Brasilien und Wittenberg: Ursprung und Gestaltung deutschen evangelischen Kirchentums in Brasilien [Reprint 2019 ed.] 9783111482453, 9783111115627

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Table of contents :
Zum Geleit
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Uebersicht über die Siedlungsgeschichte des Deutschtums in Südamerika
Die Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinden und Synoden in Brasilien
A. Allgemeines
B. Die Entstehung und Entwicklung der Gemeinden und Synoden
1. Rio Grande do Sul
2. Santa Catharina und Parana
3. Mittelbrasilien
4. Nordbrasilien
5. Die kirchlichen Zusammenschlüsse in Santa Catharina, Parana und Mittelbrasilien
6. Allgemeine kirchliche Aufgaben und Probleme
7. Heimatliche Behörden und Gesellschaften
8. Außerdeutsche evangelische Denominationen in Brasilien
Ausklang
Literatur"
Geschichtstabelle
Ortsregister
Personenregister
Sachregister
Karten zur Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinden in Brasilien
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Brasilien und Wittenberg: Ursprung und Gestaltung deutschen evangelischen Kirchentums in Brasilien [Reprint 2019 ed.]
 9783111482453, 9783111115627

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Brasilien und Wittenberg

DR. FERDINAND SCHRÖDER

Brasilien und Wittenberg Ursprung und Gestaltung deutschen evangelischen Kirchentums in Brasilien

1936 Berlin und Leipzig

Verlag Walter de Gruhter & Co. vormalS G. I. Göschen'sche Verlagshandlung / I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer Karl I. Trübner / Veit & Comp.

Archiv-Nr. 63 0196 Printed in Germany

Zum Geleit Die Deutsche Evangelische Kirche von Rio Grande do Sul begeht in diesem Jahr die Feier ihres 50jährigen Bestehens. Dieser Festtag lenkt die Herzen und Augen der deutschen Heimatkirche auf das Werden und Wesen dieser ihr eng verbundenen Kirche in Südamerika. Wie jede Deutsche Evangelische Kirchengemeinschaft im Auslande, hat sie ihr eigenes Schicksal gehabt. Es ist ein weiter und dornenreicher Weg, den sie zurücklegen mußte, bis sie zu der ihr gemäßen Lebensform hindurchdrang. In dem Ringen dieses allen deutschen Gauen entstammenden Volkstums und seiner Kirche spiegelt sich Not und Kraft evangelischen Glaubens und völkischer Existenz, spiegelt sich auch wie im Gegenbild ein Stück heimischer deutscher Volks- und Kirchengeschichte. Was deutsche Bolkskraft gelitten und erkämpft hat, was tapfere Boten evangelischen Glaubens und ringende Gemeinden ein­ gesetzt haben, davon soll dieser erste Versuch einer deutschen evangelischen Kirchengeschichte Brasiliens Zeugnis ablegen. Trotz unsäglicher Leiden, Wunden, Verluste, Wandlungen und Kämpfe — zuletzt ist diese Geschichte ein Ehren­ buch deutscher Volkskraft und deutschen evangelischen Kirchentums. Die Geschichte des Volkstums und der Kirche steht nicht still; ihr Gang ist nach vorwärts gerichtet. Die nationale Erhebung der Heimat ist zu einem ernsten Weckruf auch für unser deutsches Volkstum in der Ferne geworden. Vorwärts ist der Blick der Deutschen Evangelischen Kirche in Brasilien gewandt. Unablässig sind in schweren Mühen und opferreicher Hingabe die Werklente am Bau und fügen Stein zu Stein. Aber sie wissen noch ein anderes: Sie sehen vorwärts, weil Christen immer vorwärtsblicken müssen auf den Herrn, der ihnen entgegenkommt. Die Evangelische Kirche soll immer in solcher Bereit­ schaft stehen. Weil Jesus Christus gekommen ist, darum glaubt sie; weil der Herr kommen wird, darum hofft sie. Aus Glauben und im Hoffen richtet sie ihren Auftrag aus. Gott der Herr rüste die Deutsche Evangelische Kirche von Rio Grande do Sul aus mit der heiligen Kraft der Bereitschaft! Bischof v. H e ck e l

Leiter des Kirchlichen Außenamtes der Deutschen Evangelischen Kirche

Vorwort Die vorliegende Arbeit unternimmt zum erstenmal den Versuch, die Ge­ schichte des gesamten deutschen evangelischen Kirchentums in Brasilien darzu­ stellen. Die bisher auf diesem Gebiet erschienenen Werke sind zum allergrößten Teil Gelegenheitsschriften und umfassen kleinere Teilgebiete. Eine das ganze evangelische Deutschtum umfassende Darstellung gibt es noch nicht. So war ich bei der Beschaffung des Materials im wesentlichen auf Archive und Zeitschriften angewiesen. Zu besonderem Dank bin ich dem Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß und dem Evangelischen Oberkirchenrat ver­ pflichtet. Beide Behörden haben mir ihre Auslandsakten bis zum Jahre 1914 zur Verfügung gestellt. Eine überreiche Fülle an Material boten ferner die Veröffentlichungen der Evangelischen Gesellschaft für die protestantischen Deutschen in Südamerika in Elberfeld, deren Geschäftsführer P. Dedekind mir in liebenswürdigster und uneigennütziger Weise alle Jahrgänge der Zeitschrift für lange Zeit zur Verfügung stellte. Die ersten Jahrgänge des „Christenboten" (Santa Catharina) erhielt ich von ihrem ersten Herausgeber Pfarrer Mummelthey. Auch ihm spreche ich an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aus. Schließlich konnten an manchen Stellen die Ergebnisse meiner früheren Forschungen in staatlichen Archiven herangezogen werden (Staatsarchiv Berlin, Hamburg, Bremen und Schwerin, sowie die Konsulatsberichte der Commerz­ bibliothek in Hamburg). Für sehr wertvolle Hinweise und kritische Durchsicht des Manuskripts schulde ich dem Jbero-amerikanischen Institut in Berlin be­ sonderen Dank. Die Drucklegung verdanke ich entscheidend der Unterstützung des Kirchlichen Außenamtes. Zur Darstellung selbst ein kurzes Wort: Es mag befremdlich erscheinen, in einer Kirchengeschichte so viele und umfangreiche Gemeindegeschichten zu finden wie in dem vorliegenden Werk. Ich hielt dies aus einer doppelten Ueberlegung für notwendig: das deutsche evangelische Kirchentum in Brasilien ist im Werden. In seinem ständigen Kampf mit den widrigen Mächten der Gegenwart bedarf es der starken Stütze einer Tradition, die es mit der Ge­ schichte der deutschen Heimatkirche und mit dem Streben derer verbindet, die seit mehr als 100 Jahren auf dem gleichen Boden für Volkstum und Glauben kämpften und litten. Ich weiß es aus meiner Amtszeit in Brasilien, wie wir uns sehnten nach dem Wissen um die Vergangenheit unserer Gemeinden und unserer Kirche, um Wirken und Leben derjenigen Männer, auf deren Schultern unser Werk stand. Jedem Amtsbruder möchte ich von seiner Gemeinde und Synode das geben, was ich durch jahrelanges Suchen finden konnte. Und für

nichts wäre ich dankbarer, als wenn meine Angaben in vielen Gemeinden zum Anlaß würden, nun aus dem noch reichlich vorhandenen, aber mir in Deutsch­ land unerreichbaren Material der Pfarrarchive eine Gemeindechronik zu schaffen, die der Nachwelt und der deutschen Heimat erzählt von zähem Kampf um die besten Güter, um Glaube und Volkstum.

Dann aber wollte ich ein weiteres: wollte das Andenken derjenigen Pfarrer der drohenden Vergessenheit entreißen, die einstmals selbstlos, ohne an ihre oder ihrer Kinder Versorgung zu denken, hinausgingen über das Meer. Wir danken ihnen alles, was an deutschem evangelischem Kirchentum in den ver­ flossenen 100 Jahren geworden ist.

Für die Arbeit der Kirchen und Synoden, deren Entwicklung aufgezeigt ist, wie sie der wirtschaftlichen Erschließung des Landes folgt, wird die mit voller Klarheit sich zeigende Erkenntnis von entscheidender Bedeutung sein: daß überall dort, wo die kirchliche Versorgung mehr als drei Jahrzehnte nach dem Beginn der Kolonisation einsetzte, eine erfolgreiche Gemeinde- und Kirchen­ bildung nicht mehr möglich ist. So gehe denn mein Werk hinaus. Es grüße die Gemeinden landauf und landab, es grüße die Amtsbrüder, die in Hitze und Staub des subtropischen Landes ihres schweren Amtes walten, es grüße die Pfarrfrauen in ihrem cntsagungsreichen Dienst, es grüße die Kirche der deutschen Reformation in Brasilien, der die erste Liebe und die ganze Arbeit meines Lebens gehört. Dr. Ferdinand Schröder

einstmals Pfarrer in Sertao Sant'Anna und Sao Leopolds

Inhaltsverzeichnis Zum Geleit............................................................................................................

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Vorwort..................................................................................................................

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Uebersicht über die Siedlungsgeschichte des Deutschtums in Südamerika

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Die Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinden und Synoden in Brasilien A. Allgemeines 1. Die brasilianische Kolonisationsgesetzgebung ............................................. 2. Die rechtliche Stellung der Protestanten..................................................

27

45

B. Die Entstehung und Entwicklung der Gemeinden und Synoden

1. Rio Grande do Sul I. Die alten Kolonien a) Das Gebiet des Rio dos Sinos und desoberen Cahy........................... 51 b) Porto Alegre und seine Bedeutung fürdasevangelische Deutschtum.. 98 c) Das Gebiet des Cahy.................................................................................. 105 d) Das Gebiet des Taquary............................................................................ 116 e) Das Gebiet des Rio Pardo........................................................................ 129 f) Das Gebiet des mittleren Jacuhy............................................................. 148 II. Der Süden a) Die Kolonien................................................................................................. 160 b) Die Städte des Südens.............................................................................. 173 III. Die „neuen Kolonien" a) Die Kolonisation und die Reiseprediger................................................... 177 b) Das Gebiet des Alto Jacuhy..................................................................... 181 c) Das Stromgebiet des Uruguay.................................................................. 183

IV. Die deutsche evangelische Kirche von Rio Grande do Sul a) Die Entstehung der Riograndenser Synode............................................. 195 b) Besondere kirchliche Aufgaben....................................................................... 286

2. Santa Catharina und Parana I. Santa Catharina a) Ueberblick über die Kolonisation................................................................... 251 b) Das Gebiet des Maruhy und Cubatao und der Süden........................ 252 c) Das Gebiet des Jtajahh............................................................................ 262 d) Die Kolonie Dona Francisca und das Gebiet des Jtapocu.................. 278 II. Parana a) Ueberblick über die deutsche Einwanderung............................................... 294 b) Die Einwanderergruppe 1850—1871 ......................................................... 294 c) Die Wolgadeutschen 1877/78 ....................................................................... 297

3. Mittelbrasilien I. Sao Paulo a) Ueberblick über diedeutsche Einwanderung.............................................. 806 b) Die deutschen Kolonien..............................................................................809

II. Rio de Janeiro.......................................................................................... 817

in. Espirito Santo........................................................................................ 326

IV. Minas Geraes.......... ..................................................................................888

4. Nordbrasilien.......................................................................................................848 5. Die kirchlichen Zusammenschlüsse in Santa Catharina, Parana und Mittelbrasilien I. Die Evangelische Pastoralkonferenz und der Deutsche Evange­ lische Gemeindeverband von Santa Catharina.............................. 844

II. Die Evangelisch-Lutherische Synode von Santa Catharina, Parana und anderen Staaten............................................................ 849

III. Die Synode der Deutschen Evangelischen Gemeinden Mittel­ brasiliens und der Gemeindeverband von Espirito Santo.... 852 IV. Das Schulwesen...................................................................................... 853 V. Die kirchliche Presse................................................................................. 861 6. Allgemeine kirchliche Aufgaben und Probleme a) Die weibliche Diakonie........................................................................... 862 b) Die Gemeindeverfassung......................................................................... 864 c) Der Pfarrer................................................................................................866 d) Der Deutsche in seinem Verhältnis zum brasilianischen Staat und Volk 872 7. Heimatliche Behörden und Gesellschaften........................................................... 375

8. Außerdeutsche evangelische Denominationen in Brasilien a) Die Evangelisch-Lutherische Synode von Missouri, Ohio und anderen Staaten (Brasilianischer Distrikt).............................................................379 b) Evangelische Mission unter den Brasilianern...........................................888 Ausklang....................................................................................................................... 885

Literatur

887

Geschichtstabelle .......................................................................................................... 889 Ortsregister................................................................................................................... 891 Personenregister.......................................................................................................... 397

Sachregister................................................................................................................... 403 Karten zur Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinden in Brasilien 407

Uebersicht über die Siedlungsgeschichte des Deutschtums in Südamerika In Südamerika handelt es sich in der Hauptsache um drei große Gruppen von evangelischen Deutschen: die in Brasilien, am La Plata und in Chile. Die vorliegende Uebersicht hat nicht zuerst die Aufgabe, darzustellen, wann, wie und wo eine Siedlung sich bildete, vielmehr sind die mannigfachen -Umstände zu berücksichtigen, die gerade an dem Zeitpunkt, gerade in dem Staat eine gerade so geartete Siedlung hervorriefen. Diese zerfallen in zwei große Gruppen: die in der Heimat und die im Fremdlande.

Es ist nicht gleichgültig, welches Heimatland und welcher Heimatstaat ver­ lassen wird. Ein reiches Land entsendet Pioniere seiner aufstrebenden Wirt­ schaft — ein armes Hungerleider. Ein starker Staat entläßt seine Auswan­ derer mit der Tendenz politischen Machtstrebens oder dynastischen Expansions­ dranges — ein schwacher kann sich dergleichen Ziele nicht setzen. Gesundes Volkstum und Staatswesen in der Heimat wird seine Kinder in der Fremde nie vergessen, ein krankes und verbildetes läßt sie gehen als verlorene Söhne und Töchter, höchstens mit dem Empfinden einer müden Resignation. Auch ist es nicht gleichgültig, ob etwa religiöse Unduldsamkeit die Auswanderer hinaus­ trieb, oder ob eine heimatliche Volkskirche ihren Kindern das Geleit gibt in die neue Siedlung.

Neben diese Bedingungen treten andere, im Fremdlande wirksame: das Kolonialland hat seine eigene, unfertige Struktur; Kultur in jeder Gestalt ist Luxusartikel, Zivilisation ist nur in Anfängen vorhanden und deswegen über die Maßen geschätzt. Die geringe Bevölkerungsdichte gibt dem einzelnen einen weit höheren Grad von Bewegungsfreiheit als in der alten Heimat. Hier gedeihen selbständige Charaktere. Der Staat ist unvollkommen in allen seinen Einrichtungen; Verwaltung und Rechtspflege sind oft mehr als mangel­ haft. Dabei ist immer wieder unverkennbar das Streben, den Uebelständen ab­ zuhelfen: man wünscht Bevölkerung, um den wirtschaftlichen Aufschwung anzubahnen, bestes Menschenmaterial, um eine neue Raste entstehen zu sehen, Soldaten, die ihr neues Vaterland lieben und schützen sollen — wenn sie viel­ leicht auch nur als Fremdenlegionäre zunächst rein dynastischen Interessen dienen. Dies alles ruft eine Kolonisationsgesetzgebung hervor: man gibt freies

Land, freie Ueberfahrt, langfristige Beihilfen. Aber diese Gesetzgebung findet Widerspruch: mit günstiger Entwicklung der Kolonien, mit der Beob­ achtung, daß die ersehnte Jdealrasse sich nicht so schnell entwickeln will, melden sich nationalistische Stimmen, die von einer „deutschen Gefahr" reden und die gelegentlich von ultramontan eingestellten Teilen des katholischen Deutschtums unterstützt worden sind. Ein letzter im Fremdland wirksamer Umstand darf nicht übersehen werden. Es ist die richtige Auswahl des zur Besiedlung bestimmten Landes nach Quali­ tät und Lage. Ist das Land schlecht, so erfolgt bald eine Abwanderung in die nächsten Städte; der verbleibende Nest von Kolonisten Pflegt nicht selten ganz zu verkommen; Mischehen mit Farbigen kommen vor. Die ideale Lage ist die an einem weitverzweigten Flußsystem, wo Neuankommende und Nachkommen die Möglichkeit haben, die Grenzen der Siedlung weiter hinauszurücken. Fehlt diese, so muß eine Stockung eintreten, und eine gedeihliche Entwicklung ist nicht möglich.

Unter diesen aufgezeigten Gesichtspunkten sind die drei großen Siedler­ gruppen zu behandeln, die im letzten Jahrhundert nach Südamerika aus­ gewandert sind, zunächst die von 1820—1830 in Brasilien.

Brasilien war ein selbständiges Reich geworden. Die Häfen wurden dem europäischen Handel geöffnet. Das Land war schwach bevölkert, und es galt, mit allen Mitteln Menschen heranzuziehen. Das erste Kolonisationsgesetz von 1820 rief deutsche Katholiken ins Land. Aber schon bei den ersten Siedlungen hielt man sich nicht an diese Bestimmung. Nicht ohne Einfluß auf die Wahl gerade deutscher Siedler ist ohne Frage gewesen, daß die Kronprinzessin von Brasilien eine österreichische Erzherzogin war. Durch einen Abenteurer, den Arzt Dr. Schäffer aus Franken, wurden umfangreiche Werbungen veranstaltet. Man kann noch kein klares Bild dar­ über gewinnen, wieweit neben bevölkerungspolitischen auch dynastische Inter­ essen mitspielten. Jedenfalls wurden auch zwei deutsche Fremdenbataillone gebildet, anscheinend nicht ohne Zwang. Die Aufnahme der Werbungen in Deutschland war sehr verschieden. Die Hansastädte haben kaum Schwierigkeiten gemacht. Man versprach sich davon eine Förderung der daniederliegenden Schiffahrt, man hatte, wie der Syndikus Gildemeister in Bremen, den Plan, in Südamerika für Deutschland das erstehen zu lassen, was Nordamerika für England bedeutete. Ja, man teilte diesen Plan sogar Metternich mit und hat nach einer Bemerkung des bremi­ schen Gesandten Smidt dessen ausdrückliche Billigung gefunden.

Anders in Hessen und Hannover. Hier wurden alle Briefe des Werbers beschlagnahmt und bilden jetzt eine interessante Sammlung im Staatsarchiv von Darmstadt. Deutschland war arm, und so fanden die Werbungen Brasiliens großen Zulauf. Leute aller Stände meldeten sich: Arbeiter, Handwerker, Aerzte, Offi14

ziere und Beamte. Zunächst erhielten alle freie Ueberfahrt, später nur die­ jenigen, die sich bereit erklärten, in die Fremdenbataillone einzutreten. Die erste deutsche Kolonie wurde 1818 gegründet. Sie erhielt zu Ehren der Kronprinzessin den Namen Leopoldina und lag 18° südlicher Breite in Bahia. Sie wurde jedoch keine Bauern-, sondern eine Besitzerkolonie. Im gleichen Jahre wurde die Kolonie S. Jorge dos Jlheos, gleichfalls in Bahia, gegründet. Sie ist um 1850 unter den umwohnenden Brasilianern auf­ gegangen. Nach der 1818 von französischen Schweizern gegründeten Kolonie Nova Friburgo kamen 1823 die ersten deutschen evangelischen Familien und mit ihnen der erste evangelische Geistliche P. Sauerbronn. Der mit den Kolo­ nisten geschlossene Vertrag ist in seiner Fürsorge vorbildlich. Die bisher ge­ nannten Kolonien sind aber vereinzelt geblieben und haben sich nicht zu einer zusammenhängenden größeren Siedlung entwickelt. Der Mittelpunkt der ersten Koloniegruppe wurde Sao Leopoldo in Rio Grande do Sul 1824. Der Ort wurde gewählt, weil dort eine kaiserliche Hanf­ kolonie, die von Sklaven bewirtschaftet wurde, zur Verfügung stand. Wer ein Blick auf die Karte zeigt, daß man einen günstigeren Platz kaum hätte finden können. Der Absatz nach der Hauptstadt Porto Alegre war durch den schiff­ baren Rio dos Sinos sichergestellt. Das Land war gut. Besonders aber bot das Flußsystem des Rio dos Sinos mit seinen zahllosen, meist Nord-Süd ver­ laufenden Bächen die Möglichkeit ungehinderter Ausdehnung. Und diese er­ folgte bald. Nach den ersten schweren Anfangsjahren, in denen aber die brasilianische Regierung genügende Unterstützung bezahlte, entwickelte sich die Kolonie zur Zufriedenheit, wie besonders die statistischen Berichte des Kolonie­ direktors Dr. Hillebrand, eines deutschen Arztes, ausweisen. Der Fortschritt wäre wohl schon im zweiten Jahrzehnt im System der Flüsse weitergegangen, wenn nicht eine Revolution (1835—1845) ihn stark behindert hätte. Ueber die Bildung einer evangelischen Gemeinde mag nur so viel vorweg­ genommen werden, daß mit dem zweiten Transport 1825 Pfarrer Ehlers nach Sao Leopoldo kam. Gleichzeitig mit ihm kam P. Klingelhöffer, der in der Revolution fiel, und P. Voges, den wir in Tres Forquilhas wiederfinden werden. Im übrigen kümmerte sich keine der deutschen Kirchen um die Aus­ wanderer. So ergibt sich für diese erste Siedlergruppe folgendes Bild: Kolonisten aus dem armen Deutschland verlassen ihre Heimat gerne, werden mit Freuden willkommen geheißen von einem Kolonialstaat, werden ausreichend unterstützt und an einem günstigen Punkt angesiedelt. Trotz mannigfacher ungeeigneter Elemente unter ihnen werden die Anfangsschwierigkeiten überwunden und eine verheißungsvolle Entwicklung wird angebahnt. Nur durch das innerpolitische Ereignis des sog. „Farappen-Krieges" wird sie noch gehemmt. Geisteskultur in ihren Aeußerungen Kirche, Schule und Presse ist nur in primitiven Anfängen vorhanden. Nach Sao Leopoldo waren bis 1835 ausgewandert 4856 Deutsche,

geboren waren in den ersten zehn Jahren 1099, gestorben 692, Eheschließungen halten 508 stattgefunden. In jeder Beziehung andere Bedingungen finden die Siedlungen der nächsten Gruppe: der Jahre 1848—1854. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts waren alle südamerikanischen Staaten zur poli­ tischen Freiheit gelangt. Die Ideen der französischen Revolution, vereint mit der Unterjochung der Mutterlande Spanien und Portugal durch Napoleon, der lang empfundene Druck einer unberechtigten kolonialen Whängigkeit hatten Männer auf den Plan gerufen wie Bolivar und Jose de San Martin. War der oben beschriebene erste Versuch einer Siedlung auf die Anregung des brasi­ lianischen Kaisers zurückzuführen, so standen in den kommenden Jahren andere Momente diesem Streben einzelner nicht immer freundlich gegenüber. Freilich war das Geschick der Staaten noch auf lange Jahre — z. T. bis in die Gegen­ wart hinein — in die Hände abenteuerlustiger und ehrgeiziger Pronunziamento-Generale gelegt, aber es bildete sich je länger desto mehr ein aus­ gesprochenes Nationalgefühl, das dem Einwanderer und seiner Zulassung überhaupt nicht günstig gesinnt war. „Wenn die Regierung Land verschenken will, so sind im Lande genug Leute, die es gerne nehmen" — das ist eine Aeußerung aus den dreißiger Jahren, und sie erklärt es, warum der Reichs­ regierung Brasiliens damals jede Förderung der Kolonisation untersagt wurde.

So ging jeder Kolonisation um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Kampf im Fremdlande voraus, der zum Existenzkampf wurde, wenn die Grün­ dung vollzogen war. Mit dem Grundsatz, nur katholische Einwanderer ins Land zu lassen, hatte Brasilien um 1824, Chile erst 1855 gebrochen. In beiden Fällen waren die Verhältnisse stärker als die vorgefaßten Ideen: man fand nicht genügend katholische Auswanderer. Die Ansiedlung protestantischer Kolo­ nisten rollte eine schwierige staatsrechtliche Frage auf. In allen südamerika­ nischen Staaten war die katholische Religion Staatsreligion. Wenn nun auch in den ersten Jahrzehnten der Kolonisation (bis 1832) jeder Einwanderer alle Rechte eines Staatsbürgers erhielt, so galt doch nach brasilianischem, chile­ nischem und argentinischem Recht eine in Deutschland vor einem evangelischen Geistlichen geschlossene Ehe nicht als solche. Wie sich in Brasilien die Preußische Gesandtschaft um die Beseitigung dieser Schwierigkeit bemühte, wird später zu behandeln sein. Auch die selbsttätige Einbürgerung wurde aufgehoben. Dazu kam in jenen Jahren in einigen Staaten die Gegnerschaft des kacholischen Klerus gegen die Ansiedlung Evangelischer. Mit besonderer Schärfe tritt diese allerdings erst ein Menschenalter später hervor, aber aus Chile sind Nach­ richten über Feindseligkeiten schon aus den fünfziger und sechziger Jahren bekannt. Anders waren die aufnehmenden Staaten geworden, anders auch das aus­ sendende Land und die Menschen, die hinausgingen. Das Deutschland der zwanziger Jahre sandte arme Menschen hinaus, die nichts weiter ersehnten

als ein eigenes Stück Land und ein ruhiges Leben. Anders in den Jahren nach 1848. In der Zeit der Reaktion wurde manchem der deutsche Boden unter den Füßen zu heiß. Nichtendenden Schikanen sahen sich die ausgesetzt, die ent­ täuscht von dem Mißerfolg des Frankfurter Parlaments dennoch ein einiges Deutschland ersehnten. Nun waren es nicht mehr vorwiegend Angehörige des Arbeiter- und Handwerkerstandes, nun zogen Akademiker und Offiziere, Kauf­ leute und Beamte hinaus in den Urwald und auf die Pampa. Und sie taten es mit einem Haß im Herzen gegen die deutschen Regierungen, und mit einer glühenden Liebe zum deutschen Volk. So spiegeln denn einige in jenen Jahren entstandene Kolonien die Stimmung der Achtundvierziger klar wider. Der Begründer der deutschen Kolonisation in Chile, der jüngere Philippi, war vor der Reaktion geflohen und sah seine Lebensaufgabe darin, Deutschen eine neue Heimat in Chile zu schaffen. Unter dem Widerstande des chilenischen Katho­ lizismus ist es ihm gelungen; die schönen Seegemeinden legen noch heute Zeug­ nis ab von seiner unermüdlichen Fürsorge. Besonders deutlich aber spiegelt sich der Charakter der Zeit wider in der Anfangsgeschichte der Kolonie Dona Francisca in Santa Catharina. (Näheres siehe später.) Don der Kirchen- und Religionsfeindlichkeit der Achtundvierziger ist in Südamerika kaum etwas fest­ zustellen. Nur in den großen Städten Chiles Valdivia und Valparaiso finden sich Andeutungen. Wer auch hier war es weniger eine propagandistisch auf­ tretende Religionsfeindschaft als vielmehr das ganz naiv geäußerte Empfinden, man brauche keine Gemeinde und keinen Pfarrer. Mit dieser Begründung wurde dort in einem Falle eine deutsche evangelische Kirche an eine nord­ amerikanische Denomination verkauft.

Das Gesamturteil über das heimatliche Erbe dieser zweiten Gruppe deut­ scher Einwanderer in Südamerika kann nur günstig sein. Eine durch bessere Bildung bedingte größere Regsamkeit, eine meist angebrachte offene Kritik bestehender Verhältnisse und eine glühende Liebe zu deutschem Volkstum und deutschem Lied haben auf das vorhandene Deutschtum eine gute Wirkung aus­ geübt. Leider ist diese später z. T. aufgehoben worden durch die Aufgeschlossen­ heit gerade dieser Kreise gegenüber dem theoretischen Materialismus, der aber erst nach 1870 zur Entfaltung kam. Was nun die Gründung von Siedlungen selbst in dem behandelten Zeit­ raum angeht, so sind ihrer so viele, daß nur die größeren Gruppen namhaft gemacht werden können. In Brasilien sind folgende zu nennen: Zunächst im südlichsten Staat Rio Grande do Sul: Santa Cruz, Santo Angelo, Teutonia, Neu-Petropolis, Mundo Novo und Sao Lourenco. Die ersten fünf zeigen deutlich das Fort­ schreiten der Kolonisation in dem in Angriff genommenen Flußsystem. Alle Kolonien wurden von Neueingewanderten sowie von Deutschen aus den alten Kolonien besiedelt. Ihre Bewohner werden von Reisenden durchweg günstiger beurteilt als die von Sao Leopoldo. Dr. Ave Lallemant, ein Lübecker Arzt, 2

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gibt 1860 folgendes Urteil ab: „Der Hauptunterschied zwischen den beiden Kolo­ nien liegt in den Menschen. In Santa Cruz ist immer noch allein der ur­ sprüngliche deutsche Stock, mit all seiner Herzensgüte, aber immer auch mit all seiner Unbehilflichkeit und zeitweiligen Roheit. Hier fehlt die Kraft und Blüte von Sao Leopolds, die zweite, im glücklicheren Klima geborene, ich möchte sagen, genialere Generation, die jungen, frischen, selbständigen Männer, die kräftigen, schlanken Mädchen voll Leben und Selbstbewußtsein, wie wir sie in Sao Lepoldo gesehen haben. Dort sind sie veredelt worden und besser als ihre noch von der Last der fruchtlosen Heimatsarbeit und dem Druck mancher Vor­ urteile entmutigten Eltern. Sie sind frei auf freiem Boden der Eltern . . ." Dabei steht fest, daß die genannten Kolonien einen unvergleichlich schnelleren Aufschwung nahmen als die ein Menschenalter früher gegründeten. Mit der Gründung der zuletzt genannten Kolonie Sao Lourenco wurde die deutsche Besiedlung des Südens von Rio Grande do Sul in Angriff ge­ nommen (1858). Es wurden fast nur pommersche Landarbeiter angesiedelt, keine Deutschen aus den alten Kolonien. Koloniedirektor war ein deutscher Offizier Baron von Kahlden.

Eine besondere Gruppe Deutscher kam 1851 nach Brasilien: die sogenannte Deutsche Legion, die gegen den argentinischen Diktator Rosas angeworben war. Sie bestand zum größten Teil aus Angehörigen der ehemaligen schleswigholsteinischen Armee. In den Kampf ist nur eine Kompagnie gekommen. Die Auswirkung für das Deutschtum setzte mit der Auflösung der Legion 1853/54 ein. Nur ein geringer Teil kehrte nach Deutschland zurück, die meisten zer­ streuten sich auf die Kolonien, teils als Kolonisten, meist aber als Handwerker, Lehrer, Landmesser und Geschäftsleute. Als solche trugen sie in erheblichem Maße zur Förderung des Deutschtums bei: sie gründeten Gesang- und Schützen­ vereine, gründeten Schulen und wurden, wie ein Zeitgenosse gesagt hat, der Sauerteig im Mehl des Deutschtums von Brasilien. Daß ich dies nur bedingt anerkenne, ist oben bereits angedeutet. In Santa Catharina erfolgte in diesem Zeitraum die Gründung der Kolonien Dona Francisca und Blumenau. Ueber ihre Anfänge liegen eine Anzahl zeitgenössischer Berichte vor. Entsprechend der Zusammensetzung der Bevölkerung aus Akademikern, Offizieren und einer verhältnismäßig großen Anzahl von Handwerkern herrschte reges geistiges Leben. Man gab sich eine Verfassung, gründete einen Kulturverein und erfreute sich sogar einer hand­ geschriebenen Zeitung. Die wirtschaftliche Entwicklung war trotz schwerer Anfangsjahre gut, und aus den Anfängen von 1850 ist heute ein ausgedehnter Koloniebezirk geworden.

Besonderer Erwähnung bedarf eine Gruppe von Ansiedlern im Staat Sao Paulo. Sie verdankt ihre Entstehung letztlich der deutschen Not. War es im wesentlichen politische Not, welche die meisten Ansiedler des Südens hinaus­ getrieben hatte, so ließ der Hunger allein deutsche und Schweizer Familien als

sogenannte Halbpachtkolonisten in die Kaffeeplantagen von Sao Paulo gehen. Ich nehme an, daß der Erfinder dieser Kolonisationsart, der Senator Vergueiro, in bester Absicht gehandelt hat. In den Kaffeeplantagen war die Arbeiterfrage brennend. Durch die Bill Aberdeen (1848, 8. August) war der Sklavenhandel den Brasilianern untersagt. Er wurde zwar noch unter dem Schutz der Regierung lebhaft betrieben, brachte aber nicht mehr die nötigen Arbeitskräfte. Nun hieß es, solche herbeizuschaffen. Da halfen die Aus­ wandereragenturen Deutschlands. Die Auswanderer erhielten freie Ueberfahrt, mußten die Kaffeeplantagen Pflegen und ernten und erhielten ein Stück Pflanz­ land. Bald entstanden durch die solidarische Haftung für die Ueberfahrt und Betrügereien seitens der Fazendeiros Unruhen auf den Kolonien. Der schweize­ rische Gesandte v. Tschudi bereiste sie und erstattete Bericht. Die Kolonien wurden aufgelöst. Von 1857 an entstanden auch die Pommernsiedlungen in Espirito Santo.

In Chile konnte eine europäische Kolonisation erst einsetzen, nachdem die unruhigen Zeiten der Befreiungskämpfe und der nachfolgenden politischen Konsolidierung überwunden waren. Noch 1814 war Chile ein Teil des spani­ schen Vizekönigreiches Peru, welches von Kap Horn bis an die Hochebene von Quito reichte. Durch den General Jose de San Martin kam im Jahre 1817 die Befreiung; eine unerfreuliche Zeit liberaler Regierungen folgte bis 1831. Die dann einsetzende konservative Epoche wirkte sich sehr zum Vorteil des Landes aus, und die Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt unter dem Präsi­ denten Manuel Montt (1851—1861). Bernhard Eunom Philippi, ein in chilenischen politischen Diensten stehender Deutscher aus Charlottenburg, hatte die Regierung auf die Siedlungsmöglichkeiten im Süden des Landes hin­ gewiesen, am Golf von Reloncavi und am See Llanquihue. Wie bei den Sied­ lungsvorhaben in Sao Leopold», Dona Francisca und Blumenau ist auch hier mit richtigem Blick die günstige Lage erkannt worden. Nur hier ist in Chile eine Gruppe von Siedlungen entstanden. Philippi selbst wurde nach Deutsch­ land gesandt, um Kolonisten zu werben. Ursprünglich sollten nur Katholiken ins Land kommen, aber da die Bischöfe von Fulda und Paderborn ihren Schutzbefohlenen die Auswanderung verboten, mußte man auch Evangelische zulassen. Die ersten Ansiedler, welche sich am See niederließen, stammten aus Schwaben, Sachsen und dem Kurfürstentum Hessen-Kassel. Sie erhielten freie Reise und genügende Unterstützungen. Die Entwicklung der Kolonie schritt jedoch nur langsam vorwärts. Vor allen Dingen fehlte es zunächst an genü­ genden Absatzmöglichkeiten. Mit der Behebung dieses Mangels begannen die Verhältnisse sich zu bessern, so daß jetzt das Land zwischen dem 37. und 42. Grad südlicher Breite die „Deutsche Zone" genannt wird. Die Stellung der katholischen Kirche den Einwanderern gegenüber war feindlicher als in irgendeinem südamerikanischen Staate. Mehrfach sind evan­ gelische Kirchen von dem verhetzten Volke angezündet worden. Eine geistliche

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Versorgung der neuentstandenen Gemeinden Jahren ein.

setzte erst in den

sechziger

Besonders zu erwähnen sind die deutschen Kolonien der großen Städte. In chnen sind mehr als in anderen die Schwierigkeiten hervorgetreten, die sich aus der das Christentum ablehnenden Stellung der Kaufmannskreise ergab. Man brauchte und wollte keine Kirche, und erst in den siebziger und achtziger Jahren kam es hier zur Gründung dauernder Gemeinden. Auch die Tätigkeit nordamerikanischer Presbyterianer ist der Gemeindebildung — sogar am Llanquihue-See —hindernd in den Weg getreten. Im Jahre 1853 konnte auch Argentinien an eine Kolonisation denken, nachdem 1852 der Diktator Rosas vertrieben war. Es wurden verschiedene Kolonisationsgesellschaften gegründet. Castellanos legte bei Santa Fe die Kolonie Esperanca an (1856). Trotz mannigfacher Mißstände, auch in der Auswahl der Kolonisten, vor allen Dingen aber in der mangelhaften Fürsorge für die Ankommenden, zeigte sie doch ein leidliches Fortkommen. Ein betrüge­ rischer Kolonisationsversuch des Franzosen Lelong wurde von der argentinischen Regierung wiedergutgemacht. Ein Teil der getäuschten Kolonisten wurden von dem General Urquiza auf seinen Ländereien angesiedelt (Billa Urquiza). Die Schweizer Kolonisationsgesellschaft „Beck, Herzog u. Co." in Basel gründete 1859 die Kolonie San Carlos bei Santa Fe. Trotz der schlechten Verbindungs­ wege gedieh sie gut, besonders dank der vorbildlichen Fürsorge der Gesellschaft auf dem Gebiete der Verwaltung, Kirche, Schule, Krankenfürsorge und Recht­ sprechung. Auch wurde eine Musterfarm eingerichtet und Prämien für guten Viehstand ausgesetzt.

Beim Vergleich der deutschen Auswanderer dieses Zeitraums mit den Acht­ undvierzigern in Nordamerika muß es verwunderlich erscheinen, daß so wenig Spuren eines eigenen Kultur- und Geisteslebens sich finden. Der Einfluß der Gruppe ist klar und unverkennbar, aber literarische Spuren muß man sich mühselig aus Berichten in den Auswandererzeitungen und gelegentlichen Buch­ veröffentlichungen zusammensuchen. Bon deutschen Zeitungen wird berichtet aus Porto Alegre („Der deutsche Colonist" 1852), Dona Francisca und Blumenau. Besondere Persönlichkeiten treten selten hervor, während diese Epoche des Deutschtums in Nordamerika an ihnen so reich ist.

Trotzdem darf zusammenfassend gesagt werden, daß in diesen Jahren der solide Grund gelegt worden ist zu den großen Koloniezentren in Südamerika, die sich heute zu geschlossenen Siedlungen weitesten Umfanges, zu Gemeinde­ verbänden und Synoden ausgestaltet haben. Das gilt in gleicher Weise von den Südstaaten Brasiliens, von Argentinien (La Plata) und von Chile. Der Ausbau erfolgte in der letzten Epoche von etwa 1880 bis zur Gegenwart.

Der letzte Abschnitt der deutschen Siedlungsgeschichte hat keinen so aus­ geprägten Charakter wie die ersten beiden. Große Neusiedlungen sind nur 20

selten angelegt. Typische Zeitströmungen konnten sich bei der Besserung der Verkehrs- und Postverhältnisse nicht mehr so charakteristisch auswirken wie früher. Auch ist der Zeitraum seit Beginn dieser Epoche noch zu klein, als daß man ein deutliches Bild von ihr gewinnen könnte. In der Entwicklung der Fremdstaaten lassen sich am ehesten große Linien aufweisen. Vor allen Dingen ist hier die wachsende Zivilisation zu nennen. Mit der zunehmenden Aufschließung des Landes drangen die Errungenschaften europäischer Zivilisation auch ins Hinterland und machten dem mehr oder minder ungebundenen Kolonialzustand ein Ende. Damit wuchs das Streben, es in diesen Dingen dem alten Europa gleichzutun. Man wollte eigene Fabri­ ken, eigene Industrien haben, um die Rohprodukte des Landes hier verarbeiten zu können. Die Führer erkannten den Vorteil einer guten Volksbildung. Auch in diesem Punkte wollte man nicht zurückstehen. Dies alles wirkte hin auf eine starke Ausbildung des Nationalitätsbewutztseins. Hieraus ergibt sich von selbst eine nicht ohne weiteres freundliche Stellung gegenüber der Einwanderung. Vor allen Dingen wünscht man keine Minderheiten, weder kulturelle noch rassische. Eine Rasse mit eigener Kultur soll erstehen, denn vorläufig fehlt beides. In diesem Streben muß jede andersartige Raste mit höherstehender Kultur als Hindernis empfunden werden. Daher rühren die mannigfachen Versuche, auf neuangelegten Kolonien möglichst viele Nationen gemischt an­ zusiedeln. Einen Erfolg haben sie nicht gehabt, denn die wirtschaftlich tüchtigere Nation drängt die schwächere oder trägere in einigen Jahrzehnten hinaus. Ein weiteres Mittel zur Erreichung dieses Zieles ist die Staatsschule und das Heer. Hierdurch ist in der Tat schon mancher junge Deutsche seinem Bolkstnm ver­ lorengegangen.

Zu dieser andersartigen Stellung der südamerikanischen Staaten kommen die gewaltigen Veränderungen, die mit Deutschland selbst vor sich gegangen sind. Mit der Gründung des Deutschen Reiches trat für mehrere Jahrzehnte das Volksdeutsche Empfinden zurück. Die großen politischen Erfolge bewirkten, daß bald die Blicke sich auf die Grenzen des neuen Reiches beschränkten. Volk und Reich wurden identische Begriffe. Die kleindeutsche Lösung der Bismarckschen Reichsgründung ließ es schon im Hinblick auf die Habsburger Monarchie nicht tunlich erscheinen, dem Gedanken einer Volksverbundenheit mehr als nötig nachzuhängen. Die Zahl der Auswanderer stieg freilich nach 1870 noch bedeutend an. Sie erreichte im Jahre 1882 mit etwa 220 000 ihren Höhepunkt. Alle diese Deut­ schen, die meist nach Nordamerika gingen, hat man einfach gehen lasten — ohne ein anderes Empfinden als das der Resignation. Auch auf die Stellung der Kirchenbehörden hat dies eingewirkt. Die preußische Kirche hat sich seit mehr als einem Jahrhundert um die Auslandsgemeinden gekümmert, meist durch Vermittlung der Gesandtschaften. Aber auch in ihren Auslandsakten ist eine Lücke von 1871—1902.

Von großer Bedeutung für das südamerikanische Auslandsdeutschtum wurde der theoretische Materialismus der Heimat und in geringerem Umfange auch die sozialdemokratische Bewegung. War es den in der AchtundvierzigerBewegung ruhenden kirchenfeindlichen Ideen nicht gelungen, in den Kolonien Eingang zu finden, so geschah dies später in um so höherem Maße mit denen Feuerbachs und Haeckels. Fast die ganze in den achtziger Jahren entstandene deutsche Presse Südamerikas wurde von ihnen beherrscht. Eine nicht geringe Anzahl von Männern, teils guter Begabung, machten es sich zur Aufgabe, mit dem finsteren Aberglauben der Pfaffen gründlichst aufzuräumen. Als Führer ist vor allem Karl von Koseritz zu nennen, dessen Einfluß weit über Brasilien hinausreichte. Dazu kam, daß während des Kulturkampfes eine große Anzahl deutscher Jesuiten ihren Weg in die deutschen Kolonien Südamerikas fanden. Gegen sie und den romanischen Katholizismus richtete sich in erster Linie der Kampf, aber bald wurden auch die evangelischen Geistlichen mit ihnen über einen Kamm geschoren. In unseren Gemeinden sind die Spuren solcher Tätig­ keit noch heute nicht geschwunden.

Die Neugründungen von Kolonien halten sich in beschränktem Umfange. Zunächst erfolgte eine Abrundung der früher gegründeten Zentren. So in Rio Grande do Sul, wo die im alten Koloniebezirk liegenden Privatländereien besiedelt wurden, so daß nunmehr das ganze Flußsystem des Jacuhy, bis auf die im Norden liegenden italienischen Kolonien, von Deutschen besiedelt ist. Die Siedlungen im Süden weiteten sich aus, ohne daß es jedoch zu einer verbinden­ den Brücke zum Zentrum kam. Ein großer neuer Komplex wurde im Norden im System des Uruguay in Angriff genommen. Ich nenne nur Neu-Württemberg, Jjuhy und Jta. Aehnlich entwickelten sich die Musterkolonien in Santa Catharina: Um Joinville (Dona Francisca) und Blumenau bildete sich ein ganzer Kranz blühender Siedlungen, auch hier jeweils in einem Flußsystem fortschreitend. Eine neue Gruppe bildete sich in Parana mit der Einwanderung von Wolgadeutschen. Der erste Transport des Jahres 1877 bestand fast nur aus ledigen militärpflichtigen Burschen und trägt deutliche Zeichen der Uebereilung. Weitere kamen in den folgenden Jahren. Im ganzen wanderten etwa 4000 ein, die sich zunächst um Ponta Gross« niederließen und von der brasilianischen Regierung unterstützt wurden. Leider nahm ihnen die Regierung nach der Revolution 1889 viel Land wieder fort; nur die es dann käuflich von ihr er­ warben, sicherten sich ihre Zukunft. Hierdurch zerstreuten sich die Wolga­ deutschen über einen großen Teil von Parana. Das Deutschtum in Chile und Argentinien hat in der letzten Epoche im wesentlichen eine Abrundung erhalten. Größere Komplexe wie im Süden Brasiliens sind hier nicht entstanden, jedoch hat sich die Ansiedlung Deutscher bis in den Norden Argentiniens, die sog. Missiones, erstreckt. Einzelne Kolonien sind in Uruguay und Paraguay entstanden, doch haben sie keine Aussicht, zu neuen Zentren zu werden.

Entsprechend der skizzierten Geschichte der deutschen Siedlungen in Süd­ amerika ergibt sich folgendes Bild: Geschloffene Gruppen sind vorhanden in Rio Grande do Sul, Santa Catharina, Parana, Espirrto Santo, in Chile und bedingt auch in Argentinien. Es hat sich nun gezeigt, daß die kirchliche Entwicklung in den volkswirtschaftlich normalen Gebieten am weitesten fortgeschritten ist. Wo nur weit verstreute Gemeinden vorhanden sind, wie im Norden Argentiniens, da ist eine Gemeindepflege meist nur durch einen Reise­ prediger möglich. Wo aber eine größere Anzahl von Siedlungen wirtschafts­ organisch verbunden sind, ergeben sich auch bessere kirchliche Möglichkeiten. Hier liegt der Gedanke eines Gemeindezusammenschlusses viel näher. So tauchte dieser schon in den sechziger Jahren in Rio Grande do Sul auf. Dr. Borchard in Sao Lepoldo gründete eine Synode. Daß sie keinen Bestand hatte, lag mehr an der brasilianischen und preußischen Regierung und an den Pastoren als an den Gemeinden. Auf diesem Boden wiederholte sich unter Dr. Rotermund schon 1886 die Gründung einer Synode, und hier besteht heute die erste deutsche evangelische Synode in Uebersee, die der Deutschen Ev. Kirche an­ geschlossen ist (160 000 Seelen).

Eine ähnliche Entwicklung — allerdings zeitlich viel später (1910) — bahnte sich in Santa Catharina an. Die Vorbedingungen sind hier in gleicher Weise günstig. Doch einmal ist die Zahl der Deutschen kaum halb so groß wie die in Rio Grande do Sul, und dann sind die deutschen evangelischen Gemeinden in zwei Gruppen gespalten, solche, die ursprünglich dem Ev. Oberkirchenrat, und solche, die dem Luth. Gotteskasten angeschlossen waren. Weitere kirchliche Zusam­ menschlüsse haben sich am La Plata und in Chile gebildet. Die La Plata-Synode umfaßt die Staaten Argentinien, Uruguay und Paraguay. Sie ist, obgleich gerade in ihr die Probleme der Diasporaarbeit (Sprachenfrage) am intensivsten erörtert werden, ihrer Struktur nach nicht in der Lage, eine „Kirche" zu bilden. Aehnliches gilt auch von der Chilesynode, die während des Krieges ruhte, und von der Pastoralkonferenz von Mittelbrasilien. Es zeigt sich also, daß zur erstrebenswerten Kirchenbildung eine plan­ mäßige, naturgegebene Siedlung unerläßlich ist. Es genügt nicht, wenn ein­ zelne Großstädte, aus denen man Geld holen kann, mit einer Anzahl von Koloniegemeinden zu einer Synode zusammengeworfen werden, um nun eine lebensfähige Kirche erstehen zu lassen. Was als Naturgrundlage nottut, ist eine Siedlungseinheit.

Die Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinden

und Synoden in Brasilien

A. Allgemeines

1. Die brasilianische Kolonisationsgesetzgebung Brasilien ist feit seiner Entdeckung im Jahre 1500 drei Jahrhunderte eine Kolonie des Königreichs Portugal gewesen. Die Kolonisationspolitik dieses Landes — wie der romanischen Staaten überhaupt — kannte nur ein Ziel: die möglichst ungehinderte und vollständige Ausbeutung der neuentdeckten Länder. Deswegen durfte nur vom Mutterlande aus mit den Kolonien Handel getrieben werden, in diesen selbst war fast jede Fabrikation untersagt, um die Ausfuhrmöglichkeiten der Heimat nicht zu beeinträchtigen'). Für Brasilien trat in diesem Zustand erst eine Aenderung ein, als im Jahre 1808 das Haus Braganza dorthin übersiedelte. Damit wurde das Land zum selbständigen Reich und König Joao VI. öffnete unter dem Druck der Engländer durch das Dekret vom 28. Januar 1808 die Häfen allen befreundeten Schiffen und fremder Einfuhr gegen 24 Prozent Zoll. Alle Bestimmungen über Erschwerungen des Handels in Brasilien zwischen Untertanen und Fremden wurden aufgehoben; desgleichen alle Einschränkungen der gewerb­ lichen Tätigkeit. Am 11. August 1815 fiel der letzte Rest der alten kolonialen Bestimmungen, indem auch das bis dahin verbotene Goldschmiedgewerbe ge­ stattet toutbe2). Zunächst übten diese Bestrebungen allerdings nur einen geringen Einfluß aus, der Verkehr entwickelte sich langsam2). Erst im Jahre 1820 stieg z. B. die Zahl der in Hamburg aus Brasilien ankommenden Schiffe auf über 50. Das Wirtschaftsleben Brasiliens — unter 3,6 Millionen Einwohnern waren nur 843 000 Weiße — war vollständig von den Sklaven abhängig. Der seit der Parlamentsakte vom 25. Mai 1807 von England ausgehende Druck hatte Brasilien bereits 1810 veranlaßt, im Handelsvertrag mit England den Sklavenhandel grundsätzlich zu verdammen und ihn praktisch auf die südliche Halbkugel zu beschränken'). Einen Schritt weiter gingen die Konventionen vom 22. Januar 1815 und 28. Juli 1817 mit Additionalartikel vom 11. September 1817, welche das gegenseitige Untersuchungsrecht, die Einsetzung gemischter Kommissionen zur Aburteilung der Preise usw., festsetzten. Diese Bestim­ mungen mußten bei der Unabhängigkeitserklärung Brasiliens ausdrücklich von dem neuen Reiche anerkannt werden (Konvention vom 23. November 1826). Außerdem mußte man sich zu dem Zugeständnis bequemen, daß drei Jahre *) *) •) ««) io») «•«) “>)

Ansiedler 1907, S. 39. Dass. 5. Mitteilung de» Somit« 1874, S. 29. Dies., 29.

Diese wurde 1850 von nur wenigen Familien zuerst besiedelt. Am 15. Januar 1860 bildete sich hier eine Gemeinde, indem 35 Familienväter den Bau eines Kirchleins beschlossen. Am 4. November desselben Jahres wurde es eingeweiht. Als Pfarrer wurde der oben erwähnte Lehrer Philipp Weber angestellt. Als er 1871 nach Neu-Petropolis übersiedelte, schloß die Gemeinde sich an die Neuschneis an112). Damals hatte die Gemeinde 48 Familien und besaß als Eigentum außer der Kirche 3 Kirchhöfe und ein Stück Land mit einer Lehrerwohnung. Der Lehrer unterrichtet die Kinder in der Kirche und erhält neben freier Wohnung und Pflanzland ein monat­ liches Fixum von 20 Milreis. Nach den Gemeindestatuen sollen die Knaben 4 und die Mädchen 3 Jahre die Schule besucht haben, bevor sie konfirmiert werden"2). Die zweite Nebengemeinde ist die von der Provinzialregierung 1858 gegründete Kolonie Neu-Petropolis. Die Kolonie ist eine Erweiterung der alten Kolonie Sao Leopolds nach Norden und liegt zwischen dem Rio Cahy und dem Rio Cadea teils im Tal und teils auf hohen Bergrücken. Im August 1858 zogen die ersten 80 deutschen Ansiedler dort ein. Das Land wurde den Kolonisten verkauft, doch bekamen sie eine Zahlungsfrist von 5 Jahren. Innerhalb dieser Zeit mußten auch die gewährten Subsidien zurückgezahlt werden. Die Kolonie hat einen Flächeninhalt von 140 Mill. Quadratklaftern in 344 Kolonielosen in 8 Linien'"). Linha Olinda 76 Plätze, Imperial 120, Piraja 55, Riachuelo 8, Barros Pimente! 30, Sebastopol 26, Christina 17 und Linha da Povoacao 12. Die ersten Ansiedler waren vorwiegend Arbeiter von hinterpommerschen Gütern. Sie fanden sich gut in die Verhältnisse. Schwerer fiel dies den sächsischen Fabrikarbeitern"2). In der Linie Sebastopol wurde eine Gruppe von 75 Nordamerikanern angesiedelt, die sich aber bald wieder zerstreuten"2). Ueber die Bevölkerungszunahme mögen folgende Zahlen Auskunft geben: 1860 = 497 Seelen; 1870 = 1182; 1880 = 2236; 1900 = 5669; 1913 — 9000'"). Der erste Kolonialdirektor war Jose Maria Vidal. Er wurde 1860 wegen Untüchtigkeit entlassen und hinterließ „ein wahres Chaos""2). Sein Nachfolger wurde der vortreffliche Friedrich Wilhelm Bartholomay, unter dessen Leitung die Kolonie bald aufblühte. Auch sein Nachfolger Sellin hat sich um die Kolonie sehr verdient gemacht. Im Jahre 1865 besuchte Dr. Borchard die Kolonie und trat mit dem Direktor wegen Berufung eines Pfarrers in Verbindung"2). Ein Jahr später waren 189 evangelische und 31 katholische Familien vorhanden. Die evangelischen ver­ teilten sich auf folgende Linien: Olinda 58 Familien, Stadtplatz 2, Povoacao 7, Imperial 65, Piraja 28, Sebastopol 16 und Christina 10"°). Ueber seinen Besuch berichtet Dr. Borchard am 17. Dezember 1865. Er ließ vorher bekannt­ machen, daß in der noch nicht vollendeten Kirche am Stadtplatz Gottesdienst nl) “•) "4) t") lie) 117) 118) "*) 1S0)

Rtograndenser Sonntagsblatt 1924. 7. Bericht des ComttL, S. 36. Koseritz, Relatorto, S. 34. Rtograndenser Sonntagsblatt 1924. Mulhall, S. 141. Schröder, Nordamer. Einw. in Rio Grande do Sul. Revista 1922, S. 110. Koserttz, Relatorto, S. 34. Akten des E. O. Schreiben von Bo. vom 3. August 1865. Dass., 7. Mat 1866.

stattfinden werde. Der dort amtierende Pseudopfarrer Weber machte aber bekannt, daß er dort predigen werde. Obgleich seine Partei größer war, predigte doch Dr. Borchard, denn Weber war nicht erschienen. Mer in der Gemeindeversammlung gelang es nicht, eine Mehrheit für einen aus Deutsch­ land zu berufenden Geistlichen zu gewinnen, obgleich die Provinzialregierung auf 5 Jahre je 600 Milreis Gehalt bewilligt hatte. Im Jahre 1866 aber war die Stimmung umgeschlagen. Am 20. April wurde die Kirche von Dr. Borchard eingeweiht und zugleich beschlossen, sie sollte nur einem ordinierten Geistlichen geöffnet werden. Alle zwei Monate sollte durch einen der Pfarrer der Nachbarschaft Gottesdienst gehalten toetben121). So hat 1867 u. a. P. Kleingünther von Porto Alegre die Gemeinde besucht. Ueber seine Eindrücke bei den ersten Besuchen schreibt Dr. Borchard'22): „Hoch oben im Gebirge zwischen steilen Felsen haben die deutschen Ansiedler ihre kleinen Lehmhütten gebaut. Sie müssen sich's recht sauer werden lassen, ihre Aecker an den steilen Bergabhängen mit der Hacke zu bearbeiten. Großartig und herrlich ist die Berggegend mit dem kräftigen Waldwuchse und den fruchtbaren Tälern. Hier gedeiht auch in diesen höheren Bergregionen der heimatliche Roggen und Weizen. Wer recht erbärmlich und dürftig sieht es noch in den Häusern aus und noch viel trauriger in sittlicher und religiöser Beziehung. Seit etwa 7 Jahren leben die Leute dort ohne jede kirchliche Pflege und evangelische Predigt. Ein großer Teil sehnt sich aufrichtig nach einem ordent­ lichen Pastor, während ein anderer Teil zufrieden ist mit einem verkommenen Trunkenbold." „Nirgends", schreibt Dr. Borchard, „habe ich die kirchlichen, religiösen und sittlichen Verhältnisse so verwildert gefunden wie hier, obwohl es überall arg genug ist. Und doch habe ich gerade hier in dieser verwilderten Masse so tief im Herrn gegründete Seelen gefunden wie nirgend sonst. Seelen, die um ihr Heil besorgt sind und nach der Predigt des Wortes Gottes sehn­ süchtig verlangen, die aber keine Möglichkeit haben, eine Predigt zu hören oder das Sakrament zu empfangen." „Es ist unbedingt notwendig", so schließt er, „daß nach Neu-Petropolis, und zwar recht bald ein evangelischer Geistlicher aus Deutschland kommt." Mit P. Hunsche kam 1868 der erste Geistliche der Gemeinde. Viermal im Jahr wurde Neu-Petropolis besucht. Neben der Gemeinde auf dem Stadtplatz bestanden noch 2 in den Linien Christina und Piraja. Wirtschaftlich hob die Kolonie sich bald, wie die statistischen Angaben des Direktors Sellin beweisen'22). Im Jahre 1878 befanden sich auf der Kolonie 1208 Protestanten, 499 Katholiken, 347 Feuerstellen, nämlich 2 Steinhäuser, 145 von Holz und 200 provisorische Hütten, 320 Ackerbauer sowie mancherlei Handwerker, 940 Pferde, 125 Ochsen, 630 Kühe, 7000 Schweine, 120 Schafe, 350 Ziegen und 4100 Stück Federvieh. Exportiert wurde für 130 000 Milreis, importiert für 64 000 Milreis. Freilich über die Verwilderung klagt auch P. Hunsche: „Die Wirtshäuser werden sehr frequentiert, Streitigkeiten und Prozesse sind an der "i) Akten deS E. O. Schreiben Dr. Bo. vom 20. April 1866. TvS Rtograndenser SonntagSblatt nennt als Datum der Einweihung den 22. April. Ebenso die II. Mitt. deS ComitS von 1866, S. 7. '") II. Mitteilung deS EomitS 1866, S. 5 ff. i") 7. Bericht des ComitS 1878, S. 34.

Tagesordnung. Nirgends hört man so viel verächtliche und wegwerfende Reden über Gott und Gottesdienst wie hier. Die in den sehr fruchtbaren Tälern liegenden Nebenpikaden sind in einem besieren kirchlichen Stande»'). Auf der ganzen Kolonie gab es damals 4 Schulen, zwei Regierungsschulen und zwei Gemeindeschulen. Die Zahl der zur Gemeinde gehörenden Familien betrug 174. Nachdem Pfarrer Hunsche 29 Jahre der Gemeinde gedient hatte, konnte er ihre Selbständigkeit erklären und als ersten Geistlichen am 18. Juli 1897 seinen Sohn einführen. Bevor die Darstellung des Gesamtbezirkes Neuschneis ihren Fortgang nimmt, soll die Entwicklung der Gemeinde Petropolis bis zur Gegenwart angedeutet werden. Mit der Einführung des neuen Pfarrers, dem man 1898 ein Pfarrhaus baute, konnte nun auch in den Nebengemeinden Sebastopol und Linha Brasil regelmäßig an Sonntagen Gottesdienst gehalten werden. Die Konfirmanden wurden nun in allen drei Gemeinden besonders unter­ richtet und konfirmiert, während dies bis dahin für alle auf dem Stadtplatz geschaht). Der Tabellarische Bericht von 1903»') gibt folgende Zahlen: NeuPetropolis 215 Familien mit 1700 Seelen, Sebastopol 110 Familien mit 900 Seelen, Linha Brasil 130 Mitglieder mit 1000 Seelen. Es bestehen in der Gemeinde 18 Schulen; getauft wurden 153 Kinder, konfirmiert 86, getraut 16 Paare, beerdigt 33 Personen. Die Zahl der Kommunikanten betrug 1030. Das Gehalt des Pfarrers betrug 1200 Milreis als Fixum, dazu 800 Milreis Stolgebühren. Der Satz für die Stolgebühren ist folgender: Es ist zu zahlen für eine Taufe 2 Milreis, eine Beerdigung 4 Milreis, eine Konfirmation 4,5, eine Trauung 5 Milreis. Bei Amtshandlungen im Hause (außer Nottaufe) gelten die doppelten Gebühren. Im Jahre 1905 konnte eine schöne stattliche Kirche mit Turm und Glocken unter großer Beteiligung eingeweiht werden. Die Baukosten betrugen 26 500 Milreis und wurden ganz von der Gemeinde getragen. Der Anschluß an die preußische Landeskirche erfolgte 1908. Nach 15jähriger Tätigkeit verließ 1912 Pfarrer Hunsche die Gemeinde, um mit seiner Familie nach Deutschland überzusiedeln. Sein Nachfolger war Pfarrer Halle, der bis 1915 blieb. Ihm folgte Pfarrer Hirschboek bis 1919. Die Nebengemeinde Linha Brasil machte sich selbständig und wählte Siegfried Wieland zum Pfarrer. Doch schon 1921 will sie einen eigenen Synodalpfarrer und hat sich z. T. der Hauptgemeinde wieder angeschlossen. Seit 1925 haben sich Barros Pimente! und Faria Lemos von Sebastopol getrennt und bilden eine eigene Gemeinde. Von 1919—1927 amtierte in Neu-Petropolis P. Acker­ mann. Der statistische Jahresbericht von 1926 nennt folgende Zahlen: Familien 530, Seelen 3690, Taufen 140, Trauungen 29, Beerdigungen 25, Konfirmanden 95, Kommunikanten 415. Ueber die Neuschneis, mit deren Geschichte ich jetzt fortfahre, schreibt der alte Pfarrer Hunsche im Riograndenser Sonntagsblatt 1924, daß das Ge­ meindeleben in einem ziemlich ruhigen Geleise verlaufen sei. Pfarrerwechsel, der oft viel Unruhe bringt, gab es in 40 Jahren nicht. Das Pfarrhaus

"4)

5, Mitteilungen des Tomits, S. 30. i") Riograndenser SonntagSblatt 1924. >") Akten deS E. O.

wurde ohne Störung gebaut, ebenso bald darauf das neue Schulhaus mit Lehrerwohnung. Am 21. September 1890 fand unter großer Beteiligung die Einweihung der neuen Kirche statt. Die Kaffeschneis vergrößerte sich um 1890 durch den Anschluß des größten Teils der vorderen Gemeinde. Nun bewies sich das bereits baufällige Kirchlein, das zudem eine ungünstige Lage hatte, als zu klein, und am 18. Oktober 1896 konnte eine schöne neue Kirche ein­ geweiht werden. Die weitere Entwicklung beleuchten die folgenden statistischen Angaben"'): Die Neuschneis hatte 1902: 171 Familien mit etwa 1000 Seelen. Der Gemeindebeitrag betrug 4 Milreis jährlich. Es waren 5 Schulen vor­ handen. Die Kaffeschneis hatte im gleichen Jahr 117 Familien mit etwa 700 Seelen. Der Beitrag betrug 6 Milreis. Vorhanden waren drei deutsche Schulen und eine Regierungsschule. Das Gehalt des Pfarrers betrug 1200 Milreis Fixum und 500 Milreis Stolgebühren. Für 1907 lauten diese Zahlen: Neuschneis: 170 Familien, 5 Schulen; Kaffeschneis: 130 Familien, 2 Schulhäuser. Gehalt insgesamt 2090 Milreis. Die Angaben des Shnodalberichts für 1926 sind folgende für den gesamten Pfarrbezirk: 470 Familien mit 3450 Seelen, Taufen 100, Trauungen 29, Beerdigungen 28, Konfirmanden 78, Kommunikanten 766.

Am 1. Oktober 1908 legte Pfarrer Hunsche sein Amt nieder, um in den Ruhestand zu treten. Seine Nachfolger waren P. Ernst Dietschi, P. Killus bis 1916, P. Schreiner bis 1923, P. Henn. Ein neu hinzugekommenes Filial Paixao mit 33 Familien baute 1910 aus eigenen Mitteln eine Kirche. Bevor das Weiterschreiten der kirchlichen Versorgung zu den neuen Koloniezentren im Flußsystem des Jacuhy geschildert wird, ist zunächst in unmittelbarer Nähe der Kolonie Sao Leopold» die Siedlung Sapyranga oder Leonorhof zu behandeln und mit ihrer Geschichte untrennbar verbunden: der sogenannte Muckeraufstand. Die Kolonie hat ihren Namen von dem ersten Besitzer Leao, einem Portugiesen. Sie ist eine hügelige Tiefebene von etwa 2 Quadratmeilen Flächeninhalt und enthält meist Campland, nur wenig Urwald. Die natürliche Grenze bildet im Süden der Rio dos Sinos, im Westen Campo Bom und die Baumschneis, im Norden die von Nord-Ost nach SüdWest sich erstreckende Serra de Ferrabraz, im Osten frühere Staatsländereien, die von dem Arroio Grande durchflossen werden. Der Boden, von vielen Bächen durchzogen, ist mittelmäßiger Qualität. Nach P. Schmierer"*) ließen sich die ersten Ansiedler hier in den Jahren 1824—1826 nieder, während das Jahr­ hundertbuch den Beginn der Besiedlung ins Jahr 1850 verlegt, als die Familie Leao ihr Land zu kolonisieren begann"'). Ich bin geneigt, dem Jahr­ hundertbuch recht zu geben, denn in den statistischen Listen des Direktors der Kolonie Sao Leopolds Dr. Hillebrand, die mit peinlichster Genauigkeit geführt sind, finden sich bis zum Jahre 1854 wohl die dem Leonerhof benachbarten Ländereien Blauth und Padre Eterno erwähnt, niemals aber dieses selbst. Doch kann ich die Frage nicht entscheiden. Zuerst haben Dr. Recke (bis 1867) >”) Akten der E. O. •«•) 7. Bericht de» Comite, s. li ff, 1878. "*) Hundert Jahre Deutschtum, S. 102.

und P. Haesbaert die Gemeinde kirchlich bedient. Im Jahre 1858 berief sie den Lehrer Klein als Pfarrer, der später in der Muckerbewegung eine Rolle spielen sollte. Er amtierte bis 1861. In diesen Jahren wurde die Kirche erbaut, während man vorher in einem Privathause sich versammelt hatte. Am Sonntag Jubilate 1859 wurde sie geweiht mit dem Namen Johannis­ kirche^"). Von 1861 ab fungierte der auch dort im April 1874 gestorbene F. W. Böber als Pfarrer. Er war früher in Sachsen Lehrer gewesen und verwaltete sein Amt nach lutherischer Anschauung treu bis zu seinem Tode. Sein Wandel war unbescholten und ehrenhaft""). Sein Nachfolger P. Schmierer charakterisiert seine Theologie als „tote Orthodoxie", während Klein den Atheismus verkündet habe""). In diese Zeit fiel der Muckeraufstand, den ich nach den Darstellungen von Dr. Rotermund (seit 1874 Pfarrer in Sao Leopolds) und von P. Schmierer (seit 1876 in Sapyranga) beschreibe""). Auf dem Leonerhof lebte ein deutsches Ehepaar Maurer und seine Frau Jakobine, geb. Mentz""). Beide hatten keine andere Erziehung und Bildung als die übrigen Kolonisten; er konnte weder lesen noch schreiben, sie las zuletzt not­ dürftig. Sie scheinen viel religiösen Sinn gehabt zu haben"'). Die Frau wird als eine Person von zweifelhaft sittlichem Wert, dabei als krank, wahr­ scheinlich somnambul, geschildert. Zuerst erregte das Ehepaar Aufsehen durch die Wunderkuren, welche Maurer machte. Er hatte Erfolge und der Zulauf wuchs. Die Frau unterhielt sich mit den Patienten gern über religiöse Gegen­ stände und bat sie schließlich, sich abends bei ihr zu versammeln, damit man die Bibel miteinander lese. Die meisten Aussprüche aus dieser Zeit geben von sittlichem Ernst Zeugnis und zugleich von einem Fond christlicher Erkenntnis (Rotermund). Bald fing sie an, die Bibel allegorisch zu erklären und fiel später bei dieser Tätigkeit in einen schlafartigen Zustand, in dem sie auch weissagte und später die Namen derer nannte, die umgebracht werden sollten. Wie P. Schmierer ausdrücklich berichtet, zählten die achtbarsten, kirch­ lichsten und wohlhabendsten Familien zu der Gesellschaft. Es trifft also nicht zu, wie behauptet worden ist, daß eine Verbrecherbande sich gebildet hätte oder die Bewegung eine kommunistische gewesen sei. Vielmehr war es eine religiöse Bewegung. „Man befleißigte sich eines stillen Christenwandels und wurde dadurch das wandelnde Gewissen der selbstgerechten Pharisäer von Leonerhof und Umgegend" (Schmierer). Nun griffen die Gegner zu der Waffe des Spottes und gingen auch zu Tätlichkeiten über. Bon da an nahm die Bewegung einen gefährlichen Charakter an. Die „Gläubigen" sonderten sich ab und erweiterten das Maurersche Haus zur „Muckerburg". Es ist in diesem Zusammenhang auch zu erinnern an den Kampf gegen Kirche und Religion, den in jenen Jahren der Kreis um Karl von Koseritz mit allen Mitteln des Spottes und Ansiedler 1887, S. 12. Dass. 1908, S. 13. 7. Bericht des Comttt 1878, S. 13. 6. Bericht des Comttt 1876, S. 7, und Ansiedler 1886, S. 71. Aussührllch Ist die Episode von AmbroS Schupp 8. I. behandelt. (Die Mucker, Paderborn 1918, 3. A.) Die Darstellung ist photo­ graphisch treu und registriert jede verübte Mordtat, gelangt aber nicht zu einem Verständnis der Zusammenhänge. 1S4) Ueber die Hertunft S. F. Schröder, Die deutsche Einwanderung nach Südbrastlten bis 1859. r") Don einer Widertäuferfamilie stammten sie nicht ab. enserberg

95 Familien mit 659 Seelen. Forromecco hat eine Gemeindeschule mit 31 Schülern. Das Einkommen des Lehrers beträgt 558 Milreis an Schulgeld und 150 Milreis für Küsterdienste. Auch am Badenserberg ist eine Gemeinde­ schule. Die Schulen werden von den Kirchengemeinden unterhalten. Das «•) Akten des E. O., 1909, 20. Februar. ") Dass. 1907.

Einkommen des Pfarrers betrug 1908 1710 M. Die Gemeinde zahlte 14 Milreis jährlichen Beitrag. Bisher hat sie folgende Leistungen aufzuwersen: Gebäuden .... 38 300 Milreis

an Pfarrergehalt an Lehrergehalt . an Reparaturen.

.. .. ..

15000 Milreis 21000 Milreis 5000 Milreis 79 300 Milreis = rund 100 000 Mark.

Diese Summe ist aufgebracht durch 40 Familien. An Selbsttätigkeit und Gemeindezucht ist die Gemeinde vorbildlich"). Und dieser Charakter ist ge­ schaffen durch P. Kunert. Am Badenserberg wohnten viele Veteranen von 1870/71. Den Lehrer Koch rühmt D. Braunschweig als einen treuen und vorzüglichen Lehrer. Seine Schule wurde 1909 von 40 Kindern besucht. Am 17. Mai 1909 erlitt P. Kunert einen Gehirnschlag. Als sein Nach­ folger wurde 1910 Lic. Thieme gewählt, dem 1913 P. Heinrichs folgte. Im Jahre 1926 hatte die Gemeinde mit Badenserberg und der Oberen Feliz (seit 1919) 204 Familien und 1667 Seelen. Die Zahl der Taufen betrug 46, der Trauungen 25, der Beerdigungen 18, der Konfirmanden 45, der Kommunikanten 776. Im Jahre 1896 wurde die Gemeinde Feliz selbständig, der Bezirk bestand zunächst aus den 3 Gemeinden: Untere Feliz, Obere Feliz und Tabackstal. Der Bericht für 1902 nennt folgende Zahlen"): I. Untere Feliz hat 60 Familien mit 420 Seelen, eine massive Kirche (erbaut 1874) und 2 Glocken. Die Schule wird in der Kirche gehalten, n. Obere Feliz hat 25 Familien und 175 Seelen. Der Gottesdienst findet im Schulhause statt. Eine Kirche ist im Bau. m. Tabackstal hat 53 Familien mit 371 Seelen, eine massive Kirche, in der der Schulunterricht gehalten wird. Das Gehalt des Pfarrers beträgt 1200 Milreis Fixum, 400 Milreis Gebühren und 600 Milreis Schulgeld. Im Jahre 1906 schloß sich die Gemeinde an die preußische Landeskirche an, sie umfaßte damals 144 Familien. Im Jahre 1906 betrug die Zahl der Taufen 65, der Konfirmanden 32, der Trauungen 9, der Beerdigungen 9, der Kommunikanten 400. Der Kirchbau in Tabackstal gab 1907 Anlaß zum Streit mit dem Teil der Gemeinde Kronental"). Dieses wollte nicht mitbauen, weil die Bewohner oft nicht über den Fluß zum Gottesdienst kommen können. Bei dieser Gelegenheit hat anscheinend die Missourisynode dort Fuß gefaßt. Aus dem gleichen Jahr wird berichtet, daß aus Tabackstal Bewohner nach Serro Azul auswandern. Im Jahre 1908 wurde in der Oberen Feliz die Kirche eingeweiht. Zwei Jahre vorher hatte eine Berwandtengruppe von 18 Familien sich abgesplittert und von einem Methodisten bedienen lassen, doch nur bis zum Jahre 1909. In diesem Jahre wurde in der Unteren Feliz der Kirchturm eingeweiht und 1911 endlich die Kirche in Tabackstal, nachdem sie lange unvollendet gestanden hatte. «•) Dass. 1909. ") ««en des E. O. 44) Nicht au verwechseln mit Kronental bet Tarastnho.

1919 schloß sich die Obere Feliz an Forromecco an. Als Geistliche waren tätig: 1896: P. Klasing, 1899: P. Falk, 1919/20: P. Weidemann, 1921—1924: P. Holder, 1925: P. Schasse. — Der Synodalbericht für 1926 nennt folgende Zahlen: Familien 175 mit 950 Seelen, 52 Taufen, 9 Trauungen, 9 Beerdi­ gungen, 29 Konfirmanden und 601 Kommunikanten. Einige Jahre nach Forromecco und Feliz konnte auch Montenegro mit einem Pfarrer besetzt werden, 1876. Der Ort hieß früher Porto das Laranjeiras und wurde 1863 gegründet, und zwar dadurch, daß Bewohner der älteren Kolonien sich auf Privatland nteberltcfcen45). Im Jahre 1878 wohnten etwa 180 Familien dort, von denen etwa V, Katholiken und V, Protestanten, s/4 Deutsche und V« Brasilianer waren. Die Gemeinde wurde von Dr. Borchard besucht und dann von P. Hunsche aus Linha Nova (Neuschneis) alle Vierteljahr versehen. Daneben trieben die beiden Pseudopfarrer von Forromecco ihr Un­ wesen. Als 1871 Forromecco besetzt wurde, kam P. Peters zunächst auch nach Montenegro, bis zum Jahr 1876. Mit der Einführung des ersten eigenen Pfarrers am 7. Mai 1876 wurde durch Dr. Rotermund die Kirche eingeweiht. Der Ort befand sich damals in blühender Entwicklung. Viele Handwerker waren ansässig4'). Es waren drei Schulen da, zwei Regierungsschulen und eine Gemeindeschule mit einem evangelischen Lehrer, der zugleich den Küsterdienst versah. Die Gemeinde zählte 1878 bereits 70 Familien. Gottesdienst fand alle drei Wochen statt, war jedoch sehr schwach besucht. Die Amtshandlungen des Jahres 1876 sind folgende: Taufen 24, Konfirmanden 7, Trauungen 4, Be­ erdigungen 3. Von Montenegro aus wurden bedient die Gemeinden Sao Sebastiao do Cahy (früher Porto Guimaraes) bis 1883, Linha Brochier und Marata bis 1897. Alle sollen in einem besonderen Abschnitt behandelt werden. P. Schwarz betreute die Gemeinde bis 1895. Ihm folgten P. Mühlinghans (1886—93), P. Geisler (1893—97) und P. Wiehe (bis 1909). Im Jahre 1896 hatte Montenegro eine zweiklassige Gemeindeschule mit 80 Kindern"). Der tabellarische Bericht von 1902 gibt folgende Uebersicht4'):

I. Montenegro, 80 Familien mit 600 Seelen, eine Kirche ist im Bau. II. Costa da Serra, 1898 von Montenegro abgetrennt, 32 Familien mit 300 Seelen, hat eine Kirche. III. Campo do Meio, 1899 von Montenegro abgetrennt, 38 Familien mit 400 Seelen, hat eine Kirche. Das Pfarrgehalt beträgt 1800 Milreis; Taufen 46, Konfirmanden 24, Trauungen 10, Beerdigungen 11, Kommunikanten 350. Der Jahresbeitrag betrug in Montenegro 16 Milreis, in Costa da Serra und Campo do Meio 10 Milreis. Alle Gemeinden haben evangelische Schulen. Im Jahre 1906 wurde in Montenegro die Kirche fertiggestellt. Bereits seit 1898 plante man den Kirchenbau, 1901 riß man mit großem Entschluß die alte Kirche nieder und begann Steine zum Neubau heranzufahren4'). Dann kam eine flaue Zeit 41) Die Besiedelung der Privatländereien des Cahhtales ist übersichtlich dargestellt im Jahrhundert­ buch, S. 103 ff. ") 7. Bericht deS (EomtU, S. 48 ff. ") P. GeiSler an C. O., 25. August 1896. ") Akten deS E. D. ") Ansiedler 1906, S. 10.

für die Geschäfte. Die hohen Gabenzeichnungen konnten nicht bezahlt werden. Endlich wurde aber der Bau wieder begonnen, und am 28. Oktober 1906 voll­ endet. Die Glocke war in Montenegro selbst gegossen und vom Geschäftsinhaber der Gemeinde gestiftet. Ein Teil des Glockenmaterials ist durch Sammlung von Kupfer und Nickelmünzen aufgebracht. Der Anschluß an die preußische Landeskirche erfolgte 1908. Costa da Serra hat sich zeitweilig an Bom Jardim angeschlossen, kehrte aber später wieder zurück. Im Jahre 1909 kehrte P. Wiehe nach Deutschland zurück, ihm folgte P. Stysinski (1910—26). Im Jahre 1910 trennte sich Campo do Meio von Montenegro ab und wählte den Lehrer Haupt zum Pfarrer. P. Stysinski beantragte Haupts Ordination beim Synodalpräses. Der Vorstand schrieb das Gesuch aber so grob, daß die Synode die Verhandlungen abbrach. Da fand Haupt Anschluß bei der Missourisynode. Ein Teil der Gemeinde war nicht damit einverstanden, und es kam zu einer Spaltung"). Die Gemeindeschule in Montenegro wurde 1910 durch eine Selekta erweitert. 1912 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut. Der Synodalbericht für 1926 gibt folgende statistische Zahlen: Nebengemeinden: Campo do Meio und Costa da Serra, Familien 369 mit 2005 Seelen, Taufen 69, Trauungen 13, Beerdigungen 14, Konfirmanden 84, Kommunikanten 640. Die Nebengemeinde, welche sich zuerst von Montenegro emanzipierte, war Sao Sebastiao do Cahy. Um das Jahr 1850 stand an der Stelle der heutigen Stadt nun ein einziges Haus"). Drei Stunden oberhalb Montenegros, eben­ falls am Cahy liegend, war die Stadt um 1875 nicht halb so groß wie dieses, obgleich sie früher entstanden war. Die kirchliche Bedienung der Evangelischen war in den sechziger Jahren die gleiche wie die des ganzen Cahy-Gebietes: Die beiden bekannten Pseudopfarrer und gelegentliche Reisen von Dr. Borchard, sowie später vierteljährlicher Gottesdienst durch P. Hunsche aus der Neuschneis"). Seit 1871 war Sao Sebastiao eine Filiale des Pfarrbezirks Forromecco. Diese Verbindung bestand aber nur bis zum Jahre 1873, da die Straße nach dort im Winter unpassierbar wurde. Die Bedienung wurde dann wieder von P. Hunsche oder P. Wege! aus Pikade 48 übernommen. Anfangs wurden die Gottesdienste abwechselnd in den Wohnungen der Gemeindeglieder Jung, Beeck, Fett und Zirbes abgehalten. Die ersten evangelischen Bewohner von Matiel, am rechten Ufer des Cahy, hielten sich auch zur Gemeinde. Im Jahre 1874 wurde der Bau einer Kirche beschlossen. Doch der Bau begann nicht. Dies dauerte sieben Bewohnern von Matiel zu lange, sie trennten sich ab und bauten eine eigene kleine Kapelle. Am 12. Fe­ bruar 1876 konnte auch die Kirche in Sao Sebastiao eingeweiht werden. Da im gleichen Jahr Montenegro in P. Schwarz einen eigenen Pfarrer erhalten hatte, schloß die Gemeinde sich dort an. Auch diese Verbindung dauerte nur zwei Jahre und wurde 1878 wegen der im Winter unpassierbaren Wege gelöst. Die Gemeinde zählte damals etwa 25 Familien"). ,Npn wandte sich die Gemeinde an Dr. Rotermund und bat ihn, alle 6—8 Wochen die Gemeinde bedienen zu wollen. Dieser willigte ein, da die »») ") ") ")

Akten bei E. O. Jahrhundertbuch, S. 103. Riograndenser Sonnlagsblatt 1924, dem auch die ganze Darstellung folgt. 7. Bericht des ComitL 1878.

Gefahr bestand, daß ein Pseudopfarrer sich einnistete. Es wurde festgesetzt, daß für jä»en Ritt 20 Milreis bezahlt werden sollten, außerdem sollte die Gemeinde

jedesmal einen Begleiter stellen. So blieb es bis zum Jahre 1882. Durch weitere Zuwanderung war die Zahl der Mitglieder auf 36 gestiegen. Im Mai 1882 beschloß die Gemeindeversammlung, einen eigenen Pfarrer zu be­ rufen. Da der Lehrer Gauß, der damals in Sao Sebastiao eine Fortbildungs­ schule leitete und schon das Pfarramt in Estancia Velha versehen hatte, im Ort Freunde hatte, so wünschten manche ihn als Pfarrer. Er hielt eine Probe­ predigt, aber die Mehrheit stimmte gegen ihn. So wurde beschlossen, einen Pfarrer aus Deutschland zu berufen und Dr. Rotermund zu bitten, die Sache in die Wege zu leiten. Zugleich überreichte man 300 Milreis als Reisegeld. Am 21. Januar 1883 wurde Pfarrer Schreiber in Sao Sebastiao eingeführt. Als Fixum des Pfarrgehalts wurden 300 Milreis festgesetzt; das dem Pfarrer zum Lebensunterhalt noch Fehlende sollte aus dem Einkommen der Gemeinde­ schule ergänzt werden. Der bisherige Gemeindelehrer hatte versprochen zurück­ zutreten, tat es aber nicht. So hatte der neue Pfarrer am 1. Februar 1883 sieben Schüler und Sao Sebastiao drei Schulen: die von Lehrer Gauß, die des Gemeindelehrers und die des neuen Pfarrers. Ein Pfarrhaus war noch nicht vorhanden; dem Pfarrer wurde aber ein schönes Zimmer zur Verfügung ge­ stellt. Im Jahre 1884 wurde Arroio Bonito mit 17 Familien übernommen, welches ein Fixum von 150 Milreis zahlte und 100 Milreis Gebühren ein­ brachte, 1885 schloß sich Mattel an, das bis dahin Filiale von Montenegro gewesen war. Es hatte 40 Familien und zahlte ein Fixum von 150 Milreis. Auch ein Pfarrhaus wurde gebaut und konnte im November 1884 bezogen werden. Noch diente die Kirche als Schulraum. Im Jahre 1895 wurden 15 000 Milreis an freiwilligen Gaben für den Bau einer neuen Kirche ge­ zeichnet. Gegen Ende des Jahres 1897 war der Rohbau fertig, da verbrannte alle fertiggestellte Arbeit wie Gestühl, Altar und Kanzel mit der Werkstatt des Tischlers, und die Einweihung konnte erst am 19. November 1899 stattfinden. P. Dohms schreibt zu diesem Tage, an dem er die Festpredigt hielt"): „Sao Sebastiao ist ja nach mancher Seite eine Mustergemeinde, was kirchlichen Sinn, Rührigkeit und Opferwilligkeit anbetrifft. Wie hat sich die Gemeinde in den 17 Jahren, seit P. Schreiber dort in aller Stille und Bescheidenheit wirkt, aufgeschwungen." Die Kirche hatte 40 000 Milreis gekostet, 10 000 mußten ausgenommen und verzinst werden, waren aber nach sieben Jahren abgetragen. Der tabellarische Bericht nennt für 1902 folgende Zahlen"): I. Sao Sebastiao, 70 Familien mit 390 Seelen. II. Arroio Bonito, 60 Familien mit 340 Seelen. HI. Matiel, 60 Familien mit 360 Seelen. Das Pfarrgehalt beträgt etwa 2100—2300 Milreis. Im Jahre 1908 schloß sich die Gemeinde der preußischen Landeskirche an, damals waren bereits im ganzen 250 Familien vorhanden. Im Jahre 1903 toutben drei Glocken beschafft, deren Kosten durch freiwMge Gaben aufgebracht wurden. Zu seinem 25jährigen Jubiläum erhielt •*) Ansiedler 1900, S. 15. ••) Akten des E. O.

der Pfarrer von der Hauptgemeinde ein stattliches Reitpferd, zu dem die Ge­ meinde Matiel das Sattelzeug geschenkt hatte. Nun kam noch im Jahre 1908 die Turmuhr dazu, die gleichfalls aus freiwilligen Gaben beschafft wurde. Die Schule wurde 1913 in eine mehrklassige Gemeindeschule umgewandelt und der Pfarrer vom Schuldienst befreit. Während des Krieges konnten in Sao Sebastiao die Amtshandlungen in deutscher Sprache gehalten werden, auch war diese in der Schule nicht verboten. Im Jahre 1920 trat Pfarrer Schreiber nach 38jähriger Amtstätigkeit in derselben Gemeinde in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde P. Oberacker (bis 1926), dann folgte P. Schweinitz. Der Synodalbericht für 1926 nennt folgende Zahlen: 287 Familien mit 1536 Seelen, 48 Taufen, 8 Trauungen, 16 Beerdigungen, 39 Konfirmanden und 550 Kommunikanten.

Als letzte der Filialen von Montenegro errang die Gemeinde Linha Brochier die Selbständigkeit (1897). Ueber die Besiedlung berichtet das Iahrhundertbuch"): „Wohl die interessantesten Kolonisatoren des Marata-Gebietes sind die Brüder August und Joao Brochier. Sie waren ihrer Nationalität nach Franzosen, der eine Mechaniker, der andere Goldschmied. Schon 1836 zogen sie mutterseelenallein in den Urwald am oberen Marata und lebten dort volle zwanzig Jahre friedlich inmitten der umherstreifenden Buger, wie die auf ihrem Grabstein angebrachte Inschrift besagt, welche lautet: ,Hier ruht August Brochier, geboren in Frankreich den 27. Januar 1814, gestorben am 4. No­ vember 1882.' Er lebte mit seinem Bruder Joao Honore seit 1834 hier inmitten der eingeborenen Wilden in voller Harmonie. Sie waren die ersten zivilisierten Bewohner dieser Gegend, weswegen dieselbe auch ihren Namen trägt." Im Jahre 1856 begannen die Gebrüder Brochier, ihre Ländereien an deutsche Kolonisten zu verkaufen. Die meisten Ansiedler waren Bewohner der alten Kolonien. Auf Umwegen, nachdem sie sich erst in Forromecco nieder­ gelassen hatten, kamen auch einige Neueingewanderte: Hessen, Rheinländer, mehrere Birkenfelder und einige Pommern"). Trotz der Besiedlung mit deutschen Bauern erhielt die Pikade den Namen Neu-Frankreich, welcher neben dem offiziellen Namen Linha Brochier bis heute allgemein gebräuchlich ge­ blieben ist. Von den ersten Einwanderern werden folgende genannt: Neuls, Saueressig, Müller, Klos, Hinkel, Allebrand, Rasche, Klein, Wentz, Kleber, Bauer, meistens Namen, die heute in der zweiten und dritten Generation wieder an der Pionierarbeit in Passo Fundo, Jjuhy, Neu-Württemberg und vor allem Rio do Peixe beteiligt sind. In den ersten Jahren schon wurde auf dem Grundstück, wo jetzt die Kirche steht, ein Schülhaus gebaut. Die erste reguläre kirchliche Bedienung erfolgte 1871 durch P. Peters in Forromecco"). Wegen des weiten und schlechten Weges — man reitet heute 8 Stunden — konnte dieser Zustand ebensowenig wie bei den anderen Gemeinden von Dauer sein. Und mit der Besetzung von Montenegro schloß sich Linha Brochier dort «•) Sette 109. 67) Deutsche Ev. Blätter 1919, Heft 1, S. 8 ff. Die weitere Darstellung folgt der hier von P. Nupfltn gegebenen Geschichte des Pfarrbeztrts Linha Brochier. ") 5. Bericht des ComitL 1876, S. 31. 8

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an. Am 7. Mai 1876 wurde P. Schwarz in Montenegro eingeführt, am 14. Mai vollzog er die ersten Taufen in Linha Brochier. Er berichtet im Jahre 1877, daß die Gemeinde 18 Familien umfasse, Gottesdienst findet alle sechs Wochen statt. Das Schulhaus, welches zugleich als Lehrerwohnung und Kirche dient, ist eine sehr baufällige Lehmhütte. Im Jahre 1877 wurden 14 Kinder getauft, 8 konfirmiert und 4 Personen beerdigt""). In Marata, welches sich später an Montenegro anschloß und dann mit Linha Brochier eine Gemeinde bildete, befand sich um diese Zeit ein „evangelischer Pfarrer" F. Schönell. Ich habe über ihn nichts feststellen können, auch seinen Namen sonst nirgendwo gefunden. Pfarrer Schwarz in Montenegro übersendet dem Komitee für Südbrasilien einen ausführlichen Bericht von ihm über Marata""). Die Ländereien der Kolonie wurden 1855 durch den Deutschen Andreas Kochenberger von den Erben des Tenente Coronel Perreiro de Noraes angekauft und in Gemeinschaft mit dem Kaufmann Peter Schreiner durch weiteren Ankauf vergrößert und in Parzellen vermessen. Sie enthält 120 Kolonielose. Später verkauften auch die umliegenden Eigentümer ihre Länderen. Der Boden ist gut. Die Kolonie war ursprünglich in drei Pikaden geteilt: Santa Catharina, Santo Andre und Boa Esperanca. Hier wohnten int Jahre 1867 bereits 86 deutsche Familien, und zwar in Santa Catharina 41, Santo Andre 22 und Boa Esperanca 23. Der Religion nach zerfielen diese Familien in 35 katholische, 42 evangelische und 9 gemischte, mit einer Gesamtzahl von 551 Seelen, darunter 172 Männern und Frauen, 371 Kindern und 8 alten Leuten. Im Jahre 1877 waren vorhanden: 60 evangelische, 69 katholische und 8 gemischte Familien, zusammen 137, mit 141 Männern, 143 Frauen und 469 Kindern. Der Stand der evangelischen Gemeinde ist in folgendem Verzeichnis genau angegeben: Beerdigungen Trauungen Konfirmanden Taufen

1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877

9 18 17 8 18 15 11 30 19 24 23 21 24 17

bis 1. Sept. «») 7. Bericht des Comitt 1878, S. 54. *•) DaSs. E, 50.

6 5 7 5 15 7 15 15 15 24 27 21 15 20

3 2 1 — 1 — — 3 1 — 1 4 2 7

4 2 1 10 14 5 — 4 3 4 6 7 8 6

In der Linie Santa Catharina ist eine evangelische und eine katholische Kapelle, in Santo Andre eine katholische im Bau. Es gibt in der Kolonie vier Schulen und eine subventionierte Schule mit zusammen 102 Schülern, wovon auf die evangelische Gemeindeschule in Santa Catharina allein 48 Schüler kommen. Wann die Gemeinde Marata sich an Montenegro angeschlossen hat, konnte ich nicht feststellen. Im Jahre 1890 war die Gemeinde Dois Jrmaos, Fazenda Brochier, genannt Neupikade, zu Montenegro gekommen. Diese Gemeinde bestand schon länger, war aber von dem Pseudo­ pfarrer von Grafen aus Teutonia bedient worden. Im Jahre 1897 beschloß man die Trennung von der Muttergemeinde und die Bildung eines Pfarr­ bezirks mit den Gemeinden Linha Brochier, Marata und Neupikade. Ueber den Ort des Pfarrsitzes entbrannte „der in solchen Fällen obligatorische Streit", wie P. Rupflin schreibt. Er endete so, daß Linha Brochier ein Pfarrgrundstück mit Haus kaufte und 1897 in P. Ahrens den ersten Pfarrer erhielt, die Neu­ pikade schloß sich an. Marata aber machte aus seinem „anerkannt tüchtigen Lehrer einen anerkannt fragwürdigen Pfarrer" (Rupflin) und wurde selb­ ständig. Später wandte sich die Gemeinde um einen Pfarrer an die Synode. Die Verhandlungen waren bereits abgeschlossen: Marata sollte gegen Leistung eines Pfarrgehalts von 1000 Milreis seinen Wunsch erfüllt sehen, da erbot sich die Missourisynode für 800 Milreis — und das „billigere" Angebot wurde angenommen. Linha Brochier und Neupikade bildeten so zunächst allein die neue Parochie. Im Jahre 1900 erhielt sie den ersten Zuwachs: Campestre, drei Reitstunden vom Pfarrsitz entfernt. Bis 1899 war diese Gemeinde von dem nicht ordinierten Pfarrer Beckmann aus Teutonia, dann etwa ein Jahr von P. Kunert aus Forromecco versehen worden. Durch die Anschaffung eines Kruzifixes für die Kirche kam es zur Spaltung der Gemeinde. Statt einer Kirche wurden nun zwei gebaut — eine mit dem Kruzifix geschmückt, in der anderen sah P. Rupflin, als er zum erstenmal die Kirche betrat, an der Wand in allen Farben den Trompeter von Säckingen prangen. Der Kirchbau in Linha Brochier 1905 brachte den Verlust der Pikade Neu-Holland mit sich, die sich an Marata anschloß. Auch in der Filialgemeinde Nova Paris fand die Missourisynode Eingang. Der Teil, welcher treu blieb, konstituierte sich 1913 als selbständige Gemeinde und weihte im gleichen Jahr seine neue Kirche ein. Im Jahre 1918 schloß sich die Missourigemeinde wieder an, und es waren nun 75 Familien. Ende 1916 schloß sich die Gemeinde Bom Jardim dos Brochiers dem Pfarrbezirk an. Sie war bis dahin von Montenegro aus bedient worden.

Eine Besonderheit von Linha Brochier ist die Pfarrbezirksordnung. Seit dem Jahre 1916 werden einmal jährlich die Vorstände aller Gemeinden zu einer gemeinsamen Sitzung zusammenberufen, die später den Namen „Die kleine Synode" erhielt. In der ersten dieser Sitzungen wurde folgende Grund­ lage geschaffen: Jede der Gemeinden berechnet das Pfarrgehalt durch Multi­ plikation der Mitgliederzahl mit 6; für jedes Mitglied wird jährlich je 'h Milreis an die Pfarrbezirkskasse und an die Synode bezahlt. Im 6«

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Jahre 1918 wurde 8 Monate lang die vorher zur Missourisynode gehörende Gemeinde Poco das Antas bedient, wegen unerquicklicher Gemeinde­ verhältnisse dann aber aufgegeben. Indessen schloß sich ein etwas abseits wohnender Teil dieser Gemeinde am 1. Januar 1919 mit ebenfalls dort wohnenden Mitgliedern der Gemeinde Campestre als „Deutsche evangelische Gemeinde Linha Sao Joao" dem Pfarrbezirk an. Als weitere Ge­ meinde kam 1918 Morro Azul hinzu, ein Teil der Neupikade, der sich selbständig machte. Seit dem 7. August 1911 war P. Rupflin Pfarrer der Gemeinde. Die Gemeinde ist seit 1910 an die preußische Landeskirche angeschlossen. Synodal­ bericht für 1926: 437 Familien mit 2420 Seelen, 109 Taufen, 22 Trauungen, 34 Beerdigungen, 70 Konfirmanden und 710 Kommunikanten. Die Gemeinde Marata hat sich später wieder der Riograndenser Synode angeschlossen, bildet einen Pfarrbezirk und hatte 1926 294 Familien mit 1729 Seelen. Getauft wurden 65 Kinder, konfirmiert 55, getraut 14 Paare und beerdigt 10 Personen, Kommunikanten waren 626.

d) DasGebietdesTaquary Ueber den Gang der deutschen Kolonisation am Taquary gibt das Jahr­ hundertbuch auf Seite 109—116 einen Ueberblick. Da der Verlauf der kirch­ lichen Versorgung sich wesentlich davon unterscheidet, so sei er hier kurz wider­ gegeben. Als erste siedelten sich 1853 in der Gegend des heutigen E st r e l l a deutsche Kolonisten aus der Baumschneis auf den Ländereien des Majors Vito Mena Barreto an. Es waren die Familien Mörschbecker, Petter, Schwengel und andere. Besonders trug die Familie Ruschel viel zum Gedeihen der Kolonie bei (seit 1872).

Im Jahre 1854 begann die Kolonisation in Conventos und um die gleiche Zeit in der Gegend des heutigen L a g e a d o. Im Hinterland dieser Uferkolonien entstand 1858 die Gesellschaftskolonie Teutonia, gegründet von Portoalegrenser Kaufleuten. Schließlich im Hinterland auf dem rechten Ufer die Kolonie SantaEmilia an den Ufern des S a m p a i o. Die im Jahre 1858 gegründete Kolonie Teutonia war die erste, welche kirchlich bedient wurde. Sie war in 13 Pikaden mit 443 Kolonielosen ein­ geteilt und zählte 1868 erst 21 Familien. In diesem Jahr siedelte Karl Arnt aus der Baumschneis nach dort über und ihm verdankt die Kolonie ihr Auf­ blühen. Als Direktor und Teilhaber zog er bis zum Jahre 1872 nicht weniger als 300 westfälische Familien nach der neuen Kolonie*'). Im Jahre 1865 setzte die Bedienung der Kolonie durch P. Kleingünther aus Porto Alegre ein. Er besuchte sie zweimal jährlich und erfreute sich als Landsmann unter den Tecklenburgern einer großen Beliebtheit. Durch seine Vermittlung sind viele der West­ falen dorthin gekommen**). Im Jahre 1866 hat Dr. Borchard Teuwnia beei) Jahrhundertbuch, S. 115. ••) Akten des E. O. Schreiben Dr. BorchardS vom 24. Januar 1867.

sucht, fand die Leute aber sehr atm63). Zwei Jahre später berichtet er, daß 46 evangelische Familien dort seien — 10 von ihnen aus Westfalen —, es seien tüchtige, christlich gesinnte Leute, die eben die Anstellung eines jungen Lehrers planten66). Aus dem Jahre 1869 kann er melden, daß die Kolonie einen raschen Aufschwung nähme. Nunmehr seien 100 evangelische Familien dort, meist aus dem Kreis Tecklenburg stammend. Als Lehrer haben sie Ernst Jan­ früchte, einen Diakon aus dem Rauhen Haus. Er unterrichtet 80 Kinder und hält Sonntags gutbesuchte Bibelstunden63). Im folgenden Jahre sind 120 Familien dort. Der Lehrer Janfrüchte unterrichtet zur allgemeinen Zu­ friedenheit an zwei Schulen. Die Bewohnerzahl nimmt weiter stark zu66). Pastor Kleingünther war bisher von den beiden Schulgemeinden des vorderen und Hinteren Teils der Kolonie zur Bedienung der Gemeinde berufen worden. Um diese beiden Schulgemeinden konzentrierten sich die Bewohner in größtem Einvernehmen, bis sich im Jahre 1871 ein nordamerikanischer Offizier von Grafen dort niederließ und sich den Bewohnern als Missionar und Schullehrer repräsentierte66). Allmählich gelang es, die ruhige Entwicklung der beiden Schulgemeinden zu hintertreiben und eine dritte zu bilden. Diese, die mittlere, wurde als Streitgemeinde bezeichnet. Im Januar 1873 berichtet Pfarrer Klein­ günther, daß Teutonia, Conventos und Estrella sich verpflichtet haben, einem zu berufenden Pfarrer 900 Milreis Gehalt nebst Wohnung und Stolgebühren zu geben63). Die Mitglieder der von Grafenschen Schulgemeinde schlossen sich aus. Am 8. Mai 1873 konnte P. Häuser in seine Gemeinde einziehen. Mit großem Jubel und unter vielen Ehrenbezeugungen wurde er begrüßt. Er erzählt66), er sei zu Taquary von dem Direktor der Kolonie und einigen anderen Herren in Empfang genommen und habe mit demselben am folgenden Tag zu Pferd seine Reise fortgesetzt. „Um 1 Uhr", lautet der Bericht weiter, „ritten wir über einen ziemlich hohen Berg, welcher weit und breit mit Urwald um­ geben ist. Hinter dem Berge wohnen einige Brasilianer. Sobald wir diese Kolonien erreicht hatten, mußte ich voranreiten. Ich tat es, bis ich am Ende des Waldes vor einer großen, fast nicht zu zählenden Reiterschar halten mußte. Zwei Schullehrer mit den übrigen Kirchenvorstehern an der Spitze begrüßten mich als Pfarrer von Teutonia. Ein Gemeindevorsteher, ein echter Westfale, ritt an mich heran, wandte sich zu der ganzen Schar mit den Worten: Nu paßt mal up! und begrüßte und bewillkommnete mich im Namen der ganzen Ge­ meinde mit einer schönen Ansprache, welche ich kurz beantwortete. Während ich nun mittendurch an die Spitze ritt, erscholl ein dreimaliges Hoch: Es lebe der neue Pfarrer von Teutonia!" Gleich nach seiner Ankunft versuchte P. Häuser, die Spaltung der Gemeinde zu beseitigen — und es gelang ihm bereits im Juni. Alle Gemeindeglieder unterzeichneten seine Berufung — nur von Grafen schloß sich aus. Aber schon im September, als über den Pfarrhausbau beraten wurde, flackerte die alte Feindschaft wieder auf. Der es) *4) ") «•) ®7) ")

Dass. 1868, 28. Dezember. Dass. 1870, 25. Januar. Dass. 1871, 12. Januar. Ansiedler 1889, S. 51. Akten des E. O. Schreiben vom 12. Januar 1873. 5. Mitt, des ComitS 1874, S. 33.

Koloniedirektor setzte es durch, daß das Pfarrhaus am Eingang der Kolonie neben dem Schulhause der vorderen Gemeinde gebaut wurde. Durch diesen Bau veranlaßt, schied die von Grafensche Gemeinde wieder aus, und da die übrige Gemeinde dem Pfarrer Häuser verweigerte, die Streitgemeinde mit zu versehen, so ließ diese von Grafen als Pfarrer registrieren. Pastor Häuser erfreute sich als Gemeindepfarrer und westfälischer Landsmann einer großen Beliebtheit. Er konnte in plattdeutscher Mundart mit seinen Gemeindegliedern reden und hatte ein Herz für ihre Nöte. So wird von ihm erzählt, er habe einst eine neue Siedlung besucht und die Leute in ihren Nothütten bei harter Arbeit gefunden. Dort mußten sie bei Sturm und Regen, oft durchnäßt, liegen und hatten nichts ordentliches zu essen. Pastor Häuser kaufte in der Nähe eine Kuh und schenkte sie ihnen. Und als sie um den duftenden Spießbraten lagen, sangen sie fröhlich das alte Lied: „Frät man tau, frät man tau, vom Pastor sine Kauh, ja, ja!""') Die Verantwortung für diese Geschichte überlasse ich aber dem Erzähler.

Außer Teutonia hatte P. Häuser noch Taquary mit 25 Familien, Estrella mit 26 und Conventos mit 60 Familien zu versorgen. Er blieb bis zum Jahre 1890 in Teutonia, sein Nachfolger war P. Hasenack, der früher in Parana und Espirito Santo tätig war und den ganzen Weg von dort nach Teutonia mit seinem eigenen Wagen zurückgelegt hat. Aus dem Jahre 1888 liegt ein ausführlicher Bericht über den Pfarr­ bezirk bor70). I. Die vordere Kirchengemeinde umfaßt die Pikaden Glückauf, Hermann, Boa Vista und Catharina mit zusammen 130 Mitgliedern. Den entfernteren Bewohnern — 2 Stunden Weges zur Kirche — wird besonderer Gottesdienst in ihrer Schule gehalten. Zu einem Kirchbau ist es noch nicht gekommen, trotz verschiedener Versuche. II. Die hintere Kirchengemeinde umfaßt die Pikaden Glückauf von der Boa Vista an, ferner die Pikaden Welp, Frank 1. und 2. Teil, Clara, Silveira Martins, Krupp und Schmidts Pikade, zusammen 100 Mitglieder. Den ent­ fernteren Bewohnern wird gleichfalls besonderer Gottesdienst in der Schule der Pikade Clara gehalten.

Von dieser hinteren Gemeinde, die früher aus 150 Mitgliedern bestand, haben sich durch Streit über die zu bauende Kirche 40 Familien separiert und ihren Lehrer Beckmann zu ihrem Pfarrer registrieren lassen. In der Kolonie Teutonia bestanden also 1888 folgende Kirchengemeinden: A. Gemeinden von P. Häuser:

1. Vordere Gemeinde .... 2. Hintere Gemeinde .... 3. Estrella

130 Familien, 1000 Seelen 100 Familien, 600 Seelen 55 Familien, 300 Seelen

285 Familien, 1900 Seelen ••) Ansiedler 1926, S. 4. ’•) Ansiedler 1888, S. 50, 60, 67, 76.

B. Die Grafensche Gemeinde:

1. 2. 3. 4.

Boa Vista Catharina Cöln-Berlin Geraldo-Winck

40 25 30 15

Familien, Familien, Familien, Familien,

250 150 180 90

Seelen Seelen Seelen Seelen

110 Familien,

670 Seelen

40 Familien, 12 Familien,

250 Seelen 60 Seelen

52 Familien,

310 Seelen

C. Die Beckmannsche Gemeinde:

1. Schmidt-Frank Pik. . . . 2. Cöln-Berlin

In Estrella wird alle 7 Wochen Gottesdienst gehalten. In den ferner zu versehenden Gemeinden Conventos, Arroio do Meio, Arroio Grande und San Caetano, sowie in Conde d'Eu, Arroio Secco, Fazenda Mariante und Taquary kann der Gottes­ dienst nur in der Woche stattfinden. Die Zahl der Taufen in der Gemeinde von P. Häuser beträgt jährlich im Durchschnitt 200, die der Trauungen 30—35. Die Kolonie hat 15 Gemeinde- und Privatschulen, welche von mehr als 700 Kindern besucht werden. Regierungsschulen gab es 1888 noch keine einzige. Die weitere Entwicklung der Gemeinde Teutonia zeigt der tabellarische Bericht von 190671):

1. Gemeinde nördlich der Boavista: „Wilhelmshöhe" 234 Familien mit 1400 Seelen; 2. Gemeinde südlich der Boavista: Mit Pikaden Glückauf, Hermann, Ribeiro: 60 Familien; 3. Gemeinde „Pikade Hermann" (von der Gemeinde 2 abgetrennt): 60 Familien. In Arroio Secco ist ein Pseudopfarrer Hennig. Im Jahre 1906 wurde die Gemeinde geteilt in Teutonia Nord und Teutonia Süd (P. Reinecke). Das Bild ist jetzt folgendes: P. Hasenack hat 200 Familien, P. Reinecke 150, Beckmann 250, von Grafen 25. In dieser Zeit wurde über v. Grafen folgende Charakteristik geschrieben77): Herr T. I., ein Mann von 71 Jahren, aber großer Rüstigkeit, ist wohl als Charlatan zu bezeichnen. Sein Name soll ein angenommener sein. Seine Vortragsweise läßt einen früheren Schauspieler vermuten. Er ist ein hochbegabter Mann, der ein bedeutendes Rednertalent und, was bekanntlich sehr ins Gewicht fällt, eine gewaltige Stimme besitzt. Er liebt geistige Getränke und geht nicht auf die Kanzel, ohne seinen Geist mit reichlichen Spirituosen angeregt zu haben. Er macht aus seinem persönlichen Unglauben gesprächsweise kein Hehl und kann sehr derb über die Einfalt der Leute spotten, die alles, was er im Amt redet, für bare Münze nehmen, z. B. macht es ihm besonderes Vergnügen, wenn er gelegentlich einige alte Weiber zu Tränen rühren kann. Das hält er für Lichtpunkte seines Amtes." ’*) Allen des E. O. 7X) Deutsch-Evangelisch im Ausland, 3. Jahrg., Heft 3.

Schon 1888 war eine geräumige Kirche, die Friedenskirche, auf der Wilhelmshöhe eingeweiht, 1908 kamen Turm und Glocken dazu, auch schloß die Gemeinde sich an die preußische Landeskirche an. Innerhalb der Gemeinde Teutonia Nord gab es in diesem Jahre folgende Schulen: Pikade Glückauf 50 Kinder, Klarapikade 60, Schmidtpikade 60, Harmoniepikade 25, Neujahrs­ pikade 60, Geraldopikade 60, Leopoldinpikade 20, Katharinapikade 25, Capivarypikade 70 (2 Schulen), außerdem 2 Regierungsschulen. Im Jahre 1910 übernahm P. Hasenack nach einer Urlaubsreise nach Deutschland eine andere Gemeinde. Ihm folgte P. Bartsch (bis 1921), P. Wolf (bis 1925), P. Lewerentz. Im Jahre 1926 hatte die Gemeinde 521 Familien mit 3000 Seelen. Getauft wurden 115 Kinder, konfirmiert 98, getraut wurden 29 Paare und beerdigt 26 Personen. Auch die Gemeinde Teutonia Süd schloß sich 1908 an die preußische Landeskirche an. Die Gemeinde bestand bei der Trennung aus der Glückauf­ pikade mit 75 Familien und der Hermannspikade mit 70 Familien. In der ersteren waren 2 Schulen mit 60 Kindern, daneben eine Negierungsschule mit 3 Kindern, in der letzteren 1 Schule mit 43 Kindern. Die Glückaufpikade hatte 1908 eine große Kirche mit Turm vollendet, die Hermannspikade hat eine Kapelle. In keiner Gemeinde ist der Pfarrer Mitglied des Kirchenvorstandes, er muß den Sitzungen fernbleiben. Im Jahre 1908 wurde P. Sick gewählt. Er bahnt ein Verständnis mit Beckmann an, d. h. er vertritt ihn in Krank­ heitsfällen. Dadurch wurde nach Beckmanns Tod 1911 eine Neuorganisation der Gemeinde möglich; von Grafen war 1907 gestorben. Nun schloß sich die Frank-Schmidtpikade an Teutonia Nord an, Boa Vista an Teutonia Süd, Doppelpikade an Estrella und Geraldopikade an Corvo. Die weiteren Pfarrer sind P. Schreiner 1914—1916, P. Mater 1916—1927. Synodalbericht für 1926: Familien 527, Seelen 3024, Taufen 110, Trauungen 35, Beerdi­ gungen 29, Konfirmanden 78, Kommunikanten 518. Ein besonders typisches Beispiel der Gemeindebildung mit ihren mannig­ fachen Wechselfällen des Anschlusses, der Abtrennung und des Neuzusammen­ schlusses von Kolonien und Pikaden bietet Conventos. Gegründet im Jahre 1858 als Privatkolonie von Antonio Fialho wurde die Gemeinde bald von dem Pseudopfarrer Döbber in Pflege genommen73). Im Jahre 1861 wurde das erste Schulhaus gebaut, welches 25 Jahre Dienste geleistet hat73). Bereits 1866 im November hat Dr. Borchard die Gemeinde besucht, 1871 berichtet er, daß 50—70 evangelische Familien dort wohnen, 1872 nimmt die Bevölkerung sehr stark zu73). Bon 1870 an wurde die Gemeinde jährlich zweimal von P. Kleingünther aus Porto Alegre besucht. Der Pseudopfarrer blieb aber weiter tätig. Am 1. Mai 1873 übernahm P. Häuser aus Teutoniadie Bedienung, legte 1874 den Grundstein zur Kirche, welche, 1876 eingeweiht, die Bildung der Gemeinde vollständig bewirkte73). Döbber wurde seines Amtes entsetzt, verließ Conventos und trieb sich lange Zeit zwischen Teutonia und Montenegro umher, ’•) ’») •«) •‘) >»)

DaSs., 1904, S. Ansiedler 1904, Ansiedler 1911, DaSs., 1906, S.

24. S. 48 und S. 88; 1905, S. 83. 6. 61; Dedekind, S. 108, Nr. 104. 59.

16. Januar 1910 hat P. Oberacker (später Sao Sebastiao) das Pfarramt über­ nommen. Pfarrer Stremme in Santa Augusta hat ihn einfach eingeführt und dadurch die Gemeinde gerettet. Im Jahre 1912 wurde die Gemeinde Santa Cäcilia gegründet und 1913 als Filialgemeinde an Arroio do Padre an­ geschlossen"). Die Zahl der Gemeindeglieder betrug 1914 37. Als Kriegs­ notspende wurden 500 M. aufgebracht. Der Gemeinde angeschlossen waren: Oliveira und Dona Julia, Santa Jzabel, Santa Cäcilia, St. Manoel, Kammerland und Pikade Ritter. Später wurde P. Oberacker auf Grund nativistischer Hetzereien eines Pseudopfarrers verhaftet und aus dem Munizip ausgewiesen. Er fand Zuflucht bei dem benachbarten P. Schüler. Statistik 1930 (1926) (Filialen: Kammerland, Santa Jzabel, Santa Cäcilia, Serra da Bigia): Familien 109 (124), Seelen 760 (708), Taufen 26 (23), Trauungen 2 (8), Beerdigungen 8 (3), Konfirmanden 15 (33), Kommunikanten 378 (535).

Pseudopfarrer sind im Bezirk in Ritterwald (15 Familien), Cerrito (25 Familien) und Arroio do Padre I (30 Familien). Ein Missourierpfarrer hat die Gemeinde Coleta mit 30 Familien").

Die Gemeinde Allianea wurde von P. Keim im Jahre 1905 für die Be­ setzung durch einen ordinierten Geistlichen gewonnen. Sie besteht seit dem Jahre 1881. Die Liste ihrer Pfarrer und Lehrer ist folgende: 1883—1886 ein Schuhmacher, 1886—1893 ein Seemann, 1893 bis 1895 ein früherer Ladendiener, 1895—1897 ein Bäcker, 1897—1905 ein Musterreiter, ein redegewandter Berliner. Dieser „Pfarrer A." richtete im Jahre 1903 ein Immediatgesuch an den Kaiser um Glocken"). Bei der Uebernahme durch P. Krüger, der 1905 eingeführt wurde, hatte die Gemeinde zwei Filialen: Costa do Arroio Grande und Triumphs. Die Zahl der Familien in der Hauptgemeinde betrug 50 (355 Seelen). Sie ist umgeben von Gemeinden mit Pseudopfarrern der ver­ schiedensten Stände, „ein Graf, ein Freiherr, ein Schneider und ein ehemaliger Besitzer eines Kasperletheaters". Eine Kirche ist vorhanden. Im Jahre 1907 schloß sich Dona Julia an Allianca an (vorher war es von Arroio do Padre aus bedient worden). Die Gemeinde hatte 36 Familien. Im gleichen Jahr erfolgte der Anschluß an die preußische Landeskirche. Der Besuch der Pfarrschule hielt sich auf guter Höhe, 1909 besuchten 60 Kinder die Schule.

Die beiden Filialen Arroio Grande und Triumphs wie auch das zeitweilig bediente Kammerland gingen verloren. Die letztere Gemeinde erlebte das Schauspiel, daß von 13 Mitgliedern einige den Anschluß an eine Synodal­ gemeinde wünschten, andere neigten dem Missourierpfarrer zu, dritte dem Pseudopfarrer Graf von Pfeil, noch andere wollten als Atheisten gar keinen Gottesdienst in der Pikade haben. Und die haben gesiegt-"). ") Akte» des E. O. ") Ansiedler 1922, S. 8. «») Sitten des E. O. Ansiedler 1909, S. 10.

Auf P. Krüger folgte 1913 P. Ahrens. Die beiden Gemeinden Mianca und Dona Julia hatten 88 Familien. Mer Dona Julia wollte feinen Gottes­ dienst durch den Pfarrer, sondern man hielt Lesegottesdienst.

Eine Nebengemeinde, Cerrito, die bis 1917 von einem Pseudopfarrer be­ dient war, wurde mit der dazugehörenden Linha Progresso von P. Ahrens übernommen (25 Familien). Seit 1924 ist Progresso aber wieder abgefallen und hat dem Lehrer den Kirchendienst übertragen. Statistischer Bericht von Allianca mit Dona Julia, Oliveira, Triumphs I und II, 1926 (die Gemeinde ist im Synodalbericht für 1930 nicht mehr angegeben): Familien 171, Seelen 1252, Taufen 64, Trauungen 11, Beerdigungen 16, Konfirmanden 33, Kommunikanten 535. Die Gemeinde Arroio Grande ist 1914 kurze Zeit selbständig und durch P. Hirschböck besetzt gewesen.

Die Darstellung kann jetzt zurückkehren zu dem von Dr. Borchard ge­ planten, aber nie besetzten zweiten Pfarrbezirk von Sao Lourenco, Bom Jesus mit Quevedos und Pommernstraße. Auch er war von P. Sudhaus besucht worden und wurde nach dem Tode des Pseudopfarrers Voß für die Synode gewonnen. P. Sudhaus versah die Gemeinde bis 1904, dann folgte ihm P. Sick. Die drei Gemeinden hatten damals 190 Familien"). Von 1906—1909 amtierte P. Dietz. Der Name der Gemeinde wechselt zwischen Bom Jesus und Quevedos. P. Dietz entschloß sich auf Wunsch der Pastoralkonferenz, im Jahre 1908 ein Lehrerseminar zu eröffnen. Er erhält von Deutschland 1000 M. dafür. Das kirchliche Leben verläuft nach seinem Bericht in geordneten Bahnen-). 1909 kehrt P. Dietz nach Deutschland zurück. Sein Nachfolger wurde P. Ackermann 1910. Er erhält ein Gehalt von 1500 Milreis, von denen drei Viertel aus dem Diasporafonds bezahlt werden. Im Jahre 1920 wurde die Gemeinde als Filiale von Santa Augusta übernommen und ist seitdem nicht wieder besetzt worden.

Eine weitere wieder aufgegebene Gemeinde ist Rineao de Azevedo. Sie war von 1921—1925 von P. Schierge besetzt und hatte nur eine Filiale: Sitio. Die statistischen Angaben für 1925 lauten: 42 Familien, 305 Seelen, 19 Taufen, 2 Konfirmanden, 5 Trauungen, 9 Beerdigungen und 111 Kom­ munikanten"). Die Gemeinde Santa Augusta wurde gegründet 1905 zur Entlastung des weiten Bezirks von Bom Jesus (Quevedos)"). Als erster Pfarrer wurde P. Stremme dorthin entsandt. In seinem ersten Jahresbericht gibt er ein Bild der Gemeinde"): Anfangs war nur die Filiale Dois Jrmaos vorhanden. Der Schulunter­ richt konnte mit 40—50 Kindern eröffnet werden. Schon Anfang 1906 kamen die Filialen Campos Quvedos, Harmonia-Fortsetzung und im Mai 1906 Santo Antonio hinzu. •i) ») *>) >«) ")

Ansiedler 1905, S. 84. Akten deS E. O. Ansiedler 1925, S. 58; Shnodalbericht 1925. Ansiedler 1905, S. 84. Dass., 1907, S. 47.

Santa Augusta hat in den letzten Jahren große Opfer für eine Kirche und Pfarrerwohnung gebracht. Der Kirchenbesuch hat sich sehr gehoben. In Dois Jrmaos wohnen die Deutschen zwischen Brasilianern ver­ streut. Hier vollzog ein Lehrer alle Taufen, bis ihm dies von der Gemeinde­ versammlung ausdrücklich untersagt wurde. In Campos Quevedos haben die Evangelischen sich erst 1904 zu einer Gemeinde gesammelt. Eine Kolonie zur Kirche und Lehrerwohnung ist schon gekauft. In der Nähe haben sich Sabbathisten niedergelassen. Gottes­ dienst findet alle sechs Wochen statt. Auch in Harmonia ist alle sechs Wochen Gottesdienst. Hier ist ein schönes Kirchlein und eine gute Lehrerwohnung. Die Taufen werden noch vom Lehrer vollzogen. Die letzte Filiale, Santo Antonio, ist klein und arm. Die Kirche drohte einzustürzen, und man mußte sich zum Bau einer neuen entschließen. Sie konnte am 16. Januar 1907 eingeweiht werden. Stattstische Uebersicht 1906: Santa Augusta: 29 Familien, 8 Taufen, 7 Konfirmanden, 3 Trauungen, 190 Kommunikanten. Dois Jrmaos: 35 Familien, 17 Taufen, 7 Konfirmanden, 2 Trauungen, 160 Kommunikanten. Campos Quevedos: 22 Familien, 6 Taufen, 80 Kommunikanten. Harmonia: 37 Familien, 5 Konfirmanden, 190 Kommunikanten. Santo Antonio: 25 Familien, 7 Taufen, 70 Kommunikanten. Sonstige Familien: 2 Taufen, 2 Konfirmanden. Zusammen: 148 Familien, 40 Taufen, 21 Konfirmanden, 5 Trauungen, 690 Kommunikanten. Im Jahre 1909 wurde eine neue Filialgemeinde: Goncalves und GustavAdolf-Straße gegründet. Sie zählte anfangs 8 Familien"). Der Anschluß von Sao Augusta und Santo Antonio an die preußische Landeskirche war 1907 erfolgt. Aus dem Jahre 1911 berichtet P. Stremme"): In Santa Augusta plant man einen Turmbau. Bei der Finan­ zierung des Planes gab es Streit und ein Teil der Mitglieder schloß sich an Bom Jesus an. Ein Verein Frauenhilfe wurde von 22 Frauen gegründet. In Dois Jrmaos war eine Lehrerstelle vakant. Es bewarben sich der Redakteur des „Boten von Sao Lourenco" St. und ein Graf v. Pfeil, aber man nahm einen Berliner Anstreicher, der bald mit geliehenem Pferd und Sattel das Weite suchte und ertrank. Die Gemeinde zählt 52 Familien. In der Gemeinde „Gustav Adolf" wurde eine Lehrerwohnung gebaut. Die Sabbatistengemeinde verliert an Mitgliedern. In Goncalves wurde eine Kapelle eingeweiht. Die Schule wurde wieder eröffnet. 2I) Akten des E. O. unter Goncalves. 27) DaLs. unter Santa Augusta.

Die Filiale „Neue Straße" heißt nun „Martin-LutherStraße". Sie plant den Bau einer Kapelle. Im Jahre 1912 übernahm P. Schüler von Chieuta de Oliveira das Pfarramt von Santa Augusta. Die Gemeinde Chieuta de Oliveira hat nur ein Jahr bestanden. Der dort wirkende Pseudopfarrer Frhr. von Barsewisch erhielt durch Vermittlung der Synode eine Lehrerstelle in Forromecco und P. Schüler kam an seine Stelle. Ueber seine Tätigkeit liegt ein Bericht bot28). Nach Ankunft des neuen Pfarrers plante man einen Kirchbau. Das „Pfarr­ haus" besteht in einem Anbau an die alte Kirche und enthält zwei Zimmerchen. Eine Partei, die keine Verbindung mit der Synode will, sucht den Pfarrer mit allen Mitteln zu entfernen. In der Filialgemeinde Santa Maria (Cäcilia) sind die Verhältnisse besser. Diese Gemeinde hat den Anschluß an die preußische Landeskirche beantragt. Nach dem Fortgang von P. Schüler berief Chicuto de Oliveira wieder einen Pseudopfarrer. Von Santa Augusta trennten sich 1913 die Gemeinden Dois Jrmaos und Harmonia. Sie stellten einen Pseudopfarrer an28). Auch Santo Antonio teilte sich und wandte sich zum Teil zum Missourierpfarrer Harder. Im Jahre 1922 hatte Santa Augusta die Filialen Bom Jesus (46 Familien) seit 1919, Gustav - Adolf - Straße (29 Familien), Martin - Luther - Straße (40 Familien) und Goncalves (42 Familien). In Quevedos war der Missourierpfarrer P. Flor, in Santo Antonio der Pseudopfarrer Gauger. Statistischer Bericht 1930 (1926) für Santa Augusta mit Bom Jesus, Goncalves und Quevedos: Familien 173 (153), Seelen 1096 (933), Taufen 30 (29), Trauungen 7 (8), Beerdigungen 5 (7), Konfirmanden 18 (9), Kommunikanten 448 (542). Die zuerst besetzte Gemeinde Mühlenstraße oder Mühlenpikade ist zuletzt wieder zu neuem Leben erwacht. Der erste Geistliche, nachdem P. Schick 1875 die Gemeinde verlassen hatte, P. Gottschald, gibt einen Ueberblick über ihre Ge­ schichte8»). Die Gründung der beiden Schulgemeinden der vorderen Mühlenpikade mit Sao Joao da Reserva und der Hinteren Mühlenpikade mit Teilen der Boa Vista und Antaspikade fällt in den Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die erste Schule, ein kleines Häuschen mit einem Zimmer, baute die vordere Mühlenpikade auf einem Stück Land von einem Viertel Kolonielos, das vom Gründer der Kolonie zu diesem Zweck geschenkt war. Die Bewohner der Hinteren Mühlenpikade schickten ihre Kinder trotz des weiten Weges in diese Schule. Als aber die Bewohnerzahl sich rasch vergrößerte, ward der weite Weg immer fühlbarer. Man sann auf Abhilfe und kam auf den unglücklichen Gedanken, mit dem katholischen Teil der Bevölkerung zusammen ein Schulhaus zu bauen. Dieses Schulhaus wurde am Direktoralgebäude ge­ baut, da, wo heute das Denkmal der Kolonie steht. Infolge konfessioneller Reibereien, die sogar in wüsten Prügeleien zum Austrag kamen, wurde diese Schule jedoch bald aufgehoben, und die Evangelischen bauten eine eigene ") Anstedler 1913, S. 74 ff. «•) alten des E. O. ") anstedler 1911, S. 177.

Schule. Auf der Anhöhe, die jetzt die Kirche trägt. Nun entstand auch ein Wohnhaus für den Lehrer am Fuß der Anhöhe. Später wurde die Schule abgebrochen und ein neuer Schulsaal am Pfarrhaus errichtet. So entwickelten sich hier zwei Schulgemeinden, die Lehrer und Pfarrer gemeinsam hatten. P. Gottschalk teilt folgende Liste mit"): Name

Früherer Beruf

Dauer der Tätigkeit

Weitere Schicksale

1.

Camillo Löscher...............

Weber aus Sachsen

co. 1860—1873

t als wohlhabender Kaufmann Siehe Nr. 7

2.

Hermann Heyer...............

Postbeamter

1878-1885

8.

Freiherr von Freudenstein

Offizier

1885, 3 Monate

unbekannt

4.

Gustav Reissig.................

Forstbeamter

1886—1899

wohlhabender Kolo­ nist, Bienenzüchter und Weinbauer

6.

Philipp Kirchmann...........

Schlosser

1889,8 Tage

unbekannt

6.

Erich Cuyard.....................

9

1900

unbekannt

7.

Hermann Heyer...............

Postbeamter

1901—1906

t als Viehzüchter

8.

Joh. Schumann.................

Dr, phil.

1907, 8 Monate 11910 durch Selbst­ mord

Durch die schlechten Erfahrungen der letzten Jahre veranlaßt, wandten sich die beiden Gemeinden um einen Pfarrer an die Synode. Die Kirche wurde gemeinsam 1907 zu bauen beschlossen, und im Januar 1908 übernahm P. Gottschalk das Pfarramt. Der Anschluß an die preußische Landeskirche erfolgte 1909"). Am 23. Juli 1911 konnte die Kirche mit Glockenturm ein­ geweiht werden. Die Kosten betrugen 10 000 Milreis, von denen die Ge­ meinde 4200 aufbrachte, 2700 wurden von verschiedenen Familien gestiftet und 300 gab der Gustav-Adolf-Verein. Die Gemeinde zählte 1911 50 Familien mit 310 Seelen"). Da das Pfarrhaus schlecht und feucht war, wurde es schon 1909 geräumt und ein anderes gemietet. Im Jahre 1913 ging P. Gottschald nach Jjuhy. Sein Nachfolger waren P. Kayser (1913—1920), P. Göhner (1921—1923), P. Kohlsdorf (1923—1925), P. Schubert (1925—1927), P. Sille (1927). Im Jahre 1922 hatte die Gemeinde 48 Familien, die Hauptgemeinde 26 und Sao Joao da Reserva 22. Ein Missourierpfarrer wohnt in Bom Jesus (Continuacao), Pseudopfarrer in Bom Jesus (Schubert), in der Antaspikade (Wustrow) und in Esperanca (Remde), von denen die letzten beiden als sehr achtenswerte Männer bekannt sind. Im Synodalbericht von 1926 ist die Mühlenpikade mit 3 Filialen genannt mit 70 Familien, der von 1930 nennt 28 Filialen: obereMühlenstraße, vordere Mühlenstraße (S a o I o a o S1) Die oben von mir genannten Dr. Gruel und P. Schick werden hier nicht mitaufgeführt. Nach den Berichten von Dr. Borchard über die Gemeindeversammlungen und über die Festsetzung der Pfarr­ sitze mutz ich annehmen, dab beide im Zentrum der Kolonie, also in der Mühlenpikade, gewohnt haben und nicht in Sao Lourenco. Wenn die kirchlichen Akten oder sonstigen Aufzeichnungen die Unrichtigkeit meiner Ansicht beweisen, bin ich gerne bereit, mich belehren zu lassen. ") Akten des E. O. ") Ansiedler 1912, S. 57.

da Reserva), Antaspikade, Sitio und Quevedos. (Meines Wissens ist Wustrow gestorben. Sein Bild ist im Jahrhundertbuch S. 494 wiedergegeben. Remde starb um 1923.) Statistischer Bericht 1930 (1926): Familien 177 (70), Seelen 885 (400), Taufen 16 (8), Trauungen 6 (2), Beerdigungen 5 (2), Konfirmanden 15 (15), Kommunikanten 233 (168). Die evangelische Gemeinde der Stadt Sao Lourenco erhielt ihren ersten Pfarrer 1904 in P. Dietz; ein Pfarrhaus wurde gekauft und eine Schule ein­ gerichtet. Als Pastor Dietz 1906 nach Bom Jesus ging, wurde die Pfarr­ stelle nicht wieder besetzt, sondern sollte als Filiale der Mühlenpikade bedient werden"). Die Gemeinde war durch P. Sudhaus gesammelt und zählte bei ihrer Gründung 25 Familien. Die vom Pfarrer geleitete Schule hatte 18 Kinder. Die Bedienung durch den Pfarrer der Mühlenpikade scheint sich neben der Tätigkeit eines oder verschiedener Pseudopfarrer, unter denen mir nur der vor­ treffliche Alexander Boß — er nannte sich nur Pfarrverweser —, der Heraus­ geber des „Boten von Sao Lourenco", bekannt ist, etwa bis zum Jahre 1914 hingeschleppt zu haben. Ich finde aber davon weder in Druckschriften noch in Akten eine Spur, bis auf die Bemerkung im Jahresbericht der Mühlenpikade von 1914 folgenden Inhalts"): Die Gemeinde Billa Sao Lourenco beschloß ihre Auflösung wegen „Mangel an Interesse für das kirchliche Leben", wie man dem Pfarrer mitteilte. Es gelang nicht, einen neuen Kirchenvorstand zu bilden. Seitdem wurde wieder ein Lehrer mit den Pfarrgeschäften betraut38). Im Jahre 1929 wurde wieder eine deutsche evangelische Gemeinde ge­ gründet, die in P. Fillmann ihre Pfarrer erhielt. Statistischer Bericht 1930: Mitglieder 56, Seelen 250, Taufen 13, Trauungen 4, Beerdigungen 5, Konfirmanden 10, Kommunikanten 45. Bevor ich die beiden Städte des Südens Rio Grande und Pelotas be­ handle, soll vorerst eine Gemeinde Erwähnung finden, welche die Brücke zwischen den alten Kolonien und dem Süden bildet, der 1889—1894 gegründete Pfarrbezirk Sertao Sant' Anna. Diesen Namen trägt der Bezirk erst seit 1921, der Verlegung des Pfarrsitzes. Früher hieß er Barao do Triumphs nach dem Namen der zuerst gegründeten Kolonie. Geographisch gehört der Bezirk zum Süden, denn er liegt auf der rechten Seite des Jacuhy. Doch ist er wirtschaftlich wegen der geringeren Entfernung nach Porto Alegre orientiert, welches über den Hafenort Barra do Ribeiro zu erreichen ist. „Südlichen" Charakter trägt die Gemeinde auch insofern nicht, als sie niemals einen Pseudopfarrer kennen­ gelernt hat. Seit dem Jahre 1891 wurde der Bezirk von den Reisepredigern besucht. Als erster Pfarrer kam 1895 P. Dettmar dorthin. Auf der Synodalver­ sammlung desselben Jahres in Linha Nova berichtet er über seine Gemeinde"): Die Gemeinde besteht aus 130 Familien; schließen sich alle Evangelischen an, so können es 170 werden. Die Verhältnisse sind noch sehr primitiv. Ein Gottes•. Ansiedler 1904, «) ")

Ansiedler 1887, S. 90. 6. Bericht des Eomiit 1876, S. 18. 6. Bericht des Hörnt« 1876, S. 19 und S. 31. Ansiedler 1887, 6. 65.

Mit dem Amtsantritt von P. Zluhan 1874 war die Gemeinde getrennt, da Haußmann im Amte blieb"). Die segensreiche Arbeit an der Schul- und Erziehungsanstalt wurde von ihm noch 35 Jahre fortgesetzt. Im 30sten Jahre ihres Bestehens hatte die Schule 46 Schüler, darunter 37 Konfirmanden, welche von Neujahr bis 8 Tage vor Pfingsten Unterricht in der christlichen Lehre und den übrigen Schulfächern erhalten. Von den 37 Konfirmanden sind 27 als Interne in der Anstalt untergebracht. Das Gesamtpersonal mit Einschluß der Familie des Leiters betrug 42 Personen"). Im Jahre 1888 hatte die Evangelische Gesellschaft die Anstalt über­ nommen"), und 1909 beschloß die Pastoralkonferenz, sie eingehen zu lassen, weil nach den Gemeindeverhältnissen kein Bedürfnis mehr vorhanden sei"). Bon 1889 an wurde Theresopolis auf einige Jahre selbständig durch die Entsendung von P. Gans durch die Evangelische Gesellschaft. Er hatte den weiten Bezirk zu versehen von Desterro bis Theresopolis und an den Capivary, sogar in den Süden in die neuangelegten Kolonien Orleans do Sul u. a. ist er gekommen. In seinen Berichten nennt er folgende Gemeinden-"): Theresopolis, Desterro, Michelsbach (wo Haußmann nicht mehr wahr), Rancho Queimado, Cederbach, Rio de Scharst, Rio Novo, Santo Amaro, Cubatao, Stadtplatz Capi­ vary, am oberen Capivary, Orleans do Sul, Oratorio, Rio Novo, Cocal, Cresciuma, Tubarao. Daneben gründete auch er eine Konfirmandenanstalt, in der 32 Schüler Aufnahme fanden, von ihnen 12 als Interne. Nach dem Fortgang von P. Gans wurde der Pfarrbezirk wieder unter P. Zluhan vereinigt (1891). Sein Nachfolger wurde 1910 P. Langbein. Der Vorsitzende der evangelischen Pastoralkonferenz von Santa Catha­ rina und Parana, P. Richter, schreibt über diesen Pfarrbezirk im Jahre 1929"): „Bon Santa Isabel aus wurde in kirchlicher und kultureller Hinsicht geleistet, was überhaupt menschenmöglich war. Die Verhältnisse waren dort von vorn? herein sehr schwierig. Die deutschen Kolonisten wohnten nur an wenigen Stellen in geschlossenen Siedlungen, und wo diese vorhanden, da waren sie klein und versprachen keine große Entwicklung. Die meisten wohnten weithin zerstreut, ein jeder auf seiner Kolonie. Der lusobrasilianische Einfluß überwog in diesem Gebiet von vornherein sehr stark und hat immer wieder das deutsche Element in hohem Maße in sich aufgesogen. Deutsche Schulen zu unterhalten, war außerordentlich schwierig, da die Schulwege sehr weit und gute Lehrer nicht zu bekommen waren. Unter diesen Verhältnissen sind nicht wenige der deutschen Kolonisten schon in der zweiten Generation auf die Stufe der Caboclos hinabgesunken. Der Pfarrer in Santa Jzabel hat immer ein Riesengebiet zu versorgen gehabt. Die Entfernungen zu den einzelnen Gemeinden betrugen >«) ”) *•) *») ’O) ")

17

Ansiedler 3886, S. 7. Dass., 1895, S. 63. Dedekind, S. 77. Ansiedler 1909, ®. 179. Dass., 1890, ®. 35; 1891, ®. 72. Gedenkbuch, S. 242. (Don den 300 Setten dleses EinwanderungSgedenkbuches sind dem deutschen evangelischen Ktrchenwesen 4 gewidmet!)

257

an einigen Stellen weit über 100 Kilometer. Den größten Teil des Jahres war der Pfarrer unterwegs ... Bon größter Bedeutung für das ganze Gebiet war die in Santa Jzabel eingerichtete Konfirmandenanstalt. Sie mußte den Mangel an sonst fehlenden guten Schulen ersetzen ... Wer heute durch das Gebiet der Gemeinde Santa Jzabel-Theresopolis reist, merkt es sofort, wer in der Konfirmandenanstalt seine Ausbildung genossen hat. Man sieht es am besseren Zustand ihrer Häuser, ihres Geschäfts und ihrer Kolonie und an der größeren Weite ihres Blickes, die sie vor anderen voraushaben." Uebersicht 19 2 7: Santa Isabella 33 Familien, Therezopolis 31 Familien, Taquaras 48 Familien, Rancho Queimado 18 Familien, Palheiras 24 Familien, Untere Capivary 14 Familien, Quadro 8 Familien, Scharfe Linie 18 Familien, Obere Capivary 24 Familien, Goaberoba 12 Familien, Rio do Meio 14 Familien, Bauerslinie 17 Familien, Mantel­ fluß 29 Familien, Sao Joao 21 Familien, Annitapolis 24 Familien, 2. Linie 44 Familien, Capivary Stadtplatz 21, Rio Sete 24 Familien, Coqueiras 2 Familien, Borgern Cedro 8 Familien, Rio Fortuna 10 Familien, Perdidos 31 Familien. Santa Thereza

Die zweite Pfarrei an der Lagesstraße ist Santa Thereza. Die Kolonie wurde gegründet im Jahre 1853. Im ersten Jahr ließen sich dort 19 Soldaten nieder. Bald machte man die Entdeckung, daß der ausgesuchte Platz für eine Siedlung ganz ungeeignet sei. Man drang deshalb weiter vor bis an den Jtajahy do Sul. Dieser Platz, „Barracao" genannt, wurde dann Hauptort der Kolonie"). Nur ganz langsam kam die Kolonie voran. Die Berichte klagten, daß kein Fortschritt zu verzeichnen sei, denn die aus den Kasernen kommenden Soldaten eigneten sich nicht zum Ackerbau. Bis 1870 war die Einwohnerzahl auf 250 angewachsen. Davon waren etwa ein Drittel Deutsche. Als die Kolonie 1896 emanzipiert wurde, zählte sie 2285 Einwohner.

Die kirchliche Bedienung der evangelischen Deutschen erfolgte bis zum Jahre 1911 von Santa Isabella aus. Am 5. Februar 1911 wurde P. Liebhold als Reiseprediger mit dem Sitz in Santa Thereza eingeführt"). Der jetzige Pfarrer, P. Richter, schreibt über die Gemeinden des Südens"): „Das ganze Gebiet ist arm an Kultur. Die Deutschen machen bei weitem nicht die Hälfte aller Bewohner aus. Sie entstammen zum größten Teil den Ständen, die auch in der deutschen Heimat nur über eine geringe Kultur verfügt haben. Im allgemeinen ragt ihre Lebensart nur wenig über die der angesessenen Bra­ silianer hinaus. Steinhäuser gehören noch immer zu den Seltenheiten, Glas­ fenster sind noch seltener zu finden. Das Mobiliar des Hauses ist äußerst dürftig. Andere Möbelstücke als Bettgestelle, Tische und Bänke sind nur in wenigen Häusern anzutreffen. Der Bildungsgrad ist gering. Durchschnittlich ”) Gedenkbuch, S. 56. ") Ansiedler 1911, S. 117. **) Synodalkalender 1927, S. 53.

können mehr als zwei Drittel der Altdeutschen weder lesen noch schreiben. Bon den übrigen beherrscht ein großer Teil die Kunst des Lesens und Schreibens so wenig, daß er es vorzieht, keinen Gebrauch davon zu machen. Unter den Altdeutschen ist neben die deutsche Sprache immer mehr die Landessprache getreten. Das Portugiesische beherrscht das ganze Geschäfts­ leben. Das deutsche Volkstum stirbt infolgedessen hier mehr und mehr aus. Die Pfarrer stehen hier auf einem schwierigen Posten. Der Dienst ist in­ folge der schlechten Wege körperlich überaus anstrengend. Die große Ent­ fernung der Gemeinden macht meistens ein mehrere Tage, mitunter sogar ein paar Wochen dauerndes Fernbleiben vom eigenen Hause erforderlich. ... Nicht weniger entsagungsvoll ist das Leben für die Pfarrfrau, die in Abwesenheit ihres Mannes keinen angemessenen Umgang, keine verstehende Seele und in Zeiten der Krankheit keinen Menschen hat, der ihr wirklich zu helfen vermag. Der Arzt ist so weit, daß er nicht geholt werden kann." Santa Thereza hat (1927) 12 Gemeinden mit 14 Predigtplätzen und ist seit seiner Gründung von 80 Mitgliedern mit ungefähr 600 Seelen auf 300 Mitglieder mit etwa 2000 Seelen gestiegen. Mit dem Schulwesen ist es schlecht bestellt. In dem ganzen 3000 Quadratkilometer großen Bezirk von Santa Thereza gibt es nur sechs deutsche Schulen. ... Bei einer im März 1926 stattgefundenen Konfirmation wurden folgende Feststellungen gemacht: Von 20 Konfirmanden haben nur 4 die Schule länger als acht Monate be­ sucht. Die anderen sind auf Veranlassung des Pfarrers gerade acht Monate zur Schule gegangen, 8 Kinder hatten nicht einmal beten gelernt, nur 4 konnten leidlich lesen. Neuerdings ist durchgesetzt worden, daß kein Kind mehr konfirmiert werden soll, das nicht wenigstens zwei Jahre lang die Schule besucht und am Religionsunterricht teilgenommen hat. Um das zu ermöglichen, ist in Santa Thereza die Gründung einer Konfirmandenanstalt geplant, ähnlich wie sie in Santa Isabella bestanden hat." Uebersichtl92 7. Santa Thereza 68 Familien mit etwa 500 Seelen. Nebengemeinden:

Rio Caete................... Bom Retiro................ Rio Abaixo................ Poco Jrahira............. Serro Negro................ Rio Batalha................

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33/239 12/84 28/185 27/192 26/150 33/132

Rio Antinha .... Rio de Jango .... Rio Novo................ S. Joao ................... Vargedo................... Barra Negra

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35/216 12/85 24/150 10/60 21/147

Florianopolis") (Desterro)

Der Vorort für das behandelte Deutschtum der Mitte des Staates Santa Catharina ist Florianopolis, die Hauptstadt. Die ersten Deutschen ließen sich hier im Jahre 1828 nieder. Der Zuwachs in den späteren Jahren ist nur a6) Dr. Aldtnger, Deutsche Mitarbeit im Staate Santa Catharina.

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gering gewesen. Doch gibt es eine Reihe von Handwerkszweigen, die besonders von Deutschen ausgeübt werden, wie auch im Handel nicht wenige deutsche Namen vertreten sind. Aldinger nennt die Namen Wellmann, Kirbach, Todeschini, Vahl, Sallentin, Beck und Studek. Auch in der Technik und dem Schulwesen finden sich öfter deutsche Namen. Die Zahl der Deutschen betrug im Jahre 1929 unter 58 576 Einwohnern nur 800 Seelen"). Bis zum Jahre 1902 wurden sie von Santa Isabella aus kirchlich bedient. Dann wurde ein eigener Pfarrbezirk eingerichtet. Doch war der Wechsel im Pfarramt so stark, daß keiner der Pfarrer zu einer längeren, eindrucksvolleren Tätigkeit kam. Kirche, Schule, Pfarrhaus und Schwesternheim wurden in den Jahren von 1909—1913 erworben oder gebaut2'). Der Anschluß an die Preußische Landeskirche erfolgte im Jahre 1909. Die Gebäude der evangelischen Deutschen liegen seit dem Weltkriege in der „Marchall Foch" Straße. Im Jahre 1915 hatte die Gemeinde 140 Mitglieder (Taufen 17, Kon­ firmanden 11, Trauungen 1, Beerdigungen 11, Kommunikanten 78). Es wird von einer guten Entwicklung des Frauenvereins berichtet. Bom Oktober des Jahres 1917 an fand kein Gottesdienst mehr statt. Die Amtshandlungen wurden in portugiesischer Sprache vollzogen. Seit dem März 1919 wurden wieder Gottesdienste gehalten, zunächst mit deutscher und portugiesischer Predigt. Im Jahre 1928 hatte die Gemeinde 115 Familien mit 400 Seelen. Nebengemeinden waren Palhoca (70 Familien mit 320 Seelen) und Santo Amaro (20 Familien mit 80 Seelen)"). Die Gemeinde Palhoca wurde bis zum Jahre 1902 von Santa Isabella aus bedient, 32 Jahre von P. Zluhan. Im Jahre 1892 war eine Kirche erbaut worden, 1909 wurde eine neue errichtet, da die alte baufällig geworden toar29). Der Evangelische Oberkirchen­ rat gab 1000 Mark zum Neubau. Orleans do Sul Die Kolonien des Südens bilden mit den mittelstaatlichen eine Schicksals­ gemeinschaft in bezug auf die Frage der Erhaltung des Deutschtums und der kirchlichen Kolonisation. Der später zum Pfarrbezirk Orleans do Sul zusammengefaßte Kolonie­ komplex umfaßt in der Hauptsache die Gründungen Grao Para und Braco do Norte. Die Kolonie Grao Para wurde 1882 auf Ländereien der kaiserlichen Prinzessin D. Isabel und ihres Gemahls, des Conde d'Eu, im Munizip Tubarao gegründet"). Der Direktor der Kolonie residierte in Tubarao. Der erste Hauptort wurde an der Teilung des Rio Pequeno angelegt, doch wurde der Verwaltungssitz Ende 1886 nach Orleans do Sul am Rio Tubarao ver­ legt. Im Jahre 1891 betrug die Einwohnerzahl 5280, von denen 462 Deutsche und 40 Oesterreicher waren. **) *7) ") ") •°)

Gedenkbuch, S. 102. Ansiedler 1909, S. 56 und S. 190; 1913, S. 124. Akten des E. O. Der Chrtstenbote 1908/09, 1909/12. Gedenkbuch, S. 61.

Die angrenzende Kolonie Braco do Norte wurde von der Regierung deut­ schen Siedlern aus Santa Isabel und Theresopolis zu günstigen Bedingungen überlassen. Sie zerfällt in zwei Teile: Sao Ludgero und Quadro. Das Zentrum der Evangelischen ist Quadro. Der erste evangelische Geistliche, der in diese Kolonien kam, war P. Gans von Theresopolis. Er berichtet ausführlich über seine Reise"). Bei dem Direktor der Kolonie fand er freundlichste Aufnahme. Die Kolonisten werden nach Nationalitäten getrennt angesiedelt: in Rio Bello die deutschen Katholiken, in Rio Novo die evangelischen Deutschen und die Letten, in Rio Laranjeiras die Polen und in Rio Oratorio die Letten. Bei den Deutschen in Rio Novo und bei den Letten in Oratorio wurde Gottesdienst gehalten. Dann wurden auch die Staatskolonien Cresciuma und Cocal besucht. Auch hier waren nach Ueber­ windung großer Anfangsschwierigkeiten die Zustände durchaus zufrieden­ stellend. In Tubarao wurde eine Gemeinde gegründet. Während die nördlicheren Kolonien weiter von Santa Isabel besucht wurden, blieben Cresciuma und Cocal sich selbst überlassen. Sie wandten sich 1901 an Pfarrer Lechler in Tres Forquilhas mit der Bitte um einen Besuch. Dieser schildert den überaus günstigen Eindruck, den die Deutschrussen auf ihn machten"). „Bei manchem wurde ich lebhaft an die schwäbischen »Stunden­ halter' erinnert, eine schöne, ich möchte sagen, eine heilige Erinnerung . . ." Im Jahre 1902 wurde P. Buchli von der Riograndenser Synode nach Cresciuma geschickt. Die Hauptgemeinde hatte 40 Familien, in weiterem Um­ kreise (bis 100 km) wohnten weitere 100. Es wird zunächst der Bau eines Pfarrhauses geplant. Aber die Gemeinde war dazu nicht imstande, so daß 1904 der Pfarrsitz nach Orleans do Sul verlegt wurde"). Bon hier aus kann die Gemeinde besser bedient werden. An Gehalt werden von den 10 Gemeinden etwa 1000 Milreis einschließlich Sporteln aufgebracht. Die Gottesdienste sind überall gut besucht. Der Gustav-Adolf-Verein bewilligte zum Ankauf eines Pfarrhauses 2000 Mark"). In Cresciuma und Campinas beginnt die Gemeinde abzu­ bröckeln. Die letztere Gemeinde wollte überhaupt keinen Gottesdienst mehr. Um dem Pfarrer überhaupt die Existenz zu ermöglichen, sandte die Evan­ gelische Gesellschaft 1000 Mark. Im Jahre 1905 ging P. Buchli nach Paraiso und P. Schwab übernahm Orleans do Sul. Er kann wenig Erfreuliches berichten"). In der Hauptgemeinde besteht ein alter Streit. In einer Nebengemeinde bedrohen Adventisten und Baptisten den Bestand überhaupt. In Cresciuma beträgt die Zahl der Mitglieder noch 20. Ueberall herrscht eine große Gleich­ gültigkeit kirchlichen Dingen gegenüber. Noch schwieriger wurden die Verhält­ nisse durch die Dürre und die Heuschreckenplage des Jahres 1907. Im folgenden Jahr sind in wenigen Wochen vier Mordtaten geschehen, ohne daß die Polizei einschritt. Das Pfarrhaus wird baufällig, der Regen »>) ") ••) ") '-)

anfteMer 1891, Ansiedler 1901, Dass., 1903, S. Dass., 1904, ®. Ansiedler 1907,

S. 86 ff. ®. 53. 78; 1904, S. 75. 36. S. 37, ®. 79.

strömt zu allen Fugen hinein"). Die Schule in der Hauptgemeinde hat sich durch einen guten Lehrer etwas gehoben, sie hat 23 Kinder. Dieser erhält von der deutschen Regierung 300 Mark jährlich. Auch am Rio Novo hat die Schule einen Aufschwung genommen. Der Bau der Kapelle wurde wegen Streitig­ keiten eingestellt. Bedeutend besser steht es in den Nordfilialen. Die sechs Familienväter in Braco do Norte haben einen Kapellenbau unternommen. In Rio Fortuna war der Gottesdienstbesuch gut. Am unteren Capivary wurde die Kapelle bau­ fällig; der Kirchenvorsteher arbeitete mit seinen vier erwachsenen Söhnen 30 Tage an der Reparatur und gab aus seiner Tasche noch 120 Milreis für Baumaterial. Die Südfiliale Cresciuma geht durch Spaltung und Trunksucht immer weiter zurück. Im Jahre 1908 mutzten von Santa Isabel folgende Gemeinden über­ nommen werden: Sao Joao, Rio Sete, Capivary-Nordplatz und Rio do Poncho — mit zusammen 40—50 Familien. Im Jahre 1911 schreibt P. Schwab"): „Dieser ganze Süden wird wohl für das protestantische Deutschtum verlorengehen. Seit zwei Jahren dringen die Italiener mit Macht in dieses Gebiet ein und suchen die Deutschen heraus­ zukaufen." — „Im Norden suchen die Jesuiten und Kapuziner mit allen Mitteln die protestantischen Schulen zugrunde zu richten. Eines Tages, als ich auf meiner Filialreise nach der kleinen Gemeinde am Rio Sao Joao kam, war gerade auch einer der Herren Patres anwesend. Kaum hatte ich mit meinem Gottesdienst begonnen, stellte sich der genannte Herr in der Nähe unserer Kapelle auf und machte während der ganzen Zeit des Gottesdienstes Schietzübungen mit einem Karabiner. ... In eben derselben Kolonie ritt oben­ genannter Geistlicher von Haus zu Haus und weihte dieselben, damit die Protestanten, welche darin verkehrten, das Glück nicht vom Hause wegnähmen." Es wurde beschlossen, den Pfarrsitz nach Quadro Braco do Norte zu verlegen. 1913 kann P. Schwab 50 Milreis zur Jubiläumssammlung der Evan­ gelischen Gesellschaft schicken. Noch einige Jahre nach dem Kriege hat P. Schwab in diesem Bezirk ausgehalten. Nach seinem Fortgänge wurde dieser nicht mehr besetzt.

c) Das Gebiet des Jtajahy Blumenau

Bon Süden nach Norden fortschreitend kommen wir zunächst an das Koloniezentrum Blumenau, neben Sao Leopolds Wohl das bekannteste. Ueber Blumenau gibt es eine reiche Literatur, von der hier nur das dreibändige Werk von Jose Decke genannt sei"). Soweit nicht besonders angegeben, sind die folgenden Angaben diesem Buche entnommen. ") Dars., 1908, S. 5Z. »’) Dass., 1911, S. 216. ’*) 2oss Decke, Das Munl-tp Blumenau und seine Entwicklungsgeschichte.

Die Kolonie Blumenau wurde am 2. September 1850 von Dr. Hermann Blumenau gegründet. Er war 1819 zu Hasselfelde in Braunschweig geboren als Sohn des Forstrates Karl Friedrich Blumenau. Seine Schulbildung erhielt er auf dem Gymnasium in Braunschweig. Später trat er in Erfurt als Lehrling in eine Apotheke ein, studierte dann Naturwissenschaften und kam im Auftrage einer Kolonisationsgesellschaft nach Südamerika. Er beschloß, sich in Santa Catharina niederzulassen und erwarb mit Ferdinand Hackradt zusammen einen größeren Komplex Landes. Er hatte ursprünglich den Landerwerb für den „Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Südbrasilien" (Hamburg) vornehmen wollen. Da dieser jedoch 1848 aufgelöst war, so wurde ein Distrikt am Jtajahy ihm per­ sönlich auf Grund des Gesetzes Nr. 49 vom Jahre 1836 bewilligt").

Nach den Bestimmungen des Gesetzes Nr. 49 hätte Dr. Blumenau das Land im Verlauf von zwei Jahren abgrenzen müssen, doch kam er in dieser Zeit nicht dazu, auch hatte er wohl schon von vornherein nicht dazu die Absicht gehabt. Er wollte sich mit der Konzession das Land fürs erste nur sichern, um dann von der Regierung weitere Zugeständnisse zu bekommen. Er ging dann erst nach Deutschland, um Kolonisten zu werben, und bei seiner Rückkunft richtete er im Juli 1850 eine Eingabe an die kaiserliche Regierung in Rio, welche im Urtext, von Dr. Blumenau, welcher schon zu jener Zeit die portu­ giesische Sprache vollkommen beherrschte, selber geschrieben, noch vorliegt. Es ist dies ein sehr interessantes Dokument, und wir wollen hier das Hauptsäch­ lichste daraus anführen.

In erster Reihe legte Dr. Blumenau darin klar, wann und wie er die Konzession bekommen habe und erklärt, daß er bisher nicht imstande gewesen sei, das Land abzumessen, da er ja in Deutschland mit der Propaganda für die Auswanderung nach Brasilien beschäftigt war. Der Umstand, daß er noch keinen definitiven Besitztitel über das Land bekommen habe, sei ihm bei der Anwerbung von Einwanderern sehr hinderlich gewesen, denn nachdem in Texas und auch in anderen Ländern die Kolonisten von Landschwindlern betrogen worden seien, verlangten die Auswanderer immer erst sichere Landpapiere zu sehen, ehe sie sich anwerben ließen. So habe er in Deutschland z. B. schon 250 preußische Kolonisten engagiert gehabt, welche ihm aus diesem Grunde aber wieder untreu geworden seien, um dann mit den chilenischen Agenten Kindermann und Philippi nach Chile zu gehen. — Deshalb ersuche er, den Präsidenten von Santa Catharina anzuweisen, ihm den definitiven Titel sofort auszuliefern unter Verlängerung der Frist, innerhalb welcher das Land ver­ messen werden sollte, um weitere zwei Jahre. Auch die Art und Weise der Grundstückverteiluflg an die Kolonisten, wie sie das Gesetz Nr. 49 vorschrieb, beanstandete er, da das Gelände in der Beschaffenheit doch sehr verschieden sei und durch die gleichmäßige Flächenverteilung die Kolonisten geradezu ungleich behandelt würden. Deshalb verlangte er für sich das Recht, die Parzellen für ••) Der Urwaldbote 1929, Nr. 40a. Jost Decke.

Dokumente zur deutschen Kolonisation in Santa Catharina von

die Kolonisten so einzuteilen, wie er es für richtig befand, wobei er nur fest­ gesetzt haben wollte, daß ein Grundstück nicht größer als 200 000 Quadrat­ brassen (400 Morgen) sein dürfte. — Des weiteren betont Dr. Blumenau in der Eingabe, daß er nicht etwa als Abenteurer oder Projektemacher ins Land gekommen sei, er könne vielmehr in seinem alten Baterlande auf eine ehren­ volle Vergangenheit zurückblicken, und auch hier in Brasilien erfreue er sich eines guten Rufes. Er beschäftige sich seit vier Jahren hier und in Deutschland ausschließlich mit Kolonisationsangelegenheiten, und er habe sich der Sache mit ganzer Seele hingegeben, habe Zeit und Geld darangesetzt, ohne bisher von der kaiserlichen Regierung auch nur die kleinste Vergünstigung dafür erhalten zu haben, während andere, die denselben Zweck im Auge hatten, zuerst immer Geld und Ländereien von der Regierung verlangten und dann gewöhnlich, trotz weitgehender Unterstützung seitens derselben, alles wieder liegen ließen. — Weiter sagt er, daß er seine Angaben alle durch Briefe und durch Eingaben bei der, brasilianischen Regierung sowohl als auch bei der preußischen beweisen könne, auch sei ja bekannt, daß er der Vertreter des Hamburger Vereins gewesen, welcher 1846 gegründet und 1848 wieder eingegangen sei, und zum Schluß führt er noch zum Beweis des von ihm Gesagten zwei Propaganda­ schriften an, die er 1846 und 1848 in Deutschland veröffentlichte. Er sagt, daß er die ehrliche Absicht habe, Brasilien mit seiner Kolonisation nützlich zu sein, aber es sei ihm jetzt nicht möglich, seine Arbeit ohne irgendwelche Garantien von feiten der Regierung fortzusetzen, denn er gehe dabei seiner Mittel ver­ lustig und könne in Not und Elend geraten, während vielleicht andere die Früchte seiner Mühen und Geldopfer ernten würden. Aus diesen Gründen verlangt er, wie schon vorher erwähnt, den definitiven Besitztitel über die Ländereien — und da seine Mittel bis dahin ziemlich erschöpft waren, auf Einnahmen aber vor Ablauf von fünf Jahren mindestens nicht zu rechnen war, so erbittet er weiter ein Darlehen von 10 000 Dollar von der kaiser­ lichen Regierung zu dem Zinsfuß von nicht mehr als 5 Prozent mit der Rück­ zahlungsfrist von 10 Jahren. — Weiter schlägt Dr. Blumenau die Heraus­ gabe eines Jnformationswerkes über Brasilien vor, da dies Kaiserreich in Deutschland, zum Teil selbst bei den gebildeten Leuten, noch eine Terra incognito sei. Er, Dr. Blumenau, habe ja schon versucht, in diesem Jahre (1850) in einer kleinen Denkschrift die hauptsächlichste Lücke auszufüllen, aber das genüge natürlich nicht. Es sei nötig, nach der Art der Amerikaner und Eng­ länder ein erschöpfendes Werk über alle Verhältnisse in Brasilien zusammen­ zustellen; außerdem müßte von Zeit zu Zeit in den deutschen Zeitungen von den Fortschritten in Brasilien berichtet werden. Er habe schon viel Material für ein größeres Werk beisammen, doch fehle ihm noch viel, und er könne es sich dort in der entlegenen Provinz Santa Catharina schwer beschaffen, wes­ halb er die Regierungsstellen ersuche, ihm die Rechenschaftsberichte der Mini­ sterien und der Provinzen Rio, Minas, Sao Paulo, Santa Catharina und Rio Grande (Parana gab es damals noch nicht) nebst den zugehörigen Gesetzen und Verordnungen zugehen zu lassen; dem Werke sollte auch eine Karte von Südbrasilien beigegeben werden. — Zum Schluß der Eingabe kommt

Dr. Blumenau auf die Jndianergefahr und deren notwendige Abstellung zu sprechen. Der gegenwärtige Zustand, bei welchem in jedem Jahre die Buger Ueberfälle auf die Landbevölkerung ausführten, wobei es immer Tote und Ver­ wundete gebe, sei der Kolonisation äußerst hinderlich, und der Schutz, den die von der Regierung eingestellten Waldsoldaten der Bevölkerung böten, sei sehr gering. Denn diese Truppe bestehe hauptsächlich nur aus Faulenzern und Säufern, welche sogar zu faul seien, Wildbret für ihre eigene Küche zu besorgen und lieber von gekauftem Carne secca lebten. Deshalb beantragt Dr. Blumenau eine radikale Reform des Schutzdienstes bzw. der Schutztruppe, und schlägt weiter vor, daß den Kolonisten Feuerwaffen zur Selbstverteidigung geliefert werden sollten, wie dies ja auch schon 1815 bis 1822 mit den Kolonisten in Espirito Santo und Bahia in dem Kampfe gegen die Botokuden geschehen sei.

Diese Eingabe war, wie die Geschichte ja dann gezeigt hat, wenigstens zum größten Teil von Erfolg, und Dr. Blumenau erhielt sogar das erbetene Darlehn von zehn Contos. Er kam freilich trotzdem in große Not und hätte ungeachtet der weiteren Unterstützungen von feiten der kaiserlichen Regierung das Unternehmen kaum halten können, wenn es ihm nicht 1860 gelungen wäre, die Regierung zur Uebernahme der Kolonie auf ihre Rechnung zu bewegen. In der Geschichtsschreibung über die Gründung der Kolonie Blumenau war man besonders des Anfangs verschiedentlich über die Absichten Dr. Blumenaus int Zweifel. Man wußte, daß er bis 1852 nur in der Art eines landwirtschaftlichen Großbetriebes gearbeitet und die ersten Kolonisten bis da­ hin nur als seine Lohnarbeiter betrachtet hatte, und in seinen eigenen Berichten gibt er auch immer an, daß er die Siedlung als Kolonie erst 1852 gründete. Es war also ganz erklärlich, wenn man annahm, er habe zuerst überhaupt nur an einen Großbetrieb gedacht. Durch die vorher erwähnten Dokumente kommt aber nun Licht in die Angelegenheit, indem man jetzt weiß, daß Dr. Blumenau durch seine Landkonzession dem Gesetz Nr. 49 von 1836 unterworfen war. Nach diesem Gesetz nämlich konnte jeder, der es wollte, kolonisieren. Er bekam von der Regierung einen Landkomplex bewilligt, den er abmessen und kolonisieren mußte. Jedem Kolonisten war eine im Gesetz vorgeschriebene Landparzelle zuzuteilen, für welche er an den Unternehmer den ausgemachten Preis zu zahlen hatte. War auf diese Art ein Kolonist richtig seßhaft geworden, dann stellte ihm die Regierung auf Ansuchen des Unter­ nehmers einen Besitztitel aus, während gleichzeitig der Unternehmer ein gleich großes Stück Land als definitiven Besitz angewiesen bekam. Auf diese Art mußten sich dann, man könnte sagen, „Fazenda-Kolonien" bilden; das wären also Siedlungen gewesen, in welchen immer eine Anzahl Kleinkolonisten um einen größeren Gutsbesitzer herumsaßen. Dr. Blumenau hatte sich also jeden­ falls die Sache auch so gedacht, doch geht ja aus seinem eben beschriebenen Gesuch hervor, daß er schon 1850 Sonderbedingungen für sich beanspruchte und auch erhielt. Als er 1852 die ersten Grundstücke verkaufte, hatte er jeden­ falls mit dem Gesetz Nr. 49 nichts mehr zu tun, denn er besaß da schon den definitiven Titel über seine Ländereien und konnte damit machen, was er wollte.

Die Hauptbestimmungen des mit der Regierung geschlossenen Kontraktes sind folgende"): „Die Regierung streckt den Betrag von 85 000 Milreis vor, welche binnen 7 Jahren auszuzahlen sind, gewährt für dieselbe Zeit den Gebalt eines evangelischen Predigers mit 800 Milreis jährlich, ferner 10000 Milreis zum Ankauf von Ländereien am Seehafen des Flusses und Errichtung einer Landungsbrücke auf demselben und einen Zuschuß von 32 000 Milreis zu den Kosten eines Weges vom Jtajahh tale direkt auf das Hochland, welche vom vierten Jahre an jährlich mit 8000 Milreis zu zahlen sind. Sie gesteht mir und meinen Ansiedlern zum Minimalpreise das Vorkaufsrecht auf etwa die Hälfte der Ländereien zu, welche diesen Weg begrenzen, und dieselben Befremnaen und Begünsti­ gungen auf 10 Jahre, welche am 15. Mai 1850 der Kolonie Dona Francisca gewährt wurden und wodurch den Auswanderern, welche sich nach der Kolonie Blumenau wenden, in Zukunft direkte Fahrt und Ausschiffung an der Mündung des Jtajahyflusses, die freie Einfuhr ihres Gepäcks und Gerätes ..., der Erlaß desselben Zehnten beim Verkauf der Ländereien, der Abgabe vom Ankauf und Halten von Küstenschiffen und verschiedene geringfügigere Begünstigungen, dem Unternehmer außerdem die freie Einfuhr einiger der ersten Bedürfnisse für die Arbeiter der Kolonie gesichert werden. „Der Unternehmer hat seine Kolonie im Allgemeinen auf den höchstmöglichsten Grad des Gedeihens zu bringen, und zu diesem Behufe in den ersten fünf Jahren des Vertrags mindestens 1600, in den folgenden fünf Jahren 2400 Auswanderer aus Europa oder den Vereinigten Staaten an den Jtajahh einzuführen, sowie die übrigen, in seinem ein­ gereichten und im Generallandamte aufbewahrten Entwurf enthaltenen Vorschläge und Maßregeln ins Werk zu sehen. Es gehört dahin in kürzester Frist der Bau eines gottes­ dienstlichen Gebäudes, der Wohnung eines evangelischen Predigers und eines geräumigen Schulhauses mit Lehrerwohnung verbunden; der Bau von zwei weiteren Schulen und Lehrerwohnungen in 3 und 5 Jahren und Anstellung und Besoldung von zwei weiteren Lehrern in derselben Frist oder früher; die Errichtuim von Aufnahmehäusern am Hafen des Jtajahh, in der jetzigen Kolonie und den auf der Straße nach dem Hochland weiter zu bildenden Kolonien oder Einwandererknotenpunkten, um den Anlangenden für die erste Zeit ihres Aufenthaltes freies Obdach zu gewähren; der bessere Ausbau und die Er­ haltung der von der Kolonie nach der See führenden Straße, sowie die Eröffnung von Wegen und Bau von Brücken im Innern der Kolonie, dem eingereichten Voranschläge gemäß; weiter der Bau eines landesüblichen Weges auf das Hochland nach vorheriger Genehmigung der Richtung von feiten der Regierung, und längs derselben von etwa 4 zu 4 Meilen die Errichtung von Koloniepunkten und Obdachschuppen für Reisende; die Er­ richtung einer Pflanzen- und Obstschule und ihre allmähliche Ausbildung zu einem Ver­ suchs- und Culturgarten; endlich das Vorrätighalten einer genügenden Anzahl von Grundstücken für eine größere Einwanderung sowie die anderweitige zweckmäßige innere Leitung des Unternehmens, welche dem durch die erworbene praktische Erfahrung geleiteten Ermessen seines Urhebers überlassen bleibt." Für Vorschüsse, die ihm gewährt werden, haftet sein gesamtes Eigentum, und be­ sonders sein Gut am Bache La Velha in der Kolonie mit hypothekarischer Pfändung; jedoch ist er nicht behindert, den Einwanderern Ländereien als ihr Eigentum abzugeben, und bleibt ihnen dies als unantastbar gewährleistet, wie auch immer jener seinen Ver­ pflichtungen gegen die Regierung Nachkommen möge. Durch Brechen oder Nichterfüllen von irgendeiner derselben verfällt er in eine Strafe von 4000 Milreis, und es kann selbst der Vertrag aufgehoben werden, wenn durch seinen Tod oder irgendeinen anderen Grund das Unternehmen nicht sollte fortgesetzt werden können........ Die Tilgung der erhaltenen Vorschüsse und die Rückzahlung des früher von der kaiserlichen Regierung gewährten Darlehens soll endlich in der Weise geschehen, daß ihm für die Einführung und An­ siedlung eines jeden Kolonisten am Jtajahh, für solche von 5—10 Jahren je 20, für dieieniaen von 10—45 aber je dreißig Milreis vergütet werden. Sind nach Ablauf der festgesetzten 10 Jahre nicht so viel Einwanderer angelangt als genügen, um die Schuld zu tilgen, so ist eine weitere Frist von 2 Jahren zur Vervollständigung gelassen, während welcher jedoch der noch geschuldete Rest zu verzinsen ist."

Im September des Jahres 1850 begann das Werk mit 17 Personen. Unglücksfälle und Verluste erschwerten den Anfang. Nur acht Personen wan­ derten im Jahre 1851 ein. Das folgende Jahr brachte eine kleine Besserung 40) Blumenau, Die deutsche Kolonie Bl., S. 27 ff.

durch die Ankunft von 110 Kolonisten, die gleichfalls freies Land erhielten und nur eine kleine Summe für die Vermessung und eine Abgabe an die Kolonie­ kasse zu entrichten hatten. Später mußten die Kolonisten das Land bezahlen. Vorschüsse und Beihilfen konnten nur selten gegeben werden. Auch in den kommenden Jahren stieg die Einwandererzahl nicht wesentlich (1853: 28 Per­ sonen, 1854: 146 Personen), so daß Ende 1854 erst 309 Einwanderer vor­ handen waren, und zwar 303 Evangelische und 6 Katholiken. Die Kolonie zählte damals 40 feste und 6 begonnene Feuerstätten, so daß also 46 Familien dort waren. Ferner waren vorhanden 1 Kaufladen, 2 Zuckermühlen, 2 Schnaps­ brennereien, 1 Mandiokamühle und 2 Wassermühlen. Ein Arzt und Apotheker wohnten in der Nähe der Kolonie. Ein deutscher Lehrer erteilte den Kindern Unterricht und war angewiesen, falls nicht alle Kinder dem evangelischen Glaubensbekenntnis angehörten, den Religionsunterricht „auf die Unter­ weisung in den allen Religionsgemeinschaften gemeinsamen allgemeinen Grundwahrheiten und der Moral des Christentums zu beschränken""). Die Art der Aufteilung des Landes unterscheidet sich wesentlich von der aller anderen Kolonien. Waren bisher die Kolonielose gleich oder doch an­ nähernd gleich groß vermessen, so brach Blumenau völlig mit dieser Uebung. Er unterscheidet kleinere Grundstücke von 5—30 Morgen für Handwerker und Tagelöhner und größere von 80—100 Morgen für Ansiedler mit genügendem Kapital. Der Preis beträgt je nach der Güte des Landes und nach der Lage Va—2 Milreis im Innern und 2—5'/r Milreis am Ufer des Jtajahy pro Morgen Landkauf zu Spekulationszwecken ist nicht gestattet. Unverheirateten Männern wird in der Regel kein Land verkauft, allenfalls dann, wenn sie nach Bezahlung ein reines Kapital von 250—400 Milreis nachweisen, um Arbeiter mieten zu können. Bisweilen ist in besonderen Fällen ein Kredit bis zu drei Jahren gewährt worden. Alle Kolonisten sollten, so plante es Blumenau, zu einem Kolonieverband zusammengeschlossen werden, der durch den Kolonierat dem Unternehmer gegenüber vertreten ist. Der Kolonierat wird durch die stimmberechtigten Mit­ glieder gewählt, d. h. alle, die 10 Morgen mit Haus auf dem Lande oder 1 Morgen mit Haus im Stadtgebiet besitzen. Er besteht anfangs aus 3 Mit­ gliedern, bis die Kolonie 150 Feuerstellen erreicht hat. Später wird er distrikt­ weise vergrößert. Die Amtszeit beträgt zwei Jahre, Wiederwahl ist gestattet. Er hat das Recht der Besteuerung für bestimmte Koloniezwecke, empfängt und verwaltet das allgemeine Einkommen und legt dem Kolonieverbande jährlich Rechnung ab. Ferner sorgt er für Ruhe und Eintracht und unterstützt den Unternehmer bei allen Maßnahmen zum Wohle der Kolonie. An Abgaben sind zu entrichten von je 100 Morgen 2 Milreis jährlich, im Stadtgebiet pro Feuerstelle 1 Milreis. Außerdem gibt der Unternehmer bis zu seinem Tode — vorläufig bis 1856 — 5 Prozent von dem durch Landverkauf eingegangenen Betrage an die Koloniekasse. Von diesem Einkommen sind 5 Prozent zur För­ derung der Geistesbildung (Bücherbeschaffung), 15 Prozent für Kulturversuche und 80 Prozent für alle übrigen Gemeindezwecke anzuwenden. Für die Kirchen41) Blumenau, Die deutsche Kolonie Bl., S. 3.

und Schulangelegenheiten sorgt ein Ausschuß von fünf Personen, der auf die­ selbe Weise gewählt wird wie der Kolonierat. Jedes evangelische Mitglied muß die hierfür geforderten Beiträge entrichten. Sämtliche an Einwanderer abgegebenen Ländereien unterliegen folgenden Bedingungen: Nach erfolgter Ueberweisung ist jedes Grundstück sofort durch Beginnen der Arbeiten tatsächlich in Besitz zu nehmen und binnen 4 Monaten eine Wohnung darauf zu er­ richten. Ist diese nicht binnen 6 Monaten bezogen, so ist alles Anrecht auf das Grundstück verloren und dieses verfallen. Ein Grundstück darf von seinem ersten Eigentümer erst verkauft werden, wenn er es 8 Monate ständig bewohnt hat. Geschieht es früher, so ist der Verkauf null und nichtig und das Grundstück fällt an den Unternehmer zurück. Jedes Grundstück muß 10 Jahre lang vom Besitzer oder verheirateten Stellvertreter bewohnt und bewirtschaftet werden; geschieht es nicht, so wird es meistbietend zugunsten der Kolonie- und Kirchenkasse verkauft.

Das Koloniestatut legt Zeugnis davon ab, mit welcher Gewissenhaftigkeit und Rechtlichkeit Dr. Blumenau um das Gelingen des Unternehmens sich bemühte. Mehr als 3‘/2 Jahrzehnte hat er seiner Gründung vorgestanden und mit nie ermüdendem Fleiß gearbeitet. Tschudi besuchte die Kolonie 1861 und sagt von Blumenau"): „Mit ruhigem Selbstbewußtsein erfüllter Pflicht konnte Dr. Blumenau auf seine Schöpfung blicken und jederzeit mit freier Stirn den schmutzigen und perfiden Angriffen entgegentreten, die bald gegen seine Person, bald gegen sein Unternehmen gerichtet wurden. Er mag in manchen administrativen Fehler verfallen sein, manchen unabsichtlichen Miß­ griff begangen haben, stets war sein Wille und sein Streben ebenso redlich als uneigennützig. Es mag ihm die Ueberzeugung, daß die von ihm gegründete und geleitete Kolonie die bestorganisierte Ackerbaukolonie Brasiliens ist, die­ jenige, die sich heute in dem blühendsten Zustand befindet, Befriedigung und Beruhigung gewähren." Nachdem die schweren Anfangsjahre überwunden waren, stieg die Bevöl­ kerung schnell. Ein Bild der Einwanderung gibt folgende Statistik"): 1850 1851 1852 1853 1854 1855

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... 17 Personen ... 8 Personen . . . 110 Personen ... 28 Personen . . . 139 Personen ... 34 Personen

1856 1857 1858 1859 1860

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. . . . .

. . . 289 Personen . . . 198 Personen . . . 77 Personen ... 29 Personen . . . 91 Personen

Die Kolonisten fanden ihr gutes Fortkommen und fühlten sich wohl in ihrer neuen Heimat. Ein Brief von einem Kolonisten Friedrich Möller aus Mecklenburg berichtet"): „Ich lebe hier frei und zufrieden und habe nur den einzigsten Wunsch, daß meine Brüder und Schwestern mir recht bald nach­ folgen möchten; hier bin ich ein freier Mann, drüben war ich ein Knecht und Sklave, der sich für andere Leute plagen mußte." ") Lange, S. 148 ff. ") Deeke, S. 34. Ein Verzeichnis sämtlicher Bewohner findet sich in der Allg. Ausw.-Ztg. 1958, Nr. 38 (4 Spalten). ") Hamb. Ztg. f. AuSW. u. Kolonis.-Angcl. 1857, Nr. 48. Bries vom 6. September 1857.

Bon dem Fortschritt der Kolonie schreibt auch Pastor Hesse, der folgende Statistik aus dem Bericht Blumenaus an die kaiserliche brasilianische Regie­ rung beifügt"): Bevölkerung (Seelenzahl) . . . Feuerstätten ............................. Gasthäuser................................ Getreidemühlen ....................... Schneidemühlen...................... Mandiokamehl-Fabriken . . . . Zuckerfabriken.......................... Brennereien ............................. Bäckereien ................................ Töpfereien ................................ Ziegelbrennereien ................... Schmiede................................... Stellmacher................................ Bierbrauer................................ Essigfabrik ................................ Stückzahl des Rindviehs . . . . Stückzahl der Pferde................ Stückzahl der Schweine . . . .

1856

1857

1858

468 94 1 2 2 5 5 3 1

609 152 3 2 1 8 8 4 3

1 2 — 1 1 76 11 134

1 2 — 1 1 125 13 434

679 169 3 3 1 11 18 14 2 1 1 2 1 1 1 185 31 745

Ein Bericht Dr. Blumenaus aus dem Jahre 1857") sagt von allgemeinem Fortschritt. Der Anbau des Zuckerrohres dehne sich immer weiter aus; Tabak werde wenig angebaut, weil man die Behandlung der Blätter nicht kenne, Kartoffeln seien meist mißraten, an ihre Stelle seien Aipim, Cara, Taha und Bataten getreten. Die europäischen Gemüse gedeihen gut. Der Maisbau dehne sich immer weiter aus, und Mandioka werde in steigendem Maße zur Erzeugung und Ausfuhr von Farinha angebaut. Auch Versuche im Anbau von Luzerne und Vergreis seien angestellt. Der bremische Generalkonsul Stockmeyer in Rio de Janeiro faßt sein Urteil über die Kolonie Blumenau im Bericht vom 20. April 1861 in folgende Punkte zusammen"): „Das Resultat meiner dortigen Beobachtungen ist: 1. Daß das Land ein fruchtbares zu sein scheint... 2. daß das Klima den deutschen Einwanderern vollkommen zusagt; 3. daß die dortige Bewohnerschaft (etwa 800 Seelen) aus durchgängig arbeitsamen und gesitteten Leuten besteht. Von Landstreichern, Tagedieben und dergl. ist dort keine Spur zu treffen. Wenn jemals ein solcher dorthin kommen sollte, so wird er sich nach meiner Meinung in wenigen Tagen wieder entfernen, da er keine für ihn passende Ge­ sellschaft vorfindet und von Schänken und ähnlichen Instituten in Blumenau glücklicher­ weise noch nichts anzutreffen ist;

4. daß Dr. Blumenau in jeder Beziehung für die Kolonisten auf das Väterlichste und Ausgehendste sorgt, sei es durch Einführung der besten Rassen von Haustieren, von Nutz- und Zierpflanzen und dergl., sei es mit seinem auf lange Erfahrung gegründeten “) Allg. Ausw.-Ztg. 1859, Nr. 40, S. 159. ") Hamb. Zig. f. Ausw. u. Kolonls.-Angel. 1857, Nr. 21. 47) Bremer Staatsarchiv C. 12 b, 2 g.

Rat, sei es mit seinen ärztlichen Kenntnissen, kurzum auf jede denkbare Weise. Mir ist bei meinen vielen Wanderungen durch die Kolonie keine Klage über ihn zu Ohren ge­ kommen, im Gegenteil nur lobende und anerkennende Worte, und glaube ich der Kolonie eine schöne Zukunft versprechen zu dürfen."

Bon einem merkwürdigen Mangel der neuen Kolonie schreibt das Gedenk­ buchs): Die Zahl der weiblichen Personen verhielt sich zu der der männlichen wie 1:10. Deswegen seien die Junggesellen den ankommenden Schiffen mit gemieteten Fahrzeugen entgegengefahren und hätten die vorher nach der Schiffsliste mit Hllfe des Loses verteilten unverheirateten Frauen sich als Ehe­ frauen geholt. Die Bürgschaft für die Wahrheit dieser Nachricht muß ich dem Gedenkbuch überlassen").

Am 30. Januar 1860 ging die Kolonie Blumenau an die Kaiserliche Negierung über. Dr. Blumenau blieb als Koloniedirektor. Die Kolonie hatte damals eine Bevölkerung von 947 Seelen. Mit wenigen Ausnahmen waren alle protestantische Deutsche. Das Kolonisationswerk ging nun schneller voran: 1873 waren 1482 Familien mit 7156 Einwohnern ansässig. Es gab 20 deutsche Privatschulen und zwei Regierungsschulen, in welchen aber gleichfalls deutsch unterrichtet wurde").

Als erster evangelischer Geistlicher kam am 30. Juli 1857 P. Hesse. Er wurde von der Regierung besoldet und gründete am 23. August 1857 eine Kirchengemeinde. Ueber die Kolonie berichtet et51) (1877): „In Blumenau ist kein Land Deutschlands unvertreten; in der evangelischen Ge­ meinde gibt es Ost- und Westpreußen, Pommern, Mecklenburger, Schleswig-Holsteiner, Oldenburger, Holländer, Rheinländer, Badenser Bayern, Böhmen und Schwerzer. Die preußischen Provinzen habe ich nicht alle aufgeführt, doch sind sie alle vertreten. Mein Konsirmandenregister zeigt eine gar seltene Zusammenstellung von Geburtsorten: Berlin und Bern, Kopenhagen, Insel Pellworm und Lausanne. Am stärksten sind die Pommern vertreten, und trotz aller Roheiten sind sie mir die liebsten Pfarrkinder. Am unkirchlich' ften, von unverstandenen sozialistischen Phrasen angefressen, sind die hiesigen Kolonisten aus dem Königreich Sachsen, fast alle aus den Fabrikgegenden von Chemnitz usw. Als Kolonisten sind sie fast ganz unbrauchbar und entwickeln sich, soweit sie nicht Fleiß genug zu einer Profession besitzen, gewöhnlich zu homöopathischen Heilpfuschern, Vendeiros (Kaufleuten) und Privatlehrern. Ausnahmen gibt es ja freilich überall." „In diesem Jahr haben wir das 25jährige Bestehen der Kolonie gefeiert und die neue, sehr freundliche evangelische Kirche eingeweiht, welche auf Kosten der Regierung erbaut ist. Im Jahre 1876 hatte ich in der Gemeinde 303 Taufen und 59 Todesfälle (Selbstmord 2, ertrunken 1). Getraut wurden 71 Paare, ein fünfjähriger Durchschnitt gibt nur 50,6. An Konfirmanden habe ich jährlich 150—160. Dieselben werden Ostern und Michaelis konfirmiert. Mit den Katholiken lebten wir bisher friedlich. Erst seit einigen Monaten tritt auch bei uns der Jesuitismus in abschreckendster Gestalt in der Person oes P. Jakobs auf, der in jeder Art wühlt, um Unfrieden zu stiften, aber selbst von dem vernünftigeren Teil seiner Gemeinde perhorresziert wird." „Seelenzahl 10 702, Evangelische 7179, Katholiken 3523. Bodenbeschaffenheit: Hügel­ land mit mehr oder weniger breiten Tälern am Jtajahy und dessen zahlreichen Zustüssen (von Osten anaefangen: Gaspar, Reale, Belchior, Garcia, Eneano, Warnow, Ilse, Neisse; links Mulde, Jtoupava, Rio de Testo, Beneditto, Rio dos Cedros usw.). Zwei Fünftel sehr gutes Land, zu den meisten Kulturen geeignet, zwei Fünftel mittlerer Beschaffenheit, doch noch gut lohnende Erträge gebend, ein Fünftel mehr oder weniger steil, schlechte Weide, Sumpf, Fels." ") ") t0) •i)

S. 48. Deeke, S. 64, berichtet baS gleiche. Gcdenkbuch, S. 42. 7. Bericht des (Somit* 1878, S. 60.

P. Hesse bediente bis zu seinem Tode (1879) das große Koloniegebiet, zu dem anfangs auch die Kolonie Brusque gehörte, die 1864 in P. Sandreczki einen eigenen Geistlichen erhielt. Dieser siedelte 1879 nach Blumenau über und verwaltete bis 1889 das Pfarramt auch für Brusque mit. Im Jahre 1887 schreibt G. Stutzer über die kirchlichen Verhältnisse in Blumenau^): „Ueber zwei Drittel aller Eingewanderten gehören der evan­ gelischen Kirche an. Sie umfaßt im Jtajahytale 12 000 Seelen. ... Die Kirche am Stadtplatz Blumenau ist für 60 000 Mark auf Staatskosten erbaut. Hübsche massive Kirchen gibt es außerdem in Jndayal, Carijos, Pommerode (mit 600 Sitzplätzen) und Alto Rio do Testo; leichtere kirchliche Bauwerke in Badenfurt und an der Jtoupava. An anderen Stellen, z. B. an der Warnow, Ilse, Tatutiba, Pommerode-Tiefe, Timbo, Rega) wird Gottesdienst in den Schulen gehalten. Alle diese Kirchen und Kapellen wie auch das hübsche Pfarr­ haus in Badenfurt verdanken ihre Entstehung, ihren Schmuck und ihre Unter­ haltung dem opferwilligen Sinne der Evangelischen. Dem Konfirmanden­ unterricht liegt der lutherische Katechismus zugrunde. Die Schule läßt viel zu wünschen übrig. Am Stadtplatz besteht eine Regierungsschule für Knaben und eine für Mädchen in wohleingerichteten Häusern mit anständig besoldeten Lehrern und Lehrerinnen. Der Unterricht erfolgt in deutscher Sprache, doch ist die Unterweisung zur Erlernung der portugiesischen Landessprache obligatorisch. Das Ziel der Ausbildung deckt sich ungefähr mit dem einer guten deutschen Volksschule. Das Munizip Blumenau hat außerdem 39 Privatschulen, an deren Besserung noch viel getan werden muß."

Bon 1889 bis 1907 verwaltete P. Faulhaber das Pfarramt. Sein Nach­ folger wurde P. Mummelthey"). Im Jahre 1906 war der Stand der Schulen des Munizips Blumenau nach dem amtlichen brasilianischen Bericht folgender"):

Es gab 4 öffentliche und 108 Privatschulen mit insgesamt 3972 Kindern (2158 Knaben und 1814 Mädchen). In 66 Prozent der Schulen wird Portu­ giesisch gelehrt (72 Prozent der Kinder). Die Unterrichtssprache ist in 81 Schulen nur deutsch, in 17 italienisch, in 1 deutsch und italienisch, in 4 deutsch und polnisch, in 5 deutsch und portugiesisch und nur in den 4 Regierungsschulen rein portugiesisch.

Von der Gemeinde Blumenau wurden folgende später zu behandelnde Bezirke abgetrennt: Brusque mit Jtajahy 1864 bzw. 1890, Badenfurt mit Carijos, Pommerode und Alto Rio do Testo 1884, Jndayal mit Warnow, Ilse, Timbo, Rio Adda u. a. 1889, Jtoupava Rega und Massaranduba 1900. Im Jahre 1907 wurden in Gaspar und Belchior neue Predigtstationen eröffnet, und damit 40 Familien in katholischer Umgebung regelmäßig geistlich versorgt. An beiden Orten wurde einmütig der Bau von Kapellen beschlossen"). ") ") ") ")

G. Stutzer, DaS Jtajahytal und die Kolonie Blumenau. Dedekind, S. 72. Ansiedler 1906, S. 56. Dass., 1908, S. 38.

Goslar 1887.

In der Gemeinde Blumenau wurden 1907 161 Taufen vollzogen (15 Täuflinge standen im Alter von 3—9 Jahren, weitere waren 10, 12, 13, 14, 15, 23 und 25 Jahre alt), konfirmiert wurden 83 Kinder, getraut 37 Paare und beerdigt 43 Personen. Die Zahl der Kommunikanten betrug 767.

Bevor ich einen Ueberblick über das heutige Munizip Blumenau gebe, mag die sog. Aera Stutzer Erwähnung finden'"). Dr. Blumenau kehrte 1884 nach Deutschland zurück. Was ihm an Schwung und Glanz, an Tiefe und Großzügigkeit fehlte, brachte Pastor Stutzer mit als beste Einlage; leider fehlten ihm die nötigen Gelder, und Dr. Blumenau konnte es nicht über sich bringen, seinem Braunschweiger Landsmann gegenüber den Standpunkt des engherzigen Kapitalisten zu verlassen und seiner Koloniegründung die Mitarbeit eines Mannes zu verschaffen, der dann doch, wenn auch nicht im Jtajahy-Tale, in und für Brasilien das leistete, was er in seinem Buche „In Deutschland und Brasilien" darstellt. Stutzer hatte besondere Pläne sowohl für die Kolonisation, zunächst im kleinen in der Velha, dann im großen im oberen Jtajahy-Gebiet, wie auf dem Gebiet des Schulwesens.

Seit 1906 ist die Gemeinde der Preußischen Landeskirche angeschlossen, seit 1909 sind zwei Krankenschwestern in Blumenau tätig, jetzt ist dort das brasilianische Mutterhaus der Wittenberger Diakonissen. Im Jahre 1929 er­ öffnete der Evangelische Frauenverein ein Mädchenpensionat, das eine Frauen schule und eine Haushaltungsschule umfaßt. Im gleichen Jahr wurde die neue Kreuzkirche eingeweiht"). Die Gemeinde umfaßt jetzt 760 Familien mit 4500 Seelen, die in acht Predigtplätzen bedient werden. Das Gehalt des Pfarrers betrug 1925 8400 Milreis'"). Das heutige Blumenau besteht hauptsächlich aus einer Straße, der soge­ nannten Hauptstraße, welche sich am Flußufer entlang windet, während die abzweigenden Seitenstraßen noch weniger bebaut sind. In der ganzen Stadt gibt es 420 Gebäude mit etwa 4000 Einwohnern. Die Ausdehnung des Munizips Blumenau beträgt etwa 10 000 qkm, von denen 7000 noch aus unverkauften Staatsländereien bestehen. Auch in den kolonisierten Strecken sind höchstens 50 Prozent in Kultur. Der größte Teil des brachliegenden Urwald­ landes eignet sich jedoch nicht zur Kleinkolonisation, denn er besteht meist aus mageren und sehr gebirgigen Terrains oder aus sogenannten Fachinaes, welche sich in größeren Parzellen allenfalls zur Viehzucht eignen. Die Bevölkerungs­ zahl betrug 1907 60 000, von denen die meisten Deutsche sind, 29 581 waren Evangelische, 24 947 Katholiken, 298 Adventisten, 126 Baptisten und 48 An­ dersgläubige und Religionslose. Die Seelsorge der Evangelischen des ganzen Munizips wird durch sieben Pfarrer, die der Katholiken durch Franziskaner­ paters ausgeübt.

Am 31. Dezember 1916 gab es im ganzen 127 Unterrichtsanstalten, und zwar 117 Privat- und zehn Regierungsschulen. Von den Privatschulen sind 107 deutsch, acht italienisch, zwei polnisch und zwei portugiesisch. Bon den 107 ") Nach Aldinger, Deutsche Mitarbeit ..Deutsche Post 1927, Nr. 7213. ”) Ansiedler 1929, Nr. 3/4, und 1930, Nr. 1. ") Dass., 1925, Nr. 5/6.

deutschen sind wiederum 93 gemischt, je sieben evangelisch und katholisch. An diesen Privatschulen unterrichten 134 Lehrer und Lehrerinnen 5041 Kinder. Uebersicht 1930: Blumenau 625 Familien, Belha 76, Altona 162, Jtoupava Norte 106, Belchior 32, Bahu 34, Gaspar 38, Garcia und Rußland 122.

Brusque Die Gemeinde, welche sich zuerst von Blumenau emanzipierte, war die Kolonie Brusque (1864). Sie war am 4. August des Jahres 1860 unter dem Präsidenten Francisco Carlos de Araujo Brusque am linken Ufer des Jtajahy-Mirim (kleinen Jtajahy) mit 54 deutschen Familien gegründet und hieß zunächst Jtajahy"). An dem Platze wohnte bereits ein Deutscher Peter Josef Werner, in dessen Haus sich der erste Kolonialdirektor, Baron von Schneeberg, mit den Einwan­ derern einquartierte. Sodann wurde ein Einwandererschuppen errichtet, in welchem die Kolonisten wiederum neun Monate liegen mußten, ehe sie sich auf den zugewiesenen Grundstücken ansiedeln konnten. Das Land, auf welchem die Kolonie angelegt wurde, war vorher schon in Privathänden gewesen, und es gab dort bereits drei Schneidemühlen, die außer dem erwähnten Werner zwei Deutschen, Sallentin und Kellner, gehörten. Der einzige Verkehrsweg war die Wasserstraße auf dem Flusse. Erst neun Jahre später wurde ein Reitweg nach der Stadt Jtajahy gebaut. Bis zum Februar 1861 hatte die Kolonie bereits 657 Einwohner, 1863 waren es 933, nämlich 659 Katholiken und 274 Protestanten. Zuerst waren die Kolonisten ausschließlich Deutsche, und zwar Badener, Oldenburger, Schleswig-Holsteiner, Pommern und Braunschweiger; später gab es darunter in geringerer Zahl Brasilianer, Schweizer, Holländer und Italiener. Im Jahre 1867 — die Kolonie hatte 1458 Einwohner — wurde auf dem rechten Flußufer am heutigen Claras die Kolonie Sao Pedro mit Nordameri­ kanern und Irländern gegründet. Da diese wieder fortzogen, wurde diese Kolonie an Jtajahy angeschlossen. Hier war an die Stelle von Baron von Schneeberg 1868 als Kolonialdirektor Fetzi getreten, dem von 1871—1874 Baron von Klitzing folgte. Unter dessen Nachfolger, Dr. Luiz Betim Paes Leme, einem Nachkommen des um 1600 eingewanderten deutschen Ingenieurs Ger­ hard Bettink, hatte Brusque eine sehr gute Zeit. Es wurden Kirchen und Schulen, Straßen und Brücken gebaut. Die Kolonie Jtajahy wurde 1881 emanzipiert und zuerst als Sao Luiz de Gonzaga, dann als Brusque zum Munizip erklärt. 1917 zählte es 16 000 Bewohner, von denen 9000 Deutsche, 5000 Italiener und 2000 Brasilianer waren. Wie oben schon erwähnt, wurde die Gemeinde bis 1864 und dann von 1879—1890 von Blumenau aus bedient. Von 1864—1879 war sie selbständig unter P. Sandreczki; 1890 erhielt sie in P. Czekus wieder einen eigenen Pfarrer"). Die Gemeinde kaufte das frühere Haus von P. Sandreczki für 5000 Mark, mußte aber zunächst die Schule darin lasten. Es leben in Brusque ”) «cdcnkbuch, S. 58. Sllblngrr, Teutsch- Post 1927, Nr. 7243. ") Ansiedler 1891, S. 95. 18

273

unter 6100 nur 1500 Evangelische. Im Juli 1891 gründete P. Czekus in Jtajahy eine evangelische Gemeinde von 70 Seelen. Diese faßte sofort den Plan eines Kirchbaues und brachte 4000 Mark dafür zusammen. Im September, Oktober und November 1890 kamen, wie P. Czekus be­ richtet, 500—600 evangelische Deutschrussen dort an, die oberhalb Brusques in einer Entfernung von 43—64 Kilometer ihre Ländereien angewiesen er­ hielten. Sie erfordern eine weitgehende Fürsorge des Pastors, der ihnen sogar aus eigenen Mitteln 700 Mark gegeben hat, weil sie vollständig ohne Mittel waren. 1893/94 wurde eine stattliche Kirche für 28 000 Mark gebaut. Auf P. Czekus folgte 1897 P. Lange, der die Gemeinde bis 1910 betreute. Er be­ richtet im Jahre 1904"): „Unsere Kolonie entwickelt sich nicht so wie das be­ nachbarte Blumenau, weil der Boden von geringerer Güte ist. Immerhin gilt auch hier die Regel: wer fleißig ist, der kommt auch zu nettem Wohlstände. Die Deutschen bilden die überwiegende Mehrzahl und wahren ihr Volkstum gut neben den Italienern, Polen und Brasilianern. Unser Gemeindeleben ist dadurch etwas erschwert, daß fünf Sechstel der Bevölkerung katholisch ist. Im­ merhin besteht unsere Gemeinde aus 220 Familien. Die Jahresbeiträge be­ laufen sich je nach Vermögensstand auf 8—25 Mark. Daneben gingen an sonn­ täglichen Kollekten 275 Mark ein und eine Gabe für die Gemeinde von 300 Mark. Ein Kolonist schenkte der Kirche zwei Kronleuchter im Werte von 600 Mark und einige Frauen schafften würdige Abendmahlsgeräte an. Außer­ dem wurden 50 Mark an Asyl Pella und 130 Mark an die Barmer Mission abgeliefert. Der Gottesdienstbesuch ist gut, durchschnittlich 190 Erwachsene. Gottesdienst findet jeden Sonntag statt, nur fünfmal im Jahr wird Jtajahy besucht. Die Zahl der Kommunikanten betrug 609, der Taufen 60, der Trau­ ungen 4, der Konfirmanden 47 und der Beerdigungen 30. Im Jahre 1905") konnte der Gottesdienstbesuch mit 200 Erwachsenen im Durchschnitt angegeben werden. Die Zahl der Kommunikanten betrug 650, Taufen 58, Konfirmanden 51, Trauungen 12, Beerdigungen 18. Die Zahl der Familien ist fast die gleiche geblieben: 245. Im Jahre 1907 wurde dem neugeschaffenen „Evangelischen Wohl­ tätigkeitsverein" ein Altersheim gegründet"). Als P. Czekus 1909 in den Ruhestand trat, wurde P. Hobus, der bisherige Reiseprediger, in das Pfarramt eingeführt. Er besuchte 1914 die neugegründete Kolonie Nucleo Esteves Junior, die mit deutschen Einwanderern besiedelt wurde"). Da von den Einwanderern viele wieder fortgingen, wurden die frei­ werdenden Grundstücke mit Einheimischen besiedelt. Es befinden sich viele Deutsche dort. Als Pfarrer waren weiter in Brusque: P. Neumann 1914—1920, P. Bornfleth 1920-1921, P. Ratsch 1921—1926, P. Richter und P. Hellwig. Die Gemeinde ist seit 1905 an die Preußische Landeskirche angeschlossen. 1921 •9 ") ") ")

Ansiedler 1904, Ansiedler 1906, DaSs., 1907, S. DaSs., 1914, S.

S. 32. S. 31. 34. 77. Gedenkbuch, S. 71.

wurde ein neues Pfarrhaus gebaut, 1928 wurde die zweite Glocke geweiht und das 65jährige Gemeindejubiläum gefeiert. Hierbei wurde in der Kirche „Das Spiel vom verlorenen Paradies" aufgeführt"). Die Gemeinde Jtajahy hatte 1925 75 Familien"). Die Zahl der deutschen evangelischen Familien in Brusque betrug im Jahre 1930 330 mit etwa 2000 Seelen (Taufen 62, Konfirmanden 48, Trauungen 18, Kommunikanten 839, Beerdigungen 30).

Badenfurt Die Gemeinde Badenfurt, Carijos, Pommerode und Alto Rio do Tesw trennten sich 1883 als Pfarrbezirk Badenfurt von Blumenau ab und erhielten in P. Runte den ersten Geistlichen. Im folgenden Jahre wurde ein Pfarrhaus errichtet. Vorher hatten P. Hesse und P. Sandretzki die Gemeinden bedient, ohne eine andere Entschädigung als die Stolgebühren zu erhalten. Die Ten­ denz der Verselbständigung wurde vornehmlich von dem Lehrer Albert Fiebes getragen, der sich auch im Namen der Gemeinde an die Evangelische Gesellschaft wandte"). Die Gemeinde Badenfurt erstreckt sich auf dem linken Ufer des Jtajahy viele Kilometer nordwärts. Der Rio do Testo durchströmt das Hauptgebiet der Gemeinde. Die meisten Gemeindeglieder stammen aus Pommern, die ihrer alten Heimat zuliebe ihren neuen Wohnsitzen heimatliche Namen, wie Pomme­ rode und Regabach, gegeben haben. Auch Sachsen und Braunschweiger sind vertreten. Zu den oben genannten vier Gemeinden kam 1891 ein fünfter: Jtoupavazinha, vorher ein Teil der Gemeinde Badenfurt. Später kamen dazu: Obere Rega, Rio da Luz II und III, Rio do Serro, Obermulde und Fortaleza. Ueber das Jahr 1901 berichtet P. Runte"): Getauft wurden 246 Kinder, fast alle in den ersten vier Lebensmonaten, konfirmiert 151. Die Mehrzahl der Kinder kommt in den Konfirmandenunterricht mit der Kenntnis der fünf Hauptslücke. Trauungen wurden 53 vollzogen. Gestorben sind 54 Personen. Es sind 24 Schulen im Bezirk vorhanden. Sie könnten noch sehr gehoben werden, wenn die Möglichkeit bestünde, die Lehrer besser zu besolden. Das höchste einem Lehrer bezahlte Gehalt beträgt 60 Milreis monatlich. Die Kolonisten wissen die Arbeit der Lehrer nicht zu schätzen. Zwischen dem Pfarrer und der Gemeinde besteht ein gutes Verhältnis, schreibt P. Runte. „Oft habe ich zwar schon gedacht, daß meine Gesundheit die anstrengenden Reisen nicht mehr lange aushalten würde, aber immer kam wieder neue Kraft und Ausdauer. Sollte einmal eine Trennung von hier stattfinden müssen, so würde mir das schwer fallen. Die Gemeindeglieder und die Arbeit sind mir lieb geworden. Ich meine, je länger man in einer Gemeinde tätig ist, desto größer ist der Segen bei der Arbeit""). Nach den Statuten der Gemeinde hat der Pfarrer die Aufsicht über die Schulen. Doch beschränkt sich dies bei dem weiten Bezirk auf den Besuch der ") ••) •’) ••) ••)

18*

Ansiedler 1928, Nr. 9/10; 1929, Nr. 1/2 und 11/12. Dass., 1929, Nr. 9/10. Ansiedler 1909, S. 22 und 6. 36. Dass., 1902, @. 44. Ansiedler 1903, S. 44.

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Schulprüfungen. Die Lehrer sind zum Teil über 25 Jahre an ihrer Stelle. Im Jahre 1905 wurden vollzögen 249 Taufen, 62 Trauungen und 46 Be­ erdigungen. Konfirmiert wurden 209 Kinder. Die Zahl der Kommunikanten betrug 2353. Am 18: Januar 1909 feierte P. Runte sein 25jähriges Amtsjubiläum und zugleich das 25jährige Bestehen der Gemeinde. Seit 1905 ist Badenfurt der Preußischen Landeskirche angeschlossen. P. Runte kehrte 1909 nach Deutschland zurück. Ihm folgte 1910 P. Radlach. Im Jahre 1909 trennte sich Pommerode von Badenfurt und bildete mit Rio da Luz, Obere Rega und Rio do Serro einen selbständigen Pfarrbezirk. Als Pfarrer wurde am 20. Februar 1910 P. Bürger eingeführt"). Im Jahre 1928 hatte die Gemeinde über 500 Familien. In Badenfurt gibt P. Freyer seit August 1927 ein Sonntagsblatt für die Gemeinde heraus. Im gleichen Jahr wurde die Kirche erneuert. Im Jahre 1928 fanden im Pfarrbezirk folgende Amtshandlungen statt: 94 Taufen, 23 Trauungen, 78 Konfirmanden, 32 Beerdigungen und 855 Kom­ munikanten. Jndayal

Die Gemeinde Jndayal trennte sich 1889 von Blumenau ab"). Die erste Kirche war am 31. Mai 1885 von P. Sandrezki eingeweiht worden. Sie war ein ganz einfacher Bau, in dem das Ziegeldach zugleich die Decke für den Jnnenraum bildete. Zum Pfarrbezirk Jndayal gehörten im Jahre 1889 die Pikaden Warnow und Ilse-Neiße im Jtajahytale, Timbo, Beneditto Novo, Cedros Alto, Rio Adda und Santa Maria im Beneditto- und Cedrostale. Als erster Geistlicher wurde von der Evangelischen Gesellschaft P. Ehrich gesandt"). Als Pfarrhaus hatte die Gemeinde das Wohnhaus eines Tischlers mit 12 Morgen Land für 1000 Milreis gekauft. P. Ehrich versah das Pfarramt bis zum Jahre 1896. Sein Nachfolger wurde P. Hägeholz, der bis Ende 1898 in Jndayal blieb und dann infolge eines Zerwürfnisses mit dem Kirchen­ vorstand und der Gemeinde den Pfarrsitz nach Timbo verlegte. Dadurch entstanden bittere und langjährige Streitigkeiten zwischen Timbo und Jndayal. Ein Teil bildete einen neuen Pfarrbezirk mit dem Pfarrsitz in Timbo. Jndayal erhielt nach fast einjähriger Vakanz einen neuen Geistlichen vom Evangelischen Oberkirchenrat, P. Max Ziegel. Ende Juli 1902 ging P. Ziegel wegen schwerer Krankheit seiner Frau wieder nach Deutschland. Nun wandte sich die Gemeinde Jndayal wegen Wiederbesetzung der Stelle an die vom lutherischen Gotteskastenverein ausgesandten Pastoren im Munizip Joinville. Diese sandten den Pastor Bergold. Im Jahre 1903 bezog die Gemeinde zwei Gußstahlglocken aus Bochum. Zu ihrer Aufnahme war ein hölzerner Turm seitlich von der Kirche errichtet. 1909 wurde die Kirche vergrößert und erneuert, 1921 ein massiver Turm angebaut. »») Dedekind, S. 73. ’«) Dedeltikd, 6. 73. 7’) 25 Jahre GotteSkastenarbeit, S. 20.

Auch die folgende Darstellung folgt dieser Quelle.

1926 hatte die Gemeinde 4476 Seelen (179 Taufen, 112 Konfirmanden, 1090 Kommunikanten, 48 Trauungen und 41 Beerdigungen").

Timbo Die Entstehung des Pfarrbezirks Timbo durch die Verlegung des Pfarr­ sitzes von Jndayal nach dort ist oben geschildert. Die Gottesdienste hatten vor­ her in zwei Schulen in Beneditto Novo und Santa Maria stattgefunden. 1898 trennten sich die beiden Gemeinden: Santa Maria schloß sich an Timbo an, während Beneditto Novo bei Jndayal blieb und zunächst von P. Ziegel, dann von P. Bergold bedient wurde. Erst unter dem Nachfolger von P. Hägeholz, P. Rudolph, wurde wieder in Beneditto Novo eine an Timbo angeschlossene Gemeinde gegründet. Daneben blieb eine an Jndayal angeschlossene Gemeinde bestehen"). 1908 übernahm P. Krause die Gemeinde Timbo. Die Gemeinde hatte in diesem Jahr 244 Mitglieder. Im Jahre 1914 betrug die Zahl der Familien 596. Bedient wurden außer Timbo die Gemeinden Carijos, Rio Adda, Beneditto Novo, Santa Maria und Cedro Alta"). Carijos schloß sich 1925 der Gemeinde Jndayal an. Timbo feierte in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen und zählte nach dem Ausscheiden von Carijos noch 661 Familien"). Der gegenwärtige Bestand ist folgender: Insgesamt 380 Familien mit etwa 2400 Seelen. Sie verteilen sich auf folgende Gemeinden: Rio Adda 32 (200), Beneditto Novo 160 (1000), Cedro Alto 46 (300), Freiheitsbach 45 (300), Santa Maria 32 (200), Obermulde 55 (350). Amtshandlungen: Taufen 227, Trauungen 65, Konfirmanden 156, Kommunikanten 1670, Beerdigungen 39.

Jtoupava und Massaranduba Jtoupava Rega wurde von 1881 an der Kolonisation erschlossen und ge­ hört zum Munizip Blumenau. Die Einwanderer waren Pommern. Im Jahre 1883 wurde von 13 Gemeindegliedern eine evangelische Schule gegründet, die 1912 von 43 Kindern besucht wurde"). Später entstanden zwei weitere Schulen.

Die Gemeinde schloß sich an Blumenau an und wurde von dort aus vier­ mal im Jahr besucht. Im Jahre 1902 bildete sich eine selbständige Gemeinde aus Jtoupava Rega, Jtoupava, Masiaranduba und Luiz Alves. Als Pfarrsitz wurde Jtoupava bestimmt. Als erster Geistlicher wurde P. Rösel vom luthe­ rischen Gotteskasten entsandt. Das kirchliche Gemeindewesen entfaltete sich zu voller Blüte. Als ihm int Jahre 1906 von der Gemeindevertretung rite ge­ kündigt wurde, blieb er trotzdem in der Gemeinde wohnen und schritt zur Bil­ dung einer lutherischen Gemeinde"). Die alte Gemeinde berief nun P. Lang­ bein als Geistlichen (1906—1910). Die Spaltung setzte sich durch alle Ge­ meinden fort, so daß außer in Luiz Alves und Maximo überall zwei Gemeinden ’*) ") 7°) 7e) 7 ?) 78)

Jahresbericht der Ev.-luth. Synode von Santa Catharina ... 1926. Ansiedler 1914, S. 14. Dass., 1915, S. 205. DaSs., 1925, Nr. 5/6. Dass., 1912, S. 147. Ansiedler 1912, S. 148.

vorhanden sind. Der Pfarrsitz der alten Gemeinde wurde nach Jtoupava Rega verlegt, wo 1910 P. Gabler (später beim Zentralvorstand des Gustav-AdolfBereins) das Amt übernahm. Er blieb bis zum Jahre 1920. Dann folgten P. Ratsch bis 1921, P. Oksas bis 1926 und P. v. Pritzbuer. Im Jahre 1912 betrug die Zahl der Mitglieder 76, die Seelenzahl 460. Der Anschluß an die Preußische Landeskirche erfolgte 1911. Die Gemeinde wuchs sehr stark, so daß die Mitgliederzahl 1926 600, 1929 800 betrug. Zum Bezirk gehören die Gemeinden Jtoupava Rega, Massaranduba, Seraphim, Fidelis und Fortaleza.

Der Pfarrsitz der vom Gotteskasten bedienten Gemeinde wurde nach

Massaranduba verlegt. Hier wurde 1920 ein neues Pfarrhaus erbaut. Am 26. Februar 1911 schloß die Gemeinde sich der Evangelisch-Lutherischen Synode von Parana, Santa Catharina und anderen Staaten an. Nach dem Tode von P. Rösel 1916 wurden die Gemeinden fünf Jahre lang von den umwohnenden Pastoren versehen, bis 1920 P. Müller aus Canada eingeführt werden konnte. Da diesem die primitiven Verhältnisse nicht zusagten, kehrte er bald nach Canada zurück. Am 1. Mai 1921 wurde P. Otto Kuhr jun. in das Pfarramt eingeführt. Er schreibt über die Gemeinde"): „Infolge der weiten Entfernungen ist es fast unmöglich, an einem Sonntag an zwei verschiedenen Orten Gottes­ dienst zu halten; daher kommt es, daß in jeder Gemeinde nur alle 7—8 Wochen Gottesdienst stattfindet. Die freilich seltenen Gottesdienste sind gut besucht." Die Gemeinde hatte 1926 etwa 2000 Seelen (87 Taufen, 62 Konfirmanden, 639 Kommunikanten, 23 Trauungen und 9 Beerdigungen). Die gleichfalls im Flußsystem des Jtajahy angelegte Kolonie Hansa wird als Fortsetzung der Kolonie Dona Francisca in diesem Abschnitt be­ handelt werden.

d) Die Kolonie Dona Francisca und das Gebiet des Jtapocu Die Kolonie ist gegründet durch den Kolonisationsverein von 1849 in Hamburg durch Kontrakt mit dem Prinzen von Joinville. Ein erster Versuch des Kolonisationsvereins von 1845 war fehlgeschlagen. Nun trat vier Jahre später der Prinz mit einem günstigen Angebot an den Verein heran und der Kontrakt kam unter folgenden Bedingungen zustande"): Der Prinz von Joinville tritt von seinen Ländereien in Santa Catharina 8 Quadratlieues von je 1600 ha (oder 9, wenn Die brasilianische Regierung keine Subventionen für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren gibt) an den Verein ab. Er reserviert sich davon 5 ha Stadtland und 500 ha int Ackerdistrikt sowie die Minen. An der Stelle des Kaufpreises ist die Verpflichtung übernommen, im ersten Jahr 100, im zweiten 200 und in den drei folgenden Jahren jährlich 400 Kolonisten jeden Alters und Geschlechts anzusiedeln und dafür zu sorgen, daß Dieselben mit den notwendigen Bedürfnissen und Lebensmitteln bis zur Ernte versehen werden. Ferner ist dafür zu sorgen, daß die erforderlichen Wege angelegt und erhalten, daß die Ufer der Flüsse zur allgemeinen Benutzung freigehalten, daß Kirchen und Schulen, Lehrer und Prediger beider Konfessionen angestellt werden. ”) 25 Jahre GotteSkastenarbcil, S. 23. ••) .Hansa" 1855, S. 371.

Für diese Zwecke ist eine jährliche Abgabe von den Kolonisten zu erheben, die nicht weniger als zwei Milreis oder VA Pr. Cr. pro Feuerstelle betragen darf. Der Prinz von Joinville verpflichtet sich, dem Verein noch weitere 12 Quadratlieues seiner angrenzenden Ländereien unter den gleichen Bedingungen zu 10 fr. pro Hektar zu überlassen, wenn dieser innerhalb vier Jahren erklärt, ob er sie annehmen will oder nicht. Von der brasilianischen Regierung waren weitgehende Begünstigungen gewährt, wie z. B. die zollfreie Einfuhr aller für den Gebrauch in der Kolonie bestimmten Gegenstände, die Befreiung der Schiffe vom Ankergeld, die erneute Bestätigung des Verbotes der Be­ nutzung von Sklaven, Abgabenfreiheit , Militärfreiheit und Schutz für jeden Kultus.

Im Spätherbst des Jahres 1849 wurde der Ingenieur Günther mit einigen Kolonisten ausgesandt, um die Vorbereitungen zum Empfang einer größeren Anzahl von Siedlern zu treffen und den Platz der ersten Ansiedlung auszuwählen. Er kam im Mai 1850 dort an und hat die ihm übertragene Aufgabe schlecht erfüllt81).* Anstatt die erste Anlage aus einen in der Nähe vorhandenen trockenen Hügel zu verlegen, ließ er die Pikade am Fluß im Sumpfe ausmessen. Er wurde entlassen, aber bis zur Ankunft des ersten Ein­ wandererschiffes am 9. März 1851 war nichts mehr zu ändern, und Joinville liegt noch heute da, wo Günther es absteckte.

Das Schiff „Colon" von Hamburg brachte 124 Kolonisten. Außerdem kamen gleichfalls am 9. März zwei Küstenfahrer von Rio de Janeiro mit 80 Norwegern, welche ihre Reife nach Kalifornien wegen Havarie nicht fort­ setzen konnten. 60 von ihnen siedelten sich in Dona Francisca an. Die ersten Ankömmlinge werden als befähigte und ordentliche Arbeiter geschildert, unter denen sich verschiedene Personen höherer Bildung befanden, z. B. ein Arzt Dr. Möller, der später zur deutschen Legion nach Pelotas ging, ein Kaufmann Lyng, Tierarzt Görriffen und Kaufmann Ulrichsen. Am 12. Juli kam das zweite Schiff „Emma Luise" von Hamburg mit 117 Paffagieren an, und kurz darauf auch die „Gloriosa", gleichfalls von Hamburg, mit 75 Passagieren. Dies Schiss brachte fast nur bemittelte Kolonisten. Die Entlassung der schles­ wig-holsteinischen Armee hatte einen nicht geringen Einfluß auf diese Auswahl. Viele entlassene Offiziere und Mannschaften befanden sich in Hamburg und suchten nach Auswanderungsgelegenheit. Auf der „Gloriosa" befanden sich acht Offiziere, ein Seeoffizier, ein schleswig-holsteinischer Oberarzt, ein Dr. jur., zwei Kandidaten der Theologie, ein Schullehrer, sieben Oekonomen, fünf Kauf­ leute und andere. Unter den Offizieren war ein Herr von Frankenberg, der zum Koloniedirektor ernannt wurde. Bei dieser Zusammensetzung ist es nicht verwunderlich, wenn ihnen bei chrer Ankunft die primitiven Verhältnisse nicht zusagten und ihnen auf ihre unzufriedenen Aeußerungen die Antwort wurde: „Damen und Herren haben wir nicht erwartet, wir können nur Arbeiter brauchen"88). Die schlechte Lage des Siedlungsplatzes hatte bald Epidemien im Gefolge, und viele starben. Das letzte Schiff des Jahres 1851 war der „Neptun" von Hamburg, der 78 Passagiere brachte, so daß im ganzen 394 eingewandert waren. Im Jahre 1852 folgten die Schiffe „Emma Luise" (Hamburg) mit 122 Passagieren, „Florentin" (Hamburg) mit 233, „Andro81) Rodowicz, S. 29. ") Rodowtcz, S. 34 ff.

Mache" (Hamburg) mit 58 und „Swea" mit 107 Passagieren"). Ende des Jahres waren 898 Kolonisten eingewandert, von denen 67 gestorben waren. Am 1. Juli des Jahres 1852 waren folgende Stände und Berufe vertreten: 1 Prediger, 4 Lehrer, 3 Kandidaten, 1 Dr. jur., 1 Architekt, 3 Aerzte, 4 Apo­ theker, 16 Offiziere, 3 Förster und mehrere frühere Beamte, 6 Zimmerleute, 2 Maurer, 3 Ziegelarbeiter, 1 Steinhauer, 14 Tischler, 1 Drechsler, 1 Glaser, 3 Maschinenbauer, 2 Mechaniker, 2 Schmiede, 1 Drahtarbeiter, 1 Kupfer­ schmied, 2 Goldarbeiter, 4 Fleischer, 1 Bäcker, 3 Gärtner, 1 Bierbrauer, 3 Färber, 1 Maler, 3 Zigarrenarbeiter, 1 Essigfabrikant, 10 Schneider, 5 Schuster, 2 Gerber, 7 Tuchfabrikanten, 2 Weber, 1 Seiler, 1 Stellmacher, 1 Klempner, 2 Töpfer, 2 Böttcher, 139 Landleute, 4 Seeleute und 20 Tage­ löhner. Zum Teil ließen sich noch die Namen feststellen: Baron von Görzen, Dr. Krebs, Arzt, Assessor v. Bredow, Leutnant Brügmann, Chemiker Otto Fromm, Dr. jur. Haltendorf, Rechtsanwalt, Leutnant Lange, Leutnant Sydow, Hauptmann F. A. v. Randow, Leutnant C. L. A. Meyer, Leutnant Chr. Aug. Neumeyer, Leutnant G. A. O. Niemeyer, Hauptmann v. Seehausen, Apotheker Aug. Stellfeldt, Dr. Wachsmuth, Arzt, Leutnant Wedelstedt, Hauptmann v. Rodowicz-Oswiecimsky, Leutnant Zinneck, Hauptmann v. Frankenberg, Tierarzt Friedenreich, Hasselmann, Kaufmann, Leutnant Fr. v. Hagen, v. Lasperg, Offizier, Apotheker Benda, Dr. Gerhard, Arzt, Pastor Hölzel, Architekt Kröhne, Dr. jur. Ottokar Dörffel, cand. theol. Hofmann, Leutnant Schubach, Dr. med. Müller, Arzt, C. Pabst, Ingenieur. Entsprechend dieser Zusammensetzung der Bevölkerung und den aus Deutschland mitgebrachten Ideen herrschte reges geistiges Leben auf der Kolonie. Die Auswanderungszeitschrift „Hansa" meldet, daß sich „in neuerer Zeit auf Anregung sehr achtbarer Männer ein Verein gebildet habe, genannt Culturverein von Dona Francisco""). Aber auch nach anderer Seite hin äußerte sich diese Regsamkeit. Un­ zufriedenheit mit der Koloniedirektion und einreißende Unordnung in Gestalt nächtlicher Trinkgelage und anderer Exzesse machten eine Gemeindeordnung nötig. Man wollte „sich ein recht freisinniges Grundgesetz geben""). Der Be­ richterstatter, welcher dies der Auswandererzeitung schreibt, sagt von sich, daß er mit dem Schiff „Neptun" „auf König Friedrich Wilhelms Kosten frei nach Dona Francisca expediert oder wenn man will deportiert" sei. Er schließt seinen Bericht mit den Worten: „Soviel über unsere kleine Politik. Sie werden daraus ersehen, daß wir hier Deutschland en miniature spielen." In der Tat wurde eine Volksversammlung einberufen und der Beschluß gefaßt, 11 Kolonisten zu wählen, welche den Entwurf einer Verfassung her­ stellen sollten. Es wurden gewählt: Hauptmann Rodowicz, Leutnant Nie") Der Hamburger Generalkonsul in Rio de Janeiro, H. Liebich, berichtet am 15. März 1853, daß die Schiffe folgende Passagierzahlen gehabt hätten: „Emma Luise" 137, „Florentin" 200, „Swea" (schwe­ disch) 93, „Andromache" 75. ") >") "«)

Dass., 1925, Nr. 1/2. Dass., 1926, Nr. 3/4; 1929, Nr. 9/10. Dass., 1927, Nr. 9/10; 1928, Nr. 1/2 und 11/12: 1929, Nr. 3/4. Ansiedler 1907, S. 56.

Die erste deutsche evangelische Schule wurde 1905 gegründet"'). 1910 waren sechs vorhanden, die von 170 Kindern besucht wurden. Die Schule am Stadtplatz Humboldt, die von einem seminaristisch gebildeten Lehrer geleitet wird (58 Kinder), erhält aus munizipalen Mitteln einen Zuschuß von 240 Mil­ reis jährlich. Im Jahre 1925 wurde Hansa-Humboldt als selbständiger Pfarrbezirk ab­ getrennt'^). Die Zahl der Mitglieder stieg im ersten halben Jahr von 193 auf 300'”). 1927 konnte ein neues Pfarrhaus eingeweiht werden. Es findet abwechselnd Gottesdienst statt am Stadtplatz, in Pedra d'Amolar und Jsabellastraße. Eine Nebengemeinde besteht nicht. Im Jahre 1928 hatte die Gemeinde bereits 360 Familien mit etwa 2400 Seelen (Taufen 92, Konfirmanden 65, Trauungen 16, Beerdigungen 18, Kommunikanten 440).

n. Parana a) Ueberblick über die deutsche Einwanderung Da es in Parana nicht wie in Rio Grande do Sul und Santa Catharina durch die geographische Struktur des Landes bedingte Räume gibt, in denen die deutsche Kolonisation, sei es durch natürlichen Zuwachs oder durch Zuwande­ rung, sich ausbreiten konnte, sondern drei Gruppen deutscher Einwanderer ohne Rücksicht auf schon vorhandene Kolonie angesiedelt wurden, so erscheint es ratsam, diesen Ueberblick in zeitlicher Reihenfolge der Einwanderung zu bieten. Die erste Gruppe Deutscher kam bereits 1830 nach der Umgegend der Hauptstadt Curityba. Es waren Rheinländer (Mosel-Schwaben genannt). Sie waren bereits 1878 zu reichen Brasilianern geworden, scheiden also für die Betrachtung aus'”). Die zweite Gruppe kam int Zusammenhang mit der Gründung der Kolonie Dona Francisca um das Jahr 1850. Das dortige warme Klima und die Ackerwirtschaft ohne Pflug wollte vielen Neuankömmlingen nicht gefallen, und sie zogen auf das Hochland. Die meisten siedelten sich um 1868/69 in der Nähe von Curityba als Kolonisten an. Die dritte Gruppe bilden die Wolgadeutschen, die in den Jahren 1877 bis 1879 in folgenden Kolonien angesiedelt wurden'”): auf den Campos Geraes bei Ponta Gross«: Guarauna, Moema (Dona Gertrudes), Taquary, Botuquara, Tavares Bastos (Streckenau) und Pellado; bei Palmeira: QueroQuero, Papagaios Novos und Lago; bei Lapa: Mariental und Joannisdorf.

b) Die Einwanderergruppe um 18 5 0 —1870

Curityba Wie oben angegeben, kam diese Gruppe aus Dona Francisca um die Jahre 1850 und 1868/69. Die meisten Kolonisten waren Pommern und "t) >") >") '") "')

Dass., 1910, S. 129. Ansiedler 1925, Nr. 1/2. Dass., 1926, Nr. 11/12. 7. Bericht deS ComitS 1878, S. 81. Brepohl und Fugmann, S. 50.

siedelten sich in der Nähe von Curityba an. Es waren viele Handwerker unter ihnen"*). Auf der Kolonie wurden Roggen, Kartoffeln und europäische Gemüse gebaut. Die Leute besaßen wenig Land, meist nur 5—20 Morgen. Es gab keinen, der allein vom Ertrage seines Landes leben könnte. Wer nicht als Tagelöhner auf Ziegeleien oder Schneidemühlen oder bei Brasilianern arbeitet, besitzt gewöhnlich Wagen und Pferde, um Lohnfuhren zur Küste zu tun — meist Herva Mate. Der gesamte Handel liegt in den Händen der Brasilianer. Was die Kolonisten bauen, ist nur zu ihrem Bedarf; kleine Quantitäten von Roggen und Kartoffeln werden in der Stadt verkauft. Eine Reise zur Küste dauert gewöhnlich 5—7 Tage. Es ist ein recht unruhiges Leben, ungesund und mühevoll, stets im Freien bei Tag und Nacht. Die Frauen und Kinder müssen die Landarbeit alleine tun. Die Deutschen in der Stadt selbst sind Handwerker, wie Bierbrauer, Bäcker, Schlachter, Schmiede, Tischler, Stellmacher, Zimmerer, Maurer, Sattler, Schuster und Schneider. Ganz Bedeutendes leisteten die Deutschen in der Anlage von Ziegeleien und Holzschneidemühlen. Sieben Ziege­ leien und Schneidemühlen waren bereits bis 1878 errichtet. Die erste Gemeindebildung kam 1866 zustande. Hatten bis dahin die Deutschen ihre Kinder in der brasilianischen katholischen Kirche taufen und in den katholischen Regierungsschulen unterrichten lassen, so konnten sie doch schließlich das Bedürfnis nach einer deutschen Schule und Kirche nicht unter­ drücken. Sie wandten sich an einen Lehrer namens Friedrich Gärtner, welcher schon auf der Kolonie Dona Francisca sich zum Pastor hatte wählen und von der Regierung hatte registrieren lassen. Dieser begann am 1. Advent 1866 seine Arbeit in Schule und Kirche. Er hatte in Mecklenburg ein Lehrerseminar absolviert und leistete in der Schule Anerkennenswertes. In seiner Stellung als Geistlicher aber mischte er sich in Dinge, die ihn nichts angingen und ihn bald mit vielen Mitgliedern entzweite. Diese beriefen Pastor Kröhne aus Mundo Novo in Rio Grande do Sul, der int Februar 1870 in Curityba ein­ traf. So hatte die Gemeinde zwei Geistliche. Gärtner aber starb schon im November 1870, aber Kröhne wollte sich nicht der Schule annehmen. Und wie er Mundo Novo im Streit verlassen hatte, so machte er es mit Curityba Ende November 1871 ebenso.

Auf Ansuchen der Gemeinde kam Dr. Borchard im Anfang des Jahres 1872 nach Curityba. Er predigte dort dreimal und hielt drei Gemeinde­ versammlungen ab. Es wurde beschlossen, einen Geistlichen von Barmen zu erbitten. Dieser sollte zugleich 20 Stunden Elementarunterricht erteilen"'). Das Gehalt sollte 600 Milreis betragen, außerdem sollten die Stolgebühren, das Schulgeld und freie Wohnung dem Geistlichen zustehen. Der Bau einer Kirche, eines Schul- und Pfarrhauses wurde sofort beschlossen. Hierfür kollektierte Dr. Borchard selbst in wenigen Tagen 2160 Milreis und erwirkte von der Regierung weitere 2000 Milreis. "') 7. Bericht deS Gomite 1878, S. 82. "») 5. Mitteilung des Comttt 1873, S. 7.

Zunächst war geplant worden, in einem zweistöckigen Hause unten Kirche und Schule und oben die Wohnung des Pfarrers unterzubringen. Die be­ auftragte Kommission aber stieß diesen Plan eigenmächtig um und nahm den Bau einer hölzernen Kirche in Angriff. Die vorhandenen Mittel waren schnell erschöpft, ohne daß man damit die Kirche hätte fertigstellen können. Durch die Eigenmächtigkeit waren die Quellen in der Gemeinde verstopft und die Kirche konnte nicht vollendet werden. Im November 1872 kam der von der Barmer Gesellschaft ausgesandte Geistliche P. Boecker. Im Dezember begann man mit dem Bau eines Pfarr­ hauses, das bald fertiggestellt wurde und zugleich als Kirche und Schule dient. Die Zahlen der Amtshandlungen waren folgende:

1873 1874 1875 1876

. . . .

. . . .

28 Konfirmanden, 12 Trauungen, 21 Beerdigungen 40 16 „ 12 ff 28 12 „ 9 ff 32 17 „ 16 fr Die Zahl der Familien betrug 1877. 200 mit 1200—1300 Seelen. Die Schule wurde im März 1873 mit 60 Schülern begonnen, 1877 waren es 170. Lange Zeit bestand die Konkurrenzschule eines Lehrers Müller, der auch in kirchlicher Beziehung Opposition machte. Nach seinem Fortgang 1874 mußte eine zweite Klasse eingerichtet werden, die bis 1877 beide von P. Boecker unter­ richtet wurden. Im März dieses Jahres kam der in Crischona ausgebildete Lehrer Richli, der bereits sieben Jahre in Pedreira (Dona Francisca) Lehrer gewesen war. Unter den Schülern sind 30 katholische. Von Curityba aus wurden die Kolonien Venunzia und Assunguy bedient. In Venunzia wird von einem Kolonisten August Hecke guter Schul­ unterricht erteilt. Die Regierung besoldet ihn. Es wohnen dort 25 prote­ stantische Familien. Gottesdienst findet alle vier Wochen statt. In dem Ort Assunguy wohnen 20 deutsche Familien. Die Regierung hat dort eine protestantische Kirche erbaut""). Die Kolonie löste sich bald auf. Pastor Boecker berichtet""), daß die Landesregierung sich der deutschen Ge­ meinde gegenüber stets sehr wohlwollend gezeigt habe. Kein Staatspräsident habe versäumt, die Schule zu besuchen. Sogar der Kaiser Dom Pedro II. sei einmal dagewesen. Bald mußte auch eine dritte Lehrkraft angestellt werden. Auf größeren Reisen wurden von P. Boecker die 1877/1878 einwandernden Wolgadeutschen kirchlich betreut. Näheres darüber wird später berichtet werden. Die Kirche wurde auch vollendet — allerdings als Fachwerkbau. Wer diese Bauart bewährte sich nicht. Schon 1884 mußte der Turm wegen Einsturz­ gefahr abgetragen werden. Einige Jahre darauf verfiel das ganze Gebäude dem gleichen Schicksal. 1891—1893 wurde eine massive Kirche mit schönem Turm errichtet. Als P. Boecker 1885 nach Deutschland zurückkehrte, hatte die Schule 300 Kinder; 1884 wurden 150 Kinder getauft, 50 konfirmiert und die Zahl . . . .

63 Taufen, 65 „ 52 „ 66 „

"») 7. MIlleilung des Comiit 1878, S. 81 ff. >") Ansiedler 1911, S. 105-111.

Berichl von P. Doecker.

der Kommunikanten betrug 300, die der Familien 250. Bei seinem Fortgänge wurde die Leitung der Schule dem Oberlehrer Jßberner übertragen. Nach­ folger im Pfarramt wurde P. Hartmann (1886—1891). Ihm folgten P. Friedrich Schulz 1892—1897, P. Siegfried Schulz 1897—1900 und P. Berchner. 1892 wurde ein neues großes Schulhaus eingeweiht'"). Die Schule entwickelte sich gut und hatte 1927 über 400 Kinder, die von sieben Lehrern und vier Lehrerinnen unterrichtet wurden'"). Die Gemeinde hatte 1927 900 Familien. Unter P. Siegfried Schulz kam es wegen des Religionsunterrichtes in der Schule zu einer Separation. P. Schulz gründete wegen dieser Streitfrage eine neue Gemeinde, die ihren Gottesdienst zunächst in einem Schulhause abhielt. P. Schulz blieb nicht mehr lange'"). Die alte Gemeinde berief 1900 P. Berchner. Die neue Gemeinde wurde 1901 von dem Reiseprediger des Luth. Gottes­ kastens, P. Otto Kuhr, übernommen. 1913 wurde die Kirche eingeweiht'"). Der jetzige Geistliche, P. Frank, besucht auch die Kolonie A. Camargo bei Paranagua, wo 1924 eine Gemeinde gegründet wurde'"). Die Gemeinde P. Berchners, der nun bereits über 30 Jahre dort amtiert, ist der Preußischen Landeskirche angeschlossen und hatte 1926 872 Familien mit 4500 Seelen. Die der Evangelisch-lutherischen Synode angehörende Ge­ meinde hatte int gleichen Jahr 530 Seelen. c) Die Wolgadeutschen 1877/1878 *")

Mangel an Siedlungsland und Aufhebung der Militärfreiheit für Kolonistensöhne int Jahre 1874 veranlaßte die Wolgadeutschen zur Auswande­ rung nach Brasilien. Im Herbst 1875 wählte man einen vierköpfigen Aus­ schuß unter Führung von Karl Hartmann zur Durchführung des Planes. Dieser wandte sich an den brasilianischen Geschäftsträger in Petersburg. Er erhielt eine entgegenkommende Antwort. Nach einigen Beratungen, die in Stahl an der Wolga stattfanden, entschloß man sich, die Vertrauensleute als „Kundschafter" nach Brasilien zu senden. Sie erhielten freie Hin- und Rück­ reise von der Hapag. Auch in Brasilien wurden sie auf das freundlichste aus­ genommen und auf ihrer Suche nach Weizenboden überall hingeführt, wohin sie wollten. Die Beamten rieten dringend zur Kultur im Urwaldgebiet, aber die Wolgadeutschen liebten die Steppe und hielten den Kampboden des bra­ silianischen Hochlandes dem russischen Steppenboden für gleichwertig. So ent­ schlossen sie sich trotz aller Warnungen für den Kamp des Hochlandes in Parana. Bon den zur Verfügung stehenden Ländereien wählten sie solche in den Munizipien Ponta Grossa, Palmeira und Lapa. Die Verhandlungen mit der Regierung hatten den gewünschten Erfolg. Es wurde ihnen zugestanden: >") ">) >") '") ,4 a a c? e? co ao " " || ZS3

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384

Ausklang Das kirchliche Werden einer deutschen Volksgruppe in einem Zeitraum von über 100 Jahren ist dargestellt worden. Es hat sich als notwendig erwiesen, seinen Zusammenhang mit dem politischen und wirtschaftlichen Geschehen des Heimatstaates wie des Gastlandes herauszustellen. Das Antlitz des südameri­ kanischen Deutschtums ist durch drei deutlich erkennbare Auswandererwellen gestaltet worden. Auch nach erfolgter Ansiedlung im Fremdlande konnten sich die kirchlichen Gestaltungen nicht ohne engsten Zusammenhang mit den koloni­ satorischen Gegebenheiten vollziehen. Diesen inneren Gesetzen sind wir gefolgt. Man mag es als einen glücklichen Zufall bezeichnen oder dem Weitblick brasilianischer Kolonisatoren zuschreiben, daß gerade in den entscheidenden Augenblicken deutscher Geschichte in Brasilien, 1824 und 1848, die ersten Sied­ lungen in einem Raume entstanden, wie er geopolitisch für die Ausweitung zur Siedlungs- und damit Bolkstumsgruppe nicht günstiger gedacht werden konnte. Es entstanden in günstiger Lage eines weiträumigen und schwachbesiedelten Flußsystems in Rio Grande do Sul: Sao Leopolds, in Santa Catharina: Dona Francisca und Blumenau. Sogleich in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung setzte die Ausbreitung in der von der Natur vorgezeichneten Rich­ tung ein. Boten die Unterläufe der Flüsse einen natürlichen Absatzweg für die Produkte der Siedlungen, so stand der Raum des Oberlaufes, der Nebenflüsse und ihrer zahllosen Bäche den Nachkommen und Nachwandernden zur Ver­ fügung. Es entstanden die in einzelnen Lücken heute noch auszufüllenden großen Deutschtumsgebiete der beiden genannten brasilianischen Südstaaten. War der Raum besetzt oder wie in Rio Grande do Sul durch die später an­ gelegten italienischen Kolonien abgeriegelt, so erfolgte der Uebergang in ein neues Flußsystem, in diesem Falle in das des Uruguay. Die Gegenbeispiele dieser den natürlichen Gegebenheiten entsprechenden Siedlungen bilden die in vielen größeren und kleineren Gruppen verteilten Deutschen in Parana, Sao Paulo und Mittelbrasilien. Da ihre Ansetzung un­ organisch erfolgte, konnte sich an keiner Stelle ein Mittelpunkt bilden. Nur Espirito Santo bildet eine gewisse Ausnahme. In diese Entwicklung ist die kirchliche Gestaltung eingebettet. Die erste Gemeinde erstand mit der ersten Siedlung. Der kirchliche Sinn der Auswan­ derer verlangte in fast allen Fällen nach dem Worte Gottes in deutscher Sprache. Und es fanden sich zunächst ohne Zutun der Heimat Männer, die ihnen dienten. Ungerufen und ungesandt gingen sie hinaus, sei es als Seel­ sorger ihrer auswandernden Gemeindeglieder, sei es als Menschen, die selbst eine neue Heimat suchten. 15

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So konnte es nicht ausbleiben, daß neben vielen treuen Dienern ihrer Gemeinde auch manche ungeeignete Persönlichkeit den Pfarrerberuf ergriff, nur um für kürzere oder längere Zeit sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Entwicklung der letzten 100 Jahre hat nun den Beweis erbracht, daß über­ all dort, wo innerhalb der ersten drei Jahrzehnte nach der Gründung der Siedlung eine geregelte kirchliche Betreuung einsetzte, eine Gemeinde sich bildete. Wurde aber dieser Zeitpunkt versäumt, so war der Schaden nur selten zu beheben. Naturgemäß war aber das Vorhandensein dieser Pseudopfarrer ein noch größeres Hindernis, wenn das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinden auf einen umfassenderen Zusammenschluß zu Synoden drängte. Der Wille hierzu regte sich sehr früh und in fast allen Teilen des Landes. Mer abgesehen von den eben genannten Hemmungen in der Gemeindebildung ist die Wrundung zu einer Kirchengemeinschaft nur dort erfolgt, wo die natürlichen Bedingungen eine geschlossene Volksgruppe haben entstehen lassen. Der Sitz des Synodal­ präses: Sao Leopolds und Blumenau war Ausgangspunkt und Mittelpunkt der wirtschaftlichen Kolonisation wie aller Bestrebungen zu kirchlichen Zu­ sammenschlüssen in den betreffenden Gebieten. 9hir hier konnte Kirche werden, artgleich der Heimatkirche. Brasilien und Wittenberg! Jeder dieser Namen hat seine eigene Geschichte, von dem ihnen Gemeinsamen berichten die Blätter dieses Buches. Beim Klang des ersten sehe ich das weite, schöne Land unter dem Zeichen des südlichen Kreuzes, das Land mit seinen Palmen und fruchtbaren Feldern, das Land, welches fleißige deutsche Hände rief, daß sie den Wald fällten und die Felder bebauten; ich sehe aber auch die Not der Wandernden, denn Wanderschaft heißt Not. Doch aus der Mühsal erster Siedlung und dem Fleiß des Säens und Erntens wurde Heimat. Es ist mein Land, sagen sie zum brasilianischen Boden, ist meine Sonne, die darüber scheint. Der zweite Name: Wittenberg. Mit den Wandernden und zu ihnen kamen Freiwillige Gottes. Scharen von Männern, die in Heimat und Fremde äußer­ lich nichts hatten als die Verheißung des Matthäusevangeliums, daß der Arbeiter seiner Speise wert sei. In ihrem Herzen aber trugen sie den unverlier­ baren Schatz des Evangeliums. Selbst überwunden zur Liebe streuten sie die ewige Saat. So reihte sich Gemeinde an Gemeinde. Der Glaube baute Brücken zur Heimat. Was glaubensfroher Einsatz einzelner war, wurde weiten Kreisen zur Pflicht, wurde zur Gesamtverantwortung des ganzen deutschen Protestantismus. Daß dies geschah zu einer Zeit, da das ganze deutsche Volk heimkehrte zu den Wurzeln seiner Kraft, mag auch dem deutschen evangelischen Kirchentum in Brasilien zum Ruf Gottes werden, Kirche der deutschen Reformation zu sein und zu bleiben, Volkskirche der deutschen Evangelischen ihres Landes.

Literatur"") Ackermann, F. T., Das Kaiserreich Brasilien. Beobachtungen und praktische Be­ merkungen für deutsche Auswanderer. Heidelberg 1834. Aldinger, Dr., Deutsche Mitarbeit in Brasilien. Curityba 1924. Allgemeine Auswanderungszeitung. Rudolstadt 1846—1863. Ansiedler, siehe Mitteilungen des Comite. B a a s ch, Beiträge zur Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Hamburg und Amerika. (In Bd. I der Hamb. Festschrift zur Erinnerung an die Entdeckung Ameri­ kas.) Hamburg 1892. Blumenau, Dr. H., Die deutsche Kolonie Blumenau in der südbrasilianischen Provinz Santa Catharina. Rudolstadt 1851. Breitenbach, Dr. W., Die Provinz Rio Grande do Sul. Heidelberg 1885. Brepohl und Fugmann, Die Wolgadeutschen im brasilianischen Staate Parana. Stuttgart 1927. Carvalho, Aug. de, O Brazil, Tom. I. Immigratäo e colonisa^äo. Porto 1875. Codigo brasiliense, ou colleccäo das leis, alvaras, cartas regias etc., Bd. 1—4. Rio de Janeiro 1808—1826. Collecväo das leis e decretos do imperio do Brasil, Bd. 1—10. Rio de Janeiro 1822—1835. — 1838—1840. Ouro Preto 1839/40. — 1840—1862. Rio de Janeiro 1841—1863. Dedekind, M., 75 Jahre deutsch-evangelische Diaspora-Arbeit. Elberfeld 1912. Decke, JosL, Das Mumcip Blumenau und seine Entwicklungsgeschichte. Sao Leopolds 1919. DeutscheEvangelischeBlätterfürBrasilien. Herausgegeben von Pfarrer H. Dohms. Sao Leopolds 1919 ft Deutsche Post, Tageszeitung in Sao Leopolds (1928 eingeganyen). Der Christenbote, Monatsblatt für die evangelischen Gemeinden in Santa Catha­ rina. 1908 ff. Der Deutsche Ansiedler, siehe „Mitteilungen ..." Deutsch-Evangelisch, herausgegeben von E. W. Buhmann, Marbuna 1902—1905. Deutsch-Evangelisch im Auslande, herausgegeben von E. W. Buhmann, Marburg 1906 ff. Fünfundzwanzig Jahre Gotteskastenarbeit in Brasilien, heraus­ gegeben von der Ev.-Luth. Synode von Santa Catharina. ParanL u. a. Staaten. G e o e n k b u ch zur Jahrhundertfeier der deutschen Einwanderung in Santa Catharina, herausgegeben von Alberto Entres e JrmLo, Florianopolis 1929. Geihler, Br., Die Kulturbedeutung der deutschen evangelischen Kirche in Brasilien. Leipzig 1922. Hamburger Zeitung für Auswanderungs- und Kolonisationsangelegenheiten. Hamburg 1853—1858. Handelmann, H., Geschichte von Brasilien, 1860. Hans a, Zentralorgan für deutsche Auswanderung. Hamburg 1852—1856. Hehl, R. A., Die Entwicklung der Einwanderungsgesetzgebung in Brasilien. Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 71. Leipzig 1896. Hundert Jahre Deutschtum in Rio Grande do Sul, herausgegeben vom Verband Deutscher Vereine. Porto Alegre 1924. Kleudgen, P., Die deutsche Kolonie Santa Cruz. Hamburg 1852. Koseritz, Karl von, Relatorio da administracäo das colonias da provincia Rio Grande do Sul. Porto Alegre 1867. ") ES ist nur die in der vorliegenden Arbeit benutzte Literatur angegeben.

25*

387

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Geschichtstabelle Deutschland 1807

Frieden von Tilsit.

1818 Freiheitskriege. 1814 I. Frieden von Paris.

1815 Wiener Kongreß, § 18 der besonderen Dispositionen: Versprechen einer land­ ständischen Verfassung. 1817 Wartburgfest.

Brasilien 1807 Unter dem Druck der napoleonischen Be­ satzungsarmee siedelt das portugiesische Königshaus (Joao VI.) nach Brasilien über. 1808 Die brasilianischen Häfen werden dem Weltverkehr geöffnet. 1812 Gründung der ersten LandwirtschastsMonte Agostinho Manna in Espirito Santo.

1814 l. Frieden Yon Paris. Wiedereinsetzung des Hause» Braganza in Portugal. In Lissabon wird eine Statthalterschaft eingerichtet. 1815 Brasilien wird zumKönigreich erhoben (Personalunion mit Portugal).

1818 Gründung der Kolonie Neu-Freiburg (Franz. Schweizer).

1819 Ermordung Kotzebues durch Sand. Karlsbader Beschlüsse.

1824—27 Starke Werbung für die Aus­ wanderung nach Brasilien und die brasilianischenFremdenbataillone durch den brasilianischen Major Schäffer.

1820 Erstes Gesetz zur Heranziehung von Einwanderern. 1821 Joao VI. kehrt nach Portugal zurück. Der Kronprinz übernimmt die Regent­ schaft in Brasilien. 1822 Unabhängigkeitserklärung Brasiliens. Dom Pedro L wird Kaiser. Seine Ge­ mahlinist die österreichische Erzherzogin Leopoldina (Schwester der Gemahlin Napoleons I.). 1828 Der erste deutsche evangelische Pfarrer Sauerbronn kommt mit 800 evange­ lischen Familien nach Neufreiburg. 1824 Gründung von Sao Leopoldo, der ersten deutschen Kolonie in Rio Grande do Sul. Versasiung von Brasilien (5. März). Erkürung der Religionsfreiheit. 1880 Verbot jeder Ausgabe für die An­ siedlung von Ausländern. 1881 Dom Pedro!, dankt ab zugunsten feine» Sohnes Dom Pedro IL

Deutschland

1848 Berliner März-Revolution. Frankfurter Parlament. Schleswig-Holsteinischer Krieg.

1851 Reaktion. Anwerbung der „deutschen Legion" für Brasilien meist aus der entlassenen schlesw.-holsteinischen Armee.

Brasilien 1834 Verfassungsreform, die es den Pro­ vinzialregierungen freistellte, Kolonien zu gründen (Additionalakte). 1836 Kolonisationsgesetz von Santa Ca­ tharina. 1835—45 „ Farappenkrieg" (Bürgerkrieg) in Rio Grande do Sul. Schwere Störung der deutschen Kolonisation. 1842 Beginn der sog. Halbpacht-Kolonisa­ tion in Mittelbrasilien (ParceriaKolonien). 1845 Kolonisationsgesetz von Rio Grande do Sul. 1847—54 Starke deutsche Einwanderung nach Rio Grande do Sul und Santa Catharina. 1850 Gesetz über die öffentlichen Ländereien. 1851 Die „deutsche Legion" wird zum Kampf gegen Argentinien angeworben.

1854 Anssührungsbestimmungen zum Gesetz über die öffentlichen Ländereien. 1859 Heydtsches Reseript. Erschwerung der deutschen Auswande­ rung nach Brasilien. 1864 Krieg gegen Dänemark. 1866 Krieg gegen Oesterreich. 1870/71 Deutsch-Französischer Krieg. Einigung Deutschlands. 1878/75 Maigesetze (Kulturkampf). 1878 Sozialistengesetz.

1900 Anschlußgesetze des Evang. Ober­ kirchenrats. 1914—18 Weltkrieg. 1922 Gründung des Deutschen Evang. Kirchenbundes.

1933 80. Januar, Tag der nationalen Er­ hebung. 1933 Juli, Schaffung der Deutschen Evan­ gelischen Kirche.

1864 Aussendung von Dr. Borchard durch die altpreußische Kirche.

1873/74 Die sog. Muckerbewegung.

1886 Gründung der Riograndenser Synode durch v. Or. Rotermund. 1888 Aufhebung der Sklaverei. 1889 Brasilien wird Republik. Weitgehende Förderung der EinWanderung. 1900 ff. Einzelanschlüsse der Gemeinden.

1928 Anschluß der Riograndenser Synode an den Deutschen Evang. Kirchenbund. 1933 Stärkeres Hervortreten des Integra lismus.

1934 16. Juli, Die neue Verfassung (Schul­ gesetze, Kontingentierung der Ein> Wanderung).

Ortsregister Seite

Aalen 145 Abelho 122 Abrantes 189 Agostinho Bianna .... 28 Agua Limpa 342 Aguape 72

Alfredo Chaves 178, 195, 222, 380 Allianca 166, 222 Altenburg 324 Alto da Uniao 186 Alto Jacuhy 179, 381 Alto Jucu 329

Altona ................... Alto Rio do Testo . Alvaro da Silveira Amazonas Andreas Anhalt Angelika Annaburg Annitapolis Ansbach Anta Gorda Antaspikade Antonio Faria Antonio Reboucas Antwerpen Arabien Araxatuba Ararangua Araraquara Araras Araripa Argentinien Arroio Alegre .... Arroio Bonito.... Arroio da Ponte Arroio do Meio HO, 119, Arroio do Padre Arroio do Tigre Arroio Grande Arroio Secco Assunguy Atafona Azambuja Azevedo Castro Azoren

Seite

V

A

54, 273 271, 275 .... 342 37 136 103 308 284, 286 258 351 195 161, 170 172 .... 305 41 150 315, 317 72 310 310 97 20 123, 125 112, 180 185 187, 242 164 180 119 119, 123 296 187 44 123 28

Bad Boll Baden 149, 270, 273, 330, Badenfurt 251, Badenserberg ................. Bahia Bahu Balisa Barmen 64, Barao do Triumphs 171, 178, Barracao Barra de Sanandura . Barra do Ribeiro .... Barra Grande Barra Negra Barro 193, Barros Pimentel Bafel 165, Bastos............................. Bastos-Tamandua Baumschneis 61, 73, 74, 82, 116, 209, 222, Bauru Bayern 149, 193, 270, 314, Bebedouro Belchior Beijaflor Belgien 149, Beusario Bella Vista Bello Centro Bello Horizonte Beneditto Novo ... 276, Bentheim Bergoanerschneiß.. 61, Bergstraße Berlin 74, 193, Vern Bernardino Beriricas Berto Cyrio Bery Bierwald Birkenfeld 113, Bismarck Blankenese Blumenau 18, 42, 251, 255, 262, 344,

145

344 275 106 343 273 193 209

222 258 195 171 194 259 194 86 209 122 128 380 316 330 310 271 128 330 190 195 186 342 277 145 73 286 270 270 142 334 67 308 172 328 123 53 363

Seite

Blumeninsel Blumenserra Boa Esperanxa.... 114, Boa Vista 118,136,161, Boa Vi ta(Montalverne) Boa Vista (S. Paulo) .. Bocca da Picada Böhmen ............ .. 153, Böhmertal ........ .. 151, Bohnental ........ .. 73, Boizenburg........ Bom Jardim. 61, 75, Bom Jesus 161, 163, 167, 222, Bom Jesus (Villa Thereza) Bompland Bom Retiro. 125, 126, Bonito Botuquara Braco Km 10 Braco do Norte Brasil Legoa Braunschweig 149, 263, Bremen 14, Brochier 84, 113, 115, 222, Brüdertal .. 287, 349, Brusaue 251, 271, 273, Bucksbera Buenos Aires Bützow Bugra da Boa Vista .. Bugres Burica Burity Butuguare

C Cachoeira. 67, 154, 234, Cachoeira (Tres Forquilhas) Cachoeira (Venancio Aires) California Californien 329, Camargo Campas Campestre 115, Campina Campinas 181,261,309,

45 154 183 181 144 308 187 270 152 84 53 79 380 143 180 259 251 294 293 260 146 273 32

223 351 344 84 252 54 189 255 186 187 301

243

72 146 334 352 297 308 380 188 310

Seite

Seite

351 258 182 119 195 222 183 315 186 334 222 380

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Cochircho-Mormaco.... Cöln-Berlin Cöthen Colonia Pirapo Colonia Riograndense 313, Coqueiras Colorado Conde d'Eu 43, Conselheiro Reboceas .. Conventos 116, 119, 120, 151, Coquero Coroadas Coronel Barros Correqo da Ponte Corvo 128, Costa Arr. Grande

Seite

F !aria Lemos 88 äzenda Lohmann .... azenda Mariante 119, eitoria Belha .... 61, eliz 78, 84, 107, 109. 161, Feliz-Cachoeira (Bahia) Fernando Abott Ferrabraz 364 Ferraz . 136, 147, 209, Fidelis............................ Florense D Florianopolis 251, 259, Darmstadt 14, 52 Formiaueira David Campista 342 Formofa ... 139, 151, Delitzsch 79 Forquetinha Demetrio Ribeiro 172 Forromecco Desterro 162, 259 84, 106, 115, 209, Dömitz 54 Fortaleza .... 92, 275, Dois Jrmaos 61 Francisco de Paula ... Dona Elena 190 Francisco de Sa Dona Emma 293 Frank 113, Dona Ernestina 183 Frankreich Freiheitsbach Dona Francisca 17, 18, 42, 351 Friedburg Friedenfeld (Wolga) ... Dona Francisca (Land­ gemeinde) 286 Friedrichstal Dona Gertrudes .. 294, 298 Fulda Dona Isabel 43 G Dona Josepha .... 140, 143 Dona Julia 166 Galizien 273, Dona Ottilia 190 Garcia 271, Dourado 194 Gaspar General Osorio 179,181, General Urquiza (Ar­ gentinien) Eckheim (Wolga) 299 Geraldo Eisenbach 293 Geraldo-Winck Eisenbart 142 Germania 137, 147, 209, 212, Elberfeld 122 Ellerndorf 308 Getuba 187, Elsenau 190 Girua Encantado 121 Glückauf 27 Goaberoba England 187 Göttingen Entre Jjuhh 97 Götzenbach Entrepellado Entre Rios (Parana .. 305 Goncalves 194 Graf (Wolga) Erebango 96, Erechim 144, 193 Gramado 170 Grao Para Esperanca Espäranza (Argentinien) 20 Grimm Wolga) 188 Grüner Jayer Esquina E gingen ........................ 127 Guandu-Crrssiuma .... 145 Guapore Guarany ... 178, 179, Estancia Belha 72, 73, 75, 76, 77, 78, 112, 380 Guarauna 294, 152 Guariba E tiva 172 Günthersdorf E trada Gerat 195 Güstrow ........................ 53 E treito E trella .... 116, 125, 222 Gustav Adolf................ ha

118 187 308 43 257 277 276 340 146 167 19 195 270 169 19 86 118 100 293

110 190 ™ 166 351 209 187 195 307 360

COQOO

Catharina (Teutonia) .. Cauna Cauvitinga Caxias Cederbach Cedro Alto Cedros Alta Cedrotal Centro Brasil Cerrito 161, Charlottenburg Cyato Grande Chemnitz Chicuta de Oliveira ... Chile 16, 17, Christina Clara Cleve Cobras

Costa da Serra .... 61, Cotta de Uruguav . 179, Costa do Arroio Grande. Cresciuma 71, 257, 261, Crischona ... 82, 150, Cruz Alta 181, Cruzeiro do Sul Cubatao 257, Cupim 350, Curityba 94, 294, 350, 351, 360,

H A O H a O O lQ Ü IC D Q M tO Q O tO H Q O Q D Q Q O Ü l

352 213 75 306 168 222 97 293 175 380 306 62 78 172 262 97 96 305 183 275 308 195

ob OoC HO COO I-^ ( » l-A© CwO il-ib ^ oO ba Oc o obDo I-Li * 3 0 i übDi Hhaohao COo HbO

Campinho 329, Campo Born 61, 72, 75, Campo Leao Campo do Tenente Campos Quevedos .... Candelaria 137,147,178, Canella Canellabach Cangussu Canoas 101, Canoinhas Capella da Piedade .... Capella Sant' Anna ... Capitao Garcia Capivarh 257, Caracha Caracol Carambehy Carasinho Carijos 271, Carumbatahy Cascaes

Hamburg 27, 65, 175, 179, 263 Hamburger Berg 61, 72,73,75,209,216, 222 Hammonia 293 Hannover 14, 149, 314, 330 Hansa-Hammonia 291, 337 Hansa-Humboldt.......... 293 Harmonia.............. 168, 380 Harmonie 161 Harzpikade 91 Hasselfelde 263 Heidelberg 103 Hermann 118 Herval 251 Herval do Sao Joao .. 139 Hessen 14, 52, 106, 113, 149, 254, 308, 330 Hessen-Homburg 318 Hessen-Kassel 19 Hindenburg 192 Hölzel (Wolga) 298 Hohenau 180 Holland 84, 106, 143, 149, 188, 270, 273, 380 Holstein 149, 255, 308, 309, 330 Hortencio .. 61, 73, 80, 85

Isabella-Straße 294 Jia........................ 22, 251 Jtajahy............................. 275 Italien 43, 188, 273 Jtaperirica............ 307, 309 Jtapocupinho 289 Jtayopolis 306 Jtoupava 227,349 Jtoupava Norte.......... 273 Jtoupava Rega ... 271, 278 Judengasse 92 Juiz de Fora 142, 325, 326, 341, 352 Julio de Castilhos .... 124 Jundiahy ......................... 808

K Kaffeeschneis 73, Kaltes Viertel Kamenka (Wolga) Kammerland Kanada 44, Katharinenstift Katharinenstraße .. 285, Kirnbecherbach Kleiner Rio Köln Kolonie Viktoria Kopenhagen Kosackenstadt (Wolga) .. Kroatien Kronental 109, Kronental-Tapera .... Kropp 334, 335, Krupp Kurland

80 97 298 165 278 285 351 317 141 123 187 270 299 188 180 182 350 118 156

acuhhsinho 147, 180 aguary ... 159, 178, 380 akobstal 91 araguL 288, 289, 349, 351 atibocabal 310 Jbicaba 307, 308 Jequitiba 331 L Jgrejinha 96 Lageado .... 116, 124, 222 Jjuhy 22, 113, 144, 178, Lageado da Bocca 194 183, 222, 381 Lageado Grande 187 Ijuhh-Fachinal 186 Lageado Paulino 195 lha Nova 97 Lago 294 lfenburg 71, 378 Lagoa 308 lse-Neiße .................... 276 Lagoa dos tres Cantos 182 Lamego 334 Lapa .. 294, 304, 349, 360 Lappland 92 mbituva .. 350, 351, 360 Laranaeira 188 mperial 86 Larania de Terra 336, 351 ndayal 270 Lausanne 271, 276, 344, 349, 351 Lauterbach 293 Independencia 308 Laxambu 305 nselstratze ...349,285, 351 Leaosinho 195 ohannisdorf 294 Leipzig 74, 192 oao Pinheiro 342 Leme ................................. 809 oaquim 308 Leonerhof 78, 89 Ioinville 283, 351 Leopoldina 351 ose Bonifacio 195 Leopoldina (Bahia) 15, 28 ose Belho .................. 96 Lettland 261 Ligeiro 195

I

panema rany rland sabella

306 251 273 146

Limeira 307 Limoeira Jatiboca .... 351 Linha Allemao 182 Linda Avila..................... 151 Linha Brasil 88, 144 Linha Brochier 113 Linha Canhamo 60 Linha da Povoaxao ... 86 Linha da Serra 125 Linha Francez 106 Linha Gloria 182 Linha Nova .. 73, 83, 190 Linha Olinda .............. 86 Linha Ottilia 190 Linha Progresso 167 Linha Republrea 189 Linha Sao Joao 116 Linha Schwerin 144 Lomba Grande 61,65,67, Lontra Loucena Lübeck 17, Luiz Alves Luxemburg

242 293 306 63 44 330

M Madeira 324 Märkel (Wolga) 299 Mafra 305 Manoel da Nobrega ... 313 Mantelfluß 258 Maratl.................... 114, 380 Marcellino Ramos .... 194 Marcondes 97 Mar d'Espanha 342 Mariana Pimentel .... 172 Mariano Procopio 311, 341 Mariante ...................... 146 Mariental 294 Maroim 343 Marquez de Abrantes .. 189 Marquez de Souza .... 128 Martin-Luther-Straße 169 Massarandub4 271, 277, 278, 351 Matador 293 Matiel 111 Matto Leitao 125 Matto Olho 96 Matto Queimado 187 Mecklenburg 63,130,268, 270,295,314, 330 Melgaxo 329, 334 Merl ................................. 337 Michelsbach 256, 257 Mistones........ 22, 68, 180 Moema 294, 360 Montalverne 42, 78, 142, 143, 222, 326 Monte Mor 311

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Seite

Montenegro 107,110,213,222,237, Montevideo 64, Morro Azul Morro Canastre Morro Grande Morro Pellado 150, 209, Morro Redondo 163,164, Mucury 47, 62, Münster 255, Mühlenpikade Mühlenstraße München Mundo Novo 17, 209, 212, 214,

N Nao me toque .... 144, Nassau 149, ~ ' Navegantes Neu-Berlin Neu-Berlin-Forqueta .. Neubremen Neu-Breslau Neufreiburg .. 15, 28, 77; Neu-Hamburg . Neu-Petropolis 17, 42, 78, 86, Neuschneis 80, 83, 88, 209, 212, 215, Neustettin Neu-Württemberg 22, 113, 144, 190, Neuzürich Niedermeher (Wolga) .. Nonohah Nordamerika 14, 75, 80, 86, 117, 142, 189, 209, 216, 223,242,273, 334, 337, 350, 352, Nova Colonia .... 147, Nova Europa 310, 312, Nova Friburgo Nova Germania Nova Italia Nova Paraiso Nova Paris Nova Santa Cruz 147, Nova Teutonia Nucleo 15. de Novembro Nueleo Esteves Junior O Obere Rega Obermulde Oesterreich Oldenburg Oliveira Oratorio Orlandopikade OrleansdoSul 222,

326 384 308 96 308 380 380 340 362 161 169 192 256

182 330 101 121 127 292 293 30 220

222 222 149 222 192 299 250

376 148 317 317 308 194 126 115 381 194 181 274

275 275, 277 188, 260 270, 273 165 257 127 257, 260

Ostafrika.. O tfriesland Ostpreußen Ouro Verde

150 136 270 351

Paderborn Padre Eterno 74, 77, Paiol Grande Palheiras Palhoxa 254, Palmas 121, Palmeira .. 192, 294, Palmenhof Palmental Panama Papagaios Novos 294, 303, 349, 351, Parada Gauer Paraiso 149,152,209, 217, 222, Parana Paranagua Pariauera-Assu Paris Parobe 96, Passo de S. Lavier ... Passo Fundo 113, Pedra d'Amolar Pedras Brancas Pedreira 284, Pedro Barros Pedro de Toledo Pellado Pellworm Pelotas 79, 161, 162, Pernambuco Petropolis 33, 62, 324, Peru Pfalz Pfannenstiel (Wolga) .. Philadelphia USA .... Pikade 48 .. 73, 79, 209, Pikade Karlsruhe Pikade Ritter Pinhal 56, 154, Piraja Pirassununga Pires de Limeira Pitangueiras Poco das Antas Poco Jrahira Polen 156, 188, Pombas Pommern 18, 19, 113, 149,152,160,270,273, 277, 294, Pommernpikade Pommerode 271, Pommernserra

19 78 193 258 260 128 349 291 107 384 360 193

261 22 297 313 41 98 179 183 294 101 285 313 189 294 270 175 344 352 19 254 299 75 222 143 166 157 86 309 315 310 116 259 261 293

337 161 276 154

Sette Ponta Grossa 22, 294, 303, 349, 351, Pontal..' .....' Ponto ............................. Porto Alegre 15, 63, 78, 98, 209, 216, 222, 245, 363, Porto do Cachoeira 330, Porto Feliz 193, Porto Guimaraes .... Porto Laranjeira Porto Lucena Porto Untao Vortao Boa Vista Portsmouth Portugal 16, Portugieserschneis 61, Posmoser 149, Preußen .... Praia Comprida .... Pritzwalk .......... .... Prudente ..........

360 351 329

380 334 251 107 107 188 351 78 132 27 80 334 330 254 74 313

Q Quadro 261 Quero-Quero 294, 304, 360 Quevedos 161 Quilombo 97

Rafael Ramada Rancho Grande Rancho Queimado 255, Ranis Recife Reinhardt (Wolga) .... Reinwald (Wolga) .... Rendsburg ..................... Reval Rheingau Rheinland 84, 106, 107, 113,143,152,156,270, Rheinpfalz Rtachuelo Ribetra Ribeiro Ribeirao Grande do Norte Ribeirao Schärfst Ribeirao Francisco de Paula Rincao Comprido .... Rincao da Estrella 147, Rincao de Azevedo .... Rincao d'El Rey Rincao do Cascalho .. Rincao dos Valles 179, Rincao do tigre Rincao S. Pedro Rincao Secco

292 192 195 258 309 344 299 299 308 150 146

294 84 86 311 119 289 255

288 190 180 167 55 78 381 186 381 184

Sette

Rincao Vermelho. 179, 190 Rincao, Vorderer 192 Rio Abaixo ..................... 259 Rio Adda 276, 277 Rio Antinha 259 Rio Batalha 259 Rio Bello 261 Rio Bonito 255 Rio Branco 159 Rio Caete 259 Rio Claro ...310,334, 352 Rio da Jlha 96, 97 Rio da Luz 275, 288, 289 Rio da Terra 72 Rio das Antas ... 251, 351 Rio de Janeiro .. 320, 352 Rio 25 de Julho 335 Rio de Jango 259 Rio de Schärfst 257 Rio do Meio 258 Rio do Peixe 113, 194, 251 Rio do Poncho 262 Rio do Serro 275 Rio do Sul 293 Rio Fortuna 258 Rio Grande 161, 162, 173, 222 Rio Laranjeiras 261 Rio Ligeiro 194 Rio Negro 194,305,307, 349 Rio Novo 194,259,261,325, 335 Rio Novo Jtapemirim 329 Rio Oratorio 261 Riopardinho 139, 209, 222 Rio Pardo .. ............... 55 Riopikade ... .............. 152 Rio Serro .. .... 288, 289 Rio Sete .... .............. 258 Riotal 84 Rio-Tal 144, 187 Rocca Salles 128, 380 Rochedo 96 Rocinha .... 310 Rohleder (Wolga) 299 Rolante 96, 97, 380 335 Roldan Rosenheim (Wolga) .... 299 Rosenfeld (Wolga) .... 299 Rostock........... 53, 74 351 Rothenhausen Rußland .... 188 Rußland (Blumenau) .. 273

S Sachsen 19, 86, 90, 193, Saldanha Marinho Sampaio .. 122,

149, 270, 330 181, 183 125, 145

beite

Seite

119 20 121 101 97 222 164

Sao Jorge dos Jlheos (Bahia) 15, 28 Sao Jo >e 254 Sao Jo e do Centro .. 183 Sao Jose da Gloria .. 183 Sao Leopolds 15,52 ff., 209,212,220,222,237, ' 242; 242, 244; 244, 380 Sao Lourenco 17,18,42, 74, 79, 100, 160, 171, 233 Sao Ludgero ................... ........ 261 Sao Luiz de Gonzaga . 273 Sao Miguel 151, 152 Sao Paulo .. 18, 311, 352 Sao Pedro 156,158,163, 380 Sao Pedro (Minas) .. 342 Sao Pedro de Alcantara 33, 67 Sao Pedro de Alcantara 252 (St. Catharina) Sao Sebastiao 85, 107, 111, 212,219, 222,224, 237 Sao Sebastiao do Martyr 144, Sapucaya 56 Sapucaia (Esp. Santo) 329, 351 Sapyranga 75, 78, 89, 212, 218, 222 ....' 146 Saraiva ......................... Sarandy ......................... .... 183 Sarevta (Wolga).......... .... 299 Sebastopol ..................... .... 86 Sede Jta......................... .... 194 Seegemeinden (Chile)' ... 17 292, 293 SeMn .......................r, .... 308 Senador Queiroz........ .... 278 Seraphim ....................... .... 343 Sergipe........................... 147 Serra Alegre Serra dos Aymoros .. 339 147 Serra Balthasar 184 Serra Cadeado 166 Serra da Digia Serra Grande 97 Serrinha 313 Serro Azul 109, 179, 189, 190 Serro Branco 147 Serro Chato 255 Serro Negro 172, 259 Serro Pellado .... 179, 189 Sertao de Sao Vicente 381 Sertao-Desvia 194 Sertao Sant' Anna ... 171 Sete Quedas 308 Silveira Martins 43, 118, 156 Sinimbu 139, 141, 222, 363 Sitio 143, 167, 380 Sobradinho 148

San Caetano San Carlos (Argentin.) San Gabriel San Jeronymo Sander Santa Augusta 167,169, Santa Aurera Santa Barbara Boa Vista Santa Cacilia Santa Catharina (Marata) Santa Christina do Pinhal Santa Clara 106, Santa Colleta .... 163, Santa Cruz 17, 18, 42, 67, 78, 134, 209, 212, 218, 221, 222,238,247, Santa Emilia .... 116, Santa Eulalia ... 164, Santa Fe 20, Santa Isabel Santa Isabella Santa Jzabel .... 166, Santa Joanna 332, 335, Santa Leopoldina 329, Santa Leopoldina II .. Santa Maria .... 49, Santa Maria (Esp. Santo) 332, Santa Maria (Jndayal) Santa Maria (Timbo) Santa Maria da Bocca doMonte 155,212,214, Santa Maria da Soledade Santa Maria do Mundo Novo Santa Philomena .... Santa Rosa 92, Santa Thereza Santo Amaro .... 307, Santo Andre Santo Angelo 17, 78, 100, Santo Angelo das Mis­ soes Santo Antonio 168,183, Santo Antonio da Patrulha Santos Sao Bento 123, Sao Carlos Sao Domingos .. 163, Sao Francisco do Sul. Sao Francisco Xavier. Sao Jeronymo Sao Joao Sao Joao de Petropolis 334,

195 166

114 96 181 380

363 121 380 335 254 252 327 351 352 331 92

351 276 277

222 106 92 253 186 258 309 114

178 187 308 178 312 289 310 222 285 189 308 259

335

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Soest Soioo Soledade Solingen Solitaria Sommerschneis Soturno Spanien Suares Südarm Susanna

378 329 . 78 255 96 77 151 16 62 293, 363 195

Seite

V

T

Tabackstal 84, Tapera .... 180, 181, Taquara 92, 237, Taquaras 258, Taquary 119, 129, 222, 248, Tavares Bastos Tayo Tecklenburg 116, Terenos Teutonia 17, 42, 78,116, Sch 209, 212, 222, Schadura 287 77, Schäfer (Wolga) 299 Theewald Schaffhausen (Wolga) . 299 Theresopolis 252, 254, 255, 257, Scharlach 292 Schivelbein 337 Theophilo Ottoni . 62, Schlesien 130 Thüringen Timbauva Timbo 276, 277, Schleswig-Holstein 18. 102, 270, 273 Tiradentes Schmidt-Picade 118 Tirol Schneiderstal 84 Toropy 147, Swrödersort 284 Torres.................... 67, Schröderstraße 288 Travessao Schuck (Wolga) 299 Tres Arrows Schwaben ...................... 19 Tresbarrasstratze Schwabenschneis 77 Tres Forquilhas Schwarzburg ................ 149 15, 60, 62, 67, Schweden ................ 178, 188 Tres Lagoas Schweiz 18,20,149,164, Tres Rios do Norte .. 270,273, 330 Tres Bendas Schweiz (franz.) 15 Schweizertal.................. 106 Trier Triumpho 72, Schwerin ...................... 74 Trombuoo 142, Trombudo Central .... St 260, Stahl (Wolga) 298 Tubarao Staritza (Wolga) 299 U Steinernes Haus 92 StettinÄuckenmühle .. 378 Ubatuba Ucbem............................ 188, Streckenau 294 Ungarn Stregenau (Wolga) .... 298 Urbach (Wolga)............

109 308 250 292

294 294 293 117 315 224 82 344 338 314 189 344 380 330 381 68 161 194 284 222 315 289 177 337 101 143 293 261 329 100 175 299

Valdivia Valparaiso Vargedo Vargem Cedro Varzea Grande Beado Velha 273, VenancioAyres 121,144, Benunzia Victoria Villa Clara Billa Thereza .... 141, Vollmer (Wolga)

17 17 259 258 97 195 308 222 296 327 381 222 299

W Warnow 276 Weitzenheim 317 Welp 118 Wenceslau 313 Westpreutzen 270 Wiegand 293 Wien 51 Wiesental 75 Wilhelmshöhe 84 Wilhelmslust 67 Wittenberg .. 103, 272, 363 Wölfersbach 293 Wolhynien 183, 287 Württemberg 314

r Xarqueada Lingu Xiririqua

158 190 313

Aapo

305

Z Zell

337

Personenregister Sette

51 62 182 83 167 72 291 113 302 73 241 120 78 62 130

Abendroth ... .37, Abrantes .... 181, Adam, P Wner, P 142, Ahrens, P. ... Albrecht Aldinger, P. . 260, 286, Allebrand -----Mendorf, P. . Altmayer -----Ammon, v. .... Antonio Fialho Antonius, P. . 32, Araujo Arnold Arnold, P. 147, 180, 181, 193, Arnstorfs........................ Arnt 72, Assis Chateaubriand .. Auslinger Auth

343 293 116 223 72 106

B Babylon Backes Bahn Bamberg, P Barsewisch Bartelmann, P. .. 286, Bartsch, P 120, Bauer Bauer, P Baum Baumann 127, Beaueourt Le Co Beck .......................... 20, Becker 73, 92, Becker, P 148, Beckmann Benda Bender 84, Berchner, P 297, Bergfried^P 134, Bergold, P 276, Bernecker, P Bernsdorf Berlin, August de Berwanger Beuler

337 73 92 312 169 336 128 113 312 72 307 41 260 151 168 115 280 130 303 199 286 71 145 155 107 82

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Bielefeld, P 340 Bier 74, 213 Bieri 65 Biesterfeld 54 Billroth, P 322 Birchler 335 Bismarck, v 75 Bloem, Joao 307 Blos 72 Blumenau 263 Blumhardt, Carl 145 Blumhardt, PH.................. 145 Böber 82, 90, 93 BöckenkamP 130 Boecker, P 296, 299 Böhler 82 Boelitz 242 Büttner, P 290 Bohn 148, 194 Bohnenberger 73 Bohrer 206 Bolivar 16 Boll, P 159, 186 Borchard, P. 23, 56, 63ff., 75, 78, 80, 82, 86, 93, 99,106,111, 117, 120,134,136,139, 149, 154,155,161,173, 196, 199,210,244,295, 325,341,369, 376 Born 102 Bornfleth, P. 274, 290, 293, 346 Bracken, v., P 69 Braganza 27 Brauner 94 Braunschweig, D. 96, 109, 221, 222, 241, 345, 362, 378 Bredow, v 280 Bremer, P 97 Brenner 72 Breyer 92 Brick, P 337 Brinkmann 102 Broders, P 379 Broom 335 Brügmann 280 Bruns, P 334 Brusius 213

Brutschin, P. 77, 82, 199, 209, 212, 379 Bruxsel 73 Buchli, P. ... 154, 261, 305 Büchner 104 84, 221, 238 Bühler ... 139, 284 Bühler, P. 276 Bürger, P. ............ 343 Bulle ....

L Cabral Cachet Callies, P Camara Castellanos Cbages, Maximilian .. Chri t .......... Christmann . Clems CloK ...... Imann, f P. . 100, 135, Couniuiui, Conde d'Eu . Cornelius ... Coutto Ferraz 29, Cretzschmar... Culmann, P. . Curtins Cuyard Cyrer Czekus, P Czekus

D Daamer Damer Dedeke, P. .. 154, 178, Dedekind, P. 146,147,179, 184,218, Deeke, Jose Dehmlow, P. 122, 286, 302, Dettmann, P Dettmar, P. 138, 151, 171, Deuner, Phil Dick Dickel Diedrich, P Diefenthäler Dienstmann

219 29 334 67 20 66 73 133 337 145 209 260 72 327 52 92 51 170 175 273 344 72 92 184 371 262

345 159 217 72 72 67 175 72 92

Sette

Dietschi, P. 81, 89, 92, 95, 126, 182, 209, 212, 214, 220, 236, 371

Dill Dionysio d'Oliveira Sil­ veira Döbbler Döbber Dörffel Dohms, P. 66, 75, 81, 92, 112, 135,155, 212, 215, 224,233,236,242, 248, 348,370,371,373, Dom, Pedro 1 Donner Dreher Dreyer 72,

107 55 106 120 280

382 32 179 92 213

E Ebeling .... Ebert Eberts Eckart Eger, P Ehemann, P. 65, 145, 157, Ehlers, P. 15, 55 ff., 67, 68, Ehrich, P Eichmann, v. 38, 75, 133, Eichenberg Elsässer. P 158, Ende, Karl v. Enders, P. 306, Engel 213, 215; Engellenner Engels Erdmann Erkelenz, v., P Ermel Ertz, P Eschwege, v Essig, P Eucken

8

Fabri, P. 208, Fälber . Falk, P. 110, 122, 135, 141, 150,209,212,249, Fatz.P....................... 128, Faulhaber, P. 184,191, 245, 271, 344, 361, Feinauer, P Feindel Felizardo de Souza e Mello Fett Fetzi

92 106 92 92 329

212 195 276 196 102 193 55 307 239 308 99 317 145 72 330 306 163 348

377 84 371 285 371 285 245

39 111

Feuerbach 22, Feuerhammel Fey Fiebes Fillmann, P Fischer, P 326, Flach Flesch Flor, P Flury, P 256, 352, Foch, Marschall Focking Fouque Frank, P 297, Frankenberg, v 65, Fiege, P Frehner, P Freiblich, P Freudenstein, v Frey .............................. Freyer, P Friedenreich Friederichs Fritsch Fritzen Fröhlich Fromm Fuchs Fugmann, P 303, Funcke, Pr. Funke, P. ... 140, 174, G Gabler, P 278, Gachet Gärtner 102, Gaim Gans 81, 123, 127, 128, 246, 257, Gauer Gautz 112, 151, Gehlen, v., P Geisenhayner, P Geisler, P. 69,110,144, 302, 303, 326, Gekeler, P Gelzer Gerhard 73, Gerhardt Gerlinger Gildemeister Goebel Goebels, P Göhner, P Görrissen Görzen, v. Gottschald, P. 100, 105,169,185,236, Graf Grafen, v. .. 115, 117, Grell, P

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104 138 73 275 171 332 107 92 169 377 260 143 361 303 280 329 164 92 170 62 276 280 107 73 72 84 280 73 359 378 374

213 Greßler .... 66,' 212, 214 Grimm .... Grimm, P. . ............ 334 Grings .... ............ 92 206 Grobermann Gruel, P. 162, 173, 175, 323, 371 Grünewald 62 279 Günther 248 Gundlach .

348 317 295 328 261 73 155 346 54

349 315 62 82 280 301 14 145 181 170 279 280

243 335 146 124

H

Haar Haase, P. .. Habermann Hack Hackradt .. Haeckel.... 22, Hädrich, P. Hägeholz, P. Hänsel ... Hänsel, P. . Haesbaert, P. 74,79, 89, 132,173,196,199,209, Haetinger, P. 126, 128, 129, 135,147,155,178, 209, 212, 248, 250, Häuser, P. 65, 117, 120, 123, 209, Hagen, b. ... Hahn, P Halle, P Haltendorf Hammacher . Hammann, P. Hammes .... 73, Hannemann . Hänfen Hansen, P. .. Harder, P. .. Hardt Harkort 143, Hartemink .. Hartmann, P. 297, Hartmann .. .... Harz ............ Hasenack, P. 118, 148, 299, 304,331,349,359, Hasselmann . Hanfst.......... 111, Haupt Haußmann.. Heck Heiderich .... Heidenreich, P Heim, P Heinrichs, P. 54, Held Held, P Heldt Helfenstein ..

130 127 316 73 263 104 329 276 73 326 369

371

212 280 313 186 280 190 140 84 243 130 195 154 347 47 367 297 302 91 371 280 54 250 256 73 92 312 165 140 102 328 72 73

Hellwig, P. .. Hendrichs ... 67, 89,, Henn, P Hennemann . 102,, Hennig Hennig, P. .. Henninger, P. Hennings, v. enz ............ erberts .... Hermann ... Herzog 287, Heß, P 270, Hesse, P-. . .... Heydebrand, v. .... Heyer .......... Hildebrand, P. 142, Hillebrand 15, 52, 59, 62, 76, Hinden Hinkel 72, Hirschboek, P 96, Hirt 72, Hobus, P 274, Hölzel, P. ... 280, 284, Hoepffner, P 319, Hörmeyer ... Hoffmann, P. . 97, 283, Hottmeister .. Hofmann ... Hohl, P 303, 305, Holder, P 110, Höllerbach, P. 338, 343, 371, Holz Hoppe, P. 143, 145, 178, Horn Hübbe, P. 174, 176, 235, 353, BLiter y€ .......................... ij2 Hufnagel', P. .' *159,* *189,' Hunsche, P. 80, 83, 87, 110, 111, 199, 212, 248, 364,

B

3(0

Jdeler, P Hbering, v. Ztzberner



3 (i)

Seite

Sette

274 53 185 92 147 124 242 304 107 130 73 20 289 275 47 170 212

187 Johannsen Hohn 106 Jonguell 331 Hohe 318 Huchem 73 Hürgensen 92,, 103 Jung 84, 92, 111,, 130 Hung, P 315 Zungblut 145 Hunghans 281 Hunten 92 Hutrzenka 250

89 320 113 167 92 346 312 324 103 325 72 280 326 125 377 337 367 254

378 213 92 190

371

337 32, 49 297

Jacobsen............ .... Jäger ................ .... 103, Iahn .... Janfrüchte ........ Hansen .............. .... Jasper, P............. .... Hebens, P............ 175, foao VI. von Portugal ^oaquimJose Rodriguez

72 135 327 117 102 83 177 27 38

183 308 190 114 100 103 174 315 328 170 127

371 142 92 371 381 337

8 Laatsch, P Labitsch 196 Lallemant 17, 253, 283, 130 Lallemant, P Lamb 72 Lamm 72 Lambert 206, 273 Lange 113 Lange, P. 274, 287, 346, 312 Langenmantel 303 Langbein,?.. 257,277, 283 Langholf, P

334 130 338 322 73 92 73 280 361 66 346 336

K

Kadletz Kahlden, v. 18, 102, 148, 154, 161, Kaiser Kalkmann Kant Karling Kaselitz, P........................ Ka pary ........................ Kasten, P............... .......... Kayser, P. ... 170, 175, Kaz, P 147, Kehl Keim, P. ... Keinath.... Keitel, P. .. Kellermann Kellner .... Kern, P. ... Kirchmann . Kieling .... 89, Killus, P. .. Kiltz Kindermann Kinsolving . Kirbach .... Kirsch Klasing, P. 110, 140, 144, 220, Kleber Kleikamp, P. 71, Klein, P. ... Klein 79, 90, 92, Kleingünther, P. 87, 99, 106,116,129,162,173, Kleinschmidt Klenze, P. 47, 61, 74, 173, Kleudgen Klingelhöffer, P. 15, 57, 61, Klingenhöfer Klitzing, v Klos Knippel Knörr, P Knüppel

Sette

Kobeld, P Koch 72, 109,, Koch, P 97, 189,, Kochenberger Köhler, P. .. Köhler Köhlina.... 310, Kölle, ?. ... .... König, P. .. Kohlsöorf, P. .... .... Kolah, P. .. Kolfhaus, P. 100, 192, 193, 241, Kopittke ... Kopp, P. 155, 157, 163, Koppelmann, P Korndörfer Korzius Koser Koseritz, v. 22, 48, 49, 90, 102, Kotte Krainowitsch, P. 126, 127. 140,141,147,188, Krause, P Krebs Kremer Kreutzer, P. .. 81, 125, Kröhne, P. 93, 199, 280, 295, Krötz 82, Kronhardt .................... Kroch Krüger, P Krummenauer Krupp Kruse Kühl Kuhn Kuhr, P. 278,284, 286, 288, 297, *303, .— — - 349, 350, 305, --------Kull, p. Kullmann Kunert, P. .. 108, 115, Kunstmann, P Küster, P

318

188 73 32 382 73 96 107 173 190 209 84 165 141 336 92 273 160 170 73 126 92 263 217 260 92 221 113 121 78 113 199 328

246 164 172 164 92 72 215

107 338 382 348 280 72 371

312 92 72 84 166 92 92 213 309 73

Seite

Lantschner 328 Lasperg, v 280 Lauer 72, 150 Laurend 139 Lechler, ?. 71,136,236, 238, 248, 261, 371 Le Due 337 Leesch, ? 326 Lehmann 334 Lehn 72 Lelong 20 Lenz 102 Leopoldina, Kaiserin .. 51 Levenhagen 46, 98 Lewerentz, P........................ 120 Liebhold, P 258 Liebich 132, 281 Liesenberg 347 Lindemann, P 67, 158 Lintz 196 Lipp 92 Lippold, P 324 Lix .................................... 73 Löscher 170 Loewe, P 329 Lorenz, P 332 Lotz 93 Ludwig 92, 130 Luiz Betim Paes Leme. 273 Lyng 279 M Maciel

56

Manoel Alves Braneo . Manoel Fernandez Bastos Manoel Silveira Conto Manuel Montt MaranauapL, Bise, de . Mario Pinto Serra ... Marmit Marquardsen Martin Martini Martins Mater, P Mattheis Mandler Maul Maurer 73, 90, Mecklenburg Mehl Mehl, P Mehlhorn, P Memzoldt, P Meisel Mensche Mentler, P Mentz 90, Menzel, P

34 67 183 19 46 223 73 102 72 73 307 120 206 130 327 213 53 54 329 145 192 247 106 340 213 146

Merz, P Metternich Meusebach 47, Meyer 65, 67, 72, 73, 101, 103, 238, Meyer, Dr Meyer, P Michaelsen Michael Michel, P Michels Miranda Mittelmeier, P Möller 268, Mörschbecker Moleschot Mombach Montravel, Graf Mordhorst, P 140, Mühlinghaus, P. 110, Müler .............................. Müller 73,92, 113, 130 206, 280, Müller, Dr Müller, P. 78, 189, 278, 286, Müller, Pedro Münch Müzzell Mulhall Mummelthey, P. 271, 346, 353, Mylius

N Nabuco d'Arauja Napoleon 1 Nascentes d'Azambuja . Natorp 142, Natterer Naumann, P. 151, 163, Nedel 73, Neitzke Neubarth Neubert, P Neudörffer, P Neuls Neumann, Lic Neumann, P 274, Neumeyer Niedner, P Niemeyer Nippes Noack Nobre O Oberacker, P Oeynhausen, v Oksas, P Oldenburg

Seite

Seite

191 14 330

Olfers 51, 307 Orth 73 Offent, P 175 Osten-Sacken, Gras v. . 63 Osterkamp, P. ... 139, 147

280 190 319 103 207 192 92 29 304 279 116 105 73 106 173 331 73 296 254 311 307 309 102 149 362 145

46 16 46 147 307 176 107 138 212 163 334 113 321 330 280 175 280 335 82 52

113, 166 307 278 53

P Pabst Pagenkopf, P Palffy, Gu-f ................. Paulsen, P Pauly, P Pechmann, P. 49, 66, 75,155,156, 183, 212, 215,221, 245, 249, Pestana, Äugüsto ..... ~ "

280 329 307 335 332

371 183 Peter, P............................ 334 Peters,?. 105, 106, 110, 113, 209, 371 251 Peters 73, 92 Petry 116 Petter 60 Pfeiffer 177 Pfeiffer, P 166 Pfeil, Graf v. . Pflüger, P.......... . 325, 335 Pfuhl, v.............. . 328, 330 63 17, 19, 2“ Philippi 76 Pielke 132 Pieper............... 62 Pilk 186, 195 Platzek, P 320 Plehn ............... 250 Pleitner 130, 307 Pohl 248 Pohlmann .... 286, 346 Pollack, P 281 Poschaan 64 Praß Praton 330 102 Prazon 142 Precht, P 278 Pritzbuer, v., P. 94 Proche............... Q Quast, P. .. 289, 304, 306 Quep 328 Radlach.P. 276 Raecke, > 332 Rassler 130 Rahlwes, D. 235, 244, 353 Ramminger, P................... 192 Randow, v............. 280, 282 Rasche .............................. 113 Rath 312 Ratsch, P. .. 274, 278, 326 Rau, P..................................284 Räuber 107

Seite

93 73 173 239 73 119 130 170 368 152 330 52 160 62 274 139 286 173 72 Riegel, P 84, 92, 206 Riehn, P 92 Rieth.................. 148 Ritter 92 Robinson Rockenbach 73, Rodenbusch Rodowicz - Oswieeimsky, v. Röhe Rösel, P 277, Ronge 20 Roos 184 Roos, P 94, 309 Rosas ........................ 18, Ro enfeld, P.................... Rotzbach ........................ Rotermund, P. 23, 48, 49,65,111,209, 210, 212, 215, 217,221, 222, 247, 371 Rue, de la 102 Rugendas 307 Runte, P 275, 344, 346 Rupflin, P 115, 243 Ruppental S 92 Rusche! 107,116 Saile 154 Salisch, v 55 Sallentin 260, 273 Salornonsky-Günther ... 189 Sander 73, 92 Sandreczki, ?. 273, 275, 276 San Martin, Jose de .. 16 Sanne, P. 194 Santos . 65 Sauer, P. 67, 184 Sauer 92 Sauerbronn, P. 15, 29, 45, 317, 369 Saueressig 113 Saul 93 Seehausen, v 280, 330 Rauch ................ Rech.................... 74, 89, Recke, P Reblin................ Reichert ............ Reinecke, P.......... Reiß .................. Reissig................ Remde .............. .. 170, Reusch, P Reuter, P Rezende, Bic. de Rheingantz .... Ribas 257, Richter, P Rieck ................

26

Seiboldt Selbach Sellin Sellins,?. 147,155,186, Sellow Selzer Sendler Senger Serigiers Severino Almeida Sick, P Sille, P Silveira Martins Simon Simon, P Sindelar, P Sinimbu Sinz Smldt 14, Smidt, P. 106, 134, 136, 145, 147, 199, 209, Soboll, P Spetenz Spindler 73, Spix Spohn Sporket, P 81, Sudbrack Sudhaus, P. 81, 125, 155,163,164,167,171, 174,176,179,220,221, Süffert 65, Shdow Sch Schäfer 65, 73, 91, 92, 100, 103, 151, 162, Schäfer, P 329, Schäffer . 14. 29, 51 ff., Schaette, O. F. M Schallenberg Schasse,^?. 75, 83, 110, 172, 334, Scheibert, P. Scheidt ... 163, Schenke, P. Scherer Schick, P. 162, 169, 173, Schierge, P 167, Schiller, P Schilling Schimmelpfennig Schirmer 72, Schlegtendal, P. 68, 70, Schlieper, P 82, Schlünzen, P 288, Schmädeke Schmeling, P Schmidhammer, P Schmidt 61, 73, 74, 93, 130, 254,

Seite

Seite

130 73 87 238 307 72 82 84 41 160 120 170 49 107 175 125 62 79 51

Schmidt. P.............. 322. 828 Schmierer.?. 75,89.326, 342 Schmitt.................. .... 72 Schmitz .................. .73, 84 Schneeberg, v.......... .... 273 Schneider .............. 130, 335 Schneider, P........... 191, 289 Schneukert............ ........ 106 Schrader ................ .... 73 Schreiber, P............ 112, 212 Schreiber .............. .... 243 Schreiner,?. 72,89,120, 151 Schreiner .............. .... 114 Schröder ................ .37, 65 Schröder, P............. 173, 194 Schubach................ .... 280 Schubert................ .... 170 Schubert, P............. .... 170 Schuck .................... .... 73 Schüler .................. .... 73 Schüler,?. 81, 166, 169, 329 Schütt..................... .... 103 Schuh .................... .82, 92 Schuler.................. . 65, 145 Schultz.................... .... 99 Schultz, P................. 195, 337 Schulz .................... 304, 337 Schulz, P. 97, 297, 303, 326 Schumann, P.......... . 96, 123 Schumann ............ 170, 184 Schurich, P.............. .... 340 Schwab, P............... .... 261 Schwarz, P. 75, 100, 110, 111, 114, 248 Schweinitz, P........... .... 113 Schweinitz, v........... .... 384 Schwengel ............ .... 116 Schwickert.............. .... 73 Schwieger, P........... .... 175

371 329 72 92 307 107 92 102 371 142 280

206 331 307 359 72 371 335 225 184 107 175 173 192 72 102 92 178 97 313 84 78 182

309

St Stahl.......... 63, 64, 99, Stanger, P.............. . 79, Stauer .................. .... Steier .................... .... Stein...................... .... Stein, Frhr. v. ... .... Steinen, v............. .... Steinhaus ............ .... Steinmann............ .... Stellfeldt .............. .... Stephan, P.............. .... Steuernagel.......... .... Stockmeyer 55, Stremme, P. 96, 166, 167, Streuli, P Stricker 149, 153, Ströle, P 325, Strothmann Strücker ........................

206 199 73 92 64 241 343 139 41 280 334 106 269 221 337 162 377 241 133

401

Strumpf Studeck Stump Stutzer, P 271, Sthsinski, P. 111,174,180,220,250,

Sette

Sette

92 260 73 272

Belten 130 Bergueiro 19, 307 Vetter 72, 107 Bier 82 Viktoria Luise ».Preußen 175 Vito Mena Barreto ... 116 Biviani 318 Vogel 74, 241 Voges, P 15, 60, 68 ff. Vogt 105 Voigt, P 158 Volkert, Dekan .... 92, 351 308 Bollet 325 Barster, P Boß 72, 167, 171, 368

371

T Tausch, P Taxis, Prinz Ten Ärink Ter Brüggen Tesch Baler, P eremin, v

312 307 53 102 147 155 320

W

ieme, Lic 109, 125 ieme, P 221, 240 ies 82 Ltetbühl 246 Tischhauser, P 256, 377 Tietz ................................. 130 Todeschini 255, 260 Thors 130 Töbke, P 71 Traub 254 Trauber 133 Trein 133 Treptau, P 329 Tüsmann, P 150, 209 Tschudi Tuffenson 178, 188

tt

243 279 329

Ullmann Ulrichsen Urban, P

B Dahl Vanorden, Rev Vargas, T. T. de Varnhagen Beeck

260 173 103 306 111

Sette

Werres Westphal, P Wiedmer, P. 288,302, 303,305,346, Wiebe, P 110, 124, Wimelmh 175, Wille Willich, P Wilms, P Wingert Winkler, P Winter Winterstein Witte Wittig, P Wittlrnger, P. 150, 152, Wolff, P...................... 67, Wolf ........................ 72, Wolfram.................... 98, Worminghaus Wrba Wrede, P 332, Würsch Würzins Wustrow 170, Wutke

92 186

349 220 367 73 172 315 73 322 73 344 102 187 209 120 85 133 67 307 336 92 73 368 130

280 Wachsmuth Wagner, P. r-- ------ -----— - — 255. 323, 352, 353, 377 Walter, Ö. .......... 165 92 Waschbauer Weber 72, 73, 82, 84, 106 Weber, P 189, 336 Wedel, v 62, 103 Wedelstedt, v 102, 148 Wedelstedt .................... 280 Wegel, P. SV'.::® .... 332 64, 80, 95, 111, 209, 248 312 .... 148 Wegner .... 276 Ziegel, P Werdemann, P. .... 347 67, 110, 189, 192 Ziehlsdorff ... 72 Zimmermann .... 72 Weinmann 310, 312 133 Zink, P Weise .... 280 Weller, P. ... 154, 163, 176 Zinneck .......... .... 111 260 Zirbes .......... Wellmann .. Wellmann, P. 329 Zluhan, P. 130 256,257, 260, 346, 371, 377 Welten ... 73 Zoellner, D. Weller ... 113 221, 238, 241, 362, 378 Wentz .... 72 Zorn 92 Werb 73, 130 Zorowsky 148 Werlang ... 73 Zylmann, P 326, 336 Werle .... 140 ...273 Zwick, P Werner ... ... 334 Zwinger, P 83,144 Wernicke, P.

Sachregister Sette

«

Achtundvierziger 17, 22 Adventisten ........................................ 272, 384 Asylverein, Ev................................................ 249 B Badischer Oberkirchenrat

312

Basier Mission 62, 80, 142, 152, 255, 302, 304, 330, 331, 335, 346, 349, 352, 375, Bayr. Landeskirche.................................... Bibelgesellschaft Bibelkolportage 207, Bill Aberdeen............................................. „Bote von Sao Leopolds" „Bote von Sao Lourenco" 171, Brüdergemeinde „Brummer" ............................................... Bundestag, Deutscher

377 351 63 247 19 247 379 287 102 51

C

„Christenbote"

347, 349, 362

Compagnia Metropolitana................ Consistorio evangelico Corpus iuris canonici D „Deutsche Ev. Blätter für Brasilien" 234, „Deutsche Ev. Kirche von Rio Grande do Sul" Deutscher Ev. Kirchenbund 96, 210, 218, 235, 351, Dt. Ev. Kirchentag .................................. Dt.-Ev. Synode v. Nordamerika . 215, „Deutsche Gefahr" 14, 32, „Deutsche Legion" 18, „Deutsche Post" 66, 210, Deutsche Sprache. Verbot der —n .... „Deutsche Zeitung" „Deutsche Zone" Deutscher Nationalverein »Deutsches Lesebuch für Brasilien" .... Diakonie, weibliche Diakonissen .......................................... 215, „Diaspora", Verein 174, 376,

45 49 46

247 217

378 236 242 374 102 247 223 65 19 133 245 362 272 378

E

Eherecht Ehescheidungen 27

16, 46,

63 365

Eigentum der Gemeinde Einbürgerung, selbsttätige Einwanderersürsorge Emanzipation............................................. Episkopalkirche.... 96, 217, 219, 374, Erweckung ................................................... Erziehungsverein „Estandarte Christas" Evangelisation ........................................... Evang. Gesellschaft f. die protestantischen Deutschen in Amerika ................... Bon weiteren Nennungen der Ge­ sellschaft wurde abgesehen, da sie bei fast allen Gemeinden erwähnt wird. Evang. Bund ............................................. Evang. Wohltätigkeitsverein Ev.-luth. Krrchenbote für Brasilien ... Ev.-luth. Kirchenzeitung f. Südamerika Ev.-lutherischer Gotteskasten 23, 276, 277, 284, 336, 337, 349, Ev. Konsistorium in Brasilien .. 197, Evang. Stift ...................................... 215, Evangelischer Oberkirchenrat 21, 23, 62, 66, 78, 93, 99, 109, 112, 116, 122, 125, 128, 133, 137, 138, 139, 144, 146, 154, 157, 164, 170, 173, 174, 186, 199, 206, 207, 208, 210, 212, 216, 218, 220, 221, 222, 224, 236, 241, 244, 260, 272, 274, 276, 278, 286, 290, 293, 309, 322, 323, 325, 328, 329, 334, 336, 337, 338, 340, 342, 346, 349, 351, 362, 375, Evangelischer Oberkirchenrat: Änschlutzgesetz .................................... Stand. Vertreter „Expositor Christas"

377

378 274 381 382

378 210 239

377 378 221 383

Farapvenkrieg 15, 73 frankfurter Parlament .......................... 17 Franziskaner............................................. 340 16 Französische Revolution 362 „Frauenhilfe fürs Ausland" Fremdenbataillone............................ 14, 15 G Gemeindeblatt Gemeindeblatt, Portugiesisches Gemeindeverfassung ............... 63, 115, Gesangbuch .......................................... 214,

214 375 364 215 403

Seite

Gesangbuch, Bayrisches ......................... 93 Ge angbuch, Berlinisches ....................... 93 Gesangbuch, Rbein.-Westf........................ 215 Gustav-Adolf-Verein 137, 144, 146, 172, 173, 179, 217, 221, 233, 234, 235, 238, 243, 255, 261,. 278, 292, 293, 348, 376, 378 Gustav - Adolf - Hauptverein von Rio 249 Grande do Sul

H

19 Halbpachtkolonien 27 Handelsfreiheit 27 Handelsvertrag mit England 42, 47, 48, 377 Heydtsches Rescript Humanistische Bildung 244

I

Indianer 92, 106, 205 Jndianermission ........ ... 219, 250 Italienische Kolonien 43 ff. Jahrbuch ....................... ............ 215 Jesuiten 46, 48, 64, 66, 81, 103, 133, 206, 262, 309 Johannesstift .... .... 250 .... 383 „Jornal Baptista" ... 350 Iowa-Synode ... .... 256 Jünglinasverein . Jugendpflege .... .... 236

K

Kapuziner 262, Katharinenstist Katholische Einwanderer Kirchenbilduna ............... Kirchenfeindschaft Kirchenordnung, Rhein.-Westfälische .. Kirchenzucht .~. ................. Koloni ation, Verbot der Koloni ation, Verordnung über (1820) Koloni ationsgesetz, Rio Grande do Sul Koloni ationsgesetz, Santa Catharina . Koloni ationspolitik Koloni ationsvertrag 28, Komitee für die protestantischen Deut­ schen in Südbrasilren Konfirmandenanstalt ... 255, ....­ Kongreß für christliche Arbeit im latei

328 363 16 23 22 199 70 33 29 41 35 27 31 377 353 383

nischen Amerika 384 Konsistorium, evang., in Brasilien .. 62 „Koferitz Deutsche Zeitung" 100 Kulturkampf 22 „Kulturverein" 18 Kultusfreiheit 30 Kultusministerium, Preußisches 216

L Lehrerseminar .... 167, 214, 216, 235, 240 Lehrerseminar, Katholisches 242 Lehrerverein, Dt. Ev

Seite

M

Materialismus, theoretischer . 17, 22, Methodisten Militärdienst Minderheiten Mirsystem Mischsiedlungen ....................................... Missionssreund, freund, Riograndenser .......... Missourisynode 78, 97, 109, 111, 115, 123, 127, 138, 139, 158, 160, 163, 164, 165, 166, 169, 170, 173, 179, 181, 187, 188, 190, 192, 193, 218, 243, Moderados .... Mongolen Muckerbewegung 89, N Nationale Feiertage Nationalitätsbewutztsein Nativismus Naturalisation

102 383 28 21 298 21 250

379 34 44 104

220 21 373 33, 34

O „O Christas" 383 Oeffentliche Ländereien, Gesetz über die 39 „O Puritano" 383 Ordination 212

P

35 Parceristen 75, 196 Pastor Primarius 363 Paul-Gerhardt-Stift .... 235 Pensionskasse ..................... 248 Pfarerrblatt ....................... 45 P arrer, Registrierung der 372 Psarrfrau ........................... 220 Portugiesische Amtssprache 214 Predigerseminar ............... Presbyterianer 20, 173, 383 Proseminar ..................................... 235, 242 Pseudopfarrer ... 78, 83, 121, 133, 366 ff. R 21 Raste................................................ Rassebewußtsein ........................... 373 117 Rauhes Haus............................... 35 Redemptioners ............................. 34 Reichsverfassung, Additionalakte Reiseprediger ............................... ......... 23 17 Religionsfeindschaft..................... Religionsfreiheit........................... 45 ff., 214 50 Religionsunterricht ..................... 34 Restaurationspartei ................... Riograndenser Bauernverein .. ......... 190

S Sabbatisten Seemannsmission „Semana Evangelien" Sesmaria (Landverleihung)

384 174 383 28

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Siedlerberatung 349 Siedlungspfarrer 234 Singbewegung 236 Sklaven ................................. 15, 19, 27, 28 Sonntagsblatt 247, 361 Sonntagsblatt, Portugiesisches ............ 248

Sozialisten ............................................. 178 Sprachenfrage ............................... 23, 220 Synodalbibliothek ................................. 236 Synodalkalender 234 Synodalordnung von 1868 199 Synodalsatzungen 1886 ......................... 211 Synodal atzungen 1922 ......................... 224 Shnodalschule........................................... 216 Synode, La Plata Sch 23, 206, 212 Schulaufsicht 48 „Schwarze Liste" 223 St „Stundenhalter"

261

T

Theosophen Trauung

192 216

Sette

U

Ultramontane Partei 103 Unabhängigkeitserklärung Brasiliens . 27 „Urwaldbote" ........................................ 361

Verein zum Schutz deutscher Einwande­ rer nach Brasilien Verein zur Beförderung der evange­ lischen Gemeinde Brasiliens........ Bolksbund für das Deutschtum im Aus­ land ................................................ Volksmissionsverein

238 234

W Witwenfond Witwen- und Waisenkasse Württembergisches Konsistorium

207 245 292

263

376

3 Zeitungen 20 Zentralverein für Auswanderung .... 47 Zivilehe 216

405

Karten

zur Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinden in Brasilien

Inhaltsverzeichnis

1. Rio Grande do Sul

2. Das Gebiet der „alten Kolonien" um Sao Leopolds 3. Die Kolonien am oberen Rio dos Sinos 4. Die Kolonien am Rio Cahy

5. Die Kolonien am Taquarh nnd Rio Pardo 6. Die deutschen evangelischen Gemeinden im Süden von Rio Grande do Sul 7. Die deutschen evangelischen Gemeinden in Santa Catharina

8. Die deutschen evangelischen Gemeinden in Parana 9. Die deutschen evangelischen Gemeinden im östlichen Sao Paulo

10. Die deutschen evangelischen Gemeinden in Minas Geraes und Rio de Janeiro 11. Die deutschen evangelischen Gemeinden in Espirito Santo.

V£Li PORTO

Uebersicht über die deutschen evangelischen Gemeinden in Rio Grande do Sul Wit Ausnahme des Südens)

NEU PETROPOLIS

neupetropolU

Die Kolonien am oberen Rio dos Sinos

lNach Jahrhundertbuch, S. 100)

Die Kolonien am Rio Cahy

(Nach Jahrhundertbuch, S. 103)

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CANDELARIA