Cartesianische Linguistik


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Inhalt
Einleitung
Der kreative Aspekt des Sprachgebrauchs
Tiefen- und Oberflächenstruktur
Beschreibung und Erklärung in der Linguistik
Spracherwerb und Sprachgebrauch
Zusammenfassung
Bibliographie
Namenregister
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Cartesianische Linguistik

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Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 5

Noam Chomsky

Cartesianische Linguistik Ein Kapitel in der Geschichte des Rationalismus

Übersetzt von Richard Kruse

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1971

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1966 unter dem Titel »Cartesian Linguistics. A Chapter in the History of Rationalist Thought« im Verlag Harper Sc Row, New York und London

Redaktion der Reihe: Lothar Rotsdi

I S B N 3 484 22004 x © für die deutsche Ausgabe: Max Niemeyer Verlag Tübingen 1971 Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany Herstellung: Industriedruckerei H . Wörner Stuttgart Einband von Heinr. Koch Tübingen

Inhalt

Einleitung Der kreative Aspekt des Sprachgebrauchs . . . Tiefen- und Oberflächenstruktur Beschreibung und Erklärung in der Linguistik Spracherwerb und Sprachgebrauch Zusammenfassung Bibliographie Namenregister

Kurz und hinreichend genau läßt sich das geistige Leben der europäischen Völker während der zwei letzten Jahrhunderte einschließlich eines Viertels des unsrigen kennzeichnen, wenn man sagt, daß sie von dem aufgehäuften Ideenkapital gezehrt haben, das dem Genius des 17. Jahrhunderts entstammt. A. N . Whitehead, Science and the Modern

World

Einleitung"'

Die oft zitierte Bemerkung Whiteheads gibt einen guten Hintergrund für eine Diskussion der Geschichte der neueren Sprachwissenschaft ab. Angewendet auf die Theorie der Sprachstruktur ist seine Behauptung durchaus korrekt, was das 18. und frühe 19. Jahrhundert betrifft. Die moderne Linguistik jedoch hat sich in selbstbewußter Weise von der traditionellen Sprachtheorie abgesetzt und ihrerseits versucht, eine solche völlig neu und unabhängig zu konstruieren. Der Beitrag, den die frühere europäische Tradition zur linguistischen Theorie leistete, hat im allgemeinen nur geringes Interesse bei professionellen Linguisten gefunden, die sich mit ganz anderen Themen in einem geistigen Rahmen beschäftigt haben, der den Problemen, die zu früheren linguistischen Studien Anlaß gaben, oder den Einsichten, zu denen sie gelangten, nicht zugänglich war; und so sind diese Beiträge heutzutage weithin unbekannt oder werden unverhohlen abgelehnt. Typisch für die wenigen modernen Untersuchungen über die Geschichte der Sprachwissenschaft ist die Position, daß »tout ce qui est antérieur au X I X e siècle, n'étant pas encore de la linguistique, peut être expédié en quelques lignes«. 1 In den letzten Jahren * Während der Arbeit an dieser Untersuchung war ich Mitglied des American Council of Learned Societies. Sie wurde unterstützt durch Mittel der National Institutes of Health (Grant No. MH-05 120-04 u n d Grant N 0 . M H - 0 5 1 2 0 - 0 5 ) , die der Harvard Unlversity, Center for Cognitive Studies, zur Verfügung standen. Die Sammlung des Materials wurde durch einen Zuschuß des Social Science Researdi Council sehr gefördert. Ein großer Teil des Materials dieser Untersuchung wurde 1965 in einer Reihe von Christian Gauss Seminaren an der Princeton University vorgetragen. Ith bin den Teilnehmern für viele nützliche Hinweise dankbar. William Bottiglia, Morris Halle, Roman Jakobson, Louis Kampf, Jerrold Katz und John Viertel bin ich für sehr wertvolle Vorschläge und kritische Anmerkungen verpflichtet. 1 M. Grammont, Revue des langues Romanes, 60, S. 439. Zitiert in G. Harnois, >Les théories du langage en France de 1660 à 182K, Etudes Françaises, 17, 1929. Harnois stimmt dem im wesentlichen zu, indem er darauf hinweist, daß frühere Linguistik kaum den Namen »Wissenschaft« verdient und er befaßt ist mit einer »histoire de la linguistique, avant qu'il y ait une linguistique«. Ähnliche Ansichten sind weithin geäußert worden.

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war ein bemerkenswertes Wiedererwachen des Interesses an Fragen festzustellen, denen bereits im 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert (später dann allerdings nur sehr selten) ernsthafte und ergebnisreiche Untersuchungen gewidmet worden waren. Darüber hinaus hat diese Rüdekehr zu klassischen Themenstellungen zu einer Neuentdeckung von vielem geführt, das dieser Periode selbstverständlich war, - die ich die Periode der »Cartesianischen Linguistik« nennen will aus Gründen, die weiter unten dargelegt werden. Eine sorgfältige Untersuchung der Parallelen zwischen der Cartesianischen Linguistik und gewissen heutigen Entwicklungen kann sich in vielfacher Hinsicht als lohnend erweisen. Eine umfassende Darstellung würde jedoch die Grenzen dieser Abhandlung bei weitem sprengen, und jeder Versuch wäre darüber hinaus verfrüht angesichts des betrüblichen Zustandes auf dem Gebiet der Geschichte der Sprachwissenschaft ( - zum Teil gerade eine Folge der Geringschätzung früherer Arbeiten, wie sie die Neuzeit kennzeichnete). Ich will midi hingegen hier auf etwas weniger Ambitiöses beschränken, nämlich auf eine vorläufige und fragmentarische Skizzierung einiger der tragenden Ideen der Cartesianischen Linguistik, und ohne explizite Analyse ihrer Beziehung zu heutigen Arbeiten diese Ideen zu klären und darzulegen suchen. Der mit heutigen Arbeiten über die sogenannte »generative Grammatik« vertraute Leser dürfte wenig Schwierigkeit haben, sich selbst diese Beziehungen herzustellen. 2 Fragen aktuellen Interesses werden jedoch die allgemeine Form dieser Skizze bestimmen; das heißt: ich werde keinen Versuch unternehmen, die Cartesianische Linguistik so zu charakterisieren, wie sie selbst sich sah,3 son2

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Unter einer »generativen Grammatik« verstehe ich eine Beschreibung der internen Kompetenz des Sprecher-Hörers, die seiner aktuellen Performanz bei der Produktion und Perzeption (dem Verständnis) v o n Sprache zugrundeliegt. Eine generative Grammatik spezifiziert ideell gesehen die Vereinigung phonetischer und semantischer Repräsentationen über einen unbegrenzten Bereich hin; sie stellt somit eine Hypothese dessen dar, wie der Sprecher-Hörer Äußerungen interpretiert in Abstraktion v o n zahlreichen Faktoren, die sich mit der internen Kompetenz verbinden und die aktuelle Performanz bestimmen. A l s neuere (1966, d . O . ) Beiträge s. K a t z and Postal, An Integrated Theory of Linguistic Descriptions, 1964; Chomsky, Current Issues in Linguistic Theory, 1964; Aspects of the Theory of Syntax, 1965. Auch sollte nicht die Auffassung entstehen, die verschiedenen Vertreter der v o n mir so bezeichneten »Cartesianischen Linguistik« verstünden sich notwendigerweise als Begründer einer bestimmten »Tradition«. Dies ist mit Sicherheit nicht richtig. Mit dem Begriff »Cartesianische Linguistik« möchte ich ein Zusammentreffen v o n Ideen und Interessen charakterisieren, die in der Tradition der »universalen« oder »philosophischen Grammatik« stehen, die sich aus der Grammaire générale et raisonnêe von P o r t - R o y a l (1660) ent-

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dem midi vielmehr auf die Darstellung von Ideen zu konzentrieren, die ganz unabhängig in heutigen Arbeiten wieder hervorgetreten sind. Mein primäres Ziel ist es einfach, denen, die mit dem Studium der generativen Grammatik und ihren Implikationen befaßt sind, einige der wenig bekannten Arbeiten nahezubringen, die mit ihren Interessen und Problemen zu tun haben und oftmals einige ihrer spezifischen Schlüsse vorwegnehmen. Dies wird zu einem vielfältigen Bild führen. Es gibt keine Persönlichkeit, an der sich aufgrund von Texten nachweisen läßt, daß sich in ihr alle Aspekte, die ich beleuchten will, vereint hätten; höchstens vielleicht Humboldt, der direkt am Kreuzweg von Rationalismus und Romantik stand und dessen Werk in mancher Weise Höhe- wie Endpunkt dieser Entwicklungen darstellt, kommt einer solchen am nächsten. Darüber hinaus mag die Eignung des Terminus »Cartesianische Linguistik« für diese Entwicklungen in der Sprachtheorie aus mancherlei Gründen problematisch sein. Erstens haben diese Entwicklungen ihren Ursprung in früheren linguistischen Werken; zweitens dürften viele ihrer aktivsten Vertreter sich mit Sicherheit selbst als ausgesprochene Antagonisten von Descartes und seiner Lehre betrachtet haben (siehe Anmerkung 3); drittens widmete

wickelt hat; in der Allgemeinen Sprachwissenschaft, die zur Zeit der Romantik und unmittelbar danach entstand; und in der rationalistischen Philosophie des Geistes, die zu einem Teil den gemeinsamen Hintergrund beider bildet. Daß die universale Grammatik cartesianische Wurzeln hat, ist selbstverständlich; Sainte-Beuve beispielsweise bezeichnet die Grammatiktheorie von Port-Royal als »une branche du Cartésianisme que Descartes n'avait pas luimême poussée« (Port-Royal, III, 1888, S. 539). Eine Verbindung zwischen der Allgemeinen Sprachwissenschaft der Romantik und diesem Komplex ist nicht so unmittelbar deutlich, doch werde ich zu zeigen versuchen, daß einige ihrer zentralen Charakteristika (und darüber hinaus die, die mir als ihr wertvollster Beitrag erscheinen) sich auf cartesianische Vorläufer zurückführen lassen. Bei einer Diskussion romantischer Sprach- und Verstandestheorien in diesem Rahmen bin ich gezwungen, andere ihrer wichtigen und charakteristischen Aspekte außer acht zu lassen; beispielsweise den Organizismus, der (zu Recht oder zu Unrecht) als eine Reaktion auf die cartesianische Medianistik angesehen wurde. Allgemein, so muß ich betonen, ist mein Ziel hier nicht die Vermittlung bestimmter Ideen und Doktrinen, sondern die ihres Inhalts und letztlich ihrer zeitgenössischen Bedeutung. Eine Darstellung dieser Art ließe sich mit Gewinn als Teil einer allgemeineren Untersuchung der Cartesianischen Linguistik entwickeln in ihrem Gegensatz zu Doktrinen und Hypothesen, die als »empiristische Linguistik« zu bezeichnen wären und in der modernen strukturellen und taxonomischen Linguistik wie auch in parallelen Entwicklungen in der modernen Psychologie und Philosophie ihren Niederschlag fanden. Ich will nicht versuchen, diesen Unterschied hier noch ausführlicher oder noch deutlicher darzulegen. 3

Descartes selbst der Sprache nur geringe Aufmerksamkeit, und seine wenigen diesbezüglichen Bemerkungen bieten vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. Jeder dieser Einwände hat Gewicht. Dennoch scheint es mir, daß in der hier zu betrachtenden Periode eine kohärente und fruchtbare Entwicklung eines Korpus von Ideen und Schlüssen bezüglich der Natur der Sprache in Verbindung mit einer bestimmten Theorie des Verstandes 4 zu beobachten ist, und daß diese Entwicklung als ein Ergebnis der Cartesianischen Revolution angesehen werden kann. In jedem Falle ist die Eignung des Terminus nur von geringem Interesse. Das eigentlich wichtige Problem besteht darin, die exakte Beschaffenheit dieses »Ideenkapitals« zu bestimmen, das in der Prämoderne aufgehäuft wurde, seine heutige Bedeutung zu werten und Möglichkeiten zu finden, es zur Untersuchung der Sprache nutzbar zu machen.

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Man sollte im Gedäditnis behalten, daß wir es mit einer Periode zu tun haben, die vor der Zeit der Divergenz von Linguistik, Philosophie und Psychologie liegt. D a s Bestreben jeder dieser Disziplinen, sich vor einer Verquikkung mit den anderen zu »emanzipieren«, ist ein spezifisch modernes Phänomen. Audi hier geht hinsichtlich des Platzes, den die Linguistik unter den anderen Wissenschaften einnimmt, die gegenwärtige Arbeit an der generativen Grammatik auf eine frühere Sidit der Dinge zurück.

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Der kreative Aspekt des Sprachgebrauchs

Wenngleich Descartes in seinen Schriften selbst nur spärlich Bezug auf Sprache nimmt, spielen doch gewisse Beobachtungen über die Natur der Sprache eine signifikante Rolle in der Formulierung seiner allgemeinen Gedanken. Im Laufe seiner sorgfältigen und intensiven Untersuchungen über die Grenzen der mechanischen Erklärbarkeit, die ihn über die Physik hinaus zur Physiologie und Psychologie führten, vermochte Descartes zu der Überzeugung zu gelangen, daß alle Aspekte tierischen Verhaltens sich aufgrund der Annahme erklären lassen, daß das Tier ein Automat sei.5 Im Laufe dieser Untersuchung entwickelte er ein wichtiges und einflußreiches System spekulativer Physiologie. Doch er kam zu dem Schluß, daß der Mensch einzigartige Fähigkeiten besitzt, die sich nicht auf rein mechanistischer Grundlage fassen lassen, wenngleich eine solche mechanistische Erklärung sich in sehr großem M a ß für die Funktion des menschlichen Körpers und sein Verhalten anbietet. Der wesentliche Unterschied zwischen Mensch und Tier zeigt sich am klarsten in der menschlichen Sprache, insbesondere in der Fähigkeit des Menschen, neue Aussagen zu

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A l s jenseits der Grenzen menschlicher Vernunft stehend läßt er die Frage offen, ob die explanatorischen Hypothesen, die er vorschlägt, die im absoluten Sinne einzig »korrekten« sind, und beschränkt sich auf die Behauptung, daß sie adäquat sind, wenngleich offensichtlich nicht einzig adäquat. V g l . Prinzipien der Philosophie, Prinzip C C I V . D e r Zusammenhang, in dem diese Diskussion über die Grenzen medianischer Erklärbarkeit steht, muß im A u g e behalten werden. Worauf es ankommt, ist nicht das Vorhandensein des Verstandes als Substanz, deren Wesen das Denken ist. Für Descartes ist das aus Introspektion klar - leichter demonstrierbar in der T a t als die Existenz des Körpers. D a s Problem ist das Vorhandensein des Verstandes bei anderen Menschen. Dies läßt sich nur durch indirekten Beweis darlegen, wie ihn Descartes und seine Nachfolger anführen. Diese Versuche, die Existenz anderen Verstandes z u beweisen, waren nach zeitgenössischer Meinung nicht allzu überzeugend. Pierre Bayle beispielsweise charakterisiert die angebliche Unfähigkeit der Cartesianer, die Existenz anderen Verstandes nachzuweisen, als »vielleicht die schwächste Seite des Cartesianismus« (>RorariusCould Meaning be an »rm«The Early Growth of Language Capacity in the IndividualLectures and N o t e s of I8I8organischer< und >mechanischer< Form, jedoch in anderem Zusammenhang, nämlich mit Bezug auf das Verhältnis zwischen Flexion und Agglutination als sprachlichen Prozessen, ein Thema, das auch in Humboldts Werk Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues ausführliche Behandlung findet. Die Frage, wie die Form der Sprache aus individuellen >kreativen< Akten entsteht und wie sie sie bestimmt, findet in dieser Zeit nicht wenig Aufmerksamkeit. Vgl. beispielsweise Coleridge: »Welch eine großartige Geschichte der Geistestaten Einzelner, getragen vom Gesamtgeist des Landes, ist eine Sprache . . . Ein Chaos, das sich zur Harmonie selbst zurechtschleift.« Zitiert in A. D . Snyder, Coleridge on Logic and Learning, 1929, S. 138. Bedeutung und Ursprung dieses Begriffes sind dargestellt in R . Berthelot, Science et philosophie chez Goethe, 1932, und R . Magnus, Goethe als Naturforscher, 1906. Bekanntlich entwickelt sich der Begriff der organischen Form in der Biologie, wie auch in der Philosophie und der Kritik, in der Periode, die wir behandeln. Man vergleiche beispielsweise Schlegels Begriff der organischen Form mit Blumenbachs Begriff des »Bildungstriebs« in der Biologie, d. h. dem Konzept eines lebendigen, erzeugenden, bildenden Prinzips, das, dem Organismus innewohnend, seine Ontogenese bestimmt und ihn vom Keim zur Reife führt (vgl. Berthelot, S. 42; er behauptet, dieser Gedanke habe Kants ähnlich lautende Formulierungen in der Kritik der Urteilskraft beeinflußt). Berthelot charakterisiert die Auffassung der Natur in Schellings Naturphilosophie als »une transformation dynamique qualitative produisant des formes nouvelles, irreductibles aux formes antérieures, par l'action d'une activité spontanée, interne et primitivement inconsciente« (S.40). Viele weitere Hinweise ließen sich zur Veranschaulichung von Parallelen und Wechselwirkungen anführen. Diese Fragen finden verschiedentlich Erörterung, so z . B . in A. O. Lovejoy, The Great Chain of Being, 1936; Abrams, a.a.O. Weitere Vertiefungen und zahlreiche Hinweise bei E. Mendelsohn, >The Biological Sciences in the Nineteenth Century: Some Problems and SourcesGewohnheiten< oder >Reaktionsdispositionen< beschreiben ließe, oder aber daß die syntaktische Struktur einer Spradie etwas wie eine Liste von Patterns sei. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß sich der Begriff »natürliche Ordnung« klären und als Hypothese von gewisser Bedeutung bezüglich der Sprachstruktur weiterentwickeln läßt.

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Zusammenfassend läßt sich sagen, daß einer der fundamentalen Beiträge zur, wie wir sie genannt haben, »cartesianischen Linguistik« in der Beobachtung liegt, daß menschliche Sprache in ihrem normalen Gebrauch frei ist von der Kontrolle durch unabhängig identifizierbare externe Reize oder interne Zustände, und nicht beschränkt auf irgendeine praktische kommunikative Funktion ist, im Gegensatz beispielsweise zu der Pseudosprache der Tiere. Sie ist daher frei, um als Instrument freien Denkens und des Selbstausdrucks zu dienen. Die unbegrenzten Möglichkeiten des Denkens und der Vorstellung spiegeln sich im kreativen Aspekt des Sprachgebraudis. Die Sprache bietet finite Mittel, jedoch infinite Möglichkeiten des Ausdrucks, die nur durch Regeln der Begriffsbildung und Satzbildung beschränkt sind, wobei diese teils speziell und idiosynkratisch, teils jedoch universal sind als allgemeine menschliche Veranlagung. Die in finiter Weise spezifizierbare Form jeder Sprache - modern gesprochen, ihre generative Grammatik (vgl. Anm. 39) - stellt eine »organische Einheit« dar, die ihre Grundelemente miteinander verbindet und jeder ihrer Einzelmanifestationen zugrundeliegt, die an Zahl potentiell unbegrenzt sind. Der beherrschende Gedanke während dieser Periode ist der, daß »die Sprachen der beste Spiegel des menschlichen Geistes sind«.57 Diese hier praktisch vollzogene Identifizierung sprachlicher und geistiger Prozesse motiviert, wie oben erörtert, die cartesianische Probe für das Vorhandensein anderen Geistes. Sie findet ihren Ausdruck während der ganzen Romantik. Friedrich Schlegel formuliert: »So unzertrennlich ist Geist und Sprache, so wesentlich Eins Gedanke und Wort, dass wir, so gewiss wir den Gedanken als das eigentümliche Vorrecht des Menschen betrachten, auch das Wort, nach seiner innern Bedeutung und Würde als das ursprüngliche Wesen des Menschen nennen können.«58 Wir haben bereits Humboldts Standpunkt erwähnt, daß die K r a f t , die Sprache hervorbringt, nicht von

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Leibniz, Nouveaux essais sur l'entendement humain, Buch III, Kapitel VII, Darmstadt 1961, S. 163. Leibniz fährt fort mit der Behauptung, daß »eine exakte Analyse der Bedeutung der Wörter mehr als alles andere die Tätigkeitsweise des Verstandes erkennen läßt« (S. 163). Zu Leibniz' Beschäftigung mit der Sprache s. H . Aarslef, »Leibniz on Locke on Language«, American Pbilosophical Quarterly, 1, Nr. 3, 1964, 1 - 2 4 . F.Schlegel, Geschichte der alten und neuen Literatur (1812); zitiert von Fiesel, a.a.O., S. 8. S. auch A . W. Schlegel, »De l'étymologie en général«, Oeuvres écrites en Français, Hrsg. E. Böcking, 1946, S. 1 3 3 : »On a dit souvent que la grammaire est la logique mise en pratique; il y a plus: c'est une analyse profonde, une métaphysique subtile de la pensée.« 41

der zu trennen ist, die das Denken hervorbringt. Diese Auffassung findet noch einige Zeit lang 59 Resonanz, die mit dem Beginn der Neuzeit jedoch schwächer wird. Man sollte erwähnen, daß die Assoziierung von Sprache und Geist in der früheren und in der späteren Phase des betrachteten Zeitraums durchaus unterschiedlich gesehen wird. Die frühere Auffassung geht dahin, die Struktur der Sprache spiegele das Wesen des Gedankens so dicht, daß »la science de la parole ne diffère guère de celle de la pensée« (Beauzée, S. X ) ; 60 der kreative Aspekt des Sprachgebrauchs wird aufgrund dieser Annahme erklärt. 61 A u f der anderen Seite beginnt die Beobachtung, daß

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Gelegentlich von ganz unerwarteter Seite. Proudhon beispielsweise äußerte bei der Bewerbung um ein Stipendium an der Akademie von Besançon 1837 die Absicht, eine allgemeine Grammatik zu entwickeln, mit der Hoffnung, »chercher â la psychologie de nouvelles régions, à la philosophie de nouvelles voies; étudier la nature et le mécanisme de l'esprit humain dans la plus apparente et la plus saisissable de ses facultés, la parole; déterminer, d'après l'origine et les procédés du langage, la source et la filiation des croyances humaines; appliquer, en un mot, la grammaire à la métaphysique et à la morale, et réaliser une pensée qui tourmente de profonds g é n i e s . . . « (Correspondence de P.-]. Proudhon, Bd. I, 1875, S. 31). Vgl. auch J . S. Mill: »Mit der Grammatik . . . beginnt die Analyse des Denkprozesses. Die Prinzipien und Regeln der Grammatik sind die Mittel, durch die die Formen der Sprache in Korrespondenz zu den universalen Formen des Denkens treten. Die Unterschiede zwischen den Redeteilen, zwischen den Kasus der Nomina, den Modi und Tempora der Verben, den Funktionen der Partikel, sind Distinktionen im Denken, nicht nur in Wörtern. . . . Die Struktur jedes Satzes ist eine Lektion in Logik« (Rektoratsrede in St. Andrews, 1867, zitiert, mit der für die Moderne typischen Mißbilligung, von Jespersen, The Philosophy of Grammar, 1924, S. 47). In ziemlich anderer Weise wird die Auffassung, daß Sprache (in ihrer tieferen Struktur) das Denken widerspiegele, bei Frege, Russell und dem frühen Wittgenstein entwickelt. Doch das ist bekannt; ich gehe nicht darauf ein. N . Beauzée, Grammaire générale, ou exposition raisonnée des éléments nécessaires du langage (1767). Seiten verweise hier und weiter unten nach der revidierten und verbesserten Ausgabe von 1819. Dies läßt natürlich durchaus die Frage offen, wie kreatives Denken möglich ist, und ihre Diskussion war nicht befriedigender als es jede Darstellung ist, die sich heute geben läßt - d. h. die Frage bleibt weiterhin ein reines Mysterium. Cordemoy beispielsweise schreibt »les nouvelles pensées qui nous viennent, sans que nous en puissions trouver la cause en nous-mesmes, n'y l'attribuer à l'entretien des hommes« der »inspiration« zu, d. h. der Kommunikation mit körperlosen Geistern (a.a.O., S. 185-186). Auch viele andere seiner Zeitgenossen würden in dieser oder jener Form die Ansicht teilen, daß »in

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die Sprache als Medium des Denkens dient, in der Ansicht neuen Ausdruck zu finden, daß die Sprache eine konstitutive Funktion hinsichtlich des Denkens hat. La Mettrie beispielsweise kommt bei einer Erörterung der Frage, wie das Gehirn die Bilder, die es unterscheidet, vergleicht und zuordnet, zu dem Schluß, seine Struktur sei so beschaffen, daß »die Seele, wenn die Zeichen [der Gegenstände und ihrer] Verschiedenheiten im Gehirn angegeben oder eingegraben worden sind, nothwendigerweise ihre Verhältnisse geprüft [hat], 62 eine Prüfung, welche ihr ohne die Entdekkung der Zeichen oder die Erfindung der Sprachen unmöglich war« (a.a.O., S. 37); vor der Entdeckung der Sprache konnten die Dinge nur in vager oder oberflächlicher Weise wahrgenommen werden. Die Auffassung Humboldts haben wir bereits referiert: »Der Mensch lebt mit den Gegenständen hauptsächlich, ja, da Empfinden und Handeln in ihm von seinen Vorstellungen abhängen, sogar ausschließlich so, wie die Sprache sie ihm zuführt« (a.a.O., S. 74). Unter dem Eindruck des neuen Relativismus der Romantik erfährt die Konzeption der Sprache als eines konstitutiven Mediums für das Denken eine maßgebliche Modifikation, man geht der Überlegung nach, daß ein Sprachunterschied zur Unterschiedlichkeit, ja Unvergleich-

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Facultatibus Divinis noeticis, aliquid Divinis attributis, ita in istis aliquid mundo Analogum homo obtinet« (Herbert of Cherbury, De Veritate (1624), S. 87; Seitenverweise hier und im folgenden nach der 3. Aufl. 1645). Diese Anrufung des Übernatürlichen sollte gesehen werden vor dem Hintergrund der Wiederbelebung des Neuplatonismus mit seiner Interpretation der menschlichen Kreativität als einem Analogon zur göttlichen »Emanation«, ein Thema, das die Theorie der Ästhetik vom 16. Jahrhundert an bis zur Romantik beherrscht. Näheres dazu bei Lovejoy, Abrams (a.a.O.) und den weiteren dort gegebenen Verweisen. Man beachte, daß für La Mettrie die Seele nicht eine getrennte Wesenheit ist; vielmehr, »wenn nun alle Fähigkeiten der Seele dermassen von der eigenthümlichen Organisation des Gehirns und des ganzen Körpers abhängen, dass sie augenscheinlich nur eben diese Organisation selbst sind, so haben wir eine sehr erleuchtete Maschine vor uns«; »die Seele ist also nur ein nichtiger Ausdruck, von dem man keine rechte Vorstellung hat und dessen sich ein guter Kopf nur zur Benennung des in uns denkenden Princips bedienen sollte« (S. 58-59). Er gibt unumwunden zu, indem er das »Vorstellungvermögen« des Gehirns betrachtet, daß »dessen Natur uns ebenso unbekannt als die Art seiner Thätigkeit ist« und seine Hervorbringungen »das merkwürdige und unbegreifliche Ergebnis der Gehirn-Organisation« sind (S. 39). Spätere Autoren sind weit weniger ängstlich und behaupten, das Hirn sondere Denken ab wie die Leber Galle (Cabanis), u. dgl. 43

barkeit geistiger Prozesse führen kann. 63 Diese Entwicklung jedoch ist nicht Teil unseres Hauptthemas; ihre moderne Weiterführung ist bekannt, so daß ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehe.

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Es war für die Cartesianer charakteristisch anzunehmen, geistige Prozesse seien allen normalen Menschen gemeinsam und die Sprachen unterschieden sich daher in der Ausdrucksweise, nicht jedoch in den ausgedrückten Gedanken. Cordemoy beispielsweise beschreibt bei der Erörterung der Spradierlernung (a.a.O., S. 4off.; vgl. S. 84-85 unten) die Aneignung einer zweiten Sprache lediglich als das Zuordnen neuer sprachlicher Ausdrücke zu den Gedanken, die bereits mit den Ausdrücken der ersten Sprache assoziiert sind. Daraus folgt dann, daß es keinen fundamentalen Unterschied beim Obersetzen von einer Sprache in die andere geben sollte. Diese Ansicht wird allerdings aufs heftigste von den Romantikern bestritten, bei denen Sprache nicht nur »Spiegel des Geistes«, sondern konstitutives Element mentaler Prozesse und Reflexion kultureller Individualität ist (vgl. Herder: »Der schönste Versuch über die Geschichte und mannigfaltige Charakteristik des menschlichen Verstandes und Herzens wäre also eine philosophische Vergleichung der Sprachen; denn in jede derselben ist der Verstand eines Volkes und sein Charakter geprägt.« Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-1785), in: Heintel, a.a.O., S. 176).

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Tiefen- und Oberflächenstruktur

Wir haben gesehen, daß die Untersuchung des kreativen Aspektes des Sprachgebrauchs von der Annahme ausgeht, sprachliche und geistige Prozesse seien praktisch identisch, wobei die Sprache das primäre Mittel zum freien Ausdruck des Denkens und Fühlens wie auch f ü r die Funktion der schöpferischen Phantasie darstellt. In gleicher Weise fußt auch ein großer Teil der bedeutenderen Ansätze in der Beschäftigung mit der Grammatik zur Zeit der Entwicklung der »cartesianischen Linguistik«, wie wir sie genannt haben, auf dieser Annahme. Die Grammaire von Port-Royal beispielsweise beginnt die Behandlung der Syntax mit der Beobachtung, daß es »trois Operations de nostre esprit: concevoir, juger, raisonner« (S. 27) gibt, von denen die dritte für die Grammatik irrelevant sei. (Sie wird in der Logique von Port-Royal aufgenommen, die zwei Jahre später, 1662, erscheint.) Aus der Art und Weise, in der Begriffe zu Urteilen zusammengefügt werden, schließt die Grammatik auf die - nach ihrer Sichtweise - allgemeine Form jeder möglichen Grammatik und entwickelt diese universell zugrundeliegende Struktur dann von einer Betrachtung der »manière naturelle en laquelle nous exprimons nos pensées« (S. 30) aus.64 Die meisten der späteren Versuche, ein Schema einer universellen Grammatik aufzubauen, folgen der gleichen Linie. Der Hermes von James Harris, der nicht im gleichen Maße wie andere Werke des achtzehnten Jahrhunderts von der Grammatik von Port-Royal geprägt ist, schließt ebenfalls von der Struktur geistiger Prozesse auf die Struktur der Sprache, jedoch in etwas anderer Weise. Generell, so sagt Harris, ist, wenn ein Mensch spricht, »seine Sprache oder Rede die Kundgabe von Energie oder der Bewegung seiner Seele« (S. 223). 65 Die »Kräfte der Seele« treten grundsätzlich in zwei Arten auf: in der Wahrnehmung (die die Sinne und den Intellekt einbegreift) und dem Wollen (Wille, Leidenschaften, Neigungen - »alles, was ein Handeln bewirkt, sei es rational oder irrational« (S. 224)). Es folgt daraus, daß es zwei Arten sprachlicher Akte gibt: die Behauptung, d.h. »die Kundgabe irgendeiner 64 65

Wir gehen auf einige der dort gemachten Vorschläge noch direkt ein. Seitenangaben nach Harris, 'Works, Bd. I (vgl. Anm. 28). 45

Wahrnehmung, sei es der Sinne oder des Intellekts«, oder aber »Äußerungen des Willens«, d. h. fragen, befehlen, bitten oder wünschen (S. 224). Der erste S a t z t y p dient dazu, »uns anderen zu erklären«; der zweite, andere zu veranlassen, uns ein Bedürfnis zu erfüllen. Gehen w i r in dieser Richtung weiter, können w i r die Sätze des Wollens danach analysieren, ob das Bedürfnis darin besteht, »eine Wahrnehmung mitgeteilt« oder »ein Wollen befriedigt« zu bekommen ( F r a g e - u n d Wunschmodus) ; der Wunschmodus w i r d weiterhin analysiert als befehlend oder prekativ, je nachdem, ob der Satz an Untergebene oder Nichtuntergebene gerichtet w i r d . D a sowohl Frage- wie Wunschmodus dazu dienen, daß »einem Bedürfnis entsprochen« w i r d , »erfordern« beide T y p e n »eine A n t w o r t « - mit Worten oder Taten als E r w i d e r u n g auf den Wunschmodus, mit Worten allein auf den Fragemodus (S. 293^). 8 8 So bietet die A n a l y s e v o n Satztypen den R a h m e n f ü r eine bestimmte A n a l y s e geistiger Prozesse. In Weiterführung der Vorstellung v o n dem grundlegenden Unterschied zwischen K ö r p e r und Geist nimmt die cartesianische Linguistik in charakteristischer Weise an, daß die Sprache zwei Aspekte hat. Genauer gesagt, ein sprachliches Zeichen läßt sich v o n den Lauten her untersuchen, die es konstituieren, und den Charakteren, die diese Zeichen repräsentieren, oder aber v o n deren »signification« her, d. h. der »manière dont les hommes s'en servent pour signifier leurs pensées« {Grammaire

générale

et

raison-

née, S. 5).Cordemoy beschreibt sein Ziel in ähnlicher Weise (a.a.O., V o r w o r t ) : »je fais en ce discours un discernement exact de tout ce qu'elle [la P a r o l e ] tient de l ' A m e , et de tout ce qu'elle emprunte du Corps.« E n t sprechend beginnt auch L a m y seine Rhetorik mit einer Unterscheidung zwischen »l'ame des paroles« (nämlich »ce qu'elles ont de sprituel«, »ce qui nous est particulier« - die Fähigkeit, »les idées« auszudrücken) und

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Daraus folgt, daß die Frageform und der Indikativ (in dem die Antwort steht) eng miteinander verbunden sind. »Diese Affinität ist tatsächlich so groß, daß nur in diesen beiden Modi das Verb die gleiche Form beibehält, und sie sind nicht anders unterschieden als durch das Vorhandensein oder Fehlen einer kleinen Partikel oder durch einen geringfügigen Wechsel in der Wortstellung, gelegentlich auch nur durch eine Änderung im Ton oder Akzent« (S. 299). Genauer noch, im Fall einer »einfachen Frage« (d. h. einer einfachen Ja-odernein-Frage) erfolgt die Antwort (außer bei einer möglichen Ellipse) fast in den gleichen Worten wie die Frage; »unbestimmte Fragen« jedoch »können mit unendlich vielen Bejahungen und unendlich vielen Verneinungen beantwortet werden. Beispielsweise - Wbose are these Verses? Wir können bestätigend antworten - They are Virgil's, They are Horace's, They are Ovid's etc. - oder negativ - They are not Virgil's, They are not Horace's, They are not Ovid's usw., in beiden Fällen bis zur Unendlichkeit« (S. 300 Fn.). 46

»leur corps« (»ce qu'elles ont de corporel«, »ce que les oyseaux qui imitent la voix des hommes ont de commun avec nous«, d. h. »les sons, qui sont les signes de ses idées«). Kurz gesagt, die Sprache hat einen inneren und einen äußeren Aspekt. Ein Satz läßt sich danach untersuchen, wie er einen Gedanken zum Ausdruck bringt oder wie seine physische Gestalt ist - also unter dem Gesichtspunkt semantischer Interpretation oder phonetischer Interpretation. Verwenden wir eine moderne Terminologie, so können wir unterscheiden zwischen der »Tiefenstruktur« eines Satzes und seiner »Oberflächenstruktur«. Die erstere ist die zugrundeliegende abstrakte Struktur, die seine semantische Interpretation bestimmt; die letztere die oberflächenmäßige Organisation von Einheiten, die die phonetische Interpretation bestimmt und sich auf die physische Form der aktuellen Äußerung bezieht, auf ihre wahrgenommene oder beabsichtigte Form. Mit diesen Begriffen können wir eine zweite grundlegende Schlußfolgerung der cartesianischen Linguistik formulieren, nämlich, daß Tiefen- und Oberflächenstruktur nicht identisch zu sein brauchen. Die zugrundeliegende Organisation eines Satzes, die für die semantische Interpretation relevant ist, wird nicht notwendigerweise durch die tatsächliche Anordnung oder Phrasierung seiner gegebenen Komponenten deutlich gemacht. Diesen Punkt stellt besonders klar die Grammatik von Port-Royal heraus, die mit beachtlicher Einsicht und Subtilität zum erstenmal eine cartesianische Sichtweise der Sprache entwickelt.67 Die Hauptform des Gedankens (doch nicht die einzige - vgl. S. j $-5 6) ist das Urteil, worin etwas etwas anderes bestätigt. Seinen sprachlichen Ausdrude findet es in der Aussage, die aus dem »sujet, qui est ce dont on affirme« und dem »attribut, qui est ce qu'on affirme« besteht (S. 29). Das Subjekt und das Attribut können einfach sein, wie in la terre est ronde, oder komplex (»composé«), wie in un habile Magistrat est un homme utile à la République oder Dieu invisible a créé le monde visible. Darüberhinaus ist es in Fällen wie diesen so, daß das komplexe Subjekt und das komplexe Attribut enferment, au moins dans nostre esprit, plusieurs jugemens dont on peut faire autant de propositions: Comme quand je dis, Dieu invisible a créé le monde

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Abgesehen von ihrem cartesianischen Ursprung läßt sich die Sprachtheorie von Port-Royal mit ihrer Unterscheidung zwischen Tiefen- und Oberflächenstruktur bis auf die Grammatik der Scholastik und Renaissance zurückführen, insbesondere auf die Theorie der Ellipse und der »Idealtypen«, die ihre vollste Ausprägung in Sanctius' Minerva (1587) fand. Näheres darüber bei Sahlin, a.a.O., Kap. I und S. Sjf.

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visible, il se passe trois jugemens dans mon esprit renfermez dans cette proposition. Car je juge premièrement que Dieu est invisible. 2. Qu 'il a créé le monde. 3. Que le monde est visible. Et de ces trois propositions, la seconde est la principale et l'essentielle de la proposition. Mais la première et la troisième ne sont qu'incidentes, et ne font que partie de la principale, dont la première en compose le sujet, et la seconde l'attribut (S. 68).

Mit anderen Worten: die Tiefenstruktur, die der Aussage Dieu invisible a créé le monde visible zugrundeliegt, besteht aus drei abstrakten Aussagen, von denen jede ein bestimmtes einfaches Urteil ausdrückt, wenngleich ihre Oberflächenform nur die Subjekt-Attribut-Struktur wiedergibt. Natürlich ist diese Tiefenstruktur lediglich implizit; sie findet keinen Ausdruck, sondern wird nur gedanklich repräsentiert: or, ces propositions incidentes sont souvent dans nostre esprit, sans estre exprimées par des paroles, comme dans l'exemple proposée (d. h. Dieu invisible a créé le monde visible; S. 68).

Gelegentlich ist es möglich, die Tiefenstruktur in der Oberflächenform expliziter wiederzugeben, »comme quand je réduis le mesme exemple à ces termes: Dieu QUI est invisible a créé le monde QUI est visible«• (S. 68-69). Doch sie stellt eine tieferliegende geistige Realität dar - eine geistige Begleitung zu der Äußerung - , ob nun die Oberflächenform der hervorgebrachten Äußerung ihr einfach Punkt für Punkt entspricht oder nicht. Im allgemeinen gründen sich Konstruktionen eines Nomens mit einem Nomen in Apposition, einem Adjektiv oder einem Partizip auf eine Tiefenstruktur, die einen Relativsatz enthält: » . . . toutes ces façons de parler enferment le relatif dans le sens, et se peuvent résoudre par le relatif« (S. 69). Die gleiche Tiefenstruktur läßt sich in verschiedenen Sprachen unterschiedlich realisieren, wenn es wie im Lateinischen video canem currentem oder im Französischen je voy un chien qui court heißt (S. 69-70). Die Stellung des Relativpronomens in der »proposition incidente« wird von einer Regel bestimmt, die die Tiefenstruktur in Oberflächenstruktur umwandelt. Wir sehen dies beispielsweise in Phrasen wie Dieu que j'ayme, Dieu par qui le monde a esté créé. In solchen Fällen on met tousjours le relatif à la tête de la proposition (quoy que selon le sens il ne deust estre qu'à la fin) si ce n'est qu'il soit gouverné par une préposition [in welchem Falle] la préposition précédé au moins ordinairement (S. 71).

In jedem der soeben behandelten Sätze besteht die Tiefenstruktur aus einem System von Aussagen und findet keinen direkten, Punkt für Punkt entsprechenden Ausdruck in dem entstandenen aktuellen physisch wahrnehmbaren Objekt. Um einen wirklichen Satz aus einem solchen zugrunde48

liegenden System von Elementaraussagen zu bilden, wenden wir bestimmte Regeln an (modern ausgedrückt, grammatische Transformationen). In diesen Beispielen ist es die Regel, die das Relativpronomen voranstellt, das die Stelle des Nomens der Nebenaussage einnimmt (zusammen mit der Präposition, die ihm vorangeht, falls sie vorhanden ist). Es ist uns freigestellt, des weiteren dann das Relativprogramm und gleichzeitig auch die Copula zu tilgen (wie in Dieu invisible) oder die Form des Verbs zu ändern (wie in canis currens). Schließlich müssen wir in bestimmten Fällen die Stellung des Nomens und des Adjektivs vertauschen (wie in un habile magistrat).** Die Tiefenstruktur, die die Bedeutung zum Ausdruck bringt, ist, so heißt es, allen Sprachen gemeinsam, da sie einfach eine Reflexion der Form des Gedankens darstelle. Die Transformationsregeln, die Tiefenstruktur in Oberflächenstruktur umwandeln, können von Sprache zu Sprache verschieden sein. Die Oberflächenstruktur, die aus diesen Transformationen resultiert, drückt, abgesehen von einfachsten Fällen, natürlich nicht direkt die Bedeutungsrelationen der Wörter aus. Es ist vielmehr die Tiefenstruktur, die der aktuellen Äußerung zugrundeliegt, eine Struktur, die rein gedanklich ist, welche den semantischen Inhalt des Satzes vermittelt. Diese Tiefenstruktur ist nichtsdestoweniger mit tatsächlichen Sätzen in der Hinsicht verbunden, daß jede ihrer abstrakten Aussagekomponenten (in den soeben behandelten Fällen) sich direkt als einfaches propositionales Urteil realisieren ließe. Die Theorie, die Haupt- und Nebenaussagen als konstituierende Elemente der Tiefenstruktur auffaßt, weitet die Logique69 von Port-Royal durch eine ausführlichere Analyse von Relativsätzen aus. Hier wird eine Unterscheidung entwickelt zwischen explikativen (nichtrestriktiven oder appositiven) und determinativen (restriktiven) Relativsätzen. Die Distinktion gründet sich auf eine vorangegangene Analyse der »compréhension« (Intension) und »étendue« (Extension) von »idées universelles«,70

68

89

70

Diese Transformation wird nicht erwähnt, ist jedoch implizit in den angeführten Beispielen enthalten.

Arnauld, La Logique, ou l'art de penser (1662). Seitenangaben nach der Neu-

ausgabe Paris 1 7 7 5 . Zur linguistischen Bedeutung dieses Werks s. H . E. Brekle, >Semiotik und linguistische Semantik in Port-RoyalIdee< [lateinisch: idea] zu« (Meditationen, S. 29; natürlich können diese »Bilder« eher durch Phantasie oder Reflexion bewirkt werden als durch den Verstand empfangen). In seiner Erwiderung auf Hobbes Einwand gegen diese Passage macht Descartes seine Intentionen deutlicher mit der Feststellung (wobei er seine Formulierung, so scheint es, im Laufe des Prozesses modifiziert): »Ich [fasse] unter dem Namen >Idee< all das zusammen, was unmittelbar v o m Geiste erfaßt wird, so daß, wenn ich zum Beispiel will oder etwas fürchte, dieses Wollen und Fürchten, da ich' ja zugleich das Wollen und Fürchten vorstelle, zu den Ideen zu zählen sind« (Meditationen, S. 164). Die Verwendung des Ausdrucks »Idee« im letzteren Sinne als etwas, das im wesentlichen ein Gegenstand des Denkens ist, dürfte Descartes' allgemeinem Sprachgebrauch entsprechen. In der Abhandlung über die Methode beispielsweise spricht er von »bestimmten G e setzen . . ., die Gott in der N a t u r so fest begründet und von denen er derartige Begriffe [französisch: notions] in unsere Seelen gelegt hat« (Abhandlung 5. Tl., S. 35). In gleicher Weise wird auch in den Prinzipien der Philosophie keine grundlegende Unterscheidung getroffen zwisdien »den Ideen [lateinisch: ideae] der Zahlen und Gestalten« und anderen »Gemeinbegriffen« [lateinisdi: notiones] des Geistes - zum Beispiel dem, »daß Gleiches zu Gleichem hinzugetan Gleiches gibt, usw.« (Prinzipien I, Prinzip 13; S. 5). Diese Verwendungsweise des Begriffs »Idee« als etwas, das »erfaßt« (concevoir) (nicht lediglich »vorgestellt« (imaginer)) werden kann, ist diejenige, die in die Logik von PortR o y a l Eingang gefunden hat (Logique, S. jff.). In diesem Sinne sind Begriffe verschiedenster A r t , sogar Aussagen, Ideen. Dieser Sprachgebrauch ist weit verbreitet. L a m y (a.a.O., S. 7), der keinen Anspruch auf Originalität erhebt, beschreibt Ideen als »les objets de nos perceptions« und behauptet, daß »outre ces idees qui sont excitees par ce qui touche nostre corps, nous en trouvons d'autres dans le fond le nostre nature, qui n'entrent point dans nostre esprit par les sens, comme sont Celles qui nous representent les premieres veritez: Par exemple celles-cy, Qu'il faut rendre a chacun ce qui luy appartient: qu'il est impossible qu'une chose soit, et qu'elle ne soit pas en meme-temps, etc.«. Generell gesehen legt die Diskussion einfacher und komplexer Aussagen in der Grammatik und der Logik v o n P o r t - R o y a l diesen Begriff v o n »Idee« nahe, da Aussagen als durch Ideenverbindung gebildet beschrieben werden und komplexe Ideen als basierend auf zugrundeliegenden konstituierenden Aussagen. In diesem Sinne ist »Idee« ein theoretischer Terminus der Theorie geistiger Prozesse; die »comprehension« (d.h. die Intension oder Bedeutung) einer Idee ist der Fundamentalbegriff in der semantischen Interpretation, und insoweit die Tiefenstruktur der Sprache als direkte Reflexion geistiger Prozesse anzusehen ist, bildet sie den Fundamentalbegriff in der Analyse des Denkens. Näheres hierzu bei J. Veitch, The Method, Meditations, and Selections the Principles of Descartes, Edinburgh 1880, N o t e II, S. 276-285. JO

from

J'appelle compréhension de l'idée, les attributs qu'elle enferme en soi, & qu'on ne peut lui ôter sans la détruire, comme la compréhension de l'idée du triangle enferme extension, figure, trois lignes, trois angles, & l'égalité de ces trois angles à deux droits, &c. J'appelle étendue de l'idée, les sujets à qui cette idée convient; ce qu'on appelle aussi les inférieurs d'un terme général, qui à leur égard est appelle supérieur, comme l'idée du triangle en général s'étend à toutes les diverses espèces de triangles (S. 31). Mit diesen Begriffen können wir solche »explications« wie Paris qui est la plus grande ville de l'Europe

und l'homme

nations« wie les corps transparens, est transparent,

qui est mortel von »détermi-

les hommes

savans

oder un corps

qui

les hommes qui sont pieux (S. 4 0 - 4 1 , 1 2 0 ) unterscheiden:

Cette addition peut s'appeller seulement explication quand elle ne fait que développer, ou ce qui étoit enfermé dans la compréhension de l'idée du premier terme, ou du moins ce que lui convient comme un de ses accidens, pourvu qu'il lui convienne généralement & dans toute son étendue (S. 40). L'autre sorte d'addition, qu'on peut appeller détermination, est quand ce qu'on ajoute à un mot général en restreint la signification, & fait qu'il ne se prend plus pour ce mot général dans toute son étendue, mais seulement pour une partie de cette étendue (S. 41). Im Falle eines explikativen Relativsatzes impliziert die zugrundeliegende Tiefenstruktur tatsächlich das von diesem Nebensatz ausgedrückte Urteil, wenn sein Relativpronomen durch dessen Beziehungswort ersetzt wird. So impliziert beispielsweise der Satz les hommes qui sont créés pour connoître & pour aimer Dieu, ... daß die Menschen geschaffen wurden, Gott zu erkennen und zu lieben. Somit hat ein erklärender Relativsatz wesentlich die Eigenschaften eines Bindeglieds. Doch im Falle eines restriktiven Relativsatzes (einer Determination) trifft dies offensichtlich nicht zu. So behaupten wir mit dem Satz les hommes qui sont pieux sont charitables weder, daß Menschen fromm sind, noch, daß Menschen mildtätig sind. Mit dieser Aussage l'esprit, joignant ensemble l'idée de pieux avec celle d'hommes, Se en faisant une idée totale, juge que l'attribut de charitable convient à cette idée totale; &ainsi tout le jugement qui est exprimé dans la proposition incidente, est seulement celui par lequel notre esprit juge que l'idée de pieux n'est pas incompatible avec celle d'homme, & qu'ainsi il peut les considérer comme jointes ensemble, 8c examiner ensuite ce qui leur convient selon cette union (S. 1 2 1 - 1 2 2 ) . Ähnlich ist es, wenn wir uns den Satz La doctrine bien dans la volupté

du corps, laquelle

qui met le

a été enseignée

souverain

par Epicure, 51

est

indigne d'un Philosophe71 ansehen. Er enthält das Subjekt la doctrine qui ... a été enseignée par Epicure und das Prädikat indigne d'un Philosophe. Das Subjekt ist komplex, es besteht aus dem restriktiven Relativsatz qui met le souverain bien dans la volupté du corps und dem explikativen Relativsatz laquelle a été enseignée par Epicure. Das Relativpronomen im zweiten hat als Beziehungswort den komplexen Ausdrude la doctrine qui met le souverain bien dans la volupté du corps. D a der Nebensatz laquelle a été enseignée par Epicure explikativ ist, impliziert der Originalsatz, daß die in Frage stehende Lehre von Epikur verbreitet wurde. Doch kann das Relativpronomen des restriktiven Nebensatzes nicht durch sein Beziehungswort, la doctrine, ersetzt werden, damit eine Behauptung entsteht, die der ganze Satz impliziert. U m es zu wiederholen: der komplexe Satz, der den restriktiven Relativsatz und sein Beziehungswort enthält, drückt eine einzelne komplexe Idee aus, die von den Ideen der Lehre und der Identifizierung des höchsten Gutes mit der Sinneslust des Körpers gebildet wird. Diese gesamte Information muß sich nach der Theorie von Port-Royal in der Tiefenstruktur des Originalsatzes repräsentieren, und die semantische Interpretation dieses Satzes hat unter Benützung dieser Information in der soeben angegebenen Weise vorzugehen (S. 122-123). Ein restriktiver Relativsatz gründet sich, nach der Theorie von PortRoyal, auf eine Aussage selbst dann, wenn diese Aussage bei der Verwendung des Relativsatzes in einem komplexen Ausdruck nicht bestätigt wird. Was in einem Ausdruck wie in dem schon oben angeführten les hommes qui sont pieux bestätigt wird, ist nur die Kompatibilität der konstituierenden Ideen. Daher ist es korrekt, wenn wir sagen, daß in dem Ausdruck les esprits qui sont quarrés, sont plus solides que ceux qui sont ronds der Relativsatz in einem bestimmten Sinne »falsch« ist, da »l'idée de quarré Sc de rond« nicht vereinbar ist mit »l'idée d'esprit pris pour le principe de la pensée« (S. 128). Somit gründen sich Satzgebilde, die explikative wie auch restriktive Relativsätze enthalten, auf Systeme von Aussagen (d. h. abstrakte Ob-

71

D i e Dickoff-James-Übersetzung ( C h o m s k y zitiert die Beispiele der Logique in Übersetzung; d. Ü . ) gibt dies so wieder: The doctrine which identifies the sovereign good with the sensual pleasure of the body and which was taught by Epicurus is unworthy of a philosopher. Doch bei dieser Übersetzung würde der erklärende Relativsatz which was taught by Epicurus natürlich als Determinativsatz, verbunden mit dem ersten Determinativsatz which identifies ..., angesehen werden, in welchem Falle der Sinn des Beispiels verlorengeht.

jekte, die die Bedeutungen von Sätzen konstituieren);72 doch ist die Art der Verbindung untereinander bei einem explikativen Nebensatz, in dem das zugrundeliegende Urteil tatsächlich bestätigt wird, anders als in einem determinativen Nebensatz, in dem die Aussage, die durch Ersetzung des Relativpronomens durch sein Beziehungswort gebildet wird, nicht bestätigt wird, sondern vielmehr eine einzelne komplexe Idee mit diesem Nomen bildet. Diese Beobachtungen sind im wesentlichen sicherlich richtig und müssen in jeder Syntaxtheorie Berücksichtigung finden, die den Begriff »Tiefenstruktur« zu präzisieren und die Prinzipien zu erforschen versucht, die die Tiefenstruktur zu der Oberflächenorganisation in Beziehung setzen. Kurz gesagt müssen diese Beobachtungen in irgendeiner Form in jede Theorie der transformationellen generativen Grammatik eingebracht werden. Eine solche Theorie beschäftigt sich genau gesagt mit den Regeln, die Tiefenstrukturen spezifizieren und sie zu Oberflächenstrukturen in Relation setzen, und mit den Regeln der semantischen und phonologischen Interpretation, die für Tiefen- und Oberflächenstrukturen gelten. Es handelt sich mit anderen Worten in großem Maßstab um Erarbeitung und Formalisierung von Begriffen, die implizit und teilweise ausdrücklich formuliert in solchen Passagen vorliegen, wie wir sie soeben diskutiert haben. In mancher Hinsicht scheint es mir darum durchaus richtig, die Theorie der transformationeilen generativen Grammatik, wie sie in heutigen Arbeiten entwickelt wird, vom Wesen her als moderne und explizitere Version der Theorie von Port-Royal anzusehen. Das Relativpronomen, das in der Oberflächenform auftritt, besitzt nach der Theorie von Port-Royal nicht stets die zweifache Funktion des Eintretens für ein Nomen und des Verbindens von Aussagen. Es kann »depoüille de la nature de pronom« werden und somit nur die letztgenannte Rolle spielen. In Sätzen wie je suppose que vous serez sage und je vous dis que vous avez tort beispielsweise finden wir, daß in der Tiefenstruktur »ces propositions, vous serez sage, vous avez tort, ne font que partie des propositions entières: je suppose, etc., je vous dis, etc.« (Grammaire, S. 73). 73 72

73

Man beachte übrigens, daß Adjektiv-Nomen-Konstruktionen in der Oberflächenstruktur durch grammatikalische Transformationen des in der Grammatik von Port-Royal aufgeführten Typs von jeder der beiden Relativsatzarten abgeleitet werden können, wie aus den dort gegebenen Beispielen erhellt und noch überzeugender klar wird an solchen mehrdeutigen Beispielen

wie Jespersens The industrious Japanese will conquer in the long run (a.a.O., S. 112).

Man beachte, daß in solchen Fällen nicht jedes der elementaren abstrakten Objekte, die die Tiefenstruktur konstituieren, selbst einem möglichen Satz 53

Die Grammatik behauptet dann, daß Infinitivkonstruktionen die gleiche Rolle im Verbalsystem spielen wie Relativsätze im Nominalsystem und die Ausweitung des Verbalsystems durch die Inkorporation ganzer Aussagen ermöglichen: »l'Infinitif est entre les autres manières du Verbe, ce qu'est le Relatif entre les autres pronoms« (S. 1 1 1 - 1 1 2 ) ; wie auch das Relativpronomen »l'Infinitif a pardessus l'affirmation du Verbe ce pouvoir de joindre la proposition où il est à un autre« (S. 112). So wird die Bedeutung von scio malum esse fugiendum durch eine Tiefenstruktur vermittelt, die auf den zwei Aussagen ruht, die die Sätze scio und malttm est fugiendum ausdrücken. Die Transformationsregel (modern gesprochen), die die Oberflächenstruktur des Satzes bildet, ersetzt est durch esse, so wie die Transformationen, die Sätze bilden wie Dieu (qui est) invisible a créé le monde (qui est) visible verschiedene Operationen der Substitution, Umstellung und Tilgung bei den zugrundeliegenden Aussagesystemen durchführen. »Et de là est venu qu'en François nous rendons presque tousiours l'infinitif par l'indicatif du Verbe, et la particule que. Je sçay que le mal est a fuir...« (S. 1 1 2 ) . In diesem Falle mag die Identität der Tiefenstruktur im Lateinischen und Französischen etwas verunklart durch die Tatsache werden, daß die beiden Sprachen geringfügig unterschiedliche Transformationsoperationen zur Ableitung der Oberflächenform verwenden. Die Grammatik geht dann weiter darauf ein, daß sich auch indirekte Rede in ähnlicher Weise analysieren läßt.74 Ist die zugrundeliegende eingebettete Aussage interrogativ, so wird die Partikel si statt que durch die zugrundeliegt; so ist je vous dis beispielsweise kein Satz in sich. N a c h der heutigen Terminologie liegt nicht jedes von den Basis-(Phrasenstruktur-) Regeln generierte Detail einem möglichen Kernsatz [kernel sentence] zugrunde. Gleichfalls galt es in allen Arbeiten aus den letzten zehn oder mehr Jahren, die sich mit transformationeller generativer G r a m m a t i k befaßten, als unbestritten, daß die Phrasenstrukturregeln »Leersymbole« einführen können, die eine Repräsentation durch Morphemketten nur als Ergebnis der A n w e n dung dieser oder jener Einbettungsregeln erfahren (wie z. B. bei V e r b ergänzungskonstruktionen im Englischen), und daß die Elementarketten, in denen diese Leersymbole ersdieinen, nicht Kernsätzen zugrundeliegen. V e r schiedene diesbezügliche Gedanken, die während dieser Zeit entwickelt w u r den, sind zusammengefaßt und diskutiert bei Chomsky, Aspects, K a p . I I I . 74

Ziemlich abweichend ist die A n a l y s e dieser Strukturen, die sich bei Beauzée, a.a.O., findet. Für ihn gründen sie sich auf Relativsätze, bei denen das Beziehungswort transformationeil getilgt ist. So leiten sich die Sätze l'état présent des Juifs prouve que notre religion est divine, ich glaube, daß ich liebe, I think (that) I love, von l'état présent des Juifs prouve une vérité qui est, notre religion est divine, Ich glaube ein Ding, das(s) ist, ich liebe, I think a thing that is, I love (S. 4 0 5 ) ab.

54

Transformationsregel eingeführt, so w i e in on m'a demandé faire cela, w ä h r e n d der »discours qu'on rapport« Pouvez-vous

si je

pouvois

faire

cela?

ist. Manchmal allerdings braucht keine Partikel hinzugefügt zu werden, da ein Wechsel der Person hinreicht, wie in II m'a demandé: vousf

im Vergleich zu II m'a demandé;

qui j'estois

Qui

estes-

(S. 1 1 3 ) .

Fassen w i r die Theorie v o n P o r t - R o y a l in ihren Hauptumrissen zusammen, so hat ein Satz einen inneren geistigen Aspekt (eine T i e f e n struktur, die seine Bedeutung vermittelt) und einen äußeren, physikalischen A s p e k t als L a u t f o l g e . Seine Oberflächenanalyse nach Phrasen vermag nicht die signifikanten Verbindungen der Tiefenstruktur durch irgendeine f o r m a l e Markierung oder die tatsächliche Wortanordnung zu zeigen. Die Tiefenstruktur ist jedoch im Geist gegenwärtig, wenn die physische Äußerung hervorgebracht w i r d . D i e Tiefenstruktur besteht aus einem System v o n Aussagen, das in mannigfacher Weise organisiert ist. D i e elementaren Aussagen, die die Tiefenstruktur konstituieren, sind v o n der Form SubjektP r ä d i k a t mit einfachen Subjekten und Prädikaten (d. h. Kategorien anstelle komplexerer Phrasen). Viele dieser elementaren Objekte lassen sich unabhängig als Sätze realisieren. I m allgemeinen t r i f f t es nicht zu, daß die elementaren Urteile, die die Tiefenstruktur konstituieren, bestätigt werden,

wenn

der ihr

zugrundeliegende

Satz

hervorgebracht

wird;

explikative und determinative R e l a t i v a beispielsweise unterscheiden sich in dieser Hinsicht. U m tatsächlich einen Satz v o n einer Tiefenstruktur her hervorzubringen, der den Gedanken vermittelt, den sie ausdrückt, ist die A n w e n d u n g v o n Transformationsregeln notwendig, die Details des Satzes neu anordnen, ersetzen oder tilgen. Einige v o n ihnen sind obligatorisch, andere f a k u l t a t i v . So w i r d Dieu qui est invisible visible

v o n seiner Paraphrase Dieu invisible

a créé le monde

a créé le monde

visible

qui est durch

eine f a k u l t a t i v e Tilgungsoperation unterschieden, doch die T r a n s f o r m a tion, die ein Relativpronomen f ü r das N o m e n einsetzt und dann das Pronomen voranstellt, ist obligatorisch. Diese Darstellung bezieht nur die Sätze ein, die sich ausschließlich auf Urteile gründen. Diese jedoch, wenngleich sie die H a u p t f o r m des G e dankens darstellen, erschöpfen nicht die »Operations de nostre esprit«, und »on y doit encore rapporter les conjonctions, disjonctions, et autres semblables Operations de nostre esprit; et tous le autres mouvemens de nostre ame; comme les desirs, le commandement, l'interrogation, etc.« (S. 29). Teilweise werden diese anderen »Formen des Gedankens« durch besondere Partikeln w i e non, vel, si, ergo usw. bezeichnet (S. 1 3 7 - 1 3 8 ) . Doch auch in Hinsicht auf diese Satztypen kann eine Identität in der Tiefenstruktur verschleiert werden infolge einer - entsprechend den beabsichtigten Bedeutungen auftretenden - D i v e r g e n z der Transformations55

mittel, durch die tatsächliche Sätze gebildet werden. Von Bedeutung ist das Problem der Frage. Im Lateinischen ist es so, daß die Interrogativpartikel ne »n'a point d'objet hors de nostre esprit, mais marque seulement le mouvement de nostre ame, par lequel nous souhaittons de sjavoir une chose« (S. 138). Was das Interrogativpronomen anbetrifft, »ce n'est autre chose qu'un pronom, auquel est jointe la signification de ne, c'est a dire, qui outre qu'il tient la place d'un nom, comme les autres pronoms, marque plus ce mouvement de nostre ame, qui veut sjavoir une chose, et qui demande d'en estre instruitte« (S. 138). Doch dies »mouvement de l'ame« läßt sich auf vielfältige andere Weise als durch die Hinzufügung einer Partikel bezeichnen, so beispielsweise durch Senken der Stimme oder Umkehrung der Wortstellung, wie im Französischen, wo das Pronominalsubjekt in die Position »transportiert« wird, die der Personenmarkierung des Verbums folgt (dabei wird die Übereinstimmung mit der zugrundeliegenden Form gewahrt). All dies sind Mittel zur Realisierung der gleichen Tiefenstruktur (S. 138-139). Man beachte, daß die Theorie der Tiefen- und Oberflächenstruktur, wie sie in den sprachwissenschaftlichen Untersuchungen von Port-Royal entwickelt wird, implizit Rekursivmechanismen enthält und so den infiniten Gebrauch der finiten Mittel ermöglicht, die sie verwendet, wie das von jeder adäquaten Sprachtheorie zu erwarten ist. Wir sehen darüberhinaus, daß in den gegebenen Beispielen die Rekursivmechanismen gewissen formalen Bedingungen entsprechen, die nicht a priori notwendig sind. Sowohl in den Trivialfällen (wie Konjunktion, Disjunktion usw.) wie auch in den interessanteren Beispielen, die im Zusammenhang mit Relativsätzen und Infinitiven diskutiert werden, besteht die einzige Methode zur Erweiterung von Tiefenstrukturen in der Hinzufügung vollständiger Aussagen von der Grundform Subjekt-Prädikat. Die Transformationsregeln der Tilgung, Neuordnung usw. spielen keine Rolle bei der Schaffung neuer Strukturen. Bis zu welchem Ausmaß jedoch die Grammatiker von PortRoyal sich dieser Eigenschaften ihrer Theorie bewußt waren oder an ihnen interessiert, bleibt natürlich offen. In moderner Ausdrucksweise können wir diese Auffassung formalisieren, wenn wir die Syntax einer Sprache als zwei Regelsysteme darstellen: als ein Basissystem, das Tiefenstrukturen generiert, und als ein Transformationssystem, das diese als Oberflächenstrukturen abbildet. Das Basissystem besteht aus Regeln, die die zugrundeliegenden grammatischen Relationen in abstrakter Ordnung generieren (die Ersetzungsregeln einer Phrasenstrukturgrammatik), das Transformatiossystem aus Regeln für die Tilgung, Neuanordnung, Beiordnung usf. Die Basisregeln berücksichtigen die Einführung neuer Aussagen (d. h. sie sind Ersetzungsregeln der Form: 56

A ->•... S . . . , wobei S das Initialsymbol der Phrasenstrukturgrammatik ist, die die Basis konstituiert); weitere Rekursivmechanismen sind nicht vorhanden. Unter den Transformationen finden sich die, die Fragen, Imperative usw. bilden, wenn es die Tiefenstruktur anzeigt (d. h., wenn die Tiefenstruktur den entsprechenden »geistigen Akt« in geeigneter Notation repräsentiert). 75 Die Grammatik von Port-Royal ist offensichtlich die erste, die den Begriff der Phrasenstruktur in einigermaßen klarer Weise entwickelt.76 Es ist daher interessant festzustellen, daß sie ganz klar auch die Inadäquatheit einer Phrasenstrukturbeschreibung für die Repräsentation der syntaktischen Struktur feststellt und daß sie bereits auf eine Form transformationeller Grammatik hinweist, die in mancher Hinsicht mit dem verwandt ist, was heutzutage intensiv untersucht wird. Wenden wir uns von der allgemeinen Konzeption grammatischer Struktur spezifischen Fällen grammatischer Analyse zu, so stoßen wir in der Grammatik von Port-Royal noch auf zahlreiche andere Versuche, die Theorie der Tiefen- und Oberflächenstruktur zu entwickeln. So werden Adverbien analysiert als (zum größten Teil) entstanden aus »le désir que les hommes ont d'abreger le discours«, als elliptische Formen von Konstruktionen des Typs Präposition plus Nomen, so daß also beispielsweise sapienter für cum sapentia oder hodie für in hoc die steht (S. 88). Ähnlich enthalten der Analyse nach Verben implizit eine Kopula, die eine Bestätigung zum Ausdruck bringt; auch hier steht das Bestreben dahinter, die aktuelle Ausdrucksform des Gedankens abzukürzen. Das Verb ist dann »un mot dont le principal usage77 est de signifier l'affirmation: c'est à dire, de marquer que le discours où ce mot est employé, est le discours d'un

75

78

77

Weiteres dazu bei Chomsky, Aspects. Es sollte erwähnt werden, daß die Theorie der transformationellen generativen Grammatik sich in mancher Hinsicht zu einer Sichtweise hin entwickelt hat ähnlich der, die implizit in der Theorie von Port-Royal enthalten ist; in den wenigen Jahren, wo sie von neuem Gegenstand intensiver Forschung war, haben das weitere Beweise und Erkenntnisse ergeben. Einige frühere Begriffe werden von Sahlin, a.a.O., S. 97f., behandelt. Der Gedanke, daß sich ein Satz lediglich als Folge von Wörtern oder Wortkategorien ohne weitere Struktur ansehen läßt, wird (ob nun tatsächlich aus Überzeugung oder nicht) von vielen späteren Autoren geäußert. Man beachte, daß dies als hauptsächliche, jedoch nicht einzige Rolle der Verben angesehen wird. Sie werden auch gebraucht »pour signifier d'autres mouvemens des nostre ame; comme desirer, prier, Commander, etc.« (S. 90). Diese Fragen werden in Kapitel X V wiederaufgenommen, wo die grammatischen Mittel, mit denen diese geistigen Zustände und Prozesse in den verschiedenen Sprachen sich realisieren, kurz besprochen werden. S. J J - J 6 oben. 57

homme qui ne conçoit pas seulement les choses, mais qui en juge et qui les affirme« (S. 90). Die Verwendung eines Verbs bedeutet dann die Ausführung des Bestätigungsaktes, nicht lediglich die Bezugnahme auf eine Bestätigung als »objet de nostre pensée«, wie beim Gebrauch von »quelques noms qui signifient aussi l'affirmation; comme affirmans, affirmation (S. 90). So hat der Satz Petrus vivit oder Pierre vit die Bedeutung von Pierre est vivant (S. 91), und im Satz Petrus affirmai ist »affirmai . . . la mesme chose que est affirmans« (S. 98). Daraus folgt dann, daß in dem Satz affirmo (worin Subjekt, Kopula und Attribut insgesamt zu einem einzigen Wort abgekürzt sind) zwei Bestätigungen ausgedrückt werden: eine hinsichtlich der Bestätigungshandlung des Sprechers, die andere bezüglich der Bestätigung, die er (in diesem Fall sich selbst gegenüber) gibt. Ebenso enthält »le verbe nego ... une affirmation et une négation« (S. 98)." Formuliert man diese Beobachtungen in obenerwähnter Weise, so enthält nach Ansicht der Grammatiker von Port-Royal die Tiefenstruktur, die einem Satz wie Pierre vit oder Dieu ayme les hommes (Logique, S. 1 1 0 ) zugrundeliegt, eine Kopula, die die Behauptung zum Ausdruck bringt, und ein Prädikat (vivant, aimant les hommes), das dem Subjekt der Aussage zugeordnet wird. Verben stellen eine Subkategorie von Prädikaten dar; sie unterliegen einer Transformation, durch die sie mit der Kopula zu einem Wort verschmelzen. Die Analyse der Verben wird in der Logik weitergeführt, wo die Auffassung vertreten wird (S. 119), daß trotz ihres Oberflächenbildes Sätze mit transitivem Verbum und Objekt »peuvent être appellées complexes, & qu'elles contiennent en quelque maniéré deux propositions«. So können wir zu dem Satz Brutus a tué un tyran die Gegenaussage machen, daß Brutus niemanden tötete, oder daß die Person, die Brutus tötete, kein Tyrann war. Es folgt daraus, daß der Satz die Aussage macht, daß Brutus jemanden tötete, der ein Tyrann war, und die Tiefenstruktur muß diese Tatsache widerspiegeln. Es hat nach der Logik den Anschein, daß diese Analyse auch anwendbar wäre, wenn das Objekt ein singulärer Terminus ist; z. B. Brutus tötete Cäsar. Diese Analyse spielt eine Rolle in der Theorie der Schlußfolgerung, die im weiteren Verlauf der Logik entwickelt wird. Mit ihr wird praktisch

78

Die Grammatik fährt mit der Beobachtung fort, daß es ein Fehler wäre, sich der Auffassung gewisser früherer Grammatiker anzuschließen, Verben drückten notwendigerweise Aktionen, Passionen oder etwas, das stattfindet, aus; als Gegenbeispiel führt sie solche Verben an wie existit, quiescit, friget, alget, tepet, calet, albet, viret, claret (S. 94).

58

eine partielle Relationstheorie aufgebaut, die es erlaubt, die Theorie des Syllogismus auf Argumente auszudehnen, auf die sie sonst nicht anwendbar wäre. So wird (S. 226) darauf hingewiesen, daß der Schluß von La Loi

divine

La Loi

commande

divine

l'honorer

commande

les Rois

d'honorer

Louis

und Louis XV

XV

est Rois

auf

offensichtlich gültig ist,

obwohl er oberflächlich genommen, so wie er sich darbietet, keine gültige Figur exemplifiziert. Sehen wir les Rois als »sujet d'une autre proposition enveloppée dans celle-là« an, verwenden wir die Passivtransformation 79 und lösen wir im übrigen den Originalsatz in die ihm zugrundeliegenden Aussagekonstituenten auf, können wir schließlich das Argument auf die gültige Figur Barbara

zurückführen.

Die Zurückführung von Sätzen auf zugrundeliegende Tiefenstrukturen dient überall in der Logik

dem gleichen Zweck. Beispielsweise beob-

achtet Arnauld (S. 228), daß der Satz II y a aujourd' qui soient

prêts

de donner

leur

vie

pour

leurs

hui peu de

brebis,

Pasteurs

wenngleich der

oberflächlichen Form nach affirmativ, »contient dans le sens cette négative: Plusieurs

des Pasteurs

pour leurs brebis«.

d'aujourd'hui

ne sont pas prêts de donner

leur

vie

Im allgemeinen, so bemerkt er wiederholt, kann, was

affirmativ oder negativ »en apparence« ist, der Bedeutung nach, d. h. in der Tiefenstruktur, es ebenso sein oder aber auch nicht sein. Kurz, es ist möglich, daß sich die wirkliche »logische Form« eines Satzes von seiner grammatischen Oberflächenform gänzlich unterscheidet.80 79

80

Wie schon früher bemerkt (S. 119): »ce qui oblige souvent pour reduire ces argumens dans la forme la plus naturelle, de changer l'actif en passif, afin que la partie qui est prouvée, soit exprimée directement.« Es ist kaum gerechtfertigt, diese Erkenntnis der englischen Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts zuzusdireiben als ihre »zentrale und fundamentale Entdeckung« (vgl. Flew, Introduction to Logic and Language, First series, Oxford 1952, S. 7; oder Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus, 1922, 4.0031, wo sie auf Russell zurückgeführt wird). Auch ist die Beobachtung, daß »grammatische Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten logisch irreführend sein können« (Flew, S. 8), eine ganz so neue Erkenntnis, wie Flew vermutet, nicht. Siehe beispielsweise S. 66-67 unten. Die allgemeine Annahme der cartesianischen Linguistik liegt darin, daß die Oberflächenorganisation eines Satzes keine wahre und volle Repräsentation der grammatischen Beziehungen zu geben vermag, die bei der Bestimmung seines semantischen Inhalts eine Rolle spielen; daher wird, wie wir dargelegt haben, eine Grammatiktheorie entworfen, in der wirkliche Sätze von zugrundeliegenden »Tiefenstrukturen« abgeleitet werden, in denen diese Relationen grammatikalisch repräsentiert sind. Das Ausmaß, bis zu dem »logische Form« tatsächlich von den syntaktisch definierten Tiefenstrukturen repräsentiert wird, sei es im technischen modernen oder im bezogenen Sinne der cartesianischen Linguistik, ist eine weitere und in mancher Hinsicht noch offene Frage. Näheres dazu bei J . Katz, The Philosophy of Language, 1966. 59

Auf die Identität der Tiefenstruktur, die einer Vielzahl von Oberflächenformen in verschiedenen Sprachen zugrundeliegt, wird zu dieser Zeit oft im Zusammenhang mit der Frage hingewiesen, wie die signifikanten semantischen Verbindungen zwischen den Elementen der Sprache ihren Ausdruck finden. Kapitel V I der Grammatik von Port-Royal behandelt diese Relationen, die sich in Kasussystemen wie in den klassischen Sprachen, durch interne Modifikationen wie dem status constructus im Hebräischen, durch Partikeln wie in der Vulgärsprache oder einfach durch festgelegte Wortordnung 81 wie bei den Subjekt-Verb- und Verb-ObjektBeziehungen im Französischen ausdrücken. Sie werden sämtlich als Manifestationen einer zugrundeliegenden Struktur angesehen, die allen diesen Sprachen gemeinsam ist und die Struktur des Denkens widerspiegelt. In gleicher Weise geht Lamy in seiner Rhetorik auf die verschiedenen Mittel ein, die verschiedene Sprachen verwenden, um die »rapports, et la suite et la liaison de toutes les idées que la considération de ces choses excite dans notre esprit« wiederzugeben (a.a.O., S. 10—n). Der Enzyklopädist D u Marsais betont auch die Tatsache, daß Kasussysteme Beziehungen zwischen den Elementen der Rede ausdrücken, die in anderen Sprachen durch Wortstellung oder durch spezifische Partikeln ihren Ausdruck finden, und er weist auf die Korrelation zwischen der Freiheit zur Änderung der Wortstellung und dem Reichtum der Flexion hin.82 Man beachte, daß dies die Annahme der Existenz einer uniformen Gruppe von Beziehungen bedeutet, in die die Wörter jeder Sprache eintreten können nach Maßgabe des Denkens. Die philosophischen Grammatiker suchen nicht zu zeigen, daß alle Sprachen im wörtlichen Sinne Kasussysteme haben, daß sie die Flexion benützen, um diese Relationen auszudrücken. Im Gegenteil, sie betonen immer wieder, daß ein Kasussystem nur ein Mittel zum Ausdruck dieser Beziehungen ist. Gelegentlich weisen sie auch darauf hin, daß Kasusbezeichnungen als pädagogisches Mittel diesen Relationen beigelegt werden können; sie vertreten auch die Ansicht, daß es aus Gründen der Vereinfachung manchmal zu einer Unterscheidung von Fällen kommen kann, w o kein Unterschied in der Form vorliegt. Die Tatsache, daß das Französische kein Kasussystem hat, wird bereits von den frühesten Grammatiken verzeichnet. Vgl. Sahlin, S. 212. 81 82

Typischerweise als »ordre naturel« bezeichnet. Siehe S. 39-40 oben. Viele der veröffentlichten und unveröffentlichten Arbeiten von D u Marsais, die sich mit der Sprache befassen, erschienen posthum in Logique et Principes de Grammaire (1769). Seitenangaben beziehen sich auf diese Ausgabe. Die Korrelation zwischen Freiheit der Wortstellung und Flexion wird von vielen anderen Autoren beobachtet, z. B. von A d a m Smith in seinen Considerations concerning the First Formation of Languages.

60

Es ist wichtig sich klarzumachen, daß die Verwendung der Namen der klassischen Kasus bei Sprachen ohne Flexion nur die Uberzeugung von der Uniformität der von ihnen vertretenen grammatikalischen Formen ausdrückt,

die Überzeugung,

daß Tiefenstrukturen

grundsätzlich

ge-

sehen in den verschiedenen Sprachen gleich sind, mögen auch die Mittel für ihren Ausdruck unterschiedlich sein. Die Richtigkeit dieser Behauptung versteht sich nicht von selbst, sie ist, mit anderen Worten, eine nichttriviale Hypothese. Soweit ich jedoch weiß, bietet die moderne Linguistik keine Fakten, die sie ernsthaft in Frage stellten.83

83

Wenn Bloomfield (und mit ihm manche anderen) die prämoderne Sprachwissenschaft kritisiert, sie verunklare den strukturellen Unterschied zwischen den Sprachen, »indem sie ihre Beschreibungen in das Schema der lateinischen Grammatik zwingt« (Language, S. 8), so bezieht er sich dabei vermutlich auf Behauptungen wie diese, die er für widerlegt hält. Ist dem so, so beachte man, daß dieses Buch keine Beweise enthält zur Stützung entweder der Schlußfolgerung, daß die philosophische Grammatik einem lateinischen Modell verhaftet war, oder der, daß ihre aktuelle Hypothese bezüglich der Uniformität zugrundeliegender grammatischer Beziehungen von modernen Untersuchungen in Frage gestellt worden sei. Im allgemeinen sollte man berücksichtigen, daß Bloomfields Darstellung der prämodernen Linguistik nicht verläßlich ist. Der historische Uberblick, den er gibt, besteht aus einigen zufälligen Bemerkungen, die, wie er behauptet, das zusammenfassen, »was die Gelehrsamkeit des achtzehnten Jahrhunderts über Sprache wußte«. Diese Bemerkungen sind nicht immer akkurat (wie beispielsweise seine erstaunliche Behauptung, daß vor dem neunzehnten Jahrhundert die Linguisten »die Sprachlaute nicht beobachtet hatten und sie mit den geschriebenen Symbolen des Alphabets verwechselten« oder daß die Verfasser grundlegender Grammatiken das Lateinische als in überragender Weise die »universellen Kanons der Logik« einbegreifend ansahen); und dort, wo sie akkurat sind, geben sie nur wenige Hinweise auf den Charakter dessen, was in dieser Zeitspanne geschah. Die Art und Weise, in der zu dieser Zeit die Laute analysiert wurden, verlangt eine eigene Erörterung; ich habe durchaus eigenmächtig dieses Thema aus der vorliegenden Arbeit ausgeschlossen. Die meisten der hier behandelten Werke, neben vielen anderen, diskutieren die Phonetik, und das aristotelische Diktum, daß »die Sprache Zeichen und Gleichnis [ist] für die seelischen Vorgänge, die Schrift wieder für die Sprache« (Hermeneutik, i), wird offensichtlich ohne weitere Diskussion akzeptiert. Es gibt nur wenige moderne Hinweise auf die Phonetik in dieser Zeit. M. Grammont bespielsweise kommentiert ihre Behandlung bei Cordemoy, a.a.O., mit folgenden Worten: » . . . les articulations d'un certain nombre de phonèmes français sont décrites avec une netteté et une exactitude remarquables« (Traité de phonétique, Paris 1933, 4 i 9 J 0 , S. 13 Fn.; er fährt fort mit der Beobachtung: »Ce sont ces descriptions que Molière a reproduites mot pour mot dans Le Bourgeois gentilhomme, acte II, scène 6 (1670)«). 61

Wie oben bemerkt, sagt die Grammatik

von Port-Royal, daß in den

meisten Fällen Adverbien genaugenommen keine Kategorie der Tiefenstruktur

konstituieren,

sondern lediglich

die Funktion

haben

»pour

signifier en un seul mot, ce qu'on ne pourroit marquer que par une préposition et un nom« (S. 88). Spätere Grammatiker geben die Qualifikation für »die meisten Adverbien« einfach auf. So gilt D u Marsais »ce qui distingue l'adverbe des autres espèces de mots, c'est que l'adverbe vaut autant qu'une préposition et un nom : il a la valeur d'une préposition avec son complément: c'est un mot qui abrège« (S. 66o). Diese Charakterisierung ist unqualifiziert, doch er fährt fort, eine große Klasse von Beispielen in dieser Weise zu analysieren - nach unserer Paraphrase als abgeleitet von einer Tiefenstruktur der Form

»Präpositionsergänzung«.

Diese Analyse wird von Beauzée 84 noch weitergeführt. E r

behauptet

gelegentlich, wenngleich eine »phrase adverbiale« wie avec sagesse sich vom entsprechenden A d v e r b sagement in ihrer »signification« nicht unterscheide, so tue sie es möglicherweise doch in den damit verbundenen »idées accessoires« : »quand il s'agit de mettre un acte en opposition avec l'habitude, l'Adverbe est plus propre à marquer l'habitude, et la phrase adverbiale à indiquer l'acte: et je dirois: un homme que se conduit sagement ne peut pas se promettre que toutes ses actions seront faites avec sagesse« (S. 342). 8 5 Diese Unterscheidung ist ein Spezialfall des »eloignement que

84

85

Beauzée, a.a.O., S. 34of. Bentham schlägt eine ähnliche Analyse vor (a.a.O., S. 35«)Eine Unterscheidung zwischen den »idées principales«, die in einer sprachlichen Form zum Ausdruck kommen, und den mit ihr verbundenen »idées accessoires« wird in der Logik von Port-Royal, Kap. 14 und I J , getroffen. Die Hauptidee ist das, was durch die »Definition des Lexikons« festgestellt wird, die in präziser Weise »la vérité de l'usage« zu formulieren versucht. Doch die lexikalische Definition »ne représente pas toute l'impression qu'ils [d. h. les mots] font dans l'esprit,« und »il arrive souvent qu'un mot, outre l'idée principale que l'on regarde comme la signification propre de ce mot, excite plusieurs autres idées qu'on peut appeller accessoires, auxquelles on ne prend pas garde, quoique l'esprit en reçoive l'impression« (S. 81-82). Beispielsweise ist die Hauptbedeutung von you lied die, daß man weiß, daß das Gegenteil von dem, was jemand sagte, wahr ist. »Mais, outre cette signification principale, ces paroles emportent dans l'usage une idée de mépris & d'outrage, Se elles font croire que celui qui nous les dit, ne se soucie pas de nous faire injure, ce qui les rend injurieuses & offensantes« (S. 82). In gleicher Weise hat der Vers Virgils Usque adeone mori miserum est? die gleiche Hauptbedeutung wie Es ist kein solches Unglück zu sterben (Non est usque adeo mori miserum), doch das Original »n'exprime pas seulement cette pensée, que la mort n'est pas un si grand mal que l'on croit; mais elle représente de plus, l'idée d'un 62

toutes les langues ont naturellement pour une synonymie entière, qui n'enrichiroit un idiome que de sons inutiles à la justesse et à la clarté de l'expression«. Frühere Grammatiker bieten noch weitere Beispiele für die Tiefenstrukturanlayse, so für den Fall, wenn Imperative und Fragen praktisch als elliptische Transforme zugrundeliegender Ausdrücke mit solchen Ergänzungen wie I order you ... oder I request.. .8e analysiert werden. So hat venez me trouvez die Tiefenstruktur je vous ordonne (prie) de me venir trouver; qui a trouvé cela? die Bedeutung je demande celui qui a trouvé cela usw. Ein weiteres Beispiel, das erwähnt werden sollte, ist die transformationeile Ableitung von Ausdrücken mit konjunktionalen Beziehungen aus zugrundeliegenden Sätzen; beispielsweise bei Beauzée, a.a.O., S. 399F. Beauzées Behandlung der Konjunktionen bietet auch interessantere Fälle, z. B. wenn er comment so analysiert, daß es auf einer zugrundeliegenden Form, bestehend aus manière und einem Relativsatz, basiert, so daß der Satz je sais comment la chose se passa die Bedeutung hat je sais la manière de laquelle manière la chose se passa; oder wenn er la maison dont j'ai fait l'acquisition in der Bedeutung la maison de laquelle maison j'ai fait l'acquisition analysiert. A u f diese Weise wird die zugrundeliegende Tiefenstruktur mit ihren Haupt- und Nebenaussagen deutlidigemacht.

84

homme qui se roidit contre la mort, & qui l'envisage sans effroi« (S. 84—85). »Idées accessoires« können ständig »attachées aux mots« sein, wie in den erwähnten Fällen, oder aber nur in einer speziellen Äußerung an sie gebunden, beispielsweise durch den Ausdruck einer Geste oder den Stimmton (S. 83). D i e Assoziation kann, in anderen Worten, eine Sache entweder der langue oder der parole sein. D e r Unterschied entspricht eher dem zwischen kognitiver und affektiver Bedeutung. Für moderne Ergebnisse relevant ist auch das Beispiel (S. 84), das zeigt, wie bestimmte grammatikalische Prozesse die ausgedrückten akzessorischen Ideen ohne eine Modifikation der Hauptbedeutung zu verändern vermögen; so ist es, wie dort gesagt wird, ein Unterschied, ob man jemanden der Ignoranz oder des Betruges bezichtigt oder ihn ignorant oder betrügerisch nennt, da die adjektivischen Formen »outre la signification du défaut qu'ils marquent, enferment encore l'idée du mépris; au lieu que ceux d'ignorance & d'imposture marquent la chose telle qu'elle est, sans l'aigrir, ni l'adoucir«. C . Buffier, Grammaire françoise sur un plan nouveau (1709), zitiert von Sahlin, a.a.O., S. 121-122, mit der typisch modernen Uberhobenheit der Ansicht, daß die Oberflächenstruktur allein angemessen als Gegenstand der Untersuchung sei. Siehe J. K a t z und P . Postal, An Integrated Theory of Linguistic Descriptions, §§4.2.3; 4.2.4, w o ein sehr ähnlicher Gedanke entwickelt und begründet wird.

63

Eine interessante weitere Entwicklung in dieser Richtung führt Du Marsais in seiner Theorie über Konstruktion und Syntax durch.87 Er schlägt vor, den Ausdruck »construction« auf »l'arrangement des mots dans le discours« anzuwenden und den Ausdruck »syntaxe« auf die »rapports que les mots ont entre eux«. Beispielsweise stellen die drei Sätze accepi litteras tuas, tuas accepi litteras und litteras accepi tuas drei verschiedene Konstruktionen dar, haben jedoch die gleiche Syntax; die Beziehungen zwischen den konstituierenden Elementen sind in allen drei Fällen die gleichen. »Ainsi, chacun de ces trois arrangemens excite dans l'esprit le même sens, J'ai reçu votre lettre.« Des weiteren dann definiert er »syntaxe« als »ce qui fait en chaque langue, que les mots excitent le sens que l'on veut faire naître dans l'esprit de ceux qui savent la langue . . . la partie de la Grammaire qui donne la connoissance des signes établis dans une langue pour exciter un sens dans l'esprit« (S. 229-231). Die Syntax eines Ausdrucks ist somit wesentlich das, was wir als Tiefenstruktur, ihre Konstruktion das, was wir als ihre Oberflächenstruktur bezeichnet haben.88 Der allgemeine Rahmen, in dem dieser Unterschied entwickelt wird, ist der folgende. Ein geistiger Akt ist eine einzelne Einheit. Für ein Kind ist das »sentiment«, daß Zucker süß ist, zunächst eine unanalysierte, einzelne Erfahrung (S. 1 8 1 ) ; für den Erwachsenen ist die Bedeutung des Satzes le sucre est doux, der Gedanke, den er ausdrückt, ebenfalls eine einzelne Entität. Die Sprache stellt ein unentbehrliches Mittel zur Analyse dieser sonst undifferenzierbaren Objekte dar. Sie bietet ein moyen d'habiller, pour ainsi dire, notre pensée, de la rendre sensible, de la diviser, de l'analyser, en un mot, de la rendre telle qu'elle puisse être communiquée aux autres avec plus de précision et de détail. Ainsi, les pensées particulières sont, pour ainsi dire, chacune un ensemble, un tout que l'usage de la parole divise, analyse et distribue en détail par le moyen des différentes articulations des organes de la parole qui forment les mots (S. 184).

In gleicher Weise ist auch die Wahrnehmung von Sprache eine Angelegenheit der Determinierung des einheitlichen und undifferenzierten Gedankens aus der Aufeinanderfolge der Wörter. »[Les mots] concourent ensemble à exciter dans l'esprit de celui qui lit, ou qui écoute, le sens total ou la pensée que nous voulons faire naître« (S. 185). Um diesen Gedanken zu

87 88

Du Marsais, >De la construction grammaticaleKant and the English PlatonistsDe l'étymologie en générale S. 127). Die Kommunikation mit einem schon geformten Intellekt ist notwendig zur Erweckung der Vernunft. Doch wird externe Stimulation nur benötigt, um eingeborene Mechanismen in Gang zu setzen; sie bestimmt nicht die Form dessen, was erworben wird. Es ist klar, »dass dieses Erlernen [der Sprache] durch Mitteilung schon die Fähigkeit, Sprache zu erfinden, voraussetzt« (Kunstlehre, S. 234). In gewissem Sinne ist Sprache dem Menschen angeboren; nämlich »im echteren philosophischen Sinne, w o alles, was nach der gewöhnlichen Ansicht dem Menschen angeboren scheint, erst durch seine eigene Tätigkeit hervorgebracht werden muss« (ebd., S. 235). Während man über Schlegels präzise Intentionen in vielen solchen Bemerkungen diskutieren könnte, ist bei Humboldt der Piatonismus in Hinsicht auf den Gedanken der Spracherwerbung ganz deutlich. Für Humboldt ist »die Erlernung . . . immer nur Wiedererzeugung (a.a.O., S. 126). Trotz oberflächlichem Anschein »läßt sich [eine Sprache] . . . nicht eigentlich lehren, sondern nur im Gemüthe wecken; man kann ihr nur den Faden hingeben, an dem sie sich von selbst entwickelt«; so sind Sprachen in gewissem Sinne »Selbstsdiöpfungen der Individuen« (S. 50):

hat und in welche Form er sie zu bringen hat, » - in welchem Falle eine petitio principii vorliegt, da eine »intelligible Idee« vorausgesetzt w i r d ; oder aber er muß, wenn er nicht über einen solchen Plan verfügt, »notwendigerweise ein stümperhafter Handwerker sein«, d. h., der A k t des »Abstrahierens« kann zu jedem willkürlichen und absurden Ergebnis führen. K u r z gesagt, eine Bezugnahme auf »Generalisierung« schaltet nicht die Notwendigkeit aus, eine präzise Darstellung der Basis zu liefern, auf der die Aneignung von Überzeugungen und v o n Wissen vor sich geht. Wir können, wenn w i r wollen, auch die mit der Spracherwerbung verbundenen Prozesse als solche der Generalisierung oder der Abstraktion ansehen. Doch w i r wären dann offensichtlich z u dem Schluß gezwungen, daß der Begriff »Generalisierung« oder »Abstraktion« in diesem neuen Sinne keine erkennbare Beziehung z u der »Generalisierung« oder »Abstraktion« des praktischen oder definierten Sprachgebrauchs in der Philosophie, Psychologie oder Linguistik hätte.

85

Das Sprechenlernen der Kinder ist nicht ein Zumessen von Wörtern, Niederlegen im Gedächtniss, und Wiedernachlallen mit den Lippen, sondern ein Wachsen des Sprachvermögens durch Alter und Übung (S. 2 1 ) . Dass bei den Kindern nicht ein medianisches Lernen der Sprache, sondern eine Entwicklung der Sprachkraft vorgeht, beweist auch, dass, da den hauptsächlichsten menschlichen K r ä f t e n ein gewisser Zeitpunkt im Lebensalter zu ihrer Entwicklung angewiesen ist, alle Kinder unter den verschiedenartigsten Umständen ungefähr in demselben, nur innerhalb eines kurzen Zeitraums schwankenden, Alter sprechen und verstehen (S. 72). Kurzgesagt resultiert der Spracherwerb aus dem Wachstum und der Reifung relativ festgelegter Fähigkeiten unter entsprechenden

äußeren

Bedingungen. D i e F o r m der Sprache, die erworben w i r d , ist in weitem Maße bestimmt von internen Faktoren; es rührt aus der fundamentalen Entsprechung aller menschlichen Sprachen her, aus der Tatsache, daß »der Mensch überall Eins mit dem Menschen ist«, daß ein K i n d jede Sprache lernen kann (S. 7 2 - 7 3 ) . 1 1 5 D a s Funktionieren der Sprachfähigkeit ist dar-

115 Vgl Steinthal, Gedächtnisrede, S. 1 7 . Steinthal erblickt die fundamentale Erkenntnis Humboldts darin, daß er gesehen habe, »wie nichts von außen in den Menschen kommen könnte, wenn es nicht ursprünglich in ihm läge, und wie aller Einfluß von außen nur ein Reiz f ü r das Hervorbrechen des Innern ist. In der Tiefe dieses Innern liegt der einheitliche Quell aller echten Dichtung und echten Philosophie, der Quell aller Ideen und aller großen menschheitlichen Schöpfungen; und aus ihm fließt auch die Sprache.« Humboldts Ansichten über die Erziehung zeigen übrigens in gleicher Weise auch sein Uberzeugtsein von der schöpferischen Rolle des Individuums. In seiner frühen Schrift gegen den Staatsabsolutismus (s. S. 34t. oben) sagt er, daß »[der beste Weg des Lehrens] unstreitig darin [besteht], gleichsam alle mögliche Auflösungen des Problems vorzulegen, um den Menschen nur vorzubereiten, die schicklichste selbst zu wählen, oder noch besser, diese A u f lösung selbst nur aus der gehörigen Darstellung aller Hindernisse zu erfinden*. Diese Lehrmethode, so schreibt er, steht dem Staat nicht zur Verfügung, dessen Mittel auf Z w a n g und autoritäre Maßnahmen beschränkt sind. Vergleiche Ideen zu einem Versuch, S. 73. A n anderer Stelle vermerkt er, »alle Bildung hat ihren Ursprung allein in dem Innern der Seele, und kann durch äussre Veranstaltungen nur veranlasst, nie hervorgebracht werden« (S. 1 2 1 ) . »Überhaupt wird der Verstand des Menschen doch, wie jede andere seiner K r ä f t e , nur durch eigene Thätigkeit, eigene Erfindsamkeit, eigene Benutzung fremder Erfindungen gebildet« (S. 73). Vgl. auch S. i o j f f . Es ist aufschlußreich, damit die Beobachtung von Harris in seinem Hermes zu vergleichen, daß »nichts absurder ist als der allgemeine Begriff der Unterrichtung, so als könnte die Wissenschaft in den Geist wie Wasser in eine Zisterne gegossen werden, die passiv alles aufnimmt, was kommt. Das Wachsen des Wissens . . . [gleicht vielmehr] . . . dem der Frucht; mögen äußere Gründe auch in gewissem Grade mitwirken, so ist es doch die dem Baum innewohnende K r a f t , seine spezifische Eigenschaft, die die Säfte zu ihrer vollen R e i f e kommen läßt« {Works, S. 209). Hier ist deutlich die sokratische 86

über hinaus optimal in einer bestimmten »kritischen Periode« der intellektuellen Entwicklung. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, daß der Rationalismus des siebzehnten Jahrhunderts das Problem des Lernens — im besonderen das des Sprachlernens - in grundlegend undogmatischer Weise angeht. Es herrscht die Ansicht, daß Wissen auf der Grundlage sehr gestreuter und inadäquater Daten entsteht und daß es Uniformitäten bei dem gibt, was gelernt wird, die in keiner Weise einzig durch die Daten selbst bestimmt sind (siehe Anmerkung 1 1 4 ) . Folglich werden diese Eigenschaften dem Geist als Vorbedingungen f ü r die Erfahrung zugeschrieben. Im wesentlichen auf dieser Linie würde heutzutage ein Wissenschaftler argumentieren, der an der Struktur eines Mechanismus interessiert wäre, f ü r den er nur die Eingangs- und Ausgangsdaten hätte. Im Gegensatz dazu hat sich die empiristische Spekulation besonders in ihren modernen Formen charakteristischerweise gewisse apriorische Annahmen über das Wesen des Lernens zu eigen gemacht (daß es sich auf Assoziation oder Verstärkung gründen müsse oder auf induktive Verfahren elementarer A r t - d. h. die taxonomischen Verfahren der modernen Linguistik usw.), und nicht die Notwendigkeit in Betracht gezogen, diese Annahmen an den beobachteten Uniformitäten des »Outputs« zu überprüfen - an dem, was nach dem »Lernen« gewußt oder geglaubt wird. So scheint der Vorwurf des Priorismus oder Dogmatismus, der oftmals gegenüber rationalistischer Psychologie und Geistesphilosophie erhoben wird, deutlich in eine falsche Richtung zu gehen. Eine weitere Diskussionsgrundlage bieten die Verweise von Anmerkung 1 1 0 . Die schlagenden Hypothesen über die angeborene geistige Struktur, wie sie die rationalistische Psychologie und Geistesphilosophie entwickelte, überhoben der Notwendigkeit einer scharfen Unterscheidung zwischen Wahrnehmungstheorie und Lerntheorie. In beiden Fällen gehen im wesentlichen die gleichen Prozesse vor sich; ein Vorrat latenter Prinzipien wird zur Interpretation der Sinnesdaten verwendet. Es besteht natürlich ein Unterschied zwischen der anfänglichen »Aktivierung« latenter Strukturen und ihrem Gebrauch, wenn sie einmal zur Interpretation (genauer gesagt, zur Determination) von Erfahrung völlig verfügbar sind. Die verworrenen Ideen, die ständig im Geist latent vorhanden sind, werden,

Methode das Ideal; der Glaube, w i e C u d w o r t h es darstellt (a.a.O., S. 4 2 7 ) , daß »Wissen nicht wie eine Flüssigkeit in die Seele eingegossen werden kann, es vielmehr gebeten und behutsam aus ihr hervorgeholt werden muß; und der Geist nicht so sehr damit von außen her gefüllt als vielmehr entzündet und erweckt zu werden bedürftig ist«.

87

mit anderen Worten, distinkt (siehe Anmerkung i n ) , und vermögen jetzt die Wahrnehmung zu erweitern und zu steigern. So wird beispielsweise ein geschickter und erfahrener Portraitmaler dort viele Schönheiten und Besonderheiten der Kunst wahrnehmen und höchst entzückt über mancherlei Striche und Abschattungen in einem Bild sein, w o ein gewöhnliches A u g e überhaupt nichts zu unterscheiden v e r m a g ; und ein Musiker, der ein Ensemble präziser Spieler hört, das eine ausgezeichnete, vielteilige Komposition ausführt, w i r d im äußersten M a ß e v o n zahlreichen harmonischen Melodien und Motiven begeistert sein, die ein vulgäres O h r gar nicht erfassen kann (Cudworth, a.a.O., S. 446).

Die »erworbene Geschicklichkeit« ist es, die den Unterschied bewirkt; »beide Künstler tragen viele innere Konzeptionen über geschickte Ausführung und Kunst in ihrem Geist«, die sie befähigen, die Sinnesdaten in einer Weise zu interpretieren, die über das »bloße Geräusch, den Lärm und das Geklapper« hinausgeht, die der passive Sinn bietet, so wie der ausgebildete Geist die »vitale Maschine des Universums« als »innere Symmetrie und Harmonie in den Beziehungen, Proportionen, Eignungen und der Entsprechung der Dinge zueinander im großen Weltsystem« (ebd.) interpretieren kann. Gleicherweise macht man beim Anblick und der »Beurteilung« des Bildes eines Freundes Gebrauch von einer »fremden und zufälligen«, jedoch präexistenten Idee (S. 456-457). Hat man diese Distinktion zwischen Lernen und Wahrnehmung einmal bemerkt, so überwiegt jedoch, vom Gesichtspunkt dieser rationalistischen Doktrin aus, die essentielle Parallelität zwischen den damit verbundenen Erkenntnisprozessen die relativ oberflächlichen Unterschiede. Aus diesem Grunde ist oft unklar, ob das, was diskutiert wird, die Aktivität des Geistes bei der Wahrnehmung oder bei der Aneignung ist - d. h. seine Aktivität bei der Auswahl einer schon distinkten Idee mit Hilfe der Sinne oder bei der der Distinktmachung dessen, was vorher verworren und implizit war. Die Erkenntnistheorie Descartes' findet sich klar zusammengefaßt in seinen Bemerkungen über ein gewisses Programm (1647; in Prinzipien der Philosophie, '192.}, S. 293-294): . . . jeder, der in der rechten Weise darauf geachtet hat, bis wohin sich unsre Sinne erstrecken und w a s genau genommen das ist, w a s von ihnen bis zu unserer Fähigkeit zu denken gelangen kann, [muß] zugeben, daß die Ideen von keinen Dingen uns so, wie w i r sie im Bewußtsein bilden, von ihnen dargeboten werden, so daß es nichts in unseren Ideen gibt, w a s nicht dem Geiste oder der Fähigkeit zu denken eingeboren gewesen ist, Ausnahme nur der Umstände, die sich allein auf E r f a h r u n g beziehen. S o gehört es allein dieser an, wenn w i r urteilen, daß diese oder jene Ideen, die w i r jetzt in unserem Bewußtsein gegenwärtig haben, sich auf gewisse,

88

außer uns liegende Dinge beziehen, nicht allerdings, als ob diese Dinge sie vermöge der Sinnesorgane in unseren Geist hineingeschickt hätten, sondern weil sie doch immerhin etwas hineingeschickt haben, was unserem Geiste, vermöge der ihm eingeborenen Fähigkeit, den Anlaß geboten hat, sie zu dieser Zeit eher als zu einer anderen zu bilden. Kann doch nichts von den äußeren Objekten bis zu unserem Geiste durch die Sinnesorgane gelangen, außer gewissen körperlichen Bewegungen, . . . aber weder diese Bewegungen selbst, noch die aus ihnen hervorgegangenen Gestalten werden von uns so vorgestellt, wie sie in den Sinnesorganen geschehen, . . . woraus folgt, daß selbst die Ideen der Bewegungen und Gestalten uns eingeboren sind. Und um so mehr müssen eingeboren sein die Ideen des Schmerzes, der Farben, der Töne u. dgl., damit unser Geist imstande ist, sie sich bei Gelegenheit bestimmter körperlicher Bewegungen vorzustellen; haben sie doch gar keine Ähnlichkeit mit diesen körperlichen Bewegungen. Was aber läßt sich Widersinnigeres denken, als daß alle diese Gemeinbegriffe, die unserem Geiste einwohnen, aus diesen Bewegungen entsprängen und ohne sie nicht vorhanden sein könnten? Ich möchte wohl, daß unser Autor mich darüber belehrte, welches denn die körperliche Bewegung ist, die in unserem Geiste irgend einen Gemeinbegriff zu bilden vermag, z. B. den, daß zwei Dinge, die einem dritten gleich sind, auch untereinander gleich sind, oder irgend einen beliebigen andren; denn alle diese Bewegungen sind etwas Besondres, jene Begriffe dagegen allgemein und haben keine Verwandtschaft mit und keine Beziehung zu den Bewegungen selbst. Ziemlich ähnliche Ideen entwickelt auch Cudworth sehr ausführlich. 116 E r unterscheidet die wesentlich passive Sinnesfähigkeit von den aktiven und eingeborenen »kognoszitiven Kräften«, durch die der Mensch (und er allein) »befähigt wird, das zu verstehen oder zu beurteilen, was er von außen her durch die Sinne aufnimmt«. Die kognoszitive K r a f t ist mehr als ein bloßer Speicher von Ideen, sondern vielmehr »eine K r a f t zur Hervorbringung intelligibler Ideen und Konzeptionen von Dingen aus sich selbst heraus« (S. 4 2 $ ) . Die Funktion der Sinne ist »das Angebot oder die Präsentierung eines Gegenstandes gegenüber dem Verstand, um ihm Gelegenheit zu geben, seine eigene Aktivität darauf auszuüben«. So verlassen wir uns beispielsweise, wenn wir auf die Straße blicken und dort Leute gehen sehen, nicht nur auf den Sinn (der uns höchstens Oberflächen zeigt - das heißt Hüte und Kleidung - und tatsächlich nicht einmal Objekte), sondern auch auf das Tätigwerden des Verstehens, angewendet

118

Zur Beziehung zwischen Cudworth und Descartes siehe Passmore, a.a.O.; Gysi, a.a.O.; und zur Darstellung des allgemeineren Hintergrunds S. P. Lamprecht, >The Role of Descartes in Seventeenth-century England*, Studies in the History of Ideas, Bd. I l l , 1935, 1 8 1 - 2 4 2 . Passmore kommt zu dem Schluß (a.a.O., S. 8), daß trotz einiger vorhandener Divergenzen »man nicht fehl darin geht, wenn man Cudworth als Cartesianer bezeichnet, so weitgehend wie ihre Übereinstimmung in vielen wichtigen Ergebnissen war«. 89

auf die Sinnesdaten (S. 409-4io). 1 1 7 Die »intelligiblen Formen, durch die man Dinge versteht oder kennenlernt, sind nicht Stempel oder Eindrücke, die passiv der Seele von außen her eingeprägt werden, sondern aus dem eigenen Innern vital hervordringende oder aktiv geäußerte Ideen«. So spielen Vorwissen und Vorprägung eine bedeutende Rolle bei der Bestimmung dessen, was wir sehen (zum Beispiel ein bekanntes Gesicht in der Menge) (S. 423-424). Weil wir uns intellektueller Ideen bei der Wahrnehmung bedienen, »sind die Kenntnisse, die abstrakter und der Materie mehr enthoben sind, genauer, intelligibler und demonstrierbarer, — als diejenigen, die mit konkreten und materiellen Dingen zu tun haben«, wie Aristoteles bemerkt hat (S. 427). 118 Diese Behauptung wird durch eine Diskussion unserer Vorstellungen von geometrischen Figuren erläutert (S. 45sf.). Offenkundig ist jedes von den Sinnen wahrgenommene Dreieck unregelmäßig, und gäbe es ein physikalisch vollkommenes, wir könnten es mit den Sinnen nicht entdecken; »und jedes unregelmäßige und unvollkommene Dreieck [ist] so vollkommen das, was es ist, wie das vollkommenste Dreieck«. Unsere Beurteilungen äußerer Objekte als regelmäßige Figuren, ja überhaupt unser Begriff einer »regelmäßigen Figur«, entspringen daher »der Regel, dem Pattern und dem Modell«, die vom Geist als »Antizipation« erzeugt werden. Der Begriff eines Dreiecks oder einer »regelmäßig proportionierten und symmetrischen Figur« wird nicht gelehrt, sondern »hat seinen Ursprung in der Natur«, wie, im allgemeinen Sinne, der menschliche Begriff der »Schönheit und Häßlichkeit bei materiellen Objekten«; auch die apriorischen Wahrheiten der Geometrie können nicht von den Sinnen abgeleitet werden. Und nur mit Hilfe dieser »inneren Ideen«, hervorgebracht von seiner »eingeborenen kognoszitiven Kraft«, ist der Geist fähig, »alle externen einzelnen Dinge kennenzulernen und zu verstehen« (S. 482). Descartes hat die gleiche Frage sehr ähnlich in seiner Antwort auf die fünften Einwände behandelt:

117 Vergleiche Descartes, Meditationen II, a.a.O., S. 2 5 : wir wissen, was das ist, was wir sehen, nicht »durch das Sehen des Auges«, sondern »durch die Einsicht des Verstandes«; »ich sehe zufällig vom Fenster aus Menschen auf der Straße vorübergehen . . . ich sehe nichts als die Hüte und Kleider . . . ich urteile aber, daß es Menschen sind«. 118

Jedoch sind »die Ideen, die wir von körperlichen Dingen haben, gewöhnlich gleichzeitig noematisch wie phantasmatisch«. Dies erklärt die Tatsache, daß sich Geometer auf Diagramme zu verlassen pflegen und »in der Sprache Metaphern und Allegorien so ausnehmendes Wohlgefallen erregen« (S. 430, 468).

90

Als wir einst zum ersten Male in der Jugend die Darstellung einer dreieckigen Figur auf einem Blatt erblickten, konnte jene Figur uns nicht belehren, wie ein wirkliches Dreieck, wie es von den Geometern betrachtet wird, a u f z u fassen sei, weil es nicht anders in ihm enthalten w a r , als wie eine Merkurgestalt in grobem Holzblock. Aber weil schon vorher in uns die Idee eines wahren Dreiecks vorhanden war und sie von unserem Geiste leichter als die stärker zusammengesetzte Figur des gezeichneten Dreiecks e r f a ß t werden konnte, daher begriffen wir beim Anblick jener zusammengesetzen Figur nicht sie selbst, sondern vielmehr das wahre Dreieck (Meditationen, S. 349-35°-)

Für Cudworth sind die Interpretation sensorischer Daten als Objekte und ihre Beziehungen, als Ursache und Wirkung, ferner die Beziehungen zwischen dem Teil und dem Ganzen, Symmetrie, Proportion, die von Objekten ausgeübten Funktionen und die charakteristische Art ihrer Verwendung (im Fall aller »künstlichen Dinge« oder »zusammengesetzten natürlichen Dinge«), moralische Urteile usw., Ergebnis der organisierenden Tätigkeit des Geistes (S. 43 jf.). Das gleiche gilt für die Einheit von Objekten (oder beispielsweise einer Melodie); die Sinne sind wie »ein enges Teleskop«, das nur stückweise und sukzessive Einblicke bietet; doch nur der Geist vermag »eine umfassende Idee des Ganzen« mit allen seinen Teilen, Relationen, Proportionen und Gestaltqualitäten zu geben. In diesem Sinne sagen wir, daß die intelligible Idee eines Objekts nicht »der Seele eingeprägt oder von außen eingedrückt [ist], sondern durch die vernünftige Idee, die von der inneren aktiven und umfassenden K r a f t des Intellekts selbst hervorgerufen und geäußert wird« (S. 439). 119 Derartige Vorstellungen über die Wahrnehmung waren im siebzehnten Jahrhundert weit verbreitet, wurden jedoch von der empiristischen Strömung verdrängt und erst wieder von Kant und den Romantikern neu belebt.120 Nehmen wir beispielsweise die Bemerkungen Coleridges über die aktiven Prozesse der Wahrnehmung: 119

120

In ähnlicher Weise k o m m t C u d w o r t h zu dem typisch rationalistischen Schluß, d a ß unser Wissen organisiert sei als eine Art »deduktives System«, durch das wir zur »Erfassung eines Dings in absteigendem Sinne von den universalen Ideen des Geistes her und nicht zu seiner Wahrnehmung in steigender Weise von Individuen durch die Sinne her« kommen (S. 467). Abrams, a.a.O., erörtert, welche Bedeutung diese Theorie der Erkenntnisprozesse in der Ästhetik der R o m a n t i k hatte und inwieweit ihre Ursprünge sich im früheren Denken, insbesondere bei Plotin, nachweisen lassen, der es »ausdrücklich ablehnte, Empfindungen als >Abdrüdke< oder >Siegelmarken< in einem passiven Geist anzusehen, und stattdessen die Auffassung v o m Geist als einem Agens und einer K r a f t einführte, die >ein Strahlen aus ihrer eigenen Fülle< auf die Objekte der Sinne richtet« (Abrams, S. 59). Parallelen zwischen K a n t und der englischen Philosophie des siebzehnten Jahrhunderts werden behandelt bei Lovejoy, Kant and the English Platonists. 91

Fälle, wo ein Wissen, das dem Geist vermittelt ist, die Fähigkeiten belebt und stärkt, durch die ein solches Wissen unabhängig erreichbar ist, können dem allergewöhnlichsten Beobachter nicht entgangen sein, und dies ist in gleicher Weise wahr, ob es sich um die Fähigkeiten des Geistes oder der Sinne handelt . . . Es ist in der Tat wunderbar, eine wie kleine Ähnlichkeit zu einer vollen Erfassung eines Klanges oder eines Anblicks hinreicht, wenn man den entsprechenden Klang oder Gegenstand vorher gewußt oder sich vorgestellt hat, und eine wie kleine Abweichung oder Unvollkommenheit das ganze verworren, ununterscheidbar oder falsch werden läßt, wenn eine solche vorherige Vertrautmachung nicht stattgefunden hat. Daher kommt es, daß für einen Ausländer alle unbekannten Sprachen von dem Einheimischen scheinbar mit äußerster Geschwindigkeit gesprochen werden und daß sie für die, die mit dem Verständnis gerade beginnen, von entmutigender Undeutlichkeit zu sein scheinen.121 Stellt die Natur uns Objekte vor, ohne eine Handlung auf unserer Seite hervorzurufen, präsentiert sie sie unter allen Umständen vollkommen und als sei sie gebrauchsfertig? Den Eindruck mögen die Gedankenlosesten haben . . . nicht nur brauchen wir ein Schema oder einen allgemeinen Umriß des Gegenstandes, auf den unsere Aufmerksamkeit zu lenken wir uns entschließen könnten, selbst wenn es sich auch nur darum handelte, die K r a f t zu erhalten, ihn zu erkennen . . . 1 2 2 Wieder ist es Humboldt, bei dem diese Ideen in klarster Form auf die Wahrnehmung und Interpretation von Sprache Anwendung finden. Er behauptet (Sprachbau, S. 7 0 - 7 1 ) , daß ein fundamentaler Unterschied zwischen der Wahrnehmung von Sprache und der Wahrnehmung unartikulierter Laute besteht (vgl. Anm. 38). Für diese letzteren würde »das tierische Empfindungsvermögen« hinreichen. Doch menschliche Sprachwahrnehmung ist nicht nur das »bloße gegenseitige Hervorrufen des Lauts und des angedeuteten Gegenstandes«. Für ein Ding ist ein Wort nicht »ein Abdruck des Gegenstandes an sich, sondern des von diesem in der Seele erzeugten Bildes« (S. 74). Doch darüberhinaus erfordert Sprachwahrnehmung eine Analyse der einlaufenden Signale als zugrundeliegende Elemente, die in dem wesensmäßig kreativen A k t der Sprachhervorbringung funktionieren, und daher verlangen sie die Aktivierung des generativen Systems, das auch bei der Sprachproduktion eine Rolle spielt, da nur durch diese festgelegten Regeln die Elemente und ihre Relationen definiert werden. Die zugrundeliegenden »Gesetze der Erzeugung« müssen daher bei der Sprachwahrnehmung wirksam werden. Vermöchte er diese nicht zu meistern, wäre er nicht imstande, »jene Möglichkeit zur Wirklichkeit zu bringen«, der Geist würde nicht besser mit den Mechanismen artikulierter Sprache fertig werden als ein Blinder mit der Wahrnehmung

121 122

Zitiert bei A . D . Snyder, Coleridge Zitiert bei Snyder, a.a.O., S. 116. 92

on Logic and Learning, 1929, 1 3 3 - 1 3 4 .

von Farben. Es folgt daher, daß sowohl die Wahrnehmungsmechanismen wie die Mechanismen der Sprachhervorbringung sich des zugrundeliegenden Systems generativer Regeln bedienen müssen. Es hat seinen Grund in der faktischen Identität dieses zugrundeliegenden Systems beim Sprecher und Hörer, daß Kommunikation stattfinden kann, wobei die Teilhabe an einem zugrundeliegenden generativen System letztlich zurückführbar ist auf die Uniformität der menschlichen N a t u r (vgl. S. 85—87 und Anmerkung 1 1 5 ) . Kurz, es kann in der Seele nichts, als durdi eigne Thätigkeit, vorhanden sein, und Verstehen und Sprechen sind nur verschiedenartige Wirkungen der nämlichen Sprachkraft. Die gemeinsame Rede ist nie mit dem Ubergeben eines Stoffes vergleichbar. In dem Verstehenden, wie im Sprechenden, muß derselbe aus der eigenen, inneren K r a f t entwickelt werden; und was der erstere empfängt, ist nur die harmonisch stimmende Anregung. . . . Auf diese Weise liegt die Sprache in jedem Menschen in ihrem ganzen Umfange, was aber nichts Anderes bedeutet, als dass jeder ein, durch eine bestimmt modificirte K r a f t , anstossend und beschränkend, geregeltes Streben besitzt, die ganze Sprache, wie es äußere oder innere Veranlassung herbeiführt, nach und nach aus sich hervorzubringen und hervorgebracht zu verstehen. Das Verstehen könnte jedoch nicht, so wie wir es eben gefunden haben, auf innerer Selbstthätigkeit beruhen, und das gemeinschaftliche Sprechen müsste etwas Andres, als bloss gegenseitiges Wecken des Sprachvermögens des Hörenden, sein, wenn nicht in der Verschiedenheit der Einzelnen die, sich nur in abgesonderte Individualitäten spaltende, Einheit der menschlichen Natur läge.

Selbst bei der Wahrnehmung eines einzelnen Wortes muß ein zugrundeliegendes System generativer Regeln aktiviert werden. Es wäre nicht genau, so meint Humboldt, wenn man vermutete, daß Sprecher und Hörer gemeinsamen Anteil an einem Vorrat klarer und total geformter Begriffe hätten. Vielmehr regt der wahrgenommene Laut den Geist dazu an, aus eigenen Mitteln einen entsprechenden Begriff zu erzeugen: Die Menschen verstehen einander nicht dadurch, dass sie sich Zeichen der Dinge wirklich hingeben, auch nicht dadurch, dass sie sich gegenseitig bestimmen, genau und vollständig denselben Begriff hervorzubringen, sondern dadurch, dass sie gegenseitig in einander dasselbe Glied der Kette ihrer sinnlichen Vorstellungen und inneren Begriffserzeugungen berühren, dieselbe Taste ihres geistigen Instruments anschlagen, worauf alsdann in jedem entsprechende, nicht aber dieselben Begriffe hervorspringen (S. 2 1 3 ) .

K u r z gesagt: Sprachwahrnehmung erfordert die interne Erzeugung einer Repräsentation des Signals wie des assoziierten semantischen Inhalts. Neuere Studien über die Wahrnehmung sind darauf zurückgekommen, 93

die Rolle intern repräsentierter Schemata oder Modelle 123 zu untersuchen, und haben damit begonnen, die tiefergehende Einsicht zu entwickeln, daß es nicht nur ein V o r r a t von Schemata ist, der bei der Wahrnehmung in Funktion tritt, sondern vielmehr ein System festgelegter Regeln zur Generierung solcher Schemata. 124 In dieser Hinsicht w ä r e es auch durchaus richtig, heutige Arbeiten als Fortsetzungen in der Tradition der cartesianischen Linguistik und der Psychologie zu bezeichnen, die ihnen zugrundeliegt.

123

124

Siehe beispielsweise D. M. MacKay, >Mindlike Behavior in Artefacts*, British Journal for Philosophy of Science, 2 , 1 9 J 1 , 1 0 5 - 1 2 1 ; J.S.Bruner, >On Perceptual Readiness*, Psychological Review, 6 4 , 1 9 5 7 , 1 2 3 - I J 2 , >Neural Mechanisms in Perception*, Psychological Review, 64, 1 9 5 7 , 3 4 0 - 3 5 8 . Eine Besprechung vieler Ergebnisse zur Frage der zentralen Wahrnehmungsprozesse findet sich bei H. L. Teuber, >PerceptionSpeech Recognition: A Model and a Program for Research*, in Fodor und Katz (Hrsg.), a.a.O.; und G . A . M i l l e r und N. Chomsky, >Finitary Models of Language Users*, part 2, Handbook of Mathematical Psychology, Bd. II, 1963. 94

Zusammenfassung

Kehren wir zu der Bemerkung von Whitehead zurück, die diese Diskussion einleitete, so scheint es, daß nach langer Unterbrechung Linguistik und Erkenntnispsychologie jetzt beginnen, ihre Aufmerksamkeit auf Ansätze in der Untersuchung der Sprachstruktur und geistiger Prozesse zu lenken, die im »Jahrhundert der Genialität« teils ihren Ursprung hatten, teils ihre Wiederbelebung erfuhren und, weiterentwickelt, bis weit ins neunzehnte Jahrhundert hinein befruchtend waren. Der kreative Aspekt des Sprachgebrauchs ist von neuem ein zentrales Thema der Linguistik, und die im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert skizzierten Theorien der universalen Grammatik wurden in der Theorie der transformationellen generativen Grammatik wiederbelebt und ausgearbeitet. Mit dieser Wiederaufnahme des Studiums universaler Bedingungen im System sprachlicher Regeln wird erneut die Suche nach tieferen Erklärungen für die Phänomene möglich, die in Einzelsprachen zu finden sind und in der aktuellen Performanz beobachtet werden. In heutigen Arbeiten endlich beginnt man, einige einfädle Fakten der Sprache zu sehen, die lange vernachlässigt wurden, beispielsweise die Tatsache, daß der Sprecher einer Sprache einen großen Teil weiß, den er nicht gelernt hat, und daß sein normales Sprachverhalten ganz einfach nicht als »Reizkontrolle«, »Einübung«, »Generalisierung und Analogie«, »Pattern«, mit »Gewohnheitsstrukturen« oder »Reaktionsdispositionen« in irgendeinem vernünftigen klaren Sinn dieser vielfach mißbrauchten Termini erklärt werden kann. Als Ergebnis ist zu verzeichnen, daß eine frische Neubetrachtung nicht nur der Sprachstruktur, sondern auch der Vorbedingungen für die Wahrnehmungsfunktion abstrakter Systeme internalisierter Regeln vorgenommen wurde. Ich habe mit dieser zusammenfassenden Darstellung der cartesianischen Linguistik und der Geistestheorie, aus der sie entstand, zu zeigen versucht, daß viel von dem, was in der vorliegenden Arbeit zutage tritt, in früheren und jetzt weithin vergessenen Untersuchungen bereits angedeutet, ja sogar explizit formuliert war. Es ist wichtig, im Gedächtnis zu behalten, daß der Überblick, der hier gegeben wurde, sehr fragmentarisch und daher in mancher Weise irreführend ist. Gewisse Hauptgestalten - Kant beispielsweise - sind nicht 95

erwähnt oder nur in unzureichender Weise behandelt worden, und eine gewisse Verzerrung wird durch die Organisation dieser Übersicht hervorgerufen, die mehr eine Rückprojektion bestimmter heute interessierender Ideen ist als eine systematische Darstellung des Rahmens, in dem diese Ideen entstanden und Platz fanden. So wurden Ähnlichkeiten betont und Divergenzen und Widersprüche unbeachtet gelassen. Doch selbst ein so fragmentarischer Abriß wie dieser zeigt, so scheint mir, daß die Diskontinuität in der Entwicklung der Sprachtheorie nicht ohne Schaden für sie war, und daß eine sorgfältige Überprüfung der klassischen Sprachtheorie samt der sie begleitenden Theorie geistiger Prozesse sich als ein Unternehmen von beträchtlichem Wert erweisen dürfte.

96

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102

Namenregister

Aarslef, H. 41 Fn Abrams, M. H. 25 Fn, 31 Fn, 32 Fn, 43 Fn, 9 1 Fn d'Alembert, J . 71, 72 Fn Ammonius 30 Fn Aristoteles 9 Fn, 38, 39, 61 Fn, 74 Fn, 90

Arnauld, A. (s. auch Grammaire) 70 Fn, 75 Fn Ashe, T. 31 Fn

59,

Bacon, R. 73 Fn Bayle, F. 7 Fn Bayle, P. 5 Fn Beauzée, N. 42, 54 Fn, 62, 63, 71, 7 2 Fn, 7 5 , 79 Fn, 83 Fn Bentham, J . 39 Fn, 62 Fn Berthelot, R. 32 Fn Bloomfield, L. 16, 17 Fn, 26 Fn, 29 Fn, 61 Fn, 7 3 , 84 Fn Blumenbach 32 Fn Boas 33 Fn Bougeant, G. H. 14, 15, 16 Fn, 18, 29 Fn Brekle, H. E. 49 Fn Brown, R. L. 26 Fn Bruner, J . S. 94 Fn Brunot, F. 39 Fn Buffier, C. 63 Fn Cabanis 43 Fn Carmichael, L. 18 Fn Cassirer, E. 25 Fn, 39 Fn Chomsky, N. 2 Fn, 6 Fn, 10 Fn, 26 Fn, 34 Fn, 52 Fn, 54 Fn, 57 Fn, 64 Fn, 67 Fn, 68 Fn, 7 6 Fn, 7 7 Fn, 82 Fn, 94 Fn Cicero 9 Fn Coleridge, S. T. 31, 32 Fn, 91 Cordemoy, G. de 1 1 - 1 6 , 18, 22 Fn, 4 2 Fn, 44 Fn, 46, 6 1 Fn, 84

Couturat, L. 39 Fn Cudworth, R. 83 Fn, 84 Fn, 87 Fn, 88, 89, 9 1

Cuvier 32 Descartes, R. 3-16, 18, 20, 22 Fn, 49 Fn, 50 Fn, 74 Fn, 78, 79, 82, 88, 90

Diderot, D. 39 Fn Du Marsais, C. Ch. 60, 62, 64, 66, 6j, 68 Fn, 70, 74, 7 J , 7 7 Edwards, P. 73 Encyclopédie 74 Fn Fiesel, E. Flew, A. Fodor, J . 94 Fn Frege, G.

25Fn, 41 Fn 59 Fn 10 Fn, 16 Fn, 66 Fn, 82 Fn, 42 Fn

Galilei, G. 22 Fn Goethe, J . W .

32,33

Gombrich, E. H. 22 Fn Grammaire générale et raisonnée {Grammatik von Port-Royal) 2 Fn, 2 2 F n , 39, 4 5 - 4 7 , 50 F n , 53 F n , 54, 57, 58 Fn, 60, 62, 67, 69 Fn, 70 Fn,

74. 75. 77 Fn Grammont, M. 1 Fn, 61 Fn Gunderson, K. 9 Fn Gysi, L. 82 Fn, 89 Fn

Halle, M. 1 Fn, 94 Fn Harnois, G. 1 Fn, 68 Fn, 72 Fn Harris, J. 20, 21 Fn, 30, 45, 86 Fn Harris, Z. S. 77 Fn Heintel, E. 18 Fn, 44 Fn Herbert of Cherbury 43 Fn, 80-82 Herder, J . G. 18, 20, 23, 32, 44 Fn Hobbes, Th. 50 Fn 103

Hockett, C. F. 17 Huarte, J. 8 Fn, 25, 39 Fn Humboldt, W. von 3, 19 Fn, 25-39, 41, 43, 79, 85, 86 Fn, 92, 93 Jespersen, O. 17, 42 Fn, 53 Fn, 73 Joos, M. 33 Fn Kant, I. 32 Fn, 82, 91, 95 Katz, J. 2 Fn, 10 Fn, 59 Fn, 63 Fn, 66 Fn, 68 Fn, 77 Fn, 82 Fn, 94 Fn Kirkinen, H. 10 Fn Kretzmann, N. 73 Fn, 74 Fn La Mettrie, J . O. 14, 15, 16 Fn, 18, 43 Lampredit, S. P. 89 Fn Lamy, B. 40, 46, 50 Fn, 60, 74 Lancelot, C. (s. auch Grammaire) 22 Fn Leau, L. 39 Fn Lees, R. B. 68 Fn Leibniz, G. W. 39 Fn, 41 Fn, 82, 83 Leitzmann, A. 32 Fn, 33 Fn Lenneberg, E. H. 7 Fn, 82 Fn Linné 32 Livet, Ch.-L. 73 Fn Logique (Logik von Port-Royal) 45, 49, jo Fn, 58, j9, 62 Fn Lovejoy, A. O. 32 Fn, 33 Fn, 43 Fn, 82 Fn, 91 Fn Lyons, G. 82 Fn MacKay, D. M. 94 Fn Magnus, R. 32 Fn, 33 Marx, K. 35 Fn Mcintosh, M. M. C. 39 Fn Meigret 73 Fn Mendelsohn, E. 32 Fn Mill, J . S. 42 Fn Miller, G. A. 94 Fn Molière 23, 61 Fn More, H. 10 Nagel, E. 77 Fn Newcastle, Marquis of 9 Passmore, J . 82 Fn, 89 Fn Paul, H. 17 Platon 83

104

Plotin 91 Fn Port-Royal 2 Fn, 3 Fn, 47 Fn, 52, 53, 55, 56, 58, 67, 72 Postal, P. M. 2 Fn, 63 Fn, 68 Fn Proudhon, P.-J. 42 Fn Quine, W. V. O. 84 Fn Reid, Th. 67 Robinet, J . B. 33 Fn Rocker, R. 34 Fn Rosenfield, L. C. 8 Fn, 10 Fn, 11 Fn Rousseau, J.-J. 23, 35 Fn-37 Fn Russell, B. 42 Fn, 59 Fn Ryle, G. 16 Sahlin, G. 39 Fn, 47 Fn, 57 Fn, 60, 63 Fn, 66, 68 Fn, 70 Fn, 72 Fn, 74 Fn Sainte-Beuve, Ch.-A. 3 Fn, 70 Fn, 72 Fn, 75 Fn Sanctius 47 Fn Saussure, F. de 17, 73 Schelling 32 Fn Schlegel, A. W. 19 Fn, 22-25, 2 7 Fn, 30, 31 Fn, 32 Fn, 33 Fn, 41 Fn, 85 Schlegel, F. 41 Skinner, B. F. 84 Smith, A. 60 Fn Snyder, A. D. 32 Fn, 92 Fn Steinthal, H. 19 Fn, 34 Fn, 86 Fn Stevens, K. N. 94 Fn Suppes, P. 77 Fn Tarski, A. 77 Fn Teuber, H. L. 94 Fn Troubetzkoy, N. S. 37 Fn Vartanian, A. 14 Fn Vaugelas, C. F. de 72-75 Veitch, J. 50 Fn Viertel, J . 26 Fn Wellek, R. 31 Fn Whitehead, A . N . VI, 1, 95 Whitney, W. D. 33 Fn, 34 Fn Wilkins, J . 40, 70 Fn Wittgenstein, L. 15, 29 Fn, 42 Fn, 59 Fn, 84 Fn

KONZEPTE der Sprach- und Literaturwissenschaft

Folgende Bände sind bereits erschienen oder in

Benedetto Croce Die Dichtung. Einführung in die Kritik und Geschichte der Dichtung und der Literatur. Ins Deutsche übertragen von Wolfgang Eitel. Mit einem einführenden Vorwort von Johannes Hösle Peter Salm Drei Richtungen der Literaturwissenschaft. Scherer - Walzel Staiger. Aus dem Englischen übertragen von Marlene Lohner

Vorbereitung:

Klaus Heger Monem, Wort und Satz Werner Abraham Formallogische Systeme und Methoden in der Linguistik Helmut Henne Prinzipien und Probleme der Lexikographie H. P. H. Teesing

Hans-Martin Gauger Wort und Sprache. Sprachwissenschaftliche Grundfragen

Das Problem der Perioden in der Literaturgeschichte Roman Ingarden

Uriel Weinreich Erkundungen zur Theorie der Semantik. Ins Deutsche übertragen und mit einem Vorwort versehen von Leonhard Lipka Hermann Paul Prinzipien der Sprachgeschichte Mario Fubini Entstehung und Geschichte der literarischen Gattungen. Übersetzt von Ursula Vogt

Über den Gegenstand und die Aufgaben der Literaturwissenschaft Wolfgang Dressler Einführung in die Textlinguistik Hans Peter Althaus Prinzipien und Probleme der Graphemik Ronald W . Langacker Sprache und ihre Struktur