloß auf einem ſteilen Fels fen an der kleinen Mühl, nahe bey Rohrbach) , gehöret der gråflichen Familie von Lamberg - Sprinzenſtein . 3) Warenbery , ' ein Schloß auf einem hohen Berge, mit einer dazu gehörigen Grafſchaft, weldeder gråflich ſtahrenbergiſchen Familie gehöret, herrliche Regalien und ein beſonderes Landgericht hat. 4) Uber- Walſee, ein Sdloß und Herrſchaft, ſo jeßt der gråflich - ſtabrenbergiſchen Familie, wegen des oberſten Erblandmarſchall - Amtes in ganz Deſtreich , gehöret. 5 ) Goggendorf , Schloß und Herrſchaft der Grafen von Dedt. 6 , Perg , Schloß und Herrſchaft der Grafen von Rd, deri . Nabe bey dem Schloß iſt der Wallfahrtsort Mas . 7 ) Weiffenberg , am Kremsfluß , ein Schloß und Herrſchaft, dem freyherrlichen Hauſe you und zu Weichs gehörig . 8 ) Liditensu , an der großen Mühl, unweit Haslach, iſt ein Schloß und Herrſchaft, dem gråflichen Hauſe zu Welsberg und Primôr zugehörig . 4. Willacker , ein Dorf und Geſundbad , un weit der Donau . IV .
Der Machland -Kreis,
von der al.
ten Grafſchüft wachland, deren Beſiker 1186 ausgeſtorben find , alſo genannt, heißt bey den aus ländiſchen Erdbeſchreibern ohne Grund das ſchwarz ze Viectel .
Nach des Freyherrn
von
Hoheneck
und des Jeſuiten Granelli Anzeige , welche von der viſcherſchen Charte etwas abgehet, gehören folgende Dertir dazu : 1. Die landesfürſtlichen Städte :
1) Freys
1
Das Land ob der Ens.
429
1 ) Freyſtadt , welche ehedeffen von dem Grafen von Machland beſeffen worden . Kaiſer Rudolph I hat dieſe Stadt 1277 mit anſehnlichen Freyheiten begabet, inſon: derbeit mit der Niederlage aller Kaufmannswaaren , wel: Sie hat aber, 'nach che durch dieſelbige geführet werden. dem ihr Handel durch Feuersbrünfte in Verfall gerarben war , folche Privilegien 1586 verkaufen müſſen. Sie håle um Pauli Bekehrung einen privilegirten Markt , von wela them faſt das ganze Land, und inſonderheit die benachbars ten Derter, mit Faftenſpeiſen verſehen werden . 1507, 1516 , 1626 wurde fie 1601 und 1699 brannte ſie faſt ganz ab. von den aufrühriſchen Bauern geplündert. Es iſt hier nicht nur ein Kapuciner Kloſter , ſoudern auch eine Burg, mit einer dazu gehörigen Herrſchaft, welche 1709 von dem Kaiſer Leopold, der gråflichen harrachiſchen Familie erblich überlaſſen worden. 2) Grein , eine kleine Stadt an der Donau, mit einem Franciſcaner Kloſter, einer Loretokapelle, einem Calvariens berge, und einer Einſiedeley . Von dem in der Nachbars ſchaft dieſer Stadt in der Donau befindlichen Strudel und Wirbel, iſt oben S. 9. 10. gehandelt worden . 3 ) Steyreæ , ein Städtchen an der Donau , neben welchen auf einem Berge das Schloß weiſenwolf liegt, gehöret der gråflich - weiſſenwolfiſchen Familie. 2. Fotoende Mårfte : 1 ) Xu , ein Markt an der Donau . 2) Bregarten , ein Markt . 3) Clam , ein Markt mit einem Schloß und einer Herrſchaft, gehöret einer adelichen Familie dieſes Namens. 4 ) Creutzen , mit 2 Schlöſſern und einer Grafſchaft, gehöret den Grafen von Salburg. 5 ) Dinbach , ein Markt. 6) Galneykirchen , ein Markt, iſt gråfl. ſtabrenbergiſch 7 ) Greinburg, ein Schloß neben der Stadt Grein auf einer Höhe. Das Dorf Situden ; und die Herrſchaft Werfenſtein , gehören dem Grafen von Salaburg . 8 ) Guettau , und 9) Selmannsed, ſind auch gråflftahrenbergiſche Märkte. 10) Befecs
430
Der Oſtreichiſche Kreis .
10 ). Befermarkt, im gemeinen Leben Heffermarech , ein Markt , gehöret zu der Herrſchaft Weinberg, davon unten. II) Königswieſen , ein Markt , iſt gråf. ſulaburgiſch. 12 ) LAßberg , ein Markt. 13) Leopoldſchlag , ein Märkt. 14) Mauthauſen,gemeiniglich Yathauſen , ein Markt, an der Donau , welche hier den Bach Launitz aufnimmt, gehéret dem Biſchof von Paſſau. 15) Mjůnzbach , ein Markt mit cinem Dominicaner
Kloſter. 16) X7eumarkt, ein Markt , iſt gråflich) - harrachiſch. 17) Pabneykirchen , ein Markt. 18) Perg , ein Markt , am Fluß Naarn , iſt gråflich röderiſch). 19 ) Reichenau , ein Markt, mit einem Schloß , gehda ret der gråflid ftahrenbergiſchen Familie. 20 ) Riederſtorf. 21 ) Sanct Jörgen , ein Markt . 22 ) St. Leonbard, ein Markt , iſt gråflid (prinzens ſteiniſch . 23) St. Zitola , ein Markt, in deffen Nachbarſchaft der oben bey Grein und . S. 9. gedachte Strudel und Wirbel in der Donau iſt, gehöret dem Stift Waldhauſen . 24 ) St. Oswald , ein Markt. 25) Sarblingfiein , ein Markt und Schloß, gehöret dem
Stift Waldhauſen. 26 ) Schenkafeld , ein Markt. - 27 ) Schwerdtberg, ein Markt mit einem Schloß , am Fluß Ayſt , in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend, gehåret , nebſt der dazu gehörigen Herrſchaft, der einvers leibten Herrichaft Windeck , und den Gütern Oben : berg, Sart und panneđen , der gråflich thúrheimiſchen
Samilie. 28) Tragein , ein Markt , iſt gråflich kueffteiniſch . 29) Waidersfelden , ein Markt, iſt gråflich ſprinzens ſteiniſch. 30) Waldenfels , ein Schloß der Grafen von Grundes miann ,
SI) Wald
Das Land ob der Ens.
431
31) Waldbauſen , ein Markt, am Fluß Ayft, gelap
ret32) Weiffenbach , ein Markt, . iſt gräflich falaburgiſch . 33) Windhag, ein Markt mit einem Nonnenkloſter Dominicaner Drdens, und einem Schloß . 34 ) Zell , ein Markt, und Jellhofen , ein Schloß , find gräflich - ſalaburgiſch . Cod: 3. Noch find anzumerken : 1) Breitenbrugg , ein gråft. ftahrenbergiſches Schloß. 2 ) Dornach, ein Schloß , iſt gråflid thierheimiſch. . 4 ) Orůnay , oder Griengu , ein Schloß , iſt lich roſcufelfiſch . 5 ) Briechbaum , ein Schloß, iſt gr & fl. ſtahrenbergiſch . 6) Prandeck , ein Schloß, und Prandorf, ſind gråfl.
falaburgifch). 7) Potendorf, ein Schloß, iſt freyherrlich riſenfelfiſch . de Stifte , die Siß und Stimme ben's 4. Folgen
bei der Landſchaft haben : 1) Waldhauſen , ein Collegium von regulirten Chore herren Auguſtiner Ordens, welches 1144 geſtiftet worden , liegt neben dein vorher genannten Markt gleiches Nas mens . Das Kloſter beſikt auch das Schloß und die Herrſchaft Klingenberg . 2 ) Baumgartenberg , Pomarii mons , ein Eiſterciens ſer Kloſter , welches uins Jahr 1140 geſtiftet worden . 5. Folgende Herrſchaften : I) haus , ein Schloß und Herrſchaft, ſo der gråflicha ftahrenbergiſchen Familie zugehöret. 2 ) Weinberg , ein Schloß am Bad , Faiſtriz , mit eis ner Herrſchaft, gehöret der gråflidhen Familie von Thůrs heim , welche auch die nahgelegenen Herrſchaften Dors nach und Wartberg beſikt. Das Rirdiſoblagerbad, ein Geſundbad an der biheimiſchen Grånze . exe
II. II
Der Oſtreichiſche Kreis .
432
Inner :Deſfreich .
II. 1.
Das
Herzogthum
Steyermark.
M. Viſcher, hat auf Kaiſers Leopold Befehl, eine große Charte von dieſem Herzogthum
G. verfertigee , und Homann hat dieſelbige in die gewöhnliche Größe gebracht.
Dieſe ift in dem
Atlas von Deutſchland die 35fte Charte. Diebeſte Charte aber iſt diejenige, welche bey der gedruckten Huldigungsaete R. Karls Vi ſehei.tum 21 t . §. 2. Die Steyer oder Steyermark Hat dieſen Namen im zehnten Jahrhundert befonimen , als" fie mit einem eigenen Markgrafen " verſehen noodden; denn dazumal iſt ſie von der alten Graffiaft Steper benennet worden ; diefe labèr ; weldje men
als eine
Herrſchaft zu dem Lande ob der Ensigehöret , þat ihren Namen von dem Grafen von Stener ; moelche die Urheber des Schloſſes und der StadtSteber fint. 9. 3. Sie grånzet : gegen Norden anlDéftreich , gegen Oſten an Ungarn (welche (Bränge aber noch nicht genau beſtimmt iſt .) gegen Süden Canolfrain und Slawonien ," ' und' gegen Welten#lan Ramnithen (woſelbſt ein kleiner Theil eines Waldes " zwiſchen benden Herzogthümern ſtreitig iſt ) und Salzburg. Den norglichen Theil derſelben nennet man Uber. Steyermatt , mark.
den ſüdlichen Unter's Steyer,
§. 4.
Einleitung. $. 4.
433
Ober - Steyermark enthält hohe und
ſteile Berge , unter welchen der Gröning im Brucker Kreiſe , als der höchſte in ganz Steyer. mark , und der Großing im Judenburger Kreiſe, vornehmlich zu bemerken ; iſt aber doch durch den Fleiß der Einwohner ziemlich angebauet , fogar daß hin und wieder die lodhſten Gipfel der Berge be. wohnet werden . Die Bewoljner derſelben ſind im Winter, wenn viel Schnee fåüt, unterſchiedene Mo. nate lang eingefd loſſen , und gleichſam
gefangen ;
ſie kommen aber auch überhaupt ſelten von ihren Hi. hen Herab . Sie ſind durch die Gewohnheit wider die Empfindung der Hiße und Kålte verhårtet. Sie bedienen ſich auf den ſteilen Höhen an ſtart des Plugs mehrentzeils der Hauen oder Hafen ; und den Dün. ger tragen ſie in Korben hinauf. Man erblicket oft auf den Gipfeln der hohen Berge zwiſchen lauter Klippen und Felfen , einen kleinen Flecken Erde , welcher fleißig angebauet, und mit einem Zaun um. geben iſt.
In Ober -Steyer Man þat aber gebauet. Slads , der lang und fein ( Spica ) welches Kraut håufig
wird wenig Weißen dafelbſt vortrefflichen
iſt , vielen Speik, ausgeführet wird , gue
tes Olft , ſtarke Viehzucır, auch wildes Gefiú. Unter dein wilden Geflügel, gel und Gemiſen. ſind Arten , welche man in andern Ländern Deutſch lands , nicht kennet , als rothe Rebhubner, Schnete und Pram - Hühner , Lurhåkne, Bergfühner u . a. m . Die Bache und Seen , deren es zwiſchen ben hohen Felſen nicht wenige giebt , find reich an Es ſind aber auch hin und wieder kleine Fiſden . Thåler vorhanden , und die Einwohner ſuchen alles Ero. 3 Th.6Ă .
434
Der åſtreichiſche Kreis.
Erdreich zu nuken . Die Berge enthalten etwas Gold und Silber, Bley, Kupfer', und vor: Die eiſenårziſchen und vor, nehmlich Lifen. dernbergiſchen Piſengruben , werden ſchon ſeit mehr als 1000 Jahren bearbeitet, und bleiben im . Das Turrachet Eiſenbergwerk, ift 1657 erfunden. Der ſkenermärkiſche Stäbt, iſt ſehr gut , und fein Bsrzug beruhet anf der Gürei des Ei.
mer reich .
fens. Die Vaider ,mitwelden die Rücfen der Berge bewachſen ſind , liefern das zu den Schmelzhut ten nöthige Holz in hinlänglider Menge. Ben Zen .
ring wurde eledeſſen auch Silber gegraben : allein , feit 1958 ſind die Gruben ' mit Waſſer angefüllet. Man hat aud warme Bader und Geſundbruns Dosto nen . Ben Rötelſtein iſteine Hbýle , inuis Berther viele Knochen von Menſchen und großen Thieren gegras ben worden . Der Eingang iſt hoch im Felfen . Zu Luffee im Brucker Kreiſe ſind gure Balzirerke . Die vornehmſten Flure, welche das land durchſtro. men , finn die Wur und Ens. " Beyde kommen aus dem Bisthum Salzburg ; jene, welche bey Bruck an der Mur den kleinen Fluß Nårig auf. nimmt , fållt ben { egrad in die Drau ,oder , wie man ſie gemeiniglich nennet , Drage , dieſe abec unterhalb Steyer bey Mauthauſen in dieDonau .
IInter Sreyermark hat weniger Berge und mehrere Ebenen . Die Hügel tragen guten Wein , welcher infonderheit bey Radkersburg, Inſul, Kerſchbach , Cilli umd {uetenberg reidlich und vortrefflich ift. Die Felder ſind fruchtbar, und tragen viel Weigen , auch viel türkiſches Korn , Erb . fen,
Einleitung.
435
ſen , Widen und Bohnen . Die meiſten Felder tra. gen Wein und Getraide zugleich :. Denn über die Hecker wird eine Art langer ( auben ron ( atten gezo. gen , über welche die Neben hergebreitet und befeſti. get werden. Das růrtiſde Korn , Kudenes genannt , wird am häufigſten gebauet, weil es allein jehendfren iſt, und der Landmann madıt ſein Brodt und die meiſten Speiſen daraus. Es giebtwarme Båder und Geſundbrunnen , inſonderheit aber iſt der Rochitfiber Sauerbrunn bekannt.
Ùnter den
Bergen, find,vornehmlich der Sdiddl, im Gråger Kreiſe, und der Pacher, im Cilier Kreiſe, zu bemer. fen . Es wird diefer Theil des Landes nicht nur von Wur pern aud ) von und Sau.Strom gewäſſert. An Fiſchen, mancher : len mildem Geflügel , als Rebhinern , Haſelhünern, Berghünern, Schnepfen u. a. m, an Rehen und Gem . fen, hat man einen großen Uleberfluß.
Die Wife
týun großen Schaben. Die hieſigen Båren werden Saferbaren genannt,weil ſie desScmmers gern in die Haferfelder gehen . Sie ſind etwas kleiner und nicht fo dunckelbraun, als die polniſchen . In dem Cilier Kreiſe werden,
ſo wie in Krain , Kårnthen
und Italien , die Biliche, (glires ) die auch Gebirge måuſe heißen , ., Häufig gefangen , und entweder, nach dem die Haare, in Heißem Waſſer abgebrühet . torben , gegeſſen , (weil fie, da ſie ſich von der Frucht der Buchbaume ernábren , ein ſehr ſchmackhaftes und angenehmes Fleiſch haben) oder es wird ihnen das Fell abgeſtreift, weiches eine Silberfarbe Har, die ins róthliche fällt, und mit ſchwarzen und wei. Ben Streifen verſehen iſt. Ee a
e
436
chiſch
Der offrei
s Krei .
ganzen Herzogthum , find 20 Stådre, faſt 95 7årkte, und 397 Schlöſſer, Her, fchaften und Güther. Viele Schloſſer ſtehen auf den Johann Anton edler Höchſten Gipfeln der Felſen, von Schåfersfeld, rechnete 1770 ingankSteyerinark §. 5. ' In dem
120000 Häuſer, aber Aquilin Julius Cåſar rechnete 1773 nur 111000 Häuſer ſammtden Bergholden, und 80000 Herrngülten . Die Anzahlaller Menſchen ,wird Die Landſtraßen zwiſchen 6 und 700000" fallen. find, ungeachtet der gebirgigen Gegenden ,unter Kaiſer Karln VI , in vortrefflichen Stand gefehet worden . Die deutſchen Steyermarker haben eineziem . Die Einwohner des Cilier lich rauhe Sprache. Kreiſes ſinó Winden oder Wenden , und reden die windiſche Sprache , welche von dem gemeinen Volk ſelbſt bis etliche Meilen von Grås geſprochen wird, Leute , die nur ein wenig über den gemeinen Stand find , ſprechen wendiſch ,Deutſch und ifalieniſch ,und die Vornehmen auch franzöſiſch .
Die Krspfe find
in Ober:Steyermark ſehr gemein , und zugleich ſehr groß , beſonders bey den Leuten , die auf den Ber. Man ſchreibt ſie theils dem Waſſer, theils und pornehmlich der großen Fettigfeit , mit
gen wohnen.
welcher die Einwohner ihreSpeiſen bereiten und ges nießen , und ſehr kaltes Waſſer darauf trinken ,zu . Was oben vonden øſtreichildren Landſtanden ge. ſagt worden , das paſſet auch auf bie ſteyermarki, ſchen . Sie beſtehen aus den Prälaren , Herren , Rittern , und den landesfürſtlichen Städten , und ihre Verſammlungen werðen in der Hauptſtadt Gråß gehalten . Die Prälaten ſind, der Biſchof zu Seckau , der Prälat zu St. Lambrecht , die Leba te
Einleitung
437
te gu 20mont, Rhein , und Neuberg, der Dom . probſtzu Seckau , die Probſte zu Vorau , Rotte, mann Pillau , Steinz und der Karthauſer Prå.
lat
34 Der Udel iſt ſehr zahlreich, aber nicht fehr vermigend ;baber hútet er ſich ſehr vor Misseurathen , um ſeine Kinder in die Doinſtiſter zu bringent dazu Ahren nothig ſind . Wer ein Landtags få siges Gut berigt, wird ein Landmanı genenhet,
S. 6. Eswird im ganzen Lande feine andere, als die katholiſche Lehre uno gortesdienſtliche
aber waren die Eins Ulebung , verſtattet: ebemals wohner großentheils der evangeliſchen Kirche öffent Hich zugethan . Die Steyermark hat auch ihren eie genen Biſchof , welcher zu Sedau wohnet , und den Litel eines sütfen des 6. rom .Reichs hat . Er ſteņe unter dem Erzbiſchof jy Salzburg , Deflen Generate Vicarius er auch durchden großten Theil von Steyers martiſt, und von welchem er ernennet, eingeweihet und beſtätiget wird . $ .7.Zum Unterrichtber Jugend,dienet vornehmlich ers dieltniv
geſtiftet worden , und nachher von dem Kaiſer Adolph I alle Freyheiten einer liniverAttåt erlanget hat. F. 8. Die vornehmſten Fabriken und Manu
facturen im Sande, find 1) die Eiſen - Stahl- und Meſjing . Fabrifen , deren Arbeit Gäufig ausgeführet wird : Denn die Zollregiſter zeigen , daß die Ausfuhr jährlich über eine Milion Gulden betrågt ; 2) Mar 3 iſt zu Gråß eine zeit.
lang ein Commerzconfef geweſen . Ee 3
$. 9.
iſche
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Der óſtreich
Kreis .
8.9. Die Landſchaft welchejeật Steyermark heißet, gehörte bis in das zote Jahrhundert theils zu Ober: Pannonien , theils zu dem mittelländiſchen Nordgau. Im Jahr 955 gab Kaiſer Otto der erſte der Mark Steyer einen eigenen , nur von dem römiſchen Kaiſer abhangenden Grafen , nemlich Ortocarn den erſten , welcher aus bayriſchem Geblüt, und in der Gegend und aller Wahr . der Stadt Steyr geboren war ; ſcheinlichkeit nach , Schloß und Stadt Steyr , wes nigſtens jenes erbauet, und zu ſeinem Wohnſiß ges macht hat. Kaiſer Friderich I ertheilte niso dem I , die Herzogliche Würde. Markgrafen Dttocar VI Eben dieſer neue Herzog überließ , weil er ohne Kin. der war , fein Herzogthum mit Bewilligung der Stånde ſeinem Schwiegervater , Herzog Leopold zu Deſtreich. Solche Ueberfaſſung iſt zwar erft 1186 es erhellet aber ſchriftlich und feyerlich geſchehen : aus einigen Urkunden , daß Herzog Leopold fidy ſdon 1177 und 78 einen Herzog zu Steyer genennet habe. Als Herzog
Ottocar 1192 ſtarb ,
empfieng Herzog
Leopold vom Kaiſer Heinrich VI die Belehnung we. gen Steyermark. Als Przemyſl Ottocar II, König zu Böheim, fich 1251 der öſtreichiſchen Länder bemachtig . te, hatten die Steyermårfer feine Neigung zu ſeiner Herrſchaft, ſondern luden Heinrich , Sohn Her. žogs Otto zu Bayern, ein ; dieſer fragte den König Bela von Ungarn um Rath , welcher hinterlifriger Weiſe mit den Steyermårfern ein Verſtändniß ers richtete, und ſich des Landes bemächtigte . 1259 trugen die Steyermårfer das {and dem Könige Ottocar an , welchem es auch König Bela 1260 abtreten muß. te, nach beffen Tode es Kaiſer Rudolph 1282 ſeinem brecht
Einleitung.
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Schn Albrecht verlieh. Von der Zeit an 'ift Stener . matt beſtändig ben dem öſtreichiſchen Hauſe , und bis jegt im Beiß beſonderer Freyheiten , Ordnungen und Sandrechte , geblieben . $ . 10.Das Wapen des Herzogthums, iſt ein filbern feuerſpeyendes Panterthier , ſo wie auch die Stadt Steyr in dem (ande ob der Ens, die alte Reg
fidenzſtadt der Markgrafen von Steyr , ein Panter. thier im . Wappen fübret. th Die Land Pub. Aemter find :
dan
oberſte Erbland Gofineiſter: Amt, mit welchem die Grafen von Trautmannsdorf belehnet find, mely dhe um deſſelben millen ehedeſſen jährlich 100 Fuder Salz batten ; des oberſteErbland . Rammerer , Amt, welches feit1717 die Grafen von Wildenſtein Þaben; das oberſte Erbland's Marſiball. Ame, welches feit 1625die Grafen von Saurau, und um deſſelben willen das Schloß Frauheim im Cilier Kreiſe, und das AmtKreinſólf im Ennsthal haben ; das oberſteErbland . Stallmeiſter -Amt, wel. dhes ſeit 1525 bie Grafen von Windiſchgråß haben; das aberfte Erbland.Wund.ſdenken :Amr, welches die lubenbergiſche Familie , und um deſſele ben willen bebeſſen das Landgericht, welches zu Kapfenberg gehöret mit den Piedmarchen , wie auch dem Wildbann indémlandgericht, die Fiſchweyde auf der Mórz ,und den großen und kleinen Zehnder in der Ebene im Märzthal, hatten ; das oberſte Lebland - Truchfeffens Amt, welches die Grafen von Hardegt feit 1508 beſigen; das oberſte Erbs land Jeger- meiſter : Amt, mit welchem 1690 die Fürſten undGrafen von Dietrichſtein belehnet worden ; das Še 4
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Der óſtreichiſche Kreis .
das oberſte Erbland. Silberkammereri-Amt, welches die Grafen von Nothal( 1596 , nachniderfelben Abſterben , aber 1763 pie Grafen von Perlas , be kommen haben , egs operite Brbland - Růcbel. meiſiers Amt , welches ſeit 1578 dem
gráflichen
Wurmbrandifchen Haufe ngehöret; i das oberſte Erbland.Sråbelnieiſter's Amapowelches : 01579 bier yond Wefchenbeceritekommen haben sicdas Erbland . VorſchneiderAmt,orwelches 1596 eingeführet worden iſt, und ſeit dem von den Gra : fen von Schrattenbach , beſeffen wird ; das obers Erbland - Falkenmeiſter - Amt, wel. ſte ches ſeit 1675 die Grafen von Steinpeis haben . Nach dieſen 12 Erb - Wemtern , hat der Abtdes Stifts Rein 1761 das Erb , Sofiaplan Amr, erhaffen . S. 12. Ju derStadtGråhilt bas höchſte landes , Collegium für Inner- Deftreich , welches das Gu bernium genennet wird . Die Steyermårfiſche Re. gierung welche unterderoberſten Juftijſtelle zu Wien ſtehet , beforget das guſtiziefen in den gea fammten inner - oſtreichiſchen Landen , die Handels, fadyen ausgenommen : Denn zur Entſcheidung der Streitigkeiten über Handelsfachen und Wechſefbriefe, iſt zu ein zwiefaches Gericht nåmlich das Mercantit und Wechſchrberidt erſter Ins ſtanz, welches mit lautera Kaufleuten ibefekt iſt, und das Mercantil-undWechſelgerichtzweyter Inſtanz, oder dasWechſel-Appellatorium , wels ches halb ausGelehrten und halbaus Kaufleuten befte. het, und de Ten Präſident derWechſelrichter Heißet. DerLandeshauptmann iſtdasFyaupt der geſamma ten landſtånde, und macht mit den 4 Herren Vervrbne. ten
441
Einleitung.
ten die Landeshauptmannſchaft aus. Jedem der tonermarkabgetheilitiſt, iſt Rreisämter, in welche ein Kreis auprimann und ein Kreisamtsſecretár vors geſekt: I Die Kretsåniter find Gråg , Judenburg, Marburg, Cilli und Betref. Die Landescaſſe ver. waltetein Borſteher , gebſt 4 andern Perſonen , welche . 2. Die Bdadesfürſtt. Eintünfte aus dieſer Pros vinz, haben 1770 in fdigenden Summen beſtanden :
Das Enmerale 30m
101605 Fl. 44 Kr.
Das Montanifticumni100323 Die Staatsſchuldensimile ineen m91656429 • teuer
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215 Das Bancale n . 119711891004 21 iéum , 51 lagi . 297 Das Polit 6 Das Editributionale 2080935 Das Commerciale
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29221
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5,889221 FI. 39 Kr. Zů Friedenszeiten pflegen hier a Regimenter Fuße volks 84 zy liegen . 910 M ins ?? anu dinding 53 diden Unter - Steyermare beſteht 1."Aus den
Grådet Rreiſe, ehedeſſen Viers
tel Vorau genannt , daliniſind
1) Folgende Städte : * 03) Gris , Grædium , chedefſen bâyerifd , Gråt , am Fluß Mur, lift in ſpätern Zeiten die Hauptſtadt von der Stevjermart gerorden ,' nachdem die Stadt Steyr", wels die ehedeffen die Hauptſtadt war, mit ihrem Diſtrict dem Landerb der.Ens einverleibet worden . Sie iſt auch der Sitz des inneröſtreidyiſden Gubernii, der ſteyermårkiſchen Res gies
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Der Oſtreichiſche Kreis.
gierung , und des zwiefachen Mercantilgerichts . Die Stadt ſelbſt liegt an der Oſtſeite des Fluſſes ; an Borſtadt, der Weſtſeite aber iſt die große Mur mit welcher die eigentliche Stadt durch eine Bruce zuſammen bångt. Die Stadt iſt wohlbefeſiiget , und nach Wien und Prag die ſchönſte und beſte inallen dſtreis In der eigentlichen Stadt bemerket chiſchen Ländern . man die dem h. Aegidius gewidmete , und 1577. den Sex fuiten eingeräumte Hoffirche , auf deren Kirchhof das wegen ſeiner Bauart und Bildhauerarbeit ſehenswürdige Mauſolåum fteht, darinn Kaiſer Ferdinand Il ſammt ſeis ner Gemahlinnbegraben iſt, daß an dieſer Kirche liegende ehemalige Jeſuiter- Collegium ; die Univerſitåt, welche 1586 geſtiftet worden ; die Pfarrkirche, bey melcher ein Archidiaconus ſteht, mit dem landesfürſtl. Hojpital ; 8 Kidſter mit Kirchen ; ein Eorumenthureyhaus des deutſchen Ordens , welchen die Lechkirche sur der Stadt und derſels ben Paulsther, zugehöret; die ſchöne Dreveinigkeitsſäule deserſten Sacs; auf dem von vergoldetem Erz zu Anfang Platz der Karmeliter oder Joſephs Kirche ein Bild der Maria , welches ihre unbefleckte Empfängniß vorſtellet ; dielandesfürſtliche Burg; das Landhaus,inweldjem die Landtage gebalten werden , nebſt demZeughauſe der Landa ſtånde , das Rathhaus, und der Bifchofshof neben der Es liegt auch zum Theil innerhalb der Stadtpfarre. Stadt auf einem hohen Felſen eine Feſtung von 5 Baſtios nen , welche eine eigne dem heil. Thomas gewidmete Kira che, und ein Zeughaus hat. In der Mur - Vorſtadt ſind 4 Kidſter, und in dem nordlichen oder oberu Theil derſels ben , welder die Lånd genennet wird, iſt ein Fels , wels cher nicht nur mit einer Kirche, fondern auch mit 9 Kas pellen beſebt iſt , und den Calvaricuberg vorſtetten ſou . Auſſer dem Paulusthor iſt die Vorſtadt , der Graben ge nannt, in welcher viele herrſchaftliche Luſthåujer , fammt einem Kapuzinerklofter, ſtehen . Vor dem Eiſenthor liegt die Vorſtadt St. Leonhord mit einer eigenen Pfarrkirche. Friderich IV hat die Stadt zuerſt mit Mauern umgeben , welche aber unter dem Erzherzog Karl und deſſelben Sohn Fers
Das Herzogt
hum
. mark
Steyer
443
Ferdinand ſehr verbeſſert worden . Die hieſige Stahl- und Eiſenfabri , liefert weit und breit viel feine Waaren . Den k , welcher zwevmal gehalten wird, J anſehnlich en ahrmarkt beſudjen Ungarn , Griechen , Armenier , Türken , Ju Die Wada den and allen Ländern , Polen und Ruffen . ren werden auf der Mur mit Floßen ab- und zugeführet , daher anch die Schifffahr auf derſelben von einer eigenen t im Stand erhalten wird. palit Commiſſi on Nabe bev Grås iſt das ehemalige Sagorchloß Karlau , welches von bom Erzherzog Karl den Namen hat , und nun ein Buchthaus ift . Radfersburg , eine landesfirſtliche Stadt auf einer Enjel, welche die Wur macht , iſt eine der beſten Städte in der Stepermarf. Sie treibt mit den Ungarn und Eroas
Es iſt hier ein Kapuzi ten einen beträchtlichen Handel, nerkloſter . 1418 wurden bey derſelben die Türken von dem Erzherzog Ernſt geſchlagen .Hier wächſet vortrefflicher Wein . 3 )Sürſtenfeld , eine landesfürſtliche Stabt am Fluß Feiſtriß , welcher nahe bey derſelben in dieLafnitz fällt. Sie hat nur 108 Häuſer"," eine Commenthuren des Fohans niter - Ritterordens , ein Auguſtinerkloſter und eine Stadta pfarrkirche . ti sidan 4 ) Satsberg , eine Stadt , welche das fürſtl. baariſche Haus ſeit 1573 pfandweiſe , und feit 1624 käuflich beſigt. 5 ) Sriðberg , ein geringes Landesfürfiliches Städtchen am Bad Pink. Die Stadt an ſich ſelbſt, hat nur 64 Håuſer , Die Vorſtadt Pingga 53 , und die Vorſtadt Orts graben 25. Sie iſt um das Jahr 1200 erbauet. 047 2 ) Folgende Märkte : 1) Anger , im Gebirge , gehörct einem Grafen vou Khevenhüller . 2 ) Biſchofsdorf, geboret einem Grafen von Herberſtein . 3 ) Burgau , an der Lafnitz , iſt von den Grafen von Trautmannsdorf an die Grafen von Bathyani verkauft worden . Hat ein Schloß. thatau ch 4 ) Selob.ch , am Fluß Raab , iſt beinauert, man Zabernennet. Iſt lans eine kleine Seitung , welche man desfürſtlich , und hat ein freveslantgericht . 6. Fera 5 ) Sering , iſt landesfürfilich .
444
Der Streichiſche Kreis.
6) feíftrits, gehöret verſchiedenen Gerichtsobrigkeiten , 7) Fronleiten , iſt landesfürftlich , und hat ein Servi 11311910130 dodala tenklofter . 8 ) Gleyftorf , gehöret ginem Grafen von Kollonitſch . 9) Gnói, gehöret einen Grafen von Trautmaunsdorf 10) Grádwein , gehöret dem Stift Rein . 11) Ilz, gehöret den Grafen von und zu Wildenſtein. 12) marttl, geboret denFürſten von Baar. 13 ) müred , an der Mur , iſt gråfl. ſtuvenbergiſch , und der Hauptort einer Herrſchaft. 14 ) Paſail, nichtweit von der Berge Schöđi, getiða ret cuch den Grafenvon Stubenberg, Hat Uebers 15) Pegga , gehöret dem Stift Porqu .
bleibfel eines uralten Schloffes , und ein neues Schloß . 16 ) Pirkfeld , gehöret den Grafen von Lrautmannda dorf. 17) Pöllaa , gehöret dem gleichnamigen Stift reguliry ter Chorherren Auguſtinerordens , und liegt an der Sau. 18) Sanct Ruprecht, an der Raab , iſt fürſtlich ſeckauiſc ). 19) Sembriach , am Fuß des Bergs Schôdl , gehos ret einem Grafen von Dietrichſtein . 20 ) Straß , an der Mur ,gehöret dein Grafen Lesbie. 21) Hebelbach , gehöret zu der Herrſchaft Wildſtein . 22) Vorau , gehöret dem gleichnamigeu Stift regulira 1981 ani ter Chorherren Auguſtinerordene . 23) Weitz , iſt gråflich Stubenbergiſch , 3 ) 103 Herrſchaften und Schlöſſer , als Lichberg , Eggenberg , ein anſehnliches Schloß bey Gråt , Freyberg , Sriedberg , Fürſtenfelo ,eine Coma menthurey des Johannitter - Kitterordens , Sjainfeld , Berberſtein , Pfangberg , Rieggerſpurg mit einer Fes ſtung , die faſt für uniberwindlich gehalten wird ,Trauts mannsdorf, das Stammhaus der Familie dieſes Nas
mens. 2. Aus dem Mahrburger Kreife ,
ehedeſſen
das Viertel zwiſchen Nur und Drau genannt. In
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5 He St . 44 n e b n et fel h ne in er d chſ i In dem gut ndeWne , es ſin auc runwä b ad e . r b a e e l h u g ni Sadbad vor rfen , und zu Sop ift e r ein Wil . Wi bem D
allory FolgendeStädte: 1) Syahrbarg oder Marchburg, eine landesfürſtliche Stadt am Fluß Drau , welche ehemals eigene Grafon ges habt , Leopold der Starke , Markgraf von Steyer märk aber vor dem Grafen Bernhard an ſich gebracht haben ſoll.--. Diebiefige Burg, wird Über - Maht: burg genannt, und gehöret dem Grafen vệu Bran dis . Außer der Pfarrkirche ,find hier 2 Münchenkloſter und 1 Nonrenklofter. 2 ) Petaa , oder Pertau , gemciniglich Petovium , beſſer Petavio , wendiſch Tuy , Co. i . fremd,) eine kleine lans desfürſfliãe Stadt am Fluf Drau , hat 1 Pfarrkirche, 2 Kloſter , und außerhalb der Stadt liegt noch ein Kloſter. Das Schios gehöret den Grafen bon Leslie. Die hieſi: gen Manufakturen haver guten Fortgang. Der Ort iſt ur alt, und wird ſowohl bey den róm , als andern alten Schrift: ſtellern oft genannt, hat aber feine alte Herrlichkeitbers Yoren. 1041 oder 42 wurden die Ungarn bey dieſer Stadt von dem ftenermårfiſchen Markgrafen Otrocar III geidla: gen . Die Stadt iſt mehr als einmal an das Erzſtift Salz burg gekommen . 2nm . Das Petauter Seldit jd ;8n , hat nach den umliegenden Bergen eine angenebme Ausſicht, und bringt viel ſeltene Piana zen hervor. 3 ) Voitsberg , ein laudesfürftliches Städtchen an den Flůžden . Kainach , welches von einigen für die gilteffe en Nba Stadt in der Steyerinartgehalten wird , und azu rtder fmel p ite t rklo: d Gta Die ſter außerhalb der Stadt, beforgetdiee Herrſchaft Voitsberg , gehöret dem Grafen von Was gensberg. Zwo Stunden von hier auf dem Gråterfelde, iſt das Doblbad vder Topelbad , deſſen Waſſer faſt kalt iſt, und gewärmnet werden muß. Unter demſelben liegt der aus desfürſtliche Fuſtort Ojedhof, 4 ) fris
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chiſch
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i Der oftre
s Krei .
n 4 ) Sride , eine kleifnte Stadt , nahe berm Fluß Drau , ha ns 773 er rås d G 1 dieſes Name welche mit der Herrſc x e đ a e s 2 i t g r 1 n i ö . n n h n i u n 1 ö e o i D .a 1 g K v f e e d t n l e k , 10 Mär 2 ) Folg rzkuams Thei Uebe the von
in dieſer Kreiſe 92 Herrſchaften . I ) Arnfels , Schloß, Herrfcbaft und Markt des Gra : fen von Schönborn . 2) Ebenbaufen , ein Markt , an der Mar, mit einem Bergidyloß , und einer Berrfchaft. * T ( 3) Eibesweld , Markt und Herrſchaft. NOW 4 ) Sanct Florian , ein Markt, dem Biſchof zu las bant gehörig. Eonimenthuren des deutſchen 5 ) Groß Sonntag Ritterordens , zwiſchen Pettau und Fridal . 6) Srauensbal, eine Herrſchaft , in welcher eine ans Felnliche Meſſing fabrik ift , die ihre Hauptniederlage zu B190,00 Gråt bat. 7 Gleinſtórten , Soleß und Herrſchaft is dis 8) Soheimautb , oder Yianth , ein laudesfürſtlicher DJ13 Markt, mit einem Kloſter.nato 9) Jåringbof, Herrſchaft des Kloſters Atmont, zwis ichen Mahrburg und Mured . 10) Boflach , Markt , unweit Woitsberg , iſt dem Klos fter S. Lamprecht dienftpflidstig. 11 ) Krottenbofen , Schloß und Herrſchaft deb . Bida thums Sedan , zwiſchen Leibniß und 2Bilton , 12 ) Landsberg . oder das deutſche Landaberg, Markt und Herrſchaft, dem Erzſtift Salzburg zugehörig , 13 ) Leibnitz , wendiſch , Lipnitza , d. . eine Lindent, ftadt, war ehemals eine Stabt, ist aber jetzt nur ein Markte fleden an der Sulm, hat jedoch beffere Håuſer , als viele Er gehöret dem Bisthum Secťau. Ehedeflen Städte. waren Schloß und Markt Leibniß , von der Herrſchaft Leibnitz unterſchieden . 14 ) Leitfchach , ein Markt an der Swm . Neben dems ſelben liegt das Schloß Trgutenburg, zu welchem eine 15 ) Lut Herrſchaft gehörer.
M
1
Das Herzogthum Steyermark.
447
15 ) Luttenberg plein Markt , an dein Fluffe Stainze ben welchem ein ſtarker und portrefflicher Wein machſt. 16) Ligift, Markt und Herrſchaft des Grafen von .
17 ) Sanct Leonharð , ein Markt , welcher dem Gras fen von Herderſtein dienet . 18) måbtenberg, rin Markt, gehöret dem hieſigen DominicandruMorinenkleſter Cüber welchen ein Solos Tieget. 239) Miofriedhen ein Darkt an der Kainach . 20 ) Meretitizen , cüte Cominenthuren des deutſchen Ritterordens , an der Draus ! 21) mieling , eine Commenthurey des Johanniters Ritterordens. 2 ) Øber Mürek, Feli'Markt init einem Bergſchloß, liegt an der Mur.m ! 23) polfierau , ein Markt. 299. boy 24) RudFeesburg oder Ober - Radkersburg, diez ſeits der Mur , gegen der Stadt Radkersburg im Gras ker Kreiſe über') iſt eine Herrichaft. arft mit einem Kloſter und 25 ) Schwanberg , Herrſchaft, gehört den Grafen von Saurau.lt 26) Accu, Sedibeng , ein Bergſchloß über Leib niß , welches der gewöhnliche Sitz des Biſchofs über Stesermart ifte das Bistlum aber iſt in den Stift-Markt In dein dieſes Namens in Aber : Øtenerinart geſtiftet. Schloßamt ein Fifter Thurm der aus lauter Stehen mit römiſchen Auflichrifren erbauer iſt , welche von der zerfiors teu Syaor Muroela , die untert auf dein Felde geſtanden hat, hinaufgebracht worden , die Stente aber ſind entwea der verkehrt einigemauert, oder verſtůminele. 27 ) Wildon , ein Markt en der Mur, init ciner alten Peſte und Herrſchaft , die einen Gerichtsbezirk von 10 Meilen in der Rinibe beſitzt, und über alle barinn gelea gene adeliche und andere Säter das Landgericht oder ten
Blutbann ausibet. Es gehöretden Grafen von Stampfer. 28 ) Wernſee , ein Markt. 29) Witſchein , Schloß und Herrſchaft des Domſtifts 3) Fola Sedau .
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Der óſtreichiſche Kreis.
3) Folgende Klofter : I) Rein , ehedeſſen Rune, Runenfe cænobium , ein Ciſtercienſer - Kloſter , 2 Meilen von Gråtz, welches Mark: graf Leopold 1128 geſtiftet hat. Es hat 8 Pfarren . 2 ) Stainz , ein 1229 geſtifteres Collegium regulirter Chorherren Auguſtiner - Ordens. Es gehören demſelben in dieſem Kreiſe die Herrſchaften und Gither Sornecť , Berbecſforf, S. Jofeph , Leonrad , Lantowitz, und die Märkte Stainz und Preding. 3. Uus dem Cilier Preiſe , ehedeflen Viertel
Tilli, oder Zilli, genannt, welches erſt eine ju Kårnchen gehörige Maré , und nachmahls eine Grafſchaft geweſen. K. Ludwig aus Bayern machte 1341 Friderich von Sounef (oder Sånneck , Saa . negt ,) zum erſten Grafen von Cilli , K. Carl IV erklärte die cilliſchen Grafen zu Reidisgrafen , und K. Sigismund 1436 zu Reichsfürſten , welches Her zog Friedrich von Deftreich ſehr übel nahm, nach her aber es 1443 als Kaiſer bewilligte , jedoch mit der Bedingung, daß Cilli nach Abgang des regieren, Als nun der den Hauſes an Deſtreich fallen ſollte. legte Graf Udalrich 1457 erſchlagen ward , und feia nen Erben hinterließ , nahm K. Friderich III Be. fin von der Grafſchaft, und vereinigte diefelbige Die Einwohner ſind alle mit der Steyermarf. Wenden oder Winden .
Der hohe Berg Badyer
oder Pader , ziehet fich von
Windiſchgråş gegen
Mahrburg þinab , und ſoll nach der Viſſcheriſchen Ausmeſſung, einen Umfang von 15 deutſchen Meilen Haben . Er hat auf ſeinen breiten Gipfeln , die in win : diſcher Sprache Roppe genennet werden , Brunnen , Sümpfe, und Seen. Der Berg Bocſét), hat viele geräumige Gruben , die im Winter mit Schneean .
gefül.
14
Das Herzogthum Steyermark.
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gefüllet ſind , in der übrigen Jahrszeic aber Regen. waſſer fammlen , und in das Innere des Berges leis ten. Er iſt reich an allergand Erzarten', welches die rings un denſelben hervorbrechenden mineraliſchen Quellen anzeigen ; zals der gerühmteSauerbrunn, welcher 14 Stunde von Robic d oder Roitfch iſt, die Quelle zum hoihrKreuz , bey Ariavizza , cund bey dem Kloſter Studenis , welches legte Waſſer im Winter warm ift und raucht. Wir bemerken 1) Folgende landesfürfHiche Städte: 1) Curs oder Zilli , zur Zeit der Rdmer Celeja , die Hauptſtadt der alten Grafſchaft, liegt zwiſchen den Flüſſen Sån und Möding , mit welchem lekten ſich bey derStadt die Vogelain vereiniget. Fu der Kirche des 1241 geſtiftes
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der ehemaligen ten Minoritenkioſters , iſt das Begråbuiß Grafen . Außerhalb der Stadtliegt ein Bergſchloß ,wels ches gemeiniglich Ober- Ciligenennet 10/18. Die Stadt iſt von 1950 bis 1973 mit Nauern umgeben worden, und 1448 , 4692 uud 1534.hgebraimt. 21 do is Anmerk. Die Landſtraße zwischen Cilliund Petau. iſt urſprüngs lich einerðmmibe Straße, bei welder zu Reinit, unweit Hocheneg, 1715 , und 10 Sahr hernachrdiniſcheMeilenſteine and andere Denkt maale gusgegraben worden . 2) Rein ,'Rain , ein Städtchen an derSau , beywere them 1475 die Chriſten von den Türken geſchlagen worden. nebendemfelben , gehöret 1516bsaunteresab . Das Schloß nebſt drp Herrſchaft, den Grafen von Attems. 3) Seificis , oderWindiſch Seifiriz, wind. Biffriza, eine ſehr kleine Stadt , welcheden Vornamen Windiſch , gumUnterſchied von 2 ſteyermarkiſchen Soldffern, die auf deutſchen Boden ſtehen ', bekommen hat. Es iſt hier ein Mindritenflofber . Das Schloß neben derſelben , oder Burg - Seiftrip gehöret nebſt der Herrſchaft, den Gras fen von Uttems. 4 ) Windiſch Gråg ,in windiſcher Spradhe, Sloweni Gradez , b. i. der Siewer Stådtchen , lat. Vendo- ober Vindo -Græcium , Slavo-Græcium , iſt ein Städtchen . Um das F 3T6.68.
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Der Offreichiſche Kreis .
das Jahr 1187 und 1204 gehörte es der Markgrafen von Aus dieſer Familie war Berthold , Meran und Andech . Patriarch zu Aglar, welcher Schloß und Markt 2Birdiſchs Gråk 1251 der Kirche zu Uglar (denkte, der ſie 1341 abers Die noch vorhandnen Grafen mal übergebeir wurden. von Windiſchgrätz, werden von hier ihren Urſprung haben , 2 ) Folgende Märkte : 1) fraflau und Sanct Georgen , Märkte, jener an der Saan . 2) Gonowis , ein Markt , bey welchem eine mert's würdige in den Markt Fließende Quelle iſt , die im Winter warm, und im Sommier kalt befunden wird. Ueber dem Marft and Marft liegt ein Schloß auf einen Felſeit. Sehloß gehören den Karthäuſern zu Seitz , und jener wat IISI, als das Kloſter geſtiftet wurde , noch ein Dorf. Die Túrken plünderten 1529 den Markt ; und 1515 entftund hier ein Bauernaufſtand, dergleichen ſich auch unter to Karl VI ereignet hat. 3 ) Sochened , ein landesfürſtl. Markt. 4 ) Sorberg , ein Markt mit emer Herrſchaft. 5) Dås windiſche Landsberg, ein Schloß und Markt, auf einem Berge , gehöret nebſt der Herrſchaft einem Gras fen von Attems. 6) Die Märkte Lauffen , Lemberg , mit einer Herra daft , Lichtenwald an der Sau , unb Sana gotenz. 7) Die Märkte Marku , Wiettnig , welcher landebs fürſtlich iſt, Montpreiß mit einem Schloß uud einer Herrſchaft , und Zeuſtift. 8) Oberburg , Markt und Stift des Bifchofs zu Laybach . Die Märkte Paillenſtein , mit Schloß und Berts (draft, Pråkberg und Reichenburg an der Sau , init Schloß und Herrſchaft. 10 ) Xochitfah , Robitſch , ein landedfürftl. Markt, neben welchem ein Schloß liegt, das ſo wie die Herrſoaft gleiches Namens, dem Grafen von Leslie gehört. II) Die Märkte Riez , Såldenbofen an der Dran, welcher landesfürſtlich iſt, aber ein Schloß hat , welches dem
Das Herzogthum Steyermark.
451
dein Nonnenflofter zu Mährenberg gehört , Schönſtein , nebſt Sdloß und Herrſchaft, Sachſenfeld , welcher lan. desfürfilich iſt. 12) Die Märkte Trađenburg , nebſt Schloß und Herra : fchaft, Tåffer , welcher landesfürſtlich iſt, Schloß und Herrſchaft aber gehören dem Grafen von Wildeufiein, Weis tenſiein , mit Schloß und Herrſchaft Dem Biſchof zu Gurt in Kärnthen , gehörig , und wolan oder wolan , nebſt Schloß und Herrſchaft des Grafen von Sauer. 3) Von 116 Herrſchaften und Güthern , nur noch folgende : 1) Altenburg , Sdiloß und Herrſchaft des Biſchofs zu Laybach in Kraint. 2) Antenſtein , zerſtörtes Schloß und Herrſchaft des Grafen von Sauer , an der Drau , über welche hier eine Ueberfahrt, auf wendiſch Burlen , ift , weldies Wort als ein Naine von dem alten Schloß gebraucht wird. 3 ) Baillenſtein , eine Cominenthurey des Johanniters Mitterordens, liegt bey Meukloſter. 4 ).Gođenberg und Selfenberg , Herrſchaften . 5 ) Die Herrſchaften Regenſtein , Königsberg und Kranichsfelo . 6 ) Lembadh , eine Herrſchaft , dem Benedictinerklos
fter zu St. Paul in Kärnthen gehörig. 7) annsberg , eine Herrſchaft. Im 16ten Jahrh . haben ſich die Grafen von Montfort von dieſem Schloß geſdrieben . 8) Hea - Cilli, eine anſehnliche gráfi. geisrüdiſche Herrſchaft , eine halbe Meile von der Stadt Cilli, enthalt das prachtige Schloß Heu . Cilli, welches ehedefien Prurnberg hieß , und einen an ſchönen Fråchten ſehr reis ben Garten hat, und den Markt Sachſenfels , welcher 'eine Viertelſtunde vom Schloß liegt. 9 ) Sånnege,eine alte Herrſchaft, deren ehemalige Hera ten , Grafen von Cilli geworden. 4) Folgende Kliſter : 1 ) Studenits , ( d.i. Gnadenbrunn, in der Stiftungs , urkunde Fons gratiarum , ) ein adelich Frauenſtift Domi nicus f2
Der dſtreichiſche Kreis. nicanerordens , deffen Vorſteherinn eine Priorinn iſt , ift 1263 geftiftet worden. Bey demſelben liegt ein Markt, es gehöret demſelben auch die Herrſchaft Freyſtein . 2 ) Seity , eine Karthauſe, unweit Gonowit , in einem einſamen íhal, welche 1151 von dem Markgrafen tros car v geſtiftet worden . Außer dein Markt Gonowits, ges håret demſelben die Herrſchaft Opplonitz. 3 ) Geyrach , Gyrienſe Cænobium , war ehemals eine Karthauſe, ward aber nachher dem Convictui alumnorum
der Jeſuiten zu Gråt , übergeben. II.
Dber - Stenermare beſtehet
1. Aus dem Judenburger Kreiſe , ehedeffen Viertel Judenburg genannt , in welchem
1).Folgende Städte : 1 ) Judenburg , zur Römer Zeit Idunum , die Landess fürſtliche Hauptſtadt in der Ober- Steyermark , liegt an dem hohen Ufer der Mur , und hat die Ausſicht in eine Ebene , welche mit hohen Bergen umgeben iſt , die ſtets mit Schnee bedecet ſind. Sie enthält eine lanbesfürſtl. Burg , in welcher eine Nebenlinie des Erzhauſes gewohnet hat , eine Pfarrkirche , ein Franciſcanerklofter , deffen Kirs che die Hofkirche genannt wird , weil das Kloſter , neben der Burg ftehet , und einehemaliges Jeſuiter's Probierhaus ; und außerhalb der Stadt iſt ein Nonnenklofter. Aus hier geſchriebenen Urkunden von 1182 und 1191 erhellet, daß fie ſchon damals eine bekannte Stadt geweſen ſey ; ja aus einer Urkunde von 1103 iſt zu erſehen , daß ſie ſchon das mals viel Handel getrieben habe. 2 )Knittelfeld , eine kleine landebfürſtliche Stadt an der Mur. 3 )Murau ,eine Stadt, welche von der Mnr in 2 Zheile abgeſondert wird. Nebenderſelben liegt ein Schloßauf einem Hügel. Sie gehöret dem fürſtl. ſchwarzenbergiſchen Hauſe. 4 ) Rottenmann , eine landesfürſtliche Stadt im Bals Sie hat ein 1454 tenthal, an dem kleinen Fluß Balt. geſtiftetes Collegium regulirter Chorherren Auguſtinerors dens.
that
2
Das Herzogthum Steyermart.
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dens. Bon derſelben hat der Rottenmanner Taurn ( Berg) den Namen. 5 ) Ober- Wels oder Wolz, eine kleine Stadt des Bis chofs von Freyſingen . 2 ) Folgende Märkte :
1 ) Duſſee , ein landesfürſtl. Markt, nicht weit von Halls ſtadt , an den falzburgiſchen und Öſtreidyiſchen Crånzen . 2) Admont, ein Markt zwiſchen der Ens und Balta , ber wahrſcheinlicher Weiſe jünger als das hieſige erempte Stift Benedictinerordens iſt , welches 1074 geftiftet wors den , einen infulirten Abt hat, und dem der Markt gehört, 1 welches auch in dieſem Kreiſe das Schloß Stechau im Baltentlal, und Unter: Jeyring, beſigt . 1973) Grobming , ein fürſtlich falzburgiſcher Markt, nes ben dem hohen Berge Griming. 4 ) Bauf , auch ein fürſtlich falzburgiſcher Markt, an der Ens, und wird Unterbaas zum Unterſchied von dein darneben liegenden Schloß Ober - Haus, genannt. 5 ) Jrdming , ein Markt mit einem Kapuzinerkloſter, gehöret zu der Herrſchaft Wolkenſtein , deren Schloß im Enbthal gelegen hat ,aber zerfallen iſt. Gehört den Gras fen von Sauer. 6 ) Bammersberg Sanct Peter , ein Markt, der 34 der fürſtl. freyſingiſchen Herrſchaft Mottenfels gehöret. 7) Neumarkt und Obedach , landesfürſtliche Märkte. Ben dem erſten ſtehet das Schloß Forchtenſtein , welches cinen adelichen Beſiber bat. Die 8 ) Sanct Lamprecht, ein Markt , welcher der hieſis gen entweder 1066 oder 1074 geſtifteten eremten welche in dieſem Kreiſe Benediçtinerabtey gehöret , auch die Schloffer Lindt und Stein , beſiket. -- , 9) Sedau , ein Markt, welcher jünger iſt , als das hieſige 1149 geſtiftete Collegium regulirter Chorherren Aus 33 guſtinerordens , in deſſen Kirche unterſchiedene dſtreichiſche artin Erzherzoge begraben liegena Er iſt auch wegen des hier 1218 voii dem Erzbiſchof zu Salzburg mit Bewilligung des Pabſtes errichteten Bisthums , deffen oben (8. 6) ges M dacht worden , merkwürdig. Der Biſchofwohnet gemei. miglice Ef 3
454
Der óſtreichiſche Streis .
niglich auf dem Bergſchloß Sedau ber Leibnitz in Unters ſteyermart. Es gehören dem Stift die Schldffer Dirna berg , Sautgenbichl, Prank und Waſſerberg . 10 ) Schladming , ein landesfürſtl. Markt , dafür er 1770 von neuein erklåret worden , liegt an der Ems , und war bis 1525 eine landesfürſtliche Bergſtadt, wurde aber in dieſem Fahr des Stadtrechts beraubt. II) Unzmarkt , ein Markt des Fürſten von Schwars zenberg. 12 ) Weißkircben und Ober - Zeyring , landesfürſtlis che Märkte. - Bey dem letten waren ehedeffen einige Sils bergruben , welche aber 1158 zerfielen : er iſt auch der Stammort der Herzoge von Zenring oder Zåring. 3) 89 Schloſſer und Herrſchaften , von welchen aber außer den fichon angeführten , nur noch Bichlern und Donnersbach iin Ensthal, Lingot, Frauenburg , Beinrichsberg, Kåtſch , Lichtenftein, Neubauß , Oberndorf, Puchs, Schrattenberg, Spils berg , Stainach , Wolkenſtein , Weiffentburn , zu merken .
2) Aus dem Brucker Kreiſe, ehedeffen das Drucker Vicrtel genannt , darinn
1) Folgende Städte : 1 ) Bruck oder Prugg an der Mur Muræpontum , eine landesfürfiliche Stadt mit einer Pfarrkirche, an wels cher ein Archidiaconus ſtehet, 2 Kloſter mit Kirchen , und einem Hofpital. In derſelben nimmt mau an den Mens Ichen die größten Krópfe in ganz Oberſtevermark wahr. Bey derſelben fällt die Mörz in die Mur, nachdem ſie das von ihr benannte fchone morztbal durchfloffen hat. 2 ), Leoben , Leuben , eine landesfürſtl . Stadt an der Mur , weldxe ehedeffen der Hauptort einer Grafſchaft ges weſen iſt, und 1246 an den fårnthiſchen Herzog Bernhard verkauft feyn roll . Sie enthält ein ehemaliges Jeſuiters Collegium , und ein Dominicanerkloſter , beyde mit Kirs chen , und außerhalb den Mauern ſind 2 Pfarrkirchen , das von eine in der jenſeit der Mur gelegenen Vorſtadt iſt, woſelbſt
Das Herzogthum Steyermark.
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woſelbſt ein Kapuzinerkloſter zu finden. Es wird hier ein ſtarker Eiſenbandel getrieben , 2 ) Folgende Märkte : 1) Altenmarkt und Sanct Gallen , Märkte des Stifts Admouit. 2 ) Skiſenärzt, ein landesfürſtl. Markt , iſt anſehnlich, und wegen der dafigen reichen Eiſenbergwerke berübınt, welche inu Fahr 712 entdeckt worden. Die hieſige Rads und Rechenwerks = Wirthſd;aftsſtelle, hat die Oberaufſicht åber den Stahl- und Eiſenhandel in Oeſtreich und Steyer: mark. Der Markt litte 1615 großen Feuerſchaden. 3 ) Kapfenberg , eix Tarkt, bey welchem 1292 ein heftiges. Gefecht zwiſchen den ſtubenbergiſchen und landens bergiſchen Kriegsleuten vorgefallen iſt, gehöret der ſtubens bergiſchen Familie. Er heißt Unter : Kapfenberg in Ans fehung des Schloſſes Ober - Kapfenberg. 4 ) Budberg , ein Markt am Fluß Morz , mit einem Schloß , welches Ober : Rådberg heißet. 5 ) Wautern , ein Markt , woſelbſt ein Eiſenbergs wert iſt. 6 ) 77örzzuſchlag , ein landesfårſtlicher Markt nahe ben der Möry. 7) Trofeyach , ein landesfürſtlicher Markt. 8) Vordernberg , ein landesfürſtlicher Markt, iſt ſeis . ner Eiſenbergwerke wegen berühmt, und der Siß eines lans desfürſtl. Domainenamts , welches das einzige in ganz Steyermark iſt. Die Gefälle deſſelben beſtehen meiſtens in Stahl und Eiſen .
3) Von 25 Schlöſſern , Herrſchaften und Güa thern , find inſonderheit anzumerken : 1) Gallenſtein , ein Schloß des Stifts Udmont, 2 ) Kammerſtein und Kaiſersberg , Herrſchaften der Grafen von Breuner. 3) måſſenberg, Herrſchaft und Schloß der Grafen son Wurtubrand, 4) Pernegg, Herrfdjaft der Grafen von feslie. 5) Weyer, Schloß uud Herrſchaft der Familie von 4) Foto Ff 4 Haided ,
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iſche
Der offreich
Kreis .
4) Folgende Klofter : 1) arid Jell, eine Benedictiner Abter , mit einem berühmten Marienbilden zu welchem aus ganz Deſtreiche zum Theil auch aus Ungarn , uſonderheit vom gemeinen Volk, gewallfahrtet wird , iſt um das Jahr 1200 geſtiftet worden . Sie iſt dem Kloſter St. Lambrecht einverleiber, und zu derſelben gehören die Märkte Cell und flenz. Die Kaiſerinn - Königinn Maria Thereſia beſchenkte die Kirche 1769 mit einem ſilbernen Stirnblat am Altar ( frontale, devant d'autel ) welches 300 Mark wieget, 4 Fuß breit und 2 hoch iſt. Man ſiebet an demſelben von halb erhaa bener Arbeit einen Stammbaum , und an demſelben auf vergoldeten Medaillons die Bildniſſe des Kaiſers Franz 1, feiner Gemahlinn Maria Thereſia , und ihrer gemeinſchafts lichen 16 Kinder, mit der Zuſchrift: Divæ virgini matri Maria Therefia Augufta , pra parato fibi et caril .conju . gi Franciſco I Rom, Imper, in rebus adverfis omnibus perfugio , fervatis regnis, fufcepta frequente fobole, hoc ftemma familiæ graci animi ergo façravit , V Sept, MDCCLXIX. 2) Teuberg, ein Ciſtercienſertlofter , welches Raiſer Albrechts I Sohn Otto um das Jahr 1327 geſtiftet hat. 3 ) Goß , ein adeliches Benedictiner : Nonnenkloſter an der Mur, welches 1004 geſtiftet worden ,
2. Das Herzogthum Kärnthen . §. i. onben
ter Jefuit,
. Charten ans Licht geſteſtet ; Job .
Bapt. Somann aber hat die Holzwurmiſche Charte Pehr verbeſſert und vermehrt wieder aufgeteget , und fie iſt in dem Atlas von Deutſchland die 36fte, $. 2. Die alten Carni, welche eine celtiſcheColonie waren , und in ſpatern Zeiten Carantani und Carin . thi genennet worden , haben dieſem Jande den jeßigen
Das Herzogthum Kärnthen.
ah
457
17amen verurſacher, und es iſt ehemals ein Theil Es grånger von Carnia und Noricum geweſen. gegen Morgen an die Steyermark, gegen Mitter . nacht an eben dieſelbe,und an das Erzbisthum Salje
burg , gegen Abend an Tyrol , und gegen Mittag an das Gebiet der Republik Venedig und an Krain. Se . 3. Das land iſt ſehr bergicht und waldicht, 3pic Für die höchſten Berge hålt man die 4 , welche von dem beil. Ulriit , der beil. Selena , dem heil . 100% Veit und beil. Lorenz benennet werden ; es giebe ihnen aber der Berg Loibl , welcher Kårnthen von Krain ſcheidet, und durch deffen Mitte ein Weg ver fertiget iſt, nichts nach, ja er übertrifft ſie noch wohl Die Berge , welche nach Tyrot zu liegen , an Höhe Dieſe Berge liefern find nicht weniger erhaben . ſehr gutes Eiſen ; inſonderheit ſind die Eiſengruben ben Friefach und in der Gegend der Quellen des Fluſſes Lifer, berühmt. Jin der Gegend von Villach iſt gutes Bley zu finden. Es giebt Sauerbrunnen , als zu Veuſchulz, und Freudenthal , jener hat Eiſena theilchen , und aus dem Eiſen - ocfer, der ſich beym abrauchen auf den Boden anſekt, hat man Vitriol , geift übergetrieben , dieſer iſt faſt geſchmacklos , hat aber Eiſen , Vitriol , und ein mineraliſches Fett, Es giebe aber auch viele und fruchtbare Thåler, welche Weißen und anderes Getraide tragen ; doch Der hat das Land Zufuhr an Getraide nöthig. wenige Bein , welcher hier wächſet, hat keine Gis Es giebt te : man brauiet aber zweyerley Bier. Gemſen , rộthliche , braune und weißliche Bären . Der Seen , Bäche und Flüſſe iſt eine große Menge. Unter den Seen iſt der Wardtſee in Unter , Kärn.
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then
Der Oftreichiſche Kreis .
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then der größte; er hat 2 gute Meilen in der Sånge, iſt breit und fiſdyreich. Nachſt demſelben folget der Oſſiacherſee in Ober : Kårnthen , alsdenn der Weiſſenfee , Forchtenſee , milſtadrerfce, f& ckerfee u . a. m . Der größte Fluß iſt die Drau , gemeiniglich Drage genannt , welche aus Tyrol kommt , ſich durch ganz.Kärnthen von Abend gegen Morgen ergießet, und alle andere Biche und Flüſſe des Landes aufnimmt , als den Fluß Gail, welcher aus dem Tyliach in Tyrol kommt; mall, welcher am Raurifer Taurn, im Erzbisthum Salzburg , ent. ſtehet ; Liſer , welcher Hinter St.Peter , am Kaka berg, entſpringt; die Glan , welche hinter Glanho . fen ben S.Ulrichsberg ilaren Urſprung hat; der Fluß Kurk , welcher in dem Gebirge, im That Reichenau , hinter St. Jorenz , entſteşt; der Fluß Lavant ,
welcher Hinter Reichenfels im Gebirge
entſpringt, u.a. m. J. 4. In dieſem Herzogthum ſind u Stádre und 21 ņårkre.' Der Linwohner werden 2 bis 300000 ſeyn .
Sie ſtammen theils von alten Deuts
fchen , theils von Winden ab. rentheils aus
Franken ,
Der Adet iſt meha
Bayern ,
Schwaben ,
Gdyweij, Bokeim und Deſtreich hicher gekommen. ſo abgetheilt, wie Die Landftande werden hier eben in Deſtreich) ; ihre Verſammlungen geſdrehen zu Clae genfurth.
Der Erzbiſchofzu Salzburg hat hier an .
Diejenigen , welche dem Bischum fehnliche Güter. Bamberg zugehöret haben , und vom Kaifer Heine rich u dein Stifter deffelben geſchenket worden , hau ben vieljährige Streitigkeiten zwiſchen dein Bischum and dem oftreichiſchen Haufe verurſacht , weil das lektes
Das Herzogthum Kärnthen.
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lekte diefelben unter ſeine Landeshoheit gezogen, und mit den öffentlichen Auflagen befchweret hat : ſie ſind aber demſelben 1759 von dem Bisthum verkauft, und auf ewig eigenthümlich abgetreten worden . 9.5 . Die chriſtlicheLehre iſt hier vom 7ten Jahr. Hundert an bekannt, und nach und nach ausgebreitet worden . Das ganze Land bekennet ſich zur römiſch katholiſchen Kirche, ehemals aber ſind hier viele Une þånger und Bekenner der evangeliſchen Lehre gewe. ſen.
Die Biſchöfe zu Gurt und von Levane zu
S.Andree, ſtehen unter dem Erzbiſchof zu Salzburg ; und ob ſie gleich Fürſten des rėmiſchen Reiches heißen , fo find ſie doch nicht unmittelbar .
$ .6. Die vornehmſten fabriken im Lande, ſind dies jenigen , in welchen Eiſen und Stahl aufvielerley Weis fe verarbeitet, und hernach ausgeführet wird .
Aus
dem hieſigen Stahl verfertigen die Engländer ihre feinſten ſtåhlernen Arbeiten. Der levantiſche Han. del, Qat über Venedig und Trieſt einen ſtarken Zug ins deutſche Reich und inſonderheit in die öſtreichiſchen Den Handel des Landes beforgte eine zeit : Jånder. lang ein Commerzconfeß. Š. 7. Die alten Carnier , welche anfänglich die von ihnen benannten carniſchen Alpen in dem jeßigen Ober.Krain bewohneten , haben ſich , wie es ſcheinet, um die Zeit des Untergangs des abendländiſchen Kaiſere thums in das benachbarte Noricum ausgebreitet, und ſind hierouf Rärnther ( 8. 2.) genennet worden . Es ließen fich nachmals Slawen unter ihnen nieder, und fie hatten ihre eigenen Fürſten .
Zur Zeit der Nach .
kommen Kaiſers Karl des Großen waren auch in hieſie ger Gegent Markgrafen beſtellet. Kaiſer Heinrich IV machte 1073 einen , Namens Marquard, welcher von ben
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460
5.8 . Das Wapen des Herzogthums, iſt ein ge. theilter Schild , deſſen linke Seite aus einem weißen Schilde mit einem rothen Mittelbalken beſteht, die rechte Seite aber enthält drey über einander gebene de fomen im goldenen Felde. $. 9. Die Land: Erbåmter find : das oberfte Erbland.sofmeiſter, Almt, welches die Grafen von Roſenberg befiçen ; das oberſte Prbland. Rammerer«Amt, welches ſeit 1566 die Grafen von Herberſiein Gaben ; das oberſte Erblands Mars ſchall Amt, welches die Grafen von Wagenfperg ver , wale
Das Herzogthum Kärnthen. '
461
walten ; das oberſte Ærbland.Stallmeiſter:Amr, weldies die Grafen von Khevenhüller bekleiden ; das oberſte Erbland.Mundſbenken : Amt, welches die Grafen von Dietrichſtein beſteen ; Erbland - Truchfeffen
das oberfte
Amr,weldzes die Grafen
von Herberſtein Haben ; das oberſte Erbland : Jás ger s meiſter - Uint , welches die Grafen Paradeiſer bekleiden ; das oberſte Erbland , Silberkämme, rer :Amt, welches die Grafen von Thurn haben ; das oberſte Erbland Růdelmeiſter : Amt,welches die . Grafen von Sailern haben ; das oberſte Erblands Ståbelmeiſter: Aint, welches die Grafen von Wels beſiken ; das oberſte Erbland . Vorſchneider, Amt , welches die Grafen von Sturgk bekleiden ; das oberſte Erbland . Falkenmeiſter : Amr , welches die Freyherren von Hallerſtein beſigen. § . 11. Kärnthen ſtehet in Juſtizfachen mit unter der inneróſtreichiſchen Regierung zuGråß in Steyermark,
hat aber zu Clagenfurt ſeine befondre Landeshaupts mannſchaft, und ifti über deren jedes ein Kreishauptmann geſeket iſt. 1770 hat für den Sandesfürſten betragen Kr. 114957 Fl. 36 Das Camerale s cum - 48351 Das Montaniſti 9 Die Staatsſchuldens
Steuer
317804
: 35
Das Bancale
603420
39
Das Politicum 17228 Das Contributionale 1264013 21109 Das Commerciale
• 47 45
2,386884 Fl.
324 Kr.
Es liegt hier ein Regiment Fußvolks. Kårn.
che
462
Der óſtreichiſ
Kreis .
Kärnthen wird abgetheilet 1. In Unter : Kärnthen. 1. Folgende Städte : 1 ) Clagenfurt , die Hauptſtadt des Herzogthums, der Sitz der fandeshauptmannſchaft , und des Mers cautils und Wechſel : Gerichts der erſten und zweyten Fnftanz, liegt nicht weit von dem Fluß Glan , iſt auch durch einen Canal mit dem Wordtree verbundenr . Sie iſt wohl gebauet , hat 6 Rirchen , 2 Mönchenklofter und i Nounenkloſter, ein fandſchaftshaus mit einem ſchönen Portal , in welchem fich die Landſtånde vera fammien , 2 marmorne Såulen , davon eine der h . Dreys einigkeit, und die andere der Jungfrau Maria gewidmet iſt, und eine dem Kaiſer Peopold zu Ehren errichtete mars morne Bildfåule zu Pferdc. Sie iſt die Hauptſtadt des Landes geworden , nachdem K. Marimilian I dieſelbe nebit der Burg 1518 der getreuen landſchaft geſchenket, worauf ſie auch beſſer angebauet , und gegen das Enbe des 16ten Jahrh . befeſtiget worden . 1600 kain Martin Bifchof zu Sedau , bon 400 Kriegsleuten begleitet , bieber , vers brannte die lutheriſden Bücher , und hob allen evangelis fchen Goottesdienft auf. 1636 und 1723 iſt die Stadt faſt ganz abgebrannt. 1764 iſt hier eine aufchnliche Tuchs manufactur errichtet, und eine von der Kaiſerinn Könis : ginn Maria Thereſia privilegirte Geſellſchaft zur Beförs derung des Aderbaues und nützlicher Künſte geſtiftet mor. den , und 1767 hat die Commerzcaffe zu Wien ein militås riſches Waiſenhaus für 300 Soldatenkiuder angelegt, welche angeführet werden , Wolle , Flachs und Baums wolle zu ſpinuen . Anmerk. Zwiſchen dieſer und der folgenden Stadt, iſt am Fluß Glan das Saal: oder Zollfeld , Solienſis campus , aufwelchem man noch Meremaale einer alten Stadt findet, die daſelbſt ges ftanden hat, und welche für Tiburnia gehalten wird. Man bat auch daſelbſt viele rom .Münzen , und1502 einc metallene Bilds fdule , welche einen Striegsmann yorftelet , und nach Salzburg gebracht worden iſt, ausgegraben.
Das Herzogthum Kärnthen.
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3 ) 6. Veit, Fanum S. Viti , eine Stadt am Fluß Glan , deren Anlegung durd) eine Kirche veranlaſſit wors den , welche Eberhard, Herzog zu Kärnthen , zur Erfüla lung eines Gelübdes , im Jahr 902 erbauet bat. Herzog Mainhard machte dieſen Ort zu ſeinem Sitz, und 1292 gur Hauptſtadt in Kärnthen ; nachdem ſie aber 1336, 1359 und 1409 durch Feuer und Schwerdt fehr verwiſiet word ben , hat ſie Clagenfurt den Verzug überlaſſen müſſen . Sie hat 6 Kirchen , und in der Vorſtadt ein Franciſcaner Klos ſter. Auf dem großen Platz iſt ein weißer marmorner Brunnen aus einem Stid , der 5 Klafter im Umfang hat, und ein römiſches Ulterthum ift. 3) Všlien- oder VsiKelmarkt, Centiforum , eine kleine Landesfürſtl Stadt an der Drw , woſelbſt eine Collegiats kirche oder Prebfter iſt. 4 ) Freifach , oder Friefach , die elteſte Stadt in Stains then , an deren Stelle vor Alters Virunun geſtanden hat , liegt an dein Flüßchen Metnitz , gelyôret dem Erzbiſchof zu Salzburg , hat ein Schlos, eine Collegiatfirdie, deren Probſt ein Landſtand iſt , ein Doininicaner Kluſter , und eine Cominentburey des deutſchen Ordens , zu weldier S. Georgen fim Sandbofe gehåret ; und außerhalb liegt das Schloß Geyersberg , aufweichen der erzbiſchöfliche Vizdom wohnet. Diefe Stadt mit ihren Gebiet gebos rete ehemals den zeltſchachiſchen Grafen , welche mit Wils Helm ausſturben , deffen Witwe, die 1. Heinma, die Stadt mit dein dazu gehörigen Gebiet '1080 dein Erzbistlum Salzburg benfte , welche Schenkung St. Heinrich II bes ſtåtiget hat. 5 ) Strasburg, eine Stadt am Flus Gurl, iin Talzburs giſchen Gebiet , gehöret dein Biſdof von (Surk , welcher neben derſelben auf einem an 90 Klafter hohen Felfen ein anſehnliches Schloß zum Wohnfig hat. Der Felſen und bas Reſidenzfdloß wurden 1767 durd ) ein Erdbeben ers
Tchüttert. Es iſt hier eine Collegiarkirche. 6) 8. Andrée, eine Stadt im Falzburgiſchen Gebiet, am Fluß lavant , in dem von demſelben benanntcu Thal, iſt der Sitz einer Probſter regulirter Chorberreit, und eines Biss
464
Der óſtreichiſche Kreis.
Das letzte hat Eberhard II , Erzbiſchof zu Bisthums. Salzburg , entweder 1226 oder 2 Fahre ſpåter geſtiftet, und der Vildhof, welcher den Titel eines Reidysfürſten fühs ret, wird Biſchof von Lavant zu St. Andree genennet, Er wird von dem Erzbiſchof 3n Salzburg ernennet, eingaveihet und beſtätiget. Es gehöret ihm das Sdiloß Lavant. Anmerk. Das Lavantbal ,durch irclches der Fluß Lavant ließt ift früchtbar und angenehm . Es hatte ebemals den Sitel einer Grafſchaft, welche Heinrich Herzog zu Kärnthen , im Jahr 992 2 ſeiner Tochter , die Siegfried , Graf von Spanheim , heurgthete, Zum Brautfchag mitgab . 7) Wolfsberg , eine landesfürſtliche Stadt am Fluß Pavant , mit einem auf einem Hügel gelegenen Schloß. A. Heinrich II bat dicle Stadt dem Bisthuin Bamberg geſchenket , dem ſie aber nun nicht mehr gehåret. 1233 Fict bey derſelben eine Schlacht zwiſchen HerzogsBernhard und des bambergiſchen Biſchofs Kriegsvoltern vor. 8) S. Leonbard , eine landesfürſtliche kleine Stadt, nicht weit vom Fluß Lavant, welche eljemals den Bisz thum Bamberg zugehöret hat. 9 ) Pleyburg , eine laudesfürſtliche Pleine Stadt mit einem Coloß, an der Feiftris , hat ehedeffen Auffenſtein geheißen , und auch dem Bisthum Bamberg geboret. Das Schloß beſigen die Grafen von Zhurn als einen Pfands
chilling 2. Folgende Märkte : 1 ) Altenbofen , mit einem Schloß und Amtsborf , liegt ain Fluß Gurf , im alzburgiſchen Gebiet. 2) Opel , am Fluß Vellach) oder Fella. 3 ) Griffen , mit einem 1233 geſtifteten Pråmonſtratens Ter Kloſter , iſt landesfürſtlich , hat ehedeffen dem Bisthum Bamberg zugeboret. 4 ) . Gurk , im falzburgiſchen Gebiet , am Fluß gleiches Namens, mit einer Probſter regulirter Chorherren Auguſtis ner Drdens , und einem bon Gebhard, Erzbiſchof zu Salza burg, geſtifteten Bisthum , welches zweynal hiuter einana ber das Streichiſche Haus, und das drittemal der Erzbiſchof Bu Salzburg beſeket, welcher den Biſchof auch einweis bet
Das Herzogthum Kärnthen..465 het und beſtätiget. Der Biſchof hat den Titel eines Reichs . fürſten. Seine Einfünfte beſtehen in Eiſen , welches in dieſer Gegend das beſte iſt: er hat auch ſelbſt 17 Eiſenhåm : mer. Es gehöret ihm die Stadt Strasburg, dasSchloß Grades , oder Gradhus , nebſt einigen anderen Dertern , 5 ) Gutenſtein , am Fluß Mnß. : 6) Guttering, iſt falzburgiſch . 7 ) Súttenberg , mit einem Schloß, iſt auch ſalzbura giſch. 8 ) Lavemünd , an der Drau , da , wo der Fluß Las vant hineinfällt, mit einem Schloß. 9) Reisenfels , am Fluß Lavant. 10 ) Unter: Traaburg, oder Draaburg , b.i. eine Burg am Draufluß , mit einem Sdiloß und einer Probſtey.
3. Folgende Schlöſſer. 1) Soben Oſterwitz und Wernberg , ſind gráft. Khes vensúlleriſche Soldffer . 2 ) Finkenſtein , das Stammhaus ciner nunmehr in Preuſſen blühenden gråfi. Familie , gehöret dem dietrichs fteiniſchen Hanſe. 3 ) Sollenburg, an der Drau , davon eine gråfl. diets richfteiniſche Linie den Namen hat. 4 ) Wiosburg, iſt ſehr alt, und gehöret dem gråfl. Hauſe von Sironegg. 4. Folgende
Stifter ,
Kloſter
und andere
gottesdienſtliche Derter : 1) Eberndorf, oder Oberndorf, eine ehemalige um das Jahr 1190, oder, nach anderer Meinung , 1164 geſtif tete Probſtey regulirter Chorherren Auguftinerordens, wure de den Feſuiten zu Clagenfurt geſchenket, als die Chorher : ren um die Mitte des 16ten Jahrb. Luthers Lehre angenoms men , und die Probſtey verlaffen hatten. 2) Gurnis , eine Probſter . 3 ) Taria Saal , eine Probſten im Saal- oder Zoll, felde , welche vom falzburgiſchen Kirchſprengel ganz eins geſchloſſen iſt. Ob ſie auch dazu gehöre ? darüber iſt 1759 und 3 Th.62 .
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466
Der öftreichiſ
Kreis .
und bordarf geſtritten , und doch nichts ausgemacht word den . Man findet daſelbſt einige Gokenbilder und andere Alterthümer in der Erde. 4 ) 8. Georgen , am fengſee, ein Frauleinklofter Benes vornehmſte Nonnenkloſter in dictiner Ordens w , elches das Kårnthen iſt. 5 ) S. Paul ,
eine reiche Abtey Benedictiner Drdens
imLavantthal. 6) 5. Virgilienberg , eine Probſtey bey Frieſach , im ſalzburgiſchen Gebiet. 7) Štein , ein Schloß auf einer Hdhe an der Drau, mit einer berühmten Kirche, welche dem h. Lorenz gewids met iſt, und den feit der H. Agatha Hildegard verwahret. Am Fuß des Hügels ſtehet nod ) eine Kirche, welche der heil. Margaretha gewidmet iſt. 8 ) Vitring, Victoria, Victoriacum , eine Abtey Cifters cienſer Ordens, am Wördtſee, welche 1117 geſtiftet worden . 9) Woordt, eine Probſter , am Wårdtſee. 10) Wåthing oder wiering, eine Probſtey im falza burgiſchen Gebieth. II) S. Ulrich , S. Selena, S. Veit und S. Lorenz find 4 Berge zwiſchen der Stadt S. Beit und dem Markt Feldkirchen , auf welchen Kirchen ſtehen , dahin das ges meine Landvolk am dritten Pftertag wallfahrtet. 12) Rechberg , nahe beym Fluß Fella , und pullt, nicht weit von S. Peit , find Commenthureyen des Jos hanniter Ordens. II. In Ober : Kärnthen.
Dahin gehören
I. Folgende Stedre : 1) Villads , eine alte Stadt an der Drau , welche 1006 dem Bisthum Bamberg geſchenket worden. 1348 wurs de fie durch ein Erdbeben übel zugerichtet ; ſie iſt auch oft, inſonderheit 1523 , abgebrannt. Es iſt hier ein Mon : chenkioſter, 2) Gmünd , eine kleine Stadt am Fluß liſer, init eis ner dazu gehörigen Herrſchaft, 3) Pons
Das Herzogthum Kärnthen .
467
3 ) Pontebs , pontafel , oder Pantoffel , Pons Fellæ , eine Grånzſtadt , welche der Bach Fella in 2 ſehr ungleiche Theile abſondert; der kleinſte Theil , der etliche 20 Feuer : ſtellen enthält , iſt öftreichiſch , der größte aber gehöret der Republik Venedig. Mitten auf der Brücke ſcheidet ſich Kärnthen vom Venediger Gebiet . Hier iſt die ordentliche Landſtraße aus Deftreich nach Italien . årfte : 2. Folgende 1 ) Feldkirchen , im ehemaligen bambergiſchen Gebiet. Bey demſelben beſiegte Margaretha , mit dem Zunamen Maultaſche , 1334 oen fårnthiſchen Landeshauptmann
von Auffenſtein . 2 ) Greifenburg , an der Drau ,mit einem Schloß . 3) Walburget , iſt ehemals biſchöflich) - bambergiſch ge weſen. 4) Wauten , an dem Flüßchen Moledin, welches nahe daben in den Fluß Fail fållt. 5) Milfåt , oder måblfiát, ein Markt an einem davon benannten See, mit einer anſehnlichen Herrſchaft, welcher zuerſt der daſigen Benedictinerabtey gehörte, nachnals vom Kaiſer Friderich IV zum Sik des Hochmeiſters des Orden des jheil. Georgs gemacht , 1598 aber vom Kaiſer Ferdinand den Geſuiten zu Gråtz geſchenket wurde , welche hier eine Reſidenz und einen Pfarrer hatten . 6 ) Uber -Traaburg , oder Draaburg , an der Drau, mit einen Schloß . 7) Sachſenburg , an der Drau , iſt ſalzburgiſch . Bey dieſem Markt ſind 3 Schlöſſer und ein feſter Paß. 8 ) S.Ermachor , an dem Flüfchen Gaſtrin . 9) 8. Paternian , an der Drau, mit einem Schloß. 10) Spital, am Fluß Liſer, gehörét dem fürſtl. Hauſe don Portia. II) Tarvis , iſt bambergiſch geweſen , jeßt landesfürſtlich . 12 ) Vellatb, woben das Flübchen Campach in denFluß fåüt. Folgende herrſchafren und Schlöſſer : Ortenburg , an der Drau , eine Herrſchaft, hatte ches eigene Grafen , gehöret aber jeßt dem Fürſten von 2) Ran Portia .
du 3. I) mals
Der óſtreichiſche Kreis.
468
2) Xanchenkaitz, eine falzburgiſche Herrſchaft . 3 ) Landskron , ein Schloß . gehöret der gråflich : khes venhülleriſchen Familie. 4 ) Dietrichſtein, iſt das Stammhaus der fürſtl. Famis lie dieſes Namens. 4. Folgende Ridſter : 1) Arnoldſtein oder Arlſtein ,ein Benedictiner Kloſter, welches ehemals ein Schloß geweſen. 2 ) Oſſiach , ein Benedictiner Klofter, an einem davon bes nannten See, welches das älteſte Kloſter in Kärnthen iſt.
3.
Das Herzogthum Krain.
$. 1 . Von Krain þarWolf Lazius eine Charte heraus. gegeben ; der Freyherr Valvaſor aber in ſeiner ſogenannten Ehre des Herzogthums Krain eine beſſere, auch von den einzelnen Theilen, in welche das Land ab geſondertwird ,beſondere Chårtchen geliefert. Aus dies fer valvaforſchen Charte iſt die homanniſche entſtan den , welche in dem Utlas von Deutſchland die 7te iſt. Die neueſte und beſte Charte hat Joh. Dismas Flo . riantſchicfcho. Grienfeld nady zehnjähriger Arbeit 1774 zu Jarbach durch Abrah. Kaltſchmidt auf Ko ſten der Landſtånde auf 12 Bogen ſtechen laſſen . S. 2. Krain grånzet gegen Mitternacht an Kårn then und Steyermark , gegen Abend an Friaul , die Grafſchaft Górz, und einen Theil des Venediger Meer burens oder adriatiſchen Meers , gegen Mittag an bas Antheil von Hiſterreich, welches die Republik Ves nedig beſikt, und an einen Theil des adriatiſchen Mees res, und gegen Morgen an liburnien , Dalmatien und Croatien. Zur Zeit des erſten abendländiſchen romi: fchen Reichs, ſtießen in dieſem Lande die Grånzen gan ; unters
1
Das Herzogthum
Krain .
469
unterſchiedenen Lånder und Volfer zuſammen, nämlich Pannonia, Illyricum, (nåmlich in fo fern Japidia dazu gehöret hat,) Noricum und Italia. Der Name Krain oder Crania ift, allem Anſehen nach , aus Carnia ente ſtanden , ſtatt welcher Benennung der Name Carnio la aufgekommen iſt , welchen man ſchon im gten Jahr. hundert, und zwarin Paul Warnefrieds hiſtoria Lon . gobard . 6 B.52 K. ſindet, und der in neuern Zeiten in Carniolia verwandelt worden. Die Einwohner ſelbſt Das land nennen ihr ſand Kreinſka des Rela. zwiſchen den Flüſſen Gurk, Culp und Sau, iſt ehedeflen die windiſche Njark, und wegen ſeiner { age an der Grånze von Slawonien , Marchia Slavoniæ oder Sla vonica, genennet , und 1374 dem ( ande Krain ein verleibet worden . Der Name fommt doch in dem Ti , tel des sſtreichiſchen Hauſes vor ,
als welches fich
Serrn der windiſchen Mark nennet. $ . 3. Das and hat in ſeiner größten Ausdehnung von Morgen gegen Abend, auf 30 , und von Mitter: nacht gegen Mittag auf 25 deutſche Meilen . 9.4. Es iſt größtentheils gebirgicht. Die Berge ſind entweder bewolnet, oder unbewohnet; entweder Viele ſind auf ih mit Wald bewachſen , oder bloß. ren Gipfeln beſtåndig mit Schneebedeckt. Ober- Krain iſt allenthalben mit folchen Schneebergen befekt Die Bauern bedienen ſich im Winter , wenn der Schnee hoch liege, theils kleinerKörbe, welche ſie unter die Füße binden , theils ſolcher langen ,aber dünnen und ſchmalen Bretter, wie die { appländer, aufwelchen ſie, mit Hülfe eines ſtarken Steckens, von den Bergen in großter Gea ſchwindigkeit herabfahren . Wenn der Schnee gefroren iſt, binden fie Fußeißen unter die Fußoolen .
GG 3
Unter ben
470
Der óſtreichiſche Kreis.
den Gebirgen ſind folgende vornehmlich zu bemerken . In Ober - Krain iſt der Ralenberg, an der Sau, bey dem Schluß Ruging, der als das Ende des Montis Cetii angeſehen werden kann , deffen oben (S.323 ) Er liegt aber faſt ganz allein und gedacht worden. abgeſondert. Der Loibel oder Löbel, ben den Krai. nern Lybel, iſt ein hoher, felſichter und ſteiler Berg, auf welchem ſich der Fahrweg Schlangenweiſe eine Meile weit hinan fchlinge, und ziemlich gebahnt ift : allein oben , wo er nicht hat gebahnet werden können , iſt durch den Berg ein Gang gehauen worden , der ungefähr 150 geometriſche Schritte lang , 12 Werf . ſchuhe hoch und 9 breit iſt , und welcher Train von Kärnthen ſcheidet. Die Ausſicht von diefem Berge, In Unter,Krain ift der Rum, ift ungemein ſchön. Berg der höchſte. Mittel -Krain ift überall bergicht, und gleichſam eine Kette an einander hangender Hügel. Im innern Krain iſt der Karji , (Carifadius),auf welchem man nichts als Steine ohne Gewächſe erbli. det ; und vornehmlich der Birnbaumer Wald ( in alten Zeiten ſchlechthin Pyen oder Byrn ,
d. i .
Berg), auf krainiſch Rrufcheza , welcher vor 21. ters bald Alpes Juliæ , bald Alpes Carnicæ , geheis Ben hat . Es iſt ein hohes und maldichtes Gebirge, welches ſich vom Urſprung der Sau an durch ganz Krain weit in das türkiſche Gebiet hinein erſtrecket, und, wo es am fchmalſten iſt ; doch eine Breite von 3 Meilen hat. Es hat zwar einen ganz ſteinichten Boden : es ſteigen aber doch aus demſelben die hoch , ften Bäume hervor. Der hohe Berg Danas liegt Es ſind auch viele zwiſchen Wipach und S. Veit. und merkwürdige Höhlen in Krain vorhanden , deren
ich .
Das Herzogthum Kraint.
471
ich Hernach einige nennen und fürzlich beſchreiben werde. Ob nun gleich dieſes land größtentheils gebirgiche, ift, ſo hat es dod, auch viele fruchtbare Thåler und
3
Felder, die nicht nur gute Weide, ſondern auch jahr, lich eine gedoppelte Ernte geben : denn wenn Wetzen , Roggen, Gerſte, Linſen , Erbſen ,Bohnen zc. geſchnitten find, wird Heideforn oder Buchweizen (bey den Krai.
5
nern Saden genannt), und nachdem Hanf und Flachs, Hirſe geſået und geerntet. Es wächſet hier auch vors
3
treffliches Obſt, welches zeitig reif wird , und daraus auch Zepfel. und Birnmoſt gemacht wird ; große Ka.
3
1
ſtanien undwålſche Nüſſe find håufig ; Olivenbäume giebt es auf dem Karſt, am Meer und in Hiſterreich im Ueberfluß : eben daſelbſt giebt es auch Pomeran gen , Citronen , Limonien , Granatäpfel, Mandeln , Feigen : c. es wächſet auch in dieſem Sande föſtlicher weißer und rother Wein , welcher in andere Länder ausgeführet , und als wålſcher Wein verkauft wird. Man hat Hornvieh und Pferde in Menge , inſons derheit ſind die Karſtpferde berühmt ; die bieſigen Hämmel und Schöpſe Haben ſehr wohlſchmeckendes Fleiſch. Die Biliche werden gefangen, entweder um gegeſſen zu werden, und alsdann gehet ihr Balg ver loren , weil die Haare mit heißem Wafſer abgebrůbet werden , oder um der Bälge willen, mit welchen ein ftarker Handel von den Gottſcheern getrieben wird. Man hat auch vielerley Wild und Geflügel , und mancherlev Fiſche, darunter auch Seefiſche ſind. Es giebt auch allerhand Mineralien und Metalle, inſons derheit Eiſen und Stahl , auch etwas Bley und Ku pfer.
Der krainiſche Marmor iſt ſchon . Salz feblet denr Gg 4
472
Der Oſtreichiſche Kreis .
dem Lande , und die Unterthanen muffen folches aus den landesfürſtlichen Magazinen nehmen , aus wel. chen ſie aber kein anderes, als Meerſalz, befommen . Sonſt findet man in Krain auth Geſundbrunnen und warme Båder.
Die vornehmſten Flüffe find : 1 ) die Sau, welcher ſchiffbare und ungemein ſchnelle Štrom in Ober -Krain bey dem Dorf Ratſchach zwi. ſchen Cranau und Weiſſenfels entſpringt, und viele und große Fiſche mit ſich führet. Sie vermiſdhet ſich bey Belgrad in Servien mit der Donau . 2) Dielaps bach entſteht im innern Krain bey Ober- Laybach, und fällt 1 Meile unter der Stadt (anbach ben Oſterberg in die Sau . Sie iſt ſchiffbar und fiſchreich . 3) Die Gurk entſtehet bey Aber -Gurk ,und fließet in die Sau. 4 ) Die Culpa entſpringet in Mittel : Krain , zwiſchen Koſtel und Fiume , und wird bey Siſſek in Croatien
von der Sau verſchlungen . Unter den Landſeen , ſino der Feideſſer- und Wocheiner See in Ober-Krain, und der Cirkniber See in Mittel - Krain, die vors nehmſten.
Der oben gedachten natürlichen Güter
und Vortheile ungeachtet, kann man Krain doch nicht unter die beſten Sander rechnen . §. 5. In Krain find 21 Städte, 35 Márkte, über 200 Schlöſſer, und nach Valvaſors Verſicherung über 4000 Dörfer. Es iſt volfreicher, als man vermuthen follte. Die gemeinen Krainer ſind von harter und dauerķafter Natur, geben auch wohl im Winter durch den Schnee barfuß über Land , und die Männer alle: zeit mit offener Bruſt, und brauchen zur nächtlichen Ruhe weber Betten noch Poiſter, ſondern eine harte Bank.
Ihre Speiſe iſt auch ſchlecht. Das gemei. kóe Volé iſt ſlawiſchen , der vornehmſte Adel aber größten:
$
Das Herzogthum Krain .
473
größtentheils deutſchen Urſprungs. Man findet unter den gemeinen Einwohnern einen merklichen Unter , fchied . Die Einwohner in Ober- Krain ſind rechte Krainer , wie ſowohl ihre Sprache als Kleidung be. zeuget ; doch wird bey Weiſſenfels lauter Deutſd ), und zu Bitina oder Feuchting eine aus der deutſchen und flawoniſchen vermiſchte Sprache geredet. Unter ih. nen giebt es viel Samer, eigentlich Saumer , das iſt, Leute, welche auf Saum - Roſſen die landeswaaren ausführen . Die meiſten Bauern tragen lange Bårte. Die Unter -Krainer, welche gemeiniglich Dolenze ges nennet werden, ſind auch rechte Krainer , reden auch alle gut krainiſch , jedoch mit einiger Veränderung. Jhre Kleidung kommt nicht durchgehends überein , Die Bauern tragen auch Bårte. Es ſind viele Says mer , Fuhrleute und Schiffer unter ihnen. In Mittel. Krain find viererley Einwohner, die in der Sprache, Kleidung und Lebensart ganz von einander abgehen . Die Einwohner um Gottſchee, Poland x . beißen Gotſcheer, eigentlichotſbevarie, oder Chorſche. varie , und reden ein Deutſch), welches ein anderer Deutſcher nicht recht, und ein Krainer gar nicht ver . ſteht. Es ſdyeint, daß ſie ein Ueberbleibfel von Go: Sie haben von Alters her das Recht zu then find. haufiren , welches doch ſonſt in allen öſtreichiſchen Länderndurch die Handelsverordnung von 1746 ſcharf verbothen iſt. Zwiſchen Rudolphswerth und Motte ling wohnen Walachen , oder, wie ſie ſich ſelbſt nen . nen, Vlaheoder Lahe, welche im 15ten Jahrhundert aus dem çürkiſchen Gebiet entloffen oder entſprun gen ſind, und ſich in Krain niedergelaſſen haben, das her fie auf frainifch uſkoke, das iſt , Ueberſprunges ne , Gg 5
474
Der óſtreichiſche Kreis.
ne , oder Uebergånger genennet werden. Sie haben eine beſondere Sprache (welche aber doch von der krabatiſchen nicht weit unterſchieden iſt, ) und Klei. 1 dung , und nåhren ſid größtentheils von der Vieh zucht. An dem Kulpfluß bey Möttling, Freyenthurn , Weinis, Tſdernembl 2c. wohnen Krabaren, eigents lich Gers oder Chervate , beren Sprache die rechte froatiſche , und von der krainiſchen etwas unterſchie. den . Sie befißen gutes Uckerfeld zur Vielweide, nomiſt rech teKr Weingebirge und Spr Einwohner und das beſte er Klübrigen eidu aine , und in. dDie as ng r dje den Unter - Krainern gleich .
Im.innern Krain
wohnen Wipader, ( Vipauge,) um Wipach, ley, tenberg und S. Veit herum , welche von den Krai. nern merklich unterſchieden find, Karſtner, ( Kras hauze,) welche auf dem Karſt wohnen, das Kraini . ſche grob reden, und eine beſondere Kleidung tragen ; Trchitſchen , welche zwiſchen Neuhaus und S.Serf wohnen , und den Karſtnern in der Kleidung gar nas he kommen, aber eine beſondere Sprache reden ; die rechren Krainer , die insgeſamtSamer oder Saum . roßführer find; und Popkec, gemeiniglich Piuzches ne , welche ben Klan, Jablaniz, und in daſiger Ges gend an der Ponk wohnen , und in der Kleidung und In haben . dem Hiſterreichiſchen Theil find zweyerley Eimohner, nämlich erfflich Fiumer oder Dalmatiner, und Lis burnier , welche dalmatiſch ſprechen , und zweytens die eigentlichen Siſterreicher, welche theils die ge. meine hiſterreichiſche oder dalmatiſche Sprache, theils ſchlechtes Italieniſch reden . Ueberhaupt genommen , ſind die Strainer ſehr arbeitfame leute.
1 Die
Das Herzogthum Krain .
475
Die beyden Sauptſprachen in Krain ſind die flawoniſche oder windiſche , und die deutſche; in der lekten werden alle Gerichtshandel geführet, auch alle Schriften und Briefe geſchrieben . In Krain find 4 Lanoftånde, nåmlich 1) der geiſtliche, dahin die Biſchoffe von ( aybach , von Freyſing, von Briren , von Trieſt und von Biben, der Commenthurzu Laybach, der Domprobft daſelbſt, der Probſt zu Rudolphswerth, die Prälaten von Sittich , von Landſtraß und von Freudenthal , der Domdechant zu Saybach, und 6 Chorherren daſelbſt, 2) Der Serrenſtand, welchen die Für. gehören. 3) Der ſten , Grafen und Freyherren ausmachen. Ritterſtand, dahin die Ritter- oder Sandleute gee horen. 4) Die landesfürſtlichen Städte. ' Wer auf dem Landtag erſcheinen will, muß vorher ein {and oder die landmannſchaft annehmen , auch ſolche bey den löblichen Sandſtånden ſuchen, und auf dem Landtag erlangen. 9.6. Die chriſtliche Lehre iſt hieſelbit von der zwery, mann werden ,
ten Hälfte des sten Jahrhunderts an nach und nach angenommen worden . Die lutheriſche Lehre erhielt im 16ten Jahrhundert vielen Beyfall, und wurde zuerſt 1531 von einem laybachiſchen Domherrn , Namens Primus Truber, öffentlich von derKanzel verkündiget, iſt aberwieder ausgerottet worden ; und alle Einwoh . mer bekennen ſich nun zur römiſch-katholiſchen Kirche, die Walachen oder Uſtoken (8.5 .) ausgenommen, wel che der griechiſchen Kirche zugethan ſind, und ſich Sra. roverzi, d. i . Altgläubige, nennen. In Krain ſind 3 Bisthümer, das Bisthum zu Laybach , unter wel. ches eine Anzahl Pfarren in Krain , 21 Pfarren in
Stever:
476
Der øſtreichiſche Kreis.
Steyermark, und 16 Pfarren in Kärnthen, gehören ; das Bistbuni zu Biben , darunter 2 Stådte und in Dörfer , überhaupt 14 Pfarren , gehören ; und das Bisthum z11 Trieſt. Man zählet überhaupt 24Kló. ſter , 4 Commenthureyen , und 134 Pfarren . 5. 7. Krain bat unterſchiedene gelehrte Männer
geliefert , und in des Freyherrn Valvaſors Ehre des Herzogthums Krain , werden über 50 Schriftſteller aus dieſem Lande angegeben. 9.8. 1770 zählte man hier 7 Hauptfabriken , 672 Weberſtüble, und 56 Eiſenhammer, welche jährlich v
20897 Centner Eiſen lieferten.
Aus Krain führet
man in andere Länder aus , Eiſen , Stahl, Queckſil ber, weiſſen und rothen Wein, Baumol, Kaſtanien , Oliven , Pomeranzen , Citronen , limonien , Feigen , Granatäpfel, ſorbeerblåtter, Vieh , Pferde, zweyer ley Schildkröten , lebendige Vipern und Skorpione, Schaf faſe, Leinewand, einen halbwollenén Zeug, wel cher Meſalån genannt, und faſt in allen ober - frai. niſchen Dörfern in großer Menge gewirket wird, Se. geltuch, Corduanleder , welches auch in Ober -Krain håufig bereitet wird, Bilich - Felle, Honig, davon in Unter. Krain überaus viel gefammletwird, Schiffbau: holz, allerley Arbeit von Holz, als Schachteln , Schül feln und Teller, Löffel. Siebe ac. auch wålſche Nüſſe und andere Dinge. §.9. Die Geſchichte dieſes Landes , fange ich mit den Slawen an, welche auch Winden, oder Wenden Sie ſind nach dem Jahr 548 hie: genannt werden. Her gekommen, haben aber den alten Namen des lan des nicht vertilgen können . Zur Zeit des Kaiſers Kart des Großen und ſeiner Nadykommen, wurdeKrain von den
Das Herzogthum Krain.
477
den Herzogen zu Friaul , und nachmals von den Hers zogen zu Kärnthen regieret; unter Otto II aber war Krain ſchon eine beſondere Markgrafſchaft , vielleicht von Otto I herrühret.
welche
Der Markgraf hatte
feinen Siß zu Krainburg. Im 13ten Jahrhundert war der größte Theil von Krain ſamt der Herrſchaft { aybach , unter der Oberherrſchaft der Herzoge von Kårnthen : es faufte aber Leopold , Herzog von Deſte reich und Steyer, aus dem babenbergiſchen Stamm , vom
Biſchof von Freyſingen einige lehngüter auf der
March , und deſſelben Sohn, Friderich der Streitbare, erweiterte ſeine Güter in Krain affo , daß er 1233 den Titel eines Herrn von Krain annahm.
Die Herzoe
ge von Kårnthen waren dabey nicht gleichgültig, ſon : dern nannten ſich gleichfalls Herren von Krain. Uns terdeſſen erlaubte Kaiſer Friderich II dem Herzog Fri derich dem Streitbaren , ſeine Herrſchaft Krain als ein Herzogthum zu beſigen , nach deſſelben Tod zog Ko. nig Rudolph I, außer den übrigen Såndern deſſelben, auch Krain als ein eröffnetes Reichslehn ein , und nachdem er den bóheimiſchen König Ottokar überwun . den , und ihn auch Krain zu verlaſſen gezwungen hate te , belehnte er 1282 mit dieſem Lande ſeinen Sohn Albrecht: doch befaß Graf Meinhard von Tyrol den größten Theil deſſelben , theils als ein zu Kärnthen gehöriges Stück , theils als Güter, die ihm der Kaiſer verpfändet hatte. Als aber, 1335 die Grafen von Tyrol ausſturten , und zugleich Albrecht IV, Graf von Górz, durch ein Erbvermächtniß ſeine landſchaften , darunter auch einige Stücke von Krain waren, 1364 den Herzogen von Deſterreich verſchrieb , wurde ganz Krain mit Deſterreich vereiniget, ſo wie auch Iſtrien und
478
Der Oſtreichiſche Kreis.
und Mottlingnach dem Tode gedachten Albrechts des vierten, der Landfuhaft Krain einverleibet wurden. In vorigen Zeiten iſt Krain durch die beſtåndigen Streis fereyen der Türken ſtark beunruhiget, ja faſt alle Jahr geplündert , bis endlich die Feſtung Carlſtade in Kroatien angelegt worden , deren Befaßung und Feſtungswerke die frainiſchen Sandſtånde mit unters halten müſſen. 9. 10. Das Wapen des Herzogthums Krain, ift ein gekrónter Adler , auf deſſen Bruſt und ausgebreite. ten Flügeln ein weiß und roth geſd achter halber Mond zu ſehen iſt. Es hat ſeine jeßige Einrichtung 1463 vom Kaiſer Friderich IV bekommen . . 11. Die Land - Erbåmter in Rrain und in Der windiſchen Mark, (9.2. ) werden von folgene den Häuſern verwaltet. Das Erbland , sofmeis ſteramt von den Grafen von Thurn ; das oberfte Ærbland , Kammereramt und das oberſte Erbs land , Marſchallamt von dem fürſtlichen und gråf. lich , aursbergiſchen Hauſe ſeit 1463 ; das Erblands Stallmeiſteramt von den Fürſten von Samberg; das Erbland.Mundrohenkenamt von den Grafen von Cobenzel ; dås Erbland . Truchſeſſenamt von den Freyşerren von Hohenwart ; das Lebland Jägers meiſterame von den Grafen von Gallenberg ; das Erbland.Silberkammereramt von den Grafen Kazianer von Kaßenſtein ; das Erbland Ståbel. meiſteramt von den Freyherren von Eck ; das Erbs land , Vorſchneiderame von den Grafen Sauer von Ankenſtein ; und das Erbland - Falkenmeiſter . amt von den Grafen von Santhieri.
9.12.
Das Herzogthum Krain .
479
$. 12. Der Landeshauptmann , welcher das and regieret, þat ſeinen Siß zu laybach), und auf dem dafigen Schloß einen Burggrafen. In ſeiner Abwe ſenheit vertritt der Landesverweſer ( Prætor proi . vinciæ ,) ſeine Stelle im Jandgericht; es wird auch oft mals noch ein anderer Vice- {andeshauptmann unter dem Titel eines Landesverwatts beſtellet,welche auch die Stelle deslandeshauptmanns verfiehet, wenn dieſer nicht an dem gewohnlichen Ort wohner. Der Landesvizdom ſchlichtet dieRechtsſachen der landes: fürſtlichen Stådte, Märkte und Bauern . Unter feia ner Aufſicht und Verwaltung ſtehen die Cameralgüter und Rechte im Sande . Alle dieſe Perſonen ſind lana desfürſtliche Beamte. Die Wirthſchafts- Sadjen ber gemeinen Landſchaft, gehören für eine beſondere Stelle , welche aus einem Präſidenten und etlichen Beyſikern , die Verordnete genennet werden , ble ſtehet. Solche Verordnete werden aus den 3 erſten Landſtånden (S. 5.) erwählet. Der Generaleinneha mer hat die Landcaſſe in Verwahrung. Die vornehmſte Inſtanz im
Lande, iſt das ſoge.
nannte Softleyding. oder Sorannengericht, welches gemeiniglich das Land- und Sofredit heißet, und vornehmlid, von dem Landeshauptmann gehalten wird. Das Landrecht wird zuerſt , und alsdann das ritterliche sofrecht gehalten , welches lektere die dahin gehörigen Sachen völlig entſcheidet,
Die
zwente Inſtanz iſt das landeshauptmannſchaftl. ordentliche Gericht über die Herren und Sandfeute, über ihre Diener, und andere. Die dritte Inſtanz iſt das Lands - Vizdomamt über die landesfürſtlichen Städte und Märkte ; die vierte hat der { andshaupt: mann
iſche
Der óſtreich
480
Kreis .
3 mann mit dem Landsvizdom zugleich, in Anſehung der Streitigkeiten zwiſchen dem Adel und der Bürger. ſchaft; die fünfte Gaben der Pråſidentu .die Verordne : ten in allgemeiner Landſchaft Hauswirthſchaftsſachen, als Steuern , Contributionen 2c. von welchen man zuerſt an die landſtande, und alsdenn an die inner -øſt, reichiſche Regierung appelliret ; die Techſte Haben die Grundherrſchaften und Obrigkeiten über ihre eigen. thümlichen Unterthanen und ihre Diener ; und die fie. bente kommt den Städten und Märkten über ihre Bürger und Einwohner zu . 7.7 5. 13. Die landesfürſtlichen Einkünfte aus Krain, beſtunden 1770 in folgenden Steuern : 90834 Flor. 37 Kr. Das Camerale
Die Staatsſchuldens Steuer
82621
6
1073092 Das Bancale cum Das Politi 19472 Das Contributionale 733740 Das Commerciale 100207
41 573
19 8
2,089952 Flor .43 Kr. Es liegen Hier 2 Regimenter Fußvolks.
Das land wird in folgende 5 Theile abgeſondert:
I. In Ober - Krain , gemeiniglich Górenſka Es hat geſunde luft und friſche Quellen .
Stran .
Unter den vielen Bergen , ſino manche beſtåndig mit Der Berg Terglou , welcher der Schnee bedeckt. höchſte in Krain'iſt, iſt über den laybachiſchen Horizont 1399 Pariſer Toiſen erhaben . Der Weinberge find me nige.
Gold und Silber wird nicht aufgefuchet, aber Eiſen
Das Herzogthum
Krain .
481
Eiſen und Stahl iſt deſto håufiger vorhanden. Auf dem Eiſenberge, welcher auch Naſeleifo heißet, iſt das alteſte und berühmteſte Eiſenbergwerk in Krain ." zu Aisnem oder Selelnifo iſt ein vorireffliches Eiſenwerk, Der und zu . Jauerburg ein wichtiges Stahlwerk. Feldeſſer See, welcher von dem Sdiloß Feldes den Namen hat, iſt 1 Meile lang und breit. Er iſt unge mein tief, mitten in demſelben aber raget ein runder Berg hervor, auf welchem eine kleine Kirche ſtehet, un ten an demſelben aber iſt eine ſchöne Quelle. Der Wocheiner See ; entſtehet aus einer ſtarken Quelle, welche aus einem ſehr hohen Felſen im Wocheiner Thal Stromweife herabſtürzet. Er iſt ! Meile lang und Meile breit. Aus demſelben läuft ein Fluß, welcher die Vodeiner Gaugenennet, und nach einem lauf von 4.Meilen von dem Sauſtrom verſchlungen wird. In dem See ſowohl, als in dem Fluß, ſind vortreff liche Forellen.
In dieſem Theil find
1. Folgende Stådte : 1 ) Laybach , Lablana , Labacum , die Hauptſtadt in Krain , liegt an dem ſchiffbaren Fluße gleiches Namens, welcher die Stadt zertheilet , ſo daß ſie theils in Ober: Der in dem letzten jenſeits theils in Unter - Krain liegt. des Fluffes liegende Theil , iſt der größte und ſchönfte. Sie hat 4 Vorſtådte , weldie die St. Peter- Póllander: Burgs ſtaller und Carlſtådter Vorſtadt genennet werden ; es wer : den auch 3 nahe gelegeneDörfer dazu gerechnet, in deren eis nem , Namens, Ummath , die Mercher, in dem zweyten , wels ches Krakau ( Kratbovo ,) heißet, mehrentheils Filder, und in dein dritten, welches von dem vorhergehenden durch das Waſſer Klein - Laybach getrennet wird , und Typs nau ( Ternovo) heißt , mehrentheils Schiffleute wohnen . Das landesfürſtliche Schloß, liegt auf einem mit grünen Bäumen bewachſenen Berg , iſt ſehr alt , und hat eine kleine Kirche. Es wird von einem Pfleger , welcher den 3 Th . 62. Zitel
hiſche
482
Der dſtreic
Streis.
Titel eines Burggrafen hat , und 12 Soldaten bewohnet. In der Stadt ( die Vorſtådte ungerechnet ,) ſind auf 500 Håuſer. Man bemerket Die Straßen ſind etwas eng. ' das Landhaus lich ein landesfürſtliches , landſchaftliches und bürgerlis ches. Das hieſige Bistyum iſt 146t von dem Kaiſer Frides rich IV geſtiftet worden . Es ſtehet unmittelbar unter dem Pabſt, und der Biſchof hat den Titel eines Fürſten des heil. rom . Reichs. in der Stadt und ihren Vorſtådten findet man die Domčirche, die St. Niklas - Pfarrkirche, die Kirche zu St. Florian , die ebemalige Feſuiter-Kirche mit dem dars an liegenden Collegio und Gymnaſio , vor welcher eine Bildfåule unſrer lieben Frauen von Marmor und Metall Ftehet; die Kirche unſerer lieben Frauen in dem deutſchen Hauſe oder in der Commenthurey des deutſchen Ritters Ordens , 4 Mönchenklóſter mit ihren Kirchen , 2 Nons nenkloſter mit Kirchen , und die St. Peters Pfarrkirche. Es iſt auch in Laybach eine gelehrte Geſellſchaft unter dem Namen Academia operoforum geweſen . Die Stadt iſt ein guter Handelsort , und vertreibt Landes : und italieniſche Waaren . Vor Alters foll hier, nach Cluvers und Schönles bens nicht ſehr wahrſcheinlichen Meynung, die Stadt Ae mona , oder Hæmona , Hæmonia , geſtanden haben . Die jekige Stadt iſt erſt 1416 zu einer Stadt gemacht worden . Sie iſt oft, und noch 1774, durch Feuersbrünſte verwüſtet, und durch Erdbeben erſchüttert worden . 2 ) Biſchoflad , Schkofialoka, Locopolis , ehedeſſen ſchlechthin Lach , eine nahrhafte Stadt zwiſchen dem Waſs ſer Pillant und Zever, in einer ſchönen Gegend, mit einem Nonnenkloſter und verfallenen Bergſchloß , gehöret dem Biſchof zu Freyſingen. Die dazu gehörige Herrſchaft,hat auf 1o -Meilen im Umfange , und begreift auf 200 Ddrfer. In der Stadt wird ein ſtarkes Gewerbe mit Zwirn und Leinewand getrieben . 3 ) Krainburg , Krain , eine landesfürſtliche Stadt , auf einer Höhe an der Sau , in welche hier der kleine Fluß Kanfer fällt. Aus dieſen Flüffen muß die Stadt alles nöthige Waffer ſchöpfen , denn ſie hat keine Quellen . Sie hat 1 Pfarrkirche und noch 4 andere Kirchen , und außer balb
Das Herzogthum Krain .
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balb liegt ein 1640 erbauetes Kloſter. Ehedefſen war ſie der $ iß der Markgrafen von Krajn oder Krainburg. In derſelben liegt ein Schloß, Namens Kieſelſtein, welches. - von den Grafen Paradeiſer von Neuhaus an die Grafen Barbo gekommen iſt. 1668 brannte mehr als die Hälfte der Stadt ab, und 1749 ward ſie von lůderlichem Geſindel angezündet, und ganz eingeåſchert. 4) Ratmansdorf, Xadovelza, eine člçine landesfürſts liche Stadt, auf einer Höhe, an der Sau , mit einem Schloß. welches , nebſt der dazu gehörigen Serrſchaft , und der nahgelegenen Herrſchaft Wallenburg , als ein Fidecoms miß , dem Aeltern von dem Geſchlecht der Grafen von Thurn und Valíaſina gehöret. 5 ) Stein, Kamnez !, Lithopolis, eine verfallene Stadt an der Feiſtritz, mit einem Kloſter und 3 Vorſtådten , welche heißen auf der Sdått, woſelbſt die Pfarrkirche iſt, auf dem Grabeni, und die neue Park, jenſeits der Feiſtriß. Gleich vor der Stadt,liegt das Schloß Steinbůbel, auf einem luftigen Hügel, und oberhalb der Stadt auf eia uem hoben Berge das verfallene Schloß Oberſtein ; eine Viertelſtunde von der Stadt aber iſt das Clariffenkloſter Minchendorf, oder runkendorf, 95ekine, welches 13CO geſtiftet worden , und dem eine Uebtiſſinn vorſtehet. 2. Folgende Mårfte : 1 ) Asling, Jeſſenize, ein Markt, nicht weit vom Fluß Sau , zwiſchen dem hohen Schneegebirge, gehöret unter die Herrſchaft Weiffenfels. Es wird hier ſchöner Mars mor gebrochen, und in der Nadybarſchaft des Markt find die Hammerwerke Sava, oder auf der Sau , und Bleys Ofen , woſelbſt viel Eiſen und Stahl geſchmolzen und vers arbeitet wird. 2) Geumåretl, Terfezch , oder Terf bizh , ein Markt der Grafen von Auersberg , zwiſchen dem hohen Schnee gebirge, unter dem BergeLoibl, wird iri den obern und interu abgetheilet. Der untere Theil gehöret unter das verfallene Schloß Alt : Guttenberg , und der obere zu dem Schloß Meubaus. Es wird hier viel Corduanleder, ein gemeiner Zeug, den man Mefalán neunet , und viel kupfern und eis fern Geſchirr gemacht. HV 2 3) Weiß
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Der Öſtreichiſche Kreis .
3) Weiſſenfels , ein Markt, über welchem auf einem hohen Berg ein zerſtörtes Schloß liegt,ein anderes bewohns tes Schloß aber ſtehet neben dem Marktam Fuß des Berges. Die Herrſchaft des Orte , der Herr von Segalla , hat nicht nur ein großes Landgericht, ſondern auch ein Straßenges richt , welches fid weit in Kärnthen hinein erſtrecket. 4 ) Eisnern , ein Markt, woſelbſt ein Eiſenhammer ift. 5 ) rotnie, ein Markt , neben welchem das Schloß Ober -motnit liegt. 6 ) watrob , Vatſche, ein Markt, welcher auf einem hohen Berge liegt , gehöret unter die Herrſchaft Libek. Ben demſelben iſt ein harter Steinbruch , in welchem die Steine voller Schaalen von Meernruſcheln und Schnef ken find. 7) Das reiche Dominikaner -Nonnenkloſter Michelffets ten , Veleralo , welches ehedeflen Frauenthal , oder mas cienthal, genennet worden, und wegen eines Marienbildes , ſehr berühmt iſt. Ueber demſelben liegt das alte Bergſchloß Frauenftein , welches dem Kloſter gehöret. 8) Münchendorf , eins der ſchönſten Kldſterin Krain , mit Nonnen des Elariſſenordens beſetzt. 9 ) Feuchting, Bitina, das größte Dorf in Krain, iſt eine ſtarke Meile lang , und wird mehrentheils von Sieb machern bewohnet , welche die Siebbdden von Pferdehaas ren machen . 10 ) Upfaltern , eine Herrſchaft mit einem ſchönen Schloß, gehöret der Familie dieſes Namens. II) Billichgråg , eine Herrſchaft mit einem Schloß . 12 ) Die errfcbaft Deldes , deren Schloß auf einem felr hohen Felſen am Veldeſer oder Frauenſee liegt , gehd ret dem Bisthum Briren , weldjem ſie 1004 vom Kaiſer Heinri ) geſchenkt worden , und wird von einem biſchöfli chen Hauptmann regieret: In dem gedachten See liegt die Inſel Werch , auf welcher eine Kirche unſerer lieben Frauen iſt , bey der ein Probſt ftehet. II. In Unter - Krain , welcher Theil gemei. Er hat niglich Darenſka Srran genennet wird. viele fruchtbareThåler und Gegenden . Der Wein, wel.
Das Herzogthum
Krain .
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welcher hier wächſet, wird Marchwein genannt, und iſt geſund. Man hat rothen und weiſſen. An manchen Orten ſind gar keine oder doch ſehr ſchlechte Quellen ; po hat inſonderheitder fruchtbare Temenizer Boden einen gånzlichen Mangel an Quellen und fließendem War fer ; daher die baſigen Einwohner, wenn der Regen fange ausbleibt, das Waſſer von 1 bis 2 Meilen herho len müſſen . Unter den Höhlen oder Grotten dieſes Theils von Krain ,iſt inſonderheit diejenige, welche ben Lueg oder Ulukne am Waſſer Prezina iſt, zu bemers fen. Man gehet in ein felfichtes Loch weit hinein, und ſieht in demſelben viele ſchnees und alabaſter , weiße Zapfen hangen . Man findet in dieſem Theil 1. Folgende Stådte. 1 ) Gurkfeld , Kerſto , eine landesfürſtliche Stadt, liegt an der Sau , unter einem hohen Berge, auf welchem ein Schloß ſtehet , welches mit der dazu gehörigen Herrſchaft, nach Erlöſchung des adelichen gurkfeldiſden Stamms, vielerley Beſiper gehabt hat. Es iſt hier ein Kapuciner: klofter. Die vielen Alterthümer , und inſonderheit die vies len römiſchen Münzen , welche man in der Gegend dieſer Stadt gefunden hat , zeugen , daß hier vor Alters eine große Stadt geſtanden habe, wofür Noviodunum nicht unwahrſcheinlich gehalten wird . 2) Landſtraß , vor Alters und eigentlich Landstroſt, auf krainiſch Koſtainaveza , d . i. Kaftanienwald , weil nicht weit davon viele Kaſtanien wachſen , iſt ein ſchlecht: gebauetes landesfårſtliches Städtchen , auf einer Inſel im Das Schloß mit der dazu gehörigen Herr Gurkflus. dhaft, gehöret dem 1248 geſtifteten Kloſter frauenbrunn , Stunde Weges von der Stadt liegt , und auch welches das Kloſter zu Landſtraß genennet wird. Es iſt Ciſter's Die Stadt iſt ehedeffen zur Windiſchen cienſerordens. hnet 1663 brannte ſie ganz ab. worden . Marf gerec 3) Xu : Hb 3
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Der Øſtreichiſch
Streis .
3) Rudolphswerth , oder Feuſtádtel , Vovomeſto, eine landesfürſtliche Stadt auf einem Hügel , am Flug Gurf , welche der dſtreichiſche Erzherzog Rudolph IV, im Jahr 1365 angelegt, privilegirt, iind nach ſeinem Namen benennet hat. In derſelben findet man eine 1509 geſtif tete Probften, oder Collegiatkirche, welcher innerhalb der Stadt 4 Filialkirden , im Lande aber 14 , und in Steners mark 5 Pfarren geboren . Sie liegt im Kirchſprengel des In der Stadt iſt noch ein Frans Erzbiſchofs zu Gorz ciſcanerkloſter, und vor derſelben ein Sapucinerfleſter. Die Aftern Einfälle in die Gegend dieſer Stoor , welche die Zärken im 15ten und 16ten Jahrhundert vorgenommen , die nachmaligen Feuersbrůnſte und die Peſt , haben die Stadt ihres ehemaligen Wohlſtands berauves. 4) Weichſelbarg, Viſhnagora, ein ſchlechtes landes fürſtliches Stidden , liegt in einem fruchtbaren Thal auf einem luſtigen Hågel , und hat über ſich auf einem hehen Berg ein Schloß , welches eigentlich Weich ſelberg heißt, und nebſt der dazu gehörigen Herrſchaft , und dem großen Landgeridot, dem fürſtlich - auršbergiſchen Hauſe gehörct. Es iſt hier eine Stahlfabrik , aud) wird auf den bieſigen Hämmern viel Eiſen verarbeitet. 2. Folgende Märkte : 1) Lithay, oder Litey, Litja, ein Markt, an der Sau , am Fuß eines Berg , gehöret unter die Herrſchaft Weich : felberg, und alſo dem fürſtlich - aursbergiſchen Hauſe. Das Ochloß wird Thurn - Litey genennet. 2) Waffenfuß, mokronog, ein Markt, mit einem auf ei : nem Hågel belegnen Schloß, gehört zur Grafſch . Aursberg. 3) Ratſubach, Radezche, ein Markt an der Sau, unter einem Berge, auf welchestr ein wüſtes Schloß ſtehet. 4) Seiffenberg, Seiſenburg, Suſenberk, cin Markt, am Fluß Gurk, mit einem Schloß, welches auf einer felſidy ten Anhöhe liegt, gehöret dem fürſtl. aursbergiſchen Haus.
3. Folgende Kloſter : 1) Sittich , Sitirena , Sitticium , ein Ciſtercienſerklos ſter, nahe bey der Stadt Weidfelburg, unter einem hobytu Berge, iſt 1135 geſtiftet worden . Anm .
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Anm . In der Nachbarſchaft dieſes Kloſters, iſt das Dorf Dos brava,woſelbſt die uralte und berühmte Kirchezu unſerer lieben Frauen Himmelfahrt iſt , zu welcher viele Wallfahrten geſcheben . Sie iſtein Filial von der Pfarre St. Veit. 2 ) Pletriach , Pletarje, liegt i Meile von Landſtraß, war anfänglich ein Schloß, nachmals eine Karthauſe , und hierauf eine Reſidenz der laybachiſchen Jeſuiten. 4. Folgende Herrſchaften : 1 ) Schårfenberg , Sviwen , ein wüftes Schloß auf einem hohen und fpitzigen Felſen , unter welchem , aber auch noch aufdem Berge , ein neues Schloß , und nahe dabey eine Pfarrkirdye mit einigen Häuſern , die ehedeſſen einen Markt ausgernacht haben , liegt . 2 ) Ainod, Goteſka, ein prächtiges Schloß , am Fluß Gurf, welches Georg Sigmund , Graf und Herr von Gallenberg, erbauet hat, nun aber den Grafeir von Aurs berg gehöret. Nahe dabey liegt eine Pfarrkirche, welche zu dieſer Herrſchaft gehöret, imgleichen das alte verfallene Schloß Aindd. 3) Schồnberg , ( Schumbergk , ) Koſial und Kleins Dorf, (Malaves ,) find fårſtlich - aursbergiſche Herre
Fhaften. 4) Weiſſenſtein , eine gråflich urſiniſche Herrſchaft mit einem Schloß. 5 ) Geyeraus , ein ſchönes Schloß mit einem noch ſchos nern Garten , gehöret einem Freyherrn Fabianitid . III. In Mittel-Krain ,aufkrainiſchetlishke Rrain . Darzu gehöret das ſogenannte rrockene oder Oůrre Krain , welches ein Strich ( andes von 4 bis 5 Meilen, und, wenn man den zu Unter- Krain ge hårigen Temnißer Boden , welcher auch kein Waſſer hat , dazu rechnet, von 6 bis 7 Meilen iſt. Dieſer Strich Landes iſt aber doch mit großen und kleinen Dörfern wohl beſeget , ob er gleich faſt allenthalben bergicht und ſteiniche iſt, und die Einwohner biswei. len 2 bis 3 Meilen weit nach Waſſer gehen måſſen . Hin und wieder wachſet guter Wein . Es iſt hier ein Fehr $ 64
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Der öffreichiſche Kreis .
fehr gutes warmes Bad , (Toplis,) welches zwiſchen 3 kleinen Bergen in Thal entſpringt. Der berühm te Cirkniger See, auf frainiſch Zirkniſku Jeſeru , Er hat den Nas iſt in der That ſehr merkwürdig . men von dem nahgelegenen Markt Cirkniş , und wird von wilden, rauhen und lieinichten Bergen umgeben ; es liegen aber aud) 2 bewohnte Schlöffer, 9 Dörfer und 20 Kirdien um denſelben her. Er iſt von Oſten gegen Weſten eine frarke Meile lang , von Norden ge gen Süden 1 Meile breit , und 1,2,3 bis 4 Klafter tief, die Gruben-ausgenommen , deren einige' an ſich / ſelbſt einige Klafter tief ſind. Es liegen 3 ſchöne In feln darinn.
Auf der einen , welche Vornek
ges
nennet wird, iſt das Dorf Otroge mit einer Kirche ; die andere, Namens Velka Goriza, und die dritte, Namens Mala Goriza , ſind mit Bäumen bewach fen. Es erſtrecket fich auch eine Halbinſel, Namens Dorvoſchez oder Dervajcheck , in denſelben , wels che von der Inſel Vornek durd, einen Canal getren net wird . In dem See ſind viele Löcher oder Gru ben, lange Gruben wie Canåle, und Hügel.
Es er .
gießen ſich 8 große und kleine Båche in denſelben. Der See läuft manchmal, aber nicht eben alle Jahr, ab ; denn bisweilen, jedoch nur ſelten, geſchiehet folches in 3 , 4 bis 5 Jahren nur einmal , hingegen låuft er auch wohl in einem Jahre a bis 3 mal ab . Das 20 laufen geſchiehet, wenn es ſehr trocken iſt , es ſey im Sommer oderWinter. Ordentlicher Weiſe verfliibet
er in einem Jahr nur einmal , nämlich um Johannes. oder Jacobstag. Den ordentlichen Ausgang, wenn er voll iſt, nimmt er durch a große Locher, die an der Weſt- oder vielmehr Nordweſtfeite, in einen felſichten Berg,
Das Herzogthum Krain.
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Berg , Wage-recht mit dem See , hineingehen. Es kommt das Waſſer auf der andern Seite des Bergs wieder heraus. - Der außerordentliche Ablauf ges ſchiehet durch unterſchiedene Löcher oder Gruben, wel. Solder ſind vornehmlich 18, che in dem Sae ſind. und unter denſelben find 5 Hauptgruben , deren jede 5 Tage nach der andern leer wird , ſo daß der ganze Boden innerhalb 25 Tagen trocken iſt. So bald der Anfang des Abfluſſes von den Bauern zu Oberſee dorf bemerket wird , zeigen ſie ſolches den um den See herwohnenden Fiſchern an, worauf die Fiſcheren in den Gruben nad) einer gewiſſen Ordnung den An fang nimmt. Es haben aber 6 Herrſchaften das Recht in dieſem See zu fiſchen , nåmlich Haasberg , Steegberg, Aursberg, ( aas, Schneeberg , und Klo. fter Sittich . Der Beſiger von Haasberg, hat ſeine Fiſchgerechtigkeit an die Karthauſe Freudenthal über. laſſen .
Man
fiſchet in
dem See
große Hechte,
Schleien undRuten. Je ofter der See abläuft, je geringer iſt der Fiſchfang. In die Grube Ribesca jama kann man , als in eine unterirdiſche Höhle, hins abſteigen ; die Gruben Narte und Pjauze trocknen nie ganz aus , ſondern bleiben moraſtig , und in den. felben bleiben nicht nur viele Fiſche mit ihrer Brut, ſondern ſie enthalten auch eine große Menge Blut iger. Wenn der Seefrühzeitig abgelaufen iſt, wächſet" in 20 Tagen Gras darinn, welches abgemåhet wird , hernach wird der Boden bepflüget, und mit Hirſe bes fået.
Läuft aber das Waffer nicht zeitig ab, ſo kann
nichts geſået werden , und wenn das Waſſer bald zu , růck kommt , geht die Saat verloren .
Sonſt wird
nach der Hirſe -Ernte allerley Wild darinn gejaget und HK 5
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Der öftreichiſche Kreis.
und geſchoſſen.
Mit der Zurickkunft des Waſſers
hat es dieſe Bewandniß. Wenn es ein wenig regnet, dringt das Waſſer aus einigen Gruben an der Süda feite mit großer Gewalt Hervor; und wenn es ſtarf regnet, und zugleich ro tark donnert , daß davon die Erde erſchüttert wird , bricht es aus allen Löchern mit großec Heftigkeit und Geſchwindigkeit Hervor, ſo daß der See in 18 bis 24 Stunden wieder angefüllet wird. Alsdann iſt er mit Waſſergeflügel , als wil den Gånſen , Enten u. a . m. reichlich befekt.
Zwey ,
erley iſt noch anzumerken. An der Südweſtſeite des Sees find 2 große Löcher, welche Uraina jamma und Sekadulze genennet werden , und etwas höher als der See liegen, und über eine Klafter hoch und breit ſind. Uus denſelben ſtürzet, wenn es donnect, eine Menge Waſſers mit erſtaunlichem Ungeſtům 3 bis 4 Klaftern weit Heraus, mit welchem zugleid ), wenn es im Herbſt geſchiehet, viete ſchwarze, nackte, und blinde, aber fette Enten herauskommen , die innerhalb 14 Tagen ſehend werden , und Federn bekommen . Zu anderer Zeit kann man in dieſe {dcher gerade und ziemlich weit hin . ein gehen. Im Winter ſteiget das Waſſer des Sees ſo hoch , daß es einen guten Theil der umliegenden Felber überſchwemmt. Bey Kumpale ſowohl, als bey dem Dorf Podpez hio, iſt ein See tief in einem felſichten Berge, zu wel. chem man mit Fackeln geht. In dieſem Theil des Landes ſind viele Fließwaſſer , welche nach kürzerm oder långerm ( auf von der Erde verſchlungen werden . Es giebt audy kieſelbſt viele und große unterirdiſche Höhlen oder Grotten . Es ſind in Mittel . Krain
1. Fors
Das Herzogthum Krain .
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1. Folgende Srådte : 1 ) Gottfcbee, sotzſchevie oder Chor: chevie, eine kleine Stadt mit einem großen Schloß , getjöret dem Fürſtl. aurba bergiſchen Hauſe, imo iſt der Hauptort einer Grafichaft , zu welcher noch das verfallene Bergſchloß Friedrichſtein , und Tſchermoſchniz, die Pfarren Veſſelthal, Kieg, moſſel, Orianiz, und alten Laag gehören . Es iſt dieſe ehemas lige Herrſchaft 1623 zu einer Grafichaft erhoben worden . 2) Laas, Lofob , ein landee fürſtl. Stådtchen , mit eis nem Schloß, welches dem fürfil. aursbergiſchen Hauſe geboret. Der Ort iſt 1477 zu einer Stadt gemacht wors Den , und bis dahin nur ein Markt geweſen . Es wird hier ſtark mit Meerſalz, Leber und Pferden gehandelt. 3 ) Wóttling, Metlika , vor Alters Metulum , Methul lum , eine landesfürſtl. Stadt , unweit der Culp , unter dem Uſkoken -Berge, in der eheinaligen windiſchen Mark, hat eine Pfarrkirche, welde den Titel einer Probſtey füh ret , ein deutſches Haus oder eine Cominenthuren des deuts ſchen Ritterordens , eilt Schloß mit dazu gehöriger Herr ſchaft, und vor der Stadt ſind 3 Kirchen , welche die 3 Tempelherren - Kirchen genennet werden. Die alte Stadt Metulum hat Kaiſer Auguſt zerſtöret. 4) Tichérnemi, Zbernamel , eine kleine landesfürſtl. Stadt in der windiſchen Mark , init einen Schloß , dazu eine Herrſchaft gehöret, und einer Commenthurey des deuts fchen Ritterordens , welche der laybachiſchen Commenthus rey einverleibet ift. 2. Folgende Mårfte : I) Auersberg , richtiger Aursberg , (denn das davon benannte Geſchlecht führet einen Aurochſen im Wapen,) ein Markt mit einem Bergſchloß , iſt der Stammort der Fürſten und Grafen von Auersberg. Diefe Graffdjaft, der mehr Schlöſſer , Herrſchaften und Güter einverleiber fins, beſitzt die ålteſte und Hauptlinie diefer fürſtlichen und gråfliden Familie, als ein Majorat, fie iſt auch ſeit 99? beſtåndig bey dieſer Familie geblieben . 2 ) ' Cirriniz, Zirkniza , ein Markt zwiſchen hohen Gc: birgen , von welchem der nahgelegene berühmte See den Namen
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Der óſtreichiſche Kreis ,
Nainen hat , gehöret zur Herrſchaft Haasberg . Es iſt hier eine ſtarke Salzniederlage. 3) freyenthurn , Podbreſchie , ( d. i. unter den Bir : kenbäumen,) ein mit Thürmen befeſtigter Markt auf einer Hdhe an der Eulp mit einem Sdloß. 4 ) Boll , ein kleiner mit einer ſtarken Mauer umges bener Markt , auf einem ſteilen Felſen , unter welchem die Culp wegflicBet . Auf dem Gipfeldieſes Felſen oder Ber: ges , liegt das Schloß Grafenwarth , zu welchem eine Herrſchaft gehöret , die ein Landgericht und die peinliche Geridtsbarkeit hat. 5) Xorenbof, ein Markt nahe bey Gotſchee. 6) Xeiffnits , Ribenza, ein ziemlich grofer Markt mit einem Schloß , hat ehemals zu der windiſchen Mark ges höret. Zwiſchen dem Markt und Schloß fließet die Feis ſtrit , welche fich ungefähr eine Viertelmeile unter dem Schloß in ein Erdloch ſtürzet. Die Reiffnik fließet auch hieſelbſt. Zu der nahgelegenen Kirche unſerer Frauen, oder Feuſtift , geſchehen Wallfahrten. 3 47 ) . Weinitz, Viniza, ein mit Maitern umgebener Markt, auf einer ſteinichten Anhöhe an der Culp, mit einem Schloß, liegt in der ehemaligen windiſchen Mark. Nahe dabey iſt auf einem Berg eine Kirche, zu anſerer lieben Frauen im Sellel genannt, dahin Wallfahrten geſchehen . 8 ) Jobelberg, eine gråfl. aurobergiſche Herrſchaft mit 2 Schlöſſern , hat von den Mardern, welchehier håus fig gefangen werden , und den Zobeln & hnlich ſind , den Namen befonimen . IV. In Inner - Krain , darunter man den Strich (andes am Karſt und Poig verſtehet. Es iſt größtentheils bergicht, und voll von kleinen Hügeln. Man bauet wenig Getraide, aber vielen und ſehr gu . ten Wein , weldoer gemeiniglich wälfcher Wein genen. net, und in weit entfernte (ånder geführet wird. Um Karſt fallen vortreffliche Pferde , welchehäufig nach Deſtreid, und Italien gebracht werden. An friſchem Waſſer
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Das Herzogthuni Krain .
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Waſſer iſt an vielen Orten ein großer Mangel. Bei Adlsberg iſt eine bewundernswürdige Grotte , in welcher man über 2 Meilen weit gehen kann . Es ſind in dieſer unterirdiſchen Höhle gewaltig große Pläße, woſelbſt große Häufer und Dörfer ſtehen könnten . Ån einigen Orten ſind ungemeine Tiefen.
Man ſiehet
mancherley feltfame Figuren von Stein , natürliche ſteinerne Schaubühnen, ſteinerne Brückenzc. Nahe benm Eingang der Höhle fållt der Fluß . Poig, wels cher eine Meile davon aus einem Berg kommt, in ein Felſenloch, und fließt unter der Höhle weg. Die Höh. le S. Xaria Magdalena , welche Stunde von Adisberg liegt, iſt ungemein ſchön ; man meynet, man gienge in.dem verfallenen Mauerwerk eines alten prächtigen Pallaſts herum , von welchem noch die theils unbeſchädigten ,theils abgebrochenen Pfeiler und Säulen in die Augen fielen . Bey Lueg iſt auch eine merkwürdige Grotte , welche eine Meile langiſt, viele angenehme Gegenden , und mancherley Figuren von Tropfſtein enthält. Bey 6. Serf iſt gleichfalls eine ſehenswürdige Grotte. Im Wipachar Boden iſt ein Eiſenbergwerk und Hammerwerf. Unter den Flüſſen iſt der Timavo von Alters her berühmt. Er hat ſeis nen Urſprung zwiſchen Tybein und S. Johannes aus 7 Löchern eines Felſen .
Im innern Krain find viele
und große Dörfer, aber deſto weniger Ståbte. Wir bemerken :
1. Die Stadt Tybein , Duin , Duinum , welche am adriatiſchen Meer auf einer Unhöhe liegt , einen kleinen Hafen , ein Kloſter und ein Schloß hat , zu welchem eine Herrſchaft gehöret. Nicht weit davon wird ſehr ſchöner dwarzer Marmor ge brechen . In dem Felſen am Meer findet man , wenn man Stůđe
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Der Dſtreichiſche Streis.
Stúde davon losbricht, lebendige , fauftdide und eßbare Schnecken ; der Stein , welcher ſie einſchließt , hat viele kleine Lécher. Die Stadt gehört den Grafen von Thuru und Valſaffiua. 2. Folgende Märkte : 1) dlsberg , eigentlich nolersberg , Portoina , ein wohlgebaueter Markt, am Fuß eiues hohen felfichten Ges birge, auf welchem ein verfallenes Schloßſtebet, unter wele chein die berühmte Höhle iſt. 2) Alben , planina , ein Markt , welcher rund umher von hohen Bergen , großen Wäldern , und finſtern Wilds niffen umgeben wird . 5) Brem , Prem , ein kleiner Markt, mit einem Schlo , liegt auf einem Bergé , und gehörer dem fürftlichen Hauſe von Portia. 4) 8. Johannis, ein Markt, am Fluß Timavo. 5 ) Loitſch , Logatez , ein Schloß im Pyrnbaumer Walde. Nahe daten iſt das Pfarrdorf Unter : Loitfcb, der Römer Longaricum, 6) Ober - Laybach , Verbnina , ein großer Markt, in · deſſen Nachbarſchaft der Fluß Laybach entſpringr. 7 ) Senofetſch , Senoſezſche, ein Markt, welcher ehe mals eine Stadt geweſen iſt , mit einem Schlaß , gehöret dem fürſtl. Hauſe Portia . Von der Gegend Gaberť zwi rden dieſem Ort und Trieſt , und von dem beftigen Winde in derſelben , kömit hernach bey Trieſt eine Anmer: kung vor. 8 ) Klan, Clano, ein Markt und Schloß in der Obers Poig. 9 ) Wipach , Vipacco , Vipava, ein Markt mit einer
Burg , am Fluß gleidjes Namens , welcher nahe daben entſpringt. Hier wächſet kóſtlicher Wein. Der Ort gehört Den Grafen von Lanthien . 10) 5. Veith , ein Markt, bey welchem die Schldfſer Podberiach und Roſened ſtelen. II) Prewald , ein Markt. 3. Die Karthauſe Freudenthal, Biſtra ,Vallis jocoſa f. jucunda, Deren Stiftung 1955 angefans
gen ,
Das Herzogthum Krain. gen, und 1260 vollendet worden . ſpringt die Feiſtrig.
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Bey derſelben ent
4. Folgende Schlöſſer und Herrſchaften : " 1 ) Saasberg , ein Schloß an der Unz, geboret dem gråft. cobenzelſchen Hauſe. 2) Lueg , ( d. 1. loch .) Samma, ein Schloß, mitten in einem hohen felſichten Berge, welcher ſenkrecht in die Hdhe fteiget. Es ſtehet dieſes großeGebäude dergeſtalt in einem Loch des Felſens , daß kein Regen darauf fåut, hat aber doch ein Dach um des Waſſers willen , welches aus dem Felſen herabtrópfelt. Man hat aus dieſem Schloß keine andere Ausſicht , als über fich gen Himmel. Die Hälfte des vordern Thurms ſtehet allein hervor. Es gehöret dieſes zwar feuchte, aber auch im Sommer fühle Schloß , dem Gra : fen Cobenzel. Bey demſelben iſt die oben genannteGrotte . 3) Yeykoft , eine Herrſchaft der Freyherren von Ros ſetti, welche ergiebige Eiſengruben bat. 4 ) S. Berf, S. Servio , ein altes Bergſchloß, 1 Meis le von Trieſt, hat den Namen von deni heil. Servulus, wel : cher in der nabgelegenen berühmten Hdhle, barinn der weiffe und graue Tropfſtein vicle große Säulen von mana cherley Figuren an den Wänden und an der Dede gebildet hat, feine Wohnung gehabt . Die Treppe, welche zu dem Schloß führet, iſt in den Felſen gehauen, und der Eingang gehet durch den Berg, ſo daß man Licht nöthig hat. Es hat auch eine Reitidule, welche aus dem Felſen gehauen iſt. Unter dem Schloß liegt ein Dorf gleiches Namens. In hieſiger Gegend wachſen vortreffliche Weine, als der Zſchernecaller und Marzaminer.
V. In Hiſterreich , Iſtrianſke, oderPiſine fke Rrai. Dieſes öſtreichiſche Antheil an Hiſterreid ), ( Iſtria) iſt an Wein , Del , Getraide und andern Le bensmitteln ſehr fruchtbar, und beſtehet 1. Aus der Grafſchafi Mitterburg , welche eher defſen den Grafen von Górz gehöret hat, nach 26ftere ben derſelben aber an das Haus Deftreich gekommen
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Der Oſtreichiſche Kreis . 1644 wurde ſie vom Kaiſer Ferdinand III den
Grafen Flangini verpfändet, weldie ſie nachmals dem fürſtl. Hauſe von Portia ſchenketen , wodurch ſie ganz von Krain getrennet wurde.
Solches - beunruhigte
die krainiſche Landſchaft gar ſehr; daher fie 1664 dem Kaiſer wegen dieſer Ubſonderung geziemene Vorſtel. lung that, anch mit kaiſerl. Bewilligung dem Fürſten von Portia die Graffchaft für 550000 Fl. abhandelte, und ſie hieraufwieder an das fürſtl. Haus von Aurs , berg kauflich überließ, jedoch mit Vorbehalt aller vor, maligen vom Lande Krain abhangenden Hoheiten, Bochmäßigkeiten , Inſiantien ,und was dem anhängig iſt ; wodurch die Trennung der Grafſchaft vom Lande Krain verhütet worden .
Das fürſtlich -aursbergiſche
Haus , hat dieſe Grafſchaft hinwieder an K. Ferdi: nand III für Thengen in Scwaben überlaſſen , und endlich iſt ſie an den Marquis de Prie gekommen, der ſie 1767 dem Grafen Montecuccoli, modeneſis ſchem Geſandten zu Wien , für 240000 Fl. verkauft hat.
Sie hat einen Biſchof, der zu Biben wohnet,
enthålt 28 Pfarren , darunter 5 Collegiatfirden ſind, 2 Stifter und 4 Kloſter. "Wir bemerken
(1) Folgende Städte : 1) tritterburg, Piſino , Pifinum , die Hauptſtadt der Grafſchaft, iſt ein offener Ort, hat ein Schloß , welches auf einem fteilen Felſen liegt, eine Probſten , ein Franciſca: ner Kloſter und unterſchiedene Kirdien . 2 ) Biben , Pitſhem , Pedena, oder Petina , Pitinum , Pucinum , eine Stadt auf einem hohen Berge in einer ſehr fruchtbaren Gegend, iſt der Sit eines Bifchofs , welcher unter dem Erzbiſchof zu Górz ſtehet, und zu deſſen Kirdy ſprengel 2 Stådte und in Dörfer , darinn 14 Pfarren ſind , geboren , 3 ) Galigniana ; oder Galliniana , ein Städtchen auf einem ſteinichten Berge, mit einer Burg. 4) Ber :
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Das Herzogthum Krain.
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4 ) Berſetz , Berſhezh , ein Städtchen auf einem hohen Felſen , am adriatiſchen Meer , mit einem geringen Syafen . Eswichſet hieſelbſt ein ſchwarzrother, di & er und ſehr füßer Wein. 5 ) Laurana , Urana, Lauranum , ein Städtchen am adriatiſchen Meer , mit einem kleinen Hafen. Anm. Die beyden legten Städte gebdren nicht zu dem eigents tichen Hifterreich , ſondern zu Liburnien, (2 ) Folgende Märkte : 1) Boglion , oder Bullion , gemeiniglich Bolun , ein Markt auf einem ziemlich hohen Berge. ! 2) Krink , Bringa , Coriticuin , ein Markt, welcher zwar in einer fruchtbaren Gegend liegt , aber Mangel an friſchem Waſſer , und wenige Einwohner hat. 3 ) Pafberg ,gemeinigl. Pas, ein Markt auf einem hohen aber fruchtbaren Berge, mit einem Schloß und 3 Kirchen. 4) Lindar, ein Markt, auf einem ziemlich hohen Berge, nahe bey Mitterburg, 5) Swingt, oder Zemin , Shmin , ein offener Markt auf einem Hügel, welcher Mangel an Waffer hat. 6) Vermo, Beram , ein Markt auf einem Hügel. 7 ) Terviſo, Tervis, ein offener Markt auf einem Hügel. 8) Corridigo , ein Marktflecken . 9 ) Shumbetg , Sumberg, ein Markt auf einem ziems fich hohen Berge, mit einem Schloß. 10) Werdo , ein Marktfleden . II ) Kerſchen , oder Berichón , ein bemauerter Markt, Schloß und Herrſchaft. 3) Folgende Schlöſſer und Herrſchaften :
1) Jepitſeb , ein Schloß und Herrſchaft am Zepitider See und Fluß Arſa , woſelbſt ungeſunde Luft iſt. 2 ) Bellay und wachſenſtein , Herrſchaften . ( 4) Folgende Kloſter : 1 ) Das Kloſter 8.marien am See, liegt am Zepita ſcher See , und iſt mit Mönchen aus dem Orden des Heil. Paulus des erſten Einſiedlers, beſetzt. 2 ) 5. Peter im Walde , iſt 1255 geſtiftet , und 1459 dem Kloſter bey dem Zepitſcher See zugelegt worden. Nobe ji 3 Th .62 .
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e Der óſtreichiſch Spreis.
Nahe dabey iſt ein kleines Kloſter , in der Krone ge nannt, woſelbſt aber keine Geiſtlidhen wohnhaft ſind , das Her eg von S. Peters Kloſter verſehen wird. 2. Aus der Serrjdaf Caſtua , welche aber ei gentlid in Liburnien liegt. Sie grånzet mit der Stadt S. Veit am Pflaum , mit Gutenek, mit dem Venedi: ger Hiſterreich, mit der Grafſchaft Mitterburg , und mit dem Meerbuſen Mare di Carnero ; und hat über 8 Deutſche Meilen im Umfreiſe. Biſchofs von Pola Kirdſprengel.
Sie gehöret ju des Im
Jahr 1400
ift ſie an das Haus Oeſtreich gekommen , und dein Her. zogthum ' Krain einverleibet worden . · Kaiſer Ferdis nand II überließ ſie dem Grafen Balthaſar von Thans hauſen ; nachmals ſchenkete die Graf. Urſula v . Than. þauſen dieſelbe den Jeſuiten zu S. Veit am Pflaum , welche ſie durch einen Hauptmann regieren lieffen , dok deſſenUrtheilen man an dasGericht zuKrain appellirte. Jekt gehöret ſie dem Landesfürſten . Dahin gehören 1) Caliua , eigentlich Xboltau , eine Stadt auf einem hohen Berg am adriatiſchen Meer. Der Hauptmann wohnet auf dein Schloß oder Kaſtel. Dieſer Ort ift ſehr alt. Er treibt ſtarken Handel mit Wein , Del, Pomeran: zen, Limonien, Mandeln , Feigen , u .d.g.Es gehören der Hafen Polouſka und unterſchiedene andere Derter in einem Bezirk von 8 Meilen dazu . Atein , jeßt iſt Caftua forcohl als Volouſta ein Porto morto, weil für Rauffartheyfchiffe keine andere Seehafen offerr ſind, als die, welche zu dem lito rale auſtriaco im politiſchen Verſtande genommen, gehören. 2 ) volouſka, ein Markt, am adriatiſchen Meer , mit einem kleinen Hafen . Nicht weit davon iſt ein überaus fchöner und großer Hafen , welcher Preluka genannt wird, darinn eine ganze Kriegsflotte liegen kann , In deras ſelben werden viele Thonfiſche gefangen. 3) S. Jacob am Meer, Abbatia Rofacis, eine Auguſtiner Ubtey, welche den Auguſtinern zu S. Veit am Pflaum gehört. 4) vas
Das óſtreichiſche Friaul.
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4 ) Paprinit , Vaprinez oder Vaprinaz, ein Schloß auf einem ſteinichten Berge. 5) Mioſchenije, ein Markt auf einem Berge, am adrias tiſchen Meer. Es wird hier ſchöner Marmor gebrochen, 4. Das Öſtreichiſche Friaul oder
Die gefürſteten Grafſchaften Gradiſca und Górz, die Hauptmannſchaft Tulmino und der Idrianer Boden , welche Diſtricte unter der Landeshauptmannſchaft zu Górz ſtehen . Die beyden erſten brachten 1770 ein , 357363 Fl. 415 kr .
We
M 11
1. Die gefürſtete Graffichaft Gradiſca, wurde 1641 vom K. Ferdinand III dem fürſtlichen eggenber, giſchen Hauſe geſchenfet. Als daſſelbe 1717 ausftarb, trug K. Karl VI die Grafſchaft dem Grafen von Ait. han an , welcher ſie aber geziemend ablehnete , daher fie von einem beſondern Hauptmann regieret wurde : nunmehr aber iſt der Landesverwalter der Grafſchaft Görz zugleich Hauptmann von Gradiſca. Gradiſra, iſt ein wohlbefeſtigtes Städtchen , am fluß Liſonzo , welches die Venediger 1473 wider die Türken ans geleget haben. 1764 ward hier der Grund zu einer neuen Feſtung geleget. II. Die Grafſchaft G8rs , Comitatus Gori tiæ , von welcher und der Grafſchaft Gradiſca , Ri : dolph Coronin, Graf von Cronberg , Herr zu Quiſcha 1756 eine Charte auf i Bogen geliefert hat, welche mit Hülfe der kaiſerlich-königlichen Feldmeſſer, infon. derheit Franz Vicentius , zum Stande gebracht wor. den , hat niemals zu Krain gehöret ,
und wird alſo von den Erdbeſchreibern fälſchlich dazu gerechnet. Sie grån . Ji2
500
Der dſtreichiſche Kreis.
grånzet gegen Norden an die Hauptmannſchafi Tulmi. no, gegen Oſten an den Idrianer Boden und an Sprain, gegen Süden auch an Krain, und an das Venediger Gebieth von Mofacoine, und gegen Weſten wird ſie durch den Fluß Judri von dem Venediger Friaul ge ſchieden . Un edlen , weiſſen und angenehmen rothen Weinen, iſt das Land am fruchtbarſten. Zwiſchen den Man hat auch Bergen wird auch Getraide geſået. gutes Obſt, aber wenig Del. Der Pferde und Od Auf fen ſind wenige , aber der Ziegen deſto mehrere. den Seidenbau wird viel Fleiß verwendet. Der Fluß Lifonzo ( ehedefſen Sontius , ital. il Sontio , woraus Liſonzo gemacht worden, ) durchfließet die landſchaft ihrer Breite nach , nimmtden Bach Talmin , und die Flüſe Jdria, Wipad ) und Torre auf, und ergießet ſich endlich ins adriatiſche Meer. Die gemeinen Ein wohner reden, von Krain bis an den Siſonzo,dine ſlawis . ſcheMundart ; jenſeits des Fluſſes aber ſlawiſch und furlaniſch , oder friauliſch, welches legte ein verfürz tes Walſch und halbes Franzöſiſch genennet werden Die Vornehmen ſprechen auch walſch und mogte. Von 208 adelichen Familien , welche in der deutſch. Landſchafts.Matrikel ſtehen , waren 1753 nur noch 39 im Lande übrig , die andern ſind entweder ausgeſtors ben , oder haben ſich in andern Låndern niedergelaſ ſen , und ſind nur noch Ehrenmitglieder der gørziſchen Landſchaft. Das ganze (and iſt der rómiſch - katholis fden Kirche zugethan . Ehedeffen gehörte es zu dem Kirchſprengel des Patriarchen von Aquileja ; ſeit 1751 aber iſt in der Stadt Görj ein Erzbistlum , unter wel. ches der ehemalige Kirchſprengel des Patriarchen , ſo 1 weit er ſich durch die Lånder des Hauſes Deſtreich erftres det
Das dſtreichiſche Friaul.
det hat , geleget worden. Dieſer Erzbiſchof und das Domkapitel haben alle die Einfünfte undGüter in den offreichiſchen Ländern , welche ehemals der Patriarch
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5
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gehabt; er wird von dem Hauſe Deſtreich ernannt, und hat die Biſchöfe zu Trident , zu Como im Herzogthum Meiland , zu Mantua , zu Trieſt und zu Biben in Hiſterreich, unter ſich. Der Urſprung der ehemaligen Grafen von Gör3, iſt nicht leicht zu beſtimmen , weil es an gewiſſen Urkunden fehlet. In Rudolphi ComitisCronbergiiCoroninide Quiſcha tentamine geneal . chronolog. promovendæ ſeriei comitum et reruin Goritiæ , wird S.83.84 . gemuthmaßet, daß auf Befehl, oder mit Einwilligung
1
Kaiſers Heinrich IV oder V , die Grafſchaft Gör; dem Geſchlecht der Grafen zu Tyrol entweder megen Bluts. freundſchaft, oder Verwandtſchaft, gegeben worden ; welches Geſchleches Haupt von 10go bis 1121 entweder Gottfried II, oder deſſelben Sohn Adalbet ( Albrecht) geweſen. Von MeinhardsIIISöhnen, pflanzeteMein: hard IV den tyroliſihen , Albrecht II aber den górzi. ſchen Stamm fort. 1500 ſtarb Graf Leonhard von Gorz,ohne månnliche Erben ,worauf K.Maximilian I, verinoge alter Verträge, welche inſonderheit 1361,64 , 94 und 1486 Seſtiftet worden , die Grafſchaft, welche ihm ohnedieß ſchon verpfändet war, in Beſię nahm ; ſeit welcher Zeit ſie auch beſtändig ben dem óſtreichi fchen Hauſe geblieben iſt. Sie wird für eine gefür's ſtere Graficafe gehalten , wie ſich denn auch die öſtreichiſchen Kaiſer von Marimilian 1 an gefürſtete Grafen zu Gorj genennet haben. Der heutige Was penfaild , ift reches durchſchnitten , in dem obern himmelblauen Felde, iſt ein goldener Löwe mit einem
Ji 3
getheil.
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Der óſtreichiſche Streis.
getheilten Schwanz,
das untere filberne Feld aber
pflegt entweder durch) a rothe Binden getheilt zu wer. den , oder 3 filberne Binden mit 2 untergemiſchten rothen zu enthalten . Die Grafſchaft wird durch einen Landeshaupt. mann regieret. Auf denſelben folget der Landes , verweſer , ( Prætor ,) welcher mit Zuziehung 6 Affef foren und zweener von Udel die Rechtsſachen des Adels ſchlichtet ; in Criminalfällen aber müſſen noch einige von Adel zugezogen werden . Von dem górziſchen Gericht, wird an die inner - oſtreidiſche Regierung ju Górz appellirt. Wir bemerfen in derſelben
1. Gørz, Goritia, ( Tiaw .Goriza , b.i. ein kleiner Berg ) eine Stadt von ſchlechten Häuſern ,welche aus 2 Haupttheilerr beſtebet. Auf einen Berge liegt die alte oder obere Stadt mit einem Sdiloß , und in der Ebene am Fluß Liſonzo die untere Stadt , weldse neuer , als jeite , iſt. Seit 1751 ift die Stadt der Siß eines Erzbiệthums , von welchen oben gehandelt worden . Außer der Metropolitanfirche find hier noch 7 Kloſterkirchen und 9 Kapellen. Bey dein ehemaligen Seſuiter : Collegio, iſt ein Gymnaſium . 2. Caſtagnavica , ( d. i. Kaſtanienwald ,) ein Carmes liter Klofter, mit einer ſchönen Kirche, in welcher ein Gnas denbild der Sungfrau Maria iſt, liegt nahe bey der Stadt. 3. Monteſanto , ein berühmter Berg, auf weldem ein Franciſcaner Kloſter ftehet, zu deffen Kirche, um eines Mas rienbildes willen viele Wallahrten geſcheheu. 4. Canale , ein Markt am Fluß Lilonzo. 5. Cormone, ein Markt und Schloß. 6. Quiſoba , ein Raftel und Dorf. 7. Cronberg , ein Schloß und Dorf des Grafen Cos ronini. 8. Aiduſſina, oder Saidenſchaft, ein Markt. 9. Schonpaß , ein Kaſtel und Dorf, und plets , ein landesfürſtl. Kammergut, III. Die
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Das Dſtreichiſche Friaul.
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III. Die Sauptmannſchaft Tulmino , iſt ein anſehnlicher, aber bergichter Strich landes, in welchem Der Fluß Liſonzo ( voriters Sontius,) entſpringt, und ihn durchfließt. Es fängt dieſe Hauptmannſchaft an der kårnthifchen Grånze an , und erſtrecket fich der Långe nach an der Grånze von Dber : und Inner. Krain bis an den Jorianer Boden , und an die Graf. ſchaft Górz.
Der nordliche Theil beſtehet aus dem
Flitſcher Boden. Nach Erlöſchung des dorimber . giſden Stamms, iſt dieſe Hauptmannſchaft an die Grafen von Preiner von der gråßiſchen Linie gekom . men , welche 1649 erhielten , daß ſie aus einem lehn Von derſelben iſt ſie mit al. ein Allodium wurde. len Rechten an die Grafen Coronini gekommen , deo nen ſie auch noch gehörer.
In derſelben find
1 ) Tulmino, ein Markt , mit einein Bergſchloß, uns ter welchem der Bach Zulmin fließt , und nid )t weit das pon in den Fluß Liſongo få t . 2 ) Caporetta , ein Markt am Fluß Liſonzo, 3 ) Die Herrſchaften Canale , St. Croie und Schware
zenech . V. Der Jdrianer Boden , liegt zwiſchen Krain und der Grafſchaft Górz , und hat den Namen von der landesfürſtlichen Bergſtadt Boria oder Ydria, welche unmittelbar unter der inners dſtreid iſchen Hofkammer zu Grås ſtebet. Sie liegt in einem tiefen Thal zwiſchen ziemlich hoben Kalkbergen , welche mit den höchſten krainiſchen Gebirgen einerley Natur und Beſchaffenheit haben. Sie ſind auf Tonſchiefer aufgeſekt, von welchem in dem Thal ein ſehr måchtiger Strich hera vorſtoßt. In dieſen ſchwarzen Tonſchiefer, und nicht in bem Kalkſtein , brechen die hieſigen reidyen Quedfilbererzs te , von welchen der Centner wohl 40 bis 70 , quch zus weilen 80 Pfund Queckſilber enthält. Die Menge des Quecks Ji 4
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Der Sſtreichiſche Streis .
Quecffilbers , welches theils gediegen , oder als Jungferns quedfiiber , theils durch : Brennen aus den Erzen gewon: nen wird , kamm jetzt jálırlich auf 300000 Pf.gerechnet werden , und man könnte jährlich auf 500000 Pf. gewins nen , wenn man nicht für vathiam hielt , den großen Ule: berfluß zu hindern, damit der Preis nicht zu wohlfeil wwer : de , oder vielleidyt aud) , wenn man die Brennart verbeſ: fern wollte. Die ganze Mannſchaft zu Idria, welche 504 Köpfe beträgt iſt in 3 große , oder 12 kleine Compagnien vertheilet, und dieſe wechſeln in der Arbeit unter und liber der Erde , alle 4 Monate ab. Man bereitet aus dein hie: ſigen Queckſilber in Holland und in andern Ländern, Zinn : Die ober , den reffenden Sublimat und andere Dinge . gewöhnlichen Bergwerkonusgaben , haben 1768 betragen 89220 Fl. die zufälligen 10407 Fl. Im Jahr 1769 wa ren bende größer. Die k. k. Kupfer - Queckſilber- und Bergwerks - Adminiſtrations-Hauptcaſſe zu Wien , vera legt das hieſige Bergwerk mit Gelde, daher auch der Ber: kauf des Duredfilbers für derſelben Rechnung geſchiebet. Es iſt aber der größte Theil an gewiffe Perſonen in Am: ſterdam verpachtet , und wird über Trieſte nach Holland geführet. Yoria enthält ein Schloß , und ungefähr 270 zerſtreut liegende Häuſer. Das Bergwerf iſt 1497 entde: det worden , und die Veranlaſſung zum Anbau dieſes Orts geweſen. Die Venetianer nahmen denſelben 1510 weg, er ward ihnen aber bald wieder entriſſen , und hierauf das hie: fige echloß mit 4 Thůrmen zur Wertheidigung gebauet, 1575 übernahm in welchem jebt die Vorſteher wohnen .
Erzherzog Cart das Bergwerk von der Gewerkſchaft. Das her gehört der Grund und Boden größtentheils zu der Herr: ſchaft Tolmino , damals aber ſoll der Erzherzog denſelben auch an ſich gebracht haben ; doch hat gedachte Haupts mannſchaft noch jeſt das jus gladii im ganzen idrianiſchen Diſtrict. S. 70. Anton Scopoli de Hydrargyro Idrien tentamina phyſico -chymico-medica . Venedig , in 8. wie auch Job. Jac. Ferbers Beſchreibung des Quedfilbers bergwerks zu Soria . Berlin 1774. 8 .
5. Das
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Das Litorale.
5.
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Das Litorale.
Das Litorale auſtriacum , bedeutete ſonſt in den öſtreichiſden Kanzlenen , die Seeplåge am adriari. ſoben -Meer, und ſtund enter der sjaupt. Intendenza zu Trieſt . Die öftreitiſchen Küſten am adriatiſchen Meer , ſind 30 deutſche Meilen lang , und enthalten viele vortreffliche Seehafen , die aber nicht alle offen find. Denn diejenigen , in welchen kein Zollamt und kein Commercienbeamrer vorhanden iſt, ſind geſchloſſen, ro daß Kauffahrthenſchiffe und große Barfen weder ein per's hüten. Ein ſoldier Hafen heißer Porto morto . Hier iſt aber nur die Niede von denjenigen , welche offen ſind , und unter der Intendenza zu Trieſt gelanden haben . Dieſe Seepiákke find die Niederiage aller sſfrei chiſchen Waaren , weiche von hier nach Portugal, Spanien , Franfreich, Walſdland , Griechenland, und in alle türkiſine Lånder in Europa , Aſien und Afrika ausgeführet werden . Die vornehmſten find 1 ) Stahl- und Eiſenwaaren , welche 1770. nach den Zellregiſtern jährlich über 2 Millionen Fl. be: trugen , 2) Getraide aus Inner - Deſtreich und den ungariſchen
Ländern ,
jährlich für 1 Million Fl.
3) Leinerrand von allen Arten , ungefähr eine halbe million Fl. 4) rohe Wolle aus den ungariſchen Ländern , 5 ) Glaswaaren, jährlich für 100000 Fl. 16) Portarihe, jährlich für 30000 Fl . , welche ſtark nach England gehet, 7) grobes und feines Tud ), 8) vielerley ungariſche Waaren , als , Sdilachtvieh, Talg , Leder , sc. 9) holz , zum Brennen und Bauen , 10) Wadyskerzen und rohes Wachs, 11) allerhand hdlzerne Waaren , z. E. für die Ků : Ji 5 die,
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Der óſtreichiſche Kreis .
che, für Kinder zum Spielen uc. jährlich für Mil lion Gulden, und dergleichen mehr. za) Weinſtein, Gallapfel und vielerley andere Waaren . Alle dieſe Waaren werden theils von fremden Schiffen aller handelnden Völker abgeholet , welche deswegen ihre Conſuls zu Trieſt haben , theils auf Die Anzahl Sftreichiſchen Schiffen ausgeführer. aller Kauffarthenſchiffe,
welche den
öſtreichiſchen
Unterthanen gehören , erſtreckete ſich 1770 auf 66 , oh. ne die Barken , Salzſchiffe und kleinen Fahrzeuge zu rechnen , welche aus dem abriatiſchen Meer nicht berauskommen , ſondern nur den Küſtenhandel trei. Hierzu kommen noch etliche Fregatten , Ků. ben . ſtenbewahrer, Tartanen, und Kriegsſchaluppen. Die Republik Raguſa , welche jekt 200 Schiffe hat, läßt auch viele Waaren abholen , und verſendet folche mit ihren Sdhiffen in alle fånder des mittelländiſchen Meers , inſonderheit nach Afrika.
3
Dagegen werden in die öſtreichiſchen Seeplaße wieder eingeführet 1) alle Waaren , welche die tůr, fiſchen und perſiſchen Länder Şervorbringen , Haupt fächlich Baumwolle , wovon in 2 Jahren 120040
1 Centner zu Trieſt ausgeladen worden , ferner Kaffee, Seide , Wolle , Stamelgarn , griechiſcher Wein, Mandeln , Pomeranzen, Feigen , Citronen , Saffian leder u . f. f. 2) rober Zuder aus Portugal , Frank, reich und England, jährlich für 1 Million Fl. 3) Far. behols, 4) Gewirze und Spezerenwaaren, 5) italie niſche und türkiſche Welle , und 6) Salz, aus Bar: etta und Trapani .
Nach einem gemachten Ueberſchlag fand ſich 1770 , daß ſeit 5 Jahren jährlich um 2 Millionen mehr Baa
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1
B
Das Litorale.
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Waaren ausgeführet, als hereingebracht worden , ſo daß dieſe Lånder nunmehr einen Acrivhandel treiben, welcher den Handel der Republit Venedig ſehr ge: ſchwachet, und eben deswegen oft fehr ernſthafte Strei. tigkeiten veranlaſſet hat. Dieſe Lånder werden als Colonien angeſehen , und ſtunden bis zum Anfang des 1776jten Jahres in Re.. gierungs- und Handelsſachen unmittelbar unter dem Hyofcommerzrach zu Wien , zunächſt aber unter der Saupt Intendenza zu Trieſt, welche die Regies rung verwaltete, und dem Coinmerzrath unterworfen Der Präſident derſelben war allezeit der ober . war. ſte Befehlshaber aller in dieſen Ländern einquartirten Kriegsvolter. Als im Anfang des 1776ſten Jahrs
1
der Hofcommerjrath zu Wien aufgehoben ward, wur : de die Intendenzá zu Trieſt mit der Sandeshaupt. Die Einwohner mannſchaft zu Górz , vereiniget.
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find Deutſche , Ungarn , Bålſche , Griechen , Ur: Vermoge des Bels menier , Juden und Turken .
1
grader Friedens von 1739 genießen die Türfen und türkiſchen Unterthanen viele Vorrechte , welches fie anlocket ,
dieſe Lånder ſtark zu beſuchen und ſich in
In der Mitte des denſelben häufig niederzulaſſen . 1770ſten Jahres zählte man 9a griechiſche Familien, welche Morea verlaſſen hatten , um ſich hier anſåſ ſig zu machen .
Sie beſaßen zu Trieſt eine ſchöne
Kirche, worinn ſie öffentlich ihren Gottesdienſt hielo ten : Ja , ihr Archimandrit bekam jährlich 300 Fl. aus der wieneriſchen Commerzcaffe : fie ſind aber größrentheils zurückgegangeu. In eben diefem Jahr haben ſich auch Armenier zu Trieſt niedergelaſſen, welche von Venedig dahin gezogen .
Zu
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Der óſtreichiſche Kreis .
Zu dieſen (åndern , welchereich an Wein, Man. deln , Dliven, Pomeranzen, Feigen und Seide ſind, gehört A. Das Gebiet von Aquileja , welches ehedeflen
ſo wie ganz Friaul und Hiſterreich, dem Patriarden zu Uquileja zuſtund , welcher unter den italieniſdien Metropoliten den zweyten Rang hatte, oder zunächſt auf den Pabſt folgte.
Allein, im 15ten Jahrhundert bemächtigten ſich die Venediger unter dem Patriar: chen ( udwig, welcher ein Herzog von Teck war, der pa : triarchiſchen Länder , von welchen aber nachmals ein Theil an das Haus Deſtreid ) gekommen iſt. Der rol: chergeſtalt ſehr eingeſchränkte Patriarch Yat, nachdem Aquileja oder Uglar in Verfall gerathen , ſeinen Sik zu Udine gehabt. Die Republik Venedig brachte es am römiſchen Hof dahin , daß das Patriarchat mit keinem andern , als einem Venediger, beſeket wurde ; welches aber zu großen Zwiſtigkeiten mit dem öſtrei chiſchen Hauſe Anlaß gab , wie denn auch 1621 und 1641 dem Patriarchen verboten wurde, die öſtreichi. ſchen Länder zu betreten , und pie darinn belegenen Kirchen , welche zu dem patriarchiſchen Kirchſprengel gehörten , zu beſuchen . 1749 am 29ſten Nov. und 1750 am 27ſten Junii erklärte der Pabſt, auf Unfus chen der Kaiſerinn Königinn Maria Thereſia , den Grafen Karl Michael von Attems zum Vicarius apo. ftolicus temporarius des aglariſchen Kirchſprengels Dieſes veranlaſſete ei, in den öſtreidsiſchen Landen . nen Vergleich zwiſchen dem öſtreichiſchen Hauſe und der Republik Venedig , welcher 1751 vom Pabſt be ſtåriget worden. Vermoge deſſelben iſt das aglari ſche Patriardyat ganz aufgehoben ,
und es find an deſſen
Das Litorale.
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deſſen Statt 2 Erzbisthümer errichtet worden , nåm . lich eins zu GSrj , dem der aglariſdye Kirdyſprengel, in fo weit er ſich durch die öſtreichiſchen Lånder erfire: cfet , unterworfen , und die aus dieſen Ländern Riera 1 ſenden Einkünfte und darinn befindlichen Güter angewieſen worden ; und eins zu Udine , dem die i
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Kirchen des aglariſchen Kirchſprengels, im Gebiet der Republik Venedig , untergeben , und die Ein . fünfte , welche der ehemalige Patriarch daſelbſt ge. habe , beygeleget wurden ., Aquileja, oder Aglar, iſt in neuern Zeiten nur ein ges ringer Markt geweſen , und hat eine ungeſunde Luft ges habt : allein , ſeit 1765 , da es dem Litorali einverleibet worden , kommt es von neuem in Aufnahm , ſo daß 1775 hier 2815 Menſchen gezählet wurden. Die Stadt iſt durch einen gemauerten Canal , den die Römer angeleget haben , mit der See verbunden , und die benachbarten Flüffe vers ſchaffen viele Bequemlichkeit zum Handel. Der Commerz rath hat 1766 den Anfang machen laſſen , die Moriſie, welche die Stadt auf einige Meilen umgeben , trođen und urbar zu machen , welches in der Mitte des 1770ſten sah res ſchon mit 700 Morgen landes , jeden zu 960 Quas dratklafter gerechnet, bewerkſtelliget war, und dadurch hat fich die ſonſt ungeſund geweſene Puft verbeſſert. Die Bürs ger behaupten , edel zu ſeyn , 10 , wie es vor Alters die ró. miſchen Bürger geweſen. Die ehemalige Patriarchalkirche zu unſerer lieben Frauen , iſt, kraft der påbſtlichen Verord nung von 1751, der Parochie beraubet , aber befreyet, und dem römiſchen Stuhl unmittelbar unterwürfig gemacht worden, ſo daß der Pabſt allemal einen oftreichiſchen Unter: than zum apoſtolifden Delegaten verordnet , welchem auch das hieſige bëfrenete Frauenkloſter zur Regierung anvertrauet worden . Hingegen die hieſige Johanneskirche, ift zur Pfarr's kirdye des Markts gemacht, und dem Erzbiſdof zu Gdrz in geiftlichen Dingen untergeben worden. Das hieſige Urſitlis ner Nonnenklofter, ftebet uumittelbar unter dem Pabſt. Mor
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Der dſtreichiſche Kreis .
Por Alters war dieſer Ort eine anſehnliche und voltreiche Stadt. Nachdem ſie aber im Jahr 452 von der Hunnen de nig Attila zerſtåret worden , iſt ſie niemals wieder in den vorigen Zuſtand, fundern vielmehr von Zeit zu Zeit in grd Bere Abnahme, gerathen .
B. Die Stadt Tricſt mit ihrem Gebieth. Dazu gehöret
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1. Trieſt, auf krainiſch Terſt oder Tereft, ital. Trieſte, lat. Tergeffum , eine Stadt an einem Theil des adriatis ſchen Meers , welcher il Golfo di Trieſte genennet wird. Die Hariſer liegen an der Anhdhe eines Bergs , und er: fireden ſich bis ans Meer : oben auf dem Berge aber iſt ein kleines Kaſtel. Sonſt iſt hier nur eine Rhede geweſen : alein 1750 bat man angefangen , einen koſtbaren Porto der aber 1770 noch nicht zur oder Hafen anzulegere , Hälfte vollendet war , denn es warnur ein Arm deffel: ben fertig , nåmlich der große Molo bey dem alten fazas Demſelben gegen über iſt der Molo di S. Carlo, retly. welcher den auf der Rhede liegendek Sdiffen , viele Bequemlichkeit verſchafft: doch finden ſich die meiſten in dein großen und kleinen Canal ein , und in dem erſten has ben bis 20 Kauffarthevidiffe Plak. Die Kaiſerinn Koz niginn Maria Thereſia hat auch einen anſehnlichen fazas reto ſporco 1769 erbauen laſſen , welcher zur Aufnahm der Schiffe dienet, die mit der Peft angeftectet ſind , oder vor angeſteckten Drten kommen. Die Stadt iſt in große Auf: nahm gekommen , ſeitdem ſie für einen Freyhafen erklåa ret , ihr auch alle dazu erforderliche Frenheiten und Vors rechte ertheilet worden , ſo daß allerley Arten von Wadi ren zu Waffer und lande ohne alle Abgaben und Steuern eingeführet werden können . Es langer daher jährlich von der größten Schiffen über 500, und wenn man kleine und große zuſammen rechnet , auf 6000 Fahrzeuge an , wels che hier ihre Waaren ablegen , und dagegen andere , fo zu Laude auf der Adſe aus den öſtreichiſchen Erblanden und aus Deutſchland gebracht werden , an Bord nehmen . Die Handlungsbörſe, såhlte 1770 über 30 im großen yandelu:
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de Kaufmannshäuſer; eß iſt auch 1767 eine Affecuranz. Geſellſdaft errichtet worden , welche einen Fonds vert 300000 FT. - Hat. An der Nordweſtfeite der Stadt, wo chedefſen Salzgruiben waren , iſt eine ſchöne Vorſtadt ans geleget , und dadurch die boſe Luft, welche ehemals von ben Salzgruben entſtanden , verbeſſert worden. Ein Quay oder Mauer von Duaderſteinen , forånft das Ufer des Meers ein , ſo daß die Fluth nicht mehr 3 bis 4 Fuß body ins land tritt , wie ehedeffen. Man hat auch von 2 italieniſchen Meilen her das Waſſer einer friſchen Quelle , durch Robren nad) der Stadt geleitet. Es find hier Ma: nufakturen und Fabrifen für Sammet , grobes Segeltuch, Schifffeile, Seife, Wachskerzen , Anker und andere Waa ren angeleget worden , und jährlich werden über 600000 Bouteillen Roffoli verſchickt. Der Schiffbau iſt beträchta lich gewerden. 1770 iſt der Anfang mit einer Fleinen bes waffneten Marine gemacht worden . Dieſe und andere Berbefferungen und gute Einrichtungen , haben den hics figen Handel ſchon wichtig gemacht. 1766 hatte in den nádoft vorhergehenden 3 Fahren , die Ausfuhr jährlid 3,785643 Gulden , die Ausfuhr 2,599570 Gulden , das Tranſito 709385 Gulden , und der Nugen des Straffens gewerbes , 3 Gulden vom Centner , 1021194 Sulden, bes tragen , und feit diefer Zeit iſt der Handel noch wichtiger geworden, wie aus dem oben angeführten zu erſehen . Es kommen hier faſt zwer Drittel der Producten von gang Stalien , ſonſt aber viele Maaren aus der Levante , aus üngarn , und andern fåndern des Hauſes Deſtreich , ant. Dieſer Freyhafen iſt für Benedig felir dådlich. Die Stadt iſt der Sitz eines Biſchofs, welcher unter dem Erz biſchof zu Górz ſtehet, und den Titel eines Grafen von Trieſt führet. Bey der Domkirche find 12 Chorherren . Das ebeinalige Geſuiter : Collegium , dazu 2 Kircben gehåren , ift 1618 angeleget worden. Außerdem ſind hier 6 Kloſter . 1774 find armeniſche Mönche aus Venedig hicher gekoms men , und haben eine Buchdruderey mitgebradit , in wels cher ſie Bücher für die Armenier in Aſia dructen laſſen . Pon der Intendenza iſt oben geredet worden. Lotharius, S ERKSITA König IV UN M UNI ITAED
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Das Litorale,
512 :
Der Oſtreichiſche Kreis .
König in Italien , hat diere Stadt mit der umliegenden Landſchaft, und der Münzgerechtigkeit, dem damaligen bieſigen Biſchof Johann geſchenket ; Biſchof Johann II aber hat der Gemeine zu Trieſt das Gebiet über die Stadt für 500 Mark verkauft. Nachmals iſt ſie dem Herzog. thum Krain einverleibet , aber wieder davon getrennet worden . In der Gegend dieſer Stadt, wachſen ſehr gute weiße Weine. Die Landſtraße von Trieſt nach Senoſetſch im innern Krain , gehet über den ſo genannten Gaberk, wels che Gegend i bis 2 Meilen lang ift , weder Erde noch Gras bat , - ſondern blus aus felſichtem mit Steinen bes decktem Boden beſtehet. In dieſer Gegend wehet zuwei len cin oftlicher Wind ; welcher Buria genennet wird , mit folcher Heftigkeit), daß man weder zu Fuß noch zu Pferde von Trieſt nach Senoſetid), oder von Senoretſch nada Trieſt kommen kann . 2. Proſecco , eiu Dorf, welches wegen ſeines vortreff: lidhen , angenehmen und ſehr geſunden Weins , der auch Reinfall genennet wird , berühmt iſt. Hier ſoll das alte Pucinum geſtanden haben . 3. Contavel, ein Markt auf einem Berg am Golfo di Trieſte. 4. Siſchenberg , ein Markt. C. Die Stadt S. Veit am Pflaum , Rekar, ital. fiume , latein , Flumen f. Viti , auch Vitopolis, liegt eigentlich in Dalmatien, und zwar ini alten Fapydien, an einem Buſen des adriatiſchen Meers , welder il Golfo di Carnero , Sinus Flanaticus und Polenus , genennet wird , und in welden ſich hier der Fluß Fiumara oder Refa ers gießet. Sie liegt im Thal in einer ſchmalen Ebene , die gute Weine , Feigen und andere Früchte trågt. Die Stadt iſt volkreich , enthält eine Collegiatkirche , ein ebe maliges 1627 angelegtes geſuiter - Collegium , dem die Herrſchaft Caſtua zugehörte , und 2 Kloſter ; außerhalb aber ſtehet noch ein Kloſter am Meer Die hieſige Zuckers Fiederen , verfiehet die oftreichiſchen Lander mit Zucker, und gehört der Fiumarer Compagnie. Den hieſigenFreyhafen nigdyt
Das Litorale.
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macht die Fiumara. Aus demſelben werden viele Güter und Waaren ausgeführet, davon ein anſehnlicher Zheil aus Ungarn kömmt, zu deſſen bequemern Herzuführung Kais ſer Karl VI von hier nach Carlſtadt in Croatien , eine koſts Dieſe iſt 65000 bare Landſtraße hat anlegen laſſen . Schritte lang, und zum Behuf derſelben ſind Berge ab getragen und Felſen geſprenget, und dadurch tiefe Chåler . und übgründe ausgefüllet worden . Der Berg Petſch im ungariſchen Dalmatien , iſt in einer Länge von 400 Klaf tern geſprenget, und dadurd) ein Weg über die Alpen von 12 Stunden eröffnet worden , der an beyden Seiten hobe ſteinerne Wände hat , und auf 11 Klaftern breit iſt. Die von gebackenen Steinen gemauerten Brücken , durch welche die Felſen an einander gebångt ſind, verdieiren nicht weniger Verwunderung. Es find dergleichen inſonderheit über den Berg Sungari in einer Länge von 187 Klaftern geführet worden. Mit Zurichtung dieſer merkwürdigen Straße, iſt 1726 der Anfang gemacht worden. Auf ders felven komen nun die Waaren mit großer Bequemlichkeit zwiſchen S. Beit am Pflaum und Carlſtadt gefahren wers den ; am lekten Ort aber kommen ſie auf den Fluß Culp , aus dieſem in die Sau , und albdenn in die Donau . Sonſt findet man zu S. Veit am Pflaum eine Zuckerfa : brit und eine Wachsbleiche. Die Stadt iſt fren von Steuern und Contributionen . Ehedeffen iſt ſie dem Hers zogthum Krain einverleibet geweſen , und hat mit demſels ben alle Auflagen getragen ; iſt aber ſchon 1648 von der krainiſchen Landſchaft nicht mehr für ein Mitglied erkannt worden . Es regieret ſie und ibr Gebiet ein von dem Landesfürſten ernannter Hauptmann , welcher der Intens denza zu Trieſt unterworfen war , und auf dem Schloß wohnet. Anmerk. Bis zum Anfang des 1776ften Jahres haben auch die Serrſchaft Buccari, die Städte Zengu und Carlobago von Dalmatien , und die Meſula im påbſtlichen Gebiet , zu dem lis torali gehåret , ſind aber damals wieder davon abgeſondert, und die erſte iſt zu Croatien geſchlagen worden.
3 Th. 62.
III . Ober.
Der dſtreichiſche Kreis.
514
wanna
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III.
Ober - Deftreich, ober
die gefürſtete Grafſchaft Tijrol.
$. 1. jie gefürſtete Grafſchaft Tyrol, grånzet gegen Nor. den an Bayern, gegen Diten an Salzburg und Kårnthen , gegen Süden an die Republik Venedig , gegen Dſten auch an die Republik Venedig , an das Graubündner Jand , an die vorarlbergiſden Herr ſchaften, und an den ſchwäbiſchen Kreis . Ich nehme aber hier den Namen Tyrol in der engſten Bedeutung, und ſondere das weltliche Gebiet der Biſchöfe zu Trient und Briren, und dasjenige, was dem deutſchen Drden und dem fürſtlich - Dietrichſteiniſchen Hauſe in Tyrol gehöret, davon ab , weil ich von dieſen Stån den des öſtreichiſchen Kreiſes unten beſonders Handeln werde. 5.2. Von Tyrol Haben Lasius, Ygl in Volders thurn, Burgkiebner und Gumpp, nach einander Charten gezeichnet und herausgegeben ; deren ſich Jaillot , niolin , von Witt , Valk, somann, Brillieu , Boudet , und andere , welche in neuern Zeiten Charten von Tyrol ans Licht geſtellet, vortheil haft bedienet haben. Die boianniſche iſt im #t: las von Deutſchland die 38ſte. Ullein dieſe Charten fimo fehler - und mangelhaft, und in Anſehung des füblichen Theils von Tyrol, taugen ſie faſt gar nichts, von welchem aber des Serrn Jofeph von Spergs gute
Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol.
513
V
-
gute Ekarte 1762 auf 4 Bogen erſchienen iſt. Noch genauer und vollkommener iſt die Charte , welche Perer Anich , und Blaſius Sueber, zwen Bauern in Tyrol, von ihrem Vaterlande aufgenommen baben , und deren Verfertigung der Prof. Ignas Weins Sie iſt 1774 zu Inſpruck regieret hat.
hard
geſtochen , und auf 21 großen Bogen abgedruckt worden . 5.3. Tyrol iſt voll von Gebirgen , und hat daher lauter enge Påffe und Wege , ſo daß man einen ein. dringenden Feind nicht nur durch Schießgewehr, ſone dern auch durch große Steine, die man von den Bergen þerabrollet, abhalten kann .
Die Berge erheben ſich
am meiſten gegen die Mitre des Landes, woſelbſt theils unterſchiedene Ferner, oder Firn , ( in Helvetien Blátlder genannt , das iſt , ungeheure und ewige Eishaufen und Felder ſind , welche von den nächſtges legenen Dertern benannt werden's, als der Gurgler, Fendrer, Sdnalſer, Rosner , Tauferer, u . a.in . und die Quellen vieler Flüſſe abgeben , theils der Brenner, mons pyrenæus , welches lohe Gebirge zwiſchen Friſpruck und Stórzing liegt , von dem Zou Jueg anfängt , und über welches die Landſtraße bey 4 Stunden lang gebet.
Es ſind aber die tyroliſden
Berge entweder bis an die huchſten mit Schnee bes Deckten Gipfel fruchtbar , ſo daß man nicht nur die ſchönſten Wälder, in welchen es mancherley Wildpret giebt , ſondern audy große und gute Getraidefelder erblicft ; oder , wo ſie gde find, da giebt es mehrena theils Bergwerke, oder vortrefflichen Marinor von al. lerhand Farben . Das Getraide fommt an vielen , ja an den meiſten Orten gut fort, vornehinlich in Sinft: KE 2 gau,
?
1 516 gau ,
Der Oſtreichiſche Kreis . Stórzinger Diſtrict und Puſterthal.
Die
Trüffeln ſind håufig, und von ſehr gutem Geſchmack. Un den Hügeln wachſen alle Arten der edlen Früchte, welche Stalien hervorbringt, als Citronen , Pome. ranzen, Limonen, Granatäpfel, edle Pignolen, Quitten Mandeln , Azarolen , auch kleine Wålder von Kaſtas In der Uramer nienbäumen , und gute Weine. Gegend ben Inſpruck , und im Elzthal, wachſet viel Flachs : im Achenthal wachſet er auch recht gut, aber nicht in Menge.
Jm Puſterthal iſt ſehr gute Horn
viehzucht, und im Viuſtgauiſt gute Pferdezucht. Un ter den wilden Thieren, giebtes Gemſen , Steinbocke, snd Murmelthiere ( gemeiniglich, aber irrig ,mures alpini,) auch eine gewiſſe ArtHühner, welche Schnee hühner genennet werden, und ganz weiß ſind . Auser Es giebt auch leſene Kräuter ſind überall zu finden . unterſchiedene åchte Steine , als Granate , Rubine, Amethyſte, Smaragde , auch eine Art Diamanten ; imgleichen Agathe, Carneole , Chalcedonier , Mala : hiten , ? c. Auf dem Brenner iſt ein warmes Bad : andere heilſame Båder find häufig , als im Sellrain , im Volderthal, nahe bey Inſpruck , im Thal Uelten, nahe ben Meran, zu Antholz und Serten im Puſter: thal, in Praf, zu Maiſtatt, zu Agums, in Martel, und an der Telle im Vinſtgau , und an andern Orten, und Sauerbrunuen zu Bruß oder Sadis , im obern Innthal , bey Traſp, zu Rabiauf dem Nonsberg, ju Pei auf dem Sulz , z . Bey Hall iſt ein ergiebiges Salzbergwerf. Die übrigen wichtigſten Bergwerke, ſind zu Schwat , im Gericht Kiſbühel, und Raten: berg, zu Aren im Puſterthal , ben Clauſen , auf dem Schneeberge bey Sterzingen, zu Uemſt und Naſſareit,
Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol.
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1 zu Prat, Perſen, in Primor, u . ſ. w. Sie haben Sil. ber ,, Kupfer , Bley , Queckſilber, Eiſen , allerhand Sdywefelarten , Vitriol, Galmey , Alaun , Kobolt, und die ſchönſten Bergfarben. Ben Zell im Zillerthal Das iſt auch ein Goldbergwerf, aber nicht reich. Es ſind auch tyroliſche Kupfer iſt ſehr geſchmeidig. #1
im
i
Eiſenhåmmer vorhanden .
Lande Meſſinghütten ,
Dralmühlen und viele
Die vornehmſten Flüſſe ſind : 1) der Ihn , ober Inn, (Oenus , Enus ,) welcher beym Jülierberg im
ll
.
A
Gotteshausbund entſpringtaus der Fünſtermünz nach Tyrol fommt, durch Ober- und Unter: Innchal gebet, und aus Tyrol in Bayern tritt, woſelbſt er bey Paſſau in die Donau fällt.
Er nimmt eine Menge kleiner
Flüſſe auf, unterwelchen die Sil, lat. Sila, iſt, welche im Bisthum Briren die feits des Brenners, entſtehet, Goldkörner führet, und ben Inſpruck rich in den Inn ergießet. 2) Die Eiros, Atheſis, Atrianus, ital. Adige, entſpringe ben einem kleinen Dorf,am Reſchen genannt, geht durch 3 Seen, durch ganz Vintfchau ger Meran , nimmt unter Bogen den FlußEyrack,(Atagis , Hiſarcus, Itargus, Eyfaccus,) auf, welcher auf dem Brenner entſtehet, u . bey Briren die Ryenz, lat.Byrr. hus oder Byrra, zu ſich nimt, wird alsdann ſchiffbar, er. gießet fich durch dasBisthum Trient,und durch dasGes biet der Rep. Venedig, und fållt endlich ben Brundo. lo ins adriatiſcheMeer.3) DerLech , (Lycus, Lechus,) þat feinen Urſprung auf dem Tannberge, läuft auf ty. roliſchem Grund 12 Stunden durch die Herrſchaft Ehrenberg , macht alsdann die Gränze zwiſchen dem fdwäbiſchen und bayeriſchen Kreiſe, und fällt unterhalb Donauwerth , bey dem Frauenkloſter Schennemers , in KE 3
518
Der Oſtreichiſche Kreis.
in die Donau . 4 ) Die Drau , Dravus, entſteher unges fåhr eine halbe Stunde über Jnnnchen , in der Herre ſchaft Welſperg, im Puſterthal, nimint ben lienz die eta was größere Rfel, (Inſula ,) auf, und geber aus Tyrol in Kärnthen. 5)Die Iler ,(Iſara,)welche in der Herre ſchaft Thaur, zwiſchen Hall und Inſpruck, entſtehet, tritt bald in Bayern ein. 6 ) Die Sarca , fommt vom Gebirge Campei, durchſtrómet das Thal Randes na, Judiciarien und die Grafſchaft Urco, und ergießet fich bey Carbole in den Gardſee, kommt bey Peſchiera unter dem Namen Mincio wieder heraus , gehet nach Mantua , und endlich in den Po. 7) Die Brent::,(Meduacus major, entſtehet in derHerrſchaft Caldonat, nahe an dem dortigen See, und geher durch das Thal Valſugan nach Padua, u. ſ. w.
Von dem
Gardfee, Lago di Garda , Lacus Benacus, gehåret nur ein kleiner Theil zu Tyrol. Die Sardinen und Carpioni, welche man darinn fångt, werden fehr gee ſchåket. Es giebt noch andere Landſeen hiefelbſt, als zu Caldonaz, Toblin , Caltarn , Molpen , im leders thal, ju Uiterwang, im Achenthal, und auf der Mal. ferheide, in welchen 3 lekten eine ſonderbare Art von Fifchen gefangen wird , welche man Renfen nennet, und die ein ſehr weißes und zartes Fleiſci) haben. $. 4. In diefem lande ſind 12 Städte, viele Markt flecken , und 5 bis 600000 Menſchen. Die tnrolifiche Landtafel oder Sandcharte, welche Matthias Burgklena Her 1629 auf ra Bogen ans Licht geſtellet hat, giebt an , 342 Herrſchaften , Gerichts-und Hofmärkte , 2 Bohe Stifter, 17 Städre , 11 Märkte, das iſt, mitMarft. freyheiten und eigenen Bürgermeiſtern verſehene Ders ter,) s deutſche Häufer, fammt der Landcommenthurer,
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3
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Die gefürftete Grafſchaft Tyrol.
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48 Klöſter, 207 Pfarren, 1230 Kirchen , 355 Schlór. ſeș und Sike , 894 Dörfer, 15 Flüſſe , 29 angebaute und bewohnte Thåler. Das gemeine Volf, hat auſ: fer der Nahrung, welche die Bergwerke, das Salzwe . fen, der Holzhandel nach Venedig , und der Seiden . bau geben , nichtviel zu verdienen ; daher ein guter Theil deſſelben außerhalb ( andes Durch Handlung Manns- und und Arbeit feine Nahrung ſuchr. Frauensperſonen tragen Hüte von allerfen Farben . Mit den Landſtånden , hat es nicht ganz dieſel.
bige Bewandniß , wie in den übrigen öffreichiſchen Ländern , denn es madjen in Tyrol die Bauern den vierten Landſtand aus. Das Land Gat auch vor den übrigen sftreichiſchen Ländern feine beſondern alten Vorrechte und Freyheiten , in deren Beſiß es noch iſt, und zu welchen vornehmlich gehöret , daß der Landes . herr ohne der Stånde Bewilligung keine neue Anlagen ausſchreiben noch fordern kann : erſtellet auch , fo oft dergleichen von den Ständen bewilliget werden , einen Revers aus , daß es den Landesfrenheiten unſchädlich ſeyn ſoll. Das landſdyafrliche Collegium , beſtehet aus dem Sandeshauptmann , aus den Verordnetent aus dem Prálatenſtande, welche ſind die Probíte zu Grieß , Neuſtift und Wiltau , der Abt zu Stambs, und die Probfte zu S. Michael, S. Jorgenberg, und Mariåberg , aus den Verordneten aus dem Ritter ſtande,
den Verordneten von den Städten Mes
ran , Bozen , Inſpruck, Hall, Sterzing; und aus den Abgeordneten aus den Gerichten und vom Bauernftande aus den 6 Vierteln . Die Hochſtifte Trient und Briren, nebſt den Domkapitein, ſind ben dieſer Landſchaft conföderiret.
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Es
iſt auch ein
Obers
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Der åſtreichiſche sfreis.
Ober : Linnebmeramt der Landſchaft , und eine landſchaftl. Kanzley vorhanden . 8.5. Die Einwohner find der rømiſche kathol. Rirde zugethan . Zu Inſpruc iſt eine Üniverſitat. 8. 6. Tyrol war ehemals ein Theil von Rhátia ; im 6ten Jahrhundert aber fames größtentheils an die Herzoge zu Bayern, und wurde nachmals zu Noricum gerechnet ; über den füblichen Theil aber breiteten zu eben der Zeit die kongovarden ihre Herrſchaft aus. Das weltliche Gebiet der Biſchofe zu Trient und Briren, war vor Ulters weit größer , als i8 jekt iſt. Lußer demſelben waren hier unterſchiedene Graf-und Herrſchaften ; und die machtigſten Grafen und Her. ren waren die Grafen zu Errol, Górz , Eppan , Uel. ten, xc. und die Herren von Caſtelbarco und Arco oder Arch. In Kriegsfällen und wenn die gemeine Sichera heit es erforderte, ſtunden ſie unter der Oberaufſicht der Herzoge zu Bayern : übrigens aber waren ihre Gürer. theils Reichslehn , theils frenes Eigenthum . Die bayeriſchen Grafen von Andechs, und nachmaligen Markgrafen in Iſtreich oder Jftrien , beſaßen die Stadt Inſpruck, und noch mehrere Güter im Gebirge und an der Etſch, wo die Stadi Meran liegt. Als ſie nun nach dem Tode Conrads, des legten Grafen von Dachau , der den Titel eines Herzogs in Dalmatien führte , den Herzoglichen Titel durch Verleihung Kaiſers Friderichs I erlangten , nenneten ſie ſich Her. joge zu Meran , obgleich ihre lande meiſtentheils in Bayern , der heutigen Oberpfalz, in Franken, Vogt: land, und in Iftreich, jerſtreuet lagen. Berthold III war der erſie , welcher den herzoglichen Litel führete. Als deſſelben Enkel Ottoll im Jahr 1248 ohne månn . liche
Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol.
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liche Erben ſtarb , und defelben Lånder vertheilet wur , den , famen diejenigen Stücke , welche im Gebirge lagen , an den Grafen Albrecht von Tyrol . : Dieſe Grafen von Tyrol ſind vermuthlich einerley Herkunft mit den Grafen von Görz : ihr Geſchlechtregiſter aber iſt noch nicht in Richtigkeit gebracht. Graf Albrecht ſtarb 1253, und Tyrol befamen ſeine Sdywiegerſohne Meinhard III , Grafzu Górz, der Adelheid Gemahl,
5 )
* EL
und Gebhard, Graf zu Hirſchfeld , der Eliſabeth Gea mahl, welcher legte aber'den Titel eines Grafen zu Tyrol nicht führete, auch 1284 fein gegen Bayern und Schwaben belegenes Antheil an den erſten , für 4000 Mark Silbers überließ. Meinhards III Sohne, Meinhard IV und Albrecht II , theilten ſich 1271 alſo , daß jener und ſeine Nachkommen die ganze Graf fchaft Tyrot, dieſer aber und ſeine Nachkommen die Grafſchaft Górz
bekamen .
Meinharden IV
machte K. Rudolph I im Jahr 1286 zum Fürſten, und ertheilte ihm auch das Herzogthum Kärnthen. Von ſeinem Sohn Syeinrich kam die gefürſtete Grafs ſchaft auf deſſen Tochter Margaretha , mit dem Zunamen Maultaſd ), welche 1363, nach dem Tode ihres Sohnes Meinhard, Eyrol nebſt den Anſprüchent auf Góry, ihren Dheimen , den öſtreichiſchen Herzo gen und Gebrüdern Rudolph , Ulbrecht, und Leopold , vermachte,
welches Vermächtniß K. Karl IV im
Jahr 1364 beſtätigte. Es wurde zwar daſſelbe von den Herzogen zu Bayern angefochten , ſolcher Streit aber 1369 durch einen zu Schårdingen errichteten Ver. trag beygelegt, in welchem das Haus Bayern für ſeine Anſprüche 116000 Goldgulden nahm . Nach der Zeit hat Tyrol manchmal eigene Fürſten aus dem öſtreichis
5
fcben
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Der øſtreichiſche Streis .
ſchen Haus bekommen , von welchen der lekte, Sis gismutid Franz , 1665 ſtarb , worauf Kaiſer 'Leopold
1
die Huldigung zu Inſpruch perſönlich annahm . $. 7. Man weiß nicht gewiß , wenn die Erzhers zoge von Oeſtreich fich den Titel eines gefürſteren Grafen von Tyrol beyzulegen angefangen haben. Vor Kaiſer Marimilian fommt ſehr ſelten ein anderer, als der gräfliche Titel, vor. Dieſer Kaiſer ſchrieb ſich in einigen Urkunden einen gefürſteten Grafen .
Die
folgenden Erzherzoge von Deſtreich bis auf Kaiſer Karin VI, und diefen mitgerechnet , haben ſich bald gefürſtete Grafen , bald nur Grafen von Tyrol genannt. Das Wapen dieſer gefürſteten Grafſchaft, iſt ein rother Udler im filbernen Feld . 9. & . Das Erbland .Sofineiſteramt, haben die Grafen von Trap ; das Erbland - Råmmereraine, fam 1525 an die Freiherren von Cleß ; das Erbland , Mardallamt, beſiken die Fürſten von Trautfon ; das Erbland -Stallinciſter- und Erbland :Vors ſithneideramt, die Grafen von Wolfenſtein ; das Erbland.junoſihenkenamt,das gräflich - ſpauri. ſche Haus ; das Erbland . Truchfeffenamt, die Grafen von Künigl; das Erbland. Jägermeiſters ame, die Grafen Fieger ;bas Erbland.Šilberkám , mereraint, die Grafen von Brandis : das Leblands Růchelmciſters und Erbland . Ståbelmeiſter, amt, das gråflich -Welſpergiſche Haus . Das Erblanda Faffenmeiſteramt iſt vorlängſt aufgehoben worden . S. 9. Die hohen landesfürſtliden Collegia über Tyrol , find zu Inſpruck. Das Land hat 1770 dem Hauſe Deftreich folgende Summen eingebracht. Das
*
Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol.
Das Camerale
Das Montaniſticum , Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
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881907 Fl. 4 Kr. 2,212956 3 403 1 2421 : 39 s 6 , 506899 44527 : 58 3,658712 Fl . 27 Kr.
Es wird zu Folge ſeiner Freyheiten , ohne Noth mit Die Stånde einquartirten Truppen nicht beleget. haben in dem lekten bayeriſden Kriege, zu des fondes gemeinen Sicherheit, ein eigenes Regiment auf regele måßigen Fuß errichtet,
welches das tyroliſche Sands
und Felbregiment heißet, und von welchem die Hälf te zu Kriegszeiten im Felde dienet.
Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol beftehet aus 6 une eigentlich ſogenannten Vierteln. 1. Aus dem Viertel Unter - Innthal. Anmerk. Das Innthal , welches der Fluß Inn durf)ſtromet, und oon der Fünftermünz bis ans Ende der Herrſchaft Scufitein auf 25 Meilen lang ift, wird in das obere und untere abgetheilet. Et iſt mit Holz , Salg , Erg, Wildpret und ſchönen Quellen reichlich verſehen, und enthält 17 Herrſchaften und Gerichte, 27 Klöſter, 29 Pfarren , über 60 Schlöſſer und Burgfelen , und ungefdør 320 Dörfer und Weiler. In dem untern Innthal find 1. Folgende Ståbte : 1 ) Inſpruck , oder Ynsbrugg , Oenipons, oder Oeni pontum , die Hauptſtadt des ganzen Landes, liegt am Fluß Inn , und iſt zwar innerhalb der Mauern und Zhore nicht groß , hat aber große Vorſtådte , welche mit neumos diſchen und anſehnlichen Pallåſten und Wohnungen bes bauet find , auch ſchone Kirchen und Kloſter. Sie iſt der SiR der ober - dftreichiſchen Repräſentation und Hoftams mer, des Judicii Reviſorü der ober- und vorder : ſtreichis fchen
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Der Dſtreichiſche Streis.
ſehen Lande, und der Regierung oder Juſtitzſtelle. Die ål teſte Reſidenz, welche die Landesfürſten hieſelbſt gehabt ha ben, iſt das Gebäude der ober:dſtreichiſchen Hoffammer, an welchem ein Erker iſt , der ein kleines dicht übergoldetes Dach hat, welches gemeiniglich das goldene Dach genennet wird, und den Herzog Friderid) IV zum Erbauer hat. Su dem Hofgarten iſt unter verſchiedenen ichönen metalleneu Bildfåulen, inſonderheit diejenige ihrer Kunſt wegen merk: würdig,welche den Erzherzog Leopold zu Pferd vorſtellet, und allein auf des fum Sprung gerichteten Pferdes Hinterfúr: fen ruhet. Misten in der Hofs oder Franciſcanerkirche, wel : de R. Ferdinand I erbauet hat . findet man ein prachtiges Denkmaal, welches von dieſem Kaiſer, eben dem K. Maris milian I zu Ehren, errichtet worden . Dben auf demſelben ſteller eine metallene Bildjäule denſelben knieend , und mit 4 kleinern metallenen Bilderu , welde Tugenden abbilden , umgeben dor ; an dem Denkmaal ſelbſt aber ſind, in erbas bener Arbeit von weiffent Marmor, die Chaten des Kaiſers ausgedrůđet. Hiernåchit findet man in dem mittlern Gang der Kirche in 2 Reihen 28 metallene Bildſäulen , welche die gewöhnliche Mannsgroße überſteigen , und königl. und fürſtl Manns- und Frauensperſonen, inſonderheit aus dem dſtreichiſchen Hauſe vorſtellen ; und auf dem Gefimſe des gemsbten Ganges, welcher das Chor von dem Schiff der Kirche abſondert, ſtehen 23 kleinere Bildläulen von Mes tall. šu der ſogenannten ſilbernen Kapelle , welche bey dieſer Kirche iſt, und von den filbernen Tafeln , die in dem Altar ſtehen , den Namen hat , find Erzherzogs Ferdinand I und ſeiner Gemahlinn ( denn ſie wird in der Anſchrift aus: drücklich Conjux chariſſima genannt ,) Philippina Welſe: rinn Grabmaale, Ju dem koſtbaren Choraltar der ſehr ſchönen Pfarrkirche , iſt das berihnyte Bild Mariahülfe zu fehen , welches Erzherzog Leopold , als er noch Bifchof zu Straßburg und Paſſau war , aus der Churfürſtl. Kunſts kammer zu Dresden nach Paſſau , und nachmals deffelbert Sohn hieher gebracht hat. Es iſt mit den Bildern der Prinzen Herzogs Karl v von Lothringen , weldie von Silber in ihrer Geburtogröße ausgearbeitet ſind, und mit dem
Die gefürſteté Grafſchaft Tyrol.
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dem goldenen Bilde, welches die K. K. Maria Thereſia 1741 nach ihrer Entbindung von dem Erzherzog Joſeph, in deſſelben Geburtsgröße, hieher geſchenket hat, wie auch mit andern koſtbaren Opfern , umgeben . Nach der Mitte des 16ten Jahrhunderts wurden die Jeſuiten hier einges führet. K. Teopold bat 1672 die Univerſitår errichtet, wels che Cæfareo - Leopoldina genennet wird, und 1745 von der Kaiſerinn Königinn Maria Thereſia mit dem Büchervore rath , welcher ebebeſjen auf dem Schloß Ambras berwabe ret worden , nactmals aber mit Büchern aus dem kaiſerl. Bücherſaal zu Wien beſchenket worden . Es giebt auch hiee ſelbſt unterſchiedene Kloſter, unter welchen 3 Frauenkids Zum Gedächtniß des 1765 bieſelbſt verſtorbes fter ſind. nen Kaiſers Franz des erſten , hat deſſelben Gemahlinn , die Kaiſerinn Königinu Maria Thereſia, in eben demſels ben Fahr allhier ein königlic ) - weltliches Fråuleinſtift von einer Dedantinn , Unter - Ded )antinn , und io Dames, deren jede ibre Ahnen , ſo wie die Sohanniterritter bewei feu muß, geſtiftet, und daſſelbe mit ſo anſehnlichen Vorzů: gen begnaviget, daß demſelben auch kbuigliche Prinzeſſinnen aus dein durchl. Erzhauſe, vorſtehen fónnen. Es ſtehet unter keiner Gerichtsbarkeit , als welcher die hieſige kaiſerlich königliche Reſidenz ſelbſt untergeben iſt. Der ſogenannte alte Hof, iſt von Marimilian I erbauet worden ; der neue auf dem Rennplaß iſt 1727 abgebrannt. Die Regierung und das landſchaftlide Baus, ſind treffliche Gebäude, das Opernhaus, die große Reitſchule, und das Zeughaus in der Kohlſtadt , ſind auch wohlgebauet. Fuſpruck war bis 1234 nur ein Markt : wurde aber in dieſem Jahr von dein Herzog zu Meran , Otto I , mit Stadtgerechtigkeiten und Privilegien begnadiget. 2) Sall, Hala ad Denum , eine artige Stadt am Inn, Sie hat 2 welche 1303 Stadtprivilegien erhalten hat. große eiſerne Salzpfannen , eine ſchöne Münze , welche durd) Waffer getrieben wird , eine Pfarrkirche, ein ehes maliges Geſuiter - Collegiuin und Gyınnaſium , ein Fran ciſcaner und Klariffer Nonnenkloſter . Das ſogenannte ko: niglide Stift, welches von Kaiſers Ferdinands I drev Zobs
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Der Sſfreichiſche Kreis .
Töchtern errichtet worden , iſt ſehr anſehnlich . Die Stiftss damen ſind auf die Art gekleidet , wie damals das adeli . che Frauenzimmer in Trauerkleidern gegangen iſt, und tragen ſpißige våte. Die Stadt treibt auf dem Funſtrom guten Handel nach Wien . Anmerk. EineMeile von dieſer Stadt,iſt in einem hohen Berge ein wichtiges Salzbergwert , aus welchem das Salj in großen Steinen gehauen wird , die man , weil ſie viel Unreines mit ſich führen , in Gruben durch eingeleitetes ſüßes Waſſer eriweichct. Dieſes Waſſer aber wird , wenn es einige Monate in den Gruben geſtanden bat, und falzig geworden iſt, in bòlzernen Candlen nach Hal geleitet , und daſelbſt in 2 großen eiſernen, Pfannen weiß ges kocht. Es ſoll der landesfürſtlichen Stammier , nach Abzug aler Unfoften , jährlich 200000 Rthl. einbringen. 2. Folgende Herrſchaften : 1) Die Serrſchaft Kitzbichl oder Kitzbühel, welche 6 Meilen iang iſt, und 157 Dörfer und Weiler begreift, die ' in 6 ſogenanute Viertel abgetheilet find. In derſelben iſt gute Viehzucht. Sie gehöret einem Grafen von Lam berg. Der Hauptort iſt Kitzbichl oder Ritzbühel, Hædicollis , eine kleine Stadt am Fluß Großeu Aden , welche ſchon 1227 Stadta recht erhalten hat. 2 ) Die hofmark Pillerſee , welche von einem kleinen Landſee den Namen bat , an deſſen einen Ende das große zerſtrenete Dorf S. Ulrich ſtehet. Ein áhnliches Dorf iſt sochfilzen.
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3 ) Die Berrſchaft Kaffſtein , deren Hauptort iſt Ruffftein , ein kleines befeſtigtes Städtchen, an Inn, auf der bayeriſchen Grånze , über welchem auf einein ſieis len Felſen ein Schloß liegt , weldes eine der beſten Berga Die Werke beſtehen inwendig aus Caſes feſtungen iſt. marten , und find theils aus lebendigem felfen gebauen, theils von Tufitein erbauet. 4 ) Die Bereich ft Xctenberg , deren Hauptort iſt Xatenberg oder Xattenberg , eine feſte Stadt und Schloß am Inn , bey welcher ein ergiebiges Kupfer- und Silberbergwerk iſt. Zu Brirlec , am Inn , iſt ein großes Schinelzhüttenwerf , am Achenrain eine Meßingfabrik, und zu Branzach eine Drath- und Nadelfabrik, 5) Die
Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol.
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5 ) Die Sofmark månſter , welche von einein Pfarra dorf dett Namen bat. 6 ) Das Zillerthal , Vallis Cilarina , welches abermit ber falzburgiſcben Gerichtsbarkeit febr permiſcher ift . In dem großen Dorf Sigen , find gute Eiſenhütten. 7) Die Serrſchaft Xótenburg oder Rottenburg,wels che die Grafen von Tannenberg beſitzen . Zu derfelben gea böret das Udhentbal , welches einen See enthält , der über eine Meile lang iſt , und dariau man den bortrefflis dyen Fiſch Renken (Albula) findet. Das Pfarrdorf Achens thal am Bad , Achen , iſt groß und hat eine Pfarrkirche. Außer der Feſtung an der bayeriſchen Grånze, iſt dergleis den am Bady Aden , und eine ann See Achen . 8) Die Serrſchaften , Freundsberg und Schwat , welche die Grafen von Tannenberg beſitzen. Dazu geboret Schwatz , Sevaciun , von einigen irrig Scbatum ges nannt , ein ſehr anſehnlicher Markt ain Fin , über wels den hier eine Brücke gebauet iſt. * Er gleicht nicht nur den meiſten Städten im fande , ſondern übertrifft ſie aud) an Schönheit und Große. Nabe bey demſelben am Fala tenſtein , iſt ein Silber- und Kupferbergwerk, Dariun
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ein paar 1000 Menſchen arbeiten. Es iſt 1448 entdeckt worden , uud ehedeffen ungemein ergiebig geweſen ; denn von 1525 bis 1564 brachte es an reinem Silber 2328501 Mark , der unſäglichen Menge Kupfers nicht zu gedenken ; allein , nach Kaiſers Ferdinand I Lode, hat es in keinem Fahr über 20000 Mark eingetragen. Gegen eine Mark Silber, gewinnet man wenigſtens 40 Pfund Kupfer . Es giebt hier auch blaue und grüne Farben , und nahe bey der Schwab iſt aud; eine gute Glashütte. Sonſt hat zu Schwar das Berg , Oberamt im obern und vorderu Deſts reid ), ſeinen Siis.
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8. Jorgenberg, oder, 8. Georgenberg, ein Benes dictinerkloſter, desfen Abt ein Landitand iſt. Es ſteber jetzt am Fuß eines ſteifen Bergo , ebedeifen aber hat es auf dieſem Berge geſtanden, bis es ums Fahr 1709 von einem Brande verwüſtet worörn , der in den nächſten Wald ents ſtund, und diird die Wurzeln der Båume ſich unter der Erde ausbreitete. 9) DAS
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Der bſtreichiſche Kreis,
9) Das Gericht Retenberg oder Rettenberg, dars unter eine Pfarre , 3 Dörfer und 6. Schloffer und adeliche Site gehdren , beſiken die Grafen Fieger, Polders am Inn , hat ein ſchönes Kloſter , und im Lhal ein Ges ſundbad. 10) Die Sofmark Dur. a . II ) Die Herrſchaft oder das Gericht Thauer , dazu 4 Pfarren , 2 Nebenkirchen , il Schloffer und adelide Siße und 15 Gemeinen gehören , beſiken die Freyherren Don Sternbach . 12 ) Die Probſtey Amras oder Ambras , welche 7 Dörfer und Gemeinen begreifft, iſt landesfürſtlich. Ambras oder Umbras , iſt ein landesfürſtliches Luft: foloß, aufeiner Hobe, eine Stunde von Inſprud nach Hall ju, am Fluß Inn , hat eine ſchöne Lage und Ausſicht, und * iſt wegen ſeiner Rüſt- und Kunſtkammer berühmt. Die Růſtkammer hat ihres gleichen nicht , indem daſelbſt die Driginal - Waffen und Rüſtungen von mehr als 200 Kriegshelden und großen Herren des 15ten und 16ten Jahrhunderts, nebſt ihren Abbildungen und Wapen , in der ſchönſten Ordnung zu ſehen ſind. 9 13 ) Das Landgericht Sonnenburg , dazu 3 Pfarren and 14 Dörfer gehören , iſt landesfürſtlich. 14 ) DAS Gericht Arams, gehöret dem Frauenſtift zu Kiemſee. Es hat den Namen von einem großen Dorf. 15 ) Das Sofgericht Wilten , welches landesfürſtlich iſt. Wilten, insgemein Wilau , Wiltina , ein Stift der Pråmonſtratenſer: Chorherren , deſſen Prålat ein kandſtand iſt, und welches viele Alterthümer , nebſt einem guten Bacherſaal, hat, liegt 1 Viertelſtunde von Inſpruđ , an dem Ort , wo ebemals die Stadt Veldidena geftanden hat. Es iſt hier ein merkwürdiger alter Filberner Com : munions - Relch zu ſehen , der vormals , ebe der Wein im Abendmahl des Herrn den ſo genannten faven entzogen Er iſt worden , zum Communions - Keld) gedienet hat. 1304 nahe bey dem Stift unter der Erde gefunden , und nachmals von dem Biſchof zu Fånffirchen , Georg von Draskowiß , auf die Kircbenverſammlung zu Zrient, als
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als ein Beweis des eljemaligen Gebrauchs des Weins im Abendmahl auch in den dſtreichiſchen Ländern , und wieder pou dannen zuruet gebracht worden . II . Aus dem Viertel Ober - Innthal. Daa hin gehören folgende sjerrſitjaften und Grridre :
3 1. Die gråflich : fiegerſde serrſdraft Sertenberg oder Kortenberg , hat ehemalö eigene Grafen gehabt, und beſtelset in 3 Pfarren , 17 Kirden , 17 i Orfer , 6 chisſa fern und adelichen Sißen. An der bayeriſchen Grinze, ift aufer einer Feſtung am Bac) Achen , die Fortung ben dem Dorf Scharnitz am Sier , Scarbia , bey den Römern Scaranria , welche von der Erzherzoginn Claudia Medicea, auf deren Befehl ſie zuerſt angelegt wordeir, Porta Clau dia genennet wird. Dahin gehöret auch I ) Cirle , oder Zirl , lat. Cireola , ein Dorf am Fluß Inn , zwiſchen welchum und Martinsberg, der ſteile Fels fen Martinswald iſt, auf welchem fich Marimilian I bey allzubitziger Verfolgung eines Gemien dergeſtalt-ver ftiegen haben ſoll, daß ir nidr anders , als durch Hülfe und Führung eines Engels , aus der angenſcheinliche: Tos desgefahr habe befrepet werden konnen ; daber er auch an dem gefährlichen Ort , wo er getanoen , ein hölzernes Kreuz errichten laſſen , welches 40 Fuß hoci) iſt , und ne ben welchem die Bilder Johannes und Daria in Lebensa große ſtehen ; von unten auf aber ſcheint das Kreutz der Höhe des Felfeus .wegen kaum 2 Schube bod ) zu ſenn. Die Umſtånde dieſer Erzählung ſehen einer Favel åbnlicher, als der Wahrheit.
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In dem Pfarrborf Seefeld , iſt ein Auguſtinerklo:
fter, und bey dem Dorf ein Wallfahrtsort, zum heiligen kreutz genannt. 2. Das Gericht Stams, geboret dem ſchönen Eiſter : cienſerkloſter Stams, ain Ini, welches 1275 geſtiftet worden. In derſelben ſind die alten Grafen von Lys rol und Górz , und bis zu Mariinilian I alle tvrgliſche lan desfürſten , nebſt ihren Gemahlimen und Kindern ,, und 21 piele 3 Th. 6 2 .
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Der óſtreichiſche Kreis .
viele andere fürſtliche Perſonen , begraben .
Der Abt ift
ein tyroliſcher Landſtand. 3. Das Gericht S. Petersberg, init einem Schloß , ben Sils, zu welchem das eztbal, nebſt einigen Kirchen und 13 Dörfern, gehöret. Es beſiken ſolches die Grafen von Slar. Das Deztbal iſt zwiſchen rauhen Bergen , auf 20 Stunden lang , und erſtrecket ſich bis an die höchſten tyroliſchen Berge, unter welchen die Wilofpitze der erha benſte iſt. Der innerſte Theil dieſes Thals heißt das Xo : fenthal , in welchem 1771 der Xofnerſee entſtanden iſt, nadıdern ungehenre Eisſtücke, welche von den benachbar ten Fernern herabgeſtürzet ſind , einen Bach aufgehalten haben. 4. DAS Gericht sehrenberg , Darinn 1. Ehrenberg , eine Grånzfeſtung gegen Schwaben , welche im ſmalkaldiſchen Kriege 1546 von den Haupt mann der Bundesgenoffen , und 1552 von dem Churfür: ften Moritz zu Sachſen erobert , feit der Zeit aber durch neue Werke befeſtiget worden iſt. Mit derſelben hångt die sochſchanz zuſammen. 2) Sternſchanz Kniepaß , auf einer Seite des Lechs, und auf der andern Seite , in dem Gericht Vils , Lech ſchanz. 3) Keitti , ein Marktflecken am Lech, mit einem Fran ciſcanerklofter. 4) Ehrwalder Schans, am Laybach , nicht weit von dem Dorf Ehrwald. 5 ) Lermoos , ein Dorf , woſelbſt nach einiger Ges ſchichtſchreiber Bericht Kaiſer. Lotharius II geſtorben ſeyn ou . 6 ) Das Lechthal , Vallis Licatła , welches von dem Fluß Lech durchſtrömet wird. Es gehöret der Bauern Gemeine , und iſt 3 Meilen lang. 5. Das Gericht Vils , in welchem Vils , eine kleis ne Stadt am Bach gleiches Namens . 6. Das Gericht Aſchau. 7. Das Gericht Hemibſt , oder Imſt , dar. inn der Markt Hembit , Umbiſta , oder Imſt , und gute
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gute Bergwerke ſind . Es gehöret den Grafen von Fer: rara . 8. Das Gericht Landeck . Es gehöret das Stanzer: und Patenguner -Thal, an den Flucu Rojana und Tros Das bier belegene Schloß Schrofenſtein , fana , dazu . iſt ein Lehu do Bisthims Chur , urd gehörer den Gras An der Innbrücke , wurde 1703 ein fen von Trautſon .
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Corps Bayern und Franzoſen dergeſtalt empfangen , daß kein Mann davon kam . 9. Dan Geriat Lauded , und 10. DAS Geridt Pfunds, gehören den Grafen von Spaur . In dein erſten iſt bey dem verfallenen Schloß Lauded am Inn, zu ladis , ein guter Sauerbrunn. III . Das Viertel Dinfigau oder Vintſch gau , Vallis venuſta , woſelbſt ehemals die Veno .
Ites , ein von den Bennenen abgefondertes Volf, ge. Darinn iſt wohnet haben . 1. Das Gericht anderſperg, ben den Graubündnern odrio , welches ſeinen Anfang zwiſchen Pfunds und dem Paß fintferminz , Velimonza , am Jan , nimmt, und fich) auf derWalterSeide , ben der Etſchbrüde, endiget. In demſelben entſtehet der Fluß Etſd aus dem Reicber: See. Es gehöret dem adelichen Geſchlechte Egger, 2. Das Gericht Glurns und 173als , gehöret den Grafen von Trapp , und begreifft 1) Glurns , Gelurnum , Gloriun, ein Städtchen , in einer angenehmen Gegend , am Bach Fleß . Es war ſchon 1362 eine Stadt , bekam aber erſt 1530 Mauein'. 2 ) Taufers, ein großes Dorf, von welchem ein Zhal benennet wird. 3 ) Wals , Mallefium , ein Markt , von welchem die lange rialſer Seide , darinn die Eiſch entſpringt, und die Tyroler 1499 von den Graubündnern geſchlagen wor: den , den Namen hat. 4 ) 8 Pfarren, 29. Kirchen, 13.Dörfer, Jo Schloffer. 3. Wariaberg, ein Benediktinerkloſter , deſſen Abt ein Landſtand iſt. Es iſt 1146 geſtiftet, und ſtebet umweit X1 2 4. für : der Etſch.
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4. Fårftenburg , Schloß und Herrſchaft , dem Bis fchof zu Chur im Gotteshausbunde zugehörig , welcher eis nen Beamten oder ſogenannten Hauptmann hieher ſetzet, der zugleid , die biſchöflichen Rechte und Gefälle im Müns ſterthal 2c. verwaltet. 5. Die Serrſchaft Hyatſch , Amacia , hat ehedeffen eigene Grafen gehabt , und iſt durch Heurath 1440 an das damalige adeliche, und nun gråfl. Haus von Trapp ge kommen. Sie hat von einem verfallenen Schloß den Nas men . Der Matſchertbal, liegt am Bach Sallver. 6. Die probfiey Lirs. 7. DAS Gericht Caſtelbell, Caftrum bellum , von einem Schloß an der Etſch , benannt, dazu 2 Pfarren , 8 Kirchen , 6 Dörfer uud 10 Schloſſer gehören , beſitzen die Grafen Hendel. Es liegt auch darinn die Karthauſe Schnals , Mons omnium angelorum genannt , deren Vorſteher unter die Landſtånde gehöret , und das Erbamt eines Kaplans hat. Sie hat Antheil am Thal Sdnalls. 8. Das Gericht Schlanders , begreift 8 Pfarren, 34 Kirchen , 14 Dörfer und 10 Schlöſſer, welche unter 3 Gedingſtåte , nåmlich Schlanders , Latſch und Laaß, vertheilet ſind. Die beyden letzten Dörfer , liegen an der Etich , das erſte unweit derſelben . Das Gericht gehörte eheteſſen den Grafen von Schlandersberg, weld )e anfång= lich den Nainen von Montalban führeten ; jeſt beſitzen es die Grafen von Trapp. In demſelben hat der deutſche Srden eine Commenthuren, welche zu der Balley Etich und am Gebirge gehört. 9. DAS Gericht Montani , in welchem am Bach Plima ein Bab , und das nahe Dorf Thal , der größte Ort iſt. 10. Das Gericht Burgrofen , in welchemn der Weis ler Rofen , davon ein Zhal den Namen hat. IV. Das Viertel Etſch , oder das Etſch land, Atheſia. Dahiu gehöret 1. Das Burggrafenamt, welches von dein Burggra fen des fürſtlichen Hauptſcbloffes Syrol benennet wird. Hieher geboret 1 ) DAS
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1) Das Stadt- und Landgericht Meran . Weran , eine Stadt, in der beſten Gegend des Etſchlans des, am Fluß Paſſer, init 6.Kirchen und Kloſtern . Das Frauenklofter hat Sik und Stimme auf den tyroliſchen Landtagen. Sie war ehemals die Hauptſtadt des Landes, hat auch noch unter den Städten bey öffentlichen Zuſams mentünften den Vorgang . 1406 iſt ſie mit Mauern uma geben worden . Gleich daneben iſt die Anhdhe Ober- und Unter-Waya, woſelbſt in den mittlern Zeiten eine Grånzſtadt zwiſchen den Longobarden und Bayern geweſen, die Maja oder Urbs Magienſis, geheißen hat , und von einem herabgefallenem Berge völlig bebedet worden iſt. Man meynet , daß Mes ran ſelbſt ein Theil von dieſer verſchütteten Stadt fer. Auf dieſem herabgefallenen Berge wächſet nicht nur ein gus ter Wein , welcher Hochbetter genennet wird , ſondern er iſt auch mit alten und neuen Sd lofjern und adelichen Sis Ben beſetzt. Tyrol, vorAiters Cerioli , das Hauptſ @ loß, von wel chem das Land ſeinen jetzigen Namen hat. Auf demſelben wohnet ein Burggraf. 1 Zenonberg , ein Schloß , woſelbſt die alten Landesfürs ſten von Tyrol gewohnet haben . Steinach , Stenacum , ein 1241 geſtiftetes Frauenklo ſter an der Etſch , deſſen Nebtiſſinn ein Landſtand iſt. Kains , Camina , ein Dorf und uralter Ort am Fluß Paffer , woſelbſt die Biſchoffe Valentinus und Corbinias nus einige Zeit gelebet haben . Vorſt, ein Sdiloß au der Etrd ), gehöret den Grafen von Brandis, 2) DAS Gericht Stein unter Lebenberg , welches den Namen von einem verfallenen Schloß hat , gehöret dem Freyherren Haußmann. 3 ) Das Gericht Ulten , lat. de Ultimis , welches ehedeflen eigene Grafen gehabt hat , erſtrecket ſich über 3 Meilen. Es beſitzen ſolches die Grafen von Trapp. 4) Das Gericht Tiſens, oder Wajenburg, Dazu 1 Pfarre, 7 Schloffer und Freyſite, und 6 Dörfergehören. Der £ 13
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Der erſte Name iſt von einem Pfarrdorf, der zweyte von einem verfallenen Schloß. 5) Das Gericht Nieder : Lana , gehdret den Gras fen von Brandis . Die merkwürdigſten Derter deſſelben , find Ober- und Nieder : Lana , große Dörfer. 6) Das Geridt Schenna , gehöret den Grafen Betteni , und hat den Namen von einem Schloß und Dorf. 7 ) Das Gericht Palleye, von dem Fluiß Paſſer alſo benannt , gehöret den Freyberren von Battaglia . 8 ) Das Gericht Burgſtall, gehöret den Grafen von Spaur. 9) Das Gericht Gargazan , welches dem landes fürſtlichen Kelleramt in Meran einverleibet iſt. 10) Das Gericht X7euhaus, dazu 5 Kirchen, 5 Dórs fer, und einige adeliche befreyete Håuſer gehören , beſiken die Grafen von Tannenberg. In dieſem Gericht fångt der Weimpachs recht an , und dao große Pfarrdorf Tets lan , ift wegen ſeiner vortreffliche Weine bekannt. II ) Die Gerichte Molien und Jeneſien, oder Wiele ten und Geneſien , gehören den Grafen von Wolkenſtein. Sie haben ihre Namen von Pfarrdörfern . 2. Das Landgericht Gries und Bogen , Borgen , ital. Bolzano in den mittlern Zeiten Batza num und Bauxare ; iſt eine offene, aber große und volfreiche Handelsſtadt, am Fluß Eyſack, welche ihrer 4 Jahrmärkte oder Meffen wegen berithmt iſt, die von italieniſchen und deutſchen Kaufleuten ſtark beſuchet werden . Das Mers cantil -Magiſtrathaus iſt ein ſchönes Gebåude , das Hands lungsgericht ſelbſt aber iſt mir Deutſchen und Italienern beſetzet, und von demſelben gebet die Appellation an die Res viſionsſtelle zu Inſpruck. Außer der Pfarrkirche ſind auch Kirchen bei den 3 Mönchen- und 2 Nonnenkloſtern Ehes deffen hatte der Biſchof zu Zriant biefelbſt das Stadtgeridt, welches er aber 1531 gegen die Herríchaft Perſen avgetreten hat . Die levtacher, Lauferer und Reutſcher Weine, welce in hieſiger Gegend wedſen , ſind ſehr gut. Grieß iſt ein Collegium regulirter Chorherren Nuguſti mer:
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ner Ordens , nahe ben Boten , jenſeits des Fluffes Talfer, welder unter der Stadt in den Eyſack fällt. Der Probſt iſt ein Landſtand. 3. Die Herrſchaft Wangen , welche den Grafen von Gondol gehöret , am Fluß Talfer. 4. Das Gericht Flaß und Campidell , zwiſchen den Gerichten Mditen und Feneſien. 5. Das Gericht Zeubaus , auf benden Seiten der Etich . Geubaus iſt ein Schloß , Terlan ein großes Pfarrdorf. 6. Das Seridyt Altenburg , welches den Grafen Ruon von Belaſi gehöret. Hier war vor Alters die Graf: ſchaft seppan , deren Grafen um die Mitte des 13ten Es liegen hier die ſchönen Jahrhunderts ausſturben. Dörfer S. Pauls und S. Michel in einer angenehmen Das Gegend , und viele Schloſſer und abeliche Site. Sdloß Altenburg, iſt verfallen . 7. Das Gericht Laimburg , oder Caltern , gehöret dem Grafen Joanelli. Darinn liegt der große Markt Cal tern , Caldarium , und ein See . 8. Das Gericht Tramin , in welchem der ſeiner Weis ne wegen berühmte Marktfleden Tramin iſt, gehöret dem Hochſtift Trient. 9. Das Gericht Curtatſch , Costazza , dazu 2 Pfar ren , 3 Kirchen , 7 Dörfer und 3 Schlöffer gehören. 10. Die Herrſchaft Kronmen , Medium Coronx , 'gehöret dem Grafen Firmian. Altmetz, insgemein Mero Tedeſco , Deutſch : Met , iſt ein Schloß am Fluß Nos. Ober- und Unter : fenn , Faogna , find Dörfer. II. Die Herrſchaft Walich : metz, Mezo Lombar. do , liegt auf der andern Seite des Fluffes Nos , und hat ein Schloß und Dorf gleiches Namens. 12. Die Herrſchaft Salurn , mit einem guten Pfarr: dorf gleiches Namens an der Etfcb), bey weldern der tris dentiſche Herzog Evin im Jahr 576 die Franken geſchla gen hat. Die Pfarre zu Salurn, hat Graf Ludivin z11 Tuys rol 1360 dem 1145 geſtifteten Collegio regulirter Chorber: ren Auguſtiner Ordens geſchenkt. Die Herrſchaft gehörer 13. Das LI 4 dnin Grafen Zeuobio.
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13. Das Gericht Königſperg, gehöret auch dem Gras fen Zenobio , und hat den Namen von einem Schloß,uus weit der Etich. Laris , Avifium , ein anſehnlicher Fles den . Die 1145 von den Grafen von Epan geſtiftete Probs ftey 8. Midael, oder wallch Michael, deren Probſt ein Landſtand iſt , liegt an der Etſch . . Bey derſelben iſt ein Sauerbrunn . 14. Das Gericht Deutſch : 7ofen, Nova teutonica , auch deutſchen Ofen genannt, gehöret den Freyherren von Sternbach , und hat ſtarken Holzhandel. Der Haupts ort iſt ein Pfarrdorf. 15. Die Herrſchaft Enn und Caldif , gehöret dem Grafen von Zenobio . Der darinn belegene Warftfleden Zeumarkt , Borgo d'Egna , an der Etſch , erlitte 1767 durd) ein grauſames Gewäſſer, weiches nach einem fiara ken Regen von einem Berge herabſtürzte, eine große Vers wüſtung. Gleiches Schickſal hatte 500 Fahr vorher der Marktflecken Enn oder Egna , vvon den Römern Endi de genannt, an deſſen ftatt Neumarkt wieder erbauet mors den. Es iſt auch ein Schloß Namens Enn vorhanden . Caldif iſt auch ein Schloß . 16. Folgende 3 auf dem 7onsberg belegene Herrs fchaften , ſind durch das tridentiſche Gebiet som Eticha lande abgeſchnitten , machen auch keinen fancftand aus, nånlich 1) Das Gericht Alt . Spaur oder Belfort , welches por iſt ein dem gråflich) - faraciniſchen Haus gehöret. Schloß Groß und Klein Spse ( Spor maggiore, Spor Das Belfort iſt ein Schloß. minove , ) find Dörfer. Dorf motren liegt an einein See. 2) Die Grafichaft Pfaum , Flavonium , ital. Flavon , welde ehedeffen ihre eigenen Grafen gehabt hat , nun aber Sie hat den Namen dem Grafen von Spair gehöret. von einem verfallenen Schlos . 3 ) Das Gerich : Caſtel Pfund , oder fondo , welches dem Grafen von Zhun gelóret. Es hat den Namen von einem Söbles
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17. Das Gericht Val di Batti , hat von einem Fluß den Namen , der ſid) mit dem Fluß Nos vereiniget . V. Aus dem Viertel Eiſack , welches vom Fluß Eiſaci , Hiſarcus , den Namen hat. Dahin gehåret 1. Das Landgericht Storzingen. Storzing oder terzingen , iſt eine kleine Stadt
am Fluß Eiſack , welche den Freyljerren von Sternbach gehöret. 2. Das Gericht 7euſtift , am Fluß Eiſack. 3. Die Herrſchaft und das Landgericht Steinach , das zu das Wipthal , Vallis Vipitena , welches in das obes re und untere getheilet wird , und andere Thåler gelida ren. Es liegen daring I) Steinach , ein Marktflecken . 2 ) Matrey , ein uralter Marktflecken , in welchem noch ein Platz iſt , welcher die Stadt heißet. Es gehåret dieſe Herrſchaft dem gråft. Hauſe Trantſon. 4. Die Herrſchaft Podenegg ,vor Alters Rodank, das zu 4 Pfarren, 25 Kirchen, 8 Schlöffer und befreyete Hålla ſer , und einige Dörfer geboren. Es beſiken folche die Grafen von Wolfer:ſtein . 5. Die Herrſchaft Gufidaun , von einem Schloß und Pfarrdorf benannt, mit dem Thal Greden , Gardena, deffen Einwohner eine beſondere rothwalſche Sprache has beit, gehöret den Grafen von Wolkenſtein . 6. Das Gericht Wolfenſtein , iſt eine mit allen hohen Gerechtigkeiten verſehene Herrſchaft, welche dem gråflich Das Schloß dieſes Nas wolkenſteiniſchen Haus gehöret. mens ift verfallen , 7. Das Gericht Caffelrat, Caftrum ruptum , welches Es hat den Namen von einem gråflich - bucelliniſch iſt. Pfarrdorf, bey welchem ein verfalines Schloß 146 8. Das Gericht Tiers , welches freyherrlich -ſternbaa chifdh ift. 9. Das Gericht Velß , deffen Hauptfchloß Preſls heißet, geboret den Freyherren Colonna von Bels. 10, Das # 15
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10. Das Gericht Steinegg und wålſch oven , oder Carneid , gehöret der Stadt Boken . II . Die Herrſchaft Villanders , gehöret den Grafen von Wolkenſtein 12. Das Gericht zum Stein auf dem Xitten , wel dhes ein Gebirge voller Dörfer iſt. Hier hat der deutſche Orden die Commenthuren Lengmooß, welche zu der Bals len Etſch und am Gebirge , gehöret. 13. Das Gericht Sarenthein , in welchem Sarena tbal, Vallis Sarentina , an der Talfer liegt , iſt gråflich ſarentiniſch . 14. Das Gericht Stubxy iſt ein Zhal , welches 3 Meis len lang iſt , und begreift die Dörfer Telffes , Mieders, Pulpmeß oder Fulpmer , u. a . m . In demſelben liegt das Kloſter X7euſtift, Nova Cella , dem es gehöret, wel: ches mit regulirten Chorherren Auguſtiner- Ordens befekt ift ? Der Probſt trägt eine Inful, und iſt ein tyroliſcher Fandſtand. VI . Das Viertel Puſterthal, Vallis Pu Arisſa, ital, la Puſteria, erſtrecket ſich vou der Milbas der Rlauſe bis an die Gränzen von Kärnthen auf 12 Meilen . Der Boden iſt ziemlich fruchtbar an Ge traide ; es iſt hier auch die beſte Viehzucht in Tyrol, und man findet unterſchiedene berühmte Båder darinn . Es enthält 2 Städte, 3 Marktflecken, über 30 Schioſ ſer, 40 Dörfer , und 15 Pfarren . Nach Abſterben Leonhards , des legten Grafen von Górz , im Jahr 1500 , kam es , vermoge aller Erbvertråge, an das öſtreichiſche Haus , und wurde 1511 Tyrol einverlei: bet. Ein Theil davon gehöret dem Hochſtift Briren . Es iſt darinn 1. Das Gericht Schöneck, oder Schenegg , zu welcher Herrſchaft eine Pfarre, 10 Nebenkirchen , 6 Schloffer und adeliche Siße, als Ehrenburg , Baumgarten , l . und 6 Dors
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6 Dorfer gehören. Den Namen hat es von einem verfallenen Schloß. Es beſitzen ſolches die Grafen von Künigl. 2. Das Gericht S. Michaelsburg, umgiebt die Stadt Brauneggen , und liegt in der ſchönſten Gegend des Auſters thals. Es gehöret den Grafen von Künigl, und begreifft 1) S. Lorenzen, einen Markt. 2) Sonnenburg , ein adelides Frauenſtift Bene: dictiner Ordens, welches 1018 geſtiftet worden , und deffen Uebtiſſinn unter die tyroliſchen Landſtånde geboret. Es liegt nahe bey Brauneggen . 3. Das Gericht enneberg, und Tbal Abtey, lat. Maru bium , ital. la Badia , gehöret dein Srift Sonnenburg . Die Einwohner haben eine ſonderbare rothwåliche Sprache. 4. Das Gericht Uttenheim, begreifft 1 Pfarre, 7 Kir: chen, 2 Dörfer und 2 Schloſſer. Es gehöret den Grafen Troner. 5. Das Geridyt Millwald . 6. Das Bericht Tauffers , welche Herrſchaft ehe mals eigen Grafen gehabt hat , gehöret den Grafen von Ferrara. Tauffers , vor Ulters Tuvers , eine Pfarre, liegt am Fluß niycha. 7. Das Geridit Alt - Xaren begreifft 1 Pfarre, II Kir: chen , 5 Dörfer und 2 Schloſſer , und gehöretden Grafen von Welſperg. alt Raſen , iſt ein verfallenes Schloß , f / ieder : und Ober : Raren ſind große Dörfer. 8. Das Gericht Welſperg , geboret den Grafen von Künigl . Es hat den Namen von einein Schloß. Tobladi, ital . Dobiaco, iſt ein guter Marktfllecken. Nicht weit von hier entſpringt die Drau. 9. Das Gericht 'oder die Hofmark, Innichen gehöret dem Bisthumn Frenſinger. Innichen , oder Iniching , eledeſſen Intica , auch India , ein Marktflecken an der Drau , mit einein Colles giatſtift , welches K. Otto I geſtiftet hat , und welches zu ben
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den trroliſchen Landſtånden gehöret. Vor Alters hieß der Srt Aguntum ; und er iſt merkwürdig, weil ums Fahr 6co Garibald in hieſiger Gegend die Wenden geſchlagen hat. Der Stunde von hier belegene Wahlplak wird noch heutis ges Tags Victor Bůbel genennet. 10. Das Gericht Seimfels, hat ehedeffen zu der Graf fchaft Górz gehöret. Sillian ein Markt Flecken iſt der Hauptort, und Serten ein Nebenthal, Das Gericht ges håret dem königlichen Stift zu Hall. II. Das Gericht Tilliach , oder Diliach . Hier ents ſpringt die Gayi , lat. Julia und Zea , auf dem hohen Ges birge, oder aus den juliſchen Alpen , und fließet nach Kårns then . Das Gericht gehöret dem königl. Stift zu Hall. 12. Die Herrſchaft Lienz , welche auch dieſem Stift gehöret. Lienz , cder Låenz , Loncium , am Fluß ſol , iſt eine uralte , aber in Abnahm gerathene Stadt, mit2 Klóſtern . Sie gehörte ehemals den Grafen von Görk , und der letzte Graf Leonhard iſt 1500 hieſelbſt geſtorben. Die Lúenger Klauſe, iſt ein feſter Paß an der Drau , Ober : Lienz, iſt ein großes Pfarrdorf. 13. Das Gericht Lemberg, welches von einem Schloß den Namen hat. In demſelben iſt das Pfarrderf Igga lesdorf. 14. Ein Theil des Lhals ređen und
Tefereggen
oder Tefes
15. Das Thal und Gericht Virgen , Virginia, und 16. Das Gericht Ball, gehören alle 3 dem Stift zu Hall. 17. Das Gericht Windiſch Matcay, hat von einein Marktfloden den Namen , bey weldem ein Schloß liegt. " Es gehöret zu dieſem Gericht ein Theil des Thals Lieferecken . 18. Das Gericht Beitelftein , ital. Boteftagno, oder Hayden , ital. Ampezzo , ain Fluß Boita , war vor dieſem ein Theil des Landes Cadober , Cadubriuin , und ftund unter der Bothmåßigkeit des Patriarchen zu Aglar, dem es vou den Venedigeru entriſſen, dieſen aber nachge bends
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Hends von dem K. Marimilian I abgenommen, und zu Zys rol geſchlagen worden. Beitelſtein , Peitelſtein , iſt eine Bergfeſtung. Corting, ein großes zerſtreuetes Dorf. VII . Die ſogenannten wålſchen Confinen . Mit dieſem Namen belegt man diejenigen Stücke Landes, welche an der Grånze von Italien liegen, und zu keinem der obigen Sandesviertel gehören , folglich auch unter den Sandſtånden weder Się noch Stimme haben , nåmlich
1. Arch , Arco , eine kleine Stadt , am Fluß Sars ca , mit einem Bergſchloß , welches die Franzoſen 1703 Dieſen Ort follen die Herren von übel zugerichtet haben. Arco oder von Bogen , fchon 1175 erbauet haben . Er iſt der Hauptort einer Graffdaft, welche 1413 K. Sigisinund geſtiftet hat , und zu welder auch die großen Dörfer zago, und Torbole , am Lago di Garda , gehören. Dies fe Grafſchaft beſitzen die davon benannten Grafen. 2. Das Lagertbal, Val Lagarina , Vallis lagarina, bat den Namen von der ehemaligen Stadt Lagaris. Ehes mals haben ſolches die Grafen von Cajtebark als ein tridens tiſches Lehn beſeffen. Es wurde ihnen im 15ten Jahrhundert von den Venetianern entriffen , weld )e es aber 1509 wieder verloren . Dahin gehöret. I) Der Bezirk von Rovereith , welcher unter einen Pråtor ſtehet , und dahin die Thåler Palarz , Val Arſo , Teragnol oder im Leim , und Trembeleno oder Trams belen gehören , deren Einwohner noch eine altdeutſche Sprache reden. Xorereith , Roveredo, Roboretum , iſt eine volfreie che Stadt am Fluß Leno, mit einem feſten Schloß. Hier wird fchöne Seide berarbeitet , und mit derfelben ein ſtarker Handel getrieben . Die Stadt hat ſchöne Gebäude , 5 Klöſter und eine Akademie. Saeco iſt ein großes Dorf, an der Etich. Nicht weit davon fielt man noch die Spuren eines entreklichen
Bergs
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Der Oſtreichiſche Streis.
Bergfalls, weldei die alte Stadt Lagaris, wie einige glauben , verſchüttet haben ſoll. 2 ) Die Herrſchaft f7omi, welche den Freyherren Fe drigazzi gehöret . 3) Die Herrſchaft Caſtelan und Caféelnooo , welche den Grafen von Cooron gehöret. Der Hauptort villa lagarina, Toll nach einiger Meynung an dem Ort der ehes Nicht weit dapon iſt das maligen Stadt Lagaris ftelsen zerſtörte Schloß Caftelbart, Caftelbarco. 4) Die Herrſdraft Caftelcorn , Caftrum cornu , wels che den Gräfen von Lichtenſtein geboret. ſera iſt wes gen ſeiner Weine berühmt. 5 ) Die Herrſcbafr Grefta , geboret den Grafen von Caſtelbark. Das Luftſchloß Loppio liegt an einem See. 1703 haben es die Franzoſen übel zugerichtet. 6) Das Gerid )t Pilgreit, folgarria , lat. Fulgarida, liegt auf dem Gebirge gegen Vicenza , und hat,deutſcbe Einwohner . 3. Die Grafchaft Lodron , welche ben Grafen von Podron gehöret , liegt auf der Grånze gegen Breſcia am Fluß Chies , welcher daſelbſt in den Jorer . See , (Lacus Idranus) fällt. Das angrånzende Tbal Deſtin , geboret auch den Grafen von Lodron. 4. Val Sagaria, Vallis Euganea , beſſer Auſugii , ein Ibal am Fluß Brenta , weldies feit der Römer Zeiten eine ordentliche Heerſtraße iſt. Hier haben die Euganei gewohnet. Es gehören dabin I) Das Gericht Caſtel alto , welches die Freyherren Bon Buffa befißen . Es hat von einem Schloß den Namen . 2 ) Die Herrſchaft Telvana , dahin der anſehnliche Marktflecken Borgo di Valſugana , am Fluß Brenta , gehöret. Hier hat das alte Auſugum gelegen . Dieſes Gericht gehöret den Grafen Joannelli. 3 ) Das Gericht Joano , beſitzen die Grafen von Wels kenſtein. Streng, Strigno , iſt der Hauptort. Es ges höret zu dieſer Grafichaft auch das Thal Teſino.
4 ) Die
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Die gefürſtete Grafſchaft Tyrol.
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4 ) Die Herrſchaft Primor , Primiero , la Pieve di Primer , gehöret den Grafen von Welſperg , hat einen guten Marktflecken am Fluß Cismon , und an eben dem felben Eiſenbergwerke. 5) Der Pas Rofel , ital. Codolo , C. Cobelo , Clau ftrum Cubali, ſchließet dieſes Thal, und liegt in den Grana Es iſt hier ein zen des Gebiets der Republik Venedig . auf 50 Klaftern hoher ſteiler Felfen, welcher wie eine Mauer in die Höhe ſteigt, und in deffen Mitte eine Höhle iſt, die einen Brunnen hat, und in welcher ein Kaſteloder Feſtung angeleget worden, darinn eine ganz klein : Beſakung liegt, die an Stricken hinauf . gewunden und herabgelaſſen werden muß . Unter demſelben iſt ein ſchmaler Weg , auf welchem kaum 2 Wagen neben einander wegfahren föns nen , und auf deſſen einen Seite gedachter Felſen , auf der andern aber das ſteile Ufer des Fluffes Brentaift. Berm Anfange dieſes Paffes iſt ein Bollwerk, deſſen Wachen oben von dem Kaſtel herabgelaſſen werden . Nabe daben , iſt das Dorf Primolan , von welchem ein Stückſchuß Wegs ein Lazareth liegt , in welchem die Reiſeuden zu Peftzeiten die Duarantaine, oder , wie man hier faget , die Contumacie , halten müſſen . Der Ort liegt ganz einſam zwiſchen ungemein hohen Bergen und Klippen.
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IV . Vor:
Der Offreichiſche Kreis.
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. IV .
Vorder - Deſtreich .
ie vorder : øſtreichiſchen Lande, deren Regierung Di zu Freyburg iſt, ſind in 3 Haupttheile abge.
theilet, welche nad) ihrer feſtgeſtellten Ordnung alſo auf einander folgen , nåmlich das Breisgau , mit den Waldſtåten , Ichwäbiſch Oeſtreict ), und die viec voralbergiſchen Berefd )aften. 1770 haben ſie dem Hauſe Deſtreich zuſammen 2 , 876177 Flor. 49 Kr. eingetragen . A. Das Öſtreichiſche Breisgau . in faiſerl. Ingenieu hat daſſelbige auf einer guten Ein Cbarre abgebildet, die aus der michalſchen Chars te von Schwaben , und durch D.Lb.David saus bers Zufäße vermehret und verbeſſert, 1718 von J. B. somn.inn ans Licht geſtellet worden, und im At Es begreifft las von Deutſchland die 87 Charte iſt. einen anſehnlichen Theil vom Schwarzirald . Die. fe Sandgrafſchaft gehörte anfänglich den Herzogen von Zähringen ; von denſelben kam ſie an die Grafen von Hochberg ; alsdenn an die Grafen von Fürſten . berg , und von dieſen iſt ſie 1367 ſammt den Städten Neuburg , Breyſach , Kenzingen und Villingen mit allem Zubehör an die Herzoge Leopold und Albrecht zu Deſtreich für 55000 Fl. verkaufet worden ; die Stadt Frenburg aber hat ſich beſonders von dem Grafen von Fürſtenberg losgemacht, und ſich im fol. genden Jahr an gedachte Herzoge von Deſtreich), gegen Wers
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Das Oſtreichiſche Breisgau.
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Verwilligung anſehnlicher Freyheiten ergeben . Das Land Breisgau hat dreverley Stånde , nåmlid) den Prälatenſtand, den Ritterſtand, u . den dritten Stand. Den Prålatenſtand , welcher den anderen vorgeht, machen aus , der Fürſt und Abt zu Sanct Blaſi als Präſes, der Großprior des Johanniter Ordens zu Hei. tersheim , der ſonſt ein Mitſtand des oberrheiniſchen Kreiſes iſt, die Prålaten von Schutteren, von S.Trut: gert , von S.Peter , von Ettenheim - Münſter , des Deutſchen Ordens Commenthure zu Beuggen und Freyberg , die Collegiatſiifter Waldfird ) und Rhein felden , das fürſtliche FrauenſtiftSeckingen, der Prålat von Tennenbad ) , und die Frauenklåſter Diſperg und Wonnenthal. Der Ritterſtand , deſſen Präſident bey den ſtändiſchen Verſammlungen Runn und Feder füh . ret, das iſt, die Stände zuſammenberuft , alles vor . trågt , auch alle gemeinſchaftliche Angelegenheit be. forget , und ausfertigeri läßt , beſtehet aus ſogenann . Die lekten find ten Realiſten und Perſonaliſten . zwar dem Ritterſtande alsGlieder einverleibet ,beſiken aber keine zu denſelben contribuirende Güter , als die Freyherren von Zweyer , Roll u. a . m . deren Güter zudem dritten Stande contribuiren . Realiſten ſind die. jenigen , welche zu dem Ritterſtande contribuirende Güter beſiken , die Befißer mogen auch ſeyn, wer fie wollen . Den dritten Stand machen aus 13 Ståbre und 6 Kameralherrſchaften ; jene ſindFreyburg, Brey . ſach , Villingen , Breunlingen , Neuenburg , Kenzin . gen , Endingen , Burrheim , Waldkirch, die 4 Wald. ſtådte Sauffenburg, Rheinfelden, Seckingen, Walds . hut, Von den 6 Kammeralherrſchaften ſind 5 unmit. telbar der Landesgerrſchaft unterworfen, und werden 3 Th. 62.
Mm
durch
hiſche
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Der Sſtreic
Kreis .
durch Beamte verwaltet, nåmlich Caſtell-und Schwar zenberg, Kürnberg, Tryberg, die Grafſd aft Hauen ſtein, und die HerrſchaftRheinfelden ;'die ſechſte, nám, lich ( aufenburg, iſt verpfåndet. Jeder dieſer 3 Ståne de, hat ſeinen Präſidenten , Syndicum , Einnehmer und Standsbochen ; es haben auch die 2 vorſigenden Stån. de , nåmlich der Prålaten- und Ritterſtand , ein eigea nes Gericht, die Prim . Inſtanz genannt, bey welchem die Standesglieder zuerſt belanget und gerichtet wer: den müſſen , ehe ſie vor die Regierung gefordert wer : den fønnen. Dieſes Gericht beſtehet aus einigen Prå laten und Rittern, und dem ritterſchaftlichen Syndi : CO. Die Regierung des Landes Breisgau iſt zu Frey
burg.
Das { and wird in 2 Theile abgetheilet, nåm.
lich in das untere Land oder eigentliche Breiss gau , und in das obere Rheinviertel. I) Das untere Land, oder eigentliche Breisgau , begreifft: 1. Folgende Städte , welche zu dem Stande des Landes gehören .
dritten
I) Freyburg , die Hauptſtadt des ganzen Landes , ins fonderheit auch des untern , welche am Fluß Treijam liegt. Sie war chedeſſen eine wichtige Feſtung , welche 1632, 34 und 38 von den Sdyweden , 1677 , 1713 und 1745 von den Franzoſen eingenommen , von dieſen aber das letzte mal ihrer Feſtungswerke beraubet worden . Man findet hier die Regierung des Landes Breisgau und der geſamm : ten vorderðſtreichiſchen Lånder, mit welcher 1760 die 1753 nach Coſtanz verlegt geweſene Repräſentation und Kams mer wieder vereiniget worden , eine 1450 geſtiftete Uni verſitat, ein ehemal. Jeſuiter Collegium , welchen die Herr: fchaft Merzhauſen gehörte, und unterſchiedene Kløjter. Die Stadt iſt 1118 vom Herzog Berchtold von Zähringen an: gelegt, und mit ſo vielen Freyheiten begabet worden, daß fit
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Das Öſtreichiſche Breisgau.
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fie nach der Zeit mehr als eine Landſtadt, hat ſeyn wol. Ien . Nach Abgang der Herzoge von Zahringen , kam ſie 1228 durd ) Heurath an die Grafen von Fürſtenberg, mit welchen ſie wegen ihrer Freyheiten vielen Streit batte, und ſich endlich für 20000 Mark Silbers von denſel ben fren kaufete.' Dieſe Summe ſchojj das Haus Deſt: reich her , daher ſich die Stadt demſelben unterwarf. ES werden hier viele Granate und Kriſtalle geſchliffen. 2) Breyfich , oder Alt Breyfad ,im Gegenſatz von der an der andern Seite des Rheins liegenden franzöſiſchen Feſtung Neu-Brenjach ,iſt eine Stadt am Rhein , weldie zum Theil auf einem Hügel liegt. Sie war ehedeffen eine Reichsſtadt, wurde aber ' 1331 von dem Kaiſer Ludwig aus Bayern dem Herzog Otto von Deſtreich verpfåndet, welche Perpfändung Karl V im Jahr 1348 beſidrigete. Sie war auch ehemals eine vortrefflicheFeſtung, welde 1688 von den Franzoſen erobert , 1697 zurück gegeben , 1703 aýerinals eingenommen und 1715 wieder geraumet worden : allein , auf Befehl der Königinn zu Ungarn und Böheim , Mas ria Thereſia , ſind die Feſtungswerke 1731 geſchleifet wora den , ſo daß die Stadt nun ein offener Ort iſt. 3 ) Villingen , iſt cine Stadt an der Briege , in einer frudytbaren Gegend, mit regelmäßig angelegten und wohl bebaueten Gaſſen . Sie iſt , wegen der umliegenden Berge und engen Zugånge, ein wohlverwahrter Ort, auch ehes deffen durcy Sunft etwas befeſtiget geweſen , daber ſie 1633 und 34 vergeblich belagert, und 1704 von den Frans zoſen fruchtlos beſchoffen , aber vorher 1688 von denſelben eingenommen worden . Sie hat den Deſtreidern jeders zeit zu einem Magazin in hieſiger Gegend ſowohl für les eine Reichsabte.es bensmittel, als Kriegsbedürfniſſe gedienet. Es iſt hier Jürgen auf den Schwarzwalde bieber verlegt worden , und in der Nachbarſchaft der Stadt ein gutes Bad . Die Stadt hat ehedeffen den Herzogen von Zähringen gehöret, nach deren Abgang ſie an die Grafen von Fürſtenberg, und nachmals an das Haus Deſtreid) gekommen iſt. 4) Breunlingen , ein Städtchen , eine Meile von Bils Mm 2 lingen,
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Der Oſtreichiſche Kreis .
lingen , welches im münſterſchen Frieden dem Hauſe Deſt reich wieder eingeräumet worden. 5) feuenburg , eine Stadt am Rhein, welche ehemals eine Reichsſtadt geweſen , aber im 14ten Fahrhundert una ter das Haus Deſtreich gekommen iſt. Sie hat 1632, 34, 75 und 1702 viel erlitten , iſt auch endlich von den Frans zoſen nicht nur ihrer Feſtungswerke beraubet , ſondern auch ganz verbrannt und zerſtöret worden. Die wieder: erbaueten Häuſer find an der Zahl gering , haben auch nicht das Anſehu einer Stadt, welches dieſer Ort aber doch noch iſt. 6 ) Benzingen , eine Stabt am Fluß Elz , mit einem Franciſcaner Kloſter. 7) Endingen , eine Stadt in einer der fruchtbarſten Gegenden. Sie hat berühmte Kornmárkte. 8) Burkheim , gemeiniglich Burken , iſt an ſich ein geringes Städtchen , es gehöret aber dazu ein daran lies gender Diſtrict , welcher nunmehr verpfändet iſt, und der ihm contribuiren hilft. Es liegt am Rhein. 9 ) Waldkirch , eine kleiue Stadt, die ſich hauptſächlich von Granaten- und Kriſtall - ſchleifen ernábret, welches hier ſo ſtark, als zu Freyburg , getrieben wird. Das hies fige Collegiatſtift war ehedeffen ein berühmtes Franciſs caner Kloſter. 2. Folgende merkwürdige Derter : 1) Jåbringen , ein Dorf; eine halbe Meile von Freys burg , mit einem wäften Schluß , von welchem die ehes maligen Herzoge von Zähringen den Namen geführet ha Sie waren aus dem Ocichlecht der Bertholde ben.
Grafen im Breisgau . Dem Berthold , welcher gemeinis glich der Erſte genennet wird , wurde vom Kaiſer Heinz rich III zu dem Herzogthum Schwaben Hoffnung ges Er wurde zwar macht, welches er aber nicht erhielt. ſtatt deſſen zum Herzog in Kärnthen gemacht, aber 1073 wieder abgeſetzt, und 1077 nahm ihm auch der Kaiſer die Grafſchaft im Breisgau . " Sein älteſter Sobn, Berthold II , führete den herzogl. Namen , ohne ein eigentliches Herzogthum zu haben . Dieſes Söhne , Berthold III und Courab , haben auch Herzoge geheißen , und Conrad hat zuerſt
Das Dſtreichiſche Breisgau.
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Zuerſt angefangen , ſich von dem Schloß Zähringen zu bes nennen, da denn der Name der Herzoge von Zähringen zus erſt um das Jahr 1130 vorkommt. Evnrads Sohn war Berthold IV , und dieſes Sohn Berthold V , welcher 1218 geſtorben iſt, iſt der lebte Reines Hauſes geweſen . 2 ) Elzbach , eine kleine Stadt u . Herrſchaft, der frenherrl. Familie von Wittenbach als ein dſtreichiſches Lehn zuſtändig. 3. Folgende Rammeralherrſchaften : 1 ) Die Serrſchaft Caftellberg und Schwarzenberg, davon Caſtellberg zum dritten , Schwarzenberg aber zum Ritterſtand contribuirt. Sie wird durch einen Ober:
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vogt verwaltet, der zu Waldkirch wohnet , in welcher Stadt Nachbarſchaft auch dieſe Herrſchaft liegt. 2 ) Kårnberg , eine Herrſchaft die geringer als die vors hergehende ift, und durch einen Amtmann regieret wird, der in dem großen Marktfleden Serbolzheim wohnet. 3) Die Herrſchaft Tryberg , welche weitläuftig iſt, und das Städtchen Tryberg, zum Hauptort hat , woſelbſt der Obervogt wohnet , und dahin gewallfahrtet wird. 4) Die Grafſchaft Sauenſtein , liegt theils im untern Lande, theils im obern Rheinviertel : denn ſie erftredet ſich von Waldshut gegen Freyburg zu auf 5 Meilen , und am Rhein binab gegen Rheinfelden anf 4 Meilen . Sie iſt zwar mehrentheils mit Bergen und Wåldern angefüllet, aber doch wohl bewohnt , und hat geſunde und ſtarke Einwohner. Unter ihren Eiſenbergwerken iſt 2016 - Brud , nahe beym Rhein , das vornehmſte. Sie iſt von den Grafen von Freyburg aus dem Hauſe Zähringen an das Haus Habsburg und Deſtreich gekommen . ' Im 16ten Fahrhundert war ſie eine Zeitlang in franzöſiſcher Ge walt , wurde aber dem Hauſe Deſtreich durch den weſt phåliſchen Frieden wieder eingeräumt. Der ihr vorges ſetzte Beamte, wird ein Waldvogt genannt, und wohnet zu Waldshut. Die ganze Grafſchaft iſt in 8. Gemeinen eingetheilet, welche Einungen , und die Vorſteher Eis nungsmeiſter genannt werden. Der Hauptort iſt das Städtchen Sauenſtein , von ungefähr 20 Håuſern , am Rhein, deſſen ehemaliges Schloß nicht mehr vorhanden iſt. mm 3 4. Fol
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Der øſtreichiſche Kreis . 4. Folgende Kloſter , die zu dem Prálas
tenſtand gehören : 1) Fünf Prålaten Benedictiner Ordens vor demi Schwarzwald , (ad pedes Sylvæ herciniæ ,) nämlid ): (1) Die Abtey zu S. Blaſi, teren Abt unter dem Bi ſchof zu Coſtanz ſtehet, und 1747 in den Reichsfürſtenſtand erhoben worden. Sein Litel iſt: Des * .XX. Sürft und Xbt zu S. Blaſi auf dem Schwarzwild , herr der Reichsgraf: und vorder- oftreichiſchen Gerrſchaften Bondorf , Stauffen und Kirchhofen , zu Gurtweil und Oberriedt ; der romiſch kaiſerl. auch zu Ungarn und Bobeim Königl. Majeſt. Serb : Erzhofiaplan in den vorder- offreichiſden Landen . Die Grafſchaft Bonta derf, wegen welcher er Sitz und Stimme aufdem Reichss tag hat, gehört zum ſchw & biſchen Kreiſe, und die Herrs ſchaft Blumneneck , welche das Stift auch beſikt, zu den reichsritterſchaftlichen Gütern . Das Kloſter , welches fehr anſehnlich , und kaum 39 Jahr alt war , brannte 1768 ab, und mit dieſem Gebäude gieng eine ſehr koſtbare Bibliothek verloren . Die übrigen Herrſchaften der Abtey find . (a : Die Herrſchaft Stauffen an der Grånze der oberh Markgrafſchaft Durlad) , welche ſie von dem Haus Deſt : reicb erkauft hat, und wegen welcher die Abten zu dem Rit: terſtante contribuiret. Sie hat zum Hauptort den Markt flecken und des Bergſchloß Stauffen . ( b ) Die Herrſchaft Kirchhofen, wegen welcher die Ab: tey auch zum Ritterſtande contribuiret. (6) Die Herrſchaft Gutenberg und Gurtweil am Fluß Schwarzbady, in der Nachbarſchaft der Stadt Waldshut. ( d : Oberried , ein Weiler , auf dem Schwarzwalde, woſelbſt ehedeflen ein Kloſter gerefert, nun aber eine Proba ſtey iſt, und Bürglen , eine Prebſter , vormals ein Klo ſter, mitten in der obern Markgrafſchaft Baden - Durlach . ( 2) Die Prälaten zu S. Trutpert , 8. Peter, Ettens beim Münſter , und Schutteren , vor Alters Offen -Zell . Die erſten ſtelen in geiſilid )en Sachen unter dem Biſchof zu Coſtanz , die 2 letzten unter dem Biſchof zu Straß: kurs . Sitenheim timůnſter, geſtehet dem Szochſtift Straß
Das Öſtreichiſche Breisgau.
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Straßburg den Schuß und Schirm über das Kloſter, auch die Appellation und Muſterung zu Kriegszeiten , feis Ehedeſſen nesweges aber die völlige Landeshoheit zu . hatten die Herren zu Hohen : Geroldsecť die Kaſtenvogten über dieſes Kloſter von dein Hochſtift Straßburg zu Erbs lehn, und bekamen von dem Klofier jährlich einen Schuko canon . Dieſe Kaſtenvogter brachte Philipp Churfürſt zu Pfalz mit Gewalt an ſich : als ſie ihm aber vom Kaia Fer Maximilian I mit Hülfe der vorderöffreichiſchen Stån de wieder abgenommen , und das Kloſter unter öftreichi ſchen Schuß gebracht ward : mußte es den Schutzcanon in die vorderðſtreichiſdie Kanzley zahlen , auch zu den vorderðſtreichiſchen landſtåndiſchen Anlagen etwas besa tragen. Es wurde zwar 1518 den Herren von Gerolds eck die Raſtenvogtey mit allen Nutzbarkeiten wieder zuges ſtellet , jedoch dabey bedungen , daß der Prälat dennoch ein vorderóſtreichiſcher fandíaß fern und bleiben folle. Sonſt iſt unweit Ettenheim - Münſter ein heilſames Bad, 8. Landelin genannt, welches ſtark beſuchet wird . ( 3) Des deutſchen Ordens Commenthurey zu Freyburg. (4) Das Collegiatſtift zi1 Waldkirch. ( 5) Der Prälat zu Thennernbach oder Dennebach , Ciſtercienſerordens. ( 6) Das Frauenklofter Wonnenthal , eine Meile von Freyburg , am Fluß Elz. 5. Folgende Kloſter, welche nicht zu dem Prås
latenſtand gehören , und in der Gegend von Freyburg liegen, nåmlid ), eine Karthauſe, nahe ben Freyburg, Güncersthal ein adeliches Ciſtercienſer Nonnen. kloſter , und S. Mergen , eine reiche Abtey regu. lirter Chorherren . 6. Folgende Herrſdaften , die zum Ritterſtand contribuiren : 1 ) Die Serrrſchaft Ebringen , eine Meile von Freyburg, welche dem Stift S. Gallen in Helvetien gehöret . 2 ) Die Herrſdaft Mierzhauſen , welche den ehemaligen Jeſuiten zu Freyburg gehöret hat. Mm 4 U) DAS
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Der Oſtreichiſche Kreis .
II) Das obere Rheinviertel , zu welchem gehören 1. Die vier Waldſtädte,Urbes ſilveſtres, welche am Rhein liegen. 1 ) Laufenburg, die Hauptſtadt einer ehemaligen Grafs ſchaft , und des ſo genannten obern Rheinviertels , deſſen Stånde lie zuſammenberuft, und die Angelegenheiten der , ſelben beſorget. Sie wird von dem Nhein in 2 ungleiche Theile getheilet , welde durch eine hölzerne ſehr künſtliche Brüde zuſammmenhangen . Die Stadt iſt ein Lehn des Srifts zu Sedingen , welches die Grafen von Habsburg, nebſt Sedingen , ſchon zur Zeit der ſchwäbiſchen Herzoge aus dem Hauſe Hobenſtaufen , inne gehabt haben. Ais die habsburg- laufenburgiſche Linie 1409 ausftarb , kamen bende Gra Tchaften , famint den Städten , an das Haus Deſtreich erbweiſe , wiewohl ſchon 1387 Herzeg Leopold die ganze Grafſchaft faufenberg vom Grafen Hans den Jüngern von Habsburg für 12000 Fl. erkaufet hatte. Die Start wil zwar für Fein eigentliches Lehn des Stifts Se: dingen angeſehen ſeyn , doch hat dieſes daſelbſt unſtreitig die Grundherrlichkeit , und läßt daher von der Bürgers ſchaft den Grundzins jáhrlich einholen ; es müffen auch die Bürger einer jeden debrifinn beym Antritt ihrer Kes gierung , einen beſonders abgefaßten Huldigungseid ables gen . Es iſt hier eiu merkwürdiger Fall im Rhein , durch den die etiras oberhalb in dein ſogenannten Gießen gånz lich ausgeladenen Schiffe , mit großer Gefahr an Stri den durchgelaſſen, und alsdann wieder unterhalb in dem ſogenannten Scheffingen , mit den zu lande dahin gea brachten Waaren beladen werden . 2 ) Rheinfelden , eine ehemals befeſtigt geweſene Stadt an der Initternåditlichen Seite des Rheins. Die alte Grafichaft Rheinfelden , deren Schloß ehedeſſen mitten im Nhein auf einem Felſen ſtund , und der Stein Rbeinfels den genennet wurde, fam , nad) Erlöſchung des mánna lichen Stamms ihrer Grafen , durd) Heirath an die Herzoge von Zähringen , und als auch dieſes Geſchlecht 1218
Das sffreichiſche Breisgau .
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1218 erloſch , fiel fie dein Reich heim , da denn ein Reichis Hernad) iſt vogt oder Burggraf darüber geſetzet wurde. fie vom K. Ludwig aus Bayan 1331 , nebſt noch einigen ändern Stadten , an die Herzoge Albrecht und Otto von Deſtreich fir 20000 Mark Silbers Coſtanzer Gewågs mit der Wahlfürſten Brief auf Wiedereinlöſung verpfån : det worden. Anm . Der Rhein Iduft hier in einer fefſichten Gegend , welche das Gewild genennet wird , eine halbe Meile oberhalb der Gtadt anfängt , und bis an die Brüde bey Rheinfelden reicht, init groſs ſem Geräuſche beftig fort: wenn aber beladene Schiffe, durch tůch , tige Steuermanner , die man gemeiniglich zu Seckingen auf nimmt, tegieret werden , kommen ſie durch dieſe Gegend glücks lich hindurch . 3 ) Sedingen , Sanctum Seccovium , eine kleine aber gute Stadt am Rhein , von deffen Waffer fie ganz um: geben wird . Sie iſt ein Leben des hieſigen uralten adeli chen Frauenſtiftes, deſſen Aebtiſfiun ſeit 1307 den Titel einer Fürſtinn des heil. römiſchen Reichs hat , und zu dem Prälatenſtand des Landes Breisgau geboret. Nach Abgang der babsburg - laufenburgiſchen Linie , iſt dieſe Stadt und ehemalige Grafſchaft an das Haus Deſtreich gekommen , welches die Kaſtenvogter ibir das adeliche Stift hat. Die Stadt will zwar nicht eigentlich får ein Lehen des Stifts angeſehen ſeyn , es muß aber doch die Bürgerſchaft einer jeden angehenden Rebtiſſinn einen beſon dern Hjuldigungseid leiſten . Unm Dieſem Stift ſind im vorigem Fabrhundert von dem Haure Deftreich die Dogteren Hornuſſen, Eicken , Zugen und Stein in Pfandſchaft, und von dem Prandsinbaber der Herrſchaft laufen burg, Baron von Gramnout, die benden Chaler und Vogtepen Mets tau und Sulz durd) Tauſch überlaſſen worden . Es gehöret ihm auch das unwelt Baſelbelegene Dorf Dinthof und Mayer -Umt Stetten im Wieſenthal, nebit andern Gütern, und es hat einige 20 Pfarren zu vergeben . 4 ) Waldshut, eine kleine Stadt am Rhein , welche die Grafen von Habsburg erbauet, und beſtändig im Beſitz gehabt haben . 1458 wurde ſie von den Schweizern vers gebens belagert, 1638 aber von dem Herzog Bernhard von Weimar erobert . Ums Fahr 1730 hat ſie eine ſehr ſchädliche Feuersbrunſt erlitten. Mm 5 2. fol
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Der vſtreichiſche Streis .
2. Folgende Rammeral - Serrſchaften. 1 ) Die Grafſchaft Bauenſtein , von welcher beym un : tern lande gehandelt worden . 2) Die Berrſchaft Xheinfelden , welche eine von den unmittelbaren , und unter allen die anſehnlichſte und ein tråglichſte iſt , daher ſie auch von einem Oberamt verwal: tet wird , welches aus einem Obervogt, Dberamtmann, Einnebmer und Landſchreiber beſtehet, und zu Rheinfelden feinen Sik hat. Sie begreifft 3 landſchaften. ( 1) DAS fri & thal, welches ſich von dein Dorf Augſt zwiſchen dem Rhein und Helvetien , bis an den Bôkberg erſtreckt. Es hat den Namen von dem großen Dorf Srick. Das Dorf Augii oder Kaiſers Augfi, am Rhein, in deffen Gegend vor Alters die Stadt Auguſta Rauraco zum geſtanden hat , gehöret hieher : allein , das Wirths : haus , die Mühle und die Häuſer jenſeits der Ergek geho ren der Stadt Baſel. (2 ) Wishlinbach , beſtehet aus dem großen Dorf Möblin , und einigen andern Dörfern . (3 ) Das Rheinthal fångt ben Rheinfelden an, und liegt zwiſchen dem Rhein , dem Schwarzwald und der obern Markgrafſchaft Baden - Durlach . Es faffet imters ſchiedene anſehnliche Dörfer in Fich. 3 ) Die Serrſchaft Laufenburg , liegt bey der Stadt dieſes Namens, zwiſchen dem Rhein und Helvetien . Sie iſt jet an die Freyherren von Stotzingen verpfändet, welche ihr einen Untervogt vorſeken . Sie beſtehet aus den 4 Thålern Keiften , tettsu, Salz und Ganſingen , über welche zwar der Pfandinhaber die hohe Gerichtsbarkeit har, hingegen das niedere Gericht und andere Gerechtigkeiten in den Thålern Sulz und Mettau , hat der vorige Pfandins haber , Freyherr von Grammont , dem Stift Sedingen durch einen unwiderruflichen Tauſch überlaſien , und das Thal Ganſingen haben lange vorher die Freyherren von Roll zu Bernau , mit den niederu Gerichten fåuflich an ſich gebracht. 3. FolgendePrálituren ,die zu dem Prålaten ſtand des Landes Breisgau gehören :
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Schwäbiſch : Deſtreich ,
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1) Des deutſchen Ordens Commenthurey Beuggen , oder Benden oder Bůđen , weldie von einem Dorf bey Rheinfelden den Namen , und auch die niedern Gerichte zu fengnau , wie and ) in den Hofen Tigermoos und Vos gelſang in der Grafſchaft Baden hat , auch, die katholiſche Pfarre zu Baden beſitzt. 2) Das Collegiatſtift Xbeinfelden. 3 ) Das Frauenlloſter Ouſperg, eine Meile von Rheinfelden .
B.
Schwäbiſch - Deſfreich.
Diesſtreichiſhen Landein Schwaben, welche fanzleymáßig Sch :våbiſch) Deſireich) genens net werden , ſind tijeils 'alte Erbguter des Habsburgi ſchen Hauſes, theils nach des deutſdien Königs Rus dolph I Zeit auf mancherley Weiſe an Gus oſtreichis ſche Haus gekommen . Wegen derſelben nennen ſich die Erzherzoge von Oeſtreich Fürſten zu Sawaberi, welchen TitelK.Marimilian Izuerſt angenommen hat. Sie ſind wieder in 6 Theile abgetheilet, die in ihrer eingeführten Ordnung alſo aufeinander folgen : Bur: gau, 17ellenburg , Die Landvogrey in Schwa , ben , 17ieders und Ober.sobenberg , die 5 Dos nau.Srådre , Stådte.
und 19 Stifter ,
Landſchaften und .
1. Die Markgrafſchaft Burgau , weldhe zwiſchen der Donau und dem Lech liegt, iſt von Jo hann Stridbect auf einer großen , und vom Haupt mann Michal in einer Charte vom gewöhnlichen Fermat, abgebildet worden ; lektere Hat Seuter ges ſtochen . Sie hatte ebedeſſen ihre eigenen Landesbjer's ren,
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Der Oſtreichiſche Kreis.
von welchen der lekte , Namens Heinrich V, aus dem Geſchlecht Roggenſtein , fie 1305 an Kaiſer Albrecht I abtrat, welcher das Haus Deſtreich mit Die meiſten burgauiſchen Gů. derſelben belehnte.
ren ,
ter ſind fuldaiſche lehen geweſen, wie denn auch Hein. rich , Abt zu Fulda , Kaiſers Albrecht fåmmtliche Söhne mit ſolchen Gütern und Leuten, und mit eben den Rechten , wie folche weiland Markgraf Heinrich Herzog Siegmund von beſeſſen, 1301 belehnet hat . Deſtreich überließ dieſes (and wiederkäuflich an das Bisthum Zugſpurg, trat auch hernach das Einló. ſungsrecht, jedodh oộne Einwilligung der Agnaten , an Herzog Gesrg von Banern ab ; welcher es auch 1486 wirflich a.skóte , jedoch füon 1488 an den rós Dieſer miſchen König Marimilian 1 überließ. nahm 1492 von dem Lande die Huldigung ein , nann. te ſich in einem öffentlichen Brief den regierenden Landesfürſten , die Einwohner aber feine Untertha. Er beſtåtigte auch die von den ehemaligen nen . Landesherren gegebenen Freyheiten , und verſtattete den Begüterten in der Markgrafſchaft; die Vogter Dieſe übten nicht nur die Rechte aus, gerichte. welche ſie unter der augſpurgiſchen Regierung er, langt hatten , ſondern betrugen ſich auch als reichs. unmittelbare , wofür ſie jedoch das Haus Deftreich nie hat erkennen wollen , wie der ungenannte Ver . faſſer des gründlichen und vollſtändigen Unter , riches von des Erzhauſes Oeſtreich & lterm und neuerm Beſis der Markgraffihaft Burgau, Wien 1768, ausführlich zeiget. Die Markgrafſchaft wird durch einen Zandvogt regieret , und iſt nach den 5 landvogtsknechten in 5 Bezirke getheilet.
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Schwäbiſch - Deſtreich,
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1. In dem erſten Vogtsbezirk, ſind zu be merfen 1) Die Herrſchaft Krumbach nebſt Syrben. In dem ſchönen Marktflecken Krumbach , iſt ein Schloß, und in der Nachbarſchaft ein Geſundbad am Fluß Kamlach. 2) Groß-2o , ein Schluß an der Günz . 3) Edelſtetten , ein weltlich-freyes canoniſches Jung: frauenſtift, welche3 1126 geſtiftet worden. 4 ) Biffendorf, ein Dorf. 2. Jm zweyten Vogtsbezirk , ſind 1) Burgau , ein Marktflecken , am Fluß Mindel. 2) Günzburg oder Gånzberg, eine kleine Stadt, am Fluß Günz , welcher unterhalb derſelben in die Donau fåüt. Man findet hier ein Schloß, die Regierung der Markgrafſchaft , ein Kapuzinerkloſter und ein Collegium der PP. piarum fcholarum, 3) Denzingen , an der Günz. 4 ) Die Herrſchaft Landsberg. 5) Sohenwangen , ein Dorf an der Gůng. 3. Im dritten Voigtsbezirk, ſind keine merk. würdige Derter. 4. Im vierten Vogtsbezirk , ſind I) Seyfriedsberg, eine Herrſchaft am Fluß Zuſam , welche den Namen von einem Bergſchloß hat. 2) Wilmarzhofen , Reichertsbofen , und viele andere Dörfer. 5. Im fünften Vogrsbezirk , find Unter- und Ober - Churheim , Blankenburg , andere Dörfer.
und
Die Landgrafſchaft Nellenburg, II. welche einen Theil vom Segau in ſich faſſet, hat der öſtreichiſche Erzherzog Sigismund 1465. von Hans Grafen von Thengen, für 37905 rheiniſche Gulden er: kaufet, und Kaiſer Karl V faufte 1542 vom Grafen Chriſtoph von Thengen auch die Herrſchaft Thengen für
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Der dſtreichiſche Kreis.
für 8310 Fl. Die ganze Landgrafſchaft beſtund ehedeſ fen aus den Städten und davon benannten Aemtern Stockach, Zach und Thengen , hatte auf 30 Flecken , Dörfer und Weiler, und einen Umkreis von 8 Meilen. Nachdem aber Thengen davon getrennet , und zu einer beſondern gefürſteten Grafſchaft erhoben worden , iſt die Sanografſchaft merklid , kleiner geworden ; indef: fen will ſie doch noch , und inſonderheit das Landge. richt, welches zu Stockach gehalten wird , eine weit: läuftige Gerichtsbarkeit über das ganze Hegau haben. Der Forſt erſtrecket fich bis an Schaffhauſen , und bis an Sigmaringen und Tutlingen an der Donau . Die
1
Landgrafſchaft wird. Durch einen Jardvogt regieret, und enthålt 1. Vellenburg , ein Bergſchloß, von welchem das Land den Namen hat. 2. Stodach , eine kleine Stadt , welche der Hauptort des Landes , und der Sitz des Landvogts ift. Hier iſt gemeiniglich das Kaiſerliche Landgericht za 57ellen burg gehalten , welches ebedeffen das Landgericht in Begau und Wadach hieß, und insgemein zu Aigeltingen , Stockach und Bedenfach gehalten wurde. 3. Qach , ein Städtchen auf einem ſteilen Berge, au deffen Fuß ſich viele Häuſer befinden , welche die untere Stadt genennet werden. 4. Die Herrſchaft Silzingen , welche die Abtey Per tershauſen inne hat. 5. Die Herrſchaft måhlhauſen . 6. Die Herrſchaft Singen oder Sangen mit Tieders bofen . 7. Langenſtein, ein Schloß mit einer Herrſchaft, wels che dem gráflich -Welsbergiſchen Hauſe zugehöret.
III . Die jebige Landvogter in Schwaben , oder die kaiſerliche und Reichs - Landveg tei)
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Schwäbiſch - Deſtreich . tev Altorff und Ravensburg ,
559 welche iğren
Urſprung von den Ueberbleibſeln der ehemaligen guel phiſchen Grafſchaft Altorff hat , die mit den übrigen gidelphiſchen Erblanden in Walſch, und Deutſchland, von dem lekten Herzog aus dem jüngern guelphiſchen Stamm , Welf VI , dem Kaiſer Friderich , als Her. zog in Schwaben, vom Hauſe Hohenſtaufen , zuges wendet worden . Daß die Herzoge von dieſem Hauſe dieſe Grafſchaft in wirklichem Beſik gehabt haben, er : hellet daraus , weil ſie viele Güter derſelben an die das ſigen Kiðjler verfchenfet, auch andere Freyheiten er : theilet haben . Als der lekte von dem hohenſtaufiſchen Stamm , der unglückliche Conrad , umgekommen war, zogen die römiſchen Kinige Wilhelm und Reis chard die Grafſchaft Altorf, oder vielmehr die Ueber. bleibfel derſelben, an das Reich , worauf ſie, wie andere Reichsgüter, theils den jedesmaligen Reichs -Canovog . ten in Ober -Schwaben in Verwaltung gegeben, theils auch mehrmals verpfåndet worden . Erſt 1415 wurden die Ueberbleibfel der alten Grafſchaft Altorff, ſamt den Frenen auf(eutfircher Heid, zu einer beſondern ( anda vogten gemacht, und zu der Haupt Zandvogter in Ober, und Nieder- Schwaben geſchlagen, auch mit derſelben von dein Kaiſer Sigmund an die Truchfeſſen von Waldburg verpfändet. 1488 verpfändete Kaiſer Friderich ſolche an Herzog Albrecht von Deſtreich für 13200 Fl. welcher ſich dieſerwegen mit den Trudſel Als ſolche Pfandſchaft fen von Waldburg verglich . 1460 erloſch , weil Herzog Albrecht in die Acht erklås ret , und in den Bann gethan wurde , bewarb ſich Erzherzog Sigmund von Deſtreich 1464 beym R. Friderid , von neuem um die Landvogter , kam aber
erft
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e Der óſtreichiſch Kreis .
erſt 1486 zum wirklichen Beſik derſelben , da' er fie von dem Truchſeß Johannes durch Erlegung des Pfandſchillings der 13200 Fl. einlöſete. Der Bezirk, welcher die heutige kaiſerl. Sandvogter in Schwaben ausmacht, kann ſeiner Långe und Breite nach durch gewiſſe Meilen nicht beſtimmt werden, weil er hin und wieder von andern herrſchaftlichen Gebies ten durchſchnitten wird. Am beſten ift er auf der kolleffelſden großen Charte von Schwaben, und auf der kleinen Charte, welche Wegelins gründlichem hi ſtoriſchen Bericht von der kaiſerlichen und Reichs Sand. vogtey in Schwaben beygefüget worden, vorgeſtellet. Das (and iſt von mittler Güte. Es trågt allerley Getraide , und nach dem Bodenſee zu auch Wein. Der Sandmann ernähret ſich im Sommer mit der Feldarbeit, und im Winter mehrentheils mitSpinnen . Die Anzahl der landvogteylichen Unterthanen, erſtre . chet ſich ungefähr bis auf 3000 ; und gleichwie ſie als folche eigentlich mit keiner Leibeigenſchaft behaftet ſind, alſo hat es hingegen mit der Leibeigenſchaft auf den Gütern , wo sie bis 1615 hergebracht worden , nach Inhalt der mit den meiſten Herrſchaften errichteten Verträge , ſein Bewenden . Sonſt aber haben die wenigſten Unterthanen eigenthümliche Güter , ( die, weldie im Ober . Umt auf der Leutkircher Heidewoh nen , ausgenommen ,) ſondern die meiſten ſind den Flo . ſtern, Herrſchaften , Stådren , Hoſpitålern , Kirchen , Fabriken und andern milden Stiftungen , auch beſons deren Perſonen zuſtändig , von 'welchen die Un . terthanen dieſelbe
gegen Erlegung eines Ehrfcha.
kes und jährlichen Canons , gemeiniglich zu Lehn haben. Alle
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Schwäbiſch - Deſtreich .
alle in der landvogteylichen Gerichtsbarkeit befind. liche Unterthanen, find römiſch- catholiſch. Die um . liegenden Gotteshäuſer, auch einige Gemeinen ſelbſt, haben das Patronatrecht über die hieſigen 18 Pfar. ren und 3 Beneficien . In Altorff iſt ein óſtreichiſches Ober Amt, welc ches ordentlicher Weiſe aus einem Landvogt , lanovoga terverwalter , Sandſdireiber und landwaibel (welcher die landvogterlichen Gefälle hebet , ) beſtehet , und eigentlich die Gerechtigkeit in bürgerlichen und Straf fachen, wo es nicht aufHaut und Haar gehet, verwal tet , woben die Appellation an das ober . Oſireichiſche Kammergericht zu Inſpruck frey ftehet.
In peinli.
chen Sachen wird zwar der Inquiſitionsproceß auch durd, das geſammte Oberamt geführet, nach deflen
7
Endigung aber in Abſchrift an den Flecken , Am . mann und Rath zu Altorff, welchen , vermoge eines kaiſerl. Privilegiums, das blutridhterliche Amt da.
1
ſelbſt auszuüben gebüşret,
!
partheyiſches Urtheil darüber einzuholen ,
geſendet,
um ein un. welches
hernach von dem Sandvogt beſtätiget , und zur Voll ziehung an Ummann und Rath zurück geſchicket wird. Der Zandvogt hat die Regalien allein zu beſorgen ,
1
V
und in ſeiner Abweſenheit der Sandvogterverwalter. Den Uemtern ſtehen Ammänner vor. Die geſamm . te landſchaft hat iþren Ausſchuß , Landſchafts. Ein. nehmer und Trädenmeiſter.
Die heutigeLandvogtey, wird in die obere und untere eingetheilet. 1. Die obere Landvogrey , begreift 13 Hemter, in welchen die Sanopogtey theils alle hohe und niedes re, theils nur die glaitliche, forſtliche und peinliche Ge Nn 3.Th ,6a . richts .
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e Der óſtreichiſch Kreis.
richtsbarkeit hergebracht hat ; hingegen die Stifter, Srådte, Ritterſchaft und andere Privatperſonen , faſt durchgehends die Sack- und niedere Gerichtsherrſchaf ten ausmachen, der ſandvogtey aber nur einige wenis ge Höfe und Güter eigenthümlich zugehören . I ) Das Ueberreutec- Amt , oder das Amt um 2l: torf, welches der Ueberreuter verſiehet. Dér Marktflecken Altorf , welcher ziviſchen den Flüſſen Schuſſen und Ha liegt, iſt jederzeit für einen Reichsfleckent gehalten , und gleich den Reichsſtådten mit 28 Pfund Pfenning jährlicher Reichsſteuer beleget worden , welche das Stift Weingarten bisher Pfandweiſe inne gehabt und gezogen hat. Er iſt mit anſehnlichen Freyheiten und Pris vilegien verſehen , und der Sitz des Oberamts ; es wird auch hieſelbſt das kaiſerl. Landgericht auf Leutkircher Beid und in der Pirs wechſelsweiſe mit den Reichsſtads ten Ravensburg , Wangen und Isny gehalten, welches zu der Zeit , als die landvogtev an das Haus Deſtreich gePoins men, von Lindau hieher verleger worden . Das unmittel: bare Reichsſtift Weingarten , welches in dieſen Markt: fleden liegt, geboret zum idzwäbiſchen Kreiſe, ber weldern inebrere Nachricht davon erfolgen ſoll. Es iſt alſo , aller Gewohnheit ungeachtet , irrig ; wenn man ſaget, der oft: reichiſche Marktflecken Altorf, genannt Weingarten . 2 ) Das Fiſchbacher Amt , oder das Amt im Siſdy bad) und Nylingen . 3) Das Eggenweiler Amt , oder das Amt un Bas denweiler und Dürrenajt. 4 ). Das Wolkeroſchweiler Amt , oder das Aint un Wilhelmökirch) und Cappel . 5 ) Das Jogenweiler Amt , oder das Amt um Rins genweiler uno Zogeumciler. 6 ) Das Geigelbacher Amt , oder das Amt um die Derter Berg und Weiler. 7). Das Sdindelbacher Amt , oder das Amt zu und um Zollenreutbe. 8 ) DAS Bergatreuther Amt. 9 ) DAS
li
Schwäbiſch - Oeſtreich .
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9 ) Das Borcher Amt , oder das Amt um Karree . 10) Das Pferricher Uint , oder das Amt um Amsell. 11 ) DAS Bodenegger Amt, 12) 048 Amt zu und um Eſchach . 13) Das Grünfrauter Amt . Zu dieſen Zeitern der obern landvogter, wer den noch gerechnet : 1) DAS 2mt zu und um Booß und Aggenberg, wels ches aber von den andern Aemtern durch die Herrſchaften Königseg und Uu ! cudorf, Ultſchhauſen und der Herren Erb . truchfeffen, einigermaßen abgeſondert iſt. 2) DAS 2mt um Gebrat bofen auf Leutfircher seid ,
funſt das Ober- Umt genannt. 2nm . Eben gedachte Leutkircher zeid , oder Seide , iſt eis gentlich ein großes Felb von ungefähr 90 Jaucherten , (Morgen ) welches um die Stadt Leutkirch berliegt , und theils den dafigen Bürgern , theils freien Leuten gehöret, und in der landvogterlichen alleinigen Gerichtsbarkeit liegt, jedoch niil;t collectabel itt. Es ges hören auch zu diçſer Heide von Úſters her vice Dörfer, Höfe, Wels ter und Güter , die einen Strich Landes ausmachen , der ungefähr 3. Meilen lang , und , faft 1 Meile breit iſt. 2 :. Die untere Landvogrey, in deren Hemtern die Sandvogter allein die hohe peinliche und glaitliche Gerichtsbarkeit , und was derfelben anhängig iſt, be hauptet ; die niedern Gerichte aber den Grund -fund Eigenthumsterren zuſtändig fint . 1) Das Amt dieffeits des Waffers der Riß, nach dem Federſee zu . 2 ) Das Amt jenſeits der Riß, zwiſchen demſelben und dem Waſſer der Roth gelegen . 3 ) Das Amt um måndhroth und Memmingen, von dem Waſſer ver Roth bis an die Vler, und von da bis an die Gůnz. Anm. (1) Außer den Jurisdictionalien , hat die landvogtey ben, in und außerhalb gelegenen Städten , Klöſtern, adclichen Sis Ben, Schlöſſern und Herrſchaften , noch unterſchiedliche Gerechtigs. feiten. Sie will auch dic giaitliche Obrigieit und derſelben Wirs kungen vom Bodenſee und Buchorn an , bis auf das dritte Joch der Göglinger Brücke bey Ulm , ausüben. 2 ) Die Nn 2
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Der óſtreichiſche Kreis.
1 (2) Die tandvogter übet auch die hohe Gerichtsbarkeit über die fiarthauſe Buxheir aus, welche i Stunde von Memmingen liegt , und jährlic s Fl.Schirmgeld in die lantvogte» giebt. Zu derſelben gehören die Dörfer und Weiler Buxheim, Weſterbart, Pleß, Obenhauſen , Benneru, Veringen, und neubauß, wegen welcher ſie dem ſchwdbiſchen Sireiſe Steuern entrichtet. IV . Die Grafſchaft Hohenberg , welche der óſtreichiſche Herzog Leopold 1381 vom Grafen Rudolph von Hohenberg für 66000 Fl . gefauft hat, beſtehet aus 2 von einander entfernt liegenden Haupttheilen, nåma lid, aus der niedern und obern Grafſchaft. 1). Zu der niedern Grafſchaft gehöret (1) Potenburg ; eine kleine Stadt am Nedar, welche ehedem Landfurth, auch Landbort und Landskron , ges heißen hat. Sie iſt entweder im isten oder izten Jahr hundert durch ein Erdbeben verwüſtet , aber nachmals wieder aufgebauet worden . Sie hat ein Schloß, ein ehes maliges Jeſuiter Collegium , - und ein 1276 geſtiftetes Car: meliter Kloſter. Dem Spital gehöret das Gut Scha denweiler. In ihrer Nachbarſchaft iſt ein Geſundbrunn, und vor dem Thor eine berühmte Kirche, welche Wedens thal genennet wird . In dieſer Gegend iſt auch der ſo ges nannte Seuberg , von welchem eben ſolche Mährchen, als vom Blodsberge , erzählet werden . Als der zweyte Theil dieſer Stadt , iird die an der andern Seite des Niecara fluſſes belegene (2) kleine Stade Ebingen , mit dem Zunamen am Ite: #ar, angeſehen . In derſelben iſt ein Stift zu St. Morit, welches 1320 für einen Probſt und 12 Chorherren geſtifs tet worden. ' (3 ) Korb , eine kleine Stadt am Neckar , welche einen ziemlich guten Handel mit wollenen Tüchern treibt. : ( 4 ) Goroſtetten und Obernau . 2 ) Zu der obern Grafſchaft Hohenberg, gehört ( 1) Schemberg, auch Schönberg, ein Städtchen am
Flåldeen Schlidem , brannte : 1750 faſt ganz ab.
(2) Bos
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Schwäbiſch - Oeſtreich.
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(2) Sohenberg , ein wiftes Bergſchloß , von welchem die Grafſchaft den Namen bat: ( 3 ) Sridingen , ein Städtchen an der Donau. ( 4) Die Herrſchaft Webrwag , an der Donau, unweit Fridingen . ( 5 ) Spaichingen , ein großer Flecken in einem davon berianinten Thal am Fluß Prinn. Hier wohnet der Ober :
vogt.. (6) Oberndorf, ein Srådtchen im Schivarzwald, am Nedar , mit einem Auguſtiner Nonnenklofter, foll vor Zei ten eine große Stadt geweſen , aber durch Brand in ge ringe Umſtånde gekommen ſex . In dem Kloſter liegt Herrmann II, Herzog zu Ted , welcher um das Jahr 1190 geſtorben iſt, begraben. ( 7) Schramberg, ein Marktflecten, zwiſchen 2 Armen des Fluffes Schiltach , hat neben ſich ein Bergſchloß lies gen , und iſt eine Herrſchaft. V. Die fünf Donau -Städte, welche ſind Munderkingen an der Donau, Waldſee im Um . fang der Grafſchaft Waldburg , Gulgau( auch Saul. gau , Saulgen und Sulgen genannt , ) an der Edwarzach , welche ehedeſſen eigene Grafen gehabt har , Riedlingen an der Donau, und Mengen uns weit der Donau . 7 VI. Folgende Stifter, Landſchaften und Städte , welche zwar ihre eigenen Herren haben , ( Ehingen aus: genommen , jedoch dem
Hauſe Deſtreich in unſe
hung des Collectirungsrechts unterworfen ſind . 1. Die Seifter 1 ) Wiblingen , eine Benedictiner Mannşabten an der Fler , welche zwar bis 1699 zu der Grafſchaft Kirchberg gehöret hat, aber in dieſem Jahr durch eine 1700 wieders holte Erklärung davon abgeſondert , 311 einer eigenen Herrſchaft erflåret , und unmittelbar unter die vorderdſte reichiſche Regierung geleget worden iſt. Es haberi dies N13 ſelbe
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Der Dſtreichiſche Streis.
felbe die Grafen Otto und Hartmann von Kirchberg 1099 geſtiftet. Bey dem Kloſter liegt ein Flecken , es gehören auch unterſchiedene Dörfer dahin . 2) Die KarthauſeBurheim , die oben ſchon beſchrieben worden 3) Keiligen Krenzthal,vor Alters Ju ben Wafferfche, pfen , ein adeliches Frauenſtift Ciſtercienſer Ordens, ober halb. Riedlingen , und unweit der Donau. Es geboret, demſelben bas Dorf Andelfingen. 4 ) Urſpring, cin Benedictiner Nonnenkloſter. 2. Die Landſchaften I ) Die Grafſchaften Kirchberg und Weiſenhorn, welche an der Fler und Dorau liegen. Sie ſind 1504 iin bayeriſchen Kriege dem Kaiſer Marimilian I jure fiſcali zugefallen , hernad) aber nod ) bey Lebzeiten des lekten Gras fen von Kirchberg , Philipp , 1507 den Herren Fuggern zu: erſt für 70000 Fl. auf 10 Jahre verpfändet worden . Db nun gleich das Haus Deſtreich ſolche nachmals wieder ein : geldfet hat, ſo ſind ſie doch von demſelben abermals den Gras fen Fugger gegen eine Summe von 525000. Fl. als ein Mannlehn überlaſſen worden, und die Raymunds - Linie iſt nod , ießt im Beſitz derſelben. Es gehöret dahin (1) Ober -Kirchberg , ein Sdloß auf einem Berg an der Fler. ( 2 ) Unter . Kirchberg , ein Fledten an der Fler , in der Nähe des eben genannten Schloffes. (3) Die Herrſchaften Adelshofen , Wulenſtetten und Pfaffenhofen . (4 ) Weiſſenborn , ein Stådtchen und Schloß am Rothfluß. (5) Maurſtetten oder Marſtetten , eine Herrſchaft, welche ehemals eine Grafſchaft geweſen iſt. Das Schloß dieſes Namens, bat an dem Rothfluß bey dem Dorf Buch gelegen , und iſt der Siß eines kaiſerlichen Landgerichts geweſen , welches von hier nad) Weiſſenhorn verlegt wor den, aber ſchon im ihten Jahrhundert eingegangen iſt. 2) Die hohenzolleriſche Grafichaft Sigmaringen , über
Schwäbiſc) - Deſtreich.
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über welche ſich das Haus Dcſtreich die Hoheit zueignet, auch wirflich einen Theil derſelben collectiret. 3) Die Herrſchaft Erbach , die von einem oberhalb Ulm an der Donau liegenden Sdloß und Marktflecken den Namen bat. 4) Die Herrſchaft Berg , deren Schloß unweit Ehin:
gen , aber jenſeits der Donau, liegt. 5) Die Herrſchaft Buß und Deffingen , zwiſchen der Donau und Kanzach . 6) Die Herrſchaft Gutenſtein , deren Schloß an der Donau zwiſden Sigmaringen und Sridingen liegt. 7) Die Herrſchaft Saufen und Stetten am Baltens marft. 8 ) Die Herrſchaft Worthauſen am Rip , unter Bis berad ), woſelbſt eine freye Purs iſt. 9 ) Die Herrſchaft Bellenberg und Robnſperg , ami Fluß Günz. 10) Das Gericht Reuthen, das Amt Bierſtetten x. 3. Tie Stadte 1 ) Coſtanz oder Cofinits, Conſtantia , iſt eine uralte. Stadt zwiſchen dem Bodenſee und Unterſee , da wo der Nhein aus jenern in dieſen fließet, bey der Landgrafſchaft Thurgan . Sie iſt ehemals eine Reichsſtadt geweſen , aber 1548 vom K. Karl V. in die Acht erkläret worden , weil ſie die römiſch - katholiſche Lehre verlaſſen hatte. Ferdinand I Bradyte ſie 1549 unter die Bothmåßigkeit des Oſtreichiſchen Hauſes ; und obgleich die dwabiſchen Stände ſoldes nicht zugeben verllten , ſo wurde doch dieſe Unterthänigkeit
Ü
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1559 auf dem Reichstage zu Augsburg beſtätiget; doch bat Deſtreich für dieſelbe die Reichåſteuern und Kanimer : geridytszieler vibernommen . Die Stadt iſt befeſtiget , und hat auf der andern Seite des Rheins das Fort Peters: Das hieſige Bisthum foll hauſen zu ihrer Beſchützung. um das Jahr 570 von Windiſch , welcher Ort 6 Meilen von hier , in Helvetien , in Gebiet der Stadt Berit '' liegt , wieber verleget worden ſeyn . Der Biſchof, wel: der sin fchwäbiſcher Streisſtand iſt , wohnet aber nicht hier , ſondern zu Mersburg : das Domkapitel aber hålt n4 fich
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Der óſtreichiſche Kreis.
Die Kathedralkirche hat den ſich noch hieiſelbſt auf. Titel beatiſſimæ virginis natæ. Außer derſelben ſind hier die Collegiatkirchen zu St. Stephan und St. Johannes , 6 Pfarrkirchen, 6 Mannskidſter, unter welchen ein Jeſuiters Collegiuni gewefen iſt , und 2 Frauenkloſter. Die niederit Gerichte , welche ſowohl die Stadt, als ihr Reit- und Almorenamt , und die beyden Collegiatfirchen , in der Landgrafſchaft Thurgau haben , find in vierten Theil meis ner Erdbeſchreibung, in der Beſchreibung des Thurgaus Von 1414 bis bey der Eidgenoſſenſchaft, zu finden . 1418 iſt hieſelbſt eine berühmte Kirchenverſammlung ges balten worden , welche ſtatt drever påbſte, die ſich wis der einander aufgeworfen hatten , einen neuen verordnete, und Johann Fuß , nebſt Hieronymus von Prag , vers brennen ließ. 2) Steckborn und Ratolfzell oder Zell ſchlechthin , Die letzte kleine Städte am Zeller - oder Unter : See.
hat ſich zwar 1415 an das Reich ergeben , und vom Kais ſer eine Urkunde erhalten , daß fie nimmermehr davon veräußert werden foll : ſie iſt aber doch wieder unter dſt reichiſche Bothmåßigkeit gekommen. 3) Schelklingen , eine kleine Stadt an dem Flußs den Ach. 4) Ehingen , eine kleine Stadt an der Donau , mit eis nem adelichen Nonnenklofter Benedictiner Ordens. 1749 brannte ſie gutentheils ab. 5) Vöringen , eine kleine Stadt auf der Alb, am Fluß Lauchert, welche ehemals der Hauptort einer Grafidaft war, die nach) Abgang ihrer alten Grafen an die Grafen von Werdenberg kain , und nach derſelben Erldſdung an das Haus Deſtreich und an die Grafen von Zollern , doch ro , daß fich ' Deftreich die Hoheit über die ganze vüringiſche Erbſchaft zueignete. Die kleine Stadt Vöringen gehöret dem Hauſe Deſtreich, das Dorf Boringen aber mit andern Dörfern unter oftreichiſcher Doheit dem Hauſe Hohenzol: lern - Sigmaringen , welches den gräflichen Titel von Po ringen führet.
C. Die
Die vor - arlbergiſchen Herrſchaften .
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C.Die vor -arlbergiſchen Herr,
ſchaften. S jer Arlberg, Arula, Adula , iſt ein Theil von dem alten berühmten Berge Rhætico , und treni net dieſe Herrſchaften von Tyrol , daher fie die Berrs ſchaften vor dein Açlberg genennet werden. Sie machen einen Theil von Rbætia aus , und find in ih . rer feſtgelegten Ordnung folgende. 1. Die GraffolyaftFeldkirch, oder Mont fort, im Nebelgau, hatte von den ålteſten Zeiten her ihre eigene Grafen, bis Graf Rudolph, der lekte vom werdenbergiſchen Stamm , folche an Herzog Leopold von Oeſtreich 1365 für 36000 Guiden verkaufte. Darinn iſt I. Feldkirch , von den Italienern Campo di S. Pie. tro genannt , eine zwar fleine , aber wohlgebauete Stadt am Fluß zu , der ſich nicht weit davon in den Rhein ers Sie ir Bey derſelben wachſet guter Wein. gießet. der Hauptort der ſogenannten Eftner. Nicht weit davon iſt das Kloſter Altenſtatt. 2. Rankweil, ein uralter Reichsflecten in åſinen, woſelbſt von alten Zeiten ber ein frenes kaiſerl. Landgericht gehalten wird , welches nicht nur über dſtreichiſche Unters thanen in den Grafſchaften Feldkirch , Bregenz uc. ſondern auch über uralte Reichs unmittelbare , als hohen Ems, Vabutz zc. feinen Gerichtszwang ausübet. 3. Triontfort, oder Starkenberg , ein zerſtörtes Berg ſchloß, auf weldoem die ehemaligen Grafen von Feldkirch gewohnet , und davon den Namen bekommen haben. Es wird von den Erdbeſchreibern unrichtig für eine beſondere Grafſchaft ausgrgeben . 4. Ieuenburg am Rhein , ein Caſtel. 5. Fraſienz , ein Dorf, meldes wegen der Sieges merkwürdig iſt , den 1499 bieſelbſt die Eidgenoſſen über die Nu 5 fais
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Der óſtreichiſche Kreis.
Kaiſerlichen und ſchwäbiſchen Bundesgenoſſen haben. II.
erfochten .
Die Grafſchaft Bregenz, Comitatus
Brigantinus, liegt zum Theil am Bodenſee, welcher auch, Lacus Brigantinus genennet wird, und den Fluß Bregenz aufnimmt, nachdem derſelbe die Grafſchaft der Långe nach gewäſſert hat. In dem Bregenzer That oder Bregenzer Balde , wird viel Bauholz ge fållet, auch viel hölzern Geſchirr verfertiget, und ſo. mohl nach Schwaben, als Helvetien , verführet. Dieſe Grafſchaft iſt vor Alters ein Sehn des 1. R. R. ge wefen nachmals aber allodial und erblid) geworden . Von den Grafen von Chur iſt ſie an die Herren von Iſtrien, nachgehends an die Grafen von Pfullendorf, hierauf an die Grafen von Tübingen, und endlich an die Grafen von Montfort gekommen . 1451 verkaus fete Eliſabeth , Gråfinn von Montfort und Bregenj, vermählte Markgrafirin von Hochberg, mit Bewilli. gung des róm . Konigs Friderich, ihren halben Antheil an der Herrſchaft, Burg und Stadt, ſamt der Herr: ſchaft und VeſteHoheneg,an den Erzherzog Sigmund, Die andere Hälfte für 35592 rheiniſche Gulden . verkaufete Graf Haug von Montfort und Herr zu Bregenz 1523 für 50000 rheiniſche Gulden an den Erzherzog Ferdinand . Wir bemerken in derſelben 1. Bregenz, eine Stadt, am Bodenſee , mit 2 KIS
ſtern , und einem gleich darneben liegenden Bergſchloß, Namens Pfannenberg. 1077 oder 1079 wurde ſie von dein Abt zu St. Gallen verbrannt. 1407 im December wurde. fie von den Appenzellern und der Stadt St. Gallen belas gert, die Belagerer aber wurden im Senner 1408 von dent Hey derſelben benachbarten Abel davon weggeſchlagen. find gute Eiſenbütten. Der Stadt gegen Mittag iſt die Bregenzer Claus , ein feſter Paſ. 2) Meb:
Die vor - arlbergiſden Herrſchaften.
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2. 77ehrerau, Augia major oder Brigantina, eine fchos ne Benedictinerabtey , nahe bey Bregenz am Bodenſee. 3. Birſtall , ein Nonnenklofter Doininicanerordens, oberhalb der Stadt Bregenz, an dein Teaſer Bregenz. Es wurde anfänglich 1422 auf dem Hirſchberg, geſtiftet und erbauet , 1464 aber in das Thal verfctzct. 4. Das Umt oder Gericht sofſteig , in welchem 1) Schwarzach , ein Dorf, woſelbſt ehede ten ein freyes Landgericht geweſen , weldes den Grafen von Bregenz zus gehöret hat ; und von den Freien des naligelegenen Orts Dorenbüren beſebet worden. Der Gerichtszwang deffels ben ſcheinet ſich vornehmlich über den bordern Bregenzer Wald , und andere in dieſer Grafſchaft belegene Dörfer, erſtredet zu haben . 2) Wolfurt, ein Dorf. 5. Dorenbüren , ein vorhin genaniter Ort , bey der: fer: frerem Gericht noch einige Ueberbleibfel von dem ehes matigen Landgericht zui Sowarzad ) zu finden. 6. Sard , ein Dorf in einem Winkel am Boden - See, zwiſchen Bregenz und Fuſſad ), wofelbft die ſchwäbiſchen Bundesgenoſſen 1499 von den Eidgenoſſen geſchlagen worden . 7. fupach , ein Pfarrdorf an der Dorenbürer Pue.
1 11
8. 31 St. Johann, Kochſt und Gaiſau , hat die Abrey St. Gallen in Helvetien die niederen Gerichte , und andere Gerechtſanie. . Es gehöretauch zu dieſer Grafſchaft die Herrſchaft Soheneck, welche ſich von Bregenz bis Wangen und Isa ny erſtrecket, und den Namen von dem Bergſchloß so bened & hat. III . Die Grafſchaft Bludenz, oder Plu denz, im Walgau , welche ums Jahr 1376 vom Grafen Albrecht von Werdenberg an Herzog Leopold Wir bemerken in von Oeſtreich verkaufet worden. derſelben 1. Pludenz , eine kleine Stadt mit einem Schloß , am Fluß FU. 1523 wurde ſie , nebſt andern benachbarten
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Der dſtreichiſche Kreis .
Derternt, durch ein Erdbeben erſchüttert. 1638 brannte ſie faſt ganz ab. Nabe daber liegt das Kloſter S. Peter. 2. Schrims, einen Marktflecken. IV. Die Grafſchaft Sonneberg. Dieſe hat Eberhard von Waldpurg 1463 von den Grafen von Werbenberg gekaufet, und von dem Kaiſer den Als er aber nachgee gråfl. Titel darüber erhalten. Hends wegen der Oberherrſchaft mit dem Hauſe Deſte reich einen Streit bekommen, hat daſſelbe dieſe Graf. fchaft eingenommen , und gegen Erlegung einer Summe Geldes behalten. In derſelben iſt das Bergſchloß Sonneberg.
V.
Das weltliche Gebiet des
Biſchofs
zu Trient.
as weltliche Gebiet des Biſchofs zu Trient, liege in der gefürfteten Grafidaft Tyrol. Es iſt daſſelbe dieſem uralten Bisthum vom Kaiſer Conrad II geſchenker worden. Die Erbvogtey über daſſelbe, haben die alten Grafen zu Tyrol gehabt, und im Titel geführet.
Biſchof Ulbrecht hat mit Rath
und Bewilligung des Kapitels 1363 dem Herzog Ru dolph zu Deſtreich und deſſelben Brüdern, einen Brief ausgeſtellet , barinn eč fich und ſein ganzes Stift auf ewig mit dem Sande Tyrol vereiniget, Hüls- und Dienſtleiſtung verſprochen , und nebſt Deffnung aller ftifriſchen Städte und Veſten, verordnet hat, daß die þaupeleute und Pfleger beym Antritt ihres Umts dieſe Verſchreibung jedesmal beſchwören ſollen. Dergleis
1 chen Verträge ſind nachgehends mit Herzog Albredyt, Fri
Das weltl. Gebiet des Biſchofs zu Trient. 573 Friderich und Sigmund , Kaiſer Marimilian I, und Ferdinand I gemacht worden . 1511 iſt zwiſchen dem Erzhauſe Deſtreich und dem Biſchof zu Trient verglichen worden, daß das Bisthum auf den tyroli. [dien dandtagen und anderen Zuſammenkünften durch Abgeordnete mit erſcheinen, und über die Wohlfahrt und Sicherheit des Vaterlands mit berathſchlagen , auch zu foldiem Ende ſeinen Antheil an Steuern und Anlagen mit beytragen , ( ſo wie auch den Landesfür. ſten von Tyrol die Hälfte des Bergrechts von den trientiſchen Bergwerken gehöret , ) hingegen aber auch das Erzhaus Deſtreich , als Landesfürſt zu Ty rol, das Bisthum bey den außerordentlichen Reichs. ſteuern vertreten folle , die Kammerzieler ausgenom men , ( f. oben S.320 .) welches auch in dem Reichs. Abſchiede zu Zugsſpurg von 1548 5.6g beſtåtiget wors der . Uis 1641 auf dem Reichstage vorgeſtellt wur: de , die Stifter Trient und Briren wurden von dem Hauſe Deſtreid, wegen Tyrol, wider ihre hergebrach . te Freyheiten , in eine landesfürſtl. Subjection gezo gen : antwortete man von öſtreichiſcher Seite , bende Stifter hätten ſich ihrer Temporalitåt , Land und Leute halber , feines geſchloſſenen Fürſtenthums und
ſubliinis territorii zu berühmen , auch ſolche in die fer Qualitåt niemals zu Sehn empfangen. Auf eine gleiche Beſchwerde der Bisthümer im Jahr 1773, warb eine gleiche Antwort ertheilet. Ob nun gleich der Biſchof zu Trient von dem erzherzoglich , Öſtrei. chiſchen Hauſe als ein Landſtand von Tyrol gehalten wird , ſo hat er dem ungeachtet , als ein unmittels barev Reichsfürſt , Sik und Stimme auf dem Reichstag im reidysfürſtlichen Collegio ,
beſchicket auch
574
Der sſireichiſche Kreis .
auch den Reichstag wirklich .
Er iſt auch ein Stand
des öſtreichiſchen Kreiſes. Als Biſchofſtehet er unter dem Erzbiſchof zu Górz. Das Hochwürdige Domkas pitel, welches aus 18 Canonicis beſtehet, hat auch auf den tyroliſchen Landtagen ſeine Stelle. Was die Erb- Hemter dieſes Hochſtiſts anbes trifft, rohaben das Sofmarſchall - mtdie Grafen und Herren zu Firmian , Herren zu Eronek und Mega gel ; das Kånimeier - Amt, die Grafen von Arz oder Urſo, Herren zu Vaſio ; das Mundſchenkens Amt die Grafen von Thun ; das CrudiſeſſensAint die Freyherren von Prato, Herren zu Segunjan. Der fürſtlich --biſchöfliche Sofrath , beſtehet aus geiſt- und weltlichen Rathen . Das ehemalige C011 fiftorium iſt wieder aufgehoben, und an deſſelben ſtatt ein General Vicarius verordnet worden . Zu dem weltlichen Gebiet des Biſchofs , gehöret : 1. Trient , Tridentum , bey den Stalienern Trento , die Haupt- und Reſidenzſtadt, welche in einem Thal an der Etſch liegt. Sie hat keine recht regelmapige Straßen, aber doch mehrentheilő neve, imd viele woblgebauete Håujer, auch ſchone Pallåſte. Das fürſtlid) - biſcosfliche Schloß iſt zwar weitläuftig , aber altmodiſd ), jedody reid ) an Mar: mor und guten Freſcogemelden. Die von gehauenen Steia nen erbauete Kathedralkirche, wird von dem heil. Bigilius benennet , und hat einen koſtbaren hohen Altar. Es ſind hier ferner 3 Pfarrkirchen , ein ehemaliges Jeſuiter Colle gium , deſſen Kirche init Marmor ſchön geldymickt iſt, und in und vor der Stadt find ii Kildſter. Den Stadthaupts mann reket das Faus Deſtreich . Die Kirchenverſamm : lung, welche von 1545 bis 63 hieſelbſt gehalten worden, iſt berühmt. Außerhalb der Stadt auf dem Berge Dos di Trent , Doftrent , Dorfum Tridentinum genannt, lag zur Zeit der Longobarden die Feſtung Verruca.
Zu der Podeſia rie
:
:
Das weltk. Gebiet des Biſchofs zu Trient. 575 rie von Trient, gehören die Flecken 1 ) Veszan , Veszano , Vitianum , und 2) Heumets , Mezzo Lombardo , lat. Medium S. Petri , nebſt 3 ) vielen Dörfern. 2. Reiff, Ripa , ben den Stalienern Riva , eine kleine Stadt in einer ſehr angenehmen Gegend am Gart: See, ( Lago di Garda ) mit einem feſten Schloß auf einer Hobe, welches die Italiener la Rocca nennen , und an dem See liegt. Die Stadt treibt ziemlichen Handel. Vor Alters , und noch 1154 , gehörte ſie dem Biſchof zu Verona. In der 1 prachtigen Hieronymiten Kirdye vor der Stadt , iſt ein bes rütmtes Marienbild. Bey der Stadt wachſen vortreff liche Citronen und Pomeranzen . Zu der Podeſtarie von Reiff , geboren 1) Das Lederthal, Val di Ledro , Vallis Leudri, 2 ) Die Hauptmannſchaft Thenn , Tenno , im Ges birge. 3 ) Die 4 ſogenannten Vicariate , ( Quattro Vicaria ti ) im Lagerthal, gehörten ſchon in alten Zeiten den Herren von Caſtelbark , denen ſie von den Venedigern, dies Fen aber 1509 vom Kaiſer Mariinilian I abgenommen worden. Kaiſer Ferdinand gab ſie 1532 dem Hodſtift wieder , behielt ſich aber die Landeshoheit gewiſſermaßen vor. Seßt haben die Grafen yon Caſtelbark ſie wieder zu Lehn. Sie beſtehen in den 4 großen Marktflecken Ala , 1 an der Etſch , woſelbſt viele Sammetweber find, Miori, Murium , Brentonico , wo das Hauptſchloß iſt, und Avio , Avium , an der Etſch . 4) Die Herrſdaft Biſein , Beſeno, an der Etſch, wels che den Grafen von Trapp gehöret, und darinn die Berga feftung Biſein , Befenello, und der darunter liegende Fles den Čalian , Caliano, au der Etſch, zu bemerken ſind . Beym lekten wurden die Venediger 1487 von den Tyros lern geſchlagen. 5 ) Die landſchaft Judiciarien , Giudicaria , an der Sarca , wird durch das Gebirge Duron zertheilet , und ift wohl bewohnt. Sie beſtehet aus den Kirchſpielen Los mas , Clez , Banal , Tion , Condino , Storo und Rendena', welches lekte ein beſonderes Thal ift.
Das Haupts
576
Der dftreichiſche Kreis .
Hauptſchloß heißt Stenig, Stenico . Stono, Setaurum, iſt ein Marktflecken. 6 ) Das Gericht Ledig , Levico , mit einem Markt: flecken gleiches Namens. 7 ) Das Thal Sleims , Val di Fieme , Vallis Flema rum , am Fluß Avis, treibet ſtarken Handel mit Holz. Der Hauptort Cavaleſe, iſt ein guter Marktfleden. 8 ) Das kleine Gericht Segungan , Segonzano, wels ches den Freyherren von Prato gehöret. És hat den Nas men von einem Schloß und Pfardorf. 9) Das kleine Gericht Grumes , welches den von Barbi geboret. 10 ) Der Wonsbeeg . Val di Fion , Anania , Anau. nia , ift ein ungemein fruchtbares und mit Schloffern und Dörfern angefülletes Thal , durch welches der Fluß No3 oder Sulz fließet; es wird auch von vielen und alten ades lichen Familien bewohnet , wie denn unter andern hie: felbſt die Stammſchlöſſer Spaur, Tunn, Arz, Cles mit einem Marktflecken, Cored und Morenberg, ital. Sarno nico , die Fleden Repò , Denn , und andere, nebſt febr
vielen Dörfern , find. 11. Der Sulzberg, Val di Sol , Vallis ſolis , liegt åber dem Nons , iſt auch fruchtbar, und gehet bis an die Grånze der Venediger und Graubündner, ale und Cala des ſind Dörfer. 12) Die Herrſchaft Pergen , Pergine, deren Haupt: ert gleiches Namens ein ſchöner Marktflecken mit einem Schloß iſt. 3. Die Herrſchaft Caldonaty, oder Caldonatſch , ital. Caldonazzo , mit dem wohlbewohnten Berge Lafraun, Lavarone. In derſelben entſtehet die Brenta, lat. Me duacus , aus dem Caldonatſcher See , ( Lago di Caldo nazzo , ) fließet durch Bal Sugano nach Padua, und als: denn in das venediſche Meer. Sie gehöret den Grafen von Trapp. Numerk. Dem Hochſtift Trient gehöret auch das Marcheſat Caftetara in Herzogthum mantua. Es hat auch einen anſehnlis chen Lehnhof, wie denn das Haus Deſtreich ſehr viele lehen des felben befihet. VL DIS
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Das weltl. Gebiet des Biſchofs zu Briren. 577
VI .
Das weltliche Gebiet des Biſchofs zu Brixen ..
3
ait dem Bisthum Briren, hat es eben dieſelbe Bewandniß , welche vorher von dem Bis. thum Trient beſchrieben worden . Der Bis fichof hat Kraft aller Verträge , die noch jedesmal bey der Wahl eines neuen Biſchofs ernennet wer . ben , ſamt dem Kapitel fich , mit Tyrol auf ewig ver : bunden , erfdeinet als ein zugewandter Stand durch Abgeordnete auf den tyroliſden Landtagen , und trägt die tyroliſchen Steuern und Anlagen mit ab ; hat aber dem ungeachtet, als ein unmittelbarer Reichse fürjt, Siz und Stimme auf dem Reichstage in dem reidsfürſtlidien Collegio, beſchicket denſelben wirklich , und giebt zur Unterhaltung des Kammer.
is
gerichts die oben S. 320 angezeigte Summe; wird aber, in Anſehung der auſſerordentlichen Reichsſteur Er iſt ren , von dem Erzhauſe Deſtreich vertreten .
auch ein Stand des treichiſchen Kreiſes. Als Bi . ſchof , ſtebet er unter dem Erzbiſchof zu Salzburg . Das hochwürdige Domkapitel , hat auch bey den Zuſammer fünften der tyroliſchen Landſd ;aft eine *
Stelle.
Die andesfürſten in Tyrol, find des Stifts
Erbvogte , und beſiken als ſolche von demſelben noch viele lehen,
Was die Erbs Aemter dieſes Hochſtifts anlan .
►
get , ſo beſiken das E binarſchall, Amr die Gras fen zu Welliperg und Primor ; das Prbkammerers 2me die Freyherren Colonna ju Vels und Schen : fenberg; das Erbſchenken , Amt die Grafen von Tunn ; 3 Th. 62.
578
Der Oftreichiſche Kreis.
Tunn ; das Erbtruchſeſſen : Aint die Grafen von Wolkenſtein zu Rodneg. Die fürftlich biſchöflichen Hohen Collegia, find das Conſiſtorium , der Gofrath und die Sofs kammer. Zu dem weltlichen Gebiet des Fürften und Bi. ſchofs , gehöret : 1. Brixen , Brixicum oder Brixina , ital. Breffanone, die Haupt : und Reſidenzſtadt, welche in einer angenehmen Gegend am Fluß Eyſack liegt , der hier den Fluß Rienz aufnimmt. Der biſchöfliche Pallaſt iſt wohl gebauet. Auf fer der neu und zierlich erbaueten Rathedralkirche , findet man hier eine Pfarrkirche, 6 andere Kirchen , 3 Klöſter und ein Collegiatſtift. · Kaiſer Heinrich IV bielt hieſelbſt 1080 eine Kirchenverſammlung , auf welcher Pabſt Gregos rius VII abgeſetzt wurde . 2. Seben oder Såben, Sabiona , Savione, Subfavione, Sabana , liegt auf einem Berge am Eyſact, nahe bey Claus fen , und iſt deswegen merkwårdig , weil der biſchofliche Sitz hieſelbſt geweſen , ehe er nad Briren verleget worden. Aus dem alten Schloß iſt im Anfang des 18ten Jahrhun derts ein Frauenkloſter gemacht worden ; es iſt auch noch die alte Domkirche bieſelbſt zu ſehen . Die ehemalige Stadt Sabivna , hat Attila zerſtöret. 3. Clauſen , Claufina, Claufium, ital, Chiuſa di Breſla none, ein Städtchen , am Fluß Enſad . In der Kirche des
Kapuzinerkluſters iſtein anſehnlicher Schatz von Males reven berühmter Meiſter, und andern ſeltenen und koſtbas ren Dingen . Er rühret von Königs Karl II von Spanien Witwe, welche das Kloſter geſtiftetbat, her. Neben dem Städtchen , liegt außer dem vorhin genannten Schloß Så: ben , noch das Schloß Pranzol. 4. Bruneggen oder Brunec , Pruneđen , Bruno. polis, eine kleine Stadt am Fluß Nienz, mit einer Pfarr: kirche und 3 andern Kirchen , nebſt einem Kapuziner - und Nonnenkloſter. Es iſt hier ein Hauptmann und Ober: amts:
1
Dasweltl. Gebietdes Biſchofs.v. Briren. 579 amtspfleger. Neben derſelben liegt ein Schloß auf einem Hügel. 5. Das Gericht Salern , bey Briren , woſelbſt ein bis [ chorlicher Pfleger iſt. 6. Das Gericht Riol , hat den Namen von einem Weis ler am Fluß Eyjad . 7. Das Brirner sofgericht, in welchem das Dorf Spinges liegt. 8. Dis Gericht Liiſen , lat. Lufina , bat den Namen von einein großen ger freuten Dorf. 9. Das Gericht Pfeffersberg . 10. Das Gericht Delturns , welches Kaiſer Marimi: lian I den Hochſtift gegeu Matrey überlaſſen hat. ES iſt hier ein Pfleger, II. Das Gericht Lat:fall , lat. Fons Latius , und Vers dinges. 12. Das Gericht Thurn am Gader , woſelbft ein Pfleger iſt. Es hat ſeine eigene rothwalſche Sprache. Die Einwohner ſind hier , gleidwie in dein Gericht en: nenberg, ſehr arbeitiam , und gehen jåhrlich in großer Mens ge nach Italien , um Maurerdienſte zu thun , und werden daſelbſt Bidiootti genennet. 13 Das Gericht Evås oder Effas , Avilium , woſelbſt ein Hauptinam ift. Es iſt groß und wohlbewohnt, und beftehet aus dem Thal Safia Fafcia. 14. Das Gericht Buchenſtein , ital. Andray , Andra. ciun , welches dem Hocitift 1350 von einer davon bes nannten adelichen Familie abgetreten worden. Es hat ein gutes Schloß , woſelbſt ein Hauptmann wohnet. 15. Das Gericht Anras , Anarafuin , welches ein Pfleger verwaltet , liegt im Půſterthal, und hat den Nas men von einem Pfarrborf. 16. Das Gericht Ziedervintel , welchem ein Richter borſtehet. 17. Das Gericht Albeins , Albinum , am Eifadt. 18. Das Gericht Antholz, welches ein heilſames Bad hat. Anmerk. Dem Bistbum Briren gehöret auch die Herrſcbaft Veldes in Ober :Strain . Do 2 VII. Die
580
VII.
iſche Kreis .
Der dſtreich
Die Balleren des deuts
fchen Ordens. er deutſche Orden hat 2 Ballenen im öſtreichis ſchen Kreiſe, wegen weld ) er er ein Stand der felben iſt, die Balleven aber ſtehen ganz unter tyro liſcher ( andeshoheit. 1. Die Balley Veſtreich , zu welcher gehörer 1. Der deutſdie hof zu Wien , mit der darinn ftes henden Kirche S. Eliſabeth. Hier hat der fandcommens thur ſeinen Sitz, 2. Die Commende zu Ieuſtadt, im Lande unter der Ens , welche mit dein deutſchen Hauſe znien verbuns den iſt, daher ſid, der Commenthur nennet, landcommen thur zu Wien und Neuſtadt , Groß-Commenthur der Bals ley Deſtreich. Von derſelben wird die norddſtliche Ede der Stadt das deutſche Herrenviertel genannt. 3. Die Commende bey Gråt , der Hauptſtadt in Stenermark , woſelbſt das deutſche Haus und die Kirche S. Kunegund , auf einem Hügel am Bach Lech ſtehet, Herzog Friderich der ſtreitbare hat diefelbige 1233 geſtiftet, und 1283 iſt die Kirche großer und ſchoner erbauet worden. Dieſe Cominende wird auch wohl die Commentburey Am Lech genannt. 4. Die Commende zu Großfontag und Weretinza , in. Unterſtenermark, zwiſchen den Stådten Pettau und Fridau , unweit der Drau. Die Pfarre Großrontag, hat den Drden 1222 ſchon bekommen , der Stiftungsbrief aber iſt erſt 1236 ausgefertiget worden . Es gehdret zu dieſer Commenthurey , das Gut Gajafzen , unter Pettau , fonſt Gaiz genannt , und die Dörfer Plazern , Sidizen , Meretinga, nebſt dem dafigen Bergrecht, und Blap pendorf, ſie hat auch die Pfarren Groß-Sontag , fris dau , Polſterau und S, Sziklas zu vergeben . 5. Die Commende zu Laybach , in der Hauptſtadt in Krain . +
6. Die
Die Batleyen des deutſchen Ordens.
581
6. Die Commende zu Midttling und Tſchernembl, in rain . 7. Die Commende zu St. Georgen im Sandhof iono zu Freiſach , in Kärnthen , im falzburgiſchen Gebiet. 8. Die Commende zu Linz , der Hauptſtadt im Lande ob der Ens. Anm. Ebebeſſen iſt auch zu Briren in Tyrol eine Commende dieſer Balley geweſen , welche aber 1622 an das ebemalige Jeſuis tercollegium zu Górz gekommen iſt. II . Die balley an der Etſch und am Ge.
birge , in Tyrol. Dahin gehöret 1. Die Commende zu Wegenſtein , unweit der Stadt Bozen. Das Schloß Wegenftein iſt der Sitz der Lands commenthure an der Etſch . 2. Das deutſche saus zu Trient , welches in alten Zeiten ein Kloſter Auguftiner Ordens geweſen , aber 1225 von dem Pabſt Innocentius IV dem deutſchen Orden zuges eignet worden iſt. 3. Die Commende zu Lengmoos auf dem Xitten , hat Bernhard von Lengmoos 1227 von ſeinen Eigenthumsi gůthern geſtiftet. 4. Das deutſche Saus zu Stórzing , welches Hugo, Graf von Taufers , 1263 erbauet hat. 5. Die Commende zu Ochlanders.
VIII. Die fürſtlich - dietrichſtei niſche Herrſchaft Traſp. Sje liegt im Engadein , unweit der Grånze der gefürſteten Grafſchaft Tyrol , ( zu welcher fie gerechnet wird ,) und hat den Namen von einem Schloß am Inn , welches eine Paß - Feſtung iſt, und eine geringe oſtreichiſche Berakung hat. Sie wurde 1233 vom Swigher von Reichenberg an den Grafen Mainhard zu Tyrol verkauft; und ob ſie gleich nachmals unterſchiedene Familien Pfandweiſe Do 3 besef
hiſche
582
Der øſtreic
beſeffen Gaben ,
Kreis .
ſo iſt doch die Oberbothmåßigkeit
über dieſelbe allezeit bey dem Landesfürſten von Tya rol gebleiben . Außer dem großen Dorf Fontana, giebt es hier nur einige Weiler. Kaiſer Leopold ſchenkte dieſe kleine Herrſchaft 1686 dem Fürſten Ferdinand Jofeph von Dietrichſtein mit aller Landeshoheit; da, Her er wegen derfelben auf dem Reichstag in das fürſtliche Collegium zu Sik und Stimıne feyerlich eingeführet wurde , milian ,
welche Einführung mit Mari
den Kaifer Ferdinand II im Jahr 1631 in
den Reichsfürſtenſtand erhob , 1654 nur fürs erſter und in Hoffnung , daß er ſich unmittetbare Reichs guter anſchaffen würde , geſchehen war .
Fürſt Fer
dinand erbot fich 1686 zu einem beſtändigen Matriz kular - Anſchlag von 76 Fl. Ich habe aber gefuna den , daß in Anſehung der Reichsanlagen das fürſte fich : dietrichſteiniſche Haus von den Erzherzogen zu Deftreid ), als gefürſteten Grafen zu Tyrol, vertreten werde ; und es fcheinet nicht, daß der Fürſt von Dieta richſtein die landeshoheit über dieſe Herrſchaft wirklich Un Kammerziefern iſt er zu jedem Ziel ausübe. auf 49 Rthlr. 70 Kreuzer angelegt. Anmerk . In der iifualmatrifel von den Kammerzielern , wels che die Reichs- und Kreisſtande ertegen müſſen , wird zu dem ofta reichiſchen fireife auch das in Helvetien belegene Bistham Chur gerechnet, welches aber wirklich nicht hieber gehbret.
1 Der
1
1
.
Der 1
burgundiſche
#
Kreis.
DO 4'
1
584
Von dem burgundiſchen Streis überhaupt.
$.
.
, auf einer Charte von 24 Bogen ,
welche
S Heinrich Srieg 1709 herausgegeben , Cre. pp. 1744 auf 15 Bogen , Seurrer auf24 Quartblåt. ter , de fer 1799 auf 25 große Quartblåster , und Mortier mit den Inſeln Zeeland und einen Theil der Grafſchaft Holland vermehrt , auf 28 Bogen , und Moll in England auf 2 große Bogen gebracht hat. Huf 1 Bogen ſind ſie in den Charten zu finden , wels che unter den Titeln Belgium regium und Belgium Catholicum , von de Witt, Viſſcher , Danferts, Sanſon , Delisle 1702, Jaillot 1707 , den homanniſotren Erben 1747 , Boudet 1751 , von Robert 1744 und le Rouge 1745 , unter dem Titel einer Charte von Flandern , Hennegau , Bras bant zc. herausgegeben worden ,
noch anderer Char.
ten nicht zu gedenken.
J. 2. Der Kreis hat folgenden Urſprung.
Phi.
lipp der Kühne , Königs Johannes von Franfreich jüngſter Sohn , war der erſte Herzog von Burgund, jûngerer Linie , und vermählte ſich 1369 mit Philipp, des legten Herzogs von Burgund , återer linie , Witwe , Margaretha , wodurch er die Grafſchaft Burgund , Flandern , Artois , Medien und Antwerpen , an ſein Haus brachte. Seinem zwenten Sobn Anton, wurden 1406 von Johanna , Johann des
.
1
Einleitung.
585
des Dritten , leßten Herzogs von Brabant und lim. burg , åltern Tochter , dieſe benden Herzogthümer vermacht . Philipp des Kühnen Enkel , Philipp der Gute , Herzog von Burgund , erkaufete 1428 17a . mur : erbete 1430 von ſeinem Vetter Herzog Phi. lipp, des vorhin gedachten Anton von Burgund jüng: ſtem Sohn, die Herzogthümer Brabunt und lims burg ;
und 1436. von Herzogs Wilhelm VI eingis
gen Erbinn Jacqueline , welche ſeines Petters Jo.
a
bann IV , Herzogs von Brabant, Gemahlinn war, die Grafſchaften Kennegau , Holland , Seeland und Friesland ; faufete auch 1443 Luremburg . Ale dieſe Lånder erbete ſein Sohn , Karl der Küh. ne , der ſidy 1472 Herzogs Arnold von Geldern, wider deſſelben unartigen Sohn Adolph , annahm, und ſich dadurch das Herzogthum Geldern erwarb, welches aber nach ſeinem Tode wieder verloren gieng. Er ſtarb 1477 , und König Ludwig XI bemächtigte fich des Herzogthums Burgund , (Bourgogne,) und vereinigte daſſelbe mit der franzöſiſchen Krone. Karl hinterließ eine Tochter und Erbinn , Namens Maria , welche ſich mit dem Erzherzog Marimilian pon Deſtreich vermählte ; ſolchergeſtalt famen nicht nur ihre anſehnlichen Länder ans åſtreichiſche Haus, fondern daſſelbe behielt auch den Titel eines Herzogs Marímilian ward römiſcher von Burgund ben. Kaiſer, und erklärte in dem Reichsabſchiede zu Cöln von 1512, Burgund mit ſeinen Sanden für einen Rreis des römiſchen Reichs deutſcher Das tion ; welches 1521 auf dem Reichstage zu Worms, und 1522 in dem Landfrieden zu Nürnberg , beſtås tiget ward. Sein Enkel Kart V faufte nicht nur Do 5 1515
ſche
undi
586
Der burg
s Krei .
1515 dem Herzog Georg zu Sachſen fein Recht auf Friesland ab , und brachte 1528 von dem Biſchof Heinrich die Hoheit über Utrecht und Oberyfſel, vom Herzog Karl von Geldern aber 1536 ſein Herzoge thum Geldern und die Grafſchaft Zůcphen an ſich, worauf fich ihm 1536 auch Groningen unterwarf ; fondern er brachte auch 1548, auf dem Reichstage zu Augsburg , den burgundiſchen Kreis recht zum Er gab nämlich, wie die Worte des Ver Stande. trags lauten , als rechter Erb- und Oberherr der Mieder . Erblande , für ſich , feine Erben und Nach: - kommen , Timburg,
die Herzogthümer kothringen , Brabant, Jüßenburg oder {uremburg ,
Geldern,
s die Grafſchaften Flandern , Urtois, Burgund, Henne gau, Holland, Seeland, Namur, Zutphen, die Marf. grafichaft des Heil. Reichs, die Herrſchaften Fries: land , Uetrecht, Oberyffel , Groningen , Valkenburg, Thalheim, Salin, Mecheln und Maſtricht, mit allen ihnen mittelbar und unmittelbar zugehörigen und einverleibten geiſtlichen und weltlichen Fürſtenthus mern, Prálaturen, Dignitåten , Grafſchaften , Freya und Herrſchaften , und derſelben Varallen , Unters
1
thanen und Verwandten , hinführo und zu ewigen Zeiten in der rómiſchen Kaiſer und Könige und des heiligen Reichs Schue , Schirm , Vertheidigung und Hülfe ,
fo daß fie fich auch deffelben Frenheiten ,
Rechten und Gerechtigkeiten freuen und gebrauchen , und von gemeldeten römiſchen Kaiſern ,
Königen ,
und des Heiligen Reichs Stånden jederzeit , wie ans dere Fürſten , Stände und Glieder deſſelben Reichs , geſchüßet und vertheidiget, auch zu allen Reichstagen und Verſammlungen beſchrieben ,
und wenn ſie dies ſelben
Einleitung.
587
felben beſuchen wollten , zu Sik und Stimmen zuge laſſen werden ſollten. Hingegen bewilligte der Kaiſer für ſich und ſeine Nachkommen wegen dieferlåna der zu den Anlagen des Reichs, welche durch) gemeine Stånde beſchloſſen würden , ſo viel als 2 Churfürſten, wider die Türfen aber ſo viel als 3 Churfürſten, juger ben . Würden folche Nieder : Erblande in Entrichtung ihrerContribution fåumig ſeyn ,fo follten ſie dieforwegen dem faiſerl. Kammergericht unterworfen ſeyn , und durch den kaiſerlichen Fiſcal,wie andere Reichsſtånde, zur Bezahlung angehalten werden ; übrigens aber ſoll. ten dieſe Lånder und ihre Unterthanen , bey allen ihren Freyheiten , Rechten und Gerechtigkeiten gelaſſen wera den, und der Gerichtsbarkeit der Reichegerichte , wie auch den Reichsordnungen und Abſchieden , gar nicht unterworfen feyn .
Sie ſollten auch , ſo viele derſela
ben vom Reich zu lehn herrühren , noch ferner von dem . ſelben zulehn empfangen und getragen werden . Im weſtphäliſchen Friedensinſtrument zu Münſter, iſt im dritten Artifel aufs neue feſtgefeßet worden, daß der burgundiſche Kreis ein Glied des Reidys ſeyn und bleiben folie. V. 3. Der burgundiſche Geſandte , fiket auf dem Reichstag im Reichsfürſtenrath auf der geiſtlichen Bank nach Deſtreich . Zum Kammergericht kann der burgundiſche Kreis 2 Aſſeſſores ernennen , präſentirt aber jegt nur einen. Zur Unterhaltung des Kammers gerichts, foll er -zu jedem Ziel 405 Rthlr. 72 ; Kr. bezahlen. Der Kreis iſt einer von den ganz katholiſchen . $ . 4. Dieſem Kreiſe iſt der größte Theil ſeiner lån. der entriſſen worden. Frankreich hat nach und nach an fich
588
Der burgundiſche Kreis .
fich gebracht, das Herzogthum ( othringen, (wenn nåm . lich dieſes unter dem in obgedachten Vertrag 5.2. ju dem burgundiſchen Kreiſe gerechnetenfothringen zu ver ſtehen iſt, einen Theil vom Herzogthum ( uremburg, einen Theil von der Grafſchaft Flandern , die Grafs ſchaften Urtois, und Burgund, (oder Franche Comté ,) und einen Theil von den Grafſchaften Hennegau und Namur. Alle dieſe abgeriſſenen Sånder, ſind im aten Theil bey Frankreich beſchrieben worden. Die Pro vinzen Geldern , Holland , Seeland, Uetrecht, Friese laad, Dberyſſel und Groningen, haben ſich in Frenheit geſegt und unabhängig gemacht, ja ſie haben nach ih . rer Verbindung durch gemeinſchaftliche Waffen auch einen Theil von den Herzogthümern Brabant und Limburg, und von der Grafſchaft Flandern , imgleichen einen Theil des Oberquartiers von Geldern , und die Stadt Maſtricht mit ihrem Gebiet , unter ihre Both. måßigkeit gebracht. Von dieſen vereinigten Nieders landen , und denen ihnen zugehörigen ſogenannten Generalitåtslanden habe ich im 4ten Theil gehandelt. Endlich beſikt auch der König von Preußen einen Theil des Quartiers Ober : Geldern. Es beſtehet alſo der burgundiſche Kreis heutiges
1
Tages nur noch aus dem größten Theil der Herzogthús mer Brabant, Limburg undluremburg, und aus einem Theil der Grafſchaften Flandern, Hennegau, Namur, und aus einem Theil des Oberquartiers von Geldern . Dieſe Lånder , welche, ſo wie die geſammten Nieders kande , nach Kaiſers Karl V Tode an die burgun . diſch -ſpaniſche linie des oſtreichiſchen Hauſes kamen, find, nach dem Tode des Königs v. Spanien , Karls II, der deutſchen Linie des öſtreichiſchen Hauſes zu Theil gemors
Einleitung.
589
geworden , indem Kaiſer Karl VI dieſelben durch den baadiſchen Frieden von 1714 , und durch den Wienrer Frieben von 1725 , ſeinem Hauſe verſichert hat ; nach deſſen Tode fie an deſſelben Tochter und Erbinn Maz ria Thereſia gekommen ſind. 8.5 . Weil der ganze Ueberreſt des burgundiſchen Kreiſeseinem einzigen Herrn, nåmlid) dem erzherzogs lich öftreichiſchen Hauſe,gehört, fo ftelet auch daſſelbe den ganzen Kreis vor, iſt allein Director und Kreis. ausſchreibender Fürſt deffelben , oder vielmehr, es iſt in dieſem Kreiſe feine ſolche Verfaſſung, wie in den meis ſten andern, anzutreffen , fondern alles, was im Bezirk deſſelben liegt , wird landſäſſig behandelt. 8. Ó. Der óſtreichiſche General Gouverneur dieſer Lånder, hat ſeinen Siß zu Bruſſel , woſelbſt auch die höchſten Collegia für die sſtreichiſchen Niederlande ſind , außer daß das höchſte Geridit ſeinen Siß zu Medieln hat, 5. 7. Die Einkünfte welche das Haus Deftreich 1770 aus dieſen Kreislanden hatte, beſtunden in fol.. genden Summen :
Das Camérale betrug Das Politicum Das Contributionale Das Commerciale
Summa
1,903152 Fl. 17103 1 , 200702
4 Kr.
; 37 - 13
-
63178
3,184135 FI. 54.Kr.
Das
590
Der burgundiſche Kreis.
Das
direichiſche
Anteil
an
dem Herzogthum Brabant. . I. ie älteſten Charten von dem Herzogthum Braz bant , welche Wercaror, Blacuir und Medts inann ans Licht geſtellet haben , ſind nach und nach von andern verbeſſert worden , als von Dic . . Pifcaror, de Witr,Dankerts ,šomann ,Sceni, Deltule 1705 , Jaillot 1720, und anderen . Blauw gab ( dyon 5 beſondere Bogen von Brabant heraus , welche Tic. Viſſcher nachmals verbeſſerte. Bra . bant und Holland
þat Dheul 1747 auf 24 Quartz
blåttern vorgeſtellet , auch eben dieſe Charte auf 6 große Bogen gebracht. Crepy hat Brabant und Holland 1748 auf 35 kleinen Quartblättern geliefert. Brabant und Namur hat Bouder 1752 auf 2 Bos gen , und die Gegenden von Antwerpen Jail!ot auf 3 Bogen , abgebildet. Das óftreichiſche Antheil an Brabant, grånzet gegen Mitternacht und Morgen an das Antheil, welches die Republik der vereinigten Niederlande an Brabant hat , gegen Morgen an das Bisthum ſüttich , gegen Mittag an Hennegau und Namur , und gegen Abend an Flandern und Sees land . Das ganze Herzogthum , deſſen Långe auf 22 , und die größte Breite auf 20 Meilen geſchåget wird ,
war ehemals unter allen 17 niederländiſchen
Provinzen dem Rang nach die erſte. Der füdliche Theil deſſelben , welcher gegen Norden an die Quars tiere von Loeven und Brüffel, gegen Weſten an den
Sonjen ,
Das Oſtreichiſ.Antheil an dem Herz . Brab.591 Sonjen : Boſch und Hennegau , gegen Süden an die Grafſchaft Namur, und gegen Often an das Bisthum Lüttich , grånzet , wird das wallonfobe Brabait , wie auch das romanſche Land, genennet , und iſt ſehr bergicht. 5.2. Die Luft iſt gut, die Beſchaffenheit des Frð. Der nordliche Theil be bodens aber unterſchieden . ſtehet mehrentheils aus ſandigen Heiden , und fragt nach mů ſamer Bearbeitung, Roggen , Hafer, Bud ), weizen und vielen Flachs c . hat auch betrådyrliche fjók. zungen. Der ſüdliche Thal hat einen festen und friicht baren Boden , und daher einen Ueberfluß an natür : lichen Gütern . Der Fluß Demer, welcher aus dem Bisthum ſüttich fommt , durchſtromt einen Theil des {andes, nimmt die kleinen Flüſe Gete , Dyl , und Senne auf, bekommt alsdann den Namen Rupel, und verlieret ſich in der Schelde, welche Vrabané von Beſten berühret. Bey Brüſſel iſt aus dem Fluß Senne ein Ranal bis an das Dorf Willebroeck gezogen, wo Felbſt er ſich in den Fluß Rupel ergießet , der ſich bald hernach mit der Schelde vereiniger, ſo daß man vers mittelft dieſes Kanals von Brüſſel in die Nordſee fchiffen kann. Er wurde 1550 angefangen, und 1561 gé endiget, und roll 800000 Gulden gekoſtet haben. 1752 fieng man an, einen Kanal von doeven bis an die Ruz pel zu führen, welcher den Damm zwiſchen Loeven und Mecheln in 2 gleiche Theile abſondert , und nun zum Stande gebrocht worden iſt. Zwiſchen Loeven und Brüſſel, iſt 1710 ein Steinweg angeleget worden, und eben dergleichen iſt aud) 1726 von Coeven nach Thies nen und Lüttich gepflaſtert worden . Das alte Vorha. ben , eine Heerſtraße von Bruiffel aus durch das låttich .
ſche,
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Der burgundiſche Kreis .
fche, limburgiſche , aachenſche, júlichiſche und cólnie ſche Gebiet bis an den Rhein anzulegen , mågte noch wohl ausgeführet, und dadurch die Fortbringung der englandiſchen Waaren über Oſtende nach Deutſch land erleichtert, bingegen die Schifffahrt aufder Maaß je lenger je mehr vermindert werden .
8. 3. Man záblet in dem ganzen Herzogthum Brabant 28 Städte und 700 Dörfer , in dem óſirei diſchen Antheil aber 19 bemauerte Stadte, eine gute Anjali Freyheiten oder Flecken , welche Bürger - und Stadtrecite baben, und über 500 Dörfer, Die Staaten von Brabant, beſtehen aus 3Klaſſen . Zu der erſten gehören die Hebre von Affligem , St. Bernard, Vlierbeck, Villers, Grimbergbe, Heyliſſem , Everbode, Tongerloo,Dilegem und Sc. Gertrude. Zu der zweyten gehören der Abtund Graf von Gemblours, welder den Titel des erſten Edelmanns hat, und alle Herzoge, Prinzen, Grafen und Freyherren dieſer Pro, vinz . Zu der dritten gehören die Bürgermeiſter u. Pens fionårs der Städte Loeven , Brüffel und Antwerpen. Dieſes anſehnlicheCollegium ,verſammlet ſich ordentli cherweiſe jährl.viermal. Eserwählet 4 Deputirte,naine, lich 2 geiſtliche und 2 von Udel, welche ſich täglich vers ſammlen. Das Umt der Geiſtlichen , dauret 6 Jahre, und das Amt der von Adel 4 Jahre . Es iſt ein Rathspenſionår vorhanden , welcher beſtåndiger Se : cretår des Collegiums iſt . Der Verſammlungsort der Staaten , iſt Bruſſel. 8. 4. Das ganze Land bekennet ſich zur rómiſchen Kirche. Zu Mechelen iſt 1559 vom Pabit Paulus IV ein Erzbisthum gaſtiftet, und demſelben das Pris mat von Belgien beygeleget worden.
Dazu gehören die
Das Öſtreichiſ. Antheil an dem Herz. Brab. 593 die Decanata zu Mechelen ,Soeven, Dieſt,Sout-leeuw , oder Leeuw St.Leonhard , Tienen , Brüſſel, Leeuw St. Pierre , Zelft, Geertsbergen, Ronſen und Dordegem , weiche 14 Collegiatfirchen und 203 Kloſter begreifen . Unter dieſem Erzbisthum ſtehen die Bisthümer Ant werpen , Gent, und Roermond .
Herzogenbuſti), Brügge , Ypern Die Anzahl und das Vermogen
der Geiſtlichen Tit groß. 8.5. Zur Beförderung der Gelehrſamkeit, dienen unterſchiedene Schulen und Gymnaſia , und die Uni. perſität zu Loeven . Es werden gute Tücher, Strům: pfe und andere. wollene Manufakturen , vortreffliche Kamelotte, Tapeten und Spigen verfertiget. Uurin, dieſe und andere Manufakturen , und der Handel des Landes, ſind nicht mehr in dem blühenden Stande, dars inn ſie ehedeſſen geweſen ., 1901.313,51923
9.6 . Das Herzogthum Brabant Haf ehemals zu der frånkiſden Monarchie gehöret) und die Herzoge von Brabunt haben ſelbſt den frånfiſchen Thron be. Nacımals iſt es ein Theil des nieder-lothrin :
ſtiegen .
giſchen Reichs geweſen , und ein Lehn des deutſchen Reidis geworden. Der lekte Herzog von Brabant, aus Karls des Großen Stamm, war Dito , nach der fen 1005 erfolgrem Tode , kam Brabant an lamberti, Grafen zu loeven , welcher des gedachten Otto Schwe. ſter und Erbinn zur Gemahlinn hatte . Seine Nach . kommen haben ſid) ſo, wie er, eine Zeitlang nur Grafen von Brabant genennet. Herzog Johann I wurde auch Herzog zu Limburg. Johann des Dritten älteſte Cociter und Erbinn Johanna, vermachte Brabant ih. rer Schweſter Margaretha Enkel , Unton von Bur: gund , einem Sohn Philipp des Kühnen, Herzogs ju PP Burs 35.68.
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Der burgundifche Kreis.
Burgund. Dieſem Anton folgeten ſeine benden Söh. ne, Johann IV und Philippſnach einander im Herzog thum Brabant; und als der legte 1430 ohneKinder ſtarb, erbete der Herzog zu Burgund, Philipp II oder der Gute, feine Lånder, deſſen Sohn, Karl der Kühne, feine einzige Tochter Maria zur Erbinn ſeiner länder hatte, welcheſich mit Marimilian, Erzherzog zu Deſta reich , vermählte , von deſſen Enkel Kaiſer Karl V das Herzogthum Brabant zugleich mit den übrigen Nies derlanden, an Philipp II, König von Spanien, fam . Die Republik der vereinigten Niederlande bemächs tigte ſich im 17ten Jahrhundeċt des nordlichen Theils vom Herzogthum Brabant,welchen ſie auch im weft. phäliſchen Frieden behielt. Karl III , nachmaliger Kaiſer Karl VI , nahm 1706 nach der Schlacht ben Ramelies Beſig von dem jeßigen dſtreichiſchen Ans theil an dieſem Herzogthum . 9. 7. Das Wapen dieſes Herzogthums, iſt ein goldener Löwe im ſchwarzen Felde. 8. 8. Die brabantiſche Kanzley , hat ihren und eben daſelbſt iſt auch der Się zu Brüffel, Staatsrath , der geheime Ratb , der Domais nen- und Finanzrath, die Rentkammer , und der brabanciſhe Lehnhof. 8.9. Als diefes Herzogthum noch ungetheilt war, beſtand es aus 4 Quartiern , welche von Bruſ fel, Loeven, Antwerpen und Herzogenbuſch , benennet wurden .
Die beyden erſten , nebſt einem Theil des
Dritten , gehören noch dem Hauſe Deſtreich , der übrige . Theil des, dritten nebſt dem vierten , geho. ren den General - Staaten der vereinigten Nieders lande.
Das
1
1
3
Das Öſtreichiſ. Antheil an dem Herz. Brab. 595 Das Herzogthum Brabant öſtreichiſchen Antheils, beſtehet aus folgenden Stücken . I. Aus der Stadt und dem Quartier Loeven .
1. Loeden oder Leuven , franz. Louvain , lat. Lova. nium , Lovania , iſt die erſte Stadt in Brabant . Sie liegt am Fluß Dyl , welcher mitten durch diefſelbe fließt, hat eine geſunde Luft , und iſt befeſtiget. Sie hat einen anſehns lichen Umfang, iſt aber gar nicht volfreich). Eigentlich bes ſtehet ſie aus der innern , und ußern Stadt, die lebte fólies Bet die erſte ein . Die innere ift 1165 mit Mauern und Gra : ben umgeben, die äußere aber 1356 angeleget worden , und wohl 6 mal größer , als jene, beſtehet aber größtentheils aus Feldern, Meiden und Baumgärten. Das Stadthaus ein ſchönes Gebäude nach alter Bauart. Die Kirchen und Kløfter ſind gutentheils ſchön . Sie hat 5 Pfarrkirs chen. Die Collegiats und Pfarrkirche zu St. Peter, iſt fünfts lich gebauet. Bey der Pfarrkirche zu St. Jacob, iſt auch ein Kapitel. Ben der Pfarrkirche, welche der heil. Gertrud ges widinet iſt, iſt eine Abten. Außer derſelben findet man hier ein ehemaliges Jeſuiter Collegium ,15 Mauns- urid 15 Fraus enkloſter. Die hieſige Univerſitåt iſt 1426 von dem Herzog Johann IV geſtiftet worden , und zu derſelben gehören 41 Collegia. Die Stadt war ehemals in einem blühenden Zuſtande, welchen die vortreffliche Tud )- und Wollenmas nufaktur verurſachte , die im Anfang des 14ten Fahrs bunderts unter dem Herzog Fohann III über 150000 Ar: beiter ernährete. Áls abei die Zuchweber 1382 einen Anfſtand machten , und darüber beſtrafet wurden , gieng ein Theil derſelben nad ) England, und mit der Manufactur nahm auch die Stadt ab. Dem Handel der Stadt hat man durch den neu angelegten Kanal zu helfen geſucht. Außerhalb der Stadt auf der Nord -weſtſeite , am Wege nach Mechelen , liegt auf einem Hügel an der Dul , eine alte Burg. Loeven war ehedeffen der Hauptort einer Grafſchaft, zu welcher auch Brüſſel, Nivelle , Vilvorden, Bues PP 2
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Der burgundiſche Kreis .
Vueren und der Sonjen Boſch gehöreten ', 1542, 1572 und 1635 wurde ſie vergeblich belagert. 1710 wurde ſie zwar von den Franzoſen überrumpelt, aber von der Bürgerſchaft wieder in Freyheit geſeket. 1746 bemächtigten ſich ihrer die Franzoſen , und behielten ſie bis 1749. 3. Das Quartier von Loeven beſtehet ( 1) Aus der Meyerey Severle . Dahin gehöret 1) Die Herrſchaft Severle , welche ſich bis an die Mauern der Stadt Loeben erſtrecket. R. Karl V hat dies ſelbe 1518 zu einer Baronie erhoben . Ihre Beſitzer ſind Erbkammerer von Brabant, und ſie gehöret jetzt dem her: zoglichen Hauſe von Aremberg und Arſchot. Das Schloß Kervele liegt an der Dyle. Nahe dabey iſt ein Cdleſti ner Kloſter. 2) Tbieldonk, eine Herrſchaft, welche 1699 zu einer Grafſchaft erhoben worden . 3) Serent, eine Herrſchaft, welche fowohl 1658, als von neuem 1687. zu einer Baronie erhoben, und von dem damas ligen Beſitzer , Philibert von Spangen , benennet worden . 4) Pellenberch , eine Baronie. 5) Die Baronie Bierbeec , welche dem herzogl. Hauſe von Aremberg und Arſchot gehöret , und deren Gerichts barkeit ſich über 13 Derter erſtredet, das Dorf dieſes Nas mens ungerechnet. Dieſes große , ſchöne und volfreiche Dorf Bierbeeck , enthält ein Priorat, welches aus einer als ten Collegiatkirche entſtanden , und 1262 durch die Güter der ehemaligen Probftey zu Hamme vermehret worden iſt. 6) Borbed , an der Dyle, iſt 1661 zu einer Baronie erhoben worden . 7) Korbed , an der Loo, iſt ſeit 1671 eine Baronie. 8) Plierbeck , eine Abtey Benedictiner Ordeus , nahe bey Roeven. 9 ) Bethleem , ein Priorat oder Collegium regulirter Chorherren Auguſtiver Ordens , nahe bey Loeven. 10) Park , eine weibliche Prámonſtratenſer Abtes, nas be ben Poeven , welche heutiges Tages eine der ſchönſten in den Niederlanden iſt. Bey derſelben iſt ein ſehr guter Platz zu einem Lager. II) ter
TY
Das óſtreichiſ. Antheil an dem Herz. Brab . 597 II) ter Bank, ein Auguſtiner Nonnenkloſter. 12) ' s Bertogendael , franz. Vau le Due , ein Cifter cienſer Nonnenktoſter , bey dem Dorf Hamme. 13) Yecbene, eine angenehme Einſiedlerey , im Dorf gleiches Nainens. 14 ) Floridal , Florida vallis , eine Frauenabtey Cifter: cienſer Ordens, an der Dyle. 15) Xeor Rſche , Iſca inferior , an der Dyle , iſt ſeit 1691 eine Baronie . 16) 8. Achtenrode , iſt ſeit 1951 eine Grafſchaft. (2) Aus der Maverey Cumtid ), darinn 1) Tienen , ehedeffen Tienboben , lat. Then , oder Thena in montibus , oder Tillæ mons, franz. Tillemont , auch Tirlemont, eine ziemlid ) große, aber ganz in Abnahm gerathene Stadt, an dem Flüßchen Gias, welche ehedeffen eine von den vornehmſten Städten in Brabant , und dem Rang nach die vierte, auch wohl bewohnet und blühend war , aber durch die vielen Kriegsunruhen , inſonderheit durch die Verwüſtung, welche ſie 1635 und 1704 erfahren hat , ſehr herunter gekommen iſt. Sie enthält eine Colles giatkirche, 6 Marins - und 8 Frauenkldſter. 2) Cumtich , der Hauptort der Mayeren , iſt ſeit 1661 eine Baronie. 3) Bauterſem , ehedefſeu Balterſem , eine Herrſchaft und alte Baronie. 4) XIaegbdendael, eine Ciſtercienſer Nonnen - Abten ben dem Dorf Up Lintbere. 5) Eliffem , oder Elirem , ift 1692 zu einer Baronie, und 1905 zu einer Grafſchaft erhoben worden, welchen Titel A. Karl VI im Jahr 1722 beſtätiget hat. 6) Beyliffem , eine Abtev Pråmonſtratenſer Ordeus, des ren Ábt die Dörfer Op und Teer :Beyliffem , gehören. (3) Uus der Mayeren Grez , welche in dem wallonſchen Brabant liegt. 1) Grez, lat. Gravia , iſt eine anſehnliche Freyheit, mit dem Titel einer Grafſchaft. 2 ) Laurenſart, iſt 1674 zu einer Grafſchaft erhoben worden, 3 ) Bons PP 3
598
he Kreis .
Der Burgundiſc
3) Bonlez , eine Baronie . 4 ) Edenne , eine freye Herrſchaft . (4 ) Aus der Manerey Mont S. Wibert, welche auch in dem wallonſchen Brabant liegt. 1) Mont S. Wibert , ein Flecken . 2 ) Wavre , uder Wals Wavre , eine Freyheit an der Dule , welche anſehnliche Privilegien bat. Nicht weit davon liegt die Benedictiner Abren Baffe Wavre, welde von der Abren zu Affligem abhängt. 3) Limale , oder Lismale , eine Baronie. Der Ort iſt ein ſchöner Fleden. 4 ) Conroy le Chateau, eine alte Herrſchaft , welche 1693 den Titel einer Grafſchaft bekommen . 5) Dion le mont, iſt 1065 zu einer Grafſchaft erhoben worden . 6) Walhain , iſt 1532 zu einer Grafſchaft erhoben worden . 7) Lerine, ein Kloſter des Ordens der heil. Dreveiniga keit, oder der Erlöſung der Gefangenen . 8) foirmont iſt eine Baronie. 9 ) Gemblours oder Giblou , ehedefſen Gemmelays · oder Gemblays , lat. Gemblacum , eine kleine ſeht alte Stadt , welche der biefigen berůbmten Benedictiner Abtey gehöret , die unmittelbar unter dem Pabſt ſtehet , und des ren Abt ſich nicht allein einen Grafen von Semblours nens net, ſondern auch der erſte Graf von Brabant heißet. 1756 brannte der dritte Theil der Stadt ab. Sie wird von andern zu dem Quartiere Bråffel gerechnet. Nicht weit von Genis blours liegt die Ciſtercienſer Nonnen - Abtey Argenton , an der Gränze der Grafichaft Namur. (5) Xus der Mayeren Jilcourt, welche gleichfalls zu dem wallonſchen Brabant gehörer. 1 ) Zu Incourt iſt ehedeffen eine Sollegiatkirche geweſen ,
welche 1454 nach Loeven in die Pfarrkirche zu St. Jakob verleget worden. 2 ) Perwez , oder perweys , iſt ein Flecken und alte Baronie . 3 ) May
Das Dſtreichiſ. Antheil an dem Herz. Brab. 599 3) Malede iſt eine alte Herrſchaft.
(6) Aus der Mayeren Gefta Geronpont,oder Vironpont , welche auch in dem wallonſchen Bra bant fiegt. 1 ) Geft , iſt ein Dorf. 2) Ramelies, oder Ramillies, ein Dorf, beym Urſprung des Fluſſes Geſte. Bey demſelben hat 1706 der Herzog von Marlborough einen wichtigen Sieg über die Franzoſen er : fochten. (7) Aus der Mayeren Jauche, im wallonſchen Brabant.
*
1
1) Jauche, oder Jaffe , Geete , ein Fleden , iſt eine der ålteſten Baronien in Brabant. 2 ) Ramaye , iſt eine Ciſtercienſer Abtey . (8 ) Aus der Mayerey Dongelberg, im wallon . fden Brabant Dongelberg , ein Dorf an der Ghete. R. Rart II vont
Spanien hat dieſe Baronie 1692 zu einer Grafſchaft erho ben , zu welcher der Fleden Aygebrod und das freie laud dů Fay gehöret.
1 ( 9) Die Mayeren Judoigne, gehöret zum wal: lonſchen Brabant. 1 ) Judoigne oder Judogne, bey den Niederländerit Geldenaken genannt, eine kleine ſeit 1578 ganz verfallene Stadt an der Sete , von welcher die Familie von Slymes von alten Zeiten her den burggräflichen Titel führet. Die Pfarrkirche liegt neben der Stadt auf einem Hügel , und eine andere außerhalb belegene Kirche , dienet den Einwoh yern der Vorſtadt zur Pfarrkirche , in der Stadt ſelbſt aber ifteine Kapelle , ein Hoſpital und ein Nonnenkloſter. Ehemals war hier ein Schloß. 2) Melin, oder Welain , iſt 1655 zu einem Marquiſat erhoben worden . 3) 5.Remy:Geſt, iſt 1662 zu einer Grafſchaft gemacht worden .
PP 4
(10 ) Die
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Der burgundifche Kreis .
( 10) Die Manerey Orp le grand , im wallon , fchen Brabant. Orp le grand iſt ein Dorf und Herrſchaft, und hat den Zunamen im Gegenſatz des nabgelenenen Orp le petit. Linsmeju ijt eine Herrſchaft. (11 ) Die Maneren isunut oder annuye, welche zum wallonſchen Brabant gehöret. Banat oder Sannuye , eine kleine offene Stadt mit ans genehmen Vorjiådten. ( 12) Die averen Linden . I) Landen , ein verfallenes Städtchen , welches ehes deſſen eine anſebuliche Stadt geweſen iſt, die für die altes fte in Brabant gehalten wird ; man vålt auch dafür , daß in biefiger Gegend zuerſt das Chriſtenthum angenommen worden ſey . In der Pfarrkirche iſt ein berühmtes Na
rienbild . Nußer der ſogenannten herzoglichen Kapelle und dem Hoſpital, iſt hier ſonſt nichts merkivůrdiges. 1693 fiel ben dieſern Ort eine Sdılacht vor , welche auch von Meerwinde benennet wird 2) Op Dormael , Dormael fuperius , eine Freyheit, mit dem Titel einer Burggrafſd )aft. 3 ) Wange , eine alte Baronie. 4) Soathem , eine Baronie. ( 12 ) Die landſchaft saagland oder sageland, welche von vielen Hagen oder Hecken und Stråuchen den Namen hat , und darinn 1 ) Leeuwen , Saut : Leeuwen , Leeuw St. Leo: nard , eine kleine feſte Stadt, mit einem befeſtigten Schloß, mitten in Moråſten an der kleinen Gete , hat eine Pfarrs. und Collegiatkirche, 2 Manns- und 2 Frauenklijter. . In der Vorstadt vor dem Thor St. Cron , iſt die Bapelle unſerer lieben Frauen auf dem Waiſenwege, welche wes 1678 bemådhtigten gen eines Marienbildes bekannt iſt. fia) dieſer Stadt die Franzoſen , 1705 die flirten . 2 ) Das Fort zu Buyngen, und die Sd anze zu Beets, beyde an der Gete , zwiſchen Leeuwe und Halen , haben den
Das óſtreichiſ. Antheil an dem Herz . Brab. 601
den Namen von den Dörfern , bey welchen ſie angeleget worden . 3 ) Kalen , ein durch die Kriegsbeſchwerden verdorbenes Städtchen an der Gete. Nabe dabey liegt die Ciftercienſer: Nonnen Abren Rotthem , ehedeffen Rocheem . Anm . Zwiſchen Halen und der zum Bisthum Lüttich gehörigen Stadt Herk, iſt ein Feld, welches Vranckryck genennet wird, und ehedeſſen Francia fecunda hieß. 4 ) Dieft , eine Stadt, in einein Zhal an der Deiner, welche ehedeffen ſehr volfreich war, ale die Tuch - Strumpf und andere Manufakturen im befferu Stande waren , als ſie jetzt ſind, doch iſt nod) ihr Bier berühmt. Sie hat 3 Pfarr kirchen, unter welchen 2 Collegiatkirchen ſind, 4 Mamsa und 5 Frauenkloſter. Die Stadt hat mit dem dazu gehdris gen Diſtrict, den Titel einer Baronie , mit welchem ſowohl das Recht den Magiſtrat zu ſetzen , als auch der Titel eis nes Burggrafen zu Antwerpen , verbunden iſt. Sie kam 1490 an das nafſauiſche Haus , und geboret jetzt dem Erbs ſtatthalter der vereinigten Niederlande. 5 ) Riefekem iſ 1674 zu einer Baronie erhoben worden . 6) ' s Bertogenkylant, ein Pråmonſtratenſer : Nonnens kloſter bey Gempe, welches zu dem Dorf winge gehöret. Es hångt baffelbe son der Abtey Park ab. 7 ) Vrouwe Park, franz. Parc des Dames , zum Uns terſchied von der Pramonſtratenſer Abtey Park bey Loeven , iſt eine Frauen - Abter Ciſtercienſer Ordens. 8) Wezemael , eine alte Baronie. 9 ) Solsbeđe iſt1661 zu einer Baronie erhoben worden. (14 ) Das ( and Sichen , gehöret dem Erbſtatta halter der vereinigten Niederlande, und begreift 1 ) Sidhen , Sichemium , ein ſehr altes Städtchen an der Demer , mit einer Pfarrkirche und einem Auguſtiner Nonnenkloſter. Es hat den Titel einer Baronie , und ges håret dem fürftlichen Hauſe Oranien. 2) Scherpenbeuvel, franz. Montaigu, lat. Mons acu tus , oder Afpricollis , eine kleine in Geſtalt eines Sieben ed's regelmäßig angelegte Stadt auf einem Berge, in deren Mitte PP 5
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1
Der Burgundiſche Kreis.
Mitte eivre Kirche iſt , welche ein berühmtes Marienbild verwahret. Sie gehöret dem fürſtl. Hauſe Dranien . 3) Averbode , oder Everbode , eine Pråmonſtratens fer Ubten , deren Kirche auf brabantiſchem , das Kloſter aber auf lüttichiſchem Boden liegt. 4 ) Beekevoort , eine Commenthurey des deutſchen Drs bens , welche unter der Balley Altenbieſen ſtehet. 5) Dorſt und wieerhont find Dörfer und Herrſchaften. 6 ) Attenrode oder Xetrode, gemeiniglic troy , eine Baronie. (15 ) Das Herzogthum Arſchor, welches ehedeſ fen eine Baronie war, die dem Haufe von Erdygehör rete , 1507 zu einem Marquiſat, und 1733 zu einen Herzogthum erhoben wurde , gehöret dem Herzoglichen Hauſe von Uremberg und Arſchot. 1) Arfchot oder erſchot , eine kleine befeſtigte und mrohlbewohnte Stadt an der Demer , mit einer Collegiat: kirche , 2 Manns- und 3 Frauenkidſteru . 2 ) Xotfelaer , eine Frenheit und alte Baronie. In derſelben iſt ein alter , Tehr hoher und ſonderbar geſtalteter Thurm , ter Beyen genannt. Die zu dieſer Baronie ges hörige Herrſchaft Rooſt, iſt 1651 zu einzr Baronie erhobent, worden. II .
Aus der Stadt und dem
Quartier
Brüffel. 1 ) Brüſſel, franz. Bruxelles , lat. Bruxellæ , iſt dem Niang nach die zmente Stadt in Brabant, aber der Sitz der Herzoge zu Brabant geweſen , und jetzt die Hauptſtapt der geſammten Streichiſchen Niederlande , auch der Sitz des General - Gouverneur und Capitain , und eines beſondern Gouverneur ; imgleichen der Kanzley und des Lehubofs oun Brabant , des Staatsraths, des geheimen Raths, des Finanz- und Kriegsraths , der Rentkaminer 2c. Die Stadt liegt an der Semne, theils in der Ebenie , theils auf einer Hobe , zwiſchen welchen bepden Theilen die Senne curdfließet, iſt groß , wohlgebaust , volkreich , befeſtiget, und
Das Dſtreichis. Antheil an dem Herz. Brab . 603 und wird auch durch das Fort Monterie beſchüßet, wels ches an der Sådweſtſeite der Stadt auf einem Berge liegt, aber nicht viel bedeutet. Sie hat 7 große Plåte. Die Offentlichen Gebånde , die Paláſte und Höfe unterſchiedes ner Fürſten , Grafen und anderer Standesperſonen , die Kirchen und Kidíter , find theils anſehulich , theils prach tig. Die Stadt iſt in 40 Gegenden oder Theile , und die Bürgerſchaft in 9 Klaſſen oder ſogenannte Nationen vera theilet. Der Magiſtrat wird jährlich aus den 7 Patriciens familien von Steenweghe , Sleeurs , Serhunghs , Coua denberg , Serroelofs , Sweerts und Rodenbeck erwahlet. Der landesfürſtliche Hof , welcher in der höchſten Gegend der Stadt lag , iſt 1731 mit allen ſeinen Koſtbarkeiten und dem Archiv abgebrannt; hinter demſelben ift ein Thiera garten . Der General - Gouverneur wohnet nun in fürſti. oraniſchen Hauſe. Das Stadthaus , Zeughaus und Opernhaus, find merkwürdige Gebånde. Die Brauer has ben auf ihrem Verſammlungshaus dem Herzog Karl von Lothringen eine Bildſäule zu Pferde von vergoltetem Mes tall errichtet, Es find hier 7 Pfarrkirchen , uebſt 2 ans dern Kirchen . Die Pfarr- und Collegiatkirche, welche dein h. Michael und Gudula gewidmet , und die vornehma ſte iſt, enthålt viel Merkwürdiges. Bey der Pfarrkirche zu St. Jacob , genannt Cauwnbergh , iſt eine Probſtey re gulirter Chorberren Auguſtiner Ordens. Hiernachft findet man hier ein ehemaliges Jeſuiter - Collegium , 11 Mannss ynd 21 Frauenklofter , und eine Ritterakademie. Die gea lehrte Geſellſchaft, welche hier 1769 errichtet wurde , iſt 1772zu einer kaiſerl. königl. Akademie der Wiſſenſd)aften und ſchönen Künfte, erhoben worden . Die Tapeten , Sas melotte und Spißen , welche von hier ausgeführet werden , Find berühmt. In einem Theil der Stadt wird deutſch , im andern franzöſiſch geredet. Der brabantiſche Adel hält ſich hier, vornehmlich zur Zeit des Winters, auf. Die Stadt iſt 1695 von den Franzoſen 46 Stunden lang aufs heftigſte bombardirt, und es find dadurch 14 Kirchen und über 4000 Häufer eingeſchert, aber innerhalb. 4 Jahren weit ſchöner wieder hergeſtellet worden.
1706 bemachtig
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Der Hurgundiſche Kreis.
ten ſich ihrer die Aliirten , und 1746 die Franzoſen. Von dem bråffelſchen Kanal, iſt oben Nadzricht gegeben worden . Eine Viertelſtunde von der Stadť , fidoſtmårts ,' vor dem namurſchen Thor , fångt der Sonjenboſch an , wel cher Wald einen großen Umfang bat , und viele Dörfer, Abteyen , Klöſter und Einſiedeleyen begreift. Man (dås Bet ſeine Größe auf 8000 Morgen Landes , und jährlich werden 100 Morgen abgehauen , und alédenn wieder bes pflanzt. Um Brüſſel her liegen folgende Derter, welche als Vorſtådte von derfelben angeſehen werden, und Stadt. rechte haben. I) 8. Gillis oder Up: Brúffel. 2.2 ) Vorſt , woſelbſt eine adeliche Frauenabtey Benedis crinerordens iſt. 3 ) Underlecht, Anderlacum , mit einer Collegiatfirdie und 2.Kloſtern . Nabe dabey iſt Scheut, bahin zu der Kapelle unſerer lieben Frauen in Scheutvelt viel Walla fabrten geſdhehen . 4) Koekelbergh , Hiolenbeek und Scharebeeck. 5) Laken , ein Dorf , zu deſſen Diſtrict 7 Herrſchaften gehören, und in dejjen Pfarrkirche ein berühmtes Marien: bild iſt. 6 ) St. Joeſt ter Saegen , oder ten oede , woſelbſt eine Kapelle iſt , die ſtark beſucht wird. 7 ) Jrel, ein Dorf mit einer Kapelle, welche auch ſtark beſucht wird, 8 ) Etterbeđ , iſt 1673 zu einer Baronie erhoben worden. 2. Das Quartier von Brüſſel, beſtehet aus folgenden Mayereyen : ( 1 ) Die Mayerey Vilvorden , welche einen gue ten Theil vom Sonjen Boſch oder Wald begreift. ir bemerken : I) Pilvorden ,, eine Stadt beym Zuſammenfluß der Senne und Woluwe, und an vem brüffelidhen Kanal , hat ein
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B 1
Das óftreichiſ. Antheil an dem Herz.Brab.605 ein altes Schloß , welches zum Staatsgefängniß gebraus det , und darinn das brabantiſche Archiv verwahret wird. Man findet hier i Pfarrkirche , 2 Manns- und 5 Frauenktsſter , und die Herrſchaft Serlaer. 2) St. Geertruyden Mechelen , eine Herrſchaft mit einem ſchönen Schloß, welches Beaulieu genennet wird. 3) Diegbem , eine Herrſchaft. 4 ) Pennenbeck , ein Dorf, welches wegen einer Siſters cienſer : Nonnenabten , die unſer lieben Frauen zur Bams mer genennet wird ,bekannt iſt. 5 ) Weſenbed , ein Dorf , in deffen Gräinzen die Herr: ſchaft Upbent liegt, in welcher ein Franciſcaner Kloſter iſt. Doflem , ein Dorf , woſelbſt 1673 ziviſchen 6) Frankreid) und Chur : Brandenburg ein Friede geſchloſſen worden . 7) Leefdael, eine Freyheit und anſehnliche Baronie. 8 ) goenbeđe , eine Baronie. 9) ter Vueren, lat. Fura , und Duysborg, find Frey. heiten , welche zuſammen den Titel einer Burggraficaft haben. In jener iſt ein Jagdhaus des General - Statt halters, eine Pfarrkirche und ein Kloſter. Eine halbe Meile davon iſt eine Kapelle, welche Jeſukens ky & Feſus Eis che ) genennet wird , woſelbſt ein berühmtes Mariens bild ift. 10) Googhsvorſt, eine Baronie . II ) Saventbem , oder Saveltem , eine Freyheit. 12 ) Erbs, eine Herrſchaft, welche 1644 zu einer Grap ſchaft erhoben worden , und mit Quarebbe ein Gericht ausmachet. 13 ) Roo Kloſter , ( das rothe Kloſter) und 14) Groenendael, ſind Priorate regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens, im Sonjen Boſch. (2) Die Mayeren Campenhout. 1) Campenbout, ein Dorf, am Fluß Opſtal, mit eis nem Kaſtel. 2) Perk oder Park , ein Dorf, welches 1659 zu einer Baronie erhoben worden , Es macht mit Eelewyt ein Gericht
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Der burgundifche Kreis.
Gericht aus , in welchem lekten Dorf viele alte römiſche Münzen gefunden worden . 3) Ederbergh , ein Dorf , wurde 1620 zu einer Baro nie, und 1686 unter dem Namen Rubempré und Evere bergb, zu einem Fürſtenthum erhoben . 4 ) melsbroed , iſt 1659 zu einer Baronie gemacht worden . 5) 47oort -Weerbeđe, iſt 1687 zu einer Baronie ers hoben worden . Bev Kortenbergh iſt ein Benedictiner Nonnenklofter. (3) Die Mayeren Sulpen gehöret zu dem wal.
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lonſchen Brabant, und begreift einen Theil vom Sonjen Boſch oder Wald . 1) Salpen , eine Freyheit, welche ehemals unter den kleinen Städten zu den Landtagen berufen worden . 2) Ober - Riche,eine Frenheitan der Iſché,bekam 1677 unter dem Namen sornes, den Titel eines Fürſtenthums. Zur Unlegung einer neuen Landſtraße von hier nach Wavre im loevenſchen Quartier , und von dannen bis an die alte Landstraße von Namur , dadurch der Weg von Brüffel bis Namur 2 Stunden fürzer wird , haben 1765 die Gemeinen der Stadt Brüffel 80000 Fl. bewilliget. 3) Braine 1 Aleu , Brana Allodium , eine Freyheit mit einer Herrſchaft. 4) Flizelle und bautier Braine , find beybe Siſters cienſer Kloſter. 5) Kapelle S. Lambert, ein Dorf, neben welchem das
Schloß la Tour iſt, zu welchein eine Herrſchaft gehöret. (4) Die Mayeren Genap , liegt in dem wallone fchen Brabant. 1) Genap, Genappe , Genapum , beym Urſprung des Fluſſes Dnl, war ehemals eine erhebliche Stadt mit einem alten feſten Schloß , welches legte aber 1688 in die Luft geſprenget worden , zum unerſetzlichen Nachtheil des Orts, der jetzt nur eine Freyheit iſt. 2) Sombreffe , eine alte Baronie , welche unter die bes rühmteſten in Brabant gehöret, 3) Tilly ,
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Das Dſtreichif. Antheil an dem Herz.Brab. 607 3 ) Tilly , ein Dorf und Schloß , mit dem Titel einer Grafſchaft. 4) Liberchies , eine Herrſchaft, welche 1684 zu einer Grafſchaft erhoben worden. 5 ) Miorienſurt, eine Baronie , zu welcher das Dorf Seroar gehöret. 6) Lanne, eine Baronie, am Fluß gleiches Namens. 7) Villers und 2ywiers , find Abteyen Ciftercienſer Ordens. Sene iſt das ålteſte Klofter dieſes Ordens into den Mederlanden, und mit Mönchen , dieſe aber mit Nons nen beſetet. 8 ) Frasne, ein Priorat , deſſen Güter der Abtey Afflis gem gehören.
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Die Mayeren Tivelle , welche auch ein
Theil von dem walonſchen Brabant iſt. 1) Livelle , Nivigella , der Hauptort im walionſchen Brabant , liegt an der Thiene. Die Stadt war ehedeffen größer und ſchöner , als ſie jetzt iſt. Sie gehöret den adel. Kapitel, welches bey der Collegiatkirche zur heil. Gertrud iſt , und deffen debriſlinn ſich eine Fürſtinn von Nivelle nennet. Man findet in derſelben , außer der Collegiatkirche zum heil. Paulus, nod) 7 Pfarrkirchen , imgleichen 3 Klos fter, ein Seminarium, für den biſchöfl. namurſchen Kirchen ſprengel, und einige Hoſpitálcr. 2 ) Xeves , ein Marquiſat , ehedeifen eine Baronie. 3 ) Yttre, wurde 1652 zu einer Baronie , und 1703 ju einem Marquiſat erhoben . 4 ) Bornival, iſt 1674 zu einer Baronie geworden . 5) Facawez, eine Herrſchaft, welche 1689 unter dem Namen setzelles zu einem Marquiſat erhoben worden. 6 ) Sennes oder Seneffe , eines der größten Dörfer im wallonſchen Brabant , bey weldjem 1674 eine ſehr blutige Schlacht zwiſchen dem niederländiſchen und franzó: fiſchen Kriegebeer vorfiel. Hier entſpringt die Senne. 7) Celles oder Selle , ein anſehnlides Dorf , und eine Herrſchaft, welche 1686 zu einer Baronie erhoben worden. 8 ) 20.
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Der burgundiſche Kreis .
8 ) Arquennes , ein Dorf , welches feiner Kalkgruben und ſeines blaulichten Marmors wegen bekannt iſt. iſt daſſelbe mit dem dazu gehörigen Diſtrict 1623 zu einer Baronie, und 1679 zu einer Grafidaft erhoben worden. 9) Traſignies , iſt 1614 zu einem Marquiſat erhoben worden. 10) Xeninfart, ein Pråmonſtratenſer Kloſter. 11 ) Orival , ein Kloſter des Ordens der beil. Dreyeis nigkeit, oder der Erldſung der Gefangenen . (6) Die Manerey Roo oder Hoode , welche einen Theil vom Sonjen Boſch begreift. 1) Roo oder Xoode , eine Freyheit. 2) Seevenborren , Septem fontes, ein Collegium res gulirter Chorherren Auguſtiner Ordens. 3) ter Tatb , ein großes Dorf an der Senne, iſt 1662 unter dem Namen Cruydenbourgb zu einer Grafſchaft
erhoben worden . 4 ) Puwerghem oder Ouwergbem , eine Herrſchaft, in welcher ein Nonnenkloſter Dominicaner Ordens iſt, welches ſowohl nach der Herrſdaft, als 's Hertoginnen's dael genennet wird. 5) Watermale , eine Herrſchaft. 6) S. Ulrir Kapelle, iſt 1650 zu einer Baronie erho ben worden. 7) Stalle , eine Herrſchaft , welche 1686 zu einer Bac ronie erhoben worden. 8 ) Carloo , eine Herrſchaft, welche 1678 zu einer Bar ronie erhoben worden . 9) Boutendgel , ein Franciſcaner Kloſter , im Dorf udele. 10) Beerſele , eine Herrſchaft. 11 ) Alſemberg , ein Dorf, in deffen Kirche ein bes rühmtes Marienbild verehret wird. ( 7) Die Mayeren Gaasbeck . 1) Gaasbecť oder Gaesbeeck , eine Freyheit , iſt eine der berühmteſten Herrſchaften in Brabant, und alte Baronie. 2) Leeuw S. Peter , eine Freybeit und Baronie , in deren „Srånzen Kleynen Bygaerden , ein Benedictiner 3) Bus Nonnenkloſter , liegt.
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Das Oſtreich. Antheil ar dem Herz.Brab. 609 3) Bougaerde oder Bogarde, iſt 1670 zu einer Graf ſchaft erhoben worden, 4) Grooten Bygaerden , ein Benedictiner Nonnen : klofter, in welches nur adeliche Perfonen aufgenommen werden. Es liegt dieſe Abrey im Diſtrict des Dorfs der Herrſchaft Bygaerde. 5 ) Meerbe , ein Dorf mit einer Collegiatkirche. 6 ) Tirimont, eine 1690 errichtete Grafſchaft, zu wele cher die Herridaften Dielbeed , Itterbed und Bodeg: ' bem 2c . gehören . 7y Goyke, eine berühmte Herrſchaft, und ſeit 1651 eine Baronie. (8) Die Mayerey Afde. I ) Aſche, eine Freyheit und Herrſchaft , welche 1663 zu einem Marquiſat erhoben worden , und zu welcher 7 Dörfer gehören . Es find hier römiſche Münzen gefunden worden . 2) Affligem , eineBenedictiner Abtey , deren Abt der erfte Prålat des HerzogthumsBrabant iſt. Sie iſt dem Erzbisthum gu Medeln einverleibet worden. (9 ) Die Mayerey Merchten . 1 I) Werchten , eine Freyheit , am Fluß Ende. 2 ) Blgesvelt, eine Herrſchaft, welde 1647 zu einer , Baronie erhoben worden . 3) St. Peter Jette iſt 1639 zu einer Grafſchaft erhos ben worden . 4) Diligem , eine Pråmonſtratenſer Abtes. 5 ) Riviere, ift 1654 eine Baronie geworden . 6 ) Diepenſteyn oder Steen Uffel, eine Herrſchaft, welche 1685 unter dem Namen Haldegem zu einer Graf ſchaft erhoben worden. 7 ) Impden , ' eine Herrſchaft, welche 1659 zu einer Baronie erkläret wordent. 8 ) Wenmele , nie , und 1688 ein 9 ) Woer- und 10 ) Maldere , 3 Th.69 .
eine Herrſchaft, welche 1628 eine Baros Marguiſat geworden . Zeer : Seembede, find Baronien. eine Herrſchaft. Da II) Bouga
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Der burgundiſche Kreis.
II) Bouggenhout, ehedefſen Bucholt und Budene bolt , eine Herrſchaft, welche 2 Herren gehöret , und 1658 unter dem Namen Bournonville zu einem Fürſtenthum erhoben worden . 12) Opdorp, ehedeflen Oppendorp , ein Dorf und eine Herrſchaft. Die Einwohner haben große Freyheiten ; eß wird auch hieſelbſt ein berühmter Jahrmarkt gehalten . 13) Up Paers hat 1664 den Titel einer Baronie bes kommen . ( 10) Die Mayerey Grimberge. 1) Grimberge , eine Freyheit mit einer Pramonftras tenſer Abtey . Dieſe Herrſchaft hat von langen Zeiten her den Titel einer Baronie und Grafſchaft, iſt auch 1686 uns ter dem Namen Bergbes zu einem Fürſtenthum erhoben worden , und gehöret dein fårſtl. Hauſe Oranien. 2 ) Beygbem oder Baydem , ein Dorf , in welchem Hieronymus Calr um die Mitte des 17ten Jahrhunderto eine berühmte Schule anlegte. 3) Londerzele , eine Herrſchaft. 4 ) Meys oder Mais , ein Dorf, in welchem die Bas ronie Bouchout iſt. 5 ) Willebroek , ein Dorf , ben welchem der brüffelſche Kanal ſich in der Rupel endiget. Dieſe Herrſchaft iſt 1661 zu einer Baronie erhoben worden. Es iſt hieſelbſt ein Cars meliter Nonnenkloſter. 6 ) Waelbem , eine Freyheit an der Nethe, welche ehe deſſen volkreicher geweſen , als ſie jetzt iſt. 7) S. Katrine Waver, ein großes Dorf, Bey welchem Die Ciſtercienſer Nonnenabten Rooſendael liegt. (11) Die Mayerey Rapelle. 1 ) Kapelle op den Borch , eine Freyheit , welche mit Ramsdonk ein Geridit qusmacht. 2 ) Up : sombeke oder Smal: Brabant, eine Herre Idhaft, welche 1681 zu einer Burggrafſchaft erhoben wors den . Sie gehöret in die Pfarre Hombeke , in der Herra lichkeit Mechelen . 3) Sumbe , eine Herrſchaft ain brüſſelſchen Kanal, Welche 1694 zu einer Grafſchaft erkläret wurde. III. Die
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Das Oſtreich. Antheilan dem Herz . Brab. 611
III.
Die Stadt und der größte Theil des
Quartiers Antwerpen . 1. Die Stadt Antwerpen mit ihrem Diſtrict, ward ehedeffen die Markgraffitaft des beil . ros miſchen Reichs genennet, obwohl der dazu gehöri. ge Diſtrict nur 14 Stunde Wegs lang, und nur eine Der Urſprung dieſer Mark. Gottfried von Bouillon hac grafſchaft iſt dunkel. Sie iſt nachmals den Titel von derſelben geführet. an die Herzoge von Brabant gekomnien , aber doch für eine der 17 niederländiſchen Provinzen geredynet
halbe Stunde breit iſt.
worden . Jekt iſt ſie mit Brabant genau vereiniger. Wir bemerken Antwerpen , Antverpia , hochdeutſch Antorff , franz. Unvers, ſpan. Amberes, eine große Stadt an der Schels de , iſt dem Rang nach die dritte Stadt in Brabant, Sie hat einen ſehr gua und der Sitz eines Gouverneur.
ten und bequemen Hafen , in welchen die größten Schiffe aus der See einlaufen , und auf den 8 vornehmſten Kanås len in die Stadt kommen können. Fhre Feftungswerke ſind verfallen , ſie wird aber durch eine große , regelmäßis ge', und ſehr feſte Citadelle beſchäter, welche der Herzog von Alba 1567.in Geſtalt eines Fünfects bat anlegen laſs ſen. Sie liegt an der Südſeite der Stadt , und an der Schelde. In derſelben iſt eine Kirche. Die Stadt ift wohl gebauet , hat 22 Offentliche Plate , und åber 200 Gaffen. Sie iſt der Sitz eines 1559 geſtifteten Bisthums, zu welchem 6 Decanate, nåmlich das Decanat zu Anta werpen , zu lier , zu Hoogſtraten , zu Herentals , zu Bres da und zu Bergen op Zoom , 4 Collegiatkirchen , 4 Abs tenen , und ungefähr 60 Klöſter vom erſten Rang, gehoa ren . Mit dem Bisthum iſt die hieſige Abtey St. Bernard verbunden , wegen welcher der Biſchof der zweyte Prålat von Brabant iſt. Die Kathedralkirche zu unſerer lieben Frauen , iſt ein prachtiges Gebäude. Außer der Collegiata 292 kirche
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Der burgundiſche Kreis .
kirche zu St. Jacob , ſind hier noch 3 Pfarrkirchen .Die Abtey zu St. Michael , hat eine prächtige Kirche. Man findet hier noch eine Abten Ciſtercienſer Ordens , ein ebe maliges Jeſuiter Collegium , 10 MönchenkIdſter, und 19 Nonnenkidfter. Das Stadthaus und die Börſe find prách tige Gebäude : letztere iſt die erſte in Europa , und nach ihrem Mufter ſind die Börſen zu London und Amſterdam gebauet. Dieſe Stadt wurde gegen das Ende des 15ten Jahrhunderts eine der berühmteſten Handelsſtådte , die jemals in Europa geweſen ſind , und wurde die Stöniginn Man zåhlte in der Mitte , der Handelsſtådte genennet. des ibten Jahrhunderts, über 200000 Menſchen an Ein wohnern und Fremden in derſelben . Allein , in den bůr : i gerlichen Kriegen eben dieſes Fahrhunderts , fitte ſie ſehr viel, inſonderheit 1576 , da ſie von den Spaniern 3 Tage Als nun auch in dem 1648 zwis lang geplündert ward. ſchen Spanien und den vereinigten Niederlanden zu Müns fter geſchloſſenen Frieden ausgemadt wurde , daß kein großes Schiff geradeéweges nach Antwerpen gehen , ſons dern Feine Waaren in Holland ausladen ſollte , damit ſie auf Fahrzeugen ins land gebracht würden , auch 1659 vies le Leute wegen eines Aufſtands dieſe Stadt verließen und 'verlaſſen mußten , und 1678 eine anſtedende Seuche viele Menſchen aufrieb , gerieth die Stadt in große Abnalım . Unterdeſſen find die hieſigen Tapeten und Spißen fehr ſchdn ; und zur Beförderung des Handels , iſt eine wichti Unter den ge affecuranz: Cempagnie errichtet worden . berühmten Peuten , welche in dieſer Stadt geboren find, iſt auch der Erdbeſchreiber Abraham Ortelius. Die Bes lagerung , welche ſie 1685 ein ganzes Jahr lang 'autos geſtanden hat , ehe der Herzog von Parma fie erobern koita nen , iſt eine der berühmteſten in der Geſchichte, und die Brüde oder der Damm , welchen der Herzog von Parma während derſelben über die Schelde führen ließ , war ein bewundernswürdiges Werk. 1706 unterwarf ſie ſich dem Mönig Karl III. 1715 wurde hier der Barriere : Tracat giviſchen dem Kaiſer und der Republik der vereinigten Nies derlande , gefchloſſen, 1746 bemachtigten ſich ihrer die Frans
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Das óftreich. Antheil an dem Herz. Brab . 613 Franzoſen . Der Erbftatthalter der vereinigten Niederlande, führet den Titul eines Erbburggrafen von Antwerpen. 2) S. Willebrords Veldt, wird als eine Vorſtadt von Antwerpen angeſehen , und hat eine Pfarrkirche. 3 ) Berſchott, ein Schloß , weld )es der Abtey S. Mia chael gehöret, 2. Das Quartier von Antwerpen, ſo weit es unter öſtreichiſcher Herrſchaft iſt, beſtehet aus folgenden Mayereyen . ( 1 ) Die Mar,erey Ryen , welche durch die Mayes rey Sandhoven in 2 Theile getheilet wird. I ) Santvliet, eine kleine Feſtung und Stadt , nahe bey der Schelde, mit deren Anlegung 1622 in dem Dorf gleiches Namens der Anfang gemacht, die aber bald nach ihrer Vollendung von den Hollåndern , 1629 wieder von den Spaniern , und 1705 von den Adiirten eingenomment worden. Der Abt zu S. Michael in Antwerpen, iſt Herr des Dorfs Santvliet. 2) Suybergen , ein Dorf, welches theils unter der Ges richtsbarkeit von Bergen op Zoom, theils unter der Maye rey Ryen ftehet, und ein Kloſter hat, welches von derAbter Tongerlo abhångt. 3 ) Eféren , ein Dorf, welches keine Meile von Ants
werpen entfernet, und wegen eines ſcharfen Gefechts, mels ches 1703 bey demſelben zwiſchen den Alliirten und Frans Bey demſelben liegt 30ſen vorgefallen , merkwürdig iſt, ein Kloſter. 4) Der polder ( eingeteichtes Land ) van Wilmerdone en Orderen , erſtrecket fich von Ekeren bis an die Schelde. 5) St. Philippe und piementel, find Forts an der Schelde, in der Nachbarſchaft der Stadt Antwerpen, und Pereira liegt an der Nordoftſeite. 6) Schilde , ein Dorf, Schloß und Baronie. 7 ) Wynegbem , ein Dorf, Schloß und Herrſchaft, wel de 1698 unter dem Nainen Saudion zu einer Grafſchaft erhoben worden . 8 ) Berchem und Bouchout find Herrſchaften . 229.3 9 ) Cana
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Der burgundiſche Kreis.
9) Cantecroy , ein Dorf und Herrſchaft , welche 1570 zu einer Grafſchaft erhoben worden . Es gehören dazu die Herrſchaften Mortſeel, Luythagen und skygem . 10 ) Contif oder Cumid ), cin Dorf, ben welchem das Sdylog Grôningben , und die Landhäuſer Altena und Playſegern liegen . Sove , ſo auch hier liegt, iſt 1675 eine Baronie geworden .
( 2 ) Die Maverey und das Herzogthum Soog. ſtraten , davon ein abgeſonderter Theil an der Schela de liegt. I) Soogſtraten iſt eine Freyheit mit einem Schloß. Der Ort hat von alten Zeiten ber den Titel einer Baronie gehabt , iſt 1518 zu einer Grafichaft, und 1739 zu einem Herzogthum erhoben worden, und gehöret dem reichsfürſtl. Hauſe Salm zu Salm . Mau findet hier eine Collegiat: kirche und 3 Kloſter. 1 2 ) Loenbout und neymiſen ſind Herrſchaften . 3) Soboken , eine Baronie, nahe bey der Schelde. In deur: Dorf iſt ein Kloſter. (3 ) Die Mayerey und das Herzogthum Turns. hout, lar. Taxandria, davon ein abgeſonderter Theil, an der Rupel liegt. ( 1) Turnhout , eine Freyheit , mit einer Collegiatkirde, 2 Klöſtern und einen Hoſpital. Kaiſer Karl V gab 1543 dieſen Ort mit der dazu gehörigen Herrſchaft, feiner Schwes fter Maria von Deftreich ; Kaifer Philipp IV trat ſie 1648 an Amalia , Prinzeſſinn von Solms, Witwe des Prinzen von Oranien , Friderich Heinrich von Nafſau , ab. Nach Wilhelm III , Königs von Großbritanien und Prinzen von Oranien Tode, bekam ſie 1708 das Churhans Brans denburg , welches fie 1753 dem öſtreichiſchen Hauſe abtrat, worauf ſie mit dem Herzogthum Brabant vereiniget , und zum Behuf Herzogs Zelles de Sylva Tarouca , zu einem Herzogthum erhoben wurde. Bey dieſem Ort , auf der Heide, dicht bey dem Buſch genannt de grote Sout, wurs de 1597 der ſpaniſche General Waras von dem Prinzent you Dranien , Moriz , geſchlagen. 2 ) Arena
Das Dſtreich. Antheil an dem Herz . Brab. 615 2 ) Arendonk , eine;Freyheit , am Fluß Wympe. In der Nadybarſchaft biefes Ortes liegt das Kloſter Korſendonk, welches mit regulirten Chorherren Auguſtis ner Drdens beſetet iſt. 3 ) Boom und Rumpſt, ſind Herrſchaften an der Rupel, welche nicht weit davon in die Schelde fließet.
( 4 ) Die Mayerey Sandhoven. I ) Sandboden , ein großer Fleden. 2 ) Bauwel , Borsbecke , 's Graven .Werel, Liere, oder 't hof von Lire, waffenhoven , merrem , Ooſte mael , Schooten , Sevenbergen , und Weftmal, find Sdroffer und Herrſchaften. 3) Grobbendonk, iſt1602 zu einer Baronie, und 1637 zu einer Grafſchaft erhoben worden . 4) Sovorſt, iſt 1675 zu einer Baronie erhoben worben . 5 ) Dåffel, eine alte und berühmte Freyheit und Bas ronie an der Nethe. Bey dem nabgelegenen Dorf was lem , iſt eine Brüde über die Nethe, über welche alles gehet, und von Antwerpen nach Mecheln und rückwårts kommt. ( 5) Die Mayeren Serentals . 1) serentals , eine kleine Stadt an der kleinen Nethe, mit eine Pfarrkirche und 4 Klöſtern . 2) Pouderle oder Pourle, Poeyel, eine Baronie. 3) moll , eine Freyheit und Herrſchaft. 4 ) Yordervid und Thilen ſind Herrſchaften. 5 ) Tongerloo, eine Pråmonſtratenſer Münchenabtey, beren Einkünfte 1559 dein Biſchof zu 's Hertogenboſch zugelegt worden .
(6) Die Manerey Gheel. 1 ) Gheel, eine Herrſchaft und Freyheit an der großen Nethe, mit einer Collegiatkirche und lateiniſchen Schule. 2 ) Weſterloo , ein Flecken an der großen Gete , iſt 1626 zu einem Marquiſat erhoben worden , und gehörét dem Geſchlecht Merode , deſſen Stammhaus Merode nahe ben Weſterloo liegt. 3 ) Borſſelaer , eine alte Herrſchaft. ( 7 ) Das D 94
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Der burgundiſche Kreis .
(7) Das Land und die Maneren Arkel . 1) Lier , Lyra , eine Stadt beym Zuſammenfluß der großen und kleinen Nethe, mit einer Collegiarkirche, einem ehemaligen Seſuiter Collegio, und 12 Kidſtern. 2) Putten , eine Freyheit, welche 1665 zu einer Baros nie erboben worden . 3) 4723 tet , eine Ciſtercienſer Nonnenabten an der kleinen Nethe , nahe bey Lier. 4 ). S. Bernard , eine reiche Ciftercienſer Mönchenab ten an der Schelde , unweit Antwerpen . 5. S : Marie Waver, ein Dorf und Herrſchaft, wele de 1676 zu einer Baronie erhoben worden. 6 ) Xymenant, ein Dorf an der Demer , welches bes
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kannt geworden iſt, weil Prinz Wilhelm I von Dranien 1572 darinn zur Nachtzeit von den Spaniern beynahe zum Gefangenen gemacht worden wäre.
DieHerrlichkeit Mechelen , wurde eşedeſſen unter der Oberherrſchaft der frånfiſchen Könige von Grafen regieret. Karl der Einfältige ſchenkte ſie im Jahr 915 Oir lůrtichiſchen Kirche, welches nach mals die Bertvolde, Herren von Grimberg , mit der Kartenvogter über Mechelen belegnete, aber 1333 die Herrſchaft über die Stadt und die dazu gehörigen Dörfer, an (udwig, Grafen von Flandern , verkaufete, welcher auch die Kaſtenvogtervon Rainald, Grafen zu Geldern, deſſen Gemahlinn Sophia aus dem bertholdi. ſchen Geſchlecht war , fårflich an ſich brad te ; aber
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1346 ganz Mechelen dem Herzog zu Brabant , Jos 1369 þann III , fir eine Summe Geldes überließ . kam Mechelen durch Permählung an Philipp den Kühnen, Herzog zu Burgund.
Nachmals war die
ſe Herrlichkeit eine von den 17 niederländiſchen Pro singen ; nunmehr aber wird ſie zu Brabant gerech net,
Das Dſtreich . Antheil an dem Herz. Brab. 617 net, in deſſen Mitte ſie auch beynahe liegt, hat aber ein beſonderes Wapen und beſondere Privilegien. bemerken
Wir
1. Mechelen , lat. Malina, Mechlinia, franz. alines , eine anſehnliche Stadt am Fluß Dyl , welche wohl ge bauet iſt , und breite und reine Gaffen bät. Sie iſt der Siz eines Gouverneur , eines 1455 geſtifteten und 1503 beſ, Per eingerichten Provinzialhofs oder Parlaments, weldies das hodiſte Gericht für die geſammten dſtreichiſchen Nie derlande iſt, und ſeit 1560 eines Erzbiſdofs , welcher den Titel als Primas von Belgien hat. Außer der Kathedral. kirche, find hier 5 Pfarrkirchen , 9 Mönchenkidſter, ein ehemas liges Jeſuiter Collegium , eine Comchitren des deutſchen Ors dens Namens Pitzenburg , ein erzbiſchöfliches Semings riuin , und 13 Nonnenkidſter. Die hieſigen Spitzen ,ſind unter den brabantiſchen vorzüglich berühmt. Mit der Fluth fonts nen ſchwer beladene Schiffe aus der Schelde hieher koms/ men . 5546 richtete ein vom Blitz entzåndeter Pulver thurm , eine große Verwüſtung an . 1572 ließ der Herzog von Alba die Stadt 3 Tage lang aufs grauſamſte plåns dern . 1580 ſtund ſie eine neue Plünderuug aus. 2. Leliendal , Lilienthal , ein Pråmonſtratenſer Möns ' chenkloſter, bey dem Dorf Hombeeck, an der Senne. 3. Gefiel und Rainey ſind Herrſchaften an der großen Nethe. 4. Beffene , ein Dorf an der Zenne , woſelbſt ebedeſſen ein ſtarker Zoll geweſen , welcher die Anlegung des bruſſels den Kanals verurſachet hat.
5. Sever, ein Dorf , in welchem die Schlöſſer Schips laken , Gottendeys 26. 6. Sombefe , ein Kirchdorf, in welchem ehemals das Kloſter Lilienthal geweſen , welches ſeit 1580 zu Mechelen iſt. Zu dieſer Pforre gehöret die Vicomté Dp - Hombeke, im bråffelfchen' Quartier, 7. Mayſen , chedeffen Muſines , ein ſehr alter Ort , an der Dyle . Das 29 5
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Der burgundiſche Kreis.
Das
óftreichiſche
Antheil
an
dem Herzogthum Limburg .
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on dem Herzogthum ( imburg , Hat Aegidius Martini 1603 eine Eharte gezeichnet, welche Mercator und Blaeuw geſtochen haben .
Nachmals haben Dic. Viſſcher , deWitt , und Jaillot 1693, Charten davon geliefert. Es iſt von dem Bischum ( útrich und Herzogthum Jülich umgeben, berühret auch das Herzogthum ( uremburg. Es wird auch das gand jenſeits der Maaß genennet , mit welchem Namen aber heutiges Tages beſonders das Antheil , welches die Generalſtaaten an dieſem lande haben , beleget wird.
Es beſtehet aus Bergen und
Thalern, hat guten Ackerbau , und inſonderheit gute Der hieſige Kåſe iſt ſehr Weide und Viehzucht. beliebt und berühmt. Die hieſigen Eiſenbergwerke find beträchtlich , und das Eiſen wird auf mancherley Der vornehmſte Fluß iſt die Weiſe verarbeitet. Maas , welche die hieſigen kleinen Flüffe Weze, Berwine und Geul aufnimmt. Das ganze Herzog thum enthält 6 Ståbte, und 123 Dörfer. Der Urſprung der ehemaligen Grafen zu Limburg , iſt dunkel . Vermuthlich hat dieſes gråfliche Haus um die Mitte des joten Jahrhunderts ſeinen Unfang ges nommen.
Heinrich I, Graf zu Limburg, welcher 1071
lebte, vermählte ſich mit Judith, einzigen Tochter Frie derichs von (uremburg, Herzogs von Nieder-Lothrine gen , mit welcher er anfehnliche Güter an den Flüſſen Durt und Ambleve bekam . Sein Sohn Heinrich II wurde
Das Oſtr. Antheil an dem Herz . Limburg. 619 wurde zum Herzog von Niedeć-Lothringen erwählet, nahm den Namen eines Herzogs , anſtatt des gråflis chen Titels , an , und ſeineNachkommen ſind insges 2018 fammt Herzoge zu Limburg genennet worden . der månnliche Stamm dieſer Herzoge 1280 mit Wa. leran erloſch , entſtund wegen dieſes Jandes ein
ſehr
blutiger Krieg . Adolph, Grafvon Bergen , welcher der nächſte Erbe war, trat 1282 und 83 fein Recht an dem Herzogthum (imburg dem Herzog zu Brabane , Jo hann I, ab , weldier darüber mit dem Grafen von Gele dern, Reynald, oder Reinhold 1, der das Herzogthumin Beſik genommen hatte, in einen ſchweren Krieg vers wickelt ward , der ſich mit der Schlacht bey Woringen endigte, nach welcher der Herzog von Brabant Beſik von Limburg nahm. Nachmals iſt daſſelbe zugleich mit den übrigen niederländiſchen Provinzen , an die Her joge zu Burgund, und von dieſen an das öſtreidriſdie Haus gekommen . Von den Grafſchaften Valkenburg und Daelem, und von dem Lande Hertogenrode oder Rolduc, iſt , ſo wohl vermoge des můnſtriſchen Friedens, als des Vers gleichs, welcher 1661 im Haag getroffen worden , ein Theil an die Generalſtaaten gekommen, daher er bey der Republik der vereinigten Niederlande beſchrieben werden muß. DasWapen des Herzogthums, iſt ein blauer Löwe im goldenen Felde.
Die Staaten oder Landſtånde , beſtehen aus Prålaten , Edlen und hohen Gerichten . Das öftreichiſche Antheil an dieſem Herzogthum , wird durch einen Gouverneuer regieret, und enthåle 1 ) Lim
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Der burgundiſche Kreis ,
1. Limburg , die Hauptſtadt, welche auf einem Bers ge liegt , an deffen Fuß die Weze fließet . Sie iſt nicht groß , hat aber am Fuß des Berges bey der Weze eine Borſtadt, Dalbem, nach der gemeinen Ausſprache Dolhain , genannt, weldie ſtårker bewohnt iſt , als die Stadt ſelbſt. Der Oſtreichiſche Gouverneur des Herzogthums hat in dieſer Stadt ſeinen Sik , ' und die Landſtånde verſammlen fidh in derſelben . Sie wurde 1675 von den Franzoſen eros bert, und 1677 ihrer Feſtungswerke beraubet, welche aber nachmals einigermaßen wieder hergeſtellet worden . Seit 1703 iſt ſie in der Gewalt des Oſtreichiſchen Hauſes . 2. Eupen , Wepen , franz. 57ega , einen großen Fle: đen , 2 Stunden von Linburg gegen Oſten , in einer Hols zung belegen . Er hat viele reforinirte Franzoſen zu Eins wolinern , welche die hieſige Tuchmanufactur im Gang er: halten , aber vier Stunden weit nach Baais bey Aaclyen zur Kirche gehen můfen . 3. Berpe , einen großen Fleckert, welcher eine Herrs ſchaft der Grafen vou linden Aſpremont iſt . 4. Sodimont, einen wohlgebaueten Flecken, in welchem viele reformirte Franzoſen wohnen, die hier einen beſondern Prediger haben . 5. Dorf und Kaſtel Bolant, einem Grafen von Lau : non von Clervaux zugehörig. 6. Walborn und Irionzen , 2 Dörfer. Bey dem letza ten iſt das Dorf und Fort Calmine, 7. das Gebiet Spremont, oder Aſpremont, welc dhes von dem åbrigen Limburgiſchen Lande durch ein tức des Bisthums Lüttich abgeſondert iſt, und den Grafen vonLinden gehöret, die ſich von Aſpremont davon nennen . Aſpremont iſt ein Städtchen . 8. einen Theil der Grafſchaft Valkenburg , welcher in den Dörfern und Herrſchaften Yuth ; Alt s Valken = burg , Strucht , Schin an der Geule , Hauſe Doft an eben dieſem Fluß , WOynartsrade, Geelen , Schins nen, Sparbeek, Norsbeek, Jabeet , Bronſfen , Schins velt , Sontsbroek , Paſerode und Schaesbergh , und dem , was davon abhängt, befiehet. 9 ) eis
Das óſtr. Antheil am Herz. Lurmburg,
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9. einen Theil der Grafſchaft Dalem , welcher in den Dörfern und Herrſchaften St. Peters Poeren , weer, Sous und Richel , und in der Abtey val dieu , die an ſehnliche Einkünfte hat, beſtehet, Die Schanze 7ovagne an der Maas , beym Dorf gleiches Namens , iſt ſehr ver, fallen , Bey derſelben muß ein Zoll von den Schiffen erles get werden , 10. einen Theil des Landes Sertogenrade . Dahin gehöret. I) Sertogenrade oder Serzogenraid , franz. Rols duc , ( eigentlich Rode le Duc) , lat, Rhodia Ducis , eine kleine Stadt mit einem alten Schloß , am Fluß Worm . Sie iſt der Hauptort dieſer Herrſchaft. Nicht weit davon liegt die Abten Kloſterrade , deren Abt unter den limbur : siſchen Landſtånden den erſten Plak hat. 2 ). Die Dörfer warkſteyn , Kerkenrode , Ubach, Simpelvelt , Wels , Roerdorp , und das , was davon abhängt. Das dem
Oſtreichiſche Herzogthum
Antheil
an
Luxemburg.
$. I. ie erſte Charte von dem Herzogthum Lügels D'eurose Luisemburg, har bonius Montanus gezeichnet, fie iſt aber Nicheviel beſſer ſind diejenigen wel noch ſehr roh. cheMercator und Blaeuwans licht geſtellet haben , nachher haben [ 7ic. Viſſcher, de Witt, Somann und Houdet 1753 diefe Charten verbeſſert geliefert. Jaillot hat das Herzogthum 1704 auf 4 Bogen ges bracht, und eben derſelbige hat die Gegenden um Juremburg auf 3 Bogen abgebildet. ' M. ' . Es wird durch den Grund und Boden des Bisthums Lüttich, von allen andern Provinzen abges ſchnitten
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Der burgundiſche Krris.
ſchnitten , außer daß ein kleiner Strich deſſelben ge. gen Norben an das Herzogthum Simburg grånzer. Es hat in ſeiner äußerſten Ausdehnung von Mitter . nacht gegen Mittag ungefähr 20 , und von Morgen gegen Abend ungefähr eben ſo viel deutſche Meilen . 9.3. Es nimmt den Mittelpunkt des von alten Zeiten her berühmten Ardenner Waldes ein, wel. cher, in ſo weit er zu dieſem Herzogthum gehöret , in 4 Gegenden abgetheilet wird , nåmlid) in dievon der Eiffel um luremburg, von Famenne gegen Norden bey Marche, von der Waas und von der X130ſel. Der Boden iſt zwar, inſonderheit im ſüdlichen Theil, bergicht, ſandicht und wenig fruchtbar, trågt aber doch etwas Getraide, und das {and hat andere Vortheile; nämlich gute Viehzucht, (wie denn inſonderheit das Schaf. und Hanımelfleiſch im Ardenner Walde, wes gen ſeiner Schnadhaftigkeit beliebt ift .) Wein , in. ſonderheit an der Moſel, und allerley, Wildpret , es giebt hier auch unterſchiedene Metalle , und vor : nehmlich viele Eiſenwerke und Hammer , als welche den größten Reichthum des Landes ausmachen . Es wird von vielen kleinen Flüſſen gewäſſert , von welchen die Flüffe Ourt, Semois, Leffe, Chiers, die ſich in die Maaß ergießen , und die Flüfte Savs re , franz. Sure ( ſo die ffeinen Flüſſe Elze, oder Alzer, Aterte, Ouren , pruim , / ims und Wilz aufnimmt ,) und Ripu , welche in die Moſel fließen , vornehmlich zu bemerken. Die Maas berühret die. fes Herzogthum gegen Abend, und die Moſel durch . ſtrómet einen Theil deſſelben gegen Süd - Oſten. §. 4. In dem ganzen Herzogthum ſind, außer der Hauptſtadt, 23 kleine Staðre, unterſchiedene Flecken , und
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Das óftr.Antheil andem Herz-Luxemburg. 623 und 1170 Dörfer. Die Staaten beſtehen aus der Geiſtlichkeit , dem udel , und den Deputirten der Städte Iuremburg , Arlon , Baſtogne , Biedbourg , Chiny, Dickrich, Durbuy, Epternach , Grevenmache. ren , Houffalize, Marche, Neuchateau, Remich, la Ro. chie und Virton . Der Abe zu S. Marimin , welcher große Güter in dieſem Herzogthum hat , iſt Primas ob gleich dieſe Hbtey ben Trier liegé.
der Stånde ,
Das Haupt des adelichen Standes, iſt der Marſchall, welche Würde ſeit 1674 bey dem freyherrlichen Hauſe von Metternich iſt , dem dieſerwegen die Herrſchaft Densborn oder Densburg gehöret. 9.5 . Das ganze land bekennet fich zur römiſch- fa. tholiſchen Kirche. Der größte Theil deſſelben ſtehet in gottesdienſtlichen Sachen unter dem Erzbisthum Trier, der übrige aber unter den Biſchöfen zu Reims, Lüttich, Toul, Verdun , Mek und Namur.
5. 6. Die Geſchichte dieſes Landes , fange ich mit dem Grafen Siegfried,an , welcher in der ehemaligen Grafſchaft Ardenne , die das ganze heutige Luxemburg in ſich faſſete, anſehnliche Erbguter Hatte , und durch Tauſch das Schloß Lugelinburhut ( {uremburg) an ſich brachte. Als der legte von ſeinem Stamm , Cons rad II, Graf von Zuremburg, 1136 ſtarb, kam die Graf. ſchaft an Heinrich 1, Grafen von Namur, als nächſten Erben, deſſen Tochter Hermeſinde ſie ihrem erſten Gea mahl Theobald, Grafen zur Bar , und nach deſſelben unbeerbten Tode ihrem zweyten Gemahl Waleran , Herzog zu limburg, zubrachte, welches leßtén álteſter Sohn aus dieſer Ehe , Heinrich II , der Stifter der zweyten linie der luremburgiſchen Grafen geweſen iſt, aus welchen Kaiſer, Könige und Herzoge gekommen
find .
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Der burgundiſche Kreis .
find . Sein Enkel, Heinrich IV , wurde römiſcher Kai. fer , und iſt als folcher Heinrich VII . Sein Sohn Johannes, wurde zum König von Böheim erwahlet, und dieſes Sohn aus der zweyten Eke, Wenzel I, wel. cher Graf von Juremburg war , iſt der erſie Herzog zu Juremburg geworden , als ſein Bruder, der römiſche Kalſer , Karl IV , die Grafſchaft luxemburg 1354 zu einem Herzogthum erhob. Er ſtarb ohne Erben, und vermoge ſeines Teſtaments, kam das Herzogthum an des Kaiſers Karl IV Sohn , Wenzel, römiſchen und böheimiſchen König , welcher der Prinzeſſinn Eliſabet, ſeines Bruders Johannes von Juremburg , Herzogs zu Górlik Tochter , die zuerſt an Anton , Herzog zu Burgund , und hernach an Johann von Bayern ver. måhlet war , diefes Herzogthum für den Brautſchak von 120000 rþein . Fl. Den er ihr verſprochen hatte, Pfandweiſe einråuinete. Dieſe trat 1444 alle ihre Rechte auf das Herzogthum Juremburg dem burgun. diſchen Herzoge Philipp dem Guten , ab , jedoch dem Recht der Wiedereinlöſung dieſes landes, welches der ungariſche Konig Uladislaus und ſeine Nachkommen hatten, ungeſchadet. Nachmals hat dieſes Herzogthum mit den übrigen niederländiſchen Provinzen gleiches Schickſal gehabt. Im pyrenåiſchen Frieden von 1659, þat Frankreich einen Theil davon bekommen, welchen ich im zweyten Theil beſchrieben habe . § . 7. Das Wapen des Herzogthums, iſt ein ro ther Löwe in einem mit Blau und Silber zehnmal ge ſpaltenem Schilde. S. 8. Dem Herzogthum iſt ein offreichiſcher Gou . perneur vorgeſegt. Zu luremburg iſt ein adeliches Gericht,
Das áſtr. Antheil am Herz . Luremburg. 625 Geridat, (Siege des nobles,) welches mit Feinen an. dern, als Perfonen vom alten Adel , befektet wird. Der Vorſteher deſſelben wird nur Richter Iufticier) genen . net. Der Provinzialrarb zu (uremburg iſt 1531 dom R. Karl V errichtet worden , und beſtehet aus ei nem Präſidenten, 3 adelichen und 3 gelehrten Råthen, 1 einem Generale Procurator, einem Secretår, u.a.m.
8. 9. Einige Schriftſteller theilen dasHerzogthum Juremburg nach den 3 unterſchiedenen Sprachen , weldhé darinn geredet werden , in 3 Theile ab, nåms lich in den deutſchen , wallonſchen und franzöſi. fchen Theil. Zu dem erſten, darinn hochdeutſch ge. ſprochen wird, rechnen ſie die Städte und Derter Lu femburg, Arlon, Epternac), Kemid , Greven , maderen , Biedburg , St. Vit , Veurburg, Dickrich , 17oërftorff, Vianden , Eſch an der Alzer, Wilz, Dasburg, Soſinac . Zu dem zweyten , die Städte und Grafſchaften Chiny, Koche,Salm , Rochefort, Montagu , nebſt Orchimont, Durs buy , 17arche , Ayvaille , Souffalize, Baſto gne , Mirouart , Virron , Sabayx. Zu dem dritten , Thionville, Marville ,
Montmedy,
Jvoir , Stenay, Dampvillers und andere Flecken und Dörfer. Allein , dieſe Abtheilung iſt nicht pó. litiſd ); denn nach der politiſchen Abtheilung muß ich beſchreiben 1. Die
landesfürſtlichen
Vogteyen
( Prévôtés .) Dieſe ſind. 1. Die Vogter Luremburg, deren Gericht aus dem Vog:, als Vorſteher , aus dem Richter zu Cles mancý , und den Land- Maires zu Sandwciller, Rr Bat. 3 Th.64.
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Der Burgundiſche Kreis.
Battemburg , Rehlen , Lintgen und Schättring gen beſtebet . Sie hat den Namen von 1) Luremburg , oder Lügelburg , vor Ulters Lucili burgum , die Hauptſtadt des Herzogthums, welche an dem Fluß Elze , in welchen hier der Bach Petreuſe fließet, liegt, und eine der ſtårkſten Feſtungen , inſonderheit aber an der Weſtſeite febr verwahrt iſt . Sie wird in die obere und untere Stadt abgetheilet. Fene iſt ein Siebened , und liegt theils in der Ebene , theils auf Felſen ; dieſe liegt in tiefen Thålern , und begreift den Grund und das Pfafa fenthal. Von den hieſelbſt befindlichen Gerichten F. S. 8. Es iſt hier nur eine Pfarrkirche, ein ehemaliges Jeſuiter Colles gium, welchem die Priorate zu Chiny , Ayvaille, Bau les Moynes und Uſeldange gehörten, nebft ander Kidſtern, unter denen vornehmlich die 1083 geſtiftete Benedictiner Möns chenabtey münſter zu bemerken iſt, die eine Herrſchaft bea ſibet, welche aus 8Mayereven beſtehet. DieStadt iſt von dem Grafen Siegfried angelegt , aber nachmals eriveitert wors den. Sie iſt 1552 , 1543, 1648 von den Franzoſen erobert, ', .. und 1702 von eben denſelben beſetzt worden . 2) Bonnevoye , eine Ciſtercienſer Nonnenabtey .. 3) Am Fuß des Bergs , auf welchem das 1552 zerſtörte Schloß miont ſaint Jean geſtanden hat, iſt der Hauptort einer Comthurey des Fohanniter Ordens.
1
2. Die Vogtey Arion , welche ungefähr 100 große und kleine Dörfer begreift, die in 11.Mayereven vertheilet ſind, welche beißen Auliers, bly , njars tellange, Bufleiden over Bufchleiden , Wars nad , Ghweid , Selange, Stoctein , Rodr, Artert, Prats I) Arlon , Bor Alters Orolaunum , Orálunum , Arlu num etc , eine Stadt auf einer Hohe, mit einein noch höher liegenden Schloß , hat das Anfehn , welches fie ehemals
gehabt, verloren . Sie iſt mit dem dazu gehörigen Diſtrict zuerſt zu einer Grafſchaft , ngchmals aber , und zwar wie man menuet , 1103, zu einem Marquiſat erhoben worden . Ihre
Das öſtr. Antheil am Herz Luxemburg. 627 Ihre ehemaligen Feſtungswerke ſind 1671 geſchleifet worsa den. Der Fluß Semois entſtehet bey derſelben . 2) Claire fontaine, eine Ciſtercienſer Nonnenabtey . 5. Die Vogtey Baſtogne. Dieſes Gebiet hat Johannes, König juBiheim und Grafzu Luremburg, ums Jahr 1332 der Kirche zu Haden für 1600 Gold. gülden fiorentiniſdyer Münze abgekaufet. Baſtogne , Baſtonacum , eine Stadt in einer Ebene, welde ehedefſen blühender geweſen, als ſie jetzt iſt, dod ift ſie noch nächſt luremburg die größte und beſte Stadt in dieſein Herzogthum . 1683 wurde ſie von den Franzoſen ihrer Befeſtigung beraubet. Sie wird geineiniglich Paris en Ardenne genennet. 4 4. Die Vogrey Marche, welche mit der Voge tely Chiny unter einem Vogt ſtehen . Marche, eine Stadt am Bach Marſette, iſt der Haupts ort eines Diſtricts, welcher Famenne oder famine generis net ivird , und ehemals von einem Volk bewohnet worden iſt , welches Julius Cåſar Poemani, oder Pbemani , ges nenner. Sie iſt 1236 , 1318 und 1615 eingeiſchert worden, hat ſich aber wieder erholet , und iſt in einem ziemlich gu: ten Stande. Es ſindhier 3 Kldſter und 1 Hoſpital. 1577 berief Don Juan von Deſtreich in dieſe Sardt die misvers gnügten Niederlånder zuſammen , und errichtete das ſo ge nannte Edictuin perpetuum .
5 : Die Vogtey Chiny, war eħedeſſen eine Graf. [ chaft, welche Bruno, Erzbiſchof zu Esln, ums Jahr 969, auf BitteArnulph aus Burgund, errichtet haben Arnulph von Rumigny , Graf zu Chiny , hat ſol. dieſelbe 1364 dem Herzog zu Zuremburg , Wenzel I, verkauft. Die Herzoge zu (uremburg führen dieſelbe mit im Titel, 1 ) Chiny , Chiniacum , an der Semois, war ehemals eis ne gute Stadt , iſt aber zu einein Dorf geworden . - Das hieſige Priorat gehörte ehedeſſen den Jeſuiten zu Luxemburg . Nr 2 2 ) Urs
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Der burgundiſche Kreis ,
2) Oroat, eine 1070 geſtiftete Benedictiner Mönchens abtey. 6. Die Vogtey Virton , welche mit der folgen : den unter einem Vogt ſtehet. Sie gehörte im 13ten Zahrhundert den Grafen von Chiny. Virton , eine kleine Stadt , in welcher 1739 ein Colles giuin erbauet worden , darinn die ſchönen Wiſſenſchaften gelehret werden. 7. Die Vogtey S. Mard . S. ITard , oder Medard , iſt eine kleine Stadt, 8. Die Vogtey Biedburg , welche mit der fol genden unter einem Vogt ſtehet. Biedburg, oder Bibrich, vor Alters Beda, eine kleis ne Stadt , welche bis 1663 in einem blühenden Zuſtande geweſen , bald darauf aber , imgleichen 1675 und 89 von den Franzoſen ſehr verwüſtet worden iſt. Sie liegt im pago bedenti . 9. Die Vogrey Epternach . Epternach , oder Echternach , lat. Andethanna , eine kleine Stadt an der Saure, miteiner ums Fahr 698 geſtifs teten Abtey Benedictiner Ordens , welcher unter andern Gütern die Herrſchaft Dreyß gehört , die am Ende dieſes dritten Theils vorfommt, und welche auch ehedeffen dieſe ganze aus 35 Dörfern beſtehende Vogtey beſeffen bat.
et
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10. Die Vogrey Remid ), welche mit der folgen . ben unter einem Vogt ſtehet. Remich , eine kleine Stadt , welche 1552 , 1636, 1675 und 1708 ſehr verwüſtet worden . 11. Die Vogtep Grevenmaderen . 1. Grevenmacheren , eigentlich Graven -Macheren , Machera Comitis, eine Stadt in einer angenehmen und fruchtbaren Ebene an der Moſel, welche in Kriegeszeiten mehrmals, unter andern 1552 und 1705 , ůbel zugerichtet worden. 2 ) Billich , oder 20.fer: Billid, eineHerrſchaft beym Einfluß der Saure in die Moſel . 3), Igel,
NE 101
Das óftr. Antheil am Herz . Luxemburg. 629 3) Igel , oder Äigle , ein Dorf an der Moſel, am Fuß eines Bergs , in deſſen Gegend die Morel die Flüſſe Sare und Sure aufnimınt. Es iſt wegen einer viererdichten Spitz feule merkwürdig , welche 74 Schuhe hoch , und mit man: cherley Bildern gezieret iſt. Sie iſt ein heidniſches Grab maal , welches, vermoge der ſehr beſchädigten Aufſchrift, 2 Brüder , Namens Secundini, ihren Aeltern errichtet has ben . Allem Anſehen nach iſt es zwiſchen der Regierung Diocletians and Conſtantins des Großeu errichtet worden . Die Erklärung, welche forent in ſeiner 1769 zu luremburg gedruckten Schrift, Cajus Igula , ou l'Empereur C.Cæfar Caligula, né à Igel , Efai par forme de Diff. fur le ſujet et P ерорие du fameux monument , appellé communement la Tour d'Igel , davon macht , iſt ſeltſam , allein die 10 Kupferſtiche , welde er von dieſem Denkmal liefert , ſind nüblich . 1764 haben die Stånde des Herzogthums dieſes alte Monument auöbeſſern laſſen , 12. Die Vogtey Orchimont, welche ehemals eine Grafſchaft geweſen iſt, dieſen Titel aber verloren hat , als ſie von Karl V wieder an das Herzogthum gebracht worden. Orchimont, eine Stadt an der Semois , mit einem Schloß , welches feiner hohen Lage wegen ehedeſſen febr feſt war , aber 1636 verwüſtet worden iſt. II . Die beſonderen Herren zugehörigen Vogteven ,
welche find :
1. Die Vogtey Dickrtch . I) Didrich , oder Dietkirch , eine Stadt an der Saure, welche in den Kriegen des 16ten und 17ten šahrhunderts oft verwüſtet worden iſt. 1688 find ihre Wälle abgetragen worden. 2) Moērſtorf , ein Städtchen und Herrſchaft an der Saure, deren Beſiker Erb- Banner: Herr des Herzogthums Luremburg iſt. 1215 haben ſolche des Philipp Wilhelm von Bongart Kinder an Marimilian Karl , Baron yon Mars Rr 3 tial
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Der burgundiſche Kreis .
tial verkauft , fich aber das Erbbanner - Herrnamt vora behalten. 2. Die Vogtey Pſtalle . Eftalle , eine Stadt an der Seivis. 3. Die Vogtcy Durbcy ,
welche ehemals den
Titel einer Grafſchaft gehabt hat , iſt von großem Umfang. Durbuy , Durbutum , eine Stadt am Fluß Ourt, zwi: Das Schloß iſt 1683 verwüſtet ſchen ſteilen Felſen. worden . 4. Die Vogtey la Roche, die eine Grafſchaft iſt. la Roche , eine kleine Stadt am Fluß Durt , in einem tiefen Grunde , iſt feit dein Brande von 1704 , in einem ſchlechteu Zuſtande, hat aber ein feſtes Schloß. III. Das Marquifat le Pont d'Oye. iv. Folgende Grafſchaften . 1. Die rochefortiſchen Graf- und Serrſchaf
ten , welthe theils zum Herzogthum (uremburg, theils zum Hochſtift Lüttich gehören, hatten ehedeſſen ihre ei. genen Grafen, nach deren Abgang fie mit der Erötode ter Ugnes an Grafen Eberhard von der Mark kamen , beſſen mannliche Nachkommenſdiaft 1544 mit Gra fen Ludwig III gånzlich , erloſch, worauf die Graf- und Herrſchaften an deſſelben Vaters Schweſter { uiſe Nachkommen verfielen . Dieſe Luiſe war an Philipp von Epſtein , Grafen zu Königſtein , vermählt, ihre Erbtochter Anna aber an Grafen Botto zu Stol berg, von welchem ſie 5 Söhne gebar, ' die 1548 einen Vertrag mit einander errichteten , kraft deſſen einer von ihnen, nåmlich Graf Ludwig,alle, fowohl fönigſtei niſche als rutſcheforziſch Güter allein haben , wenn er aberobne månnlicheErbenſtürbe, die übrigen Brůs ber und ihre Nachkommen erben, hingegen die Tochter Ver.
Das óftr. Antheil am Herz. Luxemburg. 631
Verzicht darauf thun follten.
Als aber dieſer Graf
Ludiig zu Stolberg 1574 ohne månnliche Erben ſtarb, und nur 3 Todter hinterließ , meynten zwar die Grafen yon Stollberg zum ruhigen Buſik der Grafa ſchaft und Herrſchaften zu gelangen : allein , jene und nahmen von Töchter kamen ihnen zuvor , der Grafſchaft Beſitz , weil ſie die ihnen in dem obgedachten brüderlidhen Vertrage verſprochenen Hierüber 60000 Fl. noch nicht erhalten håtten. kam es zum Proceß bey dem kaiſerl. und Reichs. faminergericht,
welcher zwiſchen den Grafen von
Stolberg , die vom Grafen Chriſtopher abftam und den Fürſten und Grafen von Löwenſtein , welche von Anna, mehrgedachten legten Grafens ſud, wig Tochter , herkommen , von 1581 an geführet, 1718 von dem heutigen geſammten fürjt: und gråft. Hauſe Stolberg, gegen das geſammte fürſt- und gråfl. Haus köwenſtein , reaſſumirt, auch zum Beſten der Klåger 1735 entſchieden , und die Urtheile, ſoviel den im Hocyftift ſüttich belegenen Sandes Untheil be trifft, 1737 durch daſigen Lehnhof vollzogen , hingegen von löwenſteiniſcher Seite vieles dagegen eingewendet, endlich aber durch) faiſ. Vermittelung , 1755 zu Wien ein Vergleichgeſtiftet worden . Vermoge deſſelben has ben alle Fürſten und Grafen von Löwenſtein und Srolle berg für ſich u .ihre Nachkommen beyderleyGeſchtechts, den brüderlichen Vertrag von 1548 feinem ganzen Ins halt nach beſtätiget, und ſich alſo getheilet , daß 1) das Haus Stolberg theils behalten, theils bez kommen hat (1) Die Grafſchaft Rochefort oder Nuts fühefort, Comit. Rupifortenſis, und zwar ſowohl den Rr 4 Theit
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Der burgundiſche Streis.
Theil derſelben , welcher im Hochſtift Lüttich liegt, und den es ſeit 1737 ſchon befeſſen , als den im Herzog . thum ( uremburg belegenen Theil derſelben , darinn Rochefort , Rupifortum , der Hauptort der Grafſchaft, eine kleine Stadt auf einem Berg am Fluß Lomme , neben welcher auf einem Felſen ein Schloß ſtehet, belegen iſt. (2) Die Herrſchaft Briquemont. (3) Die Grafſchaft Montaigu, am Fluß Qurt, welche begreift: a. Die Mayeren Triarcoart. b. Die Maneren Dochamp. c. Die davon abhangenden Pairien Ochaint, Sargée, Bregnée , und Abtey Flonne . (4) Die Herrfachft o Ochamps , welche ben Neuſchateau belegen iſt, und von einem Schloß den Namen hat. ( 5 ) Die mit Bouillon und St. Hubert gemeins ſchaftliche Horrſchaft Bertry. (6 ) Zwen Drittel an der mit dem Hauſe Arem
berg gemeinſchaftlichen Herrſchaft Neufchateau , deren Hauptort 17eufchateau oder Teufchatel, ein geringes Städtchen , iſt. .! 2 ) Das Haus löwenſtein hat behalten, (1) Die Herrſchaft Chaſſepierre , welche fou 1 wohl als : ( 2) Die Herrſchaft Cugnon ,
eine ſouveraine
Herrſchaft iſt , und beyde unter des Herzogthums (ue remburg Schug ſtehen. ( 3) Die Herrſchaft Serbemont , ain Fluß Ses mois , in welcher Serbemont, ein Städtchen und Bergſchloß iſt. ( 4) Die Herrſchaft Feuilli.
(5) Die
Das óftr. Antheil am Herz . Luxemburg. 633 (5 ) Die Herrſchaft Orgeo . (6) Die Herrſchaft Savreſſe . ( 7) Die Herrſchaft Satron. (8) Ein Drittel an der oben genannten mitArema berg gemeinſchaftlichen Herrſchaft VTeufchateau. 2. Die Grafſchaft Rouſly , hat viele Beſiger gehabt. 1703 verkaufte ſie Albrecht Eufebius , Graf zu Königsed und Rotenfels, an Jacob Dumont, und dieſer 1718 an Maguin, Parlementsrath zu Megz. 3. Die Grafſchaft Salm , liegt an der Gränze des Hochſtifts Jüttich. Heinrich IV, welcher der legte von den alten Grafen zu Salm geweſen , ſetzte ſeinen Verwandten Johann, Herrn zu Reifferſcheidt, zum Erben der Grafſchaft Salm ein , welchen ſie auch 1455 durch ein burgundiſches Urtheit zuerkannt , und dem Rougraven Engelbrecht, der ſich ihrer bemach tiger hatte, abgeſprochen wurde. Von ihm ſtammen die Grafen von Salm - Reifferfcheid ab. Der vornehm ſte Reichthum der Grafſchaft, beſtehet in Schiefers und Schleifſteinen . Das Schloß Salm liegt wüſte : es iſt aber nod) das Städtchen dieſes Namens vor : Zu der Grafſchaft gehören 40 große und handen. kleine Dörfer. 4. Die Grafſchaft Vianden , franz. Vienne, iſt von anſehnlicher Große, und beſtehet aus 7 Mayes reyen , welche eine anſehnliche Anzahl großer und Fleis ner Dårfer begreifen. Der erſte Graf von Vianden , den wir mit Gewißheit kennen , hieß Friderich , und lebte im 12ten Jahrhundert. 1335 ſtarb ſeine månn. Des legten Grafen liche Nachkommenſchaft aus . Gottfried III zweyte Tochter , Adelheid, brachte die Grafſchaft aufihres Gemahls Otro , Grafen von Nal Rr 5 fau ,
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m n n hko nze ltoenr ranie : fiegtgeens O fau , Nac , die Pri thav ini t uch e och em rbſtat e e r r r de ve E d a and n hö ien l r nz on fengh de h J v , dmomcen hat ſie der Pri Nie in eno g in Ber . 1 ) Vianden , iſt eine kleine Stadt mit einem Bergſchloß , åin Fluß Duren, und ganz von Bergen eingeſchloſſen . Es ſind hier Zuchmanufacturen . 2 ) Root , eine Continenthurey des Johannitterrits / ter Ordens. 31 5.0 qus einer alten Herrſchaft errichtet worden ; und ges Höret dem gråflichen Geſchlecit gleiches Namens. Wilz , der Hauptort, am Wiltzbach , iſt eine Freyheit mit einem Schloß. V. Folgende Baronien . 1. Die Baronie Souffalize. Souffalize , eine kleine Stadt init einem ſehr alten Schloß , am Fluß Durt , welcher fie faſt ganz umgiebt. Sie iſt 1688 ihrer Mauern beraubet worden. Es iſt hier ein Priorat , Namens le Val des Ecoliers. 2. Die Baronie Jamoigne, iſt 1623 geſtiftet worben . 3. Die Baronie Brandenburg , iſt 1683 an Das bas freyherrliche Haus von Soye gekommen .
Schloß Brandenbuig, liegt auf einem ſteilen Felſen zwiſchen 2 Bergen , an dem kleinen Fluß Bleſe, I Meile von Dickrich. 1 4. Die Baronie 17eyfſemburg, 5. Die Baronie Bornmal , am Fluß Durt. 6. Die Baronie Soleuvre , ' ift 1716 geſtiftet worden. Das Schloß dieſes Namens, iſt 1552 von den Franzoſen verwüſtet worden . In dieſer Baronie liegt
3
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Das Oſtr. Antheil am Herz . Luremburg . 635 liegt Tifferdange oder Differdange, eine Ciſter: cienſer Nonnenabtey.
7. Die Baronie Unſinburg , liegt an dem Flüf chen Eiſchen, welches bey Arlon entſtehet , und ſich in den Fluß Elz ergießt. VI . Viele Herrſchaften , davon ich aber nur folgende anführe. í 1. Die Herrſchaften 2yoaille und Xachamps , welde dem Priorat Anvaille an der Ambleve zugehören . 2. Die Harichaft Bondorf. 3. Die Herrſchaft Bouloigne , in welcher der Flecken sabay ift. 4. Die Herrſchaft Bourſcheit. 5. Die Herrſchaft Clairvaur oder Clerozur , Clara vallis , deren Städtchen und Schloß gleiches Nanuens am Fluß Wilz liegt. In derſelben iſt oſin oder sos fingen eine Auguſtiner Nonnenabtey. 6. Die Herrſchaft Dasbourg . 7. Die Herrſchaft Dinerof, darin eine gleichnamige Stadt an Fluß Kyli. 8. Die Herrichaft Eſch , deren Städtchen und Schloß am Fluß Elz liegt. 9. Die Herrſchaft Kayl oder Beyl , den Grafen von Manderſcheid zugehörig. 10. Dië Herrſchaft Kronenburg am Fluß Kyl , qud) den Grafen von Manderſcheid zugehörig. II . Die Herrſchaft ginfter . 12. Die Herríchaft S. Marie. 13. Die Herrſchaft erſch , an der Elſch , in welcher das Dominicaner Nonnen Priorat Marienthal iſt. 14. Die Herrſchaft Wirouart an der komme. 15. Die Herrſchaft affonge, welche vor Alters zu der Grafſchaft Durbuy gehört hat , und in deren Hauptort eine Scllegiarkirche iſt. 16. Die Herrſchaft Feuerburg oder Ziewerburg, mit einem Städtchen . 17. Die
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Der burgundiſche Kreis.
17. Die Herrſchaft Wchen . ig . Die Herrſchaft Ouren , deren Städtchen und Schloß Quren am Fluß gleiches Namens liegt. 19. Die Herrſchaft Pitrange oder Pittingen. 20. Die Herrſchaft Xochette. 21. Die Herrſchaft Rodemachern , welche den Mark: grafen m Baaden - Baaden gehöret, und darinu das Stådts chen Rodemachern iſt. 22. Die Herrſchaft Rollet , welche den Namen von ei nem Kaſtel hat. 23. Die Herrſchaft Rulland oder Rulhand , am Fluß Duren. 24. Die Herrſchaft Scharbilligbrouc am Fluß Kyu. 25. Die Herrſchaft Soye. 26. Die Herrſchaft Ufeldingen oder Ureloange am Fluß Attert , in welcher ein Priorat iſt , welches den Jeſui ten zu Luremburg zugehöret hat. 27. Die Herrſchaft S. Vit , welche anſehnlich iſt, und dem fürſtl. Hauſe Naſſau Dranien gehört; der Prinz von Slenghien aber in Beſitz genommen hat. Sie begreift die Stadt S. Vit , und 85 Dorfer, welche unter die Gerichte zu Recht, wampach , Amel, oder Ambleve , Bullange oder Bullingen , Butgenbach , Keundorf und Thoms men bertheilet find.
S. Subert, eine alte und reiche Benedictiner Abten ; zwiſchen Baſtogne und Rochefort , über welche Frankreich von alten Zeiten her die Schußgerechtigkeit zu haben ver ridert; von welcher aber das offreichiſche Haus behau ptet, daß ſie zum Herzogthum kuremburg gehöre, und uns ter deſſelben Gericht ſtehe. 1718 ward fie mit öftreichis ſchen Kriegsvölkern beſetzt, welche 1741 von den Franzofen verjaget wurden . 1742 bemächtigten ſich ihrer die Deſts reicher abermals , wurden aber von den Franzoſen bald vertrieben , doch iſt ſie wieder unter dftreichiſche Oberherrs ſchaft gekommen : und 1769 hat ſich Frankreich aller Ans forderungen an dieſelbe begeben , und verſprochen , daß es den
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Das dſtr. Antheilan dem Herz. Geldern . 637 . den Beſitzer des Herzogthums Lurenburg niemals in ſeinen Hoheitsrechten über dieſe Abtey , ſtoren wolle. Dieſe Abtey hieß zuerſt Andain oder Andaye. Als aber im Fahr 825 der Leichnam des Heil. Hubert dabin gebracht wurde, bekam ſie von demſelben den Namen. Es gehöreni , außer dem Städtchen S. Subert an der komme, woſelbſt die Abtey iſt, ungefähr 80 Dorfíchafs ten im Ardenner Walde dazu.
Das
óftreichiſche
Antheil
an
dem Herzogthum Gelderland. as Oberquartier des Herzogthums Gelderland, davon das Oſtreichiſche Haus vermoge des Utrechter Friedens von 1713,einen kleinen Theil beſiket, beſtehet meiſtens aus Moor- und Heideland, welches wenige Früchte trågt, daher die Einwohner ſich mehrentheils aufdie Tuch- und Leinweberey legen ,auch davon gute Nahrung haben. Der Hauptfluß iſt die Maaß, welcher dieſes Oberquartier in 2 Theile abſon Dert, und an der Oſtſeite die Roer, Zwalm und Niers aufnimmt. Das óſtreichiſche Antheil begreift : 1. Roermonde , Ruremonda , eine feſte Stadt, bey der Mündung des Fluffes Roer , welder hieſelbſt in die Maaß fließet. Sie iſt dem Umfang nach die großeſte Stadt im Gelderland , und war ehemals dem Rang nach die zweyte. Un der Weſtſeite iſt ſie von der Maaß , an der Südſeite von der Roer , an den benden übrigen Seiten aber mit ei nem Erdwal von 8 Bollwerken und einer Contreſcarpe uingeben. Senſeits der Roer hat ſie noch eine Borſtadt. Sie iſt der Siß des Provinzialhofs , und der Berſamm : Der hieſige Biſchof lungsort der Staaten des Landes. ſtehet unter dem Erzbiſchof zu Mechelen. Es iſt hier eine anſehnliche Karthaufe . Auf der Maaß wird hier ein 300 erlegt. Die Stadt iſt 1554 faſt ganz abgebrannt; anch oft
Der Burgundifche Kreis.
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1758 wurde fie oft belagert und eingenominen worden . von dem Erbprinzen zu Braunſchweig , Karl Wilhelm Ferdinand , eingenominen . In der Nachbarſchaft dieſer Stadt liegt Võilienbergb , ein Kloſter auf dem St. Petersberge an der Roer. Die Dörfer Wiel. Sellenray, Affelt , Beſſelen , Solts buſen , Befelt, U. 4. m. 2. Die Dörfer und Herrſchaften Smalm , am Fluß Impt, hat ſich das Oſtreichiſche gleiches Namens , und Haus vorbehalten , als es 1715 den Generalſtaaten das Droſtamt Montfoors abgetreten , von welchem ſie auch ſchon lange vorher avgrſoudert geweſen.
Das
Offreichiſche
der
Antheil
an
Grafſchaft Flandern .
$ . I. ußer den allgemeinen Charten , welche ganz Flans dern auf einem Blatt oder 2 Blåttern vorſtels M len , dergleiden Mercator , Blaeuw , de Witt, Dankerts , t7ic. Viſſcher, Peter Schenk, Wilhelm de l'Isle , Joh . Bapt . Koinann , Matth . Seutrer , Jaillot 1729 auf 2 Blåttern , Boudet 1752 , geliefert haben , ſind auch beſondere von einzelnen Theilen deſſelben vorhanden . Von der "lekten Art, Hatſdon Blaeuw - einige Blätter heraus: gegeben , brauciliorer aber ſind nic. Viſſchers 6 Bogen . Von einzelnen Kaſtelaneyen und Gegen : den , hat man viele Charten , als , Beaurain von Furnes , Bergue S. Winor, Dunquerque und Bour. burg, 1 Blatt, Bailleul von Lille und Ypres 2 Blåt: ter, le Rouge von lille 1 Blatt 1744, Bailleul von Lille
Das Oſtr. Antheiland.Grafſch. Flandern. 635 Lille 1 Blatt 1708 , Jaillor von Tournay 1 Blatt, eben derſelbige von Urh 1 Blatt, Infelin von Berg und Furnes ein halbes Blatt, eben derſelbe von Bruges und Gand ein halbes Blatt. , $. 2. Flandern grånzet gegen Nordweſten an die Nordſee, gegen welche es die Dünen oder Sandhů. gel ſchügen, gegen Norden an den Arm der Schelbe, welcher de Bont genennet, und dadurch es von Sega land getrennet wird , gegen Oſten an Brabant und Hennegau, gegen Süden an Heunegau und Artois, und gegen Südweſten auch an Urtois. Die gerade Jinie von der artoiſiſchen Grånze beym Meer an, bis gen Antwerpen , beträgt einige 20 Meilen, und die vom nordlichſten Ende von Caðſand bis Marchiennes über 16 , und wenn man ſie bis ans Ende des ſchmalen Strichs vom Amt Douay ziehet , auf 20 Meilen . $. 3. Es hat eine måßige Luft, und iſttheils eben , theils bergicht. Der Boden iſt überhaupt fruchtbar; * und zum Ackerbau bequem , und in einigen Gegens den , nåmlich nach dem Meer und nach der franzöſiſchen Grånze zu, iſt die Fruchtbarkeit ungemein groß. Das Çand trägt faſt alle Arten von Getraide und Gartenge : wachfen , und einige Gegenden, als die von Gent und Brügge, können Getraide ausführen ; doch iſt in an : dern das Getraide für die Mengeder Einwohner bisa weilen nicht zulänglich . Der Flachs iſt der vornehmſte Reichthum des Landes. Die Weide ift in vielen Gea genden ſchön , vornehmlich aber iſt ſie bey Furnes, Dir : muyden und loo ſo vortrefflich , daß es in den geſamme ten Niederlanden keine beſſere giebt; Daher iſt auch dafelbſt die Viehzucht wichtig , und man hat rehe In der nordweſtlichen gute Butter und Kåſe.
Ger
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Der Burgundiſche Streis .
Gegend des Landes iſt die Weide auch ſehr gut , und die Pferde . und Schafzucht ſehr beträchtlich . Man
1
hat auch in Flandern Obſt von mancherley Art, Fe dervieh , Wildpret, als Hirſche , wilde Schweine, Wälder und Haſen , und See- und Flußfiſche. gen und Holzungen ſind auch vorhanden. nehmſten Flüſſe ſind :
Die vore .
i) Die Schelde, welche ben Mortagne die Scar: pe, und bey Gent die Lys und Lieve, und bey Den. dermonde die Dender aufnimmt, 2). Die Leye oder Lys, Legia , Liza, kommt aus Artois, nimit daſetbſt bey Hire ein Paar Flüfchen auf, tritt alsdann in Flandern, und theilet daſſelbe in 2 Theile .
Sie vermiſchet ſich mit der Schelde.
: Es find auch nůgliche Randle gegraben worden , unter welchen zween zwiſchen Brügge und Gent ſind, deren einer der alte, und der andere der neue genen net wird ; jener iſt eigentlich ein Fluß, Namens Lieve, geweſen, und in einen Kanal verändertworden : dieſer vereiniget ſich beym Dorf lovendeghem gegen Abend von Gent, mit jenem . 9. 4. Flandern iſt ſtark angebauet und bewohnet. Man gåhler im ganzen ande 62 bemauerte und offe : ne Städte, 1164 Dörfer,und über 250 Herrſchaften . Die Staaten oder Stande ſind: die Prälaten,
Edeln und die vier Glieder , welche ſind die Di ftriete Gent, Brügge , Ypern und das frene (and ft Vrye, terra franca). Der Biſchof zu Brügge iſt beſtåndiger und Erbfanzler von Flandern. g. 5. Die Flåminger bekennen ſich ur römiſch katholiſchen Kirche.
K. Philipp If huc neue Bis . thümer , nåmlich zu Gent, Brügge und Y pern, geſtif. tet.
Das Öſtr. Antheil an d. Grafſch. Flandern . 641 tet. Helft und deſſelben Diſtrict, ſtehst unter dem Erz biſchof zu Mechelen ; Coriryck und deſſelben Kaſtela nenen, größtentheils unter dem Erzbiſchof zu Dornick ; und Caffel, nebſt einem Theil des Diſtricts von Bor borch , ſiehet unter dem Biſchof zu S. Omer.
9.6.
Die Flåminger können ſich der Erfindung
einiger erheblichen Künſte rühmen . Sie ſind die ers ſten in Europa geweſen , welche ſich mit Webereyen zu ernähren angefangen, und die Tücher und Zeuge zu färben gelehret haben ; worinn die Städte Ýpern und Cortryck den ålteſten und größten Ruhm haben. In der lekten iſt auch erfunden worden , wie man in die Leinwand allerlen Figuren weben fénne. Wilhelm von Beukelszon , aus Blervliet gebürtig , hat im 14ten Jahrhundert gelehrer , wie man den Hering auswei. den und einſalzen müſſe. Johann van Eyck hat im Isten Jahrhundert die Delfarben erfunden . Heutiges Tags ſind zwar die flanderſchen Mas nufakturen lange nicht mehr in dem blühenden Zus ſtand, in welchem ſie ehedeſfen geweſen ; indeſſen bes fømmt man doch noch von Ryſſel ſeidene und wollene Zeuge, Percane, Picotten, Camelotte, Spiken , und andere Waaren ; von Gent , Meeren und Cortryck , Leinwand ; von Dornick Tapeten, Vorhånge, Betta decken und andere gewirkte Zeuge ; von Brügge baum wollene und feine wollene Zeuge , Spigen .
Leinwand und
5.7. Die Reihe der Grafen von Flandern , wird im gten Jahrhundert von Balduin I angefan. gen . Der vierte Graf, Balduin III, hat ums Jahr 950 die Weberenen, (8.6 . ) und durd , angelegte Jahr. mårfte die Handlung eingeführet. Der 7te Graf, Bale 3 Th.6 .
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ß u ei rg bu Kr .t n af e ch ui t t ſ t h d ſ c r l n af lf Ba der V , brhae t zue die n Gr He ippn an n e r e m an af il he lc e n Fl , we und vo de 16t Gr , Ph sle I, h h m n r e c e t n h nei u t s n e m n a o e 2 e l i g r i 1 v n en , a e eg R , dJe ini d g n t an or dern; hin nner hat ebe ereis mi elFble v w e n s f n a 79 rto tr der 11 A vo Fl ge . De e en lt a pp äh th 9 li rm re I a e nſdich 136 emrit Phi ch dem Küh . I g I og, v u r f ch rg n n rz du ra vo el ne , deHren zu Bu da er en G h , w l t n c d n h r r r a gh c s Fl a wa e. Du Ka de rzKoü To eich , n r e m he t ri lia elch h n t t z ſ c a M ſi ähmli de Er er szu De , mi , w d i m n e m a s r r hea Fladieſ h an da s oſt Ma iſche , atveen ,ick l dl u r ic ande ch tas ei ſt leaſn Th ehml rei L . De nor s aH h r h , in c l n eſ c i e d n n r r i e r e nth de tGeer usn voh iedu h d s ede a n il nſ n rr rc mü Fri ret,e the deun de Bat reic : Tr et 5 t n r rd d ge ank cta vo 171 , abg chen wols , cuhnti Fr ba i 7 a i l 6 d s m e fi 16 de füd Th be . . 8. Das Wapen von Flandern, iſt ein ſdywar. 2
64
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De
zer Löwe im goldenen Felde. Graf Philipp I, welcher der 16te Graf von Flandern geweſen, hat dieſes Wa pen zuerſt eingeführet. $.9 . Der Kofund Rath von Flandern , (Pro vinciale Flandriæ Concilium , ) hat ſeinen Siß zu Gent , und iſt das höchſte Sandgericht , von welchem aber doch an den hódyſten Rath zu Mechelen appellirt werden kann . Eben daſetbſt iſt aud) de wettige [ as mer , (Camera legalis, oder legitima,) welche in allen Tehnfachen das höchſte Urtheil fållet. S. 10. Nachdem Urtois von Flandern getrennet worden , (§. 7.) hat es aus 3 Theilen beſtanden . Der erſte und größte Theil , welcher eigentlich die Graf ſchaft Flandern geheißen , und unter franzöſiſcher Oberherrſchaft geſtanden hat, iſt nach dem Unterſchied der
Das dſtr. Antheil and. Grafſch. Flandern . 643 der Sprachen, welche dafelbft geredet werden , in das deuofite und erålſive Flandern eingetheilt wor : den . Das deutlobe Flandern , grånzet gegen Nor den an die Nordſee, gegeu Often an das faiſerl. Flan dern, gegen Süden an die lene, und gegen Weſten an 1 Artois und den neuen Graben ; das wälſohe Flan. dern ( Flandria gallica ) aber grånzet gegen Norden an das deutſche, gegen Often an die Schelde , gegen Súden an das Gebiet von Cambray , und gegen We. ſten an die lene und Grafſchaft Artois. Dieſen ge. ſammten Theil , hat Kaiſer Karl V durch den mit Franz I im Jahr 1526 errichteten Vertrag , von der Ubhångigkeit an Frankreidy losgemacht. Der ate Theil , welcher die Serrſchaft Flandern , oder das kaiſerliche Flandern genennet worden, weil er uns ter des heil . römiſchen Reichs Oberherrſchaft geſtan den, begreift die Grafſchaft Aelit , das { and Waas, die ſogenannten 4 Zemiter , und das and jenſeits der Schelde. Der zte Theil hat den Namen des eiges nen Flandern gehabt, weil es weder von Frankreich noch von dem rómiſchen Reich abgehangen , ſondern al. lein unter der Herrſchaft der Grafen von Flandern gewefen iſt, und dahin gehören die Derter Dendermon . de, Bornheim und Geersberge, mit ihren Diſtricten . Das Antheil, welches Frankreich heutiges Tages an Flandern hat , iſt im 2ten Theil der Erdbeſchrei. bung abgehandelt worden ; und das Untheil der Gene. ralſtaaten, iſt bey der Republik der vereinigten Nieder: Es iſt alſo lande im 4ten Theil beſchrieben worden. hier nur von dem öſtreichiſchen Flandern die Rede. $ . 11. Dieſes (and kann am beſten nach den 4 ro genannten Gliedern (9.4 .) beſchrieben werden , wel. Ss 2 che
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Der burgundiſche Streis.
che fino: die Diſtricte Gent, Brügge, Xpern und das freye Land. I. Der Diſtrict Gent . Dahin gehört : 1. Die Stadt Hent, Gbendt, franz. Gand , Ganda vum ; welche die Hauptſtadt in Flandern iſt. Sie hat we: gen der vielen fließenden Waffer , welche bey ihr zuſammen kommen , ſowohl in Anſebung des Handels, als der Feſtigs keit, eine ſehr vortheilhafte Lage; denn es nimmt nichtnur die Soelde in dieſer Stadt die Lene auf , ſondern es gehet auch von hier nach Damme die Lieve , oder der alte as nal, mit deffen Ausgrabung 1228 der Anfang gemacht wors den , und welcher, außer unterſchiedenen Båchen , auch die Caele aufnimmet. Der Kanal , welcher von hier nad Brügge, und von da bis Oſtende. geführet worden, iſt 1613 angefangen, und vorzüglich merkivůrdig. Von einem an dern Kanal , welcher gegen Norden ſich erſtreckt, gebet von Rodenhuyſen aus ein Arm nach Sas van Gent ; ein anderer aber theilet ſich in der Gegend von Moerbeck , ſo, daß ein Nebenarm nach Arel, und ein anderer nach Hulſt gehet. Noch andere kleinere Kanäle und Flüſſe hieſiger Gegend, nicht zu gedenken. Die Stadt iſt groß , denn man ſchålzet ihren Umfang innerhalb der Mauern auf 45640 römiſcheSchuhe. Vom Kaiſersthor bis ans Murbenthor , iſt eine Stunde Weges . Sie hat 13 Marktplåge, unter welchen 1 große find , dahin der ſogenannte Freytagsmarkt gehört, auf welchen dem Kaiſer Karl V eine Bildſäule zu Ehren errichtet worden . Eben dieſer Kaiſer hat 1540 den Grund zu dem feſten Schloß legen laſſen , welches zwiſchen dem Kaiſers- und Muydenthor iſt , und das neue Kaſtel genennet wird. Es hat auch Kaiſer Otto der Große hier im Jahr 949 eine alte Burg erbauet. Das Geafen - Raſtel (Petra co . mitis) iſt der Verſammlungsort des Hofs und Raths von Flandern. In dem Prinzenbof ift Kaiſer Karl v im Sahr 1500 geboren . Das Stadthaus iſt ein anſehnlis ches Gebäude. Von dem mitten in der Stadt ſtehenden Thurm Belfort, mit Beffen Bau 1315 der Anfang gea macht
Das Oſtr. Antheil an d. Grafſch. Flandern. 645 macht worden iſt , hat man eine angenehme Ausſicht über die ganze Stadt. In dieſer Stadt iſt auch die Herrſcbaft Rapeſchot. Zu dem hieſigen 1559 geſtifteten Bisthum , gehören 7 Decanate , nåmlich das Decanat in der Stadt von 7 Kirchen , das everghemiſche von 21 Pfarren , das dendermondiſche von 21 Pfarren , das deynfiſche von 25 Pfarren , das wafiſche von 20 Pfarren , das thieltis ſche von 22 Pfarren , 048 bulftiſche von 15 Pfarren. Die Kathedralkirche, welche Johannes dein Tåufer gewidmet iſt, iſt anſehnlich. Außer einer Collegiatkirche, ſind hier noch Der Abt der Benedictiner Abtey zu 6 Pfarrkirchen. St. Peter, (Abbatia S. Petri in monte Blandinio) nennet fich Primas von Flandern , Präſident der Verſammlung der niederländiſchen Kloſter, welche unmittelbar unter dem heis ligen Stuhl ſtehen, Fürſten zu Champin, Grafen zu Harne, Herrn zu Swynaerde, Affenede, Saffelaere 2c. Hiernächſt find hier noch 2 Mannsabteyen , 2 ehemal. Ieſuiter Collegia, 7 andere Mannskidſter, und der ſogenannte Tempelhof, wel : cher dem Iohanniter Ritterorden gehört , 22 Frauenklo ſter, 2 Beguinenhäuſer , ein Seminarium des Bisthums Sent, unterſchiedene Hoſpíråler und Rapellen. Die Stadt hat ehedeſſen mehr Häuſer und Einwohner gehabt, als jetzt darinn gefunden werden. Die oftmaligen Feuerss brünſie, und inſonderheit die son 1217 , haben zu ihrer Verringerung viel beygetragen. 1576 iſt hier die berühm : te Pacification zwiſchen dem ſpaniſchen Könige Philipp II und der Republik der Vereinigten Niederlande, geſchloffen worden. 1678 , 1708 und 1745 , haben ſich ihrer die Franzoſen bemachtiget. Das Stadtgebiet erſtredt fidy bis an den Brytgradt. 2. Die Burggrafſchaft Gent , Caffelrie van der Oudenburg , deren Gericht in dem Grafen -Kaſtel zu Gent gehalten wird, und von welcher ſich der Prinz von Eſpinon einen Burggrafen Hennet . Sie iſt in 4 Aemter Bertheilet, und beſtehet aus 46 Dörfern und unterſchiedenen Herrſchaf ten. Von denſelben gehören dem Biſchof zu Gent, Evergs bem mit dem Titel einer Grafſchaft, Latbem, Loo Chris fti, Noſtader , ein Theil von Sleydingen und Jeeven . eede ;
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Der burgundiſche Kreis .
eede; der Abten zu S. Peter in Gent aber gehören fs nede , woſelbſt die Herrſchaft Joewalle ift, Baerle , Dr. felbergbe , St. Denys , affelacre, Seevergbem ,wos felbſt die Herrſchaft Weldene iſt , und Swynarde. Von den übrigen Dertern , ſind die vornehmſten undmerkwürdig ften ,Delteren , woſelbſt die Herrſchaft la moeſtyne, Deſſela dont , KnefTeldaere, 17azaretb , (welder Ort auch zu deit Raſtelaneyen Oudenaerde und Cortryck gehört .) zu deſs ſen Kirche ſtart gewallfahrtet wird , Gievele , cine Baros nie Uydoni, ein Kaſtel, Somergbem und Waerſchoot, mit einem Ciſtercienſer Klojter. An dem Kanal de nieuve Dart na Ghendt , liegen unterſchiedene Forte, unter welchen das Fort S. Philippe das vornemſte iſt. 3. Die Grafſchaft Dalfi oder delft, liegt zwiſchen den Flüſſen Schelde und Dender. · Šie enthält manchen Berg , und es entſpringen darinn viele kleine Flúffe, welche ſich in die eben genannten großern ergießen . Man bauet in derſelben gutes Getraide, vornehmlich Roggen, auch guten Hopfen . Bor Alters hatte ſie ihre eigenen Grafen . Als die Grafen von Flandern 1174 zum bes ſtåndigen Beſitz derſelben gelangren , kamen ſie dieſerwes gen unter die Stånde des beil. rồmiſchen Reichs. Wir bemerken I) Aalſt oder Aelft, Aloftum , die Hauptſtadt dieſes Landes, welche am Fluß Dender liegt. Sie enthält eine alte Burg, eine Collegiat-und Pfarrkirche, ein ehemaliges Icſuis ter Collegium , 3 Manns- und 5 Frauenfloſter. Ihre Fes ſtungimerke ſind 1667 von den Franzoſen geſchleifetworden . Nabe ben der Stadt , innerhalb den Gränzen ihres Kirchſpiels , lieget die Ciſtercienſer Nonnenabtev) ten Roos ren , Abbatia beatæ Mariæ de Roſis. 2 ) de vyf oeden (virgæ, d . i . præfe &turæ , ) van het Lant van Helft , oder, die 5 Diſtricte des Landes Aelſt. Dieſe ſind (1 ) Das Land oder Gebiet Rode , ſo eine alte Baro : nie iſt. Dahin gehöret z. E. nielle, an der Schelde, wvo : felbft ein Collegium regulirter Chorherren Auguſtiner Or: dens,
Das óſir. Antheil ano. Grafſch . Flandern . 647
dens, und 1745 eiu Gefecht zwiſchen Alirten und Franzo fen zum Nachtheil der erſten vorgefallen iſt; Bavegbem , Ghyfele und Vlierzele , welche 3 Derter dem Biſchof zu Gent gehören , u. a. m. ( 2 ) Das Land Botteghem . Der Ort Sotteghem , iſt eine volfreiche Frenheit oder Flecken. (3 ) Das Land Gaveren , melches den Titel eines Fürs Das Dorf und Schloß Gøveren , liegt ſtenthums hat. an der Schelde. ( 4) Das Land Boulaere , iſt eine Baronie . Der Hauptort iſt Over - Boulgere. Die Frenheit Up : har felt, hat 1654 den Titel einer Grafſchaft bekommen ; Aſpes lgere und Redegem find Freyheiten ; Dombergbe , eine Herrſchaft. (5 ) Das Land Schoorife , franz. Eſcornair, dltio , Scornacenfis , eine Baronie. Anmerk. Die Baronie Leeuwergbem , iſt unabhängig, und hat die hohe, mittlere und untere Gerichtsbarkeit, auch ein eigenes geiſtliches Gericht. Es gehören dazu die Pfarren Elene und Sils Leghem , die Dörfer Vieuwegbe und Xegboſch , und ein großer Cheil der Einwohner zu Oomberghen . 3 ) Unterſchiedene Verter und Kirchſpiele (dider: fche Parochien ), welche zerſtreuet liegen . Die merkwür: digſten find : (1) Xanlegbem und Bardeflem , Baronien . (2) Rede, ein Marquiſat. ( 3 ) Lidekerke , eine Baronie, welche eine alte und be: rühmte Herrſchaft iſt. ( 4) Soltbem , eine Herrſchaft, welche dem Biſchof zu Gent gehört . ( 5) Eynham, eine Benedictiner Abtey an der Scheide. 4) Die Stadt Geertsbergbe, mit iltrem Diſtrict. Geertsbergbe, Geersbergen , Gerardinontium oder Mons Gerardi , franz. Granimont , iſt eine kleine Stadt, welde um das Jahr 1068 Stadtrecht erhalten hat. Der Fluß Dender theilet folde in die obere und untere Stadt. Die hieſige Benedictiner Mindenabter zu S. Adrian ,iſt eine der vornehmſten in Flandern , und dem Siang nad ) Pußerdem wo nicht die zweyte , doc, gewiß die dritte, findet
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Der burgundiſche Kreis.
findet man hier eine Pfarr- und 2 andere Kirchen , 4 Kild fter, ein Beguinenhaus , und ein Hoſpital. Die & tabt iſt ebedeflen anſehnlich und volkreid ), auch ihrer Zapetens Teppiche- und anderer Manufakturen wegen berühmt ges weſen . Man rechs · Zu dem Stadtdiſtrict gehören 45 Dörfer. net , außer den oben genannten Baronien Boulaere und Schoorife , aud) dahin 1 (1 ) Steenhuyſen, ein Dorf, mit dem Titel eines Für: ſtenthums. Es iſt hier (2) Viane , eine Freyheit und Baronie. ein Kloſter. (3 ) Mourbecke, eine Freyheit. (4) Grimmigher , ein Dorf , bei welchem die Cifter: cienſer Nonnenabrey Beaupre , Bellipratum , ift. 5) Klinove oder inipe, eine kleine Stadt , am Fluß Dender , welche 1194 mit einem Wall umgeben wordeu , und 1339 Stadtrechte erhalten hat. Sie iſt ehedefſen von der Grafſchaft Flandern abgeſondert und unabhängig, auch ganz frey geweſen , nachmals hat ſie Schuß- und Schirmvogte gehabt. 1515 zog ſie Kaiſer Karl v an ſich ; fie iſt aber erſt durch Albrecit von Deſtreich , welcher der 33fte Graf zu Flandern war , mit dieſer Grafſchaft beſtån : dig verbunden worden . Es iſt hier eine Pfarrkirche , and eine 1237 geſtiftete Pramonſtratenſer Mönchenabtey. Die Stadt iſt zu unterſchiedenen malen ganz abgebrannt , und ſonſt geplündert und verwüſtet worden . Sie hat den Titel einer Herrlichkeit, und gehört den Prinzen von Vaudemont. (1) Ronſe, franz. Renay oder Reneſſe , lat. Rotna cum , ein fürſtlich-naſſauiſcher Flecken , welder ehemals einen ſtarken Tuchhandel hatte. Er hat zu verſchiedenen malen großen Brandſchaden erlitten . Man findet hier eis ne Collegiatkirche und 3 Kisſter. Nicht weit von dieſem Ort iſt ein Berg , Namens Echaerpenberg , worelbſt die wegen eines Marienbilds berühmte Kapelle onſe lieve Vro ten Witten : Tack iſt. Anm . Wegen der Stadtdeſſines , und des Goloſſes und der Herrſchaft floberg , iſt chudeſſen zwiſchen den Grafen von Flandern und Hennegau viel Streit geweſen ; und ſie ſind die ftreitigen Derter
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Das öſtr. Antheil and. Grafſch. Flandern . 649 Gerneiniglich werden ſie zu der Grafs Derter genennet worden . ſchaft Hennegau gerechnet. 4. Die Stadt und Rajielaney Oudenaarde. Dahin gehört I) Oudenaarden oder Ludenaarden , Aldenarda, ei ne Stadt , welche die Schelde ganz uingiebt , auch zum Theil durchfließet. Die mitten in der Stadt belegene alte Burg Pamele, iſt der Siß einer Karonie , welche anſehna liche Rechte und Freybeiten in imd außerhalb der Stadt har , und zu deren Gebiet außerhalb die Pfarren Edelser, Leupeghem , Volkeghem , Weereenime , Weldere, Rift, Coecamere und Eli gehören. Es find hier 2 Pfarrkirchen , 6 Kloſter, und ein ehemaliges Jeſuiter Cols legium . 1708 wurden die Franzoſen von den vereinigten Deftreichern und Engländern unweit dieser Stadt bey den Dörfern Seyne , Keurnen und Mullem geſchlagen . Ein Paar hundert Scritte von derſelben iſt ein Berg , Ker: ſelaarberg genannt. 2 ) In der Kaſtelaney Oudenaarde , bemerken vir die Derter Beveren , woſelbſt die Herrſchaft Bruweer iſt ; die alte berühmte Herrſchaft Petegbern ; Beyne, eine Ba: ronie; Yokeren , Elzegbem, oder Selſegem , mit einem Priorat regulirter Chorherren ; . Vidite , deſſen Beſitzer Erbmarſchall von Flandern iſt ; Juwegbem , lat. Alder gemum , eine Baronie; Cruysholtem , u . a. m . 5. Die Stade und Caſtelaney Covtryck. In derſelben ſind.12 Pairies , Patriatus . I ) Cortryck , franz. Courtray , lat . Cortracum , eine Stadt an der Lene, mit 2 Borſtådten. Das hieſige alte Kaſtel, macht eine der 12 Pairies der Kaſtelaney Cors tryck aus. Man findet hier eine Collegiatkirche, eine Pfarrkirche, eine Probſter , von dem heil. Ümand benannt, ein ehemaliges Jeſuiter Collegium , noch 3 Manns- und 5 Frauenklóſter, nebſt einigen Hoſpitalern . Die bieſigen berühmten Webereyen , haben ihren Anfang ums Fahr 1268 genommen . Man webet in die leiuemand allerlen Abbil dungen und Geſchichten auf eine künſtliche Weiſe. Die S& 5 Frans
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Der burgundiſche Kreis.
Franzoſen haben die Stadt 1743 eingenommen , und ihrer Feftungswerke beraubt. 2) Die Kaſtelaney Cortryck, wird in 5 Diſtricte abges theilet, welche Xoeden , d. i . virgæ , præfecturæ genen net werden . (1 ) Roede van Baarlebeeke. a) Saarlebeeke , ein Flecken an der Line , mit einer Collegiatkirche. Es iſt hier eine Burggraffchaft. b) Ingelmünſter , Anglomonaſterium , eine alte Baronie , ain Fluß Mandere. ( 2 ) Roede van Thielt, a) Thielt, Tiletum , ein Fleden , welcher faft mitten in Flandern liegt, gute Leinwebereven und 2 Kloſter bat. Bey demſelben liegt das Schloß Thielt ten sove. b) Meulebeeke , ein Flecken . c) Ruyslede, eines der anſehnlichſten Dörfer in Flans, dern, woſelbſt die Johanniter Ritter gewiffe Güter haben . d) Wacquen , eine Freyheit am Fluß Mandel , mit dem Titel einer Grafſchaft. Hier iſt der berühmte Erdbes ſchreiber Jod. Hondius geboren . e ) Pithem , ein altes und berühmtes Dorf, mit dein Zitel einer Baronie. f ) wingbene , ein Dorf, mit dem Titel einer Bas ronie . g ) Poucgues , eine Baronie. h) Roosbeeke , iſt eine von den 12 Pairies. Unm . Auf der Grange der Burggrafſchaft Gent, liegt die Vis Comté Goye , deren Befißer alle Gerichtsbarkeit hat. (3) Roede van Deynſe . a) Deynſe , ein Städtchen an der Leve, mit dem Si tel eines Marquiſat , den das Haus Merode führet. Es iſt ehedefſen befeſtiget geweſen. b) Grammene , ein Dorf , zu deffen Kirche viel gewallfahrtet wird. (4) Roede van Meenen . a ) Weenen , franz. Tienin , lat. Menena , ein Fles den an der Leve , mit einem Kloſter. Er wurde 1578 bes feftiget, und war einer von den Barriereplåzen , welche 1715
Das Dſtr. Antheil and . Grafſch. Flandern. 651 1715 den Generalſtaaten zur Beſakung eingeräumet wur's den; die Franzoſen aber haben, nachdem ſie ſich des Orts 1744 bemachtiget hatten , die Feſtungswerke verwüſtet. Er gehöret unter die 12 Pairies. Die Pfarre Halewyn , war ehedeffen mit in den Fes fungsrerken von Meenen eingeſchloſſen. Frankreich hat fidy im Bertrage vom 16ten May 1769, ſeiner Anſprüche an dieſelbe begeben . b ) Warwick , ein geringes Städtchen an der Lev . c) Iſeghem oder Iſengbien , eine Freyheit mit dem Titel eines Fürſtenthums. Sie iſt eine von den 12 Pairies. d) Seule , eine Baronie , welche auch eine von den 12 Pairies iſt. e ) Dadizele , eine Freyheit, die Stadtrechte hat, Sie woſelbſt ehedeffen ein berühmtes Marienbild war. iſt eine von den 12 Pairies. f ) Wevelgbem , ein Dorf , mit einer Ciſtercienſer Nonnenabtey . (5 ) Xoede van de 13 Parochie, virga f. regiuncula tredecim paroeciarum . Die merkwürdigſten Derter ſind : a ) Mouſeron , cin Dorf , mit einem Kaſtel. b) Sarſequr iſt bis 1501 eine freye Herrſchaft ges wefen . c) ſpiers , Spira , eine Baronie . d) Coygbem, iſt eine von den 12 Pairies dieſer Kas ſtellaney. 6. Das Land Doornik, in welchem 1 ) Doornik , lat. Tornacum , franz. Tourndy, eine alte, große und feſte Stadt an der Schelde, welche mitten durd ) dieſelbe hiuſtrómet. Sie iſt der Siß eines Biſdofs, welcher unter dem Erzbiſchof von Kameryk ſtebet , volk: reid), und hat gute Wollenmanufakturen . 1668 wurde fie durch den gachenden Frieden an Frankreich abgetres ten, und damals auf Ludwigs XIV Befehl mit einer ſtar: ken Citadelle verreben. 1709 wurde ſie von den Bundes genoffen erobert , und kom 1713 durch den Utrechter Friez den an das Haus Deftreich , ward auch eine von den Bar rieres
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riere - Stådten. 1745. wurde ſie von den Franzoſen eros bert , und bis 1748 behalten , welche den Theil der Citas delle, der an der Stadtſeite liegt, ſchleiften , fo daß ſie nun an dieſer Seite offen iſt, In dem Vertrage vom 16ten May 1769, hat das Haus Deſtreich alle zu dem Lande Doornik gehörig geweſene, aber von der Kaſtellaney Ryffel eingeſchloffene Derter und Güter , imgleichen das Dorf Thun , auf der Weftſeite der Scarpe, uud den moraftigen Theil des Dorfs aulde, an die Krone Frankreich , abgetreten , ſich auch aller Ans ſprüche an die zwiſchen der Schelde und Scarpe liegenden Derter, und dazu gehörigen Låndereyen , begeben. Hins gegen trat Frankreich an das Haus Deſtreich alle zu der Kaſtellaney Ruſſel gehörig geweſene , aber in das Land Doornik eingeſchloſſene Derter ab , als , die Pfarren Taintignies und Velvain , u . r. w. Frankreich begab ſich auch aller Anſprüche an den Strich Landes , der am rechten Ufer der Schelde unter Wibers , und am linken ufer des Bachs Wibers, liegt. Von dieſem Bach Wibers an , der fich mit der Schelde vereiniget , bis dahin , wo die Schelde und Scarpe zuſainmenfließen , iſt die Dritte der Schelde die Grånze zwiſchen dem franzöfiſchen und und beyde Theile haben ſich ver : dſtreichiſchen Gebiet , pflichtet, in dieſer Gegend der Schelde keine Feſtungen
anzulegen. Die Dörfer des Landes Doornik , we! che auf der Grånze der franzöſiſchen Kaſtelaney Ryſſel liegen , ſind Leftainpuis , S. Leger , Eftainbonrg , Iecin , Tem . pleuve , Bailloeul, Blandain , Sertain , Lamain Eſplechin , Xume , Velvain und Guignies , Lesdain , Rongy und der größte Theil von Maulde. 7. Das Land Waas, hat in einigen Gegenden einen fetten , in andern aber einen magern Boden, welcher leşte aber durch den Fleiß der Einwohner ſehr verbeſſert worden . Der Flachs iſt die vornehmſte Landesfrucht.
Balduin der Fromme, Graf zu Flan .
dern , gab dieſes Sand 1062 ſeinem Sohn Robert Fris
fo,
Das Dſtr. Antheiland.Gjafſch. Flandern . 653 fo , als ſich derſelbe mit des Grafen zu Holland Flo: renz Tochter vermählte. 1070 fiel es zwar an die Graf. ſchaft Flandern zurück, kam aber wieder an die Grafen von Holland. Als Graf Florenzden 1167 eingegan genen Vertrag nicht erfüllete, wurde ihm bas land Waas genommen , und abermals mit Flandern ver . einiget ; Graf Wilhelm zu Holland aber entſagte dem. felben in einem 1323 errichteten Vertrage. Wir bes merfen. I ) 5.7icans, eine wohlgebauete und volkreidhe Frens heit, welche der Hauptort dieſes landes, und der Sik des Gerichts iſt. Der hieſige Fahrınarkt iſt wegen des Flachs und Getraidebandels , welcher auf demſelben getrieben wird , berühmt. I) Waasmunſter , ein anſehnliches Dorf an der Durs me, mit einer Nonnenabtev Auguſtiner Drdens. 3) Lokeren , das anſehnlichſte Dorf in Flandern , liegt an der Dirme. 4 ) Stekene , eine Freybeit , an einem Kanal, welcher nach Hulſt und Gent führet. 5 ) Hupelmonde , eine Freyheit , an der Schelde, wel che hier die Rupel aufnimmt. Hier iſt der berühmte Erdbes ſchreiber Gerhard Mercator geboren. Das hieſige alte Schloß, hat oft zum Staatsgefängniß gedienet. 6) Tenſche, Tamifia , eine Frenheit an der Schelde. 7) Burcot , ein Dorf an der Schelde , von welchem bis an die Schanze het Veer , oder Vere , fo Antwerpen gegen über liegt, ein Steinweg angeleget iſt. 8) Jwyndrecht, ein Kaſtel gegen Antwerpen über. 9) An der Schelde liegen unterſchiedene Schanzen , als Irábelle, Calloo beym Dorf dieſes Namens , Paerel oder peerle , und S. Marie, Anm Von dem LandeWaas,wird das LandBeveren großs tentheils eingeſchloſſen , welche alteund anſehnliche Baronie dem berzogl. Hauſe von Aremberg und Arſchot gehöret. Unterſchiedes ner Derter, welche zum Theil unter ihre Gerichtsbarkeif geboren , nicht zu gebenken , lo begreift ſie. (1) Die
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Der Burgundiſche Streis .
( 1 ) Die Freyheit Beveren , woſelbſt het Hooft : Colle: gie von Beveren , oder vas. Obergericht dieſer Baronie, ein Kloſter und altes Fujiel iſt. ( 2) Die Kirchſpiele Verrebroud , Kildrecht, den Doel, Calloo, Saesoonk, 8. Die rádr und gerrlichkeitDendermonde, iſt zur Zeit des 24ſten Grafen venšiandern, Judwig II, im 14ten Jahrh, mit Flandern verbunden worden . 1) Die Stadt Dendermonde , Teneræmonda , franz. Tenremonde, lieget all der Mündung der Dender, da wo ſich dieſelbe in die Schulce ergießet, naddenı fie vorher mit : ten durch die Stadt gefloſſen iſt. Sie iſt hauptſächlich ihrer Lage wegen , und weil fie ganz unter Waſſer geſetzet werden kann, feſt, hat aber auch Feſtungswerke, und iſtdeswegen zn Kriegszeiten erheblich , weil von ihr die Gemeinſchaft zwis Ichen Gent und Antwerpen abbångt. Das feſte Sdiob, welches an derSchelde bey derMündung der Dender liegt, iſt der Sikdes Lehnhofs vicſer Herrlichkeit. In der Stadt findet man 2 Pfarrkirchen, unter welchen eineCollegiatfirdje iſt, 2 Mönchen-und 4 Nonnenfiofter, nebſt andern Stiftun : gen , und ein Gymnaſium. Ju dem Barrieretractat von 1715 , wurde den Generalſtaaten von dem Hauſe Deſtreich hiefelbſt ein gemeinſchaftliches Beſatzungsrecht zugeftan deu. 1667 wurde dieſe Stadt von den Franzoſent vers geblich belagert. 1706 wurde ſie von den Bundesgenoſ ſen , und 1745 von den Franzoſen eingenommen. 2) Die Herrlichkeit Dendermonde , hat einen fruchts baren Boden, welcher alle Arten von Getraide, Hanf und vielen Flachs trågt, auch gute Weide hat. Die Derter, welche dazu gehören , ſtehen theils unmittelbar unter dem Landesherrn , als Grimberge, Berlacre , ein von Natur feſter Ort an der Schelde , und Baſerode , welcher Naa me eigentlich 5 Derter begreifet; theils inittelbar , und ges hören gewiſſen 5åuſern erblid ), als Schellebell , woſelbſt ein Kloſter iſt, Moerſeke, Calkene 2. 9. Die Taſtelaney Bornhem , ift im 16ten Jahrhundert an das Haus Coloma gekommen , und ju
Das óſtr. Antheiland.Grafſch. Flandern.655 zu einer Baronie , 1658 aber zu einer Grafſchaft er: hoben worden . Wir bemerken in derſelben 1) Bornheim , der Hauptort, welcher eine Freiheit iſt. Bey der Pfarrkirde iſt ein Benedictiner Priorat. Es iſt hier auch das vornehmſte Gericht der Grafſchaft. 21 Kingbene, Mariekerke und Updorp , an welchen Dertern Gericyte ſind . 11. Von den fogenannten vier Ambachten , ſind die Hemter Hulſt und Urel den Generaalſtaaten abge T treten worden ; und es gehören nur noch hieher 1) Das Amt, 2fenede , darinn (1) Affenede , ein Flecen an einem Kanal. (2 ) Die Dörfer Wachtbeke , Winkele , Eertvelde, Cluſe 2c. 2) Das Amt Bochout , lat. Bocholta , hat den Namen von einem Buchenwalde bekommen . (1 ) Bochour iſt ein Flecken . (2) Die Dörfer Baſſevelde und Woft.Eedloo.
II. Der Diſtrict Brügge, beſtehet, nach geſchehe. ner Abſonderung des freyen Landes, nur aus der Stadt Brügge , und ihrem umliegenden kleinen Gebiet. Brügge oder Brågbe, Brugæ , iſt eine ziemlich große Stadt, welche, vermittelft guter Kanále , Schifffahrt nach Gent, Dftende und Sluns , und alſo auch in die Nordſee, hat. Den hieſigeu Prinzenhof, hat Philipp.von Vurgund erbauet , und Marimilians Sohn Philipp iſt in demſelben geboren. Das hieſige Bisthum , ift 1559 geſtiftet worden . und hat 7 Decanate , nåmlich das Archipresbyterat zu Brügge von 15 Pfarrkirchen , das Decanat zu Dudenberch von 15 Pfarrkirchen , zu Zborout von 17 Pfarrkirchen , zu Ohiſtel von 20 Pfarrkirchen , zu Roſſelaere von 15 Pfarrs kirchen , zu Ardenburch und 23 Pfarrkirchen- und zu Dams me von 23 Pfarrkirchen. Der Biſdof iſt beſtändiger und Erbkonzler von Flandern. Die Kathedralkirche iſt dem heil. Donatian gewidmet. In der Kapelle des heil. Bafia lius wird Blut verwahret, welches Joſeph von Urimathia bon
656.
1
Der Hiirgundiſche Kreis .
von dem erblaften Leib des Erldfers mit - einem Schwamm abgewiſchet haben ſoll. Es ſind hier noch 2 Collegiats und 5 Pfarrkirchin , imgleichen ein ebemaliges Feuiter Cole legium , 12 Manns -und TyNonnenklofter, ein biſchöflichesses minarinm , 2 Armenſchulen , und unterſchiedene Urnienhaus fer, Hoſpitåler und Kapellen. In der Marienkirdie iſt das Grabmaal Herzogó Karl des Kühnen von Burgund . Es werden hier baumwollene und feine wollene Zeuge, feines wand 'und Spitzen verfertiget.' Ebemals war die hieſige Handlung ſehr wichtig. Herzog Philipp der Gåtige von Burgund, bat hier 1430 den Diden des goldenen Vlieſſes geſtiftet. III. Der Diſtrict Xperen . Dahin gehört 1. Die befeſtigte Stadt Xperen , Ipra, Ipretum , franz. Bpres, welche an dem kleinen Fluß Y perle liegt, der nicht weit von derſelben entſtebet, durch die Stadt fließet, und von 2 fandfeen, deren einer bey Didebuſch), und der zweyte ben Sillebecke iſt, mit Waffer verſtårket wird , 3 Meilen von hier aber in die gjer "fåut. Das hieſige Bisthum iſt 1559 geſtiftet worden . Es begreifet 9 Decanate, nåmlich das Urs chipresbyterat zu Oreren von 6 Pfarrkirchen , das Decas nat zu Wynorberge von 30 Pf. zu Caffel von 21 Pf. zu Bero ne vou 22 Pf.zu Belle von 16 Pf. zu Waeſten oder Warne ften von 20 Pf. zu Poperingen von 19 pr. zu Dirmuiden von 15 Pf. und zu Nieuport von 8 PF. Die Rathedralkirche iſt dem heil. Martin gewidmet. Es ſind hier noch 5 Pfarr. kircben , ein ehemaliges Jefuiter Collegium , 6 Mannskifter, 1 biſchof. Seminarium , 8 Frauenfldſter, einige Armenbäufer
und Hoſpitåler. Die Stadt hat, in Anſehung der Wollenma nufacturen , einen alten Kuhm . Sie gehört unter die Bars riereplätze , welche den Generalſtaaten 1715 eingeräumet worden. Sie hat viele Unglücksfåde, inſonderheit Brands ſchaden , erfahren . Im Anfang der niederländiſ. Unrus ben, ſchlug ſie ſich 1557 zu den Bundesgenoffen, ward aber 1584 von den Spaniern erobert. Die Franzoſen haben fie 1648 , 58 und 78 weggenommen , und von dem lekten Jahr an bis 1713 behalten. 1744 haben ſie ſich derſels ben abermals bemachtiget. 2. Die
Das Oſtr. Antheil and. Grafſch . Flandern . 657 1 2. Die Kaſtelaney Xperen , deren Gerichtshaus in der Stadt Yperen iſt. Dazu gehören 1 ) Der Tonnenbuſch ,eine weitiåuftige Holzung, die von einem darinn belegenen Benedictiner Nounenkloſter den Namen hat. 2) Boeſingen , Dorf und Herrſchaft. 3 ) Vormiſele, Dorf und Herrſchaftmit einem Collegio regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens. 4 ) Sonnebeeke, ein Dorf mit eben dergleichem Colo legio. 5 ) Ropelaere, oder Roußelaar, lat. Rollarium , franz. Roullees , ein ſehr alter Ort , welder Stadtprivilegien hat , liegt am Fluß Mandel, und hat den Titel einer Bas sonie. 6) XIeſſene, franz. Meßines, lat. Miffeniacum , ein Fles' den , mit einer Benedictiner Nonnenabtey , der er als eine Herrlichkeit zugehöret. Der Ort hat ſeinen Wohlſtand durch viele Unglücksfälle verloren . 3. Comines , Comminium , eine kleine Stadt auf einer Inſel in der Pey, iſt ehedeffen befeſtiger geweſen , die Werke aber ſind geſchleift. Der auf der linfen Seite der lev lies gende Theil, gehöret hieher, den auf der rechten Seite bes findlichen aber beſitzt ſeit dem Utrechter Frieden die Krone Frankreich . 4. Waeffen oder Warneſton , Warneton , ein feſtes Städtchen , welches auf der einen Seite von der ler, und auf der andern von der Dovie umgeben wird . Es hat eine Abtey regulirter Chorherren Auguſtiner Ordens , und gehört , nebit ſeinem Gebiet , dem fürſtl. Haus Nars fau Oranien . 1715 iſt es den Generalitaaten als ein Barriereplatz mit eingeräumet worden , werke aber ſind ſehr verfallen,
ſeine Feſtungos
IV. Das freye Land , het vrye , Ditio franco natum , oder Terra franca , ſtund ehemals unter der Gerichtsbarkeit der Stadt Brügge: machte fid) aber zuerſt unter dem Grafen Philipp I, und mit Bewillia' It 3Th.64. gung
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Der Burgundiſche Spreis .
gung deffetben , davon los, und erhielt ſeinen eigenen Magiſtrat, ja es wurde entweder von Philipp dem Kühnen, oder Philipp dem Gütigen , zum vierten Glied von Flandern erklåret, und ſolchergėſtalt den Städten Gent, Brügge unb Yperen zugefellet. Der Magis ſtrat deffelben muß ſeinen Sig innerhalb den Gränzen des frenen Xandes haben , und verſammlet ſich ordenta licher Weiſe in dem Landhauſe zu Brügge. 1517 find die hieher gehörigen Zemter folgendergeſtalt verzeichs net worden.
Die Hemter Iſendyck, Oftberg , Urven. borg , Moerkerke, Doſtferke, Dudzeele , Lifſeweghe, Uutkerke, Zuwenferke , Meetferke, Houthane, Nieu : münſter, Vliefreghem , Clemskerke, Bredenehouc,Dus denborch , Serbautermanns, Camerlink, Vlaerſleo, Wommen , Eeffen ,Zaaren, Bouvenferke, Coukelaere, Hechteghem , Yemeghem, Zertrycke, Ghiſtel, Zerfeng hem , Jabbefe, Snelleggem , Zedelghem, loppem , Vara Tenaexe, Straten .
Dazu kommen noch die Leinter Maldegbem und Buns fins, und das Städtchen und die Herrſchaft Middelborgh, nebſt Heyle ;ja, es werden auch die Vemter Veurne, Wynorberge und Bourburg mit ihrem Zugehör , zu dem freyem { ande gerechnet. Ein Theil ſteher jegt unter der Generalſtaaten , und ein anderer unter Frankreichs Bothmaßigkeit. Die übris gen merkwürdigſten Derter des Freylandes ſind fol.
1
gende : 1. Zunådiſt bey der Stadt Brügge bemerken wir 1) Hale oder Jaele , eine Baronie. 2) Das Benedictiner Mannsklofier S. Andrca. 2. Damme, eine kleine Fcftung , welche 1179 , oder wie andere meynen , 1189 zuerſt als ein Fleden von den Holländern angeleget worden, 3. Mio. !
1
Das dſtr. Antheil and Grafſch . Flandern. 659 3. Middelburg , init dem Zunamen in Vlaanderen , ein Städtchen , welches mit ſeinem Gebiet eine Grafs (daft ausmacht. Anfänglich war dieſer Ort ein kleines Dorf , welches Gui Graf von Flandern dem Pråmons ſtratenſer Kloſter zu Middelburg in Seeland ſchenkte , da es denn den jevigen Namen bekam . Das Uloſter verkaufte e8 1446 an Peter Blandelie , welcher es zu einein bemauers ten Stådtchen madote. 1617 wurde es zu einer Graf: ſchaft erhoben . Sekt gehört es den Prinzen von Ilenghien , welche die Grafſchaft theils von dem freyen Lande vont Brigge, theils von dem freyen lande Sluis zu Lehu tragen . Ein Theil des Gebiets dieſes Städtchens oder der Grafs ſchaft, ſtehet unter den Generalſtaaten. 4. Blankenberg , Albimontium , ein Flecken , nahe bey dem Meer, in deffen Nachbarſchaft ein fort gendes ſen iſt.
4
5. Oftende oder Ooſtende, eine Parke Feſtung, an der Nordſee, mit einem guten Hafen . Gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts bemachtigten ſich ihrer die Holländer, 1601 am 15ten Jul. nahmen die Spanier eine Belagerung derfelben vor, welche ſich erſt am 22 Sept. 1624 init der Uebergabe der Feſtung endigte. 1706 mußte ſie ſich K. Karl III (VI) ergeben. üls derſelbe 1722 eine oſt s und weſts indiſde Handlungsgeſellſchaft in den øſtreichiſchen Nieders landen beſtåtigte,wurde Doſtende zur Hauptniederlage ders felben beſtimmt, allein , die Nachbaren , inſonderheit Enga land und Holland , regten ſich dagegen , und in dem Wies ner Vergleich von 1731 , zu welchem die Generalſtaaten 1732 traten , wurde ausgemacht, daß die ooſtendiſche Handa lungsgeſellſchaft nicht mehr nach Dit : Indien handeln follte. 1745 wurde die Stadt von den Franzoſen bela . gert und erobert , und 1757 denfelben von dem Oſtreichis Sie iſt jetzt in ſchen Hauſe zur Beſakung eingeräumt . armſeligem Zuſtande. Der Fobauniter Orden bat hier eis ne Commenthuren. 6. Lombaerobyde, Longobardorum Ida , iſt ein
fohlechter Fleden geworden , nachdem Graf Ludwig die It 2
660 . : .
Der þurgundiſche Kreis .
1 Gerichtsbarkeit über dieſen Ort 1413 der Stadt Nieus poort verkaufet bat. 7. Plaffendaal, ein Fort an dem Kanal, welder Nieuwpoort, Pftende und Brügge verbindet. 7. Oudenborg , ein Flecken , welcher ein uralter Ort, und ehedeſſen eine anſehnliche Stadt geweſen iſt. Es iſt hier eine Benedictiner Mönchen Abrey. 9. Wanenaar, ein Dorf und Schloß. io . Thorout, Thoroltum , ein Flecken mit einem Bes nedicriner Mönchenfloſter. Der Ort iſt uralt , und gehört als eine Herrlichkeit dem Churfürſten zur Pfalz. Bey dem , felben iſt eine große Heide, die davon benannt wird. 11. Wynendaal , ein Schloß und eine anſehnlicheHerrs ſchaft , in deren Gebiet der vorhergehende Drt liegt. Sie gehört den Churfürſten zur Pfalz: 1708 fiel bey dies fem Ort ein Treffen zwiſchen den Franzoſen und der Bundesgenoffen , zum Nachtheil ber erſten , vor. 12. Lichtervelde, ein Dorf und Herrſchaft. 13. Waldegbein , eine Freybeit. 14. Eclo und Kaprice find Flecken . 15 , Ghifrel , ein Flecken , mit den Titel einer Baronie. 16. Dirmuyden , eine kleine Stadt , mit 4 Klbſtern. Sie iſt ehedeffen befeſtiget geweſen, und 1695 von den Frans zojen erobert worden . In ihrer Nachbarſchaft wird die beſte Butter in Flandern gemacht, und båuflg verſchicket. 17. Die Baſtelaney Deurne. Dahin gehöret 1) Veurne , Furna, franz. Furnes, eine feſte Stadt, bey einem Moraſt, mit dem Titel einer Burggrafſchaft, hat eine Collegiatkirche, 2 Pfarrkirchen , eine Pråmonſtras tenſer Abtey und noch 5 Kloſter. Sie ſtehet durd anges legte kanále mit Duynkerke, Nieuwport , Brügge und an : dern Dertern , in Verbindung . Die Franzoſen haben ſie oft erobert, und eine Zeitlang im Beſitz gehabt. Sie gebê ret unter die Barriereplätze, welde den Generalſtaaten 1715 zur Beratung eingeräumet worden . 1744 wurde ſie von der: Franzoſen erobert. 2) Yieuwpoort , Neoportus , eine feſte Stadt , am Fluß Operlee, welcher nicht weit von hier in die Nordſee fließet.
ie
Das Oſtr. Antheiland .Grafſch. Flandern. 661 fließt. Sie hat ehedefſen Sandishovet oder Zandhoofd geheißen , welcher Name aber aufgehört , nachdem die Stadt die Rechte und Gerichtsbarkeit des oben genann ten Ortes lombaerdhyde an ſich gekauft , uns einen neuen Hafen angelegt hat. Man findet hier eine Collegiatkirche und 5 Kloſter. Sie wird ſowohl durch das Fort Wieuwen Dam , als durch ein anderes nach der See zu belegenes, geſchützet. 1600 fld bey dieſer Stadt eine Schlacht zwi ſchen den vereinigten Niederländern und den Spaniern, zum Nachtheil der letzten , vor. 1745 wurde ſie von den Franzoſen erobert, und 1757 denſelben von dem dſtreichis fden Hauſe zur Beſatzung eingeräumet. 3) Loo , ein Flecken , mit einer Abtey regulirter Chor : herren Auguſtiner Ordens, hat ebedeffen den Titel einer Grafſchaft gehabt. Hier wird ſehr guter Käſe gemacht. 4) Knoce, Knoque , eine kleine Schanze am Fluß Yperlee , da , wo ſich der Fluß fer mit demſelben vereia niget. Sie iſt 1662 von den Spaniern angelegt worden , und gehört zu den Barriereplåten , die 1715 den Generals ſtaaten eingeräumet worden. 1744 wurde ſie von den Fran. zoſen eingenommen. 5 ) Eversham , ein Kloſter 'regulirter Chorherren Au guſtiner Ordens, nahe bey dem Dorf Stavele. 6 ) Waton , das größte Dorf in Flandern , hat 1629 den Zitel einer Grafichaft bekommen. 18. Poperingen, ein großer Flecken , welcher Wollen manufakturen , 3 Kirchen und 3 Kloſter hat , unter welchen die Abtey S. Bertin iſt , der er als eine Herrlichkeit zu : gehört. 19. Xieuwkerke , und Belle , Flecken .
It 3
Das
Der burgundiſche Kreis.
662
Das
Offreichiſche
Antheil
an
der Grafichaft Hennegau . § . 1. on der Graffihaft Gennecau , lat.Comitatus M Hannoniæ , franz, Hainaut, haben Mercator, Blaeuw , de Witt, Delisle 1706 , Violin ,
, , 1764, beſondere Charten auf i Bogen herausgegeben . 9.2. Sie grånzet gegen Mitternacht an Flandern, gegen Morgen an das Herzogthum Brabant , die Grafſchaft Namur, und das Bisthum ſüttich ; gegen Mittag, an Champagne und die Picardie ; gegen Ubend an Artois und Flandern . Sie hat in ihrer größten Uusdehnung von Mittag gegen Mitternacht 12, und von Morgen gegen Abend 13 bis 14 Meilen . 8.3 . Die Zuft iſt gut und gemäßiget.
Der Erd:
boven trägt überflüßiges Getraide. Die gute Weide ernågret allerley Viely, und die Schafe geben gute Wolle. Die Hölzungen und Wålder liefern allerley Bau- undBrennholz.
Man hat Steinfohlen , Eis
fen, Bley, ſchönen Marmor, Schieferſteine und andere Febr gute und brauchbare Steine . Die vornehmſten Flüſſe ſind: Die Schelde, welche aus der Picardie kommt, und die Selle ,Sapneund den Saineau auf nimmt; die Sambre, welche auch aus der Picardie kommt, und in die Grafſchaft Namur tritt ; und die Dender, welche hier entſteht, und nach Flandern fließt. 9.4. Man jáhlet in der ganzen Grafſchaft 24 Stád
te. Die Unzahl der Difer wird von einigen auf 950, von andern aber nur quf 614 geſchåget. Die Stånde dieſes
#
Das dftr. Anth. and. Grafſch. Hennegau. 663 dieſes landes, beſtehen aus 3 Kammern. Zuder erſten gehörer die Geiſtlichkeit; doch fchicken die Kapitel zu S. Pauvru und S.Germain in Mons keineAbgeord : neten, weil ſie zu den Landes- Abgaben nichts beytra : gen.
Zu der zweyten gehöret der alte bewährte Adel ;
und zu der dritten die Abgeordneten der Ståbte. Jede Kammer hat nur eine Stimme. Die Bevollmach . tigten einer jeden, haben ihren Sik zu Mons ; es hat aber fowohl die Geiſtlichkeit , als der Adel , 2 folcher Bevollmächtigten , deren Amt 3 Jahre lang dauret ; hingegen die Städte haben 6 Bevollmachtigte. Der Sandesherr ſchicket auch 2 Ubgeordnete. Alle dieſe Deputirte verſammlen fich widzentlich, die Stånde aber nur , wenn der Landesherr es befieblt. $. 5. Die Geiſtlichkeit iſt ungemein reich. Es giebt in dieſer Grafſchaft 16 Manns- und 10 Frauens Abteyen, 12 Kapitel und viele gemeine Kloſter. 9.6. Man weis nicht eigentlich die Zeit, da dieſe Landſchaft zu einer Grafſchafterhoben worden. Nach des Grafen Raginer IV Tode, kam die Grafſchaft mit deſſelben einzigen Tochter und Erbinn Richild an Bals duin VI , Grafen von Flandern ,
welcher unter den
Grafen von Hennegau der erſte dieſes. Namens ift. Graf Balduin VI , welcher 1204 ſtarb, hinterließ 2 Töchter , deren eine , Namens Margaretha , ſich mit Burchard von Avesnes vermåølte, und demſelben die Grafſchaft Hennegau zubrachte . Jør beyder Ur : Enz ' kel , Wilhelm II ; ſtarb 1345 ohnemännliche Erben , worauf die Grafſchaft mit ſeiner Tochter Margaretha dem Kaiſer Ludwig aus Bayern zu Theil ward. Ihr lester Beſiger aus dieſem Hauſe , war Wilhelm IV. beſſen Tochter Jaqueline nad, einer viermaligen Vere 304 mah
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Der burgundiſche Kreis .
mihlung 1436 unbeerbet ſtarb , worauf Philipp der Gute ; Herzog zu Burgund, zum Befik der Graf: ſchaft gelangete. Frankreich) hat von derſelben durch den pyrenai. fchen Frieden die Städte ( andrecy , Quesnoy und Uvesnes, Marienbourg und Philippeville ; durch den nimmegiſchen Frieden Valenciennes, Bouchain, Con. dé , Cambray , Bavay und Maubeuge mit ihren Diſtricten ; und durch den ryswickiſchen Frieden uns terſchiedene Dörfer erhalten . Hingegen durdy den · Vertrag vom roten May 1769 hat Frankreich an das Haus Deſtreich alle in der Grafſchaft Hennegau liegende, aber zur Kaſtelanen lille gehörig geweſene Derter und Güter , abgetreten . 5.7. Der Wapenſchild iſt geviertheilet , und ents Hålt 4 liwen in goldenen Feldern . 9.8. Das höchſte Collegium in Sande , iſt der ſouveraine Rath, welcher aus 2 Kammern beſtehet, und ſeine jekige Einrichtung 1702 befommen hat. Die Würde eines Grand Bailli der Grafſchaft Sennegau, Houverneur zu trons, und Genes rals Capitain der Provinz Bennegau , iſt zuerſt 1323 geſtiftet worden .
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Derjenige, welcher fie bei
kleidet, ſtellet des Landesherrn Perſon vor. Das Erb marſchallamt beſigt das fürſtliche Haus zu Thurn und Laris . 8.g. Das Untheil, welches das oſtreichiſche Haus annoch an der Grafſchaft Hennegau hat, enthält I. Folgende Städte : 1. Mons , Bergen im Sennegau , lat. Montes Han : noniæ , die feſte Hauptſtadt des Landes , welche zugleich die größte und ſchönſte in der Grafſchaft iſt , liegt auf eis ner Hohe , am Fluß Trouille, und ſoll über 4600 Häuſer enthal
Das Oſtr. Anth. and.Grafſd . Hennegau. 665 enthalten . Sie hat von Alters her den Titel einer Graf: ſchaft, iſt der Sit des ſouverainen Raths von Hennegau, des Gouverneur oder Grand - Bailli der Grafſchaft, und einer Vogter), und hat 6 Pfarrkirchen , unter welchen Collegiatkirchen find , nåmlich & Baudru umd S. Gera main . Das Kapitel zu S. Waudru , hat keine Aebtiſfiun, Man fluis ſondern den Grafen von Hennegau zuin Abt . det hier auch ein ehemaliges Jefuiter Collegium , und uns turſchiedene andere Siloſter. 1572 wurde die Stadt Curdy Ludwig
Jahr von dem Herzog von Alba wieder erobert. 1691 wurde ſie von den Franzoſen belagert und erobert , 1709 von den Bundesgenoffen , und 1746 abermals von den Franzoſen . In der Nachbarſchaft der Stadt , liegen die Abtevens # ſpintieu , 6. Denis und 6.Fulien , oder wie es auf den Landcharten heißt , S. Felin. 2. Roeule oder Rouli , Rodium , Rethia , eine kleine Stabt , welche vom Kaiſer Karl V den Titel einer Grafa ſchaft erhalten hat, und eine Pairie iſt. Es iſt hieſelbſt ein Pråmonſtratenſer Kloſter. 3. Soignies , Sogniacum, eine kleine Stadt, ain Fluß Naſte, hat eine Collegiatkirche. 4. S. Ghiſlain , Fanum divi Giflenii, eine kleine Stadt am Fluß Hayne, gehöret der hieſigen Notey. etb , Athum , eine kleine feſte Stadt, an 5. Atb, der Dender, weldie der Sit einer Kaſtelaney und Frauen : abtey iſt. Hier find gute Leinewpandémanufacturen. Die Stadt iſt 1667 , auch 1697 und 1746 von den Franzoſen erobert worden. Südoſtvårts von Ath , liegt Rambron , eine Abtes und ein Sdloß, an einem kleinen Fluß gleiches Namens. 6. Chiévre, Cervia , eine kleine Stadt, welche den Tis tel einer Pairie hat. 7. Leuſe, Luſa , eine kleine Stadt und alte Baronie, iſt der Sit einer Kaſtelaney und einer Collegiatfirde. Bev derſelben iſt 1691 eine Schlacht zwiſchen den Niederlåns dern und Franzofert vorgefallen. In dieſer Gegend ents Zt5 8. Lef fiehet die Dender, !
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Der burgundiſche Spreis.
8. Leſſines , Leffinæ , ein Stådtchen , an der Dender, wofelbft viele Leinewand verfertiget wird. 9. Enghien , Angia , Angianum , eine kleine Stadt und alteBaronie , von welder das Haus Bourbon - Condé den fürſtlichen Titel führet , wiewohl ſie an ſich ſelbſt ein Hers zogthum ift , und dem Herzog von Ahrenberg und Arſehot gehört, welcher hier ein Luſthaus hat. Der Park bey demſelben hat K. Ludewig XIV von Frankreich die erſten Gedanken zu den zu Verſailles im großeu angelegten Gårteni, gegeben . Sie iſt der Sitz eines Amts . Es wer : den hier Tapeten verfertiget. 10. Bal , Balle , franz.Saulr , lat. Halla , ein Stadt: chen an der Senne ,s in deffen Kirche ein berühmtes Mas rienbild iſt. Auf dein hieſigen alten Schloß ſtarb 1404 der Herzog von Burgund , Philipp der Kübne. Die ehes maligen Feſtungswerke dieſes Orts find 1677 geſci) leift worden . II . Braine le Comte , Brennia Comitis , eine kleine @tadt und alte Baronie , welche der Sit einer Kaſtelanen iſt , und dem Herzog von Uremberg gehöret. 12. Binche , Binchium , cine kleine Stadt , welche der Sitz einer Vogten und einer Collegiatkirche iſt. Das Schloß , welches hier geweſen , iſt 1554 zugleich mit der Stadt von den Franzoſen angezündet und eingeäſchert worden. Es werden hier gute Meffer gemacht . Süds wärts, an der Samber , iſt die Solzung von Rajon . 13. fontaine l'i vesque, Bifophs Fontain , Fons Epiſcopi , ein Städtchen und Baronie . 14. Beaumont , Bellomontiuin , eine kleineStadt auf einem Hügel, bat den Titel einer Grafichaft , iſt eine alte Baronie , und der Siß einer Pogtey , und einer Frauen abrey . II. Das Berzogthum Savré, nicht weit von Mons, welches eine alte Baronie iſt ; und die Mar: quiſare Iſieres oder Ayſeaur an der Dender , und Sars.
III. Fol.
Das öſtr. Anth , and. Grafſch. Hennegau. 667
III. Folgende Fürſtenthümer: 1. Das Fürfienthum Ligne. Das Stadtchen Ligne, Ligniacum , liegt zwiſchen Ath und leuſe , und iſt eine alte Baronie , welde 1544 zu einer Grafſchaft , und 1602 311 einem Fürſtenthum erhoben worden . Das berilmte Haus Ligne, theilet ſich in die Linien Ligne, Aremberg und Urſchot, Chimay und Barbençoni. 2. Das Fürſtenthum Barbençon. Das anſehnliche Dorf Barbençon liegt nicht weit von Beaumont , und iſt eine Pairie, welche 1645 zu einem Fürſtenthuin erhos ben worden . 3. DAs fårſrentbuin Xebecque , am Fluß Naſte. 4. Braine le Chateau, wurde 1681 unter dem Namen Y Tour and Taliis zu einem Fürſtenthum erhoben. IV. Die Pairies Baudour , Lens, beym Ura ſprung des Fluſſes Dender ; Rebaix , an der Den . der , und Silly . V. Die alter Baronien. I. Antoing , Antonia , ein Fleden init einein ſehr als ten Schloß , an der Schelde, woſelbſt ein Duinkapitel ift. In dem Vertrage von 16 May 1769, hat Frankreich allen ſeinen vorigen Anſprüchen auf einen Theil des Fleckens Antoing, und auf die zu dieſer Baronie gehörige Pfarre Vezon und das kleine Dorf Brasmenil, eritfagt. Olats he dabey liegt das Dorf Sontenoy , bey welchem 1745 die Bundcógenoſſen die Franzoſen zu ihrem Nachtheil ans griffen . 2. Belloeil, welche dem fürſtlichen Hauſe Ligne gehöret. 3. Bouſſut, Brifeul, fontaine, Samaide, mons tignies 8. Chriftopbe, Perwez , ville , Villers uc. VI. Folgende merkwürdige Derter :' ' ; 1. Steenkerte , ein Dorf , ben welchem 1692 eine Schlacht vorfiel, darinn die Franzoſen obſiegten. Es liegt zwiſchen Enghien und Braine le Comte an der Naſte. 2. Pieton, ein Dorf , eine halbe Stunde von Fontaine l'Evegne , in einer Gegend , welche von dem Bach Pieton eingeſchloffen wird , daher ſie in Kriegszeiten oft zum Pas 3. MA gerplat gedienet hat,
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Der Burgundiſche Kreis .
3. mariemont , ein Lufthaus an der Haine, der Stadt Binche gegen Nordoſten , bey einer angenehmen Hölzung. Es hat den Namen von Maria , verwitweten Königinn von Ungarn , Schweſter Kaiſers Karl v , weldje es hat 1548 erbauen laffen . 4. Die Dörfer Malplaquet und Blaugies , in der Pogter Mons, bey welden 1709 zwiſchen den Bundesges noſſen und Franzoſen ein ſehr blutiges Treffen vorfiet. 5. Bollut, ein Dorf, nicht weit von Barbençon und Balcourt, bey welchem die Franzoſen 1693 einen kleinen Sieg erhielten . Es hat ein Schloß und den Titel einer Grafſchaft. 6. Die Mannsabteisen Bönne - Eſperance, Cambron , St. Denis undChiflenguien ; und die Frauenabtey Bels lign oder Bellingen. Die Grafſchaft Namur, oder Namen . S. 1. on dieſer Grafſchaft hat Joh . Surhon eine M
Charte gezeichnet, welche Blaeuw geſtochen .
Nachher haben de Witt, Viſſcher, 17olin, und die Somanniſden Erben 1746 dergleichen ges liefert.
Jaillot hat die Grafſchaft auf 12 Blåttern
abgebildet , und von einzelnen Gegenden har man 5 aud Charten . h n c u d ri of Herzogthum Brabant umgeben , berühret auch gegen Abend die Grafſchaft Hennegau. Ihre größte Uus. dehnung von Abend gegen Morgen beträgt 63, und von Mitternacht gegen Mittag ungefähr 6 Meilen . . 3. Sie iſtſehr bergicht und waldicht. Den vor.
nehmſten Reichthum des Landes macht das Käufige Eiſen aus, weldjes ſtark verarbeitet, auch zu Stahl :!37.berei
Die Grafſchaft Namur. bereitet wird.
669
Man hat auch Bley , Kupfer, viel
Steinfolen , ſchwarzen und weißen Marmor , nebſt Die ebenen Gegen andern brauchbaren Steinen.
Un verſchiedenen Or ten wird rother Wein gepreffet , welcher aber nicht
den tragen allerley Getraide .
erheblich iſt . Die Maas durchſtrómt einen gro: Ben Theil der Grafſchaft, und nimmt ben Namur die Sambre auf, welche Flüſſe dem Lande zum großen Vortheil gereichen . Das Land der Grafſchaft beſtehet aus 2069 Pflügen , von welchen 20g der Geiſte lichkeit gehören . 9. 4. Die ganze Grafſchaft, das Stück, welches Frankreich beſikt, mit gerechnet, enthält 5 Städte, und 158 Dörfer. Die Sprache der Einwohner iſt ſchledit franzöſiſd),
oder ein fo genanntes Walſch. Stånde dieſes Landes , beſtehen aus der Geiſtlichkeit, dem Adel und der hauptſtadt Vainur mit ihrem Gebiet. Die Geiſtlichkeit, Die
wird in zwo Klaſſen abgetheilet; '; zu der erſten geho: ren der Biſchof zu Namur , als Abe zu St. Gerard, die Webte zu Floréfe, Wauſors , Grandpre , Mou lins , Bonéfe, Jardinet, Geronſart, und die Próba fte der Collegiatfirchen Selain und Walcour; zu der zweyten gehören där Biſchof , der Dechant der Ka thedralkirche, der Archidiaconus zu Namur, und der Dechant der Collegiatfirche u . 1. Fr. zu Namur . In Ubweſenheit des Biſchofs, hat der Dechant der Kathedralfirdie den Vorſiz bey der Geiſtlichkeit. Die Geiſtlichkeit der zweyten Klaſſe, verſammlet ſich nue, wenn Subſidien verlanget werden, und iſt nicht verpflichtet, die Entſchließungen der Geiſtlichkeit der erſten Klaſſe anzunehmen. Die Verſammlungen der
1
670
į
Der burgundiſche Streis.
der Geiſtlichkeit werden in dem biſchöflichen Pallaſt Der Adel , welcher der zweyte Stand angeſtellet. der Grafſchaft iſt , ſtellet nicht allein die Edelleute des Landes , ſondern auch das ganze Land vor , die vorhin genannte Geiſilichkeit und die Hauptſtadt aus: genommen. Er erwählet alie 6 Jahr 2 Deputirte, welche ſich in dem alten landesherrſchaftlichen Pallaſt zu Namur verſammlen. Der dritte Sandſtand bes ſtehet aus den 25 Zünften der Hauptſtadt , welche die ganze Stadt vorſtellen , und aus dem Magiſtrat, wel. cher das Gebiet der Stadt vorſtellet.
Er trågt ju
den Subſidien , welde die Landſtånde bewilligen , ordentlicher Weiſe den dritten Theil bey.
8. 5. Die jezige Graffd;aft Mamur, machte im zehnten Jahrhundert einen Theil der Grafſdafo Lomme, ( Pagus Lommenſis, Comitatus Lomacen fis,) und der Brafdaft Arnau , ( Pagus Arnuen fis,) aus ; jene lag zwiſchen der.Maas und Sambre, dieſe erſtreckte ſich von der Sambre an bis jenfeits Gemblours , långſt der Ornau .
Der erſte Graf zu
Namur , den man gewiß fennet , ift Robert , ringers , Grafen zu komme,
Sohn ,
Be
welchem ſein
Sohn Albrecht folgte , der im Jahr 998 geſtorben ſeyn fol. K. Heinrich erflårte 1189 Balduin , Grafen zu Hennegau , welcher ein Schweſterſoon Heinrichs, Grafen zu Namur , und deſſelben beſtimmter Nach : folger war , für einen Markgrafen des Reichs. Graf Johann III , welcher keine rechtmäßige Kinder hat te, verkaufte die Grafſchaft Namur 1421 an Philipp den Guten , Herzog zu Burgund , für 132000Kros nen , und ſtarb 1429,
Frans
Die Grafſchaft Namur.
671
Frankreid hat von dieſer Grafſchaft im Nimmegie fchen Frieden die Feſtung Charlemont, nebſt unters fchiedenen Dörfern , bekommen. 8.6 . Das Wapen derGrafſchaft ,beſteher in einem fchwarzen Löwen im goldenen Felde, mit einem über den ganzen Schild gezogenen rechten Querbalken. S. 7. Der Landesherr feget den Gouverneur der Stadt und Grafichaft Namur, welcher zugleich Gea neral Capitain und Souverain - Bailli der Grafſchaft Die holen Landescollegia, ſino : 1) de: Provins zialrath, welcher aus einem Präſidenten , 6 Råthen,und unterſchiedenen Bedienten beſtehet. Die Befehle des Hofs find ordentlicher weiſe an den Gouverneur, Prå .
iſt.
fidenten und Glieder des Kaths gerichtet, werden von dem Gouverneur erbrochen , von ihm an den Präſiden . ten ;und von dieſem zur Befanntmachung an das Dber Amt geſchickt. 2) Das Ober : Amt , ( le ſouverain bailliage) welches in Lehnsſachen richtet , die erſte Er: kenntniß in Streitigkeiten zwiſchen den Ebelleuten und ihren Bedienten hat , und die landesfürſtlichen Befehle bekannt macher. $ . 8. Die Grafſchaft enthält I. Folgende Städte und Feſtungen : 1. Xamur oder 7 amen , ber Alters Jamon , lateiti. Namurum , aud) Namurcum , die Hauptſtadt der Graf ſchaft, liegt in einem Thal zwiſchen 2 Bergen an der Maas, welche biefelbſt die Sambre und das Flüßchen Beberin auf niminit, und über welche ſowohl, als über die Sambre, sia ne ſteinerne Brüde gebauet worden : jene führet nach der Die Stadt Vorſtadt Jambe , dieſe nach dem Schloß. ſelbſt liegt zwiſchen der Maas, Sambre und dem Fluß, den Vederin , iſt eine der ſchönſten in den Niederlanden , und ſtark befeſtigt. Das feſte Saloß , an deffen Fuß die untere Stadt liegt, die Fortreſſe Terra nova , das Fort Wran :
672
Der burgundiſche Kreis .
Oranjeword , und das Fort Coeborn , liegen an der Weſtſeite der Stadt, zwiſchen der Maas und Šambre auf einem Berge, und an der Nordoſtſeite jenſeits des Flüfcens Vederin , liegen die Baſtionen Balard, S. fiacre, l'Epi . inois und S. Antoine, auf einem Berge. Die Stadt iſt der Sik des Gouverneur und des Provinzialraths dieſer Grafſchaft , und ſeit 1559 auch der Sitz eines Biſchofs, deſſen Palaſt Fchon , und deffen Kathedralkirche dem beil . Lubin gewidmet iſt. Man zählet nod) außerdem 2 Colle giatkirchen , 5 Pfarrkirchen und ein Seminarium . Unter
1 +
den 13 Kidſtern, iſt auch ein ehemaliges Jeſuiter Collegium . Es werden hier viel Meſler , Screeren , Degen , Flinten, Piſtolen und andere Sachen von Eiſen , auch viele Spiken, verfertiger. Die Stadt wurde 1692 von den Franzoſen , in Gegenwart des Königs Ludwig XIV, erobert, aber 1095 ihnen von Wilhelm III , König von Großbritannien , und von dem Ehurfürſten zu Bayern , wieder weggenommen, 1701 wurde ſie von den Franzoſen befekt; 1704 von den Bundesgenoſſen bombardirt; 1712 vom König Philipp V dem Churfürſten zu1 Bayern abgetreten : und 1715 den Ges teralſtaaten , als ein Barriereplatz zur Beſatzung eingeräus met. 1746 bemed )tigten ſich ihrer abermals die Frangos fen , und zogen erſt 1749 wieder ab. 2. Charleroi, Caroloregium , eine Stadt an der Sama bre , welche an den Ort gebauet worden , wo vorher das Dorf Chernoigeſtanden hat. Die Spanier fingen an, ſie zu befeſtigen , und Bauban machte hernach einen ſehr feſten Platz daraus, welchen Turenne 1667 wegnahm , und Frankreich 7668 im aachenſchen Frieden behielt. Der Prinz von Draa nten belagerte ſie 1670 , und 1677 vergeblich ; 1678 aber wur: de ſie deh Spaniern zurictgegeben, 1693 wurde ſie von den Franzoſen erobert , 1697 zurück gegeben , 1701 abermals beſetzt , 1713 wieder verlaffen , aber 1746 von steuemr eins genommen , und 1747 ihrer Feſtungswerfe beraubt. Sie beſtehet aus der obern und unteru Stadt; jene ſtehet auf einem felſigten Berge an der Nordfeite der Sambre, dieſe aufder andern oder lüttichiſchen Seite des Fluffes. 3. Wald
Die Grafſchaft Namur.
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35
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673
3. Walcourt , Vallocuria , eine kleine Stadt, nahe ben den Flüßchen Hevre, hat eine Collegiatkirche, und gehört der daben liegenden Abtey Jardinet. 1689 wurden die Frans 30ſen in hieſiger Gegend von den Niederländern geſchlagen . 4. Boavigne, oder Bodines, Boviniacum, ein ſehr als tes Stådtchen , nicht weit von der Maas , welches eyes deſſen ein feſter Platz war , der 1215 von dem Grafen zu Luremburg , 1430 aber von dem Biſchof zu Lüttids vergeblich belagert wurde , und zwiſchen welchem und der nahgelegenen låttichiſchen Stadt Dinant ehedef Ten eine große Eiferſucht war. 1474 wurde hier ein Friede zwiſchen Ludwig XI und dem Herzog zu Burgund , Karl dem Rübnen , geſchloſſen . 1554 bemachtigten ſich die Franzoſen dieſes Orts ; gaben ihn aber 1558, wiewohl ſehr verwüſtet , zurüc . II. Folgende merkwürdige Oerter : 1. Andenne , an der Mons, auf einem Berge , eine gegen das Ende des 7ten Jahrhunderts geſtiftete Abten , welche nachmals in ein weltlides Stift verwandelt wors den , deffen beſtåndiger Abt der jedegmalige Graf zu Nas mur ift; das Kapitel aber aus 30 adelichen Stiftsfrauen, die unter einer Probſtinn und Dechantinn ſtehen , und 10 Domherren beſteht , welche Perſonen insgeſammt von dem Landesherrn ernennet werden. Bey der Abtey lieget ein Dorf. 2. Argenton , eine Bernhardiner Nonnenabten, an der Grånze von Brabant, nicht weit von Gemblours. 3. Beaufort, eine anſehnliche Herrſchaft an der Waas, beren Schloß, welches ehedeffen ein ſehr feſter Plaß gewes fen , 1429 von den Einwohnern der Stadt Hui , uud 1554 nody völliger von den Franzoſen zerſtöret iſt. 1 4. Bieſme, mit dem Zunamen la Coloroiſe, ehedef: ſeu Bederna , nachmals Biedene, ein großes Dorf zwis Ichen der Sambre und Maas , woſelbft der heil. Severin, vom 7ten Jahrhundert an , berelyret morden . 5. Boneffe , eine Ciſtercienſer Mannsabte , am Fluß Mehaigne, nahe bey der Maas , war ehemals ein feſter Plak. uu 3 Th . 6 2 . 6. Bros
674
Der Burgundiſche Kreis .
6. Brogne, oder S. Gerard , eine Benedictiner Dannes abtey, deren beſtändiger Abt der Biſchof zu Namur ift. 7. Chateau Thierri, liegt auf einem Berge, nahe bey der Maas , und war ehemals ein feſter Plats. 8. Dade , ein anſehnliches Dorf, Schloß und Graf ſchaft an der Maas. 9. Floreffe, eine Pråmonſtratenſer Abtey nahe bey der Sambre, deren Abt eine Inful trägt. Es iſt dem Kang nach das dritte Kloſter des Ordens . Bey derſelben liegt ein geringes Städtchen . 10. Fleurns oder Fleury , ein offenes Städtchen mit einer Abtey, bey welcher 1622 und 1690 Schlachter vots 1 gefallen find. II . Geronfart, eine Abtey , nicht weit von Nantur. 12. Golzinne war ehe effen ein feſtes Sdluß, welches die Lütticher 1429 zerſidret haben . 13. Grandpre, eine Ciſtercienſer Abtey . 14. Saftieres , eine gegen das Ende des gten , oder iin Anfaug des roten Jahrhunderts geſtiftete Benedictiner Abten , welche mit der zu Waufſore vereiniget ift. 15. Leffe, eine Prémonſtratenſer Abtey, an der Maas , nahe bey Dinant , welche bis 1200 von dem Kloſter Flo reffe abgehangen hat. 16. Freyr , ein Schloß an der Maas , woſelbſt 1675 zwiſchen Frankreich und Spanien ein Commercientractat geſchloſſen worden. Die dazu gehörige Herrſd)aft iſt eine alte Baronie , zu welcher 4 Dörfer gehdren . 17. Malagne oder Marlanje , cine Einſiedelen im Walde gleiches Namens , welde den baarfüßigen Karme: Man litern zu Namur gehöret, und 1619 geſtiftet ift.
muß dieſelbige nicht mit der Abten triarlogne , an der Sambre, eine Stunde von Namur , verwechſeln . 17. marche les Dames , eine Frauenabten , nahe bey der Maas , in einein angenehmen Thal. 19. Mouſtiers , ein adel. Frauenſtift an der Sainbre, welchem eine weltliche Aebtiſſinn vorſteht. Es iſt das älteſte Klofter dieſes Landes, welches ſchon vor dem izten Jahrhuns dert zu einem weltlichen Stift geinadit worden . 20. 70
Die Grafſchaft Namur.
15
7
675
20. blameche, war ehedeffen ein Priorat , iſt aber 311 den Tafelgütern des Biſchofs zu Namur geſchlagen worden. 21. Salzinne , eine Ciſtercienſer Nonnenabten , welche auch die Abtey dů ral ſaint George genennet wird. Sie liegt nahe bey Namur an der Sambre. 22. Sanſon oder Samſon, ein verwüſtetes feſtes Schloß an der Maas. 23. Sart les moines , ein Priorat. A 24. Sclayen , ein 1106 errichtetes Stift, deſſen Pfrůn den ber Abt zu St. Cornelis Münſter , oder Inden , die Probſten aber der Graf zu Namur, vergiebt. 25. Soleilmont, eine Ciſtercienſer Nonnenabtev. 26. Soliers , eine Frauenabteis . 27. Wauſfore, eine Benedictiner Abtey ,an der Maas, mit welcher die Abtey zu Haſtiers vereiniger iſt. Sie hat ſeit langer Zeit eine berühmte Schule. 28. Du Moulin , eine Abtey , gegen Norden von Souvigne , an einem kleinen Fluß , an welchem verſchies dene Eiſendfen und Papiermühlen liegen . 29. Die Commenthureyen dů Tombois und Brou . ard. III.
Die Pairies der Grafſchaft Damur
ſind folgende Herrſchaften : 1. Die HerrſchaftPoildache,welche an der Maas liegt, und ebedeſſen ein feſtes Schloß und Städtchen geweſen iſt , welches die Gråfinn Maria von Artois 1342 von dem Konig zu Bdheim und Grafen zu kuremburg wieder an die Grafichaft Namur kaufte , von welcher dieſe ſchöne Herrſchaft anderthalb Jahrhundert lang getrennet gewes ſen war. Sie gehdret dem Landesberrn. 2. Die Herrſchaft Scies , welche dem Marquis von Spontin gehöret. 3. Die Herrſchaft Audenarde , welche zu Flandern, und dem Landesherrn achoret. 4. Die Herrſchaft Obbsis, welche der Abtey zu Flos reffe gehöret. U 11 % 5. Die
676
Der burgundiſche Kreis .
5. Die Herrſchaft Mapelois, an welcher die Abtey F10 reffe , und die Baronen Lew Theil haben . 6. Die Herrſchaft ham , an der Sambre, welche dem freyherrliden Hauſe Lew gehöret. 7. Die Herrſchaft Faur. 8. Die Herrſchaft Belloeil , in der Grafſchaft Hennes gau , welche dem fürſtlichen Hauſe Ligne gehdret. 9. Die Herrſchaft Boſſu , welche den Prinzen von Chymay gehöret. 10. Die Herrſchaft Zetrud Lumni, welche den Prinzen son Rache gehöret. II. Die Herrſchaft Wanghe , welche den Grafen von Lirimont geboret. 12. Die Herrſchaft Bergilere , welche den Freyherren von Cortemback gehöret,
1
Der
Der
weſtphäliſche Kreis.
Uu 3
Ein :
678
Einleitung. in
den
weſtphäliſchen Kreis .. S.
1.
ie alten Sachſen ſind in Weſtphaler , Ana grier und Oſtphaler abgetheilet worden . Weſtphaler hießen diejenigen , welche zwi. ſchen der Weſer und dem Rhein wohneten , und der
Strich landes, welchen ſie bewohnet haben, iſt von ile nen Weſtphalia benennet worden. Ein Theil von dies fem Sand' iſt das Herzogthum Weſtphalen , welches ben dem Erzſtift Coln im churrheiniſchen Kreiſe wird beſchrieben werden ; der weſtphäliſche Kreis aber begreift auch Lånder , welche zu dem eben beſchriebes nen Weſtphalen nichtgehöret haben. Man muß als ſo die drey Benennungen , weſiphålifcher Kreis, Weſt phalen , und Herzogthum Weſtphalen, wohl von eine ander unterſchieden .
1
5. 2. Der weſtphäliſche Kreis wird aud ) der niederländiſche und weſtphäliſche Kreis genen net ; einige nennen ihn auch den niederrheiniſchen , oder niederrheiniſch weſtphaliſchen Rreis. 9. 3. Die Charten von dieſem Kreiſe, bedürfen einer großen Verbeſſerung. Die beſten , welche wir bisher davon gehabt , ſind diejenigen , welche aus den beſondern Charten, die Johann Higas, von den ein. zelnen Bisthümern Herausgegeben hat, zuſammen ges tragen worden ;
dergleichen Gerharð mercator
auf 3 Bogen, Blaeuw , Janſſon und Viſſiter, Dans
679
Einleitung. Dankerts ,
de Witt , Allard , Schenk , sou
mann ( deſſen Charte im Atlas von Deutſchland die 108te iſt) , Seurter, Lotter , Boudet 1751, Beaurain 1757 , und Jeffery's ans licht geſtellet haben. Die Homanniſchen Erben haben dieſe Kreisa charte 1761 etwas verbeſſert. Jeffery’s hat von dem untern Theil des Kreiſes , oder von Oſtfriesland, Münſter , Osnabrück, Oldenburg , Delmenhorſt, lingen und Diepholz, eine Charte Herausgegeben , die layt des Titels , meiner Erdbeſchreibung gemäß iſt. Eine gleiche Charte unter eben demſelben Titel, und mit gleicher Verſicherung, meiner Erdbeſchreibung gefolget zu feyn , hat Herr Rizzi Zannoni, durch Herrn
Julien herausgegeben.
Das Bisthum lüte
tich hat auf dieſen Charten , nur feinem geringſten Theil nach , Plak gefunden . $. 4. Dieſer Kreis wird von dem burgundiſdien Kreiſe , von den vereinigten Niederlanden , von der Nordſee , von dem niederſächſiſchen , oberrheiniſchen und churrheiniſchen Kreife umgeben. Seine Größe betrågt ungefähr 1250 Quadratmeilen . S. 5. Es ſind nicht nur ehedeſſen gewiſſe Stånde zu diefem Kreiſe gerechnet worden, die heutiges Tages nicht mehr dazu gehören, nåmlich das Stift Utrecht, Gelbern , Zutphen , der Biſchof zu Kameryf ,
oder
Cambray , und die Stadt gleiches Namens ; ſondern es find auch ſonſt die alten und neuen Verzeichniſſe von den Ländern des weſtphäliſchen Kreiſes ſehr von einander unterſchieden . Wenn man die Reichsmatri. kel, die Uſualmatrikel zu des Kammergerichts Unter: halt , und die Hufrufszettel, welche ben den Kreista. gen beobachtet werden , mit einander vergleicht, und Uu4 ein
680
Der weſtphäliſche Kreis .
ein Verzeichniß durch das andere ergånget und verbeſ.
1
ſert: To kommen folgende Stånde des weſtphäliſchen Kreiſes heraus , welche ich in der Ordnung, wie ſie auf den Kreistagen fiken und ihre Stimmen ablegen , an. führen und hernach abhandeln wil. Münſter , Cleve, Jülich , welche mit einander abwechſeln ; Paderborn, Lútrich, Osnabrück,Mins. den und Verden , Corvet), Stablo und Malmediy, Werden , Cornelii Münſter, Eſſen, Thoren , Her, vorden, Nafſau -Siegen Naſſau Dillenburg,Dſts friesland und Mörs ; Wied , Sayn , Schauen . burg, Heſſencaſſelſches Antheil, Schauenburg , lips piſches Antheil, Dldenburg, Delmenhorſt; Lippe, Bentheim Bentheim , Bentheim - Steinfurt, Tecklenburg , Hova , Virnenburg, Diepholz, Spiegeiberg, Rietberg, Pyrmont , Gronsfeld , Reckheim ; Anholt ,Winneburg, Holzapfel, Wits tem, Blankenheim uud Gerolſtein, Gehmen , Gym , born und Neuſtadt, Wickerad, Mylendonk, Rei. chenſtein , Kerpen und Lommerfum , Schleiden, Hala lermund, und die Reichsſtädte Csin , Aachen und Dortmund. §. 6. Die Kreis ausſchreibenden Fürſten und Dis rectores ſind: Der Biſchof zu Münſter, und neben ihm wechſelsweiſe die Churfürſten zu Brandenburg und Pfalz, als Herzoge zu Cleve und Jülich , welche beyde bey diefem Directorio nur eine Stimme zufammen ha ben. Die Kreistage werden gemeiniglid) zu Cöln ans geſtellet : es iſt aber von 1738 bis 1757 keiner gehalten worden . Im lektgenannten Jahr wurde einer vom Biſchof zu Münſter und Churfürſten zu Pfalz , ohne Zuziehung des Churfürften zu Brandenburg ausge ſchrieben ,
Einleitung.
681
ſchrieben, und der churbrandenburgiſchen Proteſtation ungeachtet, gehalten . Das Kreis -Archiv wird zu Duſ feldorf verwahret. Dieſer Kreis iſt einer von den 6 vore liegenden Kreiſen,welche 1607eineAſſociation zu Frant. furt errichteten ; er tratauch 1702 zu der nördlingiſchen Verbindung, und verſprach 8200 Mann zu Fuß, und 1000 Dragoner zu ſtellen ,blieb aber nicht bey derſelben . 9. 7. Der Betrag dieſes Kreiſes zu der Reichs Hülfe an Mannſchaft und Gelde, iſt bisher den Beytrå. gen derKreiſe, Ober- und Nieder:Sachſen , Burgunb und Schwaben, gleich gemacht, und auf etwas mehr als den gten , aber weniger als den roten Theil der ganzen , von dem Reich bewilligten, und unter die 10 Kreiſe vertheilten Summe gereket, auch daben das Verhåltniß der Größe dieſes Kreiſes zu dem ganzen Deutſchland, ziemlich genau beobachtet worden. $ . 8. In Unſehung der Religion , gehöret dieſer Kreis unter die gemiſchten . Es ſollten zwar zu dem kaiſerlichen und Reichs- Kammergericht die katholis fchen Stånde 2 , und die evangeliſchen auch 2 Affeffo. res ernennen : und nachdem die Anzahl der Uffeſſoren des Kammergerichts 1718 auf die Hälfte gefeßet iſt, Håtte jeder Theil einen Affeffor zu ernennen : allein, das ganze Ernennungsweſen iſt bey dieſem Kreiſe ins Ste. den gerathen .
9. 9.
Zum Beſchluß dieſer allgemeinen Einleis
tung, will ich noch die Anmerkung machen , daß der Rach I.C. E. Springer, in gten Bande der allgemei. nen hiſtoriſchen Bibliothek des Hofrath Gatterers, zu beweiſen verſucht habe , Taciti Erzählungen von den en Deutſchen , giengen vornehmlich auf die Weſts pinger. Uu 5 Das
682
Der weſtphäliſche Kreis .
Das Hochſtift Münſter.
S.
V
1.
on dem Bisthum Münſter, hat ſchon Gottfi. Maſcop eine Chartegezeichnet, und 1568 ans Lidt geſiellet : Sie ſteht in Ortelii Theatro,
iſt aber noch ſehr unvollkommen .
Johann Gigas
hat eine beſſere geliefert, welche Blacuw ſtechen laſ fen , und nachmals unter Johann Jaſſons Namen ausgegeben worden . Sie liegt in den neuern Char. ten zum Grund , welche Dankerts, Seurcer , und 1757 die bomanniſchen Erben geſtochen haben. Jaillot hat dieſes Bisthum auf 2 Bogen gebracht, und dieſe haben Otrens und 1762 Granc von neuem Herausgegeben. 9.2 . Es grånzet gegen Abend an die Republik der bereinigten Niederlande, und zwar an die Grafſchaft Zutphen, und an die Provinzen Ober - M fiel und Grð. ningen , imgleichen an die Grafſchaft Bentheim ; ge. gen Mitternachtan das Fürſtenthum Oſtfriesland, an die Grafſchaft Oldenburg , und an das chur, braun fchweig-lüneburgiſche AmtWildeshauſen; gegenMor: gen an die Grafſchaft Diepholz, das Bisthum Dinas brůd, die Grafſchaften Tecklenburg, Singen und Ra. vensberg ; gegen Mittag an einen kleinen Theil des Herzogthums Weſtphalen, an die Grafſchaft Mark , an diechur - colniſcheGrafſchaft Renklinghauſen , und Es iſt unter allen weſt . an das Herzogthum Cleve. phäliſchen Bisthümern das großte. S. 3. Das land iſt eben , und hat zwar hin und wieder angenehme Hohen ,
aber keinegroße Berge. Dic
Das Hochſtift Münſter.
683
Die weitläuftigen Heiden dienen zur Viehzucht; es hat aud) hin und wieder fruchtbare Necker, auch guta te Hölzungen und Torf, . gute Steinbrüche und fiſchreidie Flüſſe. Die merkwürdigſten Flüſſe ſind : I) die Embs , Amaſis , welche aus dem Hochſtift Paderborn fommt , das Bisthum Münſter der Lån , ge nach durchſtrómet , und aus demſelben in Ofis friesland tritt. Sie wird in dieſem Bisthum durch die Werfe , welche im Aint Stromberg entſpringts die Seſſel, welche aus der Grafſchaft Ravensberg , kömmt; die Bever , welche aus dem Bisthum Oss nabrück kommt;: die Aa , welche hieſelbſt entſteht, und die Baſe , welche aus dem Osnabrückiſchen kommt, verſtärket. 2 ) die Lippe , welche im Bisthuin Paderborn entſpringt , macht gegen Mit: tag die Gränze des Hochſtifts. In derſelben find viele Biber. 3) Die Vecht entſpringt hiefelbft im Amt Horſtmar , heim.
und tritt in die Grafſchaft Bent:
4) Die Berkel entſpringt im Amt Horſt
mar , unweit Billerbeck , und tritt in die Graf. fchaft Zutphen. Der Dümmerfee, welcher 1 Meis le lang, und
breit iſt, liegt zwiſchen dem Hochſtift und der Grafſchaft Diepholz, und gehöret zum Theil hieher. 8. 4. Das Bisthum enthält, außer der Hauptſtadt, 12 Stádte, die zu den Landtagen verſchrieben werden , 12 andere Städre und 12 Flecken , oder Weidybils de,welche hier Wigbolde genennet werden, und keine Stadtgerechtigkeit haben. Die Landſtånde beſte. hen aus der Geiſtlichkeit, dem Udel und den vorhin gedachten Städten. Die Landtage werden ordentlig cher Weiſe zu Münſter gehalten.
$. 5.
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Der weſtphäliſche Kreis.
$.5 . Zur Zeit der Reformation bekam hier zwar die evangeliſche Lehre viele Anhänger : fie iſt aber wieder verbrångt, und der im embslandiſchen Quar: tier verſtattet geweſene evangeliſch - lutheriſche Got: tesdienſt , 1613 und 14 wieder abgeſchaffet worden : indeffen ſind doch noch unterſchiedene adeliche Perſos nen theils der lutheriſchen , theils der reformirten Kirche zugethan , und zu Weerdt haben beyde Kir: chen öffentlichen Gottesdienſt: fonft aber iſt alles Die Zemrer Emsland , Clop: romiſch - katholiſch. penburg und Vechta, gehörten ehedefſen zuin osna brückiſchen Kirchſprengel : allein , 1668 wurde durch einen Vergleich die geiſtliche Gerichtsbarkeit über dieſelben von dem Biſchof zu Osnabrück an den Bis Tchof zu Münſter uberlaffen. §. 6. Kaiſer Karl der Große verordnete Luogern aus Friesland im Jahr 802 zum erſten Biſchof zu Mimigernford, ſtate welches Namens nachmals der Name můnſter gebrauchet worden . B. Ludwig I þat das Hochſtift von der Erbſchirmgerechtigkeit der Grafen von Tecklenburg fren gemacht. B. Ber mann II , welcher im 13ten Jahrhundert regierte, iſt von dem K. Otto IV zum Reichsfürſten geinacht wor . den . B. Otto, ein Graf von Bentheim , foll der erſte Bifchof feyn , welcher vom Domkapitel erwählet worben , und dieſem fol Kaiſer Friderich II die Macht dazu gegeben haben.
B. Ludwig II ,
ein
Sandgraf von Heffen , iſt der erſte geweſen , welcher vom Papſt beſtåtiget worden. B. Chriſtoph Berne hart , ein Freyherr von Galen , welcheč 1678 geſtors ben , iſt als ein großer Krieger berühmt. Clemens Vuguſt, Herzog in Bayern , und Churfürſt zu Cóln, der
Das Hochſtift Münſter,
685
der 62ſte münſteriſche Bifchof , hat ſich um das Stift ourdy den Anbau einiger Schlöſſer und Kanås le , und durch andere demſelben nůkliche Veranſtala tungeti , verdient gemacht. $ .7. Das Wapen des Bisthums iſt ein goldener Querbalken im blauen Felde. Der Biſdhof iſt ein Reichsfürſt , und hat auf dem Reichstage im fürſtl. Collegio mit dem Biſchof zu Lüttich wechſelsweiſe den Rang, jedoch ſo, daß Osnabrück allemal zwiſchen benden ſikt.
Sein Reichs -Unſchlag iſt 30 zu Fuß,
und 118 zu Roß , oder monatlich 832 Fl. und zum Kaminergerid,t zu jedem Ziel 434 Rthlr. 171 Kr. In dem weſtphäliſchen Kreis iſt er der erſte Kreis . ausſchreibende Fürſt und Director. Ul6 Biſchof ſteht er unter dem Erzbiſchof zu Cöln.
Das hochwürdige
Domkapitel beſteht aus 40 Perſonen, die alle adelichen Standes ſeyn , und ihre Ahnen beweiſen müſſen ; es wird auch jährlich einmal des jüngſten Domherrn Schild und Helm unter öffentlichem Trommelſchlag auf einer Fahne herumgetragen , damit ihn ein jeder unterſuchen könne . 8. Nach der alten Schak - Matrikel , hat das Hochſtift zu der ordentl. Kirchſpielſchakung oder Con: bution monatl. 28927 Rthlr. 19 Sch . 9 Pf. aufzubrina gen. Die biſchoft. Domainen ſind erheblicher, als die biſchöfl. osnabrückiſchen.
Das Domkapitel unterhalt 5 Infanterie. und 2 Cavallerie - Regimenter. $. 9. Die Alten theilendas Hochſtift in das Ober. ſtift oder den Südertheil , und in das Unterſtift oder den Nordertheil . Zu dem obern Stift gehören die Hemter Wolbeck , Rheine und Bevergern , Salo fenberg ,
Stromberg , Werne , Dülmen , Lahaus,
Horfte
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Der weſtphaliſche Streis.
Horſtmar , Bochholt, Sadinghauſen : zu dem nie dern Stift gehören die Hemter Kloppenburg , Ems. Heutiges Tages beſteht es aus unter welche die 13 Hemter verthei .
lande und Vechte. 4 Qurtieren , let ſind.
1. Das wellbeckiſche oder dreinſche Quar : tier , hat den lekten Namen von dem
ehemaligen
1 Gau Drein , und begreift folgende Hemter : 1. Das Am Vollbeck , welches das großeſte unter allen iſt, und 43 Kirchſpiele enthält , und bringt zu einer monatlichen Kirchſpiel . Schakung 8837 Rthlr. 13 Schill. auf.
Zu Sendenhorſt, 21 .
len und Beckum ſind fürſtliche und Gogerichte , des ren Vorſteher , in Anſehung der Stadte , Richter, und in Anſehung der Kirchſpiele und Bauerfd ;aftent auf dem platten ( ande, Gografen genennet werden. Wir bemerfen 1 ) Månſter , Monafterium , die Hauptſtadt des gants jen Bisthums , liegt nidyt weit von der Ems , auf benden Seiten des Flußden Aa oder Alpba , in einer febr fruchta baren und angenehmen Ebene. Sie hieß anfänglich mimia gernford oder imigardeford , Jimigard , 2. wur: de aber zur Zeit des Biſchofs Hermann I im iften Jahrh. von der Domkirche, die Karl der Große geſtiftet , und in der Landesſprache ein Münſter genennet wird , mit dem Namen Münſter beleget. Andere wennen , die Stadt habe vom Anfang aus 2 Theilen beſtanden , und alſo auch 2 Namen gehabt. Der åltere Theil ſey Mimigerna ford , und der jüngere von ſeinem Kloſter und der Stiftss kirche månfter benennet worden : da nun der letzte weit anſehnlicher geworden , als der erſte , lo habe man voit demſelben die ganze Stadt benennet . Sie war bis 1765 mit doppelten Graben und Mauern umgeben , hatte auch eine
$
Das Hochſtift Münſter.
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eine Citadelle, die Brille genannt, welche Biſchof Chris ſtoph Bernhard von Galen zur Einſchränkung der Stadt angeleget hatte : von 1765 an aber ſind die Feſtungswerke geſchleift , und 1767 ſind die Waſſergraben , welche zur Befeſtigung dieneten , abgeſtochen , und das Waſſer iſt in die Aa abgefähret worden. Auf dem eben gemachten Wall find Alleen von findenbåtuen gepflanzt. Ueberbaupt iſt die Stadt lebt weit ſchöner als ehedeflen , und aus der ebes maligen Citadelle iſt ein fürſtliches Schloß gemacht wors den , dergleichen vorber nicht in der Stadt geweſen , ſon , dern die Biſchofe kehreten in das Profeß- Haus der Frans ciſcaner ein. Von der Domkirche ift nichts merkwürdi ges zu ſagen : aber die Kapelle , in welcher der Biſchof Berrihard von Galen begraben liegt, iſt prachtig. Die Kirche der eingezegenen vormaligen Benedictiner Nonnens abtey Ueberwaffer, ( welche über den Fluß da liegt , ) hatte ehedeffen das größte Kirchſpiel, es iſt ihr aber faſt die Hälfte abgenommen. Außerdem finder man hier noch die Kirchen und Stifter des Heil . Lådgers , des heil. Mar: tins , und des heil. Moritz , die Pfarrkirche des heil. Lain berte , welche unter allen die grofte und ſchönſte iſt , und an der noch die 3 eiſerne Körbe hangen , in welchen eher deffen der König der Wiedertåufer , Johann von Leiden , nebit ſeinen beyden Fürſten , aufgehangen worden , node 3 Pfarrkirchen , bey deren einen ein Kloſter iſt, und eine andere Kirche, cin Johanniterhaus , das Kloſter des heil. Georgs , welches den Rittern des deutſchen Ordens gehe ret , ein ehemaliges Jefuiter Collegium , noch 7 Kldfter, 3 Gymnaſia, nåmlich das paulinſche, lådgerſche und mar: Das neue tinſdye ; und eine gute Anzahl Armenhäuſer. biſchöfliche Schloß hat ſeine Gründe von den Steinen der abgebrochenen Stadtmauer bekommen . Die Stadt hat piele widrige Schickſale erfahren , unter welchen dasjenige, 1 mas ſie zur Zeit der Wiedertåufer 1535 und 36 gelitten , beſonders erheblich iſt. 1648 wurde hier der berühmte Friede zwiſdien Deutſchland und Frankreid geſchloſſen . its fie 1660 des Biſchofs vollige Oberberrſchaft nidyt er : kennen wollte , wurde ſie belagert, und ergab ſich demſela ben
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,
Der weſtphäliſche Kreis .
ben 1661. Biſchof Ferdinand wollte hier 1631 eine Uni verſitåt errichten, erhielt auch vom K. Ferdinand II die Beſtåtigung derſelben , ſie iſt aber nicht zum Stande ge kommen . 1758 und 59 war die Stadt in den hånden der Alliirten , wurde aber im lekten Jahr von den Franzoſen belagert und erobert, bald darguf nahmen jene wieder eis ne Belagerung der Stadt vor , in welcher einige hundert Häuſer abbrannten , boben ſie zwar wieder auf, fiengen fie aber von neuem an , und eroberten die Stadt und Eis tabelle wieder. Die Stadt giebt zu der monatlicher Kircha fpielſchakung 350 Thaler. Der zwiſchen Münſter und Clemenshafen , und von da nach Warbafen 9 Stunden weit geführte Banal, bat bis in die Embs fortgeführet werden , und zur Beförde: rung des Handels nach Holland über Zwoll , dienen ſols len , iſt aber auf der holländiſchen Seite nicht fortgeſett worden , ſchafft alſo den verhoften großen Nußen nicht. 2) Bedam oder Bedem , von einigen Confluentia Weſtphalica genannt , ein Städtchen an der Werſe , mit einer Collegiatkirche, deren Probſt Archidiaconus des Ors tes und Domherr zu Münſter iſt , und 2 Nonnenkidſter Auguſtiner Drdens . E3 iſt hier ein fürſtl. Geridt und Gogericht, und das Städtchen wird zu den Landtagen verſchrieben . " 1734 brannte es faſt ganz ab. Zu der mo, natlichen Kirchſpielſchahung giebt es 150 Thaler. 3) Ablen , ein Städtchen an der Werſe , welches auch Es hat eine Collegiats zu den Landtagen berufen wird . Firche und 2 Nonnenklóſter Auguſtiner Ordens , auch ift hier ein fürſtl. Gericht und Gogericht. 1480 brannte der Der Drt liegt in dein alter dritte Theil deſſelben ab. Súdergoe oder Südergaa , und giebt zu einer monatli chen Kirchſpielſchakung 150 Thaler. 4 ) Telgte , ein Städtchen an der Embs, in einer ans genehmen Gegend , woſelbſt das Domkapitel ein Goge richt hat , dem ein Gograf vorſteht. Es wird auch zu den Am Iſten Jul, wird ſiark dahin Landtagen verſchrieben. Dieſe Stadt giebt zu der monatlichett gewallfahrtet. Kirchſpielſchakung 65 Thaler. 5 ) Sena
Das Hochſtift Münſter.
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5) Bendenborſt, ein Städtchen, woſelbſt ein fürſtlice @ chloß und Gogericht iſt. Es brattute 1751 größtentheils Zu einer monatlichen Kirchſpielſchakung giebt die ab. Stadt go Thaler , und das Kirchſpiel 331 Thaler 14 Sch . 6 ) Steinfurt, oder Dren : Steinfurt, im pago Dra gini oder Drein , ein Fleđen , woſelbſt die Freyherren von der Reit eine Unterherrlichkeit haben ; der übrige Theil des Kirchſpiels aber gehöret unter das Gogericht Sendens horſt. Es giebt zu einer monatlichen Kirchſpielſdatzung 437 Thaler 20 Sch. 7 ) Greven , ein Flecken an der Embs. Dieſes Kirch ſpiel giebt zu der Contribution monatlich 535 Chalex, 8) Wollbed , eigentlich walobeck , der Sik des Mints und eines beſondern Gerichts , iſt ein Schloß und Kirchſpiel , welches zu der monatlichen Kirchſpielſdakung 19 Thaler giebt. 9 ) Badenfeld und Meeſte ſind Sitze zweyer Goges richte und Gografen des Domkapitels. 10 ) Beeffen , ein Kirchſpiel und Unterherrlichkeit der Es giebt zu der monatlichen Freyherren von der Red . Kirchſpielſchabung 137 Chaler. II ) Of - Beveren , ein Kirchſpiel, woſelbſt die Schens tinge zu Beveren die Unterherrlichkeit haben. Die monat liche Kirchſpielſchabung betrågt 160 Thaler. 12) Senden , ein großes Kirchdorf, woſelbſt das Dom . tapitel einen Gografhat. Die monatliche Kirchſpielſchas Bung beträgt 146 Thaler. 13 ) Amelbůren , ein Kirchſpiel , deſſen monatliche Schatzung 255 Thaler 7 Sch . Betrågt, 14 ) Schonoliet und Schönebec , gehören dem Doms kapitel. 2. Das Amt Safſenberg , begreift to Kirch . ſpiele , deren monatliche Schakung 1271 Tbater bes In dieſem Amt , die Staột Warendorf, trågt. das Kirchſpiel Beelen ,
und die Gegend um das
Umthaus Saffenberg ausgenommen , haben die Her, 3 Th. 64 .
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Der weſtphäliſche Kreis .
ren zů Backotren , nämlich die von Kettler ing Rorf, die Untergerichtsbarkeit . 1) Warendorf, eine der beſten Stådte im Hochſtift. welche an der Embs liegt, vortreffliche Weide hat , und wegen ihrer ſchönen Leinewand berühmt iſt. Sie wird zu Es iſt hier ein Franciſcaner den Landtagen verſchrieben . Ihre Kirch Kloſter. 1404 und 1741 iſt ſie abgebrannt. ſpielſdatzung beträgt monatlich 230 Thaler. Nicht weit davon liegt das Nonnenkloſter Serfebroch . 2) Sallenberg , ein Schloß und Flecken , oder Freya beit , davon das Amt den Namen bat. 3) Fredenborſt, ein Kirchſpiel und adel. fren - weltli ches Frauenſtift, nicht weit von Warendorf. Die monat liche Kirchſpielſchatzung beſtehet in 200 Thalern. 4) Marienfeld , in gemeiter Rede Wiergenfeld , eine Manns - Abtey Ciſtercienſer Ordens , in Kirchſpiel Haſes winkel. 5 ) Rengerint , eine Nonnen - Abtey Ciſtercienſei Dr'a dens , welche unter dem Abt zu Marienfeld ſteht. Sie liegt an der Bever. 6) Vinneberg , eine Nonnen - Abtey Benedictiner Ora , Fluß Bever , -born ſteht.
weldje uuter dem Abt zu Leiss
3. Das Amt Stromberg , begreift 11 Kirch . ſpiele, welche monatlich 8595 Thaler 21 Sc. in Pf. Contribution aufbringen . Es iſt vor Alters eine Burggraffchaft des Reichs geweſen.
R. Karl IV
erklärte den, unruhigen Burggrafen Johann , oder, wie ihn andere nennen , Burchard , in die Acht, und trug dem Biſchof zu Münſter die Bewerkſtelli. gung derſelben auf , welcher auch das Schloß , nebſt dem ganzen Sande , einnahm , und von dem Kaiſer damit belehnet wurde. 1653 fuchte der Biſchof we. gen dieſer alten Burggrafſchaft Sik und Stimme im Reichsfürſtenrath, und als er dieſes Geſuch 1707 wieder !
Das Hochſtift Münſter.
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wieder rege machte , willigte 1708 das fürſtliche, und 1710 das curfürſtliche Collegium in daſſelbige : es iſt aber doch nicht zur wirklichen Einführung ges kommen . I) Stromberg, das Umthauf, vor welchem eine Freya heit liegt, die aufdem Steinwege genennet wird. Dieſes Kirchſpiel giebt monatlich 140 Thater Contribution . 2 ) Olde , ein Weidbild oder Flecken , woſelbſt ein Fürſtlicher Gograf ift, unter welchem G Kirchſpiele dieſes Amts ſtehen . Die Kirchſpielſchazung betrågt monatlich 370 Thaler. 3 ) Kersfeld , ein Kirchdorf, woſelbſt ein fürftlicher Gograf. iſt , unter welchem 2 Kirchſpiele dieſes Umts ſtes ben . Das Kirchſpiel Herzfeld bringt monatlich 253 Thas ler 14 Sch. Contribution auf. 4 ) Leisborn , eine alte Abtey Benedictiner Ordens, deren Prålat auch Superior und Biſitator der benden Nonnens Fløfter unſer lieben Frauen zu Ueberwaſſer und St. Aegia dien in Münſter, und des Kloſters zu Vinneberg, iſt. II. Das werniſche oder ſteverſcheQuartier, beſtehet aus folgenden Aemtern. 1 1 1. Das Amt Werne, enthåle 14 Kirchſpiele , welche zu der monatlichen Contribution 1923 Thaler 3 Sd). 10 Pf.geben. 1 ) Werne ; ein Städtchen , nicht weit von der Lippe, wird zu dem Landtage verſchrieben , und giebt zu der mo : Es iſt 1400 , natlichen Kirdyſpielſchakung 60 Thaler. Es ſind hier 1433, und 1586 grdstentheils abgebrannt. einige Burgmannshåuſer , deren Beſitzer zu den Landtagen berufen werden ; auch findet man hier ein Sapuciners Möncheuklofter. Ben der Kirche hat das Stift Cap penberg das Patronatrecht, und einer der ålteſten Stiftsherren deſſelben , iſt allezeit Dechant bey derſela ben. Man ſchåber die Einkünfte dieſer Dechaney auf 1000 Rthlr , X2 2 ) OL
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Der weſtphäliſche Streis .
2 ) Olpben , ein Weidbild oder Fleden. Dieſes Kirden fpiels monatliche Contribution betrågt 150 Thaler. 3) Zorckerke , ober 27ordkirchen , ein Schloß und Kirchſpiel, den Grafen von Plettenberg zugehårig , wels de das Erbmarſchallemt dieſes Hodſtifts beſigen . Die monatliche Kirchſpielſdagung betrågt 98 Thaler. 2. Das Amt Důlmen, hat nur 5 Kird ſpiele, welche monatlich 1048 Thaler contribuiren . 1) Dülmen , eine kleine alte Stadt , mit einer Colles Sie wird zu den giatkirche und einem Nonnenkloſter. Es iſt hier ein fürſtlicher Richter Landtagen berufen , und ein Gograf. Die monatliche Kirchſpielfdhabung bere trägt 150 Thaler. 2 ) Weldern oder Marienburg , eine Karthauſe. 3) Walteren , eine kleine und geringe Stadt, nicht weit Sie wird zu von dem Einfluß der Stever in die Lippe. den Landtagen verſchrieben , und iſt der Sik eines fürſtli. chen Richters und eines Gografen . Ihre monatliche Kirche fpielſchakung beſtehet in 80 Chalern .
3. Das Amt Lůddinghauſen, Hat K. Karl der Große im Jahr 802 dem Stift Werden gegeben , von welchem es Kernach andere zu Jehn empfangen haben . 1430 ſind die Biſchofe zu Münſter damit bee legnet worden, die es 1538 mit Bewilligung des Lehnso herrn dem Domkapitel pfandweiſe übergeben haben , welches, in demſelben einen Civil , und Criminalrichy ter , und einen Beamten feket. Lůddinghauſen , iſt ein Schloß und Städtchen an der Ctever. In zwey Abſchriften der Schafmatrikel, finde ich dieſes einzige Kirchſpiel des Amts mit nichts angeregt, pie denu aud in der Einleitung angegebenen Summe monatl. Kicchipielſchaßung , für dieſes Kirchſpiel nichts ente halten iſt : in einer dritten Abſchrift aber ſtehet , daß dice fes Amto umd Kirchſpiels Contribution monatlich 320 Lhas ter betrage,
III . Das
Das Hochſtift Münſter.
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III. Das braenſche Quartier , enthålé fol. gende emter :
1. Das Amråhauß und aufdem Braem , wel. ches efedeſſen 2 Hemter ausgemacht; davon das etſte 1406 an das Bisthum gebracht worden , das zweyte aber , nebſt den Städten Borken und Preden , lange vorher dazu gehört hat. Es gehören zu dieſem Amt 20 Kirchſpiele , deren monatliche Schagung 1303 Thaler beträgt. 1) huas, ( das ift, das Haus an der $ a ,) eine kleine Gtadt an der Ua , oder Alpha , mit einem biſchöflichen Odloß. Sie ernähret fich mehrentheils vom Ackerbau. Der hieſige Rid ter nennet fich : Richter zum feinern Kreuz, ahauß und Ottenſtein. Die ehemaligen Herren von Ahaus, find im 14ten Jahrhundert ausgeſtorben. Die monatliche Contribution der Stadt und des Kirchſpiels, betrågt 65 Chaler. 2 ) Ottenſtein , ein Flecken und Schloß , bey weldient lebten viele Burgmanner wohnen , welche ihre Burglehne erblich haben , und aus welden die Bürger jährlich einen zu ihren Regenten erwählen , welcher alsdann einen aus der Bügerſchaft zu ſeinent Gehilfen nehmen muß. Dieſer Dit ift 1408 an das Hochſtift gekommen. Die monatlis che Contribution dieſes Kirchſpiels beſtehet in 18 Thalern . 3) Borken , oder Borchheim , eine kleine alte Stadt an der Aa , wird zu den Landtagen verſchrieben , und ents hålt ein Collegiatſtift, 2 Kidſter, und eine Johanniter Come menthuren. Sie hat ihren eigenen Richter , und ſeit 1364 Bey derſelben ſind viele Urnen eine Tuchmanufaktur.
ausgegraben worden . Die monatliche Contributiou dieſer Stadt beträgt15 @ Thaler. Nicht weit davon iſt das Ciftercienfer Mönchenkloſter Großen : Burlo. 4 ) Breden , eine kleine Stadt an der Bertel, welche den Landtagen berufen wird. In derſelben iſt ein abel . Frauenſtift, deffen Ae'tiſſinn ihre Beftitigung bey denn 21 3 Erabia
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Der weſt Churfi d) G fact mach lo
Erzbir Rich nen
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che Kreis.
Der hieſige Die hieſige Leis onatliche Kirchs e Stadt an der t. Die hieſigen hat Fohann Die monatliche ern . Ah, woſelbſt ein Gos
t , unter welcher 7 sed , giebt monatlich) antomolch e sKirch da contribuirt. welche das ionatlich uz r ordentliche
m das Haus monatlich 6L der 1733 ansa uch die hier ges ingelroding ges etrågt monatlich nach
dem
Umt
hſtift, und bes ich 4880 Thaler im ſelben ſiab zwey dwell und Gaſte
kleine Stadt auf einer Cirche und ein Fürſtlicher afigen adelichen Burgmån = nert
Das Hochſtift Münſter.
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nern einen beſondern Eid leiſten muß . Die Stadt giebt ution . monatlich 52 haler Ebene , iſt in einer 2 ) Coesfeld , ei nächſt Münſter die Stadt des ein Hochſtifts , houn Jeſuiter Collegium , ind ei nen fårftlic Han fral ſe gehört . rel wurde ſie vo tribution bet 3 ) Billerb Richter ift. I fpielcontribution 4) Vienburg Die hieſigen Burg eigenes Siegel . Thaler. 5) Metelen , ein weltlichen Jungfernt Thaler. 6) Grongu , ein Fle von S unterman aber beſonders Deci sa , als wird . irdin - Bodho ecken 7) ſes Kirch mon 8 ) Sd natliche feit 9 ) Wette werk angelegt 145 Tbaler Com 10 ) Folgende , ter münſterfdher lan . welde dieſelben , berm . die unterherrliche Geria , califchen Sachen , ſammta gen , haben ,
694
Der weſtphåliſche Kreis .
1 Erzbiſchof und Churfürſten zu Cöln ſucht. Der hieſige Richter, iſt aud; Gograf zu Gričiuglo . Die hieſige Leis newand - Manufactur ift berühınt. Diemonatliche Kirchs ſpielſchakung macht 55 Thaler aus. 5 ) Stadt's Loen over Lohe , eine kleine Stadt an der Berkel, welche einen beſondern Richter hat. Die hieſigen uralten Hofrechte über Hofgehörige Leute, hat Fohann Chriſtoph Strobtmann drucken laſſen. Die monatliche Kirchſpielſchatzung , beſtebet in 94 Thalern . 6 ) Sombern,oder auf dem Braem , woſelbſt ein Go: graf ift. 7 ) Lembeck , eine lInterherrlichkeit , unter welcher 7 Kirchſpiele ſtehen. Das Gericht fembec , giebt monatlich zu der Kirchſpielſchakung 112 Thaler. 8 ) Ofiendorf,eineUnterherrlid f.unter welche bas.Kirchs ſpiel Lipransdorf gehört,welches monatl.22 Thl.contribuirt. 9) Kaeffeld , cine Unterherrlichkeit , unter welche das Kirchſpiel gleices Namens gehöret, welche monatlid ) 17 Thaler Contribution erlegt. Es war hier der ordentliche Sitz der Grafen von Belen . 10 ) Südlohn , ein Kirchſpiel , in welchem das Haus Oding liegt. Das Kirchſpiel contribuiret monatlich 6L haler. 11) Velen, ein Kirchſpiel und Stammort der 1733 ausa geſtorbenen Grafen von Velen , welchen auch die hier ges legenen adelichen Siße Sagenbeck und Engelroding ges hört haben . Die Kirchſpielſchatzung betrågt monatlich 27 Thaler. 2. Das Amt förſtmar ,
iſt nach dem
Amt
Wollbeck das großeſte in dieſem Hochſtift, und be greift 33 Kirchſpiele , welche monatlich 4880 Thaler 25 Schilling contribuiren.
In demſelben ſind zwey große Gogerichte , nåmlich Sandwell und Gaſte hauſen . 1 ) Borfimae , ein Schloß und kleine Stadt auf einer Hdhe , woſelbſt eine Collegiatkirche und ein fürſtlicher Richter iſt; welcher aber den dafigen adelichen Burgmån nern
r ift te s hſt nſ 5 Hoc Da Mü 69 . n er n n ond dt iebt ten n ner leiicnhe beſ Eid lieibſutio muß . Die Sta g r t e r a l t n a n o 2 h o m 5 T C . 2 ) Coesfeld , eine Stadt in einer ſchönen Ebene , iſt nåchft Münſter die größte und vornehmſte Stadt des Hochſtifts , hat 2 Pfarrkirchen , ein ehemaliges Seſuiter Collegium , 4 Nonnenklofter , ein Mönchenkloſter, und ei nen fårſtlichen Richter. Ehedeffen hat ſie mit zu der Hans ſe gehört. 1591 litte ſie großen Brandſchaden . 1631 wurde ſie von den Heffen erobert. Ihre monatliche Cona tribution beträgt 230 Chaler. 3) Billerbeek, ein Städtchen , woſelbſt ein fürſtlicher Richter iſt. 1548 brannte es ab. Die monatliche Kirche ſpielcontribution betrågt 350 Thaler. 4) Zienburg , ein Flecken und Schloß an der Dinkel. Die hieſigen Burgmånner haben das Halsgericht, und ein eigenes Siegel. Die monatliche Contribution betrågt 42 / Thaler. 5) metelen , ein Städtchen , mit einem adelichen frens Es contribuirt monatlich 150 weltlichen Jungfernſtift. Thaler. 6) Grongu , ein Fleden , welcher ehebem den Grafen von Steinfurt 'unter münſteriſcher Hoheit gehøret hat ; nun aber durch einen beſondern Vertrag von den Grafen von Tecklenburg - Rheda , als ein "månſterſches Lehn beſeſſen wird. Das Haus wird in den alten Lehnbriefen das Haus Bocholt genennet . 7) Odstrop , ein Flecken nicht weit von Metelen . Dies ler , der Lyn 8) Seböppingen , ein Flecken an der Vecht. Die moa natliche Kirdyſpielſdyakung betrågt 405 Thaler. 9 ) Wetteringen, ein Kirchdorf, woſelbſt 1550 ein Salz Das Kirdyſpiel giebt monatlich werk angelegt worden. 145 Tbaler Contribution . 10 ) Folgende, den Grafen zu Bentheim -Steinfurt, uns ter můnſterfcher Landeshoheit , gehörige Kirdſpiele , über welde dieſelben , vermoge des 1716 getroffenen Vergleichs, die unterherrlide Gerichtsbarkeit und erſte Inſtanz in fils caliſchen Sachen, ſammt allen davon abhangenden Nubun XX 4 ( 1) Bor: gen , haben.
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Der weſtphäliſche Streis.
(1) Borchorft, ein Flecken mit einem abel.frey - weite lichen Stift, deffen ebtiſfinn ebedeſſen von den Erzbi. Die Erbvogte fchof zu Magdeburg beſtåtiget wurde. über daſſelbe, hatten die Grafen von Ravensberg, und vers. kauften ſolche 1270 an die Herren von Steinfurt, welche auch mit derfelben von dem Erzſtift Magdeburg belehnet wurden ; wie denn noch ist die Grafen von Bentheima Steinfurt folche Erbvogter befißen. Als Magdeburg zu einem Herzogthum gemacht wurde, und an das Churhaus Brandenburg kam , fuchte der Biſchof zu Munfter die Ges rechtſame,dieſes Hauſes, in Anſehung dieſes Stifts, ftreis tigzu machen . Das Kirchſpiel giebt monatlich 139 Thaa ler 8 60. Contribution . (2) Lahr hat den Titel einer Freygrafſchaft. Indien fem Kirchſpiel iſt das adeliche Hand Bellerine. Seine monatliche Schakung beträgt 164 Zhaler 16 Sch. (3 ) Solthuſen oder Solzbaufen , zu welchem Kirche Piel anſehnliche Bauerſchaften gehören . Die monatliche Contribution beftehet in 19 Thalern 12 Schillingen . II) Parler , eine adeliche Probſter Pråmonſtratenſer Drdens. 12) Klein Bürlo , ein Priorat Ciſtercienſer Ordens. 13) 17 otteln , Asbeck und Langenhorſt, ſind abeliche freys weltliche Frauenſtifte. 14 ) Sonholt, ein adelich freys s weltliches Stift im Kirchſpiel Havirbeđe. In daſſelbe werden auch woll Pas tricien aufgenommen . 3. Das Amt Keine und Bevergeren , hat Es begreift 12 vor Alters 2 Remier ausgemacht. Kirchſpiele, welche zu der monatlichen Schagung 1068 Thaler 14 Sch . geben . 1) Rheine oder Reinen , eine kleine Stadt an der Embs, welche hier ſchiffbar iſt, wird zu den Landtagen berſchrieben , und hat ein Franciſcaner Kloſter. 1759 litte fie großen Brandfdhaben. Ihre monatliche Contribution beträgt 100 Thaler. In dieſer Gegend giebt es gute Salzquellen .
Das Hochſtift Münſter.
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2 ) Bevergeven , ein Weichbild, ganz mit Mordſten umgeben . 1624 brannte es faſt ganz ab. Bey demſelben iſt 1587 eine Salzquelle gefunden worden . In zweyen Ab ſchriften der Schatmatrikel, iſt dieſer Ort nicht als eix Kirchſpiel mit aufgeführet, in der dritten aber ſtehet , er contribuire monatlich 13 Thaler. 3) Bentlage, ein Kloſter der Kreußbrüder, nahe bey Rheine. 4 ) Gravenhorſt, ein adeliches Jungfernkloſter Ciſtera cienſer Ordens. Unm. Das adeliche frep s weltliche Stift Wirmarſen , ftehet anter der geiſtlichen Gerichtsbarkeit des Hochlifts Münſter ; bic Landeshobelt über daſſelbé aber ik zwiſchen Münfter und Bents beim ftreitig. 5 ) Embsbåren , ein Kirchſpiel und Gogericht , welches die Grafen von Bentheim von dem Hochſtift Münſter zu Lehn tragen , und in dem Dorf Embsbüren ilr Gerichtss haus haben . Das Kirchſpiel contribuiret monatlich 150 Thaler.
4. Das Amt Bocholt , beſtehet , außer det Stadt dieſes Namens , in 3 Kirchfpielen , und giebs monatlich zu der Schakung 579 Chaler 11 Sch). I ) Bocholt , eine wohlgebauete Stadt an der Aa, wird zu den fandtagen verſchrieben , und bat 4 Kloſter. 1632 wurde fie von den Heffen eingenommen , und 23 Jahre lang beſeffen . Bey derſelben iſt ein gutes Eiſenwerk. Die Stadt contribuirt monatlich 184 Thaler. 2 ) Xbeden und Dingeden ſind 2 Kirchſpiele : jenes contribuirt monatlich 68 Thaler , dieſes 59. Thaler 11 Sch. 8 Pf. 5. Weerdt , ein Städtchen , nebſt einem alten Schloß , an der Yffel , woſelbft die Evangeliſch - Lutheriſchen und Evangeliſch - Reformirten öffentlichen Gottesdienft haben . Dieſe Herrſchaft gehörte ebedeffen als ein münſterſches Lehn den Grafen von Eulenburg , yachmals den Grafen von Walded : Biſchof Franz Arnold aber hat es an das Stift gekauft.
Er 5
IV . Das
Der weſtphäliſche Krets .
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IV . Das embsländiſche Quartier ; beſtehet aus folgenden Hemtern : 1. Das Amt Embsland oder Emsland, hat ſeinen Namen von der durchfließenden Embs. Das Land Deuhaus iſt ſtets mit dazu gerechnet worden ,
und das Sůmmelingeri Lano iſt auch
ein Theil dieſes Amts. Es enthält daſſelbe 18 Kirch ſpiele , welche monatlich 2000 Thaler 25 Sch. cons tribuiren. 1) Meppen , eine Stadt und ehemalige Feftung Beyn Zuſammenfluß der Haſe' und Embs. Es iſt hier das fürſt liche Amthaus , ein vormaliges Jeſuiter Collegium , und eine Probſter Benedictiner Ordens , welche dem Stift Corvey gehört, dem ſie im Jahr 834 vom Kaiſer Lud wig geſchenket wordenr . Der Rath muß fich zu Corven belehnen laſſen , der Abt zu Corbey foll auch unterſdjiedes ne Lehnträger hieſetbft haben . 1761 wurde die Stadt, als ſie von einem Bataillon churbraunſchweigiſcher Truppen beſetzt war , von franzöſiſchen Truppen belagert und eros bert, ben welcher Gelegenbeit ein großer Theil der Stadt abbrannte. Nachher ſind die Wälle in die Graben geſtür zet , und dieſe ſind nur 15 Fuß breit gelaſſen worden. Die Stadt giebt monatlich 176 Thaler Contribution . 2) Safelůnne , eine Stadtjan der Hale . Es find hier einige zu den Landtagen gehorige Burglehne. Sie contri buirt monatlich 82 Thaler. 3 ) Karen , ein Kirchſpiel an der Embs , welches mos natlich 30 Thaler conttibuirt. Die Einwohner ſind meis ftens Schiffer. 4 ) Lathen , ein Kirchſpiel, welches monatlich 178 Thae ler contribuirt.
1
5 ) Clemenswerth , ein biſchöfliches Jagd- und kuſts haus, welches feinen Namen von dem Biſchof Clemens Auguft hat , der aus Nom den heil. Fructuoſus in die das ben befindliche Kapelle hat bringen ſoffen. Neben demſela ben liegt Důmmeling , ein Dorf. 2. Das
Das Hochſtift Münſter.
699
2. Das Amt Vechta , iſt vor Alters eine eige. ne Graf. oder Herrſchaft geweſen , welche im izten Jahrhundert an das Stift Münſter gekommen iſt. Es begreift 16 Kirchſpiele , deren monatliche Schau Es ſind hier in kung 1885 Thaler ausmacht. Vergleidyung meyr adeliche Häuſer und Perſonen , Sie has als in andern Aemtern des Hochſtifts. ben ein beſonderes Siegel , nnd nennen ſich abcliche Burgmånner des Umtes Vedta , und machen auf große Privilegien Anſpruch. In dieſem Amte find viele Urnen und alte ſteinerne Stretchåmmer ausge graben worden .
I ) Vechta , eine Stadt und Feſtung an einem gleich : namigen Fluß. Unter dem hieſigen fürſtlichen Gericht, ftehet auch das Gogericht zum Súdholz , welches vor Niters die Grafen zu Diepholz nebſt dem Holzgericht, vom Hocyſtift Münſter zum Mannlehn getragen haben . In der Stadt iſt ein Kloſter, 1 : 1538 wurde ſie von deni Grafen von Oldenburg verbrannt , und 1541 vom Herzog Moriß zu Sachſen erobert und geplündert. liche Contribution beträgt 50 Chalcr.
Ihre monata
2 ) Die fürſtlichen Gerichte auf dem Deſſum und zu Damme. Der Marktflecken Damine, ſoll den Namen von dem Damm oder der Schanze haben , welche die uns grivarier am Dimmerſee wider die Cherusker angeleget haben , und bey welcher Germanicus den Arminius zuin gweytenınal geſcylagen hat. Bon den Streitigkeiten, welche zwiſchen Münſter und Denabrück wegen des Halb gerichts über die Unterthanen in den Kircipielen Damme und Neuenkirchen obialten , kommt unten in der Beſchreis bung des Bisthuins Dsnabrück, beym Amt Borden , eitt mehreres, vor. Das Kird,ſpiel Damme contribuirt mo natlich 162 Thaler.
3. Das
1
700
Der weſtphaliſche Streiß.
3. Das Amt Cloppenburg , iſt vor Zeiten eine eigene Grafſchaft geweſen , und hat den Grafen von Tecklenburg gehöret. # Weil aber Graf Otto von Tecklenburg den Benachbarten viel Schader jafügte ,
überzogen ihn die Biſchöfe
zu Münſter
and Osnabrück mit Krieg , nahmen ihm einen Theil feiner Länder weg , und regiereten folche an. fänglich gemeinſchaftlich ;
1398 aber tħeileten fie fich ſolcher Geſtalt , daß der Biſchof zu Münſter Cloppenburg , der Biſchof zu Osnabrück aber Vir. ben befam . Zu dieſem Amt gehöret auch das Saterland ,
und mit demſelben beſteht es aus 12 Kirchſpielen , welche monatlich 1534 Thaler 17 Es hat 5 Schillinge Contribution aufbringen .
Gerichte. 1) Das Gericht Cloppenburg. Unter dem Amthauſe Cloppenburg, liegt ein unbefeſtigtes Weichbild , welches monatlicy 20 Thaler contribuirt. 2) Das Gericht fryroyta , unter welches das Saters land mit gehört. Fryfoyta , Oita Frifica , oder ſchlechts hin Qytbe, iſt eine geringe Stadt , welche aber doch zu den fandtagen verſchrieben wird. Sie contribuirt mos Das Kirchſpiel Saterland giebt mos natlid) 24 Zhaler. .natlich 95 Lhaler Contribution. 3) Die Gerichte Lóningen , Caftrap und Effen . Das erſte Kirchſpiel contribuiret monatlich 295 Chaler , das zweyte 163 Zhaler , das dritte 265 Chaler.
Anmerkung. Megen des Schloffes und der Stadt Bepergeren , der Schroffer und Aemter Cloppenburg , Witbe oder Fry forta ,,
Das Hochſtift Münſter.
701
foyta , imgleichen wegen Embsland , himmelingers land , und alles deffen , was die Grafen zu Tecklenburg beſeffen haben , heutiges Tages aber zum Hochſtift Mün : ſter gehört, iſt 1659 zwiſchen dem Biſchof Chriſtoph Bernhard , an einem , und den Fürſtinnen Maria und Amalia, wie auch dem Churfürſten zu Brandenburg, Fris derich Wilhelm , als Mutter , Großmutter und Vormúns dern des Prinzen Wilhelm Heinrich von Oranien, am ans dern Theil, zu Coesfeld ein Vergleich getroffen worden, vermöge deffen gedachte Vormünder ſich im Namen des Prinzen aller Rechte und Anſprüde auf die angezeigten Derter und Pande begaben ; dahingegen fich der Biſchof zur Erlegung einer Summe von 125000 Rthalr. anbeis ( chig machte.
DAS
702
Der weſtphäliſche Kreis ,
Das Herzogthum Sleve, nebſt den
Grafſchaften Mark und
Ra .
vensberg. as Herzogthum Cleve , iſt nebſt den Herzog, thümern Fülich und Berg , und der Grafo ſchaft Marf , auf einer Charte abgebildet
worden , dergleichen zu Amſterdam Seſſel Gerrit geſtochen hat, auch Vilfcher, Schenk, Jaillorauf 2 Bogen, de Witt, Sanſon, Seutter und andere Die bomanniſchen Erben ha geliefert haben . ben die jaillotiſche Charte auf 1 Bogen gebracht und Verbeſſert, und dieſe Charte iſt in dem Utlas von Beaurain hat dieſe Char: Deutſchland die nogte. Von Cleve" undRavenſtein te 1757 nachgeſtochen. Haben Blaruw , p . Schenkund6. Valk eine eigene Charte herausgegeben , und unter dem Titel Cieve allein , findet man auch einige alte Charten , der : gleichen auch Ottens ans Licht geſtellet, die beſte aber D. von Bueghem verfertiget , und dem Ko: nige von Preußen Friderich dem erſten zugeeignet hat. Von Clene . ift
1 von Cleve und Mark , Seutters und Mortier, von Berg und Mark , Schenks und Valks , von
} der Mark Jaillots Charte von 1700 , von Mark und Ravensberg Blaeuw , Stenks und Valks Detmar Willer hat , ver. Charte , vorhanden. muthlich in der erſten Hälfte des 18ten Jahrhunderts Char:
Das Herzogthum Cleve.
703
Charten von den Grafſchaften Mark und Dortmund verfertiget, welche zu feiner und Cornel. Meve vollendeten Geſchichte der GrafſchaftMart beſtimme geweſen.
Die erſte iſt gewiß in Kupfer geſtochen ,
Das Herzogthum Cleve.
$. 1 . *s grånzet gegen Morgen an das Hochſtift Mün, ſter, und an die Churcolniſche Grafſchaft Reck. linghauſen, gegen Mittag an die Abtey Eſſen, an das Herzogthum
Bergen , Fürſtenthum Mörs ,
einen
abgeſonderten Theil des Erzſtifts Coln , und an das preußiſche Geldern ; gegen Übend an Brabant und Geldern ;
gegen Mitternacht auch an Geldern und
an Münſter.
Es iſt 16 Stunden Wegs lang, und
4 bis 5 breit. § . 2. Die Luft iſt geſund ,
und die Witterung
fehr gemäßiget. Daß es hier im Maymonat fühles als in andern Ländern zu ſeyn pfleget, ſchreibet man der Seeluft zu. Das Herzogthum hat durchgehend Hohes Land und Niedrigungen. Das hohe land iſt fowohl mit Heckern , als Holzungen , Büſchen und Alleen verſehen. Unter den Wäldern iſt der ſo ge nannte Reichswald zu bemerken , welcher ſich von ber Gocher Heide , bis Groesbeek im Jand von Nim : megen auf 4 bis 5 Stunden lang erſtrecket, und in einigen Gegenben 1 bis 2 Stunden breit iſt. An demſelben liegen die Städte God ), Cleve und Craz nenburg.
Er heißt der Reichsırald ,
weil er ehe.
deſſen zu dem Reich von Mimmegen gehöret þar. Einige Schriftſteller halten ihn für den heiligen Wald , in
4 Der weſtphäliſche Kreis. 704
in welchem Claudius Civilis die Bataver auf einen Gaſtmahl wider die Römer aufgewiegelt. Taciti hift. lib. 4. C. 14.
Er war egebeffen ſehr dick und
dunkel , uno 1266 verabredeten die Grafen von Cleve und Geldern , daß er niemals ausgerottet, und zum Uckerbau gebraucht werden ſolle : er iſt aber nun fehr dünne , es iſt auch ein breiter Weg von Cranen . burg nach Cleve durch denſelben gehauen worden . Die Niedrigungen , inſonderheit gegen den Rhein zu, werden auf beyden Seiten durch ſtarke Damme,welche Bannteiche genennet werden , beſchüget , qußer wel. chen rod , ſo genannte Sommerdåmme vorhanden ſind , welche die gegen den Strom liegenden fetten Weiben , Wieſen und Decker wider das Sommer . waſſer auf 11 bis 16 Fuß hoch decken können.
Die
Hauptaufſicht über dieſe Zeiche,hat der von dem König beſtellte Ober : Teichinſpector , unter der Direction der Kriegss und Domainenfammer zu Cleve. Das Jand Hat an Getraide, Obſt und allerhand Gewäch . ſen , einen Ueberfluß. Es ſind ſehr fette Weiden vor. handen , daßer iſt auch die Hornvieh -und Pferde. zucht beträchtlich. Ueberhaupt iſt das {and wohl bebauet , und hat viele ſehr angenehme Gegenden , inſonderheit bey der Stadt Cleve. Allerhand Wild . prêt iſt häufig , inſonderheit an der Weſtſeite des Rheins .
Dieſer Rhein zertheilet das land in den
oft. und weſtlichen Theil , und nimmt hier die Flüffe Roer oder Ruhr , & mſer und Lippe auf.
Die
Waas berühret auch einen Theil des Herzogthums, und nimmt ben Genneperhaus den Fluß hiers auf, welcher aus dem preußiſchen Geldern kommt, und ein paar cleviſohe Stådte bewäſſert.
Die alte Bffel 60ek
Das Herzogthum Cleve.
705
oder Iffel kommt aus dem Hochftift Münſter, durch . fließet einen Theil des Herzogthums Cleve, und tritt alsdenn in Geldern. Alle dieſe Flüſſe ſind ziemlich fiſchreich, inſonderheit aber ſind die Rhein - Salmen , 1. Hechte und Karpen beliebt. 9.3 . Ja dieſem Herzogthum ſind 24 Städte und 3 Freyheiten ( municipia ). 1775 zählte man in dem felben und in dem Fürſtenthum Meurs , 100352 Menſchen , und in eben dieſem Jahr wurden in die . ſen Provinzen 3900 Kinder geboren , und 2630 Menſchen ſtarben.
Die Landſtånde, welche Sik und Stimme auf den Landtagen haben , ſind Ritters ſchaft und Ståbte , nämlich die Städte Cleve, Wes fel , Embrichi Calcar , Duisburg , Fanten und Rees.
Das Erbmarſchallame des Herzogthums, iſt 1765 nach Abſterben Stephan Heidenreich Frey , herrn von Paland , von dem König an den Freya
Herrn von Quadt und Huchtenbruch zu Gatorp, als ein Mannlehn verliehen worden . f . 4. Die Einwohner auf Dem platten (ande, und ſelbſt in einigen Stadten , ſind größtentheils der romiſch - katholiſchen Kirche zugethan. Zu Weſel, Duisburg , Drſoy, Dinslaken und Roerort , und in den umliegenden Dörfern , ſind die meiſten Einwoh . ner reformirt, und die Magiſtråte in den Städten find auch von dieſer Kirche.
Es haben auch die
Lutheraner und Mennoniten an unterſchiedenen Ora ten Kirchen , und die Juden freye gottesdienſtliche Uebung. Außer ſechs katholiſchen Collegiatkirchen , zwey, Comehureyen des deutſchen Ordens , und einer Commende des Johanniter Ordens ,
den Abteyen
Elten und Hamborn, find nod) 17.Mansklöſter, und 356.63 . auf My
706
Der weſtphäliſche Kreis.
auf 30 Nonnenkloſter vorhanden. Die evanges liſch - lutheriſchen Kirchſpiele , mind in 3 Kiaſſen vertheilet. Zu der cleviſchen Rlaffe, gehören die Kirchen in den Städten Cleve , Emmerich , Rees, und Ilfelburg ,
und zu Pfalzdorf bey God ).
Zu
der wefelſchen Rlaſſe, gehören die Kirchen in den Srådten Weſel und Schermbeck , in der Jurisdic: tion Wirfeln und Freyheit Ringenberg , und zu Drevenack . Zu der dinslakiſchen Klaſſe gehi. ren die Kirchen zu Dinslaken , Duisburg, Hiesfeld , Gotterswieckerham , Húnke, Gahlen und Spellen . Die Reformirten haben überhaupt ſiebzig deutſche, und zwey franzöſiſche Prediger. Alle reformirte Ger meinen der vier Jånder Jülid), Cleve , Berg und Mark ,
ſind unter einander aufs genaueſte
ver.
bunden , und haben einerlen Kirchenverfaſſung. Sie ſind unter 4 Provincial - Siynoden vertheilet , von welchen hier nur die zweyte oder cleviſche anzuführen iſt. Dieſe, welche jährlich 10 Tage nach Pfinga ſten gehalten wird , beſtehet aus 3 Klaffen. Die er: fte Klaſſe oder die cleviſche , hat 28 Prediger ,
die
2te oder weſelfche hat auc) 28 Prediger , die 3te oder Duisburger hat nur 16 Prediger. Eine jede fømme jährlich , außer der Provinzialverſammlung ;
nody
ein mal zuſammen. Xus den 4 Provinzial - Syno. den der genannten Lånder, wird eine General-Synode formirt, welche ſich alle 3 Jahre am 2ten Donnerſtag im Julio verſammlet. Der Verſammlungsort iſt ge. meiniglich Duisburg,bisweilen auch wohl Dåffeldorf. $. 5. Das land hat wegen ſeiner {age an dem fchiffbaren Flüſſen Rhein und Maas ſehr viel Bes quemlichkeit zum Handel , und fein Boden giebt Ger legen.
ile
Das Herzogthum Cleve.
legenheit zu
707
Tabakspflanzungen , Wollen , und lein.
wandmanufakturen , Tabakspfeifen -Fabriken , und anderen Gewerben . Um Fluß Niers können gute Bleis chen angelegt werden. Die feine Leinwand-Manufaf: tur ſoll von Goch nadı Haerlem gekommen ſeyn. In Duisburg, Goch u . Drfoy werden gute wollene Tücher verfertiget, und zu Cleve iſt eine Seidenmanufaktur. $ .6. Daß die Rómer in dieſem Lande feſten Fuß gehabt, bezeugen die vielen gefundenen Inſchriften , Münzen und andern römiſchen Alterthümer. Die Geſchichte der erſten cleviſchen Grafen , iſt dunfel, ungewiß und zum Theil fabelhaft. Sie ſind zugleich Grafen von Teiſterbant geweſen. Graf Ludwig war der lekte, welcher beyde Graffchaften beherrſchte; und wie ſein Bruder Eberhord die cleviſchen Grafen fort. gepflanzet hat, alſo iſt der Bruder Robert der Stamm. vater der folgenden teiſterbantiſdjen Grafen geweſen . Des Grafen Eberhard zu Cleve Tod , wird ins Jahr 835 geſeket,
und er ſoll der gte Graf geweſen ſeyn .
Johann , der lekte Graf von dieſem Stamm, ſtarb 1368 , und feines åltern Bruders Dietrich Tochter, Margaretha , vermählte ſich mit Adolph V , Grafen von der Mark , welcher dadurch auch Graf von Cleve ward. Sein Sohn Adolph iſt der erſte Herzog zu Cleve geworden , wozu ihn K. Sigmund 1417 zu Co. ſtanz gemacht, und zugleich die Grafſchaft Cleve zu Johann III , Here einem Herzogthum erhoben hat. zog zu Cleve und Graf von der Mark , Herzog zu Jülich und Berg.
wurde auch
Sein Sohn und Nach.
folger Wilhelm XII oder IV ephete auch das Herzog thum Geldern , und nahm 1538 wirklich Beſik da: yon , mußte es aber 1543 an K. Karl V wieder ab.
2) p 2
tre.
1
708 treten .
.
Der weſtphäliſche Streis. Nach des lezten Herzogs Johann Wilhelm
1609 erfolgtem Tode, machten unterſchiedene fürſtli . che Häufer an feinen hinterlaſſenen (åndern , Jülid ), Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, Ravenſtein , Win . Hier find nur nenthal und Breffefand, Anſprüche. Das Haus Sachſen die wichtigſten zu bemerken . gründete ſeinen Anſpruch theils duf eine erlangte Ane wartſchaft , oder gar auf eine kaiſerl. Belehnung mit theils auf eine Vermählung des dieſen Ländern , Churfürften Johann Friderich zu Sachſen mit Si: bylla, einer Prinzeſſinn Herzogs Johann III zu Jůs lich und Cleve. Einen andern Hauptanſpruc, macha ten diejenigen hohen Häufer, welche von dem Herzoge Wilhelm XII oder IV abſtammen , deſſen älteſte Loch ter , Maria Eleonora , eine Gemahlinn Albrecht Friderich , Markgrafens zu Brandenburg und Her, zogs von Preußen, geweſen , (aber kurzvor ihrem Bru. der, Herzog Johann Wilhelm , geſtorben ) aus wel. cher Ehe die Prinzeſſin Anna, des Churfürſten Johann Sigmund zu Brandenburg Gemahlinn , entſproſſen ; die zweyte Sdyweſter Anna an Pķilipp Ludwig, Pfalz grafen zu Neuburg ; die dritte , Magdalena, an Johann I von Zweybrück , und die fünfte, Sibylla, Dieſe an Karl von Burgund vermählet geweſen. Håuſer ſtunden wider Sachſen für einen Mann ; fie felbſt aber theilten ſich wieder in unterſchiedene Par . teyen , von welchen die Häuſer Preußen , oder Brant denburg und Pfalz, vornehmlich zu bemerken. Man ftritt alſo : 1 ) ob Sachfen , oder die Schweſtern des lektverſtorbenen Herzogs, in ſeinen hinterlaſſenen Lån . dern folgen ſollten ? 2 ) ob unter den 4 Schweſtern die älteſte allein ,
oder alle 4 zugleich erben ſollten ? und
709
Das Herzogthum Cleve.
.
und 3) ob unter diefen die brandenburgiſche oder die neuburgiſche Gemahlinn für die älteſte zu halten ? Johann Sigmund, Churfürſt zu Brandenburg, nahm
1
nach Herzogs Johann Wilhelms Tobe Beſik von den ſtreitigen Ländern ,' und gieng hierauf am
lekten
May 1609 zu Dortmund mit dem Pfalzgrafen Wolf, gang Wilhelm einen Vergleich ein , vermoge deffen beyde hohe Parteyen bis zum fernern gůtlichen oder rechtlichen Ausgang der Sache , ſich mit einander freundlich begehen , und dieſe lande verwalten wolle ten. 1624 wurde zu Düſſeldorf ein Vergleich getrofs fen , kraft deſſen Churbrandenburg das Herzogthum Cleve, ( Ffelburg und Winnekendonk ausgenommen ,) nebſt den Grafſchaften Mark und Ravensberg , und dem Amt Windef aus dem Herzogthum Berg ; Pfalz- Neuburg bingegen Jülich , Berg, Ravenſtein und die vorhin genannten 2 Derter von Eleve, bekam . Solcher Vergleich wurde t629 mit einigen Verände: rungen wiederholt, und 1630 dahin geåndert , daß
1
Churbrandenburg das Herzogthum Cleve und die Grafſchaft Mark; Pfalz-Neuburg aber Jülich, Berg, Ravenſtein und Bref fefand behielt ; Ravensberg Endlich ſchloß Chur aber in Gemeinſchaft blieb . fürſt Friedrich Wilhem
1666 mit dem Pfalzgrafen
Philipp Wilhelm einen Erbvergleich ,
kraft deſſen
der Churfürſt und ſeine Nachkommen in vollkomme. nen und ruhigen Beſig des Herzogthums Cleve, uno Der beyden
Grafſchaften Marf
und
Ravensberg
bleiben ; hingegen der Pfalzgraf und ſeine Nachkom . men auf eben ſolche Weiſe die Herzogthümer Jülich und Berg , nebſt den Herrſchaften Winnenthal und Breſteſand , behalten ſollten . Dem ungeachtet
Yy 3
follten
710
Der weſtphäliſche Kreis .
follten alle dieſe Lande in einem beſtåndigen Bunde vereiniget bleiben , und ſowohl der Churfürſt afs Fürſt und ihre Nachkommen den Titel und das Wa pen von allen anden führen . Bender Häufer An: forderungen auf die Herrſchaft Ravenſtein , wurden auf ein Compromiſſum ausgeſtellet. Dieſer Ver: gleich wurde 1678 von dem Kaiſer Leopold beſtätiget. Das Herzogthum Cleve iſt von 1757 bis 1763 in frat zöſiſcher Gewalt geweſen. 8. 7. Bon dem clevifchen Wapen , giebt es un. Einige halten fürs wahr: terſchiedene Meynungen . ſcheinlichſte , daß es 8 königl. Scepter vorſtelle , wels de in einem kleinen Schilde zuſammen kommen , in welchem ein runder King iſt; das Feld roll purpur: farbig ſeyn. V. 8. Die jülich - clev , und bergiſchen Stimmen in dem Reichsfürſtenrath , ruhen ſeit Herzogs Johann Im weſtphäliſchen Kreiſe, führen Wilhelms Tode. die Churfürſten zu Brandenburg und Pfalz ,
als
Herzoge zu Cleve, Jülich und Berg , das Condi. rectorium und Mit Wusſchreibamt wechſelsweiſe ;
7
fiken und votiren auch aufden Kreistagen nach Müns ſter abwechſelnd, Haben aber bey dem Directorio bey, de nur eine Stimme. Zu den Reichsanlagen fol der Churfürſt zu Brandenburg wegen Cleve und Marf monatlich . 1066 Fl. und wegen Ravensberg, 1427*Fl.; zum Kammergericht aber zu jedem Ziel 676. Rthlr. 262Kr. zahlen. 8. 9. In der Stadt Cleve iſt die über das Her. thum Cleve und die Grafſchaft Mark geſekre königliche Regierung, mit welcher 1749 das ehemalige Hofge. ride verbunden worden , und darinn auch alle mo : nate '
JI
el
Das Herzogthum Cleve. nate Conſiſtorium gehalten wird ,
alſo ,
nie daß dieſes
hohe Collegium alle Grånz - Hoheits -Lehns - Kirdien: und bürgerliche Sachen verſiehet. Un diefelbe gehen die Appellationen von allen übrigen Gerichten. Die cleviſde Briegs und Domainentämmer bea forget alle økonomiſdhe Forft- Jago . Contributions . Acciſes Salz - Bergwerks - Poliger): nnd Kriegsſachen . Die Zoll , und licent . Sachen zu Waſſer und lande, werven von einer beſondern 3oll Direction več. waltet. Unter der Kriegs -und Domainen : Kams mer , ſtehen die 1753 verordneten Landråthe , wele che in den damals eingerichteten 3 Kreiſen des Hers zogthums, nåmlich in dem çleviſchen, weſelſchen und emmerichſdhen Kreiſe, alle Policéyſachen verſehen ; imgleichen die Steuerråthe , welche in dem Stådte: Freiſe weſtſeit Rheins unterwårts , weſtfeit Rheins oberwarts , und oſtſeit Rheins , alle Städte : Polie cey .Acciſe- und .Kämmeren - Sachen , wahrnehmen . Die Civil , und Criminalſachen werden anſtatt Der ehemaligen Richter der Hemter , Durch die 1753 verordneten ( andgerichte zu Cleve , Fanten , Weſel und Dinslaken verwaltet , an welche die Untertha nen der nådyſtgelegenen Aemter gewieſen worden ; Doch ſind fowohl die Richter der adelichen Gerichts . barfeiten , als auch die königlichen Rechtsåmter zu Duisburg , Schermbeck, Rees, Embrich , Sevenaer und Suiſſent, in ihrer vorigen Verfaſſung gelaſſen wor. Die den : Die Ståbte haben ihre Magiſtrate. Grafſchaft Mark hat eine Krieges - und Domainen , kammer : Deputation . $. 10. Die jährlichen Einkünfte des Königs von Preußen aus dem Herzogthum Cleve, der Grafſchaft
394
Marf,
712
Der weſtphäliſche Streis .
Marf , und dem Fürſtenthum Meurs, mögen gegen eine Million Thaler betragen. 9. II. Ben der genauern Beſchreibung dieſes an: des , beſchreibe ich erſt die Steuerråthlichen, und hernach die Landrachlichen Kreiſe. 1. Die Steuerräthlichen Städtekreiſe. 1. Der Städre Kreis wejiſeic Rheinsun . terwarte. 1) Cleve , holland. Kleef , lat. Clivia , liegt eine halbe Reile vom Rhein ; und 2 Meilen von der Mca3. Mit dem Rhein verbindet ſie der kleine Fluß Kerinisdal , wels cher von der ſteinerneu Brücke an abwärts , da er ſchmas ler wird , der Spon Graben beißt, und fich in 2 Arme 1 theilet , von welchen einer nach dem Dorf Rynderen flieſ ſet ; der andere aber durch eine Schleuſe in den Rhein ge het. Die vielen Alleen und Sputiergånge, welche nian des Fürſten Moritz von Naſſau -Siegen Veranſtaltung , Rath und Anleitung während feiner Statthalterſchaft åber dieſes Land , zu danken hat , die luſtigen Hügel, ſchattichten Thåler , fruchtbaren Ueder und Wieſen , mas chen die Staót ſehr angenehm. Sie iſt die Hauptſtadt des Herzogthums , der Sit der Landesregierung , der cleviſchen Kriegs- und Domainenkammer, des Collegii me. dici provincialis , und eines Provincial Banco - Comtoir, und hat nach einiger Meynung ihren Namen von ihrer Lage auf und an der abhängigen Seite von Hügeln , ( Cli viš ,) nach anderer Meynung aber vom ' Klee, welches mau dadurch beſtåtigen will , weil ſie 3 Kleeblåtter im Wapen führe. Sie beſtehet aus einer obern und untern Stadt, hat ungefähr 800 Häuſer, und iſt wohlgebauet, Die obere Stadt ſtehet auf 3 Bergen oder vielmehr Hügeln , die untere liegt ain Waffer. Die Straßen der obern Stadt, find , wegen der Lage derſelben , ſehr ungleich und abhåns gig. Auf den Schloßberge ſtehet das Schloß, welches um deswillen die Schwanenburg genennet wird , weil man dem Thurm deſſelben , von einem auf feiner Spike ana
Das Herzogthum Cleve.
713
anſtatt der Fahne angebrachten Sdyman , den Namen des Schwaventhurms gegeben bat. Dieſer Thurm , von wel: chem man , bey heiterer luft, 24 Stådte záhlen kann , iſt urſprünglich ein uralter Thurm , von welchem man meya net , daß er mehr als 300 Jahre vor des Herrn Geburt erbauet worden. Er iſt , weil er umgefallen , 1431 von neuem aufgeführet worden. Die ehemalige ſchone Aus ficht, welche man nach allen Seiten aus dem großen Saal des Schloffes bätte , fåut weg , feitdein dieſer Gaal ab . gebrochen , und das Gebäude niedriger genacht worden. Es iſt hier die reformirte franzöſiſche Kirche. Auf dem Birchberge ſtebet die katholiſche Collegiatkirche, welche 1334 zu Monterberg geſtiftet , 1341 aber hieber perſent worden . Das Kapitel beſtehet aus einem Dedyanten , 16 Canonicis und Vicariis. Dér kleine Marft iſt nicht nur gut umher bebauet , fondern man hat auch von dema felben eine angenehme Ausſicht über die mutere Stadt, und in die umliegende Gegend. Eben dergleichen Ausſicht hat man auch auf dem großen Markt, der auf dein Heiberg, und mit Lindenbäumen beflanget if , woſelbſt die Mennda niten ilyre Kirche haben. In der untern Stabr , findet man die bald nach 1600 erbauete Deutſche reformirte Kirche, die 1620 aufgeführte evangeliſch -lutieriſche Kirche, ein Mia noritenfloſter, welches 1251 erbauet worden , ein 1652 ere bauetes Kapucinerkloſter, ein Auguſtiner Nonnenklofter, der Berg Sion genannt, welches 1428 feinen erſten Anfang gee nommen hat,und cineSynagoge der Juden . Der Prinzenlof oder die Statthalterey , iſt som Prinzen Moritz von Nafs fau - Siegen angelegt worden . Er hat eine vortreffliche Ausſicht , und hinter demſelben iſt, auf einem natürlichen Amphitheater, an deffen Fuß das Waffer Kermisdal flies Bet , ein Garten , aus welchem man die angenehmſte Auss ficht über das eben genannte Baſſer , in Felder , nach Stådten und Dörfern hat. Låpet man ſich hier in einent Nadyen über das Waffer feben , ſo kommt man in des Ro . nigs Garten , den auch Prinz Moritz angelegt , und aus Auf welchem man eine ſehr angenehme Ausſicht hat. als dem dem Rathhauſe der Stadt ,iſt nun der Stein mir ten Yy 5
714
Der weſtphäliſche Kreis .
ten römiſchen Bilde Eumenii Rhetoris , über welchem eis ne neue Suſchrift ſtehet, zu ſehen, ſeitdem er aus dem abs gebrochenen Saal des Schlofjes dahin gebracht worden . Die Stadt hat auf den Landtagen die erſte Stimme unter den cleviſchen Ståoten , und kann nebſt Weſel die andern Stådre des Landes zu einer Verſammlung berus fen. Herzog Adolph vat ihr 1370 ein anſehnliches Stück vou dem Reichswalde, der Stadtberg genannt, geſchens ket. , 1666 nahm Churfürſt Friderich Wilhelm hieſelbſt die Huldigung in eigener Perſon ein , und in eben dieſem Fahr am 18ten April wnrde hier zwiſden den Generals fiaaten und dem Biſchof von Münſter ein Friebe geſchloſs ren. 1372 und 1528 hat die Stadt große Feuersbrünſte erlitten. 1641 ward ſie von kaiſerlichen Truppen einges nommen , geplundert und verbrannt . Außerhalb der Stadt ſind unterſchiedene merkwürdige Derter und Gegenden. Wenn man aus der obern Stadt zum naſſauiſchen Thor hinausgehet, ſo findet man zur fina ten der nafſaulſchen Allee, welche PrinzMoritz 1653 pflans zen laſſen , und die nach Fanten und Weſel führet, Går: ten , welche die ſchönſten Ausſichten haben . In dieſer Gegend iſt auch der ſogenannte Sandberg , von welchent die Ausſicht noch ſchöner iſt. Eine andere idatticyte Allee von Lindenbäumen , fühs ret nach dem Thiergarten , welder 1 Meile im Umfang , und 4 Chore bat , und mit Palliſaden umgeben iſt. In demſelben hat D. Joh. Heinrich Schütte 1741 einen Ge ſundbrunnen entdeckt, ber flüchtigen Eiſenvitriol , eine alcaliſche Ochergelbe Eiſenerde , und ein Mittelſalz ents hålt. Er iſt ungefähr 40 Schritte son den unterften der vier Springbrunnen , die über einander beñindlich ſind, und über welchen eine Gallerie iſt, aus der man eine reis zende Ausſicht hat. : Noch viel ſchöner aber iſt die Vuos ſicht von dem unweit der Gallerie befindlichen Sternens berge , den Prinz Morik in einem Walde crbóhen , und 12 Ulleen durch den Wald hauen laſſen . Der cleviſche Berg , ehemals der Galgenberg , eine Viertelſtunde von Cleve, ift auf Befehl König Friderichs I erhea
Das Herzogthum
Cleve.
715 .
erhdhet, mit Lindenbäumen beflanzet, und mit Hedens werk umgeben. Auch hier hat man eine ungemein weite und ſchöne Ausſicht. Eine ähnliche Bevandniß bat és mit dem Freudenberge , den Prinz Moritz eingerichtet und benannt hat. Eben derſelbe hat auch einige Büchſenſchüſſe tavon Berg und That nicht nur zu ſeinem Bergnügen eingerichtet , fondern auch zu ſeinem Begräbnißort bes ſtimmt , wiewohl fein leichnam balo von hier nad) Sies gen gebracht worden. Er ließ hier , außer einem kleinen Wohnhauſe, in Form eines halben Monds ein Wert auf: mauern , in deffen Mitre.Teine eiferne mit dem Stannne wapen und Titel verſehene Tombe erblickt wird , auf beya den Seiten aber inwendig die zu und bey Cleve aus der Erde gegrabene róiniſche Inſchriften , Urnen , Kainen , Lampen und Mauerbrecher , auch große Seemuſcheln , und oben große eiſerne Vaſen und Blumentöpfe, ange: bracht worden. Die Urnen haben franzöſiſche Truppen 7702 zerſchlageit. Nabe bey Berg und Thal, iſt der könig : liche Šafangarten , welchen K. Friderich I anlegen , und mit einer Mauer einſchließen laſſen. Eine halbe Meile von Cleve , liegt die Kirche Beds berg oder Bedburg , an einem Ort , woſelbſt anfänglich die Slaufe eines Eremiten , nachher ein Bethhaus , und von 1144 an , ein Nonnenkloſter Pråmonſtratenſer Or: dens , geweſen , welches 1519 in ein freyes welltliches ades liches Stift verwandelt worden . 1499 wurde das Klos fter von den nimmegiſchen Bürgern verwüſtet, worauf die Chanoineffen in die Stadt Cleve verſetzt worden , doch muffen ſie in der Kirche zu Bedberg eingefleibet werden . Sie ſind jetzt nicht mehr von der katholiſchen , ſondern von der proteſtantiſden Kirce. 2) Die Stadt Emmerich oder Embrich , welche its einer fruchtbaren Ebene am Rhein liegt , und ihren Ur : ſprung der hieſigen alten Collegiatkirche zu danken hat, aber erft 1247 mit Mauern und Graben umgeben wors den iſt. Solche Befeſtigung derſelben hat Graf Otto HỊ --zu Geldern und Zutphen vorgenommen , den das Kapitel 1233 zum Schubherrn angenommen hatte. Szerzog Kveins hold
716
Der weſtphåliſche Kreis .
hold ili von Geldern , verpfändete ſie 1355 zum erſtenmal an den Grafen Johann von Cleve , und ſeine Halbſchwe ſter Mechtild nalmm 1372 noch mehr Geld von dem Gras fen Adolph von der Mark und Cleve auf , und endlid trat . Adolph I Reinhold von Geldern die Stadt 1402 an von Cleve völlig ab , um ſich dadurch aus der Gefangen Sie hat ehedeffen mit zu der Hanſe ge ſchaft zu löſen . Man findet in derſelben , aufer der obgedachten hort. Collegiatkirche, noch eine katholiſche Kirche , 2 Manns kloſter , und 1 Nonnenkloſter; ( denn das zweyte ehemas lige Nonnenkloſter, Namens Marienkamp , haben die Jeſuiten im Beſitz gehabt ) eine reformirte Kirche, in wels cher deutſch und Hollandirds geprediget wird , eine franzos fiſche Kirche, eine lutheriſche, und eine holländiſch - men Die Stadt hat Siß und Stimme anf nonitiſche Kirche. ben Landtagen . 3) Cranenburg , eine kleine Stadt , weldje ehemals eine Reichsſtadt geweſen , aber vom Kaiſer Rudolph I an Grafen Dietrich VIII zu Sleve 1290 verpfåndet worden, und ihre vornehmſten Freuheiten 1340 vem Grafen Dies trich IX erhalten hat , aber erſt 1414 vom Herzog Adolph mit Mauern umgeben worden, weld )e man 1417 verſtårfet bat. Die hieſige katholiſche Collegiatkirche, iſt zuerſt 1002 ju Zyfflich geſtiftet, 1436 aber hieher verlegt worden. Es iſt hier auch eine reformirte Kirche. Das ehemalige Cas ftell, haben die Bürger zu Nimmegen 1499 verwüſtet. Von dieſer Stadt haben die cranenburgiſchen Deidrechte den Namen , welche der Graf von Horn zuerft verfaſſen , und 1343 bekannt machen laſſen . 1675 ſchenkte Churfürft Fris berid, Wilhelın das Städtchen und Amt Cranenburg auf Lebenslang dem Ductor Arnold Fey wegen einer an ihm verrichteten glüdlichen Eur , der auch bis an ſeinen 1679 erfolgten Zod im Beſitz deſſelben war. 4 ) Das Städtchen Sepenaer, aufholländiſchen Char ten Zeventer , in der ehemaligen Herrſchaft Lymers, hat ehedefſen zu Geldern gehört , iſt 1361 zum erſten- und 1406 zum zweytenmal an Cleve verfekt worden . Herz. Johann II hat dieſen Ort 1487,mit Stadtgerechtigkeiten begas
Das Herzogthum Cleve.
717
begabt. Es iſt hier eine reformirte Kirche , auch ſind hier die adelichen Güter Engbauſen , Swane poll, und das Haus Sevenaer. 5) Das Städtchen Suiſſen ,auf den holländiſchen Charr . ten eufen , welches Graf Johann von Cleve 1348 mit Mauern und Privilegien begabet hat. Es iſt hier eine res formirte Kirche. wele , 6 ) Gennep , eine kleine Stadt am Fluß Niers , welc cher nicht weit von hier bey Genneperbuis , woſelbſt ehedeſſen eine ſtarke Schanze geweſen iſt , in die Maas fått. Sie iſt vor Alters eine Herrlichkeit geweſent, von welcher Herzog Adolph 1426 die erſte Hälfte mit al, ler Gerechtigkeit erblich erhalten , als er in der Schlacht im Cleverham den Johann von Hinsberg gefangen bekom men hatte , welcher die Hälfte dieſes Orts zu feiner Los ſung gab : die andere Hålfte kaufte der Herzog 1441 får 74000 Gulden von den Brüdern Gisbertund Reinhard von Brederode, Außer der katholiſchen Pfarrkirche, ift hier auch eine reformirre Kirce. 7) Griethauſen iſt um das Jahr 136r zu einer Stadt gemacht worden. Es liegt mit einer Seite an einem Urm des Rheins, mit der andern aber an einem fruchtbaren Kornlande. 1596 brannte es ganz, und 1735 bis auf die katholiſche Pfarrkirche und das Nonnenkloſter nach , ab : es iſt aber in einer geraden Kreußgalle wieder aufgebauet worden , und nun ſchöner , als es vorhin geweſen .. 8 ) Goch , am Fluß Niers , ift. 1291 mit Mauern ums geben , und zu einer Stadt gemacht worden . Es ift hier eine katholiſche Pfarrkirche, eine reformirte und eine mens nonitiſche Kirche, welcher letzten fid) auch die evanges liſch - lutheriſche Gemeine zu tirem Gottesdienſt bedienet. Sie hat vor Alters den Herzogen zu Geldern gehört, und iſt mit Geldern an Herzog Karl von Burgund gekommen , welcher dieſe Stadt 1473 dem Herzog Jobann von Cleve, ſeinem getreuen Bundesgenoſſen , mit der kandeëboheit übergeben. 1517 bat ſie Brandſchaden erlitten . Das hieri ge Kaſtel , iſt ein adeliches Gut.
2. Ståd ,
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e Der weſtphäliſch Kreis ,
2. Der Stadtekreis wreftfeit Rheins ober, wärts . I) Xanten , auf den holländiſchen Charten Zanten , Santena, eine kleine Stadt , welche auf den fandtagen Sitz und Stimme hat. Sie iſt ein ſehr alter Drt, den die Rómer beſetzt batten, wie die hier gefundenen Münzen und Inſchriften beweiſen . Pighius und Sellius halten dafür, daß die veterą caftra der Römer , deren Tacitus lib. 1. hiſt. c , 14. gedenkt, hier geſucht werderimüſſen . Ges wiß iſt , daß die Colonia Trajana hier geſtanden habe, und daß das Wort Trajana endlich in Trojana verwan. delt , imd dieſer Ort auf eine ſeltſane Weiſe Sanda Troja und Secunda Troja gengunt worden , welcher Name foa gar auf einer ſilbernen Münze aus dem iften Fabrh . und auf einer kupfernen von 1457 vorkommt : denn auf jener , von Hermann Biſchof zu Cölln , ſtund die Kirche zu Xanten mit der Umſchrift SCA ( Saneta ) TROIA , und auf dieſer vom Herzog Johann zu Cleve , ſtund auf einer Seite ſein Bildniß mit der Umidrift , IOANNES TRO IANORVM REX , auf der andern aber das Wapen der Stadt mit der Umſchrift MONETA NOVA TROI. NNIORIS , weldie lekte Worte vielleidt Troiæ minoris oder junioris , heißeu ſollen. Das Beywort Sancta , aus welchem endlich der Name Senten oder Xanten enta ſtanden iſt , rühret daber, weil Biſchof Peregrinuszu Edin hieſelbſt 1028 zum Gedächtniß des Mårtyrres Victors und feiner Geſellen , ein Kloſter Canonic regul. geſtiftet, und Sancten genannt, welches 1125 in ein irreguläres vera wandelt worden. Die Stadt hat vor Alters zu den Erz ſtift Coln gehört, und 1228 von dem Erzbiſchof Heinrich pon Molenack ihre erſten Stadtprivilegien empfangen , und ift 1380 noch mehr beveſtiget worden . Die eine Hälfte derſelben iſt 1392 , und die zweyte 1449 an das cleviſche land gekommen. Die katholifche Collegiatkirche, iſt die größte und anſehnlichſte im ganzen Herzogthum . Es iſt auch hier eine Karthauſe , cin Kapucinerkloſter , ein Non neuklofter , welches Fürſtenberg genennet wird, und ehe deffen
Das Herzogthum Cleve.
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deffen auf dem nabgelegenen Warffelberg außerhalb der Stadt geſtanden hat , und eine reformirte Kirche. 2) Orſoy oder Orraw , ein Städtchen am Rhein, wel. dhes ſchon im 4ten Jahrhundert zu dein cleviſchen Lande gchört hat, wie denn feine Privilegien 1351 von dem Gras fen Johann beſtätiget worden. Es ſtehet in Anſehung der Civil- und Criminal - Jurisdiction , unter dem fandgericht Dinsladen , 3) Calcer , eine Stadt an dem kleinen Fluß Leve , ver: mittelſt deſſen fie Schifffahrt in den Rhein hat. Sie iſt nur klein , hat aber auf der Landtagen Sitz und Stimme, Sie euthålt eine katholiſche Pfarrkirche, ein Dominicaner Mönchen- und ein Nomenkloſter , und eine kleinerefor : mirte Kirche. 1409 und 1647 hat ſie von Feuersbrünſten viel gelitten. 1598 iſt ſie von Spaniern erobert , 1639. von den kaiſerlicheu Kriegsvolkera eingenommen und befes ftiget, 1640 aber von den Heijen uberrumpelt und beſest, Gegen und 1645 ihrer Feſtungówerfe beraubet worden. der Stadt über liegt der Vjonterberg , von welchem man eine angenehme Ausſicht hat. Auf demjelben ſind römis fche Inſchriften und Münzen gefunden worden , auch hat das zu Cleve befindliche Capitulum canonicorum zuerſt auf demſelben geſtanden . 4) Sonsbet , iſt 1320 zu einer Stadt gemacht wors Das Schloß hat. Herzog Adolph I bauen laffen . den . Außer der katholiſchen Pfarrkirche, iſt hier noch eine rea formirte Kirde. An der Mauer der Stadt liegt ein Non nenklofier. Das Städtden iſt 1517 und 1604 durch Feus ersbrünfte verwüſtet worden . 5 ) Hedem , Udenheimium , ein Stadtchen in einer an Getraide ſehr fruchtbaren Gegend , iſt 1347 mit einer Mauer umgeben , und 1359 mit Privilegien verſehen wors den , welche 1368 beſtätigt und vermehrt worden . ES iſt hier ein 1456 geſtiftetes Collegium canonic. reg . Au: guſtiner Ordens , und eine reformirte Kirche. Das Stadts chen bat 1466 , 67 , 68 , 69 , 1604 und 1635 in Kriegs zeiten viel gelitten , iſt auch 1617 und 1688 abges brannt,
6) Bås
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Derweſtphäliſche Kreis.
6) Büderich , oder Bürich , ein Städtchen am Rhein , der Dründung der Lippe gegen über , hat ſeine Privilegien 1366 bekommen. Es iſt hier ein Kloſter , und eine refor: mirte Kirche. 7) Keroenheim , ein Städtchen. In demſelben iſt das adeliche Haus Kervenbeim . 18 ) Grietb , iſt 1250 zu einer Stadt gemacet worden, und liegt am Rhein. 1517 hat dieſes Städtchen Brands caden erlitten . 3. Der Srádrekreis oſtwärts Rheins. 1) Weſel, Vefalia , die großeſte Stadt dieſes Herzog thums, mit einer ſtarken Citadelle , liegt am Rhein in der Gegend , wo er die Lippe aufnimmt, daher fie aud ) ana fånglich Lippenheim , Lippenkant und Lippenmundt Wie es ſcheint, oder Lippermünde genennet wordenr. geweſen , za Dorf ein fo iſt fie nodi um das Jahr 1125 welcher Zeit demſelben gegen über ein Pråmonſtratenſer Nonnenkloſter erbauet , und verdorp oder Beevendorp genennet worden , welches aber 1587 zerſtört iſt, worauf die Nonnen in die Stadt gezogen . Davon unten noch ets Das Dorf ift wegen ſeiner bequemen Lage zur was.
Handlung und Schifffarth nach und nach vergrößert, und endlich zu einer Stadt geworden , die ihren jetzigen Na : men von den vielen Wieſeln haben foll , welche ſich in dem nahgelegenen Walde (Weſeler Wald , vor Alters Silva Caelia ,) aufhalten ; wenigſtens führt ſie 3 Wiefeln im Wapen . Sie war anfänglid, eine Reichsſtadt , wurde aber 1241von dein römiſ. Könige Heinrich vi , welcher in Abreſenheit ſeines Vaters Friderich II Reichsverweſer war, an Dieterichs vi, Herrn der Reichsherrlichkeit Dinslaken , afteſten Sohn Dieterich , geſchenket , welcher ihr in die fem Jahr und 1252 verſchiedene Privilegieu gegebeu. K. Rus dolph verlieh fie 1290 an Dieterich VIII, Grafen zu Cles ve , als fich derſelbe mit Margaretha , ſeines Bruders Eberhard Tochter , verheirathete ; und obgleich nachmals das Reich Anſpruch daran gemacht hat, ſie auch 1495 auf dem Reichstage zu Worms mit unter die Reichsſtadte gezählet worden : ſo iſt doch ſolches mit Widerſpruch des Hers
Das Herzogthum Cleve..
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Herzogs zu Cleve, als kandesfürſten , geſchehen , und die Stadt iſt immer ein Lanoſtand geblieben . Sie hat mit zu der Hanſe gehört. 1354 brannte ſie faſt ganz ab. 1586 hat ſie der Herzog von Parma übel zugerichtet. 1614 wurde ſie von den Sponiern weggenommen ; 1629 aber tam ſie wieder unter die Bothmåfigkeit ihres Landesherrn. 1668 buldigte ſie dem Churf. Friderich Wilhelm zu Bran denburg. 1757 kam ſie in franzöſiſche Gewalt. Schon 1539 wurde hier die evangeliſche Lebre gepredigt, und 1540 nahm die Stadt dieſelbige feverlich an , und ließ über dem ckeriſchen Zhor dieſe Worte in Stein qushauen ; Den Frommen ftebe ich offen . Sur Zeit der Verfolgungen des Herzog von Alba , und der engländiſchen Königinn Mas ria , flüchteten viele Niederländer und Engländer hieher, und ließen ſich hieſelbft wohnhaft nieder. Noch haben hier die Reformnirten die beyden Hauptkirchen , das Gymnás Es iſtauch hieſelbst eis fium uito ein Gaſthaus in Beſitz. ne franzöſiſche und walloniſche reformirte Gemeine, bende aber haben jetzt nur einen Prebiger. Die Lutheraner ha ben aud) eine Kirche, und die Katholiken eine Kirche und 3 Mannskidſter. Es iſt auch hiefelbft feit 1307 eine Coms menthurey des Johanniter - Ritterordens. Die Kapitu: larinnen des oben ſchon genannten adelichen Fråukinſtifts 2perdorp, welche größtentheils evangeliſchſind, haben kei ne beſtindige Wohnung. Sonſt iſt hier noch ein Propnicials Zucht- und Arbeits - Haus, welches ein eigenes Directo Die ſoges rium hat , und das abeltdye Baus Wilac . nannte Bourtfahrt zwiſchen hieſiger Stadt und Holland, beſteht darinn , daß alle 14 Tage ein Schiff von Holland ankommt , und dahin zurücfåhrt. Nach dem 1763 geeins digten Kriege, ſind die Feſtungswerke der Stadt geſchleift worden , alſo daß nur Mauer und Graben , und die Eis datelle geblieben . Die Stadt hat Sitz und Stimme auf den Landtagen . Auf der Landſeite iſt ſie mit fruchtbaren Aedern , und guten Weiden umgeben. Anmerk. Nach einiger Gelehrten Mennung, ſoll die berühmte Fürſtinn der Brutterer, Velleda, welche nach ihrem Tode als eine Góttinn verehret worden, wo nicht zu Weſel ſelbſt, dochin der Nach . bar's 3 3 30h . 62 .
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Der weſtphäliſche Streis.
barſchaft, entweder zu Hverdorf, oder zu Spellen , ihren Siß ges : habt haben. Andere feßen ihre Wohnung weiter hinauf an der lippe,
1
2) Die Stadt Duisburg , Duisburgum , Duicziburgum , Tuiſcoburgum, zwiſchen dem Fluß Ruhr und Unger, hat por Alters'am Rhein gelegen , von welchem fie jeßt una gefähr eine halbe Stunde Wegs entfernet ift. Shren Naa men , welcher ſo viel als der Deutſchen Burg anzeigen fou , leitet man von den Tuiſconern her ; es iſt auch wahr : ſcheinlich, daß das Schloß Diſpargum oder Duiſparcum , auf welchem der frånkiſche König Clodio mit den langen Nachmals iſt Haaren gewohnt, hieſelbſt geweſen ſey . Duisburg eine Reichsſtadt geweſen , welche die Herzoge zu Limburg und Grafen von Berg zu Schutzherren gea habt. K.Rudolph I beſtåtigte 1290 die Privilegien dera felben , und verpfändete ſie bierauf an Grafen Dieterich Eine gleiche Verpfändung derſelben ges VIII zu Cleve. (dah 1347 vom K. Ludwig IV an den cleviſchen Grafen Von Johann , und K. Karl IV beſtåtigte folche 1349. der Zeit an iſt ſie beſtändig bey dem cleviſchen Lande ges blieben ; es find aber auch ihre Privilegien noch immer von römiſchen Königen beſtåriget worden , welches noch Sie hat auch mit zu ' 1580 von Rudolph II geſchehen . der Hanſe gehört. 1609 iſt hier eine Snnode der refors mirten Kirde in den vier vereinigten fåndern Jülich , Cleve, Berg und Mark gehalten , und ayf derſelben die -noch jetzt gewöhnliche Kirchenordnung dieſer länder ges macht , auch von dem Landesfürſten beſtåtiget worden . Die Reformirten beſißen die 2 Hauptkirchen , ein Waiſene und ein Gaſthaus , und die am 14teu Oct. 1655 eingeweis hete Univerſität. Die Katholiken haben 2 Mannskloſter, ein adeliches Ciftercienſer Nonnenkloſter , welches ebede fen in dem benachbarten Dorf Duiffern geweſen iſt , und ein Beguinenhaus; auch iſt hier ein Comthurenhaus des deutſchen Ordens . Im Fleisten Hörſaal der Univerſos tåt , und mit Bewilligung derſelben , halten die Luthera's ner ihren Gottesdienſt. Ade 20ochen kommt hier ein Schiff aus Holland an , und gehet wieder dabin ab .
Eis fen,
Das Herzogthum Eleve,
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Teit , Drath und andere Fabrikwaaren aus dem Herzoge thuin Berg und der Grafſchaft Mark , werden von hier : aus verſendet; es find auch Tuchmanufacturen hieſelbſt. Die Stadt hat Siß und Stimme auf den Landtagen. In den Bauerſchaften Duiffern , wanbeim und Ans gerbaufen , ſtehet der Schultheiß der Rechtspflege vor. Fu der erſten , iſt ein adeliches Stift. 3) Xees , ' eine kleine Stadt am Rhein , welche Sitz Sie iſt 1228 mit und Stimme auf den Landtageu hat. Mauern umgeben worden , und hat anfänglich zum Erz ftift Edin gehört ; iſt aber 1392 mit dem Lande von Aſpel, theils durch Kauf, theils durch Vertauſchung mit Linn uud Kaiſerswerth , an das cleviſche Land gekommen , und bey demſelben geblieben. Es iſt hier eine katholiſde Cols legiatkirche, eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. 1548 iſt die Stadt von Spaniern , 1614 vou dem Prinz zen Moritz von Oranien eingenommen worden. 1761 wur de ſie von den Franzoſen wohlbefeſtiget. 4) Dinslaken , auf den hellånpiſchen Charten Dings laken , ein Städtchen , welches ehebeſſen der Hauptort eis ner Reichsherrlichkeit geweſen , welche ihre eigenen Herren gehabt: 1220 aber mit Bewilligung Kaiſers Friderich IL dem cleviſchen Lande einverleibet , und nachmals zuweilen den jüngſten Söhnen der Grafen und Herzoge zum Sit eingeräumt worden . Die meiſten Einwohner ſind refors mirt , doch iſt hier auch eine lutheriſche Gemeine. 5) Ruhrort, auf den holländiſchen Charten Roeroort, iſt vom Herzog Adolph I zu einem Städtchen gemacht wors Es iſt reformnirt, und die meiſten Einwohner find den. Schiffer und Schiffbauer. Bey demſelben fließet die Roer oder die Ruhr in den Rhein ; und es iſt hier 1587 ein Waſa ferzoll angelegt worden. 6 ) Das Städtchen Schermbeeck oder Scherenbeck iſt um das Fahr 1420 von dem Herzog Adolph I mit Mauern umgeben , und mit einem Schloß gezieret wors Es iſt hier eine reformirte und eine lutheriſche den. Kirche, 38.2
7) solt
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Der weſtphäliſche Kreis .
7) Solt oder Solten , ein Städtchen , mit einem alter " Schloß. Die Stadt beſtehet aus einer Kreußſtraße, und Sie iſt auf dem Markt kann man alle 4 Thore ſehen . ganz reformirt. 1335 hat Graf Adolph von der Mark die Burg ind Stadt Volt dem Grafen Dieterich zu Clea ve übergeben , und von demſelben wieder zu Mannlehn ema pfangen . 8 ) Jfelburg, auf denholländiſchen Charten Rfelburg, ein Städtden an der Sffel, welches 1441 Staðtprivilea ' gien erhalten hat. Es iſt hier eine reformirte und eine lus theriſche Kirche. II . Die landråthlichen Kreiſe. 1. Der cleviſihe landråthliche Kreis , bes greift i ) folgende Richteråmter:
(1) Das Umt Cleve , 311 welchem die Kirchſpiele Sauw , Waterborn , Kindern und Donsbrügge, ges hören. (2) Das Amt Cleverbam , d. i. faltus oder filya cle . venſis , in welchem 1397 Herzog Udolph I den Herzog Wilhelm von Berg geſchlagen hat. Hieher gehören die Kirchſpiele Warbeyen, Brienen (woſelbſt die Kirche re formirt iſt , ) Kellen , Schmiethaufen , Wardbeiſen , 8. Gråvenward , Riswick , Saffelt , Schneppen : baum , und Qualburg. Nadı Teſchenmadjers Mens nung hat zu Rellen die römiſche Colonia Ulpia Trajana geſtanden , und zu Qaglburg (Quadriburgium des Ama mians ,) wie einige glauben , iſt ein Exercierplaß der RS mer geweſen. Auf dem Felde ben Kellen , hat Graf Adolph von Cleve, 402 den Grafen Reinhold von Gels dern , geſchlagen , und zu Qaalburg find viele römiſche Felbzeichen und Stein Inſchriften aus der Erde gegraben wordenr. ( 3) Die ton . Jurisdiction Suisberden , hat ehedera fen mit -zu dem Amt Cleverbam gehört , und begreift wes der Kirchſpiele noch Dorfſchaften. ( 4 ) DAS Ame Calcar, welches die Kircbſpiele Xlt: Cals
Das Herzogthum Cleve.
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Calcar, Sanſelagr, wiſſelward , Ober - Yormter, Vynen und Marienbeam bagreift. ( 5 ) Das Amt Grieth , weldes aus den Kirchſpielen poiſfel und Beylerpard , und aus den Bauerſchaften Feldmarke und Steinward beſtebet. Zu Wiſſel iſt eine Collegiatfirche , und das adeliche Haus Kemnade. ( 6 ) Das Amt Goch , begreift das Kirchſpiel Sålm , die Bauerſchaft Berg , und das Kirchſpiel Pfalzdorf auf der Gocherheyde. Das lebte iſt erſt von 1740 an er . bauet worden , bat aud) nun eine reformirte und eine lus theriſche Kirche. Die Gocherbeyde ift 3000 holåndia fche Morgen groß , und nun ganz urbar gemacht worden . (7) Das Amt Aſperden , begreift die Kirchſpiele Aſperden , saffum , sommerfum und Piller , Unweit Aſperden liegt ein adeliches Nonnenklofter, das neue Blos fier genannt. ( 8 ) DAS Amt Gennep , dahin die Kirchſpiele Otters Das letzte Liegt Jurn und Beffeld vder Uffeld gehören . an der Weſtſeite der Maas: zu dem erſten geboren 6 Bauers fchaften. (9) Das Amt Cranenburg , fi weldem die Kirche ſpiele Graſſelt und 7ůcterden gehören. ( 10) DAS Ami Daiffelt, begreift die Kirchſpiele Mehr , Tiel, Loetb oder Leuth , und Kederdom . ( II) Das AmtHedem , begreift die Kirchſpiele Kep: pelen , ein Scheffenthum , Uedemerfeld und Uedemers bruch . Zu dem erſten gehören 3 , zum zweyten auch 3 Bauerſchaften. ( 12) DAS Amt Sonsbec , zu welchem die Kirchſpiele Sonsbecerbruch und Glabbeđer, und zu dem erſten, 2 Bauerſchaften gehdren. ( 13 ) Das Amt Schravelen , welches aus den Kire . Tpielen Kervenponk und Winneđendonk, beſteht. Zu jenem gehören unterſchiedene von einander abgeſondert liés gende Hdfe; zu dieſem das Dorf Capellen , welches halb zum cleviſchen , und halb zum geldriſchen Lande gehört.
333
2 ) Sols
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Der weſtphäliſche Kreis.
2 ) Folgende adeliche Serrlichkeiten , und Jurisdictionen . (1) Die Jurisdiction Salt, welche die Kirchſpiele Kees đen , Duiffelward (welches reformirt iſt , ) und Bim , men begreift. Im erſten iſt das Haus Salt , im dritten der Ritterſitz Bengmeng. ( 2) Die Jurisdictionen Sennepel und Ziedermộrms ter , welche aus den Kirchſpielen und Bauerſchaften dieſer Namen beſtehen . ( 3 ) Die serrlichkeit Appeldorn , beſteht in dem Kircha ſpiel dieſes Namens. Dazu gehört auch das adeliche Gut Botselaer. (4 ) Die Jurisdictionen Mioyland und Til , welche aus den gleichnamigen Kirchſpielen und Bauerſchaften bes ſtehen. Das erſte Klrchiptel ift reformirt. Friderid UI kaufte Mioyland 1695 von dem Freyherrn von Spain , und hierauf wurde es ein königliches Haus genennet. ( 5 ) Die Serrlichkeit Weeze oder wees , welche in dem Kirchſpiel dieſes Namens beſtehet , dazu 9 Bauers fchaften , und die Ritterſike sertefeld und Schewich , Poll und Eyl gehören. Die Freyheit Wees brannte 1769 halb , und zugleich die katholiſche und reformirte Kira che ab. (6 ) Die Jurisdittion Seyen , welche aus dem Kircha ſpiel dieſes Namens beſtebet. (7 ) Die Jarisdictionen moo& und Heffel , welche aus den gleichnamigen Kirchſpielen beftehen . Das erſte liegt an der Maas , und an der Moođer Seide. Beffet liegt am Fluß Niers , und wird für Caftellum Menapio rum gehalten. (8) die herrlichkeit Jyfflich : Wyler , zu welcher die Kirchſpiele und Bauerſchaften gleicher Namen gehören . (9) Die Serrlichkeit Wiffen , welche aus dem Kirch fpiel dieſes Namens beſtehet, dazu 4 Bauerſchaften gea hdren . ( 10 ) Die Serrlichkeit Calbeck , die aus dem Kirch ſpiel dieſes Namens beſteht, welches zu der Uedemer und Godiſchen Stirdye gehöret. II) Die
Das Herzogthum Cleve.
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1. ( u ) Die Yarisdiction Hidrmter , welche in dem Kitterfit , Kirchſpiel und der Saueridaft dieſes Namens beſteht, und unter die Xantenſche Acciscalle gehört. 2. Der weſelſche landráthlide Kreis , be: greift 1 ) folgende Richteråmter
(1) Das Amt Weſel, welches aus den Bauerſchaften Fluren , Ladbeuren und Obrigboven beſteht. ( 2 ) Das Amt Brånen , zu welchem das Dorf Brů : 1 nen , die Bauerſchaften Steingrund und Dachauſen und die Ober - Bauerſchaft, geboren. ( 3) Das Amt Bislich , welches aus dem Dorf Bigo lich, und aus den Bauerſchaften Bergen , Wiffel, Jos keren , Schlutwick , Marire , Lobe , Dickgatt, wers wiđ , Kerd und Laa & , Steenberg , Veltwid , und Bislicherwald , beſtehet. (4) Das Amt Büderich , dazu das Kirchſpiel Gindes cich , und die Bauerſchaften Poll, Geeft, Werrich Perich und Elverich , gehören. ( 5) Das Amt Wallach , welches aus dem Kirchſpiel mallach , und der Bauerſchaft Bönning, befteht. (6 ) DAS Amt Xantén , welches aus den Kirchſpielen Wandt und Lüttingen , und aus den Bauerſchaften Urs fel, Wylich und Beuckes , beſteht. ( 7) Das Amt Winnestbal, welches die Kirchſpiele Bieten uud Veen ausmachen . ( 8) Das Amt Dinsladen , hat die Kirchſpiele Siess feld , woatſum und Kamborn . Das erſte iſt lutieriſch nad reformirt, und es liegt daſelſt das adeliche Gut Pau. müblen . In dem zweyten iſt das adeliche Gut Berena Kamp , und in dein dritten iſt ein adeliches Kloſter. (9) Da8 Umt Gotterswi erbam und Spellen , be: greift die Bauerſchaften wollen , Lohnen , Wiebrum , mit einem adelichen Gut , Kihnum , Eppinghoven , Zu Gotteswiders Spellen , Scheid , semmelſum , bam iſt ein adeliches Gut. (10 ) D B Amt Solten , welches weder Kirchſpiele noch Dörfer begreift. ( 11 ) DAS 334
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Der weſtphäliſche Kreis.
(1 ) Das Amt Beed, bat die Bauerſchaften Laar und Stoc& um , Beeck , Alfam , Bruchhauſen , Marrloe, Buſchhauſen , und das Kirchſpiel Sterkrode, in wels dhem ein adelides Kloſter. (12 ) Das Amt Schermbec , zu welchem die Bauers ſchaften Drevengd , Damm und Bricht gehören . In Der erſten , liegt das adeliche Gut Schwarzenſtein . 2 ) Folgende Serrlichkeiten , und adeliche Jurisdictionen. ( 1) Die Serrlichkeit Samminkel , denen von Spaen zu Bouillon zuſtändig , welchen auch die Freyheit Rins gelberg gehört , die vor Aiters ilyre eigenen Herren und Dynaſten gehabt hat , nach deren Abgang fie durch Heis rath an die Grafen von Cleve gekommen iſt , welche 1290 von demn römiſchen König Rudolph I im Beſitz derſelben beſtåtiget worden. Es iſt hier eine reformirte Kirche. ( 2 ) Die Beerlidkeit Wieyderich . ( 3) Die Serrlichkeit Diersfort, welche ein reformira tes Kirchſpiel ausmacht, ( 4 ) Die Herrlichkeit Gablen und Båhl , zu welcher die gleichnamigen Kirchſpiele geboren , von welchen das
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erfte lutheriſch iſt. Beſiber derſelben iſt der Freyherr vor Quadt zu Gartrop. ( 5) Die errlichkeit Sånte , hat 1 lutheriſches Kircha ſpiel von 3 Bauerſchaften , und gehört dem von Strunkes de zu Crudenburg. ( 6 ) Die Berrlichkeit Poerde , hat 1 Kirchſpiel von 2 Bauerſchaften . (7) Die serrlichkeit Saffen und mehr , welche aus den gleichnamigen reformirten Kirchſpielen beſtehet , und das adeliche Gul Bellinghoven . Ben Webr fiel 1758 ein Gefecht zwiſchen den Franzoſen und Adlirten vor , in wels chem jene geſchlagen wurden . (8) Die Serrlichkeit Borth , von 1 Kirchſpiel. ( 9) Die Serrlichkeit Veen , mit der Freyheit Wins nenthal.
3. Der
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Das Herzogthum Cleve .
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3. Der emineriichiſche landrachliche Kreis , begreift 1) Folgende königl. Richteråmter und Juris. dictionen ( 1) Das Amt Embrich , welches aus den Bauerſchaf teu Sutum , åber Abein , Praſfelt und Spúš , bes ſtehet. ( 2 ) Das Amt Lobith , welches aus dem Dorf lo. bitb , in altern Zeiren Lobet, befehet , wofelbſt ein Zolls haus am Rhein iſt. Es hat ehedeffen zu Geldern gehört. iſt aber von den Herzog Karl von Burgund 1473 an þy, Johanu vou Cleve úberlaffen worden , welcher 1479 das Schloß , als es rich ihm nicht ergeben wollen , mit Die biefige Kirche gehört den Res Gewalt erobert hat. formirten . (3 ) Das Amt Xees , zu welchein das Dorf Loictum , und die Bauerſchaften sern und Werken gehören. (4) DA8 Amt Bettet , dazu die Bauerſchaften Eſſer : den und Speldrop gehöreit. (5) DAS Birdſpiel Grieterbuſch , welches keine Dors fer begreift , und ehedeffen zu dem Amt Calcar gehört bat. Es liegt hier das adeliche Hans Til. ( 6 ) Dae 2mt Lymers , mit den Dörfern Alt Senes naer , Daiven und Groeſſen . In dem Kirchſpiel alt Sevenger liegen die adelichen Güter salaaf , Campbaus fen , Blein Poelwyd , Groß- Poelwyck , Leemkuil, Matbana, Kyswyck , Berenklau , Loorwartb , ma genhorſt, und Gronſtein . ( 7 ) Das Amt Suiſſen und walburgen , zu weldent die Bauerſchaften Suiſſen undWalburgen gehören . Ju der erſten liegen die adelidyen Güter Boll und Binnes feld . ») folgende Serrlichkeiten und Jurise dictionen . (1) Die Jurisdictionen Willingen und Surl , wel, che aus i Kirchſpiel und 3 Bauerſchaften beſtehet. Sie gehören dem Beſiber des Hauſes £ mpel. ( 2 ) Die 38 5
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Der weſtphäliſche Streis.
( 2 ) Die Jurisdiction Sonsfeld und Salderen , wels che aus Kirchſpiel beſtehet , dazu 6 Bauerſchaften gehos ren . Es iſt hier das Haus Sonsfeld , und Burghaus Aſpel. ( 3 ) Die Jurisdiction Offenberg, mit den Kirch ſpielen Praeft und Dornyck , und dem Hauſe Offens berg. ( 4) Die Jurisdiction Bienen , mit dem Kirchſpiel Sueth. (5 ) Die Yarisdiction und das Kirchſpiel Wehl. In
dieſem Kirchſpiel liegt das Gut Broedhayſen , welches der kön . Invalidencaffe gehört. (6.) Die Jurisdiction und das Kirdyſpie Süllbauſena mit dem adelichen Gut Pollaverth , (7) Die Jurisdiction Groin ,
Die Grafſchaft Mark .
$.
I.
pie grånzef gegen Mittag an das Herzogthum SieBerg , gegen Abend an eben daſſelbe, und an das Herz. Cleve , ( wenn man die unmittelbaren Reichsſtifte Werden und Eſſen ,
als in der Graf
ſchaft Mark liegend, betrachtet ;) gegen Mitternache an die Grafſchaft Recklinghauſen und an das Hodya ſtift Münſter, gegen Morgen an das Herzogthum Sie iſt die großeſte Grafſchaft im Weſtphalen. en äliſch , und eine der wichtigſten im Kreiſe weſtph ganzen deutſchen Reich. 9.2. Die Grafſchaft hat einen fruchtbaren Boden , welcher Weizen, Roggen , Gerſte, Hafer, Buchweia zen , Erbſen , Wicken , Linſen , Bohnen , Rap, und Růbeſamen , Flachs und Hanf in folcher Menge trågt , daß auch benachbarten Låndern damit gedies net
Die Grafſchaft Mark. net wird.
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Sie hat auch Obft von allerley Art, gute
Kichenfråuter, gute Weide und Wiefen , gute Viehzucht, allerley Wildpret , gute Hölzungen und angenehme Berge , Salz , ergiebige Steinfolenberg. werfe , viel Eiſen , auch Bley- Kupfer- und Silbers erz ; gute Steinbrüche ; 3 Salzfoden , nämlich zu Brockhauſen , Saffendorp und Werdohl , einen bes rühmten Geſundbrunnen zu Schwelm , und ſowohl in den Flüffen Lippe , Rube, Lenne , Volme, Empe, Ziſike und Affe, als in den Bächen und Teichen , Fiſche von allerhand Art. Um die Ruhr von Langſchede bis Mühlheim fchiffbar zu machen, Hat man 1775 angefangen , 17 Schleuſen anzulegen , von welchen 9 in dieſer Grafſchaft , die übrigen aber im werdenſchen , bergenſchen , und mühlheimiſchen Gebiet find. Ś
$. 3. Sie enthält 24 Städte ,' außer der Hälfte
der Stadt Lippſtadt. 1771 hat man hier 177882 Mens fchen gezählt , 4559 Kinder ſind geboren , und 4052 Menſchen geſtorben , und der Hauswirthe find 22864 geweſen . Von der ſehr alten und anſehnlichen Rits terſchaft, ſind vielé 100 Geſchlechter ausgeſtorben , viele haben ſich auch in fremde Lånder begeben , und ſind zum Theil noch in Curland , Liefland und Preus ßen zu finden . Jekt ſind hier noch 178 adeliche Häus ſer vorhanden. Der Dörfer undBauerſchaften find456 . . 4. Die Einwohner ſind meiſtentheils der evans geliſch . lutherifdyen Kirche zugethan : alsdenn folgen der Zahl nach die Reformirten , die Katholiken aber find an den meiſten Orten nicht zahlreich. Die Jus den haben hin und wieder freye gottesdienſtliche Ule. bung. In der ganzen Grafſchaft find 94 evange.
liſch
Der weſtphäliſche Kreis. 732 Tiſch - lutheriſche Parochien ,
und 102 Kirchen ,
und
fie find unter die Aufſicht von Subdelegaten verthei let. Der hieſige reformirte Provincial . Synodus, beſteht aus der Hammiſchen Klaſſe von 16 Predis gern , aus der Camſchen Klaſſe von 10 , aus der Rhurſchen Klaſſe von 14 , und aus der Suder Klaſs ſe von 10 Prebigern. Er wird jährlich , aber ju feis ner beſtimmten Zeit , gehalten. bindung mit den
Von ſeiner Ver .
Provincial. Synoden
in Jülich , Cleve und Berg , habe ich oben bey Cleve geredet. ' Ueberhaupt haben die Reformirten 46 Kirchen. Die Katholifen haben 37. In Anſehung der Ausſpra ché dep Namen , iſt zu bemerken , daß ae, de und ue wie ab, ob und uh lauten . 8. 5. Es ſind mancherley Fabriken vorhanden , der ren Arbeit nidyt allein im (ande gebraucht, fondern auch häufig ausgeführet wird ; inſonderheit aberwird viel Eiſen und Stahl auf vielerlen Weiſe verarbeitet. 8. 6. Die ehemaligen Grafen von der Mark, ha . ben ihren Urſprung von den Grafen von Altena , wel. che einige von den Grafen von Teifterbant und Eleve Man fångt die Reihe der Grafen von Hl. Herleiten: tena mit einem Adolph an , welcher, nebſt ſeinem Brus der Eberhard , daß Schloß Altena erbauet-, und vom Kaiſer Heinrich V zum Grafen von Altena und Berg erhoben worden ; da ſich denn dieſe beyden Brüder wes gen der ererbten und erworbenen Lånder alſo verglichen , daß Udolph das Schloß und die Grafſchaft Altena, Eberhard aber das Schloß Uldenburg und die Graf, fchaft Berg bekommen . Adolph III , Graf von Als tena , welcher 1249 geſtorben, ſoll zuerſt den Namen und das Wapen von der Mark angenommen haben . So
Die Grafſchaft Mark.
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Soviel iſt aus Urkunden von 1203, 1920 und 1221 ge wiß , daß damals ſchon der Name von der Mark ben den Grafen von Altena im Gebrauch geweſen ſev ; wię er denn auch nachmals
allein gebraucht worden .
Udolph V ; Graf von der Markl, wurde auch Graf von Cleve. Die übrige Geſchichte dieſes Grafſchafe, und wie ſie an das Churhaus Brandenburg gekom men , iſt oben ben der Geſchichte des Herzogthums Cleve mit beſchrieben worden 1757 gerieth ſie in die Gewalt der Franzoſen . $ . 7. Das Wapen der Grafſchaft Mark, iſt ein aus 3 rothen und ſilbernen Schadhreiben beſtehender Querbalfe. Der Anſchlag derſelben zu den Reichs anlagen und zum Kammergericht, ſteckt mit unter dem cleviſchen , welcher oben angegeben worden. S. 8. Ju Granj - Hoheit : Lehn - Kirchen - und bürgerlichen Sachen , ſtehet die Grafſchaft unter der Regierung zu Cleve , in allen ofonomiſchen. Forff:
1
Jagd - Zoll - Policey - Salz- und Kriegs . Sachen , aber unter der 1767 zu Hamm errichteten Kriegss und Domainen Rammer Deputation , wel che mit der Regierung zu Cleve einen gemeinſchaft. lichen Chef - Präſidenten , weiter aber keine Verbin. dung ,
Kingegen ihren eigenen Director hat :
und
zur Verwaltung der Bergwercks - und Hütten : Sa chen , iſt zu Hagen ein beſonderes Bergamt angeſegt worden . Kønig Friderich II Hat 1753 zur Verwal tung der Rechtsſachen 6 Landgerichte verordnet, welche zu Hamm , Unna , Áltena , Lüdenſcheid , Ha . gen uud Bockum gehalten werden , als Untergerichte unter der Regierung zu Cleve ſtehen , und deren je. des feinen (andrichter, Uffeſſores und Landgerichts. ſchrei
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Der weſtphäliſche Kreis.
fchreiber hat ; doch ſind die kouiglichen Gerichte zu Schwelm , Soeſt, Iſerlohn undPlettenberg und die adelichen Gerichtsbarkeiten, in Juſtikſachen bey ihrer alten Verfaſſung geblieben. Zu gleicher Zeit find zur Beſorgung der Policeyfachen 4 landråtblis dhe Rreiſe verordnet worden , in deren jedem ein Sandrarh , Kreisſchreiber und Kreisreuter beſtellet iſt.
Solche Kreiſe ſind der hammiſche, hoerdiſche,
altenaiſche und wetterfche, und unter dieſelben iſt das ganze land vertheilet. 5. 9. Geographiſch wird das Land in Süders
land, oder, wie man im gemeinenleben ſaget, Sauers 1 land und Selweg eingetheilet ; zu jenem gehört der Theil des Landes , welcher an der Südſeite der Ruhr , und ' zu dieſem derjenige, welcher an der Die geſammten Nordſeite dieſes Fluſſes liege. Stádce , ſind in zwey Kreiſe eingetheilt, nåmlich In den Nord -und Südwärts der Ruhr belegenen, vnd jedem iſt ein Steuerrath vorgefeßt. Es iſt auch ein beſonderes Forſtamt ſåd - und nordwärts Rubr vorhanden . ſteuerräthlichen Grunde.
und
der
Ich lege die Abtheilung in die lanbråthlichen
Kreiſe
zum
1. Die ſteuerråthlichen Städte - Kreiſe. 1. Der Stådte s Kreis niedervårts der Ruhr , begreift 1) Samm, Hammona , die Hauptſtadt der Grafſchaft Mark, welche an der Grenze des Hochſtifts Münſter, beym Einfluß der Uffe in die Lippe, liegt. Sie hat keine Mauren, iſt auch 1763 aller ihrer Feſtungswerfe beraubt worden, Ehedeflen aber doch noch zmiefach mit Waſſer umgeben. hat ſie 612 Häuſer gehabt, jeßt aber ſtehen viele wujte, und
Die Grafſchaft Mark.
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und zu den Häuſern , welche neu gebauet werden , nimmt man gemeiniglich ein paar alte. In der Renthey wohnet der General , welcher die hieſige Befaßung commandirt, zur Miethe. Es iſt hier die Kriegs , und Domainentams mer : Deputation der Grafſchaft, ein reformirtes Gymna fium illuſtre , welches 3 Profeſſores bat, eine reformirte lateiniſche Schule , eine große reformirte Stadtkirche, eine lutheriſche Kirche, und ein Obfervanten : Kloſter mit einer kas tholiſchen Kirche, und die Armenanſtalten ſind ſehr gut, 1776 waren hier 481 Haudwirthe. Die hieſigen keines wandsbleichen ſind fehr ſchön , und es wird guter Handel getrieben. Die Stadt hat 1213 ihre erſten Privilegien bes kommen. 1287 brannten viele, 1307 die meiſten , 1734 åber 200 , und 1741 wieder 350 Häuſer , nebit dem Ratha hauſe und der reformirten Kirche, ab ; es ſind aber beſſere Gebäude wieder aufgeführet worden . 1762 wurde ſie von den Franzoſen mit Bomben und glühenden Kugeln geånga ſtiget , wovon 29 Håuſer abbrannten. Dieſelben beſtårma ten auch das weſtwärts angelegte Fort Ferdinand , richtes ten aber nichts aus. Die Stadt batebedeffen mit zu der Hanſe gehört , und das Recht gehabt , Scheidemainge zu prågen . Nahe vor dein Norderthor liegt das y order .Soſpital, ein adeliches Stift, welches mit reformirten und katholis ſchen Fräulein befekt iſt: die kleine Kirche bey demſelben aber wird von den Katholiken gebraucht. Eine Biertelſtunde von der Stadt , ift das adeliche Oj ſtercienſer Nonnenkloſter Kentrop , welches zuerſt in der Stadt Hamm erbauet , 1290 aber an dieſen Ort verlegt worden . 2) Lünen , eine kleine Stadt , welche aber doch Sitz und Stimme auf den fandtagen bat , liegt beym Einfluß der Zefice in die Lippe. Die Hauptkirche gehört den Lus theranern , die Reformirten haben eine kleinere Kirche, und die Katholiken haben auch eine Kirche. 1776 zählte man hier 227 Hauswirthe. Die Einwohner ernähren ſich voin Die Stadt hat vor Handel , Ackerbau und Viehzucht. Alters auf der andern Seite der Lippe gelegen , und dem Herzog
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Der weſtphäliſche Kreis.
Herzog Deinrich dein Löwen gehört, welchem pie der Rais fer genommen , und an Dietrichen von Volmeſtein gegeben , derſie 1240 an Grafen Adolph von der Mark verkauft. 1348 iſt ſie an den jegigen Ort verleget worden . 3) Bodum , auch Bochum , Bochein u. eine Stadt
in einer ſehr fruchtbaren Gegend. Sie hat ihren eigenen Sdultheiſen oder Stadtrichter, und ſtebet alſo nicht unter dem Landgericht. Die Katholiker haben die Hauptkirde, in welcher aber ſowohl, als auf dem Sirdhofe , die Protes ftanten ihre Todten mit allen Ceremouien begraben , ſich auch der Glocken mit den Katholiken geineinſchaftlich bes dienen . Die Kirchen der Lutheraner und Reformirten ſind klein. 1776 ivaren hier 319 Hauswirthe. 1243 ift die Hälfte dieſer Stadt von dem Erzſtift Odlu an Grafen Adolph von der Mark zu Lehn gegeben , und 1392 die übrige Hälfte an den Grafen Adolph von Cleve und Mark theils verkauft, theils vertauſdit worden. 1517 brannte fie faſt ganz ab. zu dem Stircfpiel Bockum , gehören die adelichen Håufer Goy , Brenſchede , savetenſcheid , Overdid , Rechen , Steinfuble, 47ofibauſen , Dalhauſen , Cran: ge , Ladenbruch . 4) Caſtrop , ein Städtchen , welches 1776 nur 96 Hauswirthe hatte. Die Lutheraner , Reformirten und Kas tholiken haben hier nur eine Kirche. 5 ) Wattenſcheið , ein Stádtden , welches eine fatbor liſche, eine lutheriſche und eine reformirte Kirche bat. 1176 batte & 158 Hauswirthe. 6 ) Die Stadt und der Reichshof Weſtboven , po zwiſchen Schwerte und Syberg, nicht weit von der Ruhr , ant Fuß eines Bergs liegt. Der Reichshof iſt Königs Widekinds Eigenthum geweſen. Nachdem aber Karl der Große denſelben überwunden , und das Schloß Snberg erobert hatte, iſt dieſer Reichshof bey dem römiſchen Reich geblieben , bis K. Albrecht denſelbeu 1300, an Grafen Eberhard von der Mark abgetreten , welcher den Reichsa leuten ihre Freyheiten beſtetigt, und ihnen erlaubt hat, zu ihrer deſto beſſern Beſchütung eine Feſtung anzulegen , wel:
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welches auch geſchehen iſt. Dieſer Reichshof und ehemas lige Fleden hat vor Últers viele beſondere Frenbeiten , Gebrduche und Geſeke gehabt. Er wird nun für eine Stadt gerechnet , hat einen Bürgermeiſter., Kammerer, Secretår, und 3 Rathsherren . 1776 waren hier 128 Sausa wirthe. Die Einwohner ernähren ſich vom Ackerbau, Diebs zucht und Handarbeit. Es iſt hier eine reformirte Kirs che für die Stadt , und für die Dörfer Gabrenfeld und Syberg. 7 ) Schwerte , eine kleine Stadt, nicht weit von der Ruhr, iſt auf den Landtagen der Ordnung nach die fünfte Stadt. Man findet hier eine lutheriſcbe Hauptkirche, eis ne reformirte, und eine katholiſche Kirche , und zween Rit: terſiſe. 1776 waren hier 273 Hauswirthe. Die Einwohner ernähren ſich vom Aderbau und von der Viehzucht. Dies fer Ort iſt 1242 bemauert, und mit Stadtfreyheiten bega bet worden . 1420 , 1659 , 63 und 69 iſt ſie durch Feuersa brůnſte verwüſtet worden . 8 ) Sörde , eine Stadt an der Emſder , woſelbſt eine alte Burg , auf welcher ſich die Grafen von der Mark oft aufgehalten haben , eine lutheriſche , eine reformirte und eine katholiſche Kirche. 1776 waren hier 162 Hauswirthe. Die Einwohner ernähren ſich vom Aderbau . Es find auch hieſelbſt viele Nagelſchmiede. Dieſer Ort hat vor Zeiten den Rittern von Hörden gehöret , iſt als ein eröffnetes Lehn im Izten Jahrhundert von den Grafen von der Mart eingezogen , und ums Jahr 1340 mit Stadtfreyheiten bes gabet worden . Por der Stadt liegt das adeliche fren - weltliche Stift Clarenberg , welches 1340 geſtiftet worden . In demſele ben ſind 15. tbeils proteſtantiſche, theils katholiſce, Fr &us leins, welche unter einer debtiſſinn ſtehen. In der Stifts . kirche halten die Katholiken Gottesdienſt. 9 ) Unng , iſt dem Rang nach die ziveyte Stadt der Grafſchaft, liegt aneinem Bach, die Kottelbecegenannt, in einer ſchönen Ebene, und iſt mit Mauern und Graben umgeben . Es iſt hier eine lutheriſche Pfarrkirche, eine Hoſpitalkirche, welche eigentlich die Reformirten zu ihs tem Aaa 3T6.62 .
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liſche
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Der weſtphä
Kreis .
rein Gottesdienſt gebrauchen , in welcher aber des Sonns abends auch von einem lutheriſchen Prediger Gottesdienſt gehalten wird , ein Nonnenkloſter mit einer Kapelle , und eine lutheriſche Stadtſchule. 1776 waren hier 419 Hanss mirthe. Weil die Stadt eine ſehr weitläuftige und eintrågs liche Feldmark hat , ſo ernähren fid ,die ineiſten Bürger vom Aderbau , Brannteweinbrennen und Bierbrauen . Ehedefſen hat ſie mit zu der Hanſe gehört. Echon 1032 iſt Unna ein anſehnliches Dorf geweſen , und hat mit ſeis nem Bezirk øder Gowgericht dem Erzbiſchof ziiCsln zuge: 1250 iſt es beinauert und mit Stadtfrenheiten bis hört. gabet worden . 1303, 1308 , 1420 , 55, 58, 1537, 1678 Wor und 1723 hat ſie viel von Feuersbrünſten erlitten. n, hl fidhaft geweſe Freyſtu und Zeiten iſt hier eine Freygra ſo dem Landesherrn zugehöret hat. 10) Die Stadt Camen , liegt an der Zefick , in einer fchönen Ebene. Sie iſt eine von den älteſten Städten der Grafſchaſt, hat eine refornirte Kirche und lateiniſche Schule , eine lutheriſche Kirche und ein Nonnenklofter , in welchem die Katholiken ihren Gottesdienſt hat on . Es ſind hier auch unterſchiedene Burgmannshauſer , welche adel. Freyheiten haben . Die Stadt hat Sik und Stimme1 auf den Landtagen. 1776 waren hier 292 Hauswirthe. 2. Der Städte - Kreis ſúdivåres der Ruhr, Begreift I) Iſerlon , aud) Lon fchlechthin , eine mit vielen gue ten Håuſern bebauete wohlbewohnte und nahrhafte Stadt an dem Flüßchen Baaren , in einer bergichyten Gegend. Die Cutlycraner haben hier 2 Kirchen und eine lateiniſche Sdu: le , die Reformirten eine Kirche , und die Katholiken babeu 1746 ein Haus zu ihrem Gottesdienſt eingerichter. Das Hauprgewerbe der Einwohner beſtehet in Fabriken und Handlung; es wird hier nämlich theils vielerley Arbeit von Eiſen und Meffing gemacht , als Drath , mancherley dars aus geflochtene und verarbeitete Sachen , Grob : nnd Kleins Tohmiede - Arbeit , Nehnadeln , Wagebalien , und meffin : gene Schnallen , theils auch Sammet und Seidenband, Wols
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Die Stadt hat auf den Landtagen die 1776 hatte ſie 740 Hauswirthe , und in dem hieher gehdrigen Dorf, die Guine genannt, waren 32. Sie hat um die Mitte des 13ten Jahrhunderts zuerſt Stadts freybeiten erhalten . 1510 , 30 , 1652 , 77 , 85 und 1712 iſt fie durch Genersbrånſte verwüſtet worden . Wollenzeug ic. vierte Stelle.
2 ) Sagen , eine Stadt , weluje König Friderich Wils helm mit Stadtfreybeiten begnadiget hat, da dieſer Ort Es bewäſſert dieſelbige vorhin nur ein Flecken geweſen . die Volné, und es umgeben ſie fruchtbare Herge. Außer der luther. Hauptkirche, bey weldier eine Kapelle iſt, iſt hier noch eine reformnirte und eine katholiſche Kirche. Die Einwohner ernáhren ſich vornehmlich von der Handlung und von Hand, werfern , und inſonderheit von unterſchirdenen Tudımanus fakturen .' 1776 hatte die Stadt 293 Hauswirthe. Der Ort hat ehedefſen dem Erzſtift Colln gehöret , iſt aber 1392 en die Grafen von der Mark gekommen , 1699 brannten viele , und 1724 die meiſten Håuſer ab. 3 ) Blankenftein , eine kleine Stadt auf einer Höhe, unweit der Ruhr , deren eheinaliges feſtes Schloß , wel: ches 1226 angeleget worden , verwüſtet iſt. Die Katholis ken haben eine Kirche , und die Lutheraner auf dem Rath : hauſe eine Kapelle. 1776 zählte man vier 92 Hauswirthe. 4) settingen , eine Stadt , nicht weit von der Ruhr, woſelbſt eine lutheriſche Pfarrkirche und lateiniſche Sdule, eine reformirte und eine katholiſche Kirche iſt. 1776 zählte man hier 364 Hauswirthe. In dieſes Kirchſpiel gehöret der Ritterſitz Cleff oder Clyffi Anmerk. Im Kirchſpiel Hattingen iſt ehedeflen das Schloß Iſenburg an der Nubr geweſen , welches Hoolph , ein Graf von Altena, der zuin Erzbiſéhof von Cölneridhletivorden , erbauet, und ſeinem Bruder Arnold su Lehn gegeben, welcher zuerſt den Titel eis nes Grafen oud Edlen von Ifenburg angenommen. Us der dltefte von ſeinen Sohnen , Namens Friderich , wegen der 1225 verübten Morbthatandem ErzbiſchofEngelbert zu Cöln, gerddertworden, fft auch das Schloß Iſenburg geſchleift worden : und obgleich noch zwey Sohne von ihm übrig waren , ſo enthielten ſie ſich doch des iſenburgiſchen Namens, und ließen ſich von dem Schloß Limburg benennen , von welchem unten Nachricht erfolgen wird.
Aaa 2
5) Schwelm ,
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5 ). Sowelm , eine Stadt an dem Bach Schwelme, mit einer lutheriſchen Kirche und lateiniſchen Schule , re. formirten und katholiſchen Kirche. 1776 záhlte man bier 371 Hauswirthe. Die Einwohner ernähren ſich zum Theil von Fabriken und Handel , inſonderheit ſind ihnen die an der Enneper Straße , ſo wie an andern Orten der Grafs ſchaft , angelegte Garnbleichen , bortheifbaft. Der Ort iſt 1392 von dem Erzſtift Coln an die Grafſchaft Mark theils vertauſcht, theils verkauft worden , und hat 1590 die erſten Stadtfreyheiten erhalten . Eine halbe Stunde von der Stadt, an der Lande ſtraße , die nach Hagen führet, iſt der Schwelmer Ges ſundbrunn . 6) Breckerfelde , eine kleine Stadt, welche eine luthes riſde und reformirte Kirche hat. 1776 zählte man hier 212 Hauswirthe. 7) Die Stadt Lådenſcheid , welche zwar nicht groß, aber wohl gebauet iſt. Sie enthält eine lutheriſche Kirche und lateiniſche Schule, und eine reformirte Kirche. 1776 . gåhlte inan hier 280 Hauswirthe. Die Einwohner haben ihre Hauptnahrung vom Handel mit Eiſeri , Drath und dergleichen , und hiernådiſt vom Aderbau und von der Viehzucht. Dieſer Ort iſt im Izten Jahrhundert zu einer Stadt gemacht worden. 1530 , 78 , 98 , 1656 und 81 find viele Häufer , 1723 aber die ganze Stadt vom Feuer vera zehret worden ; ſie iſt aber mehrentheils von Steinen wie. der aufgebauet worden . 8 ) Plettenberg, eine kleine Stadt an der Elſe und Des ſter, welche einen Richter und einen Magiſtrat hat. Die Pfarrkirche gehöret den Lutheranern undReformirten ges . meinſchaftlich. 1776 zählte man hier 199 Hauswirthe. Die Einwohner legen ſich theils auf Aderbau und Bieh: zucht, theils verfertigen fic grobe Tücher und Schmiedes arbeit, inſonderheit Senſen, theils treiben ſie andere Hands werker . Die alte Burg bey der Mühle iſt das Stamms haus der Frenherren und Grafen von Plettenberg , deren Vorfahren Beſitzer der in und um Plettenberggelegenen Güter geweſen , welche ſie aber , nebſt der darüber gehaba ten
.
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Die Grafſchaft Mark .
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ten Herrſchaft , im 14ten Fahrhundert nach und nad an die Grafen von der Mark verkauft , und nur noch einige wenige Stücke zu Lehu behalten haben . 1387 war dieſer 1725 Drt noch ein Dorf, 1397 aber ſchon eine Stadt. wurde ſie faſt ganz durchs Feuer verzehret. 9 ) Lienrade oder Teuenrade, in alten Briefen auch Drechroide, eine kleine Stadt, welche an der Penne liegt, und mit einer ſehr bergidten Gegend umgeben iſt. Sie "hat eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. 1776 zåhl: te man hier 198 Hauswirthe , und in dem hieher gehöri gen Dorf Dable waren 74. Die Einwohner ernähren ſich yom uderbau , Viehzucht, und inſonderheit vom Eis fenhandel, 1353 hat Gerd von Plettenberg dieſen Ort zu Dienſte des Grafen von der Mark erbauet, und Graf Engelbert hat vemſelben Stadtfreyheiten gegeben. Das 1353 erbauete Schloß iſt abgebrod )en . 10) Altena , eine der größten und volfreichſten Städte in der Grafſchaft, liegt an beyden Seiten des Schloßbers ges , an der Lenne und Nette. Sie iſt rund umber mit hohen Bergen umgeben , und hat faſt gar kein Acerland, daher das nöthige Getraide von andern Orten hieher ge: bracht wird. Die Häufer Find mehrentheils von Steinen erbauet. Sie wird abgetheilet in die freybeit, in das 1 Wůblendorf, und in die Wette. Das alte Schloß liegt auf dem Gipfel einer hohen Klippe. In der Stadt iſt eis ne lutheriſche und reformirte Kirche. 1776 zählte ran 654'Hauswirthe. Das Hauptgewerbe beſteht im Handel mit Oſemund und Drath . Der Drt bat 1397 die erſteu Stadtfreybeiten erhalten, 1750 brannten Gfer über 300 Håuſer ab. 11 ), Die Freyheit Wetter , iſt ein offener Ort auf einer Höhe , nicht weit von der Ruhr , und enthält das Amts Haus , und eine reformirte Kirche. Unter derſelben iſt eis ne Brücke über die Ruhr. Eine Viertelſtunde von der Freyheit liegt das Dorf Wetter , woſelbſt eine lutheriſche Kirche iſt. In der Frepheit und in dem Dorf hat man 1776 nur 97 Hauswirthe gezählet. Mad 3 12) Mei ,
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Der weſtphäliſche Streis.
12) Weinerzhagen , eine kleine Stadt, in welcher 1776 nur 117 Qauswirthe waren . Es iſt hier eine lutheriſche Kirche. 13) Jerdicke oder Warien Serdiđe, ein offenes Städtchen an der Ruhr, welches erſt 1738 Stadtfreyheia ten erhalten bat. Es iſt hier ein adeliches frey -weltlis ches Fräuleinſtift für proteſtantiſche und katholiſche Perſos nen , eine lutheriſche Kirche , welche die Stiftskirche ift, eine reformirte und eine katholiſche Kirche. Ueber die Ruhr iſt hier eine Brüde gebauet. 1776 zábite man hier 197 Hauswirthe. II. Die Stadt Soeſt und ihre Bórde. 1. Socft , Suſatiim , eine mit hohen Willen , Máuern imd Thürmen umgebene Stadt , welche 1315 Hauſer hat, aber ſchlecht gebauet iſt.' 1776 waren hier 924 Hauswir: the. Ehedeſſen erwählte ſie ihre Obrigkeit jährlich felbft, 1752 aber feste der König den alten Magiftrat ab, und verordnete einen ſtehenden. Es iſt hier ein doppeltes Gericht, das königliche und das Stadtgericht ; dem erſten iſt allein der Grofrichter vorgeſetzt , welcher in Civil-Sachen die erſte Unterſudyung ſowohl in der Stadt als in der Börde hat ; das zweyte iſt bey dem Magiſtrat , welcher fich in das Pos licey- und Juſtik -Departement theilet , an welches legte die Appellation von des Großrichters Behörden gehet. Der Magiſtrat hat alle Policey: Rammer - fiſcaliſche : Cris minal - Borniundſchafts und Kirchen - Sachen in der Stadt iind in der Barde , zu verſehen . Die katholifen habent die Domkirche, mit einein Kapitel von einem Probſt, Des chant, 12 Canonicis , und 24 Vicariis , ein Dominikas ner - und ein Franciſcanerklofter , und zwey Rapellen , in weldheu alle Sonn- und Feſttage Meffe geleſen wird . Die Lutheraner haben fieben Kirchen , und einer derſelben , nemlich der Stiftskirche S. Walpurg , bedienen ſich auch die Reforunirten zu ihrem Gottesdienſt, welche anßerdem noch eine kleine Kirche zum vierteljährigen Gottesdienſt und zur Beerdigung ihrer Todten haben. Die lutheriſche lateiniſche Stadtſchule iſt eines von den 3 weſtphäliſchen Toges
Die Grafſchaft Mart.
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ſogenannten Archigyninaſien. Es hat 7 Klaffen , welche in einem 1570 erbaueten Gebäude find. In das Stift 6. Walpurg , werden nicht nur adeliche, ſondern auch bürgerliche Jungfrauen aufgenommen , und nach dem Res ligions - Receß muß ein Drittel der Chanoineffen katholiſch ſeyn. Auf dem S. Peterskirchhof iſt das hohe Hoſpital von 18 bürgerlichen Jungfrauen. In der Brüderſtraße iſt ein Arngenhaus der Kleine Mariengarten genannt, der große Mariengarten aber iſt ein Waiſenhaus. Noch find hier 2 Wohnungen für alte Frauen . Die Stadt hat ſtarken Uderbau, ihr Haupthandel wird auch mit Getraide getries ben. Ihr ålteſtes Stadtredyt iſt von vielen niederſächfi fchen Städten geſucht und angenommen worden , und iſt inſonderheit der Grund des lübeckiſchen Stadtrechts. Die Stadt iſt von den karolingiſchen und ſådfiſchen Kaiſern beherrſchet worden , von welchen ſich hier einige eine Zeit lang aufgehalten , und hier unterſchiedene Urkunden aus. gefertiget haben. Die kaiſerl. Privilegien ſollen 1189 vers brannt ſeyn . Nachmals iſt die Stadt unter der Herrſchaft Heinrich des löwen geweſen. Man weiß nicht eigentlich, wie ſie unter das Erzſtift Cdln gekommen ſey ; denn ob gleich ſolches vermuthlid ) erſt geſchehen , nachdem Heinrich der fowe in die Acht erklåret worden , indem der Erzbi fchof vorher nur die geiſtliche Gerichtsbarkeit in der Stadt gehabt : ſo iſt doch unbekannt, inter was vor einem Dia tel und Nanien der Erzbiſchof Philipp von Heimsberg fid) ihrer bemächtiget habe. Inociſſen iſt gewiß, daß cr ſie ums Fahr 1180 zur Huldigung genöthiget, jedoch auch ih re Rechte und Freybeiten beſtätiget habe. Als der Erzbi ſchof Theodor ſolche krånken , und ſich die Stadt vollig uns terwerfen wollte , ergab ſie ſich 1444 an Johann I , Hera zog zu Cleve , mit Vorbehalt ihrer alten Freyheiten. Sie gehörte vor Alters mit zu den Hanſeſtådten ; trieb ſogar Seehandel, hatte auch reichëffädtiſche Freyheiten , und uns ter ihren Privilegien auch das Münzrecht. Es hat noch Kaiſer Karl VI im Jahr 1721 ein Schreiben , wegen der Türkenſteuer , an ſie ergehen laſſen , und für 50 Römer monate 36000 Rthlr. ron ihr verlanget. Im 17ten Jahr: hunta U aa 4
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hundert hat ſie während des 3cjährigen Krieges viel er litten , und iſt inſonderheit 1636 von kaiſerl. Kriegesvóta kern febr verwüſtet worden . 2. Die Soeſter Børde , oder das Gebiet der Stadt , welches derſelben jährlich) auf 30000 Thaler einbringen ſoll. Sie wird in die Ober- und Dies der s Börde abgetheilet.
I) Die Ober - Borde , begreift folgende 28 Derter. (1) In die Stadtkirche zu S. Peter ſind eingepfarret die Bauerſchaften Annepen , nach hieſiger Ausſprache Umpen , Lütgen - Xnnepen oder Ampen , Bergede, Deiringſen , Siddingſen , Lendringſen , gemeiniglich Lenneringen , mölingſen , gemeiniglich mållingſen , und Ruplob. ( 2) In die Stadtkirche zu S. Thoma ſind eingepfars ret, Elfffen und Opmånden , gemeiniglich Opmunnen . ( 3 ) Das Birchſpiel Safendorf, beſtehet in dem Dorf Safendorf, in gemeiner Ausſprache Jaſtrap , welches auf bochdeutſch am richtigſten Salzdorf heißen könnte, denn es hat ſeinen Namen von dem hieſigen guten Salzs werke , welches einigen Patricien zu Soeſt gehdret , welche die Salzbeerbte , Salziunkere , auch von dem Hauſe in der Stadt, in welchem ſie ſich wochentlich verſammlen , die Herren vom Sterne genennet werden . Sie erlegen dein König jährlich den Werth von 52 Scheffeln Salz. Es ift hier ein Ritterfitz. ( 4 ) Das Kirchſpiel Lobne , begreift die Dörfer Lob ne , Endeſen im Kley , und Garbrechten , (5 ) DAS Kirchſpiel Jeuengeſede, begreift die Dör: euengeſede, genreiniglich Kiggengeſeđe, Bos fer ſingſen , gemeiniglich Beiſingſen , Droſtbeyde, sers ringen , und sepringerhofe . 6) DAS Kirchſpiel weiningſen , begreift das Dorf Meiningſen , und die Bauerſchaft sepſingfen , ( 7 ) des Kirchſpiel Ortonnen , begreift das Dorf Oliốnnen , gemeiniglid) Ooſtjånnen , und die Bauerſchaf
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ten Rillingſen , gemeiniglich Müllingſen , und wiedes felo , gemeiniglich Wiefeld. 2) Die Clieder . Börde, von 49 Dertern. ( 1 ) In die Stadtkirche zu S. Peter ſind einpepfarret die Bauerſchaften Catrop , battrop , Međingſen , und Ardey. (2) In die Stadtkirche zu S. Marie in Pratis oder Wieſe Xirdié , find eingepfarret die Bauerſchaften Bat deſen , woſelbft der Ritterſiß Schwedbaus liegt , Cuds mecke , Ellingſen , mit einem Gut , Sillingſen , Lårs ringſen , Toningſen , und Webringſen. (3) In die Stadtkircbe S. Maria in Altis oder Soben - Kirche , iſt eingepfarret , die Bauerſchaft Kepa pen . (4) Das Kirchſpiel Schroeve, begreift, das Dorf Schroeve , und die Bauerſchaften thingſen , einecke, Linederbotſen , Endeſen , merklingſen , und Paras dies. Hier iſt ein Dominikaner Nonnenklofter , und ein proteſtantiſches Stift von 8 Chanoineßen . 1 ( 5) Das Kirchſpiel Borgeln , begreift das Dorf Bor : geln , woſelbſt das Gut Broel iſt , und die Bauerſchafteit Berwice , woſelbſt das Gut Borghaus iſt , Blomens toth , fahnen , woſelbſt ein Gut ift , Satropholfert, wofelbſt das Gut Palmberg iſt, und Stodeln. (6) DAS Kirchſpiel Welder , begreift das Dorf Wels der , woſelbſt ein Ciſtercienſer Nonnenklofter, aud) der Ritterfit Bodbofel iſt, und die Bauerſchaften Berde: ſen , Clotin , Flerđe, meyrđe, woſelbſt ein Ritterfits iſt , und Redlingſen. ( 7) Das Kirchſpiel Dinder , begreift das Dorf Din , #er , woſelbſt die Ritterſite matena, Sengerbof, Clo: tinghof und Gablen , und die Banerſchaften Alpenbolt, filmſen , sangfurth ,, Sånlingſen , Wefterbof, Kot: ten , Lob , Harteln , woſelbft zwey Ritterſitze find , Wehlen , woſelbſt ein Ritterfit , Vellingfen , wofelbſt ein Ritterfitz iſt, und 1761 eine Schlacht geliefert worden , und Weffen . ( 8) DAS Kirchſpiel Weslern , begreift das Dorf Aaa 5 Wess
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Der weſtphäliſche Streis .
Weslaen , und die Bauerſchaften Ahlte, woſelbft ein Rita terſiß iſt , Brodhauſen , woſelbſt ein Ritterſik iſt, Búts tingen , mit einem Ritterfit , Sieningſen , und willigs beppen .
III. Die Stadt Lippſtadt. Lippſtadt, eine Stadt am Fluß Lippe, welche 1150 von dem Grafen Beruhard von der Lippe erbauet , und ſchon 1376 dem mårkiſchen Grafen Engelbrecht III von dem Grafen Simon bon der Lippe verpfåndet worden . Herzog Johann I gab 1445 den lippiſchen Grafen Berns hard und Simon die eine Hälfte zurück , und die andere behielt er ; ſie gehört auch noch zu der Grafſchaft Diark. Unten , bey der Erafſchaft Lippe , fornmt eine ausführlis chere Beſihreibung derſelben vor. IV. Die landráthlichen Kreiſe. 1. Der bammſche Kreis. 1) Das Aint Samni, welches unter dem Lands gericht Hanım ſtebet. ( 1 ) Das Kirchſpiel Wark , von 4 Bauerſchaften , dels fen Hauptkirche die Lutheraner , die Reformirten aber nur eine Hauskirche baben. Das zerſtörte Schloß mart, wels dhes die Grafen von Altena in Anfang des 13ten Sahrs hunderts gekauft, und fich davon benennet habeit, geho ret dem laudeblyerrit . Auch find hier die Ritterſile Braem und Groneberg, bende an der U11ſe; ýeidhof, Balden : bof und Ziederwerries, weldies zu dem Ritterſitz Obers werries, im Hochſtift Münſter , gehöret. ( 2) Das lutheriſche Kirchſpiel Berge , von 2 Bauers fdaften , in welchem das adeliche Lehngut Wilkinhof ift. ( 3) Das reformirte Kirchſpiel Binen , von 6 Bauers fdaften, in welchem die Ritterfite Bøgge und Bynkhof, und die 2 adelichen Gåter Kettingbaufen liegen . ( 4 ) Das Kirchſpiel Rinern oder Xynern , zu welchem das Dorf Rynern , woſelbſt die Katholiken die Hauptkir che, die Reformirten aber eine kleine Kirche haben , und cint
9
Die Grafſchaft Mark.
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ein Franciſcaner Nonnenkloſter iſt, und 7 Bauerſchaften, gehören . (5 ). Das reformirte Kirchſpiel Pelkum , in welchent das Hauß ter Beef oder zur Beeke iſt. Der Ritterſik X7orts bor iſt abgebrochen , und die Güter ſind zu dem Hauſe Bogge geleget worden . (6) Das refornirte Kirchſpiel verringen, von 5 Bauers ſchaften , in welchem aber ſowohl auf dem Hauſe 27ords Serringen , als zu Seil, eine katholiſche Kapelle ift. Hier liegen die Ritterſüße Lohauſen , ford - øerringen, und Rúnte; das Frengut Saringhof, der seidbof, oder Bodøplats , Miers aus und Sto & um . ( 7) Das reformirte Kirchſpiel Silbed , von 2 Bauera fchaften , in welchem der Ritterſik Silbed . ( 8) Das reformirte Kirchſpiel Flirid , von 4 Bauers fchaften , in welchem die Ritterſitze Brüggen , Edine: bufen und munoloh . 2 ) Das Amt Unna , welches unter dem Land. gericht Unna ſteher. ( 1) Das lutheriſche Kirchſpiel Unna , von 6 Bauers ſchaften. Es gehören dazu die Ritterſitze Seyde und Trials fen. Ben dem Gut zu Brodbauſen , iſt ein altes und neues Salzwerk , in welchem ſo viel Salz gefotten wird, daß nicht allein die Lånder Mark und Cleve , fondern auch die benachbarten Derter dainit verſehen werden können . ( 2) Das lutheriſche Kirchſpiel Aplerbed , von 3 Bauers . ſchaften , in welchem die Ritterfibe Bergbofen , Xcden . feld und Silde , ein Lehn der Grafen von Limburg, find. In dieſem Kirchſpiel find Kohlenberge , welde gute Uus beute geben ; es entſpringt auch hier die Emtſcher , Am ſaris, Amfara , nicht weit von dem Hauſe Duddenrod , welche nicht weit von Ruhrort in den Rhein fått.
1 ( 3 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Affeln . In dein Kirch dorf iſt ehedeflen eine berühmte Burg geweſen . ( 4 ) Das Kirchſpiel Bauſenhagen , deſſen Kirche die Katholiken und Lutheraner gemeinſchaftlich gebrauchen. In demſelben liegt die adel. Probſter Scheda, oder Scheis da,
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Der weſtphäliſche Streis.
da , Pråmonſtratenſer Drdens , nicht weit von der Ruhr, in einer ſchönen Gegend , welche ein Herr von Arden auf ſeinem Schloß geftiftet hat. (5 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Dellwig , von 6 Bauer : Tchaften. Bey der Bauerſchaft Aldendorf iſt ein Rits terfik. (6 ) Das Kirchſpiel Bemmerde, von 5 Bauerſchaften, deffen Pfarrkirche den Lutheranern gebort , die Katholifen aber haben eine Rapelle. Su der Bauerſchaft Weltbem , Der Beckenbaum war ehedeſs merde iſt ein Ritterſitz. Ten eine Schange. (7 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Lünern , von 3 Bauers Tchaften , in welchem die Ritterfitze Dólberg und Weſts bemmerde. (8) Das lutherſche Kirchſpiel Wetler , von 4 Bauere Ichaften , in welchem die Ritterfige Aden und Oberfelde, deffen Haus und Graben ein kaiſerl. Afterlehn , zur vol, mefteiniſchen Behnkammer gehörig, die übrigen Gåter aber frey find. (9 ) Das Kirchſpiel Opherdicře , von 5 Bauerſchaften , in welchem " die Lutheraner die Hauptkirdie, die Katholis ten aber auch eine Kirche haben. " Hieher gehören die adel. freven Hauſer Dudenroth und Linfcheid , und der Rita terfit Opberdide , deſſen Beſitzer das Gericht über das
1
Kirchdorf Opberdicke hat ,und Kube oder Lappe. In dieſem Kirchſpiel find Steinkolen . (10) Das Kirchſpiel Widede, in welchem die Refors mirten und Lutheraner die Kirche gemeinſchaftlich haben . (II) Das Kirchſpiel Curt , von 4 Bauerſchaften. Die Kirche ift katholiſch. ( 12 ) Das Kirchſpiel fröndenberg. Das adeliche frene weltliche Stift Frondenberg , welches eine Aebriffinn und 24 Stiftsfräulein hat, und in weldjes , derinige der Res ligionsreceſſe, ſowohl proteſtantiſche als katholiſche Perſos nen aufgenummen werden , liegt an der Ruhr , auf dem Berge Hašlo. Außer manchen Zehnten und Kornrenten geboren über 100 Bauerhöfe zu demſelben , von welchen faft die Hälfte im Herzogthum Engern und Weſtphalen bes legen ,
Die Grafſchaft Mark.
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legen . Zu dem Kirchſpiel Fröndenberg gehören, außer der fogenannten Frenheit , die Bauerſchaften frondenberg und woeſtick . Zwiſchen Fröndenberg und Landſchede bat das zerſtörte Schloß Ardey gelegen. 3) Das Amr Camen , ſtehet unter dem Land . gericht Unna. (1) Die Bauerſchaften Ober :Uden , Weddingboven , und Sådcamen. (2) Die Ritterſüße Aden und Velmede; gebrochen.
jener iſt aba
3 4) Das Amt Schwerte , ſtehet unter dem Sandgericht Unna . ( 1) Neun Bauerſdaften . Unter denſelben iſt Syberg. Die Kirche zu Syberg , welche auf einem Felſen freht, iſt vor Alters die Pfarrkirche des Kirchſpiels Weſtboven ges weſen , dahin auch noch aus dem ganzen Kirchſpiel Weſte hoben die Todten gebracht werden , und wofelbſt der Kirchs ſpiels - Prediger, vermoge Oberconſiſtorial- Beſcheids vom 18 Nov. 1775 , von Oſtern bis Michaelis alle Sonntage, von Michaelis bis Oſtern aber alle 14 Tage predigen muße Hier hat vor Alters das feſte Schloß der Sachſen Sige. burg oder Syburg , beym Zuſammenfluß der Ruhr und Lenne, geſtanden , welches Karl der Große im Jahr 772 zum erſten , und 775 zum zweytenmal erobert , und wider die Anfälle der Sachſen vertheidiget hat. Nach ſeiner Zeit iſt dieſer Ort noch immer bey dem Reid geblieben , und die Kaiſer haben hieſelbſt ihre Burglehne und Burgmans nter gehabt, wie denn inſonderheit die Familie von Syburg das Hauptſchloß undBurghaus befeſſen. Weil aber die Burgmanner vielen Unfug vorgenommen haben , fo find ihre Burghåuſer, und vornehmlich das Hauptſchloß Sya burg , 1287 gånglid) zerſtöret worden. ( 2 ) Die zu dein Kirchſpiel Sdwerte gehörigen -Ritters fike , find Reutenborn oder Rudenbåren , villigfte, woſelbſt ehedeffen ein Freyfuhl geweſen , woandbogen , Rabr , soſen und Steinbaus.
5 ) Das
1
750
Der weſtphäliſche Kreis .
5 ) Das Amt Lünen , welches unter dem Lande gericht Unna' ſtehet , und 3 Bauerfd;aften hat. ( 1) Das Kirchſpiel alten Lünen , gehört zwar zum Hochſtift Münſter; die katholifdhe Kirche aber liegt auf dem Grund und Boden der Grafſchaft Mark , eine halbe Viertelſtunde von der Stadt Lünen , und macht die alte Stadt aus ; es hat auch die Stadt viel baben zu ſagen . ( 2 ) Die Kirche zu Derne ift lutheriſch . Es find in dies Fem Kirchſpiel die adelichen Schloffer Delwig , Fiewho . ven und Schwansbel, inngleichen das adeliche freye Gat Moyland.. 6 ) Die Jurisdiction Saren , von 6 Bauer . ſchaften , über welche ein Freyherr von der Reck Ges richtsherr iſt. Es gehöret dazu (I) Baren , ein Schloß an der Lippe, mit einer Bauer : ſchaft. (2 ) Untrop , ein Dorf , mit einer reformirten Kirche und einem Ritterfis. (3 ) Die Ritterſise seydemåhle und Kobenover. Ain lekten Ort hatte der Herzog Ferdinand von daunſchweig, General en Chef der alliirten Armée , 1761 eine Zeitlang. fein Hauptquarrier. (4) frilingbauſen , ein Dorf, von welchem die Frans 30ſen das für ſie nachtheilig ausgefallene Treffen benennen , welchem die Aidiirten von dem Dorf Sdeidingen im Her zogthumn Engern und Weſtphalen, den Nainen beylegen.
dem
7 ) Die Berrlichkeit und Jurisdiction Rect , Freyherrn von und zu der Reck zuſtändig , wele
cher auch Gerichtsherr iſt. Sie beſtehet aus 5 Bauer. fdaften , es gehören noch dahin ( 1) Red , ein Schloß , mit einer reformirten. Hausa tirche. (2) Waffenberg uub Tödinghauſen , redkiſche Ritter: fibe,
8 ) Die
751
Die Grafſchaft Mark.
8 ) Die Jurisdiction heeren von 2 Bauer , ſchaften , welche einem von Plettenberg gehåret. 1.
Zu heeren iſt eine reformirte Kirche. 9) Die Jurisdiction Buddenborg ,
beſtee
Het aus dem Schloß dieſes Namens an der Lippe, eine halbe Stunde Wegs von der Stadt Lünen, und aus der Bauerſchaft Lipholthauſen. dem Freyherren von Frydag .
Sie gehört
2. Der Sørdiſde Kreis , begreift 1) Das Amt Sørde, welches unter dem Land . gericht zu Unna ſteht. Hier werden viele Steinfo. len gegraben . ( 1) Dié lutheriſchen Kirchſpiele großen und Låtger Barop , Brakel, woſelbſt eine Commenthuren des deuts ſdhen Ordens , und das adeliche Gut Seidbofit ; Eids linghoven, Kirchhörde und Rúdoinghauſen , woſelbſt ein Ritterſiß iſt. ( 2) Das Kirchſpiel Wellinkhoven , deſſen Kirche fich die Lutheraner und Reformirten gemeinſchaftlich bedienen. Zu Brúnningbauſen iſt eine Kapelle. Hier ſind die Rits terſitze Benningboven , Bråningbauſen , Ziederho . ven , und ermlinghoven .
2 ), Das Amt Bockum ,
welches unter dem
bockumſchen Kreiſe ſtehet, und in das Ober . Mite tel, und Nieder . Umt abgetheilt wird. Man kat zu bemerken (1) Das lutheriſche Kirchſpiel Lütgen : ( klein ) Dorts mund , in welchem die Ritterſitze Dellwig . Seyde , das Haus und das Schloß Marten , und wiſchelingen , welches einen eigenen Hausprediger hat. Bey dem Kircha dorf iſt das Franciſcaner Nonnenkloſter Marienborn . ( 2 ) Das katholiſche Kirchſpiel Birchlinde. ( 3 ) Das Kirdyſpiel Gelſenkirchen , in welchem die fute theraner und Katholiken eine gemeinſchaftliche Kirche bar ben.
Der weſtphäliſche Kreis. 752
þen. In demſelben ſind der Ritterſitz Garr, und das ades liche Haus Schwarzemůhle. ( 4 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Weitmar , darinn die Ritterſitze Weitmar und Berendorf find. (5) Der Ritterfit Sevingbauſen , und die adelichen Häufer Låren und Rauendal , Leitbe, ſind nad Wat: tenſcheid eingepfarret . (6 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Königsſteel , vor dem Thor der Stadt Steyl , im Stift Effen . ( 7) Das lutheriſcheKirchſpiel Crange, mit einem gleich . namigen Ritterfit . ( 8) Das Kirchſpiel Grimberg. Auf dem gråflich-nef Felrodiſchen Schloffe Grimberg ift einekatholiſche Kapelle ; es ift aber auch hieſelbſt eine lutheriſche Kapelle vorhan den . Zu dem Schloß gehöret eine beſondere Gerichtss barkeit. ( 9) Das lutheriſche Kirchſpiel Sarpen , in welchem die Ritterſüße Wiſche und solte . (10 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Hemmingen , in wels chem die Ritterſite Seven und Laer. (II) Die adelichen Güter Kringeloanz und Körftgen. 3) Das Amt Blankenſtein , welches unter dem bockumſchen Landgericht ſtehet, und begreift (1 ) Das lutheriſche Kirchſpiel Sprođbovel. (2) Das Kirchſpiel T7iederwengern , oder Schón . wengern , auch weniger genannt , woſelbſt eine katholis ( che und lutheriſche Kirche. Hieher gehört der Ritterfits Aldendorf. ( 3) Das lutheriſche Kirchſpiel Linden . ( 4) Das katholiſche Kirchſpiel Honsfelo. Anm . Ben dem Flecken Langenberg , im Herzogthum Berg , in der berrfchaft Hardenberg, tft innerhalb der Ordnje des Stirchſpiels Hattingen , auf märkiſchem Grund und Boden , 1715 eine lutheriſche Stirche erbauet worden , welche von dem Fleden nur durch einen kleinen Bach abgeſondert ift, undzu welcher ſich ſowohl die futberaner zu Langenberg, als in der ganzen Herrſchaft Hardenberg , balten ,
4) Die
1 ti
2; 1
1
Die Grafſchaft Mark.
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4) Die Jurisdiction Eidel, über welche der Freya Sie herr von Strůnkede zu Dornburg Gericht herr iſt. begreift den Ritterſitz Dornburg , das Kirchdorf Eickel, woſelbſt eine lutheriſche Pfarrkirche, und eine katholiſche Kirche iſt , und 3 Bauerſchaften. (5 ) Die Jurisdiction Langendréer oder Langens treer , über welche ein Herr von der Borg Gerichtsherr ift. In dem Kirchdorf Langendreer iſt eine lutheriſche Kirche und ein Ritterſig , und außerdem gehören nod ) 4 Bauer: fchaften zu dieſem Gericht. 6 ) Die Jurisdiction Sqrånkede , über welche der Freyherr von und zu Sirůnkeve Gerichtsherr iſt. Sie bes greift (1) Stránkede, einen Ritterſitz, bey welchem eine kleine reformirte Kirche iſt. (2 ) Serne, ein großes Dorf mit einer lutheriſchen Kirche. ( 3) Vier Bauerſchaften . 7) Die Jurisdiction alt Caſtrop, über welche der Freya herr von und zu Strůnkede Gerichtsherr iſt. Dazu gehören 8 Bauerſchaften , und einige Höfe in einer andern Bauere ſchaft. 8) Die Jurisdiction neu Cafirop , zu welcher eine ganze Bauerſchaft und Höfe aus 10 Bauerſchaften , ge. Die Gerichtsbarkeit über dieſelben haben die hier hdren. belegenen 5 Ritterſiße Bladenborſt, Goldſchmieding, Giſenberg, Vorde und Schadeburg , welche einen Richs ter beſtelleir. 9) Das freygericht Wengede ,' welches ein Reichss Afterlebn iſt , begreift ( 1 ) Wiengede, einen Flecken an der Emtſcher, woſelbſt alle 3 Religionsparteyen Kirchen haben. ( 2) Die Ritterſüße Bodelſchwing, Wengede, J&ern und Weſtbaufen . ( 3) Acht Bauerſchaften . 10 ) Das Gericht sorft, an der Ruhr , begreift die Bauerſchaft Borft, und die Ritterſise Korft und sos felo . B66 3 Th . 62 . II DAS
od
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Der weſtphäliſche Kreis .
II) DAS Freygeeicht Stiepel , an der Ruhr. ” Dazu gehören ( 1) Die Ober : Bauerſchaft Stiepel , mit einer lua theriſchen Kirche. ( 2) Kemnade , ein Ritterſitz des Gerichtsherrn. (3) Fånf Bauerſchaften . 12) Das Gericht Berbede , an der Ruhr , von 5 Bauerſchaften , und 2 Ritterſigen , nåmlich Berbede und Sardenſtein . 13 ) Das Gericht Bruch , zu welchem , außer dem Rita terſitz Bruch , 4 Bauerſchafteu gehören. 14 ) DAS freygericht Witten , an der Ruhr , iſt ein kaiſerliches Afterlehn , und will der Landeshoheit der Grafs ſchaft Mark nicht unterworfen ſeyn. Es begreift das große Dorf Witten , in welcheni eine lutheriſche Kirche iſt zu welcher die Ritterſitze Witten oder Berge , und Kringel. tanz gehören , welches letzte don beym Amt Bodum ans gegeben worden. 3. Der wetterſche Kreis , 1.
Das Aint Wetter ,
Landgericht zu Hagen ſtehet.
begreift
welches unter dem
Dazu gehöret:)
1) Das hochgericht Schwelm , welches feia nen beſondern königl. Richter und ſeine übrigen Ge richtsbedienten hat. Es beſtehet aus 12 Bauerſchaf. ten.
Dahin gehören
a) Die in die Kirche der Stadt Schwelm eingepfarrten Mitterſite Gokinghof und Matfeld , und das adel. Haus 1 Raendabl, b) Das Kirchſpiel Wylinghauſen , in welehein das adeliche fres -weltliche Fråuleinſtift Gevelsberg , in wels des ſowohl katholiſche , als proteſtantiſche Perſonen auf genommen werden , die unter einer Aebtiſſinn ſtehen . Die
Stiftskirche wird von den Lutheranern und Reformirteu gemeinſchaftlich gebraudt. c) Die Südſeite des lutheriſchen Kirchdorfs Vorde . d ) Lane
Die Grafſchaft Mark. 755 ,
I
5
1
d. Langenfeld , eine Bauerſchaft an der Bergiſchen Grinze , welches ſeit 1769 eine eigene lutheriſche Kits de hat. ( 2) Das Geridic Sagen , welches zum land. gericht Hagen gehöret , und 19 Dörfer und Bauer: Wir bemerken ſchaften begreift. a. Die Bauerſchaft Delfern , woſelbſt ſchönes Papier verfertiget wird. b . Die Bauerſchaft Eilpe , woſelbſt viele Degenklins gen und Meffer geſchmiedet werden , auch ſchones Papier gemadit wird. c. Die Bauerſchaft Ekefey , in welcher der Ritterſitz Altenhagen iſt. d. Die Bauerſchaft Eppenhauſen , woſelbſt ſchwarzer Alabaſter mit weißen Adern gegraben wird. e. Die Bauerſchaft Serbed , in welcher die Ritterſize Obern- und Yiedern Gerbeck find. f. Die Bauerſchaft Soltbauſen , woſelbſt weißer Alabas ſter mit rothen Adern zu finden . g. Das katholiſche Kirchſpiel Boel oder Bodel, in wela chem die Ritterfike Buſch oder zum Buſche , und Kies dernbof ſind. h . Das Intheriſche Kirchſpiel Dahls , in welchem der Ritterſitz Dable ift. i. Das Lutheriſche Kirchſpiel auf der Straße in der Waldbauer , deſſen Eiwohner mit Vich und Hvízkolen handeln. k . Die Nordſeite des lutheriſchen Kirchdorfs Vorde. 1. Wedringen , ein Ritterſitz. (3 ) Das Gerictor Volmarſtein , welches zum Landgericht Hagen gehöret. Der offene Flecken Dolmerſtein , welcher auf einem Bers ge an der Ruhr liegt , mit einer Intheriſchen Kirche, die Bauerſchaft wenigern , init einer lutheriſchen Kirche, und'noch 6 Dauerſchaften , die Ritterſitze Xocholz, Schlees buſch , Dónhof, der Stainmort der Grafen von Döna Neben hof in Preußen , sowe und Steinhauſen, Bob 2 dent
e
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Der weſtphäliſch
Streis.
dem Flecken Volmarſtein , auf einem Felfen , liegt das verfallene Bergſchloß , von welchem der Fleđen und ein ausgeſtorbenes adeliches Geſchlecht, benannt worden. ( 4) Das Gericht Ende , zum Landgericht Ha gen gehörig , mit 3 Bauerſchaften , einer lutheri. ſchen Kirche, und den Rittetfißen Kallenberg und Mallingkrodr. 2) Das Amt Iſerlon ,
von 8 Bauerſdhaften und einem Kirchdorf, welches unter dem Landgericht zu Attena ſtehet. (1) Das lutheriſche Kirchſpiel Deilingbofen , in wels Ju demſelben iſt der chem viel Eiſenſtein gegraben wird. Ritterfik Clauſenſtein , ( 2 ) Die Ritterſite Edelburg oder Erleburg , Alpris #e , und frồnſpert oder frunsberg , und das adeliche
Haus Landhauſen. 3) Die Jurisdiction Semer, von 7 Bauerſchaf. ten , welche dem Freyherrn von Brabeck gehört. In derfelben iſt das Haus Semer ,
und zu Tieders
Semer iſt eine lutheriſche und eįne katholiſche Kirche. 4. Der Altenaiſche Kreis , begreift 1) Das Amt Altena : ( 1) Das Sochgericht Lüdenſcheid, unter dem Landgericht Lüdenſcheid ſtehet.
welches Dahin
gehöret a. Das Kirchſpiel Lüdenſcheid , von 9 Bauerſchaf ten , unter welchen Wehberg eine reforinirte 'und uthes riſche Kirche hat. Aud ) liegen hier die- Ritterſitze Zeubof und Gedendaal , b . Das Kirchſpiel sålſcheid , von 3 Bauerſchaften. In der Winkler Bauerſchaft iſt eine reformitte und lus heriſche Kirce. c. Das lutheriſche Kirchſpiel erſcheid , von 5 Bauers ſchaften , in welchem viele Eiſenhåmmer ſind . Ber dem Kirchs
Die Grafſchaft Mark.
757
Kirchdorf Serſcheid , entſpringt die Feſſe, welche berg Werdohl in die Penne fåut. d. Das Gericht und lutheriſche Kirchſpiel Rồnfal, in welchem die Wipper entſpringt, von 3 Bauerſchaften. ( 2) Das Beridt Breckerfeld , welches unter dem ( andgericht Lüdenſcheid ſtehet. a. Das Kirchſpiel Breckerfelo , von 5 Bauerſchaften . b . Das Birchſpiel Salver , von 9 Bauerſchaften , in welchem die Empe oder Ennepe bey dem Hof Bergfeld , eine kleine halbe Stunde vom Kirchdorf , entſpringt, und Im Kirchdorf ſich nachmals mit der Volme vereiniget. naloer iſt außer der lutheriſchen Kirdie , ſeit 1742 auch eine reformnirte. Es ſind in dieſem Kirchſpiel die Ritterfis ke Engſtfeld , Seesfeld , zuweilen Sersfeld , Beyde, Karthauſen , Schlechtenbed , Vahlefeld . c. Das lutheriſche Birchſpiel Kierſpe , von 5 Bauers fchaften , darinn das Haus Rhade , an der Bolme. (3) Das Gericht Meinerzhagen , welches uns ter dem Landgericht Lüderſcheid ſtehet. a . Das Birchſpiel Weinerzbagen , von 3 Bauers ſchaften , und den Ritterſitzen Badinghauſen und Lis
ftringhauſen. b. Das Kirchſpiel Valbert , welches 1716 zum Ges Mitten durch das richt Meinerzhagen gelegt worden . lutheriſche Kirchdorf Valbert , gehet die Grånze des Hera zogthums Weſtphalen , ſo daß verſchiedene Eingeſeſſene auf deſſelben Gebiet wohnen , über welche der Erzbiſchof zu Chin die Gerichtobarkeit durch den Gowgrafen zu Ats tendorn verwalten låßt. Es iſt hier das adelich freye Gut Lichterbof. (4) Das Gericht Altena ,
welches unter dem
Landgericht Altena ſtehet. a . Das reformirte Birchſpiel Wibbelwert oder Wib . lingwerd, welches auf einem Berge liegt, und aus 2 Bauerſchaften beſtehet. b. DA8 Kirchſpiel Kelleramt, von 3 Bauerſchaften. B66 3 2) Das
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Der weſtphäliſche Kreis .
2) Das Amr Dienrade oder Vleuenrade; welches unter dem altenaiſchen Landgericit ſieht. ( 1 ) Das Birchdorf Wehrdoble , deifen Kirche die fus theraner und Reformirten geineiuſdhaftlich gebrauche!. Ben demſelben iſt ein Salzwerk, welches aber nicht ſtark getrieben wird . (2) Das Birchdorf Oble , in welchem cine Kirche für die Reformirten und eine für die Lutheraner ijt. (3) Die Ritterſiße Brüninghauſen , Grimmings bauſen und Winterſohle. 3) Das Amt Plettenberg , welches ſein eige: nes Gericht hat. In demſelben find Kupfer- und Bleybergwerke gewes fen ; hin und wieder finden Tách gute Steinþrůche. Bey der Stadt Plettenberg bedienet man ſich zur Verbeſſerung der bergichten Aecter eines Mittels , welches den im erſten Theil ben Norwegen und Schweden beſchriebenen ähnlich, fonſt aber auch in dem Schwarzwald und in der Grafſchaft Man bindet nåmlich Buſdyholz Erpach gewohnlich iſt.
7 in Schanzen , leger ſolche etwa 2 Schub hoch und 4 breit auf das Feld , bebedet ſie mit Raſen oder Tðrfen , zündet alsvann das Holz an , und läßt die Türfe mit verbrennen, worauf die übrig gebliebene Aſche auf das Land geſtreuet Es find in wire , und den reinſten Roggen verſchafft. dieſem Amt die Ritterfiße Schwarzenberg und Cobbens rotb. Sener , welcher der Familie von Plettenberg zuges Hört , iſt ein altes Bergſchloß und Berghaus auf einem Berge über der lenne.
Anhang. Die Grafſchaft Limburg , liegt in der Grafe ſchaft Mark grånzet auch an das Herzogthum Weſt phalen , iſt ungefähr 5 Stunden lang , und 4 Stun . i den breit. Der größte Theil derſelben beſteht aus fruchtbaren mit guten
dizungen bewachſenen Ber. gen ;
Die Grafſchaft Fimburg.
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ſie hat auch gute Weiden und Wieſen , und Schwarzes und rothes Wildpret gutes Ackerland. ſind in Menge vorhanden. Nicht weit von Limburg
gen ;
wird weißer und ſchwarzer Alabaſter gefunden , und auf einer an der Senne gelegenen Mühle gefåget und Sie iſt ein Lehn der obgedachten Grof. geſchliffen. Als Tchaft Mark , und hat folgenden Urſprung. nach des Grafen Friderid) zu Iſenburg Hinrichtung, ſein oben beym Amt Blankenſtein angeführtes Schloß Iſenburg beſchriebenermaßen war zerſtoret bauete für deſſelben hinterlaſſene Söh. worden , ich II und Dieterich II, rein Schwager ne Frider Herzog Heinrich zu Limburg , an dem Fluß lenne, auf einem hohen Berge ein Schloß , welches er nach ſeinem Schloß Limburg nennete , von welchem ſie Von dieſem von der Zeit an den Namen führeten . Schloß hat auch die Grafſchaft { imburg den Na. men , und es iſt der Hauptort derſelben geworden . Die Geſchlechtsfolge gedachter erſten limburgiſchen Grafen , iſt noch nicht in Richtigkeit gebracht worden ; man weiß aber aus einer Urkunde von 1242 , daß in dieſem Jahr Dieterich , Herr von Iſenburg , Fein Schloß Limburg dem Grafen Heinrich von Berg zu Lehn aufgetragen , und Hinwieder daſſelbe empfan . Es iſt auch bekannt , daß Graf Wil. gen habe. helm von Limburg 1442 ſeinem Schwiegerſohn, Gras fen Gumprecht von Nüwenar , die Graf- und Herrs fchaft zu Limburg erblid ) übergeben , rich ſolche Uebergabe beſtåtiget, *
und K. Frides
und zugleich den
Grafen Gumprecht mit allen Reichslehen belelnet habe .
Es nahmen aber die Brüder Wilhelm Heins
rich und Dieterich von Limburg , ihrem Schmayer, tem Bbb 4
760
e Der weſtphäliſch Kreis .
dem Grafen Gumprecht von Nuwenar , das Schloß Limburg mit gewaffneter Hand weg , und ob ſie ſich zwar mit demſelben dahin vergliden , daß jeder Theil die Hälfte des Sdylofſes und der Grafſchaft Limburg haben ſolle: Po war doch dieſer Friede nicht dauerhaft.
Endlich aber verglidhen ſie ſich dahin,
daß Johann, Graf von Limburg , die Eliſabeth von von Nuwenar heirathen , und die Grafſchaft Sim. burg zum Brautſchatz haben ſolle ; ſtürbe er aber oh. ne Kinder, ; To folle
die Grafſchaft Limburg den
Grafen von Nümenar auf ewig zufallen . 1546 wur de Graf Gumprecht von Nümenar vom Herzog Wil Helm zu Jülich sc. mit der Grafſchaft Limburg bes lehnet, und feſtgelegt, daß ſie auch auf die Toch. ter fallen ſolle. Solchergeſtalt fam fie 1573 durch dieſes Grafen Tochter Magdalena an derſelben Ges mahl Arnold , Grafen von Tecklenburg , Bentheim und Steinfurt. 1669 befreyere Graf Moriß von Benſheim ,
Tecklenburg; Limburg ac .
ſchaft von der Lehnbarkeit,
dieſe Grafo
mit welcher ſie bis bahin
der Grafſchaft Berg verpflichtet geweſen war ,
ins
dem er dem Pfalzgrafen Phitipp Wilhelm 10000 Rthlt. dafür erlegte. Sie ſteht unter dem Schub der cleviſch - marfiſchen Regierung , und erleget an den König von Preußen jährlich 3056 Rthlr. Der Titel ihres Beſikers ift : N. N. des Heil. R. R. Graf zu Tecktenburg ,
Bentheim , Steinfurt und
Limburg , Herr zu Rheda , Wevelinkhoven , Hoja, Bedbur und Velfenftein , Freyherr zu Jennep , Erb. Die merkwürdigſten Derter der vogt zu Cöln . Grafſchaft ſind :
I. Lims
Die Grafſchaft Limburg.
$
761
1. Limburg oder soben Limburg, ein Schloß auf einen hohen Berg an der Lenne, mit einem am Fuß deſſels ben belegeren Flecken , in welchem eine reformirte Pfarr kirche iſt. Die gråfliche Kanzley iſt auf dem Schloß : der gråfliche Richter aber hålt das Gericht in dem Flecken oder der Freyheit. 2. Elley , ein lutheriſches Pfarrdorf am Bad Elu Reben demſelben liegt ein adelia re, unweit der lenne. ches frey - weltliches Frauenſtift, dem eine Aebtiſſinn vorſteht. 3. Berchem , ein reformirtes Pfarrborf, auf einent Berg an der Renne. 4. Deftrid , ein reformirtes Pfarrdorf. 5. Ergefte, ein reformirtes Pfarrdorf umveit der Rubr. 6. Lethmathe , ein römiſch - katholiſches Pfarrdorf, in welchem ein Ritterfis ift. 7. Sennen , ein reformirtes und lutheriſches Pfarrderf, neben welchem ein Ritterfitz liegt. Im Kirchſpiel Hennen find noch 2 Rittergåter.
11
B665
Die
Der weſtphäliſche Kreis.
762
Die Grafſchaft
Ravensberg.
$. 1. laeuw , Schenk und 6. Valk Haben von den Grafſchaften Mark und Kavensberg eine be: fondere Charte geſtochen , welche aber jegt ſehr
Die Grafſchaft Ravensberg wenig brauchbar iſt. iſt von den Bisthúmern Münſter und Osnabrück, von dem Fürſtenthum Minden , von den Grafſchafa ten Schauenburg und Lippe, von dem Bisthum Paderborn ,
von der Grafſchaft Rittberg und Herr.
fchaft Rheba umgeben. 9.2. Der Boden iſt jenſeits Bielefeld und der 1
Berge ſandig , nach dem Fürſtenthum Minden zu aber iſt er viel beſſer , und trågt theils ſo viel Getrais de , als die Einwohner nochdürftig gebrauchen , theils und vornehmlich Flachs und Hanf; wie denn inſon: derheit in der Gegend von Schildſche und Werther ungemein feiner Flachs gebauet und zubereitet wird, welcher der feinſten Seide gleicht. Die Weide iſt gut , vornehmlich um Hervord und Bielefeld ; daher auch die Einwohner mit gutem Vieh verſehen ſind. Die Hölzungen ſind zur Jagd ſehr bequem , und ge. hören größtentheils den Edelleuten und übrigen Un, terthanen; die landesherrſchaftlichen Forften ſind.ges ring. Die hohen Berge , welche in der Grafſchaft ſind , enthalten ohne Zweifel gute Mineralien : es hat aber die zum Bergbau 1742 von den Könige pri . vilegirte Gewerkſchaft, bisher nur Steinkolen ſuchen und graben laſſen.
Es ſind auch gute Steinbrüche . vors
Die Grafſchaft Ravensberg.
763
vorhanden. Fin dem Kirchſpiel Reyme iſt ein Salg werf , Die Wefer deidet dieſe Grafſchaft von dein Fürſtenthum Minden , und fließt an dem Amt Votho herunter. Zuf derfelben wird das , was die Grafſchaft án landesgütern und Waarent übrig wat, ausgeführet, und hingegen andere Notõdurft zurůd gebrad ) t.
Sie nimmt bey Rehme die Werre, wel.
che aus der Grafſchaft Lippe kommt , auf , dieſe aber nimmt zu Hervoro die 2. , unweit Behme und lens ningen die Elfe , und dieſe die Warmenau auf. Die Seſſel entſpringt im Amt Ravensberg , und fållt im Hodyſtiſt Münſter in die Ems . Der Luts terbad , weldier unweit Bielefeld entſteht , theilet ſich in a Urme; einer geht durch die Stadt Biele: feld , und der andere in die Herrſchaft Rheda.
Es
ſind auch einige Geſundbrunnen vorhanden. 9. 3. In dieſer Grafſchaft ſind 2 unmittelbare
Städte , & Umtsſtådte ; I Weichbild und 130 Dórs Ehedeffen wurden die Sandtage zu Jöllenbeck und Wallenbrück gehalten , und die Deputirten der Stådte Hervord und Bielefeld mit zu den Berath,
fer.
ſchlagungen gelaſſen . Heutiges Tages hålt zwar die Kitterſchaft zuweilen einen Landtag zu Bielefeld , wo: ſelbſt ſie ihr Archiv hat , und berathſchlaget ſich über die vorkommenden gemeinen Angelegenheiten : als lein ,
die Geſtalt der Landtage hat ſid ) ſehr verån
dert.
Es find in dieſer Grafſchaft 45 ( andtagsfähi
ge Güter , D. 4. Die meiſten Einwohner ſind, evangeliſch lutheriſch , und es giebt 33 (utheriſche Pfarrkirchen . Die Evangeliſch - Reformirten haben nur zu Herford und Bielefeld öffentlichen Gottesdienſt, die Römiſch fas
1
764
Der weſtphäliſche Kreis .
Katholiſchen aber haben zu Hervorð , Bielefeld , Schildeſche , Stockkampen und Vlotho Kirchen . Es aben zwar die Städte Hervoro und Bielefeld noch ihre geiſtlichen Engerichte , und über die land. pfarren iſt ein Superintendent, nebſt einigen In ſpectoren verordnet : allein das Kirchen- Sdul- und Armenweſen ſteht überhaupt unter dem Conſiſtorio zu Minden . Es wird auch eine gewiſſe Anzahl Ju den geduldet. 8. 5. Das größte und einträglichſte Gewerbe der
Einwohner , beſtehet in der Spinneren und ſeinewe.' beren. Es ſind nicht nur viele 1000 Leineweber vorhanden , ſondern es wird auch aus den benachbar: ten ( anden ſehr viel Leinwand nach Hervord und Bie. lefeld grau zum Verkauf gebracht, und daſelbſt ge bleicher. Sowohl die feine als grobe Leinwand wird meit und breit in Europa , Amerika ausgeführt.
ja zum Theil auch nach
Die Woll- und andere Ma.
nufakturen in dieſer Graffdjaft, find nicht wichtig ; doch iſt zu Bielefeld eine Strumpfmanufaktur, und ebendaſelbft fowohl, als zu Hervoro , giebt es einige Zeugmacher. S. 6. Der erſte Graf dieſes landes , Herrmann von Calvelle , hat im Izten Jahrhundert gelebt. Der mannliche Stamm der ravensbergiſchen Gras fen gieng 1346 mit Bernharð aus, beffen ältern Brue ders und Vorweſers . Tochter Margaretha , eine Ges mahlinn Herzogs Gerhard zu Jülich und Grafen zu Berg war , welcher dieſerwegen die Grafſchaft Ras vensberg an fich brachte. Als Johann Wilhelm, Herzog zu Cleve , Jülich sc. 1609 ohne Erben ſtarb , nahm Churfürſt Johann Sigismund - zu Brandene burg
Die Grafſchaft Ravensberg.
765
burg unter andern auch von dieſer Grafſchaft Beſik, in welchem auch das Chur - Brandenburgiſche Haus durch den mit dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm 1666 geſchloſſenen Erbvergleich beſtätiget worden iſt. Siehe oben S.708, 709. Sie hat 1757 und in den folgenden Jahren von den Franzoſen viel erlitten. S. 7. Das Wapen der Grafſchaft, find 3 rothe Sparren im filbernen Felde. . 8. Sie iſt 1719 mit unter die mindenſche Re gierung gelegt worden. Die Umtsråthe auf dem
Jande , und die Magiſtråte in den Städten , haben in bürgerlichen und peinlichen Sachen die erſte In. ſtanz, und von ihnen gehen die Appellationen an die Regierung, und alsdann an das ravensbergiſche
V
Apellations . Gericht, welches 1750 mit dem Ober Appellations - Gericht oder Tribunal zu Berlin ver Von den Stadtgerichten zu Hers bunden worden . ford und Bielefeld wird an das ravensbergiſche Alpe Die Droſteyen find pellations - Gericht appelliret.
23
heutiges Tages nur Gnadenſtellen für Bediente und Edelleute ,
denen der Landesherr wegen ihrer aus.
nehmenden Dienſte beſonders gewogen iſt, und mit Das Finanz- und gar keiner Arbeit verknüpft. Steuerweſen wird von der Kriegs- und Domainen ,
7
Kammer zu Minden verſehen , welche auf königl. beſondern Befehl die Contributions : Monate auss
hair
fchreibt, und deren Berechnung beſorgt, jedoch die jährlichen Haupt - Contributions - Rechnungen den Sandſtånden vorlegen läßt, aus deren Mittel 2 land råthe beſtellet ſind, welche nicht nur in der Kriegs. und Domainen - Kammer . Siß und Stimme , fons dern
1
766
Der weſtphäliſche Kreis .
dern auch befondere Aufſicht über die 4 Kreiskaſſen in den 4 Zemtern haben , S. 9. Nainmehr ſind zu beſchreiben : 1. Die beiden unmittelbaren Ståbte dieſer Grafſchaft. 1. Bielefeld , die Haupt- uns erſte Stadt der Graf: ( chaft, liegt am Fuß eines Berges. Der lutterbach fließt zwiſchen der alten und neuen Stadt , welche bende 1520 unter einem Magiſtrat verbunden worden . Sie enthalt bennabe 800 Wohnhauſer , ift wohl gebauet , hat 2 luthe : riſche Hauptkirdyen , nämlich zu St. Nicolai ( bey welder der Superintendent der Grafſchaft Oberprediger iſt , ) auf der alten , und zu St. Marien auf der neuen Stadt , bey $ welcher letzten ein Kapitel iſt, welches aus 5 kathotiſchen und 7 evangeliſchen Capitularen , unter weldien die 3 lus theriſchen Prediger mit begriffen ſind , beſteht, und das Patronat - Recht über die Altſtädter Kirche, und über die Kirche zu Spenge hat ; ferner , eine reformnirte Kirdie, ei ne katholiſche Kapelle bey der Neuſtadter Kirche , und ein Franciſcaner München - Kloſter init einer Kirche ; ein Wan ſenhaus init einem Zucht- und Spinnhaus , und ein Sies 1 chenhaus mit einer Kapelle. Es iſt hier auch eine lateia niſche Schule; und die Stadt hat ein beſonderes Eheges Die Leinewand , welche hieſelbſt gewebet und gea ridir. bleidet wird , iſt berühmt, und der Handel mit derſelben macht die vornehmſte Nahrung der Stadt aus . In dem Wavſenhauſe iſt eine Strumpffabrik , auch werden hier Zeuge verfertiget, und es wird Tabacť gepflanzet. In der Stadt ſind 17 freye Hdfe. Die Ritterſchaft hålt hier ihre Landtage, hat auch Wieſelbſt ihr Archiv . Die Stadt hat iba re erſten Privilégien 1287 von dein Grafen Otto erhalten. Sie iſt ehedeſſen eine Hanſeſtadt geweſen. 2. Servord , ehedeffen Servorden , die zweyte unmit : telbare Stadt, wird von den Fluffen Werre und Aa dud : floffen , und in 3 Theile abgeſondert. Der inittlere Theil heißt die Altſtadt, in welcher außer 362 Bügerhåuſern , eine lateiniſche Schule oder Gymnaſium , die ſogenannte Squla
Die Grafſchaft Ravensberg.
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Sdulkirche, in welcher des Sonnabends von einem luz theriſchen Prediger eine Bußpredigt gehalten , aud ) von den Reformirtea ihre gottesdienſtliche Uebung angeſieltet wird , und das armeoder graueMönchenkloſter. Unges fåhr der dritte Theil der Altſtadt wird die Freybeit gee nannt, welche zwiſchen der Werre und Ala liegt, UILD die weiter unten beſdriebene Abten mit der Soffapelle, Münſterkirche und St. Antons- Kapelle , inigleichen den Jülichichen und weſtpydliſchen Hof enthält. Der zweyte Theil der Stadt, welcher gegen Nord - Oſten liegt , heißt die Zeuſtadt, in welcher 319 Bügerhäuſer ſind. Die lus theriſche Kirche St. Johannes des Zäufers mit einein Stas pitel, unter peffen 12 Kapitularen ein katholiſcher iſt , das Frater - Haus , welches ein ordinirter lutheriſcher Pater bewohnt, das Süter- (Schweſter:) Haus , in welchem die Neuſtadter Schule amo 2 Kapitular - Wohnungen ſind, und der Commenthurhof des Johanniter -Ordens mit einer Kas pelle. Der dritte und kleinſte Theil der Stadt , welcher gegen Weſten liegt, heißt die Xadewig , woſelbſt 126 Bürs gerhäuſer, die lutheriſche Jacobskirche, der quernheimia ſche und kettleriſche Hof find. Es ſind alſo in der Stadt 807 Bürgerhåuſer: boch findet man auch innerhalb der Mauern vicle abgebrannte Plate , weitläuftige Höfe und Garten , eine Weide und ein kleines Feld , welches mit Getraide beſået wird. Nahe ber der Stadt auf dem Berge , liegt das weiter unten beſchriebene adeliche frey - weltliche Uns terſtift zu St. Maria , mit der Stiftskirche und 26 geneis nen Bohnungen. Man weiß nidit eigentlid ), wenn die Altſtadt erbauet , und zu einer Stadt gemacht worden ſey ; die neue Stadt iſt 1224 auf des Stifts eigentiůmli chen Grund angelegt. Als zur Zeit Kaiſers Karl IV zwi ſchen Herzog Albrecht zu Sachſen und Lüneburg und der Aebtiſfinn des Stifrs Herbord wegen des Eigenthuins der Stadt Streit entſtund , wurde ſie 1377 von dem Kaiſer der Aebtiſſinn zuerkannt. 1547 trat die Uebtiſfinn die weltlis dhe Hoheit und Obrigkeit , welche fie fich über die Stadt zueignete, an Herzog Wilhelm zu Jülic ), Cleve und Berg ab. 1631 erklårte das Kammergericht Hervord får eine Reichs.
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Der weſtphäliſche Kreis,
Reichsſtadt : allein ,' 1647 ließ der Churfürſt zu Brandene burg die Stadt unverſehens einnehmen , und ſich buldigen . 1650 wurde zwar die brandenburgiſche Beſatzung wieder abgeführt : aber 1651 die Stadt von einigen churfürſtlicha brandenburgiſchen Vðikern eingeſc; loffen , an welche ſie ſich 1652 ergab, und abermals huldigte. Endeffen ſteht ſie annoch in der Uſual- Matrikel unter den Reichsſtåoten. Der zu der Stadt gehörige Diſtrict, hat über eine halbe Meile im Umfang. II . Die 4 Hemter , mit den unter dieſelben geho. rigen Städten und Kirchſpielen. 1. Das Amt Sparenberg, macht faſt die Hålfte der ganzen Grafſchaft aus, und hat den Naa
men von dem alten Bergſchloß Sparenberg, wel. dhes nahe bey Bielefeld liegt, 1554 erbauet , und nach damaliger Urt mit 4 ſtarken Boliwerken verſehen wor Die Kirche, welche in dieſer altinodiſchen Fe. ftung befindlich iſt, wird zuweilen von den Reformir: ten zum Gottesdienſt gebraucht; es iſt hier audy ein den .
Thurm , welcher zum Gefängniß gebraucht Das Amt beſteht aus 5 Diſtricten , von wel wird . djen jeder ſeinen Beamten hat.
dicker
1 ) Der brackwediſche Diſtrict, hat einen fans digen und ſchlechten Boden , doch ernähren ſich die Unterthanen vom Spinnen und Weben reichlich. Er enthält 4 Kirchſpiele. ( Das Kirchſpiel Bradwede , zu welchem die bee rühmten Bleichen von Bielefeld gehdren. ( 2 ) Das Kirchſpiel Inelheeft. ( 3 ) Das Kirchſpiel Brochagen , in welchem das abes liche Gut Patthorſt, und die freyen Gåter Consbruch und Oſterloh liegen. (4) Das Kirchſpiel Sceinbagen .
2 ) Der
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Die Grafſchaft Ravensberg.
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2). Der Veepiſohe Diſtrict , iſt wegen ſeines fruchtbaren Bodens, und wegen der Jagden und Fi. ſcheren, angenehm . Die Einwohner weben Leinwand, Zu Seepen, treiben auch Ackerbau und Viehzucht. iſt eine Kirche. Das adeliche Gut Milfe, iſt wegen aufwelchen feines Leinen gebleichet wird, bekannt ; auch ift bier das adeliche Gut Lůbe
feiner Bleiden
braſſen . 3) Der ſchildſche Diſtrict, welcher gute Hol jungen hat. Die Einwohner treiben Ackerbau und Viehzucht, und weben feine Leinwand . Hieher gehört (1) Sdbildeſche oder Schildrche, ein Weichbild, mit eis nem im Jahr 939 geſtifteten Fråuleinſtift von 17 Pfrånden , für ritterbürtige Perſonen , deren ein Drittel katholiſch, ein Die Drittel lutheriſch), und ein Drittel reforinirt iſt. Stiftsfråulein haben 1743 von dem König ein beſonderes Drdenskreuz erhalten ; fie baben das Patronatrechl über die hieſige lutheriſche Pfarrkirche und katholiſche Kapelle, und über das folgende Kirchſpiel, Nahe bey dem Weichbilde iſt ein landesfürſtliches Vorwerk. (2 ) Das Kirchſpiel Jöllenbeđ , in welchem die adelis chen Håuſer Seide und Sterefreund ſind. 4) Der weriherſche Diſtrict, hat gute Hol zungen , die Einwohner legen ſich aber vornehmlich auf den Flachsbau, wie denn auch hiefelbſt der feinſte und ſchönſte Flachs gebauet wird . Hieher gehört ( 1 ) Werther , eine kleine Amtsſtadt, toelche 1719 Bey derſelben iſt ein adeli Stadtrechte erhalten hat. des Gut (2) Das Kirchſpiel Dorenberg , in welchein das ades liche Gut:Uhrentrup iſt, welches dem Kloſter Mariens felde gehört, und wofelbſt katholiſder Gottesdienſt gehal. ten wird. 385 62 .
Ecc
5 ) Der
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Der weſtphäliſche Kreis.
5) Der engerſohe Diſtrict , deſſen Einwohner fich vom Ackerbau , von der Viehzucht und vom Dahin gehört Garnſpinnen ernähren. (1) 'Enger, Angaria, eine kleineAmtsſtaði, welche 3719 Stadtrechte erhalten hat. Hier Sat , termoge einer alten Nachricht, Widekind der Große ſeinen Wohnſitz gehabt, und ſein Grabmal, wie es Kaiſer Kart IV im Jahr 1377 hat errichten laſſen , iſt in der vieſigen Pfarrkirche zu les hen , die Gebeine deffelben aber find in die Johanneskirche zu Hervort gebracht, deren Kapitel allhier zuerſt geſtiftet worden . Ju dem Stådtchen iſt ein adeliches Gut. Sais ſer Heinrichs I Witwe Mathildis , hat ſich hier eine Zeits lang aufgehalten . Sm 12ten Jahrhundert gehörte der 1 Ort Herzog Heinrich dem löwen , welcher ihn, nachdem er in die Reichsacht erklåret worden , dem Grafen Berns hard von der Lippe geſchenket haben ſoll ; es haben aucx die Grafen von der Lippe das Amt Eger (welches vielleicht von kleinem Umfang geweſen iſë,) im 14ten Jahrhundert inne gehabt, und daſſelbe 14c9 an Wilhelm von dem Berg für 2000 rheiniſche Gulden verſcht, welcher es wieder an Wilhelm von dem Wolde , ung dieſer an Lůdeke Nagel verſeßt, von deffen Nachkommen es Herzog Wilhelm zu füs lich 1558 eingeldſet bat. Por Alters hat Enger ein Schloß, Mauern undGraben gehabt , und iſt ein anſehnlicher Ort geweſen . Das adeliche Gut Wienburg , iſt in die Kirche zu Enger eingepfarret. Zu Dreyerſind 2 landesherrſchafta liche Vorwerke. ( 2 ) Das Kirchſpiel siddenhauſen , in welchem das adeliche Gut Baftede und das adeliche Haus Siddenbaus ſen ſind. (3 ) Das Kirchſpiel Spenge , in welchem die adelis chen Gåter Werburg , Müblenburg und Über : Miába lenburg (4) Das Kirchſpiel Wallenbrück , in welchem die adea lichen Gürer Konigsbråck, woallenbråd und Warmes nan , Rolingbof und Bruchmühlen ſind. ( 5 ) Die
Die Grafſchaft Ravensberg.
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(5 ) Die adelichen Häuſer Steinlach und Oberbeks me, welche zur Lenniger Kirche im Fürſtenthum Minden gehören.
2. Das Arnt Ravensberg , enthält gute Hól.
T
zungen , hat auch Steinfolen , und Anzeigen von Silbererz und Salzquellen. Die Einwohner ers nahren ſich hauptſädlich von der Verfertigung einer
#groven Leinewand , welche in großer Menge nach Amerika gebracht wird. In dieſem Amt haben die erſten Grafen von Ravensberg ihren erſten Siß er : bauet,
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von welchem noch Ueberbleibſél auf einem Berge zu ſehen ſind ; an deffen Fuß das Umthaus Ravensberg angelegt worden ; welches anfänglich Rubof geheißen hat. teyen getheiler.
Das Amt wird in 3. Voge
1) Die Vogtey Versmold, begreift ( 1) . Versmold , eine kleine Amtoſtadt, welche 1719 Stadtrechte erhalten hat. In derſelben wird ein ſtarker Leinwandhandel getrieben. Nahe daben liegt das königliche Vorwerk Caldenhof, und das adeliche Haus Wittenſtein. (2) Das Kirchſpiel Bodborft, in welchem das ades liche Haus salſtenbed iſt. 2 ) Die Vogtey Salle, in welcher (1 ) Salle , eine kleine Amtsſtadt , welche auch 1719 Stadtgerechtigkeiten bekommen hat. In die hieſige Kirche find die adelichen Güter Steins
baus und Bodel in einem gleichnamigen Dorf einges pfarret. ( 2) Das Kirchſpiel Xorfte. Audy iſt in dieſer Vogten die katholiſche Kapelle Stock tåmpen ." : 3 ) Die Vogrey Borgholzhauſen , in wela cher 6462 (1) Borg
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Der weſtphäliſche Kreis.
(1) Borgholzbauſen , eine kleine Amtsſtadt, welche 1719 Stadtgerechtigkeit erhalten bat. (2) Brinke und Holzfeld find adeliche Güter. 3. Das Amr Limberg , deſſen Einwohner ſich auf Uckerbau , Viehzucht , Spinnerey und ſeinewea berey legen , beſteht aus 2 Vogteyen . 1) Die Vogtep Bünde enthält ( 1) Bünde, eine kleine Amtsſtadt, welche 1719 Stadta gerechtigkeiten bekommen hat, ung in der das adeliche Gut Sölzern Blinke ift. Hier wird ſtark mit Garn und gros ber Leinwand gehandelt. Bey derſelben hat ſich 1748 ein Geſundbruin hervorgethan . (2) Des Kirchſpiel Xodingbaufen , in welchem die adelidhen Häuſer Bodel und Alten Bodel , und Kils per find. (3) Borringhauſen , in welchem das'adetiche Haus Vigenburg iſt. 2) Die Vogtey Oldendorf , in welcher ( 1) Oldendorf, eine Fleine Imtsſtadt, welche 1719 Stadtfreuheiten bekommen hat. Unter den in daſige Kirche eingepfarreten Derterni , find Engerbauſen , woſelbft 2 adeliche Güter; Sarlingbau : fen , woſelbſt ein adelicher Sitz , und Uffelten , woſelbſt ein adelide& frenes Haus iſt. ( 2 ) Das Kirchſpiel Solzhauſen , in welchem das alte Schloß Limburg , und die adeliden Håufer solz: bauſen , udenbed , Bruggebof , und Erollage Ben Holzhauſen iſt 1728 ein Geſundbrunnen eut find. deckt worden . 4. Das Amt Vlotho , iſt vor Alters eine bez fondere Herrſchaft , und lange Zeit von den Grae Das alte fen von Ravensberg verfeßt geweſen. Schloß, diefes Namens, iſt nicht mehr vorhanden . Die Einwohner ernähren ſich vornehmlich von der Spins
1
3
Die Grafſchaft Ravensberg, Spinnerey und Weberey.
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Das Amt iſt in 2 Vog.
teyen abgetheilt. 1) Dic Vogtey Vlotho , enthält ( 1) Plotho, vor Ulters Vlotouwe, eine kleine Amto ftadt an der Weſer , welche 1719 Stadtgerechtigkeiten ere halten , aber ſchon einige 100 Jahre vorher den Nament Es tft hier eine lutheriſche und einer Stadt geführt hat. eine katholiſde Kirche. Die Einwohner ernähren ſich von der Handlung und Schifffahrt. 1742 that fich hier ein es ſundbrunn herbor. (2) Das Kirchſpiel Rehme, deffen Kirche Kaiſer Karl der Große geſtiftet haben fou. In demſelben iſt das fos nigliche Vorwerk Deesberg, and 1753 iſt hier ein betrachte liches Salzwerk angelegt worden . ( 3 ) Das Kirchſpiel serter.
2) Die Vogtey Wehrendorf, welche aus dem Kirchſpiele Valldorf beſteht. Bey Valldorf ift 1636 zwiſchen den faiſerlichen und ſchwediſchen Krice gesvölkern eine Schladje vorgefallen.
3
1 ECC 3
Die
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Der weſtphäliſche Kreis.
Die Herzogthümer Jülich
und
Berg.
on den Charten, welche Jülich und Berg zu . gleich mit Cleve undMark,und Berg zugleich
Y mit Cleve und Mark, oder mit Mark allein , abbilden, iſt oben im Anfang des Abſchnitts von Cle. ve, geredet worden. Von Jülich und Berg allein , haben Bigeuw und Dankeris , und von Berg al. lein , hat Jaillot 1700 eine Charte Herausgegeben. Beyde Herzogthümer ſind auch auf den Charten , die das Erzbisthum Coln abbilden , zu finden .
Das Herzogthum Jülich.
§. I. Das Herzogthum Jülich grånzet gegen Weſten an das Herzogthum Geldern , Bischum Lüttich, Herzogthum Limburg, Gebiet der Stadt Aachen, umd Stift Cornelii Münſter ; gegen Süden an die Herrſchaften Schleiden und Blankenheim , und an einen Theil des Erzſtifts Esin , gegen Oſten an eben dieſes Erzſtift Cöln, und gegen Norden an das Hers zogthum Geldern . Es hat in ſeiner größten Zusdeh. nung auf 20 Meilen ; die Breite beträgt zwar in einis gen Gegenden über 9 Meilen , in andern aber weit weniger . 9.2. Es þat einen fruchtbaren Boden, welcher als lerley Getraide im Ueberfluß trågt, auch gute Wiefen, Meie
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1가
Das Herzogthum Jülich.
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Weiden und Holzungen. Die Viehzucht iſt beträcht lich , inſonderheir aber werden gute Pferde gezogen, und tyeils in die benachbarten Lånder, theils nach Frank. reich geführet. Man bauet auch vielen Waid , und inſonderheit vielen Flachs, welcher lekte nebſt dem Getraide das vornehmſte Gewerbe der Einwohner ausmacht. Die feine Leinewand dieſes Jandes wird zu Harlem gebleicht , und nachmals mit nnter dem Namen der holländiſchen Leinewand verkauft. Ben Die Maas berühret Eſdyweiler ſind: Steinkohlen. das (and an der Weſtſeite , und der Rhein an der Die Roer oder Ruhr entſteht im Amt Diffeite. Monjon , durchfließt einen großen Theil des Landes, iſt ſchnell und ſtark, richtet durd, ihre Ergießun. gen oft großen Schaden an , nimmt die kleinern Flüſſe Dente , ( ſo auch Inda uno Juga genennet wird ,) und Worin auf, und vermiſchet ſich in Geldern init der Maas , welche daſelbſt auch den hier entſtehenden kleinen Fluß Schwalm aufnimmt. Die Erffe, Ervates oder Arnapha, entſteht in der Eyffel, durchfließt das Land Jülich an der Dítſeite, wie auch einen Theil des Erzſtifts Edin , und fålle Der Fluß niers in dem lekten in den Rhein. fließt gegen Oſten auf der Gränze , und geột durch Geldern nach Cleve. Der Fluß Uhr, kommt aus der Enffel, und ergießt ſich unter Grind, nicht weit von Sinzig , in den Rhein. . 3. In dieſem Herzogthum find 9 Städte und 43 Pemter. Die jülichſchen Landſtände haben ſich
1
1628 und 1636 mit den bergiſchen , zur Erhaltung ihrer Privilegien , verbunden , und dieſe vereinigten jůlich : und bergiſchen Landſtände, beſtehen aus der Rics Ccc 4
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Der weſtphaliſche Kreis .
Ritterſchaft beyder Lånder , und den ſo genannten 4 Hauptſtädten eines jeden Herzogthams, welche ſind im Herzogthum Jülich dle Seddte Jülich , Deuren, Minſter: Eyffel und Eußkirchen , und im Herzog . thum Berg die Städte Jennep , Kattingen , Düſſele dorf und Wipperfurt. Sie behaupten , daß fie nicht von der unumſchränkten Wilführ ihres Landes: fürften abhången , ſondern nach ihren und des {atis des Freyheiten , Privilegien , alten Herkommen , Ge. wohnheit, Recht und Gerechtigkeiten jederzeit regie ret wåren , und auf den Landtagen nicht allein mit berathſchlaget, ſondern auch mit beſtimmt und ente ſchieden Håtten , auch zu den wichtigſten Sachen zu . gezogen werden müften . Die gemeinſchaftlichen {andtege werden zu Düſſeldorf gehalten . 9.4. Die Einwohner ſind großtentheils der rdo miſch - Farholiſchen Kirche zugethan, doch haben auch die Reformirten und {utheraner hin und wieder Kir. chen. Vermoge der Religionsvergleiche, welche am 26 April 1672 zu Cöln an der Spree, und am 2often Jul. 1672 zu Düſſeldorf zwiſchen dem Churfürſten zu Brandenburg , Friderich Wilhelm, und Pfalzgrafen Philipp Wilhelm , errichtet worden , ſollen die augs burgiſchen Confeffionsverwandten , ſowohl Reformir, te , als { utheriſche , ben der öffentlichen gottesdienſt. lichen Uebung, Kirchen, Kapellen , Schulen , Pfrún: den , Renten , Gütern und Einkünften , welche ſie zur Zeit der Errichtung dieſer Vergleiche in den Here
1 zogthümern Jülich und Berg inne gehabt und genof fen , ungehindert und ruhig verðleiben, und geldjüket, auch das , was iğnen Kraft dieſer Vergleiche wieder einzuräumen ift , ohne die allergeringſte Såumniß erſetzet
CH
21
Das Herzogthum Jülich.
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erfeßet werden . Sie follen Macht haben, ihren Got. tesdienſt , wie derſelbe in den reformirten und luthee riſchen Kirchen unter evangeliſchen Herren geibet und getrieben wird , in allen Stücken ungehindert zu üben " und zu treiben ; auch Kirchen , Kapellen , Pfarr Schul- und Küſterhauſer, und was ſonſt mehr zunt Gottesdienſt nöthig iſt, auf ihre Koſten zu bauen und zu unterhalten. Ihre Prediger und Kirchenbediente follen alle Frenheiten genießen, und bey ihren Kirchen ordnungen geſchußet werden . Jhre Kirchenvifita . tionen , zu welchen der Landesfürſt ſeinetwegen eine evangeliſche Perſon abſchickt, und işte Kirthenzucht, follen durch nichts gehindert werden . Jhre Ehe. ſachen, ſuchen ihre Synoden , Klaffen , Presbyteria , Conſiſtoria - und Inſpectorate fi ſchlichten ; wenn aber die Güte innerhalb 3 Monaten nicht verfangen will, werden die Sachen an die fieſtliche Regierung zu Düffeldorf verwieſen , daſelbft verhandelt , und alsbann an evangeliſche Rechtsgelehrte zur Entſchei. dung geſchicket. Wo Katholiſche und Evangeliſche 1624 im Magiſtrat geweſen , da rollen ſie wieder ein . gelegt und gelaſſen werden . Anderer Stüche nicht zu gebenfen . Wenn ein Theil wider dieſe Vergleiche handelt , ſoll der andere , 'welcher ſie hält , nach vors hergegangener Unterſuchung beyder Theile , zur Re. torſion berechtigt feyn . Der reformirre Provincial : Synodus des Herzogthums, von deſſen Verbindung mit dem cle.
viſchen , bergiſden und markiſchen , bey Cleve geres det worden , beſtehet aus 3 Klaffen : zu der erſten gehören in , zu der zweyten 9 , und zu der dritten 10 Prediger. Fede verſammlet fich jährlich 10 Tage vor Ccc 5 Hims
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Der weſtphäliſche Kreis .
Himmelfahrt, an dem Ort , Präſes wohner.
wo der jedesmalige
8.5. Der erſte Graf von Jülich , den man mit einiger Gewißheit kennet, iſt Gervaro, welcher in der erſten Hälfte des roten Jahrgunderts lebte. Graf Wilhelm VII wurde vom K. Ludwig aus Bayern zum Markgrafen , welches er ſchon 1337 war , und vom K. Karl IV 1356 zurn Herzog zu Jülich ge. macht.
Sein Sohn Herzog Wilgelm VIII bekam ,
ſeiner Gemahlinn wegen , das Herzogthum Geldern und die Grafſchaft Zutphen ;
und als dieſes Sohn
Reinhold 1433 ohne Erben ſtarb , kamen die Herzog. thümer Jülich und. Geldern an Herzog Udolph VIII zu Berg, welcher aber Geldern an, Urnold von Egmond abtreten mußte.
Als er 1437 auch ohneErben ſtarb,
folgte ihm feines Bruders Wilhelm Sohn Gerhard in den Herzogthümern Jülich und Berg, und war zus gleich , ſeines Vaters wegen , Graf zu Ravensberg. Dieſes Sohn H. Wilhelm XI oder III ſtarb 1511 , und ſeine Sande Jülich , Berg und Ravensberg wurden ſeiner Tochter Maria Gemahl, Johann III, Herzog zu Cleve , Grafen von der Mark und Herrn ju Ra venſtein , zu Theil. Wie es mit dieſen Vereinigten Ländern ergangen ſey, žabe ich oben beym Herzogthum Cleve erzählt; und aus ſolcher Erzählung erbellet,
I
daß die Herzogthümer Jülich und Berg , die Herr. ſchaften Ravenſtein , Winnenthal und Breſtefánd, an den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm , welcher 1685 Churfürſt zu Pfalz geworden, gekommen ſind. Weil deſſelben zweyter Sohn und Nachfolger , Churfürſt Karl Philipp , weder Prinzen noch Brüder hatte, ſo verlangte das Churhaus Brandenburg nach ſeinem Code
Das Herzogthum Júlich .
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Tobe den Beſig der gedachten Sånder ; dahingegen der Churfürſt zur Pfalz folche dem fünftigen Erben der Chur Pfalz, nåmlich dem Pfalzgrafen zu Sulzbach, Karl Philipp Theodor, erhalten wiſſen wollte. Dieſe
China
Sache verurſacyte große Bewegungen , wurde aber endlich 1742 durch einen Vergleich beygelegt, vermoge deſſen das Haus Sulzbach, nach dem Tode des alten Churfürſten , die ( ånder Jülich , Berg und Raven. ſtein beſißen ſollte; woraufder Pfalzgraf KarlPhilipp Theodor fich in denſelben buldigen ließ , und bald
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bernach dem verſtorbenen alten Churfürſten zur Pfalz, ſo wie in der Enur Pfalz, alſo auch in den fåndern. Für lidh, Berg und Ravenſtein , folgte. 8.6. Das Wapen des Herzogthums Jülich, iſt ein ſchwarzer Lowe im goldenen Felde; das Wapen des Herzogthums Berg aber iſt ein rother löive mit einer blauen Krone im ſilbernen Felde . $. 7. Wegen Jülich und Berg wird jekt keine
Stimme in dem Reichsfürſtenratı geführt. Zu den Reichs. Anlagen ſollen wegen Jülich 639 Fl. 45 Kr. und wegen Berg 2841$ Fl. gegeben werden , und zum Kammergericht, wegen beyder Herzogthümer, zu je dem Ziel 676 Rthlr. 621 Kr. Im weſtphäliſchen Kreiſe hat Jülich mit Cleve wechſelsweiſe das Mite ausſchreibame und Condirectorium . S. 8. Die jülich- und bergiſchen hohen (andescola legia, ale , der geheime Kath, das Oberappellations . gericht , ber Hofcath , die Kanzley und die Hof fame mer, ſind zu Düſſeldorf im Herzogthum Berg. Die Amtmanner in beyden Herzogthümern , ſind allezeit einheimiſche von Adel. Die Städte, welche ihre eigen nen Nagiſtrate haben , ſteben nicht unter den Home. tern,
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Der weſtphäliſche Kreis .
tern , in deren Umfang fie liegen , fondern von ih. ren Magiſtraten , wird an den Hofrath zu Düffels Dorf appellire. Dem Landesfürſten wird von den jülich , und ber. giſchen Landſtånden jährlich eine gewiſſe Summe Geldes bewilliget , welche 1755 für die ordentlichen Koſten 580000 Rthlr. betrug , wozu noch ein frey williges Geſchenk von 50000 Gulben kam . Aus dem 1715 zwiſchen dem Churfürften zu Pfalz und den jů, lichſchen Sandſtånden vorläufig beliebten Claſſificas tions - Fuß, erhellet, wie viel jede Stabe und jedes Amt benzutragen habe, wenn 100000 Thaler auf. gebracheiwerden müſſen. Dieſer Bentrag iſt nach dem Verhältniß der Morgenzahl einer jeden Stadt und eines jeden Amts eingerichtet. Das ganze Hers zogthum wird auf 256408 Morgen gerechnet. Wie viel Morgen ( andes jede Stadt und jedes Ame has be ? und wie viel davon zu 10000o Chalern zu ents richten rey ? will ich hernach eingeln anführen . g . 9. Wir bemerfen nun 1. Die Städte, welche eigene Magiſtråte haben , und nicht unter den Aemtern ſtehen . 1. Ylich , auch Gülich , Juliacum , die Hauptſtadt des Landes , welcbe auf den Landtagen unter den Städten die erſte Stelle und Stimme hat , liegt an der Ruhr , ift gut gebauet und etwas befeſtiget , hat auch eine kleine Eis tadelle, in welcher eine fürftliche Wohnung iſt , eine ka tholiſche Collegiatkirde, und ein Kloſter , vor der Stadt Dieſer aber eine reformirte und eine lutheriſche Kirche. Drtiſt uralt, und hat ſeinen Namen zur Zeit der Rómer bes kommen. Die Stadt hat 1699 Morgen Landes,von jedem werden 38 Albus , und von allen 807 Thaler 2 Albus gies geben , wenn 100000 " Thaler aufzubringen ſind.
1
Das Herzogthum Jülich.
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2 ) Deuren oder Duren, vor Alters Marcodurum, iſt unter den Städten , welche auf den Landtagen Sik und Stimme haben , die zweyte , ſonſt aber die beſte und nahrhafteſte im ganzen Lande , weil in derſelben viel Han del getrieben wird, and einige Tudmanufacturen da ſind. Die reformirte Die Hauptkirche befiben die Katholiken . Gemeine iſt die ftårtjte im Lande. Die Lutheraner haben auch öffentlichen Gottesdienſt. Die Stadt iſt 1124 be: mauert worden. Sie hat ehemals dem Reich gehört, und iſt zuerſt vom Kaiſer Friderich II am Wilhelm , Gros
fen vou Jülich , verpfindet worden , welche Verpfändung Noch 1548 Kaiſer Karl IV im Jahr 1348 beſtätigt hat . wurde ſie vom Kaiſer um Reich als eine Reichsſtabt are geſehen. Sie hat2271 Morgen, und ihr Beytrag zu 100000 Zhl. iſt 1316 Zhl, 18 Alb, 3) Mánfter -skyffel , Monafterium Eifliæ , zum Une terſchied von der Stadt Münſter im Bisthum Münſter, iſt unter den Städten , welche auf den Landtagen Sitz Es iſt hier eine Colles lind Stimme haben , die dritte. * giatkirche. Sie hat 1345 Morgen , davon fie 319 Thaler 35 4b. einfach contribuirt. 4) Euskirchen , iſt unter den Städten , welche Sitz und Stimme auf den Landtagen haben . Von 3131 Morgen cons tribuirt fie 704 Chl. 38 Álb. zu 100000 Zhl. 5 ) Bergheim oder Berchem , ein Städtchen an der Erfft. Hier haben die Juden eine Synagoge. Es hat 615 Morgen , und contribuirt 161 Th . 35 Mib. zu 100000 Zhi. 6 ) Grevenbroich , ein Stådschen und Schloß an der Erfft, mit einem Mondyenkloſter. Es hat 262 Morgen , und contribuirt 124 Thl. 36 A16 , zu 100000 Tyl. 7 ) Linnich , eine kleine Stadt an der Ruhr , woſelbſt die Katholifden die Pfarrkirche, und die Reformirten auch eine Kirche haben. Sie hat ehedelſen der Abten Prům zugehört, und iſt durch Lauſch an Jülich gelommen . Sie hat 1511 Morgen, und giebt 661 Thl. 5 Alb, zu 100000 Zhl. 8 ) Caſter, Stadt und Schloß an der Erfft. Sie hat 833 Morgen, und giebt 218 Thl. 53 Ulb. zu 100000, Thl. 9 ) Randerept, eine kleine Stadt am Fluß Worm , wels 1226 cher ſich hier in zwey Arme theilet. Sie iſt 12141 und
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Der weſtphäliſche Kreis .
und 1239 verwüſtet worden. Hier iſt eine reformirte Kirche Sie hat 859Morgen ,u: giebt 268Th, 3541b. zu 100000Zh1,
II. Die Aemter. 1. Das Aiur Júlicy, hat 8934 Morgen , vom jedem werden 33 Albus , von allen 3733 Thaler
4
176 Aibus bezahlt, wenn das {and 100000 Thaler aufbringen muß. 1 ) Zum Vogelſang, eine Karthauſe an der Ruhr, nicht weit von Jålicy. 2 ) Bambach , eine Freyheit an der Eel, woſelbſt ein landesfürſtliches Schloß und eine Kellerey ift. 2. Das Amt Coslar und Barmen , hat 804 Morgen , giebt von jedem 50 Albus , übers haupt 51 Thaler , 64 Albus , wenn das Land iocooo Thaler erlegt. 3. Das Amt Aldenhofen , hat 10842 Mor . gen , von jedem werden 33 4ibus , von allen 4407 Thaler 68 Albus aufgebracht, wenn das Land 100000 Thaler geben muß. 1) Aldenboven oder Aldenhaven , ein großes Dorf. welches ehedeſſen zum Erzſtift Coln gehört Bat. Es iſt hier ein berühmtes Marienbild . 2) Bierſtorf, ein Commenthurenhaus des deutſchen Drdens. 3) Merodgen und Werken , Dörfer mit katholitchen und reformirten Kirchen . 4. Das Amc Boßlar ,
hat 3024 Morgen ,
von jedem werden 401 Albus, alſo überhaupt 1525 Thaler 64 Albus aufgebracht, wenn das Land 100000, Thaler geben muß. I) Bollar , Floberich und Sundsboden , Kirchbörs
Ju dem lebten haben die Reformirten auch eine fer. Kirche. 2) Setterich , eine Herrſchaft 5. Das
0
1
Das Herzogthum Jülich. 5.
Das Amt
Geilenkirchen ,
783 har 6263
Morgen , von jedem werden 33 Albus , von allen 2583 Thaler 6 Albus aufgebracht , wenn das Land 100000 Thaler contribuirt. $ 1) Geilenkirchen , eine kleine Stadt, am Fluß Worm , bat 1484 Stadtfrenheiten bekommen . 2 ) Teveren , hat eine reforinirte Kirche.
6.
Das Amt Millen , hat 14596 Morgen ,
giebt von jedem 30 Ulbus, alſo überhaupt 5703 Cha. ler 57 Albus, wenn 100000 Thaler aufgebradytwer: den müſſen . I) Millen , ein Umthaus. 2) Gangelt , ein Städtchen . 3) Waldfeucht, ein Flecken mit einer reformirten und katholiſchen Kirce. 4) Auf dem Sillwarth , ein Nonnenkloſter. 7. Die Herrer Sittard und Born.
Das
erſte hat 5598 Morgen , giebt von jedem 35, alſo von als len 2292 Thaler 54 Uibus ; das andere hat 4541 Mor . gen , giebt von jedem 29 Übus, alſo von allen 1661 Thaler 70 Ulbus, wenn das Land 100000 Thaler auf zubringen hat. I ) Sittard, ein Städtchen mit einer katholiſchen Colles giatkirche , und einer reformirten Kirdie. 2) Såſteren , ein Stådtchen mit einer Collegiatkirche. 3) Urmund , ein Flecken an der Waas , woſelbſt ein Zoll und eine reformirte Kirche iſt. 4) Born , ein katholiſches Kirchdorf. 5) Die Herrſchaft Limbrich , einent Freyherrn von Bentint zugehörig. 8. Das Amt Randeradr , Hat 2374 More gen , giebt von jedem 36 Albus , alſo von allen 1088 Thaler 21 Albus , aufbringt.
wenn das Land 100000 Thaler 9. Das
|
784 1
Der 'weſtphäliſche Kireis .
9. Das Amt Seinsberg , Hac 14596 More gen , giebe von jedem 34 Albus , folglich von allen 6203 Thaler 24. Albus , wenn das Sand ļooooo Die ehemaligen Herren Thaler aufbringen muß. von Heinsberg des jüngern Geſchlechts , ftammten von Heinrid ) , einem Sohn des Grafen Gottfrieds Er lebte in der Mitte des von Sponheim , Ģer. 13ten Jahrhunderts , und erlangte durch ſeine Ver . mahlung mit der Sayniſchen Gråfinn Udelbeid, die Herrſchaften Blankenberg , Leuenberg , Saffenberg, und Hilferað , und die Vogteyen zu Bonn und 'Ro. Seine Tochter Adelheid, brachte die Denkirdjen . Herrſchaften Saffenberg und Hilferad , nebſt den Dogtenen über Bonn und das Domſtift zu Cöln, an Sein ihren Gemahl Dietrich , Grafen von Cleve. Sohn Dietrich bekam dieHerrſchaften Heinsberg und Blankenberg, und fein Sohn Johann die Herrſchaft Leuenberg. Jener vermehrte ſeine ( ande durch Myle len, Wailgenberg und das Schloß Emendorp. Sein Sohn Gottfried brachte auch die Herrſchaft Waſſen berg an fein Haus. Von deſſelben Söhnen bekam Diterich II, Heinsberg und Blankenberg, Johann aber behielt die Herrſchaften Waſſenberg, Sittard , Dalenbruch und Nyle; der erſte erbte auch von ſeiner Mutterbruder , dem legten reines Geſchlechts , die Grafſchaften Loos und Chinen.
Seine lande fielen
feines Bruders Johannes Sohn Gottfried von Das lenbruch zu. Gottfried II verkaufte Loos. Seine Gemahlinn war Philippa , Prinzeſſinn von Jülich, wegen welcher ſein und ihr Sohn , Johann II von Loen, Herr zu Heinsberg und leuenberg, durch einen 1420 geſchloſſenen Vergleich ein Viertel von den jů. lichis
Das Herzogthum Jülich.
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tichiſchen Landen bekam , und ſich hierauf einen Herrn Et brachte aud) die Herrſchaf von Jülich fchrieb. ten kimberg und Genep, und ein Stück von den fole Alle Xande der beſondern miſchen Ländern an ſich . Heinsbergiſchen Linie, welche durch)Johannes IV Hei: rath mit Johanna von Dieſt , anſehnlich vergrößert wurden , famen nach dieſes Johannes IV im Jahr 1448 erfolgtem Tode, mit deſſelben Tochter Johanna an ihren Gemahl, Grafen von Naſſau Saarbrück, und durch deſſelben áltere Todyter Eliſabeth 1463 an ihren Gemahl Wilhelm ,
Herzog von Jülich.
Die
Herren von Heinsberg aus der blanfenheimiſchen oder jülichiſchen Linie , kommen von Johannes II Sohn Wilhelm I Her , welcher Herr zu Jülich und Heinsberg war, und durch ſeine Gemahlinn Eliſabeth, Blankenheim , Gerhardſtein und Kaſtelberg erhielt. » Er nahm den Titel von Jülich 1433 an, als ihm ſein Vater das Heinsbergiſche Viertel von den jůlichi. ſchen Landen abtrat . Sein Sohn Gerhard kaufte die Herrſchaft Dollendorf, und dieſes Sohn Wilhelm II bekam die Hälfte der Herrſchaften Millen , Gan. gelt , Fucht, Stein und Merzena. das ganze
Mit ihm ſtarb
Heinsbergiſche Haus aus ,
worauf die
blankenheimiſchen Lande an die Grafen von Mander. fcheid , und das Antheil an dem Jülichiſchen , an die Herzoge von Jülich fam , welche lekten nun beynahe alles befaßen , was ſonſt die Herren von Heinsberg gehabt hatten. S.Chriſtoph Fac. Kremers Beytrå. ge zur Jülich- und Bergiſchen Geſchichte. Manheim 1769. Der merkwürdigſte Ort in dieſem Amt , iſt Seinsberg, eine Stadt, woſelbſt eine katholiſche Colles giatkirche, ein Pråmonſtratenſer Nonnenkloſter , und eine Doo 3.Th.64 . refors
e Der weſtphäliſch Kreid .
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reformirte Kirche ift. Sie war ehedefſen befeſtigt. verfallene Schloß liegt auf einer Höhe.
Das
7 10. Das Amt Dalen , hat 5251 Morgen, giebt von jedem 33 Albus , überhaupt 2169 Thaler 25 Albus , wenn das {and 100000 Thaler zu zah . len hat. 1) Dalen , ein Städtchen , woſelbſt ein Nonnenklofter iſt. 1568 haben die Niederlånder bey demſelben eine Niec derlage erlitten. 2 ) Luttelforſt , ein katholiſches Kirdydorf. 11. Das Amr Waſſenberg , (yat 13539 Mor . gen , giebt von jedem 30 Albus , überhaupt 5077 Shaler 10 Albus , wenn das { and sooooo Thaler aufbringt. 1) Waffenberg , eine kleine Stadt an der Ruhr , was felbſt eine katholiſche Collegiatkirche , und eine reformirte Kirche iſt. Sie iſt 1544 auf beſtändig an das Herzogthum Júlich gekommen . 2 ) Tafenbroick , eine Herrſchaft. 3 ) Dalheim , ein adeliches Ciſtercienſer Nonnenflofter. 4 ) Sobenbuſch , gemeiniglich sombuſch , ein Mote
chenkloſter. 5) Ratheim , ein Marktfleđen . 6) Kakeloven und Lodenich , haben reformirte und katholiſche Kirchen . 7 ) sall und wahr , Ritterſiſe. 12. Das Amt Veuenburg , hat 1252 More gen , giebt von jedem 29 Ulbus , zahlet alſo 453 Thaler 68 Albus, wenn das Land 100000, Thaler aufbringt. 13. Das Amt Brüggen , hat 39178 Mote gen , giebt von jedem 35 Albus , überhaupt 9703 Thaler 54 Aibus , wenn das Land 100000 Thaler aufbringt.
I) Brug
Das Herzogthum Jülich.
287
1) Brüggen oder Brück, eine Stadt am FlußSchwalm , woſelbſt die Reformirten eine Kirche haben . Der Ort hat 1751 großen Brandſchaden erlitten . 2 ) Suchtelen , ein Städtchen , woſelbſt die Reformir : ten eine Kirche baben : die Pfarrkirche gehöret den Kathos liten . 3 ) Dalken , ein Städtchen , woſelbſt ein Mönchenklo . ſter ift. 4 ) waldniel , ein Fleden , mit einer katholiſchen und reformirten Kirche. 5 ) Baldekirchen , ein Dorf, wofelbſt eine anſehnliche Es wird reformirte Gemeine iſt , die eine Kirche hat. hier viel Handel getrieben. 6 ) Breyel, ein katholiſches Kirchdorf. 7 ) Tegelen , ein katholiſches Kirchdorf an der Maab, wofelbft ein Poſtamt iſt. 8 ) Boeſſen , Delingradeund Bracht, katholiſcheKirche dörfer. In dem lekten haben auch die Reformirten eine Kirche, 14. Das Amt Gladbach , hat 7145 Mor. gen , giebt von jedem 36 Albus , überhaupt 3224 Thaler 62 Albus , wenn das Land 106000 Thaler aufbringt. I) Gladbeck oder Gladbach , auch wenchen -Glads bac , ein Städtchen mit einer Benedictiner-Abtey , wels de um das Jahr 971 geſtiftet worden. Der Abt will Grundherr der Stadt feyn. Die Reformirten haben vor der Stadt eine Kirche. Es iſt hier ziemlich viel Handel mit feiner Leinwand. 2) Rheyd oder Abyd , eine Herrſchaft, einem Freya herrn von Byland zugehörig. Außer der reformirten Hauptkirche, iſt hier eine katholiſche Kirche, und ein Mons nenklofter. In dieſer Gegend wird viele Leinewand ges webet. 15.
Das Amt Dunk ,
hat 105 Morgen,
giebt von jedem 36 Albus, überhaupt Do's 2
47 Tha. ler
Der weſtphåliſche Kreis .
788
ler 20 Albus , wenn das {and 100000 Thaler auf bringt. 16. Das Amr Taſter , welches ehebeffen eine beſondere Herrſchaft geweſen iſt , hat 14713 Morgen, giebt von jedem 321 Ulbus, überhaupt 6023 Thaler 2 Albus , wenn das {and 100000 Thaler zu ge ben hat. 1 ) Juchin , ein Flecken mit einer katholiſchen und res formirten Kirche. 2 ) Kelſenberg und Kirchberden , Dörfer mit refors mirten und katholiſdhen Kirchen. 3) Gatzwiller, Morken , Trosdorf, £ proth , Lipp, Puts , katholiſche Kirchdorfer. 17. Das Amt Jüchen ;
hat 3213 Morgen,
giebt von jedem 414 Albus , überhaupt 1666 Thaler 27 Albus zu einer Landescontribution von 100000 Thalern. 18. Das Umt paffendorf und Gleſch , hat 1451 Morgen , giebt von jedem 33 Albus , ubere haupt 598 Thaler 43 Albus , wenn das land 100000 Thaler aufbringt. 19. Das Amt Sarffi hat 62 Morgen , giebt Von jedem 38 Albus , zuſamnen 29 Thaler 36 Ale
1 bus , wenn das Land 100coo Thaler giebt. 20. Das Amt Grevenbroich ,
hat 5897
Morgen , giebt von jedem 403 Albus , überhaupt 2998 Thaler 63 Albus , wenn das Land 100000 Tha . -ler aufbringt. 1) Äitgerath , ein Dorf mit einer katholiſchen und reé formirten Kirche. 2 ) Heueroth , eine Herrſchaft, welche einem von Gims merich gehört , Bobam , Dogtsbell und 3) Bos
Das Herzogthum Jülich.
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3 ) Konigshoven, Boefenbeek , Alderot, egens Haufen und Teukirchen , katholiſche Dörfer.
21. Das Amt Gyé und Guberath ,
hat
242 Morgen , giebt von jedem 43 Utbus , überhaupt 189 Thaler 78 Albus zu einer Landescontribution von 100000 Thalern . 22. Das Amt Bergheim , oder Berchem , welches ehedeſſen eine beſondere Herrſchaft geweſen, Hat 10926 Morgen , giebt von jedem 35 Albus, übers haupt 4780 Thaler 10 Hlhus , wenn das Land 100000 Thaler geben muß . 1) Die Herrſchaften Erweiler , Turnich , frechen . Um lekten Ort iſt eine refermirte Kirche, dahin die Rer formirten quš Coln gehen, 2) Weſelich oder Weisling,ein Flecken am Rhein, 23. Die pier Gerichte , begreifen 8067 More gen , geben von jedem 252 Albus, überhaupt 2598 Thaler 49 Albus , wenn das Saņd 100000 Thaler zahlt. 24. Das AmtWehrmeiſterey . Hat 1349 Morgen, giebt von jedem 25 Albus, überhaupt 431Tha. fer 45 Albus,wenn dasland 100000 Thaler aufbringt. 25. Das Amt Oleffen , hat 592 Morgen , giebt von jedem 35 Albus , alſo überhaupt259 Thas ler, zu einer Landescontribution von 100000 Thalern. 26. Das Amt Fifchenich , hat 421 Morgen, giebt von jedem 42 Albus , alfo 221 Thaler 15 Utbus zu einer Landescontribution von 100000 Thalern .
gen ,
27. Das ämnt 578rvenich , hat 10796 Mors, giebt von jedem 33. Albus , üverhaupt 4453
Thaler 28 Albus , wenn das Land 100000
Thaler
geben muß .
D003
1) 17ér ,
790
Der weſtphäliſche Kreib.
1 ) Nervenich , ein Fleden 2) Ellen , ein Pråmonſtratenſer Klofter ! 3 ) Revernich, ein Dorf mit einer reformirten Kirche. 28. Das Amt zur Wehe, hat 658 Mor . gen , giebt von jedem 31 Ulbus, überhaupt 354 Thas ler 78 Albus , wenn das ( and 100000 Thaler auf zubringen hat. 1) Birkesdorf, ein Kirchdorf an der Ruhr , woſelbit ein Zoll ift. 2) Gurzenich , eine Herrſchaft , welche einem Grafen obn Schellard gehöret. 3 ) Perode , cine Derrſchaft des Marquiß von We. ſterlo, welche aus dem Schloß und Stammhaus Merode, und 5 Dörfern beſteht.
29. Der Dingſtul Pyt und Merten , hat 4230 Morgen , giebt von jedem 243 Albus , über. haupt 1313 Thaler 40 Albus, wenn das Land 100000 Thaler aufbringt. 30. Das Amt Eſchweiler , hat 2013 Mor . gen , giebt von jedem 43 Albus, überhaupt 1097 Thaler a Albus , wenn das Land 100000 Thaleraufe bringt. 1) Eſchweiler , ein Fleden an der Inbe , in deffens Die Kas Stadhbarſchaft Steinkolen gegraben werden .
tholiken haben die Hauptkirche, und die Reformirten eine Meine Kirche. 2 ) Stollberg , eine Herrſchaft , woſelbſt die Lutheraner und Reformirten Kirchen haben . Sie gehört einem Freys herrn von Beiffel genannt Gymnich. Das alte Schloß, liegt auf einer Höhe. Es wird hier Sallmeygegraben, viel Meſſing gemacht , und Drath gezogen . Dieſer Ort litte 1775 von einer heftigen Waflerfluth ungemein großen Schaden. 3 ) Iwey fall , ein Dorf mit einer lutheriſden Kirche.
4 ) Duke
+
Das Herzogthum Jülich.
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Durweis , ein Dorf mit einer kleinen reformirtex Kirche. -31. Die Vogtey Schonforft , in welcher bas landesfürſtliche Schloß dieſes Namens iſt , hat 1160 Morgen , giebt von jedem 26 Ulbus , alſo von allem 221 Thaler 15 Ulbus , werin das Land 100000 Chaler aufbringt. anmerk. Zwiſchen den Aemtern Eſchweiler und Wila helmſtein , liegt die Herrſchaft Weisweiler , welche dem Grafen vom Habfeldt gehört. In demſelben iſt das ſchos ne Schloß Paland. 32. Das Ame Wilhelmſteint, hat 5941 Morgen , giebt von jedem 30 Albus, überhaupt 2227 Thaler 70 Albus , wenn das Land 100000 Tha . ler erlegt. 1) Das Schloß und Amthaus Wilhelmſtein , und 2 ) die Herrſchaften Kinsweiler , woſelbſt die Luthes rener eine Kirde haben , seyden und frenz. 33. Das Amt Monjoy , Hat 7500 Morgen , giebt von jedem 271 Ålbus , überhaupt 2587 Thaler 40 Ulbus , wenn das Land 100000 Thaler aufbringt. I) mionjoy , Montis - jovium , eine kleine Stadt mit einem Schloß , unweit welcher die Ruhr entſpringt. Es find hier gute Luchmanufakturen , fauch ift hier eine kas tholiſche Kirche. Die hieſigen Lutheraner bedienen ſich der
Kirche zu 2) Menzerad , in welchem Dorf erhebliche Luchmanus fakturen ſind. 3) Lamersdorf, Keſterich , Umgebrade , Kalders berberg , tatholiſche Kirchdorfer. 34. Das Ame Videcten , wird in das obere
und untere Ame abgetheilet: jenes hat 8186 Mora gen , dieſes 8546 , jenes giebt von jedem 21 Alhus, dieſes 26 , jenes überhaupt 2302 Thaler 25 Albus, DOD 4 diefes
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Der weſtphäliſche Kreis.
dieſes 2777 Thaler 30 Ulbus, wenn das ganze Land 100000 Thaler aufzubringen hat. 1) tidecken , eine kleine Stadt , in welcher ein Coms Aus dent menthurenbaus des Fobanniter : Drdens iſt. ehemaligen Pråmonſtratenſer Nonnenkloſter iſt ein Priorat erwachſen , welches die ſteinfeldiſchen Mönche verwalten. Ben dieſeni Drt beſiegte 1206 Philipp aus Schwaben den Kaifer Otto IV. Sie liegt auf einem hohen Felfen , iſt auch mit Klippen umgeben , und daher ehedeſſen ein feſter Ort geweſen. Die Einwohner find katholiſch. 2) Berg, ein Dorf , in welchem eine reformirte Kire dhe ift. 35. Das AmtSeimbach , hat 1019 Morgen , giebt von jedem 29 Albus,
überhaupt 379 Thaler
77 Albus, wenn von dem Sande 100000 Thaler auf. gebracht werden müffen. 1) Seimbach , ein Flecken und Amthaus. 2) Gemund , ein Fleden , woſelbſt die Lutheraner , Res formirten und Katholiken Kirchen haben . In der Nachs barſchaft wird viel Eifen gegraben und gefunden . 3 ) Die Herrſchaft Drimborn , unter welche der halbe Flecken Gemund, die Herrſchaften Gorzen, Eyd , w . a. m. gehören . 4 ) Mechernich , eine Herrſchaft , dem reichsgráftichs reffelrodiſchen Haufe zugehörig , welche in der Uſualmas trikel als eine unmittelbare Reichsherrſchaft angeſehen wird .
36. Das Amt Saufen , hat 244 Morgen, giebt von jedem 15 Albus , alfo überhaupt 45 Thaç ter 60 Ulbus zu des ganzen Landes Contribution von 100000 Thalern . 37. Das AmtLuskirchen , oder Vernich , hat 1126 Morgen , giebt von jedem 26 Albus, tiber: haupt 366 Thaler 70 Abus, wenn das ganze land 100000 Thaler aufbringt.
n Vers
Das Herzogthum Júlich.
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1 ) Dernich , der Amtsſitz. 2 ) Die Herrſchaften Reitzbeim und Billig , Ewens beim und Bullesbeim , an welchein lebten Ort die Res formirten eine Kirche haben.
38. Das Amt wünſter : Eyffel, hat 6784 Morgen , giebt von jedem 21 Albus, überhaupt 1780 Thl. 64 Albus, wenn das Land 100000 Thl. aufbringt. 39. Das Amt Tomberg, þat 5495 Morgen , giebt von jedem 22 Ulbus , überhaupt 1511 Thaler 10 Albus, wenn das Land 100000 Thaler giebt. 1) Slamersheim , eine Herrſchaft , welche den Freye In derſelben ift heitu von Quad ju fandskron gehört. eine reforinirte Kirdye. 2 ) Enig , ein Kloſter. 3 ) Kirchheim , und nioch acht andere Dörfer. 40. Dic Grafſchaft 17uenar oder Teues nar , 17ůtvenar , Vivenaar ,
hat ehedeffen ihre eigenen Grafen gehabt , nach deren Abgang fie an die Grafen von Virneburg durch Heirath gekommen, ünd als auch dieſe 1545 ausgeſtorben , iſt ein guter Theil derfelben von dem Churfürſten zu Pfalz, Fri berich II , an Herzog Wilmhelm zu Jülich, Cleve und Berg, zu leyn gegeben worden . Zu dem jeki. gen Amt Neuenar gehören 5575 Morgen , von jedem giebt es 23 Albus , überhaupt 1602 TẤaler 65 All bus , wenn das ( and 100000 Thaler erlegt. greift 11 Derter.
Es be.
41. Die Aemter Sinzig und Rheinmagen , haben 5747 Morgen , geben von jedem 30* Albus, al. fo überhaupt 1453 Thaler 47 Albus , wenn das Land 's 100000 Thaler erlegt. 1) Sinzig , Sentiacum , ein Städtchen , nahe berm Rhein , welches K. Karl IV im Jahr 1348 an Wilbelm VII berpfändet hat. Es iſt hier ein honneukloſter. DOD 5 2) Rheins
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Der weſtphäliſche Kreis.
2) Rheinmagen , auch Remagen , vor, Alters Rigoma. gus, ein Städtchen am Rhein , welches auch vom Kaiſer Karl iv im Jahr 1348 an Wilhelm VII verpfåndet worden. Hier entdeckteman 1769 einen römiſchen unter den Kaiſern Mars tus Aurelius und Kucius Berus ums Fahr Chrifti 163 geſeta ten Meilenſtein , welcher die Entfernung der Stadt Rigomas gus von Coln auf Mille paſſua XXX angiebt. Sonſt iſt in dieſem Städtchen eine katholiſche und reformirte Kirche. 3) Ober- Winter , ein Dorf am Rhein , mit einer kas tholiſchen reformirten Kirche. 4) Grind , ein kleiner Ort an der Uhr. ' 42. Die verpfändeten Dörfer, haben 2005 Morgen , geben von jedem 30 Ulbus, alſo überhaupt 767 Thaler, wenn das Land 100000 Thl . aufbringt. 43. Das Amt Gelfterf, hat 712 Morgen, giebt von jedem 30 Albus ,
überhaupt 264 Thaler,
wenn das Land roo000 Thaler zu zahlen hat. 44. Die Serrſcafi Briſid ) oder Breyfich,
welche dem
Stift Eſſen gehört, liegt am Rhein. In
dem Flecken Briſid iſt ein Commenthureyhaus des Johanniter Ordens. Aninerk. Die kleine Stadt Erkelens mit ihrem Dia ftrict, iſt zwar ganz vom Herzogtham Jülich umgeben , doch 1719 vermoge eines 1715 geſchloſſenen Vergleichs ; von dem roermondiſchen Quartier des Herzogthums Gelbern , das zu ſie vorhin gehört hatte, abgeſondert, und dem Chura Fürſten zu Pfalz, Herzog zu Fülid ), abgetreten , dem Hera zogthum Jülich aber nicht einverleibet worden , ja fie ſtehet in gar keiner Verbindung mit dem deutſchen Reich. Der Churfürſt zu Pfalz iſt ſouverainer Herr derſelben ; fie hat die brabantiſchen Rechte , ihren Souverainitåtsa Director , der doch jetzt Commiffarius beißt, ihren Droſs fard oder Ober- Beamten , Vogt und andere Bediente, und iren beſondern Uppellations - Commiſſarium .
Das
3
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Das
Herzogthum Berg. Ducatus Montenfis.
8. 1. EEs wird gegen Abenddurch denRhein von dem Erje ſtift Eöln geſchieden , an welches es auch gegen Mittag grånget; gegen Morgen grånget es an Naſſau . Siegen , an das Herzogchum Weſtphalen , und an die Grafſchaft Marf, gegen Mitternacht an das Herzog thum Cleve, und der Rhein trennet esvon dem Fürſtene thum Mörs. In feiner großten Ausdehnung hat es über 15 Meilen , und die größte Breite beträgt 6 Meilen . S. 2. Es hat zwar am Rhein viel Ebenen , welche Feld.Garten-und Baumfrüchte tragen , und in den obern Gegenden iſt etwas Weinwachs: allein , der größte Theil des Sondes iſt bergiche und ſteinicht, auch ſtarf mit Wald bewachſen. In den Thålern find gute Wieſen und Weiden. In den Aemtern Blan . fenberg , Steinbach, Porz und Windeck , find ergie bige Bergwerke, welche liefern , grob - uno klar - ſpris Fichte und ſilberhaltige Bleyglanz- Erzte , audy grobe würflichte kein ſilberhaltende Blenglanz,Erzté, weiße filberhaltige Bleyſpat-Erzte , weißen Eiſenſpat, oder ſogenannten Stahlſtein ; ganz und halb fügelichten , wie auch drüfenartigen und röhrichten Glaskopf, fchroarzen und braunen Eiſenſtein. Zu Bensberg werden auch Queckſilber.Erzte und grauer Marmor, gebrochen. Steinkoblen finden ſich nur in der Grafo fchaft Broich , und die Rheinfeite des Landes bedie.
1
Her fid) Derſelben : der größte Theil des Landes aber muß
796
e Der weſtphäliſch Kreis .
muß Steinkofen aus der angränzenden Grafſchaft Mark ziehen . In dem ſogenannten Duisburger Walde, giebt es viete und gute wilde Pferde. Das land iſt zwar gut angebauet , es muß ihm aber doch Getraide jugeführt werden. Der Rhein , welcher ångezeigtermaßen an der Oſtſeite des { andes fließt. nimmt die hieſigen Flüffe , Sieg , in welden ſich. die Agger ergießt, und Wipper auf. Die Rubra welche aus der Grafſchaft Mark kòmme, fließt gee gen Rorden durch die ſchmalfte Gegend des Herzog thums Berg , und vermiſchet fich im Herzogthum Cleve mit dem Rhein . >
9.3.
9 Städte
Ju dieſem Syerzogthum find
und 8 Flecken oder Freyheiten . Eigentliche Dörfer fino wenig vorhanden , man findet nur zerſtreuete Hauſer. Von den landſtånden und von der Relia ift oben beym Herzogthum Jülich
gionsverfaſſung
gehandelt worden . Ju Unſehung der reformirten , Rirche iſt hier noch anzumerken , daß der Provina cial , Ennodus derſelben ſich in 3 Klaſſen theilen welche ſind die Elberfelder von 17 , die Sohlingervon 14, und die Düſſeldorfer von 13 Predigern. jährlich 10 Tage nach Oſtern gehalten.
Er wird
Ein großer
Theit der Einwohner ernähret fich von Manufakturen und Fabriken . Die Schwerdt. Senſen , vnd Meffers Fabriken , Nägel , und andere ſowohl grobe als kleine Eiſen -und Stahl: Urbeiten, find. febr betråd )t lich, und die älteſten Fabriken im {ande. Die ers ften haben auch viele Privilegien und Verordnungen Die Garnbleichen zu Barmen der Sandesherren . und Elberfeld , ſind vorzüglich gut , und das aus vies, en deutſchen Ländern gezogene und hier gebleichte Garn ,
Das Herzogthüm Bers.
797
Garn , wird theils hieſelbſt verarbeitet, ſendet.
theils -ver
Die Bearbeitung geſchieht zu Band und
allerlen Zeugen, Schnupftüchern , Zwirn und Bett: drell. Die Baumwollſpinnereyen , ernähren viele Menſchen . Die Tuchmanufakturen haben abges nommeni .
8. 4. Das ( aud Berg iſt anfänglich von den Graz fen zu Altena mit regieret worden, hat aber in Engela bert ſeinen eigenen Grafen befommen . Dieſer war ein Bruder des altenaiſchen Grafen Eberhard I, und lebte in der legten Hälfte des 12ten Jahrhunderts. Der alte Stamm der Grafen von Berg gieng 1348 mit Adolph VII, welcher der lite Graf geweſen , aus. Seine Tochter Margaretha folt H. Gerharb zu Jů . lid), Gemahlinn geweſen ſeyn , wenigſtens iſt dieſer Gerhard auch Graf zu Berg gewefen, ob es gleich un gewiß iſt , wie er dazu gelanger fer .,
und ob er der
12te oder 13te Graf zu Berg geweſen .
Sein Sohn
Wilhelm wurde 1380 vom Kaiſer Wenzeslaus zum Herzog von Berg gemacht , und dieſes Sohn Adolph VIII wurde auch Herjog zu Jülich und Geldern. Die fernere Geſchichte dieſes Landes iſt oben ben dec Abhandlung der Geſchichte der Herzogthümer Jülich und Cleve beſdhrieben . 8. 5. Von dem bergiſchen Wapen und von den hox hen Landescollegien , welche es mit Jülich gemein hat, iſt oben beym Herzogthum Jülich Nachricht zu finden. Die Umtmånner ſind auch hier insgeſammt einheimiſche Edelleute . Die Städte , welche ihre eigenen Magiſtrate haben , liegen zwar in den Zema tern ,
ſtehen aber nicht unter denſelben ;
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8.6. Die Contribution der Hemter, Ståbte und
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Freyheiten , şat in dem Jahr 1757 bis 58 , betragen 238296 Thaler 46 , jede t Albus. Wie viel jedes Amt ch hei e u ge rna d Fren an daz geb , ſou he un werden . $. 7. Wir bemerken nun
1. Folgende Städte. 1. Dåffeldorf, eine Stadt am Rhein , durch welche der Bach Düffel fließt , nnd hierauf unter dem Schloß von dem Rhein aufgenommen wird , über welchen hier eine fliegende Brücke führet. Sie iſt unter den bergiſchen Städten , welche auf den Landtagen Sie und Stimme haben , der Ordnung nad , nur die dritte , aber der Site der jülich und bergiſchen hohen Landescollegien und der Berſammlungsort der Landſtånde. Die Stadt hat uns gefähr 900 Båuſer, und iſt gut gebauet und ſehr volls reich, auch an der Landſeite nach neuer Art befeſtiget. Die Neuſtadt, welche Churfürſt Johann Wilhelm vor dem Bergthor hat anlegen laſſen , beſteht aus einer breiten Straße , welche noch nicht ganz bebanet iſt. In der Stadt felbft , bemerket man das alte fürſtliche Schloß welches am Rhein liegt , und eine ſchine Ausſicht , fonft aber nichts merkwürdiges , als eine gedoppelte vom Churs fürſten Johann Wilhelm angelegte wichtige Gallerie , hat, Die oberſte beſteht aus 5 Zimmern , welche mit koſtbaren Gemälden , von den großen Meiſtern Rubens, van Dud , van der Werf, Raphael, Julius Romanus , Titian, u . a . m. mit vortrefflichen Bildfåulen , und andern ſehenga würdigen Sachen , angefüllet find. Unter dieſer Gallerie iſt eine andere , welche marmorne und gypſene Bildfåulek enthielt, die Copien von den berühmteſten Bildfäulen za Rom und Florenz ſind , jetzt aber zu Manheim verwahret werden . Die Caſernen , welche innerhalb der Feſtungás were
Das Herzogthum Berg,
799
werken ſtehen , und 8 Bataillons faſſen , hat auch ber vore bin genannte Charfürſt anbauen laffen. Sie haben eine eigene Kirche. Der Bau des neuen churfürſtl. Marſtalls, ift 1765 angefangen und völlig ausgeführet wordenr. Das Fågerbaus vor dem Ratingerthor, und der ſogenannte neue Bau , in welchem Miffethåter verwahret werden , find auch anzumerken. Gegen dem Rathbauſe über , auf dem Markt , ſtehet die Bildſaule Churfürſtens Johann Wils helm zu Pferd von Erzt, welche aber ihren Meiſter nicht bes růhini macht. Aufdem Schloß hat die Soffammerihren Sit . Auf dem Rathhauſe verjainmlet ſich das geheime'Nathö: und Hofrathscollegium , und neben demſelben iſt die fürſtlieke Kanzlen. In der Collegiat-und Pfarrkirche ſind viele Denks maale von alten júlidh- und bergiſchen Herzogen zu ſehen. Die Jeſuiten hatten hier ein Collegium , Chinnaſium und Ses minarium , und eine ſchöne Kirche ; es ſind hier auch einis ge Monchen sund einige Nonnenklöſter , unter welchen das Obſervantenkloſter ſich durch ſeine Kirce Hervorthut, welche die ſchönſte in der Stadt iſt : imgleichen eine refora mirte und eine lutieriſche Kirche . Der oft genannte Churs fürft von der Pfalz, Johann Wilhelm, iſt hieſelbſt geboren, hai aud) hier, weil die Franzoſen Heidelberg, und Mans heim verwüſtet hatten , gewohnt , und iſt hier 1716 ges ſtorben. Es iſt hier eine Mahleracademie, und eine Sammtmanufactur. 1758 wurde die Stadt von den Hanuoveranern beſchoffen , welche die darinn liegende pfälziſche und franzöſiſche Beſaßung zum Abzug nöthigten, und dieStadt beſetzten, nach einiger Zeitaber wieder raus 1760 brannte das prachtige Gouverneurhaus durch Unvorſichtigkeit der Franzoſen ab. Vor der Stadt iſt eine Zuckerſiederey , und ben dem Dorf Pempelfarth , gleich vor der Stadt , das ſchöne und anſehnliche Fåger haus , welches der bergiſche Ober- fågermeiſter berolint. Der größte Handel , wird mit Getraide getrieben. Die Stadt contribuirt zu jedem 1000 Thaler , welches das Land aufbringt, 35 Thaler 10 Albus , welches 1757 bis 58 gebracht hat 8317 Thaler 8 Alhus. Eine halbe Stuns de von der Stadt, liegt das reiche Karthäuſer Kloſter No.
808
Der weſtphäliſche Kreið.
Notre Dame à la Trappe , welches von dem Spederhof auf welchem es erbauer iſt, das Speďer Wönchenkloa fter genennet wird. 2. Lennep , eine alte Stadt , welche auf den Landtas gen unter den bergiſchen Städten die erſte Stelle und Stimme hat. Die Lutheraner haben hier eine Kirche , ja die Einwohner waren ehedeffen insgeſarımt lutheriſch, fo, wie es der Magiſtrat noch iſt, nun aber ſind hier auch Ka tholiken , und die Jeſuiten errichteten hier 1744 eine Miſo fion ; es iſt hier auch ein Minoritenkloſter. Es find bies felbſt die beſten Tuchmanufacturen des Landes. 1564 brannte die Stadt faſt ganz ab , und 1746 brannte ſie bis auf das Minoritenkloſter und ein paar duſer nach , ab, Sie giebt zu fie iſt aber mehrentheils wieder bebauet. 1900 Thalern Landescontribution 12 Thaler 78 Albus, welches ihr 1757 bis 58 gebracht hat 3027 Thaler 23 Al bus to PF. 3. Wipperfurt , eine Stadt an der Wipper, welche unter den bergiſchen Städten , die auf den Landtageit Die Sit und Stimine haben , die vierte und lebte iſt. Einwohner ſind durchgehenda katholiſch . Außer der Kirche Die in dem Kirch iſt hier auch ein Franciſcanerkloſter. ſpiel wolnenden Lutheraner , bedienen ſid, der benad barten markiſchen Kirche zu Ronſel. Die Wipper entſpringt in der Gegend dieſer Stadt. zu einer Landescontribution von 1oCo Thalern, hat ſie 14 Thal. 40 A16.6 Pf. zu zahlen , welches 1757 bis 58 betragen hat 3823 Thaler 75 Albus. 4. Ratingen oder Rattingen , iſt unter den Städten , welche auf den Landtagen Sitz und Stimme haben , die zweyte. Es iſt hier eine reformirte und eine lutheriſche Kirche , doch ſind die meiſten Einwohner katholiſch . giebt ben dieſer Stadt gute Steinbrüche , auch werden hier viele Ziegel, Dachſteine und Kalk gebrannt. Die Stadt contribuirt zu jedem 1000 Thaler , welche das Land aufs bringt . 10 Thaler 10 Albus 6 Pf. welches für das Jahr 1757 bis 58 gebracht hat 2323 Thaler 75 Albus. 5. Rade vor dem Walde, eine Stadt, welche Búrs germeiſter und Rath von der reformirten Kirche hat , und wos
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Das Herzogtaum Berg.
-581
morelbſt eine katholiſche , reformirte und lutheriſche Kirche Ihr Bertrag z11 1000 Thalern Landescontribution iſt . beträgt 7 Thaler 19. Alb. welches 1757 bis 58 ausmachte 1713 Thaler 59 Albuß . 6. Solingen , eine unanſehnlich gebauete Stadt auf eie ner Höhe , mit einem weitläuftigen und volkreichen Kirche ſpiel. Mit den hier verfertigten Senſei , Degens und Mefjerklingen , wird ein großer Handel getrieben. Der dazu erforderliche Stahl wird zu Remſcheid geſchmiedet. Die Hauptkirche gehört den Reformirten ; die Lutheraner Eine Stiide von und Katholiken haben anch Kirchen, der Stadt ſtehet eine Kapelle , in welcher die reformirten Die Stadt hat Prediger wechſelsweiſe predigen müſſen . zur Landescontribution von 1000 Tbalern zu zahlen 7 Thaler 21) Albus , welches ihr 1757 bis 58 betragen hat . 1743 Thaler 26 urb. II PF. 7. Gerresheim , eine Stadt mit einem Nonnenkloſter Sie giebt zu oder freyweltlichem adelichen Damenſtift . 1000 Thalern landescontribution 4 Thaler 29 Alb. 4 PF. 1033 Thaler 77 Alb . 3 Pf. 8. Blankenberg , ein Städtchen auf einer Höhe. Wenn das land 1000 Thaler contribuirt , trägt es dazu i tha: ler 67 Albus 5 Pf. ber , welches 1757 bis 58 betrug 436 Thaler" 26 Albus 2 Pf. 9. Elverfeld , eine offene, ſehr volkreiche und wohlges bauete Stadt in einem Thal an der Wipper, hat erſt 1610 tadtfrenheit erhalten. Die Reformirten ſind die zahl: Die Kirche der reichſten , und haben die Hauptkirche. Gemeine, lutheriſchen einigen 1000 aus welche hieſigen Perſonen beſteht, iſt 1752 eingeweibet worden. Es iſt Der Magiftrat iſt re : hier auch eine katholiſche Kirche: formirt, uud wird alle Jahr durch eine frene Wahl der Die Wipper'theilet die Stadt in das Bürger erwählt. Man bleicht ſo genannte Island, und in die Freyheit. hier viel Garn , und webet viele Leinewand, Bettzeug, eis nen aus Lein und Wolle vermiſchten Zeug , Siamois oder 3 Th.63 .
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Sias
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Der weſtphäliſche Kreis.
Siamoſen genannt, verfertiget auch aus gebleichten Garn noch andere Waaren , and treibet mit denſelben in Es iſt auch hier entfernte låuder einen ſtarten Handel. eine ſtarke Lobgerberen. Zu jooo Thalern Landescontria bution giebt die Stadt 9 Thaler 30 Alb. 10 Pf. welches 1757 bis 58 betragen hat 2250 Thaler 40 Alb. 6 Pf. II . Folgende Aemter . 1. Das Amt Düſſeldouf. 1 ) Bielk , ein Dorf, bey welchem eine nach dem túc fter des Hauſes zu Loreto erbauete , und ſchon ausgezierte Kapelle ſtebet. 2) Derendorf und Samm , find katholiſche Kirchdorfer. Aus dem letzten bekommen die Düſſeldorfer ihre meiſten Gartengewächſe. 2. Das Amt Angermund und lands berg .
1
Das Amt Ungermund contribuirt zu 1000
Thalern , welche das land aufbringt , 87 Thaler 48 Hibus 4 Pf. das Amt Landsberg aber nur 8 Thas ler 69 Albus 8 Pf. 1757 bis 58 hat jenes 20799 Thaler 11 Albus 3 Pf. diefes 2100 Thaler 39 Albus 8 Pf. gegeben . 1 ) Angermund , ein Fleden an Bach Anger. 2) Ungerort, ein Fleden , ber weldiem der Bach Una ger in den Rhein fåar. 3) Wyoldhern , suđem , Wittler , Calcum, Lintorf, katholiſche Kirchdorfer. In dem vierten iſt ein wichtiger gråflich - habfeldiſder Ritterſitz. 4 ) Winkelhauſen und Seltrop, Ritterſitze. Der erfte iſt das Stammhaus der 1737 ausgeſtorbenen Grafen von Winkelhauſen. :) Somberg , ein reformirtes Kirchdorf. 5) 6 ) Beiligenbaus , ein Dorf , init einer reformirten und katholifchen Kirche. 7 ) Landsberg und Sugepoet , Ritterfitze: der erſte ift ein Bergſchloß , und muß mit dem Almtfandsberg nicht
Das Herzogthum Berg.
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Derwechſelt werden , als welches aus lauter geringen Dere tern , und zerſtreueten Håuſern und Hdfen beſtehet. 8) Wintert , ein katholiſches Kirchdorf an der Ruhr. 9) Linnep , ein Ritterſītz und Dorf mit einer refore mirten Kirche.
3. Das Amt Medman , contribuirt zu 1000 Thalern welche das Land aufbringt 81 Thaler 40 Albus 4. Pf. welches 1757. bis 58 gebracht hat 19299 Thaler 3 Albus 8 Pf. Das Amt Ober , Medman giebt zu jedem Tauſend , 4 Thaler 38 21. bus 2 Pf. welches 1757 bis 58 brachte 1060 Thaler 8 Albus 10 Pf. I) Wiedman, ein Fleden , woſelbſt die Hauptkirche katholiſd ), ſonſt aber eine reformirte und eine lutheriſche Kirche iſt. Die meiſten Einwohner ſind reformirt. Es iſt hier eine Zuchmanufaktur. Zu 1000 Thalern Landesa contribution giebt dieſer Flecken 9 Thaler 50 Albus 6 Pf. weldes 1757 bis 58 brachte 2275 Theler 27 A1b. 10 pF. 2) Selembroich , ein Ritterſik des Freyherrn von der Horft. 3) Wulffrath , ein volkreiches reformirtes Kirchdorf, in welchem auch eine Tuchmanufaktur und Eiſenfaa brik ift. 4) Velbert, ein Dorf, deſſen Kirche die Lutheraner und Reformirten gemeinſchaftlich gebrauchen. Es iſt hier eine Eiſenfabrik. 5) Erkrath , ein reformirtes Kirchdorf, 6 ) Abrgd , ein Ritterſitz. 4. Das Amt Elverfeld , giebt zu jedem 1000 Thaler Landescontribution , 9 Thaler 42 Albus, wefa ches 1757 bis 58 betrug 2255 Thaler 30 Albus 11 PF. Tronenberg , ein Dorf mit einer reformirten Kirche. Es iſt ſehr volkreid . Die meiſten Einwohner ſind Schloſs fer und Nagelſchmiede; es werden auch Degenklingen , Eee 2 Sens
884
Der weſtphäliſche Kreis .
Senſen und andere Eiſenwaaren verfertiget, und mit denſelben wird viel Handel getrieben. 5. Das 2lit Barmen und Beyenburg . Das erſte giebt zu jedem tauſend Thalern Landes. contribution 18 Thaler 76 Albus 3 Pf. das' zweyte 34 Thaler 44 Albus , welches jenem 1757 und 58 gebracht hat 4487 Thal. 66 Alb. 9 Pf. dieſem 8180 Thaler 76 216. 6 PF 1 ) Beyen : oder Bienburg , ein Flecen mit einem Mona chenflofter , hat eben ſowohl, als Barmen , einen Richter. Der Ort liegt an und zwiſchen der Wipper. Die katholis fche Pfarrkirche iſt etwas davon entfernt , und heißt Steinbauſen . 2) Ronsdorf , eine 1730 neu erbauete Stadt, welche aus einem Bauerhof entſtanden iſt, bey welchem ſich eini ge Kaufleute niedergelaſſen und angebauet baben Sie liegt in einer bergichten und unfruchtbaren Gegend , eine Stunde von Elberfeld , hat gute Håuſer , eine reformirte Kirche und katholiſche Kapelle. Die Lutheraner geben noch wie vorher , ehe der Ort Stadtgerechtigkeit erhielt , nach Lutteringhauſen. 3) Remlingrade , ein kleines Dorf , mit einer luthea riſchen Kirche. 4) Lutteringhauſen , ein großes und ſtark bewohntes adeliches Dorf , mit einer lutheriſchen Kirche. Es wird mit den hier verfertigten Eiſen- und Stahl. Waaren auch Tüchern und Siamoſen (ein Stoff von wollen- und leinen Garn ,) viel Handel getrieben . 5) Barmen , iſt ein 2 Stunden langes ungemein volka reiches und gut angebauetes Thal , durch welches die Wipper der Långe nach fließet. Es erſtrecket ſich von der An der Wipper märkiſchen Grange bis nach Elberfeld. find Bleichereyen für Garn , mit welchem großer Handel getrieben wird. 6) In der Mitte des Thals liegt Gemarke , ein wohl angelegter und gut bebaueter Ort von ungefähr 250 Håus ſern , welcher Stadtfrenheiten hat. Es iſt hier eine refors mirte
Das Herzogthum Berg.
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mirte und kleine katholiſche Kirche. Der Handel mit ges bleichtem Garn , und daraus verfertigtem Leinens Band, Bettdrell und Zwirn , iſt betriidilid . 7) Wochlinghauſen , ein Dorf mit einer lutheriſchen Kirche , deren ſich auch die Lutheraner in Barmen und Gemarke bedienen . 6. Das Amt Solingen und Burg , giebe zu einer Sandescontribution von tauſend Thalern 45 Thaler 21 216. 7 Pf.' welches 1757 bis 58 betrug 10779 Thater 20 A16 . 2 Pf. 1) Gredrad , ein Flecken , woſelbſt ein adeliches Non nenkloſter und eine reformirte Kirche iſt. Er hat eine Eis fenfabrik. Zu einer Landescontribution von 1000 Tha lerni, giebt er 2 Thaler 25 Alb. 6 Pf. weldies 1757 bis 58 betrug 549 Thaler 3 A1b . 10 Pf. 2) Silden , Saen und Sonborn ſind Dörfer init rea formirten Kirchen . 3) Burg , eine Freyheit an der Wippe , mit einer kas tholiſchen und einer lutheriſchen Kirche, und Commenthus rey des Johanniter Ordens. Auf dem alten Schloß , wela ches auf einer Höhe liegt , haben vor Alters die Grafen Es werden hier gute Flintenlåufe, bon Berg gewohnt . und viele wollene Deden , Scherzen genannt , verfertiget. Zu einer Landescontribution von 1000 Thalern , hat ſie i Thal. 36 Ulbus 10 Pf. zu bezahlen , welches ihr 1757 bis 58 gebracht hat 345 Zbal. 64 Alb. 10 PF. 4 ) Wald , ein volkreides reformirtes Kirchdorf und Kirchſpiel, woſelbſt viele Meffer verfertiget werden . 5 ) Caſparsbrud ) , ein Ritterſitz. 7. Das Ame Sdidler , giebt zu 1000 Tha. lern Landescontribution , 13 Thaler 25 Alb . 6 Pf. welches 1757 bis 58 betrug 3153 Thaler 58 Albus 5 Pf. 8. Das Amt Silden und Sahn , hat zu
1000 Thalern , welche das (and contribuirt, 6 Thal. Eee 3 47
806 47 A16.
Der weſtphäliſche Kreis. Pf. beyzutragen , welches 1757 bis 58 béo
trug 1560 Thaler 29 Albus 8 Pf. 9. Das Ame Bornefeld-und Sůckeswas gen. Das erſte Amtgiebt zu tauſend Thalern ( ana descontribution 39 Thaler zi 216. 6 P. das zwente 18 Thaler 7 216. 6 Pf.
1757 bis 58 hat jenes 4487
Thal. 66 A16. 9 Pf. dieſes 4284 Thal. 27 Albus
1
9 Pf. aufgebracht. 1) Sůđeswagen, ein Flecken an der Wipper mit eiz nem Schloß und einer reformirten und Fatboliſchen Kirs che. Es ſind hier Zuchmanufakturen und viele Eiſenhams mer. Hier wohnt der Richter der Aemter Hückeswagen und Bornefeld. Die Lutheraner , deren hieſelbſt viele woh nen , haben ſeit 1747 die freye gottesdienſtliche Uebung nicht wieder erlangen können. Der Flecken bezahlt zu 1000 Thaler Landescontribution , I Thaler 58 Alb. 6 Pf. weld es 1757 bis 58 betrug 409 Thaler 14 Nib. 2) Remſcheid und Daveringhauſen , find Dörfer mit lutheriſchen Kirchen. Das erfte iſt eine der zahlreichſten Gemeinen im Lande. An den Bächen , weldie durch und um den Ort fließen , ſind ungemein viel Eiſen- und Stahl håmmer, auch Schleifmühlen , erbauet; es werden auch hiefelbſt alle Arten von Eiſen- und Stahlwagren in großer Menge , and von beſonderer Güte verfertigt, mit wels chen die hieſigen Kaufleute einen beträchtlichen Handel treiben. 3) Wermeskirchen und Dåbn , ſind Dörfer mit res formirten Kirchen , Eifen - und Stahlhåmmern.
10. Das Amt Monheim , hat zu tauſend Tha. Vern Sandescontribution 26 Rhaler 20 Albus aufzu . bringen, welches 1757 bis 58 betragen hat 6215 Tha. Ter 50 Albus 7 Pf. 1) Monheim , ein Fleđen am Rhein mit einer kathos liſchen Kirche. Zu 1000 Thaleru fandescontribution zahs let der Fleden 5 Zhaler 38 U16 , 6 Pf. weldies 1757 bis 58 bes
Das Herzogthum Berg .
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98 betrug 1297 Thaler 70 A16.8 PF. Die wenigen Res formirten , welche hier wohnen , gehen nach 2 ) Utdenbach in die Kirche, welches reformirte Kirch dorf nicht weit vom Rhein liegt. 3) Reusrath , ein Dorfmit einer katholiſchen und luz theriſchen Kirche. 4) Byttorf und Rheindorf , Dörfer ain Rhein , mit katholiſchen Kirchen. Beyn letzten Fällt die Wipper in den Rhein . 5) Reichrad , Himmelgeiſt und Serd , katholiſche Stirchdorfer. 6 ) Benrad , ein landesfürſtliches Schloß , 2 Stunden von Düffeldorf, mit einem ſchönen Garten , haben die Sandſtånde auf des Landes Koſten angelegt. : 7) Burgel , ein gráfrich - neffelrodiſches Gut . 11. Das Amriiſeloe oder Meiſeloh, giebt zu 1000 Thalern Sandescontribution 38 Thal. 73 Alt bus , welches im Jahr 1757 bis 58 betrug 9213 Tha " ler 74 216. 10 Pf. 1) V7effelrod , ein kleines Dorf mit einem Ritterſitz, das feit undenklichen Jahren die von Hugenpoet, genaunt Neſſelrod, beſitzen , welche aber mit den Reichsgrafen von Neſſelroth nicht verwandt find . 2) Reusrad , cin Dorfmit einer katholiſchen und luthos riſchen Kirche. 3) Opladen , an der Wipper , Lutzkirchen , Weſtorf am Rbein , Burg , Steinbuchel , Schlebuſchrad , Dors fer mit katholiſchen Kirden . In den letzten iſt auch eine Commenthurey des Johanniterritter Ordens. 4) Keukirchen , Witzbelden , Leichlingen mit einern Kupferhammer , und Barſcheid , find Dörfer mit luthes riſchen Kirchen. 12. Das Amt Porg und Mühlheim , hat zu einer Landescontribution von 1000 Thalern zu bezal. len 43 Thaler 48 216.6 Pf. welches 1757 bis 58 be trug 10325 Thaler 27 X16. 11 Pf. Gee 4
1) Pors,
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Der weſtphaliſche Kreis .
I) Porz, allwo der Amtmann wohnet, liegt nähe Benin Rhein . 2) Bensberg, ein Fleden mit einem uralten Schloß, und einer katholiſchen Kirche. Das neue und ſchöne tans desfürſtliche Luftichloß , hat Churfürſt Johann Wilhelm bauen laſſen . 3) måhlbeim am Rhein , eine kleine offene Stadt, nabe ber soln , woſelbſt , außer der katholiſchen , eine lus theriſche Kirche, welche auch von den futberanern zu Cöln beſucht wird , und eine reformirte Kirche, und eine Voge tey ift. 1714 flüchteten viele proteſtantiſche Kaufleute aus Edin hieher , und richteten Manufakturen an. Es wird hier Wolle und Seide , und zwar die letzte inſonderheit zu Band , verarbeitet , auch mit Wein , Getraide und Holz guter Handel getrieben, und die bergiſchen Eiſenwaaren wer: den von bier verſchickt. Der Rhein nimmt bier den Hrunters bach auf, welcher in ſeinem kurzen Lauf von 3 Stunden , 43 Mühlen von allerley Art treibet . Die Stadt giebt zu 1000 Thalern Landescontribution 9 Thaler 30 Alb. 2 Pf. welches 1757 bis 58 gebracht hat 2220 Thaler 28 Albus 5 Pf. 4) Deutz oder Důrz, gegen Edln über ; hat eine Abter, auch wohnen bier viel Fudent. Hier gehet eine fliegende Bråde über den Rhein. 5 ) Stronorn , ein Dorf mit einer Commenthurey des deutſchen Ordens. 6 ) Sambeim , Flittard , Dånwald , (woſelbſt eine Probſten des Pråmonſtratenſer Abts zu Steinfels in der Eiffel , ) und Über , und ieder - Zindorf, katholiſche Kirchdorfer. 7) wabn ; einer der anſehnlichſten Ritterſitze des Landes . 19. Das Amt Odendab , giebt zu 1ooo- Thas lern Landescontribution 12 Thal. 22 Ulb . welches 1757 bis 58 betrug 2906 Thaler 43 216. 10 Pf. 14 : Das Amt Scheidenbób , trägt zu 1000 Thalern Sandescontrib . 4 Thl . 21 216. 4 Pf.bey , wel. ches 1757 bis 58 betragen hat 10r0 Thl . 22 216.10 Pf. 15. Das
Das Herzogthum Berg.
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15. Das Amt Lülſtorf , giebt zu 1000 Tha. . 1757 bis 58 betrug 3340 Thaler 13 216 . 1) Lülsdorf, ein großes katholiſches Kirchdorf am Rhein , 2) Das Dorf Volberg, bat eine lutheriſche Kirche. 3) Rosdorf, mit einem Auguſtiner Mönchenkloſter , und Mondorf an der Sieg , katholiſche Kirchdörfer. 16.
Das Ame Sreinbach) ,
trägt zu 1000
Thalern Landescontribution 113 Thaler 37 216. bery, welches 1757 bis 58. betrug 26925 Thal. 42 Ulbus. 1 ) Welpe , ein Dorf mit einem Commenthureyhauſe des deutſchen Drdens. 2) Ereshoven , ein prachtiger Ritterſik , den Grafen von Neſſelroth zugehörig , welche auch den nahgelegenen Ritterſitz morgelbach beſitzen . 3 ) Deling , ein reformirtes Kirchdorf. 17. Das Ame Leuenberg, trågt zu jedem 1000 Thaler , welche das land aufbringt , 65 Tha : ler 71 Aibus ber , welches 1757 bis 58 betrug 15601 Thaler 19 Albus. 1) Leuenberg oder Löwenberg , einer von den ſo ges nannten 7 hohen Bergen gegen Bonn über, auf weldiem noch die Ueberbleibfel von einer zerfallenen Kapelle izu ſeben ſind. 2 ) Bonneff, ein großes Dorf, woſelbſt der Amtmann wohnet. 3 ) Beiſterbach , eine Abtey Ciſtercienſer Ordens. 4 ) Adelbeidspårzchen , ein Nonnenkloſter. 5) Rolandswert , insgemein Wonnenwerth genannt, ein Nonnenklofter mitten im Rhein auf einer Inſel. 6 ) Ober - Caſſel, ein Dorf mit einer katholiſchen und reformirten Kirche. 18. Das Amt Blankenberg , welches das größte in dieſem Herzogthum iſt, zahlet zu jeder ( an descontribution von 1000 Thalern 124 Thaler 49 Eee 5 216.
810
Der weſtphäliſche Kreis.
216. welches 1757 bis 58 betrug 29506 Thal. 39 216 . 7 Pf. Das verbundene AmtStegberg hat 4 Tha ler 21 216. 2 Pf. beyzutragen , welches 1757 bis 58 betrug 1027 Thaler 44 216. 2 Pf. 1) Siegberg oder Siegburg , ein Städtchen am Fluß Sieg , neben welchem auf einem Berge eine 1056 geſtifte te adeliche Mannsabten Benedictiner Ordens liegt , deren Prilat Herr des Städtcheng iſt, welches zu der fandes contribution jährlich die feſtgeſetzte Summe von 100 Thas lern giebt. 2) Seelſcheid , Berchem und Rapichrad , Dörfer, woſelbſt die Katholiken und Lutheraner gemeinſchaftliche Kirden habent. 3 ) Lomar , ein katholiſches Kirchdorf. 4) Das Mannskloſter Bodingen . 5) Jum Stein , ein anſehnlicher Ritterſitz. 6) Attenbach , ein adeliches Gut.
1
19. Das Amt Windeck , trägt zu 1000 Thas lern Sandescontribution 43 Thaler 38 Alb. bery , wels ches 1757 bis 58 brachte 10294 Thaler 21 216 . 1) Leuſcheidt, ein Stådtdhen, woſelbſt eine lutheriſche Kirche iſt. 2 ) In den Dörfern Xosbach , Walbrål, Odenſpiel, Solpe und leckenhagen , haben die Lutheraner Kirchen , und zu Denrlingen haben ſie die Kirche mit den Katholis ten gemeinſchaftlich. 3 ) n7uch und orsbach find Gerichtsorter. 20. Die freye herrſchaft Gardenberg, liege zwiſchen der Grafſchaft Mark , und den bergiſchen Aemtern Ungermund, Medmann , und Elverfeld , und gehört einem Freyberrn von Wendt , unter bergi. ſchem Schuk. 1) Sardenberg, das berrſchaftliche Schloß . Nicht weit davon liegt 2 ) Xewiges , ein großes Dorf, woſelbſt die Refor: mirten die Pfarrkirche , und die Katholiken ein Obfervans tennis
Das Herzogthum Berg .
8N
fenklofter haben , zu welchem um eines Marienbildes wits len , ſtarke Wallfahrten geſchehen . 3) Sanct Tonishyde, ein Dorf mit einer reformirten Kapelle , in welder aber nur in den 3 Markten gepredigt wird. 4 ) Langenberg, ein ſchöner Fleden , woſelbſt die Res forinirten die Hauptkirche , die Lutheraner anch eine Kira che, die Katholiken eine Kapelle , und die Fudeu eine Sye nagoge haben . Es ſind hier Tudjmanufakturen , auch wirdhieſelbſt viel Handel getrieben.
17. Die freye Serrſchaft Bruch oder Broick , an der Ruhr , welche zwiſchen den Herzogthümern Berg und Cleve liegt, unter des erſten Shve ſteht, und den 1766 ausgeſtorbeuen Grafen von Leinin, gen . Dachsburg zu Heidersheim gehört hat , nach Abgang derſelben aber an den Prinzen Georg von Heffen - Darmſtadt, wegen ſeiner Gemahlinn , ge kommen iſt, hat 2 gute Stunden im Durdiſd;nitt, einen Ueberfluß an Steinfolen , und iſt fruchtbar an Getraide. Die Einwohner find mehrentheils der reformirten Kirche zugethan. Sie enthält an merk. würdigen Dertern die folgenden . 1) Bruch , ein altes Schloß auf einer Höhe an der Ruhr , anderthalb Stunde von der Stadt Duisburg. 2 ) Mülheim an der Ruhr, ein großer und volkreicher offener Flecken , jenem Schloß gegen über , einen Schuß weit von der Ruhr. Die Hauptkirche gehört den Re formirten . fonſt iſt hier ein lutheriſches Kirchhaué , und eine katholiſche Kapelle. Von hier werden viele Steinkus len auf platten Fahrzeugen in den Rhein gebracht, und mit holländiſchen Waaren wird ein betråditlicher Handel getrieben. Die Ruhr iſt von bier aus bis in den Rhein ſchiffbar. 3 ) Jarn oder Jarno , Sarn oder Sarno , eine weite låuftige Bauerſchaft, mit einem adelichen Fräuleinſtift, Senedictiner Drdens. Es iſt hier eine Porcelainfabrik. 4) Sty :
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Der weſtphäliſche Kreis.
4) Styrum , das Stammhaus der Grafen von Lima hurg - Styrum , ſteht ganz allein , 300 Schritte von der Ruhr. Es iſt ein Ritterſit des Grafen von Styrum Argenteau .
22. Die Serrſchaft Schóller, iſt ein landes , fürſtliches Umt, welches aber ſeit vielen Jahren die Reichsgrafen von Schaesberg als eine Pfandherr Sie begreife fchaft im Beſik haben. 1) Schöller , ein Dorf zwiſchen Elberfeld und Medman mit einer reformirten Kirche und katholiſchen Kapelle. 2) Gruten , ein Dorf mit einer reformirten und fathos liſchen Kirche. 3 ) Duffel, ein Dorf mit einer katholiſchen und refors mirten Kirche. 3 23. Die Serrſchaft Odenthal , liegt an Der Nordſeite des Amts Porz , und hat 3 Stunden im Umfange." Sie gehört einem Grafen von Met. ternid ). I) Odenthal , ein katholiſche Kirchdorf. 2) Aldenberg , eine reiche Abtey Eiſtercienſer Drdens, die eine koſtbare Kirche bat , in welcher viele alte Grafen und Herzoge von Berg , Mark und Jülich , auch Biz Auf einem der beyden Berge, ſchöfe begraben liegen . zwiſchem welchen die Abtey liegt , hat das Schloß geſtan den , welches Engelbert gebauet.
Das
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wannnnnnnnn
wann
Das Hochſtift Paderborn. Von dem Bisthum Paderborn, har Johann Gia gas eine gute Charte gezeichnet, welche von Blaeuw, auch von Peter Schenk und Gerhard Valkans licht geſtellet, auch in den monu mentis Paderbornenſibus beybehalten , und nur eta V
was vermehret worden . Matth. Seutter hat ſol. che nachgeſtochen , und ſowohl mit der Ausſicht der Stadt Paderborn , als einer kurzen Beſchreibung des Bisthums , vermehret , welche aber theils man Einen andern und eta
gelhaft , theils unrichtig iſt.
was beſſern Nachſtich , haben die homanniſchen Er. ben 1757 geliefert. Charler de la Roziere hat dies ſe Charte mit einigen Anmerkungen verſehen , die Anzahl der Häuſer in den Städten , Dörfern und Flecken , und die Entfernung eines Orts von dem andern , in franzöſiſchen Meilen , angezeigt, und dieſe Charte hat ſowohl Jeffecys in London 1760 , als Lotter nachgeſtochen . Sie hat viele Falſche Namen , Eine größere Charte hat F. B.F. a V. von neuem ge zeichnet , und durch den jüngern Pingeling zu Ham burg in Kupfer ſtechen laſſeu. Dieſe Charte iſt jekt alſo daß Oſten die beſte , aber verkehrt geſtochen , zur linken , Weſten zur Rechten , und Norben uns ten iſt. 7 9. 2. Es grånzet gegen Morgen an Heſſen und an das Stift Corvet , wird auch durch die Weſer von dem Fürſtenthum Calenberg getrennet ;tgegen Mits ternacht an die Grafſchaft Lippe, gegen Abend an die Grafo
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Der weſtphäliſche Kreis .
Grafſchaften Riedberg und lippe , und an das Her .
4
zogthumn Weſtphalen ; gegen Mittag an eben daſſel. Seine großte be und an die Grafſchaft Waldec . Ausdehnung von Abend gegen Morgen beträgt 10 , und von Mitternacht gegen Mittag ungefähr 9 Meilen . 5. 3. Das land iſt mehrentheils ſehr fruchtbar, Zwiſchen der und hat inſonderheit gute Viehzucht. Stadt Büren und dem Kloſter Dalem iſt das Sints feld oder Sendveld , welches ein beſonders frucht. barer Strich landes iſt : hingegen die Senne, oder Sende , vor Zeiten Sinedi , iſt eine große Heide, welche ſich durchs paderborniſche, lippiſche, ravense bergiſche nnd rietbergiſche land bis ins můnſterſche und osnabrückiſche erſtreckt. Sie wird immer beſo fer angebauet, und es ſtehen ſchon viele 100 Häufer in derſelben , 1640 haben die Schweden in derſelben von denr kaiſerlichen General Habfeld eine Niederlaa ge erlitten . Es ſind in dieſem Sande gute Eiſengruben , Salzquellen , Geſundbrunnen und fiſchreiche Flüſſe . Die Weſer berührt einen kleinen Theil dieſes lans des gegen Morgen ; und in dieſelbe ergießen ſich die Dimel,Dimola, welche aus dem Herzogthum Weſt phalen kommt, und durch einen großen Theil des Bisthums fließt; die Bever , welche im Lande ent. ſpringt; und die Teete oder Bette, Nitaſa , welche Die große Em , auch hieſelbſt ihren Urſprung hat. mer , Ambra, welche zwiſchen Dedinkhaufen und lan. geland entſteht, nimmt die Bever, (eine andere , als die vorige), See, V7iſe und andere kleine Flüſſe auf, Die Lips und fällt unweit Hameln in die Weſer. pe , Lippia oder Luppia , entſteht bey Lippſpring, und
Das Hochſtift Paderborn .
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und fließt bey Wefel in den Rhein . Sie empfängt hiereibſt zu Neuen Heerſe die Alime, vor Zeiten Aliſo, welche aus dem Herzogthum Weſtphalen kommt, die pader , welche zu Paderborn entſpringt, und die Gůnne. Die Ems , Amiſia , entfteht in Der oben beſchriebenen Senne , und fließt in die Nordſee. V. 4.
In dem ganzen Bischum fino 4 Haupt
ſtädte, 19 andere Städte , I Flecken, und 136 Dir. fer, zu welchen noch die Dörfer der Herrſchaft Büren,
1 die Hausleute auf der Bredebey Brakel, und 15 Hå. fe und Mener kommen . Die Landſtånde beftehen aus Domkapitularen , Ritterſchaft und Stadten . Die 3 infulirten Uebte von Abdinghof, Marienmůn : fter und Handelhauſen , welche ehedeſſen nebſt dem von Holmershauſen zur erſten Claſſe gehörten , habent ihr Redt zu Siß und Stimme auf den Landtagen Das Land iſt der römiſch . ſchon lange verloren. katholiſchen
Kirche
zugethan ;
es
giebt aber
doch noch evangeliſche Ritterſize in demſelben, beſonders auf der waldeckiſchen und lippiſchen Grån . welche ſich zu den evangeliſchen Kirchen der benachbarten evangeliſchen Länder halten. Die Pfarren ſind
dergeſtalt
vertheilt ,
daß zu dem
biſchöflichen Diſtrict 24 , zu dem Archidiafonat des Domprobſtes 25 , zu dem Archidiaconat des Dombes chanten 3, zu dem Archidiaconat des Probſts zu Bus ſtorf 7, zu dem Archidiaconat des Domcantors 17, und zu dem Archidiaconat des Domkåmmerers 19 gehos ren. Es ſind alſo der Pfarrkirchen überhaupt 95. Zu Paderborn iſt eine hohe Schute, die aber nur aus2 Fa cultåten, der theologiſchen und philoſophiſchen , beſteht. 9.5. Das
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Der weſtphäliſche Kreis.
$ . 5. Das Bisthum Paderborn iſt am Ende des sten Jahrhund. von Karl dem Großen geſtiftet, und
*
die Stiftskirche im Jahr 799 von dem Papſt leo III felbſt eingeweihet worden. Der erſte Biſchof hieß Hatumar , und ſein nächſter Nachfolger Badurad. Beyde ſind ſelig geſprochen worden . Der zwente hat aus Frankreich den Körper des Heiligen Liborius ver. ſchafft. Das Wapen des Hochſtifts, iſt ein goldenes Kreuz im rothen Felde. Der Biſchof iſt ein Fürſt des Reichs , und ſißt auf dem Reichstage zwiſchen den Sein Biſchöfen zu Hildesheim und Freyſingen . Reichs Anſchlag iſt 18 zu Roß , und 34 zu Fuß, oder monatlich einfach 352 Gulden . Zu dem Kaiſerlichen und Reichs- Kammergericht giebt er zu jedem Ziel 162 Rthlr . 29 Kr.
Alls Biſchof ſteht er unter dem
Erzbiſchof zu Maynz. Unter den weſtphäliſchen Kreis . ſtånden hat er den erſten Plaß. Das hohe Domkapitel beſteht aus 24 Prålaten , Kapitular - und Domicel. lar : Herren .
Im Dom
find 40 Beneficiaten und
4 Chorale. 9. 6. Die Erb demter dieſes Hochſtifts führen folgende adeliche Häuſer : nämlich das Erbmarſchall. Umt die von Spigel zu Peckelsheim ; das Erbtruchſeſs ſen -Umtdie von Stapel ; das Erbſchenken Umtdie von Spigel zum Deſenberg; das Erbfåmmerer- oder Erb thúrwårter- Amt die von Schilder ; das Erbhoſmei ſter -Umt ein Graf von Harthauſen ; und das Erbfů. chenmeiſter : Umtdie von Weſtphalen. Die vier Såulen oder edlen Njayer des Domkapitels , ſind die Herren von Stapel ,
von Brenken ,
von
Krevet, und Graf von Harthauſen.
8.7. Die
Das Hochſtift Paderborn.
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$. 7. Die fürſtlichen hohen Collegia ſind : das General - Vicariat ; der geheime Rath , die Regie: rungskanzley , die Hoffammer , das Officialat und das weltliche Hofgericht. Das bürgerliche Stable gericht und das Gogericht, þangen gleichfalls vom Biſchof ab . Den Uemtern find adeliche Droſten vorgefekt, und das Oberamt Dringenberg hat den Vorzug, daß ſein Vorgefekter ein landdroſt beißet. 9. 8.
Eine
einfache Land
Schagung in
dieſem Bisthum , beträgt 5436 Rthlr. 6 Schill. 3 P .; es werden derſelben in einem Jahr viele , in einem andern wenigere ausgeſchrieben , Bisweilen ſteigen ſie über 12. S. 9. Zu Friedenszeiten werden
gewöhnlicher
Maßen 9 Compagnien Soldaten unterhalten , wels che in der Stadt Paderborn liegen , und welche un. ter dem gemeinſchaftlichen Befehl des Biſchofs und Domkapitels ſtehen . $ . 10. Das Bisthum wird durch hohe Berge, welche die Egge genennet werden , in den vorz und ober: waldiſinen Diſtrict abgetheilet. I. Zu dem vorwaldiſihen oder unterwaldis fcheu Diſtrict, oder zu dem lande dieſſeits der Bers ge , das iſt , gegen Norden , gehöret 1. Das Küchen - Amt oder die Droſtey Teubaus. I) Paderborn , die Hauptſtadt des ganzeu Hochſtifts , iſt ſehr alt. Sie liegt in einer angenehmen und frnchtbas ren Gegend , und hat den Namen von dem Fluß Pader , welcher mitten in derſelben entſpringt , und deſſen Waſſer im Winter lau iſt und beſtändig raucht, im Sommer aber eiskalt iſt. Fünf der größten Quellen deſſelben ſind unter dem Dom , und den daben ſtehenden Häuſern , und Fff 3Th.64.
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Der weſtphäliſche Kreis.
und ergießen ſuviel Waſſer , daß 20 Schritte davon uns terſchiedene Mühlen , und hernach noch mehrere in der Stadt , durch daffribe getrieben werden . In der Doma kirche haben vorzeiten die Bildniſſe der 12 Apoſtel von Golde geſtanden : es hat aber ſolche Herzog Chriſtian zu Braunſchweig 1662 ſowohl als den ſilbernen Sarg des heil. Liborius, wegnehmen , und aus dem letzten Reichsa thaler ſchlagen laſſen , welche die Ueberſdrift haben : Sots tes Freund , der Pfaffen Feind. Den jetzigen koſtbaren Sarg des heiligen Liborius, welcher von feinen filbernen Harzthalern verfertigt, ftark vergoldet, und an 2 Ellen lang iſt, haben die Familien von Mieſen und Weſtphalen inacben laffen , und er hat die Aufſchrift: Duſe Arwet heffe ik Hans Krako Goltſchmit tom Dringenberge ma ket von lauter Dalers oſe hi bilagt fiet , anno 1635. Ms 1736 das gte Şubelfeſt wegen der erlangten Gebeine des Heiligen geferert wurde, vermehrte Biſchof Clemens Aus guſt den Kirchenſchat anſehnlich . Die Collegiatkirche zum Buſtorf, hat anfänglich außer der Stadt geſtanden. Bey derſelben find il Canonici, und ihr Probſt iſt jederzeit ein Domherr der Kathedralkirche. In derſelben werden die Gebeine des heiligen Blaſius mit vielen Gepränge verehrt. Außerdem findet man hier noch 2 Pfarrkirchen , namlich die Gokirche und Marktkirche, welche letzte eles deſſen die Evangeliſchen inne gehabt haben , die Benedics ner Abtey Abdinkhof , welche 1015 geſtiftet worden , und der die Herrſchaft Påtten in der niederländiſchen Pros vinz Zutphen gehöret , ein ehemal. Jeſuiter Collegium , mit einer regelmäßig erbaueten Kirdie, darinn ein ſo genanntes rómiſches Marienbild verehret wird , 5 andere Kloſter, eine * 1615 errichtete Univerſitåt, welche aber nur aus der theos logiſchen und philoſophiſchen Facultåt, beſteht, und ein Gymnaſium , welche beyde von dem Biſchof Theodor von Fürſtenberg geſtiftet worden ſind. Zu einer einfachen Landa fchatzung giebt die Stadt 250 Riblr. Bor Alters hat fie reichsſtädtiſche Freyheiten gehabt , und ſtarken Hans del getrieben , iſt auch init zur Hanſe" gerechnet wors den , jekt aber iſt die Handlung gering , und die Einwoh ner
Das Hochftift Paderborn..
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ner ernähren ſich meiſtentheils vom Aderbau und von der Viehzucht. K. Karl der Große, und unterſchiedene andere Kaiſer und deutſche Könige, haben ſich hieſelbſt eine Zeita lang aufgehalten , und Reichstage gehalten. Im Fahr 777 wurden hier viel Sachſen getauft. 1002 wurde hier K. Heinrichs II Geinahlınn Kunigunda gekréner. Dent alten kaiſerlichen Pallaſt beſigt die Familie von Fürſtens berg , welche ihn 1730 erneuern und Berbeffern laſſen. Zur Zeit der Reformation im ihten Fahrhundert, waren hier viel Evangeliſche, und 1601 wurde zwiſchen dem Biſchof und der Bürgerſchaft verglichen , daß beyde Religionen ungehindert in der Stadt geübt werden ſollten : allein 1612 wurde den Evangeliſchen der Aufenthalt in der Stadt ganz verboten. 2 ) Yeabans , , ein Flecken , mit einem Schloß, wel : ches der gemdbnliche Wohnſitz des Biſchofs ift. Das jetzia ge weitläuftige und anſehnlicht Gebäude bat Biſchof Theda der von Fürſtenberg 1590 aufbauen , und mit Thürmen und Gråben ungeben laffen . Den prachtigen Garten bey demſelben , hat Churfürſt Clemens Auguſt anlegen laſſen . ES fließen beri dieſem Ort die Pader und Alme in die lippe. zu einer einfachen Landſchakung , trågt er 22 Rthlr bey. ! 1761 wurden Schloß und Flecken durch Hannoverſche Boma ben beſchadiget. Nahe dabey iſt ein Geſundbrunn , welcher von der · Pader , Fons Padulus genennet , aber ganz vernachläßia get wird . 3 ) Salzkotten oder Soltkort , ein Städtchen , welches von den daſelbſt befindlichen Salzquellen den Namen hat. Es hat Sit auf den Landtagen. Zu einer einfachen Landſdakung , giebt es 150 Rthlr. Hier ſind 2 Burga mannshåuſer.
4 ) Die Serrſchaft Drekburg , der Familie von Affea burg zuſtåndig. 5 ) Elfen , ein altes Kirchdorf , nicht weit von Neuhaus, woſelbft ehemals das feite Schloß Aliſo geſtanden hat, weldjes Claudius Nero Druſus wider die Sicambrier er bauen Sff 2
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Der weſtphäliſche Kreis .
bauen laſſen , von welchem aber keine Ueberbleibfel mehr vorhanden ſind. 6 ) Altenbecken , ein Kirchdorf, welches zu einer einfa chen Landſchabung 15 Rthlr, beyträgt, in deffen Nach barſchaft am Fuß eines Bergs der Wallerborn , das iſt fons reſonus, oder tumultuarius , iſt , welche Quelle für ßes Waſſer mit Bullern oder Poltern hervorgiebt , aber mit unordentlichen Abwechſelungen , bald gar nicht, bald reichlich fließer. Es ſcheint, das in hieſiger Gegend das berüchtigte Gotenbild , die Irmenful, geſtanden habe ; denn die alteſten frånkiſchen Gefchichtſchreiber berichten, daß Karl der Große nach Eroberung des feſten Schloſſes Erenburg, (welches bey dem jetzigen corveviſchen Stadts chen Stadtberg zu ſuchen iſt, mit dem ganzen Heer bis zur Frmenſul gegangen fey , woſelbſt es am Waffer Manz gel gelitten , bis ſich am hellen Mittag auf einmal viel Waſſer ergoſſen habe. Dieſes paſſet am beſten auf den Bullerborn . Nicht weit davon iſt ein ergiebiges Eiſenbergwerk, beni Landesfürſten und deu Familien von Schilder und von Donop zugehörig . 7) tienbeđen , Kirchborchen , Wever , Stuken : brod , nopelhof , Viſfrup , Dornbagen , Mariens lohr , und Verne , oder Vernde , ſind Kirchdorfer. Zu einer einfachen Landſchatzung trågt das erſte 28 Rthlr. das zweyte 35 , das dritte 21 , das vierte 1o , das ſechſte 17, das ſiebente 11 Rthlr. 10 Schill. 6 Pf. das achte 13 , das neunte 60 Rthlr. bey. In den beiden letzten verehret man Marienbilder. 8 ) Dalheim , oder Dalem, ein Dorf und Kloſter res gulirter Chorherren Auguſtiner Ordens , von der Windesa heimer Congregation. Das Dorf giebt nebſt Spiegele , zu einer einfachen Landſchatzung 8 Rthlr. 2. Das Rüchenamt oder die Droffey Dels brůcť , liegt zwiſchen der lippe und Ems, und iſt ſehr moraſtig . Aus dieſer Gegend ſind die alten 2 Brucs teri vom Germanicus, Drufus Sohn, zulegt vertries ben
B
B; 1,
al개 11
11 1
3
Das Hochſtift Paderborn .
ben worden .
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1410 fiel hier eine Schlacht zwiſchen
Den "biſchöflich- paderbornſchen und erzbiſchöflich -col niſchen Kriegsvölkern vor. Es iſt hier nichts , als das KirchdorfDelbrück , zu bemerken , dahin Wall. fahrten zum Heiligen Kreuz geheu . Das Amt trågt zu einer einfachen Sandſchazung 319 Rthlr. 9 Schill. ben . 3. Das Rüchename oder die Droſtey Bóke, woſelbſt vor Alters der pagus Bocenfis, Buechi oder Bucki, gewefen iſt. Es giebt zu einer einfachen ( and . ſchakung 158 Rthlr. 1) Böke , iſt ein Dorf an der Lippe , mit einem Schloß, welches Biſchof Dieterich Hrolph von Fürſtenberg wieder herſtellte , als es die Schweden 1646 abbrannten . 2 ) Górſte, oder Serſte uud Thüle , ſind Kirchdörfer, In den letzten iſt ein Mitterſitz der Familie von Alten. 3) Dedinghauſen , ein @ chloß. 4. Das Amt oder die Droſtey Liditenau . 1 ) Lichtenau , ein Städtchen , welches auf den land:
tagen erſcheinet. Zu einer einfachen Landſchabung, trågt es 80 Nthlr. bey. 2) Iggenbaaſen oder Iggenſen und Abelen ſind Zu einer einfachen Landſchabung, trågt das Kirchdorfer. erſte 18 , das zweyte 16 Rthl, bey . 3) Sadheim , ein Schloß und Gut der gråflichen Fa milie von Dynhauſen . 5. Das Amt Wünnenberg. 1) Wånnenberg , oder Wånneberg, ein Städtchen im Sintfeld , welches von dem Siege ben Namen haben foll , den Karl der Große 794 in dieſer Gegend über die Sadſen erhalten hat. Es erſcheinet auf den Landtagent. Zu einer einfachen Landſchagung , trågt es 40 Kthl, bey. 1477 und 1725 tft es abgebrannt. 2) Fürſtenberg und Bleymåſche, oder Bleywefch , find Kirchdorfer. In jenem ſind 5 Ritterſize. Zu einer cins ff 3
1
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Der weſtphäliſche Kreis .
einfachen Landſchakung trågt das erſte 40 , das zweyte 10 Rthlr . bey . 6. Die Gerrfibaft Bixen , gehörte ehedeflen einem davon benannten adel. Geſchlecht , das Biss thum aber hat nicht nur das dominium directum über die ganze Herrſchaft, fondern auch das domi nium utile einer Hälfte derfelben an ſich gebracht, und in dem Kaufbriefe iſt verabredet worden , daß die von Büren ihre Hälfte an niemand, als an das Hochſtift, zu veräußern berechtiget ſeyn follten. Die Familie 'von Büren wollte ſich reichsherrlicher Bürs de anmaßen , ja der lebte dieſes Geſchlechts, Morik Frey - und edler Herr zu Büren und Ringelſtein , wie er ſich nannte , welcher Präſident des faiſ. und Reichs- Kammergerichts war , wirkte 1619 ein Pri. vilegium wegen feiner unmittelbaren Reichsſtands ſchaft vom Kaiſer Ferdinand II aus , welches er aber erſt 1657 dem Reichshofrath vorlegte ,
und hierauf
dem Bisthum Paderborn die Landeshoheit über die Herrſchaft, ſtreitig machte. Allein , der Biſchof brachte 1658 an den Kaiſerwahl - Convent, daß in die Capitulation eine Clauſul wegen dieſer Sa che eingerückt,
und der Kaiſer zu der Verſiche.
rung genothiget werben mögte , alle
dergleidhen
dem Recht eines dritten nachtheilige Privilegien und Eremtionen von der Landeshoheit, aufzuheben. Der Biſchof bewies auch , daß die edlen Herren von Bů. ren allezeit (andfaffen des Bisthums Paderborn ge weſen , und daß die Städte, Flecken , Dörfer- und andere Güter der Herrſchaft Büren , von Alters her ber paderborniſchen Landesmatrifel einverleibet , und zu allen Pflichten der paderborniſchen Unterthanen vers
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Das Hodíſtift Paderborn.
verbunden geweſen wären . Der oben genannte von Büren , der tekte von ſeiner Familie , welcher 1644 die Präſidenten - Stelle bey dem Kammergericht nie dergelegt hatte , war damals ein
Jeſuiter -Prieſter,
jedoch im Beſik und Genuß der Herrſchaft. Er ver. glid ) ſich 1660 mit dem Biſchof Ferdinand , und er . klärte , daß et ,
das vornehmſte Mitglied der par
derborniſchen Ritterſchaft, feinen Gerechtſamen uns geſchadet, den Bifchof für ſeinen Landesfürſten, und ſeine Herrſchaft für einen Theil des Gebiets und Fürſtenthums deſſelben erkennen wolle.
Hierauf
råumte ihm der Biſchof die Hauſeri Büren , Ring gelſtein und Volbreken , welche er hatte mit Sola baten bereken laſſen , und die Einkünfte von dieſen Gütern , und von Lichtenau , welche er hatte in Bes ſchlag nehmen laſſen , wieder ein. Biſchof Serdi. nand ließ 1662 zum Andenken des Vergleichs ,
und
der dadurch ſeiner Kirche beſtätigten Lehnsherrſchaft, in das dadurch erworbene Schloß in der Stadt Bů . ren ,
eine lateiniſche Inſchrift regen.
'Sange vor
dieſem Vergleich , als der Jeſuit Moriß von Bů . ren ſein Antheil an der Herrſchaft dem Jeſuiterorden dermachen wollte , widerſekten ſich deſſelben Schwe: ſter , eine Nonne, und die Kinder einer andern Schweſter, ſie verklagten den von Büren beym Of ficial von Münſter , und verlangten die Nachfolge in dieſen Gütern . Allein die Jefuiten brachten es bagin , daß der påbſtliche Nuncius das Verfahren des Officials für null und nichtig erklärte. Als der
Jeſuiterorden aufgehoben wurde, und alle feine Gů: ter verlor , fonnte er auch ſein Antheil an der Herr fdhaft Büren nicht behalten , ſondern der Biſchof fas be Fff 4
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Der weſtphäliſche Kreis.
Ķe es als ein ihm gehöriges und Heimgefallenes Sehn an , uud nahm alſo von der ganzen Herrſchaft als unmittelbarer und einziger Herr derſelben Befik . Die Herrſchaft trägt zu einer einfachen landſchakung 80 Thaler ben , ohne was die Stadt Büren giebt. I) Büren , eine kleine Stadt an der Arme , init einert ehemaligen Jeſuiter Collegio , und einer Pfarrkirche. Sie trågt zu einer einfachen Landſchabung 110 Rthl. bey. 2 ) Segensdorf, Biddinghauſen und Weiberg, Kirch dörfer. Im erſten verehret man ein Kreuz , welches vom Hiinmel gefallen ſenu foll, und jährlich am Chrifti Hims melfahrtstage mit großem Gepringe nach Paderborn ges tragen wird. 3) Sotthauſen , ein Nonnenkloſter Ciſtercienſer Ordens. 4) Ringelſiein , ein Schloß. 7 Das Amt' oder die Droſtey Wevels , burg. Ý I) Wedelsburg, ein Schloß und Kirchdorf an der Alme. Das Schloß liegt auf einer Hohe , und ift ehes deſſen bey dem erſten Einfall der Hunnen erbauet , und, da es mit der Zeit verfiel , von dem Grafen Friderich von Arensberg 1122 wieder hergeſtellet worden. Hierauf kain es unter die Bothmäßigkeit der Grafen von Walbeck , und alsdann an das Hochftift Paderborn , wurde aber zu verſchiedenen malen gegen ein Darlehn serfekt, bis es endlich Biſchof Zheodor ' vou Fürſtenberg 1589 für 3536 rheiniſche Gulden wieder eintofete, und von neuem erbauetė, da es denn 1606 zum Stande kam . 1646 wurs de es von den Schweden verwůffet , aber nachmals wies der hergeſtellt. Das Dorf trågt zu einer einfachen Lana desſchabung 7 Rthl. 7 Gr. bey. > ) waaren , Ubern- und Wiedern : Tůdorp , oder Tåepe, und Brenken , ſind Kirchdörfer. Zu einer eins fachen Landſchakung, trågt das erſte 18 Rthl, das ziren te 14 Rthl, 10 Gr. 6 Pf. das dritte 29 Rthl. "das vierte 31 Rthl, bey. In dem legten ſind 3 Ritterſile, welche nebit
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Das Hochſtift Paderborn.
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nebſt dem nalgelegenen Schloß und Dorf Erdberenburg der Familie von Brenken gehören . 3) Bodeken , ein Kloſter Canon . reg. Auguſtiner Ors dens , defleu Stifter , der heilige Meinolph, darinn be graben iſt. II . Zu dem oberwaldiſcher Diſtrict, oder dem Lande jenſeits der Berge, oder gegen Süden, ges hören folgende Werter. 1. Das Ober : Amt Dringenberg , welches den Titel eines Dveramts hat , weil es das größte und vornehmſte im Sande iſt , und Kameral: Civil: Criminal - und andere vorkommende Sachen zu bes Der Oberamtmann führet den Titel ei.
ſorgen Hat.
nes landdroſten.
Dahin gehöret
(1) Das RentsAmt Dringenberg. 1) Dringenberg , eine kleine Stadt mit einem Berga fchloß, liegt an dem Bach Defe, welcher ſehr gute Forellen führet , und in die Nette fließt. Sie wird zu den landa tagen verſchrieben . Der Pfarrer, welcher zugleich Stadta Archidiaconus iſt, hat den Vorzug , dap er keinem andern Archidiaconat unterworfen iſt. Zu einer einfachen Land ſchakung trågt dieſe Stadt 50 Rthl. bey. 2 ) Gerden , eiu kleines Stådtchen an der Dere , era ( cheint auch auf den fandtagen , und hat ein Jungfernklo : ſter Benedictiner Ordens. zu einer einfachen Landſchas tzung giebt es 40 Rthl. 3) Kleinenberg, ein geringes Städtchen, welches aber Es hat oft Brands doch Sit auf den Landtagen hat. Es giebt zu einer einfachen Landſchas ſchaden erlitten . kung 40 Rthl. Vor demſelben ſteket in einer ſchönen Ka. Zwiſchen deinſelben und dem fols pelle ein Marienbild. genden Städtchen , findet man im Walde viele Ueberbleibe
fel von ſådyſiſchen Schloffern , die K. Karl der Große zer ſtoret hat. 4 ) Wilbaffen ,' oder Willebadeffen , ein geringes Städtchen an der Nette , wird auch zu den Landta: gent Sff 5
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e Der weſtphäliſch Kreis .
gen verſchrieben. In demſelben iſt ein Ronnen- und ein Benedictiner Kloſter. Es trägt zu einer einfachen lande chatzung 45 Rthl, bey. 5) Dalbauſen , fronhauſen , Sandebec oder San nebed , ein alter Ort , deſſen ſchon in einer Urkunde det zehnten Fahrhunderts gedacht wird. Altens und Yeuen : serſe ſind Kirchdorfer. Zu einer einfachen Landa (chakung giebt das erſte 23, das zwente 16, das dritte 35 , das vierte 20 , das fünfte 35 Sthl. In dem letzten iſt ein adelidyes frey : voeltliches Frauenſtift, und ein Cola legium von 16 Picariis , welche in der ſchönen Stiftskira Um lekten che wedyſelsweiſe mit den Damen fingen. Pfingſtfevertage wird hieher zu den Märtyrerinnen Satura nina und Fortunata gewallfahrtet. 6) Kerbram , ein Dorf , woſelbſt die von Weſtphalen 3 Ritterfike haben. Es giebt zu einer einfachen landſchan şung 16 Nthl. 7) Schmechten , ein Dorf, bey welchem ein Sauera brunn entſpringt, welcher gemeiniglich der Wettebrunn genennetwird.Das Dorftrågt zu einer einfachen landſcha kung 16 Rthl. ben . ( 2) Die Freyr und Gow . Grafſchaft, oder das Gow . Grafihum Warburg oder Wartes berg , bat ehedeffen eigene Grafen gehabt; iſt aber 1021 von dem Grafen Dobico an das Hochſtift ge Es gehört bahin fchenkt worden . I) Warberg oder Warburg , Wartberg, eine Stadt, welche dem Rang nach die zweyte Hauptſtadt in dem Hochs ſtift iſt. Sie wird in die alte und neue durch eigene Grå ben und Mauern abgetheilet. Die alte Stadt liegt hart an der Dimel, und fo tief im Thal , daß die Spiken ihs rer Häuſer kaum den Fuß an der Neuſtadt erreichen. Ses de hat ihren beſondern Magiſtrat , und jede wird auch zu den fandtagen berufen . Sie enthalt 2 Pfarrkirchen , I Klofter , und 2 Burgſite. Die alte Burg oberhalb der Altftadt , als der eheinaligen Herren von Warburg Wohn fitz, iſt die vornehmſte.
Neben derſelben iſt Sanct Eraðs nius
Das Hodyſtift Paderborn .
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mus Kapelle, zu deffen Gebeinen jährlich am Feſt der H. Dreneinigkeit zahlreiche Proceſſionen kommen. Die Stadt giebt zu einer einfachen -Landſchakung 250 Thaler. Ehes deſſen hat ſie eigene davon benannte Herren gehabt , wels che ihre Herrſchaft 1621 an das Bisthum geſchenket haben ſollen . Sie kömint aud ) in den alten Reichsmatrifeln als eine Reichsſtadt sor , und hat auch mit zu der Hanſe ges hört. In dein 30jährigen Kriege hat ſie viel erlitten . In dieſer Gegend wurde 1760 ein franzöfiſches Corps Drupa pen von einem alliirten zurück geſchlagen , und litte eine ſtarke Einbuße. Anm. Die umliegende Gegend bis Borgentrif, iſt die fruchtbarfe tin ganzen Bisthunt. Sie trdgt außer andern Früchten auch den beſten Hanf und Slache , hat auch Elfenſtein und Bleyerz. Man ' . riennet ſie die Warburgiſche Borde. In derſelben wird die grðbeſte weſtphallſche Sprache geredet. 2 ) Kalenberg oder Calenberg , ein geringes Stådts chon auf einem Berge, wird zu den Landtagen berufen , zu einer einfachen Landichatzung giebt es 12 Thaler. Es iſt hier ein einträgliches landesfürſtliches Vorwerk. 3 ) Germete , 8derwede , Wefiheim oder moeften , Welda ober Wellede, solzbauſen und Wormelen , find Kirchdorfer, Zu einer einfachen Landſdyakung trågt das erſte ben 20 , das zweyte 28 , das dritte 20 , das vierte 35 , das fünfte 20 , das fechſte 15 Chaler. In dem letza ten iſt ein Ciſtercienſer Nonnenklofter. 4 ) Bardehauſen , ein Mönchenkloſter Bernhardiner Drdens , welches die reichſte Abtey im Lande ift. (3) Die Gow Grafichaft Brakel , in weldier 1 ) Brakel , die dritte Hauptſtadt des Pisthums , an der Brucht , welche nicht weit Davon in die Wette fiebet. Sie hat eine Pfarrkirche nnd ein Kapuziner Kloſter, und vor der Stadt liegt die Brede , anf welcher ein Aaguſtia ner Nonnenklofter iſt, und unterſchiedene Hausleute woha Zu einer einfachen Landſchatzung giebt ſie 200 Thas ler. Bor Alters hat ſie eigene Dynaften gehabt, und iſt durch Heirath mit der letzten brakeliſchen Erbtochter, an die Grafen von Eberſtein gekommen , welche nicht lange bers nada
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Der weſtphäliſche
Preis.
nach die halbe Stadt nebſt dem Schloß Hindenburg an die von Affeburg verpfindet haben. Nad Erlöſchung des gradlich - eberſteiniſchen Stamms im Jahr 1423 ( andere fagen 1413) bat das Hochſtift Paderborn dieſe Stadt nebſt Hindenburg als ein eröffnetes Lehn eingezogen. Sie kommt auch in alten Reichsmatriteln als eine Reichsſtadt vor. Bor der Stadt iſt eine ſchöne Kapelle, in welcher man 1 die heilige Anna verehret. 2 ) Ifirup , Erfelen , Altenbeken , Bellerfen , Xbes der oder Roer, find Kirddorfer. Zu einer einfachen land : fchakung giebt das erſte 15 , das zweyte 40, das dritte 15 , das vierte 26 , das fünfte 6 Thaler. 3) Bindenburg , ein Ritterſik der Freyherren von der Affeburg , liegt auf einen Berge.
(4) Die Landvogrey Peckelſen . I) Pedelsheim , oder pe & elfen , ein Städtchen , welches zu den Landtagen gehöret. Es giebt zu einer einfachen Lands · ſchatzwng 100 Thaler. Es ſind hier 2 Ritterfige , davon einer der Familie von Spiegel zuſtändig ift. 2 ) Sobenwoopel, Biſſen , Großen- und Lútken s ( Kleinen-)Ever, Dorel, Völſen und Löwen find Kirche dörfer. Zu einer einfachen Landſchatzung giebt das erſte 20 , das zweyte 26 , das dritte 45 , das vierte 28 , das fünfte 20 , das fediſte 8 , das ſiebente 20 Chaler. (5 ) Die Richterey Borgentrick . 1 ) Bogentrict oder Borrenrick , die vierte Haupt ftadt des Bisthuins , in einer angenehmen und fruchtbas ren Gegend. Sie bat Siß und Stimme auf den Landta gen , und giebt zu einer einfachen Landſchabung 150 Tha ler. Die von Drudytleben aub von Feburg haben hier Sike, 2) Daſeburg , ein Kirdidorf und alte Herrſchaft. Das hohe Bergſchloß Deſenberg oder Diefenberg , liegt eine Stume davon auf einem Berge, mit deffen Beſteigung man eine Stunde zubringt , und der rund umher von eis ner Ebene umgeben iſt ; es iſt aber völlig verwüſtet. ES hat por Alters einmal dein Herzog zu Braunſchweig ges höret.
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Das Hochſtift Paderborn.
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1236 hat Biſchof Bernhard bas Schloß erobert, båret. Es gehöret nun der Familie und ans Stift gebracht . von Spiegel , deren geſammte finien ſich von demſelben Spiegel von Deſenberg ſchreiben . Das Dorf giebt zu eis ner einfachen Landſchabung 25 Thaler. 3) Rohbecke oder Roſebed , Groß- und Klein -Bábs na und Córbecke find Kirchdörfer, und Ritterſitze der Fas milie von Spiegel. Zu einer einfachen Landſchatzung giebt das erſte 25 , Bubne 24 , und das letzte 38 Thaler. (6) Die Rid ) terey Borchholz. 1 ) Borchholz , ein Städtchen an der Bever , gehørt Man findet hier einen Burgſitz, bes zu den Landtagen, nen von Spiegel deſenbergiſcher Linie zugehörig, und 2 Rit: terſitze. Das Städtchen giebt zu einer einfachen Landſcha Bung 60 Thaler. 2 ) çatangen und Titelſen ſind Kirchdorfer. Zu eis ner eirifachen landſchatzung giebt das erſte 34 , das zwema te 20 Zhaler. (7) . Die Richterey Vieheim . I) ( Zebeim , 57iebeim oder Zieme , ein Städtchen , gehört zu den Landtagen , und giebt zu einer einfaden lande Es iſt 1312 von der Grafſchaft ſchatzung 150 Thaler. Swalenberg ans Bisthum gekommen , 171 brannten hier 170 Häuſer ab , und 1737 war wieder eine große Feueros brunſt. Der Ort iſt wegen ſeiner kleinen rothen Kåſe bes kannt , die im Pande zum Sprichwort geworden ſind. Die paderborniſchen Geſuiten hatten hier ein beträchtliches Vorwerk. 2) Grundſteinbeim und Pombfen , find Kirchdorfer, nach dem letzten wird zum beiligen Kreuz gewallfahrtet. Das erſte giebt zu einer einfachen Landſchabung 20 , das zwente aud) 20 Zbaler, 3 ) Werlſen , ein Dorf mit einem Schloß, welches der Familie von Kettler zugehört. Es giebt zu einer einfaden Landſchakung 13 Thaler. 4) Oynbqufen oder Øynſen , ein Dorf, von welchen Die von Oynhauſen den Namen führen. Zu einer einfa: фен
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Der weſtphäliſche Kreis .
chen Landſchatzung giebt es. 33 Thaler. Em Embder Walde iſt eine erhebliche landesfürſtliche Glashütte , die feine åtte genannt, deren Gläſer weit and breit auga geführet werden. (8) Die Vogtey Dryburg. 1 ) Dryburg , ein Städtchen , welches zu den Landta . geu berufen wird , und zu einer einfachen Landſchakung 6o Chaler giebt. Neben demſelben liegt ein wüftes Schloß auf einem hoben Berge, welches ſchon zur Zeit Karl des Nabe ben dem Stadtcben Großen bekannt geweſen iſt. entſpringt auf einer Wieſe ein gutes mineraliſches Waſſer, welches dem Pyrmonter gleich geſchåret wird. Die ehes maligen Herren von Dryburg, haben 7 feſte Schloſſer, und die Gowgrafſchaft Balgern beſeſſen , und in den umliegen den Grafſchaften viele Lehnmånner gehabt. 2) Bufe und Schwaney find Kirchdorfer : jeneb giebt zu einer einfachen Landſdazung 15 , dieſes 36 Thaler. 2. Das Amt oder die Droſtey Steinheim. 1 ) Stadt Steinheim , zum Unterſchied von dem Dorf Grund : Steinheim, eine kleine Stadt, in einer fruchtba: ren Gegend an der Eminer, welche auf den fandtagen ers fcheint. Sie hat ehedeffen zu der Grafſchaft Swalenberg Es gehöret, iſt aber 1312 an das Bisthum gekommen. ſind hier 2 Ritterſize , und nahe vor der Stadt iſt eine fürſtliche Mayeren , welche das Paradies genennet wird. 1720 hat die Stadt eine große Feuersbrunſt erlitten . Sie giebt zu einer einfachen Landſchagung 150 Chaler, und das Dorf Grund : Steinbeim 20 Thaler . 2 ) vården , ein Städtdyen an der Brucht, wird zum Landtage berufen , und giebt zu einer einfachen Landſcha kung 40 Thaler. Es iſt hier, ſo wie zu Apenburg, ein Ritterfitz der Familie von Harthauſen. 3 ) Vinſebeck , ein Kirchdorf an der Hee, woſelbſt die von Lippe ein ſchönes und feſtes Schloß haben. Es trågt zu einer einfachen Landſchakung 30 Thaler ben . 3. Das Amt oder die Droſtey Beverungen . 1) Beverungen , eine kleine Stadt, beym Einfluß der Bever in die Weſer , woſelbſt ein Weſerzoll erleget werden muß.
Das Hochſtift Paderborn ,
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muß. Sie hat von den anlegenden Schiffern gute Naha Zu einer einfachen Landesſchakung giebt ſie 60. tieng Thaler. Bey dieſer Stadt ſind gute Salzquellen . 2) Berſtelle , Heriftallum , ein Dorf an der Weſer , mit einem wüſten Bergſchloß. Karl der Große , welder im Jahr 797 hiefelbft ſein Lager und Winterquartier gem habt , hat dem Ort den Namen gegeben . 1465 , 1632 und 37 haben die Heffen das Sdloß verwüſtet. Die Faa milie von Falkenberg bat es lange in Pfandſchaft gehabt ; Biſchof Theodor pon Fürſtenberg aber hat es 1608 für 17666 Goldgülden wieder eingeidet. Jetzt ſieht man hier noch das Amthaus, ein Minoriten Kloſter , und eine Kirche, Das Dorf giebt zu einer einfachen Landſchatzung 24 Thl. 4. Das Amt oder die Droſtey Lúgde. Lúgde oder Lüde , Lugda , Luda , eine kleine Stadt, an der großen Emmer , in einer ſehr guten Gegend , iſt von der Grafſchaft Pyrmont umgeben. In derſelben iſ eine Pfcrrkirche, ein Kloſter mit einer Kirche , und ein Ritterſitz der Familie von Poſt. Sie iſt der Geburtsort des Arztes Joh. Gigas , weldem wir die guten Charten von Die den weſtphäliſchen Bisthümern zu danken haben. ålteſten Befiger dieſes Orts , oder wenigſtens Pfandins haber deſſelben , ſollen die Grafen von Haltermund gea weſen ſeyn , von welchen er an die Herren von Homburg, von dieſen aber durch Heirath an die Grafen von Ebers ſtein , und endlich 1212 käuflich an das Hochſtift Pader : born gekommen ſeyn ſoll : allein , aus 2 alten Urkunden von 1280 und 1305 erhellet, daß damals die Grafen von Pyrmont noch im Beſitz deſſelben geweſen ſind. Ein 1668 zwiſcheri dem Biſchof zu Paderborn und dem Hauſe Waldet getroffener Vergleich , hat jenes im Beſitz dieſer Stadt bes Die Einwohner verfertigen viele Spitzen von ſtåtiget. Zwirn , Gold - und Silberfaden. Die Stadt giebt zu einer einfachen Landſchatzung 110 Rthlr. 5. Folgende Hemter beſikt das Hochſtift mit
dem Grafen von der Lippe gemeinſdyaftlich , und bey. de Herren laſſen ſie durch eine gemeinſchaftliche Rea gies
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( 1 ) Das Amt Oldenbug, welches vor Zeiten eine beſondere Grafſchaft war , und an welchem das Hochſtift ſeit 1358 die Hälfte hat. Dahin gehöret I ) Oldenburg , vormals ein feſtes Schloß. Das alte Amthaus gehört dem Hochſtift: es iſt aber hier eine 1 fåtftlich - Paderborniſche, und gráflich , lippe : Detmoldis ſche Mayeren , welche die von Oynhauſen zu Grevenburg haben , und zwar das paderborniſche Antheil gegen Bes zahlung jährlicherPacht, das lippiſche aber für 12000Rthlr. 2) Sommerfelle , ein Kirchdorf , welches nebſt Kars genfick zu einer einfachen Landſchaßung 32 Rthlr. giebt. 3) marienmünſter , eine 1129 geſtiftete Abtey Benes dictiner Ordens.
(2) Das Amt Stapelberg , ober Stoppels berg, iſt ehemals eine beſondere Herrſchaft geweſen , und hat den Namen von einem zerſtörten Schloß . Das Hochſtift hat , vermoge der Vertråge von 1556 ört ahin as d d es geh Kirchſpiel Roolfen oder Reelfen , welches zu einer einfachen Landesſchakung 20 Rthlr. giebt. (3 ) Von
dem
Amt
Swalenberg,
oder
Schwalenberg , hat das Hochſtift , vermoge des Vertrags von 1358 , ein Viertel . Su dieſem Amt , liegt das Kloſter Valkenbagen oder Falkenbagen , von welchem Paderborn 1596 einen Antheil bekam , und das anderebehielt:Lippe. 1604 ſchenkte Paders born ſeinen Antheil dem General des Jeſuiter Ordens. und 1630 zog dieſer Drden den lippiſchen Antheil ordentlid an fidh. Bey der Fridensverſammlung zu Münſter, ward dieſe Sache in die Liſte der Reftituendorum gebracht, und Lippe 1649 in der 1624 beſeffenen Theil wieder eingeſetzt. Die Sefuiten regten ſich nachher noch immer , doch 1720 fam es zu einem gútlichen Vergleich nach welchen Lippe ſein Ans theil
Das Hochſtift Paderborn.
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theil am Kloſter für 15000 Rthlr. den Fefuiten mit der Bedinte gung übergab , daß kein Collegium oder Seminarium das felbft angelegt werden ſolle , daß dem Grafen die Jurisdi. étionalia et jura ſuperioritatis territorialis, regalia thaio ra etminora cum omnibusannexis , und deren Reiches conſtitutionsmäßiges freyes exercitium , landesherrliche Obrigkeit , die Kirche, der Kirchhof , das Pfarrs und Růs ſterhaus, tum annexis Iuribus ecclefiafticis parochialibus, und endlich für den Prediger und Rüfter ein Garten , Deich und Wieſe , nebſt andern im Vergleich benannten Nutzuna gen allein verbleiben ſolle. Dagegen begab fich der Graf des beſondern juris advocatiæ, jedoch nur in foweit foldes nicht vom vorbehaltenen Jure teritorialiabbange , und mit der Bedingung , daß jenes niemand anders übertragen werden folie , und aller Schakungen und übgaben , die Ritter : und Hofgerichts • Steuer ausgenommen . Als 1773. der Seſuiter Drden aufgehoben wurde, 30g lippe das Kloſter ein , worüber ſich Paderborn beym Reichshofrath beſchwerte.
6. Unter des Domkapitels Gerichtsbarkeit ſtehen 1 ) Lippſpring , Lippiæ fontes , eine kleine tadt , in deren Nachbarſchaft die Lippe aus einer tiefen und ſtars ken Quelle entſpringt. Sie gehört zu den Landtagen, und iſt 1576 unter des Domkapitels Gerichtsbarkeit gekommen . Es ſind hier 2 Burghäuſer ; eine gehöret der Familie v. Harta hauſen , und das andere der Familie von Weſtphalen. Die Stadt giebt zu einer einfachen Landſchafung 60 Nthlr. 2 ) Bredenborn , ein Städtchen , nichtweit von Mas rienmünſtet, gehört unter die Landtagsſtådte, und trågt zu einer einfachen Landſchakung 50 Rthlr. ben. Das daſige Umthaus iſt aus den Ueberbleibfeln eines uralten feſten Sebäudes erbautet worden . 3) Die Kirchdórfer Ättelen ; Ettelen , Etlen , und Dahl, und die Dörfer Sengelaen , Saufen , Scharmede und Samborii. Zu einer einfachen Landſchatzung giebt das erſte 36 , das zweyte 46, das dritte 28 , das vierre 33 das fünfte 30 , das fechfte 15 Rthlt. 7. Das Gericht Solzhauſen und Erwitzen , gehört den Freyherren von derBorgo 3T6.64 .
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Der weſtphäliſche Kreis .
Das Hochſtift Lüttich.
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as Bisthum Lüttich , tát. EpiſcopatusLeo dienſis, franz. l' Eveché de Liege, iſt nicht nur auf den Charten , welche die Länder des
burgundiſchen Kreiſes vorſtellen , zu ſehen , ſondern auch auf befondern Charten abgebildet worden . Eine fole che hat man von Mercator , Blaeuw , Allardt, Dankert, Viſſcher, Jaillot, Mortier, Seutter, und von Lüttich und Limburg eine von Robert Vaugondy und Bouder, bende von 1754.
hic .
Viſcher hat auch 3 beſondere Bogen von dieſem Bisthum herausgegeben, welche den nördlichen , mitte V lern und füblichen Theil deſſelben vor Augen legen .
1 Die beſte Charte hat Chriſtoph XIIatre auf 4 Bogen gezeichnet, und auf Zicolas le Clerc Beobachtune gen gegründet. S. 2. Es liegt in den Niederlanden , und grånget gegen Mitternacht an Brabant, gegen Abend auch an Brabant , und an Namur und Hennegau ;
gegen
Mittag an Champagne und Juremburg ; gegen Mor. gen an Limburg und Jülich. Es erſtreckt ſich von Norden gegen Süden auf einige 20 Meilen , vertheis let und beuget ſich aber gegen Süden ftark , und iſt von ſehr unterſchiedener Breite. Einige kleine lüt. tichiſche Diftricte liegen im Umfang der Herzogtýů . mer Brabant und ſuremburg. Die Gránzſtreitig . feiten mit Frankreich ſind 1772 durch einen Vergleich abgethan , und dieſer iſt von dem Fürſten Biſchof 1773 dem röm . Kaiſer und Relo zur Beſtätigung eine gereicht worden.
$. 3 .
: Das Hochſtift Lüttich.
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Ñ. .3 Der Theil deſſelben , welcher auf der Nord, feite der Demer liegt, iſt ſchlecht, denn er beſteht in Heiden : hingegen das Land auf der Südſeite nach der Grafſchaft Namur zu , iſt ein guter Boden , der frucht. bar an Getraide und Wein iſt , doch iſt es nach den Herzogthümern (uremburg und Limburg zu mit Ber. Es hat Wein , welcher gen und Büſchen angefüllt. den geringen burgunder und champagner Weinen
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gleiche; anſehnliche Wäldern , Kupfer - Bley . Eiſen. und Steinfolenbergwerke, viele gute Stein- und unter Denſelben auch Marmorbriche; imgleichen berühmte mineraliſche Waſſer, als zu Spa und Chau-Fontaine. • Die vornehmſten Flüſſe, durch welche es bewäſſere wird, ſind die Maas und Sambre , welche ſich in der Grafſchaft Namur vereinigen. Die Deiner enta ſpringe hier bey Bilſem , nimmt endlich den Namen Rupel an, und geht im Herzogtgum Brabant in die Schelde.
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Die 9. 4. Das Bisthum enthält 26 Ståbte. Anzahl der Dörfer wird auf 1400 geſchåget. Faſt alle Låndereyen werden von dem Udel und der Geiſtlichkeit
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beſeffen, der Sandmann aber iſt arm , nnd arbeitet nur für jene. Die Einwohner des Bisthums ſprechen ent. weder niederländiſch nach der brabantiſchen Mundart, oder die ſogenannte lütticher wålfate Sprache , ( Quiker waalſche Taal ) welche ein
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plattes oder verdorbenes Franzöſiſch iſt. Die lekten Die Landesa nennet man daher Quiker.Waalen . ftånde ſind der clerus primarius, oder das Domkapi. tel, der Udet und die Bürgermeiſter der vornehmſten Städte. Sie haben 2 Generalſchazmeiſter und sein . Hehmer.
Die erſten beyden Stånde erwählen jeder 6892 jåfr:
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Der weſtphäliſche Kreis .
jährlich 4 Deputirte. Die Bürgermeiſter zu Lüttich find geborne Deputirte des dritten Standes, haben aber noch 4 Deputirte der kleinern Städte neben ſich . Dieſe Deputirte verſammlen ſich in dem biſchöflichen Pallaſt zu füttich. $ . 5. Die vornehmſte Uusfuhr dieſes (andes, und
inſonderheit der Stadt Lüttich , beſtehet in Bier, Ges wehr, Nageln , Sarſche, Leder , Marmor und blauen Steinen , Kale und Steinfolen ,welche Sachen inss geſammt in ungemein großer Menge ausgeführet wer den . Ehedeflen geſchah die Lusfuhr nach den Nieders landen auf der Maas : nachdem aber die Zölle auf derſelben vervielfältiget und erhöhet worden , fo were den ſie zu Xande auf großen Frachtwagen nach Herzo genbuſch und Breda , und von dannen nach Holland geführet. 8. 6. Das Bisthum Lüttich iſt zuerſt in der Stadt Tongern geſtiftet worden, und Servatius iſt der erſte erweisliche Biſchof geweſen . Er verließ Tongern , und gieng nach Maſtricht, woſelbſt auch der Sikreis *ner Nachfolger im Bisthum geweſen iſt, bis der heil. ubert ſich im Anfang des gren Jahrhunderts nach Lüttich begab , woſelbſt auch alle ſeine Nachfolger ih. ren Wohnfig genommen haben ; doch haben ſich die Biſchöfe noch eine Zeitlang Biſchöfe zu Tongern ge. nennet, und Heraclius ' oder Eberhard iſt der erſte ges weſen , welcher ſid ) den Namen eines Biſchofs zu Júts tig beygelegt hat , welches eine Urkunde vom Jahr 961 bezeuget. $. 7. Der Biſchof zu Lüttich führet den Titel : von Gottes Gnaden Biſbof und Fürſt zu Lüttich, herzog von Bouillon, Marquis von Fran
Das Hochſtift Lüttich. Franchimont ,
Graf von Looz ,
837 Boorn xc.
Das Wapen wegen Lüttich iſt eine ſilberne Säule, auf einem filbernen Poſtament , mit einem goldenen Kranz im rothen Felde ; wegen Bouillon ein filber ner Querbalken im rothen Felde ; wegen Franchimont 3 Löwen im ſilbernen Felde ; und wegen 100; 4 roche Querbalken im goldenen Felde. 5. 8. Im Reichsfürſtenrath Hat Lüttich mit Mün. ſter wechſelsweiſe den Rang , doch ſo, daß Osnabrück allemal zwiſchen beyden ſigt. Der Reichsanſchlag des Hochſtifts, iſt so zu Roß, 170 zu Fuß, oder monatlich 1280 Fl. Es hat ſich aber daſſelbe über dieſen hohen Anſchlag beſchweret, und wegen der erlittenen Ver lufte , (unter welchen das Herzogthum Bouillon und die Grafſchaft Ugimont iſt,) die Erlaſſung eines Drit: tels verlanget , auch erhalten , daß der Anſchlag auf 826 Fl. geſeßt worden. Zum Kammergericht iſt es in der Uſual-Matrikel auf 360 Rthlr. 621 Kr. zu je dem Ziel angeſekt. Es iſt ihm aud), in Anſehung dieſes Anſchlags, vorhin gedachter Verluſte wegen , welche es erlitten hat, ein Drittel erlaſſen worden. In dem weſtphäliſchen Kreiſe iſt dieſes Hochſtift dem Rang nach das dritte. Im Anfang des jekigen 18ten Jahrhunderts ſonderte es ſich von demſelben ab, und wollte, die ſchuldigen Kreisſteuern nicht entrichten : 1716 aber trat es wieder zu dem Kreiſe, befchickte auch 1718 den Kreistag. S. g. Der Fürſt - Biſchof ſtehet als Biſchof, unter dem Erzbiſchof zu Cöln.
Sein Klochſprengel iſt in z
Archidiakonate abgetheilet, welche ſind die Archidia. konate zu Haßbein , von Brabant, zu Ardenne ,in Hennegau , von Campine , ju Condros und zu Fas G993 menne,
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Der weſtphäliſche Streis.
menne.
Das Hochwürdige Domkapitel beſteht aus 60 Perſonen . 9. 10. Das fürſtliche geheimeRathscollegium , welches mit geiſt-und weltlichen Råthen befekt iſt, iſt das höchſte Collegium und Gericht, welches alle San chen , ſo die Landeshoheit, die Gerichtsbarkeiten des Sandes, und die fürſtlichen Rechte und Regalien betref. fen, überleget und entſcheidet. Die fürſtlichesSof-und Renekammer , entſcheidet alle Sachen , welche die fürſtlichen Einkünfte angehen . Das Officialar rich . tet die gottesdienſtlichen Sachen und Perſonen. Das Hericht der Sdöffen , oder der hobe Gerichtse hof , entſcheidet alle Criminalfachen. Der ordenti lice Kath erkennet in allen Sachen , welche durch die Uppellation von dem Lehn- und Alodialhof an ihn gelangen , wie auch in allen Sachen , welche wi. der die kaiſerlichen Privilegien laufen.
Der Lebng
gerichtshof richtet alle Lehnſtreitigkeiten ,
und der
Allodialgerichtshof die Streitigkeiten, welche die Allodialgåter betreffen. Das Gericht der zwey und zwanziger , richtet die Bedienten , welche ihre Gemalt misbrauchen , u.ſ.m.
S. 11. Zur genauern Kenntniß dieſes Fürſten , thums bemerfen wir 1. Lúrrich , holl. Luyck , franz. Liege , lat. Leodium , Legia , die Hauptſtadt deſſelben , welche in eia nem Thal zwiſchen 2 Bergen liegt, pon welchen der hoch : fte gegen Norden iſt, und von der beiligen Walburg bea nennet wird , der andere aber gegen Dſten liegt, und den Namen mont Cornillon bat. In dem Zhal zwiſchen vies fen Bergen fließt die Maas. Man theilet die Stadt ges meiniglich in die alte und obere, und in die neue und unte: te Stadt, und dieſe in 2 Zheile, nämlid) in die Inſel und in das Quartier jenſeits çer Maas, Die obere Stadt fteht
Das Hochſtift Lüttich.
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an dem Abhange des Bergs der heil. Walburg , und ers ftredt fich gegen Mittag bis an einen Arm der Maas, durch welchen ſie von dem Theil der untern Stadt, welcher die Inſel heißt, getrennet wird , gegen Morgen aber grån. Zet ſie an die große Maas , welche fie vou dem Quartier jenſeits der Maas obſondert. Das Quartier der untern Stadt, welche die Inſel genennct wird , iſt von 2 Armen der Maas umgeben , die ſich nnterhalb oder an der Spike der Inſel avieber vereinigen. Das Quartier jenſeits der Maas iſt eine Halbinſel, und liegt , nebſt der Vorſtadt mercoeur, zwiſchen dem Strom und dem Mont Cornila Yon . Dieſe unterſchiedenen Theile der Stadt hangen durch Brücken zuſammen. Die Stadt iſt wohl befeſtigt, die auf dem Berge der heil. Walburg angelegt gewefne Citadelle aber iſt geſchleift. Am Fuß dieſes Berges ſtehet der anſehns liche fürſtlich s biſchöfliche Pallaſt, von welchem 1734 ein Theil abbrannte , aber auf Koſten der Landſtände 1737 res gelmäßig und ſchon wieder bergeſtellet wurde. In demſel ben werden nicht nur die Verſammlungen der landſtånde gehalten , ſondern es haben auch die hohen Collegia darin : nen ihren Sik. Das Rathhaus iſt 1691 durch Bomber verwüſtet, aber 1714 prachtig wieder aufgebauet worden , und enthält einen öffentlichen Bücherſaal. Man findet hier viele neumodiſch - ſchöne Häuſer. Die meiſten Straßen ſind ziemlich enge , andere aber haben eine gute Breite. Die Vorſtådte heißen Amercoeur , S. Margaretha, S. Leonbaro und avroy. In der Stadt und ihren Vorſtads ten, findet man 12 öffentliche Plåße , die Kathedralkirche, weldie dem leil. Lampert gewidmet iſt , 7 Collegiatkirchen, 32 Pfarrkirdren , 5 Mannsabteven , 5 Frauenabteyen , 32 Klöfter beyderlen Geſchlechte, a ehemal. Jeſuiter Collegia, ein Seminarium , 1o Hoſpitaler, eine Karthauſe und ein Bee guinenhaus. Die Stadt treibt ſtarken Handel, inſonders heit mit den Niederländern , davon oben gehandelt worden . Lüttich hat ſeine erſte Aufnahme dem Biſchof Hubert zu danken, undiſt nach und nach zu einer ſo anſehnlichen Stadt geworden. 1691 wurde ſie von den Franzoſen erobert, weil der Biſchof die franzöſiſche Partey erwählt hatte. G994 Unges
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Der weſtphäliſche Kreis.
Ungefähr eine halbe Meile von der Stadt , jenſeits der Maas, liegt der fürſtlich - biſchöfliche Pallaſt Seraing, wos ſelbſt ſich dieBiſdofe einen guten Theil des Sommers auf, zuhalten pflegen. Neben demſelben ſteht an der Maas ein wohlgebauetes Dorf mit vielen Luſthåuſern, Gegen Nordweſten der Stadt , etwa eine halbe Stunde von derſelben , iſt das Dorf Rocours , ben welchem 1746 ein ſcharfes Gefecht zwiſchen dem franzöſiſchen und alliira ten Kriegsbeer vorfiel. II. Die ehemalige Hrafſchaft Sasbain, Has. banienſis comitatus, iſt 1040 von dem Kaiſer Heinrich der Kirche zu füttich geſchenkt worden. I, Val Benoit, eine Ciſtercienſer Nonnenabtey an der Maas , nahe ber Lüttich . 2. Quinquembois , ein Schloß an der Maas, welches der Benedictiner Abter S, Lorenz zu Lüttich gehört. 3. Qugraie und Scleſſin ſind Schlöſſer an der Maas. Das legte gehört den Grafen von Berlo, 4. Flemale , ein Schloß an der Maas , mit einer Herr , daft. Neben dem Schloß liegt ein großeß Dorfe in wele chem das Schloß Klein Flemale iſt. 5. Choquier , ein altes Schloß an der Maas, auf einem Bohen Felſen , iſt ein feſter Plag , und gehört den Grafen von Berlo. 6. Aigremont, ein ſchönes Schloß auf einem hohen Fels fen , welches ſeiner natürlichen Lage wegen und durch Kunſt feſt iſt. Es ift hier ſchon von alten Zeiten her ein fefter Plaß geweſen, Kaiſer Rudolph II hat dieſe alte Herrſchaft 1590 zu einer Grafſchaft erhoben . 7. Ramioul, ein Schloß und Herrſchaft an der Maas. 8. Bermal, ein Schloß an der Maas , mit einer ſchonen Herrſchaft, zu welcher die Dörfer.Hermal, Chaumont ind ein Theil von Mallien und Ombrel gehören, Slone, eine Abtey regulirter Chorberren Auguſtiner Ordens , nahe bey der Maas. 10. Ama, ein Flacken mit einer Collegiatkirche. II , Amſin , ein Schloß bey der Maas. 12. Borg:
Das Hocyſtift füttich.
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3
12. Borgworm oder Warem , ein Flecken am Fluß Seder, 13. S. Truyen ober S. Tron , Trudonopolis , eine Stadt, in welcher eine Benedictiner Abter und ein Ses minarium iſt. Sie bat oftmalige Belagerungen , Erobes, rungen und Verwüſtungen erfahren , und 1675 haben die Franzoſen ihre Feſtungswerke geſchleift. 14. Viſet oder Weſet, eine Stadt an der Maas, welche dem Biſchof 1310 von dem Domkapitel abgetreten wordent, 1335 wurde ſie mit Graben und Bållen umgeben. 15. Serftal, ein Flecken , Schloß und Herrſchaft an der Maas wurde 1171 der Kirche zu füttich von Gottfried , Herzog zu fothringen und Brabant, verpfändet , und 1554 derſelben abermals eingeräumt. Nachmals tam dieſe Herrſchaft an das fürſtliche Haus Naſſau Dranien , und nach Königs Wilhelmo III Lode an den König von
3
Preußen , welcher ſie 1741 an den Biſchof zu füttich) vera kaufte.
be
III. Die Grafſchaft Looz oder Loon , oder Borchloen, Comitatus Loſſenſis, hat vor Alters eis :
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gene Grafen gehabt, welche von den edlen Herren von Altena abgeſtammet, Aymo oder Emmo, Grafen zu
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6
kooz, edlen Herrn zu Altena, Hoorn und Beert, ater und zter Sohn , Arnold oder Urnulph und Dieterich , theilten ſich im uten Jahrhundert alſo in die våterli. chen Güter, daß jener der Stammvater der Grafen
1
von 2003 , dieſer aber der Stammpater der Grafen von Hoorn wurde,
Graf Ludwig von 10oz ſchenkte
1302 feine Grafſchaft dem Hodyſtift ſüttich , welches aber erſt 1367 zum ruhigen Beſig derſelben gelanget Sie ? ift. großer Theil luykfche Rempen , Campinia, genena net wird. Die mermürdigſten Derter ſind : I , Looz oder Borchloen , eine kleine Stadt.
$ 995 >
2. Tont
842 ,
Der weſtphäliſche Kreis.
2. Tongeren, Aduatica Tongrorum , eine Stadt ant Fluß Seder , welche das Andenken der alten Congrer ers bålt, die zuerſt Eburoner genennet worden . Sie iſt die Hauptſtadt dieſes Volks, und ſehr anſehnlich geweſen ; aber im 4ten Sahrhundert von den franken verwüſtet worden , hat auch nacimals noch mehrere Verwüſtungen In derſelben iſt das Bisthum Lüttich zuerſt erfahren. geſtiftet worden . Man findet hier noch Ueberbleibſel von römiſchen Alterthümern . 3. Colmont, ein Bergſchloß, welches 1170 und 1489 Serſtöret worden. 4. Alten-Bieſen , Domus Juncetana , eine Commens thurey des deutſchen Ordens, zwiſchen Tongeren und Maas ftricht, welche 1216 von dem Grafen Arnold von Looz , und der debtiſſinn zu Bilfen , mit Genehmhaltung des Bis dhofs Hugo , dem Orden geſchenkt worden . 5. Bilſen , Beliſia , vine kleine Stadt an der Demer. 6. Mánfter - Bilſen , ein frey - weltliches adeliches Frauenſtift, nahe bey dem vorhergehende# Drt. 7. Linden oder S.Martins- inden , eine Grafſchaft, welche das Haus Redhein beſikt. 8. Saſſelt , Haſſeletum , eine Stadt an der Demer . 9. Sert , eine kleine Stadt, an einem gleichnamigen Flachen , welcses nahe dabey in die Demer fått. 10. Serkenrode, eine Frauenabtey Ciftercienſer Ora dens , an der Demer. II. Beringen , ein Flecken , in den ſogenannten luye. fche Kempen belegen . 12. Peer , Pera , eine kleine Stadt mit dem Titel eis
ner Grafſchaft. 13. Bree oder Brey, Bræa, eine kleine Stadt, welche auf ihrer Südſeite an die donderrlagſche Seide ftoßt. Durdy diefe Stadt geht ein ſtarker Durchzug zwiſchen Hero zogenbuſch und Maaſtricht. 14. Samont, Hamons, ein Städtchen , von welchem einer der 6 Hebungsdiſtricte des Bisthums den Namen hat, und durch weldjes die Landſtraße zwiſchen Herzogenbuſch und Maaſtricht geht. Neben demſelben liegt das Kaſtel 5 15. Mae Grevenbroek,
Das Hodyſtift Lüttich.
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15. Haereyk , Maſeca , eine kleine Stadt an der Maas. 16. Stochem , Stoquemium, eine kleine Stadt , nahe bey der Maas. 1605 brannte ſie faſt ganz ab . 17. Loet oder Leuth , Mieſik , Esden und Kuyilen oder suflem , find Herrſchaften an der Maas. Die erſte würde 1662 von den Generalſtaaten der Gerichtsbarkeit des deutſchen Reichs entzogen , und vorgegeben , fie ſey eint Afterlehn von der Grafſchaft Valkenburg , und liege nicht auf dem Reichsboben . IV . Die Reichsgrafichaft
oorn, iſt vom Hoch.
ſtift Lüttich, Herzogthum Geldern , und Herzogthum Brabant umgeben, ungefähr 4 Meilen lang und breit, enchátt viele Moråſte, welche Torf geben, hat aber auch Ukerland, und liegt an der Maas. Zymo oder Emmo, Graf zu loos, edler Herr zu Altena, Hoorn und Weert, iſt der älteſte bekannte Stammvater der gråflichen Häuſer von koos und Hoorn, und hat im unten Jahre þundert gelebet. Sein Dritter Sohn, Dieterich, bekam in der Theitung Altena, Hoorn und Weert, und iſt der erſte Stammdater aller nadımaligen Hevren und Gra: fen von Hoorn zu Hoorn geworden . Deffelben Urenkel Withelm III, wurde vom K. Friderich II zu des M. R. R. oberſtem Erbjågermeiſter gemacht. Wilhelm IX , edler Herr zu Hoorn, trug 1390 ſein Land Hoorn, aller Vermuthung nach, zum erſtenmal dem Bisthum lüt. tich zu Lehn auf. Jacob I wurde 1450 vom K. Friderich III für ſich, ſeine Nachkommen und ſein Land,jur reichs . gråflichen Würde erhoben. Sein Sohn Graf Jacob II verkaufte ums Jahr 1485 die Grafſchaft Hoorn an ſeis men Dheim , Grafen Vincenzvon Moers: ſein Bruder Johann aber, welcher Biſchof zulüttich geweſen, lófete fie 1495 wieder ein , und gab fie Jacobs II Sohn, Ja. Cob III, wieder. Dieſes Bruder Johann III beſchloß 1544
844
Der weſtphäliſche Kreis .
1544 den männlichen Stamm der Grafen von Hoorn . Weert, errichtete aber vorher mit Bewilligung ſeiner Lehnsherren eine Erbfolgeverordnung, in welcher er die Brüber Philipp von Floris von Monmoranci, als feiner Gemahlinn Anna Egmond Söhne erſter Ehe, und nach ihrem Tode, das Haus Nivenaar, zur Erb . folge beſtimmte. Nach Abgang des Hauſes Nivenaar, þåtte das frenherrliche Haus Millendonk, das näch . fte Recht zur Erbfolge in der Grafſchaft Hoorn ges jabt , weil Maria , Vermählte von 'Millendonk, ei. ne Tochter der Unna von Nivenaar , Gemahlinn Walrams II , Grafen von Brederode, geweſen : al.
1
lein , obgleich Herrmann Dieterich , Frenherr von Millendonk, Sohn der oben genannten Maria, 1600 den Beſig von der Grafſchaft ergriff, fich huldigen und 1601 von dem Hochſtift Lüttich befehnen ließ , fo purde er doch wieder aus dem Beſik der Grafſchaft
1 herausgeſekt;. Doch machten deſſelben weiblidye Erb. folgere, die Familie von Kneſebeck zu Tylſen in der alten Mark, und Maria INargarethe Louiſe, verwit wete Prinzeſſinn von Croy - Soire, geborne Gråfinn von Millendonk , nachher Anſpruch daran , und ha ben ihre Gerechtſame in einer ſtarken 1754 gebruckten Deduction vorgetragen .
Die Grafſchaft iſt indeffen
folgenbergeſtalt von dem Hochſtift Lüttich zu den bis fchiflichen Tafelgütern geſchlagen worden . Es wollte nämlich das Hochſtift die Grafſchaft ſchon 1570 nach Abgang des Hauſes Monmoranci für ein eröffnetes Mannlehn erklären. Als aber ſolches nicht angieng , war es dazu behůlflich, daß 1574 die Grafſchaft an die von der lipp, Herren zu Biyenbeck, wegen einer Sum. me Geldes, welche ſie dem oben genannten Philipp von Mona
Das Hochſtift Lüttich .
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Monmoranci geliehen , pfandweiſe übergeben wurde. 1576 wurde auf einem dandtage zu Hoorn zwiſchen den geſammten damals gegenwärtigen Pråtendenten der Grafſchaft verglichen , daß der Bildhof zu Lüttich dieſe Grafſchaft Hoorn allein als oberſter Lehnsherr in des H. Reichs Schuß und Schirm , als eine Grafſchaft, die unmittelbar dem Reid ) unterworfen wäre, beſchů. Ben und bandhaben, der Herr von Blyenbeck aber ſie als Pfandherr verwalten, und keine Veränderung dar vinn geſtatten , noch jemand anders daran genommen werden ſollte, bis zwiſchen vorgedachten Herren Prä tendenten entſchieden ſeyn würde, wer zur Grafſchaft berechtiget fen ? Es hat alſo das Hodyſtift erſt 1576 Oberaufſicht , Schutz und Schirm über die Graf ſchaft befommen. 1614 ließ es ſich von denen von Blyenbeck ihre Pfandſchaftsrechte an der Grafſchaft Hoorn, gegen eine Summe Geldes abtreten, und iſt ſeit der Zeit im Beſiß des Landes geblieben . Die alten Grafen von Hoorn ſind unmittelbare Reichsſtåndege. weſen, Şaben einen Reichsmatrikular:Anſchlag getra. gen , und alle landesherrliche Hoheit gehabt und aus: geůbet. Man hat ezedeſſen den jährlichen Ertrag der Grafſchaft auf 10000 Gulden Carolus geſchåßt. Die merkwürdigſten Derter in derſelben ſind 1) Boorn , ein Schloß und Fleden. 2 ) Weert, eine Stadt, welche der Hauptort der Grafs ſchaft iſt, und woſelbſt die ehemaligen Grafen ihren ors dentlichen Wohnfig gehabt haben , hat ein Collegium 'res gulirter Chorherren Auguſtiner Ordens , und noch 2 Klde fter. Sie iſt geldriſches Lehn. 3) Vlieder -Weert und Weffum find Fleden, und gele briſches lehnt. 4 ) Kaiſersbarca, eine Probſtey.
V. Das
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Der weſtphäliſche Kreis.
V. Das Warquiſat franchimont, þat ehedefe fen Pagus Tectenſis geheißen , und iſt der Kirche zu Lüttich vom Kaiſer Ludwig im Jahr 908 geſchenkt worden . Darinnen iſt 1. Franchimont, ein Schlos. 2. Verviers , Vervia , am Fluß Weze , war bis 1650 ein Fleden , wurde aber in dieſem Jahr zu einer Stadt gemacht, und berechtiget , den Landtagen beyzuwohnen , weil es durch ſeine Wodenmanufakturen in Aufnahme ges kommen war. 3. Spa, Spada, ein Städtchen , welches feiner Sauers brunnen wegen berühmt iſt. In den nouveaux amuſe mens des eaux de Spa wird verſichert, daß dieſe Waſſer dem land jährlich 271815 Franken einbrachten , die Fleis nern Artikel ungerechnet . Ehemals trank man 200 bis 300 Unzen , jetzt trinkt man nicht leicht über 80 Unzen Maffer. Die Häuſer ſtehen theils in eiirem Zhal , theils auf einem felſichten Hügel. VI. Das Land Condroz , erhält das Andenken
Dahin gehöret der alten Condroſer. 1. Sui , Huum , eine Stadt an der Maas , welde hies Sie liegt in ſelbſt den kleinen Fluß Hoioul aufnimnınt. einem angenehmen Thal , und wird von der Maas in a Zheile abgeſondert , weldie durch eine ſteinerne Brücke int Verbindung mit einander ſtehen . Der kleine Fluß Hoioul theilet ſich in unterſchiedene Arme, und macht ſols chergeſtalt unterſchiedene bewohnte Inſeln , welche durch An dem nordlidyen Theil Brüđen zufanımen hangen. der Stadt liegen 5 oder 6 Vorſtådte. Die Stadt iſt wohl befeſtiget geweſen , aber in den oftmaligen Belagerunger und Eroberungtu , inſonderheit aber 1715 , find ihre Fes ſtungswerke vernichtet worden . Ob nun gleich die Stadt biele Unglüdsfälle und Verwåſtungen erfahren hat, inſons berheit 1675, 89, 92 und 1703 , lo enthält ſie doch noch viele ſchöne Håuſer , eine Collegiatkirche, 14 Pfarrkirchen eine Abtey , ein Kloſter regulirter Shorherren des Heil. kreuzes, in weldem der General des Drdens wohnet , 16 RIS
ti Das Hochſtift Lüttich.
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KISſter beyderley Geſchlechts , und eine Anzahl Kapellen , An dem Fluß Holoul Beguinenhäuſer und Hoſpitåler. Die umliegen . find viele Papiermühlen und Eiſenwerke. de Gegend liefert Eiſen , Ulaun, Schwefel , Steinkolen, Bein Getraide und andere Früchte. Nabe bey der Stadt entipengt am Fuß eines Relſen ' und am Ufer des Fluffes Holoul eine mineraliſche Quelle. 2. Cibange oder Zeuville, find Schloſſer , nahe ben der Maas. 3. Le Val Saint Lambert, eine CiſtercienſerMannss abten. 4. Chiney oder Ciney, Cennacum , eine kleine Stadt, welche ehedeffen zum Diſtrict der Stadt Hui gehörte, welcher fie Biſchof Erhard von der Mark entnommen , und ihr eine eigene Gerichtsbarkeit gegeben hat. 5. Dinant, Dionantum , eine Stadt an der Maas , zwia ſchen Hügeln und Felſen , welche aus der eigentlich ſo ges nannten Stadt , der untern Stadt , dem Inſelquartier, Sie enthält eine Colies und einigen Borſtädten beſteht. giatkirche, 7andere Kirchen , welcheVicariate von jener ſind, ein ehemal. Jeſuiter Collegium , 6 Kloſter und 2 Hoſpitåler. Der vornehmſte Handel wird bier mit Leder getrieben , Por der Stadt find gute Marmora und andere Steins brüche. Die Stadt hat mit der benachbarteit Stadt Bos vines , in der Grafſchaft Namur , viele Streitigkeiten ges habt, die ihr 1466 eine faſt völlige Berwüſtung zuzogen , 1554 wurde ſie von den Franzoſen übel zugeridhtet. 1674 wurde ſie von den Deſtreichern , ein Sahr hernach aber von den Franzoſen erobert , welche ſie erſt im nimmegis Ichen Frieden zurüd gaben . Das auf einem hohen Feljen belegene Schloß, iſt geſdhleift. VII. Das Land zwiſchen der Sambre und maas , Interamnenſis provincia , enthålt folgende merkwürdige Derver : 1. Sierges , ein altes Schloß auf einem hohen Felfen , anter welchem ein Dorf liegt, iſt eine Pairie des Herzoge thunes Bouillon . . Dieet
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Der weſtphäliſche Spreis .
2. Vierbe, eine alte Baronie, zu welcher 8 Dörfer gea hören . Man bemerke in derſelben 1) Vierbe , ein Schloß und Dorf. 2 ) Wolbain , ein Dorf, mit einer Collegiatkirche. 3 ) Vireur St. Martin , ein ſchönes Dorf an der Naas,welchem gegen åber auf der andern Seite des troms das Dorf Vireur le woelrand liegt. 3. Cuivin , Covinum , eine kleine Stadt an einem Hús gel, bei dem ſogenannten ſchwarzen Waſſer , enthält eine Pfarrkirche, und ein Kloſter. Die Vorſtadt Š. Germain iſt beſſer gebauet , als die Stadt ſelbſt. Das ehemalige feſte Schloß iſt verwüſtet. Die Stadt hat vor Alters zur Grafſchaft Hennegau gehört, und iſt gegen das Ende des liten Fahrhunderts an die Kirche zu Füttich verkauft worden . Zu der hieſigen Kaſtelaney , die einen Theil des Ardenner Waldes Begreift , gehoren 8 gute Dörfer , in welchen erhebliche Eiſenwerke find. 4. t'Sermitage , ein ſchönes Franciſcaner Kloſter, im Ardenner walde. 5. Florennes, Florinæ , ein Städtchen mit einer Ab ter , von welder das Priorat Longlier , nahe bey Neuchaz teai , im Herzogthum Lurenburg , abhångt. 6. Jardinet , eine Ciſtercienſer Abrey. 7. Thuin, Tudinium , Thudinum, ein Städtchen, wels ches in die obere und untere Stadt abgetheilet wird ; jene liegt auf einem Hügel, dieſe au der Šambre. Man fina det hier eine Collegiatkircbe, ein Haus der patrum orato. rii, und 2. andere lofter. 8. l'Obbes , eine in Fahr 638 geſtiftete Benedictiner Abter an der Sambre , ' welche die å teſte und vornehmſte im Hodſtift Lüttich iſt, und unmittelbar unter dent Stuhl zu Rom ſteht. 9. Alme , eine Ciftercicnſer Abtey an der Sambre. Sie bat einen anſehnlichen Bücherſaal. 10. Lengeli, ein Schloß an der Sambre, welches den Haus Emrswarem gehöret. 11. Monceau , ein Schloß und Herrichaft, nahe ben der Sambre , gehört dem fårſtl. Haus Gavre.. 14. ᎦSon ,
$
3 1
Das Hochſtift Lüttich .
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12. fontaine Pepêque , ein Städtchen . 13. Warcienne aa Pont, ein Schloß und mit Mauera umgebener Flecken an der Sambre.. 14. Chatelet, ein Städtchen an einem Hügel, bey der Sambre. 15. 8. François le beau lieu , ein Franciſcaner Klos fter an derSambre. 16. farcienne , ein Schloß und Herrſchaft an der Sambre. 17. folie, Foſfæ, ein Städtchen, welches 1676 von den Franzoſen ſeiner Mauern beraubet worden. 18. Aiſeau , in der Landesſprache Aifalx oder Aifa , eis ne Herrſdaft an der Sambre, welde 1625 zu einem Mars quiſat erhoben worden , gehöret dem Hauſe Gavre , und begreift die Dörfer Aiſeau , Mougnelée , Nour , und : Oignies , an weldem letzten Ort ein Priorat regulirter Chorherren Anguſtiner Ordend iſt. Anmerkung . 1772 am 24ften Man iſt zu Verſailles zwiſchen dem Stønige von Frankreich und Biſchof von Lüttid), ein Vergleich getroffen wors den , den der Südnig am iften und der Biſchof am 6ten Jun . bes fatiget bat. Vermöge deſſelben , hat der König an den Biſchof und das Bistum Lüttich abgetreten , die Oberbereſchaft über die Dörfer , Landgüter und Herrſdaften Sermeron und Gochence in lande zwiſchen der Sambre und Oraas , auch über das Dorf und Gebiet von Seer und Seerletre am rechten Ufer der Maas, in ſo weit dies Dorf und Gebiet oberhalb des Fluſſes Maſſambre liegt, welcher in dieſer Gegend die Oranje ziviſchen benden Staas ten bis an die Ordnje von Blemont macht. Die am Fluß maſo ſambre beſtimmte Ordnze gebet fort bis oberhalb der Gegend, no Isle a Mondrin anfängt, die von Heer abhängt, und an lüts tich abgetreten worden , um in dortiger Gegend eine Fabre zur Verbindung mit Sermeton anzulegen. Noch hat Frankreich an Lüttich abgetreten 200 Hufen Landes , die zu dem DorfBoffat le Valcour gehören , und die Dörfer , Landgüter und Herrſchaften Romenen , mantignole und Sanceille, mit ihrem Zugehdr , alle, zwifchen der Sambre uno maas, im umfang des Gebiets von Lüttich.
3 Th.6A .
Hh6
Das
Der weſtphäliſche Kreis.
850
Das Hochſtift Dsnabrüd. $.
I.
on dein Bisthum Osnabrück haben Gottfrico
V
Maſcop und Johann Gigas Charten vere fertiget ; die letzte bat Job .Beinrich Meus
ſchen verbeſſert, und inſonderheit das Bisthum in feine Aemter abgetheilet. Tob. Mayer gab dieſer Meuſdienſchen Charte eine beſſere Form, und die ho manniſden Erben haben diefelbe 1753 ans Licht ge ſteller.
In dem Atlas von Deutſchland iſt ſie die
ulote Charte.
Sie fällt gut in die Hugen, hat aber
noch viel Fehler in der Lage
der Derter , und in
den Gränzen der Zemter , es mangeln auch viel Der ter , und ſie hat noch andere Unrichtigkeiten .
1772
ward zu Hamburg die vortrefliche Charte geſtochen , welche ein Auszug aus der großen Charte von 17 Blättern iſt , die GeorgWilhelm von dem Buſ fiche, und Franz Chriſtian von Benoit, vor : nemlich der erſte, aufgenommen haben , die ein Muſter einer vollſtändigen und richtigen Charte iſt. 9.2 . Es grånget gegen Mitternacht an das Hoch ſtift Münſter , gegen Abend an eben daſſelbe , und an die Grafſchaften (ingen und Tecklenburg ; gegen Mit tag auch an einen Theil des Hochſtifts Münſter und an die Grafſchaft Ravensberg ; gegen Morgen an eben dieſe Grafchaft, an das Fürſtenthum Minden , und an die Grafſchaft Diepholz. Das Umt Rechen berg liegt abgeſondert. Nach der Buffchifden Charte, iſt es 28 Quadratmeilen groß , es hat aber der Stiftsamtmann Deder im
deutſchen Muſeo
Das Hochſtift Osnabrück. St. 7. erinnert ,
851
daß diere osnabrückiſche Quadrats
meilen 56 geographiſche oder deutſche Quadratmeis len ausmachten.
Alles {and an Heiden , Mooren und Bergen , beträgt 948672 Morgen , jeder zu 120 calenbergiſchen Ruthen gerechnet. Ø. 3. Faſt die Hälfte des Hochſtifts beſtehet aus Heideland, welches aber zu mehr als zehnfachen Torf. Arten, zur Weide und zu Plaggen -Möhrn, deren man ſich zur Düngung des guten Landes bedienet, genuket wird . Die beſte Gegend iſt um Quackenbrůck, und wird das Artland genennet. Das land trägt ſo viel
11
Roggen, als die Einwohner zur Nothdurft und zu 500 Brannteweinkeſſeln gebrauchen ; ziemlich vielen Buch . weizen, wenig Weizen, Hafer und die Gerſte wird faſt alleaus dem Fürſtenthum Minden und der Grafſchaft Schauenburg zugeführet. Die Viehzucht iſt nur mit Äus Oſtfriesland wird inſonderheit zur telmåizig. Herbſtzeit vieles Vieh hieher gebracht. Man hat wenig Holz , aber außer dem ſchon genannten Torf auch Steinfolen. B. Ernſt Uuguſt II hat zu Diſſen ein Salzwerk angelegt , welches nun dem Churhauſe Marmor iſt in Braunſchweig - Lüneburg gehört. Menge vorhanden , und B. Ernſt Auguft hat auch
}
1
ein Silberbergwerk in der Frenheit Wulften , und zwar in der Bauerſchaft gleiches Namens , die jekt auch Holthauſen heißt ,
nahe bey dem wulfter Hof
1 gericht, angelegt , welches aber wieder eingegangen iſt, doch vielleicht fünftig wieder aufgenommen wird. Der vornehmſte Fluß iſt die Bafe , welche im Amt, Jburg bey Brink entſpringt , und aus dem Amt Fürfienau ins Bisthum Münſter tritt. Die Guns te entſteht im Ame Gronenberg , und ergießt ſich in den HV 2
)
852
Der weſtphäliſche Kreiß. 1
den Důmmerſee, aus welchem man Fiſche und wile de Enten bekommt.
9. 4. Jm ganzen Sande find 4 Stådte, 3 Fles den , 2 Wiegbolde, oder Weichbilde, und über. haupt ungefähr 20000 Feuerſtellen , welche in den Schakregiſtern ſtehen, und in weichen oft 2 Familien wohnen , die adelichen und freyen ungerechnet. 1772 hat man 116667 Menſchen gezáhlet. Die Landſtånde find: Das Domkapitel , welches ein ſtarkes Uebers gewicht hat, die Ritterſchaft und die 4 Städte. Die Landtage werden von dem Biſchof ausgeſchrieben , und in der Stadt Osnabrück gehalten . . Man zähler 80 Landtagsfähige Güter und Burgjige: es giebt aber auch frene adeliche Güter , welche feine Burg. Um fiße, und folglich nicht landtagsfähig ſind. Sik und Stimme im ritterſchaftlichen Collegio zu haben , muß man nicht nur ein landtagsfähiges Gut beſigen , ſondern auch ſeine 16 Uhnen beweiſen font Von dieſer Uhnenprobe hat der Erblangdroſt nen . frey ſeyn wollen , iſt aber darüber mit der Ritterſchaft beym Reichshofrath in einen Proceß gerathen. Die beſten landtagsfähigen adelichen Güter bringen ihren Befißern jährlich 8 bis 9000 Reichsthaler ein. Der Graf von Bar ift Erblanddroſt und Präſes im rits terſchaftlichen Collegio , und im ſtädtiſchen führet die Stadt Osnabrück das Directorium und Protos coll. Das Domkapitel hat ſeinen beſondern Syndi. cus und Secretår , und die Ritterſchaft auch . Der Syndicus der legten iſt evangeliſch , aber katholiſch .
ihr Secretár
Die Einwohner ſind fleißig und arbeitfam . Die Candleute fişen felten in Stuben, ſondern ordentlichers
weiſe
1
Das Hochſtift Osnabrück,
853
weiſe beym Feuerheerd, wofelbft ſie ihre Hauptarbeit, Von den Häuerlingen , das Spinnen , verrichten. welche die Nebenhäuſer der Bauern bewohnen, gehen jährlich auf 6000 nach Holland , woſelbſt fie måhen , acern, Torf ſtechen , und andere Arbeit für Geld ver. richten. Der geringſte von ihnen bringt doch 20, und der beſte Urbeiter wohl 70 Fl. mit , ſo daß man das baare Geld , welches ſie ins (and bringen, wohl auf 200000 Fl. rechnen kann. Es wollte aber 1767 ein ungenannter Verfaſſer behaupten , daß der Schaden , welchen ſie ihrer Geſundheit und Haushaltung ſowohl, als dem ganzen (ande durch ihre Arbeiten in Holland verurſachten , großer rey, als der ſcheinbare Vortheil. So wie das Eigenthumsrecht in den meiſten Ländern des weſtphäliſchen Kreiſes gewohnlich iſt, alſo giebt es auch in dieſem Bisthum viele Leibeigene, die theils dem Domkapitel , theils dem Adel und der katholis ſchen Cleriſey , theils anch den Bürgern zugehören. B.Ernſt Auguft hat eine beſondere Eigenthumsords nung drucken lanen. 8.5. Das land iſt theils der rgmiſch -katholiſchen, theils der evangeliſcy - lutheriſchen Kirche zugethan, Es haben weder die proteſtantiſchen noch fatholiſchen Biſchofe das Reformationsrecht; ſondern es muß alo les ſo bleiben, wie es 1624 am ijten Jenner hieſelbſt geweſen iſt. Die Kirchſpiele ſind theils fatholiſch, theils lutheriſch, theils vermiſche. Die wenigen re. formirten Einwohner", gehen in den benachbarten preußiſchen Landſchaften zum Abendmahl.
In dem
ganzen (ande werden keine Juden geduidet. $.6. Die größteund einträgliciſte Beſchafftigung Der Einwohner des Landes, beſtehet im Garnſpinnen , und HHK 3
Der weſtphäliſche Streis .
854
1
und in der Verfertigung einer grobenleinwand, Lówent genannt, welche durch die Hollander, Engländer und Spanier nach Guinea und Amerika geführet wird, und dem { ande jährlich über 1 Million Rthlr. einbringt. In der Stadt Osnabrück ſind Tuchmacher , und in Bramſche wird grobes Tud) gemacht. UndereMas , nufakturen fehlen . $ . 7.
Das Bistum zu Osnabrück iſt das erſte
und älteſte in Weſtphalen ,
und vom Kaiſer Karl
dem Großen geſtiftet worden . Von dem eigentlichen Stiftungs - Jahr giebts vielerlen Meynungen ; denn man nennet die Jahre 772, 74 , 75 , 76, 77 , 80, 81, 82, 88 , ja auch 803. In dem osnabrückiſchen Friedens fdhluß von 1648 iſt feſtgeſeget worden ,
daß dieſes
Bisthum wechſelsweiſe einen katholiſchen und evanges liſchen Biſchof haben ſolle ; und daß das Domfapi tel jenen entweder aus ſeinem Mitrel, oder anderswo þer erwählen und poſtuliren könne ; diefen aber alle . jeit aus dem Haufe Braunſchweig und füneburg, und zwar aus den Nachkommen Herzogs Georg, nach deren völligem Abgang aber aus der Nachkommen: fchaft Herzogs Augufi poftuliren folle. Zur Zeit der Regierung eines evangeliſchen Biſchofs, find die Kir : chencenfur,
Verwaltung der Sacramente nach der
Weiſe der roniſchen Kirche , und derjenigen Dinge, fo ad ordinem epiſcopi catholici gehören , dem Erz biſchof zu Cöln , als Metropolitan , vorbehalten ; ro viel aber die Evangeliſchen betrifft, in dem Stift ganz aufgehoben.
Die übrigen zur Landeshoheit und
Regierung gehörigen Rechte in bürgerlichen und peine lichen Sachen, pollen, nach Inhalt und Verordnung der abzufaſſenden beſtåndigen Kapitulation , dem je des:
li
Das Hochſtift Osnabrück.
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desmaligen evangeliſchen Bifchof ungeſchmälert ver : bleiben ; ein regierender katholiſcher Biſchof aber ſoll ſich nicht das allergeringste Recht über die gottese dienfil. Sachen der Evangeliſchen anmaßen .
Eben
gedachte beſtändige Kapitulation , wegen des biſchofl. Regiments, iſt 1650 zu Nürnberg abgefaſſet worden. Als 1764 das Domkapitel Georgs III Königs in Großbritanien minderjährigen Prinzen zum Biſchof poſtulirt hatte, entſtund gleich hernach zwiſchen dem Könige und Domkapitel Streit , erſtlich wegen der Landesregierung , , und alſo auch darüber , ob der
1
Comitial- Geſandte von dem Könige als Vater und
6
Vormund des jungen Biſchofs, oder von dem Doms kapitel, bevollmächtiget; und zwentens, ob die Stima
ll
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me während der Minderjährigkeit als eine evangeli de oder katholiſche angeſehen werden ſolle ? Man perglich ſich endlich) 1766 dahin, daß die Stimme bis zum Austrag der Sache ruhen ſolle. 9.8. Das Wapen des Bisthums, iſt ein rothes Rad mit 6 Speichen im filbernen Felde. Der Bi ſchof iſt ein Reichsfürſt, und fißt auf dem Reichstage im Reichsfürften - Rath zwiſchen den Biſchofen zu Münſter und Lüttich. In Anſehung der Reichs-An: lagen, iſt er in der Reichsmatrikel auf 6 zu Roß, und 36 zu Fuß, oder monatl. auf 216 Fl.gerekt, und zur Un . terhaltung des Kammergerichts giebt er zu jedem Ziel 81 Rthlr. 141 Kl. Unter den weſtphäliſchen Kreis ftånden iſt dieſes Bisthum dem Kang nach das vierte . Das hochwürdige Domkapitel beſteht aus 25 Dom Herren, unter welchem 3 lutheriſche find, und über die vierte lutheriſche Stelle wird noch geftritten. Was oben von den Domherren des Hochfifts Münſter gna genner $ 944
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Der weſtphäliſche Preis .
gemerket worden , das gilt auch von den osnabrück . ſchen. Das Erblanddroſten sainthat , wie oben Mit ( 8. 4.) geſagt worden , der Graf von Bar. dem Erbjágermeiſter -Amr des Hochſtifts werden noch die von Ledebur und von Münnich zur Were bur ( in der Grafſchaft Ravensberg ,) belehnet. 9. 9. Zu Osnabrück iſt 1 ) der fürſtliche geheis me Rich , welcher die biſchöflichen Tafelgüter und die Oberaufſicht auf das (and beforget. 2) Die fürſtliche Land- und Juſtişkanzley, welche aus 2 kas tholiſchen und 2 lutheriſchen Råthen , davon einer fugleich Director iſt, und aus einem katholiſchen und lutheriſchen Secretår beſtehet. Von derſelben appels lirt man unmittelbar an die höchſten Reichsgerichte. 3) Das biſchöfliche Officialat, hat in bürgerlichen Sachen jurisdictionem concurrentem mit der Kängo ley, in Anſehung der fatholiſchen Kirchenfachen aber mit den Archidiaconis ,
von welchen doch an den
Official appelliret werden kann . Lehns Criminal. Marki- und Jagdſachen, gehören nicht für den Offi. cial . 4) Das fürſtlich - lutheriſche Landconſiſtorium , beſteht aus einem weltlichen Präſidenten , 2 geiſtli. chen Råthen , deren einer diefſeits, der andere aber jenſeits Osnabrück Prediger zu ſeyn pflegt, und aus einem Secretår . 5) Der Stadtmagiſtrat , davon hernach ein mehreres . Das Bisthum iſt in Lemter abgetheilet, wovon jedes einen adeliden Droſten , einen Rentmeiſter, wel. cher die biſchöflichen Tafelgüter hebt; einen Gografen oder Richter , Gerichtſchreiber und Fiſcal hat. Die Hemter beſtehen aus Kirdzſpielen , und die Kirchſpiele aus Bauerſchaften , welche eigentlich kleine Dörfer ohne
Das Hochſtift Osnabrück.
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ohne Kirchen , oftmals aber auch nur gewiſſe kleine Diſtricte ſind, in welchen mehrere Bauern bey einan . derwohnen. Die Schaggeider werden in den Kirch . Von der Gerichtss ſpielen von Végten gehoben . verfaſſung der Städte wird hernach gehandelt wers den. Von den Streitigkeiten wider die Anforderung gen , welche die Domherren als Urchidiaconi machen , inſonderheit von der verlangten bürgerlichen Gerichts , barkeit derſelbin , ift Joh. Paul Kreß Erläuterung des Archidiaconat - Weſens nachzuleſen .
Alle landesherliche Bediente müſſen ſchweren , den Sandesherrn unt Domkapitel getreu zu ſeyn. Nach dem Tod eines Piſchofs, nimmt das Domkapitel von allem Beſit, undbefekt mit dem Magiſtrat der Stadt. Osnabrück die Anthåuſer oder Rentmeiſter - Stellen . Faſt alle Bedient , die Gografen ausgenommen, vers lieren mit dem Ubterben eines Biſchofs ihre Hemter, bis ſie von dem Dmkapitel wieder befördert werden , als welches behålt der wegláßt, wen es will. Der neue Biſchof nimnt mit den Bedienten wieder eine Peränderung vor. 9.10. Dem Bihofwird auf dem jährlichen Land. tage von den 3 Stånen ein freywilliges Geſchenk aus der Stiftscaſſe bewillzet, welches ſeit 1729 am wenig ſten 60000 , und amhöchſten 145000 , mehrentheils über 100000 Rthlr. btragen hat. Die gemeine Ein. nahme des Landes, woaus dieſe Summen genommen
' werden , iſt jeßt 13000 Rthlr. ſie wird aber oft er: höher , und der wahre Urhlag , welcher nach fallen ge. laſſenem vierten Theilbefolget wird , gehet höher. Denn der volle Schaß welcher , wie geſagt, gemei . niglich init Nachlafſun des vierten Theils ausge:
Hhhs
fchrie.
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Der weſtphålifdhe Kreis.
fchrieben wird , ) beträgt monatlich 12000 Rthlr . für das ganze Hochſtift, und außerdem werden jährlich 2 bis 3, auch wohl mehrere Rauchſcháßungen ausge. ſchrieben , welche alle Feuerſtellen betreffen , und des ren jede 14 bis 15000 Rthlr. bringt: Die biſchöfli dyen Tafelgüter tragen , ein Jahr ine andere gerech : net , etwa 40000 Rthlr. Die Einkünfte des Dom . kapitels ſtehen zwiſchen go und 100000 Rthlr. Das Hochſtift unterhält gar keine Solbaen.
Dieſes voraus geſeßt , bemerken wir : I. Die Hauptſtadt Osnabråck , Ostbruga , welche in einem Thal an der Hafe liegt , und atmodiſch befeſtiget iſt. Sie beſtehet aus der Alt - und Nuſtadt, welche ſeit 1306 vereiniget ſind , und von einen gemeinſchaftlichen Magiſtrat regieret werden . Die Baart iſt altmodiſch. Die Anzahl der Häuſer beläuft ſich , ohne die öffentlichen und Nebengebäude, auf 1200. DieStadt iſt nicht volka Es werden jährlich nicht iber 500 Kinder ges reich, tauft. Der Magiſtrat iſt lutheriſd , und wird jährlich ain 2ten Jenner von neuem gewålet. Die Stadt bes hauptet , in Kirchen- und Polizeyſchen nicht unter dem Biſchof zu ſteben , auch die peinlich Gerichtsbarkeit zu ha ben , obgleich der Obergograf des andesfürſten den Vor : fiß in dem peinlichen Halsgericht ihret , wenn ein Bür: ger oder ſonſt jemand in der Stat zum Tode verdamint wird. Sonſt hat die Stadt dak Befeftigungsrecht, ihr eigenes Conſiſtorium , die Acciſe die eigene Hebung der Schakung von ihren Bürgern , md ungefähr 8 bis yooo Rthlr. jährliche Einnahme : ſiemuß aber den Biſchöfen huldigen , und von ihren Urtheila wird , ausgenommen in Kirchenſachen nicht , an die lades fårftlicheKanzler ap pelliret. Den Stadtzol hat di Stadt 1431 dein Biſdoof, mit Vorbehalte der Zollfreybeitder Bürgerſchaft, abgetres ten , um von den Juden befreye zu bleiben , als welche in Bermöge des damals dieſem Jahr verbannet worde aufgerichteten Receſſed, iſt auh das Secrgewette und die Gerade
Das Hochſtift Osnabrück.
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Gerade abgeſchafft , und folglich ſind dile,bürgerliche Gůs ter für frey erkläret worden . Die Stadt hat das Recht, Kupfermünze prägen zu laffen , welches ſie 1740 zulegt aus. geåbet hat. Das hieſige biſchöfliche Schloß iſt von dem B. Ernſt Uuguſt dein Erften erbauet worden , und gehört dem Churhauſe Braunſchweig - Lüneburg, welches ſoldes eis nem katholiſchen Biſchof gegen die Unterhaltung zu übers laſſen pflegt . Die Kanzlen iſt kein anſehnliches Gebåupé. Auf dem Rathhauſe findet man in dem Saal , woſelbſt 1648 der berühmte Friede geſchloſſen worden , die gemahlten Bildniffe vieler damals gegenwärtig geweſenen Geſand ten. Man zeiget auch daſelbſt in einem dünnen Folianten die Bildniffe osnabrückiſcher Biſchöfe, welche Georg Ber: ger mit der Feder gezeichnet hat , unterſchiedene Urkuns den von der barelſchen Kirchenverſammlung, und 3 große goldene Münzen von denen , welche die Wiedertåufer 1534 ausgeſtreuet, um ſich hier einen Anhang zu erwerben . In der Domkirche zu St. Peter werden unterſchiedene Reli quien verwahret, inſonderheit der heil. Criſpin und Eric fpinian , welche in ſilbernen Särgen liegen ; es ſind auch in derſelben unter fchicdene Biſchofe begraben. Die Cola legiatkirche zu St. Johannes iſt die ate katholiſche Pfarrs In dieſen Kapitel iſt eine lutheriſche Stelle , und Firche. über die ate ſvird noch geſtritteit. Die Lutheraner haben auch 2 Pfarrkirchen , nåinlich die Marien- und Katharia nenkirdie. Die Katholiken ſind nicht berechtiget; aufer der Dom- und St. Johanties - Freyheit, Proceſſionen in der Stadt zu halten . Auf den katholiſchen Kirchhofen werden auch Lutheraner , aber Katholiken nid )t auf den lutheriſchen Kirchhofen begraben. Man findet hier auch ein ehemal. Seſuiter Collegium , ein Mannskloſter Dos minicaner Ordens , cin Nonnenklofter Auguſtiner Ordens, Marienſtåtchen genannt, eine Comthurey des deutſchen Drdens zu S. Georg , mit ciner kleinen Kirche , und Bis 1595 hatten einen Hof der Fohanniter Ritter. die Lutheraner und , Katholifen am Collegio Carolino eine gemeinſchaftlidhe Schule , an ' velcher Lehrer von beiden Kirchen ſtunden : 1595 aber ipurde eine Eren: utung
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Der weſtphäliſche Streiß.
nung gemacht, da denn das lutheriſche Gymnaſium entitund , in deſſen Beſitz die Stadt 1603 durch das kaiſerl. und Reid )skammergericht beſtätigt worden. In dem fatholiſchen Gymnaſio oder Collegio Carolino lebr: ten chedeſſen Jeſuiten , welche 1625 im März bie her kanten. Die Kirche des zur Zeit der Kirs dienverbeſſerung verlaſſenen Auguſtiner Kloſters , iſt in ein Zucht- und Gefangenhaus verwandelt worden . Es find hier anch 3 wohlbegabte Hoſpitåler, außer einigen kleinern , und ein katholiſches und lutheriſches Wanfenhaus. Die Stadt hat ehedeflen mit zu der Hanſe gehöret, wie denn die hanſeatiſche Urkunde noch Die vornehmſte auf dem Rathhauſe verivabret wird. Mabrung giebt der Handel mit dem auf dem Lande verfertigten Leinen , uud-mit ausländiſchen Manufak: turmaaren , welche im Kleinen verkaufet werden . 1665 bat die Stadt zuerſt Soldaten eingenommen : es wird aber allemal zwiſchen einem neuen Biſchof, wenn er die Regierung antritt , und dem Stadtmagiſtrat verglichen , wie viel 100 Mann die Stadt einnehmen wolle. Jetzt liegt ein Regiment månſterſcher Soldaten von 400 Mann darinnen . Die Stadt iſt ſchon zu K. Karls des Großen Zeit ein anſehnlicher Flecken mit einem Königs hof, und 1082 mit Mauern umgeben geweſen , und in eben dieſem Jahr , wie auch 1533 und 1626 belagert, aber nicht erobert worden , hingegen 1633 wurde ſie von den Schwe: den eingenommen. 1613 brannte ſie größtentheils ab. 1630 errichtete B. Franz Wilhelm hieſelbſt eine Akademie mit 13 Seminarien , welche auch vom R. Ferdinand II und Pabſt Urbau VIII beſtåtiget worden. Allein , die eben ger dachte ſchwediſche Eroberung der Stadt, machte derſelber ein Ende. 1634 machte die Krone Schweden den Grafen Adolph von Baſaburg zum Herrn von dem Bisthinn Denabrúđ , welcher auch in der Stadt Dönabrůd cinen Sit hatte: er entſagte aber im osnabrüdiſchen Friedens: fchluß Art. 13. allem feinem während des Kriege auf dies fes Land erhaltenen Recht , wofür ibin 80000 Riblr. in 4 Terminen verſprochen wurden . Dingbrück iſi die erite Stadt
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Stadt in Weſtphalen , welche die evangeliſche Lehre angee inommen hat , als D. Hermann Hecker, ein Auguſtiner Ménd ), und Luthers vormaliger Lehrer , 1519 , und nach ihm Miffing , Pollius und andere dieſelbe auf der Kans gel vortrugen. Um das Gebiet der Stadt gehen die Landwehren . Nahe am Wall der Stadt, lag vormals die Citadelle Petersburg , welche B. Franz Wilhelm 1626 aufführen lich , um die Proteſtanten zum Geboram zu bringen . Sie wurde aber ſchon 1647 von den Bürgern geſchleift, und ixßt iſt daſelbſt ein biſchöflicher Garten. Das Kloſter 6. Gertrudenberg, welches auch unweit der Stadt liegt, iſt mit Auguſtiner Nonnen beſetzt. Nach einiger Ses lehrten Meynung , hat hier das alte berühmte ſådfiſche Kaſtel jochſiburg geſtande!l. Unter dem Berge , auf welchem das Kloſter ftebee , iſt in dem Felſen eine ausges hauene Höhle mit unterſchiedenen Gången und Löchern. Eine Stunde von der Stadt liegt die Ebersburg , wos felbft ein mit vielen auslåndiſchen Geiváchſen verſehener Garten iſt. Es ſind auch noch die Bauerſchaften anzumerken , welche in die 4 Stadtkirchſpiele eingepfarret find : nåms lich zu dem Domkird )ſpiel gehören die Banerſchaften nafte und Schinkel ; zu St. Jobannes Kirchſpiel die Bauerſchaften Dorfirup , harderberg , Xabne , mahli bergen und Kolthauſen oder Walften ; zu St. Katharis nen Kirchſpiel die Bauerſchaften Sörnern , Obrbede und Saßberge ; und zu St. Marien Kirchſpiel die Bauers ſchaften Sellern , Gafte und Atter. Dieſe Bauerſchaften beſtehen aus 227 Håuſern ,
II.
Das Amt Jburg.
In demſelben find
am Peesberg oder Pyeberg und zu Borchlohe Stein, kolen -Gruben , und auf dem Dyſtruper Berg iſt ein Marmorbruch . In dem Kirchſpiel Wallenhorſt nahe ben dem Berg Pye, iſt ein Hügel, welcher Soin gennet wird , und auf welchem zwiſchen alten Båu. men
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Der weſtphäliſche Kreis.
men ein in 4 Theile ferriſſener ungeheurer Stein ang getroffen wird ,
der 32 Fuß lang ,
10 bis 16 Fuß
þreit , und 24 Fuß dick iſt. Man hålt ihn für einen alten heidniſchen Altar. Nicht weit von der Stadt Osnabrück im Kirchſpiel Bellem, aufdem Felde Gres deſch) oder Greteſche, erblickt man 2 Haufen großer Steine , deren einer aus 6 und der andere aus 5 be: fteht,
und die
heidniſche Begräbnißörter zu feyn
ſcheinen . Das Amt enthält: 1. Sechzehn Kirchſpiele , imd zwar ( 1) Zwolf katholiſche, nårlich , I) DAS Birchſpiel Jourg. Iburg iſt ein Flecken von 80 Häuſern , am Abhang eines Bergs, mit einem alten Schloß , welches der eigent: liche Wohnſitz der Bilddfe iſt , und einem anſehnliden Benedictiner Mönchenkloſter , welches 1073 geſtiftet wor den. Unter der Regierung eines evangeliſchen Biſchofs wird auch ein lutheriſcher Schloßprediger bieler gereet ; welcher aber nicht in der Kirche, ſondern auf dem Schloß prediget. 2 ) Das Kirchſpiel Glaen , von 4 Bauerſchaften , zu welchen 128 Häuſer gehören. 3) DAS Birchſpiel Laer , vou 7 Batterſchaften , zu welchen 238 Häuſer gehören . 4 ) DAS Birchſpiel Glandorf , von 7 Bauerſchaften, welche aus 244 Häuſern beſtehen . 1 5) Das Rirchſpiel sagen , von 6 Sauerſchaften , zu welchen 134 Häuſer gehören. 6 ) Das Kirchſpiel Berede, von 3 Bauerſchaften , wel: dhe 76 Sauſer ausmachen . Bey diin Benedictinrr Nons nenkloſter Veſede , welches Ludolph von Defede 1175 aus ſeinem Schloß geſtiftet hat, ſind bis 1659 ( nicht 1649 , wie Lodtmann meldet ) bey der hohen Linde die Landtage dieſes Bisthums unter freyern Himmel gehalten. Bey dieſem Ort iſt eine Papiermühle. 7) Das Bird ſpiel Bellem oder Belm , vong Bauer: ſchaften , die 169 Häuſer ſtark find. Von Belm hatman die
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Das Hochſtift Osnabrück.
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die fabelhaften Meynungen, daß daſelbſt Widekind getauft, und ſeine vorgegebene Gemahlinn Geva begraben ren. 8) Das Kirchſpiel Rulle. Das Ciſtercienſer Ronnens kloſter Rulle oder Varienborn , dahin am erſten May und am Freytag vor Pfingſten Wallfahrten geſchehen , liegt eis gentlich im Kirchſpiel Wahlenhorſt, hat aber eine Pfarr: kapelle für ſich. Nahe dabey hat das ehemalige Schloß Widekindsburg geſtanden . 9 ) DAS Birdſpiel Wahlenhorſt, oder Wallenborſi, von 5 Bauerſchaften , Rulle mitgerechnet. Es gehören dazu 15 Häuſer. Ben Boedhold ſoll Kärl der Große im Jahr 783 den Sachſen eine Sdilacht geliefert haben. 10) Das Kirchſpiel Bifendorf, von 5 Bauerſwaften zu welchen 242 Häuſer gehören . II) DAS Kirchſpiel Sdiledebaufen , von 10 Bauers
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ſchaften, welche aus 201 Häuſern beſtehen. Die Einwoh ner ſind mehrentheils evangeliſch. 12) Das Birchſpiel Borglobe , von 5 Bauerſchaften , welche 119 Håuſer habenr. (2) Vier evangeliſche, , nämlich 1 ) DAS Kirchſpiel Diſſen , von 5 Bauerſchaften , die ans 228 Häuſern beſtehen . Das Dorf Diffen , vor Alters Tiſene, hat R. Ludwig um das Jahr 822 dem Bistóum überlaſſen , und die dafür empfangenen Zehnten dem Stift Corven gegeben. Ehemals iſt hier ein Schloß geweſen , welches die Herren von Diffen bewohnet haben. Von dem vormaligen Hofmeyer rühret es her , daß der Meyer zu
Diſſen noch jest beſondere Redte hat. Es iſt hier 1724 auf dem Bauerhof Rothenfeld eine Salzquelle entdecket worden , welche B. Ernſt Auguſt , nachdem er den Hof ge kauft hatte , in guten Stand reben laſſen . Wegen derſels ben iſt 1731 zwiſchen dem Chur - Braunſchweig - Lüneburgis ſchen Hauſe , welches im Beſiß derſelben iſt , und dein B. Clemens Auguſt ein Vertrag geſtiftet worden. 2) DAS Kirchſpiel Silter , von 3 Bauerſchaften, wels che 108 Häuſer haben. 3) DAS Kirchſpiel Holte, von 4 Bauerſchaften. Ben dem Dorf Holte hat ehemals auf einem Berge eine Berg
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Der weſtphäliſche Kreis.
Burg geſtanden , welche die Herren von Holte bewohnet haben. 4) Das Kirchſpiel Bifendorf, von 242 Håuſern, Die lutheriſche Kirche iſt nahe bey dem oben ſchon benann: ten Biſſendorf zu Achelrieden. 2. Folgende 19 landtagsfåhige adeliche Güter mit ihren jebigen Beſitern : I bis 18) Afirup . Graf von Bar; Biflendorf , von Moltke ; Bollen , von Kettler: Borglobe, Scorlems mer ; Brinfe ,, das Kloſter Deſede , Drathum, bon Hammerſtein ; Gottesritten , eine Commende; Sones burg, von Böſelager; Ledenburg, von Grothaus ; Wet. te , Stael ; Orthof, von Dinklage ; Palfterkamp, Graf von Biland ; Schelenburg , von Schele ; Stodum ; 2 adeliche Gürer , eines befflgen die Grafen von Plate , das andere die von der Wenge ; Suthauſen , auch 2 adeliche Gåter , eines beſiken die von Korff, das andere Stael; Willenburg , von ecmiſing; 19) Wulften , vor Alters Wulvena, verdienet eine ausa führlichere Beſchreibung. Dieſe Freyheit , oder , dieſes kaiſerliche und frene Gut , beſtehet heutiges Tages I) aus der alten Burg Wulften ,die mit 3 Graben und Zngbrůs đen umgeben iſt, die Wälle aber ſind 1684 abgetragen worden. 2 ) Uus den Wrechten , mit 11 Feuerſtellen .
3) Uus dem Dorf Wulften oder Bolthauſen , woſelbſt 1363 zwiſchen den Stafen von der Mark , von Schauens burg, von Hoya und dem Biſchof Bernhard von Minden, eine Schlacht vorgefallen iſt. 4) Sutbaaſen mit den das felbſt Belegenen 2 Ritterſītzen , welche nach und nach auß dem Zubehörigen deč Burg eutſtanden , und endlich gar Landtags fähig geworden ſind, liegt auch in der Dorfſchaft 5 ) Aus einem Stück von Gornern , 6) von Wulften. Malbergert , 7) von Weſtrup , und 8 ) von Gabne. Dieſer Diſtrict, welcher 2 weſtphäliſche Meilen im Umfang hat, und 59 Feuerſtellen enthält, wird gemeiniglich die Freyheit Wulften , ſonſt auch das Gebiet der Burg Wulften , und die Wulfter woålde, oder Wulfter Lands mark genennet, und iſt von allen Abgaben und Landeslas ſten
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ften ( die Landſchaßung jetzt ausgenommen , ) befreyet. Die alte Beſte beſitzt auch die Geleits- und Schirmgerech tigkeit , oder Vogten , die Blutronne, Markgerichtsbarkeit u. o. m , welche Gerechtſame fie mit Wiffen und Willen als ler Landesherren und auch der Schweden , beſtändig aus. geübét hat, und von Zeit zu Zeit ein offentlidies Landge richt mit geiviffen Feyerlichkeiten und Gebråuchen über ihr Es iſt ſehr wahrſcheins vorhin angezeigtes Gebiet hålt. lich , daß ſie vor Ulters ein Königshof geweſen ſey . Im Sahr 1223 gehörte ſie den edlen Herren von Blankenau , Schirmvogten der Kirche zu Osnabrück , welche auf derſels ben ihren Siß, und die umher wohnenden Edelleute zu Mis nifterialien hatten . Hermann von Blankengu verkaufte in gedachtem Jahr dein Domkapitel die Advocatie über 10 Höfe, welche größtentheils in der Gegend von Walften liegen , 1. Erdmanns Chronik in Meiboms T. 3. rer.germ . p . 215. Eben derſelbe hat vermoge einer noch nicht ges brudten Urkunde aud) von 1223, der Abten zu Iburg ſeine übrigen Güter, Wulften ausgenommen , wieder kåuflich abgetreten . Iin 14ten Jahrhundert ward Wulften von gewiffen edlen Herren von Lingen beſeffen , welche eben To wie die von Blankenau abgetheilte Grafen von Ledlens burg geweſen , aber den gråflichen Titel nicht geführet, ſondern ſich von ihren Schlöſſern und Erbgutern geſdıries ben haben. Im 15ten Jahrhundert gehörte - Wulften den edlen Herren von Buck , welche viele Hobeitsrechte ausůbeten , als , die obern und untern Gerichte , die vogs terlichen Rechte über einen großen Strich Landes , und das Geleit faſt im ganzen Bisthum hatten . Sie hiele ten mit ihren Burgleuten Offentliche Landgerichte unter einem Lindenbaum zu Suthauſen , und ihr Hodgericht ftund in der Patfenheide. Sie hatten auch einen Freye ſtuhl in der Burg , und ließen durch ihren Freygrafen und Frenſchoppen das heimliche Behmgericht unter Kós nigsbann begen . Ihre Malſtåte war an einem Ort, der davon noch jeßt Malbergen heizt , aber heutiges Die Burgherren Tags kaum halb zu Wuiften gehört. hatten init der Stadt Osnabrůc viele Fehden , weldje 3.Th.62 . enda Sii
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Der weſtphäliſche Streis.
endlich durch Vermittelung des Domkapitels 1486 dahin verglichen wurden , daß fie der Stadt das Deffnungsa recht einräuinten ; hingegen verſprach die Stadt, daß ſie die Beſte Wulften vertbeidigen helfen wollte, fo, oft fiewürs de belagert werden . Allein , die Burgberren , inſonderheit die von Sdnedlage, fiengen an , ihre Burgleute , Leibei gene, und beſten Grundſtüde nach und nach zu veräußern . worüber ſie endlich dergeſtalt in Berfall geriethen , daß die Burg, eben wie Dinabrid , ſich im 16ten Jahrhundert den Biſchöfen mit gewiſſen Bedingungen unterwerfen , und 1605 gar in Diſcuſſion gezogen werden mußte. Sin 303 € jährigen Krieg wurde die alte Veſte verwüſtet, und ihr Gebiet, welches im 15ten Jahrhundert gar anſehnlich geweſen war , verminderte ſich von Jahren zu Jahren. Als aber 1682 das freyherrliche Haus von Moltke dieſe Bing an ſich gebracht hatte, kain ſie wieder in Aufnahme. Damals erneuerte und beſtåtigte Biſchof Ernſt Auguſt die uralten Hoheitsrechte derſelben , welche ihr nachmaliget Beſißer, der rồin. kaiſ. wirkliche Geheimerath , Kåmmerer, Hofkriegsratly, Generalfeldmarſchall 2c. Philipp Ludwig Freyherr von Moltke , aufredyt zu erhalten eifrigit beflits fen geweſen . Es hat ſich aber 1754 zwiſchen demſelben auf einer , und dem biſchöfliden Landfiſcal und Suthauſen auf der andern Seite , ein: Streit wegen der ſogenannten Archidiaconal - Jurisdiction , wie auch wegen der Bluts ronne und Gränzen dieſer Freyheit, erhoben , welcher ben dem Reichshofrath rechtshängig iſt. Der Burgherr bes hauptet (eben ſo als Münſter wegen Damme und Neuens kirchen ) daß die Blutronne und der Blutbann vormals eis nerley gemeſen fer , und daß 1605 die Regierung diejenis ge alte Obergerichtsbarkeit , welche Biſchof Ernſt Auguſt 1682 erneuret und nachmals beſtåtiget hat, unter dem Namen der Blutronne , mit Einbegriff der ſogenannten Archidiaconaljurisdiction , bey der Burg über das ſchon oben angezeigte Gebiet gelaſſen habe. Allein , das Doms kapitel und die 2 adelichen Häuſer zu Suthauſen , die nuns mehr der Burg feine andere Gerichtsbarkeit , als die marte herrliche, über ihre 2 Ritterſitze mehr einräumen wollen , behaupe
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behaupten ihrer Seits, die Blutronne begreife nichts , als das Recht, die Beſchädigungen , die mit Blutvergießen vers bunden ſind , zu beſtrafen , und dieſes Recht der Burg ers ſtrecke ſich nicht über die ganze Freyheit Wulften , ſondern nur über die Wulfter Wrechten mit ihren ni Feuerſtellen , Jedoch ſiad 1761 und 1762 die völligen Erbgerichte über die ganze Landmark und alle darinn gelegene Edel . und Baurenhofe, der Burg Wulften durch Urtheile und Recht zugeſprochen worden , womit aber weder die eine noch die andere Partey zufrieden iſt. Alles obige und ein mehreres, iſt in der gründlichen Vertheidigung derer Über und Untergerichte , Freybeiten und anderer Soheitsrechte , welche auf der uralten osnabrüdiſchen Veſte , der Burg zu Wulften , unleugbar baften , welche 1764 zu _ Wien in Folio ans Licht getreten , von dem geſchickten und gelehrten Herrn , Friedrich Wilhelm Taube aus geführet worden . Eben derſelbe hat auch die Charte von Wulfter Burgfreyheit 1762 verbeſſert, welche I. 7 der Müller gezeichnet , und Ludirig Steinmetz 1763 zu Wien in Kupfer geſtochen hat, und gedachter Bertheidigungss ſchrift beygefüget worden iſt. III . Das Ämt Fürſtenau enthålé
I. Folgende 15 Kirchſpiele , und zwar ( 1 ) Fünf evangeliſche. 1 ) Fürſtenau , eine kleine Stadt von 200 Häuſern, mit einem biſchöft. Amthaufe, woſelbſt ſich die Biſchöfe ehes . deſſen oft aufgebalten haben . Die hieſige Kirche iſt luthes riſch , jedoch wird zur Zeit der Regierung eines katholis ſchen Biſchofs, auf dem Amthauſe auch katholiſder Gottesa dienſt gehalten , und im Fiath iſt alsdann ein katholiſches Mitglied. Der Glođenſchlag madit die außerhalb der Stadt liegende , und das Kirchſpiel mit ergånzende Bauera ſchaften aus. 2 ) DAS Kirchſpiel Bippen , von 2 Bauerſchaften , hat nebſt dem Kirchſpiel Pergen 245 Häuſer. 3 ) Das KirchſpielMenslage , von 10 Bauerſchaften , zu welchen 167 Håuſer gehören. Iii 2 4) DAS
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4 ) Das KirchſpielHeffeln , oder Ueffelten , von 2 Bauerſchaften. Zu ' demſelben und zu den Kirchſpies len Boltlage, Merzen und Neuenkirchen , gehören 333 Naufer. 5) Das Kirchſpiel Borfiel, mit einem adel. Stift für evangeliſche Fråulein ; in welchem aber 2 katholiſdie Stellen oder Pfründe beybehalten werden. (2 ) Acht katholiſche, nåmlich) 1 ) Das Kirchſpiel Spaſtrup , oder Schwaſtorf, von 8 Bauerſchaften , zu welchen 170 Håuſer gehören. 2 ) Das Kirchſpiel Ankum , von 16 Bauerſchaften , bat init dem Kirchſpiel Berſenbruck , 531 Hauſer. 3 ) DAS Kirchſpiel Bergen , von 4 Hauerſchaften . 4) Das Birchſpiel Alfbauſen , von 3 Bauerſchaften , zu welchen 187 Hauſer gehören. 5) Das Kirchſpiel 7euenkirchen , von 4 Bauers ſchaften . 6) Das Kirchſpiel Voltlage , von 2 Bauerſchaften . 7) Das Kirchſpiel Terzen , von 6 Bauerſchaften . 8 ) Das Kirchſpiel Berſenbrud , von 2 Bauerſchafs ten . Es enthält ein Ciſtercieuſer Nonnenkloſter, (3) Zwey vermiſchte. 1 ) Onadenbrück , eine kleine Stadt von 200 Häuſern an der Haſe , welde in 7 Armen durchfließt , und ſich uns terhalb derſelben wieder in 2 Arme vereiniget. Sie hat eis ne lutheriſche und eine katholiſche Kirche . Die Einkünfte des Collegii canonicorum , weldes ehemals hieſelbſt ges weſen iſt, ſind zwiſchen den Katholiken und Lutheranern getheilet worden ; indeſſen iſt doch allezeit ein evangeliſcha osnabrüdiſcher Domherr Probſt zu Quadenbrüc. Ueber Sachen , die zum gemeinen Beſten gehören , berathfdhlas gen ſich die adelichen Burgminner, welche die hieſigen 10 landtagsfähigen Burgmannshofe beſiben , mit dem Rath, welcher aber keine Gerichtsbarkeit hat, und die Burger: meiſter werden nur Senioren genennet. 2) Das Kirchſpiel Batbergen , von 10 Bauerſchafs ten , zu welchen 362 Häufer gehören. Hier haben die as tholiken und Lutheraner eine gemeinſchaftliche Kirdie. 2. Folá
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2. Folgende 12 lantagsfähige adeliche Güter mit ihrer jetzigen Beſibern . Brodhauſen , Graf von Bar ; Eggermühlen , von Boſelager ; Sorſt , von dem Bufiche ; Lonne , von Weichs; Lorten , von Hammerſtein ; mieppenburg, von Freſe; Miundelburg, von Horſt ; Schleppenburg, von Korff; Solidithorfi , von Gruter ; Schulenburg, von Dinklage; Twieffel , von Monsbrucb ; Wegemåba len , von Weichs. IV . Das Air Vorden , enthält auch ein Paar ſteinerne Denkmaale aus dem heidniſchen Alterthum , welche beide im Kirchſpiel Damme ſind , eins bey Dilinkhauſen , das andere ben Hinnenkamp. Es bez rührer dieſes Amt den fiſchreichen Důmmerſee. Wer gen der Kirchſpiele Damme und Neuenkirchen, deren Grånzen nicht beſtimmet ſind , wallten zwiſdjen Os. nabrück und Münſter ſeit 1425 unterſchiedene Grånz. und andere Streitigkeiten ob. Denn die Deesberg ger Mark begreift nicht nur die vorgedachten 2 Kirchſpiele, ſondern aud) ein Stück des můnſterſchen Amts Pecite, und der Biſchof zu Osnabrück iſt una ſtreitiger Holzgraf über dieſe ganze Marf , in wel. cher die Unterthanen beyder Biſchöfe unter einander vermiſcht wohnen.
Unter dem osnabrückiſchen Bi.
ſchof, Johann von Hoya , iſt ein Vergleich gemacht worden , nach welchem ein jeder Biſchof über ſeine Unterthanen das Collectirungsrecht nebſt andern Hos heitsrechten ungeſtört ausüben ſoll. Dem Biſchof zu Osnabrück iſt die markherrliche Gerichtsbarkeit über alle Angeſeſſenen in der Deesberger Mark, dem zu Münſter aber die Blutronne über benderfeitige Uns terthanen in der ganzen Mark ohne Unterſchied , ein, geräumt worden.
Allein , dieſer Vergleich , deſſen ! Gul: Jii 3
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Der weſtphäliſche Kreis .
Gültigkeit Osnabrück jeßt gar in Zweifel zieht , hat die Streitigkeiten nicht geendiget , fondern vergróſ. ſert: denn Münſter behauptet nunmehr , daß Bluts ronne und Blurbann vor Ulters einerley geweſen ſey , iſt auch wegen der Blutronne wirklich im Beſik des Halsgerichts durch die ganzeMark über beyderſeitige Unterthanen geblieben ; Osnabrück aber widerſpricht beſtåndig , und behauptet, daß die Blutronne nur vom Blutigſchlagen zu verſtehen fey , und daß der gleichen Verbrechen zurUntergerichtsbarkeit gehören, hat ſich auch wirklich in den Beſik des Halsgerichts 1 über die ganze Mark geſeket , welches Münſter eine Störung des rechtmäßigen Beſiges nennet , und ſolches Darüber bei jeder Gelegenheit zu verhüten ſucht. iſt im erſten Viertel des 18ten Jahrh. eine Art von öffentlichem Krieg ausgebrochen , wobey die můn ſterſchen Unterthanen , inſonderheit des Dorf Steina feld, ſehr viel gelitten haben. So lange Osna brück und Münſter unter Einem Herrn geſtanden has ben , glimmte das Feuer unter der Aſche, und ben. derfeitigen Unterthanen und Beamten wurden alleGes waltthårigkeiten ernſtlich unterſagt. Jin Amt Vor den find I. Folgende 6 Kirchſpiele, und zirar (1 ) Ein katholiſches, nämlich das Kirchſpiel Dams me , welches aus 10 Bauerſchaften beſteht , dazu 301 Sauerſchaften gehören . (2 ) Dren lutheriſche , nåmlich I) Das Kirchſpiel Bramſche, welches beſtehet, a . Aus dem Wiegbold oder Weichbild Bramſche, welches ein nahrhafter Ort von 100 Häuſern iſt. Es wers den daſelbſt grobe Tücher verfertiget. b. Uus 6 Bauerſchaften , zu welchen 280 Häuſer ges Hören . c . mal.
IL
Das Hochſtift Osnabrück.
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c . Xalgarten oder trariengarten , iſt ein Benes dictiner Nonnenkloſter, 2 ) DAS Kirchſpiel Gerde , vor Alters Girithi, zu
thurey der Johanniter Ritter; Rieſte, von Vahrendorf; Rotenburg, Graf Bar ; Sogelen , von Horſt. V. Das Amt Sunteburg , hat von der durch. fließenden Hunte den Namen , und enthält 1. Drey Kirchſpiele , nämlid ) . (1 ) Zwen katholiſche, als 1) DAS Kirchſpiel Offer - Cappeln. Dalin gehåret a. Das Wiegbold oder Weichbild Oſter - Cappeln , woſelbſt die älteſte Landkirche ift. Es hat 80 Häuſer. b. Komte , hat eine Filialkirche, es iſt auch daſelbſt ein Poftwechſel. c. Noch 5 Bauerſchaften . Dieſe geſaminten Orte des
Kirchſpiels , begreifen 282 Häuſer. 2) Das Kirchfpiel sunteburg, von 3 Bauerſchaften, zu welchen 114. Håuſer gehören. ( 2) Ein Sii
→
welchem 6 Bauerfdhaften gehören , die aus 150 Häuſern beſtehen . 3 ) DAS Kirchſpiel Engter, von 4 Bauerſchaften, wel dhe 153 Häuſer begreifen. ( 3) Zwey vermiſchte. 1) DAS Birchſpiel Dården , in dem Fleden Vården , welcher ſeinen Bürgermeiſter und Rati), und 120 Häuſer bat. Die Katholiken und futheraner haben hier eine ges meinſchaftliche Kirche. Im 30jährigen Kriege befeſtigten die Schweden dieſen Drt mit einem Graben und Wall, wel: cher aber wieder eingegangen iſt. Er iſt ſeit 1750 zweys mal abgebrannt. 2 ) Das Birchſpiel Keuenkirchen, von 5 Bauerſchafa ten , welche 136 Håuſer begreifen . Die Kirche zu Neuens kirchen iſt auch gemeinſchaftlich. : 2. Folgende landtagsfähige adeliche Güter mit ihren gegenwärtigen Beſitzeru , nämlich Barnau , Graf Bar, ſo einen Hausprediger halteu barf ; Blankenburg , eben der: ſeļbe ; Serenburg , von Querenheim ; Lage , eine Coma
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Der weſtphäliſche Kreis .
(2 ) Ein lutheriſches , nåmlich das Kirchſpiel Ven . ne , don 3 Bauerſchaften , zu welchem 136 Häuſer ges hören. 2. Folgende landtagsfähige adeliche Gåter mit ihren gegenwärtigen Beſitzern ; nåmlich Ahrenhorſt, 2 adelis de Häuſer , denen von fedebur zugehörig , mit einer lu theriſchen Kapelle ; Boldenhof , von Droſte ; Krebss burg , von Morſey : Rubbof, von Schele; Langela ge , von Der ; Schwege, von dem Buſſc ; Schweigers hof, von Bothmer ; Strithorſt, von dem Buſſch); Taps penburg , von dem Buſſch ; Dinkenburg , von Horſt; Wahlburg , Stipp.
VI. Das Amt Witlage, enthält 3 lutheriſche Kirdyſpiele. 1. Das Kirchſpiel Efen , von 5 Bauerſchaften , wel. che aus 254 Häuſern beſtehen . In dem Kirchdorf Effen wird ein ſtarker Fladsmarkt gehalten . Das Amthaus Witlage ſteht an der Hunte. 2. Das Kirchſpiel Lintorf oder Lintrup , von 5 Bauerſchaften , welche 237 Häuſer haben. 3. Das Kirchſpiel Bardhauſen , von 4 Bauerſchafu ten , welche quo 176 Häuſern beſtehen. Die Tandtagsfähigen adelichen Güter, welche Hier lies gen , und ihre gegenwärtigen Beſitzer , find : Buddemåbs len, von dem Bufch ; Sånnefeld , woſelbſt ein Hauspres diger ſeyn darf, von dem Bufſch); Ippenburg , woſelbft auch ein Hausprediger ſeyn darf, von dem Buffd ); Kris tenſtein , von Grothaus ; Wimmer , von Morſey.
VII. Das Amt Gronenberg , enthält
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I. Folgende 9 Kirchſpiele , nåmlich ( 1 ) Vier katholiſche, als 1) Das Kirchſpiel Gesmold. Das Dorf Gesmold iſt nicht ſchatzbar. Die zu dem Kirchſpiele gehörigen , und außer der Freybeit liegenden ſchatbaren Bauerſchaften, con tribuiren zu dem folgenden Kirchſpiel. 2 ) DAS
Das Hochſtift Osnabrück.
AY
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2 ) DAS Kirchſpiel Wellingholthauſen, von 8 Bäuers ſchaften , hat 170 Håufer. 3 ) DAS Rirchſpiel Riemſlohe , von 7 Bauerſchaften, zu welchen 189 Häuſer gehören . 4 ) DAS Birchſpiel Sanct annen Kapelle. (2) Vier lutheriſche , als
8
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3
1, 1,het
1) Das Kirchſpiel 47euenkirchen , von 8 Bauerſchafs ten , welche 175 Häuſer begreifeit. 2) Das Kirduſpiel Koyel. 3) DAS Birchſpiel Buer , von 13 Bauerſchaften , zu welden 302 Häufer gehöreri. 4 ) DAS Birdſpiel Oldendorf, von 5 Sauerſchaften , weldie aus II Haufern beſtehen. (3) Ein vermiſchtes, nåmlich das Kirchſpiel Welle. Dahin gehöret 1) Der Fleden Welle , von 120 Håuſern , woſelbſt eine katholiſche und lutheriſche Kirche ift. Er hat ſeinen eigen nen Bürgermeiſter und Rath. 1730 brannte er ganz ab . 2) Zehen Bauerſchaften , welche 175 Häufer begreifen . 2. Die hier belegenen landtagsfábigen adelichen Gå . ter ſind : I ) Gesmold , eine freue Herrlichkeit, welche aus dem oben genannten Dorf Gesmold , und dem dazu gehörigen freyen Hagen beſteht. 1 Biſchof Ernſt Auguſt hat ſolche von den biſchöft. Tafelgütern der Freyherren von Hanna merſteint úberlaffen . 2 ) Åburg, Nehem ; Bruche, von Hammerſtein ; Suns temühlen , 2 adeliche Güter, eins beſitzen die von Spiegel, das andere die von Weſtphalen ; Laer , Nehem ; Oberna kamp , von Beeſten ; Oftenwalde, von Vinke; Schmga lage , Nehem ; Sundermühlen , eben derſelbe. viil. Das Amt Reckenberg, welches die Bi . ſchöfe zu Osnabrück von der ehemaligen Burggrafſchaft Stromberg erhalten haben. Es liegt von den übrigen Hemtern abgeſondert, und iſt von Theilen der Graf. ſchaften Lippe, Rietberg, Ravensberg und Tecklenburg , und gii 5
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1 Der weſtphäliſche Kreiszc.
und des Bischums Münſter umgeben . Das Amt be . ſteht aus der Stadt Wiedenbrück , der Wöſtvogten , welche 6 Bauerſchaften von 199 Häuſern begreift, und der Vogtey { angenberg , von 9 Bauerſchaften , zu weld )en 191 Häufer gehören. Wir bemerken 1. Wiedenbrück , eine kleine Stadt , von 200 Haus fern , welche an der Embs liegt, ihren eigenen Magiſtrat, eine Collegiatkirche, ein Kapuziner - und ein Auguftiner El find hier auch 2 adeliche Höfe. Nonnenklofter bat. neuern Zeiten Kupfermünze (dylas in noch hat Die Stadt gen laſſen : aber, wie man ſaget, nur aus beſonderer Ers laubniſ des Landesherrn . 2. Die katholiſchen Kirchſpiele Langenberg and Bt. Vit. 3. Dab Kirchſpiel Gåterslohe , welches den Grafen von Kheda gehört , eine katholiſche und eine lutheriſche Kirche hat. Von den 2 lutheriſchen Predigern wird der oberſte von dem Kapitel zu Wiedenbrück geſebt; die lus theraner aber ſtehen in Kirchenſachen unter dem fürſtlichen Landconſiſtorio zu Osnabrud . 4. Die landtagsfähigen adelichen Güter Zegenbauß und Auffel.
Das
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Das Fürſtenthum Minden . $. 1.
5
*
in guter Theil des Fürſtenthums Minden , iſt auf dem Plan von der Schlacht ben Minden oder zu Todtenhaufen, zu ſehen, weld )en der damas
lige Hauptmann Bauer aufgenommen und A. A. Becť zu Braunſchweig in Kupfer geſtochen hat. Es grånget dieſes Fürſtenthum gegen Abend an das Biss thnm Osnabrück, gegen Mitternacht an die Grafe ſchaften Diepholz und Hoya , gegen Morgen an die Grafſchaft Schauenburg, gegenMittag an die Grafs Der Umfang deſſelben beträgt ſchaft Ravensberg. . Meiten beynahe 24 S. 2. Es hat größtentheils einen guten Kornbos den ,und der Ackerbau wird aufs gefliſſentlichſte getries ben, daher es auch benachbarte Lånder mit Getraide, und infonderheit mit weiffem Weizen und Gerſte vers ſehen kann . Auf den Flachsbau leget inan ſich auch ſtark, und kann den Nachbarn Flachs überlaſſen . Die Wieſen und Weiden ſind gut, und die Viehzucht iſt erheblich . Man hat auch Holz, Torf, Steinkohlen, ein wichtiges Salzwerk, welches ſowohl churbrandens burgiſche, als benachbarte Länder mit Salz verſorget, und Fiſche. Die Weſer durchſtromer das lond, und befördert den Handel deſſelben . 9.3. Es ſind in demſelben 2 unmittelbare Städte, 2 mittelbare, und Flecken, welche unter den Aemtern, in weld)en fie liegen, ſtehen , 121 Dörfer und Baueré ſchaften, 46adeliche Güter und Burgſige, und 1 Com . mens
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Der weſtphaliſche Streis.
menthuren. Diez landſtånde ſind : Das Domkapitel zu Minden , die Prälaten und Ritterſchaft, und die Stådte und Flecken. Es giebt auch in dieſem Sande, ſo wie in andern Ländern des weſtphålifden Kreiſes , Eigenbehörige, welche von ihren Eigenthumsherren , im Fall des Ungehorſams,und der Widerſeblichkeit, beſtrafet werden können. 1775 hat man in dieſem Fürſtenthum , und in den Grafſchaften Ravensberg, Lingen und Tecklenburg, 164948 Menſchen gezählet. V. 4. Die Römiſchkatholiſchen haben nur in der Stadt Minden, und die Keformirten alle Vierteljahr auf dem Schloß zu Petersøagen ihren Gottesdienſt, alle andere Kirchen im Jande aber gehören denSuthes . ranern. Die Stadt Minden hat ihr eigenes geiſtlis dyes Miniſterium , die übrigen gottesdienſtlichen Pers ſonen im Lande ſtehen unter der Aufſicht des Super intendenten, der zu Petershagen ſeinen Sik hat; und find in 4 Tirkel oder Rreiſe vertheilet , nåmlich in den Friedewalder von 13 Pfarren, den Lahder von 9 Pfarren, den Ovenſtådter von 5 Pfarren , und den Radenſdev von 7 Pfarren . Die Juden haben zu Minden und Lübbecke ihre Schulen. 8.5. Die vornehmſte Bemühung der Einwohner, gehet auf Uckerbau, Viehzucht, Spinnen, Leinen- und Drellweberey ; ſie verfertigen auch einen halb leinen. und halb wollenen Zeug. Es wird viel Garn ausges führt, und die grobe Leinewand geht nach England Hiernachſt wird auch die Braunah . und Spanien . rung , Branntemeinbrenneren , der Handel mit Getraide , Pferden und allerhand Vieh getrieben ; und es find auch Zucker- und Seifenſiederepen vor's handen .
§. 6.
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Das Fürſtenthum Minden .
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9.6 . Vor Alters gehörte dieſes Land mit zu En. gern . K. Karl der Große ſtiftete zu Minden ein Bis. thum ; das eigentliche Jahr ſolcher Stiftung aber iſt nicht gewiß bekannt. Unter den unterſchiedenen Mena nungen von derfelben , iſt diejenige vorzüglich wahr: ſcheinlich, nach welcher ſie um das Jahr 803 geſchehen renn ſoll. Der erſte Biſchof wird Herumbert und Hers cumbert genennet. Man zählet bis auf den weſtpha fiſchen Frieden 60 Biſchöfe.
B. Sandoward hat im
Jahr 961 von dem K. Otto I die Regalien erhalten . Ludwig, der 39ſte Biſchof, hat 1332 bey dem K. Juda wig die Regalien ſolchergeſtalt ausgewirket, daß er und feine Nachfolger ein freyes Herzogthum in dem Stift Minden , und darinn ein Frengericht unter Konigs Bann , nach Vehmrecht :
phalen recht iſt, zu ſeßen, von róm . kaiſerl. Majeſtát
11
Macht haben, und befugt ſeyn ſollte, Freyſtühle in dem 1648 , in dem osnabrücki. Herzogthum anzulegen.
FH
ſchen Friedensſchluß , wurde das bisherige Hocyſtift Minden dem Churhauſe Brandenburg , anſtatt der abgetretenen pommerſchen Lande, als ein Fürſtenthum zuerkannt. Churfürſt Friedrich Wilhelm ließ am isten October 1649 die Schlöſſer dieſes Fürſtenthums von ſeinen Bedienten in Beſig nehmen , und nahm 1650 am 12ten Febr. die Huldigung ein. men es die Franzoſen ein.
1757 naha
$ .7. Vermoge eines faiſ. Decrets vom 3ten Man 1654 foll das Fürſtenthum Minden auf dem Reichs. tage nach Sachſen . Lauenburg und vor Holſtein ( igen , welchen Plaz,es auch eingenommen , 1663 aber eine Umwechſelung des Sißes und der Stimme mit Hole ftein Glückſtadteingegangen hat. Das Fürſtenthum
$78
Der weſtphäliſche Streis.
iſt zu einem Römermonat auf 10 zu Roß, und 16 zu Fuß, oder zu 122 Rthlr. 16 Ggr. angelegt, über wel. chen hohen Anſchlag es ſich ſchon 1662 beſchwerte. Zum Unterhalt des Kammergerichts ſoll es zu jedem Im weſtphäliſchen Ziel 54 Rthlr . 12 Kr. geben . ng nach auf das Bisthum Kreiſe folget es der Ordnu Osnabrück. 8.8 . Ueber dieſes Fürſtenthum und die Grafſchaft Ravensberg, iſt eine Regierung verordnet, weldje auch mit Zuziehung der2 Superintendenten dieſer Provina zen , und des reformirten Hofpredigers zu Minden, das Conſiſtorium vorſtellet ; und eine Kriegss und Domainenkammer . Die Regierung und Kam. mer , verwalten die Sandeshoheit . Sachen gemein . ſchaftlich ; die Regierung aber hat die Juſtikpflege gewiſſermaßen allein , und zwar über die Ritterſchaft in der erſten , und über die übrigen in der 2ten In. ſtanz, weil von den Magiftråten der unmittelba. ren Städte und von den Hemtern die Uppellationen dahin gehen. Sie verſieht auch die Kirchen , peinlis chen und Vormundſchafts - Sachen der unmittelbaren Unterthanen . Die Kriegs , uno Domainenkammer verſieht die Policey -Handlungs -Manufaktur Kriegs. und Kammerſachen , ſowohl in Unſehung der königlis chen , als aller andern offentlichen Kaſſen, und befor: get, daß ſowohl auf den königl. Hemtern , als ſonſten , eine gute Haushaltung geführet werde. Bey derſels ben haben 2 { andråthe dieſes Fürſtenthums Sik. Hus benden Collegien iſt ein Geſundheits - Colles gium angeočdnet, welches bei entſtehenden Seuchen über Menſchen und Vieh das Nöthige vorkehret. Es ift ferner ein Collegium medicum provinciale verord . net
Das Fürſtenthum Minden .
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net, in welchem ein Mitglied der Kriegs- und Domaia nenfammer den Vorfik bat, und welches dafür ſorget, daß das Land mit geſchickten Zezten , Upothefern,
2 1
Wund.Herzten und Heb :Ammen verſehen few. Der , Shoppenſtuhl zu Minden, welcher mit geſchickten Männern belegt iſt , geht denjenigen , fo es verlan: gen , mit ſeinen Gutachten an die Hand. In den beyden unmittelbaren Städten Minden und Lübbecke wird die Gerichtsbarkeit von den Magiſtråten , auf dem Land aber von Beamten verwaltet ; doch wird ſie auch von dem Domkapitel, dem Domprobſi, dem Stift St. Marien , dem Stift Severn ,den adelichen Häuſern Hollwinkel, Beck,Uhlenburg,Eisbergen und derCom menthurey Wietersheim aufgewiſſe Maße ausgeübet.
2
$. 9. Das Erbmarſchallame des Fürſteny
JH
thums Minden , welches durch Friderich Wilhelms Erbherrn von Kanneberg Tod erledigt worden , hat der König 1764 deſſelben Enkeln, den Gebrüdern leos
1
pold Wilhelm Ferdinand und Ernſt Friderich Wils
1
dhe männliche Leibeserben , nebſt allen davon abhan genden Rechten , Vorrechten und Einfünften derge. ſtalt verliehen, daß der erſte, ſo lange er lebet, folches
Helm Alexander von Kahlden für ſich und ihre eheli
verwalten , und den Titel davon führen , nach deſſen
1 !
Tode aber feine ehelichen månnlichen Nachkommen nach dem Recht der Erſtgeburt, und dafern er ohne folche verſterben ſollte, fodenn ſolches auf lekten und feine Nachfommen fallen und vererben rolle. 9. 10. Man ſchåşte fonſt die jährlichen landese Herrſchaftlichen Einkünfte aus den Kammergütern dieſes Fürſtenthums und der Grafſchaft Ravensberg, auf 456000 Thaler , und die Einkünfte der Kriegs. kaffe
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Der weſtphälifche Kreiß.
kaſſe aus dieſem Fürſtenthum , und aus den Graf ſchaften Ravensberg, Tecklenburg und ingen , un. gefähr auf drittehalb Tonnen Goldes Thaler. werden bente Artikel mehr betragen.
Jegt
S. 1. Das Fürſtenthum beſteht I. Uus 2 unmittelbaren Städten . Dieſe ſind 1. Minden , die Hauptſtadt des Fürſtenthums, welche an der Weſer liegt , über welche hier eine ſteinerne Brücke gebauet worden , mit Wäden und Graben umgeben iſt, und ungefähr eine halbe Meile im Umfang hat. Ihre bequed. me fage zur Schiffahrt und Handlung, der Brau eines ans genehmen weißen Biers, und zum Theil der Ackerbau und die Viehzucht, geben ihren Einwohnern gute Nahrung. Man findet hier die oben . 8. beſchriebenen Landescollegia , und folgende Kirchen. Der Dom iſt ein anſehnliches Gebåus de, und bey demſelben iſt ein adeliches Kapitel, welches aus 18 Perſonen, theils römiſchkatholiſden , theils Lutheranern , beſteht, und 24 Vicarien , 4 Commendatarien und 4 Cho talen unter fich hat, die, nebſt 2 Predigern aus dem Bene: dictiner Kloſter, den römiſch - katholiſchen Gottesdienſt ver : fehen. Der König hat 1756 dem Domkapitel ein Gnadens und Kapitelkreuz ertheilet, welches an einem himmelblauen Bande mit E & ſtreifen, und vermoge der 1764 hinzugekoms menen königlichen Erlaubniß auch auf der linken Seite des Rods getragen wird. Der Syndicus verwaltet die Ges richtsbarkeit über die katholiſche Geiſtlichkeit und die Eis genbehörige des Domkapitels. Die Johanneskirdie ges båret auch den Katholiken, und hat ein aus ro rómiſch - kas tholiſchen Perſonen beſtehendes Collegiatſtift. Das Bes nedictiner Kloſter zu S. Moritz und Simeon, hat ſich 1696 unter den Prälaten zu Huisburg im Fürſtenthum Halbers ſtadt begeben . Die Kirche zu St. Martin ift die Haupts kirche der Lutheraner, und bat ein Collegiatſtift von 9 Pers * ſonen, welche theils katholiſch , theils evangeliſch ſind, und 6 Vicarien. Ben der lutheriſchen Kirche zu S. Marien
iſt ein Fräuleinſtift von 12 Perſonen , deffen Uebtiſſinn einen ziemlich weitläuftigen Lehnshof hat. Die 3te lutheriſche Kirche Y
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Das Fürſtenthum Minden .
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Die Paulss und Nikolaskirs Kirche ift zu St. Simeon . che gehören auch den Lutheranern ; es wird aber nur ſelten und zu gewiffen Zeiten Gottesdienſt darinn gehalten . Der erſte Prediger ben der reformirten Kirche, hat den Si: tel eines Hospredigers; in derſelben halt auch die franzöſis ſche Gemeins ihren Goriesdienſt, die Beſaßung aber in der Paulskirche. Ju dem evangeliſch s lutheriſchen Waiſenhauſe werde: viele Knaben und Mågdchen erzogen ; bey dems felben iſt ein Zucht- und Arbeitsbaus, und in demſelben eine Strumpfmanufaktur. Außerdem ſind noch 3 Armenhäuſer porhanden. In dem ehemal. Pauliner Kloſter, iſt ein luthes riſches Gymnaſium angelegt worden . Der Stadtmagis ftrat hat in und außerhalb der Stadt, ſo weit ihre Feldmark geht, die Gerichtobarkeit in der erſten Inſtanz in bürgerlis chen und peinlichen Sachen ; in geringen und Vormunds Ichaftsſachen aber iſt ein beſonders Niedergericht, von wels Die dem die Appellationen an den Magiſtrat geben . Stadt wird in alten Urkunden Mindun , Mindon und
Mindo genennet. Sie iſt idon zu Kaiſers Karl des Großen Zeit vorhanden , und erheblich geweſen , Kaiſer Conrad II hielt hier 1026 einen Reichstag, auf welchem ſein Sohn , Heinrich III, zum römiſchen König erwählet wurde . 1547 wurde fievon kaiſerl. Kriegsvölkern belagert, föhnte ſich aber mit dem Kaiſer durch einen Vertrag aus, und erlegte 6000 Rthlr . 1625 nahm ſie übereilterweiſe eine kaiſerl. Beras kung ein, welche ihr nur in 2 Jahren wenigſtens 600000 Rthlr. gekoſtet hat , wovon bis auf den heutigen Lag die große Schuldenlaſt, und die ſogena:uten Eintheilungska. pitalien , welche auf den Bürgerhäuſern haften , ihren Urs ſprung haben . 1634 wurde ſie von den Schweden belagert und erobert, nachdem ſie 9 Jahr und 12 Wochen lang von den Kaiſerlichen beſetzt geweſen. Die Schweden zogen erſt am 7ten Sept. 1650 wieder ab . 1757 wurde die Stadt von den Franzoſen beſetzt , 1758 aber von den Hannoveras nern und ihren Bundesgenoſſen wieder erobert, und 3500 Franzoſen zu Kriegsgefangenen gemacht. Die Stadt hat ehedeſſen mit zu der Hanſe gehört.
3 Th.6A.
REF .
2. Lüb ,
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Der weſtphaliſche Kreis .
2. Lübbecke , in alten Urkunden Latbiđe, eine Stadt von ungefähr 258 Wohnhäuſern , welche ſeit 1279 , da ſie Stadtgerechtigkeit erhalten bat , mit Wällen , Graben und Mauern umgeben iſt. Sie hat anſehnliche Gerechtigkeiten , inſonderheit die markberrliche Gerichtsbarkeit über einen betråchtlichen Diſtrict . ShrMagiftrat hatdie bürgerliche und peinliche Gerichtsbarkeit in der erſten Inſtanz. In derſelben ſind 13 adeliche Höfe, und es iſt allemal einer von der Ritterſchaft erſter Bürgermeiſter , daher der Magiſtrat den Titel führet : Ritterſchaft , Bürgermeiſter und Rath . Die Einwohner handeln mit Garn und Leinen , treiben auch Aderbau und Viehzudyt , brauen Bier, und brennen Branntemein. Es iſt hier auch eine Zuderſteberey angele: get worden . Die meiſten Einwohuer ſind der evangeliſch lutheriſchen Kirche zugethan . Ben der Pfarrkirche iſt ein Collegiatſtift von einem Decanten und 4 Domherren, una ter welchen jederzeit ein Römiſchkatholiſcher feyn muß. Es ift hier auch eine Schule und ein Armenhaus. Die Stadt iſt 1368 und 1519 gang, 1705 faſt halb abgebrennt, hat auch 1734 und 1766 großen Brandſchaden erlitten. Durch den lebten , verlor fie ili Gebäude. Anmerk. In der Nähe der Stadt, auf einem Berge, der in als ten Zeiten Ronceval genennet worden , welchen Namen einige terig dem durch die Stadt fließendenBach beplegen , zeigen ſich noch Ueberbleibſel ſowobl von dem alten Schloß Reineberg , als von der Wedekindeburg und Babilonie , welche Soloſſer des großen Widekinds geweſen.
U. Uus 5 Lemtern . s . Das Amt Sausberge , iſt das erſte und vor. nehmſte. Mitten durch daſſelbe fließt die Weſer, und es hat einen ſehr fruchtbaren Boden . Ehedeſſen iſt es eine beſondere Herrſchaft geweſen , deren Herren Schirmvogte der mindenfchen Kirche waren, und ſich Herren von Berge , edele Vogte des Stifts Minden nenneten . Der legte von dieſem Geſchlecht, Otto III, zu Minden , hat dieſe Herrſchaft dem Hochſtift durch eine unwiderrufliche Schenkung einverleiber, welches gegen
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gegen das Ende des 14ten Jahrhunderts geſchehen iſt. Das Amtwird durch die Weſer und einen hohen Berg, welcher auf der einen Seite der Weſer gegen Dſten Lønniesberg ( Mons Antonii), und gegen Weſten auf der andern Seite der Wefer Bedenberg (Mons We. dekindi) genennet wird, in 4 Theile und Vogteyen ab. getheilet. Wir bemerken 1) Sausberge , welcher Ort 1722 Stadtrechte erhalten hat , da denn zur Beſorgung der Policenſachen ein Magia ſtrat angecrdnet worden . Daſelbſt ſind das königl. Schloß und Amthaus ( ehebeffen Haus zum Berg ) , woſelbſt die Herren von Berge gewohnet haben , ein Gerichtshaus, ein königl. Brau- und Brannteweinbrenneren, ein königl. Bors Die Einwohner ernähren werk und 3 Burgmannshofe. ſich mit allerhand bürgerlichen Handthierungen , Acerbau und Viehzucht. 2 ) Die 4 Dogteven. Dieſe ſind (1 ) Die Vogtey zwiſoben Berg und Brug , welche zwiſdien dem Wedenberg und einem weitlåuftigen Bruch liegt. In derſelben iſt zu Bålborſt ein 1662 entdecktes vortrefliches Steinkolenbergwerk , welches von einer privis legirten Gewerkſchaft betrieben wird. Die Vogter ents hålt 7 Dörfer , welche zu Minden ben der Martinskirche, Der Wedis zu Bergkirchen und Hille eingepfarrer find. genſtein , ſo ein widekindiſches Schloß geweſen ſeyn ſoll , iſt nun ein Vorwerk des Domkapitels zu Minden . Ueber demſelben auf der Spitze des Bergs, liegt die Wargares then Kapelle , in welcher die Katholiken zuweilen Gottess dienſt balten. Das adeliche Gut Saddenbaufen iſt ein
Familiengut des geſanımten adelichen Geſchlechts von dem Bufſch. Ehedeffen wurde Haddenhauſen für eine Fes ftung gehalten ; und iſt 1530 von den Bürgern der Stadt Minden belagert und erobert worden . (2) Die Vogtey Gohfeld , welche ehedeſſen von dem burchfließenden Werrafluß Werra genennet worden , hat 16 Dörfer, unter welchen die Kirchdorfer Gobfeld , ben welchem der Erbprinz von Braunſchweig , Karl Wilhelm Krk 2 fers
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Der weſtphåliſche Kreis.
Ferdinand , 1759 den franzöſiſchen Herzog von Briſac ſchlug, Lobne,Eidinghauſen , Volmerdingſen , Berg: Kirchen und menningbüffen ſind. In dem Kirchſpiel Gobfeld iſt zu Depenbrad das adeliche GutGobfeld des rer von Grapendorf, und in der Bauerſchaft Wielbergen ein wichtiges Salzwerk. Ju dem Kirchſpiel Eidinghauſen iſt in dem Kirchborf das abelide Gut Opelgånne derer von Weiſſenfels. In dem Kirchſpiel Menningbüffen iſt das adeliche Gut Bed , von welchem eine abgetheilte hers zoglich - holſteiniſdje linie von dem königlichen Hauſe der Namen hat , aber nun , nebſt dem eben daſelbſt belegenen Gut Uhlenburg , dem adelichen Hauſe von Wulfen gehos ret, welches wegen dieſer Güter mit den Gerichten verſes hen iſt; und das Gut Schodenmáblen , denen von Gras pendorf zugehörig. ( 3 ) Die Vogtey Webernſtieg, zu welcher man von dem Schloß Hausberge nur verinittelft eines ſchmalen Steigs, am Berge ben der Weſer, gelangen kann . Sie enthält 13 Dörfer , unter welchen die Kirchdorfer Låtkenbremen , Lerbke und Dankerſſen ſind. Hier liegt die Cominenthuren des Johanniter Drdens Wietetsbeim , zu welcher ein ziemlich weitlåuftiges Vorwerk, und der ſogenannte Prios cathof zu Minden gehdret. Sie hat in den Bauerſchaf: ten Aminghauſen , Wietersheim , Påpinghauſen und Frils le , überall 75 Eigenbehörige, und über die zu Wieterås heim und Påpinghauſen die Gerichtsbarkeit in der erſten Inſtanz. Die geſammten Einkünfte der Commenthuren , betragen über 2200 Rthlr. ( 4) Die Vogtey Landwehre, hat 10 Dörfer , unter welchen die Kirchdorfer Wolzhauſen , Soltrap, Veltheim und Eisbergen find. In dem Kirchſpiel Holzhauſen find die adelichen Güter Solzbauſen derer von Grone ; Amorkamp und Schießbolz derer von Schellersheim . In dem Kirchſpiel Eisbergen iſt zu fålme ein beträchtlis dhes adeliches Gut derer von Schellersheim , welche über ihre Eigenbehårige die bürgerliche Gerichtsbarkeit in der erſten Inftanz haben. Es hat auch der König in dieſer Dogten anſehnliche Vorwerke, 2. Das
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2. Das Amt Petersbagen, liegt auch an der Weſer, und giebt dem vorigen an Fruchtbarkeit nichts nach , iſt aber wegen ſeiner niedrigen Sage den Ueber, ſchwemmungen mehr unterworfen. Dahin gehört 1 ) Petershagen , welcher Ort 1722 Stadtrechte erhala ten bat, und deſſen Magiſtrat zwar keine Gericht&barkeit hat, aber doch in gewiſſen Sachen erkennet. Er wird in die alte und neue Stadt eingetheilet. Auf dem alten Schloß habent ehemals die Biſchofe gewohnet, heutiges Tages aber bewoh net es der Amtmann , und es ſind audy daſelbſt die Vorwerkss gebäude, die Brauerey und Branntemeinbrenneren. In der Kirche des Schloffes wird alle Vierteljahr von den Res formirten das Abendmahl und Gottesdienſt gehalten . In der Stadt iſt eine evangeliſch - lutherſche Kirche. Die Eins wohner legen fich auf Aderbau , Viehzucht , Spinnen und Weben . Man findet hier 9 Burgmannshöfe. Dieſer Ort hat anfånglich Sodeleve geheißen , und iſt zuerſt von B ? Gerhard II zu einem Fleden unter den Namen Petershagen angelegt, auch mit guten Privilegien verſehen worden , welche B. Franz 1525 beſtåtiget hat. 1569 brannten hier ſelbſt 160 Wohnhäuſer ab. Jenſeits der Weſer iſt das landesherrſchaftliche Vors
werk , auf der Koppel, belegen . 2 ) Die Vogtey Windbeim , von 12 Bauerſchaften. Die Kirchſpiele ſind: Windheim , ( woſelbſt ein Burgs mannshof ift ) Labde und Ovenſtette. Die Einwohner ernábren ſich bloß vom Aderbau und Spinnen . 3 ) Die Vogtey auf der Borde, von 8 Dörfern . Die Kirchſpiele find Wartbum und Bille. In dem erſten iſt zu Hahlen ein Burgmannshof; in dem zweyten wird guter Torf geſtochen ; es entbält auch das adelide frene Gut Wiedriede, dem adelichen Hauſe von dem Bufſich zuſtåns dig , und zu Sudbemmern , einen Burgmannshof. Die Einwohner der Bogter legen ſich vornehmlich auf Aders bau und Biebzucht ; der gute Zorf und die Nähe der Stadt Minden bringen ihm auch viele Vortheile . In dem Dorf Bide werden erhebliche Prehmärkte gehalten , 4) Die Kit 3
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Der weſtphäliſche Kreis .
4 ) Die Vogtey sofmeiſter , über welche ehedeflen ein biſchöflicher Hofnieiſter , der auf dem Schloß zu Petershaé gen wohnete , die Aufſicht hatte. Die Leder in dieſer Vogs ter ſind zwar an ſich gering, die Einwohner aber ſehr fleiſs fig, und bemühen ſich , den Abgang durch die Berfertigung eines halb leinen- und halb wollenen Zeugs zu erſetzen. Die Pogten enthält 6 Dörfer, unter welchen das Kirchdorf Friedewalde iſt , welches allemal als ein beſonderer Dis ſtrict hat angeſehen ſehn wollen , weil es ehedefſen von den Biſchoffen und der Stadt Minden in Gemeinſchaft befeſa fen worden ; daher die adel. Güter Zimmelreich und 2L tenburg entſtanden ſind , jenes iſt nun ein königl. Vorwerk, dieſes gehört denen von Beifel. Auch ift das Dorf Tod , tenbauſen beſonders merkwürdig , weil 1759 in der Ges gend deſſelben das franzófif. Kriegsheer von dem Speer der verbundenen chur : imd herzoglich braunſdyweigiſchen , hef fiſchen , engliſchen und übrigen Truppen , in einer Haupts Placht überwunden worden. 3. Das Zimt Reineberg, Hat zwiſchen den Bis. thümern Osnabrück und Minden oftmalige Streitig keiten veranlaſſet , ja die Grafen von Tecklenburg kas ben darinn beſondere Vorrechte haben wollen ; das her es denn vielleicht geſchehen feyn mag ,
daß die
ehemaligen Biſchöfe von Minden ihren Befik deſſels ben mit vielen Burgen und Ritterſißen zu befeſtigen geſucht haben , wie denn Deren nirgends mehrere , als bier , angetroffen werden. Durch das Umt erſtres det ſich ein ziemlich hoher , und fruchtbarer Berg, in welchem man nicht nur in neuern Zeiten , ſondern ſchon im 12ten Jahrhundert, Silber zu finden ges glaubt, und daher großeKoſten verwandt hat. Das Amt enthält 6 Bogteyen . Vogtey Quernbein , von 9 Dörfern, darunter 1) Die die Kirchdorfer Quernbeim , mofelbft ein evangel. adel. Fräuleinſtift von 12 Perſonen ift, und Lennigern ſind. Denn
Das Fürſtenthum Minden.
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Dem abelichen freyweltlichen Stift zu Quernheim , hat der König 1764 einen Orden zu tragen erlaubt , der in goldenen ſchwarz einaillirten in 8 Spigen ausges Weinem fer bendenden Kreuz, in deſſen 4Mittelfleđen goldene Strahlen pidurio Der befindlich ſind , an einem weißen Bande , beſteht, jedesmalige Probſt trågt es an einem blauen Band um 23 Den Hals , die debtiſſinn , Seniorinn und übrige Capitulas fy rinnen aber tragen das Band über der Schulter , und eben daſſelbige Kreuzgeſtidt auf der linken Seite des Kleides. Das adeliche Gut Obernfelde gehört denen von Korff. Die vornehmſte Beſchäftigung und Nahrung der Einwohner dieſer Vogtey iſt , daß fie feines Garn ſpinnen , weldjes theils hier , theils in der Nachbarſchaft verwebet wird . 2 ) Die Vogtey Gehlenbec , von 4 großen Dörfern , -8 Die Einwohner ſuchen deren Kirche zu Gehlenbeck iſt. ihre Hauptnahrung im Aderbau . Bey Gehlenbeck iſt das adeliche Stammhaug Grapenftein oder Kiwit berer von Grapendorf, und zu Iſenſtette ſind die adelichen Güter Renkhauſen , denen von Menſinger, und Benthauſen , der nen von Münc zugehörig. 3 ) Die Vogtey Levern , von 4 Bauerſchaften , die in die Kirche zu Ledern gehören , woſelbſt eine evangeliſche adeliche Abtey für 9 Fråulein iſt ; deren Probſt die Archis , diaconal-Gerichtsbarkeit über die Vogtey Levern, und die bürgerliche Gerichtsbarkeit über die Eigenbehörige des Stifts ausübet. Der König hat dieſem Stift 1764 eben denfelben Drden bewilliget , der vorhin bey dem Stift Duernheim beſchrieben worden . Die Unterthanen in dies fer Dogter, ernähren fid) vom Leinenweben, Aderbau und Viehzucht. 4 ) Die Vogtey Ulswede , von 5 Dörfern , welche zu Alswede eingepfarret ſind , woſelbſt das adeliche Gut EL lerberg derer von Ripperba iſt. Die Pfarre zu Aldwede i ron 418 Pat vergeben . zu nehme iſt das adeliche Gut Bollwinkel, deflen Beſiker von Gehlen , genannt Chalon, über die Dörs fer Hehme und Raeshorſt die Gerichtsbarkeit hat. Eben demſelben gehört aud das Gut Kåffe in dem Dorf Laeso KEE 4 horit.
1 .1
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Der weſtphäliſche Kreis .
horft. Die Einwohner der Vogter treiben Aderbau und Viehzucht. 5) Die Vogtey Schnathorſt , von 5 Bauerſchaften , welche die Kirchſpiele Schnatborſt und Sůlhorft auss machen . In dem lekten iſt das 1722 ' neu angelegte kda nigliche Vorwerk Siecť . Die Eiuwohner dieſer Pogter haben viel Holz , ernähren ſich aber doch zum Theil vom Spinnen feinen Garns. 6) Die Vogtey Blasheim , von 3 großen Dörfern , die das Kirchſpiel Blasbeim ausmachen , in dem Dorf dies fes Namens find die adelichen Güter Groß und Kleine Eidel, denen von Voß zugehörig , und in dem Dorf Stods bauſen iſt ein adeliches Gut dérer von der Red . 4. Das Amt Rahden , vor Alters Rhoden , beſſen Beamter auf dem Schloß und Umthauſe zu Rahden wohnet , woſelbſt auch die Brau , und Brannteweinbrennerer iſt. Es liegt in einer Niedri. gung, daher die Einwohner ſich hauptſächlich von der Viehzucht ernähren, doch weben ſie aud) einen halb leis nens und halb wollenen Zeug, und verfertigen hól. zernes Geſchirr , wofür ſie Flachs eintauſchen. Das Umt beſteht aus 2 Vogteyen . 1) Die Vogtey und das Kirchſpiel Rabden begreift 5 anſehnliche Dörfer. Hier iſt die Gegend Sohenſtein , woſelbſt noch Spuren von alten heidniſchen Begråbniſſen vorhanden ſind , 2 ) Die Bogten Stemmwederberg ift in alten Zeiten eine beſondere Grafſchaft geweſen , welche die Grafen von . Schauenburg den Biſchöfen von Minden verkaufet haben . Sie beſteht aus 2 Kirchſpielen. ( 1 ) Webdem , welches 3 Dorfer und einen Burgs mannshof begreift. (2) Dilingen , welches 3 Dörfer enthält. Zu Sals den ſind. 2 adeliche Güter , eins gehört denen von der Borft , das andere denen von Steinecter .
5. Das
Das Fürſtenthum Minden .
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5. Das Amt Schlüſſelburg , hat an einigen Drten einen ſchlechten Boden, obgleich die Weſer mit: ten durch daſſelbe hinfließt.
Es legen ſich zwar alle
Einwohner auf den Ackerbau, zum Theil aber müſſen ſie ſich durch Spinnen ernähren . Das Umt enthålt
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1) Den Fleden Schlüſſelburg , welcher auf gewiffe Maße Stadtgerechtigkeit , und beſondere Vorſteher, die Bürgermeiſter genennet werden , bat. Es iſt bier das kos nigliche Schloß und Amthaus , nebſt der Braueren und Brauntereinbrennerer); das rechte Vorwerk , Sånerberg genannt , aber liegt auf der anderu Seite der Weſer. Zu der hieſigen Kirche halten ſich die ſogenannte Borburg und die Bauerdraft Roehden . Die Einwohner des Fleckens ernähren ſich bloß vom Acerban . Das Schloß iſt zus erft 1335 vom Biſchof Ludwig angelegt worden . 1617 brannten hier 140 Håuſer ab ; 1620 brannte der Flecken ganz, und 1621 abermals zur Hälfte ab. 2 ) Das Kirchſpiel Seimſen , dahin die Dörfer heim , fen und Ilveſe gehören ; ben jenem iſt das adeliche Gut euhof , der Familie Doigts zugehörig. 3) Das KirchpielBuchholz, dabin die Dörfer Buchs bolz und Großbeerfe gehören . 4) Die Dorier Doeren , woſelbſt die Grafen von Martensleben ein abelid, Gut haben ; euenknic , IL ſerbeide und Seelenfeld , welche alle zu Windheim im Umt Petershagen eingepfarret ſind.
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RIES
Das
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Der weſtphäliſche Kreis.
Das Fürſtenthum Verden . Q.
I.
as Fürſtenthum Verden , iſt nicht nur auf den D Charten vom weſtphäliſchen und vom nieders fächſiſchen Kreiſe zu ſehen : ſondern es iſt auch, nebſt dem Herzogtýum Bremen, auf befondern Chara ten abgebildet worden, von welchen im dritten Bande gehandelt wird.
. 2. Es grånzet gegen Morgen an das Amt Winſen an der Luhe, und an die Umtsvogteyen Solo tau und Fallingboſtel im Herzogthum Lüneburg ; ĝe. gen Mittag an die Hemter Walsrode und Rechem eben dieſes Herzogthums, wie auch an die Aller ; ges gen Abend an die Weſer, das Gogericht Achim und Amt Ottersberg im Herzogthum Br:men , und gegen
X
Mitternacht an das Amt Harburg im Herzogthum Lüneburg. Man ſchakec ſowohl die lange als Breite auf 6 Meilen. § . 3. Es beſtehet größtentheils aus Heiðe- und Geeſtland, und aus Holzungen ; an der Weſer und Aller aber iſt gutes Marſchland. Gedachte Aller bes wåffert faſt den ganzen Theil der füdlichen, die Wes ſer aber einen Theil der reſtlichen Gränze des landes, und dieſe nimmt jene in der Gegend von Eifel, und der gegen über belegenen Dorfſchaft Rißbergen auf. Die Wůmme , welche auf der Lüneburgiſchen Gränze entſtehet, durchfließt das Herzogthumvon Morgen ge gen Abend, nimmt die hier entſtehenden kleinern Flüf. re Fintau , Veerſe, Wiedau und Rodau auf, und tritt in das Herzogthum Bremen , dieſſeitsdes Fleckens Dtters ,
Das Fürſtenthum Verden.
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Ottersberg, woſelbſt ſichdie Wiſte mit ihr vereiniget, welche in dieſer Gegend zwiſden den beyden Herzog: thümern Bremen und Verden die Grånze macht. $ .4. Die landſtånde dieſes Fürſtenthums, beſtes hen aus der Ritterſchaft und der Stadt Verden . Die Herren von Behr als Erbmarſchålle und Råm , merer dieſes Fürſtenthums, verſchreiben die Ritter. ſchaft zu den Landtagen. Sowohl der ritterſchaftliche Sandrath , als der von der Stadt Verden , erſcheinen mit den bremiſchen Landſtånden auf ihrem Landtage zu Basdal, wenn daſelbſt Sachen zu überlegen ſind, wel. che beyde länder und ihre geſammten Stånde angehen. 8.5. Das ganze Land iſt der evangeliſch, lutheri . fchen Kirche zugethan. Es hat mit dem Herzogthum Bremen einerley Conſiſtorium , und einerley General. ſuperintendenten ; zu Verden aber iſt ein Speciatſu. perintendent,welcher ein wiewohl abweſendes Mitglied des föniglichen Conſiſtoriums, und zugleich Oberpredi. ger am Dom iſt, und unter ſeiner Aufſicht die 12 land: kirchſpiele dieſes Herzogthums hat. 5.6. Verden iſt ehedeffen ein Bistłum geweſen,
welches Kaiſer Karl der Große im Jahr 786 geſtiftet hat. Der biſchöflicheSiß iſt vermuthlich zuerſt zu Covelde in der alten Marf, eine Meile von Salzwedel, geweſen, von dannen aber nach Verden verlegt wor. den. Der biſchöfliche Kirchſprengel erſtreckte ſich über einen Theil des Erzbisthums Bremen , faſt über das ganze Fürſtenthum Jüneburg , dieGrafſchaften Luchau und Dannenberg, und weit in die Mark Brandenburg
2
hinein. Die Schriftſteller der mittlern Zeit , baben den Engländer Suitbert durch einen Irrthum zum er : ſten Biſchof von Verden gemacht; ba er doch der Stif, ter
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Der weſtphäliſche Kireis.
ter desKloſters zu Werde oder Kanſerswerth am Rhein geweſen . Im weſtphäliſchen Frieden 1648 bekam es die Krone Schweden als ein Fürſtenthum , da denn mit dem Umt Verden der General- lieutenant Paiful, und mit dem Umt Rottenburg der Graf von Königsa mark beliehen worden . Als die Dånen 1712 in das Herzogthum Bremen fielen, beſekten die braunſchweig lúneburgiſchen Volker das Fürſtenthum Verden wegen der im Bremiſchen wütenden Peſt , und es wurde fols ches, nebſt einem Theil des Herzogthums Bremen in ben gegen ihre weitere Ausbreitung gemachten Poſtis rungsdiſtrict gezogen . 1715 wurde es , nebſt Bre. men , vermoge des zu Wismar geſchloſſenen Bünd . niffes , von dem König in Dänemark an das Chur: braunſchweig- Lüneburgiſche Haus abgetreten ; und ſole che Abtretung geſchah auch 1719 von der Krone Schwe. den .
1757 befekten es die Franzoſen. $ . 7. Im Reichsfürſten -Rath hat der König von Großbritannien und Ehurfürſt zu Braunſchweig -Lünes burg, als Herzog zu Verden, auf der weltlichen Bank
nach dem Fürſten zu Halberſtadt ſeinen Siß ; und auf den weſtphäliſchen Kreistagen wird Verden zwiſchen Der Reichs-An Minden und Corvey aufgerufen . ſchlag iſt 5 zu Roß und 15 zu Pferde, oder monatlich 120 Fl. und zum Kammergericht zu jedem Ziel 81 Rthlr. 143 Kr. 9.8. Es hat dieſes land mit dem Herzogthum Bremen einerley Regidung) Juſtizkanzlen und Hof gericht, in welchem lekten ſowohl von der Ritterſchaft dieſes Fürſtenthums, als von der Stadt Verden, ein Afleſſor fikt, welcher ben entſtehender Vacanz von dem Stande, deſſen Präſentirter abgegangen , dem Könige pråſen .
Das Fürſtenthum Verden .
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pråſentire, und von demſelben , wenn er das nöthige. geleiſtet hat, beſtåriget wird. Zu der monatlichen Contributions-Summe, welche beyde Herzogthümer erlegen, giebt das Fürſtenthum Verden ſeinen gewiſ. fen Theil.
S. 9.In dieſem (and ift I. Die Stadt Verden , in alten Urlunden Phardum und Fardium, welche an der Ader liegt , die hier in 2 Armen fließt, von welchen der kleinere nahe bey der Stadt ift, und jetzt von den die Aller auf- und abgehenden Schiffen als lein befahren wird. Sie iſt um das Jahr 1210 mit einer Mauer umgeben , und nachmals in die alte und Süders Stadt abgetheilet worden , deren jede ihren eigenen Magi ſtrat gehabt hat ; 1667 aber iſt dieſer Unterſchied vollig aufgehoben, und beyde Theile ſind zu einem Körperunter einem Magiſtrat vereiniget worden . In der Stadt ſind 4 Kirchen , nåmlich die Domkirche , deren Oberprediger Sue perintendent des Fürſtenthuins iſt ; die Andreas - Kirde, welche nahe bey der vorigen liegt ; die St. Nicolai s Kirche , welche ein Filial von dem Dom iſt, und darinn nur Frühs predigten geſchehen , und die Sobameskirche. Es iſt hier auch eine lateiniſche Schule. 1
II. Das Ame Verden.
Das Umthaus iſt in
der Stadt Verden , woſelbſt auch die Beamten woh. nen ; der Amtmann verſieht auch die Angelegenheiten der Struktur von dem ehemaligen Domkapitel. Ei. ne kleine halbe Stunde von der Stadt, am Fuß eines Sandbergs , entſpringt ein Geſundbrunn , und fließet von Süden gegen Norden , bey der Uhlenmühle. Der Geſchmack des Waſſers iſt dem PyrmonterSauer waſſer ähnlich, enthält etwas Mineralgeift , ein Mice telfalz, ein alkaliſches Salz, feine Erde und Eiſentheia le, welche legte die Odererde anzeiget. begreift
Das Umt I. Den
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Der weſtphäliſche Kreis .
1. Den Fleden Langwedel, welcher vor Zeiten feinen eigenen Richter gehabt hat , jeßt aber dem Amt Verden untergeben iſt. Er iſt zu Daverden , im Herzogthum Bres men, eingepfarret, und hat einen adelichen Hof. 2. Das Kird ſpielWalle, iſt zwar ein beſonderes Kirchs ſpiel, hat aber feine eigene Kirche, ſondern iſt in die Doma kirche zu Verden eingepfarret. Es beſteht aus 19 Dórs fern , unter welchen zu bemerken ſind 1 ) Walle , wovon das Kirchſpiel den Namen hat. Das felbſt wird jährlich zweymal Gottesdienſt gehalten. 21 Daulſen , aus welchem der berichtigte Seeräuber Gdtke Michaelis gebürtig geweſen, welcher 1402 mit ſeinen Gehilfen zu Hamburg hingerichtet worden . 3 ) Eiffel, welopes in Groß- und Klein : Skifſel abges theilet wird. In dem letzten iſt ein adelicher Hof. Hier fließet die Aller in die Weſer, 4) Borſiel, Volkerſen, Scharnhorft und Kolthum . 3. Das Kirchſpiel Armſen , hat auch keine beſons dere Kirdie, ſondern iſt zu St. Andreas in der Stadt Vers den eingepfarret. Es beſtehet aus 6 Dörfern. Von dem Dorf Armſen , hat es den Namen , und zu Eigen iſt ein adelicher Hof. 4. Das Birchſpiel Lintelobe, oder Linteln , dahint 23 Dörfer und Hofe gehören. Das Kirchdorf wird Großs Linteln genennet. 5. DAS Kirchſpiel Wittelohe, dazu die Dörfer Wittes lobe, Otterſen , und Stemmern , und der Hof Graffel ges hören. Die beyden erſten Dörfer und der Hof Graffel, ges hören jeßt an das königl. Strukturgericht des vormalia gen Doms zu Verden , und es haben vor Zeiten die Doms berren daſelbſt die Gerichtsbarkeit verſehen. · III. Das Amr oder die serefchafe Roten, burg, macht den größten Theil des Fürſtenthums aus, und beſtehet 1. Aus dem Flecken Rotenburg, nebſt den 4 ſo genanns ten Waſſerdörfern Wortb , Semsbunde , Baftedt und Haffel. Man bemerke 1 ) Rotenburg , einen Fleden an der Wümme , in wel dhe
Das Fürſtenthum Verden .
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che hier die in dem Mühlenteich vereinigten kleinen Flüſſe Sodau und Widau fließen . Hieſelbſt iſt das Amthaus, und es wohnen hier alle Beamte. Das fefte Schloß oder Haus, ſo ehedeffen bieſelbſt geweſen , iſt in der Geſchichte dieſes Landes berühmt. Un feinem Ort feht jetzt die Amtſtube. Den hieſigen Paß, befeſtigten die Hannoveras ner und Franzoſen 1757 : er wurde aber 1758 von den letze ten den erſten mit Gewalt abgenommen . 1766 erlitt der Flecken eine große Feuersbrunſt. 2 ) Luhne, ein landesherrſd aftliches Voriperk. 2. dus der Amtsvogten 2 haaſen , von 6 Dörfern. I) 2bauſen iſt das Kirchdorf. ... 2 ) In dein Dorf Stelle iſt ein adelicher Hof. 3. Aus der Umtsvogte Kirchwalſede, von 6 Dóra Fern . Kirchwalfede, iſt das Kirchdorf, woſelbſt des Amts: togts Wohnung ift. 4. Aus der Amtsvogtey Viffelbóvede, von 30 Dóra fern und Hófen. Wir bemerken 1 ) Viffelbővede, woſelbft die Pfarrkirche dieſes Kirche ſpiels iſt , hat ehedeflen einen Graben und Thor gehabt, und vom B. Johann 1450 Weichbildsgerechtigkeit, und einige Freyheiten , gleich den Bürgern zu Rotenburg , ers halten , weldie von den Biſchöfen Berthold 1493 , Chriſto Pher 1530 , und Eberhard , beſtåtiget worden . 1680 und 1703 iſt dieſer Ort durch Feuersbrünfte verwüſtet worgen, Es iſt hier ein (attelfreyer Hof. 2 ) Wittorf, ein großes Dorf, woſelbſt eine Filialkir che ift. 3) Buchholz, woſelbſt ein adelicher Hof ift. 5. Aus der Amtsvogten Schneverdingen, welche ein Kirchſpiel ausmacht; worinnen 1) Sdneverdingen , das Kirchdorf , in welchem das Amtsvogtevhaus und ein fattelfreser Hof iſt. 2) Fintel, ein großes Dorf mit einer Kapelle. Hier wird 14 Tage nach Michaelis ein Fahrmarkt gebalten. 3 ) Zwey und vierzig Dörfer und Hbfe. 6. Aus der Amtsvogter Yeuenkirchen . Dahin 1) DAB gehöret
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Der weſtphäliſche Kreis .
1 ) DAS Kirchſpiel 7euenkirchen , welches aus dem Kirchdorf gleiches Daniens , und 15 andern Dörfern und Höfen beſtehet. 2) Das Kirchſpiel Wolterding, welches in dem Dorf gleiches Namens beſtebet. 7. Aus der Umtsvogtey Scheeſfel. Dahin gehdret 1) Das Kirchſpiel Scheeſſel, von 38 Dörfern und 1 Höfen. (1) Scheeffil oder Scheeſel, das Kirchdorf, woſelbſt 2 Fahrmärkte gehalten werden . ( 2) Hof Parel, ein landesherrſchaftliches Vorwerk. ( 3 ) Veerſe, ein adelider Hof. 2 ) Das Kirchſpiel Brođel, von 7 Dörfern und Hdfen. ( 1) Brodel, das Kirchdorf, hat einen adelica Hof. (2) Trocel, ein adelicher Hof . (3 ) Botel, ein großes Dorfmit einem adelichen Hof. + 8. Aus der Amtsvogter Sottrum . 1) Sottram , ein Kircydorf, woſelbſt das Amtsvogters haus iſt. 2 ) Eilf Dörfer und Hofe..
Die Abtey Corvet). $. 1. ie Abtey oder das Fürſtenthum Corvey , Dieiſt auf denen oben angezeigten ( andcharten
von dem Hochſtift Paderborn , deutlich und hin Man hat aber auch eine beſons långlich zu ſehen . dere Charte von derſelben , unter dem Titel : Corbei. cnſis Dioeceſis, welche Johann Gigas 1620 verfertigt, Petrofchi zu Rom nachgeſtos 1746 aber Johann Es grånzet gegen Weſten und Süden an chen hat. eben gedachtes Bisthum Paderborn, gegen Oſten wird es durchdieWeſer von dem Herzogthum Braunſchweig geſchie
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Das Fürſtenthum Verden.
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geſchieden , und gegen Norden grånzet es an einen Theil dieſes Herzogthums und an das Amt Smalena berg. Es iſt ungnfähr 3 Meilen lang und 2 breit. $. 2. Die Gegend an der Weſer iſt gutes Korn.
land , die übrigen Gegenden ſind bergicht.
Es ſind
viele Holzungen vorhanden. Die Weſer nimmthier die kleinen Flüſſe und Bäche " Tere, Grove, Schel, Vermoge des 1593 zwiſchen pe und Saamer auf . dem Stift und fürſtlichen Hauſe Braunſchweig gea troffenen Vergleichs , gehört die Weſer von der Land wehr im Brüggefelde an , bis kurz unter den Kelner gegen die Warthe die Kreußecke genannt, allein unter die Obrigkeit und Gerichtsbarkeit des Stifts. $. 3. Es iſt dieſe Benedictiner Abtey von dem Kaiſer Ludwig I auf Vorſtellung des erſten Abrs , des Heil.Adelhards ,geſtiftet worden ; und weil die erſten Mönche aus der Abtey zu Corbie in der Picardie ge. holet worden, ſo hat man ſie nach derſelben nova Cor beia genennet. Die Mönche hatten das Kloſter zuerſt zu Ertha an einem unfruchtbaren Ort im Sollinger Walo angelegt. Weil es ihren aber daſelbſt nicht ges fiel, begaben ſie ſich im
Jahr 822 an die Weſer , an
den Ort, wo das Kloſter nun ſteht, und legten es da. ſelbſt an . K. Lotharius I ſchenkte dem Kloſter im Jahr 844 die Inſel Rügen . K. Heinrich III ertheilte ihm 1039 das Recht, einen Abt zu erwählen . 1147 wur: den die Kloſter Kemnade und Visbek oper Fiſdybek, dem Stift einverleibet.
Es haben noch einige andere
Kloſter und viele Güter zu dieſem Stift gehöret, wel , che es, fo wie jene, nach und nach verloren hat . $. 4. Der Ubtiſt ein Fürſt des Reichs , welcher
IN
auf dem Reichstag unter den gefürſteten Lebten die III lekte 3 T4.64.
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Der weſtphäliſche Kreiß.
lekte Stelle und Stimme hat. Zu den Reichsana lagen iſt er auf 2 zu Roß und 9 zu Fuß, oder monat lich auf 60 Fl. zum Unterhalt des Kammergerichts aber zu jedem Ziel auf 108 Rthlr. 203 Kr. angeregt. Auf den weſtphäliſchen Kreistagen ſikt Corven zwiſchen Verden und Stablo. Der Fürſt ſteht als Abt uns mittelbar unter dem Stuhl zu Rom. §. 5. Der Fürſt hat ſeine Regierung und Lehnhof. Seine Einkünfte follen 30 bis 40000 Fl. betragen.
§. 6. Die Erbåmter dieſes Stifts , ſind : bas Erbmarſchallamt, welches die von Stockhaufen , und das Erbſchenkenamt, welches die von der Malsburg haben . $. 7. Das Fürſtenchum enthält ; 1. Das wohlgebauete Kloſter Cordey , Corbeia nova, welches ein anſehnl. Schloß iſt, und an der Wefer liegt, da , wo die Schelpe in dieſelbe fliegt. Der Súrft hålt hier eine Schloßgarde, welche aus einigen funfzig Mann beſteht, Aus demſelben find ehemals viele nach damaliger Art ges lehrte Mönche ausgegangen , welche weit und breit zu Bis ſchöfen und Lehrern beſtellet worden , und in Norden , wie auch auf Rügen , die driſtliche Religion bekannt gemacht baben. Man verehret hier den heil. Bit. 2. Die Stadt Körter, Sørar , Huxaria , die nabe bey dem Kloſter liegt , und in welder die Grove in die Weſer fließt. Man findet daſelbſt ein Collegium Canonicorum , 2 katholiſche und 2 lutheriſche Kirchen. S. Ludwig hat dem Abt Adelhard dieſe Stadt geſchenkt. 1265 haben die Herzoge zu Braunſchweig die Schußgerechtigkeit über dies felbe von dem Abt Lehnsweife erhalten, woben ſich der Abt gewiſſe Gerechtſame ausbedungen , und 1547 hat der Abt Caſper dem hochfürſtlichen Haufe auch das Salsgericht in dieſer Stadt, und was demſelben billig anhångig iſt, zus geſtanden , Vermöge deſſelben iſt noch jegt der braunſchweis giſche
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Die Abtey Corvey .
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giſche ſogenannte edle Vogt ben allen Criminalſachen gee genwärtig , nadj geſprochenem Urtheil aber kann der Abt entweder daſſelbe volzieben laſſen , oder den Miffetbåtei begnadigen . Der Abt hålt hier wöchentlich zweymal das Unter-und Dbergeridit; jenes beſteht aus einem Stadt richter und Uffeſforen , dieſes ; welches die Kanzlen ges hennet wird , aus dem Präſidenten , Kanzler und Ridha Alle Freytage wird Conſiſtorium gehalten , darinn ter der Corveviſche Prior den Vorſit hat. Sonſt liegt hier eine Compagnie inůnſterſcher Soldaten zur Befagung ; das Sochſtift Münſter febet auch einen Commendanten hieber , von welchem die Thore abhangen. 1634 wurde die Stadt von den Kaiſerlichen mit ſtürmender Hand erobert , und nicht allein die Befaßung ſondern auch die meiſten Bürs ger und Kinder niedergehauen , fo daß der Todten auf 1500 waren. 1646 nahmen ſie die Schweden den Rais ferlidhen ab. 1670 machte die Bürgerſchaft einen Aufa ſtand wider den Abt, weil ihren Beſchwerden nicht abges holfen wurde, da denn Herzog. Rudolph Auguft die Stadt als Schußherr, init einigen Compagnien befekte. Ehes deſſen ſind über 1000 wohlhabende. Bürger in der Stadt geweſen : ſie haben ſich aber nach und nach bis auf ein Paar hundert Bürger berinindert. 3. Brenkhuſen , ein Benedictiner Nonnenklofter dit ber Schelpe. 4. Die Dörfer und Vorwerke Albaren , Amelunren , Blankengu , Bođeſen , Boffeborn, Brochuſen , Drens te, fürftenau , Gadelheim, Luchtringen , Luthmarrena Meingadelsbeim , Othbergen, Voenbuſen, Stael, Tos nenborg , Valkenflucht, werden . 5. S. Jacobsberg , eine Probſter), iſt vom Bisthum Paderborn umgeben . Anmerk. 1) ueber Meingaðelsbelm auf einem Berge hat Brunsberg, das ſtaeefte Schloß der alten Sachſen , geftanden , welches Stael der Große im 175ſten Jahr jerforet hat, und 1291 julegt + verwüſtet worden iſt. 2 ) Zu dieſem Stift gehören auch die Benedictiner Probs ftenen zu nieppen in Bisthum Münſter, und zu Stadtberg oder inarsberg an der Dimel. Von denier if oben ben. Meppen kchon geredet worden. Von dieſer iſt anzumerken , daß fie dem
Der weſtphäliſche Kreis.
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Stift Corven im Jahr 826 von St. Ludwig I geſchenkt worden . Der Abt zu Corven ift auch Grund-undSchirmherr der Stadt marsberg oder Stadtberg , und die Stadt ihin 1228 von st . Heinrich wider den Erzbiſchofzu Cdin, der ſich derſelben wegen des Herzogthums Engern und Weſtphalen anmaßete, zuerkannt worden. És hat aber der abt 1230 mit Wiſſen und Willen ſeines Kapitels eine Hälfte der Stadt an den ErbiſchofHermann zu Cöln überges ben , und die; zivente difte iſt dem Erzbisthum 1507 verpfändet worden. Dieſe Pfandſchaft bat Corvey zwar 1754 aufgetándigt, und den Pfandfibiling dargebothen , Chuc-Cdin aber hat ihn nicht angenommen , und iſt alſo noch im Beſitz der ganzen Stadt. Ein gleiches gilt auch von der StadtVolkmarſchheim , und von dem Schloß Kogelberg. Dieſe 3 Derter kommen unten im Herzogs thum Weſtphalen vor. Die Abteyen Stavio
und Malmedy. S. 1. S
as Gebiet der Abteyen Stablo ' und Malmedy, oder das Fürſtenthum 'diéfes Namens, iſt auf
den {anddyarten vom Hochſtift Lüttich deutlich zu ſeßen . Es iſt von den Herzogthümern (uremburg und { imburg, und vou dem Hochſtift Lüttid, umgeben . Benedictiner Abteyen hat der heil. Res 9. 2. Dieſe maclus um die Mitte des 7ten Jahrhunderts geſtiftet.
1 Sie ſtehen unter einem Abt , welcher von ihnen gé. meinſchaftlich erwählet wird ; haben aber von langen Zeiten her ſowohl wegen dieſer Wahl,als überhauptwe gen des Vorzugs, viele Streitigkeiten unter einander gehabt.
Denn das Kloſter Stablo behauptet den
Primat, und daß Malmedi) ihm, wie eine Celle ihrem Kloſter, unterworfen ſey ; hingegen das Kloſter Male medy wil dem Kloſter Stablo völlig gleich ſeyn. Man fann davon die Streitſchriften nachleſen, welche Lids mund Martene und Ignat. Roderique mit eins ander gewechſelt haben. Unterdeſſen geſchieht die ges meinſchaftliche Wahl eines neuen Abts, im Kloſter Sta .
Die Abteyen Stablo und Malmedy.
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Stablo , es wird auch gewöhnlichermaßen, bender kaia ... ferl. Verleihung der Regalien an den Abt, nur der Abtey Stablo gedacht, man läßt auch gemeiniglich ben der Benennung des Abrs die Abtey Malmedy aus, (wele ches beydes aber vielleicht nur der Kürze wegen gee ſchieht,) und die Mönche des Kloſters Malmedy legen in dem Kloſter Stablodas gewöhnliche Gelübde ab. $ . 3. Der Abtiſt ein Fürſtdes Reichs und Graf von Sogne, und wird auch von dem Kaiſermit der Landesho Þeit und den Regalien ſowohl wegen des Fürſtenthums Stablo, als wegen der Grafſchaftlogne,belehnet. Auf dem Reichstage ſigt er zwiſchen den gefürſteten Uebten zuBrünn undCorvey. Zu den Reichsanlagen iſt er auf3 zu Roß und 22 zu Fuß, oder monatlich auf 112 Fl. zum
\
Unterhalt des Kammergerichts aber zu jedem Ziel auf 8rRthlr. 145 Kr. angefekt. Uuf den weſtphål. Kreis tagen wird er nach dem Abt zuCorvey aufgerufen. Seis
23j . nejährl.Einkünfte werden ungefähr auf 24000 Fl. ges ſchåpet. Das Kloſter Stablo gehört zu des Biſchofs zu
1
Süttich, und Malmedy zu des Biſchofs zu Cöln Kirch ſprengel : der Biſchof zu küttich aber ordiniret der Ubr. 8. 4. Wir bemerken 1. In dem Fürſtenthum Stablo. 1 ) Stablo , franz. Stavelot, lat.Stabuletum , ein Kloſter. in welchem der heil. Remaclus begraben iſt, und die Priviles gien beyder Kloſter verwahret werden , mit einer nahrhafteit Stadt, welche an der Ambleve in einem tiefen Thal liegt. 2 ) Tialmedy , Malmundarium , ein Kloſter mit einer
=
Stadt , am Fluß Recht, welcher in die Amblève fått. Dieſer Ort treibt ſo ,wie der vorhergehende, guten Handel. Unweit davon ſind einige Sauerbrunnen .
EN
2. In der Grafſchaft Logne. 1 ) Logne , ein Schloß. 2) Das Gebiet Xbigneſſe und Bamoir . 1113
Die
902
Der weſtphäliſche Kreis ,
Die Abteu Werden.
§.
i.
Pan ſieht den zu der Abtey Werden gehörigen Mar Diſtrict, auf der Charte von den Herzogthümer Jülich und Berg, welche die homanniſchen Erben her: ausgegeben haben . Er liegt in der Grafſchaft Marf, und grånget an das Herzogthum Berg , und an die Abtey Effen . Ben der Stadt Werden giebt es Steine kolen und Kalkſteine,, und zu Bettwich ſind Tucha manufacturen . G.2. Die Benedictiner Abtey.Werden hat der h . Judger, welcher der erſteBiſchof zu Münſter geweſen iſt, ums Jahr 778 aufſeinem Erbgrunde geſtiftet, und iſt auch in derſelben begraben . Im Jahr 802 gab K.Karl Ber Große das Schloß und Stadtchen Lüddinghaus ſen dem Stift Werden , welches 1430 den Bifchof zu Münſter
damit
belehnete.
Im Jahr
898
ſchenkte Zwentibold , König von Frankreich und: 102 thringen, dem Stift die Herrſchaft Freimorsheim, welches nacimals mit derſelben die Grafen von der Mark belehnet hat, Der Abt benennet ſich auch von der Stadt Helmſtådt im Fürſtenthum Wolfenbüttel, welche ehedeflen dieſer Abtey zugehört hat, aber 1489 von derfelben an Herzog Wilhelm verkauft worden iſt;
doch empfangen die Herzoge zu Braunſchweig
noch wegen der Stadt Helmſtadt von der Abtey Wer : den die Belehnung. 5.3. Die Abtey fißt auf dem Reichstag unter den ungefürſteten Prälaten auf der rheiniſchen Bank, swi. fchen den Stiftern Bruchſal, und St. Ulrich und fra, im weſtphal. Kreiſe aber unter den Fürſten zwiſchen Stablo uno Cornelis Münſter. Zu den Reichsanlagen
Die Abter Werden.
903
iſt ſie auf 2 zu Roß und 6 zu Fuß, oder monatlich auf 48Fl. zum Kammergericht aber zu jedem Ziel auf 18 Rthlr. 141Kr. angeſéget worden . Dieſes Stift hat jährlid) 70 bis 80000 Rthlr. Einkünfte. Der König von Preußen hat nicht nur als Graf zu der Mark die Kaſtenvogten über dieſes Stift, ſondern zieht es
M
auch unter ſeine Sandeshoheit. 8.4. Es gehöret dazu 1. Werden ,Werthina , eine kleine Stadt an der Roer, woſelbſt die Abten iſt. B. Wilhelm von Hardenberg und von Engelbrecht zu der Mark haben dieſen Ort 1317 mit Mauern umgeben, woben er zugleich Stadtrechte und Freye heiten bekommen hat. Es iſt hier eine lutheriſche Kirche. 2. Retrwyt , ein Fleden an der Roer , woſelbſt Tücher gewebet werden, und eine reformirte Gemeine iſt. 3. Die Dörfer Wolfsbach, Sorbach, fliekerk,Born.c.
Die Abtey St. Cornelis Münſter. $. 1.
Das Gebiet der Abtey St. Cornelis, oder Cors nelii můnſter, iſt auch auf der Charte von den Herzogthümern Jülich und Berg zu fehen. Es wird von dem Herzogthum Jülich, Herzogthum ( imburg , und von dem Gebiec . der Stadt Aachen umgeben. . 2. Dieſe Benedictiner Abtey , iſt zur Zeit der farolingiſchen Kaiſer geſtiftet worden . Der Abt ſikt auf dem Reichstag unter den gefürſteten Prälaten auf der rheiniſchen Bank, zwiſchen den Uebten zu St. Georg und St. Emmeran ; auf den weſtphäliſchen Kreistagen aber ſigt er unter den Fürſten, und hat ſeis ne Stelle und Stimme zwiſchen Werden und Effen. Zu den Reichsanlagen iſt er auf12 zu Fuß, oder monats lich auf 48 Fl. zum Unterhalt des Kammergerichts aber ( 11 4
1
904
Der weſtphäliſche Streis .
aber zu jedem Ziel auf 126 Rthlr. 21 Kr. angefekt. 1758 hat der Pabſt dem Erzſtift Cöln die geiſtliche Ge. richtsbarkeit über dieſe Abten zuerkannt. Sonſt ſtehet ſie unter dem Schuß der Herzoge zu Jülich . §. 3. Das Gebiet dieſer Abtey enthält 1. Das Kloſter 6. Cornelis oder Cornelii Munſter. auch Inden genannt, am Fluß Dente, welches die Aaches ner 13to zerſtöret, aber auf Befehl Kaiſer Heinrichs vi! Bey und des Erzbiſchofs zu Cöln wieder erbauet haben. demſelben liegt ein Stadtdyen . 2. Die Dörfer Breinich , Groffenich , Saen oder Bam, #Jalertzhat, Raetgen , Snarenelt, Deraegbem , Vicht , Walebarg , Watem , Wering ?C. Unm . Der Abt vergiebt die Pfründe des Stifts Sclapen in der Grafſchaft Namur.
Die
Abter
9. M
Effen.
1.
an findet auf der mehr angeführten Charte von den Herzogthümern Jülich und Berg auch das
Es wird von der Gebiet dieſer Abtey abgebildet. Grafſchaft Mark, Abtey Werden , Herzogthum Berg , Herzogthum Cleve und Grafſchaft Recklinghauſen umgeben . 9. 2. Dieſes Stift hat Alfried , Biſchof zu Hil. desheim , im Jahr 877 als ein Kloſter Benedictiner Drðens geſtiftet.
Es iſt von Alters her mit faiſerl.
und königl. Frenheiten und Privilegien begabt gee weſen, unter welche auch das freye Recht gehöret gat, fich einen Schuß und Schirmvogt zu erwählen , wo: zu es 1275 den Kaiſer Kudolph I annahm . 1291 fieng es an, den Grafen von der Mark ſolche Schirm . vogtey aufzutragen , und 1495 trug es Johann II, Herzog 1
Die Abter Eſſen .
905
Herzog zu Cleve und Grafen von der Mark, und defe felben Erben und Nachkommen , ſolches Vogtey. und Schulamt gegen jährliches Schußgeld von 600 alten goldenen Schilden , erblich auf, weldie auch von der Zeit an von der jedesmaligen Lebtiſſinn und 218. ihrem Kapitel mit derſelben belehnet worden. der Beſin der cleviſchen und mårkiſchen Lande an den
3 j
Churfürften zu Brandenburg , Friderich Wilhelm; fam, empfieng derſelbe 1648 folche Erbvogter für ſich und ſeine Nachtommen zu Lehn , und verſicherte eid. lich , alle in dem Erbvogteybrief von 1495 begriffene Punkte zu halten. 5. 3. Der Titel der Uebtiſjinn iſt: Von Gott tes Gnaden Wir 0.57 . des Kaiſerl. freysiveles lichen Stifts Eſſen Hebtiſſinn , des beil .rộm. · Reichs fårſtinn, Frau zu Bteyſich , Rellings hauſen und Suckarde. Das Kapitel beſteht aus
!
12
Prinzeſſinnen und Gråfinnen.
Auf der Reichsta .
gen fißt das Stift Effen unter den Webtiſſinnen auf der rheiniſchen Bank ; auf den weſtphäliſchen Kreis. tagen aber unter den Fürſten, und zwar nach dem Stift St. Cornelis Münſter. Zu den Reichsanlas gen iſt es auf 2 zu Roß , 13 zu Fuß , oder monat . lich auf 76 Gulden ; zu dem Kammergericht aber zu jedem Ziel auf 162 Rthlr. 29 Kr. angefekt.
11
im
$. 4. Die Erbåmter dieſes Stifts , haben fole gende Häuſer , nåmlich : das Erbmarſchallamt die Freyherren von Dobbe ; das Erboroſtenamt die Frey . herren von Vitinghof genannt Schell;
das Erb.
fchenfenamt die Freyherren 'von Dingelen zu Dall þaufen ; das Erbkammereramt die Freyherren von Schirp. ( 11 5 . 8.5.
906
Der weſtphäliſche Kreis.
8.5. Zu bemerken iſt 1. Die Abtey oder das Kloſter Eſen , fo neben der Stadt liegt. 2. Die Stadt Ellen , Erendia , auch Allindia und As. nidia , welche von dem Stift Effen als eine Municipals ſtadt gehalten wird , ſich ſelbſt aber für eine freye Reichss ſtadt anſieht. Das Kammergericht hat 1670 , nach einem joojährigen koſtbaren Proceß , die beyderſeitigen Rechte, Privilegien und Regalien unterſucht , und die Uebtiſſinn für die ordentliche Obrigkeit und rechte Landesfürſtinn der Stadt, dieſe aber als Unterthanert und ein Glied des Stifts erklåret, und ſie zum gebührenden Gehorſam in Gebot und Verbot angewieſen ; jedoch auch die Stadt bey ihs ren hergebraditen Rechten geſchůket, alb, Befreyung von Leiſtung der Huldigung von landſteuren ( außer daß fie 3. ihre Beyſterer zu den Reids- und Kreisanlagen der Ueba tiſſinn einliefern ſoll) , aller und jeder welt- und politiſchen Adminiſtration in bürgerlichen und peinlichen Sachen , (der Aebtiſſinn die Verdammung zum Tod , und der Ver dammten Begnadigung und Erecution , jedoch außer der . Stadt Friedpfålen , vorbehalten ,) Ein- und Abſeßung des Raths, Verwahrung der Stadt, derſelben Mauern, Thür: me , Pforten und Wehren , ( außer ben Friedenszeiten der Uebriſſinn freyen Gebrauchs des Pförtchens hinter der Üb . ten ) , allerhand dem gemeinen Befen nägliche Schaßun : gen und Ordnungen zu machen und zu publiciren , Geleits und ſichern Durchzugs , ihre entſchiedenen bürgerlichen Sas chen zu vollziehen , Ellen , Maaß und Gewichts, Wegegel, des, Glodenichlags und Nachfolge, Acciſe und Ungeldes in der Stan und deren Friedpfalen , Collectirung ihrer Bür : ger und Einwohner , Jahrmarkten , Apellationen von dem Dalsgericht an den Ratb , und von dem Rath an das fais ferliche Kammergericht, wie auch bey jetziger freyer Uebung der eingeführten augsburgiſchen Confeſſion und Religion . in ihren Kirchen , Schulen , Hoſpitålern , beren geiſtlichen Gütern und Gefallen , dem weſtháliſchen Frieden gemåß. 1495 hat ſie mit Herzog Johann von Cleve und Grafer von der Mark einen beſondern Erbvogter : Contract aufge: richtet,
Die Abtey Epicn .
907
richtet , und nachgehends verſchiedentlich erneuert , kraft deffen ſie noch jetzt den König von Preußen zum Sdiuz- und Schirmberrn hat. In der Stadt iſt eine fürſtlich - abtena liche Burgfreybeit und Reſidenz, und in derſelben die fürít: lidhe Kanzley. Der Magiſtrat iſt evangeliſch , und die meis ften Einwohner ſind audy evangeliſd); dod) findet man hier auch eine reformirte Gemeine und Kirche, einige katholiſche Kirchen und Kloſter , unter welchen ſich die ehemalige Refi denz der Jeſuiten hervorthut , und eine Commenthurey des deutſchen Ordens. Das Gymnaſium iſt eine gemeine Schule. Sonſt iſt die Stadt ziemlich groß, auch nahrhaft. Es werden in derſelben gute Tücher verfertiget ; die Gea wehrfabrik aber iſt ſehr in Abnahme gerathen . In der Nähe der Stadt ſind gute Steinfolenbergwerke. 3. Steyl oder Steel , ein Städtchen , woſelbſt eine wangeliſche und eine katholiſche Kirche iſt. Beym Meibom T. I, Script. rer. germ . in Wițichindi Annal. Sax. lib . II, Fomint die Villa Stila vor , in welcher zur Zeit Kaiſers Ota to des Großen eine Verſammlung der Reichsſtånde angea ſtellet worden . 4. Rellinghauſen , eine Vogten und Herrſchaft. Bey der Kirche zu Rellinghaufen iſt ein Kapitel. In der Nähe dieſes Orts ſind Steinkolengruben . 5. Sudarde und Dorſifeld find Dorf und Herrſchaften , 6. Borbeck , ein Dorf, woſelbſt ein Luftſchloß der Aeba tiffinn iſt. Anmerk. Das landlein und die Herrſchaft Breyfich , Itegt im Herzogthum Jülich.
Die
Abtey
Thorn .
Das kaiſerliche frey, weltliche Stift Thorn , liegt in Dem Bisthum Lüttich , in der Grafſchaft Hoorn , an der Ytter : Beck,
welche nicht weit davon in die
Maas fått. Es iſt ums Jahr 1000 geſtiftet worden. Auf dem Reichstag fißt es unter den ungefürſteten Prälaten auf der rheiniſchen Bank; es wird ihm aber dock
Der weſtphäliſche Kreis .
908
doch der fürſtliche Titel beygeleget, und auf den weſt. phäliſchen Kreistagen hat es auch einen fürftlichen Rang , und ſigt nach dem Stift Effen . Sein Reichs anſchlag iſt 1 zu Roß oder 12 Fl.; ſeine Kammerzieler aber ſind nicht gangbar, weil ihm von der gelderſchen Regierung feine Unmittelbarkeit ſtreitig gemacht wird. Das Kapitel beſteht aus Prinzefſinnen und Gråfinnen .
Die
Abtey $.
Serford.
I
Jas kaiſerliche frey - weltliche Stift herford oder Servorden iſt in der Staðt dieſes Namens, welche oben bey der Grafſchaft Ravensberg vorge kommen iſt , in der ſogenannten Frenheit. Nach eie niger Meynung iſt es im Jahr 789 , nach anderer aber 709 geſtiftet , und nachdem es die Heiden wie . der zerſtöret, im Jahr 820 erneuret worden . Es iſt anfänglich zu Müdenhorſt, im Amt Sparenberg, und vor der Reformation Benedictiner Ordens ge. weſen , da es denn den 26t zu Corven zum Proviſor und Patron , und den Erzbiſchof zu Cöln zum Cone fervator gehabt þát. Unter der Hebriſſinn Unna, Gråfinn von Limburg , iſt die Reformation deſſelben zum Stande gekommen . Já 2. Seine Privilegien , Gerechtigkeiten und weltliche Hoheit, hat es vom Pabſt Adrian 1101, Kais ſern Ludwig I und Conrad II, 1147 , und vom Reich erhalten , und beſikt die fürſtliche Würde ; wie denn die Webtiſſinn auch von dem Kaiſer eine Fürſtinn und
Pras
-
Die Abtey Herford.
909
Prálatinn des Heil. rom. Reichs genennet wird. Auf dem Reid )stage rikt das Stift unter den Lebriſſinnen auf der rheiniſchen Bank, und auf den weſtphalia fchen Kreistagen , als die legte unter den Ubteyen, Der Reichsanſchlag zwiſchen Thorn und Naſſau.
deſſelben iſt 2 zu Fuß , oder monatlich 8 Fl .; zum Kammergericht iſt es zu jedem Ziel auf 81 Rthlr. Das Stift iſt evangeliſch, und 141 Kr. angelegt. das Kapitel beſteht aus einer Dekaniſſinn, Küfterinn und einer Unzahi Chanoineſſen fürſtlichen und gråf. lichen Standes , beren die Webtiſiinn ſo viele aufneh . men kann, als es ihr beliebt. Hierzu kommen noch 4 Stiftsherren und Kapitularen adelichen , auch wohl bürgerlichen Standes ., 2 Diaconi und einige Vicas rii und Beneficiati. §. 3. Auf dem Berg vor Herford, etwa 600 Schritte von der Stadt , liegt die Stiftskirde S. Maria, welche die Webtiſſinn Godeſta im iiten Jahr: hundert geſtiftet, oder wenigſtens viel dazu benge. tragen haben ſoll. Dieſes adeliche fren - weltliche Un terſtift beſteht aus einer Dechantinn, Probftinn, Ků. ſterinn , und 9 andern Stiftsfräulein ritterbürtigen Standes, deren Oberhaupt die jedesmalige Hebriſinn des vorhin beſchriebenen Stifts iſt, welche alle Pfrůns den vergiebt , und die Küſterinn ernennet. 8.4. Die Erbåmter des Stifts, nåmlich das Erbs marſchatlamt, das Erbtruchſeßamt, das Erbjáger. meiſteramt und das Erbſchenkenamt, werden in
fenérlichen Fällen von gewiſſen Edelleuten übernom . men und verwaltet. 8.5 . Die Hebtiſſinn Johanna Charlotta , verwit , wete königl. Prinzeſſinn von Preußen und Markgrås finn
910
iſche Streis.
Der weſtphảl
finn zu Brandenburg - Swedt, geborne Fürſtinn zu Anhalt, hat 1729 einen Orden geſtiftet. Das Kreuz wird an einem ponceaurothen , ám Rand mit ſchmalem Silber eingefaßten Band getragen , und hängt von der rediten Schulter nach der linken Seite herunter . Auf der einen Seite ſtelt die Jungfrau Maria mit dem Kindlein Jeſu, mit der Umſchrift: Meminiſſe et imi tari; auf der andern der Name der Debtiſſinn. Die Chanoineffen tragen auch einen Stern an der linken Bruft ,
worinn auch die Jungfrau Maria, mit dem
Kindlein Jeſu befindlich iſt. Die Umts- und Stifts fråulein des Unterſtifts , tragen das Ordenszeichen , ohne den Stern , an der linken Bruſt. §. 6. Das Stift Herford båt einen anſehnlichent Lehnhof, und an unterſchiedenen Orten Pfarren zu be : ſeken , nåmlich zu Herford , Bünde, Rödinghauſen , Dornberg, Hiddenhauſen , Steinhagen und Erter , Lengerke und Linen ,
Schönenholzhauſen ,
Rhene ,
Schöppingen und Wetteringen, und zu Ippenbühren . Dieſe werden verkauft, oder, wie man zu ſagen pfle . get, es wird für die Belehnung der dazu gehörigen des der eine gewiſſe Summe gegeben . Je nachdem nun in den beiden Stiftern und in den Pfarren ſich viele oder wenige Todesfälle begeben ,
ſind die Einfünfte
der Webtiſſinn großer oder geringer. Man fåget fie überhaupt jährlich ungefähr auf 6000 Rthlr.
Die
Einkünfte der Chanoineffen ſind
Die
geringe.
Redire und Einkünfte der Abten , werden von einem Kanzleydirector und 2 Råthen beſorget, vor welche alle Kirchen , bürgerliche: Lehn- und ökonomiſche Sa. chen kommen.
Pom
911
#11 Vom
n Fürſtenthum u . Haufe Naſſau
überhaupt.
§ . i. 1
1
as Fürſtenthum Naſſau überhaupt, liegt in der Wetterau, und iſt ſowohl auf der guten Charte von derWerterau ,welche Joh. Jac. Srets ter gezeichnet, Vifſcher geſtochen und somann zum Cheil nachgeſtochen hat, als audy auf eben dieſes Stet. ters vortrefflichen beſondern Charte von dieſem Für: ſtenthum , welche Wie . ViftersWirweans liche geſtellet hat, abgebildet. Dio Homanniſche Charte von einem Theil der Wetterau, iſt im Atlas von Deutſche land die 106te. Die Långe des gangen Fürſtenthums wird auf 12, und die Breite auf 7 Meilen geſchåket. Es iſt zwar ſehr bergidse und waldicht, hat aber auch gute Uuen, Wieſen und Hecer, und auf dem Weſter. wald ſchöne Weide, daher auch die Viehzucht, und was von derſelben fommt, beträchtlich iſt. $ . 2. Die berühmten Männer, Eccard, Reinhard, Gebhardi und Scheidt, haben erkannt, daß das jeßige fürſtliche Hauß Naſſau von Königs Conrads I Brue der Otto, Herrn zu laurenburg, abſtamme, welcher im toten Jahrhundert gelebt hat. Vom dem Stamma þauſe Jaurenburg iſt in der Grafſchaft Holzapfel am Lahnſtrom , noch ein Thurm zu ſehen . Otto Sohn, Walram oder Walrab I, pflanzte das Geſchlecht fort. Dieſes zweyter Sohn Dito wurde durch ſeine Vermåh. lung mit Adelheid,der Tochter Wichards Vogtens von Geldern,
912
Der weſtphäliſche Kreis.
Geldern, und nach ihres.. Tode mit Sophia von Züte phen, Grafvon Geldern und Zutphen ; der erſteSohn Walrab II aber heirathete Grafen Ludwigs von Arn : ftein Schweſter, Dieſes Walrabs Söhne, Rupert I uno Arnold , haben ſich Grafen ſchlechthin , wie auch Grafen von Laurenburg genennet. Ruperts Sohn Walram III und Arnolds Sohn Rupert II ſind die er . ften geweſen , welche ſich Grafen von Naſſau genennet haben, nachdem die Burg Naſſau ( Naſouva, Naſoue,) war ums Jahr 1101 erbauet worden ; welche 1158 taufchweiſe an dasErzſtift Trier kam, aber den zulegt genannten Grafen wieder zu lehngegeben wurde. Wala rams III Sohn, Heinrich I, hat nach dem Beridje der Geſchichtſchreiber, Otto II jum Sohn gehabt , für deſſen Solyn Heinrich II oder der reiche , angegeben wird , welcher vor 1253 geſtorben iſt.
Dieſes Söhne
Walram und Otto befaßen die våterlichen Lande an fänglich gemeinſchaftlich, 1255 aber theileten ſie ſich in diefelben , und zwar ſolchergeſtalt, daß ſie die Burg Naſſau, das Gericht (comitia) im Gau Einrich (dem heutigen Vierherrengericht,) und einige andere Stücke in Gemeinſchaft behielten , Graf Walram aber zu ſeis nem beſondern Antheil Weilburg, Wisbaden und Io. ſtein , und Otto zu feinem Untheil Siegen , Dillenburg, Herborn, Beilſtein , Hadamar und Ems bekam . WalramsSohn Udolph, wurde römiſcher König ,
und dieſes Sohn Gerlach brachte auch die Burg und Stadt Weilnau, nebſt einem Theil dieſer Herrſchaft, an fich , und hinterließ 2 Söhne , Adolph und Jor hann I ; jener beſaß Wisbaden und Joſtein , und reia ne linie wurde 1605 mit Johann Ludwig beſchloſſen . Johann I bekam mit ſeiner erſten Gemahlinn Meh . renberg ,
Vom Fürſtenth. und Haus Naſſau überh. 913 renberg, Gleiberg und den Hüttenberg , und mit der andern die Grafſchaft Saarbrück , brachte auch das
+1
halbe Amt Kirchberg an fich . Sein Sohn Philipp er. warbKirchheim , Staufi Polanden und Reichelsheim . Er hatte 2 Söhne, Philipp II und Johann II ; jenem
BO
wurden die naſſauiſchen Lande Mehrenberg und Glei. berg, dieſem die Grafſchaf: Saarbrück zu Theil. Kirch . heim , Stauff und Polanden , nebſt andern Dertern ,
21
1
behielten ſie in Gemeinſchaft. Johannes II Sohn, Johann Ludwig , erheira hete die GrafſchaftSaarwer : C den und Herrſchaft Jahr, ſeine Sinie aber gieng mit feix nem Sohn Johann IV aus. Philipp II führte die Weilburgiſche Linie fort, und fein Ur- Enkel Philipp III þatte 2 Söhne, Albrecht und Philipp IV , welche 1574 nach eben gedachten Johannes IV Tode die naſſau : faarbrücifchen und ſaarwerdenſchen . Sande , nebſt der Halben Herrſchaft Kirdyheim erbten. Philipp IV hatte keine Nachkommenſchaft,wohl aberAlbrecht, defe ſen Sohn Ludwig II dem oben gedadyren Johann Lud, wig von der wisbadenſden Linie folgte. Er hinter. ließ3 Söhne, nämlich Wilhelm Ludwig , Johann und Ernſt Caſimir ; der erſte hatte Ottweiler , Saarbrück und Uſingen , der andere befam
Idſtein , Wisbaden
und Jahr , ( welche Länder nad ) ſeines Sohnes Georg Augufi Tode 1721 an des ålteſten Bruders Nachkoma men gelangeten ; ) der dritte Weilburg, die Herrſchaft Kirchheim , Mehrenberg naſſauiſchen Antheils , ein Drittel der Grafſchaft Saarwerden, und ein Antheil an Homburg. Wilhelm Judwig zu Naſſau -Saarbrück hinterließ 3 Söhne, Johann Ludwig zu Ottweiler, Gu. ſtav Adolph zu Saarbrück, und Walrath zu Uſingen. Der erſten beyden Söhne Friderich Ludwig und Karl Mmm 3Th.62. Ludwig
1
914
Der weſtphäliſche Kreis.
Ludwig find 1728 und 1723 ohne Erben geſtorben, des dritten Sohn Wilhelm Heinrich, Fürſt zú Naſſau: Uſingen, aber hat 2 Söhne hinterlaſſen , welche 2 noch fortdaurende regierende linien geſtiftet haben , nåmlich Fürſt Karl die l7aſſau - Saarbrücť Ulſingiſche und Fürſt Wilhelm Heinrich die baſſau : Saar , brůd : Saarbrückiſde. Beyde Haben am 23ſten December 1735 eine Cheilung unter einander errichtet, in welcher jener alle geerbte und angefallene Lånder biefſeits des Rheins , diefer aber die jenſeits des Stroms belegenen bekommen Qat,auch beſchloſſen wor den iſt, daß dieſe 2 landes:Antheile unter den bendera feitigen Nachkommen nicht weiter getheilet werden, ſondern in beyden Linien die Erbfolge nach dem Reche der Erſtgeburt geſchehen , auch die beyden Linien fünf. tig anfallende nauſſauiſche Lande auf die Erſtgebornen in denſelben zu gleichen Theilen kommen ſollen. Die von Ernſt Caſimir geſtiftete weilburgiſche Linie, währet auch noch . Des Grafen Otto l Enfel, Otto II, iſt der Stamma
vater der naſau -dillenburgiſchen Linie geworden , welche hernach von des Grafen Wilhelms Zeit an, die naſſau : kagenelnbogiſche Linie, genannt, und im Anfang des 17ten Jahrhunderts unter Johannes IV Söhnen in die fiegenſohe,dillenburgiſche, dierzis ſche und hadamarſche Linien vertheilet worden. Als Grafen Johann des mittlern zu riaſſaus Sie. gen Sohn , Johann der Jüngere, zur katholiſchen Kir. che trat, ſtiftete er die katholiſche, hingegen ſein Bru. der Heinrich die reformirte Nebenlinie der ſiegenſchen Linie ; die lekte ſtarb 1734 mit dem Fürſten Wile Helm , die erſte aber 1734 mit dem Fürſten Wilhelm
Hyae
De
1
Vom Fürſtenth. undHausNaſſau überh. 915 Hyacinth, welcher jenem in ſeinem Landesantheil geo folget war , aus , worauf die geſammten - lande der naſſau - ſiegenſchen Linie an die naſſau : diesiſche Lie nie , und zwar an den Fürſten Wilhelm Karl Heinz rich Friſo, Prinzen von Oranien , und nachmaligen erſten Erbſtatthulter der vereinigten Niederlande, faz men, welcher ſie ſeinem einzigen Prinzen Wilhelm V Hinterlaſſen hat. Die naſſau Dillenburgiſche Li. nie, welche Grafen Johannes IV Sohn Georg zum Urheber gehabt hat , iſt 1739 mit Fürſten Chriſtian ausgeſtorben , und hierauf das Land derſelben theils an Fürſten Wilhelm Hyacinth zu Siegen , theils an Fürſten Wilhelm Karl Heinrich Friſo zu Naſſay . Dranien-Diez gekommen ,welcher 1743 nach jenes Tode das geſammte dillenburgiſche land erhalten , und auf ſeinen Sohn Wilhelm V vererbet hat. Die hadas marſche Linie iſt 1711 mit Fürſten Franz Alerander ausgeſtorben , und ihr Landesantheil unter die linien Siegen , Dillenburg und Diek vertheilet worden : nunmehr aber gehört es auch der naſſau oraniens diessiſchen Linie , welche allein übrig geblieben iſt, und die Erbſtatthalterſchaft der vereinigten Nieder lanbe beſikt. $. 3. In der walramſchen Hauptlinie, iſt zwar ſchon Johann I vom K. Karl IV 1365 zum gefürſteten Gra: fen gemacht worden , ſeine Nachkommen aber haben ſich nur Grafen genennet. K. Leopold hat 1688 dies ſer Linie die fürſtliche Würde beſtätiget, woraufWals rath zu Naſſau.Ufingen , Georg Auguſt zu Naſſau. Joſtein , und endlich 1737 auch Karl Huguſt zu Naf ſau.Weilburg dieſelbe angenommen , und der erſte und lekte ſolche auf ihre Nachkommen fortgepflanzt. In Mmm 2 der
: ';
916
Der weſtphäliſche Kreis .
der Ottoniſchen Hauptlinie find Johann Ludwig zu Naſſau -Hadamar, Ludwig Heinrich zu Naſſau Dila lenburg, Wilhelm Friderich zu Naffau - Dieß , und Johann Franz und Wilhelm Moriß zu Naſſau . Sie. gen, die erſten Fürſten geweſen . $ . 4. Der Titel der Fürſten von der altern wal . ramiſchen Linie iſt : fürſten zu Haſſau , Grafen zu Saarbrücť und Saarwerden , herren zu Labr, Wisbaden und Joſtein. Ihr Wapen iſt, wegen Naſſau ein goldener Löwe im blauen mit ſchräglings goldenen Schindeln beſtreutem Felde ; we gen der Grafſchaft Saarbrück ein filberner Löwe im blauen mit ſilbernen Kreuzen beftreueten Felde ; wegen der Grafſchaft Saarwerden ein zwenköpfiger ſilberner Adler im ſchwarzen Felde ; wegen Mörs ein ſchwarzer Querbalke im goldenen Felde ; wegen Weilnau 2 roa the über einander gehendeleoparden im goldenen Felde; wegen Mehrenberg ein goldenes Ändreas -Kreuz, bey welchem in jedem Winkel 3 kleine goldene Kreuze ftes hen , im grünen Felde ; wegen Mahlberg ein ſchwar. zer Löwe im goldenen Felde ; wegen Sahr ein rother Querbalke im goldenen Felde. Die jüngere ottoniſche linie beruhet nur noch auf dem Fürſten Wilhelm V , Prinzen von Oranien und Erbſtatthalter der vereinigten Niederlande, welcher in Anſehung der naſſauiſchen Lande den Titel erries fürſten zu b7affau , Grafen zu Kafenelns bogen , Vianen und Dies , Serrn zu Beilſten ; im Wapen aber wegen Naſſau einen goldenen Löwen im blauen mit ſchråglings goldenen Schindeln beſtreue ten Feld ; wegen Kaķenelnbogen einen rothen aufge. richteten Leoparden im goldenen Felde ; wegen Vianen einen
7 1
Vom Fürſte
nth
. und Haus Naſſa
u überh . 917
einen ſilberne Querbal F i r ; wegent n ken m othen elde Diek 2 über einande gehend goldene Cówen im ro e r then Felde führet. 8.5. Die fürſtlichen Häuſer der ältern walrami: fchen Linie, haben noch nicht Sik und Stimme im
Reichsfürſtenrath , ſondern gehören noch zum wette. rauiſchen Reichsgrafen -Collegio , von welchem ſie ſich Ihre Sande gehören zum aber abgeſondert haben. oberrheiniſchen Kreiſe. Die Fürſten von der jüngern ottoniſchen Sinie, ſind 1659 in den Reichsfürſtenrath zu Sik und Stimme eingeführet worden, und haben in demſelben 2 Stimmen bekommen, welche nunmehrber Erbftatthalter der vereinigten Niederlande führet, deſ ſenlandes-Antheile an dem Naſſauiſchen , bis auf Beil ſtein nad ), zu dem weſtphäliſchen Kreiſe gehóven , auf deſſen Kreistagen er aber auch nur 2 Stimmen hat. $.6. Hier handele ich alſo nur die landesantheile der jüngern ottoniſchen Linie ab, welche zum weſtphå. liſchen Kreiſe gehören , und jährlich 350000 Gülden eintragen. Es ſind ſelbige
das eigentliche naſſau - dießiſche Lan .
des
Antheil , ober
Die Grafſchaft Dieſ . 8.1. Sie liegt an der låkn , und iſt ehedeſſen wegen ihrer Güte die goldene Grafſchaft genennet worden. hat ſie eigene Grafen gehabt,undEmbreto, oVor borAiters im liten Jahr hunder gelebt hat, iſt der erſte t unter den bekannten Grafen von Diek . Ihr Geſchlecht Mm m 3 ſtarb
918
Der weſtphäliſche Kreis.
ſtarb 1388 mit Grafen Gerhard V aus ,
mit deſſen
älteſten Tochter Jutra die Grafſchaft Dieß an ihren Gemahl Grafen Udolph von Naſſau -Dillenburg fam .
1
Weil aber derſelbe 1420 bey ſeinem Tode keinen Sohn , ſondern nur eine einzige Tochter, Namens Jutta, hina terließ, welche an Gottfried VI Herrn zu Epſtein ver. måhlet war : ſo wollte dieſer die Graffdyaft haben, in des ren Beşik fich fihon des verſtorbenen Grafen Adolphs Bruder Engelbert gefekt hatte. Es kam aber 1420 durch Vermittelung Erzbiſchofs Otto von Trier ju eis
1 nem Vergleich), kraft deſſen Engelbert und Gottfried die Grafſchaft zu gleichen Theilen mit einander beſigen follten. Beyde trugen die Grafſchaft, welche bisher Reichslehn gewefen war , dem Erzitiſt Trier zu lehn auf. Gottfried von Epſtein verkaufte 1453 die Hälfte feiner Hålfte an Grafen Philipp von Kafenelnbogen , und behielt alſo nur noch ein Viertel der ganzen Grafe ſchaft, welches ſeiner Tochterugnes Mann, Graf Ebers hard von Epſtein - Königsſtein , erbete, der es 1530 an Grafen Wilhelm von Naſſau . Dillenburg verkaufte, welches aber das Erzſtift Trier nicht zugeben wollte. Als 1557 der kakenelnbogenfche Succeſſions - Streit zwiſchen den Häuſern Heffen und Naſſau durch einen Vergleich geendiget wurde, erhielt das Haus Naſſau unter ſeinem Lequivalent auch das von Epſtein an Kaķenelnbogen gekommene Viertel der Grafſchaft Diek. Ob nun gleich Graf Wilhelm von Naſſau ſolchergeſtalt * von der Grafſchaft unſtreitig hatte, und der Streit mit dem Erzſtift Trier nur das & be. traf, welches Graf Eberhard von Epſtein - Königſtein beſeffen hatte : gleich dahin,
ſo kam es doch 1564 in einem Vers daß von den 12 großen Kirdyſpielen , aus
3
Das eigentl. Naſſau - Diez. Landesantheil. 919 aus welchen die ganze Grafſchaft beſtund, gedachter Graf nur Diens , Fladit , Sanſtetten , Dauborn, Dern , Rennerode und Rogenhayn, welche kaum die Hälfte der Grafſchaft ausmachen , hingegen das Erzſtift Trier die KirchſpieleSalz, Meith , Sunds: Angen , Venterhauſen und Lindenholzhauſen , nebſt den Dörfern Dierkirchen und Craich bekam . Das naſſauiſche Antheil wird von Chur. Trier zu lehn empfangen . In Anſehung der Reichs- und Kreis. Steuern , iſt es in der lothringiſchen Eintheilung von 1654 , zu 631 ) Fl. angefekt worden . Zu einem Kam, merzieler giebt es 41 Rthlr. 793 Kreuzer. 5.2. Die landgrafen zu Heſſen führen dieſe Graf. ſchaft mit im Titel ; ob ſie aber einen Theil von ders ſelben beſigen, und ob Ems, Reichenberg, Nabſtede, Hohenſtein und andere Derter dazu gehören ? darů: ber giebt es noch Streit. S. 3. Es gehört zu dieſer Grafſchaft 1. Das Ame Dieg . 1. Dietz, Dietia oder Decia , die Hauptſtadt, liegt in einem mit Bergen umgebenen Zhal an der Bahn, aberwels che eine ſteinerne Brüde gebauet iſt, und wird in die Alts und Neuſtadt abgetheilet. Sie ift gut gebauet . Das Fürſte lide Soloß ſtehet auf einem Berge , nnd iſt von alter 7 Bauart. Die Reformirten haben hier 2 Stirchen , und die Lutheraner eine. 2 ) Oranienftein , ein fürftliches Cuſtíchloßan der Lahn, eis ne Viertelſtunde von Diek, woſelbſt ebedefjen ein Nonnen : kloſter, Namens Thierſtein oder Dúrrſtein , geſtanden hat. 3) Alt- Dietz und Freien Diers find Dörfer. Zu Sau chingen iſt ein Sauerbrunn . 2. Das Amt hanſtetten . 1) Sanſtetten , ein Schloß und Dorf an der Aar , wo : ſelbſt ehedeflen ein adelicher Hof geweſen , welcher nun der Landesherrſchaft gehöret. Mmm 4 2 ) Sdur:
920
Der weſtphäliſche Kreis .
2) Schuſſen , eigentlich Schiesheim , ein Dorf. 3 ) Die Dörfer Deuborn und Eufingen , nebſt dem ehemaligen Ciftercienſer Nonnenkloſter und munmehrigen Kirche und Schule Gnadenthal, liegen zwiſchen den dems tern Kirberg und Camberg. 3. Dis ine Kirberg , beſikt Naſſau.Dieg mit Naſſau- Uſingen gemeinſchaftlich. I ) Birberg , ein bemauerter Flecken von ungefähr 80 Bürgern , außer 3 adelichen Höfen , und den fürſtlichen Dekonomien. Das umliegende fand iſt ein vortreflicher Fornboden 2 ) Die Dörfer Gåringen , suheim , Xesbich und Ohren . 4. Das Amt Camberg, beſikt Naſſau - Diek mit Chur - Trier in Gemeinſchaft.
1
5. Von dem
Aint
7afru oder dem Dreys
berriſ hen , hat Naſſau . Diez die Hälfte, Naſſau , Dahin Uſingen , und Naſſau - Weiburg auch .. gehöret , allfjer unterſchiedenen Dörfern, 1) affiu , ein Freyflecken an der Lahn , beffen Kirche ſich die Reformirten und Lutheraner gemeinſchaftlich be dienen . Jenſeits des Fluſſes , dem Fleden gegen über , hat auf einem hohen Berge Das Schloß affau , welches courtries riſches Leben iſt geſtanden . Es hat ein kleines Vorſchloß ges habt, bonwelchein eben ſowohl , als von dem Hauptfchloß, annoch Ueberbleibel zu ſehen ſind . 2) Daufengu oder Tauffenau, ein Fleden an der Lahn.
6. Von dem Vierberriſden, gehöret hieher ; davon unten bey der niedern Grafſchaft Kaşeneln . bogen ein mehreres vorfommt. 7. Nafau . Dieß hat auch Antheil an den Lins ſer Sådern , wovon bey dem heffen -Darmſtädtiſchen Amt Braubach gehandelt wird, am Kirchſpiel Rir , dorf, welches unweit der Herrſchaft Schaumburg liegt,
Das ehemal, Naſſau -Sieg. Landesantheil. 921 liegt , und an dem Amt Lahnberg , deffen hernach gedacht wird.
II. Das ehemalige Naſſau -Siegenſche
Landesantheil. 8.1 . Es liegt auf dem Weſterwalde, ift 3 Meilen lang und 1 Meile breit. Es iſt zwar ein ſehr bergich . tes und waldichtes land, hat aber doch auch gute Ne. cer, und inſonderheit gute Weide , daher die Vieh zucht anſehnlich und einträglich iſt ; hauptſächlich aber find hier viele Eiſenhütten , in welchen Defen und ander re Eiſenwaaren verfertiget werden , und zu Freuden. berg wird viel Stahl bereitet und ausgeführet. Der Fluß Sieg nimmt unterſchiedene Bäche auf . . 2. Es enthält dieſes landesantheil i Stadt, 2 Flecken und auf 150 Dörfer. 1024 war hier allein der reformirte Gottesdienſt in Uebung , und die Res formirten waren im Beſik aller Kirchen , Schulen , und gottesdienſtlichen Einkünfte: allein, 1626 ſuchte der katholiſd) gewordene Graf Johann der Jüngere im ganzen (ande die römiſchkatholiſche Lehre und got tesdienſtliche Uebung einzuführen, welche Neuerung er aber nicht völlig burchtreiben konnte. 9. 3. Wegen Naſſau - Hadamar und Siegen, wird ſowohl auf dem Reichstage im Reichsfürſtenrath, als auf den weſtphäliſchen Kreistagen , eine eigeneStim . me geführet, und zwar auf legten nach der Abtey Herford. In der lothringiſchen Austheilung von 1654 iſt Naſſau Siegen zu jedem Römermonat auf 777 Fl. angeſekt; zum Unterhalt des Kammergerichts aber giebt es zu jedem Ziel 50 Rthlr. 67 Kr. Mmm 5 9. 4.
922
Der weſtphäliſche Kircis.
8.4. Man ſchåget die landesfürſtlichen jährlichen Einkünfte aus dieſem Lante, auf 100000 Ktblr. 9. 5. Das Land enthålt folgende demiter : 1. Die Stadt und das Amt Siegen . eine ne Stadt an dem fluß Sieg, mit einem iegen,, ei alte1 n) SSiegen und neuen Schloß . bon Reſidenz des katholiſchen , und dieſes die refidenz des res formirten Fürſten gewefen ift. Als Graf Johann der Süngere die rómiſch - katholiſche fchre einführte, wurde den Katholiken ihre gottesdienſtliche Uebung in der hieſis gen Johanniskirche verſtattet , die Refornirten aber be: hielten die Pfarrkirche zu S. Nicolaus allein. Es iſt hier cin Jeſuiter Collegium geweſen . In der Nähe der Stadt find viele Eiſenbergwerke und Schmelzhůtten. 2) In den Amtsdörfern Weidenau , Caen , Eiſeta oder Iferfeld , Wiederfdbelten , Seelbach und Clafeld find Kapellen , welcheder reformirten Pfarrkirche in Siegen als Filiale gehören . Nach 1624 haben ſich der 3 erſten auch die Katholiken zum Sottesdienſt bedienet. 3) Willensdorf und Röttgen fiud Kirchddrſer. 4) ZH Eiſern , vor dem aardt, månkersbåtten , und in vielen andern Dörfern ſind Eiſenhütten und Hämmer. irder ,AmeOber : Tetphe. I) Ober : Vetphe oder Zetphe unter der Kirche, ein Dorf am Fluß Sieg. 2 ) Jemgarteichen , ein Kirchdorf. 3. Das Ober . Am leder : Tetpbe. Wieder-Wetpbe, iſt ein Dorf an der Sieg. 3. Das
3. Das Amt Silchenbach , in welchem der Fluß Lahn entſpringt. 1) Silcbenbadı, ein Flecken und Schloß . 2 ) Keppel , ein adeliches Fräuleinſtift, weldjes um die Mitte des 17ten Jahrhunderts den Jeſuiten , welche fich deſſelben bemachtiget hatten , abgenommen , und den Res forinirten wieder eingeräumet worden ; die jedoch einige Jahre nachher verſtattet haben , daß auch der katholiſche Sots
WW
Das ehemal, Naſſau - Dillenburg. Antheil. 923 Gottesdienft darinn geůbet werden dürfen , weldies aber jetzt nicht mehr ſtatt findet. 3) Lobe , cin Lehrgut, welches Joh . Moritz, Fürſt zu Naſſau, 1660 cinzog, als der Mannoftainn der Seelbas de von Lohe erlöſchen: weil aber Georg ludwigs von der Hoeß Ehefrau , die Lehns - tind teſtamentiſche Erbinn dies res Guts zu fewn behauptete, entſtund darüber ein langwie: riger Proceß beyin Reichokaminiergeridyr, davon dic Acten gedruckt ſind. 4 ) * 7ůſſen , ein Dorf,woſelbſt ein Stahlbergwerk ift.
5. Die vereinigten Aemter Crombad und Ferndorf . 6. Das Ume Freudenberg. 1) Freudenberg, ein Fle& en , woſelbſt viel Eifen und Stahlgerdymiedet wird . 2 ) Oberseifling, ein Schloß uud Dorf. 7. Das Amtoder Thal Seißlingen . III .
Das ehemalige Naſſau - Dillen burgiſche Antheil. $. 1.
Es liegt auf dem Weſterwalde, neben
bem vorigen , iſt 4 Meilen lang und 3 Meilen breit. Es hat viele Eiſenhütten undHammer,auch Kupfer ,Bley, etwas Silber, Vitriol, einträgliche Waldungen , und unterſchiedene gute Steinbriche. Von den Eiſenhüt. ten und Hammern , und von dem Handel, welcher mit dem Eiſen getrieben wird, baben die meiſten Untertha. den ihre Nahrung, weil kein zulänglicher Ackerbau vor. handen iſt. Hier entſtehen die Flüſſe Sieg und Diu. $. 2. In dieſen Sande ſind 5 Städte und 2 Flee den. Die Einwohner ſind der reformirten Kirche zu . gethan.
S. 3
924
Der weſtphäliſche Kreis.
S. 3. Wegen deſſelben wird ſowohl auf dem Reichs. . tag im Reichsfürſtenrath , als auf den weſtphåliſchen Kreistagen eine fürſtliche Stimme geführet. Zu den Reichsanlagen iſt Naſſau-Dillenburg in der lothrins giſchen Austheilung von 1654 zu jedem Rómermonat auf 102 Fl. angeſekt ;
zum Unterhalt des
Ram ..
metgerichts aber giebt es zu jedem Ziel 50 Rthlr. 9 kr. 9. 4. Die jährlichen landesfürſtlichen Einfünfte aus dem nafſau : dillenburgiſchen Lande, ſind in dem 1733 zwiſchen dem Haus Dillenburg und den Be. vollmächtigten der fürſtlichen Stammsverwandten zu Beilſtein geſchloſſenen Receß , auf 130000 Fl. ge. ſchåget worden ; ſie haben aber 1731 und 32 wirklich 161000 Fl . betragen. $. 5. Es enthält : 1. Die Stadt und das Amr Dillenburg. 1 ) Dillenburg , eine Stadt am Fluß Dill , welche nach dem 1724 erlittenen Brande beffer erbauet worden , als ſie vorher geweſen. Seit 1743 ift fie der Siß der höhern fürſtlichen Collegien für die naſſauiſchen Lande im weſtphäliſchen und currheiniſchen Kreiſe , nämlich des Geheimenrathscollegiums , der Landesregierung , der Jus ftiz - und Lehnskanzley , des Oberconfiftoriums und geiſtlis dhen Ehegerichts ; es wird auch hiefelbft eine koſtbare Reits ſchule , ein Thiergarten und eine große Stuterey unterhals ten. Das fürſtliche Schloß iſt eine altmodiſche Feſtung, welche 1760 den Bundesgenoſſen von den Franzoſen durch eine Belagerung abgenoinmen wurde. In der Stadt
und Pfarrkirdse ſind die Begräbniſſe der ehemaligen bies figen Grafen und nachmaligen Fürſteu zu finden . In dem großen Thiergarten find 2 landesfürſtliche Hofe. 1760 nahmen die durbraunſchweigiſchen Truppen hieſeloßt ein in franzöſiſchen Kriegsdienſten ſtehendes ſchweizeriſdjes Regiment gefangen . Nidot
Das ehemal. Naſſau -Dillenburg. Antheil. 925 Nicht weit von der Stadt iſt eine Kupferhätte , welche Firſt Chriſtian erbauet hat, und in welcher jährlich uns gefähr 150 Centner Kupfer geſchmolzen werden. 2) Die Dörfer Seybach , fellbach , woſelbſt ein landets fürſtlicher Hof iſt, Lanzenbach , fronhauſen , Wiſſens bad , u. a. in . 2. Die Stadtund das AmtSayger . 1 ) Sayger , eine kleine Stadt an der Dil. brannte ſie ganz ab.
1
1724
2) Saygerhütte , eine Eiſenhütte. 3) Die Dörfer Sechsbeller, Allendorf, Saygere Seelbach , Langen -Aubach , u. a. m . 4) Bey dem Dorf Steinbach , ſind Blen -Silber - und Bitriolhůtten.
3. Die Stadt und das Amt herborn . 1) Serborn , eine kleine Stadt und Schloß an der Dill, woſelbſt een reformirtes akademiſches Gymmaſium iſt, wels ches 1584 geſtiftet worden. 2 ) Die 2 Eiſenhütten und Håmmer bey den Dörfern Burg oder Burge, an der Dill, und Ober- und Wieders Scheld .
M
3 ) Zu Sinn , Kirſchberg und Schönbach find lans desfürſtliche Höfe. 4 ) Die Dörfer Ambdorf, Ballersbach , Biden , Breitſcheid , Erdbach , Fleisbach , Berborn Seelbach , Medebach , Werkebach , Offenbach ; U & ersdorf, 4. C. nt. 4. Das Amt Burbads. 1 ) Grund : Burbach , ein Flecken und Schloß, an wels chem die Herrſchaft Hachenburg Theil hat. In dent freyen Grunde, in welchem dieſer Drt liegt , iſt ein Bleys bergwerk. 2 ) Die Dörfer Weufirchen , Jeppenfeld, walbach , Wiederfiein , Salcbendorf, Solzhauſen 2c. 5. Das Amt Driedorf. 1) Driedorf , ein Städtchen , mit hohen Mauern und Thůrmen umgeben. Das ebemalige Schloß iſt verfallen. Es iſt hier ein landesfürſtlicher Hof. 2 ) Die
926
Der weſtphäliſche Kreis,
2 ) Die Dörfer ademáblen , münchhauſen , Kas benſcheid , Gafternbayn , Wald : Aubach , Beifter . berg, u . 4.m. 3 ) Zu Beiſterberg iſt ein landesfürſtlicher Hof. 6. Die vereinigren Aemter Mengerskir : chen und Ellar. 1) Mengersfirchen , ein geringes Städtchen und Sdloß. 2 ) Dapperich und Weyenberg find landesfürſtliche Hofe. 3) Probbach , ein Dorf, bey welcher ein Saucrbrunn ift. 4 ) Die Dörfer Dilhauſen , Dorchheim , Dorndorf, skllar, Fridhofen, Faßingen , Langendernbach , u . a. m. 5 ) Seck , ein Dorf, welches von Wied'.Runkel an leis ningen - Wefterburg , und von dieſem 1637 an den Fürſten zu Naſſau - hadamar, Johann Ludewig , får 12450 Fl. vers kauft worden. Der hieſige 'landesfürftliche Hof iſt ehe. deſſen ein Nonnenkloſter geweſen. 7. Das Amr Tringenſtein . 1) Tringenſtein , ein Bergſchloß an der Uaar, 2 ) Die Difer Eiſenrode , Lygershauſen , Jbern thal , Waldenfels.
8. Das Amt Ebersbac ). 1) Ebersbach anf dem Berg oder Berg Ebersbach , ein Kirchdorf. - Bey dieſem Ort iſt eine Eiſenhütte und 1
Hammer. 2.Die Dörfer Eibelshauſen , Mandeln , Flieder: Rohbach , Steinbrüden . 9. Das Am Webrheim, þar Naſſau Dillen : burg mit dem Erzſtift Trier in Gemeinſchaft. Das dillenburgiſche Antheil wurde um das Jahr1730 dem fürſtlichen Hauſe Naſſau- Uſingen verfekt, aber 1753 wieder eingelöſet. 1 ) Wehrheim , ein Fleden , welcher zur Zeit des Gras
fen Gerhard zu Naſſau - Diek , vom Kaiſer Karl IV 1372 Stadts
1
Das ehemal. Naſſau - Habamar. Antheil. 927
Stadtrechte , und ſolche Privilegien , als die Stadt Friede berg hat , belomnien haben ſoll. 2 ) Das Dorf Obechayn , Anſpach . der Hof Iron, welcher ehemals ein Ciſtercienſer Nonnenkloſter geweſen, U.a. m.
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1
JV. Das ehemalige Naſſau Hadama.
riſche Landesantheil,
1
welches auch auf dem Weſterwalde liegt, und ungee fähr 2 Meilen lang und breit ift. Es beſteht nur aus dem Amt hadamar , in welchem : ** J. Kadamar oder Ober- sadamar, ein Flecken an den Flüscheu Els ,mit einem Shloß , deffen Bau den Fürſten Johann Ludwig über 10000o Rthl gekoſtet hat. Auch iſt hier eine Seſuiter Reſidenz geweſen , und noch ein Frans ciſcaner Kloſter. 2. Die Kirchdörfer Rendteroth , Elſof , Bayn , Frid bofen ,Lieder-Zeitzheim , Rotzenban. 3. Die Dörfer Uber und Nieder -Diefenbach ; jenes bat Fürſt Johann Ludwig für 12000 Fl . gekauft. 4. Die landesfürſtlichen Höfe Wiedbad) oder Wip pach , Brempel, Schneppehauſen , Urſulenthal , das Hengersfelo und böſelich . Der letzte iſt ehemals ein Kloſter geweſen , und von dem fürſtlicben Hauſe and Gys mnaſium zu Herborn geſchenkt worden . Graf Sohann fubs wig entzog ihn , nach geänderter Religion, dem Gymnaſio, und räumete ihn deu Jeſuiten zu Hadamar ein ; ſein Sohn Fürſt Moritz Wilhelm aber kaufte ihn den Ieſuiten für 6000 Rthlr. wieder ab. 5. Dern , ein Dorf, nahe bey der Lahn, woſelbſt ein Cente gericht iſt . Das neben demſelben liegende Schloß , gehdret der davon benannten freyherrlichen Familie.
1 Oit
928
Der weſtphiliſche Kreis .
Difriesland .
S. I. ::
V
on Oftfriesland haben Lorenz Michaelvon Sohenkirchen ,UbboEmmeunoJob.Flos rian Charten verfertiget, unter welchen die 'em
miche vornehmlich geſdfråget, von Wilh. Blaeuw und Joh . Janſſon herausgegeben , und von Sanſon, Piſſher , Allard , Schenf, Homann und Ottens nadygeſtochen , von Ehrenreich Gerhard Coldes wey aber vermehrer und ſehr verbeſſert worden , der fen Zeichnung Johann Chriſtoph Somann 1730 ans licht geſtellet , und Lotter nachgeſtochen hat. Die neuere homanniſche Charte iſt in dem Xilas von Deutſchland die uiste. Man hat ſchon ſeit geraumer , Zeit zu einer beffern Charte Hoffnung geinacht.
S. 2. Oſtfriesland , welches in Anſehung des gee. gen Abend liegenden Frieslandes und Weſtfrieslane des alſo genennet wird ,
grånzet gegen Mitternacht
theils an die Nordſee, theils an dasſogenannte Harre linger Sand , gegen Morgen an die HerrſchaftSever. und Grafſchaft Oldenburg , gegen Mittag an 096. Hochſtift Münſter , gegen Abend an die niederlandia ſche Provinz Groningen und an die Nordſee. In ſeiner größten Uusdehnung von Mittag gen Mitter: nacht hat es 6 bis 64 oftfrieſiſche Meilen, welche aber groß ſind , und wohl.9 deutſche Meilen aus: machen , und von Abend gen Morgen etwa 9 Deut ſche Meilen .
$ . 3. Es
Oſtfriesland. "
92g
$ . 3. Es hat eine feuchte und dicke Luft , welche aber durch die Seewinde gereiniget wird. Der Früh.
1
2
N
ling und Sommer finden ſich hier etwas ſpåter ein, als in andern Gegenden Deutſchlands; daher auch die Getreide - Ernte fpåter , nämlich erſt im Auguft, angehet. Das land iſt durchgehends eben und niex Brig, daher es auch durch koſtbare Deiche ( aggeres) widet den Einbruch der Meersflutken verwahret wird. Dieſe Deiche, mit Jinbegriff derer, welche ſich an beyden Seiten der Enis bis Seer erſtrecken , mas dhen 16 ftarfe oftfrieſiſche Meilen aus , ohne die obers Halb liegenden kleineren Emsdeiche zu rechnen, woran die Seefluthen keine fonderliche Gewalt mehr aus. Långft der Seküſte iſt ein ungemein åben können. fruchtbarer Marſch) - und Kleyboden , welcher mehr Ju Wiefen und Weiden , als zum Ackerbau, gebraucht Man rechner , daß jabrlich ungefähr 750 wird . { aften Beißen , größtentheils im Umt Norden , 9200 Saſten Roggen , meiſtens im Amt Zurich, 6400 laſten Gerſten , größtentheils in den Hemtern seer und Emden , 7000 ( aften Hafet, 1400 Laſten Bohnen , 400 ( aften Erbſen , 1851 Laſten Rapfaat, Die meiſtens im Amt Emden , gebauet werden . ungemein fette Weide, verſchafft eine wichtige Viel). zucht, wie es denn vier Hornvieh , Pferde und Schafe in großer Menge und von beſonderer Größe giebt. 1763 zählte man in ganzen ( ande 40000 Ků: þe, 20000 Kuhkålber , 10000 alte und junge Ochſen , 26000 Pferde, und 40000 Schafe. Durch die rzjáhri ge Viehfeuche waren 21500 Stücke Hornvie verloren gegangen. In der beſten Frühjahrszeit bekommt man von einer Kub täglich wokl 20 bis 24 Kannen Milch, und Nnn 3T6.64.
930
Der weſtphäliſche Kreis.
und es trifft ſich mehrmalen , daß ein großes Marſde Schaf 4 låmmer hat Hus der fetten Milch machet, man ſehr fette Butter und Kåſex Hingegénsin der Mitte des Landes iſt der Boden mehrentheils ſandige auch moraftig und mobricht, und liefert Torfizum Brennen , welcher bey dem großen Holzmangel der Lande ſehr vortheilhaft und unentbehrlich iſt. Die nicht angebaueten Gründe , machen ungefähr ein Drittel des ganzen Landes auss, werbena jegt aber durch Torfgråbereyen , Vehne genannt , unb Unſes kung neuer Coloniſten , mehr und mehr urbar gea macht.
Die meiſten Erdgewächſe und Küchenkráte
ter wachſen zwar größer, aber felten ſo ſchmachaft, als in andern ländern. Geflügel und Wildpret fino auch vorhanden , und man hat Gänſe zu 24 undmeba rern Pfunden. Im Herbft ftellet fich insgemein ele ne große Menge Krammetsvogel und Schnepfen ein . Der Hauptfluß diefis landes iſt die Embe ," oder Ems,
welche aus dem Bisthum Münſter kommt, .
mende Leda oder Soeſta qufnimmt, und endlich durch den Dollare in die Nordſee fließt. Ben undin the rem Ausfluß iſt ſie ſehr breit, und theilet fich in 2 Urme , welche die Oſter- und Wefter. Gmisi genene net werden , und die Inſel Bortum eipſchließen . Die Ebbe und Fluty iſt in derſelben bis auf Oren ſtarke Meilen ins land hinein zu bemerken , und, faſt Der bor. eben fo weit hat ſie auch ſalziges Waſſer. hin genannte Dollare, iſt ein Meerbufen zwiſchen Ditfriesland und Groningen , welcher aus einem von der See verſchlungenem entſtanden iſt.
anſehnlichen Strich landes
Denn 1277 brach das Waſſer zuerſt mis
#
-1
el
Oſtfriesland
931
mit einer Beftigen Fluth in dieſen Strich Landes ein ; und da man ihm keinen gehörigen Widerſtand that, und die Flurben ſich in den folgenden Jahren, vor. nehmlich 1287 wieder einſtelleten : ſo entſtund nach und nach der jeßige Meerbuſen , auf deſſen Stelle ehebeffen auf go große und kleine Derter geſtanden haben. Es nimmt aber der Dollart an der ofifrieſie fchen Seite ſehr ab , und feget viel neues Sand an , welches nach und nach eingebeicht wird , wie denn hie. felbft ſchon unterſchiedene Polder und Groden ( das iſt eingedeichte Länder ) vorhanden ſind ; auch noch 1752 von der königl. Kriegs- und Domainenfammer ein anſehnlicher Polder, nake ben Neufchanz in Grð. ningen , eingedeicht worden , welcher 2026 Diemate (deren jeder 400 rheinländiſche zwölffüßige Quadrat. Kuchen betrågt,) groß iſt, und anfänglich für 15325 Rthia verbeuret , 1756 aber an die Landesſtån, de verkauftworden . Die See liefert alerlen Fiſche, Hüftern , Muſcheln , Seefrebſexc. 6. 4/11975 zählte man in dieſer Provinz 103049 Menfchen . Von der ganz alten frieſiſchen Sprache, Außer Höretman jest gar nichts mehr als Namen. dem ibigen oſtfrieſiſchen , wird auch hochdeutſch und hollandifch geredet , und in der lekten Sprache auch an manchen nach Groningen zu belegenen Dertern geprediger. Die Landesſtånde beſtehen aus der Ritterſchaft, aus den Städten, und aus dem Haus. Zwiſchen denſelben und dem regie mannsſtante: rehden Hauſe ſind ſeit des Grafen Edzard II Zeit nady und nach gewiſſe Verträge aufgerichret worden , welche , nebſt den zugleich ergangenen beſondern Faiſerlichen Verordnungen in der Regierung des Land Nnn 2 des ,
Der weſtphäliſche Kreis .
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des , als Landesgeſeße angeſehen werden .
Das land
hat noch viele Frenheiten. Die Sandſtånde bewilligeni auf den Sandtagen die Schakungen ,
und heben dies
ſelben , verwalten auch die Acciſe , welche 1750 in ein feſtgelegtes Confumtions Quantum verwandele woorden . Unter den Hausleuten und Bauern giebts ſolche , die 100 , 120 , bis 150000 Rthlr. Vermogen haben . 9. 5. Nach den Lutheranern , machen die Refors mirten den größten gottesdienſtlichen Haufen aus. Unter des tutheriſchen General - Superintendenten Aufſicht, ſtehen die Inſpectores zu Aurid ), Norden , Emden , leer , Eſens, Wittmund , Engerhave, Detern und Mark , und zuſammen 75 Kirchſpiele . Unter dem
reformirten Ober - Inſpector , fieben die
Inſpectores zu Emden , Jemgum , Hinte, Pillum , Eilſum , Jeer, Wehner , zuſummen 62 Kirchen . In der Stadt Emden , in dem Flecken Leer , und in den Herrlichkeiten Goedens und lükburg, haben auch die Karholifen, zu Emden , leer , Norden und Goedens, die Mennoniten ,
und in der Stadt Norden einige
von den vereinigten evangeliſchen Brüdern , ihre ſtille Religionsübung. Es find auch Juden vorhanden. §. 6. Handlung und Schiffahrt werden ſtarf gee trieben . Die Sandesgüter und Waaren , welche ausge. führet werden , ſind Pferde, (etwa jährlich 3000 Stilo cke , die beſten für Frankreich und Sardinien , die größten für die ruſſiſche Armée , ' und die kleinen ges meinigiich für die römiſch kaiſerl. Armee ,) Butter, Käſe, Rübfamen , Růböhl , Weißen , Odſen , fette Küte , Speck., Talg , Wachs, Honig , Roggen, Gerſte,- Gerſtengrüße, Hafer , Bohnen , Erbſen, Buch
Oſtfriesland.
933
Buchweißen, Torf, Ziegel- und Mauerſteine, fei. nes Leinen , welches infonderheit zu leer und Goedens verfertiget, und in Harlem gebleichet, ſo dann aber unter dem Namen des holländiſchen Leinens verkauft wird , Zwirn, Der zu Emden und Jemgum bereitet wird, und Wollenzeug: * 1769 ſchåßte man die jähr. lidhje Ausführ auf 1100749 Ihl. 749885 s die Einfuhr auf
und glaubte daß daß (and an baarem Gelde aus andern { åndern an ſich ziehe daß es aber davon etwa
359864 Chl.
92300 Thl. übrig behalte,
indem das übrige nach Berlin an die Caſſen des {an Desfürſten , an Zinſen für landſchaftliche Schulden , und auf andere Weiſe aus dem Lande geſchickt werde. Auch der erwähnte Ileberfluß findet nicht alle Jahre ftatt,
ſondern wird zuweilen durch Viehſterben , und andere offentliche Unglücksfälle
Miswachs
gehindert. Bey dieſen Berechnungen ward auf den damaligen Handel nach China gar nicht geſehen, weil er faſt ganz mit fremdem Gelde geführet ward. Durch die Schifffahrtwird alles Herzugebracht, was dem Lande zu feiner Nothburft und Bequemlichkeit mangelt nạb nöthig iſt. 1769 iſt in der Stadt Em den eine Compagnie zum Heringsfang auf holländt. ſchenfuß vom König octroiret worden,welche 1770 zum erſtenmal 6 Buyſen unter preußiſcher Flagge aus . geſchickt hat , die mit der Fiſcherey einen glücklichen
! Anfang gemacht ,
und Heeringe geliefert haben,
welche den Holländiſchen nichts nachgeben. . 7. Dftfriesland iſt in den mittlern Zeiten in viele kleine Herrſchaften , welche man jeet Herrlichkei. ten Nnn 3
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Der weſtphäliſch
Streis.
Sie wurden durch ten nennet , vertheilt geweſen . t ge he te in ſc nn , deren Nachfom . beherr Häuptl ſogena yts , dieſe Bür . en ed ch hl li Geſc men månn und weib ge n in te zu Grethinkt, welche . Die Häuptl de bekleide en na am Cyrffe ober Sirkſena bekommen , den Benn thaten ſich vor andern hervor und aus ihrer Familie nds war Edzard , welchen der größte Theil Ditfriesla . der Ulrich I zum Nachfolger , und diefen , nebſt feinen Nachkommen , erhob K. Friderich III im Jahr 1454 ſtand . K. Ferdinand III machte in den Reichsgrafen 1654 -ben Grafen Enno Ludwig , oder Enno IV, zu ei. n nem Reichsfürſte , und dieſes Bruder und Nach . folger, Georg Chriſtian,erhielt für ſich und ſeine Nach he kommen gleiche reichsfürſtlic Würde. Mit dem Für. ften Karl Edzard, ſtarb 1744 das fürſtliche Haus ans, worauf der König von Preußen , Friderich II , zufol. ge der dem Hauſe Brandent urg von dem Kaiſer leo . pold 1694 ertheilten Anwartſchaft , D # friesland in ig Beſik nahm ; das durchl. Haus - Braunſchwe - Lüne. burg aber ſeine durch eine 1691 mit dem Fürſten Chri. ng und Erbver. ftian Eberhard errichtete Verbrüberu en e einigung erlangte Gerechtſam , der oftfrieſiſch Res n he te ic g de und ver . anzeig Stän gierun und fämmtl h wahrte , auch dem Reichshofrat gehörige Anzeige davon that, und mider das fönigl. preußiſde Gefuch n um die Belehnung und Beſchüßung in dem ergriffene n Beſik proteſtirte . 1757 und 58 haben die Franzoſe und Deſtreicher dieſes ( and ſehr ausgeſogen , auch 1761 en daraus gehoben , ſo daß man ſtarke Contribution te ne be r ch be feindliche Einfal dem Lande über , es ha re n 3 Millione Thaler gekoſtet. B. 8 .
38
* 08
$
Oſtfriesland.
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$ . !8. Der König von Preußen nennet ſich in Un . fehung dieſer Sande , sürften zu Oſtfriesland, Berun zu Efens, Sredesdorf und Wittmund. Das Wapen wegen des eigentlichen Oſtfrieslands, iſt eine goldene und gekrönte Harpye mit ausgebreia teten Flügeln im ſchwarzen Felde, ſamt 4 goldenen Sternen in den 4 Winfeln des Feldes. ... 9.9. Seit 1667 hat der Fürſt zu Oſtfriesland Sik und Stimme im Reichsfürſtenrath , und zwar
zwiſchen den Fürſten von Auerſperg und Fürſtenberg : und aufden weſtphåliſchen Kreistagen ſikt Oſtfriesland zwiſchen Naſſau Dillenburg und Mórs : das Land aber iſt bis jezt noch eine bloße Grafſchaft , und nie zu einer gefürſteten Grafſchaft oder zu einem Fürſtenthum erhoben worden. Zu einem Römermonat iſt es auf 6 zu Roß und 30 zu Fuß, oder auf 192 Fl. und zu ei. nen Kammerziel auf 160 Rthle, 863 Kr. angelegt. S. 1o. Zu Lurich iſt, die (andesfürfiliche Regies rung, welche aus 2 Senaten beſteht, und zugleich mit Zuziehung des Generalſuperintendenten und der au . richſchen Stadtprediger , das Conſiſtorium aus . madır ; Die Kriegss uno Domainenkammer, das landſchaftliche Collegium adminiſtratorum . welches die Schakungen oder Collecten eintreibt, ver . waltet und berechnet ; und ein Collegium medicum provinciale. the gen . 216 Fürſt Karl Edzaro 1744 ſtarb , bem trug ſeine gånzliche Einnahme, die Naturalien 'zu
Gelde'gerechnet, 194309 Rthlr, hingegen war die königl. Einnahme von Trinitatiş 1762 bis dahin 1763, 312436 Rthlr. r, Sie würde noch größer geweſen ſeyn , wenn nicht das Land damals durch die Viehfeuche Nnn 4 viel
e
äliſch
Der weſtph
936
Kreis .
viel verloren ( 5: 3.) und wenn ihm nicht der Einfall der Franzoſen ſo viel gekoſtet håtte. (9.7.) Die Summen welche das {and aufbrachte , waren für die königliche Caſſe
231863 Rthlr.
für die Landſchaft, nach Abzug deſ ſen was die fonigl. Caſſen aus den Janoſchaftlichen Einkünften ſchon
SA
gehoben hatten
103000
für die Deiche , Schleuſen , Kirs chen und Schulen die Stade Emden für die Kam.
100000
nach Abzug deſſen was für die königl. und Landeskoften ſchon
mer
35000
aufgebracht war Summa
469863 Riblr .
Zu einer 1757 von dem Land erlegten außerordentlis chen Contribution von 317000 Thalern gab die Stadt Zurich 17000 12boo Norden Embden
79000
UmtLeer
37000, 18000
Wehner Vogten Bunder Vogter mt Embden Hemter Wittmund und Efens Amt Zurich Amt Stickhauſen
Umt Frideburg
I
Amt Grethſyht Amt Beruin
ison
14000 na 47000 4:57 Iran 8500 is on I 1000 16000
23000TL 30000 700o *** 309000 Thlr . Trans.
Oſtfriesland. Transport 3
17
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Herrlichkeit Goebens
309000 6000
Herrlichkeit Olberſum
2000
317000 Thaler . 3. 12. Oſtfriesland beſteht heutiges Tages aus 3 Stådten, 9 Aemtern , welche ehedefſen Herrlichkeiten geweſen ; nun aber, gleich wie die Ståbte, erb- und ei: genthümliche Güter des Landesfürſten ſind , und auß 6 adelichen Herrlichkeiten , welche ihre eigenen Erbbero ren haben, aber doch unter der (andesherrlichen Obers bothmåßigkeit des Fürſten ſtehen . Die Hemter wer . Den burch fürſtliche Droſten ,Amesverwalter, Amtleu. te und Rentmeiſter verwaltet , und find in Vogteyen , Die Edelleute dieſe aber in Kirchſpiele abgetheilet. laffen in ihren Herrlichfeiten ihre Gerechtſame durch Gerichtsverwalter ausüben . 9. 13. Dieſes voraus geſeßt, bemerken wir 1. Die Städte und Hemter. 1. Die Stadt und das Amt Aurich . 1) Aurich , die eheinalige fürſtliche Reſidenzſtadt, wels che noch jetzt der Sit der $ . 10. angezeigten hohen kans descollegien imid des lutheriſden Generalſuperintendenten iſt, liegt faſt anitten im Land. Das ehemalige Reſidenza ſchloß iſt mit Wall und Graben umgeben. in der dars inn befindlichen Beſatzungskirche , balten die Reformnirten ihren Gottesdienſt, welches ihnen 1745 von Berlin aus unter der Bedingung erlaubet worden , wenn der Magi ſtrat zu Emden dafelbft den lutheranern Offentlichen Got: tesdienſt verſtetten würde. In der Stadt ſelbſt bemerket man die lutheriide Stadtkirche, die lat. Schule , und ein Offentliches Gaſt: und Armenhaus. Der Magiſtrat Bes ſteht aus 2 Bügerineifterii, 2 Ráthsherrev und í Secres tår. Nun 5
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Der Weſtphäliſche Kreis.
Die Stadt hat ſchon 1919 die evangelifon lutheriſche tår. Lehre angenommen , 2 ) Das Zuricher Amt hat große Henden , beſteht aus 6 Bogteven ,und enthält 21lutheriſche Kirchſpiele,welcheuns fer den Jaſpectoren zu Aurich und Engerhave fteheti. * ... ( ) Die Auricher Vegter begreift die o ſogenannten Logen oder kleinen Dörfer, welche zum Auricher Kirchſpiel und Glodenſchlag gehören , und von welchen zu bemerken : a. Sandborſt, woſelbst ein fürſtliches Land- und Lufts baus geweſen iſt. Nicht weit davon iſt Meerhufenn ein fürſtl. Fagdhaus , welches ehemals ein Kloſter geweſen . b . Xabe, welches Dörfchen neben der Gegend Upfalse boom iſt, woſelbſt ehemals unter 3 daſelbſt geweſenen hohen Eichenbånnen die jährlichen Zufammenkünfte der alten Frieſen, die zwiſõhen dem Rhein undder Weſer pohns ten , gehalten worden . ( 2) Die Holtroper Vogtey , in welcher 1 a . Ilau, ein ehemaliges landesfürſtliches Sagdhaus in einer angenehmen Holzung, welches ebedeſſen ein Ciſterciena fer Klofter geweſen iſt. b . Das Dorf Holtrop , und andere Dörfer, ( 3) Die Badbander Pogtey, (4 ) Die Ryper Vogtey. 6 ) Die Súobroďmer Dogtey, welche ein Theil von bem Brodmer Lande, Brocmieria ,ift, weldies feinen Nas men von den ehemaligen Beſitzern des ganzen Ames, pen Hauptlingen von Brock , bat, und in welchem zwar einige Gebüſche und viele Moråſte, aber auch schönes Uders land zu finden . In dieſer Vogter iſt Bedecafpel das eis pige reforinirte Kirchſpiel in dieſem Umti , imgleichen das mibelebuer Meer , ein Landſee. (6 ) Die Jordbromer Vogtey, liegt auch im Prod's mer Lande undenthått vornehmlich den Flecken Martenbas pe, bis anwelchen in alten Zeiten ein Meerbuſen reichte, deſs fen fich die im 14ten Fahrhundert berüchtigt geivefenen Seeräuber , welche Stortebeqer zum Unführer hatten , als sine Schlupfwinkels bedienten,
2. Die
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fit
EM
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Offriesland.
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9. Die Stadt und das Ame orden . I) Die Stadt orden , liegt 1 Stunde Weges von der Stordrée ,, ift die attefte Stadt in Oſtfriesland , zwar offen, aber ziemlich groß und nahrhaft, und hat einen guten Seehafen . Die Gerichtsbarkeit wird durch den landese herrſchaftlichen Umtsverwalter, urid durch Bürgermeiſter und Rath perfehen . Sie hat eine lutheriche Stadtkirde, zugleich deren Paſtur une lateiniſche ein Kloſter Es find auch hiefelbft viele Refors mirte, auch Mennoniten und vereinigte evangelifdhe Brüder. 2 ) Der zum Amt gehörige Strich fandes, ift mir die len Sandgütern angefütter ; und wird in die Oſter , Lina teler und welter Htarfch , und in Süder - Teutand eins, Alle in getheilt , woraus 2 Vogteyen gemacht worden . gedachten Marſchenwohnende landleutemachen ayri Kirdı. piel aus. Zu dieſem Amt gehöret auch die Inſel Juift, welche 1 lutheriſches Kirchſpiel außmadt, und 1 Meile voin feften kande entlegen iſt. Anm . Von dem Norder Amt exftredet ſich ins Berumer Amb fandes, welcher die Teel:Landen genennetwird, bes ein Strich DieLeela fonderefresheiten genießt,und aus 8Leelen beſteht. bauern baltenibreidhrliche Verſammlung in der Stadt Norden ,
und sheiten die Einkünfte von den Seels Fanden untet fich nach . * Die Stadt und das Amt Einden . 1) Empert ), eine große , anfehnliche und feſte Sce : und Handelsfiant mider Ems, welche aus 3 Theilea beſteht. nämlich aus der alten tadt, aus Salbern , welches ehe. dem eine eigene dem oftfrieſiſchen Hanſe zuftandige Betra lichkeit geweſeit, aber 1569'init det Stadt vereiniget wora den , uns ans 2 Vorfedten , welche chedeßen mit zu dem Umtgebyret haben . Sie hat einen Seehafen , dahin die Schiffe durch einen aus der Emd geleiteten breiten Kas nal , der Derf genannt, fahren können , ein ſchönes Raths haus , die ſo genannte große Kirche , ein Gaſthaus mit siner Kirche, die neue Kirche, (welche Kirchen insgeſamine 1 DEN
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Der weſtphäliſche Kreis.
den Reformirten gehdren :), und eine lateiniſche Schule. Unter die reformirte geiſtliche Inſpection , gehören 14Kirs chen. Seit 1749 haben hier die Lutheraner öffentlichen Gottesdienſt, auch ſeit 1774 eine eigene Kirche , an wels Ther 2 Prediger ſtehen . Das ehemalige Schloß iſt abges brochen . Es find hier auch Katholifen, Mennoniten und Fuden. 1750 iſt hieſelbſt eine aſiatiſche Handlungsgeſells ſchaft errichtet, und von dem König privilegirt, auch wes gen derſelben der hieſige Hafen 1751 für einen Freyhafen erklåret, 1769 aber die Geſellſchaft wieder aufgehoben , und die vorhingedachte Herings -Compagnie wieder errichtet worden. 1757 ward die Stadt von Franzoſen und Deſto reichern beſetzt. Die Stadt hat einige ihr gegen Dſten liegende Betre lichkeiten an ſich gebracht , deren Einwohner insgeſammt 2 der reformirten Kirche zugethan ſind. Solche find ( 1) Die Berrlichkeiten Uphuſen und Wolthuſen , in, welchen 2 gleichnamige Dörfer ſind . (2) Die Herrlichkeiten Klein- und Groß Borſum , Jarfum und wiodelsweer, welche insgeſammt berm Einfluß der Emß in den Dollart liegen. " ( 3) Die Herrlichkeit Olderfum , an der Ems, in wels der der Flecken Olderſam oder Oldersheim . (4) Das AmeEmden, hat einen ſehr guten und fruchte baren Boden, begreift ſchöne und große Flecken und Dörfer, auch viele anſehnliche Landgüter. in demſelben ſind 24 reforinirte Kirchſpiele und ilutheriſchen. Es iſt tuis Bogs teyen abgetheilet. 1 ) Die sinter Vogtey , welche yon dem großen Dorf Sinte den Namen hat. Der daſige reformirte Per ſtor , ift Suſpector über 7 Kirchen . 2) Die Midlumer Vogtey. 3) Die Lafeelter Vogtey , welche von dem großen Dorf Larrelt benennet wird . Bey der auf einer Bands fpiße gelegenen Knode, iſt eine Fåbre, welche nach Groes -ningen gelyt. 4) Die Zemgumer Vogrey, welche nebſt der Dizumer Bogtey in dem ſogenannten ieder Reiderland liegt. Jem
Oſtfriesland.
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Jemgam iſt ein großer und reicher Flecken , mit einem Spafen an der Ems. Der hieſige reformirte Paſtor , ift Inſpector åber 7 Kirchen . Bey demſelben fiel 1533 zwis ſchen dem Herzog von Geldern , Karl , und den Grafen zu Oſtfriesland, Enno II und Johann I, und 1568 zwiſchen Ludwig, Grafen von Naſſau , und dem Herzog von Alban eine Schladıt vor. ! (5) Die Dizumer Vogtey , in wekher ** a. Dizum , 'ein großes Dorf, mit einem Hafen an der Ems. b . Papoing, oder Pogum , das einzige evanges lifo- lutheride Dorf in dieſem Amt. (6) Die Inſel xeffi oder 7effeeland liegt im Dol. lart, und macht ein reformirtes Kirchſpiel aus. 4. Das Amt Berum , liegt an der Nordſee, und enthält drey lutheriſche Kirchſpiele. niin
Uußer dem
Berum , find hier 4 Vogtenen , nåmlich die Bager, Neſſer Urrelter und Ostermarſder Dogter. Es gehören auch Der Flecken Gage ift anfehnlich . die Infeln Tordernay und Baltrum hieher, auf deren jeden eine Kirche iſt. 3. Das Amtøretſyhl, oder das Gretmer Ame, fiegt audyan der Nordſee, undbeſteht aus dem
$
beſten Kleeland.
Es enthält außer Borckum , 10 re formirte Kirchſpiele, welche unter die Inſpectoren zu
Pilfum und Eilfum vertheilet ſind, und hat 3 Vog teyen , nämlich die Bauß Oſters und Weſter Vogtey. En der Weſter Vogtey , iſt Gretſgbl , insgemein die Grethe oder Greete , gea nannt , ein ,Flecken an der Nordſee , mit einem Schloß. Dieſer Ort iſt das Stammhaus des 1744 qusgeſtorbenen fürfti. Hauſes. Es gehört das ehemalige Kloſter Upping, und das lauogut Addens dazu,
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Der Weſtphäliſche Kreis .
13 # der Offer Vogtey , iftXirdum , wozu das chte malige Kloſter Aland gehöretz Grimmerfum , ein Dorfor? mit eitteniadelichen Schloß , der beningalfcher Familie zur ffändig . Die Infeln Borcham ", mit einer reformirten Kirche und Bant, find auch zu bemerken . 6. Das Amt Pewſum , welches ganzvon dem Gretmer Amt,umgeben iſt. Es enthält 4 Kirchſpies le,unter welchen ein reformirtes iſt , die übrigen find Zu Deivfum iſt ein verfallenes landese Lutherifch. fürſtliches Schloß , auf welchem jeßt der Amtsvere weſer wohnet. 7. Das Amt leer, ist das fruchtbarfte und reichſte. Es enthält 19 reformirte und s lutheriſche Kirchſpiele , und beſteht aus 5 Vogtéyen. 793(I) Dieleerder oder Mormer Vogtey enthält ( ) Leer , oder Cebe und Lier , einen großen und wohl bewohnten Fleden an der Lebå ,'welche eine gute Biertelfinube davon in die Ems fließt . Ed Wird hier viel feinen Leinen perfertiget und verhandelt. Man findet hier eine reforinirte Kirdye, ( Geren Paſtor zugleich Infpes ctor über 12 Kirchen iſt , ) und lateiniſche Schule , eine las theriſche Kirche, deren Paftor zugleich Inſpector liber 10 Kirchſpicte ift,eine anſehnliche katholiſdje uyd ſtärke Metinoniten - Gemeine , und 2 adeliche Birrghofe. Die Jeffe iſt einekleine Infel in der ledd , dem Fle den gerade gegen über. (2) Urt, oder Leer:Ort, ein altesSchloß, beym Eins fluß der Veda in die Ems , welches ebedeffen von den Hamburgern erbauet , und nachmals zu einer Feſtung gea macht worden . Herzog Heinrich von Braunſchweig, wels cher es 1514 belagerte , wurde vor demſelben erſchaffen. (3) Loge, ein Lehrgut, oberhalb Leer , welches der Es hat luthes,. freyherrlichenFamilie von Wedel gehårt. riſche und reformirte Einwohner , und zu bemfelben geht ren das Schloß Evenburg , und die Dörfer Loge und 4 ) Utos Logebehrum ,
land ,
Dſtfries
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lchem Drt ( 4 ) Utge: oder Mutter wobe, Webentpe ge liegt. e n t ne i r ig m d h ſe te e al ü h we oſ r ß T Kl ge be Da ebem 2) DAS Überledingeć Land , welches per ſogenannte Wallfoblot zwiſchen Boellen und Wardick von dem Stics huſer Amtſcheidet. Bey Gempol, au der mürſkerfchen Grånze , war ehedeffen eine Schange. 3 )Die Bingamer Vogtey, in welcher das anſehnliche Dorf Bingumit! 4 ) Die Ydehner Pogtey, in welcher der Fleden Weba nee, woſelbft der reformirte Paftor zugleich Inſpectoråbet &Kindlen sit.L. Nicht weit von Dyble, war egedeſſeneine Sdanger 5) Die BundetVogtey, in welcher einige neue Pors
DerFani Deren pben 3:3.Neldung geſchehen iſt. Dunens brod war vormals ein Kloſter. humert, Dte bren lebten Dogtepen machen das fogenannte Obers Reiderland aus. Das Reiderland hat überhaupt einen ſehr fetten Boben , welcher nicht gedünget werden auch der till barriolt nicht überal gebraucht, ſondern zuin Dheit gegen Corfpertauſchet wird , welchen die Vehebauren zur Dün suns übrer DoberDecker mit guruch nehmen. en sig. Das AmtStickbaufen , hat einen ſchönen Grasboden. Es enthalt 14 lätheriſche Kirchfpiele,
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1
úng Better dus a'Vogteren, 1) Die Silſumer Vogter , in welcher das: Hiermee Land ift , lo von dem vielejiMohr den Namen hat. (1), Sti& hauſen , ein Schloß an der leda, welches um Das Jahr 1435 von den Hanibargern wider die Seeräuber erbauet , und nachmals noch mehr Befeſtiget worden . 962 ) Detern , ein Flecken . Der Paſtor an der hieſigen Jutheriſchen Kirche ift Inſpector über 10 Kirchipiele. 30 baffelt und Stickelkamp find Cåter des Johans niter Srpens . Cheil des
oben ſchon genginten Oberledinger Landes iſt. Bev Xaude iſt eine gite Soyanze, Langbolo iſt ein Gut des Johanni ter Drdens. 9. Das
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Der weſtphäliſche Kreis .
9. Das Amtfriedeburg, þaf großeHeiden und begreift einen Theil von der alten Moråſte, und Der Paſtor zu Març iſt Landſchaft Oftringen. Inſpector über 5 lutheriſche Kirchſpiele. Das Amt beſteật aus 2 Vogteyen . 1) Die Reepsholter Dogtey , darinn ( 11 friedeburg, eine alte eingegangene Granzfeftung, in welcher das Schloß abgebrochen worden. ( 2 ) Xeepsbolt, ein Dorf. 142 ) Die Sorfer Dogtey .
II. Die adelichen Herrlichkeiten . L. Die Kerrlichkeit Dotnum , liegt zwiſchen dem Bes rumer und Erener Amt, an der Nordſee, und gehöret einem Herrn vou Walbrunn. Sie bringt ihrem Beſiker jährlich Die Einwohner fiud lus ungefähr 4500 Rthlr. ein ." theriſch . Der vornchinſte Drt ift Dornum , ein Schloß und Dorf. 2. DieSerrlichkeit kůzeburg oder Låtetsburg, liegt zwiſchen dein Norder und Berunrer Amt, und gehört eis nem Freyherrn von Kuiphauſen, denn ſie jährlich ungefähr 5000 Rthlr. einbringt. Die Einwohner find theils refor. In derſelben iſt mirt , theils lutheriſc), theils katholiſch. das Schloß und Dorf Lůzeburg , und das kleine Dorf Bargerbur mit einer reformirten Kirche. 3. Die Bjerrlichkeit Jennelt oder Jindelt, iſt von den Gremter Umt umgeben , und gehöret einem Freyherrn von Kniphauſen , dem ſie jährlich etwa 1200 Rylr. eins trågt. Sie enthålt das Dorf Jennelt. Die Einwohnet find reformirt. 4. Die Kerrlichkeit Xifum , liegt an dem Emſer Auss fluß , und iſt ſonſt von dem Ember Amtuingeben. Sie gehöret der Familie von Hohnſtede , trågt jährlich etipa 1000 Rthlr. ein , und enthalt Xifum , ein großes Dorf. Die Einwohner find reformirt. 5. Die herrlichkeit.Petkun liegt an der Ems, unbges Horet der freyherrlichen Familie von Zork , der ſie jährlich etwa
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Otfriesland
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etwa 800Rthlr. einbringt. In dem großen Dorf Perkum iſt ein Schloß. Die Einwohner ſind lutherijo . 6. Die nerelichteitGoedeig in deburger Amt, und der Herrſchaft Jever , hat lauter Klees und Mardland , und gehört jeßt einem Herrn von Bes del. Sie bringt jährlich ungefähr 20000 Rthlr. ein , und enthält das Schloß Goedens das Dorf Altgoedens ; den Fleden Zeugordens , woſelbſt die Katholiken und Proteſtanten freve Religionsåbung haben , und viel Leinen verfertiget wird ; das Dorf Didbuſen , nebſt Silland, und Loppelt, und nebſt der Goedenfer Grode.ie
Das Harlinger Land, Harlingia, welches ſeio nen Namen vor dem kleinen Fluß (sarle hat, an der Nordſee liegt, und mehrentheils ein fettes und frucht. bares Marſemland ift,gehört nicht zu Offriesland, ſondern wird von dem Fürſten zu Oſtfriesland,, als ... ein Lehnines Herzogthums Geldern , befelſen. Es be. ſteht aus den Herrſchaften Brens, Sredesdorf und Wirtmund , welche ehedeffen Herrlichkeiten ges weſen aland durch Heirathen und Verträge an das
fürſtlid) offrieſiſche Haus gefoınıen ſind,welches auch dieſelben im Tirul geführethar. Durch den von dem eher maligen Håuprling zu Efens und Wittmund, Baltha . ſar, verurſedyren Krieg mit dem Grafen Emo II,ſi es ein Lehn des Herzogthums Geldern geworden .
Die
ehemalige beſondere Harligiſche Kanzlen , iſt nun mit der Regierung zu Hurid) vereinigt. Alle Eins wohner ſmo per lutheriſchen Kirche zugethan. gehört dahin : 1. Die Stadt unddas Amt Efens. 1 ) Eſens, eine feine Stadt , moſelbſt eine große luthes riſche Kirche, deren Paſtor zugleich Inſpector über 11 Kirds. Doo ſpiele 3 Th . 62.
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iſche
Der weſtphäl
Spreis .
ſpiele iſt , eine lateiniſche Schule , ein Waiſen a und Gaſt haus ift. Zu Elens gehören unterſchiedene nahe gelegene Dörfer und Hófe, als das fürſtliche Landgut Schow und das adeliche Gut Folkershauſen . 2) DAB Amt Eſens begreift II Kirchſpiele , und iſt in 2 Haupt- oder 4 kleine Vogteven abgetheilt. Die Kirche dörfer find Werdum , Thunum , Stedesdorf, cio ches deſſen eine eigene Herrlichkeit und Herrſchaft geweſen , zu welcher auch die Kirdyſpiele Zhumm und Dunum gehöret haben , aber ſchon längſt dem Amt Efens einverleibet iſt) Dunum , Sulcum , Weſterbur , Accum oder Weſters Accum , Rogliede, Uchterſum , Weſterholt. Zu Edens fer Log und Thunum find adeliche Höfe. Es gehören gud die Inſeln Langeroge und Spiederoge hieher , und auf der lekten iſt eine Kirce. 2. Das Amt Witrinund , beſteht aus 3 Voge tenen , worinnen I) Wittmund, ein großer Fleđen ſamt einem Schloß, einer Schule und einem Gaſthauſe. Der Paftor an der hiefigen lutheriſchen Kirche, ift Inſpector über 7 Kirchſpiele. 2) Die Kirdydörfer Burhave, Buttforde, funir , Beers dum , Bleerfam , eglingen , ſel ; auch die adeliden Güter Buthforde , Erichswarven und Szendorf. Es ſind hier auch unterſchiedene neue Groden. In dieſem Amt wird Thon : oder ſogenannte Pott - Erde gegraben , und nach Holland geführt, wofelbft man ſchone irdene Gefäße dargus brennet. Die königl. Kriegs- und Dos mainenkammer pflegt dieſe Gråberey zu verpachten.
Das Fürſtenthum Mörs.
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I.
as Fürſtenthum ( 1) &rs oder Weurs, iſt auf 'den Homanniſden Charten von dem Erzſtift Cöln, und von den Herzogthümern Jülich und Berg
8
Das Fürſtenthum Mörs.
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Berg hinlänglich zu ſehen . Es haben aber auch Jow hann Mercator und A, von Beurde beſondere Charten von demſelben gezeichnet, und die legte haben Friderich de Witt , auch Covens und Mortier, unter ihren Namen heraus gegeben. §. 2. Es iſt von den Herzogthümern Cleve und Berg, von dem Erzſtiſt Còln, und von dem Herzoge thum Geldern umgebent, und etwas über 2 Meilen lang und breit, 8. 3. Das land iſt zwar an vielen Orten fumpfig und moraſtig, aber doch fruchtbar an Getreide, Vieh und Wildpret.
Der Rhein macht gegen Oſten die
Gránze des Landes ; es wird auch von unterſchiedenen kleinen Flüſſen und Bächen bewäſſert. Die Einwoh Wer ſind , ausgenommen in der HerrlichkeitCreyfelo , alle der reformirten Kirche zugethan. 9.4 . Dieſes Jand iſt ein altes cleviſchesLehn, wele ches die ehemaligen Grafen von Mộrs ſchon 1287.von Den Grafen zu Cleve empfangen haben. Nad ) Herrs manns , des legten Grafen von Mórs , Eode wollte Wilhelm , Herzog zu Cleve, die Grafſchaft Mårs als tinerdifretes Lehnin Beſik nehmen : allein, des legten Grafen Schweſter Walpurgis, welche an Adolph Gra *fen von Neuenar, vermählt war, maßete ſich ihrer an, und 1579 wurde endlic) der darüber entſtandeneStreit ſolchergeftate pengelegt , daß Graf Adolph die Graf. ſchaft Mors bon dent cleviſchen Herzog Wilhelm zu Erblehn nahm , auch verabredet, daß, wenn dieGråfinn Walpurgis ohneKinder ſiurbe, alsdann die Grafſchaft dem Herzog von Cleve heimfallen ſollte .
Allein, die
Gräfinn ſchenkte und vermachte dieGrafſchaft an den Prinzen Moriz von Naſſau - Oranien ; und obgleich ber Doo 2
1
che
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Der weſtphäliſ
Kreis .
der Herzog zu Cleve ſolche 1600 nach der Gråfinn Too in Befik nahm , ſo wurde ſie ihm doch durch den Bende Theile verglichen Prinzen Morik entriffen . ſich 1606 dahin , daß die Bürger zu Mörs neutral ſeyn , der Prinz Morik in das Schloß eine Befagung von 206 Mann legen, auch nach ſeinem Tode die Grafs ſchaft dem Herzog heimfallen ſollte.
Da aber Prinz
Moriß 1625 farb , nahm ſein Nachfolger Friderich Heinrich die Grafſchaft in Beſik, in welchem auch das naſſau - oraniſche Haus bis auf den Tod Wilhelms III, Königs von Großbritannien, geblieben iſt, nad , wels : chem der König von Preußen die Grafſchaft theils als Die Herrlich Lehnsherr, theils als Erbe einnahm . feit Frimorsheim haben die Grafen von Mörs von der Abten Werden zu Lehn getragen ; daher fie, nach des legten Grafen Hermanns Tode , der Abten eröffnet wurde , welche aber 1579 mit derſelben den Herzog Wilhelm von Cleve belehnte ; doch wurde ihr Genuß der obgedachten Gråfinn Walpurgis gelaſſen , nach der ren Tode fich ihrer PrinzMoriſ von Naſſau gleichfalls bemächtigte, auch von der Abtey Werden die Belehs nung darüber erhielt. Jedoch 1648 brachte das churfürſtlich -brandenburgiſcheHaus dieſe Herrlichkeit, nebſt den übrigen Werdenſchen Lehen , wieder an das Herzogthum Cleve, ließ auch die Belehnung über dies felben 1668 und 1681 erneuern .
1707 ließ der König
: von Preußen die Grafſchaft Mürs mit ihrem Zugel or von dem Kaiſer Joſeph zu einem Fürſtenthum erhes ben , aber zu Sig und Stimme in dem Reichsfürs ſtenrath iſt er, ungeachtet der dieſerwegen 1708 vom churfürſtlichen und fürſtlichen Collegio fchon gefaßten Schlüſſe , noch nicht gelanget.
$. 5.
Das Fürſtenthum Mórs.
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BA 8.5 . Das Wapen deſſelben iſt ein ſchwarzer Quer. balken im goldenen Felde. Bey dem weſtphäliſchen
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Kreife wurde der Prinz von Oranien wegen Mörs, nach verſprochenem Beytrage von 4 zu Roß und 12 zu
*
Fuß zu dem Reichsanſchlag, 1671 zu Siß und Stim . me aufgenommen , und bekam feine Stelle auf der
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gråflichen Bank unmittelbar nach Witten . Als Mörs 1708 zu einem Fürſtenthum erfiårt worden war, wurde
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ihm auch bey dem Kreiſe ein fürſtlicher Rang angewie- . ſen , wie es denn gleich auf Oſtfriesland folget. Zu
*
jedein Kammerziel ſoll es 42 Rthlr. 541 Kr. geben .
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8.6. Das Fürſtenthum Mörs hat ſeine beſondere Regierung, welche die Landeshoheit - Lehns- Grånz Kirchen Civil: Criminal.Fiſcal. und Eheſachen ver . fieht. Die ökonomiſchen Sachen werden von der Riiegs- und Domainen . Rammer's Deputas tion , und die Kriegs und Policeyſachen von dem Steuerrath des Drts zu Mörs und Crefeld , unter Anweiſung des lektgedachten Collegiums, verwaltet, und eben derſelbe beforget auch die Verrichtungen ei. nes Landraths. $ . 7. Zu bemerken iſt 1 ) Mors , oder neurs , eine kleine Stadt mit einem Schloß , auf welchem fich die Landedcollegia verſammlen . Sie hat eine refornirte Kirche und eine lateiniſche Sdule. es iſt auch 1773 den Katholiken öffentlicher Gottesdienſt in einer eigenen Kirche, verſtatter worden . Die Generals ſtaaten haben Stadt und Schloß bis 1712 beſettgehalten : allein , in dieſem Jahr bemachtigten ſich ihrer die aus Bras bant in die Winterquartiere gehenden preußiſchen Truppen in der Stille, und nöthigten dic holländiſche Beratung zum Abzug, worquf die Stadt dem Könige huldigte. Seit 1764 ſind die Feſtungsmerke der Stadt und des Schloſſes geſchleift. Doo 3 2) Die
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Der weſtpåliſche Kreis.
2) Diesjundſchaft Wórs, zu welcher .7 Bauerſchaften und das adeliche Gut ter Doort gehören . 3 ) Das Kirchſpiel somberg, mit der Banerſchaft Eſſenberg , woſelbſt ſeit 1766 eine fliegende Brücke über den Rhein geht. Ben niedrigem Wafer kann man am Er remberg im Rhein die Grinde der Camiller Schanze feben, welche 1597 geſchlift worden. 4 ) DasRicchſpiel Baerl, zu welchem das Haus Baerl und 6 Bauerſchaften gehören. 5 ) Das Kirchſpiel Everſaal, zu welchem die Bauers ſchaft vier Båumer Seyde und das Haus Wolfskublen gehören. Es hat aber keine beſondere Kirche , ſondern geht nach Budberg zur Kirche. 6 ) Das Birchfpiel Repelen , zu welchem das Haus Stroomeurs, der Abrey Camp zuſtändig, und 7 Bauers dhaften gehören. 7) Das Kirchſpiel 77 eukirchen , von 4 Bauerſchaften. Der Abt zu. Werden iſt Patron dieſer Pfarre. 8 ) DAS Birchſpiel vluyn , dahin das Haus Blumers . beim und 3 Hauerſchaften gehören. 9 ) Die Berrlichkeit frimorsbeim , welche auch Fries mersheim , Vrymeursheim , freimorsheim , und noch auf andere Weiſe geſchrieben wird , iſt , oben angezeigters maßen , ein Lehu des Stifts Werden , und begreift ( 1 ) Das Kirchſpiel frimorsbeim , zu welchem 4 Bauerfdaften gehören. Ben der Bauerſchaft Kannbaus ſen , die halb zu Mörs gehört , liegt das Nonnenkloſter Rumelen. Das alte Schloß frimorsbeim ift verfallen . Der Abt zu Werden hat das Patronatrecht. ( 2) Das Kirchſpiel Emmerid, dahin 7 Bauerſchaf: ten geboren. Auch in dieſem Kirdſpiel hat der Abt zu Berden das Patronatredyt. (3) Das Kirchſpiel Capellen , deffen Patron auch der Abt zu Werden iſt. Es gehören dahin 5 Buuerſdaf ten , und das Haus Laversfort. 10 ) Die Serrlichkeit Crefeld , welche ganz von bem Erzſtift edin umgeben , 4600 cólniſche Morgen groß iſt, und
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Das Fürſtenthum Mörs.
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und 130 Bauerhöfe hat. Sie hat ihren eigenen Landrichs ter , welcher unter der Regierung zu Mörs ſtehet. ( 1 ) Crefeld oder Creyfelo , eine durchgehends regels Inåßig und ſchon gebauete , auch volkreidze Stadt, von uns gefähr 700 Häuſern und 5000 Einwohnern. Sie iſt 1373 zu einer Stadt gemacht, und 1692, 1711, 1738 und 1766 Ihre Aufnahme hat fie den Handel vergrößert worden . mit feiner Leinwand , welche unter dem Namen der hols ländiſchen verkauft wird , der den 1653 aus dem Amt Gladbach , 1694 aber aus dem Rheid vertriebenen Mens noniten ertheilten Religionsfreyheit, und den vielen Mas Man verfertiget hier nåins nufakturen zu danken . lich Sammt . Seiden - und Floretband, Sammete und ſeidene Stoffen , ſeidene Schuupftücher, Strümpfe, gezwirnte Seide, und andere feideneWaaren ; Serget ( aus langer gekåminter Wolle geſponnenes gezwirntes Garn , ) and daraus kurze wollene Baaren , welche an Güte den engländiſchen und frieslåndiſchen gleichen : auch find hier Seifenſiedereven ,Raudysund Schnupftabaksmanufakturen, und Elfigbrauereyen. Die Ratholiken find an der Zahl die ſtårkſten , und haben eine 1752 neuerbauete ſchöne Kirche, Die Hauptkirche gehört den Rea und ein Nonuenklofter. formirten. Die Gemeine der Mennoniten iſt ſehr anſehn lich und wohlhabend : " fie hat ihre eigene 1655 erbauete Kirche. Die Lutheraner haben auch eine kleine Kirche. Die Juden haben eine Synagoge. Das unweit der Stadt belegen geweſene Schloß Krakau, ift 1677 geſchleift. Zwis ſchen Crefeld und den cólniſchen Dörfern Biſchelen , Willig and Anrad , ſchlugen 1758 die udiirten das franzöſiſche Kriegsbeer in die Flucht.
T
( 2) Das Innert und Diesheim ſind 2 Bauerſchafa ten , welche der Långe nach durch die ganze Herrlichkeit fich erftreden . II) Die Serrlichkeit { TiedersBoetberg oder Bad berg , am Rhein , welche ein Kirdyſpiel ausmacht. 12) Die herrlichkeit Offenberg , liegt gegen Norden , am Rhein , und hat jetzt einen bürgerlichen Befiker. 15) Der halbe Theil des flectens Buls , welcher dis More DOO 4 1
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Der weſtphäliſche Kreis.
Moerdie Straße genennet wird, gehört zum Fürſtenthum Mors, und ftebet feit 1768 unter dem Crefelder Lands gericht.
Anhang oon
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dem preußiſchen Antheil am
thum
Herzog
Geldern.
jer Theil des Oberquartiers von Geldern, welcher dem Könige von Preußen im Utrechter Frieden 1713 auf ewig abgetreten worden , ſteht ſeitdem in feiner Verbindung mit dem burgundiſchen Kreiſe, grånzet aber an das Fürſtenthum Mörs, und hat eini. ge Jahre mit demſelben unter einerlei Kriegs- und Domainen - Collegio geſtanden : daher , und weil ich denſelben, ſonſt nirgends füglich hinzubringen weis, hanble ich ihn hier ab. Er liegt an benden Seiten der Maas, und iſt ſehr fruchthar an Getreide und Flachs. Im vorhin ge. nannten Utrechter Frieden iſt bedungen , 1) daß die katholiſche Religion in dem Zuſtande gelaſſen werden foll, darinn ſie zur Zeit des ſpaniſchen Königs Karls II geweſen , 2 ) daß den Stånden des Landes ihre Freyheiten vermoge des 1543 zu Venlo geſchloſſes nen Tractats beſchworen , und 3) keine neue Feſtuna gen an der Maas in dem geldriſden Bezirk angelegt werden ſollen. 1764 verordnete der König ein beſons deres neu vereinigtes Kriegs - und Domainen - Colles gium von Geldern und Mörs , welches in der Stadt Mörs errichtet wurde , und ſeine Verrichtungen mit dem May 1765 anfieng Allein , 1767 wurde dieſe Verfaſſung geändert; denn das land erklärte ſich, daß es
in
Das Fürſtenthum Mörs.
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es dem König jährlich eine gewiſſe Summe bezahlen Per's richteten beſondern Landesadminiſtrations . Col. legio ſtehet, welches 3 katholiſche Mitglieder gat. Das Juſtiz . Collegium iſt auch ganz mit fatho. liſchen Mitgliedern befekt. Es folget nun die Bes ſchreibung der Städte , Hemter und Herrlichkeiten, welche dazu gehören . I. Die Stadte . 1, Geldern , vor Alters Gelre , liegt in einer moraſtis gen Gegend , und iſt von dem Fluß Niers ganz umgeben, der auch ſeit 1764, da alle ihre Feſtungswerke geſchleift worden , ihre ganze Befeſtigung aušinacht. Sie iſt nicht groß , aber ordentlich gebaniet. Die Hauptkirche nebſt eis nigen Kliſtern , haben die Römiſchtatholiſchen inne, die Reformirten und Lutheraner bedienen ſich gemeinſchaftlich einer Kirche zum Gottesdienſt. Man fibet die Erbauung dieſer Stadt ins Jahr 1079. 1587 wurde ſie von dem Obriſten Patton, in Abweſenheit des holländiſchen Gone verneurs , für 36000 Fl. an den Herrn von Hautepenne überliefert , funfzig Jahre hernach von den Hotåndern dreymal bergeblich belagert, und 1703 von den preußiſchen Kriegsvölkern zur Uebergabe gendthiget. 1735 litte fie großen Schaden , als ein Pulvermagazin in die Luft 1757 wurde ſie von franzöſiſchen Truppen eina ſprang. genommen . 2. Stralen ift flein , und ihre ehemaligen Feſtungos werke, find 1672 von den Franzoſen geſchleift worden . In der Bauerſchaft Sand iſt ein Kloſter. ** 3. Wachtendonk, ein Stådtdien, liegt am Fluß Niers , iſt ehedeflen befeſtigt geweſen , und hat ein Schloß gehabt,auf welchen die Herren von Wachtendonk gewohnet haben . II . Die Gerichte auf dem Lande. 1. Die Vogter Geldern , welche ihren Droffart hat. 2. Das riiederamt Geldern , welches auch ſeinen Droſſart bat , und begreift Doos | 1) Die
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Der weſtphäliſche Kreis .
1 ) Die Dörfer Capellen , Witten und Kevelaer, welde unter einein Schultheißen ſtehen. 2 ) Die Dörfer Pont und Weert , welche auch unter einem Schultheißen ſtehen. Das erſte iſt eine Herrlichkeit. 3. Walbeck und Twiſtede, welchen ein Schultheiß vors ſtehet. Das erſte Dorf iſt eine Herrlichkeit. 4. Perßen , Velden und Lom, über welde Derter ein Schultheiß gefekt iſt. Das Dorf Arçen und Aerilen , iſt eine Herrlichkeit, und hat ein ſchönes Schloß mit einem berühmten Garten . 3. Well, Bergen und Aeyen , ſtehen unter einem Sdrultheißen . 6. Defferden , hat ſeinen eigenen Schultheißen , und iſt eine Herrlichkeit. 7. Geyfteren , hat ſeinen beſondern Sdultheißen . 8. Wanſſum und Mirlo , welche unter einem Schults heißen ſtehen . 9. Blitterswyk, Seder Ort hat ſeinen eigenen 10. Sorſt, Schultheißen. II. Sevenum , } 12. Heffel, an der Maas , hat ſeinen beſondern Schults heißen. Das Land Beſſel hat vor Alters unter dem Erzſtift Edin geftanden , und ſeine eigenen Grafen gehabt. 13:24. Bøerlo, Blerid ,Venray, Gribbenvorſt, Bree , Broekhayſen , Broekhuyſeroorſt, Deyen , Lottum, gobberich , Swolgen , Selden . Seder Ort hat ſeinen eigenen Schultheißen . 25. Seringen , Leutb , Wankum und insbed , ftes hen unter einem Schultheißen . 26. Vierſen , ein großes und wohlhabendes Kirchs dorf, vom Herzogthum Jülich umgeben , woſelbſt viel Handel mit Leinwand getrieben wird , und welches ſeinen eigenen Schultheißeu bat. Es iſt hier eine katholiſche Kirche und Nonnenklofter; und eine reformirte Kirche. Die hies Figen Mennoniten halten ſich zu ihrer Kirche in Crefeld. 27. Middelaer , vor Alters Meddedacum , hat ſeinen befondern Schultheißen . 28. Greefeaedt, hat einen eigenen Schultheißen. 29. Miery
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Die Grafſchaft Wied.
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29. Mierlo und Tynnray, haben einen Schultheißen . Dieſe Herrſchaften liegen über der Maas, und gehören bent Grafen von Haßfeld.
Die Grafſchaft Wied.
J.
I.
iſtam deutlichſten und vollſtändigften aufdem Sie dritten Blatt der Charte von Heſſen - Darm :
ſtadt, welche in dem Atlas von Deutfchland die 101ſte iſt, und auf der Homanniſchen Charte vom Moſelſtrom oder vom Erzſtift Trier, welche in gedadytem Atlas die 4ifte iſt, zu ſehen . $ . 2. Die Grafſchaft Wied, ſammt den dazu ge hörigen Herrſchaften , iſt nach dem Tode Grafens Jos þann 1595 in 2 gleiche Theile abgetheilt worden , vor weldien deſſelben ältern bereits 1591 verſtorbenen Sohns Hermann Kinder die untere Grafſchaft, oder den heutiges Tags unter dem Namen Wieds VTeuwied bekannten Theil, bekommen ; den wieds runkelſchen ( heil aber , welcher die obere Grafs fchaft genennet wird , der jüngere Sohn Wilhelm er . Hatten hat. Als dieſer 1612 chne månnliche Nachkom . men ſtarb, machten feines obgebachten Bruders Here mann Kinder, Johann Wilhelin , Hermann und Phi. lipp Xudwig, Grafen zu Wied, Herren zu Runkel und Iſenburg , 1613 einen Vertrag mit einander , kraft deffen der jüngſte Bruder , Philipp {ubwig , gegen 100000 Fl. von Land und Leuten abſtund , Graf Jos hann Wilhelm die niedere, und Graf Hermann die obere Grafſchaft annahm . In dieſem Vergleich wurde die oben gemeldete vom faiſerlichen Kammer. gericht
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Der weſtphäliſche Kreis .
gericht beſtätigte Grundtheilung von 1595 zum Grunde gerekt , und verordnet, daß die damalige und fünf. tig anererbeten Land undLeute nicht weiter, als in die angezeigten 2 Theile , vertheilet werden , und jeder Theil nur allein einem der månnliden Erben der Urs Heber dieſes Vertrags , dem ſie ſolches durch ein Te: ſtament übergeben würden , oder , dafern ſie ein fol: ches Teſtament nicht errichteten , dem Erſtgebornen als lein , und wenn derſelbe nicht mehr wäre , deſſelben älteſten Sohn auch allein erblich anheim fallen , der : ſelbe aber ſchuldig ſeyn ſolle , feinen andern Brüdern und Vettern etwas gewiſſes jährlich zu reichen . Der jüngſte Graf , Philipp {udwig , oder deſſen ehelicher Mannsſtamm , follte zur Regierungsfolge einer oder der andern åttern Linie nicht eher gelangen , als bis derſelben Mannsſtamm ganz abgegangen ſen , und das Land Tolle alsdenn unter den Nachkommen , doch nur in 2 Theile, abgetheilet werden . Dieſen Vertrag hat Graf Hermann , der Stammvater aller jebigen Grafen zu Wied, 1624 in ſeinem Teſtament beſtåria get , und dahin erkläret, daß ſein älteſter Sohn und deſſen männliche Leibeserben ganj allein , oder wenn fie abgiengen , deffelben älteſter Bruder, und ſo weiter Bergeſtalt folgen rolle, daß allezeit der ältere oder deſ Felben ehelicher Mannsſtamm den Vorzug habe. Nach ſeinem Tode folgte ihm unter feinen 5 Söhnen der ål. teſte, Graf Friderich , im wied- runkelſchen Theil ; und als die andere von Johann Wilhelm abſtammende lis nie 1638 abgieng, erwihlteGraf Friderid),vermoge des ausdrücklichen Wahlrechts, die niedere Grafſd ;aft, und überließ hingegen den gehabten wieds runfelſdien Theil ſeinem zweyten Bruder, Grafen Morig Chris ftian ,
his
Die Grafſchaft Wied.
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ſtian , von welchem derſelbe an den nächſten Bruder Johann Ernſt , und biernächſt an deſſelben einigen Sohn Judwig Friderich, gelangte , welcher 1709. ohne Erben ſtarb. Dem vorhin genannten Grafen Frides rich iſt in der niedernGrafſchaft ſein zweyter Sohn , Fri derich Wilhelm , gefolgt, welcher foldhe ſeinem älteſten Sohn, dem Grafen Johann Friderich Llerander, hin . terlaffen ; hingegen in der obern Grafſchaft haben Fris Derichs vor ihm geſtorbenen ältern Sohns Georg Her's manns Kinder die Erbfolge erhalten , und es find zůs gleich 1692 von der niedern Grafſchaft einige Stücke der Grafſchaft Nieder , 3fenburg abgeſondert , und zu der obern Grafſchaft geſchlagen, auch die Anſprüche auf das Dorf Obern . Diefenbach dem Hauſe Wied Runkel als ein Zugeþór der Herrſchaft Runkel über. laſſen worden . Von dieſen Kindern des Grafen Georg Hermann , hat GrafMarimilian Heinrich, nach ſeines åltern Bruders Abſterben , die Regierung der obern Grafſchaft angenommen , und auf feinen ålteſten Sohn, den Grafen Johann Ludwig Adolph , fortge pflanzet , welcher auch , ungeachtet des Widerſpruchs ſeines Vaters Bruders , des Grafen Karl , vom fai. ſerlichen Reichshofrath barinn
beſtätigt worden ,
und von dem ſie 1762 auf feinen Sohn den Grafen Chriſtian Ludewig gekommen iſt. 5. 3. Der regierende Graf von der wied : runfel. ſchen Linie , führt folgenden Titel : n . 97. regieren , der Grafzu Wied , Iſenburg und Krichingen , Berr zu Runkel , Rriching Püttlingen und Rollingen uc. Lrbmarſcal des Serzogthums Lucemburg und der Graffetraft Chiny :c. Des regierenden Grafen zu Neuwied Titel iſt: 17.07. res gierens
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1Der weſtphäliſche Kreis.
gterender Graf zu Wied , Serr zu Runkel und Iſenburga. 8. 4. Das Wapen wegen Runkel, befteht in a rothen Pfahlen mit einem kleinen blauen Vierecf im rechten Oberwinkel im ſilbernen Felde , wegen Wieb in Pfauen in natürlicher Farbe im goldenen Felde, und wegen der Grafſchaft Jſenburg in 4 rothen Rechts :Querbalken . 9. 5. Die Grafen zu Wied , Runkel und zu Wied . Neu-Wied, gehören auf dem Reichstage zu dem weft phäliſchen Reichsgrafen : Collegio , und im weſtphảe liſchen Kreiſe haben ſie ihre Stimmen , welche auf die ſayniſche folgen. Ihr Reichsanſchlag iſt 4 zu Roß und 12 zu Fuß, oder monatlich 96 Fl . Zum Kreiscon . tingent ſtellet jedes gråfliche Haus i Compagnie zu Fuß , welchè dem wefterwaldiſchen Regiment einver: leibet find.
Zu jedem Kammerziel folt die untere
Grafſchaft 32 Rthlr. 40 Kr. und die obere Grafſchaft eben ſo viel geben. . 6. Dieſes voraus geſegt, benierfen wir : 1. Die obere Grafſchaft , welche auch die Grafſchaft Wied-Runkel genennet wird. Sie iſt abgetheilt 1. Indie Serrſchaft Runkel, deren Einwoh. ner ſich vom 2cfer : Wein- und Gartenbau , und von der Viehzucht ernähren , und der reformirten Kirche Zu derſelben gehören : zugethan ſind. 1 ) Das Kirchſpiel Xunkel. Dieſes begreift: ( 1) Runkel, einen Fleden in einem Thal , an der Lahn , mit einem Sinlog , weldes an der Seite der Lalyn auf einem hohen Felſen liegt, und ehemals der Herren bon Runkel , und nachher der Grafen zu Wied - Runkel, Res
Die Grafſchaft Wied .
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Reſidenz war , auch noch jetzt der Sit der gråflichen Res gierungskanzley iſt, und das Archiv enthält. Es wohnet hier der Superintendent, welder die Auffidit über die Prediger der Herrſchaft hat. 1634 wurde dieſer Ort von den Spaniern ausgeplündert. ueber der labn iſt hier eine Aufzugbråcke auf 4 großen Schwibbögen von Quas derſteinen , und auf derſelben ſteht ungefähr in der Mitte ein großes bewohntes Gebäude. ( 2) Die Dörfer, Steden , ben welchem ſchöner weiſs fer und rother Marinpr gebrochen wird , Ennerich und soffen . 2) DAS Kirchſpiel Schapbach , zu welchem pie Dors fer Schupbach und Eſchenau gehören. . Bey benden wird ſchöner ſchwarzer und mit weißen Udern durchzos gener Marmor gebrochen, aus weldem Såulen , die 18 bis 20 Schuh hoch ſind, verfertiget werden können .
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3) Das Kirchſpiel Beckholzhauſen , zu welchem auſs fer dem Kirchborf neckholzhauſen , noch 2 Dörfer ges hören. Bey dem Kirchdorf wird ſehr guter Kalkſtein håufig gebrochen. 4 ) Das Kirchſpiel Seelbad , init den Dörfern Seel. bach , Aumenau und Falkenbad. Bey den beyden era ſtern bridit mau ſchwarzen , weifen und rothen Marmor. 5 ) Das Kirchſpiel Weyer , mit den Dörfern Weyer , bey welchen man Eiſenhütten , und ein ergiebiges Silbers und Blenbergwerk findet, Münſter und Bleſſenbach , welches letzte gute Schieferſteine hat, die weit und breit ausgeführet werden . 6) Das Kirchſpiel Eſchbad) , mit den Kirchdorfern Archbach und Wolfenbauſen . Bey dem lekten find gute Schieferſteinbrüche. 2. In das Oberamt Dierdorf, zu welchem ge. hören : I) DAS Kirchſpiel Dierdorf. Dieſes begreift ( 1 ) Dierdorf, eine Stadt an der Wiedbach , mit einem neuen gråflichen Reſidenzſdlog. Sie iſt der Sik des gråfliden Geheimenraths, an welcben von den uns tern Gerichten appelliret wird , des Oberamtscolleginmá, des
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Der weſtphåliſche Kireis.
des Confiftoriams, des Forſtamts , der Rentkammer , des Bergamts. der Münze , und des Aufſehers über die refors *mirten Prediger . Graf Johann Ludwig Udolph hat hier einen zweyten Iche Sdule angeordnet, auch 1755 den P. P. Rapujis nern der rheiniſchen Provinz erlaubet , in der neit anges legten Vorſtadt ein Kloſter zu bauen , in welchem die rồmiſch katholiſchen Einwohner und Fremden , jedoch ohne Nachtheil und Abbruch der reformirten Kirebe, ihren Die Einwohner der Stadt Gottesdienſt üben könnten . legen fich theils auf Handel, Manufakturen und Hands werfer , theils auf Acerbau, und Viehzucht ( 2 ) Drey Dörfer und 2 gråflidhe Meyerhöfe. Bey dem DorfGirſchoffen werden gute Mauerſteine gebrochen . 2 ) DAS Kiechſpiel Puderbach , mit dem Kirchdorf dieſes Namens , und 15 andern Dörfern . Das hier belegene Dorf und Schloß Reichenftein kommt weiter unten als eine beſondere Herrſchaft des weſtphäliſchen Kreiſes vor. 3) Das Kirchſpiel Urbach , zu welchein gehören , das Pfarrdorf Urbach , das Ueberdorf Urbach , mit dem gråflichen Jagdhauſe Ludwigsrabe , das Dorf Herſch bach , mit einem Jagdzeughauſe , noch 3 Dörfer, und Steinebach , ein Meyerhof, welcher der katijoliſchen Ab tey Rommersdorf zugehöret. Das Kirchſpiel hat weit: låuftige Waldungen und gute Schieferſteinbrüche. 4 ) Das halbe Kirchſpiel Raubad , mit dem Dorf gleiches Naniens , woſelbſt eine Eiſenſchmelzbitte und Hammer ſind , und noch 2 andern . In dieſem Kirchſpiel futo ergiebige Eifenbergwerke. 5 ) Das halbe Kirchſpiel freyrachdorf, mit dem Dorf dieſes Namens , und noch 3 andern . 6 ) Zwey Drittel des Birchſpiels iedern : Rambach , dazu außer dem Kirchdorf dieſes Namens, noch 13 Dör: fer gehören. Das Dorf Strimel iſt beſonders merkwür : dig , weil daſelbſt nicht nur außer der Winterszeit alle 2 oder höchſtens 3 Wochen Markt gehalten , weit und breit beſucht, und hauptſächlich mit Pferden und Rinds bieb gehandelt wird , ſondern weil aud daſelbft viele von Nas
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Natur pyramidenförmige Steine aus der Erde hervor. ragen , die zu Grønzſteinen gebraucht werden. Es gehört auch zu dieſem Kirchſpiel der Meyerhof Lichtenthal. 7) Ein Drittel des Kirchſpiels Oberdreis , mit 3 Dörfern . Bei dieſem Kirchdorf Oberdreis wird ſehr guter weißer Thon gegraben . Anm. Zu dieſem Oberaint gehört auch das Untheil, welches das gráfliche Haus Wied -Runkel an der zum churreiniſchen Freire gehörigen Grafſchaft Nieder Iſenburg hat , ndmlich an dem Fles den und Schloß Jrenburg , und am Stirchſpiel Meyfcheid , ims gleichen gewiſſe Gerechtſame in der Herrſchaft Meud. Dieſes Antheil iſt von der niedern Grafſchaft Wied abgeſondert, und zu der obern Grafſchaft geſchlagen worden. Es hat auch das gráfliche Haus Wied Anſprüche auf das Dorf Ober : Diefenbach , deſſen oben ben Naſſau : Hadamar Erwdhnung geſchehen iſt , und wegen deffen ſeit langer Zeit beym kaiſerlichen und Reichskammergericht ein Procek zwiſchen dem Hauſe Wied und Naſſau H : adamar, oder ießt den Marquiſen von Weſterlo , obwaltet. Dieſe Anſprüche Und auch zu der Herrſchaft Runkel geſchlagen worden . Endlich gehören auch dem Hauſe Wied - Rankel die unmittelbare Reichos grafſchaft Trichingen im oberrheiniſchen Freis, und die Herrſchaften Saarwellingen, Rriching Pårtlingen und Rollingen , welche theils unmittelbar unter dem Reich , theils unter franzöſiſch - los tharingiſcher und luremburgiſcher Hoheit ſtehen. II . Die untere Grafichaft, welche auch die Grafſchaft Wied Neu - Wied genannt iviro, liegt am Rhein , und hat guten Ackerbau , Obff
und Wein , von welchem lekten der roche , Bleichert tí genennet wird , auch Kupfer - und Eiſenbergwerke.
"
Die Herrſchende Kirche iſt die evangeliſchreformirte : doch ſind zu Neuwied auch andere gottesdienſtliche Partenen . Sie enthält 1. Xleuwied , eine regelmäßig angelegte offene Stadt und gråfliche Reſidenz am Rhein, welcher bisweilen ause tritt , und wo nicht die ganze Stadt, doch einen ziema hingegen liden Theil derſelben unter Waſſer ſebzet,
111 aud) den Einwohnern zur Handlung viele Bequemlichkeit verſchafft. nnd friert Er fließt hier ſehr Tchnelle, ſelten zu . Es ließen zwar hieſelbſt der Graf zu Neuwien UND PPP 3 Th.64 .
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Der weſtphäliſche Kreis.
und Chur- Sölu 1742 eine fliegende Brücke anlegen , die Chur - Cdin nicht allein in Schutz nahm , fondern auch die Gerichtsbarkeit über dieſelbige erhielt : ais aber Chur - Trier beym Reichshofrath Klage darüber anſtells te, wurde ſie wieder abgeſchafft. Es geht alſo hier nur ein Rahn über den Rhein bin und her. Eine Biers telſtunde von bier , ergießt ſich die Wied in den Rhein. In der Stadt fiudet man eine reformirte und eine luthe: riſche Kirche , und vor derſelben eine katholiſche, nachdem 1698 den Katholiken hiefelbſt die öffentliche gottesdienſts liche Uebung erlaubet worden ; es haben auch die Juden eine Synagoge. Hingegen andere gottesdienſtlide Pars teyen müffen ſich mit Privatgottesdienſt begnügen laſſen . Die vereinigten evangeliſchen Brüder haben hier ein ganzes Viereck anſehnlid ) erbauet , und eine franzöſis ſche Gemeine nach ihrer Kirchenzucht errichtet. Uebers haupt wird die Stadt immer beſſer an und ausgebauet. Das gråfliche Reſidenzſchloß iſt neu und wohl gebauet, und hat einen großen Garten. Ehedeffen hat an dem Ort , wo jetzt die Stadt iſt , das Dorf Langendorf ge ſtanden. 2. Das Kirchſpiel Beddesdorf, welches aus dem gros Ben Pfarrdorf Seddesdorf beſteht, in welchem 2 adeliche Hofe find , deren einer mit einem anſehnlichen Gebäude und Garten verſehen iſt. Nicht weit davon liegen noch 2 dergleichen Höfe am Rhein , welche die Rheiuau und die Geuch genennet werden. Unweit Heddesdorf fließt der Fluß Wied , an welchem das Eiſenwerk Raffelſtein, und neben demſelben eine Färberey , Bleicherey und Garberey , auch eine Korn - und Delmühle iſt : unter Heddesdorf liegt noch ein Eiſenhammer und Eiſenſchuveis dewerk. 3. Das Kirchſpiel Feldkirchen , welches ain Abhänge des Gebirgs , in einer an Wein , Getraide und infonders heit an Obſt, ſehr fruchtbaren Gegend liegt, welche wie ein Garten anzuſehen iſt. Die Kirche , davon das Kirchs ſpiel den Namen hat , liegt abgefondert, es gehören aber zu perſelben 5 Dorfer und 3 Hofe. Das merkwürdigſte Dorf
Die Grafſchaft Wied .
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Dorf iſt fabr am Rhein , über welchen hier eine uralte. Ueberfahrt iſt; auch iſt bey dieſem Dorf das in Felſen gebauete gråfliche Schloß Sriedrichſtein , welches die Sariffer das Teufelsſchloß nennen, 4. DAS Kirchſpiel Bieber , welches drey Dörfer bes greift. Zu Vieder Bieber iſt die Hauptkirche , in wela der Hermann , Churfürſt zu Cöln , geborner Graf von Wied, begraben liegt. Zu Ober : Bieber iſt eine Kapelle. Durch das lette Dorf fließt die Ubach , an welcher in einem eine halbe Stunde langen Strich , 5 Mehlmählen , eine Papiermúble, ein Kupfer: ein Stahl- und ein Blecha hanımet , eine Walk - und eine Farbe: Mühle, zu finden. , Auf der Abendſeite in einem Walde , ſteht die uralte Kreuzs kirche, zu welcher ehedeſſen ſtark gerrallfahrtet worden. Neben Nieder - Bieber iſt eine alte Burg , welde urſprüngs lich ein altes römiſches Caftellum zu ſeyn fcheint, woſelbſt auch unterſchiedene Alterthümer gefunden werden. Zwis. fchen Ober- uud Nieder- Bieber iſt ein Blech- und Eiſens hammer. 5. Das Kirchſpiel Wied , welches den alten bemanera ten Fleden Wied am Fluß gleiches Namens , 2 Dors fer , und 5 gráfliche Hofe begreift. Zu Wied liegt auf einem feiſichten Berge das uralte gråfliche Stammſchloß Wied , und bey dem Hof Sabn iſt ein kuſt- und Sagd. ſchloß XIont-repos oder der Rube:Berg genannt, bey wels chem eine weitlåuftige Wildbahn iſt. 6. DAS Rirchipiel Rengsdorff, welches aus 4 Dors fern , lind 2 gråflichen Qofen beſteht. 7. DAS Kirchſpiel Sonnefeld , von 9 Dörfern. Die Pfarrkirche iſt zu Ober : Honnefeld. In dieſem Kirche ſpiel ſind Kupfer - und Eiſeubergwerke, Kütten und. Håminer , und es wird von den Båchen Aybach, und Fas denbach durchfloffen. 8. DAS Birchſpiel Anbauſen , durch welches über dert hohen Berg Alt - Ed eine Hauptlandſtraße geht , die auf den Weſterwald und weiterführet. Unter den Båchen iſt die Yſer. Es gehören zu dieſem Kirdyſpiel 4 Dörfer, in deren einem , nåmlich Memborn , 2 adeliche Höfe ſind, und PPP 2
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Der weſtphaliſche Kreis.
und der Hof Braunsberg, bey welchem das uralte Schloß dieſes Namens auf einem ſpißigen Berg, und zwiſchen Bers gen und Wåldern liegt. 9. DAS Kirchſpiel Kůđerod , von 4 Dörfern , und 1 gråflichen Hof. 10. Das Birchſpiel Dreyfelder , von 4 Dörfern und einem Theil des Dorfs Steinebach. Auf der hadamaris Ichen und ſanniſchen Grånze, flebt der Dreybertenſtein , woſelbſt die 3 Landesberren jeder auf ſeinem Grund und Boden ſich beſprechen und an der Lafel ſiken können . In dieſem Kirchſpiel iſt auch das Fagd - und Fiſchereya chloß Seeburg, welches ehedeffen mit einem Wall ums geben geweſen , und ber welchent jetzt ein Hof mit einer Stuterey iſt. Man findet auch in dieſem Kirchſpiel 6 anſehnliche Fiſchreiche, deren einer ſehr lang, und ſo breit als der Rhein iſt. Der Fluß Wied entſpringt oberhalb Dreyfelden im Walde. 11. DAS Kirchſpiel Vordhofen , von 5 Dörfern . In demſelben wird viel irdenes und ſteinernes Geſchirr verfer tiget. 12. Das Kirchſpiel Grenzhauſen , welches aus einein großen Fleden dieſes Namens beſteht , der viele ſteinerue und wohlgebauete Hüuſer hat , und durch welchen die Bås dhe Brer und Mühlenberg6 : Bach fließen. Die meiſten Einwohner legen ſich auf die Verfertigung allerlen ſteiners nen Geſchirrs , welches in großer Menge weit und breit ausgefähret wird , auch werden hier Tobackspfeifen bers fertiget. Ehedeffen waren in dieſem Kirchſpiel Silbers Kupfer und Eiſenbergwerke. 13. Das Kirchſpiel Alpbach , welches aus 4 Dörfern , einent adelichen Sof , und noch 4 andern beſteht. Die Einwohner des: Dorfo silgerer , verfertigen ſteinernes Ges. fdhirr und Tabadspfeifen . Es iſt in dieſem Kirchſpiel ein Elfenbergwerk. Utmerk. Die beiden lesten Skirchſpiele find 1371 durch eine Vermdhlung von der niedern Grafſchaft Iſenburg an die Grafſchaft RBied gstommen . Die
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Die Grafſchaft Sayn .
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Die Grafichaft Sayn. 9. 1. Jie jeßige Grafſchaft Sann, fo: wie ſie hernach wird 3 beſchrieben werden, liegt größtentheils auf dem Weſterwalde , die dazu gehörigen Oerter find mehren. theils auf dem dritten Blatt der Charte von Heſſen. Darmſtadt, welche in dem Atlas von Deutſchland die Toiſte Charte iſt ,
zu ſehen .
9. 2. Jn derſelben ſind 3 Städte. Graf Heinrich verordnete 1592 in ſeinem Teftament, daß in der Graf fchaft keine andere, als die evangeliſch - lutheriſche got. tesdienſtliche Uebung , ſtatt finden folle : allein 1605 iſt auch die evangeliſch - reformirte eingeführet worden, und nach 1624.auch die römiſch - katholiſche. 8.3. Heinrich der I , Graf zu Sayn , hat um das Fahr 1112 gelebet.
Sein Sohn Heinrich II ver .
machte ſeiner Schweſter Adelheid , vermählten Grå finn zu Sponheim , Söhnen um das Jahr 1246 die Graffchaft Sapn . Von den 4 fponheimiſchen Ges brüdern hatte nur Johann mannliche Nachkommen, und ſein Sohn Heinrich bekam die Grafſchaft Spon: heim , Gottfried aber die Grafſchaft Sayn, und dieſer iſt der Stammbater aller nachmaligen Grafen von Sayn geworden . Sein Haus theiite fich 1294 in 2 Linien, deren eine die Johannis , Linie, und die andere die engelbertiſche genennet worden . Jene verblieb, vermoge des Rechts der Erſtgeburt, ben der Graf fchaft Sayn ; dieſe aber, von welcher alle jekige Gra fen zu Witgenſtein abſtammen , wurde durch die Herr: fchaften Homburg und Vallendar und andere Stücke, abgefunden, und bekam durch Vermählung die witgen Ppp 3 ſteini.
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Der weſtphäliſche Kreis .
fteiniſchen Lande.
Äls mit dem Grafen Heinrich IV
zu Sayn 1606 der Mannesſtamm der Johannis- Linie abgieng, folgte ihm ſeines Bruders Hermann Tochter, Anna Eliſabeth , in der Grafſchaft Sann , und vets mählte ſich mit dem Grafen Wilhelm III zu Witgens ftein , mit welchem ſie einen einzigen Sohn, Namens Ernſi, erzeugte, welcher 1623 die Regierung der Graf fchaft Sann artrat, und 1632 ſtarb ; da ſich denn, als ſein unmündiger Sohn Ludwig 1636 auch ſtarb , feine benden Töchter Erneſtine und Johannette in die Graf: ( dhaft theilten . Erneſtine bekam die hachenburgiſche Hälfte, uno wurde an Grafen Salentin Ernſt zu Man . derſcheid vermahlet. Ihre Tochter Magdalena Chri ftine, geriathete Georg Ludwig, Burggrafen zu Kirdi berg, aus welcher Ehe Georg Friderich , Burggraf zu Kirchberg entſpren ;daher das firchbergiſche Haus das Hachenburgiſche Antheil an der Grafſchaft Sann be. kommen hat. Johannette , welche die altenkirchiſche Hälfte der Grafſchaft Saynerhielt,vermählte ſich zum zmenrenmal mit Herzog Johann Georg zu Sachſen Eiſenach ; und bende machten 1685 ein Teſtament, in welchem ſie ihren jüngſten Sohn , Johann Wilhelm , nebſt ſeinen männlichen Nachkommen , zum Erben ih res Antheils an der Grafſchaft Sayn , an lehn- und Allodialſtůcken ,einſekten ;nach gånzlichem Abgang feia nes månnlichen Stamins aber ſollte ihr älteſter Sohn Johann Georg , und deſſen månnliche Nachkommen , nach dem Recht der Erſtgeburt, in gemeldeter Graf fchaftnachfolgen .
Wenn aber bende Söhne und ihre
månnliche Nachkomen ohne månnliche Leibeserben mit Code abgeben würden : follte ihr Antheil an der Graf. +
fchaft Sapn auf ihre benden Töchter Eleonore Erdmuth Tuiſe,
Die Grafſchaft Sayn.
967
Luiſe, vermählte Markgråfinn zu Brandenburg Onolzo bach , und Friderike Eliſabeth , zu gleichen Theilen kommen , oder, wenn deren nur noch eine am Leben wir re , auf ſolche allein fallen.
Würde eine von dieſen
Prinzeſſinnen einen Sohn, und die andere nur Tochter hinterlaſſen : ſo ſollte jener Sohn , mit Ausſchließung dieſer, nachher allein in dieſer Grafſchaft Sayn folgen , auch durch ihn das Recht der Erſtgeburt unter ſeinen Nachkommen , mannlichen Stamms , werden.
fortgeführet
Als Herzog Johann Wilhelm die eiſenachis
fche und rayniſche Regierung angetreten hatte , errichs tete er 1699 mit ſeiner Frau Mutter Johannette einen nochmaligen Vertrag , durch welchen die in dem ob. gedachten Teſtament , und durch einen Vergleich von 1697. feſtgeſtellte Erbfolge ſeiner Frauen Schweſtern und deren månnlichen Nachkommen in der Graf. ſchaft Sayn , beſtåtiget wurde. Da nun ſein Sohn Wilhelm Heinrich , Herzog zu Sachſen -Eiſenach, und lekter Beſiger der Grafſd )aft Sayn - Altenkirchen , 1741 , ohne mannliche Erben zu hinterlaſſen , ſtarb, nahm der Markgraf zu Brandenburg - Onolzbad), Karl Wilhelm Friderid ), vermoge des Teſtaments feia ner Frau Großmutter , Johannecte , Beſik von der Grafſchaft Sayn -Altenkirchen ; obgleich des lektver ſtorbenen Herzogs zu Sachſen- Eiſenach Schweſter, Caroline Chriſtine , vermähltelandgråfinn zu Heſſen Philippsthal, wegen der Teſtamente Herzogs Johann Wilhelm von 1907 , und Herzogs Wilhelm Heinrich von 1736 , ſtarfen Anſpruch auf dieſes ( and machte. 9. 4. Der Markgrafzu Brandenburg Onolzbach ſchreibt ſich, wegen ſeines Untheils an dieſer Grafichaſt, Grafen zu Sapn und Witgenſtein ; des Burg. PPP 4 grafen
968
Der weſtphäliſche Spreis.
grafen zu Kirchberg ganzer Titelaber ift : Burgaraf zu Kirchberg, Graf zu Sapn u 10Witgenſtein , Sherr zu Farnrode. Das Wapen wegen Sayn , iſt ein aufgerichteter goldener Löwe mit ganzem Unges ficht und gedoppeltem Schweif im rothen Felde ; uno wegen der Herrſchaft Freusburg eine ſilberne (dyråge Straße , mit 3 ſchwarzen wilden Schweinstöpfen in ſchwarzen Felde. $. 5. Auf dem Reichstage hat ſowohl der Marke
graf zu Brandenburg-Ono!zbad ), wegen Sayn -Altens firchen , als der Burggraf ju Kirchberg wegen Sayns Hachenburg, in dem weſtphäliſchen Reichsgrafen - Cole legio eine Stimme: allein , beym weſiphäliſdjen Kreiſe haben beyde Häuſer nur eine gemeinſchaftliche Stim : In der Reichsmatrifel iſt die ganze Graffdjaft me . Sayn zu einem Römermonat auf 4 zu Roß und 16 zu Fuß, oder 112 Fl. angefekt , wozu Sayn - Attenfirchen 42 Fl. 58 Kr. 2 P. Sayn- Hachenburg 45 Fl. 41 Kr. 2PF, Witgenſtein - Homburg wegen deſſen , was es von der Grafſchaft Sayn beſikt , 14 Fl. 56 Kr. und Zum Kammer, Chur - Trier 8 Fl. 24 Kr. bezahlet. gericht iſt Sayn 1727 zu jedem Ziel auf 46 Rthlr. 60 K. angefekt.
8.6 .
Wir bemerken nun
1. Dasmarkgräflich -brandenburg -onolz bachiſche Antheil, oder Sayn - Altenkirchen, welches besteht 1. aus der Stadt und dem Aint Altenkit, hen , welche von Chur: Cöln zu lehn gehen. 1) Die kleine Stadt Altenkirchen, iſt der Siß der Kanz ley , hat ein Schloß , eine lutherſche und eine reformirte Kirche. 1314 gab ft. Ludwig dieſer Stadt einerley Privi: tegien mit Beklar. 2) Zu
14 Flen,
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Die Grafſchaft Sayn.
969
2) zu dem Amt gehören die Kirchſpiele ametsbach , in welchem die Lutheraner und Reformirten in einerley Kira che den Sottesdienſt halien ; Hilgerod , welches lutheriſch. und Wiebren , welches reformirt iſt. 2. aus dem Amt freusburg, welches chura trieriſches Lehn iſt. Dahin gehört I ) das lutheriſche Kirchſpiel Freusburg , wozu auch T7ieder - Fiſchbach gehört. ( 1 ) freusburg , ein Flecken und Schloß nahe beynt Fluß Sieg. 1372 belehnte Kaiſer Karl IV den Grafen Jobann mit einein freyen Richtftuhl zu Freusburg. (2) Zu Wieder Fiſchbach haben auch die Ratholikert Offentlichen Gottesdienſt; der Pfarrer aber, welcher denſels ben beſorget, wohuet zu Wittenhof. 2. Die Kirchſpiele Kirchen und Gebertshabn, in wela chem die Lutheraner und Katholiken ihren Gottesdienſte haben . 3. aus der Stadt und dem Amte Friev Dewald. I) Friedewald , ein Städtchen und Schloß, nicht weit von Freusburg , gegen Süd . Often , iſt ein heffen - darma ſtådtiſches Lehn. 1324 gab K. Ludwig dem Grafen Gott fried zu Sann die Frenbeit, diefen Ort zu einer Stadt zu machen, welche eben die Rechte haben ſollte, wie die Stadt Frankfurt. 2) Daden , ein Fleden , ju welchen ſowohl die Luther raner als Reformirten ihren Gottesdienſt haben ; iſt zum Theil chur : trieriſd) Lebn. Es iſt hier ein Bergamt, und bey dieſen Ort ein Kupferbergwerk, aus welchem jährlich 250 bis 300 Centner Gallmey - Kupfer gewonnen werden .
4. aus dein Ait Bendorf. Bendorf , ein Fleden, unweit des Rheins , in welden in dieſer Gegend der Fluß Sann fällt,, hat lutheriſche und katholiſche Einwohner, and beyde haben öffentlichen Got tesdienſt. Bis 1743 war er mit Sayn - Hachenburg ges meinſchaftlich : allein , in dieſem Sahr hat ihn Sayn : Als tenkins Pep 5
970
Der weſtphäliſche Kreis.
tenkirchen ganz und allein bekommen , und dafür aut Sayn Hachenburg die Vogtey Rosbach abgetreten. II . Das fain - hachenburgiſche Antheil, enthält 1. Sachenburg, eine kleine Stadt , deren Schloß die Reſidenz der Burggrafen zu Kirchberg iſt. Beyde find chur: cdiniſches Lehn, 1314 gab K. Ludwig dieſer Stadt die Frey : heiten und Gerechtigkeiten der Stadt Weblar. 2. Die Vogtey Rosbach , welche das gråflich -kirchber: giſche Haus 1744 von Sayn : Altenkirchen für die abgetre: tene Hålfte des Fleckens Bendorf befeinmen hat. 3. Die Kirchſpiele Alpenrode , Altſtadt , Birnbach , Croppach, flammersfeld , Samm , Söchſtenbach , Kirs borg , Schöneberg. 4. Den Bann arrayn . 3 5 . Mit Naſſau - Siegen hat Sayn - Hachenburg den Grund Burbado gemeinſchaftlich , die Unterthanen aber find getheilet. Aumerk. Die ehemaligen Grafen zu Sayn haben weit mehrere Güter,gehabt, als die obenbenannten : denn es haben ihnen z. E. auch zugehöret dieHerrſchaftenMonklar ung maynzburg , oder Manzenberg, halb somburg, Valendar, Freudenberg , uno Riol, Schloß und Fleden Waltersberg, dasDorf Pommern , an der Moſel, der Flecken -Xheinbrück , am Rhein , das Kirchſpiel Seimbach , Sayn , u. a . m .
1 Die Grafſchaft Schauenburg. $. I. S Jie Grafſchaft Schauenburg iſt am beſten , ob. gleich ſehr klein, auf einem Chårtchen von einem Quartblatt, abgebildet, welches dem Schauenburg . lippiſchen Calender für das Jahr 1768 beygefügt, und
von dem Ingenieur Pråtorius verfertigt worden. Es ſtellet die Grafſchaften Schauenburg und lippe , und anſehnliche Stücke der an dieſelben grånzenden Länder yor.
Die Grafſchaft Schauenburg.
971
vor. Die Grafſchaft Schauenburg liegt an der Wes fer, und wird vom Fürſtenthum Calenberg, der Graf,
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fchaft Lippe, der Grafſchaft Ravensberg, und dem Für. ſtenthum Minden umgeben . Ihren Nanten hat ſie von dem alten Schloß Schauenburg.
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9. 2. Sie iſt zwar an vielen Orten ſehr bergicht, Hat aber doch viele fruchtbareUecker,vortreffliche Weis
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hui
den und fiſchreiche Waſſer, als die sainel, die Aue oder Caſpau , Weſer und Erter , und den Stein , huder See, welcher eine ſtarke Meile lang, eine halbe M.breit, nichtviel über 16 Fuß tief, von etwas gelblic dyer Farbe, und moorichtem oder torfhaftem Geruch und Geſchmack iſt.
Auf dem Bückeberg, unweit
Obernkirchen, wie auch im Amt Sadyſenhagen, giebt es ſehr erhebliche Strinbrüche, aus welchen große Quas Derſteine und andere Sticke weit und breit weggefül . ret werden . Bei rey . Jm Amt Sachſenhagen waren ehemals 2 Salz. brunnen , bey welchen aber jeßt fein Salz mehr geſot. ten wird , nachdem die Salzquellen zu Šoltorf, et nem
Dorf im
ſeket find.
Umt Rodenberg, in guten Standges
Die Grafſchaft hat auch ein Alaunberg
werk, Kalfftein , Gips, und vortreffliche Steinkohlen: bergwerke, inſonderheit bey Obernkirchen ; und im Umi Egeſtorf hat man Gold . Silber. Erz : Kupfers und Eifenkies gefunden ; man trifft auch ſchone Kris ſtalle an. Hiernachft iſt das (and mit trefflichen H & . zungen und Wäldern , einer anſehnlichen Wildbahn, guten Maſtungen , und anderer Nochdurft reidlich verſehen. Die Einwohner ernähren ſich größtentheilf von dem Ackerbau und der Viehzucht.
$. 3 .
972
e Streis .
Der weſtphäliſch
Suz. In der ganzen Grafſchafe ſind 7 Städte, 3 Flecken , und 167 Dörfer. Die meiſten Einwohner ſind der lutheriſchen Kirche zugethan : es haben aber auch die Reformirten öffentliche gottesdienſtliche Uebung. § . 4. Die alten Hrafen zu Scauenburg, ſtammen von Adolph I, Herrn von Sandersleben und Schadensleben ab , welcher , wie der Rath und Prof. Gebhardi bewieſen hat, Grafen Karls von Mansfeld dritter Sohn , und Markgrafen Ridoags Enkel geive: fen iſt, und durch Siegberts , Biſchofs zu Minden , Vermittelung, voni Kaiſ. Conrad dem II einen Strich Landes im mindenfchen Kirchenſprengel erlanget, und in demſelben 1933 das Schloß Schauenburg erbauet hat. Sein Sohn ſoll auch Adolph geheißen haben : fein Enkel Udolph aber war nicht allein Graf zu Schauens burg , ſondern wurde auch vom Kaiſer Lothar II mit der Grafſchaft Holſtein und Stormarn belehnet, und deſſelben
Nachkommen
haben auch die Grafſchaft
Sternberg und Herrſchaft Gehmen beſeſſen , find måchtige Herren, und mit gråflichen , fürſtlichen und königlichen Häuſern verſchwiegert und befreundet ges weſen.
Graf Ernſt III wurde im Jahr 1619 vom
Kaiſer Ferdinand II in den Fürſtenſtand erhoben, und bediente ſich anfänglich dieſes Titels : Von Gots tes Gnaden Ernſt, Fürſt und Graf zu sole ſtein und Schauenburg , Graf zu Sternberg , Als er aber feines Fürſtentitels Herr zu Gebmen. wegen mit dem däniſchen Könige Chriſtian IV Strei. tigkeiten bekam , ſchrieb er fich : Ernſt , fürft des Reichs, Hraf zu fjolſtein , Sdauenburg und Er ſtarb 1622 Sternberg , Berr zu Gehmen . ohne Kinder ;
ihm
folgte ſeines Vaters Bruders Sohns:
Die Grafſchaft Schauenburg.
973
Souns- Sohn,Graf Jobſt Hermann, und dieſem ſein Petter Otto, mit welchem 1640 das uralte gråfl. und fürſtliche Geſchlecht von Schauenburg ganz ausſtarb , und erloſch . Seine Mutter, die Gråfinn Eliſabeth, des fichauen burgiſchen Grafen, Georg Hermann, von der gehmenſchen linie, Gemahlinn, und des Grafen Sie mon von der lippe Tochter , nahm von den ſchauen . burgiſchen Ländern Beſitz , und ſekte hiernächſt ihren Bruder, Grafen Philipp von der Lippe, zum Erben und Nachfolger ein , von welchem der jektregierende Graf von Schauenburg - lippe , Ernſt, ein Urenkel ift.
Wilhelin Friderich
11
9. 5. Die Grafſchaft Schauenburg an ſich ſelbſt, iſt folgendergeſtalt vertheilet worden . Die 3 Hemter
i 11
Lauenau, Borteiob und Y3esmerode, nahm Hers zog Georg zu Braunſchweig - Lüneburg, nach Abgang
des ( chauenburgiſchen Mannsſtamms, vermoge eines Vergleichs von 1565, als Lehnsherr, in Beſik, in wels chem er auch 1647 durch die zwiſchen Braunſchweig, Heſſen und Schauenburg - Lippe zu Lauenau errichteten Berträge, beſtåtiget wurde, und noch die Vogten Las chem und einen Theil der visbeckiſchen dazu bekam . Die Aemter Rodenberg, Sagenburg und Arens. burg , hatten die ſchauenburgiſchen Grafen 1518 den Landgrafen von Heſſen .Caffel zu rechtem Mannslehn aufgetragen , daher ſie denſelben 1640 als Lehnsheva ren zufielen ; GrafPhilipp aber vermählte ſich mitder heffiſchen Prinzeſſinn Sophia, ließ ſich mitbieſen dem . M
tern aufs neue belehnen, und both dagegen ſeine ganze Grafſchaft zu Lehn an. Weil ſich das Hochſtift Mina den die demter Bückeburg, Stadthagen und Schauen . burg als Lehne zueignete, und Heffen. Caſſel hierauf den voris
974
Der weſtphäliſche Kreiß.
vorigen Vergleich nicht gelten laſſen wollte, bequemte ſich Graf Philipp zu einem anderweitigen Vergleich , fraft deſſen Heſſen ein zwölftet von der Grafſchaft voraus nahm , und hiernächſt das ibrige getheilet wurde ; Graf Philipp aber ſein Antheil von Heſſen zu Lehn empfieng. Dieſer Vertrag wurde im 15ten Urtikel 9.3 des weſtphäliſchen Friedensſchluſſes bes ftätiget , und hiernådhit die Theilung ſolchergeſtalt wirklich vorgenommen , daß Graf Philipp von Schauenburg - Lippe und Sternberg, die 4 Hemter Stadthagen , Bückeburg , Arensburg und Sagenburg , und einen Theil des zu dem legten nachher geſchlagenen ſachſenhagiſchen Umts ; die Landgrafen von Heſſen - Caffel aber die demtér Schaucnburg , Rodenberg,
uud einen Theil
vom Amt Sachſenbagen , mit den darinn bes legenen Stådten , Flecken und Schlöſſern , bekam . Weil das heſſen - caſſelſche Antheil größer iſt , als das lippiſche , ſo giebt lekteres zu allgemeinen Abgaben, als Reichs- und Kreis - Steuern , 26. nicht die. Hälfte, ſondern vermoge eines vom Kaiſer und-Reich beſtåtigten , und durch vieljährige Gewohnheit bes Fråftigten Vergleichs, weniger , f. E. zu 40000 Rthl. nur i5900 , und das übrige erlegt das Heſſen - caffel: fche Antheil. 1757 und 58 hat die Grafſchaft im Kriege viel erlitten . 9.6. DerWappenſchild der Grafen zu Schau . enburg - Sippe und Sternberg, iſt in 4 Felder getheilt. In dem erſten und vierten erblicket man die lipa
piſche Roſe , im zweyten und dritten einen goldenen Stern , auf welchem eine Schwalbe ſikt, wegen der Im Mittelſchilde fieht Grafſchaft Swalenberg. man
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58
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Die Grafſchaft Schauenburg.
975
man das ſchauenburgiſche Neffelblatt, mit 3 einges ſteckten Nageln. $ .7 . Der Landgraf zu Heſſen - Caſſel und der Graf zu Schauenburg - Lippe, haben wegen dieſer Grafſchaft Sik und Stimme im weſtphåliſchen Reichsgrafen : Collegio, und bey dem weſtphäliſchen Kreiſe hat jeder Theil eine eigene Stimme zwiſchen Wied und Oldene burg. Der Reichsanſchlag der ganzen Graffd;aft iſt 6 zu Roß und 26 zu Fuß, oder monatlich 276 Fl. unb zu einem Kammerziel giebt jeder Theil 75 Reichsı thaler 437* Kr. 5.8. Die geſammte Grafſchaft bringt ihren lan desherrn jährlich über 100000 Rthlr. ein. 8.8. Was nun ein jedes Antheil inſonderheit bes trifft, ſo gehören 1. Zum hochgráfi.ſchauenburg- lippiſchen Antheil an der Grafſchaft Schauenburg, 4 Xemter, 2 Städte , 2 Fleden , und 78 Dörfer. Man bemerfe I. Folgende Lemter : I) Das Amt Stadtbagen , welches die herrſchaftlig chen Domainenvorwerke Stadthagen , Galhof, Brani, denburg , Lobbof und Bruchhof; die adelichen Håu . Ter Remeringhauſen und senzen , und 27 Dörfer begreift, darunter die Pfarrdörfer Werbeck , Lauenbagen , Probſta bagen und Seuerſſen ſind. 2 ) Das Amt Búdeburg , zu welchem die gråflichen Domainengüter , das arſchoorwerk, das Borwerk Sođersau , und der Kammerhof; die adelichen Häuſer Brümmersbof und Selpren ; und 36 Dörfer, darunter: die Pfarrdörfer Jetenburg , woſelbſt in heidniſchen Zeiten ein Tempel des Herkules geſtanden zu haben ſcheint, Weinfen , Deblden , Pergen , Srille und Sålbed , find. Das
976
Der weſtphaliſche Kreis .
Das gråfliche Luftſchloß zum Baum , liegt im Schaum . burger Walde , und hat ſeit 1757 einen Garten. 3) Das Amt Arensburg , darinn das Pfarrborf Steinbergen , 5 andere Dörfer, und das alte Berg - und Umthaus und herrſchaftliche Vorwerk Arensburg; wel: ches zwiſchen Rinteln und Obernkirchen liegt, und bers muthlich in den alten Zeiten ein Raubſchloß geweſen iſt. Auf demſelben hat Graf Hermann zu Holſtein : Schauens burg von 1582 bis 1592 gewohnt, nachdem er das Biss thum Minden freywillig niedergelegt hatte. 4) Das Amt sagenburg , dazu 2 Flecken und 9 Ddre fer gehören . Zu bemerken ſind ( 1 ) Sagenburg , ein offener Fleden , nebſt einem überaus angenehm gelegenen gråflichen Schloß und Vors werk. Das Schloß beſteht auố 2 Gebäuden , wovon das eine 1686 , das andere aber 1728 erbauet worden . dem Fleden iſt eine hannoveriſche Poſtſtation , yon welcher die Einwohner großen Nußen haben , die ſich außerdem meiſtens vom Leinen- und Drellmachen ernähren. Von hier geht bis in den Steinhuder See ein Kanal. ( 2) Steiabude , ein offener Fleden , am Steinbus der See. 1750 brannten hier 36 Häuſer ab , die aber viel beſſer und in gerader Linie wieder aufgebauet worden . Die Einwohner ernålyren ſich theils vom Fiſchfang , theils vom Leinen- und Drellmachen . (3) Die Pfarrdorfer, Altenhagen , Bergkirchen und Lindborſt. 2. Folgende Städte und Feſtungen . I) Stadthagen , Haga - Schauenburgi , iſt die erſte Stadt der ganzen ungetheilten Grafſchaft , mit Graben , Wal, Mauern und verſchiedenen Thürmen umgeben , und liegt in einer ebenen und angenehmen Gegend. Sie hat bereits im Jahr 1224 geſtanden , und ebemals die Stadt tom sagen , oder von ihrem Erbauer , Grafen Adolph, Grafen 2lfs Dagen , im lateiniſchen aber civitas in . daginis , geheißen , welches lebte unter andern das urals Sie kann vom Jahr 1280 an te Stadtſiegel bezeuget. verſchiedene wichtige Privilegien aufweiſen , und iſt zuweis len
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nz fen onn olſtein au ide der Gra len dine Reſ vge H : Sch e gs ſ hfrti e t e ä r w i s j i t u ie ge re . Zer Ze rde 3ſ0cha Kr s , htaeheſnie, ſo w e e e t ſen f and Der deineſ Graſtand , vrieenl ausſ moüßf , n o l l ßt es Woh und ihre grö s e verl . DascheSnch bin t m i he we ft tim er råfl i it felb , welc der hbeſ Sit of d dg urfürſ W p h f l n I c a o t ſ iſt , ha Gr Ad XV , Bi un Ch zu Cdi , f r 544 der 1 o i a n h u 4 d t i r r 3 a n m t e 1 Bn , ur ſ , G O en v , i J 1 eelnb eſſe er er tadt n ter einche verb laafſtſl . Hin endgeamrſt S d , auß ,i h c ſ r y 4 Küd dem herr , iſt im Jah 173 ein mineráliſches Waſſer entſprungen , deſſen gute Wirkung viele Patienten erfahren haben. Fürſt Ernſt legte in dies fer Stadt 16ro ein Gymnaſium illuftre an , welches in den nächſtfolgenden Jahren in großem Nuf geweſen , und 1619 zu einer Univerſitåt erhoben worden, die er 1621 nach Rins teln verlegte. An die lutheriſche Stadtkirche iſt gegen Often das koſtbare Mauſoleum des Fürſten Ernſt gebauet , wels ches aus einein von gehauenen Quaderſteinen aufgeführten und mit Kupferblatten bedeckten ſiebenedichten Thurm bea ſtebt, in welchem ein vortrefliches Deufmaal von Marmor und Erz, das mit Hütern bewahrte Grab Chriſti vors ſtellet, aus welchem der Heiland ſiegreich) auferſteht. Es würde dieſes vortrefliche Gebäude noch prächtiger gewors den ſeyn , wenn Fürſt Ernſt nicht durch den Tod an
deſſelben Vollendung wäre gehindert worden , welche feine Gemahlinn Hedwig im dritten Jahr hérnac) beſorgte. Uns ter demſelben iſt die gråfliche Begräbnißgruft , gleich dars neben aber die öffentliche Stadtſchule . Das hieſige Wais fenhaus , hat die Gråfinn Johanna Sophia , des Grafen Friederich Chriſtian verwitwete Gemahlinn, im Jahr ſ1738 en li d lic bal Waiſenhauſes eingerichtet. Von dem elemaligen hieſigen Franciſcaner Kloſter , weldes des Grafen Otto III Sobi Erich geſtiftet, iſt nichts mehr , als die Kirche, übrig , des ren eine Sjålfte ausgebeſfert, und der reformirten Gemeis ne zu ihrem Gottesdienſt eingeräumet worden . Die Bürs ger ernähren ſich vom Akerbau und Bierbrauen . In die ſer Stadthat ſowohl das Amt, als auch gemeiniglich der gråfliche Superintendent, feinen Sik. Sie iſt der Ges burts's 299 3T4.62 .
3
978
Der weſtphäliſche Streis .
burtsort des Verfaffers dieſer Erdbeſchreibung. Unweit derſelben iſt eine Salpeterſiederey. 2) Bådeburg , eine kleine Stadt mit einem Schloß , welches ålter iſt , als die Stadt , welde erſt 1365 als ein Weichbild vor dieſem Schloß zu bauen angefangen , som Grafen Otto II mit einer Mauerumgeben, von dem Fårs ften Ernſt zu einer Stadt gemacht , und mit einem al umgeben worden . Außer verſchiedenen anſehnlichen Gjes båuden erbauete Firſt Ernſt auch von 1611 bis 1615 die große und ſchöne Stadtkirche, in welcher eine fünftliche Orgel iſt, die in Italien perfertiget worden . Im 30jah : rigen Krieg hat dieſe Stadt vor andern ſehr vieles ausges ftanden ; in den neuern Zeiten aber iſt ſie mit ſchönen Håus Fern angebauet. Außer der neuen Stadtſchule, iſt der Waſ ferbrunnen auf dem Markt zu bemerken , in welchen das Waſſer vom Berge Harel geleitet wird . Die Reformirten haben hier eine beſondere Kirche und ein Waiſenhaus. Das gråfliche Reſidenzſchloß hat Fürſt Ernſt auf italieniſche Art anſehnlich ausbauen laffen , und als 1732 der eine Theil deſs ſelben abbrannte, ließ Graf Albrecht Wolfgang denfelben weit anſehnlicher wieder erbauen , und fein Sohn und Nado: folger , Graf Wilhelm I , bat es zu einer Feſtung gemacht. Auf dieſem Schloß haben die gråfliche Regierungsconferenz, Iuſtikkanzley, die Nientkammer und das Conſiſtorium ihren Sitz. In der Schloßkapelle ſind die Eingeweide der Regenten aus dem jetzigen hoch gråflichen Stamm eingeſenkt , und in derfelben hat der regierende Graf Wilhelm I auch den Leich: nam feines Hof- und Regierungsraths Thomas Abt 1766 begraben laſſen , und ihn auf dywarzen Marmor felbft ein Denkmaal geſtiftet, welches beyden zur Ehre gereicht. Eben derſelbige hat 1754 in dieſer Stadt eine Stůdgießerey ans gelegt , und 1765 in beſſern Stand geſetzt 3) Wilhelmſtein, eine kleine aber von Steinen 1765erbaute ſtarke Feſtung, auf einer 1761 gemachten Inſel im Steinhus der See. Sowohl die Inſel als Feſtung bat Graf Wilhelm I mit unſäglicher Mühe und großen Koſteri anlegen laſſen . II. Das hochfürſtl. Hefſen - caſſelſcheAn: theil an der Grafſchaft Schauenburg, ent.
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Die Grafſchaft Schauenburg. enthält 5 Städte, 1 Flecken, und 89 Dörfer. ſteht alſo
979 Es be.
1. Aus folgenden Aemtern 1 ) DAS Amt Schauenburg , hat ſeinen Namen von Schauenburg , einem alten verfallenen Schloß, zwi. ſchen den Städten Rinteln und Oldendorf, auf einem ſehr hohen Berge an der Weſer. Dieſe Burg hat der ganzen Grafſchaft den Nanien gegeben , ihn ſelbſt aber daher be kommen, weil man von der Hdhe, auf welcher fie liegt, weit und breit herum ſchauen oder ſehen kann . Der Hügel, auf welchem ſie gebauet iſt, hat der Zeffelberg geheißen , wird aber jekt derDelberg genannt, und grånzet an den Wald Süntel , der fid ) an der Weſer von seusbergen an bis gen Baffinghauſen erſtreckt. Es ſcheint, daß C. Druſus. Kaiſers , Burg angeleget habe, welche der erſte ſchauenburgiſche Graf Adolph von Santersleben nach ihrem Verfall wieder here geſtellet. Als der legte ſchauenburgiſche Graf Otto 1640 mit Tode abgieng , hatte ſeine Mutter Eliſabeth ihren Wits wenſiz auf dieſem Schloß, und empfieng Zeit ihres Lebens aus dem Amt 4000 Thaler jährliche Einkünfte. Jetzt iſt das alte Schloß ganz verfallen , und es ſtehen nur einige Gebåude an dieſem Ort , in welden der Amtmann und Rentineiſter wohnen . Das Uint iſt in 5 Vogteyen abgetheilt , welche find ( 1) Die Weſer Vogtey, zu welcher 13 Dörfer, 2 eins zelne Hófe, und der adeliche Hof techtringhauſen gehören . Von den Dörfern find Segelhorfi, Groſſenwieden und Dedbergen als Pfarrdörfer zu bemerken . (2) Die nattendorfer Vogtey , in welcher 20 Dörs fer, und die adelichen Hofe Wormbstbal und Katten , brach belegen ſind. Die hieher gehörigen Pfarrdörfer, ſind Battendorf und Cathrinhagen . (3) Die Fiſchbecker Vogtey , welche enthält : a. Visbeck oder Siſchběd , ein kaiferliches freyes lys theriſches Fråuleinſtift an der Weſer , nebſt einem Flecken. Das Kloſter iſt im Jahr 948 oder 954 geſtiftet:, zuerſt mit Benedictiner Nonnen beſetzt, 1147 vom Kaiſer Cons 2992 rad
980
Der weſtphäliſche Kreis .
beſetzt worden . Bor 1558 iſt die Reformation in demſels ben nicht vorgegangen , nach welcher der Convent mit der Aebtiſſinn aus 12 Perſonen beſteht. b. Neun Dörfer, Aud ) iſt hier das abel. Gut Stgu . (4 ). Die Rumbeđer Yogtey , von 4 Dörfern , uns ter welden das Pfarrdorf Fuhlen iſt. (5) Die Erter Vogtey , von 9 Dörfern , darunter die Pfarrdörfer Sobnrode und Erten find. a. misllenbecť , ein ehemaliges Kloſter ,nicht weit von Rinteln , in einer ſehr fruchtbaren Gegend, an einem Wald gelegen , welches im Fabr 896 erbaut, und mit Benedictiner Nonnen befekt; 1491 aber Auguſtiner Möns chen gegeben worden . Als es 1560 die evangeliſch , luthea riſche Lehre annahm , legte der damalige gelehrte Prior deſſelben , Hermann Weening , eine Schule darinn an , die aber eingegangen iſt. Als dieß Kloſter an Heſſen - Caſs fel fam , wurde ein Dorf an demſelben erbauet , Nomins Serſendorf, deffen reformirte Einwohner nunmehr in der Kloſterkirche ihren Gottesdienſt abwarten. In dem alten verfallenen Kloſtergebåude , wohnet heutiges Tags ein Pachter; die Einkünfte derfelben aber werden theils zur Univerſitát Rinteln , theils zu Stipendien für Studireude angewendet. In der Kloſterkirche liegen 2 Grafen von Scauenburg , Hermann und Anton , begraben , welche bende Biſchöfe zu Minden geweſen ſind. b . Egeſtorf, ein ehemaliges Nonnenkloſter Benedictis ner Ordens, welches am Ende des 13ten , oder im Anfang des 14ten Jahrhunderts geſtiftet, 1555 aber vom Grafen Die Otto zu Holſtein : Sdhauenburg eingezogen worden. rintel der Güter deſſelben ſind nachmals zur Unterhaltung fchen Univerſitåt angewendet, und an dem Ort, wo es vor : malo geſtanden hat, einige andere Gebäude aufgerichtet worden , welche ein Pachter bewohnet. 2) Das Amt Rodenberg, welches in die obere und nies dere Vogter abgetheilt iſt. (1 ) Die obere Vogtey, brſteht aus 14 Dörfern , ( darunter die Pfarrbörfer pelern und Bededorf find) und dem Hothenberger Thor und der måblenjiraße bor
Die Grafſchaft Schauenburg .
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vor der Stadt Rodenberg. Das Dorf pohle , welches unter obiger Summe mit begriffen iſt, gehört nur zum Zheil hieher, zur Theil aber zum Amt Schauenburg, auch zuin Zheil zu des Fürſtenthums Calenberg Amt Lauenau . Zu Soltorf wird Salz gefotten. ( 2) Die niedere Pogrey , begreift 17 Dörfer, unter welchen die Pfarrdörfer Grove , Großen : Endorf oder Großen Sieudorf, und sobnhorft. 3 ) Das Amt Sachſenhagen , zu welchem das her : nad vorkommende Städtchen dieſes Namens, und 3 Dora fer geboren. 2. Aus folgenden Städten .
1
1) Rinteln , Rintelium oder Rintelia , eine befeſtigte Stadt, in einer mit Bergen umgebenen Gegend, zwiſchen úeber jene iſt hier vom März gn der Weſer und Erter. bis zum Anfang des Decembers eine Schiffbrüde, und fie nimmt an der Nordſeite der Stadt die Erter auf. Von dem alten Rinteln , an der andern Seite der Weſer , iſt ; gewiffer Stellen des nunmehr daſelbſt befindlichen ge Pflågten Landes an , daß der Ort ehemals bewohnt gewes fen fey . Zuerſt wurde da, wo die jetzige Stadt Rinteln ſteht , im Jahr 943 eine Klauſe oder Sapelle erbauet, welche die Ringelklauſe hieß ; hiernachſt 1230 ein Kloſter angelegt , und mit Ciſtercienſer Moinen beſetzt, und das durch wurde die Erbauung der neuen Stadt Rinteln vers anlaſſet , in welcher die Kloſterſtraße das Angedenken des ehemaligen Kloſters noch erhålt , und dahin ſich die Eins wohner der alten Stadt nach und nach zu wohnen beges ben haben . 1621 verlegte Fürſt Ernſt die Univerſität aus
Stadthagen hieher, die nadı dem Vergleich von 1647 zwiſchen dem heffen - caffelſchen und dauenburg - lippiſchen Hauſe, anfänglich gemeinſchaftlich und unzertheilt blieb , 1665 aber vom lekten an das erſte völlig abgetreten wurde . Die Profeſſores der Theologie ſind lutheriſch, in den übrigen Facultaten aber ſind auch reformirte, und inſonderheit ſind die bieſigen 2 rcformiten Prediger zus gleich Profeffores der hebräiſchen und griechiſchen Spra 1993 dhe.
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Der weſtphäliſche Kreis .
che. Den lutheranern gehörer die Stadtkirche, die Refors mirten aber und die Bejakung bedienen ſich der Univerfis 1665 fieng die Land tåtskirche zu ihrem Gottesdienſt. gråfinn von Heſſen , Hedwig Sophia , an , die Stadt mit Wallen , Graben und Bollwerken zu umgeben , welche Bes feſtigung 1668 geendiget wurde , wie die Aufſchriften åber dem Dſter- und Süderthor anzeigen. Es iſt hier die Regies rung über das heffiſche Antheil an der Grafſchaft Schauens burg, das Conſiſtoriuni und ein Superintendent. Die Ein : wohner legen ſich mehrentheils auf Aderbau , Viehzucht und Brauweſen . Die Schifffahrt auf der Weſer verſchaft der Stadt auch Nahrung. 2) Oldendorf, ein mit verfallenen Graben und Mauern umgebenes Städtchen ,nahe bey der Weſer, zwiſchen Hameln und Rinteln , hat ehemals beſſer ausgeſehen , als heutiges Tages. 1528 mußte es, wegen ſeines widerſpenſtigen Üns gehorſams, vom Grafen Fuft eine harte Züchtigung auša ſtehen. 1633 am 28ſten Jun. fiel unweit der Stadt, bey dem Dorf Segelhorft, eine Schlacht zwiſchen den kaiſerl. Trup pen an einem, und den ſchwediſch braunſchweigiſch- und hels fiſchen am andern Theil vor , darinnen dieſe den Sieg das von trugen , jene aber einen anſehnlichen Verluſterlitten . Die Reformation der Grafſchaft hat hier ihren vornehmſten Un. fang genommen . Aus dem ehemaligen guten Gymnaſio der Stadt iſt eine geringe Trivialſchule geworden. 3 ) Ubernkirchen , ein Städtchen, am Fuß eines Bergs. Es iſt mehrmals abgebrannt, und hat ſonderlich im 3ojdhs rigen Kriege ſehr viel ausgeſtanden. Das hieſige adeliche Stift ſoll vom Kaiſer Ludwig I iin Jahr 815 geſtiftet, uud das erſte geweſen ſeyn, ſo zwiſchen der Leine und der Weſer angelegt worden . Anfänglich ſoll es mit Benedictiner Nons nen befeßt geweſen ſegu . Es iſt oftmals abgebrannt, aber allezeit wieder aufgebaut worden. Heßt iſt es ein adel. Fråu leinſtift evangeliſcher Religion, und der Convent beſteht aus 10 Perſonen . Die dabey befindlich geweſene Probſtey , ift 1565 davon genommen , und feculariſirt worden . In der
1
1 Kloſterkirche liegen verſchiedene ſchauenburgiſche Grafenbes graben, Uuncit der Stadt hat in den alten Zeiten die ſoges nannte
Die Grafſchaft Schauenburg.
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nannte alte Badeburg gelegen , ſo ein Schloß , und vers! muthlid Der Hauptort des pagi Bucki geweſen , deſſen ſchon ju Karls des Großen Zeiten gedacht wird , und es ficheint, daß auch die Stadt Bådeburg davon benennet worden ſey. Sonſt findet man in der Gegend von Obernkirchen einen vortrefflichen Steinbruch , auf welchem viele Duaderſteine bey den Dorfe Kohlenſtett, unweit Rinteln, auf die Weſer gebracht, und weit und breit ausgeführet werden. Auch find in dieſer Gegend reiche Steinkohlengruben . 4 ) Rodenberg , ein geringes Städtchen an einer Aue, nebſt einem Schloß und Umthauſe, liegt in einem angenehs men Thal, welches gegen Often u . Weſten hohe Berge hat. Die Herren von Santersleben , von weld)en Adolph 1030 zum erſten Grafen von Schauenburg gemacht worden, rollen hier ihren Siß , womit eine beſondere Herrſchaft verknüpft geweſen , gehabt haben , und daher auch edle Herren zu Santersleben und Rodenburg genannt worden ſeyn. Das hieſige Schloß, welches ehemals befeſtigt geweſen, ſoll vom Grafen Adolph X von Holſtein - Schauenburg , oder doch bon deſſelben Vater erbauet ſeyn, 1615 iſt der Ort vom Grafen Ernſt aus einem Flecken zu einer Stadt gemacht worden . Sie hat keine Kirche, ſondern die Einwohner müſſen in das nahe gelegene und nur durch die Aue davon abgeſonderte Dorf Grove oder Grube zur Kirche geben , woſelbſt auch das Pfarr- und Schul- Haus ſteht. Ums Jahr 1738 hat man hinter dem Schloß einen Geſunds brunnen entdectr.
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5 ) Sachſenhagen , ein geringes Städtchen , woſelbſt ſchon 1253 ein Schloß gleidhes Namens geſtanden hat, wels des Fürſt Ernſt neu erbaute und bewohnte , wovon aber jekt nur noch ein vieredichter Thurm übrig iſt. Der an diefes ehemalige Schloß angebaute Ort, war bis 1680 nur ein Flecken , den die landgrafinn von Heffen , Amalia Eliſabeth , zu einer Stadt erhob, und zugleich die Ers barung einer Kirche in derſelben verſtattete . Sie iſt vors mals vielfältig durch Feuersbrünſte beſchädigt, und in dreyßigjåhrigen Kriege ſehr hart mitgenommen worden. 299 4
Das
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Der weſtphäliſche Kreis.
Das Herzogthum Oldenburg , . den Grafſchaften Oldenburg und Delmenhorſt, entſtanden iſt. g.
1.
2013er die ſehr unvollkommnen Charten von dieſen Grafſchaften, welche Mercator,Blaeuw und Janſſon and licht ſtellten , gezeichnet habe ? iſt mir un . bekannt. Zu Hamelmanns Chronik, har J.C. Mus ſculus eine Charte gezeichnet u. geſtochen, in welcher, wenn man ſie vor fich liegen hat,die Weſer u.Oſten oben iſt. 6.Munrink bat zuWinkelmanns hiſt. Beſchreib . eine etwas beſſere Charte verfertigt, u . I.Dusborn hat dieſelbige in Kupfer geſtochen. Eine andere, die von L. Michael v. Sobenkirchen Herrührt, iſt in Holland von Schenk und Valk geſtochen . Die mune sinfiſche Ebarte ift 1769 unter des Hrn.Rizzi Zannoni Nanien zu Augsburg bey Albe. Karl Seuttern Herauss gekommen, u. mit Triangeln angefüllt, als ob fie ganz von neuem mathematiſch aufgenommen wäre. Allein , Herr Zannoni will dieſe Charte in einem Avertiſſement auf der Charte vom untern Theile des weſtphäliſchen Kreiſes , niche für die feinige erkennen. Un einer neuen und ſehr guten Charte, welche die homanniſche Werf. fåtte 1761 zu Nürnberg ans Licht geſtellt hat, haben die Herren von Iůnních, Ramus, Wicken von Wittenbeim ,Saimidtu. Sunrichs, inſonderheit der lekte gearbeitet. Weil ſie aber nicht ſo richtig 1. gue erſchien , als Herr Sunrtd ) es gewünſcht und gehoffe Batte : machte er 1762 in den oldenburgiſchen wochenttia den
Das Herzogthum Oldenburg.
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chen Anzeigen bekannt, daß er in Holland einen beffern Stich derſelben veranſtalten wolle. Dadurch nöthigte und bewegte er die homanniſche Werkſtätte, daß ſie die eingeſchlichenen Fehler verbeſſerte, ſodaß in den neuern Abdrücken , welche mir aber nicht zu Gefiche ge. tommen find , keine von Ⓡichtigkeit übrig geblieben ſeyn ſollen . 9.2 . Dieſe Grafſchaften grånzen gegen Abend anОft. friesland u . an das Bisthum Münſter,gegen Morgen an die Weſer, dadurch ſie vom Herzogthum Bremen geſchieden werden , gegen Mittag an die duur.braun . ſchweigiſchen Aemter Harpſtedt u . Wildeshauſen, u . gegen Mitternacht an die Herrſchaft Jever und an die Jade. Ein Theil der Grafſchaft Didenburg, oder das Geeſtland, hieß ehedefſen u. noch 1063, Pagus Ammeri, wovon das jekige Ammerland, Ambria , ein Theil iſt; der Strich an der Weſer und See aber, welcher fich von Elsfleth bis Jever erſtreckt, hießRůſtringen, Pagus Ruiſtri, u . die 4 Marſchvogteren mit dem heuti. gen Stedingerland, hießen Stedingia oder Pagus Ste ding. Den Namen Oldenburg hat ſie vom Schloß Didenburg , ( ſo wie dieſes nach des Etatsraths von Witken Muthmaßung eine an der Oldena oder Ultena erbaute Burg bedeutet , ) und er iſt erſt im zwölften Jahrhundert bekannt geworden. Die Grafſchaft Delmenhorft hat ihren Namen von der Stadt : vor Alters aber hat dieſe Gegend Pagus Leri, Laringia, geheißen , und ſich nod ) weiter bis ins Amt Wildes. hauſen erftrecft. 9. 3. Sie find 451 deutſche Quadrat.Meiten groß, und beſtehen aus Geeft , und Marfchlande ; jenes iſt theils důrre und ſandig, theils moorig , und giebt Torf 099 5 zur
iDnst 986
udo
cordion
+ 3
Der weſtphäliſche Kreis.
zur Feuerung; dieſes iſt fett und fruchtbarer, und giebe ſowohl zum Aferbau als zu guter Pferde. u.Hornvień. Zudt Gelegenheit, doch wird hier nicht ſo viel Getreide gebauet, als die Einwohner verzehren , daher man der Einfuhr deſſelben nicht entbehren kann. Die meiſten Landesgüter und Waaren , welche auch ausgeführet werden , beſtehen in der Marſch in Butter, Kafen , Pferden und fettem Vieß, und auf der Geeſt in Flachs, Hopfen, Torf, Leinwand und hölzernem Geråth . Hin gegen führet man wieder ein, Weizen, Roggen ,Gerſte Bier, Wein, Salg, mancherley Manufaktur- und Fa: brik , und andere Waaren .
Wider die Ueberſchwem .
mungen des Waſſers, iſt das land mit großen und koſt. baren Deichen verwahrt , welche 30314 Ruthen maa chen, die, wenn man jede Ruthe auf 30. Rthlr. ſchå. Bet, 909420 Rthlr. anzulegen gekoſtet haben . Sie fiehen unter der Aufſicht und Vorſorge eines beſondern Deichamts . 5.4. Bayde Grafſchaften enthalten 28 Aemter und Vogteyen , 51 Kirchſpiele, welche 52 Kirchen und drey Kapellen haben, zwey Stådte, 6 Flecken , 369 Dörfer, 53 adeliche Güter, die eben ſo viel Ritterpferde geben, und davon zwölf Lehngüter , die übrigen aber Allodials gåter find , insgeſammt aber unmittelbar unter der Re. gierung zu Didenburg ſtehen , und 1776 zählte man 13308 Feuerſtellen und 9338 andere Gebäude, welche 22646 Gebäude für 5,739550 Thaler in der Brandcaffe Verſichert waren . 1769 fand man79071 Menſchen . 8. 5. Die Einwohner beyder Grafſchaften fino faſt insgeſammt der evangeliſch - lutheriſchen Lehre zugethan, mit deren Einführung in Didenburg 1525, in Delmenhorſt aber erſt 1543 der Anfang gemacht wora
Die Grafſch. Oldenburg u. Delmenhorſt. 987 worden : doch ſind auch reformirte Borhanden , in. ſonderheit in der Herrſchaft Varel , woſelbſt auch ein reformirter Hofpreviger iſt. In der Stadt Olden. þurg wird den Soldaten zum Beſten alle halbe Jahr reformirter und rómiſch - katholiſcher Gottesdienſt ge halten. g . 6. Was den Urſprung der å teſten Grafen von Dldenburg betrifft , ſo iſt in den Originibus guelficis Tom . IV . p . 346 von dem Hofrath Chriſtian Ludwig Sdheid behauptet worden, es könne durch unverwerf liche Beweiſe dargethan werden , daß Witifind der Große einen Sohn , Namens Wigbert ; dieſer einen Sohn , Namens Walbert; dieſer, einen Sohn , Na. mens Regenbern , und dieſer einen Sohn , Namens Witifind gehabt habe, von welchem lekten die Grafen zu Oldenburg und heutigen Könige zu Dänemark ab . ſtammeten . Aus Meginhardi hiſtoria de transla tione S. Alexandri Wildeshufam , welche eben dieſer berühmte Mann in ſeiner Bibliotheca hiſtorica got tingenſi zuerſt ans Licht geſtellt hat , p.6 , erhellet die Gewißheit, daß Graf Wigbert des fächſiſchen Witi. kinds Sohn , und alſo Graf Walbert deſſelben Enkel geweſen ſen , welches man vorhin nicht gewiß ge. wußt hat. Es iſt auch gewiß , daß die ehemaligen Grafen von Rüſtringen und Ammerland ſich nachher Grafen von Oldenburg genennet haben , und daß Egilmar, oder Eilmar II, ein růſtringiſcher Graf, wel cher im Anfang des saten Jahrhunderts gelebt , auſs ſer 2 andern Sohnen, den Grafen Chriſtian I gezeugt, welcher 1155 Oldenburg erbauet, und davon benannt worden. Von ſeinem Sohn Morik , ſtammen alle nachfolgende Grafen in gerader Linie ab, Graf Die.
terich
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Der weſtphäliſche Streis.
terich der glückliche, vereinigte 1435 Delmenhorſt mit Oldenburg, und erhielt mit ſeiner zweyten Gemahlinn Heilwig oder Hedewig, die eine Schweſter und Erbinn Udolphs VIII, lekten Herzogs zu Schleswig und Grafen zu Holſtein , war , die Anwartſchaft auf das Herzogth. Schleswig und auf die Grafſchaft Holſtein . Sein älteſter Sohn Chriſtian wurde 1449 zum König in Dånemark, und nachmals zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holſtein erwählt ; der zweyte Sohn Gerhard aber pflanzte der Stamm der oldenburgiſchen Grafen fort. Er verlor Delmenhorſt, welches B.Heinrich zu Münſter wegnahm , erwarb aber Varel und Neuenburg .
Deſſelben Enkel Uns
ton I hatte das Glück, Delmenhorſt wieder zu erobern . Von ſeinen benden Söhnen war Johann VI Graf zu Oldenburg, erbte 1575 vie Herrſchaft Jever, und 1592 wurde ihm auch die Herrſchaft Kniphauſen zuerkannt; Anton II aber war Graf zu Delmenhorſt. Der Kos nig zu Dänemark , Friderich II , und der Herzog von Holſtein, ſuchten und erlangten 1565 vom Kaiſer Maria milian II die Anwartſchaft auf die Grafſchaften Ole denburg und Delmenhorſt, wenn Johannes VI Sohn Anton Günther, und ſeine Erben ausſtiirben , weil ſie von våterlicher Seite aus dem Oldenburgiſchen Haufe abſtammten . Auf folche kaiſerl. Beſtätigung grün. deten ſich die Anſprüche, welche nachmals König Chris ftian V und Herzog Chriſtian Albrecht auf dieſe Graf ſchaften machten , als der legte Graf Anton Günther 1667 ohne månnliche Erben ſtarb.
Denn deſſelben
natürlicher Sohn Anton , welchen er mit Elifabeth von Ungnað erzeugt , der Kaiſer aber legitimirt, und zu einem Reichsgrafen von Aldenburg erhoben hatte, fonnte
Das Herzogthum Oldenburg,
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fonnte die Grafſchaften nicht erben , daher ihn der. Vater mit Kniphauſenzc. abfand, wie unten gemeldet werden wird ; und ſeiner SchweſterMagdalena , des . Fürſten Rudolph zu Unhalt: Zerbſt Gemahlinn Sohn, fonnte auch in den Grafſchaften nichtfolgen , ſondern mußte mit der Herrſchaft Jever zufrieden ſeyn : folge lich fielen die Grafſchaften , als männliche Reichslehne, ans holſteiniſche Saus, u . Chriſtians I Nachkommen , unter welchen aber deshalb ein großer Streit entſtund . S. Friderich III verglich ſich 1648 mit dem Herzoge Friderich v . Holſtein-Gottorf, daß ſie die zu erwartende Erbſchaft, unter ſich theilen wollten . Sie trafen auch das folgende Jahr zu Rendsburg mit dem Grafen Un. ton Günther einen Vergleich , den K. Ferdinand III im Jahr 1653 beſtätigte ; ja der Graf ſegte ſie 1664 in den wirklichen Beſin ſeiner lande, und erklärte fie furz vor feinem Tode in ſeinem Teſtament zu Lehnserben. Allein, Herzog Joachim Ernſt zu Plón fieng barůber mit dem regierenden holſteiniſchen Hauſe einen Proceß an , und erwies, das er mit demſelben nid )t nur gleiches Recht, ſondern auch einen Vorzug habe, weil er Chriſtians I Anverwandter im vierten , der König und Herzog vor Holſtein - Gottorf aber nur im fünften Grade wären. Als nun K. Chriſtian V ſak , daß die Sache vor dem kaiſert. Gericht nicht zu gewinnen war, verglich er fich 1671 mit dem Herzoge v. Plón, und gab ihm für ſeinen Antheil an den Grafſchaften ein Zequivalent. Mit dieſem Vergleid, war zwar der Herzog von Holſtein , Chriſtian Albrecht, nicht zufrieden : allein , der Herzog von Pión gewann den Procef , und wurde 1675 in den Beſig der ſtreitigen Erbſchaft gefeßt, die er denn gleich darauf
2941
990
Der weſtphäliſche Spreis.
Könige zu Dänemart ruhige BéfigerdortOldenburg und Delmenhorſt geweſen , baben aber noch nachher mit den Alodialerben unterſchiedeneTaufd ) . und an
1619 c" u
darauf dem König einräumte , der fich 1676 in den Grafſchaffen huldigen ließ. Von der Zeit an, ſind die
bere Vergleiche getroffen. -K - Friderich IV verpfändete die Grafſchaft Delmenhorſt miteinigen Pogtepen 174 an Chur. Braunſchweig für:713640 Rthlr. in neuen Stücken auf zwanzig Jahre, fündigte aber doch das Kapital noch ſelbſt auf, und K. Chriſtian VInahm die Grafſchaft mit den ubrigen Vogteyen 1731,wiederin Beſik. K. Chriſtian Wir vestauſchte die Grafſchaften 1773 anden Großfürſten Paul vonRußland für deſſela Uebergabe geſchah am ben Antheilan Holſtein . Die to Decemb., und am 14 ten eben deſſelben Monats trat
+ BerGroßfürſt dieſelben hinwieder dem
Biſchof von Jů “
beck Frid. Auguſt Herzog von Holſtein , und beſtelben männlichen Nachfominen ab, um, wie das Manifeſto fagi, der jüngern linie des Hauſes Holſtein . Gotcorfi ein hinlängliches und anftändiges Epablinement pu verſchaffen , und das Glück derſelben aufs fünftige zu befeſtigen. Hierauf iſt am faiſerl. Hofe die Erhebung dieſer Grafſchaften in ein Herzogthum geſucht worden , welche auch 1777 wirklich erfolgte.
8. 7. Das oldenburgiſcheWapen , ſind zween rothe Querbalken im goldnen Felde , , das delmen , boiſtiſche Wapen , iſt ein goldnes unten zugeſpig. ter Kreuß im blauen Felde. S. 8. Der Herzog von Oldenburg hat auf dem Reichstage im Reichsfürſtenrath die vormalige her:
zoglich .
16
$
Das Herzogthum Qldenburg.
1
1
99
zoglich - Holſtein , gottorfiſche Stelle und Stimme be. kommen . Der Reichsanſchlag wegen Oldenburg iſt 8 zu Roß und 30 zu Fuß , oder 216 Fl. wegen Delo, menhorſt 22u Raß und 14 zu Fuß , oder 80 Fl. und zu jedem Kammerziel werden wegen Oldenburg und Delmenhorſt 113 Replr: 558 Kreuger gegeben .
8. 9. Die Oldenburgiſche Regierungskanzley, verordnet in des Landesberen Namen alles, was ben vorkommenden dringenden Umſtånden zu des Her : zogthums Beſten gereichen kann , und vertrite in Folchen allgemeinen Fällen des Landesherrn Stelle felbft. - Hiernachſt hat ſie das ſogenannte Recht über aller Kanzleyn -und Landgerichts. Såſſigen Ehre, leo ben und Tod , weil , außer dem Stadtmagiſtrat zu Didenburg , und der edlen Herrſchaft Varel, keinem andern Untergericht das Recht über Leben und Tod verliehen worden .
Von allen Untergerichten des
Herzogthums , welche find die Stadtgerichte zu Dla denburg und Delmenhorſt, das oldenburgiſche ovels ganifche, neuenburgiſche unddelmenhorſtiſdeLand. gericht, die Umtsgerichte zu Schwen und im Sande Wührden, und das Amtsgericht zu Varel , ergehen die Uppellationen an die Regierung , von welcher an die faiſerlichen und Reichsgerichte nicht unter der Summe von 1000 rheiniſchen Gulden appelliret wer. Die Beamten Geben und berechnen die landesherrlichen Gefälle, baben auch in Policen. Deich , und land . Sachen ihre Verrichtungen , und in liquiden Sachen von 12 Rthlrn . die Juftig zu
ben kann.
beſorgen ,
müffen aber in höhern Forderungen und IR
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Der weſtphäliſche Kreis.
in illiquiden Fällen alle Erkenntniß den Sandgerich. ten überlaſſen . Die Beamten zu Schwen und im Sande Wührden , haben zugleich die erſte
Inſtanz.
Das Conſiſtorium machen die geſammten Mitglies der der Regierung und die Secretåre aus ; es kom. men aber noch der Generalſuperintendent, nebſt dem oldenburgiſchen Nachmittagsprediger, der Sachwal. ter der geiſtlichen Güter , und ſeit einiger Zeit auch der Rector der oldenburgiſchen Stadtſchule , als affeſſores dazu. Unter demſelben ſteht das gráfi. varelfde Conſiſtorium . Der Generalſuperinten . bent bat , nebſt dem Sachwalter der geiſtlichen Gie ter , ( Advocatas piarum caufarum ,)
die Kirchen
des Herzogthums alle dren Jahre einmal zu vifitie. ren ,
und daben die geſammten Kirchrechnungen
aufjunegmen und zu entſcheiden.
9. 10. Die ordentliche jährliche Contribution des Herzogthums, nach welcher alle Anlagen gemacht werden , beträgt 60000 Rthlr. die geſammten lan. desherrlichen Einkünfte aus demſelben aber ſind weit großer ; denn ſie Şaben in neueren Zeiten, ein Jahr ins andere gerechnet, jährlich 327000 Rchfr . und 1769 gar 288406 Rthlr. betragen , und unter dåni. fcher Herrſchaft hat die Unterhaltung aller Civil. und Kriegs. Bedienten nur 52000 Rthlr. gekoſtet.
8.11. Unter der däniſchen Regierung ward in dieſen Grafſchaften 1704 em Nationalregim . zu Fuß, u , nach Dem Contributionsfuß einer jeden Vogtey eingerichtet. Es machte anfänglich 1200 Mann , oder' mit prima
plaga
Die Grafſch. Oldenburgu. Delmenhorſt. 993 plana 1324 Mann aus , 1755 aber iſt es auf die Hälfte oder 600 Mann herunter geſekt worden . 1. Die Graficafo Oldenburg begreift: 1. Die Stadt Oldenburg , welche am Fluß Hunte liegt, welcher die durch die Stadt fließende Haare aufnimmt, und von hier bis zu ſeiner Vereinigung mit der Weſer Shre Bes vor Ulters Albena oder Didena geheißen hat. feſtigung beſteht in 10 Baſtionen und andern Werken . Sie hat2 Kirchen , 484 bolle Häuſer , und ungefähr 5000 Inoder Hauptkirche St. Lamberti iſt das Einwohner. Die Nicos gräflich - Oldenburgiſche Begråbuifgewdibe. lai Kirche bat Graf Anton Günther 1647 von neuem er : An det lateiniſchen Stadtſchule ſtehen 6 Lehrer. baiiet. Das 3 Stockwerk hobe Schloß hat Graf Anton Güns ther von 1616 an aufs neue aus ſchönen Quaderffeinen erbauet , und König Chriſtian VI im Fahr: 1737 ans Tehnlich verbeſſert, aud) in deſſelben Umfang ein ſchönes Die Regierungskanzler, Kanzlengebäude aufgeführt. das Couſiftorium und die Kammer , haben dafelbft ihren Sik . Gegen dem Sdiloß åber iſt 1741 ein Zucht- und Die Stadr beſteht aus ſuges Werkhaus erbauet worden. nannten freuen und bürgerlidhen Häuſern , aus freyen und bürgerlichen Einwohnern , und aus der Beſaßung. Die freyen ſind von allen bürgerlichen Beſdywerden , Einquar: tierungen und Wachten frey , machen beynahe ein Drittel und ſtehen lediglich unter der hieſigen der Stadt aus Die bürgerlichen Häuſer fürſtliden Regierungskanzley. und die Bürgerſdraft stehen unter dem Stadtmagiſtrat, und die Beratung unter den Commandanten , in Confis
. Landesherrſchaft nichts , und theilet mit ſelbiger die Ucciſe, und die unter bårgerlichen Perſonen vorfallenden Unzuchtss Frafgeldet. Sie hat die Civil-und Criminal: Gerichtsbars Seit 1710 wird hier das : oldenburgiſche Landger keit. In der nordlichen Vorſtadt zuin . richt gehalten. Geift , iſt ein Armenhaus und eine Kapelle mit den bårs Die Einwohner der ſüdlichen gerlichen Begräbniſſen . Bors Rrr , 1 3 Th.62 .
e
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Der weſtphäliſch
Kreiß .
Borſtadt, welche der Dam genennet wird , gehen in die Kirche zu Oſternburg , welches auch eine Borſtadt an der Südſeite der Stadt iſt. An der Oſtſeite iſt eine Vors ſtadt , der Steu genannt, woſelbſt der Hafen iſt. Im Fahr 1345 hat die Stadt die erften Privilegien und ihr eigen Stadtrecht erhalten. 1676 brannte ſie größten theils ab. 2. Die Landvogtep Oldenburg , zu welcher gehören, 1 ) vier Geeſtvogteyen , nämlich ( 1) Die nausvogtey Oldenburg , welche die in den
Vorſtådten und vor den Thoren der Stadt Oldenburg woh : nenden Einwohner , und die ſowohl nach der Stadt als nach der Vorſtadt Oſternburg eingepfarrten Dörfer , über : In dem Dorf Donners haupt 25 Derter begreift. Zu Wecbloy ſchwe hat ehemals ein Schloß geſtanden . Der Hölzung Wildelob , wird iſt ein adeliches Gut. ſchen in Karls des großen Stiftungsbrief des Bisthums Bremen gedacht. Eine halbe Meile von der Stadt liegt an der Hunte das ehemalige Dominicaner Nonneukloſter und nunmehrige Armen - und Waiſenhaus Blankens burg , welches Graf Anton Günther 1632 zu dem jetzis gen Gebrauch Beſtinnnmt hat. Es hat ſeinen eigenen Prediger , und liegt zwar in der Hausvogtey , iſt ihr aber nicht untergeben . (2) Die Vogtey Wůſteland, beſteht aus den Kirch ſpielen Solle und Yeuenbuntorf , zu welchen 10 Dörs fer gehören. Bey dem Pfarrborf Veuenbantorf, liegt ein gråflich -münnichiſches adeliches Gut , welches ein Lehngut ift. 3) Die Vogtey Wardenburg, enthält ein Kirchſpiel gleiches Namens mit 9 Dörfern. Das landesherrſchafts liche Vorwerk Wefterbarg , iſt ebedeſſen eine Feſtung ges weſen . Auch hat hier das Haus und die Schanze Suns desmåhlen gelegen. (4 ) Die Dogtey atten , beſteht aus den Kirchſpies len Satten und Dödlingen , zu welchen 20 Dörfer gebds ren . Nahe bey dem Pfarrdorf Satten , hat an der Bels
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Die Grafſch. Oldenburgu. Delmenhorſt. 995 Welſe die Feſtung Welsburg geftanden , in deren Stela Zu dieſer Vogter ges le ein Vorwerk erbauet worden. hört auch die Gegend , der Oſenberg genannt , welche Einer fabelhaften Erzählung poller Sandhůgel ift. nach , fou daſelbft dem Grafen Otto auf der Jagd das berühmte oldenburgiſche Horn von einer Jungfrau übers reicht ſeyn , welbes jeßt in der Kunſtkammer zu Kopen hagen berwahrt wird , von vergoldetem Silber ift , und Adem Anfehn nach hat Graf Dtto, 61 Unzen wiegt. " Domherr zu Eiin , ein Sohn Grafen Gerhards , baſſelbe 1475 zu Cdln als ein Trinkgefäß machen laſſen , als" Ads nig Chriſtian I fich daſelbſt am Feſt der heiligen drey Kdnige aufhielt, und es feinein Vater nadı Oldenburg gebracht, der ihm am Dſenberg Güter zu ſeinem Erbs theil geſchenkt hat. 2) Vier Marſchvogtegen, welche vorAlters zum Stedingerland gehöret haben , und vor 1234, er : obert worden . (1) Die Vogtey Wobriem oder Elsfleth , zu welcher 4 Kirchſpiele Elsfletb , Alten : Suntorf, Barneflech oder Bardenfieth , und Zeuenbroď , mit 14 Dörfern gehören . Zu bemerken find : a) Elsfleth , ein Fleden , woſelbſt die Hunte in die Weſer fått. Den hieſigen Weſerzold hat Graf Anton Günther 1619 und 1623 von Kaiſer und Reich erhalten , und ob fich gleich die Stadt Bremen demſelben alſo wis derfekt hat , daß fie darüber in die Reidsacht erklärt worden , ſo iſt er doch dem Grafen im weſtphåliſchen Frier den beſtåtigt worden. 1769 trug er 41021 Reiches thaler ein. Es können aber keine ſchwer beladene Schifs fe hieher kommen , ſondern inuſſen 1 Meile unterwärts zu Braidke löſchen. Sonſt iſt hier ein gråflich -münnichiſches Gut Namens münchenau . b ) Die Gegend unweit Altenuntorf, ben des hölzernen Straße, die durch das dortige Moor geht , wo ſelbſt Graf Gerhard 1475 die Bremer ſchlug , die faſt alle im Moor umfamen, welches zum Andenken dieſer Niederlas ge nod) jetzt die Bremerbope ( Bremertaufe) genennet wird. Rrr 2 c ) View
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Der weſtphäliſche Kreis .
c ) Sevenfelde, ein von den Grafen Johaun XIV und Anton I eingereichtes Marſchland , welches ein freyes und keinen Abgaben unterworfenes Gut ausmacht, und vermöge der Verträge und des Teſtaments Grafen Anton Günthers , dem Grafen Anton von Aldenburg , und hier: auf vermöge des aldenburgiſchen Vergleichs von 1693 dels felben Töchtern , vermählten Gråfinnen von Harthauſen und von Wedel, jeder zur Hälfte, zugefallen ift. uls die leßte Hälfte der königl . däniſche Kammarherr Friderid ) Wilhelm Freyherr' von Wedel ererbet hatte, brachte er auch die gråfi . Harthauſiſche hålfte durch Kauf an ſich. d) mónnnichbof war ehedeffen eiu Oratorium des Johanniter Ordens , nachmals wurde daſelbſt das Gericht über den Mohriem gehalten, und jetzt iſt es ein freyes Gut e) Barnefletb oder Bardenfleth , ein adeliches freya es Gut. ( 3) Die Vogtey Oldenbrock , welche aus den Kirchs ſpielen Oldenbrod und Großen s meer beſteht , und 9 Dörfer hat. Sie iſt die einzige in beyden Grafſchafs ten , tveldhe keine adel. Gåter , oder freges fand har. ( 2) Die Vogtey Strådhauſen , welche aus dem Kirchſpiel gleiches Namens beſteht , bazu ' 8 Dörfer ge hdren. Das adel. Lehngut Treuenfeld , hat vor Alters dem Johanniter Orden zugehört. (4) Die Vogtey Sammelwarden , welche aus dem Kirchſpiel dieſes Namens beſteht, und 12 Dörfer begreift. Zu Brade werden die ſchwer beladenen Schiffe erleich : tert , welche auf der Wefer nicht bis Elsfleth kommen fins nen. In der Wefer liegt das Sammelwarder und har : vierfand . Das Vorwerk oder jeßige freye Gut Witbes dersburg, hat den Allodialerben des letzten Grafen geho ret, ift aber von denſelben veräußert worden . 3. Die Landvogrey Zeuenburg , zu welcher 6 Vogteyen gehören . I) DAS Amt 7euenburg oder die Vogteyen Bodhorn und Jetel , mit den Kirchſpielen gleiches Na mens , und 16 Dörfern. Dieſe Vogteyen hießen vor 21, ters die frieſiſche Wede , und gaben zu vielem Streit Seles
Die Grafſch. Oldenburg u . Delmenhorſt. 997 Gelegenheit. Der Flecken Heuenburg beſteht aus den Dörfern Ålſtede und. Þorburg. Anſtatt des alten
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Schloſſes , welches vor Alters eine Grånzfeſtung wider die Frieſen geweſen , iſt ein Haus erbauet , barinn der Landvogt "wohnet , und das Landgericht gehalten wird. Graf Anton Günther hat hier 1607 ein Armenhaus ges ſtiftet Die Dörfer Blauband , Ellens und Ellenſer : damm , (woſelbſt ehedeſſen eine Schanze geweſen ,) bes ſtehen aus lauter eingescichten Låndereyen . Der Beſitzer der Herrſchaft Gidens hat 1684 durch einen Tauſovers gleich den Bielgroden erhalten . 2) Das. Umt Upe , enthält die Kirchſpiele Ape und Weſterſtede, dazu 33 Dörfer gehören . Ben dem Fles den pe war ebedeffen ein Fort , welches 1515 und 1550 angelegt , 1764 aber geſchleift worden. In diefem Amt ſind die adel. Güter Seggern , fifenſolt , Hobrinke und Wittenheim belegen . Das lekte hieß ehedeffen das Haus Burgforde , und war eines der älteſten landesherra ſchaftlichen Häuſer, und der Wohnſitz einiger oldenburs ! giſchen Grafen ; 1747 aber wurde es dein gelehrten und uin die Geographie und Geſchichte dieſer Grafſchaften ſehr verdienten fðuigi. Etatsrath , Adafrid) von Witken , unter dem Ramei Wittenbeim , zu einein Erbmannlehu ertheilt. 3 ) Die Vogtey Zwiſchenahn , welche aus den Kircha fpielen Zwiſchenahn und Edewecht beſteht dazu 29 Dörfer gehören . Das Elmendorfer oder Jwiſchenab ner weer, welches eine Meile im Umkreiſe hat , iſt ſehr fiſchreich. In dieſer Vogter haben die alten Grafen von Didenburg, als fie fich nod ) vom Ammerland benannt, ihre Wohnung gehabt. Ein Sitz iſt an der Nordſeite des oben genannten Sees , und ein anderer zu Jeddeloh ge weſen . Es find hier die adelicheu Cåter skyhauſen und Blerhaus; und das letzre iſt ein leigut. 4) Des AmtHaffede, welches aus den Kirchpielen Raftede und Wieſelftede, und 24 Dörfern beſteht. In dem Dorf Raſtede war vor Alters ein reiches Benedis. stiner Kloſter , welches 1160 gewift ſchon vorhanden ges Nirr 3 weſen
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Der weſtphäliſche Kreis.
weſen iſt, weil es damals poin Pabſt Bictor IV beſtåtis get worden . Der Abt deſſelben ſchrieb fich : von Gots tes Gnaden Abt des Münſters unſer lieben Frauen zu Ra . ſtede, Ordens St. Benedicti. Graf Chriſtopher machte ein Luſtſchloß daraus , und ſtarb aud) 1966. daſelbſt. Ju dem Dorf Bodlerburg oder Lichtenberg , iſt vor Zeiten ein gráfl. Haus geweſen . Sabn, iſt ein adel. Erbs zinsgut. Äuds fiad in dieſem Amt die adel. Gåter Love und Sorne belegen. 5) Die Vogtey Jahde und Schweyburg , dazu 7 Dörfer gehören . Die Vogtey Jahde , darinn 2 landes berrſchaftliche Vorwerker ſind , hat Graf Johann XIV eingedeicht. Sie wurde Crafen Anton I von Aldenburg zugetheilt , deffen Sohn fie aber dem König abtrat. Die Schreyburg iſt ein Strich Landes , welcher 1649 zum erſtenmal , und 1720 aufs neue eingedeicht worden . 4. Das Amt oder die edle Serrſchaft Varel, iſt ungefähr eine Meile lang , und 3 Viertelmeile breit , au der Seite der Fade ſehr fruchtbar und gut Marſchland, an der andern Seite aber ift viel Moor , woſelbſt guter Torf geſtochen wird. Es hat eheinals ſeinen beſondern Herra gehabt. 1481 kam es an den Grafen Gerhard den Mue thigen zu Oldenburg. Graf Anton Günther fekte ſeinen natürlichen Sohn Anton, des heil . römiſchen Reichs Gras fen , Freyherrn zu Aldenburg, edlen Herrn zu Varel und Kniphauſen , zum Erben des Amts und Schloſſes Varel, der Jahder Pogter mit den beyden Vorwerken und allem Zugehör , inngleichen der Herrſcaft Kniphauſen , ein ; vers machte ihm auch das Vorwerk Neuenfeld , Gruberwarf, Ruſchfeld 2. den Zebuten zu Hammelwarben , die Vors werke Witbeckersburg , Roodens , Blererſand , Seefeld 2c. M16 aber dieſer Graf Anton von Aldenburg 1681 ſtarb, erfolgte eine Vorinundſchaft und Sequeſtration , und ſein Sohn Graf Anton II bekam nach erreichter Vollmindig : teit , vermoge des 1693 mit dem Könige von Dänemart errichteten Bergleichs , bloß das Umt Varel , die Vorwers te im Butjadinger Lande , Neuenfeld , Witbedersburg, Roddens , Seefeld , Blererſand , Neuenhoben , die Herrs daft
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Die Grafſch. Oldenburg u. Delmenhorſt. 999 fdhaft Kniphauſen , und das Borwerk Garmes , wieder ; auf alles übrigeaber leiſtete er Verzicht. Dieſe lande und Gů. ter erbte zwar ſeine einzige Tochter, Charlotte Sophia, verınáhlte Gråfinn von Bentink : ſie wurden aber 1748,weil über 300000 Kthir. Schulden daraufrubeten , in ſo weit ſie tuteroldenburgiſcher Hoheit liegen , aufUnbalten des ſtårkften Gllubigers, requeſtrirt. 1756 wurdeGrafen Wilhelm von Bentink , als Vormund feiner beyden Söhne , der Grafen Chriſtian Friderich Anton und Johann Albrecht, der Beſit der Herrſchaft Varel, nebſt den übrigen aldenburgiſchen Gús tern, vermoge des mit ſeiner Gemahlinn 1754 zu Berlin ges ſchloſſenen Vergleichs , vom kaiſerlichen Reichshofrath zuers kannt, und wirklich übergeben. Nachdem aber der eben ges nannte ålteſte Graf Chriſtian Friderich Anton von Bentine volljährig geworden , hater, verinoge des bey dem gråflichen Hauſe eingeführten Rechts der Erſtgeburt, 1759 ſowohl die Regierung zu Barel, als auch der übrigen zum alderiburgis fden Fideicommiß gehörigen Güter, übernommen und anges treten. Die ehemalige Unmittelbarkeit der Herrſchaft Varel hat zwar aufgehört, und ſie iſt der oldenburgiſchen Landesho: heit unterworfen , contribuirt auch jährlich 1200 Rthlr.und trågt zu den Kammerzielern, auch Reichs- und Kreisſteuern der Grafſchafteu Oldenburg und Delmenhorſt das ihrige bey: ſie hat aber den Namen einer edlen Herrſchaft behalten, iſt von allen ordentlichen Anlagen und Ausſchreibungen , welche in den Grafſchaften ergeben, frey, und hatvermöge des Ver trags von 1693 , und der Ausdehnung deſſelben von 1706, das Patronatrecht, die obern und untern Gerichte , die hohe und niedere Jagd , die Fiſcheres), den Zoll, und alle übrigen Regalien , die Landeshoheit ausgenommen. In Civiliachen kann , wenn ſie 200 Rthis betragen , und in der Hauptſache definitive erkannt worden , von dem gráfli chen Amtsgericht an die oldenburgiſche Regierung appelli: ret werden. Die Criminalgerichtsbarkeit ſteht dem Grafen von Bentink uneingeſchränkt zu . Die Herrſchaft begreift den Fleden Varel, und die Dörfer 3ethauſen , Dangaſt, Jeringbade , Borgſtadt , Seggeboren, Obenſirode , Altjáirden , Conneferde und Spoble, Rrr 4 Der
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Der weſtphäliſche Kreis.
Der Marktfleden Varel hat etwa 350 Häuſer , iſt wohl bebauet , und liegt an einer ſchönen Hölzung , welche der Bareler Buſch genennet wird. Er hat eine lutheriſche Pfarrkirche. Von dem ſchenen Schloß brannte 1751 ein Flügel ab , dadurch zugleid, die ſchöne aldenburgiſche Bibliothek iin Rauch aufgieng. Nuf demſelben iſt eine Kapelle zum reformirten Gottesdienſt. ,
5. Dic 2 :11tsvogtey oder das Amtsgericht Schwey , iſt durch den rendsburgiſchen Vertrag, und des leisten Grafen yon Oldenburg Teſtament, an deſſels ben Sohn , Grafen Unton von Aldenburg , gekoinmen , von dieſem aber 1693 dein König abgetreten trorden , und begreift 10 Dörfer, darunter die Pfarrdörfer Schwey und Seelfeld find. In dieſer Bogtey find 2 gráflich bens tinkiſche Vorwerfer. 6. Das Landgeridot zuØvelgónne, erſirect fich über das Stad und Butjadinger Land , welches ungefähr 3 Meilen lang , in Anfang nicht viel über eine Viertelmeile , am Ende aber wohl eine Meile und darüber Stadland war vor Alfers ein Theil des Stes breit iſt dingerlandes ; Butjadingerland aber gehörte ebemals mit 31: Nüftringen , welcher Name dem auf der Weſtſeite der Sade liegenden fande allein bengelegt, das an der Oftſeite belegene aber Butjadingen (buten Saden ) genens net worden ( Ruftringia transjadana ) , weil es außer oder Es war vor Alters ein kleiner åbet der Sabe gelegen . freyer Staat , welcher fich, um den Nachſtellungen der Erzbiſchofe zu Breinen zu entgeben, in oſtfrieſiſchen Schutz begab : allein , Graf Johann XIV machte ſich denſelben 1514 mit herzogl. braunſchweigiſcher und lüneburgiſcher Hilfe unterwürfig ; und da dieſe Herzoge auch einen Theil des Landes bekainen , fo brachte er denſelben theils durch Belehnung , theils 1523 durch Kauf an ſich, Vermoge des hamburgiſchen Vergleid ) s von 1653 , geht nun das ganzeStad : und Butjadingerland von dem Hauſe Brauns fdweig und Lüneburg zu Lehn . 1 ) DAS Stadtand , welches von dem Butjadinger Land durd
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2다.
Die Grafſch . Oldenburg u. Delmenhorſt. 1001 durch die Hete und den fo genannten Mittelteich geſchies den wird , beſteht aus 4 Bugtenen , welche ſind : ( 1) Dit Dogtey Golzwarden , zu welcher gehören 3 Dörfer , darunter das Pfarrdorf Golswarden iſt, und ber Flecken Opelgonne, welcher anfänglich 1514 als ein Schloß und Feſtung angelegt , dieſe aber 1677 geſchleift worden ; das alte Hauß aber iſt geblieben, und iſt der Sitz des Landgerichts. ( 2) Die Vogtey Rotenkirchen , weld )e aus den Kirchſpielen Lotenkirchen und derenshamm , und 19 Dörfern Beſtelt. Es ſind hier 2 lehngüter , eines ben Rotenkirchen, Namens Bobenhauſen, und eines zu Bruns warden . (3) Die Vogtey Abbehaufen, welche aus den Kirch fpiel dieſes Nainens und 13. Dörfern beſteht; aud) iſt hier baš Lehngut sete. ( 4 ) Die Vogty Stolbamm , welche aus dem Kirch ſpiel dieſes Namens ind 6 Dörfern beſteht. 2) Das Budjadingerland, beſteht aus 3 Vogteren. 1 ( 1) Die Vogter Blefen , welche aus den Kirchſpies len leren oder Blertm und 2tens beſteht , und dazu 9 Dörfer gehören. Es it hier ein Lehngut . Blererſand iſt ein gråñich - bentinkiſchs Vorwerk. Diefem gråflichen Hauſe gehört aud) der Bleerfander Groden. ( 2) Die Vogtey Burbave, dazu die Kirchſpiele Waddens , Burhave und Langwarden gehören , mit 10 Dörfern . (3 ) Die Vogtey Edwiden , welche aus den Kirche ſpielen Edwarden :ind Toffens beſteht, dizu 13 Dörfer gehören. Zu nofswerden, im Kirchſpiel Edwarden , legte Graf Anton Günther 1659 einArmenbaus für 24 Perſos nen an , weldies 1684 mit dem blankenburgiſchen verbuns Sonſt iſt in der Logtey das lehngut Stick , den ward. und das gräflich -bentinkiſche Vorwerk Xoddens. 2. Das Land und Ant wurden, jenſeits der Wefer, gehörte vor Alters u der Grafſchaft Stotel , war hernact) von 1408 bis 154 au die Stadt Bremen verpfändet ; Graf Johann XIV aber ldſete es wieder ein. Rrr5
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Der weſtphäliſche Streis .
Es beſteht aus dem Kirchſpiel Dedesdorf, zu welchem je Dörfer und 2 febugüter gehören.
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II. Die Grafſchaft Delmenhorſt. Sie beſteht 1. Aus der Staðr Delmenhorſt. Delmenborſt, eine kleine und offene Stadt an der Dela me, bar nur eine Kirche, 237 Häuſer, und ungefähr 1400 Einwohner. Das alte gråflide Reſidenzſchloß iſt 1712 abgebrochen worden . Es iſt hier ein eigenes Landgericht und die Hausvogtey. Graf Dtto , ein jüngerer Bruder Grafens Chriſtian III zu Oldenburg , kaufte und ertauſch te von den Mulen von Brunſtein , erzſiift - kremiſchen Edels leuten, die anſehnlichen Güter, welcheſie um die Delme und Stuhr hatten, uad bauete 1247 zwiſchen Ser Delme und der Forſt ( b. i. dein hohen und rrocknen Grund ) ein Schloß, welchem er den Nainen Delmenhorſt gib, fich aber nicht davon benetinete. Er ſetzte ſeines Bruders Kinder Fos ham II und Otto II zu Erben der Herſchaft Delmenhorſt ein , von weldhen jener , regierender Craf zu Oldenburg, ſie dieſem überließ, welcher 1263 in dem Flecken Delmenhorſt ei ne Kirche erbauete, bey derſelben eit Collegium Canonico rum anlegte, und dem Ort 1270 Gtadtfreyheiten gab. Als er 1299 farb, erbten die Herrſchaft ſeines Bruders Kinder Johann III und Chriſtian der jingere, welche zuerſt den Namen von Delmenhorſt annýmen. Des jüngſten Er : ben haben die Herrſchaft bis 1436 regieret, in welchem Jahr Graf Nicolaus, legter Beſitzer derſelben und Erja biſchof zu Bremen , ſie den Domkapitel, weldes fich derſelben anmaßen wpüte , tb , und Hrafen Dieterid ) zu Oldenburg zuerkannte, der auch Berig davon nahm . Die übrigen Schlafale der GraTchaft find oben in der ordena burgiſchen Geſchichte berührt worden . Bon dein Magis ſtrat apppelirt man in birgerlichen Sachen unmittelbar an die Regierung zu Diderburg. 2. Zus der Landvogtey Delmenhorft, wels che begreift 1 ) Die Sausvogtey , zu welcher die Kirchſpiele Gan . derkeſee , Sude , Schonenmobr und Sasbergen, mit 28 Dóra
Die Grafſch. Oldenburg u. Delmenhorſt. 1003 38 Dörfern , und den adelichen Gütern Elmeloh und Fagborn gehören. Zu Sude iſt ein reiches Ciſterciens fer Mönchenklofter geweſen , welches Otto , Probſt zu Bres men , 1272 geſtiftet hatte. 2 ) Die Vogtey Stube, iſt der Hausvogtey einverleibt, und madht nur das Kirchſpiel dieſes Ramens von 6 Dår: fern aus. 3) Die Marſchvogteyen Berne und Alteneſch , welde das fruchtbare Stedingerland ausmachen , dena fen Einwohner , nebſt den Rüftringern , von Alters Ber die Grafen zu Oldenburg für ihre Erbherren erkannt has ben , zwar 1204 von denſelben abgefallen ſind, aber 1234 durch die ben Alteneſdy oder Oldeneſche gehaltene Schlacht wieder zum vorigen Gehorſam gebracht wor , deu . Die hieher gehörigen Kirchſpiele ſind Berne und Wabrflerb , in der Bogter Berne, Bardewiſch und Alteneſch in der Bogter alteneſch , zu weld) en 38 Dórs fer gehören . Das adelich irge Gut Wybuſen oder Weyhauſen , in der Pogten Alteneſch, iſt das größte in beyben Grafſchaften.
Die Grafſchaft Lippe. V. 1.
der Grafſchaft Lippeeinebeſon. nun von Man hat dere Charte, welche bey Tobias Conr. Lotter ges ſtochen worden, aber noch manchen Fehler hat. Uuſ ſer derſelben iſt ſie am beſten auf dem oben bey der Grafſchaft Schauenburg erwähnten kleinen Chårtchen, zu ſehen . Die Grafſchaft iſt von dem Hochſtift Pas derborn, von den Grafſchaften Rietberg, Ravensberg, Schauenburg und Pyrmont , von dem Fürſtenthum Calenberg , und von dem Stift Corvey umgeben . S. 2. Sie iſt ſehr bergicht, hat aber doch auch Aderland.
In der Senner Seide, welche ſich aus dem
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Der weſtphäliſche Kreis.
dem Hochſtift Paderborn hieher erſtreckt, iſt eine Stuteren , welche ehemals , als ſie in gutem Stande und ſehr berühint war, jährlich auf 20000 Rthlr. ein trug . Zu Salz - Ufeln iſt ein Salzwerf. Zu mein, berg , eine kleine Stunde von der Stadt Horn, und 2 Stunden von Detmold , iſt eine mineraliſche Quels le zum Trinken und Baden , welde falzicht und und ſchwefelicht iſt, und häufigern und mehr zuſam men gedrängten Schwefel Hat , als das Pyrmonter Waffer. D. Johann Erhard Trampel hat dieſes fchon im 17ten Jahrhundert durch Cunaus beinerfte Wafer , 1762 fu unterſuchen angefangen , viel füße Quellen abgegraben , welche daſſelbige ſchwächten, und bis 30 mineraliſche Quellen entdeckt, die zuſam . men eine ſtarke Menge Waſſers geben . D. Zücfert zu Berlin hat deſſen Beſtandtheile unterſucht. Die vornehmſten Flüſſe, welche dieſes (and bewäſſern ,
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find die Einmer , welche aus dem Hochſtift Pader: born kommt , und durch die Grafſchaft lippe und Pyrmont in das Fürſtenthum Calenberg fließt; und die Verre, welche in die Grafſchaft Ravensberg tritt. Es entſtehen hier auch die Summe und Bevei, und fließen ins Fürſtenthum Calenberg. $. 3.
In der ganzen Grafſchaft ſind 5 Städte,
4 Flecken , und 152 Bauerſchaften , welche vornehm . lich aus einzelnen Bauerhofen , zum Theil aber auch aus Dörfern beſtehen. Die Landſtånde, find Rita terſchaft und Städte. Sie werden von dem regies ; renden lippiſchen Hauſe zu den Landtagen verſchrieben , welches aber auch den nicht regierenden lippiſden Hiuſern , oder ſo genannten Erbherren , die Haltung des Landtages anzeigt, ſich mit ihnen ſowohl iber die borju .
Die Grafſchaft Lippe.
vorzutragenden Sachen , 1
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als auch über der Stånde
Gutachten berathſchlagt, und auf ihre Erinnerun : ger , welche ſie etwa zum Beſten des Landes vortra : gen , achtet. 3.4. Die Einwohner bekennen ſich theils und vor. nehmlich zu der evangeliſch , reformirten , theils zu der evangeliſche lutheriſchen Kirche. Die Mufficht über die
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gottesdienſtlichen Perſonen und Sachen der reformirs ten Gemeinen , haben 3 Superintendenten. $ . 5. Die Geſchichte des uralten gråflid ): lippis fchen Hauſes, iſt von des Grafen Bernhard I Zeit an, welche in die Regierung des Kaiſers Lotharius fålle, Ich halte bekannter und fruchtbarer , als vorher. mich aber bei deråltern Geſchichte niche auf , ſondern fange mit dem Grafen Simon VI an , welcher der Stammvater aller jezt lebenden Grafen zur Lippe iſt. Ei errichtete 1597 ein Teſtament, in weldiem er ſei. nen älteſten Sohn zum regierenden Herrn verordnete, und ihin die Landeshoheit, nebſt allem , was derfel: ben in geift- und weltlichen Sachen anhängig iſt, vorbehielt , ſeinen damaligen nachgebornen Söhnen aber gewiſſe Hemter und Güter zu ihrem ſtandesmål, figen Unterhalt vermachte, auch verordnete , daß,
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wenn der åltefte Sohn ohne männliche Erben ſtürbe, ihm alsdann der nächſtfolgende , und im gleichen Fall auch die übrigen nach einander in der Landesre.
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gierung folgen , und wenn einer oder der andere von den nachgebornen Söhnen , oder ſein Mannsſtamm abgienge, alsdann das ihm vermachte Jandesantheil dem regierenden Herrn zur Hälfte, und den übrigen Gebrüdern , und ihren månnlichen Erben , die ans dere Hälfte zu gleichen Theilen zufallen ſollte.
Ben ſeinem
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Der weſtphäliſche Streis.
feinem 1613 erfolgtem Tode lebten noch 4 Söhne, die 1616 einen trüderlichen Vertrag errichteten , in wels chem unter andern enthalten iſt, daß die abgetheilten Brüder keineswegs dem regierenden Hauſe unterwors fen ſern, ſondern für unmittelbare frene Grafen des heil, róm . Keichs eradytet werden ſollen.
Von die.
fen 4 Söhnen ſtarb 1620 der dritte, Namens Hers mann , worauf fein Landesantheil durch einen Ver. gleich von 1621 unter die beyden åltern Brüder ver : theilt , und dem dritten gewiſſe jährliche Geldein . fünfte, anſtatt eines Antheils an des Grafen Her: manns hinterlaſſenen Gütern , beſtimmet wurden . Von dieſen 3 Brüdern find folgende Linien geftiftet worden . 1 ) Graf Simon VII wurde_regierender Herr und Stifter der detmoldiſchen Linie. Sein jüngſter Sohn , Jobſt Hermann , ſtiftete die biſters feldiſche Debenlinie , welche ſich in des Grafen Rudolph Ferdinand Söhnen , den Grafen Friderich Karl Auguſt und Ferdinand (uorig , wieder in die biſterfeldiſche und wittenfeldiſche Linie gethei let hat. 2) Graf Otto ſtiftete die abgetheilte bra : kiſche Linie , welche 1709 mit dem Grafen Ludwig Ferdinand ausſtarb , über deffen hinterlaſſene Aem . ter Brake ,, Blomberg , Schieder und Bahrendorf oder Barrentrup , nebſt den dazu gehörigen Vors werken , zwiſchen dem Hauſe Detmold und der gleich anzugebenden ſchauenburg . lippiſchen (inie ; ein lang wieriger Proceß entſtund. 3) Graf Philipp bekam zu ſeinem Antheil die 2emter Lipperobe und Alver . diſſen , ſammt gewiſſen andern Einfünften und Rens ten , brachte auch die halbe oben beſchriebene Graf. ſchaft Schauenburg an ſich , und iſt der Stifter der fchauens
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Die Grafſchaft Lippe. ſchauenburg . lippiſchen Linie.
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Sein alteſter
Sohn , Friderich Chriſtian , pflanzte die Baupts und regierende Linie , der zweyte Sohn Philipp Ernſt aber die alverdiffenfche Vebenlinie fort, Als die brafiſche Linie 1709 abgieng , machte , oben angezeigtermaßen , die ſchauenburg - lippiſche Linie an der Hälfte des Landesantheils derſelben Anſpruch, wel. dhe auch nebſt der Hälfte der davon ſeit 1709 geho benen Einkünfte, dem regierenden ſchauenburg - lippis ſchen Hauſe durch einen faiſerl . Uusſpruch von 1734 juerkannt wurde ; der völlige Vergleich zwiſchen dies fem und dem lippe - Detmoldiſchen Hauſe kom abeč erſt im Jahr 1748 zum Stande. Das Haus Alverdiſſen hingegen regt wegen der brakiſchen Erbſchaft ſeinen Die Proceß mit dem Hauſe Detmold annoch fort. abgetheilten secren werden in dem brüderlichen Vertrage von 1616 auch Erbberren genannt : fie nen. nen ſich aber gemeiniglich Erb gandesherren . Graf Simon VII hat in ſeinem Teſtament von 1597 dem regierenden Herrn die Collation der Lehnſchaften und Lehnsverfälle , Sandfolge, die Huldigung der Städte, das Gogericht, die Beſchicfung der Reichs und Kreis. Dage, Zuſammenberufung der Ritterſchaft und die Ritterdienſte vorbehalten , aber doch verordnet, daß ein jeder der abgetheilten Herren ſeine Unterthas nen , und die Eingeſeſſeneder Flecken und Dörfer , wel. che jedem Hauſe angehören , ſich huldigen laſſen könne. Man ſtreiter noch immer darüber , ob nach dem er . wähnten ſimoniſchen Teſtament in der Grafſchaft Lippe ein Appanagium vorhanden ſey ? Denn es haben an: geſehene Publiciſten behauptet, baß in den von Si. mons VI Sdýnen geſtifteten Linien kein Recht der Erſte
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Der weſtphålifche Kreis.
Erftgeburt in Anſehung des Erſtgebornen , und alſo auch kein jus appanagii in Anſehung derNachgebornen , ſtatt finde. Die ſchauenburg - lippiſde linie pflichtet ihnen bey, und will, daß die ſogenannten Appanagis rungen vielmehr gandestbeilungen heißen muſ: ſen . Es zählt auch ſieben ſolcher Landestheilungen im Hauſe Lippe. 5.6. Die lippiſchen Grafen nennen ſich Grafen und edle iscrren zur Lippe.
Das Wapen we:
gen der Grafſchaft lippe, iſt eine rothe:Roſe im ſilber. nen Felde , und wegen der Grafſchaft Sdywalenberg eine Schwalbe mit natürlichen Farben , welche auf eis nem goldenen Stern ſieht, im rothèn Felde.
Die
Herzoge zu Braunſchweig , haben die Anwartſchaft auf dieſe Grafſchaft. V.7. Die Grafen zur Lippe haben ſowohl auf dem Reichstage in dem weſtphäliſchen reichsgråflichen Collegio , als auf den weſtphäliſchen Kreistagen, Siz und Stimme, und folgen auf den lekten auf den König von Dänemark ,
als Grafen zu Delmena
horſt. Zu den Reichsanlagen ſind ſie auf 4 zu Roß und 18 zu Fuß, oder monatlich auf 120 Fl. und zu jedem Kammerziel auf 67 Rthlr. 563 Kr. angefekt. 9. 8. Außer der gråflichen Regierungskanzler ſind noch folgende Landescollegien zu bemerken: Das ordentliche Hofgericht, iſt mit einem Hof. oder Vices Hofrichter , mit 2 Uſſeſſoren und Secretåren beſeßt. Bey der Befegung der Sofrichterſtelle, haben die nicht regierenden Herren eine Stimme , und die zu beru. fenden Affefforen werden ihnen von dem regierenden Herrn auch vorher angezeigt, um zu vernehmen, ob ſie an denſelben einen erheblichen Mangel finden ? Das
Die Grafſchaft Lippe.
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Das Generalhofgeriche aber beſeget der regierende Herr mit 2 Råthen ; die nicht regierenden Herren ſchyiden auch jeder einen Rath zu demſelben ab, ima gleichen die Ritterſchaft einen , und die Städte auch einen Deputirten. Beiy demſelben haben die ridye regierenden Herren mit dem regierenden Herrn wech . felsweiſe den Vorſig. Die Amesſaſſen und Untertha. nen der abgetheilten Herren appelliren , vermoge des brüderlichen Vertrags von 1616 , an das Hofgericht, und nicht an die Kanzley , und der regierende Herr folk dieſelben feineswegs, mit Vorbeygehung der Erbher ren Uudienzgerichte, auf der klagenben Parteyen An . ſuchen ſogleich an das Hofgericht zu citiren Macht has ben , ſondern die Klåger ſollen allemal an den Erba Herrn und deſſelben Gerichtgewieſen werden, auch den Unterthanen der Erbşerren die exceptio fori decli natoria fren ſtehen. Das ordentliche Conſiſtorium bereket der regierende Herr mit 2 Commiſſarien , eis nem weltlichen und einem geiſtlichen, welcher legte allemal der zeitige Superintendent bey Hof iſt. Das Generalconfiftorium aber wird auf eben die Weiſe, als das Generalhofgericht, befekt, außer daß ben jenem die Städte 2. Deputirte Haben . Vor das Generalconſiſtorium gehören dieViſitationen und Ehes fachen , aych der Kirchendiener Mångel und ſtrafwür. dige Vergehungen ; die übrigen Conſiſtorialſachen werden von dem ordentlichen Conſiſtorio gerichtet. In peinlichen Fällen haben die nicht regierenden Herren in ihren Hemdern den Angriff; das peinliche Gericht aber wird in ſolchen Hemtern von dem regies renden Herrn mit befekt. Uebrigens haben die nicht regierenden Herren in ihren Aemtern die niebes re 3 TH. 6 A.
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Der weſtphäl
Kreis .
it rkeit te und hohe Gerichtsba aber ; die Landeshohe n n ſe de e t eſ en p u rd er r a hat der regi beh die Her . Unte ſche nd philippini u dttoniſche Linie , daß ſie in ihren eilen Landesanth álfés übrige , was nicht zur gemein . g en ch li e ft i Reg run , als, land : Policen , Hofgericht ſcha chen fa al ri to und Conſiſ gehört, privative ausüben kồns s er men , beſond auch das jus armorum ; wie fie denn ilen , ihre eigenen auch jederzeit in ihren (andesantye tung n l e a t h a r bt d e d l t ha r o n n ge S derfelben , u zu U en chak n ſ a n h e t t r a e d n t n l ho n n ge ben has vo de U be So ht he nie ben . Shnen wiðerſpric die detmoldiſc Li , wel de das allein regierende Haus vorſtellen will, und die e anberen Linien als abgetheilt betrachtet, die hingegen n de d en l o er m t gi n e re Herrn nur als den ct's de zu D
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fiert unter gleichen Herren , und bey der Huldi : fen gung , welche die Städte undlandſaf , die der land n e en b l ed leiſten , gleichſam als den be. kag beſchi , demſe en gt n ti r ch Erbher , anſehen . 14 vollmä $ .9. Die Unlagen werden auf den Landtagen aus.
gemacht . Sie beſtehen in dem Soldatenſchap, in den Reichs- und Kreisſteuern , und in den Steuern zu allgemeinen Sandesnothwendigkeiten. Der regierende
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Herr über mit Zuziehung der Landesſtände auf offent 3 lidhen Landtagen das Collectirungsrecht aus. 2. S. 1o . Die genauere Beſchreibung der Grafſchaft er 2 Lipp 1. Zu dem erſten gehören die Stadte
und Nemter, welche das regierende Haus allein beſigt. 1. Die Sahin gehörigen Städte ſind : 1) Detmold , eine Stadt an der Werre mit einem Schloß , welches der ordentliche Wohnſitz des regierenden graffi chen
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Die Grafſchaft Lippe.
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chen Hauſes iſt. Es ſind auch hieſelbſt die gråflichen Lan : descollegia, námlidh die Regierungskanzley, Rentkammer, das Hofgericht und Conſiſtorium . Die Stadt wird in die Att und Neuſtadt abgetheilt. Außer der reformirten Hauptkirche , iſt hier aud) eine lutheriſche Kirche. Die la : teiniſche reformirte Scule hat 6 Lehrer . Cluver und Fers dinand von Fürſtenberg haben wahrſcheinlich gemacht, daß die alte Teutenburg , in deren Gegend Quintilius Vas rus die berühmte Niederlage erlitten hat , ' eben der Ort fen , welcher nachmals Thietmal und Detmold genennet Der Teuteberg in dieſer Gegend erhält auch worden. nod ) den alten Namen . 2 ) Lemgo , Lemgow , Lemgau, die größte Stadt in der Grafſchaft , liegt an dem kleinen Fluß Bega , welder in die Werre fållt , und wird in die alte und neue Stadt abgetheilet, welche 1366 mit einander vereiniget worden, da vorher jede ihren beſondern Magiſtrat hatte. Den hieſigen Lippehof, welcher unter die gråflichen Schloſſer gerechnet wird , hat Graf Chriſtoph Ludwig ausbauen laſſen . Die Uebtiſſinn des hieſigen adelidhen Stifts , ift allemal eine Gråfinn aus dem regierenden gråflich - lippi fchen Hauſe , und wird von dem regierenden Herrn gerekt, die Dechantinn und übrigen Mitglieder aber werden von den Conventualinnen erwähler. Es ſind hier 2 lutheriſche Kirchen , und eine reforınirte. Das 'blühende lutheriſche Gymnaſium hat 7 febrer. Die ehemaligen Zuchmanus fakturen ſind ganz eingegangen, und die Zeugmanufakturen gerathen auch ſehr in übnahme. Unter die beſondern Freys heiten der Stadt gehöret , daß fie die niedere und obere Sie Gerichtsbarkeit , und ihr eigenes Confiſtorium hat. iſt ehedefſen eine Hanſeeſtadt geweſen , ſteht auch in der Reich Smatrikel von 1521 als eine Reichsſtadt. In dem 30jährigen Kriege iſt ſie ſehr verwüſtet worden. 3 ) Sorn , eine alte Stadt ain Teutenburger Wald, wels dyer nun der lippiſche und horniſche Wald genennet wird. E3 iſt hier ein gråfliches Schloß. Nahe bei der Stadt iſt der berühmte Erterenſtein , welcher auch segerſterſtein, und von einigen auf lateiniſch RS VE S 86 2 rupes I N U
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Der weſtphäliſche Kreis .
rupes picaruin genennet wird. Es iſt ein hoher Felſen cup einem ebenen Platz, und hat zu inancherley Muthinaßuits gen und Erklärungen Unlaß gegeben. 4 ) Blomberg , eine Stadt , welche ihre erſten Stadts frenheiten im Anfang des 14ten Jahrhunderts von dem Grafen Simon I bekommen hat. 1447 wurde ſie geplåna dert und in die Aſche geleget. 5 ) Salz- üflen, eine kleine Stadt, an der Salze, welche ihren Urſprung dem reichen Salzbrunnen zu danken hat, der , nachdem er entdeckt wordert, die Anlegung eines Dorfs veranlaſſere, welches im 15ten Jahrhundert Weid ) bildsgerechtigkeit bekommen hat. Graf Vernhard VI gab dieſem Ort Stadtfreyheiten. 2. Die dahin gehörigen Hemter ſind : I ) Das Amt Detmold , welches ein Stück der alten Grafſchaft Babciz iſt. Es begreift ( 1 ) . Das Kirchſpiel Detmolo, von 14 Baucrſchaften , welche zunächſt um die Stadt Delmold liegen . ( 2) Die Vogter Seyden , von 1o Bauerſchaften. ( 3) Die Vogtey Lage von 10 Bauerſchaften , Las ge iſt ein Flecken . (4) Die Vogtey Falkenberg , von 6 Bauer (daften. Graf Bernhard III fieng die ehemalige Feſte Falkenburg zu bauen an , und ſein Sohn Simon í vollendete dieſelbe. Sie hielt 1447 eine Belagerung von dem Erzbiſchof zu OdIn und Herzog Wilhelin von Meiſſen aus : 1453 aber brannte ſie ab , und wurde wüſte. 2 ). DAS Umt Berlinghauſen , zu welchem & Bauers, ſchaften gehören. 3 ) das Amt Schotmar, von 12 Bauerſchaften . Dico fes und das vorhergehende Amt ſind ehedeffen nur Vog teyen des Amtes Detmold geweſen. 4) Das it shorn , von 9 Bauerſchaften . In dems
ſelben liegt das gråfliche Jagdhaus lopsborn , woſelbſt eine Menerey , ein Vogelheerd , und die Gebäude für das Senner Geſtüte. Zu meinberg, 2 Stunden von Detmold , iſt das obeu ( S. 2 ) beſdriebenemineraliſche Waſſer. ( 1 ) Die Vogtey Sohnhauſen , von 13 Bauerſchaften . (2 ) Die
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Die Grafſchaft Lippe.
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( 2 ) Die Vogtey Langenholzhauſen, von 8 Bauerſch . Bey dem Dorf Erder, welches nicht weit von dem Schloß Varenholz, an der Weſer , liegt , werden viele Kaufinannsgüter aus- und eingeſchiffet. 6) Das Amt Brade , in weldem ( 1 ) Das Sdlog Brade , ſo nahe ben Lemgo liegt, und ehedeffen der Sitz einer 1709 ausgeſtorbenen gråflich lippiſchen finie war. ( 2) Drenzehn Bauerſchaften . 7) Das Amt Barrentrup oder Barntrup , auch Barn dorf, beſteht nur aus Bauerſchaften , und enthält einen Dieſer Fleden' und gråfliches Sdiloß gleiches Namens. Flecken Barntrup iſt chedeflen eine Stadt geweſen , und hat 1376 aufs neue von detu Grafen Heinrich zu Sterns berg gleiche Stadtfreyheiten mit feingo bekommen . 8 : Das Amt Lipperode, welches die fchauenburg -lip piſche Linie im Vergleid von 1748 dem regierenden Hauſe Lippe- Detmold völlig abgetreten hat. In demſelben iſt ein Flecken gleiches Namens am Fluß. Lippé. II. Zu dein zweyten Abſchnitt gehören die Stadt und Aemter, welche das gráf lide Haus theils mit dem
Könige von
Preußen, theils mit dem Hochſtift Pader: born in Gemeinſchaft beſikt. 1. Mit dem Könige von Preußen, als Gras fen von der Mark , beſikt cas regierende Haus die Etadt Lippe oder Lippſtadr gemeinſchaftlich , de ren ſchon oben bey der Grafſchaft Mark kürzlid ) er. wähnet worden iſt.
Sie liegt am Fluß Lippe, und
ift wohl befeſtigt. Mit ihrer Befeſtigung iſt ſchon 1633 der Anfang gemacht worden. Churfürſt Friderich Wilhelın zu Brandenburg hat ſie vermehren laſſen , und 1759 iſt ſie inſonderheit ſehr verſtärkt worden . Sie enthält ungefähr 600 Häuſer, hat 4 lutheriſche Rir , S66 3
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Der weſtphäliſche Kreis.
Kirchen , eine reformirte Kirche, eine rómiſd) - Fatholic ſche Kirche mit einem Auguſtiner Nonnenkloſter , ein freyweltliches adeliches Fräuleinſtift, welches aus einer Hebtiſſinn und 10 Fräulein beſteht, und deſſen Probſt der König von Preuſſen und Graf von der Lippe wech Telsweiſe reken ', dem auch der König 1773 ein eigenes Ordenskreuzertheilet hat,und eine latein . Stadtſchule von 6 Klaſſen. Die Stadt hat Sik und Stimme auf den landragen der Grafſchaft, und iſt dem Range nach die erſte Stadt. Es hat dieſelbe Graf Bernhard II im
1
Jahr 1150 zu bauen angefangen, und 1248 iſt ſie von neuem wieder hergeſtellet und privilegirt worden . Eis nige berichten , daß ſie von den Grafen von der Lippe zu erſt andas Erzſtift Cóln , und von dieſem an die Grafen von der Marf verpfåndet worden ſey. Gewiß iſt, daß Graf Simon von der Lippe dieſelbe, 1376 dem Grafen Engelbrecht von der Mark für 8000 Mark löthigen 1 Silbers hammiſcher Währung verſchrieben , Herzog Johann von Cleve aber 1445 den Grafen Bernhard und Simon von der Lippe die Hälfte derſelben mit al. ler Herrlichkeit, hohen und niedern Gerichten, Ren. Jeht wird fie ten u . p.w. wieder abgetreten haben . vom König von Preußen und Grafen von der lippe gemeinſchaftlich regiert , das Feſtungs- und Belas Bungrecht aber nebſt dem Poftweſen gehöret jenem als lein . 1310 iſt ſie faſt ganz und 1656 halb abgebrannt. 1736 und 1741 hat ſie geringern Brandſchaden erlitten . 1622 iſt ſie von ſpaniſchen und neuburgiſchen ,
1679
und 1757 von franzöſiſchen Truppen eingenommen Die Franzoſen hatten ſie das legtemal ir worden . Monat lang im Beſiş , und machten 1759 Unſtalt, ſich derſelben durch eine Belagerung aufs neue zu bes ' mådt
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Die Grafſchaft Lippe.
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måchtigen , welches Vorhaben aber durch die verlorne Schlacht bey Minden rückgångig ward.
Ehedeflen
hat dieſe Stadt mit zu der Hanfe gehöret. 2. Mit dem Socyſtift Paderborn beſigt
es , wie oben S. 832,833 . fdhon angezeiget worden , die Hemter Swalenberg , Oldenburg und Stoppelo berg,gemeinſchaftlich . Von dem erſten beſigt es si vom zweyten die Hälfte, und vom dritten . Die 2 erſten , welche jährlich ungefähr 5000 Rthlr. ein tragen, hat Graf JobſtHermann , Simons VII Sohn aus zweyter Ehe; als ſeine Mutter Maria Magdag lena , geborne Gråfinn von Waldeck , der ſie zum Wittum eingeräumet geweſen, 1671 ftarb, auf Ub ſdylag ſeines zu fordern habenden våterlichen Erb: tieils , in Beſik genommen , und ſie ſind hierauf ber der biſterfeldiſchen Nebenlinie geblieben .
Dieſe er ,
Kennet und genehmiget aber den 1667 entworfenen Vergleich , vermoge deſſen Graf Simon Heinrichy, dem Grafen Jobſt Hermann und deſſelben månnlichen Leibeserben die mitPaderborn gemeinſchaftlichen Uem . ter abtreten wollen , keineswegs , ſondern weil Graf Simon VII in feinen Ehepacten von 1623 veror set hat, daß ſeine Söhne aus erſter und zweyter Ehe oh. neUnterſchied in Land und Leute,aud) andern Erb- und Nadlaß , zu gleichen Theilen ſuccediren ſollten ; ſo verlanget ſie das ihr zukommende { andesantheil, wel: des in der Hälfte der Grafſchaft und den feit 1652 vorenthaltenen Einfünften , und ihren Zinſen , welche auf viele Millionen berechnet werden , beſteht, weil 1652 von Grafen Simons VII Söhnen nur noch Graf Hermann Adolph, von welchen die jeßigen regieren . den Grafen zu lippe. Detmold abſtammen , und der S86.4 mehr
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Der weſtphäliſcheKreis.
mehrgenannte Graf Jobſt Hermann , der Stifter ber bitterfeldiſchen Linie , úbrig geweſen . Der darüber entſtandene vieljährige Primogeniturproceß, full 1762 durch einen Vergleich mit dem Hauſe Detmold aufs gehoben feyn, und die biſterfeldiſche Linie ſoll ihre lip piſchen Gåter und Pråtenſionen an das Haus Dets mold gegen jabrliche Geldrenten abgetreten , folglich der weitern Forderung und Sandestheilung entfaget haben.
Schon 1749 Hatte Graf Ferdinand Jobann
Ludwig zu Weißenfeld ſeinem åltern Bruder Grafen Friderich Karl Auguſt fein Antheil an der Landesthei. lung abgetreten, und ſich eine Appanage ausbedungen . Er ſoll auch nachher in den von ſeinem Bruder mit Detmold geſchloſſenen Vergleich gewilliget haben.
Was nun jedes dieſer Aemter inſonderheit bes trifft, ſo iſt 1) Das Amt Swalenberg oder Schwalenberg, ehes Deffen eine beſondere Grafſchaft geweſen , deren Herren 1356 mit Grafen Heinrich VII ausgeſtorben. Es beſteht das lippiſche Antheil aus 10 Bauerſchaften . In dem . felben iſt zu bemerken : ( 1) Swalenberg oder Schwalenberg , ein Fleden und Schloß an der Neifle. Hier iſt das lippiſche und pas derborniſche Santgericht über die 3 Samts oder gemeins fchaftlichen Àcinter . (2) Biſterfeld , ein Schloß auf einem von dem Grås fen Sobft Herinann erkauften Gut. ( 3 ) Wiettenfeld oder Weiſſenfeld, ein Schloß undGut . 2 ) DasAmtOldenburg iſt auch ehemals eineGrafſd )aft geweſen. Das lippiſche Antheil beſteht aus 9 Bauerſchaften . 3) Das AmtStoppelberg oder Stapelberg, war ebe deſſen eine beſondere Herrſchaft. III.
Zu dem Dritten Abſchnitt gehöret
dasjenige, was die ſchauenburg Linie beſigt.
lippiſche 1. Das
ET
2
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Die Grafſchaft Lippe ,
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1. Das regierende Haus zu Schauenburg-Lippe, hat von dem Landesantheil der 1709 ausgeſtorbenen brafiſchen Linie folgende demter, welche ohne die Forſto einkünfte jährlich ungefähr 10000 Rthlr. eintragen, 1737 in wirklichen Beſiſ bekommen , nåmlich : I). DAS Amt Blomberg , in welchein das Schloß Blomberg, 17 Bauerſchaften , und die Kirchen zu Caps pel , Reilkirchen , wobbel und Kirchoonop . 2 ) Das Umt Schieder , and) Schier genannt , in welchem nahe bey der Emmer ein Luftidloß mit einem ſchönen Garten und einer einträglichen Menerey , 2 Dórs Dieſes Schloß fer und einige einzelne Bauert,Sfe find. und Amt hat der regierende Graf zu Schauenburg - Lippe, Friderich Wilhelm Ernſt, 1756 ſeinem Vetter von der alverdiſſenſchen linie , dem Grafen Philipp Ernſt , einges råumet. : Nidt weit von dieſem Schloß liegt alt Schieder , welches für das feſte Schloß der Sachſen Skiderburg gehalten wird , woſelbſt Kaiſer Karl der Große einen bir ( chöflichen Sitz angelegt haben , und dieſer nach einigen Verſekungen endlich von Kaiſer Otto I. nach Magdeburg verlegt feyn ſoll. İnmerk. ungefähr eine Stunde Weges von Schieder gegen Nordoſten , auf einein hoben Berge, auf welchem die lippiſche, pyrinontiſche und paderborniſche Grange zuſammenfloft, find die Ueberbleibel von der alten Sermanns- oder garminoburg gu ſehen , von welder bey der Grafſchaft Pyrmont ein mehreres vors kommen wird. 2. Die alverbiſſenſche Linie beſigt, außer gewiſ ſen , aus Hemtern des regierenden Hauſes Detmold jährlich zu hebenden Renten , Nußungen und Gefäl. len , im Umfang der Grafſchaft Sternberg. 1) Alverdiffen , einen Flecken und Schloß, in deſſen Nachbarſchaft die Erter entſpringt. 2 ) Dorotheenthal , ein Haus , welches ehedeflen Uhs lenthal hieß.
S86 5
IV . Den
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Der weſtphäliſche Kreis.
IV .
Den vierten Abfchnitt macht die
1732 an Chur - Braunſchweig - Lüneburg: mit der Landeshoheit verſeşte Grafichaft Sternberg aus . Dieſe grånzet gegen Süden und Weſten an die Grafſchaft Lippe ,
gegen Norden an die Grafſchaft
Schauenburg, und gegen Dſten an das Fürſtenthum Sie hat 10 Stunden im Umkreiſe, und Calenberg. beſteht aus Bergen und Thålern . In den lekten ſtehen die Meyerhofe, und an jenen ſind die Cåndereyen , Weiben und Holzungen. Der Ackerbau iſt beſchwer lich , und das Feld muß durch Mergel verbeſſert wer . Der Flachsbau wird vorzüglich getrieben, den. doch wird nicht ſo viel Flachs gebauet , als die Ein. wohner verarbeiten , indem ſich ſowohl Manns- als Frauensp rſonen auf die Spinneren und ſeinewebe. Es find rey legen , und dadurdy Geld erwerben . auch 2 Topföfen vorhanden , ſchirr bereitet wird.
in welchen braunes Ge
Ben Böſingfelde und nach
Bremke hin finden ſich Druſen , welde größtentheils beym Pflügen der Uecker Hervorkonimen , darinn ein glänzender Stein von der Långe eines Gliedes vom Finger anzutreffen iſt, welcher ſo zugeſpiget ift , als ob er geſchliffen wäre , nnd fo gart iſt , daß man Glas damit ſchneiden kann . Er wird von den Steinſchnei. dern beſſer zubereitet und eingefaſſet. Un Wildpret find Hirſche, Rehe, Schweine und Haſen vorhano den.
Es entſpringt hier die Bega bey dem Guc
Münchshof ,
und fließe auf Lemgo zu.
Die Ein :
wohner ſind, größtentheils der reformirten Kirche zu: gechan.
Die Grafſchaft Sternberg.
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gethan . Die Grafſchaft Hatte ehedeſſen beſondere Grafen , nnd fiel nad , des legten Grafen Heinrichs Tod an das gräfliche Haus lippe.
Das Wapen deri
felben iſt ein rother Stern im goldenen Feld, Sie madit jekt ein Umt ans, und enthålt 1. Das Schloß Sternberg , welches ein altes mit eis ner Mauer umgebenes Bergſchloß , und jeßt der Sit des Inter churbraunſdoweig - Lüneburgiſchen Amtmanns ift. demſelben liegt die Meyeren oder daß landesherrſchaftliche Vorwerk Veblentrop. 2. Die Vogtey Gjumfeld , welche aus 3 Bauerſchaften beſteht. Zu Bega iſt eine reformirte Kirche , in welche die adelichen Häuſer Wendlinghauſen und münchehof eingepfarret ſind. Gottentrop ijt eine landesherrſchaft lidhe Meyereu. 3. Die Vogtey Exter , welche 5 Bauerſchaften hat. Vallentrop iſt eine landesherrfchaftliche Meyerey . 4. Die Vogtey Böſingfelde, welche aus drev Bauer (diaften beſteht. . Zu Böſingfelde, iſt eine reforniirte Kirche.
Die Srafſchaft Bentheim .
$.
1.
on der Grafſchaft Bentheim hat D. Johann Von Weſterburg eine Charte gezeichnet, weldie Blaeuw , Gerhard , Valk und Peter Schenk bers ausgegeben haben.
Man ſieht dieſe Grafſchaft auch auf den oben von dem Hochſtift Münſter angeführ. ten Charten . 9. 2. Sie iſt von der niederländiſchen Provinz Ober : Yffel und Landſchaft Drente , und von dem
Hochſtift Münſter umgeben , ungefähr 10 Meilen lang , und 2 , 3 bis 4 Meilen breit.
$. 3.
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Der weſtphalifche Kreis .
$ . 3. Das (andrift fruchtbar uno angenehm , err nähret ſeine Einwohner hinlänglich), und verſchaffet ihnen auch vortheilhafte Ausfuhren . Uuf den Bergen um Bentheim und Gildehaus find vortreffliche und einträgliche Steinbrüche, aus welchen die Steine in: fonderheit nach den Niederlanden und in das Hochſtift Münſter geführet werden. In den Ebenen find Die fruchtbare Lecker , gute Wieſen und Weiden . Viehzucht iſt gleichsfalls gut. Holzungen und Walder
.
ſind reichlich vorhanden, und in denſelben iſt eine vor. Unter vent durchfließenden treffliche Wildbaln. Flüffen iſt inſonderheit die Vechte zu bemerken, wels che aus dem münſterfdyen Amt Horſtmar kommt, auf der Grånze nicht, weit von Dhne die ſteinfurtiſde Aa, und unweit Nienhaus die Dinkel, welche auch in dem minſterſchen Umt Horſtmar entſpringt , aufnimmt, und, nachdem ſie die gange Grafſchaft der Långe nach durchfloffen, in die Provinz Ober .Yffel tritt. Sie iſt nicht nur fehr fiſchreich , ſondern kann zur meiſten Jahiszeit mit kleinen Fahrzeugen , Prahmen und Holzfoſfen befahren werden , welches den Handel der Grafſchaft nicht wenig befördert: 9. 4. In dieſer Grafſchaft find 3 Städte und
Die Einwohner find arbeitfam , und han. Flecken. deln mit Garn , Wolle , Seinwand , Sonig , Vieh, Steinen ,
Holz und andern Gütern und Waaren ,
welche mehrentheils uach Holland gebracht werden, wohin auch die jungen Leute beyderley Geſchlechts gern in Dienſte gehen , und zum Theil fich daſelbſt niederlaſſen . Uuf den Landtagen erſcheinen theils Depucirte der Provinz Ober . Yffel, oder des Prinzen von Oranien , welche
.
1
€
Die Grafſchaft Bentheim .
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welche wegen ihrer bentheimiſchen Güter die erſte Stimme haben, theils die Beſiger der adelichen Häus fer Brandlecht, Laer, langen ,Ravenshorſt und Wolda, theils die Kloſter Fernsiegen und Wietmarſen, theils die Bürgermeiſter der 3 Städte , welche aber nur eine gemeinſchaftliche Stimme haben ., 30. 5. Graf Arnold I fülrte 1544 die evangeliſch lutheriſche Lehre in dieſem { and ein ; ſein Enkel Ur: nold Il aber verurſachte, daß die reformirten Gemei. nen die ſtärkſten wurden , und feit 1668 , da Graf Ernſt Wilhelm römiſch - katholiſch geworden , haben fich die Katholiken vermelret , welche aber nur zu Bentheim öffentliche, und anderwärts auf den Amt.
1 håuſern geheime gottesdienſtliche Uebung haben ; und damit feine Neuerungen geſchehen , fo find infondere heit die Generalſtaaten Beſchuiger des Religions: Zu ftands in der Grafſchaft. 8.6. Die Gefdichte der Grafen zu Bentheim wird ihrem Haupt- Jnhalt nach alſo erzählet. Man fino det im joten , ' itten uud 12ten Jahrhundert Grafen von Bentheim, welche Turnieren beygewohnet Habert. Des Grafen Johann einige Tochter und Erbinn der Grafſchaft, Gertrud , wurde ums Fahr 1122 mit eis nem Pfalzgrafen beym Rhein vermåhlet, mit welchem fie einen Sohn Otto , und eine Tochter Sophia , zeuge. te ; jener ſtarb ohne Erben , daher dieſe die Grafſchaft Bentheim erbete , und an Dieterid , VJ, Grafen von Holland, vermählt wurde. Jhr Sohn Otto regierete ums Jahr 1190 die Grafſchaft Bentheim . Seines Enkels Egbert alteſte Tochter Hedwig wnrde eine Gemahlinn des edlen Herrn Arnten von Gütterswick , welches um deswillen anzumerken iſt, weil nach dem 1421
1022
Der weſtphäliſche Kreiß .
1421 erfolgtem Tode Bernhards , des legten Grafen von Bentheiin von dem alten Stamm , die Grafſchaft Bentheim an Eberwin , edlen Herrn zu Gutterswick , einen Sohn Arnolds, gekommen . Dieſes erſte Ge. mahlinn Mechtild war eine Ervinn der Herrſchaft Steinfurt und Gronau ; die zweyte aber war Gisber ta , eiue Tochter Otten von Bronkhorſt , mit welcher die folmiſchen Güter an Bentheim und Steinfurt ge. kommen . Mit dieſer zeugete er die Söhne Vernhard und Arnold ; jener bekam die Grafſchaft Bentheim , diefer die Herrſchaft Steinfurt. Eberwin vergrößerte die Grafſchaft Bentheim durch das Gericht Emblicheim ; und unter Arnolds Sohn, welcher auch Eberwin hieß , wurde die Herrſchaft Steinfurt 1495 auf dem Reichstag zu Worms ju einer Bende Eberivine errichteten Grafſchaft erhoben. 1487 ein emiges Erbverbündniß , kraft deſſen die beys,
3
den Grafſchaften Bentheim undSteinfurt unzertrenn . lich) beyſammen bleiben, und falls eins von dieſen Håue fern feine inånnliche Erben übrig hätte, das andere, mit Ausſchließung des ſonſt erbenden weiblichen Ges fchlechts , demſelben in der Regierung folgen ſolle . Eberwin zu Bentheim überlebte ſeinen einigen Sohn, und Eberwins zu Steinfurt Sohn Urnold bekam beyde Grafſchaften , in welchen ihn ſein Sohn Eber. win folgte, und bis 1562 regierete. Dieſer heurathete Anna , Erbinn von Tecklenburg, und iſt der erſte Graf Sein zu Bentheim , Tecklenburg und Steinfurt. Sohn Arnold bekam mit ſeiner Gemahlinn Magdale . nen , einer Erbtochter von Neuenar , die Grafſchaft {im burg , ſamme den Herrſchaften Alpen , Helfenſtein und ( ennep , imgleichen die colniſche Erbvogtey , und andere
1
EL
Die Grafſchaft Bentheim. andere neuenariſche Anwartſchaften.
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Damit nach
feinem Tod unter ſeinen Sihnen fein Streit entfün , de, verordnete er 1591in ſeinem lekten Willen , was ein jeder erben ſollte. Der älteſte, Eberwin, bekam Bent. heim ; der zweyte , Adolph , Tecklenburg und Rhe. da ; der dritte , Arnold Jobft, Steinfurt; den übri. gen 3 'Söhnen wurde eine Summe Gelds beſtimmt, jedoch auch verordnet , daß ſie , nach unbeerbtem 26. ſterben der altern Brüder , follten.
zur Regierung gelangen
Als der ålteſte Sohn Eberwin ſtarb, trat der
jwente in feine Rechte, behielt aber Tecklenburg, und überließ dem dritten Bentheim ; der vierte, Wilhelm Heinrich, bekam Steinfurt. Adolphs , Grafen von Bentheim zu Tecklenburg , zweyter Sohn Morig red gierte die Grafſchaft Tecklenburg viele Jahre, und hatte 2Söhne, nåmlich Hans Adolph und Friderich Mo. riß, welche regierende Grafen von Bentheim zu Tecks } lenburg und Limburg waren , und von dem legtern der jeßige regierende Graf von Bentheim zu Tecklenburg und Limburg ein Sohn iſt. Arnold Jobſt, Graf zu Bentheim , theilte nady des Grafen Wilhelm Heine rich von Steinfurt Tod die Grafſchaft Steinfurt mit dem obengedachten Grafen Morik von Tecklenburg, und hinterließ 2 Söhne, Ernſt Wilhelm und Philipp Conrad ; jener , welcher katholiſch geworden, regierte
1 während der Minderjährigkeit feines Bruders die Grafſchaft Bentheim und halbeGrafſchaft Steinfurt allein . Als aber derſelbe die Volljährigkeit erlanget hatte, verglich er ſich mit ihm dahin , daß er, Graf Phi.
7 lipp Conrad, mit der halben GrafſchaftSteinfurtvors lieb nehmen , hingegen er und ſeine Erben nach ſeines Bruders Ernſt Wilhelm Tod die einigen Nachfolger in der
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Der weſtphäliſche Streis .
der Grafſchaft Bentheim feyn ſollten .
Inbeffen ma.
deten die Sohna, weldje Graf Ernſt Wilýelm in erſter Eheinit einer bürgerlichen Perſon , Gertrud von Zelſt, (welche aber Kaiſer Leopold 1666 , nebſt iören Kindern , in den reichsgråf. Stand) erhoben) gezeuger hatte, an die Regierungsfolge Anſpruch, und wurden endlid in einem zn Bielefeld 169o getroffenen Vergleich fir Pleichsgrafen erkannt , auch beſtimmt, nach dem Tod ifres Herrn Vaters die Grafſchaft Steinfurt mit ale lem Zugehör zu beſigen , auch noch 1000 Rthlr. jährlich aus der Grafſchaft Benthein zu befoinmen. Als nun Graf Wilhem 1693 farb , fam Ernſt der Zelteſte feis. ner vorhin gedachten Sihne zum Befik der Grafſchaft Steinfurt, von weldiem der jeſt regierende Graf zu Bentheim -Steinfurt ein Enkel iſt ; hingegen des oben genannten Grafen Philipp Conrad Sohn , Arnold Morig Wilhelm , welcher bis dahin die Grafſchaft Steinfurt beſeſſen hatte, bekam die Grafſchaft Bent Diefes Enkel, Graf Friderich Karl Philipp , þeim . hat 1753 feine Grafſchaft mit aller Landeshoheit an Thurbraunſchweig - Jüneburg , gegen einen Vorſchuß und Klebernehmung ſeiner Schulden auf 30 Jahre vera pfändet und übergeben , aber 1757 fich dennoch von Frankreich wieder in den Beſik derſelben feßen laſſen , in welchem er aber nur bis 1758 geblieben , da die Grafſchaf wieder von Churbraunſchweig eingenom men worden iſt. 1760 bemächtigten ſich ihrer die Frane zofen abermals , wurden aber bald wieder vertrieben . 9. 7. Der gräflich.bencheimiſche Titeliſt: Graf zu Bentheim, Tecklenburg , Steinfurt und Limburgic. Ýert zu Rheda , Wevelinghoven , Goya , Alpen und Selfenſtein ,
Erbvogt zu Cain ,
Die Grafſchaft Bentheim.
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. Pilnic. DasWapen megen Bentheim ſind 19 golde. ne Pfennige im rothen Felde; wegen Tecklenburg 3 to : the Herzen im
ſilbernen Felde; wegen Steinfurt ein ro
I
*
ther Schwan mit Yhwarzem Schnabel und Füßen , im goldenen Felde ; wegen Limburg ein rocher gekróns ter löne, im ſilbernen Felde; wegen Rheda ein ſchware gér ( ime, aufdeffen Leib 3 goldene Ringe , am Ende des Schwanzes aber eine goldene Roſe, im filbernen Felde ; wegen Wevelinghoven 2 ſilberneQuerbalken, im rochen Felde ; wegen Hová 2 ſchwarze auswärts ges kehrte Bärenklauen , im goldenen Felde , wegen Al. per ein filberner Löwe im rothen Felde ; wegen Hels Fenſtein ein füwe in einem von Roth und Silber ges theilten Felde; wegen der Erbvogter Cöln 5 goldene Duerfaden , im rothen Felde.
14 19.8. Der Graf von Bentheim Bentheim har SiR und Stimme ſowohl im weſtphäliſchen Reichse grafen - Collegio , als auf den Weſtphaliſchen Kreisa tagen , auf welchen legten er nach Lippe folger .
1
Die
Grafſchaft iſt zu den Reichs : Unlagen auf 6. zu Roß, ozu Fu , 4 oder 15 Fl., zu je aber dem Kammerz ß 2 iel auf 121 Rthlr. 662 Kr. angeſeket. V. 9. Die Grafſchaft Bentheim wird in die obere 1
und untere Grafſchaft abgetheilt; jene iſt, nebſt der ſo genannten Herrlichfeit Emblicheim , ein Reichslehn ; dieſe aber iſt vor Alters - von dem Biſchof zu Uetrecht, nachgehends von der Provinz Ober - Mnet , und durch deren Abtretung von dem Prinzen von Maſſau - Dra. nien zu' León getragen ; worüber gegen das Ende des izten Jahrhunderts ben Verwechſelung der Landes : herrſdaft zwiſchen Bentheim und Steinfurt ein noch nicht entſchiedener Streit entſtanden 3 Th.62 .
iſt.2... Beybes: Thei .
.
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Der weſtphäliſche Kreis.
Theile der Grafſchaft ſind auch in Anſehung man , cher Landesgebråuche , Statuten und Rechte , von einander unterſchieden . Wir bemerfen nun I.
Die obere Grafſchaft ,
zu welcher fola
gende Jemter gehören : 1. Das Amt Sdůttorf, in welchem 1 ) Bentheim , ein ziemlich großer Fleden , welcher theils auf einen Berge , theils am Fuß deffelben liegt. Das gråfliche Reſidenzſchloß ſteht nordwärts auf einem beſondern hohen Felſen, iſt mit Shůrinen umgebeit, und bat feit 1668 eine münfterfche Beſatzung , welche Graf Ernſt. Wilhelin bey ſeiner Meligionsveränderung unter gewiſſen Bedingungen eingenommen. , Es iſt eines der alteften Schlofer dieſer Gegend , und es ſoll ichon Drus fus , Kaiſers Auguſt Stiefſohn , bieſelbſt ein Caſtel aufs geführet haben. 1760 wurde es von den Franzoſen bes ſchoffen und eingenommen , gleich darauf aber von den Alliirten wieder erobert. in der Stadt iſt eine refors mirte Kirchſpiels - Kirche, und ſeit des Grafen Ernſt Wilhelm Zeit auch eine katholifche Kirche. 5) Schůttorf, die älteſte Stadt in dieſer Grafſchaft, liegt an der Bechte. Graf Egbert bat ſolche im izten Fahrhundert angelegt und mit guten Privilegien verſes ben, ſein Enkel Siinon aber hat ſie mehr befeſtiget: allein , und die im 30jährigen Krieg iſt der wall abgetragen Graben find angefüllt, ſo , daß nur noch die Mauern Die hieſiege gråfliche Burg Altena bat vorhanden ſind. mehrmals zum Witwenſitz gedienet. 3 ) Ohne, ein Kirchdorf an der Vechte , deffen Kirche 1754 für die älteſte in bieſiger Gegend gehalten wird: brannte es ganz ab , iſt aber wieder aufgebaut. 4 ) Gildebauß , ein großes Kirchdorf, welches wegen der bey demſelben befindlichen Steingruben und anderer Rahrung, einer Stadt uichts nachgiebt. 5 ) Langen , ein adeliches Haus , nahe ben Bentheim , gehöret der Familie von Erbad), und hat Sitz und Stina me auf den Innbtagen , 6 Ras
1
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Die Grafſchaft Bentheim .
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6 ) Ravenshorſt , ein adeliches Haus der von Hivel, liegt im Kirdiſpiel Gildehaus , und hat Sik und Stims me auf den Landtagen . Anmerk. Der Richter zu Schüttorf iſt zugleich Gograf von Emsbürello im Hochfift Minſter , woſelbſt der Graf von Bents Beim concurrentem jurisdictionem hat. 2. Das Zimt70rrhorn , in welchem 291) Wortborn , eine kleine offene, aber von der Bedste umgebene Stadt , weldie gute Handlung treibt. Sie iſt hauptſächlich von dem Grafen Bernhard I angelegt und eingerichtet worden . , 2 ) fcenswegen , ein Kloſter , nahe ben Northorn , wels dhes init can, reg. Ord . Auguft. beſegt , und woſelbſt vor der Kirchenverberfirung des 16ten Fahrhunderts der gråflich - bentijeimiſche Begräbnißort geweſen iſt. Graf Bernhard bat es :1394 vornehmlich eingerichtet , hat ſich aud ) ſelbſt zuletzt in daſſelbe begeben . Es hat auf den Laudtage4 Sik und Stimme. 3) Wietmarſen, oder Wittmarſchen , ein adeliches freya weltliches Frauenſtift , an der månſterſchen Grånze , wele ches trud von 2 Benedictiiger Manns : Abter gewefen ; die Mönche aber haben ſich sim 12ten Jahrhundert von hier weg , und nach Utrecht begeben , worauf es ein adeliches Benedictincr Nonnenklofter , und 1675 ein fren swelrliche3 Stift gewor : den , welches unter dein Sding des Bisthums Münſter ſteht. zu deinſelben -gehéret eine Barueridhaft gleiches Namens , nebſt andern Eigenbehörigen in der Grafidaft Bentheim , daher das Stift einen eigenen Uitmann hält. Es hat auf den lanbtagen Sitz und Stimme, und einen eigenen Prediger. 4 ) Brandlecht , ein Kirchdorf und adeliches Haus der von Droſten , welches aud ) Sitz und Stimine auf den Landtagen hat. II. Die untere Grafſchaft , hören. Itt 2
zu welcher ges
1. Das
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Der weſtphäliſche Kreis .
1. Das Amt Emblidheim , melches als eine bes fondere Herrlichkeit angeſehen , auch in den kaiſerlichen Lehnbriefen beſonders mit angeführet wird . In dies ſes Umt erſtrecket fich aus der ( andſchaft Drente ein großer Moraſt. Man bemerke 1) Emblicheim , in gemeinen Reden Emblikampiges nannt , ein Kird dorf , unweit der Bechte. 2 ) Laerwald, ein Kirchdorf an der Vechte , woſelbſt das adeliche Haus Leer , welches der ausgeſtorbenen Familie von Laer: gehöret hat , und das adeliche Haus Wolda , des nen von Ventink zuſtåndig, ſind, ſo beyde auf den Landtå : gen Sik und Stimme haben . 2. Das Amt Tienbus , in welches ſich aus dem Hochſtift Münſter ein großer Strich Moor" erſtreckt. Dalin gehöret I ) Czienbus oder Yeuenhaus, eine Stadt an der Dina kel, welche nicht weit von hier in die Vechte filt; Das hieſige ehemals ziemlich feſt geweſene Schloß iſt jetzt faſt ganz verfallen. Graf Johann II bat es am Ende des und es hat die Uns o bauung vieler Hauſer veranlaſſct, aus welchen endlich eine Stadt genvorden , die von dein Grafen Bernhard 1376 die erſten Stadtfreybeiten erhalten hat. Das Schloß wurde 1417 von dem Biſchof Friderid, zu Uetricht, mit Hülfe der Stadte Deventer, Campeu und Zwol , einge: nommen , und als es zurück gegeben wurde , mufte der Graf es für ein útrechtiſches Lehn erkennen, wofür man hernach die ganze Grafſchaft hat ausgeben wollen. 2) Velthauſen , ein Dorf, eine halbe Stunde Weges von Nienhus , in einer fruchtbaren Gegend. Es ſind daſelbſt dic adelichert. Häuſer Schulenburg und zum eich oder Wedinghof , 3. Das AmtUifen , in welchem 1 ) ulſen, das größte Kirchſpiel in der Grafſchaft. 2 ) Wilfum , ein Kirchſpiel.
Die
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Die Grafſchaft Steinfurt.
: S. 1. ie iſt auf den vorhin bey der Grafſchaft Bentheim angezeigten Charten gleichfals zu ſehen , und ganz von dem Hochſtift Münſter umgeben. Das
P
ganze land , ſo wie es 1495 zu einer Reichsgrafſchaft gemacht worden , iſt beynahe 5 Meilen lang , und der ſüdliche Strid) 13 Meilen, der nordlide aber 2. Mei len breit. Die Aa , welche an der füdlichen Gränze
f
entſteht, durchfließt das { and ſeiner Långe nach , und ergießt ſich auf der Grånze des Hochſtifts Münſter und der Grafſchaft Bentheim in die Vecite. 8.2 . Die Geſchichte des Landes iſt vorhin bey der Grafſchaft Bentheim erzähtet worden. Hier iſt noch hinzu zu ſehen , daß, nachdem daſſelbe 1495 von dem Kaiſer zu einer Reichsgrafſchaft erhoben worden , ihm von dem Hochſtift Münſter die Unmittelbarkeit ſtrei. tig gemacht worden . Der darüber entſtandene lange wierige Proceß wurde endlich 1716 folchergeſtalt beyges leget, daß nur das Sdyloß, die Stadt und das Kirche fpiel Steinfurt , ſo weit fich leşteres außerhalb der Mauern erſtrecket, eine unmittelbare Reichsgrafſchaft mit aller Landeshoheit und allen Vorzügen und Nuk . barkeiten , welcheeinem unmittelbaren Reichsſtand zua ſtehen, ſeyn ſolle ; hingegen alle, außer dem Kirchſpiel Borchorſt, fahr und Solzhauſen , welche oben beym Hochſtift Münſter ,*S. 696. beſchrieben wor den , unter die Landeshoheit gedachten Hochſtifts ges hören, jedoch dem Grafen zu Steinfurt die unterherrs
1 liche Gerichtsbarkeit, uebſt dererſten Inſtanz in fifcali Itt 3 fchen
1030
Der weſtphäliſche Spreis.
fchen Sachen , fammtallen davon abahngenden Nu . kungen , verbleiben folle. Der Graf zu Steinfurt er : hielt für ſolchen Abſtand und für die Aufhebung des Proceſſes ein für allemal 125000 Rthlr. 8.3. Der Graf von Bentheim und Steinfurt Hat Sik und Stimme in dem weſtphäliſchen Reichsgras fen -Collegio , und auf den weſtphäliſchen Kreistagen Zu einem Römermonat giebt er 7 Fl. 32 Kr.ju jedem Kammerziel aber 5 Rthlr. 89 Kr. und das Hochſtift Münſter foll wegen Steinfurt34 Rthlr. 351 Kr.geben . Von dem ſteinfurtiſchen Wapen iſt oben bey der Grafa fchaft Bentheim Nachricht zu finden.
8.4 . Heutiges Tages beſteht alſo die unmittelbare Reichsgraffchaft Steinfurt nur aus Der Stadt Steinfurt oder Burg - Steifart , welche an der Aa liegt, und 1843 Stadtprivilegien erhalten hat. Die Einwohner ſind größtcntleils reformirt. Die refors mixte Stadtkirche iſt von 1673 an , auch you deu Katholis ken gebraucht worden ; allein , durch den oben angeführten Bertrag mit Münſter iſt dieſe Gemeinſchaft aufgehoben , und den Katholifen die Erbauung einer eigenen Kirche erlaubt worden . Das hieſige Gymnafium altaftre, wels des Graf Arnold 1591 geſtiftet hat , von ihm Arnoldinum genennet wird, und 5 Profeſſores-n,nebſt 6 Práceptoreu hat , war ebederfien fehr blúbend. Didt an der Stadt, unweit der großen Kirche , iſt eine Johanniter Comthus Tey oder ein Hoſpitalhaus.
Die
1
1
1
103
Die Grafſchaften Dedtenburg und Lingen . 1.
Die Grafſchaft Tecklenburg
$. I. ie iſt auf den Charten vom Bisthum Münſter, welche oben S.682 angegeben worden , deutlich Gegen Norden und Ofter und hinlänglich zu ſehen . gránzet ſie an das HochſtiftOsnabrück , gegen Süden Ihre { ånge und Weften an das Hochſtift Münſter. beträge 5 , und ihre Breite ungefähr 24 Meilen. g . 2. Sie hat zwar viele ungebauete moorigte Gegenden , und an der münſter- und osnabrücfifden Gränze ſchlechte Felder, aber dochhinlänglichen Acker bau für allerlen Getraide, gute Viehzucht, Holzun . gen , Torf, Federvieh und Wildpret, fifchreiche kleine Flüffe und Bache, als die safe und Dute , und in den Bergen Steinbrüche.
Es wird hier vieles leia
nen verfertiget und ausgeführet. 5. 3. Graf Conrad hat hier bald im Anfang der . Reformation die evangeliſch - lutheriſche Lehre eingea führet; feiner Tochter Sohn Graf Arnold von Bent.
heim und Teclenburg aber von 1586 an die reformirte, und folchergeſtalt ift das ganze Land der reformirten Kirche zugethan. Grafſchaft Tecktenburg ift ehedeflen weit §. 4. Die anſehnlicher geweſen , als ſie jeßt iſt. Es gehöreten nämlich zu derſelben : i) die Herrſchaft, das Amt und Schloß Cloppenburg mit dem Stadtchen frye foyta, und der Burg zu Sdynappen , das Embs land Itt * 4
1032
Der weſtphäliſche Kreis .
land uno Sůmmelinger Land , auch Schloß , Stadt und Umt Bevergern , init allem Zugehör ; welche Derter und Diſtricte an das Hochſtift Münſter gekommen ſind. P. oben S.700u . 701. 2) Die Herrs fchaft Lingen , von welcher hernach wird gehandelt werden . Die Reihe der alten Grafen von Tedier burg wird mit einem Cobbo angefangen, welcher im gten Jahrhundert gelebet hat, und deffenkranz erli, chemal gedenkt. Daß die Grafſchaft Trcklenburg nach Äbſterben des Grafen Conrad durch ſeine Erba tochter Anna andie Grafer und in der Theilung 1591, dem Grafen Adolph zuges fallen ſeyn, iſt oben bey der Grafſchaft Bentheim ers fåhletworden . Hier iſt nur noch hinzuzufügen , daß die Geſchwiſter des genannten Grafen Cunrad , infons : derheit ſeine Schweſter Anna , welche an den Gra: fen Philipp von Solms vermáblet geweſen, an die Al. lodial : Grafſchaft Tecklenburg Anſpruch gemacht, und daß derſelben Sohn Cunrad , Graf zu Solms, die ferwegen 1577 mit Bentheim einen Proceß angeſan: gen , in Anſehung deſſen 1686 für Solm : Braun fels ein vortheilhaftes Urtheil des Kammergerichts er . folget, durch welches demſelben der Graficheft Techo lenburg und Herrſchaft Rheda , fammt allen davon ſeit geführtem Praceß genoſſenen Einfünften , zuer wirklichen Beſik es auch kannt worden , zu welchem Johann 1699 wurde zwiſchen 1689 gelangete . Adolph, Grafen zu Bentheim - Tecklenburg, und Wil : helm Moriß , Grafen zu Solms und Tecklenburg , ju Sengrich verglichen , daß lekterer wegen der ihm zu : erkannten Einkünfte der Grafſchaft , vom Anfang des Proceſſes bis zu 1698 , nunmehr das ganze Schloß Sedf.
IM4
.
Die Grafſchaft Tecklenburg. Tecklenburg ,
1 der Grafſchaft.Tecklenburg ,
1033 und
des Schloßfes und der Herrſchaft Rheda haben, Hent : þeim - Tecklenburg åber I der Grafſchaft Lecklenburg , Wund des Schloſſes und der Herrſchaft Rheda behal ten ſolie.
Dieſer Vergleich wurde noch in eben dem :
ſelben Jalr von beyden Parteien zu Braunfels , wie auch von dem Kaiſer beſtåtiger. Als aber oben ge dachten Grafen Johanu Adolpl) einziger Sohn , Jo. hann Auguſt, welchem der Vater feines hohen Alters wegen die Grafſchaft 1700 abgetreten hatte , 1701 ſtarb, und alſo Johann Adolphs Bruder, Friderich Moriß von Bentheim - Hohen - Limburg , zur Regie. rung von Tecklenburg und Rheda fom , fieng dieſer , welcher mit den vorhin angezeigten Vergleichen nichts zu thun gehabt hatte , den Proceß von neuem bey Dem Reichshofrath an ,
worüber Solms- Braun .
fels ſeine Niechte 1707 an den König von Preußen verkaufte, welcher hierauf Beſik von der ganzen Grafſchaft nahm . fen befeket.
1757 wurde ſie von den Franzo
$.5. Das redfenburgiſcheWapen iſt oben ben des Grafſchaft Ben heim angezeiget. Der König in Preußen hat wegen derſelben Sik und Stimme im weſtphäliſchen Reichsgrafen , Collegio, und auf den weſtphäliſchen Kreistagen .
Zu einem Rómermonat
foll. Tecklenburg 3 zu Roß und 10 zu Fuß , oder 76 Fl. und zu einem Kammerziel 40 Rthl.52 Kr. geben.
.6. Die Grafſchaft Tecklenburg hat mit Singen eine gemeinſchaftliche Regierung und gemeinſchaftli: che Kammer . Deputation , welche zu Singen ihren Sie haben .
Zu Tedlenburg iſt ein Landgericht.'
Itt 5 ]
$ 17.
1034
Der weſtphäliſche Kreis.
9. 7. Die landesherrſchaftlichen Kammergüter in dieſer Grafſchaft, follen jährlich ungefähr 24000 Rthl. einbringen . Der Betrag der Steuern , Acs ciſe zc. ſtecket untr der oben bey Minden angegebenen Summe. $. 8. Die Grafſchaft begreift 1. Die Stadt Trælenburg , vor Afters Tedens oder Teđeneborg, deren uraltes Bergſchloß wuſte liegt. Hier iſt das Landgericht der Grafſchaft. 2. Lengerich , oder Margarethen : Lengerich , iſt ſeit 1724 ein Städtchen , aber ein offener Ort. Die umliegens de Gegend hat fruchtbare Aeder und Wiefen . In die hieſige Kirche ſind die adelichen Hauſer Mart, Vortlage , Cronenburg , und andere eingepfarret ; auch iſt hier das landesherrſchaftlide Gut Scholtbroch . 3. Cappeln oder Wefter : Cappeln , bat auch Stadts
gerechtigkeiten. Zu dem Kirchſpiel Cappeln gehören 6 Dörfer und die adelichen Häuſer Langenbrück , Cappeln , Velpe. '* 4. Das Kirchſpiel Linen , in welchem das landesherrs Idhaftliche Gut Kerfiapel iſt , und 5. Das Kirchſpiel Ladbergen, ſind die beyden größten Kirchſpiele in dieſer Grafſchaft. 6. Das Kirchſpiel Werfen , in und an welchem das Malerfeld liegt , woſelbit niso zwiſchen Herzog Heinrich dem Löwen und Philipp, Erzbiſchof zu Cöln , und 1308 zwiſden Cunrad, Bildhof 31 Münſter, und Ludwig , Bis hof zu Denabrück , eine Schlacht vorgefallen iſt. 7. Das Kirdſpiel Lotte , in welchem ehedeffen das Kloſter Oſterberg , Mons oriens, geweſen iſt. 8. Das Kirchſpiel Lehden , darinnen ein adeliches frey -weltliches Stift iſt , welches aus einer Aebtiſſinn und 9 Conventualinnen beſteht. 9. Das Kirchſpiel Ledde, darinnen das adeliche Haus Wieſenburg iſt. 10. Das Kirchſpiel Schale, liegt abgeſondert nach Lins gen zu. Hier iſt ehedem ein Ciſtercienfer Nonnenkloſter 2. Die geweſen .
ség,
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1 2. Die Grafſchaft Lingen .
ie iſt auf den Charten vom Bisthum Münſter ( 5.682 ) am beſten zu ſehen , und von dieſem Bischum ſowohl, als von dem Bisthum Osnabrück, auch zum Theil von der Grafſdhaft Teclenburg, um . geben . Der Boden dieſes landes, überhaupt genom . men , iſt nurvou mittelmäßiger Güte . In der obern Grafſchaft ſind gute Kolen- und Steingruben.
1
2. Die Herrſchende Kirche iſt zwar ħieſelbſt die ceformirte, die meiſten Einwohner auf dem ( ande aber ſind vomiſch - katholiſch , welches daher rühret , weil zur Zeit der Reformation der proteſtantiſche Graf Cunrad dieſen Theil feines Landes hat an rò. miſch - katholiſche Herren übergeben müſſen, und derz felbeigarunter ſpaniſche Botymäßigkeit gerathen iſt, 06 nun wie der folgende Paragraph lehren wird .
gleich unter naſſau - oraniſdier Regierung die Kirchen den Reformirten eingeräumet , und die Katholiken ge nöthiget worden , ihre gottesdienſtliche Uebung in den angrånzenden Ländern anzuſtellen : ſo hat ihnen doch König Friderich Wilhelm 1717. verſtattet, ihren Got. tesdienſt auf eine eingeſchrånte Weiſe im Jande ſelbſt abzuwaiten ; den reformirten Predigern aber müſſen ſie die jura ſtolæ entrichten . Der Jutheraner ſind wenige im Lande, . 3 Die nunmehrige Grafſchaftlingen hat ehes deffen als ein Umt zu der Grafſchaft Tecklenburg gee håret ,,iſt auch mehrentheils den abgetheilten Brů . dern eingeraumet, und auch wohl eine Herrlichkeit ge nennet
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Der weſtphäliſche Kreis.
nennet worden . Solchergeſtalt hat der abgetheilte Graf Nicolaus IV von Tecklenburg Lingen zu ſeinem Antheil beſeſſen , welther 1541 ohne eheliche Leibeserben ſtarb , worauf das { and wieder an ſeines Bruders Sohn , den Grafen Cuntad zu Tecklenburg , fiel. Dieſer wurde wegen ſeines Beytritts zu dem ſmal, faldiſchen Bunde vom Kaiſer Kart V in die Reichs. acht erklåret, und die Vollziehung derſelben dem Gras fen Marimilian von Büren aufgetragen, welcher den' Grafen Cunrad zu zweienmalen überfiel, und den . ſelben zur Abtretung der Herrſchaft ( ingen , nebſt 4 andern Kirchſpielen der Grafſchaft Tecklenburg, und ſeiner Unforderungen an das Hochſtift Münſter , wie auch zur Erlegung einer Summe von 25000 Rthlr. nothigte , und 1548 von dem Kaiſer Karl V mit line gen , als einer Grafſchaft, unter völliger Befreyung von allen Reichsanlagen, belehnet wurde. GrafMa rimilian von Büren ſtarb bald hernach , und hinter: ließ eine Tochter, Namens Unna , welche nachmals den Prinzen von Naſſau: Oranien, Wilhelm I, heura . thete. Die Vorminder derſelben verkauften die Grafs ſchaft Lingen an Kaiſer Karl V , welcher ſie 1555, fammt den burgundifchen {åndern, ſeinem Sohn Phi . lipp II , König von Spanien , überließ , welcher fie auch , aller gråflids : reiffenburgiſchen Vorſtellungen und Klagen ungeachtet , behielt , bis Moriſ , Pring von Oranien , an deſſen Vater Wilhelm I fie 1578 von König Philipp II geſchenket worden war, ſich ihrer 1597 beniächtigte. Ob nun gleich die Spanier die Grafſchaft von 1605 bis 1632 wieder inne gehabt has ben ; ſo iſt ſie doch endlich nach ihrem Abzug wieder an das Haus Naſſau. Oranien gekommen, und nach Wile
Die Grafſchaft Lingen.
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Wilhelms III Tode hat ſie der König von Preuſſen in Beſik genommen, und endlich wieder mit Sectiene burg vereiniger.
1757 wurde ſie von den Franzoſen
bereket. Ø . 4. Das Wapen der Grafſchaft iſt ein goldes ner anfer fo , wie die übrigen burgundiſchen Länder , von allen
3 Reid) sanlagen und von des Reichs Gerichtsbarkeit befreyet. 8.5 . Sie hat mit der Grafſchaft Tecklenburg eine gemeinſchaftliche Regierung, welche die Hoheits- und Kirchenfachen beyder Graffi ; aften , und zugleich die Juſtizſachen der Grafſchaft lingen beſorget. In Pos licey : Kriegs: Kammer: und andern Sachen ſieht ſie unter der Kriegs- und Domainenfammer zu Minden , welche zu ſingen ein Deputationscollegium har . 9. 6. Die jährlichen königlichen Einkünfte aus ben Kammergütern, der Contribution und Ucciſe, were den ungefähr auf200000 holland . Gulden geſchikt. 3.7. Die Graffdraft wird abgetheilet - I. in die niedere Graffitaft, welche das alte Amt oder die ebemalige Herrſchaft ( ingen ausmacht, ungefähr 4 Meilen lang ,
und 2 bis 3 Meilen brrit
iſt. Dahin gehüret 1. Lingen , die Hauptſtadt , welche unweit der Embs gelegen , und ehedeffen befeſtiget geweſen , jetzt aber bloß Sie mit einem Graben umgeben iſt, von 300 Häuſern.
iſt der Sitz der Regierung der vereinigten Grafſdhaften Lins gen und Tedlenburg , und der Deputation der minden , Es iſt hier eine ſchen Kriegs- und Domainenkammer . reformnirte , eine Intheriſche und eine katholiſche Kirche. Das akademiſche Gymnaſium hat Wilhelm III , Pring von Dranien geſtiftet : die Schule aber iſt ſchon 1608 angea
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Der weſtphäliſche Streis .
angeleget worden . Einige meynen , daß dieſe Stadtehe deſſen Sar: Linga geheißen habe. Etwa eine Viertelſtunde von der Stadt gegen Norben iſt eine Heberfahrt über die Sms, welche das lingenſche Febr genennet wird , und dem Kidnige von Preußen zuges böret. 2. Baccam und Bawinkel, find Kirch Sörfer. 3. Lengerich , mit dem Zunamen , auf der Wallage, (welde ein Bach ift , ) das beſte Dorf im Lande mit einer Kirche , zu welcher eine anſehnliche Gemeine und das ades 1 liche Haus Grumsmåble gehöret. 4. Freren oder Vreren , iſt ſeit 1723 ein Städtchen , zu deſjen Kirche ſich das adeliche Haus Sange hält. 5. Thůnen , ein Kirdydorf. 6. Bramſche, ein Kirchſpiel. Hieber iſt das adeliche Haus Spyd eingepfarret. 7. Beetten , ein Kirchdorf , woſelbſt ein gleichnamiger adelicher Sitz iſt. 8. Plantlånne und Schapen ſind Kirchdörfer. II. in die obere Grafichaft, weldie begreift die 4 Kirchſpiele, welche GrafCunrad von Tecklenburg dem Grafen Marimilian von Büren zugleich mit dem Umt lingen hat abtreten müſſen . Dieſe ſind : 1. Jbbenbühren , ' eine kleine Stadt, bey melcher is Stein- und Kolengruben giebt. Das Kirchipiel 3bbens
+
bühren iſt anſehnlich), und begreift auch die adelichen Häuſer Grone und Langewiſd . 2. Brochterbeck , ein Kirchdorf, bey welchem auch Rolen- und Steingruben ſind. 3. Rede und Wettingen ſind Kirchdorfer.
Die
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Die Grafſchaft Soya. g. 1. te beſte Xbbildung derfelben , iſt auf der Charte
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vom Herzogthum Bremen , zu ſehen , welche die Afatemie der Wiſſenſchaften zu Berlin , heraus. gegeben hat.
Sie grånzet gegen Süden an das
Fürſtenthum Minden , gegen Weſten an die Grafo ſchaft Diepholz ; gegen Norden an die Grafſchaft Delmenhorſt ,
an die Gohen der Stadt Bremen,
an die Weſer , an das Umt Thedinghauſen , wolfen bütteliſchen Antheils , und an die Aller; und gegen Dſten an die Fürſtenthümer Lüneburg und Calen . berg. Ihre Långe betråge ungefähr 8 , großte Breite 7 bis 76 Meilen .
und die
. 2. In dieſer Grafſchaft ſind zwar einige große Heiden , und der Boden iſt gutentheils ſandig , bat aber dody ergiebige Uecker und Weideland , und an den Flüſſen ſind marſchartige Landftriche. Die He: der tragen ſo viel Roggen, Hafer und Buchweigen, als die Einwohner nöthig haben , ja ſie haben zum Theil ziemlich viel zur Ausfuhr übrig. Śn der Marſch an der Weſer bauet man nichts als Weizen, Bohnen und Gerſie ; es wird auch hin und wieder Flachs, viet Dabac , und zu Wulmſtorfwird Strapp gebauet. Auſs ſer der Weide, welche die Heide giebt, ſind auch an den Flüſſen Weiden und Wieſen vorhanden , und beyde geben zur einträglichen Viehzucht Gelegenheit; man þat auch Bienenzucht. Die Holzungen ſind zwar nicht in allen Aemtern anſehnlich und beträchtlich; man aber Corf zum Brennen.
Die Weſer durchſtromet bas
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Der weſtphaliſche Kreis.
das { ang an der Oſtſeite, und die Aller berühret es gleichfalls. Aus dem Umt Rahden, im Fürſtenthum Minden, kommt eine Aue, welche hier durch unter: (chiedene Bäche verſtårket wird, und im Ume Liebena au in die Weſer fållt. Die Dellme und junte durch fließen das Amt Hauptſtedt; anderer Quen und Bås. Oberwarts an der Weſer ſind dhe zu geſchweigen . gar keine Deide vorhanden , einige Sommerdeiche an ſehr niedrigen Orten im Umt Nienburs , ausge nommen , welche den erſten Anlauf des Waſſers ab halten. Oberhalb Hoya - bey Hasberg, Eystrup und Haſſel an der einen , und bey Schweringen , Holtorf und Bücken an der andern Seite der Weſer , findet man niedrige Sommerdeiche , und unterhalb Hoya , hohe Winterdeidye..
1
. 3. Die Grafſchaft, das heriſche Untheil an der: felben ausgenommen , enthält eine Stadt , 13 Flecken , und überhaupt ungefähr 9000 Feuerſtellen . Die meiſten Bauern ſind Leibeigene .
M
Ueberhaupt legen
ſich die Einwohner der Grafſchaft theils auf Ucker bau, Vieh- und Bienenzucht, theils auf Spinneren und ſeinenweberey , theils auf Handwerker , theils weben ſie einen wollenen Zeug , und ſtricken Strüm . pfe, theils handeln ſie mit Wolle, Honig und Wachs. zu liebenau werden ſehr feine Spizen , und Senſen verfertiget. Es gehen auch viele Mannsleute im Frühjahr nach Holland , verdienen daſelbſt mit Torfa ſteden , Grasmähen und andern Arbeiten ziemlich viel Geld , und kommen um die Zeit der Ernte mit einem guten Theil deſſelben zurück : ob ſie ſich aber zum Schaden ihrer Geſundheit entfråften , ihre eige . ne Haushaltung verſäumen , und das Land im Großen dars
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2
Die Grafſchaft Hoya.
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darunter leide ? wie jemand 1767 in offentlichen Blåte tern behaupten wollte ? iſt noch gründlich und unpars teriſch zu unterſuchen . Die hoyaiſchen Landſtånde beſtehen 1 ) aus den Prálaten, welche ſind , das Stift Baſſum , und das Kloſter zu Heiligenrode ; bende aber ſind ſeit gerau. mer Zeit nicht mehr zu den Landtagen berufen worden. 2 ) Aus der Rircerſchaft und den freyen ; jene ſind die die Befiger der lehnbaren und übrigen adelichen Güter, piefe aber die Beſiker adelicher freyer Sehna oder Erbgüter. 3) aus der Stadt Nienburg und aus den Flecken . Die geſammte Ritter- und Landſchaft kommt nur alsdann zuſammen , wenn ganz neue Aufo lagen eingeführet werden ,
und neue Verordnungen,
welche der bisherigen Verfaſſung entgegen ſind, erge. hen follen ; imgleichen wenn ein neuer Landrarh, Ober: Uppellationsrath, Hofgeridytsaſſeſſor und Landſyndi. cus zu erwählen iſt, wie auch in folchen Fällen , da es das Beſte der einzelnen Glieder erfordert. Das Shascollegium , welches aus 3.einheimiſchen ade. lichen lanbråthen, und aus gelehrten Schakverordnes ten bürgerlichen Standes beſteht, davon einer aus der oberk , und der andere aus der niedern Grafſchaft genommen wird , verſammlet ſich ordentlicher Weiſe jährlich viermal zur Nadiſebung derSchaßregiſter und der Auszüge von Einnahme und Ausgabe der lande ſchaftl. Einflüſſe. Der landſchaftliche engereAus. ſchuß, beſteht aus den 3 lanbråthen , I ritterſchaftli. chen Deputirten aus dem eingeſeſſenen Adel der obern Grafſchaft und einem
Deputirten aus dem eingefef
fenen Udel der unteric Grafſchaft , I Deputirten von den Freyen, 1 Deputirten derStadtNienburg, i des Uuu Fledens .. 3 Th.62 . 1
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Der weſtphäliſche Kreis .
Fleckens Hona , und i des Fleckens Stolzenau. Er geht des Jahrs viermal nach Hannover, nämlich zweymal zur Unhörung derlandtagspropoſitionen und zweymal zur Ablegung der Erklärung der Landſchaft. größere Ausfuß ,
Der
welder aus den 3 adelichen
Landråthen , 2 Deputirten aus der Ritterſd aft der obern , und 2 Deputirten aus der Ritterſchaft der uns tern Grafſchaft , auch noch einem Depucirten von der Ritterſchaft, 2 Deputirten von den Frenen aus den beyden Schakverordneten bürgerlichen Standes, und endlich aus den Bürgermeiſtern der Stadt Nienburg, und den Flecken Hoya , Stolzenau und Suhlingen beſteht, kommt ordentlicher Weiſe zweymal im Jahr zuſammen , und es wird alsdenn über die Landtagspros poſitionen u . alle übrige landesangelegenheiten berath . fchlagt , was von dem Schakcollegio oder dem engern Ausſchuß, weil es keinen Aufſchub gelitten, beſchloſſen worden , genehmigt , auch die Wahl der Deputirten, Landcomiſſarien und anderer Bedienten , vorgenoinen. . 4. Das ganze land bekennet ſich zu der evanges
liſch - lutheriſdien Kirche, und enthält54 Kirchſpiele, über welche ein Generalfuperintendent und 4 Specials fuperintendenten die Aufſicht haben . ter dem Conſiſtorio zu Hannover .
Sie ſtehen un :
J. 5. Die Grafſchaft Hoya Hat ums Jahr 1200 ihren Anfang genommen ; als Otto und Gerhard, edle Herren und Grafen von Stumpenhauſen, das Schloß Hoya bey dem lange vorher ſchon da geſtandenen Fles cken Hoya erbaueten . Anfangs hatte ſie einen kleinen Umfang, wuchs aber durdy die Bemühimg ihrer Bes figer nach und nach mehtineDin Hirafet und Brüs der Gerhard urb.obanwthriben fich zwiſchen 1320 und
4 Die Grafſchaft Hoya.
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und 1330 bergeſtalt, daß jener die untere , und dies fer die obere Grafſchaft bekam , welche Benenuung von der Zeit an gewöhnlich geweſen iſt. linie ſtarb 1502 mit Grafen Friderich aus.
Die erſte Db ſich
1 nun gleich die andere Linie , inſonderheit Graf Juſt, vermoge eines 1459 zwiſchen benden Linien errichteten Erbfolgevertrages , in den Beſik der untern Grafſchaft regte, ſo hatte doch Kaiſer Marimilian I ſchon 1501 dem Herzog Heinrich dem mittlern zu Lüneburg , die Anwartſchaft auf diefelbe ertheilet, von welchem auch Graf Juſt yon der Hoya endlich 1524 die Grafſchaft zu Ufterlehn nahm , und dem Herzog wurde von den Hoyaiſchen Unterthanen die Eventualhuldigung ges leiſtet. Grafen Juſts Stamm gieng 1543 mit ſeinem viertem Sohne Otto aus, worauf die Grafſchaft unter die. 3 Herzoglichen Linien Calenberg, Wolfenbüttel und Celle vertheilet wurde.
Die beyden erſten erhielten
die Yemter der obern Grafſchaft, Stolzenau, Ehrens burg, Syce, Steyerberg, Siedenburg , Diepenau und Bahrenburg ; Celle aber erhielt die Hemter der unternGrafſchaft, nåmlich Hoya, Nienburg, liebenau, Alt: und Neu : Bruchhauſen. Als Herzog Erich zu Caz lenberg 1584 ohne Kinder ſtarb , fiel ſein Untheil an der GrafſchaftHoya,mitdem Fürſtenthum Calenberg, an die wolfenbütteliſche Linie. Nach Ubſterben Herzogs Friderich Ulrich zu Wolfenbüttel 1634, fam die obere Grafſchaft Hoya mit an das Haus Braunſchweig. Iů. neburg , fiel in der Theilung Herzog Wilhelm zu Haarburg zu ; und, als mit demſelben die haarburs giſche Sinie 1642 abgieng- an die celliſche linie , wels che alſo die ganze Grafſchaft , ſo viel davon an das Haus Braunſchweig gekommen war , befaß ; doch wur . den Wuu 2
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Der weſtphäliſche Kreie.
den 1682 bie 6 Hemter der obern Grafſchaft, nåmlich Stolzenau , Siedenburg , Bahrenburg, Steyerberg, Diepenau , nebſt dem Amt Harpſtedt, und Kloſter Heiligenrode, zu dem Fürſtenthum Calenberg gelegt, welche Trennung fortdauerte, bis 1705 die celliſche Linie abgieng,, da denn die ganze Grafſchaft wieder zuſam men kam, welche auch in der kaiſerl. Urkunde über die der braunſchweig hannoveriſden linie ertheilte Chura würde, mit zu den Churlanden gelegt worden. Es iſt aber auch von der Grafſchaft Hoya nach) dem Tode des Grafen Otto, vermoge des Vergleidis von 1526 , ein Theil an Heſſen - Caſſel, als Lehnsherrn, gefallen , nåmlich die demter Uchte und Freudenberg; dahingegen das Antheil , welches das Churhaus Braunfchweig und Lüneburg an dem Umt Theding hauſen erlanget hat , nebſt dem Amt Weſten , der Grafſchaft Hoya einverleibet worden . $.6. Das hoyaiſche Wapen , beſteht in 2 aus: wärts gefehrten ſchwarzen Bårentaken , im goldenen Felde.
$ . 7. Das Churhaus Braunſchweig , hat wegen Hona Siß und Stimme in dem weſtphäliſchen Reichss grafen - Collegio , und zwar zwiſdhen Steinfurt und Virnenburg, und auf den weſtphäliſchen Kreista gen hat es ſeine Stelle und Stimme zwiſchen Tecto lenburg und Virnenburg. Der Reidsanſdylag des Churhauſes wegen Hona, ift 2 zu Roß und 6 zu Fuß, oder monatlich 48 Fl.; zu jedem Kammerziel gab das Haus Braunſchweig wegen Hona ehedeſen 9 Rthlr. nunmehr aber giebt das Churhaus wegen ſämmtlicher zu der Chur gehörigen Sande, eine Suma me überhaupt.
$. 8.
i
Die Grafſchaft Hoya .
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$. 8. Die hohen Landescollegia, welche die Graf, ſchaft Hoya theils mit den geſammten churbrauns ſchweig -lüneburgiſchen Landen , theils mit dem Für. jienthum Calenberg gemein hat, werden bey dem lege tern unten im niederſådy fiſchen Kreiſe beſchrieben wer . den. Zu dem Hofgericht zu Hannover, präſentiret die Hoyaiſche landſchaft einen Affeffor, und mit der Graf. ſchaft Diepholz zu dem Ober : Appellationsgericht zu Celle einen Ratſ, aud) zugleid ) mit der grubenhagen fchen Landſchaft noch einen Ober , Appellationsrath, wenn unter den Landſchaften der Churlande die Reihe an ſie kommt. Zur Viſitation des Ober -Appellations, gerichts, ſenden die GrafſchaftenHoya und Diepholzei . nen Deputirten . Die Contribution wird im Hoyaiſchen nach einem gewiffen und beſtändigen Fuß bewilliget, welcher 1680 feſtgelegt worden . Sie betrågt monatlich 5670 Rthlr. Die Stadt Nienburg giebt keine Cons tribution, ſondern Licent, der jährlich 2000 Rthlr. aus .
1 macht. Das Schakweſen wird von dem Schakcolle. gio (V. 3.) regieret, und die Einkünfte von dem Schak, welche já Srlich etwa 13000 Rihlr. ausmachen , werden zu den Landſchaftsausgaben verwandt , z. E. zur Be. foldung der landſchaftlichen Bedienten und des Hofges richtsaſſeſſors, u. ſ.wo. Das (and bewilligt und giebt auch Fourage für die einquartirte Reuterer , oder be. zahlt folche mit Gelde , eine gewiſſe Summe anſtatt des Magazinforns für die einquartirten Fußvolker, eis nen Theil zu den Geſandſchaftskoſten, und zu den Un. terhaltungskoſten der gottingiſchen Univerſitåt. Dies ſe ſind die wichtigſten ordentlichen Abgaben ; wenn man nun die landesherrſchaftlichen Einkünfte aus den Hemtern dazu rechnet, welche jährlich ungefähr 113000 Uuu 3 Rthlr.
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Der weſtphäliſche Sfreis .
Rthlr. betragen , ſo gehöret bie Grafſchaft Hoya , in Unſehung des Ertrags, unſtreitig unter die vornehm. ften in Deutſchland. 9. 9. Sie hat eine gedoppelte Hauptabtheilung. Erſtlich wird ſie in die obere und niedere Grafs ſchaft abgetheilet ; zu jener gehören die Vemter Bah. renburg, Diepenau, Ehrenburg , Harpſtedt, Sieden: burg , Stolzenau , Steyerberg und Syce ; zu dieſer Alt- und Neu Bruchhauſen , Hoya , Liebenau , Nien. burg , Thedinghauſen und Weſten . Zweytens werden die homaiſchen Stånde in 4 Quartiere eingetheilet, und dieſe Abtheilung will ich zum Grunde legen . I. Das erſte Quartier, begreift 1. Das adeliche Stift Baſſum , welches zwar an dem heffiſchen Flecen Baſſum liegt, aber doch , nebſt feinen Gebäuden und einer Mühle , unter churbrauns ſchweig - Lüneburgiſcher Hoheit ſteht. Es hateine deb tiſſinn, Dedantinn, 9 Convencualinnen, und 3 adeli. che Canonicos, wählet ſeine Uebtiſſinn undDechantinn felbſt, und jener Wahl wird hernach vom Könige bes ſtåtiget. Es gebührt ihm der Vorſik in der hoyai. Shen Landſchaft, welcher aber niemals ausgeübet wor den , weil fein Canonicus des Stifts auf dem Land , tage in geiſtlicher Kleidung erſcheinen will, wie doch die ſandſtånde verlangen . Der Konig hat das Stift 1751 mit einem goldenen ſchwarz emaillirten Ordens
Freuz beſchenkt , welches von der Hebtiſſinn , Des chantinn und den Capitularinnen an einem weißen Bande , in welchem eine goldene Egge gewirkt iſt, getragen wird . Es hat ſeinen eigenen Amtmann . 2. Das Amt Syde, liegt in der obern Graf. fchaft,
Die Grafſchaft Hoya.
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fchaft, und ſoll vor Zeiten ein Theil der Grafſchaft Alt : Bruchhauſen geweſen ſenni. : Es enthält ! Den Flecken Tycke , in uud ber welchem der Beam : ten Wohnungen , ein Ritterfitz , ein Freyhof und eine Ra Pelle ſind. 2 ) Då8 Kirchſpiel Barrien. Man bennerke O Harrien , das Kirchdorf. ( 2 ) Odel, ein Dorf, mit 2 Ritterſitzen, von welcben einer Falkenburg heißt, einem Freyhof, und einem Vorwerk. (3) Leerren , ein Dorf , mit dem landesherrſchaftlis chen Vorwerk zum diorlingskamp. 3) Das Kirrbſpiel Keiligenrode, in dem Kiikhdorf dieſes Namens , woſelbſt ein Kloſter iſt , welches zuerſt zu Mackenſtedt angelegt, nachmals nach Kloſterſeelte, und endlich 'hieher verſetzt wordeit. Es beſteht aus einer Domi na , 2 adelichen und 2 bürgerlichen Conventualinnen. Der Amtmann des Kloſters beſo get die Haushaltung deſſelben . 4) DAS Kirchſpiel Geiligenfelde, in welchem die Rits terſitze Koope und fuldenriede find. 5 ) Das Kitchſpiel Xordwohlde. 6) DAS Kirchſpiel Brinfum , in defſen Kirchdorf ein Ritterſitz, ein Freyhof, und das landesherrſchaftliche Borwerk Erichsbof. 7) Das Kirdiſpiel Leefte , in dem großen Dorf Lees fie , in welchem ein Ritterſitz iſt. 8 ) DAS Kirchſpiel Weybe. Man bemerke ( 1 ) Kirchweibe , das Kirchdorf, woſelbſt die Adeli: che freybeitzu Weybe , Kirchweybe und Saltenberg ; 4 Ritterſitze, deren einer findlerey heißt, und ein Freyjhof. ( 2) Dreye, ein Dorf, woſelbſt ein Weferzoll iſt. Nahe dabey liegt das landesherrſchaftliche Vorwerk semme. (3 ) Budweybe , ein Dorf mit 2 Ritterſiben . 1 9) Das Kirchſpiel Riede, in deſſen Kirchdorf das lan besherrſchaftliche Vorwerk Seiligenbruch iſt. 3. Das Amt Ehrenburg, gehört zu der obern Grafſchaft.
Vor Alters iſt es ein Theil der Graf ſchaft Bruchhauſen geweſen . Es iſt faſt 200 Jahre Uuu 4 lang
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Der weſtphäliſche Kreis.
lang an adeliche Familien verfekt geweſen , nämlich zu: erſt an die von Salder, und nachher an die von Münch . hauſen. Als aber der lekte von der münchhauſenſchen Familie, welcher im Beſik des Umts geweſen, um das
.
i
Jahr 1675 ſtarb, kam es an das fürſtliche Haus Celle . Es beſteht aus folgenden Kirchſpielen : I) DAS Kirchſpiel Sublingen , in welchem Suhlins gen , ein Flecken an einem gleichnamigen Bach , iſt. Er iſt der Sig einer Superintendentur , hat eine Pfarrkirche und einen Ritterfit . ' Zu dem Flecken gehören viele Leder und Wieſen ; er hat auch gute Handwerker , und es wers den hier jährlich 4 Vieb und Kramınårkte gehalten . 1727 brannte der Ort bis auf die Kirche nach ab. 2 ) Das Kirchſpiel Varret, in welchem zu Parrel die Pfarrkirche, zu Stroben eine Kapelle , und zu Dorriens loh ein Ritterſik und ein Frenhof ſind. 3 ) DAS Birdſpiel Schmalvórden , in welchem (1) ebrenburg , ein kleiner Flecken , woſelbft das Amthaus und ein landesherrſchaftliches Vorwerk ſind. Das ehemalige Amthaus , welches einige 100 Sdritte von dem jetzigen auf einem moorigen Grunde geſtanden bat, war ein feſter Plak . (2 ) Schmalvórden , das Kirchdorf , woſelbſt ein Freyhof it. (3) Veffinghaufën , ein Dorf, mit dem landesherra ſchaftlichen Vorwerk zum Solzfelo. 4 ) Die Kirchſpiele seiligenloh , bleuenkircben , Scholen , Schwarórden und Twiſtringen. Am letzs ten Ort iſt eine katholiſche Kirche.
II. Das zwevyte Quartier , begreift 1. Duis Aint Stolzenau , welches zu der obern Grafſchaft gehört , und in welchem I) Der fleđen Stolzenau , an der Weſer , woſelbſt das Amthaus , eine Superintendentur , 3 Ritterſise , 2 Frenhöfe, und ein landesverrſchaftliches Vorwerk ſind . In der Weſer iſt hier ein guter Ladysfang. 2) Die
Die Grafſchaft Hoya.
9
2.
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2) Die Vogtey endorf, in welcher (1 ) Cendorf Kirchdorf , mit einem landesherrs febaftlichen Vorwerk . ( 2) Solzhauſen , ein Kirchdorf. (3) Zu Müſleringen und Radeſtorf ſind Kapellen. 3) Die Vogtey Landesberg , in welcher (1) Landesberg , ein großes Kirchdorf , mit einem Ritterſitz und Weſerzoll, welchen die Familie von demi Buſſche zu Lehn trågt. (2) Leeſe , ein großes Kirchdorf. (3 ) Eſtorf, cin Dorf mit einer Kapelle u . 3 Ritterſißent. (4) Wellje , ein Dorf mit einer Kapelle. ( 5) Schinna , ein Kirchdorf, mit einem landesherra Ichaftlichen Vorverf, welches ehedeffen ein Benedictiner Klofter geweſen iſt. Zu Bohnborft iſt eine 4 ) Die Vogtey Bobnborſt. Kapelle, ju Warſem eine Pfarrkirche, und zu Sapelob eine Kapelle , zum Sdramerloh genannt. 2. Das Aint Diepenau , gehört auch zu der
obern Grafſchaft. In demſelben iſt 1 ) Diepenau , ein Fleden , in welchem das Amthaus und eine Kapelle ift. Er iſt in die Kirche des folgenden Dorfs eingepfarrt. 2 ) Laveslob , ein Kirchdorf mit 2 Freyhöfen. 3) Zu 7ordell und Eltern , find Kapellen , und zu Steinbrink iſt ein Freuhof. 3. Das Amt Steyerberg, gehört zu der obern Graffdjaft. Mitten in demſelben iſt ein kleiner Sandberg, welcher der Steuerberg genennet wird, und auf welchem in alten Zeiten ein Schloß geſtana den hat. Man bemerke I) Steyerberg, ein Weichbild oder Fleden , der von der durchfließenden Aue in 2 Theile abgeſondert wird ; in der Aue aber iſt eine Inſel , auf welcher das Amthaus ſteht. In dem Flecken iſt ein Ritterfils, und vor dem Fleden ſteht die Pfarrkirche, welche zum Riefen genennet wird , 2 ) Die Vogteyen Dehlinghauſen und Sarnighauſen. Uuu 5 . 4. Das
Der weſtphäliſche Kreis .
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4. Das Amt Siedenbu
gehört auch zu der
obern Grafſchaft. In demſelben iſt 1) Siedenburg , ein Fleden , an dem Bach Siede, woſelbſt das Amthaus, eine Kapelle , und ein Freyhof iſt. 2 ) Mellinghaufen , ein Kirchdorf. Anm . Aus dem Dorf Campen , und vielen Höfen in der nienburgiſchen Bogren Börſel, hat das Aint Cteverberg Dienſte zu genießen , hebt auch die Landesbereſchaftlichen Gefälle aus demais felben. 5. Das Aine Bahrenburg , gehört zu der obern Grafſchaft, und beſteht aus Dem Flecken Bahrenburg, darch welchen eine Que fließt. In demſelben findet man eine Kirche, 2 Ritter Fikze und 2 Freyhofe. Das Amthaus it vor Alters ein feſter Plak geweſen ; es iſt aber die alte Burg nach gea rade abgebrochen. Das Amt hat auch in dem Amt Ehs renburg 18 Höfe, und in dem mundenſchen Amt Sahden 13 Stellen , über welche ihm die Gutsherrſchaft und das Leibeigenthum zufteht. 6. Das Amt Sarpſtedt, gehört auch zu der obern Grafſchaft. Vor Alters gehörte es mit zur Grafſchaft Bruchhauſen, fam nachher an die Grafen von Delmenhorſt, wurde 1420 in einer Fehde von dem kriegeriſchen Grafen Johann von Hoya wieder eingenommen , aber von eben demſelben 1439 an Grafen Dieterich von Oldenburg verfekt , der es feia nem Sohn , Grafen Morik von Delmenhorſt, gab. Von der Zeit an blieb es bey der Grafſchaft Delmens horſt als ein Pfandgut, bis ſich 1482 Biſchof Hein . rich von Miinſter deſſelben zugleich mit der Grafſchaft Delmenhorſt bemächtigte. Graf Unton von Olden burg brachte es 1547 durch Vergleich wieder an ſein Haus.
Als das Haus Braunſchweig - Lüneburg 1582
die Grafſchaft Hona befam , machte es auch auf das Amt Harpſtedt, als auf ein ihmeröffnetes lehn, an ſprud ).
Die Grafſchaft Hoya . fpruch .
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Die Grafen von Oldenburg nahmen endlich .
Harpſtedt von den Herzogen zu lehn ; und als ikr Štamm 1667 mit Grafen Anton Günther crloſd ), nahm Herzog Georg Wilhelm zu Zelle Harpſtedt zu fidh, und vereinigte, es wieder mit der Grafſchaft Hoya. 1439 wurde es an die Grafen zu Oldenburg und Delmenhorſt verſeßt, aber nachmals wieder eingelsſet. 1) Karpfiedt, ein Fleden an der Dellme, welcher 1396 die Weichbildsgerechtigkeit erhalten hat, 1739 bis auf 24 Häuſer nach abgebrannt, aber regelmäßiger und ſchoner, als er vorhin geweſen , wieder aufgebant iſt. Es iſt hier eine Pfarrkirche, und ein Freyhof. Das Amthaus liegt jenſeits der Delme, und iſt von derſelben umgeben. 2) Die Vegtey Böhrde, liegt zwiſchen dem Geånzbad) und der Delme. 3) Die Vogtey Sunte, liegt zwiſchen der Dellnieu. Hunte. III . Das Dritte Quartier begreift 1 ) Die fefte Stadt Zienburg , die an der Wefer liegt, über welche hier eine fchöne ſteinerne Bråde gebauet ift. Man ' findet Die Feſtungswrrte find 1684 erweitert. hier ein Zeughaus , and 3 Baraden für 5 Compagniet Soldaten . Auf dem Rathbanſe fyat die boyaiſche Panda ſchaft ihr Archiv. Der Superintendent der Grafſchaft iſt erſter Prediger an der Stadtkirche. 1757 wnrde dieſe Feſtung von den Frauzofon beſetzt. , welches zu der uns 2. Das almır Tienburg !
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tern Grafſchaft gehört, und in welchem 1 ) Die nausrogrey , zu welcher ons in der Stadt beg legene Amthaus , Zouhaus, nebſt andern Gebäuden , ein Paar Vorwerke vor der Stadt , nebſt einigen vor den Zbos ren belegenen Häuſern, gehören . 2) Drakenburg , ein Flecken an der Wefer , hat eine Pfarrkirche, 4 Ritterfitze und das Vorwerk Ravens : wiede. Jenſeits der Wojer liegt cin landesherrſchaftliches Norwerk. 3) Die
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Der weſtphäliſche Kreis.
3) Die Vogtey Oyle, in welcher die Kirchdorfer Bin : nen und Båhren find. Zu Oyle iſt ein Ritterſitz. 4) Die Vogtey Borſtel, in welder die Pfarrdörfer Bør : fiel und Staffhorft liegen. 5 ) Die Dogtey wietgen , in welcher das Kirchdorf Wietzen iſt. In dieſen Kirchſpiel hat vor Alters das Schloß der edlen Herren und Grafen von Stampenhaus ſen geſtanden. 6 ) Die Dogtey Sebbenhauſen . Zu Balge iſt eine Kirche, ein landesfürſtliches Vorwerk , der Ritterſib Strueswerder , und der Ritterſitz das Wiebe. 7 ) Die Vogtey Beblingen . 8) Die Vogtey Lobe. Zu Lobe iſt eine Kirche und einRitterfit. 3. Das Amt Sova, welches zu der untern Graf. ſchaft gehört, und in welchem Boya , ein Weichbild , woſelbſt ein Schloß , dab Amthaus, eine Pfarrkirche , eine Superintendentur, 5 Rits terſiße und 3 Freyhofe find. Ueber die Weſer führet hier eine bölzerne Brüde. 1758 wurden die Franzoſen mit Gewalt von hier vertrieben , bey welcher Gelegenheit eine Feuersbrunſt unterſchiedene Gebåude verzehrte. 2 ) Bůđen , ein Kirchſpiel und Fleden , woſelbſt der Ritterſitz Wevelgúnne iſt . Ehedeſſen iſt hier ein Colles giatſtift geweſen. 3) D28 Xirchſpiel ſendorf. In dem Kirchdorf iſt ein Freyhof ; und zu Erfen ein Ritterſis, Namens zum Xenzelfelde. In dem Kirchdorf 4 ) DAS Kirchſpiel eigendorf. iſt ein Ritterſiz. 5) Das Kirchſpiel Riſtrup. In dem Kirchdorf Ei. ftrup iſt ein Ritterfit, zu Sabergen eine Kapelle und ein Ritterfits, zu Anderten eine Kapelle und ein Borwerk. 6) Das Kirchſpiel Saffel , in welchem zu Dienftbop eiu landesherrſchaftliches Vorwerk iſt. 7 ) DAS Kirchſpiel Joyerbagen . Auf dem landese herrſchaftlichen Verwerk zu memſen iſt eine Stuterey. 8 ) Das Kiechſpiel magelſen . Zu Alveſen iſt ein Ritterfit . 9 ) DAS
1
Die Grafſchaft Hoya.
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9) Das Kirchſpiel Wartfeld . 10 ) Das Kirchſpiel Øiſte , in welchem zu Varſie ein Ritterſit iſt. 11 ) Das Kirchſpiel Wechold . Zu Mber : Boyen iſt ein Ritterfit . Anm. Die ſogenannten 7 mayer , in dem Amt Hona, haben Jagden und sicherepen, auch Zehenden vom frenen lande ; ſie bas ben auch adeliche Freyheiten haben wollen , uud in die Landesmas tritel geſekt zu werden verlangt , welches ihnen aber nicht vers fattet worden . 4. Das Amt Liebenau , gehört zu der untern Grafſchaft.
Ehedeffen war es ein Vorwerk des Amts
Nienburg, nachher iſt es zu einem beſondern Amt ges madyt, und ſeit 1705 mit dem Amt Steyerberg durch einerler Beamten verwaltet worden . Es gehört dazu 1 ) Libenau, ein Weichbild, welches von der durchfließente den Aue in 2 Theile getheilet wird. Der gegen Often lies gende Theil iſt ehedeffen ein beſonderer Ort geweſen , wels cher Bruchdorf genennet worden , und der andere gegen Weſten belegene Theil hat allein Liebenau geheißen. Sett iſt hier kein Umthaus mehr. Zu der hieſigen Pfarrkirche gehört das Filial zu Wellin , im Amt Stolzenau. werden hier ſehr feine Spitzen , die den brabantiſchen nichts nachgeben , auch Senſen verfertiget. 1715 brannte der Fleden größtentheils ab. Nicht weit davon iſt der Ritterſitz Lidhof. 2) Die Vogteyen Pennigfehl und Staffborſt, beſtehen mehrentheils aus einzelnen Hbfen , ſind auch zum Theil mit den Unterthanen der Hemter Nienburg , Hoya und Bruchhauſen vermiſcht. IV. Das vierte Quartier , begreift 1. Die Alemter Alt- und neu , Bruchhaus fen , welche von einerler Beamten beforget werden . Die ehemalige Grafſchaft Bruchhauſen , welche weit mehreres als daß jeßige Umt begriff, hat vor Al. ters ihre eigenen Herren gehabt, welche von den Gra.
feia
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Der weſtphäliſche Kreis .
fen von Ummerland oder Ruftringen abſtammten. Ludolph, edler Herr von Bruchhauſen , trat 1301 Neu . Brudyhauſen an die Grafen Gerhard und Otto von Hoya ab, 1338 kam auch Allt Bruchhauſen fammt der Bahrenburg an die Grafen Gerhard und Johann von Hona, und der Reſt der Grafſchaft wurde 1384 vom Grafen Gerhard an Grafen Otto, von Hoya verkauft. 1388 gieng mit Grafen Heinrid) der ganze männliche Stamm der Grafen von Brudhhauſen unter , welche auch Truchfeſſen des Erzſtifts Bremen geweſen ſind, Als die Grafen von Nieder : Hoyá 1502 ausſturben , wurden die Herzoge zu Braunſchweig mit der Graf ſchaft Bruchyþaufen von dem Erzſtift Bremen beleh. net, und übertrugen folche durch einen Vergleid ) von 1507 dem Grafen zu Ober- Heya zum Ufterlehn. Zu dieſen Uemtern , welche zu der untern Grafſchaft ges rechnet werden , gehört I ) Alt : Bruchhauſen , ein Flecken mit einem landesa herrſchaftlichen Schloß und Vorwerk und einer Kapelle; auch liegt das landesherrſchaftliche Vorwerk Seiligens berg in der Nähe, welches ebedeſſen ein Kloſter geweſeniff. 2 ) mobe , ein Flecken. 3) Vilfen, ein Flecken mit einer Pfarrkirche. 4 ) feu Bruchhauſen , ein Flecken mit einer Kapelle, mmd einem landesherridaftlichen Vorwerk. 5 ) Der Bruchſtrich . 6 ) Der Veidſtrich , in welchein zu Sudwalde eine Pfarrkirche iſt. 2. Das Amt Weſten, liegt zwiſchen der We fer und Aller.". Das Marſdland an der Weſer, iſt fruchtbarer , als dasjenige , welches an der Adler iſt , Dieſes Amt hat in alten Zeiten ſeine eigenen Grafen gegabt, deren Güter aber unter der Grafen von Bruchs hauſen Gerichtsbarkeit geſtanden haben . Nachher bat
1. to
Die Grafſchaft Hoya.
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En
hat es zu dem Bisthum Verden gehört , und iſt mit demſelben an die Krone Schweden gekommen . Die Königinn Chriſtina gab 1649 das Dorf und Haus
er
Weſten ihrem Factor in Hamburg , Heinrich lefdhorn ,
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welcher es 1653mit ihrer Bewilligung an Thomas von Gerſtenberg verkaufte. Durch den Vergleich zwis ſchen der Krone Schweden und dem Hauſe Brauns
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3!
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fchweig låneburg von 1679, trat jene an diefes den gans zen Strich landes ab , welcher in dem Winkel , wo die Weſer und Aller zuſammen fließen , liegt, folglich das Dorf Weſten , die Dörverder und Marſch -Pogter , welche zufummen von der Zeit an das Umt Weſten ausgemacht haben . Dieſes beſteht aus 2 Vogtenen . I) Die Vogtey Dörverden , in welcher das Kirdsdorf Dörverden und ein Nitterſitz zu Drůbber iſt. 2) die Warſch : Dogtey , in welcher zu Weſten eine Kirche und das Amthaus , zu Dólbergen ein Freyhof, zu Xiede ein Ritterſiß , zu Stedebergen auch ein Kits terſitz ift. 3) Das landesherrſchaftliche Vorwerk vor Berden , 3. Das Amt Thedinghauſen, iſt im weſtphå: liſchen Frieden der Kronie Schweden zugleich mit Bree men und Verden zu Theil geworden ; von derſelben aber durch den celliſchen Frieden 1679 dem Hauſe Braunſchweig- Lüneburg wieder abgetreten , worauf es 1681 zwiſchen Celle- und Braunſchweig getheilt worden , da denn dasjenige Antheil , welches jekt das königliche und churfürſtliche genennet wird, der Graf ſchaft Hona einverleibet worden , und mit dem Amt Beſten einerley Beamten bekommen hat. Der Boa den iſt an der Weſer beſonders fruchtbar, daher die dafelbſt wohnenden Unterthanen ſtarken Ackerbau treia ben,
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Der weſtphäliſche Kreis.
ben , auch viel Vieh fett machen .
Das Umt bele
ſteht aus 18 Dörfern , unter melchen zu bemerken 1 ) Blender , ein Kirchdorf. In dem eingepfarrten Dorf vaſte iſt ein Ritterfit . 2 ) Intſchen , ein Kirchdorf, woſelbſt ein Weſerzoll iſt:
3) Morſen , ein Dorf mit 2 Ritterfitzen . 4 ) Wulmſtorf, ein Dorf mit 2 Ritterſigen , woſelbſt ein Herr von Ompteda eine Krapp -Pflanzung und,Mühle mit gutem Fortgang angelegt hat. 5) Schwarne, ein Kirchdorf mit einem Ritterſib. Anmerk. Das heffen
caſſelfde Antbeil
an der Grafſchaftásoya , welches vor Alters zu der Grafſchaft Bruchhauſen gehört hat , hat das gräfliche Haus Bentheim eine Zeitlang von Heſſen zu Lehn ges Es hat in der Reichsmatrikel einen Unſchlag habt. von a zu Fuß , oder monatlich 8 Fl. und zu jedem Kammerziel iſt es auf 6 Rthlr. 375 Kr. angelegt. Es beſteht 1. Aus dem Amt Uchte, in welchem ein Kirchdorf gleis ches' Namens iſt. 2. Aus dem Amt Freudenberg , in welchem diez hart
neben einander liegenden Fleden Baffum , Freudenberg und Loge find.
Die
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Die Grafſchaft Virnenburg. S. 1 . ie iſt auf der Homanniſchen Charte vom Erzſtift S Trier , welche im Utlas von Deutſchland die 41ſte iſt, zu ſehen, und größtentheils von dieſem Erzſtift, an einer Seite aber von dem Erzſtift Coln umgeben . Sie liegt in der Eiffel. $. 2. Dieſe Grafſchaft hat des Grafen Wilhelm zu Pirnenburg Erbtochter, ihrem GemahlGrafenConon zu Manderſcheidt zugebracht, worüber aber mit Churs Trier Streitigkeiten entſtunden , welche 1554 durch eis nen Vergleich folchergeſtalt beygeleget wurden , daß der Graf von Manderſcheidt der Herrſchaft Montreal, auch großem und kleinem Pelleng entſagte, und mit . den übrigen Gütern der Grafſchaft Virnenburg von Ehur: Trier belehnet wurde, da denn dieſe zugleich für weiblic ) Lehn erklåret wurden . Anna Salome, Gran fen Karls von Manderſcheidt - Gerolſtein Gemahlinn , gieng mit ihrem Bruder , Grafen Chriſtoph Ludwig von Linenſtein -Wertheim , einen Tauſch ein, indem ſie demſelben die Grafſchaft Virnenburg überließ , und dagegen die Herrſchaft Kronenburg und Dalheim mit Die gråfliche linie des ihrem Zugehör empfieng. Hauſes Löwenſtein . Wertheim befaget fich , daß fie der Grafſchaft Virnenburg in wirk. etwa nur noch davon aber in fremde Hånde lichem Befik habe , gekommen wåren . $ .3. Das Wapen'der Grafſchaft, find 7 rothe Rauten im goldenen Felde. Sie hat ſowohl'im meſto phäliſchen Reichsgrafen :Collegio, als auf denweſtphå . E F 3 Th.62 . liſchen
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Der weſtphåliſche Kreis.
liſchen Kreistagen zwiſchen Hoya und Diepholz Siß und Stimme. Von den 40 Fl. welche ſie ehes deſſen zu jedem Römermonat erlegen můjjen , ſind, 1685 , 25 abgezogen worden , ſo daß nur 15 übrig gee blieben .
Zu jedem Kammerziel iſt ſie auf 35 Rthlr.
21 kr . angeregt. 8.4. Es gehört zu dieſer Grafſchaft I) Virnenburg , ein Schloß, neben welchem ein Fles den liegt. 2) Die Dörfer Bauer , freyling , Wenberod , Wels chebach und Lupheim . Das übrige iſt an das Erzſtift Trier gekommen .
Die Grafſchaft Diepholz.
§. I. M Pan ſiehet fie am beſten abgebildet auf der Charte vom Herzogthum Bremen , welche die Akadee mie der Wiſſenſchaften zu Berlin, herausgegeben hat. Sie iſt von der Grafſchaft Hoya , von dem Bisthů. mern Münſter und Osnabrück, und von dem Fürſtens chum Minden umgeben. Ihre lange beträgt 9 Stuna den, und die Breite über 4 Stunden . 6.2 . Das (and beſteht größtentheils aus Heiden und Brüchen. Das Umt Diepholz hat mehrere Heiden und Hecker, als Wieſen ; hingegen im Amt Lemförde giebrs am Důmmerſee mehr Wiefen. Das Acer . land muß wohl bearbeitet werden . Man erfekt in ben. den Aemtern den Mangel des Düngers dadurch, daß . eine Anzahl Perſonen hinter dem Pflug hergeht , und die aufgeworfenen Furchen mit Spaden nochmals , gråbt, und aufs möglid)ſte vertiefet.
Das ſolcherge. ſtalt
Die Grafſchaft Diepholz:
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ftalt bearbeitete Sand wird recht fruchtbar befunden. Es giebt aber doch der gut beſtellte Acker das ausge. Der fåete Getraide nur fünfoder rechsfáltig wieder.
.
Corferſeket den Mangel an hinlänglid ;em Brennholz, Der Dúmmerſee, welcher zu der Grafſchaft Diepa holz , und zwar zu dem Umt Lemförde gerechnet wird, iſt 1 Meile lang und & breit , aber nirgends über 12 bis 16 Schuh , und in den leichteſten Gegenden nur 8 Schuh tief. Das Waſſer iſt klar , und reich an Siſchen , inſonderheit an anſehnlichen Karpfen , welt che aber wegen des moorigen Grundes , und hin und wieder in dem See befindlichen Holzes, felten gefan , Es iſt auch ein beträchtlicher Fang wil, gen werden. Der kleine Fluß Sunter der Enten auf dem See. welcher ſich aus dem Bistąum Osnabrück in denſels ben ergießt , wird , nachdem er wieder kerausgekom men, nebſt den 6 andern Ausflüſſen des Sees, mit dem allgemeinen Namen Löhne belegt, bekommt aber unter Diepholz den alten Namen Hunte wieder. 9. 3. In dieſer Grafſchaft ſind 4 Flecken und faſt 1900 Feuerſtellen . Die Einwohner ernähren ſich größe tentheils von der Viehzucht. Sie verhandeln das auf: gezogene Hornvieh nach Holland , und in die Gegen: den des Rheinſtroms. Nach Bremen , Holland und Amerika geht ihre grobe Seinewand , welche faſt von allen Bauern ,ſelbſt gewirket wird , und zu welcher ſie die nöthige Heede mehrentheils aus dem Fürſtenthum Minden und Bisthum Münſter eintauſchen.
Das
flächſene Leinen des Umts Lemförde, wird Lauents Linnen genannt, wegen deſſen beſſern und zuverläſfie gern Verfertigung 1768 eine beſondere fönigliche Vers ordnung erfolgt iſt. Sie verfertigen auch einen gros ben rra
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Der weſtphäliſche Kreis .
ben wollenen Zeug , wovon viel nach Holland gefüh . ret wird , und viele Leute verbienen im Frühling und Sommer in Holland Geld mit Måhen und
Torf
graben . §. 4. Das land iſt der lutherſchen Kirche zugea than, und enthält 10 Kirchſpiele, welche unter der Hufe ficht eines Superintendenten ſtehen .
Zu denſelben
kommt noch das Kirchſpiel Goldenſtedt, in welchem viel facholiſche Einwohner ſind . 8. 5. Die alten Herren zu Diepholz , haben ſich eine geraume Zeit nicht Grafen , ſondern edle Herren i genennet , und Graf Rudolph hat ſich zuerſt vom K. Marimilian I den gräflichen Titel ertheilen laſſen . Eben dieſer Kaiſer hat zuerſt 1517 Herzog Heinrich dem Mittlern zu Celle die Anwartſchaft auf die Grafe ſchaft Diepholz ertheilt, und K. Karl V bat ſolche 1556 noch mehr erklärt. Als daher 1585 der gråflich - diepe holziſche Mannsſtamm mit Grafen Friderich erloſch, nahm Herzog Wilhelm zu Celle Belik von derſelben . Bey dieſem Hauſe iſt ſie bis 1665 beſtändig geblieben . Als aber nach Herzogs Chriſtian Ludwig zu Celle 26 ſterben , deſſelben ålterer Bruder Georg Wilhelm, das Fürſtenthum Celle wählte , trat er ſeinem jüngſten Bruder , Herzog Ernſt Auguſt , Biſchof zu Osna. brück , die GrafſchaftDiepholz erblich ab , jedoch mit der Bedingung , daß wenn Herzog Ernſt Auguſt oder deſſelben Erben die Regierungsfolge im Fürſtenthum Calenberg erlangen würden, die Grafſchaft Diepholz wieder an H. Georg Wilhelm abgetreten werden felle . Ullein in einem andern Vergleich von 1681, wurde die Grafſchaft an
. Ernſt Auguft völlig abgetreten , wel . dhe
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cher fie an das Fürſtenthum Caleuberg, zu deſſen Bes fik er 1679 gekommen war , brachte.
. $.6. Das diepholziſcheWapen , iſt ein blauer
M
Udler im filberweiſſen Felde, zu welchem noch ein ſila berner Iowe mit einer goldenen Krone im blauen Felde kommt.
5.7. Der Matrikular Anfchlag der Grafſchaft,iſt I zu Roß und 4 zu Fuß , oder monatlich 28 Fl . 1653 war der diepholziſche Kreis - Anſchlag 3 zu Roß und 12 zu Fuß, wovon der Beſiger des Hauſes Auburg 3 zu Fuß übernahm . Die Kammerzieler find unter der allgemeinen Summe begriffen , welche das Churhaus zum Kammergericht erlegt. Der König von Große britannien hat wegen dieſer Grafſchaft Siß und Stims me im weſtphäliſchen Reichsgrafen Collegio, und auf
-
den Weſtphäliſchen Kreistagen . Benbeyden iſt die dieps Hulziſche Stelle zwiſchen Virnenburg und Spiegelberg. 5. 8. Die feſtgeſekte Summe der diepholziſchen Contribution, betrågt jährlichro824Rehf.; und verhålt fich alſo zu derjenigen , welche die Grafſchaft Hona auf
1
bringt, wie i zu 6. Das land har Einquartierung von Reutern , giebt auch Fouragegeld, aber kein Magazina forn. Zur Unterhaltung der göttingiſchen Univerſitát, je trågt es etwas gewiſſes ben . Die berden königlichen Aemter, tragen jährlich faſt 20000 Rthlr. ein. Von einigen Gerechtſamen der Landſchaft, in Anſehung des Ober- Uppellationsgerichts, iſt oben bey der Grafſchaft Hona Nachricht gegeben worden. S. 9. Die Grafſchaft beſteht aus a Hemtern, wels che find :
1. Das Amt Diepholz , in welchem 1) Diepholz , ein großer Fleden an der Hunte, woſelbſt das Amthaus, 6 Ritterfite , and eine Saperintendentur. Xrm 3 Spier
1062
Der weſtphäliſche Kreis.
Hier wird grobes wollenes Tuch gemacht , wovon ſich ein großer Theil der Einwohner nåhret. 2 ) Die Vogtey Barnſtorf , in welcher ( 1) Barnſtorf, ein Fleden mit einer Pfarrkirche. ( 2) Drey und zwanzig Dörfer. Zu Lonſtorf iſt der Ritterſitz Dannbollen ; zu Dorpel iſt ein Ritterſitz und eis ne adeliche Freyheit ; zu Bedſiedt ein adelicher Meyer ; zu Collenrade eine Pfarrkirche und ein abelicher Meyer ; zu Soltorf iſt auch ein adelicher Meyer, und zu Vabre . nefch gleichfalls. (3 ) Das Kirchſpiel Goldenſtedt , deſſen Einwohner diepholziſche Amtsunterthanen , zum Theil aber můnſter: Tche Gutsleute ſind. Ben der hieſigen Kirche bat ehedeffen das StiftCorven das Patronatrecht gehabt, und dein Gras fen zu Diepholz einen evangeliſchen Candidaten pråſens tirt, welcher von Diepholz eingeweibet, und eingeführet worden. Nachmals hat das Hochſtift Münſter ſolches Pas tronatrecht an ſich gebracht, und 1646 einen katholiſchen Prediger eingeführt , dergleichen auch noch vorhanven ift ; doch beſtellt das Churhaus Braunſchweig - Lüneburg einen evangeliſchen Küſter bey der Kirche, welcher zur Kirche låutet, und zu gleicher Zeit, wenn die Katholiken ihren Gottesdienſt verrichten , evangeliſche Geſänge fingt. Die Prediger zu Collenrade und Barnſtorf, üben bey den evans geliſchen Einwohnern die Amrzverrichtungen aus ; dieſe aber wohnen mehrentheils in der Kirche dein Gefang ans dåchtiger Lieder bey. 3 ) Die Vogten Drebber, enthält den Flecken Cornan und 9 Dörfer. Zu Aſchen und Olfenbed , iſt der Ritters fitz falkenbarst; zu Barver eine Pfarrkirche und ein Frenhof ; zu Marien Drebber eine Pfarrkirche und 2 Freyhöfe; zu Jacobs : Drebber eine Pfarrkirche und ein Freyhof ; zu St. Sålfe und neede ein Ritterfit und 2 Freyhofe. 2. Das AmtLemförde' , beſtehet aus einem Flecken nnd 8 Dörfern : 1 ) Lemförde , ehedeflen Leuenförde oder Leuenfurt, ein Flecken in einer moraftigen Gegend , iſt ehedem mit Wal
Die Grafſchaft Diepholz.
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C
24
*
1063
Mal und Graben umgeben geweſen , welche 1635 ab s und zugeworfen ſind. Er hat eine Pfarrkirche. Auf dem ala ten gråflichen Schloß wohnet der Beamte. 2 ) Brođum , ein Kirchdorf, woſelbſt ein Ritterfitz ift. 3 ) Lembruch , ein Dorf, nabe ben der Dümmerſee, mit den Ritterſitzen auf der Kublborſt und auf der Ebersborſt. 4 ) Burlage , ein landesherrſchaftliches Vorwerk, wels ches ehedeffen ein Jungfernkloſter geweſen , und woſelbſt noch eine Pfarrkirche iſt. 5 ) Stemshorn , ein Dorf, woſelbſt der Mitterſiti Teds dendeich iſt. 4 Anm. Das Unt Huburg mit Wagenfeld , iſt ehedeflent bey der Grafſchaft Diepholz geweſen, ießt aber hat es Heſſen -Caſſel, kiemohl mit fortdaurendem Widerſpruch des Churhauſes Brauns ſchweig - Lüneburg , im Beſiş. Deffelben ebemaliger Beſiter , der Generalfeldradtmeiſter Freyherr von Cronberg, gab es für eine uimittelbare Reichsherrlichkeit aus, und ſuchte wegen deſſelben 1710 Sik und Stimme ben dem weſtphaliſchen Kreiſe. Erbemühete rich , zu beweiſen , daß Auburg , ehe es an Heſſen - Caſſel zu Lehn aufgetragen worden , ein frenes unmittelbares Reichsallodium geweſen , und als ein ſolches von den Grafen zu Bronkhorſts Steinwede 1400 an die Grafen von Gemünde, von dieſen aber 1450 an die Grafen von Diepholz fduflich gekommen ſets, welche leßten es 1521 an Heſſen -Caſſel zu lehn aufgetragen , jedoch fich ihrer Hoheit über Auburg nicht begeben hätten . Er behauptete auch , daß Uus burg Sik und Stimme ben dem weſtphaliſchen Streiſe gehabt habe, ehe es an Diepholz gekommen ſer : nun aber ren es wieder von Diepholz getrennet, und contribuire beſonders zu dem weſtphäliſchen Streiſe. Allein, er richtete nichts aus , und nach ſeinem Tode nahm Heſſen - Caſſel das Amt Auburg in Beſik. Das Schloß Auburg hat einen Commendanten .
HA
#rr 4
Die
1064
Der weſtphäliſche Streis.
Die
Grafſchaft
§.
Spiegelberg .
I.
je hat einen kleinen Umfang, ſtenthum Calenberg ,
gehört zum Für.
und iſt von den churs
braunfæweigiſchen Aemtern Calenberg, Lauenſtein uno Springe umgeben. Graf Bernhard von Pop penburg, iſt der Stammvater der ehemaligen Grafen von Spiegelberg geweſen. Als der alte gråfliche Stamm mit dem im Treffen bey St. Quentin geblies benem Grafen Philipp 1557 erloſdoen , iſt die Grafs ſchaft von Erich dem Jüngern , Herzog zu Braun . fchweig -Calenberg, als lehnsherrn, beſagten Grafen ålteſtem Schweſtermann , Grafen Hermann Simon von der Lippe ,
und nachdem auch deſſelben Manns ,
ſtamm mit ſeinem Sohn Philipp 1538 aufhörte , dés Grafen Georg von Gleichen 3 Söhnen, Philipp Ernſt, Johann Ludwig und Georg, welche er mit obigen Gra. fens Philipp zu Spiegelberg zweyten Schweſter, Nas mens Walpurgis, erzeuget hatte, 1584 zu Lehn gegeben worden . Wie aber auch Graf Johann Ludwig ju Gleichen , als der lekte reines Geſchlechts , 1631 ver ſtorben, wurde die Grafſchaft den Grafen zu Naſſaus Diek , vermoge einer Anwartſchaft, welche Herzog Friderich Ulrich in Braunſchweig ſeiner Schweſter Sophien Hedewig Mann, Grafen Ernſt Caſimir von Naſſau - Dieg , 1614 gegeben ,
zu Theil, und jekt
hat ſie Wilhelm V, Prinz von Oranien, Erbſtatthal. ter der vereinigten Niederlande , im Beſik. 9. 2. Die Grafen und die Einwohner der Graf. ſchaft, müſſen den Herzogen von Braunſchweig . Ca. len.
Die Grafſchaft Spiegelberg.
1065
lenberg den Huldigungseid leiſten. Jene ſtehen ſelbſt vor den braunſchweig - lüneburgiſchen höhern Gerich ten , und die Appellationen von den bey den gråfli. chen Gerichten abgeſprochenen Urtheilen , gehen eben, falls an dieſelbige. Die gråflichen Pfarrer und Kas pellåne, werden dem chur - braunſchweigiſchen Conſi ſtorio zur Prüfung und Probepredigt präſentiret ; ſie unterſchreiben
die braunſchweig: lüneburgiſche Kir.
7 chenordnung, und das durfürſtliche Conſiſtorium weihet ſie ein .
Wenn dieſes geſchehen , werden ſie
:
1
von den gråflichen Beamten eingeführet , jedoch wird ben Einführung des Predigers zu Coppenbrügge, von dem dhurfürſtlichen Superintendenten eine Predigt gehalten .
Die General- Kirchenviſitationen werden
von dem churfürſtlichen braunſchweig , lüneburgiſchen Conſiſtorio in der Grafſchaft angeordnet und abges Halten , dabey die gråflichen Beamte mit erſcheinen , und die vorfallenden Mångel neben den churfürſtlis chen Viſitatoren abthun müſſen. Auch müſſen die fpiegelbergiſchen Prediger , wenn ſie irriger Lehre wegen und ſonſt verdächtig ſind , dem churfürſtlichen Conſiſtorio Rede und Antwort geben , und vor dem. ſelben auf Erfordern ſich ſtellen . In Ehe- und geiſt lichen Sachen , erfennet der Graf in erſter Inſtanz, und es wird von deſſen Erkenntniſſen an beſagtes Cons ſiſtorium appellirt. Die Unterthanen der Grafſchaft Spiegelberg, leiſten , nebſt andern des Fürſtenthums Calenberg Eingeſeſſenen , dem Churhauſe die land. folge, werden mit braunſchweig - lüneburgiſchen Trup pen belegt, und tragen zu derſelben Unterhaltung das ihrige bey. Von der Erſcheinung auf den cafenber.
> siſchen Landtagen, ſind die Grafen zwar befreyt, doch Err 5 wers
1066
Der weſtphäliſche Kreis .
werden die calenbergiſchen Landesverordnungen auch im ſpiegelbergiſchen zur Befolgung publicirt. $. 3. Dem Churhauſe Braunſchweig - Lüneburg fteht die Landeshoheit über die Grafſchaft Spiegels
berg zu , und es hat wegen derſelben ſowohl im weſt phåliſdjen Reichsgrafen - Collegio , als auch auf den weſtphäliſchen Kreistagen, zwiſchen Diepholz und Riets berg, Sik und Stimme: wie denn das churfürſtliche Haus auf den Kreistagen von 1667; 1671, 1682, und noch in dieſem Jahrhundert , die ſpiegelbergiſche Ehedeſſen hat dieſe Graf Stimme geführt hat. nſchlag von 2 zu Roß oder fchaft einen Matrikulara beſonders nid )ts, aber 27 Fl . gehabt ; jekt giebt ſie ſondern ihr Contingent iſt mit in den fürſtlichen calens bergiſchen Anſchlag gebracht, von welchem auch die Kreisſteuern abgetragen werden . In der Uſualmas trifel ift Spiegelberg zu einem Kammerziel auf 32 Rthlr. 401 Kr. angereßt, und obzwar die Gras fen diefe unmittelbar an gehörigen Ort liefern, ſo ge. fchieht doch ſolches nur miniſterialiter, und es wird von den Caſſen und deren Directoren , wenn die Grafen im Abtrage des ſpiegelbergiſchen Contingents fich fåumig finden laſſen , die Erinnerung an den res gierenden Landesherrn des Fürſtenthums Calenberg erlaſſen , von deſſen Regierung alsdann das Nochi: ge verfüget wird . 8.6 . Zu der Grafſchaft gehören folgende Derter . i ) Coppenbrügge , ein Fleden , deffen Prediger der ers Zu der hieſigen Pfarre gehören fte in der Grafſchaft iſt. 159 Häufer. 2 ) Sobnſen , ein Kirchdorf. 3 ) Berdenſen , ein zu Hohnſen eingepfarrtes Dorf. 4) Brúnninghauſen oder Brunjebauſen , ein Kirddorf 5 ) Brul
Die Grafſchaft Rietberg.
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5 ) Brullieren oder Brulſen , und 6 ) Weuſtadt, welche Dörfer zu Hachmühlen , im Amt Springe , eingepfarret ſind. 7 ) Debrſen , ein adeliches Gut , dem von Klenken zus gehörig. Von der Grafſchaft geben anſehnlide, außer derſelben belegene Güter und Stüde, zu Lehn. Das alte Schloß Spiegelberg , woſelbſt die Grafen porbin ihren Siß gehabt, hat auf einem jetzo im Amt Lauenſtein belegenen Hügel geſtanden. Es hat daſſelbe ein Herr von Homburg einåſchern laſſen , und zu gleicher Zeit den Grafen Moritz von Spiegelberg auf dem Hauſe Lauenſtein verråtheriſcher Weiſe erſtechen . Nahe bey dem Drt findet ſich ein Hoſpital für alte Frauen , ſammt eis ner Kapelle , nach welcher zu einem Marienbild viele Walk fahrten geſchehen .
Die
Grafſchaft
Rietberg,
S. J. Jie Grafſchaft Rietberg, auch Rittberg und Retberg genannt ,
iſt auf den S. 813 ano
geführten Charten vom Bisthum Paderborn, am bes ſten zu fehen . Sie grånzet gegen Oſten an das Bis. thum Paderborn, gegen Süden an die Grafſchaft lip. pe, gegen Weſten an das osnabrückiſche Amt Recken . berg , gegen Norden an die Grafſchaft Ravensberg. Sie iſt 3 Meilen lang , und 1 Meile breit. 9. 2. Der Boden beſteht größtencheils aus Heiz de , wie fich denn die berm Hochſtift Paderborn be ſchriebene Senne hierdurch erſtreckt. Man hat aber durch den Anbau fo viele Gewächserde ver ſchaft, daß der Boden nun ſehr gute Früchte trågt. Zum Dünger wird Heidekraut und Viehmiſt gea braucht.
1068
Der weſtphäliſche Kreis.
braucht. Der Winterroggen, giebt das 6te bis 7te, Korn , der Sommerroggen das 4te , ste bis ofte, der Buchweizen das rate, 16te bis 2ofte Korn. Ben Neuenkirchen und Rietberg bauet man auch Gerſte und icken ; und überhaupt noch Hanf, aber faſt keinen Hafer und Flachs. Ungeachtet die Graf. fdjaft ſtark bevölkert iſt, fo füprt ſie doch ſelbſt in gemeinen Jahren Getreide aus. Die Flüſſe Embs und Baſtenbeck , welche aus dem Bisthum Paders born kommen , fließen durch den ſüdlichen ,
und das
Flüßchen Dalke durch den nordlichen Theil deslandes. 1. 3. Die gute Bevölkerung des Landes erhelter. baraus , weil auf eine Quadratmeile gegen 3000 Menſchen kommen .
Sie ernähren ſich von Acker .
bau, Viehzucht, Spinnerey), und Arbeit in Holland. Atte und junge, Manns- und Frauens - Perſonen , ſpinnen. Den Hanf bauen ſie ſelbſt, und den Flachs Die feine Spina kaufen fie meiſtens zu Bielefeld. nerey iſt hiefelbſt auf das höchſte getrieben. Ein Stůck Garn von 20 Binden , jede Binde von 60 Fåden , wird über einen Haſpel, der im Umkreiſe 2 Ellen , i Viertel und 2 Zoll hat, zu 5 lorh, 4 loth , halben Loth, ja bis 1 und einem Quente bis zu einem 1 chen, geſponnen . Aus Flachs fpinnen ſie höchſtens
Man rechnet, das 5 foth ſchwere Stücke Garn. jährlich über 1 Million Stücke Garn von alleclen Ein Pfund Flachs , Schwere geſponnen werden . welches für 4 , 5 bis 6 Mgf. eingekauft wird , wirb Durch die Spinneren bis auf 2. , 21 ja 3 Thaler vera Zu Rietberg ift 1765 eine Zvirnmanu . wandelt. faktur , und bey Holte, eine vortreffliche Bleiche nach holländiſcher Art , eingerichtet worden . 9.4.
Die Grafſchaft Rietberg.
1069
8.4 . Die Grafſchaft Rietberg, welche fonft allow dial geweſen , iſt 1456 von dem Grafen Cunrad an Heſſen zu lehn aufgetragen worden. Jopann, der lekte Graf von Rietberg , ſtarb 1652, worauf ſich ſeine Witwe Agnes 1565 mit Heſſen dahin verglich , daß Jeffen ihre Tschter Armgard und Walburg mit der Grafſchaft von neuem zu rechtem Erbmannlehn für ſie und ihre ehelichen Leibeserben , ſowohl Söhne, als in Ermangelung derſelben , Töchter, beliehe. Die Gråfinnen Armgard und Walburg theilten ſich 1576 dergeſtalt, daß jene die Grafſchaft Rietberg, dieſe aber die oben S. 945 f. beſchriebenen Herrſchaften Eſens, Stedesdorf und Wittmund bekam ; als aber die Gråfinn Armgard 1584 ohne Erben ſtarb , fiel die Grafſchaft Rietberg ihrer Schweſter Walburg zu , deren Gemahl Graf Enno III zu Oſtfriesland 1585 anſtatt und im Namen ſeiner Gemahlinn mit derſelben zu rechtem Erbmannlehn für Söhne und Töchter belehnt wurde. Die Gråfinn Walburg ſtarb 1586 ohne månnliche Erben , und hinterließ nur 2 Töchter , Sabine Cathrine und Ugnes , welche ſich 1600 wegen der künftigen Regierungsfolge auf eben die Weiſe, als ihre Mutter ehedem mit ihrer Schwes fter , verglichen . Solchen Vergleich beſtätigre Kaie ſer Rudolph II, und der König in Spanien, als Here zog zu Geldern : die Gråfinnen konnten aber von Hefa fen die Belehnung nicht erhalten. Sabine Catharine heirathete ihres Vaters Bruder, Grafen Johann von Dſtfriesland, und Agnes Grafen Gundacfer von Lich. tenſtein. Jener Söhne, die Grafen Ferdinand, Franz und Johann , erhielten endlich 1645 von Heſſen die Belehnung für ihre månnlichen und weiblichen Nach kom .
1970
Der weſtphäliſche Sfreis .
kommen, ſo daß jederzeit die Sihne den Töchtern vor. gehen ſollten . Graf Johann erbte die Grafſchaft auf ſeine Söhne, Franz Udolph Wilhelm und Ferdinand Marimilian ; nach deren Abſterben des legten Toch ter Maria Erneſtina Franciſca , nachmalige Gema, linn (Hrafens MarimilianUldalrich von Kaunik, 1692 von Sjeſſen-Caffel, mit der Grafſchaft Rietberg beleh net , auch 1702 und 1714 von dem Reichshofrath in Beſig derſelben gegen Lichtenſtein geſchüßt und be. ſtåtigt worden . 8.4. Das rietbergiſcheWapen, iſt ein golde: gefrónter Udler im rothen Felde. Der Fürſt von ner Kc:unik Rietberg führt auch die Herrſchaften Efens, Stedesdorf und Witmund im Titel. Er hat wegen Rietberg Siß und Stimme auf den weſtphåliſchen Kreistagen und im weſtphäliſchen Reichsgrafencolles gie. Seine Stelle iſt bey benden zwiſchen Spiegels DerMatrikularanſdylag dieſer berg und Pyrmont. Grafſchaft iſt 6 zu Roß , oder monatlich 72 Fl. jedem Kammerziel giebt ſie 70 Rthlr. 49 Kr.
Zu
9.5. Die Grafſchaftbringtjährlich 28000 Rthlr. ein. Die derſelben vorgefekte Regierung, iſt mit Ge. pollmächtigten und Räthen bereßt. Sie enthalt 1. Rietberg, ein Städtdien an der Embs, in deſſen Nach , barſchaft an eben dieſem Fluß das Schloß eden liegt. 2. Die Dörfer 7euenkirchen , Verle, eu Kaunits, (ein neues Kirchdorf von 15 Häuſern ,) und 77aftolten , nebſt dem Schloß solte. Nabe bey dem letzten, iſt 1765 Initten in einer ſchönen Waldung, an einem unter dem reinſten Sande fließenden Bach , eine Leinwand- und Gain : Bleiche nach Haarlemer Art angelegt, und mit den nöthigen Büch - Milch und Spülbåuſern, auch einer Prefmaſchine für das Garn, verſehen worden : es iſt aber nach wenigen Jahren alles wieder eingegangen . Die 3. Garfwinkel, ein adel. Gut.
Die Grafſchaft Pyrmont.
Die Grafſchaft
$.
1071
kyrmont .
I.
Drr Hauptmann Overheide , hat von der Graf. ſchaft Purmont eine Carte gezeichnet, welche die hemanniſchen Erben 1752 herausgegeben haben , und Man fin : im Arias von Deutſchland die race iſt. det ſie auch in der 4ten Wuflage von D. Joh. Phil. S tps Beſchreibung der pyrmontiſchen Mineralwaſ ſer und Stahlbrunnen ; woſelbſt auch die Husſicht von dem Schloß und Neuſtadt Pyrmont auf 2 Kupfer tafeln zu ſehen iſt. $. 2. Die Grafſchaft grånzet gegen Mitternacht und Morgen an das calenbergiſche Amt Erzen , gegen Mittag und Abend an das molfenbüttelfdhe Umt Ota tenſtein , calenbergiſche Amt Polle, die lippiſchen demter Sdiwalenberg , Schieder und Barendorf, wie arich an das paderborniſche Gebiet , inſonderheit an die Feldmark der Stadt Lüde. Sie iſt ſowohl von Süden nad) Norden , als von Oſten nach Weſten 3 Stunden Wegs groß . 9. 3. Der niedere Theil der Grafſchaft, enthält ein ungemein ſchönes und angenehmes Thal, welches faſt eine Stunde Wegs lang und breit iſt, und durch wel ches die Emmer fließt. Es iſt rings umher von grünen hohen Bergen eingeſchloſſen .
In demſelben
ſind die berühmten mineraliſchen Brunnen und Stahl waſſer.
Un der Emmer iſt ein Salzwerk.
den Bergen
Unter
iſt infonderheit ein 14 Stunden vom
Schloß Purmont gegen Südweſten belegener hoher Berg zu bemerken , auf welchem die Grånzen der Graf
1072
Der weſtphäliſche Kireis.
Grafſchaften Pyrmont und Lippe , und des paderbor. niſchen Gebiets, zuſammen ftoßen , deſſen Oberfläche aber größtentheils pyrmontiſch iſt. Aufdemſelben ſind die Ueberbleibfel von der Bermanns , oder Sac. minsburg zu ſehen , welche von dem alten deutſdien Feldherrn Arminius oder Hermann den Namen hat. 8.4 . Der öffentliche Gottesdienſt in dieſer Grafo fchaft, iſt der evangeliſch lutheriſche , welcher ſchon 1552 eingeführet geweſen.
Zu Neuſtadt Pyrmont
iſt ein Superintendent, welcher die Aufſicht über die 2 Kirchſpiele hat. 8.5 . Im 12tenJahrhundert iſt dieſe Grafſchaft unter dem Namen Perremunt, Piremunt und Pis romunt bekannt geweſen , und hat den Grafen von Schwalenberg zugehört. Als der legte Graf zu Pyre mont , Moriſ , 1494 ſtarb , kam die Erbfolge in der Grafſchaft an deſſelben Schweſterſöhne, die Grafen Friderich und Moriz von Spiegelberg, von welchen der erſte die Grafſchaft endlich allein beſaß, und einen einzigen Sohn , Namens Philipp , aber 3 Tächter, nåmlich Maria , Urſula und Walburg , hinterließ. Graf Philipp, der lebte des ſpiegelbergiſchen Manns. ſtamms , ſtarb 1557 , worauf ſeine zweyte Sdweſter Urſula die Grafſchaften Spiegelberg und Pyrmont. ih. rem Gemahl , Grafen Hermann Simon von der lip. pe, zubrachte. Als aber deſſelben Sohn Philipp 1583 ſtarb, nahm die vorhin gedachte Gråfinn Walburg ,
1
!
verwitwete Gråfinn von Gleichen , für ſich und ihre 3 Söhne Beſig von der Grafſchaft Pyrmont, in wel. chem ſie ſich durch Rath und Hülfe Herzogs Philipp zu Braunſchweig - Grubenhagen feſtlegte. Ihre Söhne behaupteten denſelben auch wider die Anſprüche des Bis .
1
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Die Grafſchaft Pyrmont.
1073
Bisthums Paderborn ; und wie Graf Johann { ub. wig zu -Gleichen keine Hoffnung zu Leibeserben hatte, vermachte und übergab er 1625 die Grafſchaft Pyr. mont ſeinen erbrerbrüderten Vettern , den Grafen Chriſtian und Wofrad zu Walbeck, welche auch von dem fürſtlichen Haufe Braunſchweig mit derſelben be. lehnet wurden . Mit dem Hochſtift Paderborn traf das Haus Waldeck 1698 einen Vergleid ), vermoge deſſen die Grafſchaft Pyrmont dem Hauſe Walded als Erbe und Eigenthum ohne einige Sehnbarkeit und Recognition , famme Sik und Stimme auf Reiches und Kreistagen , zu beſigen und zu genießen überlaſſen , dem Hochſtift aber vorbehalten worden, daß es fünf. tig , wenn der månnliche Stamm des waldecfſchen Hauſes abgienge , die Grafſchaft, gegen Auszahlung 20000 Reichsthaler an die waldeckiſchen Todter, er . ( erben, und den Stiftslanden einverleiben möge; auch wurde die Herrſchaft oder das Amt Lügde oder Lüde, an das Stift abgetreten. 6.6. Das Wapen der Grafſchaft, iſt ein rothes
Ankerkreuz im filbernen Felde. Der Fürſt von Wals deck hat wegen derſelben Siß und Stimme im weſt phåliſchen Reichsgrafencollegio, und auf den weſtphás liſchen Kreistagen, da denn ſeine Stelle zwiſchen Rieta Der Matrikularanſchlag berg und Gronsfeld iſt. der Grafſchaft, iſt feit der 1692 geſchehenen Verånde. rung.14 Fl. und zu jedem Kammerziel giebt ſie 17 Rthlr. 6741 Kor. 8. 7. Man ſchåbet die jährlichen landesherrſchaft . lichen Einkünfte aus derſelben, faſt auf 30000 Rthlr. wozu die mineraliſchen Brunnen und das Salzwerk das meifte beytragen. 3 Th.64 Y yg 8.8.
1074 $ . 8.
Der weſtpåliſche Kreis . Zu der Grafſchaft gehören , außer dem
Schloß und der Stade Pyrmont, 10 Dörfer , welche ein Oberamt und 2 Kirchſpiele ausmachen . Sie wird abgetheilet 1. In den niedern Theil. Dahin gehöret 1 ) Das Schloß Pyrmont, welches mit einem breiten Graben und hohen Sållen , unterirdiſchen Gängen und Das alte 1526 zuerſt angeleg 6.wblbern befeſtigt iſt. te Schloßgebäude , ift 1706 abgebrochen , und ein Dieſes Schloß iſt 1630 von neues aufgeführt worden. dem Biſchof zu Paderborn nach einer zehnmonatlichen Belas gerung, 1633 aber von den Schweden nach einer zweymonats lichen Belagerung , auch 1636 nochmals von den Kaiſerlis chen , und 1646 von den Schweden erobert worden . Aus dem Schloßgraben iſt ein Kanal bis unten an die Brunnenallee geführt , und an denſelben ein inineralis ſcher Springbrunn gefüget worden , deffen Waſſer einige 20 Schuh boch ſpringt. Oben an der Adee iſt ein Balls und Verſammlungshaus, und nahe daben das Brunneits haus , welches den berühmten Sauerbrunnen einſchließt, deſſen Quelle ſehr ſtark fließet; und 44 Schuh von dies fem Irintbrunnen quilt der große Brodelbrunn , welcher bisher allein zuin Baden iſt gebrancht worden , und deſſen Quellen ein ſtarkes Geräuſch machen . 112 Schuh vont
1
dem Trinkbrunnen gegen Weſten , iſt der niedere Bades brunn , welcher der ſchwediſte an Gehalt iſt. Das Waſs fer des erſtgenannten Trinkbrunnens, wird nid ) t nur durch Europa , fondern auch nach Amerika geführt, wie ich in einem Zeitungsblatt von Philadelphia vom Jahr 1763 geleſen habe. Zwiſchen demn Brunnen und dem Dorf Deſtorf, iſt 2 ) Die Zeuſtadt Pyrmont , 1668 zuerſt unter dein Namen der Brunnenſtraße angeleget, und nachdem fie iminer mehr angebauet mar , 1720 unter dem jebigen Nas men mit Stadtfreybeiten begnadiget worden. An der Bådſeite derſelben iſt ein Waiſenhaus, an der Nordſeite aber ein guter Steinbruch , und in demſelben eine der Grots
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1
Die Grafſchaft Pyrmont.
1075
ta bel Cane , uniweit Napoli, áhnliche Grube, aus welcher ftarke Schwercloünfte aufſteigen , und über welcbe 1720 ein ſteincraco Gerpoibe gebauet worden. Ungefähr 30 Rus then von dieſem Schwefelgewölbe, iſteine ſtarke Quelle eines angenehmen weinſduerlichen Waffers. 3 ) Defiorf , ein Kirchdorf, an welches die Neuſtadt Pyrmont anſtößt. 4 ) Mit mit von demſelben iſt an der Emmer bey der Dringchauer Wüsi? 1732 eia Salzwerk angelegt wor , der , se defien Brunnen Schwefeldůnſte verſpåretwerden ; und i..can veinſelben Jahr iſt nicht weit von der Salza kothe an der Ernier ein neuer Sauerbrunn entdeckt wors deti , ocijen 23affer nicht ſo ſtark , berbe und zuſammens ziehen iſt, als das Stahlwaſſer der alten Hauptquelle ber Syrmont. , ( find) sagen , Löwenhauſen und Thal, find nach Deſtorf eingepfarret. 2. In den obern Theil , welcher die Dörfer Ylehrjen , Baurſen , Groſſenberg oder Braaersberg, Kleinenberg und Eichenborn begreift.
Je Die Grafſchaft Gronsfeld . § . 1. ie kleine Grafſchaft Gronsfelt , liegt im Herzog . thum ( imburg , nicht weit von der Maas und von Maſtricht. Sie iſt eine alte Herrſchaft, welche Cathrine von Gronsfeld im 15ten Jahrhundert ihrem Gemahl, einem Herrn von Bronkhoſt, zubrachte, und welche R. Rudolph II zu einer Grafſchaft erhob. 1719 erloſch der Stamm der Grafen von Bronkhorſt und Gronsfeld , mit dem Grafen Johann Franz, worauf
ny2
Deſſel
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Der weſtphäliſche Kreis .
deſſelben Gemahlinn Maria Anna , geborne Gråfinn von Törring - Jettenbach , im Befiß der Grafſchaft blieb. Sie ſtarb 1738, und die Grafſchaft iſt an Gras fen Maşimilian Emanuel von Törring. Jettenbad), wegen ſeiner erſten Gemahlinn , Maria Joſephina, gebornen Gråfinn von Arberg und Gronsfeld , ge . fommen. §. 2. Die Grafen von Gronsfeld haben Sig und Stimme in dem weſtphäliſchen Reichsgrafen: Collegio und auf den weſtphäliſchen Kreistagen , und figen zwi . fchen Pyrmontund Reckheim . In der Uſualmatrifel iſt die Grafſchaft Gronsfeld, nach Abzug Schlénacken , zu jedem Kammerziel auf 19 Rthlr. 617 Kr. angea Sie beſteher in einem herrſchaftlichen Schloß, regt. den Pfarrdörfern Gronsfeld und Sontem , und einigen kleinen Dörfern und Höfen .
Die Grafſchaft Redheim . S.
1.
ie Grafſchaft Reckheim oder Reeđłem , liegt an der Weſtſeite der Maas , unweit der Stadt
Maſtricht. §. 2. Sie iſt ein Reichs:Kunkel:lehn , und hat ehemals als eine Herrſchaft unter andern der frenherr. lichen Familie van Quad zugehört , von welcher ſie 1556 Herrmann von {inden gekauft hat, bey deffen Nachkommen , den Grafen von Uſpermont, fie bis auf den heutigen Tag geblieben ift .
1623 iſt ſie von dem
Kaiſer zu einer Grafſchaft erhoben. 3. Das Wapen der Grafſchaft, iſt ein rother Lånde im goldenen Felde.
Jür Beſiger hat Sik und Stim .
Die Grafſchaft Redheint.
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Stimme in dem weſtphäliſchen Reichsgrafen - Colles
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gio, und auf den weſtphäliſchen Kreistagen, und zwar nach Gronsfeld. 1769 iſt der Beytrag dieſer Grafo ſchaft zu den Reichs- und Kreis . Unlagen auf 6 Fl. heruntergeſekt, auch auf 15 Jahre erlaſſen worden. In der Uſualmatrikel iſt die Grafſchaft Recheim zu jedem Kammerziel auf 52 Rthlr. 45. Kr. angeſekt. 5.4. In derſelben iſt 1. Redbeim oder Reedem , ein großer Flecken , mit einem ſchönen gråflichen Schloß, einem Franciſcaner Mönchenkloſter , einem Nounenklofter vom Orden des heil. Norberto, und einer Pfarrkirche. 9그 2. Borſem und U & hofen , Pfarrdörfer. 3. Noch einige kleinere Derter und Hofe.
Die Herrſchaft Anholt .
§.
I.
Sie liegt zwiſchen dem Hochftift Münſter , þet gogrhum Cleve und der Grafſchaft Zůtphen. Die alten Herren von Anholt ſturben am Ende des zwölften oder im Anfang des dreyzehnten Jahrhunderts aus, und eine Erbtochter dieſes Hauſes brachte dieHerr ſchaft Anholtihrem Gemahl, Johann von Bronkhorſt, zu . Des Grafen Jacob von Bronkhorſt Söhne, Die . terich II und Johann Jacob, theilten die mütterliche und våterliche Verlaffenſchaft, da denn GrafDieterich zu feinem Theil die Herrſchaft Unholt mit ihrem Zu gehör , als den anſehnlichſten Theil, Johann Jacob aber die andern Güter. befam . Jeder hinterließ eine Tochter . Als . fich Dieterichs Tochter Maria Anna mit Fürften Leopold Philipp Karl zuSalmvermåhlete, ſchenkete ihr der Vater bey ſeinen Lebzeiten 1641 alle ſeine Y yy 3
1078
Der weſtphäliſche Kreis .
feine Güter, und unter dieſen auch die Herrſchaft Uns holt, welche Schenkung K. Ferdinand III 6eſtå igre , worauf der Tochter ſolche Güter wirflids eingeren met wurden . K. Marimilian II ertheilte der gerrſchaft Anholt 1571 das Münzrecht. 6. 2. Das fürſtliche Haus Salm hat wegen dieſer Herrſchaft Siz und Stimme im weltpedischen Reichsgrafen : Collegio und auf den meſiphalian Kreistagen . Ben benden ſigt es zxionen Kettben und Winnenburg ,und beym weſtphäliſchen Kreiſe iſt es mit 12 Fl. angeſchrieben : allein , Anbottient weder in der Reichs-noch Kammermatrifel, und die niederlåns diſche Provinz Geldern maßet ſich die Oberbothmåf figkeit über dieſe Herrſchaft an . Sie iſt vor Utters ein gelderiſches lehn geweſen : allein , Kaiſer Kart V foll, als er Geldern bekommen , die Lehnſchaft nachgelaſſen Baben . :
$ . 3. Der Hauptort dieſer Herrſchaft iſt Anbolt, eine kleine Stadt und Schloß an der alten Offet.
Die Herrſchaften Winnenburg
und Beilſtein . . 1. Herrſchaften Winnenburg ( welche
auch
Winneburg und Winnenbérg genennet wird ,) und Beilſtein, liegen im Erzſtift Trier , zwis fchen der Moſel und dem Hundsrück , und ſind auf
1
dem erſten Blatt der Homanniſchen Charte vom lauf des Rheins von Baſei bis Bonn, zu ſehen . 8.2, Sie gehörten ehedeffen der Familie von Wins
( Anfang des 17ten nenburg und Beilſtein, welche um den Jahrh .
Die Herrſch. Winnenburg u . Beilſtein .
1079
Jahrh. ausſtarb, worauf die Herrſchaften dem Erzſtift
1
3
91
7
Trier als ein eröffnetes lehn heimfielen : allein, Chur. fürſt ( otharius, aus dem Hauſe von Metternich, beleh. nete mit denſelben einen Herrn von Metternich. $ .3. Das jekige gråſ. HausMetternich ,hat wegen dieſer Herrſchaften fowohl auf den Weſtphål. Kreista: gen, als in dem weſtphål. Reichsgrafen Collegio, zwi. ſchen Anholt und Holzapfel Sik und Stimme ; und ei. nen Matrikularanſchlag von 1 zu Roß , oder 12 Fl. zu ei. nem Kammerziel aber giebt es 8 Rthlr. 93 Kr. Das Wapen deffelben wegen Winnenburg iſt ein eckicht ges zogener blauer rechter Schrägbatke, bey' welchem auf je. der Seite 3 goldene Kreuke ſtehen, im rothen Feld; und , wegen Beilſtein 3 ſilberne Jagdhörner im rothen Felde. 9. 4. In der Herrſchaft Winnenburg iſt ein gleichnamiges Schloß nahe bey Baldeneck, und in der .' Herrſchaft Beilſtein iſt die Stadt dieſes Namens an der Moſel, an welcher ſowohl, als an der Herrſchaft, der Churfürſt zu Trier mit Antheil þat.
. Die Grafſchaft Bolzapfel $ . 1. Die GrafſchaftHolzapfel iſt auf unterſchiedenen Charten deutlich und hinlänglich zu fehen, als
auf dem dritten Blatt der Charte von Heffen . Darm. ſtadt, auf der Charte von der untern Grafſchaft Kaßens ellubogen ,
und auf der Charte von dem
Fürſten
thuin Naſſau , welche in dem Atlas von Deutſchland die roiſie, 105te und 106te ſind. S. 2. Sie liegt am Fluß Lahn , und iſt von den chur.trieriſchen und nafſau diegiſchen Landen umgeben .
994
$. 3.
1080
Der weſtphäliſche Kreis.
$. 3. Sie iſt aus der unmittelbaren Reichss herrſchaft Eſterau und Vogter Iſſelbach er. wachſen , welche Fürſt Johann Ludwig zu Naſſau Hadamar 1643 an den neuen Grafen Peter Holzapfel mit aller (andesobrigkeit erblich für 64000 Rthlr. ver kauft , und der Kaiſer in demſelben Jahr unter dem Namen Solzapfel zu einer unmittelbaren Reichsgrafs ſchaft erhoben hat. Gedachten Grafens PeterHolzapfel einzige eheliche Tochter , Eliſabeth Charlotta , wurde an Fürſten Adolph zu Naſſau Dillenburg vermählt, brachte ihm die våterlichen Güter zu, ſtarb 1707, und hinterließ 3 Prinzeſinnen , von welchen die älteſte an Fürſten Wilhelm Morig zu Naſſau-Siegen, die zweyte an Grafen Friderich Adolph zu lippe - Detmold, und die dritte an Fürſten Lebrecht zu Anhalt - Bernburg Hoym vermählt war. Der legten Nachkommen be. ſigen die Grafſchaft Holzapfel, welche Alodial ift. 9.4. Der Fürſt zu Anhalt Bernburg :Hoym hat wegen derſelben im weſtphäliſcheu Reichsgrafencelles gio zwiſchen Winnenburg und Blankenheim Sig und Stimme. In den weſtphäliſchen Kreis iſt die Grafe fchaft 1643 aufgenommen worden , und hat ihren Plak zwiſchen Winnenburg und Wittem. Ihr Reichs. und Kreis . Matrikularanſchlag ift 15 Fl. und in der Uſualmatrikel iſt ſie zu jedem Kammerziel auf 13 Rthlr . 864 Kr . angelegt.
9. 5. Die Grafſchaft begreift 1. Solzapfel, ethe kleine Stadt , welche 1688 aus eis nem Flecken zu einer Stadt gemacht worden. Fürſt lebes recht hat eine lateiniſche Schule darinn anlegen laſſen . 2. Die Dörfer Dornberg , Eppenrode, Geelengu , Girrobbaaſen, Berrbauſen , Melbach , Langenſcheid , Kapperode, Scheid . 3. Laus
Die Grafſchaft Holzapfel.
1081
3. Laurenburg, ein Schloß an der Lahn, nahe ben dem Dörfchen Zilmer , am Fuß eines Bergs , auf welchem noch ein Zhurm , als der Ueberreſt des alten Schloſſes Laurenburg, des Stammhauſes der Vorfahren der jetzi: gen Fürſten von Naſſau , zu ſehen iſt. 4. Charlottenberg , ein von geflüchteten Waldenſern angebaueter Drt.
Die Herrſchaften Wittem, Eyß
und Schienaden.
S. 1. S te Berrſchaft Wittem , welche in dem gråf. lich plettenbergiſchen Titel auch eine Grafſchaft genennet wird , iſt ganz von dem Herzogthum Sim. burg ,umgeben , und liegt ungefähr 14 Meile von der Reichsſtadt Wachen , gegen Weſten .
Mann kann ſie
auf den oben angeführten Charten von den Herzog=' thümern Jülich und Berg, auch auf den Charten von dem Erzſtift Eóln , fehen.
9. 2. Urſprünglich iſt ſie ein Erbgut der Herzoge zu Brabant geweſen. Herzog Johann II gab ſie feia nem unehelichen Sohn , Johann von Coflaer, zu Lehn , deſſen Urenkel Friderich von Wittem , fie 1466 an Die terich von Pallant, als ein brabantiſches Lehn, verkauf, te. Uus dieſer Familie war Graf Florenz II zu Cuylen: burg, welcher in Ermangelung männlicher Erben ſei. ner Schweſter Tochter Sohn , Philipp Theodor Gra fen von Walbeck , zum Erben der Herrſchaft Wittem einſekte. Albertina Eliſabeth von Waldeck verkaufte folche 1717 an einen von Pretlack oder Brettlach, und dieſer-1720 an den Grafen von Giech, dieſer aber nicht
Yon 5
lange
1082
Der weſtphäliſche Kreis.
lange hernach an das gråfliche Haus von Plettenberg. Sie war ehedeſſen ein brabantiſches Jeun ;" 1689 aber begab ſich Spanien derlehnsherrlichkeit und aller Ges rechtſame an dieſer Herrfd)aft, und nun iſt ſie Allodial. 9. 3. Das Wapen derfelben, iſt ein ſilbernesKreuk Der Graf von Plettenberg iſt wes im blauen Felde. gen dieſer Herrſchaft ein Mitglied des weſtpñáliſchen Reichsgrafen-Collegiums, hat auch Sik und Stimme ben den weſtphäliſchen Kreistagen, und wird zwiſchen Holzapfel und Blankenheim aufgerufen.
Ehedefſen,
als noch die Herrſchaft Pallant (im Herzogibum Jůs lich ) zu Wittem gehörte, hatten beyde einen Matrifu . lar: Anſchlag von 1 zu Roß und 4 zu Fuß , oder 23 Fl. Da aber Pallant von Wittem abgekommen iſt , ſo hat ſchon der Graf von Giech den Kaiſer und das Reich erſucht,
den Anſchlag bis auf 14 Fl. berabzus
Teßen . Zu einem Kammerziel iſt die Herrſchaft Wittem 1727 auf 4 Rthlr. angefekt worden . $ . 4. Das alte Sdiloß Wittein, am Fluß Geul, iſt verfallen ; ben demſelben aber ſtehet ein ſchönes Capuzinerkloſter mit einer prächtigen Kirche. Es gehören auch die Pfarrdörfer Walwylre , Meches len und Epen , und einige zerſtreut liegende Höfe, zu dieſer Herrſchaft. S.5 . Die Serrfchaft Enß oder Eiß, liegt auch im Umfange des Herzogthums Limburg , unweit der Herrſchaft Wittem , gegen Nordoſten . Herrmann von Erf Tochter, Eva, hat dieſe Herrſchaft ihrem Mann , einem von Går, und deſſen Enkelinn Maria ſolche ig . rem Mann , Johann von Streithagen , jugebracht. Maria von Streithagen Heirathete Nikolaus von Breyl ,
DieHerrſch .Wittem ,Enf u.Schlenacken .1083; Breyl, und beyderSohnWinand von Breyl brachte die ganze Herrſchaft an ſich ; deſſen Tochter Maria Ottilia an Johann von dem Berg, genanntTrips,verheirathet war, welcher 1 der Herrlichkeit und Güter zu Enß vers langte.
Als Johann Reinhard von Brent, des vor. hergehenden Sohn zweyter Ehe weldhem er wider ſeine Ehepacten und ſeiner Mutter Teſtament die Herrſchaft Eng vermacht hatte, 1685 die wittemſche Lehnsherrlid ). feit nicht erkennen wollte, zog der damalige Herr zu Wittein aus dem Hauſe Waldeck, die Herrſchaft Eyß ein. Theodor von Trips übergab ſeineAnforderung an Enß ſeinem Tochtermann Dieterich Jobann von Wa . ga, welcher ſie 1722 an den Grafen von Plettenberg für, 5500 Rthlr . abſtund , der hernach auch die Herrſchaft Wittem am ſich bradyte. Jektrol Deſtreich der wegen Brabantgehabten Oberherrlichkeit über Eyß ſich nicht mehr bedienen. Daß dieſe Herrſchaft, wo nicht ganz , doch gewiſſermaßen von Wittem zu lehn gegangen ſen, iſt eine ausgemachte Sache. Sie iſt in keiner Reichos matrikel zu finden , und giebt alſo auch nichts zu den Reichs - Unlagen . Die Herrſchaft iſt klein , und hat in der Mitte des 17ten Jahrh . nur 4 bis 500 Rthlr. jährlich eingetragen. Lyß iſt ein Pfarrdorf, außer welchem noch zerſtreut liegende Häuſer und Höfe zu ! dieſer Herrſchaft gehören . 5. 6. Die Herrſchaft Schlenacken , liegt un. weit Wittem am Fluß Gulpe , und beſteht in dem Pfarrborf dieſes Namens , und einigen zerſtreut lies genden Häuſern und Höfen. Es liegt auch in derfel. ben das Kloſter zum heil. Kreuß, welches Canonici regulares f. ſepulchri duminici bewohnen, die junge Leute in die Koſt nehmen und unterrichten.
$ . 7.
1084
Der weſtphäliſche Streis.
9. 7. Nach der Ufualmatrikel giebt der Graf von Plettenberg wegenWittem, Lyß undSchlenaden zu einem Kammerziel 20 Rthlr. 50£ Kr.
Die Grafſchaften Blankenheim und Gerolſtein.
.
I.
ie ſind aufder Charte vom Erzſtift Trier zu ſehen . Blankenheim liegt in der Eiffel; Gerolſtein wird auch Geroldſtein genannt.
Sie famen im
15ten Jahrhundert mit einer gråflich blankenheimi. fchen Erbtochter an Johann von Schleiden , und mit deſſen Tochter Eliſabeth an Grafen Dieterich III zu Manderſcheidt. Der GrafzuManderſcheide.Blankens heim und Gerolſtein iſt wegen der lekten beyden Graf ſchaften ein Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafen Collegiums, hat auch Sik und Stimme aufden weſt. phäliſchen Kreistagen, und wird nach Wittem aufge. rufen . Beyde Grafſchaften haben einen Anſchlag von 2 zu Roß und 10 zu Fuß, oder 64 Fl. es ſteht aber in der Reichsmatrikel, ſie würden von der Pfalz wegen Jů . iich fine onere erimiet. Zu einem Kammerziel ſind fie auf 72 Rthlr. 441 Kr. angefekt. Das blanfen .
heimiſche Wapen iſt ein ſchwarzer Löwe mit einem ro. then Turnierfragen von 4 Såken, im goldenen Felde. 5.2 . In diefen Grafſchaften iſt I. Blankenheim , ein Flecken mit einem Reſidenzſchloß. 2. Gerolſteim , cine kleine Stadt, am Fluß Kyl . Anm .
Die Grafſch. Blankenheimu. Gerolſtein . 1085 Anm. Dem reichsgräflich maderſcheidtſchen Sauſe geboren , aus Ber dieſen beyden Grafſchaften , noch andere in und bey denſelben belegene Serrſchaften und Derter , ndmlich : 1) Janfenrath , eine Baronie, in welcher ein gleichnas miges Bergſchloß, nahe beym Fluß Kyu , iſt. 2) Dollendorf , eine Baronie , in welcher ein Sdloß gleiches Namens iſt. 3 ) Werfeld , eine Baronie. 4 ) Kronenburg, eine Baronie am Fluß Knu , welche durch Bermåhlung der Erbtódyter nad) einander an die Håafer Blankenheim , Schleiden , Randerſcheidt und Los wenſtein - Wertheiin , und von dem letzten durch Tauſch gegen die Grafídhaft Virnenburg , wieder an das gråfliche Haus Manderſcheidt gekommen iſt. Sie wird unter lus remburgiſche Hoheit gezogen. 5) Bettingen , eine Baronie nicht weit vom Fluß Kyl . 6 ) Seiftart und Schåller , Baronien . 7) Erb und Daan , Herrſchaften. 8) Rayl oder Reyll , eine Herrſchaft mit einem Stådrchen , am Fluß Kyll , welche ſchon oben bey dem Herzogthum luremburg angegeben worden. In der Reichsmatrikel hat ſie einen Unſchlag von 4 zu Fuß oder " 16 Fl. und in der Uſualmatrikel iſt ſie zu einem Kammerziel auf 14 Rthlr . angeſetzt; allein , ſie wird von dem Herzogs thum furemburg fine onere erimirt, und die Rammers zieler ſind völlig ungangbar. 9 ) Theuerburg, eine Herrſchaft, welche auch ſchon oben bey Luremburg genennet worden. 10 ) Wanderſcheidt , ein Schloß am Fluß Liſer , mit einem Flecken , welcher in Ober : nnd ieder Wander , ſcheidt eingetheilet wird.
Die
1086
che
Der weſtphäliſ
Kreis .
Die Herrſchaft Gehmen .
B.
I.
iefe alte unmittelbare freye Reichsherrſchaft , iſt Di ganz von dem můnſterſchen Umt Uhauß umge ben , und jekt von engorm Umfange, als ſie ehemals geweſen. Sie harte ejedeſſen ihre beſondern Herren , welde vom Herrenſtandewaren , und eble genennet wurden . Sie ſind auch Stuhlherren des Vemge richts (domini judicii vemici) geweſen. Gottfried und Goswin, Vater und Sohn, edle Herren von Geh men , trugen entweder 1280 oder 1286 , dem Grafen Ditrich IX von Cleve , iþre unmittelbare Reichsherr. fchaft Gehmen zu lehn auf, und zwar zu einem Mann. und ligiſchen Lehn , nachgehends aber verwandelte der Lehnsherr felbſt, dieſes Jehn in ein Zutphenſches , fo daß es nun auch auf die nächſten Anverwandten , und nad , Erldſdung des Mannsſtamms, auf die weiblichen Erben fallen konnte. Mit Heinrich edlen Herrn von Gehmen , ging1502 der månnliche Stamm feines Haus ſes aus, und die Herrſchaft kam an deſſelben Tochter Corbula , Gemahlinn des Grafen Johann IX von
1 Schauenburg,ben welchem gråflichen Hauſeſie bis 1635 verblieb, daGrafJobſt Hermann vonSchauenburg oh. neleibeserbey ſtarb. Denn obgleich deſſelben Vaterbru . ders Sohn , Graf Otto der ſechſte, die Herrſchaft ſo gleich in Beſig nahm, auch von dem cleviſchen Lehnhofe die Belehnung über dieſelbige erhielt : foward ſie ihm doch durch des genannten Grafen Jobſt Hermanns Mutter Schweſter Agnes , Uebtißinn zu Elten und Vreden , geborne Grafinn von Limburg.Styrum , ent:
riſſen ,
Die Herrſchaft Gehmen .
1087
riſſen , als weldie mit dem verſtorbenen Grafen von Schauenburg näher verwandt zu ſeyn behauptete, auch von dem Lehnhofe wirklich die Belehnung eröielt. Sie überließaber die Herrſchaft 1640 ihrem Wetter Grafen
it
1,
Otto Herrmann von Limburg - Styrum , durch deſſen Hülfe ſie zum Beſig derſelben gekommen war , und, die Nádhfommen deſſelben find bis 1775 Beſiker der Herrſchaft geblieben. Limburg - Stirum ,
Oraf Friderid ) Carl von
ſtarb am
31 Dec. 1771 ohne
Kinder, und ſein Bruder der Biſchof zu Speier nahm Beſig von der Herrſchaft Gehmen , ward auch am 26 Oct. 1772 von dem cleviſchen Lehnhofé mit der. ſelben belehnt. Jedoch am 28 Luguſt 1775 entfag. te er ben dem Reidysfammergericht der Erbſchaft feia nes verſtorbenen Bruders, worauf ſowohl die Grafen von Limburg -Styrum- Bronkhorſt, als die Grafen von Lippe , Detmold und von Schauenburg - Sippe,
DI
bůckeburgiſcher und alderdißenſcher Linie , Unſpruch an die Herrſchaft Gehmen machten , und ſich bey dem Lehnhofe meldeten. Der Graf von Lippe - Dets
Hie
mold rekte ſid, am dritten Jänner 1776 durch Sols
ETI.
daten in den Befik des Schloſſes Geymen , worů. ber ſich die daſigen fpeierſden Beamten bey dem clevi.
1
1 1
fchen Lehnhofe beſchwerten .
Dieſer befahl, daß die lip.
piſchen Soldaten das Schloßräumen ſollten, während der Zeit aber daß dieſer Befehlergieng, bemächtigten fich die ſpeierſchen Beamten des Schloſſes und der lip . piſchen Befakung, durch Hülfe derEinwohner derHerr. ſchaft. Dieſe gegenſeitigeGewaltthätigkeiten veranlaſ ſeten den Lehnhof zu Cleve, die Herrſchaft ſo lange in Beſchlag zu nehmen , bis er werde die Anſprüche aller Das Bisthum Pråtendenten entſchieden haben. Si Mün.
1088
Der weſtphäliſche Kreis.
Münſter hat im 17ten Jahrhundert die Landeshoheit über dieſe Herrſchaft zu haben geſucht: fie iſt aber demſelben 1682 vom dem Kaiſer aberkannt , und die Herrſchaft bey iğrer Unmittelbarkeit geſchüket worden. S. 2. Der Befiker dieſer Herrſchaft hat. wegen derſelben Siß und Srimme im weſtphäliſchen Reichss gráfen : Collegio und auf den weſtphäliſchen Kreistas gen , auf welchen er nach Blankenheim und Gerols ſtein aufgerufen wird.
Von dem Reichs -Anſchlage und Kammerzielern , finde ich nichts befonders.
8. 3. Zu dieſer Herrſchaft gehört 1. Gehmen , oder Gemen , eine Freyheit oder Fleden an der Ua , mit einem Schloß. Die meiſten Bürger ſind proteſtantiſch ; es baben auch ſowohl die Lutheraner, ale Reformirten , eine Kirche. 2. Die Bauerſchaften Werthe, Hradelid , Nichtes
ren und Badinghe . Anm . Die Bauerſchaften , Heidene, Geſcher, Loen , Stamps dorf, Weſete und Vehlea , welche noch 1538 zu der Herrschaft Gehmen gebört haben , gehören jegt zu dem münſterſchen Umt Ahaus..
Die Herrſchaft Simborn und Neuſtadt.
S. 1, ie iſt von den Grafſchaften Mark und Somberg , Weſtppas und von den Herzogthümern Berg und len eingeſchloſſen , und hat ehebelienmit zu der Grafe ſchaft Mark gehört. Johann Sigismund, Cþurfürft zu Brandenburg , und Wolfgang Wilhelm , Herzog von Neuburg , als gemeinſchaftliche Beſiger der lån . der
Die Herrſchaft Gimborn und Neuſtadt, 1089
11
der Jülich , Cleve, Berg, Mark ? c. machten 1610 das Hails Gimborn , im Amte Neuſtadt , welches den
LD Grafen
von Schwarzenberg gehörte , mit Vorbes
Halt der Landeshcheit , zu einer Unterherrlichkeit, legten Nieder . Gelepe und die Hofe Dael und Recke linghauſen , aus dem Kirchſpiel Gummersbad ), dazu , und belehnten Adam Grafen von Schwarzenberg, mit derſeiben. Eben demſelben gab der Churfürſt zu Brandenburg 1616 die Kirchſpiele Gummersbach und Mühlenbad ) zu sehn ,
und legte ſolche mit zu
der Herrſchaft Gimborn ;
ja endlich trat Churfürft
Georg Wilhelm zu Brandenburg 1630 gedachtem Grafen das ganze Aint Neuſtadt ab, daß er daſſelbe und die Herrſchaft Gimborn , als eine freye Reichs. Herrſchaft , fammt allen Regalien , Gerechtigkeiten und hohen Landes- Obrigkeit beſiken , gebrauchen und regieren möge, und belehnte ihn und ſeine månn: lichen Leibeserben damit zu einem rechten Mannlehn. Die wirklidye Belehnung erfolgte 1631 . . 2.
Der Graf von Schwarzenberg hat ſeinen
evangeliſchen Unterthanen ihre vollige
Religions
Freyheit beſtätigt, und ſowohl wegen Kirchen als anderer Sachen , 1658 einen Vergleich mit ihnen ge troffen . Die lutheriſchen Prediger find mit den lu. theriſchen Predigern ver Grafſchaft Marf in Ver
1 1
bindung geblieben , ja die landſtånde dieſer Graf ſchaft haben ſich der Unterthanen der Herrſchaft Gimborn und Neuſtadt immer angenommen , wenn fie etwa von dem fdwarzenbergiſchen Hauſe beſchwes ret worden , und immer darauf gedrungen , daß die relbe wieder vollig zu der Grafſchaft Mark gebracht werden mögte. 3 Th.6 2 .
Vermöge des oben genannten lana des, 333
1090
Der weſtphäliſche Kreis.
desvergleichs ſind die Unterthanen nicht verpflich. tet, Steuern zu bezahlen, welche ſie nicht bewilligt Þaben. $ . 3. Graf Johann Adolph von Schwarzenberg ſuchte 1667 vergeblich, unter dieweſtphäliſchen Kreis . ſtånde aufgenommen zu werden ; 1682 aber gelangte der nunmehrige Fürſt Johann Adolph zu Schwar. zenberg, wirklich zu Sik und Stimmeaufden weſte phäliſchen Kreistagen , nachdem er ſich anbeiſchig gemacht þatte, außerdem zu dem Anſchlag der Graf. ſchaft Mark benzutragenden 1 zu Roß und 5.34 Fuß, nach i zu Roß und 2 zu Fuß dem Kreiſe zu ſtellen. 1702 wurde das fürſtliche Haus wegen diefer Herr, ſchaft auch in das weſtphäliſche Reichsgrafen - Colle: gium aufgenommen . Seine Kammerzieler find nicht gangbar.
$ . 4.
Die Herrſchaft wird durch einen Oberamt.
mann , Vogt oder Richter., und zwölf Sand Schöfe fen regiert , hat auch ihren beſondern Bergvogt und Rentmeiſter. Sie enthält 1.
Die Serrſchaft Gimborn ,
zu welcher
gehört 1 ) Gimborn , ein Schloß , an der Gränze deß Herzog thums Berg. Ehedeflen war es ein bloßer Ritterfit , den Anna von Harff ihrem Gemahl Wilhelm von Schwarzens berg zubrachte , zu welchem aber unterſchiedene Höfe und eine Hofgerechtigkeit über dieſelben gehörte. Im Anfang des fiebzehnten Jahrhunderts iſt neben çem alten Schloß ein neues gebaut worden . 2 ) Die Bauerſchaft Ober - Gimborn , in welcher eine katholiſche Kirche iſt , die nicht weit von Schloß im Dorfe liegt,
3) Die
*
t
Die Herrſchaft Gimborn und Neuſtadt. 1091 3) Die Bauerſchaft ieder Gimborn , welche, che ſie zu der Herrſchaft Gimborn gelegt worden , ehedeffen Sie hat gute Aecker , Hieder Gelepe geheißen hat. Wieſen und Holzungen, und die Einwohner legen ſich ſtark auf die Haushaltung und Eiſenhandlung. 2. Y7euſtadt, ein dorfmåßiges Städtchen von etwa vierzig Håuſern , am Fuß eines Berges, auf welchem eles deffen ein Schloß ſtund. Beyde find 1301 zu bauen anges fangen, und 1353 vollendet worden . Der Magiſtrat wird jährlich verändert. Es hat eine lutheriſche Kirche. Ehes deſfen bat es gute Handlung , inſonderheit mit Eifemperk, getrieben ; jeßt ernähren ſich die Bürger größtentheils von 1595 brannte es faſt ganz Aderbau und Viehzucht. ab ; 1717 hatte es gleiches Unglück , und das Schloß wurs 1742 wurde es ganz de auch durchs Feuer verwüſtet. vom Feuer' verzehret , und 1746 brannten abermals viele Häufer ab . 3. Das Kirchſpiel Wiedeneft , in welchem eine Es beſteht aus der Bauerſchaft Lutheriſche Stirce ift . Wiedeneſt, welche in den Pernzer - und Qtbenergrund getheilet wird ; in jenem entſpringt der Agger Fluß, wels cher in die Siege fåült , und es iſt auch daſelbſt das abelis che Gut Brockhauſen . 4. DAS Birdſpiel Gummersbach , iſt das größte im Umte Neuſtadt, beſteht aus fünf Bauerſchaften , und bat eine lutherſche Kirche. Man findet in demſelben Eis fen : Bley- und Kupfer: Erz. Die Einwohner handeln mit Eiſen , Bieh und andern Sachen , ſpinnen auch Baums wolle. Der Kapelle zum Salſenbuſch bedienen ſich die futheraner in der Herrſchaft Gimboru zu ihrem Gots tesdienſt. 5. Das Kirchſpiel Wåhlenbach , wird in zwen Bauerſchaften abgetheilt , und hat eine lutheriſche Pfarrs kirche; die Katholiken aber haben auch öffentlichen Gots tesdienft. fn'demſelben entſpringt der Fluß Wipper. Die Einwohner handeln mit Eiſen , ſpinnen Baumwolle , und treiben auch Ackerbau und Viehzucht. In demſelben iſt
3332
1 ) Mina
3092
Der weſtphäliſche Kreis.
1 ) Marienbeyde , ein Dominicaner-Münchentloſter im Dorfe gleiches Namens. 2) Gervershagen , Mühlenbach , und in der Wiegen , find adeliche Såter, welche nun dem Landesherrn gehören . 6. DAS Kirchſpiel Libberhauſen , hat eine luthers ſche Kirche, und beſteht nur aus einer Bauerſchaft. Die Einwohner handeln mit Eiſen , treiben Viehzucht und an dere Handthierung. Hieher gehören die adelichen Güter Libberbaufen , Bolichbauren und Koverftein . 7. Das Kirchſpiel Runderod , macht nur eine Die Bauerſchaft aus , und hat eine lutheriſche Kirche. Einwohner treiben Eiſenhandel, Ackerbau , Viehzucht und Es ſind hier die adelichen freyen Güter Handwerker. Bodlerhauſen , Leppe , hey , Ohl und Selbach .
Die Herrſchaft Widerad. S
ie iſt von dem Herzogthum Jülich und Erzſtift Coln eingeſchloſſen , und liegt am Fluß Niers. Jhr Beſiger , der Graf von Quadt , iſt wegen der felben ein Mitglied des weſtphåliſchen Reidysgrafena Collegiums, hat auch auf den weſtphäliſchen Kreis . tagen zwiſchen Gimborn und Mylendonk Siß und Stimme, und giebt zu den Reichsanlagen 4 zu Fuß Sie beſteht eigentlich aus den reichs. oder 16 Fl. freyen Herrſchaften Wickerad u. Schwanenberg . Der erſte Reichsgraf von Quadt war Freyherr Wil. helm Otto Friderich von Quadt, Herr der Herrſchaf
1
ten ( penen, Wildenburg, Dellwynen und Severnich , Erbdroſt und Erbhofmeiſter des Fürſtenthums Gela dern und der Grafſchaft Zůtphen , welchen Kaiſer Franz 1752 in den reichsgråflichen Stand erhob. Der Landesherr ſowohl als die Herrſchaft , iſt der evan
1 1093
Die Herrſchaft Mylendonk. 2
evangeliſch -reformirten Kirche zugethan , die vor : handenen wenigen Katholiken aber , åben ihren Gottesdienſt in dem Kloſter zu Wickerad aus . 1. Die Serrſchaft Widered an ſich ſelbſt, beſteht aus den Lertern widersd , woſelbſt ein prachtiges Reſidenza ( chloß , und ein Kloſter der Kreuzbrüder iſt , Sliede und Wethfcherrelde, saen , Seerad , Berg , Beckerad , Dachbolt. 2. Die Berrſchaft Schwanenberg und Lentholthof, enthält Derter gleiches Namens. Beyde Herrſchaften ents halten 3833 ſteuerbare Morgen , und 363 Haushaltungen.
Die Herrſchaft Mylendonk. ie HerrſchaftNylendonk oder Millendonk,, iſt auch von dem Erzſtift Cöln und Herzogthum Jülich umſchloſſen ,
und liegt gleichfalls am Fluß
Niers, nicht weit von der Herrſchaft Wickerad.
Des
lekten Herrn von Millendonk und Drachenfels Erbe tochter Gertrud, brachte ſie im fechzehnten Jahrhun dert ihrem Gemahl Jacob von Bronkhorſt und Bas tenburg , Freyherrn von Unholt , gu ; mit dieſes Sohns Johann Jacob Tochter aber bekam ſie im ſiebzehnten Jahrhundert Graf Philipp von Cron , den der Kaiſer zum Herzog machte, und deſlin Sohn dieſe Herrſchaft1701 an die verwitwete Gråfinn von Berlepſch verkaufte, welche in eben demſelben Jahr bey dem weſtphåliſchen Kreiſe Siß und Stimme nach Wicerad erhielé," nachdem ſie einen Reichs- und Kreis - Unſehlag von 4 zu Fuß oder 16 FI. übernonis Jhre Erbtochter , Maria Carolina, men hatte. brachte ſie dem Grafen Johann Franz Heinrid Karl von Oſtein zu , und dieſes gráfliche Haus iſt auch
3jj 3
wegen
Der weſtphäliſche Kreis.
1094
wegen derſelben 1766 zu einem Mitgliede des weſte phåliſchen Reichsgrafen - Collegiums, aufgenommen worden ,
nachdem ſchon bey dér Reichsdictatur zu Regensburg an die Reichsverſammlung bekannt ge macht worden war , daß Graf Marimilian von Dſtein reichsſtandesmäßig ſey, und ſo wie ſeine Vor: fahren wegen der Reichsſtandes- Herrſd )aft Mylene
dont ſowohl bey dem niederrheiniſch Weſtphåliſchen Kreiſe, als in dem reichsgråffich - weſtphäliſchen Col legio, nach freywillig übernommenen Reichs- und Kreis - Praeſtandis , auch Kammerzielern , zu Sik und Stimme zu laſſen fey. 1769 wurde der Beys trag dieſer Herrſchaft zu den Reichs - und Kreis. Anlagen auf 5 Fl . 20 Kr. geſegt, und auf die nich ften funfzehn Jahre erlaſſen. Zu einem Kammerziel giebt die Herrſchaft 4.Rthlr. In derſilben tft nur Das Schloß niylendonë , und das große Dorf
1
Corſenbroich , Håuſern.
nebſt unterſchiedenen zerſtreuetent
Die Herrſchaft Reichenſtein . ie liegt in dem Umfange des zu dem gråflichen Wied . runfelſchen Oberamt Dierdorf gei dris gen Kirchſpiels Puderbach , Dorfe Reidenſtein ,
und beſteht aus dem
welches ein altes Schloß ,
ein Kupferbergwerk , und eine Kupfer- und Eiſen : Schmelz Hütte hat. Die Herren von Reichenſtein find 1529 ausgeſtorben , und ihre Herrſchaft iſt hier. auf an das gråfliche Haus Wied gekommen , von welchem fie 1698 Franz Freyherr von Neſſelrode, kaufte ,
und deswegen
1703 in den Reichsgrafen . ſtand
3
Die Grafſchaft Serpen u.Lommerſum . 1095 ſtand erhoben wurde,
auch Sik und Stimme auf
den weſtphäliſchen Kreistagen erhielt, und ein Mit. glied des weſtphäliſchen Reichsgrafen : Collegiums wurde.
Die
Grafſchaft Kerpen und Lommerſum .
ie beſteht aus den beyden Herrſchaften dieſes Namens . Die Serrſchaft Rerpen, liegt im Umfange des Herzogthums Jülich an der Erfe, und die Serrſchaft Lommerſum oder Lommerss beim , iſt gleichfalls von dem Herzogthum Jülich , umgeben , ſtoßt auch an das Erzſtift Coln , und liegt zwiſchen den Städten Euskirchen und Bonn. Beyde ſind , nachdem ſie vielerley Beſiger gehabt, 1711 vom Kaiſer Karl VI, als Herzog zu Brabant, dem Churfürſten Johann Wilhelm zur Pfalz mie aller Sandeshoheit und Gerechtigkeit überlaſſen wor . den : Der Churfürſt aber überließ ſie gleich wieder an Johann Friderich Grafen von Schåsberg ; auf deſſen Bitte fie K. Karl VI im Jahr 1712 zu einer Reichsgrafſchaft erhob. Der Graf von Schåsberg iſt wegen derſelben ein Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafen : Collegiums, und hat Siß und Stim: me auf den weſtphäliſchen Kreistagen .
Jør Kreis. Anſchlag iſt 12 Fl. Ihre Kammerzieler ſind nicht gangbar. Die Reichsunmittelbarkeit dieſer Grafe ſchaft, iſt in neuern Zeiten von dem Hofe zu Bra . bant fehr angefochten worden , wie der Graf von
Schåsberg 1757 auf dem weſtphäliſchen Kreistage um . 3:34 .
1096
Der weſtphäliſche Kreiß.
umſtåndlich anzeigte, und gedachter Hof hatte noch 1764 die Grafſchaft Requeſtrict , weil der Graf von Schåsberg die brabantiſche şandeshoheit nicht erfens nen wollte . In dieſer Graffdjaft iſt 1. Kerpen , Carpio , ein ziemlich großer Fleden , in Außen vor demſelben auf welchem eine Collegiatkirche iſt. einer Hobe, erblidt man nod die Ueberbleibfel ben einem alten Schloß. 2. miethrath , ein Dorf, woſelbft ein Brabantiſcher Zoll bezahlt wird. 3. Lommerfum , ein Dorf zwiſdzen Kerpen und Ends kirchen . 4. Poddern , ein Dorf bey Euskirchen .
Die Grafſchaft Schleiden. ie liegt in der Effel, und iſt von den Herzog 'thümern Jülich und (uremburg, und einigen kleinen Herrſchaften umgeben. Ihre ehemaligen Grafen ſturben
im
funfzehnten Jahrhundert aus,
worauf ſie mit einer gråflich - fdleidiſchen Tochter an Grafen Dietrich von Manderſcheidt fam , den K. Karl V anhielt , dieſe Grafſchaft,
welche fonſt
ein Reichslehn geweſen, von dem Herzogthum (urem burg zu Lehn zu nehmen, und dagegen von Burgund die Vertretung gegen des Reichs Anforderung und Unlagen zu erwarten . Als des vorhin gedachten Grafen zu Manderſcheidt Linie erloſch , kam die Grafſchaft 1593 mit des legten Grafen Schweſter an Grafen Philipp von der Mark,
welches Haus
fie noch beſikt , und wegen derſelben auf den weſt pjáliſchen Kreistagen Sik und Stimme hat, (wozu €5 1713 von neuem aufgenommen worden , auch ein Mits
Die Graffchaft Hallermund.
1097
Mitglied des weſtphäliſchen Reichsgrafencollegiums iſt. Schleiden hat einen Kreisanſdlag von 12 Thlr. und zu einem Kammerziel iſt es auf 87 Thlr. 45 Kr. angeſekt:
eg will aber , als ein burgundiſches lehn ,
davon befreyt reyn.
(uremburg hat im ſiebzehnten
und achtzehnten Jahrhundert zu unterſchiedenen ma:
:
len , die Landeshoheit über Schleiden ausgeübet, und die Grafen von der Mark haben dagegen den Schuß des Reids vergeblich angefleht. Anjekt
Ś
muß die Grafſchaft wirklich die luremburgiſche Sans deshoheit erkennen .
Mit der einzigen Tochter des
Grafen von der Marf , hat derſelben Gemahl der Herzog von Aremberg das Erbrecht zu der Graffdjaft bekommen . Zu derſelben gehören Schleiden , ein Flecken, einige kleine Dörfer ,
an welchen die benachbarte
jůlichiſche Herrſchaft Drimborn Antheil hat ,
und
einige einzelne Hofe.
Die
Grafſchaft Hallermund.
ie Grafſchaft Hallermund iſt zwar eine uralte zum weſtphåliſchen Kreiſe gehörige Reiches
grafſchaft; fie iſt aber dem Fürſtenthum
Calenberg
1 einverleibet, und die dazu gehörig geweſenen Stücke, find den calenbergiſchen demtern Springe , Calens berg und Sauenſtein beygelegt , ſo daß ſie alſo nicht mehr vorhanden iſt. Im J. 1670 am 28 Jan. erhob K. Leopold den hodyfürftlich - braunſchweig - füneburgiſchen geheinen Rath, Franz Ernſt von Plate , mit dem Character anes 313 5
1098
Der weſtphäliſche Kreis.
eines freyen und edlen Herrn, in den Freyherrnſtand, und 1689 am 20 Jul. in den Reichsgrafenſtand, gab ihm auch dabey die Verſicherung , daß , wenn er ober feine männliche Nachkommenſchaft , welche berr gråflichen Titel führte , über kurz oder lang eine in dem Reiche belegene unmittelbare Graf oder Herrſchaft überkommen, und davon einen gråfl. Anſchlag übernehmen würde , der oder diefelbe in eines der Reichsgráflichen Collegien aufgenommen, und als ein Glied deſſelben auf Reichs- und Kreis. cagen zugelaſſen werden ſollte. König Georg Luderoig I gab dem Grafen von Plate und deſſen Mannsſtamm die in des Chur: þauſes Lehn - Briefen mit begriffene uralte Reidys. 1 grafſchaft Hallermund , fammt deren Wapen ' und Gerechtſamen , welche die vormaligen Grafen von Ballermund , als ein unmittelbarer Reichsſtand fole cher Grafſchaft , bey Verſammlungen des Reichs und funſt gehabt , oder haben ſollen , zu Afterlehn, alſo daß er von derſelben , unerachtet ihr Matrikulars Unſchlag unter des Hauſes Braunſchweig szüneburg Matrikular - Anſchlag ſchon begriffen und geleiſtet werde, dennoch einen beſondern Reichs- und Kreis . matrikular - Anſchlag von groen Mann zu Fuß übernehmen follte : worauf R. Joſeph , be: Page Schreibens an die weſtphäliſchen Kreisſtände vom 24ften December 1706, denfelben nicht mur ju Siß und Stimme auf den weſtphalifchen Kre's . und Grafentagen , ſondern auch laut Commiſſions . Decrets vom 26ſten Jul. 1708 zur Aufnahm in den Reithografen - Rath auf die weſtphäliſche Bank em : pfahl. Er iſt auch zum Reichstage vom Kaiſer , laut
1
1099
Die Reichsſtadt Coln .
laut Schreibens vom 27ſten Jul. 1708 , berufen , und bey dem Kreiſe gleichfalls in eben dieſem Jahre, nämlich am 17ten April, eingeführt ;
und davon
iſt der kaiſerlichen Majeftåt von den Directoren der Grafenbank des weſtphäliſchen Kreiſes unterm 13ten Oktob. 1708 Anzeige gethan worden . Die Reichsſtadt Sdn . Vie Stadt Csln, Colonia Agrippina, liegt am Rhein , und iſt eine der älteſten und großeſten Städte in Deutſchland, aber altinodiſch befeſtigt, ſchlecht gebaut, und ſchlecht bewohnt. Unter den vielen und großen Plås ben , ſind der Heuwarkt und der Neumarkt mit Alleen bes pflanzt, und gebeu recht gute Spaßierðrter ab, inſonderheit der lekte. Sie iſt zuerſt von den Ubieru erbaut , welche von den Römern in Schuß genonimen , und an die weſts liche Seite des Rheins verfekt worden , woſelbſt ſie eine Stadt angelegt, dahin auf Veranſtaltung der Kaiſerinn Agrippina , Claudius Gemahlinn , welche daſelbſt geboren war , eine Colonie Römer geſchickt, und dadurch der Nas me Colonia Agrippina veranlaffet worden , aus deffen ers ftem Worte die deutſche Benennung entſtanden iſt. Sie war die Hauptſtadt von Germania ſecunda , und blieb unter der Römer Bothniaßigkeit ſo lange , bis die Franken ihrer Herrſchaft in fünften Jahrhundert ein Ende madyten. Sie iſt der Sitz des Domkapitels des Erzſtifts Odin , eines pábftlichen Nuntius , und Nuntiatur - Gerichts , und einer Univerſitåt, welche Pabſt Urban VI im Jahr 1388 ,beſtås tigt hat, und noch andere von den folgenden Pabſten pris vilegirt haben. Die Domkirche würde ſehr prächtig feyn . wenn ſie ganz fertig wäre : fie iſt aber nur halb zu Stande gekommen und die Seite bis nadh dem großen Thurin unvollendet geblieben. Selbſt dieſer Thurm , von unges mein fünftlidyer Bauart , iſt nicht viel über die Hälfte fera tig. Inwendig ift das hohe Chor von Marmor treflich gebaut, und auf der Seite deſſelben (isto pråchtige Ultåre
froo
Der weſtphaliche Kreis .
zu Teben . Der übrige unvollendete Theil iſt zwar von Duaderſteinen, aber dunkel. In der Sacriften wird in einen beſondern Gewölbe der wichtige Kirchenſchat vers wahrt. Hinter dem hohen Altar iſt eine ganz kleine Kae pelle, in welcher die Körper der ſogenannten heiligen dren Könige Fern ſollen. Sie ſind mit geſchlagenem Silber eingefaßt , welches reichlich mit Diamanten', Rubinen, , nachit ſind hier noch 102 ,Collegigt- und 19 Pfarrkirchen , 5 Abtenen , 16 Mondeu- und 45 Nonnenfidſter , 16 Hos Aus fpitaler, und auf 50 Kapellen dem 792 ein.t erzb in a iſchöf liches rium gemacht werden . In der ſchönen Kirche des gråflis den Domkapitels der heiligen Urſula , werden außer dem Stopf dieſer Heiligen , die Reliquien von ſogenannten eilfs tauſend Jungfrauen verwahret. In der Peterskirche iſt ein vortrefflides Gemälde von der Kreußigung Chriſti,, welches der hier geborne Rubens verfertigt, und der Kirche geſchenkt hat. Ad ſanctain Catharinam iſt eineComments urcy des deutſchen Ordens , welche dem hier wohnenden thuren th Land : Commenthur der Balley Coblenz gehört. Auch iſt hier eine Commenthuren des Sohanniter : Ritterordens. Die hier wohnenden proteſtantiſchen Kaufleute habenihre Gottesdienſtliche Uebung in der benachbarten bergiſchen Stadt Mühlheim , find auch keine Bürger , ſondern wer's den nur Bevfaffen genannt. Das Rathhaus, iſt ein großes gothiſches Gebäude; das Zeughaus iſt wohl verſehen . Der Churfürſt zu Cdin hat hier einen Hof, der Kaiſer einen Reſis denten , und der König von Preußen, als Herzog von Cleve, einen Directorialgeſandtei . Die hieſigen Manufakturen bedeuten wenig daher iſt das Verdienft und Perkehrges ringe , und die Armuth des gemeinen Manns groß. Die Sortreffliche Lage wird zum Handel nicht recht genult. Der meiſte Handel wird mit Korn und ein gestieben , vornehmlich nach Holland , von daher auch die meiſten Schiffe fommen, welche vor Odin liegeit. DieStadt hat die Stapetgerechtigkeit. Ehedefſen iſt Çoln eine Quartiers ftadt unter den Fauſeftådten gewefen. Tuni. K. Otto
i . Die Reichsſtadt Ebln .
keten
ME Ben
ill
3
IIOI
Stadt ten , und befahl ſeinem Bruder , dem Erzbiſchof Bruno zu Cöln , die Schußgerechtigkeit über dieſelbe. Dajtenun nachher eine freye Reichsſtadt wurde, ſo entſtunden zwi, fchen ihr und dem Erzbiſchof near desfürſtlichen Oberbothmåßigkeit, viele noch fortdaurende Streitigkeiten . Der Churfürſt will nicht allein in Kirchene Sachen , ſondern anch in allen bürgerlichen und peinļichen Er geſtehet dem Wagiſtrat keine Sadjen Richter feyn . andere Gerichtsbarkeit zu , als in geringen Sachen , beren Werth nicht über 10 Mark cólniſcher Minze ſteiget, und wirklich hat der Magiſtrat in Criminalfällen nur die Cas ptur : Unterſuchung , imgleichen die Polizengerichtbarkeit, auch außer der Acciſe, von den Bürgern wenig Einkünfte. Es behauptet auch der Churfürſt, daß von ſeiner Gerichtss barkeit keine Perſon ausgenommen , ſondern daß alle Bůr germeiſter, Rathsverwandte und Bediente der Stadt, felbft zu der Zeit, da ſie im Rath ſitzen , oder ihr Amt verwal, ten , derſelben unterworfen waren, Hingegen die Stadt geſtehet dem Erzſtifte in gemiſfer Maaße die bürgerliche und die peinliche Geriditsbarkeit , nebſt noch einigen ans bern Rechten zu , keinesweges aber die te völlige Hoheit und Burtheil n landesfürſtliche Obrigkeit. Das ſogenannteam hoheLa Gericht , ge por ihrer Hinrichtung gebracht werden , iſt an der Dompkicche. Der Churfürft unterhält hier eine Beratung von 500 Mann . Die Stadt ſchwöret, ihm treu uud bold zu ſeyn , ſo lange er ſie bey ihren wohlhergebrachten Gerechtſamen und Frep . heiten ſdhützen werde; und er beſtåtiget ihre Freyheiten. Sie hat , als eine freve Reichsſtadt, ſowohl auf den weſte phäliſchen Kreistagen , als auf dem Reichstage, in dem reichsſtadtiſchen Collegio Sitz und Stimme, und auf der rheiniſchen Bank den erſten Platz. In der Reichématrikel iſt ſie auf 25 zu Roß und 200 zu Fuß oder 1109 Sl. angeſeket; ſie hat aber um Verminderung dieſes Anſchlags angehalten , und in der lothringiſchen Eintheilung fehen auch nur 825 Fl. Zu einem Kammerzieler giebt fie 405 Rthlr. 72 und einen halben Kr. Sie hat ſeit langer Zeit mitAacheneinen Rangſtreit. Die Stadtunterhalt 4 Come pagnien
1102
Der weſtphäliſche Kreis.
pagnien Soldaten ; zu Kriegszeiten aber pflegt der Kaiſer , oder fonſt ein Bande genoffe , eine Beratung in dieſelbe zu legen. ' 1757 wurde ſie von den Franzoſen beſetzt. Zwiſchen Edln und Duyts geht eine fliegende Brüde.
Die Reichsſtadt Aachen. Vie altmodiſch gebaute Stadt Aachen oder 2den , auch Pad, latein . Aquisgranum , Aquae, Urbs Aquenfis, franz. Aix la Chapelle, welche zwiſchen den Herzogthus mern Fülich und Limburg, und zwiſchen Bergen, deren etliche hoch ſind, liegt , hat vermuthlich ihren Namen von ihren warmen Bådern , welche von alten Zeiten her berühmt find. Sie wird in die innere and åußere Stadt abgetheilet, und in beyden inogen etwa 4000 Häufer ſeyn : überhaupt find hier vier Pfarrkirchen , ein Collegiatſtift zu S. Adelbert, und 21 Kidſter, nemlich 12 Nonnen und 9 Mönchenkidfter. Das Rathhaus , iſt ein anſehnliches Gebäude, und hat Tưyone Zimmer. Im dritten Stock iſt ein großer Saal, welder über das ganze Gebäude gehet , und in welchem man die Bildniße aller Geſandten , welche hier 1748 auf der Friedens : Unterhandlung zu gegen geweſen , findet. Mes gen der vielen hier befindlichen Manufakturen und Fabria ten , iſt die Stadt ſehr wolfreich . Die Suchmanifattur wird von ſpaniſcher Wolle unterhalten . Die Náhnadela fabrik iſt wichtig, es giebt auch Kupfer :Meßing - und Fins gerbutfabriken. Die Stadt iſt lange Zeit für des Reichs Hauptſtadt, und für die eigentliche kaiſerl. Reſidenz gehalten worden, und nennet ſich den königl. Stuhr, (das iſt Thron oder auch Reſidenz) imd des heil. römiſchen Reichs ( frene) Stadt, ja die rómifden Kaiſer und Könige nennen ſie alſo. Es ſollte auch in derſelben die Krónung eines römiſchen Kos nigs oder Kaiſers vorgenomnien werden , und ſolche Krds nung die eigentliche deutſche Krönung feyn. Sie vermahs ret auch, und zwar eigentlich die Marienkirdye , oder wie man ſie gemeiniglich nennet, das Münſter, einen Theil ber Reichskleinodien , welche bey der Krdirung eines römis ſchen Kbuigs oder Kaiſers pflegen gebraucht zu werden , nåmlich
D
Die Reichstadt Aachen .
1103
påmlich ein Schwerdt Kaiſers Karl des Großen, einEvane gelienbuch , und eine mit Edelgeſteinen befekte goldene Kapſel , darinn von der Erde , auf welche das Blut des beil. Stephans bey ſeiner Steinigung gefloſſen , etwað auf. behalten werden ſoll, welches dem zu krönenden Kaiſer auf ſein Berlangen eröffnet und gezeiget wird. Sie werden zu den ſogenannten kleinen Reliquien dieſer Kirche gerechnet,
1
und leicht gezeiget; hingegen die ſogenannten großen Res liquien , welche aus einem Rod der Jungfrau Diaria, der Windeln Chriſti , einem Stück Leinewand, auf welches Johannes des Täufers blutiger Kopf gefallen iſt , und die nem feinentuch , mit welchem Chriftus Lenden umwidelt geweſen , beſtehen , werden nur alle 7 Salyr offentlich bors gewieſen , oder auf Begehren eines großen Herrn vomers ſten Range gezeiget, und in Gegenwart des ganzeu großen Raths und aller Geiſtlichen des Stifts , herausgenonmnen und wieder verídloffen. Auſ der rheiniſchen Bant im reichsſtädtiſchen Collegio , und unter den Reichsftéten , welche auf den weſtphäliſchen Kreistagen Siß und Stiins me haben , hat die Stadt den zweyten Plaß , ja, ſie mache auf den erſten Plaß der rheiniſchen Bank Anſpruch. She Reichsmatrikular : Anſchlag iſt ſeit 1683 nur 100 FL Zum Unterhalt des Kammiergerichts (zu deſſen außerordentlichen Viſitation ſie 1704 mit ernannt worden ,) giebt ſie zum einfachen Ziel 155 Rthlr. 50 Kr. Ihres Magiſtrats Titel iſt : Bürgermeifter , Scheffen und Rath des 5. R.R. freven Stadt Aachen . Er unterſcheidet ſich von dem Zitel aller andern Reichsſtådte dadurch , daß der Scheffen darinn gedacht wird , weil zu Aachen in gerviffer Maaße zweverley ganz von einander unterſchiedene Collegia fim , nåmlich Bürgermeiſter und Rath , und der Scheffen - oder Schopo penſtull. Dieſer lezte , behauptet unmittelbar unter dem Kaiſer und Reich zu ſtehen , und führt den Titel: Scheffenmeiſter und Sdyeffen des Fönigl. Stuhls und des H , R. R. Stadt Aachen ; oder auch das hobe weltliche Schöppengericht. An denfelben wird noch heutiges Tags von vielen um und nahgelegenen Dertern und Herrſchaften appellirt. Die Bürgermeiſter werden alle Fahr von neuen gewählt.
1
1104
Der weſtphäliſche Kreis.
getrahlt. Das geiſtliche Send : oder Synodalgericht, bei ſteht aus dem Erzprieſter , 4 Stadtpfarrern und 7 weltli : chen Scheffen. Der Erzprieſter wird aus den Canonicið des Stifts zu Unſer Liebeu Franen erwählt. Der Bezirk der Stadt , innerhalb der Ringmauer , wird in der Stadt Gefeßen in 9 Grafſchaften eingetheilt. Das Stadtwapen iſt ein ſchwarzer ausgebreiteter Udler, deffen Haupt, Krone, Füße und Klauen vergoldet ſind, im filbernen Felde. Die meiſten Einwohner ſind römiſch - katholiſch ; und ob es hier gleich auch viele Proteſtanten giebt, ſowird ihnen doch keine dfentliche gottesdienſtliche Ucbung verſtattet. Sowohl die Fatheraner, als Reformirten , halten ihren Gottesdienſt in dem holåndiſchen Dorfe Baels, eine Stunde Begs von der Stadt, im Umfang des Herzogthums Limburg. Die oben ermihnte Marien -Stiftskirche hat die Ehre, daß ein jedess malger regierender römiſcher Kaiſer ihr geſchworner Canoa nicus ift. Der Titel dicſes Stifts ift : Probſt , Decant und kapitel des freyen faiſerl. Stifts U. L. Fr. zu Plachen. K. Jureph II hat demſelben 1773 ein goldenes Kapitelkreuz verlieten , welches auf der Bruſt getragen wird . Das Stift zu S. Adelbert hat Kaiſer Heinrich II angeordnet. Der Biſchof zu Lüttid ), iſt der Stadt ordentliche nächſte Obrigkeit in geiſtlichen Sachen ; und die Herzoge zu Jülich . ( jeßt Cluurfürſten zu Pfalz . ) ſind von langen Zeiten ver Schubherren derſelben ; nur hat es inehrmals darüber Streit gegeben , was dieſes Recht unter ſich begreife ? Jus lich befißt die Meyerey oder Vogten zu Laden , und bålt, vermoge derſelben , einen Großvogt , welcher die Raths Beſcheide ſowohl in Civil : als Criminal- Sachen, volzicht, auch andere Gerechtſame ausibet. 1769 ließ Churpfalz einige tauſend Mann in die Stadt einrúden , um die ihm zukommenden Regalien und ſouverainen Rechte aufrecht, die Glieder des Raths aber in den Schranken zu halten, wie die Sorte des Manifeſts lauten. Die hieſigen vortreff lichen warmen Båder , fommen aus 5 Quellen , welche 7 Badehåuſer, und in denfelben 32 genröhnliche Bäder und 5 Dampfbåder verurſachen , außerwelchen noch ein Bade: haus für die Armen iſt. Das Kaiſerbad und Corneliusbad ſind
Die Reichsſtadt Aachent.
Ιος
find die ſterkſten and vornehmſten . Die Badehåuſer gehos ren dem Magiftrat , und werden an folche Perſonen , bey welchen die fremden zugleich Wohnung und Effen haben können, für 6, 7 bis 800 Rthlr, auf zwölf Jahre verpachs tet. Die Warme der hieſigen Quellen und der zu Burs cheib , ſteigt auf 104 bis 160 Grad nach dem Fahrenheit: kben Thermometer. 1668 und 1748 Find hier berühmte Friedensſchläfſe geſchehen. 1656 brannte ſie faſt ganz ab. 1756 wurde ſie durch ein Erdbeben beſchådigt. 1759 empfand fie dergleichen abermals , aber mit geringermSchaden. Das Gebietder Stadt, wird das Xeich von Aachen , genennet , liegt rund um diefelbe ber, und iſt mit einer lande wehr umgeben. Indemſelben find reiche Eiſen : 1. Schwes felgruben , es hat auch Bley , vorzüglich aber ſehr viele Steinkolen , welche für beſſer als die lüttichiſchen gehalten werden , weil ſie keinen ftintenden Geruch verurſachen. Es ſollen an 3000 Unterthanen darinn fern . Der FlußWurm theilt es in zwey Theile von ungleicher Große. Un der Weſtſeite deſſelben liegen die Dörfer Orsbach ,, norbor ú , a. m . an der Dftſeite aber Wurfelen , werden und Haaren. Der Udel, welder in dieſem Gebiet wuhitet, iſt gewiſſermaßen der Gerichtsbarkeit der Stadt unterworfen .
Die Reichsſtadt Dortmund. Vie Stadt Dortmund , Tremonia , liegt im Umfang der Grafſchaft Mart, iſt ziemlich groß , aber ſchlecht: gebaut. Sie hat 4 lutheriſche Kirchen ,ein Nonnens und zwey Mönchenflofter; es iſt hier auch eines von den dreven weſtphäliſchen ſogenannten Archigymnaſien , welches Joh. Lambach 1543 angelegt hat, und an welchem 4 Profeffores und 4 Lectores ſtehen . Kaiſer Karl der Große fout fich hier eine Wohnung ( Königshof) errichtet haben . Der Reichssc hof Dortmund iſt 1300 vom Kaifer Albredyt an Grafen : Eberhard von der Mart, nebſt den Reidshofen Elmens horſt. Brakel und Weſthoven , verpfändet, und ſolche Pfanda daft vom Kaiſer Ferdinand I im Jahr 1563 dein Herzog Wilhelm zu Fülid , Cleve und Berg beſtåtigt worden . Die Aaa a Stadt 325.6 % .
1
1106
Der weſtphäliſche Kreis . u .
Stadt hat vor Alters mit den Grafen von der Mark und mit dem Erzſtift Cöln oftmalige Streitigkeiten und Kriege gehabt , und von denſelben vornehmlich 1387 eine harte Belagerung ausgeſtanden ; 1388 aber kam es zumn Bers gleich , und die Stadt bezahlte dieſen ihren Gegnern 14000 Goldgülden, mit der Bedingung, daß ſie ſich aller Unſprüche auf die Stadr begeben ſollten. Sie hat ihre Reichsfreyheit und Unmittelbarkeit, melde von den Kaiſern Ludewig 1332, Karl IV 1377, und andern , beſtätigt worden, bis auf den heutigen Zag vertheidigt, und hat ſowohl auf den Weſtphås liſden Kreiếtagen, als auf dein Reichstag, auf der rheinis Ichen Bant des reichsſtädtiſchen Collegiums , Siß nnd Stimme. Shr Matrikular : Unſchlag iſt nach der lorhtins siſchen Eintheilung 96 Fl. und zu einem Kammerziel iſt ſie auf 108 Rthlr. 201 Kr. angelegt. In ihrer Gegend ſind im Jahr 937 die Hunnen geſchlagen worden . 1997 brannte ſie faſt ganz ab . Sie iſt ehedeffen eine Hanſeſtadt geweſen , Das Gebiet der Stadt iſt eine alte Grafſchaft, teren Herren zuerſt die Hälfte derſelben an die Stadt überlaſſen haben . 1290 heirathete Conrad von der Lindenhorſt Gras fens Herbod von Dortmund Erbtochter , und brachte ſols chergeſtalt die Grafſchaft Dortmund an ſich und ſein Ges ſchlecht. Graf Conrad beſtåtigte 1343 dievonſeinen Vors fabren geſchebene Abtretung der halben Grafſchaft Dorts mund an die Stadt Dortmund, unter gewiſſen Bedingun gen . Von der lindenhorſtiſchen Familie tam die Grafſchaft durch die Erbtochter Catharina an ihren Gemahl, Johann von Sted , welcher 1504 ſtarb . Weil er feine Leibeserben hinterließ , nahm der Rath zu Dortmund auch die andere Hälfte der Grafſchaft in Befits, und ließ ſich vom Staiſer Marimilian mit derfelben belehnen . Von der Zeit an hat der Rath die ganze Grafichaft allein im Beſitz gehabt. 1 Bon den dazu gehörigen Dorf- und Bauerſchaften, fann ich nennen , Brechten , Breſchiem , Doelen , Ellingbaaſen , Ober - und Zieder : (Evide, Garmen , Groppenbrod , Solzbauſen , Kemmingbaufen, Lindenborſt, Schwis singbaaſen .
Der
3
1
Der
chur-rheiniſche
Greis.
Haa a 2
Eins
1108
Der chur -rheiniſche Streis .
Einleitung in $.
den Kreis.
I.
on dem burstheiniſchen Kreiſe, welcher auch der vier Churfürſten am Rhein Kreis, und der nieder rheiniſche Rreis genennet wird , haben Sanſon , Jailot auf vier
V
Bogen , Norrier, de Witc, Somann , Seutter, und andere , Charten geſtochen ; ' die homanniſche ift in dem Atlas von Deutſchland die 39fte.
weſtphali. 9. 2. Dieſer Kreiš grånget an , . , um burgundirchen , wie auch an Lothringen und das Elſas , und zertheilet den ober - rheiniſchen Kreis . Seine eigentliche Große laßt fich ſchwer beſtimmen ; mit dem ober -rheiniſchen Spreiſe aber (ſo wie derſelbe jekt iſt,) beträgt er ungefähr 960 Quadratmeilen . 9. 3. Die jekigen Stånde dieſes Kreiſes find : ChursTrier , Chur - Céln , Chur : Pfalz , der Berzog von Aremberg , der fürft zu Thurn und Taris, die deutſche Ordensballey Coblenz, der fürfi von Vaſſau -Dieg wegen der Sercs ſchaft Beilſtein , Chur : Trier wegen Nieders Iſenburg , der Graf von Sinzendorf wegen des BurggraftbumsRheineck . 9. 4. Der Kreis ausſchreibende Fürſt und Di. rector, iſt Chur .Maynz.
Die Kreistage ſind ſeit der Mitte des 17ten Jahrhunderts zu Frankfurt am
Mayn gehalten worden .
Auf demſelben ſiken und ſtimmen
1
3
109
Einleitung.
flimmen die Kreisſtände in der Ordnung , vorhin ( 9. 3. ) angegeben worden ,
wie fie
außer baß Chur.
Trier und Chur- Cdin im Siz umwechſeln , obgleich Chut - Trier allezeit ſeine Stimme zuerſt ableget, und deß Chur - Mannz als Director ſeine Stimme Julekigiebt. 5. 5. Es iſt dieſer Kreis einer von den foge. nann en vorliegenden Kreiſen , welche 1697 und 1703 zur Abwendung feindlicher Gefahr in Verbindung mit einander getreten ſind ; er iſt auch in diefer Ver. biridung beſtändig verblieben , und hat fein verabre. deres Antheil an Kriegsleuten zu Pferd und zu Fuß geſtellt. Dieſes Antheil fowohl, als der Bentrag des Kreiſes zu der beſchloſſenen Reichshülfe, ift dent Benefag des obers rheiniſchen Kreiſes mehrentheils gleich geweſen . §. 6. " In Anſehung der Religion , wird dieſer Kreis unter die gemiſchten gerechnet.
Die chur -maynziſchen Länder.
$.
1.
te zerſtreute Lage der . churfürſtlich , manngiſchen D Lande , verurſacht den Mangel einer guten Von den allgemeinen Charte von denſelben . einzeln Såndern hat Nicol. Perſon in feinen novis Archiepiſcopatus Moguntini tabulis , ziemlich gute Zeichnungen geliefert. Das eigentliche Erzſtift ift auf Viſſchers , de Witt, Seutrers und andern Charten , auch ſowohl auf der Homanniſchen Charte , welche den Titel hat : Circulus rhenanu info Haa a 3
frio
Der chur -rheiniſche Freis.
inferior , als noch beffer auf der , welche die Auf fchrift führet : Electoratus' Moguntinus & c. auf beyden aber nicht ganz richtig vorgeſtellet. Die Homanniſden ſind im Atlas von Deutſchland als Num . 39und 40 zufinden. Joh. Georg Wale ther hat das Erzſtift auf 2 Bogen ,abgebildet . Im vonDeutſchland iſt. Num . 52 eine noch fehler. Atlas Hafte Charte von dem Erfurter Gebiet anzutreffen, welche Friedrich Zollmann 1717 durchgeſehen hat; und welche 1762 in Nebenſachen ein wenig verändert. worden : der Abt Baillius, aber hat eine richtigere gezeichnet. Vom Eichsfeld Baben die homanni, fchen Erben 1759 eine ſehr fehlerhafte Charte her ausgegeben. S. 2.
Die churfürſtlich -maynziſchen Länder geben
ihren Einwohnern hinlängliche Nahrung. In dem eigentlichen Erzſtift hat man , außer Getraide, gu . ten Gartenfrüchten und Viehzucht, einen Ueberfluß an vortrefflichen Weinen ; dahin inſonderheit die Rheinweine, welche im Rheingau wachſen , und der Wein bey Klingenberg zu rechnen. Zu Orb, im Amt Hauffen , wird gutes Salz gefotten. Die anſehn . fichſten Waldungen, ſind das mannziſche Antheil am Speffart und Odenwald. Eiſenbergwerke find hin und wieder vorhanden .
In dem
mannziſchen Än .
theil an der Bergſtraße, iſt ein Ueberfluß an Man . Der untere Theil deln , Kaſtanien und Nüſſen. vom Eichsfeld , hat hinlängliches Getraide , vielen Flachs und Tabak: der obere Theil aber hat Zufuhr an Getraide nöthig. Die vornehmſten glüſſe, wel. che die churfürſtl. manngiſchen Länder bewåffern, find Der Rhein , der Mayn , die Jaft und die Lahn ; die
chen
Die chur-maynziſ
u
Länder.
en bie: Flufte , welche auf dem Eichsfeld entſpring ; t e g h i c n e a e en z n d foll her ange wer .
S. 3.
In den geſammten chur -mannziſchen låna
Dern dieſesKreiſes , find 41 Städte und 21 Fleden ; und in allen Ländern des Churfürſten, gåhlt ein Ver.
X
zeichniß , welches ich vor Augen habe, 50 Hemter, 22.Schlöſſer, 54. Ståbte , 748 Dörfer. In dem eigentlichen Erzſtift giebt es keinen landfäſſigen Adel , ſondern der dortige Udel gehöret zu dem Körper deg unmittelbaren Reichsritterſchaft; es giebt auch dag felbft feineLandſtånde, wohl aber auf dem Eichsfeld . . 4. Die Länder , welche am Rhein und Mayn liegen, und von der Reformátinn an allezeit in chüro maynziſcher Gewalt geweſen , ſind unveränderlich der rómiſch , Fatholiſchen Kirche zugethan geblieben . In nämlich in den Uem . andern Ländern und Derteľn tever her Bergftraße, welche ehebeffen an Chur-Pfalz berfekt geweſen , haben die Churfürſten die katholi. fche Lehre durchgångig eingeführet ; hingegen auf dem Eichsfeld , zu Erfurt, Kronenberg , und an eia nigen andern Dertern , find noch viele evangeliſdie Unterthanen, und zu Bönnigheim iſt noch jekt allein der evangeliſche Gottesdienſt im Gang. In dem durmannziſchen (anden , das Eichsfeld und Erfur. ter Gebiet ausgenommen , werden auch Juden ge . duldet. Die Geiſtlichkeic im Erzſtift Manng, bat . 3 Klaſſen ; zu der erſten wird das Hohe Domkapitel gerechnet; zu der zweyten Klaffe, deren Primas der Abt des Benedictiner Kloſterſtifts auf dem Jacobs . Mainz
6
Alban in Mainz , 8 Collegiatſtifte eben daſelbft ; Naaa 4 das
12
Der chur: rheiniſche Kreis .
das faiferliche Wahl . und Kronungsſtift S.Bara tholomai in Frankfurt;: Das Collegiatſtift zu . Si Leonhard daſelbſt, und das Collegienſtift unſer lies ; ftift zu Umôneburg , zu Morftat, zu Aſchaffenburg und zu Frißlar ." Zu der dritten Klaſſe gehören die übrigen Kidſter . Hiernachſt ſind im Erýſtift Manaj 14 Land, Dechaneyen oder Kapitel, nåmlich die Álgesheimer , Alzeyer , Bergſtraßer, Biſchofst beimer , Caffeler , Glabner , Königſteiner in der Wetterau , Lohrer, Miltenberger , whone thader, Ohlmer , Rheingauer, Rothgauer und die Siegenſche ; baju überhaupt 288 Pfarren geho. ren . Zur Beſorgung der erz- und biſchöflichen 06. liegenheiten , dienen unterſchiedene geiſtliche Colles Das höchſte iſt das Generalvicariat, deffen Haupt der erzbiſchöfliche Vicarius generalis in ſpiri, tualibus ift. Ulle geifilide Råthe find auch gift gia.
lichen Standes, die Vicariats -Uffeffores aber theils geiſtlichen , theils weltlichen Standes . Hiernächſt find drey erzbiſchöfliche Commiſſariate, nåma lich zu Amaneburg , Aſchaffenburg und Friffar. Von dem geiftlichen Staat zu Prfurt, und auf dem Eichsfelde, wird unten beſonders gehandelt werden ." 9. 5. Zum Unterricht der Jugend , dienen , außer den niedern Schulen , ehemaligen Jeſuiters Collegien zu Mainz , Erfure , Aſchaffenburg und Heiligenſtadt; die Univerſitäten zu Maynz und Erfurt. An dem lekten Ort iſt auch eine Akademie der núglichen Wiſſenſchaften . 9. 6. Ja
Die chur- maynziſchen Långer.
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-9,6. In dem Erzſtift ſind einige Wollenmanur fakturen und andere Fabriken ; zu Lohr iſt eine gure
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Spiegelglasmanufafcur , rund zu Hochſt wird Por: gellan verfertiget. Juf dem obern Eidysfelde,wird
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viel Raſch und ſeinemand gemacht, und auf dem
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untern Eichsfelde leget man ſich ſtark auf den Ta. backs- und Flachsbau.
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19. 7. Die Einwohner des Erzſtifts treiben einen wichtigen Bandel mit Peinen ; aus der Berge ſtraße werden Mandeln, Nußball
Kaſtanien , Nüffe und Eichsfelder
Hanteln mit ihrem Raſch , Leinewand und Taback 09. 2) Churfürſt Jchann Friedrich Karl Kat nicht nur zu Mayn ; jährlich zwen wohl privilegirte Meſſen angelegét; fondern bemühte ſich aufs rühmlichfte, ben Handel fowohl zu Maynz, als überhaupt in den erg ſtifflichen Landen blühend zu machen . Es iſt eine eigene durfürftliche Commerciencommiſſion verordnet. Die churfürfil. Rente Lohneck , fer tiget alle Sandelsleute ab , und erörtert die vorfom . Wechſel. Weinſtreitigkeiteni, menden Klagen in Handlungsſachen und Klagen der Schiffleute. Das churfürſtliche Kaufhaus hat einen Präſidenten , vieț Kaufhausmeiſter und zwen Unterkäufer . S. 8. Das Bisrhum zu Maynz iſt im achter Jahrhundert zu einem Erzbischum erhoben worden , welches im Jahr 751. feine völlige Verfaſſung ben kommen hat, und , zuerſt von dem heiligen Bonifa . cius verwaltet worden . Es hat nach und nach ein nen anſehnlichen Zumonchs an Jåndern erhalten , wie aus der folgenden Abhandlung erhellen wirb.
Ha aa s
9. 9. Ein
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Det dhura rheiniſche Streis.
9. 9. Ein Erzbiſchof zu mayng fømmt burch freneDabl-des Domkapitels zu dieſer Würde, und muß eine Wahlkapitulation befchwdren . Die påbftliche
Beſtätigung deſſelben iſt ſehr koſtbar .
Das Pallium iſt aud ) theuera dena es koſtet zoooo Rthlr. zu deren #beragung das Erzſtift bisher durch eine außerordentliche Schakung bat :70000 Rthlr. aufbringen müſſen , da denn , was übrig geblieben , Die Anna. in Die churfürftliche Calle gefcffen iſt. ten, welche ein jeder neuer Erzbiſchof dem Pabſt be . jahlen muß, ſollen in 10000 Fl. beſtehen. der erſte Erzbiſchof in Deutſchland, und mit der erzhirchofichen Würde iſt die churfürſtliche unzera trennlich verbunden; ja, er iſt unter allen geiſt- und w ltlichen Churfürſten der erſte . Sein Titel ift : 7.17. von Gottes Gnaden des beil. Sruble zu Maynz Erzbiſchof, des heil. róm. Reichs durch Germanien Erzkanzler und Churfürſtic . Das erzſtiftiſche Wapen, iſt ein filbernes Rad im rotten Felde ; welchem ein jeder Churfürſt ſein Gea ſchlechtsmapen beyfüget. $. 10. Des Erzſtifts Maynz Erzmarſchille, {ind die landgrafen zu Heſſen ; Erzküchenmeiſter, die Pfalzgrafen zu Zwepbrúc ; Erbkůchenmeiſter, die von Greifenklau zu Vollratis; Lrbſchenken, die Grafen von Schönborn ; Lizkåmmerer, die Grafen von Stollberg ; 'und Eibkammerer , die von Metternichzu 5. 11. Von des Churfürſten zu Manny Gerecht. famen , in Anfehung der Wahl und Krönung eines römiſchen Kaiſers und Königs, iſt oben in der Ein . leitung zu Deutſchland gehandelt worden . Wann
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T기
Die chur-maynziſchen Länder .
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Wann derfelbe das Erzkanzleramt durch Deutſch land beſonders und allein an ſich gebracht hat, iſt ungewiß ; es iſt aber von K. Adolf 1292 , von K.AL brecht I. im Jahr 1298 , und von K. Ludewig IV Daß er den *im Jahr 13141 beſtätiget worden . Reichs -Vicefangler ernenne , und an dem kaiſerl.
Hof eine eigene Kanzten Halte , iſt oben in der Ein . leitung zu Deutſchland angezeiget worden . Auf den Verſammlungen des Kaiſers und der Reichsſtånde erſcheint nichtnur der Ehurfürft zu Mannz überall als der erſte Reichsſtand und nachfte nach dem ro, "miſchen Kaiſet over König , ſondern regieret auch alte Bérathſchlagungen der Reichsſtånde ganz allein. S. die Einfeitung zu Deutſchland S. 38. 42. Der chur , mannziſdie Reicheniatrikular - Anfchlag wegen Manng, Riened und Königſtein , beträgt zu einem einfachen Romermonát 1927 ff.51 Kreußer.
In Anſehung der Höchften Reichs Gerichte, hat der Churfürft zu.Mannz großeVorrechte. Ben dem taiſerl. Reichshofrath folget der von ihm ernannte Reichs - Vicefanzler unmittelbar auf den Kaiſerlicher Präſidenten ; er ernennet alle Secretare; die von ihm beſtellre Reichs- Hoffanzley fertiget alfe erkannte Sachen aus; er Bebt und verwaltet die Gelder für alle und jede Ausfertigungen ,, verwahrer die Acten , und vifitiret den Reichs . Hofrath. Die kaiſerliche Ernennung eines Kammer . Richters , wird Chur» Manny, und durch denſelben dem Kammergericht bekannt gemacht; die churmannziſchen Affeffores haben unter allen den erſten Rang ; die Kammer. Gerichtsfanglen wirb allein von Chur:Maynz beſtel. let
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Der chur: rheiniſche Kreis.
Ant Rammerzielérn glebt Chur .. Maynz zu jedem Ziel gob Rthlr. 21 Kreußer und
let und regieret ac.
Hat den Ruhm der richtigen Bezahlung. Ś , 13, Das Lcz shohe Domſtift Maynz beo fteht aus 34 Perſonen , nämlich aus 5 Prålaren ing 19 Rapicularberren ;
jene dürfen eine Inful
tragen : dieſemüſſen zwar nicht nothwendig. Prieſter fenn, find es aber gemeiniglich. Es hat unterſchie. Dene Syndicos und andere Bedienten. Von des Domkapitels und der Domprobſten Dertern und Factorenen wird unten Nachricht erfolgen . Die churfürſtlichen Statchalter , Hofraths Kammer. und Stadtgerichts . Práficenten werden allemalaus den Domkapitularherren genommen.'s In allen Vergleichen mit Benachbarten , und in vielen an .
dern wichtigen Sachen , und welche des Erzſtifts Gerechtſame betreffen , wird auch der Bewilligung des Domkapitels gedacht. Es iſt allemal ein Dom , kapitutar Generalvicarius des Erzbiſchofs in geiſt. Die erledigten Kapitularſtellen lichen Sachen , Sie werden aus den Domicellarberren befekt. müſſen nicht nur Deutſche , ſondern auch in der rheiniſchen Provinz geboøren fenn , uno 16 adeliche Ahner erweiſen und eidlich erhårten laſſen . End . lid) fino noch Vicarii ,welche der Kapitularen uno Domicelaren - Stellen bey gewiſſen geiſtlichen Ver. richtungen vertreten . g. 13 , Das Erzſtift Maynz iſt, fo wie alle Bisthümer und Erzbisthümer ,
dem
rómiſchen
Stuhl unterworfen. Die Provinz derſelben hat fich ebedeſſen über den größten Theit Deutſchlands erſtreckt,
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Die chur-maynziſchen Länder.
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erſtreckt, iſt aber nach und nach merklich geſchmão lert worden : denn es iſt demſelben Mähren , Mag. deburg, Bamberg, Prag, Verden und Halberſtadt, Die noch jest darunter gehörigen Bisa entzogen. thümer, find Worms, Speyer, Straßburg, Coftang, Augsburg , Chur , Würzburg , Eichſtåde, Pader,. born und Hildesheim , imgleichen Fulda. $ . 14. In dem chur-mannziſchen Hof, 'ift fein ore bentlich eingerichtetes geheimes Raths : Collegium , fondern die wichtigen Staatsſachen werden in deë gebeimen Conferenz vorgenommen. Die gehele me Kanzley beſteht aus dem Hofkanzler , gehei. men Secretår, Secretaren und geþeimen Regiſtras foren und geheimen Kanzeliften. Der Sofrath, oder das churfürſtliche Regierungs Collegium , hat einen
Präſidenten ,
Großhofmeiffer, Hoftanz.
ler , Kanzlepdirector, adeliche und gelehrte geheime Hof , und Regierungs. Rathe, und andere mehr. Das Reviſionsgericht hat einen geleþrten Dire. ctor , gelehrte Reviſions - Råthe , einen Secre år und Procuratores. Man kann bey demſelben Revia fion von den Hofgerichts. Appellations. Commif. fions , und Oberbauamts - Urtheilen innerhalb 30 Tagen ſuchen.
Die übrigen Collegia ſind ,
das
Bofgericht, deſſen Urtheile in vier General. Hof gerichtstagen bekannt gemacht werden ; die Sofa kummer , die Kriegsconferenz, bas Kammer . amt und Stadtgericht zu Mannz, die Armenhause Von dem Comıniſſion , und das Bauamt . Erfurter und Eichsfelder Staat , wirb unten befone dere Nachricht gegeben werden .
S. 15. ES
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Der dur-rheiniſche Kreis .
§. 15. Es find hier vorläufig einige Benennungen zu erklären, welche nachmals vorkommen , aber nicht allen Leſern bekannt und deutlich fern werden. Ben den Hemtern folget auf den Amtinann oder Obers amtmann , der Amoskeller oder Keller , welcher mit ihm das Gericht hålt , auch das , was zur Wirthſchaft und zum Kameralweſen gehöret, beſor. get. Der Bezirk, welcher unter einem Centgrafen ſteht ,
der mit etlichen verordneten Schöpfen die
peinliche Gerichtsbarkeit verwaltet, wird Cent gé. nannt. Ein Vicedom oder Vigtum , vertrit den Erzbiſchof in weltlichen Dingen an einem Ort, wo thebeſſen der ordendiche Wohnſik eines Landesherrn geweſen iſt , nach deſſen Abweſenheit ein Vicedomi. nys dahin geſeßt worden. $. 16. Die churfürſtlichen Einkünfte, werden ungefähr auf 1200000 Gulden geſchäßt. Man rechitet die Zölle , welche der Churfürſt allein von den Weinen hebet, jährlich über 1ocooo Thaler. Der Kriegsſtaat, beſteht aus einer Leibgarde zu Pferde von hundert Mann , einer Schweißergarde, und einer Anzahl Dragoner , drey Regimentern zu Fuß , und drey auf regelmäßigen Fuß gefekten Sandregimentern , von welchem eins auf dem Eichs. feld iſt.
Die Stadt Maynz wird für eine Grånja
feſtung des Reichs gehalten , und der ober -rheiniſche Kreis betrachtet ſie als eine feiner Feſtungen , daher er auch darinn unter gewiffen Bedingungen öfters
. nur eine churfürfilich . mayngiſche, ſondern auch eine kaiſerliche Beragung :
17. Was
Die chur -maynziſchen Länder.
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Was nun die genauere Beſchreibung dee churfürfnich - maynziſchen ( ande des chur rheiniſchen Kreiſes anbetrifft , ſo gehören dahin 8. , 17
1. Folgende Vicedom-Aemter , Obers Aemter, Aemter und Kellereren.
1. Das Vicedom
Amrin der Stadt Maynz.
Waynz, Moguntia , Moguntiacum , die Hauptſtadt des Erzſtifts , liegt am Rhein , in welchen fich , nicht weit Don der Stadt , gerade gegen der Favorita aber , der Mayn ergießt. Sie wird von den lämmtlichen verbundes nen Kreifen für eine Reichss Grånzfeftung erkannt, und ob ſie gleich zu dem chursrheiniſchen Kreife gchårt , fo bel trachtet fic doch der ober - rheiniſche Kreis als eine feiner Feſtungen , und bålt saber öfters unter gewiſſen Bedins gungen eine Anzahl Kreisvdiker darinn ; welches der chuco rheiniſche Kreis auch ſchon gethan hat. 1735 wurden gar zu beſſerer Befeſtigung dieſer Stadt, zwey Römermonate bewilligt. Ob nun gleich die angefangenen Feſtungswerke bortrefflich find : ſo find ſie doch nicht vouführet. Die Stadt iſt ziemlich groß und volkreid , hat aber mehrens theils enge Gaſſen , und altmodiſche Bürgerbäuſer; doch erblidt nan hin und wieder aud ) ein ſchönes Gebäude, und einen anſehnlichen Pallaft ; inſonderheit ift die ſoges genannte Bleiche eine ſchöne Gaſſe , und das deutſche Haus , ein ſchönes Gebåude. Das churfürſtliche Reſidenza Schloß Wiartinsburg , welches 1750 an der Rheinfeite einen neuen ſchönen Flügel bekommen hat, und zumRheins gau gehöret, und die wohlerbaute churfürftliche favorita , haben ſchone Gårten, und die Ausſicht , welcheman aus dieſen Gebäuden über den Rhein bat, iſt ungemein ſchön . Außer den obgedachten churfürſtlichen Collegien , ( S.14.) und dem Vicedom : Umt, iſt auch ein churfürſtl. Kammers Amt und Stadtgericht heſelbſt. Die Domkirche iſt hoche gewölbet, und 1755 von neuem ausgeputzt, und mit neuen Sénſtern verſehen . Sie bet einen wichtigen Schab , der
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Der chur-rheiniſche Kreis .
der Cardinal Albrecht ,
Erzbiſchof von Magdeburg , mit
nochſehr kenntlichenStücken vermehrec magdeburgiſchen hat, und gute Denkmale von Erzbiſchofen und Dombers ren. Der Blit zündete 1767 den Thurm diefer Kirche an , welcher , ſo weit er pon Holz war , nebſt einem Theil der Kirche abbrannte , er ift aber wieder hergeſtellt wors ben . Auch das ſogenannte Paradieb , und die zunächſt baran liegenden Håufer , brannten ab. Die hieſigen Stifter find : das Ritterſtift zu S.Alban , die ecclefiae collegiatae infignes B. M. V. ad gradus , ( welche gleido neben der Domkirche liegt, zwar nur klein , aber inwendig prächtig iſt , ) des heil. Peters ; des beil. Stephans und des Heil. Victors , und die übrigen Collegiarkirchen zum heil. Kreuz , des heil. Gangolph , des heil. Johannes und bed heiligen Monig ; hiernächſt findet man hieſelbſt ein biſchöflich Seminarium zum heil. Bonifacius , noch ſieben Pfarrkirchert, eine Benedictiner Prälatur auf dem Jas cobsberg, deren Abt Primas Cleri Secundarii ift , ein ehemaliges Jefuiter: Collegium , 6 Mönchen- u . 5 Nonnens Midfier , eine Karthauſe und zwey Nonnen - Kloſter ben der Stadt, fechs Hoſpitaler , unter welchen das Hoſpital S. Rochus , Darian auch eine Buchdruckeren , Strumpfs und Zeugfabrik, das vornehmſte iſt, und ein Zuchthaus, Die hieſige Univerſitåt, ift 1477 oder 1482 von dem Churs fürften Dierher geſtiftet worden . Daß der Churfürft Joh. Frid. Carl feine Reſidenz zu einer blühenden Handelsſtadt zu machen geſucht, iſt ſchon oben angezeigt worden . Die Ges lehrten ſtreiten noch darüber, ob Manny chedem eine freye Reichsſtadt geroeren Tey ? Inden zwiſchen dem abgeſekten Churfürften Diether und ſeinem Gegner Adolph entftans denen treitigkeiten , eroberte der lette 1462 die Stadt mit Liſt, und machte ſie dem Erzſtift unterwürfig. K. Frides rich III Forderte zwar anfänglich diefelbe an das Reich zus råd ; K. Marimilian I aber derzieb fich 1486 aller Ans ſprache an dieſelbe , und debute die den manngiſchen Landen berliehenen Freybeiten auch auf ſie aus. 1631 haben fich ihrer die Schweden * 1644 und 1688 die Franzofeu bemächtiget. Da,vwo jegt die durfürftliche Favorite
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Die chur : maynziſchen Länder.
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favorite ſteht, iſt ehebeſſen die Vorſtadt Filzbach gewes fen , welche abgebrochen wurde , als Churfürft Johann Philipp von Schonborn die Stadt mehr befeſtigen ließ. 2. Das Vicedom s Amr Maynz außer der Stadt , begreift I ) Caffel , ein Städtchen am Rhein , gegen Mayng über , sabin eine Schiffbrücke führet, welche auf 50 Fahrs 1259 , da es den Herren von Falkenſtein zeugen ruhet. und Poland gehörte , riſſen, die Bürger zu Maynz die Mauern deſſelben nieder. 2) Coſtheim , ein Pfarrdorf am Mayn , woſelbſt gua ter Wein wichit. 3 ) Weiſſenau , ein großes Dorf am Rhein , welches guten Winwachs hat. 3. Das Amt Bochſt , in welchem 1) Sochſt , ein Ståbtdyen am Mayn , in welchen nicht weit von hier der kleine Fluß Did fåut. Das hieſige Ans toniter Kloſter iſt 1441 von Roſtorf aus , in der Grafs ſchaft Hanau , angeleget worden . Es iſt hier ein altes verfallenes durf. Schloß dicht am Mayn , eine Porzellans manufaktur, und ein Zou . Der Ort ſoll vom Kaiſer Karl IV dem Erzſtift für das demſelben entzogene Erzbisthum Prag überlaſjen ſeyn. 1400 iſt er zu einer Stadt gemacht wors den. 1622 wurde in hieſiger Gegend Herzog Chriftian zu Braunſchweig von dem kaiſerlichen Feldherrn Lilly ges ſchlagen , 2) Sofheim , ein Städtchen an der Guldenbach , mit einer Kellerey . 4. Das Ame Kronberg, iſt ehemals eine Graf. Tchaft geweſen , deren Grafen, als des Erzſtifts Erbs fchenfen , Paſallen deſſelben waren .
Das alte Geo
ſchlecht derſelben, ſtarb 1704 mit Johann Niklas aus, worauf die Grafſchaft , kraft échaltener kaiſerl. An. wartſchaft, an Chur .Maynz kam ; welches ſich aber nicht, B666 3 Th.62 .
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Der dur-rheiniſche Kreis .
nicht, wie die ebemaligen Grafen, zu der reichsgråft. wetterauiſden Bank hålt. Es gehört dazu 1 ) Bronberg , ein Stådtchen an einem Berge, mele ber die Hobe, oder der Feldberg , genennet wird. Ums Jahr 1528 wurde hieſelbſt die evangeliſche Lehre von dem fandgrafen zu Heffen , als damaligen Inhaber des Drts , eingeführt. Als Heffen 1541 den Herren dieſes Namens die Stadt wieder einräumte , verſprachen fie, die evans geliſche Lehre und gottesdienſtliche Webung in der damas ligen Berfaſſung zu laſſen . Ein Theil der Einwohner nahm die evangeliſche Lehre an , die andern aber blieben katholiſch , oder lehrten zur tatholiſchen Kirche zurück. Im dreyßigjährigen Kriege, wurden allerley Religionsveråndes rungen vorgenommen ; nad dem weftphåliſden Frieden aber wurdedurch cine faiſerl. Commiſſion die alleinige evans geliſche gottesdieaftliche Uebung wieder hergeſtellet. Als 1704 Kronberg an Chur -Mayuzkam , wurden die bishes rigen Gerechtſamen der Evangeliſchen in vielen Kirchens und bürgerlichen Sachen mit den Katholiſchen getheilet. Das ehemalige Schloß , welches mitten auf dem Berge lag, iſt 1738 größtentheils abgebrochen , und die Steine Find zu der neuen katholiſchen Kirche gebraudyt worden . In der hieſigen Gegend iſt ſchöne Waldung , mancherley Obſt, und eine große Menge Kaſtanien . 2 ) Eſchborn , ein Pfarrdorf und Schloß. 5. Das Amt Oblm , dahin gehört 1) Ober - und Glieder -Whlm erſteres iſt ein Dorf, und lettereß,welches am Fluß Selz liegt, ein Fleden . 2 ) Sechſtheim , ein Pfarrdorf . 3 ) Die Kellerey Algesheim , dahin die Pfarrdorfer Algesheim , Bådesheim , O & enbeim , Drommersheim und Dietersheim gehören . 6. Das Vicedom Amr Rheingau . Den
Namen Rheingau , führt ein Strich ( andes , wel. cher ſich von Maynj, abwärts am Rheinufer , bis zur Stadt Bacharach , erſtreckt. Er iſt an Felde und Garten - Früchten , und vornehmlich an vortrefflichem Wein,
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Die chur-maynziſchen Länder.
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Wein , fehr geſegnet. Die ģieſigen Weine werden für die edelſten in Deutſchland gehalten , und waodie, ndo welche
bey Johannesberg und Rüdesheim Starte wegen vornehmlich geſchåket. Der Vorzug der Weine rührt von der genauen Aufſicht ger : denn es dürfen ben Verluſt des ganzen Weinbergs im Rheingau keine andere als die fogenannten js. Wir bemerker linger - Reben gepflanzt werden . folgende Derter : i ) Elfeld , vor Alters Eltvil, der Hauptort im Rhein gau , ein wohlgebaueter Flecken , mit einem Schloß , woe ſelbſt Adolph von Naſſau gewohnt hat. 2) Deſtrich , ein Pfarrdorf am Rhein . Nicht 3) Geiſenbein , ein Städtchen am Rhein . weit davon im Walde iſt ein Rapuziner Kloſter. 4) Lorch , nach der hieſigen Ausſprache Lorida , ein anſehnlicher Flecken am Rhein , deſſen Einwohner fid vom Weinbau ernähren . Die Weinreben aus Burgund, welche hier angepflanzt worden , geben einen ſehr guten tothen Wein . Es iſt hieſelbſt eine Factoren des Dome kapitels , und ein adelicher Hof der von Greifenklau . 5 ) Lorchbauſen , ein Fleden am Rhein . 6 ) Erbach , ein Pfarrdorf am Rhein . 7) Battenbeim , ein Pfarrdorf am Rhein. 8) Kitterach oder Ridrach , ein Pfarrdorf und Kapue ziner Kloſter. 9 ) Die Pfarrbörfer Keudorf, frauenſtein, flieder: und Ober- Walluf, Ballgarten . 10 ) Vinkel , ein Fleden am Rhein . 11) Johannesberg oder Biſchofsberg , ein Pfarre dorf am Rhein , mit einer Probſter , welche ihrer Stifs. tung nach Benedictiner Ordens geweſen iſt, und unter bein Abt des Kloſters St. Jacobsberg zu Mainz geſtans ben hat ; nachmals aber durch Kauf an Fulda gefommen iſt. Der hieſige Wein , welcher auf der Rheinfeitewächſet , iſt von den ſtårkſten und berühmt. Die Probſtey liegt auf dem Weinberge. $ 66.6 12 ) Rå .
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Der chur -rheiniſche Kreis .
12 ) Rüdesheim , ein Marktfleđen am Rhein , Feis nes Weing wegen berühmt , welcher unter allen der Die beſten Weinberge liegen gerade gegen ftårkſte ift. Bingen über. Der kleineMorgen Ader koſtet hier funf zig Gulden. So wie die Weinberge auf der Mittagsſeite lieger , alſo find auf der Seite nach Geiſenheim fruchta Der Churfürſt hat hier bare Aeder zum Getraidebau. ein Landhaus. 13) Die Pfarrdörfer Rauenthal , £ibingen und es mannshauſen . Bey dem lekten , wachſet ein vortreffs licher rother Wein , welcher dem Burgunder gleicht. 14 ) Folgende Klofter : (1) Eberbach , eine Ciſtercienſer Abtei), welche 1131 geſtiftet worden . In der Kirche derſelben liegen viele Erz biſchöfe von Maynz, und viele Grafen von Nafſau begras beit. Es iſt auch in derſelben das Erbbegräbniß der Gras fen von Katzenelnbogen . ( 2) Eibingen , eine adeliche Frauen Ubten Benca dictiner Drdens, vor dem oben genannten Dorf. ( 3) Gottestbal, ( 4) Marienbaufen , und ſind. Klöſter Ciſtercienſer Drdens, ( 5) Tiefenthal, weldien Uebtiſſinnen vorſtehen. 7. Das AmtLohnſtein,
liegt an den trieris
fchen Landen , bey dem Zuſammenfluß des Rheins und der Lahn. Lohnftein oder Lahnſtein , qud Ober : Labnftein , ift eine kleine Stadt und Schloß am Rhein , in welchen hier die Lahn fließt. Es iſt hieſelbſt ein Sauerbrunn.
8. Das Amt Steinbeim ,
welches 1424.Von
den Herren von Eppſtein , nebſt 34 Dörfern, an das Erzſtift verkauft worden. I) Steinbeim , oder Ober -Steinbeim , ein Stadt : dhen am Mayn , woſelbſt eine ſtarke Ueberfahrt iſt. Es hat ein Schloß
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Die chur -maynziſchen Lånder.
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2 ) Ober- und Gieder : Kod find Pfarrdörfer in der ſo genannten Rödermark , welche in einem Strich Wils der und Felder beſteht. 3 ) Groß , Xuheim , ein Pfarrdorf. 4 ) Bahl, ein Fleden , nicht weit voin Mayn , wo der Kahlfluß in denfelben fåût. 5) Biber , ein mit einer Mauer uingebenes Dorf, wel ches and der Oberhof von den eilf Dörfern heißt, die einen Wild , die Biber mark genannt , gemeinſchaftlich beſiken . Solche eilf Dörfer find : Biber , Offenbach , Bürgell , Rampenbeim , måblbeim , Diedesheim , Lemmerſpiel, Saufen hinter oder an der Sonn, Obertshauſen , Seuſenſtamm und Abeinbrúden . Zu Biber werden alle dieſelben betreffende Dinge von den Marks foffen abgehandelt. Vor dem Dorfe unter der großen Linde iſt der Schoffenſtuhl , woſelbſt das Markgericht ges heget wird , und die Waldfrevler dffentlich abgeleſen und beſtrafet werden . Ueber dieſe Mart iſt Chur : Mayng Obervauth , d. i. Obervogt. In den dur -maynziſchen Dertern allein ſind Markermeiſter , welche von den Schöfe Permoge fen aus den andern Dörfern erwählt werden . des Marker - Inſtruments von 1380 , muß ein geváhrter Marker 30 Morger Landes beſigen, und alédean kans er 32 Stůđe Rindvieh , und eben ſo viele Schafe und Sdyweine halten . 9. Das Amt Dieburg, ift von dem Heſſen -darm . ſtådtſchen Gebiet umgeben . Dieburg iſt ein Stådtchen mit einem Schloß und Ras puziner Kloſter. 10. Das Amt Freygericht, liegt an der Graf; Es iſt ein 1500 zuerſt dargebothenes
ſchaft Hanau .
Reichslehn, einige Höfe , Güter , Wålder und Ge. fålle , welche Eigenthum ſind, ausgenommen. Die Grafen zu Hanau Hatten ehedeffen die Hälfte von dem
Freygericht,
welches aus dem Marktflecken B6 66 3 Ales
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Der chur- rheiniſche Kreis .
Alzenau und 13 Dörfern beſteht. Als aber das gråfliche Hanauiſche Haus 1736 ausſtarb , eneſtund darüber zwiſchen Efur . Maynz und Heſſen Cartel ein Streit, weldier endlich 1748 durch eine Theis fung des Freygerichts völlig gehoben worden , ſo daß Chur ,Maynz zu ſeinem Antheil bekommen hat 1) Den Flecken Alzenau , am Fluß Kaht, welcher über 60 Mann ſtark ift: 2 ) Den Fleden Kirſoftein oder Sörftein . 3) Noch vier. Dörfer . Anmerk. Zwiſchen dem Freygericht und der Pfarre Mema bris, liegen die Fremhöfe Sembach und Wobnftatt, welche chebeffen den von Botfen gehört haben ; durch das Einſtand recht aber an das Erzſtift Mayng getominen , und demſelben einverleibet worden ſind, n . Das Amt hauſſen , deſſen Sig in dem Dorf Sauſſen , unweit Saalmünſter , iſt.
Dazu
gehört. 1) Die Kellecey Orb , welche einen Theil vom Spefa fart begreift . Orb , oder Urb , iſt ein Fleden , welchen eine ergies bige Salzriederen merkwürdig macht, die feines und weiſs fes Salz liefert ; welches aber um die Hälfte leichter, als dad Nauheimer, in der Grafſchaft Hanau , ift. 1428 find Orb und Wirtheim an Hanau für 23000 fl. verſeke geweſen , aber 1964 und 65 wieder eingelöſet worden , Die anſehnikhen Antheile an den Salzpfannen , welche die Grafen zu Hanau von Privatperſonen erkauft bats ten , find , nebſt dem Reißigwäldchen , 1656 anſtatt der 5000 Fl, würzburgiſcher Schulden vom Kloſter zu Schluche tern an Chur:Maynz überlaſſen worden . '" 1765 ward hier eine neue ergiebige Salzquelle entdeckt und eröffnet. 2) Die Wellerey Burgioita , in dem Dorf diefes Naa mens , weldes am Jobfluß im Soßgrund liegt. 3) Die Kellecey Wirtheim , in dem Fleden dieſes Nas mens , am Fluß Kinging,
12. Das
Die chur :maynziſchen Lånder.
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12. Das Vicedom Amr Aſchaffenburg, be. greift einen Theil von dem anſehnlichen Wald Speſs firt. Dahin gehört 1) Die Reſidenzſtadt Aſchaffenburg, welche eine der beſten Städte im Erzſtift iſt , am Mayn liegt , und den Namen von dem Flüßchen Uſchaff hat, welches in der Nachbarſchaft derfelben in den Mayn fait. Das hieſige Sdloß , in welchem der Churfürſt oft währender Herbſt zeit, ſo lange die Jagden im Speſſart dauren , fich auf bålt , iſt anſehnlich und ichón . Es iſt hier eine inſignis ecclefia collegiata zu S. Peter and Alerander , ein Jeſuis .tet Collegium , welches die Gåter des ehemaligen Nous nenklofters Simmeltbal beſitzt, und ein Kapuziner Klo: ſter. Im ſiebzehnten Jahrhundert iſt ſie oft in feindliche Håinde gerathen. 2) Das Amt Schollkrippen und Beffenbach . 3) Schmerlenbadh , ein adelides Kloſter Benedictiner Drdens, welches eine Aebtiſſinn zur Vorſteherinn hat. 4) Das Amt Klein : Walliadt, in dem Pfarrborf dieſes Namens, 5) Die Kellerey Bachgau, darunter Oribeim gehört. 6) Stadt und Cent Seligenſtadt ( 1) Seligenſtadt, eine Stadt am Mayn , 1237 gehörte fie dem Kaiſer Friderich , welcher ſie als ein mayna ziſches Lehn von ſeinen Vorfahren ererbet hatte , und wurs de damals ſchon eine Stadt genennet. Bey derſe !ben liegt ein Benedictiner Kloſter gleiches Namens , deſſen Abt ſich cinen Serrn za Geiſelbach , Omersbach und sofltado ten nennet. Nahe bey dem Convente - Garten iſt die ſo genannte Waſſerburg , welches im Waffer und zwi ſchen zwen Fiſchteichen ſtehende Haus Abt Franz II aus dem Grunde aufbauen laffen. Eben berſelbe bat auch den Meyerhof zu Krogenburg wieder an das Kloſter gebracht, und das Herrenhaus auf demſelben aufführen laffen. ( a) Derringen , ein Dorf am Mayn ,' ber welchema 1743 ein bißiges Treffen zwiſchen den verbundenen enge ländiſchen und dſtreichiſchen Kriegsudſtern auf der einen , Bobb 4
1128
$ Der chur - rheiniſche Kreis.
· und den franzöſiſchen auf der andern Seite vorfiel.
Jene,
welche vom König Georg Il felbjt angeführet wurden , trugen den Sieg davon . 7 ) Obernburg , ein Städtchen am Mann. 8) Stoďtadt , ein Fleden , nicht weit vom Mapn . 9) Die Bellerey Mothenbuch ; dahin gehört (1) Rothenbuch , ein Fleden. ( 2) Das Amt Heimbüchenthal, in dem Pfarrdorf diefes Namens. (3) Wůſthal , ein Pfarrdorf. 13 ) Das Amr Clingenberg. Dahin gehört 1) Tlingenberg , ein Fleđen am Mayn , bey welchem fehr guter Wein wichſt. 2 ) Worth , ein Fleden am Mann . 3 ) Erlenbach , Rolfeld und Mönchberg find Pfarrs odrfer . 14. Das Amt Miltenberg . Dahin gehört 1) Miltenberg, eine kleine Stadt am Mann mit einem Bergſchlos Es iſt hier ein beträchtlicher Waſſer- und Landzoll , ein Kaufhaus , ein Franciſcaner Klofier und Gymnaſium . Das Domkapitel hat hier eine Factorey . Senſeite des Fluffes liegt das Kloſter Engelberg . 2) Die anſehnlichen Pfarrdörfer Búrftadt , kichens bůbl 6. a. m. 3) . Die Kellerer Prodreiten . Prodzelten oder Procelden iſt ein Städtchen am
Mayn , welches von dein nahgelegenen Dorf dieſes Nas mens unterſchieden werden muß . 15. Das AmeAmorbach begreift I) Amorbach ; ein Stådtchen an dem kleinen Fluß Müdt , woſelbſt eine Benedictiner Abtey iſt. Zu der hieſis gen Amtstellerey gehören die Kirchdorfer miudad und Limbach . 2 ) Die Kelierey buchen . Dahin gehören ( 1) Buchen , ein Städtchen . ( 2) Altbeim , ein Pfarrdorf.
3) Die
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Die chur-maynziſchen Länder .
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Dahin gehören 3) Die Kellerey Walthůrn . ( 1) Wallthårn , ein Staotchen und berühmter Wal fahrtsort. Es hat vor Alters den Grafen von Dürne gehört, welche fich ſowohl von demſelben , als von Kos chenthurn ; geſchrieben , und die Schuhgerechtigkeit über das Kloſter zu Amorbach gehabt haben. 2) Erfeld , ein Dorf. 4) Die Kellerey Burken. Burken iſt ein Städtchen
5 ) Die Kelerey Selgenthal, gehört. .
dazu auch Kuchſen
16. Das Amt Bifchofsheim liegt in Franken .
Zu bemerken iſt 1) Biſchoffsbein , ein Ståbtchen an der Zauber mit einem Franciſcaner Kloſter und Gymnaſio. Es iſt hier eine Domkapitels - Factorey. Zu der hieſigen Amtskelles rey gehdren auch (1 ) Königshoffen , eine kleine Stadt, nabe ber Mergentheim , an der Zauber. (2) Konigheim , ein anſehnlider Fleden , woſelbſt eine Factorey bes Domkapitels iſt , und woran auch los wenſtein - Wertheim Antheil hat. (3) Die Pfarrdörfer Werbach , Groß - Kinderfeld, sochhauſen. 2) Die Kellerey Kühlsheim. Kühlsheim iſt ein Städtchen,
17. Das Amr Trautheim ,
liegt in Franken ,
und begreift 1) Die Amtsketlerey Crautbeim ; dahin gehören (1) Crautheim, ein Städtchen am Fluß Sari, wels ches vor Alters eigene angeſehene Herren gehabt hat , von welchen einer, Namens Conrad, feine Herrſchaft Erauthein 1239 an Gottfried von Hohenlohe verkaufte. ( 2 ) Balenberg , ein Fleden , weichen die Grafer Poppo und Johann von Eberſtein 1359 an Gerlach , Erzs biſchof zu Mannz , verkauft haben . ( 3) Eberftahl,Ober -Wittftadt u. Uber :Ginßbach . $ 66 6 5 ( 4 ) 7ies
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Der chur- rheiniſche Kreis .
(4) Giedernball , ein Städtchen am Stocher , daran Hohenlohe : Dehringen Antheil har , und, woſelbſt uralte Es hat lauter evangeliſche Bürger, Salzquellen ſind . und iſt der Sik eines churfürſtlichen Stadsſdultheißen. ** 2 ) Die Kellerey oder Sofmeiſterey Billigbeim ; dahin die Derter Billigheim , allfeld und třühlbach gehören . 3) Die Bellerey Gagelsberg , welche den Namen von einem Bergichloß und Dorf hat. 4 ) Die Belerey Heiðenau ; dahin gehöret ( 1) Heidenau , ein Städtchen an der Jart. . ( 2 ) Serbolisbeim und Stein . * 18. Das Oberame Starkenburg , begreift das ganje chur: maynziſche Antheil an der Bergſtraße, und einen Theil des Odenwalds ,
und beſteật
1 ) Uus der Amtstellecey Heppenheim . Dazu gehöret ( 1) Beppenbeim , ein Städtchen, weben welcher das Bergſchloß Starkenburg liegt. ( 2) fårth , ein Pfarrdorf, woſelbſt ein kaiſerlicher Pofthalter iſt. ( 3) Abtſteinach , ein Pfarrborf, ( 4 ) Das Sarrenroder Geridt.
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(5) Die Cent Merlenbach , in dem Pfarrborfe diefes Namens. 2) Die Amtskellerey Bensheim; dahin gehöret (1) Bensheim , eine kleine Stadt, woſelbft das Domkapitel eine Factorey hat. (2) Im Ried , iſt eine Gegend, die ungefähr aus 5 Dorfſchaften beſteht. (3 ) Bürſtadt und Viernheim , find Pfarrborfer. 3) Die Amtstellerey sirfdborn ; barinn ( 1 ) Kirſchborn , ein Städtchen und Schloß am Nedar , bar ehemals den Freyherren dieſes Namens als ein inaynziſches fehn gehört, 416 dieſelben 1632 auss ſturben , iſt es an Chur -Mayn; zurück gefallen. (2) Erdbelbad und Unter : Schồnmattenweg. 4) Die Schaffnerey Lorſch . Kaiſer Friderich II übers ließ 1232 die Pråmonſtratenſer Abtey Lotſch , vor Alters Laurea
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Louresheim , dem Erzſtift Manny, als ein Reichsſelin , reichen ſie auc ) bernach mit allem Zugehör von dem Pubft Gregorius IX einverleibet worden . Dieſes Kloſter hat zur Zeit des frånktſchen Königs Pipins I ein Graf im Nhingau, Namens Cancor, geſtiftet, und es iſt nachmals ungemein beſchenkt worden , ſo daß ſeine Güter einem großen Bisthum oder Fürſtenthum geglichen , iſt aud) ſehr berühmt geweſen . Es ſtehet auf der InſelAltenmünſter im Fluß Weſconit , vor Alters Wisgos. Einige Schrifta fteller nennen daſſelbe auf lateiniſch Laureacenfe und Lau . riffenfe Monafterium , 'auch Laurilla. Der 1768 zu Daun þeim gedruckte Codex Laureshamerilis diplomaticus , ijt zur mittlern Geographie Deutſchlande , vornehmlich der Gegenden am Rhein , ſehr nützlich . Maynz hat 1664 und 1708 Hoffnung zu Sitz und Stimme wegen dieſer eheinas maligen Abtey im Reichsfürſtenrath, erhalten, ſie iſt aber nicht erfület worden.
19. Das Amt Gernsheim ; darinn Gernsheim , ein Stådtchen am Rhein, ben welchem ein Rheinzoll erlegt werden muß. Es iſt hier eine Factoa rey des Domtapitels. 20. Die Amtsverweſerep 17eu Baumberg , iſt ehemals ein Theil des durpfälziſchen Oberamos
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Creuzenach geneeſen, 1715 aber an das Erzſtift Maung abgetreten worden . Dann gehören Kleu . Baumberg , ein Stådtchen , und die Dörfer Schönberg, Dalberg und Solzheim. 21. Das Oberamt Améneburg, liegt in Ober Es gehört dazu Heffen . 1) Amoneburg , die eine Burg an der Ohm (Amana ) , ein Stadtden auf einer Hohe , um welche ſich ein Urm von dem Dumfluß ſchlingt. Es iſt hieſelbſt ein Collegiatſtift, welches Johannes dem Täufer gewidmet iſt. Bey dieſer Stadt beſchoffen die Alliirten und Franzoſen einander 1762 ſehr heftig mit Kanonen , als jene die Brüde und den Paß über die Ohm zu behaupten ſuchten , welches ihnen audi gelang. 2 ) Dic
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.* 2) Die Pfarrdörfer Roßdorf , Bauerbach und Gins ſeldorf, Mardorf, Erfartshauſen . 3 ) Die Kellerer Geaffadt ; dahin gehören ( 1) Teuſtadt , ein Städten . ( 2 ) Atendorf, ein Dorf. (3) Das Gericht Babenberg.
22. Das Aint Griglar , liegt zwiſchen Nieder. Heſſen und der Grafſchaft Waldeck , und begreift 1) Die Stadt Fritzlar, welche am Ederfluß liegt. Man findet hier ein Collegiatſtift zu S. Peter, ein Stift zum beit. Geift, umd ein Ürſeliner Nonpenkloſter. Im I. 919 ift hier ein Reichstag gehalten worden . 1232 ward ſie von Heinrich Raſpo, Landgrafen zu Thüringen und Heſſen, und 1631 von Wilhelm, fandgrafen zu Hefe , mit Sturm erobert. - 1761 wurde ſie von den Kiirten ein paar Tage lang beſchoſſen , und dadurch die Dariun liegende franzöfis Ide Beſaßung zure Uebergabe gendthiget. 2 ) Die Kellerey Zaumburg. Maumburg oder tíumbarg, iſt ein Städtchen , an dem kleinen Fluß. Elbe.
Anmerkungen. 1. Dem hohen Domkapitel gehören folgende Derter : 1) Am Rhein unter Manny : (1) Bingen , eine kleine aber gutgebaupte und nahr : hafte Stadt am Rhein . Es iſt hier ein Sepuzinerklos fter , und eine Factorey des Domkapitels ; auch wohnen hier die doratapitelſchen Zollbediente; die Zollgereditiafeit aber haftet auf der gegen über an dem Rüdesheimer Berg gelegenen Schloß gehrenfels. Es ſind hier viele Sdiffer, und es gehet von hier nach Maynz alle Zage ein Markt. Schiff. Nuf der Seite nach Simmern zu , iſt güter Weinbau . ? Unweit der Stadt , da , wo ſich die Nghe in den Rhein ergießt, iſt das ſogenannte Binger Loch , welches mitten in
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im Rhein zwey kleine aber ſcharfe Felfen machen , die ber niedrigem Waſſer, kayın aus demſelben hervorragen, bey hos hein Waſſer gar nicht merklich find. Gleid darneben fiehet der ſogenannte måufetburm , auf einem Felſen im Rhein . Er iſt vieredicht, klein, und ſchon bis auf die Hälfte hera: anter gefallen. Die Einwohner nennen ihn den Mautha thurm , und aus dieſem Namen iſt der falſche Name widas fethurm entſtanden . Er iſt eben ſowohl, als das chief gee gen über auf dein Rüdesheimer Weinberge in ſeinem Vere fall liegende Schloß SEhrenfels , um des hieſigen ſtarken Zolls willen angelegt worden . ( 2 ) Die Dörfer Kempten , Weiler , Trechtings : hauſen , Wieders seimbach , woſelbſt eine domkapitel che Factorey iſt. 2) Am Rhein über Mannz: ( 1) Die Marktflecken Kochheim , bey welchem sors trefflicher Wein wächſet, und Flörsheim . @ Die Dörfer miombach und Altheim . ( 3) Das Domkapitel hat auch Factoreyen zu Bense beim , Biſchofsheim , Friedberg, Gernsbeim , Große Onbeim und Walſtadt, Kønigheim, Lorch, Wilten ; berg , Gieders seimbach und Waldbökelbeim . 2. Der hohen Domprobſter gehören 1) Die Dörfer finten und Gonzenheim , ben Maynz, Ober . Seimbach , unterhalb Bingeni, nicht weit vom Rhein ; Eddersheim , woſelbſt der Domprobſt einen fchos nen Pallaft und Garten am Mayn hat , und Heddern : beim , bep Frankfurt. 2) Sie hat auch Factorenen zu Biſobofsheim , mil tenberg , Groß : Onbeit, Groß-Wallſtadt , Wald . bođelheim , Lorch und Obers seimbach .
II. Die Stadt Erfurt, mit dem dazu gehörigen Gebieth . 6. 1. Die Stadt Erfurt , vor Alters rphes : oder Lrpisfurt , latein . Erfordia , liegt in Thüringen , und wird für die Hauptſtadt deſſelben gehalten ; iſt aber von
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dem oberfächfiſchen Kreiſe nie für einen Kreisftand erkannt worden , ob ihr gleich ehedeffen die Kreisverordnungen bez kannt gemacht, ſie auch zur Münzprüfung dieſes Kreiſes gezogen worden. In dem oberfächlichen Kreisabſchiede von 1588 heißer es aasdrůdlich, die Stadt Erfurt ren we: der får eine Reichsſtadt, noch für einen Stand dieſes Krei: ſes zu achten. $. 2. Die erſte Anlegung der Stadt, foll ſchon in Un: fange des fünften Jahrhunderts geſchehen ſeyn. Der heil. Bonifacius hat in derſelben - einen Biſchof verordnet , wel : der aber keinen Nachfolger bekommen . K.Ludwig hat in ders felben im 3.852 einen Landtag , K. Heinrich I im B.935, und R. Rudolph I im 3.1289 einen Reichstag gehalten, und 1566 iſt hier zum letztenmal ein Reichstag gewefen . Die Stadt hat vor Alters mit den Mark - und Landgrafent zu Meiſſen , Heſſen und Thüringen , mit den Erzbiſchofen zu Magdeburg , Herzogen zu Sachſen und Braunſchweig, Fürſten und Grafen zu Henneberg , Stolberg, Schwarz burg, und andern hohen Häuſern , Grafen und Stadten in Verbindung geſtanden . 1443, 54 , 57, 87, 90,96 haben die Grafen von Gleichen , von Hohenſtein , Schwarzburg, und andere, Beſtallungen zu Kriegs- und andern Aemtern von derſelben angenommen. 1395 hat ſie ſich des Sdus kes der Herzoge zu Braunſchweig , und 1361, 1424 , 35, 46,68 des Schutes der Landgrafen zu Thüringen und Heſſen , und noch anderer machtiger Håuſer bedient. 1483 machte ſie mitdem Hauſe Sadſen ein ewiges Schuß, und Schirmbåndniß , und erlegte demſelben jährlich 1500 Mfl. Schußgeld. Sie iſt zwar keine unmittelbare freye Reichsſtadt geweſen , hat aber doch unterſchiedene betracht liche Herrlichkeiten und Freyheiten beſeffen und ausgelibet. Wegen der chur -maynziſchen Gerechtſame über dieſe Stadt, iſt viel Streit geweſen . Chur : Maynz behauptet , von alten Zeiten her die landesherrliche Hoheit über dieſelbe gehabt, und ihr ihre Freyheiten und Privilegien geſchenket zu haben ; zu deſſen Beſtätigung unter andern der 1280 zwiſchen dem Erzbiſchof Gerhard und der Stadt errichtete Vertrag , ein Schreiben des Magiſtrats an den Erzbiſchof von
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Bon 1428 , und die zwiſchen dem Erzbiſchof Arbeit und der Stadt 1483 getroffenen Concordata angeführet worden . 1694 verlangte der Churfürſt wieder in das Kirchengebeth, 1 eingeſchloffen zu werden . Die darüber und aus andern Urſachen entſtandenen Zwiſtigkeiten, wurden 1660 am ernſt : hafteſten , und die Stadt zog ſich 1663 die Reichsacht zu , deren Vellziehung dem Churfürſten zu Maynz aufgetragen wurde, welcher nach gepflogenen geheimen Unterhandluns gen' mit Chur : Sadyfen , in welchen ihm die fachfiſcher Schußgerechtſame abgetreten wordert 1664 die Stadt, mit Hülfe franzöſiſcher und lothringiſcher Kriegsleute , bes Hierauf erfolgte 1665 zwiſchen lagerte und eroberte. Char - Maynz und dein fürſtlichen Hauſe Sachſen erneſtis niſcher Linie , ein Vergleid ), forvphl wegen anderer Streia tigkeiten , als der er furtiſchen Händel. 1666 wurde ein neuer Vergleich zwiſden ihnen getroffen , und hiernachft tam aud) 1667. ein Vergleich zwiſchen Chur - Maynz und Chur : Sachfen , und alsdann ein Erecutions : Receß zwis iden Chur : Maynz und dem fürſtl. Hauſe Sachſen zum Stande. Vermöge dieſer Verträge, entſagte ChursMayng gewiſſen Forderungen , und das fåchfiſche Haus dem an Chur - Mannz abgetretenen dominio directe über die Dör: fer und Güter , welche der Rath zu Erfurt bisher von dem fürſtlichen Hauſe Sachſen zu ſehn und Afterlebn getragen hatte ; es kündigte auch der Rath zu Erfurt dem Fürſtlichen Hauſe Sachſen den Erbſchaß auf, und bezahlte die annoch ſchuldigen Schußgelder. Es ſoll aber doch noch Churfürſt Gohann Georg III zu Sachſen ſich vor dem kaiſerl. Thron alle Rechte vorbehalten , auch dießfalls ein kaiſerl. Decre . tum faluatorium erlanget, und in den Reichslehnbriefen fein Recht berwahret haben. * $. 3. In den vorhin erwähnten Vertragen von 1664, 65, 66 und 67 iſt die Erhaltung der evangeliſchen Lebre und gottesdienſtlichen Uebung in ihrem damaligen Zuſtande, bebungen , und von dem Churfürſten und Domkapitel bes willigt und verſichert worden. Von den Einwohnern der Stadt iſt der größte Cheil, und auf dem Lande alle evan geliſch , die 5 ſogenannten Rüchendorfer ausgenommen . $. 4 .
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$ .4 . Der Churfürſt zu Maynz låßt den Erfurter Staat durch einen Statthalter regieren . Das erzbiſdiófliche geiſtliche Gericht, beſtehet aus einem Präſidenten, Sieg ler , drev geiſtlichen Affefforen und einenrweltlichen ; der Weihbiſchof aber bat diejenigen Verrichtungen , quae funt ordinis , allein zu beſorgen. Die Landesregierang bat den Statthalter zum Präſidenten , und 7 Regierungsråthe. Die Bammer hat ebenfalls den Statthalter zum Prafts Das denten , und ordentlicherweiſe nur zwey Råthe. Civil- und Criminalgericht beſtehet aus einem Präſidena teu , rechs Affefforen, einem Secretår und zwey Scabinis . Die Churfürften haben dieſes Gericht bisher mit einer gleia chen Anzahl katholiſcher und lutheriſcher Affefforen beſetzet. Unter demſelben ſtehen in Civil- und Criminalfåden in ers: ſter Inſtanz die wirklichen Räthe und kanzleymäßigen Pers. fonen , audy alle andere churfürſtliche Bediente und Eins wohner der Stadt; es wird auch an daſſelbe von den durs fürſtlichen Uemtern , von der Stadtrath zu Sömmerda, von der Zweyermannskammer, von den adelichen und Ho ſpitalsgerichten, und vom Waſſeraint, von dieſem Gericht aber an pas chur - manuziſche Oberhofgericht appellirt. Der Stadtratb ayird in die obere und untere Bank ges theilt; die Glieder der erſten haben das Wahlrecht , bey der Wahl aber wird genau auf die Gleichheit der Unzahl lutheriſcher und katholiſcher Perſonen geſehen ; die zwery oberſten Stellen in jedem Senat befeßt der Churfürft. Diefer Stadtrath hat ſeine beſondere Gerichtsbarkeit und Ordnung. Das evangeliſch -lutherifcbe Confiftorium , beſteht aus den lutherfchen Predigern der Stadt , aus trey Deputirten des Stadtraths, und dem evangeliſchen Syndi cus. Dieſe Mitglieder werden Commiffarien in Ehe- und Gewiſſensſachen genennet , der Senior hat den Porfiti, und die Appellation geht an den evangelifden Stadtrath . Das Officialat iſt ein Gericht, welches der Probſt des Stiftes zu unſer lieben Frauen hålt , und aus einem geiſts lichen Official, weltlichen Syndicus, und Probſtenverwala ter beftehet. Die benden erſten haben die Rechts- und Proceßſachen , und der lekte die ökonomiſden zu beſorgen. Daffels
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Daffelbe richtet über die praefentationes et proceſus bene. ficiorum fimpliciuin , und die Appellation geht von dems ſelben an das geiſtliche Gericht, und alsdenn an das Ge neralvicariat. Die Beainten auf dem Lande , find auch theils lutheriſch , theils katholiſch. $. 5. Die Stadt Erfurt liegt am Fluß Gera, iſt groß, aber größtentheils altmodiſch gebauet, und mag etwa 150co Meniden haben . Sie iſt befeſtigt, wird auch durch die Citas dellen Petersberg und Cyriacsburg beſchůzet, und hat zwex Bataillous faiſerliche und dur - maynziíche Soldaten zur Beſatzung . ", Ed wohnen hier viele Abcliche, denen and in einer 1755 bekannt gemachten Berordnung unterſchiedene Die eccleſia collegiata in, Freyheiten ertheilet worden. fignis ad B. M.V. auch ad gradus genannt, iſt ein weltli ches Stift, welches aus einem Probſt , Dechanten , ſechs Canonicis und ſechs Vicariis beſteht, und im J. 752 von dem heil. Bonifacius als ein Kloſter angelegt worden. Die ganze große Kirche mit dem Chor , Kapellen und andern Gebäuden , ruher auf Gewölbern und hat keine Pfeiler. Ihre berühmte große Glode, wieget 30250 Pfund oder * 275 Centner. Shre Thürme ſind abgebrannt. Ben der Collegiarkirche des heil. Severus , ſind ſechs Canonici uud vier Bicarii. Dieſe benden Stifte ſind Grundherren von Groß :Mondra . Hiernächſt findet man hieſelbſt nod) ein reiches Benedictiner Mönchenkloſter zu S. Peter und Paul, welches einen infulirten Abt hat , der ſid) Herra zu Frans fenrode und Biſchofrode an der Werra, und Probſt zu Celle nennet; und außerdem noch 7 Klöſter, 4 katholiſche Kirchen , und 3 Kapellen, und ein 1774 erdfnetes Gymnaſium in dem ehemaligen Feſuitercollegio. Die futheraner halten in g Kirs den Gottesdienſt , und haben noc ) zwey andere, welche fie aber nid )t gebraudien ; ſie haben auch ein Gymnaſium in dem ehemaligen Auguſtiner - Klofier. Zur Errichtung der hieſigen Univerſitåt , find 1389 die pibſtlichen Priviles gien ertheilet, 1392 die Facultaten beſetzt , und 1398 iſt ſie eingeweibet worden. Pabſt Bonifacius IX hat 1396 die Erzbiſchöfe zu Maynz zu beſtändigen Kanzlern der Univer : fitåt erneuinet , welche ihre Stelle durch den jedesmaligent Socc Weilys 3 Th. 6 A.
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Weihbiſchof vertreten laſſen. Zu der Univerſitåt gehdren 5 Collegia . Die theologiſche Facultåt war ehedeffen ganz tatholiſch : doch war der Senior der lutheriſchen Geiſtlich teit, Profeſſor der augsburgiſchen Confeßion , und bekain von dem Churfürſten jährlich 148 Rthlr. Beſoldung . Seit 1767 hat der Churfürſt außer dieſer Stelle, noch drey andere Profeßionen der augsburgiſchen Confeßion errichter, und die Profeſſores derſelben zeigen ihre lectionen unmits telbar nach den Lectionen der tatholiſchen Profefforen int dem gewöhnlichen Rectionscatalogo, an , haben auch nach benfelbenbey allen offentlichen akademiſchen Feyerlidikeis ten den Rang . Die übrigen Facultåten ſind mit lutheris fchen und fatholiſchen Profefforen gleich befekt. Die Unis verſitåt hat die Civil- und Criminal : Gerichtsbarkeit über ihre Glieder. 1454 iſt hier auch eine Akademie der nüglia chen Wiſſenſchaften geftiftet worden . Unter den hieſigen Bibliotheken iſt, außer der Uuiverſitåtsbibliothek , welcher die boineburgiſche einverleibet worden , die Bibliothel des lutheriſchen Miniſteriums( welche einige alte Handſchriften von der hebräiſchen Bibel hat ) , die ehemalige jeſuitiſche, des Schotten : Klofters, undder kaiſerl. Akademie der Nas turforſcher , zu bemerken. Unter die erheblichen Verbeſſes rungen der Univerſitet, welche der Churfürft. Joh. Frides rich Karl , veranſtaltet hat , gehört die Anlegung eines botaniſchen Gartens , eines anatomiſden Schauplages, eines Collegii clinici , einer Sternwarte , einer Reitbahn , eines Convictorii, und der Frentiſche, inſonderheit die vor: hin erwähnte Anſtellung Offentlicher Lehrer der augsburgis fchen Confeßion, die Errichtung einer beſtändigen akademia fchen Commißion , und die neue Univerſitäts-Kaffe , nebro den dazu geſchenkten Fonds. g. 6. Das Gebiet, welches zu diefer Stadt gehdrt , iſt größtentheils fruchtbar , leidet aber Mangel an Holz. Es begreift ein Städtchen, einen Marktfleden , 73 Dörfer, und einige tauſend Menſchen mehr als die Stadt Erfurt , und iſt in folgende Uemter vertheilet : 1. DAS Stadt: Amt beſtehet aus 15 Dörfern , antet welchen die 5 Kåchendorfer , (welche alle zur landebherra ſthafts
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fchaftlichen Küche gehörige Frohndienſte und Lieferungen beſtreiten müſſen ,) Witterda ; Melchendorf, Dabers fiadt, Drittelſtadt, Hochbeim . Zu Windiſch Holz.
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bauſen , iſt ein Stahlbrunn . 2. Das Amt Tondorf, welches feit 1665 maynziſch ift , und 12 Dörfer begreift. Bey dem Dorfe Tondorf, wird Thon zu Labakspfeifen gefunden , und bey Tiefen. gruben iſt Zorf anzutreffen. 3. Das Amt Atzmansdorf, von 15 Dörfern . 4. Das Amtmåhlberg,dahin die zwey Dörfer 27ůhl. berg und Xobrenſee gehören . Neben Mühlberg, liegt auf einem Berge ein wüſtes Schloß , welches ebedeſſen der Siß der Grafen von Mühlberg gewefen ift , nach dereit Abgang die eine Hälfte der Grafſchaft um das Jahr 1330 an Chur Maynz, die andere Hälfte aber an die Grafen 1357 Bon Henneberg und Schwarzburg gekommen iſt. wurden bende Hälften an die Stadt Erfurt wiederkäuflid verkaufet. 1592 trat Chur - Maynz fein Recht daran dem Hauſe Sachſen ab ; 1666 aber ward das Amt wieder eins geräumet. 5. DAS Amt Vargula, beſteht aus dem Marktfleden Groß = Vargula oder Vergel, ( ehedeſſen Varila , Varis gla , auch Farula ) woſelbft nach einiger Geſchidytichreiber Meynung Kaiſer Karl der Große von ſeiner Mutter ems , pfangen ſeyn ſoll. 1385 hat es der deutſche Orden an die Stadt Erfurt verkauft . 6. Das Amt Giſpersleben , oon to Dörfern. 7. DAS Amt Vippach , zu welchem das Schloß Vip, pach und zwey Dörfer gehören . Es iſt mit 8. Dem Amte Sommerda verbunden , welches begreift 1) Sommerda , ein Städtchen , welches die Grafen von Schwarzburg 1342 an Erfurt abgetreten , und 1418 verkauft haben . 2 ) Drey Dörfer. 9. Das Amt Alach , von 13 Dörfern . 10. Das Soſpitalgericht und die soſpital Inſpection . Das Hoſpital iſt eine ſehr reiche Stiftung , hat einen gros Ben Umfang ; und eine eigene Pfarre, und theilet fich in das $ cc 2
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Der djur- rheiniſche Kreis.
das große und kleine Hoſpital, in das Lazareth und Siedh . hauš, doch hat jedes feixen eigenen Vorſtel;er und Einneh : mer. Dem großen Hoſpital gehöret das Dorf sayn oder Hånigen , ſamt den Niedergerichten . II. Das lehnguth Ileroda. III. Das Eichsfeld . S. 1. Das Lid ;sfeld , welches manchmal aud) das Lisfeld genennet wird , iſt von Heifen, Thürin. gen und dem Fürſtenthum Grubenbagen und Calen . berg umgeben , bat in ſeiner größten Zusdehnung von Mittag gegen Mitternacht ungefähr 73 , ' und von Morgen gegen Abend 50 Meilen.
S. 2. Seiner natürlichen Lage nach wird es in das untere und obere Lichsfeld abgetheilt ; und bepde Theile werden gutentheils durch das Gebirge Dühis geſchieden. Das untere Eichsfeld , iſt der mitternachtliche Theil des Landes , welcher zwar kleiner , als das obere Eichsfeld , aber ebener , wårs Es hat hinlängliches Ger mer und fruchtbarer iſt. traide, gute Viehzudyt, und man bauet vielen Fladys und Taback. Lidhsfeld , mad )t den Das oberc mittäglichen und großten Theil dieſes Jantes aus, iſt aber mehrentheils bergidt, hat eine falte { uft, zwar gutes , aber unzulänglidies Getraide , daher es aus Thüringen Zufuhr bekommt. Judeßen iſt es ſtark bewohnt, und die Einwohner verfertigen vielen Raſeh und Leinewand. Die hohe Jäge des { andes macht, daß kein Fluß in Eichsfeld hinein . geht, hingegen einige herausfommen , welche darinn entſpringen ; nåmlich die Leine, welche in deinen feld entſteht ; die Qutter , welche außer den Grån. zen des Eichsfeldes in die Wieſel,
und dieſe in die Werre ,
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Werre fließt;
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die Unſtrut , weldie oberhalb Ker ferhauſen entſteht; die Wipper, welche in Stadta Werbis ihren Urſprung nimmt, und die Rume, weldie oberhalb Kumſpring aus einer ſtarken Quelle entſtehet. Mitten durch ſoldie Quelle geht die Grånze zwiſchen dem Eichsfeld und dem Fürſtenthum Gru, benhagen . 9. 3. Im Eichsfeld find vier Städte , drey Fles
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cen, 150 Dörfer, und 1777 waren hier 74000 Men. fchen . 3m untern Eichsfeld wird die nieder.
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fächſiſche, und im obern die thüringiſche Sprache geredet. Die Landſtånde beſtehen aus den Prå laten , Xebtiſſinnen der Nonnenkloſter, deren Stelle
14
die Probſte vertreten , aus dem Adel , und aus den Ståbten Heiligenſtadt, Duderſtadt , Stadt: Wor, bis und Treffurt. Primas derſelben iſt allezeit ents weder der Prålat zu Geroda oder Reiffenſtein . Ihre Perſammlungen oder die Landrage, werden i Stunde Weges von Heiligenſtadt bey der ſogenann . ten Jágebanks - Warte unter freyem Himmel, wenn aber das Wetter gar unfreundlich iſt,
zu Heiligen .
ſtade auf dem Rathhauſe, und zwar in Gegenwart eines churfürſtlichen Abgeſandten , welcher mehren . theils der Statt alter iſt ,
und zweyer Concommiſ.
farien , gehalten. 8.4. Jm 16ten Jahrhundert waren im Eichs. feld viele Evangeliſche, ihre Anzahl iſt aber nach und nach geringer worden . Die meiſten ſind zu Duderſtadt , und in dem Gericht der von Winzin . geroda , welches , das von Rheinholterode ausge. nommen , ganz evangeliſch iſt . Die Herrſchende Kirche ift die römiſch - katholiſche. Ссс с 3
Das geiſtliche Gericht
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Der chur -rheiniſche Spreis ,
Bericht über das ganze Eichsfeld , oder das erys biſiufliche Commiſſariat , iſt zu Duderſtadt. Man zählt zwey Collegiatſtifte, davon eines zu Heis ligenſtadt , und eines in dem adelich - Hardenbergi. fchen Fleden Nörthen , eine Meile von Göttingen , iſt , zwen Abtenen , fünf Kloſter , denen debriſſinnen vorſtehen , ein Urfeliner Nonnenkloſter, welches eine so genannte würdige Mutter zur Vorſteherinn hat, und zehn { anddechanenen , dazu 81 katholiſche Pfar . ren gehören , nämlidh zu dem Beurer Rap. 6 , zu dem fubrbader Rap.8, zu dem Gieboldebau , for Kap. 9 , zu dem Immingeroder Rap.7, zu dem Kirchivorbiſer Rap.8, zu dem Rühiſtadter Rap. 8 , zu dem Langenfelder Kap. 6, zu dem Obernfelder Kap. 5 , ju dem Weſtbauſener Rap. 16, und zu dem Wieſenfelder Rap.8 Pfars ren . Das Patronatrecht hat an einigen Orten der Erzbiſchof, an anderen Haben es die Stifter und Kle.
fter , an anderen die belichen. . 5. Die Einwohner , welche ſich den Wiffen, ſchaften widmen , taffen ſich entweder zu Heiligen. ftabt, oder zu Duderſtadt von den Geiftlichen ben dem Commiſſariat unterrichten , und beſuchen here Die 1680 ange. nach eine auswärtige hobe Schule.
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fangene Wollenweberey , wurde 1777 ungefähr auf 3000 Stühlen getrieben. g. 6. Das Eichsfeld Kat'vor Utters zu Tþüringen gehört. Das obere Eichsfeld bat Heinrich ,Graf von Gleichen zu Oleichenſtein, 1294 an Gerhard II , Chur. fürſten zu Mayng , verkauft ; doch hat Heiligenſtadt ſchon 1022 dem Erzſtift zugehört. Die Marf Du. derſtadt , zu welcher damals die Stadt Duderſtadt, das
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das Amt Gieboldeþaufen, das Gericht Berisþaufen , und andere Stùde gerechnet worden , haben die Her. joge zu Grubenhagen beſeffen , und iſt vom 4. Otto dem Kind von der Lebtiſſinn Gertrud zu Quedline burg für 500 Mark Silbers erkauft worden. Herzog Heinrich , mit dem Zunamen von Griechenland, welcher für fid) } von derſelben befaß , und dem verpfändet hatten, überließ feine Brüder die andern fie. 1334 , mie Vorbehalt der Wiedereinlöſung, Pfandsweiſe an Erzbiſchof Balduin zu Mayng , für 600 Mart Silbers , einbediſcher Währung. 1563 thater die Herzoge Ernſt, Wolfgang und Philipp zu Grubenhagen dem Hochſtift und Domkapitel eine koskündigung , welche aber nid)t angenommen wurde. Endlich erfolgte 1692 ein Vergleich, in welchem der Herzog und nachmalige Churfürſt Ernſt Auguſt zu Braunſchweig -Lüneburg, ſeinem Anſpruch auf obgedachte eichsfeldiſche Stücke , und der Chur. fürſt zu Maynz feinem Gegenanſpruch auf gewiſſe Diſtricte und Derter des braunſchweig .ſüneburgi. ſchen Hauſes entſagte. Von 1757 bis 60 hat das Der Churfürſt Eichsfeld im Krieg viel erlitten . laßt es durch einen Statthalter regieren , deſſen Stelle ein Verweſer vertritt. Zu Heiligenſtadt ſind die höchſten weltlichen Gerichte : nämlich die Lan, desregierung, welche die politica, publica und criminalia verſieht : das Oberlandgericht , an welches von den Aemtern , adelichen und flöſterlichen Gerichten appellirt wird , und vor welchem der Udel und andere privilegirte Perſonen in erſter Inſtanz ſtehen , in beyden bat der Sratchalter oder deſſel. ben Verireſeç den Vorſik; ferner das dhurfürſts C.004 lide
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Der chur:xheiniſche Kreis.
liche Landftelieramt , und das churfúrſtliche Forſtamt. Die Rammer ſtellt der jedesmalige Janoſchreiber vor. Den neun Amtspogreyen ſte . hen Amtsvogte vor , welchen Amtsrichter und Amt. ſchreiber zugeordnet ſind, ſie Heben auch die Steuern, Zinſen und andere churfürfiliche Einfünfte. Es giebt auch fedha flöſterliche und 15 adeliche Gerichte. 8 : 7. In Anſehung der Landesanlagen iſt 1688 unter den Landſtänden verglichen worden , daß zu jedem 1ooo Rthlr. die Geiſtlichkeit geben Toile 100 Rthlr. die Ritterfdjaft 218 Rthlr. die Städte Heiligenſtadt und Duderſtadt 182 Rthlr. und die übrigen 500 Rthlr. die landesfürſtlichen Aemter. Die geſammten durfürſtlichen Einfünfte von dieſem lande, belaufen ſich jährlich auf 80 bis 9oooo Rihlr., wovon die Contribution etwas über die Hälfte betrågt. $ . 8. Jm obern Eichsfeld bemerfen wir I. Folgende Städte : 1. Heiligenſtadt , die Hauptſtadt des fandes , liegt an der Leine , in welche hieſelbſt die Geislede fließt. Sie iſt der Sitz der Statthalterey und der höchſten weltliden Gerichte, hat ein von Quaderſteinen ſchön erbautes Schloß auf weldem der Verweſer des Statthalters wohnt, auch die Regierung und das Landgerid )t fid) verſammlen , ein durfürſtliches Stadtgericht, einen Stadtrath , ein Colles giatſtift, welches dem heiligen Martin gercidmet iſt, und 3 Kirchen . Das ehemalige Jeſuiter : Collegium , wurde 1575 settiftet. 1739 brannte ſie faſt ganz að , iſt aber regelmäßiger wieder gebant . 2. Stadt: Worbis , ein Städtchen , mit einem Franz ciſcaner Kloſter. Beyt demſelben entſteht der Fluß Dip per. Es wird Stadt : Borbis zuin Unterſchied von den nahgelegenen Pfarrdörfern Breiten - Worbis und Kirch: Worbis genannt.
11. Fol.
***
!
der chur- mahnziſchen Länder. II.
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Folgende Amtsvogteyen :
1. Die Amtsvogtey Saarburg , hat ihren Namen von einem wüſten Schloß , und ihren jetzigen Siß bey Stadt: Worbis . Uuter den ſechs Dörfern , welche dazu gehören , find die Pfarrdörfer Bernteroda , Breiten . Worbis, Gernroda und Kirchworbis . ัน 2. Die Amtsvogtey Scharfenſtein , begreift 5 ganze und zwen halbe Dörfer. Die Pfarrdörfer find : Beuren, Birkungen , Leinefeld , Steinbach , Wingeroda. 3. Das Amt Gleichenſtein , enthält I ) Gleicbenſtein, ein ehemaliges feſtes Bergſchloß. 1647 wurde es von kaiſerlichen , und 1648 von ſchwedis Echen Kriegsudſkern eingenommen . 2) Dingelſtådt, ein großer Fleden an der Unſtrut, brannte 1714 meiſtentheils ab. 3 ) Neun Dörfer und ein halbes , unter welchen die Pfarrdérfer Beberffatt , Selmsdorf, Kůblftått, Sila berhauſen , Wachsſtått ſind. 4. Das Amt Biſchofftein , bat zehn ganze und zwen halbe Dörfer , darunter die Pfarrdörfer Lengenfeld und Bartlof ſind. T 5. Das AmtGreifenſtein , beſteht aus vier Dörfern , unter welchen das Pfarrdorf Xiſtungen iſt. Es iſt mit dem Amt Biſchofftein berbunden . 6. DA8 Amt Treffurt. An der Stadt und dem Anit Treffurt an der Werta , hat Chur - Mannz ein Drittel. Unter den vier Dörfern dieſes Amts , iſt das Kirdydorf Wendebauſen. Unten , bey Heffen , kommt ein mehres res davon vor. 2nmerk. Der darfürſtlich mayngiſche Vogt zu Treffurt , verſieht auch die außer dem Eichsfeld belegene ganerbſchaft liche Vogtey , 30- welcher die Derter Ober- und Zieders Dorla und Langala gehören. 7. Das Amt Ruſtenberg, hat 15 ganze Dörfer, zwey balbe und ein Drittel. Das alte Schloß Ruſtenberg, wela ches ehemals feſt geweſen iſt, und auf welchem ehedeffen die Oberamtleute gewohnt haben, liegt auf einem hohen Berg , an deſſen Fuß ein neues anſehnliches Schloß erbauet norden. © c cc 5
Der dur : rheiniſche Kreiß. i worden . Die Pfarrbórfer find Kreutgeber , Geisleden , Kirchgander , Xengeleda , Rüftefeld , Bimeroda , udra , Weſthauſen . Die üblendogtey hat die Früchte aus dem Amt
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1
Ruſtenberg im Namen des Churfürſten zu erheben . III. Folgende geiſtliche Stiftungen und ihre Gerichte : 1. Xeiffenftein , cine Ciftercienſer Abten , deren Abt Primad der fandftånde im Eichsfeld iſt, wenn der Prålat Sie beſitt die Dörfer von Geroda folches nicht iſt. Barthlof , Bauffen und Balmeroda , welde ein eiges nes Gericht ausmachen , und bereßt und Werſieht mit ihren Sie hat auch ein zwiſchen Religioſen ficben Pfarrca. Beuren und Ralmeroda gelegenes Gut, Namens Bein . roda , welches mit einer Mauer umgeben iſt , und einem Kloſter ſehr dhnlid ſieht. 2. Beuren , ein Eiſtercienſer Nonnenklofter an der Leine , hat eine Uebriſfinu und einen Probft. Es gehört demſelben das halbe Dorf Winnigeroda, über welches CB die Serichtsbarkeit hat. 3. Onroda oder Anneroda , ein Ciſtercienſer Nonnens Mojter an der Unſtrut , hat eine Aebtiffinn und einen Probſt, und ein Gericht , zu welchem die Dörfer Beben . dorf und Bidencida gehören. 4. Jell , ein Benedictiner Nonnenkloſter, hat eine deba tiſſinn und einen Probſt, und ein Gericht, welches fide über die Kirchdorfer Effeldre und Strutb erſtredt. 5. Súlfenberg , Mons Salvatoris , ein berühmter Walla fahrtsort auf einem Berg , auf welchem ehemals der Gobe
Stuffo verehret worden , daher er den Namen Stuffenberg bekommen hat. Er gehört dem Kloſter Anroda. IV. Folgende adeliche Gerichte :
t 1. Das Gericht der von Bodenbaufen , erſtrect fid aber die Dörfer freyenbagen , Aborberg , ein Pfarro dorf , Schactebed nnd Streitbols . 7. Das Gericht der von Bodungen ; über das Pfarrs dorf Martinfeld . 3. Das
Die chur -maynziſchen Länder.
1147
3. Das Gericht der "oon Bålzingslöwen , aber die Dörfer Biſchbagen ', Glaffebauſen und Schonau . 4. Das Gericht der von Górz , über das Dorf Vol. lenborn . 5. Das Gericht der von Hagen , , åber einen Theil der Pfarrdörfer Deuna und Ørſchle oder Urſella , und über das Pfarrdorf übftatt. 6. Das Gericht der von haarſtall, über die Hälfte der Dörfer Cathrinenberg und Diedorf, welche ſie mit dem AmtBiſchofſtein gemeinſchaftlich beſigen . 7. Das Gericht der von Sanſtein , über die Dörfer
Arensbauſen , Dietzenroda, Skyltruth , fretteroda, Gerwersbauſen , Sobengandra, ein Pfarrdorf; Lebna oder Lebgen , Lindewerra , Maderoda , Seaferfen , Xhimbad , Xhorig , Schönhagen , Schwobfeld , Thallwenden , Töpfer , gemeiniglid Windiſchmark, Wablhauſen , Wersbauſen ; die Pfarrdörfer Wieſen . feld und Wüftbeuteroda . 8. Das Gericht der von Meudel , über das Dorf Zil. debrandsbaufen . 9. Das Gericht der von Knorr , über das Dorf Neuendorf. 10. Das Gericht der von Linſingen , über das Pfarrs dorf Búrkefeld und Dorf Burgwald. 11. Das Gericht der Grafen von Oftein , über das
Dorf Bernteroda , und die Hälfte der Dorfer Kalten : Ebra und Dieteroda . 12. Das Gericht des fürfilichen Saufes Schwarz burg , über das Dorf Gerteroda oder Gårteroda , und åber die Hälfte der Pfarrdörfer Deuna und Orfchla oder Orrella . Die Burg Gårteroda, ift halb churmaynziſch und balb durfddofiſch Lehn . 13. Das Gericht der von Weyers , über die Dörfer Steinbeutberoda und Volkerod4. §. 9. Im untern Lichsfeld iſt zu bemerken . : I. Duderſtadt, eine Stadt an der Hable , welche der Sitz des Commiſſariats oder geiſtlichen Gerichts iſt. Man findet hier ein Stadtgericht und einen Stadtrath, una
3 1148
Der chur - rheiniſche Kreis .
ter welchem Filf Dorfer ficher , ein Urfeliner Nonnenklofter , deffen Worſteherinn würdige Mutter genennt wird , und alle drey Sahre abwechſelt , zwey Pfarrkirchen und noch eine andere Kirche. Die ganze Bürgerſchaft war in der Mitte des rechzehnten Jahrhunderts lutheriſch , es ſind auch noch viele Lutheraner baſelbft , welche nach dem Dorf Wehndů oder Wollershauſen in die Kirche gehen. Die ſtårffte Nahrung bringt der Bierbrau ; es wird auch mit Zabat und andern Sachen gehandelt. Die Dörfer, welche unter dem Stadtrath ftehen , find : Breitenberg , ein Pfarrdorf; Brochlhaaſen , Subts bach , ein Pfarrborf , Gerblingeroda , ein Pfarrdorf ; Siltecode , Immingeroog , ein Pfarrdorf; Langens bagen , miingeroda , Gieſſelroda , ein Pfarrdorf ; Tifts lingeroda, Wefteroda,
II. Folgende Umtsvogteven : 1. Die Umtsvogter Gieboldehauſen , in welcher 1) Gieboldebauſen , ein gleden an der Rume. 2) Funfzehn Dörfer , unter welchen die Pfarrdörfer Bernshauſen, Crebec, Deſingeroda, Obernfeld ,Renas haufen , Rollshauſen , Rudersbaufen, Xumſpring,Seco burg, Sedlingen, Dolbrandshauſen find. 2. Die Umtsvogtey Lindau , in welcher 1 ) Lindau , ein Flecken an der Rame; 2 ) Bildsbaufen , ein Pfarrdorf an der Rume, wela des ehedeffen dem Hochſtift Hildesheim zugehöret hat. III. Folgende Kloſter und ihre Gerichte : I. Geroda oder Gerroda, eine ſehr reiche Benedictiner Abrey , deren Abt Primas der Landſtånde iſt , wenn ſole ches der Prälat zu Reiffenftein nicht iſt. Es hat die Ges richtsbarkeit über die Pfarrodrfer Biſchofcoda , Bolun: gem , Jützenbach , Låderode und Weiſſenborn , befekt und verſieht auch dieſe Pfarren, und die Pfarre zu Strutb durdy Peine Religioſen. % Teiftund
Das Erzſtift Trier.
X
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2. Teiſtungenbarg , ein Ciſtercienſer Monneukloſter, eine halbe Stunde von Duderſtadt belegen , hat eine Łeba tißim und einen Probft, und die Gerichtöbarkeit über das Pfarrdorf Beſlendorf. IV. Folgende adeliche Gerichte: 1. Das Gericht der Dörfer Berlingeroda, geroda, ein Pfarrdorf; gen , ein Pfarrdorf; und
von Weſternhagen , über die ein Pfarrdorf ; Brehme, Lilin : Serne, Bundesbagen, Teiſtuns ein Drittel von Rheinolderoda.
2. Das Gericht der von Winzingeroda , über die Dörfer Baltobmfeld, Kirchohinfeld, Taftungen, Webns DA , Winzingeroda, und ein Drittel von beinolderoda.
Das
Erzſtift Trier.
$.
1.
» on dem Erzſtift Trier, hat Johann von Scilde (Scillius) in åltern Zeiten, nachmals aber Gers bard Mercator auf dhurfürſtl. Befehl eine andere Charte gezeichnet, welche der Grund von allen neuern iſt, die Frid. de Witt, Gerh. Valk, J. de Ram, Sanſon und Jaillot aufzwey Bogen , Somann, Viſſcher, Seutter , und andere geſtochen haben , und welche auch den Titel des Moſelſtroms führen. Die hoinanniſche iſt im Atlas von Deutſdıland die 41ſte Charte. Jobann Georg Walthers Charte auf zwey Bogen , iſt etwas beſſer , als die vorhin genannten . 8.2 . Es grånget gegen Abend an das Herzogthum Iuremburg, gegen Mittag an das Herzogthum ( othrin. gen , gegen Morgen an einige chur- pfälziſche Länder des ober - rheiniſdien Kreiſes , an die beſſen - rheinfele diſchen und naſſauiſdyen lande, gegen Mitternacht an das
>
1150
Der chur- rheiniſche Kreis.
das Erzſtifé Coln und unterſchiedene Herrſchaften. Die ſånge deſſelben wird einige 20 Meilen austragen ; die Breite iſt ſehr unterſchieden. Brower ſchåßet die lån. ge von der åußerſten Grånze des Umts Sarburg bis an die äußerſte Grange des Amtes Camberg auf 130000 Schritte, und die größte Breite, welche er von Sac. burg bis an die Eyffel nimmt, auf 90000 Schritte; beſtimmt aber nicht , was er für Schritte meyne. $. 3. Es iſt ziemlich bergicht und waldicht , hat zwar gute Viehweiden , und in vielen Gegenden frucht.
bare Wecker, bedarf aber doch Zufuhr von Getreide ; hingegen iſt der Weinwachs an der Moſel ſehr be. tråchtlich , und unter den Moſeler Weinen ſind in . ſonderheit diejenigen, welche zu Zeltingen, Wehlen , Krag, Duffemund, Chus und an einigen andern Dr. ten wachſen, beliebt. Es giebt auch allerley Wildpret, und einige gute Sauerbrunnen , und es ſind Stein. folen , Gallmey , Eiſen , Kupfer, Blen, Zinn, Sil . ber und Gold zu finden.
Die Mofel tritt aus dem
Herzogthum Luremburg in dieſes Erzſtift, nimmt fo. gleich auf der Grånze die Saar , und bald Kernach den Rylls Fluß auf, durchſtromt den größten Theit der trieriſchen ( ande mit vielen Krümmungen , in. ſonderheit zwiſchen den Bergen , und fällt endlich bey Coblenz in den Rhein, welcher vorher ſchon die Labn, (Logana) aufgenommen hat. Dieſe Stróme ſind dem Erzſtifte ſowohl zur Fiſcherer , als zur Schiff fahrt, ſehr vortheilhaft. 9. 4. Das Erzſtift enthält 29 Städte. Der Adel, welcher in demſelben wohnet, und faſt den dritten Theil der in dem Erzſtifte belegenen Güter beſigt und ges nießt , iſt durch einen Vergleich von 1729 fürReichs. fren
Das Erzſtift Trier.
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#fren und unmittelbar erkanntworden .
Die Landt
:
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5
ftånde beſtehen alſo 1) aus den Prälaten ( Clerus ſuperior) und der Cleriſey; (Clerus inferior;) jene ſind die Webte zu S. Marimin , zum Jaach oder loch, zu den heiligen Mårtyrern in Trier, zu S. Martin ,
zu Sann, zu FZimmerode, der Dechant zu S.Florin in Coblenz, zu S.Paulin , zu S. Simeon in Trier ; zu S. Caſtor in Coblenz ; zu S. Caſtor in Carden ; zu Münſter.Meinfeld, zu Pfalzel, zu Kylburg. Die Cleriſen aber beſteht aus den landdechanten zu Trier, Kylburg, Piſpord, Zeur Peri,Merzig, Wadril, Dita firch , Engers, Ochtendung und Boppard. a ) Aus den Städten Trier, Coblenz, Boppard, Ober . We. fel, Zell , Cochem , Montabaur , limburg, Berns caſtel, Witlich, Münſter .Meinfeld, Mayen , Sare burg , Pfalzel. Der Übt zu S. Marimin ift Pria mas der Landſtånde, und ſowohl im oberu als nie. bern Erzſtift iſt ein geiſtliches und ein weltliches Di. rectorium derſelben . Sie werden durch den Chur. fürften zuſammen berufen , welcher zu gleicher Zeit dem Domkapitel ſolche Zuſammenberufung anzeiget; damit daffelbe nach Belieben Deputirte zur Anhörung der Landtags . Propoſition abſchicken fönne , welche aber nach Anhörung derſelben fogleich abgehen . 8. 5. Die churfürftlichen Unterthanen ſind der rö. miſch -katholiſchen Kirche zugethan ; doch ſind an eini. gen Dertern , welche Chur: Trier mit andern Häuſern gemeinſchaftlich befißt , auch evangeliſche Untertha. nen , Der gange biſchöfliche Kirchſprengel, welcher fich aber viel weiter erftreckt,
als die erzſtiftifchen
lande , iſt in 5 Archidiaconate abgetheilet, welche
find:.
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052
Der chur - rheiniſche Kreis .
fino : das größere Archidiaconat, oder S. Peter zu Trier ; S. lubentii zu Ditfirchen ; S. Caſtor zu Carben ; S. Agatha zu Longvic , unb S. Merik zu Tholey. Zu denſelben gehören 20 Decanate, oder Lanodechaneyen , welche von alten Zeiten her auch Chriſtenbeiten genennet worden . In dem Erzſtifte ſind noch 16.Ubfeyen , und 22 adeliche Stifter und Kloſter. 5. 6. Die alten Treviri, von welchen die Haupt. ftabt und das Land den Namen hat , ſind bis in das vterte Jahrhundert der Herrſchaft der Romer , und nachmals der Bothmaßigkeit der Franken unternor. fen geweſen. In den Theilungen , welche Kaiſers Ludivig I Sšhne und Nachkommen vorgenommen Şaben, iſt dieſes land im I. 855 zu dem Königreiche Lothringen geſchlagen, und 87o dem deutſchen Könige Xudwig zu Theil geworden , : aud ) feit der Zeit bey Deutſchland geblieben . Den Urſprung des Bis. thums Trier ſuchen einige im erſten, andere aber im dritten Jahrhundert , und noch ungewiſſer iſt, weli cher unter den trieriſchen Biſchöfen zuerft zum Erä
! biſchof erhoben worden ſey.
Unterdeſſen wiro doch
die trieriſche Kirche, für die älteſte in Deutſchland gehalten. 8. 7. Ein Erzbiſchof-zu Trier wird durch das das ſige Domkapitel erwählt , und beſchwört eine ihm von dem Domkapitel vorgelegte Capitulation . Der
Pabſt beſtåtiget ſolche Wahl gewöhnlichermaßen , und trägt einem von dem neuerwählten dazu erſehenen Biſchof auf, ibn einzuweihen . Für Unnaten .foll ein neuer Erzbiſchof ehedeſſen 7000 Fl. an die påbft. liche Kammer bezahlt haben, die jekige Summe follo aber
Das Erzſtift Trier.
ca
aber größer feyn.
Die Summe,
1153
für welche das
Pallium gelóſet werden muß, iſt unbekannt. S. 8. Der erzbiſchoflide Titel ift: Von Gottes
& 1
Gnaden Erzbiſchof zu Trier , des heil.rdm. Reicts durch Gallien und das Rönigreich Arelar Erzkanzler und Churfürſt,
I
! ,1
Admini
ſtrator zu Prům . Das beſtändigeWapen , ift ein gevierter Schild, in deſſen obern Felde zur Rech. ten ), und in dem untern Felde zur linken ein rothes Kreuz im filbernen Felde , wegen Trier ;? hingegen im obern Felde zur Linken , und im untern Felde zur Rechten ein weiſſes lamm miteinem Fähnlein , barinn
# .
ein Kreuz iſt, auf einem
grünen Hügel im rothen
Felde , wegen Prům , zu ſehen . $ . 9. Der Erzbiſchof zu Trier iſt der zweyte geift liche Churfürſt .
Ben der Kaiſerwahl übergiebt er
dem Churfürſten zu Maynz die abzuſchwörende Fora j
met des Wahl . Eides. Er hat bey der Kaiſerwahl die erſte Stimme. Ueber den Urſprung des trieri.
1 É >
fchen Erzkanzler , Amts wird eben ſowohl, als wegen der Provinzen , über welche es ſich erſtreckt, geſtrit.
*
ten .
Man iſt auch darüber nicht einig , ob es an
geriſſe Geſchäffte oder Gegenden gebunden fer . Ei. nige meynen , Chur . Trier habe zu allen Zeiten und an allen Orten ,
wo ſich der Kaiſer aufhalte , alles
dasjenige auszufertigen, was die Provinzen, welche zu Gallien und zu dem Königreich Arelat gehören, an. gehe. Andere aber glauben , es fomme darauf an, ob der Kaiſer ſich in einem unter das chur - trieriſche Erzkanzler.Umt gehörigen ( ande aufhalte oder nicht ? Es iſt aber dieſes Erzkanzler - Ame ſeit einigen hun . dert Jahren nicht ausgeübet worden , und weil von DoOo ben 3. Th. 6. A.
1154
iſche preis S .
Der chur :chein
nzen e lbe ehörten den Provi , welch unter daſſe g , eine n e h n c iſſen r h ſ h e c t nac der and von dem deu Rei abger t übe en en wird , ſo werd die Fälle , da es qusge werd r e n e r fdnnt , imme ſelten : saber es für einen bloße n Titel zu achte iſt. ſ. to. Als Churfürſt, hat der Erzbiſchof zu Trier auf Reichstagen in dem Churfürften . Rath Sik Der churtrieriſche Reichsmatri. und Stimme. und 26 oder 806 Fl. 40 Kr. feyn . In Anſehung des Erzo ſtifts Trier iſt er ein Stand des chur, rheiniſchen Kreiſes , und hat in demſelben die zweyte Stelle, nämlich nach Chur . Maynz.
Vermöge des weſt.
phåliſchen Friedens hat er das Recht , zwey fatho. liſche Kammergerichts - Uffeffores zu präſentiren ; weil aber die Anzahl der Aſſeſſoren 1719 auf die Hälfte vermindert worden, ſo ernennet er nur einen Affeffor, welcher unter allen 2 Tefforen der zweyte in der Ord. nung iſt.
Zum Unterhalt
des Kammergerichts
giebt er wegen des Erzſtifts zu jedem Ziel 811 Rthlr. 581 Rr. J. 11. Des Erzbiſchofs zu Trier Suffraganten, find die Biſchöfe zu Meb , Tull und Verdun. Der Churfürſt iſt auch Primas ; wenn aber dieſer Pri. mat angefangen ? und worinn er beſtanden habe ? wie weit er ſich,erfireckt ? und was er noch jeßt bes deute ? darüber ſind die Schriftſteller nicht einig. ſ. 12. Das Domkapitel zu Trier,beſteht aus 38 Canonicis, 'unter welchen 16 Capitularen und 22 Dos micellaren find , zu welchen noch 8 Vicarii fommen. Alle Domberren müſſen wenigſtens aus alten adeli. chen
Das Erzſtift
Trier
chen Geſchlechtern gebürtig ſeyn ,
1155
und 16 turniers
mäßige Ahnen erweiſen fønnen .
Des Domkapitels Dombechane und Kapitel
. eines hohen Domſtifts Trier.
2.
S. 13. Es find auch 4 Erbåmrer des Erzſtifts vorhanden. Das Erbmarſchall , Ame hat das
G
gräfliche Haus von Elz Kempenich ; das Erbkám , merer , Amt die freyherrliche Familie von Keſſela ftadt ;, das Erbruchfeffen - Ame die Grafen
.
Familie von Schmidberg.
1
8. 14. Das höchſte Landes : Collegium heiße die Gebeime Staats : Conferenz, in welcher zwey
von der leyen ,
und das Erbſchenken , Amt dié
Conferenz- Minifter , und drery geheime Staatsråthe ſigen. Die Landesregierung iſt mit einem Kang. Ter, Geheimen und Regierungs- Ráthen befeßt. Das Reviſionsgericht beſteht aus einem Director, vier Reviſionsråthen und einem Actuarius. An daſſelbe gelangen die Proceffe in der legten Inſtanz von den benden Sofgerichten , deren eins im Ober .Erzſtift zu Trier , und das andere im Nieder - Erzſtift zu Coblenz iſt , und an welche von den Gerichten in den Stådten und Hemtern appellirt wird. Es find auch
zwer geiſtliche Gerichte oder Officialate vorhan . den , nämlich eins zu Trier für das Dber . Erzſtift, und eins zu Coblenz für das Nieder. Erzſtift. 9.15. Die churfürſtlichen Kammereinkünfte find durch Churfürften Franz Georg merklich verbeſſere worden , und die geſammten churf. Einkünfte betragen jährlidi ungefähr 300000 Fl . Die Steuern werben von den Sandſtånden auf den Landtagen bewilliger. Dodo a 1714
U56
Der chür -rheiniſche Kreis.
1714 haben die landſtände fich mit einander verglichen , wie und nach was für einem Verhältniß die dem lant desfürften jährlich ju bewilligende Benſteuer von ei. nem jeden Stande abgetragen werden ſolle ?
Es ſoll
nämlich von jedem Ehepaar jährlich ein Gulden rheio niſch, von Verwitweten aber i Fl. und von jeder Nah . rungsart, als Kråmern , Handwerkern , Gaſthala tern xc. etwas Gewiſſes bezahlt , und die daraus er. erwachjende Summe zur Abfürzung der bewilligten Benſteuer von dem weitlichen Stand allein und vor. abgetragen werden , auch der geiſtliche Stand von der Fourage, welche der Landesfürſt etwa ausſchreis ben mögte, befreyt bleiben, hiernachſt aber alle geiſt, und weltliche Gütèr , Zehnten , Zinſen , Renten und Gefälle ,
wie die Namen haben , ohne Unterſchied
( die Häuſer allein ausgenommen ,) gleich angeſdila. gen werden, $ . 16. Das Erzſtift hat regelmäßige Soldaten und Sandmitig : jene beſtehen zu Friedenszeiten und ordentlicher Weiſe nur aus den Kreistruppen , welche Chur . Trier zu unterhalten hat, und welche 11 bis 1290 Mann betragen.
Der Churfürft hålt auch eine Leibgarde von 40 Mann .
So 17. Das Erzſtift beſteht aus zwey Theilen, nämlich aus dem obern und untern Erzſtift. I. Das obere Erzſtift. 1. Trier , franz. Treves lat. Treveri , Treveris ober Treviris , Auguſta Trevirorum , die Hauptſtadt des Erzs ſtifts , liegt in einem langen angenehmen Zhal, ( Vallie Trevirenfis in Urkunden , zwiſchen zwey Bergen an der ofel, über welche eine uralte und dauerhafte ſteinerne ide gebauet iſt. Die Stadt iſt uralt ; ihr Ulter reichet aber
1
Das Erzſtift Trier ,
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aber lange ſo weit nichthinaus, als es gemeiniglich gefekt wird. Indeſſen iſt fte lange vor Chriſti Geburt ſchon eine måchtige Stadt der Zrever oder Trierer geweſen . Nach : mals haben die alten römiſchen Kaiſer bieſelbſt eine Woha nung gehabt ; ſie iſt auch die Szauptſtadt des erſten Bele giens, und ſchon unter K: Conſtantin dem Großen die Hauptſtadt von ganz Gallien geweſen . Im Jahr 410 iſt fie zweymal, und 411 und 415 abermals verwüſtet worden. Ums Jahr 458 kam fie von den Roniern unter die Herr: fchaft der Franken. Unter den auſtrafiſchen Königen , war hier ein Königshof, in welchem ſowohl unter den frånfiſchen Königen , als noch lange hernach, Pfalzgrafen gewohnt has ben, wie denn noch heutiges Sago nidyt weit von dem Pals laſt ein Ort iſt, welcher auf dem Grawen , die Straße aber, welde von dar zum Palaft führt, die Pallaftgaffe genennet wird . Von dem ehemaligen römiſchen Schauplaß bey der auch römiſchen alten Pforte, ( ehedefſen porta alba ) iſt jetzt wenig mehr zu ſehen , welches heutiges Dags Cas:Beller genennet wird. Die Stadt iſt weder an Häuſer'n nod Renſchen zahlreid ), fie hat aber doch einen anſehnlicheit Umfang , weil ſie große Gärten auch etwas Uderland in fich faffet. Den erzbiſchöflichen Spof oder Pallaſt bey der Kathedralkirche, hat Churfürft Franz Georg.zumn Theil neu erbauet , ein Theil deſſelben aber iſt von den Franzoſen verwüſtet. Die Kathedralkirche zu S. Peter ftehet 'auf einem Hügel, und iſt ein großes aber unregelmäßiges Ges Die Collegiatkirche zu dem heil. Simeon, iſt ik båude. Unſehung ihres untern Theils ein vor den Zeiten der Rós mer von großen Duaberſteinen aufgeführtes Gebäude. Noch find hier 5 Pfarrkirchen , 23 Mönchen- und Nonnens
Kisfter , ein adeliches Collegium , welches' regelmäßig und anſehnlich gebauet iſt , ein ſchön gebauetes Haus des deuts (den Ordens, und ein Fobanniterhof. Zur Errichtung ber hieſigen Univerſitåt , find ſchon 1454 påbftliche Privis legien erfolget; ſie iſt aber erſt 1473 recht zum Stande ges bracht, 1535 erneuert, 1722 verbeſſert und nach der Auf. hebung des Jefuiterordens, in das hieſige ſchöne Collegiunt deffelben verlegt worden . Die Stadt volt , der gemeinen DOOD 3 mena
1758
Der chur • rheiniſche Kreis.
Meynung nach , ehedeffen eine Reichsſtadt geweſen ſeyn, hat auch einen beſondern Matrikularanſchlag gehabt ; es hat aber 1585 ein Urtheil der zum Auétrag erwählten Churfürſten , und vom Kaiſer ernannten Reichshofråthe, fie der durs trieriſchen Landesbobeit unterworfen zu ſeya erklärt, welche auch der Churfürſt gleich darauf in der Stadt nachdrücklich ausgeübt. Das Feld ad horrea , in welchen das Benedictiner : Nonnenfloſter von Dagobert vierzig Hufen geſchenkt bekommen , hat bermuthlich feiner Namen von römiſchen Scheunen . Der Wein , welcher um und unter Trier an der Moſel wachſet , wird für den feinſten Mojler Wein gehalten . Zu der Stadt und ihrem Gebiet werden Oleve und Sevenich gerechnet : Cårenz aber fteht unter der Gerichts. barkeit des erzbiſdofliden Pallafts in der Stadt. Außer der Stadt, liegen vier Benedictiner subtenen, von welchen die zu S. Marimin hernach vortommt, die übrigen find 1) S. Martin , am nächſten bey der Stadt , ( in Ur. funden , infra ciuitatem , ) die geringſte unter allen , deren Weinberge zu Grad , ſtarke Weine geben . 2) 8.nattbåt, eine kleine halbe Stunde von der Stadt, in einer angenehmen Gegend. Sie ſtehet in alten Reichsmatrikeln mit einem beſondern Anſchlage , und hat das Grundgericht in 5 Dörfern des Amtes Sarburg, und zu Biſmar im Amte Limburg. 3) Zu den beil. Mårtyrern , dicht an der Moſel, welche neu gebauet iſt , ſo daß die Kirche und Wirthſchaftos gebåude 1775 ſchon fertig waren. Sie hat viele Påndee regen und Kornzehnten , und drey Stunden von Zrier an der Saar gute Weinberge.
2. Das AmePfalzel, in welchem 46 Derter Wir bemerken find. 1) Pfalzel, Palatiolum , ein Städtchen an der Moſet, nahe bey Trier , beſteht aus zwey Theilen , deren einer nach alter Urt ziemlich befeſtigt iſt , und hat eine Colles siatkirche. Es iſt hier ſchon zur Zeit der Römer ein Pala tium geweſen, welches unter den Franken ein praedium Maio .
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Das Erzſtift Trier .
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Maiorum domus , und endlich von des frånkiſchen König Dagobert II Tochter Adela , um das Jahr 690 in ein Nonnenkloſter verwandelt worden . 2) Conz , ein Fleden an der Saar , die nicht weit von hier in die Moſel fåült, und über welche hier ebedeffen eine uralte ſtarke ſteinerne Bråde führte , welche die Confar. bråde und Canzerbråde genennet wurde, nun aber vers fallen ift. 3) Die Kirdſpiele Erang, von einem gut gebauten Fleden an der Kylb genannt, Cordel, Earen und Irſch . 3. Das Amt S. Marimin , gehört unter dhur . fürſtlicher Landeshoheit der Benedictiner Abrey S. Mafimin , welche für die älteſte Abtey in Deutſch. land ausgegeben wird .
Das Kloſter liegt unweit
Trier , und iſt ſehr anſehnlich. 1674 iſt es von den Franzoſen eingeäſchert, aber prachtiger wieder auf gebauet worden .
In der Bibliothef ſind ein Paar þundert alte Handſchriften , unter welchen eine von den Evangelien aus dem achten Jahrhundert, mit goldenen Buchſtaben, welche Kaiſers Karl des Gro . Ben Schweſter Ada hieher geſchenkt hat, und auch åu. Berlich koſtbar iſt. Noch wichtiger iſt das hieſige Are chio, in welchem viele frånkiſche Urkunden ſind . Der von den Monchen erwählte Abt, wird unmittelbar von dem Pabfte beſtåriget , und der Ube zaglet dafür 1500 Scudi. Er ſtehet auch in geiſtlichen Dingen unmittelbar unter dem Pabſte , wollte auch ehemals ein unmittelbarer Reichsſtand ſeyn, allein das Kam. mergericht ſprach ihm folches 1570 und 3630 ab ; und endlich verglich er und der Convent ſich mit dem Erzbiſchof, und erkannte die chur - trieriſche Landesa boheit über das Kloſteramt S.Marimin , alſo daß ber Churfürſt die Sandeshuldigung, Steuern und Appelationen ; der übe und das Kloſter aber; das DOOD 4
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Der chur:rHeiniſche Streis,
Das Hoch . Mittel- und Grundgericht an ben Dere fern, wo es das Kloſter hergebracht, die vogterliche Huldigung , die Einkünfte , den Beſig der Rega . ſien , inſonderheit die Ueberfahrtsgerechtigkeit über die Moſel bey Schweich, und andere Rechte, außere halb der hohen Regalien, in deren Beſig das Kloſter iſt, auch das Begnadigungsrecht der zum Tode Ver dammten, Haben ſolle. Der #bt iſt alſo ein trieriſcher $ andſtand, aber der erſte unter den ſandſtanden , und inſonderheit auch unter den Geiſtlichen , und hat in ihrem Namen die Portråge ſowohl ju thun, als ju beantworten . Er iſt auch der erſte Sandſtand im Herzogthum { uremburg , und der jedesmal regica renden römiſchen Kaiſerinn Erzkaplan. Man fchda Bet die jährlichen Einfünfte der Abten auf hooo Du. caten ; in den påbſtlichen Kainmerbüchern aber ftes þen ſie zu 415 Goldgülden angeſchlagen. Zu dem Amte gehören , aufer S. Tarimin , und dem Fleden , Schloß und Herrſchaft Bettingen in der Enffel, noch folgende Derter : Bredydt, Bådelich , ein Kirchdorf , Detjem , ein Kirchdorf; Safferau , Sell , ein Kirchdorf ; Grünbauß, Serl, Jel, Benn, Longuich , ein Kirchdorf ; Lord , Lorſcheid , Wertesdorf, 17aus xatb , Oberemmel, potich , Xiol, vor Altero Rigodulum , ein Kirchdorf : ein Theil von dem Kirchdorf Ruwer , Schonberg , Schweich , ein Kirchdorf woſelbſt eine fábre åber die Mofel ift, und Tarforſt. Anmerk . Dieſe Abtey belißt noch andere Gåter anger bem Churfürſtenthum Trier, inſonderheit die numittelbare Reichsherrſchaft und das Burggrafthum Freudenberg, an der Saar, von welcher im dritten Bande unter den unmittel baren Reichslanders die nicht zu den Kreiſen gehören , Rach richt gegeben wird. Wegen derfelben hat die Abtey 1772 in die Ufual Matritel, und 1774 bey dem oberrhein [chen Kreiſe, cufgenommen zu werden verlangt.
4. Die
Das Erzſtift Trier, 4. Die Pauliner Probſtey ,
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nahe ben Trier ,
iſt 1674 von den Franzoſen verrůſtet, hernach aber beſſer wieder aufgebauet worden . Die Kirche iſt ſchon , 1
und hat inwendig eine ſehr ſchön gemalte Decke. Die Probſten hat unter churfürſtl. Landeshoheit die Herr ſchaft und Geridtsbarkeit über die Dörfer S. Paus
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lin, Angl, Caſel, Locig, Lowen , Mahe, Tiers
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tesdorf , Mesdorf, Ruwer , Serzenach. 5. Das Amt Sarburg , von achtzig Oertern. : I ) Sarburg , eine Stadt an der Saar , mit einem feſten Schloß. K. Rudolph I hat dieſem Orte Stadt: freyheiten verliehen. 2 ) Die Kirchſpiele Gennig, Yeukirchen , ÜbersLau , den , Popz, Súng, Tavern . In den Dörfern Palzele, Kenich , Selfant , Rommelfingen und Caden , hat bie Abtey S. Matthiả bev Zrier das Grundgericht.
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Anmere. Das Umt zu Sarburg beforget auch die Rechte des Churfürſten zu Erier an den Pflegſchaften Sargen und 1 Mierzig. Dieſe gehören mit allen davon abhangenden Deta tern , Schloſſera , Dörferr , Kloſtern , Gründen , Ginwohe nern ic. in Anſehung der Landeshoheit, Chur - Trier und dem Serzog von Lothringen gemeinſchaftlich, und es iſt wegen fols des gemeinſchaftlichen Beſides 1620 ein Vergleid geſtiftet wors ben , zu Merzig , Marcerum, iſt ein Decanat.
6. Das Amt Brimburg, von drenßig Dertern, unter welchen 1 ) Grimburg, ein Schloß und Fled'en. * 2 ) Die Kirchſpiele Reinsfeld , Kafcheid , Weiskir : chen . Bey Důppenweiler ift ein Rupferbergwerk. Anmerk . Das Amt zu Grimburg verſieht auch die dur. trieriſchen Gerechtſame aus dem Ithal ( Zalbach und an dem #berswald. Dieſer Eberswald iſt eine Herrſchaft in Meſta teich , zwiſchen den trieriſchen, lothringiſchen , zwepbruđijden and ſponheimiſchen Landen , and beſtehet ans den 4 Dörfera DON'D 5
1162
Der chur-rheiniſche Streis .
Söttern , Schwarzenbad , Openbaaſen und Braons , beuren . Das Erzſtift Trier und die Freyherren von Dürts heim haber denſelben von langen Jahren her , in Anſehung der Hoheit, Walbungen , Jagd , hoben und niedern Gerichtsbars teit , gemeinſchaftlich beſeffen , die Unterthanen aber mit ihren 1748 trafen beyde Theile Sútern find vertheilet geweſen . einen Theilungsvergleidy mit einander, kraft deſſen Shur- criet zu ſeinem Antheil die Dörfer Ortenbaufen und Braunss hauſen , die Frıpherten von Dürkheim aber Schøttern und Schwarzenbach mit alem Zugebór, boben, mittleren, nies dern und Grundgerechtigkeiten , Unterthanen , Renten und Ges fallen bekamen : allein , Chur : Trier hat dieſe Theilung wieder aufgehoben . 7. Das Amt S. Wendel , liegt abgefondere, und ganz mit fremden Gebieten umgeben . Es bee greift ſiebzehn Derter, von welchen zu bemerken ſind
I) 8. Wendel , eine Stadt am Flug Blies . 2 ) Das Kirchſpiel Farsweiler. * 8. Das Ame Schmidburg , am Hunsrück , enthält die Derter Sannebach , Serborn , Weis den , Scheppenbad , Prorſcheid , Lauferss weiler, Pontebad ) , Sulzbac . Anmert. Dieſes Amt verwaltet auch die chur : trierifchen Gerechtfame an der Herrſchaft Xbaunen , an welcher Churs Trier ein Viertel hat , die wild- und Rheingrafen aber drep Viertel habent ; doch wollen dieſe jenen die Stirbenrechte nicht eingeſtehen , ja fie proteſtiren überhaupt über deſſelben Mits herrſchaft. Auch verſieht das Amt Schmidburg die churfürſtl. Serechtramein dem Dyrfe Deſfersweiler und in dem Amte Wartelſtein , welches unter trieriſcher Landeshoheit ſteht.
9. Das Amt Sunold , in welchem zehn Derter find , als : Elzerath , Saag , Sundſtein, eigent. Es liegt an dem lich Sunolſtein , ein Schloß C. Hunsrüc . 10
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Das Erzſtift Trier .
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ro . Das Amt Baldenau , liegt auch am Huns. růck , und begreift ſechzehn Derter. Il. Das Amt Berncaſtel, in welchem ein Ku. pferbergwerk ift , und vorzüglicher Wein wächſet, begreift acht Derter, unter welchen 1) Berncaſtel , Tabernac moſellanicae , auch Caftel. fum mofellanum , eine Stadt an der Moſel, mit einem feſten Bergſchloß. Es iſt hier ein Kapuzinerkloſter, S. Rudolph I hat dieſem Orte Stadtfreyheiten verliehen. 2 ) Die Kirchſpiele Monzelfeld, Oren ,, Cus, Grach, deffen Weinwache vortrefflich iſt , und Thron , oder Bia ſchofs Dbron.
3) feumagen , Noviomagum , an der Moſel, wozu Felbſt Conſtantin der Große ein Lager gehabt haben ſoll, gehört dem Grafen zu Sayn und Witgenſtein , unter tries riſcher Landeshoheit. Auf dem Berge bey dieſem Drte fin , den ſich Ueberbleibſel eines uralten Schloſſes von romiſcher Baugrt. Anmerk. Den drey legten Aemtern ſteht nur ein Amts mann vor.
12. Das Amt Wittlich , in welchem Kupfer zu finden iſt , þat 44 Derter. 1) Wittlich , Witliacum , eine kleine Stadt am Fluß Leſer , hat die erſten Stadtfreyheiten vom R. Rudolph I bekommen . Es iſt hieſelbſt ein Franciſcaner Mönchens und Nonnen Klofter, ein Kloſter der Trinitarier , und ein
großes Hoſpital. 2) Ortenſtein , ein altes churfürfil. Schloß. 3) Philipsfreude , ein Sommerpalaſt , den Churfürfi Soh. Philip hat erbauen laffen , und welcher 1763 eingea weihet worben . 4 ) Die KirchſpielePiſport, woſelbſt ein Decanat iſt, Wintećich , múnbeim , Birchbof, Lifer, Großlůctig , Kelten , Emmel , Rivenig , waring, Yovigant, Kontbeim , und das Ciftercienſer Nonnenklofter MIA . cheren , 5 ) Clau
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Der chur-rheiniſche Streis.
5) Clauſen oder Eberbards - Clure , ein Benedictiner Collegiatſtift, welches zwiſchen hohen Bergen liegt, und In demſelben wird ein berühmtes ſehr gut gebauet iſt. dahin ſtark gewallfahret. Dieſe and , verehrt Marienbilo Berehrung ſol 1449 ein Bauer , Namens Eberhard , jus erſt angefangen haben . In der Gegend dieſes Drto find die Franzoſen 1735 von den Kaiſerlichen geſchlagen worden. ich nahe bey Nicht weit von Claufen iſt das Kirchdorf welchem die Trümmer eines alten Schloſſes zu ſehen ſind. Anmerk . In der Nachbarſchaft dieſes Amts , liegt das ſogenannte Crover Xeich , welches zu der hintern Grafa fchat na yeim gehört , und darinn Chur: Trier das Vogtepa recht 1 wovon unten bey der Grafichaft Sponheim mehreres vorkommt. 13. Das Amt Welfibbillig , in welchem zwey und zwanzig Derter find , darunter 1) Wetſchbillig , ein Stadtchen , ben welchem ein Klos K. Rudolph. I hat dieſem Orte fter der Kreußbrider ift. Stadtfreyheiten verliehen ,
2) Die Kirchſpiele Yttel, Dablem , Trierweiter,Salm . 4. Das Amt Bylburg , von fechaehn Dertern , unter welchen 1 ) Bylburg , ein Städtchen am Fluß Kyll , mit einer Collegiatkirche. Hier iſt eit Decanat.
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2) Die Kirchſpiele Ellenz - Waisborg. Ettpidorf. 11.15. Das am Schönecken , von drenzehn Der . tern , iſt eine Herrſchaft , welche Wenzel II König zu Böheim und Herzog zu {uremburg , 1384 an das ft. wiederkäuflich verkauft hata ErzſtifeTrier für 30000 Der Hauptort iſt Schoneđen , ein Ståorden . 16. Das Ame Schönberg , von 31 Dertero, unter welchen Shenberg , ein Städtchen , mit einem , Sdilok.
2 Dao
Das Erzſtift Trier:
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17. Das Aint Sillesbeiin , in welchem Silber zu finden iſt. 1 ) Sillesheim oder Sildesheim, eitre Stadt mit einem feſten Schloß. Es iſt hier ein Eremiten - Kloſter . 2 ) Berndorf und Bolsdorf. 18. Das Amt Dhaun, von 61 Dertern. Es bat den Namen von dem Schloß Dhaun, und ent, pielt egedeſſen viele gråfliche und adelicheSike, wel. che aber heutiges Tags insgeſammt dem Erzſtift zu . ,! gehören , das Schloß Dhaun ausgenommen , wel. ches die Grafen von Manderſcheidt zu Lehn Şabene In dieſem Umt ift Silber zu finden ,
19. Das AmtManderſcheid , von 21 Dertern , unter welchen die 1138 geſtiftete Mannsabtey Simmelrode , Ciftercienſer :Ordens , und die Kirch : ſpiele Manderſcheid, Deudesfeld, tTiederſtadtfelo, find. 20. Das Amc Ulmen, von acht Dertern, unter welchen Thal, Ulmen , ein Fleden . Hier iſt ein See , wele eher das Ulmenep Meer genennet wird .
21. Das Amt Cochein , von 24 Dertern , unter welchen * 1) Cochert oder Kochem , eigentlid Kochheim , eine Stadt an der Morel, mit einem Schloß, welche zuerſt vont K. Udolph an Chur - Trier für eine Summe Geldes vers } $
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pfåndet, nachmals 1298 demſelben vom K. Albrecht zu einem unwiederruflichen Eigenthum geſchenkt worden , welches K. Karl IV 1376 beſtätigt hat. 1689 iſt ſie von den Frangofen im Sturm erobert und verwüftet, aber hera nad beffer wieder aufgebauet worden. Es iſt hier ein Kapuzinerkloſter. 2) Die Kirchſpiele Bruttig, Clotten, Condt, Ellen , Gillenbeuren , Landkern, Lågerath , ohren , poms meren , Strotzbur . 32, 1.0
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Der dur-rheiniſche Streis.
22. Das Amt Zell, von 23 Dertern , unter welchen 1) Fell im Samm , eine kleine Stadt an der Morel, woſelbſt ein Decanat iſt. 2) Die Kirchſpiele alf, Brgm Bridel, Ediger, Eller , Senheim , Stremich , Treiß . Das Schloß Treiß liegt an der Moſel, auf einem hohen und ftcilen Hågel. Hier iſt auch Engelport, Porta angelica , ein adeliches Nonnenklofter Pråmonſtratenſer - Ordens. :.
23. Das Ame Baldeneck , von zehn Dertern , wird mit dem vorhergehenden von einerley Umtmann verwaltet. In demſelben ſind die Kirchſpiele Buch , Forſt , Maftershauſen , Stremid ). Anmerk. Der Attttmann zu Belle und Balbened verfieht auch die churfürſtliche Oerechtfame an dem mit den Beſigern der vordern Grafſchaft Sponheim und den Grafen von Met: ternich Beilſtein gemeinſaftlichen Seridte und Kirchſpiele Beltheim . II. Das untere Erzſtift, begreift folgende Hemter : 1. Das Amt Ehrenbreitſtein , Dertern.
von dreizehn .
Wir bemerken folgenden
I ) Coblenz, Confluentia , die Hauptſtadt des unterk Erzſtifts, liegt beym Einfluß der Moſel in den Rhein , aber welchen lebten Strom hier eine fliegende Brüde gebt, über die Moſel aber iſt eine ſteinerne Brüdeerbayet. Es iſt hier nicht nur ſchon zur Zeit der Römer, ein Schloß geweſen , ſondern eß haben ſich auch die erſten fråntifden Könige oft hieſelbſt aufgehalten . Der ehemalige frånkiſche Königshof, welcher in der alten deutſchen Sprache Copbelenci und Cobolence genennet worden , wurde dem Erzſtift 1018 vom Kaiſer Heinrich II geſchenkt. Erzbiſchof Arnold II hat die Stadt 1249 mit Mauern umgeben laffen , und nun iſt fie ſtark befeſtigt, auch gutentheils mohl gebquet. Sie wird zwar durch einen eigenen Stadtrath regiert, und es. werden
Das Erzſtift
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Trier ,
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werden jährlichzmer Bürgermeiſter erwablet, ein adelicher und ein bürgerlicher; es hat aber der durfürſtl. Amtmann zu Ehrenbreitſtein den Vorſitz in dem Stadtrath. Außer der Hauptkirche ſind hier zwey Collegiatkirchen , zu S. Cas ſtor und S. Florin , welcher leßten das Dorf Obermendig mit dazu gehörigen Unterthanen zu Dolkesfelo , nebſt der hoben und niedern Geriditsbarkeit , unter durfürſtlichen oberſten Schuß und Schirm , zuſtåndig ift. Uud) findet man hier ein erzbiſchoflides Seminarium , ein ehemaliges Feſuitercollegium und Gymnaſium , und 7 Mönchen- und Monnentibſter. Das Dominicanerklofter an der Moſely if das ichdnfte. Die Ausſicht aus der eine Biertelſtunde bon der Stadt und ſehr hoch liegenden Karthauſe , ift vortreffs lich. Die Grafen von der leven , von Beffenheim und von Metternich haben hier anſehnliche Patlåſte. Von der deut. fchen Drdens Ballery Coblenz, iſt weiter unten ein beſon , berer Artikel zu finden. Ueber den Rhein geht zwiſchen hier und Ehrenbreitſtein eine fliegende Brüde, und über die Moſel iſt eine alte und feſte ſteinerne Brüde gebauet. 1632 wurde die Stadt von den Schweden belagert, und aus der Kaftung Ehrenbreitſtein von den Franzoſen beſchoſs fen , da ſie ſich dem ergeben mußté. 1688 wurde ſie von den Franzoſen ftark beſchoffen und ſehr verwüſtet , aber nidor erobert. Der Stadt gehören die Dörfer Teudorf und weiß, im Umte Montabaur. Nicht weit von der Stadt iſt ein Benedictiner Nonnenklofter.
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2 ) KEbrenbreitſtein , eine wichtige Bergfeftung am Rhein , gegen Coblenz und dem Einfluß der Moſel über, welche der Schläffel zur Moſel und zum Rhein iſt. Sie hat einen 280 Schuhe tiefen Brunnen , und eine Kirche. Am Fuß des Felſens , ouf welchem ſie angelegt iſt, und am Rhein , liegt das Städtchen Tbal. Ehrenbreitfieln, nahe bey welchem , gerade unter der Feſtung und dicht am Rhein , ein churfürſtliches Reſidenzſchloß iſt, vor pela chem einige auf den Rhein gerichtete Batterien ſtehen . Churfürft Philipp Chriſtoph råumte die Feſtung 1632 ung porſichtiger Beife den Franzoſen ein , welche ſie erſt im weſta
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Der chur rheiniſche Streis .
weſtphäliſchen Frieden zurůd gaben . 1688 wurde ſie vox Die Feſtung beſtreicht ben Franzoſen ſtark beſchoffen. giver den Rhein und die Morel, fie tann aber auf der Landfeite von einem andern nah gelegenen gleich hoher Bergie wieder beſchoffen werden , 3 ) Unter den eilf Dörfern dieſes Umts, find die Pfarrs dörfer Arzbach , sorchem , wiedernberg und Wieder. labnſtein . 2. Das Amt Bergpflege , von achtzehn Der. tern , unter welchen 1 ) Canoſtein : Engers, auf den Charten Engers Ichlechthin , ein Städtchen am Rhein, woſelbſt eine Lands Dechaney ift. 2 ) 300 Engers, ein Städtchen am Rhein mit einem prächtigen churfürſtl. Schloß. 3 ) Die Dörfer Kalten : Engers , Sebaſtian :& ngers, Capellen. Su Bårlich iſt ein erzbiſchofliches Schloß. 4 ) Das adeliche KloſterMarienrode, hat Pråmonſtras tenfer Nonnen , und das Kloſter Warsheim , Ciſtercienſer Nonnen . 3. Die Serrſchaft Vallendar, hat ebedeffent zu der Grafſchaft Savn gehdret, und iſt 1294, bey der Theis lung unter den Brüdern Sobann und Engelbert von Sayn, dieſem nebſt Homburg und andern Stücken zu Zheil ges woorden , 1363 berſetzte Graf Salentin zu Witgens ſtein die Veſte Vallendar , nebſt den Dörfern bitters ſperg , Surle , Deldersbauſen , Cudelbach und Sil: fabetot, mit aller Hoheit an das Erzſtift Zrier. ; 1386 berpfändete eben diefer Graf Salentin die Herrſchaft Vals lendar an Dieterid , Herrn zu Runkel, und eben dazumat trat Graf Johann zu Sann ſein Lehnrecht åber Vallendar an den Erzbiſchof zu Zrier ab. 1392 verpfändete leßta genannter Graf von Sayn unto Witgenſtein drey Theile der Herrſchaft an das Erzſtift Crier , movon Graf Georg 1440 ein Drittel wieder einlóſete. 1606 erkannte das Kammergericht zu Speyer, daß das Erzſtift Trier den Grafen zu Sayns Witgenſtein , die Wiedereinlðfang der halben
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Das Erzſtift Trier.
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halben Herrſchaft Vallendar zu geſtatten habe : es wurde aber dieſes Urtheil nicht vollzogen . Endlich verglich ſich Chur : Irier mit den Grafen zu Sann und Witgenftein 1691 folchergeſtalt , daß lekte dem Wiederkauf der halben Herridaft , und der Landeshoheit über die Herrſchaft ents fagten , und ſolche dem Churfürſten zu Trier zugeſtunden ; dieſer hingegen die geſammten Grafen zu Sayn und Wits genſtein mit der andern Hälfte der Herrſchaft Ballendar, der Burg daſelbſt, fainmt allem ihrem Zugehör, toieder bea lehnte, und ſie bereditigte , in Gemeinſchaft mit dem Erzs ſtift in der ganzen Herrſchaft die ordentliche Gerichtsbars teit, merum et mixtum imperium , fammt allem , was dazu gehöret, auszuüben , wie denn das Gericht von bens den Herrſchaften beſtellet und geheget, und die Appellation an das churfürſtl. Hofgericht gehen ſolle, wenn die burgers lichen Rechtshandel wenigſtens 75 Fl. Capital betráfen ; in pejulidhen Sachen aber das Gericht zu Vallendar fich bey dem Hofgerichte oder Oberhof zu Coblenz rechtlichen Beſcheide, erholen follte. Das gråfliche Haus Sayn und Witgenſtein ſollte auch alle und jede aus mehrbeſagter Herrſchaft zu ſeinem Theil bisher gehabte, oder durch fer: nere Berbeſſerung zu erlangendeEinkünfte, ruhig und ohne Eintrag genießen , ſich auch in Gegenwart churfürſtlicher Deputirten von den Unterthanen Eid und Pflicht leiſten laſſen , und zu Vallendar mit Chur . Trier gemeinſchaftlich das Patronatrecht haben , und wechſelsweiſe ausüben. Allein , das regierende gråfliche Haus Sayn - Witgenſtein bat dieſen Vergleich zerriffen , weil er wider die beſchwors nen Familienvertråge laufe ; und es iſt dieſerwegen ſchon ſeit langen Jahren beym Reichskammergericht zu Wetzlar cin Proceß anhångig . Unterbeffen verfährt Chur - Trier bis zur Entſcheidung der Sadie dieſem Vergleich gemäß. Zu derſelben werden auch Weidersburg, aller, Sobe und Bilfcheid gerechnet. 4. Von - der Grafſchaft Sayn, beſigt Chur. Trier , vermoge Vergleichs mit den Gråfinnen jos þannette und Erneſtine zu Sayn von 1652, 376,64,
1). Sayn ,
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Der chur -rheiniſche Streiß.
I) Sayn , Schloß und Veſte am Fluß gleiches Nas mens , nebſt einer Pråmonſtratenſer Maunsabtey. 2) Die Dörfer Stromberg und måhlbofen . 3 ) Die Vogteyen Jrlich und Ormig oder Urmutz am Rhein. An den Ort Jrlich , macht das gråfliche Haus Wied : Neuwied Anſprud), und verlangt ihn mit aller Hoheit und Gerichtsbarkeit , wie die Specificatio re, Atituendorum in tribus menfibus zum weſtphäliſchen Fries dens - Executions : Recep Num. 52 bezeuget; und es daus ret der darüber entſtandene Rechtsſtreit ſeitdem noch ims immer fort. 4) Abeinbråd , ein Fleden. Chur - Trier hat verſprodjen, wegen dieſer Derter und Güter ſein Antheil zu den Reichs-und weſtphảiifchen Kreis ſteuern zu entrichten. 5. Das Amt Grenſau oder Grenzau , kommt Þernach unter der Aufſchrift Nieder : Jfenburg vor.
6. Daş Am bersbach , kommt auch hernach unter der Aufſchrift Nieder . Jſenburg vor. 7. Das Amt Sammerſtein , hat den Namen von dem ehemaligen feſten Schloß Sammerſtein am Rhein , welches 1650 abgebrochen worden . Es gehören dazu 1 ) Die Kirchſpiele Leidesdorf, Ober- und Wieder, Dammerſtein . 2 ) Das Waſſer Kirchſpiel, welches die Dörfer Brobl, förft , Dunfels , Ries und Bunningen begreift. 2) Die Herrſchaft Argenfels, welche die Grafen von der Leven , als ei: cur -trieriſches Lehn, und unter des Erzſtifts Landeshoheit, beſitzen . Es gehören dazu (1) Argenfels , ein Schloß am Rhein. Hier wodds fet der beſte rothe Rheinwein oder Bleichert, imgleichen in eben dieſer Gegend bey den Dörfern Rönigswipter und Bonf. ( 2) Könningen oder Yåningen , ein Dorf. ( 3 ) Argendorf und Gorgenroth .
8. Das
EX
Das Erzſtift Trier,
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8. Das Amt mayen , zu welchem die ehema: ligen beſondern Aemter Montreal und Kaiſers: efch geleget worden. Es gehören dazu 61 Derter , unter welchen 1) Mayen , Magniacum , ein Städtchen an der Nette, mit einem Schloß und einer Collegiatkirche. 2 ) Montreal, eine kleine feſte Stadt, am Fluß Elz. 1
3) Kaiſerseſch , ein Städtchen . 4 ) Die Kirchſpiele Allerz, Cottenheim , Dánchen , heim , Ettringen, nauſer , Bempenich , Kerid ), Kirchs eſch , Cangenfeld , Miasburg, riaditheim , thickenich , Wiedermennig , Thür , Trimbs , Waſſenach , Welling. Ein Zheil dieſer Berter liegt in der Eyffel, der großeſte aber in dem Strich Landes , welcher Groß und Kleins Pallens ( Pallentia ) genennet wird, und in alten Zeiten den Pfalzgrafen zugehört hat , von dieſen aber um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts der Kirdie zu Trier geſchenkt, und als ein Lehn wieder empfangen , nachmals aber den Grafen von Virnenburg zu Lehn gegeben werden. Anmerk. An der norblichen Grange dieſes Amts, liegt die Benedictiner Mönchenabtey zum Lasch oder zum Loch , Abbatia Lacenfis , welche von dem See ( Lacu ) an welchem fie liegt , den Namen hat , und zwar der chur- trieriſchen Lana deshoheit unterworfen , aber keinem Amt einverleibt iſt. Es gehört ihr auch , unter trieriſcher hoher landesfürſtlicher Obriga feit , das Dorf Crufft, deſſen Hochgerichts -Grund - und Erbs herr ſie iſt, und welches ihr allein ſchwört. Dieſes Dorf giebt jábrlich an die churfúrſtliche Kammer " 10. Rthlr. und iſt dafür son allen ordentlichen Landesabgaben frey . Hierüber iſt 1682 ein Bergleich geſtiftet worden . Das Kloſter Laach hat Hein : ridy, Pfalzgraf am Rhein , und dominus de lacu , 1093 geſtiftet , und mit Gütern verſehen.
9. Das Amt Münſter - Meinfeld von 39 Dertern ,
nebſt dem kleinen Amte aiken. Eeee 2
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1172
Der chur -rheiniſche Kreis .
dieſem Umte ift Kupfer und Gold zu finden .
Wir
bemerken 1) Münſter -Weinfeld , eine kleine Stadt , welche ib: ren Namen von einer alten Collegiatkirche hat. 2) Carden , Cardonia , einen uralten Fleden an der Morel, welcher der Sitz eines Archidiaconats ift, eine Colle giatfirche, und ein Franciſcaner - Kloſter hat. 3 ) Die Kirchſpiele Alken , Cobern , Dievelidh , Gap: penach , Gondorf an der ler ( vor Alters vermuthlich Condorfa oder Conterava , Contrua , woſelbſt das Schloß Ley , der Stammort der Grafen von der Leyen , iſt ) , 54 zenport , Kern , Lot , Merclod ) , Múden , Stadens beim , Uberſelt (woſelbſt Gold zu finden ) , Ochten : dung (woſelbſt vor Ülters ein Königshof geweſen iſt ), pållich , Sevenich . Das Schloß Biſchofs: Poloh ſtein liegt an der Moſel. Anmerk. Ein Cheil dieſer Derter und des vorherge: henden Amts, liegt in dem Strich Landes, welder Meinfeld genennet wird, und vor alters pagus meginenfis, auch mag niacenfis , und Meinvelde geheißen hat. 10. Das Amt Boppard , von 92 Dertern. In demſelben iſt Silber zu finden . 1 ) Boppard , Boppardia , vor Ulters Botobriga , Baire dobrica , Babardia , eine Stadt und Schloß am Rhein, iſt ein uralter Ort , in welchem ein Sdnigshof gewefen ift Die hieſige Pfarrkirche iſt ehemals eine Collegiatkirche ge: weſen . Es iſt hier ein Decanat. An dem hieſigen Rheins zoll oder ſogenannten Bopparter Martspfennig , hatChurs Zrier das großte, Heffen aber auch einiges Antheil. Dieſe Stadt iſt eine Reichspfandſchaft , und vom Kaiſer Heinrich VII an das Erzſtift verpfåndet worden . find hier drev Kloſter. 2 ) Die Kirchſpiele Tamp, Sirsenadb , Kåfter oder Kefter , Salzig. 3) Das Gallcbeider Gericht , begreift 19 oben mits gezihlte Dörfer , unter welchen die Kirchdorfer Biden , bich , Sallenbad und Sexfowieſen ſind. II. Das
Das Erzſtift Trier.
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mt. Das Amt Welmich begreift 1) Welmich , ein Städtchen am Rhein. 2 ) Brodt und Dahlem.
12. Das Umt Weſel, in welchem ein Ku. pferbergwerf iſt, begreift 12 Derter. Wir bemerken 1 ) Werel oder Ober - Wefel, eine Stadt am Rhein , mit einer Collegiatkirche zu unſer lieben Frauen , über deren Pfrunde die Grafen von der fenen Das Patronat: recht haben . Die Pfarrkirche zu S. Martin iſt auch ehes deſſen eine Collegiatkirche geweſen . Die große Vorſtadt heißt Korbelhauſen . In alten Zeiten iſt hieferbſt ein Ada nigshof geweſen . Kaifer Heinrich VII hat dieſe Stadt dem Erzſtift als eine Reichspfandſchaft überlaffen . 1639 bemächtigten ſich ihrer die Schweden , und 1689 die Sie Franzoſen , von welchen ſie ſehr viel litt. Sie zerſtörten auch das barneben liegende Schloß Schønberg oder Schomburg, welches den 1719 ausgeſtorbenen Grafen von Schomburg zugehört hat. 2 ) Die Kirchſpiele Damſcheid , Wiederborg und Berfcheid . Anmerk. Die demter Boppard , Welmich und Wefel, werden zuſammen von einem Amtmann regieret.
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12. Das Amt Montabaur , in welchem Sil. é ber zu finden iſt , und zu welchem über 100 Derter gehören. Man bemerfe 1 ) Montabaur , Mons Thabor , eine Stadt, mos 78 felbſt ein franciſcaner Kloſter iſt. Kaiſer Rudolph I hat dieſem Ort Stadtfreybeiten gegeben . $ 2) Die Kirchſpiele Groß Solbach , Kartenfels, Kei : ligenroth , Belferskirchen , Sandrangen , Bicchåbr, Jeudt, Xenterhauſen , Ciedererbach , Salz, Wirges . ! Die Kirchſpiele Hundfangen , Meudt, Nenterhauſen , Salz und Lindenholzhauſen ( im Amt Limburg ) ſind durch einen Vergleich , welcher 1564 zwiſchen Erzbiſchof Johann und Wilhelm , Prinzen von Oranien , und deſſelben Gemahlinn Juliane, Eeee 3
1174
Der chur - rheiniſche Streis.
Juliane , als Vormündern der Grafen Johanu ", Ludwig Adolph und Heinrid) von Naſſau Kazenellnbogen , ges fchloſſen worden , unter dur - trieriſche Landes hoheit ges kommen ; dahingegen Chur - Trier ſein Recht und domi- A nium utile in Anſehung des vierten Theils der Grafs fchaft Nafjau . Dieß , abgetreten bat. 3) Das Kirchſpiel seimbach : Weiß, gehörte ehedeffen zum Umt Ehrenbreitſtein , nun aber zu dieſem Amt. Ef beſteht aus den Dörfern seimbad Weiß und Gladbach. Nahe bey Heimbach liegt die Pråmonſtratenſer Manns 'abtey Romersdorf, welche in dieſem Kirchſpiel einige Gerechtſame, Renten und Gefälle hat. Zur Erlangung der Landesboheit über dieſes Kirchſpiel, hat Chur- Zrier fo wohl 1545 mit dem Kloſter Romersdorf, als 1570 mit jo: ham , Grafen zu Wied , und 1600 mit Salentin , Giras fen zu Sſenburg , Bergleiche errichtet. 14. Das Amt Limburg , Bir bemerfen .
von 15 Dörfern,
1) Limbarg , eine zwar kleine aber nahrhafte Stadt an der Lahn , über welde eine gute ſteinerne Brücke gé: bauet ift. Sie hat viel Úckerbau. In und vor derſelben findet man drey Kidſter , und auf einem Berge an der Lahn ein Collegiatſtift, welches eine ſchöne Kirche mit Die Stadt hatte vor Alters.ihre ei: fünf Thürmen hat. genen Herren, welche 1404 mit Fohann , Herrn zu Lima burg , ausgeſtorben ſind , worauf die Herrſchaft an das Erzſtift Trier gelangt iſt, dem ſie ſchon 1244 zur Hålfte a . verpfåndet worden. Die letten Herren von Limburg har ben mit dem gráflichen Hauſe Sfeuburg einerley Urſprung, und ſtammen von Gerlach i von Limburg ab , welcher am Ende des drengehuten Jahrhunderts gelebet hat. Wie aber die Herrſchaft Limburg an das Haus Iſenburg ge: kommen fey ? iſt noch zu unterſuchen. Sie wurde 1344 an das Erzſtift verpfåndet. 2) Ditkirchen , an der Lahn , iſt der Sitz eines Archi: biaconats und Decanato, und einer CollegiatEirche. 3 ) Tieder:
Das Erzſtift Trier.
1173
3 ) Wieder . Brecben , ein Städtchen , welches 1369 mit Mauern umgeben , und zu einer Stadt gemacht wora den . Es liegt in dem ehemaligen Sau Einriche. 4) Gieder : Selters , ein Kirchdorf, an der Emsbach. Einige 1oo Schritte von demſelben ,iſt in einer Wieſe der berühmte Sauerbrunn , deffen Waffer , welches im gemei.
ele rien Leben Selzerwaffer , oder Selzerbrunn heißt, håufig, ausgeführt wird , anch , wie inan verſucht hat , die Hin und Herreiſe nach und aus Dftindien ohne Schaden - ertra gen kann : es wird auch von den reichen Hollandern zu Bas tavia zum ordentlichen Getränk getrunken. Bougains ville Reiſe um die Welt , S. 299. Er iſt einigemal verpachtet geweſen und zwar anfänglich für 5000 , nacha mals aber für 8000 Rthlr. ja 1755 fod fich jemand zu 18000 Rthlr. Pacht angeboten haben ; er wird aber jetzt von einem chur - trieriſchen Werwalter beſorgt , welcher die Einkünfte von demſelben berechnet , die jährlich 60000 Fl. betragen ſollen . In den 1775 gedructen Unterſus chungen von des berühmten Selterwaſſers Beſtandtheis wird verſichert, daß man jährlich eine Million len , # Flaſchen verſchide, und daß eine jede der Rainmer einen Kreuzer eintrage. Weil Naſſau - Dieß an die Oberherrſchaft retet über dieſen Ort Anſpruch macht, ſo wird er beſtåndig -> durch eine Anzahl trieriſcher Soldaten bedect. 5) Die Kirchſpiele Arfurtb , Baloninſtein , Lly, Lins denbolzhauſen , Uber : Brechen , Vilmar , in welchem legten die Abtev S. Matthid bey Trier das Grundgeridot Hi hat. Von dem Silber, welches zu Bilmar gegraben wora I den, find . Thaler geſchlagen. '
15. Das Amt Camberg, wird von Chur:Trier
und Naſſau . Dieß gemeinſchaftlich beſeſſen . 1) Camberg, einwohlgebautes und nahrhaftes Stadts bet dhen und Schloß , auf einem Hügel , foul 1357 vom Gras fen Gerhard zu Dietz zu einer Stadt gemacht ſeyn. Die umliegende Gegend hat guten Acerbau , vornehinlich aber guten Flachsbau. 3 I 2) Schweidersbauſen , ein Pfarrdorf.
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16. Das
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Der chur = rheiniſche Streis.
Suliane , als Vormündern der Grafen Johann , Ludwig , Adolph und Heinrid ) von Naffau Kazenellnbogen , ges fchloſſen worden , unter chur - trieriſche Landeshoheit gea kommen ; dahingegen Chur - Trier ſein Recht und domi nium utile in Anſehung des vierten Theils der Graf ſchaft Naſſau - Diet , abgetreten hat. , 3) Das Kirchſpielseimbach Weiß, gehörte ehedeffen Amt Ehrenbreitſtein , nun aber zu dieſemAmt. Es beſteht aus den Dörfern seimbad Weiß und Gladbach . Nahe bey Heimbach liegt die Prämonſtratenſer Manns 'abtey Romersdorf, welche in dieſem Kirchſpiel einige Zur Erlangung Gerechtſame, Renten und Gefälle hat. der Landeshoheit über dieſes Kirchſpiel, hat Chur- Zrier ſos wohl 1545 mit dem Kloſter Romersdorf, als 1579 mit Joa ham , Grafen zu Wied , und 1600 mit Salentin , Gras fen zu Sſenburg , Bergleiche errichtet. 14. Das Amt Limburg , Bir bemerfen .
von 15 Dörfern.
1) Limburg , eine zwar kleine aber nahrhafte Stadt an der Lahn, åber welche eine gute ſteinerne Brücke gé: bauet ift. Sie hat viel Ackerbau. In und vor derſelben findet man drev Kloſter , und auf einem Berge an der Lahn ein Collegiatſtift, welches eine ſchöne Kirche mit Die Stadt hatte vor Alters ihre eis fünf Thürmen hat. genen Herren , welche 1404 mit Johann , Herrn zu Lima burg, ausgeſtorben ſind, worauf die Herrſchaft an das Erzſtift Trier gelangt iſt ,dem ſie ſchon 1244 zur Håtfte verpfändet worden. Die letten Herren bon Limburg has ben mit dem gráflichen Haule Ffenburg einerley Urſprung, und ſtammen von Gerlach i von Limburg ab , welcher am Ende des breyzehnten Jahrhunderts gelebet hat. Wie aber die Herrſchaft Limburg an das Haus Iſenburg ges kommen fey ? iſt noch zit unterſuchen. Sie wurde 1344 an das Erzſtift verpfåndet. 2) Ditkirchen , an der Lahn , iſt der Sitz eines Archis biaconats und Decanate , umb einer Collegiatkirche. 3 ) Wieder:
OD Jo
Das Erzſtift Trier.
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3 ) Vlieder , Brecben , ein Städtchen , welches 1369 mit Mauern umgeben , und zu einer Stadt gemacht wora den . 4) Wieder : Selters , ein Kirchdorf, an der Emsbach. Einige 100 Schritte von demſelben , iſt in einer Wieſe dér berühmte Sauerbrunn , deffen Waffer , welches im gemei. rien Leben Selzerwaffer, oder Selzerbrunn heißt, båufig , ausgeführt wird, anch , wie inan verſuust hat , die Hin und Herreiſe nach und aus Oſtindien ohne Schaden ertras gen kann : es wird auch von den reichen Hollandern zu Ba : tavia zum ordentlichen Getrắnk getrunken. Bougains ville Reiſe um die Welt , S. 299. Er iſt einigemal verpachtet geweſen und zwar anfänglich für 5000 , nacha mais aber für 8000 Rthlr. ja 1755 fou fich jemand zu 18000 Rthlr. Pacht angeboten haben , er wird aber jetzt von einem chur - trieriſchen Werwalter beforgt , welcher die Einkünfte von demſelben berechnet , die jåhrlich 60000 Fl . betragen ſollen. In den 1775 gedructen Unterſus chungen von des berühmten Selterwaffers Beſtandthei. len , wird verſichert, daß man jährlich eine Million Flaſchen verſchide, und daß eine jede der Rammer einen Kreuzer eintrage. Weil Naffau -Dieß an die Oberherrſchaft åber dieſen Ort Anſpruch macht, ro wird er beſtåndig durch eine Anzahl trieriſcher Soldaten bedect. 5) Die Kirchſpiele Arfurtb , Balopinftein , kls, Lins denbolzbauſen , Ober :Brechen , Vilmar , in welchem legten die Abtey S. Matthiå bey Trier das Grundgeridyt hat. Von dein Silber, welches zu Bilmar gegraben wora den , find. Thaler geſchlagen .
15. Das AmtCamberg, wird von Chur : Trier und Naſſau . Dieß gemeinſchaftlich beſeſſen . 1) Camberg, ein wohlgebautes und nahrhaftes Stådt chen und Schloß, auf einem Hügel , fou 1357 vom Gras fen Gerhard zu Dies zu einer Stadt gemacht ſeyn. Die umliegende Gegend hat guten Ackerbau , vornehinlich aber guten Flachsbau. 2 ) Schweidersbauſen , ein Pfarrborf.
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16. Das
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Der djur rheiniſche Kreiß .
16. Das AmcWebrbeim , liegt abgefonbert , und wird von Chur - Trier und Naſſau . Dillenburg gemeinſchaftlich beſeffen. ſ.oben Naſſau Dillenburg . 1 ) Webcheim , ein Flecken , in welchem 1693 , neben der evangeliſchen , auch die römiſch - katholiſche offentliche gottesdienſtliche Uebung eingeführt, auch nachmals zum Behuf derſelben eine Kirche erbaut worden . 3) Die Dörfer Anſpach und Oberbayn.
Anmerkung. Die Pråmonſtratenſer Abtey Arnſtein , auf einem hohen mit Bäumen bewachſenen Berge an der Lahn , ungefähr anderthalb Stunde von Naſſau , hat Graf Ludwig von Arnſtein 1139 geſtiftet. Dié Erzbiſchöfe zu Trier und Maynz ſind Beſchů . Ber derſelben , und jener It auch derſelben Ordinas rius , und har die geiſtliche Gerichtsbarkeit über die bey der rėmiſch - katholiſchen Lehre gebliebenen flo . ſterlichen Unterthanen . Wegen der Renten und Gefälle , welche die Abter in den chur - trieriſchen Hemtern Montabaur und Limburg hat , trågt ſie zu der erzſtiftiſchen Geiſtlichkeit, und überhaupt zu allen ausgeſdhriebenen Anlagen, das Jhrigeben. Das un. mittelbare Gebiet der Abten , beſteht in dem reidys . unmittelbaren Kirchſpiel Winden , zu welchem die Dörfer Winden und Weinåhr gehören, welche die Gråfinn Mechtild zu Sayn der Abtey 1250 theils ver .
i
fauft, theils vermacht hat. Die Abten hat das Geriche über dieſes Kirchſpiel in 12 ſo genannte Stammtheile abgetheilt , und einige derſelben an andere zu ſeiner mehreren Beſchüßung gegeben ; jeßt þat das Erzſtift Trier zwey Stammtheile dieſes Gerichts , und zwey tråge ber' Herr von Mariotte von dem Kloſter zu Lehn ,
ENOMH
1177
Das Erzſtift: Coin .
Lehn , die übrigen acht Stammtheile aber befißt das Jene ſind ſolchergeſtalt Mithochge. Kloſter ſelbſt. richtsherren bieſes Gerichts. Die hieſige Gegend iſt vortrefflich, der Fluß hat ein tiefes und fruchtbares Thal, Lecker und Weinberge wechſeln mit einander ab. Nahe bey der Abtey , aber am andern Ufer, fino Ueberbleibfel von einem großen verfallenen Schloß zu ſehen , ber welchen die adeliche Familie von Stein , ein neues Gebäude aufgeführt hat : wahrſcheinlicher weiſe ſind dieſe Ueberbleibfel von dem alten Stammhauſe der Grafen von Arnſtein .
Das
Erzſtift Sóln . $.
1.
M on dem Erzſtift Coln, þat Corn. Adger 1583 eine Charte gezeichnet, welche sogenberg geſtochen ; nachher hat Johann Gigas eine beſſere verfertiget, welche Blaeuw
und Janſſon geſtochen .
Neuer
ſind diejenigen , welche Sanſon , Valk , Viſſcher, Bomann , Seutter , Pierre Mortier , Reinier und Joſua Ottens, herausgegeben . Sie bedür. fen aber insgeſammt einer großen Verbeſſerung, Die bomannifde iſt im Atlas von Deutſchland bie 42ſte. Es iſt auch auf der Charte von den Herzoga thümern Jülich und Berg zu ſehen , welche oben an , geführt worden . Von dem zu dieſem Erzſtift ge hörigen Herzogthum Weſtphalen , hat erſt Johann Gigas, hernach aber der Jeſuit Zittart eine Charte verfertiget, welche zuerſt 1706 geſtochen , hérnach einigemal, und 1757 auch von den homanniſchen Ers ben wieder aufgelegt worden.
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S. 2. Die
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Der cur-rheiniſche Kreis.
9. 2. Die erzſtiftiſchen Lande Hangen nicht alle zur fammen, ſondern ſind gutentheils durch feemde Gebies te von einander abgeſondert. Der Haupts und längſte zuſammenhangende Theil, liegt am Rhein, underſtre. det ſich vornehmlich zwiſchen den Herzogthümern Jů. lich und Berg über 20 Meilen in die Långe , iſt aber in den meiſten Gegenden ſehr ſchmal. Ein anderes Stück liegr vornehmlich zwifchen dem Herzogthum Die Tage der Grafſchaft ülich und Erzſtift Trier . Recklinghauſen und des Herzogthums Weſtphalen , wird Hernach beſonders bezeichnet werden . §. 3. Es ſind dieſe erzſtiftifchen Landevon ſehr Ein . Theilderſelben unterſchiedener Art und Güte. iſt ſehr bergiche und waldicht, ein anderer fandicht, ein anderer ſehr fruchtbår, wie denn das untere Eri. ftife einen Ueberfluß an Getraide Hat. In dem am Rhein belegenen Strich Landes, giebts guten rothen Wein , welcher Bleichert genennet wird ; und der Er wird oft für beſte wächſt in Dorf Håningen. Burgunder Wein ausgegeben. Die waldichten Ges genden haben viel Wildpret ; die Flüſſe ſind fiſche reich; es find auch einige Sauerbrunnen vorhanden , und im Herzogthum Weſtphalen giebts allerley Erze. Ben Andernach und Bonn iſt Bafalt zu finden. Der Rbein trennet Das Erzſtift Coln von dem Hers zogthum Berg. $.4. In den erzſtiftiſchen Landen ſind 52 Städte, und über 17 Flecken . Die Sanoftande beſtehen aus Prälaten , Ritterſchaft und Städten . in dem eigentlichen Erzſtift,
Die landrage
werden gemeiniglich
zu Bonn gehalten .
8.5 . Es
2013
Das Erzſtift Cóln .
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8.5. Es haben nur die Römiſch - Katholiſchen in dieſem Erzſtift offentliche gottesdienſtliche Uebung ; in der Herrſchaft Odenkirchen ſind bloß Evangeliſche vorhanden , und im Amt Ryeinberg haben die Red formirten offentlidyen Gottesdienſt. 5. 6. Das Erzbisthum hat ſeinen Namen von der Reichsſtadt Céln. Der erſte Urſprung der chriftlichen Kirche in derſelben, iſt ungeniß ; im Una fang des vierten Jahrhunderts aber iſt ſie gewiß ſchon vorhanden geweſen , und hat einen Bifchof, Namens Maternus, gehabt , welcher im Jahr 314 auf der arelatiſchen
Kirchenverſammlung zugegen
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gewefen. Der erſte Anfang des Erzbischums wird am geidiffeſten ins anyte Jahrhundert gefegt ; denn als im Jahr 745 der colniſche Biſchof Reginfrieb
A
ſtarb, wurde der heil. Bonifacius von den frånfiſchen Fürſten Karlmann und Pipiti izum Erzbiſchof zu
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Coln auserſehen, und Papft Zacharias ertheilte ihni Allein, im Jahr-748 wurde Bonia
971
dieſe Würde.
6
facius und mit ihm die erzbiſchöflidhje Würde nady Mayng verlegt, Coln hingegen dem neuen Erzſtift
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Maynz unterworfen. Dieſer Zuſtand daurete faft go Jahr fort , bis K. Karl der Große, aus Liebe zu Aachen, dem colniſchen Biſchof Hildebald , unter defſen Kirdyſprengel dieſe Stadt gehörte , die erz biſchöfliche Würde wieder zuwege brachte , welches vermuthlich zwiſchen den Jahren 794 und 799 gea fchehen iſt. . 7. Es iſt wahrſcheinlich , daß um dieſe Zeit auch die Bildhöfe, zu füttid ) und Utrecht dem Ergo biſchof zu Cöln , als Metropoliteni, untergeben ſind, zu welchen nachher auch die unter Karl dem Großen geſtifs
1180
Der chur rheiniſche Kreis .
geſtifteten Bisthümer Minden , Münſter und Obo Nachdem aber die Kirche zu nabrück gefommen . Uetrecht 1559 und 60 zu einem Erzſtift erhoben , und en Frieden das Bisthum Minden im weſtphäliſch m verwandelt worden , ſind dem in ein Fürſtenthu of zu Cöln nur die Biſchöfe zu ſüttid ), Erzbiſch en r te nſ Mü und Osnabrůd , als Suffragant , übrig en Frie. ch geblieben : doch iſt durch , den weſtphäliſ Bisthum Osnabrück , in Anſehung der den im , ehoben . fg ln au Cö zu 1 6. S. 8. Die colniſchen Erzbiſchöfe haben zeitig das Pallium , und die Vortragung des Kreuzes er . t halten , und ſchon im zehnten Jahrhunder findet en zu of en ch at iſ den Erzb man , daß fie als Prim Pabſt Maynz und Trier gleich geachtet worden . n en Legate des Innocenz IV ernannte ſie zu geborn roniſchen Stubls . * Vermöge einer Bulle des Pabſtes leo IX von 1052 , foll der jedesmalige Erz. biſchof zu Cöln Erzkanzler des rómiſchen Stubls , und Cardinal von der Kirdse Johannes Dies des Evangeliſten ante portam latinam ſeyn. m iu en ; eg mm s il ko ht s wa r iv t s ge Ac de au iſ et fe Pr te n en el hr , daß wege deſſ ben einige Gele doch meyn he Hof keinen Kanzler beſtelle , ſondern 1 der römiſc e ig Cardinal , welcher die Aufſicht über die derjen he Kanglen hat , ſich nur einen Vicefanzler påbſtlic Jm deutſchen Reich führt der Erzbiſchof zu nenne . Csin den Titel als Eczkanzler durch Italien . lich , daß die Erzfanja Es iſt nicht ganz unwahrſchein Lerwürde bey dem Stuhl zu Rom , welche Erzbiſchof Pilgrim verwaltet , dieſem und dem Erzbiſchof Hers mann 1
Das Erzſtift Cdin.
1181
mann Gelegenheit gegeben , die Erzfanzlerwürde des deutſchen Reichs durch Italien mit ihrem Erzſtift zu verknüpfen ; und ſie iſt, vom Erzbiſchof Pilgrim an, von 9 Erzbiſchofen nach einander verwaltet worden.
de Erzbiſchof Arnold II hat zu dem Erzkanzlertitel zuerſt die Benennung von Italien hinzugefegt.
Seitdem
die Kaiſer nicht mehr nach Italien gekommen ſind, haben die Erzbiſchöfe zu Cöln keine Gelegenheit ge. habt, ihr Umt auszuüben , es iſt aber darum nicht erlofchen.
1
9. 9. Was den Urſprung der colniſchen Chury würde anbetrifft, ſo iſt ſchon zu der Zeit, als die
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Kaiſerwahl noch von allen Stånden des Reichs ver. maltet wurde , und die Vornehmſten nur gewiffe
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Borrechte dabey hatten , der Erzbiſchof zu Cöln un .
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ter dieſen Vornehmſten mit geweſen. Es hat auch nachher die Erzkanzlerwürde demſelben , ſo wie den übrigen Reichs : Erzbeamten, den Weg zur Churge.
5
rechtigkeit gebahnt , nachdem das Wahlgeſchaffte am Ende des drerizehnten Jahrhunderts auf einige Fürften mit Wusſchließung der übrigen gekommen ift. Außer den Vorrechten , welche ihm mit allen Churfürſten gemein ſind , hat er noch einige befon . dere. Bey der römiſchen Königs- und Kaiſerwahl,
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hat er , vermoge der goldenen Bulle , nach Chure Trier die nächſte Stimme , und fikt, ben offentli.
7
then Verſammlungen, wenn ſie in feinein Kirchſpren . oder außer felbigem in Italien und Gallien gehalten werden , dem Kaiſer zur rechten Hand. Mit Chur . Trier iſt 1653 ausgemacht, daß beybe
:
-3
gel ,
Erzbiſchöfe die Ehre des Vorſiges unter einander Sei ne Gerechtfame, Seine wechſelsweiſe theilen ſollen.
1187
Der chur - rheiniſche Kreis .
in Anſehung der Krónung eines römiſchen Königs, find oben in der Einleitung zu Deutſchland ( 9.42. ) angezeiget. Š. 10. Uus obiger Abhandlung erhellet nun meh. rentheils der beſtåndige Titel des Churfürſten zu Cöln , welcher alſo lautet : von Gottes Gnas den s5 - Erzbiſchof zu
Cöln , 'des beil. R. R.
Erzkanzler Quro . Tralien und Churfürſt, Lc gatus natus des beil. apoſtoliſchen Stubls, sers Das zog zu Engern und Weſtphalen, sc. Wapen iſt ein ſchwarzes Kreuz im fiibernen Felde wegen des Erzſtifts Coln , ein weißes ſpringendes Pferd im rothen Felde wegen des Herzogthums Weſt phalen ; drey goldne Herzen im rothen Felde wegen des Herzogthums Engern, und ein filberner Adler im blauer Felde wegen der Grafſchaft Arensberg. , S. 11. Das hochwürdige Domkapitel hat ſeinea Siß in der Reichsſtadt Coln, als woſelbſt die erze biſchöfliche Kathedralkirche iſt, und beſteht aus 25 Domherren , und einer Anzahl Domicellaren . $.12 . Chur. Csün bat einen Matrikular. Anſchlag von 60 zu Roß, und , 277 zu Fuß, oder 1828 Fl. und giebe zu einem Kammerziel 811 Rthlr. 581 Kr. $. 13. Das Erbhofmeiſterami dieſes Erzſtifts , haben die Grafen von Manderſcheid , das Erbs marfchallamt die Grafen von Salm , das Erb, Ichenkenamt die Herzoge von Uremberg, das Erbs tammereramt die Grafen von Plettenberg.
§. 14. Die churfürſtlichen hohen Bedienten und Collegia ſind : die geheimen Conferenz- und Kriegs. miniſter , das Hofraths oder Regierungscollegium , das Hoffanmercollegium , das Hofgericht.
9. 15. Die
Das Erzſtift Coln .
1)
1183
S. 15. Die churfürſtlichen Einkünfte aus den . erzſtiftiſchen Landen , ſollen nicht wichtig ſeyn . Der Churfürſt unterkålt eine Leibgarbe Hatfcirer. Tra . banten , und ein Leibregiment zu Fuß.
!
[,
*
29. 16. Die erzſtiftiſchen Lande beſtehen
1. *
Aus demobern Erzſtift.
Dahin gehört
1. Das Amt Bonn ,
I ) Bonn , die durfürftliche Reſidenzſtadt , eine ehes malige Feftung , liegt am Rhein , iſt zwar nicht groß, hat aber viele gute Hauſer . Der 1718 angefangene ſchöne Bau einesneuen Reſidenzſchloſſes, iſt nichi ausgeführtwors den, und das, was aufgefährt worden, iſt theils wieder in Verfall gerathen, theiis abgebrannt. Der ſchönſte Theil dera Telben heißt Buenretiro. Außer der Hauptkirche iſt hier noch eine Collegiatkirche und eine Pfarrkirche. Die Jeſuiten hatten hier ehedeffen ein Collegium , und unterſchiedene Drden haben ihre Kidſter. Die Stadt iſt 1673 , 1689 und 1703 , da jedesmal eine franzöſiſche Befaßung darinn gelegen , von den Kaiſerlichen und ihren Hůlfsvölkern belagert und erobert worden . Vermöge des Badener Friedens von 1714 Toll hieſelbſt in Friedenszeiten , außer der Leibgarde , wegen deren Anzahl mit dem Raiſer und Reich ein Bergleich einzugehen iſt, keine Beſatzung gehalten , ſondern die Ber's wahrung der Bürgerſchaft überlaſſen werden , zu Kriegsa zeiten aber dem Kaiſer und Reich frey ftehen , Reichsverorðmungen gemaß , ſo viel Kriegsvolt hinein zu legen , als es die Kriegsraiſon erfordert. Dieſes iſt aber nicht beobachtet , ſondern in neuen Zeiten eine Beratung pon ungefähr 400 Many colniſcher Truppen hinein gelegt worden . Es wird hier ein Rheinzou erlegt. Die Stadt iſt 1240 zuerſt mit Mauern und Graben umgeben wors den . Von hier nach Cðin führt eine Lindenallee , die nur duich etliche Dörfer unterbrochen wird. +92) Poopelsdorf, ein Dorf , mit einem daran liegelte den durfürſtlichen Luftſchloß , welches Clemenstube ges nennet
Der chur- rheiniſche Kreis.
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nennet wird , und mit dem Schloß zu Bonn bermittelt ainer vierfachen 1200 Schritt langen Allee zuſammens hångt. Beym Schloß iſt ein Garten. 3) Durch das Dorf Råthen , kommt man nach dem durfürſtlichen Jagdſchloß Serzogsfreude. Das zur Rei, gerbeiz beſtimmte Jagdhaus Falkenluft , hångt durch den Thiergarten mit Auguſtusburg zuſammen. 4 ) Seymertſen , ein Stådtchen an der Erfft. 5 ) Alfter , ein Flecken , Schloß und Herrſchaft, den Grafen von Salm - Reifferſcheid zugehörig. 2. Das Amt Meckenheim . 1) Wiedenbeim , ein Städtchen an der Erfft. 2) Rheinbach oder Rynbach , ein Städtchen. Anmerk. In dieſer Gegend iſt ehedeſten die Grafſchaft Bochſtaden oder Sochfteden geweſen , zu welcher die Schlór fer Socbiteden , Are , Bart , Engelbeim , Walpre chiss boven , Wallen , Rheinbach und die Stadt Münſters Eyffel gehöret haben , und welche der 1261 geſtorbene Erja biſchof Courab von Hochſteden dem Erzſtift geſchenkt hat. 3. Das Amt Rdnigswinter. 1 ) Königswinter , ein Städtchen am Rhein. In der Nachbarſchaft deſſelben , ſind die ſogenannten ſieben Berge, auf deren jedem ehedefſen ein Schloß geweſex. 2 ) Groß- und Klein - Stomberg , Volkeberg. 3) Drachenfels , Schloß und Herrſchaft , einer Linie des reichsfreyherrlichen Hauſes Waldbott von Baffenheim zuſtåndig .
4. Das Amt Linz. 1) Linz , ein Städtchen mit einem Schloß , liegt am Rhein , und hat 1330 Stadtrechte bekommen . In der Gegend derſelben , wächſt der rheiniſche Bleichert. 2 ) Unkel, ein Städtchen am Rhein. 3 ) S. Cathrine , woſelbſt ein Kloſter iſt ; Tollenberg, Daddenberg, Lrpel. Furburg, Dörfer.
5. Das
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Das Erzſtift ESIM .
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5. Das Amt Andernach . + 1) Andernach , in alten Zeiteu Antoniacum und An , tunacum , Antonacenfe caftellung eine Stadt am Rhein , welche 1114 Stadtrechte erhalten hat , als Erzbiſchof Frig derich in dieſer Gegend den Kaiſer Heinrich V beſieget hats te. Es wird hier ein Rheinzoll erlegt, und das Stadta chen hat großen Nußen von den Holzflotten, die von hier nach Holland , infonderheit nach Dortrecht gehen . wird auch hiefelbft mit Glas , irdenen Geſchirren , und Brunnenvaffer gehandelt. Hier iſt vor Alters ein Hof der auſtraſiſchen Könige geweſen , auch find hier unters Ichiedene Zuſammenkünfte deutſcher Fürften angeſtellet worden . Die Stadt ſoll ehedeſſen eine Reichsſtape gewes feu , aber 1496 von Chur-Chln durch Gewalt der Waffen zu einer Municipalſtadt gemacht worden ſeyn . 1689 ift fie von den Franzoſen ſehr beſchädiger worden. Nahe bey dieſer Stadt wird der ſogenanute Trabſtein gebrochen , vad, håufig ugch Holland geführt. 2 ) Rens , auch Xenſe , und Rees , cin Stadtchen am Rhein zwiſchen Coblenz und Boppard , welches Churfürſt Dieterid 1445 dem Grafen Philipp zu Katzenelnbogen für tooo rheiniſche Goldgulden verpfändet, Churfürſt Ferdis
nand aber 1629 von dem Landgrafen von Heffen wieder eingeldſet hat .. Anmerk. Nahe bey demſelben tit am Rhein der Ko nigsſtabl (thronus regalis ) zu felyerí, welches merkwürdige Ulterthunt aus einem von Quaderfreinen' erbaueten runden Gewölbe beſteht, welches auf 9 ſteinersten Skulen ruhet, de: ren einein der Mitte iſt. Er iſt 8 und eine Viertel Ele hoch , hat vierzig Ellen und anderthald Biertel“ im Umkreife , und 12 Elen drittehalb- Siertel im , und iſt oben mit 7 Sißen nad; der ehemaligen Anzahl det Churfürſten verſe: Man ſtefgetauf denfelben vermittelfe einer ſteinernen Treppe von 28 Stuffen , und er hat zwey ſtarte Thüren. Auf dieſem Königsſtuhl haben die Churfürſten ehedeflen eine Zeits lang vorläufige Berathſchlagungen wegen der Königs : und Kaiſer-Wahl angeſtellet, und wegen des feyerlichen Wahltag8 au Frankfurt Abreðe mit einander genommen , und wenn die 3 Th.64. Wahl Ffff
1186
Der chur- rheiniſche Kreis .
Wahl in dieſer Stadt gewiffer Hiudetangen wegen nicht. hat vor fich gehen können , iſt ſie an dieſem Ort geld eben, woſelbſt auch Sie feperliche Betanntmachung des Neu - Erwählten , and feine eleuatio vorgenommen worden , und die Ehurfürſten fich auch ſonſt wegen wichtiger Reichsfachen berathſchlaget, auch die Kaiſer der Churfürſten Privilegien fepertid beſtätiget haben . Solchergeſtalt iſt K. Beinrich VII bieſelbſt 1508 erwählet wors den ; die Geſchichtſchreiber aber melden , daß die Bahlfürſten hieſelbſt damals nach einer alten Gewohnheit zuſammen ges lommön wären. 1338 iſt hier der erſte Churfürſten - Verein Maximilian ( iſt, ſo viel man weiß , det lekte geſtiftet. Kaiſer , welcher hieher geführt worden . Dieſen Ort Haber die Churfürſten wohl um deswillen zu ihren Zuſammenfünften porzüglich erwållet, weil die vier Churfürften am Rhein gang nahe dabey ihnen zugehörige Derter haben ; denn Chur : Gölu Beligt Renſe , Chur - Maynz Ober : Lahnſtein , Chur: Trier Cas pelle, und von Chur-Pfalz hat Heſſen - Saffel Braubad, zu Lehn. Die beſte Abbildung des Königsſtuhls und der umlie: genden Segend , findet man in des von Olenfchlager com ment. ad auream bullam...) 6. Das Ame Rönigsfeld. 1) , Königsfeld , ein Fleden und Schloß , gehåret einer Linie der Reichsfreyberren von Waldbott Baffenbeim . 2 ) Tonniesſtein , eigentlich S. Antonii Blofter, ein Carmeliterklofter , bey welchem der berühmte Sauerbrunn Tillerborn quillet , welcher aber gemeiniglich der Tönns ſteiner Brunn oder das Tönſteiner Waſſer genennet wird . 7. Das Amt Ahrweiler , in welchem Ahrweiler , ein Städtchen am Fluß uhr, woſelbſt güter Wein wadhfet. 8. Das Amt Aldenahr. 1 ) Aldenabr , ein Städtchen an Fluß Uhr . 2 ) Brüggen , ein gleden am Fluß Ayr. 3) sayngen oder Kaynen , ein Flecken am Fluß Uhr. 4) Die Herrſchaften Linden , Friesheim , Virobel, Vettelhofen und Baldenborn .
9. Das
Das Erzſtift Edin ,
1187
9. Das Amt Aidenau . 1) Aldenau , ein Flecken. 2 ) Tieder , Aldenau , ein Dorf.
10. Die Grafſchaft Reifferfcheid, in der Eyf, fel , gehört einer linie des gräflidhen Hauſes Salm, und ſteht in den Reichsmatrikeln als eine unmittelte 1
bare Reidysgrafidafé und Stand des chur - rheini ſchen Kreiſes mit einem Unſchlag, und Ernſt Vas
eke
lentin , Graf zu Salm und Reifferfdheid , hat den Reichsabſchied zu Regensburg von 1654 wegen Reif. Ferſdjeið mit unterſchrieben : allein , ſie wird von Chur Cöln erimirt. In derfelben iſt Reifferſcheid , ein Städtchen im Schluß . 11. Das Amt Zulpid ) , iſt ganz vom Herzoge thum Jülich umgeben . 1 ) Jalpich oder Julch , in Urkunden Julpiche , ( d. 1. Tulpicbe, ) Tulpetum , eine kleine Stadt, weldhe das alte Tolbiacum iſt, deffen Tacitus gedenkt, und bei wels chem der Franken König Klodwig im I. 496 die Aleman nen überwunden hat. Es ſind hier drei Pfarrfirchen und unterſchiedene Kloſter. Erzbiſchof Engelbert III hat dieſe Stadt und ihren Diſtrict 1368 von den Grafen zu Jülich wieder eingeldrer. 2) Beſſenich , ein Kloſter . 12. Das Amt Regbenich, 1 ) Legbenid oder Lechenid ), Legnicium , auch Le gioniacum , eine kleine Stadt mit einen Schloß. Sie iſt vom Erzbiſchof Heinric) II zuerſt angelegt, und von deffela ben Nachfolger Walram 1342 mit Mquern umgeben worden. 2) Gimnidh , ein Kirchſpiel und Schloß , den Fren : herren vou Ginnich zugehörig . ? 13. Das Amr Bruel und Königsdorf. I) Bruel oder Beuylt , ein Stadtchen mit zwey Kids ſtern, und dem prächtigen durfürſtl. Luftſchloß Auguſtus: burg, Sff F2
1188
Der chur -rhein iſc
he
Krei . s
burg ,
in deſſen Thiergartei das ſineſiſche Haus ſteht. Es hat auch einen prächtigen Luftgarten. 2 ) Sirchenich und S. Martin , Dörfer. 3) Roesberg, ein Schloß auf einem Berge.. 4) Bornheim , eine Herrſchaft, welche einer Linie des reichsfreyherrlichen Haufes von Waldbott Baffenheim zus gehört. 14. Duyts, Tuitium , ein geringes Städtchen am Rhein, der Reichsſtadt Odln gegen über , iſt ein alter Drt, hat eine Benedictiner - Ubten , und es wohnen viele Fuden hie: ſelbſt. 1632 iſt dieſer Drt von den Schweden ſehr verius
ftet worden. II.
Aus dem untern
Erzſtift.
Dahin
gehört i . Das Amt Brauweiler.
1) Brauweiler, eine Benedictiner Manns -Ubtey , wels che 1024 geſtiftet worden. 2) Bethlebem , ein Obfervantenklofter. 3 ) Tiel , vor Alters Neo -Aelia, ein Dorf an Rhein . 4 ) Bokelmand , Uftorf, Merkenich , Kirchdorfer. 2. Das Amt Bedburg . 1) Beber Reifferſcheið , ein Städtchen an der Erfft, nebſt einem Comthuren - Haus und Schloß , gehört, den Grafen von Salm Reifferſcheid. 2 ) Die Ddrfer Fronwiller , wofelbſt ein Kloſter iſt, Widdefeld , u . di m. 3. Das Amc Zone. 1) Jons, Sontinum , ehedeffen Sridſtröm , ein Stadt: chen am Rhein, mit einem Schloß. Hier wird ein Rheins
zoll erlegt. 2 ) Wering oder Woringen , ein Städtchen am Rhein , bey welchem 1288 eine ſehr blutige Schlacht zwiſchen dem gelderſchen und brabantſchen Kriegsheer vorgefallen ift. 3) Knechtſteden, eine Abten Pråmonſtratenfer Drörns. 4 ) Ukrao , Xomelskirchen , und andere Kirchdorfer. 4. Die
3
7.
Das Erzſtift CsIn .
1189
4. Die Stadt Tuys. Yuys oder Feuß , Novefium , Nuſia , die Haupts ftadt des untern Erzſtifts , liegt an der Erfft , welche uns terhalb derfelben in den Rhein fållt. Por dieſem war ſie befeſtigt und großer; jeßt ſind die Feſtungswerke verfaden , und die Einwohner ernähren ſich vornehmlich vom Feldbau und Viehzucht: die Stadt treibt auch Handel mit Brets tern und Steinkohlen . Auf dem Markt erblict inan das Bilduiß Kaiſers Fridericis III von Erzt. Es ſind hier cin . Collegium canonicorum regul. Auguſtiner : Ordens, ein ehemaliges Jeſuitercollegium , 3 Mönchen - und 3 Nons neufldſter , ein adelides freyweltliches Stift S. Quirini, und ein Haus der barinherzigen Brüder. 1474 wurde die Stadt von Herzog Karl dem Rühnen zu Burgund vergebs lid ) belagert ; 1586 von Udolph , Graf zu Mörs , eingea nommen , und bald hernach von den Spaniern verwüſtet. 5. Das Amt Sulkrad. 1) Sulkrad, ein Schloß und Dorf, ehemals der Sanpts ort einer Grafſchaft, (Comitatus Helicrodienfis , welche Erzbiſchof Heinrich II im J. 1323 wieder an das Erzſtift gebracht hat. 2) Yeukirchen , Grefrad , Gelen , Budgen , Elfgen , Kirchddrfer. 3) Welchenberg , ein Kloſter vom S. Niclas Orden , welches halb im Herzogthum Cleve liegt. 4) Wevelingboven, eine Herrſchaft an der Erfft, dem Es iſt hier ein Ritterfit , Grafen von Rheda zugehörig. eine katholiſche und reformirte Kircbe. 5) ter Sorft , ein Dorf, welches merhvůrdig iſt, weil es, nebſt Wedelinghoven und Leendal, zu der ehemaligen Graficbaft Sorffeden gehört hat. 6) Erprath , ein Schloß, hat ehebeffen zu der Graf ſchaft selfenſtein , gehört, 7 ) Gnadenthal, eine Abtey . 8) Lankern , ein Kloſter. 9) Eppinghoven , ein Frauenklofter, ffff 3
6. Das
1190
Der chur-rheiniſche Spreis .
6. Das Ame Liberico , Liedberg, in welchem 1 ) Liberich oder Liedberg , ein Schloß auf einer Hohe, woſelbſt das Amthaus ift. 2 ) frimersdorf, Gusdorf, Solzheim , Kårft, Schif. bahn, Bleinenbruch, Gieſenkirchen und Reen, Kirchs
dörfer. 3) Odenkirchen , eine Herrſchaft, welche Churfürft Glenien :: dem Marquis vou Weſterlo abgekauft, und in ſeis nem Teſtament dem Erzſtifte vermacht hat. Die Refors mirten haben hier eine Kirche. Midlefort, iſt ein Kirchdorf. 4) Die Grafſchaft zur Dyk , in welcher ( 1 ) zur Dye , bas gräfliche Schloß. ( 2) Beberdye, Semerden , Cappellen , Scheffen, und Zeuenhoven , Dörfer. 7. Das Amt Urdingen . 1 ) Urdingen oder Ordingen , eine kleine Stadt am Rhein , iveldje 1330 Stadtrecht bekommen , und woſelbſt das gråfliche Haus Virmont die Erbvogtev hat. Die
hieſige Gegend wird in den Urkunden das alte Bisthum genannt. Außer der Hauptkirche, iſt hier ein Franciſcas nerkloſier. Es wird hier einiger Handel mit holindiſchen Waaren und Steinfolen getrieben , 2 ) Budberg, Ober Budberg, ein Kirchdorf am Rhein. 3) Eine Seite des Dorfs Kannhauſen . 4) Roth , ein Ritterſitz. 5) Trarbaus , gehört dem deutſchen Orden . 8. Das Amt Linn . 1) Linn , ein Stadtchen, nicht weit vom Rhein, nebſt einem Schloß , wegen deffen Erzbiſchof Friderich 1393 den Grafen von Slepe abgefunden hat. 1720 wurde es von preußiſchen Truppen eingenommen, und die Feſtungs werte wurden geſchleift. 2) Hokum , ein fatholiſches Kirchdorf mit einem Mon: nenklofter, und dem Ritterſiß willik. Nicht weit davon liegt das adeliche Haus Solbruggen . 3 ) Willig , ein katholiſches Kirchdorf. In dein Kirchs fpiel, welches dazu gehört, liegen die Ritterſiße Kuls: dune,
Das Erzſtift Cdin . ber
10
AV
phy
1191
dunk , ein Ritterfit , welcher aus der gråflich pirinontis fchen Erbſchaft dem Erzſtifte zugefallen , Collenburg und Droichhauſen 4 ) Sifcbelen und Oſterad , katholiſche Kirchdorfer. 5 ) Strump , ein Dorf, bey welchem der Ritterfits Peſch liegt. 6 ) Burich , ein katholiſches Kirchdorf. Zwiſchen dems felben und Strümp , liegt das reiche und ſchöne adeliche Nonnenklofter meer . 7 ) Berd , ein Kirchdorf am Rhein , gegen Düffeldorf ůber. Ben demſelben werden viele ober , rheiniſche Maas ren ausgeſchifft. 8 ) Lank und Kirſch , Kirchdörfer. 9. Das Ame Rempen. 1) Kempen , eine kleine ehedeffen befeſtigt geweſene Stadt, woſelbſt ein Guinaſium und drey Klöſter, und einige Leinen's Manufakturen . 2 ) S. Antoni in der Beyde, ein großer und anſehns licher Flecken , woſelbſt viel Leinwand gewebet und gebleią chet wird. 3 ) Porft , eix Kirchſpiel, in welchem die Ritterſike Dunk , Rohr und Aſchenbruch . 4 ) Ved , ein Kirchſpiel an der Niers. 5) Sanct Subert, ein Fleden . 6 ) Clorad , ein Ritterfits.
10. Die Serrlichkeit und der Flecken Suls, vadon die von Drimborn Grundherren ſind . Außer der Pfarrkirche, find hier zwey Nonnenkloſter. Der nordliche Theil dieſes Fleckens, heißt die 17órſche Straße, und gehört zum Fürſtenthum Mörs. 11. Die Serrlichkeit heerſen , welche eheber ſen den Grafen von Virmont gehörte : nachdem áber
3 die männliche Linie derſelben abgegangen , ift fie nach einem langwierigen Proceß dem Erzſtifte zuerkannt worden .
Seit 1767 hat ſie einen Amtmann.
Efff 4
1
eers
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Der chur-rheiniſche Kreis.
1) Weerfen , ein Ritterfits. eers Straße, ein kleiner Fleden an der Niers, 2) mit einem Ritterſitz und Minoriten Kloſter. Hier wohnt der Ahutnoun . 3) Anrath , ein anſehnliches Kirchdorf, 12. Das Amt Rheinberg . 1 ) Rheinberg eine kleine Stadt am Rhein , welche ehedeffen wohl befeſtigt geweſen , und im fechzehnten und ſiebzehnten Fahrhundert oft belagert und eingenommen , ünd cudlid , nachdem ſich 1703 die Bundesgenoffen ihrer bemachtiget hatten , ihrer Feſtungswerke beraubt worden . Hier iſt eine reformirte Kirde. 2) Camp , oder alten kamp , eine Mannsabtey Eis ſtercienſer Ordens , welcher das adeliche frene Gut Strobs Mors , im Fürſtenthum Mörs , zugehört. Bey derſelben fiel 1760 ein Gefecht zwiſchen franzöſiſchen und alliir: ten Trr:ppen zum Bortheil der erſten vor. 3) Eyl , ein Ritterſik der Freyberren von Eerde . 4 ) Alpen , ein Ståbtchen, Schloß und Herrſchaft, dem Grafen von Bentheim :Steinfurt zugehörig . Es hat eine reformirte Kirche. 5) Illim , ein anſehnliches Dorf mit einem Schloß, Es iſt hier ei: ehemals der Siß der Grafen von SfTuni. ne katholiſche und eine reformirte Kirche. III. Aus der Grafſchaft, oder dem Veft Recklinghauſen , welche zwiſchen dem Bischum Münſter , Herzogthum Cleve , und der Grafſdsaft Mark liegt. Erzbiſchof Salentin von Jſenburg hat diefelbe 1576 von den Grafen zu Schauenburg, wele chen ſie vom Erzbiſchof Dieterich II verpfändet wors den , für 17550 , Goldgulden wieder eingelöfet.
Sie
witd durch einen Statthalter regierte In derſelben ift zu bemerken 1. Redlingbaufen , eine kleine Stadtmit einem befes ſtigten Schloß , und einem adelichen weltlichen Stift fürs weibliche Gefchledyt 2. Dor.
M
Das Erzſtift Edin .
*
1
1193
1761 2. Dorſten , eine kleine Stadt an der Lippe. wurde ſie den Franzoſen von den alliirten Truppen mit ftürmender Hand abgenommen , und die Beſatzung zu Kriegsgefangenen gemacht, die Stadt aber litt bey dieſer Gelegenheit großen Brandſchaden . 3. Boer und sornbergbach , Fleder . 4. Kahlenburg , eine Commenthuren des deutſchen Drdens , welche derſelbe von der Familie von Fürſtenberg gegen das Schloß Waldenburg im Herzogthum Weſtphalen eingetauſcht hat,
IV . Aus dem Herzogthum Weſtphalen . g.'s. Dieſes grånzet gegen Morgen an das Bis. thum Paderborn , an Waldeck und Heffen, gegen Mite tag an die Grafſdyafe Witgenſtein , an die Grafſchaft Naſſau und an das Herzogthum Berg, gegen Abend an eben daſſelbe und an die Grafſchaft Mark gegen Mitternacht ans Bisthum Münſter und an die Grafſchaft lippe. Die Große wird von Mittag gegen Mitternacht auf zehn, und von Morgen gegen
&
Abend auf acht Meilen gerechnet. 8. 2. Seiner natürlichen Lage nach , wird es in Der erſte iſt der Sellweg , drën Theile abgetheilt. welcher niedrig , und an der bey der Lippe aufhören . den Sandſtraße liegt, einen Ueberfluß an Getraide, und andern zur Nahrung der Menſchen nöthigen Dingen , auch hintångliche Viehzucht, und zu Werf und Wefterkotten Salzquellen hat. Der zweyte iſt der Saarſtrane , welcher etwas höher , zwiſchen
dem Hellweg und Süderland liegt, zwar gute, aber nid)t fo fruchtbare Uecker , als im Hellweg ſind, hat. * Der dritte iſt das Suderland , welches im gemei. nen Leben Sur 2 oder Gautland genennet wird,
We
Ffff 5
und
1194
Der chur rheiniſche Kreis.
und aus Bergen und Thålern beſteht, zwar weber hinlängliche noch gute Lecker , hingegen gute Wale dungen und Weiden , gute Viehzucht , Wildpret, Fiſche, inſonderheit Forellen , käufiges Eiſen - Erze auch Gallmen , Bley ,-Kupfer , Silber und Gold yat ,
doch kann man das Silber und Gold wegen
des vielen Waſſers in den Gruben , nicht gewin. nen. Die vornehmſten Flüffe find ; die Ruhr ,
welche pieſelbſt am Winterberg entſpringt, und aus dieſem Herzogthum in die Grafſchaft Mark tritt ; die Lenne, welche auf dem Uſtenberg entſteht, und ſich in der Grafſchaft Mark mit der Ruhr vermiſcht; die Bigge , welche nicht weit von der Stadt Olpe Hervorquille , und in die Lenne fällt; die Dimel, welche am Fuß des Schloßbergs entſteht , und ins Bisthum Paderborn fließet; die Lippe, welche auf der mitternächtlichen Gränze fließet , und die hier ben einem gleichnamigen Dorfe entſpringende Alme aufnimmt. 9. 3. Es enthält 25 Städte und 10 Frenheiten oder Flecken , hat eine zahlreiche Ritterſchaft, und 28 Stifter und Kisfter. Die Landtage werden zu Arensberg gehalten. 9. 4. 218 Heinrich , Herzog von Bayern und Sachſen, 1180 von K. Friderich I in die Ucht erklärt worden war , ſchenkte dieſer das Herzogthum Beſta phalen , und einen Theil des Herzogthums Engern, welche jenem zugehdet hatten , dem Erzſtift Colny und belehnte den Erzbiſchof Philipp mit denſelben , worüber in gedachtem Jahr zu Gelingþauſen eine Urkunde ausgefertiget, auch ſolche Schenkung 1200 you K. Otto IV
und 1204 von K.Philipp beſtår
tigt
Das Erzſtift Cöln.
1195
tigt worden . "1368 trat der Teßte Graf von Arens. berg , Gottfried , und ſeine Gemahlinn Anna , die Grafſchaft Arensberg für 130000 Goldgülden dem , Erzſtift Coln ab , und K. Kart IV belehnte 1371 den Erzbiſchof Friberid, mit derfelben .
Sie iſt zu dem
Antheil vom Herzogthum Engern geſchlagenworden . Die Erzbiſchöfe und Churfürſten von Coln haben , dieſes Herzogthum bis 1442 von Tarſdållen res gieren laſſen ; welcher Titel aber feit der Zeit aufge: þört hat,
fo daß die Statthalter ſeit dem Lande
droſten genennet worden . Der Landdroft iſt das Haupt der weſtphäliſchen Kanzler oder arensbergi. ſchen Regierung zu Urensberg. Zu Werl iſt das Officialat, welches ſich auf geiſt, und weltliche Sas , chen erſtreckt, Criminalfachen ausgenommen , wel. che der aren sbergiſchen Regierung zugehören. 8. 5. Der politiſchen Abtheilung nach beſteht das Herzogtyum aus vier Quartieren.
Solche find
1. Dus růdenſite Quartier , zu welchem das. jenige Stück vom Hellweg gehört , welches an der Lippe liegt, nebſt einem guten Theil des Haarſtranks. Es begreift 1. Das Amit Deſtinghaufen , in welchem 1) Weſtinghaufen , ein Kirchdorf, am Fluß. Aiſt, 2) Sultrop , ein Kirchdorf. 3) Soveſtadt, ein Soloß und Dorf an der Lippe, wel. ches 1730 das gråfliche Haus von Plettenberg zu ſehna hauſen für 180000 Rthlr. von der Familie von Heiden erkauft, und 1733 in Beſig genommen hat. Dieſem Hauſe gehört das Drofienamt und Halogericht. 2. Die Gowgraffebaft Erwite, in welcher 1) Erwite , ein Kirchdorf , welches in alten Zeiten ein Königshof ( curtis regia ) geweſen , mit zwey Ritterfiken, Welcbe das Stammbaus der Familie son Erwite find. -2 ) Wefter.
1196
Der chur- rheiniſche Kreis .
2 ) Weſterkotten, oder Kotten , ein Ritter ſig und Dorf. 3 ) Bodenforde, ein Kirchdorf, 4 ) Berge , ein Schloß und landesherrſchaftkdzes Las felgut. 5 ) Anrüchte , ein Kirchdorf mit drev Schloffern . 6 ) Alt Gefele , mit drey adelichen Gütern ; Born und Oſtingbaufen , Kirchbörfer. 7) Benninghauſen , ein Kirdydorf und Bernhardiner Nonnentloter. 8 ) Die Ritterfitze und adelichen Güter, Bettinghauſen , Broidhof, Dåffen , Eblinghauſen , Eggeringbaufen, Eiđelborn , Lobe, mielinghauſen , Schwarzenraben , Stirpe, Dolingbauſen . 3. Die Goigraffchaft Geſeke, in welcher 1) Gereke , oder Geiſeke , eine Stadt am Bach Wcih, moſelbſt die Stadikirche , ein adelich - freyes weiblices Stift mit einer Kirche , ein Dbſervanten Kloſter , und ein Ritterfil iſt. 2) Stormode , ein Kirchdorf mit dren adeliden Gua tern , und einen Auguſtiner Nonnenkloſter. 3 ) WIonninghauſen und Esbeđe an der Lippe, Kirchdorfer. 4 ) Eringerfeld , ein adeliches Schloß.
4. Die Gourgraffibaft Rhůden , in welcher 1) Xbåden , eine Stadt am Fluß Menne , welche auf den Landtagen unter den Städten die zweyte Stelle hat, mit einem Kapuziner Münchenkloſter, und einem Nonnens kloſter. 1353 und 1476 ift fie größtenteils abgebrannt, hat auch 1739 großen Brandſchaden etlitten .
2 ) Warſien , eine kleine Stadt auf einem Berge am Bach Heeſter. 1606 brannte Fie faſt ganz ab , bat auch 1737 eine große Feuersbrunft erlitten. 3 ) Baldenbart, eine kleine Stadt auf einem Berge. 4 ) Gattrop oder Sodotrop , alt Xbåden , miſte, Seing sufen und Effelen , mit einen Langeftraten Sdolog , Kirchdorfer. 5) Korts
5
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Das Erzſtift Cdln .
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5 ) Sortlinghauſen , ein adeliches Gut. 6 ) Ufter : Eyden , ein Ritterfik.
5. Die Serrſchaft und das Gericht Frig, barzkirchen , im Umfang des Amts Erwite , gehört der Familie von Schorlemer , und enthält 1) Sellinghauſen , ein Kirchdorf mit drey Ritterſisen . 2 ) seringbaufen , ein adeliches Sut. 3 ) Overhagen , ein Schloß mit einem eigenen Gericht. 6. Die verrfitaft und das Gericht Mel: rich , iſt auch gutentheils vom Amt Ermite umgeben, und gehört den von Plettenberg. Darinn iſt I) W )elrich , ein Kirchdorf an der Glofe.
2 ). £ ggeringhauſen , ein adeliches Gut. II. Das werliſche Quartier , welches begreift 1. Die Grafſchaft Arensberg, welche groß. tentheils fehr bergidst und waldidit ift. 1) Arensberg , die Hauptſtadt dieſer Grafſchaft, der Sit der Regierung des Herzogthums, des Hauptfrey : ſtuhls, und der Verſamınlungsort der Landſtånde, liegt an der Ruhr; an einem Berge, auf welchen das Waſſer der Ruhr durch eine Waſſerkunft gebracht wird. wird in die alte und neue Stadt abgetheilt. Das Schloß liegt auf dem Gipfel des Bergs . 1762 wurde es den Franzoſen von den Aliirten nach einer kurzen aber heftigen Beſchießung abgenommen , und die Feftungsmerte wurden gefchleift , die Stadt aber gerieth,zu gleicher Zeit unglüd licher Weiſe in Brand , und verlohr über funfzig Håus Die Ritche des Pråmonſtratenfer Mönchenkloſters fer. Weddinghauſen , iſt die rechte Pfarrkirche der Stadt. Es Die Stadt find hier zwey Ritterſitze und ein Freygut. hat 1366 , 1473 , 1600 und 1614 große Feuerébrünfte er: litten. Sie hat ehedeffen mit zu der Hanſe gehört. 2) Suften , eine Freyheit an der Ruhr , mit einem * Ritterſitz. 3) Freyen .
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Der char = rheiniſche Kreis.
3 ) freyenohl, eine Freyheit an der Ruhr. 4 ) Belike , eine kleine Stadt auf einem Berge, woſelbſt eine Benedictiner Probſter ift. 5 ) Sirzberg , eine kleine Stadt auf einem Berge, ben welcher ein churfürſtlides Jagdhaus iſt. 6) Mercede, ein Stadtchen an der Ruhr , mit einer Collegiatkirche, welcher das ben dem Städtchen geleges ne adeliche Gut gehört. 7) Bodefeld , an der Palme, eine Freybeit , bey wels der ein Schloß liegt. 8) Grevenſtein , eine kleine Stadt an der Wenne. 9) Sagen , vor Zeiten Stiegenbogen , eine Freyheit an der Sorbecke. 10): Altentrop , eine kleine Stadt an der Sorbecke. II) Bunderen , eine Freyheit an der Rhoer. 12) Langeſcheid , eine Frenheit an der Sorbede. 13) Sachen , eine Freyheit an der Rhoer , bey welcher ein Ritterfit ift. 14 ) Målbeim , eine Comthuren des deutſchen Drdens, nicht weit vom Fluß Mónne , welche dem Orden 1266 von Hermann von Mühlheim geſchenkt worden . 15 ) Ooader oder Audader , ein Nonnenflofter Benes Dictiner Ordens, nicht weit von Hirzberg. 16 ), Galilea , ein Dominicaner Nonneniloſter , nahe bey Meſchede. 17) Brenſchede, oder Breinfcheid , ein Kapuziner Mönchenkloſter , in deffen Nachbarſchaft ein Sauer: brunn iſt. 18) Weddinghauſen , eine Probſtev Pråmonſtratens ſer Ordens , nahe ben der Stadt Arensberg , welche 1169 geſtiftet iſt, und ein Gymnaſium hat ." 19 ) Drden des heiligen Norberts, nicht weit, von Arensberg. 20 ) Die Kirchdorfer Allagen , Corbeđe, Eslo, selle lefeld , Kalle , Reiſter mit einem adel. Sutz Rimlinge bauſen , mit einem Schloß ; Stodbeim oder Stoďum , mit einein Ritterfitz, wozu ehedeſſen eine Freyherrſchaft gehört hat ; Wennholthauſen . 21) Die
ny
21
Das Erzſtift
China
( 1199
21) Die Ritterſütze, Adel. Güter und Schloſſer, Ber: ge, Beringhauſen , Bodum , Bremſcheid , Brodbau fen , Delike , fullingbauſen , Seroringen oder sede, ringen , Robbenrod , Labr , marpe , Wulsborn , Ober : Salve , Olpe , Reigern , Schüren , Dalme, Webſdhsbeck , wenne , Widvelen , Wildsbeuren . 22) Obereimer , eine landesfürſtliche Stuterey,
2. Das Amt Werl , Amt Hebeim
zu welchem auch das
gehört, welches ein Stück der Graf
fchaft Arensberg geweſen iſt. Darinn iſt 1) Wert, eine Stadr , wofelbft das Officialat feinen Sik hat, auch eim Schloß , ein Kapuzinerkloſter und Salzkoten ſind. Sie hat ebebeffen zu der Hanfe gehört. 1382, 1445 , 1535 , 1538 , 1550 , 1633 , 1645 , 1657 , und 1737 hat ſie großen Brandſchaden erlitten. 2) Zebeim , eine kleine Stadt , bey welcher der Fluß Minne in die Ruhr fåüt. Hier ſind unterſchiedene Burgs inannshöfe. 3 ) Die Kirchdorfer Buderich , Bremen , Pokwintet, Weſtenne. ht hen ac nd Kirchdorf n 1:4) nScheidingen zwen adelichen , gein mit l e e e 1 h ſ iſc n 6 ei Sc ſ w r e 7 e n n z e G 1 , i d de T ' den Alliirten und Franzoſen , zum Vortheil der erſten , vors fiel . Die lebten nennen ſie das Treffen bey Vellinghauſen. 5) Obecs und Fliederbergfiraße , zwey Bauerſchafs ten , welche ein Gericht qusmachen , welches den von Plete tenberg, gehårt. 6) Die adelichen Güter Borg , Echthauſen, Füchten, Fürſtenberg , ein Schloß ; Sollinghoven , Koningen , Robe , Wavece, Ovingbauſen , Uffeln , Weſtride Winterlap. 7) Simmelporten , eine weibliche Abtey vom Orden des heil. Norberts. 3. Das AmtMenden , in welchem estat Tenden , eine kleine Stadt, am Fluß Hohn , in 1) welcher ein Burghaus ift.
2 ) Die
1200
Der chur -rheiniſche Streis.
2 ) Die adel. Güter Dalbauſent, ein Ritterſitz; Seeſe, Seimbruch , Kotten , Labr, Ober- und Wieder : Roda dingbaufen , Oſtbode, Schapbaufen , Scheidingen . 3 ) Die Herrſchaft und das Gericht Sümmern darinn ſind (1) Såmmetn , ein Kirchdorf mit einem fonen Schloß. ( 2) Seimbruch , ein adeliches Haus. 4. Das Amt Balve, in welchem 1) Balde , eine kleine Stadt am fluß Hohn , woſelbſt Sie hat ehedeffen mit zu der spanſerge ein Ritterſiß iſt. hårt. 1584 , 99 , und 1607 hat ſie große Feuersbrünfte erlitten. 2) Affeln , eine Freyheit, in welcher ein abel. Sut it. ** 3 ) Qelingbauſen , eine weibliche Abtey Pråmonſtras tenſer Ordens. 4) Eftingbquſen , ein Kirchdorf. 5 ) Garbede, ein Ritterſig, zu welchem ein freyes Stuhlgericht gebört 6) Die adel. Güter Langen Solthauſen , Linfcheid, Melfchede, Wellen , Wođelum , wo Geoener , ein Idudesfürſtliches Tafelgut. III. Das bilſteinſohe Quartier , welches drey Aemter begreift, über welche die Freyherren pon Fürſtenberg Erbbroſten find...)
1. Das Amt Bilſtein, iſt ehedeffen eine beſon . dere Herrſchaft geweſen, welche Chur- Cöln eingezogen hat, als der lebte edle Herr von Bilftein , welcher fie beſeſſen , 1444 im ſoiſtiſchen Kriege umgekommen war. Dahin gehört 1) Bilſtein , eine Freyheit,
bey melcher das landed:
fürſtliche Umthaus auf einem Berge liegt. 2 ). De ſched , Xbarbach , Colbagen , seinsberg , Vasbaden henne . 3 ) Adolphss
Das Erzſtift Odin
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37. 200lpbsburg, ein Ritterfitz mit einem anſehnlia 'chen Schloß, welches der Freyherr Fohann Adolpb sort Fürſtenberg hat bauen laſſen , deſſen Familie es noch zus gehört , neben Ober :Hundemen . 4 ) Bordobauſen Broid oder zum Bruch , wers dinghauſen , Langeney , find adeliche Güter . 2. Das Ame Fredeburg , welches por Zeiten eine beſondere Herrſchaft geweſen , die den Grafen von Arensberg zugehört hat , vor welchen ſie 1367 dh bie Grafſchaft Mark, und von dieſer 1449 an das
E
Erzſtift Cåln abgetreten worden. In demſelben ſind ? 1) Sredeburg , eine kleine Stadt, bey welcher ein Ritterſib, liegt. 2 ) Grafſchaft , eine Mannsabtey Benedictiner Dr. dens, bey welcher ein Kirchdorf liegt. Der Abt ſchreibt fidh Erzdechanten der Dechaney zu Wormbach , zú
welcher zwölf Kirchſpiele gehören . Kirchddrfer Bergbauſen , Dorlahe, Kirch -Il. 23 ) pe, Odingen , wozu ehebeſſen eine ' eigene Berrſchaft gehört hat ; Kharbach , Schlipruden und Wormbach . 1 4 ) Die adelichen Gåter hangelſcheid , Lindlaw und Sertenrad . Anmerk. In dieſem Amt liegt ein Plein Stud -lanbes , welches der Grund Aftinghauſen genennt wird , und dem JIN Fürſten von Walded Schaßung zahlen inus, unb darinnen it fo wohl die Bauerſchaft Vordernau als das Dorf aftens berg oder Lichtenſcheid , i 1
#
3. Das AmeWaldenburg, zu welchem auch das GericheAttendorn gehört. Graf Ebergarb von der Mark kaufte die Hälfte des Schloſſes, unb Der Herrſchaft Waldenburg , 1292 (ober 1296 ) von Sunold von Plectenberg, überließ fie aber 1300 wieber an das Erzſtift Coln . 1) Drolshagen , eine kleine Stadt , mit einer Berna hardiner Nonnenabtey, Sie treibt vielen Eiſenhandel. 3.I6.6
.
2) Olpe
1202
1
Der chur-cheiniſche Kreis .
-j.2 ) Olpe pöer Olepe , eit Stadtche au der Bigger welches ſtart mit Eifen handelt. 3 ) Attendorn , eine Stadt beym Zufammenfluß der Senne und Bigge, woſelbſt ein Obfervanten : Kluſter , de fen Abt lehnbeit der Stadt ift , ein Hofpital , vind Chos tales des heit. Mitolaus find. Nahe bey derſelben wird Marmor gebrochen. Sie hat ehedeflen mit zu der. Hanſe gehört. 1737 und 1942 hat fie größte Feuersbrünſte erlitten. 4 ) Ewig , ein Klofter canonic. reg. Muguftiner Dis dens , an der Bigge. 5) Die Kirdýdörfer Xhode, Komersbagen , Wence den , Schonbolthauſen , Elſpe. 6) Die Schlöſſer , Waldenburg , auch Waldenberg und Woldenberg genannt , auf einem Berge bey der Big ge , und Schnellenberg, auf einem hohen Felſét , aud an der Bigge , gehören deu Freyherren von Fürſtenberg, welde das erſte pom deutſchen Orden gegen Mahlenberg eingetauſcht haben. 7). Die adelichen Güter Ahauſen und Lennbauſen, und die Ritterſite Srilentcop und Hamelo , oder Bas menoel.
4. Die Freygraffihaft Sundemen oder Ober. hundeinen , im Umfang des Umts Bilſtein , ger hört den Freyherren von Elſpe. 5.
Die Herrſchaft,
das Gericht und Kirchſpiei
Oberkirchen , Den Freyherren von Furſtenberg juge. hörig , iſt von den Lemtern Fredeburg und Meden bach, und von der Grafſchaft Witgenſtein umgeben. €
IV . Das brilonſche Quartier , begreift 1. Das AmrBrilon , in welchem
! * 5
51) Brilon , die Hauptſtadt des Herzogthums, an der Mönne , wofelbft ein Minoriten - Kloſter und ein Hoſpital ſind. Sie hat ehedeffen mit zu der Hanfe gehört. Uns 1 weit dieſer Stadt wird Galmey gefunden . 2 ) Eversberg , eine kleine Stadt und Schloß auf els nem Berge bey der Rhur. 3 ) Bee
-)
1
3
Das
Erzſtift Cain
1203
Bredeler oder Breitlar , eite freye Abtey Bence bictiner Ordens , an der Hopke. ) 4 Die Kirchoðrfer Aſſinghauſen , Brunscapel, vel mede , Bigge ,Bonkirchen , Sicharffenberg , Thulen, Giershagen . 5 ) Die adelidhen Båter Berler, Brudhauſen , woſelbst auf der Suttze einför Klippe ein Brunnen iſt ,Geveling bauſen , Oliwig, weltwig, Schellenſtein, Antfeld, ein Ritterfis , septe. 2. Das 2mt Medebad , in welchem *1) Medebach oder Wiedebecke , eine Stede,woſelbit mey adeliche Kreuza Kloſter Nabe dabext brüder. 3 Dointerberg, eitte tléiñe taðk auf einer Berge? 1759 brannte ſie gang abil123 3 ) Wallenberg, ein Städtchen , an dein kleinen Fluß Hinge. * 4) Schmalenberg oder Smallenberg, ein Städricheti an der Lenne, welches ganz von dem UmtFredeburg umi geben iſt. 15) Såſchen oder Bufchenau , ein Kirchdorf unb adeliches Gur, wozu eine Freygrafſchaft gehört har. 6 ) Beßborn und Grünebach , Rirddorfer. ***
: 7). Die abelicher Güter Elkeringhauſen , Sidlinge baufen , Tiederfeld . Ben dem Dorf Silbach wird Bleyerz, mit Silber vermifdht, gégraben. 3. Das Amt Stadtberg oder Marsberga in welchem
1) Stadtberg oder Marsberg, eine Stadt an der Dia mel, theils auf, theils an einem hohen Berge, daher fie in die obere und niedere Stadt abgetheilt; der Fleden EL ringbauſen aber als eine Vorſtadt derſelben angeſehen wird. Bor Ulters hat hier die fachliſche Feſtung Beresburg oder kresburg , oder Große erobert, und in eine kaiſerliche Burg verwandelt, 39992 auch
1204
Der chur -rheiniſche.Kreiß .
auchdie Kirche zu S. Peter und Paul erbauet , und bere betfelben eine Probſtey Benedictiner Ordens geſtiftet hat Kaiſer Ludewig im Jahr 826 der Abs welche ſein Corven heſchenkt hat, der fie auch noch gehört. Als Das Erzſtift Ešin zum Gerzogthun Weſtphalen gelangte, Weil aber die Uebte zu bahm es auch dieſe Stadt ein Sorven 1dbt barten , wollten ſie nicht zugebel paß die Erzbiſchoff über . entjum Fido ein ſchwerer Rechtshandel. Kaifer Heinrich erkannte zivgr die Stadt 1228Demi Ubt zu , and Waipft Gregorius beſtås #igte diefen Huskeruch : allein , die übten Corvey fah) por aus, daß ſie nicht im ruhigen Beſitz derſelber bleiben, würde. Sie trugalſo 1239 dieHalfte Reu Stadtdein Erza ſtift Cölnauf, und 1507 verſetzte ſie demſelben quebibie andere bálfte. 1754 hat fieman dieſe: Pfanpſchaftauf gekündigt, und denPfandſchilling,wieder erlegen wollen er oft abervom Eraftift Edinnichtangenoemenworden, welches alſo noch im Beſitz der ganzen Stadt iſt aber migcorpey wegen der Wiedereinlöſung berm Reichs. Kama mergericht in Proceß liegt . Die Stadt ift 1145, 1312,19 1430 und 1646 durch Feuer und Feinde verwüſtet wor denimo dabarch fehr in Abnahme gerathen . Der ges meinen Meynung nach voll hier die Sunful als ein . Sida genbild geftanden haben : allein , die älteſten frånkirchen Geſchichtſchreiber beridten , daßRørlder Große zuerſt das Schloß Eresburg eingenommen , und bierauf init dem ganzen Heer biergur Irinenfid gegangen fey's woſelbſtes am Waller Mangel erlitten , bis ſich an hellen Tag auf einmal viel Waffer ergoffenhabe. Dieſes paſſet am beſtea auf den 27 Das Dorf Waro . fen , welches von Wal 4. Das AmtPotemar . decf , Paderborn und Heffen umgeben iſt, hat ehe. deffen der Abtey Corden zugehört, welche die Hälfte Deſfelben dem
1
Erzftife Esin übergeben ,
dere Hälfte verpfänder hat.
und die ans
Wegen der Wieder. einle
i
Das Ergſtift Eblit.:31208 einlöfung dieſer Hälfte , wird zroiſchen Corven und Edin beym Reichs - Kammergericht Proceß geführt. Es enthält ; 1 ) Volkmarfert oder Volkmarsheim , ein Städtchen. 2 ) Kogelberg , ein Bergſchloß . : 5. Die Sectſhaft und das Gericht Canſtein oder Ranftein , oder die kanſteinſche Bóvde, liegt beym Amr Stadtberg, und hat der Familie von Klang ſtein zugehört ;, es iſt aber ein Theil derſelben mit einer kanſteinfchenTochter an die Familie von Spies gel gekommen, und den andern kac der Freyherr Karl
Hildebrand von Kanſtein dem berühmten
Waiſenhauſe zu Glaucha ben Halle vermadut. gehörtbaju 1) Banſtein , ein Schloß und Dorf 2 ) Seddinghauſen , ein Kirchdorf. 3) Die Dörfer Udorf, Leitmar, Borntofi.
6. Die Berrſchaft und dus Gerichtpada berg ,'liegt neben der vorigen , und gehört theils der Familie von Padberg , theils den von Stochaufen . git derfelben ift Eg6 ein Goldbergwerf entbedt
Zu dieſer Herrſchaft gehöre Eworden. í) Padberg, ein altes Schloß auf einem Berge, an deſa fent Fuß ein Dorf ( welches eberald ein Frecten geweſen ) * liegt, darinn noch ein Soloß iſt ; jenes wird das alter dieſes das neue Haus genennet. 2 ) Beringhauſen , ein Kirchdorf. 3) Selmeringhauſen , ein Dorf an der Dymel.
i
9
7. Die Serrſchaft Almen, iſt gutentheilsvon Amt Brilon umgeben , und in vier GüterVertzeilt, welche ſind :
Ober : Almen ,
Dieder
Almen ,
Almen auf dem Bruch , und das almiſ.be Mattfeld ; die erſten machen ein Sammtgericht. aus, und das lekte iſt abelich freys Gg993
8.Die
1206
Der shut, rheiniſche,Freis.
8. Die Freygrafſchaft Düdinghauſen , bepm Amt Wedebach , gehört jegt dem Landesgerrn . ja derſelben ſind die Kirdidörfer Düdinghauſen , mos ſelbſt eine kleine lutherlche Gemeine iſteben welcher der Fürſt von Waldeck das Patronatrecht hat, Deis feld und Ober ,Schleidern . Der Fürſt von Wal. Dec har von dieſer Grafſchaft die dren Dórfer Eppe, Sillershauſen und Tieder - Schleidern .
Die
Pfalz
am Rhein.
g. 1 , pon der Pfalz am Rhein habén Mercator, Blaeuw , Janſſon , Quade, de Witt;
t
Viſſcher , Valt , Dankert, Jaillot, auf zwen Bogen, Scheuk , Funk und somann , Charfen geliefert; es iſtauch 1012 ju Heidelberg ben Marco zum damm , eine Charte ans Licht getreten ; allein , fie taugen insgeſammt nicho viel. Die homanniſche, ift im Atlas von Deutſchland die 43ſte. Die Chacte von zwen Blättern, welche Joh. Georg Walther zu Frankfurt herausgegeben hat, iſt ziemlich richtig. S. 2. Dieſe Pfalz wird aud die untere Pfalz genénnet , und dadurchvon der obern Práljim bayer
ſchen Kreiſe unterſchieden ." Ste grånzet gegen Mors gen an die Grafſchaft Kaßenelnbogen , an das Ergo ſtift Maynz, Bisthum Worms, und an einen Theil des Gebiets des deutſchen Ordens in Franken ; gegen Mittag an das Herzogthum Würtemberg und Bio thum Speier ; gegen Abend an das Elſas , Fürſtene thum Zweybrůck, die GrafſchaftSponheim , das Für. Kenthum Simmern, und einige chur-mayngiſche Di. ſtricte;
Die Pfalz am Rhein .
1207
e
friete ; gegen Mitternacht an einen Teil des Erge
i
ſtifts Manng und an die Grafſchaft Kakenellnbogen ? Die gerade linie von Bacharach bis an den Neckar ber Neckarsulm , welche man für die großeſte Uusat
dehnung derfelben anſehen kann , wird einige zwanzig S. Meilen betragen .. ) $ : 3. Sie iſt zwar ein zum Theilbergichtes, aber.
boch ungemein fruchtbares {and , welches alle Arten des Getreides, Hülſenfrüchte, Obft, Kaſtanien und målſdye Nüſſe überflüßig bervorbringt, gute Weide und Viehzücht.
Tabakspflanzungen ; inſonderheiti ,
går Rhabarberbau zu Käferthal unweit Manheim und guten Meckar, unb Rhein .Wein hat. Dieſec: wachſet vornehmlich bey Bacharach , aber Neuſtadt an der Hart, wofelbſt der fogenannte Gänſefüßer ges bauet wird , und an der Bergſtraße, woſelbſt fich der Weinheimer hervorthut. Dieſe Bergſtraße iſt eine angenehme Landſtraße, zwiſchen Heidelberg und Darmſtadt, welche mit walſchen. Nußbäumen befekt ifte
und auf beyden Seiten fruchtbare Felder und
Bieſen und alsDenn þügel und Berge bar, welche auf der rechten Seite, (wenn man nämlich von Hei. belberg nach Darmſtadt reiſet ) beſtåndig anhalteny: und oben mitHölgung, gegen die Ebenezu aber mit Weinreben bewachſen find. Dieſe Weingarten lies
1 fern in guten
Jagren
eine erſtauliche Menge febr guten Weins , der doch bem . Rhingauer weichen muß.
Er wird aus Elbinger: Trauben geteltert , und nach den Bauorten Sonnenbergeľ , Sauterbacher u. f.m.ie benannt. Die vielen walſchen Nufbäume an der Bergſtraße und im Odenwald , G9894
bringen
fonohl wegen
1208
De dhür -rheiniſche Bereis.
wegen beri Früchte , als rørgen ihres Holzes " dem Sande großen Vortheil . An der ganzen Bergſtraße wachſen auch Mandeln in großer Menge , und in ben Weinbergen ſtehen hinzund wieder Kaſtanien . bäume. Die Wzórfchfelder Bergieefer filio chedeflen
unter dem
Namen des Deimbacher
Bergwerks , bekannt und ergiebig geweſen : die Carl Theodors und Elifabethen Queckſilbergruben aber entſtunden erft 1764 , und tieferten 1771 die erfte Uusbeute . 1774 find fchon 42653 Fl. Ausbeute une ter die Hemerke ausgetheilet worden . Ben Dbera ſtein Kind Adarbevge , es iſt auch zu Oberſteineine Uchatſchleiferen angelegtwerden . Bey Fornich und Oberwinter,-ijtBaſalt zu finden .1. Unter den Thila ren , find vorjúglich die angoriſchen Ziegenbocke úno Ziegen zu bemerken, welche 1968 zu Doffenheim an der Becgſtraße angefekt worden. Damals warender Bide zwer, und der Ziegen fünf , 1777 aber hatten the fich ſchon gu go Stăcten vermehrt. Ihr Haar hat auch hier den ſchönſten Glanz der Seide. Es wird auch Seidenbau getrieben. Der Rbein fließet theils auf der Grånze der Pfalzy theils mitten durch bieſelbe bin. In demſelben wird ben Germersheim und Selg das beſte Rheingold aus dem Sandergehen
1
poorchen , und folche Golowäſche von der Churfúra ften als ein Regale angeſehen und verpadhtet. Dies ſem Golde haben die rheiniſchen Goldgülben ihren erſten Urſprung zu danken . Es ergießen ſich in der Unter. Pfalz unterſchiedene Flüffe in den Rhein , vor . nebmlich der Heckar (Nicer) unterhalb Manheim , und die habe ( Navus ) unweit: Bingen . Dieſe Fluffe fowohl als die kleinern , find fifchreich. §. 4 .
Die Pfalz am
Rheint.
1209
164. Dio Pfalz renthalt 39 Stádce, uhd unter: tandſtånde find nicht vorhanden . fehiedene Flecken. Seit der Verwüftung , welche die Franzoſen gegen das Ende dessſiebzehnten Jahrhunderts in dieſert Sande angerichtet haben , und ſeit der Zeit, da ben proteftantiſchen Unterthanen ihre gottesdienſfliche
4
FI
Freyheit gefrånker worden , find viele tauſend der legten weg und in andere auch entfernte länder , ja bis in den aſiatiſchen Cheit des ruffüden Reichs; unb nach Amerika gegangen , welche Auswanderung zue Entvölkerung bestandes nochimmer anhält. 28.5. Derifiodhliche Zuſtand in der Unter, Pfalz , iſt ungemein großen , und in andern Ländern uner . horten Veränderungen untertdorfen geweſen. Nach einer guten Vorbereitung zur Reformation , gereichte die Diſputation , welche D. Luther 1518 zu Heibel berg auf einer Uuguftiner Verſammlung mit vielen Beyfalt hielt; zum erſten Anfange derfelben in der Pfalz , welchen bes Churfürſten Ludwigs friebfertige Deſſelben Rathſchlage niche wenig beförderten . Bruder und Nachfolger Fridetid II wollte ſidy gwar anfänglich aus Furcht vor dem Kaiſer nicht öffentlich
->
gur evangelifchenlehre bekennen'; nachdem er ſich abet 1545 ben Philipp Melanchthon Raths erholet hatte, ſchaffete er in demfelben Jahre durch eine beſondere Verordnung die Meffe ab, ließ das Abendmahl nach der Vorſchrift des Evangelii austheilen, und erlaubte
M
den Prieſtern bieEhe. Als Otto Heinrich 1556 zur Red
7
gierung gelangte, wurde der Grund zur evangeliſch: lutheriſchen Lehre in den pfälziſchen Sanden völlig gear legt : allein , unter Friderich III famen einige frans zöſiſche und ſchweizeriſche Theologen in die Pfali, G9995 #of :
ZIQ
Der ehue rheiniſche Kras.
ein bißiger and worauffich zwiſchen den Proteſtanten fchädlicher Streit überodas Abendmahl des Heren erhob, welcher veranlaßte, daß derChurfürſt fich 3560 auf pie Seite der Reformirten ( enfte, und une ter allen deutſchen Reichsfürfted querit die reformirte Lehre in feinen landen einführte wund: 1562 den hei delbergiſchen Catechismus zum erftemnale drucker ließ.
So eifrig er ſich aber für die reformieteLehre
bemies , mit eben ſo großem Ernste bentühte ſich ſein Sohn und Nachfolger dudwig Why die epangeliſche lutheriſche Lehre wieder einzuführen . Er ſchaffte 1567 die reformirten Prediger und Schullehrer ab und verordnete an ihrer Statt Lutheriſche o Ales dieſes ånderte nach ſeinem Lode ſeines Sohnes Friderid ) IV Vormund, Johann Caſimir : denn er führte die res formirreLehre 1684 mit folchemEifer wieder ein , daß Den lutheranerp mur :wenige Kirchen
übrig blieben :
Die reformirte Lehre und gottesdienſtliche Uebung wurde unter Friderich IV uno Vimmer herrſchender, bis Durch die unglücliche Schlacht auf dem weißen Berge bey Prag ſowohl der lutheriſchen als reformity ten Kirche eine große Irúbral widerfuhr , denn durch das ligiſtiſche Kriegsheer unb die bayerfcher Waffen , welche in der Pfalz die Oberhand hatten , wurde die römiſch-katholiſche Lehre und gottesdienſt . liche Uebung şin und wieder eingeführt , und die Proteſtanten erfuhren manchen Druct. Endlich ſekte Der weſtphäliſche Friebe alles wieder in der Stand , wie es vor der böhmiſcher Unruße geweſen ; wobey die Reformirten gewonnen , die Jutheraner abey ſebr einbußten . Fener gute Umſtände dauerten unter den Churfürſten farl Ludwig und Karl fort. Alis
121 : Die Pfalz am Rheing
Els aber mit lebtem 1685 die ſimmerſche reformiste a surfürſtliche Linie abgieng , hatte er zwar burd, den i in gedachtem Jahre zu Schwäbiſch Hall errichteten Receß ſomohl und vornehmlich für die reformirte , als 0 1. auch fürdie lutheriſche Kirche, geforget : es fiel aber 11 die Regierungsfolge an die katholiſche neuburgiſche { inie , da denn die katholiſche Lebre und gottesdienſte fiche Uebung nach und nach eingefüßrt wurde, uno die proteſtantiſche ihre bisherige Herrſchaft verlor. Ja, als die Franzoſen hiernacıft in die Pfalz einfies
1
len, bemüheten ſie ſich , unter Churfürſten- Johann Wilhelm die Evangeliſchen hin und wieder zu ver. drången, oder doch wenigſtens bas Simultaneum eina zuführen.
Im
ryswidſchen Frieden wurde ausgen
macht, daß die katholiſche Religion in den von Frank,
|
reich an Pfalz wieder eingeräumten Dertern in dem Stande, in welchem ſie während des Krieges geweſen , derbleiben ſollte , wodurch den Evangeliſchen unbe.
de
fchreiblicher Schaden zugezogen , und der Grund zu den nachmaligen Religionsbeſchwerden gelegtwurde.
5
1705 ſtellte Churfürfi Johann Wilhelm zu Diffela
*
dorf eine Erklärung von ſich,wie es mit der Religion
# :
in ſeinen geſammten chur .pfälziſchen Landen gehal. ten werden ſollte. Es ſollten nämlich die brey im
römiſchen Reiche erlaubten Religionen, vollige Ger wiſſensfreyheit, und inſonderheit die Reformirten und ſucheraner alle öffentliche und beſondere gottes , dienſtliche Uebung , #
K
die parochialia und geiſtliche
Gerichtsbarfeit haben. Den lutheranern wurde ihr beſonderes ſchon 1698 errichtetes, und von dem re. formirten Kirchenrath unabhängiges Conſiſtorium beſtätiget; es wurden ihnen auch alle die Kirchen, welche
1212
Der chur rtjeiniſche Kreis.
welche ihnen 1624 zugekommen , und fie ſeither era Bauet, oder fünftig'erbauen würden , atein gelaſſen , auch alles, was ihnen angeiſtlichen Gårern , Pfarç, und SHulhäufern , Zehirten, Renten und Gefällen 1624 erweislich zugekommen , zu ihrer Verwaltung åberlaſſen. Den Reformirten wurden däeKirchen . Pfart: und Schulhauſer , ſo wie ſe fiche 1685 be .
W worinn fie zien oder mehrere Kirchen , die Katholi. ten að& gar keine hårren , diefen eine derſelben ; folen Städten aber , wo nur eine Kirche vorhand ben ift, ihnen das Chot, und von ſieben {andfirchen gwen einräumen , auch von ihren Gefällen übers Taflen , und behalten ſollten. Diefe aus den ein . gezogenen Stiftern , Probſteyen , Klöſtern , Prála. turen zc. entſtandenen Güter und Gefälle follten von einer geiſtlichen Adminiſtration verwaltet werden , und fölche aus zwen fatħotiſchen und zwey'reforma een Rachen" und übrigen nöthigen Bedienten beffe Ķen. Der reformirte Kirchenrath foute bey der ihm bis 1685 zugekommenen Verrichtung, Freyheit, Befolding, Rang und Herkommen fräftig geſchůşet unb gehandhabet werden . Es wurde auch wegen der tarholiſchen Feyertage., vermiſchten Ehen , und and beter bisher ſtreitig gewefenen Dinge, etwas Gewif. fes ausgemacht. So vortheilhaft auch diefer Ver gleich für die Röiniſch • Katholiſdjen iſt , welche die geringſte Anzahl in der Unter.Praiz ausmachen , und fo Sebr zu hoffen geweſen, ſie würden es bey demſefa ben bewenden laſſen for finð dod 'nachher noch im . mermehrere Religionsveränderungen vorgenommen, and die Religionsbeſchwerden der Proteſtanten Tebr
gehåuft
.S ! Die Pfali, am
Rhein
te gebauft worden. Es iſt aber auch zu beklagen , daß die beyden evangeliſchen Kirchen ſeit langer Zeit, uno
Die i
Eithe
vornehmlich ſeit dein Ende des fiebzehnten Jahrhun berts, du
brem gemeinſchaftlichen Schaden fo eifer, füchtig gegenreinander geweſen find. Die Jutheraner ſcházen ſich auf Sappo Seelen ftark, und haben ube
851
haupt 85 Pfarren im Jande: es fehler,aber noch,per Sálfte der Prediger undSchulhalter der nöthige Llar
oli
terhalt. Die Anzahl der reformirten Geiſtlichenwich aut 500 , und der katholiſchen auf 400 geſchåret. Cd . s lind quo Penrionicen vorhanden , welche sich ehr auf den Landbau,perftehen .
}
$26. Zum Unterricht der Jugend;dienentheils die fateiniſchen Schalen der Refortnitreni," Lutheraner ,
Die und Katholiken
*
Berg.
theils die Uniber fitát zu Heidell
Zur Befdrðećung der ſchönen Künfte,dienee
der geld . die zu Manhelm 1757'errichteAkademie re nung und Bildhauerkunft , das 1758 angelegte Cabio
niet von Kupfer fil cher und Zeidinungen, die Gemälder 62 , ' npeut Edal der Starüen von 1767. Zur Aufnahm det
p!
* M
-3
BA Ten fdjaften ;gereichen dasmilttärifdh anatomiſche Theater von 1754; as chirurgiſche Collegiumoonebent Seinfelben Jahr,welches aber erſt 1965 Teine oddige Emrichtung bekam , die Bibliothek , welche 1761 an.
e
gelegt wurde, die Ukademie myder en und on 1Wiffenfchaft 261 Dec derNaturgeſdridíte von 1765, der botaniſcheGarten
*
Alle dieſe Stiftungen ſind von dem ChurfürſtenKari
M
von 1968 ,
Theobor.
und die deutſche Geſellſchaft von 1775.
Der Hufitheinifde reis.
1214
Die meiſten Manufakruren und Fabriken fiib erſt urter eben diefes Churfürften Regierung an . gelegt worden , und die wichtigſten finb zu Franken. thal, die übrigen zu Syeidelberg und Manheim . Sie verfertigen woollene Steffen, Tücher, Kapeten , und Strắmpfe :,
Töinen Damaft , ſeidene Zeuge, uno ,
Coto
Silber -Gaje, Räuch, und Schnupfi Tabat, aditës Porzetlan , Puder und Stärfe , Bachst, und calige Lichtet , Oblatew , Siegellack , engliſche Feilen und Nadeln. Es find aüdy Wollrumo Seide Färbes reyen vorhanden .
geſucht, und die Weingusfuhr iſtbeträchtlich.
6. 7. Der Name und Urſprung Per Pfalzgrafen, iſt von den Palatiis , (Palzen , Phalzen ,Pfalzen ) DeutſchenKönigeund welche bie alten frankiſden und cómiſchen Kaiſer Bin und wieder batten, und in weta
4 chen, ſie Oberhofereifteroder Oberhofrichter beſtellten, Pfalzgiafen genenneg welche Pfallenzgrafen oder Pfalzgrafen beym Rhein hatten ein würden . heDie lic s n porzüg Anfehe ,, es ſchwer liden Się mit Gepißheit auszumachen ; es kommt auch der Zuſas :beym oder am Rhein , zuerſt in einer Urkunde Pfalzgrafens Heinrich zum Lach von Würde 1093 bol einer Familie aufdieandere gekommen war, gelangte ſie endlich an die Herzoge zu Bayern. Denn 1915 3
/
Die Ausfuhr der mandesgüter und
Waaren , erleichtern dieFläffe, esistauch von Fram rt e fenthal aus ein Kanal bis an den , Rhein gefüh wot t werden tart a b o ſ , pr
machte
i
,1
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Dle Pfalz am Rhein
Geis
machte RuFridetich 11 aufeinemReichstage zu Poker gensburgeronikate desin de Achterflåtten Pra ? tge grafen Heinrich tu den Herzog illamtig zur Bayeri
jum Pfalzgwaren din Rhein . Ob dieſer nun gleich nichr zum Beſten der Pfalz fommen konnte; ro erhielt doch foldsens fein Sohn Dero ) welcher fich 1924mit Bés vorhin gerrantiren Pfalzgrafen Heinrich Eodytér agnes , verradblue Diefem folgre fein Sohn Lüdi moig in der Pfalz am Rheitt, und in OberiBahera, und von deſſelbenidlrejtem Sohn Rudolph I ftamment die nachmaligen Palzgrafen und Churfürſten ab. Rupreches III Sihne theitten ſich 1410 bergeſtalt in die pfälziſchen Lander dat vier Hauptlinien entfturid den , von weichen die churfürfiliche und die Fimmer. fiche pornebyní tichézu benierten Welt fie am langffen gedauert haben. Gewe ſtarb 1x mit Otro Heinrich aus , worauf Friderich III von der fimmerſchen Linie die Chir: Pfalzabefam ; Deffer Machkommenfchafe 1685 mit dem
Churfürſten Karl.ihr Ende erreichter
da denn die Chudwirde an Philipp Wilhelm von der neuburgiſchen Linie (eine Nebenlinie von der ſimmer ſchen ) kams, cbel Ten zweyre Söhn Churfürſt Karl Philipp 1742 diefe Linie beſchloß.Hierauf murde: Karl Theodor , Pfaljgraf zu Sulzbach , Churfürſt ju Pfalz , welcher von 1754 an Wiſſenſchaften unb ſchone Künſte , Manufakturen und Fabriken , Hans del und Gewerbe in Aufnahm zu bringen geſucht , auch im Anfang des 1778ften Jahres die Länder dest ausgeſtorbeneni bayerſchen Haufes geerbet jedoch einen anſehnlichen Theil derſelben dem Hauſe Defte reich abgetreten hat. ** dewith
9.8 .
1216
De duo-rheiniſõesStreis.
sig. 8. Pfalzgraf Eberhard hat jur Zeitder Deute
E
Seharu Kónige Heinrichs:1 und Octo I das;Truch . felfenaine verwaltet round ob folches gleich zur Zeig Otto Hl von einem Herzoge zu Bayern ausgeüber
worden , fo, iſt es doch bald wieder an die Pfalzgraag ME fen gekommen , und ſchon ums Jabr 1940 wieder ben derſelben gemeſen , ihnen auch von K. Karl IV beſtätigt worden . Als aber Friderich V in die dit erklärt wurde, gab K. Ferdinand I Das Erzeuden Festename dem Churfürſten Maximilian zu Bayerng und obgleich Friderichs V Sohn Karl Ludwig durch Den weſtphäliſchen Frieden wieder fun Befik der Unter - Pfalz ham , fo behielt doch Bayern das Erja truchreffenamt hingegen für Pfalz wurde ein neues Ergamr, nämlich das Erzſohasmeifteçamt, geo Aiftet , jedoch ihm die Wiederevlângung des vorigero Erzamtes verſprochen , wenn die mannliche wilhele minſche Linie des bayerſchen Haufes ganz abgehen würde. Dieſes erfolgteam Ende des 1777ften Fahrs, worauf Pfalz das alteErzamt wieder erhielt."; V 38.9. Auf der Pfalz am Rhein und dem vorhin genannten Erjamt haftet die Chucwürde. Ehes Deffen war der Pfalzgraf am Rhein der-gwente welta liche Churfürſt. Nachdem aber die Herzoge, zu Baya enn das ehemalige Erjamt und die Eburnurbe dere Pfalzgrafen bekommen haben ( §. 8. ) if für biefe im weſtphäliſchen Frieden mit einem neuen Erjamt
C
audy eine neue Churipurde errichtet, und der Pfalz graf am Rhein zum fünften weltlichen Churfürſten gemacht worden . Auf dem Erztruchfeffenamt bafell RE tete auch das Reichsvicariat am Rhein , in Schwas 2
Die Pfalz am Rhein.
1217
1 in 10
Schwaben , und im fråntiſchen Rechr. 2018 nun das pfälziſche Haus dieſes Erzame verlor , und . das bayeriſche Haus daſſelbe bekam , entſtund zwi.
vibe
fchen beyden hohen Hauſern wegen des Vicariats ein großer Streit , zu deffen Beylegung zuerſt eine gee meinſchaftliche Führung , nachmals aber 1745 eine abwechſelnde Verwaltung deſſelben beſchloſſen , und
Oth
4
COM
ſowohl pon dem churfürſtlichen Collegio erſprießlich erachter, als auch , nach erfolgtem Reichsgutachten, 21s aber am 1752 vom Kaiſer beſtåtigetworden .
Ende des 1777ſten Jahrs das bayerſche Saus ause ſtarb , bekam Pfalz die alte oder fünfte Cþurmůr . de wieder . $. 10. /
Der churfürſtliche Titel war im Anfang
des 1778ſten Jahrs: + : - Pfalzgraf, des beil. róm . Reichs Erztruchſeß und Churfürſt , in Obers und Tieder - Bayern , denn der Obere Pfalz, auch zu Júlich, Cleve und Berg Bers 3og Landgraf zu Leucheenberg , Fürſt zu års , Marquis zu Bergen op Zoom , Graf zu Veldenz , Sponheim , der Marß und Ran vensberg , Kerr zu Ravenſtein , Das Wapen Wegen der Pfalz am Rhein, iſt ein goldner Löwe im Ichwarzen Felbe; wegen Bayern ein von Silber und blau ein und zwanzigmal gewecktes Feld ; wegen Jülich ein ſchwarzer Line im goldnen Felde ; wegen Cleve acht königl.Scepter, welche in einem kleinenSchilde zuſam , men kommen , im purpurfarbichtenfelde: wegen Berg ein rother love mit einer blauen Kroneim ſilbernen Felde ; wegen Mörs ein fhwarzer Querbalken im goldnen Felde; wegen Bergen op Zoom ein damaſcic, fes Schildlein ; swegen Beldengrein Qlquer mit Gold 3 TK. 64 . H666 gekrón.
1218
Der chur-rheiniſche Kreis.
gekrönter Lore im filbernen Felde ; wegen der Mart ein aus drey rothen und ſilbernen Schachreihen be. ftehender Querbalfen im goldnen Felde; wegen Ra . vensberg drey rothe Sparren im ſilbernen Felde, und wegen Ravenſtein ein rothes Hirſchgeweih im ſilbero nen Felde. g. 11. Chur - Pfalz gab , nachdem
es die Obers
Pfalz an Chur . Bayern übergeben batte ,
nur die
Hälfte des durfürftl. Anſchlegs, nårlich 30 zu Rog, und 138 zu Fuß , oder monachlich 914 Fl. , und zu einem Kammerziel erlegte es 494 Rthlr. 827 Kr . 9. 12. Den chur-pfälziſchen Ritterorden S. Suberts , welcher ſchon im funfzehnten Jahrhuns dert geſtiftet worden , hat Churfürft Joh. Wilhelm Sein Zeichen ift ein viereckichtes 1709. erneuert. Kreuz , welches an einem rothen Bande getragen wird , und auf der Bruſt iſt ein Stern. Der Chur. fürſt iſt der oberfte Drdensmeiſter ; die Ritter aber find theils Fürften ,
theils Crafen und Freyherren ;
Im Äná es ſind auch Ordensbediente vorhanden . fang des 1768ſten Jahrs Hat Churfürſt Karl Theou Das Ordenszeio dor den Löwenorden geſtiftet. then beſtehet aus einem goldenen Kreuze mit blauer Schmelz und golbnen Flammen , in deſſen Mitte ein ftehender gefronter goldner Löwe , mit der Ueber . forrift, -MERENTI.
q
Auf der Gegenſeite find unter dem Churhut die Namensbuchſtaben des Durchlaucht. Stifters C. T. mit der Hufſchrift : INSTITVT . Anno 1768. Es wird an einer weißen Blau eingefaften 4 Finger breit gewäfferten Band , von der tinfen Schulter für erechten hinab , 30 getras
Die Pfalz am Rhein .
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Der Churfürſt felbft ift Ordensmeiſter. de getragen. .W . Aus den Rittern werden die Ritter des S. Huberts . 3 Orbens genommen .
. 13. Die hohen Collegia, find: die geheime Staats , Conferenz und die gelyeime Kanzlen , die Regierung ,
das Ober . Appellationsgericht , das Hofgericht, die Hofkammer und der Kriegsrath . §. 14. Jedem Oberamt in den chur - pfälziſchen Landen des chur. und ober -rheiniſchen Kreiſes , liege
ein gewiſſes Schakungs , Kapital ob., von welchem , vermoge churfürſtl. Verordnung von 1743 , jährlich zwölf Procent an Schabungsgeldern zur Kriegskaffe Die ganze Schakung beträgt des bezablet werden. Jahrs 891677 Fl. Die gefamniten churfürſtlichen Kammereinkünfte an Geld und Naturalien , aus eben angezeigten Sanden , aus den Herzogthümern Jülicy und Berg , und aus dem Herzogthume Neu. burg , ( die pleyfteiniſchen Gefälle ungerechnet ,) be. tragen jährlich 893644 Fl. Hierzu kommen noch die Einfünfte aus der Verwaltung der geiſtlichen Güter in der Unter - Pfalz, und der Ertrag des Hers zogthums Sulzbach . 9: 15. Der Churfürſt unterhält eine leibgarde zu Pferde von 100 Mann , ein Seibregiment zu Pferde von 198 Mann, noch 5 Regimenter zu Pferde, jedes von 198 Mann , ein ober- rheiniſches Kreis , Eſqua . bron von 116 Mann, eine Schweizer. Ceibgarde von 100 Mann, 6 Regimenter zu Fuß , deren eins 1000, eins 1400, und jedes der übrigen 1968 Mann ſtarf ift , ein Sandbataillon von 684 Mann , 3 Artillerie . Compagnien , welche zuſammen 250 Mann ſtark find . Alle H5662
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Der chur . rheimiſche Streis.
Ulle dieſe Truppen machen uno Mann aus, zu wel: chen nod) 600 Invaliden fominen .
Ihre jáhrlidye
Verpflegung koſtet baar 824244 Fl, und 340210 Mundportionen , und 8100 Pferdeportionen . $. 16. Zu den chur - pfälziſchen Landen des chur. rheiniſchen Kreiſes , geboren folgende Oberåmter; Unteramter und merkwürdige Derter : 1. Winbeim, die churfürfilidye Reſidenz und zweyte Hauptſtadt des Landes und eine ſtarke Feſtung , liegt beym Einfluß des Nectars in den Rhein , in ejner niedris gen Ebene. Ehurfürſt Friderich IV'fieng 1606 an , aus dem alten Dorf und Sdylop Manheim eine Stadt zu mas den , und nahm Niederländer welche um der Gewiffens, freyheit willen ihr Vaterland verlaſſen hatten , in dieſelbe auf. Ob nun gleich die iteue Stadt 1622 , als die Bayern diefelbige belagerten und eroberten , Fehr verwåſtet, aud nebt der Feftung Friderichsburg 1688 von den Frangofen póltig gerfiort worden : ſo haben doch die Churfürften for hann Wilhelm uud Karl Philipp fe dergeſtalt wieder her: ſtellen und befeſtigen laſſen , daß fie jetzt eine der ſchönſten Stådte in Deutidland , und eine ſtarke Feſtung iſt , zu deren Vertheidigung aber aucb wohl 10000 Mann erfora dert werden . Die Straßen durchſchneiden einander in rechten Winkeln , fo daß man an jeder Ede vier Strapon ſehen kann . Der Häuſer ſind 1548, und 1766 záhlt man 24190 Menſchen . Dem großen Markt geben die kathos liſche Pfarrs Kirche und das Rathhaus , nebit dem tazwis fchen ſtehenden und bende verbindendem Thurm , 'eine ziets
liche Symmetrie ; es iſt auch ein (döner Brunn mit vier Såulen, worüber ein Lowe ſteht, auf demſelben zu ſehen . Das weitlåuftige und prachtige dhurfürſtliche Schloß , if doch nichtvöllig regelmäßig ,erbaut. Die in demſelben bés findlidhe Sammlung von Gemälden , welche neun große Zimmer einnimint , und 1762 angelegt worden , iſt vors trefflich. Der Bücherlaat iſt anſebulich und koſtbar , und in dem ſo genannten Schab ift ein anſehnlicher Porrach bon
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Die Pfalz am Rhein.
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you mancherley das pfälziſche Haus angehenden Alterthui mern zu findex'), unter andern die goldene Frone des und glücklichen Churfürften und böhmiſchen Königs Friderid , welche mit Steinen ſparſam beſetzt iſt. Außer der vorhint
.
genannten katholiſchen Kirche, iſt hier auch eine Kirche der Reformirten , eine Kirche der Lutheraner , ein ſchönes ehes maliges Sefuiter Collegiuin ; mit einer noch ſchönern ja ungemein prachtigen Kirche , ein Kapuziner und ein Kars meliter Kloſter , und eine jüdiſche Synagoge. Der neuen Sternwarte , welche nach dem Plan und Model und uns ter der Aufſicht des Prof. Chriſtian Meners gebauet wort den , forint keine in Deutidtand an Große, Feftig feie ano Schönheit gleich , ſie hat auch einen ſehr anſehnlichen Die übrigent Porrath von aſtronomiſchen Werkzeugen . Anſtalten zur Beförderung der ſchönen Künſte und der Biffenſchaften , welche hier unter der Regierung des Churfürſten , Karl Theodor angelegt werden , find obert .. 6. der Einleitung genonnet, und haben großtentheils ihren Sie in dem neuten rechten Flügel des Schlofjes . Es giebt hier einige Manufakturen , ziemlichen Handel, und ein ſchönes Kauflyauß zur Niederlage ber Waaren. Das hieſige Bier und gebrannte Waffee, werden ſtark auss geführt. In den 2Bintet, wo die Nedar ſich mit dem Rhein vereiniget, iſt eine weit und breit betarnte Bleiche, Ueber den Rhein und Medar geben Schiffbrüden. Die Stadt giebt zur Kriególaſſe jährlich . 20000 Fl. Schas tzungsgeld.
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3. Das Oberamt Seidelberg , begreift ein Stück vom Craidgau , welcher vom Fluß Craich den Namen hat, und enthält überhaupt 200 Derter. Dazu gehört 1) Seidelberg, die erſte Hauptſtadt , weldie am Fuß des Geisbergs ( mons caprarius ) beym Medarfluf , iu einer ångenehmen Gegend liegt, geſunde Luft und ſehr gue tes Waſſer hat. Man muthmaßet, daß im zwölften Falırs hundert Conrad, Herzog in Schwaben und Pfalzgraf am Rhein , dieſen Ort zuerſt mit Maueru uingeben , und zur H66 6 3 Reſidenz
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Der chur -rheiniſche Kreis.
Keſidenz genacht habe. 1278 und 1288 brannte fie gang ab . 1362 wurde ſie vom Pfalzgrafen Ruprecht erweitert. 1622 wurde ſie von den Bayern eingenommen und ges plündert , 1689 von den Franzoſen fehr verwüſtet und 1694 von eben denſelben nicht allein geplündert fondern auch verbrannteund zum Steinhaufen geinacht. Jegt Das ehemalige iſt die Stadt klein , aber fein gebauet. dhurfürftliche Reſidenzſchloß liegt auf einem Theil des Geisbergs , welcher Jetten . Båbel oder Sågel genennet wird , und hat eine ſchöne Ausſicht : iſt aber 1764 vom Blitz angezündet, und bis auf die Sewóíbe der Kirche und Erwas höher als des Ritterfaald eingearbert worden . daffelbe, hat das å teſte hieſige Sdiloß geftanden, uàd åber dem Schloß, auf der Spiße des G & hbergs, iſt ehemals ein fo genannter Königstuhl unter einer großen Eiche gemefen . Bon der Heil. Geift:Kirche haben die Katholiken das Chor, den übrigen Theil aber die Reformitten inue , und beyde Zheile ſind durch eine dide Mauer von einander abgefons dert . Fn jenem war ebebeffen der weltberühante Büchers faal, welder 1692, als der General Tilly die Stadt mit ſtürmender Hand eroberte , febr verwüſtet , im folgenden Jahr aber ein großer Theil der Bücher vom Churfürſten Marimilian zu Bapern ( idclder aber für ſich die feltenſten Stůde ausgeſucht håben foll ) nach Rom an den Pabft Gregorius XV geſchickt, und dem vaticanifchen Büchera faal einverleibet wurde. FH eben diefem bor iſt auch das Begräbniß vicler Churfürften und Pfalzgraferk. Die Reformirten haben noch die Peterskirdie in der Vorſtadt, und die Lutheraner eben daſelbſt die Providenzkirche. Aufs fer einen ſchönen ehemaligen Jeſuiter : Collegio mit einer Kirche , welchem das jenſeits des Nectars belegene chemas lige Kloſter teuburg gehört hat, find hier noch 6.Kloſter mit Kircheut. Auf dem Schonquer oder Mönchhof werden die Berfammlungen des reformirren Kirchenraths, der geiſta lichen Adminiſtration , und des Ehegerichts gehalten. Nes ben demſelben iſt die franzöſiſche Kirche, und das refors mirte Gymnaſium . Die ehemals berühmt geweſene Unia vexfitåt, hat Churfürft Ruprecht I im Jahr 1386 geſtiftet, wie
Die Pfalz am Rhein .
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Eu nie Krenier bewieſen hat. Churfürſt Karl Ludwig hat za fie 1652 erneuert. Setzt iſt ſie mit reforinirten und 2 me katholiſchen Lehrern beſetzt . Das Collegium ſapientiæ, i oder die Sapienz, iſt ehemals ein Auguſtiner Kloſter geives Se ne fen ; 1555 aber zur Wohnung für arme Studenten eins i si gerichtet worden , und gehört nun den Reformirten . Es s worden ſeit 1728 in demſelben ziolf Studenten mit freyer Eid Wohnung und Effen perſehen . Es werden hicr Cattun und en zitz, feit 1766 , ſeidene Strümpfe, feit 1752 , Wachs- und Zalg -Lichter und Seife ſeit 1763, und papierne Tapeten , feit 1768 verfertigt, auch werden in wollene Tapeteu , Teps to piche 2. alleryand figuren gewirket , welches 1756 ans ingefangen hat. Die Brücke über den Neckar iſt bedeckt. 2 Die Stadt giebt zur Kriegskaſſe jährlich gooc Fl. Echa: E kungögeld. Mitten am Geisberg , gegen das Ende der ſpeperſchen Borſtadt, hat die Veſte geſtanden , welde der vom Pabſt in den Bauu , und vom Raiſer in die Acht er klärte Churf. Friderich der erſte 1461 oder62erbauen laſſene FON e und Trutz Kaiſer genennet; Churfürſt Karl Ludwig aber, der fic ausbeffern und aufs neue befeſtigen laſſen , mit dein Namen der Sternſchanze belegt hat. Sie iſt von den
Franzoſen verwüſtet worden . i Gerade gegen Heidelberg über liegt ein hoher Berg , weld)er gemeiniglich der beilige Berg gencunet, und * von einigen für den Pyrus - Berg gehalten wird , beffen Ammianus Marcellinus gedenk:. Auf demſelben haben die 11 Nöiner eiu. Kartel errichtet. Zur Zeit der Franken iſt er Aberinsburg , Ubrinsberg , Abramesberg und Ebrenſperg genennet , und auf demſelben, zuerſt eine Kirde, bernach aber 1023 ein Slofter erbauet worden , dahin ſtarke Wall = falrten geſchehen , da denn der Name heiliger Berg auf: Dieſe Gebäude find långft eingegangen . gekommen. 2 ).Weinheim , vor UltersWinnenbeim ,Windeheim , Windenbeim , eine Stadt iu der ſchönſten Gegend der Bergſtraße , woſelbſt guter Wein måchſet, der ram Chure fürften gegen 22000 Rthlr. an ' Abgaben einbringt. Es iſt hier eine katholiſche , reforinirte und Lutheriſche Kirche. Ber derfelben liegt das Bergſchloß Windec . 3 ) Scho HV 694
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Der chur - rheiniſche Kres.
13) Schönau , ein Städtchen , in welchem Churfdirft Friderid III vertriebene Niederländer und Franzoſen aufs seis ht genommen hat. 4) Hedar Cemånd , eine kleine Stadt am Medar, in welchen hier das Flaſchen Elfat fått. Sie iſt den Pfalzgrafen 1330 vom Raifer Ludwig Berpfänder worden . 1822 ließ der General Tidn dieſelbige mit ſtürmender Hand einnehmen , ausplündern , und alles umbringen . 5) Die Cent Kirchheim , zu welcher gehört. ( 1) wißloch , ein Städtchen , 'worelbit Rudolph I gewohnt bat. 1689 wurde es von den Franzoſem anges gåndet. Zu der hieſigen lutheriſchen Kirche ift 1738 der Grundſtein gelegt worden. (2 ) Leymen, eitt Flecken, wofelbſt guter Wein wächſt. ( 3) Ritcbbeim , ein Dorf. ( 4) Schwetzingen , ein Dorf mit einem churfürftlia den Jagdſchloß und Garten , nadj welchem von Heideli bi berg aus eine Allee geht. b (5 ) Wieblingen oderWeiblingen , ein Pfarrdorf am les merkwüra desmitten Nedar, uumeit Heidelberg, welches um dig, weil von demſelbeu die Hohenſtaufeit den Namen der Gibelliner oder Weiblinger bekommen , indem fie durch 1 Heuráth in die weiblingiſche Familie, derſetben Güter and Würde an fich gebracht haben . Den Kirchenfar dafelbiſe bat ehedeſſen das gråfliche Haus Erpach gehabt, aber 1418. an Chur - Pfalz übergeben. (6)Bedenbeiin , vor Alters Siegenben , Sidens beim , ein Dorf, nahe beymu Nedar ; woſelbſt Churfürfte Friderich I 1462 einen wichtigen Sieg über drey anſehna liche Feinde davon getragen hat..na's (7) Teckarau , ein Dorf unweit des Neďars, ( 8 ) Ditfbeeg . ein Stådtchen und feſtes Schloß am Nedar , auf einer ſteilen Felfen . ( 9 ) Medesbein , Lobenfelo , Klofter Lobenfeld 16 und andere Derter. 6 ) Die Bellerey Waldeť , zu welcher beil, Kreuz, Steinach , und vier andere Derter gehören ,
7 ) Die
Die Pfalz am Rhein .
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en MAL
37) Die Cent Schrieshein, zu welcher außerSchriess heimt noch 15 andere Derter gehörek . Ben Schriesheim hat man ein romiſches Begräbniß , und zwar ein Colum me barium , entdedt p welches Schópflin in der Hiſtoria et ! ori conimentat. acad. eleet. Palatinae. Vol.2. beſchrieben . Es ift hier auch das Schloß und Dorf Ilbesbeim , am Noa dar belegen . the 8 ) Die Stuber Cent, welche ſich über einen im Craiche gau belegenen Theil der unmittelbaren reichsritterſchaftlie ft. hoy en chen Derter, der gewiſſermaßen unter dur - pfälziſdier Hos beit ſteht, erſtrecket , und ſonft auch die obere oder Reid
it in
dershauſer Cent genennet wird. Die dazu gehörigen Derter find ( 1) Selmſtate , ein Städtchen . (2) Aglafterbanfen , 2fpad , Bargen , Breiten ? ſperbach , Slinfchbach , Guttens det börn , Deudenzell, walbach , Saag , Katzenbach , Michelbach , Molbron , Welinkirchen , Xeichenbach ,Reichersbaufen, Sobon* Tiche bron , Schwanbeim , Schwarzach ,
Vlore
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3. Das OberaitLadenburg , zu welchem zehn Derter geboren. 1) Ladenburg , zur Zeit der Römer Lupodunum , und zur Zeit der fråntiſchen Sidnige und Kaiſer Lobdenburg, Loboduna civitas, die Oberamtsſtadt und eine kleine ure alte Stadt am Nectar , welche eine lange Zeit von Chur.
Þfalz und Bisthum Worms in Gemeinſchaft beſeffen wora C. pen. Das Bisthum Worms wollte im vorigen Jahr: hundert die an Chur - Pfalz verpfäudete Hålfte der Stadt ant wieder einlöſen , und der Reichshofrath erkanute 1673, daß Chur - Pfalz ſolche Wiedereialdſung geſchehen laffen 1705 wurde ein Bers ER Tolle, zu welcher es aber nid ) t fam . gleich getroffen , kraft deffen das Bisghnm Worms die Stadt fadenburg , nebſt einigen Dorfichaften mit aller abent Landesboheit und Gereditigkeit an Chur Pfalz auf emig abtrar, dem Domkapitel zu Worms. aber ſeine hieſige Sdaffiveren nebſt zugehörigen Renten und Gefällen vora behalten wurde. 1622 nahm der Graf von Mansfeld dieſe Stadt Hohhs
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Der dur: rheiniſche Sceis.
Stadt ein , und ließ die Stadtmauern und das Schloß fdleifen. 1693 richteten hier die Frauzoſen eine große erwüſtung an . Es ſind hiefelbſt Kirchen aller brey Rea ligionen ." Vermuthlich ift . Lupadunum zu Trajanszeit, nach dem Abzug der Marcomauneit, durch die Sequaner med Mediomarriker angelegt worden . Das Columbarium und das römiſche Bad weldes man 1766 entdeckt hat, iſt auf durf. Koſten mit einer Manter eingefaßt, und mit Das dern åberbauet worden . In dieſer Gegend zwiſden dem Mayn Rhein und Urſprung der Dovau , ſind die Agri Decumates genveien.c .) 7:12 ) Tecarabaufen , ein Dorf am Nedar , und die int Ddenwalo belegenen Dörfer Altenbach , Kinges und Seubach a' find zugleich mit Ladenburg vom Hochſtift Soring an Chur : Prals abgetreten wordeti. 3) Hemsbach und Landenbado , find Kirehidrfer , in welchett, verinäge Bergleichs ,mit Chur -Maynz von 1653 das exercitium fimultaneum des katholiſchen umd refors mirten Gottesdienſtes eingefábrt worden. Sie machen mebit Sulzbach , das Aint Semsbach aus , welches das Bisthuin Worins 1703 an Chur : Pfalz abgetreten hat. 4. Das Oberamt X1/osbudy, zu welchem 7E Derter gehoren. 1) Mosbach , die Ober .Uintſtadt, ift eine kleine Stadt mit einem Schlof, und liegt in einem angenehmen und fruchtbaren Zhat. Sie iſt vor Alters eitte Reichsſtadt ges wefen ; aber 1330 vom K. Ludwig dem Pfalzgrafeu verpfån bet worden. Pfalzgraf Otto I, Königs Ruprecht junge fer Sohn , bat hier feinen Siß gehabt. Als aber feine
Linie mit ſeinen vier Söhnen ausgegangen , iſt dieſer Ort mit ſeinen Zubehör wieder an tas Shurhaus gefallen . Es find bier Kirchen aller drey Religionen und eine Zuchmanis faktur; 1723 brannte ein guter Theil der Stadt ab. 2) Die Kellerey Silfpada , zu welcher gehört (1) Hilfpad , eir Stadtchen . ( 2) Sinzheim, ein Städtchen, welches an ſich klein . fchlecht iſt, aber eine ziemlid, große Vorſtadt hat. Das ches malige daneben gelegen geweſente Klofter, iſt der heil. Geift Kirde
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Die Pfalz am
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Rhein
Kirche zu Heidelberg zugelegt. Esiſt nahe bey dem Stadts den noch ein Franciſcaner Kloſter. 1689 wurde es von : den Franzoſen angezündet. Vor Alters iſt es eine Reiches tadt geweſen . 1298 iſt die Reichsſteuer deſſelben , und 1316 das Städtchen ſelbſt, der Familie von Weinzberg bers. pfåndet worden. Nachninis tam eß an Churrfalz, und 1426' wurde es von dem Churfürſten an Conrad vor Weinsberg verpfändét. ( 3) Schlüchtein , vor Alters ? Schlochtra eint
Kirchdorf. 3) Die Kellerey Lohrbach , zu welcher gehört ( 1) Lohrbach , ein Dorf. ( 2 ) Ober-Mittet- und Unter :Schefflenz, Dörfer. (3) Dalau , ein Dorf. 4 ) Die Kellerey tedarel; begreift ( 1) Iedarelz, ein Dorf. (2) Obridbeini, ein Städtchen und Schloß ant. Medar. 5) Die Kellerey #berbach , in welcher (1) £ berbach , ein Stådrchen am Nedar, welches K. Ludwig 1330 den Pfalzgrafen verpfändet hat. (2) Minnenburg , ein Schloß. 5. Das Oberamt Borberg , zu welchem 14 Derter gehören, liegt zwiſchen den chur. maynziſchen Aemtern Biſchofsheim und Crautheim, und des deut. ( dhen Ordens - Meiſterthum Mergentheim . Es war, ebedeſſen eine Herrſchaft, welche ihren eigenen Herren hatte. 16ğı wurde es an das Bischum Würzburg verpfåndet, aber dabey bedungen , daß der Relia gionsjuſtand ſo bleiben follte , wie er damals war . Churfürſt Karl Pžilipp Theodor hat es wieder eine gelöſt. 1 ) Borberg , ein Städtchen , 2) Gerichtſtetten , ein Fleden .
3)
Bdsweis
r2281
Der chur - rheiniſche Strets.
3 ) Sdoweigern , Angelihoen , Schwabhauſen , wina Kirchdorfer... aifchbufde meldingen 4) . Die im Schåpfergrund belegenen 5 Cent - Dörfer , Deimbachar, Eplingen , halb Sachfenflabr, Sdilling Mobftatt. 6. Das ObéramtBretten , liegt im Traiche gau , begreift auch einen Theil der dazu gehörigen Landſchaft Pcurbein , welche aber größtenrheils zu dem Gebiet des Bisthums Speyer gehört, und hat bemerken , die Ober - Amtſtadt, eine . Wir Dertet 23 1) Bretten oder Bretbem und Phis Kleine Stadt am Sulzbach auf einem Hügel lipp Melanchthons Geburtsort. 1689 wurde ſie den den Franzofen angezündet. Hier haben alle drey Religionen Kirchen , 2 ) Heidelsheim , bor Atters Sadotfesbeim und seia dolfesheim , eine kleine alte Stadt am Sulzbach. 3 ) Weingarten , ein Städtchen an der bagdenſchen Grange. 4 ) Eppingen , ein Städtchen am Fluß Elfak. 7. Das Oberamt Germersheim
,
welches
zum Theil an den Grängen im Untern . Eljas liegt, dazu es auch von den franzöſiſchen Schriftſtellern gerechnet wird, und zu ruelchem 182 Derter gehören. 1 ) Germersheim , zur Zeit der Römer muthinaßlich Vicus Julianus, eine Stadt am Rhein , in welcher hier eine Goldmårdse und gute Fiſcheren ift , und in der Nadia barſchaft giebt es guite Jagd. R. Rudolph I opn Habos burg , welcher dieſe Stabt 1276 angelegt hat , ift biefelbft gefterben , und st, Ludwig hat dieſe Stadt und Burg 1330 an die Pfalzgrafen verpfändet, Das alte Schloß iſt zera ftdrt, Churfürſt Friderich II aber hat neben der Stadt ein neues Schloß aufgeführt, welches von ihm Frides richsbühel ( Friderici collis ) genennet worden . Es fließt hier der Fluß Queich in den Rhein . 24
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Die Pfalz am Rhein .
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Zu dem Unteramt Germersbeim gehören to Dors fer , von welchen 4 biefſeits der Dueich , 5 jenſeits derſela ben , I jenſeits des Rheins, liegen . 2) Das Unteramit Bagenbach , in welchem anzus merken ( 1 ) Dagenbach , ein Städtchen , nahe hen einer Urm des Rheins. König Rudolph i hat demſelben Stadt: recht' verliehen . (2) Neuenburg , ein Dorf ain Rhein , welches ehes
deffen ein Schloß und eine Abren gehabt hat. Unfånga lich und noch 1570 hat es jenſeits des Rheins geftanden , nachmals iſt es auf eine Inſel des Rheins ; und endlich auf die Weſtſeite des Rheins berſent worden. Auf der Difeite des Rheins iſt noch der zu dieſem Unteramt ges hörige Drt fleuburgweilet .
3) Das Unteramt Selt, liegt höher hinauf am Rhein , und hat den Namen von Selz , Salecio , Salfa rhenana , Salefia , Elizatiuni, einein Städtchen am Rhein , woſelbſt eine Goldwaſche iſt. Die abeliche Probften , welche ehedeffen hieſelbſt ges weſen , und nebſt ihrem Zugehør die fürſtliche Würde ges habt bat , kommt in den alten Reichsmatrifeln mit einem Anſchlag vor. Churfürſt Friderich III legte 1575 hie . felbſt eine Ritterſchule an , und widmete zu derſelben die Einkäfte der hieſigen Probſter und des Kloſters Bordt ; fie gieng aber bald hernach unter Churfürſten Ludwig wieder ein. Die Gefälle der Probſtey find zwar nachher 1 den Reformirten zu Theil geworden , werden aber jest Der Drt , wo vor Alters von den Katholiken genoſſen. Die Start das Kloſter geſtanden hat, iſt jeßt im Rhein. iſt ehedeſſeneine Zeitlang eine freye Reichsſtadt gepeſen , und hat unter der hagenauer Landpogter geſtanden .
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4 ) Das Unteramt Billigbeim , in welchem ( 1) Billigheim , oder Bellidheim , ein Städtden am Flußchen Wihrbach. Churfürſt Friderich II hat es in ftådtiſche Form gebracht. ( 7 ) Die Dörfer Blingen , Steinweilerzc. 5 ) Die
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Der cürzrheiniſche Kreis .
7. 5 ) Die Vogtey Blingenmünſter , iſt ano den Güterg der ehemaligen Probſter dieſes Namens entſtanden , wels de Dagobert II als eine Abter in dem Ort Blidenveld angelegt hat, aber 1560 ſeculariſirt worden iſt. Es gis hören 5 Dörfer dazu, darunter Pleißweiler iſt, woſelbfi ein Schloß geweſen. 6 ). Das Amt Landek , zwiſchen Landan und Bergja bern , iſt eine alte Herrſchaft , welche den Grafen von Leiningen und von Zwepbrüden im vierzehnten Fahrhaus dert zugehört hat. Sie hat den Namen von einem alten Schloß , und begreift außer dem Dorf Klingeninůnſter, woſelbſt die vorhin genannte Abtey und nadimalige Proba ftey zuerſt geweſen iſt, noch unterſcbiedene andere Dörfer. 7 ) Siebeldingertbal, zu welchem vier Dörfer gehörett, davon Godramfiein das vornehmſte iſt, von welchen auch die Vogtry wohl benannt wird. Es ſind hier beo tråchtliche römiſche Denkmåler au Altären und Inſchrifs ten gefunden , und nach Manheim gebradzt worden . 8 ) Die Pflege Eaſſerstbal oder Uterstbal , lat. Ule rina vallis , hat ebedeffen dem Klofter gleiches Namens gehöret, und beſteht aus drey Dörfern und neun Hbfen. únter jenen iſt erlenbeim , woſelbſt ein Priorat geweſen iſt, weldies unter der Abtey, geſtanden har. 9) Die Vogtey Sert, iſt aus einer ehemaligen Probs ften entſtanden , und begreift einige Dörfer , unter wels den Leimersheim das merkwürdigſte ift. 10) Die Kellerey Birkenbert, zu welcher vier Dóra fer gehören. Anmerk. Sambach oder Saimbach , ein ehemaliges Kloſter , im Umfang dieſes Oberamts, gebürte dem Johanniter Order , beffen Obriſtmeiſter dafelbft einen Umtmann beſtellte. Es gehören dazu die Dörfer Ober- und Zieder : Luftart und Wiederhochſtatt , wegen welter in die Kriegscafe jährlich 750 F1. als Lehrsrecognition gezahlet werden , nach dem Chur : Pfalz 1749. fein Wildfangs- und Leibeigenſchaftos recht über die Unterthanen dieſer Dörfer , an den Johanniter Orden und demen Dhriftmeiſter in Deutſchen fanden , an ftatt det vorigen
Die Pfalz am Rhein .
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Vorigen Erbbeſtands zu einem churpfälziſchen Lehn überlaffen und verlieben bat. ** Auch liegt hier die Herrſchaft Altdorf , zu welcher, außer dem Schloß und Fleden Altdorf auch Weingarten und andere Derter gehören , und die Carolina , Raugráfinn zu Pfalz , ihrem Gemahl Mainhard , Herzog von Edjonburg, jubrachte.
8. Das Oberamt 57cuſtadt, ju welchem 62 Derrer gehören. 1) Zeuſtadt, an der Hart , Neoftadiuin oder Neapolig Nemetum , die Oberamtſtadt, durch welche die Epeyers bad fließt, iſt von dreyen Seiten mit Hügeln ungeben, aufwelchen der unter dem Namen des Ganſefüßers bes tannte Wein wächſt. Das hieſige Gymnaſium hat Pfalz graf Johann Caſimir 1578 geſtiftet, daher es Collegium Calimicianun genennet wird. Nabe bey der Stadt liegt pas Bergfchloß Bart. 2) Editheim , ein Fleđen , gehört halb Chur - Pfald Halb Pfalz : Zweybråden . 3) saßloch , ein Dorf, welches K. Pudwig 1330 den Pfalzgrafen verpfåndet hat, gehört zur Hälfte vieher. 4) ,wachenbeim , ein Ståorchen , bey weldhein guter Herzog Ludwig der Schwarze zu Zwens Wein wachtet. brůden belagerte und eroberte daſelbige 1471 , ließ die Beſte ſchleifen , und der Stadt Zhürme und Mauern nies derreißen. 5 ) Oggersheim , ehebeffen Agridesheim , ein Stadte den in einer an Getraide , Wieſen und Baumfiúchten überaus fruchtbaren Gegend. Prinz Friderich von Zwers brücken hat hier 1748 einen ſchönen Pallaft mit einem Garten anlegen laſſen. 6 ) Maudach , ein Pfarrdorf, welches noch im jenigen fiebzehnten Jahrhundert unter dem Kodſtift Spener gez ſtanden hat, nunmehr aber churpfälziſch iſt." Es find hier evangeliſch lutherfche , reformitte und katholiſche Einwobs ner. Den bewden erſten gehört von Alters her die Kirche. 7) Lambsbeim , ein Städtchen .
8 ) Altrip,
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Der chur rheiniſche Kreis.
8 ) Altrip , Alta ripa , ein uraltes Dorf am Rhein, moſelbſt vor Alrers ein romiſches Kaſtel wider die Deuts fchen geweſen , cavon nan noch 1389. Spuren geſehen bat , die jetzt das Waſſer des Rheins bedeckt. 9. Das Oberamt Alzey , unter welches 189 Derter gehören . 1) Alzey , vor Alters Alceia , die Oberamuſtadt ant Fluß Selz , mit einem Schloß , auf welchem ein Burgs graf wohnt, iſt ein alter Ort. Hiefelbſt hat der römis fde König Heinrich , welcher ſeinem Bater, Kaiſer Fris derich II , Gift berbringen wollen , einige Zeit gefangen geſeffen . 1556 ſtarb bier Churfürfi Friderich II. 1689 wurde die Stadt von den Franzoſen ihrer Mauern beraus Die Reformirten haben die große bet und angezündet. Kirde, die Katholiſchen und Lutheranes jede auch eine. 2 ) Das Amt Odernbeim .
( 1) Odernheim , ein Städtchen ain Fluß Self. Es iſt vor Alters eine Reichsſtadt geiveſen , welche K. Ruprecht 1402 an ſeinen Sohn Ludwig verpfåndet hat. ( 2 ) Arnsbeim , ein Städtchen . 3 ) Pfeddersheim , ein Städtchen , ben welchem guter Bein wächſt. Ehedeffen , und noch 1385 , ift es eine Reichsſtadt geweſen , nachmals iſt es an das Erzitift Maynz, und von dieſem 1463 an Churpfalz gekommen. 4) Bibelsheim , Undenbeim und Selgen , aber wel che Derter ein Oberſchultheiß geſekt iſt: 5) Dalsbeim , Niederflórsheim , und Bremersbeim über welche Derter auch ein Oberſchultheiß geſetzt iſt. 6 ) Alsheim , init zwer Kirchen , Gimsheim , Eide und Samm , åber welche ein Dberſchultheiß gefeßt ift. Die drev erſten liegen am alten Rhein ; denn der Rhein floß ebedeffen in hieſiger Gegend , jetzt aber fließt er wejs ter gegen Often. 7 ) Wolfsbeim , 57ieder -Weinheim , und Schimos beim , áber welche Derter ein Oberſchultheiß gefegt iſt.
8) and
Die Pfalz am Rhein.
1233
8 ) manfterheim , Sponsheim und Alpisheim , über welde Derter ein Oberſchultheiß verordnet iſt.
3
jo
im
6 ) Beppenheim auf der Wies , woſelbſt ein Dbers ſchultheiß iſt. 10) Dienbeim , woſelbſt ein Oberfauth iſt. II ) Welt : sofen , ein Ståorchen . 12) Sochbeim , ein Dorf , deſſen ehemaliges Kloſter 1580 von Chur - Pfalz eingezogen , und in eine Schaffnes rey verwandelt worden. Bis 1730 war hier eine refors mirte Filialkirche der Kirche zu Neuhauſen im Bisthum Worms , damals aber wurde fie von den Katholiken zu einer Pfarrkirche gemacht. 13) Pfifichheim , Leiſelsheim , und Kriegsbeim , woſelbſt ein Oberfauth iſt. 14) Das Unterame freinsheim , welches eine Zeits lang ein Oberamt geweſen iſt. Einige von den dazu gehös rigen Dertern ſind, ( 1 ) Freinsheim , ein Städtchen. ( 2 ) Groß Carlebach und Dachenheim . 15 ) Das Unterame Erbesbiedesheim. 16 ) Frankenthal, die dritte Hauptſtadt, iſt eine wohls gebauete und ehemals befeſtigt geweſene Stadt, an einem in den Rhein gebenden Kanal. An dieſem Ort ift 1235 ein München - und Nonnenkloſter erbauet worden . Churs fürft Friderich III ließ 1562 viele geflüchtete proteſtantis iche Niederländer ſich hier anbauen , da derin innerhalb funfzig Jahren eine Stadt zum Stande tam , in welcher Handwerfer und Manufakturen blüheten , und welche zus gleich befeſtigt war. Allein , 1688 und 93 iſt ſie von den Franzofen ſehr verwüſtet, auch ihrer Befeſtigung beraubt worden . Nach der Zeit hat fie fich wieder erholt, und, um ihr völlig wieder aufzuhelfen , Find 1750 allen Protec ftanten und Katholikert , welche fich dafelbft niederlaſſen wollen , viele . Freyheiten verſprochen worden . Der Eifer der Regierung , dieſer Stadt aufzuhelfen , ward 1758 noch Hii i großer, $ 3.The 6 4.
1234
Der chur-rheimiſche reis.
großer, und von 1771 an ift er inſonderheit ſehr Tebhaft geweſen, daher auch die Bevölkerung derſelben ſo zugenoma men bar, daß fie von 1000 Seelen , welche ſid 1768 hier befanden , 1775 ſdson faſt auf 4000 geſtiegen war, -iſt auch anſtatt des alten von hier in den Rhein geführten Kanals , ein neuer angelegt worden , welcher 1 Stunde Beges betragen wird , und von welchem 1777 chun den Vierte feiner Långe zum Stande gekonnten waren . ſind hier zwey reformirte Kirchen und ein Pädagogium , eine katholiſche und eine latheriſche Kinde, ind unterſchies dene Manufaktureit, als für Porcellan son 1755 , für Wols lenzeug und Kamelot , von 1768, nebit einer Wollen - und Seiden . Fårberey , für wollen Zuc), von 1760 , für Seis denzeug von 1770 (Da ſie von Manheim hieher verlegt ward ), für Gold- und Silber - Faden, von 1770, får mBadys - und Zalg -Lichter , von 1770, får papierne Tapeten und Chars ten , von 1771 , für Puder und Stärke , von 1771 , für cölniſche Scife , von 1772 , für Nadeln ; von 1773 , fix wollene Strümpfe, von 1772 , får Tabat, von 1763, får Simolor - Doſen und Etuis, von 1760, für Seidens Golde und Silbeř - Gaze , von 1773 ,für Band , von 1773 , für Siegellad , von 1774 , für Oblaten , von 1774 , fir engli. fche Feilen, von 1774 , und für Leinen : Damaſt. 1777 waren hier 431 herrſchaftliche Gebåude. Die Stadt giebt zur Kriegikaſle jährlich 3000 Fl. Schakungsgeld . 17) Die Rldſter S.Jobann ,Sion und Sommersheim , Jind 1564 , 65 und 66 eingezogen worden . 10. Das Ober : Amt Lindenfels, iſt von dem mayngiſchen , Heffen -Darmſtädtiſchen , und erbachiſchen Gebiet umgeben . 1) Lindenfels , ein Stitchen mit einem Khloß.
alten Bergs
2) Xenzebend, dahin Mitterbauſen , Schenerberg, und noch 5 Derter gehören.
3 ) Cent
!
Die Pfalz am Rhein .
1235
3) Tent Waldmichelbach , zu welcher 7 Derter ses hören. 4 ) Tent sammelbach, von 5 Dertern .
11. Das Oberame lizberg , oder Ogberg , 1
liegt im Odenwald, friſdien dem beffen Darmſtädti. fchen und erbachiſchen Gebiet, und begreift7 Derter. Uzberg , oder Orgberg , ein Bergſchloß mit einem Auf dem Schloß iſt ein Coinmandant , , und es Dorf. dienet beſtåndig Staatsgefangenen zum Aufenthalt. 12. Das Oberame Umſtadt, liegt auch im Doenwald , und wird von Chur . Pfalz und Heſſens Darmſtadt gemeinſchaftlid) beſeffen. 20 Derter .
Es begreift
Ümſtadt, oder Groß -Umſtadt, iſt ein Städtchen, woſelbſt dag gemeinſchaftliche Oberamt ſeinen Sitz hat.
13. Das Oberamt Oppenheim , zu welchem 29 Derter gehören .
1
• 1) Oppenheim , die Oberaitſtadt, liegt an einent Hus gel beym Rhein , über welchen hier eine fliegende Brůdc gehet. 1688 und 89 iſt ſie von den Franzoſen ihrer Mauern beraubt und ſehr berwvúſtet worden , hat ſich aber wieder erholt. Die große Pfarrkirche gehört den Reformirten ; die Lutheraner und Katholiken haben auch jede eine Kira Die Stifte S. Cathrine und S. Sebaſtian find dhe. Es iſt hier guter Weinbau . 1568 eingezogen worden . Das neben derſelben gelegene Schloß haben die Franzoſen großtentheils zerſtöret. Bor Alters iſt ſie eine Reichsſtadt geweſen , aber 1402 vom A. Ruprecht an ſeinen Sohn Ludwig berfekt worden .
betty
2 ) Zlierſtein , ein Kirchdorf beym Rhein , am Fuß eines ſehr ſteilen Bergs , hat guten Wein. 3 ) Defbeim , ein Kirchdorf. 4 ) Schwaben
1236
Der chur- rheiniſche Streis .
4 ) Schwabsburg , ein Schloß und Kirchdorf. 5) Das Unteramt Stadeđen , hat ebedefſen zum Fürs ftenthum Zwerbrüden gehört, iſt aber 1733 von dem Hers jog und Pfalzgrafen Chriſtian III an Chur-Pfalz mit der Bedingung abgetreten worden , daß den evangeliſchen Uns terthanen ihr freper Gottesdienſt gelaſſen werden ſoll. Es gehören dazu Schloß und Dorf Stadecken am Flug Selj, Das Dorf Erenbeim , weldjes vom Erzſtift Maynz zu fehn geht , und einige Rechte und Gefale im Dorf Wolsheim . 6 ) Ober . Ingelheim , ein Städtchen , und ehemalige Reichëftast , und 7) Wieder : Ingelheim , ein wohlgebauetes Dorf, beya > de nahe benm Fluß Selz , liegen ben einander. Zu Ingela heim iſt vor Ulters ein Königshof geweſen , welcher heutia ges Tags der Saal zu Ingelheim genennet wird , und es ſind hier anſehnliche Verſammlungen angeſtellet worden , unter welchen inſonderheit die Kirchenverſammlung vom Sabr 948 zu bemerkca iſt. Daß Karl der Große hieſelbſt geboren ſen , iſt noch nicht erwieſen ; es iſt aber der Ges burtsort des um die Erdbeſchreibung fehr verdienten Ses
baſtian Münſter.
Die ehemalige hieſige Probſtey ift 1576
cingezogen. 8 ) Schwabenheim , oder Sauer : Schwaben beim , ein Dorf mit einer Probſter. 9 ) Das Kloſter Mariencron ,
ift 1565 eingezogen
worden . 14. Das Oberamt Bacharad ,
in welchem
19 Derter find 1) Bacharach , ( d.i. nach einigerMeynung, Bacchiara ,) die Oberamtſtadt, lieget ain Rhein . In derſelben haben alle dren Religionen Kiren ; es iſt auch daſelbſt ein Ras puziner : Kloſter. 1689 wurde ſie von den Franzoſen ans gezündet. Der in hieſiger Gegend wachſende Wein , war hedeffen berahmt , und wurde für den beſten unter den Weinen
Die Pfalz am Rhein.
1237
Meinen der chur - pfälziſchen Lånder gehalten ;, jeßt aber iſt der Ruhm und Abgang deſſelben geringer, welches man den angepflanzten Muſcateller - Wein - Reben zuſchreibt. Gleich neben der Stadt, liegen die Zrůmmer des Schlofjes Staleđe, auf einem Berge, welches vor Alt &rs ein Wohns fik der Pfalzgrafen geweſen iſt. Es hat ſchon 1190 Pfalz: graf Conrad , Kaiſer Friderichs I Bruder, hieſelbſt gewohnt, bein der Erzbiſchof Philipp zu Osin dieſes Schloß neben der Advocatie zu Badarach 1189 zu einem Weiberleyn vers liehen , weil er feine mannliche Leibeserben gehabt. Von hieraus ift über das Gebirge nach dem Hunsråd ein Weg angelegt worden . Ben Bacharach iſt der ſtårfſte pfälzis fche Rheingol . 2) Die vier Thåler, quatuor valles, werden bie Dors fer mannebado , Wieder- und Ober : Diebach , und Stege genennet. 3) Fürſtenberg, ein Schloß am Rhein .
4 ) Das Unteramt Caub , in welchein Caub, Cuba , ein Städtchen am Rhein. Nabe bey demſelben auf einem Berge ſind die Trümmer des Schloffes Gutenfels zu ſehen , und gegen Caub åber auf einem klei. nen Felſen im Rhein ſtehet çin Wachtthurm oder vielinehr ein Schloßchen, die Pfalz genannt, ebedeffen auch Pfalzs grevenftein. Er hat zwölf kleine Stüde und eine Befas Bung von Invaliden , und dienet dem biefigen Rheinzole zum Sdhuk . Die Stadt Kayferswerth . Kaiſerswerth , Caefaris Werda f. Inſula, eine kleine offre Stadt am Rhein , welche ehedem eine ftarke Feſtung geweſen , die 1689 von dem Churfürſten von Brandenburg, und 1702 von den Bundesgenoſſen belagert und erobert, und durch die letzte Belagerung faſt ganz verwüſtet , nach her aber ihrer Feſtungswerke beraubet worden. Es iſt hier Siii3 ein
1238
Der chur-rheiniſche Kreis .
ein Collegium canonicorum. Diefer Ort wurde von R. Deinrich II dem Pfalzgrafen Ehrenfried erblich geſchenkt, tam aber von deſſelben Sohn Otto III wieder an K. Heina rich III im- 1035 zurück. Wilhem von Holland eroberte die Stadt 1249. Dainals war daſelbſt ſchon eine kaiſerla Burggrafſchaft vorhanden , welche Gernand beſaß , tem K. Wilhelm dieſelbe beſtätigte , ihm auch erfaubte, fich aus den Einkünften der Burg , wegen ſeiner Forderungen , die er hatte, bezahlt zu machen. Conrad von Coln gab ihm einen Schuhbrief , und R. Richard ertheilte ihm die Beſtårigung über ſeine Würde als Forderungen . Gerngud foll ſich 1272 Dein Erzſtifte zur Handhabung der Burg Werde ad opus et vtilitatem eccleſiae Colonienfis vera pfliditet, und hierauf { . Rudolph Engelbrechten von Edin auf Zeitlebens die Berwaltung übertragen haben . Aus dieſem Grunde leitet der Churfürſt zu Ebin ein Heids: pfandſchaftsrecht auf Kayſerswerth her. Die Berwaltung kam nach Engelbredris Tode an Johann Grafen von Saun, und 1287 au Grafen Heinrich von Sponheiin . Wegen eines neuen Anlehns an der Kaiſer , dafür die Einkünfte der Burg Werda verfekt worden , ſuchte eudlich Wiedehold yon Coln mit Gewalt zuin Beſitz zu kommen : er mußte aber 1302 an K. Albrecht alles ganz fren wieder abtreten , wels cher hierauf dieſen ganzen Ort , nå :nlid Zoll , Stadt und Burg, mit allena Zugehol', ohiie Einſchränkung 1306 an Grafen Gerhard von Jürid verpfändete Das Jülichiſche Haus hat von dieſer Zeit an die Beſtåtigung dariiber von unterſchiedenen Kaiſer erhalten , und iſt im Beſitz geblies ben. Unter kaiſers Beſtätigung fam die Stadt 1368 durch einę. Afterpfandfubaft an Pfalzgrafen Ruprecht II, mb 1399. ( iedoch ohne Nachtheil der Jülichiſchen Rechte ,) an Grafen Adolph von Eleve , welcher fie an Gerhard von der Mark , abtrat. 1424 loſete Erzbiſchof Dieterich II dieſen Ort, nebſt dem Schloß und Zoll , vom Grafen Gerhard, Herzogs Adolph zu Cleve Bruber, wieder ein , und befeſtigte ihn uit Mauern und Thürmen. Hierauf wurde er durch cinen doppelten Perkauf an Dieterich von Edln überlaſſen ,
Die Pfalz am Rhein.
11
1239
ober 1570 bon dem Herzego von Jülich an den Churfürften zu Esin für 54089 Gulden verpfändet ; und ſeit 1596 fireiten das Erzſtift Coln und Churpfalz ben dem kaiſerl und Reichstammergeridyt liber das júlidriſche Einláſungsa recht. Ob nun gleich in neueru Zeiten Churpfalz die Stadt hat wieder einlöſen wollen , ſo hat doch Chur - Cdln ſolches geweigert ; unterbeffen hat das Kammergericht zu Wetzlar 1762 das Urtheil gefällt , daß die Wiedereintófung geſchas yen folle , und 1768 iſt Churpfalz durd) preußiſche Efecus tionštruppen wieder in den Beſitz der Stadt, ihrer Zoule und übrigen Zugehörå , geſetzt worden , wogegen aber Chur - Göln proteſtirt , auch 1770 in einer beſendern Schrift behauptet hat , daß der zu Kayſersiperti) erhobene Liceut , kein Zubehör des Rayſerswerther Zolts fer , auch überhaupt mit der Kayſerswerther Pfandidaft nichts zu , keine Weiſe in -Un : thun habe,und alſo von Churpfalz auf fpruch genommen werden könne.
Das
Fürſtenthum
Aremberg:
on liegt in der Eiffel , zwiſchen dem Erzſtift Eolit, Herzogthum Jülid ), und der Grafſchaft Blan 9. fenheim .,, und ift vor ffeinem Umfang.
9. 2. Die Herzoge von Aremberg und Arſchotfind Uremberg war eine Linie des Fürſtl. Haufes Ligne ehedeffen nur eine Grafſchaft , welche des Grafea Robert von Uremberg Erbtochter, Margaretha, iha rem Gemahl, Johann- von Barbanſon , zubrachte, welcher der Stammdater des arembergiſchen und barbanſonſden Hauſes ift . K. Maximilian II er . giii 4 bob
1240
Der chur-rheiniſche Kreis.
hob diefen Johann , oder , wie andre melden , ſeinen Sohn Karl 1576 zum Reichsfürſten , und die Grafa ſchaft Aremberg zum Reichsfürſtenthum . K. Fer . dinand III ertheilte dieſem Hauſe 1644 die herzogl. Würde. 9. 3. Der regierende Herzog von Aremberg hat auf den chur-rheiniſchen Kreistagen nach Eþurpfalsa und auf dem Reichstage im Reichsfürſtenrath nach dem Herzoge zu Würtemberg, als gefürſtetem Grafen du Mompelgard, Siß und Stimme. Sein Reichs. anſchlag iſt 2 gu Roß und 6. zu Fuß, oder 48 Fl. und ju einem Kammerziel giebt er 81 Rthlr. 60 Kr. 9. 4. Der Hauptort dieſes Fürſtenthums iſt Aremberg , eine kleine Stadt mit einem Schloß . Reez und Sylingen , find Dörfer.
Der Fürſt von
Thurn
und Tapis
beſikt zwar in dieſem Kreiſe feine unmittelbare Gů. ter ; es iſt aber doch Fürſt Anſelm Franz 1724 zu Siß und Stimme in demſelben aufgenommen wor . den , weil er ihm ein Kapital von 80coo Rthlr . vor geſchoffen , mit der Bedingung , daß der Kreis von den jährlich 4000 Rihlr . betragenden Zinſen alle Reichs- und Kreisſteuern ,, wie auch die Kammera zieler , bezahlen , und in Anſehung derſelben das fürſtliche Haus vertreten folle . Kaiſer Kart VII hac das Reichs -General Erbpoftame zum Beſten dieſes fürſtlichen Hauſes zu einem Reichs- Thronlehn erho. ben , und hierauf hat Kaiſer Franz 1753 durch ein Com
Die Pfalz am Rhein .
1241
Commiſſionsdecret den Herren Fürften bon Thurn ha uno Tapis zur wirklichen Einführung in den Reichs . Efürſtenrath empfohlen. Solche Einführung iſt 17547 in
wiewohl mit fortdaurendem Widerſpruch der altførſt . lichen Häuſer, geſchehen. Der Titel des Fürſten ifit n.17. des heil, råm .Reichs Surft zu Thuen und Taris , Graf zu Valvaſina , Freyherr zu Impden ,
herr der freyen Reichsberrfchafe
Eglingen und
Oſterhofen ,
auch der Serce
ſdsaften Demmingen ,MartTiſchingen , Trus genbofen , Balmershofen, Dutrenſtein ,Wols
i
fertheim , Roffum und Meuſſeghem , der fouverainen Provinz Sennegau Lebmar .
ſchall 2c. Sein Matrikular : Unſchlag iſt 3 ju Pferd und 10 zu Fuß , oder 76 Fla Des Deutſchen
Ordens
Ballery
M Coblenz.
er deutſche Ritterorden bat in dieſem Kreiſe eine , and. Commenthur Sig und Stimme auf den chuc. rheiniſchen Kreistagen , und auf dem Reichstage unter den Reichs. Prälaten auf der rheiniſchen Bant hat. Sein Matrikularanſchlag iſt 4 zu Roß und 20 zu Fuß, Rthlr128 .671 go oder Fl. Pund zu einem Kammerziel giebt er so Kr . Er hat ſeinen Sie zu Cöln. Es gehören zu dieſer Ballen folgende Comthureyen : i . Die Commende zu Coblenz, im Erzitifte Trier, zu welcher nur einzelne um Coblenz her liegende Hdfegehdren. 2. Die siii 5
A
1242
Der djur , theiniſche Kreis .
2. Die Commende zu Linz , im Erzſtift Edin .
?
3. Die Commende zu Cóln , ad fanctam Marga retham . 4. Die Commende zu Waldbreitbach unb & beim berg , im Erzſtift Eoin , * .5. Die Commende zu Trarr. fie 6. Die Commende zu Waffendorf. 7. Die Commende zu Wiedelen , in den Niederlans ben , welche Pitjenburg genennet wird .
Die Herrſchaft Beilſtein . Jie Herrſchaft, oder , wie ſie auch genennet wird , 9 die Grafſchaft Beilſtein , liegt auf dem Bes fterwald , zwiſchen Naſſau . Dillenburg , Hadamar und Weilburg , und der folmiſchen Grafſchaft Greis fenftein . Sie gehört dem fürſtlichen Haufe Naſſaus Oranien -Dietz , welches wegen derſelben Sie und Stimme auf den chur rheiniſchen Kreistagen hat. In alten Kreis:Uçten finden ſich Spuren , daß dieſe Herrſchaft zum ober- rheiniſchen Kreiſe gerechnet wer Den ſen : hingegen in der alten Reichsmatrifel von 1521 wird ſie zum chur - rheiniſchen Kreiſe gerechnet, zu welchem ſie auch angezeigtermaaßen noch gehört.
Shr Matrikularanſchlag iſt i zu Roß und 2 zu Fuß, Zu einem Kammerziel ſtellt ſie in den oder 20 Fl. Wie viel ſie nach dem åltern Matrifeln auf 7 Fl . erhöheten Fuß gebe ? finde ich nicht. 1. Beilſtein , ein Städtchen im Schloß . 2. Die Kirchſpiele Emmerichenhayn , Liebenſcheid , und Marienberg , mit mehr als 50 Dörfern . Das
Die Grafſchaft Nieder : 3ſenburg.
1243
Das fürſtliche Kaus Naffau : Oranien : Dieß befißt auch in dieſem Kreiſe das Amt Wehrheim mit Churs Lrier gemeinidaftlich , wię oben ſchon angezeiget wors den iſt. Die
Grafſchaft Nieder - Iſenburg. ie liegt neben der oben im weſtphäliſchen Kreiſe Sie beſchriebenen Grafſchaft Wied , und gehörte
ehemals beſondern Grafen , theils als churtrieris ſches ; theils als chur - colniſdhes Lehn . Als nun ber legte Graf Ernſt 1664 ohne Erben ftarb , jog Chur : Trier ſeine Lehnsſtúde,
welche den größten
Theil der Grafſchaft ausmachen , ein , hat auch auf den chur -rheiniſchen Reichstagen die nieder: iſene burgiſche Stelle und Stimme bekommen . wollten zwar die Grafen zu Wied als Erben in bice fer Grafſchaft'folgen : " eß wurden aber ihre Eom . mifarien und Soldaten von Chur - Trier daraus vertrieben . Der hieraus entſtandene Reditsſtreit dauret noch jest bey dem kaiſerlichen Reichs . Hof, rath fort.
Der Flecken und das Schloß Sfenburg, f * " Pion
thum Fulda zu Sehn , von welchem ſich die Fren, herren von Walderdorf vordem Abſterben des Grafen Ernſt die Anwartſchaft auf dieſe Lehnsſtücke ertheir len ließen . Nach dem Tode dieſes Grafen gerie. then die Grafen zu Wied mit den Freyherren von Walderdorf, in Streit über die Gültigkeit ſolcher Anwartſchaft; beyde Theile aber verglichen ſich 1665 N
dahin,
Der cur -rheiniſche Kreiß.
1244
bahin , daß ſie das Schloß und den Fleden Ffen . burg , und das Kirchſpiel Menſcheid , in ſo weit ſie von Fulda zu Lehn gehen , gemeinſchaftlich haben und behalten wollten ; es folle auch , 'nach Abgang des Mannsſtammes des einen Theils , der andere noch vorhandene demſelben in dieſen Sehnsſtücken folgen . Die Grafſchaft hat einen Matrikularanfchlag pon 2 zu Roß und 8 zu Fuß , oder 56 Fl. Zu ei. nem Kammerziel giebt fie 40 Rthlr. 54 Kreuzer, wovon Chur . Írier 30 Rthlr. 401 Kreujer , der Graf zu Wied . Runkel 7 Rthlr. 541 Kreuzer , ' und der Fremherr von Walderdorf a Rthlr. 48 % Kreuzer bezahlt. Es beſteht die Grafſchaft 1. Uus dem Fleden und Schloß Senburg. Der fle den liegt an der Sſerbad), in einem tiefen Thal, zwiſchen jahen und felfidhten Bergen , und iſt uralt. Das nebent demſelben auf einem ſehr boben felfen ſtehende Schloß iſt auch uralt , und Kaiſer Karl der Große foll eine Pfalz ( Palatium ) dafelbft gehabt haben . Bor Alters war es in vier Haushaltungen abgetheilt, nåmlich in die mriedis fche, ifenburgiſche, runkelſche und cowerniſche. Hieraus ichließen die Grafen zu Wied unter andern , daß die Haus fer Wied , Runfet und Sfenburg vou einerlen Geſchlecht abſtammen . Die Einwohner des Flectens find römiſch katholiſch und treiben etwas Wein- und Hopfenbau , fomieden Någel , fpinnen Bolle , und brechen Schiefers und Mauerſteine. Nicht weit davon liegt auf einem Berge die katholiſche Kirche und Einſiedleren Bauffeborn , dahin zu einem Marienbilde gewallfahrtet wird. Xus
Die Grafſchaft Nieder: Iſenburg. 1945 2. Aus dem katholiſchen Kirchſpiele Meyfdheid , weta dhes aus den Dörfern Groß- und Klein : Irieyſcheid, Sauſen , Steebach und Grasberg beſteht. 3. Aus der Serrſchaft Meud, darinn die Grafen zu Wied auch unterſchiedene Gerechtſame haben.
-14 4. Aus dem Amte Grenzau oder Grenfau , welches Chur - Trier allein beſikt , und dahin gehdren die Derter Grenfau, Bornbach, Ecatenaner Birchſpiel, Caan , Cammerforſt, Deeren , teffenbach , Ellenbauſen , Mirzen , Obers und Wieder hayo , Kagert , Xends bach , Wirſcheid , Witgevt.
1 5. Aus dem amte Bersbach , welches Chur . Trier auch allein hat , und 21 Derter begreift, unter welchen
1) bersbach ,
ein Stådtchen.
2) Die Kirchdorfer Marien -Zachdorf und per terslabe. Das Burggrafthum Reined . Es liegt am Rhein, zwiſchen der Herrſchaft Breme ſich im Herzogthum Jülich , und dem Erzſtift Ehedeffen batte es Coln , und iſt ſehr gering.
feine eigenen Burggrafen , welche 1548 abgiengen . Hierauf wollte Chur - Coln daſſelbe einziehen ; das Kammergericht aber ſprach es 1576 Johann von Warſperg zul. 1654 fauften es die Grafen von Sinzendorf, ernſtbrunaiſcher- Linie , welche es noch beſiken , wegen deſſelben fich Burggrafen von Reinecť nennen , und Siß und Stimme auf den djur, rheiniſchen Kreistagen haben.
Es hat einen Matri.
1246
Der chur- rheiniſche Kreis . zc. zieler Roß , oder , 1 zu
Kammer
12
fl, gea
r betragen ſollte , find bisher völlig ungangba gewe. rf die do fen , und 1772 hat Graf Wenzel von Sinzen g un ml am de nie. gebeten , die Rückſtän Reichsverſ ft ha n ſc ge af la ch gr r uſ rg r il ar iş nu , we zu de Bu derz n n te ne en nn ha rt na rt hö al ge . ge Th im ſo me Unte Reineď , iſt ein Städtdjen am Rhein , zwiſchen Breylich und Andernach . 2nmerk. Die Stadt Gelnbaufen in der Wetterait, am Fluß Kinzig , faſt drey Stunden von Hanau belegen , ſteht in den Reichsingtrikeln als eine unmittelbare Reichsa ſtadt des weſtphäliſchen Kreiſes, wofür ſie auch 1734 durch ein Kammergerichtsurtheil erklåret vorben : es baben aber folches Urtheil ihre Pfandherrſchaften , Chur: Pfalz und Hanau , nicht erkannt ; die Stadt hat ſich auch endlid denſelben vdlig , unterworfen , und . Chur- Pfalz hierauf 1746 fein Antheil an derſelbert an Hanau oder Seffeus Cafel für 12000 Fl. Berkauft. In der folgenden Zeit aber hat die Stadt ihre Reichs - Unmittelbarkeit von neuem herzuſtellen geſucht, auch 1769 unterm 13ten Februar ein Urtheil des faiſerlichen Kammergerichts ausgewirkt , vers möge deffen dein Churfürffen zu Waynz als ausſchreibens den Fürſten des chur-cheiniſchen Kreiſes, und den ausſdreis benden Fürften des frånkiſchen Kreiſes aufgetragen wors den, die Stadt bey dem Inhalt des fammergerichtlicher Urtheils vom 24ſten November 1734 auf das kräftigſte zu sougen,
Der
C. * 12 fty
Sirup har go
antes
IT IT
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ger
. ober- rheiniſche reis
Ein
1248
Der chur. rheiniſche Kreis.
Einleitung .
$. 1. on dem obere rheiniſchen Kreiſe , welcher V
auch ſchlechthin der rheiniſcheRreis genen : net wird , iſt noch zur Zeit die von Gerbarð
Valf auf zwer Blättern herausgegebene Charte die vollſtändigſte und beſte.
Viſſchers , de Witt , Ho
manns (welche im Atlas von Deutſchland die zwei und neunzigſte Charte ift, Seutters , und anderer Charten, ſind merflich ſchlechter und unvollſtändiger. $. 3. Dieſer Kreife ſind von Frankreich nach und nach faſt alle ſeine jenfeits des Rheins belegenen nämlich der Landſchaften und Stände entzogen, größte Theil des Bistņums Straßburg, die Bis . thümer Mek , Tull und Verbun , der Erzbiſchof zu Biſanz oder Beſançon , die gefürſtete Abten Mur. bach , die Abtey Münſter im Gregorienthal , das Herzogthum Lothringen , (welches anfänglich
zum
ober : rheiniſchen , nadimals aber zum burgundifchen Kreiſe gerechnet worden , die Grafſchaft Bitſch, die Sandvogter Hagenau ? Reichsſtädte im Elſas begriffen ,
1
und die Reichs .
ſtädte Me , Inll , Verdun und Straßburg .
Heu.
tiges Tags grånget dieſer Kreis an den chur - rhei. niſchen , von welchem er eigentlich durchſchnitten roird , nieder - rheiniſch -weſtphäliſchen , nieder , fach . rächſiſchen , ober =fåchriſchen , frånfiſchen und ſchwie 1 bifchen Kreis , und an das Elſas und Lothringen, in
Einleitung . : 1
3.
1249
in welchen legten Ländern auch einige ober , rheiniſche Kreistånder liegen . Von der Größe derfelben , iſt beym chur , rheiniſchen Kreiſe gehandelt worden . 3. Jest
bat der Kreis
folgende Stände,
nämlich das Hochſtift Worms ,
das Hochſtift
Speyer , mit der verbundenen Probſter Weiſſens burg , das Hochſtift Straßburg , das Hodyſtift
In Borne
Chery
ob
Baſel, das Hochſtift Gulda , das Johanniter, Meiſterthum , die gefürſtete Abtey Prům , die Probſter Odenheim , Chur . Pfalz wegen Sims inerii , Lautern und Veldenz, Pfalz - Zweya brücken , beſſens Caſſel, beffen - Darmſtadt, Berefeld oder Sirfd )feld , Sponbeim , Salm mit Rirburg , Haſſau ,Weilburg , nafſaus
cele Tild il
Uſingen , Traffau : Joſtein , Hafjaus Saar, brůcten und Ortweiler , Waldeck , manaus
münzenberg , Sanau Lichtenberg, Solms. sobenfolms Solms , Braunfels , Solms . Rödelheim , Solms Laubach ; Chur. Wiaynz
3
wegen Königſtein , Stollberg wegen Rönigs ftein ; Iſenburg . Burſtein ; Ifenburg : Bůs Dingen , wadytersbad) und Meerhols, die Rbeingrafen zu Greweiler , zu Grumbach , zu Dhaun , Leiningens Sarrenburg , Leinin, gen :Weſterburg und Grunſtadt, Mångfelden, Witgenſtein zu Witgenſtein , Witgenſteing Berleburg i Falkenſtein , Reipoloskirchen , Rriechingen Wartenberg , Bregenheim , Dachſtubl , Olbrúcť , und die Reichsſtåüte Worms , Speyer , Frankfurt Friedberg, Weblar . Es liegen noch einige Herrſchaften in dieſem Kreiſe; welche aber entweder efinirtworden , Bike oder 3 Th. 6A.
1250
Der ober = rheiniſche Streis .
oder keinen Sik und Stimme bey demſelben haben. Heffen Caſſel hat ſich einigemal vom Kreiſe getreno net, iſt aber 1764 demſelben wieder beygetreten, Der erzog von Savoyen wird auch dazu gerecha Wegen des Ran 1 net , hat fich aber abgeſondert. ges einiger von den obigen Kreisſtånden giebt es Streitigkeiten : ſie werden aber mehrentheils in der Drdnung , in welcher ſie angeführt worben , auf einander folgen . 9. 4. Der Bifchof zu Worms , und der Pfalzgraf am Rhein wegen des Fürſtenthums Simmern, ſind >
ausſihreibende Fürſten dieſes Rreiſes. Wegen des Directorii, haben ſie ſich 1690 zu Weinheim das bin mit einander verglichen , daß Worms daffelbe zwar allein haben , aber doch mit Chur - Pfalz mes gen Simmern communiciren ſollte. 1705 verglichen fie ſich abermals , daß Worms Die Kreis . Ausſchrei. ben einſeitig ingroſſiren und erpediren , aber vor und nachher an Pfalz zur Seſung und Reviſi on mittheis die pfalz . ſimmerſchen Deputirten bey Pers
pflichtung der Kreisbedienten und der Handgelobniß concurriren , die wormſiſchen Deputirten die Anſags, getrel nach den Worten : Von geſammten Kreis. die worm. Zusſchreibamts wegen , unterſchreiben , fiſche Kanzley, die Kreis . Ausſdreiben an die Kreiso ſtånde beſtellen, die an das Kreis . Aus dyreibamt ein gehenden Schreiben ,von demjenigen freisausſchrei. benden Fürſten, welchem ſie zuerſt zu
Bånden få
men, erbrochen , und dem andern zugeſandt; wenn 1 fie aber ihren Deputirten in beyder Gegenwart über. iſchen'erbro. reichet wurden , allein von dem worm chen , dem pflalz, fümmerfchen aber dens Herfommen gemäß
1
Einleitung.
125 %
gemaß mitgetheilt werden ſollten . Als bie fatholiſche neuburgiſdye linie die Chur. Pfalz und das Mitfreise Ausſdreibamt im ober . rheiniſchen Kreis erhielt, verlangten die evangeliſchen Stånde dieſes Kreiſes einen evangeliſchen Kreis , ausſchreibenden Fürſten , und als ſie ſolchen nid )t erhalten konnten , verbuns den ſich die mehreſten evangeliſchen Kreisſtånde un. ter Heſſen - Caffels Anführung, zur Abſonderung von den übrigen Kreisſtånden : ſie wurden aber una eins unter einander, und richteten daher weiter nichts aus ,
als daß 1700 vorläufig verglichen wurde , daß
bey allen Erecutionen , welche die Katholiken mit ben Proteſtanten , oder die Proteſtanten allein bee trifen , der vorſißende proteſtirende Stand mit cone curriren ſollte ; würde aber dieſer verhindert , oder wåre er bey der Erecutionsſache directe oder indi recte ſelbſt intereſſirt,
fo follte alsdann dem Impe
trato fren ſtehen , einen andern proteſtantiſchen Stand dem löblichen Kreis - Ausſchreib . Amt zu benennen, welcher alsdann der Erecution beywohnte.
! Ein gleiches ſollte auc) Impetranti executionis, wenn derſelbe proteſtantiſcher Religion , und Impetratus katholiſch ſey , fren ſtehen. In Commiſſionen und Verſchickungen , wo die Evangeliſchen directe oder indirecte intereſſirt waren , foute die Gleichheit der Und wenn die pros Religionen beobachtet werden . teſtantiſchen Stände, zum Beſten der Evangeliſchen , etwas zu erinnern gåtten , wollten ſie ſolches durch ihren vorſikenden Stand dem löblichen Kreis . Hus . fchreib . Umefund thun , welches alsdann mit dem . felben hierunter communiciren , auch auf Begehren die von dem vocfißenden proteſtantiſchen Stand gee Kreta ſchehene
1252
Der ober - rheiniſche Kreis .
fchehene Erinnerung bey Ausſchreibung des Kreise tags ,
den in Ueberlegung zu nehmenden Stücken
beyfügen ſollte.
Würden ſich ſolche Zufälle in dem Kreiſe begeben , woben die proteſtantiſchen Stande intereſſiret wåren, ſo wollte das löbliche Kreis . Aus . ſchreibamt mit mehrgebadytem vorſißenden Stande commnniciren . Heſſens
hierüber nothdürftiglich
Caſſel gat dieſen vorläufigen Vergleid) lange nichrera kennen wollen , und ift daher bis 1731 von den Kreis. tagen weggeblieben ; in gedachtem fich zwar wieder ein , neuem ab.
Jahr ſtellte es
ſonderte sich aber 1741 VOR
. 54 Die ober . rheiniſchen Rreistage find ehe. deſſen gemeiniglich zu Worms, in diefem Jahr. þundert aber ju Frankfurt gehalten worden ; die Kreiskanzley und das Rreisarchiv aber find bey dem Directorio zu Worms.
8.6. In Anſehung der Lage gegen Frankreich , wićb dieſer Kreis unter die 4 vordern und 6 dors liegenden Reichskreiſe gerechnet, iſt auch zu den 3697 und 1703 errichteten und nachmals oft erneuera Als ten Verbindungen gewiſſer Kreiſe', getreten . 1697 die vorliegenden Kreife die Stellung einer dren . fachen Mannſchaft von 60000 Mann übernahmen , fielen auf den ober - rheiniſchen Kreis 10023 Mann ; er ftellete aber vor , daß er dieſelben , wegen erlitte . nen Abgangs an Kreisſtånden , und ausgeſtan . penen Kriegsbeſchwerlichkeiten , unmöglich liefern könne , und erboth fich zu 7000 Mann , nämlich Reuterey ', wenn das fürftliche Fußvolks , und Haus Helfen wieder zum Kreiſe treten würde , fonft aber nur zu 5000 Mann ; ja , im Nördlinger Trace tat
1253
Das Hochſtift Worms. tät von 1702 ,
bot er nur 3600 Mann an.
1727
þat er nach den verglichenen i fimplis zu Fries denszeiten auf den Beinen gehalten 150 zu Roß und 1733 ſtellte er an dreyfacher Mann . 2120 zu Fuß. ſchaft 200 zu Roß und 6023 zu Fuß. Das Rreis , oberſtenamt , iſt in neuern Zeiten wieder in Gang gebracht , und 1750 dem Herrn Landgrafen Ludwig VIII zu Heſſen . Darmſtadt aufgetragen worden . $. 7. Dieſer Kreis wird in Anſehung der Reli. gion unter die gemiſchten gerechnet.
Zum Kammero
gericht präſentiet er jeßt wirklich zwey Aſſeſſores.
Das Hochſtift Worms. $. I. jie Homanniſchen Erben , haben 1752 von dem Hochſtift Worms eine Chorte ans Lídit geſtellt, welche im Atlas von Deutſdiland die dren -und neun . zigſte Charte iſt , aber erhebliche Fehler hat. 8.2 . Es liegt am Rhein auf fünf Stunden, oder 25 Meilen lang , und iſt größtentheils von der Unt ter . Pfalz,zum Theil aber auch von der obern Grafo fchaft Kaßenelnbogen ,
und von dem mannzifchen
Gebiet umgeben. : $ . 3. Das land iſt größtentheils eben , hat aber hin und wieder ſchöne Waltungen, und die Amtstelleq fer Außer gutem rey Neu.Leiningen iſt bergichr. bau und Wieſenwachs, hat es auch Wein . Es iſt ſtarf bewaffert ;
denn der durchfließende Rhein
nimmt hier unterſchiedene kleine Flüſſe auf.
KIEK 3
S. 4. Die
1254
Der ober - rheiniſche Streis.
B. 4. Die reformitten Gemeinen in dieſem Hoch ſtift, find 1705 von Pfalz an das Hochſtift Worms abgetreten worden , und leben nun in einem bea drängten Zuſtande. :
Sie gaben kein eignes Kits
chenregiment mehr , fondern ſtehen nun in Kirchen. und Ebelachen unter der hochfürftlich . wormfiſchen Regierung , und unter den katholiſchen Beamten. Die fürftliche Regierung ernennet die Pfarrer und Schuldiener. Einer von den reformirten Predigera ift Inſpector der übrigen. 5. 5. In alten Zeiten haben in hieſiger Gegend die Vangioner gewohnt. In den mittlern Zeiten ift fie Wovmesfeld , Wormasfeld oder Worms fergau genennet worden .
Daß vor Alters ein Erja
bisthum Worms geweſen fer , iſt unerwiefen ; das Bisthum Worms aber ift alt, und es fol ein Bifchof zu Worms, ( Epifcopus Vangiona.n ) Nas mens Victor , im Jahr 347 auf einer Kirchenvera fammlung zu Cöln gewefen feyn. Allein , wir has ben von den åtteſten Biſchöfen wenig Gewißheit, Die zuverläßigere Reihe der wormfiſchen Biſchofe, wird von Erembert angefangen , "ibelcher ums Jahr 770 eingefeet worden.
Weil das land dieſes Hocha
ftifts gering ift , ſo wird felten einer zum Bifchof era wähle, der nicht ſchon ein andres Hochſtift beſięta
:)
§. 6. Das Wapen des Bisthums, iſt ein ſchräge tiegender ſilberner Schlüſſel, mit aufwärts gerichten fem Schließblatt , welcher auf jeder Seite vier gola dene viereckigt zugeſpißte Steindjen oder ſogenannte Wecken bat, im ſchwarzen Felde.
9.7. Der
Das Hochſtift Worms .
1255
9.7. Der Biſchof zu Worms fteht unter dem Erzbiſchof zu Maynz. In dem ober- rheiniſcher Kreiſe , iſt er ausſchreibender Fürſt und Director. Im Reichsfürſten - Rary, wechſelt er auf der geiſtli. , chen Bank mit Würzburg ſeine Stelle um . Sein Matrikular : Unſchlag, iſt 2 zu Roß und 13 zu Fuß, oder 76 Fl. und zu einem Rammerziel giebt er 50 Rthlr. 64 Kr. 8. 8. Das hochwürdige Domkapitel, hat, ro wie die Domkirche , feinen Sie in der Reichsſtade Worms , und beſteht aus 13 Kapitular , und 9 Do. micelar: Herren , 5. 9. Die fürſtliche Regierung , beſteht aus en ; das nemenPräſidenten , Kanzler , Hof-und Regierungs . egierungse biſotyön und Secretar Råth einem Vica, tiar aus einem General . Vicarius , Official und geiſtlichen Råthen ; Präſidenten ,
das sofgeriche aus einem
Hofrichter ,
Commiffarien und Ra.
then, welche die fåmmtlichen Regierungsglieder ſind , und Secretår , und die Sofkammer aus einem Präſidenten , landſchreiber , Råthen , Secretår und Generalfiſcal
$. 10. Das Land wird in 4 Amtsfellereyjen und eine Amtsſchaffneren abgetheilt. 1. Die Amtstellerey Stein , hat den Namen von der zerſtörten ehemaligen Veſte Stein , ihren jekigen Siß aber zu Lampertheim , außer wel. chem Kirchdorf, auch die Kirchdorfer. Boffheim ute drey fino und' Zorobeim Dazu gehören. reformiet. KECE 4
II. Die
1256
Der obet , rheiniſche Streis.
II. Die Amtskellerey Gordheim , begreift folgende Dörfer welche in alten Vertragen, die Rheindorfer heißen .
1. Korchheim , ein Dorf mit einer katholiſchen Pfarra kirche. 2. Weinbeim , ein Dorf mit einer Kirche, welche eine Lochter von der vorhergehenden iſt.: 3. Wiffoppenbeim , ein Dorf mit einer katholiſchen Pfarrkirche.
4. Norheim , ein Dorf an einem in den Rhein gebene den Canal , woſelbſt die Familie de Ron einen Erbhof und das Krahnenrecht hat, 5. Die Dörfer Bobenbeim und mérſch , mit einer reformirten Kirchen LII, Die Amtskellerey Dirmſtein , der gehören
zu wele
1. Dirmfiein oder Dårmſtein , ein Flecen und Schloß auf welchem ehemals die Biſchöfe gewohnt haben . Es iſt hier eine landdechaney, und eine reformirte Gemeine. . 2. Lammersheim oder Lammerſcheim , ein Dorf mit einer reformirten Kirche. 3. Beuntersheim , ein Dorf mit einer reformirter Kirche , deren ich ſeit 1700 die Katholiken zu ihrem Gota tesdienſt , die Reformirten aber jeßt nur alle vier Wochen bedienen . IV. Dié Amtskellerey zu welcher gehören.
Veu : Leiningen ,
1. t7eu : Leiningen, ein Städtchen auf einem Berge, deffen ehemaliges Schloß die Franzoſen verwüſtet haben. ulø Heffo , Landgraf zu Leiningen , 1468 verſtorben war, zog das Hochſtift Worms dieſes Stådtchen als Rehnsherr ein, und verlief in eben demſelben Jahr die Hälfte deſſels ben
Das Hochſtift Worms.
1257
ben dem Pfalzgrafen Friderich, Die andere Bälfte bat die georgiſche linie des åltern gråflieben Haufes Leiningen boti dem Kochſtift zu Lehn , hat ſie aber an daſſelbe wie: Derkäuflich verſekt, alſo daß das Hodſtift jegt im Beſitz des ganzen Orts ift. 2) Die Dörfer Settenheim , Ludelheim uno Kamſeni V. Die Amteſchaffnerey ( Teuhauſen , der ren drey Derter Churpfalz 1705 an das Hochſtift åb. getreten hat. 1. Neubauſen , ein Dorf. Die hieſige reformirte Kirs de haben 1699 die Katholiken mit zu gebrauchen anges fangen, Vor Alters war hier ein Königshof, welchen der frånkiſche Røntg Dagobert in eine Kirche, und Biſchof Samuel 847 in eine Collegiatkirche verwandelte. Dieſes Stift hat Churfürft Friderich III zu Pfalz 1565 eingezoa gen , und auftatt deſſelben eine Fürſtenſchule oder Gymnas fium illuftre angelegt , in welchem zwölf Tifche gehalteri wurden ; es iſt aber unter den katholiſchen Churfürften alles wieder eingegangen . Die Einfünfte dieſes eingezos genen Stifts, follen jährlich 15 bis 20000 Fl. betragen ; und es iſt 1706 von Thur- Pfala an das Hochſtift Worms pöllig abgetreten worden , worauf Franz ludwig , Chura fürſt zu Mainz und Biſchof zu Worms, ein Waiſenhaus augelegt hat. 2) Xbein Turkbeim , ein Dorf am Rhein deffent res formirte Kirche ehebeffen ein Filial von der Oſthofer Kir : che geweſen , aber 1739 der Neuhauſer Kirche zugelegt Die Katholiken haben 1699 angefangen , ſich worden , auch derſelben zum Gottesdienſt zu bedienen . Hier hat die Familie de Ron cinen Erbhof. 3. Liebenau , ein ehemaliges Kloſter, welches Chure Pfalz 1570 eingezogen hat,
Kiit 5
Das
1258
Dex : ober: rheiniſche Streis.
Das Hochſtift Speyer.
5
. 1, von dieſem Hochſtift Haben die Homanniſchen 1 Erben 1755 eine Charte ans Siche geſtellet, welche aus des würtembergiſchen Kriegsbaumeiſters Bloeda ner Zeichnung gezogen , und im Atlas von Deutſch land die vier und neunzigſte Charte ,
.
aber voll von
Fehlern ift. 3.2. Das Bistýum liegt am Rhein, und grånze an die Pfalz , das Herzogchuin Würtemberg , das Markgrafthum Baden-Durlach, die Grafſchaften Seiningen und Hanau : Lichtenberg , die Fürſtenthů . mer Zweybrücken und Veldenz, und die Herrrſchaft Es iſt ein zum Theil waldichtes und Dchfenſtein. bergichtes Land, welches aber auch guteLecker, Wein, Unter den Balduna Kaſtanien und Mandeln hat. gen ſind der Lußhart, an der Oſtſeite des Rheins, welchen K. Heinrich III dem Hochſtift geſchenkt hat, und der Böhe, oder Bicwald , auf der Weſtſeite des Rheins , welchen Schöpflin von den Bienen Şilvam apiaticam nennt, beſonders zu bemerken. 9. 3. In hieſiger Gegend haben vor Alters die
Hemerer gewohnt.
In der mittlern Zeiten iſt tas
Bisthum ein Théil vom Speyigau geweſen . Der eigentliche Urſprung des Bisthums , iſt unbekannt, ob man gleich einen Bifchof von Speyer, Namens Defle , angiebt, welcher im Jahr 348 auf einer Kirchenverſammlung zu Cöln geweſen ; auch meldet, daß der frånkiſche König , Dagobert I , im Anfang Des Rebenten Jahrhunderts das Bistýum Speyer als
49
Das Hochſtift Speyer. als von neuem
1259
errichtet, und ſeinen Kapellan Atha.
naſius zuin Biſdof verordnet kabe. Es iſt zware dieſem Hochſtift die gefürſtete Probſten Weiſſenburg einverfeibt , daher es zwey fürſtliche Stimmen ſübrt: es bedeutet aber doch ſo wenig in Anſehung der lande , daß es oft keinen beſondern Biſchof, ſondern einen ſolchen kat , Hochſtift beſigt:
der
ſchon ein anderes
4. Das Wapen dieſes Hochſtifts , iſt ein filbernes Kreuz im blauen Felde. S. 5. Der Biſchof zu Speyer ſteht als Biſchof unter Eriff ein Fürſt des Reichs,
dem Erzbiſchof zu Maynz.
und hat im Reichsfürſtenrath auf der geiſtlichen Eichſtätt und Bank zwiſchen den Biſchöfen zu Straßburg Sik und Stimme ; wiewohl die Bir fchöfe ehedeſſen den Vorſig vor Eichſtätt, wegen des höhern Alterthums igres Stifts, verlanget Habeni Auf den obeč . rheiniſchen Kreistagen hat er die Sein Matrikularanſchlag iſt 18 zu Zu Roß und 60 zu Fuß , oder monatlich 456 Fl. einem Kammerziel giebt er wegen dieſes Hochſtifts zweyte Stelle.
und der Probſten Weiſſenburg 169 Rthlr. 8 Kr. 9. 6. Der Sie der Domkirche und des Domfan pitels, iſt in der Reichsſtadi Spener. Das hochwür dige Doinkapitel, beſteht aus 15 Kapitularherrenz und der Domicellarherren ſind 13. $. 7. Die fürſtliche Regierung , das biſchöfliche Vicariat, welches zu Speyer iſt, der geiſtliche Rath , welcher zu Brucſal iſt, das Hofgeriche und die Hoffammer , beyde zu Bruchſal, ſino , die bohen fürftlichen Collegia.
$. 8. Zu
1260
Der ober-rheiniſche Kreis.
$.8. Zu dem Bisthum Speyer-gehören folgende Oberámter und Hemter : 1. Juf der Oftfeſte des Rheins
1. Das Ober- oder Vicedom Ame Bruch , fal., deffen Oberamtmann,
Landvogt oder landfaut
Dazu gehören : am . Prurhein genennet wird . I) Bruchral, die eigentliche biſchöfliche Reſidenzftadt, und , in dein Strich Candes ,, welcher Prurbein genennet ja wird. Die neuerbaute Gaffe ift fehr fchön . Das fürſtliche chloß , welches. Biſchof Damian Hugo zu erbauen ans gefangen , und Biſchof Franz Chriſtoph völlig ausgeführt bat, iſt pråchtig. Gegen demſelben über, auf einem hohen Berge, iſt ein großes Waſſerbehältniß für die Springbruns nen in Borhofe des Schloſſes und im fürſtliden Garten, Angelegt, und mit eluein Luſthauſe überbauet, neben dema felben aber iſt ein ſehr zierliches Schießhaus angelegt wors Alles dieſes ſiehet oou fern einer beſondern Burg ben. gleich , und von dieſer Hdhe werden zu feftlichen Zeiten Kanpnen geldſet. Das Reſidenzſchloß hat ſeinen beſons bern Vezirk, welcher von der Stadt durch ein Thor abges fondert iſt , und init vielen andern großen Gebåuden får den fårfifichen Hofſtaat pranget. Die Stadt hat zwey große Vorſtädte und Salzwerke. Dieſen Ort hat Kaiſer Heinrid III dem fpeyerſchen Biſchof Conrad 1056 gerdens fet. Bidor Ulrich II bat hiefelbſt ein Schloß erbauet , auch, vom Grafen Conrad von Calve die Bogtev des Drts Von dem hieſigen unmittelbaren Reichsſtift, erkauft.unten ein beſonderer Artikel vor. Die Stadt if Fönint 1676 und 89 von den Franzoſen durch Feuer ſehr vers 1735 hatte das kaiſerlide und Keidjds waſtet worden . Kriegébeer zwiſdeu Bruchſal und Langenbrüd ſein lager, und vor fi cine von Ettlingen , im Markgrafthum Baas den - Beaden , aber Bruchſal und Rißlau bis Retída , in den Rhein fich erſtreckende Linie und Weberſchwemmung. Bitfelbſt iſt eine Coinmende des Johanniter . Drbens. 2) Altens
Das Hochſtift Speyer.
1261
2) Altenburg , ein biſchöfliches Jagdſchloß und Hauss haltungshof, und 5 Dörfer. 2. Das Air Riflau , zu welchem gehören 1) Kiflau , ein Jagoſchloß am Fluß Craid ), welches der ròiniſche König 2iibelm . 1249 dein Hochſtift geſchens let bar . Vor u ! ters hat es Dunaften ge.jeben , welche fidh Nobiles de Kiffelawe genennet haben . 2 ) Langenbrüden , ein wohlgebauetės Dorf, woſelbſt ein Sauerbruun iſt. 3 ) Mingolsheim , vor Alters Weinboldesheim , und Weſiringen , Martofleden , 4) Ubftatt , ein Dorf, in welchem eine Salzquelle iſt, und noch 1o andere Dörfer. 3. Das Ame Krombacts , welches aus dem Stådrchen Ober - Orombad ), roſelbſt ein biſchoft. Schloß iſt , und dem Dorf Unter: Krombad, in welchem
ein Geſundbrunn iſt , beſteht.
4. Das Ain Rothenburg, in welchem 1 ) Rothenburg, ein Städtchen mit einein verfallenen biſchöflichen Schloß. 2) Die Dörfer malsch , welches anſehnlich ift, Xauens berg, woſelbft ein biſchöfliches Schloß iſt, und der Beamte wohnet , und noch 5 andere. 5. Das Ame Philippsburg , in welchem 1 ) Philippsburg, eine Stadt und Reichsfeſtung am Rhein , welche aus einem Flecken , Namens Lidenbeim , entſtanden , den Biſchof Emich zu Speyer 1316 von Heina rid) von Edin , Bürgern zu Speyer, erkauft , zu deiſen Befeſtigung mit Mauern und Graben Biſchof Gerhard vom Kaiſer Ludwig Erlaubniß erhalten , und den Biſchof Philipp zu ſeiner Reſidenz erwählt, und 1618 befeſtigen Taffen . Allein , die verbundenen Ehurfürften und Fürſten, infonderheit Churfürſt Friderich v zu Pfalz , als ihr Obers haupt, nebſt dem Markgrafen zu Baaden - Durlach , bera abredeten auf einer zu Heilbrunn angeſtellten Verſamma fang, 4000 Mann zu Roß und zu Fuß, nebſt 1200 Schanjo gråbern
1262
Der ober : rheiniſche Kreis .
gråvern und nöthigem Geſchůb , dahin zu ſchicken , welde auch den Ort am 15 Jun. 1618 aufforderten und einnaha men , und hierauf alle Feftungswerfe ſchleiften. Als aber Churfürſt Friderich in die Acht erklärt wurde, bediente fich Der Biſchof zu Spener dieſer Gelegenheit, 1623 den Fes ſtungsbau zu vollenden , und nennte den Ort, dein Upoſtel Philipp zu Ehren , Philippsburg. Rachmals iſt ſie noch beffer und regelınåßiger befeſtigt worden . Das Reid vero prdnet bieſeibit einen Gouverneur und Commandanten , und der Biſchof zu Spener hat hier ein altes Schloß und eine Rheinfahre. 1714 wurde auf der Kreis : Affociationsvers fammlung zu Heilbronn verabredet, daß Der frånkiſche Kreis feine biefelbſt befindliche Mannſchaft ferner ſtehen, oder durch eine gleiche Anzahl ablofen laſſen ſolle; rorauf der Kreis auch einen evangeliſchen Feldprediger für die evangeliſche Beſakungskirche hieher ſette. 1772 verſtattete der taiſerliche Hof - Kriegsrath den Kreistruppen , welche bis dahin hieſelbſt geſtanden hatten, mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen abzuziehen . Im münſterichen Fries deu von 1648 wurde Frankreich berechtigt, hieſelbſt eine Befagung zu halten. Dieſes Beſakungsrecht trat Franks reich in nimmegiſchen Frieden 1679 an den Kaiſer ab. Im ryswidtiſchen Frieden von 1697, wurde Philippsburg mit allen Feftungswerken auf der rechten Seite desRheine, dem Kaiſer und dem Reich wieder eingeråumt , aber auga gemacht, daß die Feſtungswerke , welche auf der andert Seite des Rheins angelegt worden , nebſt der Brüde, wegs geriffen werden ſollten. Dem Biſchof zu Speyer wurden feine Rechte vorbehalten. 1734 wurde die Feftung von der Franzoſen , nach einer tapfern Gegenwehr des Commans danten von Wutgenau , erobert, aber 1737 zurüd gegea ben. Seit der Zeit find die Feſtungewerte ſehr in Ber: fall gerathen . 2) Guttenbeim , ein Dorf, eine halbe Stunde vom Rhein,
welches gegen Neudorf und Graben zu, ehereffen Knaus denbeim hieß , und am Rhein lag : weil aber dieſer abs Strom demſelben den Untergang drohete , iſt es ganz gebrochen , an dem jebigen Ort 1758 und 59 neu angelegt, uni
Das Hochſtift Speyer.
1263
and von dem dermaligen Biſchof benannt worden . Zwis fchen Germersheim und Knaudenheim geht eine churpfälzis de Rheinfábre. 3 ) Xheinbauſen , ein Dorf am Rhein , woſelbſt eine Fålyre über den Rhein geht. 4) Die Dörfer Wieſenthal, waghkuſel, woſelbſt ein biſchöflidjes Wohuhaus, in Geſtalt einer Einſiedleren, ein Kapuziner - Kloſter, und ein berühmtes Marienbild , zu welchem ſtark gewallfahrtet wird , und nod 3 Dörfer. - Gewiffermaßen gehdren auch die Derter Alts und Xeus Lußheim , an deren erſtem eine biſchöfliche Rheinfahre iſt, und des Domkapitels Dorf Ketſch , dahin 6. Weibſtadt , eine Stadt im Craichgau , welche Rais fer Cudwig aus Bayern dem Hochſtift als eine Reichs. pfandſchaft åberlaſſen hat, und die durch einen biſchöflis den Beamten verſehen wird . 7. Das Amt Herſpach , welches mit Baaben. Baaben gemeinſchaftlich ift , und begreift 1) Gerſpach , eine Stadt , wofelbft auf dem Rhein ein ſtarker Holzhandel getrieben wird. 2 ) Die Dörfer Stauffenberg und Scheuren . 8. Illingen , ein biſchöfliches Dorf, unweit Raſtadt, welches der Vogt zu Gerſpach mit verwaltet. . II. Auf der Weſtfeite des Rheins
1. Das Oberamt Rirrweiler , in welchem 1 ) Kirrweiler , ein Städtchen , mit einem Schloß, Marienburg genannt. 2 ) Die Dörfer Alſterweiler , Freymersbeim , Geing. beim , Grevenhauſen , Groß - Fiſchlingen , sambach , Maykammer, Venningen , Weyber, und noch 4 andere. 3) Edesheim , ein Marktfleđen. 2. Das Amr Deydesbeim , in welchem 1 ) Deydesheim , vor Alters Didinesbeim , eineStadt an der Hort, mit einem biſchöflichen Schloß . Bey derſele ben wachſet guter Wein.
) Die
1264
Der ober-cheiniſche Streis .
2) Die Dörfer forft, mit einem adelichen Out , Lins denberg , mit einem verfallenen Schloß, Ruppersberg, mit einem Soloß der Freyherren von Dalberg , und noch 3 andere: 3 ) Genifſermaßen gehört des Domkapitels Dorf Xes tbersbeim bieber. 3. Das Amt Marientraut, in welchem 1 ) Sanhoffen , ein Dorf, woſelbſt das Schloß Mai rierschut iſt. 2) Waloree, oder Walzheim , ein Dorf am Rhein,
und noch 6 Dörfer. 3) Gewiffermaßeit gehört das Dorf Otterſtadt hiehet, welches deni Stift S. Guidons zu Speyer gehört. 4) In dieſem Amtsbezirk liegen auch die ſo genanntett Canerben , aufwelchem Diſtrict die anligerden Gemeis nen die Weide und den Holzgenuß haben. 2 4. Ueber des Domkapitels Dorfer Jöblingen , Bauers bach , Weſchbach , Ober- und Unter .Welingen , und Dürrenbuchig , hat das Hochſtift die Landeshoheit. Anmerk. Das Hochſtift Speyer beſitzt , außer det gleich hernach vorkommenden Probſtey Weiffenburg, ain Unter - Elſaß: I ) das Oberamt Lauterburg , mit der Stadt dieſes Nainens , dem Ort Xheinzabern , Dorf Jodgrim , mit einem Schloß , und 17 andern Dörfern . 2 ) Das Amt Magdenburg oder Madenburg , welches von einem verwüſteten Soloß unweit Landau den Namer hat , und deſſen Beamten zu Arzbeim wohuen ; außer 'welchem Dorf, noch vier andere dazu gehöreu. 3 ) DAS Amt Dahn , mit 7 Dörfern.
Die Probſtey Weiſſenburg.
ie gefürftete Probſter Weiffenburg , iſt bey der oder ehemaligen Reichsſtadt Weiffenburg , urg r fenb n Sie war , im Unte . Elfas. Kro - Weif anfänglich eine Benedictiner Mönchenabtey , welche im
Das Hochſtift Straßburg:
1265
im J. 624 geſtiftet, und im J. 664, von dem frånfi. fchen Könige Dagobert in Aufnahm gebracht worden . Pabſt Clemens VII machte fie 1524 zu einer weltlia chen Probſtey , und 1545 wurde fie dem Hochſtift Speyer einverleibet. Jør Wapen iſt ein ſilbernes Kaſtel mit zwey Thürmen ,
über deren jedem eine
goldne Krone ſchwebet, im rothen Felde. Der Bis ſchof zu Speyer Gat, als gefürſteter Probſt zu Weiſſens burg , im Reichsfürſtenrath Sik und Stimme auf der geiſtlichen Bank, und zwar zwiſchen Berchtols . gaden und Prům . Auf den ober . rheiniſchen Kreis. tagen führt er dieſer Probſtey wegen feine beſondere Stimme, ſondern ſie iſt der ſpeyeriſchen annectirt. Er vertritt ſie mit 2 zu Roß und 14 zu Fuß oder monatlich mit 80 Fl. Jhr Zugehår liegt jekt außer dem Reich im untern Elſas , woſelbſt die Beſchreia bung deſſelben zu finden iſt.
Das Hochſtift Straßburg. Jie Errichtung des Bisthums Erraßburg, wird dem frånfiſchen Könige Dagobert zugeſchrieben , und in das ſiebente Jahrhundert gefekt. Es iſt in der Stadt Straßburg geftiftet worden , woſelbſt auch
noch die Domkirche und das Domkapitel iſt , der Bie ſchof aber hat ,
als die Stadt die lutheriſche Lehre
angenommen , ſeinen ordentlichen Wohnſiß in der Stadt Zabern oder Elfas - Zabern aufgeſchlagen . Seitdem das Elſas und die ehemalige Reichsſtade Straßburg unter franzöſiſche Bothmåßigkeit gekom . men , ſteht zwar der Biſchof zu Straßburg mit fei. nem weltlichen Gebiet , ſo weit daſſelbe jenſeits des Ill 3 Th.64. Rþeins
$
1266
Der ober -rheiniſche Kreis.
Rheins belegen iſt , unter franzöſiſcher Landeshoheit ; ift aber doch nod) , in Anſehung ſeiner dieffeits des Rheins liegenden Aemter , ein Fürſt und Stand des deutſchen Reichs , und hat , als ein ſolcher , ſowohl im Reichsfürſtenrath auf der geiſtlichen Banf, zwi. ſchen den Biſchöfen zu Speyer und Coſtanz, als auf ben ober - rýeiniſchen Kreistagen, Sik und Stimme, welche 1724 von neuem in Gang gekommen . Sein alterMatrikularanſchlag iſt 8 zu Roß und 100 zu Fuß , oder monatlich 616 Fl. und zu einem Kammerziel iſt er jegt auf 58 Rthlr. 30 Kr. angeſeßt. Als Biſchofftebr Neun Zemter er unter dem Erzbiſchof zu Mayng. feines Gebiets, ſind im zweyten Theil beſchrieben ; die dieffeits des Rheins auf dem Reichsboden , und annoch unter der Hoheit des Reichs belegenen 2 Hemter aber gehören hieher. Sieliegen in Schwaben , und zwar 1. Inder Ortenau, das Amt Oberkirch , weli ches vor Alters von einem nun zerſtörten Schloß Ul . lenburg benannt worden, und größtentheils im 2n . fang des vierzehnten Jahrhunderts erkauft iſt. 1) Oberkirch , ein Städtchen und Schloß , am Fluß Rench , welches die Grafen von Fürftenberg 1303 an das Bisthum Straßburg berkauft haben. 2 ) Oppengu , vor Alters Kloppenau, ein Stadtchen , an eben demſelben Fluß , in einem Thal , in welchem zu Griesbach und Peterstbal, Sauerbrunnen find. 3 ) Kenchen , ein großer Flecken an eben dieſem Fluß . 4 ) Ulm , oder boald's Ulm , ein Dorf. 5) Schauenburg , ein Schloß , welches das Stamms baus der brisgauiſcher Grafen von Schauenburg ift. 2. Im Brisgau , iſt das Amt Ettenheim .
den Namen von dem Städtchen Ettenbeini, Es hat außer welchein noch 4 Dörfer dazu gehören.
Das
Das Hochſtift Baſel.
1267
Das Hochſtift Baſel. S. 1. Es liege das Bisthum Baſel zwiſchen dem Sund, gau , der gefürſteten Grafſchaft Mömpelgar ), der Grafſchaft Burgund , dem Fürſtenthum Neuf djatel, und den eidgenoſfifchen Cantonen Bern, So. lothurn und Baſel, und macht ein beträchtliches Fúr ſtenthum aus . S. 2. Die Einwohner reden theils franzöſiſch,theils das ſogenannte Patois . Sie find theils katholiſch , theils reformirt..
Die Landſtånde beſtehen aus der
Geiſtlichkeit, aus der Ritterſchaft, und aus den Ståb , ten und Hemtern. Ihr Präſident iſt der jedesmalige Abt zu Bellelan . Wenn eine Steuer von 30000 PE. Baſler Währung angelegt wird , ſo bejable die Geift. lichkeit zu derſelben 2675 Pf. u. die Ritterſdaft538 Pf. das übrige aber tragen die Städte und Vemter. 8.3. Das Bisthum iſt in der Stadt Baſel geſtif tet , uno worden ; ungewiß ,
die eigentliche Zeit der Stiftung aber ift und man hat vor der Mitte des achten
Jahrhunderts wenige zuverläßige Nachrichtvon der Der Biſchof iſt ein Reichsfürft, und hat fob ſelben . wohl in dem Reichsfürſten Rath auf der geiſtlichen
Driren , als auf den Kreistagen ober , rheiniſchen , Siz und Stimme, Sein Matrikularanſchlag iſt 2 zu Roß und 15 zu Fuß , oder monatlich 48 Fl. Zu der ober : rheiniſchen Kreis, Kaſſe giebt er jährlich eine verglichene Summe von 500 Fl. und zu einem Kammerziel40 Rthlr. 34 Kr! ( 11 1 2 Er
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Der ober -rheiniſche Kreis .
Er hat auch mit den 7 katholiſchen Cantonen der Eids genoſſenſchaft 1579 , 1655, 71, 95 und 1712 eine genaue Verbindung errichtet, vermoge deren beyde Parteyen einander in Religions , und andern billigen Sachen wider alle Beleidiger und Anſprenger thårige Hülfe erweiſen wollen ; welche Hülfe inſonderheit geſchehen Toll , wenn entweder ein Theil des Glaubens wegen gedrückt und gedrångt würde , oder wenn die Unter thanen ſich wider ihre Obrigkeit auflehnten ; jedoch auf des Hülfebegehrenden Koſten . Infonderheit aber ſollen die Dete dem Biſchof helfen , ſeine abges fallenen Unterthanen wieder zum katholiſchen Glaus ten und Gehorſam zu zwingen ; er roll aber in fol. chen Fällen ohneRath, Wiffen und Willen der ta. tholiſchen Orte nichts Gewaltthåriges vornehmen . Das Hochwürdige Domtaptrel, beſteht aus 18 Kas pitular . unb Domicellar . Herren . S. 4. Das Hochſtift hat folgende Erbamter. Erbs marrihalle, ſind die von Eptingen zu Neuweiler; Erbmunoſchenken , die von Berenfels zu Begen : þeim ; Webkammerer , die Reichen von Reichen: Itein zu Inglingen , wechfelspeiſe mit den München von Münchenſtein , genannt von Leuenburg ; Lrbs truchfefſen , die Freyherren von Schönau zu Daß. heim ; Brbkůchenmeiſter , die von Rothberg zu Bamlach und Rheinweiler . 8. 5. Der Biſchof iſt ein Suffragant des Erzbis Sein Kirchſprengel iſt in Schofs von Beſançon , Ruralfapitel eingetheilt, welche genennet werden jenſeits Ottensbühel (ultra Colles Ottonis , ) diese Feits Ottensbühel, innerhalb Ottensbibel, das dies , ſeitige
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Das Hochſtift Bafet . das maßmünſteriſche,
ſeitige rheiniſche ,
1260 Bas else
gauiſche, das leimenchaliſche, das fatzgauiſche, bas buchsgauiſche, und das fridfgauiſche Kapitel. Seine hohen Collegia ſind : der geheime Rath , das Genea ral. Vicariat und Officialat, das Hyofgericht, und eine Hofkammer. 9. 66 Das Fürſtenthum Baſel beftehet heutiges Tags aus zwey Theilen. 1. Ein Theil iſt der Bothmåßigkeit des deutſchen Reichs unterworfen , und dem ober-rheiniſchen Kreiſe einverleibt. Dahin gehören folgende landſtånde nach ihrer Rang . Ordnung : 1. Bellelay , Bellelagium , eine Abten Pråmonſtratens fer Ordens , deren Abt eine Inful trågt, und Präſident der fandſtånde iſt. Das jetzige, Kloſter ift fammt der Kits dhe neu imb anſehnlich erbaut, das alte Kloſtergebäude aber dienet zu einem Rornhaus. Es gehören zu dieſer Abtey die Priorate zu Grandcoart oder Grangourt,eine Stunde von Bruntrut, zu Baſſecourt oder Altorf im Dels fperger Umt , und zur Himmelsforte in der Grafſchaft Rheinfelden ; fie verleiht auch die katholiſchen Pfarren zu Altorf und Büſtingen , und die evangeliſden Pfarren zu Lachsfelden , Neuſtadt ; Bieterlen , und im Berner Ges
biet zu fengnau . Die Käſe, welche in der Gegend dieſes Stifts verfertigt, und davon benannt werden , ſind ſehr jdmachaft. 2. Die Probſter oder das Collegiatſtift månfter in Granfelden, Monafterium grandis vallis , franz. Moutier en Grandval , hat den Ramen von dem Pfarrborf Gran felden oder Grandoal , Grandpaur , im Münſterthal, iſt aber 1530 von dannen nach Delſperg verlegt worden , doch behält ſie den Namen von dieſem Můnſter noch immer Sie hat vonalten Zeiten her mit der Stadt Solo, ben. thurn ein Bürgerrecht. 2111 3 3. Die 7
Der ober: rheiniſche Kreis . 1270 3. Die Probſtey- zu St. Urrig , in der Stadt dieſes Iramene. 4. Die St. Midaelis Bråderſchaft. 55. Die Probſter zu Joſtein , am Rhein , im Brisgau. Sie beſteht aus einer einigen den Titel eines Probftes führenden Perſon. Bey derſelben liegt ein Dorf. 6. Die Ritterſchaft, zu welcher ungefähr zehn Famis lien gehören , die faſt alle mit fürſtlichen Land- und Hof: dienſten verſehen ſind. 7. Das Burgthal , ein Dorf , welches , nebſt dem Schloß Burg , die Freyherren von Weſſenberg, von dem Kochſtift zu ſehn tragen. 8. Delſperg , Delſberg , Telſperg , lat. Delemon tium , Telamontium , franz. Delmont, eine Stadt auf einem Hügel an der Sorn , die ſich unweit davon in die Birs ergießt, an dem luſtigen Ort des Salzgaues , wo fidh das Gebirge erweitert. Biſchof Johann II hat 1341 den Hof nebſt dem Schloß dazu gekauft, damit ſich die Biſchofe darinn aufhalten könnten, und Biſchof Johann Conrad II hat in dieſem achtzehnten Jahrhundert einen neuen Pallaſt hieſelbſt erbanet. 1530 iſt das,Collegiatſtift, welches zu Münſter iu Granfelden geweſen , hieber verlegt worden , und die Shorherren halten ſich noch hieſelbſt auf. Man findet hier auch ein Kapuziner- und ein Urfeliner-Klos fter. Die Stadt hat 1397 und 1487 großen Brandſcha : den erlitten . 9. Bruntrut , oder Prantrat, in hieſiger Landesſpras che pourrentrut oder Porentru , lat. Brundufia , Brun . tutum , eine Stadt im Elsgau am Fluß Hallen , nebſt einein ſchönen Schloß , welches der ordentliche Wohnfit der Biſchöfe ift. Außer der Pfarrkirche zu St. Stephan, findet man hier ein eheinaliges Jeſuiters Collegium und 1374 Gymnaſium , ein Manns- und ein Frauenkloſter. wurde ſie von den Bafelern verbrannt, und 1520 erlitte ſte wieder großen Brandſchaden . 10. St. Urſitz oder St. Urſane , auch wohl Sonded: fits , eine kleine Stadt am Fluß Dour. II. Lauffen ,
Das Hochſtift Baſel.
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11. Lauffen, ein Städtdyen in einer Ebene an der Birs. Es wird von einem Meyer und zehn Råthen regiert. 12. Das Oberamt Delſperg , über welches der Biſchoj einen Landvogt fett, der in der oben genannten Stadt dieſes Namens wohnet. Es beſteht 1) Aus dem Delſperger Thal , zu welchem die Pfarren Altorf oder Baſſecourt, Bürgis , Büftingen , Courfaivre, Courterelle, Dietweiler , Låfingen, Lů. tersdorf, moderſchweiler, mazweiler, Pferdmund , Rodenburg , Saugeren , Unterſchweiler, u.Wir, gehören. Sie ſind 1554 von dem Rath zu Baſel in das Bürgerrecht aufgenommen , jedoch dem Hochſtift ſeine Rechte vorbes halten worden . 2) Aus dem månſterthal, durch welches die Birs läuft. Es beſteht aus unterſchiedenen Zhålern , die zwi. fchen den verwirrten Ketten des juraſſiſchen Gebirgs lies Das Hauptthal hat zwey beſondere Eingånge, in gen. welchen die gegen einander über ſtehenden Felſenwahrſchein licher Weiſe ſo genau auf einander paffen , daß es ſcheint, als ob ein zuſammenhangenber Berg durch ein Erdbeben ge trennt worden ſen. Das Mänſterthal hat K. Rudolf II von Burgund im 3.1000 dem Hochſtift Baſel geſchenkt. 1486 nahm die Stadt Bern die Challeute zu ihren Bürgern an, und verſprach ihnen , fie bey ihren guten Rechten wider alle Gewalt und Unrecht zu ſchüßen. Solches Bürgerrecht wurde in eben demſelben Jahr von dem Biſchof genehmis get , 1496 erneuert, 1505 bon dem Biſchof abermals gut geheißen , und 1613 , 33, 55, 71, 89, 1704, 1706, 1722 und 43 abermals "zwiſchen Bern und den Thalleuten er: neuert. Das oben genannte Collegiatſtift Münſter , wels des dieſes Zhal bis 1588 von dem Biſchof zu lehu ge habt , hat es in dieſem Jahr dem Bisthum wieder abgetres ten . Die meiſten Einwohner ſind reformirt, und machen ſechs Kirchſpiele, hingegen die wenigen katholiſchen Eins wohner nur ein Kirchſpiel aus : jene wohnen vermoge des zu Arberg 1711 zwiſchen dem Hochſtift Baſel und der Stadt Bern geldloffenen Vergleichs, ob , dieſe aber ans ter £ 110 4
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Der ober= rheiniſche Kreis.
ter dem Felſen . In einem Winkel der Berge nach Nords often , wo ſonſt eine Glashütte war , wohnen Wiedertåus fer, und werden gebuldet. In dem katholiſchen Kirchſpiel Elay oder Seehof , welches unter dem Felſen belegen iſt, Die Hauptwaaren des iſt ein ergiebiges Eiſenbergwerk. Münſterthals find Holz und Vieh. In den breitern Thås lern bauet man Getraide. An einigen Orten wird aus der rothen Lanne Harz , abgezapft , und hernach im Waſſer gekocht und gereinigt. An der Grånze des Bieler -und Solothurner Gebiets , nicht weit vom Dorf Dachsfelden 4 oder Tavanne , iſt ein durdygehauener Fels , oder eine Cluſe , Pierre port , oder Pierre pertuis genannt, auf bem Gebirge Jura , welchen berühmten Durchgang die Römer veranſtaltet haben , und zwar vermuthlich zur Zeit M. Antonini und L. Aurelii Veri . Die daſige rómiſche Steinſchrift, muß nach Aug. Joh. Burtorfs Ergänzung, alſo geleſen werden : Numini Auguftorum via facta per Nahe T. Dunnium Paternum II virum . Col. Helve. bey dieſem Ort entſpringt die Birs. 13. Das Oberamt Bruntrut, beſteht aus dem Land Llogau , Comitatus Alſaugenſis , welches das Hochſtift ſeit 1271 beſigt. Es gehören auf zwanzig Pfarren dazu, als Boncourt, Bonfol oder Bondaur , Breſaucourt, Båre , Buir auch Boir oder Buchs , Courgenay oder Jenuſtorf, Cornol, Charmoille oder Galmis , Coeuve oder Kuf, Courchadon oder Vogtſpurg , Courtedour, Cheveney oder Körbernach , Courdemaiche, Dama phreur oder Danffereur , Damoant , fontenois, Fabi, Grandfontaine, Salle, Miecourt, u. a. m.
14. Das Oberamt Jwingen , welches von dem Schloß Zwingen den Namen hat. 15. DAS Oberamt Birſec , zu welchem gehören 1) Birred , ein Schloß auf einem Berge, in welchem ber biſchöfliche Oberbogt wohnt . 2 ) Arlesheim , ein Flecken unter dem vorhergehenden Schloß am Fluß Birs , wofelbſt das Domkapitel feinen Sitz hat , und 1680 eine neue Domkirche erbaut worden .
3 ) Die
Das Hochſtift Baſel.
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3 ) Die Dörfer Alſchweiler , Ettingen , Oberweis ler , Xeinsch , Schönenbad , Terweiler, u.a. in . 16. Das Oberamt Pfeffingen , welches das Hocyſtift uins Jahr 1008 vom Kaifer Heinrich II bekommen hat, Darinn iſt 1 ) Pfeffingen , ein Schloß und Pfarrdorf. 2) Ungenſtein , ein Schloß auf einem Berge, am Fluß Birs , im Lauffenthal. Graf Henrich von Thiers Kein hat es 1518 dem Hochſtift Baſel verfauft , von wela chem e$ 1561 an den Arzt Wendelin Zipper zu lehn geges ben worden , deſſen Nachkommen es noch beſitzen. 3) Eſch oder deſd ), ein Dorf , woſelbſt der biſchoflis che Dbervogt wohut. 4 ) Die Dörfer Duggingen und Grellingen. 17. Das Oberamt Schlingen , im Brisgau am Rhein, welches begreift I) Schlingen , einen Marktfleden . 2) Die Dörfer Steinſtatt, am Rhein , und machen , ober Wuchbeim . 18. Die freyen Berge , oder freyenberg , freyberg, franz. Mont de Bois , iſt ein hohes und rauhes Gebirge, auf welchem zwar kein Obſt, auch wenig Getraide wacht, hingegen viel Viel gezogen wird. Es iſt eine eigene Obers vogter , zu welcher die Pfarren Desbois oder Rauchholz, Foirmont oder Schwarzenberg, Saignelegier, Weus riaur oder Spiegelberg , Breuleup, Montfaucon oder Falkenberg , und die Herrſchaft, das Städtchen und Schloß Franguenont, gehören . Dieſe Gegend hat ehes mals zu der Herrſchaft Spiegelberg gehört. 1423 hat ſie das Bisthun in Beſit genommen , II. Der andere Theil, hat ſich der Hoheit des deute ſchen Reichs nach und nach entzogen , und zu der Eid. genoſſenſchaft geſchlagen , trägt auch zu den hochſtif tiſch . bafelſchen Landesanlagen nichts bey , erkennet aber 11 ( 5
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Der ober -rheiniſche Kreis.
aber doch den Biſchof zu Baſel als Obergerrn.
Da.
hin gehören die Städte Biel und Teuenſtadt oder Bonneville , und ihre Bea zirke; imgleichen die Herrſchaft Erguel und Jufingen, und der Theſenberg ; von welchen bey der Eidgenoſſens rdhaft, und den derſelben zugewandten Orten , mehrere Nachricht vorkommt.
Das Hochſtift Fulda. $.
I.
Mon dem Fürſtenthum Fulda þar Wolfgang Regrwill eine Charte gezeichnet, welche von Blaeu geſtochen worden ; nadmals hat Jobann Bapt. homann, eine Charte anfänglich auf einem
Bogen , nachmals aber auf zwey Bogen herausges geben , welche lekte in dem Atlas von Deutſchland In Johann Frides die hundert und zweyte ift. rich Schannat, corpore traditionum Fuldenfium , findet man eine Charte vom alten Buchau , Bucho nia , welche Joh . Georg Puſchner zu Nürnberg ges ſtochen hat ; und eben dieſer Schannat hat auch ſeis nem Werk , welches die Aufſchrift führt: Dioeceſis,
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Fuldenſis , eine Charte beygefügt. J. 2. Es iſt von Heſſen , den Grafſchaften Jfen . burg und Hanau , Bisthum Würzburg , der gefür ſteten Grafſchaft Henneberg , und einigen reichsrit. terſchaftlidhen Diſtricten umgeben , und hat in ſeiner
größten Långe über 13 ,
und in der größten Breite
über jo Meilen . 1 D. 3. Es iſt ein bergichtes und waldichtes land, hat aber doch gute Zecker, und ergiebige Salzquellen , auch eine halbe Stunde von Brückenau eine geifts reiche
Das Hochſtift Fulba.
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reiche und wohlſchmeckende mineraliſche Quelle, wel. che 1747 zuerſt entdeckt, und 1766 und 76 mebr be. fannt gemacht worden . raliſches Waſſer ,
Zu Wernarz iſt ein mines
welches eine angenehme Säure
hat , ſich beſſer als das Brückenauer verführen låßt, und weniger flüchtig iſt.
Die vorneắmſten Flüſſe,
welche daſſelbe bewäſſern , ſind die Fulda , welche hieſelbſt entſpringt, und die Saal, welche aus dem Würzburgiſchen kommt und gegen Süden einen kleinen Strich des Bisthums Fulda durdſtrömt. 9. 4. Die Einwohner ſind größtentheils römiſch. katholiſch, zum Theil aber lutheriſch . Man zählet überhaupt 60 Pfarr , und 94 Filialkirchen, unter wel. den 9 Pfarr - und einige Filialkirchen lutheriſch, die übrigen aber fatholiſch ſind. ſen verbeſſert worden .
1777 iſt das Schulme.
§ . 5. Dieſes Fürſtenthum iſt ein anſehnlicher Theil von dem alten Buchau , Buchonia, (Boconia, Bo cauna, Buochunna, Puohunna,) welches aus einem großen und rauhen Walde beſtund, und in 6 Gauen ( pagos ) abgetheilt war , nämlich in das Sſto und weſtliche Grapfeld , Tullifeld , Salagewe, Sinnagewe , aſsfeld , Vueringewe und Bas ringe. In dieſen rauhen Walb begab ſich im J. 742 der Abt Sturm , auf Veranlaſſung des Heiligen Bonifacius , um einen Plak zum Kloſter auszuſu . chen . Er wählte einen Ort am Fluß Fulda, ( Ful daha ,) über welchen die thüringiſchen Kaufleute nach Maynz zu gehen pflegten , und Bonifacius wirkte im J. 744 bey dem frånfiſchen Könige Karlmann die Erlaubniß aus, daß daſelbſt einKloſter erbauet wer. den durfte, welches mit Mönchen Benedictiner.Or. dens
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Der ober-rheiniſche Kreis .
dens befekt wurde , und gedachten Sturm zum erſteni Abt hatte.
Pabſt Zacharias I ertheilte demſelben
im 3. 751 die Freiheit, daß es ganz allein dem rómi. ſchen Stuhl und ſonſt feinem Biſchof unterworfen ſeyn ſollte. Solche Frenteit wurde vom Konig Pipin um das J. 745 , und Pabſt Stephan IV im 3.769 beſtätigt. Pabſt Johannes XIII ertheilte den fuldaie fchen Zebten im J.968 den Primat vor allen Lebten in Gallien und Deutſchland , welchen Pabſt Silve.
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ſter II im Jahr 999 beſtätigte, und die Erlaubniß , Kirchenverſammlungen anzuſtellen, und wie die Bie ſchöfe an den römiſchen Stuhl zu appelliren , hinzu : fügte. Die Erzkanzlerwürde bey der rómiſchen Kais ſerinn , hat Karl IV durch ſeine Urkunde von 1336 (welche Ulrich in ſeiner Schrift de Archi- Cancella riatu et Primatu Abbatis Fuldenfis, nach dem Origi nal abdrucken laſſen , ) der Abtey , wo nicht erneuert und beſtätigt , doch wenigſtens gegeben . Sie iſt aber mehrentheils nur ein Ehrentitel, denn die wirk . lichen Verrichtungen des Abts bey der Kronung des rómiſchen Kaiſerinn, beſtehen vorneşmlich darinn , daß er , wenn dieſelbige gefronet iſt, ihr , ſo oft es nöthig , die Krone abnimmt , dieſelbige håle, und fie ihr wieder auffeßt. ( Joh. Jac. Moſer von
1 dem rómiſiben Raifer , rdm . König und den Reichs - Vicarien , S. 654 ). Endlich erhob der Pabſt Benedict XIV im J. 1752 die Abtey zu einem eremten Bisthum , jedoch mit Vorbehalt des ſtatus regularis; worüber ſich aber der Erzbiſchofzu Manng Tehr beſchwerte , und alter Metropolitan der fuldaia ſchen Kirche zu ſeyn behauptete.
$ . 6. Der
2
tift
Das Hocyſ
a Fuld .
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allo, nd a hofu ge es bigen ö c m l e ſ r u b i u e z F nd Á : B o d v den, e s r h e t c i ſ Für , der reg des beil. rom . Rei r an nzle rinn h a e k ſ z i m , durc Germ Er ró . Ra n s n a e e m i iſt Pri Das wap . nien und Gall es en z n r z r e a e u d s w b e l l h a hohe D . Fe im fi Kr ein ſc pitel t us i erſonen a h k e t m ſ o e . D b I P a
. 7. Der Biſchof undAbt zu Fulda iſt ein Reichsa fürſt, und hat im Reichsfürſtenrath auf der geiſtli chen Bank nach dem Biſchof zu Chur Sik und Stimme; iſt auch ein Mitglied des ober -rheiniſchen Kreiſes ." . Sein Matrikularanſchlag iſt monatlich 250 Fl. und ju einem Kammerzielgiebter 243 Rthlr. 41 Kreuzer. $. 8. Die fürſtlichen hohen Collegia ſind :
die
Regierung und der Lehnhof, das geiſtliche Vicariat, die Soffammer, und die Obereinnahme. 9. 9. Das Fürſtenthum Fulda beſteht aus folgens den 2emtern . 1. Das Amt fulda . 5. - 1) faloa , die Haupt- und Reſidenzſtadt des Fürſtens thums, am Fluß Fulda, hat ihren Urſprung der Abten zu dankert, bey welcher zuerſt ein Dorf erbauet, nachmals vergrößert, um das I. 1162. mit Mauern uingeben , und zu einer Stadt gemacht worden . Es iſt hier auch ein Kos Das fürftliche Reſidenzſchloß iſt ein nigshof geweſen . woblangelegtes Gebåude. Die Hauptkirche iſt Chriſto, dem Erldſer gewidmet. Die dem beiligen Bonifacius geweihete Collegiatkirche', hat vorher die Pfarrkirche zu S. Blaſius geheißen ; 1650 aber iſt das Kapitel zu S. Bonifacius, welches bis dahin zu Groß Borſla an der Werra geweſen, in dieſelbe verlegt worden. Es iſt hier auch ein Benedictiners Monuen -Kloſter. Das ehemalige Jeſuitercollegium , ift theils zu einer Realſchule, theild zu einer Caſerne für die fürſtli chen
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Der ober - rheiniſche Kreis.
chen land . Huſaren und Compagnien, eingerichtet worden . 1734 legte der Fürſt und übt Adolph von Dalberg eine Univerſitåt an , welche am 19 Auguſt feyerlich eingeweihet 1759 wurde hier der Herzog von Würtemberg wurde. mit ſeinen Truppen von dem Erbprinzen von Braunſchweig mit einem Corps Truppen angegriffen ,, und mit einem nambaften Verluſt vertrieben . Außerhalb der Stadt , aber nahe bey derſelben , ift auf dem Biſchofsberge die Benedictiner Probſtey S. ma: riả geweſen , welche 1525 von den unruhigen Bauern vers wüſtet , und der Abten oder dem nunmehrigen Bisthum einverleibt worden. Abt Johann Bernhard ſtellte die Ges båude wieder her , und Fetzte 1626 , Franciſcaner dahin . Die Probſteyen zu 8. Michelsberg, S. Johannesberg, S. Petersberg , und 8. Andreasberg , find Benedictis ner : Ordens. 2) Zu Sora und Tiefig , find Filialkirchen von der Collegiat: "und Pfarrkirche zu Fulda. 3) 200lphshof, ein fürſtliches Luftſchloß, eine Faſanes rie, eine kleine Stunde von der Stadt Fulda. 4) Weimbach , ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wels cher die Filialkirchen in Giſel oder Doppengiſel, und Wabrezell , gehören . 5) sofefeld , ein Dorf, zu deffen Pfarrkirche bie Filials kirchen in Stetzenbaaſen , Jofa , Slingen , und Weis denau , gehören . 16) Bemerzel , ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wels cher die Filialkirchen in Ludermunde und Blefergell, gehören 7 S.Margarethen saun , ein Dorf am Fluß Haun, zu deffen Pfarrkirche die Filialfirchen in Wiſſels, Steingu, Steinbauß , Treisbach , und Dipperts , gehören . 8) feukirchen , ein Dorf am Fluß Haun , zu deffen futheriſchen Pfarrkirche die Filialkirchen in Odenfaſſen, Moſebach , und Meynebach , gehören . 2. Der Cent fulda. Dahin gehört 1 ) 6. Sloçenberg, Mons S. Florae, ein uraltes Kircha dorf , weldes vor Zeiten ein berühmter Ort geweſen . Zu dieſer
Das Hochſtift Fulda .
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dieſer Pfarrkirche gehören die Filialkirchen in Welfers, Eichenzell , Lefcherode und Brumzell, welches legte ein uraltes Dorf an der Fulda iſt. 2 ) Die Dörfer Bilgerzell, Zirkelbad , Koblbaufen , Dittersban , frieſenbeuſen , u. a. m. 3. Das Amt Salzſchlief , in welchem Salzſchlirf, ein Kirchdorf, woſelbſt ein ſehr ergiebiz ges Salzwerk iſt. 4. Das Ame Großs Lüder , in welchem ein verlaſſenes Salzwerk ift. Dahin gehört 1 ) Groß Lüder , ein Dorf , zu deffen Pfarrkirche die Filialkirche zu Blein - Lúder gehört. Auf dein Langen berg , iſt eine Kapelle , zu welcher gewallfahrtet wird . 2) Bienbach oder Bimbach , ein Dorf, zu beffen Pfarrs kirche die Filialkirchen zu Unter : Bienbach , Lutterts und malkes , gehören . 5. Das Amc Burghaun , in welchem Barghaun , oder Burgkhaun , ein Städtchen und Soloß am Fluß Haun , moſelbſt eine lutheriſche Pfarr: Kirche iſt , zu welcher das Filial Roternkirchen , gehört, und eine katholiſche Kirche, welche 1714 erbauet worden. Dieſes Stådtchen gehörte ehemals den Freyherren Schenk von Boyneburg und Alten , von welchen es 1692 durch Tauſch an das Stift Fulda gekommen iſt. Vondem ehes maligen Schloß , ſind nur wenige Trůmmer übrig. 6. Das Amt fürſteneck , in welchem 1 ) Fårſtened , ein Schloß. 2 ) Lyterfeld , ein altes Kirchdorf, welches Abt Hatto I im I. 846 vom K. Ludwig bekommen hat. Zu der hieſigen Pfarrkirche gehören die Filialkirchen in Leibbols, woelf, Argell, Leimbach , Steinbach , Ober- und Unter, ufhaufen . 3 ) Groß -Dafft, ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wels cher die Filialkirchen in Soisdorf und Treisfeld gehören , 7. Das Amt Geyß , in welchem 1) Gey, ein Städtchen am Fluß Ulſter, welches fdon im Anfang des vierzehnten Fahrhunderts eine Stadt geweſen iſt. Nahe
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Der ober- rheiniſche Kreis .
Nahe daben hat ehemals auf ' einem hohen Berge das Schloß Rodenſtul, geſtanden. 2) Geismar , ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wela cher die Filialkirche in Ketten gehört.
3 ) Spala , ein Kirchdorf. 4 ) Kasdorf, vor Alters Kateſthorp , ein Dorf mit einer Collegiatkirche, zu welcher die Filialkirchen in Grup ſelbach und Kirchbarel , gehören. Auf eineia nabgeles genen Berge ſteht die Kapelle Gebülfesberg. 5 ) Borſch , ein Kirchdorf. 6) Buttlar , ein Kirchdorf, woſelbft die voy Buttlar ein Schloß vom Stifte Fulda zu Lehn haben . Nahe bey demſelben iſt die S, Michaels -Kapelle guf einem Berge. Zu der Pfarrkirche zu Buttlar gehört die Filialkirche in Weningen Dafft. 7 ) Brehmen , ein Dorf, zu deffen Pfarrkirche die Fis lialkirche zu Bernbach gehört. 8 ) Schleyta , ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu welcher die Filialkirchen zu WIorglar, Jitters und Cralud gehören.
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:: 8. Das Amt Fiſchberg , iſt vom Stift Fulda 1455 zur Hälfte an die Grafen zu Henneberg, und 1469 die andere Hälfte an Frik von der Chaun, von dieſem aber 1468 an Grafen Wilhelm von Henneberg Dieſes Sohnen , Georg Ernſt verpfändet worden. und Boppo, wurde vom Stift Fulda die Pfandſchaft 1551 auf ihre Lebenszeit verlängert. Nach ihrem 1574 und 83 erfolgten Tode , hat zwar das Stift Fulda die Pfandſchaft aufgekündigt, aber ſie 1594 dem fächſi Ulls dieſe ver . ſchen Hauſe auf 31 Jahr verlängert. floffen waren , konnte das Stift doch nicht zur Wies dereinlsſung des Amts gelangen, als welche erſt 1705 da denn auch und 1707 zum Stande gekommen : vom Stift Fulda den evangeliſchen Gemeinen und Einwohnern der ungeſtörte Genuß aller ihrer gorces. bienſte
3)
Das Hoch|fift Fulba ..
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Als dienſtlichen Gerechtigkeiten verſichert worden. aber 1741 die fürſtlich.eifenadiiſche linie erloſch , und ihre {ande mit allen Gerechtigkeiten an Herzog Ernſt Auguſt zu Sachſen . Weimar fielen , hielt ſich diear fer beſugt ', von den erb , hennebergiſchen Leuten , Renten , Gefallen , Gütern , Steuern , hohen und niedern Gerechtigkeiten , Jagden ,weldhe 1707 ohne ſeine Einwilligung vom Herzog Johann Wilhelm zu Sachſen , Eiſenach an das Stift Fulda verkauft worden , Beſik zu nehmen , welches auch 1741 ge. Darüber entſtund ein langwieriger und ſchah. ſchwerer Streit , welcher endlich 1764 durch einen Vergleich bengelegt wurde,vermoge deſſen das Hoch , ſtift Fulda folgende auf der linken Seite liegende Derter, und was dazu gehört, behielt, nämlich 1) Fiſchberg , ein Schloß. 2 ) Dermbach , oder Thermbach , ein Schloß und Fles đen , welcher der Hauptort des Amts ift. Zu der hieſi, gen lutheriſchen Pfarrkirche gehören die Filialkirchen zu Ober- und T7ieder - 21164. Es iſt hier auch eine kathos liſche Kirche , und ein Franciſcaner - Kloſter. 3) Die Dörfer Clings , Diedorf oder Dittdorf, und Empbertshauſen mit lutheriſchen Filialkirchen , welche beſtåndig in ihrer uralten Verfaſſung bey der Hauptkirche zu Fiſchbach verbleiben ſollen. 4 ) Zeidbartshauſen , ein Dorf, mit einer lutheriſchen Pfarrkirche, zu welcher die Filialkirche zu Brumertsbau. ſen oder Brunbartebaufen gehört. 5 ) Andenbauſen , ein Dorf , welches Sachſen Weis mar ganz zu dem hennebergiſchen Amt Kalten : Nordheim rechnete , und 1741 in Beſik rahm. Es bat eine evanges liſche Filialkirche, welche zu der Pfarre Fiſchbach gehört. 6) Jell, eine Probſtey zu St. Maria, woſelbſt ehedeffen Benedictiner Nonnen geweſen ſind, nebſt ihren Hofen..? 385 72,
Mmmm
Anmerk .
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Der ober -rheiniſche Kreis .
Anmerk. In obgedachtem Vergleich, hat Biſchof Heins rich verſprochen , daß die evangeliſch - lutheriſchen Unterthanen dieſes Amts , in ihrer Religion und Gottesdienſt weder mit Meformation noch ſonſten gefránket, ſondern vielmehr ſie und ihre Nachkommen bey der öffentlichen und beſondern Religions übung , Kirchen und Schulen , Pfarren - und Schulbeſoldungen in fixo , auch juribus ftolae und Accidentien , Kirchengütern , u. . w. obne alle Hinderung und Abbruch beſtändig gelaſſen werden ſollen . 9. Das Amt Mackenzel ,
in welchem fola
genoe Derter fino.
1 ) mađenzell , war zuerſt eine Celle und im Anfang pes neunten Jahrhunders ein Kloſter, nachber ein feſtes he Goloß , welches ums Fahr 1280 zerſtört worden. Seßt I. Hier iſt eine iſt es ein feiner Flecken mit einem Schloß. Filialkirche von der Pfarre zu Hunefeld. 2 ) Sunefeld iſt ſchon 1295 eine Stadt geweſen . Es er iſt hier eine Collegiatkirche und eine Pfarrkirche , zu wels cher letzten die Filialkirchen in MichelRumbach , Sun- , , baun , Xosbach , Großenbac , molzbach , Weiffens born , Xüſte und Můders gehören. 3) Sof : Aſchenbad , ein Dorf, mit einer Pfarrkirche, 12 zu welcher die Filialkirchen in Silges , Kiemels und Worles gehören . 4) Bafelſtein , ein Kirchdorf, über welchem ein Schloß liegt. 5) Marbach , ein Dorf , am Bach gleiches Namens; y mit einer Pfarrkirche , zu welcher die Filialkirche in Dam merspach gehört. 10. Das Amt Biberſtein, in welchem
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1) Biberſtein , ein fürſtliches Schloß auf einem Berge, welches Abt Adalbert 1713 von neuem erbaut , und Übt Conſtantin ausgeziert hat. 2 ) Sof Bibra ,ein Dorfmit einer Kirche, zu welcher die Filialkirchen in Langen - und Gieder - Bibra , Wiel. ters und malmus gehören .
3 ). Schwarza
13.
die 3) ง
1
Das Hochſtift Fulda .
1283
3 ) Schwarzbach , ein Dorf, mit einer Pfarrkirche, zu welcher die Filialkirchen in Liebherts , Obernuft und Gottharts gehören. 4 ) milzeberg , ein verfallenes würzburgiſches Schloß , auf einem fteilen Berge. Nicht weit davon lag ehemals das Schloß Eberſtein , welches , vermöge eines 1282zwis ſchen dem Abt zu Fulda und Biſchof zu Würzburg erricha teten Vertrags , geſchleift worderi. 5 ) Batten , Deiden oder Dentten , Seiffects , finds los. oder Vindlos und Brant, Dörfer , welche das Bis thum Würzburg 1722 an die Abtey Fulda abgetreten hat. Das Dorf Brant , wollten der Abt Berthous und der würzburgiſche Biſchof Berthold 1282 zu einer Stadt , machen , es iſt aber unterblieben . 11. Das Amt Weyers , in welchem 1 ) Weyers , ein Fleden , an welchem die Herren von Beners Antheil haben. 2 ) Lutter , am Bach Hart, ein Dorf mit einer Pfarra kirche, zu welcher die Filialkirche in Ried gehört. 3) Poppenhauſen , ein Kirchdorf, an welchem die Herren von Weyers Antheil haben. 13. Das Amr Neuhof, in welchem 1) Meubof, ein verfallenes Schloß mit einem Dorf an der Fliede, zu deffen Pfarrkirche die Filialkirchen in zittel- und Yieder -Kalbach und zu Sauswürz gehören. 2 ) Sliden , ein Dorf, mit einer Pfarrkirche , zu wel cher die Filialkirche in Ruders gehört. 3 ) Sattenhof, ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wels der die Filialkirchen in Rotenman , Berzell , Dolbach und Buchenberg gehören .
13. Das Aint Morten , in welchem 1) Motten , ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wels cher die Filialkirche in 2) Kothen gehört. 3) Auf dem Ehrenberg, iſt eine der Sungfrau Maria gemidimete Kapelle. Mmmm 14. Das
1284
Der ober - rheiniſche Kreis .
14. Das Amt Römershay , ehedefſen Brůs denau , in weldhem I ) Brůđenau , eine Stadt , welche icon 1260 mit Mauern umgeben worden . Nahe dabey liegt 2 ) Volkersberg , ein Berg , auf welchem ein Francia ſcaner Kloſter iſt. 3) Schontra, ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu wela cher Sie Filialkirche in Riedeberg gehört. 4) Geroda, ein Dorf mit einer lutheriſchen Pfarrkirche. 5) Ober : Leutecsbach , ein Dorf mit einer Pfarrkirche, ieder : Leutersbach gehört, zu welcher die Kapelle in 6) Römershay , ein Dorf mit einem ſchönen Schloß , welches von der Familie von Thann erkauft worden. 15. Das Amt Samelburg , in welchem 1 ) Samelburg , eine Stadt an der Saal , in einer fruchtbaren Gegend , welche ums I. 1242 zu einer Stadt gemacht worden . Es iſt hier ein Franciſcaner : Kloſter , und ein -Gymnaſium . ! Zu der hieſigen Pfarrkirche gehört dje Filialkirche in Pfaffenhauſen . 2 ) Vieder : Erthal, ein Dorf mit einer Pfarrkirche, zu welcher die Filialkirche in Feuectbal gehört. 3 ) Vlieder - Tulba, ein Dorf mit einer Probſter , 301 deren Pfarrkirche die Filialkirche in Ober.Erthal gehört. 4) Sundsfeld , ein Dorf mit einer Pfarrkirde, zu wela der die Filialkirche in Ober - Aeſchenbach gehört. 16. Das Amt Saleck , in welchem 1) Saled , ein verfallenes Schloß auf einem Berge an der Saal, nahe ben Hamelburg. In demſelben iſt eine Kapelle. 2) Dippach oder Tippach , ein Dorf mit einer Pfarrs kirche, zu welcher die Filialkirchen in Unter . Aefchenbach , Wartmansrode und Schwerzelbach gehören . 17. Das Aint Salmünſter , liegt am Fluß Kins , und enthält 1 ) Salmünſter , eine kleine Stadt am Rins , welche ums S. 1320 angelegt iſt. Es iſt hier ein Franciſcanerkloſter. a ) Soden und Alesbeng, Dörfer mit Filialkirchen . 18. Das
Das Hochſtift Fulda .
1285
18. Das Amt Urzel, in welchem 1 ) Wrzel , ein Dorf. 2 ) Ulmbach , ein Dorf , mit einer Pfarrkirche, zu wels cher die Filialkirche in Blesberg gehört. 3 ) Berolz , ein Kirchdorf am Fluß Kins.
19. Die Probſtey Blankenau , liegt am Fluß ( utter, Hier war ebebeffen ein Raubſchloß, Namens Blanken wald , welches Abt Berthous 1265 verruſten , und am Fuß des Bergs Blankenberg , auf welchem es lag , im folgenden Jahr ein Nonnenkloſter erbauen ließ. Seit dem fechzehnten Sahrhundert ſind keine Nonnen mehr in dems felben vorhanden. Zu der hieſigen Pfarrkirche gehört die Filialkirche in nobenzell. 20. Das Amt Serbſtein , in welchem * erbfteirr oder serberſtein , eine kleine Stadt, die foon 1325 vorhanden geweſen. Anmerkung. Abt Heinrich zu Fulda, hat 1366 den Gebrüdern Friderico, Balthafar und Wilhelm, Landgrafen zu Tháringen, die dem: ter Salzungen und Lichtenbergmit ihrem Zugehör wie: derfáuflich verkauft. Dieſe haben nidit lange hernach das ganje Umt Lichtenberg und das halbe Amt Salzungen an das Erzſtift Maynz überlaffen , von welchem es an das Hochſtift Wurzburg , von dieſem an das Haus Heuneberg , und endlich das Amt Lichtenberg an die Grafen von Mansfeld gekommen , 1557 haben die fürſtlich fachlichen Hauſer das Amt lidtenberg von den Grafen von Mansfeld, und 1675 das halbe Amt Sal: zungen ( benn die andere Hälfte haben ſie allezeit behalten ) von der Grafen von Stolberg ( an welche es mit Grafen Albrechts von Henneberg Witwe, einer gebornen Gråfinn von Stollberg , gekommen war ), wieder eingelóſet. Jeft befißen folche die herzoglichen Häuſer Sanſen - Meinungen und Eis fenac , oder vielmehrWeimar. Schon 1625 wollte das Stift Fulda dieſe Hemter wieder einlöſen , und 1723 fuchte es ſol de Einlöſung von neuem , worüber große Bewegungen ent: Mmm m 3 ſtunden .
1286
Der ober : rheiniſche Kreis .
ſtunden . 1737 find beyde Theile eins geworden , dieſe Sache einem Judicio arbitro compromiſforio zu übergeben , wel: ches. aber nicht zum Stande gekommen iſt. Das Stift Fulda will folche allein von dem Reichshofrath entſchieden wiſſen , und die fürſtlich- fåchfiſchen Häuſer driugen auf die Auſtregal- Inſtanz.
Das
Sohanniter - Meiſterthum ,
oder
Fürſtenthum Heitersheim .
S. 1. Sie Derter , welche dem Johanniter Drden im Brisgau zugehören , ſind auf der oben anges führten Charte vom Brisgau zu finden. S. 2. Der Großprior und obriſter Meiſter des Johanniter - Ordens in Deutſchland ,
welcher dieſe
Derter beſikt, iſt ſeit KarlsV Zeit , als welcher dem Großprior Georg Schilling zuerſt dieſe Würde er . theilt hat , ein Reichsfürſt, ' und hat ſowohl in dem Reichsfürftenrath, auf der geiſtlichen Bank , zwiſchen den gefürſteten Probſten zu Ellwangen und Berdh. tolsgaden , als auf den ober- rheiniſden Kreistagen , Sik und Stimme . In der Reidysmatrikel iſt er auf zehn zu Roß und 80 zu Fuß, obèr monatlich auf 240 fl. angefekt, 1769 aber bis auf 20 Fl. Herunter. geregt, und zu einem Rammerziel giebt er 45 Rthlr. 494 kr. 5. 3. Er behauptet , daß er die fünf erſten gleich anzuführenden Derter mit aller Landeshoheit an fich gebracht, und ganze Jahrhunderte lang beſeffen habe, auch
Das Fürſtenthum Heitersheim. auch in Anſehung derſelben keinem,
1287
als dem Kaiſer
und Reich, unterworfen ſey : allein, das erzherzoglich. öſtreichiſche Haus betrachtet und hält ihn als einen Jandfaſſen .
Als der Ordens. Obriſtmeiſter im recha
zehnten Fahrhundert ſeinen Siß nach Heitersheim verlegte, wurde er zu den brisgauiſchen Landtagen mit eingeladen , auf welchen er fich auch unter gewiſſen Bedingungen einfand, daher man ihn nachmals als einen ( andfaſſen gehalten, und ihm alle einem ſolchen obliegende PAichten zugemuthet hat ; er mußte ſich auch 1630 dazu verſtehen. Nachher hat er zwar dagegen vielfältige Klagen ſowohl beym Kaiſer , als Pabft , angebracht, aber nichts ausgerichtet. Es wurde zwar 1665 verglichen , daß der Ordrnsmeiſter
1 1
die gedachten fünf Derter mit aller Landeshoheit bea ſißen , jedoch in Anſehung derſelben das óſtreichiſche Haus als Beſchüßern und Dominum directum an. ſehen ,
hingegen in Abſicht auf die übrigen Dörfer
11
als Sandesherrn erkennen , auch in Anſehung der
1
beyden erſten Derter fich zum vorder = oftreidsiſchen Brålatenſtande, in Anſehung des Dritten aber zum
1
1
Ritterſtande halten ſolle : allein , dieſer Vergleich iſt nicht ganz zum Stande gekommen , und in der fol. genden Zeit von bem oſtreichiſden Haufe verwor fen worden .
$ . 4. Mehrgebachte Derter find folgende. 1. Seitersheim , ein Marktfleden , welchen der Orden 1297 von den Markgrafen von Hochberg bekommen , und dem Kaiſer Leopold zwey Sahrinärkte bewilligt hat. Er iſt feit dem rechzehnten Sahrhundert der Siß des Großpriors, und der fürſtlichen Johanniter obriſtmeiſterlichen Regies rung, welche mit einem Statthalter, Kangler und Råthen befekt iſt. MN mm i 4 2. Gings
1288
Der ober-cheiniſche Kreis.
2. Ginglingen , ein Dorf, welches der Drden auch 1297 von den Markgrafen von Hochberg bekommen hat. 3. Brembgarten , ein Dorf, welches der Drden 1313 VOR den Herren von Stauffen als ein Reichslehn erhalten bat. 4. Griesheim oder Griefen, ein Dorf am Rhein , wels des der Orden auch von den Herren von Stauffen erlans get hat. 5. Schlat, ein Dorf, welches Ego, Graf zu Freyburg, dem Orden überlaſſen hat. 6. Die Dörfer Ufhauſen , Wendlingen und eſpach oder Eſchbach . Der Großprior beſitzt auch gewiffe Zehnten und andere Einkünfte im Thal Birchzarten , und eine Commende zu Freyburg.
Die gefürſtete Abtey Prům .
S. 1. DieBenedictiner.Ubten Prùm , liegt in. Arbenner Walde, zwiſchen den chur , trieriſchen Aemtern Schöneck und Schönberg , und dem Herzogthum (uu remburg. Sie iſt im achten Jahrhundert von dem frånfiſchen Könige Pipin und deſſelben Gemahlinn geſtiftet, im Jahr 883 von den Normånnern ver. wüſtet, und zehn Jahr hernach abermals von denſela ben überfallen , wobey viele Perſonen getödtet werden . 1017 wurde ein Collegium canonicorum bey derſele ben angelegt. 1343. unterwarf ſie ſich zu işrer Sia cherheit dem Erzſtift Trier , und 1579 wurde ſie durch eine påbftliche Bulle mic den erzbiſchöflichen Tafelgütern auf beſtändig vereinigt , und denſelben einverleibt , welcheVereinigung und Einverleibung auch K. Marimilian II ſchon 1575 bewilligt hatte. Solchergeſtalt iſt der jedesmalige Erzbiſchof und Chur.
Die gefürſtete Abtey Prům .
1289
Churfürſt zu Trier Adminiſtrator dieſer gefürſteten Ubtey. Das Wapen , welches er dieſerwegen führt, ift beym Erzſtift Trier beſchrieben worden. S. 2. Der Churfürſt zu Trier hat , als Adminje ſtrator dieſer Abtey , Siß und Stimme im Reichs. fürſtenrath auf der geiſtlichen Banf , und zwar vor den Zebten zu Stablo und Corven ;; doch iſt ein Rangſtreit unter dieſen Abteyen , und nach einiger wechſeln ſie im Kange mit einander ab. Der Churfürſt entrichtet audy wegen Prům einen Reichsmatrikular: Unſchlag von 1 zu Roß und 13 ju Bericht,
Fuß , welcher Matrikularanſdlag aber 1769 bis auf Zu einem Kammer 16 Fl. vermindert worden iſt. ziel ſteht Prüm in den neueſten Ausgaben der Uſual. matrikel auf 38 Rthlr. 624 Kr. angeſekt, nach; an . drer Bericht aber ſoll die Abten ,
vermoge eines
Reichsſchluſſes von 1727, nur ni Rihlr. 5 Kr. erlegen . Ihre ganze Steuer an das Erzſtift Trier, betråge jährlich 1573 Rthlr. und davor müſſen die Reichs . und Kreis Steuern , wie auch die Kammerzieler, bezahlt werden . Der Churfürſt zu Trier hat, wegen Prům Sik und Stimme bey dem ober - rheiniſchen Kreiſe, uậd zwar die legte Stelle auf der Für: ſtenbank. $ . 3. Es haben zwar Prior und Convent dieſes Kloſters ein ſogenanntes Kammerergericht , welches in Civil - Grunde und niedergerichtsbaren Sachen , die ſowohl Perſonen als Güter betreffen , Recht ſpricht; von demſelben aber muß an den chur : trieci. Ichen Hofrath appellirt werden. Hingegen das von dem Churfürſten zu Trier verordnete průmiſche Obera, und { andgericht hat die peinliche und Hofgerichts , Mmm m 5 Gerichts
1290
Der ober - rheiniſche Kreis.
Gerichtsbarkeit , und was berſelben anhångt.
1768
während der Vacan ; des erzbiſchöflichen Stuhls zu Trier , wollte ſich die übten der Gerichtsbarkeit des Domkapitels nicht unterwerfen , daher Soldaten hieher geſchickt wurden, welche auf Diſcretion lebten, und der Abtey wenigſtens 16900 Rthlr. Schaden verurſachten . . 9.4 . Die Güter und Gefälle dieſer Abter , find 1361 zwiſchen dem Abt und Convent getheilt worden , und dieſe Theilung wird noch heutiges Tags in den
1
meiſten Stücken beobachtet. Es iſt aber die Abtey nicht mehr im Berin aller damaligen Güter und Ges
6 fålle ; denn ſo iſt 3. E. die Herrſchaft zu S. Goar am Rhein , welche zu des Abts Gütern geſchlagen wor. den , ums Jahr 1557 an die Landgrafen von Heſſene Rheinfels verkauft worden , und über die Herrſchaf. ten Avance , Loncin , Fuman , Feppin und Revin , iſt der Abtey von dem Hochſtift Lüttich und von der Krone Frankreich die Landeshoheit, und folglich auch die landesherrliche Schaßung entzogen worden ', un geachtet ſolches wider den ryswidiſchen nnd baaden fchen
Frieden iſt.
Zur Zeit der oben gedachten
Theilung, wurde der jährliche Betrag der Einkünfte von den Gütern , welche dem Convent zu Theil geworden , auf 4000 Goldgülden geſchäßt. Chur. Trier Hat 1722 in ſeiner Vorſtellung an die Reichs. verſammlung, um Verminderung der Reichs -Kreis . und Kammergerichts . Unlagen angegeben , daß die ganze Abten Prům , und die ben felbiger übrig ge. bliebenen Sande, jährlich nur 1500 Rthlr, eintrügen. 1766 wurden 1573 Rthlr. angegeben.
Das
TH 9
Die gefürſtete Abtey Prům .
1291
Das Kloſter Prům , liegt an dem kleinen Fluß gleis dhes Namens , und bey demſelben iſt ein Flecken der 1769 durch eine Feuersbrunſt ein Paar hundert Håuſer verloren ieder . Prům , ein Benedictia hat. Nahe dabey liegt ner Nonnen - Kloſter. Vermoge der oben gemeideten Theilung , hat 1. Der Abt zu ſeinem
Theil bekommen , 1
1) Gewiſſe Zehnten in den Kirchdorfern Büdesheim , Wieder:Prům , Olzheim , Rommersheim , Sefferen , Wetteldorf, und in den Dörfern Saresdorf und Wars weiler. 2 ) Gewiffe Gefåtte zu Miering , Schweich , Setgel, rode und Wiltingen , welche Derter insgeſammt an der Morel liegen . 3 ) Die Herrſchaft Juſtin oder S. Juſtine, nicht weit von Jülich , welche aber verpfändet worden. 4 ) Die S. Peters Celle zu Zesling. 5 ) Die Herrſchaft zu 5. Goar , am Rhein , welche aber um das Jahr 1557 an den landgrafen von Heſſens Rheinfelé verkauft worden . 6) Altrip, Alta ripa , einen uralten Ort am Rhein , eine kleine Meile von Manheim , welcher jekt zu dem churpfals ziſchen Oberamte Neuſtadt gehört. 7) Gewiffe Gerechtſame und Einkünfte in der Stadt Rheinbach , im Erzſtift Edin , welche aber auch verpfans det worden . 8 ) Eine Pråbende in dem Kapitel zu Münſter -Eyffel, im Herzogthum Jülich . 2. Der Convent hat zu ſeinem Theil befommen , 1) Gewiſſe Gerechtſame und Gefälle in dem Fleden Prům . 2 ) Die Mühlen zu Ulzheim und Rommersheim , und gewiſſe Gerechtſame und Gefälle zu Brieresborn , Bers lingsdorf, Schwiczbeim , wazweiler , Wetteldorf, Arweiler, Bacheim , Keffelingen, Urnbeim in Geldern , (welche aber verkauft worden ,) Xerr, Remig, Sunlar. 3) Marlebach , ein Rird)dorf an der Moſel. 4 ) Sucs
1292
Der ober -rheiniſche' Kreis .
4 ) Bucquigny, eine Herrſchaft in der Picardie , ben der Stadt Guife. 5) Awans undLonchin , oder Lonzin , eine Herrſchaft, nicht weit von der Stadt Lüttich , welche der Biſchof zu Lüttich unter feine Landeshoheit gezogen hat. 6 ) Fumay, Fumacum, eine Herrſchaft und kleine Stadt an der Maas , welche ſowohl als 7) Die Herrſchaften Geppin oder Simpiny und Revin, die auch an der Maas liegen , unter franzöſiſche Landesa bobeit gezogen worden . 8) Den Weinberg Serkel, bey Mering an der Moſel, deſſen Einkünfte aber jekt der Adminiſtrator oder Chur: fürſt genießt. Die Reichsprobfter
Odenheim ,
odes
das adeliche Ritterſtift Bruchſal. g. 1. em J. 1122 haben die Gebrüder Bruno uno Poppo, Grafen von Lauffen , von welchen jener Erzbi. fchof zu Trier war , zu Odenheim oder Wigoldsberg ein Benedictiner- Kloſter geſtiftet, und ſid) und ih . rem gråflichen Stamm die Schuß- und Schirmge. rechtigkeit, oder Kaſtenvogter , über daſſelbe vorbe. halten , welcheStiftung von den Påbften Pafchalis, Coleftin III und Honorius , und vom Kaiſer Hein . rid) IV beſtätigt worden. Nach Abgang der Grafen von lauffen, übertrug Ubr Berniger mit Wiſſen und Rath ſeines Convents, 1219 dem Kaiſer Friderich II und feinen Nachfolgern am Reich , die Schuß , und Schirmgerechtigkeit, welche K, Ludwig dem Biſchof Ger ;
1
Die Reichsprobiter Odenheim .
1293
Gerhard zu Spener auftrug, und Karl IV im J. 1369 den Biſchöfen zu Speyer für 1000 Fl. verpfändete. Zur Zeit Kaiſers Marimilians I , nåmlich 1494, wurde dieſes Kloſter mit Pabſts Alerander VI Be. willigung, in ein weltliches Collegiatſtift, oder un. mittelbares reichsfreyes Ritterſtift verwandelt, und ihm anſtatt des ehemaligen Abts , ein Probſt vorge. fekt. Der lebre Abt und erſte Probſt, war Cþriſtoph von Angetod).
1507 bewilligte Biſchof Philipp zu
Speyer, daß die Probſten zu ihrer Sicherheit vor Dieben und Räubern , von Obenheim weg , und in die Stadt Bruchſal verlegt werden dürfte , woſelbſt er dem Probſt, Dechant und Kapitel die Kirche un . fer lieben Frauen einråumte.
Ob ſie nun gleich fol.
chergeſtalt in die biſchöflich ſpeyerſche Stadt Bruch. ſal verſekt worden , ſo wird ſie doch gemeiniglich noch von ihrem Stiftungsort Odenheim benannt. $ . 2. Der Probſt zu Odenheim wird von dem Ka . pitel erwählt oder poſtulirt , und gemeiniglich trifft die Wahl oder Poftulirung den Biſchof zu Speyer, welcher in eccleſiaſticis der Ordinarius der Probſter ift. Der Probſt hat wegen dieſe Probſten ſowohl auf dem Reichstage unter den Reichsprälaten , und zwar auf der rheiniſchen Banf nach dem Abt zu Kayſers. Heim , als auf den ober-rheiniſchen Kreistagen, Sig und Stimme. Sein Matrikularanſchlag iſt 1 zu Roß und 7 zu Fuß , obgr monatlich 40 Fl . und zu einem Kammerziel giebe er 81 Rthlr. 141 Kreuzer. 5. 3. Nach einem alten Herkommen, bebt das Ka. pitel alle Abgaben von den Unterthanen , und der Probſt bekommt einen jährlichen Gehalt. Uebers haupt hat das Kapitel die Verwaltung der Probſter gang
1294 . ,
Der ober - rheiniſche Kreis.
ganz an ſich gezogen , und den Probſt von allem aus . geſchloſſen ; ja der Biſchof zu Speyer , als damalig ger Probſt, beſchwerte ſich 1729, daß er für die Prob. ſtey Ddenheim den Vorſchuß an Kreis- und Reichs. ſteuern und Kammerzielern , aus der fürſtlich -ſpenera fchen Kammer gethan habe , und zu ſeiner Auslage nicht wieder habe gelangen können , daher er als Bi. fchof zu Speyer die Vertretung des probſtenlich :oden . heimiſchen Contingents an Kammerzielern und an dern Reichs- und Kreisſteuern auffagte. S. 4. Die unmittelbaren Reichsgüter der Prob . ſtey , beſtehen 1. Aus den Dertern, welche die erſten Stifter des Kloſters Odenheim an daſſelbe geſchenkt haben , und aus welchen dem Fürſten und Biſchof zu Speyer, als
Kaſtenvoge, jährlich Korn und Wein geliefert wird , auch von dem erſten noch außerdem jährlich 1 Fl. 10 Baßen 5 Pfennige bezahlt werden . Dieſe ſind ) Udenheim , ein Dorf im Eraichgau, oder eigentlich im Prurheim , wofelbft das Stift errichtet worden , und das Kloſter mit einer ſchönen nun ganz zerfallenen Kirche erbauet war, und ein ſtiftiſcher Amtmann ift. 2) Die Dörfer Tieffenbach und Eichelberg, welche nicht weit von dem vorhergehenden gegen Often liegen .. 2. Aus den Dertern , welche das Stift nachmals mit aller Oberherrlichkeit und Gerechtigkeit an ſich gekauft hat, und über welche es dem Hochſtift Speyer 'die Kaſtenvogten und deren Gerechtſame nicht zugea ſteht. Dieſe ſind 1) Rohrbach , Burgu. Dorf, unweit Eppingen , am Fluß Elfat , welche 1385 von den von Sedingengekauft worden. 2) Landsbauſen , ein Dorf, nichtweit von Eppingen , welches 1426 und 27 von den von Menzingen gekauft worden . Das
Das Fürſtenthum Simmern .
1295
Das Fürſtenthum Simmern.
$.
I.
Es liegt im Wahegau oder 17obegau , und hat folgenden Urſprung. Pfalzgraf und Churfürſt Ruprecht III , welcher auch römiſcher König gewor's den , fol vor ſeinem 1410 erfolgten Tode 7 Sdieds. richter erwählt, und von ihnen begehrt haben, ſeine Lande unter ſeine hinterbleibenten vier Söhne aufs billigſte zu theilen ; und dieſe Söhne haben ſich nach feinem Abſterben verpfliditet, folche Theilung treu und feſt zu halten und zu vollführen . Als ſie nun noch in demſelben Jahre vorgenommen.worden, ſind vier Füca ftenthümer entſtanden , deren keines von dem andern auf einige Weiſe , außer dem gegenſeitigen Erbfolgen recht, abgehangen. Herzog Stephan , der dritte unter dieſen Brüdern , bekam zu ſeinem Theil die Stadte Simmern , Saubach , Hohenſtein , Argenthal und alles, was Chur-Pfalz auf dem Hunsrück befaß, die Beſte Wilſperg , das Dorf Laubenheim , die Veſte Stromberg u . f. w . imgleichen die Städte Anweiler, Zweybrücken, Hornbach, Bergzabern utsſ. w . mit ei. nem Wort , das jekige Fürſtenthum Simmern und die Grafſchaft Zweybrücken. Dieſer Herzog Stephan vermählte ſich mit Friderichs, legten Grafen zu Vela denj und Sponheim , einzigen Tochter Anna , und brachte dadurch die Grafſchaft Veldenz und halbe. Grafſchaft Sbonheim an ſein Haus. Er vereinigte ſich 1444 mit ſeinem Schwiegervater Grafen Frider rich dahin , daß ihr alteſter Sohn und Enkel Fride. rich , des Großvaters Antþeil an beyden Grafſchaften Spon .
1296
Der ober- rheiniſche freis .
Sponheim , und des Vaters land auf dem Hunsråd , nämlich Simınern , hingegen ihr Sohn und Enkel Judwig , die Grafſchaften Veldenz und Zweybrücken befommen folle.
Herzogs Friderich zu Simmern
Urenfel Friderich III , wurde 1559 Churfürſt zu Pfalz und trat ſeinem Bruder Georg , und nach deſſen Tode ſeinem jüngern Bruder Richard , das Fürſtenthum Simmern ab, welches nach dieſes Ableben an Chur. fürſten Friderich IV zurück fiel. Dieſer vermachte das Fürſtenthum Simmern ſeinem jungern Sohn, Ludwig Philipp ; nach deſſen Sohns Ludwig Hein . Alis rich Code es wieder an das. Churhaus kam . aber auch diefes , und mit demſelben die ganze fim . merſche inie 1685 erloſch , wollte Pfalzgraf Leopold Ludwig von Veldeng ; die Erbfolge-im Herzogthum Simmern haben, es iſt aber beſtändig ben der Pfalg verblieben .
g . 2. Pfalz hat wegen Simmern Sigu:10 Stim . me im Reichsfürſtenrath, und iſt im ober -rheiniſchen Kreife mit-ausſchreibender Fürſt, wovon oben in der Einleitung zu dieſem Kreiſe umſtändlich gehandelt worden. Ein beſonderer Matrikularanſchlag dieſes Fürſtenthums wird nicht gefunden . . 3. Zu dieſem Herzogthum Simmern gehört 1. Das Oberamt Simmern , von 70 Dertern . * 1) Bimmern , die Haupſtadt, welche am Fluß Sims mern liegt, und der Sit des Oberamts ift. Es ſind hier Kirchen aller drey Religionen. 1689 haben die Franzoſen die Stadt ſehr verwüſtet. 2) Die Schaltbeißerey Argenthal, zu Argenthal, einem Stådtchen . 3) Die Schultheißerey Guntershauſen . 4 ) Die
Das Fürſtenthum Simmern .
?
1297
4 ) Die Schultheißerey Laubach , zu welcher gehört (1 ) Laubach , ein Ståstden. (3) Sorn , Sorrein, Sohen- Xhine, ein Stådtchen, 5) Die Schultheißerey Schnorbach . 6) Die Schultheißerey Frobubofen . 7) Die Schultheißerey Bensweiler , zu welcher das eingezogene Kloſter Chumb gehört. 8) Die Schultheißerey Ohlweiler . 9) Die Schultheißerey Rheinbollen . Das 10 ) Die Schultheißerey Ravengierſprung. ehemalige Kloſter dieses Namens iſt 1566 eingezogen , 11 ) Die Schultheiſerey Ellern . 12) Die Schu theißerey Ruſſelbach . 13) Die Schultbeißerey Vieder Chumb. 14) Die Schultheißerey Unzenberg. 2. Das Oberamt Stromberg , in welchem Eiſen , Bley und Silber , auch (dywarzer Marmor und Kriſtal zu finden ſind.
Es hat 17 Derter.
Ij Stromberg , die Oberamtsſtadt mit einem Schloß, liegt an der Gilbach. 2) Labenheim , an der Nahe , und Sorweiler , find Dörfer mit Oberſchultheißen. 3 ) Seddesheim , au der Guldenbach, und Wadalgess beim , find Kirchdorfer. 3. Es gehört auch das Amt Bockelbeim dazu, ob roiches gleich von Pfalz als ein Unteramt zu dem Oberamt Creußenach , in der Grafſchaft Sponheim geſchlagen worden .
Dieſes Amt hat vor Ulters den
:
Grafen von Sponheim zugehört, und Graf Johann hat daſſelbe ſdon 1720 beſeſſen. Kremer hålt die
:
Burg Böckelheim für ein uraltes ſponheimiſches Stammgut, welches vorher der Herzoglich.frånfiſchen
Familie zugehört habe. Graf Heinrich v. Sponheim , welcher dieſelbe 1297 zum Erbrheil bekam , verkaufte 1278 zwen Drittel derſelben und der dazu gehörigen Nnnn Dors 3. Th. 6. A.
1298
Der ober-rheiniſche Kreis .
Dörfer an den Erzbiſchof Werner von Maynz ; das muß nach er auch an das Erzſtift gefom: übrige men ſeyn . Ludwig der Schwarze, Herzog zu Zwey,. brücken , beſaß dieſes Umt Pfandweiſe vom Erzſtift Mann;; Churfürſt Friderich I zu Pfalz aber bemách. tigte ſich deſſelben 1471, und behielt es. Churfürſt Friz derid) IV verband daſſelbe mit dem Fürſtenthum Sim. mern, und theilte es ſeinem Sohn Ludwig Philipp zu . 1663,wollte Chur . Maynz das'Umt wieder einlöſen, bradite es auch dahin , daß ( udwig Heinrich , lekter Herzog zu Simmern, es von ihm zulehn nahm , und ihm die Einnahme der Huldigung in demſelben zuge. ſtund . Als aber dieſer Herzog 1673 ſtarb , nahm Clur. Pfalz von dem Amt Böckelheim Beſik , und Der darüber entſtandene Streit, tieß ſich huldigen . verurſachte eine kaiſerliche Einziehung und Verwal. tung des Antes : endlich aber wurde er 1715 durch einen Vergleich gehoben , in welchem Chur . Pfalz das Amt Böckelheim behielt , hingegen einige Der ter vom Oberamt Creußenad) an Chur- Maynz abx trat.
Es gehören zu dieſem Umt oder Unteramt,
welches an der Nahe liegt , vornehmlich 1) Bödelheim , ein Schloß. 2 ) Sobernheim , ein Städtchen an der Nahe. 3) Monzingen , ein Städtchen . , 4 ) Die Dörfer Wald Békelheim , Thal: Bokelbeim ,
Hußbaum, Booß. 4. Der Pfalzgraf beſißt auch als Herzog zu Simmern die Herrſchaft Sohenfels , am Don . welche zu der hintern nersberg , im Wormsgau , Grafſchaft Sponheim gehört, pfandweiſe.
Das
Das Fürſtenthum Lautern.
1299
Das Fürſtenthum Lautern.
Churfürſt Friderich IV zu Pfalz, vermachte 1610 reinem zweyten Sohn, Pfalzgrafen Ludwig Phi. der lipp , außer dem Fürſtenthum Simmern und vordern Grafſchaft Sponheim , auch das Fürſten . thum Sautern , welches 1613 beſtåtigt und erläutert wurde. In dem Vergleich , welcher 1653 zwiſchen Churfürſten Karl Ludwig zu Pfalz und dem eben ge. nannten Pfalzgrafen ( udwig Philipp getroffen wur . de, behielt dieſer Schloß, Stadt und Umt Lautern , nebſt den meiſten geiſtlichen Gütern , mit aller San. deshoheit und Gerechtigkeit, auf fein und ſeiner Gee mahlinn Lebzeiten , die beyden Unteråmter Wolfſtein und Rockenbauſen , nebſt der Stadt Otterberg , mit aller hoben und niedern Obrigkeit , erblich ; hin. gegen Churpfalz erhielt fogleich das Stift zulautern, die Colectur daſelbſt , Kloſter und Probſter Enken, bach , den Hof zuBockenheimn , den Hof oder die Kels leren zu Callſtadt, auch wegen des Fürſtenthums Laur . tern Siß und Stimme auf den Reichs- und Kreista. gen ; und als mehrgedachter Ludwig Philipp, ſeine Ge. mahlinn und Sohn ludwig Heinrich geſtorben waren , Ein beſon. fiel das ganze Sand an das Churhaus. derer Anſchlag deſſelben zu den Reidysanlagen und Kammerzielern , wird nid) t gefunden . Aufden Reichs . tagen geht die fauterſche Stimme der ſimmerſchen vor . Es beſteht dieſes Fürſtenthum aus dem Ober's amt Lautern, in welchem 1. Lautern oder Kayſerslautern , Lutra Cæfarea, die Oberamtsſtadt am Flüfchen Lauter , woſelbſt Kaiſer Friderich ein Sdloß erbaut hat, von welchem dieſer Drt, Nnnn 2 den 1
1300
Der ober -rheiniſche Kreis .
den Namen bekommen.
Es haben hier alle drev Reli.
gionen Kirchen. Sie iſt ehedeſſen eine Reichsſtadt geweſen . 2. Das Unteramt Otterberg , in welchem Otterberg, ein Städtchen und Schloß. Das bier geweſene Kloſter iſt 1564 eingezogen worden. 3. Das Unteramt Rockenbaufen , in welchem Rođenbaufen , ein Städtchen . 4. Das Unteramt Wolfftein , in welchem wolfitein , ein Städtchen am Fluß fauter . 5. DAS Gericht Kübelberg , im Kirchdorf dieſes Namens. 6. DAS Gericht Ramſtein , in dem gleichnamigen
Kirchdorf. 7. Das Gericht Steinwenden , dieſes Namens.
in dem Kirchdorf
8. Das Gericht Weilerbach , in dem gleichnamigen Kirchdorf. 9. DAS Gericht Mohrlaatern , in dem gleichnamigen Kirchdorf. 10. Das Gericht 7eukirch . II . Das Gericht ffenborn . 12. DAS Gericht Waldfiſchbach .
Das Fürſtenthum Veldenz.
g.
1.
s iſt ſchon oben bey Simmern angezeigt worden, ES daß Herzog Stephan zu Simmern , des legten Grafen zu Velbenz Friderich Erbtochter Anna gehei. rathet, und dadurch die Grafſchaft Veldenz an ſein Haus gebracht habe. Er theilte , mit Bewilligung ſeines Schwiegervaters , ſeinem Sohn Ludwig, wel. cher der Schwarze genennt wird , die Grafſchaften Veldenz und Zweybrůcken , ſamt einigen andern Oer. fern , zu , ſo daß er dieſe Lande unter dem Titul, Wapen und Namen eines Grafen von Veldenz für fich
Das Fürſtenthum Veldeng.
1301
ſich und alle feine Nachfommen haben , und beſigen folle. Ob nun gleich dieſe verbundene Lande von der Reſidenzſtadt Zweybrücken das Fürſtenthum Zwey. brücken genannt , und unter dieſem Namen ihren , Beſikern von den Kaiſern mit allen hohen Regalien verließen worden : ſo haben ſich doch ihre hoşen Bee ſiker allezeit nur Pfalzgrafen bey Rhein, Herzoge in Bayern , und Gráfen zu Veldenz genennet. Es ſind dieſe lande unter
dem
Namen des Fürſtenthums
Zwenbrücken von Ludwig dem Schwarzen , deſſelben Sohn Alexander , dieſes Sohn Ludwig II , und deſ: felben Bruder Ruprecht, als Vormund ſeines Bru . dersſohns Wolfgang , 1543 unzertrennt beſeffen wor. den . In dieſem Jahr aber brachte es gedachter Her. zog Ruprecht, durch Vermittelung Landgrafens Phis lipp zu Heſſen : Caffel, dahin, daß fein geweſener Pflege ſohn, Herzog Wolfgang, fraft eines zu Marburg er. richteten Vergleichs, ihm und ſeinen männlichen lei. beserben das Schloß und Thal Veldenz mit dazu gea hörigen fünf Dörfern , den Brambacher Zehnten, das Schloß und den Flecken ( autereck mit darzu geljörigen vier Dörfern , das Gettenbacher Geriche mit ſeinem Zugehör , das Kloſter Rönigsberg mit deſſelben Renten , gewiſſe Renten aus dem Amtlid). tenberg, und andere Stücke, überließ. Es wurde aber daben bedungen , daß Herzog Wolfgang und ſeine Nachfolger, als regierende Herren , die Belehnung vom Kaiſer und Reich über das ganze Land em . pfangen ; alle Vafallen des Landes ,. wenn ſie gleich in dem an Herzog Ruprecht überlaſſenen Antheil mohnten, dennoch von Herzog Wolfgang und deſſelben Nachfolgern , als regierenden Landesherrn , befehneć Nnnn 3 werden,
1302
Der ober - rheiniſche Kreis .
werden , auch die abgetretenen ande ihr Contingent 1 zu Reichs , und Kreisanlagen in die Rentekammer des regierenden Herrn nach Zweybrücken liefern ſoll. Herzog Ruprecht brachte ſolche ihm abgetre. ten . tene Sande auf ſeinen Sohn Georg Johannes , wel. cher auch des Churfürſten Otto Heinrich zu Pfalz Verlaſſenſchaft ,
1
vermoge des mit mehrgedachtem
Herzog Wolfgang 1556 errichteten Theilungsvers gleichs , die Herrſchaft Süßelſtein , und das ehema lige chur , pfälziſche Antheil an der Gutenberger Ge. meinſchaft, an Alſeng, und an dem Weinzehnten zu Ja , Herzog Weiffenburg und Kleeburg bekam . Georg Johannes bracte es 1566 dahin , daß ihn der Kaiſer, wegen ſeiner geſammten ( ande , als ei. nen Stand und Fürſten des Reichs , belehnte , und er auf dem Reichstag , gleich den andern pfälziſchen Häuſern , zu Siß und Stimme gelaſſen wurde . Solches alles iſt bis auf feinen Enkel , Herzog (eos pold Ludwig, fortgeführt, welcher 1694 ohne månn : liche Leibeserben verftarb , und alſo reines Ur - Groß. . vaters Ruprecht Linie beſchloß. An ſeinen hinters laſſenen (anden machten Pfalz: Zweybrücken , Churs Pfalz oder Pfalz- Neuburg , und Pfalz : Sulzbach mit Pfalz. Birkenfeld Anſpruch ; und endlich vergli. chen fich 1733 die übrig gebliebenen Häuſer berges ftalt, daß Chur- Pfalz Veldenz und ( autereck behielt ; hingegen ſeine Antheile an der Grafſchaft {ùbelſtein und Gemeinſchaft Gutenberg , dem Pfalzgrafen zu Birkenfeld überließ . Wegen der veldenziſchen Stims ' me auf den Reichs.u . Kreistagen , wurde ausgemacht, daß folche Churfürſt Karl Philipp, ſo lange er lebte, allein , nach ſeinem Tod aber Pfalz - Sulzbach und
Pfalz
Das Fürſtenthum Veldenz.
1303
Pfalz -Birkenfeld ſolche ein Jahr ums andere führen rolle , welches nun auch ſeit 1743 geſchieht, da Pfalz und Zweybrůcken ſie wechſelsweiſe führen . g. 2. Die lande , welche Herzog Ruprecht oben beſchriebener maßen erhalten , und nun Churpfalz beſigt, beſtehen aus zwen Oberámtern . 1. Das Oberamt Veldenz, liegt an der Moſel, und iſt ganz von dem Churfürſtenthum Trier umger Dahin gehört ben . 1) Veldens, ein Fleđen , von welchein das Soloß Veldenz eine halbe Stunde Weges entfernt iſt. 2 ) Die Dörfer Borgen oder Bürgen , Duſſemont, (woſelbſt vortrefflicher Moſelwein wächſt ), mållheim , (wofelbſt eine Pfarrkirche ift), Andeln und Kornbauſen. 2. Das Oberamt Laurerecť , liegt am Fluß
Glan , und begreift 1) Lautered , ein Städtchen und Schloß am Sluß Glan. 2) Die Dörfer Seinzenbauſen , Lobnweiler , berz: weiler und Weißweiler. 3) Römigsberg , ein ehemaliges Kloſter und nunmeha riges Schloß. 4) Die Schultheißerey Reichenbach , von ſiebzehn Dörfern, darunter die Kirchdorfer Zeuenkirchen, Gimbs bach , und Reidenbach ſind.
Das
Fürſtenthum
Zweybrůcken.
S.
1.
Das Fürſtenthum Zwenbrecen , liegt im Weſtrich , Waßgau , Nahgau und Speyergau und grån . zet mit der untern Pfalz, dem Elſas, lothringen und Hodiſtift Trier, liegt aber nicht in einem Strich Nnnn 4 und
1304
Der ober - rheiniſche Kreis.
und ununterbrochen an einander und benſammen , fon . dern wird hin und wieder von chur - pfälziſchen , ha . nauiſchen , naſſauiſchen ,
rheingråflichen und andern
Dertern, Herrſchaften und Gebieren , durchſchnitten . . 2. Es iſt ein ſehr bergichtes and, und fømme der nahe anliegenden Unter . Pfalz nicht gleich ; er. nährt aber doch ſeine Einwohner. Un Holz hat es Ueberfluß , und an Getraide keinen Mangel , doch kann an einigen Orten , des fandichten Bodens wes gen, faſt nur Hafer gebaut werden .
Im neucaſteller
Amt , an Glan hinunter , an einigen Orten des Amts Meiſenheim , und zu Eiſenheim , iſt Weinwachs . Zur Viehzucht, iſt ziemlich gute Bequemlichkeit vorhanden. Zu Üßenbach iſt ein Acharbruch .
1 Im nohfelder Amt ſind Kupferbergwerke. Jm meiſenheimer Oberami finder man Queckſilber und Amethiſten. Die Queckſilbergruben haben von 1765 bis 68 jährlich 43000 bis 50000 Pf. Queckſilber ge. liefert. Steinkohlenbergwerke find auch vorhanden . Zu Zwenbrücken ſind Stahlhåminer angelegt wor. den . Die kleinen Flüſſe ſind: die Laurer, welche ben Sauterburg in den Rhein fållt , die Erlbach , die Loiſebad , die Querch , die Sornbad , welche die Swolb und Averbach aufnimmt, und in die Blies fällt; Die Glan , welde die Lauter bey, ſautereckempfängt, und in die nobe, dieſe aber in den Rhein fließt; die a ſenz, welche ben Rheins grafenſtein in die Nobe geht. S. 3. Das jeßige Fürſtenthum Zweybrücken , iſt theils aus der ehemaligen Grafſchaft Zwenbrücken theils aus einigen Stücken der alten Grafſchaft Vels denz entſtanden, welche legten fajt
des Fürſtenthums ausma,
Das Fürſtenthum Zwenbrücken.
1305
ausmachen. Eberhard , lekter Graf von Zwenbrů . cken , verkaufte 1385 eine Hälfte ſeiner Grafſchaft an das Haus Pfalz für 25000 Fl., die andere Hälfte aber übergab er demſelben zum Eigenthumi , und empfieng ſie wieder zum Mannlehn. Er ſtarb eia nige Jahre hernach ohne Erben , worauf dieſe zwente Hälfte auch an Pfalz fam . Die Grafſchaft wurde 1410 dem Herzog Stephan zugetheilt ,
welcher fie
1444 , nebſt der Grafſchaft Veldenz , ſeinem Sohn , Lidwig dem Schwarzen, vermachte. Wie dieſe ge. fammten ( ande den Namen des Fürſtenthums Zweye brücken bekommen haben , iſt oben bey Velden; gee zeigt worden . Unter Herzog Wolfgang, wurde das Fürſtenthum merklich verringert , als derſelbe einen Theil der Grafſchaft Velden ; und lautereck an ſei. men Dheim, Herzog Ruprecht, aberat. Hingegen er hielt eben dieſer Herzog Wolfgang aus der Verlafe ſenſchaft Churfürſtens Otto Heinrich, vermoge Heidela bergiſchen Vertrags von 1553, u. des mit ſeinem Vete ter ', Pfalzgrafen Georg Johannes , zu Augſpurg er.. richteten Vergleichs 1566, die halbe hintere Grafichaft Sponheim ;
und fchon vorher hatte ihm der vorhin
genannte Churfürſt Deco Heinrich einige Jahre vor feinem Abſterben das von ſeiner Mutter ererbte Für. Dieſes lekte Für. ſtenthum Neuburg geſchenkt. ftenthum vermachte er 1568 ſeinem ålteſten Sohn Philipp Ludwig , dem zweyten Sohn Johannes aber das Fürſtenthum Zwenbrücken . So wie aber der ålreſte Sohn , vermoge våterlichen Teſtaments, reis' nem Bruder Otto Heinrid, das Schloß, Sandgeriche und Stadt Sulzbach ,' nebſt den Aemtern Hilpolt. ſtein und Alerſperg, und dem Bruder Friderich das Nnnn 5 Sdiloß,
1
1306 Schloß ,
Der ober - rheiniſche Kreis . Amt und Landgericht Parkſtein und Weis
den , und die Pflege Floſſenburg im Neuburgiſchen zum Anſik geben mußte : alſo mußte der zweyte Sohn Johannes dem jüngſten Bruder Karl die halbe Grafſchaft Sponheim zum Siz einräumen. Herzog Johannes zu Zwenbrücken hatte drey Söhne, Johann II , Friderich Caſimir , und Johannes Cas ſimir. Als des zweyten Sohn , Friderich Ludwig, 1681 ohne Hinterlaſſung eines Erben ſtarb , fam die Regierungsfolge an des dritten Sohn Johannes Caſimir zu Kleeburg Nachkommenſchaft , deſſen Sohn Karl Guſtav König in Schweden geworden war, welches Sohn Karl XI , König in Schweden, 1681 das Fürſtenthum Zweņbrücken erhielt , und daſſelbe auf ſeinen Sohn König Karl XII erbte. Als dieſer 1718 ſtarb , wurde das land dem Herzog Guſtav Samuel Leopold zu Theil , deſſen Vater, Adolph Johannes , König Karl Guſtavs Bruder geweſen war.
Er ſtarb 1731 ohne Erben , worauf
Herzog Chriſtian III zu Birkenfeld das Fürſtenthum Zweybrücken verlangte , daſſelbe auch 1733 durch ei. nen Vergleich mit Chur . Pfalz erhielt, das Unteramt Stadecken abtrat.
dieſem aber
9. 4. Der fürſtlich -zweybrückiſche Titul, iſt : iserzog in Bayern , Pfalzgraf bey Rhein , Graf zu Veldenz, Sponheim und Rappolts Es iſt jekt kein be. ſtein , Berr zu Sobenacx. ſonderes Wapen des Fürſtenthums Zweybrücken vorhanden. Das Wapen der jeßigen Herzoge und Pfalzgrafen zu Zwenbrücken , hat im erſten und vierten ſchwarzen Felde der erſten Abtheilung , das Wapen der Pfalz bey .Rhein ,
nåmlich einen aufge. richte
te 4
Das Fürſtenthum Zweyßrücken.
1307
richteten goldnen Löwen mit einer rothen Krone ; das zweyte und dritte Feld iſt von Silber und Blau ein und zwanzigmal geweckt,
wegen Bayern ; das
erfte ſilberne Feld der andern Abtheilung , hat einen . blauen mit Gold gefronten Löwen , wegen Veldenz ; das zweyte iſt von Roth und Silber in vier Reihen recizehnmal geſchachtet , wegen , Sponheim ; das dritte ſilberne Feld hat dreh rothe Schildlein wegen Rappoltſtein , und das vierte ſilberne drey gekrönte ſchwarze Rabenköpfe wegen Hohenac . 9. 5. Der Herzog zu Pfalz • Zwenbrücken , hat Siz und Stimme im Reichsfürſtenrath , und auf den ober -rheiniſchen Kreistagen . In jenem folgt ſeine Stimme zunächſt auf die fürſtlichen Stimmen des Churhauſes Pfalz. Sein Matrikularanſchlag iſt gehn zu Roß und drenßig zu Fuß ,
oder monatlich
240 Fl. Zu einem Kammerziel giebt er , nach 26, zug des Amts Stadecken , 172 Rthlr. 36 Kr.
9. 6. Die zwenbrückiſchen Lånder follen jährlich ůber 500000 Fl . eintragen . $. 7. Das Fürſtenthum Zwenbrücken , beſteht I. aus folgenden Stücken der alten Grafſchaft Zwenbrücken . 1. Das Oberamt Zweybrůcken , welches im Weſtrich , und zwar im Bliesgau , belegen iſt.
1 Zu demſelben gehören 1) Iweybrůđen , Bipontum , in alten Urkunden Ge minus pons , franz. Deux Ponts , die Hauptſtadt des Fürs ſtenthums, welche zwar nicht groß, aber wohl angelegt iſt, ein 1723 erbautes prachtiges Reſidenzſdhloß hat, und der Sit der Regierung , des Hofgerichts , der Rentkammer, der beyden Oberconfiſtorien der Lutheraner und Reformirs ten , des Oberamts Zweybrůçen , und der Kloſterſchaff: ney Wersweiler iſt. Von der großen Stadtkirche, haben die
1308
Der ober -rheiniſche Kreis.
die Katholifen das Chor , und die Reformirten das Schiff. Die Lutheraner haben auch eine Kirche, und die franzöſis den Reformirten eine in der Vorſtadt. Das hieſige Gymnaſium ,iſt vorher zu Hornbach geweſen. Es find hier auch Stahlhåmmer. 1470 bat die Stadt großen Brands fchaden, und im dreyßigjährigen Kriege ſehr viel erlitten, iſt auch 1677 von den Franzoſen ſehr verwüſtet worden . Nicht weit von der Stadt iſt Schuflid , ein größtens theils eingegangener kuſtort in einem Thal, welchen der polniſche König Stanislaus angelegt hatte, alø er ſich zu Zweybrůden aufgehalten . 2 ) Sornbach , ein Städtchen am Fluß gleiches Nas mens, deſſen ehemaliges Benedictiner Klofter Pfalzgraf Wolfgang 1559 in ein Gymnaſium illuftre verwandelt, dieſes aber fein Sohn und Nachfolger Johann I berbeffert hat, nachgehends aber nach Zweybråden verlegt worden iſt. Fegt iſt hier eine Kloſterſchaffney , welche wiele Gefälle ins und außerhalb des Fürſtenthums, inſonderheit in der Grafs ſchaft Bitſch hat. Die meiſten Renten im Churfürftene thum Pfalz , vermuthlich die Schaffreyen bißbeim und Godramſtein , find 1769 an Churpfalz vertauſcht , und dem Klofter andere Einkünfte dafür verſchafft worden. 3) Die Schultheißerey oder of Alt-Gornbach, zu welcher ſechs Dörfer geboren . Sie hebt auch Gefälle zu Bedingen. 4) Die Schultheißerey Winterbach , von ſieben
Dörfern. 5 ) Die Schultheißerey Contwich , von vier Dörferu. 6) Die Schultheißerey Bottenbach . 7) Die Schultheißecey $ 7ůnſchweiler , von zehn Dörfern. 8 ) Die Schultheißerey Waldmohr , zu welcher vier Dörfer gehören. Das alte Schloß Sattweiler oder Sans weiler , nadmals Guſtavsburg , hat Pfalzgraf Guſtav Samuel Leopold 1721 verbeſſert und erweitert ; und nahe bey demſelben ſteht das neue Schloß Jägersburg,
9 ) Die
Das Fürſtenthum Zweybrücken.
1309
9) Die Schultheißerey Einod , in welcher das Schloß Gutenbrunn , und neben demſelbeu das vorinalige Ciſter: cienſer Kloſter Wersweiler liegt. 10 ) Die Schultheißerey Zambsborn. II ) Die Schultheißerey Irheim, von ſechs Dörfern. 12) Die Sdultheißerey Blieferhof, von fechs Dörfern . 13 ) Die Schultheißerey Birkel . Das alte Schloß Kirkel, ift zerſtört, und die Derter , welche zu der ehemas ligen Serrſchaft Kirkel gehört haben , ſind in unterſchies dene Sdultheißereyen vertheilt. 14) Die adeliche Herrſchaft Bundenbach. 15 ) Das Amt somburg , gehört zu vier Neuntel zum Fürſtenthum Zweybrücken , und zu fünf Neuntel dem Fürſten von Naſſau Saarbrüd - Eaarbrüd. Jene Ans theile, hat Pfalz- Zweybrůđen 1756 von dem Haus Naſa fau - Weilburg gegen das Amt Alfenz eingetauſcht. Der Hauptort deſſelben iſt die 1682 angelegte Stadt soms burg , deren ehemaliges feſtes Schloß , vermoge des Baas dener Friedens , 1714 gefchleift worden. 2. bern ,
Das OberamtDeucaſtel oder Bergza welches zum Wasgau und Speyergau
gehört , und von Frankreich mit zum Unter- Elfas gerechnet wird. Es begreift
*
i) Bergzabern, Tabernae montanae , eine Stadt am Fuß des wasgauiſchen Gebirgs , und am Flüßchen Erla bads , welche 1286 Stadredyte erhalten hat. Die Refors mirten und Katholiken haben hier eine gemeinſchaftliche, die Lutheraner aber eine beſondere Kirche. Das Schloß, welches der Siß der fårſtlichen Witwen iſt, iſt in der ehes maligen Zeit mehrmals verwüſtet, von dem Pfalzgrafen Guſtav Samuel aber wieder hergeſtellt, und vou dem Pfalz grafen Chriſtian III erweitert worden . Hier iſt der Sit des Oberamts. 1686 wurde die Stadt von den Franzoſen geplündert und angezündet. 2 ) Anweiler , eine Stadt von 252 Häuſern an der Ducich, unter dem Schloß Trifels . Sie hat 1219 vom - K . Friderich II Stadtrechte erhalten , und iſt eine Reichsſtadt geweſen.
i
1310
Der ober - rheiniſche Kreis .
K. Ludewig beſtåtigte 1332 das Privilegium geweſen . Friderichs des zweyten , und nennete die Einwohner fideles noftros et S. R. I. ciues feu oppidanos noftros in Anuil. re, Es haben auch alle folgende Kaiſer , und noch 1712 K. Karl vr dieſes Privilegium beſtåtigt. Sie iſt aber 1330 von dem erwåbnten Raiſer Fudewig an die Pfalzgrafen verfekt, und nicht wieder eingelöſet worden . Es hat ſeinen Trifels , ein zerſtörtes Bergſchloß. Namen von dreyen Felfen , auf welchen es erbauet , und alſo auch ein dreyfaches Schloß geweſen iſt ; doch hat mur das großte, von welchem die bevden kleinern abhangen, den Namen geführt. Bon demſelben iſt noch ein hober Thurm von Quaderſteinen abrig. Der erſte Erbauer dieſes Schloss fes, iſt unbekannt. K. Heinrich v ließ 1125 vor ſeinem Tode die Reichskleinodien zur Verwahrung dahin bringen , bis ein anderer Kaiſer an ſeiner Statt erwählt renn würde. K. Richard von England hat hier gefangen geſeffen. Ue: berhaupt iſt es vor Alters unter den Schloffern des deut: ſchen Reichs vorzüglich berühmt geweſen. Sarnſtal, ein Dorf, gehört der Stadt Anweiler .
3) Die Vogtey Anweiler , dazu zwey Dörfer und die Geineinſchaft Falkenburg gehören. Falkenburg , wel: chef der Pfalzgraf mit dem Grafen von Leinigen - Dachss burg gemeinſchaftlich beſigt, und aus dem 1680 von den Franzofen zerſtörten Schloß Falkenburg , ( welches gang Leiningiſch iſt ,) und den Dörfern Wilgartswieſen , Xins tbal, Spirbelbach und Bochſtetten beſteht , wird in Anſehung des zweybrückiſchen Antheils gemeiniglich von dem Vogt zu Anweiler mit verwaltet. 4 ) Das Amt fleucaſtel, beſteht aus dem uralten Schloß Teucaſtel , welches 1680 vermůſtet worden , und 5 Dörfern , davon aber eines halb zur Herrſchaft Scharfs feneck gehdrt. 5) Das Amt Barbelrode , von 8 Dörfern. 6) Die Vogtey Kleeburg , welche 1540 an das Fürs ftenthum Zweybrůct gekommen iſt, von der Probſtey Weiſs ſenburg zu lehn geht, und in welchem das Schloß Klees burg , auf weldhem die von Johaun Caſimir , Herzogs Sobans
0
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EN
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Das Fürſtenthum Zweybrücken.
1311
Johannes I drittem Sohu geſtiftete Linie , ihren Sitges habt hat , der Marktflecken Kleeburg , das Schloß Cas thrinenburg , und 9 Dörfer , dazu noch ein Antheil an dem Dorf Bremelbach kommt. 7) Die Vogtey Wegelnburg , von 4 Dörfern. Das ehemalige Schloß Wegelnburg , iſt 1680 von den Frans zoſen verwüſtet worden . II. Uus folgenden Stúden der alten Grafſchaft Valdenz , welche churpfälziſches Lehn find.
3. Das Oberamt Lichtenberg, welches begreift 1) Die Schultheißerey Burgfrieden , zu welcher das Schloß Lichtenberg, das Dorf Thal, und noch 3 Dörfer gehören. 2) Buffel, ein Städtchen , welches 1677 von den Frans zoren verbrannt , aber wieder aufgebauet worden . 3 ) Die Schultheißerey Pfeffelbach , von 15 Dörfern . 4) Die Schultbeißerey Conken , zu welcber das Schloß Eitersheim , das Dorf Conken , und noch 15 Derter gehören. 6 ) Dies von 6 Dörfern, nadidem die 5 übrigen 1755 an dasrheins gråfliche Haus Grumbach gegen das Amt Alfenz über : Unter jenen 6 Dörfern iſt Eiſenbach , laſſen worden. welches den Freyherren von Kellenbach zuſtändig iſt. DAS Priorat Uffenbad ) , zu welchem einige Einwohner des Dorfs dieſes Namens gehört haben , iſt aud) an die Rheins grafen von Grumbach überlaſſen worden . 7 ) Der Fleđen und die Schultheißerey Baumbol der , von 9 Dörfern . 8) Der fleđen und die Schultheißerey Berſchwets ler , von 6 Dörfern . 9) Die Adultbeißerey Boſenbach. 10) Die Schultheißerey Wiederkirchen . H ) Die Amtskellerey fobfelden , zu welder gehört (1) Die Schultheißerer wolfersweiler. ( 2 ) Die Pflege Actelsbach .
4. Das
;
1.
1312 >
Der ober - rheiniſche
Streis . "
4. Das eramt Me fenheim , welches begreife 1 ) tizenheim , Stadt und Schloß am Fluß Glan , worevet das Oberamt, ein Bergamt, und das pfalzgråfl. Begräbniß iſt, geht vom Erziiift Maynz zu ſehn . Bey demſelben iſt eine wohleingeridtete Glashütte , in welcher man Steinkolen aus zwey Bergwerken brennt. 2) Obers Miorobel, eine Stadt , unter dem zerſtörten Schloß Landsberg, 3) Moenbach , ein Flecken am Fluß Glan . 4) Die Schultheißerey Aus . Amt, welche aus zehn Dörfern beſteht. 5 ) Die Schultheißerey Udenbach , welche begreift 8. medard , und noch zwen Dörfer. 6 ) Die Schultheißerey Rehborn, von zien Dörfern . 7 ) Die Schultbeißerey Dartirod und Oberbaufen , welche zur Hälfte den von Günterrode gehört, die ſolche ihre Hälfte von dem Fürſtenthum Zweybrüden zu Lehn tragen. 8) Die Schultheißerey Wald Grehweiler , welche die Dörfer Grehweiler , Ransweiler und Bifterſcheid und andere Zugehörungen hat. 9 ). Die Schultheiferey C7ieder moſcheln . 10) Die Schultbeißerey Gliederkirchen , welche mit den Rheingrafen gemeinſchaftlich iſt. II ) Die Schultheißerey Berzweiler oder Hinterraß, weil viele Leibeigene aus der Herrſchaft Reipoltskirchen das zu gehören. 12) Das Stolzenberger Thal , in welchem das zer : ſtörte Schloß dieſes Namens , und die Dörfer Bollen , Beyerfeld , Dielkirchen , ( von welchen 3 Dörfern ein Drittel zu der Grafſchaft Falkenſtein gehört,) Stedweis ler und Stalberg, find. anmerk . Die Schultheißerer Odernheim mit demi themaligen Kloſter Diſibodenberg , und die Schultheißeren Einelle , iſt 1769 an Churpfalz überlaſſen , und dafür Stadt und Amt Selz , uno Amt sagenbach , ertauſcht worden .
Heffen .
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Heſjen .
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effent.
§.
I.
ie älteſte und unvollkommenſte Charte von Sep
Ten , þat Dryander gezeichnet; nachmals hat Gerhard Mercator, auf der Landgrafen Witħelm Befehl, 1586 eine Charte von Nieder- Heſſen zu vers fertigent angefangen, welche fein Sohn Job .Mers cator voltendet hat, und vermuthlich von Blaeuw , Janſſon, sono, den Waesbergen , Dankerts, Gerhard van Keulen , somnann und Seutter , bey ihren Charten von Nieder . Heffen genugt und zum Grunde gelegt worden . Jegt ſind die beſtent, aber doch noch fehlerhaften Charten , welche man von Seſſen hat , 1) dietenige, welche Carler de la Roziere, franzöſiſcher Dragonerhauptmann, 1768 Bogen durch Beaurain , und 1761 noch eine auf andere auf vier großen Bogen ans Licht geſtellt hat. Von der erſten Hat Seinrich Ludewig Brons ner , Buchhandler zu Frankfurt am Mayn , 1766 auf zwey Bogen einen fehlerhaften Nachftich werfer tigen laffen. Das erſte Blatt , welches nach einet geſchriebenen Charte des Herren Sandgrafen abge. zeichnet rennt foll, und in der That beffer , als das andere ift , ſtellt den nordlichen , bas zweyte aber den ſüdlichen Theit der helfen #caffelfchen ( ande vor; lugenieur 2) diejenige, welche Mr. Malecot Geographe du Roi de France , auf 4 Blättern um eben die Zeit , da die Rozieriſche erſchienen iſt , ge. liefert , und ſeiner Verficherung zu Folge , größten . theils nach ſeinen eigenen Uusmeſſungen gezeichnet, die homanniſche Officin ju Nürnberg aber 176r auch 3 Ch.64.
Dooo :
auf
1314
Der ober - rheiniſch
e
Kreib.
gat. 3) Diejeni. chen 1761 ge,welchedie berliner Akademie der Wiffenſch aften auf 4 Bogen geliefert hat, und die , vermige ber uns
auf 4 Bogen verbeſſert, niachgeſto
, in Unſehun der richtię Anmerku tenſtehe g ngen nden gen lage der Derter , Vorzüge hat. 4 ) Die große Charte von dem heſſen - caffelſchen Sande , welche hat . 5) Die Charte von Bawr 1762 herausge geben Ländern , wel . Nieder , Heffen und den angrånze nden , als im Q che Julien 1762 fowohl auf 4 uartblåt tern Format , geliefert hat. Die homanni. gewohnli chen ſchen Erben haben auch 1751 Chriſtop Harim . h von den beſſens C Prønne darmſtä rs harte Ländern auf 6 Blätterdntiaſucshgeen. und benachba rten Charten von Ober- und Die homanniſ geben. chen Nieder - Sgeſſen , find in dem Utlas von Deutſchla nd als Num . 190 und ion zu finden . . 2. Heſſen hat andere Gränzen unter den Cats
A U
10 1
ren , kurz vor den Zeiten Heinrichs des Kindes gehabt; jeßt aber gränzt die Landgraffhaft Heſſen an das Bisthum Fulda , Fürſtenthum Hersfeld , Thürin . gen , das Eichsfeld , Fürſtenthum Calenberg, Bis.
thum Paderborn, Waldeck, Herzogthum Weſtpha. len , Grafſchaft Witgenſtein , Naſſau. Dillenburg , Grafſchaft Solms und Ober: Iſenburg. Die Graf ( chaft Kakenellnbogen iſt in dieſer Grånze nidt mit begriffen, und, es ſind noch einige andere Stücke au. Die Landgrafſchaft Heſſen an ſich ift Ber derſeiben.
42
einige zwanzig Meilen lang. 9. 3. Das land iſt größtentheils bergicht und wals ME
dicht, hat aber auch angenehme Thaler, þin und wie der fruchtbare decker und gute Wieſen , und in unter . ſchiebe.
Heffen.. t fchiedenen Gegenden guten Weinwachs.
1315 Die Vieban
zudyt iſt anſehnlich . Das Mineralreich iſt ganz bea. und bey tråchtlich. Die Eder führt Goldkorner Frankenberg iſt ehedeflen ein Goldbergwerk geweſen . Man finder Silber , Kupfer, Bley und viel Eifen ; man har Ulaun, Vitriol, Salzquellen , Steinkohlen , Schwefel, imgleichen Bolus, unachte Porcellanerde , gute, Töpfererde , etwas Marmor und , 2Alabaſter . Die Berg , und Salz, Werke im Heſſen - caffelſchen Ancheil, hat der Miniſter von Waip in vortrefflie: den Stand gefekt. Es ſind auch heilfarne Bäder und Sauerbrunnen vorhanden . Wild und Fiſche ſind häufig zu finden. Des Rheins, welcher an der obern und niedern Grafſchaft , Kakenellnbegen hinſtrómt,
und des Mayns ,
welcher aud) durch
1
eine Gegend der obern Grafſchaft Kafenelinbogen fließt, nidyt zu gedenken , ſo wird Heffen noch durch Die Lån oder Lábny folgende Flüſſe bewäſſert.
i $
nus und Logana genennet wird , entſpringe auf dem
welche auch Löhn , Lohn und Lahn , latein . Law,
Weſterwald, im Fürſtenthum Naſſau -Siegen, ben , einem Hof, Namens låhnhaus , fließet durch einen Thal der Grafſchaft Witgenſtein , und tritt aus ders: felben in Heſſen , woſelbſt ſie, außer andern kleinen Gewäſſern, die Lumbo , Obm ,Viſſemarbach , Klecbach , Zwefferau , Salzbušce , Wiſſeck, Biber , Dil , Wes , Weilbad, Ums, Elb , Aar, Erl und Mühlbad ), aufnimmt, und obers Halb Coblenz in den Rhein fält. Die Fulda fömme aus dem Bisthum Fulda , nimmt die Eder auf, in : welche ſich vorher die in Ober . Heſſen entſpringende
ܙܐ
Gdwalm ergoſſen hat , und vereinigt ſid , endlich ) Dooo mit
he
1316
c Der ober -rheiniſ
mit der Werra .
Kreis .
Dieſe Werra entſpringt im Für.
frenchum Hildburghauſen, im Heldrietherwald , und Hat ehedefſen Wtfaraha, Wifiraha , Wefara, und nachmals Wirraha oder Wirra geheißen , ſo daß ſie wirklich nicht erſt bei Münden , wofelbft fie die Fulda aufnimmt, den Namen Weſer ( Vifurgis) békömmt, obgleich foldjes heutiges Tags eine gemei. ne Meynung ift. In die Weſer ergießt ſich auch Die Diemel ,
welche zunächſt aus dem Bisthum
Paderborn tomme. 6.4. Von der Zählung der Menſchen ,welche1773 in Heffent, caffelſchen Untheils , vorgenommen word den , weiß ichweiter nichts , als daß ſie geſchehen res : wohl aber kann ich angeben , daß man zwiſchen 1440 und 30 in der Landgrafſchaft Heſſen , caffels fühen Untheils, Hersfeld- und Schmalfalben mitger rechnet, gefunden habe , 43 Städte, 31 Schlöffer, 101 andere Herrſchaftliche Häufer , 484 geiſtliche Stift und Armen . Häufer , auch 108 Herrſchaftliche Hafe und Landgüter, 12559 der Contribution unterworfene Häuſer und- Höfe in den Städten , 39186 auf dem platren ande , überhaupt an Gebauten und Häuferr im gangen lande 54,163; an Feldern , Garten und Wieſen , welche Contribution erlegen , 996334 den cer, 373 Mutterkirchen , 856 Filialkirchen, 258 ein . gepfarrte Dörfer , 405 Pfarrer , überhaupt aber an Menfchen 53,992 Männer , ( die Witwer mitgerecha tet,) 62,696 Frauen , (uncer weldoen auch die Wit wen ) 68,568 Söhne, 67,292 Tochter, 9094 Knech . té , 13090 Mägde, in Summa 275,732 Menſchen . Jeßt mag die allgemeine Summe mohl 300000 betragen. In Heſſen giebt es Lanoftande,welche
1
2
Heſſen .
?
1317
fu den Landtagen oder (andcommunicationstagen bes" rufen werden . Zu den beffen : caſſelſchen gehören : 1) Prálaten , welche ſind:
( 1) der Lanoconimen .
shur der deutſchen Drdensballen Heſſen , welcher feia nen Sie zu Marburg hat ; (2) der Rector und See nat der Univerſitåt zu Marburg , wegen der Kloſter. güter , welche ſie beſikt. ( 3) Die vier Obervorſtes her der adelichen Stifter Kauffungen und Wetter, und der Obervorſteher der hohen Hoſpitåler Saina, Merrhauſen , Hofheim und Grunau. 2) Die Rits terſchaft ,
welche nach den fünf. Flüſſen gåbn,
Schwalm , Sulda , Werra und Diemel , abe getheilt wird . Dieſe fünf Gegenden haben keinen gewiſſen Rang unter ſich. 3) Die Landſchaft oder die Städte , welche auch nach den an eben genannt . ten fünf Flüſſen belegenen Gegenden abgetheilt wer. den .
In jeder dieſer fünf Gegenden , iſt eine aus .
ſchreibende Stadt ,
nämlich Caſſel an der Diemel,
Marburg an der Lahn , Eſchwege an der Werra , Hersfeld an der Fulda , und Homberg an der Schwalm .
Die Städte Caſſel und Marburg Ichira allgemeinen den zu den und beſondern { andragen und in Anſehung der lekten ſowohl zu den engern , als weitern Ausſchußlandtagen ,
jede zwey Bevoll .
machtigte , die übrigen Städte aber wohnen denſel. ben wechſelsweiſe nach einer gewiſlen Ordnung bey. Zu den engern Ausſchußlandtagen ſchicket jede der fünf Gegenden zwey, und zu den größern Ausſchuß , landtagen 4 Bevollmächtigte; die Stadt S. Goar, nebſt den übrigen Städten der niedern Grafſchaft Kakenellnbogen , ſendet zu jenem einen , und zu dies ſem
zwen Bevollmächtigte.
Zu den beſſen darm .
ſtádcie
* 1318
Der ober- tñeiniſche Kreis .
ftädtiſchen Landſtånden , gehören auch 1 ) Pras Jaten , nämlich : ( 1) der Eonimentjur des deutſchen Drdens zu Schiffenberg und ( ) der Rector und Senat der Univerſität zu Gieffen .! 2 ) Die Rittére fchaft, und 3) die Städte. Der Landtag wird fowohl im
Heffen . Eaffelfchen
als Heſſen: Darmftädtiſchen durch den Erbmars fdall regiert , welche Würde der Weltefte in der adelichen Familie
Riebefel von Eiſenach bekleidet,
und den Rang vor den Univerſitäten verlangt , auch im Befit defletben ift ; fowie der Erbſchenk, wel. cher der Heltefte der Schenken zu Schweinsberg iſt , die Landtagsreceffe gleich nach demErbmarſchalt, und vor der Univerſität von Greffen jedoch mit der teşten beſtåndigem Widerſpruch , unterſchreibt. Die allgemeinen Landtage des ganzen Heffenlandes ſollten , wenn fie gehalten würden , wechſelsweiſe im Caffels fchen und Darmſtädtiſchen angeſtellt werden . allgemeinen Landtage
jeder der
Sandſchaften find auch ſehr fetten .
Die
beyden hetiſcher Es Freibt alfa
der regierende landesherr bender Häufer nach Gefab ten beſondre Land , oder Landcommunications . tage aus, und zwar ſo befiehlt der Landgraf zu Hefa fen . Capel, ſtromsweiſe durch Deputirte zu erfchero nen . Die beffen.caffelſchen werden zu Caffel, Horn burg , auch gir Treyſa , und die helfen darmftädtis ſchen zu Gieffen gehalten. Die landesfürften ſchio cfen ihre Commiſſarien dazu ab.
Die ſogenannten
Landconvocationstage, welche gemeiniglich frei. willige Geſchenke beireffen , ſagt auf landesfärftliche Veranlaffung und Bewilligung der Erbmarſchall an.
9.5. Das
3
3
1
7
1.
Heffen .
1319
$. 5. Das beffen.caſſelſche Haus bekennec ſich zur reformirten , das heffen . Darmſtädtiſche aber zur lús theriſchen Kirche. Von den abgerheilten Linien iſt die rothenburgiſche romifch - katholiſch , die philipps, thaliſche und Homburgiſche aber reſormirt. Die Una terthanen ſind gleichfalls vermiſchter Religion . Als 1754 bekannt wurde, daß der Erbpring Friederich zu Heffen - Caſſel 1749 zu der rómiſch - katholiſchen Kir. che getreten fer , ſtellte derſelbe am 28 October und 31 December eidliche Reverſalien und Verſicherung von ſich , daß ſeine jebigen und fünftigen fürſtlichen Kinder in feiner andern , als in der evangeliſch - res formirten Religion , erzogen , unterrichtet und con . firmirt werden ſollten , und daß er, wenni er bereinſt die Sandesregierung antreten würde , in dem derma. ligen Religionsjuftande im Lande nicht das allergee ringfte åndern , ſondern alles und jedes nach dem im weſtphäliſchen Friedensſchluß feſtgeſtellten ftatu anni "normativi und gegenwårtiger Religionsverfaſſung in den Heſſiſchen und dazu gehörigen ſchauenburgiſchen und hanauiſchen , und allen andern ihm ſonſt heima fallenden landen , und zwar nach den bis daher gea füþrten principiis des corporis cuangelicorum , in ſeinem Stand und Weſen unbeeintråchtigt und un . geſtört. faffen und erhalten wolle. Dieſe Affecura. tionsacte , welche nicht nur ' beſonders gedruckt wora den , ſondern auch im achtzehnten Bande der Acto rum hiſtorico - eccleſiaſticorum , zu finden iſt , häs ben die proteſtantiſchen europäiſchen Könige, die Ger neralſtaaten der vereinigten Niederlande , und das corpus eiiangelicorum garantirt. 1 Vermöge der Reverſalien des Landgrafen Friderich , müſſen alle 2000 4 Juſtiga
1320
Der ober:cheiniſche Streis.
Juſtikámter nur mit Reformirten befekt, werden , und nur beym Ober -Appellationsgericht werden ( u . theraner zugelaſſen . Jm Heffen - Caffelſchen find gwen reformiſte Superintendenten, nämlich einer zu Caſſel, und der andere zu Alendorf an der Werra ; und ein lutheriſcher zu Marburg. Zu Gieſſen, waren ehemals zwey Superintendenten ; nachher iſt dieſes Amt unter die drey Profeſſores der Theologie pers theilt worden , fo daß nunmehr der alsfeldiſche Dia ſtrict ſowohl als der marburgiſche zu Gieſſen , ſeinen Superintendenten hat." In einigen Orten ſino In fpectores , und auf dieſe folgen die Metropolitane. Dieſe ſind die vornehmſten Klaſſen der Geiſtlichen , welche den Pfarrern und Schulmeiſtern vorſtehen .
10
E
Unter Heſſen - Caſſel ftehen die Univerſitäten zu Marburg und Rinteln , ftabt die zu Gieffen.
und unter Beffen . Darm .
9. 6. Außer den gemeinen lateiniſchen Schuten , findet man in Heſſen Pädagogia zu Caſſel, Mar. burg, Gieſſen, Darmſtadt; Gimnaſia zu Hersfeld , Darmſtadt; ein Collegium illuftra, eine Geſellſdyafe des Uckerbaus und der Künſte , und eine anciquaria ſche Geſelfchaft zu Caffel , Marburg und Gleffen,
uno Univerſitäten zu
$. 7. Es giebt in Heffen Gold. Leinwand . Seuge Luc . Sut. Strumpf. Handſchuh , Papier- und an . dere Manufakturen ; es werden aud) zu Caſſel ſchöne Porzellanartige Geſchirre verfertige, und die Spie . gel -Manufaktur ift beträchtlich . Im darmſtadtie fchen Landes . Antheil , iſt der Bau und die Verara beitung des Flachſes in neuern Zeiten bod geſtiegen . Im
DI
Heffen .
1321
Im Umt Nidda , iſt man am weiteſten gekommen . Im caſſelſchen Landes .Antheil hat man ehedeflen mehr grobe als feine Leinwand gemacht. 1771 ward im caffelſchen Landes » Antheil die carlshavner Hane delsgeſellſchaft geſtiftet und privilegirt, um den eing þeimiſchen Manufakturen und den Bergwerks. Pror duften einen guten Abſaß zu verſchaffen. 9. 8. Die Heſſen ſtammen von den Catten ab, welche ehemals ihre beſondern Fürſten hatten. Catti, Chatti , Chafft, Baſſi, Helſi ift einerſey Name. Zur Zeit Ludwigs des Kindes , nåmlich im Jahr 902 , machten ſich die beſſiſchen Grafen Conrad der Heltere, Gebhard , Eberhard und Conrad der Jün : gereburch innerliche Kriege bekannt. Der legte wurde deutſcher König. Zu ihm begaben ſich des nach lub pigs V Könige von Frankreich Tode von dem Thron ausgeſchloffenen unglücklichen Herzogs Karl von 10 . thringen Söhne, Karl und ludwig , welche ſeiner Gemahlinn Giſela Bluesverwandtewaren. König Conrad II machte den zweyten , welcher Ludwig mit bem Bart genennet wird , zum erſten Grafen von Shüringen , von deſſen erſtem Sohn Judmig II alle E - nachmalige Landgrafen von Thüringen , von dem zweyten , Namens Berenger pon Sangerþaufen
aber, durch deſſelben Sohn Conrad , die Grafen von Hohenſtein abſtammen . Wie es ſcheint, ſo hatten fchon ludwig mit dem Bart,
und deſſelben Sohn
fubipig II einige Güter in Heffen , zum völligen Ben fik des Sandes aber kam erſt Ludwig III durch ſeine Gemahlinn Sederig , welche des Grafen Gijo za Gudensberg Erbrochter war , Submig des dritten Urenkel, Sandgraf Heinrich, Raſpe, ftarb 1949 ohne Doods Erben .
he niſc is r obe - rhei Kre . n e ig elb en rer ruder udw er ein B Deſſ ålte . Erb s , L ia d H r n e e t e h h t m e e p c t n g a n o o a i i , h l , N gen efin T S , die ſich grå te rin d n e n ü n n n o h a e i e l v T , e und den n ich ant og thet r a b z n r n a r i i us He He He V vo Br . Ue ch m n e i r a r d e n t ſ e n m r i die Eh wu I , mi de Zu He do n ge te n n rin nd Herr von Heſſe nenne , und von Thü u e ſch ig lph 29m2 um eichs den der römi Kön R Udo 1hu z . n n e te e tent t ſ ahcahft , weké fürſ , und Heſ zum Fürſ m c ſ af na auf ach nd ach ne andgre u ches hier n genge n ei S omm n e k i r r d h w e eienne Nac ayn net wur . Ein afft , Lud I, a enh hte e rafſch d g c c e d a i i n r di G b Zung u N an en ing ge Heſſ e,s mit deres Bed , deanß fie als ein auf : h n n c eh e ſ e ſ i g n d e ſ d a h r g ſ tr Le an we , un die nHe afe lge n n r o n en hen e f g i e { ano dar he ihr Erbm hab ſoalylnt iſc, ſo c h li en am d der zieg St der månn be bal r n s ü e e e t h f t auf eſches g c ſ h nic lan , wel g aus dar Gra n n f ors e a n 0 t a h n n 5 r k r o e e t e 4 e ſ ; d H d l G J i 1 geſt gs i s e e w e e t n f ſ d lten t de ben . Die geſtaJlu bey ålte Söh thei r n d e e h r fich ſolce in Heesſſ , daß jene das Lan t ſ i ſ e d r ſ e n an dieſ des Spi , jenaefteanber das h Laayn ch en n ſ g r b r d e r e å Zi und , un di He de g a m te d a h e h e c t r c o r k n g a De le be . Ni br dur ſei Vle ln . ung en ne ipp l f e l h a n i t k s o Ka bo , Ph må mi de Gr afvt lln a ſch ene en ochter , Unn ,s die Graf T bog Kpak . ß wig I nket lip o r. r e gen an H ſen . Lud I E , Phi der G t a hig , efaß ang effen nd ft er tammd ? b müt g ,u i d S Hen , t n f n ame ige andgra lte em t r t i n e ſ u e i t l n e e e h l l h a T L t fa. I ſ er erge r e e thne, daß eö er ſein Lånd foldlm unte ſein va4rS mm he te des cafe IV ; der Sta der ålteſ , Wil l n s e e e h ig t c ſ rte w f ſ u e d l t n a i u ä e i f H , d H , L , IV e Vie p n n p g r er de li and , Phi und die bey II und Geo I, der 2
132
r
De
Heſſen .
1323
der Stammbater des darmſtädtiſchen Hauſes, das übrige Viertel bekamen .' Philipp I von Rheinfels ſtarb 1483 ohne Erben , worauf ſich ſeine dren Brüe der in ſeine Erbſchaft theilten. Ludwig IV von Marburg ſtarb 1604 aud) ohne Erben , und theilte Feine Landſchaften in zwey Theile , nämlich in das Marburgiſche und ins Gieſſenſche ; jenes verrnachte er dem caffeffchen , und dieſes dem darmſtädtiſchen Hauſe , zwiſchen welchen über dieſe Erbſchaft langa wierige Streitigkriten entſtunden , die erſt 1648 vóla lig bergelegt wurden. Es ſind alſo in Heffen zwey regierende såuſer , unter 'welche die heffiſchen Jande vertheilt worden, nämlich das caſſelſche und darinſtädtiſche. Es iſt aber auch zwiſchen dena felben manches gemeinſchaftlich geblieben ; nämlich 1 ) die Lehnsempfängniß; imgleichen die Belehnung des Fürſten von Waldeck , welche in beyder regie. renden Landgrafen Namen von dem Zelteſten beſorgt wird . 2) Das ziegenhayniſche Archiv . . 3) Das Samrbofgericht zu Marburg, welches zu gewiſſen
3 Zeiten gehalten wird , ſeinen Richter und Pfeffores hat, und von welchem , wenn die Summe über 1000 Goldgülden betrågt , an die Reichsgerichte , wenn fie aber nur über 100 Goldgülden ausgemacht, an das gemeinſchaftliche Reviſionsgericht appellirt wcr. den kann . 4) Das Reviſions s oder Appella's tionsgericht, welches wechſelsweiſe fechs Jahre zu Marburg , und ſechs Jahre zu Gieffen gehalten wird , und darinn ſieben Perſonen figen. 5) Die benden adelichen Stifter Kauffungen und Wetter, und die vier Hoſpitåler Haina , Merrhauſen , Sof þeim und Grunau.
Die beyden Stifter haben vier Ober :
1324
Der ober.rheiniſche Kreis.
Dbervorſteher aus dem heltiſchen Utel , das Kloſter oder Hoſpital Haina hat auch einen , der daſelbſt wohnen muß. • Die Vorſteher legen jährlich den pon benden regierenden Herren ernannten Commiß farien Rechnung ab. 6 ) Die Ausſteurung der Prinzeſſinnen , weche auf die Erbfolge Feyerlich Verzicht thun müſſen. Die Unterthanen bender regierenden Herren müſſen den
Brautſchak geben,
pie Braut mag eines regierenden oder abgetheilten Fürſten Tochter feyn . 7 ) Die Janotage von ganz Şeffen ,
welche aber ſehr ſelten gehalten werden.
8 ) Der gülden Wein- und Rheinzult, und das Ane theil am Bopparter Partpfennig. 9) Die heſlie fchen Erbbeamten , nämlich die Riedeſel von Ei. fenach, Schenken von Schweinsberg , die Berlep ſen und die Baronen von Dörnberg , davon die er. Jten das Erbmaridhallamt, die andern das Erb , ſoenkenamr , die dritten bas Lebkammereramt, und die vierten das Erbkůchenmeiſteramt ver. xvatten, 10) Die Schiedsrichter, ( judices auftrega ,) welche die Landgrafen in ſtreitigen Sachen erwählen, und ſich durch derſelben Ausſpruch aus einander feßen laſſen .
11) Das Vorrecht, vermoge deffen
die landgrafen unter die deputirten Reichsſtånde geo hören. 12 ) Die Titel, welche größtentheils einer. Ley find. Bende regierende Herren ſchreiben ſich : Landgrafen
zu beſſen ,
Sürften zu Sersfeld,
Grafen zu Roßenellnbogen Dieg , Ziegene hayn , C7idda ,,, Schaumburg :c. wozu Heffen . Caffel noch Sanau , Geffen . Darmſtadt aber Iſen , burg und Büdingen füger. 13) Die Erbverbrů Derung zwiſchen ihnen und den Häuſern Sachſen und Brar
F
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1
Beffen .
1325
Brandenburg. 14) Die Erbfolge in der Grafſchaft Waldeck. 15) Die Bezahlung des Reichscontine gents. 16 ) Der Rang, darinn ſie und ihre 26. geordnete ben Zuſammenfünften mit einander abe wechſeln. 17) Die Stimme ben putácionen .
den Reichsbes
3 $ . 9. Das Recht der Erſtgeburt, iſt zuerſt im heſſen , darmſtädtiſchen Hauſe , und zwar 1606 eine geführt,
und 1608 vom Kaiſer Rudolph Il beſtå.
Eben dieſes geſchah auch 1627 im Bebe tigt worden . fen - caſſelſchen Hauſe, und wurde im folgenden Jahe . II pom Kaiſer
Es giebt auch abgetheilte und abgefundene Her's ten in beyden regierenden Häuſern.
Im Geffens
Caſſelſchen ſind: 1 ) die Philippsebaliſchen , Welche von des Landgrafen Karl Bruder Philipp abftamment, der zu Philippsthal reſidirt. 2 ) Die Rothenburgiſchen , welche ſich von dem regierena den Haufe mit dieſem Namen ungern belegen laffen , und fich lieber die Rheinfelfiſchen nennen. Ihr Stammdater ift des Sandgrafen Morig jüngſter Sohn Ernſt, deffen Bruder Sandgraf Wilhelm V feinen Brüdern den vierten Theil fowohl der gegeni wärtigen als fünftigen Güter bewilligte ; daher fie fich mit unter die regierenden Herren rechnen . Inder fen behauptet Heffen . Caffel die tandeshoheie über die Oerter und Güter der rothenburgiſchen Pringen , und alfo auch das Recht, itt die Feſtung Rheinfels eine Befakung zu legen, worüber viele Streirigkeiten gewefen find . 1754 iſt ein Vergleich getroffen wors den , kraft beffen der Landgraf von Heffen : Rorben . burg
1
Der ober- theiniſche Kreis. 1359 burg für ſich und ſeine Erben und Nachkommen den Bejagungsrecht in der Feſtung Rheinfels entſagt, und ſolches an Heſſen Caſſel überlaſſen ſich auch aller wegen der erhaltenen kaiſerlichenPrimogenitura Urkunde gemachten Anſprüche begeben , hingegen Heffen - Caſſel bewilligt hat, daß der Landgraf von Heffen - Rothenburg zum Beſten eines feiner derman ligen Prinzen und deſſen Nachkommen , mit oder ohne kaiſerlicher Genehmhaltung , eine ſolche våter. liche Verordnung und Theilung unter ſeinen Kindern fürs künftige errichten féune, vermoge deren die in ber fo genannten beffiſchen Univerſal - Quart bisher ůblich geweſene Gemeinſchaft ubgeſtellt, und folehe gedachtem Prinzen allein verbleiben ,
den übrigen
Prinzen aber , fo bald ſie das fünf und zwanzigſte Jahr erreicht, zu ihrem Unterhalt etwas Gewiffes, welches nicht unter 3000 Rthlr. zu beſtimmen , geur
reicht, dieſe Verordnung aber nie für ein Erſtges Dieſe rothen . burtsrecht ausgegeben werden ſolle. burgiſchen oder rheinfelfiſchen Landgrafen, theilten ſich ſonſt wieder in zwen Häuſer ab ; eins hatte ſeinen Sie zu Rothenburg und eins zu Eſchwege ; dieſes , welches auch das wanfriediſche hieß , ifé nach Abſterben Landgrafens Chriſtian im Jahr 1755 eingegangen , ſo daß alſo nur noch jenes übrig ift. Pon Seffen's Darınſtadt iſt Beſſen -Bomburg abgetheilt, welches Haus feinen Namen von der Stadt ýomburg vor der BShe , feinen Urſprung aber von Landgrafen Georgs I Sohn Friderich Kat. Unter die Rechte der homburgiſchen Landgrafen gea, hört, das Umt des oberſten Waldboten in der Seul. burger und Ober . Erlenbacher Mark.
9.10 .
"2
Heſſen .:
1351
9.10. Das belliſcheWapen , iſt ein zwenmal in die Länge, und dreymal in die Quere getheilter Schild , mit einem blauen Mittelſchild , in welchem der ſilberne gefrónte hemiſche ſowe mit dren rothen Hauptbinden zu ſehen iſt. In dem erſten ſilbernen Felbe des Schildes , iſt ein rothes patriarchaliſches Kreuz wegen des Fürſtenthums Kersfeld .
Im
zweyten quer durchſchnittenen Felde , ijt im obern fchwarzen Theil ein filberner Stern , das untere Theil aber iſt vergoldet; dadurch wird die Graf Das dritte Feld fchaft Ziegenhaynt bezeichnet. ſtellt wegen Rabenellnbogen einen aufgerichteten rothen Löwen mit einer blauen Krone und Zunge zm vierten rothen Felde ſind zwen gehende dar . golone { owen wegen der Grafſchaft Diess .
1
Das
fünfte fchwarze und goldene Feld iſt quer durchſchnit. ten , und oben oder im ſchwarzen fieht man zwey achteckichte filberne Sterne wegen der Grafſchaft nioda . Das rechſte Feld iſt auch in die Quere
11
i
$
getheilt , oben roth , unten aber ſilbern , und mic einem in drey Theile zerſchnittenen Neffelblatt um . geben mit eingeſteckten drey filbernen Någeln . Die. Landgraf fes iſt das fchauenburgiſche Wapen. Wilhelm hat noch den in vier Theile zerſchnittenen banauiſden Schild hinzugethan , in deſſen erftem und viertem goldenen Felde drey rothe Sparren we. gen der Grafſdyaft Banau , im zwenten und drit ten goldenen Felte aber brey rothe Binden wegen der Grafſchaft Reinecť zu ſehen ; imgleichen ein Herzſchildlein , welches quer getheilt , oben gotden und unten ſilbern iſt , wegen der Herrſchaft múns zenberg. Die beſſen - Darmſtädtiſchen Landgrafen fügen
1328
Der oberrheiniſche Streis.
3 fügen mod das " Ifenburgifche und büdingiſche Wapen hinzu , nämlich einen filbernen Schild mit Die von Heffen.Caffe! ab : zmo ſchwarzen Binden. getheilten Fürſten , bedienen ſich des Heffiſchen Schila des , und die von Heffen . Darmſtadt abgetheilten fürſten , brauchen , außer dem beſſiſchen , auch das ifenburgiſche Wapen. $. 11. Die Sandgrafen von Heſſen - Caffel und von Heffen . Darmſtadt haben wegen Heffen , jeder eine beſondere Stelle und Stimmeim Reichsfürſtenrath , und gehören unter die ſechs fürſtlichen Häuſer, wel. che fich verglichen haben , mit einander im Rang abzuwechſen .
Es hat auch ein jeder von denſelben
Sig und Stimme auf den ober -rheiniſchen Kreis. tagen : es iſt aber ſchon oben in der Einleitung zu dieſem Kreife angezeigt worden , daß Heſſen : Caffel fich einigemal von demſelben abgeſondert habe. Bef. ſen Caffel hat einen Matrifularanſchlag von 1096 Fl. 45 Kr. und Helfen . Darmſlabt von 663 Fl. Zu einem Kammerziel ift Heſſen . Caſſet auf 472 Rthlr. 553 Kr. und wegen der Grafſchaft Kaßenellnbogen , beſonders auf 25 Rthlr. 792 Kr. Heſſen -Darmſtadt aber auf 313 Rthlr. 183 Kr. angefekt worden .
9. 12. Im heffentis caffetfchen Landes -Untheit ift feßt das geheime Miniſterium das höchſte Colles gium , und beſteht unter Bem Vorfik des Landgrafen Hier's aus deſſelben fünf wirflichen Miniſtern. auf folget das General Directorium , welches nach dem Muſter des preußiſchen , die Oberaufſicht über die Finanzen Kat , mit welchem die Oberrectix nungstammer verbunden ift , und unter welchert bie
Heſſen .
Bie Kammer ſteht.
X
1
1329
Es find zioen Landesregies
rungen vorhanden , eine zu Caffel für Nieder: Her. fen, und eine zu Marburg für das ober - heſſiſche Untteih Heffen . Darmſtadthat ein Geheime's Rachscollegium , und auch zwey Landesregies
i
rungen , nämlich eine zu Gieffen für die Hemter in Ober - Heſſen , und eine zu Darmſtadt für die obere Grafſchaft Kakenellnbogen , und einen Theil des ép
X
fteiniſchen Landes .
3
Von dem Samt: sofgeridyt
zu Marburg , und von dem Samts Reviſions, oder Appellationsgericht, iſt ſchon oben ($ . 1.) gehandelt worden . Hiernächſt iſt noch ein beſonders caffelfdyes Obers Appellationsgeridt zu Caſſel, und ein darınſtadtiſches zu Darmſtadt. Die Kir. chen- und Ehefachen gehören für die Conſiſtoria , deren im Heffen : Caſſelſchen zwey find , nämlich zu Caffel und Marburg ; und im Heffen . Darmſtadti . fdjen auch zwery, námlich zu Gieſſen und Darmſtadt Wenn adeliche oder andere angeſehene Perſonen grobe
-U
in
3
Verbrechen begeben , wird , wenn ſie es verlangen , ein beſonderes peinliches Gericht beſtellt, welches iudicium honoratum heißt. Sonſt iſt im Heffen . Caffelfchen zu Caſſel und Marburg, imgleichen im Seſſen D . armſtädtiſchen ſowohl zu Gieſſen, als Darm . ſtadt, ein peinliches Geridit. 9. 13. Die Art und Weiſe , wie die ordentlichen und außerordentlichen Landesſteuern angelegt und bes
zahlt werden ſollen , iſt 1576 auf einem Landtage zu Won den ordentlidien Treyſa feſtgelegt worden . Steuern , find die ritterſchaftlichen Wohnungen unb Haushaltungen auf dem Lande , die Pfarr , Schule und Kirchen - Guter frey. Von den außerordentlichen 5
3 14.6 4 .
Pppp
Steuern
1330
Der ober -rheiniſche Kreis .
Steuern aber , welche die Landſtände auf den Sand. tagen bewilligen , ſind nur die 4 Hoſpitåler mit ihren Bauern , und die Pfarr , und Schulgüter befreyt. Der Beytrag der Prälaten und Ritterſchaft zu den Sandesſteuern , verhält ſich zu dem , was die { ano. ſchaft dazu entrichtet , 48 Rthlr. 15 Albus.
wie to Rthlr. 4 Albus zu Der Landſchaftskaffe fteben
-vier Obereinnehmer vor, welche aus der Ritterſchaft genommen, und entweder auf den Landtagen, oder in der Landſchaftsrechnungs . Deputation erwählet wer. den , und dieſes Amt Lebenslang verwalten .
Sie
erwählen die Steuerſchreiber. Die Steuern were den nach zwey legeftädten geliefert. Die Prälaten , Ritterſchaft und bürgerlichen Beſiker adelicher Gůs fer, (welche Neben . Contribuenten genennet werden ,) in dem caſſelſchen Antheil an Ober : Heffen , in der Grafſchaft Ziegenbayn , in einem Theil der Aemter Homberg, Gudensberg und Felsberg , liefern ihre Steuern nach der Legeftabt Trenfa ; die Städte und Döfer aber nach der legeftadt Marburg. Die übri. gen Prålaten , Ritter und Befiger ritterſchaftlicher Güter, imgleichen die Städte und Dörfer, entrichten ihre Steuern nach der Legeſtadt Caffel. Die Steuern der Städte und Dörfer , werden an den angezeigten Dertern von landesfürſtl. Steuereitnehmern gehoben . Die Hauptrechmingen werden den Obereinnehmern und Steuereinnehmern , dem Landesfürſten und den Landſtånden auf dem Landtage (zu welchem ſich auch die marburgiſche Univerſitåt einfindet ,) vorgelegt. Im Heſſen.Darmſtädtiſchen ſind die Obereinnehmer ein gieſſenfcher Profeſſor , einer aus der Ritterſchaft, und der Syndicus der Stadt Gieffen .
Sowohl im Beffen :
Heſſen ... Beffen
"
Caſſelſchen , als Darmſtädtiſchen ,
1331 iſt ein
fürftliches Rentkammercollegtum . Einige ſcha Ben den jährlichen Betrag der heſſen - caffelſchen lan .
(
desfürſtl. Einkünfte auf 1200000 Rthlr. und der Hero fen batinſtädtiſchen auf die Hälfte dieſer Summen . 9.14 . Der Kriegsſtaat,wird fowohlim Caffelſchen als Darmſtädtiſchen, durch ein fürſtl. Kriegsrachse collegium beſorgt. Heſſen - Caſſel unterhale außer 3 Garden zu Fuß , noch 10 Infanterie - Regimenter, und außer der Zeibgarde , und dem Regiment Gens
Û
s
d'Armes , noch 3 Cavalleries und a Dragoner : Regi. menter, nebſt einem Huſarens Jåger- und Artillerie. Corps , und 7 Garniſon , Regimentern. 1769 am Mårz ſtiftete Landgraf Friderich II einen Orden , pour la vertu militaire. Das Ordenszeichen , beſteßt in einem achteckichten auf Gold emaillirten , mit ets nem
Fürſtenbut verfehenen Kreuz , auf deſſen obern
Theil des Landgrafen Namens-Chiffre, auf den dren übrigen Theilen aber die Inſchrift ,virtuti befindlich dift. Es wird an einem himmelblauen an benden Kanten mit einem Filbernen Streif večfehenen Ban. de um den Hals auf der Bruſt getragen 1770 am 14 Huguſt" ſtiftete der ( anograf noch einen Ritteror. den , nåmlich den Orden vom goldnen L Swen . Beffen - Darmſtadt unterhält eine Leibgarde zu Pfer. de, 2 Compagnien Leibgrenadiers, 2 Eſcadrons Drau ở goner , 2 Regimenter zu Fuß, und 4 Bataillons rea gelmäßige Sandmilik . 9. 15. Man findet unterſchiedene Abtheilungen des | alten Heſſenlandes, als, in das Land Beffen und
$
den Theil an der Loina , in das Land an der Loina, und das Landdieſſeits des Spießes, in das Ppp P a
Der ober -cheiniſche Spreis.
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das Land diefſeits und jenfeits des Spießes, in das Land an der Werra, und in das Darna und Daun : (0.i. das bergichte )Land. Heutiges Tags
bate en wird überhaupt eseil iedere undn Ober t. Se5e:ffeffen r der jékige abgeth Um inabe tung der Landgrafſchaft Heffen gemäß zu handeln , fehen wir erſtlich aufdas Heſſen.caſſelſche, und hers nach auf das Heſſen -Darmſtädtiſche Antheil , unter weldien Rubriken wir zwar die Grafſchaft Kafenellne bogen , nicht aber das Fürſtenthum Hersfeld mit bea greifen ; denn obgleich dieſe dem niedern Fürſtenthum Heſſen einverleibt iſt, ſo wird es doch füglicher bes fonders abgehandelt, weil Heffen . Caffe! wegen deſ ſelben ein beſonderer Reichs- und Kreisſtand iſt. Die tandesantheile der abgetheilten Herren in beyden re . gierenden Häuſern , will ich auch in beſondern 26.
ſchnitten beſchreiben , damit ſie deſto beſſer überſehen werden können . Von
I
dem
Ich handele alſo Antheil an
Heſſen , wel
ches das regierende heſſen - caſſelſche Haus, nebſt der abgetheilten Heſſen : rheinfelfiſchen Linie , beſigt. Es wird am beſten nach den fünf Flußdiſtricten , abgetheilt, von welchen oben 9.4. gehandelt worden. Man findet affa
1.
In Nieder : Heffen Die Landſchaft an der Fulda ,
zu welcher
gehören 1. Die unter dem Landgericht zu Caſſel ftea
Henden Aemter Bauna, Abna und 17euſtadt. Caſſel,
Heffent.
3
1333
* : Cartel, Caffellae , Caffula , die färftliche Reſidenzſtadt, und ausſchreibende Stadt der Landſchaft am Fluß Dies mel , der Siß. dez geheimen Miniſteriums des Generala Directorii', der Ober - Nechnungs- Kammer, der landese regierung für Nieder - Heffen , des Ober: Uppellationsges richts , der Kriegs- und Domainenkammer , des Kriegos, collegii., des General , Kriegs - Comiſſariats und Kriegoa Pfennigamts , des Bergrathbcollegiums , eines Conſiſtoa riums, (welches mit der Landesregierung verbunden iſt. ) cines Commercien - Colegij, und eines Landgerichts, iſtein ite Feſtung, und liegt an der Fulda, die zwiſden der alten und neuen Stadt, fließt , und über welche von 1505 bis 1512 eine ſteinerne Brücke von 120 Scrittert, gebaut iſt., Box dem Fluß fondert ſich oberhalb der Stadt ein Arm ab , welcher die kleine Fulda gerennet wird, und neben dem . Schloß fid wieder mit dem Hauptſtrom pereinigt. Die Fulda nimmt bey Caffel die Druſel , Ayna und Lofja auf . Die alte Stadt, weldie die größte und vornehmſte iſt, liegt in einem halben Zirkel an einem Berge, und iſt ſo, wie die Unter leaftadt, größtentheils altmodiſch bebauet; hing gegen die franzörfche oder Ober Feuſtadt, zwiſchen: welcher und der Altſtadt die 1762 verwüſtete , 1763 abexi wieder hergeſtellte init Alleen befeste Eſplanade iſt, iſt fehe , regelmäßig und ſchon. Das fürſtliche Reſidenafchloß liegt in der Altſtadt an der Fulda. Die Schloßtapelle wird, zum reforinirten Gottesdienſt gebraucht, Landgraf Frides rich aber hat 1769 am Friderichsplage eine ſchöne fathos liſche Kirche unter dem Namen eines Bethhaukes erhauen laffen , welche 1777 eingeweibet worden . Auf einem Theil des ehemaligen Schloßgrabens , und da , wo die Reitbahr war, iſt 1763 ein ſchöner Paradeplatz mit einer anfelinlichen Colonnade angelegt worden . In dem Modellbaufe ift eine Abbildung des prachtigen Wafferwerts auf dem Wins terkaſten , fowohl wie es soirklich iſt, als wie es dem Ente. wurf nach in ſeiner Vollkommenheit hat fern follen , zu les ben . In dem Kunſthauſe ift ein anatomiſcher-Schauplat , der Hörſaal des Collegii carolini, und eine Sterpivarte, mit dazu gehörigen Werkzeugen . Für den fürſtlichen Bús Ppp P 3 ders
1 1334
Der ober - rheiniſche Kreis.
dervorrath , iſt ein fchönes Gebäude am Friderichsptate erbauet worden ; in welchem nun auch die Kunſt- und Na. furalienkammer gefunden wird. Das Kanzlen : Gebåude, in welchem ſich alle oben genannte Collegia verſammlen, Das Zeughaus iſt wohl angefüllt geweſen , iſt altſchon. aber 1758 von den Franzoſen völlig ausgeleert , und alles nach Straßburg gebracht worden : doch hat Landgraf Friderich II nach wieder hergeſtelltem Frieden , daffelbige von nenem in guten Stand Feßen laſſen. Nicht weit davon iſt ein Gießhaus , und in dieſes Machbarſchaft das neue Zuchthaus. In der franzöfiſchen Neuſtadt, hat Landgraf Wilhelm VIII an dem Hauſe, welche er ehemals bewohnt, eine ſehengourdige Gemahldengallerie , und bey derſelben Landgraf Friderich II eine eben ſo ſehenswürdige Pore cellain - Gallerie angelegt. In dieſer obern Neuſtadt iſt eine ſchöne Kirche , und das neue Dpernhaus. Die Hauptkirche' in Caſſel iſt die Stiftskirche zu St. Mars tin in der Altſtadt , in welcher das fürftliche Begråba
2
1
miß, und bey derſelben ein Pädagogium iſt. Uußers dern findet man hier noch in der Altſtädt die Brüders kirche , die Beratungskirche , und auf dem Graben ein Intheriſches Gotteshaus , zu welchem 1734 der Grundſtein In der untern Neuſtadt iſt auch eine gelegt worden . Kirche. Es iſt in dieſer Stadt eine von den beffencaffels fcheni Superintendentgren. Das oben genannte Collegium illuftre , oder Carolinum , hat Landgraf Karl 1709 ges ſtiftet , ' und Landgraf Friderich hat 1763 eine Mahler - Akas demie , und 1767 das Collegium medico chirurgioum , thit demſelben Dereinigt , es aud 1773 neu eingerichtet. Für die Beratung find Caſernen geb.juet. Bon dem Res fidenzſchloß tann man über eine Brüde, welche über die kleine Fulda gebaut iſt , in den fürſtlichen Blumengarten , aus dieſem zu dem großen Orangeriehaus und vortrefflis dhen marmornen Bad , und hierauf in die ſogenannte Aue tommen , welche mit den angenehmſten udeen von Lindena båumen , - und andern vergnügenden Zierrathen verfehen ift , auch ein großes Baſſin einſchließt, in welchem eine angenehme gråne Inſel iſt.
Dieſe gange hódſtangruehme Luft :
Ed
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Heſſen
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Luftgegend , iſt von der großen und kleinen Fulda einges ſchloſſen , und ihr Flächen: Inhalt betrågt 40462 Ruthen, jede von 16'rheinländiſchen Schuhen. Uebrigens find 34 Caffel Manufakturen , in welchen goldene Treffen, wollene Stoffen , Tücher , ſeidene und wollene Strümpfe , feine Hüte , Spiegelglas und Porzellan verfertigt werden , und 1763 hat Landgraf Friderid) hieſelbſt jährlich zwey Meſſen angelegt. 1766 ſchåşte man die Anzahl der Menſchen quf 21000 , die Befaßung ungerechnet: und man zählte in der Ultftadt 960 , in der Unteru : Neuſtadt 309 , und in der Obern : Reuftadt 104 Häuſer ." 1777 ſchåste man die Anzahl der Menſchen geringer, ſelbſt die damals ſchwache Beratung mit darunter begriffen . Die älteſte Urkunde, in welcher des Drts Charalla oder Tariel gedacht wird , iſt vom Jahr 913 , da der deutſche König Courad hieſelbſt für das Kloſter zu Meſchede, im Herzogthum Weſtphalen, hat einen Schenkungsbrief auss fertigen laſſen . Im Jahr 945 hat K. Dito, hier einen , Streit zwiſchen den Herzogen Szerniann in Schwaben Dazumal iſt Caffel und Conrad in Franken bengelegt. foon eine Stadt, aber vermuthlich noch gering , geweſen . 1239 hat fandgraf Hermann der Jüngere zu Thüringen den hieſigen Bürgern ihre älteſte Rechte und Gevohns heiten beſtåtigt. Herzog Heinrich von Brabant beſtåtiga te 1247 ihre Freyheiten , und deſſen Sohn , fandgraf Heins rid das Kind, ſchlug ſeinen Wohnſitz biefelbſt auf. landa grafen Heinrich dem Eifernen , hat ſie ihre Aufnahm bes fonders zu danken , welcher auch 1364 bey der Pfarrkirche zu S. Martin ein Stapitel geſtiftet hat. So viel von der alten Geſchichte der Stadt. Unter der Regierung des Landgrafens Karl ift son 1687 an nicht nur die Obers Neuſtadt angelegt , ſondern auch die Altſtadt mit beffern Gebäuden verſehen worden ; er hat auch viele Manufaktus riſten und Künſtler bieber gezogen. Landgraf Philipp der Großmüthige ließ die Stadt befeſtigen ; es wurden aber die Feſtungswerke schon 1547 auf faiſerl. Befehl wieder Von 1552bis 1559 wurden ſie wieder hera niedergeriffen . geſtellt , Ppp P 4
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Der ober- rheiniſche Kreis.
geſtellt. 1957 wurbe Caffel von der Franzöfen zum erſten , 1758 zum zweyten , 1759 zum dritten , und 1760 juin ' viertenmal befekt, auch 1761 gegen den Angriff der Alliirs ten behauptet , 1762 aber von der Akirten von neuem belagert und erobert: Von dem unweit der Stadt belegenen Kraßenberge, wurden die Franzoſen , welche ſich daſelbft verſchanzt hats ten , 1762 durch die Alliirten vertrieben , und erlitten das Bey einen anſehnlichen Berluſt an Todten und Gefangenen , Vor dem Thor der untern Neuſtadt, ift theils der Siei. chenbor mit einer Kirche und angebaueten neuen Hius ferni, theils der trieſſingbor, welchen Landgraf Karl 1680 an der Loffe anlegen laffen, und wofelbfi viet Meffing und Kupfer verarbeitet wird , auch vom Landgrafen Wilhelm VIII eine ſehr wohl eingerichtete Münze angelegt iſt. 1 ) Das Amt Bauna. ( 1) Der fürſtliche Luſtgarten zu freyenhagen an der Fulda , nach welchem von Caſſel aus eine Allee fährt. ( 2 ) Das Kirchſpiel Weißenftein , welches das Schloß und Porrerk Weißenſtein , wud die Dörfer Kirch : Dita mol, Xochen Ditmol , Wablershanſen , und Wehlheia den, begreift. Das fürſtliche Schloß Weißenftein , ftes het am Fuß des Habichrwaldes, zwev, kleine Stunden von Caffel, eine Bicrtelineile davon aber an der Berge auf dem ſogenannten Winterlaſten oder Karlsberg , ſchon im Umfang des Umts Ahna , iſt die unvergleichliche Caſcade, welche Landgraf Kart angelegt, aber nicht vollendet hat. Un benden Seiten derſelben ſteigt man den Berg auf 800 Stuffen hinan . Ganz oben iſt eine große Pyramide von über und durch einander geſetzten gewaltigen Steinen , und auf derſelben ſteht ein kupferner Herkules , welcher an 30 Schub houb ift, urro qus welchem man eine weite Ausſicht hat. Die Caſcade hat vier Abſaße, auf deren jedem ein Bars fia iſt . Bey dem oberſten Baffin iſt eine prachtige Greta te, welde aus großen rauh gebauenen Steinen beſteht, die bloß auf einander geſetzt zu ſeyn ſcheinen. In dein zweya ten iſt ein aus Steinen , die in ſchönſter Diduung geſele ſind,
Heſſen . ::dá po
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Aind, beſtehender Felſen , unter welchem ein Rieſe auf dem Rüden liegt, und einen Ärmdicken Strahl ausſpeyet, welder über 40 Schuh hoch ſteigt. Aus dein Felſen faut das Mare Waffer Durd faft unwerkliche Deffnungen beise nahe ſenkrecht herab, und durchſchneidet und frümmet fich, tịn Fallen unzänlige mal. Die auf beyden Seiten der Baffins herabgehende Caſcade , beſteht aus lanter großen gewårfelten Stellen , über welche das Waſſer ausgebreis tet Daumen hod hinläuft, und vorn über das einer Hand, breit hervorragende, dünne Bley von einem Stein auf den andera hinabídießt, welches wie ein heller friſtallenes , Spiegel auspielt, taid wenn man ganz unten ſteht, und die Sonne drauf ſcheint, einen ungemein ſchönen Anblick giebt. Dieſes koſtbare Wert, von welchem . J. G. Funk eitte richtige Zeichnung gemacht, die W.C. Mayr in Kils , pfer geſtochen har, iſt durch die Franzoſen nicht wenig bes Schedigt werden , Landgraf Friderich II aber hat es nicht nur wieder in guten Staud geſetzt , ſondern auch nach eis. nem veränderten Plan ,bis an das Schloß Weißenſtein fortgeſetzt. Das Waſſer zu demſelben, wird von dem Berge überall aus Graben und kleinen Båchen zuſammen geleia tet , und in einem 100 Schuh tiefen und ſehr weiten Bes balrniß geſammlet. (3 ) Einige der größten. Dörfer in dieſem Amt, find , Tieder- und Ober . 3webren , und Großen Ritte . ( 4 ) Das Gericht Schaumburg , den von Dalwig zugehörig , welches aus drey Dörfern , und einem Theil des großen Hofs zu Martinshagen , beſieht. 2) Das Amt Abno, in welchem , (1) Seckershauſen , weimar, Ober- und tiedoira Velmat , Stimmershauſen , Dürrenberg oder Dórni berg , große Dörfer, (2 ) Die Pogtey Saſungen , am Habichtsmalde, wel : che aus dem ehemaligen Benedictinerkloſter dieſes Nas mens , deſſen Gebånde auf einen hohen Felſen erbauet worden , fånf Dörfern und drey Höfen beſteht. (3 ) DAS Gericht der von Calenberg; von zwen Dörfern. Pp.pp: 53 ) DAG
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A
Der ober - rheiniſche Kreis .
3) Das Amt ( Teuſtadt, in welchem (1) Waldau , ein großes Dorf , wofelbſt das sagos zeughaus ift. (2 ) Searenſtein , anf einer Höhe zwiſchen Caffel und Bena Kauffunger Wald , ehemals ein Schloß , welches Landgraf Hermann befeſtigen laſſen , als Herzog Otto zu Braunſchweig 1368 das unweit Münden belegene Schloß Sichelftein befeſtigt hatte. 1439 bekam es Site tig von Berleps -som Landgrafen Ludwig t zu lehn ; gåb es aber 1461 gegen ſein altes Stammhaus Berleps und das Erblåmmereramt von Heffen zurid . 1677, erhielt Johann Dieterich , Graf von Kunowis ,dieſes Haus von tehn. affel 34 Beffens (3) C Kauf fungen, oder Ober-Kauffungen ,ein adelich Stift, welches 1015 von R. Hefirichs II Gemahlinn Eus rigunda als ein Benedictiner Nonnenklofter geſtiftet wors den. Es iſt vor Alterð auf vielerlen Weiſe benannt word den , als Capungum , Confunga, Confengon , Confuna gen , Confugia ; Confugium , Caufunga, u. F. w . 1527 Wurs de es vom Landgrafen Philipp dem Großmüthigen refors mirt , und die Einkünfte deffelben zur Ausſteuer der Eichs ter alter adelidhen heffiſchen Familien , die zu ben landſtåna den gehören , beſtimmt. Es hat zugleich mit dem Stift Wetter vier heffiſche Edelleute zu Obervorſtehern, von wels chen zwen aus der Ritterſchaft in Nieder:Heſſen, einer aus der marburgiſchen , und einer aus der darmftädtiſchen ; ges nominen werden , und die Einkünfte des Stifts verwalten . Die Landgrafen von Heffen :Caffel und Heffens Darmſtadt, find Langes- und Schuß :Herren deſſelben. Es liegt in eis nem davon benannten Walde , und es gehören , außer der Freyheit Ober Kauffungen , und dem an der Loffe beleges nen Flecken Selfen , noch drey Dörfer zu deffelben Geridot. ( 4) Sandershauſen , ein Dorf, eine Stundevon Caſu fel, zwiſchen welchem und Elenbach , 1758 unter einigen heffiſd) - hannoveriſchen und franzöſiſchen Truppen ein his kiges Gefecht zum Nachtheil der erſten vorfiel. (5) Groß -Almerode, ein Flecken von 138 Bäuſern . (6) Die Dörfer Bettenbauſen , Vieder Kauffungen, 2. Das Dolmerabauſen , u.a. m .
&
de
01. 15
Beffen.:10.1
1939 bey
nau die Loſſe entſpringt, und unter Cafel in die Fula Da fällt; bey Romeroda am Hirſchberg aber der Flus Wobra entſteht, welcher unterhalb Eſchwege, bey dem Dorf Nieder-Höhne, in die Werra fließt. (: 1) Lichtenau , iſt ein Städtchen , in einer kalten und piche fruchtbaren Gegend .' . 1521 und 1637 ift es pom Feuer ſehr verwüſtet worden. 2 ) Ungefähr eing balbeMeile von demſelben, und nichi weit vom Dorfe Reichenbach , hat ebedeffen das Schloß Reichenbach am Riedforſt gelegen , welches 1225 anduda pig, Lanografen zu Thüringen und Heffen , hernach, aber an die Grafen zu Ziegenhamn gekommen , aus deven . Sien idlecht die Grafen von Reichenbach entſprungen , welchen 3 das Umt Lichtenau zugehört hat. 3 ) Bon den Dörfern , bemerke ich Ludenbach , Pelmes de , sauſen und Walburg: 3. Das Ame Spangenberg , liegt im Rieda
*
forft, hat an der Fulda eine gute Ebene, und etwas
1
alle in tiefen Gründen , an fifchreichen Gewäſtern ,
3
Weiriwacht.
Die dazu gehörigen Dörfer liegen faſt
Die Pife, oder Pfife , Pfeifé, entſteht oberhalb dem gleichnamigen Dorf, nimmt ben Spangenberg, die Effe auf , und fälle in die Fulda . 1) Spangenberg ein altes feſtes Schloß , liegt auf cinem ziemlich hohen Berge. Unter demſelben aufeinem beſondern Kågel liegt das Stådtdhen Spangenberg , an der Pife, welches ſchon 1309 in gutem Zuſtande gemea fen ist. 2) Seyda,,oder zar Deyden , ein ehemaliges Ciftercienis ſer Kloſter, und nunmehriges fürſtliches Schloß, liegt an der Fulda , nahe bey dem Dorf Altenmorſchen . 3) Zwiſchen den Dörfern Alt- ind Yea :Morſden, iſt eis ne Brüde über die Fulda, über welche eine Landſtraße geht. 4) Bey dem Dorf Connefelo , iſt ein großer Felfer vor ſchönem weiſſen Alabaſter. 4. Das
1340
Der ober.theiniſche Streis .
benten Seie Almt Milfingen , liegt auf Das ren der Fulba , -und begreift die andere Hälfte des Es hat wenig Uckerland . · Hinter Riedforftes. Dem Ertesberg iſt ein teinfolenbergwerk. 1) Wellingen, oder Wtellingen , ein fürftliches Schloß nebſt einer kleinen Stadt, welche 1195 und 1383 ſehr vers mpüftet worden . Bei derfelben iſt eine Brücke über did Fulda, über welche eine Landſtraße geht, welde ſtart bes Jahren wird. Es ſind hierRitterſtige der Familien von Nóided , Bon Worin und von Korff. D ) Breitenau, ein ehenaliges Benedictiner Kloſter att der Fulda , woſelbſt etwas Wein wichit. Oberhalb Breiš tenau madyt die Fulda zwiſchen den Bergen zivey fonderbas se Krümmingen ; eine kleine halbe Meite unterhalb aber nimmt ſie die Eder auf. Als 3 ) Gravenau , ein großes Dorf an der Fulda. 5. Das Amt Fridewald , grånzt an das Fürfienthum Hersfeld , hat zwar wenige Dór, fer, aber einträgliche Hölzung , welche ein Theil vom Sulliriger Wald iſt , fiſchreiche Både und gute Steinbrüche. In dieſem Amt iſt der Dreyenberg. 1) Das Schloß Fridewalo , hat landgraf Heinrich III im Jahr 1422 von dren adelichen Geſchlechtern , nåmlid von denen 'von Millenrod , Redenrod und Altenberg 'era kauft, und zu einein Jagdhaus neu erbaut. 1551 iſt hier ein Bündniß zwiſchen Frankreich , Sadiſen , Brandents burg und Heffen geſchloffen . Bei dem Schloß, liegt ein Städtchen . 2 ) Das Gericht Beringen, welches zu dieſem Amt gehört, liegt an der Ofſeite der Werre , and hat 122 Hauſer. 6. Das Amr Rothenburg, welches das Haus Heffen - Rheinfels beſikt ; fommt hernach vor .
7. Ford
1
4:52
Beffen .
: ?
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7. Folgende adeliche Gerichte und Güter am Fuldaſtrom, deren Befißer zu den landſtanden gehören : Altenfeld, beſitzen die son Zreuſdybuttlar... Barchfelo , Ldie von Stein.
Berneburg, die von Hundelshauſen und von Biebefeld . ** Binsfurt, die von Baumbad): * Dippach , die von Vultee. Elbersdorf , die von Boineburg , genanut Hohenſtein . Sriemen , die von Buttlar, frålingen , die von Diede und von Meyſenbugt. Sambach, die von Boineburg , genannt Hohenſtein, ** Baumatladſen , die von Hundelshauſen, Baſſelbach , die von Hundelshauſen . Battenbach, die von Hattenbac . Seiſenftein , die vou Roirod. Selgeroda , die von Donop . : Holsbain , die von Romrod . Solzbaufen , die von Sreuſchbuttlar, mshauſen, die von Trott. Kirchbeim, die von Bauinbach . Kleinſee, die pon Bultee. Kuhmansbeyde, Schåffer. Liebenz oder Loebens, die von Erott. Ludwigsed , die Riedejel. Luderbach , die von Capella Ritzelwid , die bón Habeli. Dreuſchbuttl aren Mårtershauſen , die von Treuſchbuttlar, mialsfeld , die von Scholey. maiffer, die Miſchlinge. Ylentersbauſen, die von Baumbad ). Heffelroden , die von Treuſchbuttlar, Xeichelsdotti die von Kornberg. Renda mio von Treuſhbuttlar . Retterode sie von Menſenbugf. 2 Sals, die von Betfdür. Schpöarzenbalſel, die von Erott.
Solsy
134 %
Der ober -cheiniſche Kreis.
- Soty, die von rott. Sontra , die von Baumbac . Spangenberg , die von Lindau . Tannenberg , die von Baumbac . Wellingerode, die von Diede. woollersbauſen , die von Treuſchbuttlar. Wommen , die von dem Brink. Anmerk. Das Fürſtenthum Kersfeld , deffer Haupts ſtadt die ausſchreibende Stadt am Fuldaſtrom iſt, wird unter beſonders portomten . II. Die Landſchaft an derWerra , zu wele cher gehört 1. Das Amt Vach . In demſelben' iſt der Berg Meißner , welcher für den höchſten und größten in Niederheffen gehalten wird .
An dem
ſelben wachſen viele Keilſame Kräuter , es iſt aud ein Steinfolenbergwerk auf demſelben , welches nicht pur Kolen , die faſt nichts als gediegenes Eropech zu ſenn ſcheinen ,
ſondern auch mineraliſirtes Holz,
welches unter jenem liegt, enthält . 1) Dach oder fach , eine kleine Stadt an der Werra, åber welche eine ſteinerne Brücke gebaut iſt , und welche nicht weit von hier die Utftet aufnimmt. Sie hat 359 Häuſer, und liegt au der großen Landſtraße zwiſchen Leips zig und Frankfurt am Mayn , daher auch hieſelbſt ein eins fråglicher Zoll ift. 2) Cappetuber Waldkappet, ein Städtchen an pha rafluß, von 165 Häuſern, ift 1637 ganz abgebrannt. Un demſelben haben auch die Herren von Boineburg und Huno delshauſen Antheil. 2. Das Amt Adendorf, liegt amifchen ſehr ho. hen felſichten Bergen , unter welchen der Goburg und Sobeberg , an der eichsfeldiſchen Gränge, fich vorneğmlich hervorthun.
In demſelben iſt etwas
Weinwachs.
1) Aden .
1
Hellen.
1343
1 ) Allendorf, an der Werra , eine Stadt von 500 Häus feru , in welcher ein reformirter Superintendent iſt. 1637 brannte ſie ganz ab. Bey derſelben iſt das uralte lind wichtige Salzwerk in den Soden , welches viel älter iſt, als die Stadt, und deſſen in einer Urkunde Kaiſers Otto II bom $ . 973 gedacht wird. Die dazu gehörigen und dabey angebauten Gebåude, machen eine eigene Gemeine aus. 2) Die Dörfer Wođenrod , Apendenthal , Sidefis berg , Edershauſen , Wach .
3. Die Aemter Sontra , Treffurt, want, fried, Efhwege, Ludwigſtein , 17euengleichen und Bovenden , welche das Haus Heſſen-Rheinfels beſiken , kommen bernach vor. 4.
Die adelichen Gerichre und Güter des
Werraſtroms, deren Befißer zu den Sandſtänden gehören ,
ſind folgende.
Armenſdowerd oder Ermſchwert , befitsen die von Buttlar. 4. Urnſtein , die bon Bodenhauſen . Sat Aue, die von Eſchwege. Berleps , die von Berlepo . Biſchbauſen oder Biſchofshauſen , die von Bifchofa hauſen und die von Boineburg. Brachfeld , die son Boineburg. Sabrenbach , die von Berleps. fürftenftein , die von Diede. Geſtått , die von Boineburg. Gräfendorf, bie bon Reudel. Såbentbal, die von Berleps. Vetra , die von Boineburg. Sleuenrode , die von Biſchofshauſen . Xeichenſachſen , die von Boineburg u . die von Erowegde Abroa , die von Menſenbugť. Sdwebda die bon Reubel. Stiedenrod , die von Buttlar.
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1344
Der ober-rheiniſche Kreis.
Palkershaufen , die von Verſchür in der Stadt Wanfried , die von Reudel. Widmansbauſen , die von Boineburg . Ziegenberg , ' die von Buttlar:
ES UIT. Die Landſchaft an der Diemel , zu wel cher gerechnet wird 1. Das Amt Hrebenſtein , welches ſich his au die Fulda erſtreckt, und fruchbare Hecker har. 1 ) Grebenſtein , eine kleine Stadt an der Effe , neben Welcher auf einem hohen Hügel ein Schloß gelegen , davon noch ein Haus übrig iſt. Sie hat 262 Häuſer. Es wird hier auf der Brüde unter freyem Hinimel das merkwürdige Brückengericht gehalten , welches darinn beſteht, daß alle, welde angeklagt werden , ſogleich eine gewiſſe Strafe era legen müſſen ; hierauf wird die Sache unterſucht, und weun der Beklagte unſchuldig befunden iſt , wird ihm die Strafe erlaffen , der betrügliche Anklåger, aber muf folche doppelr erlegen . 1762 hatte hier die franzöfiſche Haupta armee ihr Lager , als: fie von der allisten Armee von allen Seiten angegriffen, und in die Flucht geſchlagen wurde. 2) Immenbauſen , eine kleine Stadt vor dein Rheins Haroswald , ift 1385, 1603 und 3rdurchs Feuer verwüſtet worden . Landgraf Philipp der Großmüthige hat in der hieſigen Kirche die erſte evangeliſche Predigthalten laſſen . Die von Stochauſen haben hier zwey adeliche Site. 3) Nicht weit von hier ſind Eiſenbergwerke, deren Erze nach Veckernhagen gebracht werden . 4) Wilmshauſen und Glashütte , zwey Derter , ben welchen 1762 ein Theil der mit den Franzoſen pereinigten Sachſen , von den Ullirten geſchlagen wurde, 5 ) Mariendorf , ein Dorf, weldes Landgraf Karl von franzöfiſden Flüchtlingen har anbauen laffen , 6 ) Wilhelmsthal, ein vortreffliches fürſtl. Luftſchloß, zwen Stunden von Caffel, welches 1753 vom Landgrafen Wilhelm VIII neu erbautet und benenuet wurde, da es pors bin Amelienthal, und in åttern Zeiten Amelgozzen ge heißen
Heffen .
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helfen hat. Es iſt rund umher von Bergen und Wäldern umgeben, und beſteht aus einem Hauptgebäude, und zwey Nebengebäuden . 2. Das Ame Sabbaburg , im gemeinen Lebent Zupfenburg , liegt im Rheinbaroswalde, weli der auf 4 Meilen lang , und 1 bis 14 Meilen breit iſt.
In demſelben iſt eine fürſtliche Stuteren. Die
Hichſte Gegend des hohen Stauffenbergs, wird der Bartelskopf genennet. Der nicht weit davon ger gen Münden zu belegene Garneberg, iſt auch body, Das fürſtliche Jagdſdyloß Sabbaburg , liegt auf einem hohen Berge, und von demſelben aus iſt durdy
I den Wald eine gerade Allee bis frommershauſen , im Amt Ahna , gehquen , welche von dar aus big Caffel durch gepflanzte Bäume etwas krumm fort gefest worden . 1 ) Der Gieſelwerdet, eine Inſel in der Wefer, hat vor Alters zu der Grafſchaft an der Werra gehört. Nach dem Zobe Grafens Siegfried von Bonteneburg , mit welchem 1941 der nordheimiſche Stamm ausgegangen ; ift er , wie mehrere zu dieſer Erbſchaft gehörige Güter, an den Grafer Herinann von Bingenburg , und als auch dieſer 1151 ohne männliche Erben verſtorben, an Herzog Heinrich den Comer gekommen. Landgraf Ludwig IV hat ſich deffelben 1463 bemächtigt. Es iſt hier ein Gericht-uud ein Weferzou . 2) Lippoldesberg an der Wefer, ein Dorf , worinn ehemals ein Jungfernklofter geweſen iſt. Eiſenhammer. 3 ) Walsbauſen , ein Dorf.
Es iſt hier ein
4 Vecernbagen , ein Dorf an der Weſer , woſelbft cine Eifenbütte iſt . 3. Das Amt Selmerebauſen . I) Selmershauſen , ein Städtchen an der Diemel, wo felbſt ebedeffen ein Kloſter geweſen . 1465 natin Landgraf Ludwig IV die Stadt und dae bey derſelben gelegeue Eclog Brudenberg ein. 2999 2 ) Karls 3 TH ,64 .
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Der ober: theiniſche Kreis.
; 2) Karlshaven , eine von dem Landgrafen - Karl nex angelegte und benannte Stadt , beyin Zuſammenfluß der Diemel und Weſer, hat einen Hafen und ein Invalidens haus. Nabe dabep war ehedeffen der Ort Syburg. Es iſt von hier nady Grebenſtein eiu Kanal angelegt worden. Von der 1771 Hiefelbſt errichteten Handelsgeſellſchaft, kommt oben in der Einleituing 9. 7. etwas vor. 3 ) Langenthal, ein Dorf.
4. Das Amt Trendelburg . 1) Trendelburg oder Drengelburg, cin Städtchen an der Diemel , mit einem alten Sdlo . 2) Die Dörfer Deiffel , Sielen , Bunimen , Lbetes fchúr , Lamerden und Pitbeim , ſind von anſehnlicher Große. 3. Schonberg, ein vermiſtetes Bergfehloß, zu weldhein ehedeffen eine Herridhaft gehörte, die Hof Geismar , Trens delburg, Helmershauſen , den Giefelwerder , Lippoldsberg und andere Derter, unter fid , begriff. Als 1429 mit Heins rich , edlem Herren von Schönberg , der männliche Stamm der Donaſten von Schönberg ausftarb , nahin Sandgraf Ludwig einen Theil der Herrſchaft, uid als 1462 im Erzs ſtift Näynz ein großes Kriegefeuer entftund , das abrige, was bisher zwiſchen Churmaynz und den braunfchweigis fchen Herzogen ſtreitig geweſen war ein Beſiti von wels cher Zeit an dieſer ſchöne Strich Landes dein niedern Fürs ftenthum Heffen einverleibt geweſen ..
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5. Das AmtSofa Geismar kat den Namen pon 1 ) Bof. Geismar , welche Stadt in einer fruditbaren Gegend liegt , 384 Häuſer, zwen Pfarrkirchen , und eitt landesfärftliches Schloß mit einem Garten hat. Unweit derſelben in einer Entfernung von einer kleinen halben Stuns be , in einein Thal, iſt ein guter Geſundbrunu und eiu -Bad. Dieſer Ort wird ſchon in einer Urkunde von 1240 oppidum Hovégeismaria genannt. 2 ) Karlsdorf, ein Dorf, welches Landgraf Karl von franzöſiſchen Flüchtlingen hat aubauen laſſen, 6. Das
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.
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Heſſen,,
1347
:: 6. Das Amt Zierenberg, enthält hohe Berge, als ten Dórnberg, Behrenberg, Schreflenberg , Gudenberg , Valkenberg. 1 ) Die Stadt Zierenberg , welche in alten Urkunden Tyrenberg genannt wird , liegt zwiſchen dem Dörnberg und Behrenberg , auf einem Hügel an der Warme, über weldie eine ſteinerne Brücke gebauet ift. 1538 brannte ſie ganz ab, wurde auch 1636, 37, 39, 46, 51 und 53, durchs Feuer ſetur verivúſtet. 2 ) Schaetenberg , ein alies Schloß . 3) Die großen Dörfer Songede , Jmergen , Gliedere und Ober : MJeiſſer, Weltoffelen , Ober: Elfungen. 7. Das Amt Wolfhagen , wird um deswillen
mit zum Diemelſtrom gerechnet,weil der Fluß Erpe, an welchem es liegt , ſich in die Diemel ergießt. 1 ) Wolfhagen , eine Stadt auf einem Hügel , welche oft durch& Feuer verwüſtet worden. 2 ) Das ehemalige fefte Bergſchloß Weydelbarg , an der waldecidhen Orange , iſt långſt zerſtört. 3) Die Dörfer Alt : Baſungen , bringen , Siſchberg Liſten , Brunderſen , 8. Folgende adeliche Gerichte und Güter des Diemelſtrome, deren Beſiker zu den Sandſtånden gehören. Breuna , beſiken die von der Maldburg. Burguffeln , beſaßer. vormals die von Uffeln , nuni mehr gehört es dem Landgrafen . Defenberg, sie von Spiegel. £ lberberg, die von Buttlar. Elmersbauſen , die von der Malsburg. Eſchenberg , ebendieſelben. Baueda , die von Pappenheim . Kelnurshauſen , die von Spiegel. sof , die von Dalmig . Bohenborn , die von der Malsburg. Kemperfeld , die von Spiegel,
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Lieber
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Der obee- rheiniſche Kreis.
Liebenad, ein kleines Städtchen 'yon 92 Häuſern, an Diemel, unweit der Paderborniſchen Grånze, beſiken die von Pappenheim , Meimbrelfen , die Wolfe von Gutenberg. j Wiederelſungen , die von der Malsburg. Rothweſten , die von Caleiiberg. Schachten , die von Schachten . Sieberhauſen , die von der Dalsburg. Wetterſingen, die von Calenbergu. von der Malsburg. Wulmeuffen , die von Stochaufen . IV. Die Landſchaft am Schwalmfluß , zu welcher gerechnet wird
1. Das Ame Gudensberg, darinn ein ſchmaler hoher Berg iſt , welcher der Langenberg genennet wird . Bey demſelben entſteht der Fluß Ems, wel cher das Amt zertheilt. Dieſes erſtreckt fich vom Ha: bidrswald und vom Amt Wolfhagen an , långſt des maynziſchen Umts Friklar und eines Stücfs vom wale dectiſchen Gebiet, biß an die Eder, hat zwarmanchen hohen und ſpißigen Hügel, aber wenige Berge. 1 ) Gudensberg , eine kleine Stadt von 208 Häufern, welche 1312, 82, 86, 1589 und 1640 durchs Feuer verwůz ſtet worden. Bei derſelben haben zwey Schlöſſer auf hos ben felfen gelegen , welche das große und kleine genennet worden , auf deren lettem die von Gudensberg gewohnt haben . Die alten Grafen von Gudensberg , beſaßen den größten Theil von Heffen , welden des Grafen Chiſo Erbs todhter Hedewig ihrein Gemahl Ludwig III Landgrafen zu Thüringen zubrachte. 2 ) Geismar , ein Dorf, welches ſchon im adhten Fahrs hundert vorhanden geweſen , und vermuthlich der Ort iſt, woſelbſt die zum Gözendienſt gemisbrauchte große Eide geſtanden , welche Bonifacius ausgerottet hat.
3 ) Teis
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Heſſen .
Jono
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-3 ) Heidenftein , ein uraltes Städtchen , bey welchern chebeſſen ein feſtes Schloß auf einem ſpißigen Felſen gex weſen. 4) Werg , ein Dorf , zwiſchen den Büchen Maße und Rhein , wird wahrſcheinlich für das alte Mattium oder Mattiacuin geisalten , welches der Hauptort der Mazer oder Matzier geweſen . 5 ) Merrbauſen , eines von den 4 ſogenannten Hoben Hoſpitälern in Heſſen , iſt ehedeffen ein Kloſter geweſen , aber 1538 vom Landgrafen Philipp zur Pflege armer, elens der und gebrechlicher Weibsperſonen beſtimmtworden . 2. Das AmtFeteberg ,
iſt an der Nordſeite,
der Eder mehrentheils eben , und hat einige Wal. der , um welche fruchtbare Felder Berliegen , an der Súdoftſeite der Eder aber ift es bergicht. In dema ſelben fließen die Schwalm und Eder zuſammen , 1) Felsberg, ein Städtchen an der Eder, von 120 VÅU : fern , welches 1640 zur Hälfte abgebrannt iſt. Die Coms Hof Ben thüren zu Marburg hat hier einen Burgfig'ind der Stadt auf einem boben felfen liegt das Schloß fels , berg, auf welchem Landgraf Philipp der Großmüthige geboren iſt. 2) Zwiſchen den Wäldern Quiller , Beurbots und Sarlerberg, liegt auf einem ſehr hohen und ſpitigen Berge das zerſtörte Haus Seiligenberg, unter welchem auf eis nem beſondern Hügel vor dem Duifler die Barthaus liegtai welche vor Alters ein Nonnenfoſter, Namens Eppenberger geweſení, vom Landgrafen Ludwig III aber geåndert, von neuem erbauet, und die Karthaus genannt, nadimalsaber vom Pandgrafen Moriß für ſeinen Hofftaat bequein gemacht worden . Man hat hieſelbſt die ſchönſte Husſicht ins land.n
3. Das AmtBomberg , ift groß , hat frucht: bare Felder und Eiſenhütten . Die Kfze, welche in dem nach dem Ume Rothenburg zu belegenen Berge entſpringt, geht mitten durch das Amt , und fließer endlich in die Schwalm .
) , 29993
1) noms
1350
Der ober-rheiniſche Kreis .
1) Sorberg , mit dem Zunamen in Sheffen , die auss freibende Stadt in der Landſchaft an der Schwalm , liegt an der Efze. Landgraf Philipp der Großmüthige hat-1536 die alte und neue Stadtmit einander vereinigt. Die Stadt ift mehrmals vom Feuer ſehr beſchadigt, als 1317, 56, 72 , 1523 , und 1640 von den Kaiſerlichen in Brand geſteckt wors den . Es find hier zwey Ritterfitze. Das ehemalige feffe Schloß , weldes ben der Stadt auf einen hohen Berge gelegen hat , ift 1636 von den Raiſerlicheli crobert, und 1648 von den Heffen wieder eingenommen , und hierauf beripuſtet worden . 2 ) Falkenberg, ein Schloß und Worwerk unter dem Morenberg. 3) Wabern , ein Dorf , in welchem das Stift zu S. Peter in Friklar Zehnten hat. Es iſt hier ein fürſtliches Luftſchloß, welches fandgraf Karl gebaut hat , und woa felbft eine Falkneren ift. 4 ) Die Dörfer Lennern , Werne , 14. a . m .
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4. Das Amt Borten, beſteht aus 18 Dörfern . 1 ) Borken , eine kleine Stadt von 200 Bäuferr' , iſt $ 469 gang gerſtórt worden , hat auch im drenßigjährigen Kriege viel ausgeftanden . 2 ) Die sundesburg und Halbsburg , find ehedeffen Raubſchloſſer geweſen. 3) Bey dem Dorf Klein Englis , unweit der Sdymalm , if Herzog Friderich zů Braunſchweig 1400 erſchlagen worden . 5. Die ehemalige Grafſchaft Ziegenhayn , Has ihre beſondern Grafen gehabt , deren Urſprung noch nicht recht ins Licht gefeßt ift. 1437 trug Graf Jo. hann zu Ziegenbayn diefe Graffchaft mitihrem Zu. gehör an Landgrafen Ludwig I zu Heſſen zu Lehn auf, und empfieng ſie wieder zu Erbmanntehn. Als For hann , legter Graf zu Ziegenhavn und Nidda, 1450 , farb , nahm das fürſtliche Haus Heſſen Beſik von
beyden
be
EM
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Heſſen
1351
benden Grafſchaften und von der fuldaiſchen Mart. Zu der Grafſchaft Ziegenhann haben, außer einigen in Dber , Heffen belegenen Aemtern und Städten, welche hernach vorkommen werden , folgende am Schwalmfluß belegene Aemter gehört. (1) Das Obrtamr Ziegenhayn. 1 ) Ziegenhayn , die ehemalige Heſidenzſtadt der Grafa fhaft, liegt in einem Moraft, und ift ganz von der Schwalm umflrffen. Sie hat 300 Säuſer , iſt befeſtigt,' und hat zu einer regelmäßigen Feftung gemacht werden {olen , welches aber interblieben iſt. Das alte Schloß hac Landgraf Morit berbeffert und vergrößert. Es ift bier das genreinſdyaftliche Archio des Fürſtl. Hauſes Heffen ; auch iſt hier eine fårſtliche Stuteren . 1757 wurde die Feftung den Franzoſen eingeräumt, auch 1760 von denſelben belas gert und erobert. 1761 wurde pie von den alliirten Truppen belagert, die Belagerung aber nicht zum Ende gebracht, jes doch die Stadt ſehr beſchädigt. 2) Frillendorf, ein Flecken , woſelbſt ein Gericht ift.
3) Spießcappel, ein berfallenes Kloſter, zwiſchen wel. chem wid Leimsfeld der Drt 4) Spieß iſt , welcher für die Mitte von ganz Heſſen gehalten wird , und wofelbit ebeseffen die heffiſchen Fands tage gehalten morden . Man ſieht daſelbſt eineWarte, die aber weder Thår noch Treppen bat. Um dieſen Plat her ' liegt der Wald Kornberg , der Wald das Loch genannt, und das Ariegerhoty. 5 ) Das alte Schloß , die Landsburg , liegt bey dern Dorf Wicbetsberg , auf einem hoheu Berge. ( 2) Das Amt Schönſtein , erftredt fich bis an Ben Keller , welcher ein hoher Berg an der waldea difchen Grånge ift. 1) Treyfa , die bornehmſte Stadt der Grafſchaft, liegt auf einem Hyaget an der Scwalm , über welche eine ſteia nerne Brüde gebaut iſt. Sie hat 430 Häuſer , und ift eine von den Legeſtådten ; es Find auch hier mehrmals Landtage 29944 gehate
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Der ober : rheinifche Kreiß.
gehalten worden . 1640 wurde fie von den Kaiſerlicher eingcáichert. 2) Jeſpurg, ein Fleden.
(3) Das Anir eukircben . 1 ) Zenkirchen , eine kleine Stadt von 250 Häuſern , am Bach Grenf. 2) Ottra und Rolsbaufen , find Gerichte. 3 ) Schwarzenborn , das ålteſte Städtchen dieſer Grafa febaft, hat 99 Häuſer. 1636 iſt es ganz eingeſchertwora den . Zu benden Seiten deſſelben liegen die hohen Berge der Knull und der Eiſenberg. 6. Das Amt Obec:Aula , in welchem die hohen Berge Eiſenberg, Pingenberg und Duel ſind. Das Dorf Ober: Aula , hat go Häufer. 1.7 .
Folgende adeliche Bericbre und Güter
am Sitwalmfluß ,
deren
Beſiker zu den Sanda
ſtånden gehören. Altenburg , beſitzen die von Boineburg. Belnbaufen , die von Bauinbac .
iie 1 D . e
Dillich , die von Karsbach und die von Dalmig . Dittersbaufen . Gilfa , drey adeliche Hauſer derer von Gilſa. Gilfenbof , die von Baumbach . Baufen , die Freyberren von Döringenberg. Berzberg , ein Bergſchloß , eben dieſelben . Immichenhayn , die von Diede: Kirchberg , die vou Buttlar zu Élberberg. Lenterſcheid , die von Bruinbach . * Lokhaufen , die von fürter. Der 18wenfteiniſche Grund, iſt ein Strich Landes an der Schwalm , welcher auf 13 Meile lang iſt, und an den Berg Beller grånzet. In demſelben iſt Löwenftein , ein Schloß auf einen Berge, welches das Stammhaus der von Loivenftein ift. Lagelwich , die von Dalwig. mery
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Heſſen .
Wersbauren , die von Weitershauſen . Maijen Erfurt , die von Baumbach, Yleuenſiein . Wieder Urf , bie bon Urf. Ober - Urf , beſiken die von Berleps. Ried , die von Mevſenbugk. Römersberg und Xómershauſen , die von Löwenſtein Xopperbaufen , die von Baumbach. Odredsbach , die von Romrod . Seibertshauſen , die von Gilja. Wallenſtein , die von Ballenſtein . Waltersbrúrk . Widersdorf, die von Berleps und die von löwenſtein . Willingsbauſen , die von Sdwerzelt. Zimmerscoda , die von Löwenſtein , Iweften . In Ober-
effen .
V. Die Landſchaft am Lahnfluß , welche ein Sheil des Ober: Fürſtenthums Marburg ift . 1. Das Amt Marburg , iſt von anſehnlichem Umfang. Bey Gladenbach und Caldern , wird viel Schiefer, und bey Wehrshauſen, Kupfer, Silber und Eiſen gefunden . Das Amt hat feinen Namen von 1) Marburg , der Hauptſtadt in Ober-Heffen , welche die ausſchreibende Stadt am Låhnfluß , und eine figeſtadt ift. Sie liegt an einem Berge ber der Lihn. Oben auf dein Berge iſt ein befeſtigtes Schloß , welches ehedeffen der Wohnſitz der Landgrafen zu Heffen geweſen iſt. In ders ſelben wird zu geriſſen Zeiten das Sammthofgericht , und mit Gieffen wechſelsveife fechs Jahre lang das Samint Reviſions , oder Appellationsgeridht gehalten ; auch iſthiet die zivente heffen - caſſelſcheLandesregierung , und das
zweyte Confiftorium ; imgleichen eine lutheriſche Superina Eendentur , eine 1527 am 30 May vom Landgrafen Phis lipp dem Großmüthigen geſtiftete, und 1541 am 16 Jula vom K. Karl V beſtätigte Univerſätåt, welcher 1653 vom Lands 1999 5
1354
Der ober -rheiniſche Kreis .
Landgrafen Wilhelm VI die Vogteyen Singlis ber Homs berg , Nordbauſen bey Caffel . Fritzlar und Homberg ges Ichenkt worden ; ein Pädagogium , drey reformirte Kirchen, unter welchen eine der franzöſiſden Geineine mgehört, und cine lutteriſche Kirche zu S. Eliſabeth , in welcher dieſe Heilige und unterſchiedene Landgrafen zu Heffen begraben ſind. Die hcilige Eliſabeth hat in derſelben ein koſbares Denkmal von geſchlagenem und úvergoldetem Silber, wel: ches überdieß init Perlen und Edelſteinen beſetzt iſt. Auch hat in dieſerKirche der erſte evangeliſche Landcoininenthur. Graf Auguft vou der Lippe , ein anſehnliches Grabmal von Alabaſter bekommen . Das deutſche Haus iſt der Sig des Landcommenthurs der Ballen Heffen , und Commen: thurs zu Marburg , deffen Beſorgung die heilige Eliſabeth dem deutſchen Orden aufgetragen hat. Der fandcomnicas thur wird, vermoge caffelſchen Vergleichs von 1681, wechs felsweiſe aus allen drey Religionen gewählt. Zu dieſer Commende gehören der Schwalheimer Hof zu Dber-Wids dersheim itn UmtStormfelé , und der Hof zu Rodheim , beyde im barmſtädtiſchen Gebiet, nebſt vielen Gefällen an unterſchiedenen Dertern. Es iſt auch hieſelbſt eine fanded : fürſtliche Stuterey. Warburg iſt im Anfang des dreizehns ten Jahrhunderts zu einer Stadt gemacht worden , und bother nur ein Dorf geweſen . 1261 und 1319 iſt fie ganz abgebramt. 1529 iſt hier eine Fenerliche, aber fruchtloſe theologiſche Unterredung zwiſdjen Luther und Melanchthon auf einer, und Zwingel und Decolampadind auf der anderi Geite gehalten worden . Die Fürſtinn und Regentinn zu. Caffel, Amalia Eliſabeth, ließ am Ende des 1645ften und in Anfang des 1646ſten Jahres die Stadt une das Schloß beſchießen und einnehmen. 1759 wurde das Schloß von Braunſchweig - lüneburgiſchen Truppen und ihreii Bundes genoſſen belagert , und den Franzofen , welche eine gerau me Zeit im Beſitz deſſelben geweſen waren , abgenommen , von dieſen aber 1760 wieder erobert. Vor dem Barfüßer Thore liegt das fchone landeshert . Khaftliche Vorwoert zum Schwan (villacygnca) genannt.
2 ) Das
Heſſen .
1355
2 ) Das Gericht Caldern , in dem Dorf diefes Namens, woſelbſt eheteffen ein Nonnenkloſter Ciſtercienſer : Drdens geweſen , deffen Einkünfte jetzt die Univerſitat zu Gieffen genießt. 3 ) DAS Gericht Keitzberg . 4 ) Das Gericht dobra , in dem großen Fleden dies fes Namens. 5 ) DAS Ebsdorfer Gericht, in welchem das ehemas lige Nonnentlofter Pråmonſtratenſer Ordens Sachborn , aus weldeur Johann von Scheurnſchloß ein Schloß gea macht hat, welches , als er 1393 ohne Erben geſtorbenn dem Landgrafen zu Geffen zugefallen ift. 6 ) Das Gericht Wittelsberg , in welchern das vers wüſtete Bergſchloß Frauenberg iſt , unter weldem das Dorf Bortsbauſen liegt. Bev Frauenberg hat ſich eine franzöſiſde reformirte Gemeine angebaut
2. Das Amr Rirchayn . 1) Birchbayn , eine Stadt von 400 Häuſern, an der Wohra . Die von Winter" haben hier einen Nitterlik. Zwiſchen dieſer Stadt und Ernsdorf wurde 1760 ein Fleis nes franzöſiſches Corps Truppeu vou dem Erbprinzen Karl Wilh. Ferd. von Braunſchweig geſchlagen und geo fangen genoinmen. 2) DAB -Gericht Großs Seelheim . 3. Das Amt Rauſchenberg , zu der Grafſchaft Ziegenhayn gehört
hat vor Alters.
* 1) Rauſchenberg , eine kleine Stadt , ben , welcher ches deſſen ein Bergſchloß geweſen , welches. 1646 zerſtört. worden , 2 ) Schwabendorf , ein Dorf, poſelbſt eine franzöſle dhe Colonie iſt.
4. Das Amt Werter, bar feinen Sie zu Wetter , in welcher kleinen Stadt vormals ein Jungs frauenklofter geweſen , nun aber ein adeliches Stift ifta beffen Einkünfte Landgraf Philipp der Großımithige zur Dubſteuer der Löchter alter adelichen beffiſchen Familien gewid.
1356
Der ober- rheiniſche Kreis.
gewidmet hat. Es hat zugleich mit dem Stift Kauffuns gen vier adeliche Obervorſteller. Die Stadt brannte 1659 faſt ganz ab. VI. Folgende Aemter und Stadte , werden zu keinem der obigen ders gerechnet. 2.
Flußdiſtricte ,
ſondern befon.
Das AmeRoſenthal. s
Roſenthal, ein Städtchen ,welches 1464 von dem Erzs ftift Maynz wieder an Helfen gekommen , und 1495 gång abgebrannt iſt. Die alte Burg Melnau, ift fange tige zerſtört. h.
an der Wohra, Das Amt Gemünden and
hat vor Ulters zu der GrafſchaftZiegenhann gehört. 1) Gemünden an der Dobra , iff eine kleine Stadt in einem Thal an der Bobra . 2 ) Schiffelbad , ein Dorf mit einem Schloß. 3. Das Amt frankenberg , in welchem eher deffen im Aulerwald ein Goldbergwerf geweſen iſt. 1590 wurden in demſelben beträchtliche Silber , und Kupferadern entdeckt ;
es iſt auch Bleyerz daring
zu finden . 1) frankenberg , eine uralte Stadt an der Eder. Sie wird in die alte und neue Stact abgetheilt. Sene foul ſchon im ſediſten Fahrhundert von dem fråntiſchen Könige Dieterich erbaut ſevu , and Karl der Große bat fie wider die Sachfen befeſtigt und mit vielen Freyheiten verſes hen. Die neue Stadt iſt 1336 angelegt, und 1556 mit der alten unter einein Magiftrat vereinigt worden . Die Stadt hat oftmals großen Brandſchaden erlitten , als Ans verloren . Das bey der Stadt liegende vormalige Kloſter S.Geors genberg, iſt 1567 von dem Landgrafen Ludwig dem Ubela tern in Beſitz genommen worden , die 2 ) DAS
Heſſen .
1357
9 : 2 ) Das Gericht Geismar , in welchem das fürftliche Fagdſchloß Wolkersdorf und das Dori Louiſendorf woſelbſt ſich eine franzöſiſche Colonie angebaut hat. 3 ) DAS Gericht Rodenau . 4) Des Gericht heffenftein . ( 1) Keflenſtein , ein uraltes Haus, auf einem Berge, welcher Silburg genennet wird. ( 2) Frankengu , ein Städtchen , 4. Das Ame Baina , liegt zwiſchen Ober- und Nieder . Heſſen , und dem waldecifchen Ame Wil. dungen. i Baina , iſt eines von den vier hohen Hofpitälern in Heſſen , und liegt an der Wohra. Es iſt ehedeffen ein Čiſtercienſer Kloſter geweſen , welches 1146 ſeinen erſten Anfang zu Aulesburg in der Grafſchaft Ziegenbarn ges nommen , und mit Mönchen aus dem Kloſter Ultenkamp beſekt, im Anfang des brenzehnten Jaiyrhunderts aber nach Degene oder Baina verſetzt worden . Landgraf Philipp der Großmüthige widmete daſſelbe 1527 zu einem Hoſpital, welche Stiftung von ihm ſelbft 1533 und von ſeinen Söhs ken , den Landgrafen Wilhelm , fudwig und Philipp, 1555 beſtätigt wbrden. Es werden hier alſo 400arme, trante und elende Mannsperſonen aus Heffen , unterhalten und verpfleget. Der Dbervorſteher deſſelben , wird wechſel weiſe von benden regierenden beſfiiden fandgrafen beſtellt, sind aus der heffiſchen Ritterſchaft genommen. Er muß hier wohnen. Dieſem Hoſpital gehören die Dörfer Battenhauſen , Dodenbauſen , sadenberg , Suitenrode , Alten-Sata na , gölbach , Berslart oder Kirſchgart , Elenrode , Halgebauſen ; imgleichen die Dörfer Saucen und Dans toda , gewiffe Hofe , Zehnten und Zinſen in unterſchiedes nen Dörfern , and Vogteyen zu Scankenberg,wilduna gen, u. [...
VII. Solo
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Der ober - rheiniſche Streis.
VIK Folgende adeliche Gerichte und Güter am Lahnfluß , deren Beſiger zu den landſtånden gehören. 2menau , beſitzen dievon Baumbach . Bürgel, die von Fleckenbühl , genannt Bürgel. Dreys oder Treyfa , an der Lumba , die Milchlinge Eidmåbt, die von Morni. Sellershauſen, die von Drach . Elnbaufen , die von Dultee. Fiddemühl, an der Wohra , die von Senboltsdorf. Friçdelhaufen, an der Láhn , die vou Döring. Germershauſen , die von Heidewolf. Barbach , die von strobland . Solsdorf, die von Rothoman . Sol;bauſen , die von Rau . Josbad , die von Horn . 1er , die von Gall. 17iebling, die von Derubach . . Horde , die von Rau . ! Plausdorf, die vou Winter. Xadenbauſen , die von Radenhauſen . Hiddenau , die von Dernbad ). n Schồnſiatt, die Mild ;linge. Schweinsberg, das Stammhaus derer Schenken 30 Schweinsberg , welche das Erbſchenkenamt in Oeffen beſta ken , liegt an der Dom, und bey demſelben ein Städtchen von 100 Häufern , welchen Kaiſer Lubrig aus Bayern 1332 Stadtrechte , wie Frankfurt , ertheitt hat. Das fchenfiſche Geſchlecht belätzt am Fluß gdyn , im heffen -cafe felice: Gebiet, noch folgende Geridite und Derter.
4, 3 ) Ein Gerict, welches das Ligen genennet wird, und brey Dörfer begreift. 2) Das Gericht fronbaufen . 3) Das Gericht Ober :Weymat , zu welchem zwölf Dörfer gehören . 4 ) Das Fericht Weltershaufen , von drey Dörferno Die bey den teßten Gerichte, werden der Xaigberggenannt. Treysio
Helfen ,
1352
Treysbach , die gon Drach ., Viermunden , an der Eder , in deſſen Beſitz vormals die Familie von Dalwig geweſen ift. Dobra , Prinz Wilhelm von Heffen : Philippsthal. 1 Die nieder - herliche Quart , und nicdere TY Grafſchaft Kaßenellnbogen ,welche von den
Landgrafen
zu
Heffen : Rheinfels
unter heffen - caffelſcher Landeshoheit beſeffen werden , will ich
hier zuſams
men nehmen .
21s Landgraf Morig zu Heſten .Caſſel am uzten März 1672 feinem Sohn erſter Ebe , Landgrafen Wilhelm V , die Regierung abtrat , wurde verabre. det , daß dieſer allein regierender { andesfürſt über das ganze land ſeyn , kingegen ſeines Baters Sik. nen aus der zweyten Ehe einen vierten Theil der ge. genwärtigen und fünftigen Giter abtreten folle. Das ſolchergeſtalt eingeführte Recht der Erſtgeburt wurde nicht nur in dem am 17 October 1627 fwiſden den Häufern Caſſel und Heſſen . Darmſtadt errichte, ten Vergleich , ſondern auch am 1 Februar 1628 vom Kaiſer Ferdinand II beſtätigr. In eben dieſem Jahr tam am 1 September ju Callel ein Vergleich zwi. Ichen Landgrafen Wilhelm V und ſeinen Halbbrudern pegen der beliebten Quart zum Stande, fraft deſſen jener dieſen und ihren månnlichen Leibeserben , im niedern
Fürſtenthum Heſen , gewiſſe Schlöſſer, Städte, Herrſchaften, Sande, leute und Güter mit Allem Zugebór, wie auch den vierten Cheif am land, zoll, abtrat, und am 20 Februar 1629 die Unterchaq nen
3366
Der ober -theiniſche Kreis .
nen in dieſer Quart anwies , gedachten ſeinen Halb. brüdern die Erbhuidigung und was ſonſt getreue Un, terthanen ihren Herren ſchuldig ſind, zu leiſten . Bey dieſem Vertrage aber wurde zugleid, feſtgelegt, daß, ſo lange die beſſen - caffelſche linie währte , nur eine einzige Sandesregierung reyn , und dem Landgrafen Wilhelm , als dermaligem einzigen Landesfürften und Regenten , und deſſelben ehelidjen männlichen Leibes - Erben , nach dem Recht der Erſtgeburt, alles dasjenige, was jur landesfürſtl. Hoheit und Obrig. feit gehört, in dieſer abgetretenen Quart vorbehal ten ſeyn und Sleiben ſollte , nåmlich das lus épiſco pale , und was demſelben anhängig , die Verſchrei. bung zu den Sandragen , Landesordnungen zu más chen, Zünfte und Jahrmärkte zu vergünſtigen, das Geleite, die Strafen, die Münze, ' die Reichs. Sandi Irani , uno Soldárenſteuern, die Sandfolge , Ape Wegen ſolcher Landeshoheit und pellation u. f. w. Der dazu gehörigen Rechte und Stücke', müſſen die Unterthanen in dieſer Quart dem regierenden ( and. grafen zu Heffen.Caffel die Huldigungspflicht leiſten , welcher auch zur Wahrnehmung und Ausübung die fer vorbehaltenen Gerechtfame, ſogenannte Reſervate Commiffarios beſtellt. Die niedere Grafſchaft Ragenellnbogen , iſt ſo , wie die obere Grafſchaft , nach dein 1479 et . folgten Tode des leßten Grafen Philippi an das fürſtliche Haus Heſſen gekommen . Denn weil dies ſer Graf feiner Tochter Anna Gemahl , Sandgrafen Heinrich IV zu Heffen, zum Erben und Nachfolger eingeſetzt hatte, nahm derſelbe nach feines Sdywie gervarers
Code
Beſie von der obern und niederti Grafo
r
Heſſen.
1361
Grafſchafe Kazenelnbogen , welche von der Zeit an dem Fürſtenthum Heſſen einverleibt geblieben , ob gleich die Grafen zu Naſſau ſtarke Anforderung dara an gemacht. Sandgraf Philipp der Großmüthige theitte ſeinem Sohn Pžilipp II die niedere Grafſchaft zu. Alls, derſelbe 1583 ( tarb , nahm Georg I , landi graf zu Heffen . Darmſtadt,
von der niedern Graf.
ſchaft Kakenelnbogen Beſię. Durch den am 14ten April 1648 zwiſchen Heſſen.Caſſel und Heſſen-Darm . ſtadi getroffenen Vergleich ,fam ſie an jenes Haus jua rück; undweil das rothenburgiſche Haus , vermoge Der Verträge von 1627 und 28 , den vierten Theil von dem , was das regierende Haus Heſſen durch den mie Heffen . Darmſtadt errichteten Vergleich bekommen hatte, verlangte, wurde am 2ten Auguſt 1648 zwi. Fchen dieſen fürſtlichen Häuſern ein Vergleich getrofa fen , frafe deſſen Heſſen . Caſſel , mit Vorbehalt der Landeshoheit, an die landgrafen Friderich und Ernſt zu Rothenburg dieniedere Grafſchaft Kaşerellnbogen erblich überließ , welche hierauf in der am 23 Dec. vorgenommenen Theilung Sandgraf Ernſt erhielt.
1 Die neuen Streitigkeiten , welche zwiſchen Landgra. fen Wilhelm V zu Heſſen, Caffel und Landgrafen Ernſt zu Heſſen . Rheinfels eniſtunden , wurden 1654 am t ' Jenner zu Regensburg durch einen Vertrag bey, gelegt, auch ſolcher Vergleich in dem Reichsabſchiede von eben demſelben
Jahr , als eine fanctio pragma
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tica und immerwährendes ſtatutum et pactum gen tilium im fürſtlichen Hauſe Caffel , beſtätigt. Enda lich iſt 1754 wegen des Beſagungsrechts in der Fes ftung Rheinfels , wegen des Erfigeburtsrechts und anderer Stücke , zwiſchen beyden Häufern ein neues Rrrr Perm 3 Th. 64.
1362
Der ober : rheiniſche Spreis .
Bergleich zum Stande gekommen ,
deſſen Ingate
oben in der Einleitung zu Heſſen angezeigt worden. 3 Dieſes vorausgefekt, beſchreibe ich nunmehr I. Die ſogenannte nieders beſliſebe Quart, zu welcher gehört
1. In der Landſchaft am Fulbaſtrom Das Amr Rothenburg, welches an beyden Sei. ten des Fluffes liegt, faſt 4* Meilen lang, und reich an Agerbaú , Schäfereyen , Wåldern und Maft iſt, auch Fiſche, etwas Weinwachs, Kupfer und Eiſen hat: . 1) Rothenberg oder Rothenburg , eine Stadt, welche durch die Fulda in die alte undneue Staột abgetheilt wird . Fene liegt bey dem fürſtlichen Reſidenzſchloß ,und hat eine Kirche; in dieſer iſt das fürſtliche Umthaus und eine ſoges nannte Stiftskirche; die Einkünfte des ehemaligen Stifte aber find som fandgrafen Philipp dem Grofmüthigen zum Unterbalt abgelebter Prediger beſtimmt. Es iſt auch das felbſt eine Kanzler . 2 ) Die Dörfer Witterode, Bebra , 3ba , u.a. m . 2. In der Landſchaft am Werrafluf . 1) Das Amt Sontra , welches auch fruchtbar iſt. (1) Sontra, eine kleine Stadtvon 236 Hậuſern, liegt bey dem gleichnamigen Flüßchen an einem Hügel. Ihre Einwohner ernähren ſich vom Aderbau und von der Schafs zucht. Sie iſt 1263, 1387, 1558. und 1634 von Krieg und Feuer ſebr verwüſtet worben. (2) Die Dörfer Breitenau , Ulſen , Suderbach harleships , Königswald , u. a .m . ( 3 ) Dannenberg , das Stammhaus ber von Baumbach . 3) Die Stadt und das Amt Treffurt, ged hört zum Theil hieher.
Dieſe Ganerbſchaft þat ehe.
Deffen ihre eigenen von derſelben benannteHerren gea habc.
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Heffen.
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Babt. dis Hermann von Treffure die benachbarte Gegend durch Räuberen beunruhigte, wurde die Stadi durch chur: mayngiſche , chur -fåchſiſche und fürſtlich , heſſiſche Kriegsvolker belagert und eingea nommen , daher ſie dieſen dren Herren gehört, deren jeder in der Stadt ſeinen beſondern Beamten , auch ſeine beſondern Bürger und Straßen hat. Die Stadt Treffurt , liegt ben der Berra an einem Berge, und hat eine evangeliſche Kirche , deren Prediger unter der chur- fächſiſchen Superintendentur zu Langenſalza fteht ; eb ſind auch die meiſten Einwohner evangeliſchs lutheriſch . Zu dem Umt gehören die 4 Dörfer Saleen , Großens Borſla, (woſelbſt ehedeſſen eine Collegiatfirde geweſen iſt ;) Schnelmanshauſen und Wendebaufen . 3) Das Amt Wanfrieb. wanfried , eine kleine Stadt an der Werra, von 249 Häuſern, mit einem fürſtlichen Schloß , auf welchen eine Nebenlinie des heffen - rothenburgiſchen Haufes gewohnt hat. Der Fluß Frieda , welcher vom Eichsfeld kommt, ergießt ſich hier in die Werra.
4) Das Am Eſchwege, welches mehrentheils zwiſchen der Werra und dem hohen Berge iTeisnet liegt, und einige 20 Dörfer begreift. ( 1) Eschwege, iſt eine ſehr alte Stadt an der Werra , mit einem fürſtlichen Schloß. Es find hier 615. Håuſer, und zwey Pfarrkirchen. Die Stadt iſt 1499, 1555, 59, 93 Sie iſt eine und 1637 durchs Feuer verwüſtet worden . verpfändet Anhalt , Caſimir zu , Fürſten Zeitlang an Joh . geweſen. Ueber die hieſige ſteinerne Brůđe gehteine Lands ſtraße, welche ſtark befahren wird. ( 2) Das Gericht Beilſtein , gehdrt auch hieher. Por Ulters find Grafen zu Beilſtein , oder zu Bilftein , geweſen , welche mit zu der Grafſchaft an der Werra ges hört haben , Rrrra
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Der oberorheiniſche Kreis .
( 3 ) Im Dorf Germeroda , iſt ehedeffen ein Nongena kloſter geweſen . ( 4 ) Die Dörfer Obers und Tieder . 58bn , Ett manshauſen , pterode , frankenbeim , Scankenss bauſen , u: a . m. 5 ) Das Amt Ludwigſtein .
Der Bach Gele
ſter ', fließt mitten durch daffelbe hin . ( 1) Ludwigſtein , ein Schloß auf einem hohen Hae gel , an einer Krümme der Werra. ( 2) woigenbauſen , eine kleine Stadt an der Werra , to 1 290 Häuſern. Anmerk. Die Städte Eſchwege , Wißenhauſen , udendorf, und die Schloſſer Fúrſtenſtein , Arnſtein , Manfried , und die Burg bev udenborf, haben vór Atters zu der ſogenannten Grafſchaft an der Werra , und dieſe zu den nordheimis fchen Erbgutern und dem Herzogthum an der Wefer gehört. Herzog Albrecht zu Braunſchweig mußte ſolche Derter 1264 ans ſtatt des Loſegelds geben , als er des Markgrafen Heinrich von Reißen Gefangener war , welcher fie hernach der Sophia pou Brabant, und derſelben Sohn Heinrich dem Kind gab , auf welche Weiſe ſie zum Fürſtenthum Heffen gekommen ſind. 6 ) Das Amr Deuen :Gleichen , hat den Na. men von zwen ſehr hoch liegenden wüſten Bergſchlöſ. ſern ,
welche gegen einander über liegen , und die
Gleichen genennet werden . Das Dſtwärts belegene Alten-Gleichen, gegórt unter chur-braunſchweigiſcher Sandeshoheit der Familie von Uſlar, das weſtwärts Neuen . Gleichen aber iſt in heffiſchen Händen , und liegende von dieſem iſt hier die Rede. Das Amthaus wird der Wittmarshof genennet , und liegt unten am Berge, in einem luſtigen Thal, an der Garta. Außer den Kirchdörfern Sattenbaaſen und Esenborn , und Dorf madenroda, find hier nod) die Dörfer Breins ke, Gelligehauſen, Wolmershauſen und Bennigebau, fen , welche Mengedörfer genennet werden , weil ſie zure gleich
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Heffen.
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gleich unter chur: Braunſchweig - låneburgiſcher Hoheit zu dem adelich suſlariſchen Gericht Ulten :Sleichen gehören ." 7) Die Serrſchaft Pleſſa , iſt von chur braun . ſchweigiſchem Gebiet umgeben. Sie hat ehedefſen ihre eigenen Dynaften gehabt, weldie vermuthlich aus dem Geſchlecht der Herren von Hucbelum ober Höcfelheim abgeſtammet find. In einer Urkunde Herzog Heinrichs des limen von 1170 kommt Bern . hardvon Hucfelúm vor, welcher in einer andern Ura 1
kunde Biſchofs Adelogs von Hildesheim , von 1183, Bernhard von Preſſe genannt wird. 218 Dieterich , edler Herr zu Preffa, der lekte ſeines Stamms, 1571 mit Tode abgieng, nahm Heſſen -Caſſel von der Herr. ſchaft ,oder vielmehr von dem UmtBovenden, Beſig : ſolches geſchah aber mit ſtarkem Widerſpruch des Hochfürſtlichen Hauſes Braunſchweig : es nahm auch Herzog Wolfgang zu Grubenhagen Das Umt Radolfs. Haufen ein , welches die edlen Herren von Pleſſa bis . her als ein grubenhagenſches Lehn beſeſſen Garten, und weldes dem Fürſtenthum Grubenhagen einverleibe worden. Es iſt auch die Landſtraße, welche durch das Umt Bovenden geht, chur - braunſchweigifd , und der Proceß über des Hauſes Braunſchweig . Lå . neburg Anfprüche an dieſes Amt, bey dem Reichs. fammergericht annoch rechtshängig. In des Hof rath Scheibts Anmerk. zuMoſers Einteidung in das braunſchweig :tüneburgiſche Staatsrecht, S.305.306 -unb in David Georg Strubens Nebenſtundens Theil S. 543 f . werden Beweiſe geführt, daß die edlen Herren v. Pleſſe allezeit die Landeshoheit der Herzoge von Braunſchweig erkannt haben ,
Rere 3
Die
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Der ober - rheiniſche Kreiß.
Die Landgrafen von Heffen: Caſſel ſollen die Herre ſchaft mit einem Mann zu Roß , oder monatlich mit 12 Fl. vertreten , und zu einem Kammerziel ſind ſie wegen derſelben auf 8 Rthlr. 91 angefebe. Von dem alten Schlog pleſa , ſieht man noch viel Mauerwert auf einem hohen Berge über Eddigehauſen , Im eilften Jahrhundert gehörte Pleffa dem Biſchof Meins werk zu Paderborn , welcher es 1016 ſeinem Biothum ſchenkte. Wie aber dieſes Schloß nachher an die davor benannten edlen Herrn gekommen fer , ift noch nicht bez tannt. Sonſt gehört zu dieſer Herrſchaft, Bovenden , ein Flecken an der Leine , welcher von der Nachbarſchaft der Stadt Göttingen viele Nahrung bat. Außer dem herrſchaftlichen Amts- und Pachthof, find bafelbſt zwey adeliche Güter . Die Dörfer Angerſtein , Eddigebaufen , woſelbſt eine fårſtliche Meyeren iſt ; Reiershauſen , Ober . Billings. bauſen , Spannbed und Holzeroda , in welches legten Gegend ehedeffen einOre, Namens møreborn, geweſen ift. Es wird auch zu dieſer Herrſchaft das Kloſteramtså delheim gerechnet, welches unweit Nordheim liegt. Dies fer Drt, welcher vor Alters auch Sucelum hieß , iſt ana fånglich eine Burg geweſen , welche die dren Brüder Poppo, Gottſchalk und Ludolph , edle Herren zu Plefia , 1242 zu einem adelichen Jungfernklofter gewidmet; Landgraf Wils belm der Weiſe aber hat die Einkünfte deffelben zum Uns terhalt für Predigerwitmen beſtimmt. In demſelben haben die edlen Herren zu Pleſſa ihr Erbbegräbniß gehabt.
II. Die niedere Grafſchaft Ragenelnbogen, iſt auf einer Charte abgebildet, welche die homanni. fchen Erben 1745 ans Licht geſtellt haben, und im Alto las von Deutſchland die hundert und fünfte ift. Sic liegt in der Wetterau , und iſt vom chur: trieriſdier , chur pfälziſchen , chur : maynziſchen , (oder Rhein . gau ,) nafſauidſteiniſchen und vierherriſchen Gebiet umges
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Helfen.
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ümgeben. in derſelben find gute Walber und gute Sauerbrunnen . Die Einwohner ernähren fich mehrentheils vom 2cer- und Weinbau , einige Dero ter legen ſich auf die Tuchweberey. Daß das regie. rende Haus Seffen : Caſſel in derſelben die Landes. hoheit habe, iſt oben ſchon angeführt worden ; ver . möge derſelben hat es alſo die ſo genannten biſchof. fichen Rechte , die Reichs's Kreis . Fråulein , und Irankſteuern , u . a. m . welche Gerechtſame ein hele ſen -caſſelſcher Refervatcommiſſarius beobachtet. Die ganze Grafſchaft iſt in 3 Aemter abgetheilt. i . Das Amt Rheinfels. 1 ) Sanct Goar, im gemeinen Leben Sanct Gewer , die Hauptſtadt der niedern Grafſchaft Katzenelnbogen , liegt an der weſtlichen Seite des Rheins , in welchem in hieſis ger Gegend ein Waſſerfall iſt. In der Stadtkirche wird romiſch - katholiſcher Gottesdienſt gehalten . Den hieſigen eintråglichen Rheingoll haben beyde regierende heffiſche Häuſer in Gemeinſchaft. Die Stadt hat 156r eine große Feuersbrunſt, 'und 1761 wieder betråchtlichen Brandſchas den erlitten . Neben derſelben liegt 2 ) Rheinfels , eipe Seftung auf einem hohen Felfert, die aus einem Kloſter", Namens mattenburg, entſtanden iſt, welches 1245 oder 46 in ein feſtes Schloß verwandelt worden. Dieſe Feſtung ließ das fürſtliche Haus Heffens Eaffel 1647 einnehmen, gab fie aber, ſammt der Kat, durch den Vertrag von 1648 an das fürſtliche rothenburgiſche Baus zurück , jedoch mit Vorbehalt des Beſaßungsrechts . Durch den Regensburger Hauptabſchied von 1654 wurde zwar dem heffen - rothenburgiſdyert Hauſe die Beſatzung dieſer Feſtung allein zugeſtanden , aber dabey bedunger , daß die Deffnung auf und in denſelben dem regierenden Hauſe Heſſen : Caſſel in nothwendigen und unvermeidlichen Reichs : und Kreisfällen , jedoch ohne Schaden und Nachs theil des rothenburgiſchen Hauſes und deren Befagung, berbleiben, und unweigerlich berſtattet werden ſollte . Als RITTA dahes
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Der ober- rheiniſche Kreiß.
daher 1692 die Franzoſen vor das Schloß Rheinfeld růd's ten und daſſelbe angriffen , wurde es von heffen -caffetſchen Lruppen beſetzt und vertheidigt , auch nad) åberſtandener und aufgehobener Belagerung ftärker befeſtigt, und bis auf den ryömidiſchen Frieden beſeßt. In dieſem Friedensa Tchluß wurde ausgemacht, daß Heffen - Caſſel, mit Vors behalt feiner Rechte, die Feftung Rheinfels an das heffens rheinfelſiſche Haus zurück geben , dieſes aber eine eigene Beſatzung anſchaffen ſollte. Sie wurde aber mit einigen taiſerl. Compagniet beſetzt , welche bis zum Anfang des ſpaniſchen Succeſſionsfriegs darinn verblieben , damals aber Herausgezogen wurden , indem der Kaiſer die Belas Bung und Bertheidigung der Feſtung dem hefſen -caſſelſchen Hauſe überließ , welches dieſelbe noch mehr erweiterte und verbeſſerte, und von 1692 bis 1716 hierauf 1120438 Rthlr. berwendet zu haben verſicherte. Weil aber, vermoge des ju Baaden 1714 geſchloſſenen Friedens , mit dieſer Feſtung alles ist denjenigen Stand wieder geſetzt werden ſollte, in welchem es kraft des ryswidtiſchen Friedens geweſen, ſo wurde das heffen - caffelſche Haus 1718 zur Räumung der Feſtung gendthigt. Es befekte aber ſolde 1734 von neuem , und endlich hat das heffens rheinfelfiſche Haus durch einen 1954 getroffenen Vergleich dem Befaßungs recht in diefer Feſtung , rammt der dahin gehörigen Eins quartierung in der niedern Grafſchaft Katzenelnbogen, auch aller Theilnehmung an der zur Unterhaltung der Bes faßung gewidmeten monatlichen Contribution , feyerlid entſagt, und ſolches an Heffen - Caffel überlaſſen. Ineben dieſem Jahr hatten die Proteſtanten in der Kapelle ihren Cottesdienſt wieder gehalten , welches in 101 Jahren nicht geſchchen war . 1758 überrumpelten die Franzoſen die Stadt S. Goar , und nahmeu hierauf die Softung durch Accord ein. 3 ) Goarshauſen oder Gewershauſen , ein Stadt chen , auf der Oſtſeite des Nheins , der Stadt S.Goar ges geu áber. Der hiefigen Kirche bedienen ſich die Reformir: ten und Lutheraner wechſelsweiſe. Bey demſelben liege auf einem ſehr hohen Felfen 4 ) Die
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Keſjen.
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4) Die Wat oder Yteu - Kagenelnbogen , ein feſtes Schloß , welches 1303 erbaut worden . Es hat mit der Feſtung Rheinfels gleiches Schidſal gehabt.
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2. Das Amt Reichenberg. 1) Reichenberg , ein Schloß auf einem hohen Felſen , weldes im dreyjigiảhrigen Krieg einige mal crobert und ab. gebrannt worden , und jekt von einein Beamten bewohnt wird. Es wird daſelbſt evangeliſch - lutheriſcher Gottess dienft gehalten . 2) czaſått, ein Fleden am Mühlbach , in der großen Naſtåtter Heide. Es ſind hier einige adeliche Höfe, und alle drey Religionen haben offentlichen Gottesdienſt. Nicht weit davon bev einerMühle, welche die Schwarz genennet wird , am Mühlbach , iſt ein Sauerbrunn , 3) Gronau oder Grunau , ein ehemaliges Benedictis ner Mönchenkloſter , am Bach Claus, welcher in den Mühla bach fließt , iſt 1535 , vom Landgrafen Philipp dem Großs müthigen zu einem Hoſpital gewidmet worden , und gehdrt unter die vier heſfiſchen ſo genannten hohen Hoſpitåler, und die a elender Weibsperſonen angewendet. 3. Das Amt Sohenſtein. 1) Sobenſtein , ein verfallenes Bergſchloß , am Fluß Aar, iſt ehedeflen ein feſter Platz geweſen. 2 ) Langenſchwalbach , ein Fleden unweit der War, welcher in das obere und niedere Schwalbach abgetheilt wird. In jenenı iſt eine katholiſche, in dieſem aber eine Iutheriſche und eine reformirte Kirche; es wohnen auch daſelbſt viel Juden. Es ſind theils in , theils außer dem Fleden berübinte Sauerbrunnen , unter welchen der ſo ges naunte Weinbrunn der befte iſt und auf einer Wieſe ents
ſpringt. 3 ) Schlangenbad oder Karlsthalerbad , ein berühma tes Geſundbad an der maynziſchen Gränze. Das Waſſer ift falt, und muß, wenn es gebraucht werden ſoll, erft warm gemacht werden . Chur - Mayng hat Antheil daran , und bålt hier einen Berwalter. Rrits 4 ) DAD
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Der ober -rheiniſche Kreib .
4) Das Gerolſteiner Lehn, beſteht aus einem verfalo lenen Burghauſe; einem Gerichtsdorf von 12 bis 15 Une terthanen , dem Dorf Ober- und X7ieder Fiſchbach , 24 Hufen Landes zu Pfohl, und gewiſſen Zehnten und Ges fållen . Es iſt ehedeffen von einer davon benannten Fa milie beſeffen worden , deren Stamm mit Wilhelm Frides rid) und Heinrich von Gerolſtein erloſchen iſt ; jener ſtarb 1569, dieſer 1573 ; worauf das Rehn Landgrafen Phis lipp II, als Inhabern der niedern Grafſchaft Kaşenellnbon gen , heimfiel, welcher daffelbe mit den Kammergütern vers einigte, außer daß er mit einem Theil derfelben die von Norded belehnte. Als die niedere Graffchaft Kakenellna bogen an das heiſen - rheinfelftſche Haus gekommen war , brachte taffelbe die gerolſteinſchen Stúde , welche das Haus Heffen : Darmſtadt beras, 1666 durch einen Vera gleich dadurch an ſich , daß es dieſelben gegen ſein Antheil an Stadt und Amt Umſtadt eintauſchte. 4. Das Vierherriſche, iſt ein Stüd des foges nannten Einrichs oder Seinrichs, und beſteht aus neun Kirchſpielen , welchefind, Marienfels, Bach , heim , Dornholzhauſen, Singhoffen , Rördorf, Oberrieffenbac , Weyer, Uber:Walmenbach , und Altenberg. Von dieſer Gemeinſchaft gehört die golite zu der niedern Grafſchaft Kakenellnbogen , von der übrigen Hälfte aber gehört ben fürſtlichen Hauſern Naſſau , Uſingen und Naſſau . Weilburg, und & dem Kjaus Naſſau.Oranien . Dieg.
II. Das Antheil des regierenden Hau :
ſes Heffen
Darmſtadt.
Das regierende Haus Heſſen. Darmſtadt hat , wie oben in der Einleitung zu Heſſen angezeigt worden . fmey Regierungen , eine zu Darmſtadt , und eine zu Gieſſen. I. Unter
1 M 11
t
Seſlen.
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1. Unter der Regierung zu Gieſſen , ſteht dieſes Hauſes Antheil An Ober : Heffen mit der einperleibten Grafſchaft Nidda und Herr. Dahin gehört Fchaft Itter.
1. Das Oberamt Gieſſen . I) Gieſſen , vor Alters Giezen , Giezin , und zu den Gieſſen , eine feſte Stadt zwiſchen der låbn und Wiffet, ſo daß jeder von dieſen Flüſſen kaum einen Büchſenbuß von der Stadt entfernt iſt. Ueber die Låhn iſt 1582 eine große Brüde von Quaderfeinen erbaut. Die Stadt hatte in 1765ften Jahr 702 große und kleine Häuſer. Sie hat ein landeßfürſtliches Haus, welches ein Schloß genennet, und von dem Gouverneur bewohnt wird , und ein großes Zeughaus. Es wird hier nicht nur wechſelsweiſe mit Marburg das Samtappellations oder Reviſionsgericht gehalten , ſondern die Stadt iſt auch der Sit einer fürſtlis chen Regierung , eines Confiftoriums, einer Superinten dentur, und einer am ſiebenten October 1607 vom Lande grafen Lüdrig geſtifteten lutheriſchen Univerſitåt, zu wels cher Kaiſer Rudolph II am neunzehnten May eben befreiben Sahrs die Privilegien ertheilt hatte. Dieſe Univerſität hat Dogteven und Einkünfte auhier zu Gieſſen , zu Grüns berg und Alsfeld , imgleichen zu Marburg und Kaldern , im heſſen - caffelſchen Gebiet, welche letztere aber Heffens Caſſel 1746 , vermöge des Hauptvertrags von 1648 , und Nebenreceffes von 1650 , für ſeine Univerſität zu Marburg wieder einlöfen zu' wollen , dem Hauſe Heſſen - Darmſtadt ankündigté , und , nachdem die Univerſitåt zu Marburg 42265 Fl. 23 UIb. Einlöſungsgelder gerichtlich niedergelegt hatte , die einzulöſenden Univerſitätsgüter und Gefälle init Arreft belegte. Das Univerſitáta- Collegium iſt anſehns lich . Man findet hier auch ein Pädagogiunt, eine Stadt: fchule , und zwer Kirchen , welche die Stadtkirche des heil. Pancratii, und die Burgkirche, genennet werden , Sieffen hat fandgraf Heinrich von Heffen um Jahr 1970 dem
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Der ober-rheiniſche Kreis .“
dem Pfalzgrafen Ulrich von Tübingen abgetauft, deffen Großinutter Mechtild es von ihrer Mutter Salome, Wils helm Grafen von Gligberg und Gieffen Gemahlinn ges erbt hatte. Daß Sieffen ſchon im Anfang des vierzehnten Sahrhunderts eine Stadt geweſen fer , erbellet anter ans dern auch daraus ,' weil Landgraf Otto 1325 ihreu Vors ſtådten gleiche Freyheiten mit den Einwohuern der Stadt ertbeilt hat. Die Antheile , welche die Pfalzgrafen zu Tübingen und die Herren von. Minzenberg ehedeffen an derſelben gehabt haben, finis nach ihrem Abgang an das Haus Heffen gefallen . Landgraf Philipp der Großmus thige ließ die Stadt von 1530 bis 1533 befeſtigen ; diefe Werke aber wurden 1547 auf kaiſerlichen Befehlgeſchleift, hingegen von 1560 bis 1571 wieder hergeſtellt, und nach . mals von den Landgrafen Georg II und kudeig, VI ver beffert und vermehrt. 1758 wurde die Stadt den Frans goren einger&umt. 2 ) Große Linde , ein Marktfleden ,, deffen Mauern und chemalige Burg 1848 zerſtört worden. 3 ) Stauffenberg, ein Städtchen , deffen alte Burg berwüſtet iſt. 4 ) Das Gericht Lollar , zu welchem vier Dörfer gehören . 5) Das Gericht euchelbeim , zu welchem fünf Dors fer gehören , unter welchen Klein -Linnes zu bemerken iſt, weil daſelbſt das franzöſiſche Kriegsheer 1759 eine ges raume Zeit ſein Hauptquartier und verſchanztes Lager gehabt hai. 6) DAS Gericht Steinbach , von fünf Dertera . Anmerk. Im Umfang diefes Amts liegt das Haus Schiffenberg , nebſt feinen Yedern , Wieſen - Garten und Wäldern , welches eine Sonımende der deutſdyen Ordensbals lep Seiten iſt. Es gehören dazu der bep Lengeſtern liegende Hof 17eubof , und vielerler Gefälle an unterſchiedenen Dertern . Es iſt anfänglich ein Kloſter gewefen , welches Cle mentia , Srafinu von Slißberg , 1129 geſtiftet bat, und 1342 in eine Eommenthuren des deutſchen Ritterordens verwandelt worden iſt.
9. Das
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Sie
1
1
Hellen ,
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2. Das Amt Adendorf. Allendorf , mit dem Zunamen an der Rumde , ift 1370 zu einer Stadt gemacht worden . Das Feuer hat fie 1479 , 1603 , 1634 und 1728 fehr verwüſtet. ! 3. Das Amt Grünberg. 1) Grünberg , eine ſehr 'alte Stadt auf einem Berger welche, wo uidt unter den merovingiſden, doch wenigſtens unter den karolingiſchen Königen eine villa regia , und uns ter den erſten thüringiſchen Landgrafen ſchon eine Stadt geweſen. 1195 wurde ſie von den Maynzern ganz ausges brannt. Shre Abnahine ift theils dein 1370 und 1391 ers littenen großen Brandſchaden , theils den Kriegsunruhen, vornehmlich im Fiebzehnten Fahrhundert , zuzuſchreiben. 2 ) Das Landgericht Grünberg , zu welchem aud das Gericht Merlzu gehört , erftreckt ſich über 20 Der. ter. Zwiſchen Groß- Lumbo , welches hieher gehört, und Klein , Lumbo , im Gericht Nieder - Dhm , entſpringt die Lumbo , welche ſich unweit follar mit der Lahn vers einigt : und bey Saſen entſteht die Wiffed , welche auch in die Lahn geht , nachdem ſie den Anneröderbach und den Bruch aufgenommen . 1 3) Das Gericht Glieder :Ohm , unter welches fünf Derter gehören . 4. Das Amt Burggemünde enthalt fieben Derter. Das Dorf Burggemünde hieß chedefſen Gemünde an der Straß. 5. D.1s Amt Somburg an der Obm . 1 ) Komburg an der Ohm , eine kleine Stadt , aber welcher ein Schloß auf einem Berge liegt , an welches die Stadtmauer fidßt. Sie hat 1597 durchs Feuer , ' und 1635 , 41 und 46 im Kriege viel gelitten . 2) Dreyzehu Dörfer. 6. Das Amt Alsfeld . 1) Alsfeld , in Urfunden delsfelt und Alsfeylt, eine fehr alte Stadt, nahe beym Fluß Schwalm , hat ein als
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Der ober - rheiniſche Spreiß.
tes Schloß, zwey Kirchen , und iſt die erſte Stadt in Heffen, welche das augsburgiſche Glaubensbekenntniß angenoms men hat. Sie iſt ehemals anſehnlicher und volfreicher geweſen , als ſie jekt ift. 2) Altenburg , ein verfallenes Bergſchloß , und neun Dorfer. 3 ) Das Gericht Kirdorf. ( i ) Kirdorf , ein offenes Städtchen . (2) Lehrbach, Erbenbaaſen , Ober-Kleen , wab len , Arnsbeim und Bernsburg. Dieſe fechs Derter machen das ſo genannte Eufer Gericht aus , welches die Schenken zu Schweinsberg beſitzen , und zur Hälfte von Naſſaus Saarbrücken zu lehn tragen. Das Gericht wird jährlich vier, auch wohl mehrere mal auf dem Rathhauſe zu Kirdorf, in Gegenwart des heffen- darmſtädtiſchen Amts manns und Umtsvermeſers zu Alsfeld, gehalten. 4) Das Amt Romrod . (1 ) Romrod , ein Stadtchen mit einem Schloß (2) Ein Jagdhaus und vierzehn andere Derter. 5) Das Gericht Schwarz , zu welchem vier Dorfer gehören .
7. Das Aint Grebenau . I) Grebenau, ein Städtchen , welches erſt 1605 Stadte rechte erhalten hat. 2 ) Fünf Dörfer. 8. Lauterbach , ein Städtchen, deſſen Vorſtadt zurt riedeſelſchen Gebiet gehört.
9. Das Amt Ulrichſtein , liegt in der Wette. rau , und in demſelben fångt ein hohes , langes und faltes Gebirge an ,
welches der Vogelsberg ( Fus
galisberg, Fickelsberg ) genennet wird. 1 ) Ulrichſtein , ein Bergſchloß mit einem offenen Städtchen , welches Kaifer Ludwig aus Bayern 1347 mit allen Rechten der Stadt Friedberg begabet hat. In dem Schloß ivurde 1759 eine frauzdfifdie Beſakung von einein preußiſden Corps belagert , und nad einer Gegenwehr bon
Heffen.
1375
von einigen Stunden , zur Uebergabe des Schloſſes gende 1762 nahmen es die Franzoſen den aliirten thigt. Truppen ab, welche es beſeßt hielten . 1763 erlitte das durch den Krieg ſchon ſehr beſchädigte Stådtchen ', grož Ben Brandſchaden ." 2 ) Das Gericht Bobenhauſen , in welchem der Fles den Bobenhauſen und acht Dörfer find. 3 ) Das Gericht Selda , von ſechs Dörfern. 10. Das Amt Storcen , liegt in der Wetterau. In demſelben entſpringt der Fluß Didda ; aud) hac es einen Thiergarten , in welchem auf einem Berge ein Jagdhaus, Namens falderhaus, liegt.
1 ) Sebotten , eine kleine Stadt am Vogelégebirge, wels dhe 1354 Stadtrechte erhalten hat, 2 ) Noch fünf Derter. 11. Das Oberzämt nidda, liegt in der Bets terau . Die ehemaligeGrafſchaft 7idda, iſt nach dem 1329 erfolgten Tode ihres legten Grafen Engel. hard, an die Grafen von Ziegenhann, und nach dieſer Xbſterben , zugleich mit der Grafſchaft Ziegenhann , an das fürftl. Haus Heſſen, gekommen . Die Stadt
ea
mbas ganze Amt iſt mit guten Hölzungen , guter Wild. bahn, Fiſchereyen, zu Salzhauſen , nicht weit von
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Midda, mit einem 1593 angelegten Salzwerk, und Der Flachsbau , und die mit Glashütten verſehen . Spinnerey und Weberen , iſt hier in neuern Zeiten 1777 waren in den gleid, vorfom . menden vier erſten Gerichten 643 Leinweber.
weit gekommen .
1) Kidda , vor A ! ters Wythe, eine Stadt, am Fluß Igleiches Namens, mit einem Schloß. 2) Das Gericht 7idda und Ssaerbac , dahin zehri Derter gehören . Edit 3 ) DAS
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Der ober -rheiniſche Kreis .
3) Das Gericht Rosheim , von fünf Dertern . 4) Das Gericht Burkhards , von zehn Dertern . 5) Das Gericht Crainfeld , zu weldjem vier Derter gehören . Crainfeld , ehebeffen Creginfeld , ift ein ſehr alter Flecken . 6) Das Amt Lisberg , liegt in der Wetterau. Es ift ehedeffen eine beſondere Herrſchaft geweſen , welche ihre eigenen Dynaſten gehabt hat, nach deren Abgang ſie an die Grafen zu Zigenhayn und Nidda , als nächſten Erben , gekommen , von dem lekten derſelben aber an Ranografen
Ludwig den Friedſamen verkauft worden . ( 1) Lisberg , ehemals Liebsberg , ein altes Berge chloß , nebſt einem Flecken . ( 2 ) Schweidertshauſen , und 3 andere Dörfer, 12. Das Amt Stormfels ,
in welchem das
Bergſchloß Storms oder Sturmfels , das Dorf Oberwiddersheim , woſelbft der Schwalheimer Hof des Deutſchen Ordens, und 3 andere Dörfer find. Der hieſige Amtmann hat auch das Gericht Rodheim zu verwalten , deffen eben gedacht worden . 13. Das Amt Bingenheim, liegt an der Wele terau , und macht die ſogenannte fuldaiſche Mark aus . Es þat ein ebenes und fettes land. Heffen. Darmſtadt hat es im fechzehnten Jahrhundert von Nafſau . Saarbrücken gefauft.
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i) Bingenheim, ein Schloß, nebſt einem ſchönen Fles đen , welcher 1357 vom R. Karl IV Stadtfrenheiten ers halten hat. Es werden bey dera Rathhauſe jährlich drey fürſtliche Centgerichte gehalten . 2) Echzell, ein anſehnlicher Fleden , in deffen Gegend ber fruchtbarſte Boden in der ganzen Wetterau iſt . Es find hier a adeliche Güter , der von Geismar und von Pretlad . 3 ) Berftatt , ein großes Pfarrdorf,
14. Per
Heffen .
1377
14. Peterweil, ein Schloß und Pfarrdorf, 11 Stuna ben von Gomburg vor der Höhe , iſt durch den 1768 zwis fchen Heſſen - Darmſtadt und Hefſen - Homburg gemachten Vertrag, zur Hälfte an das leßte Haus gekommen. Die Pfarre wird wechſelsweiſe von Heſſen - Homburg und Solmo - Rödelsheim bereßt. 15. Das Amt Roßbad , liegt zwiſchen den Städten Homburg vor der Höhe und Friedberg. In demſelben iſt 1) Ober - Roßbach , ein geringes Stådtchen , an wels dem Chur-Trier bis 1666 Antheil gehabt hat, 2 ) Tieder - Xoßbach , ein Dorf. 16, Das Amt Burbad , in der Wetterau . . I) Butzbach, eine alte Stadt , in einer leimichter und fumpfichten , aber fruchtbaren Ebene, hat ein anſehnliches, Schloß mit einem luſtgarten . Von den Grafen von Fals tenſtein iſt ſie an die Herren von Epſtein gekommen , und hierauf drenherrird , nåmlid ) tapenelnbogeniſch , foniga 1478 erbre Landgraf ſteiniſch und folmiſch geworden . Heinrich zu Heffen von ſeinem Schwiegervater , Grafen Philipp vonKatzenelnbogen, einen vierten Theil an Buş . bach ; das königſteiniſche Antheil verkaufte Chur's Manng 1595 an Landgrafen Ludwig erblich und eigenthümlich, und 1623 ertheilte der Kaiſer dem heffen = darmſtädtiſchen Hauſe auch das ſolmiſche Untheil,als der Graf von Solmsa Braunfels in kaiſerliche Ungnade gefallen war. Db nun gleich dieſes letzte Antheil dem ſolms - braunfelſiſchen Hauſe im weſtphäliſchen Frieden wieder eingeråumt wurde , ſo ift es doch nachmals an Heſſen - Darmſtadt verkauft worden , welches alſo die ganze Stabt und das ganze Amt allein bea fißt. Die Stadt hat 1603 großen Brandſchaden erlitten . 2 ) Månſter , ein Flecken , und 5 Dörfer. 3 ) Philippseck, ein fürſtliches Schloß auf einem Berge, woſelbſt guter Wein wächſet. Landgraf Philipp III hat baffelbe von 1626 bis 28 neu erbaut. Es liegt über Müns ſter , und iſt dahin eingepfarrt. 3 T4.6 4 .
Ssss
17. Das
1376
D
3) Das Gerich 4 ) Das Gericht . 5) Das Gericht gehdren . Crainfelo , ehedci Flecken . 6 ) DAS Amt Lisberg , ehedeffen eine beſondere Her . eigenen Dynaſten gehabt hat , die Grafen zu Zigenhayn und gekommen , von dem lekten derſi Pudwig den Friedramen verkauft w (1) Lisberg , ehemals Liebe chloß, nebſt einem Fleden .. ( 2 ) Schweidertsbauſen , und 12. Das Amt Stormfels ,
.
Bergſchloß Storms oder Sturmfi Uberwiddersheim , woſelbft der Hof des deutſchen Ordens, und 3 andert Der hieſige Amtmann hat auch das Geric zu verwalten , deſſen eben gedacht worder 13. Das Amt Bingenheim, liegt a. terau , und macht die ſogenannte fuldaiſie aus . Es hat ein ebenes und fettes land . Darmſtadt hat es im fechzehnten Jahrhunter Naſſau . Saarbrúfen gefauft. i) Bingenheim , ein Schloß, nebſt einem đen , welcher 1357 vom R. Karl IV Stadtpis balten hat. Es werden bey dem Rathhauſe j. fürſtliche Sentgerichte gehalten . , 2) Ecbzell, ein anſehnlicher Flecken , in de der fruchtbarſte Boden in der ganzen Wetterau hier 2 adeliche Güter , der von Geismar undi 3 ) Berſtatt, ein großes Pfarrdorf.
Heſſent.
-
time. Vete: 1 dem wam hemt: El doce teren Da
1379
in dieſem Jahr aber haben beyde Håuſer Gebiet getheilt, ſo daß das nunmehrige g'an Heſſen.Darmſtadt allein gefom .
BRITY, Hr poirs hurre ett mechiels Sri Tinistem
ifadyen aber in Gemeinſchaft geblie.
+ Golms der Gemeinſchaft der geift. eit im Amt Königsberg begeben , Das Amt žicem aber ſich ſolche im Ämt Hohen . C Homburg vor Etelben it Städtchen mit einem verfallenen Superhehotz -Refbede , ein enigsberg entſteht die Biber, wels dette er bis 1666 dintre ceinigt . Kolbach , ein 2 .
lains Burbace, en
2
2051
penſtein , in welchem Sil. finld u o den rbaVit zu St es en Li ad je.m ehes alt usrio to te te st , r we t , ülbe r e a Mubar en Dene, Dansen hat, welches 1646 wuſte weldiem erhaus MOTICE, som den bed @min AS een latnicimog es . alias Camargir: na te. opf. ottaa,ja:un , eine kleine Stadt auf -- guten Eiſenbütten und laiva eicies WID 1647 hat ſie großer
Mees , 1...
Silberberg.
gesta decisione irmitrijden ach , beſteht
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an welchem Heffenta ach , und die von Gren dazu
welchem Achenbar n Elsbad
aufer
1378
Der ober = rheiniſche Kreis .
17. Das Amt Kleeberg, in der Wetterau , be. Fige Heſſen - Darmſtadt mit Naſſau , Weilburg in Gemeinſchaft; ehedeffen hat auch Hohen : Solms daran gehabt, welches aber Heſſen . Darmſtadt feit dem dreyſigjährigen Kriege beſigt. Heſſen -Darm . ſtadt hat allemal zwen Jahre , und Naffau , Weil. burg ein Jahr lang den Vorgang, oder iſt Baumei. ſter. Jeder hat einen Beamten , von welchen beya den das Amtgericht gehalten wird. Die Appellation von demſelben geht allezeit an den Heren , welcher ebeni Baumeiſter iſt; beyde Regierungen überlegen alsdann mit einander , ob die Appellation anzuneh. men ſey oder nicht ? und vergleichen ſich in jenem Fall wegen des Urtheils. Es gehört zu dieſem Umt 1 ) Kleeberg, ein Fleden mit einem verwüſteten Bergs (chloß. Es hat vor Alters Grafen von Kleeberg gegeben , 1 die von Adelbert Herrn von Kleeberg abſtammen , welcher ums Jahr 1150 gelebt hat. Friderichs Grafen von Kleen berg Tochter , welche Erbinn von Kleeberg und dem Håts tenberger Gericht war , heiratheté Gerlachen Herrn von Slenburg und Limburg. 2) Ober :Klee, Brandoberndorf und Ebetogong, Dörfer. 18. Das Amt Süttenberg, in der Wetterau , iſt ehemals mit Naſſau : Weilburg gemeinſchaftlich geweſen, 1703 aber getheilt worden ; da denn Heſſene Darmſtadt zu ſeinem beſondern Antheil bekommen hat Langgöns , Riregóns, Dobigóns,Allens dorf , Annerod , Gauſſen ,
Leygeſtern .
19. Das Ame Rönigsberg , in der Werterau, iſt 1350, nebſt Hohen . Solms, von Grafen Philipp zu Solms an Landgrafen Heinrich zu Heſſen verkaufe worden , und bis 1629 mit Solms gemeinſchaftlich geweſen .
Heſſen.
- 1379
In dieſem Jahr aber þaben beyde Häuſer weltliche Gebiet getheilt, ſo daß das nunmehrige Das Königsberg' Amt an Heſſen. Darmſtadt allein gefom . geweſen.
men , die Kirchenſachen aber in Gemeinſchaft geblie. 1638 hat ſich Solms der Gemeinſchaft der geift. ben . lichen Gerichtsbarkeit im Ume Königsberg begeben, Heſſen - Darmſtadt aber ſich ſolche im Amt Hohen. Šolms vorbehalten. I ) Königsberg , ein Städtchen mit einem verfallenen Bergſchloß . Unweit Königsberg entſteht die Biber, wels che ſich mit der Lahn vereinigt. 2) Ucht Dörfer. 20. Das Amt Blankenſtein , in welchem Sil ber, Bley , Queckſilber und Vitriol zu finden . 1 ) Blankenſtein , das Amthaus , über weldjem ehes beſſen ein altes Schloß geſtanden hat, welches 1646 wüſte geworden . 2) Gladenbach , ein Fleden . 3 ) Ein und zwanzig Dörfer. 21. Das Amt Biedenkopf. 1 ) Biedenkopf oder Biedencap, eine kleine Stadt auf einem Berge, welde wegen ihrer guten Eiſenhütten und Schmelzöfen bekannt iſt. 1635 und 1647 hat ſie großen Brandſchaden erlitten. 2 ) Ben Komertsbaufen iſt ein Silberberg. 3) Noch dreyzehn Derter. 22. Der Grund Breidenbach, beſteßt (1 ) Aus dem Untergericht, an welchem Heffen . Darmſtadt , die von Breidenbach , und die von Es gehören dazu Breidenſtein i haben. I ) Das Gericht Welsbach , in welchem die Dörfer Klein Gladenbach , Wiffenbach , Achenbach , Obers bieden , Weifenbách , pallau im Elsbach , find.
2 ) Das
1380
Der ober - rheiniſche Streis .
2 ) Das Schmidtgericht, in welchem Breidenbach hing ter dem Kirchhof, Wallau unterm Weg, wolzbeuren . 3) Das Erbgericht , in welchem voallau im seims bach, Breidenbach vor dem Kirchbof, Wieder . Dies den , Quotshauſen , Wieder - Sörle, find. (2) Aus dem Obergericht, zu welchem gehört 1) Das Gericht Lirfeld , an welchem Heffen Darina ftadt , die von Breidenbad % , und die von Breidene ſtein , haben. Die darunter begriffenen Derter find : Simmersbach , Ober sørle , Lirfelo , frochenbaus ſen , Gönnern. 2 ) Das Gericht Ober-Eiſenbauſen , an welchem Hero fen -Darmſtadt , die von Breidenbach , und die von Breidenſtein , haben. Die Derter deſſelben ſind: Obers und Wieder eiſenbaufen , und Steinpruf. 3) Das Gericht Koth , in dem Dorfe Xoth , daran Heſſen . Darmſtadt , und die von Breidenſtein 1 , haben.
23. Das Amt Battenberg. 1 ) Battenberg, eine uralte Stadt an der Eder, welche oft Brandſchaden erlitten hat , inſonderheit 1653 , da ſie faft ganz abgebrannt iſt. Ehedeſſen iſt ſie der Sit der Grafen von Battenberg geweſen. 2) Satsfeld , ein uraltes Stådtchen an der Eder, deffen altes Schloß das Stammhaus des Geſchlechts von Haßs feld iſt. 3 ) Leyfa , ein uraltes Dorf , bey welchem die Sachſen imSahr 779 von den Frauken geſchlagen worden . Ehes mals war in dieſer Gegend Der Gau Liefi , oder Libeſi, Liboſt. 4 ) Battenfeld , und acht andere Dörfer. 34. Die Serrſitafe Jeter, liegt am Fluß Eber , in dem ehemaligen Jttergau , ( pago Nitherſi, Ni therſe ,) und iſt größtentheils vom waldecifchen, zumi Theil aber vom Beffen , caſſelſchen Gebier umgeben. Sie hat den Namen von dem Flüßchen Jtter, wel. ches
1381
Heſſen . thes aus dem Walbectiſchen von Enſe ,
oder ,
wie
andere ſagen , von Corbad) , fømme, und fid ) bey Herzhauſen in die Eder ergießt. Sie iſt mehren . theils bergiche, aber doch nicht unfruchtbar, bat gute Hölzungen , Wilobahnen , Schäfereyen und Fifche. rey , werk.
inſonderheit aber ein ergiebiges Kupferberge Der Urſprung der ehemaligen Dynaſten zu
Itter, ift dunkel.
Der ålteſte, welchen man bisher
kennet, ift Folcmar, Edler von Jtter, welcher ums Jahr 1120 gelebt hat. Im vietześnten Jahrhundert iſt die Herrſchaft unter den Brüdern Heynemann III und Udolph vertheilt gemeſen , welche ihre Verbin . dung mit dem Fürftenthum Heffen erneuert á und fich , nebſt ihren Schlöffern und Herrſchaft, gang und gar unter Beffiſchen Schuk, gleich andern beſſie fchen Schloſſern und Gütern , übergeben haben , und alſo Sandſtånde und Sandfaſſen Heffen geweſen ſind .
des Fürſtenthums
Nach Hennemanns III Tode, har deſſelben Witwe Margaretha und Tochter Cunigunda 1357 die Hälfte Jtter an von ihres Mannes Antheil an der Herrſchaft Jandgrafen Heinrich zu Heffen für 900 Mark lothigen Sübers verkauft, und zugleich auf denjenigen Theila welcher ihres verſtorbenen Mannes Bruder , Udolp vou Icter, und deſſelben Kindern zugehörte, Verzidye geleiſtet. Die andere Hälfte des beynemanniſchen Uns theils, verkaufte ſie in eben demſelben Jahr an den Ers bifchof Gerlach zu Maynj , auch für 900 Mark lothis gen Silbers. Der lekte rom ganzen itterſchen Manns. ſtamm , und muchmaßlich ein Enkel des eben genann . ten Udolphs , iſt Erasmus geweſen , welcher 1443 geſtorben.
Egur -Maynz behielt fein Antheil an der S88 8 3 Herre
1382
Der ober - rheiniſche Kreis .
2 Herrſchaft Jtter nicht lange , ſondern verpfändete daſſelbe 1359 an Hrafen Otto von Waldeck und deſſel. ben Sohn Heinrich ; das waldectiſche Hauß aber über. ließ es unterpfändlich an die Wölfe von Gudenberg, welchen auch 1383 das Geffiſche Antheil verpfåndet worben. Sie haben beyde Untheile bis ins ſechs Unte Jahrhundert behalten ; 1542 aber iſt ihnen das mayna ziſche von den Grafen zu Waldeck, und 1562 das beſo 1586 hat Chur. fiſche Antheil losgekündigt worden . Maynz fein Antheil auch den Grafen zu Waldeck lose gefündigt, und ſolche Ausloſung iſt 1588 zum Stande gekommen ; Jandgraf Ludwig zu Marburg aber hat M den Pfandſchilling bergegeben , und dafür das mayn. äiſche Antheil an der Herrſchaft Itter auf Wiederld . 3 ſung erhalten. Eben derſelbe hat auch 1589 den Theil der Herrſchaft, welchen die von Löwenſtein , und nach ihnen die Gografen innen gehabt, und zu welchem die Steuerburg und das Dorf Itter mit gehore, für 7000 Gulden , und 1590 auch das Halbe Kirchſpiel Eimel. rode, nebſt unterſchiedenen Gefällen, von den Grafen zu Waldeck für 1600 ſpaniſche Thaler , oder rheiniſche Auf die vom Stift Corven Goldgülden , erkauft. herrührende itteçſche Lehen, haben die Wölfe von Gu . denberg , und die von der Mafsburg , ſchon 1441 die Anwartſchaft, und als Erasmus von Jtter geſtorben war, den wirklichen Beſik derſelben erlangt, in wel. chem fie ſich auch noch befinden.
Das isterſche
Wapen , iſt ein dreyeckichter Schild, und in demſel. ben ein zum Streit gerichteter gekrönter Lowe, mit hervorgeſchlagner Zunge und in die Höhe gewendetem Schwanz. Dben auf dem Schilde führten die Here ren pon Jtter einen offnen Helm , und auf demſelben einen
1
Heffent.
1383
einen mit Geweih , Kopf und Hals Hervorſchauen . den Hirſch . Die Herrſchaft Jtter macht jeßt ein Umt aus, zu welchem folgende Kirchſpiele und Derter gehören : 1) DAS Birchſpiel Pohl ; in welchem ( 1) vöbl , ein Marktflecken , am Bac Afel, oder Efel, der Siß des Amts und eines Metropolitans . Landa graf Georg der Mittlere, welcher mit der Herrſchaft Ytter abgefinden worden , bat auf dem biefelbft 1665 erbauten Schloß gewohnt. (2) Die Dörfer Basdorf, Arel oder Erel, und Ma. rienhagen , eigentlich Werbenbagen . 2) Das Birchſpiel Obernburg , in welchem die Ucbers bleibſel der ehemaligen Burg Jtter, als des Stammhauſes der Herren von Itter, das Dorf Thal. Jtter, das Dorf Itter, insgeſammt am Fluß Itter, und das DorfQbeens burg, bey welchem ehedeffen ein Bergſchloß geweſen. Beym Schloß Stter hat die Steuerburg gelegen. 3) Die Bergfreyheit oder Bergſtadt Thal. Jtter , ben dem Dorf gleiches Namens , welche fonograf Ernſt fub. wig privilegirt hat , hat ihre beſondere neue Kirche , und einen Bergprediger. Es iſt daſelbſt ein ergiebiges Kupféra bergwert , und beſonderes fårftliches Bergamt. 4) D4 $ Kirchſpiel Birchlosbeim , zu welchem die Dørfer Kirchlorheim , Schmidtlotheim , Algotheim ,
serzbaufen , harbsbaufen und Buchenberg (ehedeflent Budemer ) gehören . 5 ) Das Dorf ieder - Orfen , iſt zu Ober - Orken , ink berſen caffelſchen Gebiet, eingepfarrt. 16 ) Das Birdſpiel Oberwerbe, in dem Dorf pieſes Namens , - welches am Flüpchen Werba liegt. 7 ) DAB Birchſpiel Soringbaufen liegt von den bors hergehenden abgeſondert , und iſt ganz vom maldecifcben Gebiet umgeben . Es iſt in dem Dorf Høringhauſen . und der dazu gehörige Diſtrict iſt ziven Stunden im Durch . fichnitt groß. In dieſem Dorf haben die Herren von Wolf einen Ritterfik , und gewiffe Geriditsbarkeit.
S 88.8 4
8) 0.9
1384
Der ober-rheiniſche Kreiß .
8) D 8 Kirchſpiel Eimelrode liegt vier Stunden norba weltwårts von den übrigen Kirchipielen der Herridaft Stter , und iſt ganz vom malbediſchen Gebiet umgeben. Es gehören dazu die Dörfer Limelrode oder Emmelo rode, semmighauſen und Deisfeld . 29. Uußer den oben ſchon angeführten ,
ſind noch
folgende adeliche Gerichte und Güter, deren Befiger auf den Landtagen erſcheinen , vorhanden . (1) Die rtede feliſchen . Das frenherrliche Ges ſchlecht der Riedefel von und zu Eiſenbach hat unter hoſſen . Darmſtädtiſcher Landeshokeit einige Gerichte, wegen , welcher es den Sandgrafen huldige , und auf Ihre Hinterſaſſen können ben { andtagen erſcheint. von ihren Gerichten an die Heſſiſchen Landesgerichte appelliren , wenn der Werth der Sachen dreyßig Die Gerichte ſind : Gulden iſt. 1 ) Der Cent Lauterbach , welcher an das Amt Roms rod grånzt. Dahin gehört Die Vorſtadt Lauterbach , welche das Wertb ges nannt wird , nebſt fechs Dorfern. 2) Das Gericht Engelrod , welches, an das Amt Ula richſtein grånzt, von zwölf Dörfern. 3) Das Gericht Ober - Obm , welches zwiſchen den Nemtern Ulridſtein , Burggemünde und Grünberg liegt, und ſich über fedis Dorfer erſtreckt. (2 ) Der rabenauiſche oder Londorfer Grund , welcher an die Hemter Homburg an der Höhe und Grünberg grånzt , und der adeliden Fa. milie Norbeck zu Rabenau gehört.
Er begreift acht
Dörfer . (3 ) Das Buſecker Thal , welches zwiſchen den Hemtern Gieſſen , Allendorf und Grünberg , und einem kurzen Strich des ſolms . lichiſchen Gebiets liegt ,
und die Dörfer 2Hren
Buſecť ,
Groß, Buſecť ,
Heffen .
it
1385
Buſeck, BSrsroth , Repskirchen, Burkhards, felden , Albad , Oppenroth, Rodgen und Beuern , und beynahe 100 angeſeffeneUnterthanen begreift. Es gehört den Ganerben von Buſeck, wel . che ſich in die linien Buſeck in Buſeck, Bufeck gee nannt Münd ), und Buſec genannt Brand, theilen . Pierer und Ganerben in Buſecker Thal , und die übrigen An , und Eingeſeffene, haben das fürſtliche : Haus Heſſen von vielen Hundert Jahren her für igre Sandesherrſchaft erkannt, auch alles , was Untertha. nen ihren Landeslerren zu thun ſchuldig find , uher fidh genommen und geleiſtet.
Sie haben auch 1576
in einem feyerlichen Vergleich dem fürſtlichen Haufe Heſſen folche Sandeshoheit auf ewig zugeſtanden , und erkannt , daß ſie demſelben , dem alten Herkommen nach, jederzeit zugefommen ſey.
Und obgleich die
Unterthanen im Buſecker- Thal 1702 , und die mit. tel - rheiniſche Ritterſchaft 1704 benm Reichsoofrath mit einer Klage eingekommen ,
und vorgeſtellt, die
Ganerben im Buſecker Thal hätten fid, durch den Vergleich von 1576 widerrechtlich unter die Landese hoheit des fürſtlichen Hauſes Heffen begeben , der Reichshofrath auch ſolchen Vergleich aufheben wol. len : ſo bat doch Kaiſer Karl VI diefe Seche 1725 am neunzehnten Jenner dergeſtalt entſchieden , daß bie Landgrafen zu Heffen . Darmſtadt die Banerben im Bufecker Thal fünftig im Namen des Kaiſers belehnen, dieſe aber ihnen unterthänig ſeyn, und dem Bergleich von 1576 gemäß handeln follten . ( 4) Das Gericht Frohnbaufen, gránst an das. Ume Båttenberg , und begreift die Dörfer i
Srohnbaufen und Ober . Alpbe. S88 $ 5
( 5) Die
1386
Der ober -rheiniſche Kreis .
(5) Die adelichen Güter Angerod , im Amt Alsfeld , gehört den von Noding. Bites , im Amt Bingenheim , den vou Nagel. Burkhardsfelden , im Buſeder Thal , den von 18 . Wenfelo. Dernbach , im Amt Blankenſtein , den von Dernbady . elmsbaaſen , im Amt Biedenkopf, den von Döring, Gleymerhayn , im Amt Alsfeld , den Schenken . Bermanftein , im Amt Königsberg, den Schenken , Befirich , im Amt Ulrichſtein , den Schenfen . Klein Linnes, im OberamtGieſſen , den von Vrede. 3 Langenhayn und Ziegenberg , im Amt Bußbach den von Diede. Rålberod , im Amt Homburg an der Ohm , den Schenken . Somitte , im Amt Nidda , den Schenken . Storndorf , im Amt Ulrichſtein , den von Seebach : Trobe , ' im Buſeder Thal , den von Drobe. Winerod , eben daſelbſt , den von Münch. Ulf, im Amt Stromfels, Den von Pretlad .
Das hochfürſtl. Haus Heffen-Homburg, beſikt in der Wetterau, zwen Meilen von Frant. furt, unter und vor einem Gebirge , welches die
Söhe genennet wird, Stadt und das Amt Somburg vor e b o h r . Oe
1. Es iſt dieſes Amt 1622 von dem regierenden landa grafen Ludwig V zu Heſſen . Darmſtadt an deſſelben Bruder, Landgrafen Friderich, den Stammvater des jeßigen Hauſes Heſſen . Homburg , auf Abſchlag des demſelben 1606 bewilligten jährlichen Deputats von 20000 Fl. mit allen Unterthanen , Renten und Gů . fern , auch Dber. Herrlich . Recht- und Gerechtigkei. ten ,
1387 ,
Heſſen .
fen , erb - und eigenthümlich übergeben ; woben ſich aber das regierende Haus gewiſſe Stücke vorbebal, fen hat ; nämlich die Erſcheinung der Geiſtlichen in Stade und Umt auf den allgemeinen Synoden , die Eramination derſelben , den goldnen Weinzoll, das lebendige Geleite, und zu Handhabung deſſelben , wie auch ſonſten nothwendige Folge , alle weltliche Burg . und Mannslehn, welche es damals in Stadt und Alme Homburg vor der Höhe gehabt, und daß das Haus Heſſen - Homburg in de regierenden Haufes Namen bie Reichs . und Sandſteuern , welche auf den Landta . gén bewilligt werden , und davon és benachrichtigt werden ſollte, erheben und dem regierenden Haufe liefern laſſen , auch den Land, und Bollenzoll, Trane.
heben regierende Haus demſelben andere Gefälle , welche gleich ſo viel als dieſe austragen , angewiefen und eingeräumt;
ferner hat ſich das regierende Hauſe
vorbehalten , die Durchfuhr , und Einquartierung des Kriegsvolks oder der Soldaren , die neu aufge ſepte Soldatenſteuer, die Appellationsſachen, Schuk, fchriftlich Geleite, Reiſe, Folge und Deffnung. Aller bieſer Stůcke halber ſollten die Unterthanen in Stade und Umt dem regierenden Hauſe Pflicht zu leiſten ſchuldig und verbunden ſeyn . Wegen dieſer vorbe Haltenen Stücke , hat das regierende Haus in Stade
1
und Amt Homburg einen Refervatamtmann. 1688 iſt ein neuer Vergteid ) oder Receß, errichtet, uno darinn feſtgelegt , daß , wenn ein regierender ( and
1
graf zu Heffen . Darmſtadt ſterbe, das Haus Homa burg an das regierende Haus einen Revers ausſtellen folle ; wenn aber ein Landgraf zu Heſſen . Homburg mit
1388
Der ober : rheiniſche Streiß .
mit Tob abgehe ,
ſollen die Unterthanen tem neuen
Sandgrafen zu Homburg die Erbhuldigung leiſten, und ſo dann auf die beſſen . Darmſtädtiſchen Refere Hata mit ſchworen. 1671 trat Landgraf Georg Chris ftian zu Homburg die Stadt und das Amt an Hefa ſen : Darmſtadt ab , welches auch in ſolchem Beſię bis nach ſeinem und Landgrafens Wilhelm Chriſtoph zu Bingenheim
Tod verblieben , worauf 168ı durdo einen Vergleich Stadt und Umt Homburg wieder an Landgrafen Friderich II zu Homburg abgetreten mors den . 1707 iſt ein neuer Vergleich zum Stande ge.
kommen , in welchem dem regierenden Hauſe Darm. fadt die Landeshoheit über Stadt und Amt Szom . burg zugeſtanden , jedoch hinzugefekt worden , daß dem Hauſe Heſſen . Homburg in demjenigen , was ben einem oder andern Stück der Landeshoyeit dem. felben in den Receſſen ausdrücklich zugeſtanden ſen , kein Eintrag gethan , oder dem zuwider etwas vors genommen werden ſolle. Jn eben dieſem Receß hat ſich Heſſen . Darmſtadt erklärt , daß es , wenn die übrigen darmſtädtiſchen Lande gang , oder zum Theil mit Soldateneinquartierung belegt würden , Stadt und Amt Homburg alsdann auf den jedesmal in andern barmſtädtiſchen Hemtern verordneten Ver . pflegungsfuß nur mit funfzehn völligen Portionen belegt und bequartiert werden ſollten . Uebrigens iſt das Haus Heſſen - Homburg der oberſte Herr und Waldbot in der hohen , auch Seulberger und Erlen . bacher Marf. Das fürſtliche Heſſen-homburgiſche Haus, hat dies fes Amt durch Anlegung einer Neuſtadt, zwoer frans zöſiſchen
Colonien , und vier Herrſchaftlicher Meyes reyen,
Heffen .
1389
reisen , an Unterthanen und Gefällen über die Hälfte verbeſſert, und wegen vieler angelegter Manufaktu . Die dazu gehörigen Der: ren naþrýaft gemacht. ter ſind : 1. Somburg vor der sobe , eine Stadt mit einerrt fürſtlichen Reſidenzſchloß , und einer vom Landgrafen Fria berid II regelmäßig angelegten Neuſtadt. Es haben hier ſowohl die Lutheraner als Reformirten offentlide gottess dienſtliche Uebung. Die fürſtliche Kanzley hat auch die drey heffen : homburgiſchen Aemter im Magdeburgiſchen und Halberſtådtiſchen , und ihres Herrn perſönliche Rechte Fu der Neuſtadt hat und Kammerſachen zu beſorgen . Landgraf Friderid) Jacob 1721 ein Urmen- und Waiſens haus erbaut. Mit Schloß , Stadt und Amt Homburg find ehedeflen die Grafen von Hanau von Chur , Pfalz bea lehnt worden , welches noch 1487 geſchehen iſt: Landgraf Wilhelm von Heffen aber hat Homburg 1504 in einer bayeriſchen Fehde mit Chur - Pfalz , dem Hanau beyges ſtanden , weggenommen , und der geſchehenen Rückforder rung ungeachtet, gegen Erlegung von 12000 Goldgülden , behalten . Segen dieſe Sunime Geldes mußte Hanau 1527 Stadt und Amt Ortenberg wieder von Chur-Pfalz zu lehrt nehmen, und zwar zu Mannlehn, obgleich Homburg weiba lich Lehn war : daher hat Heffen - Caſiel an Chur- Pfalz pro recognitione des Umts Drtenberg noch 130000 FT. zahlen müffen . Nicht weit von der Stadt auf dein Weg nach Brauns felé , auf der Hdhe, finden ſich ungemein tiefe Graben . Ein beſonderer mit dergleichen Graben umgebener Plak wird die Saalburg genennet. 2. Die Dörfer Sealberg , Köppern , Gunzenheim und Ober : Steden. 3. Die neu angelegten franzöſiſchen Colonien Srides ridsdorf und Dornbolzbauſen , Anmerk. Zwiſchen Heſſen - Darmſtadt und Heffen Home burg ift 1768 unter kaiſerl. Permittelung ein Vertrag geſchlora fen worden , in welchem fich bepbe hohe Cheile ihre Länder, Leben
1390
Der ober -theiniſche Kreis .
Rehen und Gerechtiame garantirt , und die beyderfeitige Hausa und Landesverfaſſung auf ewig feſtgefekt haben . Das Haus Beffen -Homburg hat auf ewig gewiſſe idhrliche Einfünfte bes kommen , wozu der Ertrag zweyer Aemter angewieſen iſt: es hat auch Heſſen - Darmſtadt auf alle Gegenforderungen Verzicht gethart , und an seffen -Homburg noch eine gewiſſe Summe baar ausgezahlt . II. Unter der Regierung zu Darmſtadt, ſtehe Die
obere
Grafſchaft
Kaķenellnbogen ,
nebſt dem Antheil an der Grafſchaft Epſtein .
Die obere Grafſchaft Kakenellnbogen grånzet än ben Rhein und Mayn , an die Churfürſtenthümer Pfalz und Maynz , und an die Grafſchaften Ylene burg und Erbach . Sie ſchließet einen Theil der Bergſtraße , des Odenwalds und des Banng forſt zur Drepeid , in ſich. In Anſehung des legten iſt zu bemerken, daß die alten Grafen von Kagenellnbogen fchon 1265 an die Jagdgerechtigkeit in dem Reichs- und Königsforſt zu Dreyeichen, Un. ſprud) gemacht haben : fie iſt ihnen aber durch die
1
erwählten Schiedsrichter ab , und dem Hauſe Falkena ſtein zugeſprochen worden , wober es bis ins rech. gehnte Jahrhundert geblieben . Als aber in demſela ben die obere Grafſchaft Kakenellnbogen an das fürſt. lidhe Haus Heſſen gekommen , ja in demſelben auch bas Umt Kelſterbad, verkauft worden, ſind die Wild. bannsherrſyaften je långer je weiter von dieſer Graf. ſchaft ab- und zurück gehalten worden . Es hat ſich auch 1643 das gråfliche Haus Yſenburg der Jagd in dem heffen - Darmſtadtiſchen Gebiet gånzlich begeben, aber doch die in dieſer sbern Grafſchaft Kafenellne bogen
+
Heffen . bogen bisher von den
1391
Wildbannsherrſchaften zue
Dreyeichen erhobenen Wildbannsgefälle behalten , wie ſie denn von den helfiſch darmſtädtiſchen in die. ſes Wildbanns Bezirk belegenen Dertern , ja ſogar von der Stadt Darmſtadt felbſt , geliefert werden.
annoch wirklich
Die Grafſchaft iſt fruchtbar an Getraide, Bein , Mandeln und Kaſtanien .
Wie fie an das Heſſiſche
9 Haus gekommen ſey, iſt oben bey der niedern Grafo Sie enthalt ſchaft angezeigt worden . 1. Das Amr Darmſtadt, welches aus 3 Cenca gerichten beſteht. I) Zu dem erſten Centgericht gehört ( 1) Darinſtadt, eine Stadt an einem gleichnamigett Släßchen , in einer frudytbaren und angenehmen Gegend, welche nicht nur von den ehemaligen Grafen von Kagena ellnbogen , ſondern auch vom Landgrafen zu Heffen Georg , und deſſen Nachfolgern in der Regierung, zur Reſidenz era wählt , und dieſes regierende heſſiſche Haus von derſelbert benannt worden. Un das vom Landgrafen Georg I neut erbaute Schloß, hat Landgraf Georg II 1629 ein anders , und Landgraf Ludwig VI 1664 das dritte Schloßgebäude bauen laſſen . Landgraf Ernſt Ludwig hat einen neuert toftbaren Schloßbau angefangen , welcher aber nicht gang ausgeführt worden iſt. Es iſt hier eine Landesregierung, ein Appellationsgericht , ein Confiftorium , ein peinliches Gericht, ein Amt und ein Pädagogium . In der Stadt : Eirche iſt das fürftliche Begräbnißgewölbe. Darmſtadt iſt 1330 , nach erlangter Freyheit vom Kaiſer Ludwig aus Bayern , vom Grafen Wilhelm IV zu Kakenelnbogen mit Mauern umgeben worden . Die Landgrafen Ludwig V und VI haben neue Worſtådte angelegt. Außer denſelbert ſteht ein Waiſenhaus. ( 2 ) Beſlangen , ein Dorf.
1392
Der ober - rheiniſche Streis ,
2) Zu dem zweyten Centgericht, welches an der Berg Straße liegt , gehören ( 1) Eberſtatt , ein Flecten , in der Bergſtraße. (2) Pfungfiadt , ein Pfarrdorf, und noch 8 Dörfer , 3) Zu dem oritten Centgericht, geboren 7 Dörfer, ats : Arheiligen , Braunshard , 2. und die Hdfe Kranica ftein , Cebborn und Sensfeld . 2. Das Amt Helſtecbact), ſtoßt an den Mann . Es iſt 1600 vom Grafen Heinrich zu Orenburg an das fürſtliche Haus Heſſen. Darmſtadt für 356177 Fl. verkauft morden. Dahin gehört 1) Belſterbach oder Beltersbach , ein Flecken und Schloß am Mayn. 2 ) Langen , ein Flecken, in welchem ehedeffen vor der Kirche alle Fahr im Mayntonar bas Forſt- oder Wildbannsa
gericht zur Dreneichen gehalten worden. 3) Engelsbach, riórfelden , Wolfsgarten undwall. dorf, find Dörfer. 3. Das Amt Rüſſelsheim , liegt am Mayn und Rhein , und ſchließet eine Gegend in fidy , wel . che im Ried, genennet wird ;
imgleichen das Ges
rauer Land ( pagum Gerau ). Daßin gehört 1) Rüffelsbeim , ein Flecken mit einem feſten Schloß , am Mayn . 1534 brannte er ganz ab , und 1689 wurde er von den Franzoſen angezündet. 2 ) Sreyſtått , eine neue Stadt am Rhein , unweit Bis idyofsheim , welche Landgraf Ludirig 1745 angelegt, und in den Privilegien allen Religionsverwandten frere gottesa dienſtliche Uebung , auch geflüchteten Schuldnern_ eius Freyſtadt erlaubt hat. 3 ) Groß : Gerau , ein Städtchen , welches 1398 vom Hier wird Kaifer Wenzel Stadtfreyheiten erhalten hat. bas Centgericht gehalten . 4) Trebar, Triburiuin , Triburia , ein Fleden , woo ſelbſt vor Alters ein berühmter Fönigl. Pallaſt geweſen, und zur Zeit der karolingiſchen Könige Reichstage und Kirchens berſammlungen gehalten wordent. 5) Haus
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7 3
500 :???
Beffen .
1393
5) Tauheim , Bauſchheim , Königsſtedten , und 8 andere Dörfer , nebſt der Abeinfelder Kellerey , und einein Paar Höfen . **** 4. Dab Amit Dornberg. 1.1) Dornberg , ein Schloß und Fleden , wird vom Hocha ſtift Würzburg zu der Grafſchaft Beffingen gerechnet, wel 3 the Heinrich II deinfelben 1013 geſchenkt. Es iſt vor Alters ein bennebergiſches lehn geweien , 1521 aber die Lehnsherre lichkeit an .Heffen überlaffen worden . 2 ) Dornbeim und Leheim , find Flecken . 3 ) Nicht weit vou befelden , bat der ſchwediſche R. Guſtab Adolph am Rhein 1632 eine 56 Merlicbub hobe Såule bou Duaberſteinen , auf deren Spiße ein aufgerichs teter fdie ſteht, errichten laffen . & 4) bofbeim , eines von den vier heffiſchen ſogenannten hohen Soſpitälern , welches Landgraf Philipp der Groß müthige 1533 geſtifter , und für arme und gebrechliche Weibsperſonen beſtimmt hat. 5 ) Sto & rtadt, am Rhein , und andere Derter. 6) Die Hofe Grebent euch , Lufthauſen lind water biblis , gehören den von Kronberg. 7 ) Der Bensheimer , sainer und Riedbauſer sof, geboren dem Kloſter Erbach im Rheingau. 5. Das Amr Jägersburg , in welchem das fürſt liche Haus Jägersburg , und 4 Dörfer ſind. 6. Das Amt Zwingenberg, liegt an der Berge ftraße. In demſelben iſt der hohe Berg Maldjes, {at. Melibocus, welcher einer der höchſten in Deutſche land iſi. Man þált dafür , daß aus dem Namen dieſes Bergs und der Karten , welche an demſelber gewohnt , oder aus Catti Meliboci und Cattimeli bocia, durd vine nach und nach verdorbene Ausſpra . che der Name Rasenellnbogen , entſtanden Tep. Das Amt beſteht aus zwey Centén. Big H. 6 U.
Zttt
1 ) Zu
Der ober-rheiniſche Preis. 1394
1 ) Zu dem erſten Cent gehört ( 1 ) Zwingenberg , eine Stadt an der Bergſtraße. { Es iſt hier zuerſt eine Burg geweſen , ben welcher im dreys zehnten Jahrhundert eine Kirche , und hierauf eine von R. Rudolph I im J. 1273 privilegirte Stadt angebauet wors den . 1693 iſt ſie von den Franzoſen größtentheils eingeås fchert, aber beffer wieder aufgebauet worden . ( 2 ) Die DörferAuerbad , Bedentirchen und sodo ftatten , und das verwüſtete Schloß Ausrberg . " 2 ) Zu dem zweyten Cent gehören 13 Dörfer , von wel den so ehemals das Amt Dannenberg Seeheim , auss gemacht haben , welches den Crafen zu Erbach gehört hat, nåmlich außer bem 1399 verwüſteten Schloß Dannenberg oder Tannenberg dás darunter belegene Pfarrdorf Sees beim , ferner , Bidenbach , ein Pfarrdorf, bey welchen ein Schloß gleiches Namens geſtanden hat, welches das Stammhaus der Reidysdynaften von Bidenbach geweſen iſt, und die Dörfer Alsbach , Bedenkirchen ,mit einer Pfarrkirs IL dhe , Baltbauſen , mit einer Kapelle, Groß Robrheim , Jugenheim , mit einer Pfarrkirche, Staffeln , Malden , und Wurzelbach . Dieſes Amt hat das gråflich erbachiſche Haus , dem es 1504 in der bayeriſchen Fehde vom Lands grafen Wilhelm zu Heffen entriffen , und 1510 gutentheils als heffiſches Lehn wieder gegeben worden , nach vielen dars åber gehabten Zwiftigkeiten 1714 an Heſſen - Darmſtadt für 207500 Fl. verkauft. 7. Das Amt Lichtenberg , begreift 39.Derter. 1 ) Lichtenberg, ein verfallenes Schloß auf einem Bers ge beym Odenwalde. 2 ) Xeinbeim , eine Stadt am Fluß Gernſprenz . 3 ) Ernſthofen , Heberau und Ober -Ramſtadt, find Flecken . 4 ) Georgenbaus , ein Dorf der von Harthauſen . ;; 5 ) frankenſtein , ein müftes Schloß auf einem Berge bey Srankenbauſen , iſt das Stammhaus der adelichen Familie diefes Namens. 8. Die
1 -
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Helſen.
1395
8. DieGemeinſchaftUmſtadr, liegt im Odette walde, beſteht aus 16 Derrern, und wird von Heffens Darmſtadt und Chur. Pfalz beſeſſen . Heſſen . Cajlel bat ehedem auch Ancheil daran gehabt, folches aber 1708 an Heſſen Darmſtadt überlaſſen . Dahin gehört I) Groß - Umſtadt, ein ſehr altes Städtchen, welches ehedeften anſehnlicher geweſen , als es jetzt ift. Nicht weit davon liegt das Dorf Klein , Umſtadt. 2 ) Bremsbach , Vieder . Beinſpach , und andere Dörfer. i
9. Das beffen
Darmſtadtiſche Antheil an der
herrſchaft Epſtein , liegt nicht weit vom Zuſam . menfluß des Mayns und Rheins, und iſt ganz vom mannziſchen Gebiet umgeben . Das land iſt frucht bar an Getraide und Wein , hat audy nůžliche Hole fungen.
Gottfried VII, Herr zu Epſtein und ONún .
fenberg, Graf zu Dieß, hat die halbe Herrſchaft Ep. ſtein nebſt der Hälfte des Stadtchens, im funfzehn ten Jahrhundert an Wilhelm , fen , verkauft.
Landgrafen zu Hel
i) Epſtein , ein Städtdjen und Schloß, iſt zur Hälfte chur: maynziích . R. Ludwig aus Bayern, hat dieſem Ort 1318 Stadtfrenheit verliehen. 2 ) Die vier Walddörfer Zangenbain , Lorsbach, Waffenbeim und Wallaú . 3) Delkenheim oder Telkenbeim , ein Fleden , welcher &. Ludwig 1320 Staðtfreybeiten gegeben hat. 4 ) Diedenbergen, Hordenſtadt, und noch 7 Dörfer, nebſt einigen Höfen.
! 10. Das Ame Braubach und das Kirdſpiel KaBenelnbogen , geboren eigentlich zu der niedern Grafſchaft Kazenelnbogen; und find 1479 nach Ere töſchung des gráflichstagenellnbogiſchen Mannsftam , mes, ſo wiedie ganze Grafſchaft, an das şochfürſtl. otta Haus 980
1396
Der ober: rheiniſche Kreiß:
Haus Heſſen gefommen . Landgraf Philipp der Großmüthige theilte ſie ſeinem Sohn Philipp zud gleich mit der niedern Grafſchaft Kakenellnbogen zu. Nach deſſelben Tode , befam landgraf Ludwig zu Hefa fen - Caffel das Kirchſpiel Kagenelnbogen , welches damals zum Amt Hohenſtein gehörte , das Amt Braubad , aber behielt Philipps Witwe . Als dieſe geſtorben war , bekam Landgraf Moriß zu Heſſen : Caſſel cheils durch Erbſchaft , theils durch Tauſda , Heffen . Darmſtadt aber durch Erbſchaft i des Amts Braubach. Das darmſtädtiſche Haus erhielt durch den Vergleich von 1627 die ganze niedere Grafſchaft Kakenellnbogen , und alſo auch das Amt Braubach und Kirchſpiet Kakenellnbogen , welche lekten tande graf Georg feinem Bruder Johann für eine Schuld von 40000 Riblr. zum unterpfändlichen Genuß und In dem Hauptvergleich von 1648 , wurde die niedere Grafſchaft Kakenellnbogen dem heſſen - caſſelſchen Hauſe zugetheilt , das Amt Braubach aber , fo viel davon caſſeliſch war , und
Beſiß 1643 einräumte .
das Kirchſpiel Kakenellnbogen , davon ausgeſchieden , und verabredet, daß das Amt Braubad) und Kirche ſpiel Rabenellnbogen nach Landgrafens Johann und deſſelben männlichen Seibeserben Code der fürſtlich . caffelſchen Linie , ( in deren Willkühr tiefes ftehent folle,) gegen Zurückgebung deffen , was ſie damals bas deren wieomm ungbek deren zufa ge ólberrede odeč Hino geg , llen ohneund einiein t,;auch alle etwan darauf haftende vom Landgrafen Gebrg bers rührende Schulden, Verſchreibung und Berpfändung von demſelben entledigt werden follten . Solcherge. ftalt Hat Heffen . Darmſtadt fowohl das' zuvor geo babte
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Heſſen .
1397
babte , als die Heffen . Caſſelſchen an dem Amt Braubach , nebſt dem ganzen Kirchſpiel Kaßenelln . bogen , bekommen . gedachte
1747 wollte Heffen , Caffel mehr.
des Amts Braubach und das Kirchſpiel
Kagenelnbogen wieder austauſchen ; Heſſen - Darm . ftadt aber behauptete ,
daß das Recht dazu durch
rechtsbeſtändige Verjährung gånzlich erloſchen fer , Wir be. und es iſt nichts daraus geworden . merken nun 1) Die Stadt und das Amt Braubach . (1) Braubach , eine Stadt am Rhein , welche 1288 von K. Rudolph Freyheiten und Rechte gleid, der Stadt Im Zhal am Rhein iſt das Oppenheim erhalten hat . Schloß Philippsburg , welches Landgraf Philipp der Jüngere von 1568 bis 71 erbauet har; oberhalb der Stadt aber liegt das feſte Schloß marrburg, auf einem Felſen, unter welchem ein Silber - und Kupferbergwerk ift. Es find auch in der Nachbarſchaft der Stadt einige Sauerbrunnen , pornehmlich der Dinkholder . ( 2 ) Die Dorfer Dachfenbauſen und Gemmerida, nebſt den Hofen sinderwald und Falkenborn. ( 3) Ems , ein Fleden av Låhnfluß, welcher einiger mal durchs Feuer bermůstet worden . Er foll ehemals Sráttfrenheiten gehabt haben . Nahe ben demſelben find die beråbniten Emſer waruren :Båder , deren zwen heſſents darmſtådtiſd ) , drev abex naffau - dietziſch ſind. Jede Herra chaft hat daſelbſt ein anſehnliches Haus , es ſind auch andere Gebäude dabey aufgeführt. (4 ) Das Dorf Råmmenau oder Kemnan , iſt zwis ichen Sveffen - DarmſtadtundNaſſau- Dieß gemeinſchaftlich. 2 ) Zu dem Kirchſpiel Bagenelnbogen , wird gerechnet, ( 1) Alt: tatzenellnbogen , ein Marktflecken mit einem Bergſchloß , welches das Stammhaus der alten Grafen zu Katzenelnbogen ift. Ju der Nachbarſchaft ift * ein Eiſenbergwert. ( 2) Die Ittt 3
1398
Der ober-rheiniſche Kreis .
(2) Die Dörfer Blingelbach , Allendorf, Eberta . bauſen , Sdônborn , Obers mittel- und Zieder , Sifchbuch , und Gudenader , an' der Lahn.
2
Anmerkung . Daf dem fürſtlichen Hauſe Heffen : Darmſtadt bey und ir Der Reichsſtadt Wetzlar das Deffnungsrecht, die Reichspfands fcbaft, die Reichsvogter, der Schuß und Schirm , das Seleite, und die Gerechtigkeit an dem Scloß Carlsmund oder Cal. ſchmitt , zufomme, iſt von Darmſtadtiſcher Seite in einem weitläuftigen , und mit Urkunden beſtätigten allerunterthänigs ften Memorial an Ihro romiſch : faiſerlicheMajeſtát aufgeführt worden Heffen Darmſtadt iſt auch Sdubherr des Dorfs Sreyenfeen bep Grünberg , im folms - laubachiſden (Sebiet, über die Geleits- und Schußgerechtigkeit , wie auch das Centa Gilde = yno Vogtingericht in dem ritterſchaftlichen Dorf mel, bach , zwey Stunden von Friedberg and Bingenheim , aus , . und beſtellt daſelbit ! fchultheißen , welcher auch jáhrlich auf dem Pfarrhof zwermal 1 das Hufengericht hålt. Es hat ferner die Vogtengerechtigkeit in dem ritterſchaftlichen Dorf Florſtatt , und noch andere Gerechtfame,
Das Fürſtenthum Hersfeld. Don'dem Fürſtenthum bersfeld, haben Blaeu , , die Janſſone,Waesberg , Stenku. Valk, Es grånzet an beſondere Charten ans Lichtgeſtellt. Nieder: und Ober : Heffen und an das Hochſtift
Fulda, liegt am Fluß Fulda , und bat einen frucht. þaren Boden, Die alten Namen, welche man fine det, ſind ; Serolfelde, scrolvesfelde, Berveld, Herocampia , woraus erhellet , daß der nachher ge. wöhnlich gewordene Name Kersfeld , richtiger ren, als der Name hirſchfeld , welcher auch gebraudy wird , aber gar keinen Grund für ſich hat.
Es ift ehedeffen
$
V
1399
Das Fürſtenthum Hersfeld .
ehedeffen eine unmittelbare Reichsabtey Benedictiner . Ordens geweſen , welche im Jahr 736 zuerſt geſtif tet, und von den frånfiſchen Königen Pipin und Karl dem Großen reichlich begabt worden . 1370 nahm Sandgraf Hermann zu Heſſen die Stadt Hersfeld in Schuk. 1415 verglich fich Landgraf Ludwig Il mit ihr wegen der Deffnung und anderer Stúde,
und
ertheilte iþr 1421 wider den Abt einen Schußbrief wenn derſelbe ihre Freyheiten verkürzen würde. 1525 buldigte ſie dem Landgrafen Philipp. 1606 wurde des Landgrafen Morig älteſter Sohn Otto zum Ad . miniſtrator des Stifts erwählt , welchem
(andgraf
Wilhelm V , als Adminiſtrator, folgte. Endlich wurde im weſtphäliſchen Frieden die Stadt und Åb. tey Hersfeld mit allem welt- und geiſtlichen Zugehör, es ſen innerhalb oder außerhalb des Gebiets, (als die Probſten Gellingen ) belegen, dem fürſtlichen Hauſe Caſſel, als ein weltliches Fürſtenthum und Reichs. lehn , erblich zugeeignet , welches auch, daſſelbe feit der Zeit im Titel und Wapen führt, und 1654 we. gen deſſelben Siz und Stimme im Reichsfürſterrach eingenommen Gat. Eben dergleichen hat es auch dieſes Fürſtenthums wegen auf den ober- rheiniſchen Kreistagen. Es vertritt daſſelbe gegen das Reich mit 3 zu Roß und 9 zu Fuß oder monatlich mit 60 Ft. und zu einem Kammerziet giebt es 81 Rthlr . 141 Kr. Uebrigens iſt dieſes Fürſtenthum dein Für. fenthum Nieder : Heffen dergeftalt einverleibt, daß es zu der Landſchaft am Fuldaſtrom gerechnet wird, und Hersfeld die ausſchreibende Stadt in derſelben iſt, Es beſteht aus folgenden Stådten und Aemtern .
Zitt 4
I. Sers .
1400
Der oberecheiniſche Kreis
1. Serafeld, die Hauptſtadt dieſes Fürſtenthums, liegt an der Fulda , und enthalt cine fürftliche Rafideng, die ehemalige Stiftskirche , eine Stadtkirche, ein Gymnaſium , ein wohlbegåtertes Hoſpital, und 500 Häufer Eichen, oder Eichhof, Bingarten und Sattenbach , *** find fürſtliche Schlöffer und Hofe. 2. Die Gerichte und Probſtevon Johannesberg an der Kaun , Petersberg und Blankenheim , welche Irkte an der Fulda zwiſchen Hergfeld und Rothenburg liegt, die benden erften aber auf Bergen in der Nachbarſchaft der Stadt Hersfeld find . f 3. Die Gerichte der ehemaligeu Dechaney , nebſt der Caun und Xobrbach . 4. DAS Amr ieder- Aula , welches das großte in dieſem Fürſtenthum ift. Das Dorf ieder Zula ház 75 Hånfer. 5. Das Amt Geyh. 6. Das Amt sauned , iſt ganz som fuldaiſchen Ges biet umgeben , und liegt am Fluß Saun in demſelben , trefflicher Steinbrud); auf dieſem Berge aber iſt das ver wüjtete Schloß Sauncd .
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li 7. DAS Umt Landelt, welches den Namen von einem alten Sdtog hat, von weldernauch der umliegende Wald Landeckerberg genennet wird. Es iſt eines vou den größten und eintrågliehiten Neintern , und enthält, qußer andern Derteru, den Flecken Schlenklengsfeld vont 80 Häuſern . 8. Das Amt Kreatzberg . Kreutzberg oder Philippstbal, ein Flecken an der Werta , mit einem Golf , welches der Bohnnig einer abgetheilten Linie des beffenta caſſetſchen Equfes it , an
deſſen Stelle ebedeffen dasKloſter Breugberg geftander hat. Landgraf Philipp dein c8 von ſeinem regierenden Bruder, landgrafen Karl eingeräumt worden , hat es erbaut, und von ihmiſt 18 -anch beneitnet worden . 9. Das Amt fraúenſée, jenſeits der Werta, ift geting Es iſt ehedeffen- ein zum Stift Hersfeld gehdriges Kleſter gcives
7 Die Grafſchaft Sponheim .
*
1405
geweſen, hernach aber purch Pfandfchaft zur Hälfte , und durch den weſtphäliſchen Frieden ganz an das fürftliche Haus Hefjen gekommen . Das landesherrſchaftliche Haus liegt auf einem tratürlichen Damm zwiſchen zwey großeut Helenben Seen. 7 * 10. Die ehemalige Probften Gellingen oder Golingen , in umfange des ſchwarzenburtsy liegt in Thüringen radelfiådtiſchen Umts Frankenhauſen, II. Das Buchenayiſche Lehngericht Schilofdslag . Anmerk. Die Pfarre zu ufboren , in der Inſpection gangenfalza , in Thüringen , iſt ein hersfeldiſches Lehn; dan her fidh die ieuen Prediger dieſes Orts vor dem Conſiſtorio" su Caſſel ſtellen múffen . 2. To
V Die Grafſchaft Sponheim .
I. Die Grafſchaft Sponheim , welcheauch Spayn bem , Spoenheim , Spunbem , Spang beim , und noch auf andere Weiſe geſdhrieben wiro, liegt zwiſchen dem
M
Rhein und derMoſel, in ten eher Kunsrück (welo cher ſich von der Moſel zwiſden Trarbach und Celle
gegen Oſten , erſtreckt ) Tradigau und Bedgau, Die Güter der alten Grafen von ,Sponheim haben
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ſich ehedefſen weiter erſtreckt, als die heutige Grafe [dhaft, und zwar von der Mofel durch das Weſtrich und den 17obegau bis in den Speyergau , den Denn Worni: gau und in das Urcer : Elfas. die noch vorhandenen alten Urkunden beweiſen , daß Ali: leiningen zur Hälfte, als eineleiningiſche Erb ſchaft, Vachenheim an der Karte, im Speyergau o er der Pfalz, Hochfelden, Schweickhauſen und die heilige, oder Hagenauer : Forſt im Unteru Ellis, Ditt 5 (welche
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che "S (welc d s . Hein IV dem Gra he rey tücke e ric fen Eberhard 1065 geſchenkt,) und Dhan oder Graven.
than an der Lauter im Wasgqu , dazu gehört ha en; imgleichen die Herrſchaften Hoheniels am Donners berg im Wormsgau , tund Gråvenftein im Wasgau , zwiſchen Zweybrücken und Landau . Sleift von al. ten Zeiten Her in die vordere ( anterior ) und hins cece (ulterior) abgetheilt worden; jene , welche ei. gentlich den Namen Sponheini führet, har zu Dita Franken , dieſe aber , weldie auch die Grafſchaft Étarkenburg genennt worden , zum weſtlichen Saaan z der Weſtri Der ſogenannt ch gehört . e iſt die alte Haup grårige der vor. dern und hintern Grafſchaft. Wie es aber zugegan .
gen, daß das Amt Winterburg, welches gegen Krey. senadyzuliegt , unb affo urſprünglich zu der vorbern Graffch ft gehört , jeßt zu der Hintern, und hingegen das Umt Kirchberg , welches eigentlich ein Stúd der Hintern Stafſchaft ift, i gr zu der vorbern ges rechnet wirs ? iſt noch unbekannt . S. 2. Der erſte Graf zu Sponheim , welchen man zuverlåkig kennet, iſt Eberhard , welcher 1044 auf bemRichFel:bergo , unweit Kreußenach, eine Kirche el und m : ch 1945 gelebt hat. Er nennte ſich geftir
I
von dem Schloß Neuenburg oder Naumburg einen Grafen von Naumburg:
Wahrſcheinlicher Weiſe
ift Graf Stephan von Spanheim deſſelben Sohn ge: ge.
weſerr, und offer þar die Kirche zu Sponheim in ein Klofter vet wandelt. Sein Sohn Meg nhard oder Meinļa d hat den ſponheimiſchen Stamm fortge. pflanzt , und dasKloſter Sponheim vollendet, auch verordnet, daß der älteſte von ſeinen Söhnen, und nach deſſels
'! .
1 1
*
Die Grafſchaft Sponheim .
1403
deffelben Ableben der älteſte von ſeiner Nachkommena fchaft, welcher zugleich Herr von Kreukenach wäre, Schirm- u . Kaſtenvogt des Kloſters feyn ſollte. Sein å teſter Sohn, Graf Gottfried, welcher die Graffchaft erhielt, fand feinen Brüde: Crafto mit dem Schloß Koppenſtein u. Deffen Zugehör ab, welches aber dem Kloter Sponheim zu Theil wurde, als diefer Crafto 26t deſſelben ward . Vielleicht iſt Graf Eberhard ged dachten Gorefrieds Sohn geweſen ; vielleicht hat diea fer Eberhard die Grafen Gerlach u. Simon zu Soh . nen gehabt , und vielleicht iſt dieſer Simon der Van ter der Grafen Jobann' F von Sponheim und Stars tenburg geweſen : denn alles dieſes bedarf noch einer So viel mehrern Unterſuchung und Gewißheit. aber iſt gewiß , daß gedachter Graf Johann I dec Stammvater aller nachfolgenden Grafen. ſety Er befaß die hintere und vordere Grafſchaft, und wohnte auf dem Schloß Starkenburg an der Moſel. Seine GemahlinnAdelheit war eine Schweſter des Grafen Heinrichs II von Sayn , welche ihre vier Söhne zu Erben feiner Länder einſekte. Der erſtgeborneSohn Johann H , erhielt durdy die brüderliche Theilung die Sdstoffer Starkenburg und Ellenbach , oder Allene bady , nebſt Wendich , Winningen und Truize, und die Gemeinſchaft der Schlöſſer Sponheim und Dill, das iſt, 'ungefähr den dritten Theilder Grafſchaft und von dér fanniſchen Erbſchaft die Sponheim Er gabe Graffdjaft Sann , und andere Stücke. feinem erftgebornen Sohn Gottfried die Grafſchaft Sayn , und berfelbe iſt der Stammbater aller nacha herigen Grafen von Sann und Wirtgenſtein gerora den: und fein zweyter Sohn Heinrich pflanztę bie ſtare
1404
Der oben -Theiniſche Strels .
Starfenburgiſche Linie des ſponheimiſchen Hauſes fort. Jobannes, II Bruder Heinrich bekam die Herrſchaft Heinsberg , und der Bruder Simon II die Herr. fchaften Kreukenach und Böckelheim , die Gemein , fchaft der Schlöſſer Sponheim und Dill , und die Kloſtervogteyen zu Sponheim und Schwabenheim , auch ſeines Bruders Heinrich von Heinsberg fpona heiniſches lundesantheil, nåmlich Kaſtelaun , Neve und Kirchberg , folglich î der ſponheimiſchen Kinde. Drey ſeiner Söhne ſtifseten in dem Freukenachiſchen Hauſe tren , beſondere Linien, nämlich die johanniſche, Keinrichiſche und eberhardiſche. 9. 3. Dieſes Grafen Simons II Urenkel Simon IV hinterließ eine Erbtochter, Namens Eliſabeth , wela cheten Pfalzgrafen Ruprecht Pipan heirathete, und, nad, derfelben Tode , der fordern Ornfſchaft ihrem Schwiegerpater , König Ruprecht , Churfürſten zu Pfalz, und ſeinen Erben ,ſchenkte , auch ſolche Scheng fung 1416 an ihren Schwager, Churfürſten Ludwig zu Pfalz: Wie erholte, und dadurch ein E brecht an die puite lichen Lande zu erkennen gab , weil bey der vor. maligen Hauptabtheilung feiregemeinſchaftliche Be. lehnung vorbehalten worden . Nichts beſtoweniger fielen die übrigen dervordern Grafſchaft nach ihrem Code an Grafen Johann VI von der ſtarkenburgiſchen Linie, als nächſten Erben, der mit ihr von der Mutter Seite Geſchwiſter Kind war,welcher alſo die geſamm . ten ſponheimiſchen Lande ( von der rordern Grafſchaft ausgenommen ,) befaß. Weil er keine Kinder hatte, errichtete er 1425 zu Bainheim unter ſeinen nächſten Unverwandten , nåmlich feines Vaters Schweier Sognen dem Marfgrafen Bernhard zu Baaben , und Gras
Die Grafſchaft Sponheim .
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1405
Grafen Friderich zuVeldeng, eine Erbordnung, derge.
Iftalt, daß, wenn einer oder der andere feinen tódrlichen 100 Abgang nicht erleben würde, an Seiten des Markgra. fen deſſelben Söhne , und an Seiten des Grafen zů Weldenz deſſelben Enkel von ſeiner TochterUnna, Pfalga grafen Stephans Gemahlinn , und ihre månnlichen
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Machkommen , jedoch 'allezeit von benden Ståminen nur die älteſte, feine Grafſchaft erben , und in ewiget. Gemeinſchaft befißen ſollen , und wenn ein Stamm
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abgienge, ſollte der andere alles allein haben. Alles dieſes nahmen der Markgrafund der Graf zu Veldenz an , und beſchworen es . Als er 1437 ſtarb , errichreren Markgrafen Bernhards Sohn-, Markgraf Jacob , "und, gedachter Graf Friderich wegen der hintern Graf. fdaft unter fich , und wegen der vordern Grafſchfe
zugleich mit dem Churfürften von der Pfalz, eine ewige Gemeinſchaft. Friderichs Grafen zu Veldenz , ' Erba tochter Anna vermählte ſich mit Stephan, Herz g zu Simmern und brachte demſelben der vordern , und
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die Hälfte der hintern Grafſchaft zu , welche bey dem fimmerfchen Stamm blieben . » Uls Churjůrſt Otto Heinrich 'zu Pfalz 1559 ſtarb) und das Churfürſten . thum an Fride ich 111, Herzog zu Simmern , fiel, kam bas der vordern Graf chaft, welches das Churhaus beſeffen hatte, zu den ş eben dieſer vordern ( raffdraft, welche die Hergoge von Simmern im Befik gehabt der vortern hatten, ſo daß alſo das neue Churhaus Grafſchaft beſaß , die Hälfte der hintern Grafſchaft aber, bermoge heidelbergiſchen Vergleichs von 1553, an Herzog Wilfgang zu Zweibrücken und Herzog Georg Johann von Welpenz'abirat, ta tenn jener , traft des Bergleidis von 1566 , folche allein behielp, unb
1406
Der ober - rheiniſche Kreis,
und feinem Fürſtenthum einverleibre, quch Titel und Waren davon ar nahm . Churfürſt Friderich IV vera macyte feinem álteſten Sohn , Friderich V , das Chur . fürſtenthum , und ſeinem Sohn Jurwig Philipp, der vordern Graf Simmern und lautern , nebſt den ſchaft Spunheim : allein , jenes Sohn und Nachfol. ger , Churfürſt Karl Ludwig , fochte dieſe Sheilung an, und erhielt 1653 in dem zu Regensburg getrifteten Vergleich aller geiſt , und weltlichen Gefälle der Stadt und das Amt Kreukenach ; nach einigen Jah .. ren aber die Tbeilnehmung an der Herrſchaft über die Grafſdsaft Sponheim , in Anſehung des ihm purrfanns ten fünften Theils, welche durch den freugenachiſchen Bert ag erneuert wurde.
Solchergeſtalt hatre die
vordere Graffdaft drey Herren , welches fortdaurete, bis 1673 Ludwig Heinrich , lekter Herzog zu Simmern, ftarb , worauf die , welche die Pfalzgrafen an der vordern Grafſchaft gehalt, von dem Churhauſe allein beſeſſen wurden , bey welchem ſie auch noch ſind. Die halbe þintere Grafſchaft ,welche , wie oben beſchries ben worden , 1566 an Wolfgang, Herzog zu Zwey . brůcken , gefommen , erbre deſſelben jüngſter Sohn Karl, und wurde von ſeiner Reſiðen ; Birkenfeld Hers jog zu Birkenfeld genenne. Uls ſein EnkelKarl Otro von dem älteſten Sohn Georg Wilhelm 167" ohne mannliche Erben ſtarb, betam ſein Enket Chriftian II von dem dritten Sohn Chriſtian I bie balbe hinteve Grafſchaft Sponheim , beſaß auch Biſchweiler, und brachte mit ſeiner Gemahlinn Agatha Catharina die Grafſchaft Rappoltſtein an ſein;Saus. Sein Sehrt Chriſtian III, Herzog zu Birkenfeld, erhielt 1733aud) Zmepbrückens, und aus der velderzi das Fürſtentbum Ichen
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Die pordere Grafſchaft Sponheim . 1407
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fchen Verlaffenſchaft die Grafſchaft Jugelſtein im El. fas, neſtder abwechſelnden Führung der veldenziſten Stimme auf Reichs, und Kreistagen mit Churpfalz. " dia wieder an das Fürſten hum Zweybrufen. Die vordere Grafſchaft Sponheim . on der natürlich »n Beſchaffenheit der vordern Von Grafſchaft, kann ich keine Nachricht geben . Ihre Einwohner fmo größtentheils der refórmirten gutes dienſtlichen Lehre jugethan, die Römiſch -Katholifdien aber haben ſich an den meiſten Orien in den Mitbeſig der Kirchen gefekt. Anderſelben har Churpfalz , und Ehedeſſen bas fürſtliche Haus Baaden - Baaden wurde ſie von beygen gemeinſchaftlich regiert , 1707 aber theilten ſie ſich in dieſeibe,
doch haben fie die
Lehnſchaften in Gemeinſchaft behalten , und ſie wer: den wechſelsweiſe von dem å teſten regierenden Herrn Theil , welchen Churpfalz Hat von dem es von der Gråſinn Eliſabeth eryalten , niemals einen
beſorgt.
beſondern
Reichsmatrikular .Ånſchlag abgetragen ;
hingegen von den Theilen , welche die fimmerſche Linie an bas Churhaus gebracht hat, ſoll es ziju Roß und 10 zu Fuß, ober monatlld 76 Fl. und zu einem Kammerziel 108 Rthlr . 201 Kreuger erlegen. Das fürſtliche Haus Baaden- Baaden þat wegen ſeiner ber vordern, und Hälfte der bintern Grafſchaft , einen Unfchlag von go Fl. zu einem Ro. Neichsmatrikular: mermonat, füert auch wegen beyder Antheile auf den obererheiniſchen Kreistagen die ſponheimiſche Stime me. Das alte Wapen, eer verdern Grafſchaft beſteht in zwanzig rothen und weißen Würfeln.
1. Die
1408
Der oberrheiniſche Streis .
1. Die chuc-pfälziſchen Theile der vors dernGrafſchaft, fino unter dem UberamtKreus senach begriffen , und beſtehen aus folgenden Deca tern : 1. Krentzenach oder Creutzenach , Crucenacum , vor Alters Cruciniačum oder Crucianiacum , eine wohlger bauete Stadt , welche durch den Fluß Nähe in die Alts Sie iſt eigentlich die und Neuſtadt abgetheilt wird. Hauptſtadt der Grafſchaft Sponheim , und der Sig des churpfälziſchen Oberaints. Zur Zeit der erſten frånki ſchen Kaiſer war hier ein Königshof. Kaiſer Heinric IV ſchenkte 1065 ſeinen Pallaft und Güter zu Kreutzenad) dem Hochſtift Speyer . Bifchof Conrad zu Speyer verkaufte folche 1241 får 1100 Mark Silber an Heinrid), Grafer gu Sayn. Die Herrſchaft Kreutzenach aber iſt ſchon in den alteſten Zeiten beym Hauſe Sponheim geweſen ; denn Graf Meginharð verordnete ſchon 1123 , daß von ſeinen Nachkommen jederzeit derjenige, welcher Kreutenach bes. ſigen würde , beſtåndiger Schirmherr über das Kloſter Sponheim resun folle . 12. Bey der Altſtadt Kreußenach hat auf einem Berg das Schloß kaufenberg gelegen , welches die Franzoe ſen 1689 zerſtört haben. 3. Einehalbe Stunde von Kreußenad , die Nahe hins auf, Find im Eingang eines angenehmen Thals , zwey neue durfürſtliche Salzwerke. Eins liegt, wenn man den Fluß hinauf geht, zur linken , iſt 1729 angelegt , und beißt Karlshalle , und eins , welches 1743 angelegt wors ben , größer als das vorhergehende iſt, und Theodors : balle genennet wird , liegt zur Rechten . 4. Die Dörfer Laubersheim , hadenbeim , Borens beim ; Bleitersheim und Gombsbeim . 5. 5. Welſtein , ein Flecken , 6. Schwabenbeim oder Pfaffen Schwabenheim , woſelbſt Graf Eberhard von Sponheim ein Kloſter ftif tete , welches Graf Meginhard 11go dem Erzſtift Mayng untergab . 7. Gena
TE
21
1
1
Die vordere Grafſchaft Sponheim . 1409 7. Genzingen , Gonſingen , ein Marktflecken anweit Der Nahe. 8. Die Dörfer Ober:Gilbersheim , Schiffersheim , Rådesheim , Dargesbeim , Rorbeim , Weinsbeim , Treyſen , Guttenberg mit einein waſten Gdyluß , Bos đenau , Auen und Praunweiler. 9. Spanheim oder Sponbeim , ein Flecken unter der Burg dieſes Namens , nabe bey welchem die von demfelo ben benannte Benedictiner Abtey zu S. Martin . liegt, des ren erſte Gebåude Graf Stephan 1101 angefangen , und ſein Sohn Meginhard 1123 vollendet hat , da das Kloſter eingeweiht worden . 10) trionzingen , Langenthal und Zuen , Intheriſche Derter und Gemeinen , deuen 1760 von dem Churfürſten die Erbauung eines Oratorii und Schulhauſes zur Öffentlis chen Ausübung des Gottesdienſtes verſtattet worden . Anmerk. Churpfalz hat auch das Amt Böckelheim , mit zu dem Oberamt Kreußenach geſchlagen , welches vor uls ters den Grafen von Sponheim , nachmals aber dem Erzs ftift Maynz gehört hat , und hierauf ein Zugehör des Fürftens thumns Simmern geworden iſt , woſelbſt ich es oben beſchrieben habe. Churpfalz hat auch die Derter feu : Baumberg , Schønberg , Dalberg und Solzheim , welche ehedeflent zum Oberamt Kreußenach gehört haben ., 1295 an Churmann Abgetreten,
II .
Die fürſtlich - Baaden - vaadenſchen
Theile an der vordern beſlehen aus folgenden Zemrern.
Grafſchaft,
1. DAS Oberamt Kirchberg, im Nahegau . 1 ) Kirchberg , ein Stådtchen und Schloß , welches ehedeffen ſeine eigenen Grafen gehabt zu haben fcheint, aber idon gegen die Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts bey dem ſponheimiſchen Hauſe geweſen iſt. 2) Die Dörfer Redershauſen , Cappel, Obers Caftens oder Cotens , Soren , u. a . m . 3 Th . 6 A.
U uyu
3 ) Das
1410
Der ober • rheiniſche Streis.
3) Das vormalige Amt Koppenſtein , zu weldiem Koppenſtein , ein Schloß auf einem Berge an der Sim mer , und die Dörfer Di & ſcheidt, Xborbach , Schliers Scheide, Kellenbach , u . a. mrgehören. Graf Gottfried von Sponheim fand ſeinen Bruder , Grafen Craffe, mit dem Schloß Koppenſtein ab; weil aber derfelbe übt zu Spons beim mar, ſo wurde das Schloß dem Kloſter zu Zheil. 2. DAS Amt flaumburg , zit welchem das wüſte Odloß aumburg, ehedeffen Neuenburg, an der Nahe, auf welchem Graf Eberhard gewohnt , und fich davon benannt hat, Mittet . Heidenbach, Bollenbach , Bårens bach , Martin Weiersbach , und andere Dörfer geboren .
0
3. Das Amt Sprendlingen , zu welchem die ſchönen Sleden Sprendlingen oder Sprenglingen , und S. Jos bann geboren . Anmerkung.
do
Zu der vordern Grafſchaft gehören noch unter. fchiedene Derter, noelche in fremden Händen, und alſo in die Theilung zwiſchen Churpalz und Baaden . Baa,
&
den nicht gekommen ſind , als 1) Die Herrſchaft Ebernburg, welche aus dem von den Franzoſen verwüſteten Bergſchloß Ebernburg , zwiſchen der Nabe und Alſenz, einer dabey befindlichen Burg, und den Dörfern Schallodenbach , woſelbſt das freyherrliche Umt ſeinen Sitz hat , und jeßt eine katholiſdie Pfarre ift, Beimkird , woſelbſt eine lutheriſche Pfarrkirche iſt, sols born and Wårfdbach , beſteht , und einem Freyberrn bon Sidingen gehört. 2) DA8 AmtFrienſchwang oder Argenſchwang, zwis fchen Spanheim und Stremberg. Abt Waldemar von Sponheim faufte das Dorf Urienſchwang 1195 von Gers lach , Grafen von Sponheim , und gab die Schußgerech . tigkeit åber daſſelbe dem Edelmann Ehrenfried von Spons beim zu lehn, von welchern die Herren von Frien dwang abs ftaminen, welche das ſponheimiſche Wapen geführt haben . 3 ) Dban oder Grådentban , an der Lauter im Wasgau.
Die
T
Die hintere Grafſchaft Sponheim .
1411
Die hintere Grafſchaft Sponheim . jas (and iſt großtentheils bergicht, aber doch mit Da: allem , was zur Norhdurft und Bequemlichkeit des Lebens gehört, verſehen. In der Moſel und Nape iſt ſchöner und überflüßiger Weinwuchs; man þat gutes Getraide , Obft und Gartengewächſe, viel Huli , infonderheit auch Eidenholz , welches zum Schiffbau nach Holland verkauft wird , gutes Horne vieh, ſehr wohlſchmeckende Hammel, alerhand Wild. pret und Fiſdye, audy Kupfer, Blen, Eiſen, Agathe, Schieferſtein , und heilſame mineraliſche Quellen , dergleichen inſonderheit i Stunde von Birkenfeld iſt. Die Unterthanen ſind mehrentheils leibeigen , an eie nigen Orten aber ſind ſie von den Landesherren in Frenkeit geſeßt worden, Die evangeliſch - lutheri fde Lehre iſt hieſelbii zuerſt 1546 und 1557 in der gans jen Grafichaft eingeführt worden , außer daß Chur, Trier derſelben Einführung im Cróver Reich virhin, dert hat.
In dieſem Religionszuſtande war die Grafichaft 1624 , nacher wurde zwar die Einfüh . rung der rómiſd, fatholiſchen Lehre verſucht, die ſieg . reidhen Waffen der Sdweden aber fekten nod, vor dem weſtphäliſchen Frieden alles wieder in den vori, gen Stand. Allein , zur Zeit der franzöſiſchen Reunion
1
iji an einigen Orren der römiſch- fatholiſche Gottes. dienſt eingeführt , und nadıøer von dem fürſtlichen Das evangeli . Hauſe Baaden unterſtůßt worden .
1
ſche Kirchenregiment verſieht das Confiftorium zu
11
Trarbad), woſelbit auch ein Infpector der lutheriſchen Kirchen iſt. Pfalz . Zwenbriden und Baaden Biai den regieren diefe hintere Grafſchaft vermoge des Ent. Uuuu 2 ſcheids
1412
Der ober : rheiniſche Kreis .
ſcheids Grafens Johannes von 1425 , des Burgfrie. dens von 1437 , und der übrigen Gemeinſchaftsver. tråge , gemeinſchaftlich , durch ihre ſeit 1672 zu Trar. bac verordnete gemeinſchaftliche Regierung, an wel. che auch in Civilſachen die Appellationen ausden Hem . tern und Vogteren ergehen . Criminalfachen werden von den Beamten unter Lufſicht der Regierung abges handelt , und wenn ſie beſchloſſen worden, an die Geo meinsherrſchaften geſchickt, welche ſich durch Brief: wechſel wegen eines gemeinſchaftlichen Urthells ver. gleichen, oder auch wohl auf ein Collegium von Rechisa gelegrten compromittiren. Es hat dieſe hintere Grafe fchaft einen anſehnlichen Lehnhof von Grafen , Frete herren und Gemeinen von Udel, welche ibre Sehen von dem älteſten regierenden Gemeinsherrn empfangen : hingegen die Paſſivleßen ſollen nach des legten Gras fen zu Sponheim Verordnung von dem Condomino palatino allein , jedoch auf gemeinſchaftliche Koſten, empfangen werden . Pfalz - Zwenbrücken hat wegen ſeis ner Hälfte an dieſer Hintern Grafſchaft einen Reichs . matrikularanſchlag von 24 zu Roß und 8 zu Fuß, oder 62 Fl. Des baaden . baadenſchen Reichsmatrikular: anſchlags, wegen der Antheile an der vorbern und hin , tern Grafſchaft, ift oben ſchon gedacht wurden .
Das
Wapen der hintern Grafſchaft, beſteht in 20 golden und blauen Würfeln. Sie beſteht aus 7 Aemtern und dem ſogenannten Crover : Reich .
1. Das Oberamt Trarbad , begreift 1. Trarbach , vor Alters Tranerbach , eine Stadt an der Moſel, welche trieriſches Lehn iſt. Sie iſt ſeit 1672 der Sitz der gemeinſchaftlichen Regierung , eines evanges lifden Conſiſtoriums, und eines evangeliſchen Inſpectors, hat
Die hintere Grafſchaft Sponheim .
.
3413
hat auch ein evangeliſches Gymnaſium . Der Pfarrkirche bedienen ſich die Lutheraner und Katholiken gemeinſchafts lich. Ehedeffen war die Stadt wohlbefeſtigt , wurde auch durch das feſte Bergdloß Grådenburg beſchützt. 1703 wurde die Stadt, 1704 die Stadt und das Schloß von den Bundesgenoſſent, 1734 aber von den Franzoſen belas gert und erobert , welche legten fowohl das Schloß , als die Feftungswerke der Stadt , ſchleiften . Gerade der Stadt gegen über , auf der andern Seite der Moſel , ließ Frankreich nach dem nimmegiſchen Fries den die Feftung Montroyal bauen , welche aber vermoge des ryowidiſchen Friedens gefchleift worden . 2. Startenburg , ein altes Schloß an der Mofel, wels des por Alters der Wohnſitz einer gråflich - ſponheimiſchen linie geweſen iſt , die bis gegen die Mitte des funfzehnten Sahrhunderts gebläht hat. Nach Korianders trieriſchen Jahrbüdsern , fou Graf Heinrich von Sponheim dem Erzo bifchof Johann I von Trier , welcher vor 1190 bis 1213 regiert hat, dieſes Schloß zu Lehn aufgetragen haben . 3. Enfird , einen großen Flecken an der Moſel, welcher churpfälziſches Lehn iſt. Es haben ſich hier zur Zeit des franzöſiſchen Reunionstriegs Franciſcaner niedergelaffen, und eine Clauſe erbaut. 4. Traben , ein Pfarrdorf an der Moſel. 5. Wolf, ein Dorf an der Morel, mit einem eingejos genen und verfallenen Kloſter. 6. Nod) 16 Fleden und Dörfer, II. Das Amt Caſtelaun, auf dem Sunsrück umd in der Tracau oder Trachgau ( Trachari ). Dahin gehören 1. Caſtelaun , eine kleine Stadt mit einem Schloß. 2. Beltheim , ein Dorf, welches 3 Herren bat, 3. Noch 23 Dörfer. 4. Die Dogtey Stromig. 5. Die Vogtey Beenheim , an der Moſel. 6. Die Dogter winningen oder Vinningen , im Meyenfelder - Gau , welche aus der alteu faynifchen Erbs « aft herrührt, Uuuu 3 III. Das
1414
Der obeč -rheiniſche Sfreib .
III. Das Amt Dill , auf dem Hunsrüc , in welchem 1. Dill , ein Schloß und Dorf. 2 : Sorſchiedt , ein Dorf, 3. Es hat auch Hinterfaffen in 11 andern Dörfern. IV . Das AmtWinterburg , im 17ohgau. Es hat urſpringlich zur vorder'n Grafſchaft geldt, und Graf Simon zu Creußenadi batte es noch 1382 durLehn im Beſig : es wird aber ſchon im Burgfrieden von 1437 zu der Hintern Grafſchaft gerechnet. Zu demſelben gehören 1. Winterburg , Schloß und Dorf. 2. Barg Sponheim , anderthalb Stunden von Kreus Benach . 3. Noch 9 Dörferi V. Das Ame Serrſtein oder Sörſtein ,
im
Hobgau , zu welchem geboren * li sereftein oder Gorftein , auch Erſtein , ein Steden und Schlos. 2. Die Abten Wettloch .
3. Noch 8 Dörfer und Hinterfaffen in 7 andern Dörfern. VI. Das Amt Birkenfeld ,
im 17obgau.
Einige Derter deffelben , als Birkenfeit, Reichenbach und Außweiler, find lehngüter der Grafſchaft Spon. þeim geweſen , welche Graf Heinrich von Sponheim und Starfenburg 1269 von Wilhelm von Schwars zenburg erkauft hat. Es begreift 1. Birkenfeld , Sdiloß und Fleden , und ehemalis gen Wohnſit einer Linie der Pfalzgrafen zu Zweybriden, welche feit 1733 das Fürſtenthum Zwenbrüden regiert. 2. Noch 32 Dörfer und 2 Eiſenhütten. 3. Das kleine Amt franenberg. VII . Dus
71
Die hintere Grafſchaft Sponheim . 1415 VII. Das Amr Allenbach , im Jour Walde, zu welchem Allenbact) oder Ellenbact), ein Schlos und Dorf, und das DorfWirſchweifusgehören.
VII .
Das ſo genannte Crover
oder Crdver
(Créffer) Reid ) , iſt ein kleines mit beſondern Mark. ſteinen bezeichnetes { and, jenſeits der Moſel, welches aus den Dörfern Crove, Reihel, Kinbeiin , Els den , Hengel , Rinderbeuren und Reffenit) be. fteht, und im dreyzehnten Jahrhundert zu den Reichs , domainen gehört hat. Es hatte einen kaiſerl. Vogt, welches Amt die Herren von Dhaun in der Eiffel erb. lich gehabt. Es haben aber die Grafen von Spona þeim taſſelbe 1274 vom König Rudolph 1 ſowohl als ſeinen Nachfolgern, als eine Pfandſchaft, und nach mahls als ein Pfandlehn erhalten, welche noch jeật von beyben Gemeinsherrſchaften in ihren kaiſerl. General. inveſtituren empfangen wird. Db nun gleich foldher. geſtalt die kaiſert. Dogten båtte wegfalfen ſollen, fo ha. ben doch die Erzbiſchofe zu Trier, welche fonft nichts als leibeigene Hinterfaffen daſelbſt gehabt,
die noch
jekt Peterlinge oder S. Petersleute genennet wer. den , dieſes Vogteprecht den Herren von Dhaun abe gekauft, und daſſelbe immer weiter ausgedehnt, und inſonderheit zu der Zeit, als die fponheimiſdeGe. meinſchaft Pfalz und Baaden ums Jahr 1561 die evangeliſche Religion einführen wollen , ſich vor Giri meinsherrn ausgegeben , es auch wirklich dahin ge bracht, daß fie faſt von allen Einfünften Ben Dritten Theil ziehen.
Der darüber 1594 bey dem fatſerlichen
und Reichstammergericht entſtandene Proceß, iſt noch nicht zu Ende gekommen.
Uuuu 4
Anmers
1416
Der ober - rheiniſche Kreis . Anmerkung.
Zu der Hintern Grafſchaft Sponheim gehören noch : 1 ) Die Serrſchaft Sobenfels am Donnersberge , im Wormsgau , welche Churpfalz wegen des Fürſtenthums Simnrern pfandweiſe innie hat. Graf Johann der Jüns gere von Sponheim und Starkenburg iſt zuerſt 1355 vom Pfalzgrafen Ruprecht dem Aetern mit derſelben belehnt worden . 2 ) Die Berrſchaft Gråvenſtein , im Wasgau , zwi: fdien Zweybråden und Landau , welche gemeiniglich das Amt Rothalben genennet wird. Das fürſtliche Haus Baaden : Baaden beſitzt diefelbe zur Kålfte als eine fpon . heiinifche Erbſchaft , und die pfälziſche Hälftepfandweiſe. Sie beſteht aus den Dertern Gråpenftein , Rothalben , woſelbſt die Beamten wohnen , Werzalben , Leimen , Clankhein , Wundweiler , Kaltenbach , Kegelborn und Weiter . Sie iſt ſehr bergicht, und hatgroße Wålder, Die gefürſtete
Grafſchaft Salm .
S le liegt im wasgauiſdien Gebirge, zwiſchen 102 thringen’und Nieder - Elſas, und wird, im Ger
genfar der im Herzogthum { uremburg belegenen nie, dern Grafſchaft Salm , auch die obere Graffetaft Das { and iſt bergicht und rauha Balin genennet. Bar große Waldungen und beträchtliche Jagden , er giebige Satzquellen , und von alten Zeiten Eiſen , Schmelzhütten und Hammer Salm Söhne,
Grafens, Johann von
Johann und Simon, theilten die alte
GrufſchaftSalin in zwer gleiche Theile . Jenes lekter mannlicher Nachkomm Paul, pinterließ eine Todyćer, Namens Chriſtiane, welche ſich mit Franz von ( 0 . thringen , Grafen ven Vaudemont, vermáýlce , und ihm
7.)
1
ete rafſchaft alm G S .
Die gefürſt
1417
ft ihm die Hälfte der Grafſcha Salm , nebit den übria e gen Gütern ihres Vaters , zubracht , weche nunmehr n h c edachte die Krone Frankrei beſikt. Vorhing Gra . tte fen Simons einzige Tochter und Erbinn Johanne , t f a e h t e brach 1459 ſeine Hälft der Grafſc ihrem Gei es n , Wild- und male , von welchem der Wild- und Rheingraf Philipp Otro,
Graf zu Salm . Neufville , herkommt, welcher 1623 Dieſes in den Reichsfürſtenſtand erhoben worden . Sohn Leopold Philipp Karl, Wils , und Rheingraf, Furſt zu Salmi, Herr zu Vinſtingen und Anholt, iſt 1654 in den Reichsfürſtenrath aufgenommen wor. den . Sein Sohn , Karl Diterich Otto , Fürſt zu Salm , erhielt 1668 vom wornfiſchen ober , rheinis ſchen Kreis . Directorio das Zeugniß , daß die ge. fürſtete Grafſchaft Salm (ſo wird ſie in des Fürå ften Geſuch , und des Kreis. Directorii Zeugniß gea nennet ,) eine unmittelbare Reichsgrafſchaft und Miti Mit deſſel. glied des ober = theiniſchen Kreiſes rey. ben Sohn Ludwig Dtto, ſtarb die alte ſalmiſche fürfte worauf Johann Philipp Doe minicus Joſeph Albreche, deſſelben Bruder Philipp Joſeph , und ihres Vaters Bruders Sohn Nikolaus Leopold , weldhe insgeſammt Urenkel von Friderid ,
fidhe linie 1738 aus ,
Magnus , dem Stifter der flandriſchen Nebenlinie von der ſalmiſchen . (inie , Find , die fürſtlich Des ſalmiſchen Lande und Würde erhielten . lekten Linie wird Salm zu Salm
die boogſtratenſche oder der beyden erſtern Linie ,
aber die leusiſche , Ryrburg , genennet.
(ldeſiſche ) oder Salma Dieſe benden Linien führen ,
vermöge des Vertrags von 1743 , die fürſtlich). Tale Uuuu 5 miſche
!
1418
Der ober - rheiniſche reis .
miſche Stimme auf dem Reichstage ein Jahr ums andere. Ihr Reichsmatrikufaranſchlag iſt 2 zu Roß und 4 zu Fuß , oder monatlich 40 Fl . und zu einem Kammerziel geben ſie 20 Rthlr. 25 Kr. allein dieſer Anſdylag iſt noch nicht ricyrig. Die gefürſtete Graf, fchaft Salm felbft , beſigt der regierende Fürſt zu Salm . Salm allein , und ſie iſt durch den 1751 zu Paris zwiſchen der Krone Frankreich und dem fürft. lichen Hauſe Salm errichteten Abtheilungsvergleich, in welchem der Fürſt zu Salm . Salm ſein Untheil an Vinſtingen an Frankreich abgetreten har, anſebne lich vergrößert worden .
Es gehören dazu vornehmlich folgende Derter : 1. Salm , eine Stadt, bey welcher ein Schloß auf eis pem Berge liegt. 2. Die halbe Stadt Balzweiler , Badoviller , an ein nen Badh , welcher in die Veſouze Aließt. 3. Die Meyereyen Selle , des Thals allermont, S.Tbal, Perfom , 8. Paul , des Senenger Thals , Covey und X7obeng , insgeſammt zur Hälfte. 4. Die Meyerey des Banns Plaine , zu 2 Drittel. 5. Die Meyecey Langenſiein , dieſes Rameno, halb.
nebſt dem
Schloß
6. Die ganze Weyerer Gemengotte. Anm . Die Herrſchaften Øgeviller, Pouligni, K7eafs piller, Bayon únd Vinfiingen ſtehen jest insgesammt un: ter franzöſiſcher Hoheit wegen Lothringen . Die erſte gehört dem Fürſten zu Salm : Salm halb , und die zweyte gang; die drey übrigen aber ſind in fremden Händen. Die übrigen Lande berber fürſtlichen Linien kommen unten bey den rheingráfiches Landen vor. Die
Die maſſau - Weilburgiſchen Lande. 1419
Die
fürſtlich - naſſauiſchen
Lande
im ober -rheiniſchen Streis. on den fürſtlichen Häuſern Naſſau überhaupt, il M. oben im weſtphaliſchen Kreife gehandelt worden .
Die beiden fürſil, Hauſer der ältern waframiſchen Hauptlinie; ſind noch nicht zu Siz und Srimme im Reichsfürſtenrath gelangt, ob ſie gleich 1653, 166 % 1672 , 1674 , 1707, 1713 , 1753 und 1754 ſtart darum an . gehalten haben : ſie haben ſich aber doch vom werte rauiſchen Reichsgrafencollegio abgeſondert. Zuf den ober -rheiniſchen Kreistagen haben ſie 5 fürfti. Stim , men , nåmlich wegen Weilburg , Uſingen , und Jo. ſtein , welche der regierende Fürſt zu Naſſau - Saar. bruck Uſingen führt, und wegen Saarbrück und Oti. weiler, welche der regierende fúrſt zu Naſſau :Saar brůt . Saarbrück führt. In Anſehung der Reiche und Kreisſteuern giebt Naſſau . Weilburg zu einem Romermonat 42 Fl.40 Kr. Naſſau-Saarbrück úfin . gen wegen Uſingen 20 Fl. 33 } Kr. und wegen Jd ſtein 82 Fl. 40 Kr. folglich überhaupt 103 Fl. 137 Kr. Naſſau.Saarbrück: Saarbrüd aber wegen Saarbrück 34 Fl. 331 Kr. und wegen Ottweiler 27 Fl.585 Kr.alſo überhaupt 62 Fl: 65 Kr. Die naſſau - Weilburgiſchen Lande.
(ie liegen nicht bey einander, und find von unters fchiedener Güte, tragen aber ihrem Fürſten jabe
Elich über 100000 Rthr. ein.
1420
Der ober - rheiniſche Kreis.
$. 2. Es gehört dahin * 1. Die Grafſchaft niaſſau -Weilburg, an der jahn , welche ein Silber- und Kupferbergwerk, viel Eiſenſtein , und gute Hölzungen hat. Sie begreift
1) Das Amt Weilburg. ( 1) Weilburg , eine wohlgebauetė Stadt auf einem Berge an der Lahn , über welche eine ſteinerne Brüde ges bauet iſt. Das fürſtliche Reſidenzſchloß iſt zierlich ge bauet , hat fchöne Zimmer , einen ſchönen Garten , und in demſelben eine ſchöne Kirche. Alle Wege um die Stadt her find in gerader Linie angelegt, und an den Seiten mit Bäumen beſetzt. . In der Nachbarſchaft der Stadt, iſt ein großer Thiers garten mit einem Lufthauſe , und jenſeits der Lahn liegt das fürſtliche Gut Webrbolz. ( 2) Selters, ein Dorf an der Låhu, in deffen Gegend eiit Sauerbrunn ift, welcher aber mit dem berühmten Sauerbrunn zu Nieder :Selters nicht zu verwechſeln . (3 ) Freinfels , ein Dorf, woſelbft ein Schloß , Nas mens Sonnenberg, geſtanden hat. ( 4 ) Eſchershauſen , ein Dorf. Die hieſige Burg mit ihrem Zugehör, hat Fürft Karl Auguſt 1724 zur Hälfte Boh Sabina lamberta , Freyfrau von Friedenſee , gebornen son Etſch , gekauft , und iſt damit vom Hochſtift Woring zu einem rechten Mannsleha belehnt worden . ( 5) Philippftein , ein zerſtörtes Bergſchloß.
2) Das Amt Weilmünſter . ( 1 ) Weilmünſter , ein Fleden an der Weilbada , in deſſen Gegend nicht allein viel Eiſenſtein, ſondern auch ein Silber- und Kupferbergwerk iſt. ( 2 ) Die Dörfer Lütseldorf, Langenbach , u. a: m .. 3) Das Amt Lehnberg ,
liegt an der Lahn,
beſteht Aus dem Fleden Labnberg und3 Dörfern, undwird gemeinſchaftlich von Nafſau - Weilburg und Naffau Dieß : beſeffen. 4 ) Das
F
Die naſſau - weilburgiſchen Lande.
VIH
1421
4 ) Das Amt mehrenberg iſt eine ehemalige Herrſchaft , welche Johann I , gefürſteter Graf zu Naſſau, mit ſeiner erſten Gemahlinn bekommen hat. ( 1 ) Mehrenberg , ein Flecken . (2 ) Die Dörfer Barig, Allendorf, Barrelbach , Selbenhauſen , Reichenborn , Xüdersbauſen, Geuns Firchen und súblingen. 5) Das Aine Rleeberg , beſißen die fürſtlichen Häuſer Naſſau -Weilburg und Heſſen Darmſtadt geg meinſdaftlich . Es iſt oben bey den Heffen -Darmſtad . tiſchen Landen von demſelben gehandelt worden . 6 ) Das Amtsårtenberg, iſt auch ehedeſſen mit Heſſen , Darmſtadt gemeinſchaftlich beſeſſen , 1703 aber getheilt worden, da denn Naſſau , Weilburg zu ſeinem alleinigen Antheil die Dörfer Lugelinden , Hornsbeiin , Sorbelum , h7ieders Rleen , Dorns holzhauſen und Groß , Rechrenbach , Dudens hofen , auch die nicht zum Amt Hüttenberg gehörig gerveſenen Dörfer Vollenkirchen und RlcincRecta renbach bekommen hat. Johann 1, gefürſteter Graf ju Naſſau, hat dieſes Amt mit ſeiner erſten Gemah. finn bekommen . 7) Das Amt Gleiberg, hat eben gedachter for hann I auch mit ſeiner Gemahlinn bekommen . (1 ) Gleiberg oder Gleiburg , vor Alters auch Glitza berg, iſt ein Flecken mit einem verwüſteten Schloß, davon por Zeiten Grafen benennet worden , die von Friderich , Siegfrieds bon luremburg drittem Sohn , abſtammen , deſſen Enkels Hermanns II Tochter Clementia , das Klos fter Sdiffenberg geſtiftet hat, eben dieſes Hermanns Entel Wilhelm aber Graf von Gligberg und Gieſſen geweſen, und por 1167 geſtorben iſt. Das Schloß iſt 1646 von den Heft ſen erobert und verwüſtet worden .
( 2 ) Brofs
1423
Der ober-rheiniſche Streis .
(2) Krofdorf, ein Dorf, woſelbſt das churbrauta fchweigiſche Kriegsheer nebſt deſſelben Bundesgenoſſen 1759 eine geraume Zeit das Hauptquartier und Lager gehabt hat. ( 3 ) Segberg , ehedeflen volgberg , ein Dorf , åber welchem auf einem Berge ein Schloß geſtanden bat , wels ches aber långſt verwüſtet iſt. Die vormalige Banerbe ſchaft Ferberg , beſtund 1454 aus 19 Ganerben 1765 waren noch 4 Ganerben vorhanden , nåmlich die von Leid . sonsowalbach, von Schent und von Nordecken, zwiſchen welchen und dem Fürfen von Naffau -Weilburg beſtåndig, Streitigkeiten waren , die endlich in dieſem Jahr durd , els nen Vergleich gehoben wurden , vermige deffen der Fürft an die vier ganerbſchaftlichen Geſchlechter 2000 Fl. baar bezahlte, die Ganerbſchaft aber völlig aufgeboben wurde. 2. Der anfehnlidie Flecken Reichelsheim , am Fluß Horlof, nicht weit von dem beffen -Darmſtadtiſchen Umr Bingenheim. Er liegt in der fuldaiſchen Mart, und iſt fuldaiſches tehn. Graf Philipp I hat denſelben an das nāſſauiſche Haus gebracht.
Er fod jährlich
ungefähr 3000 Fl. eintragen . 3. Ein Antheil an dem Kirchſpiel Kirborf. 4. Ein Antheil an dem Zweyherriſden , Dreys berriſchen und Vierberr liten , davon hernach ben den naſlau :uſingiſchen { anden ein mehreres vorkommt. 5. Die Serrſchaft Kirchbeim und Stauff. liegt an dem hohen Gebirge Donnersberg , welci) 8 mit Eichen, Büchen und Kajtanienbåumen befekt ift, zwiſchen den chur-pfälziſchen Aemtern Alzen und laus tern , und den Grafſchaften Leiningen und Falkenſtein . Graf Philipp I hat dieſelbe mit ſeiner erſten Gemah. tinn Anna,Grafen Craftens IV von Hohenloh einzigen Sodyrer, erbeirathet, deren Mutter Adelbeid Grafen Heinrichs II von Sponheim Heinrichiſcher oder tirchie heimi.
3)
11.
7
en
B
Die naſſau - Weilburgiſchen Lande.
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heimiſcher Zinie, Gemahlinn und Erbinn geweſen , dero fen Vater Philipp Graf von Sponheim, genannt von Bolanden, dieſelbe ſowohl ſeiner Mutter als Gemah. linn wegen, an fid gebracht hat. Sie beſteht aus den Aemtern Kirchheim und Stauff, und enthält, außer einigen 20 Dörfern , folgende merkwürdige Defter. 1) Kirchbeim Poland , ein Ståotdien und Ediloß, woſelbſt ein Umt iſt. In der Nachbarſchaft hat das Schloß Boland oder Poland, geſtanden , woſelbſt jeßt eine Menes Tey iſt, und davon der Felſen Königſful, nicht weit ente legen iſt. 2) Der Seuberg , iſt ein Hof ben der vorhergehenden Stadt , von deſſen Fruchtgefållen der Beſiber Chrifteph Johann von Frieſenbauſen 1686 einen Theil an Ludwig Wilhelm , Freyherrn von Stauff, dieſer aber 1700 wieder an Grafen Johann Ernſt zu Naſſau. Weilburg , verkaufte, welcher 1706 von dem Freybérru von Stauff den ganzen Hof, nebſt dem kleinen Gut Biſcheim , erhandelte. 3 ) Xorbenkirchen , ein eingezogenes Kloſter. 4 ) Dannfels, aufdem Donnereberge, woſelbſtſehr viele Kaftanien wachſen . 5) Stauff, ein Schloß und Amt. 6 ) Gellheim , ehedeflen Gillen beim und Gellenheim , ein gleden , iſt durch die Niederlage , welche daſelbit R. Adolph von Naſſau 1298 von Albrecht za Defreid) erlitten bat , berühmt geworden. Gedachter Adolph wurde in dem benachbarten Kloſter Roſenthal eiffertig begraben . auf dem Schlachtfelde aber wurde ihm ein ſteinernes Denkmal errichtet, mit der Auffdrift : Adolphus a Nafiau , Rom. Rex , interficitur apud Gellinheim . 5. Von der Grafſchaft Saarwerden und Vogtey Serbisheim , wovon hernach mehrere Nachriche folgen wird , hat Nafſau . Weilburg ben bekommen. einer 1745 vorgenommenen Theilung In dieſem Antheile ſind zwar reichhaltige Salzquelo len , Fürſt Karl Auguſt aber bat mit Frankreich verò glichen ,
1424
Der ober - rheiniſche Kreis,
glichen , daß ſie nicht in Gang gebracht werden, Frant. reidi hingegen an Naſſau. Weilburg jährlich eine SummeGeldes zahlen , und von ſeinem nahgelege. nen Salzwerke eine gewiſſe Menge Salzeş liefern ſols le ; welches der Fürſt an ſeine Unterthanen für einen gewiſſen Preis überläßt . Der Hauptort in dieſem weilburgiſchen Antheile, unb.der Siß des Umts, ift Geu: Saarwerden , eine mit Anfang des achtzehnten Fahrhunderts ganz neu angelegte Stadt , Bodenbeim gegen åber. 6.
Naſſau , Weilburg hat auch ein Antheil an
welſtein . 7. Das Amt Alſeng, war ehedeſſen theils pfalzo jwenbrückiſch , theils rhein, gråflich grumbachiſch. Das lekte Antheil brachte Pfalz - Zweybrůcken im anfang des Jahrs 1756 an ſich, und tauſchte hierauf ſogleich das ganze Amt , bis auf das Dorf Sochſtete terinach , an Naſſau-Weilburg gegen das Amt Hom. burg aus. ' 1) Alfenz, Namens.
Es gehören bazu ein anſehnlicher Flecken am Bach gleiches
2) Die Dörfer Viederhaufen und Winterborn , im Månſterthal.
Die naſſau -ſaarbrück- uſing ſchen Lande. e liegen großtentheils neben einander , und rols
len jährlich auf 120 bis 130000 Fl. eintragen. Jøre Einwohner ſind meiſtens, evangeliſch lutheriſch, ein kleiner
Theil aber reformirt.
Es gehört zu
benſelben
I. Die
Dienaſſau - Saarbrück uſingiſch.Lande.
1425
1. Die ( Hrafſchafc haſſau . Uſingen , oder das Oberamt Uſingen , darinn Eiſenhütten und Schmelzwerke ſind. Von den Ortern bemerke man ? 1 ) uſingen , eine Stadt an der Usbach , mit einem wohlgebguten Schloß , welches ehedeflen die Reſidenz der Fürſten zu Naſſau - Ufingen geweſen iſt. Es find hier gute Strumpfimannfakturen , welche vornehmlich von franzöſis den Flüchtlingen angeleget worden. Außer der lutherſchen Kirche, iſt hier auch eine reforinirte. Su dieſer Stadt iſt 1751 ein großer Thiergarten angelegt worden . . 2) Gråvenwisbach , im gemeinen Leben Grünwisa bad , ein Kirchſpiel und Dorf. 3) . Die Kellerey Alt- und Yeu :Weilngu , welche vor Alters eine beſondere Herrſchaft gewefen iſt. (1) Xeu -Weilnau , ein kleiner Fleden mit einem Schloß, am Weilbad ). (2) Alt : Weilnau , ein kleiner Flecken mit einem verwüſteten Schloß , welches der Sig der Grafen von Weilngu geweſen iſt. 2. Die Serrſchaft oder das Oberaint Joſtein , welche ſehr bergiche und waldicht iſt , aber doch in einigen Gegenden guten Uckerbau , infonderheit bey Walrabenſtein und Walsdorf, und ſonſt unterſchies. dene Eiſenhütten und Schmelzwerke hat. Uis die
3 nafſau , idſteiniſche linie mit ' Fürſten Georg Auguſt 1721 ausſtarb ;, fiel die Herrſchaft nebſt den übrigen þernach beſchriebenen faabrück uſingiſchen Landen an Friederich Ludewig , Grafen zu Naffan . Saarbrück, und nach des legten 1723 erfolgtem Tode , an jenen allein . Als aber auch dieſer. 1728 ſtarb , famen die
3
genannten lande, nebſt derHerrſchaft und Grafſchafe Ottiveller und Saarbrück, an die Fürſten zu Naſſau.
1
Uſingen , Karl und Wilgelm Heinrich , welche 1736 eine Theilung vornahmen, in weldier fürjt Karlsie Esri 3 Th.64 . Herra
1426
Der ober :rheiniſche Kreis .
Herrſchaft Joſtein und übrigen geſammten nafſau . faarbrick - uſingiſchen auf der rechren Seite des Rheins belegenen Lande , befam . 1 ) Joſtein , in alten Schriften Epichenſtein , einekleis ne Stadt , mit einem fúrſtlichen Schloß. An derſelben iſt ein lutheriſches Gymnaſium , welches Graf Fohann zu Naflau 1658 geſtiftet, ſein Sohn Fürſt Georg Auguſt 1691 völlig zum Stande gebracht, und Fürſt Karl verbeſſert hat. 2 ) Walrabenſtein , ein kleiner Flecken , mit einem zers ſtörten Schloß . 3) Walsdorf, ein Flecken , in welchem ehedeffen ein Nonnenkloſter Benedictiner - Ordens geweſen iſt. 4 ) Adolphseci , ein geringer Flecken an der Aar , bey welchem auf einem Berge ein zerſtörtes Schloß liegt.
3. Das Aint Weheni. 1) Weben , ein Flecken und Schloß , woſelbſt der Beainte wohnt. 2 ) Bleidenftatt, ein Dorf , bey welchem das Ritter , ſtift Sancti Ferrutii in einein beſtimmten Bezirk liegt, und in demſelben alle hobe und wiedere Obrigkeit ſolchergeſtalt befibt, daß es nach einem mit dem Hauſe Nafſau errichte: ten Vertrage , feine Gerechtſame an niemanden veråußern Die Stiftsherren haben dieſe ihre Reſidenz ſchon darf. lange verlaſſen , und wohnen zu Maynz , woſelbſt fie in der Albani Kirche mit den Canonicis S. Albani ihren Gottes : dienſt verrichten. 4. Das AmtBurg -Schwalbach . In dem. felben iſt ein Eiſenbergwert und ein Marmorbruch ; der lebre iſt unweit Rickershauſen . I) Burg Schwalbach , ein Flecken mit einem zerſtörs ten Soloß , iſt von einem Grafen zu Kakenellnbogen angelegt. -2 ) Dórsdorf, ein Frengut , bey welchem auch ein zu Gut ritterſchaft Schen Reichö iſt, welches von Alters her das dienbeimiſche Gut ges nennet wird. 5. Das
Die naſſau :Taarbrück -uſingiſch. Lande ,
1427
5. Das Ame Kirchberg oder Kirberg , ist mit Naſſau.Dieß gemeinſchaftlid ), und oben beſchrieben . 6. Das Oberamt Wisbaden , die Berrfitiafo Wisbaden
welches auch
begreift ,
liegt am
Rhein , und hat guten Weinwadis . Die Hereſchaft Bisbaden , ſcheint unmittelbar von den deutſchen Kaifern ols eine Reichsberrſchaft an die Grafen von Naſſau gekommen zu ſeyn, und ihnen ſchon im Un. fang des dreizehnten Jahrhunderts zugehört zu ha. ben : Sie enthåle 1 ) Wisbaden , eine wohlgebauete Stadt , welche der Sitz der fürſtlichen Regierung, des Hofgerichts, der Hofa tammer , des . Conſiſtorii, und des Oberamts , und wegen ihrer berubinten warmen Våder , auch wegen eines kalten Schwefelwaffers , ein volkreider und nahrhafter - Ort iſt. Dao fürſtlidie Schloß iſt im Anfange des achtzehnten Jahra hunderts gebauet worden. Die Mattiaci fontes calidi, deren Plinius , und die Matriacae aquae , deren Ammias hus gedenkt , find allem Anſesen nach keine andere , als die hı. Rigen warmen Båder , in deren Segend dazumal die Mattiafen gewohnt haben . Es iſt alſo dieſer Ort zur Zeit der Rómer on bekamnt geweſen , und die fogenannte beideviſche Mauer , welche die heutige Stadt Wisbaven durchſchneidet, und ſich noch bis auf den fogenannten beis deniſchen Berge erſtreckt, fdheint ein romides Altert tim Es hat auch von den fogenannten römiſchen zu feyn . Pagraben , ( foffae palis ſudibusque munitae , ) welche. Druſus oder fonit ein alter römiſcher Feldherr in der heus tigen Werterau gegen Mannz über , zur Bereckung des Nheins aufverfen laſſen , ein Theil die Gränzen dieſer Stadt berührt. Zur Zeit der frånfuidhen Könige, iſt bier ein Königshof, ( curtis regia ) oder ſogenannter Saal , ges weſen , von welchem noch die Saalgaffe den Namen führt. 1318 iſt die Stadt voin K. Ludwig aus Banern , und Bala dum , Erzbiſchof zu Trier, belagert, aber nicht erobert wors den , 1547 iſt ſie abgebrannt, und in den Kriegeri des Xrr x 2 fiebzehus
1428
Der ober-rheiniſche Streis .
fiebzehnten Jahrhunderts, ſonderlich1644, iſt ſie übel zuges richtet worden. Fürſt Georg Auguſt hat ſie ſehr verbeſſert. 2) Moßbach , ein anſehnliches Dorf. 3) Biberich , ein Dorf am Rhein , welches mit dein vorhergehenden eine Gemeine ausmadt. Hier hat Fürſt Georg Auguſt ein Schloß erbauet, welches vom Fürſten Karl zu großerer Vollkommenheit gebracht worden , und nun der naflau uſingiſche ordentliche Wohnſitz iſt. Es hat eine angenehme Lage , iſt auch anſehnlich und ſchon , und hat einen ſchönen Garten, mit einem anſehnlichen Springs brunnen. 4) Schierſtein , ein Kirchdorf am Rhein , woſelbſt fehr guter Wein wächſet. 5 ) Yürnberg, ein landesfürſtlicher Hof, woſelbſt auch ſehr guter Weinmachs in . 6) Sonnenberg , ein Fleden , mit einem verwüſteten Bergſdyloß . 7 ) Clarenthal , ein fürſtlicher Hof, welcher ehemals ein Nonnen : Kloſter gewefen iſt. Unweit deſſelben iſt eine Faſanerie. 7. Die kleinen Dörfer Kertenbach und Sauſſen , welche mitden Freygerren von Gablen gemeinſchaft lich beſeſſen werden, das Dorf Wenßfelden , daran Chur:Trier Untheil hat, und das Bergſdloß Sons lenfels.
Dieſe Derter ſtehen unter dem naſſaus
uſingiſdhen Amtinann zu Kirberg. 8. Die Hälfte des Jiveyberriſchen ,
welches
den fürſtlichen Häuſern Naſſau -Uſingen und Naſſau. Der beträchtlichſte Ort in dern. Weilburg gehört. ſelben ,
iſt das Dorf Miehlen .
Es gehört aud)
die Vogrey Scanau dazu , in welcher das Bes nedictiner Mönchenfloſter Schönau liegt, welches Graf Rubert von Laurenburg geſtiftet hat. 9. Das Dreyherriſche , gehört den fürſtlichy, naſſauiſchen Häuſern Uſingen und
Weilburg zur Hälfte,
Die nafſäu-faarbrückufingiſch. Lande. 1429 Hälfte, und die andere Hälfte hat Naſſau. Oranien . Der Hauptort deſſelben iſt der Freyflecken 67afſau , f. oben die Grafſchaft Dieß im weſtphalifchen Kreiſe. 19. Un dem Vierherrifiten ,
ħaben Naſſau ,
Ufingen und Naſſau -Weilburg , Naſſau -Oranien bat auch dn und die übrige Hälfte gehört zu der nie. dern Grafſchaft Kaßenelnbogen , bey welcher ſchon Davon gehandelt worden . II. Das Oberamt und die Herrſchafe Labr, oder Lohr, in der Ortenau, iſt nach dem ums Jahr 44.26 erfolgten Tove Heinridis von Gerolseck, Herrn zu Jahr, welcher keine männliche Erben ýinterlaſſen, mit derfelben Erbtod ) ter Adelheid , an Grafen Jobann von Mörs und Saarwerden , und nad , Erlöſchung dieſes Stamms, durch die ſaarwerdiſche legte Erbtoch. ter Cathrine, an Grafen Johann Ludwig zu Raflau gekommen . Es machten aber dieHerren von Gerolsed anderer { inie , Gangolf und Walther , Unſpruch an derfelben , und der darüber 1534 entſtandene Proces ward erſt 1625 folchergeſtalt bengelegt, daß ludwig , Graf von Naſſau , die Herrſchaft für ſich und ſeine Nachkommen behalten : hingegen nicht nur eine Schuld von 24000 F1. Kapital an den Markgrafen JW Baaden und Hochberg abtragen, ſondern auch an Jacob , Herrn zu Hohen . Gerolseck und Sulz , wela cher ſich für ſich und Feine Erbeu aller Anſprüche an diefelbe begab, außer einem Paar anderer Summen 100000 Fl. zahlen folle , wegen welcher er die Hälfte der Herrſchaft { ahr zum Unterpfande gab. Dieſe Forderung verfiet auf den Markgrafen Friderich V zu Baaben und Hochberg, welchen ſeine Gemahlinn, die Errx 3 legte
1430
Der oberscheiniſche Kreis .
lekie Erbrochter von Gerolseck, zum Erben eingeſept þatte ; und weil die Zinſen nicht bezahlt wurden, brachte es der Markgraf beym Kaiſer 16 9 dahin , daß ihm die Herrſdraft Jahr , als das Unterpfand, ſo lange eingeräumt wurde , bis die feit 1614 fållig Baaden. geweſenen Zinſen bezahlt ſeyn würden . Durlady iſt von der Zeit an im Beſitz der Herrſchaft geblieben , bis ſie endlich im Anfang des J. 1726 durch Einlöſung wieder an das Haus Naffau gekom. men iſt; die fürftlich : baadenſchen Häufer aber füha ren ſie noch im Titel . Sie war in der Theilung dein Grafen Johann vou Naſſau: Joſtein zugefallen, nach deſſen Haufes Abgang ſie an das HausNaſſau -Ufina gen gefommen , und 1735 dem Fürſten Kart zu Nalo fau . Saarbrück . Uſingen zu Theil geworden iſt.
Es
gehört daju 1 ) Labr oder Lohr , eine Stadt, am Fluß Schutter, wojelbst das Dörramt iſt , auch ziemlider Handel , inſons derbeit mit Hanf und hånfenen Lüchern getrieben wird. Sie iſt 1676 , ſo wie die übrigen Derter dieſer Herrſchaft, pon' den Franzoſen eingesſchert worden. 2 ) Die Dörfer Dinglingen , Altenbeim , am Rhein, ein Theil ein Dorf Kehl, welches gegen Straßburg über liegt , und andere Derter. 12. Das Amt Ingenbeim , welches Firſt Karl von Naſſau.Saarbrück wiederfáuflich gekauft hat. Die Naſſau - faarbrück faarbrückiſchen
Lande. Sie findgrößtentheils aufder Homanniſchen Charte vom Sau des Rheins, ron Baſel bis Bonn, auf dem
zweyten Blatt zu ſehen. I. Dic
Die naſſau -ſaarbrück: faarbrückiſch. Lande,
1431
1. Die Grafſchaft Saarbrúd , liegt im Weſtreid), grånzer gegen Abend und Mittag'an 200 thringen, gegen Morgen an das Oberamt Zweybrů . đen , an die gråflid) - leniſche Herrſchaft Bliescaſtel , ritterſchaftliche Herrſchaft Zlingen und naſſauiſche Herrſchaft Ottweiler ; gegen Mitternacht an das viers lothringiſde Amt Herriſche Hochgericht Lebach , Schauenburg und andere kleine Gebiete. Sie iſt ein Sand , und Waldland , hat aber auch hin und wieder gute Zecker ; auch außerdem viel Eiſen und Steinfohlen .
Wegen der durchfließenden Saar,
und durchgehenden Straße aus Deutſchland nad , Die evange: Frankreich , treibt ſie guten Handel. liſch lutheriſche Lehre und gottesdienſtliche Uebung iſt am Ende des ſechzehnten Jahrhunderrs in Der ganzen Grafſchaft eingeführt worden ; zur Zeit der franzöſiſchen Reunion aber hat die rómiſch katholiſche ħin und wieder zugenommen ;
doch iſt jene die herre
Sie hat ehedeffen ihre eigenen Grafen gehabt , nach deren Abſterben ſie 1380 an Grafen Johann von Naſſau gekommen , welcher die Idende geblieben .
faarbrückiſche Erbtochter Johannetta zur Gemahlinn gehabt. Nach Ubgang der naſſau - ſaarbrückiſdien und ottweileriſchen Linie, in den Jahren 1722 und 28 , iſt ſie -an Naſſau: Ufingen gekommen , und 1735 in der I lei. ping dem Feirſten Wilhelm Heinrich zugetheilt wors Sie iſt ein reichsfreyes Eigenthum , und nur den . die Zollgerechtigkeit Hat das Haus Maſſau vom Reich Es gehört dazu 1, Saarbrüđ , eine Stadt an der Saar, welche 1676 , als die Kaiſerlichen dieſelbige den Franzoſen abgenóminen, verbrannt iſt , und ihre Mauer verloren bat , aber wieder Brrr 4 aufa
zu lehn.
1432
. Der ober - rheiniſche Kreis :
aufgebaut rorden -iſt, ungefähr 200 Häuſer , eine 1775 eingeweihete ſehr ſchöne lutheriſche, und eine reformirte Kirs che hat. Das fårftliche Reſidenzſchloß, hät Fürſt Wilhelm Heinrich neu und anſehnlid erbaut. " 2. S. Johann , eine Stadt , der borigen gegen über, an der andern Seite der Saar , iſt eben ſo groß , als jene, auch init Mauern und Graben verſehen . Die Katholitert haben feit der Reunion die alte, und die Lutheraner feit 1727 eine neue Kirche , Zwiſchen beyden Städten iſt eine Průde über die Saar erbaut. 3. 8. Arundel, oder 8. Arnnal, eine ehemalige Abtey, eine falbe Stunde von Saarbrück, welche im weſta phåliſchen Frieden ſecularifirt worden , ſo daß derſelbeu Einkünfte zur:Unterhaltung der evangeliſche Kirchen , Pres diger, Schulen und der Armen angewendet werden . Naſa fau . Saarbrúc bat 1766 die zur Schaffneren von S. Ara mual in der Grafſchaft Saarbråd fådigen Zehenden der Därfer und Banne von Thadingen, Sprůdyern, Zinſingen
i
+
und Alftingen bey Forbach , an Frankreich abgetreten. 4. Die Deutſche Ordens . Commende , eine Viertela ftunde unterhalb Saarbrück , ſtelt uitter Faarbrückiſcher Pandeshoheit, und gehört dem Landcommenthur von Los thringen. 5. Eine anſehnliche Anzahl Dorfer auf beyben Seiten der Saar. 6. Krichingen : Påttlingen , eine Herrſchaft oder Menes rcu im Umfang der Grafſchaft Saarbrüde , welche ehes deffen unter franzöſiſch - lothringiſcher Landeshoheit geſtans den hat , durch den Tauchvertrag von 1766 aber von Frankreich an Naſſau : Saarbrück mit aller Landesbobeit und Gerichtsbarkeit abgetreten worden , dadurch die Grafen von Krichingen , als Hochgerichtsherren dieſer Herrſchaft, Paratten des Fürſten von Naffan geworden, ſo daß auch die Appellationen von ihrem Geridit , fofort ane die landesregierung zu Saarbrück , und von dieſer an die höchſten Reisbögerichte gelangt. Sie beſteht aus dem Dorf Påttlingen , aus dem kleinen Dorf Luiſenthal, pormals
1
ch kiſ ck rüc brü b de r r 33 a . Lan . 14 - ſa D n - Saa e f u a b s nt rr la f bie ken mal nan , dem le n or -Sa Roc em vor h il ge e fer D eiswOe h c d n n und R an de Dör Annt uhniedei ba e c g ſ l n fa rer Sab fer er kreyher tel. fen drücF ,ag2 Dår und Kai 11.7 . Ucb ch en ertr ek t 6b6 vollig unter ar a7 vounaS1 d en V von Buf ho, hediie dur a a t es ſ oin ſ d n ſ s r n e gek vo Na de Fü di La d n me fin . Anmerk Die Abtey Wadgaffen , hat Naffau - Saara brúcé 1766 mit ihren auf der linken Seite des Saarfluſſes lies genden Dörfern Höſtenbach , Schafhauſen und Werbel, an Frankreich abgetreten , jedoch über alle dieſer Abtey in der Graffchaft Saarbruck zugehörige Dörfer, Fjöfe, Lånderepen und Gúter , ote Landeshoheit behalten. au
aſ
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H. Die Herrſchaft Ottweifer , grånzet gegen Norden an das chur- trieriſche Ämt S. Wendel, und lothringiſcheAmrchauenburg ; gegen Weſten an eben daſſelbe und an die Grafſchaft Saarbrück ; gegen Südweſten an die Herrſchaft Bitescaftel, und gegen Dften an das Zwenbrückiſdje. Sie iſt ein gutes Korn, land , hat viele Hëtzungen , und abwechſelnde Hügel und Thåler, und wird von dem Flüfchen Blies durch floſſen. Am Ende des rechzehnten Jahrhunderts wurde n in derſelben die evangeliſch- lutheriſche, wäh. e ch der franzöſiſchen Reunion aber wieder, die rồs if mrend katholiſche delre uud gorresdienizliche Uebung eingeführt, doch ift jene noch die berrſchende. Die Herrſchaft hat vor uralten Zeiten her zu der Grafe fchaft Saarbrück gehört, ift mit derſelben Ego an Das gråflids- nefſauiſche Haus gekommen , und hat ferner gleiche Veränderungen mit derſelben erfahren. Sie iſt ein reichsfrenes Eigenthum , und nur die Zollgerechtigkeit ein Reichstehn. Zu derfelben gehört 1. Ottweiler, eine kleine offene Stadt zwiſchen Bergen, mit einem alten Schloß , einer (atheriſchen und einer kaa ** r * 5 tholia
1434
Der ober :rheiniſche Kreis.
tholiſchen Kirche , welche lekte in der Vorſtadtift. iſt hier ein Oberamt. Neben derſelben hat das Kloſter Weftmunfier gelegen : 2. beukirchen , ein Schloß auf einem Berge, neben dem Dorf gleiches Namens. 3. Eine gute Anzaht großer und kleiner Dörfer. Anmerk. Die Dörfer Wuftweiler und Ziederi Salbach , und den Meyerhof Kirdhof, welche im Umfang der Grafſchaft Saarbrúd und Herrſchaft Ottweiler liegen, und ehemals der Krone Frankreich wegen Lothringen gehirt haben, bat dieſe Krone 1766 an Naſſau - Saarbrud'eigenthümlich , und als zurs, deutſchen Reich gehörig abgetreten .
III . Die Graffihaft Saarwerden , liegt im Weſtreid ), grånzt gegen Norden und Weien an Lothringen , gegen Süden an die Heerſchaften Vin . ſtingen und Lügelſtein , und gegen Often an die Sie hat ei. Herrſchaften Bird und Diemeringen. nen fruchtbaren Boden , gute Holzungen , und etwas Weinwachs. Die Saar fließt mitten durch diefelbe hin.
Ehedeffen hat dieſes Jand , eigeneGrafen ge .
Babt , nad) deren Abſterben im Jahr 1527 fie durch Heirath an Grafen Johann Ludwig von Naſſau , Balde darauf maßte ſid , der Saarbrück fam. ſeinen Vetter , den Herzog Biſchof zu Meg an , don Lothringen , mit derſelben zu belehnen , welcher hierauf das Haus Naſſau bey dem kaiſerlichen Kam . mergericht verflagté , und 1629 ein Urtheil erhielt, daß Nafau an ihn die Städte Bockenheim und uit : Saarwerben , als megiſches Sehn , zurück ge ben, die fimmtlichen Dörfer aber als freyeigene Stů . efe behalten folle. ( othringen bemächtigte ſich hierauf mit gewaffneter Hand der ganzen Grafſchaft,mit allen Dörfern und der Vogtei Herbißheim ; gab aber in einem
Dienaſſau :faarbrück: faarbrückiſch.Lande. 1435 einem 1659 auf dem Reichstag geſtifteten Vergleich alles , bis auf Ait: Saarwerden und Bodenheim nady, an Naſſau jurück.
Bon dieſem naſſauiſchen Antheil an der Graficaft.Saarwerden , welche jähr. lid) auf . 27000 Fl . eintragen fout , har in einer 1745 vorgenommenen Theilung , Maſſau . Saarbrück Das legte und Naſſau - Weilburg í bekommen .
ijt oben ſchon beſchrieben ', " im erſten aber iſt zu bea merken : 1. Kartkirchen , welches ehedeſſen nur ein Dorf gewes ren . 1746 aber zu einer Stadt gemacht worden , und der Sis des fürſtlichen Amts ift 2. Lorenzen , ein Dorf init einem fürſtlichen Schlop. IV. Die Vogter Herbißheimi , liegt unter. halb der Graficafi Saarmerden , an benden Seiten der Saar. Sie beſteht aus einer Anzahl Dorfer, von welchen ehedeffen theils das nun verfallene Nonnen , floſter Secbizbeiin , theils die Grafen von Naſſau. Saarbrück, als Vogte des Kloſters, die Einkünfte ges zogen ; im rechzehnten Jahrhundert aber iſt alles an das Haus Naſſau gekommen .
Naſſau - Saarbrück
beſigt von dieſer Vogtey .
V. Das Amt Komburg , liegt im
Wafignu, iſt
von der Herrſchaft Bliescaſtel , vom zwenbrückiſchen und chur - pfälziſchen G « bret umgeben . Von dem . felben gehören dem Haus Maſſau - Saarbrick zu Saarbrück : diez des Hauſes Naffau Weilburg aber hat Pfalz - Zweydrücken 1756 durdy Tauſch an ſich gebracht . Der Hauptort somburg , iſt eine 1682 angelegte Stadt. Das alte feſte Schloß iſt , vermoge des Baadener Friedens von 1714, geſchleift worden. VI. Die
1436
Der ober- rheiniſche Kreis .
risVI. Die GemeinſchaftWolſtein oder Welſtein , gehört Naſſau . Saarbrück und Naſſau-Weilburg. VII Das ArtJugenheim , in welchem der Flecken Jugenbeim liegt. Es iſt wiederkäuflich an Naſſau-Uſingen verkauft. VIII. Die Rellerey Rofenthal , in der Herre ſchaft Kirchheim , deren jägliche Gefälle auf 300 Fl.
Rofenthal, lat. Vallis rofarum ; iſt ehemals ein Nonnenkloſter Ciſtercienſer Ordens geweſen , welches Graf Eberhard von Everſtein ges
geſchikt werden .
ftiftet hat , auch in demſelben begraben ift.
Die Grafſchaft Walded . 9. I. ie Charte von der Grafſchaft Walbeck , welche Juſtus Yeurs gezeichnet hat, und beym Ors telius und Mercator ju finden iſt , und diejenige, welche Sbene uno Valt herausgegeben gaben , hat J. Tricolat durch ſeine regelmåßig aufgenommene und verzeichnete Charte , welche von den homanni. ſchen Erben 1733 ans Licht geſtellt worden , und int Atlas von Deutſchland die hundert und vierce iſt, weit übertroffen. $. 2. Die Grafſchaft grånzt gegen Norden an das
Bisthum Paderborn : gegen Often an Heffen und an das dur -maynziſche Amt Friklar ; gegen Süden auch an Heſſen ; gegen Weſten an das her: Före Långe wird ungefähr zogthum Weſtphalen. auf 6 , und ihre Breite auf 5 Meilen geſchålet. S. 3. Mit Getraide und Viehzucht iſt ſie reichlich verſehen.
Die Wålder ſind anſehnlich. Die Berge enthal .
Die Grafichaft Waldeck.
1437
enthalten Elfen , Bley , Kupfer und etwas Gold , wela ches dem ungariſchen gleich geſchågt wird. Aus dem Golde , welches aus der Eder in ziemlicher Menge geſammlet wird , hat die Sandesherrſchaft Münzeek und Tafelgeſchirre verfertigen laſſen. Hin und wien der findet ſich Marmor , Alabaſter und Schiefer ; In der Gegend der man at aud) etwas Eorf. Stadt Bildungen, bey Reinershauſen, Keizenhagen und Kleinern, find Heilſame mineraliſche Quellen . 9. 4. Die Grafſchaft enthalt 13 Stådre und i
Die Landſtande beſtehen aus der Rif Flecken. terſchaft und den Städten , unter welchen legten die 3 ſogenannten depatirten Städte das meiſte Anſehen Die geſammten Sandſtånde werden nur in außerordentlichen wichtigen Fällen , in geringern aber 2 von der Ritterſchaft und die drev Deputirten Stådte haben .
Die meiſten Einwohner fing zuſammen berufen. der evangeliſch - lutheriſchen , die übrigen aber theils der reformirren , theils der römiſch - Fatholiſchen Kirs In den Sandesmanufafturen werden che zugethan. grobes Tuch , Boye, Barrafan, Kalmank, Etamin, noch andre Zeuge, und Papier verfertiget ; es wird 1760 auch viel Eiſen verarbeitet und ausgeführt. erlitte die Graffdjaft ſehr viel , als das ganze frana zöſiſche , und das ganze vereinigte Kriegsbeer in der. ſelben ſtunden. 9.5 . Das Haus Walbeck ift fehr alt, und ſtammt Es theilte von den Grafen von Schwalenberg ab. fich ehebeffen in die wildungiſche und eiſenbergis rabe Linie ; dieſe wurde 1682 vom Kaiſer in den Reichsfürſtenſtand erhoben , gelangte aud ) 1686 zu Sig und Stimme im
Reichsfürſtenrath : es erloſch aber
1438
Der ober-rheiniſche Streis .
aber dieſe Würde mit dem neuen Fürſten Georg Fri. berid ), welcher 1692 ohne Erben ftarb . 1716 wurde ſte vom Kaiſer dem Grafen Friderid Anton Ulrich Von der wildungiſden Linie ertheilt, deffen Geſchwis fter aber im gräflichen Stande geblieben ſind . S. 6. Der Titel des fürfil. Hauſes ift : des . RX. fürjt zu Waldeit , Gráf zu Pyrmont und Rappoltſtein , ýerr zu sobeneck und Gerot :rck, ic. Das Wapen wegen Waldeck, ift ein rdwarzer Stern mit acht Strahlen im goldnen Feldē ; wegen Pyrmont ein rothes Unterfreuz im file bernen Felde ; wegen Rappoltſtein 3 rothe Edildden iin ſilbernen Felde ; wegen Hoheneck 3 (dwarze ges fronte Usters. ( oder , wie andere meynen, Raben :) Kipfe im filbernen Felde ; und wegen -Gerolsecf ein gefrónter rocher lóne im filbernen mit blauen Echin, deln beſtreueren Felde.
: 9.7. Der Fürſt zu Waldeck iſt noch nicht zu Sik und Stimme im Reichsfürſtenrath gelangt hålt ſich aber auch nicht mehr zum Wetterauiſchen Reichsgras fencollegio.
Auf dem
ober , rheiniſchen Kreistag iſt Waldeck 1719 ein Plas , unter den Fürſten eingeräumt worden ; es verlangte aud) den Vorſig vor Jofiein, Saarbruck und Ortweiler. 1741 fåtte es ſich beinahe vom ober - rheiniſdien Kreiſe getrenner.
Der Reichs.
matrikularanſchlag wegen Wal ecf, iſt 4 zu Roß und 18 zu Fuß , oder monarlid ) 120 Fl . Zu einem Rams merziel giebt dieſe Graffdhaft 67 Rthlr.74 Kr. g. 8. Sie iſt 1438 an Heſſen -Caſſel zu dehn auf getragen . Die wegen dieſer Sehnſchaft entſtandenen Streitigkeiten , find 1635 durch einen Vergleid, bene
gelegt,
Die Grafſchaft Waldeck . gelegt,
1439
welcher im Osnabrückiſchen Friedensſchluß
Art 15: S. 14 beſtätigt worden. DasRecht der Erſt. burt, hat Graf Christian Ludwig 1697 eingeführt. V. 9. Außer einem geheimen Rathscollegio und Lehnhof, unterhält der Fürſt eine Landesregies rung und eine Juſtiszkanzley, welche beyde aus ei , nerley Mitgliedern beſtehen, die audy mit Zuziehung des General-und eines Special Superintendenten das Conſiſtorium ausmachen .
Von der Juſtig kanzlen
wird an das sofgeriche appellirt. Es iſt auch eine Rentkammer und ein Forſtamt vorhanden . Den geſammten Aemtern ſind vier Landridyter und ſechs Amtmanner vorgeſeßt , welche insgeſammt einen Landdroſten zum Oberhaupt haben . 9. 10. Wahrſcheinlichermeiſe bringt die Graf. ſchaft Waldeck ihrem Sandesfürſten jährlich über 100000 Rthlr, ein , wie ſie denn nicht allein unter die anſehnlichſten Reichsgrafſchaften gehört , fon. dern auch vor unterſchiedenen Keidysfürſtenthümern einen Vorzug hat.
Zuin Kreiscontingent ſtellt der
Fürſt zwey Compagnien Soldaten , außer welchen er gemeiniglich noch drey Compagnien unterhale. Sa 11. Zu der Grafſchaft Walbeck gehören
1. Folgende Städte in ihrer Ordnung. 1. Corbach , die Hauptſtadt des Landes , und die erſte unter den 3 deputirten Städten , iſt der Siß des Hofges richts , und beſteht aus der alten und neuen Stadt. Jede hat ihre befondere Kircie. In der Neuſtadter Kirche iſt ein prachtiges Denkmaal , welches die Republik der vereis nigten Niederlande ibrem ehemaligen Generalfeldmars ſchall, dem Fürſten Georg Friderich zu Waldeck , aus Marmor und Alabaſter errichten laſſen , und welches eine gange
1440
Der ober -rheiniſche Kreis ,
ganze Seite des Chors einnimmt. In der Neuſtadt if auch ein Gymnaſium von 6 Klaffen und į Lehrern. 2. Yžieder - Wildungen , eine Stadt an einem Berge, welche die zweite unter den drey deputirten Städten , und großer , auch beſſer gebaut iſt , als Ult : Wildungen , wels ches hernach vorkommt. Sie hat eine lateiniſche Schule von 5 Klaſſen , und ein Waiſenhaus. Im Chor der Kirche iſt ein koſtbares Denkmaal von Alabafter zu ſehen , welches die. Republik Venedig ihrein ehemaligen General , dem i Grafen Fofias von Waldeck, geſtiftet hat. In der Nachbarſchaft dieſer Stadt, ſind drey Gefunds brunnen , nämlich der Stadtbrunn , eine halbe Stunde pon der Stadt , welcher ein Stahlwaſſer iſt, ſchwacher als das pyrmonter , aber ſtårker: als das ſelterſer , der Zhab brunn , welcher dem ſchwalbacher Brunnen gleich geachtet wird , und der Salsbrunn , deſſen Waffer ſalzig ſchmeckt und purgirt. 3. Mengeringbaaſen , die dritte unter den deputirten Städten , liegt an einem Flüßchen , welches in die Twiſte fällt. Nicht weit von derſelben iſt das Hoſpital Leiborn . 4. Sachſenhauſen , ein Stadtchen . 5. Aboden , ein Städtchen auf einer Höhe , mit einem fürſtlichen Schloß. Ungefähr eine Viertelſtunde von dems felben , gegen Norden , iſt die Kapelle Alt-Rhoden , mit eis nem Gottesader für dieſes Städtchen. 1.6 . Dachfenberg , ein Städtchen. 7. Landau, ein Städtchen auf einem Berge, welches dag nöthige Waffer durch ein angelegtes Drudwerk bekonnut. 8. freienhagen , ein geringes Städtchen , in welchem aber ehemals Kaiſer Karl der Große ein freyes Stuhlges richt angelegt hat, mit welchem noch die Kaiſer Wenzel und Siegmund gewiſſe Perſonen aus Corbac ), als Frengrafen belehnt haben. 9. Waldeck, eine kleine Stadt auf einem Berge, den ein kleines Thal von einem Felfen trennt, auf welchem das alte Solve Walded ſteht , welches in neuern Zeiten wie der wohnbar gemacht worden , und eine Beſaßung ges babe hat , auf welchem auch ein Theil des Archivs aufs bebal
Die Grafſchaft Waldech.
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behalten , und Gefangene daſelbſt verwahrt, und zur Arbeit angehalten werden. Allein , 1762 wurde es den Franzoſen , von welchen es 2 Sahre lang beſekt geweſen , von den Alliirten durch eine kurze Belagerung abgenoms men , uno zugleich verwüſtet. 10. 3årdhen , ein Städtchen an dem kleinen Fluß Elbe, woſelbſt die Reformirten ihre ſtärkſte Gemeine im hieſigeu Lande baben , Il. Sürſtenberg, ein Städtchen auf einem Berge. 12. Alt:Wildungen , ein Städtchen auf einem Berge, welches ein Schloß , Namens Friderichſtein , hat , und von Nieders Wildungen durch ein Thal getrennet wird. 13. Arolſen , ein regelmäßig angelegtes Städtchen , welches von Zeit zu Zeit mehr angebaut wird , und nicht weit von dem Flåßchen ar liegt. Das fürſtliche Refis denzſchloß , deſfen Baumeiſter Fürſt Friderich Unton Ul rich ſelbſt geweſen , iſt ſehr anſehnlich . Es find hier alle oben genannte fürſtliche Collegia, das Hofgericht ausges nommen. Außer der lutheriſchen Kirche iſt hier auch eine teformirte und eine katholiſche. Die Idee , an welcher das Städtchen liegt , beſteht aus 6 Reihen Bäumen, und ift 2000 Schritte lang. II. Folgende neun Lemter, 1. Das Amt Eiſenberg hat ſeinen Namen von dem ehemaligen , aber nun verfallenen Reſidenzſchloß Biſenberg, welches auf einem Berge, nicht weit von Corbad), liegt. In demſelben ſind hohe Berge, ina ſonderheit an der Grenze des Herzogthums Weſtpha. len, auf welcher auch ben dem Bergejohe poen die Dimel entſpringt. Unweit Udorf iſt der merkwürdia ge Felfen Cappenſtein .
Dieſes Umt iſt unter allen Zemtern das großte, und beſteht aus 19 Kirchſpielen, Einige merkwürdige Derter deſſelben ſind : 1 ) Adorf, ein Kirchdorf, woſelbſt ſehr erhebliche Eiſena werke ſind . Auch iſt in der Nachbarſchaft ein Kupfera bergwerk, 64 yyy 2 ) flechas ! 324.
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Der ober- rheiniſche Kreiß.
2 ). Sledstorf, ein Kirchäorf, woſelbſt ein Urmenhans für ungefähr 100 Perſonen iſt. 3 ) Schafen , ein lutheriſches Frauleinſtift, deſſen Nebs tiffinn allezeit aus dem waldediſchen Hauſe genommen wird. Zwiſchen dieſem Ort und Goddelsheim iſt ein Kupferbergwerk. 4) Schwalefeld , ein Dorf am flüßchen Itterbach, bey weldjeni das Schloß Sdhiwalenberg liegt , welches gemeiniglich mir die Burg genennet wird . 5 ) Bey der lutheriſchen Kirche des Dorfs Düdinghaus fen , weldjes zum Herzogthum Weſtphalen gehört , hat das fürſtlid) -waldeckiſcheHaus das Patronatrecht, mit allen davon abhangenden Rechten ; von der Freygrafa ſchaft Düdinghauſen aber beſitzt es 3 Dörfer , nämlich seppe, woſelbſt eine katholiſche Gemeine iſt,Sillershaus ſen , welches ganz katholiſch iſt, und Yieder :Schleidern, welche dieſen Amt einverleibt find . Anmerk . In dem ſogenannten Grund Uffinghau : ſen , im Herzogthum Weſtphalen , gehören die Dörfer Tots derau und Lichtenſcheid , welches lekte auch henberg beißt , unter waldediſche Oberherrſchaft ;-in den übrigen dabin gehörigen Dörfern aber hat das fürftl. Haus das Gangericht. 2. Das Amt Alroſen , von 5 Kirchſpielen . g . Die verbundenen Aemter Pilhauſen und Aboden ; in jenem iſt 1 Kirchſpiel, in dieſem ſind 2. An der Ulrbe, welche durch beyde fließt, ſind Kue pferwerke.
4. Die verbundenen Aemter Landau und Wetterburg ; jenes begreift 4 Kirchſpiele, dieſes 2 . In jenem fiel bey dem Dorf Scroche 1760 ein Ge. feche zwiſchen franzöſiſchen und braunſchweig - lůnes burgiſchen Truppen zum Nachtheil der erſten , vor, In dieſem find Kupferwerke.
5. Das
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Die Grafſchaft Hanau - Münzenberg . 1443 5. Das Amt Waldeck enthält hohe Berge, unter welchen ſich der Weiffenſtein , ein hoher Fel. Es begreift 6 Kirch ſen , vornehmlich hervor thut. Wir bemerken : ſpiele. I) Bergheim , einen Fleden, weldien die gråflich -wals dediſche finje beſikt. 2) Kleinern , ein Kirchdorf, ben welchem 2 Sauers brunnen find.
6. Das Amt Wildungen , hat hohe Berge , un ter welchen vornehmlich der Keller an der Heſſiſchen Grånze zu bemerken iſt. Am Fluß UIrff find Kupfer Das Amt begreift 5 Kirchſpiele. werfe. Den Amtmånnern dieſes und des vorhergehenden Amts, iſt ein Sandrichter bengeſegt , welcher den Namen eie nes Landſchultheiſſen führt. 7. Das Amt Lichrenfels, in welchem 3 Kirch. ſpiele find.
Die Grafſchaft Hanau Münzenberg.
1 5.
I.
ieſe Grafſchaft hat Friderich Zollmann auf einer guten Charte abgebildet , welche Job.
DIG Chrift. Somann 1728 ans Licht ftellte , und im Utlas von Deutſchland die hundert und dritte iſt. $. 2. Sie liege in der Wetterau , und iſt vom Erzſtift Maynz , Bisthum Fulda , den Grafſchaf: ten Rienec , Prenburg und Solms , vom Beffens burg , friedbergiſchen und franffurs tiſchen Gebiet umgeben , Ihre Långe beträgt über 9
homburgiſchen ,
Y yy ya
Meilen ,
1444 Meilen ,
Der ober : rheiniſche Streis . die größte Breite aber faum 2 bis 3
Stunden Weges.
Einige Stücke derſelben liegen
abgeſondert. 9. 3. Das land iſt ungemein fruchtbar, hat vor . trefflichen Weinwachs und Getraidebau , und die edelſten Baum , und Garten - Früchte im Ueberfluß.
{
Es iſt auch ein ergiebiges Kupfer - und Silberberg. werk, ein Koboltwerf , und eine einträgliche Salz. rode vorhanden ,
und die Waldungen ſind feộr er. "
heblich. Ein großer Theil derſelben liegt am Mayn , in welchen auch alle kleinere Flulle, durch welche fie bewäſſert wird, theils unmittelbar ,
theils mittelbar
fließen, vornehmlich die Flüfte Rinzig und nidda, welche legte den Fluß hidder aufnimmt. S. 4. In dieſer Graffchaft ſind 5 Städte , und 96 Flecken und Dörfer , ohne die Antheile, welche an 4 Städten und 2 Dörfern hat. Jm rechzehns ten Jahrhundert wurde in derſelben die lutheriſche Lehre und gottesdienftliche Uebung eingeführt, Graf Philipp Judwig aber führte 1594 die reformirte ein ; es ſind aber doch noch (ucheraner , ſo wie auch Ka tholiken , vorhanden , und beyde Haben offentliche Zu Hanau iſt eine ſo ges gottesdienſtliche Uebung. nannte hoge Landesſchule , und zu Schlüchtern ein Gymnaſium . Manufakturen und Handlung blühen, vornehmlich in der Stadt Hanau, in deren Beſchrei. bung davon eine genauere Nachricht vorkommt.
S: 5. Dieſes Landes Befiger haben ſich anfäng. lich edle Herren zu Hanau genennet. Heinrichs, Herrn zu Hanau , welcher ums Jahr 1195 gelebet, Enkel Reinhard I , bat ſeiner Frauen Adelheid we. gen , einen Theil der månzenbergiſchen Erbſchaft be. fom .
Die Grafſchaft Hanau . Münzenberg. 1445 fommen .
Reinhard II iſt der erſte Graf zu Hanau
geworden , welche Würde ihm und ſeinen Nachkom . men K. Siegmund 1429 ertheilt hat. Als ſein jüng. fter Sohn , Graf Philipp I zu Hanau , welcher, ver: mdge Vergleichs von 1458 , ein Drittel der Graf. ſchaft Hanau, und unter andern auch Schloß, Stade und Amt Babenhauſen befaß , wegen ſeiner Gemah. linn Unna 1481 einen Theil der Herſchaft lichtenberg bekam, entſtund die Abtheilung des Hanauiſdien Hau. fes in die můnzenbergiſche und lidhrenbergiſche Linie.
Jene gieng 1642 ab , worauf dieſe , kraft
des Vertrags von 1610 , in der Grafſchaft Hanau . Münzenberg folgte, und die ganze Grafſchaft, welche in den damaligen Kriegsunruhen zerriffen war, durch Hülfe der Landgråfinn Amalia Eliſabeth zu Heſſens Caffel , einer gebornen Gråfinn zu Hanau , wieder zuſammen brachte. Es errichteten daher die Grafen Friderich Caſimir , Johann Philipp und Johann Reinhard , mit dem Heſſen - caſſelſchen Hauſe 1643 einen Vergleid, wegen der Erbfolge auf , in welchem feſtgeſtellt wurde, daß, wenn der hanauiſche Manns. ftamm abgienge, das fürſtl. Haus Heſſen in der gan .
Q 201
beli 114
zen Grafſchaft Hanau . Münzenberg , in Eigenthum und Pfandſchaft, folgen ſollte. Weil aber das chur: fürſtliche Haus Sachſen 1625 vom . Ferdinand I[ die Anwartſchaft auf die Hanauiſchen Reichslehen ere Kalten , welche die fotgenden Kaiſer erneuert und bea ſtåtigt haben : fo traf Heffen- Caffel 1724 mit dem Chur : Hauſe einen Vergleich, kraft deſſen Baffelbe ſein auf die hanau . münzenbergiſche Reichstehen era haltenes Reche an das fürſtliche Haus Heſſen Caffel völlig aberat; jedoch ſolchergeſtalt, daß das Chur , Yy99 3
haus
1
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Der ober - rheiniſche Kreis,
haus Sachſen die lehen darüber vom Kaiſer jedesmal ſuchen und nehmen , und , alsdann das fürſiliche Haus Heſſen - Caffel wieder damit , als mit eineni Áfterlehn , belehnen ,
nach Abgang des heffen - caf
ſelſdhen und heffen - philippsthaliſchen Mannsſtamms aber die Hanau: minzenbergiſchen Reichslehen an den unmittelbaren und nächſten Lehnsherrn zurick, hinges gen auch alsdann das dafür gegebene Aequivalent an die heſſen.caſſelſchen Erben vollkommen wieder gee langen ſollte . Dieſes Lequivalent wurde , außer 70000 Rthlr. , welche ſogleich bey Unterzeichnung des Vertrags gegeben werden niußten, auf 600000 Rihlr. baaren Geldes bey erfolgtem Abgang des hanauiſchen Hauſes , und 12000 Rthlr . jährlichen Einkünften an Sand und Leuten , gefekt. Solcher Vergleich wurde 1728 vom K. Karl VI beſtåtigt. '1735 begab ſich König Friderich von Schweden der hanau - můnzen . bergiſchen Erbfolge, und überließ ſie gänzlich ſeinem fürſtlichen Haufe. Als nun 1736 Johann Reinhard, Graf zu Hanau, Todes verblich, und mitihm der ganze Hanauifche Mannsſtamm ausgieng , nahm Sandgraf Wilhelm VIII Beſig von der Grafſdyaft Hanau Münzenberg, und trat ſie 1754 an ſeines Erbpringen Friderichs ålteſten Sohn , Pringen Wilhelm , ab ; behielt ſich aber , ſo lange er leben würde , den Ges nuß und die Ausübung der landesherrlichen Both. mäßigkeit vor ,
und verordnete,
daß nach ſeinem
Tode gedachter Prinz , oder wer alsdann der Velteſte und Eritgeborne unter des Erbprinzen Nachkommen fern würde , die Sandesregierung über dieſe Grafo fchaft wirklidy ' antreten , und wenn er zur Regierung in den beffenscaſſelfdyen Landen fåme, die Grafſchaft als .
Die Grafſchaft Hanau :Münzenberg. 1447
alsdann wieder mit denſelben unter einem und eben demſelben Oberhaupt unzertrennlich verbunden wers den und bleiben ſollte.
Als der Sanograf 1760 mic
Dode abgieng , trat Deſtelben Frau Schwiegertochter Maria die Regierung dieſer Grafſchaft als Regencinn und Vormůnderinn für ihren älteſten Sohn , Prinzen Wilhelm , an .
1762 ſtellte zwar der Landgraf Frider
rich eine Staatsſchrift ans lidt, und gab in derſet. ben rechtliche Urſachen an , weswegen er feine 1754 geſchehene Entſagung auf die Regierungsfolge in der Grafſchaft Hanau , nicht für verbindlid, achte ? fie hatte aber keine Wirkung.
Von 1757 bis 62 iſt die
Graffdjaft von den Franzoſen ſehr beläſtigt worden . 9.6. Der regierende Grafzu Hanau -Münzenberg, iſt ein Mitglied des wetterauiſden Reichsgrafencolle giums ; es hat ſich aber Sandgraf Wilhelm VIII ſos wohl von demſelben, als 1741 von dem ober -rheiniſchen Kreiſe abgeſondert, 1778 wollte Hanau wieder in den Kreis aufgenommen ſeyn , dieſer aber verlangt ſtarfe Rücſtånde an Kreis Beytrågen . Die Grafſchaft hat
2017
ne tok
einen Reichsmatrikularanfchlag von 230 Fl.uzu einem Kaminerziel ifi fie auf 160 Rthlr. 25 Kr. angeſebt.
S. 7. Der fegte Graf zu Hanai , Johann Rein . Hard, foll von ſeinen geſammten (anden jährlich über 300090 Fl . Einkünfte gehabt haben . Als der land . graf Friderich 1762 ſeiner Gemahlinn und ihren Kina dern , anſtatt der Einfünfte aus dieſer Grafſchaft, ein jährliches Einkommen von 100000 Fl . antruga wurde geantwortet, daß dieſe Summe nicht die Hälfte von dem betrage, was diefe Grafſchaft jährlich nach Die Salzwerke
Abzug aller Ausgaben einbringe.
allein trågen jährlich über 100900 Gulten ein . 6.8 . Die 9 )ny y 4
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Der ober - rheiniſche Kreiß.
9. 8. Die Grafſchaft beſteht aus folgenden Stad: ten und Hemtern.
1. Danau , die Hauptſtadt der Grafſchaft, liegt in einer großen Ebene, am Fluß Kinzig , welcher ſich unweit der Stadt in den Mayn ergießt. Sie beſteht aus der alten und neuen Stadt , welcbe bende befeſtigt ſind. Die alte Stadt , welche ein altes hanauiſches Eigenthum iſt , und 1303 vom König Albrecht gleiche Freyheiten , wie Franke furt, erhalten hat , iſt nicht ſchon gebauet, Das in der's felben belegene Schloß, oder die Burg, welche Reichslehn ift, ift ziemlich anſehnlich , und hat einen guten Luſtgarten. Sowohl die Lutheraner als Reformirten haben hier eine eigene Kirche. Das Gebäude des Gymnafii illuftris , oder der hohen Landesſchule, hat Graf Philipp Ludwig 1607 aufführen laffen. Die Iuben haben ihre eigene Gaffe und Schule. Dieſe alte Stadt hat eine anſehnliche Vorſtadt. Die neue Stadt iſt nicht nur großer , als die alte, ſona dern auch regelmäßig angelegt, und die Häuſer ſind auf beyden Seiten der ichnurgeraden , breiten und reinen Gals Ten , faft durchgångig auf einerlen Art gebaut. Sie ift 1397 von vertriebenen Niederländern oder reformirten Wallonen erbauet, welche eine ſehr vortheilhafte Capitulation erhale ten haben : fraft deren ſie an den Landesherrn zu friea bens- und Kriegszeiten weiter nichts als Serpiegeld , und etwas von den Ungeldern , ausgenommen Zoll und Wegea geld , erlegen , ihren eigenen Magiflat und Stadtprália denten haben , und alle Stactámter ſelbſt vergeben ſollen , zu welchen keiner , ale der ein Mitglied der Gotländiſchen gelangen kann , obgleich und franzöſiſchen Gemeine ift jeßt die deutſden Reformirten faſt die Hälfte , und die lus theraner ein Viertel der Einwohner ausmachen . Die hola ländiſche und franzöſiſche Kirche find an einander gebaut, Man verfera und nur durch eine Mauer unterſdieden. tigt hier wellene Zeuge und Tücher , inſonderheit das To genannte Grobgrün , allerley Arten ſeidener und wollenér Stråmpfe, Zitz und Porcellan ; vornehmlichaber wird bier viel Zoback zu Rollen und Stangen bereitet ; es iſt auch eine Bachsbleiche angelegt. Der größte Handel, in Anſe
3
M
14
Die Grafſchaft Hanau : Münzenberg. 1449 Anſehung ausmårtiger Waaren , wird mit Bauholz, wels des auf dem Mann von Lobenſtein , Kronach , Lichtenfels und andern Orten hergebracht wird , mit robem und ges goſſenem Eifen , Mehl und Getraide , getrieben. Jeders mann hat Freyheit , zu handthieren , wie er will. 2. Das Aint Bůtyerthal. Die Wålder Gas nau , oder Seegwald und Bulau , ſind 1277 von dem Stift S. Petri ad gradus in Maynz einges tauſcht; jener iſt gering , dieſer aber iſt anſehnlich. Ueberhaupt find alle Waldungen , welche um Hanau Herliegen, Eigenthum ; die Jagd aber iſt chur -mayn. ziſches Lehn , außer einem kleinen ſchmalen Wale de und der Jagd auf der einen Seite ,
fo Reichs .
lehn iſt. Das Amt enthålt 14 Flecken und Dörfer, Wir bemerken 1) Philippsruhe, ein ſchönes Luftſchloß , eine kleine halbe Stunde von der Stadt Hangu , bey dem Dorfe Beſtatt, oder Kellelftadt , ain Mayn, hat Graf Philipp Reinhard mit großen Koſten angelegt , und deſſelben Brus der und Nachfolger, Graf Johann Reinhard, fortgeführt. Das Dorf iſt Eigenthum : der daſige Maynzoll aber iſt Reichslebn . 2 ) Dornigheim , ein Fleden , welcher Eigentham , die Vogter aber ein Lehn von der Abtey zu S. Jacobsberg por Maynz ift. 3 ) Rumpenheim , ein Kirchdorf, auf der andern Seite des Mayno , über welchen hier die große Ueberfahrt iſt, Der Ort iſt chur - manniſches lehn , gehört zur Biebera mart, und hat daber einen Schöpfen . Die Freyherrert von Edelsheim baben bieſelbſt ein ichónes Gat , mit wela dem fie 1689 von Hanau belehnt worden . 4 ) Ade übrige Derter Find Eigentum , als : Socbſtadt, ein Flecken , woſelbſt eine lutheriſche Rirche iſt. wachenbuchen , ein Flecken , woſelbſt die Herren von Hangu ehedeſſen einen Wohnſik gehabt haben , und »99 9 5 welches
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Der ober- rheiniſche Kreis.
welches Orts ſchönes Brunnenwaſſer durch eiſerne Rdhren nach Hanau geleitet wird. Mittelbůchen, ein Flecken, welcher, nebſt dem Hof, 1567 vom Kloſter Seligenſtadt erkauft worden. Bruchköbel, ein Dorf, welchem Kaifer Karl IV 1368. Stadtrechte, wie Hanau , erlaubet hat , es iſt aber ein Dorf geblieben . Roßdorf, ein Dorf, dahin ein Herr von Hanau 1235 aus Vienne ; in Frankreid ) , die erſten Antoniter Mönche gebracht hat. Rüdigbeim , ein Dorf , woſelbſt eine reformirte und eine lutheriſche Kirche iſt; letzte hat eine Filialkirche zu iedersRodenbach , in eben dieſem Umt. 3. Das Amt Windecen . 1 ) Windecken , ehedeflen Wuneđe, ein Städtchen und Burg am Fluß Niober, ift bambergifches Lehn. K. Rua Dolph I ertheilte dieſem Ort 1388 eben ſolche Freyheiten, wie die Stadt Frankfurt hatte . Hier haben die Herren zu Hanau bis 1436 inehreutheils ihren Wohnſit gehabt. ! 2 ) Eichen , ein Dorf mit einer Vogter, iſt churpfälzia ſches Lehn. 3 ) 471eder : oder Groß : Dorfelden , ein Dorf, wela dhes Eigenthum , die Burg aber aufgetragenes fächſiſches Runkellehu iſt. Raiſer Karl IV . erlaubte dieſem Ort 1368 Stadtrechte, wie Hanau, er iſt aber ein Dorf geblieben . 4) Warkobel, ein Fleden , welcher große Freyheiten hat. Kaiſer Karl IV erlaubte dieſem Drt 1368 Stadtredyte, wie Hanau , er iſt aber zu keiner Stadt gemacht worden , Uebrigens iſt er Eigentluni. 5) Die Bellerey Taumburg , iſt ehedeffen ein beſons teres Amt geweſen , welches die Grafen von Hanau 1561 rom Stift Limburg fir 18000 Fl. erkauft , und 1643 an Beffen : Cafjel verſetzt haben . Prinz Georg von Heffens Caſſel hat daſſelbe beſeffen , und das Schloß Taumburg, (welches chedeflen ein Benedictiner Mouchenklofter gewes fen ,) durdigebends verbeſſern laffen . Zu dem Amt gehd: ren die Dörfer Erbſtatt und soingen.
4. Dar
Die Grafſchaft Hanau : Münzenberg. 1451 4. Das Amt Bornheimerberg oder Bergen , begreift 15 Flecken und Dörfer. I ) Bergen , der Hauptflecken in dieſem Amt , woſelbſt eine reformirte und eine lutheriſche Kirche iſt, und in deffen Gegend ſehr guter Wein mådyſet. Die Sdrelme von bers gen haben daſelbſt ein adelides Gut 1759 fiel bey dierem Ort zwiſchen Hannoveranern und ihren Bundesgenoffen auf der einen , und Franzoſen auf der antern Ceile, ein hitziges Treffen vor , in welchem jene dieſe , welche eige vortheilhafte Stellung hatten , uidhr zum Weicheu briqa gen konnten . 2 ) Biſchofsheim oder Bifchheim , ein Flecken , wo: felbji auch guter Wein wachſet. 3) Bodenbeim , ein großes Dorf, dshin die zu Frants furt wohnenden reformirten deutſchen und franzöſiſchen Einwohner zur Kirche zu gehen , 1638 Erlaubniß erhalten haben. Es iſt auch daſelbſt eine lutheriſche Kirche. 4) Sedbac , ein Flecken , in welchem eine lutheriſche, und nahe dabey eine reformirte Kirche iſt. Die Schelme von Bergen haben daſelbit zwey adeliche Güter. 5) Die Flecken ſchersheim und Ginbeim , find 1478 pom Klofier Seligenſtadt erkauft. 6 , Vilbel, ein großer Flecken an der Midda , meldhet mit Charmayuz zu gleichen Theilen gemeinſchaftlich ifi. 7) Praunheim , ein Dorf, welches mit So.ms Rós delheim zu gleichen Theilen gemeinſchaftlich iſt.
5. Das Amt Rodheim , beſteht a118'4 Flecken und Dörfern, welche erſt 1578 und 9 erfa ft find . 1) Xoobeim , ein anſehnlicher Flecken , deſſen eine Haffre uraltes Eigenthum , die andere aber 1578 vom Grafem Chriſtoph von Stolberg und Königſtein erkauft iſt. Kaiſer Karl IV hat Ulrich, edlem Herren zu Hauau, 1362 die Freya heit ertheilt , das damalige Dorf Rodbeim zu , befeſtigen , und den Einwohnern hat er dae Bürgerred )t und die Freya heit , gleichwie die Stadt Frankfurt hatte , geſdheutt, 2) 47ieder : Eſchbach , ein Dorf, mit einem adelichen und Freygut. 3 ) Solar
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Der ober - rheiniſche Kreis .
1 3) Solzbauſen oder Burgholzhauſen , ein Flecker, welchen die Grafen von Stolberg , als epfteiniſche Erben, wie ein frenes Allodium 1578 wiederkäuflich ) 1595 aber endlich an Hanau verkauft haben . Zur Zeit des dreyfig jährigen Kriegs, wurde der mayngiſche Kanzler Reigersbera ger bom Kaiſer und Reich mit an einem Ort Holzbaufen belehnt, und brachte es 1645 dahin , daß ihm dieſes Fledens zuerkannt und eingeräumt wurden , worauf er 1649 das legte Drittel oom Grafen Friderich Cafimir für 5555 Fl. kaufte. Seine Nachkommen serkauften den Ort an die Freyherren von Ingelheim ; 1741 aber ſuchte Lands graf Wilhelm VIII zu Heſſen - Caffel, als regierender Graf zu Hanau : Münzenberg , die Wiedereinräumung dieſer von Holzhauſen , nach Vorſchrift des weſtphäliſchen Fries densſchluſſes , und nahm den Ort zugleich in Beſige
6. Das AmtDorbeim , welches aus 4 Fleden und Dörfern beſteht. 1) Dorheim , ein Fleden an der Wetter, iſt 1578 vom Grafen Chriſtoph von Stolberg und Kdnigſtein erblich era kauft. Es iſt hier ein adeliches Gut der Freyherren von Holzhauſen . 2 ) Houbeim , ein Flecken, mit einem wichtigen Satz wert . In dieſem Ort iſt das banauiſche Haus fchon 1436 oberſter Herr geweſen, hat aber den ganzen Ort 1478 voin Kloſter Seligenſtadt, und die Salzfiederen von 1566 bis 90 von der erblichen Salzſiederzunft nach und nach an ſich gee bradt, aud ſolche dergeſtalt verbeffert, das, obgleich das Holz daſelbſt nicht håufig iſt , und des Winters kein Salg gemacht wird , dennoch jährlich über 30000 Achtel geſota ten werden , 7. Das Amt Ortenberg , in welchem eine Stadt und 6 Dörfer find , iſt ſeit 1527 churpfålziſch Kunfellehn, (f. oben Stadt Homburg vor der Höhe) : die Sandesherrliche Bothmåßigkeit aber ift , fammt unterſaj iedenen Gerechtigkeiten und Renten , 1578 von Stolberg und Iſenburg erhandelt worden . Ortens
Die Grafſchaft Hanau - Münzenberg. 1453 Ortenberg, ein Städtchen an der Nidder, mit einem alten Schloß. Hangu bat daran ein Dritrel, und Stols berg zwey Drittel. Graf Philipp zu Hanau hat dieſes Stådden 1476 von den Brüdern Gottfried und Johann, Herren zu Epſtein und Münzenberg, erkauft. 8. Die verbundenen Aemter Steinau uno chlüchtern . 1) Zu dem Amt Steinau , gehört ( 1) Steinau , ein Städtchen und Schloß , welches
fuldaiſches Lehn iſt, und eine reformirte und lutheriſche Kirs che hat. K. Rudolph bat dieſem Ort 1290 eben folche Frens beiten, als Gelnhauſen hatte, verlieben . Das hieſige Bes gegeld iſt Reichblehn . ( 2) Seidenrod , ein Dorf. 2) Zu dem Amt Schlüchtern , gehören eine Stadt und zehn Dörfer. Die Gerichte ſind zur Hälfte würzbura giſches Lehn. (1) Schlüchtern , ein offenes Städtchen, am Fluß Kinz , in welchen hier die Elembach fließt. Das hieſige Gymnaſium iſt ehedeflen ein Benedictinerkloſter, Namens Coenobium ſolicarienſe, geweſen, und der Vorſteher deſſel ben hat noch den Titel eines Übts. Es hat 9 Jahr vor dem paſſauiſchen Bertrage noch einen lutheriſchen Abt gee habt , nachmals iſt es reformirt geworden. 1626 wurde den Grafen zu Hanau vom Reichshofrath befohlen , das Kloſter heraus zu geben , und es mußte 1628 wirklich an Würzburg überliefert werden. 1649 wurde verglichen , daß der Shurfürſt zu Maynz , als Biſchof zu Würzburg , dass felbe gegen 5000 Fl. an Hanau herausgeben ſolle , an deren Statt hernach die Salzpfannen zu Drb überlaffen worden . Hierauf råumte es Graf Friderich Caſimir den Reformirten zu Anrichtung eines Gymnaſiums ein. ( 2 ) Wallrod , ein Kirchdorf. 9. Das Amt Brandenſtein , welches aus dem alten verfallenen Bergſchloß Brandenſtein , welches würzburgiſches lehn iſt, und 4 eigenthümlichen Dore fern
1454
Der ober :rheiniſche Kreis.
fern beſteht, iſt 1719 an Hellen - Caffel für 100000 Fl. Das Geriche Volmers , mic verſekt worden . welchen die von Hutten belehnt ſind , will die fråna Firde unmittelbare Reichsritterſchaft als reichsuns, mittelbar und zu ihr gehörig , anſehen.
10. Das Ame Schwarzenfels , welches aus , dem Flecken und wüſten Schloß Sdwarzenfels, und 9 Dórfern beſteht, iſt 1643 an Heſſen. Caſſel vera fest worden. Der Zoll oder das Wegegeld zu Sterb friss, iſt Reichslehn. Das Dorf Junkersbach , iſt zur Hälfte fuldaiſch . 11. Die verbundenen Aemter Bibergrund und Lobrhaupten . 1) DAS Amt Biebergrund , beſteht aus acht Dertern , welche zur Hälfte Eigenthum , und zur Hälfte 1684 von Chur - Maynz erhardelt, und zu Lehn erkannt ſind . Der Hauptort iſt Bieber , ein Flecken , bey welchem ein ergiebiges Kupfer : und Silberbergwerk, ein Eiſenwerk, und ein Kos boltwerk ift , in welchem der Robolt zu blauer Farbe oder Schmalte zubereitet wird. 2 ) Das Amt Lohrhaupten , beſteht aus z eigenthůms lichen Dertern. Bey dem Flecken Lohrbaupten , entſteht ber Fluß Pohr. 12. Das Amr Alten , daßlau ,
mit den an
Heſſen Caſſel gekommenen Dertern des Freygerichts. Fenes beſteht aus 5 Flecken und Dörfern , und iſt mirzburgiſches ter Wein.
Lehn.
In demſelben wächſet gue
Alten : Daſſel oder Baßlau , iſt ein Fleden . Das Amt Freygericht vor dem Berge Wels mißbeim oder bey Alzenau, haben die Grafen von Hanau mit Chur - Mayn ; gemeinſchaftlich beſeſſen . Als
Die Grafſchaft Hanau : Münzenberg. 1455
M Als der legte Graf 1736 ſtarb, wollte Chur:Manny ſich daſſelbe ganz zueignen : es blieb aber im alten Stande, bis Heſſen - Caſſel bey der 1748 vorgenom : menen Theilung die Pfarrey Somborn , Albſtate ausgenommen ,
als ein mannziſches Afterlehn zum
alleinigen Beſig erhielt.
Chur , Maynz hat auch die
geiſtliche Gerichtsbarkeit über dieſe katholiſche Pfara rey behalten .
Die dazu gehörigen hanauiſden Dóra
fer, welche dem Umt Alten -Haſſel beygelegt worden, find , Soinborn , das Kirchdorf, in deſſen Nach . barſchaft der Hof Trages , liegt ; Altenmitlau , Veuláš, oder Teuſſes, Bernbad , Sarbad ). 13. Das Amt Babens oder Bobenbauſert Es gehörte liegt auf der andern Seite des Mayns.
1 vor Alters den Herren von Münzenberg , und nach Abgang derſelben im dreyzehnten Jahrhundert kam es , nebſt dem Flecken Smafheim , an Reinhard, Herrn zu Hanau , deſſen Gemaßlinn Adelheid eine Schweſter des legten Herrn zu Münzenberg war.
TH
her
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2372 trug Ulrich, edier Herr zu Hanau , aus ſeinem våterlichen freyen Gut, die Burg und Stadt Ba. benhauſen mit allein Zugeħor der Krone Böheim zu Jehn auf , und wurde mit denſelben dergeſtalt bes Tehnt,
daß nach Abgang des hanauiſden Mannsa
ſtamms die Tochter und deren rechte Lehnserben, und wenn dergleichen auch nicht vorhanden waren , die nächſten Magen und ihre Erben darinn folgen ſoll. Heſſen - Caffel und Helfen Darmſtadt haben, ten . nach Erlöſchung des gråflich : Hanauiſchen Hauſes, Darüber geſtritten : ob das Amt Babenhauſen zu der Grafſchaft Hanau -Münzenberg, oder Hanau.lichten . Der Streit über daſſelbe iſt 1754
berg , gehöre ?
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Durch
1456
Der ober- rheiniſche Kreis ,
durch einen Vergleich bengelegt. Derter deſſelben ſind :
Die vornehmſten
· 1) Babenbauſen , oder Bobenhauſen , ein Städtchent und Burg am WaſſerGernſpring . Hier iſt eine Zeitlang der Wobuſik der Herren von Hanau, und anfänglich die Münze geweſen , welches Regale nadımals nach Hanau verlegt worden . 2) Dudenhofen , ein Fleden , von welchem zwey Drits tel zu dieſem Amt, ein Drittel aber als maynziiches Lehn den Grafen von Sdyönborn gehört. 3) Schafheim , ein Fleden , welcher 1368 vom K. Karl IV mit eben der Freyheit , die Hanau hatte, begnadigt worden , er iſt aber zu keiner Stadt gemacht worden . Er iſt ein chur - Pfålziſches Lehn nach fuldaiſchem Lehnrecht. Heſſen : Darmſtadt nahm nach des leßten Grafen zu Has nau Tode dieſen Flecken , nebſt den Dörfern Schlierbach und Dietzenbach , in Beſitz. 14. Affenheim ,
ein Stádtcher und Schloß an
der Nidda , in welche hier die Wetter fließet.
Es
růårt aus der alten můnzenbergiſchen Erbſchaft her. Hanau hat an demſelben , die übrigen Theile gee hören Solms · Rödelheim und Iſenburg • Wach . tersbach. 15. Das me Münzenberg, rührt aus der alten münzenbergiſchen Erbſchaft her ; was aber 1684 von Chur-Maynz an Hanau gekommen, iſt Reichslehn .
1) Mingenberg , oder Münzenberg , ein Städtchen bat, und altes Schloß an der Wetter , daran Hanau nachdem es das dhur - maynziſche Antheil wegen Königſtein 1684 durd) Tauſch erlangt hat. Das übrige Antheil ges hört dem Hauſe Solms. Das uralte Geſchlecht der edlen Herren von Münzenberg, ſtammt vom Conrad von Hagen her, welcher von ſeinerMutter Gertruo die fånder der Gras fen von Altenburg erbte , und das Kloſter Altenburg , jegt Arnsburg, in der Wetterau , ſtiftete. Conrads von Arnša burg
A 11
je 15
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Die Grafſchaft Hanau:Münzenberg. 1457 burg Sohn Cuno , erbaute das Schloß Hinzenberg oder Hånzenberg , und ward Reichserbkammerer. Sein dritter Sobu Ulrid) , denn der erſte Sohu Cuno , welcher 8. Otto IV Unhånger war , auf 3. Friderichs Befehl feir land überlaſſen mußte , hatte die Söhne Cuno und Ula prich Ii , welche den Stamm um die Mitte des dreyzehnten Salbunderts beſchlofen , und 5 Tochter , von welchen die jungfre Namens kutgard von der Erbſchaft ausgeſchloss ſen ward . Die übrigen theilten ſich in die Erbſchaft fola genderinaßen. Sſengard, Philipps von Falkenſtein ( cmab: Linn alm die naſjaniſchen Lehne und das Vans Königſtein voraus, und forderte außerdem die Hälfte des ganzen Vers niðgeng . Die zweyte Hälfte fouten die übrigen Schwes ſtern unter ſich beilen , eš meldeten ſich aber auch) Engels shard und Courgo,pon Weinsberg , Brüder des zweyten Ulridis , als Erben , und die Schmeſtern ſowohl als die bon Falkenſtein , bewilligten ihnen ein Sechstheil des Ers beś, wie ſich denn die von Falkenſtein nun mit einem Sechse theil der Erbſchaft begnügten. Endlid) kaufte dieſe lette allen Miterben ihre Autheile ab und nur die liere Schweſter Adelheid, Gemahlinn Reichards Herrn von Hanau , bebielt ihr Sedistheil. Alles dieſes hat Hofrath Grúsner im dritten Stück ſeiner diplomatiſchen Beytråge weitläuftiger ausgeführt. 2) Treys , ein Dorf , wovon Hanau die eine Hälfte
welde fuldaiſches Lehn iſt , und die andere Solms-Braun fels hat. 3 ) Seuchelbeim , ein geringes Dorf , an welchem Has nau , nachdem es das maynziſdie Nntheil 1684 an ſich ges bracht, 7 Zwölftheil, Stolberg - Roßla aber 5 Zwölftheil bat. Es iſt Reichslegn. 4 ) An Stadt und Schloß Niened , md Dorf Sdrais bach, in der Grafſchaft Xieneck , hat Hanau & als chura maynziíthes Pehn. 5) Gelnhauſen , eine Stadt am Fluß Kinzig , iſt ehez mals eine Reichsſtadt geweſen. Ki Karl IV verpfändete Burg und Stadr 1349 an Grafen Günther zu Schwarzs burg für 5000 Mark ldthigeu Silbers. Graf Heitirico.za Schiduijs 3 7h . 64. 333 3
1458
Der ober-rheiniſche Kreis.
Sdwarzburg verkaufte folche Reichspfandſchaft 1435 an Churpfalz und Hanau, welchen Verkauf Kaiſer Sigmund in eben demſelben Jahr, und K. Marimilian 1499 beſtå tigte, der letzte auch von den Grafen Philipp und Reinbart zu Hanau noch 6000 rheiniſche Gulden auf die Pfands ſchaft lieh . Ob nun nach ſolcher Verpfändung die Stadt nod) unmittelbar und eine freye Reichsſtadt geblieben ſen, oder nicht ? darüber iſt lange geſtritten worden. Churpfalz und die Grafen von Hanau , als Pfand : Schuß nnd Schirm -Herren , haben ihre an die Stadt habenden Rechte weitläuftig ausgeführt; das Kammergericht aber erklárte die Stadt 1734. mit Vorbehalt der Rechte der Pfandhert: fdaften , für unmittelbar, und ſie nahın 1735 wirklich Sig und Stimme im reichsſtådtiſchen Collegio , bezählte auch die Karnınerzieler. Allein , die Pfandherrichaften mandten wider die kammergerichtlichen Urtheils bie Reviſion ein, and die Stadt , welche von denſelben keinen Nuken harte, hingegen durch den langirietigen Proceß mid andere Drangs falen ganz entfråftetworden war, unterwarf ſich unter der Regierung Kaiſers Karl VII den benden Pfandherrſchaften bolig. Hierauf erhandelte Heffen - Caffel, als Beſitzer der Grafſchaft Hanau - Minzenberg, 1746 das churpfälzi fche Antheil für 12000 fl. an fid ). 17h9 am 13 Februar ergieng zwar ein neues Urtheil des Kammergerichts, in wels chem dem Churfürſten zu Manng, als ausſchreibenden Får: ften des chur -rheiniſchen Kreiſes , und den aus dreibendett Fürſten des frånkiſchen Kreiſes, aufgetragen wurde,dieStadt berm Inhalt des fainmergerichtlichen Urtheils vom 24 Nov. 1734 kråftigſtzu ſchüßen : es hat ihr aber nichts geholfen. Die nabe bey der Stadt belegene Burg , welche Kaiſer Friderich I erbauet haben ſoll, und um das S. 1144 eine
Zeitlang bewohnt hat , gehört gewiffen Ganerben . 16. Das Hanauiſche Antheil an dem Dreyeicher Wildbann , rührt aus der münzenbergiſchen Erb . ſchaft her , welche gegen die Midte des dreyzehnter Jahrhunderts nach Abgang des münzenbergiſchen Mannsſtamms, durch die miingenbergiſche Erbtoch
Die Herrſchaft Hanau - Lichtenberg. 1459 ter Adelheid, an Hangu gekommen. Ein mehreres svon dieſem Wildbann, wird unten bey der Grafſchaft Ylenburg vorkommen, welche ihn mit der Grafſchaft Hanau gemeinſchaftlich) beſikt. Die
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HerrſchaftHanau -Lichtenberg. $ . I.
ie Herrſchaft Lichtenberg, liegt größtentheils im Ober: Elfas , und iſt auf der Charte vom Elſas, * welche die homanniſchen Erben herausgegeben has
ben , und im Atlas von Deutſchland die acht und
neunzigſte iſt , deutlich abgebildet. 8. 2. Sie hatte vor Alters ihre eigenen Herren, Oleh welche 1480 mit Jacob, Herrn zu Lichtenberg, aus.
licht ſtarben , worauf ſich deſſelben Bruders { udwig hine itkem terlaſſene Töchter Anna und Eliſabeth in die Herr. Jene war an Grafen Philipp den Dafde Tchaft theilten . vermåhlt Hanau Heltern von , welcher alſo die Hälfte t f erg a w l ſch m tenb en renfe r a s t r h r d k c e i e i e r d e H ſ b U , und deſſ
within Graf Philipp V mit Margaretha Zubovica , Jacobs I, i Grafen von Dohſenſtein und Bitch , Codyter , 1560 rruntet auch die andere von obgedachter Eliſabeth herrůh. ili roos rende Hälfte erheirathete . Als der langu : márgen . bergiſche Mannsſtam Joh. Ernſt ins e m 1642 mit eGrafen ver ſch mög von 1610 , und , , fam , ver 098 $ erlo des Erb
anriten durch Hülfe des heſſen.caſſelſchen Hauſes, die lich . em nDropstenbergiſche Zinie zum Beſik der ganzen Grafſchaft berlin t Hanau - Münzenberg , mit welcher alſo nicht allein 106 marke das an Grafen Philippl abgetretene derſelben wie.
mintelor der vereinige ,
ſondern auch die Herrſchaft lichten ,
berg verbunden wurde.
1680 trat Graf Friderich 333 i 2 Cali
1460
Der ober-rheiniſche Kreis .
Caſimir zu Hanau ſeinem Vetter , Grafen Pħilipp Reinhard , und deſſen männlichen Leibeserben , die Herrſchaft Handu - Lichtenberg ab ; behielt fich aber das Amt Babenhauſen, als ein altes Stück der Grafo Als er ohne ſchaft Hanau - Münzenberg bevor. 1 miånnl iche Erben ftarb , und gedachter Graf Philipp
Reinhard ihm in der Regierung der Grafſchaft Har nau-Münzenberg folgte, überließ dieſer die Herrſchaft Hanau : Lichtenberg ſeinem Bruder , Grafen Johann Reinhard , welcher ikm auch in der Grafſchaft Hanau . Münzenberg folgte . Seine Tochter Charlotta Chri. ſtiana Magdalena Johanna war an den beſſen -darm . ſtädtiſchen Erbprinzen ( utwig vermählt. 418 nun dieſer Graf 1736 den ganzen gräflich - hanauiſchen Mannsſtamm beſchloß, erbte das fürſtl. Heſſen -darm . ſtädtiſche Haus die Herrſchaft Hanau - Lichtenberg . $. 3. Weil der größte Theil derfelben im Elſas liegt , ſo iſt er auch mit demſelben unter Frankreichs Sandeshokeit gekommen , und dem deutſchen Reich entriſſen ; es liegt aber noch ein Theilauf dem
Reichs.
boden , wegen deſſen das fürſtl. Haus Heffen.Darm . ftabt zum ober -rheiniſchen Kreiſe jährlich eine verab . redete, Summe von 500 e siel 14 Rthlr. 381 Kreuzer giebt. 9. 4. Id übergehe hier den Theil des Landes , welcher unter der franzöſiſchen Landeshoheit ſtekt, und im zweyten Theil beſchrieben iſt, und führe nur die Hemter an , welche annoch auf dem Reichsboden liegen . Dieſe fino 1. Das Am Lichtenau , welches an der Oſt . ſeite des Rheins in Schwaben liegt, und begreift 1) Lichtenga , einen ſchdnen Fleden , der ehemals ein Stadtchen geweſen , welches am Ende des drei , zehnten
Die Lande d. fürſtl.u.gráfi. HauſesSolms.1461
zehnten Sahrhunderts entweder ange.egt , oder bemauert worden iſt. 2) Die Kirchdorfer Bodersweyher , Lentesheim , im gemeinen Leben Lurgen, Lint, freyftått u. Bifchofheim oder Biſchen am boben Steg, oder zum Steg , woſelbſt der letzte Graf zu Hanau ein ſchönes Schloß bauen laſſen, und noch zehn Dörfer. 2. Das Amt Wilſtadt , welches neben dem vorhergehenden am Fluß Kinzig liegt, und begreift 1) Wilftsot , ein anfehnliches Dorf mit einem alten Schloß. 2) Die Kirchdorfer Edartsweybet , Alt : und Zeus Sand, Kort , woſelbſt der Amtmann wohnt , Legelse burft, Bolzhurſt und Uuenbeim , und noch 5 Dörfer. 3. Das Amt Lemberg , von einer Stadt , 28 Dörfern , und 15 Höfen . Der Hauptort iſt die nun . mehrige kleine Stadt Pirmenſens , oder Pirmaſens , in welcher eine lus theriſche und eine reformirte Kirche, und eine große Cafera ne, darinn 1200 Soldaten liegen. Es haben auch die Gras fen von Hangu -Lichtenberg hiefelbſt ein Jagdhaus erbaut.
Die Lande des fürſtlichen und gräflichen Hauſes Solms. $. 1.
FLE ie liegen in der Wetterau : eines jeden beſondere { age, Große und natürliche Beſchaffenheit wird Von der eigentlichen Grafſchaft unten beſchrieben. Solms , hat Joh . Georg Simon eine Charte ge. zeichnet, welche I.G. Walther in Kupfer geſtochen .
7 33383
$. 2. Man
1462
Der ober - rheiniſche Kreis :
8. 2. Man hält dafür, daß die Grafen von Solms von den Grafen von Naſſau abſtammen . In dieſem Falle kommen ſie vermuthlid) von Königs Conrad I
4 1
Bruder Otto her, von welchem aus einigen Urfune den gewiß iſt , daß er zu Weilburg und in dafiger In dieſem Gegend ſeine Erbguter gehabt habe. alten Hauſe find jwey hauptlinien , nåmlich die ſolms -braunfelſiiche , und die Folme: lichilibe. Jene theilte ſich epedeifen in drev Nebenlinien , nåm.
1 lich in die braunfelfiſche, bungenſche und greis fenſteinſde; die benden erſten ſind ausgeſtorben, die teßte aber , welche noch fortdauert , iſt 1742 in den Reichsfürftenſtand erhoben . Die folms fichiſche inie hat zwey Nebenlinien , nåmlich ' 1) Solmsa Lict ), von welcher der aft Lid
lib ausgeſtorben
ift , der Aft zu Lich , soben . Solms, aber noch fortdauert ; 2) Solmss Laubado, von welcher (1 ) der uit Laubach Laubach ausgegangen iſo; (2 ) der Aft Laubach- Sonnewald , rich in zwen Nebenaſte theift, nämlich in Sonneirald :Pouch , und Sonneurald ,Sonnewald , ( 3 ) der af Laubad ) Baruth, wieder drey Hefte har , nåm . lich
a ) Baruth . afſenbeim , und Rödelheim ,
b) Baruth ,Wildenfels , und zwar ( a) Wils denfels. Qaubad , ( b) Wildenfels :Ucpb, und ( c) Wildenfelss Wildenfels , und c) Baruth, Baruth). Die Ätefte Solms Jaubach :Sonnewald und Solms. Jaubach . Baruth , mit ihren Zweigen, Haben ihre Güter in der Lauſię und in Churfürſten. thum Sacti'n . H.
Der gemeine Titul dieſes Hauſes iſt :
Grufen zu Solms, Serren zu můnzenberg , Wildens
DieLanded. fürftiu.grafi. HauſesSolms. 1463 Wildenfels und Sonnewald sc. Das gemeing Wapen wegen Solms iſt ein blauer Löwemit rother
.
Zunge im goldenen Felde;
13
von roth und gold quer getheiltes Feld ;wegen Wil. Denfels eine ſchwarze Roſe im goldnen Felde ; wegen
wegen Münzenberg, ein
Sonnewald ein filberner Iowe im ſchwarzen Felde. $. 4. Das Haus Solms hat einen Reichsmatri,
tularanfchlag von 251 Fl. welcher alſo eingetheilt iſt, daß Hohen -Solms dazu erlegt wegen Solms 48 Fl. und wegen lich 24 Fl. Braunfels 120 Fl. Rödelheim Zu einem Kammerziel 24 Fl . unb {aubach 35 Fl . 1
1
giebt Hoben. Solms 37 Rihlr. 21 Kreuz. Braunfels 59 Rthlr. 45 Kr. Rödelheim 18 Rthlr. 53 Kr. und Die Fürſten und Grafen zu Laubach eben fo viel. Solms gehören zum Wetterauiſchen Reichsgrafen , Collegio, und haben in demſelben vier Stimmen ; eben ſo viele þaben ſie auch auf den ober -r einiſchen Kreistagen. S. 5, Von dem in dieſem Hauſe gewöhnlichen Seniorat, ſind die ſächſiſchen Grafen zu Solms aus, geſchloſſen. Der jedesmalige Senior iſt der Lehntrås ger, welches aber doch nicht in allen lehen Statt hat, Die Linien Braunfels und Hohen - Solms ſind der reformirten , die ſonnewaldiſche der fatholiſchen , alle übrigen aber der lutheriſdhen Kirche zugethan. 9.6. Was nun die einzelnen regierenden Linien dieſes Hauſes anbetrifft, ſo beſikt Das fürſtl. Haus Solms- Braunfels . 1. Das größte Antheilan der eigentlichen Grafſchaft Solms, welche auf beyden Seiten der 1 Jåbn liegt , an das naſſauiſche und beſfiſche Gebiet, und zodi 4
64
14
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De
er : - rheiniſcheKreis .
ob
12,
und an die Stadt Bektargränzt; auf fechs Stunden lang ,
und 'vier Stunden breit iſt.
Sie hat guten
und liberflüßigen Getraidebaú , gute Wiefen und Weiden, und alſo auch gute Viehzucht. Der Eiſeno ſtein witò allenthalben in größter Menge gefunden, geſchmolzen und verarbeitet ; es iſt auch Kupfer- und Silberetz vorhanden ,
wird aber nicht aufgeſucht.
Die Waldungen haben zwar abgenommen , find aber doch noch ſehr beträchtlich. Dieſe Grafſchaft war vor Atters in das vordere 'onð hintere Land , abges theilt ; das erſte begriff die heutigen Weniter Brauna fels und Greifenſtein, und das lebte das Amt Hohen: Solms und das heſſen darmſtådtiſche Amt Königs. berg. Der Name des hintern Landes iſt noch ges wöhnlich . Sie iſt huch nach den Flüſſen in das Låbnthal, das Land aufder Solms und auf der Můrt , in dasWessthal, Ulmthal, Dill, tha , lempthal, und in das Land auf der Aar ünd Rins eingetheilt worden . In dem lekten iſt der Gau Ardebe, geweſen.
Die fürſtl. Hemter ſind ;;
1. Das Amt Hraunfels , zu welchem
2 Stáo
re, 1 Kloſter, 20 Dörfer, und 3 Hofe gehören . Wir beinerfen 1 ) Braunfels , das fürſtlichë Reſidenzídyloß, welches auf einem Berge ſehr hoch liegt, nach alter Art fehr Feft ifi, und eine Kirche hat, deren ſich die Einwohner der Stadt mit bedienen . Vor demſelben iſt das Thal oder Stadt chen, nebſt dem unter deinſelben gelegenen Drt S. Georg. Schloß und Stadt bekommen, das nórhige Wier, vermit: telit einer unten am Berg ängelegten Waterkunft. Pas Sjådtchen iſt im Fiebzehnten Jahrhundert zweymal: ab:: ! 2) Leun oder bein , ein Startchen an der Påbyn , mels chei eiu ſehr alter Ort iſt, der ſchon im Jahr 912 be: kanut
Das fürfil. Haus Solms- Braunfels. 1465 kannt geweſen , und 1664 Stadtfrenheiten erhalten hat. 1752 brannte beynahe die Hälfte deſſelben ab , welche aber , regelmäßiger wieder erbauet worden. Es iſt daſelbſt ein: adeliches Gut. 3 ) Altenburg oder Altenberg , ein adeliches Pråmons ſtratenſer Nonnenkloſter , an der Lahn , auf einem Berge, hat ebedem , als es die alte gråflich) - folmiſche Reſidenz geweſen , den Namen Dalbeim geführt; es hat auch nahe dabey ein Dorf, Namens Dalheim , geſtanden . Nicht weit von dieſem Kloſter wird jährlich das höchſte Beridt der Grafſchaft Solms, nach altem Gebrauch, unter freyem Himmel, in dem gehalten. r aber regnet, nme wenn es der :Kloſter Biel , jenes ift ein Kir4ch) e DieDörfe Ober und Frie 5) Burg Solms, ein Kirchdorf, woſelbft "evedeflen das Stammhaus der Grafen zu Solms geſtanden hat. 6 ) Oberdorf, ehemals Ober : Solms, ind in noch åltern Zeiten Balmisbeim , ein Dorf,welches ein Filia von dem vorhergehenden iſt. ' Ehebem war hier ein guter Meinwachs.. 7) Die Kirchdorfer Bonbeden , Croftelbach , wo felbſt eine alte Burg ift; Oberwety, in deffen Gegend ſich Spuren von Silbererz finden , und Taubeen , an wele chem lekten aber, ſo wie am Dorf Wiederwets, Naſſau. Weilburg Antheil hat. 8 ) Schwalbach oder Klein Schwalbach , ein Dorf, woſelbſt ein Cieſundbrunn iſt.
9) můnchholzhauſen , ein Dorf, welches den Frena herren von Schwalbach verpfändet iſt. 10) Die landesherrſchaftlichent' Höfe Schwobbach , somburg , und Magdalenenbaufen oder mjeinbauſen. 2. Das Amt Greifenſtein ,
in welchem ein
Städtdien , 22 Dörfer , und 2 Höfe find. 1 ) Greifenſtein , ein Städtchen , mit einem verfallenen Bergichloß , weldjes ehedeffen ſehr feſt geweſen iſt . Das Sdiloß und die Herrſchaft Greifenſtein, batte vor Alters 3333 5 eigene
1466
Der ober :rheiniſche Kreis.
eigene Herren, welche ums Jahr 1326 ausgeſtorben ; wors auf ihre Herrſchaft an das gråfliche Haus Solms gekoms men iſt. 2 ) Lichtenſtein , cin völlig zerſtörtes Bergſchloß , eine halbe Stunde von Greifenſtein , und eben ſo weit von Beils ſtein , iſt ebedeffen der Wohnſitz der Herren von Lichtenſtein geweſen , welche allein Anſeheu nad von den Herren von Greifenſtein abgeftammt. * 13 ) Edingen , ein Dorf, mit einen herrſchaftlichen Hof. 7.4) Baggenfurt, ein Dorf an der Dil ,welches von den Katten den Namen bat. , 5) Dabhauſeni, ein Fleden mit einer Pfarrkirche, wo : felbſt fich eine franzöſiſche Colonie angebauet hat. demſelben iſt ehedeflen ein Kupferbergwerk geweſen . 6) Greifenthal', ein kleines Dorf. weldes aud eine frauzóſtideGriñeine angebauet hat. } 7) Die Kirchoðrfer Dilbeim , Kolſchbauſen , Wehrs Dorf mit einem landesherrſchaftlichen Schloß . Aſſelae Ulm , Biskirchen oder Biſchofskirchen . 8 ) Die landesherrſchaftlichen Höfe Seiſterberg und, Elgersbaufen . 11. Ein Antheil an der ehemaligen Herr: Tchaft Münzenberg, weldjes aus einem fruchte baren Strid, landes, der ungefähr 4 Stunden lang ift , befteht.
Dazu gehört
Dieſes Hat von 1592 1. D.18 Amt Sungen . bis 1678 einer befondern gråflichen Linie des Hauſes Solms. Braunfels zugegórt. Es begreift eine Stadt, Wir bemerken sin Kluſter , und 9 Dörfer. 1) Sungen , ein Ståstchen an der Horloff, welches 1361 Stadtfreybeiten erhalten hat. Das herrſchaftliche Schloß ift geråumig und wohl eingerichtet. Außer demſelben iſt hier noch ein altes Schloß , welches jebst der Braunhof ges nennet wird, und ein adelicher Hof. Nicht weit von dem Stadtchen iſt ein Thiergarten , 2 ) Langes
Das fürſtl. Haus Solms Braunfels , 1467 » 2) Langsdorf , ein Fleden mit einer Pfarrkirche und einem adelidhen Hof. 3 ) Die Kirchdorfer Bellersheim , woſelbſt 3 adeliche Burghauſer ſind; Muſabenbeim , mit einer adelichen Burg , und Dillingen. 4 ) Arnsburg oder Urenſpurg , eine reiche Bernhars diner Mönchenabtey an der Wetter , welche anfänglich ein Wohnfit der alten Herren von Münzenberg geweſen Cund , zenberg, aber hat denſelben 1149 zu einem Kloſter gewide met. Sie foll jabrlich auf 30000 Fl. Einfünfte habent. Derſelben gehört das Dorf wi& ftatt , nebſt den Hofen Wolnbaufen und zu Dorfgüll , fie hat auch Höfe zu Frankfurt, Friedberg und Maynz. In geiſtlichen Sachen ſteht ſie unter dem ErzſtiftMaynz. In Anſehung der Lans deshoheit hat das Kloſter mit dem Haus Solms langwies rige Streitigkeiten gehabt, denn dieſes eignet fich jene zu , fie iſt ihm aber vom Reichshofrath 1715 und 1716 abges ſprochen worden . 2. Das AmtWalfersheim , in welchem 1) Woolfersheim , ein Städtchen , deſſen alte Burg in eine anjehnliche Kirche verwandelt worden. * 2 ) Woedesheim , ein Dorf mit einer Filialkirdye. 3) Obernhofen , ein Kirchdorf, woſelbſt ein adelicher Hof ift. 3. Das Amr Gambach , in welchem 1 ) Gambach , ein Fleden , mit einer Pfarrkirche, hat 1703 , 1715 und 1717 große Feuersbrünfte erlitten. 2 ) Griedel , ein Kirchdorf, woſelbſt eine landebherrs fdaftliche Burg , und ein adeliches Gur ift. 3. Die Kirchdorfer Solzheim und Dorfgál . 4) Grüningen, ein Städtchen, welches im dreifigidh, rigen Kriege bis auf einige Håuſer nach verwüſtet worden.
4. Die Gemeinſchaft Münzenberg. An dem Städtchen Münzenberg, hat Solms . Braun fels * Theile, und an dem Dorf Treyß :Münzenberg Die Sálfte.
Das
1868 !
Der ober = rheiniſche Streiß ,
Das gråfliche Haus Solms - Hohen .
60. Solms. 1. Ein Antheil an der eigentlichen Graf: fchaft Solms , welches in dem Aint Bobens Solms beſteht. Es enthält 1Stádrchen und 9 Dóra fer. Alle Unterchanen ſind der lutheriſchen Kirche zu . gethan ; doch ſind die Einwohner der Reſidenz ausges nommen , als welche reformirt ſind. In dieſem Amt, hat ſich das fürftliche Haus Heſſen . Darmſtadt im Vergleich von 1638 die Gemeinſchaft der geiſtlichen Gerichtsbarkeit vorbehalten. i . Kohen :Solms , das gråfliche Reſidenzſchloß, liegt auf einem hohen Berge, und iſt nach aller Art gebaut. Una ten am Berge liegt ein Städtchen, welches im Thal genens net wird. Soloß und Stadt find heffiſch Lehn . Das Schloß Alt - Goben : Solms, insgemein Altens berg , hat eine Biertelſtunde von Hohen : Solmsgeſtans ben , und iſt 1319 igånzlich zerftort worden . 2. Die Kirchdorfer Altenſtetten , Altenkirchen , wela che ſchon im Jahr 12 vorhanden geweſen , und Blas: bach , woſelbſt guter Marmor gebrochen wird . II. Ein Antheil an der ehemaligen Herr: ſchaft Münzenberg, welches ehedefſen einer be ſondern Linie des greflichen Haufes Solms gehört Hat , die 1718 ausgeſtorben iſt . Es beſteht 1. In dem Amt Lich ), welches eine Stadt und Dörfer enthält. Die Einwohner ſind lutheriſch. 1) Lich , eine Stadt an der Wetter , hat 1306 vom St. Albrecht Stadtfrenheiten erlangt. Es iſt in derſelben eine 1307 geſtiftete Collegiarkirche. Das Schloß iſt ſehr alt. Es find hier einige adeliche Hofe.
2 ) Dic
ole
Das gráft. Haus Solms Laubach. 1469 * 2) Die Pfårrdörfer Münſter, Wombach , oder Wobn, bach , welches an Solms- Laubach verſet iſt, und Sodel; i die letzte Pfarre wird vom Kloſter Elinſtadt bereßt, das Haus Solms. aber mit der Vogtey belehnt. Es iſt zu Sidel ein adeliches Gut. 1119,2 . In dem
Amt
Tiederupeiſel ,
zu welchem
4 Dörfer gehören ; die Einwohner find reformict. Wir bemerken . 1 ) Tiederweiſel, ein Pfarrdorf, woſelbſt das Amthaus und ein Comthurhof iſt. 1761 brannte es ab. 2) # berſtadt , ein Pfarrdorf. 3. In einem Untheil an der Gemeinſchaft Mún. zenberg , an welcher Stadt Solms : Hohen : Solins ** Theile hat.
! Das gråfliche Haus Solms-Laubach. 1. Das Ame Laubach , welches í Stadt und 6 Dörfer begreift. 1) Laubach, eine Stadt, mit dem gråflichen Reſidenza fchloß , hat 1419 Stadtrechte erhalten . Unweit derſelben entſteht die Wetter , es wird auch bey derſelben gute Sies gelerde ausgegraben . 2 ) Die Pfarrdörfer Wetterfeld und Rappertsburg . 3 ) freyenfeen , ein Pfarrdorf oder Flecken , iſt chedetien ein Reichsflecken geweſen, welchen K. Karl V 1555 einen Schuß , und Freyheitsbrief ertheilte, den K.Leopold 1659 und K. Karl VI 1713 beſtåtigt haben . In Anſehung ſeis ner Freyheiten , hat dieſer Ort Heſſen Darmſtadt zum Schußherrn ; erkennet aber , befage des marburgifchen Vergleichs von 1639 , die Grafen von Solms - Paubach für feine alleinige Obrigkeit , und leiſtet deswegen Erbs huldigung und andere Schuldigkeiten ; jedoch hat das gräfliche Haus verſprochen , dieſe Gemeine ben allen ihren Rechten , Gerechtigkeiten , Frenheiten und Herkommen, Ans nehmung der gemeinen Diener , als Bürgermeiſter, Baus meiſter , Glódner , Schüßen und Hirten , geruhig zu laſſen und
(1470.1
Der ober-theiniſche Kreis .
und zu beſchützen. Speffen - Darmſtadt hat hier das ſo ges ; nannte Antoniter - oder Kolben-Gut, und gewiffe Leibeigene: åber bende eignet ſich Solms- Laubach die Gerichtsbarkeit zu , welche ihm aber Heffen - Darmſtadt nicht zugeſteht. 2. Das Amt Upbe, in welchem 1) Utpbe, ein großes Dorf an der Horlof, mit einem 6Reſidenzſchloß. 2 ) Treyß .sorlof, ein Kirchdorf. 3) Inheyden, ein Dorf. 3. Ein Antheil an der Gemeinſchaft Münzenberg, heilen an der Stadt Münzenberg welches - in bejieht. Das gráfl. Haus Solms- Rödelheint. 1. Das Amt Rödelheim , þat ehemals zu der Herrſchaft Kronenburg gehört, und Graf Johannes, der Stifter der ſolnis.lichifdyen Linie, gat daffelbe mit feiner Gemahlinn befommen.
Es begreift 1 Flecken,
15 Dörfer und 1 Hof. 1 ) Xödelheim , ein großer Fleden mit einem Reſidenza ( chloß , am Fluß Nid. 2 ) Das Dorf Praunheim , Befißt Solms - Rödelheim , * zu gleichen Theilen mit Hanau , und das Dorf Wieder, Urſel mit der Stadt Frankfurt gemeinſchaftlich. 2. Das Ame Affenheim , hat ehemals zur Herr. schaft Münzenberg gehört, und begreift 1 ) Affenheim , ein Städtchen und Schloß bey dem Zus Das Sdyloß iſt chammeufluß der Nidda und Wetter. Grafen Ludwig vom 1696 gang folms: rdpellieimifc), und Heinrich verbeſſert , und zum Wohnſitz geſchiďt gemacht worden. An dem Ståpechen haben auch Hanau und 9 ſens burg -Wächtersbach Anibeil.
2) Die Dörfer Ofenbein und Baarnbeim .
3) Petera
Die Grafſchaft Königſtein .
1471
3) Peterweil, ein Dorf und Schloß, au welchem Hero fen : Darmſtadt Antheil hat , die Pfarre aber iſt allein
.
ſolmiſd ). 4) 7eu : Berberg , ein Hof und Wirthshaus. 5 ) Lieſes gráfliche Hans bat auch einen Hof in der Reichsſtadt Frankfurt, und benkt den Fléden und das Solos Burggrafenrod in Gemeinſchaft mit einem Gras fen von Elz ; iſt aber wegen des Untheils an dieſem Ort mit Solmo : Braunfels in Sireit verwickelt.
Die Grafſchaft Königſtein. S
ie liegt in der Wetterau ; an einem Gebirge, wel. Konigftein iſt ches die yöhe genennet wird.
anfangs ein Zugehår der Graffitaft Viüringes geweſen, hierauf aber an die Herrſchaft Münzenberg Als die můnjen vergiſche Familie im gekommen . brenzehnten Jahrhundert ausſtarb, und die Schwe. ftern , welche an die Häuſer Hanau , Falkenſtein , Weinsberg, Schönberg und Pappenheim verhei. rarhet warn , alle můnzenbergiſche Sande erbeten, res gierten fie folche anfänglich gemeinſchaftlich , endlich aber traten vier ; 'nämlich Weinsberg , Schönberg, Pappenheim und Hanau , ihre Antheile an denſel. ben , den Grafen von Falkenſtein gänzlich ab , außer
2 daß ſid ). Hanau * vorbehielt. Der falfenſteiniſche Stamm gieng auch aus , und es erbeten die lande deſſelben ebenfalls 5 Schweſtern, welche an die Häu .
fer Solms, Sarn, Virneburg , Epſtein und Mens burg verheirathetworden , und ſich ſolchergeſtalt theil. ten , daß das Haus Epſtein , der ganzen Erbſdraft bekam , worunter auch das Schloß Königſtein war. Auf demſelben nahm ein Herr von Epſtein ſeinen Wohnfiß , und ließ ſich von demſetben einen Grafen von
1472
1
Der obec - rheiniſche Kreis,
von Königſtein nennen . Eberhard, der legte Graf 'vom epſteiniſchen Stamm , welcher feine Erben gee habt , und 1535' verſchieden , machte mit Bewillia gung ſeiner Schweſter Unna , welche mit Botho, Grafen zu Stolberg, vermählt war , ein vom Kato fer Karl V beſtätigtes Teſtament, in welchem er igo 'ten Dritten Sohn , Grafen Ludwig , zum allgemeinen Erben einſekte ;
wenn aber derſelbe vor ihm ſtürbe,
den •fünften Sohn Philipp ,
und in gleichem Fall
denachten Sohn Chriſtoph zu Erben verordnete. Nach ſeinem Todė, nahm Graf Ludwig Befiß von die. sfer Erbſchaft; doch hatte ſeine Frau Mutter ſich und Fihren übrigen Kindern ihr Erbrecht ausdrücklich vor . pbehalten , wenn etwa ihr Bruder Fein Teſtament ån . dern , und fremde zu Erben einfeßen wollte , oder ihre zu Erben eingefekten iz Söhne ohne männliche Leibeserben abgeben ſollten . Graf Ludwig ſtarb 1574 ohne månnliche Erben ,worauf fein Bruder Chriſtoph Königſtein in Beſik nahm .
Als aber auch dieſer 1581
ohne Erben verſchied, ergriffen zwar der ſiebente Brus der, GrafAlbrecht Georg zu Stolberg, und ſeines Brus ders Heinrich Sohn , Chriſtoph der Jüngere, den Beſik " Von der Graffdjaft Königſtein ; allein, Daniel, Chura fürft zu Maynz , bemådte ſich aller Lande , welche der lektverſtorbene Graf Chriſtoph zu Stolberg bes feffen hatte , bis auf wenige Derter nach , in deren Beſiße die Grafen von Stolberg blieben .
Es hatte
nämlich dieſer Churfürſt vom K. Rudolph II eine Cominiffion auf ſich ſelbſt ausgebracht, daß er das Haus und Schloß Königſtein ; auch die Theile an siden Herrſchaften Epſtein , Falkenſtein und Münzen. siberg , welche die Grafen von Königſtein ,
und nach benſels
Die Grafſchaft Königſtein . denſelben die Grafen Zudwig und Chriſtoph Kaiſer und Reid) zu Lehn getragen
1473 vom
und durch toda
lichen Abgang des gedachten Grafen Chriſtoph.dem Reich eröffnet worden , und heimgefallen , im Nas men des Kaiſers einnehmen , Pflichtbar machen, und bis zu weiterm Beſcheid verwalten ſollte . 1990 fa .
gen ſich die Grafen von Stolberg zu einem Vergleich mit dem Erzſtift Mannz genöthiget, in welchem ſie faſt der ganzen epiteiniſdien Erbſchaft, welche ge meiniglich ( aber , wie Stolberg fagt, irrig ,) dic Grafſchaft Königſtein genennet wird , entſagten , Cyür Mann ; aber ſich verpflichtete , ihnen in etli, chen Zielern baar 300000 Fl.zu zahlen . Allein , die Grafen von Stollberg erklärten bald Bernady dieſen Vergleich für unbillig , beſchwerten fich audy , nag Chur , Maynz denſelben nicht erfüllet habe. Der Proceß , welcher darüber entſtanden , iſt noch bey dem
Reichshofrath anhängig .
Immittelſt hat Chur-Maynz wegen ſeines in Bes rik genommen Cheils an der fo genannten Grafſchaft Königſtein, Siß und Stimme auf den ober , rheinis fchen Kreisragen , und das Haus Štolberg 'wegen des kleinern Antheils , in deſſen Belig es iſt, gleich Bende ſind auch Mitglieder des reichsgräfli.
falls.
chen Wetterauiſchen Collegiums, doch hålt fich Chur. Mann ; nicht bt mehr zu demſelben . Zu dem fónig. ſteiniſchen Reichematrikularanſchlag frågt Manng go Fl. und Stolberg 20 Fl. ben ; die manngiſchen Kammerzieler find unter der allgemeinen Summe, welche der Churfürſt erlegt, begriffen , die ftolbergia rohen aber ſind nicht gangbar. -376.62 . ,
aa 2 aa
Das
1474
Der oberscheiniſche Kreis.
Das chur -mannzifche Antheil macht das Dbecamt Rönigſtein aus, und begreift I , Königſtein , ein offenes Städtchen , welches Eigens thum , das bey demſelben auf einem hohen Felfen liegende feſte Schloß aber Reichslehn iſt. 2. Ober- Urſel , eine kleine Stadt, welche Eigenthurn ift. Sie hat 1625 großen Brandſchaden erlitten. In der Nachbarſchaft derſelben liegt die Kreugkapelle, zu welcher auf Kreuzerfindung und Kreuzerhdhung ſtarke Wallfahrten geſchehen. 3. Die Kellerey Xenenhayn , deren Derter Churpfalz als Adminiſtrator des Kloſters Limburg , nach des Grafen Chriſtoph von Stolberg Lode , in Befilz genommen, 1650 aber an Churimayuz abgetreten hat. Xeuenbayn , ein Pfarrdorf.
4. Die Kellerey Vilbel , iſt mit Hanau gemeinſchafts lidh. Der Fleden Vilbel, liegt am Fluß Nid. 5. Die Kellecey Epſtein , zu welcher die Hälfte des Stadtchens und Sdlofies Epſtein gehört , deffen andere Hälfte Heffen - Darmſtadt beligt. Das Schloß iſt manns ziſch Lehn , das Städtchen aber iſt Eigenthum . 6. Die Kellerey Rodenberg , welche an der Wets ter liegt. Rodenberg oder Xođenbarg , iſt ein Schloß unb Pfarrdorf an der Wetter , um welches viele Felfen herlies gen . Es iſt Eigenthum . Ben demſelben if tarienfchloß cin Ciſtercienſer Nonnenklofter.
Das ftolbergiſche Antheil an der Grafſchaft
Königſtein
iſt unter zwey Häuſer vertheilt. 1. Das fürfiliche Saus zu Stolberg . Geus dern , beſigt 1. Geadern oder Gedern , ein Reſidenzſchloß mit eis nem Fleden , am Vogelsberg belegen . 2. POL
Die Grafſchaft Ober- Ylenburg.
1475
12. Weltersbain oder Volkersheim , ein Dorf am Do. gelsberge. 3. mifenborn , ein Dorf. *74 Aanſtatt, ein Fleder am Fluß Nidder .*
11. Das gráfliche Sauszu Stolberg Roßla, beſiąc 1. Un dem Städtchen und Schloß Ortenberg voere tenburg , Tbeile. 2. Die Dörfer Ober - Mittel und untet - Seemen , am Fluß Seemen 3. Psixzenbain , ein Dorf , in welchem ehemals eint Nonnenkloſter gewefen iſt. Es ift hier eine Eiſenhütte. 4. Steinberg , ein Dorf. 5. Un dem Stadtchen und Schloß Münzenberg, 2 Theile. Theile , welche 6. Un dem Dorf Beuchelheim , gegen das ſtolbergiſche aus der Königſteiniſchen Erbſchaft Herrúbrende Antheil au dem Stadtchen Grüningen eingea tauſcht worden . Anmer. Das granid - tolberaiſche Haus hat auch aus det Fönigſteiniſchen Erbſchaft ein Antheil an der Gerechtigkeit über das Kloſter Arnsburg und an dein Markt zu Arnga barg , imgleichen ein Autheil an der Kellerer Alt :Weilnau beſeffen . Die
Grafſchaft Ober - Sſenburg.
Sie liege größtentpells it derWetterau, und iſt auf der Charte von der Grafſchaft Hanau, welche oben angeführt worden, ziemlid gut abgebila det. Den Namen Ober - Pfenburgt , hat ſie im Gegenſag der Grafſchart Nieder- Yfenburg im chur: theiniſchen Kreiſe. Sie beſteht theils aus der Herry AAA AA a fdjafe
1476
Der ober -rheiniſche Streis .
fichaft Büdingen , welche 1442 vom K. Frideric
III
zu einer Grafſchaft erhöhet worden , und ſich vom hanauiſchen Umt Bücherihal bis - an den Vogelsberg erſtreckt, ' theils aus dem von der můnzenberg - und falkenſteiniſchen Erbſchaft þerrührenden dreyeicher Bezirk, an der mittäglichen Seite des Mayns, wel. cher unter das Oberamt Offenbach gehört. Sie hat fruchtbare Lecker, vortreffliche Wieſen , hin und wieder ziemlich guten Weinbau , anſehnliche Wåle der , gute Maſtung , fiſchreiche Weiher und Ge. und unterſchiedene Steinbrüche . Uußer dem Reichsforſt zur Dreyeich , davon jedoch ein
wåffer ,
ſtarfes Antheil fammi dem Umt Kelſterbach im
vo .
rigen Jahrhundert an Heffen.Darmſtadt gekommen, iſt der Büdinger Wald mit ſeiner Wildbahn eines der vornehmſten Stücke , mit welchen die Grafen von Ypenburg vom Kaiſer und Reiche belehnet woors den ; und das Unter - Forſtmeiſteramt des Büdinger Baldes , welches in gewiſſen Nukungen beſtanden , har Graf Ludwig 1484 von Balthaſar, Forſtmeiſter von Gelnhauſen , erkauft. Unter den übrigen Wål. dern haben die Büdinger, Sangendiebacher, Selbol. der und Efertshauſer Mark, ſamme dem Oberwald, den Vorzug. Die kleinen Flüſſe Rinzig , Salz, Bracor, Seemenbach , nidda und 17idder, bewäffern das Jand. $. 2. Die Grafen von Prenburg , welche ihren Sin und ihre Güter am mittlern Rhein gehabt, ſind fchon um die Mitte des eilften Jahrhunderts bekannt. Reinhold iſt der erfte , welcher in alten achten Urkuna Deſſelben Enkel von Gerlach I,
den vorkommt.
Namens Gerlach II und Heinrich , errichteten um die
2
Die Grafſchaft Ber : Yſenburg.
1477 1477
die Mitte des zwölften Jahrhunderts zwen Linien . ; Gerlach : Nachkommenſchaft, hat unter dem Namen der Grafen von Dieder s & fenburg , bis 1664 gedauert,
da Graf Ernſt dieſen Stamm ohne Er.
ben befchloſſen.
Von Heinrich Söhnen ſtiftete Ger.
lach die yſenburg grenfauiſche Linie, welche 1349 mit Grafen Johann I erloſchen iſt , deſſen Erbtheil meiſtens an ſeine zien Schweſtern lifa und Adele Heid, die mit Wilhelm Grafen von Wieb, und Sa. lentin von Nieder Yſenburg vermählet worden, gee kommen .
Ludvig, der Stammvater der ober : yfens
burgiſchen Linie, theilte die våterliche Verlaſſenſchaft mit ſeinem Bruder , und hatte des lebten Herrn zu Büdingen , Gerlach , älteſte Tochter Heilwig zur Ebe , mit welcher er einen Theil der Herrſchaft Bür dingen ererbte , und ſeine Nachfolger haben noch ang dere Stücke derſelben theils durch Ganerbſchaft,cheils auch käuflich an fich gebracht. Es wurdenåmlich im Anfang des drenzehnten Jahrhunderts, nach Abgang des bådingiſchen Mannsſtamms, die ganze Verlafa ſenſchaft unter Gerlach , leßten Herrn zu Büdingen , vier Tochtermånner , Ylenburg , Die berg und Trimberg, vertheilt. Weil aber das Haus Brauneck ums Jahr 1390 ausſtarb, fo fiel, vermoge der errichteten Ganerbſchaft, deſſelben Theil an die übrigen drey Erben ; und als der Mannsſtamm des Hauſes Breuberg auch ausgieng,
und ſowohl ein
Herr von » fenburg , als ein Herr von Epſtein , jeder eine breubergiſche Enkelinn , welche Gråfinnen von Wertheim waren, heirathete, kam die eine Sålfte des breubergiſchen Antheils an das Haus Yſenburg, die andere Hälfte aber an das Haus Epſtein, welche lebte 2a4 aa 3 das
1478
Der oßer rheiniſche Kreis.
jest befigt. Trimberg ffarb das Haus Stolberg tech nachmals auch ohne Erben aus , und lieffelben Ane theil gelangte theils durch Kauf theils durch Fans erbſchaft an die Häufer Yſenburg , Robinstein und Hanau . Un die Grafſchaft Hanau iſt ein Theil durch Kauf gefummen , Heſſen -Darmſtadt aber befißtdie Lúdwig rodenſteiniſchen Güter durch Kriegsrecht.? von Y ſenburg Sohn , Luther , hat e zwey Söhne, Heinrich und Philipp ; diefer befam Grenſau famme andern Stücken ; unb als deſſelben Enkel Philipp 3439 phne Erben
ſtarb , zogen feine Schweftern ,
Mechtild, vermählte Gråfinn von Naffau Beilſtein , fena und Udelheid, vermählte Gräfin von Nieber hingegen Diecher von burg , das meiſte ' an ſich Ober - yſenburg, ungeachtet er der nächfte Andere wandte War , mußte ſich mit einem Theil von Pils fi Sorin Graf Ludwiga marbegnügen laſſen. Diefeses brachte Féine ande durch allerhand rechtmäßige Ers Werbung in Lufnahm . Seine zien digne Philipp und Johann ſtifteten 1516 die ronnenburgifce and birftetniſite linien, von welchen jene 16or aus. gegangen , dieſe aber noch jekt in verfdietenen de ften grüner, Das ylenburgiſche Says theilet fich heutiges Lags in zwey {inien : 1) in die offenbac ;sbirſteis nifiche mie , von welcher die philippseichiſche eine Nebenlinie ift. Jene ift 1744 in den Reiches fürſtenſtand erhoben, dieſe aber hat noch die gråfi. Würde; 2 ) in die bådingtfche Linie , welche tebe In oren regierende Häuſer Búdingen , Wachters buch und Meerholz , abgetheilt iſt , nachdem die martenbarniſobe, 1724 mie Grafen Kart Huguft ausgegangen 6.3. Die
Die Grafſchaft Ober -Ofenburg. 1479 $ . 3. Die yſenburgiſchen Herren nennen ſich jest fürſten und Grafen zu Xſenburg und Büdino gen . Ihr Wapenſchild enthåle zwer ſchwarze Querbalken im filbernen Felde. Die fürfil. Sinte hat einen kleinen Mittelſch !ld mit einem goldnen lower im blauen Felce hinzugethan . Das būdingiſche Wapen , welches ein gelber Löwe im blauen Felde iſt, hat das yfenburgiſche Haus nie geführt. $. 4. Die vier regierenden Linien des ofenburgi. fchen Hauſes, haben Sik undStimme im wetter: ui, ſchen Reichsgrafencollegio, und auf den ober-rheini. ſchen Kreistagen . Zudem Reichsniatrikularanſehlag diefer Grafſchaft giebt Pfenburg - Birſtein 6y FC. 57 Kr. Yfenburg Büdingen 23 Fl.42 Kr. Yeni burg -Wächtersbach 2a Ft. 16 Kr. Yfenburg -Meer. holy 14 Fl. 19 Kr. und Beſlen .Darmſtadt 98 FR Zum Kreiscontingent ftellen dienfenburgiſchen Håus ferzweyCompagnien zu Fuß zu einem Kammer ziel ertegt Birftein 42. Rthlr. 351 Kr. Büdingen 16 Rthlr. 51 Kr. Wächtersbach 15 Rthlr. 8 Kreuza
Meerholz 9.Rthlr. 64 Kr, und Heffen . Darmſtabe wegen Prenberg 25 Rthlr.33 Kr. $. 5.
Don dieſer Grafſchaft beſigt
Die fürſtliche Linie Yſenburg - Birſtein .
1. Das Gericht Reichenbach , in welchem 1 ) Birſtein , ein Schloß auf einer Höhe , mit einem Dieſes Schloß , fammt dem parunter liegenden Dorf. In der Sericht zu Reichenbády,ift fuldaiſches Lehrt. Nachbarſehaft deffelben iſt ſehr guter Eiſenſtein , und ein guter Striubruch a 444
1489
Der obera rheiniſche Kreis .
2 ) Die Dörfer Ober- und Unter Reichenbach , Obet. und Unter : exogbad , und noch zehn andere. Unterſchie: dene Beſchwerden der reichenbacher Unterthanen gegen ihre Landebherrſchaft, Find 1754 durch ein kaiſert Reichshofraths urtheil abgetben und entſchieden worden. 3) Katholiſchmålnroth , der fogenannte Soonbof, welcher 1606 purd Lauſch von Churmayng an Orenburg gekommen iſt, und Entenfang , ein landee herrſchaftlicher Hof mit einer Schäferen und zwey großen Fiſchweihern. : 2. Dür Gericht Wenings , in welchem 1) Wenings, ein Stadtchen - und fürſtliches Schloß, ber. Miorisftein genannt . 2) Burgbracht, ein Dorf mit einem landesherrſchafts lichen Hof , das ehemals ein Städtchen geweſen , welches Orenburg mit Churmaynz, Weilnau und Rodenſtein gans erbſchaftlich befiffen hat , und npch ſechs Dorfer...
3. Das Gericht Wolferborn , ein kaiſerliches Reichslehn , welches 1987 zwiſchen beyden Linien ges theilt worden . Die fürſtlide Linie beſigt davon hibkarchen , Reffentorb und Binfachfen. 4. Das Gericht Selbold, welches theils vom Kaifer und Reich theils von Churmannz, zu Sehn geht. Langen . Selbold , ift'ein großer Ort an der Kinzig, welder eigentlich ans vier " Dörfern zuſammen gelegt, uno woſelbſt ehedeffen ein Pråmonſtratenſer - Klofter geres Es wachſet hier guter Wein , inſonderheit der ſo: ſen iſt. genannte Eiſenberger. Zu dieſem Gericht geboten ugdy zwey Dörfer,und zwey ftarke Erbleihgüter. 5. Das Heitt Langen Diebach , grånjet an das Hanauiſche Umt Buderthal, und ift mayn . dildés Tehn . Langen Diebad , ehedeffen Kagen :Diebach , ift ein Fleden mit einein Sch.ß , und Rudingen , ein ans fehulider Fleden .
• 6, Das
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s,if
Dar
Die Grafſchaft Ober : Yfenburg .
1481
6. Das Oberame Offenbach , in welchemy ? 1) Offenbach am Mayn , ein fchöner und wohlbewohns ter Fleden , welcher zur Bieger Mart gehört. Er entbålt ein Schloß, welches der Wohnſik der 1718 ausgeſtorbenent offenbachiſchen Linie geweſen iſt, und Kirchen der deutſchen Refornirten , franzöſiſchen Reformirten und Lutheraner, zu welcher letzten 1729 der Grundſtein gelegt worden , ims gleichen eine Judenſchule. Auch find hier allerley Manus fakturen und Fabriken im Gange. 2 ) Bayn zur Dreyeichen , oder im Sayn, ein Stådts chen, drey Stunden von Frankfurt, deffen Schloß vor Alters sagen hieß , und in welchem die Herren von Hagen ihrent Sik gehabt; Pen fie aber ums I. 1174 nach Münzenberg berlegt und davon sich benennet haben. Dieſer Ort it der Mittelpunkt des alten Reichs, and Konigsforſtes zur Dreyeichen , worinn ſich die alten römiſchen Kaiſer,wennt fie ſich zu Frankfurt aufgehalten , oftmals mit der Jagd beluſtiat baben. Er hat ein anſehnliches Stück von den alten Reichsgütern um und an dem Rhein- und Mayna ſtrom ausgemacht , und einen großen Theil des Xbein. gaues , in ſeinem Bezirk begriffen , welches daraus erhela let, weil die darinn befindlichen Dérter, welche bis auf den heutigen Tag annoch die DrepeicherWildgefalle entrichten müſſen , in alten Urkunden und Nachrichten in dieſen pagum rheinenfem geſetzt werden. Er begreift auch einen guten Strich vom alten Mayngan und Tiedgau. Es liegen noch die bieger, råder, diepurger und aubeimer Warkwaldungen , im Bezirk deſſelben , und die dazu ge hörigen Dorfſchaften müſſen ihre Wildgefåtte jährlich an das Forſtamt zur Drexeichen enrrichten , weldes die Bevje den Wildbannsherrſchaften Yrenburg und Hanau befeßen. Es iſt nämlich die alte Reichsvogten im.Hann oder zu Müns über und den Wildbann oder Reichs- und Königsforſi zur Dreveia chen , nach Erlöſchung des Mannsſtamnis der Herren von Hagen oder Münzenberg , welche im Beſitz derſelben , als eines Reichélehns, geweſen , auf das Haus Falkenſtein , (ein Sechstheil, welches Hanau behalten hat, ausgenome, A aa as 5 mmen )
148
2
1
.
Kre
Der obe - rhei r ni
ſche
is
, zugl an Say und Ofen n men ) von dieſ eic burg n em adyhe , als Grah allei geko 1486 an Ofern und endl f n ich n bur A ſaunmnen gverp , das Y v Lud iſch ntheil fänd wig on ſeubur , Beſet di etkea erbli an ſich geka g, und darü uf ä ber e iſerl c Sech iſt aucht1i7g1u0 n, çrha h hat . Das thang g lten sthe uiſc wor , ileing für Duhdee bis auf den Wild s etau nhof bann ſcihnt wei e hatt dieſe drepe den . Ehem eW a e e r iche n ildban als r, wel P b u teu Umf che abner in neuern ang nd eſondere orrect von der Sta , infoe Zeit von den Bena dt nder ch en . Es h ehreliit , ftark Beeibarten Fran tten aben nträ e kfur im bes n L a chd h b wird dieſte Geg end is uf teinguneguetigen ag och . Berſ das Reic genen ſond nnet ern tand h e 3) Hea : Zrenburg, oder das welfde porf, iſt 1700 von einer Colonie vertriebener reformirteu Franzoſen ganz Heu angelegt worden . In der Mitte beffelbew, ffebt das Rathhaus, auf welches bie Straßen in Geſtalteines Sterns zulaufeit. 4 ) Sprendlingen, oder Sprenglingen , ein Fleđen . 5 ) Philippseich , cin Schloß , die Reſidenz einer abs getheilten Ofenburgiſchen Linie, welcher die Dörfer solo fenbayn'und Ufenthal, gewiffermaßen zuſtehen. 6 ) Geinsbeim , ein Dorf am Rhein . deffen Vogten oder Schutz und Schirmgerechtigkeit das Haus Ylenburg u Leha tråg . r t 7 ) Die katholiſchen Dörfer, mjúnſter und Urberach , welche 1706 vonChirmayng-gegeu Herheimynd Weiſſenau am Rhein eingetauſcht worden ." Weriftel, ein måfiger Ort antMayn, unter Hichſt. Die gráfi. Linie ſenburg Büdingen . s. Das Gericht Büdingen , ein faiſerliches Tehn , in welchem 1) Büdingen , eine kleine Stadt, welche die Haupts ſtadt der ganzen Grafichaft iſt, und 1353 Stadtfreyheis ten erhalten hat. Ben dem gråflichen Reſidenzſchlos iſt ein ertiger luſtgarten, und an demſelben ſteht ein Waiſenhaus, in welchain cine Zeugmanufaktur iſt. Das Seminarium oder die Freyſchule hat Graf Wolfgang Ernſt 1606 ans gelegte
Die Grafſchaft Øber Ylenburg.
D
1
1483
gelegt. Bor der neuen Vorſtadt liegt das ſogenannte große Dorf, in welchem ein adet. Of iſt, und nicht weit davon, Am Büdinget Walde , iſt ein Thiergarten mit einem Luſta haufe , tein einträgliches Salzwert , und ein Steinbrudy . Es wadoſtet auch uin die Stadt ziemlich guter Wein . : ? 2 ) Serenhag , ein vor den bereinigten evangeliſchen Bindern auf einem von allen Laſten befreneten Gut 1738 angebaueter Ort , den fie aber , bermdge landesherrlidhen Befehls'bon 1750, verlaffen müſſen , worauf er in Abraha me gerathen 'ift. 3 ) Chriſtenhof , ein landed herrſchaftliches fuft- und Fagdhayo, mitten im Walde , die Büdinger Mart geo nann welcher jammt der Hardeď und pemp Ronnenburs ger Walde, fer Stadt Büdingen gehört, 4 ) Noch 13 Dörfer: 2. Das Bericht Düdelsbett over Dilsheim ,
welches aus dem Landgericht Prrenberg þerrührt, und in welchem sin 3.1) Ditaheim , ein Kirchdorf, deffen eineHälfte berng Dorf genemer wird, nebſt einem lanbesberrſchaftl. Sof 2 ) Die Dörfer Rorbach und Stockbeim . 3) Leyſtate , ein Schloß und herrſchaftlicher Hof, neba cinem Theil des Dorfs #fbolderbach . 3. Das Gerichr ilodliari , ift eigentlich ein Viertel der Ganerbſchaft Staden , welches bas gråffidye Haus 1662, in Anfehung der Gerichesbarkeit und Nukung allein bekommen hat , und geht vom Es gehören daju teha . za : uud Zieder modſtatt und Seego Die Dörfer Ober in dem erften Ort ift ein den Geiligen Martin beim. uur Donaţ geipidmetes Collegiatſtift geweſen , welches mit dem Stift S. Bartholomai zu Frankfurt vereinigt worden , und den Dechaneyhof, Tammt andern Háfen, Gůs tern und Repren, beſikt. Bu TTieder:Moktatt, iſt der Probſteyhof. Die geſammten geiſtlichen Gefälle erhebt das gräfliche aus Büdingen gegen eine jährliche Abgabe. Die
1484
Der ober-rheiniſche Kreis . Die
gráfl. Linie Yſenburg - Wächtersbad . 1. Das Gericht Wachtersbady, in welchein 1) wachtersbach , ein Stadtchen mit einem Reſidenz fohloß . 2 ) Die Dörfer seffeldorf, Weilers und seits, ſammt dem Saynbof; Streitberg , Spielberg , Woitgenborn und andere, 2. Das Gericht Spielberg , welches vom Kai. fer und Reich zu ſehn geht, mit den Dörfern Spiele berg , Udenhayn ,und noch 9 andern. Nicht weit vom Dorf neuenfermieden , iſt ein Eiſenhammer und eine Schmelzhütte. Das DorfWaldensberg , ift gegen das Ende des fiebzehnten Jahrhunderts am Büdingermalde von einer Colonie vertriebener Wal. denſer angelegt worden .
Bey dem
lichen Hof Breitenborn , im gute Glashütte.
landesherrſchaft :
Büdingerwalde, iſt eine
Weyerhof iſt ein Jagdhaus.
13. Das Gericht Wolferborn ,
in welchem
bas Kirchdorf dieſes Namens , und der kleine Dre möbelau .
4. Ronneburg , ein altes Schloß auf einem ſehr hohen Berge , eine Stunde von Büdingen. 5. Das Gericht Affenheim , zu welchem das Antheil , welches dieſes gråfliche Haus an dem Ståde. chen Affenheim hat, deſſen oben ſchon zweymal Er. wähnung geſchehen iſt , und die Dörfer Bånſtatt und Bruchenbrücken gehören.
Die
Die Grafſchaft Dher - Yſenburg.
Die
ini
sed
wami
eke
-
31
1485
gråfliche Linie Yſenburg
Meerholz.
1. Das Gericht weerholz ,
in welchem der
Rauenberg iſt , an deſſen Fuß die folgenden Der. ter liegen. 1) Meerbolz oder Merbolz , ein Fleden , únweit der
ingly , then ein Nonnenklofter Pråmonſtratenfer Ordens geweſen . In der Gegend Heiler, war vor Zeiten ein Silber - und Gold bergwert, woraus Graf 2Bolfgang Ernſt ums Jahr 1618 hat Ducaten , Thaler und Gulden ſchlagen laffen . 3 : 2) * Itenborn , ein ländebherrſchaftlicher Hof , eine Stunde von Gelnhauſen , am Büdingermalde. Namens bach , ein landesherrſchaftliches Sagorchloß , nebſt einer Meyeren und Papiermühle, iſt. 2. Das Gerichr Gründau oder Lieblos, wele ches kaiſerliches und Reidyslehn iſt , und in welchem
guter Wein wächſt. Dahin gehören Die Dörfer Wieder- undMittel : Grundau , Liebs los, Xodenbergen , Roth , uud das Birthshaus 7eues Herberg. Zu mittel :Gründau befißt Ylenburg- Meers bols zwen freye Güter , deren eins boin Stift S. Peter bey Maynz , und das andere von Heſſen - Darmſtadt ers kauft ift. 3. Das Gericht Edardshauſen , in welchem 1) EXardshauſen , oder Edertshauſen , ein großes Rirchdorf. 2 ) marienborn , ein Schloß , auf welchem eine 1724 ausgeſtorbene gråfliche yfenburgiſche Linie gewohnt hat. Es iſt ehedeffen ein Ciſtercienſer Nonnenklofter geweſen . Die vereinigten evangeliſchen Brüder haben daffelbige nebſt den zugehörigen Lånderepen in Beſtand. 3) Die Dörfer Bergheim , Simbach und Wiederams . Nicht weit vom letzten liegt der Brannenbof. Von
1486
1
den
Der oberrheiniſche Kreiber Won
Bild- und Rheingrafen
überhaupt.
Born in
the
g. 1. ie Graf.uno Herrſchaften der Wilo- und Rheinta grafen ſind auf keiner andcharte richtig und volle fåndig abgebildet. Man muß ſie aufdem zweyten, und zum Theil auf dem erſten Blatt der Homanni. Tchen Charte vom Lauf des Rheins ) miſchen Baſel und Bonn , oder auch auf der Charte von den chur. pfälziſchen Landen , zuſammen ſuchen . $. 3. Es hat ehebeſſen viele Wald zober Wilds oder Raugrafen ( coinites faltuarios, foreſtarios, filyeftres, ) gegeben , und man hat ſie von ihren t. des waldichten und rauhen Gebieten benannt. Meichshofraths Freyherrn Won SenfenburgMeditatt . Faſc. I. S.6.fg.) Conrad , der gemeine Stammvas ter der Wildgrafen , von welchen þier die Rede iſt, þat im zwölften Jahrhundert gelebt und den Route grafen Emich von Bomeneburg zum Bruder gehabt, von welchein die Raugrafen Berkommen , deren Güter, das Alt . und Neu . Bamberg oder Baumberg , Stolzenberg, Simmerb , Štrombergu jeßt dielerley Beſißer haben. Des Wildgrafen Conrads Šohn Gerhard , hatte einen Sohn, NamensConrad, und diefer gwen Sihne,Emich und Osttfried. Emich bat die alte kirburgiſche Stnie der Wildgrafen , Gotefried aber die alte dhauniſche geſtiftet. Leßte iſt 1349 oder 1350 mit Wildgrafen Jobánn ausgegangen , worauf løre lande und Güter, mit Titel und Wapen , vero möge
Von den Wilb.u. Rheingrafen überhaupt. 1487 möge der errichteten Erbfolge, und auch 1355 erfolg. ten Ejupilligung der firburgiſchen Wildgrafen , an das rheingrofliche Haus gekommen , indem Rhein . graf Johann I des legten Wildgrafen Johann Sdne. fter Hedwig zur Gemahlinn gehabt. Die kirburgiſche , Linie ijt 1409 mit dem Wildgrafen Otto erloſchen ; und weil deſſelben Vater Friderich I mit Rheingrafen Fohann II im J. 1355 eine Erbvereinigung gemacht hatte : fo kamen die firburgiſchen Lande mit Sdyild und Helm an Rheingrafen Johann III, welcher auch des Wildgrafen Gerhard II Tochter Adelheid zur Ger Solchergeſtalt ſind die ſåmmt: lichen wildgråffichen Lande und Herrſchaften, fowoh ! Leheu als Eigenthun, an das rheingráfitche saus gefallen, welches von einem Rheingrafen Adhelm , der im achten Jahrhundert gelebt hat, abgeleitet wird; deffen Geſchlechtsregiſter aber vom RheingrafenSiege fried II an , welcher ins breyzehnte Jahrhundert ge hòrt , am geriffeſten ift. Johann VI, Wild , unt Rheingraf, welcher 1499 geſtorben , hinterließ zwey Söhne ; der ältere , Philipp/ ſtiftete die zweyte dhaunifche, und der jüngere , Johann VII , Ote zweyte Kirburgiſche Linie . Dieſe gieng 1688 im fünften Gliede mit Johann X aus ; jene aber , wel. che von Philipps Sohn , Philipp Franz, fortgepflanze worden , theilte ſich in deſſelben drey Söhnen in drett andere Linien ; denn der ältere, Friderich, ſtiftete die Johann Chriſtoph , die falmifche ; der zweyte , grumbachiſche ; und der dritte, Udolph Heinrich, Von der fals die' dbauniſche beſonðere Linie . miſchen Linie, die ſich in Friderichs Söhnen , Phi. lipp Dito und Friderich Magnus,
in die fürfiliche Linie
1 1488
Der ober - rheiniſche Kreis.
Linie zu Salm , und in die flanderſche Nebenlinie, jener fürſtliche Lande und Würde ' legte aber , welche bekommen , in die hoogſtratenſe und loefifche Linie , oder in Salm zu Salm und Salms Rirburg ,
getheile hat, iſt oben gepandelt more Die grumbachiſobe Linie , iſt von Johann Chriſtophs Sohn , Johann', und Enkel, Adolph, fortgepflanzt worden , welches lekten Sohn, Leopold den.
Philipp Wilhelm , der Stifter der grumbachiſchen befondern Linie , der Sohn Friederich Wilhelm aber der Urheber der ſteiniſchen Linie , geworden iſt. Die obauniſche beſondere linie , ift1750 mit Friderich Wilhelm ausgeſtorben . 9. 3. Nachdem die wildgråflichen Lande an das rheingråfliche Haus gekommen ſind, gaben alle davon abgeftammte Grafen den Titel und das Wapen , als *
Wildgrafen zu Dhaun und Rirburg, Rheing grafen zu Srein, und Grafen zü Salm , geführt, obwohl einer dieſe, und ein anderer jene von dieſer Graffchaften befeſſen. Sie benennen ſich auch von den Berrſchaften Vinſtingen und Půrtlingen. Das Geſchlechtswapen der Wildgrafen , iſt ein auf. gerichteter und gefronter Filberner Lorde im ſchwarzen Felde ; der Rheingrafen' ein rother { óme mit einer blauen Krone im
gölbnen Felde.
Wegen Kirburg
führen ſie drem goldne Löwen im rothen Felde, idegen Salm zwey filberne auswärts gekrümmte , neben ein. ander liegende Salmen , bey welchen vier Kreuze ſtehen , im rothen Felde ; wegen Vinſtingen einen filbernen Querbalken. 9.4. Jedes regierende Haus hat pomohl im wet . terauiſchen Reichysgrafencollegio , als auf den obers rheini.
Von den Wilb.u. Rheingrafen überhaupt. 1489
rheiniſchen Kreistagen Sik und Stimme. Jør Ma Strikularanſchlag betrågt nach der Reichsmatrifel 4 ju
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Roß und 12 zu Fuß , oder 96 Fl . , anderwårts aber werden nur 75 Fl.45 Kr. angegeben , welche ſolcher .
M
in
geſtalt vertheilt find, daß Stein 33 Fl. Grumbach . . gen 12 Fl. dazu gebe. Zu einem Kammerziel iſt Dhaun auf 15 Rthlr. 183 Kr. Grumbach auf ? Rthlr . 544 Kr. Stein eben ſo hoch , Salm wegen Kirburg auf 10 Rthlr. 321 Kr. Dhaun wegen Kirs
burg auf 6 Rthlr . 62 Kr. Grumbach wegen Kir. #burg eben ſo hoch , und Stein wegen Kirburg auch To hoch angeſekt.
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5. 5. Die wild- und rheingråflichen Länder find mehrentheils leben , und verden theils von den Erge ſtiften Maynz und Trier, theils vom Churhauſe Pfalg
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und fürſtlichen Hauſe Pfalz : Zweibrücken , wie auch von den Abteyen S. Marimin bey Trier, und Tholey ben Ottweiler, zu lehn empfangen . In dem Wild. fangstractat von 1698
iſt zwiſchen Churpfalz und
dem fürſtlich - ſalmiſchen , auch wild-und rheingråfo lichen Hauſe eine beſtåndige Erbvereinigung und Vera trag wegen gegenſeitiger Erbfolge geſchloſſen worden. Vom Churhauſe Pfalz tragen ſie das Marſchallamtzu *
Lehn .
Die Lehen , welche die Wild- und Rheingrafen
ertheilen, werden von ihnen gemeinſchaftlich vergeben , und ſie Gaben ein gemeinſchaftliches lehngericht, in welchem der Stammålteſte den Vorfik har. Verord . nungen, welche die geſammte Lande angehen, werden unter dem Namen aller Herren erlaſſen ; es iſt auch in Kirchenſachen ein gemeinſchaftlicher Inſpector beſtellt. Vermoge der Stammsverträge von 1314 , 1520 und 1696, 36666 3. TH, 6.4 .
1490.
Der ober- rheiniſche Kreis.
1696 , und des Hausvertrags von 1695 , kann feiner der Stammvettern ohne ausdrückliche Einwilligung der übrigen , von den gemeinſchaftlichen landen und Gütern auf irgend eine Art etwas veräußern ; und wenn etwa eine Veräußerung bewilligt wird, ſo ſteht jedem Stammverter , ohne Unterſchied des Grades, das Löſungsrecht zu . Die fürſtlich - falmifche Linie beſigt 1. Die gefürſtete Grafſchaft Salm , welche oben beſchrieben worden , und dem regierenden Får. ſten zu Salm Salm allein gehöre. 11. Das Oberamt Ryrburg, welches auf betj. Nach dem den Seiten der Nähe žerjireut liegt. Dhauner Vertrage von 1696, iſt es dem alten fürftli. chen Hauſe Salm zugetheilt worden : als aber dari felbe 1738 ausſtarb , nahm es Fürſt Niklas Leopold von Salm.Salnı, als Teſtamentserbe ſeines Schwie, gervaters, des verſtorbenen Fürſten Ludwig Otto von Salm , mit deffen übrigen ( anden in Beſik, gerieth aber darüber mit ſeinem Vetter , dem damaligen Rheingrafen von Leuke, jekigem Fürſten von Salm . Kyrburg , in einen weitläuftigen Streit , welcher ſide alſo endigte , daß dem lekten von der Falmiſchen Erbſchaft Das Oberamt Kyrburg abgetreten wers Es wird alſo jekt von dem Fürſten zu den mufte. Salm -Kyrburg großtentheils beſefſen ,und begreift: 1. Kyrn oder Kirn , eine Stadt an der Nähe , durch welche der Hahnenbad fließt, und ſich hier mit der Nahe vermiſcht. Gegen das Ende des fiebzehnten Jahrhunderts wurde ſie von den Franzoſen befeſtigt, aber auch durch eben dieſelben von den aufgeführten Werken wieder entbidet.
L
Ponden Wild.u. Rheingrafen überhaupt. 1491 Es wird hier vortreffliches Soblenleder bereitet. Die Stadtkirche wird von den Lutheranern und Römiſch - kas tholiſchen gemeinſchaftlich gebraucht, und in derſelben iſt das Erbbegräbniß der Wild- und Rheingrafen von Kyra burg geweſen. Ehedeffen war die Stadt mit dem Hauſe Dhaun gemeinſchaftlich), jeßt gehört ein Viertel dem Hauſe Salin : Salm , und drey Viertel dem Hauſe Salm : Kyra burg , und bende haben hier beſondere Kanzleyen und ein Oberamt. Die Stadt iſt chur Epfälziſches lehn. Su ihrer Feldmark findet man Kupfer und Steinkohlen , welche eis nen ſehr feinen Alaun geben , daher auch daſelbſteineUlauna fiederey angelegt iſt. Ueber dieſer Stadt liegt 2. Das Schloß Kyrburg, auf einem hohen Felfen . Es iſt 1734 von den Franzoſen völlig berwåſtet worden , als ſo daß nur noch ein Theil der Mauern und Thürme übrig geblieben iſt. Es geht von dem Erzſtift Maynz zu lehn, dem es 1242 vom Wildgrafen Conrad aufgetragen wora den. Gegen demſelben über auf einem andern Felſen , hat das alte berühmte Ganerbenſchloß Baldenfels , und bey dieſem das Schloß Stein , gelegen , aux welchen ben . den Namen die Benennung Stein : Callenfels erwachſeit ift. 1734 find ſie auch von den Franzöſen zerſtört wora. den . Die Feftung Sornbråden , welche 1357 auch ges gen Kyrburg über erbauet worden , ýt ſchon ſeit längerer Zeit vernůſtet . 3. Das Kirchſpiel Bergen , von 3 Dörfern ,welches chur : pfålziſches Lehn iſt. Un ſeinen Gränzen iſt das reia che Fiſchbad er Kupferbergwerk, und beſonders der ſo genannte Norenberg, von welchem , weil deſſelben Gånge in das rhein - gråfliche Gebiet ſtreichen , das rhein - gråflia dhe Haus den halben Kupferzehuten zieht. 4. Die Dörfer Sulzbach und Weyberbach oder Georg : Weyberbadh . Š . Die Schultbeißerey Rirchen : Bollenbach in der Winterbauch, von 5 Dörfern. Hier giebts vielen feinen und ſchönen Agath . 6. Die Amtsſchultheißerey Lolbach, bázu 5 Derter gehören , deren einer Sien iyt, woſelbſt die von Sickingen Bbbbb 2 berſdiei
1492
Der ober: rheiniſche Kreis .
verſchiedene Leibeigene Gaben. Sie hatten auch ehedeffert ein Schloß daſelbſt, welches mit ſeinem Zugebór die eers, fdaft Sien geneuuet wird, und ein rhein - gråfliches Lehn iſt. 7. Die Dörfer Beerweiler und Weckenbach . 3. Staudernheim , einen anjehnlichen Fleden an der Nabe , von welchem der Freyherr von und zu Steina Callenfels als ein rhein - gräfliches lehn beſitzt. 9. Die Oberſchultbeißereymeddersbeim , dahin der anſehnliche Ort Meddersheim , ' und Rirſhroo gehören . Beyde haben guten und ſtarken Weinwachs , und beym Bon dieſer letzten findet fich Kupfer und feiner Agath . Döerſchultheißerey beſitzt Dhaun , oder jest Grumbady und Grehweiler , die Hälfte. 10. Windesbeim , einen großen Fleden an dein Füls tenbach, zwiſchen Bingen und Creußenach. Salm - Salm hat daran ein Viertel als chur-pfälziſches Lehn , das übrige iſt dur - trieriſches Lehn. III. Beyde fürſtlich -ſalmiſchen Häuſer beſiken auch den vierten Theil an den hernach vorkominenden Demrern Flonheim , Tronecken , Wildenburg und Dimringen , und an Worjiade, durch wel. chen fie mit allen rhein - gråflichen Häuſern in Ges meinſchaft gekommen ſind. Sie Haben das & ge. dachter Hemter 1736 für ihre Gerechtſame an der in Lothringen belegenen Herrſchaft Mörchingen bes kommen .
Die rhein - gráflich- grumbachiſche Linie beſikt 1. Die Herrſchaft und das AmtGrumbach , im Weſtreich) , am Fluß Glan , welcher in die Nahe fließt. In derſelben werden Carniole , Amethyſte, feine Agathe und Strausſteinegefunden , ſonſt hat ſie , ungee
Von den Wild.u. Kheingrafen überhaupt. 1493
ungeachtet fie ganz beraidt iſt, gutes Korn , ziemli . chen Weinwachs , und gute Shafzucht, welche feine Wolle giebe, Salzquelleri, und Anzeigen auf Stein . koblen ? Sie beſteht aus 17 Oertern , und 4 landes . Ich bemerke folgende. herrſchaftlichen Höfen. 1 ) Grumbach , das That, hat 1330 voru Kaiſer Puds wig Stadtredyte erhalten , viſt aber keinr beträchtlicher Ort, doch geuießen die Einwohner das Bürgerrecht. Oberhalb auf einem Felfen liegt das Refisenfchloß der grumbachis fchen linie. Vor Alters hat dieſes Schloß Grumbach auch Saubits geheißen. Noch etwas böler , als dafelbe, ' liegt der landesherrſchaftliche Sonnenhof 2 ) Sulzbach , ein Dorf, vofelliſt das rhein - gråflich grumbachiſdie Begräbniß iſt. . 3 ) Merzweiler, ein kleines Dorf,woſelbſt 1757 Mauer : werf von einem heidniſchen Tempel entdedt worden . 4 ) Offenbach am Glan , der fchönſte und grofte Drt im Amt Grumbac , welcher 1330 von Kaiſer Ludwig Stirotrechte erhalten hat. Bor Alters war hier ein Benca dicriner Kloſter,
vi
2. Ein Theil des Eßweiler Thale , nämlich die Dörfer þundheim , Derzweiler , Kinzweiler, Oberweiler und aſpad , welche das rhein -gråfli. dye Haus Grumbach 1755 gegen das Umt Alſeng pon Pfalz-Zweybrücken eingetauſcht hat. , 3. Werrfiaðr oder worſtadt, ein anſehnlicher Flecken anf dem ſogenannten Gaa , 2 Meifen von Maynz.' Srumbach hat nur ein Biertel davon. 4. Aus der Verlaſſenſchaft der ehemaligen fyrbur giſchen Linie, hat das gråfliche Haus Grumbach, ver. mnoge Theilungsreceffes von 1701, ^ Die Serrſchafe Tronecken oder Dronecken , Tonſt auch die mark oder die Mark Talfing ger nannt , bekommen , welche auf dem Hunsrück liege. Sie B66 66 3
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Der ober: rheiniſche Kreis.
Sie macht ein Umt aus, zu welchem 14 Dörfer gehör ren , beren 2 fich gur rómiſchen , 12 aber zur lutheria Wir bemerken fchen Kirche bekennen . 1) Troneđen oder Brabach , ein Schloß und Dorf am Bach Tron , und 2) Calfang, den Hauptort, wofelbſt die lutheriſchen Unterthanen dieſer Herrſchaft ihre Kirchen haben. Das Stift S. Marimin bey Zrier iſt Zehntherr des Orts , bat aber ein Drittel vom Zehnten theils dem Kloſter zu St. Annen in Trier, theils dem katholiſchen Pfarrer dieſer Mark angewieſen . 5. Ein Viertel an der Herrſchaft Dimringen, welche nunmehr ſämmtlichen fürſtlich), ſalmiſchen und rhein.gråflichen {inten gemeinſchaftlich juſteht, und begreift : 1 ) Dimringen , eine Stadt. 2) Dhelingen , ein anſehuliches Dorf. 3 ) Ranweiler , ein Dorf. Es hat dieſes Amt beym ober a rheiniſchen Kreiſe feinen beſonderu Matrikularanſchlag. 6. Von den ehemaligen dhauniſchen Landen , hat Grumbach ein Viertel.
Die rhein - gráfliche Linie zu Stein beſigt 1. Die Rheingrafſchafe zum Stein , oder, wie ſie auch genennet wird,die Graffdjaft Rbeine grafenſtein , welche an der Nahe liegt. 1 ) Rheingrafenſtein , das ehemalige Reſidenzſchloß, hat auf einem hohen Felfen an der Nahe gelegen, und iſt ebes malo ein feſter und furchtbarer Plan geweſen ; die Frans zofen aber haben dafleibe 1688 zerſtårt. Nahe bey deina ſelben hat der Affenftein geſtanden, 2 ) mund
PonpenWild- u ,Rheingrafen überhaupt. 1495
2 ) můnffer am Stein , ein kleines Dorf unter dein vorhergehenden Schloß , auf der andern Seite der Nahe, worelbſt eine Salzfiederen iſt. 3 ) Untercoder Gau Grebweiler, auch Grehweiler, fchlechthin , liegt in dem ſogenannten Gau , am Bach Aps pel , und iſt nach Zerſtörung des Schloſſes Rheingrafens ſtein , die Reſidenz der Wild- und Rheingrafen zu Stein geworden . Das jekige anſehnliche und ſchöne Schloß iſt 1749 erbauet. Der dabey liegende Drt iſt unter den Oras fen Johann Karl Ludwig und Karl Magnus dergeſtalt bea frenet und angebauet, daß ein kleines Städtchen daraus geworden iſt. Pfalzgraf Johann hat dren Viertel von dies ſem Ort 1501 von Friderich von Derne gekauft, und 1552 an Carſiliu $ Beyer von Bellenhofen wieder verkauft, welcher auch das übrige Viertel von denen von Eronens berg an ſich gebracht. Von derſelben Nadkommeu haben ilin 1597 die Wild - und Rheingrafen für 10000 Fl. erha und eigenthümlich erkauft , und er iſt alſo ein Allodium . Chur-Pfalz hat ſich des biefelbſt gehabten Wildfangerecht 1698 begeben . 4 ) Sochſtetten , Wiederhauſen , Münſter · Appel, Oberhauſen , und Winterborn , an welchen Dertern Chura Pfalz auch das Wildfangs- und Leibeigenſchaftsrecht ges habt , fidy aber deſſelben 1698 begeben hat , machen das Wünſterthal aus. Es ift hier ein Queckſilberbergwerk. 5) Wendelsbeim , ein beträchtliches Pfarrcorf. 6 ) Ober - Saulheim , ein anſehnlides Pfarrborf. 2. Aus der Verlaſſenſchaft der ehemaligen firbur. giſchen Linie , bat dieſes,gràfi.Haus durch den Thei. lungsreceß von 1701 bekommen Die 'serrſft und das Amr Wildenburg, auf dem Hunsrück, ſo chur= trieriſches Lehn iſt. Es begreift 1 ) Wildenburg , ein Schloß auf einem hoben Berge, in einem wilden Wald , iſt im Anfang des vierzehntent Sahrhunderts vom Wildgrafen Friderich erbaut worden . Bbbbb 4 Das
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Der ober - rheiniſche Kreiß.
Das darunter im Thal belegen geweſene kleine Dorf ift veriruſtot. 2 ) Die Pfarrbórfer Voitdorf , Sensweiler Bottenbach , und noch 9 andere Dörfer. 3. Die rheingråfliche Linie
und
von Stein , beſikt
auch von der Herrſchaft Dimringen , vom Fie. denWorfatt , und von der geſammten dbauni. fchen Erbſchaft. Die 1750 ausgegangene dhauniſche Linie, þat Befeſten 1. Die Wildgraffihaft Dhaun , auf dem Hunsrůb , am Fluß Simmern , in der Gegend, wo derfelbe in die Nabe fließt. Sie macht ein Unit aus, in deſſen Befik jeßt die Rheingrafen von Grumbach und Rheingrafenſtein ſind. Dahin gehört 1 ) Dhaun , ein ſchönes Schloß auf einem hohen Berge, an der Simmer , auf welchem die ausgeſtorbene dhauni: Unter demſelber (che Linie ihren Wohnfig gehabt hat. liegt der Ort Thal Dbaun. Nahe ben demſelben haben ehemals die wildgräflichen Schloffer Brunkenſtein und Rothenberg geſtanden . 2 ) Simmern unter Dhaun , oder beingrafens Simmern , ein anſehnliches Pfarrdorf im Thal vor Ros thenberg. 2. 3) 8. Johannesberg , eine Kirche nahe bey Dhau , in welcher das Begråbuiß der Wild- und Rheingrafen von Dhaun ift. , Erzbiſchof Balduin zu Irier gab das Haus 6. Johannesberg 1342 dem Wildgrafen Jobann von Dhaun zu lebu , als derſelbe das Schloß Brunfenſtein abbrach , welches aber doch nadmals wieder auferbauet worden iſt.
2. Das Oberamt , ridyr Rhaunen ,
oder ſogenannte Kochges Gunsrück , welches aus cinem
auf dem
il
Von den Wild.u. Rheingrafen úberhaupt. 1497 einem Theil des Jbarwaldes beſteht. An demſelben hat das fürſtliche Haus Salni. Salm , und Eyur. Trier . Es geģoren folgende Jenter Daju , nams lich Abaunen , ein anſehnliches Pfarrdorf, Stibes
hauſen , Sulzbach , Bollenbact , Ober- Ryen, Shwerbact , Croinenau und Weitersbad ) . 3. Das Ingerichirsamt saufen , auf dein Hunsrück, zu welchem die Dörfer Saufen, Wope penrod ,
Gef: rod und IVickenrod,
gehöreni
Es beſigen daſſelbe jeßt die Rheingrafen zu Grum . bady und Grehweiler.
4. Die Hälfte der Stadt Rirn, und der bere ſchultheißerey Meddersheim , jene aber,Şaben 1750 bic Fürſten von Salm, und dieſe die Rheingrafen zu Grumbach und Grehweiler in Beſik genommen . 5. Aus der firburgiſchen Verlaſſenſchaft hat die dhauniſche Linie 1701 bekommen 1) Das Amt flonheim , mit den Dörfern Flonheim , An atlen dieſen benm chur ufbofen und Bornheim . pfälziſchen Oberamt Alzey belegnen Dertern, hat ſich Churs pfalz 1698 des Wildfangrechts begeben . Sett ift dieſes Amt den Fürften von Salm , und den Rheingrafen ges meinſchaftlich . 2 ) Ein Biertel an der Serrſchaft Dimringen. 3) pie Serrſchaft Påttlingen , franz. Puttelange, in Lothringen , welche 1750 nach Abgang des dhauniſchen Mannsſtamms , an der Rheingrafen Walrad und Karl fämmtliche Löchter gefallen iſt , doch ſind die in neuers Zeiten dazu erworbenenGåter,der Rheingráfinn Johannette von Grehweiler , und der Mutter des perſtorbenen jungen Rheingrafens, zu Theil geworden. Anmerk. Als die dhauniſche Linie 1750 mit Friderich Wilhelm erloſih , ergriffen die rheingráftichen Häuſer Grains bac und Stein von der einen , und die Fürſten pon Salm zu Salm , Bbbbb 5
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Der ober- rheiniſche Streiß.
Salm , und Salm - Kirburg , von der andern Hälfte dieſer fande den Beſik. Legte verlangen die ganze Erbſchaft , jene aber wollen mit der Hälfte derſelben zufrieden feyn. Dieſe bauen ihre Gerechtfame auf folgenden Grund : das Recht der Semeinſchaft führe das Recht zur Erb- und Lehnsfolge mit fích : das geſammte , ſowohl fürſtliche als gráfliche Haus der Rheingrafen, wäre mit der ausgeſtorbenen Linie in Gemein ſchaft geweſen, folglich waren berbe zur Erb- und Lehnsfolge berechtigt, und po rey dabey auf den Grad der Verwandtſchaft nicht zuſehen . Dieſe aus der Gemeinſchaft hergeleitete Ges rechtſame wollen die Fürſten zu Salm nicht zugeben , ziehen auch die Gemeinſchaft der Fürſten und Srafen des rheingráfia chen Hauſes gewiſſermaßen in Zweifel, und behaupten hin gegen , daß bey der Lehns- und Erbfolge vor allen Dingen auf die nähere Verwandtſchaft zu ſeben rep. Der Streit dauret noch fort.
Von der Grafſchaft und dem Saule
Leiningen
überhaupt.
jie Grafſcho ft Leiningen, iſt am
beſten auf der hou
manniſchen Charte vom Hochſtift Worms zu ſehen ; und liegt nicht weit vom Ober - Rhein , und zum Theil an demſelben , im alten Wormsgau . Sie iſt großten beils vom Churfürſtenthum Pfalz umges ben , auf einer Serie aber grånget fie an die nafſau po ilbrückiſche Her fdjaft Kirchheim und Stauff, und berührt auch das ' wormiſche und ſpeveriſche Gelsiet. Sie liegt in e ner ſehr fruchtbaren Begend, hat auch Wald, Wildpret, Kupfer, Eiſen und Sandſteine.
§.2 . Det
Von der Grafſch, u . dem Hauſe Feiningen .1499 . 2. Der erſte Graf zu ſeiningen, den man mit Gewißheit fennet , iſt Emid ) , welcher im zivolften Jahrhundert gelebt hat . Von einem andern Emich, der vermuthlid ) jenes Sohn geweſen iſt, iſt eine Ur. kunde vorhanren , in welcher er ſich des Titels : von Gottes Gnaden , bedienet , den feine Nacif Iger bis auf dieſen Tag nicht gebraucht baben: Im Anfang pęs dreyzehnten Jahrhunderts erbte Graf Friderich zu Leiningen , die Grafſchaft Dachsburg von ſeinem Bruder Grafen Sigmund , Herrn von Attorf, wele cher dieſelbe mit des lekten Dachsburgiſchen Grafen Albrecht Tochter Gertrud erheirathet hatte, Graf Friderich IV theilte 1317 und 18 die Leiningiſchen Gùa ter mit ſeinem Bruder Gottfried dergeſtalt, daß zwo völlig von einander abgeſonderte Häuſer entſtunden.
A
P
Das ältere gráfliche Haus zu Leinin
gen , und das in deſſelben Stelle gekommene weſtburgiſche § . 1. Dos áltere Haus Leiningen, ſtammt von vor. hingedachtem Grafen Friderich IV ab, und hat vom Kaiſer die landgråflicheWürde, welche damals einen Fürſten bezeichnete, erhalten, welche Heſlovom Kais fer Friderich III beſtätigen laſſen ; es ſtarb aber mit ihm 1467. bas (andgråfliche Hous Leiningen aus . Er hinterließ eine Schweſter , Namens Margaretha, welche an Reinhard II , Herrn zu Weſterburg, vers mählt war , und ihrem Bruder, in ſeinen Herrſchafo ten, die gutentheils eigenthümlich waren , als nächſte Erbinn folgte; doc) gogen Churpfalz und das Hoch Pift Worms die Mannlehne , welche der ausgeſtor. bene
1500
Der oberrheiniſche Kireid.
bene Teiningiſche Mannsſtamm von ihnen gehabt hatte, ein , * und weil die Erbinn Margaretha fich gegen Hrafen Emich Vil , von dem jüngern ober hartenburgiſchen Hauſe, welder Erbe fenn wollte, nicht ſchüßen konnte, begab ſie ſich in churpfälziſchen Sduß, und trat dem Churhauſe für die geleiſtete Hülfe auch von den eigenthümlichen Gürern betracht. lide Stücke ab. Die Grafen von Hartenburg mach , ' ten von 1468 bis 1608 keinen weitern Anſpruch auf des Landgrafen Heſto Verlaſſenſchaft ; im leßrgedach . ten Jahr aber fiengen die Zwilligkeiten wieder, ari, und von 1618 bis 27 in ein ſcharfer Rechtsſtreitzwiſchen beyden Häuſern geführt, und 1755 erneuert worden .
Das wefterburgiſche Haus , welches eben an. gezeigtérmaßen zum Befik des Namens und der Gů. ter der åttern leiningiſchen Linie gelanget iſt, framint pon dem eunkelſdyen hauſe her ;
denn Sigfrid,
Herr zu Runfel, machte 1226 eine gereiſe Verfügung unter ſeinen beyden Sohnen, welche die weſterkurgi. Tche und runfelſche Linie ſtifteten. Da aber dieſe ben, den Linien nicht ohne Streit und Feindſeligkeit ſemn konnten, ſo lange ſie in Gemeinſchaftwaren, ſonder. 'ten ſie ſich 1288 gang von einander ab. , ' dá denn die ältere linie Weſterburg und Schadeck , die jüngere Jene erhielt 1290 durch Heis nber Runkel bekam . tách die Herrſchaft Schauenburg an der Lahn ,
und
einen Theil von Kleeberg und Hüttenberg, und 1467 befam Reinhard If zu Weſterburg mit ſeiner Gemah. Tinn Margaretha, auch die Herrſchaften des ausge. ftorbenen ältern feiningiſchen Haufes.
Unter
Von der Grafſch.u , dem Hauſe Leiningen . 1500 Unter ihreSöhne Philipp,Georg und Reinhard IV , wurden dielandedergeſtalt vertheilt, daß cererſte leia ningen, der zweyte Schauenburg und Kleeberg, und der dritte Weſterburg und Schateck bekam , und ſie errichteren 1557 eine Erbvereinigung unter fich, Erafe welcher die Tochter von der Erbfolge ausgeſchloſſen wurden. Die linien der beyden erſten , ſind ausgeſtore ben, und ihre { ande und Güter der lekten zugefallen ; dieſe aber hat ſich ſeit 1694 wieder in zwen Linien ge. theilet ; denn des Grafen Georg Wilhelm Sohn , Chriſtoph Chriſtian , Rifrete die chriſtophiſche, und Georg die georgiſche Linie. Die erſte hat ihre beſtån . dige Reſidenz zu Grunſtadt, und die lekte zu Weſter . burg ; toch haben auch bende linier an dieſen gemein ſchaftlichen Dertern ihre Reſidenzhåuſer. $. 3.
Der Titel dieſes gråflichen Hauſes. iſt :
Grafen zu Leiningen , Serren zu Wefterburg, Grunſtadt, Oberbrunn und Forbach, des R. Reichs Bemperfreye. Das leiningiſche Mae pen dieſes Hauſes, beſteht in dren weiſſen Polern in blauem Felde , und auf dem Helm fteht eine weiße Linde . Das weſterburgiſche Wapen, iſt ein ſchmales goldnes Kreuz , bey welchem in jedem Winfel fünf Kreuzchen ſtehn ,
in rothem
Felde, und auf dem
Helm iſt ein rother Flug. . 3. Dieſes Haus Hat Fowohl auf dem Reicher tage im westerauiſchen Reichsgrafencollegio, a s auf den ober -rjeiniſchen Kreista en, 1 Stimme. Sein Reichsmatrikularanſchlaa iſt nach der Reichsmatri.. kul 2 zu Roß und 4 zu Fuß , oder mor,atlich 20 Fl. Andere
1502
Der ober - rheiniſche Kreis.
Underwårts aber finde ich nur 36 Fl. 26 Kr.
Z
einem Kammerziel giebt es 40 Rthlr. 34 * Kr.
9. 4. Es beſigt : 1. Einen Antheil an der Grafſchaft Leia ningen , von welcher 1. Beyde jesige gr& fliche Linien , in Gemein . ſchaft befizen , i) Grünftadt, eine Stadt von ziemlichem Umfang, mit geraden Straßen und wohlgebauten Häuſern. Sie liegt unter einem hohen Berge auf einer Ebene. In derſelbert ſind zwey gråfliche Reſidenzbäufer , welche nach Abgang der alten leiningiſchen Schlöffer-daſelbſt erbaut worden , und der obere und untere Hof genennet werden : jener gehört der georgiſchen linie und iſt von derſelben ganz neu auf geführt ; dieſer gehört der chriſtophifchen l'inie , und iſt -ehedeffen eine Abter geweſen , und mit ſeinem anſehnlichert Die Lutheraner Zugéhár von dem Abt erkauft werden . baben die alte Hauptkirche ; bie Reformirten habent, näch vielern Widerſpruch , endlich durch Eimpilligung bender Herrſchaften und der Bürgerſchaft, auch eine eigene neut erbaute Kirche bekommen, und die Katholiken baben 1673 die Religionsåbung erlangt , auch 1703 vor den Thoren der Stadt ein Kapuzinerkloſter erbaut. In der Vorſtadt Die Stadt treibt ſtarken Uckers und . iſt ein Waiſenhaus. $Weinbau , und der große Wochenmarkt ſowohl als die Fahrmärkte haben dieſelbe und den Handel in Aufnahit gebracht. 2) Sunningen , vor Alters monafterium Hegenenfe, ein ebemaligis Auguſtinerkloſter im leininger Thal , wel: cbeo nod ) 1450 den Namen Sayn geführt hat. Es iſt ini Anfang des zwölften Fahrhunderts g - ſtiftet , und zur Zeit der Kircenserbeſſerung ſind die Münche freywillia jur Der lateiniſchen Schule, evangeliſchen Kirche getreten . welche anfänglich darinn angelegt werden , bat der drena Bigjährige Krieg ein Ende gemacht; jeigt werden die Pres biget
Von der Grafſch. u . dem Hauſe Leiningen. 1503 diger und Schullehrer der Grafſchaft von den Einkünftext des Kloſters befoldet. Es gehöret Dazu der nicht weit davon entlegene Hof Zeubof 3) Wattenbeim , ein Dorf , weldjes an die Familie von Blumenkron verpfåndet iſt. 4 ) Die Pfarrdörfer Mundweiler und Gambach welche Graf Wieſer 1705 als angebliche allodialftüde an fich gezogen hat , worüber ein Rechtsſtreit beym Reichsa hofrath entſtanden iſt. zur 5) Sochſpeyer , ein Pfarrdorf, von welchem Gemeinſchaft gehdren ; welche aber das gråfliche Haus Leiningen -Hartenburg eingezogen hat, worüber auch beynt Reichshofrath Proceß geführt wird. 6 ) Cuirnbein , ein Dorf , welches die merziſche Fas milie zu Lehn hat. Dahin gehört der Hof Busbar oder Buſchweiler. * Anmerkung. Zu Xodenbach , ſind die Einwohner Tets ningiſch - weſterburgiſch geweſen , Churpfalz aber hat ſie an fid gezogen .
2. Die gråflich allein
chriftophiſche Linie , beſige
1 ) Ält : Leiningen , ein von Sgit Franzoſeni 16gô bers wüſtetes Schloß im Leininger Thal, auf einem hohen Bers ge. Unten in Thal liegt ein Pfarrdörf gleiches Namens. 2) Sertlingshauſen , ein Dorf , woſelbſt ehedefſen eitt Nonnenklofter geweſen , welches aber lange vor der Refors mation eingegangen iſt. 3 ) Das ſogenannte hintere Gericht , zit welchem die Pfarrbörfer Diefferitbat, Lbertsheim und machenbeim , (woſelbſt ein wüſtes Schloß und adelicher Burgſitz iſt,) und Das Dorf mertesbeim geboren . Die Kapelle am lektert Ort haben dieKapuziner 1680 zu gebrauchen angefangen . 4) Birchbeim , Sauffenbeim und Bifferebeim , Pfarrbørfer. 5) Vieuhof, Wilhelminbof, und der Hof neben demt Sdloß ult: Leiningen , laiidesherrſchaftliche Höfe.
3. Die
. 1504
Der ober -rheiniſche Streis .
. 3. Die gråflich - georgiſche Linie, beſige'allein SI) Die Hälfte des Stadtchens Teu Leiningen , welche dieſe' gråfliche Linie von dem Hochſtift Worms zu , Leba trågt , demſelben aber wiederkäuflich verſetzt hat. 2) Affelheim , Albsheim , Lautersbeim und mons.
heim , Pfarrdörfer, 13) Obrigheim , ein anfehnliches Dorf. ; 4) Eine große Anzahl Hofe auf dem Matzenberge und im Leininger Thal, ingleichen Vaderbof und Pedens bauſerhof II.
Die Herrſchaft Weſterburg.
S. 1. Sie iſt am beſten auf dem dritten Blatt der homanniſchen Charte von den Heſſen. Darmſtädtiſchen und angränzenden (anden zu ſehen , und liegt auf dem Weſterwalde ( *) , zwiſchen dem chur- trieriſchen Amt Montabaur , und dem naſſauiſchen Gebiet, und hat nur ungefähr zwei Stunden im Umfang . 9.2. Das land þat vortreffliche Weide und Vieh. zuche , trågt auch Roggen, Gerſte , Hafer, Hülſens früchte, eine große Menge Kartuffeln , und allerley Obt. Die Holzungen find dünne geworden , es iſt aber ein reiches Holzkohlenwerk vorhanden, aus wela dem auch die Nachbarſchaft Zufuhr bekommen kann . Die
Wenn námlich der NameWefterwald , wie heutiges Lags gewöhnlich iſt, im weitläuftigen Verſtande genommen wird ; denn eigentlich und urſprünglich haben nur die drep naſſauiſchen Kirchſpiele Emmerichenhayn , Marienberg und Neukirchen die serrſchaft zum Weſterwald , ausgemacht, dieſen Namen aber der umliegenden Segend mitgetheilt. Der Weſterwald wurde in alten Zeiten Niftria genennt , und hat ſolchen Namen vom Fluf Vifter, welcher aber nad nad nad Wifter , und endlid Wefter genennet worden ,
Von der Grafſch . u. dem Hauſe Leiningen . 1505 Die Farbe, Fafern und Aeſte der Kolen zeigen , daß fie wirtliches Holz find, und ſie ſtreichen in einer Hå. he von zwanzig Schuhen unter derErde fort. Wird. pret iſt auch vorhanden , und die Bäche ſind reid) an Forellen und Krebſen, ſo wie die Teiche an Karpfen , Bechren und andern Fiſchen . 8. 3. Dieſe Herifdjaft þat mit der Stiftskirche Gemünden im Jahr 878 ihren Anfang genommen , Von der Geſchichte der Herren von Weſterburg , iſt oben einige Nadiridit gegeben worden. 8. 4. In dieſer Herrſchaft iſt I. Das gemeinſchaftliche Antheil beyder gråfliden såuſir zu bemerken , welches in dem Stásrden Es liegt baffelbe auf einem Wefterburg , besteht.
Berge, und büt vom Kaiſer Adolph ven Naſſau die Stadt: frenheit erbalten . 2 ; demſelben befibt die chriſtophiſche Linie 1, und die georgiſche ; die lebre bat auch das uralte Schloß allein , dahingegen jene anſtatt ihres an demſelben gehabten Autheils, den in dem Stáotden befindlichen herrs Es iſt 11ch ein ſchaftlichen Hof allein befonimen bat . adelicher Burgfit vorhanden , welcher die Steinknut ges nennet wird. Unten im Thal liegt eine große Borſtadt, welche die Lehrgaſte heißr. II . Das beſondere Antheil der gråflict riſtophifiten Linie , begreift milmenroth , ein Pfarrdorf; Berzban, ein großes Dorf , und Gerfaffen , ein Dorf mit einem landebherrs ſchaftlichen Hof , und ein Theil von Gerkenroth.
III .
D.18 beſondere Antheil der gräfliche
georgifiben Linie , begreife 1. D.18 Bericht Gemünden . Dahin gehört 1 ) Gemunden , ein großes Pfarrdorf , welches Fahrs mår kte bilt, und bey deſſen Kirche ehemals ein Stift von : Occcc . 326.6 4 . pier
1506
Der ober -rheiniſche Preiß.
vier und zwanzig Chorherren geweſen , welches ihm I.878 geftiftet worden . 21 winnen , ein Dorf mit einem landesherrſchaftlis den Hof. 3),Wengeroth , ein Dorf mit einem landesherrſchafte lichen Luſthauſe. 4) Hirnbauſen , ein kleines Dorf. 3. Das obere Gebiet ,
zu welchem die Dörfer
Bergerochs, halbs und Stablhofen, geboren. S. 5. Zu dieſer Herrſchaft wird nod ) gerechnet : 1. Weltersbarg , auch wpåltersberg, ein bemauerter Flecken , welcher beyden gråflichen Häuſern gemein, und ehes deſſeneine Herrſchaft geweſeniſt , welche dem Hauſe Sayn zugehört hat, und 1355 durch Heirath zum Theil an das Haus Wefterburg gekommen iſt. Der Ort bat beſondere Freyheiten , obgleich ſeine Einwohner Leibeigene find. Er bat zwar eine Kirche , iſt aber in die Stiftstirche zu Salz eingepfarrt. Das ehemalige Schloß , welches auf einem hoben Gipfel gelegen hat, iſt ganz verwüſtet ; in dem Fles den aber find zwey adeliche Burgb &uſer. Die nicht weit davon in den Gränzen dieſer Herrſchaft belegene Kapelle S. Leonbard , iſt in großem Ruf. 2. Die Herrſchaft Soaded , an der fåhn , dem Fleden Runkel gegen über, welche auch beiden gråflichen finien Sie beſteht aus dem alten gemeinſchaftlich zugehört. Schloß und Fleden Schaded , welche auf einem hohen Berge liegen ; und aus unterſchiedenen Affen und Gütern . Das Schloß iſt ums Fahr 1350 erbaut , als die Linien Wefterburg und Runkel in großer Feindſeligkeit mit eine ander febten. Es iſt faſt allemal zunt Witwenſik der gråfi. Witiren gebraucht wurden . Der Flecent hat ſeine eigene Uebrigens iſt der größte Theil der Gemars Pfarrkirche. tung dieſer Herrſchaft , in Anſehung der Hobeit und Weide, mit den Grafen von Wied - Runkel gemeinſchaftlich) ; und auf dieſem gemeinſchaftlichen Bezirk ſteht eine alte Begrebs niftirche, Wenigen:Vilmar genannt, bey welcher beyde Gemeinen zu Scaded und Runkel ibre- Zobten begraben . Nahr
Von der Eraffch. ; dem Haufe Leiningen.I 507 Mahe bey derſelben iſt auch ofr Plak , woſelbſt jährlich im Maymonat, unter freyem Himmel bon fadediſchen und runkelfcher Schultheißen und Schoffen ein Gericht gehäls ten wird. Dieſe ganze Herrſchaft iſt får roop Fl. vers pad)tet worden . Anmerk. Die Herrſchaft forbads , welche das graft. Saus zu Leiningen : Wefterburg mit im Titel führt, liegt im Beſtreid ) , unweit Saarbrück , und die Serrfcbaft Obepe bronn , im untern Elfas.
Das jüngere gråfliche Haus von
Leiningen .
9.1. Das jüngere gräflich leiningiſche Haus von Leiningen . Hartenburg , ſtammt obgedachtermaßen vom Grafen Jofried oder Gottfried ab , deſſen Uren . kel Emich VII nach Abgang des Mannsſtamms der åttern Linie , Unfpruch an derſelben hinterlaſſenen Janten machte , ſo wie er und ſein Haus auch von der Zeit an den dachsburgiſchen Nameir angenom men
den ronjt die dltere leiningiſche Linie geführt
hat.
Deſſelben Enkels Emich IX Söhne, Johann
Philipp und Emich X , hiben zwo Ninien geſtiftet, nåmlich jener die linie Leiningens Dachsburg Sartenburg Dachsburg
und dieſer die linie Leiningens Seydesheim , oder Falkenburg.
Die erſte hat ſich in Grafen Joh. Friderichs Sóý. nen , Friderich Magnus und Karl Ludwig , in den důrkheimiſchen und bockenbeimiſden Aft, ger theilt .
Die legte theilte ſich in Grafen Emichs XI
Kindern ,aus zwer Ehen ,in 3 Leſte ; denn Georg Wila Helm brachte hervor den 1766 ausgegangenen. gråfl. it bon Leiningen - Dachsburg Seydesheim , Emich Chriſtian den 1708 in ſeinem Sohn Karl Fri. 'Cocica derich
1508
Der ober - rheiniſche Streis .
derich ausgegangenen 2017 von Leiningen Tachse burg : Dacsburg, und Joh. Ludwig den in Frid. Checbor Ludewig 1774 ausgegangenen gröflichen af Dachsburg - Guntersulum, von Leiningen Das in dieſem Hauſe eingeführte Recht der Erſtge. burt, hat K. Karl VI im Jahr 1728 beſtätigt. 9.2 . Der jeßige Titul, deſſen ſich dieſes gråfliche Haus bedient , ift : Grafen zu Leiningen und Dachsburg, Berren zu Älpremont, Oberfirin, Bructı, Bürgel und Reipolistiren :c . Dis Wapen , welches daſſelbe wegen Leiningen führt, befteht in drep weißen Adlern im blauen Felde über welchen eine roche Brücke , oder ein Stegi
unter
ihnen aber dren roche Säulen zu ſehen fitd ; wegent Dachsburg in einem diwarzen löwen im filbernen Felde , über welchem ache Silienftåbe zu ſehen ſind , und wegen Aſpremont in einem filbernen Kreuze im rothen Felde. $. 3. Es hat dieſes gråffiche Haus eine Stimme
im Wetterauiſchen Reichsgrafencollegio, und auf den ober , rheiniſchen Kreistagen . In der Reidysmatrí. fel hat es einen Anſchlag von 3 zu Roß und 9 ju Fuß, ober monatlich 72 Fl. , andertårts aber werden nur 59 Fl. 12 Kor. angegeben , welche folchergeſtalt ver. theilt find, taß auf Hartenburg 20 Fl. , auf Heya desheim 12 Fl. und auf Güntersblum 17 Fl. 12 Kr. gerechnet ſind. Zu einem Kammerziel giebt dieſes Haus 12 Rthlr. 151 kr. 9. 4. Es gehören demſelben in der Grafſchaft lei ningen vornehmlich folgende Derrer : I Sartenburg, das ehemalige Reſidenzſchloß , von wele chem dieſe gråfliche Linie den Unterſcheidungenainen hat.'
2. Důrt
Von der Grafſch.u. dem Hauſe Leiningen .1509
2. Dürkheim an der Kart , ein Städtchen mit einem gräflichen Reſidenzſchloß , woſelbſt die gråflich - leiningens harienburgiſche Kanzlen iſt. Es liegt an der Grånze der obern und untern sart, 3. Limburg , ein ehemaliges Benedictinerklofter , wels ches Graf Emich 1503 im pfälziſden Kriege zerſtören laſ fen , und deffen Einkäufre nachher eingezogen find. 4. Die Dörfer frančenſtein , Hochſpeyer , und ein Theil an Steinbach . 5. Groß, und Klein - Bodenbeim Dörfer , welche einer davon benannten gråflichen Nebenlinie zugehören, die auch das Dorf Bechtheim , woſelbſt ein Uint iſt, und andere, beſikt. 6. Seydesheim , auch hedesbeim , ein Dorf mit einer gräflichen Reſidenzſchloß. 7. Die Dörfer Sutersbeim , Guntersblum , nicht weit vom Rhein , Ilversbeim , Dolgelsheim , walers tum , gehörten der gråflichen Linie von Leiningen - Dachs. burg : Guntersblum .
Münzfelden . Münzfelden , Minsfelden , 117ensfelden, ein unmittelbares Schloß und Dorf, liegt zwiſchen den naftauiſchen Stådren Dieß und Kirchberg. Es gehört Chur: Trier und Naſſau.Uſingen gemeinſchaft, lich, und zwarſo, caß jenes , dieſes aber davon bes fißt. Das jeßige churstrieriſcheUntheil, þat ehedeflen zur Herrſchaft Schadecf, und alſo den Grafen zu lei, ningen. Wefterburg zugehört, iſt aber mit Vorbehalt des Näherkaufs und der Contribution an die vonWal . decker, von dieſen aber an Chur- Trier überlaſſen wor. den ; und das gråfliche Haus zu Leiningen : Weſterburg genießer die Contribution nicht. Die Befiger dieſes Drts haben wegen derſelben Siß und Stimme auf den o'er-rheiniſchen Kreistagen, und einen Kreisanſchlag Ccccc 3 von 54 Kr. Die
1510
Der ober =rheiniſche Kreis .
Die Srafſchaft Witgenſtein. §. 1 . ie iſt auf dem fünften und dritten Blatte der hos manniſchen Charte von den beſſen - Darmſtadtis fchen und angränzenden Sanden zu ſehen , und gränzt an die Heſſen - darmſtädtiſchen Hemter Battenberg, Biedenkopf und den Grund Breidenbach , an das Fürſtenthum Naſſau ,Dillenburg, ung an das as Her zogthum Weſtphalen . Ihre lange wird ungefähr 43 und die größte Breite über 3 Meilen betragen . S. 2. Sie iſt zum Theil ſehr bergidit, und hat überflüßige Hölzungen , auch allirlen Metalle , als häuſer
gen
Håmmern
alswelcherhauptſächlich in Kafer beſteht. Die Flüſſe Lahn und Eder, welche nicht weit von der witgeire ſteiniſchen Gränge, im Fürſtenfum Naſſau - Dillen. þurg, entſpringen, ergießen ſich durd dieſe Grafſchaft in die oben gedachten veiliſchen Hemter. $. 3. Die jeßigen Grafen zu Sayh und Mitgena ftein, kommen von Gottfried Grafen zu Sayn , her, deſſen Söhne Johann und Engelbert zweylinien ſtif. teten. Die Johannes-linie beſaß die Grafſchaft Sayn, die engelbereiſdje linie aber die Herrſchaften Homburg und Vallendar, und Graf Salentin , Engelberts Ens kel, bekam auch nach des legten Grafen zu Witgen . Stein Sobe mit deffelben Erbrochter Eliſabeth , die Grafſchaft Witgenſtein, und von dieſer ſtammen alle jeßige Gr.fen zu Witgenſtein ab. Als jene mit Gra . fent
Die Grafſchaft Witgenſtein .
Bir
fen Heinrich auszugehen ſchien , verordnete 1593 mít 1
deffelben und der Lehnherren Genehmhaltung Graf Sudwig vor der engelbertiſchen Sinie, daß nur zwey regierende Herren ſeyn, und ſein älteſter Sohn Georg Das Hrius und Ami Berleburg, nebſt der Herrſchaft Reumagen , der zweyte Sohn Wilhelm aber die Graffchaft Wiegenftein und Herrſchaft Vaffendar has ben ; wenn aber die Grafſchaft Sayn, mach Abgang Der Johannes Sinie, vermoge der Verroandſchaft, auf feine Sinie verfalte, Graf Wilhelm felbige betommen , und hingegen die Grafſchaft Wirgenftein mit Vallen dar ſeinem dritten Sohne Ludwig zu Theil mei den follo te , welches alles auch wirklich gefchah, als die Johan, mes:Linie 1606 mit Grafen Heinrich ausgieng. Sol. chergeſtatt iſt die Grafſchaft Witgenſtein unter zmen graft Häufer vertheiltworden , nämlich unter Sayn. Witgenftein zu Witgenftein , und Sayn- Witgenſtein zu Berleburg. 8.4 . Der Titul des witgenſteiniſchen Hauſes ift : Grafen zu Sayn , Vitgenſtein imo Sohens ſtein (*) , Berten zu Somburg , Vallendar, neus Ecccc 4 (*) Die Grafſchaft Hohenſtein Hat Churfürft Friberid Bits Helm zu Brandenburg in der Maaße, wie er ſolche gehabt, betit Grafen Johann zu Witgenſtein 1649 verlichen , Churfürft Fride: rich aber folche 1699 wieder eingezogen, 1702 an Grafen Auguſt 34 Witgenſtein eine gnadige Erklärung ausgeſtellt, das er alle dars auf haftende witgenſteiniſche und altere Schulden abtragen , Aude bem Grafen Auguſt 200000 Species Rthlr. in einer Summo auszahlen , und noch andere 20000 Rthlr., welche Graf Auguſt feinem Bater, Grafen Suſtav, zur Lilgung einiger aufder Grafe fchaft gehafteten Schulden; vorgeſchoffen, bomſelben erleben wolle te. Jndeifen bedienen ſich die Grafen zu Witgenſtein annoch Delta fituls und "Bapens von Hohenstein, fobra und Klettenbete.
1512
Der oberérñeiniſche Kreiß.
neumagen , Rohre und Riedenberg re
" Die
Grafen des berleburgiſchen Haufes aber nennen ſich : Grafen zu Säyn undWirgenftein Berleburg, Herren 311 Somburg und Teumagen 2c. Thr Wapen wegen Sayn , iſt ein aufg richteter goldner Idme mit ganzem Ungeſichtund gedoppeitem Edweif, im rothen Felde ;
wegen Witgenſtein -zwen ſchwarze
Pfähle im fil hernen Felde ; wegen Homburg eine fil. berne Burg mit zween Thürmen: im rothen Felde; und wegen der Herrſchaft Freusberg , drin ſchwarze wilde Schweinstöpfe
in einer ſchrägen füberner
... Straße im ſchwarzen Felde 8. 5. Jides gråft. Hhus har ſowoh! im wetteraula fchen Reichsgrafencollegio, als auf den oberirheinis fchen Kreistagen eine eigene Stimme ,maden aber einander den Kang ſtreitig. Zudem Reichsnjat-iku. laranſchlag dieſer Grafſchaft von 1zu Roß und 4 za Fuß ,
oder 28 Fl. giebt Wit.jenſtein 16 Fl. 48 Kr.
und Berleburg -1 Fl . 12 Kr. 8. 6. Die Grafſchift Witgenftein und Berleburg , und die Herrſchaft Homburg follen jährlich auf 50000 Rthlr. eintragen , Das gráft. Haus Sayn - Witgenſtein
zu
Witgenſtein
beſikt: 1. Die Graffe : ft Witgenſtein , im engern und beſondern Verſtande , welche den größten Theil der Grafdaft Witgenſtein im weitern und allgemeis nen Verſtande ausmacht, und in welcher fich , außer der Staditaaſphe , und den auf dem Lande befindlichen Predigern , Schulzen, Schoffen und andern Befrene. ten,
3
3
Die Grafſchaft Witgenſtein.
1513
ten, 332 dienſtbare Unterthanen befinden. Die beſtån . digen Renterangefälle dieſerGraffiheft,betragen jähr. lich) 2100 Rthlr . die unbeſtändiger auf 600 Rthlr. Die Grafſchaft iſt beſſen.Darmſtädtiſches Lehn, und enthalt : 1. Witgenſtein , das gråfliche Reſidenzichloß , welches auf einem hoben Berge liegt, und das Stammhaus der alten Crafen von Witgenſtein ift. Unter demſelben liegt 2. Laaſpbe, ein Städtchen an der Påhn . 3. Die 25 Dörfer dieſer Grafichaft, ſind unter die vier Viertel Banf, faydingen , Arfelden , und Dogtey Els foff vertheilt. Im Fleden Schwarzenau an der Eder, werden viele Strümpfeund wollene Zeuge verfertigt, auch iſt in demſelben ein landebherrſchaftliches Borwerf. Luas wigsed , iſt ein ſehr ſchönes Jagdhaus, und in den Dór's fern Silfchof und Faydingen , find and landesherrſchafts liche Jagdhåuſer. Zur Dogtey elroff, gehören die drey Dörfer elroff, Alertsbauſen und Bettelbaufen , und fte wird durch den Bac Elroff von dem heffensdarmſtadtie Tchen Amt Battenberg abgeſondert. „ Ein Theil der Güter der witgenſteiniſchen Unterthanen dieſer Bogten , liegt jene feins Des Waffers Elfoff unter beffiſcher Hobeit. Das hers firche Amt Batrenberg, hat shebeffen einen Theil der Graf Tdhaft Witgenſtein ausgemacht; iſt aber im drerzehnten Fabrhundert an Char-Maynz verpfändet, und von dieſem in funfzehnten Fahrhundert an Häffen åberlaffen worden . II. Die hirrfibaft Vallendar ,
über welche
aber das Erzſtift Trier die Sandeshoheit ausübet. Von den gråflich witgenſteiniſchen Antheil und Ger rechtſamen an und in derſelben , iſt oben gehandelt worden , Von derſelben führen die Grafen einer . Nebenlinie des gråflich -witgenſteiniſchen Hauſes den Namen , haben ſie aber nicht in Befin fondern be. kommen eine gewiſſe jährliche Appanage an Gelo. Cccccs
Das
!
1514
Das
Der ober- rheiniſche Kreik .
gråfliche Haus Sayn -Witgen ffein zu Berleburg
beſikt: 1. Die ſo genannte (Hraffitaft Berleburg, eigentlich ein Theil und Umt der Grafſdjaft welche eigentlich Wirgenſtein iſt, und begreift 1. Berleburg, eine kleine Stadtam Berlenbach , wels der nicht weit davon in die Eder fließt. Sie hat ein ſch8s nes gräfliches Reſidenzſchloß , nebſt nocy zwer gråfliden
Häuſern . 31 2. Zwey und gwanzig Dörfer. II. Die Seriſchaft 17eumnagen,an der Mofel, welche unter chur.trieriſcher Landeshoheit ſieht. In derſelben iſt guter Weinwachs. III. Die serrſhafe Somburg , welche vom Herzogthum Berg und der GrafſchaftMarkumgeben ift , und oben am Ende des weſtpbålifchen Kreiſes angeführt worden .
Die Grafſchaft Faltenſtein. Boni. sie grånget gegen Norben an bas churpfälziſche S Oberamt Ullzen ; gegen Weſten an das zwey. brückiſche Unteramt Landsberg ; gegen Süden an das
Fürſtenthuin Sautern ; gegen Oſten an das gråflich , wartenbergiſche Gebiet , und an die naſſau -Weilbur. giſche Herrſchaft Kirchheim , von welcher legten fie durch den Donnersberg getrennet wird , welcher ein hohes mir Eichen , Büchen und Kaſtanienbäys men bemachſenes Gebirge iſt, und eigentlich Thors. berg , Mom Joyis , þeißt.
$ . 2. Dieſe
DieGrafſchaft Faltenſtein.
1515
Neit der Zeit:det S. * Dieſe Reichsgraffchaft- il Kirchenverbeſſerung der evangeliſch - lutheriſchen Lehre und Kirche zugethan, und die Wutheraner haben alſo alle und jede darinn belegene Kirchen , Schulen , Pfarrhauſer , und dazu gehörige Güter , Gefälle, Renten, &c. vor und nach dem weſtphátiſchen Frieben allein und ruhig'inne gehabt, befeſſen und genuko: es ſindabernunmehr auch viele Katholiken im Jande, infonderheit zu Winweiler. as Geſchlechtregiſter und die Geſchichte 9. 3. Das der ehemaligen Herren von Falkenſtein, iſt noch dun , tel: Philipp von Polant, welcher von 1939 bis 75 gelebt, hat fidii zuerſt von dem Schloß Falkenſtein benannt, und feiner Frau wegen , welche eine můn . jenbergiſche Miterbinn war ; den größten Theil det Wetterau, nebſt andern Herrſchaften an ſich gebrachi. Seine Nachfoinmenfchafe hat ſich in zwer Linien vers theilt, welche die Gebrüder Cuno II und Philipp VII geſtifter.
Von der erſten Linie war Philipp X, wets ther 1401 geſtorben , und desſen Landanſeinen Vet ter Philipp XIgekommen , welchen K. Wenzel ſchon 1397 zum Grafen gemacht hatte, und der erſte und Tekte Graf in feinen Geſchlecht geweſen iſt. Als er
1410 ftarb , folgte ihm Philipps X jüngſter Bruder Wernier , welcher Erzbiſchof zu Trier geweſen , und nach deſſen Tode die Kinder der Schweſtern Phim lipps X'die falkenſteiniſchen Sanbe bekamen . Dieſe Schweſtern waren ( uitgard , welche ſich an Eber . Hard , Herrn von Epſtein , vermählt hatte , und Agnes , welche Grafen Dtto von Solms zum Geo mahl und zwen Töchter gehabt har, deren eine an Ru . precht , Grafen von Pirneburg , verheirathet wor . Der
1916
Der ober : rheiniſche Preis ,
den ; deſſen Enfa Wilhelm
den falfenſteiniſchen Na.
smin angenommen hat , und der Stifter des zweyten fulfenſteiniſchen Stammes geworden iſt.
Eine ſeje
net Edchter, Namens Margaretha, vermåhlte ſich mit Melchior, Herrn von Daun , und die andere, Namens Margaretha , mit Cuno, Grafen von Man berfveid . Fener Sohn Wyrich hatte 3 So ne, Namens Philipp. Johannes una Sebaſtian.
Der
mittlere ſtiftete den dritten falkenſteiniſchen Stamm , Seine Tochter Sidonia , welche an drei Adwenhaupt, Freyherrn yon Grefnes und Kiegleholm , vermählt war., entfagte 1579 der våterlichen Erbſchaft , und ihr Bruder Emich , Graf zu Daun , welcher keine Kinder hatte, fikte im Teſtament des vorhin ge. dachren Sebaſtians , und
nach dem Abgang des
gleichfalls genannten Philippe Sinie ;ju E ben ein , welche auch die Grafſchaft Falkenſtein nach einander befommen haben. Als fie aber an Wilhelm Wą. rich von der lekten Linie gelangte , verkaufte ſie der. felbe 1667 an Herzog Karl III zu fothringen , welcher fie an Karl Heinrich,
Prinzen ven Vaudemont,
fchenkte, nach deffen Code Berzog Leopold Joſeph Karf zu fothringen rein Redit an derſelben wider die Häuſer Löwenhaupt und Mand: rſcheið ausführte, und ſich 1724 und 27 mit einigen aus denſelben ber. glich .
Seinem Sohn , Herzog
nadmaligem
rómiſchen Kaiſer ,
Franz Stephan, wurde die gange
Grafſchaft an lehn und Eigenthnm 1731 vom Reichs. hofrath zuerkannt : und ob er gleich 1735 und 36 das Herzogthum Jethringen an Frankreich abtrat; fo ber bielt er doch die Grafſchaft Falkenſtein , und endige den Streit mit den Häuſern dowenhaupt und Mane derfchets
Die Grafſchaft
Falfenſtein .
derſcheid durch einen Vergleid .
1517
Von demſelben ift
ſie an ſeinen Sohn K. Jorph15 erblich gefominen . 9. 4. DasWapen diefor Grafſchaft, iſt ein Rad. Sie hat einen Reichematrikularanſchlag von 2 zu Roß und 4 zu Fuß , oder monatlich 40 Fl. und ju einem Kammerziel werden wegen derſelben 15 Rthlr. 671 Kr. bezahlt. Der verſtorbene Kaiſer Franz Siephan , behielt im Reichsfürſtenrath , als Mark, graf zu Nomeny , wegen dieſer Grafſchaft Siß und Stimme. Es wird auch wegen derſe ben cine Stelle und Stimme beym ober= rheiniſchen Kreiſe geführt. Š. 5. Es gehören zu dieſer Grafſchaft folgende Derter. 1. Falkenſtein , ein Fleden , unter dem wüften Schloß und Stammhuuje dieſes Namens. 2. Winweiler , ein Städten und Schloß , welches
der Siß eines Oberaints iſt , nicht weit bou einem großen Landſee. 3. Die Derter Imsbach , Alzenborn , S. Alban, Tilkirchen , Tiederkirchen . 4. Ein Antheil an dem Kirchdorf Steinbach . 5. Die Dörfer Jarweiler, Ober . Sulze, (Sulzheim ) nicht weit von Neu: Leiningen , Zlbesbeim juf dem Gleis chen , Freimerabein , nicht weit von Alzey und Doern . heim , Uber Grebweiler , ehedeflen Cberdorf, nabe ber Der rheingråflichen Reſidenz Unter-Grehweiler ; Silsheim oder Bildesbeim zur Hälfte , Dalbeim , nicht weit von Dppenheim , Sarrbeim an der Steige , nicht weit vont Nieder - Ulm , Eidelsheim, nicht weit von Neu : Baums berg , Bibelbeim , nicht weit vom vorhergebenden , die Lange Meil. 6. Unterſchiedene Meyerhofe und anſehnliche Wålder
auf dem Hunsrüd, und'um Winweiler und Falkenſtein,
1918
Der oberrheiniſche Streiß , Die
Sjerrſchaft Neipoltskirchen .
S ie liegt im alten großen Wormsgau, und deffels ben Theil der Nohegau , zwiſchen den churpfåla ziſchen Oberämtern Sautern und Lautereck , und einem Theil des Fürſtenthums Zweybrůk. $. 2.
1
Ehedeſſen gehörte ſie dem Hauſe von Ho.
Henfefs, welches 1602mit Wolf Philipp von Hoheno fels ausſtarb, deffen Gemahlinn Amalia von Dauno Falkenſtein die Herrſchaft 1603 den Kindern ihrer Styweſter Sidonia , Gråfinn von Idwenhaupt, vera machte.
Die Familie von Löwenhaupt und Mane
derſcheið verkaufte
Theile von derſelben an einen
Grafen von Hillesheim , welcher auch 1725 durch ei, nen Befehl des Reichshofraths, wider Grafen Karl Julius von Löwenhaupt, welcher das Jus retractus ausüben wollte , und wider die Unterthanen der '. Herrſchaft , im Beſitz derſelben beſtätigt worden. 9. 3. Die Beſiber dieſer Herrſchaft Qaben wegen
derſelben Siz und Stimme auf den ober.rheiniſchen Kreistagen , aber nicht in einem reichsgråflichen Cole legio auf dem Reichstage. Die Herrſchafthat einen Reichsmatrikularanſchlag von 1 zu Roß, und 4 zu Fuß , oder 28 Fl. Zum ober srheiniſchen Kreis: contingent giebt ſie die verglichene Summe von 600 Fl. und zu einem Kammerziel iſt ſie auf 42 Rthlr. at Kr. angefekt. 9. 4. Das Schloß Reipoltskirchen , von weld chem die Herrſchaft den Namen þat, liegt auf einem Berge , und außer demſelben gehört noch eine gute Die Anzahl Dorfer baju.
Die Grafſchaft Krichingen .
1519 : 1
Die Grafſchaft Krichingen .
1
3
. I. Jie Grafſchaft Rrichingen , franzöſiſch Creen ge , mit dazu gehörigen Herrſchaften , liegt im Weſtreich
und zum Theil unter franzöſiſch-lothrin.
giſcher und luremburgiſcher Hoheit. 8.2 . Ehemals war ſie eine Baronie, 1617 aber wurde ſie vom Kaiſer Matthias zu einer Grafſchaft erhoben. Grafen Johannes v Söhne, Georg und Wyrich , haben zwey linien geſtiftet, nämlich die púttlingiſche und krichingiſche ; jenes Mannsſtamm iſt 1681, und diefer 1697 ausgeſtorben . Grafen Albrecht Ludwigs zu Krichingen Tochter, Anna Do. rothea , war an Grafen Edzard Ferdinand von Oſte friesland vermählt, und beyder Sohn , Ferdinand Ulrich, hinterließ eine Tochter Chriſtina Louiſe, durch Deren Vermählung mit Grafen Joh . Ludwig Adolph zu Wied . Runkel, die Grafſchaft Krichingen an das gråflidie Haus zu Wied -Runkel gekommen iſt, obe gleid) ſowohl das fürſtliche Haus Solms- Braunfels, als das gråfliche Haus Ortenburg Anſpruch daran machen , und beyde biefelbe im Titel führen.
. 3. Die Grafen von Krichingen haben Sik und Stimme auf den ober : rheiniſchen Kreistagen , uno ſeit 1765 auch in dem wetterauiſchen Grafen.Colegio auf dern Reid )stage. Sie ſtehen in der Reichsma. trifel mit einem Anſchlage von 2 zu Roß und 4 zu Fuß oder 46 Sl., jeßt aber ſoll der Anſchlag dieſer Graf ſchaft nur Halb ſo groß fenn. In der Uſualmatrifel ſteben in Anſehung der Kammerzieler noch dieſe alle ten
t
1520
Der ober - rheiniſche Kreiß.
ten Namen :
Prichingen Graf Chriſtoph 13 Rek Ir.
464 Kr. Krichigen Graf Johann Ludwig 13 Rthlr ." 467 Kr. es iſt aber nur der leßte Anſchlag gangbar. 8. 4. Der Hauptort der Grafſchaft Krichingen iſt Krichingen , ein Flecken und Schloß , an der deut: dhen Nid . Sonſt gehören die Dörfer Fletrange, ninzingen und Bonne : Sauze , ju Cerfelben . Die mit derſelben verbundenen Herrſchaften
Gaarwellingen, an der Saar, Rriding -Pucts lingen und Rollingen , liegen theils unter der un . mittelbaren Reidis obeit, theils unter naſſau - ſaar. brůckiſcher, theils unter luremburgiſcher Landeshoheit,
Die Grafſchaft Wartenberg.
§. I. ie Grafſchaft Wartenberg , liegt zwiſchen dem Rhein , und grénget an die Unterpfalz , die Grafſchaft Falkenſtein , und das Beſtreich , hångt aber nicht zuſammen . . 2. Joh. Caſimir von Wartenberg wurde 1999 vom Kaiſer zum Reichsgrafen gemacht, und 1707 wurden ſeine Güter von der Verbindung, in welcher fie mit der Reichsritterſchaft ſtunden , befrenet, und als eine Ullodialherrſchaft zu einer unmittelbaren frenen Reichsgrafſchaft erhoben. In derſelben ift Das Recht der Eftgeburt eingeführt. 9. 3. D 18 gråflich wartenbergiſche Wapen, hat einen weißen Schild, in welchem drey rothe Kugeln , mit einem rothen breiten Querbalken in der Mitten , der mit doppelten ( inien eingefaßt iſt,
und daran
fich ein goldnes Poſthorn zeigt.
§ . 4. Der
Die Grafſchaft Wartenberg.
1521
$. 4. Der regierende Graf von Wartenberg hat Sin und Stimme beym ober , rheiniſchen Kreiſe. Schon 1795 wurde er ins wetterauiſche Reichsgrade Fencollegium aufgenommen , und zahlté 3000 Ft. Weil aber das graftliche Haus- 1736 - fchon 2090 Fl.
ni
ſchuldig geweſen, ( dafür es damals nur çoo Fl. zah len wollen :) ſo iſt es 1738 von dem Wetterauiſchen
Pre
Collegio ausgeſchloſſen, und dieſe Ausſchließung 1739 beſtåtigt worden . Sein Reichsmatrikularanſchlag iſt 7 Fl. 12 Kr. und zu einem Kammerziel iſt er auf 18 Rthlr. 701 Kr. angefekt.
103
rauen
§. 5. Das Stammhaus Wartenberg , liegt in der Gegend der churpfälziſchen Stadt Kaiſerslautern ; die übrigen Güter und Derter, aus welchen dieſe Grafſchaft beſteht, ſind : 1. Mettenheim, die gråfliche Reſidenz, zwiſchen Worms und Oppenheim
teid,
2. Ellerſtadt, zwiſchen Manheim und Dürkheim .
3. Die Kaſtenrogtey Wacienthal, welche ſehr ans fehnliche Wålder, und die Derter Marienthal und Imbs JI une bach begreift, die beyde am Donnersberg liegen. n 4. Sembach , Robrbach , Ober- und Tieder W - eb . 9i weitene, lingen , Aſpach , Fiſchbach , und Diemerſtein . Alle writte dieſe Derter von Kayſerslautern, und er Gegend ren rliegen e in tder dazu . derkohe es gehö g oß Båt ni 5. leDrey uter aft und der Reichégrafſch ibte betrachtliche h cfrene rsla r r i e e n e l ſ v f e r m n y n r o ei H Wa , ei Gü , nä zu Ka , rohe.Papa ein Hof zu wachenbeim an der Hart, und der Oranien , bof bey Kreukenach ,
it,and All "
3 TK. 62 .
D0000
Die
Der ober : rheiniſche Kreiß.
1522
Die Herrſchaft Breßenheim.
9. 1 . ie liegt an der Nage , unterhalb Kreußenad ). Ehedeffen haben dieſelbige die Herren v . Daun, ehe ſie die Grafſchaft Falkenſtein an ſich gebracht, von Chur . Töln zu Lehn getragen. 1642 verkaufte ſie Wilhelm Wyrich von Daun , Graf zu Falkenſtein , mit Bewilligung des Lehnsherrn , an Grafen Llerans der von Velen, welcher 1665 nicht nur bey dem ober: rheiniſchen Kreiſe, ſondern auch auf den Reichstage im weſtphalifdyen Grafencollegio, zu Sig und Stim. me gelaſten wurde.
Als 1733 Graf Llerander Otto
von Velen und Brebenheim, ohne månnliche Erben ſtarb , ergriff der Churfürft von Coin für fich und das Erzſtift von dieſer Herrſchaft den Beſig, ertheilte fie aber 1734 dem Grafen von Vyrmont als ein Mann: lehn ; und als dieſer 1744 -ſtarb , bekam ſie ein
.
Freyherr von Roll ,
welcher die Aufnahme in das
weſtphäliſche Grafencollegium ſuchte, aber nicht er: hielt.
Nachmals nahm
Chur .Coln die Herrſchaft
wieder in Befik , und führt nun die Kreisſtimme davon , hålt ſich aber wegen derſelben nicht mehr zu dem weſtphäliſchen Grafencollegio. $. 2. Da Wapen dieſer Herrſchaft, iſt eine gelbe Bregel im rothen Felde.
Sie hat einen Reichs,
matrikularanſchlag von 6 Fl. fchlag von 8 Fl. 3 Rthlr. 131 Kr. $ . 3.
und einen Kreisan.
Zu einem Kammerziel giebt fie
Die Einwohner derſelben find theils fatho
liſch, theils lutheriſch.
Beyde Parteyen haben 1651 einen
Die Herrſchaft Dachſtul.
1523
einen Vertrag mit einander errichtet , welcher 1723 wiederholt , und , nebſt einigen Erläuterungen vom Grafen Alerander Otto von Velen , beſtåtigt wor . den iſt. §. 4. Es gehört zu dieſer Herrſchaft
1. Bretzenbeim , ein Schloß an der Nahe, welches 1688 von den Franzoſen mehrentheilö verirüſtet worden iſt. 2. Winzenbeim , ein Dorf, nicht weit von Kreus Benach . 3. Die Dörfer Briefenbach und Breidenbach , und die Wagenſtadt, bey Leberwangen, bey Wallenſtein belegen .
Die Herrſchaft Dachſtul liegt zwiſchen den chur: trieriſchen Zemtern Sarburg und Grimburg, und dem deutſchen Umte des Herzoga thums Lothringen. Sie iſt ein erzbiſche lidh.trieriſches Lehn ,und hatvor Alters der rudolphifdien Linie derDo. naſten von Fleckenſtein gehört, davon der lebte ſie 1644 dem Lehnsberrn Churfürften Philipp Cbriftopy, aus der Familie v. S : tern , verkaufte, weldier ſie zu einem Fidecommiß ſeiner Familie machte, Grafen Philipp Franzv. Sótern Erbtochter, Maria Sidonia ,brachte ſie ihrem GemahlNorger Wilhelm , Grafen o . Detrin . gen Baldern , zu. Wegen derfelben wird eine Stimme bey demn ober-rheiniſchen Kreiſe geführt, aber nicht auf dem Reichstage. Sie hat einen Reichsmatrikularan , (dylag von zu Roß und 1 zu Fuß oder 16 Fl . und zu einem Kammerziel giebt ſie 10 Rthlr. 73 Kr. bemerke darinn
Ich
Dachſtul, den Hauptort, woſelbſt das gråflich -ottings fåteriſche Amt , welches dieſer Herrſchaft vorgeſegt ift, reic nen Sik bat, Dod00 2 Die
1524
Der ober-rheiniſche Kreis .
Die Herrſchaft Dubrůd Liegt im obern Erzſtift Coln , zwiſchen den Hemtern Undernach und Königsfeld , und gehört dem reichs. freyberrlichen Hauſe Waldbote . Baſſenheim zu Dll. brúc - Bornheim , welches katholiſcher Religion, aber fein Reichsſtand iſt , daher die Stimme , welche es wegen dieſer Herrſchaft auf oberrheiniſchen Kreis, tagen führt, von andern Kreismitſtånden beſtritten , und geleugnet wird , daß ſie jemals ordentlich bewil. liget ſey. Indeſſen hat dieſe Herrſchaft einen Reichs. matrikularanſchlag von 1 zu Roß und.1 zu Fuß , oder 16 Fl. und zu einem Kammerziel iſt ſie auf17.Rthlr. 45 Kr. angeregt.
Die Reichsſtadt Worms. orms, Wormatia, in den mittlern Zeiten Guarmacia und Gormetia , aúch Vangiona , beym Marcellin Vangio , beym Antonin Bormitomagns, beym Ptolemåyd Borbetomagus, iſt vor Alters die Hauptſtadt der Vangioner geweſen . Sie liegt mitten in dem davon benannten Hochs tift, und deffen in neuern Zeiten theils von Churpfalz, theils von andern Stånden erworbenen Landen , nicht weit vom Rhein , in welchen ſich die ben dieſer Stadt vereinigte Prima Els- und Gieſenbach ergießen . Sie hat viel Unglådaus : geſtanden : denn der Erdbeben , Feuersbrünfte, und anderer Zufälle , durch welche ſie beſchädigt worden , nidt zu gea denken , ſo iſt ſie im I. 407 von den Vandalen , 451 unb 938 von den Hunnen , 891 von den Normannern , und 1689 von den Franzoſen verwüſtet worden , hat ſich aber allezeit wieder erholt. Der Magiſtrat iſt evangeliſch, und betrachtet die Stadt als eine evangeliſche freye Reichsſtadt, in welcher Katholiken wohnen , und öffentliche Uebung des Gottesdienſtes haben . Zu der neuen lutheriſchen Kirche ift
Die Reichsſtadt Worms.
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ift 1709 Der Grundſtein gelegt worden ; die Lutheraner has ben auch die ſogenannte alteKirche, die nun züm Gottess dienſt wieder hergeſtellte S. Magnuskirche , und in der Speyervorſtadt die S. Mainhardskirche. Die Reformir ten haben auch eine Knche. An fatholiſchen Kirchen iſt bier nid )t nur die Kathedralkirche des Bistbums Worms, welche nach der franzöſiſchen Zerſtörung koſtbar wieder hers geſtellt ift , ſondern es ſind auch in und bey der Stadt vier Collegiatkirchen, eine Pfarrkirche, ein ehemaliges Jeſuitera Collegium und ein Gymnaſiuin, ( die Jeſuiten aber ſind 1613 hieber gefoninen ) 3 Mondien- und 3 Nonnen Koſter, Der Johanniterritterorden hat hier in der Kammergaffe, das Hus zuin weißen Kreuß nebſt einer Kapelle , oders einem Dratorio , aber keinen offentlichen Gottesdienſt. Dieſes Haus gehört zu der Commenthurey sangenweis fenbeim . Der biſchöflide Pallaft iſt 1719 vom Bifchof Franz Ludwig neu erbaut. Die Stadt iſt von ihrem Anfang an eine frere Reiches ftadt geweſen , wird aud) To in Urkunden Kaiſers Karl IV von 1355 und 56, and in den Städtebund von 1385 genannt, iſt 1479 auf dem Reichstage zu Nürnberg, und vom Kaiſer Marimilian I durch feiserliche Urkunden von 1507 und 1508 dafür erkarint worden ; hat biß auf dieſen Tag auf dem Reichstage unter den Reichsſtånden der rheiniſchen Bant die vierte Stelle und Stimme , (wechſelt aber darinn mit der Sradt fåbecť aby) wie auch Sik und Stiisme auf dert. ober - rheiniſchen Kreistagen ; entrichtete bis 1755 einete Reichsmatrikularanſchlag von 92 fl . ward aber im ges dachten Jahr zu 24 FI, herunter geſekt, und giebt zuleis e nem Kammerziel 118 Rthlr. 34 Rr . Die Biſchofe zu Worms Haben ihre Reichéunmittelbarkeit oft angefochten , ihr anch durch Bann und Krieg einige Bertråge oder ſogenannte Rachtungen abgenöthigt, unter welchen die von 1519 bes fonders merkwürdig iſt, weil vermoge derſelben in bürgerlis den Händeln , welche über funfzig Gulden betreffen , von dein Stadtgericht an das biſchofliche Hofgericht appellirt wird ; wenu aber bernach, und ehe die Sache der Appellan DODOD 3 tiou
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Der ober - theiniſche Kreis .
tion vor diefem hofgericht verhandelt werden , der Appels lant begehrt , daß ſie von dem Biſdof an den Kaiſer oder an das Kammergericht verwieſen werden möge , muß der Brichof ſie dahin verweiſen. Es folland), vermoge beſagter Bertråpe, ein neuermählter Biſchof vor ſeinem Einrit in die Stadt auf freyem Felde dworen , daß er der Stadt Frenbeit , Recht und Gerechtigkeit nicht entgegen handeln wolle und hieranf nach dem Einrit der Firth ihin eben dies geloben . Allein , diefe Eide ſind ſeit langen Jahren nicht mehr in Uebung. Nad ) eben dieſen Bertrigen hat der Bidoof cas Ncht, aus zipey Rathsperſonen, welche ihm vom Magiftrat präſentiret worden , eine zu erivälylen. Er madot auch Anſpruch auf einen Rheinzoll und andere Zölle, worüber aber noch ben beyden höchſten Reichsgerichten ges Vermoge eines Schirmvertrags , welcher futten wird. feit dem Rechzehnten Jahrhundert von 60 zu 60 Jalyren verlängert zu werden #flegt , iſt der Churfürſt zu Pfalz Schutzherr der Stadt. Das Wapen derſelben, iſt ein idrag ſtehender filberner Schlüſſel iin rothen Felde. Es find mohl kaum an einem Orte mehrere fürfiliche Verſainmlungen, königliche und faiſerliche Berniåhlungen, und andere feverliche Zuſammenkünfte geſcheben , ala bier. 1495, 1521 , 45 und 78 find bier Reichstage gehalten wor: den. 1525 nahı hier die Kirchenverbeſſerung den Anfang. 1743 wurde bieſelbſt zwiſchen dem Könige von Großbritans nien, der Königinn vou Ungarn, und den Könige von Sars dinien ,, ein Traktar geſchloſſen, Ben dieſer Stadt machſet der angenehme Rheinwein, unſerer lieben Frauen Mild) genannt. Sonft hat die Stadt, außer ihrer Feldmark, meder Dorfer noch Hofe, gleidh áber dem Rhein aber , der Stadt gegen über , fteht ihr noch ein anſehnliches, umfteintes, und mit Nedern und Wiefen vers febeures Land zu , das Bärgerfeld genannt , welches bens nabe zwey Stunden im Umfreiſe hai ; und im Rhein ge gehort ihr eine Inſel , der Epongwörth genannt. ܀ ܘܕܰܝ ܀
Die
Die Reichsſtadt Spener.
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Die Reichsſtadt Speyer.
> , dem Namen von dem kleinen Fluß oder. Bach , an er ringt , Yelchrm fie liczt, der nicht weit von Hudyſpey entſp und unterhalb der Stadt in den Rhein fließt. Sie iſt eine uralte , fihon vor Chriſti Geburt vorhanden geweſene Stact , und ihr Name iſt auch uralt. Allein , die jebigen Gebäude der Stadt , find neu : denn nachdem ſie 1689 vor den Franzoſen durchaus und gånzlich zerſtört worden , und zehn Jahre lang wüſte gelegen , iſt ſie endlich nach dem Tysmidifchen Frieden von nenem , aber nicht völlig , wieder aufgebaut werden . Bon der Kathedralkirche des Hochſtifts Speyer , iſt das Chor wieder hergeſtellt : allein , die mare mornen Grabmaler der in derſelben begrabenen acht Kaiſer und drey Kaiſerinnen , mit weldien die alte zerſtörte Kirche prangte , find von den Franzoſen niedergeriffen , und die Griber zum Theil eröffuet, beraubt, und die ehrwürdigen Diefe Domkirche hat große Gebeine zerſtreuet worden . Einfünfte , aber auch große Ausgaben . Außer derſelben find hier noch dren Nebenſtifte , unterfchiedene katholiſche he Pfarrkirchen , Mönchen - und Nonnenklofter , und unter jenen war auch ein Jefuiter : Collegium . Auch iſt hier ein Die Lutheraner , welche den größten deutſches Haus. ihula ausmachen , haben zwey Kirchen und Einwohner der Theil m 190 ein Gymnaſium . Der Magiſtrat ißt evangeliſch- lutheriſd), Dieſe Stadt , welche die Franken den Römern abgenoms men haben , und in welcher ein königl. Pallaſt gewefen , iſt eine der ålteſten und urſprünglichen Reichsſtädte, mit w et inte vielen und anſehnlichen kaiſerl. Privilegien begabt, und eine von den Stapelſtådten am Rhein . Sie hat auf dem Reichstage unter den Reichsſtädten der rheiniſchen Bant ieht ihrer den fünften Platz , auch Siß und Stimme auf den obera rheiniſchen Kreistagen. Ihr Reichsmatrikularanſchlag bes trågt jeßt nur 24 Fl. und zu einem Kammerziel giebt fie 118 Rthlr . 34 Kr. Mit dem Churhaufe Pfalz hatſie ehes 110 in 8% deffen Schutz- und Schirm - Verträge auf die Lebzeit des jedesmaligen Churfürſten erridytet, welche aber nadChurs fürſtens DOD DO 4
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Der ober - rheiniſche Kreib.
fürſtens Karl Ludwig Abſterben aufgehöret haben. Wenn ein neuer Biſchof von Speyer ſeinen Einzug in die Stadt halten will , thut er außerhalb derſelben und an einem ans dern Ort, alle Gravamina zwiſden der Stadt und ihm ab, worauf er zwiſchen den außerſten verídloffenen Thoren zu Pferde ſißend, unter frenem Himmel, mit aufgelegter Hand auf die linke Bruſt, der Stadt zuerſt huldigt , ( welcher Ausdruck hergebracht iſt .) oder getobet , daß er der Stadt Rechte nicht frånken, ſondern vielmehr ihre Freyheiten ets halten und vermehren , und mit ihr in Friede und Ruhe leben molle. Wenn er alsdann feverlich eingeritten iſt, hul: digen ihm die Bürger audy alſo . Allein, feit 1611, da der Bifchof Philipp Chriſtoph einen ſolchen Einrit gehalten hat, iſt keiner mehr angeſtellt worden . Auf einem großen Plag nach der Domkirche zu , ſteht ein feinerned Denkmal, welches die biſchöfliche und ſtåctiſche Gerichtsbarkeit ſcheis Det. Unter den Reichstagen, welche bieſelbſt gebalteu wore den , iſt befonders der von 1529 inerkwürdig, weil auf dems ſelben der Name der Proteftanten aufgekommen iſt. Bor der Zerſtörung der Stadt durch die Franzoſen, iſt in derſels ben 162 Jahre lang das taiſerl. und Reichs - Kammerges sicht geweſen .
Die Reichsſtadt Frankfurt am Mayn.
rankfart, eigentlich frankenfuçt, die gewöhnliche Wahl und Krönungsſtadtdes römiſchen Königs, und der jebige Berſammlungsort der ober-rheiniſchen uno dhurs rheiniſchen Kreisſtande., auch eine der vier Regeftådte in Deutſchland , und eine berühmte Handelsſtadt, liegt in chier ſehr ſchönen , fruchtbaren und geſunden Gegend ain Mann , welcher die Stadt in zwey Theile , nåmlich in Frankfurt und Sachſenbaaſen , theilet; der erſte Theil, alb der größte, iſt in zwölf, und der zweyte in zwey Haupts quartiere abgetheilt. Berbe enthalten faft 3000 große und kleine Häuſer, unter welchen manches nach der neuen Bau
Die Reichsſtadt Frankfurt am Mayn. 1529 Baukunſt gebautes, auch churfürſtliche, fürſtliche und gråflis, che Pallåſte und Höfe find, als die maynziichen Kofe, das Compoſtel und der fronbof genannt, der trieriſche Hof, der cólniſche Hof, oder das anjelinliche Deutide Haus in Sachſenhauſen an der Mayubrůde; der heffen -darmſtädtis ſche Hof, der Pallaft des fårfttidhen Hauſes vou Thurn und Laris , der gräflich ſolmiſche , gråflich ſchauenburgiſche , und gräflich -ſónborniſcheHof. Die chriftlichen Einwoh. ner in beyden Theilen der Stadt , betragen 36000 , und die jủoiſdyen 6600. Von 28 Lebendigen ſtirbt jährlich) einer . Die drey vornehinſten Plåte, find, der Römerberg, der lies ben Frauen Berg, und der Roßmarkt. An dem erſten ſteht der altmodiſche vordere Theil des Kathhauſes , oder ſoges nannten , Romers , deffen Hintertheil auf neue Art ers baut iſt. Das Vordertheil deſſelben , iſt unten gemdlbti und daſelbſt ſind zur Zeit der Meffe allerhand Galanteries
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waaren und Koſtbarkeiten feil. Ueber diefen gewölbten Gången iſt ein Saal, in welchem der Kaiſer nach der Krónung zu ſpeiſen pflegt, und aus welchem man in das Zimmer geht , woſelbſt die Berathſchlagungen über die Im Wahl eines Kaiſers gewöhnlichermaßen geſchehen . hintern Theil des Rathhauſes find Zinimer für unter dies dene Stadt &mter , das Conferenzzimmer des ober - rheinis fchen Kreiſes , das Zimmer zur Streisdictatur, und andere. Im Archiv des Rathhauſeo, wird Kaifers Karl IV goldne Bulle verwahrt, welches Reichsgrundgeſetz ein pergamens ten Buch von 43 Quartblåttern , lateiniſch verfaffet, und mit alter Mönchsſchrift geldhrieben iſt, und daran eine golds ne Capſel hångt. Auf dem Plaße Liebfrauenberg ſteht das Haus Frauenſtein oder Braunfels , in welchein ehemals die Raiſer einzukehren pflegten , daher alle Häufer von dem Liebfrauerberge bis an den Röinerberg zu dem kaiſerlichen Quartier gerechnet werden , und ein neuer Springbrunn .. Die Börſe, welche ſonſt auf dem Liebfrauenberge war , ift jeßt auf dem großen Kornmarkt, in einem anſehnlicher Gebäude, die alte cólniſche Hoft genannt. Der Rosmarkt, welcher der größte und angenehmſte Plaß iſt, iſt mit Baus men und Spaziergången gezieret . Am Ende der kinders DoOOO 5 allee
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Der ober : rheiniſche Kreis.
allee vom Roßmarkt , find riun der Marſtal und die Steita? fchule , neue und ſchöne Gebäude. Auf dem Heumarkt iſt die wohlgebaute Hauptwache. Unter den drey Zeugs Häuſern , liegt das vornehmſte am Ende der Zeil, der Jus dengafie gegen über. In dem Funghefe, iſt ein neues Romóbienhaus. Der.Magiſtrat beſteht aus 43 Perſonen, welche find , ein Schultheiß , 14 Schoffen oder Senatoren der erſten Bant , 14 Rathsherren der gwerten , und 14 der dritten Bank , weldie lekten Handwerksleute von gewiffen Privilegirten Zinfter find. Die übrigen Mitglieder des Magiſirats find Patricii, Frauenſteiner, graduirte Rechtes gelehrte , und einige anſchnliche Stauffeute. Aus der ers ften oder Schöffenbant , wird jährlich ein alter , und aus der zweyten ein junger Bürgermeiſter, erwählt. K. Karl VII hat den Schultheißen nebſt den 7 ditern Schoffen , und den erſten Syndicus zu beſtåndigen kaiſerl. wirklichen Råtben erhoben . In den wichtigſten Angelegeubeiten, wird die Beyſtimmung des bürgerlichen Ausſchuffes erfors dert , welcher aus 51 Perſonen , meiſtens angeſehenen Hans delsleuten befteht, einen eigenen Director hat , und ſich monatlich einmal berſammlet. Das Collegium der Neus ner , unterricht die gemeine Einnahm und Ausgabe. Der Magiftrat und die Famnitlichen Stadtbedienten find der lutheriſchen Kirche ergeben, welche hier die herrſchende iſt; e6 haben aber doch die Katholiken die meiften und vornehms ften Kirchen , und die Reformirten find auch zahlreid ). Die Fatholiſchen Stifter und Kloſter, gehören zuin mannziſchen Kirchſprengel. In der Domkirde S. Bartholomai iſt eine Kleine Kapelle , in welcher die römiſchen Könige ermahlt werden . Die Kirchen S. Leonhards und zu unſerer lieben Frauen , find auch Collegiatkirchen. Auch findet inan hier einen Hof , Kloſter und Kirche des Johanniterordens, ein Carmeliter , Dominicaner und Kapucinerklofter , uud zwo kleine katholiſche Kapellen . Die lutheriſchen Kirchen und Kloſter ſind : die Barfüßer Kirche , welche die Haupts Kirche iſt, die S. Catharinen Kirche , in we!cher 1522 die erſte enangeliſch - lutheriſche Predigt gehalten worden , und bey welcher eine Stiftung für un Conventualinnen bürgerlis cben
Die Reichsſtadt Frankfurt am Mayn . 1531 chen Standes ift, ein adelicher Frånleinkloſter , die Weiß . frauen Kirche , ben welcher eine Stiftung für 1o Convens tualiunen bürgerlichen Standes ift ; die S. Peterskirche, bey welcher der gemeine Begräbnißplatz der Proteſtanter eft ; die Hoſpitalskirche, die Kirche S. Nicolai , und die Kirche in Sad)fenbaufert. Auch iſt hier ein Seminarium theologicum , weldies D. Priting ſchon angefangen , und D. Münden zum Stande gebracht hat. Die Reforniirter beſtehen aus einer deutſchen und franzöfiſchen Gemeine, jede bat zwen Prediger , welche hier wohnen , ſie haben aber keinen offentlichen Gottesdienſt in der Stadt, ſondern baben bisher denfelben in dem nabgelegenen hanauiſtheir Flecken Pockenbeim , abwarten múffen. Das lutheriſche Gymnaſium von 6 Klaffen , aber 7 Lehrern, hat ſein Ges båude nebeu der Barfüßer Kirche, und bey demſelben it in dein ſogenannten Kaſtent of der große Stadtbüchetſaal, ben welchem man eine gute Münzſammlung findet. Das Armen : Waiſen- und Arbeitshaus iſt bequem eingerichtet. Audy Das Urmens und Waiſenhaus hat eine Kirche. find hier ein Zuchthaus , ein Zolhaus für Wahnſinnige, Das Hoſpital zum und ein lazaret für die Befaßnug. heil. Geiſt, iſt eine der reichften Stiftungen der Stadt. Es find hier zwo abelide Geſchlechtshäuſer, zam alten Lim . barg und zum Frauenfrein . Zu jenem gehören eigents lich diejenigen , welche man in andern vornehmen Reicht ftåeten Patricien nennet , und welche, ob ſie gleich jeßt in der Bürgeridaft begriffen , dennoch faſt durchgångig von uralten adelichen Geſchlechtern find , anch ihre ordents lichen Ahnenregiſter halten , keine Handlung treiben , von ihren Ginitern und Fonten leben , imd wieder in adeliche pauſer heirathen. Sie haben ihre beſondern Ordnungen unter ſich errichtet, deren eine von 1583 , und die andere von 1636 iſt, und die von Kaiſeru beſtårigt worden. Je des Jahr eriránlen fie neue Borsteher , und ihre Zuſam: menkünfte geſchehen in dem Hauſe Limburg, deffen Wapen mit dem aráfich- limburgiſchen übereinkommt, außer daß es einige Steine mehr im Sdilde führt. 1706 iſt ein von dein Fråulein Juſtina Cathrina Stephan von Cronftett , für
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Der ober. rheiniſche Kreiß .
für das weiblide Geſchlecht dieſer adelichen Saner bſcbaft Ulten - Limburg' errichtetes evangeliſches Stift vou zivólf Perſonen , eingerichtet und zur Wirklichkeit gebracht wors deut , welches K. Jofeph II im 9. 1767 nicht nur beſtätigt, und in Schuß genommen , ſondern auch den Stiftsfráils Dieſes beſteht in leiu ein Gnadenzeichen ertheilet hat. einem eyrunden Schilde , mit einer adelichen Krone, wels cher auf einer Seite ein goldnes Kreuz im blauen Grunde, mit der Umſchrift , In hoc figno falus , und auf der anderu Seite im ſchwarzen Grunde , die golone Schrift bat : Au. guſtilimus Joſephus II. R. I. fundationi Cronftetoianac dedit 1767. Es wird auf der linken Bruſt an einer weifen Die uralte Ges Schleife init rethem Rande , getragen . felhíchaft , welche zum adelichen Geſchlechtshauſe Frauers ftein oder Braunfels gehört , beſteht aus Adelidhen und Graduirten . Es find hieſelbſt noch andere abelidie famis lient , welche vom uralten brabantiſchen Adel abftammen. Die Senkeribergiſche Stiftung , zum Beſten der Arzs nenkunſt und Armenpflege vom S. 1763 , betrifft außer der Urmen Verkflegung einen botaniſchen Garten , ein ang : tomiſches Theater , ein domiſches Laboratorium , eine Bibliothet , und ein Naturalien - Cabinet. Die Stadt iſt wegen ihrer guten Lage und zwo berühm : ten Meffen , welche jährlich in derſelben gehalten werden , eine von den vornehmſten Handelsſtadten in Deutidland. Unter den hiefigen Manufakturen , ſind die Seidenmanus fakturen , welche die Herren Firnhaber angelegt haben , die wichtigſten . Es ſind auch Tobakemanufakturen und eine Porcellanmanufaktur vorhanden. Die hieſigen Juden bez wohnen ſeit 1462 eine abgeſonderte Gafie, und ſtehen vódig unter dem Stadtrathe. Sie haben zwey Syuagogen Die alten frånkiſchen Herzoge haber hieſelbſt einen Pallaſt gehabt , in welchem auch Kaiſer Karl der Große oftmals gewohnt hat , und auf deffen Plat jetzt die leona bards.Stiftskirche ſteht. Kaiſer Pudwig ließ aud einen Pallaft am Ufer des Mayns bauen , von welchem in dem foges
Die Reichsſtadt Frankfukt am Mann . 1533
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fogenannten Saalhofe, anſehnliche Ueberbleibfel zu ſehen find. Die Stadt hat allezeit uninittelbar unter dem Kais ſer und Reich geſtanden . Auf dem Reichsräge hat ſie unter den Reichstädten der rbeiniſchen Bank den ſedan Platz ; ſie hat auch Sit und Stimme auf den ober-rheinis Shr Reichsmatrikularſchlag beträgt (den Kreistagen. 500 Fl. und zu einem Kammerziel giebt fie 676 Rthlr . 262 Kr. welche ſtarke Unſchläge ſich auf ihren handel bes ziehen . Das Conſiſtorium iſt mit zwen Schofferi , dem Seniore Miniſterii , zwey Senatoren der zweyten Bank, den zwey <eſten Predigern , und zwen Rechtsgdehrs ten befegt. Die Stadt iſt befeſtigt, und unterhalt 7 Compagnien Soldaten zum Kriegscontingent, und 3 zur Beſatzung uebft einer Artillerie- Compagnie, åberhaupt 1100 Mann , wenn die Compagnien vollzählig find. Ueber den Mann führt eine ſteinerne Brücke, welche 400 Schritt lang iſt, und 14 gewölbte Bogen hat. Das Gebiet dieſer Stadt, son weldoem foh . Bapt, Homann eine Charte herausgegeben hat, die im Atlas von Deutſchland die hundert und ſiebente iſt , begreift, außer vieleu Cuſthofen und Menereyen ,
TAN M
1. Die Kirch - Dörfer Bornheim , Bauſen und Obece LOD , welche ehedeñen unter das Centgericht des Bornbeis merbergs gehörten , durch den 148r mit Hanau getroffes. nen Vergleich aber an die Stadt Frankfurt allein gefois 1 men fütd. Zu Hauſen , iſt eine Schleifmühle und ein Kupferhammer. 2. Das Kirchdorf Fiederrod, welches zu 1 der Stadt, und zu & dem deutſchen Orden gehört. Nicht weit von demſelben iſt das frankfurtiſche Ober. forſthaus , welches an dem großen Frankfurter Walde liegt, der, wie der yrenburg - birſteiniſche Hof- und Regies rungsrath Friderich Karl Buri, ausführlich behauptet hat, mit zu dem Dreyeicher Bannforſt gehört, wie dena auch ſowohl von der Stadt Frankfurt , als den ihr zu =' gehos
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Der ober-rheiniſche Kreis.
gehörigen Dörfern und Häfen , bis auf den heutigen Tag gewiffe Wildgefälle an die Dreyeicher Wildbann heiridhafs ten entrichtet werden. ,
3. Ueber die freyen Reichsdörfer Sulzbach und Soden, ( in welchem ein warmes Bad und ein Salzwert iſt , ) resent Chur - Maynz, wxeen der Grafſchaft Königſtein , und die Stadt Frankfurt als Schuß- und Schirmijerren , einen gemeinſchaftlichen Oberſchulreißen,
4. Gieder : Urfel , ein Dorf , welches die Stadt mit Solms: Ködelheim gemeinſcha:tlich beſigt. 5. Bonames , aud Bomes , ein bemauerter Fleden an der Nidda, woſelbſt der Biſchof zu Fulda ein Rehn hat. 6. Wieders Erlenbach , ein Kirchdorf. 7. Důrkelweil , oder Dortelweit , ein Kirchdorf uns weit der Nibba , deffen Pfarrer Solms-Rödelheim jeßt.
1 Die Reichsſtadt Friedberg. riedberg , eine Stadt in der Wetterau an der Usbad , und an dem Gebirge, die sobe genannt , liegt auf Friends einem fruchtbaren Boden , und iſt ehedeſſen großer gewes fen , als jeßt. Sie iſt eine evangeliſche frene Reichsſtadt, und hat auf den Reichstage unter den Reichsſtädten der rheiniſchen Bank die zwölfte Stelle , auch auf den obera rheiniſchen Kreistageu Sik und Stimine. ' Ihr Reichés matrikularanſchlag beträgt 24 Fl. und zu einem Kamriera ziel giebt ſie 29 Rthlr. 29 Kr. Kaiſer Karl IV verpfän : dete dieſe Stadt 1349 an die Grafen von Schwarzburg für 10000 Fl. jedoch mit Borbehalt ihrer Reichsfrenheit. Dieſe Prandſchaft kain im folgenden Fahrhundert von Schwarzburg an Chur - Maynz , die Herren zu Epſtein, die Grafen zu Ofenburg , und die Stadt Frankfurt. Die drey erſten überliefen ihre Antheile an die bieſige faiſerlis dhe und des Heil. Róm . Reichs Burg Friedberg , welches der
Die Reichsſtadt Weglar.
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der Kaiſer nicht nur beſtätigte , fondern auch der Stadt Frankfurt befahl, ihr Antheil ebenfalls der Burg zukoils Burg und Stadi Friedberg haben ſich men zu laſſen . hierauf mit einander verglichen , daß die Stadt einem jeden treuerwählten , und buin Kaiſer beſt frigten Burggras fen, auf einem offenen Plaß , welder die Freybeit genannt 1706 wird , wegen dieſer Pfandſchaft buldigen wolle. kündigte die Stadt der Burg die Pfandichaft auf , uid erbot lid ) , den Pfandidifting abzutrager : allein , die Burg bålt dieſe Pfandſchaft für unableslich . Der Burgs graf und die adlichen Sechſer , ſind auch Mitglieder dis vollen Ruths und Reichsſtands , und der Magiſtrat muß. fo oft Reichs- und Kreišſachen zu berathſchlagen find , dieſelben mit zuziehen , und ſich mit ihnen wegen der Volls macht und absufendenden Perſun vergleiden. Das Ritters ſtift S. Alban zu Mainz, und die Abteyen Arnsburg und Sibenſtadt, haben hier Höfe. Ju der Gegend dicſer Stadt fiel 1762 ein Gefecht zwiſchen franzöſiſden und allirten Zruppen zu Vortheil der erſten vor,
Die Reichsſtadt Weşlar.
eglat, liegt an einem Berge', und iſt von hohen Die Låbn , nimmt hier Bergen eingeſchloffen . W Die 90etzbad) und auf der andern Seite , die Dill anf . Die Stadt iſt nicht nur abhängig , fondern auch mires gelmäßig und ſchledyt gebaut. Sie hat zwcy Borfiidre, welche die Langgaffe iud feugaffe, genennet werden . Der Magiſtrat und die meiſten Bürger find evangeliſcs lutheriſch . Dieſe beſiken mit den Katholiken die Stiftss oder Stadtkirche gemeinſchaftlich , haben auch eine Sias pelle , imgleichen eine lateiniſche Schule in dein ehemalis gen Franciſcaner - Kloſter . Die Hoſpitalfirde zum heil. Geift, welche den furtheranern gehört, iſt zwar abgebros den , der neue Bau derſelben aber nicht zuin Stande Die Reformirten haben auch eine Kirdre . gekommen. Die Katholiken gebrauchen nicht allein die Stiftskirche, 101us
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Der oberscheiniſche Streis. ac.
1 ſondern haben auch ein Franciſcaner - Kloſter mit einer Kirche, und das ehemalige Jeſuiter Collegium . Auf dem Rathhauſe verſammlet fich das kaiſerliche und Reichs : Kaminergericht , welches 1693 von Speyer hieher verlegt worden. 1714 fand der Vorſchlag von Verlegung deſſelben von Wetzlar an einen andern Ort , großen Widerſprudy ; 1751 aber legte da6 Kammergerichyt felbft der Reichsvers Fammlung zu Regensburg Gründe bor , meswegen es nicht langer hteſelbft bleiben könnte , und gab zugleich zu erkennen , daß die fich außernden Mångel' am beſten ges hoben werden könnten , wenn der Siß des Kammerges richts nach Frankfurt am Mayn verlegt würde , wels Das hieſige deuts des aber noch nicht geſchehen iſt. Tche Haus, gehört zur Ballen Heffen , und hat vielerles Gefide in Heffen. Dieſe Stadt iſt ſchon zur Zeit Kais fers Friderich I eine Reichsſtadt geweſen , und unverents bert geblieben . Sie hat auf den Reichstagen unter den Reichsftåsten der rheiniſchen Bank, die dreyzehnte Stels le , auch Siv und Stimme auf den ober : rheiniſchen Ihr Reichsmatrikularanſchlag iſt 32 Fl. Kreistagen . Ihre Kannmerzieler aber ſind nicht gangbar. Bey der Stadt liegt das Schloß Carlemand oder Calſchmitt. Heffen s Darmſtadt iſt Schubherr der Stadt , hat hier fixe Compagnie Soldaten , und im Ratl, einen Reichss vogt : dieſe Dogtey aber iſt als ein Reichslehn von Naro fau an Heffen gekommen . Es iſt audy hier ein chura trieriſcher Probſtey - Schultheiß. Ende des erſten Bandes
IV
des dritten Theils.
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