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German Pages 407 [408] Year 1997
Wolfgang Böhm
Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus
K-G-Saur München 1997
Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme Bölim,Wolfgaiig: Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus / Wolfgang Böhm - München : Saur, 1997 ISBN 3-598-11324-2
Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed on acid-free paper © Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K. G. Saur Verlag GmbH & Co KG, München 1997 Part of Reed Elsevier Printed in the Federal Republic of Germany Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig. Druck/Printed by Strauss Offsetdruck, Mörlenbach Binden/Bound by Buchbinderei Schaumann, Darmstadt ISBN 3-598-11324-2
Vorwort Wissenschaft wird von Menschen gemacht. Biographische Nachschlagewerke sind deshalb unentbehrliche Hilfsmittel für die Darstellung der Geschichte jeder wissenschaftlichen Disziplin. Für den landwirtschaftlichen Pflanzenbau, die Mutterdisziplin aller Agrarwissenschaften, fehlt bisher ein derartiges Nachschlagewerk. Das hier vorliegende .biographische Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus" soll diese Lücke schließen. Dieses Handbuch enthält Kurz-Biographien von Personen aus dem deutschsprachigen Kulturraum, die die Entwicklung des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus zu einer Pflanzenbauwissenschaft nachhaltig mitgestaltet haben. Hierbei wurde der Schwerpunkt auf das 19. und 20. Jahrhimdert gelegt, weil die meisten biographischen Grunddaten der für die Frühgeschichte des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus bedeutsamen Personen bereits von Max Güntz in seinem 1897 erschienenen „Handbuch der landwirtschaftlichen Literatur" erarbeitet worden sind. Die Konzeption der hier vorliegenden Kurz-Biographien erfolgte in Anlehnung an die redaktionellen Richtlinien der von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen „Neuen Deutschen Biographie". Neben den biographischen Grunddaten, den Stationen des wissenschaftlichen Lebensweges xmd der Würdigung herausragender Leistungen sind jeweils die wichtigsten Buchveröffentlichungen sowie bedeutende in Zeitschriften veröffentlichte Aufsätze der einzelnen Personen mit aufgefiihrt. Bei den Literaturangaben wurde die Schreibweise der Zeit beibehalten. Am Schluß der meisten Kurz-Biographien sind Würdigungsbeiträge, Nachrufe bzw. andere Publikationen über die betreffenden Personen in chronologischer Erscheinungsfolge aufgelistet. Beiträge, die ein Verzeichnis der Veröffentlichungen bzw. ein Bild der betreffenden Person enthalten, sind mit einem W. (Werkverzeichnis) bzw. mit einem P. (Porträt) gekennzeichnet. Mit den umfangreichen Literaturangaben ist dieses biographische Handbuch zugleich ein bibliographisches Nachschlagewerk. Abkürzungen wurden bei den Literaturangaben weitgehend vermieden. Wie bei der „Neuen Deutschen Biographie" sind in dieses Handbuch nur verstorbene Personen aufgenommen worden (Redaktionsschluß: 31. Dezember 1995). Um die fiir die Wissenschaftsgeschichte des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus bedeutsamen Personen zu erfassen, wurden die Jahrgangsbände vieler landwirtschaftlicher Zeitschriften systematisch durchgesehen. Die dort veröffentlichten Würdigungsbeiträge und Nachrufe waren die wichtigste Informationsquelle für dieses biographische Handbuch. Weitere personengeschichtliche Daten fanden sich in enzyklopädischen Nachschlagewerken, in agrarhistorischen Lehr- und Handbüchern sowie in den von zahlreichen Universitäten herausgegebenen Dozentenverzeichnissen. Pflanzenbauliche Forschung fand und flndet auch weiterhin in den aus dem landwirtschaftlichen Pflanzenbau entstandenen Tochterdisziplinen statt. So ist es selbstverständlich, daß Fachvertreter der Pflanzenemährung, der Pflanzenzüchtung, der Phytopathologie, der Bodenkunde, der Kulturtechnik, der Landtechnik, der Agrarmeteorologie, der Grünlandlehre, sowie des Gemüse-, Obst- und Arzneipflanzenbaus, die durch ihr Wirken die Entwicklung der Pflanzenbauwissenschaft beeinflußt haben, in dieses Handbuch aufgenommen worden sind. Das gilt auch ftlr diejenigen Tierzüchter und Agrarökonomen, die sich gleichzeitig auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus betätigt haben. Auch zahlreiche an außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätige Wissenschaftler und herausragende Landwirte wurden mit aufgenommen, ebenso Naturwissenschaftler, deren Forschungsarbeiten für die Pflanzenbauwissenschaft wegweisend geworden sind. Einen Platz in diesem Handbuch fanden auch ausländische Agrarwissenschaftler, die mit deutschsprachigen Veröffentlichungen die Entwicklung des pflanzenbaulichen Denkens imd Handelns in Mitteleuropa beeinflußt haben. Zahlreiche Personen, die ursprünglich für die Aufhahme in dieses Handbuch vorgesehen waren, konnten leider nicht berücksichtigt werden, weil es trotz intensiver Recherchen nicht gelang, die
biographischen Grunddaten zu beschafTen. Oft wurde die Sucharbeit erschwert durch die eng gezogenen Grenzen des Datenschutzes. Trotzdem konnten 669 Personen in dieses Handbuch aufgenommen werden. Der Umfang der einzelnen Kurz-Biographien wurde oft bestimmt von dem Vorhandensein entsprechender biographischer Unterlagen. Er ist deshalb kein Wertmaßstab für die wissenschaftshistorische Bedeutung der betreffenden Person. Sicherlich wird mancher Benutzer die eine oder andere Person in diesem Werk vermissen. Ein vollständiges biographisches Handbuch für ein Fachgebiet wird es jedoch niemals geben. Bei dem hohen Zeit- und Arbeitsaufwand für ein solches Unternehmen zählt allein das Streben nach Vollständigkeit, oder, um es mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe zu sagen: „So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das mögliche getan hat". Bei meiner über zehnjährigen Arbeit an diesem Werk haben mir viele Personen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Mein besonderer Dank gilt dabei meiner Frau Adelheid, die viele Vorschläge zur textlichen Gestaltung der Kurz-Biographien eingebracht hat. Mein Dank gilt den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutscher Bibliotheken, besonders denen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen, die mir bei der Beschaffung der hier aufgeführten Literatur behilflich waren. Dank sage ich auch den zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Archiven, Standesämtem und Friedhofsverwaltungen, die sich um die Auffindung biographischer Daten bemüht haben. Dankbar bin ich den Nachfahren von einigen der hier aufgeführten Personen, die private Dokumente zur Einsicht bereitstellten und einzelne Biographien überprüft haben. Besonders danke ich den Kolleginnen und Kollegen des Arbeitskreises „Geschichte der Pflanzenbauwissenschaften" für die vielen Anregxmgen und Ratschläge während der Entstehungsphase dieses Handbuches. Dieser Dank gilt auch zahlreichen Kollegen aus dem Fachgebiet Agrargeschichte. Danken möchte ich zuerst Herrn Prof Dr. Volker Klemm (Berlin), der nicht nur den größten Teil der Kurz-Biographien vor dem Reindruck gelesen hat, sondern der mir durch viele biographische und bibliographische Hinweise und durch persönliche Gespräche manche "Durststrecke" bei der Erarbeitimg dieses Handbuches überwinden half Ich danke allen, die mehrere der Kurz-Biographien oder größere Teile des Gesamtwerkes kritisch durchgesehen haben, vor allem den Herren Dr. Wilhelm Ahlheim (Hannover), Prof Dr. Anton Amberger (Freising), Prof Dr. Walter Aufhammer (Hohenheim), Dr. Erwin Bahn (Bad Lauchstädt), Prof Dr. Hans-Peter Blume (Kiel), Prof Dr. Kurt Ehrendorfer (Wien), Prof Dr. Frank Elhner (Berlin), Prof Dr. Arnold Finck (Kiel), Prof Dr. Wolfgang Franke (Bonn), Prof Dr. Dieter Fritz (Freising), Prof Dr. Joachim Garz (Halle/S.), Prof Dr. Rudolf Heitefliß (Göttingen), Prof Dr. Emst R. Keller (Zürich), Prof Dr. Gerd Kobabe (Göttingen), Dr. Hans-Heinrich Müller (Beriin), Prof Dr. Dr. h.c. Wilhelm Opitz von Boberfeld (Gießen), Prof Dr. Peter Ruckenbauer (Wien), Prof Dr. Bernhard Scheffer (Bremen), Frau Dr. Ursula Schling-Brodersen (Schriesheim) sowie den Herren Prof Dr. Hartmut Stützel (Hannover), Privatdozent Dr. Ulrich Sucker (Berlin), Prof Dr. Christian Winner (Göttingen), Dr. Wohlert Wohlers (Braunschweig), Dr. Horst Wolf (Deggendorf) und Prof Dr. Dr. h.c. Martin Zoschke (Gießen). Dank gilt auch meinem Kollegen Prof Dr. Wilfried Ehlers (Göttingen) für die zahheichen Ratschläge zur inhaltlichen und sprachlichen Gestaltung einzelner Textpassagen. Frau Inger Barthel danke ich für das Übertragen der Manuskriptvorlagen in den Computer-Satz und Herm Joachim Barthel für die vorbildliche Erstellung der druckreifen Vorlagen. Herrn Andreas Brandmair und Frau Ingrid Edelhofer danke ich für ihre engagierte Mithilfe beim Korrekturlesen. Mein besonderer Dank gilt dem Verleger Herm Prof Drs. h.c. Klaus G. Saur, der auf meine erste Anfrage hin sich sofort bereit erklärte, die Betreuung dieses Handbuches zu übernehmen. Frau Clara Waldrich und Herm Manfred Link danke ich für die kompetente Beratung und für die verständnisvolle Zusammenarbeit bei der Fertigstellung dieses Buches.
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In einem solchen Werk mit so vielen bio- und bibliographischen Daten lassen sich trotz sorgfältigen Korrekturlesens und redaktioneller Bearbeitung Fehler nicht vermeiden. Hierfür bitte ich um Nachsicht. Möge dieses Handbuch für alle, die an der Geschichte des Pflanzenbaus interessiert sind, ein hilfreiches Nachschlagewerk zur Information und Orientierung sein. Göttingen, im März 1997
Wolfgang Böhm
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Symbole und Abkürzungen
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t Abb. Abt. a.d. AG allgem. a. 0. Prof. apl. Prof. Aufl. BASF Bd. Bdch. Bde. bzw. ca. DDR Diss. Diss. math.-nat. Diss. med. Diss. phil. Diss. wi.-so. DLG Dr. Dr. agr. Dr.-Ing. Dr.jur. Dr. med. Dr. phil. Dr. techn. dt. ebd. Erg. Bd. ETH
geboren verstorben Abbildung Abteilung an der Aktiengesellschaft allgemein außerordentlicher Professor außerplanmäßiger Professor Auflage Badische Anilin- und Sodafabrik Band Bändchen Bände beziehungsweise zirka Deutsche Demokratische Republik Dissertation Dissertation der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Dissertation der Medizinischen Fakultät Dissertation der Philosophischen Fakultät Dissertation der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft Doktor Doktor der Agrarwissenschaften Doktor der Ingenieurwissenschaften Doktor der Rechte Doktor der Medizin Doktor der Philosophie Doktor der Technikwissenschaften deutsch ebendort (am gleichen Ort) Ergänzungsband Eidgenössische Technische Hoch-
f. FAO ff. Gebr. gen. H. ha Hg. kgl. k.k. Kr. N. F. No. Nr. o.J. o.O. 0. Prof. 0. ö. o.V. P. Prof Prov. R. S. Sp. Taf techn. Tl. Tie. u. u. a. Univ. USA verm. Vol. W. z.B. zugl.
folgende Seite Food and Agricultural Organization folgende Seiten Gebrüder genannt Heft Hektar Herausgeber königlich kaiserlich-königlich Kreis Neue Folge Number (Nummer) Nummer ohne Jahreszahl ohne Ortsangabe ordentlicher Professor ordentlicher öffentlicher Professor ohne Verfasserangabe Porträt (Bild) Professor Provinz Reihe Seite (n) Spalten) Tafel(n) technisch Teil Teile und und andere, unter anderem Universität United States of America vermehrt(e) Volume (Band) Werkverzeichnis (Veröffentlichungen) zum Beispiel zugleich
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Achard, Franz Carl, * 28. April 1753 in Berlin, 120. April 1821 in Kunem (Schlesien) • Sohn eines Pfarrers, studierte Physik und Chemie, wurde 1776 Mitarbeiter von Andreas Sigismtmd Marggraf bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und 1777 zum Professor ernannt. Seit 1780 befaßte er sich auf Anregung Friedrichs des Großen mit der Verbesserung der inländischen Tabakkultur. Aufgrund der dabei erzielten Erfolge erhielt er vom König eine lebenslängliche Pension. Nach dem Tode Marggrafs wurde Achard 1782 dessen Nachfolger bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied des Direktoriums. Um 1784 griff Achard die Idee seines Lehrers Marggraf wieder auf, Zucker aus Runkelrüben herzustellen. Viele Jahre führte er auf seinem Gut Kaulsdorf bei Berlin und später in Französisch-Buchholz (einem Dorf im heutigen Stadtbezirk Berlin-Pankow) umfangreiche Rübenanbauversuche durch. Es gelang ihm, zuckerhaltige Varietäten zu selektieren imd auch ein brauchbares Verfahren zur industriellen Fabrikation des Rübenzuckers zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Versuche veröffentlichte er in der Schrift „Ausführliche Beschreibung der Methode, nach welcher bei der Kultur der Runkelrübe verfahren werden muß, um ihren Zukkerstoff nach Möglichkeit zu vermehren, und sie so zu erhalten, daß sie mit Vortheil zur Zukkerfabrikazion angewendet werden kann" (Berlin 1799; Nachdruck: Beriin 1984). König Wilhelm III. von Preußen erkannte den wirtschaftlichen Wert einer industriemäßigen Herstellung von Zucker aus Rüben und gewährte Achard ein Darlehen von 50.000 Talern. Dieser kaufte das Gut Kimem in Schlesien und errichtete dort 1801 die erste deutsche Rübenzuckerfabrik. Durch einen Brand wurde sie jedoch 1807 zerstört. Von 1812 bis 1814 leitete Achard in Kunem eine Lehranstalt für Rübenzuckerfabrikation. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er den Lehrbetrieb wieder einstellen. Sein Tod wurde von der Öffentlichkeit kaum beachtet. Achard hat eine Vielzahl wegweisender Bücher und Schriften über Rübenanbau und Zuk-
kerfabrikation veröffentlicht. Aus pflanzenbaulicher Sicht ist noch hervorzuheben seine „Anleitung zum Anbau der zur Zuckerfabrication anwendbaren Runkelrüben und zur vortheilhaften Gewinnung des Zuckers aus denselben" (Breslau 1803). Eine von E. O. von Lippmann herausgegebene Ausgabe dieses Buches erschien später in der Reihe „Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften" (Berlin 1907). Achards bedeutendste Veröffentlichung ist das dreiteilige Werk „Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben in Verbindung mit der Bereitung des Brandweins, des Rums, des Essigs und eines Coffee-Surrogats aus ihren Abfällen" (Leipzig 1809,2. Aufl. 1812). Achard ist nicht nur der Begründer der Rübenzuckerindustrie. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört auch die Selektion, Erhaltung und Vermehrung einer Varietät der BetaRübe, die zur Ausgangsform aller heute angebauten Varianten der Zuckerrübe geworden ist. Achards Lebenswerk und dessen Bedeutung für die Wirtschafts-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte ist in vollem Umfang erst im 20. Jahrhundert erkannt imd entsprechend gewürdigt worden. Literatur: STIEDA, WILHELM: Franz Karl Achard und die Frühzeit der deutschen Zuckerindustrie. Leipzig 1928 = Abhandlungen der Philologisch-historischen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften Bd. 39, Nr. 3. - GRÖBA, KURT: Franz Karl Achard. In: Schlesische Lebensbilder Bd. 4,1931, S. 200-218. (F.) - SPETER, M A X : Bibliographie von Zeitschriften-, Zeitungs-, Bücher-, Broschüren- u. dgl. Veröffentlichungen Franz Carl Achards. In: Die Deutsche Zuckerindustrie Bd. 63, 1938, S. 69-74, 152-154, 315-318, 407-409 u. 592-593. (W.) BAXA, JACOB: Franz Carl Achard. Zum Gedächtnis seines 200. Geburtstages am 28. April 1753. In: ZuckerJg.6,1953,S. 109-114. (P.) - BAXA, JAKOB: Franz Karl Achard, Physiker und Chemiker, Begründer der Rübenzuckerindustrie. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1,1953, S. 27-28. - WINNER, CHRISTIAN: Franz Carl Achard als Wegbereiter einer experimentellen Pflanzenbauwissenschaft und der Zukkerfabrikation aus Rüben. In: Geschichte der Zuckerrübe. 200 Jahre Anbau und Züchtung. Herausgegeben vom Institut für Zuckerrübenforschung, Göttingen. Berlin-Nikolassee 1984, S. 22-47. (P.).
Aereboe, Friedrich, * 23. Juli 1865 in Horn bei Hamburg, t 2. August 1942 in Beriin • Sohn
Albrecht eines Lehrers am Rauhen Haus in Hamburg, besuchte das Stadtgymnasium in Riga und erlernte die praktische Landwirtschaft in Livland, Schleswig-Holstein und im Großherzogtum Oldenburg. Von 1889 bis 1892 studierte er Landwirtschaft an der Universität Jena. Hier erhielt er von Theodor Freiherr von der Goltz nachhaltige Anregxmgen ftlr seine spätere wissenschaftliche Tätigkeit. 1894 wurde er an der Universität Basel zum Dr. phil. promoviert mit der Dissertation „Untersuchungen über den direkten und indirekten Einfluß des Lichtes auf die Athmung der Gewächse" (Forschimgen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 16, 1893, S. 429463). Von 1895 bis 1899 war Aereboe Leiter der neu gegründeten Buchführungsabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin und dann fünf Jahre lang Güterdirektor der Standesherrschaft PfÖrten in der Lausitz. 1904 wurde er Professor für Wirtschaftslehre des Landbaus in Breslau, 1906 in Bonn, 1909 in Berlin, 1913 wieder in Breslau, 1919 in Hohenheim und 1922 erneut in Berlin. Zwischenzeitlich bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1931 beriet er auch zahlreiche Großbetriebe. Aereboe hat die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebslehre in Deutschland in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflußt, vor allem mit seinem wissenschaftlichen Hauptwerk, dem Lehrbuch „Allgemeine landwirtschaftliche Betriebslehre" (Berlin 1917, 6. Aufl. 1923). Gemeinsam mit J. Hansen und Th. Roemer hat er das „Handbuch der Landwirtschaft" (5 Bde. Berlin 1929-1930) herausgegeben. Einen Teil seiner Lebensarbeit widmete er dem ländlichen Bildungswesen. Fragen des Universitätsstudiums behandelte eru. a. in den Beiträgen „Zur wissenschaftlichen Ausbildxmg des Landwirtes" (Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 38,1911, S. 465-466) und „100 Jahre landwirtschaftliches Universitätsstudium" (Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 53,1926, S. 551-553). Stets pflegte Aereboe enge Kontakte zur landwirtschaftlichen Praxis. In seinen Schriften tritt besonders die enge Verbundenheit mit dem Acker- und Pflanzenbau hervor. Aufgrund der seit 1920 von Margarethe von Wrangell publizierten Versuchsergebnisse, wonach bestimmte
Kultuxpflanzenarten auch schwerlösliche Bodenphosphate aufschließen können, entwickelte Aereboe das „Düngesystem Aereboe-Wrangell". Es sollte die deutsche Landwirtschaft weitgehend von importierten Rohphosphaten unabhängig machen. Einige Thesen von Aereboes Schrift „Neue Düngerwirtschaft ohne Auslandsphosphate" (Beriin 1922 = Betriebswirtschaftliche Vorträge aus dem Gebiete der Landwirtschaft H. 6) führten zu einem heftigen wissenschaftlichen Meinungsstreit mit führenden Agrikulturchemikem. Aereboe war dreifacher Ehrendoktor. LEPPIN, WERNER: Friedrich Aereboe t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 69,1942,8. 320. (P.) - SEEDORF, WILHELM: Friedrich Aereboe zum Gedächtnis. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 41, 1942,8.81-85. - HEUSER, OTTO E.: Friedrich Aereboe, Agraipolitiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1, 1953, 8.91-92. - RIES, LUDWIG-WILHELM: Zum 100. Geburtstag Friedrich Aereboes. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 13, 1965, S. 44-61. - Friedrich Aereboe. Würdigung und Auswahl aus seinen Werken aus Anlaß der 100. Wiederkehr seines Geburtstages. Herausgegeben von Arthur Hanau, Max Reifes, Hans Wilbrandt und Emil Woermann. Hamburg und Berlin 1965. (P. u. W.) - ROLFES, MAX: Friedrich Aereboe (18651942). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankf\ut/Main 1970,8. 321-332. (F.).
Literatur:
Albrecht, Wilhelm, » 2. Juni 1785 in Rothenburg ob der Tauber, f 21. Dezember 1868 in Rothenburg ob der Tauber • Sohn eines Arztes, studierte Kamerai- und Staatswissenschaften in Heidelberg, Würzburg imd Landshut, nahm 1807 an einem halbjährigen Lehrkurs bei Albrecht Daniel Thaer in Möglin teil und ging 1808 nach Hofwyl (Schweiz), wo er am landwirtschaftlichen Institut Fellenbelgs als Lehrer für Naturgeschichte tätig war. 1817 wurde Albrecht zum Direktor eines landwirtschaftlichen Instimts nach Idstein berufen. Die Struktur dieser Lehranstalt, die 1834 nach Hof Geisberg bei Wiesbaden verlegt wurde, hat er in der Schrift „Das Herzoglich Nassauische Institut der Landwirthschaft und die Versuchs-Anlagen des landwirthschaftlichen Vereins zu Wiesbaden" (Wiesbaden 1845) ausführlich beschrieben.
Andreae Albrecht gründete 1818 einen landwirtschaftlichen Verein im Herzogtum Nassau und wurde dessen Sekretär. Als Herausgeber des „Landwirthschaftlichen Wochenblattes für das Herzogthum Nassau" (1819-1849) und der „Jahrbücher des landwirthschaftlichen Vereins im Herzogthum Nassau" (1822-1849) erwarb er sich hohes Ansehen bei den Landwirten. Als landwirtschaftlicher Schriftsteller machte er sich auch einen Namen mit seinen Heften „Blätter aus Nassau. Deutschen Landleuten und Weinbauern gewidmet" (1843-1846). 1849 legte er seine Ämter nieder und lebte meistens auf seinem Gut in Franken. Durch vielseitige Aktivitäten versuchte er die Lage der Kleinbauem zu verbessern. Literatur: RENKHOFF, OTTO: Wilhelm Albrecht 1785 bis 1868. In: Nassauische Lebensbilder Bd. 1, 1940, S. 104-118. (R).
Alten, Fritz, * 24. Oktober 1896 in Hohenbostel am Deister, t 26. November 1971 in Hohenbostel am Deister • Entstammt einer alten niedersächsischen Bauemfamilie, studierte Chemie und Landwirtschaft in Göttingen und promovierte dort 1924 mit der Dissertation „Beiträge zur Kennzeichnimg und Beschaffenheit der Roterden". Nach der Promotion arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Agrikulturchemischen und Bodenkundlichen Institut der Universität Göttingen. 1925 trat Alten in den Dienst des Deutschen Kalisyndikats. Zunächst richtete er an der Kaliforschungsanstalt in Staßfurt eine agrikulturchemische Abteilung ein, später baute er die Landwirtschaftliche Versuchsstation Berlin-Lichterfelde auf, deren Leiter er von 1929 bis 1945 war. Diese Versuchsstation gelangte alsbald zu internationalem Ansehen. Den hohen wissenschaftlichen Standard der dort durchgeführten Forschungsarbeiten dokumentieren drei umfangreiche Sammelbände, die xmter dem Titel „Arbeiten über Kalidüngung" bei der Verlagsgesellschaft fOr Ackerbau in Berlin erschienen sind (Erste Reihe 1931, Zweite Reihe 1935, Dritte Reihe 1942). Unter Beibehaltung seiner Stellung in der Kali-Industrie übernahm Alten 1940 den Lehrstuhl für Agrikulturchemie an der Universität Königsberg. Von 1943 bis 1945 hielt er auch
Vorlesungen über Agrikulturchemie an der Technischen Universität Berlin. Von 1946 bis 1960 war Alten Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung der Verkaufsgemeinschaft Deutscher Kaliwerke in Hannover. 1956 übemahm er auch die unter seiner Leitung neuerrichtete Landwirtschaftliche Forschimgsanstalt Büntehof (Hannover). An der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen hielt er Vorlesungen über Düngerlehre und Landbau in den Tropen imd Subtropen. Alten hat eine große Anzahl von Beiträgen auf den Gebieten der Pflanzenemährung, Bodenkunde xmd Düngerlehre veröffentlicht. Für das von Edwin Blanck herausgegebene „Handbuch der Bodenlehre" verfaßte er gemeinsam mit B. Kiumies den Beitrag ,JDas Verhalten des Wassers im Boden" (Erster Ergänzungsband, Berlin 1939, S. 150-239). Alten ist Autor der Schrift „Die westdeutsche Nahrungsmittelproduktion in Abhängigkeit von der Weltemährungswirtschaft" (Göttingen 1953). Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 1, 1956, S. 29-30. (W.) Fritz Alten 70 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschafl Jg. 81, 1966, S. 1586. (F.) - DOEHRING: Fritz Alten gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaits-Gesellschaft Jg. 86,1971, S. 1285-1286. Andreae, Bernd, » 17. April 1923 in Rostock, 115. Januar 1985 in Berlin • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1947 Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte dort 1952 mit der Dissertation .J'ruchtfolgen und Fruchtfolgesysteme in Niedersachsen" (Bremen-Hom 1952 = Schriften der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e. V. N. F. Bd. 42). Nach der Promotion blieb er an der Universität Göttingen und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre. 1955 habilitierte er sich mit der Arbeit „Die Feldgraswirtschaft in Westeuropa. Standortsfragen, Formen, Probleme und Entwicklungstendenzen" (Berlin und Hamburg 1955 = Berichte über Landwirtschaft N. F. Sonderheft 163). Seit 1957 hatte er eine Diätendozentur an der Universität Göttingen. 1960 folgte er einem Ruf als o. Professor an die Technische Universität Ber-
Anton lin. Bis 1972 war er dort Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre und dann bis 1978 geschäftsfuhrender Direktor des neu gegründeten Instituts für Agrarbetriebs- und Standortsökonomie. Andreae, der viele Studienreisen unternahm, war einer der produktivsten Forscher auf dem Gebiet der Wirtschaftslehre des Landbaus. Neben den betriebswirtschaftlichen Aspekten hat er bei seinen Untersuchungen in angemessener Weise stets auch die ökologischen Grundlagen für den Anbau der Feldfhichte mitberücksichtigt. Viele seiner zahlreichen Veröffentlichungen sind gewichtige Beiträge zur Geographie der Kulturpflanzen in der Weltlandwirtschaft. Von den Buchveröffentlichungen Andreaes sind aus der Sicht des Pflanzenbaus hervorzuheben: „Wirtschaftslehre des Ackerbaues. Betriebswirtschaftliche Grundsätze beim Aufbau einer zeitgemäßen Feldwirtschaft" (Stuttgart 1959, 2. Aufl. 1968), „Die Bodenfhichtbarkeit in den Tropen. Nutzbarmachung und Erhaltung. Betriebswirtschaftliche Überlegungen für die Arbeit in Entwicklungsländern" (Hamburg und Berlin 1965), „Weidewirtschaft im südlichen Afrika. Standorts- und evolutionstheoretische Studien zur Agrargeographie und Agrarökonomik der Tropen und Subtropen" (Wiesbaden 1966 = Erdkundliches Wissen H. 15, Beiheft zur Geographischen Zeitschrift), „Landwirtschaftliche Betriebsformen in den Tropen. Bodennutzung und Viehhaltung im Spannungsfeld von Tradition und Fortschritt" (Hamburg imd Berlin 1972), „Strukturen deutscher Agrarlandschaft. Landbaugebiete und Fruchtfolgesysteme in der Bundesrepublik Deutschland" (Forschxmgen zur deutschen Landeskunde Bd. 199, 1973, 2. Aufl. 1978) und „Die Farmwirtschaft an den agronomischen Trockengrenzen. Über den Wettbewerb ökologischer Varianten in der ökonomischen Evolution. Betriebs- und standortsökonomische Studien in der Farmzone des südlichen Afrika imd den westlichen USA" (Wiesbaden 1974 = Erdkundliches Wissen H. 38, Beiheft zur Geographischen Zeitschrift). Zu den am stärksten geographisch ausgerichteten Publikationen Andreaes gehören seine Spätwerke .Agrargeographie. Strukturzonen und Betriebsformen in der Weltlandwirtschaft" (Beriin und New York 1977, 2. Aufl. 1983),
„Agrarregionen unter Standortstreß. Produktionsverfahren der Bodennutzung in Marginalzonen des Weltagrarraumes" (Kiel 1978 = Geocolleg H. 6), „Weltwirtschaftspflanzen im Wettbewerb. Ökonomischer Spielraimi in ökologischen Grenzen. Eine produktbezogene Nutzpflanzengeographie" (Berlin und New York 1980) und ,Allgemeine Agrargeographie" (Beriin xmd New York 1985 = Sammlung Göschen Bd. 2624). Eine Vielzahl von Aufsätzen über die regionalen Aspekte des Kulturpflanzenanbaus hat Andreae in agrarökonomischen und in geographischen Zeitschriften publiziert. Etwa 20 Arbeiten veröffentlichte er in den „Berichten über Landwirtschaft", u. a. den Beitrag , Ackerbau unter Standortstreß. Verfahrenstechniken in Marginalzonen der Weltlandwirtschaft" (Bd. 56,1978, S. 289-307). Die Universität Gießen veriieh Andreae 1968 den Eilhard Alfred MitscheriichPreis. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1983, S. 54. (W.) Anton, Karl Gottlob von, * 23. Juli 1751 in Lauban (Oberlausitz), t 17. November 1818 in Göriitz • Seit 1774 als Oberamtsadvokat in Görlitz tätig, bedeutender Sprachforscher und Historiker. Mit seiner „Geschichte der teutschen Landwirthschaft von den ältesten Zeiten bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts" (Tl. 1-3, Göriitz 1799, 1800 u. 1802) wirkte er richtungweisend für die spätere agrarhistorische Forschimg. Anton hat in mehreren Veröffentlichungen auch aktuelle agrarökonomische und pflanzenbauliche Fragen behandelt. Wesentliche Aussagen zum Pflanzenbau hat er in der anonym herausgegebenen Schrift, A n die Oekonomen, von einem Oekonomen" (Leipzig 1786) niedergeschrieben. Er forderte den verstärkten Anbau von Futterleguminosen und die Besömmerung der Brache. Die Hauptaufgabe eines landwirtschaftlichen Betriebes sah er nicht in der Viehwirtschaft, sondern in der Feldwirtschaft, also im Anbau von Kulturpflanzen. Nach seinen Vorstellungen sollte die Viehwirtschaft vor allem die für die Feldwirtschaft notwendigen E>üngemittel produzieren.
Appel Literatur: Eis, GERHARD: Karl Gottlob von Anton, Rechtsgelehrter, Historiker und Sprachforscher. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1,1953, S. 318-319. - KLEMM, VOLKER: Die Bedeutung Karl Gottlob von Antons als Agrarwissenschaftler. In: Lötopis. Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung Reihe B - Geschichte Nr. 29,1982, S. 21-28. Appel, Otto, * 19. Mai 1867 in Coburg, f 10. November 1952 in Berlin • Sohn eines Kaufmanns, begann zunächst eine Lehre als Apotheker, studierte seit 1890 Botanik an der Universität Breslau und ab 1893 an der Universität Würzburg, wo er 1897 bei Julius Sachs mit einer Arbeit über Pflanzengallen zum Dr. phil. promoviert wTirde. 1898 erhielt er eine Anstellung als Assistent am Bakteriologischen Institut der Universität Königsberg. 1899 folgte er einem Angebot zur Übernahme einer „Hilfsarbeiterstelle" an der neugegründeten „Biologischen Abteilimg für Land- und Forstwirtschaft des Kaiserlichen Gesxmdheitsamtes" in Berlin. Zunächst arbeitete er im Botanischen Laboratorium, das er seit 1903 leitete. 1913 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Von 1920 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1933 war er Direktor der aus der Biologischen Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes hervorgegangenen „Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft" in Berlin-Dahlem. Appels wissenschaftliches Interesse galt besonders der Kartoffel. Er förderte nachhaltig den Kartoffelbau in Deutschland. Mit finanzieller Unterstützung der Kartoffelbaugesellschaft gründete er 1919 ein Forschungsinstitut für Kartoffelbau, dessen Leitung er bis 1923 innehatte. Später gelang es ihm, dieses Institut in die Biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft einzugliedern. Wesentliche Forschungsbeiträge publizierte Appel über die Verhütung des Auftretens von Krankheiten und Schädlingen bei der Kartoffel durch die Verwendung von gesundem Pflanzgut. Aus pflanzenbaulicher Sicht beachtenswert ist seine Schrift „Die Pflanzkartoffel" (Berlin 1918, 2. Aufl. 1920 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 35). Bedeutsam für den Landbau waren auch seine erfolgreichen Versuche zur Bekämpfung der Brandkrankheiten bei Getreide. Als Direktor der Biologischen Reichsanstalt hat Appel den Pflanzenschutzdienst in Deutsch-
land richtungweisend organisiert. Er gründete Zweigstellen dieser Anstalt an vielen Orten innerhalb des Reichsgebietes und übertrug ihnen bestimmte Spezialaufgaben. Durch seine Aktivitäten beeinflußte er entscheidend das 1937 erlassene „Gesetz zum Schutz der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen". In dem Beitrag „Die Zukunft des Pflanzenschutzes in Deutschland" (Angewandte Botanik Bd. 1, 1919, S. 3-15) hat er die Forderung erhoben, Lehrstühle für Phytopathologie an den Universitäten in Deutschland einzurichten. Er selbst hielt als Honorarprofessor seit 1921 Vorlesungen an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Appel war Herausgeber bzw. Mitherausgeber bedeutender Werke seines Fachgebietes. So hat er u. a. mehrere Bände von Sorauers, Jiandbuch der Pflanzenkrankheiten" mitherausgegeben. Die von ihm herausgegebenen „Taschenatlanten", die die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge der Kulturpflanzen behandeln und in vorbildlicher Weise von dem Kimstmaler August Dressel illustriert wurden, waren jahrzehntelang hochgeschätzte Ratgeber für die landwirtschaftliche Praxis. Neubearbeitet hat Appel das Buch von Albrecht Conrad Thaer „Die landwirtschaftlichen Unkräuter. Farbige Abbildung, Beschreibung und Vertilgungsmittel derselben" (Beriin 1881, 3. Aufl. 1905) und zwei weitere Auflagen herausgegeben (4. Aufl. 1923,5. Aufl. 1927). In dem Beitrag „Pflanzenpathologie und Pflanzenzüchtung^' (Der Züchter Jg. 2, 1930, S. 309-313) fordert er eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Disziplinen. Für sein erfolgreiches Wirken wurde Appel vielfach geehrt imd ausgezeichnet. Allein die Ehrendoktorwürden der Hochschulen bzw. Universitäten Wien, Sofia und Berlin dokumentieren die Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen im In- imd Ausland. Anläßlich seines 85. Geburtstages im Jahre 1952 wurde ihm das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Aus gleichem Anlaß stiften seitdem Wissenschaft und Industrie die „Otto-Appel-Denkmünze", die bis heute als höchste Auszeichnung des Deutschen Pflanzenschutzes an verdiente Persönlichkeiten verliehen wird. 1992 hat der Senat von Berlin die Grabstätte von Otto Appel als Ehrengrabstätte Berlins anerkannt.
Arens Literatur: KLINKOWSKIM.: Geh. Rat Prof. Dr. Dr. h.c. Otto Appel zu seinem 80. Geburtstag am 19. Mai 1947. In: Der Züchter Jg. 17/18, 1946/47, S. 65-67. (P.) - ScHLUMBERGER, OTTO: Otto Appels Verdienste um den deutschen Pflanzenschutz. In: Festschrift zur Feier des achtzigsten Geburtstages von Geh. Reg. Rat Prof. Dr. Dr. h. c. Otto Appel, Präsident der Biologischen Reichsanstalt i. R. am 19. Mai 1947. Gewidmet von der Biologischen Zentralanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. Berlin 1947, S . 1-2. (R) - BLUNCK, HANS: Otto Appel 85 Jahre. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Jg. 59, 1952, S. 177-178. (P.) - SCHLUMBERGER, OTTO: Otto Appel t- In: Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst N. F. Jg. 7, 1953, S. 1-2. (R) KLINKOWSK.1, M.: Otto Appel (1867-1952). In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 32, 1953, S. 1-6. (P.) - HUBER, BRUNO: Otto Appel, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1,1953, S. 329-330. - SCHLUMBERGER, OTTO: Otto Appel 1867-1952. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 68 a, 1955, S. 211-215. ( R u. W.) - REDLHAMMER, DIETER: Der Organisator des deutschen Pflanzenschutzes: Otto Appel (1867-1952). In: Die Pflanzen schützen - den Menschen nützen. Eine Geschichte des Pflanzenschutzes. Herausgegeben vom Industrieverband Pflanzenschutz e. V., Frankfurt/Main 1987, S. 92-95 u. 204-205. (R u. W . ) - LAUX, W . : Ehrengrabstätte für Otto Appel. In: Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst Jg. 45, 1993, S. 72.
Arens, Rudolf, * 11. Oktober 1926 in Saarbrücken, t 10. Oktober 1991 in Bad Hersfeld • Sohn eines Gymnasialdirektors, studierte nach einer landwirtschaftlichen Praxis seit 1950 Landwirtschaft an der Universität Bonn xmd promovierte dort 1955 als Schüler von Emst Klapp mit der Dissertation „Zweijährige Untersuchungen über die Anfangsentwicklung von Grünlandneuansaaten auf dem Versuchsgut Rengen/Eifel". Anschließend war er als Assistent am Institut für Pflanzenbau in Bonn tätig. 1963 habilitierte er sich für das Fach Acker- und Pflanzenbau mit der vielbeachteten Schrift „Beiträge zur langjährigen Entwicklung von Mähweide-Ansaaten unter besonderer Berücksichtigung der kritischen Saatstärken" (Hiltrup/Westf 1963 = Forschung und Beratung Reihe B, H. 8). Als Privatdozent wirkte er weitere fünf Jahre in Bonn. 1968 wurde er zixm außerplanmäßigen Professor ernannt.
Seit 1968 leitete Arens das Institut fiir Grünlandwirtschaft an der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt für Grünlandwirtschaft und Futterbau (Eichhof/Bad Hersfeld). Ein Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten waren Untersuchungen über die Nutzungseigmmg von Arten und Sorten des Dauergrünlandes. Bereits in den 70er Jahren legte er Versuche zur Biotop- und Landschaftspflege an. Für die vierte Auflage des Buches von Emst Klapp „Wiesen und Weiden. Eine Grünlandlehre" (Berlin und Hamburg 1971) bearbeitete er das Kapitel „Neuanlage von Dauei^rünland" (S. 326-369). Seit 1971 hielt er als Honorarprofessor an der Universität Gießen Vorlesungen über Grünlandwirtschaft. Von 1986 bis 1990 leitete er die „Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau" in der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften. Literatur: NEFF, RICHARD: Zum Gedenken an Rudolf Arens. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 37, 1991, S. 273. (P.) Arland, Anton, * 20. Juli 1895 in Eisenbrod (Böhmen), t 23. Februar 1975 in Leipzig • Studierte 1917 und 1918 Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, dann an der Universität Leipzig und promovierte dort 1923 mit einer Arbeit über den Haferflugbrand (Botanisches Archiv Bd. 7, 1924, S. 70-111). Seit 1925 arbeitete er als Assistent an dem von Adolf Zade geleiteten Institut für Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig. Anfangs beschäftigte er sich hier mit dem Einfluß der Umwelt auf die regionale Verbreitung der Tierrassen und publizierte das Buch „Einführung in die landwirtschaftliche Rassenkunde auf bodenkundlicher und klimatischer Grundlage" (Leipzig 1925). Das zentrale Forschungsthema in Leipzig wurde für Arland der Wasserhaushalt der Kulturpflanzen. 1928 habilitierte er sich mit der Schrift „Das Problem des Wasserhaushaltes bei landwirtschaftlichen Kulturpflanzen in kritisch-experimenteller Betrachtung" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv fiir Pflanzenbau Bd. 1, 1929, S. 1-160). In dieser Arbeit beschreibt er eine neue Methode der Transpirationsmessung, die „Anwelkmethode", mit der sein Name fortan verbimden bleiben sollte. Nach der Habilitation blieb Arland als Privatdo-
Aufhammer zent am Leipziger Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung tätig. 1934 wurde er zum a. o. Professor ernannt. Er lehnte es jedoch ab, Nachfolger seines Lehrers Adolf Zade zu werden, der 1933 sein Amt niederlegen mußte. Von 1935 bis 1945 war Arland an der Landwirtschaftlichen Abteilung der Prager Deutschen Technischen Hochschule in TetschenLiebwerd tätig, zunächst als a. o. Professor, seit 1938 als Direktor des Instituts für Pflanzenproduktion, Gemüse- und Obstbau. Im Rahmen dieser Tätigkeit vertrat er das Gesamtgebiet des Pflanzenbaus. Sein zentrales Forschimgsthema blieb die „Wasserfrage", wie er es in dem Beitrag „Ziele und Aufgaben der Forschimg auf dem Gebiete des Pflanzenbaues" (Deutsche Akademiker-Zeitung Jg. 28, 1936, Nr. 10, S. 3-4) dargelegt hat. Von seinen in dieser Zeit erschienenen Veröffentlichungen ist noch hervorzuheben die von der Fürstlich Jablonski'schen Gesellschaft zu Leipzig gekrönte und herausgegebene Preisschrift „Der experimentelle Nachweis der Beziehimgen zwischen Wasserverbrauch und Ernährung bei Getreide" (Beriin 1936). Von 1946 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1960 war Arland o. Professor und Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig. Auch während dieser Zeit betätigte er sich vorwiegend auf dem Gebiet der Transpirationsforschimg. Von seinen weiteren Veröffentlichungen wurde richtungweisend: „Die Transpirationsintensität der Pflanzen als Grundlage bei der Ermittlung optimaler ackerund pflanzenbaulicher Kulturmaßnahmen. Ein neuer Weg zur Steigerung der Erträge der Kulturpflanzen" (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Bd. 44, H. 2,1952). Die Arbeit erschien zugleich als Buch unter dem Titel: „Fiebernde" Pflanzen mehr Brot? Auf neuen Wegen zur Steigerung der Kulturpflanzenerträge (Beriin 1953). Zu seinen bedeutenden Veröffentlichungen gehören außerdem „Ein Beitrag zur Anwelkmethode" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 5, H. 6, 1956) und „Tyrannei der Erde". Ein Problem des modernen Landbaus (Berlin 1959 = Abhandlungen der Sächsischen Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Bd. 46, H. 3,1959). Für sein wissenschaftliches Lebenswerk ist Arland mehrfach ausgezeichnet worden. 1959 wurde ihm der Vaterländische Verdienstorden in Silber verliehen, 1961 erhieh er die Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Arland starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Literatur: Lebenslauf des Prof Dr. Anton Arland, Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts für Acker- und Pflanzenbau der Universität Leipzig. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 1952, S. 156-161. (P. u. W.) - Prof Dr. Anton Arland 65 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 11, 1960, S.413. Prof. Arland 70 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 16, 1965, S. 408. - DÖRTER, KLAUS und G. W.: Anton Arland. 20. 7.1895 - 23.2. 1975. In: Jahrbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1975-1976. Berlin 1979, S. 203213. (W.) - ZWICKER, RUTH: Anton Arland (18951975). In: Namhafte Hochschullehrer der KarlMarx-Universität Leipzig Bd. 6, Leipzig 1984, S. 7-16. (P.) - RÖHLIG, ERDMANN: Anton Arland (1895-1975). In: Journal of Agronomy and Crop Science Bd. 175,1995, S. 135-136. (R).
Aufhammer, Gustav, * 22. Februar 1899 in Larrieden (Bayern), f 26. Januar 1988 in Freising • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in München. 1922 erwarb er den Titel Diplomlandwirt. Eine vorwiegend praktisch ausgerichtete Tätigkeit brachte ihn zunächst in enge Berührung mit der Pflanzenzüchtung. 1926 kehrte er an die Technische Hochschule in München zurück. Unter der Ägide von Ludwig Kießling promovierte er 1928 mit der Dissertation „Landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung und Landwirtschaftstechnik, eine Darstellung ihrer Wechselbeziehungen und Fortschritte" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayem Jg. 18, 1928, S. 229-294). Nach der Promotion arbeitete Aufhammer als wissenschaftlicher Mitarbeiter Kießlings an einem Sortenregister kultivierter Gerstenformen. Wichtigstes Ergebnis dieser Studien war der gemeinsam mit L. Kießling konzipierte „Bilderatlas zur Braugerstenkunde" (als Broschüre gedruckt und herausgegeben vom Verein zur Förderung des Deutschen Braugerstenbaues, Berlin 1931). Nach Abschluß dieser Tätigkeit
Babo auf dem Gebiet der Sortenkunde ging Aufhammer für mehrere Jahre als Lehrer an die Kreisackerbauschule nach Triesdorf. 1936 übernahm er die Weizenabteilung der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt in Weihenstephan. Hier beschäftigte er sich vor allem mit der züchterischen Kombination von Ertrags-, Qualitäts- und Resistenzeigenschaften bei Getreide. 1949 folgte Aufhammer einer Berufung an die Technische Hochschule München. Erübemahm als 0. Professor imd Direktor das Institut für Acker- und Pflanzenbau in Weihenstephan, dem er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1968 vorstand. Der Getreidebau und die Getreidezüchtung standen fortan ganz im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. Ein besonderes Anliegen war es für ihn, diu'ch pflanzenbauliche Maßnahmen der Verbreitung von Pflanzenkrankheiten entgegenzuwirken. Einen Überblick über die in seinem Institut durchgeführten Forschungsarbeiten gibt er in einem Beitrag des „Bayerischen Landwirtschaftlichen Jahrbuchs" (Jg. 42, 1965, Sonderheft 3, S. 31-48). Insgesamt hat Aufhammer ca. 350 Beiträge in wissenschaftlichen und praxisnahen Zeitschriften veröffentlicht. Beachtenswert ist sein Beitrag „Standortforschung in der Pflanzenbauwissenschaft" (Standortforschung. Schriftenreihe des Forschungsrates für Emährung, Landwirtschaft und Forsten H. 1, 1966, S. 59-69). Aus wissenschaftshistorischer Sicht herauszuheben ist seine einfühlende biographische Würdigung des Pflanzenzüchters Ferdinand von Lochow (Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 294-305). Aufhammer ist Autor des Buches „Neuzeitlicher Getreidebau" (Frankfurt/Main 1959, 2. Aufl. 1963). Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das gemeinsam mit Gerhard Fischbeck verfaßte Buch „Getreide. Produktionstechnik und Verwertung" (Frankfurt/Main u.a. 1973), ein Standardwerk der deutschsprachigen Fachliteratur über den Getreidebau. Aufhammer war von 1964 bis 1966 Vorsitzender und seit 1967 Ehrenmitglied der „Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften". Die Universität Bonn verlieh ihm 1968 die Würde eines Ehrendoktors. Für seine herausragenden Verdienste als Wissenschaftler und Hochschul-
lehrer wurde er auch mit hohen Orden ausgezeichnet. Er war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, des Bayerischen Verdienstordens und des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst. Literatur: FISCHBECK, G.: Gustav Aufhammer 70 Jahre. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 129,1969, S. 97-100. (P.) - FISCHBECK, G.: Nachruf (Gustav Aufhammer). In: Journal of Agronomy and Crop Science Bd. 160, 1988, S. 286-287. (R) FISCHBECK, G.: Altrektor Gustav Aufhammer T- In: TUM-Mitteilungen der Technischen Universität MünchenfiirSmdierende, Mitarbeiter, Freunde H. 2, 1988, S. 2. (F.).
B Babo, August Wilhehn Freiherr von, * 28. Januar 1827 in Weinheim/Bergstraße, t 16. Oktober 1894 in Weidling bei Klostemeuburg (Österreich) • Sohn von Lambert von Babo, studierte Naturwissenschaften in Heidelberg und Freiburg/Br. und besuchte die landwirtschaftlichen Lehranstalten in Hof-Geisberg bei Wiesbaden, Poppelsdorf bei Bonn und Eldena bei Greifswald. Mehrere Jahre lang betreute er den landwirtschaftlichen Versuchsgarten der Polytechnischen Schule Karlsruhe. Von 1860 bis 1893 war er Direktor der neu gegründeten Wein- und Obstbauschule Klostemeuburg. Er förderte entscheidend den Weinbau in Österreich. Babo veröffentlichte mehrere Bücher und Schriften über Weinbau. Sein bedeutendstes Werk ist das „Handbuch des Weinbaues und der Kellerwirthschaft" (unter Mitwirkung von E. Mach, 2 Bde. Berlin 1881 u. 1883; mehrere Auflagen). Aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben ist sein Buch über den Tabakanbau. Das zunächst gemeinsam mit F. HofTacker unter dem Titel „Der Tabak und sein Anbau" (Karlsruhe 1852) veröffentlichte Werk hat Babo später neu bearbeitet und allein herausgegeben. Es erschien unter dem Titel ,JDer Tabaksbau" (3. Aufl. Berlin 1882 = Thaer-Bibliothek Bd. 20; 4. Aufl. 1911 u. 5. Aufl. 1919, beide bearbeitet und herausgegeben von Ph. Hoffmann). Literatur: Festschrift August Freiherm von Babo zum 100. Geburtstag (o. O. u. o.J. 1927). (P.) -
Baden DUMBACHER, EGON: August Wilhelm v. Babo, Weinbauforscher. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1, 1953, S. 4 8 0 .
Babo, Lambert, Freiherr von, * 26. Oktober 1790 in Mannheim, f 20. Juni 1862 in Weinheim/Bergstraße • Studierte zunächst Rechtswissenschaften, widmete sich dann der Landwirtschaft, arbeitete zeitweise bei Albrecht Daniel Thaer in Möglin und kaufte sich später ein Landgut. Er war Mitglied der Zentralstelle des Badischen Landwirtschaftlichen Vereins und 1832 Mitbegründer des landwirtschaftlichen Vereinsgartens. Bekannt wurde er durch zahheiche populärwissenschaftliche Schriften über Landwirtschaft und Weinbau. Von Babos Buchveröffentlichungen sind hervorzuheben: „Anleitung zur chemischen Untersuchung des Bodens für Landwirthe" (Frankfurt/Main 1843), „Ackerbau-Chemie, oder kurze Darstellung dessen, was der Landmann von chemischen Kenntaissen bedarf, um seinen Acker zweckmäßig zu behandeln" (Frankftirt/Main 1845, Neue Ausgabe 1850, 2. Aufl. 1862), „Die Hauptgrundsätze des Ackerbaues. Ein Lesebuch" (Heidelberg 1848,2. Aufl. 1851, 3. Aufl. 1868), ,J)er Ackerbau nach seinen monatlichen Verrichtungen, als Leitfaden für die landwirthschaftliche Praxis" (Frankfurt/Main 1852, Neue Ausgabe 1862) und „Kurzgefaßte Ackerbaulehre in Fragen und Antworten. Zum Gebrauch für den landwirthschaftlichen Unterricht in den deutschen Volksschulen" (Frankftut/Main 1855, 2. Aufl. 1865). Seine bedeutendste Veröffentlichung über den Wein ist das Buch „Der Weinbau, dargestellt nach der Reihenfolge der vorkonmienden Arbeiten, nebst Anleitung zur Bereitung und zur weiteren Pflege des Weines" (Frankftirt/Main 1842, 4. Aufl. 1879). Literatur: THIEL's Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884,
S. 7 3 - 7 4 .
(F. u. W.) -
SARTORIUS, OTTO:
Lambert Joseph Leopold v. Babo, Förderer der Landwirtschaft und des Weinbaus. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1, 1953, S. 481.
Backhaus, Hermann, * 7. Januar 1818 auf der Domäne Selbach im Fürstentum Waldeck, 1 2 L Februar 1901 in Göriitz • Studierte von 1837 bis 1840 Geschichte und Philosophie in Bonn
und Jena, wo er 1840 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1848 war er Mitglied der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt/Main. 1855 erhielt er eine Anstellung als Oberlehrer an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Beberbeck in Hessen. Von 1860 bis 1871 war er Pächter eines Rittergutes in Schlesien. 1872 folgte Backhaus einem Ruf an die Universität Kiel. Er übernahm den neueingerichteten Lehrstuhl für Landwirtschaftslehre. Mit gering bemessenen Mitteln baute er ein kleines landwirtschaftliches Universitätsinstitut auf Unter seiner Leitung wurden an diesem Institut vornehmlich Saatgutuntersuchungen durchgeführt, vor allem Keimfähigkeitsprüfungen und Reinheitsbestimmungen. Backhaus hielt Vorlesimgen über ,4^dwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre", ,J..andwirtschaftliche Betriebslehre" und .Atethoden der Bodenuntersuchung und Bonitierung". 1891 wurde er aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt und 1894 entpflichtet. Sein Nachfolger wurde sein langjähriger Assistent und Mitarbeiter Hermann Rodewald. Literatur: Die Gartenlaube Jg. 49,1901, Nr. 10, Beil a g e 2, S. 2. (F.) -
VoLBEHR, FRIEDRICH u n d WEYL,
RICHARD: Professoren und Dozenten der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel 1665-1954. 4. Aufl. Kiel
1956,
S. 145. -
BLOHM, GEORG:
Landwirt-
schaflswissenschaften. In: Geschichte der ChristianAlbrechts-Universität Kiel 1665-1965 Bd. 6: Geschichte der Mathematik, der Naturwissenschaften und der Landwirtschaftswissenschaften. Herausgegeben von Karl Jordan. Neumünster 1968, S. 230247.
Baden, Wemer, * 25. Mai 1903 in Neuenkirchen bei Soltau, t 12. Februar 1992 in Hannover • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1923 Landwirtschaft m Göttingen, Kiel und ab 1925 in Halle/S., wo er 1927 mit einer Arbeit über die Entwicklung der Klitoris beim Kaninchen promoviert wurde. Anschließend arbeitete er ein Jahr lang als Hilfsassistent am Instimt ftir Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle. Seit 1929 war er Abteilungsleiter beim Verein zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche in Bremen, seit 1935 Leiter der Moorberatungsstelle der Landesbauemschaft Weser-Ems und von 1941 bis 1943 Sachbearbeiter für Moorkultur im Reichs-
Bährens nährstand in Berlin. 1948 wurde er zum Direktor der Staatlichen Moor-Versuchs-Station in Bremen ernannt. Diese Station leitete er bis zum Jahre 1968. Baden hatte maßgebenden Anteil an der Entwicklung rationeller Bewirtschaftungsverfahren auf Moor- imd Anmoorböden. Seine Publikationsliste umfaßt über 200 Titel. Von den Buchveröffentlichungen sind hervorzuheben: „Sachgemäße Bewirtschaftung des Hochmoores" (Berlin 1939 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 57), „Beurteilung und Düngung von Moor und Anmoor" (Landwirtschaftliche Schriftenreihe Boden und Pflanze der Ruhr-Stickstoff Aktiengesellschaft Bochum H. Nr. 10, 1961) imd „Bewirtschaftung und Leistung des Grünlandes auf Deutscher Hochmoorkultur. Ein Beispiel 5 Jahrzehnte langer Standortforschung in der Moor-Versuchswirtschaft Königsmoor" (Bremen 1966 = Mitteilungen über die Arbeiten der Staatlichen Moor-Versuchsstation, 9. Bericht). Beachtenswert ist auch sein Beitrag „Die Kalkung und Düngxmg von Moor und Anmoor" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung. Herausgegeben von Hans Linser. Bd. 3,2. Hälfte, Wien - New York 1965, S. 1445-1516). Er war Mitautor und Mitherausgeber des Buches „Bodenkunde. Lehrbuch fiir Ingenieurschulen" (Stuttgart 1969). Die Geschichte der Moor-Versuchsstation in Bremen hat Baden ausftihrlich beschrieben in der von ihm herausgegebenen „Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Anstalt" (Bremen 1952 = Mitteilungen über die Arbeiten der Moor-Versuchsstation in Bremen, 7. Bericht). Auch in mehreren Zeitschriften-Aufsätzen behandelt er historische Aspekte der Moorforschung in Deutschland u. a. in: „Zwei Jahrzehnte Moorkunde in Deutschland" (Zeitschrift fiir Kulturtechnik Jg. 1,1960, S. 2-25), .Entwicklung und heutiger Stand der Moorkultur" (Angewandte Botanik Bd. 38, 1964, S. 53-65) und .Jvloorforschung in Bremen. Sieben Jahrzehnte Preußische, dann Staadiche Moor-Versuchsstation Bremen (MVST)" (24. Jahresheft der AlbrechtThaer-Gesellschaft 1989, S. 155-182). Seit 1953 hatte Baden einen Lehrauftrag fiir Moorkultur an der Universität Göttingen. Für seine Verdienste um die Landeskultur erhielt er hohe Auszeichnungen: das Bxmdesverdienst10
kreuz am Bande, den Niedersächsischen Verdienstorden 1. Klasse, die C. A.-Weber-Medaille der Deutschen Gesellschaft fiir Moor- und Torfkunde und die Silberne Max-Eyth-Denkmünze der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Literatur: HUSEMANN, C.: Professor Dr. Werner Baden zum 6S. Geburtstag und zum lOjährigen Jubiläum als Direktor der Staatl. Moor-Versuchsstation in Bremen. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 9, 1968, S. 199-201. (P) - HUSEMANN, C . : Professor Dr. rer. nat. Werner Baden zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kultuitechnik und Fluibereinigung Jg. 14,1973, S. 129-131. - KUNTZE, HERBERT: Werner Baden. 25. Mai 1903 bis 12. Februar 1992. In: Telma Bd. 22, 1992, S. 15-25. (P u. W.).
Bährens, Johann Christoph Friedrich, * 1. Februar 1765 in Meinerzhagen (Sauerland), f 16. Oktober 1833 in Schwerte/Ruhr • Seit 1789 Rektor imd Pfarrer in Schwerte, erwarb 1797 den Doktorgrad der Medizin und wirkte in seinem Pfarrbezirk gleichzeitig als Arzt. Er veröffentlichte u. a. eine Vielzahl populär-medizinischer Schriften. Beachtenswert für die Frühgeschichte der Düngerlehre ist seine Schrift „Versuch über die einzig wahre Theorie der natürlichen imd künstlichen Düngemittel, nebst Bekanntmachung eines erprobten, wohlfeilen, höchstwirksamen und leicht zuzubereitenden künstlichen Düngers" (Dortmund und Leipzig 1798). Die Kemaussage seiner Düngertheorie lautet: „Ein fhichtbarer Boden, welcher Sand, Thon, Kalk und Stauberde in gehörigem Verhältnis enthält, wird dennoch durch Abnutzung erschöpft, wenn ihm nicht diejenigen Theile wieder gegeben werden, welche er verlohren hat. Man nennt dieses die Düngung" (ebd. S. 6). Bährens beschreibt die Herstellung eines mineralischen Düngemittels und propagiert die seinerzeit in Vergessenheit geratene Methode, Getreidesamen vor der Aussaat mit düngenden Flüssigkeiten (Kalkwasser oder Mistwasser) zu behandeln. Von dieser Schrift erschien mit verändertem Titel 1802 eine zweite und 1820 eine dritte Auflage. Literatur: Westfälische Köpfe. 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen. Biographischer Handweiser von Wilhelm Schulte. Münster 1963, S. 15-16. (R).
Baule Bär, Karl, • 6. August 1901 in Weimar, f 1Januar 1946 in russischer Kriegsgefangenschaft • Sohn eines Oberschulrates, studierte seit 1922 Landwirtschaft in Berlin und Göttingen und promovierte 1928 bei Otto Tornau mit der Dissertation „Untersuchungen an Rot- und Schafschwingel" (Journal für Landwirtschaft Bd. 76, 1928, S. 129-150 u. 255-284). Anschließend arbeitete er mehrere Jahre lang in Saatzuchtbetrieben und in Instituten der Grünlandforschung. 1934 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pflanzenbau der Universität Göttingen. Seit 1937 war er im Forschungsdienst tätig u. a. als Geschäftsführer des Arbeitsausschusses für Ödlandkultur. 1938 habilitierte sich Bär an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen mit der Schrift „Untersuchungen über Wachstumsverhältnisse von Futterpflanzen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 87, 1939, S. 159-229). Er erhielt die Venia legendi für Acker- und Pflanzenbau und Landeskultur. 1939 wurde er als Nachfolger von Alfred Heinrich Könekamp zum Professor und Direktor des Instituts für Grünlandwirtschaft an den Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchsund Forschungsanstalten LandsbergAVarthe ernannt. Seine Arbeitsschwerpunkte waren der Futterbau, die Verbesserung der Grünlandflächen imd die Ödlandkultur. Die landwirtschaftliche Praxis verdankte ihm viele Anregungen. Von 1937 bis 1939 hat Bär die Zeitschrift „Futterbau und Gärfutterbereitung" herausgegeben. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41 Bd. l,Sp.51.(W.) - Professor Dr. Karl Bär t- In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 4,1949, S. 84. Balks, Rudolf, » 12. Mai 1901 in Meyerich bei Soest, t 17. November 1971 in Münster • Studierte seit 1920 Chemie an der Universität Münster und promovierte dort 1925 mit der Dissertation „Untersuchungen über die Bildung imd Zersetzung des Humus im Boden" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 103, 1925, S. 221-258). Bis 1935 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstak Münster tätig. 1935 habilitierte er sich an der Universität Münster mit der Arbeit „Unter-
suchungen zur Jodfrage in Westfalen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 81, 1935, S. 939-1001). Von 1936 bis 1950 war Balks Leiter der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Braunschweig bzw. Ebstorf/Uelzen. Gleichzeitig hatte er einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Braunschweig. Bis 1945 hielt er dort Voriesungen über „Die Ernährung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" und über „Probleme und Methoden der Bodenuntersuchung". Von 1950 bis 1966 leitete er als Direktor die Landwirtschaftliche Untersuchungs- imd Forschungsanstalt Münster. In zahkeichen Experimenten untersuchte Balks die Rolle der Spurenelemente für die Ernährung der Kulturpflanzen. Wegweisend für die Umweltanalytik wurde sein methodischer Beitrag „Die Untersuchung von Rauchschäden" (Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchsund Untersuchungsmethodik Bd. 16; 1953, S. 85-126). Von seinen wissenschaftshistorischen Veröffentlichungen sind die Kurzbiographien über Carl Sprengel, Justus von Liebig und Hermann Hellriegel hervorzuheben (O. Keune: Männer die Nahnmg schufen. Hannover 1952, S. 74-102). Literatur: POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 1, 1956, S. 82-83. (W.) 100 Jahre Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt. Joseph-König-Institut Münster (Westf.) 1871-1971. Münster 1971. (W.) - Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 9,1991, S. 5. Baule, Bernhard, » 4. Mai 1891 in Hann.-Münden,t 5. April 1976 in Graz • Seit 1921 o. Professor für Mathematik an der Technischen Hochschule in Graz. Einer seiner Forschungsschwerpunkte war die mathematische Behandlung naturwissenschaftlicher Probleme. In mehreren Arbeiten hat er Mitscherlichs Ertragsgesetz mathematisch neu formuliert und modifiziert. In den „Landwirtschaftlichen Jahrbüchern" veröffentlichte eru. a. die Beiträge „Zu Mitscheriichs Gesetz der physiologischen Beziehungen" (Bd. 51,1918, S. 361-385) und „Wirkungsgesetz und Wachstumsgesetz" (Bd. 59, 1924, S. 341-354). 11
Baumann Nach 1950 publizierte er vier Beiträge in der .Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau". Bedeutsam ist vor allem der Beitrag „Über die Weiterentwicklung der Ertragsgesetze von Liebig und Mitscherlich" (Bd. 96, 1953, S. 173186). Literatur:
POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Lite-
rarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 1,1956, S. 103. (W.). Baumann, Anton, • 17. Juli 1856 in Bamberg, 123. Juli 1912 in München • Sohn eines Oberpostmeisters, studierte Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, an der Universität München und promovierte dort 1884 mit der Dissertation „Das Verhalten von Zinksalzen gegen Pflanzen und im Boden" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 31,1885, S. 1-53). Zwei Jahre später habilitierte er sich in München mit der Arbeit „Ueber die Bestimmung des hn Boden enthaltenen Ammoniak-Stickstoffs und über die Menge des assimilierbaren Stickstoffs im unbearbeiteten Boden" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 33,1887, S. 247303). Als Assistent an der Forstlichen Versuchsanstalt der Universität München beschäftigte er sich dann mit Problemen der Bodenkartierung, seit 1890 überwiegend mit Fragen der Moorkultur. 1895 wurde Baumann zum ersten staatlichen Moorkulturtechniker Bayerns ernannt. Von 1898 bis zu seinem Tode war er Direktor der neugegründeten Königlich Bayerischen Moorkulturanstalt. Die von ihm durchgeftihrten Entwässerungs-, Düngungs- und Anbauversuche bewiesen eindeutig die Rentabilität der Moorkultur. Baumann hielt seit 1901 an der landwirtschaftlichen Abteilimg der Technischen Hochschule München Vorlesungen über Moorkultur. 1908 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. Literatur: Prof. Dr. Anton Baumann t- In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 8, 1912, S. 269-271. (P. u. W.) - GULLY, E.: Anton Baumann F- In: Internationale Mitteilungen für Bodenkunde Bd. 2, 1912, S. 379-387. (P u. W.) - PAUL, H.: Anton Baumann.
Nachruf In: Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Forst-und Landwirtschaft Jg. 11,1913, S. 1-8. (W.). Baumann, Hans, * 13. Dezember 1907 in Berlin, t 14. Dezember 1991 in Kiel • Sohn eines Pfarrers, absolvierte eine gründliche landwirt12
schaftliche Ausbildung in mecklenburgischen und pommerschen Gutsbetrieben und studierte Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin sowie Botanik und Chemie in Hamburg. 1933 promovierte er in Berlin mit der Dissertation „Untersuchungen über den Wasserhaushalt ökologisch verschiedener Sommerweizensorten" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 77, 1933, S. 835-888). Seit 1935 arbeitete Baumann als Assistent am Institut für Kulturtechnik in Berlin. Besondere Beachtung in der Fachwelt fand seine mit einem Preis ausgezeichnete Studie über „Die land- imd volkswirtschaftliche Bedeutung von Dürrejahren im deutschen Anbaugebiet, kritisch untersucht auf Grund des Witterungsverlaufes im 20. Jahrhundert" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 84,1937, S. 377-430). 1938 habilitierte sich Baumann in Berlin mit der Arbeit „Witterungsverlauf und Ernteertrag in der Kurmark bei den Hauptgetreidearten und Kartoffeln" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 86, 1938, S. 823927). Nach Unterbrechung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit durch den 2. Weltkrieg übernahm Baumann 1946 eine Dozentur an dem von E. A. Mitscheriich geleiteten Institut fiir Kulturtechnik in Berlin. 1949 wurde er als Nachfolger Mitscherlichs zum Institutsleiter und Professor emannt. Von 1950 bis 1958 war er Direktor des Instituts für Acker- und Pflanzenbau an der Humboldt-Universität zu Berlin. Auch nach 1945 beschäftigte sich Baumann vor allem mit Fragen des Bodenwasserhaushaltes und mit den Beziehimgen zwischen Witterungsverlauf und Ernteerträgen. Dabei hat er auch zahlreiche Wurzeluntersuchungen durchgeführt, deren wichtigste Ergebnisse er in dem Beitrag „Wasserversorgung und Wurzelbildung" (Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 2, 1948, S. 65-67) und in der gemeinsam mit M.-L. Klauss durchgeführten Studie „Über die Wurzelbildung bei hohem Grundwasserstand" (Zeitschrift filr Acker-und Pflanzenbau Bd. 99,1955, S. 410-426) veröffentlicht hat. Weitere beachtenswerte pflanzenbauliche Arbeiten sind seine Beiträge „Über den Wasserhaushalt des kulturpflanzentragenden Standortes" und „Möglich-
Baumeister keiten der künstlichen Bewässerung" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 3,1954, H. 1 u. 9). Baumanns bedeutendste Veröffentlichungen zum Problemkreis Witterung imd Pflanzenerträge sind die Broschüre „Wetter und Ernteertrag" (Berlin 1949), der Beitrag „Klima und Witterung" (Handbuch der Landwirtschaft. Herausgegeben von Theodor Roemer u. a. Bd. 1, Akkerbaulehre, Berlin und Hamburg 1952, S. 98160) und das Buch „Witterungslehre für die Landwirtschaft" (Berlin und Hamburg 1961). Gemeinsam mit Joachim Thomas veröffentlichte er die Broschüre „Futterbau und Gründüngimg aus eigener Saat" (Berlin 1948) und eine „Kleine Gräserbestimmungstafel" (Berlin 1950, 2. Aufl. 1953, 3. Aufl. 1957). Grundsätzliche methodische Probleme pflanzenbaulicher Forschung behandelt er in dem Beitrag „Zu Fragen der Forschungsmethodik im Acker- und Pflanzenbau" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 7, H. 5, 1958). 1958 verließ Baumann die DDR. In Kiel fand er eine neue Heimat. 1959 wurde er an der Christian-Albrechts-Universität mit der Vertretung des Faches Wasserwirtschaft beauftragt. Später begründete er ein Institut für Wasserwirtschaft und Meliorationswesen. 1962 wurde er zum 0. Professor und zum Direktor dieses Instituts ernannt. In Kiel beschäftigte sich Baimiann besonders mit Fragen des Wasserhaushaltes im ländlichen Raum, aber auch den Beziehungen zwischen Witterung und Ernteerträgen widmete er weitere Studien. Gemeinsam mit Ursus Schendel und Georg Mann verfaßte er das Buch „Wasserwirtschaft in Stichworten" (Kiel 1974). 1976 gründete er die Deutsche Landeskulturgesellschaft, deren Vorsitz er bis 1983 innehatte. In der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft war er ein aktives Mitglied in den Ausschüssen für Feldberegnung und Landeskultur. 1976 wurde er mit der Max-Eyth-Denkmünze in Silber ausgezeichnet. Literatur: POGGENDORFF, J . C . : Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 1, 1956, S. 103-104. (W.) -
SCHENDEL: Professor Dr. Hans Baumann zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 14, 1973, S. 54-55. (F.) WOHLRAB, B.: Professor Dr. Hans Baumann zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 18,1977, S. 371. - WIDMOSER, R: Prof Dr. Hans Baumann 80 Jahre alt. In: Wasser undBodenJg. 39,1987,8.595-596. - KNAUER, N.: Nachruf auf Herrn Prof Dr. Hans Baumann. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung Bd. 33,1992, S . 258-260. (W.) - WIDMOSER, PETER: In memoriam Hans Baumann. In: Christiana Albertina N. F. H. 34,1992, S. 283.
Baumeister, Walter, » 7. Juli 1912 in Herne (Westfalen), f 25. August 1982 in Münster • Sohn eines Handwerkers, absolvierte eine Lehre als Gärtner und begann 1934 das Studium des Gartenbaus an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Seit 1935 studierte er Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Botanik an den Universitäten Bonn, Erlangen, Marburg und Münster. 1939 promovierte er in Münster mit der Dissertation „Der Einfluß mineralischer Düngung auf den Ertrag und die Zusammensetzung des Kornes der Sommerweizenpflanze" (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 12 (57), 1939, S. 175-222). Anschließend arbeitete er als Assistent am Botanischen Institut der Universität Münster und habilitierte sich 1942 mit einer Arbeit über den Einfluß des Bors auf die Photosynthese und Atmung submerser Pflanzen. Seit 1943 bearbeitete er in einem Forschungsinstitut der Kriegsmarine physiologische Vorgänge bei der Lagerung von Kartoffeki und Obst unter extremen Bedingungen. 1946 kehrte Baumeister an das Botanische Institut der Universität Münster zurück, wo er 1950 zum apl. Professor und 1961 zum Wissenschaftlichen Rat ernannt wurde. 1968 erfolgte seine Ernennung zum o. Professor. Von 1972 bis 1980 war er Direktor des neu errichteten Instituts für Angewandte Botanik der Universität Münster. Nach der Emeritierung vertrat er noch zwei Jahre lang seinen Lehrstuhl. Baumeisters Forschungstätigkeit lag auf dem Gebiet der angewandten Pflanzenphysiologie. Sein Hauptinteresse galt den Fragen der Mineralstoffemährung der Pflanzen und den Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Makro- und Mikronährstoffen. Beachtenswert sind seine zu13
Baumstark sammenfassenden Beiträge im „Handbuch der Pflanzenphysiologie" (Bd. 4, Berlin - Göttingen - Heidelberg 1958) über „Die AschenstofTe" (S. 5-36) und über die „Hauptnährstoffe" (S. 482557). Gemeinsam mit H. Burghardt verfaßte er für das „Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung" (Wien - New York) die Beiträge „Nährstoffaufhahme durch die Wurzel" (Bd. 1, I.Hälfte, 1969, S. 141-203) und „Ernährung und Entwicklungsablauf bei Pflanzen" (Bd. 1,2. Hälfte, 1972, S. 920-991). Hohes Ansehen in allen Disziplinen, die sich mit der Mineralstoffemährung der Pflanzen beschäftigen, erwarb sich Baumeister mit seinem Buch „Mineralstoffe imd Pflanzenwachstum" (Jena 1952,2. Aufl. Stuttgart 1954,3. Aufl. gemeinsam mit W. Emst 1978) und mit seiner Monographie: „Das Natrium als Pflanzennährstoff' (Stuttgart 1960). Ein zusammenfassendes Ergebnis seiner Lehrtätigkeit ist das gemeinsam mit G. Reichart verfaßte „Lehrbuch der Angewandten Botanik" (Stuttgart 1969). Literatur: BURGHARDT, HELMUT: Walter Baumeister (1912-1982). In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 97, 1984, S. 477-486. (F. u. W.). Baumstark, Eduard, * 28. März 1807 in Sinzheim (Baden), f 8. April 1889 in Greifswald • Lehrte seit 1838 als Professor für Staats- und Kameralwissenschaften an der Universität Greifswald und war von 1843 bis 1876 zugleich Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena bei Greifswald. Für die Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft ist seine „Einleitung in das wissenschaftliche Studium der Landwirthschaft" (Berlin 1858) ein wichtiges Dokument. Baumstark gibt in diesem, auf Vorlesungen aufbauenden Buch einen anschaulichen Überblick über das Studium an landwirtschaftlichen Akademien. Ausführlich beschäftigt er sich dabei auch mit der Wissenschaftssystematik und charakterisiert die zur Pflanzenproduktionslehre gehörenden Teilgebiete. Den Studierenden erteilt er zahlreiche, auch heute noch beachtenswerte Ratschläge zur Gestaltung des Landwirtschaftsstudiums. Neben staats- und volkswirtschaftlichen Büchern schrieb Baumstark zwei Beiträge über die Landwirtschaftliche Akademie Eldena: „Fünf14
zehn Jahre Gründung der königlichen staatsund landwirthschaftlichen Academie Eldena" (Greifswald 1860) und „Die königliche staatsund landwirthschaftliche Academie bei der Universität Greifswald" (Berlin 1870). Literatur: T H I E L ' s Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 75-76. (P.) - GASSEN, K.: Eduard Baumstark, Staats- und Kameralwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1, 1953, S. 668-669. Baur, Erwin, • 16. April 1875 in Ichenheim (Baden), f 2. Dezember 1933 in Berlin • Sohn eines Apothekers, studierte zunächst Medizin und erwarb 1900 an der Universität Kiel den medizinischen Doktorgrad. 1902 gab er den Arztberuf auf. Er studierte Botanik an der Universität Freiburg/Br. und promovierte dort 1903 mit einer Arbeit über Flechten. Im gleichen Jahr wurde er erster Assistent am Botanischen Institut der Universität Berlin. 1904 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Bakterien. Fortan beschäftigte er sich fast ausschließlich mit Fragen der Genetik. Grundlegende genetische Erkeimtnisse gewann er durch jahrelange Bastardisierungsversuche beim Löwenmäulchen (Antirrhinum). An der Universität Berlin hielt er Vorlesungen über Vererbungslehre. 1911 wurde Baur als o. Professor für Botanik an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen. 1914 gründete er in Friedrichshagen das erste Institut für Vererbungslehre in Deutschland und 1922 ein erweitertes Institut in Dahlem. Die Krönung seines Lebenswerkes war die Gründung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Züchtungsforschimg in Müncheberg (Mark) im Jahre 1927. Bis zu seinem Tode war Baur Direktor dieses Instituts. Hier hat er mit engagierten Mitarbeitern die Erkenntnisse der Genetik für die praktische Pflanzenzüchtung nutzbar gemacht. Unter seiner Ägide wurden in Müncheberg alkaloidfreie Süßlupinen und viele neue Sorten anderer Kulturpflanzenarten gezüchtet. Innerhalb weniger Jahre erlangte das Müncheberger Institut Weltruf Baurs bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist das Lehrbuch „Einführung in die experimentelle Vererbungslehre" (Berlin 1911, 11. Aufl. 1930). Stärker praxisorientiert ist sein Buch „Die wissenschaftlichen Grundlagen der
Baur PflanzenzQchtung. Ein Lehrbuch für Landwirte, Gärtner und Forstleute" (Berlin 1921, 5. Aufl. 1924). In mehreren Büchern und Schriften hat er auch humangenetische Probleme systematisch behandelt. 1908 gründete er die „Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre", die er bis zu seinem Tode als Herausgeber betreut hat. Außerdem war er Herausgeber der Zeitschrift „Der Züchter" (1929-1933) und Mitherausgeber mehrerer anderer Zeitschriften. Für seine herausragenden Leistungen ist Baur vielfach geehrt und ausgezeichnet worden. Er war Ehrendoktor der Hochschule für Bodenkultur in Wien und der Universität Uppsala. Die Universität Buenos Aires ernannte ihn zum Ehrenprofessor. - Für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Züchtungsforschung verlieh die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR die „Erwin-Baur-Medaille". Literatur: SCHIEMANN, ELISABETH: Erwin Baur. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 52, 1934, 2. Generalversammlungs-Heft, S. 51114.
(F. u . W . ) -
ROEMER, THEODOR,
TSCHERMAK,
und HUSFELD, BERNHARD: Erwin Baur F. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 19,1934, vorS. L.(P.) - JOHANNSMANN: Erwin Baur T. In: Die Phosphorsäure Bd. 4, 1934, S. 62-64. (P) - HEUSER, OTTO E.: Erwin Baur, Pflanzenzüchter und Vererbungsforscher. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1, 1953, S . 669-670. - STUBBE, HANS: Gedächtnisrede auf Erwin Baur gehalten am 25. Todestag (2. Dezember 1958) in Müncheberg/Mark. In: Der Züchter Bd. 29, 1959, S. 1-6. (P) - Dreißig Jahre Züchtungsforschung. Zum Gedenken an Erwin Baur 1 6 . 4 . 1 8 7 5 - 2 . 1 2 . 1 9 3 3 . Herausgegeben von W. Rudorf (Stuttgart 1959). (P u. W . ) - KLEMM, VOLKER: Erwin Baur. In: Von Thaer bis Mitscherlich. Kurzbiographien bedeutender Berliner Agrarwissenschaftler = Beiträge zur Geschichte der HumboldtUniversität zu Berlin Nr. 16,1987, S. 29-36 u. 77. ERICH V.
KRÖNER, H . - P , TOELLNER, R . u n d WEISEMANN, K . :
Erwin Baur. Naturwissenschaft und Politik. München 1994. (P).
Baur, Georg, » 2. April 1895 in Trugenhofen (Kr. Heidenheim), f 1. April 1975 in Rottweil • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft in Hohenheim und promovierte mit einer Arbeit über „Geschichte und Züchtung des Dinkels mit besonderer Berücksichtigimg von Steiner's rotem Tiroler Dinkel" (Diss. Hohenheim 1923).
Seit 1922 war er Abteilungsvorsteher an der mit dem Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung verbundenen Württembergischen Landessaatzuchtanstah in Hohenheim. 1929 habilitierte er sich in Hohenheim für das Fachgebiet Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung mit der Schrift „Das Grünland in Lehre und Forschung, eine literaturgeschichtliche Studie" (PlienmgenStuttgart 1930). Diese Arbeit ist bis heute die umfassendste Darstellung über die historische Entwicklung der Grünlandlehre vom 17. Jahrhundert bis zum Jahre 1929. Am organisatorischen Ausbau der Landessaatzuchtanstalt war Baur maßgeblich beteiligt. Zwischen 1930 und 1940 beschäftigte er sich vornehmlich mit der „ökologischen Auswertung" von Sortenversuchen (Pflanzenbau Jg. 10, 1933/34, S. 1-17 u. Jg. 11, 1934/35, S. 351-367 u. 395-399). Während dieser Zeit entstanden die beiden Schriften „Raps, Lein und andere wichtige Öl- und Gespinstpflanzen" (Stuttgart 1934 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 3) und „Neuzeitlicher Getreidebau" (Stuttgart 1937 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H.7). 1940 schied Baur aus dem Staatsdienst aus und übernahm die Leitung der Domänendirektion des Grafen Rechberg in Donzdorf. Lehrveranstaltungen an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim führte er jedoch weiter durch. Für das von Th. Roemer und W. Rudorf herausgegebene „Handbuch der Pflanzenzüchtung" schrieb er Beiträge über die Züchtung von Gräsern (Bd. 3,1943) und von Raps und Rübsen (Bd. 4,1944). 1947 wurde er zum apl. Professor für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung ernannt. 1949 übernahm Baur als o. Professor den Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaus an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und wurde Direktor des gleichnamigen Instituts. Fortan standen betriebswirtschaftliche Untersuchungen über die bäuerlichen Kleinbetriebe in Südwestdeutschland im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. Baur war von 1949 bis 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 1956 bis 1960 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. 1963 wurde er emeritiert, seit 1969 lebte er in Rottweil. Literatur: Professor Dr. Georg Baur 70 Jahre. In: Württembergisches Wochenblatt für Landwirtschaft
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Beckedorff Jg. 132, 1965, S. 987-988. (P. u. W.) - Die akademischen Lehrer der Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule) 1818-1968. Bearbeitet von Emst Klein. Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B, Forschungen Bd. 45, Stuttgart 1968, S. 45-46. (W.).
Beckedorff, Ludolph von, • 14. April 1778 in Hannover, f 27. Februar 1858 auf seinem Gut Grünhof bei Regenwalde (Hinterpommem) • Seit 1821 Ministerialrat im Preußischen Ministerium für Kirchenfragen und Schulangelegenheiten, wurde 1827 nach seinem Übertritt zum katholischen Glauben aus dem Dienst entlassen. Er kaufte sich einen Hof und widmete sich in den folgenden Jahren der Landwirtschaft. 1840 wurde er rehabilitiert, wieder in den Staatsdienst aufgenommen, in den Adelsstand erhoben und 1842 zum Präsidenten des Landes-OeconomieKollegiums bestellt. In diesem höchsten landwirtschaftlichen Gremium in Preußen entfaltete er eine rege Tätigkeit. Er förderte besonders die Gründung landwirtschaftlicher Schulen und das landwirtschaftliche Vereinswesen. Beckedorff, viele Jahre lang auch Präsident der Pommerschen Ökonomischen Gesellschaft, war es 1839 gelimgen, Carl Sprengel als Generalsekretär für diese Gesellschaft zu gewinnen. Nachhaltig forderte er dessen Vorhaben, eine landwirtschaftliche Akademie in Regenwalde zu errichten. In der von Sprengel im Auftrag der Ponmierschen Ökonomischen Gesellschaft herausgegebenen „Allgemeinen Landwirthschaftlichen Monatsschrift" veröffentlichte Beckedorff mehrere Aufsätze. Für das erste Heft des ersten Bandes schrieb er den Beitrag „Bodenthätigkeit? Ein kritischer Versuch" (Bd. 1, 1840, S. 9-25). Beachtenswert ist hier seine Aussage: Carl Sprengel „darf als der eigentliche Begründer der Agrikultur-Chemie angesehen werden" (S. 24). Die in verschiedenen Zeitschriften publizierten Beiträge Beckedorffs erschienen später unter dem Titel „Ludolph von BeckedorfTs gesammelte landwirthschaftliche Schriften" (2 Bde. Beriin 1849 u. 1851 = Beilage zu den Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten Jg. 9, 1851). Literatur: STEFFENHAGEN: Georg Philipp Ludolph von Beckedorff, Aizt, Staatsmann und publicistischer Schriftsteller. In: Allgemeine Deutsche Biogra-
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phie Bd. 2, 1875, S. 219-220. - PRUNS, HERBERT: Staat und Agrarwirtschaft 1800-1865. Anhangband. Berlin 1979 = Berichte über Landwirtschaft N. F., Sonderheft 194, S. 12-13.
Becker-Dillingen, Joseph, • 4. September 1891 in Dillingen (Donau), t 6. Dezember 1983 in Donauwörth • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und arbeitete bis 1930 als Saatzuchtleiter bei verschiedenen Institutionen in Österreich und in Sachsen. Von 1930 bis 1945 war er Leiter der Abteilung „Gartenbau und Sonderkulturen" am Deutschen Kalisyndikat in Berlin und von 1945 bis 1956 Direktor der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan. Als Autor bedeutender Handbücher für Gemüsebau und landwirtschaftlichen Pflanzenbau erwarb sich Becker-Dillingen hohes Ansehen. Sein erfolgreichstes Buch, das „Handbuch des gesamten Gemüsebaues einschließlich der Gewürz- und Heilpflanzen" (Beriin 1924, 6. Aufl. 1956), galt jahrzehntelang als das maßgebende deutschsprachige Standardwerk auf dem Gebiet des Gemüsebaus. Zusammen mit dem „Handbuch des Getreidebaues einschließlich Mais, Hirse und Buchweizen" (Beriin 1927), dem .Jlandbuch des Hackfiiichtbaues und Handelspflanzenbaues" (Berlin 1928) und dem „Handbuch des Hülsenfhichterbaues und Futterbaues" (Beriin 1929) hat Becker-Dillingen damit ein mehrbändiges Standardwerk des Pflanzenbaus über die in Mitteleuropa angebauten Kulturpflanzen geschaffen, wie es in dieser Vollständigkeit bisher noch nie von einem Autor allein geschrieben worden ist. Auch mit seinen drei Werken über die Pflanzenemährung, dem „Handbuch der Ernährung der gärtnerischen Kulturpflanzen einschließlich der Heil- und Gewürzpflanzen" (Beriin 1933,3. Aufl. 1943), dem „Handbuch der Ernährung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen" (Berlin 1934) und dem Buch „Die Ernährung des Waldes. Handbuch der Forstdüngung" (Beriin 1939), hat Becker-Dillingen Nachschlagewerke geschaffen, die durch ihre Informationsfülle einen umfassenden Überblick über die Düngung der Kulturpflanzen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermitteln. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehört auch ein „Leitfaden für den
Beckmann Gemüsesamenbau" (Wiesbaden 1942, 4. Aufl. 1949). Zahlreiche praxisorientierte Aufsätze von ihm erschienen in landwirtschaftlichen und gärtnerischen Fachzeitschriften. Beachtenswert in der von ihm herausgegebenen „Festschrift aus Anlaß des 150jährigen Bestehens der Staatlichen Lehr- \md Forschungsanstah für Gartenbau in Weihenstephan" (München 1954) ist sein Beitrag über die Geschichte und Entwicklung dieser Instimtion (S. 5-90). Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin verlieh Becker-Dillingen im Jahre 1954 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: LAYER, ADOLF: Dr. h. c. Becker-Dillingen 85 Jahre. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen/Donau Jg. 1976, S. 211-213. - BÖHM, W.: Joseph Becker-Dillingen. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H. 16, 1986, S. 793-795. (W.) - Teile des wissenschaftlichen Nachlasses von Becker-Dillingen befinden sich im Archiv der Universität Hohenheim.
Pflanzenbau. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand war er damit der erste, der das Wort Pflanzenbau und damit die bis heute geläufige Disziplinbezeichnung für dieses Fachgebiet in die deutsche Schriftsprache eingeführt hat. 44 Jahre lang hieh Beckmann Voriesungen über Landwirtschaft an der Universität Göttingen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten versuchte er dabei an dem Grundsatz festzuhalten, Wissenschaft nicht allein durch theoretische Vorlesungen, sondern auch durch praktischen Unterricht zu vermitteln. Bereits 1768 legte er vor der Göttinger Stadtmauer einen „oeconomischen Garten" an, in dem er die wichtigsten Kulturpflanzen anbauen ließ. Während der Sommersemester erteilte er hier pflanzenbaulichen Anschauungsunterricht, der sich bei den Studenten großer Beliebtheit erfreute. Mit der Einrichtung dieses ersten pflanzenbaulichen Demonstrationsgartens an einer deutschen Universität war Beckmann seiner Zeit weit voraus.
Beckmann, Johann, • 4. Juni 1739 inHoyaAVeser, t 3. Februar 1811 in Göttingen • Sohn eines Postmeisters, studierte seit 1759 an der Universität Göttingen Theologie, Mathematik und Naturwissenschaften und war seit 1763 als Lehrer für Naturwissenschaften in Petersburg tätig. 1765 unternahm er eine zehnmonatige Studienreise nach Schweden, wo er von Carl von Linne nachhaltige Anregungen erhielt. Seit 1766 lehrte er an der Universität Göttingen, zunächst als a. 0. Professor für Weltweisheit (Philosophie), seit 1770 als 0. Professor für Ökonomie. Als einer der herausragenden Kameralwissenschaftler des 18. Jahrhunderts begründete er u. a. die wissenschaftliche Technologie und war der wichtigste Repräsentant der kameralistischen Landwirtschaftslehre.
Mit seinem Lehrbuch „Grundsätze der teutschen Landwirthschaft" (Göttingen und Gotha 1769, 2. Aufl. 1775, 3. Aufl. 1783, 4. Aufl. 1790, 5. Aufl. 1802, 6. Aufl. 1806) hat Beckmann wesentlich dazu beigetragen, die Landwirtschaftslehre aus dem Verband der Kameralwissenschaften herauszulösen und sie zu einer eigenständigen Wissenschaft zu entwickek. Seine „Grundsätze" waren das bedeutendste landwirtschaftliche Hochschullehrbuch im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die Bedeutung dieses Lehrbuches liegt weniger in einer detaillierten Beschreibung landwirtschaftlicher Produktionstechniken, sondern in der Erarbeitung einer Methodik, die traditionellen Erfahrungen im Landbau unter Einbeziehung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zu ordnen, zu systematisieren und zu klassifizieren. Beckmann hatte damit für die Landwirtschaft ein eigenständiges wissenschaftliches Lehrgebäude geschaffen.
In der programmatischen Schrift „Gedanken von der Einrichtung Oekonomischer Vorlesungen" (Göttingen 1767) vertrat Beckmann die Auffassung, daß ein erfolgreiches Studium der Landwirtschaftslehre ohne ausreichende Kenntnisse der naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer Botanik, Chemie, Mineralogie und Mathematik nicht möglich sei. Das Lehrgebiet vom Anbau der Kulturpflanzen, für das seinerzeit die Bezeichnungen Ackerbau, Landbau oder Feldbau üblich waren, nannte er in dieser Schrift
Des zentrale Fachgebiet im Gesamtsystem der Beckmannschen Landwirtschaftslehre war der Pflanzenbau, der auch die Wissensgebiete mit einschloß, die heute weitgehend von eigenständigen Tochterdisziplinen betreut werden. In seinem Lehrbuch gliedert Beckmann die Kulturpflanzen unter Berücksichtigung pflanzenbaulicher Gesichtspunkte in sechs Gruppen: Getreidepflanzen, Futterpflanzen, Gartenkräuter, Gar17
Behrend ten- und Obstbäume, Waldbäume und Handelskräuter. Die neuzeitliche disziplinare Vielfalt der Pflanzenbauwissenschaft basiert in weiten Teilen noch auf diesem Gliederungsprinzip. Als erster hat Beckmann in einem deutschsprachigen landwirtschaftlichen Hochschullehrbuch bei der Beschreibung der Kulturpflanzenarten auch deren lateinische Namen nach dem Klassifikationssystem von Linne mit angeführt. Beckmanns Beiträge zur wissenschaftlichen Methodik haben die weitere Entwicklimg der Landwirtschaftslehre, besonders die des Pflanzenbaus, richtungweisend mitgeprägt. Literatur: BÖHME, HERMANN: Johann Beckmann. Professor der Landwirtschaft und Technologie (1739-1811). In: Hinter Pflug und Buch Jg. 3, 1926/27, S. 119-122, 135-139 u. 159-164. - HERPEL, H A N S JOACHIM: Die Entwicklung des landwirtschaftlichen Studiums an der Universität Göttingen. Göttingen 1932. - KLINKOWSTROEM, CARL GRAF VON: Johann Beckmann, Kameralist und Technologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1, 1953, S. 727728. - BECKERT, MANFRED: Johann Beckmann. Leipzig 1983 = Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Bd. 68. (P. u. W.) - GIESSMANN, ERNST-JOACHIM: Die Anfänge der Landwirtschaftswissenschaft und Johann Beckmann. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Otto von Guericke Magdeburg Jg. 30, 1986, H. 4, S. 93-98. - BÖHM, WOLFGANG: Johann Beckmanns ökonomischer Garten an der Georg-August-Universität Göttingen. In: Johann Beckmann-Journal Jg. 4, 1990, H.4, S. 5-14. - BÖHM, WOLFGANG: Die Stellung des Pflanzenbaus in der Landwirtschaflslehre Johann Beckmanns. In: Technologie zwischen Fortschritt und Tradition. Beiträge zum Intemationalen Johann Beckmann-Symposium. Herausgegeben von Hans-Peter Müller und Ulrich Troitzsch. Frankfurt/Main u. a. 1992, S. 95-103. Behrend, Paul, * 24. Mai 1853 in Jäschkenthal bei Danzig, f 2. April 1905 in Danzig-Langfuhr • Sohn eines Großkaufinanns, studierte Chemie zunächst in Heidelberg, dann in Leipzig, wo er 1876 promovierte. Anschließend ging er nach Halle/S. und wurde Assistent an der von Max Maercker geleiteten Agrikultur-chemischen Versuchsstation des Landwirtschaftlichen Zentral-Vereins der Provinz Sachsen. Mit einem Stipendium der Friedrich-WilhelmVictoria-Stifhing unternahm Behrend 1879 eine Studienreise nach Rothamsted (England), um 18
die dort seit 1843 von J. B. Lawes und J. H. Gilbert durchgeführten Felddüngungsversuche kennenzulernen. Sein ausführlicher Bericht, der unter dem Titel „Die Resultate der hauptsächlichsten in England von Lawes und Gilbert ausgeführten Felddüngungsversuche und ihre Bedeutung für die deutsche Landwirthschaft. Bearbeitet und kritisch dargestellt" sowohl in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern (Bd. 10, 1881, S. 343-480) als auch als Buch (Berlin 1881) erschien, gehört zu den besten deutschsprachigen Arbeiten über diese berühmten Feldversuche. Mit einem Teil dieser Arbeit („Smdien über die Einwirkung der wichtigsten Pflanzennährstoffe auf das Leben einiger Cultuipflanzen nach Versuchen von Lawes und Gilbert in England") habilitierte sich Behrend 1881 an der Universität in Halle. 1882 folgte Behrend einem Ruf als o. Professor für Technologie imd Chemie an die Landwirtschaftliche Akademie Hohenheim. Hier beschäftigte er sich vorwiegend mit dem Gärungsgewerbe. Er schrieb eine „Kurzgefaßte Anleitung zum praktischen Brennereibetrieb" (Stuttgart 1885,2. Aufl. 1900). 1904 übernahm er eine 0. Professur für Nahrungsmittelchemie und landwirtschaftliche Gewerbe an der Technischen Hochschule in Danzig. Behrend gehört zu den bedeutendsten Schülern Max Maerckers, dessen Lebenswerk er in einem Nachruf (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 31, 1902, S. 154) ausführlich gewürdigt hat. Literatur: GLIMM, E.: Paul Behrend T. In: Zeitschrift für angewandte Chemie Jg. 18,1905, S. 849-852. (R u. W). Behrens, Johannes, • 24. Januar 1864 in Hildesheim, t 25. Juli 1940 in Hildesheim • Sohn eines Fabrikanten, studierte Naturwissenschaften in Göttingen und promovierte 1886 in Kiel mit einer botanischen Arbeit über Koniferen. Von 1890 bis 1898 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Badischen Landwirtschaftlichbotanischen Versuchsanstalt. 1894 habilitierte er sich für das Fach Botanik an der Technischen Hochschule Karlsruhe mit der Arbeit „Physiologische Studien über den Hopfen" (Flora oder Allgemeine Botanische Zeitung Bd. 78,1894, S. 361-398). 1898 erhielt er den Titel außerplanmäßiger Professor. 1901 wurde er zum Vorsteher
Berkner der in Karlsruhe neugeschaffenen Badischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Augustenberg ernannt. Von 1907 bis 1919 war er Direktor der Kaiserlichen Biologischen Anstalt fiir Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. Das Forschungsinteresse von Behrens erstreckte sich auf das Gesamtgebiet der Angewandten Botanik. Seine besondere Fürsorge galt dem Weinbau sowie dem Anbau und der Verarbeitung von Tabak, Hopfen und Hanf Er bearbeitete grundlegende pflanzenphysiologische Probleme, widmete sich aber auch den aktuellen Fragen der Düngung und der Bekämpfimg von Pflanzenkrankheiten. Wesentliche Beiträge veröffentlichte er auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Bakteriologie. Von seinen eigenständigen Schriften ist der kleine Band „Nutzpflanzen" (Leipzig 1900 = Sammlung Göschen Bd. 123) hervorzuheben. Behrens gehört zu den Mitbegründem der „Vereinigung für Angewandte Botanik" (gegründet 1902). Von 1908 bis 1932 war er Vorsitzender des Sonderausschusses für Pflanzenkrankheiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Literatur: MÜLLER, KARL: Johannes Behrens f. In: Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten Abt. II, Bd. 103,1940, S. 3942. (R u. W.). Beinert, Karl, * 7. Juni 1898 in Kork (Baden), t 22. Juli 1947 im Lager Sachsenhausen • Sohn eines Landwirts, war seit 1929 Geschäftsführer einer Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaftsdüngerveredlung und von 1933 bis 1945 Sachbearbeiter für Bodenbiologie, zunächst in Breslau, dann im Reichsnährstand in Berlin. Er kämpfte unermüdlich für eine auf wirtschaftseigenen Düngemitteln basierende Humuswirtschaft. Er ist Autor des Buches ,JDer wirtschaftseigene Dünger. Seine Gewinnung, Behandlimg tmd Verwertung" (Berlin 1933, 5. Aufl. 1943, 6. Aufl. neubearbeitet von Walter Sauerlandt 1951). Literatur: KÖNEKAMP, A.: Karl Beinert F - In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 4, 1949, S. 172. Berchtold, Friedrich Graf, • 1780 in Platz (Böhmen), t 3. April 1876 in Buchlowitz (Mähren) • Professor an der Medizinischen Fakultät der
Universität Prag, unternahm mehrere wissenschaftliche Reisen nach Amerika und schrieb neben botanischen Werken eine imifassende Monographie über die Kartoffel. Dieses Buch erschien unter dem Titel, J)ie Kartoffeln. (Solanum tuberosum C. Bauh.). Deren Geschichte, Charakteristik, Nützlichkeit, Schädlichkeit, Kultur, Krankheiten etc., mit ausführlichen Angaben ihrer industriellen Anwendung " (Prag 1842). Literatur: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 1,1957, S. 70. Bergen, Joachim Christian, f nach 1790 • Biographische Daten über ihn sind kaum bekannt. Er war ein erfahrener Landwirt und als Verwalter auf mehreren Gutsbetrieben tätig. Zeitweise lebte er in Berlin, zuletzt als „Königlich Preußischer Beamter" in Südpreußen. Er schrieb das Buch „Anleitung für die Landwirthe zur Verbesserung der Viehzucht" (Berlin und Stralsund 1781). In diesem Werk forderte er eine enge Verbindimg von Pflanzen- und Tierproduktion. Der Tierbestand eines landwirtschaftlichen Betriebes habe sich zu richten nach dem Düngerbedarf der Ackerflächen. Als Maßnahmen zur Erhöhung der Futterproduktion empfahl er das Grünland besser zu nutzen und verstärkt Feldfutterfhichte, vor allem Klee, Luzerne und Wicken anzubauen. Für Albrecht Daniel Thaer gehörte Bergens Buch zu den besten landwirtschaftlichen Büchem seiner Zeit. Er hat es überarbeitet und neu herausgegeben. Diese zweite Auflage erschien unter dem Titel „Johann Christian Bergen's Anleitung zur Viehzucht oder vielmehr zum Futtergewächsbau imd zur Stallfütterung des Rindviehes mit Anmerkungen, Berichtigungen und Zusätzen neu herausgegeben von Albrecht Thaer" (Berlin 1800). Es ist imbekannt, weshalb in dieser Auflage Bergens Vomame Joachim gegen den Vornamen Johann ausgetauscht wurde. Literatur: KLEMM, VOLKER: Agrarwissenschaften in Deutschland. Geschichte - Tradition. Von den Anfängen bis 1945. St. Katharinen 1992, S. 46-47. Berkner, Friedrich, • 12. Februar 1874 in Görlsdorf bei Königsberg, t 30. November 1954 in Alferde bei Hannover • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft und Nationalökonomie in Halle/S. und promovierte 1907 19
Bernhard mit einer Arbeit über die Grundbesitzverteilung im Amtsbezirk Königsberg. Danach arbeitete er für kurze Zeit als Landwirtschaftslehrer und dann in der Landwirtschaftlichen und Gärtnerischen Lehranstalt zu Königsberg, wo er eine eigene Abteilimg fiir Wiesenbau einrichtete und als Berater tätig war. Mit nachhaltigem Erfolg forderte er den Anbau von Hanf und Tabak in Ostpreußen. Aufgrund seiner Initiative entstand in Königsberg die erste höhere Landbauschule.
unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg erschienenes Buch „Neue Wege der deutschen Landwirtschaft. Eine Studie zur landwirtschaftlichen Frage der Gegenwart" (Berlin 1920) ist ein beachtenswertes Zeitdokument. Literatur: MEYER, KONRAD: Prof. Dr. Fr. Berkner zum 80. Geburtstag. In: Zeitschrift für Acker- und
Als Nachfolger Kurt von Rümkers übemahm Berkner 1913 die Leitung des Instituts für Pflanzenproduktionslehre an der Universität Breslau. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1943 hat er an diesem Institut gewirkt, das er in „Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung" umbenannte. Auf dem 1923 neueingerichteten Versuchsgut Schwoitsch (später Güntherbrücke genannt) legte er eine Reihe von Dauerversuchen an.
Die Geschichte der Landwirtschafts-Wissenschaft in Schlesien. Beiheft Nr. 2 zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau.
Berkners zentrales Forschungsthema war das Studium der Beziehungen zwischen Klima, Boden und Kulturpflanzen. Pflanzenbauliche Forschung war für ihn vorrangig ökologische Forschung. Das zeigt sich vor allem bei seinen experimentellen Untersuchungen über den Wasserverbrauch von Getreide imd Kartoffeln. Berkner prägte den Begriff der „ökologischen Streubreite" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 18, 1928, S. 128-143). Auf ausgedehnten Studienreisen beschäftigte er sich mit Fragen des Regionalen Pflanzenbaus. Für das von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er das Kapitel über den Getreidebau (Bd. 3, Berlin 1930, S. 1-108). Wie viele Pflanzenbauwissenschaftler seiner Zeit betätigte sich Berkner auch in der praktischen Pflanzenzüchtung. Er züchtete u. a. einen sehr fnihreifen, gegen Halmfliegenbefall resistenten Winterweizen für trockene Standorte. Als „Berkners Kontinentalweizen" hatte diese Sorte in Schlesien zeitweise ein großes Anbauareal. Über seine zwanzigjährigen Erfahrungen in der Pflanzenzüchtung berichtete Berkner 1940 auf der 1. Pflanzenbaulichen Reichstagung in Breslau (Der Forschungsdienst, Sonderheft 14, 1941, S. 130-150). Stets aufgeschlossen zeigte sich Berkner gegenüber agrarwirtschaftlichcn Problemen. Sein 20
Pflanzenbau Bd. 97, 1954, S. 261-266. (P.) - Bo-
GUSLAWSKI, E. v.: Professor Dr. F. Berkner gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 6 9 , 1 9 5 4 , S. 1236. - ZORN, WILHELM:
Wüizburg 1964, S. 55-58.
Bernhard, Hans, • 13. September 1888 in Wülflingen bei Winterthur, f 8. April 1942 in Mammem am Bodensee • Landwirtschaftslehrer, hielt von 1915 bis 1942 als Privatdozent bzw. als Professor wirtschaftegeographische Vorlesungen an der Universität Zürich. Durch seinen programmatischen Beitrag „Die Agrargeographie als wissenschaftliche Disziplin" (Petermanns Geographische Mitteilungen Jg. 61, 1915, S. 12-18, 99-103, 179-183 u. 212-214) gehört er zu den Wegbereitem der neuzeitlichen Agrargeographie. Literatur: KRZYMOWSKI, RICHARD: Hans Bernhard t . In: Zeitschrift für Erdkunde Jg. 11,1943, S. 188-190. Beseier, Otto, • 12. Mai 1841 in Schleswig, t 20. Juli 1915 in Braunschweig • Nach einer landwirtschaftlichen Lehrzeit studierte er 1861 und 1862 Landwirtschaft an der Akademie in Poppelsdorf. Anschließend bewirtschaftete er das Klostergut Anderbeck bei Halberstadt, zunächst als Verwalter, seit 1869 als Pächter. 1887 gab er die Pacht auf. Er übemahm ein Abgeordnetenmandat und wurde Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. Von 1890 bis 1908 war er Pächter des Klostergutes Weende bei Göttingen. Über seine Tätigkeit als Landwirt, besonders über seine praktischen Erfahrungen beim Anbau der Getreidearten, hat Beseier zahlreiche Aufsätze veröffentlicht. Hervorzuheben ist sein Beitrag „Der Kampf gegen das Unkraut" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 17, 1896, S. 189-215), eine umfassende Dokumen-
Biedermann tation über die Methoden der Unkrautbekämpfung lun die Jahrhundertwende. Berühmt wurde Beseler vor allem durch seine Getreidezüchtungen. Der „Beseler Dickkopfweizen" fand auf der DLG-Ausstellung 1887 in Frankfurt/M. internationale Beachtung. Auch der nach ihm benannte „Beseler Hafer" war eine erfolgreiche Züchtung (ausfuhrliche Sortenbeschreibimgen von H. Dommes in: Mitteilungen der Landwirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau Bd. 4, H. 4, 1908, S. 491-646). Von 1888 bis 1911 war Beseler Vorsitzender der Saatzucht-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Getreidezüchtung erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den „Grand Prix" der Weltausstellung Paris 1900. Literatur: RÜMKER, K . VON: Zur Erinnerung an Landes-Oekonomierat Otto Beseler. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 42,1915, S. 609-611. (P. u. W . ) - HEUSER, O T T O E.: Otto Beseler, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 2, 1955, S. 176. POLLEY, RAINER: Jacob Otto Friedrich Beseler, Landwirt und Agrarökonom. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck Bd. 8, 1987, S. 41-43. (R auf Taf. 4). Beyer, Moritz, • 16. September 1807 in Imnitz bei Leipzig, f 4. Januar 1854 in Leipzig • Sohn eines I^dwirts, durch Selbststudium, Besuch von Vorlesungen an der Universität Leipzig und an landwirtschaftlichen Akademien, ausgedehnten Reisen und durch Verwaltungstätigkeiten auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben kenntnisreicher Privatgelehrter. Im Sommersemester 1839 wurde er als Professor ftlr Landwirtschaftslehre (Nachfolger von Carl Sprengel) an das Braunschweiger Collegium Carolinum berufen. Er verblieb dort jedoch nur ein Jahr. Von 1839 bis 1851 war Beyer Herausgeber und erster Redakteur der von ihm gegründeten und bis 1860 bestehenden „Allgemeinen Zei tung fiir die deutschen Land- und Forstwirthe' Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u. a Reiseberichte. Für die Geschichte der Pflanzen bauwissenschaft ist das von ihm herausgegebe ne Buch „Das Heil der Landwirthe durch die Chemie und die Patentdünger-Wirthschaft" (Leipzig 1847) von besonderem Interesse. Die darin veröffentlichten Beiträge vermitteln ein eindrucksvolles Stimmungsbild über das damals
bei den Landwirten noch weit verbreitete Mißtrauen gegenüber den neuen Lehren der Agrikulturchemie. Literatur: LÖBE: Moritz Beyer, Professor der Landwirthschaft. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 2,1875, S. 599-600. Biedenkopf, Hermann, * 22. Februar 1870 in Ehringshausen (Kr. Alsfeld/Hessen), f 1 • Mai 1953 in Groß-Umstadt • Sohn eines Lehrers, studierte von 1889 bis 1892 Landwirtschaft in Gießen und Halle/S., arbeitete anschließend zwei Jahre lang in der landwirtschaftlichen Praxis und war daran bis 1904 als Landwirtschaftslehrer u. a. in Chemnitz tätig. Mit der Dissertation „Der Ackerbau im Chemnitzer Industriebezirk" erwarb er 1900 an der Universität Gießen den Doktorgrad. Seit dem Jahre 1904 wirkte er als Oberlehrer bzw. Oberstudienrat an der Landwirtschaftsschule in Groß-Umstadt. 1910 wurde ilmi der Titel Professor veriiehen. Biedenkopf schrieb erfolgreiche Lehrbücher über alle Teilgebiete der Landwirtschaft. Sein wichtigstes pflanzenbauliches Werk ist der „Leitfaden der Ackerbaulehre. Für Lehranstalten und zum Selbstunterricht" (Beriin 1899, 5. Aufl. 1918; weitere Auflagen unter dem Titel „Lehrbuch des Ackerbaus" (6. Aufl. 1920, 7. Aufl. 1923,8. Aufl. 1928 = Landwirtschaftliche Unterrichtsbücher). Literatur: 50-Jahrfeier der höheren Landwiitschaftsschule Groß-Umstadt am 10. und 11. Februar 1939. Gedenkschrift. Groß-Umstadt 1939, S. 36. Biedermann, Richard, * 20. Juli 1843 in Leipzig, t 10. Mai 1880 in Leipzig • Nach einer Ausbildung zum Landwirt studierte er seit 1865 an der Universität Leipzig und promovierte 1869 bei dem Agrikulturchemiker Wilhelm Knop mit der Arbeit „Einige Beiträge zu der Frage der Bodenabsorption" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 11,1869, S. 1-69 u. 8395). Eine Assistentenstelle an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig mußte er aus gesimdheitlichen Gründen wieder aufgeben. 1872 gründete Biedermann das „Centrai-Blatt für Agrikulturchemie und rationellen Landwirthschaftsbetrieb", das er bis zu seinem Tode selbst herausgegeben hat. Später erschien es als „Biedermann's Centrai-Blatt für Agrikulturche21
Birnbaum m i e . . . " . Es war jahrzehntelang (bis 1930, N. F. bis 1944) eines der wichtigsten referierenden Organe für die naturwissenschaftlich orientierten Disziplinen des Landbaus. Speziell für Landwirte hat Biedermann seit 1875 noch eine weitere referierende Zeitschrift herausgegeben unter dem Titel: „Ratgeber ftir Feld, Stall und Haus. Eine Sammlung von praktischen Versuchen und Fortschritten in allen Zweigen der Landwirthschaft". Von diesem Ratgeber erschienen bis 1889 insgesamt 15 Bände. Literatur: BIEDERMANN, KARL: Dr. Richard Biedermann f. In: Centrai-Blatt für Agrikulturchemie und rationellen Landwirthschaftsbetrieb Bd. 9, 1880, S. 393-401. - HOFMANN, EDUARD: Johann Carl Richard Biedermann, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 2, 1955, S. 224. Birnbaum, Eduard, • 29. Januar 1836 inHehnstedt, t 25. Juli 1894 in Bad Harzburg • Sohn eines Gymnasiallehrers, erlernte die praktische Landwirtschaft auf mehreren Gutsbetrieben und studierte seit 1860 an der landwirtschaftlichen Abteilung des Collegium Carolinimi in Braunschweig. 1863 erwarb er ein Gut in Ellerbeck bei Kiel und beschäftigte sich intensiv mit der Moorbewirtschaftung. 1869 wurde er als Lehrer an die Landwirtschaftliche Lehranstalt Cleve berufen. 1870 promovierte er in Leipzig mit einer Arbeit über die Moorkultur. Von seinen Veröffentlichungen über die Kultivierung der Moorböden wurde die Schrift „Über das Moorbrennen und die Wege zu seiner Beseitigung" (Glogau 1873) vom Verein gegen das Moorbrennen mit einem Preis ausgezeichnet. 1873 gründete Bimbaum in Liegnitz eine Landwirtschaftsschule. Diese Schule, der er bis 1893 als Direktor vorstand, galt als eine der bestgeleiteten Landwirtschaftsschulen in Preußen. Sein eng mit der landwirtschaftlichen Praxis verbundenes Lehrkonzept hat Bimbaum in dem Buch „Der Landwirthschafts-Lehrling. Ein wohlmeinender Rathgeber beim ersten Eintritt in den praktischen Wirthschaffebetrieb für Oekonomie-Lehrlinge, deren Angehörige imd die Lehrherm, nebst einer kurzgefaßten Anweisimg zur Erlernung der Landwirthschaft" (Breslau 1885,2. Aufl. 1895) ausführlich dargesteUt. Während der letzten Jahre seines Lebens schrieb Bimbamn noch mehrere vortreffliche pflanzenbauliche Fachbücher. Zuerst erschien 22
„Der Sandboden. Seine Kultur und Bewirthschaftung. Nebst einem Anhang über die Urbarmachung des Moorbodens" (Breslau 1887). Aus der Sicht des Pflanzenbaus gehört dieses praxisorientierte Buch zu den besten Monographien über diese Bodenart. Gleichfalls für Landwirte schrieb er die beiden Bücher „Der Zuckerrübenbau. Kurzgefaßte Anleitung zum Anbau der Zuckerrüben für den praktischen Landwirth" (Breslau 1887) und „Wiesen- und Futterbau. Handbuch für den praktischen Landwirt" (Beriin 1892). Sein Lebenswerk krönte Bimbaum mit dem Lehrbuch ,J>flanzenbau" (Berlin 1893 = Landwirtschaftliche Unterrichtsbücher Bd. 2). Das für Landwirtschaftsschulen konzipierte Werk des speziellen Pflanzenbaus mit einer Vielzahl hervorragender Abbildungen wurde insgesamt zehnmal aufgelegt. Nach Birnbaums Tod hat Paul Gisevius alle weiteren Auflagen neu bearbeitet und herausgegeben. Die letzte Auflage erschien unter dem Titel „Pflanzenbau. Zum Gebrauch in Lehranstalten sowie zum Selbstunterricht" (10. Aufl. Beriin 1920). Literatur: Dr. Eduard Bimbaum t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 21,1894, S. 671. (R). Birnbaum, Karl, • 18. Mai 1829 in Löwen (Belgien), 18. Mai 1907 in Beriin • Sohn eines Rechtsgelehrten, studierte mit Unterbrechimgen von 1848 bis 1856 Landwirtschaft an den Universitäten Gießen xmd Jena. 1857 promovierte er zum Dr. phil. in Gießen. Seine Dissertation „Ueber die Wirthschaftssysteme" wurde auch als Habilitationsschrift anerkannt. Im gleichen Jahr erhiek er die Venia legendi für das Fachgebiet Landwirtschaftslehre. Von 1857 bis 1866 wirkte Bimbaum als Privatdozent an der Universität Gießen. Er hielt Vorlesimgen über alle Teilgebiete der Landwirtschaftslehre. Seit 1862 leitete er auch ein mit der Universität Gießen verbundenes privates Lehrinstitut für Landwirte. 1866 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Leipzig-Plagwitz. 1869 wurde er als o. Professor an das neugegründete Landwirtschaftliche Institut der Universität Leipzig berufen. Neben Lehrveranstaltungen über landwirtschaftliche Betriebslehre, Buchführung, Tierzucht und Bodenkunde kündigte er wiederholt auch eine
Blanck Vorlesung über „Geschichte und Literatur der Landwirthschaft" an. Seit 1887 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. Birnbaum ist Autor bedeutender landwirtschaftlicher Werke. Einen Namen in der Fachwelt machte er sich vor allem mit seinem dreibändigen „Lehrbuch der Landwirthschaft" (Frankfiirt a. M. 1859-1863: Tl. 1 Allgemeine Landwirthschaftslehre, 1859; Tl. 2 Specielle Landwirthschaftslehre, 1861; Tl. 3 Betriebslehre, 1863). Er bearbeitete vier Auflagen von „J. v. Kirchbach's Handbuch fiir Landwirthe" (6. Aufl. Berlin 1864, 9. Aufl. 1880). Wissenschaftshistorisch wertvoll ist seine Schrift „Wie und womit soll man düngen? Eine Zusammenstellung der Ansichten frühester bis neuester Zeit über Dünger und Düngung" (Mainz 1863). Die Anfänge der Düngung mit Kalisalzen beschreibt er in der Broschüre „Die Kalidüngung in ihren Vortheilen und Gefahren" (Beriin 1869). Engagiert hat sich Bimbaum dafür eingesetzt, die akademische Ausbildung der Landwirte nicht mehr an eigenständigen Akademien, sondern nur noch an Universitäten durchzufiihren. Detaillierte Vorschläge zur Reform des Landwirtschaftsstudiums enthalten seine beiden Bücher: „Friedrich Gottlob Schulze als Reformator der Landwirthschaftslehre. Ein Nachruf, mit besonderer Beziehung auf landwirthschaftliche höhere Lehranstalten und deren Reform" (Frankfiirt a. M. 1860) und „Die Universitäten und die isolirten landwirthschaftlichen Lehranstalten. Historisch-kritische Zusammenstellung aller Urtheile älterer und neuerer competenter Fachmänner über landwirthschaftliche Lehranstalten imd Bildung des Landwirths, mit Bezug auf die Urtheile J. v. Liebigs" (Gießen 1862). Lesenswert ist auch heute noch seine kleine Schrift „Wie bildet man sich zum Landwirth und wie studiert man die landwirthschaftlichen Disciplinen? Mit einem Anhange, enthaltend die Examen-Ordnung fiir die landwirthschaftlichen Prüfiingen" (Leipzig 1885). Bimbaimi verfaßte auch mehrere betriebswirtschaftliche Bücher und schrieb einen „Leitfaden der chemischen Analyse für Anfänger" (Leipzig 1869, 8. Aufl. 1909). Von 1870 bis 1874 gab er die Zeitschrift „Georgika" (Jg. 1-5) heraus, die zuletzt unter dem Titel, J)eutsche Monatsschrift für Landwirthschaft und einschlagende Wissen-
schaften" erschien. Außerdem war er Herausgeber und Haupt-Mitarbeiter eines mehrbändigen Landwirtschafts-Lexikons („Thiel's Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon", 7 Bde. Straßburg u. Leipzig 1877-1882 u. 2 Supplementbände 1884 u. 1888). Literatur: HAAN, WILHELM: Sächsisches Schriftsteller-Lexicon. Leipzig 1875,8.24-25. (W.) - T H I E L ' S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 222. (P. u. W.) -
REINHOLD, GERHARD u n d ROLFES, M A X : Z u r
Geschichte der Landwirtschaf^swissenschaft an der Ludwigs-Universität und der Justus Liebig-Hochschule in Gießen. In: Ludwigs-Universität JushisLiebig-Hochschule 1607-1957. Festschrift zur 350Jahrfeier. Gießen 1957, S. 347-367. Blanck, Edwin, * 14. Februar 1877 in Neubrandenburg (Mecklenburg), t 21. Oktober 1953 in Göttingen • Studierte Chemie und Geologie in Berlin und Rostock und promovierte 1901 in Heidelberg mit der Dissertation „Untersuchungen über die unvollkommene Colloidnatur anorganischer Salze". Bis 1913 war er als Assistent in mehreren landwirtschaftlichen Versuchsstationen imd agrikulturchemischen Laboratorien tätig, u. a. bei Otto Lemmermann in Berlin und bei Theodor Pfeiffer in Breslau. 1913 wurde er Abteilungsvorsteher an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Rostock. Von 1918 bis 1921 war er o. Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Tetschen-Liebwerd. 1921 folgte Blanck einem Ruf an die Universität Göttingen. Als Nachfolger von Paul Ehrenberg wurde er Direktor des Agrikulturchemischen und Bodenkundlichen Instituts. Hier wirkte er als erfolgreicher Lehrer und Forscher bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1945. Schwerpunkte seiner experimentellen Arbeiten waren Untersuchungen auf den Gebieten der Verwitterungslehre und der Regionalen Bodenkunde. In zahlreichen Versuchen beschäftigte er sich auch mit Fragen der Mineral-, Stallmist- und Jauchedüngung. Die Ergebnisse dieser Düngungsversuche publizierte er überwiegend im „Journal für Landwirtschaft". Ein wichtiges Tätigkeitsfeld für Blanck war die kritisch-systematische Zusammenfassung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Bereits während seiner Assistentenzeit betätigte er sich als Buchautor imd schrieb „Wie unsere Ackererde 23
Block geworden ist" (Leipzig 1912 = Thomas' Volksbücher Nr. 2) und „Die Lehre von der Ernährung und Düngung der Pflanzen" (2 Tie. Leipzig 1912 = Thomas' Volksbücher Nr. 58/59 u. 84/85). Später verfaßte er gemeinsam mit Emil Haselhoff ein vierbändiges „Lehrbuch der Agrikulturchemie" (Berlin 1927-1929). Blancks bedeutendste wissenschaftliche Leistung ist das von ihm herausgegebene „Handbuch der Bodenlehre" (10 Bände, Berlin 19291932, Ergänzungsband 1939). Dieses Handbuch mit hervorragenden Beiträgen von fuhrenden Bodenkundlern und Vertretern benachbarter Disziplinen (auch aus dem Pflanzenbau) gilt als das Jahrhundertwerk bodenkundlicher Fachliteratur in Deutschland. Es hatte entscheidenden Einfluß auf die weitere Entwicklung der Bodenkunde als wissenschaftliche Disziplin. Mit diesem Werk erwarb sich Blanck hohes intemationales Ansehen. Von seinen eigenen Beiträgen ist besonders hervorzuheben die einleitende Abhandlung „Die Bodenlehre oder Bodenkunde als Wissenschaft" (Bd. 1, 1929, S. 1-28). Grundsätzliche Fragen der wissenschaftlichen Bodenkunde hat Blanck auch in den Beiträgen erörtert: „Wege und Ziele bodenkundlicher Forschung und Lehre" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 62,1913, S. 462-473) und „Die Bedeutung der Bodenkunde für Landwirtschaft und Wissenschaft als Forschungs- und Lehrfach" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 45 (90), 1949, S. 96105). Als Emeritus verfaßte er das wegweisende Lehrbuch „Einführung in die genetische Bodenlehre als selbständige Naturwissenschaft und ihre Grundlagen" (Göttingen 1949). Blanck gehörte zu den Mitherausgebem der Zeitschriften „Chemie der Erde" (seit 1914), „Journal fiir Landwirtschaft" (1921-1936) und „Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde" (1950-1952). 1950 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft gewählt. Literatur: GIESECKE, F . : Edwin Blanck zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. In: Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 27 (72), 1942, S. 1-15. (F. u. W.) - SCHEFFER, F : Prof. Dr. Edwin Blanck 70 Jahre. In: Die Naturwissenschaften Jg. 33,1947, S. 352. - SCHEFFER, F.: Edwin Blanck zur Vollendung seines 75. Lebensjahres. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 56(101), 1952, vor 24
S . 1. (?.) - SCHEFFER, F : Nachmf auf Prof. Dr. phil. Edwin Blanck. In: Zeitschrift für Pflanzenemähmng, Düngung, Bodenkunde Bd. 63 (108), 1953, vor S. 1. ( R ) - POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 1,1956, S. 192-193. (W.).
Block, Albrecht, * 5. März 1774 in Sagan (Schlesien), t 21. November 1847 in Carolath (Schlesien) • Zunächst als Wirtschaftsschreiber auf schlesischen Gütern tätig, später Gutspächter und seit 1811 Besitzer des Gutes Schierau in Schlesien, auf dem er eine private landwirtschaftliche Lehranstalt einrichtete. 1835 erhielt er von der preußischen Regierung den Titel Amtsrat und wurde zxmi Direktor des Königlichen Kreditinstituts für Schlesien ernannt. Block, Anhänger der ,rationellen Landwirtschaft" im Sinne Albrecht Daniel Thaers, warb für die Fruchtwechselwirtschaft und für den Futterbau. Auf seinem Gut führte er umfangreiche Feldversuche diu-ch, deren Ergebnisse imd die daraus abgeleiteten Erfahrungen er in zahlreichen Schriften veröffentlichte. Fragen der Düngung beschreibt er in den beiden Broschüren „Resultate der Versuche über Erzeugung und Gewinnung des Düngers..." (Berlin 1823) und „Über den thierischen Dünger, seine Vermehrung imd vollkommenere Gewinnung vermittelst Einstreuen mit Erde in die Viehstallurtgen, beschrieben und anempfohlen" (Breslau 1835, 2. Aufl. 1852). Sein bedeutendstes Werk erschien unter dem Titel „Mittheilungen landwirthschaftlicher Erfahrungen, Ansichten und Grundsätze. Ein Handbuch für Landwirthe und Kameralisten" (3 Bde. Breslau 1830, 1832, 1834; 2. Aufl. 1837, 1837, 1839; 3. Aufl., nur Bd. 1 u. 2, 1841 u. 1843). Band 1 enthält den gesamten Acker- und Pflanzenbau, Band 2 den Wiesenbau und die Viehzucht und Band 3 betriebswirtschaftliche Kosten-, Ertrags- und Rentabilitätsberechnungen. Literatur T H I E L ' s Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 61-62. (P) - LÖBE: Albrecht Block, Director des königlichen Creditinstituts für Schlesien. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 2, 1875, S. 712-713. - HAUSHOFER, HEINZ: Albrecht Block, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 2, 1955, S.311.
Blomeyer Blohm, Georg, * 25. Oktober 1896 in Thürkow (Mecklenburg), f 9. Mai 1982 in Kiel • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte Landwirtschaft in Halle/S. und promovierte dort 1924 mit der Arbeit „Statische Betrachtung über die Vorkriegsdüngungen auf mehreren mecklenburgischen Wirtschaften". Bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Halle habilitierte er sich 1926 für das Fachgebiet Acker- und Pflanzenbau mit einem bodenphysikalischen Thema: „Einfluß der Bodenbearbeitung auf die Wasserführung des Bodens" (KühnArchiv Bd. 12, 1926, S. 324-422). Bis 1930 wirkte Blohm als Privatdozent am Roemerschen Institut. Zunächst hat er sich weiter mit bodenphysikalischen Problemen beschäftigt und mehrere beachtenswerte Beiträge veröffentlicht, u. a. „Der Einfluss der Bodenstruktur auf die physikalischen Eigenschaften des Bodens" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 26,1927, S. 147-184) und „Smdien über die Einwirkung von Bearbeitung und Pflanzenwachstum auf Wasserführung und Durchlüftung des natürlichen Bodens" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 1,1929, S. 642-670). Stark engagierte er sich bei der Beratung bäuerlicher Versuchsringe. Düngungsprobleme hat er in der Broschüre „Die Kalkung der schweren Böden" (Beriin 1928) behandelt. In dem von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebenen „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er u. a. das Kapitel über Ernte und Aufbewahrung der Feldfhlchte (Bd. 2, Beriin 1929, S. 525-550). 1930 übernahm Blohm die Leitung der betriebswirtschaftlichen Abteilung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Pommem in Stettin. Seit 1931 war er als Prokurist bzw. Geschäftsführer in der „Landbauberatung Pommem GmbH" tätig. 1934 habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin für das Fach landwirtschaftliche Betriebslehre. 1936 übernahm er den Lehrstuhl für Landwirtschaftliche Betriebslehre und Agrarpolitik an der Technischen Hochschule in Danzig. 1941 folgte er einem Ruf an die Universität Posen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst an den Universitäten Greifswald und Halle tätig. 1952 wurde er Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebs- und Arbeitslehre der
Universität Kiel. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1965. Durch Herkunft und Neigung fühlte sich Blohm eng mit der landwirtschaftlichen Praxis verbunden. Auch seine zahlreichen Aufsätze, Schriften und Bücher über betriebswirtschaftliche Fragen zeigen sein Bestreben, den Landwirten Orientierungshilfen für ihre Betriebsführung zu geben. Aus der Sicht des Pflanzenbaus sind von diesen Schriften hervorzuheben: „Die Förderung der Bodenfhichtbarkeit als Aufgabe der Betriebsorganisation" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Klasse für Gesellschaftswissenschaften Jg. 1951, Nr. 2, Beriin 1952) und „Die Naturgebundenheit der landwirtschaftlichen Produktion" (Kiel 1955=Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft N. ENr. 13). Seinem Lehrer Theodor Roemer widmete Blohm einen dankbaren Nachruf (Kühn-Archiv Bd. 64, 1951, S. V-VIII). Außerdem schrieb er einen Beitrag über die Geschichte der Landwirtschaftswissenschaften an der Universität Kiel (Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel 1665-1965 Bd. 6: Geschichte der Mathematik, der Naturwissenschaften und der Landwirtschaftswissenschaften. Herausgegeben von Karl Jordan. Neumünster 1968, S. 230-247). 1960 verlieh ihm die Technische Hochschule München die Ehrendoktorwürde, 1969 erhieh er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1970 den Justus-von-LiebigPreis der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel. Literatur: Beiträge zur landwirtschaftlichen Betriebslehre. Festgabe zum 65. Geburtstag von Professor Dr. Dr. h. c. Georg Blohm. Herausgegeben von Hemd Andreae u.a. Stuttgart 1961. (P.u.W. ) LANGBEHN, GAY: Georg Blohm. 25. Oktober 1896 9. Mai 1982. In: Christiana Albertina N. F. H. 17, 1982, S. 291-292.
Blomeyer, Adolph, • 24. Februar 1830 in Frankenhausen bei Kassel, f 18. Dezember 1889 in Leipzig • Sohn eines Domänenpächters, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Marburg und wurde 1852 zum Dr. jur. promoviert. Nach kurzer Tätigkeit als Gerichtsreferendar in Fulda wandte er sich der Landwirtschaft zu. Er absolvierte eine stren25
Blunck ge Lehrzeit auf dem elterlichen Pachtgut und arbeitete 1854/55 für ein Jahr als Volontär bei dem Landwirt A. W. Rimpau in Schianstedt. Nach mehreren Studienreisen pachtete er 1856 ein Gut in Schlesien. 1860 übernahm er die Domäne Frankenhaüsen. 1865 wurde er Professor für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau. 1869 folgte Blomeyer einem Ruf an die Universität Leipzig und gründete ein landwirtschaftliches Instimt. Die Einrichtung dieses Instituts und die Organisation des Landwirtschaftsstudiums an der Universität Leipzig hat er in zwei von ihm herausgegebenen Berichten ausfuhrlich beschrieben: „Mittheilungen des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Leipzig" (H. 1 Berlin 1875) und ,JErster Bericht vom neuen landwirthschaftlichen Institut der Universität Leipzig" (Leipzig 1881). 20 Jahre leitete Blomeyer dieses Institut. Die Philosophische Fakultät der Universität ehrte ihn durch Verleihung ihres Doktorgrades. Der König von Sachsen verlieh ihm 1881 den Titel „Geheimer Hofrat". Blomeyer stand zeitlebens in engstem Kontakt mit der landwirtschaftlichen Praxis. Viele Jahre war er neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer gleichzeitig Wirtschaftsberater größerer Güter in Posen imd Pommern. Sein Rat in allen Fragen des Landbaus hatte im Königreich Sachsen besonderes Gewicht. Für eigene experimentelle Forschimgsvorhaben fand er wenig Zeit, er studierte aber intensiv die wissenschaftliche Fachliteratur. Der Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit lag anfangs bei der Betriebslehre, später im Pflanzenbau. Er hielt Vorlesungen über .Allgemeinen Pflanzenbau" und über „Speziellen Pflanzenbau". Meisterhaft verstand es Blomeyer, wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Erfahrungen des praktischen Pflanzenbaus zu verbinden und allgemeinverständlich darzustellen. Seine beiden Werke „Die mechanische Bearbeitung des Bodens mit Rücksicht auf Erfahrung und Wissenschaft" (Leipzig 1879) und „Die Cultur der landwirthschaftlichen Nutzpflanzen" (Bd. 1 Leipzig 1889; Bd. 2, nach dem Tode des Verfassers vollendet und herausgegeben von Henry Settegast, 1891) gehören zu den besten pflanzenbaulichen Fachbüchern des 19. Jahr26
hunderts. Sie bieten auch heute noch vielfaltige Anregungen ftir Wissenschaft und Praxis. Literatur: T H I E L ' S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 201-202. (F.) - BRÜMMER, J.: Adolph Blomeyer. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 39, 1890, S. 12-14. - Zum Andenken an Dr. Adolf Blomeyer. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 29, 1930, S. 20-21. (F.).
Blunck, Hans, * 13. September 1885 in Wankendorf (Holstein), t 12. Januar 1958 in Heilbronn • Studierte Naturwissenschaften und wurde 1912 in Marburg im Fach Zoologie promoviert. 1914 trat er in den Dienst der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft. 1925 übertrug ihm Otto Appel, der Präsident dieser Anstalt, die neugegründete Zweigstelle für Getreide- und Futterpflanzenkrankheiten in Kiel-JCitzeberg. Im gleichen Jahr habilitierte sich Blunck an der Universität Kiel. 1935 folgte er einem Ruf der Universität Bonn auf den damals einzigen ordentliche Lehrstuhl für Pflanzenkrankheiten. 1948 mußte er sich aus gesundheitlichen Gründen emeritieren lassen. Blunck arbeitete zwar fast ausschließlich auf dem Gebiet der angewandten Entomologie, doch war für ihn der Pflanzenschutz stets ein einheitliches Ganzes. Den Stand der Pflanzenschutzmaßnahmen in den 30er Jahren hat er in zwei umfassenden Übersichtsbeiträgen dargestellt: , Alte und neue Aufgaben der Chemie im Pflanzenschutz" (Der Forschungsdienst, Sonderheft 7, 1938, S. 229-243) und „Pflanzenschutz imd Schädlingsbekämpfung" (Berichte über Landwirtschaft N. F., Sonderheft 148, 1939, S. 99-113). Disziplinhistorisch bedeutsam ist sein Beitrag „Pflanzenschutz als Grenzwissenschaft" (Decheniana Bd. 98 B, 1939, S. 2952). Seit 1937 war Blunck Herausgeber der „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) imd Pflanzenschutz". 1954 wurde er mit der Otto-Appel-Denkmünze ausgezeichnet imd 1955 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim die Ehrendoktorwürde. Literatur: RADEMACHER, BERNHARD: Frof. Dr. Dr. h.c. Hans Blunck f. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Jg. 65,1958, S. 1-10. (P. u. W.).
Bode Boas, Friedrich, * 28. November 1886 in Hennenbach bei Ansbach (Bayern), 115. März 1960 in München • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1906 Naturwissenschaften an der Universität München und promovierte dort 1912 mit einer Arbeit im Fachgebiet Botanik. Seit 1913 gehörte er dem Lehrkörper der Akademie (seit 1920 Hochschule) für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan an. Von 1916 bis 1929 war er dort als a. o. Professor am Botanischen Laboratorium und an der PflanzenschutzStation tätig. Nachhaltig förderte Boas die Entwicklung des Pflanzenschutzes in Bayern. Für die landwirtschaftliche Praxis schrieb er den Ratgeber „Die wichtigsten Getreidekrankheiten und ihre Bekämpfiing" (Freising 1923 = Weihenstephaner Schriftensammlung für praktische Landwirtschaft H. 10). Zu den größeren Veröffentlichungen während seiner Tätigkeit in Weihenstephan gehört das gemeinsam mit Friedrich Merkenschlager verfaßte Buch „Die Lupine als Objekt der Pflanzenforschung. Morphologie, Anatomie, Physiologie und Pathologie der gelben Lupine" (Berlin 1923). Beachtenswert ist auch seine Schrift „Die Pflanze als kolloides System" (Freising-München 1928 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 14) - ein Versuch, Gedanken aus der Kolloidchemie in die Pflanzenphysiologie zu übertragen. Von 1930 bis 1951 war Boas Ordinarius für Botanik an der Technischen Hochschule München. Während dieser Zeit entstand sein wissenschaftliches Hauptwerk, das Buch „Dynamische Botanik. Eine Physiologie einheimischer Pflanzen für Biologen, Ärzte, Apotheker, Chemiker, Landwirte, Gärtner" (München 1937, 2. Aufl. 1942, 3. Aufl. 1949). Es ist ein Buch mit originellen Gedankengängen. Boas betrachtet die Pflanzen nicht als statische Objekte der Wissenschaft, sondern als dynamische Glieder natürlicher Lebensgemeinschaften. Von seinen weiteren Veröffentlichungen sind hervorzuheben die beiden Schriften „Biologische Zukunft. Gemeinverständliche Betrachtungen über Ergebnisse der pflanzlichen Ernährungslehre" (München 1939) und „Pflanze, Düngung, Ernährung. Ein Blick in unsere biologische Zukunft" (Stuttgart 1949). Boas gehört zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Archiv für Mikrobiologie" und
zu den Mitherausgebern der Schriftenreihe „Naturwissenschaft und Landwirtschaft" (19 Hefte, 1924-1936). Auch nach seiner Emeritierung war Boas unermüdlich wissenschaftlich arbeitend in München tätig. Er schrieb u. a. das für den Pflanzenbau bedeutsame Buch „Zeigerpflanzen. Umgang mit Unkräutem in der Ackerlandschaft" (Hannover 1958). Bezeichnend für die Universalität seiner Ideen ist das von ihm gemeinsam mit Friedrich Merkenschlager herausgegebene „Biologen-Brevier" (Hamburg-Bergedorf 1947, 2. Aufl. Freising 1951) - eine Zitatensanunlung aus den Werken bedeutender Denker. In der erst nach seinem Tode erschienenen Schrift „Die Wiese der Glückseligkeit" (München 1960) gibt er einen Überblick über seine naturphilosophischen Ideen, die einmünden in einer umfassenden landwirtschaftlichen Wertlehre. Literatur: MERKENSCHLAGER, F.: Friedrich Boas 65 Jahre alt. In: Namrwissenschaflliche Rundschau Jg. 4 , 1 9 5 1 , S. 5 0 1 . -
SCHWEIGHART, OSKAR: P r o f e s s o r
Boas 65 Jahre. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 74, 1951, S. 323. (P.) - SEEL, H.: Friedrich Boas. Zu seinem 70. Geburtstag. In: Planta Med i c a J g . 5 , 1 9 5 7 , S. 2 - 4 .
Bode, Hugo, • 26. Juli 1851 in Großsalze (Kr. Kalbe), f H.Januar 1937 • Sohn eines Pastors, studierte Landwirtschaft in Halle/S. imd promovierte 1882 bei Julius Kühn mit der Arbeit „Ueber die Beziehungen zwischen Düngung und Zusammensetzung der Zuckerrüben". Nach der Promotion pachtete er ein Landgut bei Würzburg, das er zwölf Jahre bewirtschaftete. 1895 kehrte er an die Universität Halle zurück und arbeitete als Assistent bei Julius Kühn. 1902 habilitierte er sich mit der Schrift „Die Erhaltung der Bodenkraft im Pachtvertrage". 1905 wurde Bode zum a. o. Professor für Landwirtschaft an der Universität Halle ernannt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1921 verwaltete er ein Extraordinariat für Bodenkunde, Düngung und Bakteriologie. Gleichzeitig leitete er das landwirtschaftlich-physiologische Laboratorium des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität. Zwei wissenschaftshistorisch beachtenswerte Beiträge veröffentlichte er im Kühn-Archiv: „Vom Geist Julius Kühns" (Bd. 3, 1913, S. 117-127) und „Die Behandlung der 27
Böhm landwirtschaftlichen Bodenlehre im Hochschulunterricht" (Bd. 5, 1914, S. 423-450). Literatur: Hallesches Akademisches Vademecum. Bd. 1: Bio-Bibliographie der aktiven Professoren, Privatdozenten und Lektoren der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Halle (Saale) 1910, S. 257. (W.) - PROKOPH, WERNER: Der Lehrkörper der Universität Halle-Wittenberg zwischen 1917 und 1945. Halle (Saale) 1985, S. 156 u. 202. Böhm, Georg Friedrich, * 7. September 1861 in Groß-Bieberau (Odenwald), t 27. Januar 1922 in Groß-Bieberau (Odenwald) • Sohn eines Zimmermanns, betätigte sich als praktischer Landwirt und erwarb durch Selbststudium ein umfangreiches Fachwissen. Auf einem ererbten landwirtschaftlichen Betrieb in Groß-Bieberau begann er im Jahre 1900 mit der Kartoffelzüchtung. Seine Sorten waren so erfolgreich, daß sein Name und die von ihm gegründete Saatzuchtwirtschaft in ganz Deutschland bekannt wurden. Böhm wurde 1917 zum Ökonomierat emannt. Nach seinem Tode setzten seine drei Söhne die Kartofifelzucht fort. Dem jüngsten Sohn, Friedrich Böhm (1895-1974), der auf einem 1924 erworbenen Gut in Pommem eine Zuchtstätte errichtet hatte, verlieh die Universität Rostock 1948 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Dr. ROTHERT: Zum 25 jähr. Bestehen der Saatzuchtwirtschaft Georg Friedrich Böhm Söhne in Groß-Bieberau (Odenw.). In: Pflanzenbau Jg. 1, 1924/25, S. 368-374. (P.) - Böhm - der Kartoffelzüchter. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Beriin 1934, S. 175-180. (P.) - BREMER, KURT: Georg Friedrich Böhm. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 236-238 u. 554. (P.). Boeker, Peter, • 11. Mai 1916 in Oldenburg, t 12. Januar 1986 in Bonn • Sohn eines Landwirtschaftslehrers und Futterpflanzenzüchters, studierte seit 1946 Landwirtschaft an der Universität Bonn imd promovierte dort 1950 bei Emst Klapp mit der Dissertation „Die Pflanzengesellschaften der Dauerweiden im Landkreis Bonn und ihre Beziehimgen zur Bewirtschaftung und zu den Standortsverhältnissen" (Auszug in: Zeitschrift ftlr Acker- und Pflanzenbau Bd. 93, 1951, S. 287-307). 28
Nach einer mehijährigen Assistentenzeit bei Klapp habilitierte sich Boeker 1957 an der Universität Bonn mit der Schrift „Basenversorgung und Humusgehalte von Böden der Pflanzengesellschaften des Grünlandes" (Decheniana-Beiheft 4, 1957) und erhieh die Venia legendi für das Fach Acker- und Pflanzenbau. 1960 ging er als Dozent fiir Landwirtschaft an die Universität Izmir (Türkei). 1962 kehrte er nach Bonn zurück. 1965 wechselte er als Wissenschaftlicher Rat und Professor an das Institut für Acker- und Pflanzenbau der Universität Hohenheim. Von 1969 bis 1981 war er Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeinen Pflanzenbau an der Universität Bonn. Boekers Hauptarbeitsgebiete waren die Graslandwirtschaft und der Futterbau. Mit großem Engagement widmete er sich auch der Rasenforschung. Er war einer der Mitbegründer der Deutschen Rasengesellschaft und in dieser Institution zwanzig Jahre lang als Vorsitzender tätig. Bis 1986 gehörte er zu den Mitherausgebem der Zeitschrift ,JRasen - Turf - Gazon". Seme besondere Liebe zu den Gräsem zeigt sich auch in seiner Tätigkeit als Herausgeber von Büchern. So hat er den „Gräserbestimmungsschlüssel" von Emst Klapp (2. Aufl. Berlin u. Hamburg 1978) und dessen „Taschenbuch der Gräser" (11. Aufl. Berlin u. Hamburg 1983) neu bearbeitet. Außerdem übersetzte und bearbeitete er das Buch von Charles Edward Hubbard „Gräser. Beschreibung, Verbreitung, Verwendung" (Stuttgart 1973, 2. Aufl. 1985). Seine praxisbezogenen Arbeiten fanden ihre Anerkennung durch die Verleihung der Goldenen Plakette der Landwirtschaftskammer Rheinland. Von 1964 bis 1969 war Boeker Geschäftsführer imd von 1973 bis 1978 stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft fiir Pflanzenbauwissenschaften. Literatur: OESTRICH, ARNOLD: In memoriam Peter Boeker. In: Journal of Agronomy and Crop Science Bd. 156,1986,S. 213-215.(P.) - InmemoriamProfessor Dr. Peter Boeker. In: Rasen - Turf - Gazon Jg. 17,1986, S. 30. (P.). Boekholt, Karl, * 8. Januar 1902 in Kassel, 11. August 1983 in Eutin • Sohn eines Studienrats, studierte Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte dort 1927 bei Otto Tornau mit der Arbeit „Untersuchimgen über die
Bornemann Morphologie der Sommergerste in Beziehung zu ihrem Wasserbedarf' (Journal für Landwirtschaft Bd. 75,1927, S. 161-174). Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang als Saatzuchtleiter. Von 1929 bis 1934 war er Assistent am Institut fiir Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschimgsanstalten LandsbergAVarthe. Hier beschäftigte er sich überwiegend mit Fragen des Getreidebaus, u. a. auch mit der Auswertung von internationalen Sommerweizen-Sortenversuchen, die in unterschiedlichen klimatischen Regionen Europas diu-chgeführt wurden (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 78,1933, S. 123146). Von 1934 bis 1935 war Boekholt Assistent am Institut für Pflanzenbau der Universität Jena. 1935 erhielt er eine Assistentenstelle an dem von Konrad Meyer geleiteten Institut für Ackerbau und Landbaupolitik der Universität Berlin. 1937 habilitierte er sich dort mit der Schrift „Erträge und Leistungsreserven des Getreidebaus. Ein Beitrag zur landwirtschaftlichen Erzeugungsordnung im deutschen Raum" (Heidelberg und Berlin 1937 = Beiträge zur Raumforschung und Raumordnung Bd. 4). Als Privatdozent lehrte er drei Jahre in Berlin. Von 1941 bis 1945 war er o. Professor und Direktor des Instituts für Ackerund Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung der Universität Posen. Nach 1945 arbeitete Boekholt als Saatzuchtleiter, zunächst bei der Saatzucht Endreß in Horlachen (Oberfranken) und von 1955 bis 1971 bei der Saatzucht Dr. h. c. R. Carsten in Bad Schwartau (Ostholstein). Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Saatzucht wurde er 1972 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Boekholt gehörte zu dem Kreis der von der Landwirtschaftlichen Fakultät Kiel zu betreuenden heimatvertriebenen unterbringungs- bzw. emeritienmgsberechtigten Hochschullehrer. 1960 wurde ihm die Rechtsstellung eines an der Universität Kiel entpflichteten ordentlichen Professors in der Landwirtschaftlichen Fakultät Kiel zuerkannt. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1 9 5 0 , Sp. 1 7 1 . - A S E N , JOHANNES: Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin Bd.
1 1810-1945. Leipzig 1955, S. 19. - Ostholsteiner Anzeiger vom 27. November 1972. (F.). Bonne, Kurt, • 18. Juli 1897 in Rantzau (Kr. Plön), 123. Juli 1979 in Kiel • Studierte Landwirtschaft an den Universitäten Kiel, Halle/S. und Leipzig und bestand 1923 die Abschlußprüfungen als Diplomlandwirt und Saatzuchtinspektor. Von 1926 bis 1940 war er Saatzuchtdirektor bei der Firma Fr. Strube in Schianstedt und von 1941 bis 1945 in der gleichen Stellung bei der Firma Gebr. Dippe in Quedlinburg. 1930 promovierte er an der Technischen Hochschule Braunschweig bei Gustav Gassner mit der Dissertation „Untersuchungen über den Steinbrand des Weizens" (Angewandte Botanik Bd. 13, 1931, S. 169-209) und 1941 habilitierte er sich an der Universität Göttingen unter der Ägide von Otto Tornau mit der Arbeit „Beitrag zur Flugbrandbekämpfung des Weizens. Untersuchungen zur Heißwasser-Kurzbeize" (Angewandte Botanik Bd. 23,1941, S. 304-341). Von 1951 bis 1962 war Bonne Leiter der Abteilung Acker- und Pflanzenbau bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Kiel. 1952 erhieh er von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Er hieh dort Vorlesungen über Saatgut- und Sortenwesen. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1954, Sp. 209. (W.) -
VOLBEHR, FRIEDRICH u n d
Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954. 4. Aufl. Kiel 1956, S. 253. W E Y L , RICHARD:
Bornemann, Felix, * 17. November 1861 in Leipzig, t Oktober 1932 in Eisenach • Studierte Naturwissenschaften in Göttingen und Berlin, promovierte 1887 in Freiburg/Br. und ging dann in die praktische Landwirtschaft. Von 1891 bis 1901 war er Domänenpächter auf dem Trenkelhof bei Eisenach. Anschließend studierte er Landwirtschaft in Berlin. 1908 erhielt er an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin die Venia legendi für Betriebslehre und Ackerbau. Als Privatdozent bzw. später als Professor gehörte er bis 1921 zum Lehrkörper dieser Hochschule. Danach war er als Wirtschaftsberater tätig. Bomemann ist Autor mehrerer pflanzenbaulich bedeutsamer Bücher. Dreimal aufgelegt 29
Borowski wurde seine preisgekrönte Schrift „Die wichtigsten landwirtschaftlichen Unkräuter, ihre Lebensgeschichte und Methoden ihrer Bekämpfting" (Berlin 1910,2. Aufl. 1920,3. Aufl. 1923 = Thaer-Bibliothek Bd. 112). In dem unter Mitwirkung von B. Donath bearbeiteten Buch „Die Motorkultur in Deutschland" (Berlin 1913) beschreibt er die Vor- und Nachteile der im Handel angebotenen Motorpflüge. Als ideenreicher Experimentator betätigte sich Bomemann auf dem Gebiet der KohlendioxidDüngung. Einen umfassenden Überblick über den Stand der Forschung gibt er in dem Buch „Kohlensäure und Pflanzenwachstum" (Berlin 1920, 2. Aufl. 1923) und in der kleinen Schrift „Die Kohlenstoffemährung der Kulturpflanzen" (Berlin 1930). Literatur: Unsere Zeitgenossen. Wer ist's? Herausgegeben von A. L. Degener. 9. Ausgabe. Berlin 1928, S. 172. - ASEN, JOHANNES: Gesamtverzeich-
nis des Lehrkörpers der Universität Berlin Bd. 1 1810-1945. Leipzig 1955, S . 2 1 .
Borowski, Georg Heinrich, * 26. Juli 1746 in Königsberg (Preußen), 126. Juli 1801 in Frankfurt/Oder • Seit 1779 Professor für Naturgeschichte und Ökonomie an der Universität Frankfurt/Oder. Er schrieb Bücher über Zoologie, Kameralwesen und Landwirtschaft. In seiner Schrift „Ideal einer praktisch ökonomischen Landes-Akademie filr die Königlich Preußische Staaten" (Beriin 1789) forderte er die Einrichtung höherer Lehranstalten für Landwirte. Eine von ihm 1795 gegründete private landwirtschaftliche Lehranstalt bestand nur wenige Jahre. Literatur: CARUS: Georg Heinrich Borowski. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 3, 1876, S. 176-177. Boshart, Karl, * 2. November 1887 in Eichstätt, t 23. Juni 1951 in München • Sohn eines Rechtsanwalts, studierte Naturwissenschaften an der Universität München und promovierte dort 1911 mit einer Dissertation über Blattasymmetrie. Seit 1919 war er Mitarbeiter an der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München. Als langjähriger Leiter der Abteilung Gartenbau und Arzneipflanzenkulturen beschäftigte er sich mit Fragen der Gemüsedüngung, vor allem aber mit der 30
wissenschaftlichen Erforschung und praktischen Förderung des Arzneipflanzenbaus. Von seinen zahkeichen Veröffentlichungen sind hervorzuheben der grundlegende Übersichtsbeitrag „Der deutsche Arzneipflanzenbau" (Heil- und Gewürzpflanzen Bd. 9, 1926/27, S. 145-199) imd die Schrift „Die Kultur der Gewürzpflanzen in Deutschland" (Wiesbaden 1944). Literatur: STEIGERWALD, E.: Dr. Karl Boshart f. In: Planta Medica Jg. 1, 1953, S. 124-126. Boussingault, Jean Baptiste, * 2. Februar 1802 in Paris, t H - Mai 1887 in Paris • Sohn eines Kaufinanns, unternahm auf Empfehlung Alexander von Humboldts zwischen 1821 und 1831 ausgedehnte Forschungsreisen in Südamerika und erwarb sich hohes wissenschaftliches Ansehen. 1834 wurde er Professor für Chemie in Lyon. 1836 kaufte er ein Landgut in Bechelbronn/Elsaß und richtete dort eine agrikulturchemische Versuchsstation ein. Er beschäftigte sich mit Fragen der Bodenfhichtbarkeit, der Fruchtfolge und der Düngung. Sein besonderes Interesse galt dabei der Stickstoffemährung der Pflanzen. 1837 führte Boussingault Gefäßversuche mit Leguminosen durch. Ohne zusätzliche Stickstoffdüngung konnte er dabei in der geemteten Pflanzenmasse hohe Stickstoffgewinne nachweisen. Er folgerte daraus, daß die Pflanzen während ihres Wachstums Stickstoff aus der Luft aufnehmen. Obgleich er aufgrund der Ergebnisse anderer Experimente später von dieser Schlußfolgerung wieder abrückte, waren seine Versuche aus dem Jahre 1837 die Geburtsstunde der Idee von einer biologischen Fixierung elementaren Stickstoffs durch die Pflanzen. Boussingault war nicht nur ein herausragender Chemiker, sondern auch ein praxiserfahrener Landwirt, der sein Gut nach wissenschaftlichen Grundsätzen bewirtschaftete. Mit seinem Buch „Economic rurale" (2 Bde. Paris 1844 u. 1845), das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, hat er die Entwicklimg der Pflanzenemährung, der Bodenkunde und des Pflanzenbaus zu eigenständigen Agrardisziplinen auch in Deutschland beeinflußt. Eine deutschsprachige Ausgabe des Buches erschien unter dem Titel „Die Landwirthschaft in ihren Beziehungen zur Chemie, Physik und Meteorologie" (Deutsch bearbeitet von N.
Braun Graeger, 2 Bde. Halle 1844 u. 1845; 2. Aufl. 1851; Bd. 3 1854 u. Bd. 4 = Supplement-Bd. auch unter dem Titel „Beiträge zur AgriculturChemie imd Physiologie", 1856). Literatur: AULIE, RICHARD R: Boussingault and the nitrogen cycle. In: Proceedings of the American Philosophical Society Bd. 114, 1970, S. 435-479. (R u. W.) - Mc CosH, R W. J.: Boussingauh. Chemist and Agriculturist. Dordrecht u. a. 1984. (R u. W.). Brandenburg, Emst, * 8. September 1901 in Dreschwitz auf Rügen, f 26. November 1962 in Gießen • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1923 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und promovierte 1929 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf mit der Dissertation „Über Mosaikkrankheiten an Compositen". Später arbeitete er als Assistent am Institut für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn und habilitierte sich dort 1939 mit der bedeutenden Arbeit „Über die Grundlagen der Boranwendimg in der Landwirtschaft" (Phytopathologische Zeitschrift Bd. 12, 1938, S. 1-
112).
1941 wurde Brandenburg als o. Professor und Direktor des Instituts für Pflanzenkrankheiten an die Hochschule für Bodenkultur in Wien berufen. Nach dem 2. Weltkrieg war er als Lehrbeauftragter wieder an der Universität Bonn tätig und 1950 übernahm er die Leitung des Staatsinstituts für Angewandte Botanik in Hamburg. 1953 wurde er Direktor des neugeschaffenen Instituts für Phytopathologie und Inhaber des Lehrstuhls dieses Faches an der damaligen Hochschule und jetzigen Universität Gießen. Brandenburgs wissenschaftliches Interesse galt vor allem der Erforschung der Mangelkrankheiten der Kulturpflanzen. Er erkannte die Herz- und Trockenfäule der Rüben als Bortnangelerscheinung. Während seiner Tätigkeit in Gießen waren Arbeiten über Viruskrankheiten ein Forschungsschwerpunkt. Literatur: Prof. Dr. Emst Brandenburg t- In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 15, 1963, S. 31-32. (R). Braun, Hans, * 2. Februar 1896 in Stettin, f 15. Januar 1969 in Bonn • Studierte seit 1921 Landwirtschaft in München, Halle/S. und Berlin und arbeitete nach dem Diplomexamen als Schüler von Otto Appel an der Biologischen
Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin. 1925 promovierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin mit einer Dissertation über Kartoffelbeizung. Im gleichen Jahr erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Biologischen Reichsanstalt. 1931 habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin für das Fach Phytopathologie mit der Arbeit „Untersuchimgen über den Einfluß von Kohlensäure und Sauerstoff auf Keimxmg und Pflanzgutwert der Kartoffelknolle" (Arbeiten aus der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft Bd. 19,1932, H. 1 (1931), S. 17-93). 1935 wurde er zum a. 0. Professor ernannt. Bis 1945 war Braun an der Biologischen Reichsanstah tätig, zuletzt als Regierungsrat. Seit 1947 leitete er das Institut für Boden- und Pflanzenhygiene in Hann.-Münden und vertrat gleichzeitig sein Fachgebiet durch einen Lehrauftrag an der Universität Göttingen. 1948 übernahm er den Lehrstuhl für Pflanzenkrankheiten an der Universität Bonn. Hier wirkte er als o. Professor bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1964. Braun war ein außerordentlich produktiver Wissenschaftler. In vielen Beiträgen behandelte er vor allem praktische Fragen des Pflanzenschutzes. Von seinen Buchveröffentlichungen sind zu nennen: „Pflanzenhygiene. Richtlinien und praktische Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Pflanzen" (Berlin 1937 = Thaer-Bibliothek Bd. 123), „Kurze Anleitung zur Erkennung und Bekämpfung der wichtigsten Unkräuter" (Berlin 1937, 2. Aufl. 1943, 3. Aufl. 1951, 4. Aufl. 1966) und „Erkennimg, Bedeutung und Bekämpfung der hauptsächlichsten Kartoffelknollen- Krankheiten" (Hildesheim 1952 = Hefte für den KartofFelbau Nr. 3; 3. Aufl. unter dem Titel „Die wichtigsten Krankheiten der Kartoffelknollen. Erkennen, Bedeutung und Bekämpfimg". Berlin und Hamburg 1958). Bekannt bei den Studierenden der Agrarwissenschaften wurde Braun vor allem mit einem Lehrbuch. In Fortführung eines Werkes von Eduard Riehm erschien dieses Buch unter den Namen H. Braun und E. Riehm und unter dem Titel „Krankheiten und Schädlinge der Kulturpflanzen und ihre Bekämpfung. Für Praxis und Studium" (Berlin 4. Aufl. 1940, 5. Aufl. 1945, 31
Braun-Blanquet 6. Aufl. 1950, 7. Aufl. 1953, 8. Aufl. 1957). Es war lange Zeit das maßgebende Standardwerk für das phytomedizinische Studiiun an den deutschen Hochschulen. Grundsätzliche Probleme der Phytomedizin behandeh Braun in den Beiträgen ,J)ie Verschleppung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen über die Welt" (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes NordrheinWestfalen H. 32, 1954, S. 7-46) und „Neues Wissen und alte Weisheit in der Phytomedizin" (Bonn 1956 = Bonner Akademische Reden N. F. H. 16). In zahlreichen anderen Beiträgen hat er die Vorteile indirekter Verfahren zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten gegenüber den Maßnahmen des chemischen Pflanzenschutzes verteidigt. In diesem Sinne war er ein Wegbereiter des „integrierten Pflanzenschutzes". Beispielhaft für die Darstellung der Geschichte eines wissenschaftlichen Fachgebietes ist Braims exzellente Abhandlung „Geschichte der Phytomedizin" (Sorauers Handbuch der Pflanzenkrankheiten 7. Aufl., Bd. 1, Tl. 1, Berlin und Hamburg 1965, S. 1-133; unter dem gleichen Titel als Buch: Berlin und Hamburg 1965). Für seine Verdienste imi den Pflanzenschutz wurde Braun 1961 mit der Großen Goldenen Plakette der Landwütschaftskammer Rheinland ausgezeichnet. Literatur: WELTZIEN, H . C . : Zum 70. Geburtstag von Professor Dr. Hans Braun. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Bd. 73, 1966, S.4-6. (P.) - WELTZIEN, H. C.: Zum Tode von Professor Dr. Hans Braun. In: Anzeiger für Schädlingskunde und Pflanzenschutz Jg. 42, 1969, S. 75-76. (R) - WELTZIEN, H . C.: Hans Braun 1896-1969. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 18181968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 152-156 u. P. vorS. 16L
Braun-Blanquet, Josias, • 3. August 1884 in Chur (Schweiz), f 20. September 1980 in Montpellier (Frankreich) • Erlerate den Kaufmannsberuf und widmete sich in seiner Freizeit der Pflanzenwelt seiner Heimat. Ohne Abitur erhielt er die Erlaubnis zum Studium an der Universität Montpellier und promovierte dort 1915 mit emer pflanzensoziologischen Arbeit. 1923 habilitierte er sich an der Eidgenössischen Hochschule Zü32
rich für das Fach Botanik. Seit 1926 lebte er zurückgezogen als Privatgelehrter in Montpellier. Mit seinen Forschungsarbeiten beeinflußte Braim-Blanquet entscheidend die Entwicklung der Vegetationskunde in Mitteleuropa. Sein Buch „Pflanzensoziologie. Grundzüge der Vegetationskunde" (Berlin 1928 = Biologische Studienbücher Bd. 7; 2. Aufl. Wien 1951, 3. Aufl. 1964) gilt als das Standardwerk der modemen Pflanzensoziologie. Die von ihm ausgearbeitete Methode der Vegetationskartierung wird bis heute mit großem Erfolg auch für die Erforschung der Pflanzengesellschaften des Grünlandes angewendet. Der bedeutendste Schüler von Braun-Blanquet war Reinhold Tüxen. Literatur: SUTTER, RÜBEN: Dr. Josias BraunBlanquet - Eine Würdigung von Leben und Werk. In: Botanica Helvetica Bd. 91,1981, S. 17-33. (P u. W.) - PIGNATTI, ERIKA und SANDRO: Josias BraunBlanquet t . In: Phytocoenologia Bd. 9,1981, S. 417442. (P. u. W.) - ELLENBERG, H . : J. Braun-Blanquet und R. Tüxen - 50 Jahre Pflanzensoziologie. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 95,1982, S. 387-391. (P.).
Braungart, Richard, • 4. Dezember 1839 in Bad Kissingen, t 7. April 1916 in München • Sohn eines Schneidermeisters, studierte Landwirtschaft in Weihenstephan, war von 1860 bis 1862 als Wiesenbaumeister und Lehrer an der Wiesenbauschule in Würzbxu'g imd anschließend als Kultur-Ingenieur in Böhmen tätig. 1865 wurde er Direktorialassistent imd 1867 Dozent an der Central-Landwirtschaftsschule in Weihenstephan. Von 1869 bis 1894 wirkte er hier als „Königlich bayerischer Professor für Bodenkunde, für allgemeine und specielle Pflanzenproductionslehre und für landwirthschaftliche Geräthe- und Maschinenkunde". Die Disziplinen des Landbaus betrachtete Braungart vorzugsweise aus historischer Sicht. Sein Buch „Die Wissenschaft in der Bodenkunde. Ein Leitfaden für geobotanisch-ökonomische Studien, für Geologen, Botaniker, Landund Forstwirthe, Cultur-Ingenieure etc. wie zum Gebrauche an höheren Lehranstalten" (Berlin und Leipzig 1876) ist m weiten Teilen eine personenzentrierte Wissenschaftsgeschichte der Bodenkunde.
Bredemann Seine bedeutendsten wissenschaftlichen Werke veröffentlichte Braungart erst „im Ruhestand". Zu diesen gehören: „Der Futtermaisbau als das wirksamste und wohlfeilste Mittel gegen jede Futtemoth" (München 1894), das „Handbuch der rationellen Wiesen- und Weiden-Kultur und Futterverwendung, entwickelt und ausgestaltet auf den Grundlagen der modernen Fütterungslehre" (München 1899) und „Der Hopfen aller hopfenbauenden Länder der Erde als Braumaterial nach seinen geschichtlichen, botanischen, chemischen, brautechnischen, physiologisch-medizinischen und landwirtschaftlichtechnischen Beziehungen, wie nach seiner Konservierung und Packmig. Zum Selbststudium und Nachschlagen" (München und Leipzig, 1901). Letzteres war jahrzehntelang ein Standardwerk auf dem Gebiet der Hopfenforschung. Auf zahlreichen Wanderungen zeichnete Braimgart die noch erhaltenen Ackergeräte und veröffentlichte bereits als Lehrer in Weihenstephan ein großzügig angelegtes Buch unter dem Titel „Die Ackerbaugeräthe in ihren praktischen Beziehungen wie nach ihrer urgeschichtlichen und ethnographischen Bedeutung. Mit 1 Atlas von 48 Tafeln" (Heidelberg 1881). Besonderes Aufsehen erregte er mit seinem Werk „Die Urheimat der Landwirtschaft aller indogermanischen Völker, an der Geschichte der Kulturpflanzen und Ackerbaugeräte in Mittel- und Nordeiu-opa nachgewiesen" (Heidelberg 1912). In diesem Buch und auch in zwei weiteren, 1914 und 1925 erschienenen Büchern über die Nordund Südgermanen, versuchte er den Zusammenhang zwischen Agrargeschichte und Ur- imd Frühgeschichte herzustellen. Auch wenn manche seiner Schlußfolgerungen später widerlegt wurden, sind diese Spätwerke vor allem durch die mitgeteilten Beobachtungen eine bleibende Fundgrube für die agrarhistorische Forschung. Literatur: DETTWEILER, F.: Richard Braungart. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 35, 1917, Generalversammlungs-Heft S. 93-96. HERMANNS: Dr. Richard Braungart, Professor der landwirtschaftlichen Akademie in Weihenstephan 1839-1916. In: Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Siebente Reihe: Lebensläufe aus Franken. Bd. 2, 1922, S. 57-67. (W.) HAUSHOFER, HEINZ: Richard Braungart, Agrarwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 2, 1955, S. 560.
Bredemann, Gustav, * 15. Juni 1880 in Königswartha (Sachsen), f 20. November 1960 in Hamburg • Studierte seit 1903 Naturwissenschaften an der Universität Marburg und promovierte dort 1909 mit einem Thema aus dem Fachgebiet der Bakteriologie. Anschließend war er Abteilungsvorsteher an der 1910 nach KasselHarleshausen verlegten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Marburg. 1913 ging er als landwirtschaftlicher Sachverständiger des Reichskolonialamtes nach Rabaul (Deutsch-Neuguinea) und betreute dort den Botanischen Garten. Von 1916 bis 1918 führte er als Mitglied einer deutschen Kommission in der Türkei mit größtem Erfolg die Heuschreckenbekämpfung in Anatolien, Syrien und Mesopotamien durch. Von 1919 bis 1920 war Bredemann Geschäftsführer der Landesstelle für Spinnpflanzen in Berlin. Seit 1921 leitete er als Direktor und Professor das Instimt für Pflanzenzüchtung (später: Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung) der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten LandsbergAVarthe. Hier beschäftigte er sich zunächst mit der Züchtung von Hanf, später überwiegend mit den Fragen des Maisanbaus in Ostdeutschland. Von 1927 bis 1950 war er Leiter des Staatsinstituts für Angewandte Botanik in Hambiu-g. Während dieser Zeit hielt er an der dortigen Universität Vorlesungen über sämtliche Nutzpflanzen der Weltwirtschaft. Der eine Forschungsschwerpunkt von Bredemann war die Rauchschadenkunde. Bekannt auf diesem Gebiet wurde er vor allem als Mitarbeiter des Buches: E. Haselhoff, G. Bredemann und W. Haselhoflf: „Entstehung, Erkennung und Beurteilung von Rauchschäden" (Beriin 1932) und durch sein eigenes Werk „Biochemie und Physiologie des Fluors und der industriellen FluorRauchschäden" (Berlin 1951, 2. Aufl. 1956). Der andere Schwerpunkt war die BrennesselForschung, mit der er sich von 1919 bis zu seinem Tode beschäftigte. Die von ihm geschaffene „Zuchtfasemessel" besaß gegenüber der Wildnessel einen dreimal so hohen Fasergehalt. Die Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Brennnessel-Forschung imd das gesamte Wissen über diese Pflanze hat er in einer bis heute unübertroffenen Monographie zusammengefaßt: „Die Große Brennessel, Urtica dioica L. Forschimgen 33
Bretschneider-Herrmann über ihren Anbau zur Fasergewinnung. Mit einem Anhang über ihre Nutzung für Arznei- und Futtermittel sowie technische Zwecke" (Berlin 1959). Bredemann war Mitherausgeber der Zeitschrift „Landwirtschaftliche Forschung". Bedeutende Verdienste erwarb er sich durch seine Tätigkeit in verschiedenen Fachgruppen des „Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten". 1950 ernannte ihn dieser Verband zu seinem Ehrenmitglied. Literatur: NIESER, O.: Gustav Bredemann zum 70. Geburtstage. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 2, 1950, S. 1-4. (P.) - GARBER, K.: Gustav Bredemann zum 80. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 13, 1960, vor S . 93. (P.) - S C H M O T , L.: Prof. Dr. Gustav Bredemann zum Gedächtnis. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 14,1961, vor S. l.(P.) - Die Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten Landsberg/W. Herausgegeben von Alfred Heinrich Könekamp. Wüizburg 1968, S. 106-107 u. 124-126. (W.).
Bretschneider-Herrmann, Bodo, ""II. August 1924 in Prenzlau (Uckermark), f 24. November 1981 in Witzenhausen • Sohn eines Landwirts, studierte von 1949 bis 1952 Landwirtschaft an der Universität Gießen und war dann zwei Jahre lang als Wirtschaftsberater in Braunschweig tätig. 1954 kehrte er an die Universität Gießen zurück und promovierte 1958 bei Eduard von Boguslawski mit der Dissertation „Feldversuche zur Placierung der Düngung mit Zuckerrüben auf verschiedenen Standorten". Seitdem arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Versuchsfeldleiter am InstiUit für Pflanzenbau und Pflanzenzüchmng der Universität Gießen. Maßgebenden Anteil hatte BretschneiderHerrmann beim Aufbau des Phytotrons in Rauischholzhausen. Die Konstruktion und Fimktionsweise dieser aus acht Klimakammern bestehenden Anlage zur Anzucht von Pflanzen unter kontrollierten Klimabedingungen hat er ausfuhrlich in der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau" (Bd. 115, 1962, S. 213-222) beschrieben. Viele Jahre lang war er der Technische Leiter dieses Phytotrons. Ein Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit war die Ertragsphysiologie der Kulturpflanzen. Als Sekretär der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Boden34
fhichtbarkeit oblag ihm auch die Dokumentation und Auswertung der Daten der „Internationalen Ökologischen Dauer-Düngungsversuche" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 133, 1971, S. 13-35). Literatur: Bodo Bretschneider-Herrmann f . In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 96,1981, S. 1314.
Brinkmann, Theodor, * 24. April 1877 in Mari (Westfalen),t 11. August 1951 in Bonn • Sohn eines Landwirts, studierte nach sechsjähriger Tätigkeit auf dem elterlichen Hof Landwirtschaft und Nationalökonomie in Bonn und Jena und promovierte 1906 in Jena mit einer Dissertation über die Entwicklung der Schweinezucht in Dänemark. 1908 habilitierte er sich in Jena mit einer Arbeit über die Entwicklung der Produktion in der dänischen Landwirtschaft. Von 1911 bis 1948 wirkte er als o. Professor und Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre in Bonn-Poppelsdorf. Bedeutsam für den Pflanzenbau wurden Brinkmanns Studien über die Systematisierung der Fruchtfolgen. Seine jahrelangen Forschungsergebnisse hat er in dem 1943 gehaltenen Vortrag zusammengefaßt „Das Fruchtfolgebild des deutschen Ackerbaues" (Bonn 1943 = Kriegsvorträge der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn a. Rh. H. 74. Unveränderter Neudruck: Bonn 1950). In der Praxis des L^dbaus hatten sich seit dem 19. Jahrhundert vor allem durch die größer gewordene Anzahl der angebauten Kulturpflanzen und durch die Einführung des Zwischenfhichtbaus komplizierte Fruchtfolgen mit vielfaltigen Übergangsformen herausgebildet. Dieses verwirrend erscheinende Bild der Fruchtfolgen hat Brinkmann durchleuchtet, geordnet und auf eine einfache Weise in ein System gebracht. Er gliederte die Fruchtfolgen zunächst in Fruchtfolgeglieder, die aus einem tragenden Glied (z. B. Brache, Hackfrucht, Klee) und einem oder mehreren abtragenden Gliedern (Getreide) bestanden, wobei sich dann zwei-, drei- und mehrfeldrige Fruchtfolgeglieder ergaben. Aus diesen setzte er dann die Fruchtfolgen zusammen, und zwar zu zwei-, drei- und mehrgliedrigen Fruchtfolgen. Auf diese Weise gelangte er zu Fruchtfolgegrundrissen. Erhebungen ergaben dann.
Brouwer daß die auf den ersten Blick verwirrende Fülle der Fruchtfolgen in Deutschland sich auf neun Fruchtfolgegrundrisse zurückfuhren lassen, aus denen sich dann leicht der Anteil von Blatt- und Halmfrüchten in Prozent der Bedeckung des Ackerlandes erkennen läßt. Brinkmann hat mit diesem gedanklich neuen Konzept das Verständnis für Fruchtfolgefragen in der Praxis gestärkt, aber auch der wissenschaftlichen Fruchtfolgeforschung nachhaltige Impulse gegeben. Seine Fruchtfolgesystematik fand Eingang in alle pflanzenbaulichen Hochschullehrbücher. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel verlieh Brinkmann 1947 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: BÖKER, H.: Zum Gedenken an Prof Dr. Dr. h. c. Theodor Brinkmann. In: Vorträge der 6. Hochschultagung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn-Poppelsdorf vom 15.-17. September 1952. Hiltrup 1952 = Landwirtschaft - Angewandte Wissenschaft. - WORTMANN, HEINRICH: Johann Heinrich Theodor Brinkmann, Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 2, 1955, S. 6 1 6 - 6 1 7 . - ANDREAE, BERND: Theodor Brinkmann und die landwirtschaftliche Betriebswissenschaft. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 8, 1960, S. 162176. (W.) - RINTELEN, PAUL: Theodor Brinkmann ( 1 8 7 7 - 1 9 5 1 ) . In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 3 6 9 - 3 7 7 . ( P ) - Theodor Brinkmann zum Gedächtnis. Ansprachen und Vorträge zur Theodor-Brinkmann-Gedächtnis-Feier der Landwirtschaftlichen Fakultät Bonn. Münster-Hil&up 1977. ( R ) .
Bronner, Johann Philipp, * 11. Februar 1792 in Neckargemünd, t 4. Dezember 1864 in Wiesloch bei Heidelberg • Seit 1816 Apotheker in Wiesloch, begründete 1820 einen Weinbaubetrieb und forderte durch die Kultivierung neuer Rebsorten nachhaltig die Entwicklung des Weinbaus in Deutschland. Er bereiste die wichtigsten Weinbaugebiete in Deutschland und in europäischen Ländern und veröffentlichte darüber mehrere Bücher. Bronner gehört zu den Erstentdeckern des Absorptionsvermögens der Böden. Er beobachtete, daß beim Aufbringen von Jauche auf Ackerböden die ablaufende Flüssigkeit fast geruchlos und farblos war und daß die ursprüngliche Jauche Mineralsalze an den Boden abgegeben hatte.
Erstmals berichtete er darüber 1836 in seinem Buch „Der Weinbau in Süd-Deutschland, H. 3: Der Weinbau im Rheingaue, von Hochheim bis Coblenz" (Heidelberg 1836, S. 44-45 u. a.). Seine Entdeckung blieb jedoch unbeachtet. Infolge des Versagens des von Justus von Liebig hergestellten „Patentdüngers" untersuchten seit 1845 englische Forscher das Verhalten mineralischer Düngemittel in Ackerböden. Mit seinem Beitrag „On the power of soils to absorb manure" (The Journal of the Royal Agricultural Society of England Bd. 11, 1850, S. 313-379) gak John Thomas Way (1821-1884) lange Zeit als der Erstentdecker des Prinzips der Bodenabsorption. Die Priorität Bronners hat erstmals F. Mohr deutlich herausgesteUt in dem Beitrag „Wer ist der erste Entdecker der Eigenschaft der Dammerde, Mistjauche und Salze zu binden?" (Annalen der Chemie und Phannacie Bd. 127, 1863, S. 125-128). Literatur: ZINSER, WERNER: Johann Philipp Bronner, Weinbaufachmann. In: Neue Deutsche Biograp h i e Bd. 2, 1955, S. 6 3 6 . -
SCHUMANN, FRITZ: D e r
Weinbaufachmann Johann Philipp Bronner (1792-
1864) und seine Zeit. Wiesbaden 1979 = Schriften zur Weingeschichte Nr. 50. (P u. W.). Brouwer, Walther, * 12. Januar 1895 in Wilhelmshaven, 120. Juli 1979 in Stuttgart-Hohenheim • War im 1. Weltkrieg Seeoffizier, arbeitete dann drei Jahre in der landwirtschaftlichen Praxis, studiert von 1922 bis 1925 Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte bei Otto Tornau über „Die Beziehungen zwischen Ernte und Witterung in der Landwirtschaft" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 63, 1926, S. 1-81). Für seine Dissertation verwendete er die langjährigen Daten aus dem von Gustav Drechsler 1873 angelegten Dauerdüngungsversuch („Göttinger E-Feld"). Von 1925 bis 1927 arbeitete Brouwer als Assistent bei Wilhehn Freckmann am Institut für Meliorationswesen imd Moorkultur der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten in LandsbergAVarthe. 1928 folgte er Freckmann an die Landwirtschaftliche Hochschule nach Berlin, wo er bis 1934 als Oberassistent am Institut für Kulturtechnik tätig war. 1930 habilitierte er mit der Arbeit „Der Einfluss des Wassers auf das Gedeihen von Gräsern im Reinbestand und die Wirkung der Wit35
Brouwer tenmgsfaktoren auf die Wiesenerträge" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 72, 1930, S. 375-457). 1934 wurde er als Nachfolger von Emst Klapp auf den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau an die Universität Jena berufen. Von 1945 bis 1963 war er Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und gleichzeitig Direktor der Württembergischen Landessaatzuchtanstalt. Brouwers Forschungsschwerpunkte lagen zunächst auf den Gebieten des Allgemeinen Pflanzenbaus und der Kulturtechnik. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit den Problemen der Feldberegnung, wobei für ihn die spezifischen Besonderheiten der verschiedenen Kulturpflanzen bei allen Beregnungsversuchen im Mittelpunkt standen. Sein mehrmals aufgelegtes Buch „Die Feldberegnung" (1. Aufl. 1933, 4. Aufl. Frankfurt/Main 1959) gehört zu den Standardwerken der Beregnungsliteratur. Forschungsergebnisse seines Fachgebietes systematisch in Handbüchern zusammenzufassen, war für Brouwer stets ein besonderes Anliegen. Auf dem Gebiet der Samenkunde hat er sich bereits frühzeitig einen Namen gemacht mit seinem Buch „Landwirtschaftliche Samenkunde. Ein Schlüssel zum Bestimmen der kleinkörnigen Kultursamen sowie der wichtigsten Unkrautsamen" (Neudamm 1927). Sein gemeinsam mit Adolf Stählin verfaßtes „Handbuch der Samenkunde für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft mit einem Schlüssel zur Bestimmung der wichtigsten landwirtschaftlichen Samen" (Frankfiirt/Main 1955, 2. Aufl. 1975) ist bis heute das unübertroffene Standardwerk für die Wissenschaft und Saatgutpraxis. Nach seiner Emeritierung schrieb Brouwer ein zweibändiges „Handbuch des Speziellen Pflanzenbaues" (Berlin und Hamburg Bd. 1, 1972; Bd. 2, 1976). Der erste Band behandelt die Hauptgetreidearten, der zweite Band Kartoffeln, Beta-Rüben, Raps und Rübsen, Erbsen und Akkerbohnen. Für den ersten Band zeichnet Brouwer als Alleinautor, bei dem zweiten Band unterstützten ihn namhafte Fachkollegen. Auch dieses mit einer beispielhaften Energieleistung fertiggestellte Handbuch gehört zu den Standardwerken der Pflanzenbauwissenschaft (Rezension von Martin Zoschke in: Zeitschrift für 36
Acker- und Pflanzenbau Bd. 136, 1972, S. 8788 u. Bd. 143,1976, S. 243-244). 1928 begründete Brouwer die „Deutsche Landwirtschaftliche Rundschau", die einen Überblick über das gesamte landwirtschaftliche Schrifttum in Europa bot. Bis 1935, als diese umfassende Bibliographie ihr Erscheinen einstellen mußte, hat Brouwer als Hauptschriftleiter 12 Bände herausgegeben. Von 1949 bis 1970 war er (zunächst mit Otto Tornau, ab 1963 mit Arnold Scheibe) Herausgeber der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau". Mehrmals hat Brouwer zu Aufgaben und Zielen seines Fachgebietes Stellung genommen u. a. in dem Beitrag „Entwicklungslinien und Aufgabenkreis des Acker- und Pflanzenbaues" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 116, 1963, S. 215-230). In Albert Schultz-Lupitz sah er einen der bedeutendsten Wegbereiter für den wissenschaftlichen Pflanzenbau. In einer Festrede anläßlich des 125. Geburtstages von SchultzLupitz hat er dessen Verdienste eingehend gewürdigt (Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 5, 1957, S. 69-75. Zugl. in: Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 6, 1958, S. 1017). Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Brouwer 1960 von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Gießen die Ehrendoktorwürde. Die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften, deren Vorsitzender er von 1961 bis 1963 gewesen ist, ernannte ihn 1965 zu ihrem Ehrenmitglied. Seine Lebenserinnerungen unter dem Titel „Ein Streifzug durch mein Leben" (vervielfältigtes maschinenschriftliches Manuskript o. O. u. 0. J., um 1977) sind ein wichtiges Dokument für die Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft. Literatur: Dr. A.: Professor Brouwer 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschafl Jg. 75, 1960, S . 28. (F.) - SCHEIBE, A.: Walther Brouwer 70 Jahre. In; Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 121,1964/65, S. 101-105. (R) - ACHTNICH, W.: Professor Dr. Dr. h. c. Walther Brouwer zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 11,1970,8. 128. (P.) - VOIGTLÄNDER, G.: In memoriam Walther Brouwer. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 148,1979, S. 413-417. (F.).
Brüne Browne, Charles Albert, * 12. August 1870 in North Adams, Mass. (USA), t 3. Februar 1947 in Washington, D. C. (USA) • Studierte Chemie in den USA, kam 1900 nach Göttingen und arbeitete bei Bernhard Tollens im agrikulturchemischen Universitätslaboratorium. 1902 promovierte er an der Universität Göttingen zum Dr. phil. mit einer Arbeit über die chemischen Bestandteile des Mais- und Holundermarks. Später war er als Chemiker in der amerikanischen Zukkerindustrie tätig, seit 1927 im U. S. Department of Agriculture in Washington. Browne hat sich vor allem als Chemiehistoriker einen Namen gemacht. Für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus sind seine Beiträge zur Geschichte der Agrikulturchemie von Bedeutung. Interessante Aspekte über das Studium der Agrikulturchemie an der Universität Göttingen vermittelt sein Beitrag „Bernhard Tollens (1841-1918) and some American students of his school of agricultural chemistry" (Journal ofChemicalEducation Bd. 19,1942, S. 253-259). Mehrere Arbeiten widmete Browne dem agrikulturchemischen Werk Justus von Liebigs u. a. zwei Beiträge in dem von Forest Ray Moulton herausgegebenen Band „Liebig and after Liebig. A Century of Progress in Agricultural Chemistry" (Publication of the American Association for the Advancement of Science No. 16. Washington, D. C. 1942). Seine bedeutendste wissenschaftliche Leistung ist das Buch „A Source Book of Agricultural Chemistry" (Waltham, Mass., USA 1944 = Chronica Botanica Bd. 8, Nr. 1). In dieser biographisch konzipierten Quellen-Dokumentation hat Browne auch die wissenschaftlichen Leistungen zahlreicher deutscher Landbauwissenschaftler (Albrecht Daniel Thaer, Carl Sprengel u. a.) dargestellt. Literatur: HENRY
KLICKSTEIN, HERBERT S .
and
LEICESTER,
M.: Charles Albert Browne as an historian of
chemistry. In: Joumal of Chemical Education Bd. 25, 1948, S. 315-317 u. 343. (W.) - POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Namrwissenschaften Bd. VII b, Tl. 1,1967, S. 602-604. (W.).
Brücher, Heinz, 14. Januar 1915 in Darmstadt, t 17. Dezember 1991 (ermordet) auf seiner Farm Condorhuasi un Distrikt Mendoza (Argentinien) • Sohn eines Tierarztes, studierte
Naturwissenschaften an den Universitäten Jena und Tübingen und wurde 1938 mit einer Arbeit aus dem Gebiet der Pflanzengenetik an der Universität Tübingen promoviert. 1940 erhielt er an der Universität Jena die Venia legendi für Botanik und pflanzliche Vererbungslehre. Seit 1948 war er Professor für Genetik und Botanik an der Universität Tucuman in Argentinien. Brücher hat mehrere Bücher über Kulturpflanzen veröffentlicht. Hervorzuheben sind: „Stammesgeschichte der Getreide. Eine kurze allgemein verständliche Einfuhrung in die Abstammungs- und Entwicklungsprobleme der europäischen Brotgetreide" (Stuttgart 1950), „Tropische Nutzpflanzen. Ursprung, Evolution und Domestikation" (Beriin u. a. 1977), „Die sieben Säulen der Weltemährung. Herkunft, Nutzung und Zukunft unserer wichtigsten Nährpflanzen" (Frankftirt/Main 1982) und „Usefiil Plants of Neotropical Origin and Their Wild Relatives" (Berlin u. a. 1989). Die Ergebnisse zwanzigjähriger Studien über die Geschichte der BCartoffel veröffentlichte Brücher in dem Beitrag, J)omestikation und Migration von Solanum tuberosum L." (Die Kulturpflanze Bd. 23, 1975, S. 11-74). Kritisch hat er sich mit Vavilovs Genzentren-Theorie auseinandergesetzt u. a. in den Beiträgen „Gibt es GenZentren?" (Die Naturwissenschaften Jg. 56, 1969, S. 77-84) und „Zur Wideriegung von Vavilovs geographisch-botanischer Differentialmethode" (Erdkunde Bd. 25, 1971, S. 20-36). Brücher war ein begeisterter Forscher mit vielen originellen Ideen, die aber nicht immer den Beifall der Fachkollegen fanden. Hohe Anerkennung verdient sein soziales Engagement für die Landarbeiter in Argentinien. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1 9 8 7 , Bd. 1 , S . 5 3 3 . ( W . ) - R E H M , S.: Heinz Brücher f In: Angewandte Botanik Bd. 66, 1992, vorS. 1.
Brüne, Friedrich, * 23. Oktober 1878 in Usseln (Waldeck), f O.Februar 1965 in Bremen • Sohn eines Landwirts, studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, promovierte dort 1907 mit der Dissertation „Studien über den Einfluß des Klimas auf das Gedeihen von Moorwiesen und Moorweiden" und arbeitete anschließend als Versuchsleiter beim „Verein zur 37
Bürger Förderang der Moorkultur im Deutschen Reiche". Später war er Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung der Moor-Versuchsstation in Bremen. Von 1929 bis 1948 hat er dieser Station als Direktor vorgestanden. Brüne beschäftigte sich überwiegend mit Fragen der landwirtschaftlichen Nutzung der Moorböden. Fast unübersehbar ist die Anzahl seiner meistens sehr praxisnahen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften. Eine grandlegende Abhandlung ist sein Beitrag „Bodenlainde und Moorkultur" (Zeitschrift flirPflanzenemährang, Düngung, Bodenkunde Bd. 45 (90), 1949, S. 106-132). Seine wichtigsten eigenständigen Publikationen sind die Schriften „Grandsätze für die Regelung des Wasserhaushalts in landwirtschaftlich genutzten Moorböden und ihre technische Durchfiihrang" (Berlin 1929 = Die neuzeitliche Moorkultur in Einzeldarstellungen H. 2), „Die Kultur der Hochmoore" (Beriin 1931 = Die neuzeitliche Moorkultur in Einzeldarstellungen H. 5), „Die Praxis der Moor- und Heidekultur. Leitfaden für Landwirte und Kulturtechniker" (Beriin und Hamburg 1948) und „Ödlandskultur. Kurze Anleitung zur Urbarmachung und Bewirtschaftung von Moor- und Heideböden" (Hannover 1949 = Flugschriften der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Nr. 9). Literatur: BADEN, W . U. a.: Mitteilungen über die Arbeiten der Moor-Versuchsstation in Bremen. 7. Bericht = Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Anstah. Bremen 1952, S . 42-50. (F.) - BADEN, W . : Professor Dr. Friedrich Brüne, Bremen, t. In: Wasser und Boden Jg. 17,1965, S. 128. (F.). Bürger, Kurt, • 12. Juli 1899 in Beriin-Charlottenburg, f 23. Febraar 1991 in Bremen • Studierte seit 1921 Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und arbeitete ab 1923 zugleich als Versuchsfeldassistent bei Theodor Roemer am dortigen Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. 1926 promovierte er in Halle mit der Dissertation „Betriebswirtschaftliche Untersuchungen über die Grünlandwirtschaft der pommerschen Moore unter besonderer Berücksichtigung der privatwirtschaftiichen Durchführbarkeit". Seit 1929 war er Direktor der „Nordwestdeutschen Futtersaatbau GmbH" (NFG) in Bremen. Unter seiner Mitwirkung entstand 1965 durch Zusammenschluß dieser Firma mit der Deutschen Saatveredelimg Lippstadt die
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„Deutsche Saatveredelimg Lippstadt-Bremen GmbH". Von 1953 bis 1975 war Bürger zugleich Geschäftsführer der von ihm gegründeten „Fördergemeinschaft Futtersaaten GmbH". Er erwarb sich bedeutende Verdienste auf den Gebieten Futterpflanzenzüchtung, Saatgutvermehrang und Grünlandberatung. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehört die gemeinsam mit K.-H. Beuster, G. Herforth und E. Terkamp verfaßte Schrift „Unsere Gräser im Futter- und Samenbau" (Landwirtschaftliche Schriftenreihe Boden und Pflanze der Ruhr-Stickstoff Aktiengesellschaft Bochum H. Nr. 9,1961). Literatur: Kurt Bürger 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S . 871. - SCHEIBE, A.: Dr. Kurt Bürger zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 10,1969, S. 313-315. (F.). Buerstenbinder, Richard, * 12. April 1840 in Berlin, t 20. November 1894 m Braunschweig • Ökonomierat und langjähriger Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Central-Vereins des Herzogtums Braunschweig. Seit 1882 war er zugleich als Dozent für Landwirtschaft an der Technischen Hochschule Braimschweig tätig und hielt im Rahmen eines Spezialstudiums für Zuckertechniker Vorlesungen über, Anbau und Pflege der Zuckerrübe" und über „Anbau der wichtigsten einheimischen Fabrikpflanzen". Buerstenbinder ist Autor mehrerer Bücher. Er schrieb u. a.: „Die Landwirthschaft des Herzogthums Braunschweig" (Braunschweig 1881), „Die Zuckerrübe. Anleitung ftir den praktischen Landwirth zur Sortenwahl, Samenzucht, Aussaat, Pflege und Ernte der Zuckerrüben sowie zur Erkennung und Abwehr ihrer Feinde und Krankheiten" (Braunschweig und Leipzig 1882, 3. Aufl. bearbeitet von Martin Ullmann, Hamburg 1896) und „Urbarmachung und Verbesserung des Bodens. Anleitung für den praktischen Landwirt zur Vergrößerung der Ertragsfahigkeit und des Kapitalwertes seiner Grandstücke" (Beriin 1886 = Thaer-Bibliothek Bd. 61). Als ein praxisnahes Referateorgan begründete Buerstenbinder den „Jahres-Bericht über die Erfahrungen und Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Landwirthschaft. Zum Gebrauche für praktische Landwirthe". Gemeinsam mit K.
Burger Stammer hat er acht Jahrgangsbände (18861893) herausgegeben und redaktionell betreut. Literatur: Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 9,1991, S. 35-36. Burger, Johann, • 5. August 1773 in Wolfsberg (Kärnten), f 24. Januar 1842 in Wien • Sohn eines Arztes, ging zunächst bei einem Chirurgen in die Lehre, studierte Medizin in Klagenfurt und erhielt 1794 die Magisterwürde. Nach dreijähriger Tätigkeit in der Arztpraxis seines früh verstorbenen Vaters setzte er sein Medizinstudium in Wien und in Freiburg/Br. fort, promovierte 1798 und kehrte dann in seine Heimatstadt Wolfsberg zurück. Hier ließ er sich als praktischer Arzt nieder. Wie Albrecht Daniel Thaer betrieb auch Burger neben seiner ärztlichen Tätigkeit intensive botanische Studien. In einem kleinen Garten züchtete er Blumen. Durch Thaers epochemachendes Werk „Einleitung zur Kennmiß der englischen Landwirthschaft" fand er den Weg zum wissenschaftlichen Landbau. 1804 pachtete er den Spitalhof bei Wolfsberg. Auf diesem Gut widmete er sich besonders dem Maisanbau. Er besorgte sich aus vielen Ländem Varietäten dieser Kulturpflanze und studierte deren Anbauwürdigkeit. Als erster setzte er den Drillpflug beim Maisanbau ein. Biurger sah große Möglichkeiten für den Maisanbau in Österreich. Er studierte die gesamte Maisliteratur, führte einen umfangreichen Briefwechsel mit Landwirten im In- und Ausland und schrieb eine „Vollständige Abhandlung über die Naturgeschichte, Cultur imd Benützung des Mais oder türkischen Weitzens" (Wien 1809, 2. Aufl. 1811). Diese erste Mais-Monographie war jahrzehntelang ein unübertroffenes Standardwerk und gehört heute zu den „Klassikern" der pflanzenbaulichen Fachliteratur. Einen Beitrag über den Mais als Futterpflanze veröffentlichte Burger in den von Thaer herausgegebenen „Annalen der Fortschritte der Landwirthschaft in Theorie und Praxis" (Bd. 3, 1812, S. 365383). Von 1808 bis 1820 wirkte Burger als Professor für Landwirtschaft am Lyzeum in Klagenfurt. Während der Napoleon'schen Handelssperre beschäftigte er sich vornehmlich mit der Gewin-
nung von Zucker aus Weintrauben, Pflaumen, Mais und Ahomsaft. Die Ergebnisse dieser Experimente hat er in zwei Schriften publiziert: „Untersuchungen über die Möglichkeit und den Nutzen der Zuckererzeugimg aus dem Safte der Weintraube in den österreichischen Staaten" (Klagenfurt 1811) und „Versuche über die Darstellung des Zuckers aus dem Safte inländischer Pflanzen" (Wien 1812). In Klagenf\ut schrieb Burger sein wissenschaftliches Hauptwerk, ein „Lehrbuch der Landwirthschaft" (2 Bde. Wien 1819 u. 1821,2. Aufl. 1823 u. 1824, 3. Aufl. 1830, 4. Aufl. 1838). In diesem Buch gliedert er die Landwirtschaffelehre in fünf Hauptgebiete: Agronomie (Standortlehre), Agrikultur (Düngerlehre), Pflanzenkultur (Allgemeiner und Spezieller Pflanzenbau), Viehzucht und Haushaltslehre. Wegen der sprachlichen Klarheit und der logischen Systematik gehörte dieses Werk zu den besten deutschsprachigen landwirtschaftlichen Lehrbüchern seiner Zeit. Auch in anderen europäischen Ländem wurde es hochgeschätzt und fand eine weite Verbreitung. Es erschienen u. a. eine schwedische, eine französische, eine russische und eine englische Übersetzung. 1820 wurde Burger als Gubemialrat nach Triest versetzt und mit der Grundabschätzung für den Steuerkataster betraut. Die gleiche Arbeit wurde ihm später filr das lombardisch-venezianische Königreich übertragen. Das wissenschaftliche Ergebnis dieser Tätigkeit war das Werk „Reise durch Oberitalien mit vorzüglicher Rücksicht auf den gegenwärtigen Zustand der Landwirthschaft, die Grösse der Bevölkerung, Bodenfläche, Besteuerung tmd den Kauf- und Pachtwerth der Gründe" (2 Bde. Wien 1831 u. 1832. - Neuauflagen unter dem Titel:, J)ie Landwirthschaft in Oberitalien, geschildert auf einer Reise von Triest über Venedig nach Mailand, und von da an in alle Gegenden der Lombardei", Wien 1843 u. 1851). Das Buch gilt als ein Meisterwerk beschreibender Darstellung der landwirtschaftlichen Verhältaisse einer Region. 1830 nahm Bürger seinen Wohnsitz in Wien und organisierte die Grundabschätzungen für den Steuerkataster in Niederösterreich. Gleichzeitig war er aktives Mitglied der Landwirtschafts-Gesellschaft in Wien und von 1838 bis zu seinem Tode deren Sekretär. Während der 39
Burgtorf letzten Jahre seines Lebens beschäftigte er sich besonders mit der Kultur der Weinrebe. Neben klemeren Beiträgen veröffentlichte er eine „Systematische Klassifikation und Beschreibung der in österreichischen Weingärten vorkommenden Traubenarten, mit den charakteristischen Merkmalen der Gattungen und Arten, ihren wissenschaftlichen und ortsüblichen Benennungen und den besonderen Eigenschaften der Trauben und der aus ihnen gekelterten Weine" (Wien 1837). Auf der Festsitzung der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte zu Brünn am 21. September 1840 hielt er einen Vortrag „Ueber die Fortschritte der Bodenkultur in den letzten 50 Jahren, und über die Vortheile der Maiskultur für die sich immer vergrößernde Menge der kleineren Grundbesitzer" (Amtlicher Bericht des Vorstandes über die vierte, zu Brünn vom 20. bis 28. September 1840 abgehaltene Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe. 01mütz 1841, S. 55-61). Burger, seit 1801 verheiratet und Vater von sieben Kindern, war ein unermüdlicher Forscher, der ganz für die Landwirtschaft lebte. Er hat sich um eine wissenschaftlich fimdierte und an den Bedürfhissen der Praxis orientierte Landwirtschaftslehre größte Verdienste erworben und gehört zu den bedeutendsten Landbauwissenschaftlem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Literatur: LENGERKE, ALEXANDER VON: Landwirthschaftliches Conversations-Lexikon für Praktiker und Laien Bd. 1, Prag 1837, S. 477-479. - Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 20, 1842, Tl. 1 (1844), S. 77-89. (W.) - WURZBACH, CONSTANT VON: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 2,1857, S. 215-217. (W.) - LÖBE: Johann Burger, Dr. med. undkön. kais. Gubemialrath. In; Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 3,1876, S. 591-595. - THIEL's Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 4345. (P.) — Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 1, 1957, S. 129. - HAUSHOFER, HEINZ: Johann Burger, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 3, 1957, S. 45-46. - DINKLAGE, KARL: Johann Burger (1773-1842). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 103-118. ( P u . W.).
Burgtorf,Ferdinand, * I.November 1834 in Hildesheim, t 26. Oktober 1908 in Herford • 40
Besuchte das Lehrerseminar in Alfeld/Lerne imd erwarb sich durch Selbststudium umfassende landwirtschaftliche Kenntnisse. Von 1858 bis 1865 war er Lehrer an der Landwirtschaftsschule (Michelsenschule) in Hildesheim. 1865 gründete er in Osnabrück eine private Ackerbauschule, die er 1868 nach Herford verlegte und mit staatlicher Unterstützung zu einer öffentlich geförderten Landwirtschaftsschule ausbaute. Bis 1896 war er Direktor dieser Schule. Burgtorf ist Autor des erfolgreichen Buches „Wiesen- und Weidenbau. Praktische Anleitung zur Auswahl und Kultur der Wiesen- und Weidenpflanzen nebst Berechnung der erforderlichen Samenmengen" (Beriin 1873, 2. Aufl. 1877, 3. Aufl. 1885, 4. Aufl. 1895, 5. Aufl. 1905, 6. Aufl. bearbeitet von M. Augstin 1912 = Thaer-Bibliothek Bd. 3). Literatur: Ravensberger Gymnasium Herford 18681968. Festschrift zum lOOjährigen Bestehen der Schule. Herausgegeben von Günter Fischenberg. Herford 1968, S. 21. (P).
Caron, Albert von, • 9. Januar 1853 in Rauenthal (Westfalen), 118. September 1933 in Bonn • Sohn eines Fabrikanten, studierte Naturwissenschaften und Nationalökonomie, bestand 1880 das Examen als Königlich Preußischer Bergassessor, mußte jedoch den Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. 1885 kaufte er das Rittergut Ellenbach bei Kassel und betätigte sich als Landwirt. Caron interessierte sich besonders für die Frage, ob außer den Leguminosen auch die Gramineen den Luftstickstoff mit Hilfe von Bodenbakterien fixieren können. 1892 begann er mit bodenbakteriologischen Untersuchungen auf den Feldern und Wiesen seines Rittergutes. Das von ihm isolierte Bodenbakterium „Bacillus Ellenbachensis Alpha" wurde seit 1897 als patentierter Bakteriendünger für den Getreidebau zur Verbesserung der Stickstoffversorgung unter dem Namen „Alinit" durch die Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer & Co. in Elberfeld vertrieben. Die nüt diesem „Impfstoff' auf Carons eigenen Versuchsflächen erzielten günsti-
Christiansen-Weniger gen Ergebnisse konnten auf anderen Standorten in den meisten Fällen allerdings nicht wiederholt werden. Über die Ergebnisse seiner Versuche hat Caron in praxisnahen und wissenschaftlichen Zeitschriften berichtet. Hervorzuheben sind die Beiträge „Landwirtschaftlich-bakteriologische Probleme" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 45, 1895, S. 401-418), „Die Wirtschaftsweise in Ellenbach" (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 15, 1900, S. 43-54), „Die Stickstoffhahrung der Gramineen" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 101,1923, S. 261-285) und „Die Stickstoffemährung der Wiesen" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. III, 1931, S. 163-168). Posthum erschien als wissenschaftliches Resümee seiner 50jährigen bodenbakteriologischen Arbeiten der Beitrag „Luftstickstoff', Pflanzenwachstum und Brache" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 118,1934, S. 233-262). Caron war in mehreren landwirtschaftlichen Vereinigxmgen in führenden Positionen tätig, zeitweise auch Abgeordneter im Preußischen Kommunal-Landtag Hessen-Kassel. Aufgrund seiner Initiativen kam es 1901 zur Gründung des Landwirtschaftlich-Bakteriologischen Instituts und zur Errichtung eines Lehrstuhls für Agrikultur-Bakteriologie an der Universität Göttingen. 1906 wurde Caron in den preußischen erblichen Adelsstand erhoben. Für seine Verdienste um die Bodenbakteriologie veriieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Göttingen 1919 die Ehrendoktorwürde. Literatur: KOLBE, WILHELM: Bakterien und Brache im Haushalt der Natur. Leben und Wirken des Landwirts und Bodenbakteriologen Dr. h. c. Albert von Caron (1853-1933) im Spiegel der Naturforschung und Familiengeschichte. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Bakteriologie und zur Wirtschafts-, Agrar- und Sozialgeschichte. Burscheid 1993. (P. u. W.).
Carsten, Rudolf, * 29. April 1880 auf dem Hof Vorwerk bei Lübeck, f 7. September 1954 in Bad Schwartau (Ostholstein) • Sohn eines Landwirts, besuchte eine private Realschule in Lübeck, von 1895 bis 1897 eine Landwirtschaftsschule imd war anschließend auf dem väterlichen Hof tätig. Mit einer beispielhaften
Gründlichkeit studierte er die auf den Feldern angebauten Getreidesorten und begann mit eigenen Züchtungsversuchen. 1904 verkaufte der Vater den Hof und siedelte mit der Familie nach Bad Schwartau über. Hier setzte Carsten seine Versuche fort, züchtete mit großem Erfolg neue Getreidesorten und gründete 1924 eine SaatbauGenossenschaft. Seine Sorten wurden in ganz Deutschland und in zahlreichen europäischen Ländem angebaut. „Carsten V seine erfolgreichste Sorte, kam 1922 auf den Markt und blieb 42 Jahre lang im Handel. Carsten gehört zu den bedeutendsten deutschen Getreidezüchtern. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel veriieh ihm 1950 die Würde eines Ehrendoktors. In dem Firmennamen „Saatzucht Dr. h. c. R. Carsten, Bad Schwartau" lebt sein Name fort. Literatur: Saatzüchter R. Carsten 70 Jahre alt. In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 5, 1950, S . 278. (P.) - NICOLAISEN, W.: Rudolf Carsten. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 184-187 u. 522. (P.) - Saatzucht Dr. h. c. R. Carsten, Bad Schwartau. In: Landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung in Deutschland. Geschichte, Gegenwart und Ausblick. Herausgegeben vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. Bonn. Gelsenkirchen-Buer 1987, S. 103-105. Christ, Johann Ludwig, * 18. Oktober 1739 in Oehringen (Württemberg), f 18. November 1813 in Kronberg (Taunus) • Studierte Theologie, war seit 1764 als Prediger tätig und erhielt 1786 die erste lutherische Pfarrstelle in der damals zu Kuimainz gehörenden Stadt Kronberg. Er schrieb zahbreiche, wiederholt aufgelegte Bücher über Obst-, Wein- und Gartenbau sowie über Bienenzucht. Seine bedeutendste Schrift auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus ist sein „Güldenes ABC für die Bauem; oder das Wesentliche der Landwirthschaft" (Frankfiirt/Main 1787, 2. Aufl. 1797). Literatur: LÖBE: Johann Ludwig Christ. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 4,1876, S. 143. Christiansen-Weniger, Friedrich, * 17. April 1897 in Hamburg, t 22. März 1989 in Eckemförde • Studierte von 1919 bis I92I Landwirtschaft in Göttingen und dann in Breslau, wo er 1922 bei Paul Ehrenberg promovierte 41
Cimbal mit der Arbeit „Der Energiebedarf der Stickstofibindung dxirch die Knöllchenbakterien im Vergleich zu anderen Stickstoffbindungsmöglichkeiten und erste Versuche zur Ermittelimg desselben" (Centraiblatt filr Bakteriologie Abt. 2, Bd. 58, 1922, S. 41-66). Anschließend arbeitete er als Assistent an dem von Friedrich Berkner geleiteten Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Breslau. 1924 erhielt er die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich vor allem mit Problemen der Feldversuchstechnik und der mathematischen Auswertung von Versuchsergebnissen. Er hielt Vorlesungen über Speziellen Pflanzenbau und über Pflanzenzüchtung. 1928 wurde er zum a. o. Professor ernannt. Von 1931 bis 1940 war Christiansen-Weniger in der Türkei tätig, zunächst als o. Professor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der neugegründeten Landwirtschaftlichen Hochschule in Ankara, später als Sachverständiger im türkischen Landwirtschaftsministerium. Seine auf ausgedehnten Studienreisen erworbenen Kenntnisse über die Landwirtschaft in der Türkei veröffentlichte er in dem Buch „Die Grundlagen des türkischen Ackerbaus" (Leipzig 1934), von dem 1935 auch eine Ausgabe in türkischer Sprache erschienen ist. Von 1940 bis 1944 leitete Christiansen-Weniger die Landwirtschaftliche Forschungsanstalt des Generalgouvernements in Pulawy. Zugleich war er Direktor des dortigen Instituts für Ackerund Pflanzenbau. Gemeinsam mit V. Horn hat er die ,3erichte der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt des Generalgouvernements" (Bd. 1,1943, H. 1-4 u. Bd. 2,1944, H. 1-2) herausgegeben. In diesen Berichten veröffentlichte er u. a. den Übersichtsbeitrag „Erfolgreiche Landwirtschaft in Trockengebieten" (Bd. 1, 1943, H. 2/3, S. 21-64) Christiansen-Weniger gehörte zu den Mitgliedern des „Kreisauer Kreises". Nach 1945 leitete Christiansen-Weniger mehrere Jahre lang die Stiftung Deutscher Landerziehungsheime. Von 1954 bis 1962 war er als Landwirtschaftsreferent an den deutschen Botschaften bzw. Gesandtschaften in der Türkei, im Iran, im Irak, in Jordanien und in Syrien tätig. Während dieser Zeit veröffentlichte er mehrere 42
Beiträge über die in jenen Ländern praktizierte Bewässerungslandwirtschaft. Für das „Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern" schrieb er das Kapitel über „Bodenbearbeitung" (Bd. 2, Stuttgart 1971, S. 126-142). „Im Ruhestand" hat Christiansen-Weniger sein 1934 erschienenes Buch „Die Grundlagen des türkischen Ackerbaus" völlig neubearbeitet. Die zweite Auflage veröffentlichte er unter dem Titel „Ackerbaufonnen im Mittelmeerraum und Nahen Osten dargestellt am Beispiel der Türkei. - Bewässerungs-, Trocken-, Feuchtlandwirtschaft -" (Frankfurt/Main 1970). Auch von diesem Buch ist eine Ausgabe in türkischer Sprache erschienen. Christiansen-Weniger wurde 1965 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Bedeutsam für die agrarhistorische Forschung sind seine im Eigendruck publizierten Lebenserinnerungen , Jahrgang 1897. Bürger in vier deutschen Staaten" (o. O. u. o. J., um 1981). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 288-289 u. 1987, Bd. 1, S. 638-639. (W.) - TARMAN OMER und HORN, VALENTIN: Prof Dr. Fritz Christiansen-Weniger t- Ein Nachruf aus der Türkei und aus Deutschland. In: Mitteilungen der Deutsch-Türkischen Gesellschaft e. V. Bonn H. 112, Dezember 1989, S. 47-50.
Cimbal, Otto, * 10. April 1840inFrömsdorfbei Münsterberg (Schlesien), f 22. Oktober 1912 in Frömsdorf bei Münsterberg • Sohn eines Landwirts, übernahm 1868 den väteriichen Hof, führte zunächst vergleichende Sortenversuche mit Kartoffeln durch und züchtete später eigene Sorten. Seine bekannteste Kartoffelsorte war die rotschalige, stärkehaltige „Professor Wohltmann". Gleichzeitig war Cimbal ein erfolgreicher Weizenzüchter. Für seine Verdienste um die Landwirtschaft wurde er 1903 zum Landesökonomierat ernannt. WOHLTMANN, F.: Landesökonomierat Otto Cimbal t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 39, 1912, S. 1012. (P.) - OBERSTEIN, O . : Otto Cimbal und sein Lebenswerk. In: Pflanzenbau Jg. 1, 1924/25, S. 209-210 u. 225-229. (P.) - RUDORF, WILHELM: Otto Cimbal, Pflanzenzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 3,1957, S. 255.
Literatur:
Czeratzki Crome, Georg Emst Wilhelm, * 1780 in Einbeck, 1 2 . Mai 1813 in Möglin • Ursprünglich Apotheker, immatrikulierte sich 1806 an der Universität Göttingen und ging 1808 als Lehrer für Naturwissenschaften an das Lehrinstitut Albrecht Daniel Thaers nach Möglin. Hier trug er den Titel eines „Königlich Preußischen Professors". 1809 heiratete er Caroline Thaer, die Tochter Thaers. Bereits im 33. Lebensjahr verstarb er an Typhus. Trotz dieser kurzen Lebenszeit war Cromes wissenschaftliche Produktivität außerordentlich groß. Zunächst standen botanische Untersuchungen von Moosen im Vordergrund. In Möglin befaßte er sich mit Boden- und Pflanzenanalysen und veröffentlichte mehrere Beiträge in Thaers „Aimalen der Fortschritte der Landwirthschaft in Theorie und Praxis" und in Hermbstädts „Archiv der Agriculturchemie für denkende Landwirthe". Seine bedeutendste wissenschaftliche Leistung ist das Buch „Der Boden und sein Verhältniß zu den Gewächsen" (Hannover 1812). Als erster hat er hier den Zeigerwert wildwachsender Pflanzenarten als Hilfsmittel für die Standortbeurteilung beschrieben. Literatur: NaTHO, GÜNTHER: Über Georg Emst Wilhelm Crome 1780 bis 1813. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaflliche Reihe Jg. 27, 1978, S. 81-84. Crusius, Wilhelm, • 18. Juni 1790 in Leipzig, t 26. August 1858 in Rüdigsdorf (Kr. Borna) • Führender sächsischer Landwirt, studierte zunächst Rechtswissenschaft in Leipzig und promovierte dort. Später bewirtschaftete er seinen Familienbesitz, die Rittergüter Rüdigsdorf und Sahlis, wo er versuchte, neue Erkenntnisse der Naturwissenschaften in der landwirtschaftlichen Praxis anzuwenden. Er gehörte zu den ersten Landwirten, die einen Agrikulturchemiker auf ihren Besitzungen beschäftigten. Nachhaltig förderte er den Aufbau des landwirtschaftlichen Vereinswesens in Sachsen. Von 1831 bis zu seinem Lebensende war er Vorsitzender der traditionsreichen Leipziger Ökonomischen Sozietät und hatte entscheidenden Anteil daran, daß 1850 auf einem Pachtgut dieser Gesellschaft in Möckern die erste landwirtschaftliche Versuchsstation in Deutschland eingerichtet wurde.
Crusius gehört zu den Mitbegründern der erstmals 1837 in Dresden stattfindenden „Versammlungen deutscher Land- und Forstwirthe". Sehr engagiert setzte er sich für die Errichtung des Thaer-Denkmals in Leipzig ein. Bei der feieriichen Enthüllung des Denkmals am 28. September 1850 hielt er die Festrede (Amtlicher Bericht über die 13. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Magdeburg im September 1850. Halle 1851, S. 543-568). In mehreren Aufsätzen hat Crusius auch zu praktischen Fragen des Pflanzenbaus Stellung genommen. Literatur: Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Ökonomischen Sozietät zu Leipzig und der Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen zu Dresden. Leipzig 1914. - SCHÖNE, BRUNO: Wilhelm Crusius. In: Sächsische Lebensbilder Bd. 1, 1930, S. 25-32. - HAUSHOFER, HEINZ: Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 3,1957, S. 431-432. Czeratzki, Walter, * 9. Dezember 1912 in Skudayen (Ostpreußen), f 17. Juli 1978 in Braunschweig • Studierte von 1934 bis 1937 Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in Danzig und an der Universität Halle/S., arbeitete nach dem Diplomexamen als Assistent am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Halle/S. und promovierte dort 1940 mit einem agrikultuiphysikalischen Thema („Untersuchungen über den Einfluß der Bodenquellung und der Kolloidschrumpfung auf die Bodenstruktur". In: Kühn-Archiv Bd. 54, 1940, S. 133-169). Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er zunächst in einem privaten Saatzuchtbetrieb, von 1947 bis 1949 beim Bundessortenamt in Rethmar. Während dieser Zeit beschäftigte er sich u. a. mit der Geschichte der Sortenprüfungen. Gemeinsam mit Theodor Roemer veröffentlichte er den Beitrag „Sortenprüfungen der Zuckerrüben in Deutschland seit 1920" (KühnArchiv Bd. 62, 1949, S. 1-64). Von 1950 bis 1977 war Czeratzki als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig tätig, zunächst im Institut für Bodenbearbeitung, seit 1971 im Institut für Pflanzenbau und Saatgutforschung. Schwerpunkte seiner Forschung waren Untersuchungen über Fragen der Bodenbearbeitung, der Bodenstruktur und der Wasserbewegung im Boden. Meisterhaft verstand er es, in 43
Dade fundierten Übersichtsbeiträgen den jeweiligen Kenntnisstand von wichtigen Forschungsproblemen darzustellen. Hervorzuheben sind seine in der Zeitschrift „Landbauforschung Völkenrode" erschienenen Arbeiten „Die Bedeutung des Bodenfrostes lur den Ackerbau und speziell ftr die Bodenbearbeitung" (Jg. 21, 1971, S. 1-12), „Die Ansprüche der Pflanzen an den physikalischen Bodenzustand" (Jg. 22, 1972, S. 29-36) und „Die Stickstoffauswaschung in der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion" (Jg. 23, 1973, S. 1-18). In dem Beitrag „Probleme der Bodenbearbeitung in der Pflanzenproduktion" (Berichte über Landwirtschaft Bd. 56, 1978, S. 265-276) macht er zahlreiche Vorschläge, wie die Praxis der Bodenbearbeitung nachhaltig verbessert werden könnte. 1978 wurde Czeratzki mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Literatur: Walter Czeratzki t- In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 93, 1978, S. 854. - CoLLiNS, H.-J.: Dr. Walter Czeratzki in memoriam. In: ZeitschriftfilrKulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 19,1978, S. 374-375.
D Dade, Heinrich, • 6. Januar 1866 in Wustrow (Mecklenburg), f 28. Dezember 1923 in Berlin • Studierte Volkswirtschaft in Hannover und München und promovierte 1891 in Rostock über „Die Entstehung der Mecklenburgischen Schlagwirthschaft" (Journal ftxr Landwirthschaft Jg. 39, 1891, S. 251-402). Von 1895 bis 1923 war er Generalsekretär des Deutschen Landwirtschaftsrates, dessen Publikationsorgan (Zeitschrift für Agrarpolitik bzw. Zeitschrift des Deutschen Landwirtschaftsrats) er redaktionell betreute. Nachdem er sich 1901 habilitiert hatte, hielt er an der Universität Berlin auch volkswirtschaftliche Vorlesungen u. a. über „Weltwirtschaft". Seit 1905 führte er den Professorentitel. Dade ist Autor und Herausgeber zahlreicher volkswirtschaftlicher und agrarpolitischer Bücher. Für die Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft bedeutsam ist das von ihm herausgegebene Werk „Die Landwirtschaft unter Kaiser Wil44
helm II." (Bd. I: Königreich Preußen; Bd. 2: Königreich Bayem - Die übrigen Bundesstaaten - Die Kolonien - Gesamtentwickelung. Halle/S. 1913). Konzipiert als „Ehrengabe deutscher Landwirte" für das 25jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhehn IL, enthält es reichbebilderte Darstellungen über herausragende Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland und über Pflanzungsgesellschaften in den deutschen Kolonien. Aus pflanzenbaulicher Sicht nicht weniger bedeutsam ist das gemeinsam von Fr. Edler von Braun und H. Dade herausgegebene Werk „Arbeitsziele der deutschen Landwirtschaft nach dem Kriege" (Beriin 1918) mit Beiträgen führender Pflanzenbauwissenschaftler (W. Edler, L. Kießling, J. Wacker und F. Wohltmann). Literatur: Professor Dr. Dade f. In: Zentralblatt des Deutschen Landwirtschaftsrats und der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer Jg. 23, 1924, S. 1. Illustrirte Zeitung (Leipzig) Bd. 162, Nr. 4117, 10. Januar 1924, S . 6. (F.) - ASEN, JOHANNES: Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin. Bd. 1 1810-1945. Leipzig 1955, S. 32. Dafert, Franz (Ritter von Sensel-Timmer), * 20. Mai 1863 in Meidling bei Wien, t 17. Oktober 1933 in Wien • Sohn eines Kaufmanns, begann ein Studium der Chemie in Wien und beendete es 1883 als Dr. phil. an der Universität Gießen. Im gleichen Jahr erhielt er eine Anstellung als Assistent bei Ulrich Kreusler an der Agrikulturchemischen Versuchsstation in Poppelsdorf. Hier beschäftigte er sich u. a. mit bodenkundlichen Fragen und schrieb ein „Kleines Lehrbuch der Bodenkunde" (Bonn 1885; 2. Aufl. unter dem Titel „Kleines Handbuch der Bodenkunde", Berlin 1892 = Gärtnerische Büchersammlung Bd. 4) und den disziplinhistorisch wertvollen Beitrag „Ueber das Wesen der Bodenkunde. Eine kritische Studie" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 15, 1886, S. 243-258). 1887 folgte Dafert einem Ruf der brasilianischen Regierung und errichtete in Campinos im Staate Säo Paulo ein Staatsinstitut für Landwirtschaft. Als Leiter dieses Instituts erwarb er sich bedeutende Verdienste um den Kaffeeanbau in Brasilien. Beachtenswert hierzu sind seine beiden Schriften „Erfahrungen über rationellen Kaffeebau" (Berlin 1896, 2. Aufl. 1899) und „Über die gegenwärtige Lage des Kaffeebaus in
Dambroth Brasilien" (Amsterdam 1898). Nach einähriger Tätigkeit kehrte er nach Österreich zurück. Von 1898 bis 1925 leitete Dafert als Direktor die Landwirtschaftlich-chemische Versuchsanstalt in Wien. Mit seinem bewundernswerten Organisationstalent gelang es ihm, die Versuchsanstalt um ein Vielfaches zu vergrößern und fachspezifische Abteilungen einzurichten. Trotz seiner überwiegend auf die landwirtschaftliche Praxis ausgerichteten Tätigkeit hatte fiir ihn die wissenschaftliche Forschung einen hohen Stellenwert. 1918 erfolgte seine Ernennung in den Adelsstand. 1927 wurde ihm auf dem Gelände des von ihm gegründeten Staatsinstituts in Campinos (Brasilien) ein Denkmal errichtet. Literatur: WEGSCHEIDER, R.: Franz Dafert. In: Almanach der Akademie der Wissenschaften in Wien für das Jahr 1934. Wien 1935, S. 229-236. - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 1, 1957, S. 166. - ScHMiD, LEOPOLD: Franz Wilhelm Dafert v. Senseltimmer, Agrikultur- und Lebensmittelchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 3, 1957, S.473. - ZELLER, ALFRED: Ein Jahrhundert im Dienste der Landwirtschaft (Porträt einer wissenschaftlichen Anstalt). In: 100 Jahre Landwirtschaftlich-chemische Bundesversuchsanstalt Wien. Eine Festschrift. Herausgegeben von Alfred Zeller. Wien 1970, S. 3-34. (R). Dambroth, Manfred, * 19. Juni 1935 in Wriezen. Kr. Oberbamim (Brandenburg), f 12. April 1994 in Peine (Niedersachsen) • Sohn eines Gutsinspektors, besuchte nach einer landwirtschaftlichen Lehre die Höhere Landbauschule in Witzenhausen und begann 1959 ein Studiimi an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen, das er nach sieben Semestern mit der Diplomprüfimg abschloß. 1963 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fiir Pflanzenbau und Saatgutforschung der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig-Völkenrode. Seit 1976 leitete er als Professor und Direktor dieses Institut. Von Anbeginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit befaßte sich Dambroth mit den Auswirkungen von Umweltfaktoren und Landbewirtschaftungsmaßnahmen auf die Ertragsbildung der Kulturpflanzen und auf die Qualität deren Emteprodukte. Diese Fragestellimgen waren auch Gegenstand seiner Dissertationsschrift
„Der Einfluß von Umwelt und pflanzenbaulichen Maßnahmen auf die spezifische Widerstandsfähigkeit von Kartoffelknollen gegen mechanische Belastungen", mit der er 1967 an der Universität Gießen promovierte. Durch zahkeiche Feldversuche konnte er nachweisen, daß die seinerzeit in der landwirtschaftlichen Praxis übliche Stickstoffdüngung der Zuckerrüben viel zu hoch bemessen war. Ende der 70er Jahre war Dambroth maßgebend an der Entwicklung von Forschungskonzepten für den Anbau von „Nachwachsenden Rohstoffen" beteiligt. Er sah im Anbau von Kulturpflanzen zum Zwecke der Rohstoff- oder Energiegewinnung eine zukunftsweisende Möglichkeit, die Überschußproduktion abzubauen und dabei gleichzeitig die Landbewirtschaftung stärker nach ökologischen Gesichtspunkten auszurichten. An seinem Institut wurden viele „Altemativpflanzen" auf ihre Anbaueignung geprüft, neue Fruchtfolgesysteme erprobt und das Verfahren der „Konservierenden Bodenbearbeitung" entwickelt. Diese Aktivitäten waren fiir ihn Bausteine für sein Konzept der „Integrierten Landbewirtschaftung", einer Form des Landbaus, bei der nicht nur der Anbau der Kulturpflanzen im Mittelpunkt steht, sondern in angemessener Weise auch Belange des Naturund Umweltschutzes imd der Landschaftsgestaltung berücksichtigt werden. Die zahlreichen Veröffentlichungen Dambroths zeichnen sich aus durch Klarheit und Anschaulichkeit. Von seinen Übersichtsbeiträgen sind herauszuheben: „Die Bedeutung ökologischer Forschungsarbeiten für den Kulturpflanzenbau" (BCali-Briefe/Büntehof, Fachgebiet 3: Acker- und Pflanzenbau, 9. Folge, Februar 1975), „Die Stellimg der Bodenbearbeitung in dem System der pflanzlichen Produktion" (Landbauforschung Völkenrode Jg. 25,1975, S. 11-16), „Integrierte Landbewirtschafhmg - Voraussetzung für die Stabilität agrarischer Ökosysteme" (Mitteilungen der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft H. 42, 1990, S. 1137) und „Ökologische Betrachtungen zu dem Industrie- und Energiepflanzenanbau" (Landbauforschung Völkenrode Jg. 43, 1993, S. 7782). Der letzte Beitrag enthält auch eine einprägsame Darstellung des Konzeptes der „Integrierten Landbewirtschaftung" in Form eines Hau45
Darwin ses. Gemeinsam mit R. Seehuber schrieb er das Buch „Flachs. Züchtung, Anbau und Verarbeitung" (Stuttgart 1988). Mit den Ergebnissen seiner Forschungsarbeiten und den praxisorientierten Schlußfolgerungen für die zukünftige Landbewirtschaftung hat Dambroth der Politik wichtige Entscheidungshilfen geliefert. Durch seinen engen Kontakt zur landwirtschaftlichen Praxis sowie durch seine Tätigkeit in zahlreichen nationalen und intemationalen Organisationen konnte er aber auch selbst Agrar- und Wissenschaftspolitik aktiv mitgestalten. Literatur: Trauer um Herrn Dir. u. Prof. Dr. agr. Manfred Dambroth. In: Mitteilungen und Informationen der Bundesforschungsanstalt ftr Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode (PAL) Nr. 1/1994, S. 20. - SOMMER, CLAUS und SCHITTENHELM, SIEG-
FRIED: Manfred Dambroth f. In: Landbauforschung Völkenrode Jg. 44, 1994, vor S. 147. (P.). Darwin, Charles, * 12. Februar 1809 in Shrewsbury (Westengland), t 19. April 1882 in Down (Grafschaft Kent, Südostengland) • Berühmtester imd einflußreichster Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts, Begründer der neuzeitlichen Evolutionstheorie, lebte seit 1843 als Privatgelehrter auf seinem Landsitz in Down. Bedeutsam für den Pflanzenbau wurde Darwins Buch „The Formation of Vegetable Mould through the Action of Worms with Observations on their Habits" (London 1881). Eine deutschsprachige Ausgabe erschien unter dem Titel „Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer mit Beobachtungen über deren Lebensweise" (Aus dem Englischen übersetzt von J. Victor Carus, Smttgart 1882; Reprint: Berlin 1983). Darwin beschreibt hier ausführlich die aktive Rolle der Regenwürmer für die Bodendurchmischung imd deren Bedeutung für die Erhaltung und Vermehrung der Bodenfhichtbarkeit. Darwins Erkenntaisse, die mit den Beobachtungen des Kieler Physiologen Victor Hensen (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 11,1882, S. 661-698) übereinstinmiten, wurden von den meisten LandbauwissenschafUem zunächst sehr kritisch beurteilt, da nach der damaligen Lehrmeinimg die Regenwürmer als Pflanzenschädlinge galten. Erst nachdem Ewald Wollny durch mehljährige Versuche die Nützlichkeit der Re46
genwürmer für das Wachstum der Pflanzen eindeutig nachgewiesen hatte (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 13, 1890, S. 381-395), fanden Darwins Erkennmisse allgemeine Anerkennung. In den letzten 100 Jahren sind im Pflanzenbau und auch in benachbarten Disziplinen viele experimentelle Untersuchungen zur, JlegenwurmFrage" durchgeführt worden. Zu den besten Arbeiten über Regenwürmer gehört nach wie vor die bei Friedrich Berkner am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Breslau durchgeführte Dissertation von Ludwig Dreidax „Untersuchungen über die Bedeutung der Regenwürmer für den Pflanzenbau" (Diss. phil. Breslau 1931 = Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenb a u B d . 7 , 1 9 3 1 , S. 4 1 3 4 6 7 ) .
Literatur: ZIRNSTEIN, GOTTFRIED: Charles Darwin. Leipzig 1974,5. Aufl. 1985 = Biographien hervorragender Naturwissenschafller, Techniker und Mediziner Bd. 13. (F. u. W.) - GRAFF, OTTO: Die Regen-
wurmfrage im 18. und 19. Jahrhundert und die Bedeutung Victor Bensens. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 27, 1979, S. 232243.
Davy, Sir Humphry, • 17. Dezember 1778 in Penzance (Comwall), f 29. Mai 1829 in Genf • Einer der herausragenden Chemiker des 19. Jahrhunderts, Begründer der Elektrochemie, wirkte von 1802 bis 1812 als Professor an der Royal Institution of Great Britain in London und war von 1820 bis 1827 Präsident der Royal Society. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Landbaus sind Davys öffentliche Vorlesungen über Agrikulturchemie, in denen er das Wissen seiner Zeit auf diesem Gebiet kritisch zusammenfaßte. Der Text dieser Vorlesungen erschien als Buch unter dem Titel „Elements of Agricultural Chemistry, in a Course of Lectures for the Board of Agriculture" (London 1813). Eine deutschsprachige Ausgabe erschien unter dem Titel „Elemente der Agrikultur-Chemie in einer Reihe von Vorlesungen gehalten vor der Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues. Aus dem Englischen übersetzt von Friedrich Wolff imd mit Anmerkungen und einer Vorrede begleitet von dem Königlich Preußischen Staatsrath Albrecht Thaer" (Beriin 1814).
Dencker Literatur: DUNSCH, LOTHAR: Humphry Davy. Leipzig 1982 = Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Bd. 62. (P.). Dehlinger, Gustav Adolf, • 15. Juni 1860 in Mergentheim, f 19. November 1940 in Wolfskehlen • Sohn eines Finanzbeamten, studierte Land- und Volkswirtschaft in Halle/S., Heidelberg, Hohenheim und zuletzt in Tübingen, wo er 1886 zum Dr. phil. promoviert wurde. Im gleichen Jahr kaufte er das Gut Weilerhof im Ried bei Darmstadt, das er bis 1919 mit großem Erfolg bewirtschaftete. Er propagierte die Gründüngxmg. Freunde nannten ihn den „Schultz-Lupitz Süddeutschlands". Sein Betriebssystem hat er ausfilhrlich beschrieben in der weitverbreiteten Schrift „Viehlose Gründüngerwirtschaft auf schwerem Boden" (Berlin 1882,5. Aufl. 1920). Dehlinger war zeitweise in der Regionalpolitik tätig und auch Mitglied des Hessischen Landtages. Wissenschaftshistorisch wertvoll smd seine Erinnerungen: „Friedliche Eroberung einer halben Provinz im hessischen Ried. 80 Jahre Lebensarbeit eines Bauern" (Als Handschrift gedruckt: Erbhof Weilerhof im Ried 1940). Literatur: Hessische Abgeordnete 1820-1933. Bearbeitet von Hans Georg Ruppel und Birgit Groß. Darmstädter Archivschriften Bd. 5,1980, S. 84. Demtschinsky, Nikolaj Aleksandrowitsch, * 8. Februar 1851 in Saransk, f unbekannt • Russischer Journalist, Ingenieur und Landwirt, entwickelte um 1905 ein Verfahren zum Anbau von Getreide, bei dem durch Behäufelung oder Verpflanzen die unteren Stengelteile der jungen Pflanzen mit Boden bedeckt werden. Durch diese Maßnahme reagieren die Pflanzen mit stärkerer Bewurzelung und stärkerer Bestückung. Auf kleinen Parzellen erzielte Demtschinsky mit diesem arbeitsaufwendigen Verfahren in Rußland beachtenswerte Erfolge. Die Komerträge lagen oft um ein Vielfaches höher als bei den traditionellen Anbaumethoden. 1908 wurde dieses Verfahren auch in Deutschland bekannt. Demtschinsky reiste sogar selbst nach Deutschland. Am 20. Oktober 1908 hielt er im Versammlungssaal des angesehenen „Klubs der Landwirte zu Berlin" einen Vortrag über „Die Behäufelungs- und Pflanzungskultur des Getreides" (Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Beriin Nr. 533 v. 4. 9. 1909, S.
4940-4948 u. Nr. 534 v. 14. 10. 1909, S. 49534956). Außerdem publizierte er gemeinsam mit seinem Bruder Boris Nikolaewitsch Demtschinsky zwei Bücher in deutscher Sprache: „Die Vervielfachung und Sicherstellung der Ernteerträge. Theorie und Praxis der Ackerbeetkultur. Umgearbeitet nach der 6. russischen Auflage" (Beriin 1909) und „Die Ackerbeetkultur, ihre Grundlagen, Methoden und neuesten praktischen Ergebnisse" (Beriin 1911). Das Anbauverfahren von Demtschinsky erregte in der Fachwelt großes Aufsehen. Wissenschaftler und Landwirte prüften in zahlreichen Versuchen die Möglichkeiten, dieses Anbauverfahren auch in die deutsche Landwirtschaft einzufiihren. Aus der Flut von Publikationen, die vor allem zwischen 1908 und 1914 erschienen, sind hervorzuheben der Bericht von A. Einecke „Zusammenstellung der Versuchsergebnisse des Kulturverfahrens nach Demtschinsky und seiner Abänderung nach Zehetmayr und anderen, unter Benutzung der dem Institut für Versuchswesen und Bakteriologie zur Berichterstattung vom Königlichen Ministerium übergebenen Berichte der Preußischen Landwirtschaftskammem" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 41, 1911, S. 281-335) und der Beitrag von Th. Remy und E. Kreplin „Beobachtungen über neue Getreideanbauverfahren" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 42, 1912, S. 597-629). Trotz teilweise widersprüchlicher Ergebnisse waren sich die meisten Versuchsansteller darin einig, daß das Demtschinsky-Verfahren für einen großflächigen Getreideanbau in Deutschland nicht praktikabel ist. Die intensive Versuchstätigkeit gab jedoch der Pflanzenbauwissenschaft nachwirkende Anregungen, sich verstärkt mit grundsätzlichen Fragen der Behäufelungskultur zu beschäftigen. Literatur: KRAUSE, MARTIN: Steigerung der Ernteerträge durch verbesserte Bodenbearbeitung. Buch eines praktischen Landwirtes fiir praktische Landwirte. Berlin 1928. Darin: „Die Demtschinsky-Methode", S. 203-208. Dencker, Carl Heinrich, • 23. Mai 1900 in Hamburg, f 9. Oktober 1967 in Bonn • Sohn des Chefingenieurs der Hamburger Hochbahn, studierte seit 1919 Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule Hannover und ar47
DerUtzki beitete von 1923 bis 1926 als Assistent am Institut für Landmaschinenlehre der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf. 1925 promovierte er an der Technischen Hochschule Hannover mit der Dissertation „Die Grenzen der Windkraftausnutzung in der Landwirtschaft". 1926 siedelte er als Geschäftsftihrer der Maschinenberatungsstelle der Landwirtschaftskammer nach Kiel über, an deren Universität er sich 1928 für das Fach Landtechnik habilitierte. Im gleichen Jahr wurde er zum Professor und Direktor des Instituts für Landtechnik der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten in LandsbergAVarthe ernannt. 1932 folgte er einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Als Nachfolger von Gustav Fischer übernahm er die Leitung des Instituts für landwirtschaftliche Maschinenkunde. Von 1946 bis zu seinem Tode leitete er als Ordinarius und Direktor das Institut für Landtechnik an der Universität Bonn. Forschungsfragen, mit denen sich Dencker beschäftigte, waren u. a. die Mechanisierung des Kartoffelanbaus und des Zuckerrübenanbaus. Beachtenswert ist seine Schrift „Maschinen und Geräte für den Kartoffelbau im bäuerlichen Betriebe" (Berlin 1939 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 55). Als ein wichtiges Zeitdokimient gilt sein Bericht über eine im Jahre 1948 durchgeführte Studienreise in die USA: „Mechanisierung der amerikanischen und der deutschen Landwirtschaft" (Berlin und Hamburg 1950). Zu den erfolgreichsten Lehrbüchern auf dem Gebiet der Landtechnik gehört seine „Landwirtschaftliche Stoff- und Maschinenkunde. Allgemeinverständlicher Leitfaden der physikalischen Grundlagen und Landmaschinenkunde für Landwirtschaftsschulen, Wirtschaftsberatung und die bäuerliche Praxis" (Berlin 1936, 20. Aufl. 1968). Ein internationales Standardwerk schuf er mit dem von ihm im Auftrage der Max-Eyth-Gesellschaft herausgegebenen „Handbuch der Landtechnik" (Hamburg und Berlin 1961). Für sein wissenschaftliches Lebenswerk wurde Dencker mehrfach ausgezeichnet. 1950 erhielt er den Justus-von-Liebig-Preis der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel, 1960 die Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim sowie die Max48
Eyth-Denkmünze in Silber und 1965 die Große Goldene Plakette der Landwirtschaftskammer Rheinland. Literatur:
WENNER, HEINZ LOTHAR: Professor Carl
Heinrich Dencker zum Gedenken. In: Gmndlagen
der Landtechnik Bd. 17, 1967, S. 227-228. (F.) -
HECHELMANN, HANS-GEORG: Professor Carl Heinrich Dencker zum ehrenden Andenken. In: Der KartoflFelbau
Jg. 18,
1967,
S. 3 2 6 .
(F.) -
BRAUN, HANS:
Nachruf auf Carl Heinrich Dencker. In: Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen N r 3 3 , 1 9 6 8 , S. 15-18. (P.)
- WENNER, HEINZ LOTHAR: Carl Heinrich Dencker
1900-1967. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwiitschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 1 6 1 - 1 6 5 . (F.).
DerUtzki, Georg, * 30. April 1889 in Bergfriede (Ostpreußen), f 2. Mai 1958 in JCindisch bei Kamenz (Sachsen) • Studierte Landwirtschaft in Berlin imd Gießen und promovierte 1913 bei Paul Gisevius mit der Arbeit „Beiträge zur Systematik des Roggens durch Untersuchungen über den Ährenbau" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 44,1913, S. 353-407). Anschließend arbeitete er als Assistent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Gießen. 1917 habilitierte er sich mit der Schrift „Untersuchungen über Keimkraft und Triebkraft und über den Einfluss von Fusarium nivale" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 51, 1918, S. 387-451). Bis 1919 blieb Deriitzki als Privatdozent in Gießen. Während seiner Assistenten- bzw. Dozentenzeit veröffentlichte er u. a. die kleine Schrift „Die verschiedenen Methoden zur Strekkung des Kartoffelsaatgutes" (Berlin 1918 = Arbeiten der Kartoffelbaugesellschaft H. 16) und gemeinsam mit Paul Gisevius das Buch „Der Futterbau" (Friedrichswerth 1915 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 12) sowie die Broschüre „Beiträge zur Düngekalkfrage" (Breslau 1919). 1920 wurde Deriitzki zum Professor ernannt und Direktor einer neugegründeten „Versuchsanstalt für Landarbeitslehre" in Pommritz (Oberlausitz). Dieses Forschungsinstitut war das erste imd damals einzige dieser Art in der Welt. Das hier entwickelte, wiederholt verbesserte „Pommritzer Verfahren", ein arbeitsspa-
Dieckmann rendes Verfahren zur Ernte von Zuckerrüben, fand breite Anwendung in der Landwirtschaft. Unter der Leitung von Derlitzki erlangte die Versuchsanstalt internationalen Ruf 1934 wurde Derlitzki aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt. In den folgenden Jahren bewirtschaftete er seinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb in Kindisch bei Kamenz. Daneben beschäftigte er sich weiterhin mit der Landarbeitslehre. 1950 übernahm er einen Lehrauftrag für Landarbeitslehre an der Universität Halle. 1955 wurde er emeritiert. Literatur: Professor Derlitzki gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 7 3 , 1 9 5 8 , S. 523. - GROBBECKER: P r o f Dr. Der-
litzki verstorben. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 9,
1958,
S. 362. -
DERLITZKI, ROTRAUT
und
ROTH, FRITZ: Erinnerungen an Pommritz. In: Miterlebte Landtechnik Bd. 1. Darmstadt 1981, S. 126133. (P). Detmer, Wilhelm, * 11. April 1850 in Hamburg, 112. Dezember 1930 in Hamburg • Studierte seit 1868 an der Landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim und ab 1870 an der Universität Leipzig, wo er bei Wilhelm Knop über „Die natüriichen Humuskörper des Bodens und ihre landwirthschaftliche Bedeutung" (Diss. phil. Leipzig 1871) promovierte. Als Assistent am Landwirtschaftlich-Physiologischen Institut der Universität Leipzig beschäftigte er sich zunächst weiter mit Fragen der Humusbildung. 1872 ging er ftir ein Jahr an die Universität Halle. Hier fand er in der Pflanzenphysiologie sein zukünftiges Arbeitsgebiet. 1875 habilitierte er sich an der Universität Jena mit der Schrift „Physiologisch-chemische Untersuchungen über die Keimung ölhaltiger Samen und die Vegetation von Zea mays" (Leipzig 1875). Von 1875 bis 1925 war die Universität Jena Detmers wissenschaftliche Arbeitsstätte. Zunächst als Privatdozent, seit 1879 als a. o. Professor und seit 1923 als o. Professor vertrat er die Fachgebiete Bodenkunde, Samenphysiologie und Pflanzenphysiologie. Bevor er sich ganz der physiologischen Forschung zuwendete, verfaßte er ein umfangreiches Lehrbuch über „Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der allgemeinen landwirthschaftlichen Bodenkunde. Ein Lehrbuch ftlr Land- und Forstwirthe, Agricul-
turchemikerund Pflanzenphysiologen" (Leipzig 1876). Seine wichtigsten Untersuchungsergebnisse zur Keimungsphysiologie hat Detmer in mehreren Beiträgen in den „Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik" (Bd. 1, 1878; Bd. 2, 1879), im „Journal ftir Landwirthschaft" (Jg. 27,1879) und zusammenfassend in dem 565 Seiten umfassenden Buch „Vergleichende Physiologie des Keimungsprocesses der Samen" (Jena 1880) veröffentlicht. Zu den botanischphysiologischen Standardwerken gehören sein „Lehrbuch der Pflanzenphysiologie" (Breslau 1883) sowie mehrere Studienlehrbücher ftir pflanzenphysiologische Praktika. Unter dem Titel „Die naturgesetzlichen Grundlagen des Pflanzenbaues" schrieb er für das von Theodor Freiherr von der Goltz herausgegebene „Handbuch der Gesamten Landwirtschaft" den Abschnitt über die landwirtschaftliche Botanik (Bd. 2. Der Acker- und Pflanzenbau, Tübingen 1889, S. 179-272). Detmer unternahm Studienreisen in tropische Länder, worüber er u. a. in dem Buch „Botanische und landwirtschaftliche Studien auf Java" (Jena 1907) berichtet hat. Literatur: HEILBRONN, ALFRED: Wilhelm Detmer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 49, 1931, Generalversammlungs-Heft, S. 126-138. (P. u. W.). Dhein, Alfons, » I I . August 1897 in Kray/Essen, t 29. März 1971 in Bonn • Studierte seit 1924 an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Poppelsdorf und promovierte dort 1929 bei Theodor Remy mit der Dissertation „Untersuchungen über Art und Wesen einiger Kalisalzwirkungen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 70,1929, S. 255-309). In dieser Arbeit untersuchte er vor allem den Einfluß der Kalisalze auf den Chlorophyllgehalt landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Von 1930 bis 1938 und von 1946 bis 1948 hatte er in Poppelsdorf bzw. an der Universität Bonn einen Lehrauftrag für Boden- und Pflanzenbaulehre. Literatur: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 54. Dieckmann, Karl, * 20. April 1898 in Laurahütte (Oberschlesien), 19. September 1980 in Göt49
Dietrich tingen • Sohn eines Ingenieurs, studierte von 1924 bis 1927 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, war dann Versuchsringleiter in Nordwestdeutschland und von 1935 bis 1944 Landwirtschaftslehrer in Jüterbog (Brandenburg). Nach 1945 arbeitete er in der Saatgutanerkennung und war als Berufsschullehrer tätig. Seit 1961 lebte er in Göttingen.
beit mit Fachkollegen, zeitweise auch allein, den „Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesamtgebiete der Agrikultur-Chemie" herausgegeben. 1880 wurde ihm der Titel Professor verliehen, 1902 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Regierungsrat. Literatur: HASELHOFF, E.: Geheimer Regierungsrat Prof Dr. Th. Dietrich t- In: Die landwirtschaftlichen
Einen Namen in landwirtschaftlichen Fachkreisen erwarb sich Dieckmann als Autor von zwei Lehrbüchern: „Unser Acker. Zusammensetzung, Entstehung, Bearbeitung und Düngung" (Berlin und Hamburg 1940, 9. Aufl. 1966) und „Unsere Nutzpflanzen einschließlich Feldfotterbau, Dauergrünland und Feldgemüsebau" (Berlin und Hamburg 1951,6. Aufl. 1968). Beide Werke, deren jeweils letzte Auflagen mit dem Untertitel „Eine Ackerbaulehre für Schule und Praxis" bzw. „Eine Pflanzenbaulehre" erschienen sind, gehörten viele Jahre lang zu den beliebtesten Lehrbüchern bei den Schülern an Landwirtschaftsschulen imd Höheren Landbauschulen. Zahlreichen Landwirten dienten sie als wertvolle Ratgeber für die acker- und pflanzenbauliche Praxis.
Versuchs-Stationen B d . 9 1 , 1 9 1 8 , S. 105-112. (P. vor S. 105 U.W.).
Dippe, Gustav Adolf, • 8. September 1824 in Quedlinburg, 1 4 . November 1890 in San Remo • Sohn eines Gäröiers, gründete 1850 mit seinem Bruder Christoph Lorenz Dippe in Quedlinburg einen Saatzuchtbetrieb, der imter der Bezeichnung „Gebrüder Dippe, Samenzucht und Samenhandlimg" sich zu einem weltbekannten Unternehmen entwickelte. Dippe schuf als erster die Grundlagen für die Einzelpflanzenauslese, eine Zuchtmethode, deren praktische Anwendung den wirtschaftlichen Erfolg seines Unternehmens bestimmte. Literatur: Gustav Adolf Dippe. Eine Erinnerung zu seinem 50. Todestage am 4. November 1940. In: Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 55, 1940, S. 835-836. ( P ) -
Dietrich, Theodor, » 11. Januar 1833 in Meißen, 11- Oktober 1917 in Hannover • Sohn eines Schuldirektors, absolvierte eine mehijährige Lehrzeit in einer Apotheke und war von 1852 bis 1857 Assistent bei Julius Adolph Stöckhardt an der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt. 1857 wurde er mit einer agrikulturchemischen Arbeit an der Universität Leipzig zum Dr. phil. promoviert. Von 1857bis 1902 leitete er die Landwirtschaftliche Versuchsstation für Kurhessen, die zunächst in Haidau, seit 1865 auf der Domäne Altmorschen und seit 1880 in Marburg angesiedelt war. Dietrich, ein gewissenhafter Beobachter und Analytiker, beschäftigte sich zunächst mit der Verwitterung bodenbildender Gesteine. In umfangreichen Experimenten prüfte er die Eignimg organischer und mineralischer Stoffe als Düngemittel. Über Versuche, die Backqualität von Weizen mit Hilfe des „Kleber-Tests" zu bestimmen, berichtet er in dem Beitrag „Zur Kenntnis des indischen Weizens" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 35, 1888, S. 309318). Von 1868 bis 1914 hat er in Zusammenar50
KUMMER, M . u n d STEIN, M . : G u s t a v
Adolf Dippe (1824-1890^ Pflanzenzüchter und Samenzüchter aus Quedlinburg. In: Vorträge für Pflanzenzüchtung H. 29,1994, S. 5-11.
Dix, Walter, * 7. November 1879 in Rhaunen (Kr. Bernkastel), t 1. März 1965 in Wiesbaden • Studierte Landwirtschaft in Bonn und promovierte 1911 an der Universität Gießen bei Paul Gisevius mit der Schrift „Untersuchungen über die Betriebsorganisation der Landwirtschaft am Niederrhein" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 185, 1911). Anschließend war er für einige Jahre als Saatzuchtleiter in privaten Zuchtbeöieben tätig. Seit 1921 leitete er die Ackerbau- und Saatzuchtabteilung der Schlesischen Landwirtschaftskammer in Breslau. 1924 folgte er einem Ruf als o. Professor an die Universität Kiel. Als Nachfolger Hermann Rodewalds übernahm er den neueingerichteten Lehrstuhl für Pflanzenbau und wurde Direktor des „Instituts für Pflanzenbau imd Pflanzenzucht". Fast elf Jahre lang hat Dix an der Universität Kiel nicht nur den Pflanzenbau, sondern alle
Drechsler Fachgebiete der Pflanzenproduktionslehre in Forschung und Lehre vertreten. Seine bedeutendste Veröffentlichung auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung ist das Buch .^'raktische Pflanzenzucht auf theoretischer Grundlage" (Neudamm 1931). Maßgeblich war er beteiligt an der Durchführung eines Lehrgangs für Kulturtechniker und Grünlandexperten im Jahre 1928 in Kiel. Die dort gehaltenen Vorträge führender Agrarwissenschaftler wurden unter seiner Ägide veröffentlicht unter dem Titel „Neuzeitliche Maßnahmen zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion" (Breslau 1929 = Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft Nr. 22). Beachtenswert in dieser Schrift ist u. a. sein eigener Beitrag über „Das Wesen der Dauer- und Wechselweide" (S. 163-170). Gemeinsam mit E. Rauterberg publizierte Dix einen Beitrag über „Die Sterilisation des Bodens mit Hilfe des elektrischen Stromes" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 10, 1934, S. 172190). Von seinen weiteren Forschungsaktivitäten sind besonders die Untersuchungen über das Verhalten der Phosphatdünger im Boden hervorzuheben. Beiträge darüber hat er u. a. in der Zeitschrift „Das Superphosphat" veröffentlicht. 1934 wurde Dix beurlaubt und 1935 emeritiert. Von 1936 bis 1938 lehrte er am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Landwirtschaftlichen Hochschule in Ankara. Nach seiner Rückkehr aus der Türkei nahm er seinen Wohnsitz in Eltville (Rheinland). Er veröffentlichte noch mehrere Beiträge, u. a. „Acker- und Pflanzenbaufragen in der Türkei" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 93, 1943, S. 1-47) und „Das Klima des Rheingaus und der Qualitätsweinbau" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 93, 1951, S. 33-44). Zuletzt lebte Dix in Wiesbaden. Literatur: VOLBEHR, FRIEDRICH und W E Y L , R I CHARD: Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954.4. Aufl. Kiel 1956, S. 248. - Kürschners Deutscher GelehrtenKalender 1966 Bd. 1, S. 398-399. (W.).
Drechsler, Gustav, » 18. Juni 1833 in Clausthal (Harz), t 14. Oktober 1890 in Greifswald • Sohn eines Forstbeamten, begann zunächst eine
Lehre als Apotheker imd studierte dann Landwirtschaft in Jena und München. 1859 übernahm er die Wirtschaftsführung des väterlichen Gutsbetriebes Crimderode bei Nordhausen (Harz). Einem Ratschlag Julius Kühns folgend setzte er 1865 sein Studium fort und promovierte 1866 an der Universität Halle/S. mit einer 24 Seiten umfassenden, in lateinischer Sprache geschriebenen Dissertation über die Geschichte der Statik im Landbau. Bereits neun Monate später, im April 1867, habilitierte er sich an der Universität Göttingen für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Vom Kurator der Göttinger Universität erhielt Drechsler den Auftrag, das damals an der Landwirtschaftlichen Akademie in Weende bei Göttingen durchgeführte Landwirtschaftsstudium zu reorganisieren imd wieder in die Universität einzugliedem. Nach dem Vorbild des von Julius Kühn 1863 in Halle/S. gegründeten Landwirtschaftlichen Instituts ließ Drechsler in Göttingen auf einem zunächst mit eigenen Geldmitteln gekauften Bauplatz ein Lehr- und Forschungsinstitut mit entsprechenden Räumlichkeiten errichten und ein Demonstrations- imd Versuchsfeld anlegen. 1872 wurde die Landwirtschaftliche Akademie in Weende aufgelöst und Drechsler, inzwischen o. Professor, zum Direktor des neuen Landwirtschaftlichen Universitätsinstituts ernannt. Die Dauer des Landwirtschaftsstudixmis setzte Drechsler zunächst auf fünf Semester fest. Bei der Erstellung der Studienpläne ging er von dem Grundsatz aus, daß der Unterricht der naturwissenschaftlichen Fächer jeweils dem Unterricht der dazugehörenden landwirtschaftlichen Fachwissenschaften vorausgehen müsse. Andere Aspekte über Ziele imd Aufgaben des Landwirtschaftsstudiums hat er in dem Buch „Das landwirthschaftliche Studium an der Universität Göttingen" (Göttingen 1872, 2. Aufl. Beriin 1885) beschrieben. Drechsler führte in Göttingen umfangreiche Düngungsversuche durch. Bereits in seiner Habilitationsschrift hatte er die These vertreten, die anzubauenden Feldfnichte nur nach ihrem tatsächlichen Bedarf zu düngen, d. h. die Düngermenge nach dem voraussichtlich zu erwartenden Ertrag zu bemessen (Die Statik des Landbaus. In: Journal für Landwirthschaft Jg. 16,1868, S. 51
Dreisch 251-306 u. 383-419, zugl. als Buch: Göttingen 1869). Diese These stand in völligem Gegensatz zu den damals weit verbreiteten Vorstellungen der „Bodenstatiker", nach deren Lehre dem Boden die Menge an Nährstoffen wieder zugeführt werden sollte, die mit den vorher angebauten Feldfmchten entzogen worden war. Nach Auswertung langjähriger Feldversuche konnte Drechsler die Richtigkeit seiner These beweisen. Die von ihm entwickelte Düngungstheorie enthielt alle wesentlichen Gesichtspunkte unserer derzeitigen Düngungskonzeption. Drechsler unterschied bereits zwischen Bodendüngung (Vorratsdüngung) und Pflanzendüngung und prägte den Begriff Düngerbedürfhis (Journal für Landwirthschaft Jg. 32, 1884, S. 308-331). 1873 legte er einen Dauerdüngungsversuch an, der unter der Bezeichnung „Göttinger E-Feld" fast 90 Jahre lang weitergeführt wurde. Besondere Aufmerksamkeit widmete Drechsler der Methodik der Feldversuche. Als erster machte er auf die zahlreichen Fehlerquellen aufmerksam, die durch ungelemtes Versuchspersonal verursacht werden können. Seine Vorschläge, die bei der Anlage und Betreuung von Feldversuchen auftretenden Fehler zu vermindern oder ganz zu vermeiden, wurden wegweisend für die weitere Entwicklung des Feldversuchswesens (Journal für Landwirthschaft Jg. 28, 1880, S. 243-271 und Jg. 29, 1881, S. 63-116). Drechsler beteiligte sich lebhaft an den Diskussionen, die Erfolge des Wirtschaftssystems von Albert Schultz-Lupitz zu erklären (Journal für Landwirthschaft Jg. 31, 1883, S. 1-43). Von 1872 bis 1889 gab er gemeinsam mit Wilhelm Henneberg das „Journal für Landwirthschaft" heraus. Neben seinen pflanzenbaulichen Forschxmgen beschäftigte sich Drechsler auch mit Problemen der landwirtschaftlichen Betriebslehre. Er vertrat den Standpunkt, daß der landwirtschaftliche Betrieb als ein geschlossener Organismus betrachtet werden müsse. Intensive Kontakte zur landwirtschaftlichen Praxis waren für Drechsler eine Selbstverständlichkeit. Sein besonderes Interesse galt dabei dem Vereins- und Genossenschaftswesen. Seit 1868 war er Mitglied des Land- \md Forstwirtschaftlichen Hauptvereins Göttingen, von 1884 bis 1889 auch dessen Präsident. Von 1887 bis 52
1890 gehörte er als Mitglied der Freikonservativen Partei dem Deutschen Reichstag an. 1889 verließ er Göttingen und übernahm das Amt des Kurators an der Universität Greifswald. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Familienfriedhof seines Gutes Crimderode. Literatur: ESSER, J . H.: Gustav Drechsler. In: Journal für Landwirthschaft Jg. 38,1890, S. 491-50L (P. u. W.) - LEISEWITZ, C.: Dr. Gustav Drechsler, Professor der Landwirthschaft. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 48, 1904, S. 78-79. - HERPEL, HANS JOACHIM: Die Entwicklung des landwirtschaftlichen Srndiums an der Universität Göttingen. Göttingen 1932. - TORNAU, O.: Gustav Adolph Wilibald Drechsler, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 1959, S. 105-106. - BÖHM, WOLFGANG: Gustav Drechsler (1833-1890). Begründer des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Göttingen. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 56, 1984, S . 223-235. (P.) - B Ö H M , W O L F GANG: Göttinger Pflanzenbauwissenschaftler. Regensburg 1988, S. 9-19. (W.). Dreisch, Emil, » 10. November 1841 in Würzburg, t 8. Juli 1894 in Bonn • Studierte an der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt und promovierte 1873 an der Universität Rostock mit der Dissertation „Untersuchimgen über die Einwirkung verdünnter Kupferlösungen auf den Keimprozeß des Weizens". Anschließend war er Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau. 1880 erhielt er die dritte Lehrerstelle für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Akademie in Poppelsdorf und wurde „Dirigent des Versuchsfeldes". Er hielt Vorlesungen über „Allgemeinen Pflanzenbau" und über „Taxationslehre". 1892 erfolgte seine Emennung zum Professor. Hochgradige Kurzsichtigkeit behinderte ihn in seiner wissenschaftlichen Arbeit. Literatur: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 59. Droop, Hermann, * 17. November 1846 inRauenthal (Westfalen^ 120. August 1904 in Heidelberg • Sohn eines Kaufinanns, Vetter Albert von Carons, studierte von 1864 bis 1866 an der Landwirtschaftlichen Akademie PoppelsdorfBonn und war dann über drei Jahrzehnte als Verwalter landwirtschaftlicher Betriebe, als Lei-
Dünkelberg ter einer Brauerei und als Fabrikant chemischer Produkte tätig. 1896 setzte er sein Landwirtschaftsstudium an der Universität Göttingen fort und bestand 1897 sein landwirtschaftliches Diplom-Examen. 1898 promovierte er an der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät der Universität Heidelberg mit der Dissertation „Untersuchungen über das Wesen und Wirken der Brache". Nach seiner Promotion lebte Droop als landwirtschaftlicher Schriftsteller in Heidelberg und beschäftigte sich weiterhin mit der Geschichte, Theorie und Praxis der Brache. Zunächst veröffentlichte er im Selbstverlag eine erweiterte Fassung seiner Dissertation unter dem Titel „Die Brache in der modernen Landwirthschaft. Wesen, Wirken und Erfolge der rationell betriebenen Schwarzbrache und der grünen Brache. Ein unentbehrliches Ergänzungsbuch zu allen Lehrbüchern der Landwirthschaft für praktische Landwirthe, Lehrer und Schüler der Landwirthschaft, Nationalökonomen und Staatsmänner. Auf Grund wissenschaftlicher Lehren und praktischer Erfahrungen dargestellt" (2 Tie. Heidelberg 1900 u. 1901). Dieses Buch erschien in einer weiteren Auflage als erster Band des zweibändigen Werkes „Neue Bahnen in der Landwirthschaft" (Heidelberg 1901). Der zweite Band dieses Werkes trägt den Untertitel „Lohnendster Ackerbau bei billigster Düngung; die Stalldüngerwirthschaft und der vom Stalldünger unabhängige Betrieb. (Nutzviehlose Wirthschaft)" (Heidelberg 1903). Literatur: KOLBE, WILHELM: Bakterien und Brache im Haushalt derNahir. Leben und Wirken des Landwirts und Bodenbakteriologen Dr. h. c. Albert von Caron (1853-1933) im Spiegel der NaUirforschung und Familiengeschichte. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Bakteriologie und zur Wirtschafts-, Agrar- und Sozialgeschichte. Burscheid 1993, S. 325-335 u. a.(P.u.W.). Droysen, Karl, • 21. Juni 1849 in Görisdorf bei Seelow (Mark Brandenburg), f 15. Mai 1923 in Weimar • Sohn eines Pastors, studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und promovierte dort 1877 mit der Dissertation „Beiträge zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Zuckerrübe". Nach Lehrtätigkeiten in Karlsruhe und Geisenheim leitete er von 1887 bis 1896 die Landwirtschaftsschule in Dahme (Nie-
derlausitz). Von 1896 bis 1911 war er Direktor der Landwirtschaftsschule in Herford. Gemeinsam mit Paul Gisevius verfaßte er das vielfach aufgelegte Buch „Ackerbau, einschließlich Gerätelehre" (Beriin 1893, 10. Aufl. 1921 = Landwirtschaftliche Unterrichtsbücher Bd. 1). Literatur: Ravensberger Gymnasium Herford 18681968. Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Schule. Herausgegeben von Günter Fischenberg. Herford 1968, S. 28. (R). Dünkelberg, Friedrich Wilhelm, * 4. Mai 1819 auf Schloß Schaimiburg/Lahn, f 11 • August 1912 in Wiesbaden • Studierte mit Unterbrechimgen von 1844 bis 1849 Chemie in Gießen und Landwirtschaft in Bonn-Poppelsdorf. 1850 übernahm er eine Lehrerstelle am Landwirtschaftlichen Institut Hof Geisberg bei Wiesbaden. Dort wurde er 1858 zum Professor für Landwirtschaft ernannt. Von 1871 bis 1896 war er Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. Dünkelberg betätigte sich auf allen Teilgebieten der Landwirtschaftslehre und galt unter den Poppelsdorfer Lehrern als „Enzyklopädist". Bahnbrechend wirkte er auf dem Gebiet der Kulturtechnik, vor allem durch zahlreiche Buchveröffentlichungen. Hervorzuheben sind: „Encyclopädie und Methodologie der Culturtechnik. Zum Gebrauche an landwirthschaftlichen und technischen Lehranstalten und zum Selbstunterricht für Landwirthe, Techniker und Verwaltungsbeamte bearbeitet" (2 Bde. Braunschweig 1883), „Die Entwicklung der Culturtechnik. Zur 50jährigen Jubelfeier der Königlichen landwirthschaftlichen Akademie Poppelsdorf-Bonn am 30. Juli 1897 seinen Commilitonen überreicht" (Braunschweig 1897) und „Die Technik der Reinigung städtischer imd industrieller Abwasser durch Berieselung und Filtration. Für Techniker, Verwaltungsbeamte und Stadtverordnete nach eigenen Erfahrungen und Versuchen bearbeitet" (Braunschweig 1900). Zu Dünkelbergs wichtigsten Werken auf dem Gebiet der Grünlandwirtschaft gehören „Der Wiesenbau in seinen landwirthschaftlichen und technischen Grundzügen. Für Landwirthe, Techniker und Verwaltungs-Beamte sowie für Vorlesimgen bearbeitet" (Braunschweig 1865, 4. Aufl. 1907) und „Die Grasweide, ihre Ansaat, 53
Echtermeyer Pflege und Nutzung und ihre Beziehungen zur Hochzucht und Edelzucht. An praktischen Beispielen erläutert" (Berlin 1905). Literatur: T H I E L ' s Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 79-80. (P.) - Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Dünkelberg t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 39,1912,8. 774.(P.). - HEUSER, OTTOE.:Friedrich Wilhelm Dünkelberg, Kulturtechniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4,1959, S. 162. - BRINKMANN, THEODOR: Die Landwirtschaftliche Betriebslehre in Bonn-Poppelsdorf. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971,8.21-32.
E Echtermeyer, Theodor, * 23. Oktober 1863 in Marienburg (Westpreußen), t 28. Mai 1932 m Berlin-Steglitz • Nach einer gärtnerischen Ausbildung wirkte er seit 1890 als Obergärtner und Lehrer an der Obst-, Wein- und Gartenbauschule in Wädenswil (Schweiz). 1894 wurde er als Inspektor und Leiter der Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam berufen. Mit der Verlegimg der Anstalt nach Dahlem 1903 siedelte er dorthin über. 1909 wurde er zum Direktor und 1924 zum Honorarprofessor und Mitglied des Senates der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin emannt. Er war der erste GartenbauProfessor in Deutschland. 1929 trat er in den Ruhestand. Echtermeyer erwarb sich außerordentliche Verdienste um die gärtnerische Fachausbildung und gilt als der maßgebende Wegbereiter für die Schafiung eines gärtnerischen Hochschulstudiums in Deutschland. Literatur: Zum 90. Geburtstage Theodor Echtermeyers. In: Archiv für Gartenbau Bd. 1. 1953, 8. 385. (P.) - REINHOLD, J.: 25 Jahre akademisches Studium des Gartenbaues in Deutschland. In: Archiv ftir Gartenbau Bd. 2,1954,8. 337-354. (R) - REINHOLD, JOHANNES: Theodor Echtemieyer, Gartenbauer. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 1959, S. 273. Eckert, Heinrich Ferdinand, • 7. Februar 1819 in Schwiebus, t 9. Dezember 1875 in Berlin • Schlossermeister, gründete 1848 in Berlin eine 54
Pflugfabrik, die er zu einer bedeutenden Landmaschinenfabrik ausbaute. Für die Verbesserung von Pflugtypen erhielt er zahlreiche Patente. Verdienste erwarb er sich um die Verbreitung neuer Kulturverfahren, z. B. der Drillsaat. Auf einem eigenen Betrieb legte er Demonstrationsversuche an und veranstaltete Maschinenvorfuhrungen. Literatur: FISCHER, GUSTAV: Heinrich Ferdinand Eckert, Landmaschinenfabrikant. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4,1959, 8.291-292. Eckhart, Johann Gottlieb von, • um 1700 in Bemburg, f nach 1763 • Wirtschaflsbeamter, seit 1736 als Kriegs- imd Domänenrat in preußischen Diensten, 1738 geadelt, aber 1740 von Friedrich IL entlassen. Seit 1746 war er als Hofund Kammerrat in Bemburg tätig. Er soll verarmt verstorben sein. Einen Namen in der Wissenschaftsgeschichte des Landbaus machte er sich mit seinem Buch „Vollständige Experimental-Oeconomie über das vegetabilische, animalische und mineralische Reich" (Jena 1754; Neuauflagen 1763, 1778, 1782 u. 1810). Es gehört zu den besten landwirtschaftlichen Büchern des 18. Jahrhunderts und vermittelt ein aufschlußreiches Bild über den Zustand der Landwirtschaft in jener Zeit. Literatur: JACOBY, JÖRG: Johann Gottlieb (Gottlob) v. Eckhart, preuß. Kriegs- und Domänenrat. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 1959, 8. 302. - MÜLLER, HANS-HEINRICH U. KLEMM, VOLKER: Im Dienste der Ceres. Streiflichter zu Leben und Werk bedeutender deutscher Landwirte und Wissenschaftler. Leipzig-Jena-Berlin 1988, 8.18-28. Edler, Wilhelm, • 30. August 1855 in Einbeck, t 2. März 1936 in Jena • Studierte nach einer mehljährigen landwirtschaftlichen Praxis seit 1877 an der Universität Göttingen und promovierte mit der bodenkundlichen Dissertation „Die kapillare Leitung des Wassers in den durch den Schöne'schen Schlämmapparat abgeschiedenen hydraulischen Werthen" (Diss. phil. Göttingen 1882). Nach der Promotion blieb er als Assistent Gustav Drechslers am Landwirtschaftlichen Institut in Göttmgen und wurde 1886 Leiter des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes. Von 1881 bis 1896 war Edler nebenamtlich Generalsekretär des Land- und Forstwirtschaftlichen Hauptvereins Hannover. Die Aktivitäten
Eggebrecht dieses Vereins hat er in der Schrift „Entwikkelung und Thätigkeit des land- und forstwirthschaftiichen Hauptvereins Göttingen in den 50 Jahren seines Bestehens 1845-1895" (Göttingen 1896) ausführlich beschrieben. Seit 1881 hielt Edler auch regehnäßig Vorlesungen über Landwirtschaft an der Forstakademie in Hann.-Münden. 1896 wurde Edler als a. o. Professor für Landwirtschaft an die Universität Jena berufen und 1902 zum 0. Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts ernannt. Gleichzeitig wurde er Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Jena, der Hauptstelle für Pflanzenschutz in Jena und der Thüringischen Kartoffelversuchsstelle. Der Schwerpunkt seiner Lehrund Forschungstätigkeit lag auf dem Gebiet des Saatgut- und Sortenwesens. Besondere Verdienste erwarb er sich mit der Verbesserung von Saatgutprüfungsmethoden und bei der Schaffung eines Hochzuchtregisters. Im Auftrag der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft betreute Edler viele Jahre überregionale Sortenversuche. Seine vortrefflichen Berichte über die Ergebnisse dieser Versuche sind in den .^Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" in den Heften 32 (1898), 53 (1900), 63 (1901), 84 (1903), 109 (1905) und 114 (1906) veröffentlicht. 1909 gründete die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft einen Sonderausschuß für Sortenversuche und wählte Edler zu ihrem Vorsitzenden. Neben den Berichten über die Sortenversuche hat Edler eine Vielzahl von Beiträgen in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht, vor allem in „Fühlings Landwirtschaftlicher Zeitung", die er von 1905 bis 1922 als Schriftleiter betreut hat. In den meisten seiner Arbeiten unterstreicht er die Bedeutung der Sortenwahl für die Höhe der Ernteerträge, z. B. in dem Beitrag „Erhaltung imd Steigerung der Ertragsfähigkeit der Kulturpflanzen" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 55, 1906, S. 120-146). Für Landwirte schrieb er das kleine Buch „Der Getreidebau" (Friedrichswerth 1911 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 8). Edler hat viele seiner Smdenten zu wissenschaftlicher Weiterarbeit angeregt. Zu seinen Schülern gehören u. a. Theodor Roemer, George Sessous, Adolf Zade, Richard Krzymowski und
Theodor Brinkmann. Zum 70. Geburtstag erhieh Edler, der seit 1909 den Titel Geheimer Hofrat führte, von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft die Silbervergoldete EythDenkmünze. Fachkollegen und Schüler überreichten ihm eine Festschrift (Forschungsarbeiten aus der Landwirtschafbwissenschaft. Festschrift zum 70. Geburtstage von Wilhehn Edler. Beriin 1925). 1927 vrarde Edler emeritiert. Literatur: Geh. Hofrat Professor Dr. Wilhelm EdlerJena zum 70. Geburtstag. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 40, 1925, S. 623. - ENNKER, OTTO: Wilhelm Edler zum 70. Geburtstage. In: Pflanzenbau Jg. 2, 1925/26, S. 65-67. (P) -
SESSOUS, GEORGE: Geheimrat Professor Dr.
Edler t- In: Der Forschungsdienst Bd. 1, 1936, S. 489-491. (P) - Geheimrat Prof. Dr. Edler t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 63,1936, S. 139. (P) - Wilhelm Edler f . In: Der Züchter Jg. 8, 1936, S. 104-105. (P) - LOHMEYER, E.: Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Jena 18261954. Jena 1954, S. 59-63. (P) - KLAPP, ERNST: Heinrich Ludwig Wilhelm Edler, Pflanzenzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 1959, S. 314315.
Eggebrecht, Heinrich, * 12. Oktober 1897 in Cathendorf bei Stendal, t 9. März 1958 in Halle/Saale • Studierte Landwirtschaft an der Universität Halle und promovierte 1924 über ein tierzüchterisches Thema. Anschließend blieb er in Halle und wurde Mitarbeiter an der Agrikulturchemischen Kontrollstation. Von 1938 bis 1946 war er Leiter der Samenprüfstelle und von 1942 bis 1946 zugleich Direktor des Landwirtschaftlichen Untersuchungsamtes in Halle. 1948 übernahm er die Leitung der Thüringischen Landesanstalt für Samenprüfung. Mit der Gründung des Instituts für Landwirtschaftliches Versuchsund Untersuchimgswesen Jena im Jahre 1952 wurde er Leiter der dortigen Abteilung für Saatgut- und Pflanzgutuntersuchungen. Als Professor an der Universität Jena leitete er das Institut für Landwirtschaftliche Samenkunde. Eggebrechts bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist sein Buch „Die Untersuchung von Saatgut" (Radebeul und Beriin 1941, 2. Aufl. 1949 = Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik Bd. 5). Das im Auftrag des Verbandes Deutscher Landwütschaftlicher Untersuchungs- und For55
Ehrenberg schungsanstalten bearbeitete Methodenbuch war jahrzehntelang das maßgebende Standardwerk für die Prüfimg von Saatgut. Die besonderen methodischen Probleme bei der Prüfung von Rübensaatgut behandeh Eggebrecht in der Schrift „Das Rübensaatgut. Erzeugung, Herrichtung und Vertrieb von Zucker- imd Futterrübensaatgut unter besonderer Berücksichtigxmg der Untersuchung und Bewertung" (Radebeul und Berlin 1950). Von seinen zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften verdient sein Beitrag „Die Lebensdauer der Samen von Kulturpflanzen und die Bestinunung ihrer Vitalität" (Zeitschrift für Altersforschung Bd. 7, 1953/54, S. 334-341) besondere Beachtung. Hohe Anerkennung bei Wissenschaftlern und Praktikern fand auch sein letztes Werk „Unkräuter im Feldbestand. Ein Bestimmungsbuch" (Radebeul 1957,4. Aufl. 1964). Literatur: B E T H M A N N , W.: Professor Dr. rer. nat. habil. Heinrich Eggebrecht zur Erinnerung. In: Zeitschrift für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 4,1958, S. 99-100. (P.).
Ehrenberg, Paul, • 16. Mai 1875 in Brandenburg/Havel, t 18. Januar 1956 in Freising • Sohn eines Kaufmanns, studierte Landwirtschaft in Jena und promovierte dort 1899 bei Theodor Pfeiffer mit einer kritischen Studie über die Geldbewertung der Futtermittel. Nach längerer Tätigkeit bei Theodor Remy in Berlin, wo er sich überwiegend mit der Mikrobiologie des Bodens beschäftigte, folgte er seinem Lehrer Pfeiffer an die Universität Breslau. Er habilitierte sich bei ihm mit der Arbeit „Die Bewegung des AmmoniakstickstofFs in der Natur. Kritische Monographie aus dem Kreislauf des Stickstoffs" (Berlin 1907) und übernahm die Leitung der Abteilxmg für Bodenforschung am Institut für Pflanzenproduktionslehre der Universität Breslau. 1910 wurde Ehrenberg auf den Lehrstuhl für forstliche Bodenkunde in Hann.-Münden und 1911 auf den Lehrstuhl für Agrikulturchemie der Universität Göttingen berufen. 1921 ging er wieder an die Universität Breslau als Direktor des Agrikulturchemischen und Bakteriologischen Instituts. Von 1946 bis 1948 leitete er kommissarisch das Institut für Agrikulturchemie der Technischen Hochschule München-Weihenste56
phan und gleichzeitig die Bayerische Hauptversuchsanstalt für Landwirtschaft. Ehrenberg hat als erster systematisch die Methoden und Erkenntnisse der Kolloidchemie auf den Ackerboden angewandt. Sein Hauptwerk „Die Bodenkolloide. Eme Ergänzung für die üblichen Lehrbücher der Bodenkunde, Düngerlehre und Ackerbaulehre" (Dresden und Leipzig 1915, 2. Aufl. 1918, 3. Aufl. 1922) machte seinen Namen international bekannt. Mit einer "Vielzahl allgemeinverständlicher Veröffentlichungen versuchte Ehrenberg die neuen Forschungsergebnisse auch den Landwirten nahezubringen. Mustergültig sind sein Aufsatz „Die Bodenkolloide, ein neues, wichtiges Wissensgebiet von unserem Erdboden fxir den Landwirt" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 17,1927, S. 1-20) sowie die auf praktische Probleme des Ackerbaus ausgerichtete Schrift „Der Bau des Ackerbodens. Gemeinverständlicher Abriß der auf den Ackerboden angewandten Kolloidforschung" (Dresden und Leipzig 1933). Auf den Gebieten der Pflanzenemährung und Düngerlehre hat sich Ehrenberg besonders mit dem Antagonismus verschiedener Pflanzennährstoffe und dem Problem der ,4iarmonischen Düngung" auseinandergesetzt. Beachtenswert ist seine Arbeit „Das Kalk-Kali-Gesetz. Neue Ratschläge zur Vermeidung von Misserfolgen bei der Kalkdüngung. Gleichzeitig ein Versuch zur Aufklärung der nachteiligen Wirkung grösserer Kalkgaben auf das Pflanzenwachstum" (Berlin 1919; zugl. in: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 54, 1920, S. 1-159). Für die 7. Auflage von Adolf Mayers „Lehrbuch der Agrikulturchemie" bearbeitete Ehrenberg den Band ,JDie Düngeriehre" (Heidelberg 1924). In zwei fimdierten Übersichtsbeiträgen hat er die Schwierigkeiten aufgezeigt, Bodengare zu beschreiben, zu definieren und experimentell zu bestimmen (Der Forschungsdienst Bd. 2, 1936, S. 124-133; Kolloid-Zeitschrift Bd. 100, 1942, S. 83-97). Zu seinen fiir den Pflanzenbau bedeutenden Schriften gehören auch die „Kurze Anleitung zur rationellen Düngung für den Praktiker" (Beriin 1904,2. Aufl. 1906), ,J)ie Brache und ihre Bedeutung" (Beriin 1921), „Der landwirtschaftlich genutzte Boden" (Frankfurt/Main 1949) und „Die Düngung unserer Felder und Grünflächen. Lehrbuch ftir Studierende, fortge-
Ehwald schrittene Praktiker und Verwaltungslandwirte" (Ludwigsburg 1953). Wiederholt hat Ehrenberg zu betriebswirtschaftlichen Fragen Stellung genommen. Beispiele sind seine während des 1. Weltkrieges geschriebenen „Ratschläge zum Durchhalten für unseren Zuckerrübenbau" (Berlin 1917) und seine Studie über „Die besonderen Schwierigkeiten in der Lage des deutschen Bergbauem und Wege zu ihrer Erleichterung" (Beriin 1939 = Berichte über Landwirtschaft N. F., Sonderheft 145). Während seiner Breslauer Zeit galt Ehrenbergs wissenschaftliches Interesse auch den Problemen der Tieremährung. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag hier auf dem Gebiet der Pferdefütterung. - Für seine herausragenden Verdienste als Agrikulturchemiker verlieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim 1952 die Ehrendoktorwürde. Literatur: MAIWALD, KURT: Professor Dr. Paul Ehrenberg. In: Zeitschrift für Pflanzenemähning, Düngung, Bodenkunde Bd. 50 (95), 1950, S. 1-16. (P u. W.) - Prof. Dr. Paul Ehrenberg zum Gedenken. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 7,1956, S. 107. (P.) - POGGENDORFF, J. C.:
Biographisch-Litcrarisches
Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften B d . V I I a, Tl. 1, 1956, S. 4 7 5 . -
HOFMANN, EDU-
ARD: Paul Richard Rudolf Ehrenberg, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4,1959, S. 351. - RAUM, H.: Paul Ehrenberg. In: Beiträge zur Geschichte von Weihenstephan H. 13,1973, S. 9-10.
Ehwald, Emst, * 11. August 1913 in Thal bei Eisenach, 114. August 1986 während einer Reise in der Tschechoslowakei • Studierte von 1933 bis 1938 Forstwirtschaft in Hann.-Münden, Freiburg und München. 1946 übernahm er die Leitung der Versuchsabteilung für forstliche Standortskartierung in Jena. 1951 wurde er mit der Leitung des Instituts für Forstiiche Bodenkunde und Standortslehre der Humboldt-Universität zu Berlin in Eberswalde betraut. Er promovierte 1954 mit einer forstklimatologischen Arbeit und erhielt 1955 seine Berufung zum Professor. 1961 übernahm er die Leitung des neugegründeten Instituts für Bodenkunde der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR in Eberswalde, dem er bis 1970 vorstand. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978 wirkte er als Professor für Bodenkun-
de an den Sektionen Pflanzenproduktion und Gartenbau der Humboldt-Universität zu Berlin. Ehwald hat entscheidend Richtung und Inhalt der bodenkundlichen Forschung in der DDR mitbestimmt. Er gehörte zu jenen Wissenschaftlern, die durch fachübergreifendes Denken nicht nur ihre eigene Disziplin nachhaltig gefordert, sondern auch anregend in die Nachbardisziplinen hineingewirkt haben. Für den Pflanzenbau sind seine Beiträge über die Bodenft^chtbarkeit von besonderem Interesse: „Bodenfiiichtbarkeit und ErtragsfShigkeit" (Forschen und Wirken. Festschrift zur 150-Jahr-Feier der HumboldtUniversität zu Berlin 1810-1960. Bd. 2, Beriin 1960, S. 889-908) und „Zum Begriff und Wesen der Bodenfnichtbarkeit" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Beriin Bd. 12, 1963, H. 14. - In gekürzter Form unter gleichem Titel in: Zeitschrift filr Agrarökonomik Jg. 6, 1963, S. 356361). Von Ehwalds disziplinhistorischen Beiträgen sind hervorzuheben: .Alexander von Humboldt und V. V. Dokuöaev" (Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 4, 1960, S. 561-582), „Entwicklungslinien in der Bodenkunde vom klassischen Altertum bis zum 18. Jahrhimdert" (Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 6, 1962, S. 95-110) und „Entwicklungslinien in der Geschichte der Bodenkunde" (Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 8, 1964, S. 5-36). Auch mit theoretischen Fragen seines Fachgebietes hat sich Ehwald auseinandergesetzt u. a. in dem Beitrag „Einige philosophische Probleme in der Bodenkunde" (Sitzungsberichte der Deutschen Akadenüe der Landwirtschaftswissenschaften zu Beriin Bd. 13, 1964, H. 8). Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde Ehwald mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet. Die Bodenkundliche Gesellschaft der DDR und die Allunionsgesellschaft für Bodenkunde der UdSSR ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Ehwald war langjähriges Mitglied im Redaktionskollegium der Zeitschrift , Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde". Literatur: Prof. Dr. Emst Ehwald zum 65. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 22, 1978, S. 457-458. (P.) - LIE-
BEROTH, IMMO: Profcssor Dr. Emst Ehwald zum 70.
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Einhof Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflatizenbau und Bodenkunde Bd. 27, 1983, S. 481-482. (P.) LIEBEROTH, IMMO: In memoriam Professor Dr. Emst Ehwald. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 31, 1987, S. 301-303. (P.). ' Einhof, Heinrich, * 1778 in Bahrendorf bei Hitzacker, f 28. Februar 1808 inMöglin • Mitarbeiter und Freund Albrecht Daniel Thaers. Ursprünglich Apotheker, lehrte an Thaers landwirtschaftlichen Instituten in Celle und Möglin. 1806 erhielt er den Titel „Königlich Preußischer Professor". Einhof war Thaers „Hauschemiker" und führte zahlreiche Pflanzen-, Boden- und Düngeranalysen durch. Mehrere Beiträge veröffentlichte er in den von Thaer herausgegebenen „Aimalen des Ackerbaues". Einhof war Anhänger der Humustheorie. Sein fhiher Tod bedeutete für Thaer einen schweren persönlichen Verlust. Teile der hinterlassenen Aufzeichnungen Einhofs gab Thaer unter Einhofs Namen als „Grundriß der Chemie für Landwirthe" (Berlin 1808) heraus. Literatur: MÜLLER, HANS-HEINRICH: Mitarbeiter Albrecht Thaers in Möglin. In: Jahreshefl der AlbrechtThaer-Gesellschaft Bd. 25,1991, S. 63-74. EUrichshausen, Ludwig von, * 17. April 1789 in Assumstadt bei Heilbronn, f H - April 1832 in Hohenheim • Landwirt, errichtete auf seinem Gut ein Privatinstitut für Land- und Forstwirte, wurde 1828, nach dem Tode von Johann Nepomuk von Schwerz, Direktor der Land- und Forstwirtschaftlichen Lehranstalt in Hohenheim. Er war ein hervorragender Praktiker. Als einziger der Hohenheimer Direktoren hielt er keine Vorlesungen. In seiner nur vieijährigen Amtszeit hat er aber den Ausbau der Lehranstalt weiter vorangetrieben. Literatur: LEISEWITZ: Ludwig Freiherr von Ellrichshausen, kgl. württembergischer Kammerherr zu Assumstadt. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 6,1877, S. 58. - Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Stuttgart 1968, S. 44-48. (P.). Emmerling, Adolph, • 13. Juni 1842 in Freiburg/Breisgau, t 17. März 1906 in Baden-Baden • Sohn eines Druckereibesitzers, studierte Chemie an der Universität Freiburg/Br., promovierte dort 1865 und arbeitete anschließend meh58
rere Jahre als Assistent in chemischen Universitätslaboratorien. Von 1870 bis zu seinem Tode war er Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Kiel. 1874 habilitierte er sich ah der Universität Kiel für das Fachgebiet Agrikulturchemie mit einer pflanzenphysiologischen Arbeit. 1882 wurde ihm der Titel eines Professors verliehen. Emmerling hat eine Vielzahl von praxisnahen Anbau- und Düngungsversuchen durchgeführt und deren Ergebnisse vor allem im „Landwirtschaftlichen Wochenblatt für Schleswig-Holstein" veröffentlicht. Über seine Tätigkeit bis zum Jahre 1895 berichtet er ausführlich in dem Buch , Agrikultur-chemische Untersuchungen, Versuche und Analysen mit besonderer Berücksichtigung Schleswig-Holsteinischer Landesverhältnisse. Eine Festschrift gewidmet den Schleswig-Holsteinischen Landwirthen als ein Rückblick auf die fünfundzwanzigjährige Thätigkeit der agrikultur-chemischen Versuchs-Station zu Kiel" (Kiel 1895). Gemeinsam mit C. A. Weber verfaßte er die Schrift „Beiträge zur Kenntnis der Dauerweiden in den Marschen Norddeutschlands" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 61, 1901). Literatur: WEHNERT: Adolph Emmerling f. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 64, 1906, S. 427-434. (R u. W.). Engelbrecht, Thies Hinrich, * 6. Oktober 1853 auf dem Hof Obendeich bei Glückstadt (Schleswig-Holstein), 118. Oktober 1934 auf dem Hof Obendeich bei Glückstadt (Schleswig-Holstein) • Entstammt einer alten Bauemfamilie, besuchte das Gymnasium in Glückstadt, absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre und studierte in Leipzig und Straßburg Nationalökonomie. In seiner Denkrichtung wurde er stark von den Schriften J. H. von Thünens beeinflußt. 1880 entschloß er sich zur Auswanderung in die USA. Er erwarb eine Farm in Iowa und lernte auf ausgedehnten Reisen die amerikanische Landwirtschaftkennen. 1885 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm den väterlichen Hof. Gleichzeitig betätigte er sich in landwirtschaftlichen Vereinigungen, in kommunalen Körperschaften und in der Politik. Als freikonservativer Abgeordneter war er Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus und im preußischen Herren-
Engels haus. Nach 1918 widmete er sich nur noch seinem Hof und seinen Privatstudien. Seit 1890 beschäftigte sich Engelbrecht intensiv mit wissenschaftlichen Fragen aus dem Bereich der Agrargeographie. Sein Forschungsschwerpunkt war die regionale Verbreitung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und der Haustiere. Er veröffentlichte mehrere bedeutende kartographische Werke u. a. „Die Landbauzonen der aussertropischen Länder. Auf Grund der statistischen Quellenwerke dargestellt" (2 Bde. u. Atlas. Berlin 1898 u. 1899), „Bodenbau und Viehstand in Schleswig-Holstein nach den Ergebnissen der amtlichen Statistik" (2 Bde. u. Atlas. Kiel 1905 u. 1907), „Die Feldfhichte Indiens in ihrer geographischen Verbreitung" (Hamburg 1914), „Landwirtschaftlicher Atlas des russischen Reiches in Europa und Asien" (Berlin 1916) und „Die Feldfrüchte des Deutschen Reiches in ihrer geographischen Verbreitung" (Berlin 1928 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 357). Von seinen zahlreichen Aufsätzen ist hervorzuheben der Beitrag „Die Landbauzonen der Erde" (Hermann Wagner Gedächtnisschrift. Ergänzungsheft Nr. 209 zu Petermanns Geographischen Mitteilungen. Gotha 1930, S. 287-297). Mit seinen Büchem und Aufsätzen hat Engelbrecht die weitere Entwicklung der Agrargeographie nachhaltig beeinflußt. Er vertrat den Standpunkt, daß es ähnlich wie in den meisten anderen Wissenschaften auch in der Landbauwissenschaft die primäre Aufgabe sein sollte, zunächst alle Tatsachen vorurteilsfrei zu erfassen und erst dann deren praktischen Nutzen zu betrachten. Engelbrechts wissenschaftliche Leistungen fanden in der Fachwelt hohe Anerkennung. Die Universität Breslau (1911), die Universität Kiel (1921) und die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin (1923) verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Von 1900 bis 1933 gehörte Engelbrecht dem Präsidium der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft an. 1906 gründete er in dieser Gesellschaft emen „Sonderausschuß für Klima- und Wetterkunde", dessen Vorsitz er bis 1933 innehatte. Anläßlich seines 70. Geburtstages überreichten ihm Freunde das vorzüglich ausgestattete Werk „Ausgewählte Schriften von Dr. h. c. Th. H. Engelbrecht Obendeich bei Glückstadt.
Festgabe zu seinem 70. Geburtstage am 6. Oktober 1923" (Beriin 1924). Das Werk enthält u. a. ein Verzeichnis seiner bis dahin erschienenen Schriften. Literatur:
KRZYMOWSKI, RICHARD:
Zum
70. G e -
burtstage des Agrargeographen Engelbrecht. In: Schlesische Zeitung Nr. 458 vom 30. September 1923. - WAIBEL, LEO: Das geographische Lebenswerk von Thies Hinrich Engelbrecht. In: Geographische Zeitschrift Jg. 41, 1935, S. 169-180. - KRZY-
MOWSKI, RICHARD: Thieß Hinrich Engelbrecht, Agrargeograph. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 1959, S. 5 1 1 - 5 1 2 . -
LORENZEN-SCHMIDT, KLAUS-
J.: Thies Hinrich Engelbrecht, Landwirt, Politiker, Agrargeograph. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck Bd. 8, 1987, S. 949 6 . (W.)
Engels, Otto, • 26. April 1875 in Holthausen bei Düsseldorf, f 18. Juni 1960 in Speyer • Sohn eines Landwirts, studierte Naturwissenschaften in Bonn und Würzburg und promovierte 1900 an der Universität Breslau mit einer Arbeit über Formaldehyd. Nach mehijähriger Tätigkeit an den landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Breslau und Marburg trat er 1904 als wissenschaftlicher Assistent in die Landwirtschaftliche Versuchsstation Speyer ein. 1927 wurde er zum stellvertretenden Direktor und 1939 zum Direktor dieser Station ernannt. Als 73jähriger trat er 1948 in den Ruhestand. Engels, der seit 1926 den Titel Professor führte, beschäftigte sich überwiegend mit chemischanalytischen Arbeiten auf den Gebieten der Bodenkunde, Düngung, Pflanzenemährung xmd Futtermittelkunde. Fast 1000 Beiträge hat er in wissenschaftlichen und praxisnahen Zeitschriften veröffentlicht. Wesentliche Aspekte zur Geschichte der Düngung behandelt er in den gemeinsam mit Hermann Schmitt verfaßten Büchem „Das neuzeitliche Düngewesen, seine Entwicklungsgeschichte und Zukunft. Mit einem Anhang der wichtigsten Düngemittel, ihrer Analysen und Herstellerfirmen" (Berlin 1942) und „Mineraldünger und Landmaschinen als Hauptstützen der großdeutschen Landwirtschaft" (Beriin 1943). Literatur: GRUBER, ALOIS: Große Ehrungen für noch größere Verdienste. Professor Dr. Otto Engels feierte heute seinen 85. Geburtstag. In: Die Rheinpfalz Jg. 16 vom 2 6 . 4 . 1960. (P.)
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Esdorn Esdorn, Ilse, * 8. Januar 1897 in Braunschweig, t 5. September 1985 in Braunschweig • Studierte Pharmazie und legte 1922 in Braunschweig das pharmazeutische Staatsexamen ab. Anschließend arbeitete sie fünf Jahre lang als Assistentin bei Gustav Gassner am Botanischen Institut der Technischen Hochschule Braunschweig. 1924 promovierte sie an der Universität Kiel mit einer Dissertation über die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Pflanzen. 1927 kam sie nach Hamburg an das zur Universität gehörende Staatsinstitut für Angewandte Botanik. Hier habilitierte sie sich 1930 mit der Arbeit „Untersuchungen über die Hartschaligkeit der gelben Lupine" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 4. 1930, S. 497-549). 1932 erhielt sie einen Lehrauftrag für Pharmakognosie an der Universität Hamburg. In den folgenden Jahren beschäftigte sie sich vor allem mit der Heilpflanzenforschung. 1940 wurde Ilse Esdorn Abteilungsleiterin am Reichsinstitut für ausländische und koloniale Forst- und Holzwirtschaft in Reinbek bei Hamburg. 1941 erfolgte ihre Ernennung zur apl. Professorin. 1950 kehrte sie nach Hamburg an das Institut für Angewandte Botanik zurück. Bis zu ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Hochschuldienst im Jahre 1962 widmete sie sich besonders den Heil- imd Nutzpflanzen des tropischen Afnkas. Ihre bedeutende wissenschaftliche Veröffentlichung ist das Buch „Die Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen der Weltwirtschaft" (Stuttgart 1961, 2. Aufl. mit Helmut Pirson 1973). Literatur: POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 1, 1956, S. 529. (W.) E G L E , K.: Frau Prof. Dr. Ilse Esdom zur Vollendung ihres 60. Lebensjahres. In: Planta Medica Jg. 5, 1957, S. 1-2. - BASSLER, R.: Ilse Esdom in memoriam. In: Deutsche Apotheker Zeitung Jg. 125,1985, S. 1939.
Eyth, Max, * 6. Mai 1836 in Kirchheim unter Teck, t 25. August 1906 in Ulm • Sohn eines Lateinlehrers, absolvierte von 1852 bis 1856 eine Ausbildung als Maschineningenieur am Polytechnikum in Stuttgart und arbeitete dann fünf Jahre lang als technischer Zeichner bei einer Stuttgarter Maschinenfabrik. 1861 fandereine 60
Anstellung bei der Firma John Fowler in Leeds (England), der führenden Dampfpflugfabrik des 19. Jahrhunderts. Im Auftrag dieser Firma reiste er in verschiedene Länder und warb für die Fowlerschen Dampfpflüge. Von 1863 bis 1866 weilte er als Chefingenieur des Prinzen Halim Pascha in Ägypten, der für seine Baumwollkulturen den Dampfpflug brauchte. Durch zahlreiche Erfindungen verbesserte Eyth die Konstruktion und damit die Einsatzmöglichkeiten der Dampfpflüge. Er war der erfolgreichste Auslandsvertreter seines Unternehmens. 1882 schied Eyth aus der Firma Fowler aus und kehrte nach Deutschland zurück. Er nahm seinen Wohnsitz in Bonn und versuchte durch gezielte Werbung und Aufklärungsarbeit nach dem Vorbild der „Royal Agricultural Society of England" auch in Deutschland eine entsprechende landwirtschaftliche Gesellschaft zu gründen. Zu den von ihm propagierten Grundsätzen für die zu gründende Gesellschaft gehörten Überparteilichkeit, hohe Beiträge und aktive Selbsthilfe. Dadurch wurden jedoch viele Landwirte abgeschreckt und er fand zunächst nur wenige Mitstreiter. Im Mai 1884 gründete Eyth mit 390 Mitgliedem ein Provisorium der neuen Gesellschaft. Bis September 1885 stieg die Mitgliederzahl auf über 2500 an. Am 11. Dezember 1885 fand in Berlin die offizielle Gründungsversammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft statt. Eyth wurde zum geschäftsführenden Vorstand des Direktoriums gewählt. In den folgenden Jahren organisierte er von Berlin aus die großen Wanderausstellungen dieser Gesellschaft, deren erste 1887 in Frankfürt/Main stattfand. Die Gründung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft war Eyths bedeutendste Leistung und die Krönung seines Lebenswerkes. 1896 legte Eyth sein Amt als geschäftsführender Vorstand nieder. Er zog nach Ulm zu seiner Mutter imd widmete sich nun vor allem schriftstellerischer Tätigkeit. Bereits als Student hatte er Gedichte und Erzählungen veröffentlicht. Während seiner Berufstätigkeit waren es dann vor allem agrartechnische Beiträge, die er publizierte. Auch viele seiner Vorträge liegen in gedruckter Form vor. Hervorzuheben ist der 1893 bei einem Kursus für Landwirte in Göttingen
Falke gehaltene Vortrag , J)ie Entwicklung des landwirtschaftlichen Maschinenwesens in Deutschland, England und Amerika" (Journal für Landwirtschaft Jg. 41, 1893, S. 95-134; zugl. als Separatdruck: Berlin 1893; Wiederabdruck in dem von Eyth herausgegebenen Sammelband „Lebendige Kräfte. Sieben Vorträge aus dem Gebiete der Technik". Berlin 1905, 2. Aufl. 1908). Eyth hatte während seiner Auslandsaufenthalte seinen Eltem ausfuhrliche Briefe geschrieben und darin anschaulich tiber seine berufliche Tätigkeit berichtet. Eyths Vater hatte zunächst ohne Wissen seines Sohnes eine Auswahl dieser Briefe unter dem Titel „Wanderbuch eines Ingenieurs" (Heidelberg 1871) veröffentlicht. Wegen des unerwarteten Erfolges erschienen dann bis 1884 noch fiinf weitere Bände. In Ulm arbeitete Eyth zuerst an einem Buch, in dem er Begebenheiten aus seinem Leben zu humorvollen Erzählungen verarbeitete. Unter dem Titel „Hinter Pflug und Schraubstock" (2 Bde. Heidelberg 1899, mehrere Auflagen; Neuausgabe mit einem einleitenden Essay von Theodor Heuß: Stuttgart 1986) wurde es sein bekanntestes Buch. Wissenschaftshistorisch besonders wertvoll ist seine Brief-Edition „Im Strom unserer Zeit. Aus Briefen eines Ingenieurs" (3 Bde. Heidelberg 1904 u. 1905; mehrere Auflagen; Neudruck: Frankflut/Main 1954 u. 1956). In dieser Dokumentation, in der auch viele Briefe aus der Gründungszeit der Deutschen Landwirtschafte-Gesellschaft publiziert sind, gliedert Eyth sein Leben in Lehrjahre (Bd. 1), Wandeqahre (Bd. 2) und Meisteijahre (Bd. 3). In Uhn schrieb Eyth nach eingehenden historischen Studien auch zwei Romane: „Der Kampf um die Cheopspyramide" (2 Bde. Heidelberg 1902, mehrere Auflagen) und „Der Schneider von Ulm. Geschichte eines zweihundert Jahre zu fnih Geborenen" (2 Bde. Stuttgart 1906, mehrere Auflagen). Der schriftliche Nachlaß von Eyth wird im Deutschen Literaturarchiv des Schiller-Nationalmuseimis in Marbach aufbewahrt. Darunter befinden sich 40 Tagebücher aus den Jahren von 1866 bis 1906. Die Aufzeichnungen aus diesen Tagebüchern, die die Deutsche LandwirtschaftsGesellschaft betreffen, hat Rudolf Lais zusammengestellt und als Buch herausgegeben unter dem Titel „Max Eyth. Tagebücher 1882-1896" (Frankfiut/Main 1975).
Die Verdienste Max Eyths um die deutsche Landwirtschaft fanden hohe Anerkennung. Er war Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland und Träger hoher Orden. 1892 erfolgte seine Ernennung zum Preußischen Geheimen Hofirat imd 1905 veriieh ihm die Technische Hochschule Stuttgart die Ehrendoktorwürde. 1896 erhieh er das Ehrenkreuz der Württembergischen Krone und wurde damit in den persönlichen Adelsstand erhoben. Die von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 1896 gestiftete ,Jvlax-EythDenkmünze" wird auch heute noch in Gold bzw. Silber verliehen. Die Max-Eyth-Gesellschaft (Darmstadt) verleiht „Max-Eyth-Gedenkmünzen". Literatur: THIEL, H.: Gedächtnisrede auf Max Eyth. In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 2 2 , 1 9 0 7 , S. 1-12. (F.) - HEEGE, RUDOLF:
Max von Eyth. Ein Dichter und Philosoph in Wort und Tat. Berlin 1928=Arbeiten der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft H. 356. (P.) - KIAULEHN,
WALTHER: Max Eyth 1836-1906. In: Die Großen
Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Bd. 5 - Ergänzungsband, Berlin 1937,8. 406-417. ( P ) - GEH-
RING, PAUL: Max Eyth. Ingenieur, Gründer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Schriftsteller und Dichter 1836-1906. In: Schwäbische Lebensbilder Bd. 3, 1942, S. 156-181. ( P u. W.) - REITZ,
ADOLF: Max Eyth. Ein Ingenieur reist durch die Welt. Pioniertaten eines Landtechnikers. Heidelberg 1956. (P. u. W.) - GEHRING, PAUL: Eduard Friedrich Ma-
ximilian (Max) V. Eyth, Technikerund Schriftsteller. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 1959, S. 714715. - HAUSHOFER, HEINZ: Die Furche der D L G
1885 bis
1960. Frankfiirt/Main
1960. (P) -
SCHNELLBACH, OTTO: M a x Eyth (1836-1906^
In:
Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 258-270. ( P u. W.) - HERRMANN, KLAUS: Das Le-
ben von Max Eyth. In: Max Eyth 1836-1906 »Mein Leben in Skizzen«. Ulm 1986, S. 11-30. (P).
Falke, Friedrich, » 7. Juli 1871 in Schwarzholz (Altmark), f 10. März 1948 m Arendsee (Altmark) • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte Landwirtschaft in Halle/S. imd promovierte dort 1895 mit einer Dissertation über die Braunheu61
Fallou bereitung (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 9, 1895; Neubearbeitung ebd. H. 111,1905). 1898 habilitierte er sich in Halle für das Gesamtgebiet der Landwirtschaft mit einer Arbeit über die Milchsekretion der Kühe. In den folgenden drei Jahren lehrte er am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Halle. Während dieser Zeit schrieb er das Buch „Repetitorium der Landwirtschaftslehre. Ein Wegweiser für Studierende und Praktiker" (Halle/S. 1901). 1901 wurde Falke als a. o. Professor für Landwirtschaft an die Universität Leipzig berufen. Sein Forschungsschwerpunkt wurde die Weidewirtschaft. Durch umfangreiche Versuche konnte er zeigen, daß die Weideerträge durch Düngung und sachgemäße Weideftlhnmg erheblich gesteigert werden können. Das System der modernen Umtriebsweide entwickelte er bereits 1905 bis zur Praxisreife. 1918 imterbrach er seine Lehrtätigkeit an der Universität. Als Ministerialrat in der sächsischen Landesregierung forderte er den Ausbau der landwirtschaftlichen Versuchsanstalten, u. a. durch Gründung der Höheren Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Pillnitz. Außerdem reorganisierte er das landwirtschaftliche Schulwesen sowie die Beratungsdienste für die Landwirte. 1920 folgte Falke einem zweiten Ruf nach Leipzig, jetzt als o. Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre. Er arbeitete weiterhin auf dem Gebiet der Weidewirtschaft, wobei fortan betriebswirtschaftliche Aspekte stärker im Vordergrund standen. Von 1919 bis 1932 war er Vorsitzender der Ackerbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. 1921 gründete er innerhalb der DLG einen „Sonderausschuß für Wiesen und Dauerweiden", dem er bis 1933 vorstand. Nachhaltig forderte er die internationale Zusammenarbeit der Graslandforscher. 1933 ging Falke im Auftrag der türkischen Regierung nach Ankara an die neugegründete Hochschule ftlr Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Veterinärwesen. Fünf Jahre wirkte er als Rektor an dieser Hochschule und besetzte auf Wunsch der türkischen Regierung die meisten Lehrstühle mit deutschen Professoren. 1938 mußte er nach Deutschland zurückkehren und lebte als Emeritus in Arendsee. 62
Mit seinem wissenschaftlichen Hauptwerk „Die Dauerweiden. Bedeutung, Anlage und Betrieb derselben unter besonderer Berücksichtigung intensiver Wirtschaftsverhältnisse" (Hannover 1907, 2. Aufl. 1911, 3. Aufl. 1920) hat Falke größten Einfluß auf die Entwicklung der Weidewirtschaft in Deutschland ausgeübt. Das Buch war über 30 Jahre lang das maßgebende Standardwerk für die Landwirtschaftsstudenten und für die Weidewirte. Von Falkes weiteren Fachbüchern sind hervorzuheben: „Wiesen und Weiden" (Hannover 1908 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 19; neue Aufl. Leipzig 1921 = Handbuch für die gesamte Landwirtschaft Abt. 49-52), „Die Weidewirtschaft" (Friedrichswerth 1919 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 16) und „Die wichtigsten Gräser aufwiesen und Weiden" (Berlin 1929 = Pareys Taschenatlanten Nr. 8). In Zusammenarbeit mit wechselnden Mitarbeitern hat er das „Jahrbuch über Neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Weidewirtschaft und des Futterbaues" herausgegeben (Jg. 1-13, 1913-1938). Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist seine „Gedächtnisrede zum 100. Todestage Albrecht Daniel Thaers" (Leipzig 1929=Arbeiten der Leipziger Oekonomischen Sozietät). Literatur: Prof. Dr. Falke t . In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 72, 1949, Nr. 38, S. 10. - JoKUSCH, M.: Dem Andenken von Geheimrat Prof. Dr. Friedrich Falke. In: Das Grünland Jg. 1,1952, S. 30. (P) - HEUSER, O T T O E.: Friedrich Falke, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5, 1961, S. 9. LAMPETER, WILHELM: Friedrich Falke (1871-1948). In: Bedeutende Gelehrte in Leipzig Bd. 2. Zur 800Jahr-Feier der Stadt Leipzig im Auftrag von Rektor und Senat der Karl-Marx-Universität herausgegeben von Gerhard Hang. Leipzig 1965, S. 159-164. (P.) KRAMER, TH. und TEUCHER, C.: Prof Dr. Friedrich Falke zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für Landeskultur Bd. 9,1968, S. 181-183. (P).
Fallou, Friedrich Albert, » I I . November 1794 in Zörbig bei Dessau, f 6. September 1877 in Dietenhain bei Waldheim (Sachsen) • Sohn eines Justizamtmanns, besuchte seit 1810 die Fürstenschule in Grimma (Sachsen), studierte von 1814 bis 1817 Jura an der Universität Leipzig und war von 1818 bis 1824 als Advokat in Colditz (Sachsen) tätig. 1825 wurde er zum Stadtschreiber von Waldheim ernannt. 1833 leg-
Fellenberg te er dieses Amt nieder und betrieb wieder eine Praxis als Advokat. Nebenbei beschäftigte er sich mit geologischen, mineralogischen und vor allem mit bodenkundlichen Studien. Nach 1850 gab er seinen Beruf als Advokat aufund widmete sich nur noch der Wissenschaft. Fallou hat grundlegende Beiträge über die land- und forstwirtschaftlichen Böden veröffentlicht. Als erstes größeres Werk erschien von ihm die Schrift „Die Ackererden des Königreichs Sachsen, geognostisch untersucht und classificirt. Eine bodenkundliche Skizze" (Freiberg 1853, 2. Aufl. Leipzig 1855). In seinem Buch „Anfangsgründe der Bodenkunde" (Dresden 1857,2. Aufl. 1865) und in seiner „Pedologie oder allgemeine und besondere Bodenkunde" (Dresden 1862) hat er die damaligen Kenntnisse vom Boden zu einem geschlossenen Lehrgebäude vereinigt. Als wissenschaftshistorisch bedeutsam sind auch seine Spätwerke einzustufen: „Grund und Boden des Königreichs Sachsen und seiner Umgebung in sämmtlichen Nachbarstaaten in Volks-, land- und forstwirthschaftlicher Beziehung naturwissenschaftlich untersucht" (Dresden 1869) und „Die Hauptbodenarten derNordund Ostsee-Länder deutschen Reiches naturwissenschaftlich betrachtet. Skizze" (Dresden 1875). Mehrere Aufsätze in der von J. A. Stöckhardt herausgegebenen Zeitschrift „Der Chemische Ackersmann" machten seine bodenkundlichen Forschungsergebnisse auch in der landwirtschaftlichen Praxis bekannt. Fallou gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Bodenkunde. Literatur: FISCHER, W.: Friedrich Albert Fallou, der Begründer der Bodenkunde. In: Der Aufschluß Jg. 6, 1955,8.98-99. - Z A U N I C K , R U D O L P H : Friedrich Albert Fallou, Geologe und Bodenkundler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5 , 1 9 6 1 , 8 . 2 1 . - FIEDLER, HANS JOACHIM: Die bodenkundlichen Arbeiten Fried-
rich Albert Fallous in heutiger bodengeologischer 8icht. In: Archiv für Forstwesen Bd. 19, 1970, S. 1027-1035.
Feekes, Willem, * 27. Dezember 1907 in Meester Comelis (Java), t 9. Februar 1979 in Haren (Groningen) • Studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Wageningen und erwarb dort 1936 den Doktorgrad mit einer Arbeit über die Entwicklung der natürlichen Vegetation im Wie-
ringermeer Polder. Als Mitglied der „Technische Tarwe Commissie" untersuchte er bereits seit 1934 intensiv die öko-physiologischen Eigenschaften der in den Niederlanden angebauten Weizensorten und veröffentlichte darüber zahlreiche Berichte. Sein Beitrag „De tarwe en haar milieu" (Verslagen van de Technische Tarwe Commissie, Groningen, Bd. 17, 1941, S. 523888) wurde wegweisend für die weitere Getreideforschung. Als erster hat er hier am Beispiel der Weizenpflanze eine Entwicklungsskala beschrieben, die später als „Feekes-Skala" auch für die Beurteilung der Entwicklungsstadien anderer Getreidearten weltweit angewendet wurde. Von 1955 bis kurz vor seinem Tode war Feekes Vorsitzender des Niederländischen GetreideZentrums. Hervorzuheben von seinen deutschsprachigen Veröffentlichungen ist der Beitrag „Interregionale Aspekte der Tageslänge- und Temperatur-Einwirkungen bei Getreide" (Vorträge für Pflanzenzüchter Bd. 13, 1973, S. 87111). Literatur: W O U D A , K. P.: In memoriam Dir. Dr. Ir. W. Feekes 1907-1979. In: Bericht über die Arbeitstagung 1979 (Jubiläumstagung) der „Arbeitsgemeinschaft der Saatzuchtleiter" im Rahmen der „Vereinigung österreichischer Pflanzenzüchter" gehalten vom 27. bis 29. November 1979 in Gumpenstein. Gumpenstein 1979, S. XXI-XXII. (P.) - Weitere Nachrufe und Würdigungen in: Netherlands Journal of Agricultural Science Bd. 30, 1982, 8. 1-9. (P. u. W.).
Fellenberg, Philipp Emanuel von, * 15. Juni 1771 in Bern, f 21. November 1844 in H o f ^ l (Kanton Bern) • Sohn einer Patrizierfamilie, studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und unternahm ausgedehnte Bildungsreisen durch Frankreich und Deutschland. 1799 kaufte er den Wylhof bei Bern. Innerhalb weniger Jahre verwandelte er diesen verwahrlosten Hof in einen gewinnbringenden Musterbetrieb. Hier schuf er seine „pädagogische Republik Hofwyl". 1807 gründete er ein landwirtschaftliches Institut zur Ausbildung von Landwirten und später errichtete er noch andere, mit diesem Institut in Verbindung stehende Lehr- und Erziehungsanstalten. Fellenbergs Bildungsideal und seine sozialpädagogischen Grundsätze fußten weitgehend auf den Ideen des Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827). Landwirt63
Fesca Schaft war für Fellenberg nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Volkserziehung. Die meisten Lehrer seines landwirtschaftlichen Instituts kamen aus Deutschland. Fellenberg selbst unterrichtete Pflanzenbau, Düngerlehre und Viehzucht. Nach 1820 wurde das Institut teilweise in eine Erziehungsanstalt fiir Söhne höherer Stände umgestaltet.
KURT: Philipp Emanuel von Fellenberg, Agronom und Sozialpädagoge. In: Neue Deutsche Biographie
Fellenberg hatte beachtenswerte Ideen auf dem Gebiet des Landbaus. Er verbesserte die Methoden der Bodenentwässerung, der Bodenentsteinung und der Humusdüngung. Viel Zeit und Geld verwendete er für die Konstruktion landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen. Einen Überblick über die Lehr- und Forschungstätigkeit in Hofwyl vermitteln die von ihm herausgegebenen Hefte „Landwirthschaftliche Blätter aus Hofwyl" (5 Hefte, Bem bzw. Aarau 1 SOSIS 17). Hofwyl war bis 1840 ein weltberühmter Treffpunkt ftir Bildungsreisende aus allen Ständen. Es gab kaum einen bekannten deutschen Landbauwissenschaftler, der nicht in Hofwyl gewesen ist. Ein Besuchsgrund waren auch die dort durchgeftihrten „Landwirtschaftlichen Feste".
1979, S. 280-288. ( P u. W ) .
Nach 1830 betätigte sich Fellenberg zeitweise als Politiker. Er war Mitglied im Großen Rat des Kantons Bem und wurde 1833 zum Landammann gewählt. Nach seinem Tode zerfielen die von ihm gegründeten Einrichtungen. Seine sozialpädagogischen Ideen haben vor allem seine Schüler weitergetragen. Stark beeinflußt von seinem Lebenswerk wurde Johaim Nepomuk von Schwerz, der Begründer der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Hohenheim. Literatur: HOFFMANN, AUGUST: Über Fellenbergs Wirthschaft in Hofwyl. Nebst Anmerkungen und einer Nachschrift von Albrecht Thaer. Berlin 1809. SPRENGEL, CARL: Nachrichten über Hofwyl in Briefen. Nebst einem Entwürfe zu landwirthschafMichen Lehranstalten.
Celle
1819. - HAMM, WILHELM:
Emanuel Fellenberg's Leben und Wirken. Zur Erinnerung für seine Freunde, Schülerund Verehrer. Bem 1845. - HAMM, WILHELM: Emanuel Fellenberg, ein
Reformator der Landwirthschafl und seine Anstalten in Hofwyl. In: Gesammelte kleine Schriften von Dr. Wilhelm Ritter von Hamm. Nach dessen Tode herausgegeben von Leo Pribyl. Bd. 2, Wien und Leipzig 1881,
S. 241-271. - LINDGREN, ANTON
MARKUS:
Der naturwissenschaftliche Unterricht bei Fellenberg. Bern und Stuttgart 1955. - GUGGISBERG,
64
Bd. 5, 1961, S. 71. - GUGGISBERG, KURT: Philipp
Emanuel von Fellenberg (1771-1844). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 91-102. ( P ) - MARTINI, SILVIO: Ph. E. von Fellenberg als
Agronom und seine Wirkung in Europa. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 57,
Fesca, Max, • 3 1 . März 1846 in Soldin, f 31. Oktober 1917 in Wiesbaden • Sohn eines Postdirektors, studierte seit 1868 Landwirtschaft und Naturwissenschaften an der Universität Halle/S., wechselte 1872 an die Universität Göttingen und promovierte hier 1873 bei Philipp Zöller mit einer agrikulturchemischen Arbeit über die stoflniche Zusanmiensetzung der Tabakblätter. Anschließend arbeitete er drei Semester als Unterrichtsassistent am landwirtschaftlichen physiologischen Laboratorium der Universität Halle. Ende des Jahres 1874 kehrte er nach Göttingen zurück und habilitierte sich 1875 mit einer bodenkundlichen Untersuchung über Diluvialablagerungen für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Bis zum Sommersemester 1882 war Fesca als Privatdozent an der Universität Göttingen tätig. Er hielt Vorlesungen über Bodenkunde, Wiesenbau, Ackerbau und Tierzucht. Über eine 1875 durchgeführte Studienreise nach England und Schottland hat er im .Journal für Landwirthschaft" (Jg. 24, 1876, S. 196-212, 309-348 u. 416-455) berichtet. Unter dem Titel „Landwirthschaftliche Studien in England und Schottland" erschien dieser Reisebericht auch als Buch (Göttingen 1876). Die beiden wichtigsten Veröffentlichungen seiner Göttinger Dozentenzeit sind „Die agronomische Bodenuntersuchung und Kartirung auf naturwissenschaftlicher Grundlage" (Joumal für Landwirthschaft Jg. 27, 1879, Supplement) und „Beiträge zur agronomischen Bodenuntersuchimg und Kartirung" (Joumal fiir Landwirthschaft Jg. 30, 1882, Supplement). 1882 folgte Fesca einem Ruf nach Japan als wissenschaftlicher Leiter der Agronomischen Abteilung der Geologischen Reichsanstalt in Tokio imd als Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie in Komabe. Bis 1894 hat er weite
Fischer Teile Japans agronomisch-pedologisch untersucht und Bodenkarten im Maßstab 1:100 000 erstellt. Die Ergebnisse seiner Tätigkeit haben die Entwicklung einer auf naturwissenschaftlichen Grundlagen basierenden Landbauwissenschaft in Japan erheblich gefördert. Fesca erhielt mehrere japanische Orden. Seine „Beiträge zur Kenntniss der japanischen Landwirthschaft" (Tl. 1 mit Atlas, Berlin 1890, Tl. 2,1893) zeigen ihn als einen kenntnisreichen Experten der landwirtschaftlichen Verhältnisse in Japan. 1895 unternahm Fesca eine sechsmonatige Studienreise durch mehrere Länder Südostasiens. Im Wintersemester 1895/96 und im Sommersemester 1896 vertrat er an der Universität Göttingen den schwer erkrankten Georg Liebscher in seinen Vorlesungen über Allgemeinen und Speziellen Pflanzenbau. 1897 ging Fesca als Dozent fiir Tropischen und Subtropischen Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Während des Wintersemesters 1899/1900 vertrat er den beurlaubten Ferdinand Wohltmann an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. Seit 1901 wirkte Fesca als „Professor für tropische und heimische Landwirtschaft" an der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen. Er hielt Vorlesungen über Pflanzenbau, Klima-, Boden- und Düngerlehre, sowie über Tierzucht und Betriebslehre. Von 1910 bis 1914 lehrte er am Kolonialinstitut in Hamburg. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ist noch hervorzuheben der Beitrag „Über die Ausbildung des kolonialen Landwirtes" (Arbeiten der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Festschrift zur Feier des siebzigsten Geburtstages von Dr. Hugo Thiel. Berlin 1909, S. 117-135). Sein wissenschaftliches Lebenswerk krönte Fesca mit dem dreibändigen Werk „Der Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen" (Berlin 1904, 1907 u. 1911 = Süsserott's Kolonialbibliothek Bd. 7, 8 u. 20). Literatur: Der Deutsche Kulturpionier Jg. 5, 1904/05, S. 19. (F.) - Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität zu Bonn 1818-1968. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 73. - TOMODA, KIYOHIKo: Zahlreiche Veröffentlichungen über Fesca in japanischer Sprache u. a. in dem von der ,Agricultural Economics Society of Tokyo University of Agricul-
nire" herausgegebenen „Journal of Rural Community Studies" ab No. 47,1978 ff.
Fischer, Gustav, * 28. November 1870 in Berlin, t 24. August 1963 in Berlin • Studierte Maschinenbau in Berlin und erwarb sich als Stipendiat der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft umfassende technische Kenntnisse in landwirtschaftlichen Betrieben und in einer Landmaschinenfabrik. 1902 promovierte er in Berlin mit der Arbeit „Die sociale Bedeumng der Maschinen in der Landwirtschaft" (Staats- imd socialwissenschaftliche Forschungen Bd. 20, 1902, H. 5). 1903 vsTjrde er zum o. Professor auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Landmaschinenkunde an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin berufen. 1932 mußte er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst ausscheiden. 1945 übernahm er nochmals für zwei Jahre seinen alten Lehrstuhl und beteiligte sich am Wiederaufbau des fast völlig zerstörten Landmaschinen-Instituts. Fischer hat durch seine Lehr- und Forschungstätigkeit entscheidend dazu beigetragen, die Landmaschinenkunde zu einer LandmaschinenWissenschaft zu entwickeln. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind hervorzuheben das von ihm herausgegebene Buch „Die Entwicklung des landwirtschaftlichen Maschinenwesens in Deutschland. Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft" (Berlin 1910 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 177), seine „Landmaschinenkunde. Lehr- und Hilfsbuch für Studierende und Landwirte" (Stuttgart 1928, 2. Aufl. 1951) und die gemeinsam mit J. Hansen verfaßte „Geschichte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" (Beriin 1936). Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Landtechnik verlieh ihm die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft die Silberne und die Goldene Max-Eyth-Denkmünze. Von der Universität Bonn erhielt er 1948 die Ehrendoktorwürde. Literatur: H E Y D E , H.: Geheimrat Gustav Fischer 80 Jahre ah. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 1, 1950, S. 119. (F.) - EBERTZ: Gustav Fischer gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschafl Jg. 78, 1963, S. 1214-1215. M E Y E R , HELMUT: Nachruf für Geheimrat Gustav Fischer. In: Landtechnische Forschung Jg. 13,1963, S. 169-170. (F.).
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Fleischer Fleischer, Moritz, * 2. Januar 1843 in Cleve, t 20. Mai 1927 in Berlin-Steglitz • Studierte Chemie in Berlin und Greifswald, promovierte 1867 und arbeitete dann als Assistent an verschiedenen landwirtschaftlichen Versuchsstationen. 1875 wurde er zum Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Bonn ernannt. Von 1877 bis 1891 leitete er die neugegründete Moorversuchsstation in Bremen. Hier begann er mit systematischen Untersuchungen über die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Moorkultur. Zu der damals sehr aktuellen Frage der Moorbesandung publizierte er den Beitrag „Die natürlichen Feinde der Rimpauschen Moordammkultur" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 15, 1886, S. 47-115). 1891 wurde Fleischer also. Professor fiir Chemie an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen. Hier hielt er auch Vorlesungen über Moorkunde und Moorkultur. Seit 1898 wirkte er als Vortragender Rat im Preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Mit Unterstützung des „Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche" führte er zahlreiche Untersuchungen auf Moorflächen durch und prüfte deren Eignung als Ackerbau-, Wiesen- oder Weidestandorte. 1910 trat er in den Ruhestand. Seine Moor-Vorlesungen an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin setzte er jedoch bis zu seinem 80. Lebensjahre fort. Fleischer hat in dem mehrmals aufgelegten Buch von Christian August Vogler „Grundlehren der Kulturtechnik" (Berlin 1896) den bodenkundlichen Teil bearbeitet. Diesen Teil publizierte er später in neuer Bearbeitung als eigenständiges Werk unter dem Titel „Die Bodenkunde auf chemisch-physikalischer Grundlage" (5. Aufl. Berlin 1922 = Kulturtechnische Bücherei Bd. 1). Von seinen weiteren Veröffentlichungen ist noch hervorzuheben das Buch „Die Anlage und die Bewirtschaftung von Moorwiesen und Moorweiden" (Berlin 1912, 2. Aufl. 1913, 3. Aufl. 1921). Literatur: TACKE, B.: Moritz Fleischer f . In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 54,1927, S. 305. (P.) - ILLNER, KURT: Moritz Fleischer (2.1.184320.5.1927). In: Von Thaer bis Mitscherlich. Kurzbiographien bedeutender Berliner Agrarwissenschaftler = Beiträge zur Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin Nr. 16, 1987, S. 37-40 u. 77.
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Fleischmann, Wilhelm, » 31. Dezember 1837 in Erlangen, t 13. Januar 1920 in Göttingen • Studierte Naturwissenschaften und promovierte 1861 in Tübingen mit einer Arbeit über die Methoden zur Bestimmung der Schwerkraft. Mehrere Jahre war er dann als Privatlehrer in München tätig. Von 1864 bis 1867 hatte er eine Anstellung als Lehrer an der Gewerbeschule in Memmingen (Allgäu). Während dieser Zeit leitete er auch die landwirtschaftliche Versuchsstation in Memmingen. Hier beschäftigte er sich überwiegend mit Problemen der Düngung. Später arbeitete Fleischmann fast ausschließlich auf dem Gebiet der Milchwirtschaft, seit 1876 in Raden (Mecklenburg), seit 1886 als Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg und von 1896 bis 1912 als Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Göttingen. Aus der Sicht des Pflanzenbaus beachtenswert sind seine wissenschaftshistorischen bzw. agrarhistorischen Studien, vor allem der Beitrag „Die modeme Landwirtschaft in ihrem Entstehen und Albrecht Daniel Thaer" (Journal für Landwirtschaft Jg. 50, 1902, S. 113-139) und mehrere Arbeiten über die römische Agrargeschichte, u. a. die Schrift „Caesar, Tacitus, Karl der Grosse und die deutsche Landwirtschaft" (Berlin 1911). Das nach seinem Tode von Alfred Schuler herausgegebene Buch unter dem Titel „Wilhelm Fleischmann. Der Begründer der Milchwirtschaftswissenschaft. Seine Lebenserinnerungen und sein Lebenswerk" (Hildesheim 1942) bietet auch für die allgemeine Wissenschaftsgeschichte interessante Einblicke in den akademischen Universitätsbetrieb. Das Buch enthält eine vollständige Bibliographie der Veröffentlichungen Fleischmanns. Literatur: WIEGNER, GEORG: Z U Wilhelm Fleischmanns Gedächtnis. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 97, 1921, S. 261-292. (W.) BRANDL, ERNST: Gustav Friedrich Wilhelm Fleischmann, Milchfachmann. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5, 1961, S. 235-236. - PUNDT, B O D O : Die Milchwirtschaftliche Lehr- und Untersuchungsanstalt Raden, Kreis Güstrow. Eine Untersuchung zur Persönlichkeit W. Fleischmanns. Diss. HumboldtUniversität Beriin 1970. - BRANDSCH, HEINZ: Wilhelm Fleischmann (1837-1920). In: Jahrbuch der Albertus Universität zu Königsberg/Pr. Bd. 29,1994 (1995), S. 679-689. (P.).
Fraas Forke, Friedrich Wilhelm, * 11. Dezember 1798 in Lutter am Barenberge, f 4. Dezember 1879 in Braunschweig • Landwirt, von 1833 bis 1835 Wirtschaftsleiter einer Domäne, später Landes-Ökonomie-Kommissar, 1840 mit der Vertretung des Faches Landwirtschaftslehre am Braunschweiger Collegium Carolinum beauftragt. Forke war Mitbegründer und langjähriger Sekretär des „Vereins für Land- und Forstwirthschaft im Herzogthume Braunschweig", in dessen „Mittheilungen" die meisten seiner Vorträge und Aufsätze veröffentlicht worden sind. In mehreren, oft mit Humor und Polemik gewürzten Abhandlungen hat sich Forke kritisch mit den agrikulturchemischen Lehren seiner Zeit auseinandergesetzt und deren Nutzen für den praktischen Pflanzenbau angezweifelt, u. a. in zwei Beiträgen in dem von Moritz Beyer herausgegebenen Buch „Das Heil der Landwirthe durch die Chemie und die PatentdüngerWirthschaft" (Leipzig 1847, S. 1-12 u. 134138). Literatur: Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 1, 1973, S. 100. Fraas, Carl, • 6. September 1810 in Rattelsdorf bei Bamberg, f 10. November 1875 in München • Studierte an der Hochschule in Bamberg Philosophie und Botanik, dann Medizin an der Universität München, wo er 1834 zum Dr. med. promovierte. 1835 reiste er als Erzieher mit dem griechischen Hofinarschall Graf von Saporta nach Athen. 1837 wurde er dort Direktor der Königlichen Hofgärten und der Staatsbaumschule und gleichzeitig Professor für Botanik an der neuerrichteten Universität Athen. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er 1842 nach Bayern zurück und übernahm eine Lehrerstelle für Landwirtschaft an der Gewerbeschule in Freising. 1845 ging er als Inspektor und Lehrer für Chemie und Technologie an die Königliche Zentral-Landwirtschaftsschule nach Schleißheim. 1847 wurde Fraas als Professor für Landwirtschaftslehre an die Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität München berufen. Im gleichen Jahr übernahm er auch das Amt des Generalsekretärs des Landwirtschaftlichen Vereins in
Bayern und die Redaktion von dessen Zeitschrift. Er führte auch Feldversuche durch. Nachhaltig verbesserte er die Untersuchungsmethodik zur Bestimmung der Nährstoffbewegung im Boden. In dem Beitrag „Die Pflanze als Bodenanalyse und der Lösungsmesser" (Agronomische Zeitung Jg. 10, 1855, S. 289-290) beschrieb er erstmals ein für Freilandversuche geeignetes Lysimeter. Die Ergebnisse seiner mehrjährigen Lysimeter-Versuche wurden in den „Mitteilungen" der Landwirtschaftlichen Versuchsstation München veröffentlicht (Ergebnisse landwirtschaftlicher und agrikultur-chemischer Versuche an der Station des General-Comite des bayerischen landwirthschaftlichen Vereines in München H. 1, 2, 3, München 1857, 1859, 1861). Die Erfahrungen und Erkermtnisse von Fraas über das Problem der Bodenfhichtbarkeit und über die Stickstoffdüngung der Pflanzen widersprachen teilweise der von Justus von Liebig vertretenen Lehre. Es kam zu Auseinandersetzungen mit Liebig und 1864 legte Fraas sein Amt als Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern nieder. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf seinem Gut Neufreimann bei München. Mit seinem Tod schied die Landwirtschaftslehre aus dem Fächerkanon der Universität München aus. Große Verdienste um die Landwirtschaft erwarb sich Fraas als Fachschriftsteller. Durch eine Vielzahl von Büchern wirkte er weit über die Grenzen Bayerns hinaus. Zu seinen Hauptwerken gehören die Schrift „Klima und Pflanzenwelt in der Zeit, ein Beitrag zur Geschichte beider" (Landshut 1847), ein „Historisch-encyklopädischer Grundriß der Landwirthschaftslehre" (Smttgart 1848), „Die Schule des Landbaues oder leichtfaßlicher Unterricht in der Landwirthschaft für Ackerbauschulen, Dorfschulen und zum Selbstunterrichte auf besondere Anregung und mit Unterstützung des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern herausgegeben"(München 1851,5. Aufl. 1871),„DieNatur der Landwirthschaft. Beitrag zu einer Theorie derselben" (2 Bde. München 1857) und das „Buch der Natur für Landwirthe oder landwirthschaftliche Naturkunde" (München 1860). Drei Bücher widmete Fraas seiner Lehre von der „Kraftkultur". Kernpunkt dieser Lehre war 67
France die Schaffung einer hohen Bodenfruchtbarkeit durch eine geregelte Nährstoffersatzwirtschaft und durch die Zufuhr größtmöglicher Mengen an organischer Substanz aus der Pflanzen- und Tierproduktion. Die Titel dieser Bücher sind: „Bavaria rediviva! Ein Beitrag zur Lehre vom Völkeruntergang durch Bodenerschöpfung. Auseinandersetzung mit J. v. Liebig" (München 1865), „Die Ackerbaukrisen und ihre Heilmittel. Ein Beitrag zur Wirthschaftspolitik des Ackerbauschutzes" (Leipzig 1866) und „Das Wurzelleben der Kulturpflanzen und die Ertragssteigerung" (Leipzig 1870,2. Aufl. 1872). Im letztgenannten Buch gruppiert Fraas die Kulturpflanzen nach der Kraft (Aufschließungsvermögen für Nährstoffe) ihrer Wurzelsysteme und unterscheidet zwischen Krumepflanzen (Flachwurz1er), Humuspflanzen, Schuttpflanzen (Faserwurzler) und Steinbrecher (Tiefwurzler). Zwei umfangreiche Werke von Fraas sind für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus von herausragender Bedeutung: die „Geschichte der Landwirthschaft, oder: Geschichtliche Uebersicht der Fortschritte landwirthschaftlicher Erkenntnisse in den letzten 100 Jahren. Gekrönte Preisschrift" (Prag 1852) und die „Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft. Seit dem sechzehnten Jahrhundert bis zur Gegenwart" (München 1865 = Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Bd. 3. - Reprint-Druck: New York - London 1965). Beide Werke, oftmals kritisiert und dennoch in ihrer Informationsfülle einmalig, sind auch heute noch wichtige Handbücher für die Geschichte aller Agrarwissenschaften. Literatur: LÖBE, WILLIAM: Abriß der Geschichte der Deutschen Landwirthschaft von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Berlin 1873, S. 134-138. LÖBE, W.: Karl Fraas, Professor der Landwirthschaft an der Universität München. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 7,1877, S . 202-203. - THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 19-20. (P.) HAUSHOFER, H.: Carl Fraas. Herkunft und Wirken eines fränkischen Landwirts im 19. Jahrhundert. Nürnberg 1941 = Familiengeschichtliche Schriften der Gesellschaft für Familienforschung in Franken H. 6. ( R u. W.) - RAUM, H.: Carl Fraas. Ein literaturgeschichtliches Lebensbild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Pflanzenemährungs- und Düngerlehre. In: Baye-
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risches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 32, 1955, S. 361-380. (W.) - RAUM, H.: Nachträge zu Carl Fraas und zur Geschichte der landwirtschaftlichen Hochschullehre. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 34, 1957, S. 121-126. - RAUM, HANS: Cari Nikolaus Fraas, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5, 1961, S. 308-309.
France, Raoul Heinrich, * 20. Mai 1874 in Wien, t 3. Oktober 1943 in Budapest • Sohn eines Bankbeamten, studierte Naturwissenschaften an mehreren Universitäten und wurde 1898 stellvertretender Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation in Ungarisch-Altenburg. Von 1907 bis 1919 war er Direktor des von ihm gegründeten Biologischen Instituts in München. Später lebte er als fireier Schriftsteller. Er veröffentlichte viele populärwissenschaftlich-naturphilosophische Bücher, die teilweise sehr hohe Auflagen erreichten, u. a. „Der Wert der Wissenschaft. Beiträge zu einer Lebenskultur" (Dresden 1900,4. Aufl. Stuttgart 1925) und „Das Liebesleben der Pflanzen" (Stuttgart 1906, 31. Aufl. 1934). Als erster hat France erkannt, daß die im Boden lebenden Organismen in vielfältigen Wechselbeziehungen zueinander stehen. Das aus dieser Erkenntnis von ihm entwickelte Konzept einer Lebensgemeinschaft im Boden hat er ausführlich dargestellt in dem Buch „Das Edaphon. Untersuchungen zur Oekologie der bodenbewohnenden Mikroorganismen" (München 1913 = Arbeiten aus dem Biologischen Institut München No. 2; 2. Aufl. Stuttgart 1921) und später in dem Kosmos-Bändchen „Das Leben im Akkerboden" (Stuttgart 1922,21. Aufl. 1938). Beide Bücher sind als Nachdruck in einem Band vereint im Deukalion-Verlag erschienen unter dem Titel „Das Leben im Boden. Das Edaphon. Untersuchungen zur Ökologie der bodenbewohnenden Mikroorganismen. Mit einer Einführung von Rene R. Roth" (Holm 1995). France gilt als Begründer der Bodenbiologie bzw. Bodenökologie. Gleichzeitig gehört er zu den maßgebenden Wegbereitem des Biologischen Landbaus. Literatur: Raoul H. France, Philosoph und Botaniker. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950Bd. 1,1957,S.341.(W.) - MÜLLEROTT, MARTIN: Rudolf (Raoul) Heinrich France, Biologe.
Franz In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5, 1961, S. 313314. (W.).
Frank, Albert Bernhard, * 17. Januar 1839 in Dresden, f 27. September 1900 in Berlin • Studierte seit 1861 Naturwissenschaften, insbesondere Botanik an der Universität Leipzig und promovierte dort 1865. Anschließend wurde er Kustos des Leipziger Universitätsherbariums. 1867 habilitierte er sich und 1878 erfolgte seine Ernennung zum a. o. Professor. Seit 1881 wirkte er als Professor für Pflanzenphysiologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Viele Jahre lang bearbeitete Frank Fragen der Stickstoffemährung der Kulturpflanzen. Der von Hermann Hellriegel und Hermann Wilfarth gemachten Entdeckung, daß die Legummosen mit Hilfe der Knöllchenbakterien den atmosphärischen Stickstoff fixieren können, stand er zunächst sehr kritisch gegenüber (Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 13,1886, S. 629-630). Aufgrund der Ergebnisse eigener Experimente glaubte er nachgewiesen zu haben, daß neben den Leguminosen auch Arten aus anderen Pflanzenfamilien die Fähigkeit besitzen, atmosphärischen Stickstoff zu fixieren. Seit 1886 publizierte er darüber viele Beiträge u. a. in den „Landwirtschaftlichen Jahrbüchem" und in der „Deutschen Landwirtschaftlichen Presse". Obgleich die aus seinen Ergebnissen gezogenen Schlußfolgerungen zum Teil überholt sind, haben seine Beiträge zur Stickstoff-Frage der an den Kulturpflanzen orientierten physiologischen Forschung nachhaltige Impulse gegeben. Wegweisend für den Hochschulunterricht wurde Franks „Lehrbuch der Pflanzenphysiologie mit besonderer Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Beriin 1890, 2. Aufl. 1896). Im letzten Jahrzehnt seines Wirkens beschäftigte sich Frank überwiegend mit Problemen des Pflanzenschutzes. Sein „Institut für Pflanzenphysiologie" erweiterte er zu einem „Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz". Frank untersuchte insbesondere Krankheiten des Getreides, der Zuckerrüben, der Kartoffeln und der Obstbäume. Stets bemühte er sich, die Ergebnisse seiner Arbeiten der landwirtschaftlichen Praxis nutzbar zu machen. Er betätigte sich auch als Berater.
Franks bedeutendstes Buch auf dem Gebiet der Phytomedizin ist das Werk „Die Krankheiten der Pflanzen. Ein Handbuch für Land- und Forstwirthe, Gärtoer, Gartenfreunde und Botaniker" (Breslau 1880 u. 1881, 2. Aufl. 3 Bde. 1894-1896). Gemeinsam mit Paul Sorauer veröffentlichte er im Auftrag der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft das Buch „Pflanzenschutz. Anleitung für den praktischen Landwirt zur Erkennung und Bekämpfung der Beschädigungen der Kulturpflanzen" (Beriin 1892, 2. Aufl. 1896, 9. Aufl. bearbeitet von E.Riehm und M. Schwartz 1935). Grundsatzfragen der Phytomedizin behandelt er in der Schrift „Die Entwicklung und Ziele des Pflanzenschutzes. Festrede, gehalten zur Feier des Geburtstages des Kaisers am 26. Januar 1896" (Beriin 1896). Sein „Kampfbuch gegen die Schädlinge unserer Feldf™chte. Für praktische Landwirte bearbeitet" (Beriin 1897) gehört zu den „Klassikern" der phytomedizinischen Literatur. 1899 wurde Frank zum 1. Vorsteher der neugegründeten Biologischen Abteilung für Landund Forstwirtschaft an das Kaiserliche Gesundheitsamt (heute Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft) berufen und zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Literatur: K R Ü G E R , FRIEDRICH: Albert Bernhard Frank. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 19,1901, Generalversammlungs-Hefl, S. 10-36. (W.) - Dr. Quante: Albert Bernhard Frank, Professor der Botanik. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 5, 1900 (1903), S. 257-260. (W.) - BERGER-LANDEFELDT, U L R I C H : Albert Bernhard Frank, Biologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5,1961, S. 338-339. Franz, Günther, » 23. Mai 1902 in Hamburg, t 22. Juli 1992 in Stuttgart • Agrarhistoriker, promovierte 1925 in Göttingen, habilitierte sich 1930 in Marburg imd war zwischen 1935 und 1945 Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Heidelberg, Jena und Straßburg. Von 1957 bis 1970 lehrte er Agrargeschichte auf einem neugeschaffenen Lehrstuhl an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. 1953 hat er die „Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie" gegründet und diese als Herausgeber in den folgenden Jahrzehnten zu einem Kristallisationspimkt agrarhistorischer Forschung entwickelt. Viele 69
Freckmann Jahre war er geschäftsfiihrender Vorsitzender der „Gesellschaft für Agrargeschichte". Franz ist Autor und Herausgeber grundlegender Werke zur Geschichtswissenschaft. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus sind die von ihm betreute sechsbändige „Deutsche Agrargeschichte" (Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ab 1962), die weitgehend allein von ihm gestaltete Festschrift „Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968" (Stuttgart 1968), das von ihm herausgegebene Buch „Die Geschichte der Landtechnik im 20. Jahrhundert" (Frankfurt/Main 1969) und der gemeinsam mit Heinz Haushofer herausgegebene Sammelband „Große Landwirte" (Frankftirt/Main 1970). Beachtenswert sind auch seine biographischen Einzelbeiträge „Albrecht Daniel Thaer" (Agrarwirtschaft Jg. 1, 1952, S. 97-98), „Johann Nepomuk Hubert Schwerz" (Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 10, 1960), „Liebig und Hohenheim" (Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 15,1963) und „Heinrich Wilhelm von Pabst" (Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 15, 1983, S. 239-253). W I N K E L , H A R A L D : Günther Franz ( F ) 23. 5. 1902-22. 7. 1992. In: Zeitschrift fiir Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 40, 1992, S. 259-
Literatur:
260.
Freckmann, Wilhelm, • 20. Juli 1878 in Hildesheim, t 31. Oktober 1963 in Detmold • Studierte Landwirtschaft in Göttingen und übernahm 1902 eine Assistentenstelle am dortigen Landwirtschaftlichen Institut. Zwei Jahre lang war er an den Forschungsarbeiten Conrad von Seeihorsts über den Wasserverbrauch der Kulturpflanzen mitbeteiligt. 1904 wurde ihm die Leitung der Moor-Versuchsstation Neuhammerstein (Hinterpommem) übertragen. Aufgrund wegweisender Forschungsarbeiten zur Moorbewirtschaftung gehörte er alsbald zu den führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiete der Moorkultur. 1921 wurde Freckmann Direktor des neugegründeten Instituts für Meliorationswesen und Moorkultur an den Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten Landsberg/Warthe. Innerhalb weniger Jahre er70
richtete er ein modernes Institut mit ausgedehnten Versuchsflächen, Grundwasser- und Lysimeteranlagen. Ein Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit waren Untersuchungen über den Wasserhaushalt der Böden. Außerdem beschäftigte er sich mit der Züchtung und Vermehrung leistungsfähiger Grünlandpflanzen. Er war mitbeteihgt an der Entwicklxmg des „Landsberger Gemenges", einer später in ganz Deutschland und Österreich berühmt gewordenen Saatgutmischung (Zottelwicke, Inkarnatklee und Welsches Weidelgras) für den Winterzwischenfhichtbau. 1923 gründete er in LandsbergAVarthe die „Ostdeutsche Saatveredlung GmbH". 1927 folgte Freckmann einem Ruf als o. Professor auf den Lehrstuhl für Kulturtechnik an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1945. Während dieser Zeit standen Fragen der Grünlandbewdrtschaftung, der Abwasserverwertung und der Feldberegnimg im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. Von den zahlreichen Büchem und Schriften Freckmanns sind hervorzuheben: „Kartoffelbau auf Moorboden" (Berlin 1919 = Arbeiten der Kartoffelbaugesellschaft H. 20), „Moorkultur" (Leipzig 1921 = Handbuch für die gesamte Landwirtschaft Abt. 21), „Die Erschliessung und Bewirtschaftung des Niederungsmoores. Auf Grund der Tätigkeit und den Erfahrungen der Moorversuchswirtschaft Neuhammerstein dargestellt" (Berlin 1921), der gemeinsam mit W. Brouwer herausgegebene „Atlas der Samenkunde. 23 Tafeln mit 625 Abbildungen der Samen der wichtigsten Klee- und Grasarten und der verbreitetsten Unkräuter" (Neudamm 1927), „Die Kultur der Niederungsmoore" (Berlin 1930 = Die neuzeitliche Moorkultur in Einzeldarstellungen H. 3), „Wiesen und Dauerweiden, ihre Anlage und Bewirtschaftung nach neuzeitlichen Grundsätzen" (Berlin 1932 = Thaer-Bibliothek Bd. 3) und „Die Wildäsung in Wald und Feld, ihre Vermehrung und Verbesserung" (Neudamm 1938). Beachtenswert sind Freckmanns umfangreicher Übersichtsbeitrag über Meliorationsmaßnahmen (Handbuch der Bodenlehre Bd. 9, Berlin 1931, S. 1-92) sowie seine Überlegungen über Ziele und Aufgaben des Fachgebietes Kulturtechnik (Wissenschaft und Landwirtschaft.
Frölich Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Berlin 1931, S. 69-74). Viele seiner Beiträge sind in der Zeitschrift „Der Kulturtechniker" erschienen, die er von 1935 bis 1945 selbst herausgegeben hat. Auch nach seiner Emeritierung war Freckmann, der seit 1945 in Detmold lebte, aktiv tätig. Er veröffentlichte u. a. mehrere kleine StudienHefte über sein Fachgebiet und betätigte sich als Geschäftsführer des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins. Für seine Verdienste um die Förderung der deutschen Landwirtschaft wurde er mit der Max-Eyth-Denkmünze in Silber imd mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Die Landwirtschaftliche Justus-Liebig-Hochschule Gießen würdigte 1951 sein wissenschaftliches Lebenswerk durch die Verleihung der Würde eines Ehrendoktors. Literatur: BROUWER, W.: Wilhelm Freckmann zum 75. Geburtstage. In: ZeitschriftfilrAcker- und Pflanzenbau Bd. 96, 1953, S. I-III vor S.261. ( P . ) HUSEMANN, C.: Professor Dr. h. c. Wilhelm Freckmann zum 85. Geburtstag. In: Zeitschrift für KulUirtechnik und Flurbereinigung Jg. 4,1963, S. 257-259. (P.) — Wilhelm Freckmann gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 78,1963, S. 1602-1603. (P.) - MÖLLER, O.: Professor Dr. h. c. Wilhelm Freckmann zum Gedenken. In: Zeitschrift für Landeskultur Bd. 5,1964, S. 187-188. - ILLNER, KURT: Wilhelm Freckmann (20.7.187831.10. 1963). In: Von Thaerbis Mitscherlich. Kurzbiographien bedeutender Berliner Agrarwissenschaftler. Beiträge zur Geschichte der HumboldtUniversität zu Berlin Nr. 16, 1987, S. 48-51 u. 77. (W.).
Frese, Hehnut, * 13. September 1907 in Leopoldshall (Anhalt), f 14. März 1972 in Freiburg/Breisgau • Studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und promovierte dort 1937 mit der Dissertation „Zeit- und Werkstoffbedarf bei Stellmacherarbeiten für Ackerwagen im Süden der Provinz Sachsen". Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt fortan dem Gebiet der Bodenbearbeitung. Von 1949 bis 1970 war er Direktor des Instituts für Bodenbearbeitung der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode. Frese beschäftigte sich im Rahmen seiner Forschungstätigkeit besonders mit den Auswirkun-
gen der Mechanisierung auf die Bodenfinchtbarkeit. Von seinen Veröffentlichungen ist hervorzuheben der gemeinsam mit Theodor Roemer verfaßte, aber weitgehend von ihm bearbeitete Übersichtsbeitrag „Bodenbearbeitung" (Handbuch der Landwirtschaft, 2. Aufl. Bd. 1, Beriin und Hamburg 1952, S. 237-309). Beachtenswert sind seine zahlreichen praxisnahen Beiträge u. a. „Bodenfiuchtbarkeit und Bodenbearbeitung" (Landwirtschaft - Angewandte Wissenschaft Nr. 26, 1954, S. 46-63) und „Die Beeinflussung der Bodenstruktur durch Bearbeitungsmaßnahmen" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 54,1959, S. 68-85). Grundlegend für die Terminologie ackerbaulicher Begriffe ist sein Beitrag „Zur Nomenklatur, Definition und Messung ackerbaulich wichtiger, physikalischer Bodeneigenschaften" (Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 14, 1960, S. 72-77.). In mehreren Beiträgen hat Frese über Inhalte und Ziele seines Fachgebietes nachgedacht imd Vorschläge für neue Forschungsaufgaben unterbreitet. Internationale Beachtung fand sein Referat „Haben wir ein Konzept für eine Wissenschaft von der Bodenbearbeitung?" (7th International Congress of Soil Science, Madison, Wisc., USA, 1960. TransactionsBd. 1, S. 54-66). Wegweisend für das zukünftige Wissenschaftsverständnis im Landbau ist sein letzter, erst nach seinem Tode erschienener Beitrag „Zur Frage spezialisierter oder interdisziplinärer Forschung am Boden" (Landbauforschung Völkenrode Jg. 22, 1972, S. 6-12). Frese behandelt hier Grundsatzfragen wissenschaftlichen Denkens und Handelns und betrachtet es als eine vordringliche Aufgabe, daß an den Universitäten in Zukunft neben den Spezialisten auch wieder Generalisten ausgebildet werden. Frese war Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Literatur: Nachruf auf Professor Dr. sc. nat. Helmut Frese. In: Landbauforschung Völkenrode Jg. 22, 1972, Beilage zu H. 1.
Frölich, Gustav, • 2. Februar 1879 in Oker (Harz), t 23. August 1940 in Dummerstorf bei Rostock • Studierte Naturwissenschaften und Landwirtschaft an den Universitäten Göttingen und Bonn und arbeitete bereits während des Studiums im Sommer 1900 als Assistent Conrad 71
Fruhstorfer von Seeihorsts auf dem Göttinger Versuchsfeld. Aus dieser Zeit stammt seine erste wissenschaftliche Veröffentlichung (über Kartoffelanbau, gemeinsam mit C. von Seelhorst: Journal für Landwirtschaft Jg. 48, 1900, S. 317-324). 1901 beendete Frölich sein Studiimi mit der staatlichen Prüfimg für Lehrer der Landwirtschaft an Landwirtschaftsschulen. 1904 promovierte er an der Universität Göttingen mit einem betriebswirtschaftlichen Thema.
Literatur: GOLF, ARTHUR: Gustav Frölich. In: KühnArchiv Bd. 52, 1939, S. I-XII u. 1-19. (F. u. W.) LÖWE, HANS: Gustav Frölich f. In: Forschungen und Fortschritte Jg. 16, 1940, S. 411-412. - LÜTHGE, H.: Professor Dr. Gustav Frölich zum Gedächtnis. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 39, 1940, S. 107-110. Wussow, WERNER: Georg Gustav Adolf Frölich, Tierzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5, 1961, S. 651-652.
Von 1905 bis 1909 war Frölich Saatzuchtleiter bei Eduard Meyer auf der Domäne Friedrichswerth in Thüringen. Hier gelang ihm die Züchtimg der Friedrichswerther Berg-Wintergerste, die bereits nach vielen Jahren zu den meistangebauten Wintergerstensorten in Deutschland gehörte. In Friedrichswerth betätigte sich Frölich auch auf dem Gebiet der Schweinezucht. Von 1909 bis 1910 war er Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Hauptvereins Göttingen. Anschließend wirkte er für zwei Jahre als a. o. Professor für Tierzucht an der Universität Jena und seit 1912 als o. Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Göttingen. 1915 folgte er einem Ruf an die Universität Halle/S. als Direktor des Instituts fiir Tierzucht und Molkereiwesen. 1940 wurde er zum Direktor des neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Tierzuchtforschung in Dummerstorf bei Rostock ernannt.
Fruhstorfer, Anton, • 20. Dezember 1898 in Kagers bei Straubing, f 6. April 1979 in Weissensee • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und promovierte dort 1923 mit der Arbeit „Die Ursachen der Stickstoffverluste aus Ammoniumkarbonat und Jauche und deren Verminderung besonders durch Gips". Von 1924 bis 1934 war er Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung des Vereins Deutscher Kalk-Werke in Berlin, dann bis 1945 Leiter des Torfhxmiusdienstes in Berlin.
Frölich war ein herausragender Lehrer und Forscher auf dem Gebiet der Tierzucht und publizierte eine Vielzahl bedeutender Arbeiten. Aber auch auf den Gebieten der Pflanzenzüchtung und des Pflanzenbaus ist er mit beachtenswerten Publikationen hervorgetreten. Die meisten dieser Arbeiten entstanden während seiner Tätigkeit als Saatzuchtleiter in Friedrichswerth. Hervorzuheben von seinen späteren Veröffentlichungen auf dem Gebiet des Pflanzenbaus sind die beiden Bändchen „Der Hackfhichtbau" (Tl. 1 u. 2, Friedrichswerth 1912 u. 1913 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 9 u. 10). Für die Wissenschaftsgeschichte bedeutsam ist sein Beitrag „Julius Kühn. Rede gelegentlich der Feier der 100. Wiederkehr des Geburtstages (23. Oktober 1925) gehalten am 30. Oktober 1925" (Halle/Saale 1926 = Hallische Universitätsreden H. 30).
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1946 übernahm Fruhstorfer eine Professur am Institut für Bodenkunde und Pflanzenemährung der Staatlichen Höheren Lehranstalt für Gartenbau in Freising. Seit 1947 wirkte er als o. Professor für Pflanzenemährung an der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur Hannover. Von 1949 bis 1951 war er Leiter der TorflForschung GmbH in Bad Zwischenahn, von 1952 bis 1962 Leiter der Versuchsstation Aimen-Hof des Vereins Deutscher Dünger-Fabrikanten in Hamburg. Fruhstorfer ist vor allem wegen der von ihm entwickehen Einheitserde bekannt geworden. Weite Verbreitung fand seine kleine Schrift „Einheitserde nach Professor Fruhstorfer. Zusammensetzung, Eigenschaften, Anwendung, Wirtschaftlichkeit" (Tomesch/Holstein 1964). Von seinen weiteren Veröffentlichungen ist hervorzuheben ein Übersichtsbeitrag über die Ausbringung von Düngemitteln im „Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung" (Bd. 3, Tl. 1, Wien-New York 1965, S. 11-35). Literatur: TEPE, W.: Prof Fruhstorfer und seine Einheitserde. In: Gartenwelt Jg. 73, 1973, S. 511. Prof MAATSCH und Dr. GORDON: Professor Dr. Fruhstorfer 75 Jahre. In: Gartenwelt Jg. 73,1973, S. 513515. (R) - Catalo^s Professorum 1831-1981. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover Bd. 2. Shittgart u. a. 1981, S. 72. (P.).
Fruwirth Fruwirth, Carl, • 31. August 1862 in Wien, 121. Juli 1930 in Baden bei Wien • Sohn eines Historienmalers, studierte nach einer zweijährigen landwirtschaftlichen Praxis an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und unternahm 1886 eine viermonatige Studienreise durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Dort interessierte er sich besonders für Fragen der Pflanzenzüchtung. Nach seiner Rückkehr legte er die Lehramtsprüfung für Betriebslehre und Pflanzenbau ab und studierte noch zwei Semester an der Universität Wien. Von 1887 bis 1897 wirkte Fruwirth als Lehrer an der „Höheren Landwirtschaftlichen Lehranstalt Francisco-Josephinum" in Mödling bei Wien. 1892 habilitierte er sich an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und lehrte hier seitdem gleichzeitig Pflanzenbau. Außerdem hielt er erstmals an dieser Hochschule Voriesungen über Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Während seiner Mödlinger Zeit unternahm er mehrere Studienreisen und publizierte zahlreiche Beiträge über aktuelle Probleme des Landbaus. Sein erstes Buch über „Hopfenbau und Hopfenbehandlung" (Beriin 1888, 2. Aufl. 1908, 3. Aufl. 1928 = Thaer-Bibliothek Bd. 70) wm^de mit einem Preis ausgezeichnet. In Mödling studierte Fruwirth u. a. die landwirtschaftlich-botanischen Eigenschaften verschiedener Kulturpflanzenarten. Über die Ergebnisse dieser Versuche berichtete er u. a. in den von Ewald Wollny herausgegebenen „Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik". Beachtenswert sind hierbei seine Beiträge „Ueber den Sitz des schwersten Kornes in den Fruchtständen bei Getreide und in den Früchten derHülsenfnichte"(Bd. 15,1892, S. 49-90) und „Ueber die Ausbildung des Wurzelsystems der Hülsenfi^chte"(Bd. 18,1895, S. 461-479). Sein zunehmendes Interesse an der Pflanzenzüchtung dokumentierte er mit der Schrift „Landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung und ihre Stätten in Österreich" (Wien 1896). 1897 folgte Fruwirth einem Ruf als o. Professor für Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Akademie Hohenheim. Hier verbrachte er zehn arbeitsreiche Jahre. Zu seinen Lehrverpflichtungen gehörten Vorlesungen über Pflanzenproduktionslehre, Pflanzenzüchtung, Geschichte und Literatur der Landwirtschaft sowie über land-
wirtschaftliche Maschinenkunde. Auf seine Initiative wurde 1905 die Württembergische Landessaatzuchtanstalt gegründet und er zum Vorstand berufen. Während seiner Hohenheimer Zeit führte er grundlegende Untersuchungen über die Blüh- und Befhichtungsverhältnisse bei Getreide- und Leguminosenarten durch. 1907 kehrte Fruwirth nach Wien zurück. Als Nachfolger von Guido Krafft übernahm er die Lehrkanzel für Land- und Forstwirtschaft an der Technischen Hochschule. Zunächst war er nur als Honorardozent angestellt. 1910 wurde er zum a. o. Professor, 1917 zum o. Professor und 1922 zum Hofrat ernannt. Im Vergleich zu Hohenheim hatte er in Wien nur eine sehr bescheidene akademische Stellung. Für experimentelle Forschungen waren keine ausreichenden Arbeitsmöglichkeiten vorhanden. Deshalb kaufte er aus eigenen Mitteln das Gut „Waldhof' bei Amstetten in Niederösterreich. Hier richtete er ein Versuchsfeld ein, das von seiner Frau Jenny (1864-1948) und seiner einzigen Tochter mitbetreut wurde. Der Schwerptmkt seiner Versuchstätigkeit lag auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung. Besonders ausgiebig studierte er die Probleme erblicher und nichterblicher Variabilität. In dem Beitrag „Die Umzüchtung von Wintergetreide in Sommergetreide" (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 6, 1918, S. 1-46) beschrieb er erstmals ausführlich die Wirkungszusammenhänge zwischen Kältereiz und Schossen bei Getreide. Mit neuen Auslese- und Kreuzungsmethoden war er auch als praktischer Züchter sehr erfolgreich. Fruwirths wissenschaftliches Hauptwerk ist ein Handbuch über Pflanzenzüchtung. Jahrzehntelang hat er das Wissen über dieses Fachgebiet gesammelt und zu einem Gesamtbild vereinigt. Das noch während seiner Hohenheimer Zeit erschienene Buch „Die Züchtung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Beriin 1901) war der Auftakt für ein fünfbändiges Standardwerk, dessen wiederholte Auflagen seit 1914 unter dem Titel „Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung" erschienen sind (Bd. 1, 1901, 7. Aufl. 1930; Bd. 2, 1904, 5. Aufl. 1924; Bd. 3, 1906, 5. Aufl. 1924; Bd. 4, 1907, 4. Aufl. 1923; Bd. 5,1912,2. Aufl. 1923). Dieses in der Verlagsbuchhandlimg Paul Parey in Berlin verlegte Handbuch hat die Entwicklung 73
Fruwirth der Pflanzenzüchtung weltweit maßgebend beeinflußt. Weite Beachtung fand auch sein Buch „Die Saatenanerkennung" (Berlin 1918,2. Aufl. 1922) und die gemeinsam mit Theodor Roemer verfaßte „Einführung in die landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung" (Berlin 1921,2. Aufl. 1923). 1910 wurde auf Fruwirths Initiative in Österreich eine „Gesellschaft für Pflanzenzüchtung" gegründet. 1913 gründete Fruwirth die „Zeitschrift für Pflanzenzüchtimg", die er als federführender Herausgeber bis zu seinem Tode redaktionell betreut hat. Fruwirth war aber nicht nur Pflanzenzüchter, sondern zugleich einer der kenntnisreichsten Pflanzenbauwissenschaftler seiner Zeit. So hat er mehrere Auflagen der pflanzenbaulichen Bände des „Lehrbuches der Landwirtschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage" von Guido Krafit (Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin) neubearbeitet (Bd. 1 „Die Ackerbaulehre", 9. Aufl. 1910 bis 15. Aufl. 1927; Bd. 2 „Die Pflanzenbaulehre", 8. Aufl. 1908 bis 14. Aufl. 1927) und zahlreiche weitere pflanzenbauliche Fachbücher veröffentlicht. Zu den wichtigsten Werken gehören „Der Anbau der Hülsenfhichte" (Berlin 1898,2. Aufl. 1914 = Thaer-Bibliothek Bd. 96; 3., vollständig umgearbeitete Auflage unter dem Titel „Handbuch des Hülsenfhichterbaues", 1921), „Der Getreidebau" (Hannover 1907 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 14; neue Auflage: Leipzig 1921 =Handbuch für die gesamte Landwirtschaft Abt. 40 u. 41) und „Die Pflanzen der Feldwirtschaft" (Stuttgart 1913). Besondere Aufmerksamkeit widmete Fruwirth der Biologie und der Bekämpfung einzelner Ackerunkräuter. Seine Beobachtungen und Erfahrungen hat er in drei Beiträgen zusammengefaßt, die als eigenständige Hefte in der Reihe „Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" erschienen sind: „Der Ackerfüchsschwanz (Alopecurus agrestis L.)" (H. 136, 1908), „Die Kornblume (Centauria cyanus L.)"(H. 240,1913) und „Die Ackerwinde (Convolvulus arvensis)" (H. 268,1914). In dem von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebenen „Handbuch der Landwirtschaft" ist er Autor des Kapitels über „Unkrautbekämpfung" (Bd. 2, Berlin 1929, S. 397-420). 74
Viele Schriften Fruwirths waren vornehmlich für die Landwirte bestinunt. Hierzu gehört die Broschüre „Wie kann sich der Landwirt Pflanzenzüchtung, Sortenversuche und Saatgutbau zu Nutze machen? Zugleich Darstellung der öffentlichen Maßnahmen zur Förderung von Züchtung, Saatgutbau und Sortenversuchen" (Berlin 1906). Diesen praxisorientierten Zielen dienten auch seine Schriften, die in der von Ludwig Kießling herausgegebenen Reihe „Landwirtschaftliche Hefte" erschienen sind: „Das Unkraut und seine Bekämpfung auf dem Ackerland" (H.3/3a, 1912, 2. Aufl. 1918, 3. Aufl. 1922), „Einjährige Futterpflanzen und Gemenge solcher" (H. 27, 1915), „Landwirtschaftlich wichtige Hülsenfhichter. Erstes Heft" (H. 29, 1916, 2. Aufl. 1918, 3. Aufl. bearbeitet von H. Kreutz 1936) und „Landwirtschaftlich wichtige Hülsenfhichter. Zweites Heft" (H. 30/31, 1916, 2. Aufl. 1918). Zahlreiche von ihm redigierte Schriften sind in der „Scholle-Bücherei der Österreichischen Landwirtestelle" erschienen, u. a. „Die vier Hauptgetreidearten (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer)" (Wien 1921, Bdch. 61). Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Fruwirth vielfach ausgezeichnet. Er war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/S., Ehrendoktor der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und der Hochschule für Bodenkultur Wien sowie Träger hoher Orden. Fruwirth verstarb an den Folgen eines Hautkarzinoms. Auf dem Friedhof in Amstetten, nahe seinem Gut „Waldhof, fand er seine letzte Ruhestätte. Literatur: TSCHERMAK, E.: Zum 60. Geburtsfeste Professor Dr. Carl Fruwirths. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 8, 1922, S. 324-330. (F.) BAUR, ERWIN: Zum Tode von Professor Dr. Carl Fruwirth. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchhmg Bd. 15, 1930, S. 307. (P.) - TSCHERMAK, ERICH VON: Carl Fruwirth t- In: Der Züchter Jg. 2,1930, S. 259-261. (P.) - KLAPP, E . L.: Carl Fruwirth t- In: Pflanzenbau Jg. 7, 1930/31, S.33. - DOLEZAL, E.: Hofrat Prof. Dr. agr., Dr., Dr. agr. h. c. Carl Fruwirth. Ein Lebensbild. In: Österreichische Zeitschrift für Vermessungswesen Bd. 29, 1931, S. 6-13. - RUDORF, WILHELM: Carl Fruwirth. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 151-154. (P) - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 1, 1957, S. 376. TSCHERMAK-SEVSENEOG, ERICH VON: Leben und Wirken eines österreichischen Pflanzenzüchters. Berlin
Fuchs und Hamburg 1958, S. 94-97. (P.) - HEUSER, OTTO E.: Carl Fruwirth, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 5, 1961, S. 672. - WUNDERLICH, GUSTAV: Carl Fruwirth (1862-1930). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/M. 1970, S. 306-320. (P. u. W.) - SCHNELL, F. W.: Die Züchtungssystematik
von
Carl Fruwirth und ihre Nachwirkungen. In: Geschichte und Naturwissenschaft in Hohenheim. Beiträge zur Natur-, Agrar-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Südwestdeutschlands. Festschrift für Günter Franz zum 80. Geburtstag. Herausgegeben von Harald Winkel. Sigmaringen 1982, S. 155-169.
Fuchs, Walter Heimich, • 29. Februar 1904 in Wien, t 11. September 1981 in Göttingen • Studierte Botanik imd Chemie an der Universität Wien und promovierte dort 1928 mit einer Arbeit aus dem Gebiet der physiologischen Chemie. Im gleichen Jahr ging er als Assistent Theodor Roemers an das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle. Zunächst beschäftigte er sich mit Fragen der Winterfestigkeit von Getreide, später interessierte er sich mehr und mehr für das Gebiet der Phytopathologie. 1932 übemahm er als Nachfolger von Max Hollrung das Lektorat für Pflanzenkrankheiten an der Universität Halle. In den folgenden Jahren widmete sich Fuchs überwiegend den Fragen der Resistenzzüchtung. 1937 habilitierte er sich in Halle mit der Schrift „Studien zum Resistenzproblem". Als Gemeinschaftswerk mit Theodor Roemer und Karl Isenbeck entstand das Buch „Die Züchtung resistenter Rassen der Kulturpflanzen" (Berlin 1938). 1942 wurde Fuchs zum planmäßigen außerordentlichen Professor ernannt und mit der Wahrnehmung des 1941 errichteten Lehrstuhls für Phytopathologie an der Universität Halle betraut. Nach 1945 war Fuchs zunächst freiberuflich tätig. 1948 übemahm er die Leitung der Zweigstelle Rosenhof des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Ladenbiu-g/Neckar. 1952 folgte er einem Ruf an die Universität Göttingen als ordentlicher Professor für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz. Hier wirkte er als Direktor des gleichnamigen Instituts bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1972. Zu seinen Forschungsschwerpunkten in Göttingen gehörten u. a. Untersuchimgen zur Aufklärung der
Wechselbeziehungen zwischen Wirtspflanze und Parasit. Fuchs verstand es meisterhaft, in übersichtlichen Handbuch-Beiträgen die engen Verbindungen von Teilgebieten der Phytomedizin mit den Nachbardisziplinen aufzuzeigen. Aus der Sicht des Pflanzenbaus sind hervorzuheben der gemeinsam mit Klaus von Rosenstiel verfaßte Beitrag „Ertragssicherheit" (Handbuch der Pflanzenzüchtung, 2. Aufl., Bd. 1, Berlin und Hamburg 1958, S. 365-442) und der gemeinsam mit Friedrich Großmann verfaßte Beitrag „Ernährung und Resistenz von Kulturpflanzen gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung Bd. 1,2. Hälfte, Wien und New York 1972, S. 1007-1107). Wiederholt hat sich Fuchs zu den wissenschaftlichen und praktischen Aufgaben seines Fachgebietes geäußert. Von diesen gnmdlegenden Beiträgen sind hervorzuheben: „Wege und Ziele der Pflanzenschutzforschung" (Kühn-ArchivBd. 50,1938, S. 251-274), „Pflanzenschutz in Wissenschaft und Praxis" (Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen Bd. 2, 1955, S. 2737) imd ,3ntwicklungsdynamik im Pflanzenschutz" (Archiv der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft Bd. 44, 1969, S. 101-124). Für die Wissenschaftsgeschichte der Phytomedizin bedeutsam ist sein Beitrag, Jlistory of physiological plant pathology" (Encyclopedia of Plant Physiology, New Series, Bd. 4,1976, S. 1-26). Für seine wissenschaftlichen Leistungen ist Fuchs mehrfach geehrt und ausgezeichnet worden. 1961 wurde er als Mitglied in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/S. aufgenommen und 1969 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Gießen. 1975 wurde ihm die Otto-Appel-Denkmünze verliehen, die höchste Auszeichnung des deutschen Pflanzenschutzes. Literatur: GROSSMANN, F.: Walter Heinrich Fuchs zum 60. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Bd. 71,1964, S. 65-67. (P.) - HEITEFUSS, R . : Professor Dr. W. H. Fuchs 70 Jahre. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 26, 1974, S.30. - Walter Heinrich Fuchs zur Verleihung der Otto-Appel-Denkmünze 1975. In: Nach-
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Fühling richtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 27,1975, S. 81-82. (P.) - HEITEFUSS, R.: Profes-
sor Dr. Walter Heinrich Fuchs t- In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 33, 1981, S. 192.
Fühling, Johann Joseph, • 2. August 1825 in Köln, t 2. November 1884 in Heidelberg • Studierte an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Poppelsdorf und an der Universität Bonn, hielt nach seinem Examen öffentliche Vorträge über Landwirtschaft und versuchte sich als Schriftsteller. Seinen literarischen Ruf begründete er mit dem Buch „Der praktische Rübenbauer. Anleitung zum Rübenbau mit ganz besonderer Berücksichtigung der Zuckerrübencultur. Nebst einer Abhandlung über die Erschöpfung des Bodens durch anhaltend fortgesetzten Zukkerrübenbau, ihre Ursachen und Vermeidung. Vom Landwirthschaftlichen Centraiverein der Provinz Sachsen gekrönte Preisschrift" (Bonn 1860,2. Aufl. 1863, 3. Aufl. 1877). Nach 1860 betätigte sich Fühling in der Politik. Als Abgeordneter des preußischen Landtages forderte er die Schließung der landwirtschaftlichen Akademien und stattdessen die Einrichtung von landwirtschaftlichen Instituten an den Universitäten. 1872 folgte er einem Ruf als 0. Professor für Landwirtschaftslehre an die Universität Heidelberg. Hier beschäftigte er sich überwiegend mit volks- und betriebswirtschaftlichen Fragen. Nach einem Schlaganfall trat er 1880 in den Ruhestand. Seine Schrift „Oekonomik der Landwirthschaft oder System der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Grundriß für Vorlesungen über landwirthschaftliche Betriebslehre" (Berlin und Leipzig 1876) hat sein Neffe Theodor Fühling später neubearbeitet und als Lehrbuch unter dem Titel „Oekonomik der Landwirthschaft oder Allgemeine Landwirthschaftslehre" (Beriin 1889) herausgegeben. Seine bedeutendsten Verdienste für die Landwirtschaft, insbesondere für den Pflanzenbau, erwarb sich Fühling als Herausgeber einer Fachzeitschrift. 1864 hatte er die Redaktion der 1852 gegründeten „Neuen landwirthschaftlichen Zeitung" übernommen. Unter seiner Ägide entwikkelte sich dieses Blatt, in dem fast alle bekannten Wissenschaftler und Praktiker der Landwirtschaft Beiträge veröffentlichten, zu einem fuh76
renden Fachorgan. Seit 1874 erschien diese Zeitschrift imter dem Titel „Fühling's Landwirthschaftliche Zeitung"; seit 1878 fiihrte sie den Untertitel „Centralblatt fiir praktische Landwirthschaft". Bis 1884 hat Fühling als Redakteur und Herausgeber 21 Jahrgänge in vorbildlicher Weise wissenschaftlich betreut. Die Zeitschrift erschien bis zum Jahre 1922. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 63-64. (P.) - DRÜLL, DAGMAR: Heidelber-
ger Gelehrtenlexikon 1803-1932. Berlin u. a. 1986, S. 76. Funke, Walter von, * 18. August 1832 in Königsberg (Preußen), t 10. Dezember 1900 in Berlin • Sohn eines Kaufmanns, studierte Volkswirtschaft und Landwirtschaft in Königsberg, Hohenheim und Berlin, absolvierte eine mehljährige praktische Tätigkeit auf verschiedenen Gutsbetrieben und erhielt 1862 eine Anstellung als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau. Er hieh Voriesungen über Wirtschaflslehre des Landbaus, Tierzucht und Geschichte der Landwirtschaft. 1864 wurde er zum Professor ernannt. 1865 folgte Funke einem Ruf an die Land- und Forstwirtschaftliche Akademie Hohenheim. Auch hier vertrat er die gleichen Fächer wie in Proskau. 1868 wurde er von der Universität Tübingen zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert, insbesondere aufgrund seiner Schrift „Betrachtungen über die Wirthschaftsorganisation von Landgütern im Lichte der neueren landwirthschaftlichen Naturforschung" (Stuttgart 1868). 1881 ging er also. Professor an die Universität Breslau, wo ihm die Direktion des neu einzurichtenden Landwirtschaftlichen Instituts übertragen wurde. Auf seinen eigenen Wunsch ließ er sich 1890 von seinen Amtspflichten entbinden. Seitdem lebte er in Berlin. Funke veröffentlichte mehrere Bücher zur Wirtschaftslehre des Landbaus. Mit pflanzenbaulichen Fragen beschäftigte er sich in der Schrift „Ueber Untergrundsdüngung und einen Untergrunds-Düngepflug. Grundlagen zu einer neuen Methode der Tiefcultur" (Beriin 1872) und in dem Beitrag ,JZur Tiefkultur mit Untergrundsdüngung" (Journal für Landwirtschaft Jg. 43, 1895, S. 13-47). Der König von Württem-
Ganssen berg verlieh ihm 1877 den persönlichen Adelstitel. Von der Philosophischen Fakultät der Universität Breslau erhielt er 1891 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: HOLDEFLEISS, F.: Walter von Funke. In: Chronik der Königlichen Universität zu Breslau für das Jahr vom 1. April 1900 bis 31. Mäiz 1901, Jg. 15, Breslau 1901, S. 136-139. - Dr. QUANTE: Walter
von Funke. In: Biographisches Jahrbuch und Deuts c h e r N e k r o l o g B d . 5 , 1 9 0 0 ( 1 9 0 3 ) , S. 2 5 2 - 2 5 3 .
Gallwitz, Karl, * 18. August 1895 in Sigmaringen/Donau, 117. Mai 1984 in Göttingen • Studierte Maschinenbau, erhielt 1922 an der Technischen Hochschule Stuttgart den Grad eines Diplom-Ingenieurs und war dann mehrere Jahre als „Gutsingenieur" in landwirtschaftlichen Großbetrieben tätig. Von 1926 bis 1929 arbeitete er als Assistent am Landmaschinen-Institut der Universität Königsberg, 1930 wurde er an der Technischen Hochschule Berlin mit der Arbeit „Werkstoffe und Abnutzung von Pflugscharen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 72, 1930, S. 1-50) zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert. Von 1930 bis 1935 leitete er die Maschinenberatungsstelle der Badischen Landwirtschaftskammer. Während dieser Zeit habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Karlsruhe mit der Arbeit „Beiträge zur Motorisierung der bäuerlichen Bodenbearbeitung" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 75, 1932, S. 347-388). Von 1936 bis 1965 vertrat Gallwitz das Fach Landtechnik an der Universität Göttingen, zunächst als Lehrbeauftragter, seit 1938 als a. o. Professor und seit 1952 als o. Professor und Leiter des von ihm errichteten Instituts für Landmaschinenkunde. Sein besonderes Interesse galt den Fragen der Pflanzenschutztechnik. Er beschäftigte sich aber auch mit Fragen der Bodenbearbeitung, des Mähdrusches, der Beregnimg und der Drainage. Zu den beachtenswerten Veröffentlichungen von Gallwitz gehören u. a. der Beitrag „Die Begegnung der Maschine mit dem Leben im Bereich der Landtechnik" (Vortragstagung der
Landwirtschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen vom 27. bis 29. Oktober 1953 in Göttingen. Hannover 1953, S. 95-110), die Darstellung über die Entwicklung der Pflanzenschutztechnik in Deutschland (Die Geschichte der Landtechnik im 20. Jahrhundert. Herausgegeben unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter von Günther Franz. Frankfiirt/Main 1969, S. 238-251) und die Schrift „Geschichte des Institutes für Landmaschinenkunde der Georg-August-Universität Göttingen" (o. 0.1980. - In veränderter Fassung unter dem gleichen Titel in: Miterlebte Landtechnik. Herausgegeben von der Max-Eyth-Gesellschaft für Agrartechnik und vom Kuratorium für Technik imd Bauwesen in der Landwirtschaft. Bd. 1, Darmstadt 1981, S. 115-125). Literatur: Professor Dr.-lng. Karl Gallwitz 70 Jahre. In: Landtechnik Jg. 20, 1965, S. 650. - Karl Gallwitz verstorben. In: Landtechnik Jg. 39, 1984, S. 380-381.
Ganssen, Robert, • 22. März 1903 in Beriin, 120. Februar 1983 in Lüneburg • Studierte seit 1921 Naturwissenschaften und wurde 1926 an der Universität Berlin mit einer Arbeit im Fach Chemie promoviert. Dann wandte er sich der Bodenkunde zu. Nach seiner Habilitation im Jahre 1935 arbeitete er überwiegend auf dem Gebiet der forstlichen Bodenkunde. Viele Jahre lang war er bodenkundlicher Sachbearbeiter an der Versuchsanstalt für Waldwirtschaft in Eberswalde. 1950 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Bodenkunde an der Forstlichen Abteilung der Universität Freiburg/Breisgau. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1971. In Freiburg beschäftigte sich Ganssen u. a. mit Fragen der Bodenklassifikation, der Bodenerhaltung und der Bodenmelioration. Seine größten Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der Bodengeographie. Er bemühte sich vor allem, die weltweit gültigen, landschaftsabhängigen Gesetzmäßigkeiten der Bodenbildung zu erforschen. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studien hat er zusammengefaßt in dem Buch „Bodengeographie. Mit besonderer Berücksichtigung der Böden Mitteleuropas" (Shittgart 1957, 2. Aufl. unter Mitarbeit von Zlato Graöanin, 1972) und in dem gemeinsam mit Friedhelm Hädrich 77
Gassner herausgegebenen ,^tlas zur Bodenkunde" (Mannheim 1965 = B. I.-Hochschulatlanten 301a-301e). Angeregt durch eine längere Forschungsreise nach Südwestafrika befaßte sich Ganssen seit 1958 auch mit Problemen der Bodennutzung in Trockengebieten. Die Ergebnisse dieser Forschungen fanden ihren Niederschlag u. a. in den beiden Büchern „Südwest-Afrika. Böden und Bodenkultur. Versuch einer Klimapedologie warmer Trockengebiete" (Berlin 1963) und „Trockengebiete. Böden, Bodennutzung, Bodenkultivierung, Bodengefährdung. Versuch einer Einfuhrung in bodengeographische und bodenwirtschaftliche Probleme arider und semiarider Gebiete" (Mannheim 1968 = B. I.-Hochschultaschenbücher 354/354 a). Von den weiteren Veröffentlichungen Ganssens sind hervorzuheben der Beitrag „Zur neueren Entwicklung der Bodenkunde" (Forschungen und Fortschritte Jg. 28, 1954, S. 201-204) und das Buch „Grundsätze der Bodenbildung. Ein Beitrag zur theoretischen Bodenkunde" (Mannheim 1965 = B. I.-Hochschultaschenbücher 327). Ganssen pflegte sehr enge Kontakte zu den Nachbardisziplinen der Bodenkunde. Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft emannte ihn 1981 zu ihrem Ehrenmitglied. Literatur: M O L L , W . , H Ä D R I C H , F . u. G R A C A N I N , Z . : Herrn Professor Dr. Robert Ganssen zum 65. Geburtstag am 22. März 1968. In: Festschrift Robert Ganssen zum 65. Geburtstag. Freiburg 1968, S. 1-7. (W.) - H Ä D R I C H , FRIEDHELM: Robert Ganssen zum Gedenken. In: Freiburger Universitätsblätter H. 79, 1983, S. 6-7. (F.). Gassner, Gustav, • 17. Januar 1881 in Berlin, t 5. Februar 1955 in Lüneburg • Studierte zunächst Elektrotechnik, dann Naturwissenschaften und promovierte 1906 in Berlin mit einer Arbeit über den Galvanotropismus der Wurzeln. Bereits 1907 wurde er als Professor ftir Botanik und Phytopathologie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Montevideo berufen. 1910 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Botanischen Staatsinstituten in Hamburg. 1912 habilitierte er sich an der Universität Kiel ftir das Fach Botanik. In den folgenden Jahren war er an der Universität Rostock tätig und wurde dort 1916 zum a. o. Professor ernannt. 78
1918 folgte Gassner einem Ruf an die Technische Hochschule Braunschweig als o. Professor ftir Botanik und Direktor des Botanischen Gartens. 1933 wurde er aus politischen Gründen aus dem Staatsdienst entlassen. 1934 ging er nach Ankara und errichtete dort im Auftrag der türkischen Regierung ein Zentralinstitut ftir Pflanzenschutz, dem er bis 1939 als Direktor vorstand. Vom Beginn des Zweiten Weltkrieges bis 1945 war er Leiter einer nach seinen eigenen Plänen eingerichteten Abteilung ftir biologische Forschung in einem Chemiebetrieb bei Magdeburg. 1945 übemahm Gassner wieder seinen ahen Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Braunschweig, wo er als erster Nachkriegsrektor den Lehr- und Forschungsbetrieb der stark zerstörten Hochschule wieder in Gang brachte. Gleichzeitig gelang es ihm, die in der britischen Besatzungszone liegenden und die während des Krieges nach dorthin ausgelagerten Institute und Dienststellen der ehemaligen Biologischen Reichsanstalt unter seiner Leitung zu einer Biologischen Zentralanstalt zusammenzufassen. Von 1947 bis 1951 war er Präsident dieser Anstalt. Während dieser Zeit schuf er das Fundament für die heutige „Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft". Gassner gehörte zu den ftihrenden Vertretern auf dem Gebiet der angewandten Botanik. Er beschäftigte sich überwiegend mit Kulturpflanzen, insbesondere mit den Getreidearten. Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet waren die Brand- imd Rostkrankheiten des Getreides. Entscheidend verbesserte er die Methoden der Saatgutbeizung. Seine Arbeiten über die Entwicklungsbedingungen der Getreidearten wurden wegweisend für die Vemalisationsforschimg. In bedeutenden Beiträgen hat er auch Fragen der Keimungsphysiologie, u. a. das Problem der Licht- und Dunkelkeimung behandelt. 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen dokumentieren das herausragende Lebenswerk Gassners. Von seinen Buchveröffentlichungen hervorzuheben ist das Lehrbuch „Mikroskopische Untersuchung pflanzlicher Nahrungs- und Genußmittel" (Jena 1931, 3. Aufl. Stuttgart 1955). Beachtenswert für den Pflanzenbau sind besonders seine beiden imifassenden Übersichtsbeiträge über Pflanzenkrankheiten im
Gehring „Handbuch der Landwirtschaft" (Herausgegeben von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer. Bd. 2, Berlin 1929, S. 447-524; 2. Auflag herausgegeben von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann. Bd. 1 Berlin und Hamburg 1952, S. 549-623). Gassner ist für seine wissenschaftlichen und organisatorischen Leistungen vielfach geehrt und ausgezeichnet worden. Er war Ehrenprofessor der Universität Montevideo, Ehrendoktor der Universität Göttingen, Ehrensenator der Technischen Hochschule Braunschweig, Ehrenpräsident der Vereinigung filr Angewandte Botanik und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. 1952 verlieh ihm der Bundespräsident das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Literatur: HASSEBRAUK, KURT: Festrede zum 70. Geburtstage von Professor Dr. Dr. h. c. Gustav Gassner am 17. Januar 1951. Braunschweig 1951. RICHTER, H.: Gustav Gassner T- In: Phytopathologische Zeitschrift Bd. 23, 1955, S. 221-232. (F. u. W.) - HASSEBRAUK, K.: Gustav Gassner 1881-1955. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 68 a, 1955, S. 189-192. (F.) - HEY,A.: Zum
Ableben Gustav Gassners. In: Nachrichtenblatt für den Deutschen Fflanzenschutzdienst N. F. Jg. 9, 1955, S. 80. - HASSEBRAUK, KURT: Johann Gustav Gaßner, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 6,1964, S. 83-84.
Gehring, Alfi'ed, * 21. Juli 1892 in Hameln, t 18. April 1972 in Wiesbaden • Studierte seit 1910 Chemie an den Universitäten Jena, Kiel und Göttingen und promovierte 1914 in Göttingen mit einer Arbeit über die Physiologie denitrifizierender Bakterien. 1922 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Braunschweig mit der Schrift „Beitrag zur Klärung der Düngerwirkung organischer Substanzen" (Braunschweig 1922). Von 1922 bis 1935 war er Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation der Landwirtschaftskammer Braunschweig. Während dieser Zeit hielt er an der Technischen Hochschule Braunschweig Vorlesungen über Bakteriologie, Bodenkunde, Düngemittellehre und Chemie der Ackerböden. 1929 erhielt er den Titel eines a. o. Professors, 1931 erfolgte seine Emennimg zum Oberlandwirtschaftskammerrat. Seit 1936 arbeitete er als stellvertretender
Direktor bzw. Abteilungsleiter im Chemischen Laboratorium Fresenius in Wiesbaden. Die von Gehring an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Braunschweig durchgeführten Forschungsarbeiten erbrachten wichtige Erkenntnisse für die Theorie und Praxis der Düngerlehre. Die meisten seiner wissenschaftlichen Beiträge hat er in der „Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde" publiziert. Von seinen praxisnahen Schriften sind hervorzuheben: „Neuere Anschauungen über die Kalkbedürftigkeit des Bodens nach Versuchen der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Braunschweig" (Berlin 1926), „Felddüngungsversuche. Die Wirkung künstiicher Düngemittel auf braunschweigischen Böden in ihrer Abhängigkeit von Boden, Klima und Betriebsführung" (Braunschweig 1927 = Arbeiten der Landwirtschaftskammer Braunschweig H. 2) und „Die Anwendung und Wirkung der Kalisalze auf Grund neuerer Versuche" (Berlin 1930 = Arbeiten der Landwirtschaftskammer Braunschweig H.4). Für das von Edwin Blanck herausgegebene „Handbuch der Bodenlehre" (Bd. 8, Beriin 1931) schrieb Gehring die Beiträge „Bestimmung der im Boden im leichtlöslichen Zustande vorhandenen Nährstoffe" (S. 106-148) und „Die Bodenabsorption und der Basenaustausch in ihrer Bedeutung für den Fruchtbarkeitszustand des Bodens" (S. 183-317). In dem von Fritz Honcamp herausgegebenen „Handbuch der Pflanzenemährung und Düngerlehre" (Bd. 1, Berlin 1931) ist er Autor des Beitrages „Chemische und physikalische Bodeneigenschaften in ihrer Bedeutung für das Pflanzenwachstum" (S. 446526). Literatur: WEHRMANN, O.: Über die wissenschaftliche Tätigkeit in der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Braunschweig in den Jahren 1921-1935. In: Bodenfhichtbarkeit als Fundament der Qualitätserzeugung. Festschrift zum 90jährigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstah Ebstorf (früher Braunschweig). Herausgegeben von F. Giesecke. Uelzen/Hann. 1952, S. 35-52. (W.) - POGGENDORFF, J . C.: BiographischLiterarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 2, 1958, S. 174-175. (W.) - Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 9,1991, S. 80.
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Geiger Geiger, Rudolf, • 24. August 1894 in Erlangen, 122. Januar 1981 in München • Studierte Mathematik, promovierte 1920 an der Universität Erlangen, arbeitete seit 1922 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bayerischen Landeswetterwarte und habilitierte sich 1927 an der Universität München für das Fachgebiet Meteorologie und Klimatologie. Von 1937 bis 1945 war er Direktor des Meteorologisch-Physikalischen Instituts der Forstlichen Hochschule Eberswalde und von 1948 bis 1959 o. Professor und Leiter des Meteorologischen Instituts der Universität München. Geiger gehört zu den bedeutendsten Wegbereitem der Mikroklimatologie. Das vorhandene Wissen über dieses Fachgebiet und die Ergebnisse eigener Freilandexperimente hat er erstmals 1927 zusammengefaßt in dem Buch (zugleich seine Habilitationsschrift) „Das Klima der bodennahen Luftschicht" (Braunschweig 1927 = Die Wissenschaft Bd. 78). In den folgenden Jahrzehnten sind drei weitere, jeweils gnmdlegend überarbeitete Auflagen erschienen (2. Aufl. 1942, 3. Aufl. 1950, 4. Aufl. 1961). Auch Ausgaben in englischer, spanischer und russischer Sprache liegen vor. Das Buch mit einem Höchstmaß an anschaulicher Information gilt als ein bahnbrechendes internationales Standardwerk der Meteorologie und Klimatologie.
der Universität Leipzig angegliederten Betriebswirtschaftlichen Forschungsstelle für Grünlandwirtschaft. Hier arbeitete er eng mit Friedrich Falke zusammen. An der Universität Leipzig hatte er einen Lehrauftrag für Weidewirtschaft. 1939 siedelte er nach Berlin über und übernahm Aufgaben im Reichsnährstand. 1940 wurde er Direktor des Instituts für Grünlandwirtschaft der neugegründeten Reichsforschungsanstalt für alpine Landwirtschaft in Admont (Steiermark). Geith veröffentlichte in landwirtschaftlichen Zeitschriften eine Vielzahl von Beiträgen über Weidewirtschaft, von denen mehrere auch als eigenständige Schriften erschienen sind. Von seinen umfangreicheren Publikationen sind hervorzuheben die gemeinsam mit Karl Fuchs verfaßte „Grünlandfibel. Praktische Anleitung zur Anlage, Pflege und Bewirtschaftung des Grünlandes" (Berlin 1932, 2. Aufl. 1936, 3. Aufl. 1941, 4. u. 5. Aufl. 1943 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 13) und die Broschüre „Neuzeitliche Weidewirtschaft" (Beriin 1939,2. Aufl. 1940,3. u. 4. Aufl. 1943). Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehört die gemeinsam mit Franz Zürn verfaßte Studie „Die Leistungen der deutschen Weiden und die nachhaltige Verbesserung ihrer Erträge" (Berlin 1941 = Berichte über Landwirtschaft N. F. Sonderheft 152).
Literatur: B A U M G A R T N E R , A.: Nachruf - Prof Dr. Dr. h. 0. Rudolf Geiger. In: Mitteilungen der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft Jg. 33, 1981, H. 1,8.21-24.
Literatur: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifthims (GV) 1911-1965 Bd. 42, 1977, S. 322. (W.) - Personalakten über R. Geith im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden.
Geith, Richard, * 11. Dezember 1900 in Hamburg, 110. März 1945 bei Budapest • Studierte Landwirtschaft an der Universität Leipzig und erhielt 1923 eine Anstellung bei der Sächsischen Landwirtschaftskammer. Von 1923 bis 1929 war er Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Grünlandwirtschaft im Freistaat Sachsen und seit 1925 zugleich Leiter der Auskunftsstelle für Grünlandwirtschaft in Annaberg/Erzgebirge. 1929 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Arbeit „Die Bodennutzungssysteme im sächsischen Erzgebirge und Vogtlande" (Dresden 1930=Arbeiten der Arbeitsgemeinschaft für Grünlandwirtschaft im Freistaat Sachsen H. 13).
Gentner, Georg, * 6. Dezember 1877 in Wallerstein bei Nördlingen, t 19. März 1940 in Ettenberg bei Berchtesgaden • Studierte zunächst Pharmazie, dann Botanik und promovierte 1905 als Schüler des Botanikers Karl von Goebel an der Universität München. 1908 erhielt er eine Anstellung als Assistent an der Bayerischen Agrikulturbotanischen Anstalt in München (1917 umbenannt in Bayerische Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz) und wurde 1911 zum Leiter der Abteilung für Samenkontrolle ernannt. Seit 1923 hielt er Vorlesungen über landwirtschaftliche Samenkunde an der Technischen Universität München. 1929 wurde ihm der Titel eines Professors verliehen. 1938 trat er in den Ruhestand.
Seit 1929 war Geith Geschäftsftihrer der dem Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre 80
Geriach Während seiner 28jährigen Amtszeit hat Gentner die von ihm geleitete Abteilung für Samenkontrolle zu einer der bedeutendsten deutschen Saatgutprüftingsstellen ausgebaut. Wegweisend für den Saatguthandel wurde die erstmals 1912 von seiner Abteilung eingeführte Sackplombierung für Klee- und Grassämereien. Besonders intensiv beschäftigte sich Gentner mit Fragen der Bestimmung und Beurteilung des Gesundheitszustandes und des Herkunftswertes von Saatgut. In Zusammenarbeit mit Lorenz Hiltner bearbeitete er Probleme der Saatgutbeizung. Die meisten Beiträge Gentners sind in der anstaltseigenen Zeitschrift „Praktische Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz" erschienen. Die wesentlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus seiner langjährigen Tätigkeit auf dem Gebiet des Saatgutwesens hat er in dem Buch „Das gärtnerische Saatgut" (Stuttgart 1938 = Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau Bd. 44) zusammengefaßt. Literatur: M E R L , E.: Professor Dr. Georg Gentner. In: Praktische Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Jg. 16,1938/39, S. 105-113. (R u. W.). Gericke, Siegfried, * 8. September 1901 in Werben bei Wittenberg, 114. November 1987 in Essen • Sohn eines Theologen, studierte Chemie in Münster und Göttingen und promovierte an einer Universität in Frankreich. 1928 wurde er Leiter des chemischen Laboratoriums der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt der Thomasphosphatfabriken in Berlin-Dahlem. Von 1935 bis 1967 war er Leiter dieser Versuchsanstalt, die 1949 nach Essen-Bredeney verlegt wurde. Gericke hat umfangreiche Forschungsarbeiten über die Phosphatversorgung der Kulturpflanzen durchgeführt. Von 1931 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1967 war er Hauptschriftleiter der Zeitschrift „Die Phosphorsäure". Er veröffentlichte fast 400 wissenschaftliche Beiträge, davon über 100 in dieser Zeitschrift. Außerdem schrieb er eine Vielzahl von Büchern und Broschüren über die Düngung der Feldfrüchte. Wissenschaftshistorisch beachtenswert sind seine unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges erschienenen Bücher u. a. „Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Ertragssteigerung im deutschen Hackfruchtbau" (Wiesba-
den 1947) und „Düngemittel und Düngung in der deutschen Landwirtschaft" (Berlin 1948), sowie sein Beitrag „Probleme der Humuswirtschaft" (Probleme der Wissenschaft in Vergangenheit und Gegenwart, H. 6. Herausgegeben von Gerhard Kropp. Beriin 1948, S. 49-187). Für seine Verdienste als Wissenschaftler und Förderer der Landwirtschaft erhielt Gericke 1966 die vom Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten gestiftete Sprengel-Liebig-Medaille in Gold. Literatur: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schriftnims (GV) 1911-1965. Bd. 42, 1977, S. 636-638. (W.). Gerlach, Max, * 28. Mai 1861 in Prenzlau, t 30. März 1940 in Beriin-Steglitz • Studierte Chemie und Landwirtschaft an der Universität Halle/S., promovierte dort 1888 und arbeitete anschließend mehrere Jahre als Assistent bei Max Maercker an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Halle. 1893 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Posen. Durch seine rege Versuchstätigkeit förderte er nachhaltig die Landwirtschaft in dieser Region. 1900 richtete er das Versuchsgut Pentkowo und 1905 das Versuchsgut Mocheln ein. Seit 1904 führte er den Professorentitel. 1906 folgte Gerlach dem Ruf als Direktor an das neugegründete „Kaiser Wilhelms Institut für Landwirtschaft in Bromberg". Dessen Abteilungen hat er in einem reich bebilderten Bericht eindrucksvoll beschrieben (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 37,1908, S. 181-200 u. lOTaf.). Durch die Ereignisse nach dem Ersten Weltkrieg ging diese Forschungsstätte 1919 in polnischen Besitz über. Gerlach siedelte nach Berlin über und leitete dort von 1923 bis 1930 eine Versuchsanstalt für Pflanzen- und Futterveredelung. An allen seinen Wirkungsstätten widmete sich Gerlach besonders den Fragen der Düngung. 1932 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: N I K L A S , H.: Geheimrat Prof. Dr. Gerlach 75 Jahre alt. In: Das Superphosphat Jg. 12,1936, S. 73-74. - EHRENBERG, P A U L : Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Dr. h. 0. Max Gerlach t- In: Der Forschungsdienst Bd. 9,1940, S . 487. - STRAHLMANN, B E R E N D : Max Gerlach, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 6,1964, S. 302. 81
Giesecke Giesecke, Fritz, • 25. Januar 1896 in Hannover, 17. Oktober 1958 in Braunschweig • Studierte an der Technischen Hochschule Hannover und an der Universität Berlin, promovierte 1923 an der Universität Göttingen mit einer Arbeit über die Wirkung des Stickstoffs von Hamstoffverbindungen auf die Pflanzenproduktion und erwarb 1927 die Venia legendi für das Fachgebiet Agrikulturchemie. Im April 1928 reiste er als Mitglied einer landwirtschaftlichen ExpertenKommission in die Türkei. Dort wurde er zum Direktor und Professor eines neu zu gründenden Instituts für Agrikulturchemie und Bodenbakteriologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Ankara berufen. Im Juni 1929 kehrte er an die Universität Göttingen zurück. Als Privatdozent lehrte er bis 1934 am Agrikulturchemischen und Bodenkundlichen Institut, dann folgte er einem Ruf der Landwirtschaftlichen Hochschule Beriin und übernahm dort den Lehrstuhl für Pflanzenemährungslehre und Bodenbiologie. In Berlin beschäftigte sich Giesecke bevorzugt mit Fragen der Stickstoffdüngung. Die meisten seiner experimentellen Arbeiten veröffentlichte er in der Zeitschrift „Bodenkunde und Pflanzenemährung", die er von 1936 bis 1945 als Herausgeber bzw. Mitherausgeber redaktionell betreut hat. Von 1936 bis 1942 war Giesecke Vorsitzender des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsanstalten und von 1941 bis 1945 Vorsitzender der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. Ein Sonderauftrag führte ihn von 1943 bis 1945 nach Schweden als Präsident des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts in Stockholm. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Giesecke auch in führenden Positionen der Internationalen Bodenkimdlichen Gesellschaft tätig. Seit 1951 leitete er als Direktor die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt in Ebstorf Die Anstalt wurde drei Jahre später an ihren alten Standort Braunschweig verlegt. 1958 mußte Giesecke aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Giesecke ist Mitautor mehrerer Beiträge in dem von Edwin Blanck herausgegebenen „Handbuch der Bodenlehre". Sein wichtigster Beitrag in diesem Handbuch ist der historische Überblick über die Entwicklung der Bodenkunde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (Bd. 1, 82
Beriin 1929, S. 28-86). Während des Zweiten Weltkrieges sammelte Giesecke Material über Leben und Werk Carl Sprengeis. Die von ihm geplante Carl Sprengel-Biographie blieb jedoch unvollendet. Der erste Teil des 1945 abgeschlossenen Manuskriptes befindet sich im Archiv der Universität Hohenheim. In der Festschrift zum 90jährigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsstation Ebstorf, die unter dem Titel „Bodenfhichtbarkeit als Fundament der Qualitätserzeugung" (Uelzen/Hann. 1952) erschien, hat Giesecke jedoch in mehreren Beiträgen die in Vergessenheit geratenen Leistungen Sprengeis und deren Bedeutung für die Entwicklung der Landbauwissenschaft klar herausgearbeitet. Gieseckes wichtigste Buchveröffentlichimg ist eine Monographie über den Gefäßversuch. Sie erschien als Band 9 des „Handbuches der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik" unter dem Titel „Der Vegetationsversuch. 2. Der Gefaßversuch und seine Technik" (Radebeul und Beriin 1954). Über die Geschichte des Gefäßversuchs schrieb Giesecke einen Beitrag in der „Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie" (Jg. 5, 1957, S. 193-197). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 586. - POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Namrwissenschaften Bd. VII a, Tl. 2,1958, S. 201202. (W.) - MAIWALD, K.: Professor Dr. Fritz Giesecke (1896-1958). In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 7, 1959, S. 127128.
Gilbert, Joseph Henry,» 1. August 1817 in Hull (England), t 23. Dezember 1901 in Harpenden (England) • Studierte Chemie in Glasgow imd London, arbeitete 1840 mehrere Monate im chemischen Laboratorium Justus Liebigs in Gießen und promovierte im gleichen Jahr an der Universität Gießen. Von 1843 bis 1900 war er engster Mitarbeiter von John Bennet Lawes auf der Versuchsstation Rothamsted bei Harpenden. Gemeinsam mit ihm publizierte er zahlreiche Beiträge über die Ergebnisse der Rothamsteder Dauerversuche. Literatur: HALL, A. D.: The Book ofthe Rothamsted
Experiments. London 1905. (P.u. W.) - FARRAR, W. V.: John Bennet Lawes and Joseph Henry Gilbert.
Gisevius In: Dictionary of Scientific Biography Bd. 8, 1973, S. 92-93. Gisevius, Paul, * 28. September 1858 in Wartenburg (Ostpreußen), t 26. November 1935 in Gießen • Studierte seit 1879 Naturwissenschaften und Landwirtschaft an den Universitäten Königsberg und Bonn sowie an der Landwirtschaftlichen Akademie in Poppelsdorf. 1883 wurde er an der Universität Bonn zum Dr. phil. promoviert mit der Dissertation „Beiträge zur Methode der Bestimmung des specifischen Gewichts von Mineralien und der mechanischen Trennung von Mineral-Gemengen" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 28, 1883, S. 369-449; zugl.: Berlin 1883). Das Rigorosum absolvierte er in den Fächern Chemie und Mineralogie. 1884 bestand Gisevius das Examen als Landwirtschaftslehrer in Königsberg. Anschließend arbeitete er in der landwirtschaftlichen Praxis. 1886 trat er als Wanderlehrer in den Dienst des Ostpreußischen Landwirtschaftlichen Centraivereins und richtete in dessen Auftrag in Braunsberg eine landwirtschaftliche Winterschule ein. 1888 erhielt er eine Anstellung als Lehrer an der Landwirtschaftsschule in Dahme (Mark Brandenburg). Seit 1896 leitete er diese Schule als Direktor. 1898 folgte Gisevius einem Ruf an die Universität Königsberg. Hier wirkte er bis 1903 am Landwirtschaftlichen Institut als a. o. Professor fiir Allgemeine und Spezielle Pflanzenproduktionslehre. Neben den pflanzenbaulichen Hauptvorlesungen hielt er auch Kollegs über Grünlandlehre, Kulturtechnik und Pflanzenzüchtung. Er erhieh ein Versuchs- und Demonstrationsgut in der Nähe von Königsberg. Über die zahlreichen Sortenversuche, die er hier und auch auf anderen Versuchsflächen in Ostpreußen durchführte, hat er zwei umfangreiche Berichte veröffentlicht: „I. Bericht (1899) über die mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer in Königsberg i. Pr. ausgefiihrten Sortenanbau-Versuche mit Beiträgen zur Untersuchung der Getreidekömer" (Berlin 1900) und „Die Sortenfrage in den Nordost-Provinzen. Ein Führer fiir die Auswahl passender Getreide- und Kartoffel-Sorten und i e Königsberger Sortenanbau-Versuche zur Prüfiing neuer Sorten. II. Jahresbericht
(1900)" (Berlin 1901). Außerdem erstellte er den Gesamtbericht über die im Auftrag der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in den Jahren 1900 bis 1902 an unterschiedlichen Standorten durchgeführten ,^Anbauversuche mit Rotklee verschiedener Herkunft" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 83, 1903). 1903 wurde Gisevius als o. Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts an die Universität Gießen berufen. Nach dem Vorbild anderer Universitäten schuf er in Gießen die Voraussetzungen für einen eigenständigen landwirtschaftlichen Studiengang. Das Landwirtschaftliche Institut baute er zu einer angesehenen Forschungsstätte aus. Er errichtete zunächst eine Wetterdienststelle und eine Hauptstelle für Pflanzenschutz. In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Hessen-Nassau gelang es ihm, dem Institut eine Maschinenprüf\mgsanstah, eine Samenkontrollstation, eine Kartoffelversuchsstelle und eine Braugerstenbonitierungsstelle anzugliedern. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer führte zu einer engen Verbindung mit der landwirtschaftlichen Praxis. Die Mehrzahl seiner Feldversuche mußte Gisevius allerdings auf gepachteten Flächen durchführen. Erst kurz vor seiner Emeritierung stellte ihm das Land Hessen eine Versuchswirtschaft für Forschungszwecke zur Verfügung. Gisevius ist Autor einer Vielzahl pflanzenbaulicher Bücher und Schriften. Zu seinen erfolgreichsten Werken gehört das gemeinsam mit Karl Droysen verfaßte Lehrbuch ,Ackerbau, einschließlich Gerätelehre" (Beriin 1893, 10. Aufl. 1921 = Landwirtschaftliche Unterrichtsbücher Bd. 1). Von Eduard Birnbaums Lehrbuch „Pflanzenbau" (Beriin 1893, 2. Aufl. 1894 = Landwirtschaftliche Unterrichtsbücher Bd. 2) hat Gisevius bis 1920 acht weitere Auflagen neubearbeitet und herausgegeben. Die landwirtschaftliche Botanik behandek er in zwei populärwissenschaftlichen Büchern: „Das Werden und Vergehen der Pflanzen" (Leipzig 1907=Aus Natur und Geisteswelt Bd. 173) und „Die landwirtschaftliche Naturkunde. Ein Leitfaden für Lehrer an ländlichen Fortbildungsschulen, sowie zum Selbstunterricht" (Gießen 1907, 2. Aufl. 1912,3. Aufl. 1923). 83
Gistl Praxisorientierte Publikationen von Gisevius über landwirtschaftliche Bodenkunde, Bodenbearbeitung und Bodenbearbeitungsgeräte sind die Schriften „Der Boden" (Hannover 1907 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 7), „Bodenverbesserung und Bodenbearbeitung" (Hannover 1907 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 8; zugl. unter dem Titel „Der Boden, seine Bearbeitung und Verbesserung". Leipzig 1921 = Handbuch für die gesamte Landwirtschaft Abt. 18-20), „Die Anwendung und Wirkung von Eggen und Schlichten" (Berlin 1912,2. Aufl. 1923 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 8), „Geräte für Acker- und Wiesenbau. L Teil: Walze, Krümmer, Kultivator, Federzahngeräte, ihre Bauart, Wirkung und Verwendung" (Beriin 1912, 2. Aufl. 1921 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 9) und „Neuerungen an den Pflugwerkzeugen und der neueste Stand des Motorpfluges" (Beriin 1913 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 14). Zu den aus pflanzenbaulicher Sicht beachtenswerten Veröffentlichungen von Gisevius gehören auch sein gemeinsam mit Georg Derlitzki verfaßtes Buch „Der Futterbau" (Friedrichswerth 1915 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 12), sein Bericht „Aus den Arbeiten der Kartoffelversuchsstelle Gießen" (Beriin 1917 = Arbeiten der Kartoffelbaugesellschaft H. 12), eine „Kartoffelsortenliste 1917" (Beriin 1917) mit einer „Ergänzungsliste der Kartoffelsorten 1921" (Berlin 1921) und eine gemeinsam mit Georg Derlitzki verfaßte Broschüre über „Beiträge zur Düngerkalkfrage" (Breslau 1919). Außerdem war er Herausgeber der 5. und 6. Auflage des „Illustrierten Landwirtschafts-Lexikons" (Beriin 1920 u. 1923). Gisevius trat 1925 in den Ruhestand. Bereits während seiner Amtszeit ist er mit Verdienstmedaillen und hohen Orden ausgezeichnet worden. Seit 1917 führte er den Titel „Geheimer Hofrat". Für hervorragende Verdienste um die Agrarwissenschaften verleiht die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Gießen seit 1963 eine „Gisevius-Plakette". Literatur: DERLITZKI, G E O R G : 70. Geburtstag des Geheimrats Professor Dr. Gisevius. In: Gießener Anzeiger Jg. 178, Nr. 228 vom 27. September 1928. STÄHLIN, ADOLF:PaulGisevius(1858-1935) - Professor der Landwirtschaftswissenschafl. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun84
derts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Press. Tl. 1 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 35. Lebensbilderaus Hessen Bd. 2). Marburg 1982, S. 276286. (P.). Gistl, Rudolf, » 22. Januar 1891 in Zwiesel (Bayerischer Wald), f 4. März 1968 in München • Seit 1927 als Privatdozent am Botanischen Institut der Technischen Universität München tätig, später als a. o. Professor und seit 1939 als o. Professor. Von 1947 bis 1959 leitete er als Direktor das Institut für Angewandte Botanik der Technischen Universität München. Gistl beschäftigte sich vorwiegend mit der Herkunft, der Gewinnung, den Eigenschaften und den Verwendungsmöglichkeiten pflanzlicher Rohstoffe, sowie von Lebens- und Genußmitteln. Diese Forschungen fanden ihren Niederschlag in seinen beiden Hauptwerken: in dem gemeinsam mit Arnold Freiherr von Nostitz verfaßten Buch „Handelspflanzen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz" (Stuttgart 1932) und in dem Werk „Naturgeschichte pflanzlicher Rohstoffe" (Beriin 1938). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 591. Gleditsch, Johann Gottlieb, » 5. Februar 1714 in Leipzig, f 5. Oktober 1786 in Beriin • Studierte Philosophie, Medizin und Botanik in Leipzig, promovierte 1742 zum Dr. med. an der Universität Frankfurt/Oder und hielt dort Vorlesungen über Physiologie und Botanik. 1746 wurde er zum Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Berlin ernannt. Gleditsch war sowohl auf den Gebieten der Botanik, der Medizin und der Pharmazie, als auch in vielen Teilbereichen der Forst- imd Landwirtschaft forschend tätig. Sein wissenschaftliches Hauptwerk „Systematische Einleitung in die neuere aus ihren eigenthümlichen physikalisch-ökonomischen Gründen hergeleitete Forstwissenschaft" (2 Bde. Beriin 1774 u. 1775) hat vor allem die Entwicklung der Forstbotanik in Deutschland maßgebend beeinflußt. Bei seinen acker- und pflanzenbaulichen Forschungen standen Untersuchungen zur Verminderung der Bodenerosion und Anbauversuche mit neuen bzw. volkswirtschaftlich wichtigen Kulturpflanzen (Kartoffel, Hopfen) im Mittel-
Görbing punkt. Die wichtigsten Ergebnisse über diese Versuche hat er in mehreren Sammelbänden veröffentlicht u. a. in: „Vermischte PhysicalischBotanisch-Oeconomische Abhandlungen" (3 Bde. Halle 1765-1767). Literatur: JAHN, ILSE: Johann Gottlieb Gleditsch, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 6, 1964, S. 442-443. - NATHO, GÜNTHER: Das Schrif-
tenverzeichnis von Johann Gottlieb Gleditsch. In: Gleditschia
Bd. 3,
1975,
S. 5-27. - KRAUSCH,
HEINZ-DIETER: Das Wirken von Johann Gottlieb Gleditsch auf dem Gebiete der Landeskultur. In: Gleditschia Bd. 5,1977, S. 5-35.
Gliemeroth, Georg, » 2. November 1907 in Kassel, t 18. September 1982 in Stuttgart-Hohenheim • Studierte Landwirtschaft in Göttingen und Berlin und promovierte 1932 bei Kurt Opitz mit der Arbeit „Morphologische und physiologische Unterschiede ökologisch stark differenzierter Sommerweizensorten" (Diss. Landwirtschaftliche Hochschule Berlin 1932). Anschließend war er als Wirtschaftsberater in Mecklenburg tätig. Seit 1935 arbeitete er als Assistent am Institut für Pflanzenbau der Universität Göttingen, wo er sich 1938 mit der Arbeit „Untersuchungen zur Frage der Weizenmischsaaten" (Journal für Landwirtschaft Bd. 85, 1938, S. 254-308) habilitierte. 1946 wurde er zum a. o. Professor ernannt. 1963 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau der Universität Hohenheim. Gliemeroths Forschungsschwerpunkte in Göttingen waren zunächst Untersuchungen zum Wasserhaushalt der Lößböden und zum Wurzelwachstum der Feldfhichte. Hervorzuheben sind seine Untersuchungen über die Beziehungen zwischen dem Wasserentzug der Pflanzen aus den tieferen Bodenschichten und der Durchwurzelungstiefe (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 95, 1952, S. 21-46) und über die Beeinflussung des Wurzelwachstums durch Bodenbearbeitung und Unterbodendüngung (Zeitschrift fiir Acker-und Pflanzenbau Bd. 96,1953, S. 1-44). Viele der hierbei angewandten Methoden wurden für die weitere pflanzenbauliche Forschung richtungweisend. Gliemeroth konnte die seinerzeit noch weitverbreitete Lehrmeinung widerlegen, daß die Keimwurzeln der Getreidepflanzen fnihzeitig absterben und dann die Kronenwurzeln deren Funktion übernehmen (Zeit-
schrift fiir Acker- und Pflanzenbau Bd. 103, 1957, S. 1-21). Später wandte sich Gliemeroth verstärkt der Fruchtfolgeforschung zu. Über den Forschungsstand um 1960 sowie über Forschungsdefizite besonders am Beispiel von Ergebnissen aus Göttinger Dauerversuchen berichtet er in dem Beiö^g „Nachhaltige Fruchtfolgewirkungen" (Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 18, 1965, S. 1125). In der Durchfuhrung von Fruchtfolge-Dauerversuchen sah er fortan das zentrale Ziel pflanzenbaulicher Forschung. In Hohenheim widmete er sich deshalb überwiegend den Problemen getreidereicher Fruchtfolgen, der Strohdüngung und dem Zwischenfhichtbau. Die von Gliemeroth erstellten „Berichte über die Forschungen auf dem Gebiet des Acker- und Pflanzenbaues seit 1945" (Herausgegeben vom Landwirtschaftlichen Forschimgsrat, Bonn bzw. Bad Godesberg 1951 u. 1953) gehören zu den wichtigsten bibliographischen Quellen über die Forschungsaktivitäten der Pflanzenbauwissenschaft in Deutschland während der ersten acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Literatur: Georg Gliemeroth f. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 97, 1982, S. 1192. - BÖHM, W.: Zum Gedenken an Georg Gliemeroth 1907-1982. In: ZeitschriftfiirAckerund Pflanzenbau Bd. 152, 1983, S. 238-240. (P.) BÖHM, W.: Georg Gliemeroth, Pflanzenbauwissenschaftler. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H. 7,1983, S. 359-362. (W.). Görbing, Johannes, • 28. Juni 1877 in Weißensee (Thüringen), f 30. Dezember 1946 in Hamburg • Sohn eines Lehrers, absolvierte eine praktische Ausbildung als Apotheker und studierte seit 1900 an der Universität Göttingen. Er hörte Voriesungen über Chemie, Physik, Botanik und Bakteriologie. 1902 bestand er das pharmazeutische Staatsexamen mit Auszeichnung. 1903 legte er außerdem das Examen als Nahrungsmittelchemiker ab. Nach zweijähriger Tätigkeit an einem Nahrungsmittel-Untersuchungsamt in Berlin, an der Versuchsstation der Landwirtschaftskammer in Danzig und am Staatlichen Hygiene-Institut in Hamburg übernahm er 1905 die Leitung der wissenschaftlichen Versuchsstation für biologische Abwasserreinigung des Hamburger Staates. 85
Göriz 1907 unternahm Görbing eine Studienreise in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1908 wurde er Abteilungsleiter im Handelslaboratorium der weltbekannten Firma Dr. A. Schenk in Hamburg. Hier beschäftigte er sich überwiegend mit Untersuchungen von tropischen Futter- und Nahrungsmitteln. Während des I.Weltkrieges war er zunächst als Stabsapotheker auf dem westlichen Kriegsschauplatz eingesetzt, später als Hygieniker in Vorderasien. Auf seinen ausgedehnten Reisen interessierte er sich mehr und mehr für die ackerbaulichen Probleme der Landwirte. Nach dem 1. Weltkrieg widmete sich Görbing ganz der bodenkundlichen Beratung und Forschung. 1919 gründete er in Hamburg-Großborstel ein privates landwirtschaftliches Untersuchungslaboratorium, das er 1926 als „Forschungsanstalt für Bodenkunde und Pflanzenernährung" nach Rellingen bei Pinnebeig (Holstein) in einem von ihm errichteten Neubau verlegte. Er entwickelte die „Spatendiagnose", eine einfache Methode, mit der der Landwirt den „Garezustand" seiner Böden beurteilen konnte. Görbing, der sich in einigen seiner Schriften als „Agrikulturphysiologe" bezeichnete, führte erfolgreiche Ackerbauberatungen in allen deutschen Ländern durch. Maßgebenden Anteil hatte er daran, daß Franz Sekera 1943 einen „Reichsbodengesundheitsdienst" begründete. Görbing hat über die Ergebnisse seiner Forschungen und über die Erfahrungen seiner Beratungstätigkeit eine Vielzahl von Beiträgen veröffentlicht. Von seinen Schriften über das Problem der Bodenversauerung sind hervorzuheben „Die Kalkfi^ge, eine Grund- und Lebensfrage für Deutschlands Wiederaufstieg und Dänemarks Beispiel" (Beriin 1922), „Die Kalkfi-age im Rahmen der angewandten Bodenkunde und Kunstdüngerwirtschaft" (Hamburg 1925) und „Bodenreaktion und Kalkzustand, ihre Bedeutung für das Pflanzenwachstum" (Beriin 1926). Wiederholt publizierte er auch in Fachzeitschriften der Düngerindustrie. Beachtenswert ist seine zusammenfassende Darstellung über die „Kopfdüngung" (Das Superphosphat Bd. 9, 1933, S. 33-37). Viele seiner Beiträge enthalten wichtige Informationen über das Wurzelwachstum der Feldfrüchte.
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Görbings Hauptwerk „Die Grundlagen der Gare im praktischen Ackerbau" (2 Bde. Hannover 1948) erschien erst zwei Jahre nach seinem Tode. Im ersten Band, der auch einige Angaben zu seiner Biographie enthält, beschreibt Görbing ausführlich die Spatendiagnose und sein „GareKonzept". Danach sind für ihn drei Grundthemen des Acker- und Pflanzenbaus die Fundamente der Gare: die Kalkfrage, die organische Bewirtschaftung und die biologisch zweckmäßige Bodenbearbeitung. Der zweite Band enthält 189 Fotos über die Methodik der Spatendiagnose und über die Beurteilungskriterien der Bodengare. Alfired Heinrich Könekamp bezeichnete dieses Buch als „einen unersetzlichen Wegweiser für den wissenschaftlich begründeten praktischen Ackerbau" (Rezension in: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 3, 1948, S. 171). Literatur: ENGELIEN, FRITZ: Zum Gedächtnis Johannes Göibings! In: Land, Wald und Garten. Monatsschrifl für Land- und Waldwirtschaft, Obst- und Gartenbau Jg. 3, 1948, S . 257. - SIEBERT, KARL: Was lehrt uns Görbings Lebenswerk? In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 3, 1948, S. 366-367. - DOERELL, E . S.: Unsere Kulturböden in der Betrachtung Johannes Görbings. In: Berichte über LandtechnikH.4,1948,S. 103-108. - KOLBE, W I L HELM: Bakterien und Brache im Haushalt der Natur. Leben und Wiiken des Landwirts und Bodenbakteriologen Dr. h. c. Albert von Caron (1853-1933) im Spiegel der Naturforschung und Familiengeschichte. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Bakteriologie und zur Wirtschafts-, Agrar- und Sozialgeschichte. Burscheid 1993, S. 437-439. (F.). Göriz, Karl, » 3. November 1802 in Stuttgart, t 5. Februar 1853 in Tübingen • Sohn eines Postsekretärs, studierte zunächst Landwirtschaft in Hohenheim, dann Botanik und Forstwissenschaft an der Universität Tübingen und war anschließend als Praktikant und Verwalter in landwirtschaftlichen Betrieben tätig. Auf zwei längeren Bildimgsreisen studierte er vor allem den Weinbau. Seine erste selbständige Schrift veröffentlichte er unter dem Titel „Der kleine Riesling. Ein Beitrag zur Kenntais des Weinbaues und der Weinbereitung, mit besonderer Rücksicht auf Württemberg" (Smttgart 1828). 1831 erhieh Göriz den Ruf als Professor für Landwirtschaft nach Hohenheim. Hier hielt er Vorlesungen über Pflanzenproduktionslehre,
Goethe landwirtschaftliche Technologie und landwirtschaftliche Betriebslehre. In einem besonderen Kurs behandelte er den Weinbau und die Weinbereitung. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er jedoch seinen Lehrverpflichtungen nicht immer nachkommen. Wie sein Hohenheimer Lehrer Johann Nepumuk von Schwerz war Göriz ein Vertreter des „geläuterten Empirismus", ein scharfer Beobachter, der sich stets auf dem Boden anerkannter Tatsachen bewegte. Das spiegelt sich deutlich in seinen zahlreichen Aufsätzen wider, vor allem in seiner zweiten Buchveröffentlichung „Beiträge zur Kenntniß der Württembergischen Landwirthschaft. Unter Mitwirkung mehrerer vaterländischer Landwirthe" (Stuttgart und Tübingen 1841). Mit seiner „Beschreibung der Modellsammlung des Königlich Württembergischen land- und forstwirthschaftlichen Instituts Hohenheim" (Stuttgart 1845) schuf er einen vollständigen Katalog der damaligen Hohenheimer Sammlung landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen, der auch heute noch für die agrarhistorische Forschung ein wichtiges Werk darstellt. 1845 wurde Göriz als Professor für Land- und Forstwirtschaft an die Universität Tübingen berufen. Hier wandte er sich verstärkt der landwirtschaftlichen Betriebslehre zu. Seine Schrift „Die im Königreich Württemberg üblichen Feldsysteme und Fruchtfolgen" (Tübingen 1848) enthält eine farbige Karte der räumlichen Verteilung der Feldsysteme. Diese Karte ist ein frühes Dokimient agrargeographischer Kartographie. Sein Lehrbuch „Die landwirthschaftliche Betriebslehre als Leitfaden für Vorlesungen xmd zum Selbststudium für Landwirthe" (Tl. 1, Stuttgart 1853) konnte Göriz nicht mehr selbst vollenden. Den zweiten xmd dritten Teil hat 1854 Gustav Walz herausgegeben. Literatur: LÖBE: Karl Wilhelm Friedrich Göriz, Professor der Land- und Forstwirthschafl. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 9, 1879, S. 375-376. KLEIN, ERNST: Karl Göriz. Professor der Landwirtschaft in Hohenheim und Tübingen 1802-1853. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 9, 1963, S. 174-187. (P.u.W.). Goethe, Johann Wolfgang von, • 28. August 1749 in Frankfurt/Main, f 22. März 1832 in Weimar • Deutscher Dichter, beschäftigte sich als Minister in Weimar auch mit Fragen des
Landbaus. Er hatte enge Kontakte mit dem in Jena wirkenden Professor für Landwirtschaft Kari Christoph Gottlieb Sturm. Von 1797 bis 1803 war Goethe Besitzer eines Gutes in Oberroßla bei Weimar, das er von Pächtern bewirtschaften ließ. In den Werken Goethes fmden sich zahlreiche wertschätzende Äußerungen über die Landwirtschaft. Für Albrecht Daniel Thaer schrieb Goethe anläßlich dessen fünfzigjährigen Doktoqubiläums im Jahre 1824 ein Gedicht (Festgaben, dem Königl. Preuß. Geh. Ober-Regierungs-Rathe Herrn Albrecht Thaer zur Feier Seines fünfzigjährigen Wirkens dargebracht von Seinen Freunden und Schülern. Freienwalde 1824, S. 29-30). Literatur:
GERSTL, S.: Goethe und die Landwirt-
schaft. In: Jahrbuch der Gesellschaft filr Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 31, 1932, S. 41-44. - SCHULZ, GÜNTER: Goethe und die bäuerli-
che Welt. Die ländlichen Grundlagen seines Denkens. Goslar 1940. - NIEDERMEIER, HANS: Goethes
Einstellung zur Landwirtschaft. In: Jahrbuch der Gesellschaft iiir Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 41, 1942, S. 24-30. - STICHER, H.: Goe-
the und der Boden. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 145,1982, S. 623-630. SCHROEDER, DIEDRICH: Goethe und die Bodenkunde. In: Leopoldina (R. 3), Jg. 1983 (1986), S. 209-215.
Goethe, Rudolf, * 13. April 1843 in Naumburg/Saale, t 16. Januar 1911 in Darmstadt • Landesökonomierat, leitete von 1879 bis 1903 als Direktor die 1872 eröffnete Königliche Lehranstah für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim. Von 1886 bis 1901 war er gleichzeitig Vorsitzender der Obst- und Weinbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Goethe publizierte zahh-eiche Arbeiten über Wein-, Obst- und Gartenbau. Hervorzuheben ist seine Studie ,JDie Frostschäden der Obstbäume und ihre Verhütung. Nach den Erfahrungen des Winters 1879/80 dargestellt" (Beriin 1883). Unter Mitwirkung von Fachkollegen hat er das Buch „Deutscher Obstbau" herausgegeben (Berlin 1909 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 150). Beachtenswert ist auch seine Schrift „Naturstudien. Reiseskizzen eines alten Landschaftsgärtners. Mit 60 vom Verfasser nach der Natur gezeichneten Abbildungen" (Stuttgart 1910). Seine Erkenntnisse über die Nützlichkeit der Regenwürmer für 87
Gohren das Pflanzenwachstum hat er in dem Beitrag zusammengefaßt „Einige Beobachtungen über Regenwürmer und deren Bedeutung für das Wachsthum der Wurzeln" (Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde Jg. 48, 1895, S. 27-34; zugl. als Separatdruck: Wiesbaden 1895). Literatur: WITTMACK, L.: Rudolf Goethe F- In: Gartenflora Jg. 60,1911,S. 66-7l.(P.) - Landes-Oekonomierat Rudolf Goethe t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 38,1911, S. 75-76. (R).
Gohren, Karl Theodor von, • 25. Februar 1836 in Jena, f 29. Dezember 1923 in Mödling bei Wien • Studierte seit 1855 Chemie und Landwirtschaft in Jena, wo er 1858 promovierte. 1859 wurde er Leiter der Agrikulturchemischen Versuchsstation in Blansko (Mähren) und 1864 Professor für Chemie und Technologie an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Tetschen-Liebwerd. Von 1872 bis 1899 war er Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Francisco-Josephinxmi in Mödling bei Wien. Gohren ist Autor mehrerer Bücher über landwirtschaftliches Schulwesen, über Agrikulturchemie und über Pflanzenbau. Sein Reisebericht „Ueber landwirthschaftliches Unterrichtswesen" (o. O. 1867) gilt vor allem wegen der Beschreibung der landwirtschaftlichen Lehranstalten Hohenheim und Weihenstephan als ein wissenschaftshistorisch wertvolles Zeitdokument. Gohrens bedeutendstes Werk ist das in zwei Teilbänden erschienene Buch „Die Agricultur-Chemie nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft und Erfahrung" (Leipzig 1872 u. 1877). Zuerst erschien der 2. Teil „Die Naturgesetze der Fütterung der landwirthschaftlichen Nutzthiere" (1872), fünf Jahre später der 1. Teil unter dem Titel „Die naturgesetzlichen Grundlagen des Pflanzenbaues" (1877). In diesem pflanzenbaulichen Teil behandelt Gohren die Bildung und die Eigenschaften des Ackerbodens, die Grundlagen der Meteorologie und der Pflanzenphysiologie, die Düngerlehre, die Bodenbearbeitung und die wichtigsten Bodennutzungssysteme. Literatur; Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2,1959, S. 20.
Golf, Arthur, •21. Juli 1877 in Beyersdorf (Kr. Bitterfeld), f 18. Februar 1941 in Leipzig •
Sohn eines Rittergutsbesitzers, studierte Landwirtschaft in Breslau, Bonn-Poppelsdorf imd Halle/S., unternahm 1902 eine fünfmonatige Studienreise nach Nordamerika und promovierte 1903 an der Universität Halle mit der Dissertation „Untersuchungen über die natürlichen Grundlagen der nordamerikanischen Bewässerungswirtschaft". Anschließend arbeitete er als Assistent Julius Kühns am Physiologischen Laboratorium des Landwirtschaftlichen Instituts in Halle. 1907 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift „Die Technik der künstlichen Bewässerung in Nordamerika". Im gleichen Jahr reiste Golf im Auftrag des Reichskolonialamtes nach Süd- und Südwestafrika. Später führten ihn Studienreisen nach Ostafrika, Zentralasien und in viele andere Länder. Von seinen Veröffentlichungen über tropischen Landbau ist die Schrift hervorzuheben: „Ackerbau in Deutsch-Südwestafrika. - Das Trockenfarmen und seine Anwendung in D.S.WA." (Beriin 1911 = W. Süsserott's Koloniale Abhandlungen H. 47-50). 1912 wurde er als planmäßiger a. o. Professor an die Universität Leipzig berufen mit dem Lehrauftrag für koloniale und ausländische Landwirtschaft. Seit dem Ende des I.Weltkrieges betätigte sich Golf überwiegend als Tierzüchter. Von 1922 bis zu seinem Tode war er o. Professor für Tierzucht an der Universität Leipzig. Besondere Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der Schafzucht. Literatur: Hallesches Akademisches Vademecum. Bd. 1: Bio-Bibliographie der aktiven Professoren, Privatdozenten und Lektoren der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Halle (Saale) 1910, S. 2 8 8 - 2 9 0 . (W.) -
ZORN, WILHELM: R i c h a r d
Arthur Golf, Professor für Tierzucht. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 6,1964, S. 623.
Goltz, Theodor Freiherr von der, * 10. Juli 1836 in Koblenz, t 6. November 1905 in Bonn • Entstammt einer alten Adelsfamilie, studierte zunächst Rechts- und Staatswissenschaften in Erlangen, absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre und studierte dann Landwirtschaft in Poppelsdorf. 1860 übemahm er eine Stelle als Landwirtschaftslehrer an der Ackerbauschule Riesenrodt (Westfalen), wo er eine Abhandlung „Über die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit landwirtschaftlicher Vereinigungen nebst Vorschlägen zu
Grahl deren Organisation" schrieb, mit der er 1862 an der Universität Leipzig promovierte. Im gleichen Jahr wurde er als Lehrer und Administrator an die Landwirtschaftliche Akademie Waldau (Ostpreußen) berufen. 1869 übernahm er die neubegründete Professur für Landwirtschaft an der Universität Königsberg. 1876 wurde er zum Direktor des von ihm dort eingerichteten Landwirtschaftlichen Universitätsinstituts ernannt. 1885 folgte er einem Ruf als Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Jena. Von 1895 bis zu seinem Tode leitete er als Direktor die Landwirtschaftliche Akademie Poppelsdorf. Goltz hat vor allem die ökonomischen Fachgebiete der Landwirtschaftslehre nachhahig gefördert. Zu seinen Schülern gehören Friedrich Aereboe, Theodor Brinkmann, Johannes Hansen und Conrad von Seelhorst. Goltz schrieb mehrere, wiederholt aufgelegte betriebswirtschaftliche Lehrbücher. In Verbindung mit fuhrenden Wissenschaftlern hat er ein „Handbuch der Gesamten Landwirtschaft" herausgegeben (3 Bde. Tübingen 1889-1890) - Bd. 1: Volkswirtschaftliche Grundlagen und Oekonomik der Landwirtschaft (1890), Bd. 2: Der Acker- und Pflanzenbau (1889), Bd. 3: Die landwirtschaftliche Tierhaltung und die landwirtschaftlichen Nebengewerbe (1890). Als Agrarhistoriker hat sich Goltz einen Namen gemacht mit seinem Buch „Geschichte der deutschen Landwirtschaft" (2 Bde. Stuttgart 1902 u. 1903; Neudrucke Aalen 1963 u. 1984). Für die Geschichte der Agrarwissenschaften des ausgehenden 18. Jahrhunderts und des 19. Jahrhunderts ist es nach wie vor ein hochinformatives, unübertroffenes Standardwerk. Literatur: MUNIER, KURT: Theodor Freiherr von der Goltz. Ein Bild seines Lebens und SchafTens. Berlin 1921 = Berichte des Landwirtschaftlichen Instimts der Universität Königsberg i. Fr. H. 18. (P. u. W.) Freiherr von der Goltz - der Betriebswirtschaftler und Agrarhistoriker. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT M O R GEN. Berlin 1934, S. 149-159. (P.) - HAUSHOFER, HEINZ: Theodor Alexander Georg Ludwig Freiherr von der Goltz, Agrarpolitiker, landwirtschaftlicher Betriebswirt und Agrarhistoriker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 6, 1964, S . 635-636. - N E R ^ E , D O -
Theodor Frhr. d. Goltz (1836-1905) ein Sozialreformer? In: Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg/Pr. Bd. 29, 1994 (1995), S. 663-677. (P). NATA VON:
Goy, Samuel,» 20. Mai 1879 in Pitschen (Oberschlesien), t 18. Mai 1949 in Leipzig • Studierte Chemie in Marburg/L., promovierte dort 1908 zum Dr. phil. und habilitierte sich 1912 an der Universität Königsberg filr Agrikulturchemie und Nahrungsmittelchemie. Von 1919 bis 1937 war er Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Königsberg. Zugleich lehrte er als a. o. Professor an der dortigen Universität. Von 1946 bis zu seinem Tode leitete er die Forschungsanstalt für Pflanzenbau, Tieremährung und Bodenkunde in Leipzig-Möckern. Goy beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Kalkdüngung. Mehrere seiner Arbeiten veröffentlichte er in der von ihm herausgegebenen Schrift „1875-1925. Agrikulturchemie und Landwirtschaft. Denkschrift zum 50jährigen Bestehen der landwirtschaftlichen Versuchsstation imd des Nahrungsmittel-Untersuchungsamtes der Landwirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußen in Königsberg i. Pr." (Königsberg 1925). Beachtenswert ist seine zusammenfassende Darstellung über „Bodenfhichtbarkeit und Düngung" (Erfiirt 1948 = Karteikurzberichte-Fachschriftensammlung Nr. 4). Grundsatzfiragen seines Fachgebietes behandelt er in dem Beitrag, Agrikulturchemie und Landwirtschaft" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 45 (90), 1949, S. 89-95). Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 2,1937, S. 934-935 u. Bd. Vlla, Tl. 2, 1958, S. 248-249. (W.) - Dr. Peter: Prof. Dr. Goy t. In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 4,1949, S.621. Grahl, Hugo, * 18. April 1834 in Königsberg (Preußen), t 29. November 1905 in Dresden • Sohn eines Kunstmalers, smdierte von 1856 bis 1858 Naturwissenschaften, vor allem Agrikulturchemie, an der Universität Göttingen und erlemte dann auf verschiedenen Gütern die Praxis der Landwirtschaft. 1859 kaufte er ein Rittergut bei Dresden und betätigte sich 15 Jahre lang als Landwirt. 1874 verkaufte er dieses Gut wieder. Er setzte sein unterbrochenes Studium fort und 89
Grieffenhagen promovierte 1875 an der Universität München mit einer Dissertation über die bayerische Grundsteuer. Nach dem Erwerb der Venia legendi an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau hielt er dort Vorlesungen über Pflanzenbau und landwirtschaftliche Betriebslehre. Nach Auflösung der Akademie Proskau im Jahre 1881 siedelte er mit einem Teil des Lehrkörpers nach Berlin über und lehrte als Dozent bzw. Honorarprofessor für Acker- und Pflanzenbau bis 1889 an der Landwirtschaftlichen Hochschule. Grahl gründete 1883 den „Verein zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche". Als dessen Geschäftsführer hat er bis 1898 die Entwicklung dieses Vereins maßgebend mitgestaltet. Für das von Theodor Freiherr von der Goltz herausgegebene „Handbuch der Gesamten Landwirtschaft" (Bd. 2. Der Acker- und Pflanzenbau. Tübingen 1889) schrieb er zwei beachtenswerte Beiträge: „Die Bearbeitung des Bodens" (S. 127-178) und „Die Kultur der Wiesen und ständigen Weiden" (S. 619-654). Seit 1900 lebte Grahl in Dresden. Literatur: Der Begründer unseres Vereins Professor Dr. Hugo Grahl. In: Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche Jg. 23,1905, S. 381-382.
tischer Ausbildung in Darmstadt studierte er vier Semester in Gießen. Hier arbeitete er im Laboratorium Justus von Liebigs. 1848 wurde er an der Universität Gießen mit einer Arbeit über „Die Kartoffelkrankheit und ihre Beziehung zu den anorganischen Aschenbestandtheilen" (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 69, 1849, S. 354-359) zum Dr. phil. promoviert. 1850 wurde Griepenkeri als a. o. Professor für Landwirtschaft und Agrikulturchemie nach Göttingen berufen. Hier übernahm er den Hauptteil des landwirtschaftlichen Unterrichts in dem 1851 an der Universität eingerichteten „landwirthschaftlichen Lehrcursus". 1857 wurde er zum 0. Professor ernannt. Seitdem lehrte er an der Landwirtschaftlichen Akademie GöttingenWeende, ab 1872 an dem neugegründeten Landwirtschaftlichen Instimt der Universität Göttingen. Bis zu seinem Tode hieh er Vorlesungen über alle Bereiche der Landwirtschaft, u. a. über Agrikulturchemie, Ackerbausysteme, Wiesenbau und landwirtschaftlichen Pflanzenbau.
Grieflenhagen, Carl, » 21. Dezember 1815 in Burgwedel, t 25. Juli 1884 in Weende bei Göttingen • Seit 1854 Pächter des Klostergutes Weende, das den Studierenden der Landwirtschaftlichen Akademie Göttingen-Weende als Demonstrationsbetrieb diente und auf dem die 1857 gegründete Landwirtschaftliche Versuchsstation Weende ihre Feldversuche durchführte (Beschreibung des Klostergutes in: Joumal für Landwirthschaft Jg. 6, 1858, S. 163-181). Die Ergebnisse einiger der hier durchgeführten Düngungs- und Drillkulturversuche haben Grieffenhagen und W. Henneberg gemeinsam im, Journal fiir Landwirthschaft" (Jg. 7, 1859, S. 143177) veröffentlicht. Literatur: DRECHSLER, GUSTAV: Grieffenhagen T. In: Hannoversche Land- und Forstwirthschaftliche Zeitung Jg. 37, 1884, S. 705-707.
Literatur: Dr. QUANTE: Friedrich Griepenkerl, Professor der Landwirtschaft. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 5,1900(1903),S. 251-252.
Griepenkerl, Friedrich, • 25. März 1826 in Brilon (Westfalen), 16. September 1900 in Göttingen • Nach mehljähriger Lehrzeit in landwirtschaftlichen Betrieben imd ergänzender theore90
Griepenkerl lebte ganz für seine Lehrtätigkeit. Er betreute mehrere pflanzenbauliche Dissertationen. Als Autor wissenschaftlicher Beiträge ist er nur mit wenigen kleineren Arbeiten hervorgetreten.
Grisch, Andreas, • 5. Januar 1879 in Surlej bei Silvaplana (Schweiz), f 6. Februar 1952 in Küsnacht (Schweiz) • Studierte Landwirtschaft am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich und war seit 1902 Mitarbeiter der Züricher Samenkontrollstation. Von 1920 bis 1944 leitete er die Abteilung Samenkontrolle der Samenimtersuchungs- und Versuchsanstalt in Zürich-Oerlikon. Grisch gah als ein international anerkannter Fachmann für die Herkunftsbestimmimg von Saatgut. Seine aus mühevoller Kleinarbeit und langjähriger Erfahrung herangereifte Abhandlung „Die Herkunftsbestimmung der Klee- und Grassamen" (Mitteilimgen der Internationalen Vereinigimg für Samenkontrolle Bd. 13, 1941/43, S. 147-416; Separatabdruck 1944) gehörte lange Zeit zur Standardliteratur auf dem Gebiet der Saatgutuntersuchung.
Grouven Besondere Verdienste erwarb sich Grisch auch auf dem Gebiet des Futterbaus. Seine Beobachtungen und Untersuchungsergebnisse über den Naturfiitterbau hat er in der Schrift zusammengefaßt ,J)ie hauptsächlichsten Pflanzen und Pflanzenbestände der Naturwiesen und Weiden. Für den praktischen Landwirt bearbeitet" (Flawil 1931). Außerdem war er Autor bzw. Mitautor von Leitfäden für den landwirtschaftlichen Unterricht. Hervorzuheben ist das gemeinsam mit Albert Näf verfaßte Pflanzenbau-Lehrbuch „Der Anbau der Feldfrüchte und Futterpflanzen. Leitfaden fiir den Unterricht an landwirtschaftlichen Schulen und Lehrbuch für den praktischen Landwirt" (2. Aufl. Aarau 1919,5. Aufl. 1936). Literatur: R. K.: Dr. A. Grisch zum 70. Geburtstag. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 27, 1949, S. 1-3. (P.) - KOBLET.R.: Dr. A.
Grisch t- In: Schweizerische Landwirtschaftliche M o n a t s h e f t e Jg. 3 0 , 1 9 5 2 , S. 45-47. (P.).
Gross, Carl, * 25. März 1865 in Löschna (Mähren), t 29. Dezember 1958 in Heidelberg • Sohn eines Landwirts, arbeitete seit 1890 bei der Dampfpflugfirma John Fowler in England und gründete 1897 in Breslau ein eigenes Dampfpflug-Untemehmen. Mit seinen Dampfpflügen arbeitete er in weiten Gebieten Ostdeutschlands und in zahlreichen osteuropäischen Ländern. Vor dem 1. Weltkrieg war er weltweit der größte Lohndampfpflug-Untemehmer. Mit Max Eyth verband ihn eine enge Freimdschaft. Gross war Ehrenmitglied der Deutschen LandwirtschaffeGesellschaft und der Max-Eyth-Gesellschaft. An seinem 90. Geburtstag wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Literatur: Carl Groß gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S. 47. (P.) - Carl Gross gestorben. Ein schlesischer Pionier der Landwirtschaft. In: Schlesische R u n d s c h a u Jg. 11, 1959, Nr. 3, S. 10. - IBIELSKI,
ERICH: Carl Gross - ein Lebenfilrden Damp^flug. In: Miterlebte Landtechnik Bd. 1. Darmstadt 1981, S. 9-16. Grouven, Hubert, • 1831 aufBurgGudenaubei Bonn, t 16. Dezember 1884 in Dresden • Studierte Naturwissenschaften in Karlsruhe, Bonn und Heidelberg und richtete dann auf dem Landgut seiner Eltern in Bickendorf bei Köln ein agrikulturchemisches Laboratorium ein. Von
1854 bis 1858 hielt er als Chemiker des landwirtschaftlichen Vereins zu Köln Vorträge vor Landwirten. Aus dieser Zeit stammt sein bekanntestes Werk, die „Vorträge über Agricultur-Chemie mit besonderer Rücksicht auf Thier- und PflanzenPhysiologie" (Köln 1859,4. Aufl. 2 Bde. 1889), ein Buch, in dem die lebendig geschriebene, mit persönlichen Bewertungen gewürzte Darstellung über die Geschichte der Agrikulturchemie wohl das interessanteste Kapitel darstellt. Von 1859 bis 1866 war Grouven Leiter der Agrikulturchemischen Versuchsstation Salzmünde (Provinz Sachsen). Die zahlreichen Fütterungs- imd Dtingungsversuche, die er während dieser Zeit durchführte, hat er in drei umfangreichen Sammelbänden (Berichte über die Arbeiten der agriculturchemischen Versuchsstation zu Salzmünde 1862, 1864, 1868) veröffentlicht. Der dritte Bericht imter dem Titel „Ueber den Zusammenhang zwischen Witterung, Boden und Düngung in ihrem Einflüsse auf die Quantität und Qualität der Emdten" (Glogau 1868) ist ein wichtiges Dokument zur Geschichte des Feldversuchswesens. Grouven hat hier auf die damaligen methodischen Probleme bei der Durchführung von Düngungsversuchen mit Zuckerrüben hingewiesen, zugleich aber Möglichkeiten aufgezeigt, wie Versuchsfehler vermieden werden können. Auf mehreren „Wanderversammlungen der deutschen Agrikulturchemiker" setzte er sich engagiert dafür ein, den Feldversuch zu einer wissenschaftlich flmdierten Untersuchxmgsmethode weiterzuentwikkehi. Beachtenswert ist auch sein Buch „Salzmünde. Eine landwirthschaftliche Monographie" (Beriin 1867). Seine Vorstellungen, wie eine landwirtschaftliche Versuchsstation geführt werden sollte, hat er in dem Beitrag „Ueber agrikulnirchemische Versuchsstationen" (Neue Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 19, 1870, S. 825-834) niedergelegt. Nach 1870 suchte Grouven nach Wegen, neue Stickstoffdüngemittel zu produzieren. Erste Überlegungen dazu hat er in seiner Schrift „Ueber die Ersatzfrage des Peru-Guano" (Leipzig 1873) veröffentlicht. 1874 richtete er in seiner Wohnung in Leipzig ein chemisches Laboratorium ein und entwickelte ein Verfahren, aus dem organisch gebundenen Stickstoff der Bruchmoore Ammoniumsulfat herzustellen. 91
Gruber Literatur: Illustriertes Landwirthschafts-Lexikon. Herausgegeben von Guido Krafft. Berlin 1884, S. 428-429. Gruber, Ignaz, • 28. Februar 1803 in Wien, t 28. September 1872 in Wien • Sohn eines Forstmeisters, studierte Medizin an der Universität Wien und spezialisierte sich später auf dem Gebiet der Ohrenheilkunde. Er gilt als der erste bedeutende Ohrenarzt in Österreich. Gleichzeitig war er viele Jahre aktives Mitglied in der k. k. Landwirtschafts-Gesellschaft in Wien und zeitweise Redakteur des Wochenblattes dieser Gesellschaft. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Landbaus ist Grubers Schrift „Ueber den Zustand der neueren organischen Chemie in der Anwendung auf Agricultur vor dem Jahre 1840" (Wien 1841; zugl. in: Verhandlungen der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien, und Aufsätze vermischten ökonomischen Inhaltes N. F. Bd. 10, H. 1, 1841, S. 161-189). Gruber setzt sich hier kritisch auseinander mit dem Werk Justus Liebigs ,JDie organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" (Braunschweig 1840). Liebig antwortete auf Grubers Schrift mit dem Beitrag „Abfertigung der Herren Dr. Gruber in Wien und Dr. C. Sprengel, in Beziehung auf ihre Kritiken meines Werkes: „die organische Chemie"..." (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 38, 1841, S. 216256) und mit der Schrift „Die organische Chemie in ihren Beziehungen zu den Herren Dr. Gruber und Sprengel beleuchtet von Justus Liebig" (Heidelberg 1841). Literatur: Nekrolog. Dr. Ignaz Gruber. In: Archiv für Ohrenheilkunde N. F. Bd. 1, 1873, S. 59-63. Ignaz Gruber, Otologe. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2,1959, S. 82. Güntz, Max, • 4. März 1861 in Leipzig, t 20. Mai 1931 in Vippach-Edelhausen bei Weimar • Sohn eines Arztes, studierte zunächst Theologie, absolvierte von 1882 bis 1884 eine landwirtschaftliche Lehre auf einem Gutsbetrieb, studierte dann Landwirtschaft an der Universität Leipzig und promovierte 1886 mit einer Arbeit über die anatomische Struktur der Blätter bei Gräsern. 1888 kaufte er das Rittergut VippachEdelhausen bei Weimar. Er erwarb sich hohes Ansehen bei den Landwirten und wurde 1899 92
zum Sekretär des Landwirtschaftlichen Hauptvereins in Weimar gewählt. Das Hauptinteresse von Güntz gaU der Geschichte der Landwirtschaft. Bei seinen geschichtlichen Studien mußte er alsbald feststellen, daß die landwirtschaftlich-historische Literatur bibliographisch imzureichend erschlossen und deshalb nur schwer zugänglich war. Diesen Mangel versuchte er mit der Herausgabe eines „Literaturlührers" zu beseitigen. Jahrelang bereiste er deutsche Bibliotheken, arbeitete deren Kataloge diu-ch und machte umfangreiche Auszüge aus den wichtigsten landwirtschaftlichen Schriften. Das Ergebnis dieser Bibliotheksstudien war das dreiteilige , Jlandbuch der landwirtschaftlichen Literatur" (Tl. 1 u. 2, Leipzig 1897; Tl. 3,1902). In diesem Werk hat Güntz auch die älteren landwirtschaftlichen Bücher und Zeitschriften erfaßt und von den bedeutendsten Autoren Kurzbiographien erstellt. Für die Frühgeschichte aller Agrarwissenschaften, besonders für den Pflanzenbau, ist dieses Buch bis heute ein unentbehrliches Nachschlagewerk. Ein unveränderter Neudruck erschien 1977 beim Topos-Verlag (Vaduz/Liechtenstein). Seit 1902 gab Güntz die „LandwirtschaftlichHistorischen Blätter" heraus, die erste agrarhistorische Zeitschrift in Deutschland. Anfangs war Güntz Herausgeber, Verieger, Redakteur und Autor der Beiträge in einer Person. Von 1913 bis 1942 erschien die Zeitschrift unter dem Titel , Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft", seit 1953 wird sie als „Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie" weitergeführt. Am 11. April 1904 gründete Güntz in Eisenach die „Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft", deren Geschäftsführung er bis zu seinem Tode behieh. Nach einer Unterbrechung durch den 2. Weltkrieg wurde die Gesellschaft 1953 wiederbegründet. Als „Gesellschaft für Agrargeschichte" ist sie auch heute noch die bedeutendste agrarhistorische Fachgesellschaft in Deutschland. Literatur: SEEDORF, WILHELM: Zum Tode des Begründers und Führers unserer Gesellschaft. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 30, 1931, H. 2/3, S. 1-3. (F.) - SEEDORF, WILHELM: 5 0 Jahre Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg.
Haberlandt 2, 1954, S . 89-95. - BOELCKE, WILLI ALFRED: Max Güntz. Landwirt und Publizist. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 12, 1964, S. 54-65. — HAUSHOFER, HEINZ: Heinrich Edmund Max Güntz, Landwirt und Historiker der landwirtschaftlichen Literatur. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7, 1966, S. 279-280.
Guyer, Jakob (genannt „Kleinjogg, der Musterbauer"), » 9. August 1716 in Uster (Kanton Zürich), t 2. Oktober 1785 auf dem Katzenrütihof bei Rümlang (Kanton Zürich) • Bewirtschaftete in Wermatswil bei Zürich mit großem Erfolg einen Hof Diesen Musterbetrieb hat der Züricher Stadtarzt Hans Caspar Hirzel in dem Buch „Die Wirthschaft eines philosophischen Bauers" (Zürich 1761, 2. Aufl. 1774) ausfuhrlich beschrieben. Seit 1768 bewirtschaftete Guyer ebenso erfolgreich den ihm von der Züricher Domänenkammer übergebenen Katzenrütihof bei Rümlang. Durch das Buch von Hirzel wurde Guyer eine europäische Berühmtheit. Zu den Personen, die diesen „Musterbauer" persönlich aufsuchten, gehörte auch Johann Wolfgang von Goethe. Literatur: HAUSER, ALBERT: War Kleinjogg ein Musterbauer? In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 9, 1961, S. 211-217. - HoWALD, OSKAR: Jakob Guyer (gen. Kleinjogg, der Musterbauer). In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7, 1966, S. 358-359. - HAUSER, ALBERT: Kleinjogg, der Philosophische Bauer (1716-1785). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfijrt/Main 1970, S. 38-47. (P.) - GUYER, WALTER: Kleinjogg der Züricher Bauer 1716-1785. Erienbach-Zürich und Shittgart 1972. (P.).
H Haas, Paul Gerhard de, * 12. März 1907 in Saarlouis, t 12. August 1976 in Hannover • Studierte Gartenbauwissenschaften in Berlin, bestand dort 1934 sein Examen als Diplomgärtaer und promovierte 1936 mit einer obstbaulichen Arbeit an der Universität Halle/Saale. Bis 1945 arbeitete er als Leiter obstbaulicher Lehr- und Forschimgsinstitute in Bad Köstritz (Thüringen) und in Pillnitz bei Dresden. Von 1949 bis zu
seiner Emeritierung im Jahre 1972 war er o. Professor für Obstbau und Direktor des Instituts fiir Obstbau an der Technischen Hochschule Haimover. Der Rahmen der Forschungstätigkeiten von de Haas auf dem Gebiet des Obstbaus war sehr weit gespannt. In langfristigen Experimenten untersuchte er u. a. die vielfältigen Standorteinflüsse bei Obstgehölzen. Beachtenswert hierzu ist sein Übersichtsbeitrag „Standortprobleme im Obstbau" (Standortforschung. Schriftenreihe des Forschungsrates für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten H. 1, 1966, S. 87-98). Landschaftsökologische Aspekte behandelt er in dem Kapitel „Der Obstbau in der Landschaft" (Handbuch für Landschaftspflege und Naturschutz. Herausgegeben von K. Buchwald imd W. Engelhardt. München u. a. 1968, S. 220-229). Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist sein Aufsatz „Die obstbauliche Entwicklung in Halle unter Roemer" (Kühn-Archiv Bd. 76, 1962, S. 4147). Zu den Buchveröffentlichungen von de Haas gehören u.a.: „Bodenkunde für Gärtner. Ein Leitfaden fiir die Praxis" (Bad Oeynhausen 1949 = Friesdorfer Hefte Nr. 5), „Marktobstbau" (Bonn u. a. 1957) und „Naturgemäßer Obstbaumschnitt. Eine Anleitung für die Praxis" (München u. a. 1965, 5. Aufl. 1981). Von 1959 bis 1972 war de Haas Mitherausgeber der Zeitschrift „Erwerbsobstbau" und von I96I bis 1975 federführender Herausgeber der Zeitschrift „Die Gartenbauwissenschaft". Er gehörte zu den Mitbegründern der Deutschen Gartenbauwissenschaftlichen Gesellschaft und war von 1961 bis 1971 deren Präsident. Literatur: BÜNEMANN, G.: Prof. em. Dr. P. G . de Haas t . In: Gaitenbauwissenschaft Bd. 41, 1976, S. 193. (P.) - Catalogus Professorum 1831-1981. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover Bd. 2, Stuttgart u. a. 1981, S. 93. (P.).
Haberlandt, Friedrich, • 21. Februar 1826 in Preßburg, f I Mai 1878 in Wien • Studierte zunächst Rechtswissenschaften in Preßburg, wandte sich aber 1847 der Landwirtschaft zu. Nach einjähriger Praktikantenzeit besuchte er die landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg, wo sein besonderes Interesse den naturwissenschaftlichen Grundlagenfa93
Hackbarth chem galt. 1851 erhielt er hier eine Anstellung als Lehramtsassistent. Von 1853 bis 1869 wirkte er als Professor für Botanik und Mathematik an dieser Lehranstalt. Im Einklang mit den speziellen Aufgaben seines Lehramtes beschäftigte sich Haberlandt besonders mit den Problemen des Pflanzenbaus, u. a. mit der Frage zusätzlicher Bewässerung von Feldfrüchten. Einen Namen als Pflanzenbauwissenschaftler machte er sich mit der Schrift „Beiträge zur Frage über die Acclimatisation der Pflanzen und den Samenwechsel" (Wien 1864). Die darin mitgeteilten Ergebnisse über den Herkunftswert des Saatgutes und die dabei aufgezeigten Wissenslücken haben der Saatgutforschung neue Impulse gegeben. Der Plan von Haberlandt, mit einheitlichem Getreidesaatgut auf verschiedenen Standorten in Mitteleuropa vergleichende Feldversuche durchzuführen (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 8, 1866, S. 439-442), konnte wegen methodischer Unzulänglichkeiten im Feldversuchswesen damals noch nicht durchgeführt werden. Von 1869 bis 1872 leitete Haberlandt mit großem Erfolg die neuerrichtete staatliche Seidenbauversuchsstation in Görz. Sein Buch „Der Seidenspinner des Maulbeerbaumes, seine Aufzucht und seine Krankheiten" (Wien 1871) gehört zu den herausragenden Werken der Seidenbau-Literatur. 1872 wurde Haberlandt als o. Professor für Pflanzenbaulehre an die neugegründete Hochschule für Bodenkultur nach Wien berufen. Als Vertreter der physikalischen und physiologischen Arbeitsrichtung seines Faches beschäftigte er sich vor allem mit dem Einfluß äußerer Faktoren auf die Entwicklung der Kulturpflanzen. Ein besonderer Schwerpunkt waren Untersuchungen über den Keimungsprozeß der Samen. Die meisten dieser experimentellen Arbeiten hat Haberlandt in der von ihm herausgegebenen Schriftenreihe „Wissenschaftlich-praktische Untersuchungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaues" (2 Bde. Wien 1875 u. 1877) veröffentlicht. Seit 1875 bemühte sich Haberlandt, die Sojabohne in Deutschland und Österreich als Feldfhicht einzuführen. Sein engagierter Einsatz für den Anbau dieser Kulturpflanze führte zu einer regen Versuchstätigkeit an Universitätsinstitu94
ten, Versuchsstationen und in der landwirtschaftlichen Praxis. Eine erste Zwischenbilanz über diese Aktivitäten hat Haberlandt in dem Buch „Die Sojabohne. Ergebnisse der Studien und Versuche über die Anbauwürdigkeit dieser neu einzuführenden Culturpflanze" (Wien 1878) zusammengestellt. Sein Vorhaben, das Gesamtgebiet des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus in einem umfassenden Lehr- und Handbuch zu bearbeiten, konnte er leider nicht mehr vollenden. Das fertiggestellte Manuskript hat nach seinem Ableben sein Freund imd Kollege Wenzel Hecke unter dem Titel „Der allgemeine landwirthschaftliche Pflanzenbau" (Wien 1879) herausgegeben. Literatur: HECKE, WENZEL: Friedrich Haberlandt. In: Oesterreichisches Landwirthschaftliches Wochenblatt Jg. 4, 1878, S. 205-206. (F.) - Friedrich Haberlandt t. In: Wiener Landwirthschaflliche Zeitung Jg. 28, 1878, S. 211-212 u. 501-503. (F.) - LEISEWITZ, C.: Friedrich v. Haberlandt, Professor für Fflanzenbaulehre. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 10, 1879, S. 269-274. - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2, 1959, S. 124. Hackbarth, Joachim, • II. März 1906 in Neuhütten (Pommem), t I. Oktober 1977 in Neustadt am Rübenberge • Studierte Landwirtschaft an der Universität Göttingen und an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und arbeitete seit 1930 als Doktorand von Erwin Baur am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark). 1932 promovierte er mit einer Arbeit über Antirrhinum (Löwenmäulchen) an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Nach der Promotion blieb er am Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg, zunächst als wissenschaftlicher Assistent, seit 1937 als Leiter der Abteilung Leguminosen. Von 1941 bis 1944 leitete er die Zweigstelle Ostpreußen des Müncheberger Instituts (Gut Laukischken/Kr. Labiau). 1942 habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Von 1946 bis 1971 war er Leiter der Zweigstelle des Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung in Scharnhorst bei Neustadt am Rübenberge. Hackbarth erwarb sich bedeutende Verdienste als Lupinenforscher. Hauptsächlich widmete er sich der Züchtung und dem Anbau der „Süßlu-
Hahn pinen". Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören die beiden Monographien „J. Hackbarth und B. Husfeld: Die Süßlupine. ZüchUing, Anbau und Verwertung einer neuen Kulturpflanze" (Berlin 1939) und „J. Hackbarth und H.-J. Troll: Anbau und Verwertung von Süßlupinen" (Frankfurt/Main 1960). Gemeinsam mit H.-J. Troll verfaßte er mehrere Beiträge über Lupinen für das „Handbuch der Pflanzenzüchtung" (Bd. 3, 1943, S. 32-64, Bd. 4, 1944, S. 198-206 u. 2. Aufl. Bd. 4, 1959, S. 1-51). Wertvoll für die Geschichte der Kulturpflanzen ist sein Beitrag „100 Jahre Lupinenbau" (Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 41,1942, S. 44-51). Die Entwicklung der Lupinenzüchtung in Deutschland beschreibt er in dem Buch „Dreißig Jahre Züchtungsforschung. Zum Gedenken an Erwin Baur 16.4. 1875 - 2. 12. 1933" (Stuttgart 1959, S. 143-149). Zu den besten Büchern der deutschsprachigen Pflanzenbau-Literatur gehört seine Monographie „Die Ölpflanzen Mitteleuropas" (Stuttgart 1944 = Monographien aus dem Gebiete der FettChemie Bd. 15). Bei den einzelnen Pflanzenarten behandelt Hackbarth ausfuhrlich die landwirtschaftlich-botanischen Grundlagen, alle anbautechnischen Fragen sowie die Eigenschaften und Verwertung der Emteprodukte. Nicht zuletzt wegen der umfangreichen Bibliographie ist dieses Buch auch heute noch ein informatives Nachschlagewerk. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 677. (W.) - Joachim Hackbarth t- In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 92, 1977, S. 1124.
Häni, Rudolf, * 22. Juli 1833 in Wengi (Bemer Seeland), t 20. April 1896 in Bern • Sohn eines Schuhmachers, war von 1871 bis 1883 Direktor der Ackerbauschule Rüti bei Zollikofen und viele Jahre lang Präsident der Ökonomischen Gesellschaft des Kantons Bern. Seine bedeutendste Veröffentlichung ist das Buch „Spezieller Pflanzenbau. Kurze Anleitung zum Anbau landwirthschaftlicher Kulturgewächse. Für praktische Landwirthe und zum Gebrauch beim landwirthschafllichen Unterricht. Mit besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Ver-
hältnisse" (Bern 1876,2. Aufl. bearbeitet von A. Kindler-Siewerdt 1889). Literatur: STREIT: Rudolf Häni 1833-1896. In: Sammlung Bemischer Biographien Bd. 4, 1902, S. 234-240. (F.).
Hahn, Eduard, * 7. August 1856 in Lübeck, 124. Februar 1928 in Berlin • Ethnologe, Geograph und Wirtschaftshistoriker, promovierte 1887 an der Universität Jena, war fmanziell unabhängig und arbeitete weitgehend als Privatgelehrter. Im Alter von 54 Jahren habilitierte er sich an der Universität Berlin für „Geschichte und Geographie der Landwirtschaft", im gleichen Jahr auch an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 1921 wurde ihm die Titularprofessur verliehen. Hahns bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist das Buch „Die Haustiere und ihre Beziehungen zur Wirtschaft des Menschen. Eine geographische Studie" (Leipzig 1896). In diesem originellen Werk widerlegt er die bis dahin in der Wissenschaft allgemein anerkannte „Dreistufentheorie", nach der sich der Mensch vom Urzustand des Jägers und Fischers über den Nomaden zum seßhaften Ackerbauern entwikkelt habe, und ersetzt sie durch eine neue Theorie der Kultur- und Wirtschaftsformen. In dem Buch „Demeter und Baubo. Versuch einer Theorie der Entstehung unseres Ackerbaues" (Lübeck 1897) behandelt er den Zusammenhang der Entstehung der Pflugkultur mit religiösen Sexualanschauungen. Von seinen weiteren Büchern zur Geschichte des Landbaus sind hervorzuheben: „Die Entstehung der Pflugkultur" (Heidelberg 1909) und „Von der Hacke zum Pflug" (Leipzig 1914,2. Aufl. 1919 = Wissenschaft und Bildung Bd. 127). Literatur: KRZYMOWSKI, RICHARD: Die agrarhistorischen Theorien Eduard Hahns. In: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 53, 1919, S. 485-499. - BERNER, ULRICH: Eduard Hahns Bedeutung für die Agrarethnologie und Agrargeschichte der Gegenwart. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziclogie Jg. 7, 1959, S. 129-141. (W.) - W A H L E , ERNST: Eduard Hahn, Ethnologe und Soziologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7, 1966, S. 504-505. PLEWE, E.: Eduard Hahn 1856-1928. In: Geographisches Taschenbuch und Jahrweiser für Landeskunde 1975/1976. Wiesbaden 1975, S. 239-246. (F.).
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Haies Haies, Stephan, * 17. September 1677inBekesboume, Kent (England), f 4. Januar 1761 in Teddington, Middlesex (England) • Studierte in Cambridge Theologie, „nebenbei" aber auch Mathematik und Naturwissenschaften. Seit 1708 wirkte er als Pfarrer in Teddington und an anderen Orten. Angeregt durch landwirtschaftliche Probleme in seinen Gemeinden führte er zahlreiche pflanzen- und tierphysiologische Experimente durch. Er untersuchte u. a. den Wasserverbrauch und die Transpiration der Pflanzen mit neuartigen, für seine Zeit ungewöhnlich exakten Methoden. Die wichtigsten Ergebnisse seiner pflanzenphysiologischen Experimente veröffentlichte Haies in dem Buch „Vegetable Staticks" (London 1727, Reprintdruck 1961 u. 1969; deutschsprachige Ausgabe unter dem Titel „Statick der Gewächse oder angestellte Versuche mit dem Saft in Pflantzen und ihren Wachsthum . . . " , Halle 1748). Viele der von ihm bearbeiteten Fragen wurden von der Wissenschaft erst im 19. Jahrhundert wieder aufgegriffen. Haies gehört zu den Begründern der experimentellen Physiologie. Literatur: C L A R K - K E N N E D Y , A. £.: Stephen Haies, D. D., F. R. S. An Eighteenth Century Biography. Cambridge - New York 1929, Reprintdruck: Ridgewood. N. J. 1965. (R u. W.). Hamm, Wilhelm Ritter von, * 5. Juli 1820 in Darmstadt, t 8. November 1880 in Wien • Sohn eines hessischen Hofsekretärs, besuchte die von Heinrich Wilhelm von Pabst geleitete landwirtschaftliche Lehranstalt auf Gut Kranichstein bei Darmstadt und absolvierte eine landwirtschaftliche Praxis auf mehreren hessischen Gütern. 1838 b.vog er die Land- und Forstwirtschaftliche Akademie Hohenheim. Zur weiteren Ausbildung unternahm er ausgedehnte Reisen nach Belgien, Frankreich und England und studierte dort besonders die in der Landwirtschaft genutzten Geräte und Maschinen. 1841 begann er ein Smdium der Kamerai- und Naturwissenschaften an der Universität Gießen. Zu den Lehrern, die hier nachhaltig seine Einstellung zur Landwirtschaft prägten, gehörte Justus von Liebig. 1843 übernahm Hamm eine Stelle als Lehrer der Landwirtschaft und Chemie am Landwirt96
schaftlichen Institut in Hofwyl (Schweiz). Als dessen Leiter, Philipp Emanuel von Fellenberg, 1844 starb, schrieb Hamm eine Biographie über ihn (Emanuel Fellenberg's Leben und Wirken. Zur Erinnerung für seine Freunde, Schüler und Verehrer. Bern 1845). Nach Fellenbergs Tod wurde Hamm Direktor der Ackerbauschule und der Gutswirtschaft zu Rüti bei Bern. Während dieser Zeit erschienen die ersten Lieferungen seines umfangreichen Werkes „Die landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen Englands. Mit besonderer Berücksichtigung der landwirthschaftlichen Mechanik und einer Uebersicht der Verhältnisse der englischen Agricultur" (Braunschweig 1845-1849, 2. Aufl. 1856-1858). Aufgrund der ersten Kapitel dieses Werkes verlieh ihm 1845 die Philosophische Fakultät der Universität Gießen die Doktorwürde. Nachdem eine Berufimg Hamms zum Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Poppelsdorf 1846 an seiner Jugend xmd seiner evangelischen Konfession gescheitert war, ging er nach Leipzig und übernahm die Schriftleimng der neugegründeten „Agronomischen Zeitung". 1849 kaufte er diese Zeitung und redigierte sie bis zum Jahre 1867. Unter seiner Leitung gehörte sie alsbald zu den bedeutendsten landwirtschaftlichen Publikationsorganen. Fast alle führenden Landbauwissenschaftler jener Zeit haben Beiträge darin veröffentlicht. Von 1855 bis 1864 leitete Hamm in Eutritzsch bei Leipzig eine von ihm gegründete Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen. Außerdem war er aktives Mitglied bei den jährlichen Wanderversammlungen der deutschen Land- und Forstwirte. Er unternahm viele Reisen und besuchte fast alle Weltausstellungen. 1867 folgte Hamm einem Ruf nach Wien als Ministerialrat und Fachreferent für Ackerbau im Ministerium für Handel und Volkswirtschaft. 1868 trat er in das neugegründete Ackerbaimiinisterium über, wo er bis zu seinem Tode in führender Position tätig war. Auf seine Anregung erfolgte 1872 die Errichtung der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Er gründete in Österreich mehrere landwirtschaftliche Versuchsstationen und auch den „Club der Landund Forstwirthe zu Wien". Für seine Verdienste um die Landwirtschaft erhielt er hohe Auszeich-
Hanf nimgen. 1870 erfolgte seine Erhebung in den erblichen österreichischen Ritterstand. Hamm war ein hochbegabter und äußerst produktiver Schriftsteller, der es meisterhaft verstand, in einer Vielzahl von Büchern die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung allgemeinverständlich darzustellen. Nach englischen Vorbildern verfaßte er zahlreiche „Anleitungen" und „Katechismen" für die Landwirte. Mehrfach aufgelegt wurde sein „Katechismus der Ackerbauchemie, Bodenkunde und Düngerlehre. Ein Buch für alle Landwirthe, Lehrer und Schulen" (Leipzig 1847, 5. Aufl. 1871). Zu seinen umfangreichsten Werken gehört das Buch „Die Grundzüge der Landwirthschaft. Ein Lehrbuch für den Selbstunterricht und zum Gebrauch in landwirthschaftlichen Lehranstalten" (2 Bde. Braunschweig 1850-1851 u. 1854). Für viele Jahrzehnte ein Standardwerk war seine Monographie über den Wein: „Das Weinbuch. Wesen, Cultur und Wirkung des Weins; Statistik und Charakteristik sämmtlicher Weine der Welt; Behandlung der Weine im Keller" (Leipzig 1865, 2. Aufl. 1874, 3. Aufl. bearbeitet von A. von Babo 1886). Das Buch „Das Wesen und die Ziele der Landwirthschaft. Beiträge zur wissenschaftlichen und volkswirthschaftlichen Begründung und Entwickelung der Bodenproduction" (Jena 1866, 2. Aufl. 1872) gehört zu Hamms gedankenreichsten Werken. Weite Verbreitung vor allem wegen der hervorragenden Illustrationen fand das Buch „Das Ganze der Landwirthschaft in Bildern. Ein Bilderbuch zur Belehrung und Unterhaltung für Jung und Alt, Groß und Klein" (Leipzig 1866, 2. Ausgabe 1872; Neudruck der 2. Ausgabe: Hannover 1985). Das weitverbreitete „Lehrbuch der Landwirthschaft" von Heinrich Wilhelm Pabst hat Hamm nach dessen Tod neubearbeitet und eine 7. Auflage (Wien 1878) herausgegeben. Beachtenswert ist auch seine Schrift „Die Habsburg-Lothringer in ihren Beziehungen zur Bodencultur. Festschrift zur Feier des 25. Jahrestages der Vermählung ihrer Majestäten des Kaisers Franz Joseph I. und der Kaiserin Elisabeth" (Wien 1879). Kulturgeschichtlich von besonderem Interesse ist Hamms Buch „Chemische Bilder aus dem täglichen Leben" (2 Bde. Leipzig 1854 u. 1855), deren folgende Auflagen unter dem Titel er-
schienen: „Ordnung und Schönheit am häuslichen Herd. Haushaltungskunst und Gesundheitspflege auf wissenschaftlichen Unterlagen. Den deutschen Frauen gewidmet" (Jena 1867, 1872 u. 1887). Eine wertvolle Sammlung landwirtschaftlicher Gedichte enthält sein Buch „Lust, Lob und Trost der edlen Landwirthschaft. Lieder- und Lebensbuch für den Landwirth in einer Auswahl von deutschen Gedichten" (Frankfurt/Main 1862). Hamm schrieb auch selbst Gedichte und Novellen und galt als vielseitiger Feuilletonist. Nach dem Tode Hamms hat Leo Pfibyl „Gesammelte kleine Schriften von Dr. Wilhelm Ritter von Hamm" (2 Bde. Wien und Leipzig 1881) herausgegeben. Diese Aufsatzsammlung enthält auch eine Selbstbiographie Hamms über seine Jugendzeit. Literatur: LÖBE, WILLIAM: Abriß der Geschichte der Deutschen Landwirthschaft von den ältesten Zeiten bis aufdie Gegenwart. Berlin 1873,S. 138-146. (W.) — THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 1718. (F. u. W.) - Zum 100. Geburtstage von Wilhelm von Hamm. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 19, 1920, H. 1, S . 1-2. (P.) - ESSELBORN, K A R L (Hg.): Wilhelm Hamm. Jugenderinnerungen. Darmstadt 1926 = Hessische Volksbücher Bd. 55-57. (R) - ESSELBORN, KARL: Wilhelm Philipp von Hamm. Landwirt, Fabrikant und Ministerialrat. In: Hessische Biographien Bd. 2, 1927, S. 360-369. (P.) - Wilhelm Philipp von Hamm, landwirtschaftlicher Schriftsteller. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2, 1959, S. 164. - FRAUENDORFER, SIGMUND von: Wilhelm Philipp Ritter von Hamm, Agrarwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7, 1966, S. 587-588. - HERRMANN, KLAUS: Im Zeichen des landwirtschaftlichen Aufbruchs. Das Lebenswerk von Wilhelm Ritter von Hamm. In: Entwicklungstendenzen in der agrargeschichtlichen Lehre und Forschung. Ehrensymposium anläßlich der Verabschiedung von Prof Dr. habil. Volker Klemm in Berlin am 30. Juni 1995. Berlin 1995, S. 67-74.
Hanf, Martin, * 17. August 1911 in Magdeburg, t I.Dezember 1991 in Hannover • Studierte Naturwissenschaften an den Universitäten Halle/S. und Würzburg und promovierte 1935 bei dem Botaniker Wilhelm Troll in Halle mit einer Arbeit aus dem Gebiet der Pflanzenmorphologie. Nach kurzen Tätigkeiten im Pflanzenschutz97
Hansen dienst in Sachsen-Anhalt und im Saarland erhielt er 1937 eine Anstellung beim Pflanzenschutzamt Gießen, wo er sich mit grundlegenden Fragen der Unkrautbiologie beschäftigte. Zu seinen ersten Publikationen gehören die Beiträge „Keimung von Unkräutern unter verschiedenen Bedingungen im Boden" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 93, 1943, S. 169-259) und „Bewurzelung und Wuchs von Unkrautkeimlingen in verschiedenen Böden" (Journal fiir Landwirtschaft Bd. 90, 1944, S. 125-146). 1945 wurde Hanf zum Leiter der Bezirksstelle für Pflanzenschutz in Gießen bei der Landwirtschaftskammer für Hessen-Nassau emannt. 1953 trat er in die Landwirtschaftliche Abteilung der BASF-Aktiengesellschaft ein. Dort übernahmer 1961 die Arbeitsgruppe Pflanzenschutz. 1971 wurde er zum stellvertretenden Abteilungsleiter emannt. 1976 trat er in den Ruhestand. Der Arbeitsschwerpunkt von Hanf war die Unkrautforschung. Der Morphologie, der Systematik, der Verbreitung und dem Erkennen der Unkräuter im blütenlosen Zustand galt sein besonderes Interesse. Dieses Wissen war für ihn die Voraussetzung für die Erarbeitung sachgerechter Bekämpfungsmaßnahmen. Seine Publikationsliste umfaßt über 200 Veröffentlichungen, darunter drei bedeutende Bücher: „Die Akkerunkräuter und ihre Keimlinge" (Limburgerhof 1969), das internationale Standardwerk „Die Ackerunkräuter Europas. Mit ihren Keimlingen und Samen" (Limburgerhof 1982,2. Aufl. München u. a. 1984,3. Aufl. 1990) und der „Farbatlas Feldflora. Wildkräuter und Unkräuter" (Stuttgart 1990). 1971 wurde Hanf für seine herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der Unkrautforschung die Otto-Appel-Denkmünze verliehen, die höchste Auszeichnung des Deutschen Pflanzenschutzdienstes. 1976 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Literatur: BEHREND: Dr. Martin Hanf - 7 0 Jahre. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 33,1981, S. 112. (F.) - KOCH, W.: Dr. Martin Hanf f . In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 44, 1992, S. 96.
Hansen, Johannes, * 9. März 1863 in Nadelhöft bei Flensburg, f 3. Januar 1938 in Berlin • 98
Sohn eines Landwirts, studierte seit 1883 Landwirtschaft, zunächst in Kiel, dann in Jena, wo er als Schüler von Theodor Freiherr von der Goltz 1886 mit der Arbeit „Untersuchungen über den Preis des Getreides mit besonderer Rücksicht auf den Nährstoffgehalt desselben" zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend war er als Landwirtschaftslehrer in Schlesien und Mecklenburg tätig. 1889 wurde er Direktor der Ackerbauschule Zwätzen bei Jena und Administrator des mit der Schule verbundenen landwirtschaftlichen Betriebes. 1896 erhielt er die Venia legendi an der Universität Jena. 1897 übernahm er als Güterdirektor die Leitung eines Großbetriebes in Schlesien. Von 1901 bis I9I0 wirkte Hansen als Professor für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. Hier betätigte er sich überwiegend als Tierzüchter. Zu seinen besonderen Verdiensten gehört der Erwerb und die Einrichtung des Versuchsgutes Dikopshof, dessen Administration ihm unterstand. Über die dort von 1905 bis 1909 durchgeführten pflanzenbaulichen Versuche hat er zwei ausführliche Berichte veröffentlicht (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 37, 1908, Erg. Bd. 3 u. Bd. 40, 1911, Erg. Bd. 1). Zeitweise hielt er in BonnPoppelsdorf auch Vorlesungen über Speziellen Pflanzenbau. 1910 folgte er einem Ruf als Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg. Von 1922 bis 1929 war er Inhaber des Lehrstuhls für Tierzucht an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Als Tierzuchtwissenschaftler erwarb sich Hansen international hohes Ansehen. Sein „Lehrbuch der Rinderzucht" (Beriin 1921, 4. Aufl. 1927) galt lange Zeit als ein Standardwerk. Bedeutsam für den Regionalen Pflanzenbau ist seine umfassende Monographie „Die Landwirtschaft in Ostpreußen" (Jena 1916 = Grundlagen des Wirtschaftslebens von Ostpreußen Tl. 2). Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Landwirtschaftsstudium und dem landwirtschaftlichen Bildungswesen. Hervorzuheben sind seine Schriften „Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Königsberg i. Pr." (Königsberg 1911, 2. Aufl. 1913 = Berichte des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg i. Pr. H. 13) und „Das landwirtschaftliche Unterrichtswesen und die Ausbil-
Hartstein dung des Landwirts" (Berlin 1919). Gemeinsam mit F. Aereboe imd Th. Roemer hat er das fünfbändige „Handbuch der Landwirtschaft" (Berlin 1929-1930) herausgegeben. Hansen, von 1906 bis zu seinem Tode Mitglied der „Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft", hatte frühzeitig die Bedeutung der Geschichte für die aktuelle Agrarforschung erkannt. In seinen tierzüchterischen Veröffentlichungen behandelt er auch historische Aspekte. Wissenschaftshistorisch bedeutsam für alle Agrardisziplinen sind sein Beitrag „Albrecht Thaer. Festrede zum Gedächtnis seines hundertjährigen Todestages gehalten in der Landwirtschaftlichen Hochschule Beriin" (Beriin 1929) und das gemeinsam mit Gustav Fischer verfaßte Werk „Geschichte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" (Berlin 1936). Hansen war einer der bedeutendsten Agrarwissenschaftler seiner Zeit. Er erhielt hohe Auszeichmmgen u. a. drei Ehrendoktorwürden. Literatur: SEEDORF, WILHELM: Nachruf für Johannes Hansen. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 37, 1938, S . 1 - 4 . - MOMSEN, CHRISTL\N: Geheimrat Hansen. Sein Leben und sein Werk (Frankfiirt/Main 1965 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 9 9 ) . (P. u. W . ) - KIRSCH, WERNER: Johannes Hansen, Professor für Tierzucht. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7 , 1 9 6 6 , S. 6 3 3 - 6 3 4 . Hanssen, Georg, * 31. Mai 1809 in Hamburg, t 19. Dezember 1894 in Göttingen • Sohn eines Kaufinanns, studierte Nationalökonomie in Heidelberg und Kiel, wurde 1831 promoviert, wirkte seit 1837 als o. Professor in lüel und seit 1842 in Leipzig. 1848 übernahm er den Göttinger Lehrstuhl für Nationalökonomie, 1860 folgte er einem Ruf an die Universität Berlin, 1869 kehrte er an die Universität Göttingen zurück. Hanssen war nicht nur Nationalökonom, sondern zugleich einer der führenden Agrarhistoriker des 19. Jahrhunderts. Aus der Sicht des Pflanzenbaus ist sein bedeutendster historischer Beitrag die umfangreiche Studie „Zur Geschichte der Feldsysteme in Deutschland" (Agrarhistorische Abhandlungen Bd. 1, Leipzig 1880, S. 123-387). In besonderem Maße hat Hanssen das Landwirtschaftsstudium gefördert. Bereits in seiner Dissertation hatte er sich dafür eingesetzt, dieses
Studium nicht an eigenständigen Akademien, sondern an den Universitäten durchzufuhren. Auf seine Initiative wurde 1851 an der Universität Göttingen ein landwirtschaftlicher Lehrkurs eingerichtet. 1855 hat Hanssen in einer umfangreichen Denkschrift (handschriftlicher Nachlaß von G. Hanssen in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) alle Argumente zusammengetragen, die für ein Studium der Landwirtschaft an den Universitäten sprechen. Seine Vorschläge für die zukünftige Gestaltung eines solchen Studiums wurden in den folgenden Jahrzehnten weitgehend realisiert. Beachtenswert ist die Forderung von Hanssen, die praktische landwirtschaftliche Ausbildung unbedingt vor Beginn des Studiums durchzuführen, „wenn der Körper noch geschmeidig und der Sinn noch willig ist", damit der Student dann „ungestört und mit ganzer Seele den Wissenschaften sich hingeben könne" (Denkschrift ebd. S. 101 f.). Hanssen hinterließ eine Selbstbiographie, die sein Sohn H. Hanssen herausgegeben hat. Sie erschien unter dem Titel „Lebenserinnerungen des Agrarhistorikers und Nationalökonomen Georg Hanssen" (Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Bd. 40, 1910, S. 1-180). Literatur: SnALWErr, AUGUST: Georg Hanssen (1809-1894). Ein Zeit- und Lebensbild. Breslau 1930 = Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft Nr. 27. - LOHSE, HARTWIG: Georg Hanssen, Agrarhistoriker und Nationalökonom. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 7,1966, S. 638-639. Hartstein, Eduard, • 29. Juli 1823 in Pretzsch bei Wittenberg, f 14. Dezember 1869 in Bonn • Sohn eines Richters, mußte das auf Wimsch seines Vaters begonnene Jurastudium wegen eines Augenleidens aufgeben und wandte sich der Landwirtschaft zu. Nach mehijähriger Lehrzeit und Tätigkeiten als Gutsverwalter smdierte er von 1843 bis 1845 an der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena bei Greifswald. 1846 erhielt Hartstein eine Anstellung als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Poppelsdorf und wurde Verwalter des von der Lehranstalt gepachteten Universitätsgutes. Der Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit lag auf den Gebieten des Pflanzenbaus und der landwirt99
Harz schaftlichen Betriebslehre. 1850 veröffentlichte er sein erstes großes Werk, eine „Statistischlandwirthschaftliche Topographie des Kreises Bonn. Eine vom landwirthschaftlichen CentraiVerein für Rheinpreußen gekrönte Preisschrift. Nebst einem Anhang: Beschreibung der höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Poppelsdorf (Bonn 1850). 1854 wurde Hartstein zum ProfessorfilrLandwirtschaft und 1856 zum Direktor der Poppelsdorfer Lehranstalt ernannt. Mit ganzer Kraft widmete er sich dem weiteren Ausbau dieser Ausbildungsstätte. Er konnte ein neues Versuchsgut erwerben und für den Unterricht der naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer wurden ihm neue Lehrkräfte bewilligt. Als Direktor war er allgegenwärtig. Er besuchte sogar Vorlesungen seiner Kollegen und übte offen Kritik, wenn das Dargebotene nicht seinen Vorstellungen entsprach. Entwicklung, Organisationsstruktur und Studienpläne der Poppelsdorfer Lehranstalt, die sich seit 1861 „Königliche Preußische Landwirthschaftliche Akademie" nennen durfte, hat Hartstein mehrmals ausführlich beschrieben. Dabei äußerte er sich stets auch zu grundsätzlichen Problemen der akademischen Ausbildung der Landwirte, vor allem in den Schriften „Ueber Zweck und Einrichtung höherer landwirthschaftlicher Lehranstalten. Nebst einer Beschreibung der höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Poppelsdorf' (Bonn 1852), „Die höhere landwirthschaftliche Lehranstalt zu Poppelsdorf bei Bonn" (Bonn 1854) und „Die landwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf. Als Beitrag zur Geschichte und Beurtheilung der landwirthschaftlichen Akademien" (Bonn 1864). In Verbindung mit den Dozenten der Poppelsdorfer Lehranstalt gab Hartstein eine „Hauszeitschrift" heraus unter dem Titel „Landwirthschaftliche Mittheilungen. Zeitschrift der Königlichen höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt und der damit vereinigten landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Poppelsdorf'. Es sind allerdings nur drei Jahrgänge (1858 bis 1860) erschienen. Einen festen Platz in der Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft hat sich Hartstein vor allem mit semer Beschreibung englischer und schotti100
scher Landbaumethoden erworben. Als Ergebnis mehrerer Studienreisen vor Ort veröffentlichte er unter dem Rahmentitel „Fortschritte in der englischen und schottischen Landwirthschaft" drei Bücher: „Vom englischen und schottischen Düngerwesen" (Bonn 1853, 2. Aufl. 1855), „Vom englischen und schottischen Akkerbau. Tiefcultur. Exstirpator. Weizen- und Hopfenbau" (Bonn 1854, 2. Aufl. 1858) und „Die Anwendung der Dampfkraft in der Landwirthschaft" (Bonn 1860). Literatur: LEISEWITZ, C.: Dr. Eduard Hartstein, Director der königl. landwirthschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 10,1879, S. 707-712. - KICK, HERMANN: Kurze Geschichte der Landwirtschaftlichen Fakultät. In: 150 Jahie Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaflswissenschaften. Bonn 1971, S. 10-20. Harz, Carl Otto, * 28. November 1842 in Gammertingen (Hohenzollem), f 5. Dezember 1906 in München • Studierte Botanik in Berlin und habilitierte sich für dieses Fach 1873 an der Technischen Hochschule in München. Seit 1874 lehrte er an der Central-Tierarzneischule in München. 1880 wurde er zum Professor für Botanik an dieser Hochschule ernannt. Er erwarb sich bedeutende Verdienste auf dem Gebiet des Saatgutwesens mit seinem zweibändigen Werk „Landwirthschaftliche Samenkunde. Handbuch für Botaniker, Landwirthe, Gärtner, Drogisten, Hygieniker" (Beriin 1885). Literatur: KRAENZLE, J.: Professor Dr. Karl Otto Harz t- In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora Bd 11,1907, S. 7-12.(P.u.W.). Haselhofr, Emil, • 12. August 1862 in Wambel bei Dortmund, f 10. März 1948 in DortmundWambel • Sohn eines Landwirts, studierte an mehreren Universitäten Chemie und Landwirtschaft und promovierte 1888 in Marburg. Anschließend arbeitete er als Abteilungsvorsteher an der von J. König geleiteten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Münster (Westfalen). 1902 wurde er Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Marburg, die später nach Harleshausen bei Kassel verlegt wurde.
Haushofer Haselhoff, der sich mit der landwirtschaftlichen Praxis eng verbunden fühlte, war lehrend und forschend auf dem Gesamtgebiet der Agrikulturchemie tätig. Er schrieb zahlreiche Bücher und veröffentlichte mehr als 700 Beiträge in landwirtschaftlichen Zeitschriften und Zeitungen. Sein spezielles Interesse galt den Fragen der Pflanzenemährung und Düngung. Während seiner Tätigkeit in Münster beteiligte er sich an der Neubearbeitung der preisgekrönten Schrift von J. König „Wie kann der Landwirt den Stickstoff-Vorrat in seiner Wirtschaft erhalten und vermehren?" (3. Aufl. Berlin 1893). Außerdem hat er die 4. Auflage von „Wolffs Anleitung zur chemischen Untersuchung landwirtschaftlich wichtiger Stoffe" (Berlin 1899 = Thaer-Bibliothek Bd. 35) herausgegeben. Weitverbreitet war sein Kompendium „Agrikulturchemische Untersuchungsmethoden" (Leipzig 1909, 2. Aufl. Berlin 1921 = Sammlung Göschen Nr. 470). Besonders intensiv beschäftigte sich Haselhoff mit dem Einfluß industrieller Rauchschäden auf den Boden und auf das Pflanzenwachstum. Gemeinsam mit G. Lindau veröffentlichte er das Buch „Die Beschädigung der Vegetation durch Rauch. Handbuch zur Erkennung und Beurteilung von Rauchschäden" (Leipzig 1903) und gemeinsam mit W. Bredemann und W. Haselhoff das Buch „Entstehung, Erkennung und Beurteilung von Rauchschäden" (Berlin 1932). Für das Buch „Grundzüge der Rauchschadenkunde. Anleitung zur Prüfung und Beurteilung der Einwirkungen von Rauchabgängen auf Boden und Pflanzen" (Berlin 1932) zeichnet er als Alleinautor. Haselhoff hielt Vorlesungen über Agrikulturchemie an der Universität Marburg. Sein großes Interesse an der Lehrtätigkeit zeigt sich auch daran, daß er gemeinsam mit Edwin Blanck ein vierbändiges „Lehrbuch der Agrikulturchemie" (Berlin 1927-1929) herausgegeben hat. Wichtige historische Dokumente sind seine zahlreichen Beiträge über die Organisationsstrukturen und Tätigkeitsbereiche der landwirtschaftlichen Versuchsstationen, vor allem seine Abhandlung „Aus der Entwicklung des Verbandes Deutscher landwirtschaftlicher Versuchsstationen" (Die Landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 117,1933, S. 1-90) und seine Schrift „Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen als Werkstät-
ten der agrikulturchemischen Forschung" (Berlin-Zehlendorf 1941). In Anerkennung seiner Verdienste für die Landwirtschaft wurde Haselhoff 1942 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Literatur: SCHEFFER, F. undPRZEMECic, E.: Zum 100. Geburtstag von Prof Dr. Emil HaselhofF. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 15,1962, vor S. 177. Haushofer, Heinz, • 19. Juni 1906 in München, 118. Februar 1988 in Herrsching am Ammersee • Sohn einer altbayerischen Bauemfamilie, studierte Land- und Volkswirtschaft in München und promovierte 1928 an der dortigen Hochschule mit einer Arbeit über Agrarreformen. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bayerischen Landesbauemkammer bzw. seit 1933 beim Reichsnährstand. 1937 ging er als Landwirtschaftsattache nach Wien, wo er bis 1944 für die Emährungsverwaltung zuständig war. Während dieser Zeit hatte er einen Lehrauftrag filr Agrarpolitik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Nach 1945 bewirtschaftete Haushofer zunächst seinen väterlichen Betrieb, den Hartschimmelhof ob Herrsching am Ammersee. Seit 1948 war er in verschiedenen landwirtschaftlichen Organisationen in führenden Positionen tätig. 1962 übemahm er als Ministerialrat das Grundsatzreferat Agrarpolitik im Bundesmmisterium für Ernährung und Landwirtschaft. 1968 ließ er sich in den Ruhestand versetzen, wurde aber gleichzeitig Honorarprofessor für Agrargeschichte an der Fakultät f ^ Landwirtschaft und Gartenbau der Technischen Hochschule München in Weihenstephan. Erst 1974 hat er seine Lehrtätigkeit beendet. Er bekleidete eine Vielzahl von Ehrenämtem, u. a. war er 25 Jahre lang Vorsitzender der „Gesellschaft für Agrargeschichte". Haushofer gehört zu den bedeutendsten Agrarhistorikem in Deutschland. Mit wegweisenden Beiträgen und mehreren Büchern hat er Inhalt und Methodik der Agrargeschichte in der Bundesrepublik Deutschland in den ersten Jahrzehnten nach dem Ende des 2. Weltkrieges maßgebend mitgestaltet. Er ist Autor des zweiten Bandes des gemeinsam mit Sigmund von Frauendorfer bearbeiteten Werkes „Ideengeschichte der 101
Hausmann Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im deutschen Sprachgebiet" (Bd. 2, Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. München u. a. 1958). Eindrucksvoll dargestellt hat er die Geschichte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in dem Buch ,J)ie Furche der DLG 1885 bis 1960" (Frankfurt/Main 1960). Zu den Standardwerken der deutschsprachigen Agrarliteratur gehört sein Lehrbuch „Die deutsche Landwirtschaft im technischen Zeitalter" (Stuttgart 1963, 2. Aufl. 1972 = Deutsche Agrargeschichte. Herausgegeben von Günther Franz Bd. 5). Den Biographien bedeutender Persönlichkeiten des Landbaus galt Haushofers besonderes Interesse. Gemeinsam mit Günther Franz hat er das Buch „Große Landwirte" (Frankfiirt/Main 1970) herausgegeben, in dem er selbst einen Beitrag über Max Schönleutner (S. 119-131) veröffentlichte. Von seinen weiteren biographischen Arbeiten sind hervorzuheben die Schrift „Carl Fraas. Herkunft und Wirken eines fitnkischen Landwirts im 19. Jahrhundert" (Nürnberg 1941 = Familiengeschichtliche Schriften der Gesellschaft für Familienforschung in Franken H. 6) und der Beitrag, Albrecht Thaer und seine Zeit" (Übersicht Jg. 3,1952, Nr. 5, S. 17-25). In der aus einer Landfunksendung des Bayerischen Rimdflmks entstandenen umfangreichen Abhandlung „Weichenstellungen zur modemen Landwirtschaft" (Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 62, 1985, S. 81-119) behandelt er das Lebenswerk von sieben führenden Persönlichkeiten aus dem Landbau. Für die von der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seit 1953 herausgegebene „Neue Deutsche Biographie" schrieb er über 20 biographische Beiträge. Zu den für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus besonders zu beachtenden Veröffentlichungen Haushofers gehören die Beiträge „Die Erfindung des Lysimeters" (Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 10, 1962, S. 57-60), „Der historische Beitrag der deutschen Agrarwissenschaften in den tropischen Ländern" (Der Tropenlandwirt, Beiheft 4, S. 3-23), „Zur Geschichte der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau" (Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 52, 1975, Sonderheft 2, S. 17-77) und „Zur Geschichte der Bodenfhichtbarkeit" (Alternativen 102
der Landbewirtschafhmg? Beiträge zur Bodenfhichtbarkeit. Herausgegeben vom Dachverband wissenschaftlicher Gesellschaften der Agrar-, Forst-, Emährungs-, Veterinär- und Umweltforschung e. V. München 1976, S. 5-26). Ein wertvolles Zeitdokument sowohl für die allgemeine Geschichte als auch für die Geschichte der Agrarwissenschaften ist Haushofers Selbstbiographie. Sie erschien zuerst im „Bayerischen Landwirtschaftlichen Jahrbuch" (Jg. 59, 1982, Sonderheft 1) unter dem Titel „Bauer im Schach. Lebenserinnerungen" und dann als Buch unter dem Titel „Mein Leben als Agrarier. Eine Autobiographie 1924-1978" (München u. a. 1982). Literatur: FRANZ, GÜNTHER: Prof. Dr. Heinz Haushofer 70 Jahre. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 24, 1976, S. 1-7. (W.) STUTZER, DIETMAR: Heinz Haushofer und die Agrargeschichte. In: VDL-Joumal Jg. 38, 1988, Nr. 5, S. 24. - FRANZ, GÜNTHER: Heinz Haushofer. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 3 6 , 1 9 8 8 , S. 1-2.
Hausmann, Johann Friedrich Ludwig, * 22. Februar 1782 in Hannover, f 26. Dezember 1859 in Göttingen • Bedeutender Mineraloge und Geologe, 1811 Nachfolger von Johann Beckmann an der Universität Göttingen. Fast dreißig Jahre lang hielt er in Anlehnung an Beckmanns „Lehrbuch der teutschen Landwirthschaft" auch landwirtschaftliche Vorlesungen, die er zuletzt unter dem Titel „Die Lehre vom Ackerbau" ankündigte. Aufsehen in Fachkreisen erregte Hausmann mit seiner Schrift „Versuch einer geologischen Begründimg des Acker- imd Forstwesens". Die 1818 in lateinischer Sprache erstmals veröffentlichte Abhandlung wurde von Franz Körte übersetzt und erschien sechs Jahre später in den „Möglinschen Annalen der Landwirthschaft" (Bd. 14,1824, S. 417-465) und kurz darauf auch als Buch (Berlin 1825). Hausmann weist hier besonders auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Bodens als Standort für die Kulturpflanzen hin und beklagt die Vernachlässigung bodenkundlicher Fragen durch die Geologen. Seit dem Wintersemester 1830/31 hielt Hausmann an der Universität Göttingen auch Kollegs über „land- und forstwirthschaftliche Bodenkunde".
Hecke Literatur: FISCHER, WALTHER: Johann Friedrich Ludwig Hausmann, Mineraloge und Geologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 124-125. Havenstein, Gustav, • 7. April 1843 in Hannover, t 7. Februar 1923 in Bonn • Studierte von 1865 bis 1868 Landwirtschaft in Göttingen und promovierte dort 1874 zum Dr. phil. mit der Dissertation „Beiträge zur Kenntniß der Leinpflanze und ihrer Cultur. Physiologisch und landwirthschaftlich begründet". Von 1872 bis 1880 wirkte er als „Dirigent des Versuchsfeldes" an der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf und hielt Vorlesungen über „Allgemeinen Pflanzenbau". Von 1880 bis 1909 war er Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Vereins fiir Rheinpreußen bzw. der Landwirtschaftskammer zu Bonn. Literatur: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 109. Hazzi, Joseph Ritter von, • 12. Februar 1768 in Abensberg (Niederbayem), t 20. Mai 1845 in Oelkofen bei Grafing (Oberbayem) • Sohn eines Maurermeisters, studierte Rechtswissenschaft in Ingolstadt und trat 1789 in den bayerischen Staatsdienst ein. Seit 1794 arbeitete er als Forstrat am Department für Forstwesen in München, von 1800 bis 1811 im französischen Hauptquartier in München, Düsseldorf und Paris. 1813 kehrte er in den bayerischen Staatsdienst zurück. 1815 wurde er zum Staatsrat und zum Vorstand der Landesbau-Kommission ernannt, 1816 erfolgte seine Erhebung in den Adelsstand. Von 1818 bis 1837 war er Redakteur des Wochenblattes des Bayerischen Landwirtschaftlichen Vereins. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf seinem Landgut Oelkofen. Durch zahlreiche Bücher und Schriften hat Hazzi die Entwicklung der bayerischen Landwirtschaft gefördert. Sein bekanntestes Buch „Ueber den Dünger, zugleich aber auch über das Unwesen dabei in Deutschland, besonders in der Haupt- und Residenzstadt München und in ganz Baiem" (München 1821, 6. Aufl. 1836) isteme Fundgrube mit Vorschlägen zur Verbesserung der Düngerwirtschaft und außerdem eine hochinteressante Abhandlung zur Sozial- und Kulturgeschichte. Aus pflanzenbaulicher Sicht
ist noch seine populäre Darstellung der Ackerbaulehre hervorzuheben, die unter dem Titel „Neuester Katechismus des Feldbaues. Zum allgemeinen Gebrauche für Landwirthe, Bauern und auch filr Landschulen" (München 1827,4. Aufl. 1852) erschienen ist. Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist auch seine publizierte Rede „Ueber das 25jährige Wirken des landwirthschaftlichen Vereins in Bayem und das Central-Landwirthschafts- oder Octoberfest, zugleich den vollständigen Rechenschaftsbericht hierüber enthaltend" (München 1835). Literatur: LEiSEwrrz: Joseph Ritter von Hazzi, königlicher baierischer Staatsrath und Vorstand der Landesbau-Commision in München. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 11, 1880, S. 165-169. HAUSHOFER, HEINZ: Joseph Ritter von Hazzi, bayerischer Beamter und Agrarpolitiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 158-159. Hecke, Wenzel, * 20. Februar 1824 in Reichenberg (Böhmen), f 27. April 1900 in Wien • Nach mehljähriger Tätigkeit als Landwirt studierte er seit 1851 an der Höheren Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg. 1854 erhieh er dort eine Anstellimg als Dozent, 1857 wurde er zum Professor ernannt. Zunächst hatte er die Fachgebiete Pflanzenbau und Forstwirtschaftslehre zu vertreten, seit 1864 war er für die landwirtschaftliche Betriebslehre zuständig. Von 1872 bis 1895 wirkte er als o. ö. Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Er ist Autor mehrerer betriebswirtschaftlicher Werke. Heckes wichtigstes pflanzenbauliches Buch ist ,J)ie Landwirthschaft der Umgebung von Ungarisch-Altenburg und die landwirthschaftliche Lehranstalt daselbst" (Wien 1861), dessen allgemeiner Teil über die Anbaimiethoden der Feldfrüchte überregionale Beachtung gefunden hat. Nach dem Tode seines Freundes und Kollegen Friedrich Haberlandt gab er dessen vorbereitetes Buch „Der allgemeine landwirthschaftliche Pflanzenbau" (Wien 1879) heraus. Literatur: Wenzel Hecke. Professor an der k. k. Hochschule für Bodencultur in Wien. In: Wiener Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 25, 1875, S. 375377 (P.) - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2,1959, S. 234. 103
Hecker Hecker, Alfred, • 4. Februar 1869 in Elberfeld, t 3. November 1940 in Bonn • Studierte von 1888 bis 1891 Landwirtschaft in Poppelsdorf und erhielt 1897 mit der Dissertation „Ein Beitrag zur rationellen Kultur des Leins" die Doktorwürde der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät der Universität Heidelberg. 1910 habilitierte er sich in Poppelsdorf, wo er von 1923 bis 1933 als Privatdozent für Landwirtschaft lehrte. Er hielt Vorlesungen über landwirtschaftliche Klimalehre und über Saatzucht. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1926, Sp. 684-685. (W.) - 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 18181968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 110.
Heeger, Erich Fürchtegott, » 24. Juli 1907 in Marienberg (Sachsen), f 25. Februar 1959 in Leipzig • Studierte Landwirtschaft an der Universität Leipzig und arbeitete seit 1932 als Assistent am dortigen Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, wo er den Aufbau eines Sortenregisters für Heil-, Gewürz- und Duftpflanzen vorbereitete. 1935 wurde ihm die Leitung einer in Leipzig-Probstheida neu eingerichteten Sortenregistersteile übertragen. Nach 1945 konnte er seine Tätigkeit an dieser Einrichtung fortsetzen. 1950 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Die Pfefferminze. Eine monographische Darstellung unter besonderer Berücksichtigung neuer Erkennmisse auf dem Gebiet des Anbaues, der Drogengewinnung und der Sortenfrage". Im gleichen Jahr erhielt er einen Lehrauftrag für das Fachgebiet „Arznei-, Gewürz- und Industriepflanzen" an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, an der er sich 1952 habilitierte mit der Arbeit „Die acker- und pflanzenbaulichen Grundlagen zur Entwicklung eines wirtschaftlichen Arznei- und Gewürzpflanzenbaues in Deutschland". 1952 wurde Heeger mit dem Aufbau eines „Instituts für Sonderkulturen" an der Universität Leipzig beauftragt. Gemeinsam mit engagierten Mitarbeitern imd Mitarbeiterinnen hat er an diesem Institut vor allem die wissenschaftlichen Grundlagen für einen großflächigen Anbau der Arznei- und Gewürzpflanzen in Mitteldeutsch104
land erarbeitet. 1957 wurde er zum Professor ernannt. Das Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Heegers umfaßt über 120 Beiträge. Hervorzuheben ist das gemeinsam mit Kurt Brückner verfaßte Buch „Heil- und Gewürzpflanzen. Arten- und Sortenkunde" (Berlin 1950 = Arbeiten des Sortenamtes für Nutzpflanzen Bd. 1; 2. Aufl. 1952). Für das von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er das BCapitel „Heil- und Gewürzpflanzenbau" (2. Aufl., Bd. 2 Pflanzenbaulehre, Berlin und Hamburg 1953, S. 605-626). Seine bedeutendste Veröffentlichung ist das „Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaues. Drogengewinnung" (Berlin 1956; Reprintausgabe: Frankfurt/M. 1989) - ein Jahrhundertwerk für dieses Fachgebiet. Als Lehrer, Forscher und Organisator hat Heeger die Entwicklung des Arznei- und Gewürzpflanzenbaus in Deutschland und in vielen anderen Ländern nachhaltig beeinflußt. Literatur: WUCHOLD: Professor Dr. E. F. Heeger verstorben. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 10, 1959, S. 309. - K. M.: Prof. Dr. phil. habil. Erich Heeger zum Gedächtnis. In: Die Pharmazie Jg. 14, 1959, vor S. 177. (R u. W. als Beilage). Hegi, Gustav, • 13. November 1876 in Rickenbach bei Winterthur, f 23. April 1932 in Küsnacht bei Zürich • Sohn eines Pfarrers, studierte Botanik an der Universität Zürich und promovierte dort 1900 mit einer pflanzengeographischen Arbeit. Seit 1902 war er als Kustos am Botanischen Garten in München tätig. 1905 habilitierte er sich für das Fach Botanik an der Universität München, wo er Vorlesungen hielt imd 1910 zimi a. o. Professor ernannt wurde. Er erwarb sich große Verdienste um die Bayerische Botanische Gesellschaft. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er 1927 seine Ämter aufgeben. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in der Schweiz. Hegi schrieb u. a. das erfolgreiche Buch „Alpenflora. Die verbreitetsten Alpenpflanzen von Bayern, Österreich und der Schweiz" (München 1905,25. Aufl. Berlin 1977). Seit 1905 widmete er sich überwiegend seinem eigentlichen Lebenswerk, der 13 Bände umfassenden „Illu-
Heiden strierten Flora von Mittel-Europa. Mit besonderer Berücksichtigung von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz. Zum Gebrauche in den Schulen und zum Selbstunterricht" (München 1908-1931). Bei der Darstellung der einzeben Pflanzenarten behandelt Hegi vor allem Aspekte der angewandten Botanik. Dieses Werk, vielfach als „der Hegi" bezeichnet, ist auch für die Pflanzenbauwissenschaft nach wie vor eine hochinformative Enzyklopädie. Seit mehreren Jahrzehnten erscheinen von einzelnen Bänden dieses Werkes überarbeitete Nachdrucke bzw. Neuauflagen. Literatur: GENTNER, G.: Gustav Hegi f. In: Mitteilungen der Bayerischen Botanischen Gesellschaft Bd. 4, 1933, S. 222-225. (P. u. W.) - ESENBECK, ERNST: Gustav Hegi, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 232. Hehn, Victor, • 8. Oktober 1813 in Dorpat (Estland), 121. März 1890 in Berlin • Kulturhistoriker, seit 1846 Lektor für deutsche Sprache m Dorpat, wurde 1855 Bibliothekar in St. Petersburg und lebte seit 1873 in Berlin. Er schrieb zahlreiche Reiseberichte und kulturhistorische Abhandlungen. Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Kulturpflanzen und Hausthiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Historisch-linguistische Skizzen" (Berlin 1870, 5. Aufl. 1888, 9. Aufl. Darmstadt 1963 = Reprint-Druck der 8. Aufl. von 1911). Bedeutsam für das Forschungsgebiet der Geschichte der Kulturpflanzen wurde die von Hehn angewandte sprachhistorische Methode. Literatur: DEICHGRÄBER, KARL: Victor Amadeus Hehn, Kulturhistoriker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 236-238. Heiden, Eduard, • 8. Februar 1835 in Greifswaid, 120. Dezember 1888 in Pommritz (Oberlausitz) • Studierte seit 1854 an der Universität Greifswald zunächst Staatswissenschaft, dann naturwissenschaftliche Fächer, vor allem Agrikulturchemie, und promovierte mit der Arbeit „Ueber das Keimen der Gerste" (Diss. phil. Greifswald 1859). Bereits seit 1857 arbeitete er als Assistent im chemischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena bei Greifswald. An dieser Lehranstalt habilitierte er sich für das Fachgebiet Agrikulturchemie.
1862 erhielt Heiden eine Anstellung als Assistent im Laboratorium der Landwirtschaftlichen Akademie Waldau bei Königsberg. Bis zur Auflösung dieser Akademie im Jahre 1867 hielt er hier Vorlesungen über Agrikulturchemie. In dieser Zeit veröffentlichte er die Schrift „Die Phosphorsäure in ihren Beziehungen zur Landwirthschaft" (Hamm 1865) und schrieb die ersten Bände seiner „Düngeriehre". Dieses insgesamt drei Bände umfassende Werk, sein wissenschaftliches Hauptwerk, erschien imter dem Titel „Lehrbuch der Düngerlehre. Zimi Gebrauch bei Voriesungen an den höheren landwirthschaftlichen Lehranstalten und zum Selbstunterricht" (Bd. 1 Theoretischer Theil, Stuttgart 1866; Bd. 2 Practischer Theil, ebd. 1868; Bd. 3 Statik des Landbaues, Hannover 1872. - 2. erweiterte Aufl. Bd. 1 Hannover 1879/1880; Bd. 2 ebd. 1884/1887). 1868 folgte Heiden dem Ruf als Leiter der 1857 in Weidlitz gegründeten und 1864 nach Pommritz verlegten landwirtschaftlichen Versuchsstation. 1871 wurde ihm der Titel Professor veriiehen. Auch in Pommritz lag der Schwerpimkt seiner Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Düngerlehre. Außerdem beschäftigte er sich mit Fragen der Tieremährung. Die Ergebnisse seiner intensiven Versuchstätigkeit sind in den „Berichten" bzw. „Mittheilimgen" der Versuchsstation Pommritz und in der Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen" veröffentlicht. Seine langjährigen Felddüngungsimd Fruchtfolgeversuche auf neu in Kultur genommenen Ackerflächen hat er in dem Buch „Wie wird schwerer, roher Boden (Neuland) fhichtbar gemacht? Resultate 14jähriger Versuche und Untersuchungen. Unter Mitwirkung von Fr. Voigt, E. Güntz und Th. Wetzke" (Hannover 1883) beschrieben. Von den für den Pflanzenbau relevanten Buchveröffentlichungen Heidens sind noch hervorzuheben sein Vortrag „Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen" (Leipzig 1874), sein Volksbuch , JDie I>üngerlehre in populär-wissenschaftlicher Darstellung" (Berlin 1875), sein „Leitfaden der gesamten Düngerlehre imd Statik des Landbaues" (Hannover 1873, 2. Aufl. 1882, 3. Aufl. umgearbeitet von H. Gräfe 1892) und sein gemeinsam mit Alexander Müller und Karl von Langsdorffherausgegebenes Buch „Die Verwer105
Heine thung der städtischen Fäcalien" (Hannover 1885). Literatur: NOBBE, F.: Eduard Heiden T- In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 36,1889,S. 74-79. (W.). Heine, Ferdinand, • 9. Oktober 1840 in St. Burchard vor Halberstadt, f 12. Februar 1920 in Hadmersleben bei Magdeburg • Sohn eines Domänenpächters und Omithologen, studierte zunächst Naturwissenschaften an der Universität Heidelberg und absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre. Von 1869 bis 1888 bewirtschaftete er das Rittergut Emersleben (Kr. Halberstadt) und dann das 1885 erworbene Klostergut Hadmersleben. In umfangreichen Versuchen prüfte er den Anbauwert aller wichtigen Sorten der in Mitteleiuropa angebauten Kulturpflanzen. Die Ergebnisse dieser vergleichenden Sortenversuche waren die Grundlage filr die Züchtung eigener Sorten. Zu seinen bekanntesten Sorten gehören „Heines Kolben-Sommerweizen" und „Heines Squarehead-Winterweizen". Heine war einer der erfolgreichsten Pflanzenzüchter und Saatguterzeuger in Deutschland. Viele seiner Sorten erhielten auf Weltausstellungen höchste Auszeichnungen. Auch als Landwirt genoß Heine hohes Ansehen. Er gehörte zu den Mitbegründern der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft. Literatur: Dr. KRAMER: Sechzig Jahre Saatzuchtwirtschaft Ferdinand Heine. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 46, 1931, S. 95-96. (P.) - LEIN, ALFRED: Jakob Gottlieb
Ferdinand Heine, Landwirt und Pflanzenzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 293. Heinisch, Ottokar, * 23. April 1896 in Bergstadt (Mähren), t 3. Mai 1966 in Berlin • Studierte an der Hochschule f ^ Bodenkultur in Wien und promovierte dort 1921 zum Dr. agr. mit der Dissertation „Zur Kenntnis der sogenaimten Giftwirkung des KalkstickstofFes". Anschließend war er als Saatzuchtleiter in der Tschechoslowakei tätig, wo er sich der Getreide- und Futterrübenzüchtung widmete. 1931 erwarb er an der Technischen Hochschule Prag den Dr. techn. mit der Arbeit „Beiträge zur Methodik der Untersuchimg von Winteigetreide auf Kälteresistenz". Im gleichen Jahre habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Brünn mit der Arbeit 106
„Die Ackerdistel. Cirsiimi arvense (L.) Scop.". Als Privatdozent in Brünn beschäftigte er sich in den folgenden Jahren mit Fragen der Unkrautbekämpfung. Sein Hauptarbeitsgebiet blieb jedoch die Rübenzüchtung. 1942 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. 1947 folgte Heinisch einem Ruf an die Universität Greifswald. Als Professor und Direktor leitete er hier drei Jahre lang das Institut ftir Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. 1950 übernahm er den Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung an der Universität Leipzig. Gleichzeitig wirkte er ab 1952 als Direktor des Instituts für Pflanzenzüchtung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in Kleinwanzleben. 1961 folgte er schließlich einem Ruf als Professor mit Lehrstuhl an die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. 1962 wurde er emeritiert. Heinisch ist Verfasser zahlreicher Bücher und Schriften über Rübenanbau und Rübensaatgutproduktion. Hervorzuheben sind: „Eine Anleitung für den Anbau von Stecklings- und Samenrüben der Zuckerrübe" (Prag 1944), „Futterrübensamenbau. Anleitung zur Kultur des Futterrübensamens" (Berlin 1948), „Zuckerrüben-Samenbau. Eine Anleitung für die Produktion und den Anbau von Stecklings- und Samenrüben sowie für die Herrichtung des Samens von Zukkerrüben"(Beriin 1948,2. Aufl. 1949) und „Die Zuckerrübe. Ihre Bedeutung im Verlaufe der Entwicklung zur neuen Kulturpflanze und Rohstofipflanze für die Zuckererzeugung" (Berlin 1960). Beachtenswert ist auch sein fundierter Übersichtsbeitrag „Rübenbau" (Handbuch der Landwirtschaft, 2. Aufl. Bd. 2, Beriin u. Hamburg 1953, S. 197-247). Auf dem Gebiet des Saatgutwesens machte sich Heinisch einen Namen mit seinem Buch , J>as landwirtschaftliche Saatgut. Seine Herrichtung, Behandlung und Beurteilung. Ein Nachschlagebuch für Landwirte, Landwirtschaftsberater, Studierende, Lagerhalter und Lehrpersonen" (Beriin 1950, 2. Aufl. 1955, 3. Aufl. 1963). Hohe Wertschätzung m Fachkreisen erfuhr auch sein „Samenatlas der wichtigsten Futterpflanzen und ihrer Unkräuter" (Berlin 1955). Große Verdienste erwarb sich Heinisch auf dem Gebiet der Biometrie. Viele Jahre war er
Helferich Vorsitzender der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft und Mitherausgeber der Biometrischen Zeitschrift. Die Einfuhrung der Biometrie als Lehrfach an den landwirtschaftlichen Fakultäten der DDR ist vor allem ihm zu verdanken. Von seinen biometrischen Veröffentlichungen ist hervorzuheben der Beitrag „Die Bedeutung der Biometrie für die Landwirtschaftewissenschaften im allgemeinen und für die Pflanzenzüchtung im besonderen" (Sitzimgsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftewissenschaften zu Berlin Bd. 7, H. 14, 1958). Die Universität Leipzig verlieh Heinisch 1961 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 2, 1958, S. 423-424. (W.) Prof. Dr. Dr. Ottokar Heinisch - 65 Jahre alt. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 12, 1961, S. 258. Ottokar Heinisch zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift für die Zuckerindustrie N. F. Jg. 11, 1961, S. 218219. (P.) - WEILING, F und ROSENTHAL, CHR.: Prof Dr. agr., Dr. techn. habil., Dr. agr. h. c. 0. Heinisch 1896-1966. In: Biometrische Zeitschrift Bd. 8,1966, S. 3-5. (P. vor S. 3). - Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1966 Bd. 1, S. 861-862. (W.). Heinrich, Reinhold, • 13. April 1845 in Tharandt, t 14. Juli 1917 in Rostock • Sohn eines Musikdirektors, studierte nach dreijähriger landwirtschaftlicher Lehrzeit an der Forst- und Landwirtschaftlichen Akademie in Tharandt und übernahm 1865 eine Assistentenstelle an der Agrikulturchemischen Versuchsstation in Regenwalde (Pommern). 1869 erhielt er eine Anstellung als Lehrer für Naturwissenschaften an der Ackerbauschule in Zwätzen bei Jena. Im gleichen Jahr promovierte er an der Universität Jena mit einer Arbeit über den Einfluß von Temperatur und Luft auf die SauerstofFabgabe der Wasserpflanzen. 1873 richtete er eine landwirtschaftliche Versuchsstation in Bromberg ein. Für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin gründete Heinrich 1875 eine landwirtschaftliche Versuchsstation in Rostock. Diese Station leitete er bis 1908. Gleichzeitig lehrte er als a. o. Professor für Agrikulturchemie und Pflanzenphysiologie an der Universität Rostock. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten lag auf den Gebieten der Bodenuntersuchung und Düngung.
Heinrich ist Autor folgender Bücher: „Grundlage zur Beurteilung der Ackerkrume in Beziehung auf landwirthschaftliche Pflanzenproduktion" (Wismar 1882), „Dünger und Düngen. Anleitung zur praktischen Verwendung von Stallund Kunstdünger" (Beriin 1892,8. Aufl. herausgegeben von Otto Nolte und M. Heinrich 1922), ,>fergel imd Mergehi. Beschreibung der Wirkimg und Anleitung zur zweckmäßigen Anwendung von Mergel und Düngekalk" (Beriin 1896, 2. Aufl. 1908) und „Futter und Füttern der landwirtschaftlichen Nutztiere" (Berlin 1896). Alle vier Bücher sind vom „Mecklenburgischen Patriotischen Verein" gekrönte Preisschriften. Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Rostocker Versuchsstation erhielt Heinrich den Titel eines Geheimen Ökonomierates. Literatur: HONCAMP, F.: Reinhold Heinrich t- In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 90, 1917, S. 443-445. (P.) - LÜDDECKE, FRITZ: Geschichte der Rostocker Tier- und Pflanzenemährungsforschung im Zeitraum von 1793 bis 1962. Rostock 1987. Helferich, Christian, * 17. Juni 1816 in Frankfurt/Main, t 20. Januar 1865 in Neuendettelsau (Mittelfianken) • Sohn eines Kaufinanns, war viele Jahre in der landwirtschaftlichen Praxis tätig, studierte ein Semester an der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena und pachtete 1839 die Fürstlich Wredesche Domäne in Ellingen. Hier unterhielt er ein erfolgreiches Praktikanten-Institut. 1852 wurde er der erste Direktor der Landwirtschaftlichen Centraischule in Weihenstephan. 1862 reichte er aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied ein. Drei Jahre später verstarb er im Alter von 59 Jahren. Helferich war ein ausgezeichneter Praktiker. Mit größeren Veröffentlichungen ist er nicht hervorgetreten. Engagiert wandte er sich gegen den Vorwurf Justus von Liebigs, die Ausbildung an den höheren landwirtschaftlichen Lehranstalten sei unwissenschaftlich. Beachtenswert hierzu ist seine kleine Schrift „Erwiderung auf das Urtheil des Freiherm v. Liebig über die höheren landwirthschaftlichen Lehranstalten Deutschlands und über den landwirthschaftlichen Unterricht" (Landshut I86I). Literatur: RAUM, H.: Beiträge zur Geschichte von Weihenstephan H. 4. Weihenstephan 1957, S. 6-8. RAUM, H.: Weihenstephan unter Helferich und Wentz 107
Hellriegel 1852-1879. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 38,1961, Sonderheft 4, S. 98-145. (R).
Hellriegel, Hermann, • 21. Oktober 1831 in Mausitz bei Pegau (Sachsen), f 24. September 1895 in Bemburg • Sohn eines Landwirts, besuchte die Fürstenschule in Grimma, studierte an der Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie Tharandt und war dort von 1851 bis 1856 Assistent am agrikultur-chemischen Laboratorium Julius Adolph Stöckhardts. Stöckhardt weckte sein Interesse für die ungelösten Fragen auf dem Gebiet der Pflanzenemährung. 1854 promovierte Hellriegel an der Universität Leipzig mit der 14 Seiten umfassenden Dissertation „Beitrag zur Keimungsgeschichte der ölgebenden Samen". 1857 wurde Hellriegel Leiter der neugegründeten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Dahme in der Niederlausitz. Hier sah er seine Hauptaufgabe darin, den Nährstoffbedarf für die wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzenarten zu ermitteln. Für seine Experimente benutzte er überwiegend die Methode der Sandkultur. Mit dieser Methode, die er in den folgenden Jahren ständig verbesserte, untersuchte er auch das Wurzelwachstum der Kulturpflanzen sowie den Einfluß der Faktoren Wärme, Licht und Wasser auf die Ertragsbildung. 1873 siedelte Hellriegel, der seit 1869 den Titel Professor führte, nach Bemburg über. Hier sollte er seine Experimente an einer neugegründeten Versuchsstation fortsetzen. Da sich der Bau der Station verzögerte, war er zunächst für mehrere Jahre als landwirtschaftlichen Berater der Anhaltischen Regierung und als landwirtschaftlicher Wanderiehrer tätig. Während dieser Zeit hat er die wichtigsten in Dahme durchgeführten Versuche und deren Ergebnisse, die zum Teil noch nicht publiziert waren, für eine größere Veröffentlichung zusammengefaßt. Das Ergebnis dieser Arbeit war ein Buch von fast 800 Seiten, das imter dem Titel erschien: „Beiträge zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Ackerbaus mit besonderer Berücksichtigung der agrikultur-chemischen Methode der Sandkultur" (Braunschweig 1883). Das vor allem in methodischer Hinsicht wegweisende Buch mit neuen Forschungsansätzen auf den Gebieten des Pflanzenbaus und der Pflanzenemährung hat B. 108
Tollens im „Journal für Landwirthschaft" (Jg. 31, 1883, S. 376-402) ausfuhrlich besprochen. Erst im Jahre 1882 konnte Hellriegel mit Unterstützung des „Vereins für die RübenzuckerIndustrie des Deutschen Reichs" in Bemburg eine landwirtschaftliche Versuchsstation einrichten. Als Leiter dieser Station sollte er vorrangig die Emährungs- und Kulturbedingxmgen der Zuckerrübe erforschen und das damals aktuelle Problem der, Jlübenmüdigkeit" aufklären. Hellriegel arbeitete auch in Bemburg überwiegend mit der Methode der Sandkultur. Da jedoch die Anzucht der Rüben in Sandkultur anfangs erhebliche Schwierigkeiten bereitete, experimentierte er auch mit anderen Kulturpflanzen, um durch vergleichende Beobachtungen eine für die Rüben optimale Anzuchtmethodik zu entwickeln. Diese Ausweitung des Versuchsprogrammes bewahrte die Bemburger Station ^ v o r , eine reine „Zuckerrüben-Versuchsstation" zu werden. Bei den Versuchen, die Hellriegel mit seinem Assistenten Hermann Wilfarth durchführte, wurde beobachtet, daß in stickstofüreiem Sand heranwachsende Leguminosen zu völlig normalen Pflanzen mit den bekannten ,4Cnöllchen" an ihren Wurzeln heranwuchsen, wenn sie vorher mit einem wässrigen Bodenauszug „beimpft" wurden. Weitere Beobachtungen führten schließlich zu der zwingenden Schlußfolgerung, daß die Quelle, aus der die mit, JKnöllchen-Bakterien" infizierten Leguminosen ihren Stickstoffbedarf decken, nur der elementare Stickstoff der Atmosphäre sein konnte. Am 20. September 1886 berichtete Hellriegel auf der Jahrestagung der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte" in Berlin erstmals über diese Entdeckung. Es war eine Stemstunde für die Landbauwissenschaft. Die „Stickstoff-Frage", das Rätsel über die Herkunft der Stickstoffgewinne beim Anbau von Leguminosen, war damit endgültig gelöst. Obgleich der Text des epochemachenden Vortrages von Hellriegel nicht veröffentlicht w\irde, ist es sehr wahrscheinlich, daß Inhalt und Art der Darstellung identisch sind mit dem Vortrag, den Hellriegel am 13. Oktober 1886 bei einer Tagung des Anhaltischen Zweigvereins der RübenzuckerIndustrie gehalten hat („Welche Stickstoffquellen stehen der Pflanze zu Gebote?" In: Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Indu-
Henneberg strie des Deutschen Reichs Bd. 36, N. F. Jg. 23, 1886, S. 863-877). Die Versuche und deren Ergebnisse, die zu dieser Entdeckung führten, haben Hermann Hellriegel und Hermann Wilfarth gemeinsam in der Schrift veröffentlicht: „Untersuchungen über die Stickstoffhahrung der Gramineen und Leguminosen" (Beilageheft zu der Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reichs, Berlin 1888). Trotz einzehier kritischer Einwände anderer Wissenschaftler ließ sich die Schlußfolgerung, die Hellriegel aus den Ergebnissen seiner Experimente gezogen hatte, nicht widerlegen. Fortan stand der Zwischenfiuchtanbau und die Fruchtfolgegestaltung auf einem gesicherten wissenschaftlichen Fundament und das Problem der Bodenfhichtbarkeit konnte unter neuen Gesichtspunkten betrachtet werden. Obgleich Hellriegel durch seine Entdeckung mm ganz im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand und ungezählte Wissenschaftler ihn persönlich in Bemburg aufsuchten, ist er ein bescheidener Forscher geblieben. Nach 1890 hat er seine geliebte Methode der Sandkultur weiter verbessert und die jahrzehntelangen Erfahrungen mit dieser Methode zusammenfassend dargestelh. Seine Abhandlimgen, JDüngungsversuch und Vegetationsversuch. Eine Plauderei über ForschungsMethoden" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafte-Gesellschaft H. 24,1897) und „Die Methode der Sandkultur" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 34,1898, S. 719) erschienen allerdings erst nach seinem Tode. In beiden Arbeiten hat er auch grundsätzliche Probleme bei der Durchführung von Gefaßversuchen erörtert. Hellriegel war Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften im In- und Ausland. 1889 erhielt er die Goldene LiebigMedaille. Freunde errichteten ihm 1897 in Bemburg ein Denkmal. Literatur: FITTBOGEN, J.: Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Versuchsstation Dahme. Dahme 1882. (W.) - WILFARTH, H.: Hermann Hellriegel t. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 46, 1896, S. 4 4 1 - 4 5 0 . (P.u.W.) - RÖMER, H.: Hermann Hellriegel. Nachruf. In: Zeitschrift für Nanirwissenschaften Bd. 69,1896, S. 1-8.
WIMMER, G . U. a.: Denkschrift zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen der Anhaltischen Versuchsstation in Bemburg 1882-1932. In: Zeitschrift des Vereins der Deutschen Zucker-Industrie Bd. 82, 1932,Techn. Tl., S. 277-315. (W.) - LEMMERMANN, O.: Die Untersuchungen Hellriegels über die Stickstoffemährung der Gramineen und Leguminosen. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung und Bodenkunde Tl. A, Bd. 45, 1936, S. 257-276. GIESECKE, F.: Das „Hellriegel-Jahr" der deutschen Landbauforschung. In: Der Forschungsdienst Bd. 2, 1936, S. 217-222. - WIMMER, G.: Hellriegel, sein Leben und sein Werk. In: Der Forschungsdienst, Sonderheft 6, 1937, S. 26-30. - SCHMITT, LUDWIG: Hemiann Hellriegel, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8, 1969, S.488. - GLAT THE, HANS: Hermann Hellriegel (1831-1895). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/M. 1970, S. 245-257. (R u. W.) - BÖHM, WOLFGANG: Hermann Hellriegel. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H. 14/15, 1985, S. 717-719. (W.) BÖHM, WOLFGANG: Die Stickstoff-Frage in der Landbauwissenschaft im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 34, 1986, S. 31-54. - BÖHM, WOLFGANG: Die Fixierung von elementarem Stickstoff durch die Wurzelknöllchen der Leguminosen. Zur Erinnerung an Hermann Helhiegels epochemachende Entdeckung im Jahre 1886. In: Angewandte Botanik Bd. 60,1986, S. 1-5.
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(R).
Henneberg, Wilhehn, • 10. September 1825 in Wassersleben bei Wemigerode (Harz), 122. November 1890 in Greene bei Kreiensen • Sohn eines Domänenpächters, besuchte das Collegium Caroliniun in Braunschweig, studierte seit Ostern 1845 Chemie und Botanik an der Universität Jena und ging im Herbst 1846 nach Gießen, wo er im Laboratorium Justus von Liebigs analytische Arbeiten auf dem Gebiet der Tierchemie durchführte. 1849 promovierte er an der Universität Jena. Seine erste berufliche Anstellimg fand er 1851 als zweiter Sekretär im Landwirtschaftlichen Verein des Herzogtums Braunschweig. 1852 wurde er Sekretär der Königlich Hannoverschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Celle, wo er seinen Wirkungskreis erheblich erweitem konnte. Errichteteein chemisches Laboratorium ein xmd gab seit 1853 das „Journal für Landwirthschaft" heraus, das er bis zu seinem Tode zuletzt gemeinsam mit Gustav Drechsler - redaktionell betreut hat. 109
Henrici 1857 übernahm Henneberg die Leitung der neugegründeten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Weende bei Göttingen. Anfangs widmete er sich hier auch pflanzenbaulichen Problemen. Auf dem nahegelegenen Klostergut Weende führte er Düngungs- und Drillkulturversuche mit Getreide durch, deren Ergebnisse er im „Journal für Landwirthschaft" veröffentlichte. In dem Beitrag „Die agriculturchemischen Streitfragen der Gegenwart in ihren wesentlichsten Momenten" (Joumal für Landwirthschaft Bd. 6, 1858, S. 227-255) behandelte er die damals aktuellen Düngungsprobleme. Der Schwerpunkt der Forschungstätigkeit Hennebergs in Weende lag auf dem Gebiet der Tieremährung. Gemeinsam mit zahlreichen Assistenten, vor allem mit Friedrich Stohmann, erarbeitete er die Grundlagen der neuzeitlichen Tieremährungslehre (W. Henneberg und F. Stohmann: Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer. H. 1 u. 2, Braunschweig 1860 u. 1864). 1874 wurde die Weender Versuchsstation in die Räume des neugegründeten Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Göttingen verlegt. Die Geschichte dieser Versuchsstation hat Henneberg in mehreren Übersichtsbeiträgen ausführlich beschrieben u. a. im .Journal für Landwirthschaft" (Bd. 12, 1864, S. 273-282 u. Bd. 30, 1882, S. 547-572). Henneberg, seit 1865 a. o. Professor und seit 1873 o. Professor, hielt Vorlesungen über Tierernährung an der Landwirtschaftlichen Akademie Weende bzw. später an der Göttinger Universität. Er war Ehrenmitglied einer Vielzahl wissenschaftlicher Gesellschaften. 1867 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Halle. 1872 veriieh ihm das Kuratorium der Liebig-Stifhmg die Goldene Liebig-Medaille. 1889 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof in Weende. Mit seinen Forschxmgsarbeiten hat Henneberg die Entwicklungsrichtung der Tieremährung bis in die heutige Zeit bestimmt. In Würdigung seines wissenschaftlichen Lebenswerkes und das seines Amtsnachfolgers Franz Lehmann (18601942) stiftete der Fachverband der Futtermittelindustrie 1955 einen Henneberg-LehmannPreis. 110
Literatur: LEHMANN, FRANZ: Wilhelm Henneberg. In: Joumal für Undwirthschaft Bd. 38,1890,8. 503546. (P. u. W.) - PFEIFFER, TH.: Wilhelm Henneberg t. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Station e n B d . 3 9 , 1 8 9 1 , S. 1 - 1 6 . ( R u. W . ) -
LEISEWITZ,
C.: Wilhelm Henneberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 50, 1905, S . 193-195. - LENKEIT, WALTER: Zum Gedenken Wilhelm Hennebergs anläßlich des 100jährigen Bestehens des jetzigen Instinits für Tieiphysiologie und Tieremährung der Georg-August-Universität in Göttingen. In: Zeitschrift für Tieremährung und Futtermittelkunde Bd. 12, 1957, S. 315-328. (P u. W.) - LENKETT, WALTER: Die landwirtschaftliche Versuchsstation in Weende eine Stätte wissenschaftlicher Entscheidungen. In: Das tausendjährige Weende. Herausgegeben von der Stadt Göttingen. Göttingen 1966, S. 109-113. LENKEFT, WALTER: Johann Wilhelm Julius Henneberg, Tier-Emährangsphysiologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 540-541. Henrici, Friedrich Christoph, • 26. August 1795 in Osnabrück, 11884 in Freiburg/Breisgau • Sohn eines Kaufmanns, erlemte die praktische Landwirtschaft, studierte seit I8I5 an der Universität Göttingen Rechtswissenschaft, hörte aber auch naturwissenschaftliche Vorlesungen. Von 1823 bis 1860 war er Pächter der Domäne Harste bei Göttingen. Er ist Autor der beiden Schriften „Ueber Fruchtfolge und Feldsysteme nebst einer kurzgefaßten Einleitung in die landwirthschaftliche Bodenkunde. Zunächst für jüngere Landwirthe" (Göttingen 1856) und „Bemerkungen über die neuen die Landwirthschaft betreffenden chemischen Briefe des Herrn v. Liebig" (Göttingen 1858). Literatur: LÜCKE, HEINRICH: Burgen, Amtssitze und Gutshöfe rings um Göttingen. 2. Aufl. ClausthalZellerfeld 1969, S. 195. Mensen, Victor, • 10. Februar 1835 in Schleswig, 15. April 1924 in Kiel • Seit 1864 Professor für Physiologie an der Universität Kiel, förderte entscheidend die Meeresbiologie und war lange Zeit Vorsitzender der Preußischen Meereskommission. „Nebenbei" studierte Hensen im Garten seines Kieler Instituts die Biologie der Regenwürmer. Er entdeckte u. a., daß die Regenwürmer den Boden bis weit über ein Meter Tiefe durchbohren imd ihre Röhren den Pflanzenwurzeln als Leitbahnen dienen. Erstmals berichtete er dar-
Herrmann über 1871 auf der Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Rostock (Tageblatt der 44. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Rostock vom 18. bis 24. September 1871. Rostock 1871, S. 55). Seine mehijährigen Forschungsergebnisse hat er später in dem Beitrag „Die Thätigkeit des Regenwurms (Lumbricus terrestris L.) für die Fruchtbarkeit des Erdbodens" (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Bd. 28, 1877, S. 354-364) veröffentlicht. Charles Darwin zitiert in seinem 1881 erschienenen Buch über die Regenwürmer (dt.: Die Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer mit BeobachUmgen über deren Lebensweise. Stuttgart 1882) mehrmals diesen Beitrag von Hensen. Mit weiteren Beiträgen erwarb sich Hensen auch in Kreisen des wissenschaftlichen Landbaus hohe Anerkennung. Vor allem mit seinem Aufsatz „Ueber die Fruchtbarkeit des Erdbodens in ihrer Abhängigkeit von den Leistungen der in der Erdrinde lebenden Würmer" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 11, 1882, S. 661698) und mit seinem auf der Winterversammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 1892 in Berlin gehaltenen Vortrag über „Die Wurzeln in den tieferen Bodenschichten" (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 7, 1892, S. 84-96) hat er zahlreiche Wissenschaftler und Praktiker, u. a. Ewald Wollny und Albert Schultz-Lupitz, angeregt, sich mit der „Regenwurm-Frage" im Landbau zu beschäftigen. Literatur:
POREP, RÜDIGER: D e r P h y s i o l o g e
und
Planktonforscher Victor Hensen (1835-1924). Sein Leben und Werk. Neumünster 1970=Kieler Beiträge zur Geschichte der Medizin und Pharmazie H. 9. (P u. W . ) -
GRAFF, OTTO: D i e R e g e n w u r m f r a g e i m 18.
und 19. Jahrhundert und die Bedeuhing Victor Hensens. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrars o z i o l o g i e J g . 2 7 , 1 9 7 9 , S. 2 3 2 - 2 4 3 .
Hermbstädt, Sigismund Friedrich, * 14. April 1760 in Erfiirt, t 22. Oktober 1833 in Berlin • Studierte an der Universität Erfurt Medizin und Pharmazie, wurde 1791 Professor für Chemie und Pharmazie am medizinisch-chirurgischen Collegium in Berlin und Administrator der Hofapotheke. Seit 1810 lehrte er an der Universität Berlin. Er schrieb umfangreiche Werke über Pharmazie, Chemie und Technologie.
1804 gründete Hermbstädt eine chemische Zeitschrift für die Landwirtschaft. Sie erschien unter dem Titel „Archiv der Agriculturchemie für denkende Landwirthe, oder Sammlung der wichtigsten Entdeckungen, Erfahrungen und Beobachtungen aus dem Reiche der Physik und Chemie für rationelle Landwirthe, Güterbesitzer imd Freunde der ökonomischen Gewerbe". Bis 1817 hat Hermbstädt sieben Bände herausgegeben. Bekannte Chemiker und Landwirte, u. a. H. Einhof, F Körte und G. E. W. Crome, gehörten zu seinen Autoren. Hermbstädt selbst hat in diesem Archiv mehrere Beiträge über die Chemie der Düngemittel veröffentlicht. Versuche und Beobachtungen über den Einffuß organischer Düngemittel auf die chemische Zusammensetzung der Getreidekömer beschreibt er in einem Beitrag in der Zeitschrift „Möglinsche Annalen der Landwirthschaft" (Bd. 19, 1827, S. 102129). Literatur: MIECK, IUA: Sigismund Friedrich Hermbstaedt (1760-1833). Chemiker und Technologe in Berlin. In: Technikgeschichte Bd. 32,1965, S. 325-382. -
DANN,
GEORG
EDMUND:
Sigismund
Friedrich Hennbstaedt, Apothekerund Chemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 8,1969, S. 666-667.
Herrmann, Rudolf, * 9. September 1888 in Schutterwald (Baden), 117. April 1973 in Grötzingen bei Karlsruhe. • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1908 an der Technischen Hochschule Karlsruhe imd seit 1910 an der Universität Heidelberg, wo er 1914 mit einer Arbeit über Cyklobutanderivate promovierte. 1919 trat er als Chemiker in die Badische Staatliche Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Augustenberg ein. Von 1934 bis 1945 leitete er als Direktor diese Anstalt. Deren Geschichte hat er ausführlich dargestellt in der Schrift „1859-1934. Entwicklung und Wirken der Bad. Staatl. Landwirtschaftlichen Versuchsanstah Augustenberg" (Karlsruhe 1934). Herrmann erwarb sich bedeutende Verdienste auf dem Gebiet der Bodenuntersuchung. Seit 1935 war er Vorsitzender der Fachgruppe Bodenuntersuchung im Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsanstalten und von 1942 bis 1945 stellvertretender Vorsitzender dieses Verbandes. In dessen Auftrag gab er seit 1941 das „Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik (Metho111
Heuser denbuch)" heraus. Auch nach 1945 hat er dieses mehrbändige Werk als Herausgeber weiter betreut. Bis 1957 sind unter seiner Ägide insgesamt 14 Bände erschienen, einige in zweiter bzw. dritter Auflage. Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten ernannte ihn 1953 zum Ehrenmitglied und verlieh ihm 1958 die Sprengel-Liebig-Medaille in Gold. Literatur: 90 Jahre. 1859-1949. Entwicklung und Wirken der Bad. Staatl. Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Augustenberg. Herausgegeben von H. Riehm. Augustenberg 1950. (W).
Heuser, Otto, * 6. Oktober 1896 in WuppertalOberbarmen, t H - August 1965 in Unterpfaffenhofen bei München • Studierte Landwirtschaft an der Universität Gießen und promovierte dort 1920 zum Dr. phil. mit einer Arbeit über die landwirtschaftlichen Betriebsverhältnisse im Kreise Mettmann. Von 1921 bis 1925 war er Versuchsleiter und wissenschaftlicher Berater bei der Gutsverwaltung von Arthur Schurig in Markee bei Nauen (Westhavelland). 1923 habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 1925 übernahm er die neugeschaffene Professur für Landwirtschaft an der Technischen Hochschule Danzig. Innerhalb weniger Jahre errichtete er in Danzig ein modernes landwirtschaftliches Institut mit mehreren Abteilungen. Anfangs lag der Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigkeit auf dem Gebiet des Acker- und Pflanzenbaus, später widmete er sich verstärkt der landwirtschaftlichen Betriebslehre. 1934 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaus an der Technischen Hochschule München. 1945 wurde Heuser zunächst aus dem Hochschuldienst entlassen. Mehrere Jahre arbeitete er als Referent für Betriebswirtschaft in landwirtschaftlichen Organisationen. Von 1950 bis 1961 war er Direktor des Instituts für Betriebswirtschaft der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode. Zugleich gehörte er wieder dem Lehrkörper der Technischen Hochschule München an. Mit seinem Übertritt in den Ruhestand wurde er als o. Professor dieser Hochschule emeritiert. 112
Als Pflanzenbauwissenschaftler ist Heuser vor allem durch seine zahlreichen Buchveröffentlichimgen bekannt geworden. Sein erstes Buch „Der deutsche Hanf Neuere Beobachtungen imd Versuchsergebnisse auf dem Gebiete des Hanfbaues" (Leipzig 1924=Bücherei der Faserforschung Bd. 3) schrieb er bereits während seiner Tätigkeit als Versuchsleiter in Markee. Zu seinen Frühwerken gehört auch das Buch „Die wissenschaftlichen Grundlagen der Pflanzenernährung" (Berlin 1924=Sammlung Bomtraeger Bd. 4), in dem er den Fragen der Düngung und Bodenbearbeitung breiten Raum widmet. Außerordentlich produktiv war Heuser während seiner Zeit in Danzig. In einem „Grundriß der Moorkultur" (Berlin und Leipzig 1927 = Bücherei für Landwirte) behandeh er die für die Landwirte wichtigsten Fragen der Moorbewirtschaftung. Sein Buch „Grundzüge der praktischen Bodenbearbeitung auf bodenkundlicher Grundlage" (Berlin 1928) bietet auch heute noch vielfältigste Anregungen fiir Wissenschaftler und Praktiker. Für das von E. Blanck herausgegebene „Handbuch der Bodenlehre" schrieb Heuser den Beitrag „Der Kulturboden, seine Charakteristik und seine Einteilung vom landwirtschaftlichen Gesichtspunkt" (Bd. 8, Berlin 1931, S. 1-48). Zu seinen umfangreicheren akkerbaulichen Veröffentlichungen gehört auch die Schrift „Die Bodenbewirtschaftung Westpolens und ihre natürlichen Grundlagen" (Berichte über Landwirtschaft N. F., Sonderheft 60,1932). Aufgrund eigener Versuchstätigkeit gaU Heuser als ein Experte für den Anbau von Gründüngungs- und Futterpflanzen. In dem von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebenen „Handbuch der Landwirtschaft" ist er Autor des Kapitels „Zwischenfhichtbau und Gründüngung" (Bd. 2, Berlin 1929, S. 421-446). Zu einem klassischen Werk der Pflanzenbau-Literatur wurde sein Buch „Die Luzerne. Eigenschaften, Anbau und Verwertung einer wertvollen Futterpflanze" (Berlin 1931), bis heute eine der fimdiertesten Monographien über diese Kulturpflanze. Für die landwirtschaftliche Praxis konzipiert war die kleine Schrift „Der Anbau der Luzerne" (Beriin 1932 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 59). Hohe Anerkennung in Fachkreisen fand Heusers , J.eitfaden der Ackerbaulehre" (Berlin und
Heyl Radebeul 1950-1954. Tl. 1: „Der Ackerboden und seine Nutzung" 1950, 2. Aufl. 1953, 3. Aufl. 1954; Tl. 2: „Die Pflanze und ihre Ernährung" 1954). In dem von 0 . Keune herausgegebenen Buch „Männer die Nahrung schufen" (Hannover 1952) hat Heuser das Lebenswerk von Albert Schultz-Lupitz (S. 102-111) sowie das von Arthur Schurig (S. 111-124) gewürdigt. Auch als Betriebswirtschaftler ist Heuser mit weit beachteten Veröffentlichungen hervorgetreten. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte aller Agrardisziplinen sind seine Beiträge „Die Landbauwissenschaft" (Übersicht. Monatsschrift für das deutsche Landvolk Jg. 4, 1953, S. 41-46) und „Arbeitsteilung und Spezialisierung in der Landbauwissenschaft" (Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Bd. 7, 1955, S. 113131). In beiden Arbeiten gibt er einen Überblick über die disziplinare Entwicklung in der Landbauwissenschaft und weist auf die Gefahren hin, die bei einer zu weitgehenden Spezialisierung auftreten können. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1961, S. 762-763. (W.) - Otto Heuser gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 80, 1965, S. 1362. R A U M , H.: Beiträge zur Geschichte von Weihenstephan H. 13,1973,8.7-8. - Beiträge und Dokumente zur Geschichte der Technischen Hochschule Danzig 1904-1945. Zum 75. Gründungstag herausgegeben von der Gesellschaft der Freunde der Technischen Hochschule Danzig. Hannover 1979. Heuser, Wilhelm, * 3. April 1885 in Radewege (Westhavelland), t 17. März 1970 in Bayreuth • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft in Hohenheim und Berlin, später Botanik in Halle/S. und promovierte bei F. Wohltmann mit der Arbeit, J)ie Bedeutung der Zellgröße für die Pflanzenzüchtung. Anatomische Untersuchungen am Weizenblatt" (Diss. phil. Halle 1915). Nach zehnjähriger Tätigkeit als Saatzuchtleiter im Rheinland wurde er 1927 zum Professor ernannt und als Direktor des Instituts für Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung an die Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchsund Forschungsanstalten LandsbergAVarthe berufen. Von 1940 bis 1945 leitete er das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Reichsforschungsanstah für alpine Landwirt-
schaft in Säusenstein/Österreich. Nach dem Kriege war er wieder als Saatzuchtleiter tätig. In Landsberg beschäftigte sich Heuser überwiegend mit dem Anbau von Getreide. Mit der von ihm entwickelten Ertragsanalyse (Aufgliederung des Flächenertrages in die drei Komponenten Bestandesdichte, Komzahl pro Ähre und Tausendkomgewicht) hat er sowohl der pflanzenbaulichen Forschung als auch der praktischen Pflanzenzüchtung nachhahige Anregungen gegeben. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Einführung des Kömermaisanbaus auf leichten Böden. Seine beiden Schriften „Die Bedeutung des ostdeutschen Kömermaisbaues und seine praktische Durchführung" (Neudamm 1937 = Landsberger landwirtschaftliche Schriftenreihe Nr. 1) und ,JDer Anbau von Körnermais" (Beriin 1940 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 66) geben einen guten Überblick über die Produktionstechniken des Maisanbaus in Deutschland zwischen 1930 und 1940. Die Geschichte des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtimg in Landsberg/Warthe hat Heuser in dem von Alfi-ed Heinrich Könekamp herausgegebenen Buch „Die Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten Landsberg/W." (Würzburg 1968, S. 105133) beschrieben. Sein Beitrag enthäh auch eine vollständige Bibliographie seiner in Landsberg entstandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Literatur: BOGUSLAWSKI, E . VON: Wilhelm Heuser als Züchter und Berater. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 80, 1965, S. 575-576. - BOEKHOLT, K.: In memoriam Professor Dr. Willy Heuser. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 131,1970, S. 261-262. (P.). Heyl, Alfi-ed, * 6. Februar 1882 in Bibra (Sachsen-Meiningen), t 9. März 1964 in Weilburg (Kr. Oberlahn) • Studierte Landwirtschaft an den Universitäten Leipzig, München und Jena. 1907 promovierte er bei Wilhelm Edler in Jena mit der Dissertation „Die im Herzogtum Sachsen-Meiningen üblichen Fruchtfolgen unter besonderer Berücksichtigung ihrer geschichtlichen Entwicklung". Seit 1909 wirkte er als Fachlehrer an der Höheren Landwirtschaftsschule in Weilburg/Lahn. Von 1930 bis 1943 war er Direktor dieser Schule. Er schrieb mehrere hervorragende Lehrbücher u. a. „Die Pflanzenbaulehre. 113
HUdebrand Lehrbuch für landwirtschaftliche Schulen" (Stuttgart 1926,2. Aufl. 1929) und „Die Ackerbaulehre. Lehrbuch für landwirtschaftliche Schulen" (Stuttgart 1927,2. Aufl. 1932). Hildebrand, Adolf, * 17. Mai 1835, t 22. Juni 1895 in Hildesheim • Studierte am Landwirtschaftlichen Institut in Berlin und war von 1871 bis 1894 als Lehrer an der Landwirtschaftsschule (Michelsenschule) in Hildesheim tätig. Er schrieb mehrere Lehrbücher u. a. ein „Handbuch des Landwirtschaftlichen Pflanzenbaues. Aus der Praxis für die Praxis bearbeitet" (Berlin 1889) und einen „Grundriß des allgemeinen Acker- und Pflanzenbaues, nebst Anhang: Wiesenbau. Zum Gebrauch an landwirthschaftlichen Unterrichtsanstalten, sowie zum Selbstunterricht" (Leipzig 1891, 2. Aufl. 1895, 3. Aufl. 1907 herausgegeben von Kari Perseke unter dem Titel, Allgemeine Ackerbaulehre für landwirtschaftliche Lehranstalten"). Beachtenswert ist auch Hildebrands agrarhistorische Abhandlung „Friedrich der Große als Landwirth" (Hannoversches Land- und Forstwirthschaftliches Vereinsblatt Jg. 14, 1875). Literatur: 100 Jahre Michelsenschule Hildesheim. Höhere Landwirtschaftsschule mit gymnasialer Obersttife (Landw. Gymnasium) 1858-1958. Eine Festgabe des Vereins alter Hildesheimer Michelsenschüler zum Hundertjährigen Bestehen der Schule im Mai 1958. Hildesheim 1958, S. 181. Hilgard, Eugen Woldemar, • 5. Januar 1833 in Zweibrücken (Pfalz), f 8. Januar 1916 in Berkeley (Kalifornien) • Lebte seit 1836 in den USA, studierte zwischenzeitlich Naturwissenschaften in Heidelberg und erwarb dort 1854 den Doktorgrad. Dann arbeitete er als Geologe im Staat Mississippi. Von 1875 bis 1904 lehrte er als Professor für Agrikulturchemie an der University of Califomia (Berkeley). Während dieser Zeit war er gleichzeitig Direktor der Agricultural Experiment Station in Berkeley. Hilgard war einer der bedeutendsten Bodenchemiker seiner Zeit. Sein Buch „Soils. Their Formation, Properties, Composition, and Relations to Climate and Plant Growth in the Humid and Arid Regions" (New York - London 1906, Reprint-Ausgaben 1907, 1910, 1912 und 1930) galt jahrzehntelang als ein intemationales Standardwerk. Hilgard veröffentlichte auch in 114
deutschsprachigen landwirtschaftlichen Zeitschriften. Aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben sind seine Beiträge „Ueber den Einfluß des Kalkes als Bodenbestandtheil auf die Entwickelungsweise der Pflanzen" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 10, 1888, S. 185-195) und „Die Zuckerrübenkulttu- auf Alkaliböden" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 45, 1895, S. 423-432). Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. III, 1898, S. 630 u. Bd. 4,1904, S. 638639. (W.) — The Encyclopedia Americana Vol. 14, 1958, S. 187. Hilkenbäumer, Friedrich, * 26. Februar 1909 in Dortmund, f 17. Juni 1976 in Bonn • Smdierte Gartenbau und promovierte 1936 an der Universität Berlin mit der am dortigen Institut für gärtnerischen Pflanzenbau angefertigten Dissertation „Versuche zur Behebung des Keimverzugs bei Steinobstsamen und zur Klärung seiner Ursache" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 82, 1936, S. 883-924). Anschließend war er als Mitarbeiter Theodor Roemers in der Abteilung Obstbau des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle/S. tätig. 1938 übernahm er die Leitung der Obstversuchsstation Schraderhof in Groß-Ottersleben bei Magdeburg. 1942 habilitierte er sich in Halle mit der umfangreichen Abhandlung über „Die gegenseitige Beeinflussung von Unterlage und Edekeis bei den Hauptobstarten im Jugendstadium unter Berücksichtigung verschiedener Standortsverhältnisse" (Kühn-Archiv Bd. 58, 1942, S. 1-261). 1943 wurde er Dozent fiir Obstbau an der Universität Halle und 1947 Ordinarius und Direktor des dort neuerrichteten Instituts für Obstbau. 1951 folgte Hilkenbäumer dem Ruf der Universität Bonn auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Obstbau (heute „Institut für Obstbau und Gemüsebau"). Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1976. Er war ein bekannter und bedeutender Wissenschaftler seines Fachgebietes. Sein Lehrbuch „Obstbau. Grundlagen, Anbau und Betrieb" (Berlin und Hamburg 1944, 4. Aufl. 1964) fand weltweite Anerkennung. Hervorzuheben von seinen fast 300 Ver-
Hiltner öffentlichungen sind mehrere Beiträge über die Wurzelentwicklung der Obstbäume (z. B. in: „Der Erwerbsobstbau" Jg. 1,1959, S. 127-132). Für das von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene .Jlandbuch der Landwirtschaft" schrieb er das Kapitel „Obstbau" (Bd. 2, Pflanzenbaulehre, Berlin u. Hamburg 1953, S. 627-667). Hilkenbäumerwar viele Jahre lang federführender Herausgeber der Zeitschrift „Der Erwerbsobstbau". Literatur: Prof. Dr. Friedrich Hilkenbäumer f- In: Obstbau Jg. 1, 1976, S. 214. (P.) - GEORGI, FRIEDRICH: Friedrich Hilkenbäumer f. In: Erwerbs-ObstbauJg. 18,1976, H. 7, S. 100. (R).
Hillmann, Paul, • 5. Januar 1867 in Rastorf (Mecklenburg-Schwerin), f 8. August 1937 in Schwerin • Sohn eines Rittergutsbesitzers, studierte seit 1891 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Beriin und seit 1892 an der Universität Leipzig, wo er 1895 mit einer Dissertation über Bewertungskriterien der Milch zum Dr. phil. promoviert wurde. Von 1903 bis 1917 war er Geschäftsführer der Saatzuchtabteilung und von 1909 bis 1917 gleichzeitig Geschäftsführer der Kolonial-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Im Auftrag dieser Gesellschaft hat er das Buch „Die deutsche landwirtschaftliche Pflanzenzucht" (Beriin 1910 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 168) herausgegeben - ein Standardwerk zur Geschichte der privaten Pflanzenzuchtbetriebe in Deutschland. 1910 habilitierte sich Hillmann an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin mit der Schrift „Die Bestimmung der Sortenreinheit und Sortenechtheit bei Beurteilung von Saatgutfeldem". Er erhielt die Venia legendi für Pflanzenbaulehre und koloniale Landwirtschaft. Beachtenswert ist sein Habilitationsvortrag, JDie landwirtschaftliche Erdkunde als Gegenstand des Hochschulunterrichts" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 60, 1911, S. 289-297). Als Privatdozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule Beriin hielt er bis 1920 Voriesungen über Saatgutwesen und tropischen Pflanzenbau. Während des 1. Weltkrieges übernahm er mehrere Semester lang die pflanzenbaulichen Vorlesungen Kurt von Rümkers.
Hillmann, dem 1918 der Titel Professor verliehen wurde, publizierte zahlreiche Beiträge in den „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft". Von seinen weiteren Veröffentlichungen hervorzuheben ist der Beitrag „Das wissenschaftliche Studium der Landwirtschaft" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 69, 1920, S. 121-130). Zeitweise war Hillmann Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht. Seit 1921 lebte er in Schwerin. Literatur: ASEN, JOHANNES: Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin Bd. 1, 18101945. Leipzig 1955, S. 80.
HUtner, Erhard, • 24. Mai 1893 in Tharandt bei Dresden, f 17. September 1934 in München • Sohn von Lorenz Hiltner, studierte Natur- und Landwirtschaftswissenschaften an der Universität München und promovierte dort 1922 mit der Dissertation ,JDie physiologische Wirkung des Mangans auf das Wachstum der Pflanzen unter besonderer Berücksichtigung der Dörrfleckenkrankheit des Hafers". Seit 1922 arbeitete er in der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München. 1929 wurde er zum Regierungsrat ernannt, 1934 mit der Leitung der Biologischen Abteilung der Anstalt beauftragt. Hiltner hat vor allem die Beziehungen zwischen Boden- bzw. Klimafaktoren imd dem Auftreten physiologischer Störungen bei Kulturpflanzen untersucht. Hervorzuheben sind seine Beiträge zur Tau-Forschung, besonders die Arbeit „Der Tau und seine Bedeutung für den Pflanzenbau. Eine Theorie über die physiologische Bedeutung der Wasseraufhahme durch oberirdische Pflanzenorgane" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv ftir Pflanzenbau Bd. 3, 1930, S. 1-70). Beachtenswert ist auch sein methodischer Beitrag über den „Wasserkultur- und Vegetationsversuch" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngerlehre. Herausgegeben von F. Honcamp. Bd. 1, Berlin 1931, S. 623-686). Literatur: STROBEL, A.: Regierungsrat Dr. Erhard Hiltner t . In: Praktische Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz N. F. Jg. 12,1934/35, S. 201-206. (F. u. W.).
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Hiltner HUtner, Lorenz, * 30. November 1862 in Neumarkt (Oberpfalz), f 6. Juni 1923 in München • Studierte Naturwissenschaften an der Technischen Hochschule München und an der Universität Erlangen. Sein besonderes Interesse galt der Botanik. 1885 ging er als Assistent von Friedrich Nobbe an die Pflanzenphysiologische Versuchsimd Samenkontroll-Station nach Tharandt. Hier wirkte er bis zum Jahre 1898, ab 1892 als stellvertretender Vorstand der Station. Er bearbeitete Probleme der Saatgutkontrolle, der Pflanzenkrankheiten und der Bodenbakteriologie. Gemeinsam mit Friedrich Nobbe gelang ihm die „Impfung" von Leguminosen-Saatgut mit Reinkulturen von Knöllchenbakterien. Der von ihnen entwickelte Impfstoff „Nitragin" wurde 1896 patentiert. Durch seine Tätigkeit in Tharandt hatte sich Hiltner, der mit einer der Universität Erlangen eingereichten phytopathologischen Arbeit 1891 zum Dr. phil. promoviert worden war, in Fachkreisen hohes Ansehen erworben. 1899 folgte er emem Ruf nach Berlin und übemahm als Regierungsrat die Leitung des Bakteriologischen Laboratoriums der Biologischen Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes. Hier entstanden grundlegende Arbeiten über die Keimung der Leguminosen, über deren Wurzelknöllchen und über die Bakterienflora des Ackerbodens. Seine wichtigste Veröffentlichung aus dieser Zeit ist die Schrift „Die Keimungsverhältnisse der Legimiinosensamen und ihre Beeinflussung durch Organismenwirkung" (Berlin 1902 = Arbeiten aus der Biologischen Abteilung ftir Landund Forstwirtschaft am Kaiserlichen Gesundheitsamte Bd. 3, H. 1). 1902 übemahm Hiltner als Direktor die Leitung der neugegründeten „Königlich Bayerischen Agrikulturbotanischen Anstalt" in München, die 1917 in „Bayerische Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz" umbenannt wurde. Innerhalb weniger Jahre baute er diese Anstalt zu einer vorbildlich organisierten, effektiv arbeitenden Institution aus. Die Probleme der landwirtschaftlichen Praxis bestimmten fortan Hiltaers vielseitige Forschungstätigkeit. Das in Tharandt entwickelte Impfverfahren für Leguminosen-Saatgut konnte er innerhalb kurzer Zeit entscheidend verbessem. Seine Anstalt war bis 1904 die einzige Stelle in der Welt, die „Impf116
bakterien" an die Landwirte abgab. Von Hiltners zahlreichen bakteriologischen Arbeiten ist noch hervorzuheben sein publizierter Vortrag „Über neuere Erfahrungen und Probleme auf dem Gebiete der Bodenbakteriologie unter besonderer Berücksichtigung der Gründüngung und Brache" (Arbeiten der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft H. 98, 1904, S. 59-78). In diesem Beitrag prägte er den Begriff ,JUiizosphäre" (S. 69) als ein neues Fachwort für die Beschreibung des Einflußbereichs der Wurzeln im Boden. Grxmdlegende Untersuchungen führte Hiltner auf dem Gebiet der Saatgutkontrolle durch. Zur Feststellung des Gesundheitszustandes von Getreide-Saatgut entwickelte er eine „TriebkraftMethode" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 1, 1911, S. 20-60 u. 315-362), die später als „Hiltnersche Ziegelgrusmethode" bei Saatgutprüftmgen sehr häufig angewendet wurde. Zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten bei Getreide führte er quecksilberhaltige Beizmittel ein und beschleunigte damit die Entwicklung einer Pflanzenschutzmittelindustrie in Deutschland. Mit großem Erfolg organisierte er einen Pflanzenschutzdienst in Bayern. Zu den „Klassikern" der Pflanzenschutz-Literatur gehört sein umfangreiches Buch „Pflanzenschutz nach Monaten geordnet" (Stuttgart 1909,2. Aufl. herausgegeben von E. Hiltaer 1926). Auch auf den Gebieten der Unkrautbekämpfimg, der Pflanzenphänologie und der E>üngerlehre war Hiltaer forschend tätig und hat sowohl Wissenschaftler als auch Praktiker zu weiteren Versuchen angeregt. Ein besonderes Anliegen war für ihn die Verbesserung des Futterbaus in Bayern. 1912 richtete er an seiner Anstalt eine Futterbaustelle ein und während des 1. Weltkrieges veröffentlichte er die beachtenswerte Arbeit „Vermehrte Futtergewinnung aus der heimischen Pflanzenwelt" (2 Tie. Stuttgart 1917 u. 1918. - Tl. 1: Die Gewinnung von Futter auf dem Ackeriand; Tl. 2: Wald, Heide und Moor als Futterquellen. Die Verwertung der Wasser- und Sumpfpflanzen. Futteigewinnung aus Gemüse-, Obst-, Wein- und Hopfengärten). Hiltaer hat stets Wege gefunden, die Ergebnisse seiner Forschungen der landwirtschaftlichen Praxis nutzbar zu machen. Das für diesen Zweck wichtigste Publikationsorgan war die von ihm von 1902 bis 1918 herausgegebene Zeitschrift
Hindorf „Praktische Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz" (Neue Folge seit 1923 unter dem Titel „Praktische Blätter der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz"). Seit 1908 hielt Hiltner Vorlesungen über landwirtschaftliche Bakteriologie an der Technischen Hochschule München. Von 1906 bis zu seinem Tode war er Vorsitzender des Ausschusses für Saatgutprüfung im Verband landwirtschaftUcher Versuchs-Stationen. Hiltner erschloß mit vielen seiner Ideen der Wissenschaft neue Arbeitsgebiete. Er gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Landbaus. Literatur: LANG, F.: Lorenz Hiltner, München f. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 50,1923, S. 222. (P.) - Dr. Lorenz Hiltner, sein Leben und Werk. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 19, 1923, S. 137140. - CHRISTMANN, GEORG: Prof. Dr. phil. Lorenz Hiltner, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz. In: Deutsches Biographisches Jahrbuch Bd. 5, 1923 (1930), S. 176181 u. 430. - BOSHART, KARL: Lorenz Hiltner. In: Zeitschrift für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Jg. 3, 1952, Sonderheft 4. (W.) - BÖNING, KARL: Lorenz Hiltner, Agrarbiologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9,1972, S. 165-166. - HAUSHOFER, HEINZ: Zur Geschichte der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau. In: Bayerisches Landwirtschafthches Jahrbuch Jg. 52,1975, Sonderheft 2, S. 17-77.
Himmelbaur, Wolfgang, • 16. Juni 1886 in Wien, 129. September 1937 in Wien • Studierte seit 1905 Botanik an der Universität Wien, promovierte dort 1909 imd trat 1911 in die Landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation (heute Bundesversuchsanstalt) in Wien ein, wo er sich zunächst mit Fragen des Pflanzenschutzes befaßte. Von 1919 bis zu seinem Lebensende war er Leiter der dortigen Abteilimg für Arzneipflanzenbau und Drogenuntersuchung sowie der staatlichen Arzneipflanzenanlagen in Komeuburg (Niederösterreich). Nachdem er sich 1914 habilitiert hatte, hieh er an der Universität Wien Vorlesimgen über systematische Botanik, seit 1923 auch über Arzneipflanzenkultur. 1931 wurde ihm der Titel eines a. o. Professors verliehen. Himmelbaiu- erwarb sich bedeutende Verdienste um den Arzneipflanzenbau in Österreich. Als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft
österreichischer Arznei- und Gewürzpflanzenproduzenten entwickelte er auch eine erfolgreiche organisatorische und publizistische Tätigkeit. International bekannt wurde er besonders durch seine gemeinsam mit B. Hollinger herausgegebene ,J)rogen-Weltkarte" (Wien 1927, dreisprachig: deutsch, englisch und spanisch). Seine Forschungsarbeiten über den Einfluß von Boden, Witterung und Klima auf den Ertrag von Arzneipflanzen hatten überwiegend eine praxisorientierte Ziehichtung. Hervorzuheben von seinen zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften ist der Beitrag „Versuche über den Einfluß der Höhenlage auf Ertrag xmd Gehalt einiger Arzneipflanzen" (Heil- imd Gewürzpflanzen Bd. 14, 1931/32, S. 121-149). Kurz vor seinem Tode wurde Himmelbaur mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Österreichischen Verdienstordens ausgezeichnet. Literatur JANCHEN, ERWIN: Wolfgang Himmelbaur. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 55, 1937, Generalversammlungs-Heft, S. 209219. (Ru. W.) - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2, 1959, S. 3 2 0 - 3 2 1 . GANZINGER, KURT: Wolfgang Himmelbaur, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9, 1972, S. 171-172.
ffindorf, Richard, » 17. November 1863 in Duisburg-Ruhrort, f 13. Mai 1954 in BerlinDahlem • Sohn eines Gymnasialprofessors, smdierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und promovierte dort 1886 mit der Dissertation „Ueber den Einfluß des Chlormagnesiums und des Chlorcalciums auf die Keimung und erste Entwickelung einiger der wichtigsten Kulturpflanzen" (Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Halle Bd. 2, H. 6, 1886, S. 135-162). Nach längeren Studienreisen in tropische und subtropische Länder ging er als Pflanzer nach Deutsch-Ostafrika. Er war der erste, der dort die Kaffeekultur und die Sisalkultur einführte. Hindorf ist Autor mehrerer Bücher. Er schrieb u. a. „Der landwirtschaftliche Werth und die Besiedelungsfähigkeit Deutsch-Südwestafrikas" (Beriin 1895, 3. Aufl. 1902) und „Der Sisalbau in Deutsch-Ostafrika" (Beriin 1925). Außerdem hat er die zweite Auflage des Werkes von „Heinrich Semler: Die tropische Agrikultur. Ein Hand117
Hirschfeld buch für Pflanzer und Kaufleute" neubearbeitet und herausgegeben (Bd. 1-3, Wismar 1897, 1900 u. 1903). Hindorf gehörte zu den Mitbegründern der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen (1898). Literatur: Dr. Richard Hindorf. Der erste Kaffeepflanzer und Sisalbauer in Deutsch-Ostafrika. In: Deutsche Kolonial-Zeimng Jg. 45,1933, S. 253. (P.) - ZABEL, HANS-HENNING: Richard Hindorf, Pflanzer. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9, 1972, S. 182-183. Hirschfeld, Wilhelm, »31. Januar 1795 in Altona, t 26. Oktober 1874 in Stoffsee bei GroßNordsee (Kr. Rendsburg) • Sohn eines Arztes, erlernte auf einem Gut bei Eutin die praktische Landwirtschaft und erwarb sich durch Selbststudium grundlegende theoretische Kenntoisse über den wissenschaftlichen Landbau. Von 1816 bis 1818 war er als Schüler und Assistent bei Albrecht Daniel Thaer in Möglin tätig. 1819 kaufte er das am alten Eiderkanal gelegene Gut Groß-Nordsee (ca. 900 ha), das er zu einer Versuchs- und Forschungsstätte ausbaute. Hirschfeld, der mit zahlreichen Landbauwissenschaftlem enge persönliche Kontakte pflegte, veröffentlichte Beiträge in landwirtschaftlichen Zeitschriften und schrieb mehrere Fachbücher. In seinem ersten Buch, J)ie Ernährung und das Wachsthum der Pflanzen, nach den neuesten chemischen und physikalischen Beobachtungen erklärt und angewendet auf die Landwirthschaft" (Kiel 1844) behandelte er naturwissenschaftliche Grundlagen für den Pflanzenbau imd berichtete über eigene Erfahrungen beim Anbau der Feldfhlchte. In dem Buch „Versuch einer Materialrevision der wahren Pflanzennahrung" (Hamburg 1846) setzte er sich mit der Schrift von Carl Heinrich Schultz-Schultzenstein „Die Entdeckung der wahren Pflanzennahrung. Mit Aussicht zu einer Agrikulturphysiologie" (Berlin 1844) kritisch auseinander. 1847 organisierte Hirschfeld die 11. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Kiel und gab auch den oflRziellen Tagungsbericht heraus (Amtlicher Bericht über die XI. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Kiel, im September 1847. Altona 1848). Sein bereits vor dieser Tagung erschienener „Wegweiser durch die Herzogthümer Schleswig imd Holstein, für die Mitglieder der XI. Versamm118
lung deutscher Land- und Forstwirthe" (Kiel 1847) ist eine hervorragende Beschreibimg der landwirtschaftlichen Verhältnisse dieser Region. Hirschfeld war ein beliebter Redner bei Tagungen landwirtschaftlicher Vereine. Einige seiner Vorträge veröffentlichte er in der Schriftenreihe „Landwirthschaftliche Vorträge. H. 1: Die Fruchtbarmachung des Bodens. H. 2: Das Pflanzenleben" (Kiel 1852 u. 1853). Pflanzenbaulich von besonderem Interesse ist die Monographie seines Wirtschaftsbetriebes „Beschreibung eines adeligen Gutes in Schleswig-Holstein" (Kiel 1867). Zeitweise war Hirschfeld auch als Regionalpolitiker tätig. Für seine Verdienste um die schleswig-holsteinische Landwirtschaft erhielt er hohe Auszeichnungen. Er war Ehreimiitglied zahlreicher landwirtschaftlicher Vereine im Inund Ausland. Literatur: HIRSCHFELD, H A N S - R . : Wilhelm Hirschfeld, Landwirt, Schriftsteller und Politiker. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon Bd. 5,1979, S. 131-133. Hirzel, Hans Caspar, »21. März 1725 in Zürich, 118. Februar 1803 in Zürich • Stadtarzt in Zürich, Autor zahlreicher Bücher und Schriften, förderte aufgrund seiner philanthropen Einstellung auch die Landwirtschaft. In seiner Schrift „Die Wirthschaft eines philosophischen Bauers" (Zürich 1761, 2. Aufl. 1774) beschreibt er den Hof des Züricher Bauern Jakob Guyer (genarmt „Kleinjogg, der Musterbauer") und dessen vorbildliche rationelle Wirtschaftsweise. Durch diese Schrift, die eine weite Verbreitung fand, wurde der Bauer Guyer eine europäische Berühmtheit. Später hat HÜTiel eine zweite Schrift über Guyer veröffentlicht: „Neue Prüfung des philosophischen Bauers nebst einigen Blicken auf den Genius dieses Jahrhimderts und andere den Menschen interessierende Gegenstände" (Zürich 1785). Beachtenswert für die Geschichte des Landbaus ist auch sein Werk , Auserlesene Schriften zur Beförderung der Landwirthschaft und der häuslichen xmd bürgerlichen Wohlfahrt" (2 Bde. Winterthur 1792). Literatur: M E Y E R VON KNONAU: Hans Kaspar Hirzel, Arzt, Politiker und Philanthrop. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 12, 1880, S. 484-488. GANZ, WERNER: Hans Caspar Hirzel, Philanthrop. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9,1972, S. 244-245.
Hlubek Hitschmann, Hugo, • 28. April 1838 in Kanitz (Mähren), t 17. April 1904 in Wien • Entstammt einer alten mährischen Landwirtsfamilie und wurde 1866 Redakteur der von der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien seit 1851 herausgegebenen „Allgemeinen Land- und Forstwirthschaftlichen Zeitung". Unter seiner Redaktion wurde deren Titel in „Wiener Landwirthschaftliche Zeitung" umgewandeh. 1868 gründete die Gesellschaft zusätzlich die Zeitschrift „Der praktische Landwirth". Beide Publikationsorgane vertrieb Hitschmann seit 1869 in einem eigenen Verlag. Später gründete Hitschmann noch weitere Fachblätter u. a. 1883 die „Österreichische Forst- und Jagdzeitung" und 1884 die „Allgemeine Wein-Zeitung". Er publizierte auch landund forstwirtschaftliche Bücher und gab ein „Vademecum für den Landwirth" (Wien 1879, 10. Aufl. 1891) heraus. Hitschmann gih als der Begründer des modernen land- und forstwirtschaftlichen Verlagswesens in Österreich. Literatur: Heinrich Hugo Hitschmann, Landwirt, Journalist und Verleger. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 2, 1959, S. 337338. - HAUSHOFER, HEINZ: Hugo Hitschmann, Landwirt, Publizist und Verleger. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9,1972, S. 266. Hlubek, Franz Xaver Ritter von, * 11. September 1802 inChabitschau (Österreich-Schlesien), 110. Februar 1880 in Graz • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte seit 1822 in Brünn, später in Wien Rechtswissenschaften, Mathematik, Chemie imd Landwirtschaft. 1830 wurde er Professor für Landwirtschaft in Wien, 1832 in Lemberg und 1834 in Laibach. Seit 1840 lebte er in Graz, wo er bis 1868 am Joanneum eine Professur für Land- und Forstwirtschaft iimehatte und einen landwirtschaftlichen Versuchshof sowie einen Musterweingarten leitete. Nicht nur als Lehrer \md Forscher, sondem auch als Politiker hat Hlubek die Entwicklung der Landwirtschaft in Österreich nachhaltig gefördert. Leidenschaftlich kämpfte er für ein freies Bauerntum. 1848 war er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung und später in der Regionalpolitik tätig. Hohes Ansehen erwarb er sich auch durch seine langjährige Tätigkeit als Sekretär der Steiermärkischen Landwirtschafts-Gesellschaft. Für seine großen Verdien-
ste xmi die Landwirtschaft wurde er mit hohen Orden ausgezeichnet und 1868 in den Ritterstand erhoben. Hlubek hat eine Vielzahl von Aufsätzen, Schriften und Büchem veröffentlicht. Sein erstes Buch „Die Runkelrübe, ihr Anbau und die Gewinnung des Zuckers aus derselben" (Laibach 1839) ist ein wichtiges Zeitdokument für die Geschichte der Rübenzuckerproduktion in Österreich. Durch sein Buch, JDie Emährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues. Eine von der dritten Versammlimg deutscher Land- und Forstwirthe zu Potsdam 1839 gekrönte Preisschrift" (Prag 1841) wurde Hlubek weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Als überzeugter Anhänger der Lehre von der Bodenstatik im Sinne der Thaerschen Schule verteidigte Hlubek in dieser Schrift die Humustheorie, die von der Annahme ausgmg, daß der Himius eine direkte Nahrungsquelle für die Pflanzen sei. Damit stand Hlubek im scharfen Gegensatz zu Justus Liebig, der in seinem 1840 erschienenen Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" die Lehre von der Mineralstoffemährung der Pflanzen propagiert hatte. In der Schrift „Beleuchtung der organischen Chemie des Herrn Dr. J. Liebig, in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" (Graetz 1842) hat Hlubek Liebigs Buch in zum Teil polemischer Form rezensiert. Liebig reagierte mit dem Beitrag ,JIlubek und die organische Chemie" (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 41, 1842, S. 358-374), woraufhin Hlubek mit einer zweiten umfangreichen Gegenschrift antwortete: „Beantwortung der wichtigsten Fragen des Ackerbaues, als Nachtrag zu meiner Beleuchtung der organischen Chemie des Herrn Dr. Justus Liebig" (Graetz 1842). Auch andere Wissenschaftler und Praktiker beteiligten sich an dieser Kontroverse, z. B. der Landwirt Karl Catinelli mit der Schrift „Kritische Bemerkungen über Dr. F. X. Hlubek's Beleuchtung der organischen Chemie des Dr. J. Liebig" (Wien 1843). Zu den besten landwirtschaftlichen Lehrbüchern seiner Zeit gehört Hlubeks wissenschaftliches Hauptwerk „Die Landwirthschaftslehre in ihrem ganzen Umfange nach den Erfahrungen und Erkenntnissen der letztverflossenen 100 Jahre; mit wissenschaftlicher Strenge darge119
Hoeser stellt" (2 Bde. Wien 1846,2. Aufl. 3 Bde. 18511853). 1846 war Hlubek Geschäftsführer der 10. Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Graz. Als Einladungsschrifl für diese Tagung schrieb er „Die Landwirthschaft des Herzogthums Steiermark als Festgabe ftir die Mitglieder der 10. Versammlung deutscher Landund Forstwirthe nach den Eingaben der Filiale der k. k. Steiermärkischen LandwirthschaftsGesellschaft" (Gratz 1846). Fragen des Pflanzenbaus behandelt Hlubek u. a. in seinem „Bericht über die englische Landwirthschaft und die zu London 1851 ausgestellten landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen" (Gratz 1852) sowie in den Schriften ,J)ie Bewaldung des Karstes" (Gratz 1857), „Der Weinbau in Oesterreich" (Graz 1864) und „Die wichtigsten Lehren der Landwirthschaft, leichtfaßlich dargestellt" (Graz 1867). Literatur: WURZBACH, CONSTANT VON: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 8, 1862, S. 64-67. (W.) - Dr. Franz Xaver Ritter von Hlubek. In: Wiener Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 24, 1874, S. 117-119. (P. u. W.) - THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 35. (R) - FRAUENDORFER, SIGMUND: Franz Xaver Ritter von Hlubek, Agrarwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9,1972, S. 278-279. Hoeser, Karl, • 2. September 1918 in Elsch (Böhmen), t 6. Januar 1994 in Freising • Sm^erte Landwirtschaft in Tetschen-Liebwerd und nach dem 2. Weltkrieg in Weihenstephan. Anschließend absolvierte er eine Referendarausbildung in Bayern. Von 1949 bis 1982 war er „Leiter der Abteilung Weizen" der Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan bzw. (seit 1976) der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in Freising. Hoeser widmete sich mit großem Engagement der Züchtung und Produktionstechnik des Weizens. Während seiner Amtszeit entstanden in Weihenstephan über 30 Neuzüchtungen, die von bayerischen Saatzuchtbetrieben zu Sorten mit zum Teil großer Anbaubedeutung weiterentwikkelt wurden. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt Hoesers war die Förderung, Prüfung und Klassifizierung der Weizenqualität. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen ist aus der Sicht des Pflanzenbaus hervorzuheben der Beitrag „Wei120
zenproduktion und Backqualität in unserem Lebensraum sowie in den wichtigsten weizenbauenden Ländern der Erde" (Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 29, 1952, S. 485502). Wiederholt berichtete Hoeser auch über die methodischen Probleme seines Arbeitsgebietes u. a. in dem Beitrag „Der Weg zur Sorte - eine Betrachtung zur Weizenzüchtung" (Getreide, Mehl und Brot Jg. 29, 1975, S. 173-177). Literatur: Außergewöhnliche Verdienste auf dem Gebiet der Weizenzüchtung. Landwirtschaftsdirektor a. D. Karl Hoeser völlig unerwartet verstorben. In: Freisinger Tagblatt vom 13. Januar 1994, Nr. 9, S. 3. (F.). HöOlin, Rolf von, • 4. Juni 1911 in München, t 14. Juni 1993 in Wartenbeig (Oberbayem) • Diplomgärtner und Oberstudienrat, war von 1946 bis 1968 Leiter des Instituts für Gemüsebau der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstah für Gartenbau in Weihenstephan, dann Direktor der dortigen Ingenieurschule für Gartenbau und 1971 Gründungspräsident der Fachhochschule Weihenstephan. Er gehört zu den bekannten Persönlichkeiten des deutschen Gemüsebaus. Die Publikationsliste von Hößlin umfaßt über 200 Titel. Von seinen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Sammelwerken sind hervorzuheben: „Ein Beitrag zur Kenntnis des Wurzelwachstums einiger Gemüsearten unter natürlichen Verhältnissen" (Festschrift zum 25jährigen Bestehen des gärtnerischen Hochschulstudiums in Deutschland. Herausgegeben vom Bund der Diplomgärtner in Verbindung mit der Abteilung Gartenbau der Fakultät für Landbau der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg. Berlin 1954, S. 47-62) und „Feldversuch über den Vorfhichtwert verschiedener Gemüsearten" (Die Gartenbauwissenschaft Bd. 26 (8), 1961, S. 459-492). Hößlin ist Autor des Buches „Einführung in den gärtnerischen Gemüsebau" (Wiesbaden 1949 = Weihenstephaner Lehrlingshefte 2). Mehrere bedeutende Bücher über sein Fachgebiet hat er gemeinsam mit anderen Autoren herausgegeben, z. B. mit Thomas Steib und Franz Mappes „Gemüsebau. Erzeugung und Absatz" (München - Basel - Wien 1964) und mit Fritz Lecker „Mechanisierung des Freiland-Gemüse-
HofAnann baues" (Stuttgart 1966 = Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau H. 117). Literatur: Festschrift aus Anlaß des ISOjährigen Bestehens der Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt filr Gartenbau in Weihenstephan 1804-1954. Zusanunengestellt von J. Becker-Dillingen. München 1954, S. 91-120. (W.) - Jubiläumsschrift zum 175-jährigen Bestehen der Fachhochschule mit Versuchsanstah Weihenstephan 1804-1979. Herausgegeben von J. Völk. München 1979, S. 144-175. (W.) - Professor von Hößlin verstorben. In: Gemüse Jg. 29,1993, S. 445-446. (R). Hoffmann, Reinhold, * 8. Oktober 1885 in Memel, t 9. Januar 1964 in Laubach (Oberhessen) • Sohn eines Baumeisters, studierte seit 1907 Landwirtschaft an der Universität Königsberg und promovierte 1913 bei E. A. Mitscherlich mit der Dissertation „Untersuchungen über die Veränderung der Bodenoberfläche". Nach mehrjähriger Tätigkeit bei seinem Lehrer Mitscherlich arbeitete er von 1919 bis 1945 bei der Landwirtschaftskammer bzw. Landesbauemschaft Ostpreußen als stellvertretender Leiter eines Mooramtes, als Referent für Landeskultur und Futterbau und als Leiter einer Futterbaustelle. 1923 habilitierte er sich an der Universität Königsberg. Er hielt dort Vorlesungen über Pflanzenbau tmd Pflanzenzüchtung und wurde 1927 zum a. 0. Professor emannt. Hoffinann schrieb für das von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" das Kapitel „Der Feldfiitterbau" (Bd. 3, Berlin 1930, S. 255321). Von seinen weiteren Veröffentlichungen aus der Königsberger Zeit ist hervorzuheben die Schrift „Ostpreußische Wiesen. Erfahrungen über ihre Kultur und Pflege" (Königsberg 1931 = Arbeiten der Landwirtschaftskammer itir die Provinz Ostpreußen H. 64). Nach dem 2. Weltkrieg fand Hoffinann an der Universität Halle/S. eine neue Heimat. Er erwarb sich bedeutende Verdienste um die Wiederaufnahme der Lehr- und Forschungstätigkeit an den landwirtschaftlichen Instituten. 1945 wurde ihm kommissarisch die Leitung des Instimts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung übertragen. Von 1946 bis 1955 war er Direktor des neugegründeten Instituts für Futterbau und Kulturtechnik. Hier beschäftigte er sich u. a. mit Fragen der Wasserbewegung im Boden. Außerdem
betreute er mehrere Projekte, um mit kulturtechnischen Maßnahmen die Leistungsfähigkeit von GrQnlandstandorten zu verbessern. Literatur: DÖRTER, K.: Professor Dr. Reinhold HoflFmann zum Gedächtnis. In: ZeitschriftftlrLandeskultur Bd. 5, 1964, S. 189-190. -
DÖRTER, K.: P r o f
em. Dr. phil. Reinhold Hoffinann verstorben. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 15,1964, S. 259. (R) BOGUSLAWSKI, E. VON: Reinhold Hoflßnann gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 79,1964, S. 575. (R).
Hoffmann, Walther, * 15. August 1910 in Heidelberg, t 3. April 1974 in Berlin • Smdierte seit 1929 an der Universität Heidelberg Naturwissenschaften und promovierte dort 1935 mit der Dissertation „Über das Auswachsen des Getreides, speziell der Gerste" (Angewandte Botanik Bd. 16, 1934, S. 396-424). 1936 wurde er Leiter der neugegründeten Abteilung für Faserpflanzenzüchtung am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg. Als diese Abteilung 1942 dem in Mährisch-Schönberg errichteten Kaiser-Wilhehn-Institut für Bastfaserforschung angegliedert wurde, übernahm er dort die Abteilung für Landwirtschaft, Züchtung und Genetik. 1946 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pflanzenzüchtung der Universität Halle/Saale. Nach seiner Habilitation im Jahre 1949 wurde er zum Professor und Direktor dieses Instituts ernannt. 1958 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Vererbimgs- und Züchtungsforschung der Technischen Universität Berlin. Hoffinann bearbeitete vor allem genetische und züchterische Probleme bei Getreide und Faserpflanzen. Gemeinsam mit Alois Mudraund Werner Plarre hat er das „Lehrbuch der Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen" (2 Bde. Berlin und Hamburg 1970 u. 1971;2. Aufl. nur Bd. 2, 1986) herausgegeben. Zu seinen für den Pflanzenbau bedeutsamen Publikationen gehören der Beitrag .JCälteresistenz und Kälteresistenzprüfung bei Wintergetreide" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 6, H. 7, 1957) und das Buch „Flachs- und Hanfbau" (Berlin 1957). 121
Holdefleiß Literatur: KUCKUCK, H.: Walther Hoffinann zum 60. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 6 4 . 1 9 7 0 , S. 1-5. (R).
Literatur: ZORN, W.: Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Friedrich Holdefleiß t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Tierzucht Jg. 23, 1919, S.314. (P.) ZORN, WILHELM: Die Geschichte der Landwirt-
Holdefleiß,Friedrich, • T.Oktober 1846 in Bennstedt bei Halle/S. f 25. Oktober 1919 in Breslau • Nach fünfjähriger praktischer Tätigkeit auf verschiedenen Gutsbetrieben studierte er Landwirtschaft in Halle/S. und promovierte dort 1874 mit der Dissertation „Ueber die Aufschliessung des Phosphorits durch Compostirung" (in überarbeiteter Form und unter verändertem Titel in: Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 6. 1877, Supplementband 1, S. 159216). Nach der Promotion unternahm er eine Studienreise nach England und Schottland und berichtete darüber in der Broschüre „Landwirthschaftliche Reiseskizzen aus England und Schottland" (Beriin 1876). Anschließend arbeitete er bei Julius Kühn imd Max Maercker über die verschiedenen Methoden zur Bestimmimg des Stärkegehaltes der Kartoffeln. 1877 habilitierte er sich mit der Arbeit „Ueber die Werthbestimmxmg der KartoflFeln" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 6,1877, Supplementband 1, S. 107-157). 1878 wurde Holdefleiß zum Direktor der Agrikulturchemischen Versuchsstation des Landwirtschaftlichen Zentralvereins nach Breslau berufen. Von 1881 bis 1892 wirkte er als a. o. Professor für Landwirtschaftslehre an der Universität Breslau. Er hielt Vorlesungen über alle Teilgebiete der Pflanzenproduktionslehre, aber auch über Betriebslehre imd Tierzucht. Sein Forschungsschwerpunkt während dieser Zeit lag auf dem Gebiet der Düngung. Er veröffentlichte u. a. die Bücher „Untersuchungen über den Stalhnist" (1. u. 2. Aufl. Breslau 1889) und,J)as Knochenmehl, seine Bedeutung und Verwendung" (Beriin 1890). 1892 wurde er zum o. Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Breslau emannt. Mit der von Kurt von Rümker 1896 an der Universität Breslau durchgeführten institutionellen Aufgliederung der Landwirtschaftswissenschaften wurde Holdefleiß Direktor des neugegründeten Instituts für landwirtschaftliche Tierproduktionslehre. Seitdem widmete er sich fast ausschließlich der Tierzucht. 122
schafts-Wissenschaft in Schlesien. Beiheft Nr. 2 zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Wüizburg 1964, S. 39-43. Holdefleiß, Paul, * 15. September 1865 in Salzmünde (Provinz Sachsen), f 15. März 1940 in Halle/Saale • Bruder von Friedrich Holdefleiß, fand durch diesen den Weg zur Landwirtschaft. Nach mehljähriger Lehrzeit in einer Zuckerfabrik und auf mehreren Rübenbaubetrieben in Schlesien, begann er ein landwirtschaftliches Studium an der Universität Breslau, setzte dieses 1890 an der Universität in Halle fort imd promovierte dort 1894 mit einer Arbeit über die Bedeutung der Rohfaser für die Tieremährung. Als Assistent Julius Kühns beschäftigte er sich auch in den folgenden Jahren überwiegend mit Fragen der Tieremährung und der Futterqualität. 1897 habilitierte er sich mit einer agrikulturchemischen Arbeit über die chemische Zusammensetzimg von Stroh- und Spreuarten. Bis zu seinem Tode war Holdefleiß als Hochschullehrer in Halle tätig. Nach fün^ähriger Tätigkeit als Privatdozent wurde er 1902 zum a. o. Professor für Landwirtschaft und Vorsteher der Abteilung Pflanzenbau und Meteorologie des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle emannt. Seit 1920 wirkte er als o. Professor am neugegründeten Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Holdefleiß war Vertreter der Idee von einer universellen Landwirtschaftswissenschaft im Siime von Julius Kühn. Anfangs lag der Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigkeit auf den Gebieten der Tieremährung und der Tierzucht, doch nach 1900 wandte er sich mehr dem Pflanzenbau und anderen Teilgebieten der Pflanzenproduktionslehre zu. Der Pflanzenzüchtung galt lange Zeit seine besondere Aufmerksamkeit. Er hielt gesonderte Vorlesungen über dieses Fachgebiet und schrieb ein Buch über . l a n d wirtschaftliche Pflanzenzüchtung" (Hannover 1908 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 24). In Zusammenarbeit mit Theodor Roemer förderte er die Züchtung eiweißreicher Weizensorten.
Holldack Holdefleiß gilt als einer der Väter der Agrarmeteorologie. Bereits als junger Dozent hatte er den hohen Wert längerfristiger Wettervorhersagen für die Landwirtschaft erkannt. Sein erster agrarmeteorologischer Beitrag „Die Bedeutung der Meteorologie für den Landwirth" erschien in „Fühling's Landwirtschaftlicher Zeitung" (Jg. 48, 1899, S. 324-330 u. 361-366) und auch als eigenständige Broschüre (Leipzig 1899). Zwischen 1900 und 1930 beschäftigte sich Holdefleiß besonders intensiv mit dem Einfluß der Witterung auf die Erträge der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Gleichzeitig versuchte er die Landwirte mit den neuesten Erkenntnissen der Meteorologie vertraut zu machen. Diesem Ziel diente auch das Buch „Witterungskunde für Landwirte. Eine Anleitung zur Anstellung von meteorologischen Beobachtungen und zur Benutzung von Wetterkarten" (Stuttgart 1907). Sein wissenschaftliches Hauptwerk auf diesem Fachgebiet ist das Buch ,Ägrarmeteorologie. Die Abhängigkeiten der Ernteerträge von Wetter und Klima" (Berlin 1930). Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus ist sein Beitrag „Der ökonomisch-botanische Garten im Landwirtschaftlichen InstihJt der Universität Halle" (Kühn-Archiv Bd. 1, 1911, S. 321-356), vor allem wegen der detaillierten Auflistung der in diesem Demonstrationsgarten angebauten Kulmrpflanzen. Von dem in der „Thaer-Bibliothek" erschienenem Buch „F. Knauers Rübenbau. Für Landwirte und Zuckerfabrikanten" hat Holdefleiß drei Auflagen (10. Aufl. 1912, 11. Aufl. 1917 u. 12. Aufl. 1923) neubearbeitet und herausgegeben. Sein umfangreichster Beitrag auf dem Gebiet der Grünlandlehre ist das Buch „Der Wiesenbau" (Friedrichswerth 1918 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 15). In seiner „Einführung in die Begriffe der Landwirtschaft" (Leipzig 1923 = Wissenschaft und Bildung Bd. 192) behandeh er auch betriebswirtschaftliche Fragen. Mit Max Ohnefalsch-Richter gab Holdefleiß den „Bericht über die Feier des 70. Geburtstages von Julius Kühn, erstattet im Auftrage des Festkomitees" (Halle 1895) heraus und mit Ferdinand Wohltmann den Band „Julius Kühn - sein Leben imd Wirken. Festschrift zum 80. Geburtstag am 23. Oktober 1905" (Berlin 1905). Das wissenschaftliche Lebenswerk Julius Kühns hat
Holdefleiß auch in einem Beitrag in der Reihe „Mitteldeutsche Lebensbilder" (Bd. 2, 1927, S. 353-360) gewürdigt. Literatur: Prof Dr. Paul Holdefleiß, f 15. März 1940.In:Kühn-ArchivBd. 54,1940, vorS. l.(P.) ROEMER, THEODOR: Professor Dr. Paul Holdefleiß f. In: Der Forschungsdienst Bd. 9, 1940, S. 488. FUCHS, W . H.: Paul Holdefleiß, Professor der Landwirtschaft. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9, 1972, S. 524-525. HoUdack, Hans, » 22. August 1879 in Königsberg/Pr., t II. August 1950 in Leipzig • Smdierte Landwirtschaft und promovierte 1904 an der Universität Königsberg mit einer Arbeit über „Individualität und Futterdankbarkeit der Milchkuh". 1908 ging er als Dozent an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim, wo er gleichzeitig die Leitung der Maschinenprüfungsanstalt übernahm. 1914 folgte er einem Ruf als 0. Professor an die Landwirtschaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf Hier beschäftigte er sich besonders mit Fragen der motorischen Bodenbearbeitung. 1918 gab er sein Ordinariat auf Als Abteilungsdirektor der SiemensSchuckert-Werke in Berlin gründete er 1919 eine Versuchs- und Lehranstalt für Bodenftäskultur. Auf dem ihm zur Verfügung gestellten Gieshof bei Wriezen führte er grundlegende Untersuchungen über das B o d e n f l ^ n durch und beeinflußte nachhaltig die weitere Diskussion über den Zweck der Bodenbearbeitung. 1927 übernahm Holldack als o. Professor den Lehrstuhl für Landmaschinenlehre an der Universität Leipzig. Hier setzte er die Bodenbearbeitungsversuche fort. Von seinen Veröffentlichungen über die dabei erzielten Ergebnisse sind hervorzuheben der überarbeitete Vortrag „Neue Anschauungen in der Bodenbearbeitung" (Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 44, 1929, S. 191-195) und der gemeinsam mit seinem Assistenten W. Nitzsch verfaßte Beitrag „Die Beurteilung des Bearbeitungserfolges auf Ackerböden durch physikalische Bodenuntersuchungen" (Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 4,1929, S. 356-359). Dieser Beitrag führte zu einem wissenschaftlichen Disput mit anderen Fachkollegen (Ebd. Jg. 4,1929, S. 516-519 u. Jg. 5, 1930, S. 13-15). 1933 wurde Holldack aus politischen Gründen emeritiert. Von 1935 bis 1938 lehrte er an zwei
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HoUrung Hochschulen in Teheran. 1945 konnte er seinen alten Lehrstuhl an der Universität Leipzig wieder übernehmen. Holldack ist Autor des Buches „Maschinenlehre für Landwirte. Lehr- und Hilfsbuch für Unterricht und Praxis" (Berlin 1934, 2. Aufl. 1949).
brauch für berufstätige Landwirte bearbeitet" sowohl im „Wissenschaftlichen Archiv für Landwirtschaft" (Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 2,1929, S. 563-703) veröffentlicht wurde, als auch als eigenständige Monographie (Berlin 1930) erschienen ist.
Literatur: ARLAND: Ein halbes Jahrhundert der Landwirtschaft gewidmet. Zum 70. Geburtstag Prof. Dr. Hans Holldacks am 22. August 1949. In: Deutsche Bauemtechnik Jg. 3, 1949, H. 8, S. 11-12. (P.) - HANSEN: Hans Holldack T. In: Die Technik Bd. 5, 1950,8.494-495. - GASCARD: Zum Tode von Prof. Dr. Hans Holldack. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 1,1950, S.4. (P).
Literatur: FUCHS, W . H.: Max HoUrung 1858-1937. In: Kühn-Archiv Bd. 44, 1938, vor S. 1. (R) FUCHS, W . H.: Max Holliung, Professor fiir Pflanzenschutz. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9, 1972, S. 544.
HoUrung, Max, • 25. Oktober 1858 in Hosterwitz bei Dresden, t 5. Mai 1937 in Halle/Saale • Sohn eines Maxirermeisters, studierte Naturwissenschaften, promovierte 1882 in Leipzig, arbeitete dann bis 1885 als Assistent an der Agrikulturchemischen Versuchsstation Halle/S. und nahm von 1886 bis 1888 an der deutschen Forschungsexpedition nach Neuguinea teil. Nach seiner Rückkehr nach Halle übertrug ihm Julius Kühn die Leitung der neugeschaffenen Forschungsstelle für Nematodenbekämpfung. Seit 1898 war er Leiter der Versuchsstation für Pflanzenschutz der Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen in Halle/Saale. Durch sein „Handbuch der chemischen Mittel gegen Pflanzenkrankheiten" (Berlin 1898, 3. Aufl. 1923), durch seine „Jahresberichte über Pflanzenkrankheiten" (1898-1913) und durch seine Forschungsarbeiten über den Rübennematoden förderte Holhimg maßgeblich die eigenständige Entwicklimg des Fachgebietes Pflanzenschutz. 1905 wurde ihm das auf Antrag von Julius Kühn neugeschaffene Lektorat für Pflanzenkrankheiten an der Universität Halle/S. übertragen. In diesem Amt wirkte er bis 1930. HoUrung war Leiter der ersten Forschungsstelle auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes und erster hauptamtlicher Hochschullehrer für dieses Fachgebiet in Deutschland. Zeit seines Lebens suchte er nach Wegen, vorbeugenden Pflanzenschutz vor allem mit acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen zu betreiben. Er verfaßte u. a. einen Bestimmungsschlüssel für Ungräser, der xmter dem Titel „Die Erkennung der Feld-, Wiesen- und Weide-Ungräser unter Berücksichtigung ihrer Blütenstände. Zum Ge124
Holzner, Georg, » 28. Juli 1833 in Tegernbach bei Taufkirchen, 118. Februar 1906 in München • Wirkte von 1865 bis 1892 als Professor für Physik, Zoologie und Botanik an der Landwirtschaftlichen Centraischule in Weihenstephan. In dem von ihm herausgegebenen Werk „Beiträge zur Kenntnis der Gerste" (München 1888) hat er sehr anschaulich die Morphologie imd Anatomie dieser Kulturpflanze beschrieben. Sein Buch ,JDer landwirtschaftliche Unterricht in Weihenstephan und Schleißheim von 1804 bis 1840" (München und Berlin 1905) enthält eine umfangreiche Lebensbeschreibung Max Schönleutners. Literatur: RAUM, H.: Die akademischen Lehrgestalten der bayerischen Landwirtschaft. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 36,1959, S. 741761.
Honcamp, Franz, • 25. Februar 1875 in Erfurt, 14. März 1934 in Rostock • Sohn eines Kaufmanns, studierte Chemie und andere naturwissenschaftliche Fächer in Berlin, Stuttgart, Göttingen und Erlangen. Nach seiner Promotion in Erlangen arbeitete er von 1901 bis 1903 xmd von 1904 bis 1907 als Assistent von O.Kellner an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig. In der dazwischenliegenden Zeit (im Wintersemester 1903/04 und im Sommersemester 1904) studierte er Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in München und legte die Prüfung zum Diplomlandwirt ab. Von 1908 bis zu seinem Tode leitete er die Landwirtschaftliche Versuchsstation Rostock. Gleichzeitig lehrte er, zunächst als a. o. Professor, seit 1923 als o. Professor, das Fach Agrikulturchemie an der Universität Rostock. Seit September 1933 war er 1. Vorsitzender des Verban-
Horsky des Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsanstalten. Der Schwerpunkt der Forschungstätigkeit Honcamps lag auf dem Gebiet der Tieremährung. Auf dem Gebiet der Düngung ist er mit mehreren zusammenfassenden Übersichtsarbeiten hervorgetreten, zum Beispiel mit seiner Schrift „Die Stickstoffdünger, ihre wirtschaftliche Bedeutung, Gewinnung und Zusammensetzung, sowie ihre Anwendung in der Landwirtschaft" (Berlin 1920) und mit seiner Broschüre „Dünger ABC. Ein Ratgeber fiir die Anwendung von künstlichen Düngemitteln in Frage und Antwort" (Berlin 1922, weitere Auflagen 1924 u. 1928). In der Fachwelt hat sich Honcamp einen Namen gemacht als Herausgeber des zweibändigen Werkes „Handbuch der Pflanzenemährung und Düngerlehre" (Berlin 1931). Als Mitautor schrieb er fiir dieses Handbuch u. a. zwei historische Beiträge: eine vorbildliche biographisch orientierte Darstellimg über die Geschichte der Pflanzenemährung (Bd. 1, S. 1-28) und einen kurzen Abriß über die Geschichte der Düngung und der Düngemittel (Bd. 2, S. 1-9). Den hohen Stellenwert der Wissenschaftsgeschichte für das eigene Fachgebiet hat Honcamp in mehreren anderen Veröffentlichungen herausgestellt, vor allem in den Beiträgen, Justus von Liebig und sein Einfluß auf die Entwicklung der Landwirtschaft" (Rostock 1928 = Rostocker Universitäts-Reden H. 6) und „Justus von Liebig als Begründer der Agrikulturchemie" (Zeitschrift fiir angewandte Chemie Jg.41, 1928, S. 463-467). Sein publizierter Vortrag „Aufgaben und Bedeutung der Agrikulturchemie fiir die Landwirtschaft und Landwirtschaftswissenschaft" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-StationenBd. 118,1934, S. 139-158) enthäh einige grundsätzliche Überlegungen zur Standortbestimmung des Fachgebietes Agrikulturchemie im System der Agrarwissenschaften. Literatur: GIESECKE, F.: Franz Honcamp t- In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Bd. 33, 1934, S. 10-12. WÖHLBIER, WERNER: Franz Honcamp. Ein Rückblick auf sein Leben und Wirken. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 120,1934, S. 1-12. (P.) - WÖHLBIER, WERNER: Franz Honcamp, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 9, 1972, S. 595-596.
Horsky, Franz, Ritter von Horskysfeld, • 29. September 1801 in Bilin (Böhmen), t 6. April 1877 in Kolin (Böhmen) • Sohn eines Bergmeisters, besuchte von 1818 bis 1821 das Landwirtschaftliche Lehrinstitut des Fürsten Schwarzenberg, trat dann in die Dienste der fürstlichen Familie, wurde 1829 Domänenverwalter und 1836 Amts- und Wirtschaftsdirektor in Liebiegitz. Nach 1846 war er Oberdirektor zahlreicher Domänen. 1862 kaufte er die Domäne Kolin, die er zu einer Musterwirtschaft ausgestaltete. Horsky erwarb sich große Verdienste um die Landwirtschaft in Böhmen. Er erfand verschiedene Ackergeräte und Maschinen, erprobte neue Anbautechniken imd bemühte sich um die Einführung der Fruchtwechselwirtschaft. Berühmt wurde er vor allem durch seine schriftstellerische Tätigkeit. Seine wichtigsten pflanzenbaulichen Veröffentlichungen sind die Schriften „Neues Culturverfahren der Hackfi^chte insbesondere der Kartoffeln und der Zuckerrüben, wie überhaupt der Drill- und Reihensaat mittelst Anwendung des neu erfundenen patentirten Kartoffel-, des Rüben- und des Drill-Cultivators" (Prag 1850), „Die vervollkommnete Drillkultur der Feldfiüchte, besonders der Kartoffeln imd Zukkerrüben auf Erdkämme. Gartenmäßig im Großen ausführbar durch neue Geräthe imd Maschinen" (Prag 1851) und „Die allgemeine Verbreitung der Fruchtwechsel-Wirthschaft als wirksamstes Mittel zur Hebung des Nationalreichthums und zur Erleichterung der Steuerzahlung, begründet durch Thatsachen" (Prag 1861). Nach 1860 wirkte Horsky zeitweise als „Feldprediger". Er hielt auf freiem Felde Vorträge für die Landwirte und gab ihnen Ratschläge zur Verbesserung ihrer Wirtschaftsweise. Diese populären Vorträge veröffentlichte er unter dem Titel, J^andwirthschaftliche Feldpredigten über das Nothwendigste des praktischen Ackerbaues zunächst für Kleingrundbesitzer" (6 Hefte, Prag 1861-1863). Die Belehrung der Landwirte war für ihn ein besonderes Anliegen. In seiner „Zusammenstellxmg und Begründung der wirksamsten praktischen Belehrungs-Mittel fiir landwirthschaftliche Lehranstalten und Kleingrundbesitzer zu einem rationellen Wirthschafts-Betriebe" (Prag 1867) zeigt er weitere Wege auf, die Fachkenntnisse der Landwirte zu verbessern. 125
Howard Horsky war Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Gesellschaften, Ehrenbürger mehrerer Städte und Träger hoher Orden. 1867 wurde er in den Ritterstand erhoben. Das Resümee seines Wirkens beschreibt er in seinem letzten Buch „Mein Streben, Wirken, meine Resultate, nebst praktischen Rathschlägen zur Organisirung und Systemisirung landwirthschaftlicher Besitzungen ohne Geldvorauslage" (Kolin 1873, 2. Aufl. Prag 1874). Literatur: W U R Z B A C H , CONSTANT VON: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 8, 1862, S. 309-311. (W.) - Franz Horsky Ritter von Horskysfeld. In: Wiener Landwirthschaftliche Zeifting Jg. 27,1877, S. 175-176. (P.) - T H I E L ' S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 33-34. ( R ) Österreichisches Biographisches Lexikon 18151950 Bd. 2,1959, S. 428-429.
gründer des biologischen Landbaus. In: Ökologie und Landbau Jg. 23,1995, H. 95, S. 6-11. (P.). Hübner, Rolf, * 3. Dezember 1908 in Hamburg, t 14. Oktober 1978 in Bad Hersfeld • Nach dem Landwirtschaftsstudium in Göttingen promovierte er bei Otto Tornau mit der Dissertation „Die natürlichen Verhältnisse der Göttinger Muschelkalkböden" (Diss. math.-nat. Göttingen 1935). Von 1935 bis 1938 arbeitete er als Assistent am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung bei den Preußischen LandAvirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten LandsbergAVarthe. Er kehrte dann an das Göttinger Pflanzenbau-Institut zurück imd habilitierte sich 1948 mit einer Untersuchimg über Chlorophyllgehalt und Werteigenschaften bei Futterpflanzen (Zeitschrift für Acker- imd Pflanzenbau Bd. 91,1949, S. 200-233 u. 374-414).
Howard, Sir Albert, * 8. Dezember 1873 auf einem Bauemhof in der Grafschaft Shropshire (England), t 20. Oktober 1947 in Blackheath bei London • Studierte Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Biologie in South Kensington und Cambridge. Anschließend arbeitete er als Spezialist ftr Pilzkrankheiten mehrere Jahre in tropischen Ländern u. a. in Westindien. Von 1905 bis 1931 war er in Indien tätig, zunächst als Regierungs-Botaniker in Pusa, seit 1924 als Direktor des Instituts für Pflanzenbau in Indore (Zentralindien).
Als Assistent und Dozent in Göttingen war Hübner in den ersten Nachkriegsjahren verantwortlich für die Durchführung der „Pflanzenbaulichen Übungen". Für diese Lehrveranstaltung schrieb er zwei didaktisch vorbildlich konzipierte Studienbücher: „Praktikum der Landwirtschaftlichen Samenkunde" (Wolfenbüttel 1947) und „Praktikum der Landwirtschaftlichen Pflanzenkunde" (Wolfenbüttel 1949). Von der Samenkunde erschien später eine erweiterte Auflage unter dem Titel „Der Same in der Landwirtschaft" (Radebeul und Dresden 1955).
Howard entwickelte ein Verfahren zur Herstellung von Kompost aus pflanzlichen und tierischen Abfällen. Als „Indore-Verfahren" fand es besonders in tropischen Ländern weite Verbreitung, aber auch in Europa zahlreiche Anhänger. Howard gehört zu den Pionieren des ökologischen Landbaus. Von seinem Buch „An Agricultural Testament" (London 1940, viele Auflagen) erschien auch eine deutschsprachige Ausgabe unter dem Titel „Mein landwirtschaftliches Testament" (Berlin u. Frankfurt/M. 1948, 2. Aufl. München 1979 = Edition Siebeneicher). Das Buch, für dessen 2. Auflage Alfred Heinrich Könekamp ein Vorwort verfaßt hat, enthält viele Anregungen für ökologisches Denken imd Handeln im Landbau.
Von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1973 leitete Hübner das „Institut filr Feldftitterbau der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt für Grünlandwirtschaft und Futterbau" auf dem Eichhof in Bad Hersfeld. Gleichzeitig war er stellvertretender Direktor dieser Institution und an deren Aufbau maßgebend beteiligt. 1954 wurde ihm der Titel eines außerplanmäßigen Professors verliehen.
Literatur: SIEBENEICHER, G E O R G E.: Justus von Liebig, Raoul H. France, Sir Albert Howard - drei Be126
Zu den Forschungsschwerpunkten Hübners auf dem Eichhof gehörten Untersuchungen über Mischsaaten. Hervorzuheben sind auch seine zahheichen Arbeiten über Alexandrinerklee, Persischen Klee, Silomais und Grünhafer. In dem gemeinsam von U. Welhnann, R. Hübner und G. Ziegenbein verfaßten Buch „Feldfutterbau als Hauptfmcht" (Frankfurt/Main 1964) hat Hübner das zentrale Kapitel über die pflanzen-
Husemann baulichen Grundlagen des Hauptfruchtfutterbaus geschrieben. Literatur: SCHÄFER, K.: Rolf Hübner zum Gedenken. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 25, 1979, S. 36-37. (R). Hundesbagen, Johann Christian, * 10. August 1783 in Hanau, f 10. Februar 1834 in Gießen • Seit 1821 Professor für Forstwissenschaft an der Universität Tübingen. 1824 folgte er einem Ruf an die Universität Gießen, wo er von 1825 bis 1831 gleichzeitig eine mit der Universität in Verbindung stehende Forsdehranstalt leitete. Hundeshagen war ein äußerst produktiver, ideenreicher und anregender Wissenschaftler. Sein Buch „Die Bodenkunde in land- und forstwirthschaftlicher Beziehung" (Tübingen 1830) ist eines der ersten deutschsprachigen bodenkundlichen Lehrbücher und durch die zahlreichen Literaturhinweise zugleich ein bibliographisches Nachschlagewerk. Es enthält beachtenswerte Abschnitte über die physikalischen Eigenschaften der Böden sowie Übersichten über den Zeigerwert von Unkräutern zur Charakterisierung der Bodenarten. Literatur: MANTEL, KURT: Johann Christian Hundeshagen, Forstmann. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 10,1974, S. 63. Hunnius, Werner, • 26. Januar 1929 in Hildburghausen (Thüringen), t 3. August 1983 in München • Studierte Landwirtschaft in Weihenstephan imd promovierte dort 1954 mit der Dissertation „Die Auswirkung verschiedener physiologischer Düngung auf einige Faktoren derBodenfhichtbarkeit". 1957 trat er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die damalige Bayerische Landessaatzuchtanstalt ein. Von 1964 bis 1979 war er Leiter des Sachgebietes „Kartoffeln" der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in Freising. Von 1979 bis zu seinem Tode leitete er deren Abteilung für Pflanzenschutz. Hunnius, der sich 1976 m Weihenstephan mit einer Arbeit über die Viruskrankheiten der Kartoffel habilitiert hatte, war ein anerkannter Fachmann in allen Bereichen der Kartoffelforschung. Gemeinsam mit B. Arenz schrieb er das Buch „Grundlagen und Technik des Pflanzkartoffelbaus" (München 1959). Sein umfassendes Fachwissen hat er in dem vielbeachteten Werk
„Verwertungsgerechter Kartoffelbau" (Frankfurt/Main 1971) zusammengefaßt. Zahlreiche Beiträge veröffentlichte er in der Zeitschrift „Der Kartoffelbau" und im „Bayerischen Landwirtschaftlichen Jahrbuch". Aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben ist sein Übersichtsbeitrag „Der Eiweißgehalt der Kartoffel in Abhängigkeit von Sorte und Umwelt" (Kali-Briefe Bd. 13, Fachgebiet 11, Oktober 1976,1. Folge). Literatur: MUNZERT, M.: Nachruf für Dr. habil. Werner Hunnius. In: Der Kartoffelbau Jg. 34, 1983, S. 291. ( F . ) . Huntemann, Johann, * 20. Januar 1858 in Moorkamp bei Delmenhorst, f 30. Juli 1934 in Wildeshausen bei Oldenburg • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und in Berlin und leitete von 1894 bis 1925 die Landwirtschaftsschule in Wildeshausen. Gleichzeitig war er als Wirtschaftsberater tätig. Er schrieb u. a. eine „Kurze Anleimng zur Kultur des Moor-Bodens. Nach Erfahrungen aus der Praxis dargestellt" (Oldenburg 1904; Neuauflage: Wildeshausen 1911) und eine „Anleitung zur Kultur des Heidlandes auf mineralischem Boden. (Ödlandkultur). Nach Erfahrungen aus der Praxis dargestellt" (Wildeshausen 1914). Literatur: FLOESS: Ökonomierat Johann Huntemann t. In: Die Phosphorsäure Bd. 4, 1934, S. 575-576. (P.) - FRIEDL, HANS: Johann (Jan) Huntemann, Landwirtschaftslehrer. In: Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Oldenburg 1992, S. 340-341. (P. u. W.). Husemann, Carl, • 20. April 1898 in Stolzenau/Weser, t 25. Oktober 1987 m Berim • Entstammt einer alteingesessenen niedersächsischen Bauemfamilie, studierte seit 1921 Landwirtschaft, zunächst an der Technischen Hochschule München, dann an der Universität Halle/S., wo er 1925 promovierte mit der Dissertation „Anlage und Bewirtschaftung der ostfnesischen Hochmoorkolonie Marcardsmoor, ein Beispiel erfolgreicher Hochmoorkolonisation in der Provinz Hannover". Anschließend leitete er vier Jahre lang einen landwirtschaftlichen Versuchsring in Schleswig-Holstein. Von 1929 bis 1949 war er Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung der Staatlichen Moor-Versuchsstation in Bremen. Hervorzuheben von seinen Veröffentli127
Ihne chungen aus dieser Zeit ist das Buch „Die landwirtschaftliche Bewertung der Moorböden und ihre natürlichen Grundlagen. Ein Beitrag zur Kultivierung und Besiedlung der deutschen Moore" (Lüneburg 1947). 1950 wurde Husemann an der neugegründeten Marsch-Versuchsstation für Niedersachsen mit der Leitung der Versuchswirtschaften Infeld (Kr. Wesermarsch) und Geversdorf (Kr. Land Hadeln) betraut. 1953 folgte er einem Ruf als o. Professor auf den Lehrstuhl für Kulturtechnik imd Grünlandwirtschaft an der Technischen Universität Berlin. Als Direktor des gleichnamigen Instituts wirkte er hier bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1966. Er beschäftigte sich vor allem mit Fragen des Bodenwasserhaushaltes, der Melioration, der Abwasserschlammverwertung imd der Beurteilxmg von Grünlandstandorten. Zahlreiche seiner wissenschaftlichen Beiträge erschienen in der „Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung", die er viele Jahre als Mitherausgeber und Schriftleiter redaktionell betreut hat. Für seine Verdienste um die Landwirtschaft verlieh ihm die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft 1963 die Silberne MaxEyth-Denkmünze. Literatur: BADEN: Professor Dr. Carl Husemann zum 65. Geburtstag und zum 10jährigen Dienstjubiläum auf dem Lehrstuhl für Kulturtechnik. In: Zeitschrift ffir Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 4, 1963, S. 189-191. (P) - SCHICKE: Professor Dr. Carl Husemann zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für KulUirtechnik und Flurbereinigung Jg. 9, 1968, S. 197-198. (P) - WESCHE: em. Professor Dr. rer. nat. Carl Husemann zimi 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 14, 1973, S. 65-66. - Carl Husemann F. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 102,1987, S. 1206.
Ihne, Egon, * 3. Juni 1859 in Rheinbach bei Bonn, t 6. Dezember 1943 in Darmstadt • Sohn eines Bergwerksdirektors, studierte Naturwissenschaften in Borm und in Gießen, wo er 1880 mit einer pflanzengeographischen Arbeit promoviert wurde. Von 1881 bis 1924 war er im höheren Schuldienst tätig, zuerst als Lehrer in 128
Gießen und Friedberg, seit 1895 als Gymnasialprofessor in Darmstadt. Durch den Gießener Botaniker Hermann Hoffhiann (1819-1891) hatte er erste Anregungen erhalten, sich mit Fragen der Pflanzenphänologie zu beschäftigen. Er studierte zunächst die historische Entwicklimg dieses Fachgebietes und erstellte eine Bibliographie. Das Ergebnis dieser Studien war die auch heute noch grundlegende Darstellung „Geschichte der pflanzenphänologischen Beobachtungen in Europa nebst Verzeichnis der Schriften, in welchen dieselben niedergelegt sind" (Gießen 1884). Seit 1883 organisierte Ihne die Einrichtung von phänologischen Beobachtungsstellen in Mitteleuropa und veröffentlichte deren Ergebnisse alljährlich in seinen „Phänologischen Mitteilungen". Für die zusammenfassende Darstellimg der Beobachtungsergebnisse wählte er vielfach die anschauliche Form der Karte. Seine „Phaenologische Karte des Frühlingseinzugs in Mitteleuropa" (Petermanns Geographische Mitteilungen Bd. 51, 1905, Taf 9) wurde in viele Lehrbücher imd Atlanten aufgenommen. Als erster erkannte Ihne den hohen Wert der phänologischen Forschung für den landwirtschaftlichen Pflanzenbau und für den Obstbau. Grundsätzliche Überlegungen dazu fmden sich in seiner Schrift „Ueber Beziehungen zwischen Pflanzenphänologie imd Landwirtschaft" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 161, 1909). Beachtenswert ftir den landwirtschaftlichen Pflanzenbau ist u. a. seine „Karte der Gebiete Deutschlands mit Getreidefnihemte (Frühdruschbezirke). Nebst ausführlichem Begleitwort" (Arbeiten der Landwirtschaftskammer für das Großherzogtum Hessen H. 22,1918). Ihne gilt als einer der Wegbereiter der wissenschaftlichen Pflanzenphänologie in Deutschland. Die Technische Hochschule Darmstadt verlieh ihm 1925 „in Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau der Pflanzenphänologie und ihre praktische Verwertung im Obstbau und in der Landwirtschaft" die Würde des „Dr. Ing. ehrenhalber". Literatur: SPILGER, L.: Egon Ihne. Zum siebzigsten Geburtstage. In: Geographischer Anzeiger Jg. 30, 1929,
S. 2 1 4 - 2 1 6 .
(W.) -
SCHREPFER, HANS:
ZU
Egon Ihnes 75. Geburtstage am 3. Juni 1934. In:
Ingen-Housz Geographischer Anzeiger Jg. 35, 1934, S. 351-352. ScHREPFER, HANS: Egon Ihne zum 80. Geburtstag. In: Zeitschrift für Erdkunde Jg. 7,1939, S. 512-513. - MÄGDEFRAU, KARL: Egon Ihne, Pflanzenphänologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 10, 1974, S. 127-128. -
Iiiner, Kurt, * 25. Januar 1917 in Malkwitz bei Breslau, f 2. November 1990 in Berlin • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1947 an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte dort 1954 mit der Dissertation „Über den Einfluß von Windschutzpflanzungen auf den Unkrautwuchs". Dreißig Jahre lang blieb er als Wissenschaftler an dieser Universität tätig. Zunächst war er Assistent am Institut fiir Garten- und Landeskultur, wo er sich überwiegend mit Fragen der Standortbewertung von Moorböden beschäftigte. 1963 habilitierte er sich in Berlin mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Standortsuntersuchung der Niedermoore". 1964 erfolgte seine Emermung zum Professor mit Lehrauftrag für das Fachgebiet Landschaftspflege. Von 1970 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1982 war er o. Professor für das Lehrgebiet Meliorationswesen. Iiiner erwarb sich bedeutende Verdienste auf dem Gebiet der Moorkultivierung. Er erarbeitete u. a. neue Verfahren zur Grundwasserregulierung auf Niedermoorstandorten. Außerdem erforschte er die Wiedemutzbarmachimg von Flächen des Braunkohlentagebaus. Zahlreiche Beiträge veröffentlichte er im „Archiv fiir Ackerund Pflanzenbau imd Bodenkunde". Gemeinsam mit Klaus-Dietrich Gandert schrieb er das Buch „Windschutzhecken. Anlage, Pflege, Nutzung" (Beriin 1956). Gemeinsam mit Wolfgang-Dieter Lorenz schrieb Iiiner den Beitrag „Historische Entwicklung imd Ergebnisse der Moorforschimg in Berlin" (Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Namrwissenschaftliche Reihe Jg. 35,1986, S. 561564). Bedeutsam fiir die Wissenschaftsgeschichte sind seine biographischen Würdigungen der Kulturtechniker Moritz Fleischer, Emil Krüger und Wilhelm Freckmann (Von Thaer bis Mitscheriich. Kurzbiographien bedeutender Berliner Agrarwissenschaftler. Berlin 1987 = Beiträge zur Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin Nr. 16). Iiiner war ein außeror-
dentlich schöpferischer, vielseitiger Forscher und ein engagierter Hochschullehrer. Literatur: Professor Dr. agr. habil. Kurt Iiiner zum 65. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 26,1982, S. 123-124. (P.). Immendorff, Heinrich, * 29. Februar 1860 in Lingen/Ems, f 30. Januar 1938 in Jena • Studierte seit 1880 Naturwissenschaften und promovierte 1885 an der Universität Bonn mit einer Arbeit über Alimiiniumchlorid. 1891 habilitierte er sich fiir das Fachgebiet Agrikulnirchemie an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. 1892 ging er als Laboratoriumsvorsteher an die Moorversuchsstation Bremen. 1900 wurde er als a. o. Professor für Agrikulturchemie an die Universität Jena berufen. Gleichzeitig übernahm er die Leitung der agrikulturchemischen Abteilung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena. 1920 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius. 1932 schied er im Alter von 72 Jahren aus dem Amt. Immendorff fiihrte umfangreiche StalldüngerKonservierungsversuche durch. Bedeutsam sind seine Untersuchungen über die Umsetzung des Kalkstickstoffs im Boden, deren Ergebnisse er gemeinsam mit E. Kempsky in dem Buch veröffentlichte: „Calciumcyanamid (Stickstoffkalk oder Kalkstickstoff) als Düngemittel" (Stuttgart 1907). Zu seinen weiteren Forschungsschwerpunkten gehörten Untersuchimgen über die Bodenazidität. Literatur: ÜREYSPRINO, C.: Hofrat Prof Dr. Heinrich ImmendorfFzum goldenen Doktor-Jubiläum. In: Das Superphosphat Jg. 11, 1935, S. 25-26. (P.) SIEMENS, K . H.: Herrn Hofrat Prof Dr. Immendorff zum 75. Geburtstag und zum goldenen Doktoijubiläum. In: Die Phosphorsäure Bd. 5, 1935, S. 125126. (P.). Ingen-Housz, Jan, • 8. Dezember 1730 in Breda (Brabant), f 7. September 1799 in Bowood Park bei London • Niederländischer Arzt und Naturforscher, war mehrere Jahre Kaiserlicher Leibarzt in Wien und lebte seit 1788 in England. Neben seiner Tätigkeit als Arzt beschäftigte er sich mit physikalischen und chemischen, vor allem aber mit pflanzenphysiologischen Studien. Er entdeckte die Kohlendioxidassimilation und die Atmung der Pflanzen. In seinen Experimenten konnte er nachweisen, daß die Pflanzen 129
Isenbeck Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen imd dieses unter Abgabe von Sauerstoff zersetzen. Außerdem stellte er fest, daß neben der Sauerstoffabgabe auch eine Aufnahme von Sauerstoff und eine Abgabe von Kohlendioxid durch die Pflanzen erfolgt. Erstmals hat Ingen-Housz diese neuen Erkenntnisse in dem Buch „Experiments upon Vegetables..." (London 1779) veröffenüicht. Die deutsche Übersetzung dieses Werkes erschien unter dem Titel „Versuche mit Pflanzen, wodurch entdeckt worden, daß sie die JCraft besitzen, die atmosphärische Luft beim Sonnenschein zu reinigen, und im Schatten und des Nachts über zu verderben; nebst einer neuen Methode die Reinigkeit der Atmosphäre genau abzumessen" (Leipzig 1780). Auch mehrere andere Bücher von IngenHousz liegen als deutschsprachige Ausgaben vor. Sein zweites pflanzenphysiologisches Hauptwerk „An Essay on the Food of Plants and the Renovation of Soils" (London 1796) erschien als deutsche Übersetzung unter dem Titel „Ueber Emährung der Pflanzen und die Fruchtbarkeit des Bodens. Aus dem Englischen mit Anmerkungen von Gotthelf Fischer. Nebst einer Einleitung über einige Gegenstände der Pflanzenphysiologie von F. A. v. Humboldt" (Leipzig 1798). Ingen-Housz gehört zu den maßgebenden Begründern der Pflanzenphysiologie. Literatur: WIESNER, JULIUS: Jan Ingen-Housz. Sein Leben und sein Wirken als Naturforscher und Aizt. Wien 1 9 0 5 . (P. u. W.) - DARMSTAEDTER, LUDWIG: Jan Ingen-Housz. In: Fortschritte der Landwirtschaft J g . 1, 1 9 2 6 , S . 6 4 1 - 6 4 2 . -
DOLEZAL, HELMUT: J a n
Ingen-Housz, Naturforscher und Arzt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 0 , 1 9 7 4 , S . 1 7 1 - 1 7 2 . Isenbeck, Karl, • 11. April 1904 in Wiescherhöfen (Westfalen), f 24. Januar 1945 auf dem Versuchsgut Hellau bei Posen • Studierte Landwirtschaft in Halle/S., promovierte dort 1930 mit einer pflanzenzüchterischen Arbeit und arbeitete dann als Assistent bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Halle, wo er sich 1937 habilitierte. Als Privatdozent am Roemerschen Institut hielt er bis 1939 Vorlesungen über „Allgemeine Pflanzenzüchtung" und „Korrelations- und Fehlerrechnung in der Landwirtschaft". Er war Mitarbeiter des Buches „Th. Roemer, W. H. Fuchs und K. Isen130
beck: Die Züchtung resistenter Rassen der Kulturpflanzen" (Berlin 1938 = Kühn-Archiv Bd. 45,1938). Außerdem schrieb er mehrere Kapitel für das von Th. Roemer und W. Rudorf herausgegebene „Handbuch der Pflanzenzüchtung" (Berlin Bd. 1,194I u. Bd. 2,1950). 1940 wurde Isenbeck zum Professor und Direktor bei der Reichsforschungsanstalt für alpine Landwirtschaft in Admont/Steiermark ernannt und mit der Leitung des Instituts für Acker- imd Pflanzenbau beauftragt. Literatur: ROEMER, TH.: Professor Dr. Karl Isenbeck t. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchning Bd. 28, 1949, S. 91-92. (W.). Iversen, Jacob, • 28. Februar 1763 in Schwensby (Angeln), t 4. März 1831 in Hattlund (Angeln) • Sohn eines Landwirts, bewirtschaftete seit 1795 den väterlichen Hof und versuchte die Erkenntnisse des wissenschaftlichen Landbaus in praxisgerechte Anbauempfehlungen umzusetzen. Dwch ihn fand das Mergeln als Meliorationsmaßnahme in Angeln weite Verbreitung. Nachhaltig förderte er den Anbau von Raps. Für seine Schrift „Der Rapssaat-Bau im Hollsteinischen, besonders im Herzogthum Schleswig" (Bremen 1806) erhielt er die goldene Medaille der Königlich Dänischen Landhaushaltungsgesellschaft. Iversen veröffentlichte noch mehrere andere Schriften, die seinerzeit aber wohl nur einer kleinen Gruppe fortschrittlicher Landwirte in Schleswig-Holstein bekannt wurden. Sein bedeutendstes Werk sind seine „Beyträge zur Kenntniß der Schleswig-Holsteinischen Landwirthschaft und ihrer jetzigen Verhältnisse" (Augustenburg 1819). Literatur: LORENZEN-SCHMIDT, K L A U S - J . : Jacob Iversen, Landwirt und Landwirtschaftsschriftsteller. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck Bd. 8,1987, S. 181-183.
Jacob, Artur, • 14. Mai 1886 in Zwickau, f 2. Juni 1958 in Dortmund • Studierte seit 1906 Chemie an der Technischen Hochschule Dresden und promovierte dort 1910 mit einer Arbeit
Jung über salpetrige Säure. Von 1913 bis 1945 arbeitete er als Agrikulturchemiker beim Deutschen Kalisyndikat in Beriin, seit 1929 als Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung der dortigen Landwirtschaftlichen Versuchsstation. 1943 habilitierte er sich für das Fachgebiet technische Chemie an der Technischen Hochschule Dresden mit der Schrift „Bodenkimdliche Beiträge zur Chemie des Tons". Von 1949 bis 1951 war er Professor und Direktor des Instituts fiir Bodenkunde an der Forstlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin in Eberswalde. Jacob hat eine Vielzahl von Beiträgen über Düngimgsfragen publiziert, vor allem in der Zeitschrift „Die Ernährung der Pflanze". Zu seinen wichtigsten Buchveröffentlichungen gehören „Die Chemie der Düngemittel" (Halle 1949), „Illustrierte Düngerfibel" (Radebeul und Beriin 1950, 2. Aufl. 1955), „Die Düngung der wichtigsten tropischen Kulturpflanzen" (Darmstadt 1954, 2. Aufl. 1955), „Normung der Düngung durch Volldünger" (Stuttgart 1955) und „Magnesia, der fünfte PflanzenhauptnährstofP' (Stuttgart 1955). Wiederholt aufgelegt wurde sein Buch „Der Boden. Kurzes Lehrbuch der Bodenkunde" (Beriin 1944, 2. Aufl. 1949, 3. Aufl. 1953,4. Aufl. 1956). Erst drei Jahre nach seinem Tode erschien das von ihm begonnene und von Hans Rüther vollendete Werk „Der Vegetations versuch. 3. Der Feldversuch und seine Technik" (Radebeul und Beriin 1961 = Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik Bd. 10). Literatur: Prof. Dr. A. Jakob 70 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 71,1956, S. 478. (P.).
Janetzki, Curt, • 11. März 1883 in Lenschütz (Oberschlesien), f 16. Februar 1951 in München • Sohn eines Landwirts, erwarb 1912 das Rittergut Waltdorf (Kr. Neiße) und begann mit der Züchtung von Sommerweizen. Durch den großen Erfolg seiner Sorte „Janetzkis fniher Sommerweizen" beschäftigte er sich auch mit der Züchtung anderer Kulturpflanzenarten. 1932 verlegte er seinen Zuchtbetrieb nach Schneidenburg (Kr. Cosel in Oberschlesien). Mit den hier gezüchteten ftühreifen Maissorten gelang es ihm, den großflächigen Maisanbau in Schlesien und in den angrenzenden Provinzen
einzuführen. Nach 1945 konnte er auf einem Hof in Kärnten in begrenztem Umfang seine Zuchtarbeiten fortsetzen. Literatur: BOGUSLAWSK], E . VON: Oberamtmann Curt Janetzki zum Gedenken. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 74,1951,8. 155. - Oberamtmann Janetzki gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 66, 1951, S. 220.
Jordan, Peter, • 2. Februar 1751 in Seilrain (Tirol), 16. Juli 1827 in Wien • Stammte aus ärmlichen Verhältnissen, erwarb sich mit Unterstützung des Dorfpfarrers ein umfangreiches Wissen und studierte Medizin und Naturwissenschaften an den Universitäten Göttingen und Wien. 1783 erhielt er die Lehrkanzel für Naturgeschichte an der Universität Wien. In den folgenden Jahren widmete er sich vorwiegend landwirtschaftlichen Problemen. Er versuchte der landwirtschaftlichen Empirie eine naturwissenschaftliche Grundlage zu geben. Seit 1796 hielt er Vorlesungen über Landwirtschaftslehre an der Universität Wien und begründete damit das höhere landwirtschaftliche Studium in der österreichischen Hauptstadt. Nachdem er 1805 mit der Direktion kaiseriicher Güter beauftragt worden war, gab er sein Lehramt auf Mit eigenen Veröffentlichimgen ist Jordan nicht hervorgetreten. Sein Lehrkonzept beeinflußte jedoch in hohem Maße die Schriften seiner Schüler. Leopold Trautmann, sein Amtsnachfolger an der Universität Wien, schrieb unter Benutzimg der Vorlesungshefte Jordans ein erfolgreiches Lehrbuch: „Versuch einer wissenschaftlichen Anleitung zum Studium der Landwirthschaftslehre" (2 Bde. Wien 1810, 4. Aufl. 1835). Literatur: LEISEWITZ, C.: Peter Jordan, Professor für Naturgeschichte und später für Landwirthschaft an der Hochschule zu Wien. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 14, 1881, S. 511-512. - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 3, 1965, S. 132.
Jung, Ludwig, • 22. August 1912 in Bad Berieburg, t 15. April 1989 in Gießen • Nach einer landwirtschaftlichen Lehrzeit studierte er zunächst an der Technischen Hochschule Aachen, seit 1937 Landwirtschaft an der Universität Gießen. Dort promovierte er 1941 mit der Disserta131
Just tion „Über die Einwirkung basischer und saurer Phosphorsäuredünger auf die Dynamik des Stickstoffumsatzes, untersucht an drei verschiedenen Böden". Nach dem 2. Weltkrieg setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Bodenkunde der Universität Gießen fort. Sein Hauptinteresse galt fortan den Problemen der Bodenerosion und der Bodenerhaltung. 1956 habilitierte er sich in Gießen mit einer Abhandlung über „Auswirkungen der durch Wasser verursachten Bodenverlagerung auf Standort imd Ernte und die Kartierung erosionsgefahrdeter Böden". Von 1961 bis 1976 leitete Jung als apl. Professor die Abteilung Bodenkunde und Bodenerhaltung des neugegründeten Instituts für Landwirtschaft, Veterinärmedizin und Ernährung in den Tropen und Subtropen (Zentrum Tropeninstitut) an der Universität Gießen. Von seinen Publikationen sind aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben: „Untersuchungen über den Einfluß der Bodenerosion auf die Erträge in hängigem Gelände" (Smttgart 1956 = Schriftenreihe ftir Flurbereinigung H. 9) und „Ertragssicherheit in erosionsgefährdeten Hanglagen" (Zeitschrift ftir Acker-und Pflanzenbau Bd. 104, 1957, S. 181188). Auf zahlreichen Studienreisen untersuchte Jung auch Probleme der Bodenerosion in tropischen Ländern. Für das „Handbuch der Landwirtschaft und Ernährung in den Entwicklungsländern" verfaßte er gemeinsam mit Wilhehn Rohmer den Beitrag „Bodenerosion und Bodenschutz" (Bd. 2, Stuttgart 1971, S. 81-98). Literatur: BRECHTEL, R.: Professor Dr. Ludwig Jung zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturtechnik undFlurbereinipngJg. 19,1978, S. 170-171. (F.) Prof Dr. Ludwig Jung t- In: Gießener Allgemeine Zeinmg Jg. 44, Nr. 91 vom 19. April 1989, S. 18.
Just, Leopold, • 27. Mai 1841 in Filehne (Provinz Posen), 130. August 1891 in Baden-Baden • Sohn eines Apothekers, studierte seit 1862 Naturwissenschaften, insbesondere Botanik, in Breslau und Zürich. Am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Breslau entstand seine Dissertation „Keimung und erste Entwikkelung von Seeale cereale unter dem Einflüsse des Lichts", mit der er 1870 zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend ging er als Assistent an das Polytechnikum Karlsruhe, das 1865 132
die Hochschulverfassung erhalten hatte. Hier habilitierte er sich 1873 mit der Schnft „Die Keimung von Triticum vulgare. Ein Beitrag zur Lehre von StofFwanderung in den Pflanzen" (Annalen der Oenologie Bd. 3, 1873, S. 339376). 1874 wurde er zum a. o. Professor für Agrikulturchemie und Pflanzenphysiologie, 1877 zum o. Professor an der später zur Technischen Hochschule umbenannten Lehranstah ernannt. Just begründete 1874 den „Botanischen Jahresbericht", den er bis 1885 selbst redigierte. Dieses vorbildliche internationale Referateorgan erschien bis 1926. Bereits 1872 hatte Just am Botanischen Institut des Karlsruher Polytechnikums eine „Landwirthschaftliche Samenprüfungsanstalt" eingerichtet. Sie wurde 1884 als „Pflanzenphysiologische Versuchsanstalt" vom badischen Staat übernommen und führte ab 1889 die Bezeichnung „Landwirtschaftlich-botanische Versuchsanstalt". Unter der Leitung von Just gelangte diese Anstalt zu hohem Ansehen. 1901 wurde sie mit der Karlsruher „Landwirtschaftlich-chemischen Versuchsanstalt" zur „Staadichen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt" vereinigt und auf dem Gut Augustenberg (Karlsruhe-Durlach) untergebracht. Literatur: COHN, FERDINAND: Leopold Just. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 10, 1892, Geschäftsbericht, I.Abt., S.6-10.WUNSCHMANN, E.: Leopold Just, Botaniker. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 50,1905, S. 730731. - MÄGDEFRAU, KARL: Leopold Just, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 10,1974, S. 703. Justi, Johaim Heinrich Gottlob von, • 25. Dezember 1720 in Brücken bei Sangershausen (Thüringen), t 21. Juli 1771 in Küstrin • Herausragender Vertreter der deutschen Kameralistik, führte ein bewegtes, teilweise abenteuerliches Leben. Er war zeitweise als Professor und Bergrat in Wien und Göttingen tätig, zuletzt als Preußischer Berghauptmann in Berlin. Wegen einer ungerechtfertigten Anschuldigung wurde er 1768 verhaftet. Er verstarb im Gefängnis. Justi veröffentlichte eine Vielzahl von Büchern über alle Bereiche der Kameralwissenschaften. In seinem Hauptwerk „Staatswirthschafl oder Systematische Abhandlung aller Oeconomischen und Cameral-Wissenschaften, die zur Regierung eines Landes erfordert
Kappen werden" (2 Tie. Leipzig 1755, 2. Aufl. 1758; Neudruck: 1963) behandelt er auch den Ackerbau. In vielen Schriften übte er scharfe Kritik an der bestehenden Agrarverfassimg. Beachtenswert sind seine .Abhandlungen von der Vollkommenheit der Landwirthschaft und der höchsten Cultur der Länder" (Ulm und Leipzig 1761). DITTRICH, ERHARD: Johann Heinrich Gottlieb Justi, Kameralist. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 10, 1974, S. 707-709. - MÜLLER, HANS-HEINRICH: Akademie und Wirtschaft im 18. Jahrhundert. Agrarökonomische Preisaufgaben und Preisschriften der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Versuch, Tendenzen und Überblick). Berlin 1975 = Smdien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Bd. 3.
Literatur:
K Kannenberg, Heinrich, * 7. Juli 1887 in Schönfelde (Provinz Posen), f 26. Juli 1966 in Bremen-Lesum • Studierte Landwirtschaft in Hohenheim, Berlin, Halle/S. und Leipzig und promovierte 1917 in Leipzig mit der Arbeit „Über die hauptsächlichsten Ursachen, welche zur Abnahme der Anlage von besandeten Moordammkulturen imd zur Anlage von Schwarzkulturen gefilhrt haben". 1921 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Abteilung Bremen des „Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche". Von 1926 bis 1941 war er Leiter der Moor-Versuchsstation in Neuhammerstein (Ostpommem). Seine wichtigste VeröfFendichung aus dieser Zeit ist das Buch „Fortschritte der Moorkultur" (Beriin 1939). 1941 wurde ICaimenberg zum Professor ernannt. Bis 1945 leitete er dann das Institut für Moorkultur und Futterbau in Bromberg. Nach 1945 war Kannenberg als Privatgelehrter tätig. Er erforschte vor allem die Probleme der Spurenelemente in Moor- und Mineralböden. Hervorzuheben von seinen weiteren Veröffentlichungen ist die Schrift „Die beste Wiese und Weide. Praktischer Ratgeber für die zweckmäßige Anlage und Erhaltung der Wiesen und Weiden im Ertrage" (Hannover 1948). Literatur: BADEN, W.: Professor Dr. Heinrich Kannenberg zum 77. Geburtstag. In: ZeitschriftfilrKul-
mrtechnik und Flurbereinigung Jg. 5, 1964, S. 178179. Kappen, Hubert, * 26. Dezember 1878 in Münster (Westfalen), f 13. Dezember 1949 in Bonn • Studierte Chemie in Münster, promovierte 1901 in Rostock und arbeitete dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen landwirtschaftlichen Versuchsstationen und in der Industrie. 1913 habilitierte er sich an der Universität Jena mit der Arbeit „Die Katalyse des Cyanamids und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft" für das Fachgebiet Agrikulturchemie. Von 1918 bis 1920 wirkte Kappen als Professor für Agrikulturchemie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Tetschen-Liebwerd. 1920 folgte er einem Ruf als o. Professor und Direktor des Agrikulturchemischen Instituts an die Landwirtschaftliche Hochschule Bonn-Poppelsdorf. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung hn Jahre 1948. Wegen verzögerter Neubesetzung seines Lehrstuhls hat er jedoch die Vorlesungstätigkeit bis zu seinem Tode weitergeführt. Einen großen Teil seiner Forschimgsarbeit widmete Kappen dem Studium der Bodenazidität. Er untersuchte vor allem die Zusammenhänge zwischen Bodenversauerung und Düngungsmaßnahmen. Seine grundlegende Monographie „Die Bodenazidität. Nach agrikulturchemischen Gesichtspunkten dargestellt" (Beriin 1929), in der er das Phänomen der Bodenazidität u. a. mit den Theorien der Kolloidchemie zu erklären versuchte, verschaffte ihm hohes internationales Ansehen. Die Bedeutung der Bodenazidität für die Bodenfhichtbarkeit sowie die Methode zur Erkennimg und Bestimmung des Kalkbedarfs saurer Böden hat er in einem umfangreichen BCapitel in dem von E. Blanck herausgegebenen „Handbuch der Bodenlehre" (Bd. 8, Berlin 1931, S. 317-421) dargestellt. In zahlreichen Untersuchimgen beschäftigte sich Kappen mit der Wirkung der Kalkdünger, insbesondere der Hochofenschlacke. Seine bedeutendste Veröffendichung darüber, das Buch „Die Hochofenschlacke als Mittel zur Verbesserung des Bodens und zur Steigerung der Ernten" (Beriin und Hamburg 1950), erschien erst nach seinem Tode. Die Justus-LiebigHochschule Gießen veriieh ihm 1948 die Würde eines Ehrendoktors. 133
Karsten Literatur: Dr. G. B.: Professor Dr. Kappen f- In: Neue Mitteilungen fiir die Landwirtschaft Jg. 5, 1950, S. 77. (P.) - Rheinische Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn. Chronik der akademischen Jahre 1949 bis 1950 und Bericht über das akademische Jahr 1949/50 Jg. 65,1950, S . 25. - KICK, HERMANN: Zur Geschichte der Agrikulturchemie in Bonn. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 63-70.
Karsten, Franz Christian Lorenz, * 3. April 175 l i n Pohnstorf (Mecklenburg), f 28. Februar 1829 in Rostock • Sohn eines Apothekers, studierte Mathematik, Naturwissenschaften und Sprachen in Bützow auf einer von der Universität Rostock abgezweigten Akademie. 1783 wurde ihm an dieser Akademie der Lehrstuhl fiir Kameralwissenschaften übertragen. Zu seinen Unterrichtsverpflichtungen gehörten Vorlesungen über Finanzwissenschaft, Volkswirtschaft imd Landwirtschaft. Mit der Auflösung der Bützower Akademie im Jahre 1789 wurde er an die Universität Rostock versetzt. In Rostock galten Karstens wissenschaftliche Interessen überwiegend der Landwirtschaft. In seiner Schrift „Ueber das theoretische Studium der Oekonomie" (Rostock 1789; Wiederabdruck in: Neue Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft Jg. 16, 1829, S. 107122) warb er für die Einrichtung eines landwirtschaftlichen Instituts, an dem die Landwirte auch eine theoretische Ausbildung erhalten können. Da ihm das hierfür erforderliche Geld vom Magistrat der Stadt, von der Universität Rostock und auch von der herzoglichen Regierung verweigert wurde, pachtete er mit eigenen Mitteln vor den Toren Rostocks ein von ihm als Neuenwerder bezeichnetes Mühlengrundstück. Unter erheblichen persönlichen Opfem errichtete er hier eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt, der er später eine mit einem Internat verbundene Lehranstah anfiigte. In dieser Versuchs- und Lehranstalt nahm Karsten junge Landwirte auf, um sie mit neuen Landbaimiethoden bekarmt zu machen imd sie im wissenschaftlichen Denken zu schulen. Zu seinen bekanntesten Schülern gehörte Alexander von Lengerke. Die bis 1829 bestehende Ver134
suchs- und Lehranstah war die erste Institution dieser Art in Deutschland. Karsten war der maßgebende Initiator bei der Gründung der „Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft" im Jahre 1797. Er wurde der erste Sekretär dieses Vereins imd behielt diese Funktion bis zu seinem Lebensende. Gleichzeitig übernahm er die Redaktion der vereinseigenen „Aimalen", wobei es ihm gelang, für diese Zeitschrift fortschrittlich denkende Landwirte, wie zum Beispiel Johann Heinrich von Thünen, als Mitarbeiter zu gewinnen. In seinen zahh^ichen eigenen Beiträgen hat Karsten alle wichtigen landwirtschaftlichen Probleme seiner Zeit angesprochen, auch ökonomische Fragen. Mit der Veröffentlichung pflanzenbaulicher Versuchsergebnisse aus seiner Versuchsund Lehranstah setzte er entscheidene Impulse für die Durchführung vergleichender Feldversuche in allen Teilen des Landes Mecklenburg. Unter dem Titel „Die ersten Gründe der Landwirthschaft, sofem sie in Deutschland anwendbar sind" (Beriin und Leipzig 1795, 2. Aufl. Leipzig 1805) gab Karsten ein Lehrbuch heraus, das vor allem für die Praktiker des Landbaus bestimmt war. Literatur: WENCKSTERN, H . VON: Die Versuchs- und Lehranstah Neuenwerder bei Rostock 1793-1829 und der Stand des landwirtschaftlichen Versuchsund Untersuchungswesens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mecklenburg. In: Zeitschrift fiir landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 2,1956, S . 524-536. (P.) - KLEIN, INGEBORG und SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Lorenz Karsten und die mecklenburgische Landwirtschaft. In: Zeitschrift fiir Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 22, 1974, S . 89-94. - SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Lorenz Karsten, Kameralist und Landwirtschaftsreformer. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, 1977, S . 307-308. - HAVEMANN, KLAUS und FRIEDRICHS, WILLI: Zum Wirken von Franz Christian Lorenz Karsten an der Universität Rostock. In: Tagungsberichte der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Bd. 173 (5), 1979, S. 8792. -
FRIEDRICHS, WILLI
und
HAVEMANN, KLAUS:
Franz Christian Lorenz Karsten - ein Pionier der Landwirtschaftswissenschaften in Mecklenburg. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Wilhelm-PieckUniversität Rostock, Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 33, 1984. S. 103-105.
Kauter Kaserer, Hermann, • 6. April 1877 in Wien, t 21. Oktober 1955 in Wien • Studierte Chemie an der Universität Wien, promovierte dort 1901 und arbeitete anschließend in verschiedenen landwirtschaftlichen Versuchsstationen. 1903 wurde er Assistent bei A. von Liebenberg an der Lehrkanzel für landwirtschaftlichen Pflanzenbau der Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1906 habilitierte er sich für das Fachgebiet landwirtschaftliche Bakteriologie. Aufgrund von Forschungsarbeiten über die Wirkungsweise neuer Düngemittel erwarb er 1910 auch die Venia legendi für das Lehrfach Pflanzenbau. 1912 wurde er zum a. o. Professor ernannt. 1917 erhielt er einen Lehrauftrag für Weinbau. Von 1922 bis 1945 war er Vorstand der Lehrkanzel für landwirtschaftlichen Pflanzenbau an der Hochschule für Bodenkultur in Wien imd zugleich Leiter der Versuchswirtschaft Groß-Enzersdorf. Kaserers wissenschaftliche Forschungsarbeiten sind gekennzeichnet durch Praxisnähe. Vor allem bemühte er sich, ausländische Versuchsergebnisse auf ihre Eignung für österreichische Verhältnisse zu prüfen. Schwerpunkte seiner eigenen Forschungstätigkeit waren Untersuchungen über Bodenbearbeitung, Fruchtfolgen, Mineraldüngung, Stallmistbereitung, Tiefkultur, Wurzelwachstum und Keimungsphysiologie. Von 1926 bis 1933 war Kaserer Schriftleiter bzw. Mitherausgeber der Zeitschrift „Fortschritte der Landwirtschaft" (Jg. 1-8). Von seinen hier publizierten Beiträgen sind hervorzuheben: „Fruchtfolgen und Wirtschaftssysteme in graphischer Darstellung" (Jg. 1, 1926, S. 6-8 u. 1 Farbtafel), „Anforderungen und Leistungen der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen in Übersichtstafeln" (Jg. 1, 1926, S. 158160 u. 226-227), „Die Beziehungen zwischen Bodentemperatur xmd Lufttemperatur in ihrem Einfluß auf den Ernteertrag" (Jg. 2, 1927, S. 205-212) und „Die Anschauungen über die Kohlenstoffemährung der Kulturpflanzen im Wandel der Zeiten" (Jg. 5, 1930, S. 569-575). Pflanzenbauliches Wissen unmittelbar an die Landwirte heranzutragen war für Kaserer ein besonderes Anliegen. Diesem Ziel dienten vor allem seine praxisbezogenen Schriften. Weite Verbreitung fand sein aus, Alerkblättem für den einfachen Landwirt" entstandenes Bändchen
,3odenbearbeitung und Fruchtfolge" (Wien 1922,4. Aufl. 1937 = Scholle-Bücherei Nr. 71). Viele seiner in der „Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung" publizierten Beiträge erschienen als eigenständige „Buch"-Veröfrentiichungen. Den Landwirten widmete er auch die kleine Schrift „Bauernregeln und Lostage in kritischer Beleuchtung" (Wien 1926). Kaserer war langjähriger Obmann des Hauptverbandes der Weinbautreibenden Österreichs. Für seine Verdienste auf dem Gebiet des Weinbaus wurde er mit der Babo-Medaille ausgezeichnet. Literatur: KRISCHE, F.: Professor Dr. Hermann Kaserer, Wien. SOjähriges Jubiläum seiner Tätigkeit an der Lehrkanzel itlr Pflanzenbau an der Hochschule Wien. In: Die Ernährung der Pflanze Bd. 33, 1937, S. 374-375. (P.) - KOPETZ,L.M.: Professor Dr. Hermann Kaserer t- In: Die Bodenkultur Bd. 9, 1957, S. 1-3. (P.). Kauter, Alfred, • 22. Januar 1905 in Azmoos (Schweiz), t 5. A u ^ s t 1985 in Muri (Schweiz) • Studierte Landwirtschaft in Zürich und promovierte dort 1933 bei Albert Volkert mit der Dissertation „Beiträge zur Kenntnis des Wurzelwachstums der Gräser" (Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft Bd. 42, 1933, S. 37-108). 1934 übernahm er die Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus in der Schweiz. Von 1953 bis 1970 war er Vizedirektor der Abteilung für Landwirtschaft des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartments (heute: Bundesamt für Landwirtschaft) . In dieser Funktion betreute er den Ackerund Pflanzenbau sowie den Gemüse-, Obstund Weinbau. Kauters Forschimgsinteresse galt besonders der Grünlandwirtschaft und dem Futterbau. Die Ergebnisse der von ihm durchgeführten Versuche publizierte er überwiegend in praxisnahen Fachorganen. Von seinen Buchveröffentlichungen sind hervorzuheben: ,JDie wichtigsten Wiesenunkräuter. Ihre Lebenseigenschaften, Schädlichkeit und Bekämpfimg" (Zürich 1937) und „Futterbau. Eine kurzgefaßte, praktische Anleitung für schweizerische Verhältnisse" (Bern 1943,2. Aufl. 1948). Außerdem war Kauter Mitautor eines erfolgreichen Lehrbuches (Arnold Schnyder und Alfred Kauter: Acker- und Futterbau. Lehrbuch für den Unterricht an landwirt135
Kellner schaftlichen Schulen und Ratgeber für den praktischen Landwirt. Bern 1943, 2. Aufl. 1945, 3. Aufl. 1948,4. Aufl. 1952, 5. Aufl. 1956). Literatur: Dr. Alfred Kauter zum 60. Geburtstag. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 43, 1965, S. 41-42. (P.) - Sondernummer zum sechzigsten Geburtstag von Dr. Alfred Kauter. Schweizerische Landwirtschaftliche Forschung Jg. 4, 1965, S. 1-6 u. 105-110. (P. u. W.) - Alt Vizedirektor Dr. Alfred Kauter gestorben. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 63, 1985, 5. 322. Kellner, Oskar, * 13. Mai 1851 in Tillowitz (Oberschlesien), 122. September 1911 in Karlsruhe • Sohn eines Schneidermeisters, studierte an den Universitäten Breslau und Leipzig Naturwissenschaften und promovierte 1874 in Leipzig mit der Arbeit „Ueber einige chemische Vorgänge bei der Keimung von Pisum sativum" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 17, 1874, S. 408-424). Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang als Assistent am „Tierchemischen Institut" der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau und seit 1876 als Chemiker an der von Emil von Wolff geleiteten Landwirtschaftlich-Chemischen Versuchsstation Hohenheim. Von 1881 bis 1892 war er „Dirigent des Agrikulrnrchemischen Laboratoriums und Dozent für Agrikulturchemie" an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Tokio. 1893 übernahm er als Direktor die Leitung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig. Kellner gehört zu den bahnbrechenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Tieremährung. Mit dem von ihm eingeführten „Stärkewert" schuf er erstmals ein Futterbewertungssystem auf energetischer Grundlage. Seine beiden wichtigsten Buchveröffentlichungen, die bei Paul Parey in Berlin erschienenen Werke „Die Ernährung der landwirtschaftlichen Nutztiere" (1905) und „Grundzüge der Fütterungslehre" (1908) wurden mehrfach aufgelegt. Auch auf dem Gebiet des Pflanzenbaus war Kellner forschend tätig. Während seines Aufenthaltes in Tokio führte er umfangreiche ReisDüngungsversuche durch. Mehrmals hat er darüber in der Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen" berichtet. Hervorzuheben ist sein Beitrag „Agriculturchemische 136
Studien über die Reiscultur" (Bd. 30, 1884, S. 18-41). Die Ergebnisse der Versuche erbrachten neue Erkenntaisse über den Nährstoflfbedarf dieser Kulturpflanze und gaben dem Reisanbau in Japan nachhaltige Impulse. Auch an der Versuchsstation Möckern führte Kellner Düngungsversuche durch. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus ist Kellners biographischer Beitrag „Emil von Wolff. Ein Rückblick auf seine Lehren und Forschungen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 26, 1897, S. 903945; auch als eigenständige Schrift: Berlin 1897). Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Kellner mit vielen in- und ausländischen Orden geehrt und 1901 mit der Goldenen Liebig-Medaille ausgezeichnet. Literatur: HONCAMP, F.: Oscar Kellner. Ein Rückblick auf sein Leben und sein Forschen. In: Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen Bd. 76, 1912,
vor
S. 1. (P. u . W . ) -
WöHLBiER, WERNER:
Oskar Kellner (1851-1911). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 282-293. (P.) WÖHLBIER, WERNER: Oskar Kellner, Agrikulturchemiker und Tierphysiologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 11,1977, S. 478-479. Kemmer, Erwin, * 8. November 1895 in Würzburg, t 13. Januar 1976 in Berlin • Nach einer gärtnerischen Lehre und einer mehrjährigen Ausbildimg zum Obstbautechniker erhielt er 1922 eine Anstellung als Fachhauptlehrer an der Gartenbauschule in Hohenheim. 1928 wurde er Abteilungsleiter für Obstbau an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin. Von 1930 bis 1964 war er o. Professor und Direktor des Instituts für Obstbau in Berlin (Landwirtschaftliche Hochschule bzw. Universität, seit 1948 an der Technischen Universität). Kemmer gilt als einer der „Altmeister" der Obstbauwissenschaft in Deutschland. Engagiert hat er die Lehre und Forschung dieses Fachgebietes vorangetrieben. Sein spezielles Interesse galtu. a. der Standort-und der Wurzelforschung. Beachtenswerte Beiträge hierzu sind seine Antrittsvorlesimg im Jahre 1930 „Die Bedeutung des Standortes im Obstbau unter besonderer Berücksichtigung des Standortklimas" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 73, 1931, S.431451) und seine Abschlußvorlesung im Jahre
Kertscher 1964 „Wurzelkörper von Apfelbäumen unter dem Einfluß eines jeweils vorherrschenden Faktors" (Der Züchter Bd. 34, 1964, S. 59-67). Kemmer schrieb mehrere Bücher über Obstbau. Mit Fritz Schulz als Koautor veröffentlichte er „Grundlagen der Bodenpflege im Obstbau. Düngung, Bodenbearbeitung, Bewässerung" (Berlin 1938) und „Das Frostproblem hn Obstbau" (München 1955). Die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim verlieh Kemmer 1957 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: DEBOR, H . W . : Veröffentlichungen von Professor Dr. h. c. Erwin Kemmer. Dem ersten deutschen Ordinarius für Obstbau gewidmet zu seinem 80. Geburtstag am 8. November 1975. Universitätsbibliothek der Techn. Univ. Berlin - Fachdokumentationsstelle Obstbau. Berlin 1975. (W.) - BÜNEMANN, G.: Professor Dr. h. c. Erwin Kemmer f . In: Gartenbauwissenschafl Bd. 41,1976, S. 49. (R). Kerner, Johann Simon von, * 25. Februar 1755 in Kirchheim unter Teck (Württemberg), f 13. Juni 1830 in Stuttgart • Sohn eines Gärtners, von 1780 bis 1794 Lehrer für Botanik und Pflanzenzeichnungen an der Hohen Karlsschule zu Stuttgart, später Aufseher über das Pflanzenkabinett und den Botanischen Garten des württembergischen Herzogs. Er versuchte die Erkenntnisse der systematischen Botanik zu ordnen und die Pflanzenarten durch hervorragende Zeichnungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sein besonderes Interesse galt dabei den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Zu seinen bedeutendsten Veröffentlichimgen gehört das Werk „Abbildung aller oekonomischen Pflanzen" (8 Bde. mit insgesamt 800 Farbtafeln, Stuttgart 1786-1796).
als Assistent am Institut für Bodenkunde und landwirtschaftliche Bakteriologie der Universität Leipzig. Unter der Ägide von Felix Löhnis befaßte er sich hier vorwiegend mit Untersuchungen über Wechselwirkungen zwischen Bodenorganismen und der Leistungsfähigkeit der Böden. 1930 trat Kertscher in die von Hugo Neubauer geleitete Landwirtschaftliche Versuchsstation Dresden ein. Nach kurzer Assistentenzeit wurde er Abteilungsleiter und 1935, nach der Emeritierung Neubauers, Direktor dieser Versuchsanstalt. Im gleichen Jahre erfolgte seine Ernennung zum Professor. In Dresden beschäftigte sich Kertscher besonders mit der Standardisierung der von Hugo Neubauer und Wilhehn Schneider entwickelten „Keimpflanzenmethode", mit Fragen der Verbesserung der Stalhnistwirtschaft und mit der landwirtschaftlichen Nutzung städtischer Abwässer. Die während seiner Amtszeit großzügig erweiterte Versuchsanstalt wurde 1945 durch einen Bombenangriff zerstört.
Literatur: VoGELLEHNER, DIETER: Johann Simon von Kemer, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 11,1977,8. 529.
1947 fand Kertscher in der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena eine neue wissenschaftliche Heimat. Von 1950 bis 1952 leitete er die „Landesanstalt für Ackerbau, Bodenkunde und Pflanzenemährung". Von 1953 bis 1959 war er Direktor des neugegründeten „Instituts für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchimgswesen Jena der Deutschen Akademie der Landwirtschaffewissenschaften zu Berlin". Mit viel Umsicht und Organisationstalent hat er dieses Institut zu einem Zentrum agrarwissenschaftlicher Forschung ausgebaut. Von den zahlreichen Versuchen, die er während dieser Zeit dxu-chführte, sind aus pflanzenbaulicher Sicht besonders die Fruchtfolgeversuche unter Einschaltung von Kleegrasgemischen hervorzuheben.
Kertscher, Florus, * 15. Oktober 1892 in Gimmel bei Altenburg, f 3. Mai 1966 in Dresden • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1913 Naturwissenschaften in München und wechselte 1918 zum Landwirtschaftsstudium über, das er 1922 in Leipzig mit dem Diplomexamen abschloß. 1923 übernahm er die wissenschaftliche Leitung des zur Versuchs- und Lehranstalt für Bodenfräskultur gehörenden Gutes Gieshof (im Oderbruch bei Neu-Bamim). Seit 1926 arbeitete er
Gleich einem „landwirtschaftlichen Feldprediger" hat Kertscher durch viele Vorträge die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse den Landwirten in praxisgerechter Form nahegebracht. Wie kaimi ein anderer hat er die Einheit von Wissenschaft und Praxis im Landbau beispielhaft vorgelebt. Er war „ein echter Bauemprofessor". In der „Zeitschrift für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen", an dessen Schriftleitung er von 1955 bis 1962 beteiligt war, hat er das Lebenswerk Hugo 137
Keßler Neubauers eindrucksvoll gewürdigt (Bd. 1, 1955, S. 483-489). Für sein erfolgreiches Wirken ist Kertscher vielfach ausgezeichnet worden. 1957 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Silber. Im gleichen Jahr wurde er zum Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- imd Forschungsanstalten ernannt. 1959 verlieh ihm die Universität Leipzig die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Professor Kertscher 65 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 8,1957, S. 569-570. -
Prof Florus Kertscher 65 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 72, 1957,
S. 1045-1046.
(P.) -
GRAMMS, G.:
Prof
Florus Kertscher-Jena zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift lur landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 3, 1957, S. 403-406. (P.) -
GRAMMS, G.: Zum 70. Geburtstag von Prof Dr. h. c. Florus Kertscher. In: Zeitschrift für landwirtschafthches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 8, 1962, S. 4 2 3 - 4 2 4 . (P.) -
Literatur: KÄMPFERT, W.: Dr. Otto Kessler F- In: Wetter und Klima Jg. 1, 1948, S. 99-102. (W.) KOHLENBERG, FRIEDRICH: Otto Keßler, Agrarmeteorologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 11,1977, S. 550-551.
FRANZKE, HERBERT: Florus
Kertscher - sein Wirkenfilrdie Erhöhung der Bodenfmchtbarkeit. In: Jenaer Stadtgeschichte aktuell Forschung im Dienst der Landwirtschaft. Schriftenreihe der Städtischen Museen Jena. Jena 1987, S. 3 6 - 3 8 u. 44. (P.).
Keßler, Otto,» 29. Juni 1899 in Limburg/Lahn, t 24. März 1945 in Limburg/Lahn • Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1919 Landwirtschaft in Göttingen und Gießen imd promovierte bei Paul Gisevius mit der Arbeit „Die Niederschlags* und Temperaturverhältnisse der Provinz Oberhessen und deren Einfluß auf die landwirtschaftliche Bodenkultur" (Diss. phil. Gießen 1927. Auszug in: Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Gießen N. F., Naturwissenschaftliche Abteilung Bd. II, 1927, S. 84-116). Seit 1927 arbeitete Keßler bei der Hessischen Lehr- und Versuchsanstah für Wein- und Obstbau in Oppenheim. Hier führte er kleinklimatische Untersuchungen durch und testete erfolgreich neue Frostschutzmethoden. Damit gab er den Anstoß, daß 1928 ein ,Jleichsausschuß für Frostabwehr im deutschen Weinbau" gegründet und er zu dessen Geschäftsführer ernannt wurde. 1929 übernahm Keßler die Leitung eines neuerrichteten Instituts für Klimaforschung bei der Provinziallehranstalt für Weinbau, Obstbau und 138
Landwirtschaft in Trier. In Zusammenarbeit mit Winzem und Landwirten führte er hier seine Frostschutzversuche fort. 1934 wurde das Institut als Außenstelle des, Jleichsamtes für Wetterdienst" übernommen xmd erhielt die Bezeichnung „Agrarmeteorologische Forschungsstelle Trier". Unter Keßlers Leitung entwickelte sich diese Institution zum Zentrum der Frostschutzforschung in Deutschland. Keßler veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften und schrieb das Buch „Wetterkunde für Gärtner, Weinbauern und Landwirte" (Stuttgart 1935 = Grundlagen und Fortschritte im Garten- imd Weinbau H. 13. - 2. Aufl. neubearbeitet von W Kaempfert 1948).
Kick, Hermann, » 18. September I9I2 in Freiburg/Breisgau, t 9. September 1987 in Bonn • Studierte zunächst Naturwissenschaften in Freibuig/Br. und seit 1936 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, wo er 1940 mit der Dissertation „Basenzustand und Reaktionsverhältnisse von fünf wichtigen Ackerböden Württembergs in ihrer Beziehung zum Kalkbedarf' (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 23, 1941, S. 31-63) zum Dr. agr. promoviert wurde. Als Assistent am Institut für Pflanzenernährung und Bodenbiologie habilitierte er sich dort 1949 mit der Arbeit „Untersuchungen über die Wirkung von Mineral- und Stalldünger auf Reaktionsverhältnisse, Sorptionskapazität imd KohlenstofBiaushah von Ackerböden". Von 1954 bis 1980 leitete er als o. Professor das Agrikulturchemische Institut der Universität Bonn. Bereits 1954 begann Kick mit Forschungsarbeiten über die Verwertungsmöglichkeiten von Siedlungsabfällen hn Landbau. Viele Jahre beschäftigte er sich mit der Rekultivierung von Flächen aus dem Braunkohlentagebau. Die meisten seiner Arbeiten befassen sich mit Fragen der Pflanzenemährung und Düngung. Von seinen Veröffentlichungen ist besonders hervorzuheben der Übersichtsbeitrag über „Pflanzennährstoffe" (Handbuch der Pflanzenemährung und
Kiel Düngung Bd. 1, Erste Hälfte. Wien - New York 1969, S. 90-122). Beachtenswert aus pflanzenbaulicher Sicht ist sein Beitrag .^Mctuelle Fragen der Humuswirtschaft vom Standpunkt der Agrikulturchemie" (Vorträge der 11. Hochschultagung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn am 1. und 2. Oktober 1957 in MünsterAVestf. = Landwirtschaft - Angewandte Wissenschaft. Hiltrup 1957, S. 59-79). Kick ist Autor von zwei wichtigen wissenschaftshistorischen Beiträgen. In dem Jubiläumsband „150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften" (Bonn 1971) schrieb er eine „Kurze Geschichte der Landwirtschaftlichen Fakultät Bonn" (S. 10-20) und einen Beitrag „Zur Geschichte der Agrikulturchemie in Bonn" (S. 6370). Von 1958 bis 1969 war Kick Vizepräsident des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsund Forschungsanstalten (VDLUFA). Für seine Verdienste um die landwirtschaftliche Forschung erhielt er hohe Auszeichnungen, u. a. das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er war Inhaber der Sprengel-Liebig-Medaille in Gold. Literatur: SIEGEL, O.: Professor Dr. Hermann Kick zum 65. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 30, 1977, S . 185-187. (P.) - SAUERBECK, D.: Professor Dr. Hermann Kick zum 70. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 35, 1982, S . 2-3. - FÜHR, pRrrz: Prof Dr. Hermann Kick t- In: KFA Intern (Zeitschrift des Forschungszentrums Jülich) Jg. 18,1987, H. 4, S. 23. (P).
Kiehl, August Friedrich, • 31. Dezember 1831 in Den Haag, t 12. Oktober 1926 in Münsterberg (Schlesien) • Sohn eines Arztes, besuchte zunächst niederländische Schulen, absolvierte dann eine landwirtschaftliche Praxis in Thüringen, smdierte von 1849 bis 1850 an der Universität Jena, wurde landwirtschaftlicher Beamter und wirkte zuletzt als Königlicher Ökonomierat in Münsterberg (Schlesien). Besonders intensiv beschäftigte er sich mit Problemen des Zuckerrübenanbaus, die er durch umfangreiche Anbauversuche m lösen versuchte. Über seine jahrzehntelangen Beobachtungen und Erfahrungen auf dem Gebiet des Zucker-
rübenanbaus hat Kiehl viele Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht. Von seinen eigenständigen Schriften sind hervorzuheben: „Einige Beobachtungen beim Anbau von Zuckerrüben auf Herrschaft Reindörfel, Kreis Münsterberg" (Reindörfel 1889,4. Aufl. Leipzig 1919), „Ertragreicher Zuckerrübenbau. Langjährige Erfahrungen und Beobachtungen" (H. 1, Beriin 1900,2. Aufl. 1921; H. 2: Friih- und spätreifende Zuckerrüben, 1904) und „Sechzigjährige Erlebnisse und Erfahrungen eines alten Rübenanbauers" (Berlin 1911, 2. Aufl. 1918). Noch als Neimzigjähriger war Kiehl schriftstellerisch tätig und veröffentlichte Erinnerungen aus seinen Lehr- und Wandeijahren unter dem Titel „Die Landwirtschaft 1846-1857 in ihrer heutigen Bedeutung" (Leipzig 1921). Literatur: A. R Kiehl. Zu seiner 60jährigen Tätigkeit im Dienste der Rübenkultur. In: Centraiblatt ^^lr die Zuckerindustrie Jg. 18, 1910, S. 1375. (P) Der Altmeister der praktischen Zuckerrübenbauer Oekonomierat A. R Kiehl t In: Die Deutsche Zuckerindustrie Jg. 51,1926, S. 1125.
Kiel, Walter, • 16. August 1907 in Lipprechterode bei Nordhausen, f 21. Oktober 1984 in Burgas (Bulgarien) anläßlich einer Reise • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft in Halle/S. und promovierte dort 1934 mit der Dissertation .JDie Wirkung des Schälens und des sofortigen Saatpflügens der Getreidestoppel auf das physikalische, chemische und biologische Verhalten des Bodens" (Kühn-Archiv Bd. 37, 1934, S. 231-266). Anschließend arbeitete er ftir 18 Monate als Assistent am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle. Seit 1935 war er als Landwirtschaftslehrer und seit 1936 als amtlicher Bodenschätzer des Landesflnanzamtes Magdeburg tätig. Von 1950 bis 1955 leitete Kiel die Abteilung Ackerbau, die Hauptabteilung Saatzucht und die Abteilung Saatgutplanung im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft in (Ost) Berlin. Von 1957 bis 1971 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Biologischen Zentralanstah der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin tätig. Hier beschäftigte er sich u. a. mit der Resistenzprüfimg landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. 1962 habilitierte er sich an der Humboldt-Universität Beriin mit der 139
KieOUng Abhandlung „Der Ackerbau in der sozialistischen Landwirtschaft". Kiel schrieb wertvolle Bücher für die pflanzenbauliche Praxis: „Die Bodenbearbeitung unter besonderer Berücksichtigung der Herbstund Frühjahrsbestellung" (Potsdam 1948), „Praktische Ratschläge zur sachgemäßen Düngung" (Potsdam 1948), „Die neuzeitliche Bewirtschaftung des Dauergrünlandes und des Feldfiitterbaus" (Potsdam 1949), „Dauergrünland und Feldfiitterbau - neuzeitlich bewirtschaftet" (Berlin 1950,2. Aufl. 1953) und „Dünger und Düngung. Ein Leitfaden für Bauern und Gärtner" (Berlin 1951, 3. Aufl. 1953). Gemeinsam mit Albert Schrenk verfaßte er das Buch „Landwirtschaftlicher Pflanzenbau" (Berlin 1952). Vorbildliche Lehrbücher sind seine beiden Hauptwerke ,Acker- und Pflanzenbau" (Berlin 1954, 2. Aufl. 1958) und „Pflanzliche Produktion in der sozialistischen Landwirtschaft" (Berlin 1962). Literatur: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schriftmms (GV) Bd. 68,1978, S. 39-40. (W.). KießUng, Ludwig, * 31. März 1875 in Schwarzenbach/Saale (Oberfranken), f 3. Februar 1942 in München • Sohn eines Bäckermeisters und Landwirts, studierte Landwirtschaft in Weihenstephan und an der Technischen Hochschule München, wo er 1906 bei Carl Kraus promovierte mit der Dissertation „Untersuchimgen über die Trocknung der Getreide mit besonderer Berücksichtigung der Gerste" (Vierteljahresschrift des Bayerischen Landwirtschaftsrates Jg. 11, 1906, S. 13-137). JCießling trat dann in die Bayerische Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan ein und wurde 1910 deren Leiter. In dieser Funktion bestünmte er maßgebend die Organisationsstruktur der Pflanzenzüchtung und des Saatgutwesens in Bayern. Intensiv beschäftigte er sich auch mit methodischen Problemen der praktischen Züchtungsarbeit. Wichtige Forschungsergebnisse enthalten seine beiden Arbeiten „Untersuchungen über die Keimreifung der Getreide" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 1, 1911, S. 449-514) und „Die Vererbung von Stickstoffgehalt und Komgrösse der Gerste. Ein Beitrag zur Braugerstenfrage vom Standpunkt der Vererbungslehre und der landwirtschaftli140
chen Pflanzenzüchtung" (Berlin 1915; unter verändertem Titel in: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 3,1915, S. 81-147). 1920 übernahm Kießling, der bereits 1910 zum Professor ernannt worden war, den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau an der Technischen Hochschule München. Obgleich er bis 1927 weiterhin die Oberleitung der Bayerischen Landessaatzuchtanstah innehatte, standen fortan pflanzenbauliche Probleme stärker im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Nach dem Vorbild seiner Amtsvorgänger Ewald Wollny und Carl JCraus beschäftigte er sich besonders intensiv mit Fragen der Bodenphysik. Auf diesem Arbeitsgebiet betätigte er sich zwar nicht mit eigenen Experimenten, doch die Bedeutung der vorliegenden Forschungsergebnisse für den Ackerbau hat er in seinen Vorlesungen, Vorträgen und in mehreren Veröffentlichungen ausführlich behandeh u. a. in dem Beitrag „Einiges über neuzeitliche Auffassungen im Ackerbau" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 18,1928, S. 486-496). Kießling war Mitbegründer und Mitherausgeber der „Zeitschrift für Pflanzenzüchtung" sowie Mitherausgeber der Zeitschrift „Pflanzenbau". Besondere Verdienste erwarb er sich als Herausgeber der Reihe „Landwirtschaftliche Hefte", einer Sammlung praxisnaher Monographien über alle Fachgebiete des Landbaus. Er selbst ist Autor des Heftes 2 „Kurze Einleitung in die Technik der Getteidezüchtung" (Berlin 1912,2. Aufl. 1920) und des Doppelheftes 19/20 „Ackerbauvereine und einschlägige Organisationsmaßnahmen zur Förderung des Acker- und Saatfhichtbaues" (Berlin 1913). Außerdem hat er das Heft 22 von Carl Kraus „Der Anbau des Getreides mit neuen Hilfsmitteln und nach neuen Methoden" (Berlin 1913) neubearbeitet und 1919 eine zweite Auflage herausgegeben. Wissenschaftshistorisch bedeutsam sind seme Beiträge „Die Stellimg der Landwirtschaftslehre zu den technischen und den übrigen Wissenschaften. Festrede gehalten bei der akademischen Feier der Technischen Hochschule München am 10. Dezember 1921" (o. O. 1921) und „K. von Rümker und die deutsche Pflanzenzüchtung" (Forschungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaus und der Pflanzenzüchtung. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Kurt von
Kirchner Rümker. Berlin 1929, S. 1-9). Für seine Verdienste um den wissenschaftlichen Landbau wurde Kießling vielfach ausgezeichnet. Seit 1925 führte er den Titel eines Geheimen Regienmgsrates. 1940, anläßlich seines 65. Geburtstages, erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Literatur: SCHEIBE, ARNOLD: Ludwig Kießling fLeben und Wirken eines Pflanzenbauers und Pflanzenzüchters im Dienste der deutschen Landwirtschaft. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchfting Bd. 24, 1942, S . 592-598. (R u. W.) - SCHEIBE, ARNOLD: Ludwig Kießling F. In: Pflanzenbau Jg. 18,1942, S. 225-230. (P.) - KREUTZ, HANNS: Ludwig Kießling T. In: Der Züchter Jg. 14, 1942, S. 97-98. RUDORF, WILHELM: Ludwig Kießling (1875-1942). In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 159-161. (P.) AUFHAMMER, GUSTAV: Ludwig Kießling, Pflanzenbauforscher und Pflanzenzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 11, 1977, S. 601-602.
Kirchner, Oskar von, • I S . September 1851 in Breslau, f 25. April 1925 in Venedig • Sohn eines Kanzleirates, studierte seit 1869 Botanik an der Universität Breslau und promovierte dort 1874 mit einer Dissertation über die botanischen Schriften des griechischen Philosophen und Naturforschers Theophrast. Anschließend arbeitete er am Pomologischen Institut der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau. 1877 ging er nach Hohenheim und wurde Assistent an der 1878 eröffneten Samenprüfiangsanstalt. Von 1881 bis 1917 war er o. Professor für Botanik an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim. Neben seinen vielseitigen botanischen Studien, u. a. auf dem Gebiet der Blütenbiologie, beschäftigte sich Kirchner auch mit der Erforschung und Bekämpfung der Krankheiten der Kulturpflanzen. Er schrieb das Buch „Die Krankheiten und Beschädigungen unserer landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Stuttgart 1890, 2. Aufl. 1906, 3. Aufl. 1923). Außerdem hat er einen vielbändigen, mehrmals aufgelegten „Atlas der Krankheiten und Beschädigungen unserer landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Stuttgart 1896-1927) herausgegeben. Aus der Sicht des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus ist von seinen phytopathologischen Veröffentlichimgen noch die Schrift hervorzuheben „Die
Getreidefeinde, ihre Erkennung und Bekämpfiing" (Stuttgart 1903,2. Aufl. 1916). Von 1916 bis zu seinem Tode hat er die „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Gallenkunde" herausgegeben. Kirchner, der mit dem persönlichen Adelstitel ausgezeichnet wurde, ist Autor des für die Wissenschaftsgeschichte bedeutsamen Buches „Die Entwicklung der Kgl. landwirtschaftlichen Anstalt Hohenheim. Festgebe zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Anstalt" (Stuttgart 1918). Die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim verlieh ihm 1922 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: TUBEUF, C . VON: Professor von Kirchner f. Nachruf. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Gallenkunde Bd. 35,1925, S. 193-205. (R u. W.) - BEHRENS, J.: Oskar Kirchner. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 43, 1925, Generalversammlungs-Heft, S. 47-59. (R u. W).
Kirchner, Wilhelm, * 9. Juli 1848 in Göttingen, t 22. August 1921 in Leipzig • Studierte seit 1871 Landwirtschaft in Göttingen und Halle/S., promovierte 1874 in Göttingen mit einer agrikulturchemischen Arbeit über Pflanzenschlehne und war anschließend für zwei Jahre als Assistent bei Julius Kühn am Landwirtschaftlichen Institut in Halle/S. tätig. 1876 folgte er einem Ruf als Leiter einer neu zu gründenden milchwirtschaftlichen Versuchsstation in Kiel. Von 1879 bis 1889 wirkte er als a. o. Professor für Landwirtschaft wieder an der Universität in Halle. Während dieser Zeit entstand sein bedeutendstes wissenschaftliches Werk, ein „Handbuch der Milchwirtschaft", von dem bis 1922 sieben Auflagen erschienen sind. 1889 wurde Kirchner als Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts an die Universität Göttingen berufen. Bereits ein Jahr später folgte er einem Ruf als o. Professor und Direktor an das Landwirtschaftliche Institut der Universität Leipzig. Als Nachfolger von Adolph Blomeyer wirkte er in dieser Position bis 1920. Auch in Leipzig lag sein Lehr- und Forschungsschwerp u i ^ auf dem Gebiet der Milchwirtschaft. Wie Julius Kühn betrachtete er jedoch die Landwirtschaftswissenschaft als eine untrennbare Einheit. Zu methodischen Fragen des wissenschaftlichen Landbaus und zum landwirtschaftlichen 141
Kirste Studium hat Kirchner in seiner Leipziger Antrittsvorlesung ,^weck und Aufgabe der Landwirthschafts-Wissenschaft an der Universität" (Dresden 1890) Stellung genommen. Ausführlicher behandelt er diese Fragen in dem Beitrag „Die Leitung des landwirtschaftlichen Betriebes" (Handbuch der Gesamten Landwirtschaft. Herausgegeben von Theodor Freiherr von der Goltz. Bd. 1, Volkswirtschaftliche Grundlagen und Oekonomik der Landwirtschaft. Tübingen 1890, S. 389-462). Ein beachtenswerter historischer Beitrag ist seine Rektoratsrede über, J)ie Entwicklxmg der Landwirthschaft im 19. Jahrhundert". (In: Rektoratswechsel an der Universität Leipzig am 31.0ctober 1899. Leipzig 1899). Kirchner hat das Landwirtschaftliche Institut an der Universität Leipzig umfassend reorganisiert und ausgebaut, u. a. ein Versuchsfeld eingerichtet imd einen pflanzenbaulichen Demonstrationsgarten angelegt. 1903 konnte er ein neues Hauptgebäude beziehen. Diese Entwicklung zu einem modernen Universitätsinstitut beschreibt er ausflihrlich in der Broschüre ,JDas landwirtschaftliche Institut der Universität Leipzig in seiner neuen Gestalt, seine Einrichtungen und seine Tätigkeit" (Leipzig 1904). Von 1897 bis 1914 hat er zwölf Hefte der „Mitteilungen des landwirtschaftlichen Institutes der Universität Leipzig" herausgegeben. Mehrere pflanzenbauliche Beiträge Kirchners, vor allem Ergebnisse von Anbau- und Düngungsversuchen, sind in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften erschienen. Beachtenswert ist sein publizierter Vortrag über „Zeit- imd Streitfragen aus dem Gebiete der Düngeriehre" (Mittheilungen der Oekonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen 1893-1894, S. 53-75). Literatur: Deutsches Biographisches Jahrbuch Bd. 3, 1921 (1927), S. 305. - BRANDSCH, HEINZ: Wilhelm Kirchner. Leben und Werk. Herausgegeben im Auftrag des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen von der Karl-Marx-Universität Leipzig, Sektion Tierproduktion und Veterinärmedizin. Als Manuskript gedruckt. Leipzig 1987. (P. u. W.).
Kirste, Alfred, • 9. Juli 1895 in Dobitschen (Thüringen), f 6. November 1976 in Celle • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte Landwirtschaft an der Universität Jena und promovierte 142
dort 1921 mit der Dissertation ,J)ie Einwirkung der deutschen Kriegswirtschaft auf ein deutsches Dorf'. Von 1930 bis 1960 war er Dozent filr Acker- und Pflanzenbau an der Höheren Landbauschule (Albrecht-Thaer-Seminar) in Celle. Er richtete in Celle ein großes Versuchsfeld ein, das alljährlich von vielen Landwirten besichtigt wurde. Über die Ergebnisse semer umfangreichen Versuchstätigkeit hat Kirste in zahlreichen Beiträgen berichtet. Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Fragen der Fruchtfolge-Forschung. Beachtenswert ist seine umfangreiche Abhandlimg „Beiträge zur Erzeugungsschlacht. Die Durchführung der Fruchtfolge auf schweren und leichten Böden" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 88, 1939, S. 549-622). Von den eigenständigen Schriften ist sein Lehrbuch „Neuzeitlicher Pflanzenbau" (Hannover 1950) hervorzuheben. Literatur: EBERSBACH, H.: Dr. Alfred Kirste zum Gedenken. In: Cellesche Zeitung vom 9. November 1976.
Kißling, Richard, * 10. Mai 1851 in Bremen, 113. Mai 1939 in Bremen • Studierte Chemie, promovierte 1878 in Tübingen und arbeitete dann als Betriebsleiter in einer Petroleum-RafFinerie. Er erwarb sich bedeutende Verdienste auf dem Gebiet der Tabakchemie. Seit 1909 lebte er als Fachschriftsteller in Bremen. Hohe Anerkennung in Wissenschaft und Praxis fand sein „Handbuch der Tabakkunde, des Tabakbaues und der Tabakfabrikation in kurzer Fassung" (Beriin 1893, 5. Aufl. 1925). Die Internationale Tabakwissenschaftliche Gesellschaft stiftete 1940 einen „Dr.-Richard-Kißling-Preis". Preisträger des Jahres 1942 war der Agrikulturchemiker Adolf Mayer. Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. 6, Tl. 2,1937, S. 1325 u. Bd. VIT a, Tl. 2,1958, S. 760. (W.).
Klapp, Emst, • 18. März 1894 in Mainz, f 27. September 1975 in Ottobeuren (Allgäu) • Begann 1913 eine landwirtschaftliche Lehre, wurde 1914 bei Ausbruch des 1. Weltkrieges eingezogen und kehrte erst 1920 aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zurück. Er studierte Landwirtschaft, zunächst an
Klapp der Universität Göttingen, dann an der Technischen Hochschule München und promovierte dort 1923 bei Ludwig Kießling mit der Dissertation „Beiträge zur Kenntnis einiger oberbayerischer Wiesenpflanzenbestände und der für ihre Zusammensetzung maßgebenden Faktoren" (Auszug in: Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 12,1922, S. 398-441). Es folgte eine zweijährige Tätigkeit bei der Deutschen Saatbau-Gesellschaft in Berlin, wo er sich auf vielen Reisen durch alle Regionen Deutschlands mit Fragen der Saatgutvermehrung beschäftigte. 1925 erhielt Klapp eine Anstellung als Referent bei der Ackerbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin. In dieser Funktion hatte er Feldversuche zu betreuen und die Vorarbeiten für eine neue Systematik der deutschen Kartoffelsorten durchzuführen. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Kartoffelstudien publizierte er in den beiden Schriften „Die Staudenmerkmale der Kartoffel in ihrer sortensystematischen Brauchbarkeit" (Berlin 1926=Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 337) und „Studien über deutsche Kartoffelsorten" (Berlin 1928 = Mitteilungen aus der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft H. 35). 1926 habilitierte sich Klapp an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin mit der Arbeit „Studien über die Beteiligung unserer Wiesenpflanzen an der Bildung des Pflanzenbestandes und ihr Verhalten gegen Düngung" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 66,1927, S. 55-123). Mitte des Jahres 1927 folgte er einem Ruf an die Universität Jena und übernahm als Nachfolger von Wilhelm Edler den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau. 1934 ging er als o. Professor fiir Acker- xmd Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. 1936 wurde Klapp Nachfolger von Theodor Remy an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Als Direktor des Instituts für Boden- und Pflanzenbaulehre (seit 1958: Institut für Pflanzenbau) wirkte er hier bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1964. Während dieser Zeit war er auch Leiter der Versuchsgüter Dikopshof und Rengen und der Versuchswirtschaft für Obst- und Gemüsebau Marhof. Über 600 Diplomarbeiten und weit über 100 Dissertationen hat er in Bonn betreut. Für mehrere seiner
Doktoranden schuf er in seinem Institut die Voraussetzungen zur Habilitation. Das Hauptinteressensgebiet von Klapp war das Grünland. Während seiner Lehrtäti^eit an der Universität Jena studierte er intensiv die thüringischen Wiesen und Weiden und beschäftigte sich mit Fragen des Futterbaus. Diese überwiegend an den Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Praxis orientierten Forschimgsarbeiten fanden ihren Niederschlag in den Schriften , J)er Grünlandversuch. Betrachtungen über die versuchstechnische Sonderstellung von Dauerliitterflächen"(Beriin 1931 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 383), „Der praktische Kleegrasbau. Anleitung zum Kimstfütterbau. Von A. Nowacki" (6. Auflage vollständig neubearbeitet von Emst Klapp. Berlin 1932 = Thaer-Bibliothek Bd. 109), „Das Dauergrünland. Wegweiser zur erfolgreichen Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden" (Stuttgart 1934 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 1/2), „Eiweißftitterbau" (1. u. 2. Aufl. Beriin 1934 = Flugschriften des Reichsnährstandes H. 32; 3. Aufl. 1935 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 4) und „Der Futterbau. Ein Wegweiser fiir die Praxis" (Berlin 1943, 2. Aufl. 1945; weitere Auflagen imter dem Titel „Futterbau und Grünlandnutzung. Ein Wegweiser fiir die Praxis", 6. Aufl. Beriin und Hamburg 1957). Klapp hat firühzeitig Methoden der Pflanzensoziologie in der Grünlandforschung angewendet und dabei gleichzeitig die ökologischen Grundlagen der unterschiedlichen Pflanzenbestände untersucht. Über die langjährigen Erfahrungen seiner Untersuchimgsmeüiodik berichtete er erstmals zusammenfassend in der Schrift „Landwirtschaftliche Anwendungen der Pflanzensoziologie" (Stuttgart 1949). Als wegweisend für die Aufklärung der Beziehimgen zwischen Grünlandvegetation und Standortverhältnissen sind zwei Werke hervorzuheben: sein gemeinsam mit Adolf Stählin verfaßtes Buch „Standorte, Pflanzengesellschaften und Leistungen des Grünlandes. Am Beispiel thüringischer Wiesen bearbeitet" (Stuttgart 1936) und sein umfangreiches Spätwerk „Grünlandvegetation und Standort nach Beispielen aus West-, Mittelund Süddeutschland" (Berlin und Hamburg 1965). 143
Klapp Unter der maßgebenden Führung von Klapp entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg die Grünlandlehre in Deutschland zu einem eigenständigen Lehr- und Forschungsgebiet. Neue Lehrstühle an Universitäten wurden geschaffen imd neue Forschungsinstitute gegründet. Die Forschungsziele des Fachgebietes hat Klapp umfassend dargelegt in dem Beitrag „Heutige Probleme der Grünlandforschung und Grünlandbewirtschaftung" (Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 116, 1963, S. 257-288). Für das von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er den Übersichtsbeitrag „Wiesen und Weiden" (Bd. 2, Berlin und Hamburg 1953, S. 477-550). Klapps bedeutendste Veröffentlichung auf dem Gebiet der Grünlandlehre ist das Lehr- und Handbuch „Wiesen und Weiden. Anlage, Pflege und Nutzung von Grünlandflächen" (Berlin 1938, 2. Aufl. 1954, 3. Aufl. 1956; 4. neubearbeitete Auflage mit Beiträgen mehrerer Fachkollegen unter dem Titel „Wiesen und Weiden. Eine Grünlandlehre." Berlin und Hamburg 1971). Das Buch, von dem auch fremdsprachige Ausgaben erschienen, gehört zu den internationalen Standardwerken der Grünlandwissenschaft. Außerordentliche Verdienste erwarb sich Klapp als Autor von Bestimmungsbüchem für Gräser und Grünlandkräuter, mit deren Hilfe diese Pflanzen auch im nichtblühenden Zustand erkannt und bestimmt werden können. Weiteste Verbreitung fand sein „Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung" (Berlin 1937, 2. Aufl. 1939, 9. Aufl. 1965, 12. Aufl. bearbeitet von Wilhelm Opitz von Boberfeld 1990). In der Praxis bewährt haben sich auch seine beiden weniger umfangreichen Bücher, der „Gräserbestimmungsschlüssel. Bestimmen im blühenden und blütenlosen Zustand, Verbreitung und Wert" (Berlin und Hamburg 1963,2. Aufl. bearbeitet von Peter Boeker 1978,3. u. 4. Aufl. bearbeitet von Wilhelm Opitz von Boberfeld 1988 bzw. 1995) und ein Kräuterbestimmungsschlüssel unter dem Titel „Grünlandkräuter. Bestimmen im blütenlosen Zustand, Verbreitung und Wert" (Berlin und Hamburg 1958, 2. u. 3. Aufl. unter dem Titel „Kräuterbestimmungsschlüssel für die häufig144
sten Grünland- und Rasenkräuter. Zur Ansprache im blütenlosen Zustand" bearbeitet von Wilhelm Opitz von Boberfeld, 1988 bzw. 1995). Auf dem Gebiet des Pflanzenbaus beschäftigte sich Klapp besonders mit Fragen des KartoflFelbaus. Neben den Berliner Arbeiten zur Systematik der Kartoffelsorten sind von seinen weiteren Veröffentlichungen über diese Kulturpflanze hervorzuheben die Schrift „Kartoffelbau. Wesen und praktischer Anbau der Kartoffel einschließlich des Treibkartoffel- und Pflanzgutbaues" (Stuttgart 1944 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 10; 2. Aufl. 1945, 3. Aufl. 1950) und der Übersichtsbeitrag „Kartoffelbau" im „Handbuch der Landwirtschaft" (Bd. 2, Beriin und Hamburg 1953, S. 143-196). In Bonn galt Klapps Interesse verstärkt den Problemen des Zuckerrübenanbaus. Klapp war einer der ersten, der die großen Möglichkeiten erkannte, die in der Anwendung der modemen Bodentypenlehre für eine sachgerechte Gestaltung der Versuchstätigkeit auf Acker- und Grünlandflächen imd generell für die Bewertung der Anbaumöglichkeiten gegeben sind. Nachhaltig hat er in seinem Bonner Institut bodenphysikalisch ausgerichtete Forschungsarbeiten gefordert und wiederholt über deren Ergebnisse auf Tagungen berichtet. Beachtenswert von seinen publizierten Vorträgen ist der Beitrag „Über die Bodenfhichtbarkeit im Lichte unserer Erfahrungen" (Vorträge der 6. Hochschultagung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn-Poppelsdorf vom 15.-17. September 1952. Hiltrup 1952, S. 111-132). Das gesamte Wissen des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus hat Klapp in prägnanter Kürze zusammengefaßt in seinem „Lehrbuch des Acker- und Pflanzenbaues" (Berlin 1941, 2. Aufl. 1944, 3. Aufl. 1951, 4. Aufl. Berlin und Hamburg 1954, 5. Aufl. 1958, 6. Aufl. 1967). Für mehrere Studentengenerationen war der „Klapp" das maßgebende Lehrbuch des Pflanzenbaus. Allein mit diesem Werk hat sich Klapp in der deutschen Pflanzenbauwissenschaft ein bleibendes Denkmal gesetzt. Auf einer Tagung der „Deutschen Gesellschaft der Landbauwissenschaften" 1951 in Göttingen hielt Klapp einen Vortrag über Ziele und Aufgaben pflanzenbaulicher Lehre und Forschung. Dieser bedeutende Beitrag wurde erst kürzlich
Kleberger als Broschüre unter dem Titel ,JZur Problematik des Acker- und Pflanzenbaues" (Göttingen 1994) veröffentlicht. Klapp fordert hier, daß pflanzenbauliche Forschung vor allem wissenschaftliches Neuland betreten müsse, auch wenn unvermeidliche Irrwege damit verbunden sein könnten. Bei seinen Feldversuchen legte Klapp größten Wert darauf, daß während der entscheidenden Versuchsabschnitte gründliche Beobachtungen durchgeführt wurden. Was hierbei nicht einigermaßen klar zu sehen war, konnte nach seinen Erfahrungen auch mit noch so komplizierten Rechenverfahren nicht zu gesicherten Ergebnissen gebracht werden. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus ist Klapps umfangreicher biographischer Beitrag über seinen Bonner Amtsvorgänger Theodor Remy (150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 116-136). Von 1924 bis 1945 war Klapp Schriftleiterund federführender Herausgeber der Zeitschrift „Pflanzenbau" (Jg. 1-20). Außerdem war er von 1949 bis 1964 mitbeteiligt an der Herausgabe der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau" (Bd. 91-118). Von der im Verlag Eugen Ulmer erschienenen Reihe „Schriften über neuzeitlichen Landbau" hat er von 1934 bis 1949 insgesamt 12 Hefte herausgegeben. Außerdem gehörte er zu den Mitherausgebern von „Pareys Landwirtschaftslexikon" (2 Bde. Hamburg und Beriin 1956 u. 1957). Klapp war von 1950 bis 1962 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Grünland und Futterbau" und von 1956 bis 1960 Vorsitzender der neugegründeten „Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften". Für seine überragenden wissenschaftlichen Leistungen wurden ihm hohe Ehrungen zuteil. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel verlieh ihm 1956 den Justusvon-Liebig-Preis. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Göttingen ernannte ihn 1958 zum Ehrendoktor. 1962 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. 1964, zu seinem 70. Geburtstag, wurde er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften er-
nannt, mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und mit einer Festschrift geehrt (Beiträge zu Fragen des Pflanzenbaues. Festschrift zum 70. Geburtstag von Professor Dr. h.c. E. Klapp. Hiltrup 1964 = Forschung und Beratung Reihe B. Wissenschaftliche Berichte der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn H. 10). Emst Klapp war einer der bedeutendsten Pflanzenbau- und Grünlandwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Literatur: AICHINGER, ERWIN und CZERWINKA, W A I ^ TER: Emst Klapp als Forscher, Fachmann und Mensch zum 60. Geburtstag. Privatdruck. Wien 1954. (Ru.W.) - WILMANNS,W.: Prof Dr. Emst Klapp, Bonn, feiert am 18. März seinen 60. Geburtstag. In: Das Grünland Jg. 3,1954, S. 17. (F.) - PoGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 2 , 1958, S . 762-764. (W.) - TORNAU, O . : Emst Klapp zum 65. Geburtstage. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 108, 1959, S. 1-4. (P.) - KÖNIG, F.: Prof. Emst Klapp und das Grünland. Zum 65. Geburtstag des großen Ackerbau- und Grünlandlehrers. In: Das Grünland Jg. 8, 1959, S. 13-14. (P.) - STÄHLIN, A.: Emst Ludwig Klapp zum 70. Geburtstag. In: Beiträge zu Fragen des Pflanzenbaues, Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof Dr. h. c. E. Klapp. Hiltrup 1964 = Forschung und Beratung Reihe B, Wissenschaftliche Berichte der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn H. 10, S . 7-12. - SCHULZE, E. und A R E N S , R . : Professor Dr. Dr. h. c. Emst Klapp zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulmrtechnik und Flurbereinigung Jg. 5,1964, S. 179-181. (P) - Emst Ludwig Klapp 70 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 79, 1964, S. 382. (R) FISCHBECK, G.: Prof Dr. Dr. h. c. E. Klapp 75 Jahre. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 15, 1969, S. 85-86. (R) - MÜCKENHAUSEN, E.: Prof. Dr. Dr. h. c. Emst Klapp zum 80. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulmrtechnik und Flurbereinigung Jg. 15, 1974, S. 170-171. (R) - BOEKER, R : In memoriam Prof Dr. Dr. h. C.Emst Klapp. In: Vorträge der 30. Hochschultagung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn am 6. Oktober 1976 in Bonn. MünsterHiltrup 1976, S . 17-22. - BOEKER, PETER: In memoriam Emst Klapp. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 142,1976, S. 165-168. (R).
Kleberger, Wilhelm, • 20. April 1878 in Södel bei Friedberg (Hessen), f 7. Dezember 1935 in Darmstadt • Sohn eines Gutsbesitzers, studier145
Kleyle te Landwirtschaft in Hohenheim und Bonn und promovierte 1902 in Jena mit einer Arbeit über die Milchleistung bei Rindern. Unter der Ägide von Paul Gisevius habilitierte er sich 1906 in Gießen mit einer betriebswirtschaftlichen Arbeit ftir das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. In den folgenden Jahren wirkte er als Dozent am Landwirtschaftlichen Institut in Gießen. Er hielt Vorlesungen über Pflanzenbau, Pflanzen- und Tieremährung und über landwirtschaftliche Technologie. 1915 wurde er zum a. o. Professor emannt. Kleberger unterstand das agrikulturchemische Universitäts-Laboratorium, das er nach und nach aus dem Landwirtschaftlichen Institut herauslöste und zu einem eigenständigen Institut ausgestaltete. 1928 wurde er planmäßiger Extraordinarius für Agrikulturchemie an der Universität Gießen. Zeitlebens hatte er ein sehr enges Verhältnis zar landwirtschaftlichen Praxis. Sein Hauptwerk ist das mehrbändige Lehrbuch „Grundzüge der Pflanzenemährungslehre und Düngerlehre" (Hannover Bd. 1, 1914; Bd. 2,1, 1915; Bd. 2,3, 1927; Bd. 2,4, 1928). Literatur: H O R N , VALENTIN: Wilhelm Kleberger (1878-1935) - Agrikulnirchemiker. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Press. Tl. 1 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 35. Lebensbilder aus Hessen Bd. 2). Marburg 1982, S. 503-512. (P.). Kleyle, Karl Ritter von, • 19. März 1812 in Wien, t 9. Februar 1859 in Wien • Landwirt, seit 1846 Administrator der Güter des österreichischen Erzherzogs Karl, trat 1848 in den Staatsdienst und war später Sektionsleiter im Ministerium ftir Landeslmltur und Bergwesen in Wien. Von der Londoner Weltausstellung 1851 brachte er die neuesten landwirtschaftlichen Geräte imd Maschinen mit nach Österreich. Er konstruierte einen, später nach ihm benannten, preisgekrönten Pflug, bei dem das bisher empirisch geformte Streichblech mathematisch berechnet wurde. Kleyle wurde vielfach geehrt und mit hohen Orden ausgezeichnet. Als Autor ist er mit folgenden Büchem hervorgetreten: „Anleitung zur systematischen Landgüter-Einrichtung" (Wien 1844), ,JDer Pflug, der Anhäufler und der Wühler" (Wien 1847, neue Ausgabe 1851) und „Kur146
ze Beschreibung der 1851 vom k. k. Ministerium für Landeskultur und Bergwesen in England angekauften Acker-Geräthe sammt den Berichten über: a. englische Ackergeräthe und b. Drainage" (Wien 1852). Literatur: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 3, 1965, S.400. - DINKLAGE, KARL: Karl Ritter v. Kleyle, Landwirt. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12,1980, S. 64. Kling, Max, * 1. Juni 1874 in Marienau (Westpreußen), t 27. Dezember 1950 in Speyer • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte Chemie an der Universität Breslau, promovierte dort 1898 zum Dr. phil. und arbeitete seit 1899 an der Pfälzischen Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Speyer. 1912 wurde er zum Abteilungsvorsteher emannt, 1919 erhielt er den ProfessorenTitel und von 1928 bis 1939 leitete er diese Versuchsstation. Während seiner vierzigjährigen Dienstzeit an dieser Station betätigte sich Kling bevorzugt auf den Gebieten der Futtermittelkunde und der Düngerlehre. Sein Hauptwerk, J)ie Handelsfuttermittel" (Stuttgart 1928, Ergänzungsband 1936) wurde nach seinem Tode neu bearbeitet. Von seinen weiteren Schriften ist besonders hervorzuheben der „Leitfaden der Düngerlehre. Lehrbuch zum Gebrauch an Landwirtschaftsschulen und landwirtschaftlichen Winterschulen sowie zum Selbstimterricht für praktische Landwirte" (Beriin 1920, 2. Aufl. 1921). Literatur: Unseren Toten zum Dank und Gedächtnis: Max Kling (1874-1950). In: Pfälzer Heimat Jg. 2,1951, S. 28. Klinkowski, Maximilian, * 24. Mai 1904 in Berlin, f 22. Juni 1971 in Beriin • Smdierte seit 1924 an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin und promovierte dort 1929 mit der Dissertation „Fichtelgebirgshafer und v. Lochows Gelbhafer. Ein physiologischer Vergleich" (Angewandte Botanik Bd. 11, 1929, S. 127-190). Durch Otto Appel fand er den Weg zur Phytopathologie. Von 1929 bis 1945 arbeitete er an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem, zunächst im Laboratorium für Botanik unter Friedrich Merkenschlager, seit 1933 im Institut für Pflanzenzüchtung und Vererbungslehre. 1939 wurde er zum Regierungsrat emannt. 1942 habilitierte er
Klitsch sich an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Universität Berlin und erhielt eine Dozentur für Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Während seiner Tätigkeit an der Biologischen Reichsanstalt beschäftigte sich Klinkowski mit physiologischen und ökologischen Problemen bei ausgewählten Kulturpflanzen. Schwerpunkte waren Studien über die Botanik, den Anbau und die Krankheiten von Futterpflanzen. Hervorzuheben von seinen Veröffentlichungen aus dieser Zeit sind der Beitrag „Die biologische Stellung der Luzerne im Spiegel der Weltwirtschaft" (Wissenschaftliches Archiv ftir Landwirtschaft Abt. A, ArchivfiirPflanzenbau Bd. 9, 1932, S. 234-292) und die gemeinsam mit Friedrich Merkenschlager verfaßte Schrift „Pflanzliche Konstitutionslehre. Dargestellt an Kulturpflanzen" (Berlin 1933). Hervorzuheben ist auch seine Studie „Ein Beitrag zur Biologie der Serradella" (Pflanzenbau Jg. 13, 1936/37, S. 334-362). 1937 unternahm er eine Forschungsreise durch Spanien, Portugal und Nordafnka und untersuchte die Wildformen verschiedener Futterpflanzen. 1945 wurde Klinkowski die Zweigstelle Aschersleben der Biologischen Zentralanstalt übertragen, die er zu einem bedeutenden phytopathologischen Zentrum ausbaute. Als „Institut für Phytopathologie der Biologischen Zentralanstah der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin" erlangte diese Forschimgsstätte Weltgeltung. Von 1951, bis 1969 leitete Klinkowski als Direktor dieses Institut. Gleichzeitig war er von 1951 bis 1964 Professor mit Lehrstuhl und Direktor des Phytopathologischen Instituts der Universität Halle/Saale. In Aschersleben arbeitete Klinkowski überwiegend auf dem Gebiet der Virologie, worüber er wegweisende Bücher und Aufsätze veröffentlichte. Bedeutsam für den Pflanzenbau ist das von ihm gemeinsam mit Rudolf Schick herausgegebene Handbuch „Die Kartoffel" (2 Bde. u. Registerband, Beriin 1961 u. 1962). Ein Meilenstein für die Phytomedizin wurde das von ihm gemeinsam mit mehreren Fachkollegen herausgegebene Werk „Phytopathologie und Pflanzenschutz" (3 Bde. Berlin 1965-1968, 2. Aufl. 1974-1976). Seit 1954 war er Mitherausgeber der ,J'hytopathologischen Zeitschrift".
Die großen Verdienste Klinkowskis für die Agrarwissenschaften fanden hohe Anerkennung. 1958 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale gewählt, 1960 erfolgte seine Berufimg in die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und 1965 in die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1965 erhielt er von der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim die Ehrendoktorwürde und 1969 verlieh ihm die Akademie der Landwirtschaflswissenschaften der DDR ihre höchste Auszeichnung, die Erwin-Baur-Medaille. RICHTER, H.: Maximilian Klinkowski 1904-1971. In: Phytopathologische Zeitschrift Bd.
Literatur:
72, 1971, S. 1-10. (P.U.W.) - HEY,A.: Zum Ge-
denken an Maximilian Klinkowski * 24. 5. 1904 122. 6. 1971. In: Nachrichtenblatt ftir den Pflanzenschutz in der DORN. F Jg. 25,1971, S. 149-152. (P.) - BERCKS, R.: In memoriam Professor Dr. M. Klinkowski. In: Anzeiger für Schädlingskunde und Pflanzenschutz Jg. 44, 1971, S. 175. (R) - HEY, A: Maximilian Klinkowski 24. 5. 1904 - 22. 6. 1971. In: Jahrbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig für 1971-1972. Berlin 1974, S. 267-280. (R u. W.) - SPAAR, DIETER und MÜLLER, HANS JOACHIM: Maximilian Klinkowski zum Gedenken. In: Archiv für Phytopathologie und Pflanzenschutz Bd. 10,1974, S. 221-224. Klitsch, Clemens, • 11. Dezember 1892 in Großenlüder bei Fulda, 127. August 1964 in Jena • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1914 Landwirtschaft in Halle/S. und Gießen. 1923 promovierte er in Gießen mit der Dissertation „Die Wirkung einseitiger Düngung auf die Gestaltung der anatomischen, insbesondere der mechanischen Verhältnisse im Roggenhalm" (Zeitschrift für Pflanzenemährung und Düngung Bd. 2, Tl. A, 1923, S. 249-291). Fünf Jahre lang war er dann als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Gießen tätig, zunächst bei Paul Gisevius am Landwirtschaftlichen Institut, dann in der bodenkundlichen Abteilung des Forstwirtschaftlichen Instituts. Von 1928 bis 1945 bearbeitete er an der Thüringischen Hauptlandwirtschaftskammer in Weimar und deren Nachfolgeeinrichtung (Landesbauemschaft Thüringen) als Fachreferent das gesamte Gebiet des Acker- und Pflanzenbaus. 1945 erfolgte seine Berufung an die Universität Jena unter gleichzeitiger Emen147
Kmoch nung zum o. Professor und Direktor des Instituts für Acker- und Pflanzenbau. 1959 wurde er emeritiert. Der Forschungsschwerpunkt von Klitsch lag auf dem Gebiet des Futterbaus. Zu seinen wichtigen Veröffentlichungen gehören die Schriften „Grundsätze und Richtlinien für die Anlage von Wiesen und Weiden" (Weimar 1932 = Arbeiten der Thüringischen Hauptlandwirtschaftskammer H. 7) und „Die Futterfrage in Mitteldeutschland. Ein Beitrag zu ihrer Lösung" (Berlin 1957 = Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Wissenschaftliche Abhandlungen Nr. 25). Sein Hauptwerk ist das Buch „Der Futterbau" (Jena 1960, 2. Aufl. 1962) - eine vorbildliche Gesamtdarstellung dieses Fachgebietes. Für die Grünlandforschung beachtenswert ist seine experimentelle Studie „Ein Beitrag zur Umbruchfrage des Grünlandes vom Standpunkte der Bodenphysik" (Pflanzenbau Jg. 9, 1932/33, S. 216-228 u. 262-273). In zahlreichen praxisorientierten Arbeiten beschäftigte sich Klitsch u. a. mit Fragen der Saatstärke, der Fruchtfolge und des Ölfhichtanbaus. Nachhaltig forderte er den Hopfenanbau in Thüringen. Gemeinsam mit Peter Rietzel und Gustav Diessl schrieb er das Buch „Die Technik des Hopfenanbaues" (Radebeul 1956). Für seine Verdienste für Wissenschaft und Praxis wurde Klitsch mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. Vir a, Tl. 2, 1958, S. 786-787. (W.) Prof Dr. Clemens Klitsch 65 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 9, 1958, S. 49-50. - Professor Dr. Clemens Klitsch 70 Jahre alt. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 14, 1963, S.49. - MÄRTIN, B.: Professor Dr. Clemens Klitsch 70 Jahre. In: Zeitschrift flir Acker- und Pflanzenbau Bd. 116,1963, S. 213-214. (P).
Kmoch, Hans Georg, * 9. April 1920 in Goslar, t 2. Dezember 1967 in Bonn • Studierte seit 1947 Landwirtschaft in Bonn, promovierte 1952 bei Emst Klapp mit einer Arbeit „Über den Umfang imd einige Gesetzmäßigkeiten der Wurzelmassenbildung unter Grasnarben" (Auszug in: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 148
95, 1952, S. 363-380) und arbeitete dann als Assistent am Institut für Pflanzenbau in Bonn. Während eines zweijährigen Studienaufenthaltes in den USA beschäftigte sich Kmoch mit Problemen der Bodenphysik, vor allem aber mit Wurzeluntersuchungen. Er studierte eingehend die Wurzelarbeiten des Botanikers John Emest Weaver (1884-1966), dessen Wirken als Wurzelforscher er in einem Beitrag in der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau" (Bd. 104,1957, S. 275-288) gewürdigt hat. Mit diesem Beitrag gab Kmoch der ökologisch orientierten Wurzelforschimg in Deutschland wertvolle methodische Anregungen. Er selbst hat in seiner in Bonn angefertigten Habilitationsschrift „Die Luftdurchlässigkeit des Bodens. Ihre Bestimmung und ihre Bedeutung für einige ackerbauliche Probleme" (Beriin 1962) den Kenntnisstand über die Beziehimgen zwischen Bodenstruktur und Wurzelwachstum wesentlich vertieft. 1963 wurde Kmoch a. o. Professor und 1964 0. Professor für Allgemeinen Pflanzenbau an der Universität Bonn. Als Nachfolger semes Doktorvaters Emst Klapp übemahm er die Leitung des Instituts für Pflanzenbau imd der Versuchsgüter Dikopshof imd Rengen. Auch als Institutsleiter galt sein wissenschaftliches Hauptmteresse der Bodenphysik und der Wurzelökologie, wobei er sich besonders um eine theoretische Fundierung der angewendeten Forschungsmethoden bemühte. Die meisten semer Veröffentlichungen sind in der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau" erschienen. Manche Anregung fiir die Konzeption seiner Forschungsvorhaben hat er auf seinen zahlreichen Auslandsreisen erhalten, die er als Berater und Experte im Dienste der FAO und im Auftrage anderer Institutionen durchführte. Sein fitiher Tod war ein schwerer Verlust für die Pflanzenbauwissenschaft in Deutschland. In dem Beitrag „Landwirtschaftsstudium und Spezialisierung" (Der Diplomlandwirt Jg. 5, 1955, S. 93-96) fordert Kmoch nach dem Vorbild der USA eine angemessene Spezialisierung des agrarwissenschaftlichen Studiums auch in Deutschland durchzuführen. Für zukünftige Diskussionen über Studienreformen bietet dieser Beitrag auch heute noch beachtenswerte Anregungen.
KnoU Literatur: Hans Georg Kmoch gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 82, 1967, S. 1666. - FISCHBECK, G.: Hans-Ge-
org Kmoch t- In: Zeitschrift fiir Acker- und Pflanzenbau Bd. 127,1968, S. 177-179. (P.).
Knabe, Otto, • 28. März 1928 in Gobeck (Kr. Verden/Aller), t 16. Juli 1992 in Nauen (Brandenburg) • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft an der Universität Rostock und promovierte dort 1959 bei Kurt Nehring mit der Dissertation „Die gegenseitige Beeinflussung der Kali- und Phosphorsäuredüngung". Von 1960 bis 1991 war er am Institut für Grünlandund Moorforschung Paulinenaue (1972 umbenannt in Institut für Futterproduktion) tätig. Nachdem er sich 1968 an der Universität Leipzig mit der Arbeit „Untersuchungen über den Kupferversorgungsgrad von Niedermoorböden" habilitiert hatte, wurde er zum wissenschaftlichen Abteilungsleiter und später zum Professor ernannt. Seit 1984 leitete er den Bereich Qualitätsforschung/Biotechnologie. Sein Forschungsschwerpunkt war die Futterkonservierung. Gemeinsam mit Manfi-ed Fechner und Gerhard Weise schrieb er das Buch „Verfahren der Silageproduktion" (Berlin 1986). Knauer, Ferdinand, * 27. April 1824 in Rumpin (Kr. Mansfeld), t 8. Dezember 1889 in Gröbers bei Halle/Saale • Seit 1862 Besitzer eines Bauerngutes in Gröbers, auf dem er Rübensaatgut produzierte. Durch den Erwerb weiterer Güter und durch die Pacht eines Rittergutes vergrößerte er später diesen Betrieb und gestaltete ihn zu einer Musterwirtschaft mit Versuchsstation und eigener Zuckerfabrik aus. Knauer erwarb sich große Verdienste um den Zuckerrübenanbau. Bekannt wurde sein Name vor allem durch eine auch nach seinem Tode wiederholt aufgelegte Monographie über die Zuckerrübe. Die erste Auflage erschien unter dem Titel „Die Rübe, das wichtigste Cultur-Gewächs der gemäßigten Zone. Ein Handbuch für praktische Landwirthe, insbesondere für Rübenbauer und Rübenzuckerfabrikanten" (Leipzig 1861). Später erschien das Buch als Band 19 in der „Thaer-Bibliothek" unter dem Titel „Der Rübenbau. Für Landwirte und Zuckerfabrikanten bearbeitet". Bis zur 6. Auflage war Ferdinand Knauer Alleinautor. Die 7. Auflage (Ber-
lin 1894) wurde von seinem Sohn Titus Knauer herausgegeben, der im Vorwort das Lebenswerk seines Vaters ausfuhrlich beschrieben hat. Die 8. und 9. Auflage (1901 u. 1906) wurde von Max Hollrung, die 10., II. und 12. Auflage (1912, 1917 u. 1923) von Paul Holdefleiß neu bearbeitet und herausgegeben. Literatur: Die Deutsche Zuckerindustrie Jg. 14, 1889, S. 1560 u. 1610. Knoll, Josef, » 26. Juni 1899 in Ulm-Söflingen, t 12. September 1976 in Ulm-Söflingen • Sohn eines Landwirts, begann ein landwirtschaftliches Studium in München und legte 1924 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim sein Diplomexamen ab. 1926 promovierte er in Hoheiiheim mit der Dissertation „Die Pflanzenbestandsverhältnisse der Dauerwiesen in der Umgebung von Ulm mit besonderer Berücksichtigung der vorherrschenden Grasarten". Nach der Promotion blieb er als Assistent in Hohenheim und habilitierte sich 1932 mit der Schrift „Die Pflanzenbestandsverhältnisse des süddeutschen Grünlandes. I. Die Wiesentypen des württembergischen Unterlandes" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschaffe-Gesellschaft H. 386, 1932). Er erhielt die Venia legendi fiir Acker- und Pflanzenbau. Bis 1936 war Knoll als Privatdozent an der Grünlandabteilung des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Hohenheim tätig. Er beschäftigte sich weiterhin mit pflanzensoziologischen Kartierungen des Dauergrünlandes, aber auch mit Gräserzüchtung und mit Fragen des Feldfutterbaus. Während dieser Zeit veröffentlichte er die Schrift „Feldfutterbau. Kraftund Saftfuttergewinnung vom Ackerlande" (Stuttgart 1935 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 4). 1937 folgte er einem Ruf als o. Professor an die Universität Leipzig. Hier leitete er bis 1945 das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Von 1941 bis 1945 hat er die Schriftenreihe „Der Futtersaatbau" herausgegeben. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war Knoll zunächst als Pflanzenzuchtberater und Leiter einer Saatgutprüfungsstelle tätig. 1947 wurde er vom Hessischen Landwirtschaftsminister mit der Gründung und dem Aufbau der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Grünlandwirt149
Knop Schaft und Futterbau in Wehrda beauftragt. 1948 übernahm er als Direktor die Leitung des Forschungs- und Beratungsinstituts für Höhenlandwirtschaft in Donaueschingen. Von hier aus führte er in zahlreichen Regionen Baden-Württembergs agrarökologische Studien durch und untersuchte auf Dorfgrundlage die Wechselbeziehungen zwischen Klima, Standort, Betriebsstruktur, Futtergrundlage und Viehbesatz. Sein Hauptanliegen war es, den Landwirtschaftsbetrieb als organische Einheit inmitten seiner Umwelt zu betrachten. Von den Veröffentlichungen aus dieser Zeit hervorzuheben ist die Schrift „Umwelt, Futter und Leistung. Eine kritische Betrachtung der Futterwirtschaft Südbadens" (Donaueschingen 1953 = Wartenberg-Hefte Nr. 1). 1954 übernahm Knoll am Sitz der FAO in Rom die Stelle eines Direktors der Hauptabteilung Pflanzenproduktion und Pflanzenschutz. 1961 kehrte er nach Hohenheim zurück, wo er als o. Professor und Direktor bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1966 das neugegründete „Institut für Ausländische Landwirtschaft" leitete. 1960 wurde er mit dem Bimdesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Eiselen-Stiftung in Ulm verleiht seit einigen Jahren einen Josef G. Knoll-Wissenschaftspreis. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehiten-Kalender 1940/41, Sp. 932; 1954, Sp. 1198; 1961, S. 1015 u. 1966 S. 1216. (W.) - Professor Dr. Josef G. Knoll 65 Jahre alt. Pressemitteilung der Landwirtschafllichen Hochschule Hohenheim v. 15. 6. 1964 (Maschinenschrift, 4. S.).
Knop, Wilhelm, • 28. Juni 1817 in Altenau (Harz), 128. Januar 1891 in Leipzig • Studierte Naturwissenschaften in Göttingen und Heidelberg und lehrte von 1847 bis 1856 Mechanik und Naturwissenschaften an der Handelslehranstalt in Leipzig. 1853 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Physiologie von Wasserpflanzen an der Universität Leipzig, an der er seit 1863 als a. o. Professor und seit 1880 als o. Professor für Agrikulturchemie wirkte. Von 1856 bis 1866 war er gleichzeitig Leiter der wissenschaftlichen Abteilung an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckem bei Leipzig. Der Schwerpunkt der Forschungstätigkeit von Knop lag auf den Gebieten der Pflanzenphysiologie imd der Düngerlehre. Durch seine wegwei150
senden Versuche mit der Anzucht von Kulturpflanzen in Nährlösungen wurde er einer der Mitbegründer der Wasserkulturmethode. Diese Methodik und die damit erzielten Ergebnisse hat er in mehreren Beiträgen in der Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen" (Bd. 1-7,1859-1865) veröffentlicht. Knops bedeutendste wissenschaftliche Leistung ist das Buch „Der Kreislauf des Stoffs. Lehrbuch der Agricultur-Chemie" (2 Bde. Leipzig 1868). Auch in diesem Werk beschreibt er die Methodik der Wasserkultur, vor allem aber die vielen ungelösten Probleme der mineralischen Düngung in der landwirtschaftlichen Praxis. Für Knop war die Anzucht von Kulturpflanzen in Nährlösungen vorrangig eine Methode zur Aufdeckung naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten. Als die eigentliche praxisrelevante Methode zur Überprüftmg der Wirksamkeit von mineralischen Düngemitteln betrachtete er den Felddüngungsversuch, wie u. a. sem im Auflag der Wanderversammlung deutscher Agrikulturchemiker erarbeiteter „Vorschlag zu Feldversuchen" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 6, 1864, S. 265-275) eindeutig zeigt. Zu seinen ackerbaulichen Veröffentlichungen gehören die beiden Bücher „Die Bonitirung der Ackererde" (Leipzig 1871, 2. Aufl. 1872) und „Ackererde und Culttirpflanze" (Leipzig 1883) Literatur: WALTER, HEINZ: Wilhelm Knop, Landwirtschaftlicher Chemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12,1980, S. 214-215.
Kobel, Fritz, • 10. Mai 1896 in Schleumen (Schweiz), 112. Februar 1981 inWädenswilbei Zürich • Studierte Botanik und promovierte 1920 an der Universität Bern mit einer Dissertation über die Biologie der auf Kleearten vorkommenden Rostpilze. 1921 trat er in den Dienst der Eidgenössischen Versuchsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil, der er von 1944 bis 1961 als Direktor vorstand. Als Tittalarprofessor hielt er an der ETH Zürich Vorlesungen über Vererbungslehre sowie über Obst-, Wein- und Gemüsebau. Kobel erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet des Obstbaus vor allem mit bahnbrechenden Untersuchungen über die Probleme der Befhichtung und der Fruchtbildung. Sein „Lehr-
Koblet buch des Obstbaus auf physiologischer Grundlage" (Berlin 1931, 2. Aufl. 1954), das in vier Sprachen übersetzt wurde, gehört zu den Standardwerken der Obstbauliteratur. Beachtenswert ist auch sein Buch „Vererbung und Leben" (Zürich 1947). Kobel war Ehrendoktor der Universität Hannover. Literatur: PEYER, E.: Zum Rücktritt von Herm Prof. Kobel als Direktor der Versuchsanstalt Wädenswil u. a. Beiträge. In: Monatsschrift für Obst- und Weinbau (Schweiz) Jg. 70, 1961, S. 315-333. (F.) - FRITZSCHE, R.: Nachruf auf Prof Dr. Fritz Kobel. In: Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau Jg. 117,1981, S. 156-158. (R).
Koblet, Rudolf, • 13. Februar 1904 in Heiterthal bei Kollbrunn (Schweiz), t 20. Oktober 1983 in Zürich • Sohn eines Landwirts, studierte von 1923 bis 1926 an der Abteilung für Landwirtschaft der ETH Zürich. Es folgten Studien- und Wanderjahre in Südwestfrankreich und Kanada. Seit 1929 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstah ZürichOerlikon. Hier beschäftigte er sich überwiegend mit Problemen der Pflanzenphysiologie. 1932 promovierte er an der ETH Zürich mit einer Arbeit über die Keimung von Pinus strobus unter besonderer Berücksichtigung der Herkunft des Samens. 1940 habilitierte er sich in Zürich mit der umfangreichen Abhandlxmg „Untersuchungen über die stofflichen Veränderungen im wachsenden und reifenden Weizenkom" (Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft Bd. 50, 1940, S. 99-232). 1943 wurde ihm die Leitung der Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Zürich-Oerlikon übertragen. 1951 folgte Koblet dem Ruf als o. Professor für Pflanzenbau an die ETH Zürich. Hier wirkte er bis zum Jahre 1972. Sein Forschungsinteresse während dieser Zeit galt u. a. den Fragen der Bodenbearbeiftmg und der Fruchtfolge, vor allem aber den vielen ungelösten Problemen des alpinen Futterbaus. Die meisten der über 30 unter seiner Leitung entstandenen Dissertationen hatten futterbauliche Themen zum Gegenstand. Die Ergebnisse aus den Arbeiten seiner Schüler und die Beiträge seiner eigenen Forschungen erbrachten wertvolle Erkenntoisse für
verbesserte Bewirtschafhmgsmaßnahmen auf alpinen Grünlandstandorten. Koblet hat nicht nur das Fach Pflanzenbau in seiner ganzen Breite vertreten, sondern stets auch neue Erkenntaisse aus anderen Agrardisziplinen und aus den Naturwissenschaften mit in sein pflanzenbauliches Lehr- und Forschimgskonzept integriert. Von seinen VeröSentlichungen in Fachzeitschriften sind folgende Übersichtsbeiträge hervorzuheben: „Wandlungen imd Probleme des Pflanzenbaus seit dem 18. Jahrhimdert" (Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz Jg. 55, 1941, S. 614-622), „Pflanzenbau und Bodenfhichtbarkeit" (Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 29, 1951, S. 355-373) und „Standortsverhältaisse und Verbreitung der Kulturpflanzen" (Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 37, 1959, S. 151-155). Zu den internationalen Standardwerken der Pflanzenbau-Literatur gehört sein über 800 Seiten umfassendes Buch „Der landwirtschaftliche Pflanzenbau. Unter besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Verhältnisse" (Basel und Stuttgart 1965 = Lehrbücher und Monographien aus dem Gebiete der exakten Wissenschaften. Reihe der experimentellen Biologie Bd. 16). Besondere Verdienste erwarb sich Koblet als Vorsitzender oder Vorstandsmitglied mehrerer Fachorganisationen in der Schweiz. Von 1954 bis 1977 war er Präsident der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus. Stets pflegte er enge Kontakte zur landwirtschaftlichen Praxis. Die Gesellschaft Schweizerischer Landwirte, deren \^zepräsident er viele Jahre lang war, ernannte ihn 1982 zum Ehrenmitglied. Dieser Gesellschaft widmete er seine letzte Veröffentlichung, die historisch orientierte Denkschrift „Hundert Jahre Gesellschaft Schweizerischer Landwirte" (Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 60, 1982, S. 313335). Koblet gehört zu den bedeutendsten Pflanzenbauwissenschaftlem in der Schweiz. Literatur: 75 Jahre Eidgenössische Landwirtschaftliche Versuchsanstah Zürich-Oerlikon. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 31, 1953, S. 217-222. (R) - Schweizerische Landwirtschaftliche Forschung Jg. 3, 1964 (Sondernummer zum sechzigsten Geburtstag von Professor Dr. Rudolf Koblet), S . 1-6. (R) - KELLER, E . R. und SALZMANN, R.: Professor Dr. Rudolf Koblet Vorsteher des 151
Koch Instituts für Pflanzenbau der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich von 1951 bis 1972. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 5 2 , 1 9 7 4 , S. 273-274. (P.) -
Prof. Dr. R. Koblet
zum Gedenken. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 61, 1983, S. 285-286. (R) NÖSBERGER, JOSEF: Rudolf Koblet zum Gedenken. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 154, 1985, S. 66-67. (P.).
Koch, Alfred, * 8. November 1858 in Erfurt, t 22. Juni 1922 in Göttingen • Studierte Botanik an der Universität Straßburg und wurde dort 1884 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1886 arbeitete er als Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Göttingen, 1888 habilitierte er sich mit einer bakteriologischen Arbeit. Bis 1895 war er Privatdozent für Botanik in Göttingen, dann sechs Jahre lang Lehrer an der Weinbauschule in Geisenheim. Von 1901 bis zu seinem Tode leitete er als Professor und Direktor das von ihm gegründete LandwirtschaftlichBakteriologische Institut der Universität Göttingen. Als Agrikulturbakteriologe widmete sich Koch vor allem dem Stickstof!haushalt der Böden. In Laborversuchen untersuchte er die Stickstoffbindung durch Bodenbakterien und Fragen der Denitrifikation. In langjährigen Feldversuchen prüfte er die Stickstoffanreicherung auf Brachflächen. Bedeutsam f ^ den Pflanzenbau ist sein Beitrag „Ergebnisse zehnjähriger vergleichender Feldversuche über die Wirkung von Brache, Stalldünger und Klee" (Journal für Landwirtschaft Bd. 61,1913, S. 245-281). Weitere Ergebnisse seiner Feldversuche hat sein Amtsnachfolger August Rippel-Baldes publiziert: „Versuche aus dem Nachlaß von Alfred Koch. Als Beitrag zur Kenntnis der StickstofTwirkung des Ackerbodens" (Journal für Landwirtschaft Bd. 72,1924, S. 17-52) und „Vergleichende Feldversuche über die Wirkung von Brache, Stalldünger und Klee" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 364, 1928, S. 62-75). Literatur: LEHMANN, FRANZ: Alfi^d Koch. In: Journal f ü r L a n d w i r t s c h a f t Bd. 7 0 , 1 9 2 2 , S. 217-220. (R)
- GEHRING, ALFRED: Professor Dr. Alfred Koch tIn: Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten Abt. 2, Bd. 57, 1922, S. 305-309. (W.) - RIPPEL, AUGUST: A l f r e d Koch. In:
152
Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 41, 1923, G e n e r a l v e r s a m m l u n g s h e f t S. 67-74. (R).
Köhnlein, Johannes, * 18. Oktober 1902 in Attabey (Türkei), 115. September 1989 in Kiel • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft an der Universität Jena und promovierte dort 1925 mit der Arbeit „Die Vogehnilbe (Dermanyssus avium) imd ihre Bekämpfung" (Archiv für wissenschaftliche und praktische Tierheilkunde Bd. 53, 1925, S. 144-180). Ein Jahr später absolvierte er die Prüfung zum Saatzuchtleiter und war dann mehrere Jahre als Landwirtschaftslehrer und Wirtschaftsberater in Gotha tätig. Von 1931 bis 1938 arbeitete er als Referent für Saatzucht, Futterbau, Landeskultur und Düngungswesen an der Hauptlandwirtschaftskammer bzw. Landesbauemschaft Thüringen in Weimar. Von 1939 bis 1942 war er Leiter der Ackerbauabteilung der Landesbauemschaft Sudetenland. 1943 übemahm Köhnlein als Professor und Direktor die Leitung des Instituts für Futterbau der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Kiel. Dieses Institut war 1935 als Nachfolgeeinrichtung für das an der Philosophischen Fakultät der Universität Kiel geschlossene Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzucht gegründet worden. Mit der Begründung einer Landwirtschaftlichen Fakultät an der Universität Kiel im Mai 1946 wurde Köhnlein zusätzlich mit der Wahmehmung eines Ordinariats für Pflanzenbau sowie mit der Leitung des neugegründeten Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung beauftragt. Bis zur Auflösung des Instituts für Futterbau im Jahre 1959 waren beide Institutionen in Personalunion verbunden. Von 1959 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1969 leitete Köhnlein hauptamtlich als Ordinarius das Kieler Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Probleme der Bodenfhichtbarkeit, der Nährstoffdynamik im landwirtschaftlichen Betrieb und des Futterbaus waren Köhnleins Forschungsschwerpunkte. Fast alle seine wissenschaftlichen Arbeiten haben einen starken Praxisbezug. Wichtige Übersichtsbeiträge über den Humushaushalt der Ackerböden und dessen Bedeutung für die Bodenfhichtbarkeit hat er in der
Könekamp „Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel" veröffentlicht: „Wege zur besseren Humusversorgung unserer Mineralböden" (H. 9, 1953), „Feldversuche im Dienste der Bodenfruchtbarkeit" (H. 12, 1954, S. 21-42), „Der Humushaushalt im landwirtschaftlichen Betrieb und seine Abhängigkeit von Futterbau und Viehhaltung" (H. 17, 1957) und „Über die Beziehungen zwischen Ertragsbildung, Bodenfiuchtbarkeit und Humus und die Beeinflußbarkeit des Faktors „Humus" auf landwirtschaftlich genutzten Böden" (H. 37, 1964, S. 5-40). Im Zusammenhang mit seinen Versuchen zur Förderung der Bodenfhichtbarkeit widmete Köhnlein dem Wurzelwachstum der Kulturpflanzen besondere Auftnerksamkeit. Sein gemeinsam mit Heinz Vetter herausgegebenes Buch „Emterückstände und Wurzelbild. Menge und Nährstoffgehalt der auf dem Acker verbleibenden Reste der wichtigsten Kulturpflanzen" (Hamburg und Berlin 1953) gehört auch heute noch zu den Standardwerken der pflanzenbaulichen Fachliteratur. Besondere Beachtung verdienen Köhnleins langjährige Forschungsarbeiten über die Rolle der Pflanzenwurzeln und der Regenwürmer bei der Diirchporung des Unterbodens. Über diese Untersuchungen hat er drei bedeutende Beiträge veröffentlicht: „Die Durchporung und Durchwurzelimg des Unterbodens" (Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel H. 14, 1955, S. 3-41), „Zu den pflanzenbaulichen Schwierigkeiten in den Marschen" (Landwirtschaftliche Forschung Bd. 10, 1957, Sonderheft 10, S. 8-41) und gemeinsam mit K. Bergt „Untersuchungen zur Entstehung der biogenen Durchporung im Unterboden eingedeichter Marschen" (Zeitschrift ftlr Acker- und Pflanzenbau Bd. 133, 1971, S. 261-298). Auf drei Versuchsbetrieben in Schleswig-Holstein führte Köhnlein langjährige Düngungsversuche durch. Hervorzuheben von den Publikationen über diese Versuche sind die gemeinsam mit Norbert Knauer veröffentlichten „Ergebnisse der Kieler Dauerdüngungsversuche mit Phosphat und Kali" (Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel H. 39, 1965). Mit Hilfe von Krumenlysimetem hat Köhnlein die Nährstoffbewegimg in der Acker-
krume quantifiziert. Die Ergebnisse dieser Versuche erbrachten neue Erkenntaisse über die Nährstoffdynamik in Ackerböden. Seine wichtigste Veröffentlichung zu dieser Forschungsthematik ist der Beitrag „Nährstoffauswaschung aus der Ackerkrume bei imterschiedlicher Nutzung und Düngung" (Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 49,1972, S. 392-424). Köhnleins bedeutendster Beitrag auf dem Gebiet des Futterbaus ist sein Lehrbuch „Grundriß der Futterbaulehre" (Stuttgart 1971). Dieses Werk enthält auch die wichtigsten Ergebnisse seiner eigenen Forschungsarbeiten mit Futterpflanzen. Köhnlein war seit 1947 Mitarbeiter im DLG-Ausschuß für Grünland und Futterbau und seit 1954 Mitherausgeber der Zeitschrift „Das wirtschaftseigene Futtef". In dem Beitrag „Das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Christian-AlbrechtsUniversität Kiel" (Christiana Albertina - Kieler Universitäts-Zeitschrift H. 4, 1967, S. 13-20) beschreibt Köhnlein auch die Aufgaben der Pflanzenbauwissenschaft. Seine Schrift „Das Institut für Futterbau und das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Kiel in der Zeit von 1943-1970" (Maschinenschrift Kiel 1973) ist eine wichtige Dokumentation zur Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft. Sie enthält u. a. eine chronologische Zusammenstellung der wichtigsten Veröffentlichungen Köhnleins und ein Verzeichnis der unter seiner Ägide angefertigten Dissertationen imd Habilitationsschriften. Literatur: STÄHLIN, A.: Johannes Köhnlein zum 65. Geburtstag. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 13, 1967, S. 269-270. - KNAUER, NORBERT: Zum 80. Geburtstag von Professor Dr. Johannes Köhnlein. In: Zeitschrift filr Acker- und Pflanzenbau Bd. 151, 1982, S . 322-324. (P.) - KNAUER, NORBERT: In memoriam Johannes Köhnlein. In: Christiana Albertina N. F. H. 30,1990, S. 451-452. Könekamp, Alfred Heinrich, * 13. November 1898 in Offenburg (Baden), t 31. Januar 1981 in Malente (Ostholstein) • Nach dreijähriger landwirtschaftlicher Praxis in Baden und Bayern studierte er von 1921 bis 1924 Landwirtschaft in Bonn-Poppelsdorf und promovierte in Gießen mit der Arbeit „Die Zucht und Bewährung des Niederungsviehes in Bayem" (Diss. phil. Gießen 1924). Seit 1925 leitete er die Grünlandabteilung des Landwirtschaftlichen Vereins für 153
Könekamp Rheinpreußen. 1928 wurde er zum Professor und Direktor des Instituts für Grünlandwirtschaft der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten Landsberg/Warthe ernannt. 1939 übernahm er die Leitung des Instituts für Grünlandwirtschaft der Reichsforschungsanstalt ftir Landwirtschaft in Säusenstein/Österreich. Die Entwicklung, die Organisation imd die Aufgaben dieser 1939 gegründeten Institution hat er a u s f ^ l i c h beschrieben in der Schrift „Die Reichsforschungsanstak für Landwirtschaft in Säusenstein. Ein Weg zur Förderung des Bauerntums in den Donaugauen" (St. Pölten 1942 = Niederdonau, Ahnengau des Führers, H. 67). Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war Könekamp zunächst als Gutsinspektor und Administrator in mehreren Betrieben tätig. 1948 wurde er zum Direktor des Instituts für Grtlnlandwirtschaft und Futterkonservierung der Forschungsanstah für Landwirtschaft in BraunschweigVölkenrode berufen. Dieses Institut leitete er bis zum Jahre 1963. Könekamps wissenschaftliche Tätigkeit ist gekennzeiclmet durch Arbeiten über Anlage, Verbessenmg und Nutzung von Wiesen und Weiden, Futterkonservierung, Wurzelwachstum von Futterpflanzen und Zwischenfhichtbau. Seine Forschimgstätigkeit in Landsberg hat er in dem von ihm herausgegebenen Buch, J)ie Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten Landsberg/W." (Würzburg 1968) ausführlich dargestellt. Die gemeinsam mit Th. Kallabis durchgeführten Untersuchxmgen über, JDie Wiesen und Weiden im mittleren Ostdeutschland" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 384, 1932) gelten auch heute noch als vorbildlich. Zu den in Landsberg entstandenen eigenständigen Schriften Könekamps gehören ,J)ie Gewiimung von Gärfutter unter betriebswirtschaftlichen und pflanzenbaulichen Gesichtspunkten" (Beriin 1936, 2. Aufl. 1942), „Luzemebau auf leichtem Boden" (Beriin 1938, 2. Aufl. 1941 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. .48) und „Der Zwischenftuchtfutterbau. Ein Beitrag zur deutschen Emährungsfrage mit betriebswirtschaftlichen und pflanzenbaulichen Anleitungen für die Praxis imd Wirtschaftsberatung" (Stuttgart-Ludwigsburg 1945,2. Aufl. 1948). 154
Ein Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit waren Wurzeluntersuchungen. In seinem Landsberger Institut hatte er 1931 eine „WurzelkellerAnlage" eingerichtet. Könekamp prägte für das nach einer einfachen Formel berechnete Gewichtsverhältnis von oberirdischer Pflanzenmasse und Wurzelmasse den Begriff „Wurzelwert", um damit die Wurzelleistung von Arten und Sorten besser bewerten zu können. Seine wichtigsten Wurzelarbeiten sind sein „Beitrag zur Kenntnis des Wurzelwachstums einiger Klee- und Gräserarten" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 80,1934, S. 571-589) und seine „Untersuchungen über die Bewurzelung von Hülsenfrüchten" (Pflanzenbau Jg. 12, 1935/36, S. 1-11). Bei seinen Wurzeluntersuchungen in Braunschweig (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 60, 1953, S. 113-124) stand primär die Frage im Vordergrund, wie die Wurzelmasse der Feldfiitter- und Zwischenfruchtpflanzen den Himiushaushalt der Böden beeinflußt. Für die Praktiker der Grünlandbetriebe schrieb Könekamp zwei bedeutende Abhandlimgen: „Die Dauerweide. Erkenntaisse der Wissenschaft - Erfahrungen der Praxis" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 34, 1955) und „Der Grünlandbetrieb. Gegenwarts- und Zukunftsfragen für den Praktiker" (Stuttgart 1959). Könekamps Berichte über seine landwirtschaftlichen Studienreisen in europäische imd überseeische Länder haben der deutschen Landbauwissenschaft vielfältige Anregungen und neue Einsichten gegeben. Das gilt besonders für die in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichten Reiseberichte, z. B. „Englische Landwirtschaft von heute. Lehren einer Studienreise 1948 für die deutsche Grünlandwirtschaft" (Lüneburg 1948),,Ausschnitte aus der Landwirtschaft der Nordoststaaten der USA unter besonderer Berücksichtigung der Grünlandwirtschaft und des Futterbaues" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 91, 1949, S. 415-491) und „Grünlandwirtschaft und Futterbau im Lichte internationaler Forschung und ihre Praxis in den Niederlanden. Ergebnisse des 5. Internationalen Grünlandkongresses 1949 sowie einer Smdienreise durch Holland" (Berlin und Hamburg 1950). Sehr informativ ist auch
Köllig sein Buch „Landwirtschaft am Südzipfel der Welt. Ein Chile-Tagebuch" (Frankfurt/Main 1961). Könekamp war Mitglied der Königlichen Schwedischen Akademie der Landwirtschaft. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft verlieh ihm die Max-Eyth-Denkmünze in Silber. Literatur: MÜNZBERG, H.: Prof. Dr. Könekamp 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 73, 1958, S. 470. (P.) Professor Dr. Alfred Könekamp 60 Jahre! In: Das Grünland Jg. 7, 1958, S. 69-70. (P.) - DÖRRIE, A.: Professor Dr. Alfred H. Könekamp zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulturteclmik und Flurbereinigung Jg. 4, 1963, S. 402-405. (P.) - ZIMMER, E.: Professor Dr. Alfred H. Könekamp zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift flir Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 9,1968, S. 403-405. - DÖRRIE, A.: Prof Dr. Alfred H. Könekamp zum 70. Geburtstag. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 14, 1968, S. 249250. (R) - ZIMMER, E.: Prof Dr. Alfred H. Könekamp zum 80. Geburtstag. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 24, 1978, S. 263-264. - ZIMMER, E.: Zum Gedenken an Alfred H. Könekamp. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 27, 1981, S. 79-81 u. zugl. in: ZeitschriftfilrKulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 22,1981, S. 247-248. Könemann, Ewald, »11. Oktober 1899 in Essen/Ruhr, t 27. August 1976 in Augsburg • Sohn eines Kunstschlossers, absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre, war dann Verwalter und Gutsinspektor in Pommern und während des 2. Weltkrieges Domänenpächter in Schlesien. Er gehört zu den ältesten Pionieren der Bewegung ftir naturgemäßen Landbau. Frühzeitig betätigte er sich als Fachschriftsteller und publizierte eine Vielzahl von Aufsätzen und Büchern. Seit 1925 redigierte er die Zeitschrift „Bebauet die Erde", die er später im eigenen Verlag herausgab (seit 1959 vereinigt mit „Organischer Landbau"/ „Garten organisch"). Von 1950 bis zu seinem Tode war er Herausgeber der von ihm selbst gegründeten Zeitschrift „Bionomica", deren Aufgaben er in dem programmatischen Beilrag „Wege zu organischer Lebens- und Wirtschaftsordnung" (Jg. 1,1950/51,Nr. I,S. 1-6)ausführlich dargestellt hat. Von den eigenständigen Veröffentlichungen Könemanns sind aus der Sicht des Pflanzenbaus hervorzuheben das auf der Grundlage vorausgehender Publikationen entstandene Buch „Biolo-
gische Bodenkultur und Düngewirtschaft" (2. Aufl. Berlin 1939) und die Schrift „Ölfi^chtbau in allen Lagen. Anbau, Bedeutung und Verwertung" (1. u. 2. Aufl. Berlin 1942; 3. Aufl. unter dem Titel „Ölfhichtbau. Anbau, Verwertung und Ölgewinnung", Lüneburg 1947). Beachtenswert zur Biographie Könemanns ist der Beitrag „Ein Leben für Biologie und Technik im Landbau. Gespräch mit Ewald Könemann anläßlich seines 70. Geburtstages" (Organischer Landbau Jg. 1969, H. 3, S. 61-62). Literatur: Ewald Könemann 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S. 1214. -
SIEBENEICHER, GEORG E.:
Ewald Könemann 1899-1976. In: Garten organisch Jg. 1976, H.4, S. 119. - Wir trauern um Ewald Könemann. In: Bionomica Jg. 26, 1976, H. 4/5, S. 1-2. (P. u. W.). König, Friedrich, » 27. Februar 1901 in Radebeul bei Dresden, 123. Juli 1961 in Steinach bei Straubing • Studierte von 1918 bis 1920 Germanistik an der Universität Leipzig, absolvierte dann eine zweijährige landwirtschaftliche Lehre und studierte seit 1922 Landwirtschaft in Weihenstephan. 1928 promovierte er dort mit der Dissertation „Morphologische Studien über den Bau des Getreidehahnes" (Angewandte Botanik Bd. 10,1928, S. 483-576). Anschließend arbeitete er drei Jahre lang als Assistent von A. H. Könekamp am Institut für Grünlandwirtschaft der Preui3ischen Landwirtschaftlichen Versuchs- imd Forschungsanstalten in Landsberg/Warthe. Von 1931 bis zu seinem Tode war er Leiter des Lehr- imd Forschimgsinstituts der „Studiengesellschaft zur Förderung der Grünlandwirtschaft" in Steinach bei Straubing. Unter der Leitung Königs entwickelte sich das Steinacher Institut zu einer weitbeachteten Lehrund Forschungsstätte. Die „Steinacher Grünlandkurse" fanden großen Zuspruch bei Praktikern, Beratern und Landwirtschaftslehrem. Von den zahlreichen Veröffentlichungen Königs sind hervorzuheben die gemeinsam mit Ludwig Niggl verfaßte Schrift „Die Dauerweide" (Berlin 1934 = Anleitungen der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde H. 29) und das Buch „Die Sprache der Grünlandpflanzen. Ein Wegweiser zur Verbesserung von Wiesen und Weiden" (Hannover 1955). Wissenschaftshistorisch bedeutsam sind seine Anmerkungen zur Disziplin155
König bezeichnxmg seines Fachgebietes in dem Beitrag „Grünland, ein junges Wort für alte Begriffe" (Mitteilungen der Deutschen LandwirtschaftGesellschaft Jg. 70,1955, S.2). Seit 1949 hielt König auch Vorlesungen über Grünlandwirtschafl und Futterbau an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Technischen Hochschule München in Weihenstephan, nachdem er sich dort mit der umfangreichen Schrift „Die Rolle der NährstofiVersorgung bei der Leistungssteigerung der Wiese gezeigt an Ergebnissen von mehljährigen Düngungsversuchen aus der Versuchs- und Lehrwirtschaft Steinach der Studiengesellschaft zur Förderung der Grünlandwirtschaft" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 27, 1950, Sonderheft) habilitiert hatte. 1955 erfolgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Literatur: NIGGL, L.: Friedrich König 60 Jahre. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 84,1961, S. 95. (P.) - KLAPP, E.: Prof. Dr. Friedrich König zum 60. Geburtstag. In: Das Grünland Jg. 10, 1961, S. 9-10. (P.) - KLAPP, E.: Nachruf Prof Dr. Friedrich König. In: Das Grünland Jg. 10,1961, S. 49. König, Joseph, • 15. November 1843 in Lavesum bei Haltern (Westfalen), f 12. April 1930 in Münster • Sohn aus einer alteingesessenen Bauemfamilie, studierte Chemie in München und seit 1865 in Göttingen, wo er 1867 mit der Experimentalarbeit „Über Äthyl- und Diäthylbenzol" zum Dr. phil. promoviert wurde. 1868 trat er als Assistent in die Landwirtschaftliche Versuchsstation für Kiu-hessen in Morschen ein. 1870 wurde er vom Landwirtschaftlichen Provinzialverein für Westfalen und Lippe zum Aufbau einer Versuchsstation nach Münster berufen. Von 1871 bis 1911 leitete er diese Station. Für König war eine landwirtschaftliche Versuchsstation vor allem eine Forschungsstation. Einer seiner Forschungsschwerpunkte war die Nahrungsmittelchemie. König gilt als der Begründer einer geordneten Nahrungsmittelkontrolle und als Wegbereiter für den heutigen Berufsstand der Lebensmittelchemiker. Sein wiederhoh aufgelegtes, mehrbändiges Werk „Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel" (1. Aufl. Berlin 1879) wurde zu einem Markstein der lebensmittelchemischen Weltliteratur. Als Honorarprofessor bzw. seit 1899 als o. Professor lehrte König auch an der Akademie in 156
Münster. Er hielt Vorlesungen über Analytische Chemie, Lebensmittelchemie und Hygiene. Viele Jahre beschäftigte sich König mit der Erkennung und Beurteilung industrieller Rauchund Staubschäden. Wegweisend waren seine Untersuchungen über die Verwendung städtischer Abwässer zur Landberieselung. Er entwikkelte ein wissenschaftlich fundiertes Konzept für die gesamte Abwasserfirage. Höchste Anerkennung in der Fachwelt fand sein Buch „Die Verunreinigung der Gewässer, deren schädliche Folgen, nebst Mitteln zur Reinigung der Schmutzwässer" (Berlin 1887; 2. Aufl., 2 Bde. 1899). Ein besonderes Anliegen war für ihn die Verbesserung imd Standardisierung chemischer Analysenmethoden. Auf diesem Gebiet wirkte er richtungweisend vor allem mit seinem Werk „Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe" (Berlin 1891; 5. Aufl., 2 Bde. 1923 u. 1926). Auch aktuelle Probleme des Landwirtschaftsbetriebes hat König bearbeitet. In seiner preisgekrönten Schrift „Der Kreislauf des Stickstoffs und seine Bedeutung für die Landwirthschaft" (Berlin 1878) gibt er einen fundierten Überblick über die damals teilweise noch imgeklärten Düngewirkungen der StickstofiVerbindungen. Von dieser Schrift erschienen zwei weitere Auflagen imter dem Titel „Wie kann der Landwirt den Stickstoff-Vorrat in seiner Wirtschaft erhalten und vermehren?" (2. Aufl. 1887, 3. Aufl., neubearbeitet mit E. Haselhoff, 1893). Aus pflanzenbaulicher Sicht beachtenswert ist auch sein Buch „Die Pflege der Wiesen und Weiden" (Berlin 1893,2. Aufl. 1906) und die kurz vor seinem Tode erschienene Schrift ,JDie Ermittlung des Düngerbedarfs des Bodens" (Berlin 1929). Mehrere VeröfFentlichimgen widmete König der Organisationsstruktur und den Aufgaben der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. Die Geschichte seiner eigenen Versuchsstation beschreibt er in dem Buch, JDie landwirthschaftliche Versuchs-Station in Münster i. W. in ihrer Entwickelung während der ersten 25 Jahre. Eine Denkschrift" (Münster 1896). In dem Beitrag „Die Lage der landwirtschaftlichen VersuchsStationen und was ihnen not thut" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 52, 1899, S. 47-60) weist er auf die Überlastung der Versuchsstationen mit routinemäßigen Kontrollun-
Könnecke tersuchungen hin. In einem Grundsatz-Referat „Über die Errichtung von Versuchswirtschaften und die Verbindung derselben mit den jetzigen Versuchs-Stationen" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 55, 1901, S. 99-106) beurteilt er die Anbindung von Versuchswirtschaften an landwirtschaftliche Versuchsstationen als wenig effektiv. Anregimgen fiir wissenschaftliche Versuche könnten die Versuchsstationen in jedem gut geleiteten Landwirtschaftsbetrieb erhalten. König war Ehrenmitglied der bedeutendsten wissenschaftlichen Vereinigungen auf dem Gebiet der Agrikulturchemie, mehrfacher Ehrendoktor und Träger hoher Orden. 1908 wurde er mit der Goldenen Liebig-Medaille ausgezeichnet. 1955 errichtete seine Heimatgemeinde Lavesum ihm zu Ehren einen Gedenkstein. Literatur: KRISCHE, PAUL: Josef König und die Versuchsstation Münster. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 7,1911, S. 121-126. (P.) - Joseph König (Münster i. W.). Sein Leben und seine Arbeit. Zur Erinnerung an seinen 85. Geburtstag am 15. Nov. 1928. In Gemeinschaft mit den Söhnen Friedrich König und Maximilian König bearbeitet von Johann GroDfeld. Beriin 1928 = Die landwirtschaftlichen VersuchsStationen Bd. 108, Ergänzungsband, 1928. (P. u. W.) - BALKS, RUDOLF: Joseph König und seine Bedeutung fiir die Angewandte Chemie. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 6,1954,S. 1-9. - B A L K S , RUDOLF: Joseph König. In: Westfälische Lebensbilder Bd. 7,1959, S. 141-157. (P.) - WALTER, HEINZ: Joseph König, Lebensmittel- und Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12,1980, S. 343-344.
Koenig, Paul, * 22. Februar 1881 in Ellwangen, t 23. Oktober 1954 in Karlsruhe • Nach einer Ausbildimg zum Apotheker studierte er Naturwissenschaften an der Universität Straßburg, an der Technischen Hochschule Stuttgart und seit 1907 an der Universität Rostock. In Rostock widmete er sich besonders der Agrikulturchemie. Er war zeitweise als Assistent an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation tätig und promovierte mit dem Thema: „Studien über die stimulierenden imd toxischen Wirkungen der verschiedenwertigen Chromverbindungen auf die Pflanzen, insbesondere auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen" (Diss. phil. Rostock 1910 = Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 39,1910, S.
775-916). Von 1911 bis 1918 arbeitete er als Landwirtschaffeexperte im Ausland. 1919 erhielt er eine Anstellung beim Auswärtigen Amt in Berlin als Referent für Landwirtschaftsfragen. 1927 wurde Koenig Leiter des neu errichteten „Tabakforschxmgsinstituts fiir das Deutsche Reich" in Forchheim bei Karlsruhe. Die Organisationsstruktur, die Aufgaben und die während der ersten Entwicklungsphase durchgeführten Forschungsarbeiten dieses Instituts, das seit 1936 die Bezeichnung „Reichsanstalt für Tabakforschung" führte, hat er in den „Landwirtschaftlichen Jahrbüchem" (Bd. 89, 1940, S. 651-668) ausführlich beschrieben. Von seinen pflanzenbaulichen VeröfFentlichxmgen sind hervorzuheben die Broschüre „Tabakkleinanbau. Anleitung für den Anbau, das Ernten, Trocknen, Fermentieren, Beizen und das Verarbeiten von selbsterzeugtem Tabak zum Eigenverbrauch" (Berlin 1944, 2. Aufl. Hannover 1946) und der Beitrag „Tabakbau" im „Handbuch der Landwirtschaft" (2. Aufl., Bd. 2 Pflanzenbaulehre. Berlin und Hamburg 1953, S. 577-604). Koenig trat 1951 in den Ruhestand. Im gleichen Jahr erhielt er die Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Literatur: Professor Dr. Dr. h. c. Paul Koenig gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 69,1954, S. 1061-1062. (P.) - 50 Jahre Landesanstalt für Tabakbau und Tabakforschung Forchheim 1.4.1927-31.3.1977. Herausgegeben vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt Baden-WflrRemberg. Karlsruhe 1977. (Ru.W.) - KÖNIG, HORST JÖRG: Paul Koenig, Tabakforscher und Technologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12, 1980, S. 348-349.
Könnecke, Gustav, • 30. Juni 1908 in Luckenwalde, t 17. Oktober 1992 in Holzweißig (Kr. Bitterfeld) • Sohn eines Reichsbahnamtmannes, studierte seit 1929 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, wechselte 1931 an die Universität Halle/S. und promovierte dort 1934 mit der Dissertation „Untersuchungen über das sogenannte Sichsetzen des Bodens" (Kühn-ArchivBd. 39,1935, S. 294-322). Unter der Ägide seines Doktorvaters Theodor Roemer leitete er von 1934 bis 1943 den Versuchsring Köthen. Nach 1945 war Könnecke in der Arbeitsgemeinschaft der Versuchsgüter der Universität 157
Körnicke Halle für das Versuchswesen verantwortlich und gleichzeitig als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Acker- und Pflanzenbau tätig. Auf den Versuchsgütern Noitzsch, Merbitz, Etzdorf, Mößlitz und Bärenrode legte er langjährig konzipierte Feldversuche an. 1951 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Schrift „Ertragssteigerung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch Umstellung von Fruchtfolgen" (Kühn-Archiv Bd. 64, 1951, S. 107-224). Im gleichen Jahr wurde er als Nachfolger Theodor Roemers zum Professor und Direktor des Instituts für Acker- und Pflanzenbau an der Universität Halle/S. ernannt. Hier wirkte er bis zum Jahre 1973.
versität Keszthely (Ungarn) veriieh ihm 1972 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: MÜLLER, G.: Herrn Prof Dr. sc. nat. habil. Dr. h. c. Gustav Könnecke zum 65. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 17, 1973, S. 413-415. (P. auf S. 411) Prof. Dr. sc. nat. habil. Dr. h. c. Gustav Könnecke zum 70. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 22, 1978, S. 329-330. (P.) - Professor Dr. sc. nat. habil. Dr. h. c. Gustav Könnecke zum 75. Geburtstag. In: Archiv für Ackerund Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 27, 1983, S. 415-416. (P) - GARZ, J. und KUNTZSCH, E.: Nachruf auf Gustav Könnecke. In: Kühn-Archiv Bd. 87, 1993, S. 1-2. (P).
Einen Überblick über die von Könnecke in Halle durchgeführten pflanzenbaulichen Versuche vermittelt u. a. die Schrift,Jorschungsaufgaben und Feldversuche 1956-1961 des Institutes für Acker- und Pflanzenbau der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Herausgegeben von G. Könnecke" (Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg. Sonderband 1963). Im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit standen Untersuchungen über die Fruchtfolgewirkungen. Die aus den Ergebnissen seiner zahlreichen Dauerversuche gewonnenen Erkenntnisse gaben der Fruchtfolgeforschung im In- und Ausland nachhaltige Impulse. Könnecke war Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Fruchtfolgen" der Akademie der Landwirtschaflswissenschaften der DDR. Sein Buch „Fruchtfolgen" (Beriin 1965, 2. Aufl. 1967) wurde in mehrere Sprachen übersetzt und gilt auch heute noch als ein Standardwerk.
Körnicke, Friedrich, • 29. Januar 1828 in Pratau bei Wittenberg, f 16. Januar 1908 in Bonn • Sohn eines Landwirts, studierte Mathematik, Chemie und Botanik in Berlin und erhielt nach seiner Promotion 1856 eine Stelle als Konservator beim Herbarium des Botanischen Gartens zu St. Petersburg. 1859 ging er als Lehrer für Naturwissenschaften an die Landwirtschaftliche Akademie nach Waldau bei Königsberg. Nach Auflösung dieser Akademie wurde er 1867 an die Landwirtschaftliche Akademie nach Bonn-Poppelsdorf versetzt. Als Nachfolger von Julius Sachs vertrat er hier bis 1898 das Fach Botanik.
Wissenschaftshistorisch wertvoll ist Könneckes Beitrag „Theodor Roemer imd das Institut für Acker- und Pflanzenbau der Universität Halle" (450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Bd. 3, Halle/S. 1952, S. 183191). Gemeinsam mit Hans Stubbe hat Könnecke von 1952 bis 1971 das „Kühn-Archiv" herausgegeben bzw. redaktionell betreut. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Könnecke mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt die Verdienstmedaille der DDR, den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Boim den Theodor-Brinkmann-Preis. Die Uni158
Körnicke gründete in Poppelsdorf ein botanisches Institut imd richtete einen ökonomisch-botanischen Garten ein. Aus allen Teilen der Welt ließ er sich Saatgutproben schicken und studierte auf Kleinbeeten Wachstum imd Entwicklimg der Pflanzen bis zur Reife. Bereits nach wenigen Jahren galt er in der Fachwelt als einer der besten Kenner der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturpflanzen. Besonders intensiv beschäftigte sich Körnicke mit den Getreidearten und ihren Varietäten. Die wichtigsten Ergebnisse semer Forschungsarbeit hat er im ersten Band in dem gemeinsam mit seinem Bonner Kollegen Hugo Werner bearbeiteten „Handbuch des Getreidebaues" (2 Bde. Bonn 1885) veröffentlicht. Dieser Band imter dem Titel ,i)ie Arten und Varietäten des Getreides" gehört zu den besten Werken über die Morphologie der Getreidearten (einschließlich Mais, Reis und Hirsen), ihrer Geschichte, Verbreitung und Befhichtung sowie der Charakteristik ihrer
Körte Varietäten. Von Kömickes zahlreichen Zeitschriftenaufsätzen ist hervorzuheben seine Monographie über ,4)ie Saatgerste. Hordeum vulgare L. sensu latiore" (Zeitschrift ftir das gesammte Brauwesen Jg. 5 , 1 8 8 2 , S. 1 1 3 - 1 2 8 , 161-172, 177-186, 193-203, 205-208, 305-311, 329-336,393-413
u. Taf. V-XIV).
Literatur: WERNER, HUGO: Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Kömicke f. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 28, 1908, S. 88 u. P. auf S. 90. ULLRICH, HERMANN: Der Botaniker Friedrich August Kömicke (1828-1908). Kurzbiographie sowie Verzeichnis seiner Veröffentlichungen. In: Decheniana B d . 122, 1970, S. 3 7 9 - 3 8 4 . (W.) -
ULLRICH, HER-
MANN: Friedrich August Kömicke, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12,1980, S. 392.
Koernicke, Max, • 27. Januar 1874 in Bonn, t 4. März 1955 in Bad Honnef • Sohn von Friedrich Kömicke, war von 1908 bis 1939 Ordinarius und Direktor des Botanischen Instituts der Landwirtschaftlichen Akademie bzw. der Landwirtschaftlichen Hochschule in Boim-Poppelsdorf, seit 1923 auch Honorarprofessor an der Universität Bonn. Der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit lag auf den Gebieten der Pflanzengeographie sowie der Ökologie, Physiologie und Anatomie der Kulturpflanzen. Mehrere Jahre beschäftigte sich Koernicke mit den Problemen der Nutzbarmachung von Elektrizität für Landwirtschaft und Gartenbau, u. a. in den Beiträgen „Zum Thema Elektrokultur" (Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 1, 1926, S. 671-673) und „Der heutige Stand der Elektrokulmrfrage" (Beiträge zur Pflanzenzucht H. 9, 1927, S. 52-57). Die seit 1878 in Bonn durchgeführten Anbau- und Züchtungsversuche mit Sojabohnen stellte er auf eine breitere Basis. Einen eindrucksvollen Überblick über seine in Zusammenarbeit mit W. Riede durchgeführte Sojabohnen-Forschung vermittelt der Beitrag „Die SojaZüchtungen des Botanischen Institutes der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf' (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 18,1933, S. 341-356). Literatur:
KAUSCH, WALTER: Max Koemicke 1874-
1955. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 77, 1964, GeneralversammlungsHeft,
S. 2 4 9 - 2 5 4 .
(P. u. W . ) -
KAUSCH, WALTER:
Max Koemicke, Botaniker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12,1980, S. 392-393.
Körte, Franz, * 17. März 1782 in Aschersleben, t 30. Januar 1845 in Lüdersdorf bei Möglin • Sohn eines protestantischen Predigers, zunächst als Eleve und Beamter in landwirtschaftlichen Betrieben tätig, studierte von 1803 bis 1804 Naturwissenschaften (besonders Botanik und Chemie) an der Universität Halle/S. und kehrte dann in die landwirtschaftliche Praxis zurück. Er habilitierte sich an der Universität Erlangen. 1811 ging er als Dozent an die Universität Würzburg. 1814 folgte er einem Ruf Albrecht Daniel Thaers und wurde Dozent für Naturwissenschaften an dessen Lehrinstitut in Möglin. 1815 erhielt er den Titel „Königlich Preußischer Professor". Im gleichen Jahr heiratete er Thaers Tochter Caroline, die Witwe von G. E. W. Crome. Körte war ein Mann mit ausgezeichneten pädagogischen und organisatorischen Fähigkeiten. 1818 übertrug ihm sein Schwiegervater die Direktion des Lehrinstituts, das 1819 von den preußischen Behörden das Recht erhielt, sich „Königlich Preußische Akademie des Landbaues" zu nennen. 1825 übernahm Körte die Redaktion der Zeitschrift „Möglinsche Annalen der Landwirthschaft". 1830 übergab er die Direktion der Akademie seinem Schwager Albrecht Philipp Thaer. Er selbst übernahm im gleichen Jahr die Bewirtschaftung des Gutes Lüdersdorf Seine Lehrtätigkeit an der Akademie setzte er jedoch fort. Von 1836 bis 1842 gab Körte als Nachfolgeorgan für die „Möglinschen Aimalen" eine neue Zeitschrift heraus, für die er den Titel „Möglin'sche Jahrbücher" wählte. Von den in zwangloser Folge herausgegebenen Jahrbüchern erschienen insgesamt fünf Bände. Körte war Ehrenmitglied zahlreicher landwirtschaftlicher Gesellschaften. Der preußische König verlieh ihm den ,Jloten Adlerorden IV. Klasse". Literatur: STÖRIG: Des Professors Körte Leben und Wirken als Landwirth, Gelehrter und Mensch. In: Allgemeine Landwirthschaftliche Monatsschrift Bd. 15, 1845, S. 132-139. - LEISEWITZ, C.: Heinrich Friedrich Franz Körte, Professor der Naturwissenschaften an derkönigl. landwirthschaftlichen Akademie zu Möglin. In: Allgemeine Deutsche Biographie B d . 16, 1 8 8 2 , S . 7 2 2 - 7 2 4 . -
MÜLLER, HANS-HEIN-
RICH: Mitarbeiter Albrecht Thaers in Möglin. In: Jahresheft der Albrecht-Thaer-Gesellschaft Bd. 25, 1991, S. 63-74. (P.).
159
Körte Körte, Wilhelm, * 24. März 1776 in Aschersleben, 128. Januar 1846 in Halberstadt • Bruder von Franz Körte, Literaturhistoriker, Herausgeber der Werke des Dichters Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Körte schrieb die erste Biographie über Albrecht Daniel Thaer: .Wibrecht Thaer. Sein Leben und Wirken, als Arzt und Landwirth" (Leipzig 1839; Nachdruck: Hannover 1975). Literatur: RICHTER, A.: Friedrich Heinrich Wilhelm Körte, Literaturhistoriker. In: Allgemeine Deutsche Biogaphie Bd. 16,1882, S. 725. Köttgen, Paul, • 14. März 1881 in WupptertalElberfeld, 115. Mai 1956 in Gießen • Sohn eines Kaufinanns, studierte von 1905 bis 1908 Landwirtschaft in Bonn und Kiel, war zunächst als Landwirtschaftslehrer tätig und führte dann im Auftrag des Preußischen Landwirtschaftsministeriums geologisch-agronomische Kartierungen durch. 1918 wurde er bei Paul Gisevius in Gießen mit der Arbeit „Agronomische Studien im Niederbergischen Lande" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 290, 1917) zum Dr. phil. promoviert. 1922 erhielt er in Gießen die Venia legendi filr das Fachgebiet geologische Bodenkunde und ein Jahr später einen Lehrauftrag fiir forstliche Bodenkunde. Die von ihm 1928 errichtete Abteilung fiir Bodenlehre des Gießener Forstinstituts wurde mit der Auflösimg der Gießener Forsteinrichtungen im Jahre 1938 als Institut für Bodenkunde der „Landwirtschaftlichen Institutsgruppe" der Philosophischen Fakultät angegliedert. Das neugegründete Institut leitete Köttgen, der 1940 zum beamteten außerordentlichen Professor emaimt worden war, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1949. Köttgen war ein praxiserfahrener Wissenschaftler, der das Gesamtgebiet der forstlichen und landwirtschaftlichen Bodenkunde überschaute. Eine von ihm entwickelte Methode zur Bestimmung der Korngrößenverteilung in Böden wurde in vielen Forschungsinstituten angewendet. Sein Hauptinteresse galt der chemischen Bodenanalyse und der NährstofFdynamik der Böden. Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist sein Beitrag „Die Feststellung der Düngebedürftigkeit des Kulturbodens von den ersten Anfangen des Ackerbaues bis ziir Gegenwart" 160
(Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd.9,1932, H. 2, S. 47-65). Literatur: POGGENDORFF, J. C . : Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 2,1958, S . 847. ( W . ) - JUNG, LUDWIG: Paul Köttgen (1881-1956) - Bodenkundler. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Pess. Tl. 2. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 35. Lebensbilder aus Hessen Bd. 2). Marburg 1982, S. 534-540. (P). Komers, Anton Emanuel Ritter von, • 13. Juni 1814 in Humpoletz (Böhmen), f 18. Dezember 1893 in Iglau (Mähren). • Nach einer praktischen landwirtschaftlichen Ausbildimg trat Komers 1832 in die Dienste des Grafen Thun-Hohenstein in Tetschen an der Elbe. Von 1836 bis 1838 studierte er Landwirtschaft in Hohenheim. 1840 wurde er Amts- imd Wirtschaftsdirektor der Domäne Perutz und 1844 Generaldirektor der gesamten Gräflich Thim-Hohensteinschen Güter. Entscheidenden Anteil hatte er beim Aufbau eines landwirtschaftlichen Schulwesens in Böhmen. Seine Schrift „Beitrag zur Lösung der Frage über die Errichtung eines landwirthschaftlichen Instituts in Böhmen" (Prag 1848) führte 1850 zur Gründung einer landwirtschaftlichen Lehranstalt in Tetschen-Liebwerd. Als Direktor leitete er diese Schule bis 1866. Komers gehört zu den herausragenden Landwirten Böhmens. Sein hohes Ansehen bei Wissenschaftlern und Praktikern erwarb er sich vor allem als landwirtschaftlicher Schriftsteller. Zu pflanzenbaulichen Zeit- und Streitfragen hat er in drei eigenständigen Publikationen Stellung bezogen: „Die Bodenkraft-Erschöpfimg. Beitrag zur Beantwormng der Frage: Beruht die moderne Landwirthschaft nach Wissenschaft imd Erfahrung in der That auf Beraubxmg des Bodens?" (Prag 1864), „Der heutige Standpunkt der Boden-Erschöpf\mgsfi-age imd die Mittel zur Erzielung quantitativ und qualitativ höchster Zuckerrüben- und Kartoffelerträge" (Prag 1868) und „Die Bedeutung der Pflanzenemährungslehre für Sicherung und Steigerung der Ernten" (Prag 1875). Viele Beiträge Komers sind in dem von ihm gegründeten ,Jahrbuch für österreichische Landwirthe" erschienen und in dem damit ver-
Kopetz bundenen, J^andwirthschaftlichen Geschäftskalender". Von seinen ökonomischen Veröffentlichungen sind ein „Abriß der National-Oekonomie" (Prag 1867, 2. Aufl. 1868) und das umfangreiche Werk „Die landwirthschaftliche Betriebs-Organisation" (Prag 1870, 2. Aufl. 1876) hervorzuheben. Aus gesundheitlichen Gründen zog sich Komers 1885 aus dem öffentlichen Leben zurück. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S.29-30. (F.) - EHRENDORFER, K.: Anton Emanuel Komers, Landwirt. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 4, 1969, S. 99-100. - DINKLAGE, KARL: Anton Emanuel Ritter von Komers, Landwirtschaftsfachmann. In: Neue Deutsche Biographie Bd.l2,1980, S.478-479. Kopetz, Ladislaus Michael, • 8. August 1902 in Preßburg, f 22. Juli 1966 in Tamsweg bei Salzburg. • Entstammt einer alten österreichischen Offiziersfamilie, studierte von 1920 bis 1924 Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und arbeitete dann fünf Jahre lang als Assistent bei Erich von Tschermak-Seysenegg auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung. 1928 erfolgte in Wien seine Promotion zum Doktor der Bodenkultur mit der Dissertation „Die Anlage und Aussaat von Sortenversuchen, mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der Pflanzenzuchtstation Groß-Enzersdorf'. Von 1929 bis 1937 leitete Kopetz das Referat Gemüsebau der Bundesanstak für Pflanzenbau und Samenprüfung in Wien. Während dieser Zeit erkannte er die zentrale Bedeutung des entwicklungsphysiologischen Verhaltens der Kulturpflanzen für den Pflanzenbau und für die Pflanzenzüchtung. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Problem des Photoperiodismus. In seinen experimentellen Untersuchungen konnte er grundlegende Zusammenhänge zwischen Tageslänge imd Pflanzenwachstum nachweisen (Die Gartenbauwissenschaft Bd. 10, 1937, S. 354-379). Die Arbeiten über den Photoperiodismus waren auch Gegenstand seiner Habilitation. 1937 erhieh er mit der Schrift „Die Bedeutung von Zeitstufensaaten für die Beurteilung der photoperiodischen Reaktion sommerannueller Pflanzen. Ein Beitrag zum Stimmungsproblem" (Pflanzenbau Jg. 13, 1936/37, S. 386-399 u.
417-438) die Venia legendi für Pflanzenbau mit besonderer Berücksichtigung des Gemüsebaus. 1937 übernahm Kopetz die Leitung der neugegründeten Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Wien. 1939 wurde er als Abteilimgsleiter an die Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau nach Eisgrub versetzt, wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges tätig war. Über die dort durchgeführten Forschungen berichtete er in der Schrift „Gemüsebau und Volksemährung. Ein Beitrag zu den Arbeiten der Versuchsund Forschungsanstah für Gartenbau in Eisgrub, Niederdonau." (St. Pölten 1943 = Niederdonau, Ahnengau des Führers, H. 82). Kopetz schrieb mehrere praxisnahe Bücher über Gemüsebau u. a. die „Gemüse-Fibel. Kurzgefaßte Darstellxmg des Freilandgemüsebaues für Landwirte xmd Kleingärtner" (Wien 1935,5. Aufl. 1957). Seine gemeinsam mit Karl Friedrich Wehhnann verfaßte Schrift, J)er Gemüsepaprika. Seine Kultur und seine Verwertung" (Wiesbaden 1941) hat den Anbau dieser Gemüseart in Österreich und Deutschland wesentlich beschleunigt. 1946 wurden an der Hochschule fiir Bodenkultur in Wien die bisher eigenständigen Lehrkanzeln für landwirtschaftlichen Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung zusammengelegt und em Instimt für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung geschaffen. Kopetz wurde als a. o. Professor zum Leiter dieses neuen Instituts bestellt. 1950 erfolgte seine Emennung zum o. Professor. Bis 1966 hat Kopetz dieses Institut geleitet. Anfangs beschäftigte er sich mit grundsätzlichen Problemen der Düngung, der Bodenbearbeitung und des Kartoffelbaus. Später setzte er seine Untersuchungen zum Problem des Photoperiodismus fort. Weitere Forschungsschwerpunkte waren die Staffeldüngung mit Stickstoff im Getreidebau, die Feldberegnung, die Auswirkimgen viehloser Bewirtschaftung auf die Pflanzenproduktion sowie die Verbesserung züchterischer Ausleseverfahren. Als Ordinarius für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung veröffentlichte Kopetz drei beachtenswerte Bücher: „Grundbegriffe der Pflanzenzüchtung" (Wien 1952), „Düngen wir richtig? Die Anwendung des Handelsdüngers auf dem Ackeriand" (Graz und Göttingen 1952, 3. Aufl. 1957) xmd gemeinsam mit Otto Steineck „Neue Wege im Kartoffelbau" (Graz und Göttingen 161
Koppe Söhnen. Er selbst nahm seinen ständigen Wohnsitz in seinem Heimatort Beesdau. Koppe hat sich nicht nur als praktischer Landwirt, sondern auch als landwirtschaftlicher Schriftsteller große Verdienste erworben. WähLiteratur: STEINECK, O.: O. Prof. Dipl.-Ing. Dr. L. M. rend seiner Tätigkeit in Möglin erhielt er von Kopetz zum 60. Geburtstag. In: Die Bodenkultur Bd. Albrecht Daniel Thaer die Anregung, ein land13,1962, vor S. 185. (P.) - STEINECK, O.: O. Profeswirtschaftliches Lehrbuch zu schreiben. Koppe sor Dipl.-Ing. Dr. Ladislaus M. Kopetz f. In: Die erstellte das Manuskript innerhalb weniger MoBodenkultur Bd. 17,1966, vor S. 195. (P.). nate. Das Buch erschien unter dem Titel „Unterricht im Ackerbau und in der Viehzucht" (2 Bde. Berlin 1813). Es wurde sein wissenschaftliches Koppe, Johann Gottlieb, • 21. Januar 1782 in Hauptwerk mid erschien zu seinen Lebzeiten in Beesdau bei Luckau (Niederlausitz), f 1. Januar neun Auflagen. Ab der dritten Auflage (1829/31) 1863 in Beesdau bei Luckau (Niederlausitz) • trug es den Untertitel „Anleitung zu einem vorSohn eines Kleinbauern, ging seit 1797 bei eitheilhaften Betriebe der Landwirthschaft". Nach nem Gutsbesitzer in die Lehre und wurde 1800 Koppes Tod hat Emil von Wolff 1873 und 1885 Verwalter des Gutes Gräfendorf bei Jüterbog. noch eine 10. und 11. Auflage herausgegeben Mit neuen Bewirtschaftungsmaßnahmen, z. B. und darin auch das Leben und Werk Koppes dem Anbau von Klee, konnte er die Reinerträge eingehend gewürdigt. Das Buch ist weitgehend des Betriebes erheblich steigem. Durch das eine populäre Darstellung der Lehre Thaers, woSelbststudium der Bücher Albrecht Daniel bei die praktische Anwendbarkeit dieser Lehre Thaers wurde er ein begeisterter Anhänger von im Vordergrund steht. Es hat im 19. Jahrhundert dessen Lehre der rationellen Landwirtschaft. das Denken und Handeln zahkeicher Landwirte 1807 besuchte er Thaer in Möglin. Dieses erste entscheidend geprägt und gehört heute zu den Zusammentreffen war der Beginn eines regen Klassikern der agrarwissenschaftlichen Literaund fruchtbaren Gedankenaustauschs. In den tur. folgenden Jahren veröffentlichte Koppe mehrere Beiträge in Thaers „Annalen des AckerEine bedeutende Schrift in der Wissenschaftsbaues". geschichte des Landbaus ist Koppes Buch „Revision der Ackerbau-Systeme" (Berlin 1818). 1811 erhielt Koppe eine Anstellung als Lehrer Hier hebt er nachdrücklich hervor, daß die von für Landwirtschaft in Möglin. Er übernahm auch Thaer propagierte Fruchtwechselwirtschaft kein die Wirtschaftsführung des Mögliner Gutsbeoptimales Ackerbausystem für alle Standorte triebes und legte den Grundstock für die später sein könne. Thaer fühlte sich durch dieses Buch so berühmt gewordene Mögliner Schäferei. herausgefordert imd antwortete mit einer aus1814 wurde er Verwalter der Güter des Barons führlichen, stellenweise scharfen Kritik (Mögvon Eckardstein. Da er auch hier erfolgreich linsche Annalen der Landwirthschaft Bd. 3, wirtschaftete und vertraglich am Gewinn betei1819, S. 174-236). Thaers Beitrag veranlaßte ligt war, erwarb er ein beträchtliches Vermögen. Koppe zu der ergänzenden Schrift „Nachtrag zu 1827 pachtete er die im Oderbruch gelegene seiner Schrift: Revision der Ackerbau-Systeme" Domäne Wollup und drei Jahre später noch die (Berlin 1819). Dieser wissenschaftliche Streit, nahegelegene Domäne Kienitz. Unter seiner der das persönliche Verhälmis zwischen Koppe Leitung entwickelten sich beide Domänen zu und Thaer zeitweise trübte, gab Anstöße für ein vorbildlichen Musterbetrieben. Als Landwirt neues Nachdenken über die Vorzüglichkeit der mit Geschäftssinn errichtete Koppe eine Spiriunterschiedlichen Ackerbausysteme. tusbrennerei und eine Zuckerfabrik. So konnte er die Anbauflächen für Kartoffeln und ZuckerAuf dem Gebiet der Tierproduktionslehre ist rüben erheblich ausdehnen. Die hohen Gewinne Koppe mit einer „Anleitung zur Kenntais, Zucht erlaubten es ihm, 1842 die Rittergüter Beesdau und Pflege der Merinos . . . " (Beriin 1825, 2. und Crinitz zu kaufen. 1848 überließ er die Aufl. 1827) hervorgetreten. Für die VersammVerwaltung der gepachteten Domänen seinen lung deutscher Land- und Forstwirte 1839 in 1953, 2. Aufl. 1959). Kopetz war langjähriger Mitherausgeber der Zeitschrift ,J)ie Gartenbauwissenschaft" und seit 1959 Hauptschriflleiter der Zeitschrift „Die Bodenkultur".
162
Koppe Potsdam, zu deren Präsident er gewählt worden war, schrieb er eine „Kurze Darstellung der landwirthschaftlichen Verhältnisse der Mark Brandenburg. Zur Bewillkommnung der Theilnehmer an der dritten Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe" (Berlin 1839). In der Broschüre „Ueber die Erzeugung des Rübenzuckers in ihren staatswirthschaftlichen und gewerblichen Beziehungen" (Berlin 1841) forderte er einen weiteren Ausbau der Rübenzukkerfabrikation in Deutschland. In der Schrift „Beiträge zur Beantwortung der Frage: sind große oder kleine Landgüter zweckmäßiger für das allgemeine Beste?" (Berlin 1847) behandelt er das Problem der optimalen Betriebsgröße in der Landwirtschaft. In einem Beitrag in der Zeitschrift „Der Chemische Ackersmann" (Jg. 4, 1858, S. 65-87) weist Koppe entschieden den Vorwurf Justus von Liebigs zurück, daß die von Thaer und seinen Nachfolgern empfohlenen Wirtschaftsweisen die Fruchtbarkeit der Böden zerstöre. Diese Thematik behandelte er auch in seiner letzten, im Alter von 82 Jahren publizierten Schrift, J^ittheilungen über die Geschichte des Ackerbaues in Nord-Deutschland, besonders in Preußen, im 18. und 19. Jahrhundert, zur Prüftmg der Frage: ob Gründe vorliegen, der neueren Landwirthschaft Schuld zu geben, daß sie ein Raub-System befolge?" (Beriin 1860). Zahlreiche Beiträge veröffentiichte Koppe in den „Mittheilungen aus dem Gebiete der Landwirthschaft" (3 Bde. Leipzig 1818,1820,1825), die er gemeinsam mit F. Schmalz, A. G. Schweitzer und F. Teichmann herausgegeben hat. 1846 gründete er mit E. von Schlicht die Zeimng ,JDer Säemann. Eine Volksschrift zur Belehrung und Unterhaltung", von der allerdings nur drei Jahrgangsbände erschienen sind. Trotz seiner erfolgreichen Tätigkeit als Landwirt und Unternehmer besaß Koppe ein hohes Maß an sozialer Gerechtigkeit. Bereits während seiner Mögliner Zeit setzte er sich für die durch die damaligen Kriegsereignisse in Not gekommenen Landwirte ein u. a. durch Veröffentlichung von zwei „Ratgebern": „Wohlgemeinte Winke und Rathschläge für diejenigen Landwirthe, deren Wirthschaften durch den Krieg gelitten haben" (Beriin 1814) und „Vorschläge zur Rettung der durch den Krieg verunglückten
Grundbesitzer in Sachsen" (Beriin 1814). Später versuchte er durch eine Vielzahl sozialer Atoivitäten die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Landarbeiter zu verbessern. Koppe war von 1807 bis 1812 mit der Tochter eines Kleinbauern verheiratet, seit 1813 in zweiter Ehe mit der Tochter eines Pfarrers. Er war Vater von insgesamt 11 Kindem. Seit 1842 gehörte Koppe dem Preußischen Landes-Oekonomie-Collegium an. Er war Träger höchster preußischer Orden. 1850 verlieh ihm die Berliner Universität die Ehrendoktorwürde. König Friedrich Wilhelm IV trug ihm sogar an, die Leitung des Preußischen Ministeriums filr landwirtschaftliche Angelegenheiten zu übernehmen, doch dieses Angebot lehnte er ab. Koppe war „einer der größten Landwirte, die je über deutschen Acker gingen" (Asmus Petersen, in: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 42). Literatur: MENTZEL, O.: Johann Gottlieb Koppe. In: Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten Jg. 21. Bd. 41, 1863, S. 177-191. (F.). - o. V.: J. G. Koppe, sein Leben und Wirken. Wittenberg 1863. (F.) - STÖCKHARDT, A.: Dem Andenken J. Gottlieb Koppe's und Lambert v. Babo's. In: Der Chemische Ackersmann Jg. 11,1865, S. 1-8. (F.) - LEiSEwrrz, C.: Johann Gottlieb Koppe, Rittergutsbesitzer und Mitglied des königl. preuß. Staatsrathes. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 16, 1882, S. 693-697. - SCHMIDT, RUDOLF: 100 Jahre Familie Koppe auf Wollup. Eberswalde 1927. (R) HANSEN, J.: Johann Gottlieb Koppe. Zum Gedächtnis seines 150. Geburtstages. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 31,1932, S. 25-33. - Koppe - der Praktiker. In: Ffltlgende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S. 21-29. (F.) - ULRICH, K.: Johann Gottlieb Koppe. Ein Pionier der deutschen Rübenzuckerfabrikation. In: Die Deutsche Zuckerindustrie Jg. 62, 1937, S. 447-452. - GRÜNEBERG, JÖRG: Welchen Einfluss hat einer der grossen Pioniere der Landwirtschaft - Johann Gottlieb Koppe - auf die Entwicklung der modernen Düngerlehre gehabt. Diss. agr. Berlin 1945. - GERHARDT, EBERHARDT: Johann Gottlieb Koppe. Zur 100. Wiederkehr seines Todestages. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 12, 1964, S. 49-53. - GERHARDT, EBERHARDT: Johann Gottlieb Koppe, landwirtschaftlicher Unternehmer. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12,1980,
163
Koppy S. 573-575. - TUCEK, HELGA: Für den Fortschritt der Agrarwissenschaften. Johann Gottlieb Koppe 1782-1863. Ein Beitrag zur deutschen Agrargeschichte. Luckau 1982. (P. u. W.) - KLEMM, VOLKER; Der Beitrag Johann Gottlieb Koppes zur Entwicklung der Landwirtschaft und der Agrarwissenschaft. In: LStopis. Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung. Reihe 3 - Geschichte Nr. 30/1, 1983, S. 137-150. - KLEMM, VOLKER: Zum Meinungsstreit um das beste Ackerbausystem zwischen Thaer, Koppe und Thünen. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 33,1984, S. 97-102. - Kein Epigone - ein Meisterschüler! Johann Gottlieb Koppe. In: MÜLLER, HANS-HEINRICH und KLEMM, VOLKER: Im Dienste der Ceres. Leipzig u. a. 1988, S. 52-66. (P.) - Johann Gottlieb Koppe 1782-1863. Mitteilungen aus meiner Lebensgeschichte. Herausgegeben von Heidemarie Quasten geb. Koppe. Blieskastel 1993. (R u. W.). Koppy, Moritz von, * 20. Mai 1749 in Culm bei Gera, f 25. Juli 1814 in Krayn (Schlesien) • Landwirt und Zuckerfabrikant, errichtete nach den Plänen und mit Unterstützung Franz Carl Achards 1805/06 in Krayn die erste Zuckerfabrik der Welt, die wirtschaftlich erfolgreich produzierte. Die pflanzenbaulichen Methoden für die auf seinem Gut angebauten Rüben hat er beschrieben in dem Buch „Die RunkelrübenZucker-Fabrikation. In ökonomischer imd staatswirthschaftlicher Hinsicht praktisch dargestellt" (Breslau und Leipzig 1810, Neudruck Berlin 1919). Nach seinem Tode hat sein Sohn Georg Friedrich Wilhelm von Koppy (17811864) die „weiße schlesische Rübe" weiter vermehrt und züchterisch verbessert. Dieser war für lange Zeit der bekaimteste Erzeuger und Lieferant von Zuckerrübensaatgut in Deutschland. Literatur: JAEGER, HANS: Moritz von Koppy, Zukkerfabrikant. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12, 1980, S. 579-580. Korsmo, Emil, * 25. Juni 1863 in Grue (Norwegen), t 3. Oktober 1953 in Oslo • Norwegischer Landbauwissenschaftler, war von 1920 bis 1935 Professor für Herbologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule in As. Zu seinen Hauptwerken gehört das deutschsprachige Buch „Unkräuter im Ackerbau der Neuzeit. Biologische und praktische Untersuchungen. Nach dem norwegischen Manuskripte des Verfassers her164
ausgegeben von H. W. Wollenweber" (Berlin 1930). In dem fast 600 Seiten umfassenden Werk berichtet Korsmo über die Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Forschimgen, doch gibt er auch wertvolle Ratschläge für die Unkrautbekämpfimg in der deutschen Landwirtschaft. Weite Verbreitung fanden die von ihm herausgegebenen „Unkrauttafeln", zu denen drei deutschsprachige Begleithefte erschienen sind („Erklärung zu Professor Dr. E. Korsmo's Unkrauttafeln". Oslo-Leipzig 1934,1935 u. 1938). Literatur: Professor dr. Emil Korsmo fyller 90 är. In: Norsk Landbruk Jg. 1953, S. 331-332. (R). Kraemer, Adolf, • 25. Mai 1832 in Berleburg (Westfalen), f 2. Dezember 1910 in Zürich • Sohn eines Domänen-Inspektors, besuchte nach einem dreijährigen Praktikum bei seinem Vater das Landwirtschaftliche Institut in Wiesbaden und war von 1855 bis 1863 als Lehrer an Ackerbauschulen tätig. 1857 erwarb er in Jena den Doktorgrad. 1863 erhielt er eine Anstellung als Dozent und Administrator des Versuchsgutes an der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. 1866 wurde er Generalsekretär der Landwirtschaftlichen Vereine des Großherzogtums Hessen. Von 1871 bis 1905 war er Professor für Landwirtschaft und Vorstand an der neuerrichteten landwirtschaftlichen Abteilung des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat Kraemer in Zürich eine vorbildliche Lehranstalt fiir die akademische Ausbildimg der Landwirte aufgebaut. Unterstützt von mehreren Fachdozenten, u. a. von dem Pflanzenbauwissenschaftler Anton Nowacki, konnte er seiner Abteilung eine agrikulturchemische Untersuchungsanstalt imd eine Samenkontrollstation angliedern. Das nach 25 Jahren Erreichte hat er in der Festschrift „Die landwirtschaftliche Schule des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich" (Zürich 1896) ausführlich beschrieben. Kraemers wissenschaftliche Interessen galten vomehmlich der landwirtschaftlichen Betriebslehre und der Tierzucht. Auf diesen Gebieten hat er eine Vielzahl von Büchern veröffentlicht. Fragen des Regionalen Pflanzenbaus behandelte er in dem umfangreichen Werk „Die Landwirtschaft im schweizerischen Flachlande. Ihre Grundlagen und ihre Einrichtungen" (Frauen-
Kraffi feld 1897). Wertvoll ist hier besonders die übersichtliche Darstellung der Bodennutzungssysteme in der Schweiz. Mit historischen Fragen des Pflanzenbaus beschäftigte er sich in dem Beitrag „Die EntWickelung der Landwirthschaft in den letzten 100 Jahren" (Basel 1884 = Oeffentliche Vorträge gehalten in der Schweiz Bd. 7, H. 12) und in der Schrift „Die Landwirtschaft im 19. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung schweizerischer Verhältnisse. Ein Rückblick und ein Ausblick" (Frauenfeld 1902). Mit fast allen seinen größeren Publikationen hat Kraemer weit über die Grenzen der Schweiz hinaus gewirkt. Literatur: NACHTWEH, A.: Zum 70. Geburtstage von Professor Dr. Adolf Kraemer in Zürich. In: Fühlings Landwirtschaftliche Zeinrng Jg. 51, 1902, S. 345352.
(P. u. W.) - SEELHORST, C. von:
Prof Dr.
Adolph Krämer f. In: Journal für Landwirtschaft Jg. 5 8 , 1 9 1 0 , S. 2 9 3 - 2 9 6 . ( P v o r S. 1) -
Kraemer - der
Begründer der schweizerischen Landwirtschaftswissenschaft. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Beriin 1934,
S. 120-130.
(P.) -
LANGE, AUGUST:
Adolf
Kraemer, Agrarwissenschaftler. In: Neue Deutsche B i o g r a p h i e B d . 1 2 , 1 9 8 0 , S. 6 3 6 - 6 3 7 .
Kram, Guido, * 15. Dezember 1844 in Wien, t 21. Februar 1907 in Wien • Sohn eines berühmten Orientalisten und Kunsthistorikers, studierte zunächst Naturwissenschaften in Wien am Polytechnischen Institut (der späteren Technischen Hochschule) sowie an der Universität. Anschließend besuchte er die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg. Von 1864 bis 1866 praktizierte er auf großen Domänen der Fürsten Lobkowitz und Schwarzenberg. 1866 wurde er Assistent und 1869 Professor an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg. Nach Übernahme der Anstalt durch die ungarische Regierung ging er an die Universität Jena und promovierte dort 1869 zum Dr. phil. mit der botanischen Arbeit „Die normale Metamorphose der Maispflanze". 1870 habilitierte sich Kraflft an der Technischen Hochschule in Wien fiir das Fachgebiet „Getreidebau unter besonderer Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Maschinenwesens". Seitdem lehrte er hier als Privatdozent und
seit 1880 als a. o. Professor. 1884 übernahm er die Lehrkanzel für Land- und Forstwirtschaft an dieser Hochschule. 1896 wurde er zum o. Professor ernannt. Er hielt Voriesungen über alle Teilgebiete der Landwirtschaft. Krafft, der sehr zurückgezogen lebte, hat auf literarischem Gebiet Bedeutendes geleistet. Sein erstes größeres Werk war die umfangreiche Studie „Ein Großgrundbesitz der Gegenwart. Monographische Skizze der Besitzungen des Fürstenhauses Schwarzenberg in Böhmen als Beitrag zur Frage der Selbstverwaltung oder Verpachtung von Großgütem in Oesterreich" (Wien 1872). Sein Hauptwerk ist ein „Lehrbuch der Landwirtschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage". Es gehört zu den erfolgreichsten landwirtschaftlichen Lehrbüchern aller Zeiten. Das zunächst in vier, später in fünf Teilbänden (,JDie Ackerbaulehre", „Die Pflanzenbaulehre", „Die Tierzuchtlehre", „Die Betriebslehre" und „Die Maschinenlehre") bei der Verlagsbuchhandlung Paul Parey in Berlin verlegte Werk erlebte von 1875 bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts viele Auflagen. Von der „Ackerbaulehre" erschienen von 1875 bis 1927 insgesamt 15 Auflagen, von der „Pflanzenbaulehre" von 1876 bis 1927 insgesamt 14 Auflagen. Alle nach dem Tode Kraflfts erschienenen Auflagen dieser beiden Teilbände hat Carl Fruwirth neubearbeitet. Besondere Verdienste um die Landwirtschaft erwarb sich Krafft als Redakteur des „Österreichischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes". Von 1875 bis zu seinem Tode hat er dieses fWirende landwirtschaftliche Fachblatt Österreichs redaktionell betreut. Krafft gehört auch zu den Mitherausgebern der kommentierten Neuausgabe von „Albrecht Thaer's Grundsätze der rationellen Landwirthschaft" (Beriin 1880). Außerdem hat er die Konzeption des „Illustrierten Landwirtschafts-Lexikons" erarbeitet und zwei Auflagen selbst herausgegeben (Berlin 1884, 2. Aufl. 1888). Von diesem bedeutenden Nachschlagewerk sind später weitere Auflagen erschienen (3. Aufl. 1900, 4. Aufl. 1910, 5. Aufl. 1920, 6. Aufl. 1923, 7. Aufl. 1956/57). Literatur: THIEL's Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 193-194. (F.) - BERSCH, WILHELM: Profes-
sor Dr. Guido Krafft. In: Zeitschrift für das Landwirt-
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Kraus schaftliche Versuchswesen in Oesterreich Jg. 10, 1907, S. 77-80. (P.) - Prof. Dr. Guido Kraffl t. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 34,1907, S. 137. (P. auf S . 136). - EHRENDORFER, K.: Guido Kraffl, Agronom. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 4, 1969, S. 188. DINKLAGE, KARL: Guido Kraffl, Agrarwissenschaft1er. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12, 1980, S. 644-645. Kraus, Carl, * 5. Januar 1851 in Stadtamhofbei Regensburg, f 15. Oktober 1918 in München • Sohn eines Volksschullehrers, studierte von 1869 bis 1873 Naturwissenschaften, Nationalökonomie und Landwirtschaft an der Universität München und promovierte dort bei dem Botaniker Carl Nägeli mit einer Arbeit über das Chlorophyll. 1874 ging er als Lehrer an die Kreisakkerbauschule nach Triesdorf (Mittelfi^en), wo er zugleich eine Samenkontrollstation leitete und Gefäß- und Feldversuche durchführte. Erste Experimentalbeiträge zur Wachstumsphysiologie der Kulturpflanzen veröffentlichte er in der von Ewald Wollny herausgegebenen Zeitschrift „Forschungen auf dem Gebiete der AgrikulturPhysik". 1884 ging Kraus als Lehrer an die Kreisackerbauschule nach Kaiserslautem. 1888 wurde er als Professor an die Landwirtschaftliche Zentralschule nach Weihenstephan berufen imd dort 1892 zum Direktor emannt. Diese Schule hat er innerhalb weniger Jahre so umfassend reorganisiert, daß sie 1895 zur Akademie erhoben wurde. Kraus hielt Vorlesungen über Acker- und Pflanzenbau imd beschäftigte sich intensiv mit Fragen des Wurzelwachstums. Seine vierteilige Abhandlung „Untersuchungen über die Bewurzelimg der Kulturpflanzen in physiologischer und kultureller Bezifehung" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 15, 1892, S. 234-286; Bd. 17,1894, S. 55-103; Bd. 18,1895, S. 113-166 u. Bd. 19,1896, S. 80-129) gehört zu den klassischen Arbeiten auf dem Gebiet der Wurzelforschung. 1901 wurde Kraus als Nachfolger von Ewald Wollny Professor für landwirtschaftliche Produktionslehre an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule in München. Hier widmete er sich verstärkt dem Saatgut- und Sortenwesen und der Pflanzenzüchtung. Die 1902 erfolgte Gründung der Bayerischen Lan166
dessaatzuchtanstalt war im wesentlichen sein Werk. Als erster Leiter dieser Anstalt, der er bis 1910 vorstand, setzte er für den Saatgutanbau in Bayem neue Maßstäbe. Viele Jahre beschäftigte sich Kraus mit der Standfestigkeit der Getreidehalme imd deren Beeinflussung diu-ch natürliche Wachstumsfaktoren und durch ackerbauliche Maßnahmen. Einen krönenden Abschluß fanden diese Experimente in dem umfangreichen Buch „Die Lagerung der Getreide. Entstehung und Verhütung mit besonderer Berücksichtigung der Züchtung auf Standfestigkeit" (Stuttgart 1908). Seine beiden hervorragenden Monographien „Das gemeine Leinkraut" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-GesellschaftH. 166,1909)und„Die gemeine Quecke" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 220, 1912) enthalten neue Erkenntnisse über die Biologie und über die Bekämpfung dieser Unkräuter. In München setzte Kraus die in Weihenstephan begonnenen Wiffzelstudien fort. Den Wurzelverlauf der Gräser hat er in dem Beitrag „Untersuchungen zu den biologischen Grundlagen des Grasbaues" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 60, 1911, S. 329-345 u. 377-401) beschrieben. Methodisch wegweisend wurden seine Experimente „Zur Kenntnis der Verbreitung der Wurzeln in Beständen von Rein- und Mischsaaten" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 63, 1914, S. 337-362, 369-383 u. 401-412). Die seinerzeit aktuelle Frage der Behäufelung des Getreides hat er in der Schrift „Der Anbau des Getreides mit neuen Hilfsmitteln und nach neuen Methoden" (Berlin 1913,2. neubearbeitete Aufl. von L. Kießling 1919 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 22) ausfiihrlich behandelt. Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist sein 1904 gehaltener Festvortrag „Die Pflege der Landwirtschaftswissenschaft in Bayem" (Bericht über die Königliche Technische Hochschule zu München für das Studienjahr 19041905. München 1906. Beilage). Carl Kraus gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der Pflanzenbauwissenschaft in Bayem. 1908 verlieh ihm das Kuratorium der Liebig-Stiftung die Goldene Liebig-Medaille. Literatur: KIESSLING, LUDWIG: Geheimer Hofrat Professor Dr. C. Kraus t- In: Landwirtschaftliches Jahrbuch fiir Bayem Jg. 8, 1918, S. 539-546. (P.) -
Kreyssig Carl Kraus. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 36,1918,11. Generalversammlungs-Heft, S. 117-122. (W.) RAUM, H.: Weihenstephan unter Lintner und Kraus 1880-1901. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 39, 1962, S. 842-864. - AUFHAMMER, G. u. REINER, L.: Geheimrat Prof. Dr. Carl Kraus der Begründer der bayerischen Braugerstenzüchtung. In: Brauwissenschaft Jg. 18, 1965, S. 378-381.HAUSHOHER, HEINZ: Karl Kraus, Agrarwissenschaft1er. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12, 1980, S. 691-692. KJESSLING, LUDWIG;
Kreusler, Ulrich, * 4. November 1844 in Arolsen, t 18. Oktober 1921 in Bonn • Studierte Naturwissenschaften in Göttingen und erwarb 1866 mit einer chemischen Arbeit den Doktorgrad. Anschließend war er an mehreren landwirtschaftlichen Versuchsstationen tätig. 1873 wurde er Vorsteher der Agrikulturchemischen Versuchsstation Poppelsdorf. Als Dozent lehrte er gleichzeitig an der dortigen Landwirtschaftlichen Akademie. 1880 erfolgte seine Emennung zum Professor. Als Nachfolger von Freiherr von der Goltz wurde er 1906 zum Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf berufen. 1918 trat er in den Ruhestand. Kreusler verfaßte ein Lehrbuch der Chemie und redigierte viele Jahre „Biedermann's Centralblatt für Agrikulturchemie und rationellen Landwirtschaftsbetrieb". Er erfand zahlreiche Geräte filr chemische Arbeiten und entwickelte neue Analysenmethoden zur Stickstoffbestimmung in Pflanzen. Er arbeitete u. a. über Fragen der Stickstoff- und Phosphatemährung des Getreides. Aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben ist seine umfangreiche Arbeit „Chemischphysiologische Untersuchungen über das Wachsthiun der KartoflFelpflanze bei kleinerem und grösserem Saatgut" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 15,1886, S. 309-379). Literatur: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 163. - KICK, HERMANN: Zur Geschichte der Agrikulturchemie in Bonn. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 63-70.
Kreutz, Hanns (Johannes), • 14. September 1892 in Forchheim (Oberfranken), f 3. Dezember 1952 in München • Studierte von 1910 bis 1913 Landwirtschaft in Weihenstephan und an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule München. Seit 1919 arbeitete er als Assistent und Abteilungsleiter an der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan. 1921 übernahm er die Stelle eines Konservators am Instimt fiir Acker- und Pflanzenbau der Technischen Hochschule München. 1924 promovierte er an dieser Hochschule mit der Dissertation „Einfluß des Standraumes bei der Pferdebohne (Vicia faba L.) auf Entwicklung und Eigenschaften der reifen Pflanze sowie auf die Beziehimgen dieser Eigenschaften zueinander". Auch in den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit dem Anbau von Leguminosen. Er schrieb u. a. in dem von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebenen, Jlandbuch der Landwirtschaft" das Kapitel „Der Hülsenfruchtbau" (Bd. 3, Berlin 1930, S. 218-254). 1940 wurde Kreutz zum Privatdozenten für das Lehrgebiet Acker- und Pflanzenbau an der Technischen Hochschule München ernannt. Zeitweise übernahm er Vorlesungen des erkrankten Lehrstuhlinhabers Ludwig Kießling. Von 1943 bis Anfang 1945 war Kreutz als Nachfolger von Friedrich Berkner o. Professor des Instituts für Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung an der Universität Breslau. Literatur: ZoRN, WILHELM: Die Geschichte der Landwirtschafts-Wissenschaft in Schlesien (Beiheft zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-WilhehnsUniversität zu Breslau Nr. 2). Würzburg 1964, S. 58. - RAUM, H.: Beiträge zur Geschichte von Weihenstephan H. 9, Weihenstephan 1966, S. 46. Kreyssig, Wilhelm Alexander, » 2. Oktober 1780 in der Grafschaft Schlobitten (Ostpreußen), 125. Mai 1854 in Königsberg • Ostpreußischer Landwirt, erwarb sich durch private Literaturstudien und durch Experimente auf eigenen Versuchsfeldern ein umfangreiches Wissen und schrieb ca. 50 Bücher über alle Bereiche der Landwirtschaft. Er war ein begabter und anregender Schriftsteller, dessen Erkenntnisse allerdings nicht immer mit der damals vorherrschenden Lehrmeinung übereinstimmten. Seinen ersten großen Bucherfolg erzielte er mit einem „Handbuch zu einem natur- und zeitgemäßen 167
Krische Betriebe der Landwirthschaft in ihrem ganzen Umfange" (4 Tie., Königsberg 1825 u. 1826,2. Aufl. 1840). Zu Kreyssigs wichtigsten pflanzenbaulichen Büchern gehören: „Der Futterbau in seinem ganzen Umfange auf Feldern und Wiesen im mittleren und nördlichen Eiu-opa, oder Beschreibung und Abbildung der dazu gehörigen Pflanzen, nebst den naturgemäßen Regeln für ihren Anbau auf den verschiedenen Bodenarten und Angabe ihrer Wirkungen auf die Hausthiere imd ihre Produkte" (Königsberg 1829), „Ackerbestellungskunde oder Anleitung zur Beurbarung und zweckmäßigen Bestellung des productiven Bodens für die E r z e u ^ g der Feldfrüchte" (2 Tie., Leipzig 1831), „Ökonomische und physikalische Beleuchtung der wichtigsten Feldbau- oder Wirthschaftssysteme Europa's und ihrer Anwendbarkeit zur Verbesserung der Landwirthschaft in Deutschland und Preußen" (Leipzig 1833), ,J)as Ganze des landwirthschaftlichen Düngerwesens in einer durchgreifenden Verbesserung und Reform, zur Erhöhung und Belebung eines segensreicheren Erfolges des deutschen und preußischen Feldbaues" (Königsberg 1834), „Anleitung zum zweckmäßigen und lohnenden Anbau des Rapses, Rübsens und Leins" (Danzig 1836) und „Der Fruchtwechsel im Feldbau mit seinen wesentlichen und unwesentlichen Forderungen, seinen größeren und geringeren Schwierigkeiten, und den geeignetsten, praktisch anwendbarsten Mitteln zur Vermeidung und Umgehung des letztem" (Königsberg 1838). Literatur: LEISEWITZ, C.: W. A. Kreyssig, ostprcu-
ßischer Landwirth und landwirthschaÄlicher Schriftsteller. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 17, 1883, S. 158-160. Krische, Paul, • 1. Mai 1878 in Göttingen, f 5. November 1956 in Berlin • Von 1906 bis 1943 Bibliothekar und Leiter der Bücherei des Kalisyndikats in Berlin imd zugleich (bis 1952) Chefiredakteiu" der Zeitschrift „Die Emährung der Pflanze". Die zahbeichen von ihm selbst gestalteten Karten über die regionale Verbreitung von Böden imd Kulturpflanzen hat er zusammen mit anderen kartographischen Darstellungen in vier Atlas-Bänden veröffentlicht: ,3odenkarten und 168
andere kartographische Darstellungen der Faktoren der landwirtschaftlichen Produktion verschiedener Länder" (Beriin 1928), „Landwirtschaftliche Karten als Unterlagen wirtschaftlicher, wirtschaftsgeographischer und kulturgeschichtlicher Untersuchungen" (Berlin 1933) und „Mensch imd Scholle. Kartenwerk zur Geschichte und Geographie des Kulturbodens" (2 Bde. Berlin 1936 u. 1939). In seinem Buch „Das agrikulturchemische Kontrollwesen" (Leipzig 1906) gibt Krische einen Überblick über die um 1900 angewandten analytischen Untersuchungsmethoden für Böden, Düngemittel, Futtermittel und Saatgut. Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Lite-
rarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 2 , 1 9 5 8 , S. 9 1 8 - 9 1 9 . (W.). Kroemer, Karl, • 25. September 1871 in Leobschütz (Schlesien), t 26. November 1956 in Wipperfürth (Nordrhein-Westfalen) • Studierte seit 1895 Pharmazie und Botanik an der Universität Breslau und seit 1897 an der Universität Marburg, wo er 1903 mit einer Arbeit über die Anatomie von Pflanzenwurzeln zum Dr. phil. promoviert wurde. Im gleichen Jahr erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim. 1903 wurde er zum Professor und gleichzeitig zum Vorstand der dortigen, J»flanzenphysiologischen Versuchsstation" emaimt. Diese Station leitete er bis zum Jahre 1935. Kroemer beschäftigte sich überwiegend mit dem Weinbau und der Weinwissenschaft. Von seinen zahlreichen Publikationen ist besonders das Buch hervorzuheben „Die Rebe. Ihr Bau und ihr Leben" (Beriin 1923). Aber auch spezielle Fragen aus dem Obst- und Gemüsebau hat er experimentell bearbeitet. Einen Namen als Wurzelforscher machte er sich mit den Beiträgen „Untersuchungen über das Wurzelwachstum des Weinstocks" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 51,1918, S. 673-729) und „Beobachmngen über die Wurzelentwicklung der Gemüsepflanzen" (ebd. Bd. 51,1918, S. 731-745). Literatur: SCHANDERL, H.: Prof. Dr. Karl Kroemer zum Gedenken. In: Die Gartenbauwissenschaft Bd. 2 1 (3), 1956, S. 2 6 1 - 2 6 4 . - CLAUS, PAUL: Persönlichkeiten, denen Geisenheim Heimat war oder wurde. Eltville/Rheingau 1992, S. 41-42 (= Beiträge zur
Krüger Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim Bd. 2). (P. u. W.). Krüger, Emil, 2. Februar 1855 in Verchen bei Demmin, f 27. Dezember 1925 in Hannover • Sohn eines Landwirts, studierte in Dresden und in Berlin das Baufach, trat dann in den Staatsdienst und wurde 1885 zum Regierungsbaumeister ernannt. Nach verschiedenen Tätigkeiten bei Wasserbauinspektionen und im Meliorationsbauamt Lüneburg ging er 1906 nach Bromberg als Vorsteher des dortigen Meliorationsbauamtes. Gleichzeitig wurde er Leiter der Abteilung Meliorationswesen des Kaiser-WilhelmInstituts für Landwirtschaft in Bromberg. Hier beschäftigte er sich vor allem mit Fragen der Feldberegnung und prüfte verschiedene Bewässerungsverfahren auf ihre Eignung für die landwirtschaftliche Praxis. 1913 folgte Krüger einem Ruf als o. Professor an das neugegründete Institut für Kulturtechnik und Meliorationswesen der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Hier setzte er seine Versuche zur Feldberegnung fort xmd machte wegweisende Vorschläge für die Konstruktion von Beregnungsanlagen. Bedeutsam für den Pflanzenbau waren seine Untersuchungen über den Wasserbedarf landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Außerdem beschäftigte er sich mit Problemen der Abwasserverwertung und Fragen der Moorkultur. 1923 wurde er emeritiert. Viele seiner wissenschaftlichen Beiträge veröffentlichte Krüger in der Zeitschrift „Der Kulturtechniker". Von seinen eigenständigen Publikationen ist besonders hervorzuheben die Schrift „Die Feldberegnung" (Beriin 1919 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 37/38). Sein aus Vorlesungen entstandenes Lehrbuch „Kulturtechnischer Wasserbau" (Beriin 1921 = Handbibliothek für Bauingenieure Tl. 3, Bd. 7) ist weitgehend auf die Bedürfnisse der landwirtschaftlichen Praxis ausgerichtet und spiegelt den Stand der damaligen Meliorationstechnik wider. Krüger wurde oft als „Vater der Feldberegnung" bezeichnet. Die Philosophische Fakultät der Universität Breslau veriieh ihm 1923 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: ZUNKER, FERDINAND: Professor Dr. h. c. Emil Krüger t- In: Der Kulturtechniker Jg. 28,1925, S. 409-411. (F.) - ILLNER,KURT: Emil Krüger. In: Von Thaer bis Mitscherlich. Kurzbiographien bedeu-
tender Berliner Agrarwissenschafller. Beiträge zur Geschichte der Humboldt-Universität zu Beriin Nr. 16,1987, S. 41-47 U.78. Krüger, Wilhelm, • 21. November 1857 in Bornsen bei Uelzen, f 10. Februar 1947 inBemburg • Sohn eines Landwirts, studierte von 1876 bis 1880 Landwirtschaft in Halle/S. und war dann als Landwirtschaftslehrer in Sachsen tätig. 1883 promovierte er in Freibuig/Breisgau mit der Arbeit „Die Entwickelungsgeschichte, Wertbestimmung und Zucht des Runkelrübensamens". 1884 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent an der Agrikultur-Chemischen Versuchsstation Halle/Saale. 1886 errichtete Krüger im Auftrag der niederländischen Regierung auf der Insel Java eine Versuchsstation für Zuckerrohr. Sechs Jahre lang leitete er diese Station und förderte mit seinen Forschungsarbeiten nachhaltig den javanischen Zuckerrohranbau. 1892 kehrte er nach Deutschland zurück. Die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Tätigkeit auf Java hat er später in dem Buch „Das Zuckerrohr und seine Kultur mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse und Untersuchungen auf Java" (Magdeburg und Wien 1899) zusammengefaßt. Es gah jahrzehntelang als das Standardwerk des Zuckerrohranbaus. 1897 übernahm Krüger die Leitung der Abteilung Bakteriologie an der Agrikultur-Chemischen Versuchsstation in Halle/Saale. Hier gelang ihm die Entdeckung im Boden freilebender stickstofTsammelnder Bakterien (Azotobakter). 1905 wurde er als Nachfolger Hermaim Wilfarths zum Direktor und Professor der Anhaltischen Versuchsstation Bemburg emaimt. Diese Station leitete er bis 1930. Krügers Forschungsschwerpunkt in Bemburg war die Emährungsphysiologie der Zuckerrübe. Gemeinsam mit Gustav Wunmer, seinem Amtsnachfolger, hat er wesentliche, heute noch gültige Grundlagen für die Düngung der Zuckerrübe erarbeitet. Krüger veröffenriichte viele seiner Beiträge in der .^Zeitschrift des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie". Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist sein publizierter Vortrag „Zum Gedächtnis Hermann Hellriegels" (Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Beriin Jg. 1909, S. 4908-4912 u. 4929-4931). 169
Kränitz KRISCHE, PAUL: Lebensbilder hervorragender Agrikulturchemiker und ihre Forschungsstätten: Wilhelm Krüger und die Anhaltische Versuchsstation Bemburg. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 24, 1928, S. 19-23. (P. u. W.) - Professor Dr. Krüger. Zu seinem 80. Geburtstage. In: Centralblatt für die Zuckerindustrie Jg. 45, 1937, S. 1001. - LüDECKE, H.: Zum 100. Geburtstag von Professor Dr. Wilhelm Krüger. In: Zeitschrift ftlr die Zuckerindustrie Jg. 7, 1957, S. 561. (R).
Literatur:
Kränitz, Johann Georg, • 28. März 1728 in Berlin, t 20. Dezember 1796 in Berlin • Studierte zunächst Medizin und Naturwissenschaften und begründete die „Oekonomisch-technologische Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft und der Kxmstgeschichte in alphabetischer Ordnung", ein Lexikon, von dem zwischen 1773 und 1858 insgesamt 242 Bände erschienen sind. Bis Band 75 war KrOnitz alleiniger Autor. Die Enzyklopädie gehört zu den umfangreichsten Nachschlagewerken der Welt und ist heute noch für viele Wissensgebiete, auch für die Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft, eine wichtige Informationsquelle. W E B E R , WOLFHARD: Johann Georg Krünitz, Enzyklopädist. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 13,1982, S. 110-111.
Literatur:
Krutzsch, Karl Leberecht, • 23. Mai 1772 in Wünschendorf (Erzgebirge), t 6. November 1852 in Tharandt • Sohn eines Dorfschullehrers, smdierte seit 1795 Theologie an der Universität Leipzig und arbeitete nach dem Predigerexamen als Erzieher. Von 1805 bis 1808 widmete er sich am Collegiiun Carolinum in Braunschweig naturwissenschaftlichen Studien. Nach einem Aufenthalt in der Schweiz studierte er von 1812 bis 1813 Landwirtschaft bei Albrecht Daniel Thaer in Möglin. Ein Angebot Thaers, Lehrer für Naturwissenschaften am Mögliner Lehrinstitut zu werden, lehnte er ab. Stattdessen übernahm er 1814 eine Lehrerstelle am Forstinstitut in Tharandt. 1816, nach Erhebung dieses Instituts zur „Königlich Sächsischen Forstakademie", wurde Krutzsch zum Professor emannt. Ihm gebührt das Verdienst, daß dieser Forstakademie 1830 eine landwirtschaftliche Lehranstalt angegliedert wurde. 170
Krutzsch hielt in Tharandt bis 1849 Vorlesungen über Chemie, Physik, landwirtschaftliche Technologie, Geologie und Bodenkunde. Er erkannte die Wichtigkeit der Bodenkunde für die Forstwirtschaft. Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Gebirgs- und Bodenkunde für den Forst- und Landwirth", Tl. 1: „Gebirgskunde. Ein Hilfsmittel, die gemeinsten Mineralien, Stein- und Felsarten, auf dem Wege des Selbstunterrichts sicher, d. h. nach bestimmten Merkmalen, kennen zu lemen" (Dresden 1827, 2. Aufl. 1844); Tl. 2: ,J>opulärer Abriß der wissenschaftlichen Bodenkunde, nebst einem Anhange, das ABC der Chemie enthaltend. Zur Belehrung und Unterhaltung" (Dresden und Leipzig 1842). Außerdem hat er die zweite Auflage von Gustav Schüblers „Grundsätze der Agricultur-Chemie in näherer Beziehung auf land- und forstwirthschaftliche Gewerbe" (2 Tie. Leipzig 1838) herausgegeben. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte sind die Lebenseriimerungcn von Krutzsch (Bruchstücke aus meinem Leben. In: Forstwirthschaftliches Jahrbuch. Herausgegeben von der Königlich Sächsischen Akademie für Forstund Landwirthe zu Tharandt Bd. 7, 1851, S. 1-100). Literatur: LEISEWITZ, C.: Karl Lebrecht Krutzsch, Professor der Naturwissenschaften zu Tharand. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 17, 1883, S. 276-279. - THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S.212. (P.) - FIEDLER, HANS-JOACHIM und HOFMANN, WALTER: K . L. Krutzsch und der Beginn der bodenkundlichen Ausbildung vor 150 Jahren in Tharandt. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden Jg. 17, 1968, S. 17151725. (R). Krzymowski, Richard, * 5. September 1875 in Winterthur (Schweiz), t 26. August 1960 in Rostock • Studierte Landwirtschaft in Hohenheim und Halle/S. und war seit 1899 als Landwirtschaflslehrer im Elsaß tätig, wo er die Fruchtfolgen des Kreises Altkirch erforschte und mit einer Abhandlung darüber 1905 bei Wilhelm Edler in Jena promovierte. Anschließend arbeitete er als Assistent bei Conrad von Seelhorst in Göttingen. 1906 kehrte er nach Elsaß-Lothringen zurück. Durch weitere Veröffentlichungen machte er sich als Agrargeograph einen Namen.
Kubiena 1918 habilitierte er sich an der Universität Straßburg, 1922 übernahm er als o. Professor den Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Breslau. Aus politischen Gründen ließ er sich 1936 vorzeitig pensionieren. Nach dem 2. Weltkrieg war er fiir einige Jahre als Lehrbeauftragter filr Agrargeschichte an der Universität Rostock tätig. Krzymowski sah nicht nur im naturwissenschaftlichen Experiment, sondern auch in der Beschreibung historischer und geographischer Gegebenheiten eine wichtige Methode für den Erkenntnisgewilm in den Landbauwissenschaften. Sein auf diesen Überlegungen auft)auendes Wissenschaftskonzept hat er in dem Buch „Philosophie der Landwirtschaftslehre" (Stuttgart 1919) dargestellt. Krzymowskis Grundidee, daß zumindest im Pflanzenhau das naturwissenschaftliche Experiment durch agrarhistorische und agraigeographische Forschungsmethoden ergänzt werden sollte, stieß bei den meisten Fachkollegen jedoch auf Unverständnis, obgleich Conrad von Seelhorst anerkannte, daß die „Philosophie der Landwirtschaftslehre" ein Buch „voll von originellen imd beachtenswerten Gedanken" sei (Rezension in: Journal fiir Landwirtschaft Bd. 68, 1920, S. 131-133). Nicht nur für die Geschichte der Pflanzenbauwissenschaft, sondern auch für Erörterungen über das zukünftige Wissenschaftsverständnis im gesamten Agrarbereich wird Krzymowskis „Philosophie der Landwirtschaftslehre" immer ein aktuelles Buch bleiben. Krzymowskis Hauptwerk ist seine „Geschichte der deutschen Landwirtschaft" (Stuttgart 1939, 2. Aufl. 1951, 3. Aufl. Berlin 1961), ein beispielhaftes Lehrbuch für eine integrierte Darstellung von Agrargeschichte, Agrargeographie und Geschichte der landwirtschaftlichen Produktionstechniken. Krzymowski war Ehrendoktor der Universität Gießen. 1955 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Göttingen die Albrecht-Daniel-Thaer-Medaille. Literatur: SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Richard Krzymowski zum 80. Geburtstag. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 3, 1955, S. 97-99. - GERHARDT, E.: Zum Gedenken an Richard Krzymowski (1875-1960). In: Gießener Hochschulblätter Jg. 8, 1960, Nr. 2/3, S. 7-8. - HAUSHOFER, HEINZ: Richard Krzymowski t- In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 9,1961, S.
98-99. - SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Richard Krzymowski, Agrarwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 13,1982, S. 154. Kubiena, Walter, * 30. Juni 1897 in Neutitschein (Mähren), t 28. Dezember 1970 in Klagenfurt • Studierte Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und Geologie an der Universität Wien. 1927 promovierte er an der Hochschule für Bodenkultur in Wien mit der Dissertation „Pedologische Gliederung des oberösterreichischen Seenvoriandes". Anschließend arbeitete er als Assistent bei Hermann Kaserer an der Lehrkanzel für landwirtschaftlichen Pflanzenbau in Wien, wo er sich zunächst mit Fragen der Düngung beschäftigte, sich dann aber dem Gebiet der Mikromorphologie des Bodens zuwandte. 1931 erhielt er die Venia legendi an der Hochschule für Bodenkultur in Wien für „Pflanzenbau mit besonderer Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Bodenkunde". Nach zahlreichen Auslandsreisen wurde er 1937 als a. 0. Professor mit der Leitung der Lehrkanzel für Geologie und Bodenkunde betraut imd 1941 Direktor des Instituts für Geologie, allgemeine und landwirtschaftliche Bodenkunde an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Hier wirkte er bis zum Jahre 1945. 1948 übernahm Kubiena die Leitung der Abteilung filr Bodenkunde an der Bundesforschungsanstalt für alpine Landwirtschaft in Admont (Steiermark). 1950 folgte er einem Ruf nach Madrid, wo er als Ehrenmitglied des spanischen Forschungsrates eine rege Forschungsund Lehrtätigkeit entfaltete. Von 1955 bis 1966 war er Leiter der Abteilung Bodenkunde an der Bimdesforschungsanstah für Forst- imd Holzwirtschaft in Reinbek bei Hamburg imd zugleich Honorarprofessor an der Universität Hamburg. Kubiena gilt als der Begründer der mikromorphologischen Bodenforschimg. Die von ihm entwickelte „Dünnschlifftechnik" hat weltweit die Forschung in mehreren Teilgebieten der Bodenkunde nachhaltig beeinflußt. Von Kubienas wegweisenden deutschsprachigen Buchveröffentlichungen sind hervorzuheben „Entwicklungslehre des Bodens" (Wien 1948) und „Bestimmungsbuch und Systematik der Böden Europas. Illustriertes Hilfsbuch zur leichten Diagnose und Einordnung der wichtigsten europäi171
Kuckuck sehen Bodenbildimgen unter Berücksichtigung ihrer gebräuchlichsten Synonyme" (Stuttgart 1953). Sein bedeutendstes melodisches Werk ist das von ihm herausgegebene Buch „Die mikromorphometrische Bodenanalyse" (Stuttgart 1967). Zu den grundlegenden Abhandlimgen über das Disziplinverständnis seines Fachgebietes gehört sein Beitrag „Inhalt und Aufgaben der Bodenkunde als Naturwissenschaft" (Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft Wien Bd. 86, 1943, S. 305-318). Für sein wissenschaftliches Lebenswerk ist Kubiena vielfach ausgezeichnet worden. Er war u. a. Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale und Ehrenprofessor der Universität Santa Maria Rio Grande do Sul (Brasilien). Literatur: LAATSCH, W.: W. Kubiena 70 Jahre alt. In: Foretarchiv Jg. 38, 1967, S. 129-131. (P.u.W.) Z ö m , H. W.: Walter L. Kubiena t. In: Forstarchiv J g . 4 2 , 1971, S . 5 1 . (W.) - V.BUCH, SCHMIDT-LO-
RENZ, ZÖTTL: Walter L. Kubiena t. In: Zeitschrift filr Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 130,1971, v o r S. 1 9 3 , 1 - I V (F.) -
SCHIMITSCHEK, ERWIN: Pro-
fessor Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c. Walter Kubiena zum Gedenken. In: Anzeiger für Schädlingskunde und P f l a n z e n s c h u t z Jg. 4 4 , 1 9 7 1 , S. 76-77.
Kuckuck, Hermann, * 7. September 1903 in Beriin, 122. Dezember 1992 in Großburgwedel bei Hannover • Studierte seit 1925 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Beriin, promovierte dort 1929 mit einer Arbeit über die Züchtung von Wintertypen bei Gerste und arbeitete dann als Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut ftir Züchtungsforschung in Müncheberg. 1936 wurde er aus politischen Gründen entlassen. In den folgenden Jahren war er als Saatzuchtleiter tätig. 1942 habilitierte er sich in Berlin. 1946 wurde er auf den Lehrstuhl ftir Pflanzenzüchtung der Universität Halle/S. berufen und 1948 kehrte er als Direktor an das Müncheberger Instimt zurück. 1950 ging er als Gastwissenschaftler nach Schweden und seit 1952 arbeitete er im Auftrag der FAQ als Experte für Getreidezüchtung im Iran. 1954 folgte er einem Ruf der Technischen Hochschule Hannover und übernahm als o. Professor das Institut für gärtnerische Pflanzenzüchtung, das er in „Institut für
172
Angewandte Genetik" umbenannte. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1969. Kuckuck schrieb mehrere Bücher über Pflanzenzüchtung. Hervorzuheben ist sein Erstlingswerk, die populärwissenschaftliche Darstellung „Von der Wildpflanze zur Kulturpflanze. Die Bedeutung der natürlichen und künstlichen Zuchtwahl für die Entstehung neuer Pflanzenrassen" (Beriin 1934,2. Aufl. 1943). Große Verdienste erwarb er sich als Lehrbuchautor. Sein bedeutendstes Lehrbuch „Grundzüge der Pflanzenzüchtung" (Beriin 1939, 5. u. 6. Aufl. gemeinsam mit G. KobabeundG. Wenzel, 1985 u. 1991) gilt als international anerkaimtes Standardwerk. Sem Buch „Entwicklung und Probleme neuzeitlicher Pflanzenzüchtung. Mendel oder Lyssenko" (Beriin 1951) enthält u. a. Beiträge über die Entwicklung der Pflanzenzüchtung in Deutschland von 1919 bis 1939 und eine gedankeru-eiche Studie über die akademische Ausbildung der Pflanzenzüchter. Die von Kuckuck anläßlich seiner Emeritierung gehaltene Abschlußvorlesung „Lehre imd Forschung in der Pflanzenzüchtung" (Saatgutwirtschaft Jg. 22,1970, S. 250-255 u. 292-296) ist nicht nur eine Bilanz seiner Lehr- und Forschungstätigkeit in Hannover, sondern zugleich ein wichtiger Beitrag zum Disziplinverständnis des Fachgebietes Pflanzenzüchtung. Außerordentlich wertvoll für die Wissenschaftsgeschichte sind Kuckucks Memoiren. Sie sind erschienen im Verlag Paul Parey imter dem Titel „Wandel und Beständigkeit im Leben eines Pflanzenzüchters" (Beriin und Hamburg 1988). Seit 1978 war Kuckuck Ehrendoktor der Technischen Universität München. Literatur:
SCHIEMANN, ELISABETH:
Hermann
Kuckuck zum 60. Geburtstag. In: Zeitschrift für PflanzenzüchmngBd. 50,1963, S. 1-8. (P.) - Catalogus Professorum 1831-1981. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover Bd. 2. Stuttgart u. a. 1981, S. 163-164. (P.). Kühn, Gustav, * 20. Januar 1840 in Paris, t 2. April 1892 in Leipzig • Studierte Naturwissenschaften in Leipzig, Göttingen und Greifswald, wo er 1861 promovierte. Von 1862 bis 1866 arbeitete er als Assistent bei Wilhelm Henneberg an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Weende bei Göttingen. 1866 übemahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Versuchsstati-
Kühn on Braunschweig. Von 1867 bis zu seinem Tode leitete er die Landwirtschaftliche Versuchsstation Möckern bei Leipzig, die sich unter seiner Leitung zu einer Forschungsstätte allerersten Ranges entwickelte. Kühn arbeitete fast ausschließlich auf dem Gebiet der Fütterungslehre. 1871 wurde ihm der Titel Professor verliehen. Für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus beachtenswert ist sein veröffentlichter Vortrag „Was hat die landwirthschaftliche Praxis von den agriculturchemischen Versuchsstationen nach dem gegenwärtig von diesen eingenommenen Standpuncte zu erwarten?" (Journal für Landwirthschaft Jg. 14, 1866, S. 114-123). Literatur:
NOBBE, F.: Gustav Kühn t- In: Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 41, 1892, S. 1-9. (F. vor S. 1 u. W.).
Kühn, Julius, • 23. Oktober 1825 in Pulsnitz (Oberlausitz), f 14. April 1910 in Halle/Saale • Sohn eines Gutsinspektors, erhielt seine Schulausbildung in Pulsnitz und an der Technischen Bildungsanstalt (Polytechnikum) in Dresden und ging 1841 in die landwirtschaftliche Praxis. Als Lehrling, Gehilfe und Gutsverwalter erwarb er sich umfassende landwirtschaftliche Kenntnisse. Von 1848 bis 1855 war er Verwalter eines gräflichen Gutes in Groß-Krausche bei Bunzlau. Diese Zeit wurde für seinen späteren Lebensweg von entscheidender Bedeutung. Neben seiner praktischen Tätigkeit studierte er intensiv die Krankheiten der Kulturpflanzen und veröffentlichte darüber kleinere Beiträge. Ein Mikroskop, das er für seine Beobachtungen angeschafft hatte, brachte ihm den Beinamen ,>likroskopen-Amtmann" ein. 1855 immatrikulierte sich Kühn an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Bonn-Poppelsdorf. Aus finanziellen Gründen mußte er jedoch das Studixmi nach zwei Semestem aufgeben. 1856 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Über den Brand des Getreides und das Befallen des Rapses und über die Entwicklung des Maisbrandes". Im gleichen Jahr habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau und hielt dort als Privatdozent im Wintersemester 1856/57 eine Vorlesung über Ackerbausysteme und Fruchtfolgen.
1857 ging Kühn wieder in die landwirtschaftliche Praxis zurück. Er wurde Wirtschaftsdirektor für die bei Groß-Glogau in Niederschlesien gelegenen Besitzungen des Grafen Egloffstein. Ein Jahr später veröffentlichte er das Buch „Die Krankheiten der Kulturgewächse, ihre Ursachen und ihre VerhüUmg" (Berlin 1858, 2. Aufl. 1859), eine kritische Darstellung der wichtigsten Pflanzenkrankheiten mit Hinweisen auf deren Abhängigkeit von Klima- und Bodenverhältnissen. Außerdem enthielt das Buch zahlreiche Ergebnisse seiner eigenen Untersuchungen und als Anhang den klassischen Beitrag „Das Mikroskop als Hausgeräth des Landwirthes" (S. 261299). Weite Beachtung in der Fachweh fand auch sein Buch, JDie zweckmäßigste Ernährung des Rindviehes vom wissenschaftlichen imd praktischen Gesichtspunkte" (Berlin 1861, 12. Aufl. 1906). Am 30. April 1862 wurde Kühn zum o. Professor für Lsuidwirtschaft an der Universität Halle/S. ernannt. Am 27. Februar 1863 erhieherdie ministerielle Genehmigung zur Errichtung eines selbständigen landwirtschaftlichen Universitätsinstituts. Dieses Institut hat er nach seinen Plänen in den folgenden Jahren zur bedeutendsten agrarwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsstätte in Deutschland ausgebaut. Er legte ein mustergültiges, ca. 115 ha großes Versuchsfeld an, richtete eine Versuchsstation, ein physiologisches Laboratorium und einen später weltberühmten „Haustiergarten" ein und legte den Grundstein für eine haustierkundliche Sammlung (heute: „Kühn-Museum"). Ftir den ständigen Ausbau dieser Einrichtungen verwendete er teilweise sein Privatvermögen. Über die Konzeption imd die Inhalte des Landwirtschaftssrndiums in Halle hat Kühn mehrere Beiträge veröffentlicht. Hervorzuheben ist die umfassende Darstellung „Das Studium der Landwirthschaft an der Universität Halle. Geschichtliche Entwickelung xmd Organisation desselben. Eine Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des landwirthschaftlichen Iiistituts der Universität" (Halle/S. 1888). Für Kühn war die Landwirtschaftswissenschaft zwar vorrangig eine angewandte Naturwissenschaft im Sinne einer „Physiologie oder Biologie der Kulturorganismen", die aber auch Fragen der betriebswirtschaftlichen Rentabilität mit zu be173
Kühn rücksichtigen hatte. Ein Gegensatz zwischen Wissenschaft und Praxis existierte filr ihn nicht. Er vertrat die Auffassung, daß die praktische Erfahrung die Grundlage für die Landwirtschaftswissenschaft sein müsse. Deshalb forderte er für die Zulassung zum Landwirtschaftsstudium von jedem Bewerber den Nachweis einer mehljährigen praktischen Lehrzeit. Auf dem Versuchsfeld seines Instituts legte Kühn zahlreiche langjährige statische Versuche an, u. a. Bodenbearbeitungs-, Fruchtfolge- und Düngungsversuche. Der 1878 angelegte Dauerfeldversuch „Ewiger Roggenbau" zur Prüfung der Langzeitwirkungen mineralischer Düngung wird bis heute weitergeführt. Im Alter von 73 Jahren erwarb Kühn noch das Rittergut „Lindchen" bei Spremberg (Oberlausitz) und untersuchte hier die Möglichkeiten, auf sehr leichten Sandböden den Anbau landwirtschaftlicher Kulturpflanzen zu verbessern. Einen großen Teil seiner Forschungstätigkeit widmete Kühn dem Gebiet der Phytopathologie und den Fragen des Pflanzenschutzes. Die umfangreichsten Untersuchungen galten der Biologie und Bekämpfimg des Rübennematoden. Als Ursache für die damals weitverbreitete „Rübenmüdigkeit" hatte Kühn den im Boden lebenden Rübennematoden erkannt und Fangpflanzverfahren zur Bekämpfimg dieses Schädlings entwickeh. Auf seine Initiative wurde 1889 eine „Versuchsstation für Nematodenvertilgung" in Halle gegründet. Von 1890 bis 1908 war Kühn Vorsitzender des Sonderausschusses für Pflanzenschutz der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Kühn hat über 300 Schriften und Aufsätze aus fast allen Bereichen der Landwirtschaft publiziert. Ab 1863 veröffentlichte er viele seiner Beiträge in den unregelmäßig erscheinenden „Mittheilungen aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsstation des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Halle". Einige dieser „Mittheilungen" erschienen als eigenständige Schriften, die meisten in der „Zeitschrift des Landwirthschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen". Seit 1872 hat Kühn seine wichtigsten Beiträge in der von ihm herausgegebenen Schriftenreihe ,3erichte aus dem physiologischen Laboratorium imd der Versuchsanstalt des landwirthschaftlichen Instituts 174
der Universität Halle" publiziert. Bis 1911 sind 20 Hefte erschienen. Ferdinand Wohltmaim hat diese ,Berichte" dann unter dem Titel „KühnArchiv" weitergeführt. Er und seine Nachfolger haben von dieser bedeutenden Zeitschrift der deutschen Landbauwissenschaft von 1911 bis 1971 insgesamt 85 Bände herausgegeben (Weiterfiihrung seit 1992 mit Bd. 86). Am 1. Oktober 1909 wurde „Vater Kühn", wie ihn seine Studenten nannten, emeritiert. Fast fünf Jahrzehnte lang hat er die Entwicklung der Landwirtschaflswissenschaft in Deutschland maßgebend mitgestaltet. Sein Institut in Halle wurde Vorbild für die an anderen Universitäten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründeten landwirtschaftlichen Universitätsinstitute. Viele der an diesen neuen Instituten berufenen Professoren waren seine Schüler. Kühn erhielt Berufungen nach Göttingen, Berlin, Hohenheim imd Wien, die er aber alle ablehnte. Er war Ehrenmitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften und Ehrendoktor der Universität Krakau. Das Kuratorium der LiebigStiftung verlieh ihm 1877 die Goldene LiebigMedaille. 1882 wurde er Geheimer Regierungsrat, 1892 Geheimer Oberregierungsrat und 1903 Wirklicher Geheimrat mit dem Titel Exzellenz. Zu seinem 70. und 80. Geburtstag wurden ihm Festschriften überreicht: „Festschrift zum siebzigsten Geburtstage von Julius Kühn" (Berlin 1895) und „Julius Kühn - Sein Leben und Wirken. Festschrift zum 80. Geburtstag am 23. Oktober 1905. Herausgegeben im Auftrage des Festausschusses von F. Wohltmann und P. Holdefleiß" (Beriin 1905). Die letztgenannte Schrift enthält ein umfassendes Verzeichnis seiner Veröffentlichungen. - Die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft verleiht seit 1979 an junge Wissenschaftler den „Julius-Kühn-Preis". Literatur: LÖBE, W.: Julius Kühn. In: Illustrirte Landwirthschaftliche Zeitung Bd. 3, 1866, S. 192193. (F.) -
OHNEFALSCH-RICHTER, MAX u n d HOLDE-
FLEiss, PAUL: Bericht über die Feier des 70. Geburtstages von Julius Kühn, erstattet im Auftrage des Festkomitees. Halle/S. 1895 (P.) - Die feierliche Eröf&iungs-Vorlesung des Herrn Geh. Ober-Reg.Rat Prof Dr. J. Kühn zum 81. Semester seiner Lehrtätigkeit in Halle. In: Fflhlings Landwirtschaftliche Zeihmg
Jg. 51,
1902,
S. 8 0 1 - 8 0 9 .
(F.) -
STEIN-
BROCK, CARL: Bericht über die Feier des 80. Geburtstages von Julius Kühn. Herausgegeben im Auftrage
Küppers des Festausschusses. Halle/S. 1906. (P.) - THIEL,
SCHMALZ, HELLMUT: Julius Kühn (1825-1910) - sein
H.: Julius Kühn f . In: Mitteilungen der Deutschen
Leben und Wirken. In: Bedeutende Gelehrte der Universität Halle seit ihrer Gründung im Jahre 1694. Montagsvorträge zur Geschichte der Universität Halle II. Herausgegeben von Hans-Hermann Hartwich und Gunnar Berg. Opladen 1995, S. 81-104.
L a n d w i r t s c h a f t s - G e s e l l s c h a f t J g . 2 5 , 1910, S . 2 4 1 -
242. - ORTH, A.: Julius Kühn f . In: Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Berlin Nr. 540,1910, S. 5025-5026. -
WOHLMANNSTETTER, HANS:
Julius
Kühn. In: Soziale Kultur Jg. 30,1910, S. 321-337. STAUDINGER, W.: Ein Mann aus eigner Kraft. Ein Gedenkblatt filr Julius Kühn. In: Die Gartenlaube Jg. 1910, S. 6 3 4 - 6 3 7 . (P.) -
BODE, HUGO: V o m G e i s t
Julius Kühns. In: Kühn-Archiv Bd. 3, 1913, S. 117127. - FRÖLICH, GUSTAV: Julius Kühn. Rede gelegentlich der Feier der 100. Wiederkehr des Geburtstages (23. Oktober 1925) gehalten am 30. Oktober 1925. Halle/Saale 1926 = Hallische Universitätsreden H. 30. - HOLDEFLEISS, PAUL: Julius Kühn. In:
Mitteldeutsche Lebensbilder Bd. 2, 1927, S. 353360. (P) - Kühn - der Pflanzenarzt. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. B e r l i n 1934, S. 9 4 - 1 0 0 . ( R )
-
KÖNNECKE, GUSTAV: Julius Kühn, sein Leben und Wirken. In: Kühn-Archiv Bd. 74,1960, S. 1-12. (R) -
KLINKOWSKI, MAXIMILIAN:
Der
Phytopathologe
Julius Kühn. In: Kühn-Archiv Bd. 74, 1960, S. 1318. — SCHEFFER, F.: Zum Gedenken an Julius Kühn. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 13, 1960, S. 1-4. - DITTRICH, MAURITZ: Julius Kühn und sein landwirtschaftliches Institut in Halle. In: Zeitschrift filr Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 10, 1962, S . 6 1 - 7 0 . -
SCHWABE, HEINZ: Z u r I d e e d e r
universitas litterarum bei Julius Kühn und seinen Nachfolgern. Von der landwirtschaftlichen Gewerbelehre zur Produktivkraft Agrarwissenschaft. In: 100 Jahre Landwirtschaftliche Institute der Universität Halle. Halle/S. 1963, S. 19-84. - DITTRICH, MAURITZ: Julius Kühn (1825-1910). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günter Franz und Heinz Haushofer. Frankfiirt/Main 1970, S. 220-230. (R) SCHWABE, HEINZ: Zum Beitrag Julius Kühns filr die Entwicklimg der akademischen landwirtschaftlichen Ausbildung. In: Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Nr. 173 (5), 1979, S. 101-113. - HEINZE,G.: Julius Kühn,
der Begründer des Landwirtschaftlichen Instituts in Halle/Saale und Schöpfer der modernen Phytopathologie im 19. Jahrhundert in Deutschland. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 4 3 ,
1991,
S. 2 5 2 - 2 5 3 . -
SCHMIDT, SIEGLINDE:
Zur Geschichte des Kühn-Archivs. In: Kühn-Archiv Bd. 86,
1992,
S. I I I - V I L -
GARZ, JOACHIM
und
STUMPE, HERMANN: Der von Julius Kühn begründete Versuch „Ewiger Roggenbau" in Halle nach 11 Jahrzehnten. In: Kühn-Archiv Bd. 86, 1992, S. 1-8. -
Küppers, Gustav Adolf, • 21. Mail 894 in Krefeld, t 30. Juni 1978 in Müden/Oertze • Sohn eines Gastwirts, beschäftigte sich nach dem 1. Weltkrieg mit Siedlungsfragen, studierte seit 1926 Volks- und Staatswirtschaft an der Universität Berlin und promovierte dort 1933 mit der Dissertation „Deutsche Siedlung. Idee und Wirklichkeit. Gesamtdarstellung des deutschen Siedlungswesens in allen Formen und Spielarten" (unter dem gleichen Titel im Buchhandel: Berlin 1933). In den folgenden Jahren war er als freier Journalist tätig und unternahm im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde ausgedehnte Forschungsreisen durch die Balkanländer. Einen Namen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus machte sich Küppers als Topinamburzüchter. Unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen baute er nach 1945 auf dem Sonnenberg bei Müden in der südlichen Lüneburger Heide einen Zuchtgarten auf und begründete 1947 die „Topinambur-Saatzucht Niedersachsen". Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen über Topinambur sind hervorzuheben: „Topinambur. Anbau und Nutzungsmöglichkeit. Das Wissenswerte aus Theorie imd Praxis" (Hannover 1947), „Überblick über Züchtungsversuche an der Topinambur bis zum 2. Weltkrieg" (Zeitschrift filr Pflanzenzüchtung Bd. 31, 1952, S. 196-217) und „Zur Geschichte der Topinambur" (Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 4,1956, S. 43-49). Außerdem hat Küppers eine vielfach aufgelegte „Merkblattreihe Topinambur" (Selbstverlag Müden/Oertze) herausgegeben. Er veröffentlichte auch einen Gedichtband und mehrere Schriften über allgemeine Lebensfragen. Beachtenswerte Ideen und Ratschläge für Gartenbesitzer enthält sein Buch „Lebenspender Garten. Ein Buch neuen Gartenverstäniiisses und erfolgreicher Gartenpraxis" (Lüneburg 1948). Literatur:
PÄTZOLD, CHRISTOPH: Die Topinambur als
landwirtschaftliche Kulturpflanze. Bonn 1957, S.
175
Kuhnert 122-125. (W.) - Dr. Gustav Adolf Küppers, Sonnenberg, 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S. 666. - Als Einsiedler in der Heide. Zum Tode des bekannten Pflanzenzüchters Dr. G. A. Küppers-Sonnenberg. In: Cellesche Zeitung Jg. 162, Nr. 154 v. 6. 7. 1978, S. 6. Kuhnert, Robert, » 22. Februar 1863 in Neusalz Kr. Freystadt (Schlesien), t 10. Februar 1947 • Landwirtschaftslehrer, von 1908 bis 1917 Direktor der Ackerbauschule in Preetz (Schleswig-Holstein), Spezialist für Düngerlehre und Pflanzenbau, seit 1908 auch Geschäftsführer des neugegründeten Saatbauvereins für Schleswig-Holstein, erhielt 1917 den Titel „Oekonomierat". Kuhnert ist Autor des Buches „Der Flachs, seine Kultur und Verarbeitung. Nebst Vorschlägen zur Hebung des Flachsanbaues" (Berlin 1898, 2. Aufl. 1915, 3. Aufl. 1920 = Thaer-BibliothekBd.94). Literatur: HÖLLER, GERHARD: Die Bedeutung der Landwirtschaftsschule Preetz. In: Jahrbuch fiir Heimatkunde im Kreis Plön-Holstein Jg. 5, 1975, S. 45-84. Kulisch, Paul, * 17. Oktober 1862 in Hrastnigg (Steiermark), f 9. Dezember 1943 auf Gut Hollem bei Freising • Sohn eines Grubendirektors, studierte Naturwissenschaften in Tübingen und Leipzig und promovierte 1885 in Berlin mit einer Arbeit über Schwefelkohlenstoff. Bis 1899 arbeitete er als Weinchemiker in Geisenheim. Von 1900 bis 1918 war er Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Colmar im Elsaß. Während dieser Zeit widmete er sich besonders den Problemen des Weinbaus. Außerdem beschäftigte er sich mit der Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. 1918 mußte Kulisch Colmar verlassen. Er baute sein 1912 erworbenes Gut Hollem bei Preising zu einem Mustergut aus imd führte dort umfangreiche Düngungs- und Sortenversuche durch. 1921 wurde er als Professor für Agrikulturchemie und Rektor der Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei nach Weihenstephan berufen. Von 1922 bis 1934 war er dort Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftslehre des Landbaus. Er erwarb sich hohe Verdienste um den Ausbau dieser Hochschule. 176
Literatur: DIENER, HANS OSKAR: Paul Kulisch. Der erste und einzige Wahlrektor der Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan. Ein Beitrag zur Geschichte der akademischen Landwirtschaftslehre in Bayern. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 51,1974, S. 717-767. (P u. W.) - DIENER, HANS OSKAR: Paul Kulisch, Agrarwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 13,1982, S. 275. Kuntze, Herbert, * 8. Februar 1930 in Delitzsch (Sachsen-Anhalt), t 29. Mai 1995 in Bremen • Studierte seit 1951 Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte dort 1956 bei Fritz Scheffer mit einer Dissertation über Aufbau und Eigenschaften von Hamstoffkondensaten. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Grünlandlehranstalt und Marschversuchsstation in Infeld bei Nordenham. Hier richtete er ein bodenphysikalisches Laboratorium ein und beschäftigte sich besonders mit Fragen des Bodenwasserhaushaltes, des Bodengefüges und der Bodenverbesserung. Als Ergebnis dieser Forschungstätigkeit entstand die Schrift „Die Marschen - Schwere Böden in der landwirtschaftlichen Evolution. Nutzungs- und Verbesserungsmöglichkeiten schwieriger Standorte" (Hamburg und Berlin 1965), mit der er sich 1965 an der Universität Göttingen für das Fachgebiet „Boden- und Landeskultur" habilitierte. Von Infeld aus wechselte Kuntze 1964 als Abteilungsleiter und stellvertretender Direktor an die Moor-Versuchsstation in Bremen. 1969 wurde diese Station an das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung angegliedert. Unter der neuen Bezeichnung „Bodentechnologisches Institut" hat Kuntze diese Forschimgseinrichtung von 1969 bis zu seiner Pensionierung im Februar 1995 als Direktor geleitet. Während dieser Zeit bearbeitete er zunehmend Fragen des Boden-, Gewässer- sowie des Natur- und Landschaftsschutzes. Seit 1965 nahm er auch einen Lehrauftrag an der Universität Göttingen für das Fachgebiet „Boden- und Landeskultur" wahr. Bis 1995 hat er hier - seit 1970 als apl. Professor - 66 Diplomarbeiten und 19 Doktorarbeiten betreut. Kuntze veröffentlichte über 400 Beiträge in Fachzeitschriften. Außerdem war er Autor bzw. Ko-Autor mehrerer Bücher. Besonders hervor-
Kuron zuheben ist das von ihm mit anderen Kollegen herausgegebene Buch „Bodenkunde" (Stuttgart 1969, 5. Aufl. gemeinsam mit G. Roeschmann und G. Schwertfeger 1994). Seit 1974 war Kuntze federführender Herausgeber der „Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung" (seit 1989: „Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung"). Über 20 Jahre lang war Kuntze stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses fiir Landeskultur der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Für diese engagierte Tätigkeit wurde er 1982 mit der Max-Eyth-Denkmünze in Silber ausgezeichnet. Große Verdienste erwarb er sich um die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft. Als deren Vizepräsident (1982-1985) und als deren Präsident (1986-1993) hat er diese Fachgesellschaft entscheidend geprägt und geformt. Literatur: HARTGE, K . H.: Herbert KunUe 60 Jahre. In: Zeitschrift fiir Kulturtechnik und Landentwicklung Jg. 31,1990, S . 65-66. (P.) - BLUME, H . - P und SCHEFFER, B.: Professor Dr. Herbert Kuntze zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. In: Zeitschrift fiir Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 158,1995, S. 1-2. (P.) - EGGELSMANN, R.: Prof Dr. Herbert Kuntze im Ruhestand. In: Wasser und Boden Jg. 47, 1995, H . 4 , S. 60-61. (P.) - TREICHEL, D. v. und
Veröffentlichungen von Prof Dr. Herbert Kuntze. Bremen 1995. (W.) - Herbert Kuntze • 8.2. 1930129. 5. 1995. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung Jg. 36, 1995, S. 241242. (P). SCHEFFER, B.:
Kuron, Hans, * 4. November 1904 in Breslau, t 30. Juli 1963 in Gießen • Sohn eines Arztes, studierte seit 1923 Chemie an der Technischen Hochschule Breslau. Von 1928 bis 1932 arbeitete er als Assistent unter Paul Ehrenberg am Agrikulturchemischen und Bakteriologischen Institut der Universität Breslau, wo er sich besonders mit der Kolloidchemie des Bodens beschäftigte. 1930 promovierte er mit einer Arbeit über die Adsorption von Dämpfen und Gasen an Böden. Von 1932 bis 1937 war er Assistent am Institut für Bodenkunde der Universität Berlin. 1935 habilitierte er sich dort mit der Arbeit „Die Umsetzungen des Düngerkalks im Erdboden" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 83, 1936, S. 601-710). 1937 wurde er als a. o. Professor auf den Lehrstuhl für Bodenkunde der Universität Berlin berufen.
In den folgenden Jahren beschäftigte sich Kuron vor allem mit den Problemen der Bodenerosion. In einem grundlegenden Beitrag behandelte er erstmals den Stand imd die Ziele der Bodenerosionsforschung (Der Forschungsdienst Bd. 2, 1936, S. 542-547). Wertvolle Arbeiten sind seine zusammenfassenden Darstellungen über die Bodenerosion in Europa (Der Forschungsdienst Bd. 16, 1943, S. 6-18 u. Bd. 17,1944, S. 546-554). Gemeinsam mit Friedrich Schucht hat er das Buch „Die Keuperböden Mitteldeutschlands und ihre land- und forstwirtschaftliche Nutzung" (Berlin 1940) herausgegeben. Nach 1945 war Kuron zunächst als freiberuflicher Wissenschaftler tätig. Er veröffentlichte zahkeiche Arbeiten in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften, u. a. den Beitrag „Veränderungen der Ackerböden unter dem Einfluß der Bodenerosion" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 41 (86), 1948, S. 245-258). 1949 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Speyer. 1950 folgte er einem Ruf der Landwirtschaftlichen Fakultät der Justus Liebig-Hochschule Gießen auf den Lehrstuhl für Bodenkunde. Das von ihm aufgebaute Institut führte seit 1956 die Bezeichnung „Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung". Im Mittelpunkt seiner Forschimgstätigkeit in Gießen standen fortan Probleme der Bodenerosion. Als Erosionsforscher genoß Kuron im In- und Ausland höchstes Ansehen. Er war Präsident intemationaler Kommissionen für Erosionsforschung imd viele Jahre Vizepräsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. Zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Beiträgen Kurons gehört seine am 2. Dezember 1959 in Gießen gehaltene Rektoratsrede, die unter dem Kurztitel „Bodengeschichte" in den „Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft" (Bd. 29, 1960, S. 40-55) veröffentlicht wurde. Kuron steUt hier der Menschheitsgeschichte eine Geschichte des Bodens gegenüber, die von der Steinzeit bis in die Gegenwart reicht. Seine Erkenntnisse sind wegweisend für eine an den pedologischen Gegebenheiten orientierte Darstellung der Weltgeschichte. Literatur: POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissen-
177
Lachmann Schäften Bd. VII a, Tl. 2, 1958, S. 970-971. (W.) BOGUSLAWSKI, EDUARD VON: Hans Kuron t- In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 32, 1963, S . 25-27. (P.) - WEBER, H.: Professor Dr.-Ing. Hans Kuron zum Gedächtnis. In: Zeitschrift filr Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 4, 1963, S . 323-324. (P.) - SCHEFFER, F.: Professor Dr. Hans Kuron f . In: Zeitschrift fiir Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 103, 1963, S. 97-98. (P.) JUNG, L.: In memoriam Prof Dr.-Ing. Hans Kuron. In: Gießener Hochschulblätter Jg. 11, 1964, H. 1, S. 6-7 (R) - GRACANIN, Z.: Professor Dr. Hans Kuron zum Gedenken. In: Berichte der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Gießen, N. F., Naturwissenschaftliche Abteilung, Bd. 33, 1964, S. 21-34. (P. u. W . ) - JENNY, HANS: Gießens Beitrag zur deutschen und internationalen Bodenkunde. Prof Dr. H. Kurons wissenschaftliches Vermächtnis. In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 33,1964, S. 29-37.
Lachmann,Johannes, • I.August 1832 in Braunschweig, f 7. Juli 1860 in Bonn • Studierte Naturwissenschaften in Göttingen und Berlin und promovierte 1855 in Berlin in der Medizinischen Fakultät. Seit 1857 wirkte er als Dozent für Botanik, Zoologie und Mineralogie an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Poppelsdorf. Lachmann war der erste, der die Knöllchen der Leguminosen als bakterienähnliche, physiologisch bedeutsame Organe erkannte. Er vermutete, daß diese Knöllchen die nach dem Anbau von Leguminosen beobachtete Stickstolfanreicherung der Böden bewirken. Seine wegweisende Veröffentlichung „Ueber Knollen an den Wurzeln der Leguminosen" (Landwirthschaftliche Mittheilungen. Zeitschrift der Königlichen höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt und der damit vereinigten landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Poppelsdorf H. 1, 1858, S. 3452) blieb jedoch unbeachtet. Erst nach der epochemachenden Entdeckung Hermann Hellriegels wurden Lachmanns Beobachtungen wiederentdeckt und sein Beitrag nochmals in „Biedermanns Centrai-Blatt für Agrikulturchemie
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und rationellen Landwirtschaftsbetrieb" (Jg. 20, 1891, S. 837-854) abgedruckt. Literatur: ULLRICH, HERMANN: Zur Geschichte der Botanik in Bonn. In: 150 Jahre Rheinische FriedrichWilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971,8.71-80.
Lakon, Georg, * 23. April 1882 in Athen, t 7. Januar 1959 in Stuttgart-Hohenheim • Sohn eines Mathematikprofessors, studierte Naturwissenschaften an der Universität Athen imd promovierte dort im Jahre 1904. Nach mehijähriger Assistententätigkeit an botanischen Universitätsinstituten in Deutschland übernahm er 1913 die Leitung der Landesanstalt für Samenprüfung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Hier wirkte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1950. Nachdem er sich 1919 an der Technischen Hochschule Stuttgart für das Fach Botanik habilitiert hatte, hielt er dort bis 1924 Vorlesungen über Allgemeine Botanik. Im gleichen Jahr wurde er zum a. o. Professor ernannt. Lakon arbeitete überwiegend auf dem Gebiet der Keimxmgsphysiologie des Saatgutes. Er entwickelte das Topographische Tetrazoliumverfahren, eine biochemische Methode zur Bestimmung der Keim- bzw. Lebensfähigkeit von Saatgut (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 60, 1942, S. 299-305 u. 434444). Als Dozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim vertrat er das Gesamtgebiet der Samenkunde und Saatgutprüfimg. Von 1949 bis zu seinem Tode war er Redakteur ftlr die wissenschaftlichen Beiträge der Zeitschrift „Saatgut-Wirtschaft". Literatur: LINDENBEIN, WERNER: Professor Dr. Georg Lakon t- In: Saatgut-Wirtschaft Jg. 11, 1959, S. 17-18.
Lampadius, Wilhelm August, • 8. August 1772 in Hehlen an der Weser, t 13. April 1842 in Freiberg (Sachsen) • War von 1785 bis 1791 in einer Göttinger Apotheke tätig, studierte dann Naturwissenschaften und wurde 1794 Professor für metallurgische Chemie an der Bergakademie in Freiberg. Er war ein äußerst produktiver Wissenschaftler, schrieb zahlreiche Lehr- und Hand-
Lanz bücher und erhob die Hüttenkunde zu einer technischen Wissenschaft. Lampadius beschäftigte sich jedoch auch mit agronomischen Problemen. Auf einem kleinen Versuchsgut führte er jahrzehntelang Anbauversuche mit landwirtschaftlichen Kulturpflanzen durch. Seine Ergebnisse über die Gewinnung von Zucker aus Rüben hat er in der Schrift „Erfahrungen über den Runkelrübenzucker" (Freiberg 1800) beschrieben. Im Mittelpunkt seiner agronomischen Forschungen standen Düngungsversuche. Er prüfte neue mineralische Stoffe auf ihren Düngerwert und führte umfangreiche Analysen von Ackerböden durch. Einer seiner ausfuhrlichen Versuchsberichte mit einer Beschreibung der angewandten Methodik ist im „Archiv der Agriculturchemie für denkende Landwirthe" (Bd. 2, 1806, S. 370-440) erschienen. Die Ergebnisse anderer Düngungsversuche hat Lampadius im „Journal für technische und ökonomische Chemie" veröffentlicht. Lampadius konnte mit seinen Experimenten die von Carl Sprengel geftindenen Ergebnisse über die Bedeutung der MineralstofFe für die Ernährung der Pflanzen bestätigen. In dem Buch „Die Lehre von den mineralischen Düngemitteln, mit besonderer Rücksicht auf Herrn D. Sprengeis neuere Analysen der Pflanzen- und Bodenarten, so wie nach eigenen Erfahrungen, besonders für rationelle Landwirthe bearbeitet" (Leipzig 1833) hat er Sprengeis Ergebnisse eingehend gewürdigt und den Landwirten Anleitungen gegeben, wie sie mineralische Düngemittel selbst herstellen können. Literatur: NOLTE, O.: Wilhelm August Lampadius, ein vergessener Agrikulturchemiker. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 22, 1926, S. 202-204, 206-207, 213-214 u. 216-217. (F.) - SEIFERT, ALFRED: Wilhelm August Lampadius. Ein Vorgänger Liebigs. Ein Beitrag zur Geschichte des chemischen Hochschulunterrichtes. Berlin 1933. (P. u. W).
Lang, Emil, * 6. Mai 1883 in Oberensingen bei Nürtingen, 126. März 1959 in Kiel • Seit 1927 Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Königsberg und von 1946 bis 1951 o. Professor für Wirtschaftslehre des Landbaus an der Universität Kiel. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus ist seine Schrift „Das landwirtschaftliche Studium an der Christian-Albrechts-Universität Kiel
1873-1953" (Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel H. 7,1952). Literatur: BRÄUNING, R.: Emil Lang als Forscher und Lehrer. In: Festschrift zum 70. Geburtstag von Herrn Professor Dr. Dr. h. c. E. Lang am 6. Mai 1953 (Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel H. 12,1954, S. 3-5). Langethal, Christian Eduard, • 6. Januar 1806 in Erftirt, f 28. Juli 1878 in Jena • Smdierte Naturwissenschaften an der Universität Jena, ging 1835 mit seinem Lehrer Friedrich Gottlob Schulze an die kurz zuvor gegründete Landwirtschaftliche Akademie Eldena bei Greifswald und lehrte dort Naturgeschichte. Gemeinsam mit Schulze kehrte er 1839 nach Jena zurück und wurde zum Professor für Botanik an die Universität berufen. Langethals „Lehrbuch der landwirthschaftlichen Pflanzenkunde für praktische Landwirthe und Freimde des Pflanzenreichs" (Jena 1841), das fünfmal aufgelegt wurde und zuletzt imter dem Titel „Handbuch der landwirthschaftlichen Pflanzenkunde und des Pflanzenbaues" (Berlin 1876) erschien, galt jahrzehntelang als ein Standardwerk der landwirtschaftlichen Botanik. Die fundierte Beschreibung der wichtigsten landwirtschaftlichen Feldfhichte, der Gemüse- und Arzneipflanzen sowie der zum Bereich der Landwirtschaft gehörenden Obst- und Waldbäume diente nachfolgenden Lehrbuchautoren als Vorbild. Als Agrarhistoriker erwarb sich Langethal hohes Ansehen durch sein mehrbändiges Werk „Geschichte der teutschen Landwirthschaft" (4 Bücher, Jena 1847,1850,1854,1856). Besonders das vierte Buch, das den Zeitraum zwischen 1618 bis 1800 umfaßt, ist für die Frühgeschichte der Pflanzenbauwissenschaft eine wertvolle Informationsquelle. Literatur: LEISEWITZ, C.: Christian Eduard Langethal, ordentlicher Professor der Botanik. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 17, 1883, S. 684685. - GONTZ, M.: Christian Eduard Langethal. Ein Gedenkblatt zu seinem 100. Geburtstage. In: Landwirtschaftlich-Historische Blätterig. 5, 1906,Nr. 1, S. 1-3. (P.). Lanz, Heinrich, * 9. März 1838 in Friedrichshafen am Bodensee, t L Februar 1905 in Mannheim • Sohn eines Kaufmanns, arbeitete seit 1859 in der Firma seines Vaters und gliederte 179
Lawes dieser eine Abteilung für landwirtschaftliche Maschinen an. Zunächst importierte er die Maschinen aus England. 1867 errichtete er in Mannheim eine eigene Fabrik, die sich innerhalb weniger Jahre zur bedeutendsten Prodiüctionsstätte für landwirtschaftliche Maschinen auf dem europäischen Festland entwickelte. Das Unternehmen war spezialisiert auf die Herstellung von Dampfdreschmaschinen und Lokomobilen. Für seine Arbeiterund Angestellten schuf Lanz vorbildliche Sozialeinrichtungen. Nach seinem Tod wurde das Unternehmen von seinem Sohn weitergeführt. 1956 ging die Mehrheit des Aktienkapitals an das amerikanische Landmaschinen* und Schlepperuntemehmen John Deere & Co. über. Literatur: SCHNELLBACH, PETER: Heinrich Lanz. In:
Badische Biographien Tl. 6, 1935, S. 200-207. SCHÄFER, HERMANN: Heinrich Lanz, Landmaschinenfabrikant. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 13, 1982, S. 622-624. Lawes, John Bennet, * 28. Dezember 1814 in Rothamsted bei Harpenden (England), f 31. August 1900 in Rothamsted bei Harpenden (England) • Besitzer eines Gutsbetriebes in Rothamsted, auf dem er 1843 eine Versuchsstation einrichtete und diese gemeinsam mit dem Chemiker Joseph Henry Gilbert in den folgenden Jahrzehnten zur bedeutendsten landwirtschaftlichen Versuchsstation der Welt ausbaute. Lawes und Gilbert waren überzeugte Anhänger der Lehre von der Mineralstoffemährung der Pflanzen. Mit der von Jusms Liebig 1843 vertretenen These, daß die in Form von Ammoniak in der Atmosphäre vorhandenen Stickstoffmengen für die Ernährung der Pflanzen ausreichen, konnten sie sich allerdings nicht anfreunden. In Rothamsted legten sie deshalb langjährige Feldversuche an, um die von Liebig vertretene Stickstofif-These experimentell zu widerlegen. Die Ergebnisse der Rothamsteder Dauerversuche, die Lawes und Gilbert überwiegend im „Journal of the Royal Agricultural Society of England" veröffentlichten, stimmten weitgehend mit den Erfahrungen der landwirtschaftlichen Praxis überein. Liebig hat diese Ergebnisse und auch die Methodik der Rothamsteder Versuche heftig kritisiert, zuerst in der „Zeitschrift ftlr deutsche Landwirthe" (Jg. 6, 1855, S. 1-39),
180
dann auch in der Schrift „Die Grundsätze der Agrikultur-Chemie mit Rücksicht auf die in England angestellten Untersuchungen" (1. u. 2. Aufl. Braunschweig 1855). Lawes und Gilbert antworteten daraufhin mit Gegendarstellungen u. a. mit der deutschsprachigen Schrift „Entgegnung auf Baron Liebig's Grundsätze der Agrikultur-Chemie, mit Rücksicht auf die in England angestellten Untersuchungen" (Leipzig 1856). Die Rothamsteder Dauerversuche fanden weltweit höchste Anerkennung. Mehrmals haben deutsche Landbauwissenschaftler ausfiihrlich über diese Versuche berichtet. Hervorzuheben sind der Beitrag von Paul Behrend „Die Resultate der hauptsächlichsten in England von Lawes und Gilbert ausgeführten Felddüngungsversuche und ihre Bedeutung für die deutsche Landwirthschaft" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 10, 1881, S. 343-480) und der Bericht von Kurt Bieler „Die Rothamsteder Versuche nach dem Stande des Jahres 1894" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 25,1896, S. 195360). Literatur: Sir John Bennet Lawes f. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 55,1901, S. 154-159. - HALL, A. D.: The Book of the Rotham-
sted Experiments. London 1905. (P. u. W . ) RUSSEL, E. JOHN: Rothamsted and its Experiment Station. In: Agricultural History Bd. 16, 1942, S. 161-183. - FARRAR, W. V.: John Bennet Lawes and Joseph Henry Gilbert. In: Dictionary of Scientific Biography Bd. 8, 1973, S. 92-93. -
DYKE.G. V.:
John Lawes of Rothamsted. Pioneer of Science, Farming and Industry. Harpenden (Great Britain) 1993. (P. u. W.). Lehmann, Emst, * 24. Juni 1880 in Dresden, t I.Dezember 1957 in Tübingen • Studierte Naturwissenschaften und war seit 1913 als a. o. Professor und seit 1922 als o. Professor für Botanik an der Universität Tübingen tätig. 1952 wurde er emeritiert. Lehmann arbeitete bevorzugt auf den Gebieten der Vererbungslehre und der Keimungsphysiologie. Für den Pflanzenbau bedeutsam ist sein gemeinsam mit Fritz Aichele verfaßtes Werk „Keimungsphysiologie der Gräser (Gramineen). Eine Lebensgeschichte des reifenden, ruhenden und keimenden Grassamens" (Stuttgart 1931). Es ist ein fundiertes Handbuch mit einer umfassenden Bibliographie der internationalen Fachliteratur (Rezension von Otto
Lembke Tornau in: Journal für Landwirtschaft Bd. 80, 1932, S. 229-230). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalenderl954, Sp. 1360-1361. Leisewitz, Carl, »21. Dezember 1831 in Dorfmark bei Fallingbostel, 120. Dezember 1916 in München • Nach mehrjähriger Tätigkeit auf verschiedenen Gutsbetrieben studierte er 1857 und 1858 Landwirtschaft in Poppelsdorf bei Bonn. Anschließend war er als Landwirtschaftslehrer tätig. Von 1863 bis 1866 lehrte er als Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau (Schlesien) und seit 1869 am Polytechnikum m Darmstadt. 1871 promovierte er an der Universität Göttingen mit einer Arbeit über die Grundsteuern in der Landwirtschaft. Von 1873 bis 1904 wirkte er als o. Professor an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule München. Er vertrat die Fächer landwirtschaftliche Betriebslehre und Tierzucht.
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft regelmäßig besichtigen und als Saatgut anerkennen. Durch den strengen Winter 1911/12 wurden Lembkes Öl- und Futterpflanzenbestände zwar weitgehend vernichtet, doch die wenigen überlebenden Pflanzen bildeten .den Grundstock für die Züchtung winterharter Sorten, die dann in den folgenden Jahrzehnten mit großem Erfolg in Deutschland angebaut wurden. Hierzu gehören vor allem „Lembkes Winterraps", „Lembkes Winterrübsen", „Lembkes Rotklee" und verschiedene Sorten von Weidelgräsem. Später betätigte sich Lembke auch als Kartoffel- und Getreidezüchter. In den 20er Jahren vergößerte er seine Saatgutvermehrungsflächen durch Ankauf und Zupachtung von benachbarten Höfen. Während des 2. Weltkrieges eriangten seine Rapsund Rübsensorten große Bedeutung für die Versorgung Deutschlands mit Pflanzenölen.
Leisewitz, Autor eines Lehrbuches über Tierzucht, beschäftigte sich auch mit Fragen der Bodenschätzung. Beachtenswert ist sein Beitrag „Die Aufgaben der landwirthschaftlichen Forschung behufs wissenschaftlicher Begründung der Bonitirung des Bodens" (Journal für Landwirthschaft Jg. 26,1878, S. 17-65). Für die von der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Bayern herausgegebene „Allgemeine Deutsche Biographie" verfaßte er zahlreiche Artikel über Landwirte und Landbauwissenschaftler. Literatur: R A U M , H.: Die landwirtschaftliche Abteilung der Technischen Hochschule München von 1872-1901. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 39,1962, S. 745-765.
1945 wurde Lembkes Besitz enteignet und sein Hof Malchow zu einem volkseigenen „Saatzuchthauptgut" umgestaltet. Lembke konnte aber als Saatzuchtleiter noch viele Jahre in Malchow weiterarbeiten. 1946 wurde er an der neugegründeten Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Rostock zum Professor für Pflanzenzüchtung ernannt. Neben seiner Tätigkeit in Malchow hielt er dort bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1958 Vorlesungen über Pflanzenzüchtung. Lembke ist Autor der Schrift „Rotkleesamenbau" (Berlin 1937,2. Aufl. 1943 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 27). In mehreren kleineren Beiträgen, die er m landwirtschaftlichen Zeitschriften publizierte, behandelte er auch pflanzenbauliche Fragen.
Lembke, Hans, * 28. Mai 1877 in Malchow (Insel Poel, Mecklenburg), f 7. März 1966 in Rostock • Entstammt einer alteingesessenen Bauemfamilie, besuchte von 1884 bis 1893 die Realschule in Wismar, absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre auf verschiedenen Gutsbetrieben und kehrte 1897 auf den elterlichen Hof zurück, den er ab 1905 in eigener Verantwortung bewirtschaftete. Bereits um die Jahrhundertwende begann er mit Ausleseexperimenten bei den bis dahin züchterisch kaiun bearbeiteten Öl- und Futterpflanzen. Das Emtegut seiner Versuchsfelder ließ er von Vertretern des Mecklenburgischen Saatbauvereins und von Experten der
Lembke gehört zu den außergewöhnlichen Persönlichkeiten der deutschen Pflanzenzüchtung. Hohe Ehrungen und Auszeichnungen wurden ihm zuteil. Zwei Fakultäten verliehen ihm die Ehrendoktorwürde: bereits 1925 die Philosophische Fakultät der Universität Rostock und 1957 die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Halle. 1951 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften berufen. Im gleichen Jahr erhielt er den Nationalpreis der DDR. 1957 wurde er mit der Silbemen Max-Eyth-Denkmünze der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft ausgezeichnet und 1959 verlieh ihm die Landwirtschaftli181
Lemmermann che Fakultät der Universität Kiel den Justus von Liebig-Preis. Die züchterische Arbeit von Hans Lembke wurde in der Bundesrepublik Deutschland von seinem Sohn Hans Georg Lembke (1911-1965) weitergeführt. Dieser hatte 1952 auf dem Hof Hohenlieth bei Eckemforde eine neue Saatzuchtwirtschaft eingerichtet. Seit 1992 besteht auch in Malchow eine „Saatzucht Hans Lembke GmbH", die eng mit dem Hohenliether Unternehmen verbunden ist. Literatur: KLAPP, E.: Prof Dr. h. c. Hans Lembke 80 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 7 2 , 1 9 5 7 , S. 529-530. (R)
-
SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Malchow auf Peel.
Geschichte eines Hofes. Frankfurt/Main 1957, 2. Aufl. 1978. (R) - Ein erfillltes Leben. Hans Lembke zum Gedächtnis. In: Saatgut-Wirtschaft Jg. 18, 1966, S. 212-213. - Dr. J. v. L.: Hans Lembke gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 81, 1966, S.526. ( R ) GROBBECKER, KARL: In memoriam Prof Dr. h. c. Dr.
b.c. Hans Lembke. In: ZeitschriftfiirAgrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 15, 1967, S. 200-201. LEITZKE, BENNO: Zum 100. Geburtstag von Hans
Lembke-Malchow. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 25, 1977, S. 77-86. -
SEIFFERT, MANFRED: Hans Lembke - sein Wirken als Landwirt, Züchter und Hochschullehrer. In: Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik Nr. 160, 1977, S. 7-27. - SCHRÖDER-LEMBKE,
GERTRUD: Hans Lembke, Pflanzenzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 14, 1985, S. 185. - Die Einweihung des Lembke-Denkmals am 27. Mai 1988 in Malchow/Poel. Privatdruck. Herausgegeben vom Institut fiir Öl- und Futterpflanzenzüchtung „Hans Lembke", Malchow/Poel 1990. (R).
Lemmermann, Otto, * 1. Juli 1869 in Buxtehude, 128. Juli 1953 in Berlin-Zehlendorf • Studierte Naturwissenschaften in Göttingen und Jena und wurde 1894 erster Assistent am Agrikulturchemischen Institut und an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation der Universität Jena. Bei Theodor Pfeiffer promovierte er mit der Dissertation „Beiträge zur Lösung der Frage inwieweit die Pflanzen- und Bodenanalyse imstande ist, über das Kalibedürfhis eines Bodens Aufschluß zu geben" (Diss. phil. Jena 1896). 1900 habilitierte er sich in Jena für das Fach Agrikulturchemie. In seiner Habilitationsschrift 182
„Kritische Studien über Denitrifikationsvorgänge" beschäftigte er sich vor allem mit der Stalldüngerfirage. Als Privatdozent in Jena schrieb er das Buch „Die Düngerlehre. Lehrbuch zum Selbstunterricht, sowie zum Gebrauche für Studierende und Lehrer der Landwirtschaft" (Leipzig 1902). 1904 übernahm Lemmermann die Leitung der Agrikulturchemischen Versuchsstation für die Provinz Brandenburg in Dahme. 1905 folgte er einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin und wurde als Nachfolger von Theodor Remy Direktor des Instituts für Agrikulturchemie und Bakteriologie. Gleichzeitig blieb er Leiter der später nach Berlin verlegten Agrikulturchemischen Versuchsstation für die Provinz Brandenburg. 1934 wurde Lenunermann emeritiert, doch 1945 wieder auf seinen alten Lehrstuhl berufen, wo er bis 1950 aktiv forschend tätig war. Die weit über 300 Veröffentlichungen Lemmermanns erstrecken sich auf alle Zweige der Agrikulturchemie. Der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit lag eindeutig auf dem Gebiet der Pflanzenemährung und Düngung. Einen Überblick über die Ergebnisse seiner umfangreichen Stickstoff-, Phosphat-, Kali-, Kalk- und Gründüngungsversuche gibt er in der Schrift „Untersuchungen über verschiedene Düngungsfragen" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 297, 1919). Sehr intensiv untersuchte er die Funktion der Kieselsäure für das Pflanzenwachstum. Er fand heraus, daß Kieselsäure schwerlösliche Bodenphosphate in pflanzenverfügbare Verbindimgen überführen und dadurch ertragssteigernd wirken kann. Seine Schrift „Die ertragsteigemde Wirkung der Kieselsäiu-e bei unziu-eichender Phosphorsäuredüngung" (Leipzig 1922) hat zahlreiche Wissenschaftler zu weiterführenden Forschungsarbeiten angeregt. Grundsätzliche Probleme der Phosphatdüngimg hat Lemmermann sehr sachlich in der Schrift „Die Phosphorsäure-Frage. Unter kritischer Berücksichtigung des AereboeWrangell'schen Düngungssystems" (Leipzig u. Beriin 1922, S. 3-33) behandelt. 1922 gründete Lemmermann die „Zeitschrift für Pflanzenemährung, I>üngung und Bodenkunde", die er bis 1953 als verantwortlicher Herausgeber redaktionell betreut hat. Die mei-
Lengerke sten seiner wissenschaftlichen Beiträge veröffentlichte er in dieser Zeitschrift. Bedeutende Zeitdokumente zur Wissenschaftsgeschichte des Landbaus sind seine beiden veröffentlichten Reden, die er 1913 und 1916 anläßlich der Feier des Geburtstages von Kaiser Wilhelm II. in der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin gehalten hat: „Die Entwicklung der Agrikulturchemie und ihr Einfluß auf die Landwirtschaft hn 19. Jahrhundert" (Berlin 1913) und „Die Nutzbarmachung des Luftstickstoffs ftlr die Landwirtschaft" (Berlin 1916). In seinem Buch „Die Agrikulturchemie und ihre Bedeutung für die Volksemährung" (Braunschweig 1940) gibt Lemmermann einen Überblick über die Frühgeschichte der Pflanzenernährung bis zxrni Jahre 1840 und beschreibt den Einfluß der Standortfaktoren und der Düngung auf die Höhe und Qualität der Emteprodukte landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Literatur: GERLACH, M.: Die wissenschaftliche Tätigkeit Lemmermanns. In: Das Superphosphat Jg. 5, 1929, S. 144-146. (P.) - EHRENBERG, R: Otto Lemmermann als Lehrerund Dozent. In: Das Superphosphat Jg. 5, 1929, S. 147-148. - WIESSMANN, H.: Otto Lemmermann und seine Stellung zur Landwirtschaft und Düngerindustrie. In: Das Superphosphat Jg. 5,1929, S. 148-150. - MÜNZBERG: Die Feier des 60. Geburtstages von Professor Dr. Leitunermann. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 25, 1929, S. 398400. - EHRENBERG, PAUL: Ein Leben für die Landwirtschaft. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 45 (90), 1949, S. 1-3. (P) - KARST, H.: „Otto Lemmermann". Ein Leben für die Wissenschaft. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 45 (90), 1949, S. 4-10. - BLANCK, E. u.a.: Nachruf auf Otto Lemmermann. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 62 (107), 1953, vor S. 193. (P.) - SCHMALFUSS, K . : Otto Lemmermann zum Gedächtnis. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 4,1953, S. 565. ( P . ) - POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Nahirwissenschaften Bd. VII a, Tl. 3, 1959, S. 67-69. (W.).
Lengerke, Alexander von, • 30. März 1802 in Hamburg, f 23. Dezember 1853 in Berlin • Sohn eines Kaufmanns, besuchte eine Marineschule, widmete sich jedoch nach seiner ersten Seereise ganz der Landwirtschaft. Zunächst war er als Lehrling in Schlesien und dann als Guts-
verwalter in Schleswig-Holstein tätig. Seine landwirtschaftlichen Kenntnisse vertiefte er bei Lorenz Karsten an der Universität Rostock. Auf ausgedehnten Wanderungen studierte er die landwirtschaftlichen Produktionsmethoden und schrieb darüber ausführliche Berichte. Zu den Ergebnissen dieser Reisetätigkeit gehören seine beiden ersten Bücher „Landwirthschaftliche Reise durch Mecklenburg im Spät-Sommer und Herbst 1825; oder Beiträge zur Kenntniß der Mecklenburgischen Güterwirthschaften" (Rostock 1826) und „Die Schleswig-Holsteinische Landwirthschaft" (2 Bde. Berlin 1826). 1826 kaufte Lengerke das am Stadtrand von Wismar gelegene Gut Wiesch, das er bis 1830 mit großem Erfolg bewirtschaftete. Während dieser Zeit entstand seine „Darstellung der Landwirthschaft in den Großherzogthümem Mecklenburg. Nach eigener Anschauung und Praxis, den besten älteren xmd neuem Quellen und Hülfsmitteln entworfen" (2 Bde. Königsberg 1831). Von 1831 bis 1835 übernahm Lengerke mit dem Gut Stegen in Holstein eine größere Pachtung. Anschließend wanderte er wieder und berichtete darüber in dem Buch , Jleise durch Deutschland, in besonderer Beziehung auf Ackerbau und Industrie" (Prag 1839). Zwischen 1835 und 1842 entstand das Hauptwerk seiner schriftstellerischen Tätigkeit, sein „Landwirthschaftliches Conversations-Lexikon für Praktiker und Laien" (4 Bde. Prag 1837 u. 1838) nebst zwei Supplement-Bänden (Braunschweig 1841 u. 1842). Dieses umfangreiche, mit großem Fleiß erarbeitete Werk gilt als das beste Agrarlexikon seiner Zeit. Mehrere Jahre war Lengerke Geschäftsfiihrer der „Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe". Durch sein hohes Ansehen als Agrarwissenschaftler erhielt er 1841 einen Ruf als Professor für Landwirtschaft an das Collegium Carolinum in Braunschweig. Doch bereits ein Jahr später ging er nach Berlin und wurde Generalsekretär des Landes-Oekonomie-Collegiums. Bis zu seinem Tode leitete er die Geschäfte dieses höchsten landwirtschaftlichen Gremiums in Preußen. Dadurch oblag ihm zugleich die Redaktion der seit 1843 erscheinenden „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten". In seiner neuen Position bereiste Lengerke ausgiebig alle preußischen Provinzen und be183
Leopoldt richtete darüber in den von ihm redigierten nalen" sowie in dem fiinfbändigen Werk „Beiträge zur Kenntniß der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten" (5 Bde. Berlin 1846-1853). In dem Buch „Die ländliche Arbeiterfrage" (Berlin 1849) hat er amtliche Berichte über die Verhältaisse der Landarbeiter in Preußen ausgewertet. 1847 begründete er gemeinsam mit seinem Freund Oswald Mentzel den „Landwirthschaftlichen Hülfs- und Schreib-Kalender", der mit den Namen der beiden Begründer 1995 im 144. Jahrgang erschienen ist. Die Ergebnisse seiner landwirtschaftlichen Reisen hat Lengerke in zahlreichen weiteren Büchern veröffentlicht. Für die Pflanzenbauwissenschaft bedeutsam sind seine .Anleitung zum praktischen Wiesenbau. Mit besonderer Berücksichtigung des Zustandes und der Bedürfhisse der norddeutschen Wiesenwirthschaft" (Prag 1836, 2. Aufl. 1844), seine , Anleitung zur Anlage, Pflege und Nutzung der lebendigen Hekken" (Berlin 1846, 4. Aufl. Neudamm 1896), „Der Kardenbau im preußischen Staate. Eine Darstellung des gegenwärtigen Umfanges dieser Cultur, die Mittel und Wege zu ihrer Verbesserung und Erweitenmg, und insbesondere zu ihrer rationellen Ausübung" (Berlin 1849, 2. Aufl. 1852) und die .Anleitung zum Anbau von Mais als Mehl- und Futterpflanze mit Rücksicht auf die physikalischen Verhältnisse des nördlichen Deutschlands" (Berlin 1850, 2. Aufl. 1851, 3. Aufl. 1898). Alexander von Lengerke war einer der produktivsten deutschsprachigen Agrarschriftstel1er mit einer ungewöhnlichen Urteilskraft. Er hat uns ein umfassendes Bild über die Wissenschaft und Praxis des Landbaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinterlassen. Für die historische Agrarforschung sind seine Werke eine flmdamentale, bisher jedoch weitgehend unbeachtete Informationsquelle. Literatur: LEISEWITZ, C.: Dr. Alexander von Lengerke, Landes-Oekonomierath »md namhafter landwirthschaftlicher Schriftsteller. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 18, 1883, S. 251-252. PETERSEN, ASMUS: Alexander von Lengerkes Werke.
Eine bisher unausgeschöpfte Quelle der Agrarforschung. In: Forschungen und Fortschritte Jg. 28,
In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 4,
1954/55,
S. 323-348.
(W.) - HAUSHOFER,
HEINZ: Innovationen in der Landwirtschaft um München 1838. Der Reisebericht des Alexander von Lengerke. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 59,1982, S. 141-160. - RIESEBRODT, MAR-
TIN: Alexander von Lengerke, Agrarschriftsteller. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 14, 1985, S. 206207.
Leopoldt, Johann George, lebte um die Mitte des 18. Jahrhunderts, genaue biographische Daten über ihn sind unbekannt • Er war Sohn eines Landwirts, arbeitete zunächst in der Wirtschaft seiner Eltern und trat dann in die Dienste des Reichsgrafen Johann Erdmann von Promnitz. Über dreißig Jahre lang war er auf dessen Gütern in Schlesien und Sachsen als Wirtschafts-Amtmaim tätig. Er schrieb das Buch „Nützliche und auf die Erfahrung gegründete Einleitung zu der Landwirthschaft" (5 Tie. Berlin und Glogau 1759; Neuauflage: Breslau 1802). Es gehört zu den besten Werken der „Experimentalökonomie" des 18. Jahrhunderts und diente vielen fortschrittlichen Landwirten als wegweisendes Lehrbuch. Literatur:
GOLTZ, THEODOR FREIHERR VON DER: Ge-
schichte der deutschen Landwirtschaft. Bd. 1 Stuttgart 1902, S. 311-316. - MÜLLER, HANS-HEINRJCH
und KLEMM, VOLKER: Im Dienste der Ceres. Streiflichter zu Leben und Werk bedeutender deutscher Landwirte und Wissenschaftler. Leipzig - Jena - Berlin 1988, S. 18-28.
Leser, Paul, • 23. Februar 1899 in Frankfiul/Main, t 22. Dezember 1984 in Hartford/Conn. (USA) • Lehrte von 1929 bis 1933 als Privatdozent für Völkerkunde an der Technischen Hochschule Darmstadt, lebte seit 1937 in Stockholm und seit 1942 in den USA. Von 1952 bis 1967 war er Professor für Anthropologie in Hartford/Connecticut. Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Entstehung imd Verbreitung des Pfluges" (MünsterAV. 1931 = Anthropos-Bibliothek Bd. 3, H. 3; Reprint-Druck Lyngby/Dänemark 1971). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1976, S. 1878.
1953, S. 108-112. - WENCKSTERN, HERMANN VON:
Drei Zeitgenossen Thünens. Alexander von Lengerke - Lukas Andreas Staudinger - Caspar von Vogth.
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Leske, Nathanael Gottfried, * 22. Oktober 1751 in Muskau, f 25. November 1786 in Marburg •
Liebenberg-Zsittin Professor für Ökonomie an der Universität Leipzig und führendes Mitglied der Leipziger Ökonomischen Sozietät. Veröffentlichte u. a. eine lesenswerte „Reise durch Sachsen in Rücksicht der Naturgeschichte und Ökonomie" (Leipzig 1785). Leske war eng mit Johann Christian Schubart befreundet und ermunterte diesen zu seinen zahlreichen landwirtschaftlichen Abhandlungen. Literatur: ÄNDERT, WERNER und PRESCHER, HANS: Nathanael Gottfned Leske (1751-1786). In: Sächsische Heimatblätter Jg. 23, 1977, S. 73-89. (P.). SOLTA, JAN: Wirtschaft, Kultur und Nationalität. Ein Studienband zur sorbischen Geschichte. Bautzen 1990 = Schriftenreihe des Instituts für sorbische Volksforschung in Bautzen Bd. 58.
Leuchs, Erhard Friedrich, • 20. August 1800 in Nürnberg, f 16. Oktober 1837 in Nürnberg • Redakteur der Handelszeitung in Nürnberg und Autor mehrerer naturwissenschaftlicher und landwirtschaftlicher Bücher. Sein bedeutendstes Werk ist das Buch „Vollständige Düngerlehre, oder wissenschaftliche und praktische Anleitung zur Anwendung und zur Bereitung aller bekannten Düngemittel, aus dem Mineral-, Pflanzenund Thierreiche, nebst Bemerkungen über die Bedingungen zum Pflanzenwachsthum, einer Anleitung zur Zerlegung des Bodens, und einem Anhange über die Art, Versuche anzustellen" (Nürnberg 1825, 2. Aufl. 1832). Leuchs hat in diesem Buch das Wissen über die Wirkung aller bekannten Düngemittel systematisch geordnet. Aufgrund zahlreicher Widersprüche hielt er es jedoch für verfnlht, eine Theorie der Düngung aufzustellen. Literatur: Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 15, 1837, Tl. 2 (1839), S. 909-911. - KLEMM, VOLKER: Agrarwissenschaften in Deutschland. GeschichteTradition. Von den Anfängen bis 1945. St. Katiiarinen 1992, S. 116-118.
Lidl, Max, » 1812, t unbekannt (nach 1876) • Sohn eines Rechnungskommissärs, studierte Landwirtschaft an der Universität München, war zeitweise als Landwirtschaftslehrer tätig und arbeitete seit 1844 als Geometer bei der bayerischen Steuerkatasterkommission. 1852 wiu-de er als Dozent für Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Zentralschule nach Weihenstephan berufen und dort 1855 zum Professor emaimt.
Er hielt Vorlesungen über Allgemeinen und Speziellen Pflanzenbau sowie über Obst-, Wein- und Gartenbau. 1864 wurde er im Alter von 52 Jahren in den Ruhestand versetzt. Nach seiner vorzeitigen Pensionierung, deren nähere Umstände unbekannt sind, imtemahm Lidl landwirtschaftliche Studienreisen durch Bayern. Das Ergebnis dieser Reisetätigkeit sind die drei Bücher „Landwirthschaftliche Reise durch den bayerischen Wald. Ein Beitrag zur Darstellung der landwirthschaftlichen Zustände Bayerns" (Regensburg 1865), „Die landwirthschaftlichen Zustände der fruchtbaren Donauebene Niederbayems" (Straubing 1871) und „Wandenmgen diu-ch die Stamberger- und Ammerseeregion" (Straubing 1876,2. Aufl. Landsberg am Lech 1878). Diese Reiseberichte mit genauen Beobachtungen der landwirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere über den Anbau der Kulturpflanzen, sind eine wertvolle Quelle sowohl für die allgemeine Agrargeschichte als auch für die Geschichte des Pflanzenbaus. Außerdem verfaßte Lidl ein „Lesebuch für landwirthschaftliche Fortbildungsschulen und zum Selbstunterrichte für angehende Landwirthe" (München 1866). Literatur: MARKMILLER, FRITZ: Zur Biographie von Max Lidl. In: Landwirthschaftliche Reise durch den bayerischen Wald von dem königlichen quieszierten Professor Max Lidl. Neu herausgegeben und eingeleitet von Fritz Markmiller. Grafenau 1986, S. VXVI.
Liebenberg-Zsittin, Adolf Ritter von, • 5. September 1851 in Como (Lombardei), t 6. Mai 1922 in Wien • Sohn eines Offiziers, studierte seit 1868 Chemie und Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in Wien, setzte 1871 in Halle/S. seine landwirtschaftlichen Studien fort und promovierte 1873 bei Julius Kühn mit der Arbeit „Ueber das Verhalten des Wassers im Boden". Anschließend arbeitete er als Beamter in einer Zuckerfabrik. 1875 kehrte er an die Universität Halle zurück und habilitierte sich im gleichen Jahr mit der Schrift „Untersuchungen über die Bodenwärme" (Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Halle H. 2,1880, S. 7-39). Nach kurzer Tätigkeit als Assistent bei Julius Kühn folgte Liebenberg einem Ruf an die Uni185
Liebig versität Königsberg. Von 1876 bis 1878 wirkte er hier als a. o. Professor für Landwirtschaft. Auch in Königsberg beschäftigte er sich überwiegend mit bodenphysikalischen Fragen. Seine bedeutendste Veröftentlichung aus dieser Zeit ist der Übersichtsbeitrag „Ueber den gegenwärtigen Stand der Bodenphysik" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 1,1878, S. 3-42). Als Nachfolger des Mhzeitig verstorbenen Friedrich Haberlandt wurde Liebenberg 1878 als a. o. Professor für landwirtschaftlichen Pflanzenbau an die Hochschule für Bodenkultur nach Wien berufen und 1884 zum o. Professor ernannt. 44 Jahre lang wirkte er hier als erfolgreicher Lehrer, Forscher und Organisator. Anfangs galt sein Interesse dem Saatgutwesen. 1881 gründete er eine Samenkontrollstation, die er zeitweise selbst leitete. Von seinen Arbeiten zur Keimungsphysiologie sind hervorzuheben die „UntersucWgen über die Rolle des Kalkes bei der Keimung der Samen" (Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe, Bd. 84, 1881, Abt. 1, S. 407-447; zugl. als Broschüre: Wien 1881). Besondere Verdienste erwarb sich Liebenberg um die Ausgestaltung des landwirtschaftlichen Versuchswesens. 1885 gründete er mit E. von Proskowetz den „Verein zur Förderung des landwirthschaftlichen Versuchswesens in Oesterreich", den er bis 1899 selbst leitete. In den „Mittheilungen" dieses Vereins (H. 1-12,18861897) hat er zahlreiche Beiträge über Düngungsund Sortenversuche veröffentlicht. Außerdem gab er gemeinsam mit E. von Proskowetz „Kurze Berichte des Vereines zur Förderung des landwirthschaftlichen Versuchswesens in Oesterreich" heraus. Zwei dieser Berichte schrieb er selbst: „Die Versuchsthätigkeit des praktischen Landwirthes" (H. 2, 1895) und „Zur Naturgeschichte und Cultur der Braugerste" (H. 4, 1897). Liebenberg hatte stets engen Kontakt zur landwirtschaftlichen Praxis. Er war selbst Gutsbesitzer und mehrere Jahre Zentralgüterinspektor des kaiserlichen Familienfonds. 1902 gelang ihm nach jahrelangen Verhandlungen die Einrichtung einer hochschuleigenen Versuchswirtschaft in Groß-Enzersdorf. Nachhaltig förderte er die 186
Spezialisierung der Lehre. 1898 wurde an der Hochschule für Bodenkultur in Wien eine Lehrkanzel für Phytopathologie und 1906 eine Lehrkanzel für Pflanzenzüchtung geschaffen. 1898 erhielt Liebenberg den Titel eines Hofrates, 1900 wurde er durch die Verleihung des Komturkreuzes des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet. Literatur: TSCHERMAK, E. VON: Zum 60. Geburtstage des Hofrates Dr. Adolf Ritter v. Liebenberg. In: Wiener Landwirtschaftliche Zeining Jg. 6 1 , 1 9 1 1 , S. 777-778. (P.) - Zur Gedenkfeier der Gründung der Forst-Lehranstalt Mariabrunn 1813 und der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872. Herausgegeben vom Professoren-Kollegium der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. Wien und Leipzig 1913,S. 178-185. - TSCHERMAK-SEYSENEGG, ERICH
VON: Leben und Wirken eines österreichischen Pflanzenzüchters. Berlin und Hamburg 1958, S. 88-91. (P.) - EHRENDORFER, K.: Adolf Liebenberg von Zsittin, Landwirtschaflsfachmann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 5, 1972, S. 193-194.
Liebig, Hermann von, • 3. Februar 1831 in Gießen, f 2. September 1894 in München • Zweitältester Sohn Justus von Liebigs, studierte seit 1851 Chemie an den Universitäten Gießen und München, widmete sich aber alsbald, angeregt durch die agrikulturchemischen Arbeiten seines Vaters, der Landwirtschaft. 1854 setzte er sein Studium an der Landwirtschaftlichen Zentralschule in Weihenstephan fort. 1855 imtemahm er eine einjährige Studienreise nach England und Schottland. 1857 war er für einige Monate Gutsverwalter bei dem Grafen Hadik in Ungarn. 1858 erwarb er selbst ein größeres Gut bei Starnberg und betätigte sich als Landwirt. Seit 1865 arbeitete er auch an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation München. Nach dem Verkauf seines Gutes widmete er sich ganz den wissenschaftlichen Fragen des Landbaus. Liebig, der die agrikulturchemischen Lehren seines Vaters stets mit Nachdruck vertreten hat, beschäftigte sich insbesondere mit der E>üngerlehre. In mehreren, teilweise sehr kritischen Publikationen hat er wesentlich dazu beigetragen, strittige Fragen über die Wirksamkeit mineralischer Düngemittel zu klären. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören die beiden Schriften ,JDie zweckmäßige Anwendimg der künstlichen Dünger nebst einem Anhang: über
Liebig Versuchswirthschaften als Ergänzung der Versuchsstationen" (Braunschweig 1867) und „Bewirthschaftung des Staatsgutes Schleißheim seit 1618. Nachweis der Unfähigkeit der Schule Thaers, den Bodenertrag dauernd zu erhöhen, und die Verarmung des Bodens in Folge dieser falschen Doctrin. Eine Studie" (München 1869). Von den Publikationen Liebigs in Fachzeitschriften ist hervorzuheben der Übersichtsbeitrag „Mineraldünger und Düngung" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 10,1881, S. 2942). Liebig übersetzte die beiden Bücher des englischen Agrikulturchemikers Samuel W. Johnson „Wie die Feldfhichte wachsen. Ein Lehrbuch für landwirthschaf^liche Schulen und zum Selbstunterricht" (Braunschweig 1871) und „Wie die Feldfhichte sich nähren. Ein Lehrbuch für Landwirthe, angehende Agriculturchemiker, landwirthschaftliche Schulen und zum Selbstunterricht" (Braunschweig 1872). Literatur: W O L L N Y , E.: Hermann Freiherr von Liebig t- In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeimng Jg. 43,1894, S. 685-686. - MAY, OTTO: Hermann Freiherr von Liebig t- In: Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern Jg. 84,1894, S. 723725. - LEHNERT, GEORG: Hermann Georg Freiherr von Liebig, Agrikulturchemiker. In: Hessische Biographien Bd. 3, 1934, S. 377-380. (W.) - FINLAY, M A R K R.: Science and practice in German agriculture: Justus von Liebig, Hermann von Liebig, and the agriculhiral experiment stations. In: World Views and Scientific Discipline Fomiation. Edited by William R. Woodward and Robert S. Cohen. Dordrecht - Boston - London 1991, S. 309-320.
Liebig, Justus Freiherr von, • 12. Mai 1803 in Darmstadt, t 18. April 1873 in München • Sohn eines Drogisten und Farbenhändlers, verließ im Alter von vierzehn Jahren das Gymnasium und arbeitete zehn Monate als Apothekerlehrling in Heppenheim. 1819 begann er in Bonn mit dem Studium der Chemie, das er 1821 in Erlangen fortsetzte. 1822 ging er nach Paris, wo er u. a. im Laboratorium des berühmten Chemikers L. J. Gay-Lussac arbeitete. Für seine Abhandlung „Über das Verhältnis der Mineralchemie zur Pflanzenchemie" erhielt er 1823 in absentia von der Universität Erlangen den Doktortitel. 1824 wurde er zum a. o. Professor für Chemie an die Universität Gießen berufen imd bereits 1825 zum 0. Professor ernannt.
In Gießen errichtete Liebig ein chemisches Laboratorium für experimentellen Unterricht, das sich innerhalb weniger Jahre zur bedeutendsten Lehr- und Forschimgsstätte auf dem Gebiet der Chemie in Deutschland entwickelte. Aufgrund seiner außerordentlichen Begabung als Lehrer und durch seine epochemachenden Forschungsergebnisse war Liebig alsbald ein weltberühmter Chemiker. Nach 28jähriger Tätigkeit in Gießen folgte er 1852 einem persönlichen Ruf des Königs Maximilian II. von Bayern nach München, wo ihm ein ganz seinen Vorstellungen entsprechendes Forschungsinstitut an der Universität neu errichtet wurde. 1859 erfolgte seine Wahl zum Präsidenten der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München. Dieses Ehrenamt bekleidete er bis zu seinem Tode. Wie kaum ein anderer Chemiker in der Welt hat sich Liebig ständig bemüht, die wissenschaftlichen Erkenntnisse seines Faches der Menschheit nutzbar zu machen. Seine bedeutendsten Verdienste liegen auf dem Gebiet der Agrikulturchemie. 1837 war Liebig anläßlich eines Besuches in England vom Präsidenten der „British Association for the Advancement of Science" gebeten worden, einen Bericht über den Zustand der organischen Chemie zu verfassen. Liebig schrieb diesen Bericht, der 1840 als dreiteiliges Werk in Paris in firanzösischer Sprache veröffentlicht wurde. Die Einleitung dieses Berichtes erschien im gleichen Jahr als Buch in deutscher Sprache unter dem Titel „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" (Braunschweig 1840; Reprintausgabe: Hildesheim 1977). In diesem Buch (Kurztitel ,Agrikulturchemie") hat Liebig die damals bekannten Erkermtnisse über die Pflanzenphysiologie und Pflanzenemährung und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Praxis des Landbaus zusammenfassend dargestellt. Scharf widersprach er der bis dahin allgemein anerkannten Humustheorie, nach der der Humus die primäre Nährstoffquelle für die Pflanzen sei. Aufgrund der neueren Forschungsergebnisse benötigten die Pflanzen für ihr Wachstum keinen Humus, sondern das Kohlendioxid der Luft und vor allem Mineralsalze. Nicht die Humustheorie, sondern die Mineralstofftheorie sei die richtige Lehre von der Pflanzenemährung. Deshalb müßten die 187
Liebig Landwirte alle mineralischen Nährstoffe, die sie mit dem Emtegut von ihren Feldern abtransportieren, durch eine entsprechende Mineraldüngung dem Boden wieder zuführen. Nur so könne die Bodenfhichtbarkeit erhalten bleiben. Eine Wirtschaftsweise ohne Ersatzdüngung sei Raubbau. Durch die Kühnheit, mit der Liebig aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntaisse eine Reform der traditionellen Landbewirtschaftung für notwendig hielt und ein Umdenken in der Düngungspraxis forderte, erregte das Buch sowohl bei Wissenschaftlern als auch bei Landwirten ungeheures Aufsehen. In rascher Folge erschienen fünf weitere Auflagen (2. u. 3. Aufl. 1841, 4. Aufl. 1842, 5. Aufl. 1843, 6. Aufl. 1846; seit der 5. Aufl. unter dem Titel ,JDie Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie"). Die neuen agrikulturchemischen Lehrsätze Liebigs fanden begeisterte Befürworter, aber auch eine große Anzahl scharfer Kritiker. Auf wenig Verständnis stieß die Forderung Liebigs, auf jegliche organische Düngung und damit auf den Hiunusersatz in der landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion zu verzichten. Auch der propagierten Mineraldüngung standen die meisten Landwirte zunächst sehr kritisch gegenüber, weil es Liebig nicht gelang, die vorausgesagte ertragssteigernde Wirkung des von ihm entwikkelten „Patentdüngers" in Feldversuchen nachzuweisen. Für die Herstellung dieses Düngers hatte Liebig schwerlösliche Mineralstoffe verwendet, weil er glaubte, daß leichtlösliche Mineralsalze durch Regenwasser ausgewaschen werden. Ein weiteres Hemmnis für die Aneikennung der Mineralstofftheorie in der landwirtschaftlichen Praxis war die aus wissenschaftlicher Sicht noch ungeklärte Frage, ob beim Anbau der Feldfrüchte auch Stickstoffdünger eingesetzt werden soll. Liebig hat diese Frage in der 1843 erschienenen S.Auflage seiner „Agrikulturchemie" eindeutig verneint und die Auffassung vertreten, das sich in der atmosphärischen Luft befindliche Ammoniak sei „vollkommen ausreichend für alle Zwecke der Feldwirthschaft" (S. 68). Diese Bewertung widersprach allerdings den Erfahrungen der Praxis, denn die meisten Feldfnlchte reagierten auf eine Stickstoffdüngung mit einer Ertragssteigerung. Der schärfste Widerspruch
188
gegen Liebigs These von der Nutzlosigkeit einer Stickstoffdüngung kam in den folgenden Jahren aus England. John Bennet Lawes und sein Mitarbeiter Joseph Henry Gilbert führten seit 1843 auf der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Rothamsted Dauerversuche durch mit dem vorrangigen Ziel, Liebigs Stickstoffthese zu widerlegen. Nach dem Mißerfolg mit seinem „Patentdüngef" beteiligte sich Liebig fast zehn Jahre lang nicht mehr an öffentlichen Auseinandersetzungen über die imgelösten agrikulturchemischen Streitfragen. Erst im Frühjahr 1855 meldete er sich mit einem grundlegenden Beitrag in der „Zeitschrift für deutsche Landwirthe" (Jg. 6, 1855, S. 1-39) wieder zu Wort. Dieser Beitrag erschien in leicht veränderter Form auch als Buch unter dem Titel „Die Grundsätze der Agrikultur-Chemie mit Rücksicht auf die in England angestellten Untersuchungen" (Braunschweig 1855; 2., durch einen Nachtrag vermehrte Auflage 1855). Liebig hat hier besonders die Rothamsteder Düngungsversuche von Lawes und Gilbert scharf kritisiert und seine agrikulturchemische Lehrkonzeption in fünfzig präzisen Thesen zusammengefaßt. In der 2. Auflage dieses Buches hat Liebig auch das ihm zugeschriebene, aber bereits 1828 von Carl Sprengel entdeckte Minimumgesetz erstmals eindeutig formuliert: „Die Höhe des Ertrages eines Feldes (von gegebener Beschaffenheit imd Zusammensetzung) steht im Verhältnis zu demjenigen zur völligen Entwicklung der Pflanze unentbehrlichen Nahrungsstoff, welcher im Boden (in geeigneter Form und Beschaffenheit) in kleinster Menge (im Minimo) vorhanden ist" (S. 121 f ) . Das Buch „Die Grundsätze der AgrikulturChemie . . . " war der Auftakt zu einem mehrjährigen öffentlich ausgetragenen Meinungsstreit, ob die von Liebig vertretene These, eine Stickstoffdüngung der Kulturpflanzen sei nicht erforderlich, richtig war, oder die von der Partei der „Stickstöffler" vertretene Auffassung, daß mit einer zusätzlichen Stickstoffdüngung höhere Emteerträge erzielt werden können. Liebig hat in seinem Buch „Ueber Theorie und Praxis in der Landwirthschaft" (Braunschweig 1856) auch deutsche Landbauwissenschaftler als „Stickstöffler" heftig angegriffen. In den Streit hinein-
Liebig gezogen wurden vor allem Julius Adolph Stöckhardt und Emil von Wolff, die sich mit Gegenschriften wehrten. Während dieser ,^eichbewegten und kampfesfröhlichen Epoche", wie Hermann Hellriegel diesen Zeitabschnitt in der Geschichte der deutschen Landbauwissenschaft später einmal nannte, publizierte Liebig die Schrift „Über das Verhalten der Ackerkrume zu den in Wasser löslichen Nahrungsstoffen der Pflanzen" (München 1858). Hier hat er das von John Thomas Way (1821-1884) um 1850 beobachtete Adsorptionsvermögen der Ackerböden ausführlich beschrieben und daraus den Schluß gezogen, daß wirksame Mineraldünger auch wasserlösliche Bestandteile enthalten müssen. Aufgrund dieser Erkenntnis konnte er nun auch das Versagen seines nur aus schwerlöslichen Mineralstoffen bestehenden „Patentdüngers" erklären. Mit dem Buch „Naturwissenschaftliche Briefe über die moderne Landwirthschaft" (Leipzig und Heidelberg 1859) versuchte Liebig die Landwirte zu überzeugen, in Zukunft nur noch einen an den Erkenntnissen der Naturwissenschaften orientierten Landbau zu betreiben. 1862 trat Liebig mit einer neuen Auflage seines Buches „Die Chemie in ihrer Anwendimg aufAgriculturundPhysiologie" (7. Aufl. Braunschweig 1862) an die Öffentlichkeit. Das Werk erschien jetzt in zwei Bänden mit verschiedenen Untertiteln (Bd. 1: „Der chemische Prozeß der Ernährung der Vegetabilien"; Bd. 2: „Die Naturgesetze des Feldbaues"). Beim Vergleich dieser siebenten Auflage mit den vorangegangenen Auflagen wird deutlich, daß für Liebig die Fundamente seines agrikulturchemischen Lehrgebäudes unverrückbar waren. Allerdings hat er sie ergänzt aufgrund neuer Forschungsergebnisse, aber auch durch die Einsicht, daß die Wissenschaft jahrzehntelange Erfahrungen der landwirtschaftlichen Praxis nicht völlig ignorieren kann. Selbst den Gegnern seiner Stickstoff-These machte er jetzt einige Zugeständnisse und sprach sich unter bestimmten Voraussetzungen für die Notwendigkeit einer Stickstoffdüngung aus (7. Aufl., Tl. 1, 1862, S. 284 f ) . Die meisten Fachkollegen beurteilten seinerzeit diese 7. Auflage von Liebigs „Agrikulturchemie" sehr positiv. Wilhelm Hamm schrieb in einem Beitrag. „In diesem Buche haben wir
den Codex der Landwirthschaft empfangen für ewige Zeiten" (Agronomische Zeitung Jg. 20, 1865, S. 791). In der Tat enthält dieses Buch alle grundlegenden Theorien und Erkenntnisse der modernen Pflanzenemährung und Düngerlehre. Eine 8. Auflage erschien 1865. Philipp Zöller hat nach dem Tode Liebigs noch eine 9. Auflage herausgegeben (Braunschweig 1876; Reprintausgabe mit Ergänzungsband herausgegeben von Wilhelm Lewicki, Holm 1995). Viele Auflagen dieses klassischen Werkes der Wissenschaftsgeschichte wurden in firemde Sprachen übersetzt. Liebig hat seit 1840 durch sein Wirken auf dem Gebiet der Agrikulturchemie die Entwicklung des wissenschaftlichen Landbaus in Deutschland und in vielen anderen Ländern entscheidend mitbestimmt. Er verschaffte der Lehre von der Mineralstoffemährung der Pflanzen allgemeine Anerkeimung. Nachhaltig förderte er die Herstellung und die Anwendung mineralischer Düngemittel in der Landwirtschaft. Die Gründung der zahlreichen landwirtschaftlichen Versuchsstationen und der Aufschwung des Feldversuchswesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren unmittelbare Folgen seines Wirkens. Wie kaum ein anderer hat Liebig naturwissenschaftliches Denken in die Landwirtschaft eingeführt. Zwar unterliefen auch ihm Fehler, besonders bei der Beurteilung landwirtschaftlichen Erfahrungswissens, doch seine herausragende Position in der Geschichte der Agrarwissenschaften wird dadurch nicht geschmälert. Hervorzuheben sind schließlich Liebigs Verdienste als Reformator des Landwirtschaftsstudiums. Seit 1860 gab es in Deutschland Diskussionen, wie die akademische Ausbildung der Landwirte, die weitgehend an eigenständigen landwirtschaftlichen Akademien stattfand, verbessert werden könnte. Liebig hat in zwei Reden bei öffentlichen Sitzungen der Akademie der Wissenschaften zu München im März und November 1861 die Forderung erhoben, die bestehenden landwirtschaftlichen Akademien aufzulösen und das Studixun der Landwirtschaftswissenschaften nur noch an Universitäten diu-chzufuhren. Nur dort könnten die für das Studium unerläßlichen naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer sachgerecht gelehrt werden (Jusms 189
Liebig von Liebig: Reden und Abhandlungen. Herausgegeben von Georg von Liebig xmd M. Carriere. Leipzig und Heidelberg 1874, S. 189-219; Neudruck: Wiesbaden 1965). Das Eintreten Liebigs für ein Landwirtschaflsstudium an den Universitäten hat in den folgenden Jahren die Gründung landwirtschaftlicher Universitätsinstitute imd entsprechender Studiengänge beschleunigt. Als Agrikulturchemiker beschäftigte sich Liebig auch mit Fragen der Tieremährung. Sein bedeutendstes Werk auf diesem Fachgebiet ist das Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie" (Braunschweig 1842, 2. Aufl. 1843, 3. Aufl. 1847; ab 2. Aufl. mit dem Zusatztitel „Die ThierChemie oder ..."). Einen Reprintdruck der Erstausgabe mit einem Ergänzungsband hat Wilhehn Lewicki herausgegeben (Pinneberg 1992). Agrikulturchemische Fragen behandelt Liebig u. a. in seinen „Chemischen Briefen" (Heidelberg 1844, 6. Aufl. Leipzig und Heidelberg 1878; Reprintdruck der 6. Aufl.: Hildesheim 1967) und in mehreren Beiträgen in den von ihm herausgegebenen „Annalen der Chemie und Pharmacie". Mehrere Abhandlungen über Fragen der Düngung erschienen in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte des Landbaus ist der von Remhold Echtermeyer und Georg von Liebig herausgegebene „Briefwechsel zwischen Justus von Liebig und Theodor Reuning über landwirthschaftliche Fragen aus den Jahren 1854 bis 1873" (Dresden 1884). Liebig ist mit höchsten Auszeichnungen und Ehnmgen bedacht worden. Bereits 1845 hatte ihn der Großherzog Ludwig II. von Hessen in den erblichen Adelsstand erhoben. Nach seinem Tode wurden ihm zu Ehren Denkmäler in Darmstadt, Gießen und München errichtet. In vielen Städten sind Straßen nach ihm benannt worden. Liebig-Denkmünzen, Liebig-Medaillen und Liebig-Preise wurden und werden auch heute noch für bedeutende Leistungen auf den Gebieten der Chemie oder der Landwirtschaft verliehen. Deutsche Landwirte und Landbauwissenschaftler gründeten 1869 eine Liebig-Stifhmg, aus deren Einkünften Goldene und Silberne Liebig-Medaillen verliehen wurden. Die Goldene Liebig-Medaille galt jahrzehntelang als die 190
höchste Auszeichnung, die die deutsche Landwirtschaft zu vergeben hatte. Das erste in Gold geprägte Exemplar dieser Medaille erhielt 1870 Justus von Liebig. Bis zum Jahre 1908 wurden insgesamt 19 Goldene Liebig-Medaillen verliehen. Zu den Preisträgem gehörten u. a. Theodor Reiming (1871), Theodor Hermann Rimpau (1875), Julius Kühn (1877), Hermann Settegast (1881), Hermann Hellriegel (1889), Albert Schultz-Lupitz (1889), Ewald Wollny (1892), Paul Wagner (1907) und Carl Kraus (1908). Der Verein Deutscher Chemiker stiftete 1903 eine „Liebig-Denkmünze", die Universität Gießen 1942 einen „Justus von Liebig-Preis" sowie 1957 eine „Liebig-Medaille". Die Stiftung F. V. S. zu Hamburg (Alfred Toepfer-Stifhmg) verleiht seit 1950 durch die Agrarwissenschaftliche Fakultät der Universität Kiel einen „Justus von Liebig-Preis". Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) stiftete 1954 eine „Sprengel-Liebig-Medaille", die in Gold und in Silber verliehen wird. Seit 1994 verleiht die Göttinger Chemische Gesellschaft den von Wilhehn Lewicki (Ur- Ur- Ur-Enkel von Justus von Liebig) gestifteten „Liebig-Wöhler-Freundschafts-Preis". Erster Preisträger dieser Auszeichnung war der Liebig-Forscher Dr. Emil Heuser (1918-1995), der u. a. die vollständigste, über 10.000 Einzeltitel umfassende Bibliothek der Veröffentlichungen von und über Liebig (Liebigiana-Sammlimg) aufgebaut hat. Seit 1920 besteht in Gießen ein Liebig-Museum. Das wissenschaftliche Erbe Liebigs wird u. a. von der „ Jusms-Liebig-Gesellschaft zu Gießen e. V." gepflegt. Literatur: COHN, WILHELM: Gedächtnisrede auf Justus von Liebig. Gehalten im Club der Landwirthe zu Berlin am 2. December 1873. In: Landwirthschaflliches Centralblatt für Deutschland Jg. 21, Bd. 2 , S . 561-570. - STOHMANN, F.: Liebig's Beziehungen zur Landwirthschaft. In: Journal für praktische Chemie Bd. 8, 1873, S. 458-476. - VOGEL, A U GUST: Justus Freiheir von Liebig als Begründer der Agrikulnir-Chemie. Eine Denkschrift. München 1 8 7 4 . - STÖCKHARDT, J . A.: Dem Andenken Justus V. Liebig's. In: Der Chemische Ackersmann Jg. 21, 1 8 7 5 , S. 1 - 1 1 . ( F . ) - ZÖLLER, PHILIPP: Justus von Liebig und die Landwirthschaft. Sttittgart 1880 = Neue Volksbibliothek Serie 3, H. 1 0 ) . - LADENBURG: Justus von Liebig. In: Allgemeine Deutsche
Liebscher Biographie Bd. 18, 1883, S. 589-605. - MOSZEIK, FRITZ: Der Einfluss Liebig's auf die landwirtschaftliche Theorie und Praxis. Diss. phil. Jena 1896. KOHUT, ADOLPH: Justus von Liebig. Sein Leben und Wirken. Auf Grund der besten und zuverlässigsten Quellen geschildert. Gießen 1904,2. Aufl. 1906. (P.) - V o L H A R D , JAKOB: Justus von Liebig. 2 Bde. Leipzig 1909. (P.) - MAYER, ADOLF: Die Grenzen der Liebigschen Agrikulturchemie. In: Die Naturwissenschaften Jg. 12, 1924, S. 905-911. - HONCAMP, F.: Justus von Liebig und sein Einfluß auf die Entwicklung der Landwirtschaft. Rostock 1928 = Rostocker Universitäts-Reden H. 6. - HEUSS, THEODOR: Justus von Liebig. Vom Genius der Forschung. Hamburg 1942. (P.) - SCHARRER, KARL: Die Bedeutung der agrikulturchemischen Forschungen Justus von Liebigs für die Landwirtschaft. In: Berichte über Landwirtschaft Bd. 31, 1953, S. 1-15. (P.) - J. v. Liebig im Lichte der Forschung des 20. Jahrhunderts. Vorträge gehalten anläßlich des 150. Geburtstages J. v. Liebigs. Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 3, 1953. (R) - SCHLEGEL, FRITZ: Das Leben Justus V. Liebigs. Seine wissenschaftlichen Arbeiten für die Landwirtschaft. Leipzig und Jena 1955. (P.) SCHREIBER, R.: Der Einfluß Justus von Liebigs auf die Entwicklung der englischen Landwirtschaft. In: Bericht der Oberhessischen Gesellschaft fiir Naturund Heilkunde zu Glessen N. F., Naturwissenschaftliche Abteilung Bd. 28,1957, S. 141-154. - FRANZ, GÜNTHER: Liebig und Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 15, 1963. - PAOLONI, CARLO: Justus von Liebig. Eine Bibliographie sämtlicher Veröffentlichungen mit biographischen Anmerkungen. Heidelberg 1968. (P. u. W.) - SCHMITT, LUDWIG: Justus von Liebig (1803-1873). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfiirt/Main 1970, S. 156-167. (R) - POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Supplement, 1971, S. 375-389. ( W . ) KLEMM, VOLKER: Zur Bedeutung des Werkes Justus von Liebigs für die Entwicklung der Pflanzenproduktion. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1973, Tl. 3, S . 103-113. - STRUBE, IRENE: Justus vonLiebig. Leipzig 1973,2. Aufl. 1975 = Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Bd. 12. (R u. W.) - PRIESNER, CLAUS: Justus Frhr. v. Liebig, Chemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15, 1985, S. 497-501. W E R N E R , WILFRIED: Justus von Liebig und die modernen Auffassungen von einer umweltverträglichen Mineralstoffemährung der Pflanze. In: Gießener Universitätsblätter Jg. 19, 1986, S. 65-74. SCHLING-BRODERSEN, URSULA: Entwicklung und In-
stitutionalisierung der Agrikulturchemie im 19. Jahrhundert: Liebig und die landwirtschaftlichen Versuchsstationen. Braunschweig 1989 = Braunschweiger Veröffentlichungen zur Geschichte der Pharmazie und der Naturwissenschaften Bd. 31. — BÖHM, WOLFGANG: Liebig und die Entwicklung der Pflanzenbauwissenschaft. In: Berichte der Justus-LiebigGesellschaft zu Gießen Bd. 1,1990, S. 65-84. Liebscher, Georg, * 8. Februar 1853 in Magdeburg, t 8- Mai 1896 in Göttingen • Studierte zunächst Naturwissenschaften in Berlin, seit 1875 Landwirtschaft in Halle/S., wo er bei Julius Kühn mit der Arbeit „Über die Beziehungen von Heterodera schachtii zur Rübenmüdigkeit" (Diss. phil. Halle 1879) promovierte. 1880 ging er für ein Jahr als Leiter der agronomisch-geologischen Landesaufnahme nach Japan. Die Erfahrungen und Erkenntnisse dieses Aufenthaltes veröffentlichte er in dem Buch „Japan's landwirthschaftliche und allgemeinwirthschaftliche Verhältnisse. Nach eignen Beobachtungen dargestellt" (Jena 1882). Mit diesem Werk, das sowohl bei den Fachkollegen als auch bei den Geographen hohe Anerkennung fand, habilitierte er sich 1883 an der Universität Jena. Bis 1889, zuletzt als a. o. Professor, war er hier am Landwirtschaftlichen Institut tätig. Im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit Liebschers in Jena standen Probleme der Düngung. Nach Auswertung eigener Versuchsergebnisse forderte er, die Erkenntnisse der Pflanzenphysiologie stärker in die Theorie der Düngerlehre einzubeziehen und die individuellen Nährstoffansprüche der Kulturpflanzenarten bei der Bemesstmg der Düngimg zu berücksichtigen. Seine Arbeit „Der Verlauf der Nährstoffaufhahme und seine Bedeutung für die Düngerlehre" (Journal für Landwirthschaft Bd. 35, 1887, S. 335-518) wurde wegweisend für die weitere Forschung. Nach einjähriger Tätigkeit an der Landwirtschaftlichen Akademie in Poppelsdorf wurde Liebscher 1890 als Nachfolger Gustav Drechslers 0. Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Göttingen. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit blieben experimentelle Untersuchungen, das DüngerbedüiÄis der Kulturpflanzen unter Berücksichtigung des zeitlichen Verlaufs der Nährstoffaufhahme zu bestimmen. Er konnte nachweisen, daß die Pflanzen den im Minimum 191
Liechti vorhandenen Produktionsfaktor zu um so größerer Substanzproduktion ausnutzen, je mehr die anderen Produktionsfaktoren in optimalen Verhältnissen vorliegen. In Ergänzung zu dem von Carl Sprengel und Justus von Liebig formulierten „Gesetz vom Minimum" bezeichnete Liebscher die von ihm gefundene Beziehimg als „Gesetz vom Optimum" (Journal für Landwirtschaft Bd. 43, 1895, S. 49-216). Aufgrund von Nährstoffanalysen bei Gefaßversuchen war Liebscher 1892 zu der Auffassung gelangt, daß nicht nur Leguminosen, sondern auch Hafer und Senf die Fähigkeit besitzen, elementaren Stickstoff aus der Luft zu fixieren (Journal für Landwirtschaft Bd. 41, 1893, S. 139-198). Die Veröffentlichung dieser Befunde führte zu lebhaften Kontroversen mit Fachkollegen. Besonders Paul Wagner, Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Darmstadt, widersprach den Schlußfolgerungen Liebschers sehr heftig. Später stellte sich heraus, daß die von Liebscher angenommene StickstofTixierung bei Hafer und Senf durch Bodenbakterien verursacht worden war. Trotzdem hat dieser in der „Deutschen Landwirtschaftlichen Presse" (Jg. 20 u. 21,1893 u. 1894) ausgetragene Disput den Kenntnisstand über die StickstofFemährung der Kulturpflanzen schärfer präzisiert und Anregungen für weitere Experimente gegeben. Von 1888 bis zu seinem Tode leitete Liebscher die wissenschaftliche Auswertung der von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft organisierten Getreide-Anbauversuche. Erstmals wurde damals der Anbauwert der wichtigsten deutschen Getreidesorten auf verschiedenen Standorten nach einem einheitlichen Versuchsplan geprüft. Die seit 1890 im „Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafb-Gesellschaft" veröffentlichten Sortenberichte zeigen eindrucksvoll Liebschers Fähigkeit, die dabei erzielten Ergebnisse sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis nutzbar zu machen. Auch auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung hat Liebscher durch experimentelle Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Ährenund Komgewicht bei Getreidesorten sowie über den morphologischen Aufbau der Getreidehalme weithin beachtete Beiträge geleistet. Der von ihm auf dem Versuchsfeld des Landwirtschaftlichen Instituts in Göttingen eingerichtete Zucht192
garten wurde unter seiner Leitung zu einem Demonstrationsobjekt von überregionaler Bedeutung. Als federführender Herausgeber betreute Liebscher von 1890 bis 1895 das „Journal fiir Landwirtschaft". Sein Studienführer „Das landwirtschaftliche Studium an der Universität Göttingen" (Berlin 1893) ist ein wichtiges Zeitdokiunent. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört auch die Einrichtung von Unterrichtskursen für Landwirte an der Universität Göttingen. Der erste sechstägige Vorlesungszyklus fand im Februar 1892 statt. Liebscher, der nach längerer Krankheit bereits im Alter von 43 Jahren verstarb, war einer der ideenreichsten Vertreter seines Fachgebietes. Mit seiner Forderung, die unterschiedlichen Nährstoffbedürfhisse der Kulturpflanzen in der Düngungspraxis stärker zu berücksichtigen, war er seiner Zeit weit voraus. Er gehört zu den Wegbereitem einer auf physiologischen Grundlagen basierenden Pflanzenbauwissenschaft. Literatur: TOLLENS, B.: Nachruf auf den verstorbenen Haupt-Herausgeber des Journal für Landwirtschaft Professor Dr. Georg Liebscher. In: Journal für Landwirtschaft Bd. 44, 1896, S. 201-210 (P. vor S.
105). - REMY, TH.: Georg Liebscher t . In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 23,1896,S. 374. (P.) - EDLER, W.: Professor Dr. G. Liebscher f. In: Hannoversche Land- und Forstwirtschaftliche Zeining Jg. 49, 1896, S. 353-355. (R) - BÖHM, WOLF-
GANG: Göttinger Pflanzenbauwissenschaftler. Regensburg 1988, S. 21-31. (W.).
Liechti, Paul, • 12. Februar 1866 in Landiswil bei Biglen (Kanton Bern), 124. Februar 1927 in Bern • Studierte Pharmazie an der Universität Bern, promovierte dort 1891 und trat 1892 als Assistent in die Landwirtschaftlich-Chemische Versuchs- und Kontrollstation der Universität Bern ein. 1895 wurde er zum Vorstand dieser Station gewählt. Seit 1897 leitete er als Du-ektor die neugegründete Schweizerische Agrikulturchemische Anstalt Liebefeld-Bem (heute: Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrikulturchemie und Umwelthygiene). Liechti bearbeitete vor allem Fragen der mineralischen Düngung. In umfangreichen Gefaßund Feldversuchen prüfte er die Wirksamkeit neuer Düngemittel und deren Auswirkungen auf die Bodenfhichtbarkeit. Die wichtigsten Ergeb-
Linser nisse seiner Forschungsarbeiten hat er im „Landwirtschaftlichen Jahrbuch der Schweiz" veröffentlicht. Hervorzuheben sind seine Beiträge „Über Düngungsversuche" (Bd. 10, 1896, S. 276-283), „Über rationelle Verwendung der künstlichen Düngemittel" (Bd. 14, 1900, S. 75101) und „Zur Frage der Wiesendüngung" (Bd. 18,1904, S. 491-530). Literatur: WIEONER, G E O R G : Paul Liechti zum Gedächtnis. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 5.1927, S. 113-121. (P. u. W.). Lindenbein, Werner, * 17. Februar 1902 in Quedlinburg, f 20. Dezember 1987 in Ahrweiler • Studierte Naturwissenschaften zunächst in Heidelberg und Freiburg/Br., dann in Kiel, wo er 1927 mit einer Dissertation aus dem Gebiet der Zytologie zum Dr. phil. promoviert wurde. Danach übernahm er eine Assistentenstelle am Institut für Landwirtschaftliche Botanik der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf. 1936 habilitierte er sich dort mit der Arbeit „Anatomische Beiträge zur Kenntais der Degeneration und der Nekrose bei Kulturpflanzen in ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft" (Angewandte Botanik Bd. 19, 1937, S. 313367). Von 1941 bis 1945 war er Professor für Botanik an der Universität Posen. 1953 folgte Lindenbein einem Ruf als Direktor des Instituts für Samenkunde und Vorstand der Landesanstalt für Samenprüfung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. 1959 wurde er zum a. o. Professor und 1963 zum o. Professor ernannt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1967 hat er das Fachgebiet Samenkunde in Hohenheim vertreten. Sein Forschungsinteresse galt besonders der Samendiagnostik und der Herkunftsbestimmung von Saatgut. Zahlreiche Beiträge veröffentlichte er in der Zeitschrift „Saatgut-Wirtschaft", deren fachwissenschaftlichen Teil er viele Jahre lang redaktionell betreute. Beachtenswert sind sein dort publizierter Vortrag über „Keimungsphysiologische Probleme unter besonderer Berücksichtigung der biochemischen Keimprüfting" (Jg. 12, 1960, S. 308312) und seine „Gedanken zu einer einheitlichen Terminologie in der Samenprüfung" (Jg. 14, 1962, S. 277-279). Besondere Verdienste erwarb sich Lindenbein auf dem Gebiet der Wissenschaftsgeschichte.
Von seinen Abhandlungen über die Geschichte der Saatgutkunde sind hervorzuheben die Beiträge „Zur Entwicklungsgeschichte der Keimprüfung" (Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 11,1958, S. 68-74) und „Geschichte der Samenkunde von den ersten Anfangen bis auf die Begründung der Samenprüfung durch Friedrich Nobbe" (Saatgut-Wirtschaft - Safa Jg. 21, 1969, S. 561-567). Literatur: Die akademischen Lehrer der Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule) 1818-1968. Bearbeitet von Emst Klein. Veröffentlichungen der Kommissionfiirgeschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B, Forschungen Bd. 45. Smttgart 1968, S. 90. - Professor Dr. W. Lindenbein, 75 Jahre. In: Safa (Saatgut-Wirtschaft) Jg. 29,1977, S. 82. (F.). Linser, Hans, * 4. Juli 1907 in Linz/Donau, 12. November 1991 während einer Bahnfahrt von Linz nach Gießen • Sohn eines Steinmetzmeisters, studierte Naturwissenschaften an der Universität Wien und promovierte dort 1930 mit einer Arbeit über fluoreszenzanalytische Untersuchungen an Pflanzen. Bis 1945 war er daim mit biologischen Forschungsaufgaben bei der IG-Farbenindustrie beschäftigt. Von 1947 bis 1959 leitete er die neuerrichtete biologische Forschungsabteilung der Österreichischen Stickstoffwerke. An der Technischen Hochschule in Wien und an der Hochschule für Bodenkultur in Wien hielt er Vorlesungen über das damals noch neue Fachgebiet der Wuchsstoffe. Gemeinsam mit Karl Kaindl schrieb er das Buch „Isotope in der Landwirtschaft. Methoden und Ergebnisse des Einsatzes radioaktiver und stabiler Isotope in der landwirtschaftlichen Forschung und Praxis" (Hamburg und Berlin 1960). 1960 folgte Linser einem Ruf auf den Lehrstuhl für Pflanzenemährung an der Universität Gießen. Hier wirkte er bis zum Jahre 1975. Maßgebend hat er die Entwicklung seines Fachgebietes mitgeprägt. Sein Forschungsschwerpunkt war die Emährungsphysiologie der Kulturpflanzen. Zu den bleibenden wissenschaftlichen Marksteinen seiner Tätigkeit in Gießen gehören Forschungsarbeiten über Wachstumsregulatoren. Hervorzuheben ist auch seine originelle Konzeption der Ertragsbildung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen, die er ausfuhrlich in der Schrift „System und Produkt. Faktoren der 193
Lippe-WeiOenfeld pflanzlichen Ertragsbildung" (Berlin und Hamburg 1984) beschrieben hat. Außerdem hat er das von Karl Scharrer begründete „Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung" weitergeführt und drei umfangreiche Bände herausgegeben. Dieses Jahrhundertwerk erschien zwischen 1965 und 1972 im Springer-Verlag (Wien und New York). Wiederholt hat Linser zu weltweit aktuellen landwirtschaftlichen Problemen Stellung genommen. Beachtenswert sind seine Beiträge „Sicherung des Lebens der Menschheit durch Sicherung der Ernährung" (Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 31/1, 1975, S. 7-20) und „Gegenwartsprobleme der Agrarwissenschaften" (Die Bodenkultur Bd. 33, 1982, S.351362). Auch über Grundfi-agen des Lebens und über den Sinn wissenschaftlicher Tätigkeit hat er viel nachgedacht und darüber zahlreiche Aufsätze und Bücher publiziert. Von diesen wissenschaftstheoretischen Arbeiten sind hervorzuheben: „Können wir wissen? Biologisches und Philosophisches im Kreise des Erkeimens" (Wien 1954 = Sammlung „Biologie" Bd. 17), „Können Naturwissenschaften Antwort auf Sinnfragen geben?" (Universitas Jg. 28, 1973, S. 423-431) und „Von der Notwendigkeit und den verschiedenen Arten des Forschens" (Gießener Universitätsblätter Jg. 10, 1977, H. 1, S. 16-24). Sein letztes Buch „Dynamismus des Lebens. Aus dem Ereignis wird das Sein" (Berlin und Hamburg 1988) enthält auch eine vollständige Bibliographie seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Linser war Ehrendoktor der Hochschule fiir Bodenkultur in Wien, Ehrensenator der Universität Linz und Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst L Klasse. Literatur: STEINECK, O.: Rede zur Verleihung des akademischen Titels eines Ehrendoktors an Prof. Dr. H. Linser, Gießen. In: 100 Jahre Hochschule für Bodenkulmr in Wien 1872-1972. Bd. 2 100-Jahr-Feier. Wien 1973, S. 53-55. (P.) - MENGEL, KONRAD: Professor Dr phil. Dr. h. c. Hans Linser zur Vollendung seines 75. Lebensjahres. In: ZeitschriftfilrPflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 145, 1982, S. 227228. (P) - MENGEL, KONRAD: Prof Dr. phil. Dr. h.c. Hans Linser j- In: UNI-Forum (Universitätszeitung der Justus-Liebig-Universität Gießen) Jg. 6, Nr. 7 vom 12. Dezember 1991, S. 10. 194
Lippe-Weißenfeld, Armin Graf zur, • 15. Oktober 1825 in Oberlösnitz bei Dresden, t 21. April 1899 in Oberschönfeld bei Bunzlau (Schlesien) • Studierte seit 1847 an der Universität Jena Nationalökonomie und Landwirtschaft, war dann mehrere Jahre als Gutsverwalter, später als Landwirt auf seinem eigenen Betrieb tätig. Durch Vorträge versuchte er die Bildung der Landwirte zu verbessem. Diesem Ziel dienten auch zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. sein Buch „Landwirthschaftliche Briefe" (Leipzig 1861). Später verkaufte er seinen Besitz und zog nach Dresden, wo er sich in landwirtschaftlichen Vereinen imd als Schriftsteller betätigte. 1872 folgte er einem Ruf als o. Professor für Landwirtschaft an die Universität Rostock. In seinen Vorlesungen behandelte Lippe-Weißenfeld das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Sein besonderes Interesse galt dem landwirtschaftlichen Vereinswesen. 1872 gründete er einen „landwirthschaftlichen Verein für kleinere Landwirthe". Die 1875 erfolgte Gründung einer landwirtschaftlichen Versuchsstation in Rostock war maßgebend sein Werk. Aus gesimdheitlichen Gründen gab er 1879 sein Professorenamt auf Zuletzt lebte er auf dem von ihm angekauften Rittergut Oberschönfeld bei Bunzlau. In zahlreichen Schriften und Büchern hat Lippe-Weißenfeld vor allem betriebswirtschaftliche, agrarpolitische und agrarsoziale Fragen behandelt, aber auch zu pflanzenbaulichen Problemen Stellung bezogen. Hervorzuheben ist seine Schrift „Raubbau oder nicht?" (Leipzig 1865), in der er sich mit der Düngerlehre Justus von Liebigs auseinandersetzt. Sein Sammelband „Für die Praxis. Landwirthschaftliche Vorträge und Abhandlungen" (Leipzig 1879) enthält die aus pflanzenbaulicher Sicht beachtenswerten Beiträge „Zur Cultur des Weizens" (S. 199-254) und „Zur Vertilgung der Unkräuter" (S. 255292). Lippe-Weißenfeld redigierte mehrere landwirtschaftliche Vereinszeitschriften. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 205-206. (P) - HINRICHSEN, ADOLF: Das literarische Deutschland. 2. Aufl. Berlin 1891, Sp. 821-822. - H U T H , W . : Buch berühmter Landwirthe. 100 kurze Lebensabrisse hervorragender deutscher Fachgenossen mit besonderer Berücksichtigung ih-
Lochow rer Verdienste um die Landwirthschaft. Güstrow 1893, S. 75-77. Lippmann, Edmund Oskar von, * 9. Januar 1857 in Wien, f 24. September 1940 in Halle/Saale • Sohn eines Zuckerfabrikanten, studierte seit 1874 Chemie in Zürich und seit 1877 in Heidelberg, wo er 1878 promovierte. 1881 wurde er Direktor der Zuckerraffinerie in Duisburg und 1884 Direktor der neuerrichteten Zukkerraffinerie in Rositz bei Altenburg. 1890 übernahm er die technische Leitung der Zuckerraffinerie in Halle/Saale. 1926 trat er im 70. Lebensjahr in den Ruhestand. Neben seiner Tätigkeit als Raffineriedirektor war Lippmann gleichzeitig ein äußerst produktiver Forscher auf den Gebieten der Zuckerchemie, der chemischen Technologie imd der Chemiegeschichte. Er publizierte mehrere hundert wissenschaftliche Arbeiten. Zu seinen bedeutendsten Buchveröffentlichungen gehören: „Die Zuckerarten und ihre Derivate" (Braunschweig 1882, 2. Aufl. 1895, 3. Aufl. 2 Bde. 1904 unter dem Titel „Die Chemie der Zuckerarten"), „Geschichte des Zuckers, seiner Darstellung und Verwendung, seit den ältesten Zeiten bis zum Beginne der Rübenzuckerfabrikation. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte" (Leipzig 1890, 2. Aufl. Berlin 1929), „Die Entwicklimg der Deutschen Zuckerindustrie von 1850 bis 1900. Festschrift zum 50jährigen Bestände des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie" (Leipzig 1900), „Geschichte der Rübe (Beta) als Kulturpflanze von den ältesten Zeiten an bis zum Erscheinen von Achard's Hauptwerk (1809). Festschrift zum 75jährigen Bestände des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie" (Berlin 1925) und ein dreibändiges Werk über „Entstehung und Ausbreitung der Alchemie" (Berlin 1919, 1931 u. Weinheim 1954). Lippmanns wissenschaftshistorische Arbeiten sind sorgfältig dokumentiert und eingebettet in die allgemeine Geschichte menschlicher Kultur. Sie fanden internationale Anerkennung. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurden Lippmaim hohe Ehren zuteil. Preußen verlieh ihm 1901 als erster Persönlichkeit in nichtstaatlicher Stellxmg den Titel Professor und die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin 1919 die Silberne Leibniz-Medaille. Außerdem war Lipp-
mann Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/S., Ehrendoktor der Technischen Hochschule Dresden, der Universität Halle/S. und der Universität Rostock sowie Ehrenmitglied aller deutschen und mehrerer ausländischer Vereinigungen der Zukkerindustrie. Literatur: FÄRBER, EDUARD: Edmund O. von Lippmann zum fünfündsiebzigsten Geburtstag. In: Die NahirwissenschaftenJg. 20,1932, S. 25-28. - ZAUNICK, RITOOLPH: Edmund O. von Lippmann zum achtzigsten Geburtstag. In: Die Naturwissenschaften Jg. 25, 1937, S. 33-34. (F.) - Edmund Oskar von Lippmann zum 125. Geburtstag. In: Zuckerindustrie Jg. 107 (32), 1982, S. 60-61. (F.) - PRIESNER, CLAUS: Edmund Ritter v. Lippmann, Zuckerchemiker und Chemiehistoriker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 14,1985, S. 666. Lochow, Ferdinand von, * 16. September 1849 in Petkus bei Luckenwalde, t 8. September 1924 in Petkus bei Luckenwalde • Sohn eines Rittergutsbesitzers, besuchte von 1861 bis 1867 das Gymnasium in Wittenberg, anschließend das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin. 1870/71 nahm er am Deutsch-Französischen Krieg teil. Nach einer schweren Verwundung schied er aus dem militärischen Dienst aus und arbeitete für ein Jahr als Volontär auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. 1873 begann er mit dem Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle/Saale. Besonders die Voriesimgen von Julius Kühn und Max Maercker verstärkten sein Interesse für die wissenschaftlichen Fragen des Landbaus. Nach einem dreisemestrigen Studium ging er wieder in die landwirtschaftliche Praxis und bewirtschaftete ein Gut in Watenstedt bei Wolfenbüttel. 1876 kehrte er nach Petkus zurück. Er übemahm die Verwaltung des väterlichen Gutsbetriebes, der 1879 in seinen Besitz überging. Seit 1881 beschäftigte sich Lochow mit der Züchtung neuer Winterroggen-Sorten. Er beschränkte sich dabei nicht auf das bis dahin übliche Verfahren der Kom- bzw. Ährenauslese, sondem ging zur Ganzpflanzenauslese über. Außerdem prüfte er die erblichen Eigenschaften der Einzelpflanze, indem er ihre Nachkommenschaft von den Nachkommenschaften anderer Einzelpflanzen getrennt hieh und mit den gesamten Nachkommenschaften Leistungsprüflm195
Lobe gen durchführte. Auf diese Weise kam er zu einer ununterbrochen fortgesetzten Individualauslese und Stammbaumzucht. Dieses Zuchtverfahren, das Carl Fruwirth später als „deutsches Ausleseverfahren" bezeichnete (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 57, 1908, S. 545-554), brachte der Lochow'schen Roggenzüchtung einen durchschlagenden Erfolg. Bei den Sortenversuchen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft erwies sich der „Petkuser Roggen" allen anderen Roggensorten im Ertrag überlegen (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 8, 1893, S. (471)-(559) u. Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 13,1896). Auch mit der Züchtung einer Sommerroggen-Sorte war Lochow sehr erfolgreich. Seit 1902 widmete er sich der Züchtung des Hafers. Sein „Petkuser Gelbhafer" bewährte sich auf allen sandigen Böden. Später befaßte sich Lochow mit der Züchtung von Klee, Luzerne, Mais und Lein. Schließlich betätigte er sich auch als Tierzüchter. Auch als Landwirt hat Lochow Hervorragendes geleistet. Er führte zahlreiche Anbau- und Düngungsversuche durch imd berichtete über die Ergebnisse und die dabei gemachten Erfahrungen in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften. Von seinen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung ist hervorzuheben der Beitrag „Die Züchtung des Petkuser Roggens" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 49, 1900, S. 28-37 u. 45-53). Lochow wurden hohe Auszeichnungen und Ehrungen zuteil. Auf der Weltausstellung in Paris 1900 erhielt er einen „Grand Prix" und auf der Weltausstellung in Brüssel 1910 die einzige an Deutschland für Getreidezüchtung ausgegebene „Große Goldene Medaille". Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft verlieh ihm die „Goldene Max-Eyth-Denkmünze". Die Philosophische Fakultät der Universität Halle/S. ernannte ihn 1914 zum Ehrendoktor und die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin 1922 zu ihrem ersten „Doktor der Landwirtschaft" ehrenhalber. Ferdinand von Lochow, den Kurt von Rümker als einen „Züchter von Gottes Gnaden" bezeichnete (Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 40, 1925, S. 272), war nicht nur der erfolgreichste Roggenzüchter in 196
Deutschland, sondern er gilt bis heute auch als der bedeutendste Roggenzüchter der Welt. Literatur: HILLMANN, R: Die deutsche landwirtschaftliche Pflanzenzucht. Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 168, 1910, S. 515535. - Die Deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm II. Herausgegeben von Heinrich Dade. Bd. 1, Halle a. S. 1913, S. 285-297. (P.) - Ferdinand von Lochow f- In: Pflanzenbau Jg. 1, 1924/25, S. 97-99. (P.) - ROMKER, K . VON: Dr. h. c. Ferdinand von Lochow-Petkus f. Seine Bedeutung als Züchter und sein Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Pflanzen- und Tierzucht. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft Jg. 40,1925, S. 270-273. (W.) - Von Lochow-der Roggenzüchter. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S . 168-174. (P) - SPILLER, MARTIN H.: Schultz-Lupitz und Ferdinand von Lochow. Die Hebung der Ackerbaukultur um die Jahrhundertwende. LeipzigBerlin 1939.2. Aufl. 1942. - AUFHAMMER, GUSTAV: Ferdinand von Lochow (1849-1924). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 294-305. (P) - PETERS, CHARLOTTE: Ferdinand von Lochow. Ein bedeutender Pflanzenzüchter und Landwirt. Leben - Lebenswerk - Auswirkungen. Diss. agr. Humboldt-Universität Berlin 1986. (R u. W.) - AUFHAMMER, GUSTAV: Ferdinand v. Lochow, Pflanzenzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15,1987, S.5. Lobe, William, • 28. März 1815 in Treben (Sachsen-Altenburg), 130. Januar 1891 in Leipzig • Seit 1838 Pächter bzw. Verwalter mehrerer Güter, 1840 Mitbegründer der „Landwirthschaftlichen Dorfzeitung". Seit 1840 lebte er in Leipzig. Mehrere Jahre war er Dozent an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lützschena bei Leipzig und seit 1864 Herausgeber der „IIlustrirten Landwirthschaftlichen Zeitung". Löbe war der produktivste deutschsprachige landwirtschaftliche Schriftsteller aller Zeiten. Er veröffentlichte eine Vielzahl von Büchern über alle Teilbereiche der Landwirtschaft. Aus dem Gebiet des Pflanzenbaus sind hervorzuheben: „Fluch und Segen des Kleebaus. Anleitung zu einem vemimftgemäßen Betriebe desselben" (Leipzig 1841, 4. Aufl. 1858), „Der Futterbau auf Sandboden" (Leipzig 1861), „Die Ackerbestellung. Praktische Anleitung zur Bearbei-
Löhnis tung und Bestellung des Ackers, vom Pflügen desselben an bis zu seiner Behandlung nach der Saat und Pflanzung" (Berlin 1861, 2. Aufl. 1864), „Die neueren und neuesten Culturpflanzen für den Landwirth und Gärtner. Nach Arten, Abarten und Anbau systematisch beschrieben" (Frankfurt/Main 1863), ,Anleitung zum rationellen Anbau der Hülsenfmchte als Kömer- und Futterpflanzen. Mit besonderer Berücksichtigung der Erbsen- und Lupinen-Müdigkeit des Bodens und des Befallens der Hülsenfhichte" (Leipzig 1864), „Anleitung zum rationellen Anbau von Getreidearten als Körner- und Futterpflanzen" (Leipzig 1865), „Anleitung zum rationellen Anbau der Handelsgewächse" (7 Tie. Stuttgart 1868-1870), „Landwirthschafllicher Futterbau" (Berlin 1872,3. Aufl. 1889 = ThaerBibliothek Bd. 10) und „Samen und Saat. Anleitung zur rationellen Besamung des Ackerlandes, der Wiesen und Weiden" (Berlin 1890 = ThaerBibliothekBd. 72). Neben Lehr- und Handbüchem schrieb Löbe auch mehrere praxisnahe Ratgeber für Landwirte u. a. das erfolgreiche, mit unterschiedlichen Titeln erschienene Buch „Die zehn Gebote der Landwirthschaft" (Leipzig 1854,4. Aufl. 1867). Auch als Herausgeber von Lexika hat er sich einen Namen gemacht, vor allem mit seiner „Encyclopädie der gesammten Landwirthschafl, der Staats-, Haus- und Forstwirthschaft und der in die Landwirthschaft einschlagenden technischen Gewerbe imd Hülfswissenschaften" (6 Bde. Leipzig 1850-1852, Supplement 1860). Für die Geschichte des landwirtschaftlichen Unterrichtswesens ist Löbes Werk „Die landwirthschaftlichen Lehranstalten Europas, ihre Geschichte, Organisation und Frequenz" (Stuttgart und Tübingen 1849) eine wichtige Informationsquelle. Beachtenswert ist auch sein „Abriß der Geschichte der Deutschen Landwirthschaft von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart" (Berlin 1873) vor allem wegen der zahlreichen Biographien über bedeutende Landbauwissenschaftler. Löbe war Ehrenmitglied zahlreicher landwirtschaftlicher Gesellschaften. Literatur: H U T H , W.: Buch berühmter Landwirthe. 100 kurze Lebensabrisse hervorragender deutscher Fachgenossen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Verdienste um die Landwirthschaft. Güstrow 1893,S. 77. - Meyers Großes Konversations-Lexikon 6. Aufl. Bd. 12, Leipzig und Wien 1909, S. 642.
- Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schriftnims (GV) 1700-1910. Bd. 89, 1983, S. 308314. (W.). Löhnis, Felix, • 3. August 1874 in Dresden, f 8. Dezember 1930 in Leipzig • Nach einer fünfjährigen Lehrzeit in der landwirtschaftlichen Praxis studierte er Landwirtschaft in Jena, Halle/S. und Leipzig und promovierte mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Frage der Rotkleedüngung" (Diss. phil. Leipzig 1901). Anschließend war er zwei Jahre lang als Landwirtschaftslehrer tätig. Während dieser Zeit schrieb er ein für Landwirtschaftsschulen konzipiertes „Lehrbuch der landwirtschaftlichen Physik und Witterungskunde" (Berlin 1903,7. Aufl. 1931). 1903 erhieltereine Anstellung am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig. Dort beschäftigte er sich zunächst mit Fragen des Bodenstickstoffs und habilitierte sich 1905 mit seiner ersten großen Experimental-Arbeit: „Untersuchungen über den Verlauf der Stickstoffiunsetzungen in der Ackererde". Mit dieser Veröffentlichung erwarb sich Löhnis internationales Ansehen auf dem Gebiet der Bodenbiologie. Am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig richtete er ein landwirtschaftlich-bakteriologisches Laboratorium ein. In den folgenden Jahren bearbeitete er zahlreiche Probleme aus den verschiedensten Gebieten der landwirtschaftlichen Bakteriologie. 1911 wurde er zum a. o. Professor emannt. 1914 folgte er einem Ruf des Landwirtschaftsministeriums in Washington (USA). Als Leiter einer Abteilung für Bodenbiologie studierte er auf ausgedehnten Reisen u. a. die negativen Auswirkungen biologisch falscher Bodenbewirtschaftung. Eindringlich forderte er eine nach wissenschaftlichen Grundsätzen betriebene Humuswirtschaft. 1925 kehrte er an die Universität Leipzig zurück. Als o. Professor übernahm er wieder die Leitung des landwirtschaftlich-bakteriologischen Laboratoriums, das er zu einem selbständigen Institut für Bakteriologie und Bodenkunde ausbaute. Löhnis hat die Entwicklung der landwirtschaftlichen Bakteriologie zu einer eigenständigen Disziplin maßgebend mitgestaltet. Bahnbrechend wirkte er vor allem als Autor von Lehrimd Handbüchem. Als erstes Buch veröffent197
Loew
Aus pflanzenbaulicher Sicht beachtenswert ist sein Beitrag über „Zweck und Nutzen der Brache" (Arbeiten der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft H. 364,1928, S. 9-17). Für das von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb Löhnis das Kapitel „Die Biologie des Bodens" (Bd. 2, Ackerbaulehre, Beriin 1929, S. 41-94).
Deutschland zurück. In den folgenden Jahren leitete er zeitweise eine landwirtschaftliche Versuchsstation auf der Insel Puerto Rico. 1914 wurde er zum Honorarprofessor für chemische Pflanzenphysiologie an der Universität München ernannt. Loew war ein international geachteter Wissenschaftler. Sein Forschungsinteresse galt besonders der Chemie der Naturstoffe und der Physiologie der Ernährung. Viele Jahrzehnte beschäftigte er sich mit dem Kalkbedarf von Mensch, Tier und Pflanze. Umstritten war seine ,J.ehre vom Kalkfaktor", wonach Magnesiiunsalze auf die Pflanzen „giftig" wirken, jedoch die gleichzeitige Anwesenheit von Kalksalzen diese „Giftwirkung" verhindert. Seine umfassendste Veröffentlichung darüber ist die Schrift „Die Lehre vom Kalkfaktor. Theoretische Entwicklung, scheinbare Ausnahmen und praktische Gesichtspunkte" (Beriin 1914). Die Publikationsliste von Loew enthält zahheiche Arbeiten über Düngungsversuche. Eine kurze Selbstbiographie enthäh seine im Alter von 92 Jahren verfaßte Schrift „Hohes Alter und Gesundheit" (Berlin 1936).
Literatur: BAUMOÄRTEL, TRAUGOTT: Felix Löhnis zum Gedächtnis. In: Molkerei-Zeimng Jg. 44,1930,
Literatur: MERKENSCHLAGER F.: Oscar Loew. Zu seinem 85. Geburtstag am 2. April 1929. In: Ange-
S. 2721-2722. -
wandte Botanik Bd. 11,1929, S. 63-76. (R u. W.) KLINKOWSKI, M.: Oscar Loew 1844-1941. In: Be-
lichte er eine populärwissenschaftliche „Einführung in die Bakteriologie. Für Landwirte verfaßt" (Leipzig 1906). Vier Jahre später erschien sein über 900 Seiten umfassendes ,JHandbuch der landwirtschaftlichen Bakteriologie" (Berlin 1910, 2. Aufl. 1933), das jahrzehntelang ein Standardwerk gewesen ist. Für die Studierenden schrieb er das Buch „Landwirtschaftlich-bakteriologisches Praktikiun. Anleitung zur Ausführung von landwirtschaftlich-bakteriologischen Untersuchungen und Demonstrations-Experimenten" (Beriin 1911, 2. Aufl. 1920). Schließlich publizierte er seine an der Universität Leipzig gehaltenen „Vorlesungen über landwirtschaftliche Bakteriologie" (Berlin 1913,2. Aufl. 1926).
MÜLLER, GEORG u n d PRAGER, WIL-
HELM: Felix Löhnis (1874-1930). In: Bedeutende Ge-
lehrte in Leipzig Bd. 2. Zur 800-Jahr-Feier der Stadt Leipzig im Auftrag von Rektor und Senat der KarlMarx-Universität herausgegeben von Gerhard Hang. Leipzig 1965, S. 147-158. (R).
richte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Jg. 74, 1941, Abt. A, S. 114-136. ( R u . W . ) - HOPPE,
BRiGnTE: Oscar Loew, Chemiker, Pflanzen- und Ernährungsphysiologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 1 5 , 1 9 8 7 , S. 72-74.
Loew, Oscar, * 2. April 1844 in Marktredwitz (Oberfranken), t 26. Januar 1941 in Berlin • Sohn eines Apothekers, studierte seit 1863 Chemie und Pflanzenphysiologie in München und Leipzig imd ging 1867 für mehrere Jahre in die USA, wo er auch an Forschimgsreisen teilnahm. 1877 wurde er mit einer Arbeit zur Eiweißchemie in Leipzig promoviert. Bis 1893 arbeitete er am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität München. Dann folgte er einem Ruf als 0. Professor für Agrikulturchemie an die Universität Tokio. Von 1897 bis 1900 war er als Experte für Pflanzenphysiologie im amerikanischen Landwirtschaftsministerium in Washington tätig. 1901 ging er erneut nach Tokio, wo er eine Lehranstalt für Agrikulturchemie und Pflanzenbau gründete. 1907 kehrte er nach 198
Lowig, Emil, • 18. Februar 1902 in Würzburg, t 15. Juni 1994 in Eningen (Baden-Württemberg) • Studierte seit I92I Landwirtschaft in Bonn-Poppelsdorf und an der Technischen Hochschule München. 1924 legte er die Prüfung zum Diplomlandwirt ab imd 1925 eine Zusatzprüfung für Pflanzenzüchter. Anschließend arbeitete er am Botanischen Institut in Poppelsdorf über Sterilitätsfragen bei verschiedenen Pflanzenarten imd wurde 1928 zum Dr. agr. promoviert. Von 1930 bis 1936 war Lowig als Assistent bei Theodor Remy am Institut für Boden- und Pflanzenbaulehre in Poppelsdorf tätig. Hier beschäftigte er sich vorwiegend mit zytologischen und physiologischen Problemen. Seine wichtigsten
Lucas Veröffentlichungen aus dieser Zeit sind die Schrift „Die Sterilitätserscheinungen bei den höheren Pflanzen und ihre Bedeutung für den gärtnerischen Pflanzenbau und die Pflanzenzucht" (Neudamm 1931 = Wissenschaft und Technik des Gartenbaues H. 3) und der Beitrag „Ueber den Einfluss der Kalisalze, insbesondere ihrer Anionen, sowie der Kieselsäure und des Stickstoffs auf die Mehltauresistenz von Getreide und Futterpflanzen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 81,1935, S. 273-335). Aufgrund dieser und anderer Publikationen erhielt er 1935 im kumulativen Habilitationsverfahren die Venia legendi für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. 1937 übernahm Lowig für ein Semester die Vertretung des Ordinariats für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Universität Leipzig. Von 1938 bis 1945 war er o. Professor für Ackerund Pflanzenbau an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und gleichzeitig Leiter der Württembergischen Landessaatzuchtanstalt. Während dieser Zeit führte er umfangreiche Anbauversuche mit Sojabohnen, Mais, Raps und anderen Kulturpflanzen durch. Beiträge darüber veröffentlichte er u. a. in der Zeitschrift „Pflanzenbau". Seit 1946 war Lowig wissenschaftlicher Leiter der von ihm mitbegründeten „Schwäbischen Saatzucht GmbH" in Reutlingen. Bekannt wurde er vor allem durch seine wegweisenden Versuche zur Verbesserung der Saatgutlagerung. Viele Beiträge darüber veröffentlichte er in der Zeitschrift „Saatgut-Wirtschaft". Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalenderl950,Sp. 1251. (W.) - Prof. Dr. Emil Lowig 60 Jahre. In: Saatgut-Wirtschaft Jg. 14,1962, S. 46. Lucas, Eduard, » 19. Juli 1816 in Erfiirt, t 24. Juni 1882 in Reutlingen • Sohn eines Arztes, begann eine Lehre als Gärtner und übernahm 1838 eine Gehilfenstelle im Botanischen Garten in München. 1841 wurde er zum Leiter des Botanischen Gartens in Regensburg ernannt. 1843 ging er als Lehrer an die Landwirtschaftliche Lehranstalt Hohenheim. Gleichzeitig übernahm er dort die Leitung der dieser Lehranstalt angeschlossenen Gartenbauschule. Durch Selbststudium und durch eine rege Versuchstätigkeit erwarb er sich ein umfangreiches Wissen auf den Gebieten des Obst- und Gemüsebaus. In
Fachkreisen gah er alsbald als eine Autorität. 1860 verließ er Hohenheim xmd gründete in Reutlingen ein eigenes pomologisches Institut, dem er eine Fachschule angliederte. Unter seiner Leitung erlangten beide Institutionen überregionale Bedeutung. Lucas hat durch sein Wirken, vor allem durch seine zahlreichen Publikationen, die Entwicklung der Obstbaumkunde zu einer Wissenschaft entscheidend mitgestaltet. Zu seinen pomologischen Büchern und Schriften gehören u. a. „Die Lehre von der Obstbaumzucht auf einfache Gesetze zurückgeführt" (Stuttgart 1844), „Der Obstbau auf dem Lande. Eine gemeinfaßliche, belehrende Dienstanweisung für GemeindeBaumwärter" (Smttgart 1848, 5. Aufl. 1876), das erfolgreiche Lehrbuch „Kurze Anleitung zur Obstkultur. Ein Leitfaden bei Vorträgen über Obstbau an Seminarien, pomologischen und Gartenbau-Instituten, landwirthschaftlichen Lehranstalten und Fortbildungssschulen, wie auch zum Selbstunterricht" (Stuttgart 1866, 31. Aufl. 1992), „Württemberg's Obstbau. Kurze Darstellung des Zustandes unserer Obstkultur in den verschiedenen Bezirken des Landes, der Vorzüge oder Mängel derselben und der Mittel zur Hebung der letzteren" (Stuttgart 1871) und seine ,JEinleitung in das Studium der Pomologie für angehende Pomologen, Freunde und Förderer der Obstkunde und Obstzucht" (Stuttgart 1877 = Bibliothek ftlr wissenschaftliche Gartencultur Bd. 2). Außerdem veröffentlichte er mehrere Schriften über Gemüsebau. 1866 bewarb sich Lucas bei der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen um die Verleihung des Doktortitels, der ihm in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Pomologie ohne ordentliches Promotionsverfahren verliehen wurde. Lucas war Ehrenmitglied zahlreicher deutscher und ausländischer Fachgesellschaften des Gartenbaus. Seine Lebenserinnerungen erschienen unter dem Titel „Aus meinem Leben. Eine Autobiographie" (Stuttgart 1882). Literatur: BUCHLOH, GÜNTHER: Eduard Lucas (1816-1882). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 168-176. (F. u. W.) - PRIESNER, CLAUS: Eduard Lucas, Pflanzenzüchter und Pomologe. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15, 1987, S. 271-272. - Verlag Eugen Ulmer 1868-1993. Wei199
Lädecke terfilhrung der Firmengeschichte und der Gesamtbibliographie von 1968. Stuttgart 1993. (W.). Lädecke, Hans, • 28. September 1896 in Zerbst, f 18. Januar 1972 in Göttingen • Nach dem Landwirtschaftsstudium in Halle/S., wo er 1923 mit einer betriebswirtschaftlichen Arbeit über den Zuckerrübenbau promovierte, ging er an die Anhaltische Versuchsstation Bemburg. Zunächst war er als wissenschaftlicher Assistent, später als Leiter der Abteilung für Feldund Gefäßversuche tätig. 1939 wurde er zum Professor und gleichzeitig zum Direktor der Bemburger Station ernannt. 1947 errichtete Lüdecke im Auftrag des Vereins der Zuckerindustrie auf dem Versuchsgut Holtensen der Universität Göttingen eine „Forschungsstelle für Zuckerrübenbau". Diese Versuchsstation wurde zur Keimzelle fiir das 1953 in Göttingen gegründete „Institut fiir Zuckerrübenforschung", dem Lüdecke als Direktor bis 1966 vorstand. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Institut zum zentralen Forschungszentrum auf dem Gebiet des Zuckerrübenbaus in der Bundesrepublik Deutschland (Hans Lüdecke und Christian Winner: Das Institut für Zuckerrübenforschung in Göttingen - Geschichte und Aufgaben. In: Neues Archiv für Niedersachsen Bd. 14, 1965, S. 87-94). Lüdecke führte den Begriff des „bereinigten Zuckerertrages" als Bewertungsgröße für die Leistung der Zuckerrübe ein (Landwirtschaftliche Forschung Bd. 7, 1954/55, S. 24-30). Zu einem Standardwerk wurde sein Buch „Zukkerrübenbau. Ein Leitfaden für die Praxis" (Berlin und Hamburg 1953,2. Aufl. 1961). Gemeinsam mit C. Winner gab er einen bei den Rübenanbauem hochgeschätzten „Farbtafelatlas der Krankheiten und Schädigungen der Zuckerrübe" (Frankfiirt/Main 1959,2. Aufl. 1966) heraus. An der Universität Göttingen hielt er Vorlesungen über .Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Zuckerrübenforschung". Literatur: Professor Dr. Hans Lüdecke zum 70. Geburtstag. In: Zucker Jg. 19,1966, S. 526-527. (P.) WINNER, C.: Hans Lüdecke gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 87,1972, S. 142. Läders, Philipp Emst, * 6. Oktober 1702 auf Gut Freienwillen (Angeln), f 20. Dezember 200
1786 in Glücksburg • Ho^rediger des Herzogs von Glücksburg und ideenreicher Landwirt. Wie viele Pastoren der Aufklärungszeit, versuchte er die Not der ländlichen Bevölkerung durch Reformen zu mindern. Seine wichtigste Aufgabe sah er darin, mitzuhelfen, die Anbaumethoden der Bauem zu verbessern. Auf angekauften Akkerflächen führte er Versuche mit neuen Feldfrachten durch und fand heraus, daß z. B. Rotklee, Weißklee und Kartoffeln für den Anbau in Angeln geeignet waren. Über seine Erfahrungen berichtete er in kleinen Schriften, die er zum Teil auf eigene Kosten drucken ließ und dann an interessierte Bauem verschenkte. Zur Unterstützung seiner Reformpläne gründete Lüders 1762 in Glücksburg eine gemeinnützige Gesellschaft mit dem klangvollen Namen „Königlich Dänische Acker-Academie", die jedoch infolge Widerstände von Gutsbesitzem und Vertretern der Kirche nur vier Jahre bestand. Lüders setzte aber seine Aufklärungsarbeit fort und warb weiter für den Anbau neuer Feldfhichte. Den besten Einblick in sein Denken und Handeln vermitteln seine .Abhandlungen und Bedenken über das Acker-Wesen und den Anbau verschiedener Feldfnichte, aus eigener Erfahrung entworfen" (Flensburg und Leipzig 1765). In diesem Buch gibt er nicht nur konkrete Anbauempfehlungen für die Bauem, sondem erörtert auch grundsätzliche Fragen, z. B. ob Ackerbau eine Kunst oder eine Wissenschaft sei. Literatur:
HOFFMANN, GOTTFRIED ERNST: Philipp Emst Lüders. Ein landwirtschaftlicher Reformer Schleswig-Holsteins im 18. Jahrhundert. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte Jg. 89,1952, S. 134152. - VOLLRATH, PETER: Landwirtschaftliches Beratungs- und Bildungswesen in Schleswig-Holstein in der Zeit von 1750 bis 1850. In: Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins Bd. 35, 1957, S . 121-238. (W.) - SCHRÖDERLEMBKE, GERTRUD: Philipp Emst Lüders, Landwirtschaftsreformer. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15,1987, S. 456-457.
Lundeg&rdh, Henrik, • 23. Oktober 1888 in Stockholm, f 16. November 1969 in Penningby • Schwedischer Pflanzenphysiologe, war von 1915 bis 1926 Dozent an der Universität Lund und Leiter einer ökologischen Versuchsstation, von 1927 bis 1935 Leiter der Botanischen Abteilung an der Zentralanstalt für Landwirtschaft-
Maercker liches Versuchswesen in Stockholm, von 1935 bis 1955 Professor und Direktor des Instituts für Pflanzenphysiologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Uppsala-Ultuna und dann bis zu seinem Tode Leiter eines Privat-Labors für Pflanzenphysiologie in Penningby. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er u. a. mit der Linne-Goldmedaille ausgezeichnet. Lundegärdh hat zahlreiche Bücher in deutscher Sprache veröffentlicht. Für den Pflanzenbau bedeutsam sind folgende Werke: „Der Kreislauf der Kohlensäure in der Natur. Ein Beitrag zur Pflanzenökologie und zur landwirtschaftlichen Düngungslehre" (Jena 1924), „Klima und Boden in ihrer Wirkung auf das Pflanzenleben" (Jena 1925, 5. Aufl. 1957), „Die Nährstoffaufnahme der Pflanze" (Jena 1932) und „Die Blattanalyse. Die wissenschaftlichen und praktischen Grundlagen einer pflanzenphysiologischen Methode der Bestimmung des Düngerbedürfnisses des Bodens" (Jena 1945). Sein Hauptwerk, ein Lehrbuch der Pflanzenphysiologie, wiu-de in mehrere Sprachen übersetzt. Eine deutschsprachige Ausgabe erschien imter dem Titel ,J'flanzenphysiologie" (Jena 1960). Literatur: POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 3,1938, S. 1588u.Bd. VII b,Tl. 5, 1976, S. 2986-2988. (W.). Lyssenko, Trofim Denissowitsch, * 29. September 1898 in Karlowka bei Poltawa (Ukraine), 120. September 1976 in Moskau • Sohn eines Bauern, besuchte die Landwirtschaftsschule in Poltawa und betätigte sich zunächst als praktischer Pflanzenzüchter. Die von ihm entwickelte Methode der Jarowisation (Vemalisation) von Getreide fand in den 30er Jahren als agrotechnisches Massenverfahren Eingang in die sowjetische Landwirtschaft. Bekannt wurde Lyssenko vor allem durch seine von den Mendelschen Gesetzen abweichende Vererbungstheorie, nach der neue Erbeigenschaften durch Veränderungen von Umweltbedingimgen entstehen können. Von 1940 bis 1965 war er Direktor des Instituts für Genetik der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Von Stalin und Chruschtschow gefordert, bestimmte er fast dreißig Jahre lang weite Bereiche der biologischen Forschung in der Sowjetunion.
Literatur: SANKEWITSCH, E.: Die Arbeitsmethoden der Mitschurinschen Pflanzenzüchtung. Eine kritische Darstellung der Methoden und Anschauungen von I. W. Mitschurin und T. D. Lyssenko. Stuttgart 1950. - KURTH, HEINZ: Die Jarowisation landwirtschaftlicher Kulhirpflanzen. Wittenberg 1955 = Die Neue Brehm-Bücherei H . 153. - REGELMANN, JOHANN-PETER: Die Geschichte des Lyssenkoismus. Frankfiut/M. 1980.
M Mach, Felix, • 21. November 1868 in Tilsit (Ostpreußen), t 4. November 1940 in Karlsruhe-Durlach • Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1887 Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, zunächst an der Universität Königsberg, dann an der Universität Berlin, wo er 1892 mit einer Arbeit über Molybdänsäure promovierte. In den folgenden Jahren arbeitete er als Assistent bzw. Abteilungsvorsteher an verschiedenen landwirtschaftlichen Versuchsstationen. Von 1908 bis 1934 leitete er die Staatliche Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Augustenberg in Baden. Seit 1913 führte er den Titel Professor. Mach erwarb sich bedeutende Verdienste um die deutsche, vor allem aber um die badische Landwirtschaft. Zu seinen besonderen Leistungen gehört die Herausgabe der , Jahresberichte für Agrikulturchemie" für den Zeitraum von 1914 bis 1933. Hervorzuheben von seinen eigenständigen Veröffentlichungen ist die kleine Schrift „Der Stalldung. Sein Werden, Wesen und Wirken" (Stuttgart 1937). Literatur: HERRMANN, RUDOLF: 1859-1934. Entwicklung und Wirken der Bad. Staatl. Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Augustenberg. Karlsruhe 1934. (W.) - Professor Dr. Felix Mach f. In: Der Forschungsdienst Bd. 10, 1940, S. 618-619. WöBKE, BERND: Felix Mach, Agrikulnirchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15, 1987, S. 609610. Maercker, Max, » 25. Oktober 1842 in Calbe/Saale, f 19. Oktober 1901 in Gießen • Sohn eines Richters, studierte seit 1861 Chemie und promovierte 1864 in Greifswald. Nach kurzen Tätigkeiten am Greifswalder Universitätslaboratorium und an der Landwirtschaftlichen Ver201
Maercker suchsstation Braunschweig ging er 1867 an die Landwirtschaftliche Versuchsstation GöttingenWeende. Unter der Ägide von Wilhelm Henneberg arbeitete er hier überwiegend auf dem Gebiet der Tieremährung. 1871 wurde Maercker zum Leiter der Agrikulturchemischen Versuchsstation in Halle/S. berufen. Seit 1872 lehrte er zugleich als a. o. Professor für Agrikulturchemie und physiologische Chemie an der Universität Halle. 1892 erfolgte seine Ernennung zum o. Professor. Während seiner 30jährigen Amtszeit hat Maercker die Versuchsstation in Halle zur bedeutendsten und leistungsfähigsten Versuchsstation in Deutschland ausgebaut. Anfangs widmete er sich bevorzugt der landwirtschaftlichen Technologie. Sein „Handbuch der Spiritusfabrikation" (Berlin 1877, 9. Aufl. 1908) war jahrzehntelang das maßgebende Standardwerk filr das Brennereigewerbe. Auch mit Qualitätsuntersuchimgen von Futter- und Nahrungsmitteln hat er sich intensiv beschäftigt. Maerckers Hauptinteresse galt jedoch den Problemen der mineralischen Düngung. In Gefäßund Feldversuchen konnte er den hohen Düngerwert der Kalisalze nachweisen, die man als „Abraumsalze" zunächst für wertlos gehalten hatte. Sein Buch „Die Kalisalze und ihre Anwendung in der Landwirthschaft" (Beriin 1880) wurde eine erfolgreiche Werbeschrift filr diesen neuen Dünger. Gemeinsam mit dem Landwirt Albert Schultz-Lupitz, der die Düngung mit Kalisalzen auch erfolgreich praktiziert hatte, bahnte Maercker dem Einsatz der Kalisalze in der Landwirtschaft den Weg. In dem Buch „Die Kalidüngung in ihrem Wert für die Erhöhung und Verbilligung der landwirtschaftlichen Produktion" (Beriin 1892, 2. Aufl. 1893) konnte Maercker den Landwirten bereits sehr konkrete Düngungsempfehlungen geben. Als erster hat Maercker auf den hohen Phosphorgehalt der bei der Roheisengewinnimg anfallenden Thomasschlacke hingewiesen. Als nach 1880 die feingemahlenen Schlacken als Düngemittel unter der Bezeichnung Thomasphosphat in den Handel kamen, konnte Maercker in langjährigen Versuchen die Rentabilität dieses Düngers nachweisen imd damit dessen breite Anwendung in der landwirtschaftlichen Praxis beschleunigen. 202
Maercker war zuallererst ein praxisorientierter Forscher. Er begeisterte zahkeiche Landwirte dafür, daß sie auf ihren Feldern Düngungsversuche durchführten. Bei den von 1875 bis 1878 unter seiner Leitung in sächsischen Großbetrieben durchgeführten KartofFel-Düngungsversuchen ließ er erstmals Wiederholungsparzellen anlegen. Damit konnte er die Versuchsergebnisse „statistisch" verrechnen und die Versuchsfehler erheblich vennindem. Die Methodik dieser überregionalen Großversuche hat er in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern (Bd. 9, 1880, S. 381-472) ausführlich beschrieben. Der Wert seiner Feldversuche lag jedoch nicht zuletzt darin, daß er bei den Landwirten den Sinn für eigene Beobachtungen geschärft hat. Maercker gehört zu den maßgebenden Wegbereitem des neuzeitlichen Feldversuchswesens. 1893 imtemahm Maercker eine dreimonatige Reise in die USA. Er besuchte die Weltausstellung in Chicago xmd zahlreiche landwirtschaftliche Versuchsstationen und Lehranstalten. In seinem Reisebericht „Amerikanische Landwirtschaft imd landwirtschaftliches Versuchs- und Unterrichtswesen" (Berlin 1895) zeigt er sich stark beeindruckt von der dort üblichen Verbindung der Versuchsstationen mit einer „Experimental-Farm". In Anlehmmg an das nordamerikanische Vorbild konnte er 1895 in Bad Lauchstädt bei Halle/S. eine Versuchswirtschaft einrichten. Für sein Wirken im Dienste des Landbaus erhielt Maercker mehrere königliche Orden. Auch nach seinem Tode wurde sein Lebenswerk gewürdigt. 1902 stiftete die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft eine Max Maercker-Medaille für wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet des Landbaus, 1904 wurde auf dem Gelände der Versuchswirtschaft Lauchstädt ein Maercker-Gedenkstein aufgestellt imd 1905 vor dem Gebäude der Landwirtschaftskammer der Provinz Sachsen in Halle/S. ein Maercker-Denkmal errichtet. TOLLENS, B.: Max Märcker T- In: Joumal für Landwirtschaft Jg. 49, 1901, S. 305-309. (F.). BEHREND, F.: Max Maercker f. Ein Rückblick. In: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 31, 1902, S. 154. (F. u. W.). - RIMPAU, W.: Zum Gedächtnis des Geheimen Regierungsrats Professor Dr. Max Maercker - Halle a. S. In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 17, 1902, S. 3-9.
Literatur:
Maiwald SCHULZE, ERNST: Zur Erinnerung an Max Maercker. In: Die landwirtschaftlichen VersuchsStationen Bd. 56,1902, S. 265-275. (P.) - FELBERSTEGLITZ, A.: Max Maercker. Zur Erinnerung an seinen Todestag am 19. Oktober 1901. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 7, 1911, S. 219-222. (P.) S c H M F i T , L.: Max Maercker, zu seinem 100. Geburtstag. In: Der Forschungsdienst Bd. 14,1942, S. 339-341. - R O E M E R , T H . : Das Lebenswerk von Max Maercker. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 39, 1943, S. 1-4. - B Ö H M , WOLFGANG: Max Maercker, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15,1987, S. 639-640. - BAHN, ERWIN: Der vergessene Forscher Max Maercker - herausragender Agrikulturchemiker und Gründer der landwirtschaftlichen Forschungsstätte Bad Lauchstädt. Herausgegeben von der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. Bad Lauchstädt 1990. (P) BAHN, ERWIN: Max Maercker. Eine Biobibliographie. Privatdruck Bad Lauchstädt 1995. (P. u. W.).
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Maier-Bode, Friedrich Wilhelm, • 30. Mai 1900 in Augsburg, f 12. Dezember 1953 in Bonn • Studierte von 1918 bis 1921 Landwirtschaft in München-Weihenstephan und war mehrere Jahre als Landwirtschaftslehrer tätig, u. a. an der Ackerbauschule in Jena-Zwätzen. Von 1926 bis 1945 leitete er das „Bayer" Pflanzenschutz-Beratungs- und -Verkaufsbüro in Berlin. 1947 wurde er Ministerialrat bzw. Ministerialdirigent im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und 1950 Ministerialdirektor im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bonn. Seit 1950 hatte er einen Lehrauftrag für landwirtschaftliches Organisationswesen an der Universität Bonn. Maier-Bode ist Autor und Herausgeber zahlreicher landwirtschaftlicher Fachbücher. Aus der Sicht der Pflanzenbauwissenschaft sind hervorzuheben: ,J)ie Saatgutaufbereitung" (Stuttgart 1947), vor allem aber seine Studie ,JZ)ie drei Smfen der Düngung. Ein Beitrag zur Frage der Erhaltung der Bodenfhichtbarkeit" (Opladen 1948), ein kritischer Überblick über die Lehre von der Statik des Landbaus. 1949 begründete Maier-Bode das „Taschenbuch des Pflanzenarztes". Zu seinen praxisorientierten phytomedizinischen Büchem gehört u. a.: „Der praktische Pflanzenarzt" (2 Bde. Frankfiirt/Main 1951). Literatur: Ministerialdirektor Prof. Maier-Bode tIn: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Ge-
sellschaft Jg. 68, 1953, S. 1301. (P.) - Friedrich Wilhelm Maier-Bode t. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 6,1954, S. 12. (P.). Maiwald, Kurt, • 23. September 1899 in Halbendorf Kr. Striegau (Niederschlesien), t 13. Februar 1960 in Stuttgart • Studierte Naturwissenschaften und Landwirtschaft an der Universität Breslau und promovierte 1923 mit einer Arbeit über die Wurkung hoher Nährstoffgaben aufden Assimilationsapparat der Kartoffelpflanze. Im Herbst 1925 ging er für ein Jahr an die Comell-Universität (Ithaca, USA). Auf einer dort 1926 durchgeführten Studienreise hat er eingehend die Organisationsstruktur des wissenschaftlichen Landbaus in den USA studiert und darüber in dem Beitrag , Agrikulturchemie und landwirtschaftliches Versuchswesen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika" (Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 2, 1927, S. 90-93) berichtet. 1928 habilitierte er sich bei Paul Ehrenberg in Breslau mit der Arbeit „Untersuchungen zur Bestimmung und Deutung des Puffervermögens karbonatanner Böden". Nach vierjähriger Tätigkeit als Privatdozent für Agrikulturchemie an der Universität Breslau folgte Maiwald 1932 einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Er wurde als Nachfolger Margarethe von Wrangells o. Professor und Direktor des Instituts für Pflanzenemähnmgslehre. Bevorzugt beschäftigte er sich mit Problemen der Mineraldüngung, der Stallmist- und Humuswirtschaft und der Bodenuntersuchung. In vielen seiner Veröffentlichimgen bemühte er sich um eine treffende und korrekte Terminologie z. B. in dem Beitrag „Was sind Handelsdünger und was leisten sie im Landbau?" (Der Forschungsdienst Bd. 12, 1941, S. 553-576). Nach dem Zweiten Weltkrieg war Maiwald zeitweise als Gastprofessor und Berater der ägyptischen Regierung in Kairo tätig. Von 1952 bis 1954 bekleidete er das Amt des Rektors der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist seine Rektoratsrede ,3odenbiologie und Pflanzenernähnmgslehre vor neuen Aufgaben" (Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 5, 1954, S. 3-15). In dem 203
Marek Beitrag „Die Ernährung der Nutzpflanzen" (Studium Generale Jg. 11, 1958, S. 515-523) äußert er sich zu grundlegenden Problemen der Düngung. Literatur:
KICK, H. und SCHMFTT, L.: Z u m 60. Ge-
burtstag von Kurt Maiwald. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 12, 1959, vor S. 77. (R). - Kurt Maiwald 60 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S. 1122. - HERRMANN, KLAUS: Kurt Maiwald, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 15, 1987, S. 715-716.
Marek, Gustav, • I S . Juli 1840inKaschau(Ungam), t 11. Mai 1896 in Königsberg • Sohn eines kaiserliches Rates, besuchte die höhere landwirtschaflliche Lehranstalt in TetschenLiebwerd und war nach mehrjähriger Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis als Lehrer an dieser Schule tätig. Zwischenzeitlich unternahm er ausgedehnte Studienreisen in die europäischen Nachbarländer. Von 1871 bis 1874 studierte er Landwirtschaft an den Universitäten Leipzig und Halle/Saale. 1874 promovierte er bei Julius Kühn in Halle mit einer beispielhaften Arbeit über die Keimphysiologie landwirtschaftlichen Saatgutes. Mit dieser Dissertation, die in erweiterter Form ein Jahr später als Buch unter dem Titel „Das Saatgut und dessen Einfluss auf Menge und Güte der Ernte" (Wien 1875) erschien, begründete Marek seinen wissenschaftlichen Ruf. 1875 lehrte er als Privatdozent an der Hochschule fiir Bodenkulmr in Wien, seit 1876 an der Universität in Halle. 1878 folgte er einem Ruf alsa. o. Professor für Landwirtschaft an die Universität Königsberg. In Königsberg widmete sich Marek vor allem den Problemen des Pflanzenbaus. Nach dem Vorbild der von Julius Kühn in Halle geschaffenen Institutionen gelang ihm 1881 die Einrichtung eines landwirtschaftlich-physiologischen Universitätslaboratoriums und eines pflanzenbaulichen Demonstrationsgartens. Von den von ihm herausgegebenen „Mittheilungen aus dem landwirthschaftlich-physiologischen Laboratorium und landwirthschaftlich-botanischen Garten des landwirthschaftlichen Institutes der Universität Königsberg" sind zwei Hefte (1882 u. 1889) erschienen. Im ersten Heft berichtet Marek über seine Anbauversuche mit Zuckerrüben 204
in Ostpreußen, wobei die Vielfalt der von ihm untersuchten pflanzenbaulichen Fragen auch heute noch vorbildlich erscheint. Seine umfangreichen Versuche über die Wirksamkeit von Phosphatdüngemitteln hat Marek in der von der Liebig-Stiftung gekrönten Preisschrift „Ueber den relativen Düngewerth der Phosphate mit besonderer Rücksichtnahme auf Thomasschlakke, Knochetmiehl, Peruguano und Koprolithenmehl" (Dresden 1889) beschrieben. Literatur: Prof Dr. Marek in Königsberg. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 41,1892, S. 785-787 mit F. auf S. 763. - Chronik der KönigUchen Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. fiir das Shidien- und Etatsjahr 1896/97, S. 7-8. Marggraf, Andreas Sigismund, • 3. März 1709 in Beriin, t 7. August 1782 in Beriin • Sohn eines Apothekers, studierte Pharmazie, Chemie und Medizin und wurde 1738 besoldetes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Später unterstand ihm das chemische Laboratorium der Akademie. 1747 gelang es ihm, aus Runkelrüben süßschmekkende Kristalle zu gewinnen, die in ihren Eigenschaften mit dem Rohrzucker völlig identisch waren. Die Ergebnisse dieser wegweisenden Experimente hat er ausführlich beschrieben in dem Beitrag „Chymische Versuche einen wahren Zucker aus verschiedenen Pflanzen, die in unseren Ländern wachsen, zu ziehen" (in: A. S. Marggrafs Chymischer Schriften Zweyter Theil, Berlin 1767, S. 70-86). Marggraf erkannte zwar die Tragweite seiner Entdeckung, doch erst sein Schüler Franz Carl Achard schuf die wirtschaftlichen Grundlagen ftir eine Zuckerindustrie. Literatur: LADENBURO: Andreas Sigismund Marggraf, letzter bedeutender Chemiker des Zeitalters der phlogistischen Theorie. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 20, 1884, S. 334-336. - LEUTNER, KARL: Deutsche auf die wir stolz sind. Erste Folge. Berlin 1955, S. 63-65. (P. vor S. 63). - ENGEL, MICHAEL: Andreas Sigismund Marggraf, Pharmazeut tmd Chemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 16,1990, S. 165-167. Marschall, Franz, * 20. März 1916 in Neuenegg (Schweiz), t 13. September 1983 Lengnau bei Biel (Schweiz) • Studierte Landwirtschaft an der ETH Zürich und promovierte dort 1947 mit der Dissertation „Die Goldhaferwiese (Tri-
Maurizio setetum flavescentis) der Schweiz. Eine soziologisch-ökologische Studie" (Bern 1947 = Beiträge zur geobotanischen Landesaufnahme der Schweiz H. 26). Von 1943 bis 1981 war Marschall an der Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Oerlikon tätig, zunächst auf dem Gebiet der Saatgutanerkennung, später als Leiter der Abteilung Samenkontrolle. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Schaffung der gesetzlichen Grundlagen für die Saatgutprüfung in der Schweiz. Neben seiner Tätigkeit als Saatgutexperte beschäftigte sich Marschall auch weiterhin mit Fragen der Grünlandsoziologie und publizierte darüber noch mehrere Arbeiten. Beachtenswert ist seine kleine Studie „Die Naturwiesenbestände Nordwestdeutschlands" (Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 28, 1950, S. 342-348). Literatur: Schweizerisches Lexikon in sechs Bänden Bd. 4, Luzem 1992, S. 459.
Maurer, Erich, * 5. Dezember 1884 in Gohlis bei Dresden, t 28. April 1981 in Berlin • Entstammt einer Familie, die seit sieben Generationen mit dem Gartenbau verbunden war. Bis zum Beginn des 1. Weltkrieges erwarb er sich durch praktische Arbeiten und Studien im In- und Ausland ein umfassendes Wissen auf dem Gebiet des Gartenbaus. Seit 1919 leitete er die Baumschule der Firma Späth in Ketzin (Mark Brandenburg), seit 1927 war er Generaldirektor dieses weltbekannten Unternehmens. Mit der Einrichtung des gärtnerischen Hochschulstudiums an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin im Jahre 1929 wurde Maurer als Ordinarius auf den Lehrstuhl für Gärtnerischen Pflanzenbau berufen und gleichzeitig zum Direktor der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem ernannt. Seitdem widmete er sich neben dem Blumen- und Zierpflanzenbau vor allem der Selektion firostresistenter Obstunterlagen. Nach dem 2. Weltkrieg konnte er seine Forschxmgsarbeiten über Obstunterlagen in bescheidenem Rahmen auf privater Basis mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums für Emährung, Landwirtschaft und Forsten fortsetzen.
Maurers bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist das Handbuch „Die Unterlagen der Obstgehölze" (Beriin 1939) - ein Standardwerk der Obstbauliteratur. Als Obmann der Reichsarbeitsgemeinschaft im Forschungsdienst hat er die Schrift herausgegeben „Gartenbauforschung im Dienste der Kriegsemährung" (Wiesbaden 1943=Leistungssteigerung im Gartenbau - H. 1 der wissenschaftlichen Schriftenreihe). Eine für die Wissenschaftsgeschichte bedeutende Dokumentation ist sein ,3ericht über die Gartenbau-Forschung im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft „Gartenbau" 1930-1945" (Bad Godesberg 1952 = Land- und Hauswirtschaftlicher Auswertungs- und Informationsdienst - Schriftenreihe des AID H. 16). Maurer war Ehrendoktor der Technischen Hochschule Beriin. Literatur: HILKENBÄUMER, F.: Professor Erich Maurer Berlin zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchmng Bd. 42, 1960, S. 205-207. (P) Am 28. April 1981 verstarb Professor Erich Maurer im Alter von 96 Jahren in Berlin-Zehlendorf. In: Obstbau Jg. 6,1981, S. 390.
Maurizio, Adam, • 26. September 1862 in Krakau, 14. März 1941 in Bern • Schweizer Botaniker, promovierte 1898 in Bem, war bis 1900 Assistent bei L. Wittmack in Berlin, habilitierte sich 1903 in Zürich, lehrte von 1907 bis 1923 als Professor für Botanik und Warenkunde an der Technischen Hochschule in Lemberg und seit 1927 als Ehrenprofessor an der Universität Warschau. 1935 kehrte er in die Schweiz zurück. Maurizio hat mit seinen Studien über die Kulturgeschichte der Nahrungsmittel internationalen Ruf eriangt. Sein Hauptwerk „Die Geschichte unserer Pflanzennahrung von den Urzeiten bis zur Gegenwart" (Berlin 1927), von dem auch polnische und französische Buchausgaben erschienen sind, gilt als die erste umfassende, wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung einer Weltgeschichte der Nahrungsmittel. Aus der Sicht des Landbaus hat R. Krzymowski dieses Buch ausführlich in der Zeitschrift „Landwirtschaftliche Jahrbücher" (Bd. 68, 1929, S. 525536) besprochen. Literatur: KRZYMOSKI, RICHARD: Adam Maurizio T, seine Bedeutung für die Landwirtschaftsgeographie, insbesondere für die Geschichte der Getreidenutzung. In: Zeitschrift für Erdkunde Jg. 9, 1941, S.
205
May 688-690. - VOLKART, A.: Adam Maurizio 18621941. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft Bd. 121,1941,S. 389-394. (P. u. W.). May, Otto, » 6. Juli 1833 in Würzburg, f 3. April 1914 in München • Zunächst Gutsverwalter und Landwirtschaftslehrer an der Kreisackerbauschule Bayreuth, seit 1879 Generalsekretär des Bayerischen Landwirtschaftsrates. May redigierte von 1879 bis 1895 die „Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern" und seit 1896 die „Vierteljahresschrift des Bayerischen Landwirthschaftsrathes". Als Honorarprofessor an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule München hielt er von 1879 bis zu seinem Tode Vorlesungen über Speziellen Pflanzenbau. Literatur: SCHNIDER, AUGUST: Otto May. In: Königliche Bayerische Technische Hochschule in München. Jahresbericht für das Studienjahr 1913/14, Anhang 4, S. 1-4. Mayer, Adolf, * 9. August 1843 in Oldenburg, 125. Dezember 1942 in Heidelberg • Studierte Naturwissenschaften in Karlsruhe, Heidelberg und Gent und promovierte 1864 in Heidelberg. Stark beeinflußt durch Julius Kühn widmete er sich nach 1866 ganz der Agrikulturchemie. 1868 habilitierte er sich für dieses Fachgebiet an der Universität Heidelberg und wirkte hier als Privatdozent, seit 1875 als a. o. Professor. Seit 1876 lehrte er Agrikulturchemie an der Rykslandbouwschool in Wageningen. Nach deutschem Vorbild errichtete er in Wageningen eine landwirtschaftliche Versuchsstation und organisierte den Bau weiterer Stationen in den Niederlanden. Von 1904 bis zu seinem Tode lebte er wieder in Heidelberg. Starke Beachtung im wissenschaftlichen Landbau erwarb sich Mayer mit seiner Schrift „Das Düngerkapitel und der Raubbau. Eine wirthschaftliche Betrachtung auf naturwissenschaftlicher Grundlage" (Heidelberg 1869). Darin wandte er sich gegen die von Justus von Liebig propagierte Lehre von der „Nährstoffersatzwirtschaft", nach der die von den Pflanzen aufgenonunenen Nährstoffe dem Boden wieder zugeftihrt werden müssen. Stattdessen vertrat Mayer die Ansicht, daß für den Aufwand an Düngung allein die wirtschaftliche Rentabilität 206
ausschlaggebend sein sollte. Niu- sie könne Maßstab sein, ob in einem Ackerbausystem „Nährstoffausbeute" (Raubbau), „Nährstoffersatz" oder „Nährstoffanreicherung" zu erfolgen hat. Mayers herausragendste wissenschaftliche Leistung ist sein „Lehrbuch der Agrikulturchemie in Voriesungen" (Heidelberg 1870,6. Aufl. 1905, 7. Aufl. 1914/1927). Mit diesem mehrbändigen Werk hat er Inhalt und Methodik des Fachgebietes Agrikulturchemie maßgebend mitgestaltet. In Wageningen beschäftigte er sich vorwiegend mit Problemen der Düngung und den Methoden der Bodenuntersuchung. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt waren Untersuchungen über Ernährung, Physiologie und Krankheiten der Tabakpflanze. Von seinen Veröffentlichungen über Eliüngungsfragen sind hervorzuheben: „Die Ernährung der landwirthschaftlichen Kulturpflanzen" (Beriin 1876, 2. Aufl. 1898 = Thaer-Bibliothek Bd. 24) und „Resultate der Agrikulturchemie. Eine gedrängte Übersicht des für die Praxis Wissenswertesten in gemeinverständlicher Form dargestellt für alle Studierenden und Landwirte" (Heidelberg 1903). Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist seine kritische Schrift „Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen als Staats-Institut. Beiträge zur Reform dieser Anstalten" (Heidelberg 1896). Drei landwirtschaftliche Hochschulen verliehen Mayer die Ehrendoktorwürde (Wien 1920, Beriin 1923 und Wageningen 1926). Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Tabakforschung erhielt er 1942 von der Internationalen Tabakwissenschaftlichen Gesellschaft den Dr.-Richard-Kißling-Preis. Im späten Alter befaßte er sich mit philosophischen und religiösen Fragen und entfaltete noch eine rege schriftstellerische Tätigkeit. Seine persönlichen Lebenseinsichten hat er in dem Buch „Los vom Materialismus! Bekenntnisse eines alten Naturwissenschaftlers" (Heidelberg 1906) niedeigelegt. Unter dem Pseudonym Eduard Maydolf ist er auch als Dichter hervorgetreten. Literatur: FREUDENBERG, KARL: Adolf Mayer zum 70jährigen Doktoijubiläum. In: Forschungen und Fortschritte Jg. 10,1934, S . 77-78. - BÖHM, W O L F GANG: Adolf Mayer, Agrikulturchemiker. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 16, 1990, S. 533-534.
Mayr Mayer, Johann Friedrich, * 21. September 1719 in Herbsthausen bei Mergentheim, t 17. März 1798 in Kupferzell • Sohn eines Gastwirts und Posthalters, studierte Theologie an der Universität Jena und übernahm 1741 in Riedbach bei Crailsheim eine Pfarrstelle. Seit 1745 wirkte er als Pfarrer in Kupferzell. Im Garten seines Pfarrgutes führte er landwirtschaftliche Versuche durch und publizierte deren Ergebnisse. In seiner ersten Schrift „Die Lehre vom Gyps als einem vorzüglich guten Dung zu allen Erd-Gewächsen auf Aeckem und Wiesen, Hopfen- und Weinbergen" (Anspach 1768, 2. Aufl. 1769) set^e er sich dafiir ein, gemahlenen Gipsstein auf Äcker und Wiesen auszubringen. Johann Nepomuk von Schwerz verlieh ihm später den ehrenden Titel „Gipsapostel von Kupferzell".
im salzburgischen Salzachtal". Nach mehrjähriger Tätigkeit als Landwirtschaftslehrer trat er 1927 als Fachbeamter in die Bundesanstalt für Pflanzenbau und Samenprüfung in Wien ein und führte in den folgenden Jahren eine Bestandsaufnahme der alpinen Getreide-Landsorten durch. 1939 habilitierte er sich an der Hochschule für Bodenkultur in Wien mit der Arbeit „Die Bedeutung der alpinen Getreidelandsorten für die Pflanzenzüchtung und Stammesforschung mit besonderer Beschreibung der Landsorten in Tirol und Vorarlberg" für das Fachgebiet „Spezieller Pflanzenbau mit besonderer Berücksichtigung des Getreidebaues". Bis 1945 hielt er an dieser Hochschule Vorlesungen über „Getreidebau in Hochgebirgslagen" und über „Systematik und Sortenkunde des Getreides".
In zahlreichen anderen Büchern und Schriften forderte Mayer die Einfuhrung fortschrittlicher Bewirtschaftungsmethoden. Er empfahl die Besömmerung der Brache und warb für den Anbau von Kartoffeln. Mayer war einer der einflußreichsten Agrarreformer des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Zu seinen wichtigsten Werken gehört das „Lehrbuch für die Land- imd Hauswirthe in der pragmatischen Geschichte der gesamten Land- und Hauswirthschafft des Hohenlohe Schillingsfurstischen Amtes Kupferzell" (Nürnberg 1773; Nachdruck: Schwäbisch Hall 1980).
Auf einem vom Land Tirol zur Verfügung gestellten Grundstück in Rinn richtete Mayr 1941 eine Versuchsstation für den Anbau von Erhaltungssortimenten und für pflanzenzüchterische Arbeiten ein. Von 1945 bis 1964 leitete er diese Station, die spätere „Landesanstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung". Seit 1945 war er auch als Gastdozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck tätig, wo er sich 1951 für Landwirtschaftliche Botanik habilitierte und 1958 den Titel eines a. o. Professors erhielt.
Literatur: MAYER, GEORG WILHELM HEINRICH: Johann Friedrich Mayer der Apostel des Gipses. Ein Charakter- und Kulnirbild aus dem 18. Jahrhundert. Edenkoben 1899. (P.) - SCHÜMM, KARL: Pfarrer Johann Friedrich Mayer und die hohenlohesche Landwirtschaft im 18. Jahrhundert. In: Württembergisch Franken. Neue Folge 30. Jahrbuch des Historischen Vereins für Württembergisch Franken 1955, S. 138167. (P. u. W.) - SCHÜMM, KARL: Johann Friedrich Georg Hartmann Mayer. Pfarrer, Förderer der Landwirtschaft 1719-1798. In: Schwäbische Lebensbilder Bd. 6, 1957, S. 139-152. (P u. W.) - HERRMANN, KLAUS: Johann Friedrich Mayer, Landwirtschaftsreformer. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 16,1990, S. 544-545.
Die Erhaltung der Getreide-Landsorten als Genquelle für die Pflanzenzüchtung stand im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit von Mayr. Daneben beschäftigte er sich mit Fragen der Getreideökologie, besonders mit dem Einfluß der Klimafaktoren auf die Ertragsleistung der Landsorten. Auch dem „Regionalen Pflanzenbau" widmete er seine Aufmerksamkeit. Von seinen Veröffentlichungen auf diesem Gebiet ist hervorzuheben der Beitrag „Die Getreidebauzonen, Anbau- xmd Erntezeiten und die Fruchtfolgen in Kärnten" (Festschrift für Erwin Aichinger zum 60. Geburtstag. Herausgegeben von Erwin Janchen. Bd. 2, Wien 1954, S. 1255-1268). Zahlreiche Originalarbeiten Mayrs und eine Teilbibliographie seiner Veröffentlichungen enthäh die von ihm herausgegebene Schrift „25 Jahre Landesanstalt für Pflanzenzucht und Samenprüfung in Rinn" (Innsbruck 1964 = Schlem-SchriftenNr.236).
Mayr, Erwin, * 18. Juni 1899 in Salzburg, f 13. Juli 1969 in Innsbruck • Sohn eines Bibliothekars, studierte seit 1919 an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und promovierte dort 1923 mit der Arbeit „Getreidebau imd Getreidesorten
207
Mendel Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalen-
121-124. - KRUMBIEGEL, HUGO: Gregor
der 1966, Bd. 1, S. 1552. (W.) - WUNDERLICH, G.:
und das Schicksal seiner Entdeckung. Stuttgart 1957,
Erwin Mayr zum Gedenken. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 131, 1970, S. 86-88.
2. Aufl. 1967. (P. u. W.) - TSCHERMAK-SEYSENEGG,
(R).
Mendel, Gregor, • 22. Juli 1822 in Heinzendorf (Nordmähren), t 6. Januar 1884 in Brünn • Sohn eines Kleinbauern, trat 1843 als Novize in das Brünner Augustinerstift ein und war ab 1849 Lehrer für Sprachen und Mathematik am Gymnasium in Znaim. Von 1851 bis 1853 studierte er Naturwissenschaften an der Universität Wien. Von 1854 bis 1868 wirkte er als Hilfslehrer fxir Naturgeschichte und Physik an der Oberrealschule in Brünn. Am 30. März 1868 wurde er zum Abt seines Klosters gewähh. Seit 1856 führte Mendel im Brünner Klostergarten umfangreiche Kreuzungsversuche mit Gartenerbsen und mit anderen Pflanzenarten durch. Die mit statistischen Methoden ausgewerteten Ergebnisse veröffentlichte er 1865 in dem Beitrag „Versuche über Pflanzen-Hybriden" (Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn Bd. 4, Jg. 1865 (1866), S. 3-47). Die Bedeutung der hier von ihm formulierten Grundgesetze der Vererbung wurde von den Wissenschaftlern seiner Zeit jedoch nicht erkannt. Mendels Entdeckung geriet in Vergessenheit. Erst im Jahre 1900 haben Hugo de Vries, Carl Erich Correns und Erich von Tschermak-Seysenegg unabhängig voneinander die von Mendel formulierten Vererbungsgesetze wiederentdeckt und bestätigt. Tschermak-Seysenegg hat Mendels ,Jclassische" Veröffentlichung aus dem Jahre 1865 imd einen zweiten Beitrag aus dem Jahre 1869 in der Reihe „Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften" (Bd. 121, Leipzig 1901, 6. Aufl. 1940) neu herausgegeben. Die Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetze war von epochemachender Bedeutung für die gesamte Züchtungsforschung. Als neue wissenschaftliche Disziplin entstand die Genetik. Deren bedeutendster Vertreter in Deutschland war Erwin Baur. Literatur: ILTIS, HUGO: Gregor Johann Mendel. Leben, Werk und Wirkung. Berlin 1924. (P. u. W.) TSCHERMAK-SEYSENEGG, E. VON: Der
Bauemsohn
Johann Gregor Mendel als Begründer der Vererbungsforschung. In: Die Bodenkultur Jg. 4,1950, S. 208
Mendel
ERICH VON: 60 Jahre Mendelismus. Geschichte der Wiederentdeckung der Mendel'schen Vererbungsge setze und ihre ersten Anwendungen auf Pflanze, Tie und Mensch. In: Verhandlungen der Zoologisch-Bo tanischen Gesellschaft in Wien Bd. 100, 1960, S 14-25. - MARTINI, SILVIO: Gregor Mendel als Agro
nom und Förderer der Landwirtschaft. In: Schweize rische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 39, 1961, S. 22-29. (P.) - KNOLL, F.: Gregor (Johann)
Mendel, Naturforscher, Genetiker und Abt. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 6, 1975, S. 218-219. (W.) - WEILING, FRANZ: Die
Bedeutung Gregor Mendels als Wissenschaftler. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H . 5 / 6 , 1982, S. 239-271. ( R u . W . ) -
OREL,
VITEZSLAV: Gregor Johann Mendel, Augustinerabt, Begründer der Vererbungslehre. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 17,1994, S. 40-42.
Mentzel, Oswald, * 6. August 1801 in Waldenburg (Schlesien), 122. Februar 1874 in Berlin • Sohn eines Arztes, studierte Landwirtschaft bei Albrecht Daniel Thaer in Möglin und seit 1820 an der Universität Breslau. 1821 kehrte er nach Möglin zurück. Er wurde Thaers Privatsekretär und Aufseher der Thaerschen Schäfereien. 1824 übernahm er die Administration der neuerrichteten königlichen Remontedepots auf der Domäne Friedrichsaue im Oderbruch. 1835 wurde er als Geheimer Kriegsrat und Vortragender Rat ins preußische Kriegsministerium berufen. Seit 1848 war er Mitglied des Preußischen LandesOekonomie-Collegiums. Als landwirtschaftlicher Schriftsteller hat sich Mentzel auf dem Gebiet der Tierzucht einen anerkannten Ruf erworben, vor allem mit seinem „Handbuch der rationellen Schafzucht" (Berlin 1859, 3. Aufl. 1892). Seine bedeutendste pflanzenbauliche Veröffentlichung ist das Buch „Praktische Anleitung zum Tabacksbau in den nördlichen Gebieten Deutschlands mit Hinweisimg auf neuere Beobachtungen, auf die Steuerfi-age und auf die Fabrikation" (Berlin 1856). Gemeinsam mit Alexander von Lengerke gab er seit 1847 den „Landwirthschaftlichen Hülfsund Schreib-Kalender" heraus. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884,
S. 15.
(P.) - HAUSHOFFR, HEINZ:
Oswald
Metzger Mentzel, Tierzüchter. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 17,1994, S.91.
Merkenschlager, Friedrich, • 19. November 1892 in Hauslach bei Georgensgmünd, t 10Februar 1968 in Hauslach bei Georgensgmünd • Studierte Botanik in Erlangen, Göttingen imd zuletzt an der Universität München, wo er 1920 mit der Dissertation „Über die Chlorose der Lupine auf Kalkböden" zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach kurzer Assistentenzeit bei Lorenz Hiltner an der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München war er von 1921 bis 1924 bei Friedrich Boas am Botanischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Weihenstephan tätig. 1925 habilitierte er sich an der Universität Kiel mit der Schrift „Methoden zur physiologischen Diagnostik der Kulturpflanzen. Dargestellt am Buchweizen" (im Buchhandel: Wien 1926). Von 1925 bis 1933 arbeitete er an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin, seit 1927 als Regierungsrat und Leiter des Laboratoriums für Botanik. 1933 wurde Merkenschlager fristlos aus dem Reichsdienst entlassen, weil er mehrere Aufsätze und Schriften gegen die von den Nationalsozialisten vertretene Rassenlehre veröffentlicht hatte. Vorübergehend leitete er die Biologische Abteilung der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München. 1937 wurde er verhaftet und mußte drei Jahre lang ohne Anklage und ohne Verurteilung in Gefängnissen verbringen. Nach Heeresdienst und Kriegsgefangenschaft übernahm er 1946 eine Professur für gärtnerische Botanik und gärtnerischen Pflanzenschutz an der Höheren Lehranstalt für Gartenbau in Weihenstephan. Hier wirkte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1958. Merkenschlager war ein ideenreicher und geistvoller Vertreter der landwirtschaftlichen Botanik, der sich stets bemühte, Wissenschaft unter ganzheitlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Zu seinen wichtigsten Buchveröffentlichungen gehören: „Die Lupine als Objekt der Pflanzenforschung. Morphologie, Anatomie, Physiologie und Pathologie der gelben Lupine" -gemeinsam mit F. Boas - (Berlin 1923), „Keimungsphysiologische Probleme" (Freising-
München 1924 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 1), „Sinapis. Eine Kulturpflanze und ein Unkraut" (München 1925) imd das gemeinsam mit M. Klinkowski verfaßte Werk „Pflanzliche Konstitutionslehre. Dargestellt an Kulturpflanzen" (Berlin 1933). Von seinen Beiträgen in Fachzeitschriften sind hervorzuheben: „Studien zum Artbild der Serradella, zugleich ein Beitrag zur agrikulturbotanischen Osthilfe" (Die Ernährung der Pflanze Jg. 28, 1932, S. 317-322) und „Die Konstitution der Ackerbohne" (Ebd. Jg. 33,1937,S. 145-151). Zahlreiche Abhandlungen veröffentlichte er über die Biologie der Kartoffel. Für das von Paul Sorauer begründete „Handbuch der Pflanzenkrankheiten" verfaßte er den Übersichtsbeitrag „Pflanzenemähnmg imd Pflanzenkrankheiten" (6. Aufl. Berlin 1933, Bd. 1, S. 199-317). Merkenschlager betätigte sich auch als Heimatforscher. Er schrieb Gedichte, Novellen und Romane. Gemeinsam mit Friedrich Boas hat er ein „Biologen-Brevier" herausgegeben (Hamburg-Bergedorf 1947, 2. Aufl. Freising 1951) eine Zitatensammlung aus den Werken bedeutender Denker von der Antike bis zur Gegenwart. Literatur: BOAS, F.: Professor Merkenschlager 60 Jahre. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 75,
1 9 5 2 , S. 2 9 3 . (F.) -
SALLER, KARL: F r i e d r i c h
Merkenschlager. In: 100 Jahre Landkreis Schwabach (1862-1962). Ein Heimatbuch. Im Auftege des Landkreises herausgegeben von Willi Ulsamer. Schwabach 1964, S. 287-296. (F.) - Frofessor Dr. Friedrich Merkenschlager t- In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 20,1968, S. 8 0 . -
ULSAMER, WILLI: „ G e d e n k h e f t f ü r F r i e d -
rich Merkenschlagei". Aus der Spalter Heimat. Heimatkundliche Hefte. Herausgegeben vom Heimatverein Spalter Land H. 9,1970. (F. u. W.).
Metzger, Johann, • 12. Oktober 1789 in Lahr (Schwarzwald), f 15. September 1852 in Wildbad (Schwarzwald) • Widmete sich seit seiner frühesten Jugendzeit der Gärtaerei imd wurde 1812 zum Universitätsgärtner in Heidelberg ernannt. Dort wirkte er 39 Jahre lang. Er betreute den Botanischen Garten, den Landwirtschaftlichen Garten und die Anlagen des Heidelberger Schlosses. Seit 1851 war er an der Zentralstelle des Landwirtschaftlichen Vereins in Karlsruhe tätig. 209
Meyer Metzger schrieb zahlreiche Bücher über Agrikulturbotanik, Wein- und Gartenbau u. a. „Europäische Cerealien. In botanischer und landwirthschaftlicher Hinsicht bearbeitet" (Heidelberg 1824), „Der Rheinische Weinbau, in theoretischer und praktischer Beziehung bearbeitet" (Heidelberg 1827), „Gartenbuch, oder Anleitung zur Erziehung aller Küchengewächse, Obstbäume und Zierpflanzen" (Frankfurt am Main 1829, 5. Aufl. 1875), „Systematische Beschreibung der cultivirten Kohlarten mit ihren zahlreichen Spielarten, ihrer Kultur und ökonomischen Benutzung, nach mehqährigen Anbauversuchen bearbeitet" (Heidelberg 1833) und „Die Getreidearten und Wiesengräser in botanischer und ökonomischer Hinsicht bearbeitet" (Heidelberg 1841). Metzgers bedeutendstes Werk ist die zweibändige ,J.andwirthschaftliche Pflanzenkunde, oder praktische Anleitung zur Kenntniß und zum Anbau der für Oekonomie und Handel wichtigen Gewächse" (2 Bde. Heidelberg 1840 u. 1841). Es gehört zu den besten agrikulturbotanischen Büchern seiner Zeit und ist besonders ftlr die Geschichte des speziellen Pflanzenbaus ein wichtiges Zeitdokument. Mit lehrreichen Volksschriften versuchte Metzger das fachliche Wissen der Bauern zu verbessern. Die Art und Weise seiner Belehrungskunst zeigt sich besonders eindrucksvoll in der erst nach seinem Tode von Lambert von Babo herausgegebenen Schrift „Das Mistbüchlein oder des Bauern Goldgrube" (Frankfurt am Main 1853, 3. Aufl. 1883). Literatur: LENGERKE, ALEXANDER VON: Landwirthschaftliches Conversations-Lexikon für Praktiker und Laien Bd. 3, Prag 1838, S. 158. - Badische Biographien Tl. 2,1875, S . 76-77. - T H I E L ' S LandwirthschafUiches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 213. (P). Meyer, Eduard, • 13. November 1859 in Hannover, t 30. Januar 1931 in Schwöbber bei Hameln • Entstammt einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie, bewirtschaftete seit 1885 die beiden Domänen Friedrichswerth und Neufrankenroda im Herzogtum Gotha und baute einen erfolgreichen Saatzuchtbetrieb auf. Weite Verbreitung fanden vor allem seine Wintergerstenund Futterrübensorten. Auch als Schweinezüchter machte sich Meyer einen Namen. 1920 erwarb er das Rittergut Schwöbber bei Hameln. 210
Meyer publizierte zahlreiche Aufsätze über die verschiedensten Fragen der Landwirtschaft. Hochgeschätzt bei Landwirten waren die von ihm seit 1911 herausgegebenen „Friedrichswerther Monatsberichte. Blätter für Tier- und Pflanzenzucht". In der von ihm begründeten Schriftenreihe unter dem Titel „Landwirtschaftliche Bücherei" sind hervorragende praxisorientierte Fachbücher erschienen. Die Universität Halle/S. veriieh Meyer 1925 die Würde eines Ehrendoktors der Naturwissenschaften und die „Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht" emannte ihn 1929 zu ihrem Ehrenmitglied. Literatur: FRÖLICH, G.: Domänenrat Dr. h. c. Eduard Meyer, Friedrichswerth-Schwöbber. In: Friedrichswerther Monatsberichte Jg. 19, 1929, S. 119122. (P) - Domänenrat Dr. h. c. Eduard Meyer Friedrichswerth-Schwöbber. Zum Gedenken an den ersten Todestag 30. Januar 1931 (Beiträge mehrerer Autoren). In: Friedrichswerther Monatsberichte Jg. 22,1932, S. 1-12. Meyer, Konrad, • 15. Mai 1901 in Salzderhelden bei Einbeck, f 25. April 1973 in Salzderhelden bei Einbeck • Entstammt einer altansässigen bäueriichen Familie, studierte seit 1921 Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte 1926 bei Otto Tornau mit einer Arbeit über die Genetik des Weizens (Journal für Landwirtschaft Bd. 73,1925, S. 241-304). Nach der Promotion ging er als Assistent an das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Breslau. Er betreute dort Feldversuche auf dem Versuchsgut Schwoitsch. 1927 kehrte er nach Göttingen zurück und übernahm eine planmäßige Assistentenstelle am Institut für Pflanzenbau. 1930 erhielt er mit seiner Habilitationsschrift „Studien über den Wasserhaushalt des Hafers. Ein Beitrag zum Xerophytenproblem unserer landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Joumal fiir Landwirtschaft Bd. 78, 1930, S. 31-202) die Venia legendi fiir das Fachgebiet „landwirtschaftlicher Pflanzenbau". Von 1930 bis 1933 war Meyer als Privatdozent am Göttinger Instimt für Pflanzenbau tätig. Er hielt Vorlesungen über „Handelspflanzen" sowie über „Grundlagen der Pflanzenzüchtung" und betreute die „Pflanzenbaulichen Übungen". Auch während dieser Zeit beschäftigte er sich mit dem Wasserhaushalt des Hafers. Gemeinsam mit Otto Tomau publizierte er darüber weitere
Meyer Arbeiten (Journal für Landwirtschaft Bd. 80, 1932, S. 161-187 u. 271-292; Bd. 81, 1933, S. 175-194). In seinem Beitrag „Entwicklungslinien zur Sparwirtschaft von heute, dargestellt an den landwirtschaftlichen Verhältnissen Südhannovers" (Journal fiir Landwirtschaft Bd. 81, 1933, S. 151-174) forderte er eine „natur- oder umweltbedingte Wirtschaftsführung", die erreicht werden könne durch verstärkten Futterbau, durch standortangepaßte Fruchtfolgen und durch eine geregelte Stallmistwirtschaft. Im Frühjahr 1934 folgte Meyer einem Ruf auf den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau der Universität Jena. Bereits im Herbst des gleichen Jahres übernahm er an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Berlin eine o. Professur für, Ackerbau und Landbaupolitik" (später umbenannt in „Lehrstuhl und Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik"). In seiner Antrittsvorlesung am 3. April 1935 sprach er über „Rationalliberale oder nationalsozialistische Landwirtschaftswissenschaft?" (Goslar 1935 = Ackerbau und Landbaupolitik H. 1). Seit Ende 1933 war Meyer gleichzeitig Mitarbeiter im Preußischen Kultusministerium in Beriin, wo er die Leitung des neuen Referates „Allgemeine Biologie, Landbau-, Forst- und Veterinärwissenschaft" übernommen hatte. Zu den Hauptaufgaben des Referates gehörte es, die Lehre und Forschung auf diesen Fachgebieten zu reformieren. Meyer widmete sich zunächst der Reform des Landwirtschaftsstudiums. In dem Beitrag „Gedanken zum landwirtschaftlichen Hochschul- und Bildungswesen" (Deutsche Agrarpolitik Jg. 2, 1933/34, S. 263-272) hatte er bereits das Grundkonzept seiner Reformvorschläge dargelegt: Sozial-, Rechts- und Bauemgeschichte sowie Agrarpolitik stärker in den Smdienplänen zu berücksichtigen und die Vorlesungen zugimsten von Übungen und Seminaren deutlich zu reduzieren. 1935 wurden seine Vorschläge ministeriell genehmigt. Das von ihm herausgegebene Buch „Das Studium der Landwirtschaft" (Berlin 1935, 2. Aufl. 1938) ist die wichtigste Dokumentation über Inhalte und Organisationsstruktur des agrarwissenschaftlichen Studiums in Deutschland während der Zeit zwischen 1935 und 1945. 1935 wurde auf Initiative Meyers der „Forschungsdienst" gegründet, ein akademieartiger
Zusammenschluß aller Träger der landwirtschaftlichen Forschung imd Lehre in Deutschland. Meyer wurde Obmann dieser Institution, bei der die zahkeichen Einzeldisziplinen in sieben „Reichsarbeitsgemeinschaften" zusammengefaßt waren. Als wissenschaftliches Zentralorgan für alle Landbauwissenschaften gründete Meyer die Zeitschrift „Der Forschimgsdienst". Von 1936 bis 1945 hat er 18 Bände und zahlreiche Sonderhefte herausgegeben. Die unter dem Titel „Forschung für Volk und Nahrungsfreiheit" erschienenen Sonderhefte 8 (1938) und 16 (1942) geben einen umfassenden Überblick über die Agrarforschung in Deutschland während der Zeit zwischen 1935 und 1942. Aus pflanzenbaulicher Sicht sind von den Beiträgen Meyers in dieser Zeitschrift besonders zu beachten: „Zur Problemlage und naturwissenschaftlichen Grundlegung der Landbauwissenschaft" (Sonderheft 2,1936, S. 7-17) und „Entwicklung und Aufgaben des deutschen Ackerbaus" (Sonderheft 3, 1936, S. 7-18). Als eine Gemeinschaftsarbeit des Forschungsdienstes hat Meyer 1939 anläßlich des 18. Internationalen Landwirtschaftskongresses in Dresden das umfangreiche Werk „Gefuge und Ordnung der deutschen Landwirtschaft" (Berlin 1939) herausgegeben. Meyers wissenschaftliches Interesse wendete sich nach 1935 in zunehmendem Maße strukturellen Problemen des ländlichen Raumes und der Raumforschung zu. 1935 hatte er eine .Jleichsarbeitsgemeinschaft für Raimiforschung" gegründet und damit dieses Forschungsgebiet in Deutschland institutionalisiert. Bis 1940 leitete er diese nicht dem Forschungsdienst unterstehende Reichsarbeitsgemeinschaft. Von 1937 bis 1940 hat er die Monatsschrift „Raumforschimg und Raumordnung" herausgegeben. 1939 ernannte ihn die Preußische Akademie der Wissenschaften zu ihrem ordentlichen Mitglied. Er war nach Albrecht Daniel Thaer der zweite Landbauwissenschaftler, der dieser Akademie angehörte. Während des 2. Weltkrieges leitete Meyer neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer und Obmann des Forschungsdienstes - eine Planimgsstelle für die Erschließung ländlicher Räume. 1945 wurde er interniert imd 1948 vor einem amerikanischen Militärgericht angeklagt, aber freigesprochen. Seit 1949 leitete er den Saatzuchtbetrieb Rimpau in Voldagsen bei Einbeck. 211
Meyer In den folgenden Jahren veröffentlichte er mehrere Arbeiten über grundsätzliche Probleme bei Sortenversuchen u. a. den Beitrag , ^ u r Frage der Leistung und des Ausbaus unseres Sortenversuchswesens" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 92,1950, S. 416-430 u. Bd. 96, 1953, S. 187-194). Das wissenschaftliche Lebenswerk des Pflanzenzüchters Wilhelm Rimpau hat er in zwei Beiträgen gewürdigt (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 32, 1953, S. 225-232 u. in: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 271-281). In der Schrift „Nahrungsraum und Überbevölkerung. Ein Weltproblem der Gegenwart" (Göttingen 1953) behandelt er globale Fragen der Ernährung. 1956 wurde Meyer als o. Professor auf den Lehrstuhl für Landbau und Landesplanung der Universität Hannover berufen. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1969. Sein wissenschaftliches Hauptwerk aus dieser Zeit ist das Buch „Ordnung im ländlichen Raum. Grundlagen und Probleme der Raumplanung und Landentwicklung" (Stuttgart 1964), eine umfassende Darstellung des Problems, ländliche Räume den Bedingungen der modernen Industriegesellschaft anzupassen (Rezension von W. Baden in: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 6, 1965, S. 189-192). Für dieses Werk erhielt Meyer den „Buchpreis der deutschen Landwirtschaft". Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte ist Meyers Selbstbiographie „Über Höhen und Tiefen. Ein Lebensbericht" (Maschinenschrift, o. O. u. o. J., um 1970). Literatur: Konrad Meyer 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft Jg. 81, 1966, S. 941-942. - BADEN, W.: em. Professor
Dr. Konrad Meyer zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulttirtechnik und Flurbereinigung Jg. 12, 1971, S. 239-242. - BUCHWALD, KONRAD: Konrad
Meyer zum 70. Geburtstag. In: Landschaft + Stadt Jg. 3 , 1 9 7 1 , S. 49-50. (P.) - OLSEN, KARL HEINRICH:
Konrad Meyer 70 Jahre. In: Raumforschung und Raumordnung Jg. 29, 1971, S. 126. - BADEN, W.:
Professor Dr. Konrad Meyer zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 14, 1973, S. 375. - TORNAU, OTTO: In memoriam
Konrad Meyer. In: Gottingo-Normannen-Zeitung (Göttingen) 1973, Nr. 2, S. 3-6. - Catalogus Professorum 1831-1981. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover. Bd. 2. Stuttgart u. a. 1981, S. 198. (F.).
212
Meyer, Lothar, * 31. Juli 1865 in Slawentzitz (Oberschlesien), t 12. Juli 1954 in Beriin • Nach einer mehijährigen, vielseitigen landwirtschaftlichen Praxis studierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und promovierte dort 1907 bei Albert Orth mit der Dissertation „Der ewige Roggenbau (Immergrün) - seine Bedingungen und seine Rentabilität. Auf Grund sechsjährigen Anbaues in Klein-Eichholz imd sonstiger Erfahrungen". Nach dem Studium widmete er sich wieder der praktischen Landwirtschaft. Viele Jahre lang war er Generalbevollmächtigter des Grafen E. von Pückler und betreute dessen schlesische Güter. 1914 wurde er zum Professor ernannt. Eine ihm angebotene Professur für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Breslau lehnte er ab. Nach 1925 war er als fi-eier Sachverständiger tätig. Meyer war ein überaus produktiver Schriftsteller. Bedeutsam für den Pflanzenbau sind seine Schriften ,J)er Kalkstickstoff. Bisherige Erfahrungen mit seiner Anwendimg in der Praxis" (Neudamm 1916), „Gründüngung auf Lehmboden. Zeitgemäße Betrachtungen" (Berlin 1920) und „Neuzeitliche Stickstoffdüngung" (Neudamm 1922,2. Aufl. 1926). Sein Hauptwerk ist das gemeinsam mit Konrad zu Putlitz herausgegebene , J^andlexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens unter besonderer Berücksichtigung der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gärtnerei, der ländlichen Industrien und der ländlichen Justiz- und Verwaltungspraxis" (6 Bde., Stuttgart 191I-19I4). Für die Wissenschaftsgeschichte ist dieses Lexikon besonders wegen der vielen Kurzbiographien ein wertvolles Nachschlagewerk. Die großen Verdienste Meyers um die deutsche Landwirtschaft wurden mehrfach gewürdigt. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft verlieh ihm die Silberne Max-Eyth-Denkmünze. Vom Bundespräsidenten wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Literatur: Unsere Zeitgenossen. Wer ist's? 9. Ausgabe. Beriin 1928, S. 1048. - Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 1350-1351. Professor Dr. Lothar Meyer gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 69, 1954, S.771. Meyer, Ludwig, • 29. Januar 1894 in Bad Niederbronn (Elsaß), t 25. März 1964 in Stuttgart
MUatz • Sohn eines Arztes, studierte zunächst Medizin an der Universität Straßburg und wandte sich nach dem Ende des 1. Weitkrieges der Landwirtschaft zu. Seit 1919 studierte er in Hohenheim. 1923 erhielt er eine Assistentenstelle am Hohenheimer Institut für Pflanzenemährung. Unter der Ägide von Margarethe von Wrangell promovierte er 1926 mit der Arbeit „Untersuchungen über die Wurzellöslichkeit und die allgemeinen Lösungsverhältnisse der Bodenphosphorsäure". 1929 erhielt er mit seiner Schrift „Die Beurteilung des Phosphorsäurezustandes der Böden nach der Extraktionsmethode" (Auszug in: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 73,1931, S. 119-138) die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenemährung und Bodenkunde. 1936 folgte Meyer einem Ruf an die Universität Halle. Bis 1945 wirkte er hier als o. Professor und Direktor des neugegründeten Instituts für Pflanzenemährung und Bodenbiologie. Im Herbst 1945 kehrte er nach Hohenheim zurück. Zunächst übemahm er vertretungsweise den Lehrstuhl für Bodenkunde. Von 1948 bis 1960 leitete er als Ordinarius das Institut für Bodenkunde. Zeitweise war er Vorsitzender der Fachgruppe „Bodenkunde, Pflanzenemähnmg und Düngung" im Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten imd Mitherausgeber der Zeitschrift „Landwirtschaftliche Forschung". Meyers Forschungsinteresse galt vor allem den vielfältigen Aspekten der Bodenfmchtbarkeit. Während er sich anfangs überwiegend mit Fragen der Phosphatemährung der Kulturpflanzen beschäftigte, untersuchte er in Halle und später in Hohenheim die Bildung von Ton-Humus-Verbindungen im Boden und die Funktionen der Bodenorganismen. Grundlegende Arbeiten zum Problem der Bodenfruchtbarkeit sind seine Beiträge „Die Entwicklung der pflanzlichen Agrikulturchemie seit Julius Kühn und die Leistungsfähigkeit unserer Böden als Forschungsaufgabe der Gegenwart" (Kühn-Archiv Bd. 50, 1938, S. 229-250) und „100 Jahre Agrikulturchemie. Justus v. Liebig und das Problem der Aufrechterhaltung der Bodenfmchtbarkeit" (Halle/Saale 1941 = Nova Acta Leopoldina N. E Bd. 10, Nr. 65). Beachtenswert aus pflanzenbaulicher Sicht ist auch sein Beitrag „Das Wesen der Bodenfhichtbarkeit und die
landwirtschaftliche Bodennutzung" (In: Bodenbearbeitung als Kernproblem der Bodenfhichtbarkeit. Wolfratshausen/München 1948, S. 7-16 = Berichte über Landtechnik H. 4). Meyer war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Literatur: ScHMm.L.: Zum 60. Geburtstag von Ludwig Meyer. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 6, 1954, vor S. 1. (F.) - Professor Dr. Ludwig Meyer t- In: Württembergisches Wochenblatt für Landwirtschaft Jg. 131,1964, S. 997. - Ansprache des Rektors der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim am Grabe von Prof. Dr. Ludwig Meyer (31.3.1964). In: Mitteilungen des Hohenheimer Hochschulbundes und der Landw. Hochschule über das Jahr 1964. Hohenheim 1965, S. 12-13. (F.) SCHLICHTING, E.: Nachruf auf Ludwig Meyer. In: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg Jg. 120,1965, S. 67.
Milatz, Rudi,» 3. August 1903 in Hummelshain (Thüringen), t 24. Febmar 1979 in Sehnde bei Hannover • Sohn eines Zollbeamten, studierte Landwirtschaft in Leipzig und war von 1927 bis 1934 als wissenschaftlicher Sachbearbeiter am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig tätig. Im Auftrag des Deutschen Landwirtschaftsrates bearbeitete er hier das Problem der Selbständigkeit der Hafersorten und schuf damit die Gmndlagen für eine Sortenbereinigung. I93I promovierte er bei Adolf Zade mit der Arbeit „Die Anwendung der biologischen Variationsstatistik zur Unterscheidung von Getreidesorten in kritisch-experimenteller Betrachtung" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 6,1931, S. 260-298). 1934 wurde Milatz in die Hauptabteilung II des Reichsnährstandes nach Berlin bemfen, wo er den Auftrag erhielt, Prüfungsstellen des Sortenregisters für alle landwirtschaftlichen xmd gartenbaulichen Kulturpflanzenarten einzurichten. In den folgenden Jahren entstanden in Deutschland zwölf Prüfüngsstellen, die meistens an wissenschaftliche Institute angegliedert waren. 1943 wurde die Reichssortenregisterstelle nach Nossen in Sachsen verlegt. Hier konnte Milatz seine Tätigkeit auch nach 1945 fortsetzen. Von 1949 bis 1967 war er Leiter der Registerprüftmg für die landwirtschaftlich genutzten Pflanzenarten beim Sortenamt für Nutz213
Mitscherlich pflanzen (Bundessortenamt) in Rethmar bei Hannover. Milatz hat über die Ergebnisse und Erfahrungen seiner Tätigkeit auf dem Gebiet des Sortenwesens mehrere Arbeiten publiziert. Die beiden wichtigsten über Hafer smd die Beiträge „Neue Hafersortenmerkmale" (Angewandte Botanik Bd. 15, 1933, S. 481-518) und „Der Hafer im Sortenregister. Merkmal- xmd Sortenkunde" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 83, 1936, S. 3-152). Seine bedeutendste Publikation ist das bis heute unübertroffene Nachschlagewerk fiir die Beurteilung von Sorteneigenschaften „Kriterien der Getreidearten einschließlich Mais und ihre Bewertung zur Sortenidentifizierung. Dargestellt auf Grund praktischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse" (Bonn 1970). Literatur: R. Milatz 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 78, 1963, S. 982-983. Mitscherlich, Eilhard Alfred, * 29. August 1874 in Berlin, 13. Februar 1956 in Paulinenaue bei Nauen • Sohn einer berühmten Gelehrtenfamilie, begann 1895 an der Universität Kiel Physik zu studieren, doch bereits nach dem ersten Semester entschied er sich für das Studium der Landwirtschaft. 1896 wechselte er an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin, 1897 kehrte er nach Kiel zurück und 1898 promovierte er bei Hermann Rodewald mit der Dissertation „Beurteilung der physikalischen Eigenschaften des Ackerbodens mit Hilfe seiner Benetzungswärme". Anschließend gmg er ftir ein Semester an die Technische Hochschule München, wo er vor allem von Ewald Wollny nachwirkende Anregimgen erhielt. Seit 1899 war er wieder in Kiel und arbeitete als Assistent bei Hermann Rodewald am Landwirtschaftlichen Institut. 1901 habilitierte sich Mitscherlich an der Universität Kiel imd erhielt die Venia legendi für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Seine Habilitationsschrift „Untersuchungen über die physikalischen Bodeneigenschaften" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 30,1901,S. 361445) wiu-de von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit dem Liebig-Preis ausgezeichnet. Als Privatdozent am LandwirtschafUichen Institut der Universität Kiel beschäftigte er 214
sich in den folgenden Jahren u. a. mit der Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung. Er versuchte diese mathematisch-statistische Methode in das landwirtschaftliche Versuchswesen einzuführen und veröffentlichte darüber mehrere Beiträge. Von 1906 bis 1941 war Mitscherlich Professor für Pflanzenbaulehre und Bodenkunde an der Universität Königsberg. Nach seiner Emeritierung bewirtschaftete er bis 1944 das Familiengut Kutschlau bei Schwiebus. 1946 wurde er zum Ordinarius für Kulturtechnik an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Beriin berufen. Von 1950 bis zu seinem Tode leitete er als Direktor das Institut zur Steigerung der Pflanzenerträge der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in Paulinenaue. Im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit Mitscherlichs an der Universität Königsberg standen Untersuchimgen über die den Pflanzenertrag bestimmenden Wachstumsfaktoren. Neben chemischen Bodenanalysen zur Ermittlimg der Lösungsgeschwindigkeit von Pflanzennährstoffen führte er umfangreiche Gefäßversuche durch, um auch den Einfluß physikalischer und biologischer Wachstumsfaktoren auf den Ertrag der Kulturpflanzen zu quantifizieren. Bei diesen Versuchen verbesserte er zahlreiche Meßmethoden und entwickelte das später nach ihm benannte und in fast allen landwirtschaftlichen Versuchsstationen der Welt eingeführte „Mitscherlich-Gefaß". Mitscherlichs bedeutendste wissenschaftliche Leistung ist ein von ihm formuliertes Ertragsgesetz, das „Wirkungsgesetz der Wachstumsfaktoren". Seine erste Veröffentlichung darüber erschien 1909 unter dem Titel „Des Gesetz des Minimums imd das Gesetz des abnehmenden Bodenertrages" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 38, 1909, S. 537-552). Im Gegensatz zu dem von Carl Sprengel und Justus von Liebig aufgestellten „Minimumgesetz", wonach von allen mineralischen Nährstoffen deijenige, der in der geringsten Menge im Boden vorhanden ist, den Pflanzenertrag maßgebend bestimmt, wies Mitscherlich nach, daß die Ertragshöhe von sämtlichen Wachstumsfaktoren abhängig ist. Nach seinen Forschxmgsergebnissen kann jeder einzehie Wachstumsfaktor mit einer ihm spezifischen Intensität (Wirkungsfaktor) die Ertrags-
Mitscherüch höhe steigern. Mit zunehmender Annäherung an den Höchstertrag wird jedoch durch eine weitere Steigerung eines bestimmten Wachstumsfaktors im Vergleich zum Aufwand der Mehrertrag deutlich geringer. Die von Mitscherüch aus diesen Erkenntnissen abgeleitete Darstellung der Ertragssteigerungskurve als logarithmische Funktion fand weltweites Interesse. Sie gab der dynamischquantitativen Ertragsforschung neue Einsichten und führte zu einer kaum zu überblickenden Anzahl experimenteller Untersuchungen, aber auch zu kontroversen wissenschaftlichen Diskussionen. Mitscherlich hat die wichtigsten Forschungsergebnisse über sein Ertragsgesetz vor allem in der Zeitschrift „Landwirtschaftliche Jahrbücher" und in den „Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft, Naturwissenschaftliche Klasse" publiziert. Hervorzuheben von mehreren Übersichtsarbeiten ist seine Schrift „Ertragsgesetze. Mit einem Vorwort von N. Atanasiu" (Berlin 1956). Sie erschien erst nach seinem Tode. Obgleich neuere Forschungsergebnisse zeigen, daß Mitscherlichs Ertragsgesetz uneingeschränkt nur för spezielle Versuchsbedingungen gilt, hat sein mathematisch orientiertes Forschungskonzept das Wissen um die Zusammenhänge von Wachstumsfaktoren und Ertragsbildung beträchtlich erweitert. Für Mitscherlich war es stets ein wichtiges Anliegen, die in Gefäßversuchen erzielten Ergebnisse unter Feldbedingungen zu überprüfen und sie der landwirtschaftlichen Praxis nutzbar zu machen. Deshalb galt auch dem Feldversuchswesen sein besonderes Interesse. Zahlreiche Vorschläge, die Durchführung und Auswertung von Feldversuchen zu verbessern, hat er in der Schrift zusammengefaßt „Vorschriften zur Anstellung von Feldversuchen in der landwirtschaftlichen Praxis" (Beriin 1919, 2. Aufl. 1925). In Königsberg stand ihm seit 1927 das 13 ha große „Versuchsfeld Juditten" für pflanzenbauliche Versuche zur Verfügung. Mit Unterstützung der 1923 gegründeten Mitscherlich-Gesellschaft hat er fast zwei Jahrzehnte lang in Ostpreußen eine betriebsspezifische Düngungsberatung durchgeführt. Über Theorie imd Praxis einer sachgerechten Düngimg veröffentlichte Mitscherlich u. a. folgende Schriften: „Die Bestimmung des Dünger-
bedürfhisses des Bodens" (Beriin 1924,2. Aufl. 1925,3. Aufl. 1930), „Ein Leitfaden zur Anwendung der künstlichen Düngemittel" (Berlin 1925, 2. Aufl. 1931), „Die Düngerberatung" (Halle/Saale 1948), „Düngungsfragen" (Berlin 1949 = Vorträge und Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Beriin H. 33), „Erkenntnisse bei der Pflanzendüngung" (Berlin 1952 = Vorträge und Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Beriin H. 44) und „Ertragssteigerung durch richtige Düngung. Düngungsversuche zur Ermittlung quantitativer Ertragssteigerungen" (Berlin 1952 = Wissenschaft und Technik verständlich dargestellt H. 5). Mitscheriichs bedeutendste Publikation ist das Lehrbuch „Bodenkunde für Land- und Forstwirte" (Berlin 1905,2. Aufl. 1913,3. Aufl. 1920,4. Aufl. 1923, 5. Aufl. 1949, 6. Aufl. 1950, 7. Aufl. 1954). Die erste Auflage entstand während seiner Dozentenzeit in Kiel. Im Gegensatz zu der damals vorherrschenden Lehrmeinung, die Bodenkunde primär unter geologisch-mineralogischen Gesichtspunkten zu betrachten, hat Mitscherlich die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Bodens als die entscheidenden Faktoren für das Wachstum der Kulturpflanzen in den Mittelpunkt gesteUt. Unter Einbeziehung seiner eigenen Forschungsergebnisse entwikkelte sich dieses Buch dann immer stärker zu einer „pflanzenphysiologischen Bodenkunde". Die letzten Auflagen erschienen unter dem Titel „Bodenkunde für Landwirte, Forstwirte und Gärtner in pflanzenphysiologischer Ausrichtung imd Auswertung". Das Werk war jahrzehntelang em beliebtes Lehrbuch für Studium, Wissenschaft imd Praxis. Mitscherlich war ein international anerkannter Forscher. Er pflegte enge Kontakte mit namhaften ausländischen Fachkollegen. \^ele Jahre war er Präsident der IV. Kommission der Internationalen Bodenkundlichen Gesellschaft, Mitherausgeber der amerikanischen Zeitschrift „Soil Science" und Mitglied im Redaktionskollegium anderer führender Fachzeitschriften. Ein wertvolles Dokument für die Wissenschaftsgeschichte sind seine „Lebenserinnerungen" (Halle/Saale 1945 = Selbstbiographien von Naturforschem Nr. 3). 215
Mitschurin In seinem Leben wurden Mitscherlich hohe Ehrungen zuteil. Er war Mitglied bzw. Ehrenmitglied zahlreicher Akademien und Fachgesellschaften. Die Universität Kiel (1948), die Universität Gießen (1949) und die HumboldtUniversität zu Berlin (1954) verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Neben anderen hohen Auszeichnungen erhielt er 1949 den Nationalpreis 1. Klasse und 1954 den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Gold. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Gießen stiftete 1964 den Eilhard Alfred Mitscherlich-Preis. Erster Preisträger war Mitscherlichs bedeutendster Schüler Eduard von Boguslawski. Literatur: NICOLAISEN, W.: Eilhard Alfred Mitscherlich zum 70. Geburtstag. In: Der Forschungsdienst Bd. 17,1944, S. 396-397. (P.) - Eilhard Alfred Mitscherlich. Dem Präsidenten der OLG zum Goldenen Doktotjubiläum. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschafl - Ausgabe Berlin Jg. 1, 1948, S.2-4. (P) - BOGUSLAWSKI, E. VON: Eilhard Alfred Mitscherlich zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 91, 1949, S. I-VII. (P) - HOFFMANN, REINHOLD: Eilhard Alfred Mitscherlich zum 75. Geburtstage. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 49 (94), 1949, S . 1-6. (P) - TRENEL, MAX: Ein Leben ftlr die Landwirtschaftswissenschaft. Zum 80. Geburtstag von Eilhard Alfi^d Mitscherlich. In: Forschungen und Fortschritte Jg. 28, 1954, S. 286-287. - Nationalpreisträger Professor Dr. Mitscherlich zum 80. Geburtstag. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 5, 1954, S . 441-442. (P) - ATANASIU,N. und REINHOLD, J.: Prof. Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Eilhard Alfred Mitscherlich zum 80. Geburtstage. In: Archiv für Gartenbau Bd. 2, 1954, S. 269-272. (P) - SAUERLANDT, W.: Eilhard Alfi^d Mitscherlich t. Ein Forscherleben für die Landwirtschaft. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 9, 1956, S. 75-89. (P u. W.) - BOGUSLAWSKI, E . VON: Eilhard Alfied Mitscherlich t- In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 100,1956, S. V-VIII. (P) - Nationalpreisträger Prof Dr. Eilhard Alfied Mitscheriich zum Gedenken. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 7,1956, S . 105-107. (P) - GISIGER, L.: Zum Hinschied Eilhard Alfied Mitscherlichs. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 34, 1956, S. 554555. - STUBBE, HANS: Nachruf auf Eilhard Alfred Mitscherlich. In: Jahrbuch der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Beriin 1956 (1957), S. 497511. (W.) - SCHILLING, GÜNTHER, unter Mitarbeit v o n EICH, DIETRICH u n d KALTOFEN, HERBERT: D a s
Werk E. A. Mitscherlichs und die Bedeutung des 216
Zusammenwirkens mehrerer Wachstumsfaktoren bei der weiteren Intensivierung der Pflanzenproduktion in der DDR. In: Tagungsberichte der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Bd. 139,1975, S. 11-32. - KLEMM, VOLKER: Eilhard Alfred Mitscheriich (29. 8.1874 - 3. 2.1956). In: Von Thaer bis Mitscherlich. Kurzbiographien bedeutender Berliner Agrarwissenschaftler. Beiträge zur Geschichte der Humboldt-Universität zu Beriin Nr. 16, 1987, S. 68-75 u. 79. - BÖHM, WOLFGANG: Eilhard Alfred Mitscherlich, Pflanzenbauwissenschaftler. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 17,1994, S. 571572. -
MITSCHERLICH, EILHARD u n d MITSCHERLICH,
Eilhard Alfred Mitscheriich (1874-1956). In: Jahrbuch der Albertus Universität zu Königsberg/Pr. Bd. 29,1994 (1995), S. 691-699. (P). GERHARD:
Mitschurin, Iwan Wladimirowitsch, » 27. Oktober 1855 in Dolgoje (Gouvernement Rjasan, heute Mitschurowka), 17. Juni 1935 in Koslow (heute Mitschurinsk) • Sohn eines Kleinbauem, züchtete seit 1875 in einem Garten bei Koslow mit großem Erfolg frostresistente Obstund Gemüsesorten. Nach dem 1. Weltkrieg hat die sowjetische Regierung seine Arbeiten stark gefördert. 1931 wurde ihm der Lenin-Orden verliehen. Mitschurin war davon überzeugt, daß Umweltfaktoren den Genotyp verändern können. Mit dieser Theorie bestimmte dann T. D. Lyssenko zur Zeit Stalins weite Bereiche der biologischen Forschimg in der Sowjetunion. Literatur: SCHMIDT, MARTIN: Mitschurin. Leben und Werk. Methoden, Anschauungen, Erfolge des großen russischen Pflanzenzüchters. Berlin 1. u. 2. Aufl. 1949. (P) - SANKEWITSCH, E.: Die Arbeitsmethoden der Mitschurinschen Pflanzenzüchtung. Eine kritische Darstellung der Methoden und Anschauungen von I. W. Mitschurin und T. D. Lyssenko. Stuttgart 1950. Moebius, Fritz, • 16. August 1884 in Posen, t 2. Mai 1966 in Bierbaum bei Lüdenscheid • Sohn eines hohen Beamten im Preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, studierte von 1907 bis 1910 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und arbeitete seit 1911 als Assistent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Gießen. Unter der Ägide von Paul Gisevius beschäftigte er sich hier besonders mit Sortenfragen. Mit der beachtenswerten Abhandlung „Untersuchungen über die Sorteneinteilung bei Triticimi vulgare"
MäUer (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 43, 1912, S. 711-789 u. 2 Taf.) wurde er 1913 an der Universität Gießen zum Dr. phil. promoviert. Von 1922 bis 1950 war er als Kustos und Wissenschaftlicher Rat am Institut für Angewandte Botanik in Hamburg tätig. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalenderl931,Sp. 1976. Möbius, Martin, * 7. Dezember 1859 in Leipzig, 125. Januar 1946 in Homberg v. d. Höhe • Studierte Botanik in Heidelberg und war seit 1883 am Senckenberg-Institut in Frankfurt/Main tätig. 1914 wurde er o. Professor fiir Botanik an der neugegründeten Universität Frankfurt. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1925. Möbius hatte ein besonderes Interesse an der Geschichte der Botanik und veröffentlichte zahlreiche biographische Beiträge. Als Emeritus schrieb er eine „Geschichte der Botanik. Von den ersten Anfangen bis zur Gegenwart" (Jena 1937). In diesem Buch gibt er auch kurze Überblicke über die historische Entwicklung der „angewandten Botanik". Teilgebiete der Geschichte des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus behandeh er in dem Abschnitt „Die landwirtschaftliche Botanik" (S. 383-392). Literatur: KÜSTER, E.: Martin Möbius 1859-1946. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 68 a, 1955, S. 1-8. (W.). Mohl, Hugo von, • 8. April 1805 in Stuttgart, t I.April 1872 in Tübingen • Bedeutender Botaniker, studierte in Tübingen und München, wirkte seit 1832 als Professor für Physiologie an der Universität Bem und seit 1835 als Professor für Botanik an der Universität Tübingen. An dem durch Liebigs Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" (Braunschweig 1840) ausgelösten Disput über Grundfragen der Pflanzenphysiologie beteiligte er sich mit der kritischen, teilweise polemischen Schrift „Dr. Jusms Liebig's Verhältniss zur Pflanzenphysiologie" (Tübingen 1843). Literatur: HARY, H . A. de: Hugo Mohl. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 22,1885, S. 55-57. Morgenweck, Günther, • 17. Juli 1909 in Bad Salzungen (Thüringen), f 20. August 1944 bei Ermoclia (Rumänien) • Studierte seit 1931
Landwirtschaft an der Universität Jena und promovierte dort 1935 mit der Arbeit „Einige Untersuchungen über Wasserverlust, Krankheitsbefall und Keimverhalten der BCartoffel in Beziehung zu Standort, Pflanzwert und Ertrag". Anschließend arbeitete er als Assistent an der Württembergischen Landessaatzuchtanstalt in Hohenheim. Seit 1939 hatte er einen Lehrauftrag für Pflanzenbau an der Universität Bonn. Bis zum Wintersemester 1941/42 hielt er einstündige Vorlesungen über Allgemeine und Spezielle Pflanzenbaulehre. Als Schüler von Emst Klapp beschäftigte sich Morgenweck in Bonn überwiegend mit Fragen des Grünlandes. Mehrere Beiträge veröffentlichte er in der Zeitschrift ,J*flanzenbau" u. a. „Stickstoffwirkungen auf jungem Dauergrünland" (Jg. 17, 1941, S. 295-312). 1942 habilitierte er sich mit der Schrift „Strukturvergleiche von Acker- und Grünland" (Pflanzenbau Jg. 18, 1942, S. 161-191), eine beachtenswerte Arbeit, in der er nachwies, daß sich nach dem Umbruch von Grünlandflächen die physikalischen Bodeneigenschaften erheblich verschlechtem. Literatur: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 201. Müller, Adam, • 13. Dezember 1814 in Gerhardsbrunn (Rheinpfalz), t 20. Mai 1879 in München • Sohn eines Landwirts, durch Selbststudium und Reisen umfassend gebildet. Mit Zeitschriften- und Buchveröffentlichungen erwarb er sich hohes Ansehen in der landwirtschaftlichen Praxis. Besonders sein „Lehrbuch der praktischen Landwirthschaft" (Mainz 1845, 3. Aufl. 1861) machte ihn im ganzen süddeutschen Raum bekannt. 1848 richtete er auf seinem Hof eine private Ackerbauschule ein. Von 1865 bis zu seinem Tode war er Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern. Müller war eng mit Justus von Liebig befreundet. Durch dessen Fürsprache erhielt er 1872 an der neugegründeten landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule in Mtinchen einen Lehrauftrag für Spezielle Pflanzenbaulehre. Der Bayerische Landwirtschaftsrat gab später Müllers Selbstbiographie heraus („Erinnerungen aus meinem Leben". München 1914). 217
MaUer Literatur: KOHL, HERMANN: Adam Müller. Lebensbild eines pfälzischen Bauern. Pirmasens 1929. DÄNDLIKER, WALTER: A d a m Müller (1814-1879) von
Gerhardsbrunn. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 1 2 , 1 9 6 4 , S. 193-199. (W.).
MfiUer, Alexander, * 9. Mai 1828 in Wellershof bei Neustadt an der Waldnaab (Oberpfalz), f 28. Januar 1906 auf dem Gut Stenajöholm bei Ryssby (Schweden) • Sohn eines Landwirts, studierte Chemie an der Universität Leipzig, wurde 1851 Dozent an der Königlichen Gewerbeschule in Chemnitz und 1853 zugleich Leiter der mit dieser Schule verbundenen landwirtschaftlichen Versuchsstation. Seit 1856 wirkte er als Professor für Agrikulturchemie in Stockholm. Als Vorsteher einer neueingerichteten agrikulturchemischen Versuchsstation entfaltete er dort eine rege Forschungstätigkeit auf den Gebieten der Düngerlehre, der Bodenanalyse und der Milchwirtschaft. Zahlreiche Beiträge veröffentlichte er in der Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen". 1869 kehrte Müller nach Deutschland zurück. In Berlin beschäftigte er sich viele Jahre lang mit der landwirtschaftlichen Verwertung städtischer Fäkalien. 1886 übersiedelte er wieder nach Schweden. Er erwarb dort einen Gutsbetrieb imd betätigte sich als praktischer Landwirt. Sein Betrieb entwickelte sich zu einer vielbeachteten Musterwirtschaft. Literatur: LEMMERMANN, O.: Alexander Müller TIn: Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 6 4 , 1 9 0 6 , S. 413-425.
Müller, Hans, • 4. Oktober 1891 in Gomerkinden (Emmental), f 5. Dezember 1988 in Großhöchstetten (Schweiz) • Entstammt einer bäuerlichen Großfamilie, studierte Naturwissenschaften an der Universität Bern, promovierte 1921 mit einer botanischen Arbeit und engagierte sich dann in der „Schweizerischen Bauemheimatbewegimg". 1932 gründete er mit seiner Ehefrau Maria Müller (1894-1969) auf dem Möschberg (Großhöchstetten) eine Weiterbildungsstätte für Bäuerinnen und Bauern. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte Müller den organisch-biologischen Land- und Gartenbau. Dabei wurde er intensiv von seiner Ehefrau und von dem Arzt Hans Peter Rusch unterstützt. Anbau- und Verwertungsgesellschaften für or218
ganisch-biologische Produkte bestehen heute in vielen Ländern. Die 1971 in Deutschland gegründete „Fördergemeinschaft organisch-biologischer Land- und Gartenbau" wurde 1987 umbenannt in „Bioland - Verband für organischbiologischen Landbau" (mit Sitz in Göppingen). Literatur: LONZER, IMMO: Zum Tode von Dr. Hans Christian Müller. In: Ökologie und Landbau Jg. 17, 1989, H. 70, S. 33. (F.) -
SIMON, BERNHARD: Zur
Geschichte des organisch-biologischen Landbaus nach Müller-Rusch. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 39,1991, S. 69-90. (P.). Müller, Hans Carl, * 15. April 1866 in Dobrawitz bei Jungbunzlau, f 27. Februar 1931 in Halle/Saale • Von 1904 bis 1931 war Müller Direktor der Agrikulturchemischen Kontrollstation in Halle/Saale. Er hat mehrere Auflagen des erfolgreichen Buches von Emil von Wolff „Praktische Düngerlehre . . . " (Beriin 1868 = Thaer-Bibliothek Bd. 17) neubearbeitet und unter dem Titel „Wolffs Düngeriehre . . . " herausgegeben (14. Aufl. 1904 bis 18. Aufl. 1926). Literatur: RÜTHER, H.: Rückblick auf die Entwicklung des Instituts für landwirtschafthches Versuchsund Untersuchungswesen Halle-Lauchstädt. In: Zeitschrift für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 2, 1956, S. 6-36. (Ru. W.). Müller, Paul, • 25. August 1811 in Neumark bei Zwickau, f 5. Juni 1889 in Braunschweig • Sohn eines Pastors, studierte an der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena, war dann Oberverwalter eines Rittergutes in Sachsen und lehrte von 1843 bis 1872 als „o. Professor der speziellen Landwirtschaftekunde" am Collegium Carolinum in Braunschweig. Er hieh auch Vorlesimgen über Pflanzenbau. Nach Auflösimg der landwirtschaftlichen Abteilung des Collegiimi Carolinums im Jahre 1872 war er noch bis 1882 als o. Professor für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Hochschule Braimschweig tätig. Literatur: Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 1,1973, S. 102-103, Bd. 8,1986, S. 56 u. Bd. 9,1991, S. 186. MüUer-Thurgau, Hermann, * 21. Oktober 1850 in Tägerwilen (Schweiz), t 18. Januar
Münzinger 1927 in Wädenswil (Schweiz) • Studierte seit 1870 Naturwissenschaften am Polytechnikum in Zürich, ging 1873 an die Universität Würzburg, wo er bei Julius Sachs 1874 promovierte imd anschließend zwei Jahre lang als dessen Assistent am Botanischen Institut tätig war. Während dieser Zeit entstand sein umfangreicher Übersichtsbeitrag „Ueber Wachsthum und Bedeunmg der Wurzeln" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 4,1875, S. 909-1033). Von 1876 bis 1890 leitete er das Institut filr Pflanzenphysiologie an der Lehr- und Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim. 1891 folgte er einem Ruf an die neugegründete Deutsch-Schweizerische Versuchsstation und Schule (der heutigen Forschungsanstalt) filr Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil. Müller-Thurgau ist u. a. mit bahnbrechenden Forschungsarbeiten zur Physiologie der Rebe hervorgetreten. Bekannt wurde sein Name vor allem durch die Züchtung der Müller-ThurgauRebe (Kreuzung Riesling x Silvaner). Von 1892 bis 1924 war er Redakteur der „Schweizerischen Zeitschrift fiir Obst- und Weinbau". 1902 wurde er zum Professor ernannt. 1920 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Bern. Literatur: Zum Abschied von Prof. Dr. MüllerThurgau. In: Schweizerische Zeitschrift für Obstund Weinbau Jg. 33, 1924, S. 172-181. - Biographisches Lexikon verstorbener Schweizer Bd. 2, Zürich 1948, S. 473. - FRITZSCHE, ROBERT, HEBERLEIN, FRITZ u n d SCHMID, HEINRICH: H e n n a n n Müller-
Thurgau . . . und weitere Pioniere der Qualitätsverbesserung des Weins und der unvergorenen Traubenund Obstsäfte. Zürich 1974 = Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik H. 29. (P. u. W.). Mfinchhausen, Otto von, * 15. Juni 1716 in Schwöbber bei Hameln, t B . J u n i 1774 in Schwöbber bei Hamehi • Entstammt einer alteingesessenen Adelsfamilie, war hannoverscher Landdrost zu Harburg und Gutsherr zu Schwöbber. Er schrieb das umfangreiche Werk „Der Hausvater" (6 Tie., Hannover 1764-1773). In diesem Kompendium behandelt er verschiedene Teilgebiete der Landwirtschaft. Beachtenswert ist die Abhandlung im ersten Teil des Werkes über den Pflug, eine ausführliche Beschreibimg dieses Ackergerätes mit zahlreichen Abbildungen. Eine systematische Ordnung des landwirtschaftlichen Wissens ist in dem Kompendi-
um nur in Ansätzen sichtbar. Nicht zuletzt wegen der vielen Literaturangaben war es jedoch bis Anfang des 19. Jahrhunderts ein häuflg benutztes Nachschlageweric. Literatur: SEEDORF, WILHELM: Otto von Münchhausen auf Schwöbber, seine Bedeutung als landwirtschaftlicher Schriftsteller und seine Verdienste um die Begründung der Landwirtschaftslehre. Diss. phil. Göttingen 1905. Neudnick in: Jahresheft der Albrecht-Thaer-Gesellschaft 11, 1966, S. 40-85. -
GÜNTZ, MAX: Erinnerungen an Otto von Münchhausen. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft Jg. 15,1916, S. 37-39. - SEEDORF, WILHELM: Otto von Münchhausen
(1716-1774). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfiirt/M. 1970, S. 26-37. (R).
Münzinger, Adolf, • 12. Januar 1876 in Kirchentellinsfiirt (Kr. Tübingen), f 8. September 1962 in Stuttgart-Hohenheim • Sohn eines Arztes, absolvierte eine mehijährige landwirtschaftliche Praxis, studierte seit 1897 Landwirtschaft in Hohenheim und später in Jena, wo er 1902 mit der Dissertation „Die Landwirtschaft im Industriekreise Mannheim" zum Dr. phil. promoviert wurde. Von 1903 bis 1909 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der von Paul Wagner geleiteten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Darmstadt. Hier oblag ihm die Betreuung der Felddüngungsversuche. Anschließend war er mehrere Jahre lang als Güterdirektor landwirtschaftlicher Großbetriebe in Böhmen, Mähren, Ungarn und Rumänien tätig. 1914 beteiligte sich Münzinger an einem Preisausschreiben des Preußischen Landwirtschaftsministeriums, in dem die Frage nach dem besten Ersatzdüngemittel filr den durch die Kriegsblockade in Deutschland nicht mehr verfiigbaren Chilesalpeter gesteUt wurde. Münzinger empfahl die Verwendung des damals noch weitgehend imbekannten KalkstickstofTs und gewann mit seiner eingereichten Arbeit den ersten Preis. Im Zusammenhang mit diesem Preisausschreiben entstand die gemeinsam mit Eduard Linter (Erstautor) verfaßte Schrift „KalkstickstofF als Düngemittel. Praktische Anleitung" (Beriin 1915). Von 1922 bis 1949 war Münzinger o. Professor und Inhaber des Lehrstuhls fiir landwirtschaftliche Betriebslehre an der Landwirtschaft219
Mulder liehen Hochschule Hohenheim. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt dem bäuerlichen Familienbetrieb. Über seine Forschungsergebnisse hat er mehrere grundlegende Bücher veröffentlicht. Für das von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebene ,Jiandbuch der Landwirtschaft" schrieb er das Kapitel „Das Klima in landwirtschaftlicher Beziehung" (Bd. 2, Berlin 1929, S. 95-137). Beachtenswert für die Grünlandwirtschaft ist sein gemeinsam mit Freiherr Fritz von Babo verfaßter Beitrag „Das Hohenheimer Weidesystem" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 73, 1931, S. 139168). Münzinger hatte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entscheidenden Anteil an der raschen Wiederauftiahme des Lehrbetriebes in Hohenheim. Von 1948 bis 1951 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft der Landbauwissenschaften. Er wurde vielfach geehrt: 1946 verlieh ihm die Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde, 1952 erhielt er von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft die Max-Eyth-Denkmünze in Gold und 1956 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die nach seinem Tode erschienene Selbstbiographie unter dem Titel „Aus meinem Leben" (Herausgegeben vom Hochschulbimd Hohenheim. Stuttgart 1964) ist eine wertvolle historische Quelle auch fiir die Geschichte des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus. Münzinger war einer der markantesten Agrarwissenschaftler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Literatur: Ansprachen anläßlich der 80. Geburtstagsfeier von Prof. Dr. Dr. h. c. Adolf Münzinger am 12. Januar 19S6 im Balkonsaal des Schlosses Hohenheim. In: Hochschulbund Hohenheim. Mitteilungen über das Jahr 1956, S. 40-52. - Professor Dr. Münzinger t- In: Württembergisches Wochenblatt für Landwirtschaft Jg. 129,1962, S. 2267. (P.) - Adolf Münzinger gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaf^s-Gesellschafl Jg. 77,1962, S. 1296-1297. Mulder, Gerrit Jan, * 27. Dezember 1802 in Utrecht, f 18. April 1880 in Bennekom (Niederlande) • Niederländischer Chemiker, wirkte von 1840 bis 1868 als Professor an der Universität Utrecht und erwarb sich bedeutende Verdienste auf dem Gebiet der Tierchemie. Viele
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seiner Bücher erschienen auch in deutscher Übersetzung. Beachtenswert für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus ist sein dreibändiges Werk „Die Chemie der Ackerkrume" (Beriin 1861-1863). Mulders Ansichten über die besondere Bedeutung des Humus für die Bodenfhichtbarkeit kommen der heutigen Lehrkonzeption vom Speicherungs- xmd Transformationsvermögen des Bodens recht nahe. Literatur: SNELDERS, H. A. M.: Gerardus Johannes Mulder. In: Dictionary of Scientific Biography Bd. 9,1974, S. 557-559.
N Nebbien, Christian Heinrich, • 22. September 1778 in Lübeck, 1 2 . Dezember 1841 in Glogau (Schlesien) • Sohn eines Schneidermeisters, erlernte die praktische Landwirtschaft imd die Gartenbaukunst, bildete sich durch Selbststudium weiter, vor allem durch ausgedehnte Reisen. Er betätigte sich als Berater landwirtschaftlicher Betriebe und als Gartengestalter. Als Wirtschaftsrat widmete er sich im letzten Jahrzehnt seines Lebens überwiegend literarischer Tätigkeit. Nebbiens Hauptwerk ist „Die Eimichtungskunst der Landgüter, auf fortwährendes Steigen der Bodenrente. Aus einer zwanzigjährigen Praxis, an mehr als achtzig Gütern, in den verschiedensten Ländern und Klimaten Teutschlands, hiemit zu Grundriß und System gebracht" (3 Bde., Prag 1831). Besonders eingehend behandelt er die Möglichkeiten, durch Futterbau und Gründüngung die „Bodenkraft" und damit die landwirtschaftliche Produktion zu steigern. Eine Ergänzung zu diesem Werk ist die Schrift „Wie vielmal wohlfeiler kann der Landwirth produzieren? Und: Wie vielmal größer kann der Ertrag des Bodens werden?" (Prag 1835). Hier empfiehlt er als Gründüngungspflanzen vor allem Wildkräuter imd Wildgräser anzubauen. Zu Nebbiens weiteren Schriften gehören u. a.: „Das Aufhelflmgs-, Futter- und Weidebuch für kleinere und größere Landwirthe, welche ihre Güter selbst bewirthschaften. . . . " (Leipzig 1835), „Wie ist der größte und reinste Zuckergehalt in der Runkelrübe landwirthschaftlich zu
Nehring erzeugen und zugleich auch ihr größerer Reinertrag?" (Leipzig 1836, 2. Aufl. 1847), „Neue, naturgemäße und vortheilhafteste Anpflanzungs- und Behandlungsweise des Maulbeerbaumes" (Leipzig 1838) und „Naturgemäße Anlage, Behandlung und Verbesserung der Spargelbeete. Eine Anleitung zur schnellen und sichern Erzeugung des feinsten, stärksten und gesündesten Spargels" (Leipzig 1838). Aus der Sicht des Pflanzenbaus ist noch seine Schrift „Der Schnellfutterbau" (Leipzig 1839) hervorzuheben, in der er den Grünfutter- und Trokkenfutterbau auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten behandelt. Seine „Praktisch-naturgemäße Bodenverbesserungskunde für Land- und Gartenbau" (Leipzig 1840) ist in weiten Teilen ein Ratgeber für alle Arten der Düngung. 1832 gründete Nebbien eine „Allgemeine Gutsherrenzeitung", die aber bereits im folgenden Jahr wieder einging. Für Nebbien war Landbau zuallererst eine auf praktischen Erfahrungen beruhende Kunst. Seine Ratschläge für die Landwirte stimmten deshalb nicht immer mit der damaligen wissenschaftlichen Lehrmeinung überein. Trotzdem hatte Nebbien viele originelle Ideen. Alexander von Lengerke bezeichnete ihn als den „Jean Paul der landwirthschaftlichen Schriftsteller" (Ebd. S. 302). Literatur: LENGERKE, ALEXANDER VON: Landwirthschaftliches Conversations-Lexikon für Praktiker und Uien. Bd. 3, Prag 1838, S. 298-302. - NEHRING, DOROTHEE: Christian Heinrich Nebbien, Landschaftsarchitekt und Agrarreformer. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck Bd. 8,1987, S. 244-246. Nehring, Kurt, * 29. Mai 1898 in Posen, f 29. April 1988 in Rostock • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1918 Naturwissenschaften in Freiburg/Breisgau und in Königsberg. 1921 wiu-de er mit einer Dissertation aus dem Fachgebiet Chemie an der Universität Königsberg zum Dr. phil. promoviert. Nach mehrjähriger Assistentenzeit an verschiedenen Instituten erhielt er 1928 an der Universität Königsberg die Venia legendi für Agrikulturchemie. Als Privatdozent am Agrikulturchemischen Institut der Universität Königsberg beschäftigte er sich in den folgenden Jahren besonders mit dem damals aktuellen Problem der Bodenreaktion. Von seinen
zahlreichen Veröffentlichungen aus dieser Zeit ist der Beitrag hervorzuheben „Der Einfluss der Bodenreaktion auf die Umsetzungen der verschiedenen StickstofiVerbindimgen im Boden imd auf ihre Ausnutzung durch die Pflanzen" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 69, 1929, S. 105-148). 1935 übernahm Nehring als a. o. Professor die Leitung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena. 1936 erfolgte seine Emennimg zum Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Rostock. Bis 1945 waren seine Forschungsschwerpunkte zunächst die organische Düngung sowie Untersuchungen über den Einfluß der Wasser- und Nährstoffversorgung auf die Eiweißbildimg und den Ertrag bei Gerste. Zunehmend widmete er sich aber der Untersuchung und Bewertung von Futtermitteln. 1948 wxirde Nehring an der neugegründeten Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Rostock auf den Lehrstuhl für Agrikulturchemie berufen und zum Direktor des Instituts für Agrikulturchemie und Bodenkunde ernannt. Dieses Institut leitete er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1963. Im Jahre 1951 erhielt er den Auftrag, em zentrales Institut für Tieremährung aufzubauen. Von 1952 bis 1964 leitete er als Direktor auch dieses Institut, das sich unter seiner Ägide als „Oskar-Kelhier-Institut für Tieremährung" zu einer international anerkannten Forschungseinrichtung entwickelte. In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg bearbeitete Nehring Probleme auf dem Gebiet der Humusforschung. Er beschäftigte sich sogar mit pflanzenbaulichen Fragen u. a. mit „Untersuchungen über das Tiefumpflanzverfahren bei Getreide" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 93, 1951, S. 1-22). Sein zentraler Forschungsschwerpunkt wurde jedoch das Gebiet der Tieremährung und Futtermittelkunde. Er entwickelte die Grundlagen filr ein neues Futterbewertungssystem und schrieb ein mehrfach aufgelegtes „Lehrbuch der Tieremährung und Futtermittelkunde" (Radebeul und Beriin 1950). Die Gesamtbibliographie der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Nehrings umfaßt über 450 Arbeiten. Von seinen eigenständigen Veröffentlichxmgen ist noch hervorzuheben die völlige Neubearbeitung des Buches von Hans Wießmann „Agrikulturchemisches Praktikum" (Ber221
Neßler lin 1926): Nehring hat zwei weitere Auflagen (1951 und 1960) herausgegeben. Bedeutsam für den Pflanzenbau ist sein gememsam mit Fritz Lüddecke verfaßtes Buch „Ackerfutterpflanzen. Anbautechnik - Arbeitsaufwand - Futterwert Nährstoffertrag" (Berlin 1971). Nehring war einer der bedeutendsten Enzyklopädisten der Agrikulturchemie des 20. Jahrhunderts mit umfassenden Kenntnissen auf den Gebieten der Bodenkunde, der Pflanzenemährung, des landwirtschaftlichen Versuchswesens und der Tieremährung. Bewundernswert war seine Fähigkeit, wesentliche Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung für die landwirtschaftliche Praxis nutzbar zu machen. Für seine überragenden Leistungen als Lehrer, Forscher und Wissenschaftsorganisator wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet. Er war Mitglied zahlreicher Akademien, Träger hoher Orden und mehrfacher Ehrendoktor. Literatur:
ENGELMANN, CARLHEINRICH: Prof Dr. Dr.
h. c. Kurt Nehring zum 60. Geburtstag. In: Beiträge aus der Agrikulturchemie zu Problemen der Forschung und Praxis. Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof Dr. Dr. h. c. K. Nehring. Berlin 1958 = Wissenschaftliche Abhandlungen der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Nr. 37, S. 9-27. (W. - P. auf S. 2). - WÖHL-
BIER, W.: Prof Dr. Dr. h. c. Kurt Nehring zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. In: Zeitschrift für Tierphysiologie, Tieremährung und Futtermittelkund e Bd. 1 8 , 1 9 6 3 , S. 257-258. ( P ) -
SCHIEMANN, R.:
Prof (em.) Dr. Dr. h. c. mult. Kurt Nehring zum 80. Geburtstag. In: Archiv für Tieremährung Bd. 28, 1978,
S. 269-272.
(P.) - LÜDDECKE, FRITZ:
Ge-
schichte der Rostocker Tier- und Pflanzenemährungsforschung im Zeitraum von 1793 bis 1962. Rostock 1987. (P u. W.). Neßler, Julius, • 6. Juni 1827 in Kehl/Rhein, t 19. März 1905 in Karlsruhe • Sohn eines Konditors, war zunächst fast zehn Jahre lang als Apothekergehilfe tätig, studierte seit 1853 Naturwissenschaften an der Universität Freiburg/Br. imd promovierte dort 1856 mit einer Dissertation über die chemischen Reaktionen von Jodquecksilber. Das später nach ihm benannte „Neßler'sche Reagenz" zum Nachweis von Ammoniak hat er erstmals in dieser Arbeit beschrieben. Nach der Promotion arbeitete Neßler als Chemiker in einer chemischen Fabrik bei Karlsruhe.
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In Zusammenarbeit mit der Großherzoglichen Zentralstelle für Landwirtschaft in Karlsruhe gründete er 1859 in Karlsruhe eine landwirtschaftliche Versuchsstation, die 1863 als ,vAgrikultur-chemische Versuchsstation" vom Staat übemommen wurde. Diese Station, die seit 1890 die Bezeichnung ,J.andwirtschaftlich-chemische Versuchsanstalt" führte, hat Neßler bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1901 erfolgreich geleitet und ihr ein weit über die Grenzen Badens hinausgehendes hohes Ansehen verschafft. Neßlers vorrangiges Forschungsinteresse gak dem Wein. Er veröffentlichte mehrere, wiederhoh aufgelegte Bücher über den Anbau dieser Kulturpflanze, über die Herstellung und Lagerung des Weins sowie über die Methoden der Weinanalyse. Auch über den Tabak hat er beachtenswerte Beiträge publiziert. Ein besonderes Anliegen war es fi^ ihn, durch Vorträge die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung den Landwirten allgemeinverständlich darzustellen. Diesem Ziel dienten auch sein Lehrbuch „Naturwissenschaftlicher Leitfaden für Landwirthe und Gärtner. Zum Gebrauch an Landwirthschaftsschulen, sowie zum Selbstunterricht bearbeitet" (Berlin 1880,3. Aufl. 1896) und seine „Düngerlehre für Landwirtschafts- und ländliche Fortbildimgsschulen, sowie zum Selbstunterricht" (Bühl 1897). Für seine Verdienste um die Landwirtschaft ist Neßler vielfach geehrt worden. 1870 erhielt er den Titel Professor, 1879 erfolgte seine Ernennung zum Hofrat, 1889 zum Geheimen Hofirat. Außerdem war er Ehrenmitglied in führenden landwirtschaftlichen Vereinen und Träger hoher Orden. Literatur: BEHRENS, J.: Julius Neßler T- In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 62, 1905, S. 241-250. (W.) - MACH, F.: Julius Neßler.
In: Badische Biographien Tl. 6, 1935, S. 551-554. (W.) - 90 Jahre. 1859-1949. Entwicklung und Wir-
ken der Bad. Staatl. Landwirtschaftlichen Versuchsund Forschungsanstalt Augustenberg. Herausgegeben von H. Riehm. Augustenberg 1950. (P). Nestler, Johann Karl, * 16. Dezember 1783 in Würbenthai (österr. Schlesien), f 9. Juli 1841 in Ohnütz (Mähren) • Studierte seit 1800 Philosophie und Theologie am Lyzeum in Ohnütz und war später als Leiter eines Erziehungs- und Gymnasial-Unterrichts-Instituts in Klafterbrunn
Neubauer (Österreich) tätig. 1821 erhielt er eine Stelle als Adjunkt bei der landwirtschaftlichen Lehrkanzel an der Universität Wien. Von 1823 bis zu seinem Tode war er Professor für Landwirtschaftslehre in Olmütz (das Lyzeum wurde 1828 wieder zur Universität erhoben). Nestler war ein aktives Mitglied der MährischSchlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn, in deren Mitteilungsblatt er zahlreiche Aufsätze veröffentlichte. In einem Beitrag unter dem Titel „Neues aus der alten Zeit" (Mittheilungen der k. k. Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn Bd. 20,1831, S. 71-72) rief er seine Landsleute dazu auf, sich mehr mit der allgemeinen Agrargeschichte, aber auch mit der Wissenschaftsgeschichte des Landbaus zu beschäftigen. Große Beachtung in Fachkreisen fanden Nestlers „Mittheilungen über die zweckmäßigste Wahl, Bereitung und Verwendung des Düngers. Eine von der k. k. MährischSchlesischen Gesellschaft des Ackerbaues gekrönte Preisschrift" (Brünn 1835). 1840 war Nestler Hauptorganisator der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Brüim und Herausgeber des Tagungsberichtes (Amts-Bericht des Vorstandes über die vierte, zu Brünn vom 20. bis 28. September 1840 abgehaltene Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe. Olmütz 1841). Literatur: LAUER, I. C . : Dr. Johann Karl Nestler. In: Mittheilungen der k. k. Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Namr- und Landeskunde in Brünn N. F. Jg. 2, 1841, S. 319-321. - HLUBEK, F. X.: Nekrolog. In: Moravia. Ein Blatt zur Unterhaltung, zur Kunde des Vaterlandes, des gesellschaftlichen und industriellen Fortschrittes (Brünn) Jg. 4,1841, S. 371-373 u. 375-378. (W.) - VAVRA, M., Johann Karl Nestler, Landwirtschaftsfachmann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 7, 1978, S. 7 3 . ZIMPRICH, RICHARD: Die Professoren der k. k. Franzensuniversität zu Olmütz (1828-1855). Steinheim am Main 1962,8.9-10.
Neubauer, Hugo, • 2. September 1868 in Rotenhaus bei Görkau (Böhmen), f 26. November 1945 in Dresden • Studierte Chemie an der Technischen Hochschule Dresden und an der Universität Rostock. Nach der 1893 erfolgten
Promotion arbeitete er an den landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Pommritz, Hamburg und Berlin. 1905 wurde er als Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation nach Bonn berufen, wo er sich vorwiegend mit Fragen der Futtermittelbewertung beschäftigte und eine umfangreiche Abhandlung verfaßte über „Das landwirtschaftliche Versuchs- und Kontrollwesen in Deutschland" (Archiv des Deutschen Landwirtschaftsrats Jg. 35, 1911, S. 174-296 u. 716-726). Von 1924bis 1934 war er Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Dresden. Bereits in Bonn hatte Neubauer gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Wilhelm Schneider eine neue Bodenuntersuchungsmethode entwickelt, bei der heranwachsende Roggen-Keimpflanzen der zu prüfenden Bodenprobe die pflanzenverfugbaren Nährstoffe entziehen, die dann in den geemteten Pflanzen bestimmt werden. Die erste ausführliche Beschreibung dieser physiologisch-chemischen Untersuchungsmethode erschien 1923 in der Zeitschrift „Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen" (Bd. 100, 1923, S. 119-128). Seitdem ist die Methode unter der Bezeichnung „Keimpflanzenmethode" weltbekannt geworden. In Dresden arbeitete Neubauer fast ausschließlich an der Verbesserung und Vereinfachung dieser Methode. 1936 wiu-de die „Neubauer-Methode" als eine offizielle Standardmethode anerkannt. Für viele Jahre war sie in Deutschland eine der gebräuchlichsten Bodenuntersuchungsmethoden für die Nährstoffe Phosphor und Kalium. Der wissenschaftliche Meinungsstreit um diese Methode trug zur Klärung zahlreicher bodenkundlicher und pflanzenphysiologischer Probleme bei. Neubauer, dem 1935 die Würde eines Ehrendoktors der Universität Berlin verliehen wurde, hat seine langjährigen Erfahrungen mit dieser Untersuchungsmethode in dem Buch „Die Keimpflanzenmethode" (Berlin 1939) und in der kleinen Schrift „Zwanzig Jahre Keimpflanzenmethode. Eine Betrachtung über Bodenuntersuchung" (Dresden 1944) beschrieben. Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten stiftete 1952 eine Hugo-Neubauer-Auszeichnung für außergewöhnliche herausragende wissenschaft223
Neumann liehe Leistungen. Ihr erster Träger war E. A. Mitscherlich. Literatur: POPP: Prof. Dr. Hugo Neubauer zum 70. Geburtstag. In: Das Superphosphat Jg. 14, 1938, S. 97-98. - KEMMLER, H . , KERTSCHER, F. und SCHMITT, L.: Hugo Neubauer zum Gedächtnis. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 8, 1955, S. 9199. (P. u. W.) - KERTSCHER, F.: Hugo Neubauer, Mensch und Werk. In: Zeitschrift für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 1, 1955, S. 483-489. (R) - KERTSCHER, F.: Zum zehnjährigen Todestag von Hugo Neubauer. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 7, 1956, S. 152-154.
Neumann, Max Paul, • 10. November 1874 in Orteisburg (Ostpreußen), f 23. Mai 1937 in Berlin • Studierte Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, und promovierte 1906 an der Universität Leipzig. Von 1907 bis 1934 war er Direktor an der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung in Berlin. Als Honorarprofessor hielt er an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin Vorlesungen über landwirtschaftliche Technologie. Neumann ist auf fast allen Gebieten der Getreideverarbeitung mit weit beachteten Veröffentlichungen hervorgetreten. Intemationale Anerkennung erwarb er sich mit seinen Studien über die Ursachen und über die Ermittlung der Backfähigkeit. Aus der Sicht des Pflanzenbaus hervorzuheben ist sein Beitrag „Über den Einfluss der Sorte und der Wachstums-Bedingungen auf die Backfähigkeit des Weizens" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 74,1931, S. 181317). Sein wissenschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Brotgetreide und Brot. Lehrbuch für die Praxis der Getreideverarbeitung und Hand- und Hilfsbuch für Versuchsstationen, Nahrungsmittel-Untersuchungsämter und Laboratorien der Mühlen, Bäckereien und Fachschulen" (Berlin 1914,2. Aufl. 1923,3. Aufl. 1929,4. Aufl. 1943 u. 5. Aufl. 1954. Die beiden letzten Auflagen wurden von Paul Friedrich Pelshenke neubearbeitet und herausgegeben). Literatur: Prof. Neumann t. In: Mehl und Brot Jg. 37,1937, Nr. 22, S. 1-2, Nr. 25, S. 15-16 u. Nr. 26, S. 15-16. ( P . u. W.) - PELSHENKE, P. F.: M. P. Neumann in memoriam. In: Brot und Gebäck Jg. 9,1955, H. 2, S. 17-19. (P.). 224
Neye, Louis, * 8. Mai 1863 in Flatow (Osthavelland), t 28. November 1955 in Hildesheim • Studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und bestand dort 1890 die Diplomprüfung. Seit 1894 war er als Lehrer an der Landwirtschaftsschule (Michelsenschule) in Hildesheim tätig. 1919 ließ er sich aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzen. Er schrieb Lehrbücher über Ackerbau, Pflanzenbau, Tierzucht imd Betriebslehre. Seine erfolgreichsten Bücher waren „Die Ackerbaulehre" (Hildesheim 1899, 10. Aufl. 1920, 22. Aufl. Weinheim 1957) und „Die Pflanzenbaulehre" (Hildesheim 1903, 10. Aufl. 1928, 19. Aufl. Weinheim 1956). Literatur: 100 Jahre Michelsenschule Hildesheim. Höhere Landwirtschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe (Landw. Gymnasium) 1858-1958. Eine Festgabe des Vereins alter Hildesheimer Michelsenschüler zum Hundertjährigen Bestehen der Schule im Mai 1958. o. O. 1958, S. 186 u. 325. Nicolaisen, Wilhelm, * 4. März 1901 in Flensburg, t 23. Januar 1973 in Büsum • Studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und legte dort 1924 sein Examen als Diplomlandwirt ab. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pflanzenbau xmd Pflanzenzucht der Universität Kiel tätig. Von 1926 bis 1935 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent bzw. Oberassistent am Institut filr Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle/Saale. Während dieser Zeit leitete er die dortige Pflanzenzuchtstation. 1928 promovierte er mit einer Arbeit über den Erbsenwickler und seine Bekämpfung (Kühn-Archiv Bd. 19,1928, S. 196-256). 1933 erhielt er mit einer Schrift über Immunitätszüchtung (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 19, 1934, S. 1-56) die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Von 1935 bis 1942 war Nicolaisen Professor und Direktor des Instituts für Futterbau an der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Kiel. 1942 folgte er einem Ruf an die Universität Königsberg. Als Nachfolger von Eilhard Alfi-ed Mitscherlich leitete er dort bis 1945 das Institut für Pflanzenbau. Wie bereits in Kiel beschäftigte er sich auch in Königsberg bevorzugt mit Fragen des Futter- imd
Nieschlag Zwischenfruchtbaus. Von seinen Veröffentlichungen über diesen Themenbereich sind hervorzuheben der Beitrag ,^wischenfhichtbau zur Stärkung der Bodenkraft. Ausgleich in der Nährstoffbilanz - Forderungen der Zeit" (Der Forschungsdienst Bd. 17, 1944, S. 241-253) und die Schrift „Der Anbau von Futterhackfnichten" (Berlin 1944 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 71).
colaisen 65 Jahre. In: Saatgut-Wirtschaft Jg. 18, 1966, S. 138. - Professor Wilhelm Nicolaisen gestorben. In: Kurznachrichten der Fakultät für Gartenbau und Landeskultur der Technischen Universität Hannover Jg. 21, 1973, Nr. 1, S. 1-2. - Andreas Wilhelm Albert Nicolaisen. In: Catalogus Professoram 1831-1981. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover Bd. 2. Stuttgart u. a. 1981,8.213-214. (P.).
Nach 1945 war Nicolaisen zunächst in privaten Saatzuchtbetrieben tätig. 1949 folgte er einem Ruf an die Hochschule für Gartenbau und Landeskultur Hannover (1952 als Fakultät der Technischen Hochschule Hannover angegliedert). Hier leitete er bis 1966 als o. Professor und Direktor das Institut für Gemüsebau. Forschungsthemen waren u. a. Fragen der Zusatzbeleuchtung bei der Anzucht von Gemüsejungpflanzen, Auswirkungen der StickstofFdüngung auf die Qualität der Emteprodukte, der Einfluß von Stroh- und Torfdüngung auf die Bodeneigenschaflen und Standortfragen des Gemüsebaus. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen Nicolaisens auf dem Gebiet des Gemüsebaus gehören der umfassende Übersichtsbeitrag „Feldgemüsebau" (Handbuch der Landwirtschaft 2. Aufl., Bd. 2, Berlin und Hamburg 1953, S. 668-735) und die gemeinsam mit Hans Dieter Hartmann und Werner Grumblat verfaßte Schrift „Die Gemüseanbaugebiete der Bundesrepublik" (Hiltrup/Münster 1955 = Landwirtschaft - Angewandte Wissenschaft. Sonderheft Gartenbau Nr. 9). Grundlegend für das Wissenschaftsyerständnis des Pflanzenbaus ist sein Beitrag „Über Aufgaben der Pflanzenbauforschung" (Kali-Briefe (Büntehof) Fachgebiet 3, Folge 4,1954).
Nieschlag, Friedrich, • 7. Mai 1901 in Wehnen (Kr. Ammerland), 11. Juli 1991 in Oldenburg • Studierte Landwirtschaft in Hohenheim und trat 1926 als Diplomlandwirt in den Dienst der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt bei der Oldenburgischen Landwirtschaftskammer (der späteren Landwirtschaftskammer Weser-Ems). Zimächst war er dort als wissenschaftlicher Assistent tätig, 1933 übemahm er als Abteilimgsleiter den Bodenuntersuchungsdienst und 1938 wurde er zum Direktor dieser Anstah emannt. Hier wirkte er bis zum Jahre 1966. Die Geschichte dieser Institution hat er ausfuhrlich dargestellt in der von ihm herausgegebenen Schrift „1876-1951. Jubiläumsschrift zum 75jährigen Bestehen des Landw. Untersuchungsamtes und der Versuchsanstalt der vorl. Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg" (Oldenburg 1951).
Nicolaisen hielt auch Vorlesungen über Feldgemüsebau an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen. Er war langjähriger Mitherausgeber der Zeitschrift „Gartenbauwissenschaft". Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit der Großen Goldenen Medaille des Zentralverbandes des Deutschen Obst- und Gemüsebaus. Die Technische Hochschule München verlieh ihm 1966 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Wilhelm Nicolaisen 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 76,1961, S. 306. - Prof. Dr. Wilhelm Ni-
Durch eine Vielzahl von Aktivitäten, durch Vorträge und durch praxisnahe Veröffentlichungen hat Nieschlag die Entwicklung der Landwirtschaft im Weser-Ems-Gebiet nachhaltig beeinflußt. Wertvolle Ratgeber für die Landwirte waren seine Bücher „Der fhichtbare Boden. Erhaltung und Mehrung der Bodenfhichtbarkeit als Voraussetzung für den Betriebserfolg" (Frankfiirt/Main 1961) und „Die Düngung in der Praxis. Ein Leitfaden unter besonderer Berücksichtigung der veränderten Ansprüche in der pflanzlichen und tierischen Produktion" (Hamburg und Beriin 1963). Nieschlag war von 1951 bis 1966 Vorsitzender der Fachgruppe Bodenfhichtbarkeit im Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchimgsund Forschungsanstalten. Besondere Verdienste erwarb er sich durch seine engagierte Tätigkeit in mehreren Ausschüssen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Internationale Dauerdüngungsversuche. Die Deutsche Landwirtschafts225
Niggl Gesellschaft verlieh ihm die Max-Eyth-Denkmünze in Silberund die Schultz-Lupitz-Medaille. Literatur: Friedrich Nieschlag 60 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 76, 1961, S. 626. - Friedrich Nieschlag 70 Jahre aU. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 86, 1971, S. 517. Zum Tode von Landwirtschaftsdirektor a. D. Friedrich Nieschlag, Oldenburg. In: Mitteilungen des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) H. 2, 1991, S. 46. Niggl, Ludwig, • 7. Januar 1875 in Bad Aibling (Oberbayem), 125. Dezember 1971 in Steinach bei Straubing • Nach einer zweijährigen landwirtschaftlichen Lehrzeit begann er 1893 ein Landwirtschaftsstudium in Hohenheim, das er jedoch aus wirtschaftlichen Gründen 1894 wieder aufgeben mußte. Es folgte eine zehnjährige Tätigkeit als Verwalter mehrerer Gutsbetriebe in Oberbayem und Norddeutschland. Von 1904 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1945 war er Betriebsleiter auf dem Schloßgut Steinach bei Straubing. Gemeinsam mit seinem Gutsherrn, dem Geheimen Landesökonomierat Dr. Carl August von Schmieder, bewirtschaftete er dieses Gut nach den Grundsätzen modernster Technik und machte es zu einem vielbesuchten Musterbetrieb. Am 19. Oktober 1919 weilte Carl Albert Weber, Abteilungsleiter der Moor-Versuchsstation Bremen, auf dem Schloßgut Steinach. In einem abendlichen Gespräch mit Niggl beklagte er den schlechten Zustand der Wiesen und Weiden in Deutschland. Er bat Niggl, sich aktiv fiir die Gründung eines Vereins einzusetzen, dessen primäre Aufgabe es sein sollte, die Wiesen- und Weidewirte mit besseren Bewirtschaftungsmaßnahmen vertraut zu machen. Niggl erklärte sich dazu bereit, die entsprechenden Schritte einzuleiten. Damit wurde das Schloßgut Steinach zur Geburtsstätte der deutschen Grünlandbewegung. An diesem Abend wurde auch das Wort „Grünland" geprägt, als Sammelbegriff für alles grünende Land, das der Futterwirtschaft dient. Bereits am 19. November 1919 wurde auf Initiative Niggls und mit tatkräftiger Unterstützung seines Gutsherrn C. A. von Schmieder in Straubing der „Verein zur Förderung der Grün226
landwirtschaft in Bayern" gegründet. In den folgenden Jahren entstanden Grünlandvereine in fast allen deutschen Ländern. 1922 wurde der „Deutsche Grünlandbund" gegründet. An der Gründung, Leitung und Förderung vieler dieser Vereine war Niggl maßgebend beteiligt. Die entstehende Grünlandbewegimg gab auch der Forschung auf dem Gebiet der Wiesen- und Weidewirtschaft neue Impulse. Das auf dem Schloßgut Steinach 1931 unter der Leitung von Friedrich König eingerichtete Lehr- und Forschungsinstitut der „Studiengesellschaft zur Förderung der Grünlandwirtschaft" wurde Vorbild für die Gründung von Grünland-Versuchsstationen. Niggl, der später oft als „Grünland-Vater" bezeichnet wurde, erwarb sich auch durch zahlreiche Veröffentlichungen hohes Ansehen bei Landwirten und Agrarwissenschaftlem. Hervorzuheben sind vor allem seine beiden Bücher „Das Grünland in der neuzeitlichen Landwirtschaft. Praktische Anleitung zur Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden" (Berlin 1923, 2. Aufl. 1925,3. Aufl. 1930 = Grünland-Bücherei H. 1) und „Die neuzeitliche Grünlandwirtschaft als Stützpfeiler für den deutschen Wirtschaftsh o f ' (Friedrichswerth 1927 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 23). Gemeinsam mit Friedrich König verfaßte er die Schrift „Die Dauerweide" (Berlin 1934 = Anleitungen der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde H. 29). Eine Kostbarkeit für die Wissenschaftsgeschichte des Landbaus ist Niggls Buch „Die Geschichte der deutschen Grünlandbewegung 1914-1945" (0. O. 1953), eine hochinformative Dokumentation mit wertvollen biographischen Angaben und vielen Details über bedeutende Grünlandtagungen. Das Buch enthäh auch ein Verzeichnis der wichtigsten Veröffentlichimgen von Niggl und einen Beitrag von Wilhelm Zorn über „Neue Ziele und Wege der Grünlandwirtschaft seit 1945" (S. 159-173). Für seine Verdienste um die deutsche Grünlandbewegung wurden Niggl hohe Ehrungen zuteil. 1923 wurde er zum Ökonomierat, 1928 zum Landesökonomierat und 1960 zxmi Ehrenbürger von Steinach ernannt. 1965, zu seinem 90. Geburtstag, erhielt er von der Bayerischen Staatsregierung die Große Staatsme(kille in Gold und die Universität Hohenheim verlieh ihm die Würde eines Ehrensenators. 1970, zu seinem 95.
Nitzsch Geburtstag, ehrte ihn die Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau der Technischen Hochschule München mit der Verleihung der Max Schönleutner-Medaille. Außerdem wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Z O R N , W.: Landesökonomierat Ludwig Niggl 75 Jahre. In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 5, 1950, S. 13-14. (P.) - KÖNIG, F.: Landesökonomierat Niggl zum 80. Geburtstag. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 70,1955, S . 21 (P.) - OERTZEN, H . U . VON: Grünlandvater Niggl wurde 85 Jahre alt. In: Das Grünland Jg. 9, 1960, S.9. - KÖNEKAMP, ALFRED H.: Ludwig Niggl 90 Jahre. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 88, 1965, S. 8. (P.) - „Grünland-Vater" Ludwig Niggl 95 Jahre alt. Frisch und gesund feierte der verdiente Mann seinen Geburtstag. In: Straubinger Tageblatt vom 8.1.1970. (P.) KÖNEKAMP, ALFRED H.: Ludwig Niggl F- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 95,1972, S. 12. (P.) - VOIOTLÄNDER, G.: Ludwig Niggl gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 87,1972, S. 117-118. (P.).
Literatur:
Niklas,Hans, * 12. Juli 1884 in Traunstein, t 19. November 1944 in München • Studierte Chemie und Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und promovierte dort 1911 mit einer Arbeit über den Einfluß von Humusstoffen auf die Verwitterung von Silikaten. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines geognostischen Amtes tätig, das sich mit der Landesuntersuchung Bayerns beschäftigte. Während dieser Zeit veröffentlichte er u. a. die auch ftir den Pflanzenbau beachtenswerte Schrift „Bayems Bodenbewirtschaftung imter Berücksichtigung der geologischen und klimatischen Verhältnisse" (München 1917). Nachdem er 1918 die Venia legendi für landwirtschaftliche Bodenkunde erhalten hatte, vertrat er in den folgenden Jahren dieses Fachgebiet an der Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan bzw. an der Technischen Hochschule München. 1922 wurde er zum a. o. Professor und 1923 zum o. Professor ernannt. Von 1932 bis zu seinem Tode war Niklas Ordinarius an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Technischen Hochschule München auf dem Lehrstuhl für Agrikulturchemie, Bodenkunde imd Tieremährung und gleichzeitig Leiter der
Bayerischen Hauptversuchsanstalt für Landwirtschaft. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen versuchte er die Bodenuntersuchung auf breiter Basis in die praktische Landwirtschaft einzuführen. In Weihenstephan richtete er eine Bodenuntersuchungs- und Bodenkartierungsstelle ein und entwickelte Schnelhnethoden für die Bodenanalyse. Von den weiteren Veröffentlichungen von Niklas ist hervorzuheben das gemeinsam mit F. Grandel verfaßte Buch „Über die Beziehungen zwischen Pflanzen- imd Bodennitraten und deren zweckmässigste qualitative und quantitative Bestimmung nach zumeist eigenen Methoden" (Freising-München 1927 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 12). Mehrere Beiträge publizierte Niklas in dem von Edwin Blanck herausgegebenen »Jlandbuch der Bodenlehre" u. a. den stark historisch orientierten Beitrag „Die Bonitierung der Ackererde auf naturwissenschaftlicher Grundlage" (Bd. 10, Berlin 1932, S. 1-64). Hohe Anerkennung in der Fachwelt fand auch die von Niklas und A. Hock herausgegebene „Literatursammlung aus dem Gesamtgebiet der Agrikulturchemie" (Bd. 1-5, Weihenstephan 1931-1939). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41 Bd. 2, Sp. 278. (W.) - Bayerische Agrargeschichte. Die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben von Alois Schlögl. München 1954, S . 873. - R A U M , H.: Die akademischen Lehrgestalten der bayerischen Landwirtschaft. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 36,1959, S. 741761. Nitzsch, Wemer von, • 22. September 1901 in Würzburg, t 1947 in Bautzen (Intemierungslager) • Sohn eines Ministerialrates, studierte von 1921 bis 1924 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der von Hans Holldack geleiteten Versuchs- und Lehranstah für Bodenfräskultur der SiemensSchuckert-Werke Gieshof bei Wriezen. Hier beschäftigte er sich mit den Auswirkungen von Bearbeitungsmaßnahmen auf die physikalischen Eigenschaften der Ackerböden. Nachdem Holldack 1927 den Lehrstuhl für Landmaschinenlehre an der Universität Leipzig übernommen hatte, erhielt Nitzsch dort eine Assistenten227
Nobbe stelle und konnte seine auf dem Gieshof begonnenen Arbeiten auf breiterer Basis fortsetzen. 1933 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Über Porosität der Wasserbewegung im Boden und ihre Beziehungen zur Bodenbearbeitung" (Berlin 1933 = RKTLSchriftNr.41). Im Jimi 1933 übernahm Nitzsch die Leitung der vom Reichskuratorium für Technik in der Landwirtschaft in Berlin-Dahlem eingerichteten Forschungsstelle für Bodenbearbeitung. 1936 wurde diese Forschungsstelle an die Universität Halle/S. verlegt und dem von Theodor Roemer geleiteten Institut für Pflanzenbau als Abteilung angegliedert. Als Abteilungsleiter hat Nitzsch hier neue Methoden zur Quantifizierung bodenphysikalischer Parameter entwickeh, u. a. ein Verfahren zur Bestimmung der Bodenstruktur mit einem Luftpyknometer. Mit der Abhandlung „Porengrößen im Boden, ihre Beziehungen zur Bodenbearbeitung und zum Wasserhaushalt" (Berlin 1938 = RKTLSchrift Nr. 85) habilitierte sich Nitzsch 1939 an der Universität Halle/S. und erhielt die Venia legendi für Ackerbau und Bodenkunde. Er hielt Vorlesungen über die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Bodenbearbeitung. 1941 wurde die von Nitzsch geleitete Forschungsstelle für Bodenbearbeitung von Halle nach Pillnitz bei Dresden verlegt und der Sächsischen Forschungsanstalt für Pflanzenbau und Bodenkunde angeschlossen. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41, Sp. 1246-1247. (W.). Nobbe, Friedrich, • 20. Juni 1830 in Bremen, t 15. September 1922 in Tharandt bei Dresden • Studierte seit 1854 in Jena xmd Berlin Naturwissenschaften und promovierte 1858 in Jena mit der Arbeit „Disquisition gewisser physikalischer Eigenschaften der Erdkrume". 1861 wurde er als Lehrer für Pflanzen- und Tierphysiologie an die staatliche höhere Gewerbeschule nach Chemnitz berufen. Zugleich erhieU er eine Anstellung an der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Chemnitz. In dieser Doppelfunktion wirkte er sieben Jahre lang als erfolgreicher Lehrer imd Forscher. Vor allem mit seinen physiologischen Untersuchungen über die Bedeutung der einzelnen Mineralstoffe für das Pflan228
zenwachstum erwarb er sich hohes Ansehen bei den Agrikulturchemikem. Auf Vorschlag von J. A. Stöckhardt wurde Nobbe 1869 als Professor für biologische Naturwissenschaften an die Akademie für Forst- und Landwirte nach Tharandt berufen. Mit Unterstützung des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Dresden gründete er 1869 eine der Akademie angegliederte, jedoch selbständige pflanzenphysiologische Versuchsstation, die gleichzeitig eine Kontrollstation für landwirtschaftliches, forstliches imd gärtnerisches Saatgut sein sollte. Unter der Bezeichnimg „Physiologische Versuchs- imd Samenkontroll-Station zu Tharandt" war sie die erste Institution für Saatgutprüfungen in Deutschland. Nobbe ging es vor allem darum, die Saatgutqualität, für die es damals keine verbindlichen Normen gab, durch eine systematische Kontrolltätigkeit entscheidend zu verbessern. Diesem Ziel diente auch sein „Handbuch der Samenkunde. Physiologisch-statistische Untersuchungen über den wirthschaftlichen Gebrauchswerth der land- und forstwirthschafllichen, sowie gärtnerischen Saatwaaren" (Berlin 1876). Es gehört zu den bedeutendsten Werken der wissenschaftlichen Landbauliteratur. In diesem Buch beschreibt Nobbe beispielhaft die Morphologie und Anatomie der Samen, den Keimprozeß und seine physikalischen Bedingungen und die Methoden zur Wertbestimmung des Saatgutes. Eindringlich fordert er die Schaffung einheitlicher Untersuchungsmethoden. Nobbe gab mit diesem Buch der Saatgutforschung weltweit wegweisende Impulse. Seine Tharandter Kontrollstation wurde Vorbild für die Einrichtung ähnlicher Samenprüfungsstationen im In- und Ausland. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt Nobbes in Tharandt waren Untersuchungen über die Knöllchenbakterien der Leguminosen. Seit 1888 prüfte er gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten und Stellvertreter Lorenz Hiltner die Möglichkeit, den Ackerboden bzw. das Saatgut mit Knöllchenbakterien zu „impfen". Obgleich ihr 1896 patentierter Impfstoff „Nitragin" in der landwirtschaftlichen Praxis keine befriedigenden Ergebnisse erbrachte, konnte
Nolte Hiltaer später in München diese „Impftechnik" bis zur Praxisreife weiterentwickeln. An der Tharandter Akademie, an der nach 1870 nur noch Forststudenten ausgebildet wurden, hatte Nobbe das Fach Botanik und in den ersten Jahren auch Zoologie zu vertreten. Seit 1877 war er Leiter des forstbotanischen Gartens. Er bearbeitete die 4. Auflage des umfangreichen Lehrbuches „Döbner's Botanik für Forstmänner" (Berlin 1882). Eng verbunden war er mit der 1858 gegründeten Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen". 1861 hatte er die redaktionelle Leitung übernommen, von 1863 bis 1905 war er Herausgeber dieser Zeitschrift. 1888 wurde er zum Vorsitzenden des neugegründeten „Verbandes landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen im Deutschen Reiche" gewählt. Dieses Amt hat er bis 1904 ausgeübt. Nobbe, der erst im 75. Lebensjahr in den Ruhestand trat, ist mit hohen Auszeichnungen geehrt worden. 1889 verlieh ihm der König von Sachsen den Titel und Rang eines Geheimen Hofrates, 1896 ernannte ihn die Royal Agricultural Society of England zum Ehrenmitglied. 1959 stiftete der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten einen „Friedrich-Nobbe-Preis". Literatur: VATER, HEINRICH: Friedrich Nobbe und die pflanzenphysiologische Versuchs- und Samenkontroll-Station zu Tharandt. In; Tharandter Forstliches Jahrbuch Bd. 75, 1924, S. 141-188. (F. u. W.), zugl. als Sonderabdruck (Berlin 1924). - JAHNEL, H . und LUDWIG, H.: Friedrich Nobbe, der Begründer der Samenkontrolle. In: Proceedings of the International Seed Testing Association Vol. 26, 1961, S. 127-139. (P. u. W.) - LUDWIG, H.: 100 Jahre Samenprüfiing in der Weh. In: Proceedings of the International Seed Testing Association Vol. 34, 1969, S . 347-351. - SCHUBERT, JOHANNES und ZENTSCH, WERNER: Gründung der ersten Samenkontrollstation 1869 - Eine Pioniertat Friedrich Nobbes. In: Archiv für Forstwesen Bd. 18, 1969, S. 1245-1255. (R) FINCK, A.: Friedrich Nobbe (1830-1922). In: VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 28/1, Kongressband 1988 Bonn. Darmstadt 1989, S. 161-163. Nolte, Otto, • 29. März 1887 in Schwanebeck bei Halberstadt, t 5. Mai 1934 • Sohn eines Landwirts, studierte Chemie in Rostock, Berlin und Göttingen und promovierte 1912 an der Universität Halle. Seit 1913 war er Assistent bei P. Ehrenberg am Agrikulturchemischen Institut
der Universität Göttingen. Hier habilitierte er sich 1916 mit der Arbeit „Über die Wirkung der Kali-Endlaugen auf Boden und Pflanze" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 51,1918, S. 563672; zugl.: Berlin 1918). 1918 erhielt er die Stelle des Vorstehers der wissenschaftlichen Abteilung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Rostock, 1919 wurde er Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Braunschweig. Seit 1922 leitete Nolte die wissenschaftliche Düngerstelle der Dünger-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. In dieser Funktion hat er bis 1933 das Versuchswesen der Gesellschaft in großzügiger Weise ausgebaut. Von 1922 bis 1933 war er gleichzeitig Geschäftsführer der Sonderausschüsse für Gründüngung, Bodenbiologie und Tabakbau. Er wertete zahlreiche alte Düngungsversuche aus und legte eine Vielzahl neuer Versuche an. Gemeinsam mit M. Heinrich bearbeitete Nolte die achte Auflage des Buches von Reinhold Heinrich: „Dünger und Düngen. Anleitung zur praktischen Verwendung von Stall- und Kunstdünger" (Berlin 1922). Von seinen Schriften über Düngungsfi^gen sind hervorzuheben: „Der Stallmist und seine Verwendung" (Berlin 1924, з. Aufl. 1930 = Flugschriften der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 24) und „Die Düngung des Grünlandes" (Berlin 1927, 2. Aufl. 1930 = Grünland-Bücherei H. 2) sowie seine Abhandlimg über „Die Bedeutung des Kalis und der in den Kalirohsalzen enthaltenen Nebensalze für den Boden und die der menschlichen Ernährung unmittelbar dienenden Pflanzen" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 106, 1927, S. 1-123; zugl.: Berlin 1927). Zahlreiche Beiträge veröffentlichte er in den „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft". Noltes Interesse galt auch der Geschichte der Düngung. Er würdigte u. a. die Verdienste von Wilhelm August Lampadius filr die Düngungsforschung (Die Ernährung der Pflanze Jg. 22, 1926, S. 202-204, 206-207, 213-214 u. 216217). Seinem Beitrag „Zur Geschichte der Theorien der Pflanzenemährung und Düngimg" (Die Ernährung der Pflanze Jg. 23, 1927, S. 118-120 и. 132-137) stellte er das Wort Goethes voran „Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken". 229
Nostitz Für seine wissenschaftlichen Leistungen veriieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin 1929 den Titel eines a. o. Professors. Literatur: FRUHSTORFER, A.: Professor Dr. Otto Nolte t. In: Die Phosphorsäure Bd. 4,1934, S. 319-320. (P) - Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmiiia. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 9, 1991, S. 192. Nostitz, Arnold Freiherr von, » 23. Juli 1886 in Schönbühl bei Lindau, f 14. Januar 1983 in München • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München, wo er 1914 mit der Dissertation „Die Fruchtbarkeitsverhältnisse in verschiedenen Schichten eines Bodenprofils" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 47, 1914, S. 113-152) promoviert wurde und 1922 mit der Schrift „Über die Bedeutung des austauschbaren Bodenkaliums für die Pflanzenemährung" (Journal fiir Landwirtschaft Bd. 70, 1922, S. 45-71) die Venia legendi für Bodenkunde erlangte. Bis 1945 lehrte er dieses Fachgebiet an dieser Hochschule, zunächst als Privatdozent, seit 1927 als a. o. Professor. Viele Jahre war er Vorstand des Instituts für Bodenkunde. Nostitz ist Autor des Buches „Anleitung zur praktischen Bodenuntersuchung imd Bodenbeurteilung nebst der Bodenbewertung zu Steuerzwecken" (Berlin 1929). Gemeinsam mit J. Weigert verfaßte er das umfangreiche Werk „Die künstlichen Düngemittel. Die Handelsdünger unter Berücksichtigxmg der Wirtschaftsdünger" (Stuttgart 1928). Seine enge Verbindung zum Pflanzenbau dokumentierte er als Mitautor des Buches „Rudolf Gistl und Arnold Frhr. von Nostitz: Handelspflanzen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz" (Stuttgart 1932). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41, Bd. 2, Sp. 288. - Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 96 der Gesamtreihe. Limburg an der Lahn 1989, S. 392-393. Nowacki, Anton, • 30. Dezember 1839 auf dem Landgut Samolenz bei Wronke (Posen), f 29. August 1925 in Zürich • Sohn eines Gutsverwalters, bewirtschaftete mehrere Jahre das väterliche Gut und studierte seit 1866 Landwirtschaft an der Universität Halle/Saale. Hier promovierte er 1870 bei Julius Kühn mit dem ersten Teil einer größeren Arbeit, die imter dem Titel „Untersuchungen über das Reifen des Getreides nebst 230
Bemerkungen über den zweckmäßigsten Zeitpunkt der Emte" als Buch erschienen ist (Halle/S. 1870). Von 1871 bis 1907 war er Professor für Pflanzenbau an der Abteilung für Landwirtschaft der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Nowacki hielt in Zürich Vorlesungen über Pflanzenbau, Bodenkunde, Düngung, Kulturtechnik und anfangs auch über Geschichte der Landwirtschaft. Von seinen historischen Publikationen sind hervorzuheben die Abhandlung „Ueber die Entwicklung der Landwirthschaft in der Urzeit" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 9, 1880, S. 853-880) und die Schrift „Jagd oder Ackerbau? Ein Beitrag zur Urgeschichte der Menschheit" (Berlin 1885). Hohes Ansehen in der Fachwelt erwarb sich Nowacki vor allem mit seinem preisgekrönten Buch „Anleitung zum Getreidebau auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage" (Berlin 1886, 2. Aufl. 1893, 3. Aufl. 1899, 4. Aufl. 1905,5. Aufl. 1911,6. u. 7. Aufl. 1920,8. Aufl. neubearbeitet von Kurt Opitz 1934 = Thaer-Bibliothek Bd. 63). Es gehört zu den besten deutschsprachigen Werken über den Getreidebau. Vielfach aufgelegt wurden auch seine Bücher „Der praktische Kleegrasbau. Anleitung zum Kunstftitterbau" (Frauenfeld 1883,4. Aufl. Berlin 1909, 6. Aufl. neubearbeitet von Emst Klapp 1932 = Thaer-Bibliothek Bd. 109) und „Praktische Bodenkunde. Anleitung zur Untersuchimg, Klassifikation xmd Kartierung des Bodens" ^eriin 1885, 5. Aufl. 1910, 8. Aufl. neubearbeitet von Max Düggeli 1930 = Thaer-BibliothekBd. 81). DOGGELI, M . : F Dr. phil. Anton Nowacki, emeritierter Professor für Landwirtschaft an der Eidgenössischen Technischen Hochschule. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 3, 1925, S. 237-240. (P.).
Literatur:
o Oberdorf, Fritz, • 30. Mai 1898 in Gerchshehn (Franken), f 15. Juli 1976 in Bemburg • Sohn eines Landwirts, arbeitete seit 1919 in verschiedenen Saatzuchtbetrieben, legte im Alter von 40 Jahren die Reifeprüfung ab imd studierte dann
Oldenburg Landwirtschaft an der Universität Berlin. 1943 promovierte er dort mit der bodenkundlichen Arbeit „Wirtschaftliche Auswirkungen und Verhütung der Erosion im norddeutschen Moränengebiet". Anschließend leitete er bis 1949 die Getreidezuchtabteilung in Kleinwanzleben bei Bemburg. Von 1949 bis 1963 war er Direktor des Instituts für Pflanzenzüchtung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in Bemburg. Hier widmete er sich vorwiegend der Futterpflanzenzüchtung. 1951 wurde er zum Professor ernannt mit Lehrauftrag an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. 1961 erfolgte seine Berufimg zum ersten Rektor der neugegründeten Hochschule für Landwirtschaft in Bemburg. Ein Forschungsschwerpunkt von Oberdorf war der Anbau von Kulturpflanzen in Pflanzengemeinschaften. Seine wichtigste Veröffentlichung über diese Art der Mischkultur ist die als Buch publizierte Abhandlung „Wirtschaftliche Pflanzengemeinschaften im Ackerbau" (Berlin 1953). Mit dieser Arbeit habilitierte er sich 1955 an der Universität Leipzig. Ein beachtenswerter Beitrag zu dieser Thematik ist auch seine Schrift „Pflanzengemeinschaften imd Ertragssteigerung durch indirekte Leistungszüchtung" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftewissenschaften zu Berlin Bd. 4, H. 2, 1955). Von seinen pflanzenbaulich orientierten Publikationen sind noch hervorzuheben das Buch ,Jlxmd um den Mais" (Leipzig 1961 = E-Taschenbuch Bd. 8) und der Beitrag „Aufgaben und Probleme des Feldfutterbaues in der sozialistischen Landwirtschaft" (Probleme der Feldwirtschaft in sozialistischer Landwirtschaft. Schriftenreihe der Karl-Marx-Universität Leipzig zu Fragen der sozialistischen Landwirtschaft H. 4, Berlin 1961, S. 7-20). Hohe staatliche und wissenschaftliche Auszeichnungen wurden Oberdorf zuteil. Er erhieU u. a. den Nationalpreis und den Vaterländischen Verdienstorden der DDR. Die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR ehrte ihn mit der Verleihung der Erwin-Baur-Medaille. Literatur: GERDES, GERD: Fritz Oberdorf zum 65. Geburtstag. In: Der Züchter Bd. 33,1963, S. 133. (P.) - WINKEL, ARNO: Prof. Dr. Fritz Oberdorf in memo-
riam. In: Archiv für Züchtungsforschung Bd. 7, 1977, S. 223-224. (P). Oehmichen, Conrad, * 8. April 1836 in Trebernitz bei Döbeln, f 1. Dezember 1881 in Jena • Studierte Landwirtschaft und wurde 1859 an der Universität Jena zum Dr. phil. promoviert. 1870 ging er als Honorardozent an die Landwirtschaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf. Er hielt Vorlesungen über Pflanzenbau und betreute das Versuchsfeld. Von 1872 bis zu seinem fiMen Tod war er Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts an der Universität Jena. Eine drohende Auflösung dieses Instituts konnte er verhindem. Wissenschaftlich beschäftigte er sich besonders mit Fragen des KartofTelbaus. Literatur: LOHMEYER, E.: Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Jena 1826-1954. Jena 1954. - OEHME, JOCHEN: Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Einrichtungen und ihrer akademischen Lehre an der Universität Jena. Diss. Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät Univ. Jena 1982. Oldenburg, Gustav, • 29. Juni 1873 auf der Domäne Wilhelmshof (Regierungsbezirk Kassel), t 9. Oktober 1948 in Potsdam-Babelsbe^ • Sohn eines preußischen Regierungs- und Ökonomierates, trat nach Beendigung seines Studiums in den Dienst der Landwirtschaftskammer Bonn imd wurde 1904 in das Preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bemfen. 1914 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Oberregierungsrat. Oldenburg erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung des landwirtschaftlichen Bildimgs- und Forschungswesens. Auf seine Initiative wurden mehrere staatliche Versuchs- und Forschungsanstalten gegründet, u. a. die „Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten LandsbergAVarthe". 1935 schied er aus dem Ministerium aus und untersuchte in Chile die Möglichkeiten für einen Anbau von Zuckerrüben. Von 1942 bis 1945 war er beim Oberpräsidium der Provinz Brandenburg als landwirtschaftlicher Berater tätig. Von 1911 bis 1918 hat Oldenburg gemeinsam mit Hugo Thiel die „Landwirtschaftlichen Jahrbücher" herausgegeben, bis 1928 war er dann alleiniger Herausgeber dieser Zeitschrift. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören die Bücher „Der Ausbau des landwirtschaftlichen 231
Opitz Unterrichts- und Beratungswesens in Preußen" (Berlin 1920) und „Entwicklung, Stand und Zukunftsaufgaben des landwirtschaftlichen Unterrichtswesens in Preussen" (Berlin 1927 = Separatabdruck aus: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 65, 1927, S. 1-100). Literatur: Geh. Oberregierungsrat Dr. Gustav Oldenburg 75 Jahre. In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 3, 1948, S. 186. - Geheimrat Oldenburg gestorben. In: Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 3,1948, S. 381. Opitz, Kurt, » 25. November 1877 in Semmelwitz, Kr. Jauer (Schlesien), f 5. Oktober 1958 in Berlin • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1901 Landwirtschaft und Naturwissenschaften in Halle/S. und Breslau und promovierte 1904 an der Universität Breslau mit der Dissertation „Untersuchungen über Bewiirzelung und Bestockung einiger Getreidesorten" (Mitteilungen der Landwirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau Bd. 2, H. 4, 1904, S. 749-816). Nach der Promotion blieb er in Breslau, zunächst als Assistent Kurt von Rümkers am Institut für Pflanzenproduktionslehre, dann als Mitarbeiter an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation. Seit 1908 war Opitz an der Landwirtschaftskammer der Provinz Schlesien tätig. Als Leiter der Ackerbau- und Saatzuchtabteilung entfaltete er eine rege Tätigkeit. Überzeugt von der Bedeutung der Feldversuche für die Überprüf\mg wissenschaftlicher Erkenntnisse, setzte er sich mit aller Kraft für ein breit angelegtes Feldversuchswesen ein. Seine Bemühungen führten schließlich zur Einrichtung des weit über die Grenzen der Provinz Schlesien hinaus bekannt gewordenen Versuchsgutes Baumgarten bei Breslau. Aufgrund seiner Anregimg wurde eine Schlesische Klee- und Grassamen-Gesellschaft gegründet. 1921 folgte Opitz einem Ruf auf den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Er wurde damit Nachfolger seines Lehrers Kurt von Rümker. Die ersten Jahre seiner Amtszeit standen im Zeichen des Vorhabens, Teile der Berliner Landwirtschaftlichen Hochschule aus der engen Umgebung der Invalidenstraße heraus nach Dahlem zu verlegen. Dank seiner Bemühungen erhielt 232
der Pflanzenbau 1925 in Dahlem ein modernes, mehr als 30 Räume umfassendes Institutsgebäude mit Laboratorien, dazu Gewächshäuser und ein Versuchsfeld. Auf der Domäne Bornim (1927-1935) und seit 1936 auf dem Versuchsgut in Thyrow bei Trebbin standen ihm weitere Flächen für Versuche zur Verfugung. Auf diesen humusarmen Sandstandorten führte Opitz umfangreiche Feldversuche diu-ch, die sich vornehmlich mit Fragen der Bodenbearbeitung, der Düngung und dem Wasserhaushalt der Böden befaßten. Einige dieser Versuche werden bis heute weitergeführt. Neben diesen Dauerversuchen widmete Opitz einen wesentlichen Teil seiner Versuchstätigkeit seinen beiden Lieblingspflanzen, dem Lein und der Kartoffel. Nach 1945 hatte Opitz entscheidenden Anteil am Wiederaufbau der im Krieg zerstörten landwirtschaftlichen Lehr- und Forschungsstätten in Berlin. 1950 wurde er emeritiert. Auch im Ruhestand war er weiterhin forschend tätig. Mehr als 300 Beiträge hat Opitz in wissenschaftlichen und praxisnahen Zeitschriften bzw. als eigenständige Schriften veröffentlicht. Zu seinen Arbeiten über Getreide gehört die Schrift „Neuzeitlicher Roggenbau" (Beriin 1925 = Landwirtschaftliche Hefte 53/54). Außerdem hat er die 8. Auflage von Anton Nowackis „Anleitung zum Getreidebau auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage" vollständig neubearbeitet (Berlin 1934 = Thaer-Bibliothek Bd. 63). Einen aus pflanzenbaulicher Sicht vorbildlichen Beitrag über den Anbau von Lein schrieb Opitz für das von Friedrich Tobler herausgegebene Buch „Der Flachs als Faser- und Ölpflanze" (Berlin 1928, S. 78-105). Über seine ersten Experimente mit dieser Kulturpflanze hat er in der Schrift „Ergebnisse vierjähriger vergleichender Versuche mit Leinsorten" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 367,1929) berichtet. Die Ergebnisse der umfassenden Anbauversuche mit Lein, die in den Jahren 1938 bis 1942 von zwölf pflanzenbaulichen Forschungsinstituten in Deutschland durchgeführt wurden, hat er in dem Beitrag „Ökologisch-geographische Versuche mit Lein" (Zeitschrift für Acker-und Pflanzenbau Bd. 91,1949, S. 234-264) zusammengefaßt. Für das von F. Aereboe, J. Hansen imd Th. Roemer herausgegebene „Handbuch der Land-
Orth Wirtschaft" schrieb Opitz das Kapitel „Der Kartoffelbau" (Bd. 3, Berlin 1930, S. 109-166). Von dem Buch Hugo Werners „Der Kartoffelbau nach seinem jetzigen rationellen Standpunkte" hat er die 9. und 10. Auflage (Berlin 1930 u. 1949) bearbeitet und herausgegeben. Grundsätzliche Fragen der Bodenfruchtbarkeit behandeh er in dem Beitrag „Probleme der Bodenbearbeitung" (Probleme der Wissenschaft in Vergangenheit imd Gegenwart, H. 6. Herausgegeben von Gerhard Kropp. Berlin 1948, S. 7-46). Einen Weg, die Bodenfhichtbarkeit zu verbessern und zu erhalten, sah Opitz in einem verstärkten Leguminosenanbau. Entsprechende Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis hat er in der Schrift „Anbau von Hülsenfiüchten" (Beriin 1949) aufgezeigt. Auch über die Aufgaben und Ziele des Acker- und Pflanzenbaus hat Opitz nachgedacht und öftentlich Stellung bezogen (Wissenschaft und Landwirtschaft. Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Berlin 1931, S. 161-168). Literatur: HEUSER, OTTO E.: Prof. Dr. Kurt Opitz, Berlin, 70 Jahre alt. In: Naturwissenschaftliche Rundschau Jg. 1, 1948, S. 41. - Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 1490-1491. (W.) - TAMM, ERNST: Kurt Opitz 7 5 Jahre. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 95, 1952, S. 3 6 1 - 3 6 2 . (P.) - HEY, ALFRED: Prof Dr. Kurt Opitz verstorben. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 9, 1958, S. 6 0 6 . - RATHSACK, KARL: Kurt Opitz f. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 107, 1959, S. 1 2 6 - 1 2 8 .
Orth, Albert, * 15. Juni 1835 in Lengefeld bei Korbach (Waldeck), t 23. August 1915 in Berlin • Sohn eines Rittergut-Pächters, studierte von 1854 bis 1857 in Göttingen und Beriin Geologie und Chemie, arbeitete dann in der landwirtschaftlichen Praxis und war von 1860 bis 1865 als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Lehranstah Beberbeck bei Kassel tätig. 1867 setzte er sein Studium fort. Seine wissenschaftlichen Interessen galten besonders bodenkundlichen imd geologischen Fragen. 1868 promovierte er in Göttingen mit der Dissertation „Beiträge zur Boden-Untersuchung", zwei Jahre später habilitierte er sich an der Universität in Halle. 1871 wurde er als Nachfolger Albrecht Conrad Thaers an das Landwirtschaftliche Lehrinstitut
nach Berlin berufen und zum a. o. Professor für Landwirtschaftslehre ernannt. In den folgenden Jahren beteiligte sich Orth intensiv bei der geologischen Landesaufiiahme in Preußen. Er hatte wesentlichen Anteil daran, daß in die Legende der geologischen Karten eine Bewertung der Böden für die landwirtschaftliche Nutzung aufgenommen wurde. Bis 1880 war er Vorstand des agronomisch-chemischen Laboratoriums der 1873 gegründeten Geologischen Landesanstalt. In mehreren Beiträgen hat er auf die Bedeutung der tieferen Bodenschichten für das Pflanzenwachstum hingewiesen, zum Beispiel in dem Aufsatz „Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Bodenkunde" (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 20, 1877, S. 63-69). Als 1881 das Berliner Landwirtschaftliche Institut mit dem Landwirtschaftlichen Museum vereinigt und als neue Institution die Landwirtschaftliche Hochschule gegründet wurde, übernahm Orth die o. Professur für Acker- imd Pflanzenbau. An der Beriiner Hochschule wurden erstmals in Deutschland für die drei Hauptgebiete der Landwirtschaftslehre (Pflanzenbau, Tierzucht und Betriebslehre) eigenständige Institute geschaffen. Orth wählte ftir sein PflanzenbauInstitut aufgrund seiner stark bodenkundlichackerbaulich orientierten Forschungsrichtung die Bezeichnung, Agronomisch-Pedologisches Institut". Orth beschäftigte sich u. a. mit Fragen der Gründüngung, des Wurzelwachstums, der Unkrautbekämpfung und der Bewässerung. Von 1887 bis zu seinem Tode führte er den Vorsitz in der Ackerbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Hier hat er durchgesetzt, daß auf den verschiedenen Böden Deutschlands durch vergleichende Feldversuche die Kalkwirkung eingehend untersucht wurde. Durch Vorträge hat er viele Landwirte von der Notwendigkeit einer Kalkung saurer Böden überzeugt. Mit seinem im Auftrag der DüngerAbteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft herausgegebenen Buch „Kalk- und Mergeldüngung" (Beriin 1896, Neuauflage 1918) hat Orth erstmals die wissenschaftlichen Grundlagen, die Bedeutung imd die praktische Anwendung der Kalkung umfassend dargestellt. 233
Ostermayer Als ein großer Freund des Vereinswesens war Orth auch in zahlreichen anderen landwirtschaftlichen Vereinen in führender Stellung tätig, u. a. im Berliner ,JGub der Landwirte", deren wissenschaftliche Vorträge er organisierte und deren Nachrichtenblatt er herausgab. Verstorbenen Freunden und Kollegen widmete er gem einen Nachruf. Hervorzuheben ist das Lebensbild über Hermann Hellriegel (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 14, 1896, Generalversammlungs-Heft, S. 25-37). Anläßlich des 25jährigen Jubiläums der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin im Jahre 1906 hielt Orth die Festrede (Die Landwirtschaft zur Zeit Thaers und im naturwissenschaftlichen Jahrhundert. Berlin 1906). Zu seinem 70. Geburtstag überreichten ihm Schüler eine Festschrift (Festschrift zum siebzigsten Geburtstage von Albert Orth. Berlin 1905). Literatur: Die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin. Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens. Herausgegeben von L. Wittmack. Berlin 1906, S . 97-112. ( W . ) - WITTMACK, L.: Albert Orth t- In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 30, 1915, S. 169-179. (P.) - TOLLENS, B.: Albert Orth f. In: JournalfiirLandwirtschaft Jg. 63, 1915, S. 197-198. (P.) - BLUME, H. P.: Albert Orth als Bodenkundler, Quartärgeologe und Landwirt. In: Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Bd. 30, 1981, S.472475. Ostermayer, Adolf, • 4. Juli 1867 in Wien, t 25. Februar 1935 in Wien • Sftidierte Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und war dann in vielfältigen Funktionen im landwirtschaftlichen Beratungsdienst und als Wanderlehrer tätig. 1910 promovierte er an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und 1911 habilitierte er sich an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn ftlr das Fachgebiet landwirtschaftliche Betriebslehre. Von 1913 bis 1932 lehrte er als o. ö. Professor für landwirtschaftliche Buchfühnmg und Handelskunde an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Die während seiner Tätigkeit als Wanderlehrer gehaltenen humorvollen Vorträge veröffentlichte Ostermayer in dem Buch „60 Bauempredigten. Ein lustiges Evangeliiun, dem Bauem zu Nutz und Lehr" (Brünn 1907). Eine zweite Auflage erschien unter dem Titel „Landwirtschaftli234
che Bauempredigten" (Graz 1930). Neben zahlreichen betriebswirtschaftlichen Beiträgen schrieb Ostermayer auch ein „Lehrbuch der Landwirtschaftslehre für Lehrerbildungsanstalten" (2 Tie. Wien 1910; 2. Aufl. 1913). Der erste Teil umfaßt den gesamten Pflanzenbau. Literatur: EHRENDORFER, K: Adolf Ostermayer, Landwirtschaftsfachmann. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 7,1978, S. 261262.
Pabst, Heinrich Wilhehn von, • 26. September 1798 in Maar bei Lauterbach (Hessen), 110. Juli 1868 in Hütteldorf bei Wien • Sohn eines Försters, trat 1812 als Landwirtschaftslehrling in die Dienste des Freiherm Georg Karl von Riedesel in Eisenach und wurde 1818 Wirtschaftsinspektor auf den Gütem seines Lehrherm. 1821 ging er an die Landwirtschaftliche Lehranstalt Hohenheim. Dessen Direktor, Johann Nepomuk von Schwerz, bewog den landwirtschaftlich erfahrenen jungen Mann in Hohenheim zu bleiben. 1822 erhielt Pabst eine Stelle als Buchhalter. Ein Jahr später veröffentlichte er seine erste eigenständige Schrift: „Ueber die Verbesserung der Landwirthschaft, insbesondere im Großherzogthum Hessen" (Dannstadt 1823). 1824 Avurde Pabst, der seine landwirtschaftlichen Kenntnisse durch mehrere Studienreisen vertieft hatte, zum Ökonomierat und Professor emaimt. Ihm oblag jetzt die Leitung der mit der Hohenheimer Landwirtschaftlichen Lehranstalt verbundenen Waisenanstalt, der späteren Ackerbauschule. Hier hatte er Oberknechte auszubilden, er hielt aber auch Vorlesungen an der Lehranstalt. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich überwiegend mit Fragen der Tierzucht. 1826 veröffentlichte er ein Buch über Schafzucht, 1829 eine mehrmals aufgelegte „Anleitung zur Rindviehzucht", die erste wissenschaftliche Darstellung über Rindviehzucht überhaupt. 1831 siedelte Pabst nach Darmstadt über und wurde „ständiger Secretär der im Großherzogthum Hessen neu zu errichtenden AckerbauGesellschaften". Er gab die „Zeitschrift für die
Pabst landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen" heraus, die sich unter seiner Redaktion zu einem der angesehensten landwirtschaftlichen Fachblätter in Deutschland entwikkelte. 1833 gründete er eine private, jedoch subventionierte landwirtschaftliche Lehranstalt auf dem gepachteten Gut Kranichstein bei Darmstadt. 240 Schüler besuchten die bis 1838 bestehende Anstalt. Sein bedeutendster Schüler war Wilhehn Hamm. In seine Darmstädter Zeit fällt die Gründung der „Versammlungen deutscher Land- und Forstwirthe". Dieser organisatorische Zusammenschluß der deutschen Landwirte war im wesentlichen sein Werk. An der Planung und Durchführung der ersten „Wanderversammlung" 1837 in Dresden war er maßgebend beteiligt. In der Folge hat er an fast allen Jahrestagungen teilgenommen. 1839 folgte Pabst einem Ruf der preußischen Regierung und übernahm als Nachfolger von Friedrich Gottlob Schulze die Direktion der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena bei Greifswald. 1843 wurde er als Geheimer Finanzrat und Vortragender Rat in das Ministerium des Königlichen Hauses nach Berlin berufen. Hier war er für zwei Jahre der verantwortliche Leiter der Domänenverwaltung. 1845 kehrte Pabst nach Hohenheim an die Landwirtschaftliche Lehranstalt zurück. Als Nachfolger des vorzeitig ausgeschiedenen August von Weckherlin wurde er Direktor des Instituts, das unter seiner Leitung einen raschen Aufstieg nahm und 1847 zur Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie erhoben wurde. Während seiner Direktoratszeit wirkte er stark auf die württembergische Landwirtschaft ein, vor allem durch einige pflanzenbauliche Publikationen. Zunächst veröffentlichte Pabst hinterlassene Manuskripte seines Lehrers Schwerz, die unter dem Titel erschienen: „Joh. Nep. v. Schwerz's landwirthschaftlicher Nachlaß. Enthaltend die Cultur der Handelsgewächse als Ergänzung des dritten Bandes seiner Anleitung zum practischen Ackerbau und Sammlung zerstreuter Blätter und Auszüge über verschiedene landwirthschaftliche Gegenstände" (Smttgart und Tübingen 1845). Im Auftrag der württembergischen Zentralstelle des landwirtschaftlichen Vereins schrieb er eine .Anleitung zum Kartoffelbau,
mit Rücksicht auf die im Herbste 1845 zum Vorschein gekommene Kartoffelkrankeit und deren Folgen" (Stuttgart 1846, 2. Aufl. 1846). Zwei Jahre später veröffentlichte er im Auftrage der württembergischen Regierung eine „Anleihmg zur zweckmäßigen Kultur und Bereitung des Flachses" (Stuttgart 1848). Der von Pabst herausgegebene Sammelband „Landwirthschaftliche Erfahrungen von Hohenheim" (Stuttgart und Tübingen 1849) mit einer Vielzahl von experimentellen Beiträgen dokumentiert das hohe Niveau der damals in Hohenheim durchgeführten Forschungen. Pabst selbst berichtet in diesem Band über Versuche, die die geringe Wirksamkeit des Liebig'schen Mineraldüngers bestätigen (S. 1-32) und gab damit wahrscheinlich den ersten Anstoß für Liebigs spätere Angriffe auf die Hohenheimer Wirtschaftsweise. Durch lästige Verwaltungskontrollen und durch den von der württembergischen Regienmg auferlegten Zwang zur Sparsamkeit, der den weiteren Ausbau der Hohenheimer Akademie stark behinderte, fühlte sich Pabst in seiner Tätigkeit stark eingeschränkt. Er nahm deshalb 1850 einen Ruf aus Wien an, als Wirklicher Rat im Ministerium für Landeskultur die Neuorganisation und Leitung der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg zu übernehmen. Diese damals einzige höhere landwirtschaftliche Ausbildungsstätte in der österreichisch-imgarischen Monarchie nahm imter dem Direktorat von Pabst einen raschen Aufschwung. In dieser Zeit entstand sein Lehrbuch „Die landwirthschaftliche Taxationslehre" (Wien 1853, 3. Aufl. 1881). Von Ungarisch-Altenburg ging Pabst 1861 nach Wien, wo er bis 1867 als Ministerialrat in dem neuerrichteten Ministerium für Handel und Volkswirtschaft die Abteilung für Landeskultur leitete. Das wissenschaftliche Hauptwerk von Pabst ist sein „Lehrbuch der Landwirthschaft". Es war eines der umfassendsten und meistverbreitetsten landwirtschaftlichen Lehrbücher im 19. Jahrhundert. Die insgesamt sieben Auflagen erschienen meistens in Teilbänden und behandeln die gesamte Pflanzenproduktionslehre, die landwirtschaftliche Haustierzucht und die landwirtschaftliche Betriebslehre (l.Aufl. Darmstadt 1832-1839, 2. Aufl. 1840-1844, 3. Aufl. 1847235
Pallmann 1850, 4. Aufl. 1853-1854; 5. Aufl. Wien 18601861, 6. Aufl. 1865-1866, 7. Aufl. herausgegeben von Wilhelm Hamm, Wien 1878; neue Ausgabe der 7. Aufl. Berlin 1885). Durch das Lehrbuch von Pabst wurde der Begriff „Pflanzenproduktionslehre" zu einem geläufigen Terminus in der landwirtschaftlichen Fachsprache imd bis ziun Beghm des 20. Jahrhunderts synonym für „landwirtschaftlichen Pflanzenbau" benutzt. Pabst bemühte sich zwar, die Erkenntnisse der Naturwissenschaften in die landwirtschaftliche Lehre und Forschung einzubauen. Doch vorzugsweise versuchte er in Anlehnung an seinen Lehrer Schwerz aus den Erfahrungen die immittelbaren Handlungsanweisungen fiir die landwirtschaftliche Praxis abzuleiten. Stets betonte er die relative Vorzüglichkeit der verschiedenen Anbausysteme. Ohne Einschränkung gehört Pabst zu den herausragenden Agronomen seiner Zeit. Getreu seinem Wahlspruch „Unsere Lehrzeit währt bis zum Grabe", hat er vier Jahrzehnte die Entwicklung fast aller Teilbereiche der Landbauwissenschaft im gesamten deutschen Sprachraum entscheidend mitgestaltet. Literatur: SCHREIBER, HEINRICH: Heinrich Wilhelm Pabst und seine sächsischen Mitarbeiter beim ersten Zusammenschluß der deutschen Landwirte im Jahre 1837. Leipzig 1939. (Ru.W.) - Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 18181968. Herausgegeben von Günther Franz. Hohenheim
1968,
S. 56-61.
(R) - EHRENDORFER, K.:
Heinrich Wilhelm Pabst, Landwirt. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1850 Bd. 7, 1978,
S. 2 7 7
(W.) - FRANZ, GÜNTHER:
Heinrich
Wilhelm von Pabst. Lehrer und Schriftsteller der Landwirtschaftswissenschaft, Direktor in Hohenheim und anderen Landwirtschaftsinstituten. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 15,1983, S. 239-253. (P. u. W.).
Pallmann, Hans, » 21. Mai 1903 in Frauenfeld (Schweiz), 113. Oktober 1965 in Zürich • Studierte Naturwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und promovierte dort 1930 mit einer Arbeit aus dem Gebiet der Kolloidchemie. 1932 erhielt er an der gleichen Hochschule die Venia legendi fiir Agrikulturchemie. 1936 wurde er zimi o. Professor emaimt und als Nachfolger Georg Wiegners mit der Leitung des Agrikulturchemischen Instituts der Eidgenössischen Technischen Hochschule 236
beauftragt. 1947 wählte ihn das Professorenkollegium zum Rektor dieser Hochschule. Seit 1949 war er Präsident des Schweizerischen Schulrates. In dieser Funktion hatte er wesentlichen Anteil am Ausbau der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Als Agrikulturchemiker beschäftigte sich Pallmann besonders mit Fragen der Kolloidchemie und der Bodenentwicklung. Zu seinen bedeutendsten Veröffentlichungen gehört die Habilitationsschrift , J)er Boden. Entstehung und Eigenschaften unter besonderer Berücksichtigung schweizerischer Verhältnisse" (Bern 1932). Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist sein Beitrag „Über die geschichtliche Entwicklung der Bodenkunde" (Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 12, 1934, S. 47-55). Ein besonderes Anliegen war fiir ihn die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Boden und Pflanzengesellschaften. Nachhaltig forderte er die Zusammenarbeit zwischen Bodenkunde und Pflanzensoziologie. Ziele und Wege solcher interdisziplinärer Forschungsansätze hat er aufgezeigt in der Schrift „Bodenkunde und Pflanzensoziologie. Rektoratsrede gehalten am 15. 11. 1947 an der ETH Zürich" (Zürich 1948 = Kultur- imd Staatswissenschaftliche Schriften H. 60). Literatur: BACH, ROMAN: Professor Dr. Hans Pallmann f . In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 43,1965, S. 385-390. Parey, Paul, * 23. März 1842 in Beriin, t 31. März 1900 in Berlin • Entstammt einer angesehenen Berliner Kaufmannsfamilie, absolvierte von 1859 bis 1862 eine Lehre als Buchhändler und hörte nach beendeter Lehrzeit mehrere Semester hindiu-ch Vorlesungen an der Universität Berlin. 1867 übernahm er die Leitung des landwirtschaftlichen Verlages Wiegandt & Hempel in Berlin. 1869 wurde er Mitinhaber dieses Verlages, 1877 erwarb er den gesamten Verlag und 1881 gab er ihm den Namen Paul Parey. Mit verlegerischem Geschick imd großem Können hat Parey sein Unternehmen zum bedeutendsten Fachverlag in Deutschland für das Gesamtgebiet der Landwirtschaft (einschließlich Gartenbau und Forstwirtschaft) ausgebaut. Die von ihm 1875 begründete „Thaer-Bibliothek", eine über 100 Bände umfassende Samm-
Pelshenke lung preiswerter, vielfach aufgelegter Abhandlungen über alle Teilgebiete der Landwirtschaft, wurde die erfolgreichste landwirtschaftliche Fachbuchreihe aller Zeiten. Neben bedeutenden wissenschaftlichen Lehr- und Handbüchern erschien in seinem Verlag auch ein großes „Illustriertes Landwirtschafts-Lexikon" (Berlin 1884, 2. Aufl. 1888, 3. Aufl. 1900, 4. Aufl. 1910,5. Aufl. 2 Bde. 1920,6. Aufl. 2 Bde. 1923, 7. Aufl. 2 Bde. 1956 u. 1957). Von den zahlreichen Zeitschriften seines Verlages ist besonders die 1874 gegründete „Deutsche Landwirtschaftliche Presse" hervorzuheben, die über 100 Jahre lang ein zentrales Organ ftir die landwirtschaftliche Praxis gewesen ist. - Die Philosophische Fakultät der Universität Halle/S. verlieh Parey 1894 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Paul Parey f. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 55,1901, S. 1-7. (P.) - Gesamtkatalog Verlag Paul Parey 1848-1972. Berlin und Hamburg 1972. (P). Paulsen, Wilfried, »31. Juli 1828 aufGutNassengrund bei Blomberg in Lippe, f 2. Februar 1901 auf Gut Nassengrund bei Blomberg in Lippe • Sohn eines Gutsbesitzers, erwarb sich durch Selbststudium ein umfassendes Wissen imd ftlhrte auf seinem ererbten Gut Nassengrund vergleichende Sortenversuche mit Kartoffeln durch. Unter der Bezeichnung „Zucht- und Prüftmgsstation für neue KartofFelvarietäten" gründete er ein Geschäft für SaatkartofFeln, das wegen der exakten Prüf\mg der Sorten und der dadurch garantierten Lieferung bester Ware Weltruf erlangte. Über seine Sortenversuche hat Paulsen, der 1895 zum Ökonomierat ernannt wurde, wiederholt in Fachzeitschriften, u. a. in der „Deutschen Landwirtschaftlichen Presse" berichtet. Literatur: Oekonomierat Paulsen t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 28,1901, S. 159. (P) - Dr. Q U A N T E : Wilfried Paulsen, Gutsbesitzer, Ökonomierat. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 6, 1901 (1904), S. 423-424. UEBERSCHÄR, KURT: Geschichte der Kartoffelzüchtung in Deutschland zugleich ein geschichtlicher Beitrag zur Sortenkunde. Diss. Landwirtschaftliche Hochschule Berlin 1929, S. 37-40.
Pelshenke, Paul Friedrich, * 3. Dezember 1905 in Unterwüsten/Lippe, t 2. März 1985 in Det-
mold • Studierte Landwirtschaft, zunächst an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, dann an der Universität Halle/S., wo er 1931 mit der bei Theodor Roemer angefertigten Dissertation „Beiträge zur Bestimmung der Backfähigkeit von Weizen und Weizenmehlen" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv ftir Pflanzenbau Bd. 5, 1930/31, S. 108151) promovierte. Nach mehrjähriger Assistentenzeit bei Theodor Roemer und einer einjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit in den USA wurde er 1934 zum Leiter des Instituts für Bäckerei an der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung nach Berlin berufen und nach Übernahme der Anstalt durch das Reichsemährungsministerium zum Direktor imd Professor ernannt. 1942 wurde ihm die Leitung der damaligen Reichsanstalt für Getreideverarbeitung übertragen. Als Leiter des Instituts für Bäckerei widmete sich Pelshenke in seinen wissenschaftlichen Arbeiten der Verbesserung der Backfähigkeit der Mehle und den methodischen Fragen bei der Prüfung von Getreide und Mehl. Mit der in jenen Jahren entstandenen Arbeit „Studien über die Backfähigkeit der Roggensorten" (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 24,1942, S. 1-58) habilitierte er sich 1941 an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Halle. Von 1943 bis 1945 hatte er einen Lehrauftrag für Getreideverarbeitung an der Universität Berlin. Durch Pelshenkes persönliche Initiative wurde seit 1947 ein neues Forschungszentrum für Getreideverarbeitung in Detmold aufgebaut. Es wurde 1957 mit dem in West-Berlin verbliebenen und wiedererrichteten Teil der ehemaligen Reichsanstalt für Getreideverarbeitung zur Bundesforschungsanstalt für Getreideverarbeitung Berlin und Detmold vereinigt und 1965 seiner Gesamtleitung untersteUt. Pelshenkes Idee von der unbedingten Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis wurde 1946 mit der Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung" verwirklicht. Als Experte für Getreide und Brot genoß Pelshenke hohes internationales Ansehen. Im Auftrag der FAO beriet er die Regierungen mehrerer asiatischer Länder. 1968 schied er aus seinem Amt aus. 237
Pereis In über 400 Veröffentlichungen hat sich Pelshenke mit Fragen der Getreidezüchtung, des Getreideanbaus, der Getreidequalität und allen Problemen der Getreideverarbeitung auseinandergesetzt. Hervorzuheben ist sein Buch „Gebäck aus deutschen Gauen. Eine Leistungsschau des Bäckerhandwerks" (Berlin 1936; 2. Aufl. unter dem Titel „Gebäck aus deutschen Landen. Seine Herstellung, Geschichte und Verbreitung", Alfeld 1949). Das Buch seines Amtsvorgängers Max Paul Neumann „Brotgetreide und Brot" (Berlin 1914, 3. Aufl. 1929) hat er nach dessen Tod neubearbeitet und zwei weitere Auflagen (1943 und 1954) herausgegeben. Wegweisend wurden Pelshenkes methodische Arbeiten, vor allem sein Buch „Untersuchungsmethoden für Brotgetreide, Mehl und Brot" (Leipzig 1938) und seine umfassende Darstellung „Die Untersuchung von Getreide und Mehl" im „Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik" (Bd. 15, Radebeul und Berlin 1953, S. 1-109). Für den Pflanzenbau wichtige Aspekte behandelt er in dem Übersichtsbeitrag „Getreidequalität Brot und Nährmittel" (Handbuch der Landwirtschaft. Herausgegeben von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann. Bd. 2, Pflanzenbaulehre, Berlin und Hamburg 1953, S. 121-142). Für die Wissenschaftsgeschichte beachtenswert ist seine kleine Schrift „Die Geschichte der deutschen Getreideforschung" (Detmold 1958). Pelshenke ist für sein Wirken vielfach geehrt und ausgezeichnet worden. 1972 stiftete die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft für Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Getreidewirtschaft und das Backgewerbe verdient gemacht haben, die Paul-Friedrich-Pelshenke-Medaille. Literatur: 70. Geburtstag von Prof Dr. F. F. Pelshenke. In: Getreide, Mehl und Brot Jg. 29,1975, S. 301-302. (F.) - Professor Dr. sc. nat. habil. P. F. Pelshenke zum Gedächtnis. In: Getreide, Mehl und Brot Jg. 39, 1985, S. 67. (R) - Paul Friedrich Pelshenke t- In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 100,1985, S. 346.
Perels, Emil, • 9. Juli 1837 in Berlin, 14. September 1893 in Niederdorf (Tirol) • Ingenieur, studierte in Berlin, habilitierte sich als Dozent für landwirtschaftliches Maschinenwesen an der 238
Gewerbeakademie und an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Berlin und wirkte seit 1867 als Professor an der Universität Halle. Von 1873 bis zu seinem Tode war er o. Professor für landwirtschaftliches Maschinen- und Meliorationswesen an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Perels war ein überaus produktiver Fachschriftsteller. Berühmt wurde er vor allem mit einem Handbuch für den landwirtschaftlichen Maschinenbau. Das erstmals von 1862 bis 1866 in acht Einzelheften veröffentlichte Werk erschien in einer vollständig überarbeiteten zweiten Auflage unter dem Titel „Handbuch des landwirthschaftlichen Maschinenwesens. Für Landwirthe und Maschinentechniker, sowie zum Gebrauche an landwirtschaftlichen und technischen Schulen" (2 Bde. Jena 1879 u. 1880). Von seinen Schriften auf dem Gebiet der Kulturtechnik sind hervorzuheben „Die Dampfbodenkultur. Vortrag gehalten im Club der Landwirthe zu Berlin am 4. Januar 1870" (Berlm 1870), „Die Anwendung der Dampfkraft in der Landwirthschaft. Für Landwirthe, Maschinenfabrikanten, Ingenieure, sowie zum Gebrauche an landwirthschaftlichen und technischen Schulen" (Halle/S. 1872) und „Die Trockenlegung versumpfter Ländereien mit besonderer Berücksichtigung der Drainage" (Berlin 1874 = Landwirthschaftliche Bibliothek Bd. 7). Literatur: REHRL, K . : Emil Perels, Agronom. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 18151950 Bd. 7, 1978, S. 415-416. - 2. Heinrich-Heyde-Kolloquium anläßlich des 150. Geburtstages von Erich Perels am 11. September 1987 = Wissenschaftliche Beiträge der Ingenieurhochschule Berlin-Wartenberg Jg. 7,1988, H. 1 u. 2.
Perseke, Karl, • O.November 1843 in Czuchow (Schlesien), 117. März 1907 in Bonn • Sohn eines Rentmeisters, studierte von 1865 bis 1868 an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau und seit 1873 an der Universität Leipzig, wo er 1877 mit der Dissertation „Über die Formveränderung der Wurzel in Erde und Wasser" zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach einjähriger Assistentenzeit bei Adolph Blomeyer am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig erhielt er 1878 eine Anstellung als Landwirtschaftslehrer in Hildesheim (Michelsenschule). Von 1886 bis 1896 war er Direktor der
Petersen landwirtschaftlichen Winterschule in Zülpich (Rheinland) und dann in gleicher Funktion bis 1901 in Wetzlar. Perseke war einer der Hauptmitarbeiter des Werkes „Thiel's Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon" (7 Bde., Straßburg/E. u. Leipzig 1877-1882). Er publizierte u. a. die kleine Schrift .Anleitung zur Bekämpfung des Unkrautes" (Berlin 1896). Außerdem hat er das Lehrbuch von Adolf Hildebrand „Grundriß des allgemeinen Acker- und Pflanzenbaues" (Leipzig 1891, 2. Aufl. 1895) neubearbeitet und eine 3. Auflage unter dem Titel .Allgemeine Ackerbaulehre für landwirtschaftliche Lehranstalten" (Leipzig 1907) herausgegeben. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 223. (P.) - 100 Jahre Michelsenschule Hildesheim. Höhere Landwirtschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe (Landw. Gymnasium) 1858-1958. Eine Festgabe des Vereins alter Hildesheimer Michelsenschüler zum Hundertjährigen Bestehen der Schule im Mai 1958. o. O. 1958, S. 188-189. Petersen, Asmus, * 26. September 1819 in Wittkiel bei Kappeln (Schleswig), f 8. November 1882 in Breslau • Sohn eines Landwirts, besuchte die Landwirtschaftsschule in Rendsburg und übernahm 1847 den Hof seines Vaters. Er erfand eine Wiesenbaumethode, die ein gleichzeitiges Be- und Entwässern und damit eine starke Durchlüftung des Bodens ermöglichte. Die später als „Petersen'sches Wiesenbausystem" benannte Methode fand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weite Verbreitung. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 219. (P.) - FUCHS, E.: Der Petersensche Wiesenbau. Unter Benutzung des Petersenschen Nachlasses bearbeitet. Berlin 1889. Petersen, Asmus, * 6. Dezember 1900 inKemphye bei Flensburg, f 4. Januar 1962 in Paulinenaue bei Nauen • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1922 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und promovierte dort 1927 mit der Dissertation „Untersuchungen über die Taxation von Wiesenländereien auf Grund des Pflanzenbestandes". Von 1928 bis 1931 war er Assistent bei Friedrich Aereboe. 1930 habilitierte er sich mit der Schrift „Untersuchungen über
die Taxation von Ackerländereien auf Gnmd des natürlichen Pflanzenbestandes von Ackerland und Ackerrand" an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Bis 1934 wirkte er als Privatdozent an dieser Hochschule und arbeitete weiterhin auf dem Gebiet der Taxationslehre. Dann übernahm er den Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Jena. 1944 folgte Petersen dem Ruf als Ordinarius für landwirtschaftliche Betriebslehre an die neu entstehende Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Rostock. Von 1947 bis 1952 hat er als Dekan den Aufbau dieser Fakultät zu einer anerkannten Lehr- und Forschungsstätte maßgebend mitgestaltet. 1957 wurde er Direktor des neugegründeten Instituts für Grünland- und Moorforschung Paulinenaue der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Seit 1960 war er auch Professor mit Lehrstuhl für Grünland- imd Moorkunde an der Humboldt-Universität Berlin und Leiter der Forschungsgemeinschaft Grünland des Forschimgsrates der DDR. Die wissenschaftlichen Interessen von Petersen waren vielseitig. \^er Schwerpunkte lassen sich erkennen: die landwirtschaftliche Taxationslehre, die Grünlandvegetationskunde, die Unkrautforschung und die Geschichte der Agrarwissenschaften. Für das Gebiet der Taxationslehre, das er sich mit der Dissertation und der Habilitationssschrift erschlossen hatte, sind als wegweisende Publikationen noch hervorzuheben sein Buch „Grundlagen zu einer Reichsbonitierung der landwirtschaftlichen Kulturboden Deutschlands" (Beriin 1934) und die Schrift „Die neue Rostocker Grünlandschätzung" (Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Klasse für Gesellschaftswissenschaften. Jg. 1952, Nr. 1). Durch seine Taxationsstudien hatte sich Petersen ein umfangreiches Wissen über die Grünlandpflanzen angeeignet. Er schrieb mehrere Bücher zur Bestimmung der Klee- und Gräserarten: „Klee imd Kleeartige als Futterpflanzen auf Acker, Wiese und Weide" (Beriin 1936, 2. Aufl. 1967 unter dem Titel „Klee und Kleeartige als Kulturpflanzen, Wildpflanzen und Unkräuter auf Acker, Wiese und Weide", herausgegeben von Waltraut Petersen), „Die Gräser als Kultur239
Petersen pflanzen und Unkräuter auf Wiese, Weide und Acker" (Berlin 1936, 4. Aufl. 1954, 7. Aufl. 1992 herausgegeben von Günther Wacker), „Das kleine Gräserbuch für den praktischen Landwirt und seine Berater" (Berlin 1961, 2. Aufl. 1965 herausgegeben von Waltraut Petersen) und „Die Sauergräser. Schlüssel zu ihrer Bestimmung im blütenlosen Zustand" (Berlin 1973 herausgegeben von Waltraut Petersen, 2. Aufl. 1989 herausgegeben von Waltraut Petersen und Günther Wacker). Mit den einprägsamen Abbildungen und den klaren Hinweisen auf die artspezifischen morphologischen Merkmale der Pflanzen gehören diese Bücher zu den besten Werken der Grünlandvegetationskunde. Bei vielen seiner Forschungsarbeiten hat Petersen naturwissenschaftliche Erkenntnisse unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgewertet und sie damit der landwirtschaftlichen Praxis zugänglich gemacht. Beispielhaft verwirklicht hat er diesen interdisziplinären Ansatz auch in seinem Buch „Die Bekämpfiing der Ackerunkräuter durch die Kulturmaßnahmen des jeweiligen Anbau- und Betriebssystems. Eine Weiterentwicklung der Aereboeschen Zonen der Unkrautbekämpfiing nebst einem Anhang über die Ackerunkräuter als Zeigerpflanzen" (Berlin 1951). Petersen war mit dem Unkrautforscher Otto Wehsarg eng befi-eundet. Dessen Lebenswerk hat er in zwei einfilhlenden Beiträgen gewürdigt (Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft - Berlin Jg. 3,1950, S. 244-246u. Zeitschrift ftirLandeskulmrBd. 2, 1961, S. 201-203). Große Verdienste erwarb sich Petersen auf dem Gebiet der Geschichte der Agrarwissenschaften. Es war ihm ein besonderes Anliegen, das Lebenswerk bedeutender Wissenschaftler und Praktiker des Landbaus zu würdigen und deren Leistungen für die Gegenwart wieder sichtbar zu machen. Mit zahlreichen Arbeiten über Johann Heinrich von Thünen, vor allem mit dem Buch „Thünens isolierter Staat. Die Landwirtschaft als Glied der Volkswirtschaft" (Berlin 1944) erwarb er sich intemationales Ansehen. Grundlegend für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus sind seine Arbeiten „Albrecht Daniel Thaer. Eine kritische Würdigung zu seinem 200. Geburtstage" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswis240
senschaften zu Berlin Bd. 1, H. 4,1952), „Alexander von Lengerkes Werke. Eine bisher unausgeschöpfte Quelle der Agrarforschung" (Forschungen und Fortschritte Jg. 28, 1953, S. 108112) und „Schultz-Lupitz und sein Vermächtnis" (Berlin 1954 = Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Klasse für Gesellschaftswissenschaften Jg. 1953, Nr. 1; 2. Aufl. Bad Dürkheim 1992, herausgegeben von der Stiftung Ökologie und Landbau). Petersen war ein begeisterter und begeisternder Hochschullehrer mit einer ungewöhnlichen Ausstrahlungskraft. Einen großen Teil seiner Arbeitszeit widmete er den Studierenden. Insgesamt hat er 55 Promotionen und 7 Habilitationen betreut. Die ihm von seinen Schülern anläßlich seines 60. Geburtstages überreichte Festschrift „Beiträge zur Bewirtschaftung und Förderung leichter Böden" (Berlin 1961 = Wissenschaftliche Abhandlimgen der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Nr. 51) enthält neben einer Würdigung seines Lebenswerkes und einer Bibliographie seiner Veröffentlichungen auch ein Verzeichnis der unter seiner Ägide angefertigten Dissertationen. Die Universität Rostock verlieh Petersen 1960 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Asmus Petersen 60 Jahre. In: Zeitschrift für Landeskulmr Bd. 1, 1960, S. 173-174. (R) KORIATH, H.: Prof. Dr. Dr. h. c. Asmus Petersen 60 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 12,1961, S . 44. - STÄHLIN, A.: Professor Dr. Dr. h. c. Asmus Petersen zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für KulUirtechnik Jg. 3, 1962, S. 168-170. - Asmus Petersen zum Gedenken. In: Zeitschrift für Landeskultur Bd. 3, 1 9 6 2 , S. 3 - 7 . (F.) -
GERHARDT, EBERHARDT: A s -
mus Petersen f. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 10, 1962, S. 234-236. STUBBE, H . und WOJAHN, E.: Asmus Petersen in memoriam. Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 11, H. 2,1962. - Asmus-Petersen-Gedenksymposium. Vorträge des Symposiums am 9. Juli 1980 in Rostock und am 6. Dezember 1980 in Paulinenaue aus Anlaß des 80. Geburtstages von Professor Dr. Dr. h. c. Asmus Petersen. Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik Nr. 193, 1981. (P. u. W.).
Petersen, Emst Philipp, * 1716, t 1793 • Organist in Glücksburg und Sekretär der von P. E. Lüders 1762 gegründeten „Königlich Dänischen
Pfaff Acker-Academie". Petersen veröffentlichte u. a. das Buch „Kurzgefaßte Abhandlungen über verschiedene den Ackerbau betreffende Gegenstände . . . " (Flensburg 1769). Diese Aufsatzsammlung enthäh einen wissenschaftshistorisch beachtenswerten Beitrag über die damals häufig erörterte Frage, ob Ackerbau eine Kunst oder eine Wissenschaft sei. Literatur: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Herausgegeben von Johann Georg Meusel. Bd. 10, Leipzig 1810, S. 334.
Petri, Bernhard, » 2. April 1767 in Zweibrücken, t 28. Oktober 1853 in Theresienfeld bei Wien • Ökonomierat und Gutsbesitzer in Theresienfeld, betrieb eine ausgedehnte Schafzucht und beschäftigte sich mit dem Anbau neuer Futterpflanzen. Gleichzeitig betätigte er sich als Fachschriftsteller und schrieb zahlreiche Bücher über Tier- und Pflanzenproduktion. Für die Wissenschaftsgeschichte der Pflanzenemährung und des Pflanzenbaus bedeutsam ist sein Taschenbuch „Physiologisch-comparative Versuche über die Nahrungskräfte und Eigenschaften sehr verschiedenartiger Futterpflanzen, sowohl im Vergleich der wechselseitigen Wirkungen gegen einander, als auch in Bezug des Effects auf Gesundheit, Lebenskraft und Körperentwickelung" (Wien 1824). Fragen der Düngung behandelt Petri in den Büchern „Die wahre Philosophie des Ackerbaues, oder ein auf die Erhöhung des Grundeigenthums gestütztes, ganz neues Düngersystem" (2 Tie. Wien 1824 u. 1827) und „Über Pflanzen-Emährungsgrundsätze in gegenseitigen Beziehungen des Ertrags, der Erschöpfiang und Befhichtung des Bodens, durch praktische Beispiele erläutert, nebst einem Grundriß über systematische Musterwirthschaften" (Wien 1839). Über den Zuckerrübenanbau veröffentlichte er die Schrift „Ein Wort zur Zeit, an Güterbesitzer und Landwirthe durch die Zuckerkultur mittelst der weißen Runkelrübe und der Maispflanze, diesfalls die Abhängigkeit unseres Vaterlandes vom Auslande bald möglichst zu befreien. Nebst einer Analyse von dem sehr reichhaltigen Zuckergehalte dieser Pflanzen" (Wien 1845).
Literatur: EHRENDORFER, K.: Bernhard Petri, Agronom. In: Östeneichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 8, 1983, S. 3. Petzholdt, Alexander, » 29. Januar 1810 in Dresden, t 23. April 1889 in Freiburg/Breisgau • Studierte Medizin in Leipzig und war seit 1838 als praktischer Arzt in Dresden tätig. Hier hieh er naturwissenschaftliche Vorträge bei verschiedenen Gesellschaften und Vereinigungen. Zu seinen Veröffentlichungen aus dieser Zeit gehört das Buch „Populäre Vorlesungen über Agriculturchemie in der Ökonomischen Gesellschaft für das Königreich Sachsen während des Winterhalbjahres 1843/44 gehalten" (Leipzig 1844, 2. Aufl. 1846). Petzholdt, der mit Justus von Liebig in engem Gedankenaustausch stand und dessen Lehre gegenüber ungerechtfertigten Angriffen verteidigte, übersetzte Liebigs Schrift „On artificial manure" (London 1845) ins Deutsche. Sie erschien unter dem Titel „Der neu erfundene Patent-Dünger des Prof Dr. Justus Liebig in Gießen. Aus dem Englischen übersetzt und mit erläuternden Zusätzen begleitet von Dr. A. Petzholdt" (Dresden und Leipzig 1846, 2. Aufl. 1847). Die Schrift gilt als eine „Schlüsselarbeit" bei dem wissenschaftlichen Streit über die geringe Wirksamkeit von Liebigs Patent-Dünger. Von 1846 bis 1872 wirkte Petzholdt als Professor für Landwirtschaft und landwirtschaftliche Technologie an der Universität Dorpat. Im Auftrag der russischen Regierung unternahm er ausgedehnte Studienreisen. Durch seine Berichte und durch seine zahlreichen Bücher über diese Reisen wurde er ein bedeutender Anreger für Verbesserungen in der russischen Landwirtschaft. Seit 1873 lebte Petzholdt in Freiburg/Breisgau. Literatur: PÖNICKE, HERBERT: Georg Paul Alexander Petzholdt. Ein mitteldeutscher Naturforscher und Lehrer in Rußland (1810-1889). In: Hamburger Mittel- und Ostdeutsche Forschungen Bd. 2, 1960, S. 47-70. (P. u. W.). Pfaff, Cari, • 12. April 1898 in Vilz bei Tessin (Mecklenburg), t 17. März 1994 in Limburgerhof • Studierte Chemie und Agrikulturchemie an der Universität Rostock, an der er 1923 mit einer Arbeit über die Verdaulichkeit von Futtermitteln zum Dr. phil. promoviert wurde. An241
Pfeiffer schließend arbeitete er vier Jahre lang als wissenschaftlicher Assistent an den Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten in Landsberg/Warthe. 1927 trat er in den Dienst der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF). Von 1937 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1963 war er Leiter der agrikulturchemischen Abteilung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Limburgerhof. PfaflF bearbeitete bei der BASF vor allem Probleme der Düngung imd der Pflanzenemährung. Einen Überblick über die Vielfalt seiner Versuchstätigkeit vermittelt die Festschrift .Arbeiten der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Limburgerhof Eine Rückschau auf Entwicklung und Tätigkeit in den Jahren 1914 bis 1939" (Limburgerhof 1939). Die von 1928 bis 1945 unter Pfaffs Leitung auf dem Limburgerhof durchgeführten umfangreichen Lysimeter-Versuche erbrachten neue Erkenntnisse über das Verhalten der Nährstoffe im Boden. Mehrere Beiträge darüber veröffentlichte PfaflF in der „Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung und Bodenkunde" (u. a. in Bd. 48 (93), 1950, S. 93-118) und zusammenfassend in der „Zeitschrift fiir Acker- und Pflanzenbau" (Bd. 117, 1963, S. 77-113 u. 117-128).
schafts-Gesellschaft" (H. 73, 1902). Fragen der Stickstoflftimsetzung in Ackerböden bei Düngung mit Stallmist und beim Anbau von Leguminosen behandelt er in der Schrift „Stickstoffsammelnde Bakterien, Brache und Raubbau" (Berlin 1904, 2. Aufl. 1912). Pfeiffers wissenschaftliches Hauptwerk, „Der Vegetationsversuch als Hilfsmittel zur Lösung von Fragen auf dem Gebiete der Pflanzenemährung, unter besonderer Berücksichtigung der Sand- und Bodenkulturen in Gefäßen" (Beriin 1918), gehört zu den besten Methoden-Büchern über die Technik der Gefäßversuche. In dem Beitrag „Die Stellung der Agrikulturchemie an den deutschen Hochschulen" (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 66, 1907, S. 376-390) behandelt Pfeiffer grundsätzliche Fragen der Wissenschaftsentwicklung im Agrarbereich. Literatur: BLANCK, E.: Theodor Pfeiffer f. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung und Düngung Bd. 2, Tl. B, 1923, S. 337-341. - EHRENBERG, PAUL: Z u m
Gedächtnis von Theodor Pfeiffer. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 102, 1924, S. 36-42. - ZORN, WILHELM:
Die
Geschichte
der
Landwirtschafts-Wissenschaft in Schlesien. Beiheft Nr. 2 zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Würzburg 1964, S. 67-72.
Pfeiffer, Theodor, • 2. Mai 1856 in Bremen, t 29. Mai 1923 in Kassel • Studierte seit 1876 an der Universität Göttingen Naturwissenschaften, insbesondere Agrikulturchemie, promovierte 1881 bei Bernhard Tollens mit einem Thema aus dem Bereich der Zuckerchemie und habilitierte sich 1885 in Göttingen mit einer Arbeit aus dem Gebiet der Tieremährung. Als Leiter der dem Landwirtschaftlichen Institut angeschlossenen Kontrollstation blieb er bis 1890 in Göttingen. 1892 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl far Agrikulturchemie an die Universität Jena. Von 1900 bis 1921 war er o. Professor und Direktor des Instituts für Agrikulturchemie und Bakteriologie der Universität Breslau. In Jena und Breslau lagen Pfeiffers Forschungsschwerpunkte auf den Gebieten der Pflanzenemährung, der Düngung und der landwirtschaftlichen Bakteriologie. Über Ergebnisse von Stallmist-Konservierung mit Superphosphatgips, Kainit und Schwefelsäure berichtet er in den „Arbeiten der Deutschen Landwirt242
Pieper, Hermann, • 17. Oktober 1881 in Wilhelmseichen bei Wirsitz (Provinz Posen), f 16. Februar 1954 in Leutewitz bei Meißen • Studierte Landwirtschaft in München imd Jena imd promovierte bei Wilhelm Edler mit der Dissertation „Vergleichende Keimversuche mit Grassämereien nebst einigen Bemerkungen zu grundsätzlichen Fragen der Keimprüfimgsmethode" (Diss.phil. Jena 1909). Von 1909 bis 1939 arbeitete er an der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Dresden. 1924 wurde er zum Abteilungsleiter und stellvertretenden Direktor dieser Versuchsanstalt emannt. Gleichzeitig erhielt er den Professorentitel. 1939 wurde er in den Ruhestand versetzt. Bis 1946 arbeitete er als praktischer Landwirt, dann war er als Saatzuchtleiter im Saatzuchthauptgut Leutewitz bei Meißen tätig. Mit Problemen der Unkrautbekämpf\mg beschäftigte sich Pieper in der Schrift ,JC)er Windhalm (Apera spica venti)" (Arbeiten der Deut-
Poggendorff sehen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 236, 1912). Sein Hauptarbeitsgebiet war jedoch die Saatgutuntersuchung. Bekannt wurde seine Methode zur Unterscheidung von Futter- und Zukkerrübensaatgut (Zeitschrift des Vereins der Deutschen Zuckerindustrie Bd. 69, 1919, Allgem. Tl., S. 409-418). In seinem Hauptwerk „Das Saatgut. Ein Handbuch für Landwirte und Berater der Landwirtschaft, für Samenhändler und landwirtschaftliche Genossenschaften" (Berlin 1930, 2. Aufl. 1952) hat er beispielhaft alle Teilgebiete des Saatgutwesens in klarer und verständlicher Form dargestellt. Literatur: Nachruf für Prof. Dr. Hermann Pieper. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 5, 1954, S. 221. Prof Dr. Hermann Pieper f. In: Saatgut-Wirtschafl Jg. 6,1954, S. 105. Pistorius, Karl Christoph, » 24. März 1808 in Langenau bei Ulm, f IL Mai 1859 in Oberensingen bei Nürtingen • Studierte Land- und Forstwirtschaft in Hohenheim und bewirtschaftete seit 1836 ein eigenes Gut, den Aichholzerhof bei Markgröningen. 1846 wurde er als Professor für Landwirtschaft nach Hohenheim berufen. Aus gesundheitlichen Gründen legte er 1851 sein Lehramt nieder. Er kaufte sich ein Gut in Oberensingen und war bis zu seinem Tode als praktischer Landwirt tätig. Die wissenschaftlichen Interessen von Pistorius lagen überwiegend auf dem Gebiet des Pflanzenbaus. Mehrere Beiträge hat er im „Württembergischen Wochenblatt für Landwirthschaft" veröfTentiicht. In dem von Heinrich Wilhelm von Pabst herausgegebenen Sammelband „Landwirthschaftliche Erfahrungen von Hohenheim" (Stuttgart und Tübingen 1849) ist er mit fünf Experimentalbeiträgen vertreten, u. a. mit „Erfahrungen über den Anbau von Winterkohlraps und Winterrübsen" (S. 33-52) und „Ueber Reihensaat des Getreides" (S. 53-68). Literatur: LÖBE: Karl Pistorius, Professor der Landwirthschaft an der land- und forstwirthschaftlichen Akademie zu Hohenheim. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 26,1888, S. 201. Pogge, Carl, * 24. Oktober 1763 inKlein-Methling bei Dargun (Mecklenburg), t 12. Oktober 1831 in Roggow bei Teterow (Mecklenburg) • Landwirt, Besitzer und Pächter mehrerer Güter, erwarb sich bedeutende Verdienste um die
mecklenburgische Landwirtschaft. Seine seit 1817 praktizierte Methode, Moorwiesen mit einer Sandschicht zu bedecken, erwies sich als ein erfolgreiches Verfahren der Moorbewirtschaftung. Diese Form der Bewirtschaftung, in Mecklenburg vielfach als „Bepoggeln" bezeichnet, war die Vorstufe der später von Theodor Hermann Rimpau entwickelten Moordammkultur. Pogge, der eng mit Johann Heinrich von Thünen befreundet war, wurde 1818 zum Domänenrat ernannt. Seine beiden Söhne Friedrich Pogge (1791-1843) und Johann Pogge (1793-1854) waren gleichfalls bedeutende Landwirte. Literatur: SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Carl Pogge und seine Söhne. Ein Beitrag zur mecklenburgischen Agrargeschichte in der I.Hälfte des 19.Jahrhunderts. Privatdruck: Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG, Hohenlieth. Holtsee 1992. (R) - M O H R , H.-JOACHIM: Carl Pogges Moorbesandung - Geschichte und Gegenwart. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 42, 1994, S. 10-25. Poggendorff, Paul, »21. Oktober 1832 in Berlin, t 27. Februar 1910 in Beriin • Sohn des Physikers und Physikhistorikers Johann Christian Poggendorff, absolvierte seit 1850 eine mehrjährige Lehrzeit in landwirtschaftlichen Betrieben und bereiste 1856 Belgien und England. Über diese beiden Reisen veröffentlichte er zwei vortreffliche Bücher: „Die Landwirthschaft in Belgien. Reisefrüchte aus den Monaten April, Mai und Juni 1856 zugleich als Handbuch und Wegweiser für reisende Landwirthe" (Leipzig 1858) und „Die Landwirthschaft in England. Reisefhichte aus den Monaten Juli bis November 1856 zugleich als Handbuch und Wegweiser für reisende Landwirthe" (Leipzig 1860). Von 1857 bis 1883 war Poggendorff als Gutsverwalter tätig. 1884 wurde er Geschäftsführer des „Klubs der Landwirthe zu Berlin". In dieser Funktion wirkte er sehr erfolgreich bis zu seinem 70. Geburtstag. Er war eng mit Max Eyth befreundet und gehörte zeitweise dem Direktorixun der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft an. Literatur: Die PoggendorfF-Feier im Klub der Landwirthe. In: Nachrichten aus dem Klub der Landwirthe zu Berlin Nr. 419 vomSl. Mai 1900, S. 37213724. (P.) - Paul Poggendorff f- Trauerfeier im Klub der Landwirte am 1. März 1910, abends 7 Uhr. In: Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu 243
Pohl Berlin Nr. 539 vom 19. März 1910, S. 5015-5018. Oekonomierat P. A. Poggendorfff. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 25, 1910, S. 143. - M E Y E R , LOTHAR: Paul Poggendorff. Ein Lebensbild. Mit Freundesbriefen von Max Eyth. Berlin 1911.
Pohl, Friedrich, * 19. Juli 1768 in Berau bei Sorau (Niederlausitz), t 19. Februar 1850 in Leipzig • Sohn eines Landwirts, studierte Natur-und Kameralwissenschaften in Leipzig und war dann in der praktischen Landwirtschaft tätig, zeitweise als Gutsinspektor. 1816 wurde ihm die ordentliche Professur für Ökonomie und Technologie an der Universität Leipzig übertragen. Pohl hat von 1809 bis 1844 das „Archiv der Teutschen Landwirthschaft" herausgegeben. Außerdem ist er Autor zahlreicher landwirtschaftlicher Fachbücher. Von seinen pflanzenbaulichen Schriften sind hervorzuheben:, Ausführliche Beschreibung des Stein- und gebogenen Klees, zweier merkwürdiger und zum Anbau empfohlener Kleearten, nebst Abbildungen" (Leipzig 1800), „Das Veijüngen der Wiesen. Nebst einer vorausgeschickten Revision der Wiesenwirthschaftslehre" (Leipzig 1810), „Die Runkelrübe. Eine zeitgemäße Sammlung alles dessen, was irgend Bezug auf die Runkelrübe hat" (Leipzig 1836) und „Die Kartoffeln. Ein Beitrag zur Geschichte ihrer Einführung und Verbreitung, besonders in Sachsen. - Zur Feier des Kartoffel-Festes in Machern am 9. Dezember 1840" (Leipzig 1841). Fragen der Verarbeitungstechnologie von Erateprodukten behandelt Pohl in der beachtenswerten Schrift „Die Kunst, grüne Bohnen zu trocknen, daß sie wie frische aussehen und eben so gut schmecken. Nebst Anleitung zum Trocknen junger Erbsen, und Anweisung, süße BCirschen in Rosinen zu verwandeln, die in keiner Hinsicht den Traubenrosinen nachstehen, sondem selbst noch Vorzüge haben" (Leipzig 1829, 3. Aufl. 1833). Literatur: Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 28, 1850, Tl. 1 (1852), S. 126-130 (W.) - LÖBE: Friedrich Pohl, Professor der Oekonomie und Technologie. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 26, 1888, S. 367-368.
244
Pohl, Johann, • 2. Dezember 1842 in Römerstadt (Mähren), f 25. März 1913 in Wien • Wirkte seit 1870 als Professor der Landwirtschaft am Francisco-Josephinum in Mödling, seit 1888 als Privatdozent und von 1895 bis 1907 als Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Sein Buch „Landwirtschaftliche Betriebslehre" (2 Tie. Leipzig 1885 u. 1889) gehört zu den klassischen Werken der Wirtschaftslehre des Landbaus. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte ist sein Beitrag „Justus von Liebig imd die landwirthschaftliche Lehre" (Beriin 1885 = Deutsche Zeit-und Streit-Fragen Jg. 14, H. 219, S. 417-452). Literatur: EHRENDORFER, K.: Johann Pohl, Agronom. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 8, 1983, S. 153-154.
Pommer, Emil, • 1. Oktober 1856 in Halle/Saale, 126. Jimi 1933 in Braimschweig • Smdierte Landwirtschaft und Volkswirtschaft an der Universität Halle und wurde 1884 mit der Dissertation „Beiträge zur Geschichte der Landwirth, Schaft im Regierungsbezirk Merseburg" zum Dr. phil. promoviert. Seit 1885 war er Direktor einer Landwirtschaftsschule in Quedlinburg. 1893 kam er nach Braimschweig und wurde als Nachfolger Richard Buerstenbinders Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Central-Vereins des Herzogtums Braunschweig. 1907 erfolgte seine Emennung zum Landesökonomierat. 1924 trat er in den Ruhestand. Pommer hielt an der Technischen Universität Braunschweig Vorlesungen über „Anbau und Pflege der Zuckerrüben". Von 1894 bis 1900 hat er das von R. Buerstenbinder begründete Referateorgan, den , Jahres-Bericht über die Erfahrungen und Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Landwirthschaft. Zum Gebrauche für praktische Landwirthe" redaktionell betreut und insgesamt sieben Jahrgangsbände herausgegeben. Literatur: Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes Bd. 9,1991, S. 206.
Pott, Emil, • 27. August 1851 in Oldenburg, t 22. Mai 1913 am Wendelstein • Sohn eines Hofkapellmeisters, studierte an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau und promovier-
Proskowetz te 1874 an der Universität Göttingen mit einer tierzüchterischen Arbeit. Anschließend war er für 18 Monate als Assistent an der landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule in München tätig. Unter der Leitung von Ewald Wollny untersuchte er das Problem der Wärmeleitung im Boden (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 20, 1877, S. 273355). Ab Ende 1876 beschäftigte sich Pott zunächst mit dem Hopfenbau. Er wurde Mitredakteur der ,Allgemeinen Brauer- und Hopfen-Zeitung". Von 1877 bis 1890 war er Präsident des Deutschen Hopfenbauvereins. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen zum Hopfenbau und eine kleine Schrift „Zur Kultur der Braugerste" (München 1883). Später betätigte er sich überwiegend als Tierzüchter. Zunächst als Privatdozent, seit 1890 als a. o. Professor und seit 1904 als 0. Professor lehrte er allgemeine und spezielle Tierzuchtlehre an der landwirtschaftlichen Abteilimg der Technischen Hochschule München. Sein bedeutendstes Werk ist das lunfangreiche Handbuch „Die landwirthschaftlichen Futtermittel" (Berlin 1889; 2. Aufl. 3 Bde. 19041909). Pott war ein begeisterter Hochtourist und eines der eifrigsten Mitglieder des Alpenvereins. Er war eng mit Ewald Wollny befreundet, dessen Lebenswerk er in zwei Beiträgen gewürdigt hat (Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 21, 1901, S. 55-56 u. Jg. 24,1904, S. 1137). Literatur: SOXHLET, F. VON: Emil Pott. In: Königliche Technische Hochschule zu München. Bericht über das Shidienjahr 1912-1913. München 1914. Anlage 8. - ZORN, W.: Zum 50. Todestag von Emil Pott. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 40, 1963, S. 369-375. (P. u. W.). Prjanischnikow, Dmitri Nikolajewitsch, * 7. November 1865 in Kjachta (Sibirien), f 30. April 1948 • Einer der bedeutendsten Agrarwissenschaftler der Sowjetunion, hervorragender Lehrer, Forscher und Organisator, beschäftigte sich u. a. mit grundlegenden Fragen der Stickstoff- und Phosphoremährung der Kulturpflanzen. Er schrieb Lehr- und Handbücher von hohem wissenschaftlichen Niveau über Düngung, Bodenkunde und Pflanzenbau, von denen viele in europäische Sprachen übersetzt wurden. In deutscher Sprache sind erschienen: „Die Dün-
geriehre". (Nach der fünften russischen Auflage herausgegeben von M. von Wrangeil, Beriin 1923), das vorbildliche Handbuch „Spezieller Pflanzenbau. Der Anbau der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen". (Nach der siebenten russischen Auflage herausgegeben von Emst Tamm, Beriin 1930) und „Der Stickstoff im Leben der Pflanzen und im Ackerbau der UdSSR" (Beriin 1952). GORDIENKO, MICHAEL: In memoriam D. N. Pijanischnikow, 30. April 1948 f. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 42(87), 1948, S. 1-4. (P.) - MOTHES, K . : D . N. Pijanischnikow 1865-1948. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 68 a, 1955, S. 311313. (P.).
Literatur:
Proskowetz, Emanuel Ritter von, * 16. November 1849 in Prag, f 16. November 1944 in Kwassitz (Mähren) • Bruder von Max von Proskowetz, studierte 1868 und 1869 Naturwissenschaften am Polytechnischen Institut in Wien und praktizierte anschließend in landwirtschaftlichen Großbetrieben. 1876 übernahm er die Leitung eines Gutes in Böhmen. 1901 wurde er Präsident der Dümkrater Zuckerfabrik. Große Verdienste erwarb sich Proskowetz auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung. Bereits um 1875 erkannte er den hohen „Gebrauchswert" der Landsorten. Mit der Züchtung neuer Sorten (vor allem durch Ährenauslese) war er außerordentlich erfolgreich. Seine „Hannagerste" erlangte Weltruf Sie war viele Jahrzehnte eine der weitestverbreiteten und besten Braugersten in der Slowakei und in Ungam. Auch in der Weizen-, Roggen- und Zuckerrübenzüchtung leistete Proskowetz hervorragende Pionierarbeit. 1885 gründete er gemeinsam mit Adolf Ritter von Liebenberg den „Verein ziu- Förderung des landwirthschaftlichen Versuchswesens in Oesterreich", dessen Präsident er bis 1897 war. 1912 gehörte er zu den Mitbegründern der „Österreichischen Gesellschaft ftir Pflanzenzüchtung". Proskowetz wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet. Die Hochschule fllr Bodenkulmr in Wien emannte „den Praktiker und Wissenschaftler" 1906 zu ihrem ersten Ehrendoktor. 1924 verlieh ihm die Deutsche Technische Hochschule in Brünn die Würde eines Ehrendoktors. 1926 wurde er Ehrenmitglied der Tschechoslowaki245
Proskowetz sehen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften. Proskowetz war musikalisch hochbegabt, ein ausgezeichneter Orgel- und Klavierspieler und galt als einer der besten Bach-Kenner seiner Zeit. Literatur: HEINISCH, O.: Emanuel v. Proskowetz zum 100. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenz ü c h t u n g Bd. 28, 1949, S. 399-400. - TSCHERMAK-
SEYSENEGG, ERICH VON: Leben und Wirken eines österreichischen Pflanzenzüchters. Berlin und Hamburg 1958, S. 81-88. (P.) -
EHRENDORFER, K.: E m a -
nuel Proskowetz von Proskow und Marstorff, Pflanzenzüchter und Ökonom. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 8,1983, S. 307308.
(W.).
Proskowetz, Max Ritter von, * 4. November 1851 in Kwassitz (Mähren), t 19. September 1898 in Fort Wayne, Indiana (USA) • Bruder von Emanuel von Proskowetz, studierte Jura an der Universität Wien und erwarb 1874 den juristischen Doktorgrad. Nach kurzer Tätigkeit bei einem Rechtsanwalt entdeckte er sein wachsendes Interesse für die Landwirtschaft, arbeitete 1875 als Volontär auf einem Gutsbetrieb und studierte ein Semester an der Hochschule för Bodenkultur in Wien. 1876 setzte er sein landwirtschaftliches Studium an der Universität Halle/S. fort, wo er sich unter der Anleitung von Julius Kühn besonders mit Fragen der Mineraldüngung beschäftigte. Seit 1878 war Proskowetz hauptsächlich mit der Verwaltung seiner Landgüter beschäftigt. Zwischendiu'ch unternahm er ausgedehnte Reisen und veröffentlichte darüber Berichte. Große Beachtung fanden zwei Broschüren über eine 1880 durchgeführte Reise in den östlichen Ländem des Mittehneeres: „Streifzüge eines Landwirths" (Wien 1881) und ,J.andwirthschaftliche Reisebriefe aus dem Orient" (Wien 1881). 1888/89 unternahm er eine landwirtschaftliche Studienreise durch das europäische und asiatische Rußland. Seine informativen Tagebücher über diese Reise veröffentlichte er unter dem Titel „Vom Newastrand nach Samarkand. Durch Rußland auf neuen Geleisen nach Inner-Asien" (Wien 1889). Für die Teilnehmer des in Wien im Jahre 1890 stattfindenden internationalen land- und forstwirtschaftlichen Kongresses schrieb Proskowetz einen umfangreichen „Führer durch die 246
Land- und Forstwirthschaft Österreichs" (Wien 1890). Außerdem redigierte er den „Bericht über die Verhandlimgen und Beschlüsse des internationalen land- und forstwirthschaftlichen Congresses Wien 1890" (Wien 1891). Als weiteren Kongreßbericht veröffentlichte er: „Der internationale landwirthschaftliche Congress hn Haag, 7. bis 14. September 1891" (Wien 1891). 1896 trat Proskowetz in den diplomatischen Dienst ein. 1897 wurde er Konsul in Chicago. Im darauffolgenden Jahr kam er bei einem Eisenbahnunfall ums Leben. Besondere Verdienste erwarb sich Proskowetz im Kampf gegen den Alkoholismus. Er war 1884 Mitbegründer und bis 1896 Präsident des Österreichischen Vereins gegen Trunksucht. Literatur: Max Ritter von Proskowetz. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 3, 1898 (1900), S. 66-69. -
HANTZSCH, VIKTOR: M a x
Ritter von Proskowetz, Landwirth und Reisender. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, 1907, S. 129-131. - LEBENSAFT, E.: Maximilian Proskowetz
von Proskow und Marstorff, Agronom und Diplomat. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 18151950 Bd. 8 , 1 9 8 3 , S. 308.
Puchner, Heinrich, »11. Juli 1865 in Bad Reichenhall, t 21. Juli 1938 in München • Smdierte von 1885 bis 1888 Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und wurde 1889 an der Universität Leipzig zum Dr. phil. promoviert mit der Arbeit „Untersuchungen über Kohäreszenz der Bodenarten" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 12,1889, S. 195-241). Seit 1890 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent bei Ewald Wollny wieder in München. 1894 übernahm Puchner eine Dozentenstelle an der Centralschule in Weihenstephan. 1900 wurde er zum Professor ernannt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1934 vertrat er in Weihenstephan die Fächer Bodenkunde, Pflanzenbau und landwirtschaftliches Maschinenwesen. Gleichzeitig war er Leiter der Prüfungsstelle für landwirtschaftliche Geräte und Maschinen und seit 1925 Vorstand der neugegründeten Landesanstalt für Landmaschinenwesen. Er veröffentlichte mehrere Schriften über landwirtschaftliche Geräte und Maschinen und schrieb das Buch „Bodenkunde für Landwirte unter Berücksichtigung der Benützung des Bodens als Pflanzen-
Rademacher Standort, Baugrund und technisches Material" (Stuttgart 1923, 2. Aufl. 1926). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1931, Sp.2290. (W.) - POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 3, 1938, S. 2090 u. Bd. VII a, Tl. 3, 1959, S. 639-640. (W.) RAUM, H.: Die akademischen Lehrgestalten der bayerischen Landwirtschaft. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 36,1959, S. 741-761. Putsche, Carl Wilhelm Emst, • 1. Mai 1765 in Großkromsdorf bei Weimar, f 7. September 1834 in Wenigen-Jena • Studierte Theologie und verwaltete seit 1796 eine Pfarrstelle in Wenigen-Jena. 1815 erhielt er von der Philosophischen Fakultät der Universität Jena die Doktorwürde und 1817 die Berechtigxmg zu akademischen Vorlesungen. Putsche betätigte sich auch als Landwirt, gab eine landwirtschaftliche Zeitung heraus und bereicherte die landwirtschaftliche Literatur mit zahlreichen Schriften. Seine bedeutendste Veröffentlichung auf dem Gebiet des Pflanzenbaus ist sein „Versuch einer Monographie der Kartoffeln oder ausfuhrliche Beschreibung der Kartoffeln, nach ihrer Geschichte, Charakteristik, Cultur und Anwendung in Teutschland" (Herausgegeben von Friedrich Justin Bertuch, Weimar 1819). Das Buch ist die erste umfassende deutschsprachige Monographie über die Kartoffel mit einer vorzüglichen Beschreibung aller bekannten Varietäten und zahlreichen farbigen Abbildungen. Von Putsches weiteren pflanzenbaulichen Schriften ist noch die „Vollständige und deutliche Anweisung zum Hopfenbau" (Weimar 1824) hervorzuheben. Literatur: Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 12, 1834, Tl. 2 (1836), S. 660-664.
R Rabbethge, Matthias, • 1. März 1804 in KleinRodensleben bei Magdeburg, f 26. Dezember 1902 in Kleinwanzleben • Sohn eines Landwirts, erwarb 1847 in Kleinwanzleben einen Hof und kaufte nach imd nach weitere Ackerflächen in der Umgebung sowie die Aktionärsanteile der
seit 1838 in Kleinwanzleben bestehenden Zukkerfabrik. Frühzeitig erkannte Rabbethge die Bedeutimg des Zuckerrübenanbaus für die Landwirtschaft. Intensiv widmete er sich der Zuckerrübenzüchtung. Oberstes Zuchtziel war für ihn die Erhöhung des Zuckergehaltes der Rüben. 1859 nahm er als erster in Deutschland eine in Frankreich entwickelte Methode auf, den Zuckergehalt der Rüben indirekt durch die Besthnmung des spezifischen Gewichts festzustellen. Durch „Schwimmproben" in Salzlösungen imterschiedlicher Konzentration wiu'de das spezifische Gewicht der Rüben geprüft und nur solche Rüben als Zuchtmaterial verwendet, deren hohes spezifisches Gewicht auf einen hohen Zuckergehalt schließen ließ. Seit 1862 benutzte Rabbethge zur direkten Bestimmung des Zuckergehaltes der Rüben das Polarimeter. Die von Rabbethge mit seinem Schwiegersohn Julius Giesecke (1833-1881) gegründete Firma, die 1885 in eine Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung „Zuckerfabrik Kleinwanzleben vormals Rabbethge & Giesecke AG" umgewandelt wurde, entwickelte sich zu einem weltweit führenden Unternehmen (KWS) im Saatgutgeschäft. Literatur: HAHN, HANS: Matthias Christian Rabbethge. In: Mitteldeutsche Lebensbilder Bd. 4,1929, S. lei-lTi. (R) - AHLFELD, HUGO: Matthias Rabbethge. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 207-210 u. 545. (F.). Rademacher, Bernhard, * 4. November 1901 in Eisleben, t 11. Februar 1973 in Stuttgart • Sohn eines Volksschulrektors, studierte seit 1922 an der Universität Halle/S. und promovierte dort 1927 bei Theodor Roemer mit einem pflanzenzüchterischen Thema (Kühn-Archiv Bd. 15,1927, S. 287-347). Seit 1929 arbeitete er als wissenschaftlicher Angestellter an der Zweigstelle der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwutschaft in Kiel-Kitzeberg, wo er sich mit nichtparasitären Getreidekrankheiten beschäftigte. 1935 habilitierte er sich an der Universität Kiel mit der vielbeachteten Arbeit „Die Heidemoorkrankheit (Urbarmachungskrankheit) unter besonderer Berücksichtigung der Kupferfi^ge" (Arbeiten aus der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirt247
Rademacher Schaft Bd. 21, H. 4,1936, S. 531-603). Nach der Habilitation wirkte er vier Jahre lang als Dozent am Institut für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn. 1939 folgte Rademacher einem Ruf an das neugegründete Institut für Pflanzenschutz an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Dieses Institut leitete er zunächst als Extraordinarius, ab 1952 als persönlicher Ordinarius und ab 1958 als Ordinarius bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1969. Er entwickelte es zu einer der bedeutendsten Lehr- und Forschungsstätten der Phytomedizin in Deutschland. Unter seiner Leitung wurden hier über 100 Dissertationen angefertigt. Das wissenschaftliche Lebenswerk Rademachers ist gekennzeichnet durch die „Tätigkeit auf Grenzgebieten des Pflanzenschutzes", wie er es selbst einmal formulierte. Während seiner Bonner Dozentenzeit hatte er einen Lehraufbrag mit dem bezeichnenden Titel „Unkrautkunde und sonstige Grenzgebiete zwischen Pflanzenbau und Pflanzenschutz". In Hohenheim standen Forschungsarbeiten über Unkräuter ganz un Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Rademacher hatte entscheidenden Anteil daran, daß die Unkrautkunde, die Herbologie, sich zu einem eigenständigen Fachgebiet entwickelte. Die Publikationsliste Rademachers imifaßt über 300 Titel. Veröffentlichungen über Unkrautbiologie und Unkrautbekämpfung überwiegen. In mehreren Abhandlungen hat Rademacher auch zu grundlegenden Fragen der Herbologie Stellung bezogen und zukünftige Wege der Forschung aufgezeigt, z. B. in den Beiträgen „Gedanken zur Fortentwicklung der Unkrautbekämpfung im Getreide" (Pflanzenbau Jg. 14, 1938, S. 449-465) und „Entwicklungslinien in der Unkrautbekämpfimg" (Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 40, 1963, Sonderheft 3, S. 77-95). Bedeutsam ist auch sein Beitrag „Gedanken über Begriff" und Wesen des Unkrauts" (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Jg. 55,1948, S. 3-10). Zahlreiche Ergebnisse seiner vielseitigen Unkrautversuche publizierte er in der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau". Für das von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er das Kapitel „Un248
krautbekämpfimg" (2. Aufl., Bd. 1, Berlin und Hamburg 1952, S. 310-352). Seit 1955 organisierte Rademacher die alle zwei bis drei Jahre stattfindenden „Deutschen Arbeitsbesprechungen über Fragen der Unkrautbiologie und -bekämpfung in Stuttgart-Hohenheim". Eine von ihm geleitete internationale Forschergruppe wurde 1960 in den „European Weed Research Council" umgebildet und er zum ersten Präsidenten gewählt. Außerdem war er Mitherausgeber der internationalen Zeitschrift „Weed Research". Rademacher hat aufgrund seines universellen Wissens auch bedeutende Beiträge über Ziele imd Aufgaben des Gesamtgebietes der Phytomedizin veröffentiicht. Hierzu gehören: „Der Kampf des Menschen gegen seine Nahrungskonkurrenten" (Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden imd Abhandlungen Nr. 5, 1954, S. 10-28), „Was bedeutet die Weiterentwicklung der Anbautechnik im Acker- und Pflanzenbau fiir den Pflanzenschutz?" (Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Jg. 61, 1954, S. 177184), „Aufgabe und Verantwortung des Pflanzenschutzes" (Studium Generale Jg. 11,1958,S. 534-544) und „Pflanzengefährdung und Pflanzenschutz heute" (Universitas Jg. 21, 1966, S. 611-620). Rademacher ist Autor des Buches „Krankheiten und Schädlinge im Acker- und Feldgemüsebau. Ihre Erkennung und Bekämpfung" (Ludwigsburg 1949 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 12; 2. Aufl. 1954). Für das von W. Ruhland herausgegebene „Handbuch der Pflanzenphysiologie" schrieb er das Kapitel „Gegenseitige Beeinflussimg höherer Pflanzen" (Bd. 11, Berlin u. a. 1959, S. 655-706). Von 1958 bis kurz vor seinem Tode war er Herausgeber der „Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz". Für seine großen wissenschaftlichen und organisatorischen Verdienste sind Rademacher vielfache Ehnmgen zuteil geworden. 1958 erfolgte seine Ernennung zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale, 1960 erhielt er die Otto-Appel-Denkmünze, 1961 verliehen ihm die Landwirtschaftlichen Fakultäten der Technischen Universität München und der Universität Halle/S. die Wür-
Rathsack de eines Ehrendoktors und 1963 wurde er mit dem Justus von Liebig-Preis der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel ausgezeichnet. Literatur: DOSSE, GUDO: Bernhard Rademacher zum 60. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Bd. 68, 1961, S . 529-532. (P.) - GROSSMANN, F.: Professor Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Bernhard Rademacher 70 Jahre. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 23, 1971, S. 158159. - KNÖSEL, DIETER: Bernhard Rademacher zum Gedächtnis. In: Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzen- und Umweltschutz Jg. 46, 1973, S. 158. (P.) - KOCH, W . : Bernhard Rademacher zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankeiten und Pflanzenschutz Bd. 80,1973, S. 641-658. (P. u. W.). Ramann, Emil, * 30. April 1851 in Dorotheenthal bei Arnstadt (Thüringen), 119. Januar 1926 in München • Studierte zunächst Pharmazie, seit 1876 Chemie und Pflanzenphysiologie an der Universität Berlin und promovierte 1881 an der Universität Rostock. Bereits seit 1878 war er an der Forstakademie in Eberswalde tätig, zunächst als wissenschaftlicher Assistent, seit 1886 als Leiter der chemisch-physikalischen Abteilung für forstliches Versuchswesen und als Dozent für Bodenkunde. 1895 wurde er zum o. Professor ernannt. 1900 folgte er einem Ruf an die Universität München auf den Lehrstuhl für Bodenkunde und Agrikulturchemie. Ramann gehört zu den bahnbrechenden Forschem der Bodenkunde. Obgleich er überwiegend auf dem Gebiet der forstlichen Bodenkunde tätig war, hat er auch der landwirtschaftlichen Bodenkimde nachhaltige Anregungen gegeben. Grundlegende Arbeiten über Verwitterung, Auswaschung und Neubildung von Böden entstammen seiner Feder. Mit seinem Buch „Forstliche Bodenkunde und Standortslehre" (Berlin 1893), dessen spätere Auflagen unter dem Titel „Bodenkunde" erschienen sind (2. Aufl. 1905, 3. Aufl. 1911), erlangte Ramann internationales Ansehen. Das Buch wurde wegweisend für die Entwicklung der Bodenkunde zu einer eigenständigen Disziplin. Seine Gedanken über die Stellung des Fachgebietes Bodenkunde im System der Wissenschaften hat Ramaim in dem Beitrag „Über Bodenkunde und angewandte Bodenkunde oder Tech-
nologie des Bodens" (Journal für Landwirtschaft Jg. 53,1905, S. 371-374) dargelegt. Die Forstliche Hochschule Eberswalde verlieh ihm 1923 die Würde eines Ehrendoktors. Prof. Dr. ALBERT: Emil Ramann T. In: Forstarchiv Jg. 2,1926, S. 65-66. (P.) - KRAUSS: E . Ramann f. In: Forstwissenschaftliches Centraiblatt Jg. 48,1926, S. 273-278. (W.).
Literatur:
Rathsack, Karl, * 11. März 1899 in Lübeck, t 13. November 1989 in Hannover • Studierte seit 1919 Chemie an der Universität Jena imd promovierte dort 1924 mit der agrikulturchemischen Arbeit ,JDie Methode Neubauer zur Bestimmung wurzellöslicher Nährstoffe mit besonderer Berücksichtigung der Phosphorsäure und der Wasserstoffionenkonzentration". Anschließend arbeitete er für ein Jahr bei der Saatzuchtwirtschaft H. Strube in Schianstedt, wo er sich besonders mit Düngungsplänen beschäftigte. Mehrere Monate war er dann als Betriebschemiker m einer DjQngemittelfabrik tätig. Von 1926 bis 1935 war Rathsack Assistent bzw. Oberassistent bei Kurt Opitz am Institut für Acker- und Pflanzenbau der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Hier beschäftigte er sich zunächst weiterhin mit Problemen der Düngung. Beachtenswert ist seine Übersichtsarbeit „Welche praktischen Erfolge erzielen wir mit den neueren Verfahren zur Bestimmung des Nährstofibedürfhisscs unserer Ackerböden?" (Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 5, 1930, S. 86-92). Später galt sein wissenschaftliches Interesse den Kocheigenschaften der Kartoffel. Mit der Schrift „Der Speisewert der Kartoffel. Der Versuch einer objekiven Beurteilimg auf Grund physikalischer und chemischer Untersuchungen" (Beriin 1935) erhielt er 1935 die Venia legendi für das Fach Pflanzenemährung. Von 1936 bis 1947 leitete Rathsack die Agrikulturchemische Abteilung der Bayerischen Stickstoffwerke in Berlin. Von 1947 bis 1949 war er Geschäftsführer der Abteilung Acker- und Pflanzenbau der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft in Ost-Beriin. 1949 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Beratungsstelle der Süddeutschen Kalkstickstoffwerke in Hannover. Von 1955 bis 1967 war er o. Professor für Pflanzenemährung an der Technischen Hochschule Hannover. 249
Rau Literatur: Catalogus Professonim 1831 -1981. Festschrift zum ISOjährigen Bestehen der Universität Hannover Bd. 2. Stuttgart u. a. 1981, S. 244. (P.) Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1987, Bd. 2, S. 3612. Rau, Karl Heinrich, • 23. November 1792 in Erlangen,! 18. März 1870 in Heidelberg • Von 1822 bis zu seinem Tode Professor für Nationalökonomie an der Universität Heidelberg. Er war Autor eines mehrbändigen, wiederholt aufgelegten Lehrbuches über politische Ökonomie. Zugleich hielt er Vorlesungen über Landwirtschaftslehre und veröffentlichte mehrere landwirtschaftliche Schriften. Zu den fiir den Pflanzenbau wichtigen Publikationen gehört seine vortreffliche Monographie über „Die Landwirthschaft der Rheinpfalz und insbesondere in der Heidelberger Gegend" (Heidelberg 1830). In einer vielbeachteten „Geschichte des Pfluges" (Heidelberg 1845) glaubte er nachweisen zu können, daß sich der Pflug von einem einfachen Krummholz, dem Haken, zu einem immer vollkommeneren Gerät entwickelt habe. Über seine 1851 in staatlichem Auftrag unternommene Reise zur Weltausstellung nach London schrieb er einen amtlichen Bericht, der als Buch imter dem Titel, J)ie Landwirthschaftlichen Geräthe der Londoner Ausstellung im Jahre 1851" (Berlin 1853) erschienen ist. Literatur: M E I E R , D . H.: Karl Heinrich Rau. In: BadischcBiographienTl.2,1875,S. 147-160. - SINEWE, KLAUS: Karl Heinrich Rau. Persönlichkeit und wissenschaftliche Leistung in modemer Sicht. Diss. wi.-so. Eriangen-Nümberg 1965. (W.). Rauhe, Kurt, • 14. Dezember 1922 in EssenStoppenberg, t 7. März 1994 in Rostock • Sohn eines Bergmanns, studierte von 1948 bis 1951 Landwirtschaft an der Universität Rostock und war anschließend als wissenschaftlicher Abteilungsleiter am Institut fiir Acker- und Pflanzenbau in Müncheberg (Mark) tätig. Hier beschäftigte er sich vorwiegend mit Arbeiten zur Verbesserung grundwasserfemer Sandböden durch meliorative Bodenbearbeitung. Seine Tätigkeit in Müncheberg ermöglichte es ihm, 1954 an der Universität Rostock zu promovieren. Als Schüler von Asmus Petersen schrieb er die Dissertation „Vergleichende Untersuchungen über die differenzierte Veranlagung der landwirt-
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schaftlichen Produkte in den Kreisen Rostock, Prenzlau und Oschatz. Ein Beitrag zur Notwendigkeit der Vereinheitlichung der Differenzierung". 1960 habilitierte er sich an der HumboldtUniversität Berlin mit der Schrift „Untersuchungen über den Einfluß bestiiiunter Tiefkulturmaßnahmen auf leichten Böden. Unter besonderer Berücksichtigung des Pflanzenertrages, der physikalischen Bodeneigenschaften und der Wurzelentwicklung". 1962 folgte Rauhe einem Ruf an die Universität Leipzig als Direktor des Instituts für Ackerund Pflanzenbau. Im Zusammenhang mit einer Hochschulreform in der DDR mußte er 1969 mit seinem Institut an die Universität Halle/S. übersiedehi. Hier vertrat er als Lehrstuhlinhaber an der Sektion Pflanzenproduktion das Fachgebiet „Ackerbauliche Grundlagen" bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1988. Das zentrale Forschungsthema von Rauhe war die Bodenfhichtbarkeit. Dem Problem der Humusreproduktion unter den Bedingungen des intensiven Ackerbaus widmete er hierbei seine besondere Aufinerksamkeit. Wiederholt wandte er sich gegen eine zu starke Spezialisierung der landwirtschaftlichen Produktion in der DDR. Beachtenswert sind auch seme Forschungsarbeiten zum Stoffkreislauf in landwirtschaftlichen Bodennutzungssystemen und seine Empfehlimgen ftir eine ökologisch orientierte Landbewirtschaftung. Von den Veröffentlichungen Rauhes ist vor allem hervorzuheben das gemeinsam mit Erich Rübensam verfaßte Buch ,Ackerbau" (Berlin 1964, 2. Aufl. 1968) - ein didaktisch hervorragendes Hochschullehrbuch. Viele seiner wissenschaftlichen Abhandlimgen veröffentlichte er im „Albrecht-Thaer-Archiv" und im „Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde". Zu den wichtigsten Publikationen über seine grundlegenden Erkenntnisse zur Humusreproduktion unter den Bedingungen des intensiven Ackerbaues gehören die Beiträge „Möglichkeiten des Humusersatzes durch I>üngung und Pflanze" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 13, H. 6, 1964) und „Gedanken zur künftigen Gestaltung der Humusersatzwirtschaft im Rahmen industriemäßiger Produktionsmethoden" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der
Rauterberg Landwirtschaftswissenschaflen zu Berlin Bd. 15, H. 1,1966). Für sein erfolgreiches Wirken wurden Rauhe hohe staatliche Auszeichnungen zuteil. So erhielt er u. a. 1960 die Verdienstmedaille der DDR, 1962 den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze, 1963 den Nationalpreis und 1983 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber. Literatur: LEITHOLD, GÜNTER: Professor Dr. sc. agr. Kurt Rauhe zum 65. Geburtstag. In: Archiv fiir Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 31, 1987, S . 693-694. (P.) - LEITHOLD, GÜNTER: Prof Dr. Kurt Rauhe gestorben. Ein Wegbereiter des ökologischen Landbaus in Ostdeutschland. In: Ökologie und Landbau Jg. 22, 1994, H. 91, S. 66. (P.) LEITHOLD, GÜNTER und ROST, DIETHARD: Nachruf auf Prof em. Dr. habil. Kurt Rauhe. In: Kühn-Archiv Bd. 88,1994, S. 247-248. (P.). Raum, Hans (Johannes), * 1. November 1883 in Hilpoltstein, f 20. Oktober 1976 in Freising • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und promovierte dort 1906 bei Carl Kraus mit der Dissertation „Zur Kenntnis der morphologischen Veränderungen der Getreidekömer unter dem Einflüsse klimatischer Verhältnisse". Anschließend war er als Saatzuchtinspektor tätig. Seit 1912 arbeitete er bei der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt in Weihenstephan. 1921 folgte er einem Ruf als Professor für Landwirtschaft an die Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan. Hier hatte er die Fachgebiete Pflanzenzüchtung, Saatgutkunde und Grünlandwirtschaft zu vertreten. 1934 wurde er aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt. Von 1946 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1949 war er Ordinarius und Direktor des Instituts für Acker- und Pflanzenbau in Weihenstephan. Raum erwarb sich große Verdienste um die Erhaltung und Vermehrung älteren Genmaterials für die Pflanzenzüchtung. Nachhaltig forderte er den Futterbau und die Grünlandwirtschaft in Bayern. Er veröffentlichte mehrere praxisorientierte Schriften. Hierzu gehören „Der Ackerfiitterbau" (Freising 1923 = Weihenstephaner Schriftensammlimg filr praktische Landwirtschaft H. 12), „Die Wiesenunkräuter und ihre Bekämpfung" (Freising 1923, 2. Aufl. 1929) und „Die guten Wiesenpflanzen und ihre Pflege" (Freising 1925 = Praktische Landwirte-Büche-
rei). Beachtenswert ist auch sein Übersichtsbeitrag ,JDaueigrünland, Wechselgrünland und Zwischenfhichtbau als Quellen der Bodengare" (Zeitschrift für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Bd. 3 (47), 1952, S. 39-48). Nach seiner Emeritierung hat Raum über zwanzig Jahre lang die Geschichte der Agrarwissenschaften in Weihenstephan und in München erforscht und die Ergebnisse dieser fundierten Studien in einer Vielzahl von Publikationen veröffentlicht. Im „Bayerischen Landwirtschaftlichen Jahrbuch" sind u. a. folgende Beiträge erschienen: „Schönleutner, Zierl und Veit, die Pioniere der Landwirtschaftswissenschaft in Bayem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts" (Jg. 32,1955, S. 258-275), „Carl Fraas. Ein literaturgeschichtliches Lebensbild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Pflanzenemährungs- und Dtingeriehre" (Jg. 32, 1955, S. 361-380 u. Jg. 34, 1957, S. 121-126), „Die akademischen Lehrgestalten der bayerischen Landwirtschaft. Kurze Lebensbilder" (Jg. 36, 1959, S. 741-761), „Die landwirtschaftliche Abteilung der Technischen Hochschule München von 1872-1901" (Jg. 39, 1962, S. 745-765) und „Die Anfänge der Agrikulturchemie in Bayern. Von Lorenz Zierl 1826 bis zum Tode Liebigs 1873" (Jg. 45, 1968, S. 482-494). Weitere Forschungsergebnisse seiner historischen Studien publizierte Raum in einer eigenen Schriftenreihe unter dem Titel „Beiträge zu Geschichte von Weihenstephan" (H. 1 -13, Weihenstephan 1954-1973). In dieser Reihe hat er auch seine Lebenserinnerungen veröffentlicht (H. 10, 1967). Raum war Träger des Bayerischen Verdienstordens. KÖNIG: Prof Dr. Hans Raum 75 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 73, 1958, S. 1189. - Hans Raum 80 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 78,1963, S. 1405-1406.
Literatur:
Rauterberg, Eduard, * 26. Februar 1898 in Klein-Wanzleben bei Magdeburg, 116. November 1977 in Beriin • Studierte seit 1919 Naturwissenschaften in Kiel und erwarb dort 1923 den Dr. phil. mit einer Dissertation aus dem Gebiet der organischen Chemie. Nach der Promotion blieb er in Kiel, zunächst als Assistent am Che251
Reichardt mischen Institut, seit 1925 am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzucht. 1931 habilitierte er sich in Kiel für das Fachgebiet Agrikulturchemie mit der Arbeit „lieber die Berücksichtigung der Bodenart bei den Untersuchungen der Böden auf ihre Phosphorsäurebedürftigkeit" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung und Bodenkunde Tl. A, Bd. 20, 1931, S. 302-356). 1936 wurde er Laborleiter der Versuchsstation des Deutschen Kalisyndikats in Berlin. Seit 1946 war Rauterberg an der Technischen Universität Berlin tätig, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und von 1952 bis 1966 als 0. Professor und Direktor des Instituts für Pflanzenemährung, Bodenchemie und Bodenbiologie. Fragen der Phosphatdüngung standen im Mittelpunkt seiner Forschungen. Sein besonderes Interesse galt der Verbesserung agrikulturchemischer Analysenmethoden. Von seinen Veröffentlichungen ist hervorzuheben der Übersichtsbeitrag „Methoden zur Bestimmung des Düngebedürfhisses der Böden" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung Bd. 2, Erste Hälfte, Wien - New York 1966, S. 800-844). Aspekte aus der Geschichte der Agrikulturchemie behandelt er in dem Beitrag „Chemie und Landwirtschaft" (Naturwissenschaftliche Rundschau Jg. 5,1952, S. 45-49). Von 1953 bis 1973 war Rauterberg Mitherausgeber der „Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde". Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 3,1938, S. 2128u. Bd. VII a,Tl. 3, 1959, S. 689-690. (W.) - Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1954, Sp. 1858. (W.)
Reichardt, Eduard,» 19. Oktober 1827 in Camburg/Saale, t 27. Oktober 1891 in Jena • Nach einer Lehrzeit als Apotheker studierte er seit 1850 Chemie und Pharmazie an der Universität Jena. 1854 erhielt er eine Anstellimg als Lehrer der Chemie an dem mit der Universität Jena verbundenen Landwirtschaftlichen Institut. 1857 habilitierte er sich und 1862 wurde er zum a. o. Professor bemfen. Bis zu seinem Tode hielt er an der Universität Jena Vorlesungen über Agrikulturchemie, technische Chemie und Pharmazie. Gleichzeitig leitete er die agrikulturche-
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mische Abteilimg der 1862 gegründeten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena. Reichardt hat durch seine Tätigkeit an der Versuchsstation Jena viel dazu beigetragen, daß die Landwirte Mineralsalze als Düngemittel verwendeten. Seine bedeutendste Veröffentlichung ist das xmifangreiche Werk „Ackerbauchemie oder die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur" (Erlangen 1861). Während der letzten zwanzig Jahre seines Lebens beschäftigte er sich überwiegend mit Fragen zur Verbessemng der Qualität des Trinkwassers. Literatur: GOLTZ, THEODOR FREIHERR VON DER: Eduard Reichardt. In: Leopoldina H. 27, Jg. 1891, S. 196-199. (W.). Reichart, Christian, * 4. Juli 1685 in Erfurt, 130. Juli 1775 in Erfurt • Entstammt einer angesehenen Bürgerfamilie, studierte Rechtswissenschaften in Jena und Erfiirt und bekleidete später verschiedene Ämter im Rat der Stadt Erfürt. Seine größten Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet des Gartenbaus. Auf ausgedehnten Gartenländereien, die er von seinem Stiefvater geerbt hatte, führte er umfangreiche Anbauversuche durch. Dabei experimentierte er mit den verschiedensten Gemüsearten, aber auch mit landwirtschaftlichen Feldfi^chten. Er erprobte neue Frachtfolgen und erkannte den Einfluß von Saatgutalter, Saattiefe und Aussaatzeit auf die Ertragsleistung der angebauten Pflanzenarten. Vor allem betrieb er eine intensive Vermehrang von Saatgut, das weithin regen Absatz fand. Außerdem konstmierte und verbesserte er zahlreiche Ackergeräte. Reichart machte seine Erfahrungen und die Ergebnisse seiner Experimente uneigennützig der Allgemeinheit zugänglich. Er veröffentlichte ein sechsteiliges Werk unter dem Titel „Christian Reicharts Land- und Garten-Schatz" (Erfiirt 1753-1755,6. Aufl. 1819-1820). Es war für viele Jahrzehnte das überragende Standardwerk der Gartenbau-Literatur in Deutschland. Reichart begründete mit seinen vielfältigen Leistungen Erfurts Ruf als einer Metropole des deutschen Gartenbaus. Die Stadt Erfurt errichtete ihm 1867 ein Denkmal. Literatur: TRUTZ, KATHARINA: Christian Reichart. In: Mitteldeutsche Lebensbilder Bd. 4, 1929, S. 758 7 . (P.) -
WUCHOLD, GERHARD u n d REMPEL, EBER-
HARD: Christian Reicharts Wirken für die Entwick-
Reinhold lung des Gartenbaues. In: Archiv für Gartenbau Bd. 29, 1981, S. 2 5 5 - 2 6 2 . -
WARZOK, WOLFGANG u n d
MÜLLER, HANS-HEINRICH: Der Thaer des Gartenbaus.
Vor 300 Jahren wurde Christian Reichart geboren. In: Neue Deutsche Bauemzeitung Nr. 26 v. 28. 6. 1985, S. 17. (P.) - Christian Reichart 1685-1775. Pionier und Förderer des Erfiirter Erwerbsgartenbaues. Veröffentlichung des Naturkundemuseiuns Erfurt. Sonderheft aus Anlaß des 300. Geburtstages von Christian Reichart. Erfurt 1985. Beiträge mehrere Autoren. (P. u. W.). Reinhold, Johannes, • 15. Juni 1897 inZoppot bei Danzig, t 22. August 1971 in Kleinmachnow bei Berlin • Sohn eines Buchdrukkers, absolvierte eine gärtnerische Lehre und besuchte von 1919 bis 1922 die Höhere Gärtnerlehranstalt in Berlin-Dahlem. Bereits während dieser Zeit begann er ein Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, das er 1924 abschloß. 1925 übernahm er die Leitung der damals neu geschaffenen Versuchsfelder Großbeeren der Dahlemer Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau. 1928 promovierte er bei dem Betriebswirtschaftler Emil Lang an der Universität Königsberg mit einer Arbeit über die Wertabschätzung der Obstbäume (Die Gartenbauwissenschaft Bd. 1,1928, S. 177-278). 1930 erhielt Reinhold einen Lehrauftrag für die Fächer gärtnerische Betriebslehre und Gemüsebau an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, an der er sich 1932 habilitierte mit der Arbeit „Die gärtnerische Siedlung in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des Gemüse- und Obstbaues" (Beriin 1933 = Berichte über Landwirtschaft N. F. Sonderheft 72). Im gleichen Jahr wurde er zum Studienrat an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem emaimt unter Beibehaltung der Leitung der Großbeerener Versuchsfelder. 1937 folgte er einem Ruf als Direktor der Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Dresden-Pillnitz. Nach 1945 war Reinhold zunächst weiter an der Forschungsstätte in Dresden-Pillnitz als Abteilimgsleiter für Gemüsebau tätig. 1950 wurde er als Professor mit Lehrstuhl für Gemüsebau an die Humboldt-Universität Berlin berufen und zum Direktor des Instituts für Gemüsebau in Großbeeren ernannt. In Personalunion übernahm er gleichzeitig die Leitung des Instituts für
Gartenbau der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin in Großbeeren. Unter seiner Ägide entwickelte sich die Großbeerener Forschungsstätte zu einem international bedeutenden Zentrum der Gemüsebauwissenschaft. In den ersten Jahren seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beschäftigte sich Reinhold vorwiegend mit ökonomischen Fragen des Gartenbaus, wie die Themen seiner Dissertations- und Habilitationsschrift bereits zeigen. Einen Namen als Gartenbauökonom machte er sich aber vor allem mit seinem Lehrbuch „Einführung in die gärtnerische Betriebslehre" (Beriin 1933). Nach 1933 wurde der Gemüsebau sein zentrales Forschungsgebiet. Er arbeitete u. a. über Fragen der Versuchsmethodik, der Pflanzenemährung und Düngung, der Kompostanwendung im Gemüsebau, über die Anbaumethoden einzelner Gemüsearten im Freiland und unter Glas, über die Lagerung und Verarbeitung von Gemüse sowie über den Einsatz modemer Technik im Gemüsebau. Die Bibliographie der Veröffentlichungen Reinholds umfaßt über 500 Titel. Von seinen Büchern sind hervorzuheben: „Die Gurkentreiberei in Gewächshäusern" (Stuttgart 1935 = Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau H. 12), „Die Tomatentt'eiberei" (Stuttgart 1938 = Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau H. 47/48), „Der Gemüsebau in der Zierpflanzengärtnerei" (Dresden 1950 = Fortschrittlicher Gartenbau Bd. 2), „Der Gemüsebau als Zwischenfhichtbau in der Bauemwirtschaft" (Dresden 1950 = Fortschrittlicher Gartenbau Bd. 3) und „Der Garten, wie er sein soll. Handbuch des Kleingartenbaues" (Berlin 1950, 7. Aufl. 1958). Weitere Bücher hat er gemeinsam mit anderen Autoren publiziert oder allein herausgegeben. Zu seinen bedeutendsten wissenschaftlichen Abhandlungen in Fachzeitschriften gehört der Beitrag „Die Entwicklung der Geschmacksprüfung zu einer quantitativen organoleptischen Methode dargestellt am Beispiel des Gemüses" (Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 1, 1956, S. 112-167). Beachtenswert fllr den landwirtschaftlichen Pflanzenbau ist sein gemeinsam mit E. Emst publizierter Beitrag „Betrachtung über die Begriffe der Frachtfolge in
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Remy Anwendvmg auf den Gemüsebau" (Archiv für Gartenbau Bd. 5, 1957, S. 257-264). Reinhold gehört zu den Initiatoren des gärtnerischen Hochschulstudiums in Deutschland. Bereits als Doktorand hat er sich sehr für Ausbildungsfragen interessiert und eine Schrift verfaßt über „Das gärtaerische Ausbildungswesen in Preußen" (Berlin 1928). Von seinen weiteren Veröffentlichungen zu dieser Thematik ist hervorzuheben der Beitrag „25 Jahre akademisches Smdium des Gartenbaues in Deutschland" (Archiv für Gartenbau Bd. 2, 1954, S. 337-354). Reinhold war 1953 Mitbegründer und langjähriger Chefiredakteur der Zeitschrift „Archiv für Gartenbau". In Anerkennung seiner vielfältigen Leistungen wurde ihm 1959 der Vaterländische Verdienstorden der DDR in Silber verliehen. 1961 wurde er mit dem Nationalpreis für Wissenschaft imd Technik ausgezeichnet. Literatur: SCHMIDT, MARTIN: Zum Silbemen Doctor-Jubiläum von Prof. Dr. Johannes Reinhold. In: Archiv für Gartenbau Bd. 1, 1953, S. 380-383. GEISSLER, TH.: Johannes Reinhold, Leben und Werk. In: Archiv für Gartenbau Bd. 10, 1962, S. 170-177. (W.) - VOGEL, G. und GEISSLER, TH.: In memoriam Johannes Reinhold. In: Archiv für Gartenbau Bd. 20, 1972, S. 171-173. (P.). Remy, Theodor, • 5. April 1868 auf dem Bruckmannshof in \ ^ e n (Kr. Moers), t 30. Dezember 1946 auf dem Pahnersdorfer Hof bei Brühl • Entstammt einer alteingesessenen Bauemfamilie, absolvierte eine sechsjährige praktische Lehrzeit auf dem Hof der Eltern und studierte von 1891 bis 1893 an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. Dann ging er an das Landwirtschaftliche Institut der Universität Göttingen, wo er als Schüler, Doktorand und Assistent Georg Liebschers Untersuchungen zur Nährstoffaufhahme landwirtschaftlicher Kulturpflanzen durchführte. Da Remy als Nichtabiturient an der Universität Göttingen nicht zur Doktorprüfung zugelassen wurde, reichte er seine Dissertation an der Universität Kiel ein. Mit der Arbeit „Der Verlauf der Nährstoffaufhahme und das Düngerbedürfiiis des Roggens" (Journal für Landwirtschaft Jg. 44, 1896, S. 31-103) wurde er dort 1896 zum Dr. phil. promoviert. 1896 übernahm Remy eine Assistentenstelle am Institut für Gärungsgewerbe der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Untersuchim254
gen zur Qualitätsverbesserung von Braugerste und Hopfen standen fortan im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. Sein besonderes Interesse galt hierbei den Problemen einer sachgerechten Düngung. Hervorzuheben von seinen Veröffentlichimgen aus dieser Zeit ist die Schrift „Untersuchungen über das Kalidüngerbedürfhis der Gerste" (Beriin 1898). Diese Arbeit und auch andere physiologisch orientierte Beiträge eröffneten ihm den Weg zur Habilitation. Sie wurde 1899 mit der Probevorlesung „Zur Chemie und Morphologie des Hopfenblütenstandes" abgeschlossen. Von 1901 bis 1905 war Remy Professor und Direktor des neugegründeten Instituts ftir Versuchswesen und Bakteriologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Beriin. Während dieser Zeit beschäftigte er sich vor allem mit Untersuchungen über die Stickstoff-Fixierung der Leguminosen und mit methodischen Fragen der Bodenbakteriologie. 1905 folgte er einem Ruf an die Landwirtschaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf Er übernahm die Professur für Bodenund Pflanzenbaulehre und die Leitung des gleichnamigen Instituts. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1935. In Bonn-Poppelsdorf hatte Remy weitgehend das gesamte Gebiet der Pflanzenproduktionslehre in Forschxmg und Lehre zu vertreten. Gleichzeitig oblag es ihm, in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Organisationen unmittelbar in die pflanzenbauliche Praxis hineinzuwirken. Schon bald widmete er sich den Themen, die fortan im Mittelpunkt seiner Lebensarbeit standen und deren Bearbeitung ihm eine imbestrittene Autorität sicherte: dem Kartoffelbau und dem Zuckerrübenbau. Bei den unzähligen KartoffelSortenversuchen, die Remy durchführte, war das Problem des „Kartoffelabbaus" das zentrale Forschungsthema. Bereits 1909 veröffentlichte er eine Monographie über die Kartoffel, die als erster Teil einer Buchreihe über den gesamten Hackfhichtbau gedacht war: „Der Kartoffelbau. Bedeutung, Geschichte, Kultur, Aufbewahrung und Verwertung unserer wichtigsten HackfHlchte" (Beriin 1909). Eine zweite, völlig neu bearbeitete Auflage erschien imter dem Titel „Handbuch des Kartoffelbaues" (Beriin 1928). Diese Auflage war bis nach dem 2. Weltkrieg das maßgebende Standardwerk über den Kartoffelbau.
Reuning Bedeutende Verdienste auf dem Gebiet der Zuckerrübenforschung erwarb sich Remy mit seinen Bemühimgen, die Methodik der Sortenversuche zu verbessern. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß 1925 eine „Zuckerrübenversuchsstelle des Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen" eingerichtet wurde. Von Remys zahlreichen Publikationen über Zuckerrüben sind zwei Schriften hervorzuheben: ,^ur Lage des Zuckerrübenbaues mit Vorschlägen fiir seine zeitgemäße technische Ausgestaltung und zielbewußte Förderung" (Berlin 1924, 2. Aufl. 1925) und „Das Zuckerrübenlaub im Lichte eigener Versuchsbeobachtungen" (Berlin 1937). Auch mit Fragen der Nährstoffaufhahme, vor allem mit physiologischen Problemen der Kalidüngung, hat sich Remy in Bonn-Poppelsdorf weiter beschäftigt. Wegweisend für die rheinische Pflanzenzüchtung wurden seine Untersuchungen über die Bedeutung des „Herkunftswertes" für die Qualität von Klee- und Grassamen, nachdem er die hohe Ertragsleistung „bodenständigen" Saatgutes eindeutig nachgewiesen hatte. Auf sein Betreiben wurde 1911 die „Rheinische JCleesaatbau-Vereinigung" gegründet, eine der ersten Organisationen dieser Art in Deutschland. Remys Verdienste um die Pflanzenbauwissenschaft fanden wiederholt höchste Anerkennung. 1925 wiu'de Remy Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale, 1930 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin die Würde eines Ehrendoktors und 1943 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Literatur: Geheimrat Th. Remy. t 30. Dezember 1946 in memoriam. Aus seinem Leben und Forschen. Mit Beiträgen von A. Dhein, F. von Meer, J. Esser und F. Meyers. Privatdruck Bonn 1947. (F.) - HEUSER, OTTO: Theodor Remy F - In: Natorwissenschaftliche Rundschau Jg. 2 , 1 9 4 9 , S . 180-181. - KLAPP, ERNST: Theodor Remy 1868-1946. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaflswissenschaften. Bonn 1971, S. 116-136. (R).
Reuning, Theodor, • 19. Februar 1807 in Bingenheim (Hessen), f 3. August 1876 in Cunersdorf bei Dresden • Sohn eines Pfarrers, studierte von 1824 bis 1828 Jurisprudenz an der Uni-
versität Gießen, war anschließend im juristischen Staatsdienst, seit 1832 im Sekretariat des Landwirtschaftlichen Vereins Oberhessen und seit 1836 als Verwalter gräflicher Güter tätig. 1844 wurde Reuning Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins des Königreiches Sachsen. In dieser Funktion hatte er wesentlichen Anteil an der Neustrukturierung der landwirtschaftlichen Organisationen in Sachsen. 1850 ernannte ihn die sächsische Staatsregierung zum Generalsekretär der landwirtschaftlichen Vereine Sachsens und gleichzeitig zum Regierungskommissar für alle landwirtschaftlichen Angelegenheiten. Er wurde damit der maßgebende Entscheidungsträger für alle Maßnahmen zur Förderung der sächsischen Landwirtschaft. Besonders durch sein konsequentes Eintreten fiir eine geregelte Fruchtfolgewirtschaft konnte Reuning zahlreiche Neuerungen in die Praxis des Landbaus einführen. Der Anbau von Futterpflanzen nahm in Sachsen erheblich zu. Außerdem forderte Reuning den Anbau von Flachs und anderer, bisher wenig angebauter Kulturpflanzen. Große Aufmerksamkeit widmete er dem Meliorationswesen. An der Gründung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig (1851) und an der Einrichtung anderer Versuchsstationen war er maßgebend beteiligt. Mit Buchveröffentlichungen, zum Beispiel mit der Schrift „Justus von Liebig imd die Erfahrung. Ein Beitrag zur Düngerfrage" (Dresden 1861) versuchte er den Landwirten naturwissenschaftliche Grundsätze nahezubringen und ihnen Anleitungen zu geben, diese Grundsätze in ihrem Beruf anzuwenden. „Landwirt, lerne denken!" war eine seiner Lieblingsäußerungen. Reuning war nicht nur Anhänger und Verbreiter der agrikulturchemischen Lehren Justus von Liebigs, er war auch eng mit Liebig befreundet. Beide haben einen regen Briefwechsel geführt. Diese Briefe gehören zu den wertvollsten Dokumenten in der Wissenschaftsgeschichte des Landbaus. Sie gewähren lehrreiche Einblicke in die „Sturm- und Drangperiode" der Agrikulturchemie und vermitteln ein lebendiges Bild über die Zeit- und Streitfragen dieser ereignisreichen Epoche. Die Briefe wurden von Reinhold Echtermeyer und Georg von Liebig herausgegeben unter dem Titel „Briefwechsel zwi255
Rtaeinwald sehen Justus v. Liebig und Theodor Reuning über landwirthschaftliche Fragen aus den Jahren 1854 bis 1873" (Dresden 1884). Aus gesundheitlichen Gründen legte Reuning 1869 sein Amt als Generalsekretär nieder. Bis zu seinem Tode blieb er jedoch noch Regierungskommisser für die landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Sachsen. Für seine Verdienste um die sächsische Landwirtschaft erhieh er zahlreiche Auszeichnungen. 1855 emannte ihn die Philosophische Fakultät der Universität Leipzig zum Ehrendoktor, 1871 verlieh ihm das Kuratorium der Liebig-Stiflimg die Goldene LiebigMedaille. Literatur: SCHÖNE, BRUNO: Theodor Reuning. In: Sächsische Lebensbilder Bd. 1, 1930, S. 333-344. (P.) - PÖNICKE, HERBERT: Dr. Theodor Reuning, der Pionier der sächsischen Landwirtschaft. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde Bd. 56, 1935, S. 169-200. (R).
Jahrbücher Bd. 90, 1941, S. 821-870). Der 2. Weltkrieg unterbrach seine wissenschaftliche Tätigkeit. Nach 1945 arbeitete Rheinwald gemeinsam mit Gerhardt Preuschen im Max-Planck-Institut für landwirtschaftliche Arbeitswissenschaft und Landtechnik in Imbshausen bei Northeim den „Wirtschaftsrahmen" aus, ein Planungsverfahren zur Ermittlung zweckmäßiger Organisationsformen landwirtschaftlicher Betriebe. 1950 wurde er zum Direktor des neugegründeten Instituts für landwirtschaftliche Beratung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim berufen und 1951 zum Professor emaimt. Sein Institut nahm auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Beratung alsbald auch international eine fuhrende Stellung ein. Von Rheinwalds weiteren Veröffentiichungen ist hervorzuheben sein Beitrag „Landwirtschaft als geistige Aufgabe" (Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 17, 1964, S. 8-
Rheinwald, Hans, * 17. Januar 1903 in Stuttgart, 123. Oktober 1968 in Stuttgart • Studierte Landwirtschaft in Hohenheim und Berlin, promovierte 1928 in Hohenheim mit der Dissertation „Untersuchungen über die Reaktion württembergischer Waldböden" und war dann als wissenschaftlicher Assistent am Institut ftir Pflanzenemährung in Hohenheim tätig. Von 1933 bis 1938 arbeitete er bei den Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten in LandsbergAVarthe. Hier entwickelte er aufgrund der Ergebnisse von Bodenuntersuchungen eine neue Form der Wirtschaftsberatung. Viele der dabei gemachten Erfahrungen hat er in dem Buch „Praktische Düngerlehre für den landwirtschaftlichen Betrieb" (Beriin 1937, 3. Aufl. 1948) veröffentlicht. Während dieser Zeit entstand auch seine Schrift „Gründüngung im Zwischenfhichtbau" (Stuttgart 1936 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 9). 1938 übernahm Rheinwald die Leitung des Landwirtschaftlichen Untersuchungsamtes und der Versuchsanstalt in Kassel-Harleshausen. 1939 habilitierte er sich in Hohenheim mit der Schrift „Untersuchungen über die für den Zwischenfhichtbau verfugbare Wachstumszeit im mittleren Ostdeutschland. Ein Beitrag zur Kenntnis der klimatischen Voraussetzxmgen des Zwischenfhichtbaus" (Landwirtschaftliche
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Literatur: Hans Rheinwald 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 83, 1968, S. 78. (P.) - Hans Rheinwald gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 83,1968, S. 1501-1502. Riehm, Eduard, * 28. Februar 1882 in Giebichenstein bei Halle/Saale, f 12. September 1962 in Berlin • Sohn eines Theologie-Professors, studierte Naturwissenschaften, insbesondere Botanik, in Heidelberg imd Halle/S., promovierte 1904 imd trat 1907 in den Dienst der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. Zunächst arbeitete er über JCartoffelkrankheiten, seit 1910 über Getreidekrankheiten. Gemeinsam mit Otto Appel schuf er die Grundlagen für die wirksame Bekämpfung des Weizen- und Gerstenflugbrandes. Entscheidend förderte er die Entwicklung der Verfahren zur Getreidebeizung mit chemischen Mitteln. Von 1933 bis 1945 leitete er die Biologische Reichsanstalt, zunächst, wie sein Vorgänger Otto Appel, als Direktor, seit 1937 als Präsident. Maßgebenden Anteil hatte er bei der Ausarbeitung des „Gesetzes zum Schutz der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen vom 5. März 1937". Dieses Gesetz gab dem Pflanzenschutz in Deutschland die rechtliche Gnmdlage.
Riehm Riehm schrieb wertvolle Bücher über Pflanzenschutz. Zu seinem bedeutendsten Werk entwickelte sich das Buch „Die wichtigsten pflanzlichen und tierischen Schädlinge der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Beriin 1910 = Thaer-BibliothekBd. 65). Zwei Neuauflagen erschienen unter dem Titel „Die Krankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und ihre Bekämpfimg" (2. Aufl. 1922, 3. Aufl. 1927). Die weiteren Auflagen,fiirdie er Hans Braun als Mitarbeiter gewann, erschienen unter den Namen H. Braun und E. Riehm und unter dem Titel „Krankheiten und Schädlinge der Kultuipflanzen und ihre Bekämpfiing. Für Praxis und Studium" (4. Aufl. 1940, 5. Aufl. 1945, 6. Aufl. 1950, 7. Aufl. 1953, 8. Aufl. 1957). Das Buch war fiir lange Zeit das maßgebende Standardwerk für das phytomedizinische Hochschulstudium. Von Riehms weiteren Publikationen ist hervorzuheben das Buch „Pflanzenschutz-Praktikum" (Berlin 1931, 2. Aufl. mit K. Heinze, Wiesbaden 1953). Das erstmals 1892 im Auftrage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft von Albert Bernhard Frank und Paul Sorauer bearbeitete Werk „Pflanzenschutz" hat Riehm gemeinsam mit M. Schwartz neubearbeitet und eine 8. Auflage (Beriin 1927) sowie eine 9. Auflage (Berlin 1935 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 2) herausgegeben. Literatur: TRAPPMANN, W.: Präsident Dr. Riehm 70 Jahre. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 4, 1952, S. 17-18. (F.) - ZILLIG, H E R M A N N : Eduard Riehm 70 Jahre alt. In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten (Pflanzenpathologie) und Pflanzenschutz Bd. 59, 1952, S. 1-2. (R) - Eduard Riehm 80 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 77,1962, S. 1297. (P.) - LEIB,E.: Präsident a.D. Dr.phil. Eduard Riehm zum Gedenken. In: Anzeiger für Schädlingskunde Jg. 36,1963, S. 31-32. (R).
Riehm, Hans, * 3. Juni 1902 in Karisruhe, 129. August 1984 in Mosbach (Baden) • Studierte Chemie an der Universität Karlsruhe und legte dort 1925 die Diplomprüfiing ab. Anschließend war er bis 1936 am Institut für Physikalische Chemie in Stockholm tätig. Zwischenzeitlich arbeitete er zwei Jahre lang als Stipendiat an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Kopenhagen. Mit der dort durchgeführten Arbeit „Unter-
suchungen über die Faktoren, die die Reaktion des Erdbodens bestimmen. Ein Beitrag zur Klärung der Frage über das Wesen der Silikatpufferung des Ackerbodens" wurde er 1932 an der Technischen Hochschule Karisruhe zum Dring. promoviert. Ende 1936 kehrte Riehm nach Deutschland zurück. Nach einer kurzen Tätigkeit bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle/S. übernahm er 1937 eine Assistentenstelle am dortigen Institut für Pflanzenemährung und Bodenbiologie, wo er sich überwiegend mit methodischen Fragen zur Bestimmung der Pflanzennährstoffe in Ackerböden beschäftigte. Von 1941 bis 1944 war er als Oberassistent am Institut für Ackerund Pflanzenbau der Reichsforschungsanstalt für Landwirtschaft in Bromberg tätig. Von dort aus hat er an landwirtschaftlichen Versuchsstationen spezielle Laboratorien für Bodenanalysen eingerichtet und besonders die Böden landwirtschaftlicher Großbetriebe systematisch untersucht. Von 1946 bis 1967 leitete Riehm als Direktor die Badische Staatliche Versuchs- imd Forschungsanstalt Augustenberg. Außerdem hielt er als Privatdozent bzw. seit 1958 als außerplanmäßiger Professor Vorlesungen über Pflanzenernährung und Bodenkunde an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Maßgebend war er am Wiederaufbau des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten beteiligt. Von 1948 bis 1954 und von 1961 bis 1966 war er Vorsitzender der Fachgruppe Bodenuntersuchimg dieses Verbandes. Der Name Riehm ist untrennbar verbunden mit der Entwicklung einer universellen Methode zur Bestimmung von Phosphor und Kalium im Boden als Grundlage für gezielte Düngungsmaßnahmen. Eine von dem Schweden H. Egner 1932 ausgearbeitete Methode zur Bestimmung des Phosphors in kalkarmen Böden hat Riehm so abgewandeh, daß sie sich auch für die Bestimmung des Phosphorgehaltes in kalkreichen Böden sowie für die Bestimmung des Kaliumgehaltes eignete. Die meisten Veröffentlichungen Riehms über diese Methode sind in den Jahren zwischen 1938 und 1948 in der „Zeitschrift Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde" 257
Ries (bzw. Bodenkunde und Pflanzenemährung") erschienen. Die Methode, die später allgemein als Doppellaktatmethode (DL-Methode) nach Egner-Riehm bezeichnet wurde, gehörte jahrzehntelang zu den international anerkannten Standardmethoden auf dem Gebiet der Bodenimtersuchung. In Augustenburg beschäftigte sich Riehm auch mit der Entwicklung von Methoden zur Bestimmung von Spurennährstoffen in Böden. Außerdem befaßte er sich mit der Bestimmung von Pflanzennährstoffen im Regenwasser imd in der Luft. Anläßlich des 90- und 100jährigen Jubiläums der von ihm geleiteten Versuchs- und Forschungsanstalt hat er zwei wissenschaftshistorisch wertvolle Festschriften herausgegeben: „90 Jahre. 1859-1949. Entwicklung und Wirken der Bad. Staatl. Landwirtschaftlichen Versuchsund Forschungsanstah Augustenberg" (Augustenberg 1950) und „Hundert Jahre Staatliche Landwirtschaftliche Versuchs- und Forschungsanstalt Augustenberg 1859-1959" (Augustenberg 1959). Riehm wurde 1967 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Die Landwirtschaftliche Hochschule Uppsala (Schweden) verlieh ihm 1968 die Ehrendoktorwürde. Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Literatur: KUMMER, HANS: Prof Dr. Hans Riehm 60 Jahre alt. In: Tätigkeitsbericht der Staatlichen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Augustenberg 1958-1961. Augustenberg 1962, S. 5-7. - HOFFMANN, G.: Prof Dr. Dr. E. h. Hans Riehm zum 75. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung
B d . 31,
1978,
S. 1-2. (P.) -
ULRICH,
BERNHARD: Prof Dr. Dr. E. h. Hans Riehm 80 Jahre. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 35, 1982, S. 1.
Ries, Ludwig-Wilhehn, » 23. Januar 1891 auf der Insel Mainau/Bodensee, 131. März 1974 in Gießen • Sohn eines großherzoglichen Ökonomierates und Domänenverwalters, studierte Landwirtschaft imd promovierte 1922 bei Friedrich Aereboe in Hohenheim mit einem betriebswirtschaftlichen Thema. Anschließend übernahm er die Leitung der Höheren Landbauschule in Landsberg/Warthe und die Administration des dazugehörenden Versuchsgutes Oldenburg. 258
Von 1927 bis 1945 war er Direktor der Preußischen Versuchs- und Forschungsanstalt für Landarbeit in Potsdam-Bomim. Hier entwikkelte er neue ergonomisch günstige Arbeitsverfahren, die rasch Eingang in die landwirtschaftliche Praxis fanden. Nach 1945 wirkte er als Fachlehrer für Betriebs- imd Arbeitswissenschaft an der Höheren Landbauschule in Michelstadt im Odenwald. Als Honorarprofessor hielt er Vorlesungen an der Universität Gießen. Ries ist Autor von etwa 25 Büchern. Sein bedeutendstes Werk ist das Buch „Die Arbeit in der Landwktschaft. Grundlagen und Grundzüge der Arbeitstechnik und Arbeitswirtschaft des landwirtschaftlichen Betriebes" (Berlin 1942,2. Aufl. Stuttgart 1950,3. Aufl. mit Gerhardt Preuschen 1956). Hervorzuheben sind ferner: „Betriebslehre der deutschen bäuerlichen Familienwirtschaft" (Stuttgart 1947, 2. Aufl. 1948) und „Mehr Leistung und weniger Mühe in der Landwirtschaft" (Stuttgart 1952, 2. Aufl. 1956). Für das von Th. Roemer.A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb Ries den Beitrag „Arbeitstechnik und Arbeitswirtschaft" (Bd. 5, Berlin und Hamburg 1954, S.265-344). Er war Herausgeber der 7. Auflage von „Pareys Landwirtschafts-Lexikon" (2 Bde. Hamburg und Berlin 1956 u. 1957). Wertvoll für die Geschichte des Pflanzenbaus sind seine Lebenserinnerungen „Als der Bauer noch keine Maschinen hatte. Bauemleben und Landarbeit um die Jahrhundertwende. Erlebtes und Erlauschtes" (Wolfi^tshausen 1969, 2. Aufl. Frankfiirt/Main 1985). Hohes Ansehen genoß Ries bei den Landwirten, was ihm den Ehrentitel „Bauemprofessor" einbrachte. Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Gießen verlieh ihm 1961 die Ehrendoktorwürde. Literatur: Prof. Dr. Dr. h. c. Ludwig-Wilhelm Ries t . In: Landtechnik Jg. 29,1974, S. 181. (P.).
Riethus, Horst, • 6. September 1912 in Bautzen, 114. Oktober 1986 in Berlin • Sohn emes Lehrers, smdierte Gartenbau an der Universität Berlin und promovierte dort 1940 mit der Dissertation „Die Wirkungsstärke einiger kohlehydratabbauender Fermente bei verschieden gelagerten Gemüsen (Spargel und Bohnen)". Bis 1947 arbeitete er als wissenschaftlicher Assi-
Rimpau Stent am Institut für Vorratspflege und landwirtschaftliche Gewerbeforschung der Universität Berlin. Nach mehrjähriger Tätigkeit in anderen Institutionen habilitierte er sich 1951 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit .Anbau- und Lagerversuche mit Dauerweißkohl verschiedener Düngung und Herkunft". Im gleichen Jahr erhielt er eine Anstellung als Oberassistent an der Technischen Universität Berlin mit dem Auftrag, an der neu etablierten Landbau-Fakultät ein Institut für Gemüsebau aufzubauen und dieses Fachgebiet in Lehre und Forschung zu vertreten. 1956 wurde er zum a. o. Professor und 1962 zum o. Professor ernannt. Nach Auflösung des Instituts für Gemüsebau durch Universitätsgesetz im Jahre 1969 vertrat er sein Fachgebiet an dem neu gegründeten Institut für Nutzpflanzenforschung bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1977. Riethus beschäftigte sich besonders mit Fragen der Hydrokultur, der Kohlendioxid-Versorgung von Gemüsekulturen, der Champignonkultur und der Bewässerung von Gemüsepflanzen. Beachtenswert auch für den landwirtschaftlichen Pflanzenbau ist sein gemeinsam mit R. Gerdung und J. Grunewald veröffentlichter Beitrag „Einfluß der Wassersättigung des Bodens auf den Ertrag einiger Gemüsearten" (Die Gartenbauwissenschaft Bd. 22,1957, S. 236-245). Literatur: Prof. Riethus gestorben. In: Gemüse Jg. 22, 1986, S. 482. (P.). Rimpau, August Wilhehn, • 24. Juli 1814 in Braimschweig, f 14. Januar 1892 in Langenstein (Kr. Halberstadt) • Bedeutender Landwirt, seit 1836 Pächter der Domäne Schianstedt (Provinz Sachsen), errichtete dort eine Zuckerfabrik imd betrieb einen vorbildlichen Rübenanbau. Später erwarb er die Rittergüter Langenstein und Emersleben sowie das Klostergut Anderbeck. Rimpau galt in seiner Region als eine landwirtschaftliche Autorität. Er war langjähriger Präsident des Landwirtschaftlichen Vereins für das Fürstentum Halberstadt und die Grafschaft Wernigerode, zeitweise auch Landrat des Kreises Halberstadt. Als Anerkennung für seine dem Staat geleisteten Verdienste wurde ihm der Titel eines Geheimen Regierungsrates verliehen.
Literatur: LEISEWITZ, C.: Arnold Wilhelm Rimpau, königlich preußischer Geheimer Regierungsrath. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, 1907, S. 396-398. - Festschrift Saatzuchtjubiläum Schianstedt. Herausgegeben vom Festkomitee zur Gestalmng des Saatzuchtjubiläums Schianstedt (o. O. 1992). (F.) - RIMPAU, WILHELM: Die Familie Rimpau in der Magdeburger Börde. In: Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Sachsen-Anhalt. Herausgegeben von Bruno J. Sobotka. Stuttgart 1994, S. 152-160.
Rimpau, Theodor Hermann, • 12. Januar 1822 in Braunschweig, f 5. August 1888 in Cunrau bei Salzwedel • Bruder von August Wilhehn Rimpau, besuchte das Collegium Carolinxmi in Braunschweig, absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre, studierte 1844 und 1845 Landwirtschaft in Hohenheim und war dann auf der Domäne seines Bruders in Schianstedt tätig. 1847 kaufte er das am Rande des Drömling-Moores gelegene Rittergut Cunrau. Auf diesem Gut, dessen Fläche fast zu einem Drittel aus Niedermoor bestand, ließ er erstmals 1862 auf den zwischen Gräben liegenden Moordämmen eine 10-12 cm dicke Sandschicht auftragen. Die Sandschicht verbesserte entscheidend die Standortbedingimgen dieses Moorbodens und damit stieg sowohl die Ertragshöhe als auch die Ertragssicherheit der dort angebauten Kulturpflanzen. Diese von Rimpau entwickelte Moordammkultur bzw. Sanddeckkultur erwies sich als eine sehr erfolgreiche Methode der Moorbewirtschaftung. Rimpaus Leistung fand höchste Anerkennung. Das Kuratoriiun der Liebig-Stiftung verlieh ihm 1875 die Goldene Liebig-Medaille. Seine langjährigen Erfahrungen als Moorwirt hat Rimpau in der Schrift „Die Bewirtschaftung des Rittergutes Cunrau insbesondere des Niederungsmoores durch Moordammkultur und Kultur des leichten Sandbodens" (Berlin 1887) niedergelegt. Literatur: HUTH, W.: Buch berühmter Landwirthe. 100 kurze Lebensabrisse hervorragender deutscher Fachgenossen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Verdienste um die Landwirthschaft. Güstrow 1893, S. 98-105. - Rimpau-derMoorwirt. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S. 77-81. (F.). 259
Rimpau Rimpau, Wilhelm, • 29. August 1842 in Schianstedt (Prov. Sachsen), f 20. Mai 1903 in Woltersdorf (Pommern) • Sohn von August Wilhelm Rimpau, absolvierte zunächst eine landwirtschaftliche Lehre und studierte dann von 1861 bis 1863 an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. Hier begeisterte ihn Julius Sachs für die Pflanzenphysiologie und für die botanischen Forschungsmethoden. Nach einem weiteren Studiensemester in Berlin und einigen Reisen, die ihn auch nach England führten, trat Rimpau 1865 in die väterliche Domänenwirtschaft zu Schianstedt ein. 1877 wurde er alleiniger Pächter dieser Domäne.
publiziert. Hervorzuheben ist sein Beitrag „Die Züchtung neuer Getreide-Varietäten" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 6,1877, S. 193233). Seine bedeutendste Veröffentlichung „Kreuzungsprodukte landwirthschaftlicher Kulturpflanzen" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 22, 1891, S. 335-371) erschien auch als BuchveröfiFentlichung (Berlin 1891). Beachtenswert aus pflanzenbaulicher Sicht ist das von ihm herausgegebene Buch „Der Weizenbau von E. Risler. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen unter Berücksichtigung deutscher Verhältnisse von W. Rimpau" (Berlin 1888 = Thaer-BibliothekBd. 66).
Bis Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland noch keine systematisch betriebene Getreidezüchtung. Meistens wurden Landsorten, häufig auch englische Neuzüchtungen angebaut. 1867 begann Rimpau mit ersten pflanzenzüchterischen Arbeiten und Sortenversuchen. Durch ständige Ährenauslese veredelte er den Probsteier Landroggen und schuf nach wenigen Jahren den später weit bekannten „Schlanstedter Roggen". Seit 1875 züchtete er Weizen. Er versuchte die hohe Ertragsleistung der englischen Square head-Formen mit der hohen Winterfestigkeit der deutschen Landsorten zu vereinen. Als bedeutendstes Zuchtergebnis entstand 1889 „Rimpau's früher Bastard". Diese älteste deutsche Weizenzüchtung gehörte mehrere Jahrzehnte lang zu den führenden Sorten.
Die 1886 gegründete Saatgut-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft war vornehmlich Rimpaus Werk. Unter seiner Leitung führte diese Abteilung umfangreiche Versuche zum Problem des Saatgutwechsels durch. Von Rimpau stammt auch der Plan, durch vergleichende Anbauversuche auf unterschiedlichen Standorten die Ertragsleistung der wichtigsten in Deutschland angebauten Getreidesorten zu prüfen. Die daraufhin seit 1888 alljährlich von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft durchgeführten Sortenversuche waren der erste Schritt auf dem Weg zu einem gesetzlich geregelten Saatgutwesen in Deutschland. Die Philosophische Fakultät der Universität Halle/S. verlieh Rimpau 1894 die Würde eines Ehrendoktors.
Bei seinen Kreuzungsarbeiten gelang Rimpau 1888 die Herstellung des ersten fhichtbaren Gattungsbastards zwischen Weizen und Roggen (Triticale). Auch mit der Züchtung neuer Hafer-, Gersten- und Zuckerrübensorten war er erfolgreich. Als erster hat er den Blühvorgang der Getreidearten genau untersucht und beschrieben. Eindeutig konnte er nachweisen, daß Roggen Fremdbefhichter und Weizen überwiegend Selbstbefhichter ist. Außerdem untersuchte er das Schossen der Zuckerrüben und deutete diese Erscheinung als physiologischen Vorgang.
Literatur:
Rimpau gehört zu den markantesten landwirtschaftlichen Pionieren der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diu-ch eigene Versuchstätigkeit gelangte er zu beachtenswerten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Seine Versuchsergebnisse und die von ihm angewandten Zuchtmethoden hat er wiederholt in Fachzeitschriften 260
ROMKER, KURT VON: Zur Erinnerung an
den kgl. Amtsrat Wilhelm Rimpau. In: Fühlings Landwirtschaftliche Zeimng Jg. 52, 1903, S. 445451. (P.) - THIEL, H.: Amtsrat Dr. Wilhelm Rimpau - Schianstedt t- In: Landwirtschaftliche Jahrbücher B d . 32,
1903, S. 4 8 3 - 4 8 8 . ( R u. W . ) -
THIEL, H . :
Zum Gedächtnis des Amtsrats Dr. Wilhelm Rimpau -Schianstedt. In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 19, 1904, S. 6-15. (R) Dr. QUANTE: Dr. Wilhelm Rimpau, Amtsrat. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Bd. 8, 1903 ( 1 9 0 5 ) , S. 2 5 9 - 2 6 1 . -
RÜMKER, KURT VON:
Wilhelm Rimpau. In: Mitteldeutsche Lebensbilder B d . 1,
1926,
S. 3 7 6 - 3 8 9 .
( R u. W . ) -
ROEMER,
THEODOR: Zum Gedächtnis an Dr. h. c. Amtsrat Wilhelm Rimpau - Langenstein. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 69, 1942, S. 327-328. (R) MEYER, KONRAD: Wilhelm Rimpau zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 32,1953, S. 225-232. (R) - MEYER, KONRAD: Wilhelm Rimpau
(1842-1903). In: Große Landwirte. Herausgegeben
Rippel-Baldes von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 271-281. (P.) - BÖHM, WOLFGANG: Wilhelm Rimpau, Pflanzenzüchter. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H. 10, 1984, S. 505-507. - RIMPAU, WILHELM: Dr. Wilhelm Rimpau (1842-1903) - Pionier der Pflanzenzüchtung. In: Veröffentlichungen des Städtischen Museums Halberstadt Nr. 26 = Nordharzer Jahrbuch Bd. 18/19,1995, S.161-167. (W.). Rintelen, Paul, * 1. März 1904 in Ahlen, t 4. November 1985 in Freising • Von 1952 bis 1971 0. Professor und Leiter des Instituts filr Wirtschaftslehre des Landbaus an der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau der Technischen Hochschule München in Weihenstephan. Rintelens wegweisende Forschungsarbeiten zur Anbauwürdigkeit von Mais in mitteleuropäischen Klimaregionen haben die rasche Verbreitung dieser Kulturpflanze in der Bundesrepublik Deutschland maßgebend beschleunigt. Mit seinen Ideen hat er auch die Aktivitäten des 1956 gegründeten Maiskomitees, zu dessen 1. Vorsitzenden er 1961 gewählt wurde, nachhaltig beeinflußt. Das von ihm herausgegebene Buch ,>Iais. Ein Handbuch über Produktionstechnik und Ökonomik" (München u. a. 1971) gehört zu den Standardwerken der deutschsprachigen Mais-Literatur. Neben anderen hohen Auszeichnungen erhielt Rintelen 1974 sowohl von der Universität Hohenheim als auch von der Universität Bonn die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Paul Rintelen. In: Agrarwirtschaft Jg. 13, 1964, S. 107-108. (W.) - Zum Gedenken an Professor Dr. phil., Dr. agr. habil, Dr. oec. h. c., Dr. agr. h.c. Paul Rintelen. In: Mais Jg. 14, 1986, H. 1, S. 7. (P).
Rippel-Baldes, August,» 1. November 1888 in Birkenfeld/Nahe, f 25. September 1970 in Göttingen • Sohn eines Kaufmanns, studierte Naturwissenschaften m Göttingen, München und in Marburg, wo er 1913 mit einer botanischen Arbeit zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend ging er als Assistent an die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Augustenberg (Baden). Hier bearbeitete er verschiedene agrikulturchemische Themen und betätigte sich mit großem Erfolg als Rebenzüchter. Seit 1917 arbeitete Rippel-Baldes als Assistent am Institut für Agrikulturchemie und Bakterio-
logie der Universität Breslau. An dieser Universität habilitierte er sich 1919 mit der Arbeit „Der Einfluß der Bodentrockenheit auf den anatomischen Bau der Pflanzen insbesondere von Sinapis alba L. und die sich daraus ergebenden physiologischen und entwicklungsgeschichtlichen Fragen. Zugleich ein Beitrag zur Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnimg" (Beihefte zum Botanischen Centralblatt Bd. 36,1919, Abt. 1, H. 2, S. 187-260). 1923 folgte er emem Ruf als 0. Professor an die Universität Göttmgen. Als Nachfolger von Alfred Koch wurde er Direktor des Landwirtschaftlich-Bakteriologischen Instituts, das er 1935 in „Institut für Mikrobiologie" umbenannte. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1958. Bereits während seiner Tätigkeit in Breslau beschäftigte sich Rippel-Baldes intensiv mit den Ertragsgesetzen und setzte sich kritisch mit E. A. Mitscherlichs Gesetz der Wachstumsfaktoren auseinander. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen hierzu sind hervorzuheben der Beitrag „Die gesetzmäßige Erforschung von Reaktionsgleichgewicht (Produktionskurve) und Reaktionsgeschwindigkeit (Wachstumskurve) bei den höheren Pflanzen" (Joimial für Landwirtschaft Bd. 70,1922, S. 9-44), die Schrift „Wachstumsgesetze bei höheren und niederen Pflanzen" (Freising 1925 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 3) und der Übersichtsbeitrag „Das Ertragsgesetz" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngeriehre. Herausgegeben von F. Honcamp. Bd. 1, Berlin 1931, S. 602-622). Als Lehrstuhlinhaber in Göttingen hat RippelBaldes die Entwicklung der Mikrobiologie zu einer eigenständigen Disziplin maßgebend mitgestaltet. Zu seinen bedeutendsten Buchveröffentlichungen gehören die „Voriesungen über theoretische Mikrobiologie" (Berlin 1927), die „Vorlesungen über Boden-Mikrobiologie" (Berlin 1933) und der „Grundriß der Mikrobiologie" (Beriin und Göttingen 1947, 2. Aufl. 1952, 3. Aufl. 1955). Beachtenswert sind seine Übersichtsbeiträge „Bakteriologisch-chemische Methoden zur Bestimmung des Fruchtbarkeitszustandes des Bodens und der Kreislauf der Stoffe" (Handbuch der Bodenlehre. Herausgegeben von E. Blanck Bd. 8, Berlin 1931, S. 599-671) und „Mikrobiologie des Bodens" (Handbuch der Landwirtschaft. Herausgegeben von Th. Roe-
261
Ritthausen mer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann Bd. 1, Berlin und Hamburg 1952, S. 51-97). Gemeinsam mit Johannes Behrens und Friedrich Boas gründete Rippel-Baldes 1930 das .Archiv für Mikrobiologie", das er fast 40 Jahre lang als Schriftleiter betreut und herausgegeben hat. Seit 1939 war er Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Die Universität Gießen verlieh ihm 1957 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: POCKSENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 3, 1938, S. 2184-2185 u. Bd. V l l a , T l . 3 , 1 9 5 9 , S. 7 7 9 - 7 8 0 . (W.) -
STAPP, C . : A u -
gust Rippel-Baldes zum 60. Geburtstag! In: Archiv für Mikrobiologie Bd. 14, 1949, S. 157-158. (P.) -
BORTELS, H.: August Rippel-Baldes zum 70. Geburtstag. In: Archiv för Mikrobiologie Bd. 31,1958, S. 1-2. (R) - August Rippcl t- In: Archiv fiir Mikrobiologie Bd. 76, 1971, S. 1. - BORTELS, H.: Au-
gust Rippel-Baldes (1888-1970). In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 84, 1971, S. 2 8 9 - 2 9 8 . (R u . W.).
Ritthausen, Heinrich, * 13. Januar 1826 in Armenruh bei Goldberg (Schlesien), f 16. Oktober 1912 in Berlin • Studierte Chemie in Leipzig, wo er 1853 promovierte, war von 1854 bis 1856 an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern, von 1858 bis 1868 als Professor für Agrikulturchemie an der Landwirtschaftlichen Akademie Waldau bei Königsberg und anschließend fünf Jahre an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf tätig. Von 1873 bis 1899 wirkte er als o. Professor für Agrikulturchemie an der Universität Königsberg. Sein wissenschaftliches Interesse galt überwiegend der Eiweißforschung. Er ist Autor des Buches „Die Eiweisskörper der Getreidearten, Hülsenfhlchte und Ölsamen. Beiträge zur Physiologie der Samen der Culturgewächse, der Nahrungsund Futteimittel" (Bonn 1872). Literatur: TOLLENS, B.: Heinrich Ritthausen t- In: Journal für Landwirtschaft Jg. 60,1912, S. 401-402. (R).
Rodewald, Hermann, • 2. August 1856 in Eilte bei Hannover, f 11. Oktober 1938 in Kiel • Sohn eines Landwirts, besuchte die Ackerbauschule in Ebstorf, studierte Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte dort 1879 bei Bernhard Tollens mit einer Arbeit 262
aus dem Gebiet der Zuckerchemie. Anschließend arbeitete er als Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Kiel. 1881 übernahm er die Assistentenstelle am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Kiel imd gleichzeitig die Leitung der Samenkontrollstation. Beide Institutionen waren in Personalunion miteinander verbxmden. 1883 habilitierte sich Rodewald in Kiel mit der Arbeit „Ueber die Wechselbeziehungen zwischen Stofftunsatz und Kraftumsatz in keimenden Samen" (Journal für Landwirthschaft Jg. 31, 1883, S. 407-439)fiirdas Fachgebiet „Pflanzenphysiologie und allgemeine Theorie der Pflanzenkultur". 1891 wurde er zum a. o. Professor ernannt imd 1894 als Nachfolger von Hermaim Backhaus mit der Leitung des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Kiel beauftragt. Erst 1920 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius für Landwirtschaftslehre. 1922 wurde er emeritiert. Rodewalds Forschungstätigkeit war zunächst stark pflanzenphysiologisch ausgerichtet. Sein besonderes Interesse galt den Fragen der Keimungsphysiologie. In mehreren Arbeiten beschäftigte er sich mit den chemisch-physikalischen Eigenschaften der Stärke. Die Ergebnisse dieser Experimente hat er in der Schrift „Untersuchungen über die Quellung der Stärke" (Kiel und Leipzig 1896) zusammengefaßt. Rodewald war einer der ersten Wissenschaftler, der mathematische Methoden, u. a. die Fehlerwahrscheinlichkeitsrechnung, in der landwirtschaftlichen Forschung angewandt hat. Wegweisend wurden seine „Untersuchungen über die Fehler der Samenprüfungen" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 101,1904) und der gemeinsam mit Hugo Quante verfaßte Bericht „Die Hafer-Anbauversuche der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in den Jahren I90I-1904. Inbezug auf die Komerträge besprochen xmd berechnet nach den Regeln der Ausgleichungsrechnung" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 125, 1907). Von 1884 bis 1922 hielt Rodewald Voriesungen über Pflanzenbau, Pflanzenphysiologie, Saatgut- und Sortenwesen, Tierproduktionslehre, Fütterungslehre und über Wirtschaftslehre des Landbaus. Sein bedeutendster Schüler war
Roemer Eilhard Alfred Mitscherlich, der 1898 bei ihm promovierte, sich 1901 habilitierte und dann bis 1906 als Assistent bei ihm tätig war Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel hat auf ihrem Gelände eine Straße nach Hermann Rodewald benannt. MITSCHERLICH, E . A.: Hermann Rodewald t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg.
Literatur:
6 5 , 1 9 3 8 , S. 5 7 1 . (P.) -
MITSCHERLICH, E . A . : H e r -
mann Rodewald-Kiel f. In: Der Forschungsdienst Bd. 6, 1938, S. 505-506. (W.) - B L O H M , GEORG: Landwirtschaftswissenschaften. In: Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel 1665-1965 Bd. 6: Geschichte der Mathematik, der Naturwissenschaften und der Landwirtschaftswissenschaften. Herausgegeben von Karl Jordan. Neumünster 1968, S. 230-247. Roemer, Theodor, * 20. November 1883 in Pfrondorf (Württemberg), f 3. September 1951 in Halle/Saale • Sohn eines Pfarrers, absolvierte eine dreijährige landwirtschaftliche Lehrzeit in Ostpreußen und war dann als Verwalter in einem Saatzuchtbetrieb in Mahndorf bei Halberstadt tätig. Von 1904 bis 1907 studierte er Landwirtschaft in Hohenheim und Breslau. Während dieser Zeit erhielt er nachhaltige Anregungen von seinen Lehrern Carl Fruwirth, Oskar von Kirchner und Kurt von Rümker. Nach erneuter einjähriger praktischer Tätigkeit in Mahndorf arbeitete er seit 1908 als Assistent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Jena. Bei Wilhelm Edler promovierte er 1910 mit einer Arbeit über „Variabilitätsstudien" (Archiv für Rassen-und Gesellschafts-Biologie Jg. 7,1910, S. 397-469). Nach der Promotion ging Roemer im Auftrag des Reichskolonialamtes nach Deutsch-Ostafrika. Als landwirtschaftlicher Sachverständiger begründete er dort u. a. die Baumwollzuchtstation Myombo bei Kilossa. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1912 wurde er Assistent bei Erich von Tschermak-Seysenegg. Dieser übertrug ihm die Leitung des Gregor-Mendel-Instituts für Gemüse- und Obstzüchtung in Eisgrub. Von 1914 bis 1918 war Roemer Abteilungsvorsteher für Pflanzenzüchtung am Kaiser- Wilhelm-Institut für Landwirtschaft in Bromberg. Nach dem 1. Weltkrieg übemahm er eine Tätigkeit als Saatzuchtleiter bei der Firma Strube in Schianstedt.
Ende des Jahres 1919 folgte Roemer einem Ruf der Universität Halle. Als Nachfolger von Ferdinand Wohltmann übemahm er den Lehrstuhl für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Als Direktor des gleichnamigen Instituts wirkte er hier zunächst bis Mitte des Jahres 1945. Dann wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht mit anderen Wissenschaftlem der Universität Halle nach Westdeutschland gebracht, doch 1946 kehrte er nach Halle zurück. Seine Rückkehr fiel zusammen mit den Vorbereitungen zur Gründung einer eigenständigen Landwirtschaftlichen Fakultät. Das von ihm bis 1945 geleitete Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, das nach heutigem Wissenschaftsverständnis ein Institut für Pflanzenproduktionslehre war, wurde in fünf Institute aufgegliedert (Acker- und Pflanzenbau, Pflanzenzüchtung, Phytopathologie, Futterbau und Kulturtechnik sowie Obstund Gemüsebau). Von 1946 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1951 war Roemer Leiter des Instituts für Acker- und Pflanzenbau. Roemers Forschungsschwerpunkt in Halle war die Pflanzenzüchtung. Die Arbeiten aus seinem Institut wurden vor allem richtungweisend für die Resistenzzüchtung. Wesentliche Fortschritte erzielte er auch auf dem Gebiet der Qualitätszüchtung. So konnte er gemeinsam mit P. Holdefleiß, P. Pelshenke und F. Schnelle nachweisen, daß die Backqualität des Weizens im hohen Maße genetisch bedingt ist. Unter der Ägide Roemers entstanden in Halle 22 neue Getreidesorten mit hoher Ertragsleistung, hoher Resistenz gegenüber Krankheiten und guter Backqualität. Die von Roemer begründete Hallesche Schule der Pflanzenzüchtung besaß bereits vor 1933 hohes internationales Ansehen. Maßgeblich forderte Roemer die 1935 unter der Leitung von Arnold Scheibe durchgeführte Deutsche Hindukusch-Expedition, deren Teilnehmer Saatgut von Wild- und Kultuipflanzen für die wissenschaftliche Pflanzenzüchtung sanmielten. Gemeinsam mit W. H. Fuchs und K. Isenbeck verfaßte Roemer das Buch „Die Züchtung resistenter Rassen der Kulturpflanzen" (Beriin 1938). Zusammen mit W. Rudorf hat er das, Jlandbuch der Pflanzenzüchhmg" (5 Bde. Beriin 19411950) herausgegeben; 2. Aufl. unter der Heraus263
Roemer geberschaft von H. Kappert und W. Rudorf, 6 Bde. Berlin und Hamburg 1958-1962). Trotz seiner Vorliebe für die Pflanzenzüchtung vernachlässigte Roemer nicht das Gesamtgebiet des Acker- und Pflanzenbaus. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Feldversuchswesen. Wegweisend für die technische Durchfuhrung von Feldversuchen wurde seine Schrift „Der Feldversuch. Eine kritische Studie auf naturwissenschaftlich-mathematischer Grundlage" (Berlin 1920,2. Aufl. 1925,3. Aufl. 1930 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H.302). Ein Wahlspruch Roemers lautete: „Ohne blühendes Versuchswesen keine blühende Landwirtschaft". Seine geniale Idee, eine enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis durch die Gründung von „Versuchsringen" herzustellen, fand bei den Landwirten großen Widerhall. Zwischen 1922 und 1932 entstanden in Deutschland über 700 solcher Versuchsringe, die außer Düngungs-, Bodenbearbeitungs- und Anbauversuchen auch umfangreiche Sortenversuche durchfiihrten. Nach 1933 löste der Reichsnährstand diese Versuchsringe auf, doch seit 1945 lebt diese Idee in den ,3eratungsringen" fort. Auf dem Gebiet des Ackerbaus galt Roemers Interesse bevorzugt den Fragen der Bodenbearbeitung (Übersichtsbeiträge in „Handbuch der Landwirtschaft" Bd. 2, Beriin 1929, S. 209-273; 2. Aufl. Bd. 1, Beriin und Hamburg 1952, S. 237-309) und der Bodenfiiichtbarkeit (Übersichtsbeitrag in „Handbuch der Bodenlehre" Bd. 8, Berlin 1931, S. 567-599). Gemeinsam mit Fritz Scheffer schrieb er eine ,Ackerbaulehre" (Beriin 1933,2. Aufl. 1944), die dann als „Lehrbuch des Ackerbaues" weitergeführt wurde (3. Aufl. 1949). Nach dem Tode Roemers haben Fritz Scheffer und Otto Tornau von diesem Lehrbuch zwei weitere Auflagen herausgegeben (4. Aufl. 1953, 5. Aufl. 1959). Eine weniger umfangreiche Ausgabe dieses Werkes publizierte Roemer gemeinsam mit Fritz Scheffer unter dem Titel „Grundriß der Ackerbaulehre" (Beriin und Hamburg 1948,2. Aufl. 1949,3. Aufl. 1950 mit dem geänderten Titel „Grundriß des Ackerbaues"). Roemers bedeutendste Veröffentlichung auf dem Gebiet des Speziellen Pflanzenbaus ist das unter Mitwirkung von A. Schaumburg verfaßte 264
„Handbuch des Zuckerrübenbaues" (Berlin 1927). Gemeinsam mit F. Aereboe und J. Hansen hat Roemer das „Handbuch der Landwirtschaft" herausgegeben (5 Bde. Beriin 19291930), in dem er u. a. einen Übersichtsbeitrag über Rübenbau publizierte (Bd. 3,1930, S. 167217). Die Vollendung der gemeinsam mit A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebenen 2. Auflage dieses Handbuches (5 Bde. Beriin und Hamburg 1952-1954) konnte er nicht mehr miterleben. Diese 2. Auflage enthält neben dem erwähnten Beitrag über Bodenbearbeitung zwei weitere Beiträge Roemers über Fruchtwechsel (Bd. 1, 1952, S. 213-236) und über Getreidebau (Bd. 2,1953, S. 1-85). Roemer hat zahlreiche Auslandsreisen unternommen und dadurch wertvolle Anregungen für seine Lehr- und Forschungstätigkeit erhalten. Bedeutsam war vor allem eine achtmonatige Studienreise in die USA im Jahre 1925, über die er einen ausführlichen Reisebericht veröffentlichte: „Beobachtungen auf dem Gebiete des Ackerbaues in den Ver. Staaten von Nordamerika" (Berichte über Landwirtschaft N. F., Sonderheft 4, 1926; zugl. als Buch: Beriin 1926, 2. Aufl. 1927). Weitere Reisen führten ihn in die Sowjetunion imd in viele andere eiwopäische Länder. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg beschäftigte sich Roemer mit grundlegenden Fragen der Nahrungsmittelproduktion. Von seinen Veröffentlichungen zu dieser Thematik sind hervorzuheben: „Erhaltung der Bodenfhichtbarkeit als Problem gesamtdeutscher Landwirtschaft" (Mitteilimgen der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft. Ausgabe Beriin Jg. 3, 1950, S. 232-235), „Probleme und Femziele der deutschen Feldwirtschaft" (Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 91, 1949, S. 265-297; zugl. als Buch: Beriin 1949) und „Wird die Lehre von Robert Malthus (1798-1805) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts doch noch Wirklichkeit?" (Gedenkschrift zur Doppel-Verleihung des Justus-von-Liebig-Preises 1949 imd 1950 der gemeinnützigen Stiftung F. V. S. zu Hamburg durch die Landwirtschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität, Kiel, an die Herren Professor Dr. phil. Theodor Roemer und Professor Dr.-Ing. Carl-Heinz Dencker. Festvorträge der Preisträger. Hamburg 1950, S. 3-16).
Rosenberg-Lipinsky Von 1925 bis 1944 war Roemer Schriftleiter der Zeitschrift „Zuckerrübenbau" und von 1931 bis 1951 Mitherausgeber der „Zeitschrift ftir Pflanzenzüchtung". Von 1929 bis 1944 hatte er die Verantwortung für die Sonderbände „Pflanzenbau" des „Kühn-Archivs". Von 1929 bis 1934 war er Mitherausgeber des „Wissenschaftlichen Archivs ftir Landwirtschaft" imd allein zuständig für die Herausgabe der Abteilung A dieser Fachzeitschrift, des „Archivs für Pflanzenbau" (Bd. 1-10, 1929-1934). Roemer war ein faszinierender Hochschullehrer mit einer großen Ausstrahlungskraft. Die Ausbildung von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern war ihm stets ein besonderes Anliegen. Während seiner über drei Jahrzehnte währenden Tätigkeit an der Universität Halle führte er mehr als 200 Doktoranden zur Promotion. Zu seinen Habilitanden gehören u.a. Georg Blohm, Wilhelm Rudorf, Fritz Scheffer, Wilhehn Nicolaisen, Karl Isenbeck, Werner von Nitzsch, Paul Pelshenke und Gustav Könnecke. Roemer war seit 1924 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel erhielt er 1950 den Justusvon Liebig-Preis und im gleichen Jahr wurde er mit dem Nationalpreis der Deutschen Demokratischen Republik ausgezeichnet. Die Würde eines Ehrendoktors verliehen ihm 1948 die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim und 1951 die Universität Leipzig. Literatur: NICOLAISEN, W. und RUDORF, W.: Theodor Roemer zum 60. Geburtstag. In: Der Züchter Jg. 15,
1943,
S. 171-173.
(F.) -
TSCHERMAK-SEYSE-
Theodor Roemer zum 6 0 . Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 25, 1 9 4 3 , S. 1 8 7 - 1 8 9 . (P.) - BLOHM, GEORG: Theodor Roemer f. In: Kühn-Archiv Bd. 64, 1951, S.IVXVI. (P. u. W.) - KÖNNECKE, G.: Zum Gedenken an Professor Theodor Roemer! In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 2 , 1 9 5 1 , S. 5 0 6 - 5 0 8 . (P.) - KLINKOWSKI, M.: Theodor Roemer 1 8 8 3 - 1 9 5 1 . In: Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst NEGG, ERICH VON:
N . F. J g . 5 , 1 9 5 1 , S . 1 8 1 - 1 8 3 . ( P . ) . -
PELSHENKE, R
F.: Professor Dr. Th. Roemer zum Gedächtnis. In: Die Müllerei Jg. 4 , 1 9 5 1 , S . 7 6 1 - 7 6 3 . ( P . ) - PELSHENKE, P. F.: Dem Andenken an Professor Roemer. In: Brot und Gebäck Jg. 5 , 1 9 5 1 , S. 1 6 1 - 1 6 2 . (R) TORNAU, O.: Theodor Roemer zum Gedächtnis. In: Zeitschrift für Acker-und Pflanzenbau Bd. 9 4 , 1 9 5 2 , S. 101-105. (P.) - KÖNNECKE, GUSTAV: Theodor
Roemer und das InstihJt für Acker- und Pflanzenbau der Universität Halle. In: 450 Jahre Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg. Bd. 3, Halle-Wittenberg 1945-1952. Halle/S. 1952, S. 183-191. (R) VETTEL, F : Theodor Roemer f. In: Der Züchter Bd. 22, 1952, S. 1-3.. ( R ) - RUDORF, W.: Nachruf auf Prof Dr. Theodor Roemer. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchfting Bd. 31, 1952, S. I-IV. (R) - NATHUSIus, LILLY VON: Theodor Roemer. Lebensabriß und bibliographischer Überblick. Halle/S. 1955 = Schriften zum Bibliotheks- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhah H. 12. (P u. W.) - M Ä D E , ALFRED: Die Bedeutung Theodor Roemers für die Landwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik. In: Kühn-Archiv Bd. 76, 1962, S. 3-9. - PELSHENKE, PAUL R: Über die Weiterentwicklung der Ideen Theodor Roemers. In: Kühn-Archiv Bd. 76,1962, S. IIIS. - SCHOLZ, HANS: Zum 100. Geburtstag von Professor Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Theodor Roemer. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 27, 1983, S. 693-695. (R) - SCHOLZ, H A N S : Prof Dr., Dr. h. c., Dr. h. c. Theodor Roemer 20. 11. 1883-3.9. 1951.In: Archivfür Züchmngsforschung Bd. 13, 1983, S. 369-371. (R) - SCHMALZ, HELLMUT: Theodor Roemer - Leben und Werk. In: Bericht über die Arbeitstagung 1983 der „Arbeitsgemeinschaft der Saatzuchtleitef" im Rahmen der „Vereinigung österreichischer Pflanzenzüchter" gehalten am 22. bis 24. November 1983 in Gumpenstein. Gumpenstein 1983, S.XVIII-XXI. - ISBANER, WERNER und SCHOLZ, HANS: Theodor Roemer - sein Wirken als Hochschullehrer und Forscher, Züchter und Praktiker (1883-1951). In: Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Nr. 224, Tl. 1,1984, S. 13-28.
Rosenberg-Lipinsky,Albert von, • S.April 1797 auf dem Stammgut Gutwohne bei Oels (Schlesien), f 28. Februar 1881 in Breslau • Widmete sich nach mehrjährigem Militärdienst seit 1821 der Verwaltung seines Gutes. Diu-ch Studium der landwirtschaftlichen Literatur und durch Reisen war er aufgeschlossen gegenüber den neuen Erkenntnissen der Naturwissenschaften imd versuchte diese für die praktische Landwirtschaft nutzbar zu machen. Als erster empfahl er die Anwendung der Schälkultur im Ackerbau. Auf Drängen seiner Freimde hat RosenbergLipinsky im Alter von 65 Jahren seine langjährigen Erfahrungen in dem zweibändigen Buch , J)er praktische Ackerbau in Bezug auf rationelle Bodenkultur, nebst Vorstudien aus der unorganischen und organischen Chemie, ein Hand265
Rosenstiel buch für Landwirthe und die es werden wollen" (Breslau 1862) veröffentlicht. Dieses Werk ist ein Musterbeispiel dafür, wie naturwissenschaftliche Erkenntnisse und langjährige pflanzenbauliche Erfahrungen anschaulich und praxisbezogen dargestellt werden können. Die eindeutigen Empfehlungen zur Steigerung der Ertragsfähigkeit der Böden durch eine gezielte Kombination von Maßnahmen der Bodenbearbeitung, der Düngung xmd des Fruchtwechsels bieten auch für die heutige Praxis des Pflanzenbaus noch zahlreiche Anregungen. Von dem Buch erschienen bis 1890 insgesamt sieben Auflagen. Rosenberg-Lipinsky, der in mehreren Schriften auch zu agrarökonomischen Fragen Stellung genommen hat, gehörte zu den fortschrittlichsten Landwirten seiner Zeit. Literatur: EHRENBERG, PAUL: Johann Albert von Rosenberg-Lipinsky. In: Schlesische Lebensbilder Bd. 2, 1926, S. 236-241. (F.) - ZORN, WILHELM: Die
Geschichte der Landwirtschafte-Wissenschaft in Schlesien. Beiheft Nr. 2 zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau.
Schrift „So baut man Mais" (o. O. u. o. J.) beschrieben. Rosenstiel ist Mitautor mehrerer Beiträge im „Handbuch der Pflanzenzüchtung". Hervorzuheben aus pflanzenbaulicher Sicht sind die gemeinsam mit W. H. Fuchs verfaßten Kapitel über „Physiologische Resistenz" (Bd. 1, 1941, S. 265-297) und über „Ertragssicherheit" (2. Aufl. Bd. 1, 1958, S. 365-442). Zahlreiche pflanzenbauliche Beiträge veröffentlichte er in der Zeitschrift „Saatgutwirtschaft". 1952 veriieh ihm die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Kiel die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung. Fast zwei Jahrzehnte lang hielt er in Kiel Vorlesungen über Feldversuchswesen und über Pflanzenzüchtung. 1967 wurde er zum außerplanmäßigen Professor emannt. Literatur: Klaus von Rosenstiel 65 Jahre alt. In: Mitteilimgen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 85,1970, S. 646. (P.) - Klaus von Rosenstiel t. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 88,1973, S. 842.
Würzburg 1964, S. 16-17.
Rosenstiel, Klaus von, * 7. Mai 1905 in Wilhehnshaven, f 8. Juli 1973 in Leningrad an den Folgen eines Verkehrsunfalls • Studierte Landwirtschaft in München und Halle/S. und promovierte 1929 bei Theodor Roemer mit einer Arbeit über die Widerstandsfähigkeit von Hafersorten gegen Haferflugbrand. 1930 ging er für zwei Jahre nach Südamerika und sammelte Wildpflanzen. 1932 übernahm er am Kaiser-Wilhehn-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark) die Abteilung für Weizenzüchtung und 1937 gleichzeitig die Abteilung für Gerstenzüchtung. 1935 gehörte er zu den Teilnehmern der von Arnold Scheibe geleiteten Hindukusch-Expedition. Von 1947 bis zu seinem Tode war Rosenstiel Saatzuchtleiter der „Nordsaat" Saatzuchtgesellschaft in Watemeverstorf. Er war ein ideenreicher Züchter und hat vor allem Winterweizen, Sommergerste, Hafer imd Mais züchterisch bearbeitet. Frühzeitig erkannte er die Bedeutung des Maises als Futterpflanze. Grundlegende Fragen der Anbautechnik und der Sortenwahl bei Mais hat er in der von der „Nordsaat" bzw. später von der „Saaten-Union" wiederhoh aufgelegten
266
Rothliegel, Walter, • 9. November 1874 in Groß-Strehlitz (Oberschlesien), f 3. November 1959 in Berlin-Dahlem • Sohn eines Gymnasialprofessors, studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und trat 1897 in den Dienst der Preußischen Katasterverwaltung ein. Frühzeitig interessierte er sich für die Bewertungsfhigen des Bodens. 1920 promovierte er an der Universität Berlin mit der Dissertation „Untersuchungen über Bodenpreise, Mietpreise und Bodenverschuldung in einem Vorort von Berlin". Von 1925 bis 1945 arbeitete er als Ministerialrat im Reichsfmanzministerium und erwarb sich große Verdienste um die ,4^eichsbodenschätzung". Vor allem aufgrund seiner Ideen und seiner Initiative wurde am 16. Oktober 1934 das „Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens" erfassen (W. Rothkegel und H. Herzog: Das Bodenschätzungsgesetz. Kommentar. Berlin 1935 = Taschen-Gesetzsammlung Nr. 168). Rothkegels bedeutendste Veröffentlichung ist das „Handbuch der Schätzungslehre für Grundbesitzungen" (2 Bde. Beriin 1930 u. 1932). Von seinen weiteren Büchern sind hervorzuheben die „Landwirtschaftliche Schätzungslehre" (Stuttgart 1947, 2. Aufl. 1952), der „Grundriß der
Rudorf forstlichen Schätzungslehre" (Berlin und Hamburg 1949) und das wissenschaftshistorisch wertvolle Werk „Geschichtliche Entwicklung der Bodenbonitierungen und Wesen und Bedeutung der deutschen Bodenschätzung" (Stuttgart 1950). Seit 1923 hatte Rothkegel einen Lehrauftrag an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und später an der Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität Berlin. Seit 1936 fiihrte er den Titel Honorarprofessor. 1952 verlieh ihm die Technische Universität Berlin die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1950, Sp. 1709-1710. - Dr. SACHS: Professor W. Rothkegel 80 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 69,1954, S. 1086. - HERZOG, H.: Professor Dr. Walter Rothkegel gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S. 1418.DRÄGER, H.: Prof. Dr. Rothkegel f. In: Allgemeine Vermessungs-Nachrichten (Berlin) 1960, S. 23. Rudioff, Carl Friedrich, • 28. Dezember 1899 in Voerde (Westfalen), f 16. April 1962 in Velbert (Westfalen) • Nach einer Gärtnerlehre mit anschließender Meisterprüfung studierte er Naturwissenschaften und promovierte 1929 mit einer Dissertation aus dem Gebiet der Genetik an der Universität Jena. In den folgenden fünf Jahren war er Leiter der Abteilung Obstzüchtung am Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark). Hier begründete er die planmäßige wissenschaftliche Obstzüchtung in Deutschland. Von 1934 bis 1945 leitete er als Professor und Direktor die Versuchs- und Forschungsanstah für Wein-, Obst- xmd Gartenbau in Geisenheim. Von 1952 bis zu seinem Tode war er o. Professor für Obst-, Wein- und Gemüsebau an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. RudlofFbeschäftigte sich vor allem mit grundlegenden Fragen der Blühphänologie und den Befhichtungsverhältaissen der Obstbäume. Sein Hauptwerk ist das gemeinsam mit Hugo Schanderl verfaßte Buch „Die Befiuchtungsbiologie der Obstgewächse imd ihre Anwendung in der Praxis" (Stuttgart 1941, 3. Aufl. 1950 = Gnmdlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau H. 64). Seit 1936 hat Rudioff die Schriftenreihe „Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau" (Ulmer-Verlag, Smttgart-Hohenheim) herausgegeben.
Literatur: HAAS, P . - G . DE: Professor Dr. phil. nat. Carl Friedrich Rudioff f. In: Die Gartenbauwissenschaft Bd. 27,1962, S. 99-102. (P. u. W.). Rudorf, Wilhelm, » 30. Juni 1891 in Rotingdorf, Kr. Halle (Westfalen), f 26. März 1969 in Hensching am Ammersee • Sohn eines Landwirts, studierte vor dem 1. Weltkrieg neuere Sprachen in Göttingen und Münster, begann aber 1920 ein Studium der Landwirtschaft in Berlin, das er 1923 mit der Diplomprüfung abschloß. Durch Erwin Baurs genetische Vorlesungen fand er den Weg zur Pflanzenzüchtung. Als Assistent von Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Halle/S. promovierte er 1926 an der dortigen Universität mit der Dissertation „Variationsstatistische Untersuchungen an Sorten und Linien von Hafer" (Kühn-Archiv Bd. 12, 1926, S. 257-323). 1929 habilitierte er sich in Halle mit einer Schrift über Immunitätszüchtung gegen den Streifenrost des Weizens. Von 1929 bis 1933 wirkte Rudorf an der Universität La Plata. Hier beschäftigte er sich besonders mit Fragen des Weizenanbaus. Seine bedeutendste Veröffentlichung aus dieser Zeit ist der Beitrag „Die ökologischen Bedingungen des argentinischen Weizenbaus mit besonderer Berücksichtigimg der Sortenfrage imd der Schaffung einheitlicher Exporttypen" (Kühn-Archiv Bd. 38, 1933, S. 46-83). 1934 folgte Rudorf einem Ruf als o. Professor an die Universität Leipzig. Als Nachfolger von Adolf Zade wurde er Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Hier begann er mit Untersuchungen über den Einfluß von Temperatur und Photoperiode auf die Entwicklung der Kulturpflanzen. Von seinen Publikationen zu diesem Forschungsthema ist besonders hervorzuheben der Beitrag „Über den Begriff der Frühreife bei Sommergetreide und Erbsen und über die lichtperiodische Rückwirkung von Weizen aus verschiedenen geographischen Breiten" (Pflanzenbau Jg. 11, 1934-35, S. 209219). 1936 wiu'de Rudorf als Nachfolger von Erwin Baur zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Züchtungsforschung in Müncheberg ernannt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges hat er mit viel Geschick und Umsicht das in den We267
Rückert sten verlagerte Institut zunächst auf einem Gut in Voldagsen (Kr. Hameln) weitergeführt und ihm 1955 als „Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (Erwin-Baur-Institut)" in KöhiVogelsang eine neue Heimstätte geschaffen. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1961 war er Direktor dieses Instituts. Während seiner Müncheberger Zeit hielt er Vorlesungen über Pflanzenzüchtung an der Universität Berlin, in seiner Voldagsener Zeit an der Universität Göttingen und ab 1956 an der Universität Köln. Rudorfs Forschungsschwerpunkte waren die Resistenzzüchtung, die Entwicklungsphysiologie der Kulturpflanzen und die Genetik entwicklungsphysiologischer Merkmale. Bedeutende Verdienste erwarb er sich als Mitherausgeber des „Handbuches der Pflanzenzüchtung" (Bd. 1-5, Berlin 1941-1950, gemeinsam mit Theodor Roemer; 2. Aufl. Bd. 1-6, 1958-1962, gemeinsam mit Hans Kappert). Ein wertvolles Dokument für die Wissenschaftsgeschichte ist das von ihm herausgegebene Buch „Dreißig Jahre Züchtungsforschung. Zum Gedenken an Erwin Baur 16. 4. 1875 - 2. 12. 1933" (Stuttgart 1959). Literatur: SESSOUS, G.: Wilhelm Rudorf zum 60. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 30,
1951,
S. 165-171.
(F. u. W.) - HOFFMANN,
WALTHER: Wilhelm Rudorf zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für PflanzenzüchUing Bd. 45, 1961, S. 205-211. (P.) - KAPPERT, H.: Nachruf auf Prof Dr.
Wilhelm Rudorf. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchftmg Bd. 62,1969, S. 1-5. (R).
Rückert, Georg Christian Albrecht, * 3. November 1763 in Öhringen (Württemberg), t 1800 • Seit 1784 Hofapotheker in Ingelfmgen, ging 1796 als Direktor einer Sodafabrik nach Österreich. Vermutlich durch Anregungen von dem als „Gips-Mayer" bekannten Kupferzeller Pfarrer J. F. Mayer, mit dem er verwandt war, verfaßte er ein dreibändiges Werk unter dem Titel „Der Feldbau chemisch untersucht lun ihn zu seiner letzten Vollkommenheit zu erheben" (Erlangen Tl. 1 u. 2 1789; Tl. 3 1790). Es gehört zu den besten pflanzenbaulichen Büchern seiner Zeit. Rückert war einer der ersten, der empfahl, die durch die Kulturpflanzen entzogenen Mineralstoffe in Form von Düngemitteln wieder auf die Felder zurückzubringen („Ersetzung des Fehlenden" ebd. T11, S. 38).
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Literatur: WANKMÜLLER: Georg Christian Albrecht Rückert. In: Deutsche Apotheker-Biographie Bd. II (Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie e. V., Neue Folge, Bd. 46) Smttgart 1979, S. 544. Rümker, Kurt von, * 23. Juli 1859 in Heiligenbrunn bei Danzig, f 4. Februar 1940 in Berlin • Sohn eines Rittergutsbesitzers, arbeitete nach dem Abitur mehrere Jahre als Eleve in der landwirtschaftlichen Praxis und studierte dann Landwirtschaft in Bonn, Hohenheim und Halle/Saale. 1888 promovierte er bei Julius Kühn in Halle mit der Dissertation „Die Veredelung der vier wichtigsten Getreidearten des kälteren Klimas". Bereits ein Jahr später erhielt er an der Universität Göttingen die Venia legendi für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Seine beim Verlag Paul Parey erschienene Habilitationsschrift „Anleitung zur Getreidezüchtung auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage" (Berlin 1889) gilt als das erste deutschsprachige Lehrbuch der Pflanzenzüchtung. Von 1889 bis 1892 wirkte Rümker als Privatdozent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Göttingen. Sein Lehr- und Forschungsinteresse galt von Anfang an der Pflanzenzüchtung. Bereits im Sommersemester 1889 hielt er eine einstündige Vorlesung über „Rassenzüchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen". Es war die erste Vorlesung über Pflanzenzüchtung, die je an einer Universität gehalten wurde. Auch praktische Übimgen im Veredeln (Kreuzen) der Getreidearten kündigte Rümker im Vorlesungsverzeichnis an. Durch sein engagiertes Wirken hat er die Pflanzenzüchtung erstmals als Lehr- und Forschimgsgebiet an einer Universität etabliert. Ab dem Wintersemester 1892/93 war Rümker als Dozent an der Universität Halle/S. tätig. Seit 1894 arbeitete er als „wissenschaftlicher Hilfsarbeiter" im Preußischen Ministeriimi für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin. 1895 folgte er einem Ruf als a. o. Professor an die Universität Breslau. Innerhalb weniger Jahre hat er das dort daniederliegende Landwirtschaftsstudium grundlegend reformiert und das Landwirtschaftliche Universitätsinstitut in fachspezifische Einzelinstitute aufgegliedert. Seit 1898 leitete er als Ordinarius das „Institut für
Rfimker Pflanzenproduktionslehre". Der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit lag weiterhin auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung. 1911 gliederte er seinem Institut eine Abteilung für Pflanzenzüchtung an (Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 39, 1912, S. 75-79). 1912 folgte Rümker einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Er übernahm das Ordinariat für Acker- und Pflanzenbau. Unzureichende Geldmittel und fehlende Versuchsflächen beeinträchtigten erheblich seine Forschungsarbeiten. Enttäuscht und entmutigt durch fortlaufende Streitigkeiten mit den staatlichen Behörden reichte er 1919 sein Abschiedsgesuch ein und ließ sich vorzeitig pensionieren. Er pachtete das Rittergut Emersleben bei Halberstadt und betätigte sich als praktischer Pflanzenzüchter. Seit 1931 lebte er wieder in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Salvator-Friedhof in Danzig.
studiert. Seine bedeutendste Reise unternahm er 1909 mit Erich von Tschermak-Seysenegg durch Nordamerika. Der publizierte Reisebericht unter dem Titel „Landwirtschaftliche Studien in Nordamerika mit besonderer Berücksichtigung der Pflanzenzüchtung" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 39, Erg.-Bd. 6, 1910) enthält eine Vielzahl von Anregungen für die Pflanzenzüchter, für die Landwirte und für die Landbauwissenschaftler in Deutschland. Beachtenswert ist auch Rümkers Beitrag „Was können wir von der Saatzucht des Auslandes lernen?" (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 25,1910, S. 47-59). Von seinen späteren Schriften sind vor allem zu nennen „Die staatliche Organisation der Sortenprüfung" (Berlin 1918 = Kriegsaufsätze H. 2) und „Die Leistung in- und ausländischer Getreidezuchten im Lichte der Sortenprüfungen in Deutschland von 19051923" (Beriin 1924).
Kurt von Rümker gilt als Begründer der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung in Deutschland. Erstmals hat er in dem Beitrag „Die Rassenzüchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen als Forschungsgebiet und Lehrgegenstand" (Festschrift zum siebzigsten Geburtstage von Julius Kühn. Berlin 1895, S. 51-77) Inhalt und Methodik dieses sich neu entwickelnden Fachgebietes ausfuhrlich dargestellt. Grundlegende Erkeimtnisse erarbeitete Rümker vor allem durch langjährige Züchtungsversuche mit Raps, Roggen, Weizen und Futterrüben. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei der Züchtungsmethodik. Das gesamte Sortenversuchswesen in Deutschland hat er entscheidend gefordert. Seine Anregungen führten 1905 zur Gründung des „Hochzuchtregisters" der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.
Wie kein anderer Landbauwissenschaftler in Deutschland hat Rümker über Inhalte, Methoden, Strukturen und Ziele der landwirtschaftlichen Fachgebiete nachgedacht und darüber zahlreiche Beiträge mit Reformvorschlägen zur Verbesserung von Lehre und Forschung publiziert. Erste Überiegungen zur Verbesserung des landwirtschaftlichen Hochschulstudiums hat er in der Schrift zusammengefaßt „Die Ausbildung des praktischen Landwirtes. Ein Mahnwort an alle Landwirte und solche, die es werden wollen" (Beriin 1896).
Von den weiteren Veröffenüichungen Rümkers über Pflanzenzüchtung imd Sortenprüfungen sind hervorzuheben der Beitrag „Die systematische Einteilung und Benennung der Getreidesorten für praktische Zwecke" (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 23, 1908, S. 137-160) sowie die beiden Schriften „Methoden der Pflanzenzüchtung in experimenteller Prüfimg" (Berlin 1909) und „Über Organisation der Pflanzenzüchmng" (Berlin 1909). Wiederholt hat Rümker auf längeren Reisen die Pflanzenzüchtung in anderen Ländem
Wegweisend für die weitere Entwicklung des wissenschaftlichen Landbaus in Deutschland wurde eine Denkschrift Rümkers, die dieser 1897 beim Preußischen Kultusministerium einreichte und die er unter dem Titel „Die moderne Landwirtschaftswissenschaft und ihre Vertretung an den Universitäten" fast zeitgleich im „Journal für Landwirtschaft" (Jg. 45, 1897, S. 335-392) veröffentlichte. In dieser Denkschrift forderte Rümker, die bisher noch weitgehend enzyklopädisch orientierte Landwirtschaftswissenschaft in ihre Hauptzweige aufzugliedern, also die allumfassenden landwirtschaftlichen Universitätsinstitute aufzulösen und stattdessen eigenständige Fachinstitute zu errichten. Die entsprechenden Lehrstühle sollten dann mit fachspezifischen Dozenten besetzt werden. An der Universität Breslau konnte Rümker diese 269
Rümker einschneidenden Reformvorschläge erfolgreich verwirklichen. Nach dem 1. Weltkrieg folgten fast alle landwirtschaftlichen Universitätsinstitute in Deutschland diesem „Breslauer Regulativ" imd errichteten gleichfalls eigenständige Institute für ihre wichtigsten Fachgebiete. Von herausragender Bedeutung für alle Agrardisziplinen ist Rümkers Schrift „Landwirtschaft und Wissenschaft. Ein offenes Wort zur Klärung der Lage" (Berlin 1905). Hier hat Rümker unter Heranziehung historischer Beispiele ausführlich seine wissenschaftstheoretische Kemthese begründet „Die Wissenschaft ist nur durch Spezialisierung zu fördern, sonst versiegen die Quellen, aus denen die Praxis schöpfen will und muß" (S. 29). Für Rümker war es eine Selbstverständlichkeit, daß für das Verstehen der Gegenwart und für die Gestaltung der Zukunft einer Wissenschaft die Kenntnis deren Geschichte notwendig ist. Diese Grundüberzeugung dokumentiert er eindringlich auch in seinem Beitrag „Was können wir aus der Geschichte für die Zukunft der Landwirtschaftswissenschaft lernen?" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 54,1905, S. 709-730). Beachtenswert für die Entwicklungsgeschichte und für das Selbstverständnis des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus ist außerdem seine wegweisende Abhandlung „Die Systematik und Methodik der modernen landwirtschaftlichen Pflanzenproduktionslehre" (Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 60,1911, S. 409-421). Im Auftrag des Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten veröffentlichte Rümker mehrere umfangreiche Jahresberichte über das landwirtschaftliche Versuchswesen und über die Tätigkeit der landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Preußen (Landwirtschaftliche Jahrbücher 1893-1897, Ergänzungsbände). In späteren Veröffentlichungen hat er die Konzeption der Versuchsstationen teilweise kritisch betrachtet und deren Aufgaben neu definiert u. a. in dem publizierten Vortrag „Über die Bedeutung der landwirtschaftlichen Versuchsstationen und speciell über den Wert und die Organisation von Versuchswirtschaften in historischer Beleuchtung" (Journal für Landwirtschaft Jg. 48, 1900, S. 179-203), in der Schrift „Das landwirtschaftliche Versuchs- und Unterrichtswesen in den Vereinigten Staaten von 270
Nordamerika und in Preußen" (Berlin 1911) und in dem Beitrag „Das landwirtschaftliche Versuchs- und Bildungswesen" (Journal für Landwirtschaft Jg. 62,1914, S. 97-114). Rümkers bedeutendste Veröffentlichungen auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus sind seine praxisorientierten Beiträge über „Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau". Sie erschienen zunächst als Einzelhefte in vielen Auflagen, später unter gleichem Titel in einer Gesamtausgabe als Buch (Beriin 1909, 2. Aufl. 1914, 3. Aufl. 1921). Rümker gehörte zu den Wissenschaftlern, die versuchten, das seinerzeit im Pflanzenbau noch bestehende Übergewicht agrikulturchemischer Denk- und Handlungsweisen zurückzudrängen und stattdessen stärker physikalische und biologische Aspekte zu berücksichtigen. Auch über agrarpolitische Fragen hat Rümker zahlreiche Beiträge veröffentlicht. Aus der Sicht des Pflanzenbaus sind folgende Schriften hervorzuheben: „Die Ernährung unseres Volkes aus eigener Produktion" (Beriin 1912), „Die Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten 25 Jahren. Rede zur Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät des Kaisers und Königs, gehalten in der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin am 14. Jimi 1913" (Beriin 1913), „Die deutsche Landwirtschaft. Ihre Bedeutung und Stellung im In- imd Auslande" (Beriin 1914) und „Landwirtschaftliche Aufgaben nach dem Kriege und die Gründung der Preußischen Forschungsgesellschaft für Landwirtschaft" (Beriin 1918 = Kriegsaufsätze H. 5). Rümker war Begründer und Herausgeber der „Mitteilimgen der Landwirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau", in denen er selbst zahlreiche Beiträge publiziert hat. Von 1899 bis 1916 sind sieben Bände mit umfangreichen Einzelheften erschienen. Mitbeteiligt war Rümker an der Herausgabe der „Zeitschrift für Pflanzenzüchtung" (Bd. 1-23, 19131941). Ein wertvolles Dokument für die Wissenschaftsgeschichte sind Rümkers Lebenserinnerungen, die unter dem Titel „Mein Leben" (Bd. 1-3, Berlin 1937) leider nur in maschinenschriftlicher Fassung vorliegen. Während seiner Tätigkeit in Breslau erhielt Rümker ehrenvolle Rufe an die Universitäten
Rüge Königsberg, Leipzig, Jena und Bonn, die er aber alle ablehnte. 1919 verlieh ihm die Hochschule für Bodenkultur Wien die Würde eines Ehrendoktors. 1929, anläßlich seines 70. Geburtstages, wurde er Ehrendoktor der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft verlieh ihm die Silbervergoldete Max Eyth-Denkmünze. Außerdem erhielt er eine umfangreiche Festschrift (Forschungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaus und der Pflanzenzüchtung. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Kurt von Rümker. Gewidmet von Fachgenossen, Freunden und Schülern des Jubilars. Berlin 1929). Kurt von Rümker gehört zu den bedeutendsten Landbauwissenschaftlem, die an deutschen Universitäten gelehrt und geforscht haben. Literatur: KÜHLE, L. und CLAUS, E.: Geh. Regierungsrat Professor Dr. phil. Dr. h. c. Kurt von Rümker. Sein Leben und Wirken. In: Beiträge zur Pflanzenzucht H. 10, 1929, S.4-30. (P.u.W.) - KIESSLING, L.: K. von Rümker und die deutsche PflanzenzüchUing. In: Forschungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaus und der Pflanzenzüchtung. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Kurt von Rümker. Berlin 1929, S. 1-9. (P u. W.) - APPEL, OTTO: Kurt von Rümker zum 70. Geburtstage. In: Der Züchter Jg. 1, 1929, S. 126-128. (P.) - OPITZ, K : Kurt v. Rümker 80 Jahre alt. In: Der Forschungsdienst Bd. 8, 1939, S. M . (R) - OPITZ, K : Geheimrat von Rümker f . In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 67, 1940, S . 56. (R) - SESSOUS, G.: Kurt von Rümker T- In: Der Züchter Jg. 12, 1940, S. 78. TSCHERMAK-SEYSENEGG, E . V.: Geheimrat Prof. Dr. Dr. h. c. Kurt von Rümker f. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 23, 1941, S . 685-686. - SESSOUS, GEORGE: Begründer der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung. Zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Kurt von Rümker. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 82, 1959, S.308. (R) - BOGUSLAWSKI, E . VON: Zum 100. Geburtstag von Kurt von Rümker. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74,1959, S. 942-943. (P) BÖHM, WOLFGANG: Kurt von Rümker als Privatdozent an der Universität Göttingen (1889-1892). Der Beginn der wissenschaftlichen Pflanzenzüchtung in Deutschland. In: Göttinger Jahrbuch Bd. 32,1984,S. 235-242. (P) - KLEMM, VOLKER: Kurt von Rümker (23. 7. 1859 - 4. 2. 1940). In: Von Thaer bis Mitscherlich. Kurzbiographien bedeutender Berliner Agrarwissenschaftler. Beiträge zur Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin Nr. 16,1987, S. 2228 u. 79. (W.) - BÖHM, WOLFGANG: Strukmren, Me-
thoden und Ziele in der Landbauwissenschaft. Zur Erinnerung an den 50. Todestag Kurt von Rümkers. In: Berichte über Landwirtschaft Bd. 68, 1990, S. 101-113. (W.) - BÖHM, WOLFGANG: Kurt von Rümker als Wissenschaftshistoriker. In: Entwicklungstendenzen in der agrargeschichtlichen Lehre und Forschung. Ehrensymposium anläßlich der Verabschiedung von Prof Dr. habil. Volker Klemm in Berlin am 30. Juni 1995. Berlin 1995, S. 33-38.
Rümpler, Alwin, * 18. September 1844 in Groß-Wenden, Kr. Nordhausen, f 18. Dezember 1907 in Breslau • Studierte Chemie an der Universität Berlin, arbeitete zwischenzeitlich als Betriebsleiter in einer Düngemittelfabrik und promovierte 1873 an der Universität Jena. Von 1879 bis 1897 war er Direktor mehrerer Zuckerfabriken. Dxu-ch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen und durch bedeutende Fachbücher erwarb er sich in Kreisen der Zuckerindustrie hohes Ansehen. Hervorzuheben sind seine Bücher „Die Nichtzuckerstoffe der Rüben in ihren Beziehungen zur Zuckerfabrikation" (Braimschweig 1898) und sein „Ausfuhrliches Handbuch der Zuckerfabrikation" (Braunschweig 1906). Beachtenswert aus pflanzenbaulicher Sicht ist vor allem Rümplers Buch „Die käuflichen Düngestoffe, ihre Zusammensetzung, Gewinnung und Anwendung" (Berlin 1875 = Thaer-BibliothekBd. 5; 2. Aufl. 1879,3. Aufl. 1889,4. Aufl. 1897,5. Aufl. bearbeitet von Rudolf Woy 1911, 6. Aufl. bearbeitet von Diedrich Meyer 1926). Literatur: WoY, RUDOLF: Nachruf auf Dr. phil. Alwin Rümpler. In: Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft filr vaterländische Cultur Bd. 85 filr das Jahr 1907 (1908), Abt. Nekrologe, S. 36-38. (W).
Rüge, Ulrich, • 29. Dezember 1912 in Friedrichshof bei Prenzlau (Ukermark), f 19. Oktober 1994 m Hamburg • Studierte Naturwissenschaften an den Universitäten Rostock, Freiburg/Br. und zuletzt in Greifswald, wo er 1937 promoviert wurde mit der Dissertation „Untersuchungen über den Einfluß des Hetero-Auxins auf das Streckungswachstum des Hypokotyls von Helianthus annuus". Nach der Habilitation im Jahre 1940 arbeitete er bis 1945 als Assistent am Botanischen Institut der Universität Greifswald. 1948 folgte er dem Ruf auf das Ordinariat für Botanik der Hochschule für Gartenbau und 271
Ruhland Landeskultur in Hannover (heute Fakultät für Gartenbau und Landeskultur der Technischen Universität Hannover). Von 1960 bis 1978 war er Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Botanik der Universität Hamburg und gleichzeitig Direktor des Staatsinstituts für Angewandte Botanik in Hamburg. Ruges Forschungsgebiet war die Entwicklungsphysiologie der Pflanzen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehörten Untersuchungen über die Wuchsstoff- und Keimungsphysiologie, über den Lichtbedarf der Pflanzen und über die Ursachen der Erkrankung von Straßenbäumen. Als Lehrbuchautor ist er hervorgetreten mit den Werken „Übungen zur Wachstums- und Entwicklungsphysiologie der Pflanze" (Berlin und Göttingen 1943, 2. Aufl. 1947, 3. Aufl. 1951) und „Angewandte Pflanzenphysiologie als Grundlage für den Gartenbau" (Stuttgart 1966). Außerdem hat er das Buch „Gärtnerische Samenkunde" (Berlin und Hamburg 1966) herausgegeben. Literatur: WEIHE, K. VON: Professor Dr. U. Rüge zum 65. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Fors c h u n g B d . 31, 1978, S. 119-121. (P.) -
HOHMANN,
BERTHOLD: In memoriam Ulrich Rüge 29.12.191219. 10. 1994. In: Journal of Applied Botany (Angewandte Botanik) Bd. 69,1995, vor S. 91. (R).
Ruhland, Wilhelm, * 7. August 1878 in Schleswig, 15. Januar 1960 aufschloß Unterdeufstetten bei Crailsheim (Württemberg) • Sohn eines Regierungsrates, studierte Botanik an der Universität Berlin, an der er 1899 promovierte und sich 1903 habilitierte. Nach mehijähriger Tätigkeit an der Biologischen Reichsanstalt für Landund Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem lehrte er seit 1911 als Professor für Botanik an den Universitäten Halle/S., Tübingen, Leipzig und Erlangen. Sein Lebenswerk krönte Ruhland mit der Herausgabe eines großen „Handbuches der Pflanzenphysiologie" (18 Bde., Berlin - Göttingen Heidelberg, 1955-1967). Er selbst betreute 13 Bände dieser einzigartigen Enzyklopädie. Bedeutsam für den Pflanzenbau ist vor allem der von O. Stocker redigierte Band 3 (1956) über „Pflanze und Wasser" sowie der von G. Michael redigierte Band 4 (1958) über „Die mineralische Ernährung der Pflanze". Der letztgenannte Band enthält u. a. einen Beitrag von K. Scharrer über 272
„Die Bedeutung der Mineralstoffe für den Pflanzenbau: Historisches" (S. 851-866) und eine umfassende Darstellung von E. von Boguslawski über „Das Ertragsgesetz" (S. 943-976). Literatur: ULLRICH, H.: Wilhelm Ruhland zum Gedenken. In: Handbuch der Pflanzenphysiologie Bd. 12, Tl. 1, Berlin - Göttingen - Heidelberg 1960, S. III-XXXII. (R u. W.) - BRAUNER, LEO: Wilhelm Ruhland. Nachruf In: Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1961, S. 173-178.
(F.). Rusch, Hans Peter, » 28. November 1906 in Goldap (Ostpreußen), f 17. August 1977 in La Croix-Valmer (Südfrankreich) • Sohn eines Landarztes, studierte Medizin in Gießen und arbeitete von 1932 bis zimi Beginn des 2. Weltkrieges als Gynäkologe an der dortigen Universitätsklinik. Während dieser Zeit promovierte er und erhielt die Venia legendi für Frauenleiden und Geburtshilfe. Nach 1945 eröffnete er eine Arztpraxis in Frankfurt/M. und arbeitete mit dem Bakteriologen A. Becker an der Entwicklung bakteriologischer Heilmittel. Ruschs neues Forschungsgebiet wurde die Mikrobiologie. Mit Hans Müller, der in der Schweiz organisch-biologischen Landbau praktizierte, kam es zu einer engen Zusammenarbeit. Rusch erforschte die wissenschaftlichen Grundlagen dieser Landbaumethode und entwickelte ein Testverfahren zur biologischen Bodenprüfung (Rusch-Test). In mehreren Publikationen hat Rusch seine Grundgedanken von einem ganzheitlich-biologischen Denken zusammengefaßt u. a. in dem Buch „Naturwissenschaft von morgen. Vorlesungen über Erhaltung und Kreislauf lebendiger Substanz" (Küsnacht-Zürich 1955, 2. Aufl. München 1964). Ruschs Hauptwerk ist das Buch „Bodenfhichtbarkeit. Eine Studie biologischen Denkens" (Heidelberg 1968, 2. Aufl. 1974, 3. Aufl. 1978, 4. Aufl. 1980, 5. Aufl. 1985, 6. Aufl. 1991). Es gilt als das bedeutendste Werk des organisch-biologischen Landbaus. Literatur:
MOMMSEN, HELMUT: In memoriam Doz.
Dr. med. habil. Hans Peter Rusch. In: MikroÖkologie u n d T h e r a p i e B d . 7, 1977, S. 3 6 - 3 8 . (P.) -
SIMON,
BERNHARD: Zur Geschichte des organisch-biologischen Landbaus nach Müller-Rusch. In: Zeitschrift für Agiargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 39, 1991,
S. 6 9 - 9 0 .
(P.) -
SIMON, BERNHARD:
Orga-
nisch-biologisch: Zur Geschichte des Landbaus nach
Sachs Müller-Rusch. In: Ökologie und Landbau Jg. 23, 1995, H. 95, S. 15-18. (R).
Saalbach, Eberhart, * 26. April 1924 in Großenhain (Sachsen), f 29. Januar 1987 in Dülmen (Westfalen) • Studierte seit 1947 Landwirtschaft an der Universität Kiel und promovierte dort 1953 mit der Dissertation „Die Beeinflussung des Wachstums landwirtschaftlicher Nutzpflanzen durch Thymohydrochinon als Modellsubstanz der Vorstufen von Huminsäuren". Anschließend arbeitete er mehrere Jahre als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Biochemie des Bodens der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode. Seit 1958 leitete er als Direktor den Hanninghof bei Dülmen, das landwirtschaftliche Forschungsinstimt der Ruhr-Stickstoff AG. Einen Überblick über die dort durchgeführten Forschungsaufgaben gibt er in dem Beitrag „Landwirtschaftliche Forschung Hanninghof (Der Kartoffelbau Jg. 24, 1973, S. 174-176). Von den zahlreichen Veröffentlichungen Saalbachs sind hervorzuheben: „Möglichkeiten und Grenzen einer optimalen bzw. maximalen Stickstoffdüngung" (Die Bodenkultur Bd. 19, 1968, S. 91-111), „Schwefel als Pflanzennährstoff" (Landwirtschaftliche Schriftenreihe Boden und Pflanze der Ruhr-Stickstoff" Aktiengesellschaft BochumH. 14,1970,S. 11-44) und „Die Bedeutung der in der Atmosphäre enthaltenen Schwefelverbindungen für die Schwefelversorgung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen" (Angewandte Botanik Bd. 58, 1984, S. 147-156). Literatur: Mitteilungen des Verbandes Deutscher Landwirtschafllicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) H. 1,1987, S. 9. Sachs, Julius, » 2. Oktober 1832 in Breslau, 129. Mai 1897 in Würzburg • Sohn eines Graveurs, wurde im Alter von 17 Jahren Vollwaise, wollte zunächst Seemann werden, erhielt dann eine Anstellung als Privatassistent und wissenschaftlicher Zeichner bei dem Physiologen J. E. Purkinje und studierte an der Universität Prag. Er besuchte botanische Lehrveranstaltungen,
hörte aber auch Vorlesungen über Zoologie, Physik und Mathematik. Bereits während des Studiums veröffentlichte er mehrere wissenschaftliche Beiträge in botanischen Zeitschriften. 1856 promovierte er an der Universität Prag. Eine gedruckte Dissertation liegt nicht vor. 1857 erhielt er die Venia legendi für das Fachgebiet Pflanzenphysiologie. Im Zusammenhang mit Untersuchungen über die Seitenwurzelbildung hat Sachs 1857 die Methode der Wasserkultur wiederentdeckt. Die Anzucht von Landpflanzen in Brunnen- oder Flußwasser ist zwar bereits im 18. Jahrhundert erfolgreich praktiziert worden, doch die Methode war in Vergessenheit geraten. Erst mit der Veröffentlichung von Sachs „Über die gesetzmässige Stellung der Nebenwurzehi der ersten und zweiten Ordnung bei verschiedenen Dicotyledonen-Gattungen" (Sitzungsberichte der Kaiseriichen Academie der Wissenschaften zu Wien. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe Bd. 26, Jg. 1857 (1858), S. 331-344) erregte sie das Interesse der Wissenschaftler. Julius Adolph Stöckhardt, Professor für Agrikulturchemie in Tharandt, erkannte sofort den hohen Wert dieser Methode für die agrikulturchemische Forschung. Er machte Sachs das Angebot, die Wasserkultur-Versuche in seinem Laboratorium fortzusetzen. Von März 1859 bis Februar 1861 war Sachs als „physiologischer Assistent" bei Stöckhardt in der landwirtschaftlichen Abteilung der Tharandter Akademie tätig. In einer Vielzahl von Experimenten hat er die Methode der Wasserkultur verbessert und über das Wurzelwachstum und die Nährstoffaufhahme einiger Kulturpflanzen neue Erkenntnisse gewinnen können. Mehrere Berichte über seine Tharandter Forschungsergebnisse veröffentlichte er in der Zeitschrift „Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen" (Bd. 1-3,1859-1861). Beachtenswert ist besonders der Beitrag über „Wurzel-Studien" (Bd. 2, 1860, S. 1-31). Kurz vor Beginn seiner Tätigkeit in Tharandt hatte Sachs im Auftrag Stöckhardts eine Denkschrift verfaßt „Über den Nutzen der Pflanzenphysiologie für agriculturchemische Anstalten". Unter dem Titel „Wie ist ein engeres Zusammenwirken der Pflanzen-Physiologie mit der Agriculturchemie zu erzielen?" wurde sie in Stöck273
Sack hardts Zeitschrift „Der Chemische Ackersmann" (Jg. 5, 1859, S. 65-80) veröffentlicht. Wissenschaftshistorisch ist diese Denkschrift ein wichtiges Dokument. Sachs erhob die Forderung, der Agrikulturchemie gleichberechtigt eine Agrikulturphysiologie an die Seite zu stellen. Nur in Zusammenarbeit mit Physiologen könnten die Chemiker die wissenschaftlichen Probleme des Landbaus lösen. Mit seinen klaren Vorschlägen, welche Forschungsfi'agen die zukünftigen Agrikulturphysiologen bearbeiten sollten, gih Sachs als der eigentliche Begründer der physiologischen Arbeitsrichtung in der Pflanzenbauwissenschaft. Im Frühjahr 1861 folgte Sachs einem Ruf als Professor fiir Botanik an die Landwirtschaftliche Akademie Poppelsdorf. Hier schrieb er ein „Handbuch der Experimental-Physiologie der Pflanzen" (Leipzig 1865), das ihm breite Anerkennung in der Gelehrtenwelt verschaffte. Im Frühjahr 1867 ging er für drei Semester an die Universität Freiburg. 1868 übernahm er als Ordinarius den Lehrstuhl für Botanik an der Universität Würzburg. Hier wirkte er fast dreißig Jahre lang bis zu seinem Tode. In Würzburg schrieb Sachs ein „Lehrbuch der Botanik. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft" (Leipzig 1868, 4. Aufl. 1874) und veröffentlichte das umfangreiche Werk „Vorlesimgen über Pflanzen-Physiologie" (Leipzig 1882, 2. Aufl. 1887). In den von ihm herausgegebenen „Arbeiten des Botanischen Instituts in Würzburg" ist sein Beitrag „Ueber das Wachsthum der Haupt- und Nebenwurzeln" (Bd. 1,1874, S. 385-474 u. 584-634) besonders hervorzuheben. Hier beschreibt er erstmals eine Methode, das Wurzelwachstum direkt im Boden hinter Glasscheiben zu beobachten. Er konstruierte fiir diesen Zweck Zinkkästen mit geneigten Glasplatten. In den folgenden Jahrzehnten ist mit dieser Glaswandmethode (Abb. ebd. S. 387) wiederholt die Wurzelentwicklung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen untersucht worden. Zu den wichtigsten Buchveröffentlichungen von Sachs gehört auch eine „Geschichte der Botanik vom 16. Jahrhundert bis 1860" (München 1875, Reprint-Ausgabe: New York, London u. Hildesheim 1965). Sachs war einer der bedeutendsten Botaniker des 19. Jahrhunderts. Viele seiner Schüler ge274
langten zu hohem wissenschaftlichen Ansehen. Zu ihnen gehört auch Otto Appel, der spätere Direktor der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin. Sachs hat mehrere ehrenvolle Berufiingen an andere Universitäten abgelehnt. 1877 vrarde er zum Geheimen Hofrat ernannt und in den Adelsstand erhoben. Literatur: HAUPTFLEISCH, PAUL: Gedächtnisrede auf Prof. Julius v. Sachs. In: Verhandlungen der Physik.Med. Gesellschaft zu Würzburg N. F. Bd. 31, 1897, S. 425-465. (F. u. W . ) - WUNSCHMANN, E.: Julius von Sachs, Botaniker. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 53, 1907, S. 682-685. - PRINOSHEIM, ERNST G.: Julius Sachs der Begründer der neueren Pflanzenphysiologie 1832-1897. Jena 1932. (P u. W.) - ULLRICH, HERMANN: Julius Sachs als Pflanzenphysiologe in seiner Bedeutung für Samenkunde und Saatgutprüfung. In: Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 24,1970, S. 36-40. - ULLRICH, HERMANN: Julius von Sachs 1832-1897.In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 81-86. ( P . ) - WEILINO, FRANZ: Julius Ferdinand Gustav Sachs. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H. 11/12,1984, S. 589-594. (W.) - WEILINO, FRANZ: Julius Sachs (1832-1897). Begründer der modernen Pflanzenphysiologie. Sein Wirken in Bonn 1861 -1867. In: Bonner Geschichtsblätter Bd. 35, 1984, S. 137-177. (P.) Julius Sachs und die Pflanzenphysiologie heute. Festschrift zum 150. Geburtstag des Würzburger Botanikers und Pflanzenphysiologen. Herausgegeben von H. Gimmler. Sonderband der Berichte der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzbiug. Würzburg 1984. (P. u. W.).
Sack, Rudolph, • 7. Dezember 1824 in KleinSchkorlopp bei Lützen, f 24. Juni 1900 in Leipzig-Plagwitz • Sohn eines Kleinbauern, war zunächst auf dem elterlichen Hof, dann als Verwalter auf verschiedenen Gütern tätig. 1848 kehrte er in das Elternhaus zurück. Hier studierte er eifrig die landwirtschaftliche und ingenieurtechnische Literatur. Gleichzeitig betätigte er sich als erfolgreicher Pflugkonstrukteur. 1867 errichtete er in Leipzig-Plagwitz eine eigene Fabrik. Innerhalb weniger Jahre machte er daraus eine Weltfirma. 1878 wurde der hunderttausendste, 1904 der millionste und 1911 der zweimillionste Pflug ausgeliefert.
Salm-Horstmar Sack konstruierte auch andere landwirtschaftliche Geräte und Landmaschinen, die er vor Beginn der Serienproduktion auf einem Versuchsgut mit wissenschaftlichen Methoden erprobte. Auf diesem Gut führte er auch DrainageVersuche durch mit dem Ziel, die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig zu verbessem. Ausftihrlich hat er darüber berichtet in seiner Schrift „Vorschläge zur Reform des Ackerbaues. Auf Grund angestellter Versuche unterbreitet" (Plagwitz 1889). Literatur: DITTRICH, ERICH: Rudolph Sack. In: Sächsische Lebensbilder Bd. 3, 1941, S. 268-281. (P.) SPEISER, HEINZ: Rudolph Sack (1824-1900). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 206219. (R u. W.).
Sadebeck, Richard, * 20. Mai 1839 in Breslau, t u . Februar 1905 in Meran • Begründer des Botanischen Museums in Hamburg, dem er von 1876 bis 1901 als Direktor vorstand. Gleichzeitig war er Leiter des Botanischen Laboratoriums fiir Warenkunde in Hamburg. Er publizierte mehrere Abhandlungen über tropische Kulturpflanzen. Sein bedeutendstes Werk ist das Buch „Die Kulturgewächse der deutschen Kolonien und ihre Erzeugnisse. Für Studierende und Lehrer der Naturwissenschaften, Plantagenbesitzer, Kaufleute und alle Freunde kolonialer Bestrebungen. Nach dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse bearbeitet" (Jena 1899). Literatur: Geographen-Kalender Jg. 4, 1906/07, Gotha 1906, S. 241. (W.) - ESDORN, ILSE: Prof. Dr. Richard Sadebeck (1839-1905). In: Jahresbericht des Instituts für Angewandte Botanik der Universität Hamburg Jg. 93/94 für die Jahre 1975 und 1976. Hamburg 1978, S. 159-173. (W.).
Salfeld, August, » 23. Januar 1835 in Osterholz bei Hannover, f 29. Dezember 1904 in Lingen • Nach über zehnjähriger Tätigkeit als Verwalter größerer Gutsbetriebe im Raum Hildesheim und Lüneburg studierte er Naturwissenschaften an der Universität Göttingen. 1869 erhiek er eine Anstellung als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Lehranstah Hildesheim. Mit einer überarbeiteten Fassung seiner vom Zentralausschuß der Landwirtschafts-Gesellschaft zu Celle preisgekrönten Schrift über die Kultivierung der Lüneburger Heide (Joxmial fiir Landwirthschaft N.
F. Bd. 6 (Jg. 9), 1861, S. 229-244) erwarb er 1870 an der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen die Doktorwürde. Die als Dissertation anerkannte Abhandlung erschien als Buch unter dem Titel „Die Kultur der Haidflächen Nord-West-Deutschlands" (Hildesheim 1870, 3. Ausgabe 1882). Nach seiner Promotion war Salfeld sechs Jahre lang als Direktor einer Ackerbauschule in Siebenbürgen tätig. 1877 erhielt er eine Anstellung an der Moor-Versuchsstation in Bremen. Er war verantwortlich für das Feldversuchswesen. 1884 wurde er Vorsteher der neueingerichteten „EmsAbteilung der Moor-Versuchsstation". Fast 28 Jahre lang hat er durch seine engagierte Versuchs- imd Beratertätigkeit die Entwicklimg der nordwestdeutschen Hochmoorkultur entscheidend gefördert. 1887, ein Jahr nach Hellriegels Entdeckung von der Funktion der Knöllchenbakterien, konnte Salfeld nachweisen, daß Leguminosen auch ohne Stickstoffdüngung auf Hochmoorboden wachsen, wenn diesem Boden vorher ,4iülsenfhichtfähige Ackererde" zugefügt wurde. Seine erfolgreichen Versuche mit dieser „Boden-Impfüng" hat er ausführlich beschrieben in dem Buch „Die Boden-Impfung zu den Pflanzen mit Schmetterlingsblüten im landwirtschaftlichen Betriebe" (Bremen 1896). Beachtenswert von seinen weiteren Veröffentlichungen ist die Schrift „Wiesen- und Ackerwirtschaft auf Hochmoor und abgetorftem Hochmoor" (Hannover 1903=Arbeiten der Landwütschaftskammer für die Provinz Haimover H. 4). Literatur: FLEISCHER, M.: Dr. August Salfeld. In: Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche Jg. 23, 1905, S. 17-19. - BADEN, W . U. a.: Mitteilungen über die Arbeiten der Moor-Versuchsstation in Bremen. 7. Bericht = Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Anstalt. Bremen 1952, S. 26-28. (R).
Salm-Horstmar, Wilhelm Friedrich K. A., Fürst und Rheingraf zu, * 11. März 1799 in Coesfeld (Westfalen), 127. März 1865 in Coesfeld (Westfalen) • Er beschäftigte sich mit physikalischen und agrikulturchemischen Untersuchungen und hat zahkeiche Abhandlungen in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Bei seinen Gefäßversuchen zur Ermittlung der Nährstoffaufhahme der Pflanzen benutzte er 275
Salzmann verschiedene indifferente Substrate, u. a. aus Kandiszucker hergestellte Kohle. Seine bedeutendste Schrift erschien unter dem Titel: „Versuche und Resultate über die Nahrung der Pflanzen" (Braunschweig 1856). Literatur: Wilhelm Friedrich Karl August Salm, Fürst und Rheingraf zu Salm-Horstmar. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 30,1890, S. 255. Salzmann, Rudolf, * 2. Januar 1912 in Bern, t 30. März 1992 in Zürich • Studierte Landwirtschaft an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und erwarb 1933 das Diplom als Ingenieur-Agronom. Anschließend war er sieben Jahre lang als Assistent bei Albert Volkart am Institut für Pflanzenbau der ETH Zürich tätig. Während dieser Zeit entstand seine Dissertation „Die Antropochoren der schweizerischen Kleegraswirtschaft, die Abhängigkeit ihrer Verbreitung von der Wasserstoff ionenkonzentration und der Dispersität des Bodens mit Beiträgen zu ihrer Keimungsbiologie", mit der er 1939 an der ETH Zürich den Doktorgrad erwarb. Seit 1941 arbeitete er als Pflanzenbau-Experte an der Eidgenössischen Agrikultiu-chemischen Anstalt (heute Forschungsanstalt) Liebefeld-Bem. 1944 übernahm Salzmann die Leitung der Sektion Kartoffelbau an der Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt ZürichOeriikon. Von 1951 bis 1977 war er Direktor dieser Versuchsanstah. Seine bedeutendste Veröffentlichung ist das Buch „Die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel und ihre Bekämpftmg" (Bern 1950; 2. Aufl. unter dem Titel „Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel", gemeinsam mit E. R. Keller, Zollikofen 1969). Salzmann war von 1963 bis 1966 Präsident der Europäischen Gesellschaft für Kartoffelforschung. Große Verdienste erwarb er sich auch auf dem Gebiet der Saatgutanerkennung. Literatur: KOBLET, R.: Zum 60. Geburtstag von Dr. Rudolf Salzmann. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 49, 1971, S. 393-395. (F.) - Schweizerisches Lexikon in sechs Bänden Bd. 5, Luzem 1993, S. 489-490. Sauerlandt, Walter, * 24. September 1899 in Flurstedt (Thüringen), t 26. August 1982 in Kassel • Studierte Chemie und promovierte 1929 in Leipzig bei dem Bodenbakteriologen F. Löhnis mit einer Arbeit über Bildung und Zer276
setzung von Humus. Nach dreijähriger Tätigkeit am Landwirtschaftlichen Institut der Technischen Hochschule in Danzig, wo er die landwirtschaftliche Diplomprüfung ablegte, war er von 1932 bis 1935 als Assistent im Institut für Pflanzenbau bei E. A. Mitscherlich in Königsberg tätig. Während dieser Zeit habilitierte er sich mit einer Arbeit über die pflanzenphysiologische Bewertung der Phosphorsäure in wirtschaftseigenen Düngemitteln. 1935 wechselte er an das Institut für Bodenkunde und Pflanzenemährung der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten nach LandsbergAVarthe, wo er die Abteilung für Versuchswesen leitete. 1938 wurde er als Professor an die Reichsforschimgsanstalt für alpine Landwirtschaft nach Säusenstein (Österreich) berufen. Von 1948 bis 1964 leitete Saueriandt das neugegründete Institut für Humuswirtschaft an der Forschimgsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig. In den ersten Jahren beschäftigte er sich hier besonders mit Fragen der effektiven Nutzung wirtschaftseigener Dünger. Den Landwirten gab er praktische Anleitungen mit seiner Schrift „Grundlagen der Bodenfhichtbarkeit. Humusdüngung und Bodengare" (Lüneburg 1948) sowie mit der von ihm völlig neubearbeiteten, sechsten Auflage des Buches von Karl Beinert „Der wirtschaftseigene Dünger, seine Gewinnung, Behandlung und Verwertung" (Berlin 1951). Die wesentlichen Ergebnisse seiner langjährigen Hiunusforschung hat Sauerlandt gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Cord Tietjen in dem Buch „Humuswirtschaft des Ackerbaues" (Frankfurt/Main 1970) veröffentlicht. Wie in vielen seinen Schriften hat er auch hier historische Fragen mitbehandelt und in einem einleitenden Kapitel ausführlich die Entwicklung der Humusdüngung im Wandel der Zeit dargestellt. Von seinen biographischen Beiträgen ist die Würdigung des Lebenswerkes von E. A. Mitscheriich (Landwirtschaftliche Forschung Bd. 9, 1956, S. 75-89) hervorzuheben. Literatur: Walter Sauerlandt 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 7 9 , 1 9 6 4 , S. 1334. - GRAFF, O . u n d TIETJEN, C.:
Professor Dr. W. Sauerlandt t- In: Landbauforschung Völkenrode Jg. 33,1983, S. 55-56. (R).
Schanderl Saussure, Theodore de, • 14. Oktober 1767 in Genf, t 18. April 1845 in Genf • Bedeutender Naturforscher, wirkte von 1802 bis 1835 als Professor für Mineralogie und Geologie in Genf und beschäftigte sich auch mit pflanzenphysiologischen Experimenten. Er war der erste, der mit quantitativen Methoden die Kohlendioxidassimilation der grünen Pflanzen überprüfte. Dabei konnte er die Prinzipien dieses Vorgangs weitgehend aufklären. Er stellte fest, daß das Atmen von Sauerstoff und die Assimilation von Kohlendioxid für die Pflanzen lebensnotwendige Prozesse sind und zum Aufbau organischer Pflanzenmasse auch Wasser gehört. Außerdem folgerte er aus Analysen von Pflanzenaschen, daß sich die Pflanzen nur dann normal entwikkeln, wenn sie genügend Aschenbestandteile aufnehmen können. Schließlich fand er heraus, daß die Pflanzen nicht in der Lage sind, den Luftstickstoff zu assimilieren, sondern ihn in anderer Weise mit ihren Wurzeln aus dem Boden aufnehmen müssen. Diese für die Pflanzenphysiologie und für die Pflanzenemährung grundlegenden Erkenntnisse veröffentlichte Saussure in dem Buch „Recherches chimiques sur la Vegetation" (Paris 1804). Bereits im folgenden Jahr erschien eine deutschsprachige Übersetzung unter dem Titel „Chemische Untersuchungen über die Vegetation" (Leipzig 1805) und später auch eine Neuübersetzung in der Reihe „Ostwalds BQassiker der exakten Naturwissenschaften" (Leipzig 1890).
Schafihit arbeitete vor allem über die Wechselbeziehungen zwischen Kulturpflanzen, ihren Parasiten und der Umwelt, sowie über pflanzliche Viruskrankheiten. Für die Geschichte aller Agrardisziplinen beachtenswert ist sein Buch „Die landwirtschaftlichen Verhältnisse Rumäniens" (Hannover 1921), in dem er u. a. die damals in Rumänien üblichen pflanzenbaulichen Anbautechniken beschreibt. Seine persönlichen Erinnerungen „Erlebtes, Erstrebtes und Erreichtes" (Bonn 1957) sind ein wichtiges Dokument sowohl für die Geschichte der Phytomedizin als auch für die Geschichte der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Literatur:
BöNiNG, K.: Professor Dr. Schaffhit 75
Jahre. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 5, 1953, S. 31-32. (F.) - BRAUN, HANS: Geschichte der Phytomedizin in Bonn. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 143-147.
HENRICH, F.: Nicolas Theodore de Saussure. In: Handwörterbuch der Naturwissenschaften. 2. Aufl., Bd. 8, Jena 1933, S. 996-997.
Schanderl, Hugo, • 22. Februar 1901 in München, 110. Februar 1975 in Geisenheim • Studierte Naturwissenschaften, ging 1924 als Farmer nach Brasilien, kehrte 1927 nach Deutschland zurück und promovierte 1930 mit einer vegetationskundlichen Dissertation an der Universität Würzburg. Anschließend arbeitete er am Institut für Klimaforschung in Trier imd seit 1932 als Assistent an der Versuchs- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim. Von 1937 bis 1966 leitete er als Professor das Botanische Institut dieser Versuchs- und Forschimgsanstalt.
Schaffhit, Emst, * 10. Januar 1878 in Messel, t 29. August 1964 in Neckargemünd • Phytomediziner, seit 1914 als Lehrbeauftragter, seit 1918 als apl. Professor und seit 1921 als o. Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf tätig. Er gründete und leitete das erste eigenständige Hochschulinstitut für Pflanzenkrankheiten in Deutschland. 1934 mußte er aus politischen Gründen von seinem Amt zurücktreten. 1946 wurde er an die Universität Bonn zurückberufen. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1948 leitete er wieder das von ihm gegründete Institut.
Viele Jahre lang beschäftigte sich Schanderl mit der Stickstoff-Assimilation der Pflanzen. Er vertrat die These, daß neben den Leguminosen auch Arten aus anderen Pflanzenfamilien zur Stickstoff-Assimilation befähigt sind. In dem Beitrag „Über die Bakteriensymbiose bei Leguminosen und Nichtleguminosen" (Die Gartenbauwissenschaft Bd. 13, 1939, S. 406-440) bezeichnete er die „Knöllchen" der Leguminosen als „pathologische Erscheinungen". Sein Hauptwerk über diese bakteriologischen Untersuchungen ist das Buch „Botanische Bakteriologie und Stickstoflfhaushalt der Pflanzen auf neuer Grundlage" (Ludwigsburg 1947).
Literatur:
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Scharnagel Gemeinsam mit Carl Friedrich RudlofF bearbeitete Schanderl grundlegende Fragen der Befruchtung der Obstbäume. Wichtigstes Ergebnis dieser Studien ist das Buch „C. F Rudioff u. E. Schanderl: Die Befruchtungsbiologie der Obstgewächse und ihre Anwendung in der Praxis" (Stuttgart 1941,3. Aufl. 1950 = Grundlagen und Fortschritte im Garten- und Weinbau H. 64). Bedeutende Arbeiten veröffentlichte Schanderl über die mikrobiologischen Grundlagen der Weinbereitung. Literatur: P. C.: Prof. Dr. Hugo Schanderl f. In: Der Deutsche Weinbau Jg. 30,1975, S. 204.
Scharnagel, Thomas, * 7. März 1880 auf dem Rothof bei Bamberg, f 7. März 1953 in Freising • Sohn einer alteingesessenen frankischen Bauemfamilie, studierte seit 1906 Landwirtschaft in Weihenstephan und München und trat 1909 nach dem mit „sehr gut" bestandenen Staatsexamen als wissenschaftlicher Assistent in die Bayerische Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan ein. 1911 wurde er zum Kreissaatgutinspektor für Oberbayem und 1921 zum Regierungsrat erster Klasse und zum Abteilungsleiter ernannt. Als Nachfolger Ludwig Kießlings leitete er von 1928 bis 1950 diese Saatzuchtanstalt. Schamagels Forschungsschwerpunkt war die Züchtung ertragreicher Weizensorten mit hoher Backfahigkeit. Außerdem forderte er nachhaltig die Qualitäts- und Resistenzzüchtung bei anderen Kulturpflanzen. Von seinen über 300 Veröffentlichungen ist hervorzuheben sein Beitrag „Untersuchungen über die Beziehungen der Weizensorte zur Backfähigkeit" (Forschungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaus und der Pflanzenzüchtimg. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Kurt von Rümker. Beriin 1929, S. 127-145). Als Honorarprofessor hielt er an der Landwirtschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule München-Weihenstephan Vorlesungen über Pflanzenzüchtung imd Sortenwesen. Literatur: W E L L E R , K.: Professor Thomas Schamagel 70 Jahre. In: Zeitschrift ftlr Pflanzenzüchtung Bd. 29, 1951, S. 114-116. (P) - Professor Thomas Schamagel, Weihenstephan t- In: Saatgut-Wirtschaft Jg. 5,1953, S. 104. - W E L L E R , K.: Professor Thomas Schamagel t- In: Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt Jg. 143,1953, S. 372. (P).
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Scharrer, Karl, • 18. Juli 1892 in Linz/Donau, t 14. Oktober 1959 in Gießen • Sohn eines Kaufinanns, studierte Chemie an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn, promovierte dort 1920 mit einer Arbeit über die Oxydation der Phenole und arbeitete anschließend als Chemiker in einer Linzer Fabrik. 1923 übernahm er eine Assistentenstelle am Agrikulturchemischen Institut der Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan. 1931 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule München mit der vielbeachteten Arbeit „Das Jodproblem in der Agrikulturchemie". 1935 erfolgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. 1936 übernahm er die kommissarische Leitung des Agrikulturchemischen Instituts der Universität Jena. Von 1937 bis zu seinem Tode leitete er als o. Professor und Direktor das Agrikulturchemische Institut der Universität Gießen. Die wissenschaftlichen Arbeiten von Scharrer umfassen den gesamten Bereich der Agrikulturchemie. Auf dem Gebiet der Pflanzenemährung standen Untersuchungen über die Rolle der Mikronährstoffe im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. In zahlreichen pflanzenbaulich ausgerichteten Experimenten studierte er u. a. auch die Ursachen für die unterschiedliche Düngewirkung der Phosphate. Auf dem Gebiet der Tieremährung untersuchte er vor allem die Verdaulichkeit und Verwertbarkeit der verschiedensten Futtermittel. Scharrer hat über 300 wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht. Hinzu kommen mehrere eigenständige Publikationen. Sein bedeutendstes Werk ist das Buch „Biochemie der Spurenelemente" (Berlin und Hamburg 1941,2. Aufl. 1944,3. Aufl. 1955). Als die Studierenden nach dem Ende des 2. Weltkrieges keine Lehrbücher zur Verfügung hatten, gab Scharrer die Reihe „Studienbogen" heraus, in denen er in prägnanter Form wichtige Themenbereiche aus den Gebieten der Pflanzen- und Tieremährungslehre behandelte, z. B. in dem Heft „Biologischer Kreislauf der Elemente im Boden" (Bad Oeynhausen 1946). Für die Studierenden schrieb er auch das kleine Lehrbuch „Agrikulturchemie" (Bd. 1 Pflanzenemährung, Bd. 2 Futtermittelkunde. Beriin 1953 u. 1956 = Sammlung Göschen Nr. 329 u. 330/330 a). 1958 begann Scharrer mit den Vorbereitungen für ein
Scheffer dreibändiges „Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung". Es gelang ihm noch, namhafte Mitautoren dafür zu gewinnen. Nach seinem frühzeitigen Tod hat Hans Linser, sein Amtsnachfolger, die Herausgabe dieses Werkes übernommen, das dann zwischen 1965 und 1972 erschienen ist. Besondere Aufmerksamkeit widmete Scharrer der Geschichte der Pflanzenemährung und dem Wirken Justus von Liebigs. Wissenschaftshistorisch beachtenswert sind seine Beiträge „Die Entwicklung der Agrikulturchemie" (mit A. Strobel - Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 1, 1926, S. 23-26 u. 58-62), „Aufgaben der modernen Agrikulturchemie" (Der Forschungsdienst Bd. 15,1943, S. 193-203), „Hundert Jahre Agrikulturchemie" (Schriften der Ludwigs-Universität zu Gießen Jg. 1940, H. 5, 1941), „Justus von Liebig und die heutige Agrikulturchemie" (Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 18, 1949, S. 49-61), ,J)ie Bedeutung der agrikulturchemischen Forschungen Justus von Liebigs für die Landwirtschaft" (Berichte über Landwirtschaft Bd. 31, 1953, S. 1-15), „Die Bedeutung der MineralstoflFe für den Pflanzenbau: Historisches" (Handbuch der Pflanzenphysiologie. Herausgegeben von W. Ruhland, Bd. 4, Berlin u. a. 1958, S. 851-866) und „Problematik der Pflanzenemährung und Historisches" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung. Herausgegeben von Hans Linser, Bd. 1, Erste Hälfte, Wien - New York 1969, S. 1-8). Seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen tmgen Scharrer zahkeiche Ehnmgen ein. 1957 veriieh ihm die Hochschule für Bodenkultur in Wien und auch die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Gießen die Würde eines Ehrendoktors. Im gleichen Jahr erhiek er anläßlich der 350-Jahr-Feier der Universität Gießen den Justus Liebig-Preis. Scharrer war einer der letzten großen Agrikulturchemiker, die noch die beiden Hauptgebiete der Agrikulturchemie, Pflanzenemährung und Tieremährung, in Lehre und Forschung vertreten haben. Literatur: LINSER, HANS: Karl Scharrer zum Gedächtnis. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 13, 1960, S . 229-231. (F.) - RÄKER, K . O.: Nachmf für Karl Schairer. In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 29,1960,8. 83-86. (F.) - LINSER, H A N S : Univ.-Frof Dr. Karl Scharrer T- In: Die BodenkulUir Bd. 11, 1960, vor S. 1. - HÖFNER,
Karl Scharrer (1892-1959) / Agrikulnirchemiker. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Press. Tl. 2 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 35. Lebensbilder aus Hessen Bd. 2). Marburg 1982, S. 800-808. (F.). WERNER:
Scheffer, Fritz, • 20. März 1899 in Haldorf (Schwalm-Eder-Kreis), f 1. Juli 1979 in Göttingen • SohneinesLandwirts, studierte von 1919 bis 1922 Chemie und Mathematik in Marburg und Breslau, anschließend Landwirtschaft in Göttingen, wo er 1925 bei Edwin Blanck promovierte mit der Dissertation „Über die Art der Umwandlung des Ätzkalkes im Boden und ihre Ursachen". Seit 1926 arbeitete er als Assistent bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle/Saale. Hier habilitierte er sich 1931 mit der Arbeit „Über das Problem der BodenfiTichtbarkeit. Ein Beitrag zu Justus von Liebigs Aussprach: Nicht die Fruchtbarkeit der Erde, wohl aber die Dauer der Frachtbarkeit liegt in dem Willen der Menschen" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 8,1931, S. 127-186). Von 1931 bis 1935 war SchefFer Dozent für Agrikulturchemie und Bodenkunde an der Universität in Halle tätig. Durch Studienaufenthalte an der Universität New Brunswick (USA) und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich konnte er sein Fachwissen erheblich erweitern. 1935 übernahm er die Leitung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation KasselHarleshausen. 1936 folgte er einem Ruf als o. Professor für landwirtschaftliche Chemie an die Universität Jena. 1945 wurde er Nachfolger seines Lehrers Edwin Blanck an der Universität Göttingen. Als o. Professor und Direktor des Instituts für Agrikulturchemie und Bodenkunde wirkte er hier bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1967. Durch eine beispielhafte Lehr- imd Forschungstätigkeit hat SchefFer die Entwicklimg der Bodenkunde, der Pflanzenemährung und der Ackerbaulehre über vier Jahrzehnte maßgebend mitgestaltet. Berühmt wurde sein Name vor allem durch zwei Lehrbücher. Gemeinsam mit Theodor Roemer schrieb er eine ,Ackerbaulehre" (Beriin 1933,2. Aufl. 1944), die dann 279
Schefier als „Lehrbuch des Ackerbaues" weitergeführt wurde (3. Aufl. 1949; nach dem Tode Theodor Roemers gemeinsam mit Otto Tornau: 4. Aufl. 1953, 5. Aufl. 1959). Eine für Landwirte konzipierte, weniger umfangreiche Ausgabe dieses Werkes erschien als „Grundriß der Ackerbaulehre" (Berlin und Hamburg 1948, 2. Aufl. 1949, 3. Aufl. 1950 unter dem Titel „Grundriß des Ackerbaues"). Scheffers zweites bedeutendes Werk ist ein Lehrbuch der Agrikulturchemie und Bodenkunde. Die ersten Ausgaben erschienen in der „Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vorträge" (Neue Folge Heft 35 a-c) im Verlag F. Enke in Stuttgart unter dem Titel „Agrikulturchemie" (Tl. a: „Boden" 1937, 2. Aufl. 1944; Tl. b: „Pflanzenemährung" 1938,2. Aufl. 1946, 3. Aufl. mit Erwin Welte 1955; Tl. c: „Humus und Humusdünger" 1941, 2. Aufl. mit Bernhard Ulrich 1959). Den Teil a „Boden" hat Scheffer später gemeinsam mit Paul Schachtschabel herausgegeben (3. Aufl. 1952, 4. Aufl. 1956, 5. Aufl. 1960). Alle folgenden Auflagen erschienen unter dem Titel „Lehrbuch der Bodenkunde" (6. Aufl. 1966,7. Aufl. 1970, 8. Aufl. 1973). Ab der 9. Auflage (1976) sind auch andere Fachvertreter als Mitarbeiter an diesem Werk beteiligt. Seit dem Tod Scheffers erschienen bisher vier weitere Auflagen (10. Aufl. 1979, 11. Aufl. 1982, 12. Aufl. 1989, 13. Aufl. 1992). Dieses Buch, in Fachkreisen allgemein als „Scheffer-Schachtschabel" bezeichnet, gehört zu den internationalen Standardwerken der wissenschaftlichen Bodenkunde. Vorrangig gah Scheffers Forschimgsinteresse der Bodenfhichtbarkeit und dem Humushaushalt der Ackerböden. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen über diese Thematik gehören u. a. die Schrift „Die wirtschaftseigenen Humusdünger" (Beriin 1939 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 62), der publizierte Vortrag „Erhaltung und Mehrung der Bodenfhichtbarkeit" (Hannover 1946 = Agrarwissenschaftliche Vortragsreihe der Landwirtschaftskammer Hannover H. 1) und der gemeinsam mit Bernhard Ulrich verfaßte Übersichtsbeitrag „Der Humus. Aufbau, Eigenschaften und pflanzenphysiologische Wirkimgen" (Handbuch der Pflanzenphysiologie. Herausgegeben von W. Ruhland. Bd. 11, Berlin u. a. 1959, S. 782-824). Für das von 280
Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" (Bd. 1, Berlin und Hamburg 1952) schrieb er die Beiträge „Boden als Standort der Pflanzen" (S. 1-51) und „Ernährung und Düngung der Pflanzen" (S. 353-462). Wiederholt hat Scheffer zu grundlegenden inhaltlichen und methodischen Fragen der von ihm vertretenen Fachgebiete Stellung bezogen u. a. in den Beiträgen „Ziele und Wege agrikulturchemischer Forschung" (Vorträge bei der Tagung der Deutschen Gesellschaft der Landbauwissenschaften am 19. Oktober 1950 in Bad Schwalbach i. Taimus betreffend den neuesten Stand der Forschung in den einzelnen Fachgruppen der Landbauwissenschaft. Stuttgart-Plienmgen 1959, S. 5-17) und „Die bodenkundliche Forschung und ihre Aufgaben im Rahmen ihrer Schwesterdisziplinen" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 98 (143), 1962, S. 18-29). Von seinen Beiträgen zur Wissenschaftsgeschichte sind hervorzuheben die Würdigimg des Lebenswerkes von Julius Kühn (Landwirtschaftliche Forschung Bd. 13, 1960, S. 1 -4) und die Schrift „50 Jahre Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft 1926-1976" (o. O. 1976). Scheffer war viele Jahre Mitherausgeber der Zeitschriften „Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde" und „Landwirtschaftliche Forschung". Große Verdienste erwarb er sich durch seine vielseitige Tätigkeit im Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten, deren Vizepräsident er von 1948 bis 1957 gewesen ist. Von 1951 bis 1969 war er Präsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet. Er war u. a. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale, Ehrenmitglied mehrerer europäischer Fachgesellschaften und Ehrendoktor der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Jena. Für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Bodenkunde verleiht die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft seit 1988 den Fritz-Scheffer-Preis. Literatur: Prof F. SchefFer 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74,1959, S. 350-351. (F.) - Zum 60. Geburtstag
Scheibe von Professor Dr., Dr. h. c. Scheffer. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 10, 1959, S. 309. SCHMITT, L. und WELTE, E.: Zum 60. Geburtstag von Friedrich Scheffer. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 12, 1959, S. 1-2. (P.) - POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 4,1961, S. 67-69. (W.) - FestschriftfilrFritz Scheffer. Zum 65. Geburtstag herausgegeben und besorgt von seinen Schülern. Göttingen 1964, vorS. l . ( P . ) - Prof. Dr. Dr. h. c. F. Scheffer - 65 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 15, 1964, S. 204. - SIEGEL, O.: In memoriam von Professor emeritus Dr. Dr. h. c. Fritz Scheffer. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 32,1979, S. 359-360. (P.) - Zum Gedenken an Fritz Scheffer • 20. 3. 1899 in Haldorf t 1. 7. 1979 in Göttingen. Gottesdienst und Ansprachen anläßlich der Beisetzung am 5. 7. 1979 in Haldorf. Privatdruck 0. 0. 1979. {?.). Scheibe, Arnold, • 20. Oktober 1901in Greiz (Thüringen), f 13. April 1989 in Göttingen • Nach zweijähriger Lehrzeit auf schlesischen Saatzuchtbetrieben studierte er von 1923 bis 1926 Landwirtschaft an der Technischen Hochschule in München. Noch vor Abschluß seines Diplom-Examens beschäftigte er sich mit Fragen des Wasserhaushaltes und der Dürreresistenz der Kulturpflanzen. Unter der Ägide von Ludwig Kießling promovierte er 1927 in München mit einer Arbeit über die Transpirationsverhältnisse bei der Gattung Triticum (Angewandte Botanik Bd. 9, 1927, S. 199-281). Mit dieser Arbeit deutete sich bereits seine zukünftige Forschungsrichtung an: die Kernprobleme der Kulturpflanzenforschung unter stärkerer Berücksichtigung physiologischer, biochemischer und genetischer Fragestellungen zu bearbeiten. Nach einer dreijährigen Tätigkeit im Laboratorium für Botanik an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in BerlinDahlem, wo er sich mit Untersuchungen von Getreiderostpilzen und der Saatgutqualität bei Hafer beschäftigte, ging Scheibe 1931 nach Anatolien. Im Auftrage der türkischen Regierung errichtete er dort eine Saatzuchtanstalt. 1934 kehrte er nach Deutschland zurück und habilitierte sich in Gießen mit einer Arbeit über die Wildzuckerrüben Anatoliens (Angewandte Botanik Bd. 16,1934, S. 305-349) für die Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. 1935 leitete er die „Deutsche Hindukusch-Expe-
dition", die in Persien, Afghanistan und NordWest-Indien Saatgut von Wild- und Kulturpflanzen sammelte. Organisation und Verlauf dieser für die Kulturpflanzenforschung in Deutschland bedeutenden Forschungsreise hat er eindrucksvoll beschrieben in dem von ihm herausgegebenen Buch: „Deutsche im Hindukusch. Bericht der Deutschen Hindukusch-Expedition 1935 der Deutschen Forschungsgemeinschaft" (Berlin 1937). Als Dozent am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung in Gießen beschäftigte sich Scheibe in den folgenden Jahren vorwiegend mit dem Anbau und der Züchtung von Ölpflanzen. 1941 wurde er als Nachfolger seines Lehrers Ludwig Kießling zum o. Professor und Direktor des Instituts für Acker- und Pflanzenbau der Technischen Hochschule München berufen. Von 1941 bis 1944 leitete er als wissenschaftlicher Direktor der Btaiser-Wilhelm-Gesellschaft gleichzeitig den Aufbau eines „Deutsch-Bulgarischen Instituts für Landwirtschaft" in Sofia. 1948 übemahm er als Direktor die „Abteilimg fiir Pflanzenbau und Züchtungsbiologie" im Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung mit dem Sitz Gut Neuhof bei Gießen. Seit 1951 war er außerdem o. Professor des neugeschaffenen Lehrstuhls für Grünlandwirtschaft und Futterbau der Justus-Liebig-Hochschule Gießen. Während seiner Gießener Zeit schrieb Scheibe das Lehrbuch „Einfuhrung in die Allgemeine Pflanzenzüchtung" (Ludwigsburg 1951). Außerdem wirkte er mit bei der Herausgabe der zweiten Auflage des fünfbändigen „Handbuches der Landwirtschaft" (Berlin imd Hamburg 19521954). Gemeinsam mit Theodor Roemer hat er den Band 1 „Ackerbaulehre" (1952) herausgegeben. In dem von ihm allein herausgegebenen Band 2 „Pflanzenbaulehre" (1953) schrieb er das Kapitel über „Hülsenfiuchtbau" (S. 248-317). 1955 folgte er einem Ruf an die Universität Göttingen. Als Nachfolger von Otto Tornau leitete er als o. Professor und Direktor das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1970. Forschungsschwerpunkte während dieser Zeit waren u. a. die Züchtung eiweißreicher Futteigersten, cumarinarmen Steinklees tmd Verbänderter Erbsensorten (fasciata-Typus). 281
Scheibler Von seiner gesamten Forschungskonzeption her verstand sich Scheibe als Agrikulturbotaniker. Deshalb war er mit der „Vereinigung für Angewandte Botanik" bis zu seinem Tode eng verbunden und hat als langjähriger Vorsitzender das Profil dieser wissenschaftlichen Fachgesellschaft maßgebend mitgeprägt. Scheibe war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/S., Ehrendoktor der University of California/Berkeley und der Universität Gießen sowie Ehreimiitglied der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften. Besonders hervorzuheben ist Scheibes Tätigkeit als Herausgeber der .Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau". Von 1963 bis 1981 hat er 34 Bände dieser Zeitschrift betreut, seit 1971 als alleiniger Herausgeber. Im hohen Alter schrieb er „Die Bedeutung der wissenschaftlichen Institute für die private Pflanzenzüchtung" (Berlin 1987 = Berichte über Landwirtschaft N. F. Sonderheft 200) - ein wichtiger Beitrag zur Disziplingeschichte der Pflanzenzüchtung. Die begonnene Niederschrift seiner Lebenserinnerungen konnte er leider nicht mehr vollenden. Literatur: BOGUSLAWSKI, E . V.: Arnold Scheibe 60 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 76, 1961, S. 1382-1383. BÖHM, W.undZoscHKE, M.:ProfessorAmoldScheibe zum 85. Geburtstag. In: Journal of Agronomy and Crop Science Bd. 157, 1986, S. 286-288. (F.)BAEUMER, K.: Zum Gedenken an Arnold Scheibe 1901-1989. In: Joumal of Agronomy and Crop Science Bd. 163, 1989, S. 143-144. (F.) - BÖHM, WOLFGANG: Ein Leben für die Kulturpflanzen. In memoriam Amold Scheibe. In: Angewandte Botanik Bd. 63,1989, S. 185-203. (F. u. W.). Scheibler, Cari, • 16. Februar 1827 in Gemeret bei Eupen, f 2. April 1899 in Berlin • Smdierte Chemie an der Universität Königsberg imd wurde dort 1861 promoviert. Seitdem widmete er sich der Zuckerchemie und der Zuckertechnologie. Von 1864 bis 1877 war er Redakteur bzw. alleiniger Herausgeber der Vereinszeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches. 1867 richtete er in Berlin ein chemisches Laboratorium ein, das sich später zu einem bedeutenden Institut der Rübenzuckerindustrie entwickelte. Seit 1878 war Scheibler als freiberuflicher Zuckerchemiker tätig. Er hielt Vorlesungen an 282
der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehört das Buch „Die Gehaltsermittelung der Zuckerlösungen durch Bestimmimg des specifischen Gewichts derselben bei der Temperatur von + 15* Celsius" (Beriin I89I). Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Zuckerchemie erhieh er den Professorentitel und wurde zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Literatur: Carl Scheibler. In: Zeitschrift des Vereins der Deutschen Zucker-Industrie N. F. Jg. 36, 1899, AllgemeinerTheil, S. 69 u. 75-85. (R u. W.) - AHLFELD, HUGO: Carl Scheibler. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 212-215 u. 548-549. (R). Schell, Hans, » 1. November 1905 in Oberiimpurg bei Schwäbisch Hall, t 26. April 1985 in Geriingen bei Stuttgart • Studierte von 1923 bis 1926 Landwirtschaft in Hohenhehn, arbeitete dann vier Jahre lang in Saatzuchtbetrieben imd promovierte 1932 an der Universität Gießen mit der Arbeit ,3in Beitrag zur Abbaufrage bei Sommergerste". Bis 1938 war er als wissenschaftlicher Assistent, zuletzt als Oberassistent am Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau der Universität Gießen tätig. Zwischenzeitlich arbeitete er ein Jahr lang als landwirtschaftlicher Sachverständiger bei der Agrarmeteorologischen Abteilung am Reichsamt für Wetterdienst in Berlin. Während dieser Zeit entstand seine Abhandlung „Klima, Witterung und Weinbau" (Deutsches Reich - Reichsamt für Wetterdienst. Wissenschaftliche Abhandlungen Bd. 1, Nr. 8, Beriin 1936). 1939 habilitierte sich Schell in Gießen mit der Schrift ,J)ie Leistungsgrenze wirtschaftlicher Maßnahmen auf Lahntalwiesen". Von 1940 bis 1945 leitete er als Professor und Direktor das Institut für Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung der Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchsund Forschungsanstalten in LandsbergAVarthe. Über die dort durchgeführten Forschungsarbeiten hat er einen kurzen Bericht veröffentlicht (Die Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten LandsbergAV. Herausgegeben von Alfi'ed Heinrich Könekamp. Würzburg 1968, S. 122-124 u. 133). Von 1948 bis 1955 war Schell Leiter der Abteilung Saatbau bei der Württembetgischen Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft in
Schick Stuttgart. 1955 wurde er als Abteilungsvorsteher und später als Leiter der Landessaatzuchtanstalt an das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim berufen. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1968 hat er in dieser Funktion und gleichzeitig als Geschäftsführer des Verbandes Südwestdeutscher Pflanzenzüchter den organisatorischen Neuaufbau der deutschen Pflanzenzüchtung entscheidend mitgestaltet. Literatur: SCHMUTZ, W.: Professor Dr. Hans Schell 70 Jahre. In: Württembergisches Wochenblatt für Landwirtschaft Jg. 142,1975, S. 2701. (F.) - Zugl. in: Badisches Landwirtschaftliches Wochenblatt Jg. 143, 1975, S. 2045. (F.) - Prof Dr. Hans Schell f. In: VDL-Joumal Jg. 35, 1985, H. 7-8, S. 28. (F.). Schellenberg, Hans Conrad, • 28. April 1872 in Hottingen (Schweiz), f 27. Oktober 1923 in Zürich • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1890 an der Abteilung für Landwirtschaft der ETH Zürich und ging 1893 an die Universität Berlin, wo er sich mit botanischen Fragen beschäftigte. 1895 wurde er an der ETH Zürich mit einer Arbeit über verholzte Zellmembran zum Dr. phil. promoviert. Anschließend war er bis 1897 als Assistent an der Samenkontrollstation in Zürich, dann fünf Jahre lang als Lehrer einer landwirtschaftlichen Schule seines Heimatkantons tätig. 1901 habilitierte er sich an der ETH Zürich für das Fach Botanik. Seit 1903 hatte er einen Lehrauftrag für Pflanzenpathologie und für Weinbau. Als Nachfolger von Anton Nowacki war er von 1908 bis zu seinem Tode o. Professor für Pflanzenbau an der Abteilung für Landwirtschaft der ETH Zürich. Schellenbergs Forschungsschwerpunkte waren die Pflanzenpathologie und die landwirtschaftliche Botanik. Bedeutende Arbeiten veröffentlichte er über pilzliche Pflanzenkrankheiten. Von seinen zahlreichen Publikationen zu Fragen der Pflanzenanatomie ist besonders hervorzuheben der Beitrag „Untersuchungen über die Lage der Bestockungsknoten beim Getreide" (Forschungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft. Festschrift zur Feier des siebenzigstens Geburtstages von Prof Dr. Adolf Kraemer. Frauenfeld 1902, S. 251-282). Schellenberg war Mitautor des gemeinsam mit Otto Bürki und Albert Näf verfaßten Buches „Düngerlehre. Leitfaden für den Unterricht an landwirtschaftlichen Schulen
und Lehrbuch für den praktischen Landwirt" (Aarau 1904, 8. Aufl. 1923). Literatur: RIKLI, M.: Prof Dr. H. C. Schellenberg f. In: Schweizerische Landwirtschaftliche MonatshefteJg. 1,1923,S. 193-194.(P.) - DÜGGELI,M.:Hans Konrad Schellenberg. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich Jg. 68, 1923, S. 590-592. - VOLKART, A.: Professor Dr. Hans Conrad Schellenberg 1872-1923. In: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft Jg. 105, Abt. Nekrologe und Biographien verstorbener Mitglieder, 1924, S. 35-41. (W.). Schick, Rudolf, * 9. April 1905 in Berlin, f 13. September 1969 in Rostock • Sohn eines Ingenieurs, studierte seit 1924 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und promovierte dort 1929 bei Erwin Baur mit einer genetischen Arbeit über Antirrhinum majus (Löwenmäulchen). Von 1929 bis 1936 war er Assistent bzw. Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark), wo er sich überwiegend mit der Resistenzzüchtung bei Kartoffeln beschäftigte. 1936 mußte er aus politischen Gründen das Müncheberger Institut verlassen. Bis 1945 arbeitete er als Saatzuchtleiter in Neu-Buslar (Ostpommem). Von Juni 1945 bis 1949 war Schick stellvertretender Saatzuchtleiter auf dem Saatzuchtbetrieb Malchow auf Poel imd gleichzeitig Leiter der Abteilung Pflanzenzüchtung und Saatguterzeugimg der Zweigstelle Schwerin der Deutschen Saatzuchtgesellschaft. 1949 wurde er mit dem Aufbau des Instituts für Pflanzenzüchtung in Groß-Lüsewitz (Kr. Rostock) beauftragt. Das 1951 von der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin übernommene Institut hat er zu einem wissenschaftlichen Zentrum der KartofFelzüchtung ausgebaut und als Direktor bis zu seinem Tode geleitet. Auf den zahlreichen Versuchsstationen des Instituts wurden auch Fragen der Kartoffelproduktion bearbeitet und Futterpflanzen gezüchtet. Schick war gleichzeitig als Hochschullehrer an der Universität Rostock tätig, seit 1951 als Professor mit Lehrauftrag für Züchtungsbiologie und seit 1958 als Inhaber des Lehrstuhls für Pflanzenzüchtung. Von 1959 bis 1965 bekleidete er das Amt des Rektors dieser Universität. Beachtenswert für die Wissenschaftsgeschichte ist der Festvortrag von Schick, den er anläß283
Schiemann lieh der Feierstunde zu Ehren des 80. Geburtstages von Hans Lembke am 28. Mai 1957 an der Universität Rostock gehalten hat: „100 Jahre landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung in Deutschland" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 7, H. 2,1958). Bedeutsam fiir den Pflanzenbau ist vor allem das von ihm gemeinsam mit Maximilian Klinkowski herausgegebene Handbuch „Die Kartoffel" (2 Bde. u. Registerband, Berlin 1961 u. 1962). Es gilt als das Jahrhundertwerk der deutschsprachigen Kartoffelliteratur. Für seine Verdienste um die Entwicklung der Landwirtschaftswissenschaften und auch für sein Engagement bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme wurde Schick mehrfach ausgezeichnet. 1951 erhielt er den Nationalpreis der DDR, 1959 den Vaterländischen Verdienstorden, 1961 den Orden „Banner der Arbeit" und 1964 die Erwin-Baur-Medaille der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. KUCKUCK, HERMANN und STUBBE, H A N S : Nachruf auf Rudolf Schick. In: Theoretical and Applied Genetics (vormals „Der Züchter") Bd. 40, 1970, S. 1-5. (F.) - Rudolf Schick - 80 Jahre. Vorträge gehalten auf der GedenkveianstalUing der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR und der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock anläßlich des 80. Geburtstages von Rudolf Schick am 9. April 1985 in Rostock. Herausgegeben von der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR - Institut für KartofFelforschung. Groß-Lüsewitz 1985. (F.).
Literatur:
Schiemann, Elisabeth, * 15. August 1881 in Fellin (Livland), f 3. Januar 1972 in Berlin • Tochter des Historikers Theodor Schiemann (1847-1921), lebte seit 1887 in Berlin, besuchte ein Seminar für Lehrerinnen und war danach einige Jahre als Lehrerin an einer Mädchenschule tätig. Ihr eigentliches Interesse galt jedoch den Naturwissenschaften. Seit 1908 studierte sie an der Universität Berlin und promovierte dort 1912 mit einer Arbeit über Mutationen bei Aspergillus. Von 1914 bis 1931 war sie Assistentin bzw. Oberassistentin an dem von Erwin Baur geleiteten Institut fiir Vererbungsforschung an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 1924 habilitierte sie sich mit einer Arbeit über
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die Genetik des Winter- und Sommertypus bei Gerste. Als Privatdozentin hielt sie Vorlesungen über Samenkunde und Fortpflanzungsbiologie. Ihr Forschungsgebiet wurde die Geschichte der Kulturpflanzen. Von 1931 bis 1943 war Elisabeth Schiemann als Gastwissenschaftlerin am Botanischen Museum in Berlin-Dahlem tätig. Während dieser Zeit erschien ihr Buch „Entstehung der Kulturpflanzen" (Beriin 1932 = Handbuch der Vererbungswissenschaften Bd. 3). Es brachte ihr internationale Anerkennung und wurde zu einem Standardwerk der Kulturpflanzenforschung. Später veröffentlichte sie imter dem gleichen Titel eine weitere grundlegende Abhandlung über dieses Forschimgsgebiet (Ergebnisse der Biologie Bd. 19, 1943, S. 409-552). Seit 1931 hielt sie auch Vorlesungen an der Universität Berlin. Aus politischen Gründen wurde ihr 1940 die Venia legendi entzogen. 1943 übernahm Elisabeth Schiemann die Leitung einer selbständigen Abteilung lur Geschichte der Kulturpflanzen am neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Kulturpflanzenforschung in Wien-Tuttenhof 1945 kehrte sie nach Berlin zurück und 1946 erhielt sie eine Professur an der dortigen Universität. Ihre Forschungsarbeiten konnte sie zunächst in behelfsmäßigen Unterkünften wieder auftiehmen. 1948 wurde die Abteilung fiir Geschichte der Kulturpflanzen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Kulturpflanzenforschung ausgegliedert und zusammen mit den übrigen in Berlin-Dahlem verbliebenen Kaiser-Wilhelm-Instituten in die neugegründete Stiftung „Deutsche Forschungshochschule" überfiihrt. Von 1952 an hat Elisabeth Schiemann diese Abteilung als Forschimgsstelle der MaxPlanck-Gesellschaft geleitet. Nach ihrer Pensionierung im Jahre 1956 wurde die Abteilung aufgelöst. Bei ihren Forschungsarbeiten zur Geschichte der Kulturpflanzen hat Elisabeth Schiemann in vorbildlicher Weise systematisch-pflanzengeographische und experimentelle Methoden miteinander verbunden. Ihre Arbeitshypothesen haben der gesamten Kulturpflanzenforschung wegweisende Impulse gegeben. Ihre Publikationsliste umfaßt über 80 Titel. Zu diesen gehört das Buch „Weizen, Roggen, Gerste. Systematik, Geschichte imd Verwendung" (Jena 1948). Me-
Schindler thodische Grundsatzfragen behandelt sie in den Beiträgen „Die Geschichte der Kulturpflanzen im Wandel der biologischen Methoden" (Botanisk Tidsskrift Bd. 51, 1954, S. 308-329) und „Biologie, Archäologie und Kulturpflanzen" (Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft 1955, S. 177-198). In mehreren Beiträgen hat sie die wissenschaftlichen Leistungen von Pflanzenzüchtem gewürdigt. Hervorzuheben ist der Nachruf auf Erwin Baur (Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 52,1934,2. Generalversammlungs-Heft, S. 51-114). Elisabeth Schiemann erfuhr mannigfache Ehrungen. 1954 erhielt sie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, 1956 wurde sie Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/S. und 1962 verlieh ihr die Landwirtschaftliche Fakultät der Technischen Universität Berlin die Ehrendoktorwürde. Literatur: STUBBE, HANS: Elisabeth Schiemann zum 70. Geburtstag am 15. VIII. 1951. In: Der Züchter B d . 2 1 , 1 9 5 1 , S. 1 9 3 - 1 9 5 . (P.) -
HERTWIG, PAULA:
Elisabeth Schiemann zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchmng Bd. 36, 1956, S. 129132. (P.) - LINNERT, G.: Nachmf för Frau Prof. Dr. E. Schiemann. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchmng Bd. 68,
1972,
S. 1 7 1 - 1 7 2 .
(P.) -
KUCKUCK, HER-
MANN: Elisabeth Schiemann 1881 bis 1972. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 93,
1 9 8 0 , S. 5 1 7 - 5 3 7 . (R u. W.) -
LANG, ANTON:
Elisabeth Schiemann. Leben und Laufbahn einer Wissenschaftlerin in Berlin. In: Geschichte der Botanik in Beriin. Herausgegeben von Claus Schnarrenberger und Hildemar Scholz. Berlin 1990, S. 179189.
Schindler, Franz, * 31. März 1854 in Bilawsko (Mähren), f 16. Oktober 1937 in Neutitschein (Mähren) • Sohn eines Gutspächters, besuchte die Oberrealschule in Wien und dann die Landwirtschaftliche Lehranstah in Grossau (Niederösterreich). Seit 1874 studierte er Landwirtschaft an der Universität Halle/Saale. 1876 legte er dort die Diplomprüfiing ab. Nach zweijähriger Praxis auf einer Domäne setzte er 1878 sein Landwirtschaftsstudium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien fort. 1881 habilitierte er sich mit der Schrift „Untersuchimgen über den Quellungsproceß der Samen von Pisum sativum" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-PhysikBd. 4,1881, S. 194-236). Als Pri-
vatdozent für Pflanzenproduktionslehre hielt er bis 1886 an der Hochschule für Bodenkultur in Wien Vorlesungen über, Jlandelsgewächs- und Futterbau". Von 1883 bis 1886 war er gleichzeitig Assistent am dortigen Institut für Pflanzenbau. Während seiner Wiener Dozentenzeit veröffentlichte Schindler zwei wichtige Publikationen über die damals noch ungeklärte Funktion der Wurzelknöllchen bei den Leguminosen. In einem Beitrag im „Botanischen Centraiblatt" (Jg. 5,Bd. 18,1884, S. 84-88) hat er darauf hingewiesen, daß es sich bei den Wurzelknöllchen dieser Pflanzenfamilie imi eine Art „Symbiose" handeln könnte. In einem zweiten Beitrag (Journal für Landwirthschaft Jg. 33, 1885, S. 325336) kam er aufgrund sorgfältiger Literaturstudien und eigener Versuche zu der eindeutigen Aussage, „daß die Wurzelknöllchen in Beziehung zu der Stickstoffaufhahme der Leguminosen stehen und somit Theil haben an der hochwichtigen und ihrem Wesen nach noch unaufgeklärten Rolle, welche die sog. Stickstoffsammler in der Fruchtfolge spielen" (ebd. S. 334 f ) . Schindler hatte damit als erster den grundlegenden Zusammenhang zwischen der stickstoffassimilierenden Tätigkeit der in den Wurzelknöllchen lebenden Bakterien und dem Gedeihen der Wirtspflanze richtig erkannt. Hermann Hellriegel und Hermann Wilfarth konnten 1886 den von Schindler aufgezeigten Zusammenhang experimentell nachweisen. 1886 übernahm Schindler eine Lehrerstelle für Pflanzenbau an einer landwirtschaftlichen Schule in Neutitschein. Von 1888 bis 1903 wirkte er als o. Professor für Pflanzenbau und Pflanzenphysiologie am Baltischen Polytechnikum in Riga. Dieser Aufenthalt im damals russischen Staatsgebiet bot ihm vielfaltige Anregungen. Auf zahlreichen Reisen studierte er die geographisch-klimatologischen Standortfaktoren für den Anbau der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. In Riga entstand sein grundlegendes Werk „Der Weizen in seinen Beziehungen zum Klima imd das Gesetz der Korrelation. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Begründung der Pflanzenbaulehre" (Beriin 1893). Schindler erkannte die große Bedeutung der Landsorten landwirtschaftlicher Kulturpflanzen für die Züchtung. Gemeinsam mit Emanuel von Pros285
Schleiden kowetz setzte er sich für eine den klimatischen Gegebenheiten angepaßte „Lokalzüchtung" ein. Als weiteres wichtiges Werk schrieb Schindler in Riga „Die Lehre vom Pflanzenbau auf physiologischer Grundlage. Allgemeiner Theil. Zum Gebrauche an landwirthschafllichen Hochschulen, sowie zum Selbststudium" (Wien 1896). Für die Wissenschaftsgeschichte des Pflanzenbaus bedeutsam ist sein Beitrag „Über Ziele, Aufgaben und Methodik der Pflanzenproduktionslehre" (Joumal für Landwirtschaft Jg. 46, 1898, S. 237-254). Hier empfahl er seinen Fachkollegen, den wissenschaftlichen Pflanzenbau nicht nur aus der Sicht der Agrikulturchemie zu betrachten, sondern agrikulturphysiologische Fragen viel stärker in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen. 1903 folgte Schindler einem Ruf an die Deutsche Technische Hochschule in Brünn. Als o. Professor für Landwirtschaft wirkte er hier bis zum Jahre 1924. Er pflegte enge Kontakte zur landwirtschaftlichen Praxis. In Brünn schrieb er ein „Handbuch des Getreidebaus auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage" (Berlin 1909,2. Aufl. 1920,3. Aufl. 1923). Es gehört zu den klassischen Werken der Pflanzenbau-Literatur. Während des 1. Weltkrieges veröffentlichte Schindler das Buch „Die Getreideproduktion Österreich-Ungarns im Hinblick auf Krieg und Volksemährung" (Wien 1916). Auch im Ruhestand verfaßte Schindler noch eine Reihe ausgezeichneter Arbeiten. Hervorzuheben ist der Aufsatz „Theorie und Praxis in ihrer Wechselwirkung auf den Fortschritt im Acker- und Pflanzenbau" (Wiener Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 74,1924, S. 99-101) und das Buch ,fAus der Urheimat unserer Getreidearten. Ökologisch-pflanzengeographische Studien und Ausblicke" (Brünn 1934). Für die Wissenschaftsgeschichte außerordentlich wertvoll sind seine Lebenserinnerungen. Sie wurden von der Tschechoslowakischen Akademie für Landwirtschaft herausgegeben und erschienen unter dem Titel „Rückblick auf mein Leben und mein Wirken im Dienste der landwirtschaftlichen Lehre und Forschung" (Prag 1937 = Quellen und Grundlagen Reihe B, Bd. 6). Schindlers Wirken fand vielfache Anerkennung. Er war russischer Staatsrat und führte seit 1913 den Titel Hofi-at. Die Ehrendoktorwürde 286
erhielt er von der Hochschule für Bodenkultur in Wien (1919), von der Deutschen Technischen Hochschule in Prag (1924) und von der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn (1926). Die Tschechoslowakische Akademie der Landwirtschaft emannte ihn zum EhrenmitgUed. Anläßlich seines 70. Geburtstages wurde er mit einer Festschrift geehrt: „Beiträge zum landwirtschaftlichen Pflanzenbau, insbesondere Getreidebau. Festschrift zum 70. Geburtstage Professors Dr. h. c. Franz Schindler. Gewidmet von Fachgenossen, Freunden und Schülern des Jubilars. Herausgegeben von der deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Brünn" (Berlin 1924). Die Schrift enthält neben beachtenswerten pflanzenbaulichen Beiträgen auch eine Würdigung des wissenschaftlichen Lebenswerkes Schindlers aus der Feder seines langjährigen Freundes Emanuael von Proskowetz. Literatur: FRIMMEL, FRANZ: Franz Schindler F - In Forschungen und Fortschritte Jg. 13, 1937, S. 429 430. - FRIMMEL, FRANZ: Franz Schindler t- In Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 22, 1938, S 323-325. (P.) - TSCHERMAK-SEYSENEGG, ERICH VON Leben und Wirken eines österreichischen Pflanzenzüchters. Berlin und Hamburg 1958, S. 91-94. (F.) EHRENDORFER, K.: Franz Friedrich Schindler, Pflanzenphysiologe. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Bd. 10,1991, S. 149-150. Schleiden, Matthias Jacob, * 5. April 1804 in Hamburg, f 23. Juni 1881 in Frankfurt/Main • Bedeutender Botaniker, von 1840 bis 1862 Professor an der Universität Jena, lebte seit 1864 als Privatgelehrter in Dresden, Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt/Main. Sein Hauptwerk „Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik nebst einer methodologischen Einleitung als Anleitung zum Studium der Pflanze" (2 Tie. Leipzig 1842 u. 1843; spätere Auflagen unter dem Titel „Die Botanik als inductive Wissenschaft bearbeitet") wurde wegweisend für die weitere Entwicklung dieses Fachgebietes. Nach dem Erscheinen von Liebigs Buch „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" (Braunschweig 1840) beteiligte sich Schleiden an den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über die Grundfragen der Pflanzenphysiologie. Seine Antwort auf dieses Buch waren zwei, teilweise polemische Streitschriften: „Herr Dr. Justus Lie-
Schlichting big in Giessen und die Pflanzenphysiologie" (Leipzig 1842) und „Offenes Sendschreiben an Herrn Dr. Justus Liebig in Giessen, eine gegen mich gerichtete Anmerkung im Juniheft der Annalen der Chemie und Pharmacie betreffend" (Leipzig 1842). Literatur: WUNSCHMANN, E.: Matthias Jacob Schleiden, Botaniker. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 31, 1890, S. 417-421. - MÖBIUS, M.: Matthias Jacob Schleiden. Zu seinem 100. Geburtstage. Leipzig 1904. (P. u. W.). Schleusener, Werner, * 20. November 1897 in Müncheberg (Mark), f 30. September 1977 in Lüneburg • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte seit 1923 Landwirtschaft an der Universität Breslau und promovierte 1926 bei Friedrich Berkner mit der Arbeit „Der Verlauf der Nährstoffaufnahme und Trockensubstanzbildung einiger Hirsearten unter verschiedenen Düngungsverhältnissen" (Zeitschrift für Pflanzenernährung und Düngung A. Wissenschaftlicher Tl. Bd. 7,1926,S. 137-165). Von 1932bis 1945 war er Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Ostdeutschen Pflanzkartoffelgesellschaft in Landsberg/Warthe. Die Tätigkeit dieser Gesellschaft hat er in dem von Alfred Heinrich Könekamp herausgegebenen Buch „Die Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalten LandsbergAV." (Würzburg 1968, S. 237-250) ausführlich beschrieben. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war Schleusener zunächst Hauptreferent bei der Deutschen Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft in Berlin. 1947 erfolgte seine Berufung zum 0. Professor und Direktor des Instituts fiir Acker- und Pflanzenbau der Universität Rostock. In der Phase des Aufbaus der Landwirtschaftlichen Fakultät erwarb er sich besondere Verdienste bei der Einrichtung von Stationen für Feldversuche. Seine Forschungstätigkeit konzentrierte sich auf die Pflanzkartoffelerzeugung. Weite Beachmng fand sein Buch „Pflanzkartoffelbau" (Beriin 1953). Aus Protest gegen die Bildungs- und Agrarpolitik der DDR veriieß Schleusener 1953 Rostock. In einem PflanzkartofFelvermehrungsbetrieb in Lüneburg fand er ein neues Tätigkeitsfeld. Er war auch weiterhin publizistisch tätig. Zahlreiche Beiträge hat er in der Zeitschrift „Der
Kartoffelbau" veröffentlicht. Für die Landwirte schrieb er das Buch „Neuzeitlicher Kartoffelbau. Eine Anleitung für Bauern - Vermehrer - Berater" (Frankftirt/Main 1959). Literatur: BREMER, KURT: Prof. Dr. Schleusener zum ehrenden Andenken. In: Der Kartoffelbau Jg. 28,1977, S. 303. (F.). Schlichting, Emst, * 25. Januar 1923 in Kellinghusen (Schleswig-Holstein), f 17. April 1988 in Stuttgart-Birkach • Sohn eines Rechtsanwalts, begann 1939 eine Landwirtschaftelehre und wurde 1941 zum Wehrdienst eingezogen. Eine schwere Kriegsverletzung führte zu einer dauemden Behinderung. Seit 1944 studierte er Landwirtschaft an den Universitäten Halle/S. und Kiel. Nach dem Examen als Diplomlandwirt arbeitete er am Institut für Pflanzenemährung und Bodenkimde der Universität Kiel. 1951 promovierte er mit der Dissertation „Zur Kenntnis des Heidehumus". 1954 habilitierte er sich für das Fachgebiet „Bodenkunde und Pflanzenernährung" mit der Schrift „Kupferbindimg und -fixierung durch Humusstoffe". Bis 1961 wirkte Schlichting als Dozent am Institut für Pflanzenemährung und Bodenkunde in Kiel. In jener Zeit entstanden zwei bedeutsame Beiträge zur Landbaugeographie bzw. zur Regionalen Bodenkunde: seine gemeinsam mit Peter Thran verfaßte Abhandlung „Bodenkundliche imd klimatische Grundlagen des Landbaues in Zentraleuropa" (Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Kiel H. 25, 1960, S. 35-75) und die Schrift „Typische Böden Schleswig-Holsteins" (Ebd. H. 26, 1960). Neue Überlegungen zur Standortforschung enthäh sein Beitrag „Die physiologische Deutung ökologischen Befunde" (Landwirtschaftliche Forschung Bd. 14,1961, S. 9-14). 1961 folgte Schlichting einem Ruf als o. Professor für Bodenkunde an die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Über 25 Jahre lang hat er von dort aus die Entwicklung der Bodenkunde maßgebend mitgestaltet. Seine herausragende Leistung besteht darin, daß er die Böden stets ganzheitlich als Teile einer Landschaft betrachtete. Aus der Kenntnis ihrer Genese versuchte er Aussagen für die Bodennutzung und für die Entwicklung der Bodenfhichtbarkeit zu erlangen. 287
SchUpf Schlichtings grundlegende Gedanken einer landschaftsökologisch orientierten Bodenkunde finden sich in seinen Beiträgen „Wesen und Bedeutung der Pedologie" (Naturwissenschaftliche Rundschau Jg. 15, 1962, S. 276-280) und „Die Bodenkunde als ökologische Geowissenschaft" (Hohenheimer Arbeiten H. 88, 1977, S. 67-71) sowie in seinem Buch „Einfuhrung in die Bodenkunde" (Berlin und Hamburg 1964, 2. Aufl. 1986,3. Aufl. 1993). Zu den Standardwerken bodenkundlicher und ackerbaulicher Methodenbücher gehört sein gemeinsam mit HansPeter Blume verfaßtes „Bodenkundliches Praktikum. Eine Einführung in pedologisches Arbeiten für Ökologen, insbesondere Land- und Forstwirte und für Geowissenschaftler" (Hamburg und Berlin 1966, 2. Aufl. 1995). Aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben ist sein Beitrag über „Aufgaben und Grenzen der Pflanzenproduktion in der Landwirtschaft" (Hohenheimer Arbeiten H. 97, 1978, S. 5-9). Schlichting war langjähriger Mitherausgeber der Zeitschriften „Landwirtschaftliche Forschung", „Zeitschrift für Pflanzenemährung und Bodenkunde" und „Soil Science". 1987 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Literatur: B L U M E , H . - P . und STAHR, K.: Professor Dr. Emst Schlichting zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 151,1988, S. 1-2. (P) - Gedächtniskolloquium. »Emst Schlichting« Stuttgart-Hohenheim 21.-23. April 1989. Tagungsband. Herausgegeben von Karl Stahr, Hans-Peter Blume und Reinhold Jahn. Hohenheimer Arbeiten - Stuttgart 1990. (R u. W.). Schlipf, Johann Adam, • 25. Februar 1796 in Auenstein bei Marbach, f 23. Dezember 1861 in Plieningen bei Stuttgart • Seit 1826 Lehrer an der Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder in Weingarten und zugleich Leiter des zur Anstalt gehörenden landwirtschaftlichen Betriebes. Von 1836 bis 1860 war er Oberlehrer an der Ackerbauschule in Hohenheim. Bekannt blieb sein Name bis in die Gegenwart durch sein hervorragendes, vielfach aufgelegtes „Populäres Handbuch der Landwirthschaft für den praktischen Landwirth nach dem gegenwärtigen Standpimkte der Fortschritte im Acker-, Wiesenund Weinbau, in der Obstbaimizucht, der Rind-
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vieh-, Schaf-, Pferde-, Schweine- imd Bienenzucht. Gekrönte Preisschrift" (Reutlingen 1840, Auflagen seit 1920 unter dem Titel „Praktisches Handbuch der Landwirtschaft", 34. Aufl. völlig neubearbeitet von Martin Zimmermann, Hamburg und Beriin 1969). Schlipf veröffentlichte weitere beachtenswerte landwirtschaftliche Fachbücher, von denen hervorzuheben sind: „Abhandlung über die vollständige Gewinnung imd Benützung des thierischen Düngers durch Erdeinstreu in die Stallungen, gegründet auf Theorie und Praxis" (Reutlingen 1843), „Populäre Düngeriehre oder faßliche Beschreibung aller Düngerstoffe, einer zweckmäßigen Anlage der Miststätten, der Behandlung und Verwendung des Düngers imd der Beförderung und Erhaltung der Reinlichkeit in den Straßen und Gassen der Dörfer" (Pforzheim 1846, 2. Aufl. 1861), „Lehr- und Handbuch der gesammten Landwirthschaft für den Mittelstand, gestützt auf Theorie und Praxis" (3 Bde. Stuttgart 1846-1850, 3. Aufl. 1860) und „Der Pflanzenbau nach den Bedürfiiissen der neuesten Zeit. Eine Anleitung zur Erzielung eines möglichst hohen Ertrages der Felder" (Reutlingen 1847). Literatur: Programm der Hohenheimer Akademie für das Jahr 1859. Stuttgart 1859, S. 24-25. (W.) 150 Jahre Ackerbauschule Hohenheim 1818-1968. Stuttgart 1968=Arbeiten der Universität Hohenheim Bd. 43. Schlumberger, Otto, * 5. Mai 1885 in Wunsiedel (Oberfranken), t 18. Juli 1958 in Berlin • Smdierte an der Technischen Hochschule Karlsruhe und an der Universität München Naturwissenschaften, insbesondere Botanik. 1910 wurde er in München zum Dr. phil. promoviert. Bereits 1909 war er nach Berlin übergesiedelt und als Assistent von Otto Appel in die damalige Kaiserliche Biologische Anstalt (die spätere Biologische Reichsanstalt) für Land- und Forstwirtschaft eingetreten. 1920 wurde er zum Regierungsrat imd 1932 zum Oberregierungsrat ernannt. 1945 übernahm er als Präsident die Leitung der Biologischen Zentralanstalt für Landund Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. 1946 erfolgte seine Emennung zum Professor. Von 1949 bis 1952 war er Präsident der Biologischen Zentralanstalt Berlin in Kleinmachnow.
Schmalfuß Schlumberger arbeitete zunächst auf dem Gebiet der Kartoffelkrankheiten. Seinen wissenschaftlichen Ruf verdankte er vor allem Untersuchungen über den Einfluß mechanischer Beschädigungen der Kulturpflanzen auf Entwicklung und Ertrag. Seine Forschungsergebnisse erbrachten wichtige Schätzungsgrundlagen für Emteversicherungen mit besonderer Berücksichtigung der Hagelschäden. Aus pflanzenbaulicher Sicht sind von Schlumbergers Veröffentlichungen hervorzuheben: „Untersuchungen über den Einfluß von Blattverlust und Blattverletzungen auf die Ausbildung der Ähren und Kömer beim Roggen" (Arbeiten der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft Bd. 8, 1913, H. 5, S. 515-551), „Untersuchungen über den Einfluß von Triebverlust und Verletzung einiger landwirtschaftlicher Kulturpflanzen auf Entwicklung und Ertrag" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 5, 1930/31, S. 87-107) und sein „Hilfsbuch fiir die Hagelabschätzung" (Berlin 1930; 2. Aufl. 2 Tie. 1951 = Pareys Taschenatlanten Nr. 9 bzw. 9 u. 13). Literatur: HEY, A. U. a.: Präsident Prof Dr. Otto Schlumberger. Zu seiner Emeritierung! In: Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst N. F. Jg. 6, 1952, S. 141-144. (R) - HEY, A.: Professor Dr. Otto Schlumberger f . In: Nachrichtenblatt für den Deutschen Pflanzenschutzdienst N. F. Jg. 12, 1958, S. 141-142. (P) - Prof. Dn Schlumberger tIn: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 10,1958, S. 144.
Schmalfuß, Karl, • 5. November 1904 in Wedruschitz bei Saatz (Nordböhmen), f 3. Dezember 1976 in Halle/Saale • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1924 Landwirtschafts- und Naturwissenschaften in Halle/S. und promovierte dort 1930 mit einer botanischen Arbeit in der Naturwissenschaftlichen Fakultät. Nach Assistentenjahren in Halle, Marburg und Berlin habilitierte er sich 1935 in Berlin mit einer Arbeit über die physiologische Rolle des Kaliums in der Pflanze („Das Kaliiun. Studie zum Kationenproblem im Stoffwechsel und bei der Ernährung der Pflanze". Preising-München 1936 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 19). 1936 wurde er in Berlin zum Dozenten ernannt. 1942 erfolgte seine Berufung als Professor an die
Universität Posen, wo er 1943 mit der Leitung des Instituts für Pflanzenemährung und Bodenbiologie beauftragt wurde. Während dieser Zeit schrieb er das Lehrbuch „Grundlagen der Botanik" (Stuttgart 1944,2. Aufl. 1948). 1945 kehrte Schmalftiß an die Universität Halle zurück. Er übernahm die Leitung des Instituts für Pflanzenemährung und Bodenbiologie, das alsbald in Institut für Pflanzenemährang imd Bodenkunde umbenannt wurde. Dieses Institut leitete er als Direktor bis zur Umstrukturierung der Landwirtschaftlichen Fakultät im Jahre 1968. Neben seinen physiologischen Experimenten über die NährstofFwirkung in der Pflanze führte Schmalfuß umfangreiche Felddüngungsversuche durch. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten hat er in mehreren Übersichtsbeiträgen zusammengefaßt. Aus pflanzenbaulicher Sicht sind hervorzuheben: „Einige systematische Untersuchungen zum Problem der Bodenfhichtbarkeit" (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Bd. 45, H. 5, 1956) und „Fragen der organischen Düngung" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 7, H. 3, 1958). Hohes Ansehen bei den Studierenden der Agrarwissenschaften erwarb er sich vor allem mit seinem vorbildlich konzipierten Lehrbuch „Pflanzenernährung und Bodenkunde" (Leipzig 1947, 11. Aufl. 1969). Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Schmalfuß hohe Auszeichnungen: 1953 den Nationalpreis II. Klasse für Wissenschaft und Technik, 1959 die Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Fakultät der Karl-MarxUniversität Leipzig, 1960 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber und 1964 die ErwinBaur-Medaille. Seit 1953 war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Literatur: L E N Z , K.: Herrn Prof Dr. Dr. h. c. K . Schmalfuß zum 65. Geburtstag. In: Albrecht-ThaerArchiv Bd. 13, 1969, S. 909-917. (W. u. P auf S. 907) - SCHILLING, G.: Prof Dr. Dr. h. c. K. Schmalfiiß 65 Jahre ah. In: Kühn-Archiv Bd. 84, 1970, vor S . 1. ( F . ) - SCHILLING, G.: In memoriam Prof Dr Dr h. c. Karl Schmalfuß. In: Archiv für Acker- und
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Schmalz Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 21,1977, S. 173174. (R).
Schmalz, Friedrich, * 25. Juni 1781 in Wildenbom bei Zeitz, f 23. Mai 1847 in Dresden • Sohn eines Rittergutspächters, lernte bei Verwandten die praktische Landwirtschaft, pachtete 1804 das Rittergut Zangenberg bei Zeitz und 1806 das Gut Ponitz bei Altenburg. 1812 übernahm er im Auftrag der preußischen Regierung die Güter Küssen und Neuweide bei Gumbinnen, die er trotz anfanglicher Schwierigkeiten zu gewinnbringenden Musterwirtschaften ausbaute. Gleichzeitig betätigte sich Schmalz als landwirtschaftlicher Schriftsteller. Vor allem mit seiner Schriftenreihe „Erfahrungen im Gebiete der Landwirthschaft" (7 Bde. Leipzig 1814-1842) erwarb er sich in Fachkreisen hohes Ansehen. Gemeinsam mit J. G. Koppe, A. G. Schweitzer und F. Teichmann gab er die „Mittheilungen aus dem Gebiete der Landwirthschaft" (3 Bde. Leipzig 1818, 1820, 1825) heraus. Außerdem war er Herausgeber des .Jahrbuchs der preußischen Landwirthschaft" (1819-1821) und Redakteur bei anderen landwirtschaftlichen Zeitschriften. Besonders seine publizistische Tätigkeit auf dem Gebiet des Pflanzenbaus, aber auch die in den Bereichen der Tierzucht, Technologie und Betriebslehre gab der Landwirtschaft in Ostpreußen und im gesamten Baltikum nachhaltige Impulse. 1821 wurde Schmalz Sekretär der Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Litauen. 1829 folgte er einem Ruf als o. Professor fiir Landwirtschaft und Technologie an die Universität Dorpat. Kurz vor seinem Amtsantritt hatte ihm die Universität Jena den Grad eines Dr. phil. veriiehen. 1834 gründete Schmalz auf dem Gut Altkusthof bei Dorpat eine landwirtschaftliche Lehranstalt. Die Ziele und die Organisationsstruktur dieser Ausbildimgsstätte hat er ausführlich beschrieben in der Schrift: „Versuch einer Beantwortung der Frage: ist es gut, oder wohl gar nothwendig, daß die Landwirthschaft wissenschaftlich behandelt werde? Einladungsschrift für die zu Altkusthof bei Dorpat neu errichtete landwirthschaftliche Lehranstalt. Nebst den Nachrichten über die Einrichtung dieser Anstalt" (Riga und Dorpat 290
1834). Die LehranstaU bestand jedoch nur bis 1839. Schmalz hat wiederholt landwirtschaftliche Studienreisen in die inneren Landesteile Rußlands unternommen. 1845 gab er sein Lehramt in Dorpat auf und zog sich auf sein Gut Küssen zurück. Er verstarb während einer Besuchsreise bei Verwandten in E)resden. Von seinen zahlreichen belehrenden und anregenden pflanzenbaulichen Büchern sind hervorzuheben: „Versuch einer Anleitung zum Bonitiren und Klassificiren des Bodens" (Leipzig 1824, 2. Aufl. 1833), „Ueber meine Wirthschaften in Küssen und Neuweide" (Gumbinnen 1829), „Die große Wichtigkeit des Kartoffelbaues in land- imd staatswirthschaftlicher Hinsicht" (Königsberg 1829), „Die Lehre vom Dünger, oder gründliche Anleitung zur Production, richtigen Behandlung und zweckmäßigen Anwendung der verschiedenen Düngerarten auf dem productiven Boden" (Leipzig 1831), „Theorie des Pflanzenbaues mit Beispielen aus der Erfahrung im Großen erläutert und bestätigt. Eine Anleitung für Landwirthe, Forstmänner und Gärtner, die den möglich höchsten Ertrag aus dem Boden ziehen wollen" (Königsberg 1840) und „Anleitung zur Kenntniß und Anwendung eines neuen Ackerbausystems. Auf Theorie und Erfahrung gegründet" (Leipzig 1842). Literatur: Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 25, 1847, Tl. 1 (1849), L. S . 378-382. - STIEDA, L.: Johann Leberecht Friedrich Schmalz, hervorragender Landwirt. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 31,1890, S . 621-624. - HUTH, W . : Buch berühmter Landwirthe. 100 kurze Lebensabrisse hervorragender deutscher Fachgenossen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Verdienste um die Landwirthschaft. Güstrow 1893, S. 107. - Deutschbaltisches Biographisches Lexikon 1710-1960. Herausgegeben von Wilhelm Lenz. Köln - Wien 1970, S. 684-685. KAHK, JUHAN: Albrecht Daniel Thaer und das Baltikum. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 27, 1978, S. 37-42.
Schmitt, Ludwig, »30. Juni 1900 in Ohmes (Kr. Alsfeld),! 30. Januar 1978 in Darmstadt • Sttidierte Chemie in Darmstadt, promovierte dort 1924 und trat ein Jahr später als Chemiker in den Dienst der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Darmstadt. Seit 1933 leitete er diese Station
Schmitt als geschäftsfuhrender Direktor, seit 1937 als planmäßiger Direktor. Bereits 1932 hatte er die Venia legendi für das Fachgebiet Agrikulturchemie erworben. Seitdem hielt er auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1940 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Neben seinen Tätigkeiten als Leiter der Darmstädter Versuchsstation und als Hochschullehrer widmete sich Schmitt intensiv den Aufgaben des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten. Von 1942 bis 1945 (damalige Bezeichnung: „Reichsverband der Landwirtschaftlichen Untersuchungsämter und Versuchsanstalten") und von 1948 bis 1967 war er Präsident dieses Verbandes. 1949 gründete er als Nachfolgeorgan der Zeitschrift „Die landwirtschaftlichen VersuchsStationen" die Zeitschrift „Landwirtschaftliche Forschung". Als Hauptschriftleiter hat er das wissenschaftliche Profil dieser Verbandszeitschrift entscheidend mitgeprägt. Schmitts Forschungsinteresse galt vornehmlich den Fragen der Düngung. Er schrieb weit mehr als 300 wissenschaftliche Aufsätze. Außerdem ist er Autor einer Vielzahl eigenständig erschienener Schriften. Zu seinen wichtigsten Büchern und Broschüren gehören: „Der Einfluß der Handelsdünger auf das Pflanzenwachstum und auf verschiedene Eigenschaften kalkarmer Mineralböden" (Berlin 1932), „Die Kalkdüngung" (Berlin 1937, 4. Aufl. 1943 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 21; 5. Aufl. unter dem Titel „Wegweiser für die Kalkdüngung". Darmstadt 1950), „Die Untersuchung von Düngemitteln" (Radebeul und Berlin 1941,2. Aufl. 1954 = Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik Bd. 2), „75 Jahre Thomasphosphat. Ein entwicklungsgeschichtlicher Rückblick mit praktischen wichtigen Erfahrungen langjähriger Versuchsarbeiten" (Frankfurt/M. 1954), „Vom Segen der richtigen Düngung. Eine Neubearbeitung der Düngerfibel der DLG" (Frankftirt/M. 1954, 2. Aufl. 1958), „Richtlinien für die Anstellung von Düngungsversuchen" (Frankfiirt/M. 1959), „Richtlinien für die Auswertung von Düngungsversuchen" (Frankftirt/M. 1959) und „Die Spurennährstoffe in der modernen Düngerlehre" (Frankfiirt/M. 1965). Nach seinem Tode erschien sein gemein-
sam mit Alice Brauer verfaßtes Buch „75 Jahre Darmstädter Wiesendüngungsversuche mit Ergebnissen der ältesten exakten Versuche des europäischen Festlandes" (Frankfurt/M. 1979). Meisterhaft verstand es Schmitt, wissenschaftliche Erkenntnisse in klarer allgemeinverständlicher Form darzustellen, zum Beispiel in seinen „Landwirtschaftlichen Lehrheften" (Justus v. Liebig-Verlag Darmstadt, H. 1-7, 1949-1964). Aus dieser Schriftenreihe sind hervorzuheben: „Kreislauf der Bodenfhichtbarkeit" (H. 1, 1949), „Die frühere und heutige Erzeugungskraft der Mineraldüngung" (H. 4, 1959) und „Der Wirkungswert des Düngestickstoffs im Wandel der Zeiten" (H. 5, 1960). Für das Verständnis der gegenwärtigen Landbauwissenschaft hieh Schmitt die Kenntnis ihrer Entwicklungsgeschichte für unabdingbar. In vielen seinen Schriften behandelte er historische Zusammenhänge und rückte die Leistungen einzelner Wissenschaftler in das rechte Licht. Das Lebenswerk Paul Wagners, des Gründers imd langjährigen Leiters der Darmstädter Versuchsstation, würdigte er in dem Buch „Wenn die Ährenfelder rauschen. Paul Wagners Forscherleben für die Landwirtschaft" (Frankfurt/M. 1957). Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist auch sein Beitrag über „Agrikulturchemische Erkenntnisse als Fundament landwirtschaftlicher Erzeugungskraft" (Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 22, 1968, S. 1-12). Die agrikulturchemischen Leistungen Liebigs würdigte er u. a. anläßlich dessen 100. Todestages in dem Beitrag „Justus von Liebigs großes Geschenk an die Menschheit" (Landwirtschaftliche Forschung, Sonderheft 29,1973, S. 28-37). Unter Schmitts Ägide entstand auch die „Festschrift zum 75jährigen Jubiläum des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten" (Frankftjrt/M. 1963). Für seine Leistungen wurde Schmitt vielfach ausgezeichnet. Er erhielt u. a. den Justus LiebigPreis der Universität Gießen, die Verdienstmedaille in Gold der Internationalen Vereinigung für Handelsdünger, die Goldene Ehrenplakette des Hessischen Landwirtschaftsministeriums und die Silbeme Max-Eyth-Denkmünze der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. SCHEFFER, F.: Ludwig Schmitt zum 6 0 . Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd.
Literatur:
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Schnee 13, 1960, S. 151-152. - SIEGEL, O.: In memoriam Prof. Dr.-Ing. habil. Ludwig Schmitt. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 31, 1978, nach S. 290. (P.) - Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV) 1911-1965 Bd. 115,1980, S.466468. (W.) - FINCK, A.: Ludwig Schmitt (19001978). In: VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 28/1, Kongressband 1988 Bonn. Darmstadt 1989, S. 175-179. Schnee, Gotthilf Heinrich, » 6. August 1761in Siersleben bei Mansfeld, f 12. Januar 1830 in Schartau bei Magdeburg • Prediger und produktiver landwirtschaftlicher Schriftsteller. Er schrieb u. a. ein „Lehrbuch des Ackerbaues und der Viehzucht fiir Landschulen" (Halle 1815,2. Aufl. 1821,3. Aufl. 1838) und ein .Allgemeines Handbuch für Land- und Hauswirthschaft in alphabetischer Ordnung, oder naturhistorischökonomisch-technologisches Handwörterbuch fiir Land- und Hauswirthe" (Halle 1819,2. Aufl. in zwei Bänden und mehreren Lieferungen, Braunschweig 1858-1862). Weite Verbreitung fand sein Buch „Der angehende Pachter. Ein Handbuch für Kameralisten, Gutsbesitzer, Pächter, Bonitirer und Theilungskommissarien" (Halle 1817,5. Aufl. 1844; 6. u. 7. Aufl. neubearbeitet von Emst Stöckhardt und Julius Adolph Stöckhardt, Braunschweig 1859 u. 1869).
tor dieser Station. Gleichzeitig übernahm er die Professur für Agrikulturchemie an der Universität Halle. 1925 trat er in der Ruhestand. Schneidewind beschäftigte sich mit Fragen der Tier- und Pflanzenemährung, vor allem jedoch mit Düngungsversuchen. Auf der Versuchswirtschaft Lauchstädt legte er 1902 gemeinsam mit seinem Administrator W. Gröbler einen Düngungsversuch an mit dem Ziel, die langfristige Wirkung von organischer und mineralischer Düngung auf die Erträge der Kulturpflanzen, die Qualität deren Emteprodukte und die Bodenfruchtbarkeit zu erforschen. Unter der Bezeichnung „Statischer Düngungsversuch Lauchstädt" gehört dieser Versuch zu den bedeutendsten Dauerfeldversuchen der Welt und wird bis heute fortgeführt.
Von 1803 bis 1829 gab Schnee im Auftrag einer Gesellschaft praktischer Landwirte die „Landwirthschaftliche Zeitung, oder Repertorium alles Neuen und Wissenswürdigen aus dem Gebiet der Land- und Hauswirthschaft für praktische Landwirthe, Kaufleute und Fabrikanten" heraus. Unter dem Titel „Allgemeine Landwirthschaftliche Zeitung" erschien dieses Blatt bis zum Jahre 1840. Literatur: LEISEWITZ, C.: Gotthilf Heinrich Schnee, Pfarrer zu Heinrichsberg bei Burg. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, 1891, S. 89-90.
Von Schneidewinds Schriften über Probleme der Düngung sind „Die Kalidüngimg" (Berlin 1905,4. Aufl. 1922) und „Die Stickstoffquellen und die Stickstoffdüngung" (Beriin 1908) hervorzuheben. Die meisten Ergebnisse seiner eigenen Düngungsversuche hat Schneidewind in den „Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" in den Heften 146 (1908), 193 (1911), 217 (1912), 283 (1916), 289 (1917) und 324 (1923) veröffentlicht. Über seine Experimente zur Verbesserung der Feldversuchsmethodik berichtet er in der Schrift „Parzellengrößen-Versuche. Untersuchungen über die Brauchbarkeit verschieden großer und verschieden angelegter Parzellen bei Düngungsversuchen und die Wahrscheinlichkeitsrechnung" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 296, 1919). Zahlreiche seiner Beiträge erschienen in den von ihm herausgegebenen „Berichten über die Versuchswirtschaft Lauchstädt der Landwirtschaflskammer für die Provinz Sachsen" (1902-1925).
Schneidewind, Wilhelm, * 22. Juni 1860 in Osterweddingen bei Magdeburg, f 18. April 1931 in Halle/Saale • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte seit 1882 in Halle/S., Freiburg i. Br., Rostock und Göttingen Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, und promovierte 1888 in Göttingen. Von 1888 bis 1902 war er Assistent bzw. Abteilungsvorsteher der Agrikulturchemischen Versuchsstation in Halle. 1902 wTirde er als Nachfolger Max Maerckers Direk-
Sein wissenschaftliches Lebenswerk krönte Schneidewind mit dem Buch „Die Ernährung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Lehrbuch auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung und praktischer Erfahrung" (Berlin 1915, 6. Aufl. 1928). Es wurde von Wissenschaftlern, Studierenden der Landwirtschaft und auch von Landwirten hochgeschätzt und war vor allem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eines der maßgebenden Standardwerke über Pflanzenemährung imd Düngung.
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Schnyder Literatur: Dr. phil. Wilhelm Schneidewind. In: Hallesches Akademisches Vademecum Bd. 1. Bio-Bibliographie der aktiven Professoren, Privatdozenten und Lektoren der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Halle (Saale) 1910, S. 245-248. (W.) - Wilhelm Schneidewind. In: Landwirtschaftliche Wochenschrift. Amtsblatt der Landwirtschaftskammem für die Provinz Sachsen und Anhalt Jg. 83, 1925, S. 781-782 (P. als Kunstdruckbeilage) u. Jg. 89,1931, S. 277 (P) - Der Statische Düngungsversuch Bad Lauchstädt nach 90 Jahren. Herausgegeben von Martin Körschens. Stuttgart und Leipzig 1994. Schnelle, Fritz, • 12. Dezember 1900 in Halle/Saale, t 29. Juli 1990 in Merzhausen (Breisgau) • Studierte seit 1924 Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und promovierte dort 1929 bei Paul Holdefleiß mit der Dissertation „Studien über die Backqualität von Weizensorten" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 1, 1929, S. 471-555). Anschließend arbeitete er mehrere Jahre lang als Assistent am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle. Durch seine agrarmeteorologisch ausgerichteten Arbeiten erhielt er 1935 eine Anstellung beim Reichswetterdienst mit dem Auftrag, ein phänologisches Beobachtungsnetz im Deutschen Reich aufzubauen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft, seit 1946 wieder als Meteorologe. Von 1949 bis 1965 war er Leiter der Abteilung Agrarmeteorologie im Zentralamt des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach/Main. Schnelle erwarb sich große Verdienste auf dem Gebiet der Agrarklimatologie. Der von ihm in der Bundesrepublik Deutschland aufgebaute Agrarmeteorologische Dienst war Vorbild für viele andere Länder. Schnelle war Mitbegründer der „Internationalen Phänologischen Gärten", in denen die klimatischen Einflüsse auf verschiedene Baum- und Straucharten untersucht werden. Nachhaltig hat er die Durchführung geländeklimatologischer Arbeiten gefordert und auf deren Nutzen für die Landwirtschaft, insbesondere für den Obst- und Weinbau hingewiesen. Die Publikationsliste von Schnelle umfaßt über 250 Veröffentlichungen. Bedeutsam für den Pflanzenbau sind seine Bücher „Einführung in die Probleme der Agrarmeteorologie. Ein Leitfaden für Lehrer und Studierende der Land-
wirtschaft und Meteorologie" (Ludwigsburg 1948 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 11) und „Pflanzen-Phänologie" (Leipzig 1955 = Probleme der Bioklimatologie Bd. 3). Ein bis heute wegweisendes Standardwerk ist das von ihm herausgegebene Buch „Frostschutz im Pflanzenbau. Quellenwerk über den Nachtfrost. Entstehimg, Vorhersage und Abwehr" (2 Bde. München - Basel - Wien 1963 u. 1965). Von seinen Aufsätzen in Zeitschriften ist aus pflanzenbaulicher Sicht besonders hervorzuheben der Beitrag „Entwicklung des Winterweizens in verschiedenen Klimagebieten Europas" (Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig Jg. 17,1968, S. 365-370). 1975 wurde Schnelle mit der Verleihimg des Bimdesverdienstkreuzes am Bande ausgezeichnet. Literatur: SCHARRER, HARTMUT: Dr. Fritz Schnelle. In: Arboreta Phaenologica. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Internationaler Phaenologischer Gärten Nr. 34, 1991, S. 1 u. 4-6. (P.).
Schnyder, Arnold, » 17. Juli 1890 in Uttewil (Schweiz), f 4. August 1953 in Solothum (Schweiz) • Studierte Landwirtschaft an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und erwarb dort 1913 das Diplom als Ingenieur-Agronom. Von 1915 bis 1950 war er Lehrer an der Landwirtschaftlichen Winterschule Solothum und gleichzeitig Redakteur des „Bauemblattes der Nordwestschweiz". Von 1921 bis 1943 war er auch Geschäftsführer und dann bis 1953 Präsident des Schweizerischen Saatzuchtverbandes. Schnyders Interessen galten überwiegend dem Pflanzenbau. Er schrieb unzählige Beiträge für die Fachpresse. Zu seinen eigenständigen Publikationen gehören die, Anleitung für den Getreidebau in der Schweiz" (Bern 1936) und das gemeinsam mit Friedrich Traugott Wahlen verfaßte Buch „Kartoffelbau imd Rübenbau. Kurzgefaßte Ratschläge" (Bem 1938,2. Aufl. 1940). Gemeinsam mit Alfred Kauter schrieb er das vielfach aufgelegte Lehrbuch ,Acker- und Futterbau. Lehrbuch für den Unterricht an landwirtschaftlichen Schulen und Ratgeber für den praktischen Landwirt" (Bem 1943, 2. Aufl. 1945, 3. Aufl. 1948, 4. Aufl. 1952, 5. Aufl. 1956). 293
Schober Literatur: AMMANN, E.: t Arnold Schnyder. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 31, 1953, S. 375-377. (R). Schober, Hugo Emil, • 3. Juli 1820 in Waldau (Oberlausitz), 121. Februar 1882 in Tharandt • Wirkte seit 1847 als Professor für Landwirtschaft an der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt. Von 1852 bis 1870 war er zugleich Direktor der landwirtschaftlichen Abteilung dieser Akademie. Seitdem lebte er im Ruhestand. Schober ist Autor zahlreicher landwirtschaftlicher Bücher und Schriften. Sein umfangreichstes Werk ist ein mit vier Bänden konzipiertes, aber nicht vollständig erschienenes „Lehrbuch der Landwirthschaft ftr Land- und Staatswirthe, namentlich für Studierende an höheren landwirthschaftlichen Lehranstalten und Universitäten". Der Pflanzenbau ist umfassend im ersten Band (Dresden und Leipzig 1848) dargestellt. In einem kleinformatigen Buch unter dem Titel „Encyclopädie der Landwirthschaftswissenschaft. Nebst einer Uebersicht über die neuere deutsche landwirthschaftliche Literatur" (Dresden 1856) beschreibt Schober die Teilgebiete der Landbauwissenschaft und gibt eine vorzügliche Übersicht über die landwirtschaftliche Fachliteratur. Hervorzuheben aus dem Bereich des Speziellen Pflanzenbaus ist sein praktischer Ratgeber „Der Anbau des Tabaks und der Weberkarden, eine Anleitung zimi zweckmäßigen Betriebe desselben für Landwirthe und Gärtner" (Leipzig 1853). Beachtenswert von Schobers betriebswirtschaftlich orientierten Büchern sind seine „Grundzüge zu einer Theorie der Wirthschaftssysteme in der Landwirthschaft, nebst einer Karte über die geographische Verbreitung dieser Wirthschaftssysteme in Deutschland" (Anclam 1846). Über die Entwicklung der akademischen landwirtschaftlichen Ausbildung veröffentlichte Schober zwei wichtige Beiträge: die Schrift „Die Academie Eldena. Ein Beitrag zur Geschichte des landwirthschaftlichen Unterrichtswesens" (Greifswald 1843) und die umfangreiche Abhandlung „Zur Geschichte der Akademie für Forst- und Landwirthe in Tharand" (Tharander Jahrbuch Bd. 17, 1866, S. 3-122). Von 1848 bis 1849 hat er die „Landwirthschaftliche Zeitschrift" imd von 1850 bis 1854 gemeinsam mit 294
Julius Adolph Stöckhardt die „Zeitschrift fiir deutsche Landwirthe" herausgegeben. In der letzteren veröffentlichte er u. a. einen Beitrag über das Wirken Albrecht Daniel Thaers (Jg. 2, 1851, S. 1-13). Literatur: Hofnith Dr. Schober gestorben. In: Tharander Forstliches Jahrbuch Bd. 32,1882, S. 192. Schönleutner, Max, * 26. März 1778 in Prüfening bei Regensburg, f 19. Juni 1831 in Schleißheim • Sohn eines kurfürstlichen Mauteinnehmers, besuchte die Lateinschule in Prüfening und später ein Gymnasium in München. Anschließend begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Ingolstadt imd beendete es nach Verlegung dieser Universität im Mai 1800 in Landshut. Nach dem Studium arbeitete er eine Zeitlang als Privatsekretär eines adeligen Gutsbesitzers. Auf Veranlassung des Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern nahm er 1802 am ersten landwirtschaftlichen Lehrkurs bei Albrecht Daniel Thaer in Celle teil. Hier erhielt er nachhaltige Anregungen für seinen weiteren Lebensweg. 1803 wurde Schönleutner das gerade säkularisierte Klostergut Weihenstephan zur Verwaltung übertragen. Gleichzeitig war er an der dort errichteten forst- und landwirtschaftlichen Schule als Lehrer tätig. Nach Auflösung dieser Schule im Jahre 1807 versuchte er die landwirtschaftliche Ausbildimg in Form eines kleinen Praktikanten-Instituts weiterzuführen. 1811 wurde ihm auch die Verwaltung der Güter Schleißheim imd Fürstenried übertragen. In den folgenden Jahren betätigte er sich erfolgreich als Administrator dieser Staatsgüter, die die bayerische Ständeversammlung 1819 als Musterwirtschaften anerkannte. 1822 wurde in Schleißheim wieder eme landwirtschaftliche Lehranstalt errichtet (die spätere „Landwirthschaftliche Centraischule") und Schönleutner 1824 zum Leiter ernannt. Hier wirkte er bis zu seinem fiiihen Tode im Jahre 1831. Schönleutner gilt als der Begründer der wissenschaftlichen Schule der bayerischen Landwirtschaft. Er veröffentlichte mehrere Berichte über die von ihm verwalteten Güter und machte zweimal (1823 und 1828) einen Anlauf zur Begründung eines regelmäßig erscheinenden „Landwirtschaftlichen Jahrbuches". Sein wis-
Schrepfer senschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Theorie des Ackerbaues nach physikalischen, durch vieljährige Erfahrungen geprüften Grundsätzen" (München 1828). Es gehört zu den besten pflanzenbaulichen Lehrbüchern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schönleutner sah in einer verstärkten Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden im Landbau den einzigen Weg, neue Erkenntnisse zu gewinnen. So bemerkt er im Vorwort seines Buches (S. V), daß es der Chemie, „der Königin der Naturwissenschaften" gelingen möge, „das Dunkle der Pflanzenerzeugung" zu erhellen und Prinzipien aufzustellen. Sein Vorhaben, ein mehrbändiges Lehrbuch für die gesamte Landwirtschaftslehre zu erarbeiten, wurde durch seinen frühen Tod verhindert. Während der letzten Jahre seines Lebens war Schönleutner in einen erbitterten Meinungsstreit verwickelt. Vor allem Schafzüchter und Wollhändler erhoben gegen ihn den Vorwurf, er begünstige auf den mit seiner Lehranstah verbundenen Musterwirtschaften zu stark den Ackerbau imd vernachlässige dabei die Schafzucht, die damals einen hohen Stellenwert in der Landwirtschaft besaß. Die zahlreichen Kritiker unterstellten ihm sogar, durch seine Vorliebe für den Ackerbau könne dem Königreich Bayern Schaden entstehen. Diese öffentlich ausgetragene, mit starker Polemik geführte Auseinandersetzung hat Schönleutner stark getroffen. Kurz vor seinem Tode beantwortete er diese Angriffe auf sein Lebenswerk mit der Abwehrschrift „Die landwirthschaftlichen Musterwirthschaften im Königreiche Bayem und ihre Gegner" (München 1830). Hier hat er klar imd eindeutig seine Auffassung über Sinn und Zweck einer landwirtschaftlichen Lehranstalt und der damit verbundenen Musterwirtschaften dargelegt. Die Schrift wiu-de unbeabsichtigt zu seinem wissenschaftlichen Testament. Von seinen Gegnern gedemütigt verstarb Schönleutner im Alter von 53 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Gutsfriedhof Hochmutting bei München. Die Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau der Technischen Universität München verieiht seit 1970 eine Max Schönleutner-Medaille. In dem von Schönleutner 1820 in Weihenstephan errichteten Schafhof (Schön-
leutnerhof) wurde 1992 ein Museum zur Geschichte der Landwirtschaft eingerichtet. Literatur: HOFMANN, A.: Zur Erinnerung an Max Schönleutner. In: Landwirthschaftliches Centralblatt für Deutschland Bd. 1, 1853, S. 145-154. - HOLZ-
NER, GEORG: Der landwirtschaftliche Unterricht in Weihenstephan und Schleißheim von 1804-1840. Nebst einer ausführlichen Lebensgeschichte des Kgl. Staatsgüter-Direktors Max Schoenleutner und vielen erläuternden Bemerkungen und Zusätzen. München und Berlin 1905. (P. u. W.) - STEUERT, LUDWIG: Die
Kgl. Bayerische Akademie Weihenstephan und ihre Vorgeschichte. Festschrift zur Jahrhundertfeier 2. mit 4. Juni 1905. Berlin 1905. (P.) - RAUM, H.: Schönleutner, Zierl und Veit, die Pioniere der Landwirtschaftswissenschaft in Bayem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 32, 1955, S. 258-275. HAUSHOFER, HEINZ: Max Schönleutner und die Ent-
stehung der rationellen Landwirtschaft in Bayem. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 6, 1958, S. 33-38. (W.) -
HAUSHOFER, HEINZ:
Max Schönleutner (1777-1831). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 119-131. (R u. W.) - SPITLBAUER, ANTON: Der
Schönleutnerhof.
Monographie eines Teilbetriebs des Staatsgutes Weihenstephan. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 52, 1975, S. 300-331. -
HAUSHOFER,
H.: Gedenkrede am Grabe Schönleutners in Hochmutting am 4. Juli 1979. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 56,1979, Sonderheft 1, 5. 10-13. - MATT, NINA: D e r Schönleutnerhof heu-
te. Konzeption für ein Museum zur Geschichte der Landwirtschaft. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 69,1992, S. 3-31. Schrepfer, Hans, » 21. Mai 1897 in Frankfiut/Main,t 25. März 1945 m Würzburg • Studierte Geographie und Naturwissenschaften imd promovierte 1921 in Freiburg/Br. mit der Arbeit ,J)er Einzug von Sonuner und Herbst in Deutschland im Rahmen des phänologischen Jahres". Seit 1936 lehrte er als o. Professor filr Geographie an der Universität Würzburg. Schrepfer hat neben seiner Dissertation eine Reihe weiterer phänologischer Untersuchimgen durchgeführt imd deren Ergebnisse veröffentlicht. Seine für den Pflanzenbau bedeutendste Arbeit ist die Schrift „Blüte- und Erntezeit des Winterroggens in Deutschland nebst einem Anhang über den phänologischen Herbst" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 295
Schrimpf H. 321, 1922). Beachtenswert sind auch seine Beiträge „Das phänologische Jahr der deutschen Landschaften" (Geographische Zeitschrift Jg. 29, 1923, S. 260-276) und „Begriff, Methode und Aufgabe der Pflanzenphänologie" (Das Wetter Jg. 41, 1924, S. 65-73). Literatur: OTREMBA, ERICH: Hans Schrepfer 18971945. In: Berichte zur Deutschen Landeskunde Bd. 11,1952, S. 478-487. (P. u. W.). Schrimpf, Karl, » 16. April 1911 in Rohrerföld (Ungarn), t 5. Februar 1965 in Hohenheim • Sohn eines Domänenverwalters, absolvierte in Ungarn eine Ausbildung zum Diplomlandwirt, studierte seit 1946 in Hohenheim und promovierte 1950 bei W. Brouwer mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Phylogenie und Systematik der Gattung Triticum. Untersuchungen über den Entwicklungsrhythmus von Triticum aestivum im Hohenheimer Weizensortiment" (Maschinenschrift. Zugl.: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 31,1952, S. 42-71). 1962 habilitierte er sich mit der Schrift „Über den Einfluß von Düngung, Standweite, Standort und Jahreswitterung auf den Ertrag imd den Rohproteingehalt zweier Sommergerstensorten. Ein Beitrag zur Auswertung von faktoriellen Feldversuchen" (Stuttgart 1963 = Arbeiten der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim Bd. 14). Schrimpf ist Autor des Buches „Mais. Anbau und Düngung" (Ruhr-Stickstoff AG Bochum 1960 = Schriftenreihe über tropische und subtropische Kulturpflanzen). Eine überarbeitete englischsprachige Ausgabe erschien unter dem Titel „Maize. Cultivation and Fertilization" (RuhrStickstoff AG Bochum 1965 = Series of Monographs on Tropical and Subtropical Gröps). Literatur: KLEIN, ERNST: Die akademischen Lehrer der Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule) 1818-1968. Stuttgart 1968 = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B - Forschungen Bd. 45, S. 117. Schroeder, Diedrich, » 16. April 1916 in GroßAugstumabnoor (Memelland), t 2. März 1988 in Kiel • Sohn eines Moorvogtes, begann nach dem 2. Weltkrieg ein Landwirtschaftsstudium in Göttingen und promovierte 1951 in Hannover bei Paul Schachtschabel mit einer Arbeit über die mineralogische Zusammensetzung von 296
Weißjurakalken. Bereits drei Jahre später habilitierte er sich in Hannover für die Fächer Bodenkunde und Pflanzenemährung mit einer vielbeachteten Untersuchung über Verwitterung und Bodenbildung an Lößprofilen. 1956 folgte er einem Ruf an die Universität Kiel. Fast dreißig Jahre lang wirkte er hier als Ordinarius für Pflanzenemährung und Bodenkunde. Schroeder arbeitete zunächst über Probleme der Kalium- und Magnesium-Versorgung von Böden und Pflanzen, femer über Eigenschaften und Bedeutung von Tonmineralen sowie von Radioisotopen im Boden. Weiterhin befaßte er sich mit der Stoffdynamik und Genese typischer Böden Schleswig-Holsteins sowie allgemeinen Fragen der Regionalen Bodenkunde und neuen Verfahren der Bodenklassifikation. Mit seinem Taschenbuch „Bodenkunde in Stichworten" (Kiel 1969, 5. Aufl. 1992; englischsprachige Ausgabe unter dem Titel „Soils - Facts and Concepts". Bem 1984) beschritt er methodisch neue Wege bei der Vermittlung bodenkundlichen Wissens. Grundsätzliche Fragen der Wissenschaftsentwicklung sowie Ziele und Aufgaben wissenschaftlicher Forschung aus der Sicht der Bodenkunde behandeh er in den Beiträgen „Die Bodenkunde als reine und angewandte Naturwissenschaft" (Kiel 1962 = Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft N. F. Nr. 31), „Der Fortschrittsgedanke in der Agrikulturchemie" (Die Idee des Fortschritts. Neun Vorträge über Wege und Grenzen des Fortschrittsglaubens. Herausgegeben von Erich Burck. München 1963, S. 199-220 u. 236237) und „Die Umwelt des Menschen und ihre Erforschimg" (Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 53,1976, S. 16-23). Als Emeritus beschäftigte sich Schroeder mit der Geschichte seines Fachgebietes und veröffentlichte u. a.: „Goethe und die Bodenkunde" (Leopoldina R. 3, Jg. 1983 (1986), S. 209-215; zugl. in: Christiana Albertina N. F H. 22,1986, S. 31-38), „Carl Sprengel - 150 Jahre „Bodenkunde" (Zeitschrift für Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 150, 1987, S. 51-53) und „Alexander von Humboldt und die Bodenkunde - in memoriam Emst Ehwald" (Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 32, 1988, S. 3-9).
Schropp Schroeder erhielt 1954 den Paul-WagnerPreis, 1962 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Von 1974 bis 1981 war er Präsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft.
lichte zahlreiche Arbeiten über die alpine Flora. Sein Buch „Das Pflanzenleben der Alpen. Eine Schilderung der Hochgebirgsflora" (Zürich 1904-1908, 2. Aufl. 1923-1926) gilt als ein Standardwerk der Geobotanik.
Literatur:
Bedeutsam für den Pflanzenbau wurde Schröters enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Friedrich Gottlieb Stebler. Gemeinsam haben sie grundlegende Werke über Futterpflanzen bearbeitet und herausgegeben: „Die besten Futterpflanzen" (2 Tie. Bern 1883 u. 1884, mehrere Auflagen) und „Die Alpen-Futterpflanzen" (Bern 1889). Außerdem veröffentlichten sie zahlreiche „Beiträge zur Kenntnis der Matten und Weiden der Schweiz" (Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 1887-1905). Schröter war Ehrendoktor der Universitäten Genf, München, Bern, Cambridge, Bonn und Amsterdam.
FINCK, A. und HOFFMANN, W.: Diedrich
Schroeder zum 60. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 29, 1976, vor S. 101. (F.) BRUMMER, G. W.: Diedrich Schroeder zum 60. Geburtstag. In: Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Bd. 23, 1976, S. 243-245. - REICHENBACH, E. GRAF V.: Professor Dr. Diedrich
Schroeder zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift fiir Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 149,1986, S. 145-146. (R).
Schröder, Dominicus, • 28. August 1886 in Bremerhaven, t 26. Juni 1968 in Bremen • Studierte Naturwissenschaften an der Universität Göttingen und promovierte dort 1909 im Fachgebiet Botanik mit einer Arbeit über das Welken der Laubblätter. Von 1921 bis 1952 war er als Botaniker an der Moor-Versuchsstation in Bremen tätig. Er beschäftigte sich sowohl mit grundlegenden Fragen der Moorbotanik als auch mit praktischen Fragen der Grünlandbewirtschaftung. Schröders besonderes Interesse galt den Wurzeln der Grünlandpflanzen. Beachtenswert sind seine Studien, anhand von Wurzelquerschnitten einen Schlüssel zum Bestimmen der Wurzeln auf Grünlandflächen zu erarbeiten. Erstmals berichtete er darüber in den „Landwirtschaftlichen Jahrbüchern" (Bd. 64,1926, S. 41-64). Ausführlich dargestellt hat er die Ergebnisse imd Erfahrungen mit dieser Methode in der Schrift „Unterscheidungsmerkmale der Wurzeln einiger Moor- und Grünlandpflanzen. Nebst einem Schlüssel zu ihrer Bestimmung und einem Anhang für die Bestimmung einiger Rhizome" (Bremen 1952). Literatur: BADEN, W. U. a.: Mitteilungen über die Arbeiten der Moor-Versuchsstation in Bremen. 7. Bericht = Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Anstalt. Bremen 1952, S. 47-49. (R). Schröter, Carl, * 19. Dezember 1855 in Esslingen (Württemberg), f 7. Februar 1939 in Zürich • Schweizer Pflanzengeograph imd Pflanzensoziologe, lehrte von 1884 bis 1925 als o. Professor für Botanik an der ETH Zürich. Er veröffent-
Literatur:
ROBEL, EDUARD: Cari Schröter 1855-
1939. Zürich 1940 = 103. Neujahrsblatt zum Besten des Waisenhauses in Zürich filr 1940. (P. u. W.). Schropp, Wilhelm, • 26. Mai 1901 in Pressig (Oberfranken), f 7. Juli 1972 in Freising • Sohn eines Eisenbahningenieurs, studierte von 1919 bis 1922 Landwirtschaft in Weihenstephan, absolvierte eine Referendarzeit und erhielt 1925 eine Anstellung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Agrikulturchemischen Institut in Weihenstephan. 1929 promovierte er bei Hans Niklas mit der Arbeit „Beiträge zur Frage der Regelung der Standorts- und Wasserverhältnisse bei Vegetationsversuchen in Gefäßen" (Auszug in: Angewandte Botanik Bd. I I , 1929, S. 461552). Als Assistent blieb Schropp weiter am Agrikulturchemischen Institut in Weihenstephan tätig. Frühzeitig erkannte er die Bedeutung der Spurenelemente für die Pflanzenemährung. Mit der Methode der Wasserkultur hat er in einer Vielzahl von Experimenten den Kenntnisstand auf diesem, bis dahin wenig bearbeiteten Forschungsgebiet beträchtlich erweitert. 1940 wurde er zum Dozenten ernannt mit dem Lehrauftrag für die Fachgebiete Pflanzenemährung und Pflanzenbau. Nach 1945 war er zunächst fireiberuflich tätig. Von 1949 bis 1966 leitete er das Institut für Milcherzeugung an der Süddeutschen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft m Weihenstephan. In dieser 297
Scbubart Funktion beschäftigte er sich u. a. mit Fragen des Futterbaus, der Futterkonservierung und der Milchviehfiitterung. Seit 1951 führte er den Titel eines außerplanmäßigen Professors. Schropps bedeutendste BuchveröflFentlichung ist eine Monographie über die Methodik der Wasserkultur. Sie erschien als Band 8 des „Handbuches der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik" unter dem Titel ,J)er Vegetationsversuch. 1. Die Methodik der Wasserkultur höherer Pflanzen. Mit einem Anhang Nährstofimangel-Erscheinungen an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Radebeul und Berlin 1951). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalenderl950,Sp. 1876. (W.) - Wissenschaftlicher Jahresbericht der Süddeutschen Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft Weihenstephan 1972 (Sonderausgabe 50 Jahre - 1923-1973 - Forschung, Lehre, Praxis). Weihenstephan 1973, S. 125127. (P.) - R A U M , H.: Beiträge zur Geschichte von Weihenstephan H. 13: Die von 1951 -1972 verstorbenen Professoren der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau. Weihenstephan 1973, S. 11-12. Schubart, Johann Christian, • 24. Februar 1734 in Zeitz, 123. April 1787 in Würchwitz bei Zeitz • Sohn eines Webers, erlemte in Zeitz den Beruf des Schreibers, doch bereits 1750 verließ er seine Heimatstadt. In den folgenden Jahren arbeitete er in wechselnden Stellungen als Schreiber oder als Sekretär in Bad Lauchstädt, Leipzig, Hirschberg und Wien. Während des Siebenjährigen Krieges war er „Generalsekretär" hoher preußischer Offiziere imd seit 1760 „Königlich Großbritannischer Kriegs- imd Marschkommissar" bei der englisch-hannoverschen Armee, die an der Seite des Preußenkönigs Friedrich II. kämpfte. 1762 trat er dem Freimaurerorden bei, in dessen Auftrag er von 1763 bis 1767 ausgedehnte Reisen durch viele europäische Länder imtemahm. Dabei entdeckte er seine Liebe zur Landwirtschaft. Er fand genügend Zeit, sich mit den Fruchtfolgen in den verschiedenen Regionen zu beschäftigen. In Süddeutschland, Frankreich und Italien studierte er besonders die Versuche, Klee als Futterpflanze anzubauen. Während seiner Tätigkeit im Dienste des Freimaurerordens hatte sich Schubart wiederholt an deutschen Fürstenhöfen aufgehalten. 1767 war ihm vom hessischen Landgrafen der Titel Hofi-at 298
verliehen worden. Seit 1768 lebte Schubart in Leipzig. Als weitgereister imd weltgewandter Hofi^t fand er bald Anschluß an die Leipziger Gesellschaft. Am 3. Januar 1769 heiratete er die fünfzehn Jahre jüngere Tochter eines reichen Leipziger Handelsherrn. Mit dem Vermögen seiner Frau erwarb er das Rittergut Würchwitz bei Zeitz. Seit 1771 betätigte sich Schubart als praktischer Landwirt. Auf den bisherigen Brachschlägen seines Gutes baute er Klee, Luzerne, Esparsette, Rüben und Kartoffeln an. Gleichzeitig führte er die Sommerstallfiltterung des Rindviehs ein. Zur Verbesserung der Einnahmen pflanzte er auch Tabak und legte Gärten für die Färbepflanze Krapp an. 1774 erwarb er noch zwei weitere Güter. Mit großem Eifer studierte er die landwirtschaftliche Literatur und führte einen umfangreichen Briefwechsel mit reformfreudigen Landwirten. Trotz mancher Rückschläge durch Mißernten und durch Rechtsstreitigkeiten mit Nachbarn, warfen seine Güter nach wenigen Jahren hohe Gewinne ab. Ermuntert von Nathanael Gottfried Leske, Professor für Ökonomie an der Universität Leipzig, betätigte sich Schubart seit 1781 auch als landwirtschaftlicher Schriftsteller. Zimächst veröffentlichte er in der Zeitschrift „Magazin für Naturkunde, Mathematik und Oeconomie" und im „Leipziger Intelligenzblatt" mehrere Beiträge über seine Anbauerfahnmgen mit Klee, Rüben, Tabak und anderen Feldfnichten. Dabei wurde ihm klar, daß Fortschritte in der Landwirtschaft nicht primär durch eine Verbesserung der Anbaumethoden und mit der Einführung neuer Kulturpflanzen zu erreichen sind, sondern daß vor allem eine Aufhebung der bestehenden Agrarverfassung erreicht werden muß. Dieser Grundgedanke wurde zum Inhah seiner Schrift „Hutung, Trift und Brache; die größten Gebrechen und die Pest der Landwirthschaft" (Leipzig 1783). 1783 erhielt Schubart von der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin den ersten Preis für seine eingereichte „Abhandlung über die verschiedenen Eigenschaften und den vortheilhaften Anbau der Futterkräuter". In kräftiger und freimütiger Sprache hat er hier seine Erfahrungen über den Anbau von Rotklee, Luzerne und Esparsette dargestellt und auch die
Schubart agraipolitischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Futterbau deutlich herausgestellt. Die Schrift endet mit dem Satz: „Bei Trift- und Gemeindehutungen bleibt aller Futterbau, mithin die Verbesserung der Landwirthschaft und die daraus folgende Wohlfahrt der Staaten ein unmöglich Werk, das arme Volk aber, die Seele der Staaten, zum bittersten Elend und Mangel unbarmherzig verdammt". Die Schrift erschien mit einem Vorwort von Schubart im Buchhandel unter dem Titel „Gutgemeinter Zuruf an alle Bauern, die Futtermangel leiden, besonders an die Kursächsischen. Nebst einer bewärten Anleitung, wie sie leicht und häufig dazu gelangen, folglich auch wohlhabend werden können" (Leipzig 1784). Bei den Landwirten fand sie einen erstaunlichen Widerhall. Noch zu Lebzeiten Schubarts erlebte sie neun Auflagen, die unrechtmäßigen Nachdrucke nicht mitgerechnet. Sie galt als ein „Volkslesebuch" über den Kleeanbau. Übersetzungen erschienen in vielen europäischen Sprachen. Vor allem durch diese Schrift wurde Schubart einer breiten Öffentiichkeit bekannt. Großes Interesse an dem von ihm propagierten Kleeanbau zeigten ftihrende Landwirte in den böhmischösterreichischen Ländern. Auf Empfehlung böhmischer Adliger erhob Kaiser Joseph IL am 7. Dezember 1784 Schubart in den Reichsadelsstand mit dem Prädikat „von Kleefeld". Im folgenden Jahr reiste Schubart nach Prag und Wien und wurde von Joseph II. in Audienz empfangen. Ein adliger Gutsbesitzer ließ einen „JGeetaler" mit dem Bildnis von Schubart prägen. Seine gesammelten Veröffentlichungen und Teile seines Briefwechsels hat Schubart unter dem Titel „Ökonomisch-kameralistische Schriften" (Leipzig 1783, 3. Aufl. H. 1-5 u. H. 6 in 1. Aufl. 1786) herausgegeben. Als Fortsetzung dieser Schriften erschien sein „Ökonomischer Briefwechsel" (H. 1-4, Leipzig 1786). Die wesentlichen Inhalte aus diesen Heften sind zusammengefaßt in dem Buch „Landwirtschaftslehre zum gemeinnützigen Gebrauch fiir Landwirthe" (Leipzig 1797), das ein Sohn Schubarts nach einem Manuskript aus dem Nachlaß seines Vaters herausgegeben hat. Der „Kleeapostel" Schubart war zwar nicht der Begründer des Kleeanbaus in Deutschland, aber er hat durch sein Lebenswerk entscheiden-
de Anstöße gegeben, den Klee und andere Futterpflanzen in die Fruchtfolgesysteme einzugliedern. Albrecht Daniel Thaer bezeichnete Schubart als einen „Wohlthäter der Menschheit" (Albrecht Thaer's Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Neue Ausgabe. Beriin 1880, S. 233). 1851 errichteten Landwirte in Würchwitz ein Schubart-Denkmal. Seitdem feiern die Einwohner von Würchwitz alljährlich im Jimi zu Ehren Schubarts das „Kleefest". ROCKSTROH: Johann Christian Schubart, Edler von Kleefeld. Eine dessen Andenken gewidmete, von der ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen gekrönte und von ihr herausgegebene Preisschrift. Dresden und Leipzig 1841. Neue Ausgabe 1846. (P.) - LEISEWITZ, C.: Johann Christian Schubart, Edler von Kleefeld, landgräftich hessischer Hofrath, herzoglich sachsen-coburgischer Geheimrath, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Würchwitz. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, 1891, S. 602-606. - Dr. KUNATH-PEGAU: Zum Gedächtnis Johann Christian von Schubart's, Edlen Herrn von dem Kleefelde. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeimng Jg. 50,1901, S. 501-505 u. 530542. (F.) - Johann Christian Schubart, Edler von Kleefeld. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN K Ü H NER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin
Literatur:
1934,
S. 1-8. ( P ) -
SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD:
Die Einfiihrung des Kleebaues in Deutschland vor dem Auftreten Schubarts von dem Kleefelde. Berlin 1954 = Wissenschaftliche Abhandlungen der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 10. - SCHMIEDECKE, ADOLF: Johann Christian Schubart, Edler von Kleefeld. Ein bedeutender Förderer der Landwirtschaft und der Bauernbefreiung. Zeitz 1956 (P u. W.) - HUSCHKE, W O L F GANG: Zur Herlcunft des großen Agronomen Johann Christian Schubart von Kleefeld. Der Stadt Zeitz zur 1000-Jahrfeier. In: Mitteldeutsche Familienkunde Bd. 2,
Jg. 8,
1967,
S. 1-5. -
SCHRÖDER-LEMBKE,
Johann Christian Schubart, Edler von Kleefeld (1734-1787). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 48-58. (P.) - MÜLLER, HANS-HEINRICH: Akademie und Wirtschaft im 18. Jahrhundert. Agrarökonomische Preisaufgaben und Preisschriften der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Versuch, Tendenzen und Überblick). Berlin 1975 = Studien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Bd. 3. - MÜLLER, HANS-HEINRICH: Johann Christian Schubart von Kleefeld - ein berühmter Sohn der Stadt Zeitz (1734GERTRUD:
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Schucht 1787). Herausgegeben vom Kleefestverein 1851 Würchwitz. Zeitz 1993. (R). Schucht, Friedrich, • 26. November 1870 in Oker (Harz), t 31. März 1941 in Eberswalde • Sohn eines Lehrers, studierte Chemie, Geologie und Mineralogie in Jena imd Göttingen und arbeitete nach Ablegung der Verbandschemikerprüfimg als Assistent an den landwirtschaftlichen Versuchsstationen in Rufach (Elsaß) und Oldenburg. Von 1900 bis 1922 war er als Geologe, dann als Bezirks- und später als Landesgeologe bei der Preußischen Geologischen Landesanstalt in Berlin tätig. Er galt als Spezialist für die Kartierung der Marschen. 1903 promovierte er an der Universität Rostock mit einer Arbeit über die Geologie der Wesermarschen. Von seinen weiteren Veröffentlichungen über die Marschen ist der Beitrag „Die Bodenarten der Marschen" (Journal für Landwirtschaft Bd. 53, 1905, S. 309-328) hervorzuheben. Seit 1911 hielt Schucht als Honorarprofessor auch Vorlesungen an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Von 1922 bis 1937 lehrte er als o. Professor für Geologie, Mineralogie und Bodenkunde an dieser Hochschule (nach 1934 = Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Berlin). Mit zeitlichen Unterbrechungen war er von 1926 bis zu seinem Tode Vorsitzender der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. 1935 wurde er zum Präsidenten der Internationalen Bodenkundlichen Gesellschaft gewählt. 1940 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Bodenkultur Wien. Schucht ist Mitautor der dritten Auflage des Buches von Felix Wahnschaffe „Anleitung zur wissenschaftlichen Bodenuntersuchimg" (Berlin 1887, 2. Aufl. 1903, 3. Aufl. 1914). Nach Wahnschaffes Tod hat Schucht dieses Buch neubearbeitet und 1924 eine vierte Auflage herausgegeben. Für das von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er das Kapitel „Entstehung, Eigenschaften und Einteilung der Böden" (Bd. 2, Ackerbaulehre, Beriin 1929, S. 1-40). Dieser Beitrag regte ihn an, das Gesamtgebiet der Bodenkunde in einem Lehrbuch zusammenzufassen. Es erschien unter dem Titel „Grundzüge der Bodenkunde. Ein Lehrbuch für Studierende der Land- und Forstwirtschaft, Kulturtechnik, 300
sowie der Geologie und anderer Naturwissenschaften" (Beriin 1930). Während seiner letzten Lebensdekade widmete sich Schucht der Aufgabe, für einige geologisch einheitliche Böden optimale Nutzimgsmöglichkeiten herauszufinden. Die in Zusammenarbeit mit Fachkollegen aus anderen Disziplinen erzielten Forschungsergebnisse sind zusammengefaßt in dem von Schucht allein herausgegebenen Buch „Die Muschelkalkböden Mitteldeutschlands und ihre land- und forstwirtschaftliche Nutzung" (Beriin 1935) und in dem gemeinsam mit Hans Kuron herausgegebenen Buch „Die Keuperböden Mitteldeutschlands und ihre land- und forstwirtschaftliche Nutzung" (Beriin 1940). Beide Bücher enthalten wertvolle Beiträge zur Standortforschung. Zu den Mitautoren gehören auch die Pflanzenbauwissenschaftler Emst Klapp, Otto Tornau und Walter Brouwer. Literatur: STREMME, H.: Friedrich Schuchts wissenschaftliche Wirksamkeit. In: Soil Research - Bodenkundliche Forschungen. Beiheft zu den Mitteilungen der Internationalen Bodenkundlichen Gesellschaft B d . 5, 1936/37, S. 172-178. (F. u. W.) -
GIESECKE,
F.: „Friedrich Wilhelm Schucht": In: Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 21/22, 1940, S. 1-9. (F.
u. W.) - Friedrich Wilhelm Schucht f. In: Der Forschungsdienst Bd. 11, 1941, S. 734-737.
(F.)-
DAMMER, BR.: Friedrich Schucht f. In: Jahrbuch des Reichsamts für Bodenforschung für das Jahr 1941, Bd. 62 (1944), S. 551-563. (F. v o r S. 5 5 1 u. W.)
POGGENDORFF, J. C.:
-
Biographisch-Literarisches
Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Tl. 4 , 1 9 6 1 , S. 283.
Schübler, Gustav, » 17. August 1787 in Heilbronn, 18. September 1834 in Tübingen • Studierte seit 1806 Medizin und Naturwissenschaften und war von 1812 bis 1817 Lehrer für Naturwissenschaften und Agrikulturchemie am Fellenbergischen Institut in Hofwyl (Schweiz). 1817 folgte er einem Ruf als Professor für Naturgeschichte und Botaiük an die Universität Tübingen. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Erforschung der Flora in Württemberg. Als Klimatologe hat er sich einen Namen gemacht mit dem Buch „Grundzüge der Meteorologie in näherer Beziehung auf Deutschlands Klima" (Leipzig 1831, 2. Aufl., neu bearbeitet von G. A. Jahn, 1849).
Schultz-Lupitz Ein Schwerpunkt der Forschimgstätigkeit Schüblers waren Untersuchungen über die physikalischen Eigenschaften der Ackerböden. Die Bedeutung optimaler physikalischer Bodenbedingungen für das Pflanzenwachstum hat er ausführlich in seinem wissenschaftlichen Hauptwerk dargesteUt: „Grundsätze der Agricultur-Chemie in näherer Beziehung auf landund forstwirthschaftliche Gewerbe" (2 Tie. Leipzig 1831, 2. Aufl., durchgesehen und verbessert von K. L. Krutzsch, 1838). Mit diesem Werk wurde er einer der maßgebenden Wegbereiter für die neuzeitliche Agrikultur- bzw. Bodenphysik. Literatur:
Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 12,
1834 (1836),
Tl. 2,
S. 6 6 5 - 6 7 0 . -
WUNSCHMANN.
E.: Gustav Schübler, Botaniker. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, 1891, S. 639-640. - PoGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a - Supplement, 1971, S. 609.
Schultz-Lupitz, Albert, * 26. März 1831 in Kehna (Mecklenburg), 15. Januar 1899 auf Gut Lupitz (Altmark) • Sohn eines Apothekers, besuchte das Gymnasium in Parchim und entschied sich fnihzeitig für den Beruf des Landwirts. Zunächst arbeitete er vier Jahre lang auf mecklenburgischen Gutsbetrieben. Ab 1851 studierte er Landwirtschaft in Hohenheim und Jena. Mit großem Eifer las er die agrikulturchemischen Schriften Justus von Liebigs. 1853 ging er als Gutsverwalter in die landwirtschaftliche Praxis zurück. 1855 erwarb Schultz-Lupitz das ca. 250 ha große Gut Lupitz bei Klötze in der Altmark, einen wirtschaftlich desolaten Betrieb auf diluvialem Sandboden. Überzeugt von der Richtigkeit der agrikulturchemischen Lehren Liebigs führte er umfangreiche Düngungsversuche durch. Dabei stellte er fest, daß die von ihm vorwiegend angebauten Lupinen auf eine Kaliimd Phosphatdüngung mit einer bisher nicht für möglich gehaltenen Ertragssteigerung reagierten und außerdem hohe Stickstofftnengen im Boden hinterließen. Er entwickelte ein Düngungssystem, dessen Kemthese lautete: Die Leguminosen, die „Stickstoffsammler", hinterlassen mit ihren Wurzeln soviel Stickstoff im Boden, daß nachfolgende Getreidearten, die
„Stickstofffresser", keine zusätzliche Stickstoffdüngung mehr bedürfen. Schultz-Lupitz war durch diese, auch imter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr erfolgreichen Versuche zu wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangt, über deren Tragweite für den Pflanzenbau er sich zunächst gar nicht bewußt war. Von dem Agrikulturchemiker Max Maercker wurde er eindringlich gebeten, die Ergebnisse seiner langjährigen Versuche zu veröffentlichen. Das tat er mit dem Beitrag ,Jleinerträge auf leichtem Boden, ein Wort der Erfahrung, zur Abwehr der wirthschaftlichen Noth" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 10, 1881, S. 777-848) und mit der Schrift „Die Kalidüngung auf leichtem Boden. Ein Wort der Erfahrung an seine Berufsgenossen" (Berlin 1882, 2. Aufl. 1883, 3. Aufl. 1884, 4. Aufl. 1890 u. 5. Aufl. 1894). Diese beiden Arbeiten eines bisher unbekannten Landwirts erregten sowohl bei den Landbauwissenschaftlem als auch in der landwirtschaftlichen Praxis ungeheures Aufsehen, denn so überzeugende experimentelle Beweise für die Hypothese, daß die Legiuninosen möglicherweise doch atmosphärischen Stickstoff verwerten können, hatte es bisher noch nicht gegeben. Durch die beiden Veröffentlichungen von Schultz-Lupitz wurde die zu diesem Zeitpunkt nach wie vor ungelöste Frage nach der Herkunft des „Leguminosen-Stickstoffs" wieder ein zentrales Diskussionsthema in der Landbauwissenschaft. An zahlreichen Universitätsinstituten und Versuchsstationen begann eine rege Versuchstätigkeit, um das „Stickstoff-Rätsel" zu lösen. 1886 konnte dann Hermann Hellriegel nachweisen, daß die Leguminosen mit Hilfe ihrer Knöllchenbakterien den Luftstickstoff für ihr Wachstum verwerten köimen. Das von SchultzLupitz entwickelte Düngungssystem (System LD = „Liebigsche Düngung", „Lupitzer Düngung") erhielt damit ein gesichertes wissenschaftliches Fundament. Bei seinen Feldversuchen widmete SchultzLupitz besondere Aufmerksamkeit dem Wurzelwachstum der Kulturpflanzen. Über die Ergebnisse eigener Untersuchungen berichtete er in dem Beitrag „Über die Bewurzelung der landwirtschaftlichen Kulturgewächse und deren Bedeutung für den praktischen Ackerbau" (Jahr301
Schultz-Lupitz buch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 6, Tl. 2, 1891, S. 78-94). Auch die Bedeutung der Regenwürmer für die Bodenfruchtbarkeit hatte er klar erkannt. Im gleichen Beitrag (S. 89-92) forderte er die Mitglieder der Ackerbau-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft auf, einen „Sonderausschuß für die Regenwurmfrage" zu gründen. Aus der bis dahin allgemein üblichen Gründüngung mit Hauptfhichten entwickelte Schultz-Lupitz den systematischen Zwischenfhichtbau. In der beständigen Bedeckung des Bodens mit lebenden Pflanzen sah er eines der wirksamsten Mittel für einen gezielten Bodenaufbau. Seine Schrift „Zwischenfhichtbau auf leichtem Boden" (Berlin 1895 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 7; 4. Aufl. 1927) war jahrzehntelang das wegweisende Standardwerk für die landwirtschaftliche Praxis. Beachtenswert sind auch seine beiden Beiträge „Über Gründüngung und Zwischenfhichtbau" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 17, 1896, S. 142-177) und „Über Zwischenfi^chtbau und Gründüngung" (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 11,1896, S. 20-32). Schultz-Lupitz gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Von 1885 bis 1898 war er Leiter der Dünger-Abteilung dieser Gesellschaft. Er setzte sich für die Erschließung der deutschen Kalisalzlagerstätten ein und forderte deren Überleitung in staatliche Verwaltung. Von 1882 bis 1893 war er Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und von 1887 bis 1889 sowie von 1893 bis 1898 Mitglied des Deutschen Reichstages. Als Reichstagsabgeordneter forderte er die Einfuhrung eines einheitlichen Wasserrechtes in Deutschland. Auf seinen Antrag bewilligte der Deutsche Reichstag 1898 die Mittel zur Gründung der Biologischen Reichsanstalt für Landund Forstwirtschaft. Für seine bedeutenden Verdienste um die deutsche Landwirtschaft wurde Schultz-Lupitz vielfach geehrt und ausgezeichnet. Das Kuratorium der Liebig-Stiftung verlieh ihm 1889 die Goldene Liebig-Medaille imd die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft 1897 die Große Goldene Gedenkmünze der DLG. Von der Universität Jena erhielt er 1893 die Würde eines Ehrendok302
tors. 1897 erfolgte seine Ernennung zum Landesökonomierat. Nach seinem Tode errichtete ihm die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft einen Gedenkstein in Lupitz, der am 11. November 1899 eingeweiht wurde. Seit 1974 verleiht diese Gesellschaft an Persönlichkeiten, die sich durch besondere Verdienste auf dem Gebiet der Pflanzenproduktion ausgezeichnet haben, die „Schultz-Lupitz-Medaille". Erster Preisträger war der Pflanzenbauwissenschaftler Eduard von Boguslawski. Literatur: MAERCKER, MAX: Zum Gedächtnis des Landes-Ökonomierats Dr. Schultz-Lupitz. In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft B d . 14, 1899, S. 1-9. -
HERZBERG, F.: Dr. S c h u l t z -
Lupitz t- Ein Lebensbild. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeinmg Jg. 48, 1899, S. 81-85. (F.) WöLBLrNG, B.: Schultz-Lupitz t . In: Deutsche Landwirtschaftliche Fresse Jg. 26, 1899, S. 27-29. (F.) SEELHORST, C. VON: Schultz-Lupitz. In: Journal für L a n d w i r t s c h a f l J g . 4 7 , 1 8 9 9 , 8 . 163-171. (F). -
Un-
sere Gedächtnisfeier für Schultz-Lupitz! In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft J g . 14, 1899, S. 3 0 9 - 3 1 2 . -
BOCK, E.: D a s G u t L u -
pitz, seine Bewirtschaftung und seine Erträge. In: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 30, 1901, S. 649-770. -
VIBRANS-CALVÖRDE, C . : D i e W i r t s c h a f t
Lupitz und ihre Erträge. Berlin 1902 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 76. LEiSEwrrz, C.: Albert Schultz, Dr. philos. h. c., königlich preußischer Landesökonomierath, Rittergutsbesitzer auf Lupitz in der Altmark. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 54, 1908, S. 240-242. ScHöLER, HERMANN: Helden der Arbeit. Lebensbilder großer Männer des deutschen Wirtschaftslebens. 4. Aufl. Leipzig 1925, S. 245-261 u. 317. (F.) ScHÖLER, HERMANN: Albert Schultz-Lupitz. In: Mitteldeutsche Lebensbilder Bd. 1, 1926, S. 323-330. (F.) — Schultz-Lupitz - der Fionier des Sandbodens. In: Fflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des N ä h r s t a n d e s . H e r a u s g e g e b e n v o n MARTIN KÜHNER
unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, 5 . 131-139. (F.) -
SPILLER, MARTIN H.: S c h u l t z - L u -
pitz und Ferdinand von Lochow. Die Hebung der Ackerbaukultur um die Jahrhundertwende. Leipzig Berlin 1939, 2. Aufl. 1942. - RIECKMANN, HERMANN: Albert Schultz-Lupitz, ein Wegbereiter der Erzeugungsschlacht. In: Deutsche Landwirtschaftliche Fresse Jg. 69, 1942, S. 373-374. - FETERSEN, ASMUS: Schultz-Lupitz und sein Vermächtnis. Berlin 1954 = Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Klasse für Gesellschaftswissenschaften Jg. 1953, Nr. 1; 2. Aufl. herausgege-
Schulze ben von der Stiftung Ökologie und Landbau, Bad Dürkheim 1992 = SÖL-SonderausgabeNr. 38. (P.) RIECKMANN, HEEUHANN: Albert Schultz-Lupitz. Hannover 1955. (P.) - BROUWER, WALTHER: A. SchultzLupitz zum 125. Geburtstag. In: Zeitschrift ftr Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 5,1957, S. 69-75. - RIECKMANN, HERMANN: Albert SchultzLupitz (1831 -1899). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/M. 1970, S. 231-244. (P.) - BÖHM, WOLFGANG: Albert Schultz-Lupitz. In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften H. 14/15,1985, S. 729-731. ( W . ) - BÖHM, WOLFGANG: Die Stickstoff-Frage in der Landbauwissenschaft im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 34, 1986, S. 31-54. - GÄDE, HELMUT: Albert Schultz-Lupitz (1831-1899). Lebenswerk und Vermächtnis eines deutschen Sandbodenpioniers und Mitbegründers der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Lippstadt 1991 (P. u. W . ) - G Ä D E , HELMUT: Bodenfhichtbarkeit und Bodengenetik - Reminiszenzen an den „Sandbodenpionier" Albert Schultz-Lupitz (1831-1899). In: Jahresheft der Albrecht-Thaer-Gesellschaft 27,1995, S. 101-115. (W). Schultz-Schultzenstein, Carl Heinrich, '*' 8. Juli 1798 inAltruppin, f 22. März 1871 in Berlin • Seit 1833 o. Professor an der Universität Berlin und Autor einer Vielzahl botanischer Bücher. Seine aus Einzelbeobachtungen abgeleiteten Theorien widersprachen oft der vorherrschenden Lehrmeinung. Fragen der Pflanzenemährung und des Pflanzenbaus behandelt er in den beiden Schriften: „Die Entdeckung der wahren Pflanzennahrung. Mit Aussicht zu einer Agrikulturphysiologie" (Beriin 1844) und „Ueber Pflanzenemährung, Bodenerschöpfung und Bodenbereicherung, mit Beziehung auf Liebig's Ansicht der Bodenausraubung durch die moderne Landwirthschaft" (Berlin 1864). Den Doppelnamen Schultz-Schultzenstein führte er erst seit 1848. Literatur: WUNSCHMANN, E.: Karl Heinrich Schultz, gen. Schultzenstein, Professor der Medicin und botanischer Schriftsteller. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 32, 1891, S. 723-725. Schultze, Hugo, * 19. November 1838 in Blankenhain (Sachsen), f 23. Juli 1919 in Braunschweig • Studierte Chemie an der Universität Göttingen, promovierte dort 1862 imd erhielt
1864 eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent bei Wilhehn Henneberg an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Weende. Von 1867 bis 1919 war er Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Braunschweig. Entschieden kämpfte er für die Einführung einheitlicher Methoden zur Wertbestimmung von Düngemitteln. Literatur: GIESECKE, F.: Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Ebstorf und über die Erstentwicklung in Braunschweig bis zur Gründung des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Versuchsstationen. In: Bodenfhichtbarkeit als Fundament der Qualitätseizeugung. Festschrift zum 90jährigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Ebstorf (fniher Braunschweig). Herausgegeben von F. Giesecke. Uelzen/Hann. 1952, S. 22-33. Schulz-Fleeth, C. (Wemer, Friedrich Wilhelm?), * 25. Oktober 1826, t 21. März 1862 • Über seinen Lebensweg ist wenig bekannt. Er lehrte Ackerbau und Agrikulturchemie an der Universität Beriin, seit 1855 als Privatdozent und seit 1860 als a. o. Professor. Nach Schließung der Mögliner Akademie gründete er 1859 das Landwirtschaftliche Lehrinstitut in Berlin, an dem er als Dozent für Ackerbau tätig war. Sein ackerbauliches Lehrkonzept war stark naturwissenschaftlich ausgerichtet. Er ist Autor des Buches „Der rationelle Ackerbau in seiner Begründung durch die Ergebnisse der neueren Naturforschung" (Beriin 1856). Literatur: AsEN, JOHANNES: Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin Bd.l 1810-1945. Leipzig 1955, S . 181. - SKIBBE, BRUNO: Zur Vorgeschichte der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät in Berlin (1806-1881). In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität Beriin, Beiheft zum Jg. 9,1959/60, S. 229-256. Schulze, Bernhard, » 12. Oktober 1851 in Ziesar bei Magdeburg, f 21. Januar 1917 in Wiesbaden • Studierte Naturwissenschaften und promovierte 1881 an der Universität Tübingen mit einer Arbeit über Fettbildung im Tierkörper. Bis 1890 arbeitete er als Assistent in den Laboratorien für Tierphysiologie in Proskau imd Breslau. Von 1890 bis 1916 war er Direktor der Agrikulturchemischen Versuchs- und Kontrollstation in Breslau. Sein Hauptinteresse galt den Fragen der Tieremährung und der Fütterung. 303
Schulze Doch führte er auch Düngungs- und Anbauversuche durch, deren Ergebnisse er u. a. in den „Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" (H. 198,1911 und H. 281,1916) veröffentlichte. Große Verdienste erwarb sich Schulze auf dem Gebiet der Wurzelforschung. In Modellversuchen hat er die Wurzelsysteme wichtiger Feldfiüchte in verschiedenen Entwicklungsstadien freigelegt und photographiert. Über erste Versuche darüber berichtet er ausführlich in der „Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum der Agrikulturchemischen Versuchs- und Kontrollstation der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien zu Breslau" (Breslau 1906). Schulzes wissenschaftliches Hauptwerk ist ein zweibändiger „Wurzelatlas", von dem jeweils ein Textband und eine Sammlung von Tafeln mit photographischen Aufnahmen erschienen sind: „Wurzelatlas. Darstellung natürlicher Wurzelbilder der Halmfrüchte in verschiedenen Stadien der Entwicklung" (Berlin 1911) und „Wurzelatlas. Zweiter Teil. Darstellung natürlicher Wurzelbilder von Leguminosen und Raps in verschiedenen Stadien der Entwicklung" (Berlin 1914). Literatur: Unsere Zeitgenossen. Wer ist's? 5. Ausgabe. Leipzig 1911, S. 1329. - Mitteilungen der Deutschen Landwiitschafts-Gesellschaft Jg. 32, 1917, S.61. Schulze, Erich, * 6. Dezember 1918 in Flerke bei Soest, f 19. September 1988 in Bonn-Lengsdorf • Sohn eines Landwirts, studierte von 1943 bis 1947 Landwirtschaft an den Universitäten Bonn und Halle/S. und promovierte 1950 in Bonn bei Emst Klapp mit der Dissertation „36jährige Düngerwirkungen auf den Ertrag im Dauerdüngungsversuch Dikopshof (19061942)" (Auszug in: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 93, 1951, S. 95-139). Mit der Schrift „Mechanische Keimanregung, Schosserbildung und photoperiodisches Verhalten bei Kartoffeln" (Auszug in: Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 98, 1954, S. 385-422) erhielt er 1954 an der Universität Bonn die Venia legendi für das Fachgebiet Acker- und Pflanzenbau. Als Dozent blieb er weiterhin in Bonn tätig. 1960 wurde er zum außerordentlichen Professor und 1964 zum Wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt. 304
Durch eine rege Tätigkeit als FAO-Experte und Gutachter in Brasilien, im Iran und in der Türkei erwarb sich Schulze umfangreiche Kenntnisse über den Pflanzenbau in den Tropen imd Subtropen. Er hielt u. a. Vorlesungen über „Pflanzenbau in warmen Klimaten". Wiederholt hat er zu grundlegenden Fragen des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus Stellung genonunen, z. B. in dem Beitrag „Gelten die alten Regeln des Pflanzenbaues noch?" (Vorträge der 17. Hochschultagung der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn am 1. und 2. Oktober 1963 in Münster. Hiltrup 1963 = Landwirtschaft - Angewandte Wissenschaft Nr. 17). Für ,J*areys Landwirtschaffe-Lexikon" (7. Aufl., 2 Bde. Hamburg und Berlin 1956/1957) bearbeitete er die Abschnitte über die Düngung. Gemeinsam mit Herbert Bohle schrieb Schulze eine Monographie über den Zuckerrübenanbau. Das Buch erschien unter dem Titel „Zuckerrübenproduktion. Landwirtschaftliche Bodennutzung mit hoher Rendite" (Berlin und Hamburg 1976). 1979 wurde Schulze pensioniert. Von der Universität Gießen erhielt er 1957 den Justus-von-Liebig-Preis. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1987, Bd. 3, S. 4257. - Wer ist Wer? Das Deutsche Who's Who. Bundesrepublik und West-Berlin. 27. Ausgabe 1988/89. Lübeck 1988, S. 1251. Schulze, Friedrich Gottlob, * 28. Januar 1795 in Gävernitz bei Meißen, f 3- Juli 1860 in Jena • Sohn eines Gutsbesitzers, studierte auf Wunsch seines Vaters Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig, brach dieses Studium jedoch 1815 ab und begann eine landwirtschaftliche Lehre auf dem elterlichen Hof. 1816 ließ er sich an der Universität Jena immatrikulieren und studierte u. a. Landwirtschaft bei Karl Christoph Gottlieb Sturm, der in Tiefurt bei Weimar ein landwirtschaftliches Lehrinstimt eingerichtet hatte. 1817 wurde er auf Empfehlimg Sturms zum Oberverwalter der großherzoglichen Kammergüter Oberweimar, Tiefiart und Lützendorf ernannt. 1819 promovierte er an der Universität Jena mit einer Arbeit über den römischen Pflug. 1820 erhielt er die Venia legendi für Kameralwissenschaften und 1821 wurde er zum a. o. Professor emannt.
SchuLze
In den folgenden Jahren erarbeitete Schulze ein eigenes Lehrgebäude für die Landwirtschaft und versuchte sie als wissenschaftliche Disziplin an der Universität anzusiedeln. Seine Ideen hat er zusammengefaßt in dem Buch „Ueber Wesen und Studium der Wirthschafts- und Cameralwissenschaften, vorzüglich über wissenschaftliche Begründimg der Landwirthschaftslehre, auch der Forstwirthschafts-, Bergbau-, Handelslehre und Technologie durch die Volkswirthschaftslehre" (Jena 1826). Sein wichtigstes Lehrziel war es, den fuhrenden Landwirten nicht nur eine solide Fachausbildung, sondern gleichzeitig eine umfassende Allgemeinbildung zu vermitteln. 1826 eröffnete Schulze ein „Landwirtschaftliches Institut an der Universität Jena". Es war ein Privatinstitut, aber in die Universität eingegliedert, denn Voraussetzung für das Studiimi an diesem Institut war die Immatrikulation an der Universität Jena. Schulze, der 1826 zum o. Professor ernannt worden war, hielt die Mehrzahl der Vorlesungen selbst. Durch Einrichtung einer kleinen Versuchswirtschaft auf gepachteten Feldern konnte er den Unterricht sehr praxisnah gestalten. Nach wenigen Jahren galt sein Lehrinstitut als eine vorbildliche Ausbildungsstätte für Landwirte. 1835 folgte Schulze einem Ruf der preußischen Regierung und errichtete in Eldena bei Greifswald eine landwirtschaftliche Akademie. Auch hier erhielten die Studierenden das akademische Bürgerrecht: sie waren an der Universität Greifswald immatrikuliert. Mit 22 Studierenden eröffiiete Schulze diese Akademie. Bereits drei Jahre später studierten über 60 Landwirte bei ihm. Sein Plan, in Eldena eine Versuchswirtschaft aufzubauen, scheiterte jedoch am Widerstand des Senats der Universität Greifswald. Nach fiinQähriger Tätigkeit in Eldena mußte er erkennen, daß in Jena für die Verwirklichung seiner Lehrkonzepte bessere Bedingungen gegeben waren. 1839 nahm er eine Rückberuftmg an die Universität Jena an und eröffnete erneut sein Privatinstitut. Mehrere Professoren der Jenaer Universität konnte er für spezielle Vorlesungen gewinnen und 1840 auch das Kammergut Zwätzen ftir Versuchszwecke pachten. Nicht zuletzt durch seinen pädagogischen Grundsatz, daß Bildung
und Ausbildung vor allem durch „Selbsttätigkeit" der Studierenden zu erreichen ist, gelangte sein Institut alsbald zu hohem Ansehen. In dem Jahrzehnt zwischen 1850 und 1860 galt es als die berühmteste landwirtschaftliche Lehranstalt in Deutschland. 1856 gründete Schulze auch die Ackerbauschule in Zwätzen bei Jena, deren Leitung er bis zu seinem Tode innehatte. Von den Veröffentlichungen Schulzes ist besonders hervorzuheben sein Eröfihungsvortrag auf der 1. Wanderversammlung der deutschen Landwirte in Dresden im Jahre 1837 „Über echte Wissenschaftlichkeit in der deutschen Landwirthschaft" - ein nachdenkenswerter Beitrag über sein Wissenschaftsverständnis und über die Schwierigkeiten, „Wissenschaftlichkeit" im Landbau zu erreichen (Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Landwirthe zu Dresden im Oktober 1837. Dresden und Leipzig 1838, S. 112-123). Schulze war Herausgeber der Schriftenreihe „Deutsche Blätter filr Landwirthschaft und Nationalökonomie" (Bd. 1-3, Jena 1843-1859). Beachtenswert in dieser Reihe ist seine eigene Abhandlung „Thaer oder Liebig? Versuch einer wissenschaftlichen Prüftmg der Ackerbautheorie des Herrn Freiherm von Liebig, besonders dessen Mineraldünger betreffend. Nebst Erörterungen über Erfahrungswissenschaft und bloß speculative Theorie, insbesondere über falsche Anwendung der Chemie in der Land- imd Forstwirthschaft" (Bd. 1, H . 4 u. 5, 1846). Schulze wandte sich hier gegen die spekulative Methodik Liebigs, der dadurch in einigen Fällen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangt sei, die mit der landwirtschaftlichen Erfahrung nicht übereinstimmen. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte ist Schulzes letzte Abhandlung in dieser Schriftenreihe über die historische Entwicklung der von ihm gegründeten Lehranstalten in Jena und Eldena (Bd. 3, H. 1 u. 2, 1859). Sein umfangreichstes agrarökonomisches Werk ist das Buch „Nationalökonomie oder Volkswirthschaftslehre, vornehmlich für Land-, Forst- imd Staatswirthe" (Leipzig 1856). Schulzes pädagogische Grundsätze für das Studium der Landwirtschaft verdienen hohe Anerkennimg. Viele seiner Aussagen über Wissenschaft, Bildung und Ausbildung sind bedeutende Zeugnisse landwirtschaftlichen Denkens und 305
Schulze haben nichts von ihrer damaligen Aktualität eingebüßt. Literatur: BIRNBAUM, KARL: Friedrich Gottlob Schulze als Reformator der Landwirthschaftslehre. Ein Nachruf, mit besonderer Beziehung auf landwirthschaftliche höhere Lehranstalten und deren Reform. Frankfurt a. M. 1860. (R) - SCHULZE, HERMANN: Friedrich Gottlob Schulze-Gävernitz. Gründer und erster Direktor der landwirthschaftlichen Akademien zu Jena und Eldena. Ein Lebensbild gezeichnet und als Festgabe dargebracht zur Enthüllungsfeier des Schulze-Denkmals in Jena. Breslau 1867; Neue Ausgabe 1888. (R u. W.) - WITTMACK, LUDWIG: Friedrich Gottlob Schulze, der Begründer der landwirtschaftlichen Lehrinstitute an den Universitäten. Rede gehalten am Allerhöchsten Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. am27. Januar 1890. Berlin 1890. - Schulze-Gävernitz - der Refonnator der Landwirtschaftslehre. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER
unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S. 40-51. (R) - LOHMEYER, E.: Das Shidium der
Landwirtschaft an der Universität Jena 1826-1954. Jena 1954. (R) - OEHME, JOCHEN: Friedrich Gottlob Schulze. Sein Leben - Sein Werk - Unser Erbe. In: Beiträge zur Geschichte des Instituts für Pflanzenernährung Jena H. 1, 1987, S. 14-33. - FRANZKE,
HERBERT: Zur Geschichte der Ackerbauschule in Jena-Zwätzen von 1856 bis 1946. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 39, 1991, S. 170-185. (R).
Schulze, Werner, • 13. September 1890 in Tappenbeck bei Gifhorn, f 17. Januar 1993 in Celle • Studierte Landwirtschaft an der Universität Jena und promovierte 1921 mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Methode der Sortenprüfung unter besonderer Berücksichtigung der von Rümker'schen Vorschläge" (Diss. phil. Jena). Anschließend arbeitete er mehrere Jahre als wissenschaftlicher Assistent und technischer Leiter bei einer Saatzuchtfirma. Von 1929 bis 1937 war Schulze Abteilungsleiter für Acker- und Pflanzenbau an der Landwirtschaftskammer für Mecklenburg-Schwerin in Rostock, der späteren Landesbauemschaft für Mecklenburg. Während dieser Zeit veröffentlichte er unter Mitwirkung von W. Suckow die Schrift „Der Zuckerrübenbau in Mecklenburg unter besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse 7jähriger Versuche der Arbeitsgemein306
schaft für Zuckerrübenbau" (Rostock 1934). Außerdem verfaßte er mehrere Broschüren für die landwirtschaftliche Praxis, u. a. einen „Ratgeber für den Landbau in Mecklenburg " (Rostock 1937). 1937 wurde Schulze nach Berlin in die Hauptabteilung n des Reichsnährstandes versetzt und mit der Leitung der Abteilung Ackerbau beauftragt. 1944 erfolgte seine Ernennung zum Professor der Universität Rostock. Nach dem 2. Weltkrieg war Schulze einer der maßgebenden Begründer der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode (FAL). Von 1948 bis 1952 leitete er als Direktor das FAL-Institut für Pflanzenbau und Saatguterzeugung, das unter seiner Ägide zu einem Zentrum der Kartoffel-Forschung in Deutschland wurde. Die mit mehreren seiner Mitarbeiter verfaßte Schrift „Die Keimstimmung der Kartoffel und ihre Bedeutung für die Züchtung und Pflanzguterzeugimg" (Hannover 1951 = Schriftenreihe der Forschungsanstalt BraimschweigVölkenrode H. 3) und weitere Veröffentlichungen haben dem Kartoffelanbau nachhaltige Impulse gegeben. Unterstützt von Mitarbeitern seines Instituts schrieb er für das ,JIandbuch der Landwirtschaft" das Kapitel „Saat- und Pflanzgut" (2. Aufl., Bd. 1 Ackerbaulehre. Herausgegeben von Th. Roemeru. A. Scheibe, Berlin und Hamburg 1952, S. 490-548). Auch im ,Jluhestand" hat Schulze den Pflanzenbau auf vielen Ebenen gefördert. 1956 übernahm er den Vorsitz des neugegründeten Deutschen Maiskomitees. 1985 errichtete er eine „Professor Werner Schulze-Stiftung zur Förderung der Pflanzenbauwissenschaften". Sie vergibt u. a. Stipendien an junge Wissenschaftler. Literatur: Professor Dr. Werner Schulze 100 Jahre. In: Landbauforschung Völkenrode Jg. 40, 1990, H. 3,vorS. 189. (R) - Professor Dr. Werner Schulze t In: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode (FAL). Mitteilungen und Informationen Nr. 1/1993, S. 16-17. - Prof. Dr. Wemer Schulze im 103. Lebensjahr verstorben. In: Mais Jg. 21,1993, H. 1, S. 63. (P.). Schumacher, Wilhelm, » 5. April 1834 in Endenich bei Bonn, 117. September 1888 in Bonn • Seit 1854 als Tierarzt tätig, wurde 1859 in Bonn zum Dr. phil. promoviert und widmete sich seitdem pflanzenphysiologischen, agrikul-
Schuphan turchemischen imd ackerbaulichen Fragen. Von 1864 bis 1866 war er Dozent für Ackerbau und Agrikulturphysik am Landwirtschaftlichen Lehrinstitut in Berlin. Schumacher schrieb mehrere umfangreiche Bücher u. a.: „Die Diffusion in ihren Beziehimgen zur Pflanze. Theorie der Aufnahme, Vertheilung und Wanderung der Stoffe in der Pflanze. Ein Beitrag zur Lehre von der Emähnmg der Pflanze für Pflanzenphysiologen, AgriculturChemiker, Landwirthe und sonstige Freunde der Pflanzenkunde" (Leipzig und Heidelberg 1861), „Die Ernährung der Pflanze. Mit besonderer Berücksichtigung der Culturgewächse und der landwirthschaftlichen Praxis nach den neuesten Forschungen für Landwirthe und Pflanzenforscher" (Berlin 1864), „Erschöpfung und Ersatz bei dem Ackerbaue. Versuch einer Statik des Ackerbaues" (Berlin 1866) und ,J)er Ackerbau. Die Lehre von der Bodenbearbeitung, Feldbestellxmg und vom allgemeinen Pflanzenbaue in ihrer naturwissenschaftlichen Begründung" (Wien 1874). Das wissenschaftliche Hauptwerk Schumachers ist das Buch, J)ie Physik in ihrer Anwendung auf Agricultur und Pflanzenphysiologie": Bd. 1: „Die Physik des Bodens in ihren theoretischen und practischen Beziehungen zur Landwirthschaft" (Berlin 1864) und Bd. 2: „Die Physik der Pflanze. Ein Beitrag zur Physiologie, Klimatologie und Culturlehre der Gewächse" (Berlin 1867). Mit diesem Werk wurde er zum Wegbereiter einer agrikulturphysikalisch ausgerichteten Pflanzenbaulehre, wie sie später u. a. von Ewald Wolhiy weitergeführt wurde. Unter Mitwirkung mehrerer Fachkollegen hat Schumacher ein „Jahrbuch der Landwirthschaft" (Bd. 1-3, Leipzig 1868-1870) herausgegeben. POGGENDORFF, J . C . : Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. III, Abt. 2,1898, S. 1221 u. Bd. V, Abt. 2,1926, S. 1139. (W.).
Literatur:
Schuphan, Werner, • 18. November 1908 in Berlin, f 23. Februar 1978 in Geisenheim • Sohn eines Architekten, begann nach einer fünfjährigen Praktikantenzeit im Gartenbau ein Studium der Botanik in England, das er an der Universität Berlin fortsetzte und 1934 mit dem Diplom abschloß. 1937 promovierte er bei Fritz
Giesecke mit der am Institut für Pflanzenemährungslehre und Bodenbiologie der Universität Berlin angefertigten Dissertation „Untersuchimgen über wichtige Qualitätsfehler des Knollenselleries bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Veränderung wertgebender Stoffgruppen durch Düngung" (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 2 (47), 1937, S. 255-304). Mit dieser Arbeit war sein künftiger Forschimgsschwerpunkt, die Qualität der Nahrungspflanzen, vorgezeichnet. Von 1937 bis 1945 war Schuphan Leiter des Instituts für Gemüsebau der Versuchs- und Forschungsanstah in Großbeeren. Während dieser Zeit habilitierte er sich an der Universität Berlin mit der Arbeit „Über den Einfluß der Chloridund Sulfatdüngung auf Ertrag, Marktgängigkeit und biologischen Wert verschiedener Gemüse unter Berücksichtigung edaphischer und klimatischer Faktoren" (Bodenkunde und Pflanzenernährung Bd. 19 (64), 1940, S. 265-315). In seinen Untersuchungen konnte er dabei nachweisen, daß bei Gemüsepflanzen der Gehalt an wertbestimmenden Inhaltsstoffen (z. B. Vitamin C) nicht allein sortenabhängig ist, sondern auch stark von boden- und witterungsbedingten Faktoren beeinflußt wird. Mit der Habilitation erhielt Schuphan die Venia legendi für Gemüsebau und Pflanzenemährung. Ein Lehrauftrag verband ihn auch mit der Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem. Nach 1945 war Schuphan zunächst am Staatsinstitut für Angewandte Botanik in Hamburg imd als Dozent an der dortigen Universität tätig. 1947 wurde er zum apl. Professor emannt. 1949 besuchte er mit einer deutschen Agrar-Expertengruppe die USA. Sein Bericht über diese Studienreise war Grundlage und Antrag zugleich für die Errichtung einer ,3undesanstalt für Qualitätsforschung pflanzlicher Erzeugnisse". Sie wurde 1951 in Geisenheim errichtet. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1973 hat Schuphan als Direktor diese Bundesanstalt geleitet und sie zu einer international anerkannten Forschungsstätte ausgebaut. Schuphans Publikationsliste umfaßt über 200 Veröffentlichungen, darunter vier Bücher: „Biologischer Wert und Hektarertrag von Freilandimd Gewächshauserzeugnissen insbesondere von Gemüse" (unter Mitarbeit von J. Weltz, Ber307
Schurig-Markee lin 1943 = erweiterte Fassung eines Beitrages aus: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 92, 1943, S. 431-486), „Gemüsebau auf emährungswissenschaftlicher Grundlage. Ein Lehrund Nachschlagewerk" (Hamburg 1948), „Methoden zur chemischen und biologischen Qualitätsbestimmung von gärtnerischen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Von L. Schmitt und M. Ott. 2. Aufl. neu bearbeitet von Wemer Schuphan" (Radebeul und Berlin 1953 = Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik Bd. 4) und „Zur Qualität der Nahrungspflanzen. Erzeugerinteressen Verbraucherwünsche" (München u. a. 1961). Letzteres ist sein bedeutendstes Werk und wurde auch in andere Sprachen übersetzt. Von Schuphans Beiträgen in Fachzeitschriften sind aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben: „Biologischer oder chemischer Anbau? Glaube und Wirklichkeit" (Hippokrates Jg. 46, 1975, S. 158-179) und „Pflanzenzüchtung und moderne Kulturmaßnahmen. Fortschritt oder Rückschritt?" (Qualitas Plantarum - Plant Foods for Human Nutrition Bd. 27, 1977, S. 1-35). Schuphan leitete von 1948 bis 1966 die Fachgruppe „Qualitätsermittlung landwirtschaftlicher und gärtnerischer Erzeugnisse" des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten. Außerdem war er Mitbegründer und erster Präsident der Deutschen Gesellschaft fiir Qualitätsforschung und Chef-Herausgeber der internationalen Zeitschrift „Qualitas Plantarum - Plant Foods for Human Nutrition". Für sein Wirken wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet. 1975 erhielt er das „Goldene Lindenblatt" der Stadt Geisenheim. Literatur: FRITZ, D.: Prof. Dr. W. Schuphan, Geisenheim, 60 Jahre. In: Der Erwerbsgärtner Jg. 22, 1968, S. 2161. - HARDH, J. E.: In memoriam Wer-
ner Schuphan (1908-1978). In: Qualitas Plantarum Plant Foods for Human Nutrition Bd. 28,1978, nach S. 96, I-IV. (P.) - CLAUS, PAUL: Persönlichkeiten,
denen Geisenheim Heimat war und wurde. Eltville/Rheingau 1992, S. 58-59 = Beiträge zur Kulnir und Geschichte der Stadt Geisenheim Bd. 2. (P.). Schurig-Markee, Arthur, * 19. Juli 1869 in Gröbers bei Halle/Saale, f 4. Mai 1932 • Sohn eines Landwirts, erhielt eine gründliche landwirtschaftliche Ausbildung im väterlichen Be-
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trieb und als Gutsverwalter in Sachsen und Mecklenburg. Von 1893 bis 1896 betätigte er sich als Wanderredner beim „Bund der Landwirte". 1897 machte er sich selbständig auf einem erheirateten Bauemhof von 100 ha in dem Dorf Etzin im Havelland. Hier baute er mit großem Erfolg Feldgemüse an. 1908 konnte er die Domäne Hertefeld bei Nauen und 1917 die Güter des Fürsten Lynar zupachten und seine Wirtschaftsflächen auf 3.500 ha ausdehnen. Das Zentrum seines Unternehmens imd die Hauptstätte seines Wirkens war das Rittergut Markee bei Nauen. Schurig war ein ideenreicher, aber äußerst kritischer Landwirt, der keine Erfahrungsgrundsätze ungeprüft übernahm. Durch diese vorurteilsfreie Einstellung erzielte er bedeutende, zum Teil revolutionäre Verbesserungen bei der Bearbeitung der Moorböden, bei den Anbautechniken der Kulturpflanzen, bei der Müllverwertung im Landbau und bei der Konstruktion landwirtschaftlicher Maschinen. Die Erfahrungen und Erkenntaisse aus seiner Tätigkeit hat er in humorvollen, mitreißenden und aufrüttelnden Vorträgen auf unzähligen Versammlungen gern an seine Berufskollegen weitergegeben. Die Technische Hochschule Danzig verlieh Schurig die Ehrendoktorwürde. Für den Agrarhistoriker Wilhelm Abel war er „wohl der genialste und interessanteste praktische Landwirt unseres Jahrhunderts" (Pareys LandwirtschaftsLexikon, 7. Aufl., herausgegeben von L. W. Ries, Bd. 2, Hamburg und Beriin 1957, S. 209). Literatur: Dr. h. c. Arthur Schurig-Markee f- In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 47,1932, S. 351. - Oberamtmann Dr. h. c. Arthur Schurig f. In: Die Ernährung der Pflanze Jg.28, 1932, S.267. (P.) - HEUSER,O.E.: Arthur Schurig-Markee. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S. 111-124 u. 549-550. Schweitzer, August Gottfried, * 4. November 1788 in Naumburg, f 17. Juli 1854 in Bonn • Sohn eines Kauftnanns, verbrachte seine Kindheit auf dem väterlichen Landgut Mosen bei Ronneburg und erhielt 1807 und 1808 eine agrarwissenschaftliche Ausbildung bei Albrecht Daniel Thaer in Möglin. Anschließend kehrte er nach Mosen zurück und beteiligte sich an der Wirtschaftsführung des väterlichen Gutes. Auf
Schwerz ausgedehnten Studienreisen vervollständigte er seine landwirtschaftliche Ausbildung. 1826 wurde er Administrator der in Sachsen-Weimar gelegenen Domäne Mildenfurth. Als 1830 die Forstakademie in Tharandt zu einer Akademie für Forst- und Landwirte erweitert wurde, übernahm Schweitzer den landwirtschaftlichen Unterricht. Als o. Professor für Landwirtschaft und später als Direktor hatte er wesentlichen Anteil am weiteren Ausbau dieser Akademie. 1847 folgte er einem Ruf an die neuerrichtete „Königliche höhere landwirthschaftliche Lehranstalt zu Poppelsdorf'. Er wurde der erste Direktor dieser Lehranstalt, mußte aber 1851 aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand treten. Schweitzer hat sich mit zahlreichen Büchem und Schriften in der Landbauwissenschaft einen Namen gemacht. Als erstes Werk publizierte er „Die Wechselwirthschaft. Ein Versuch, ihre Anwendbarkeit auf Gütern, wo bisher eine industriöse Dreifelderwirthschaft mit Stallfutterung des Rindviehes getrieben worden ist, zu beweisen" (Berlin 1817). Überlegungen zur akademischen Ausbildung der Landwirte enthält seine Abhandlung „Ueber die Wichtigkeit des wissenschaftlichen Studiums der Landwirthschaft. Einladungsschrift für die zu Tharandt neuerrichtete und mit der daselbst schon längst bestehenden Forstakademie in Verbindung gesetzte landwirthschaftliche Lehranstalt" (Dresden und Leipzig 1830). Schweitzers erfolgreichstes Buch wurde sein „Kurzer Abriß eines Unterrichts in der Landwirthschaft zum Gebrauche bei Vorlesungen über dieselbe" (Tl. 1 u. 2, Dresden 1831 u. 1834). Unter dem Titel „Kurzgefaßtes Lehrbuch der Landwirthschaft zum Gebrauche bei Vorlesungen über dieselbe" erschienen drei weitere Auflagen (2. Aufl. Tl. 1 u. 2, Dresden und Leipzig 1842 u. 1843; 3. Aufl. Leipzig 1854; 4. Aufl. bearbeitet von Dr. A. Schweitzer 1861). Mehr für Praktiker konzipiert war seine ,Anleitung zum Betriebe der Landwirthschaft nach den vier Jahreszeiten geordnet. Ein kurzer und deutlicher Leitfaden für solche, welche dieses Gewerbe erst kennen lernen wollen und für Freunde desselben in anderen Ständen" (2 Bde. Leipzig 1832 u. 1833).
Hervorzuheben von Schweitzers weiteren Werken ist noch die „Darstellung der Landwirthschaft Großbritanniens in ihrem gegenwärtigen Zustande" (2 Bde. Leipzig 1839 u. 1840), die er in Anlehnung an ein englischsprachiges Buch bearbeitet hat. Zu seinen besten literarischen Leistungen gehört das Werk „Ueber Wirthschaftseinrichtungen mit besonderer Berücksichtigung der im Königreich Sachsen vorkommenden landwirthschaftlichen Verhältnisse" (Dresden und Leipzig 1849). Dieses umfangreiche Buch ist in weiten Teilen eine gedankenreiche Darstellung über die Lehre von den Fruchtfolgen. Gemeinsam mit J. G. Koppe, F. Schmalz und F. Teichmann hat Schweitzer die „Mittheilungen aus dem Gebiete der Landwirthschaft" (3 Bde. Leipzig 1818, 1820, 1825) herausgegeben, in denen er selbst mehrere pflanzenbauliche Beiträge veröffentlichte. Die „Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe" wählte ihn auf ihrer ersten Jahrestagung 1837 in Dresden zu ihrem Präsidenten. Literatur: Ein deutscher Landwirth der alten Schule. Erinnemngen an A. G. Schweitzer, zum Theil aus seinen Briefen. In: Agronomische Zeitung Jg. 20, 1865, S. 405-407 u. 420-422. - LÖBE, W.: Dr. August Gottfried Schweitzer, Professor der Landwirthschaft. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 33, 1891, S. 366-367. - BRINKMANN, THEODOR: Die Landwirtschaftliche Betriebslehre in Bonn-Poppelsdorf. In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-WilhelmsUniversität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 2132. Schwerz, Johann Nepomuk von, * 11. Juni 1759 in Koblenz, 111. Februar 1844 in Koblenz • Sohn eines Kaufmanns, erhielt seine Schulbildung im Koblenzer Jesuiten-Kollegiiun und war dann als Hauslehrer tätig, zunächst in St. Goar und seit 1783 hn Bistum Lüttich bei dem Grafen von Renesse. Dessen Witwe bestellte ihn 1801 zum Verwalter der gräflichen Gutsbetriebe. In dieser Funktion fand Schwerz den Weg zur Landwirtschaft. Durch intensives Studium der Fachliteratur, diu'ch eigene pflanzenbauliche Versuche imd durch Studienreisen erwarb er sich ein umfassendes Wissen. Mit dem umfangreichen Werk „Anleitung zur Kenntnis der belgi309
Schwerz sehen Landwirthschaft" (Bd. 1-3, Halle 1807, 1808 u. 1811; neue Ausgabe für die oesterreichischen Staaten, Grätz 1811 u. 1813) begründete er seinen Ruf als Agrarwissenschaftler. Seit 1810 wirkte Schwerz als Steuerinspektor in Straßburg (Elsaß). Auch während dieser Tätigkeit studierte er auf vielen Reisen die landwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse und schrieb zwei weitere Bücher: „Beschreibung der Landwirthschaft im Nieder-Elsaß" (Berlin 1816) und „Beobachtungen über den Ackerbau der Pfälzer" (Berlin 1816). Er besuchte auch Philipp Emanuel von Fellenbergs landwirtschaftliches Institut in Hofwyl (Schweiz) und publizierte über diesen Studienaufenthalt das Buch „Beschreibung und Resultate der Feilenbergischen Landwirthschaft zu Hofwyl" (Hannover 1816). Auf Vorschlag Albrecht Daniel Thaers trat er 1816 in preußische Dienste. Als Regierungsrat mit dem Sitz in Münster hatte er den Auftrag, die Provinzen Westfalen und Rheinpreußen zu bereisen, die dortige Landwirtschaft zu inspizieren und Vorschläge für deren Entwicklung auszuarbeiten. Die von ihm verfaßten gründlichen Beschreibungen dieser Provinzen, die auszugsweise in den ,>Iöglinschen Annalen der Landwirthschaft" veröffentlicht wurden, bildeten die Grundlage für sein 1836 erschienenes Alterswerk. 1818 folgte Schwerz dem Ruf König Wilhelm L von Württemberg, eine in seinem Land neu zu gründende landwirtschaftliche Lehranstalt als Direktor zu übernehmen. Die Anstalt, die ursprünglich in Denkendorf bei Stuttgart geplant war, erhielt ihren endgültigen Sitz im benachbarten Hohenheim, wo sie am 20. November 1818 feierlich eröffiiet wurde. Aus kleinsten Anfängen heraus entwickelte sie sich rasch zu einer bedeutenden Ausbildungsstätte. Das Lehrkonzept von Schwerz war stark geprägt von den sozialpädagogischen Ideen Philipp Emanuel von Fellenbergs. Bei den Landwirten in ganz Deutschland wurde Schwerz vor allem bekannt durch den von ihm konstruierten verbesserten Brabanter Pflug. In Hohenheim schrieb Schwerz sein Hauptwerk, das Lehrbuch „Anleitung zum practischen Ackerbau" (Bd. 1-3, Stuttgart 1823, 1825 u. 1828; 2. Aufl. 1837, 3. Aufl. 1843, 4. Aufl. 1857 - 3. u. 4. Aufl. in 2 Bänden; Neube310
arbeitung von Victor Funk unter dem Titel „Praktischer Ackerbau unter Hinzufügung der Viehzucht", Beriin 1882). Im ersten Band behandelt Schwerz die klimatischen und bodenkundlichen Voraussetzimgen für den Pflanzenbau, die Düngerlehre und sehr ausführlich das Gebiet der Grünlandlehre, im zweiten Band den Anbau der wichtigsten Feldfnlchte und im dritten Band die Fruchtfolgesysteme. Das Werk gehörte zu den besten pflanzenbaulichen Lehrbüchem seiner Zeit. Schwerz, I82I vom württembergischen König mit dem persönlichen Adelstitel ausgezeichnet, war Ehrenmitglied von zwanzig landwirtschaftlichen Vereinen und wissenschaftlichen Akademien. 1828 legte er sein Amt als Direktor der Hohenheimer Anstalt nieder. Er war unverheiratet geblieben und lebte seit 1829 in seiner Geburtsstadt Koblenz zusammen mit zweien seiner Schwestern. Er nahm Waisenkinder zu sich, für deren Erziehung er aufkam. Außerdem veröffentlichte er mehrere kleine religiöse Erbauungsbücher. Während dieser Zeit vollendete er auch sein letztes großes wissenschaftliches Werk „Beschreibung der Landwirthschaft in Westfalen und Rheinpreußen. Mit einem Anhang über den Weinbau in Rheinpreußen". (Bearbeitet von K. Gönz, 2 Bde. Stuttgart 1836; Faksimiledruck Münster-Hiltrup u. Bonn, um 1980). Das Werk ist eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte der rheinischen Landwirtschaft. Zuletzt völlig erblindet verstarb Schwerz im Alter von 84 Jahren. Sein Grab wird noch heute von der Stadt Koblenz als Ehrengrab gepflegt. Nach seinem Tod hat sein Schüler Heinrich Wilhelm von Pabst die hinterlassenen Manuskripte von Schwerz als Buch veröffentlicht unter dem Titel „Joh. Nep. v. Schwerz's landwirthschaftlicher Nachlaß. Enthaltend die Cultur der Handelsgewächse als Ergänzung des dritten Bandes seiner Anleitung zum practischen Ackerbau und Sammlung zerstreuter Blätter imd Auszüge über verschiedene landwirthschaftliche Gegenstände" (Stuttgart und Tübingen 1845). Wie Albrecht Daniel Thaer war auch Schwerz davon überzeugt, daß Landwirtschaft nach wissenschaftlichen Prinzipien betrieben werden sollte. Aber Schwerz dachte bescheidener über die Erkenntnismöglichkeiten der Wissenschaft. Es ging ihm nicht so sehr um die Ergründung
Seedorf exakter rationeller Grundsätze, sondern er vertraute mehr auf die Erfahrung. Vor allem durch gründliche Beobachtung der bestehenden Standortverhältnisse in unterschiedlichen Klimaregionen versuchte er zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen. Mit seinen beispielhaften agrargeographischen Monographien und seiner Lehre von der relativen Vorzüglichkeit der Anbausysteme gehört Schwerz zu den Vätern des Regionalen Pflanzenbaus in Deutschland. Literatur: LEiSEwrrz, C.: Johann Nepomuk Hubert von Schwerz, namhafter landwirthschaftlicher Schriftsteller. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 33,1891, S. 438-440. - FRANZ, GÜNTHER: Zum 200. Geburtstag von Johann Nepomuk Schwerz. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 74, 1959, S. 738-739. ( P . ) - FRANZ, GÜNTHER: Johann Nepomuk Hubert Schwerz. Gedächmisrede anläßlich der 200. Wiederkehr seines Geburtstages bei der Jahresfeier der Landwirtschaftlichen Hochschule am 20. November 1959. Stuttgart 1960 = Reden und Abhandlungen der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim Nr. 10. (W.) FRANZ, GÜNTHER: Johann Nepomuk Hubert (von) Schwerz. Landwirt, Begründer und erster Direktor der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 8, 1962, S. 149-160. (P.) - Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Stuttgart 1968. (R) - FRANZ, GÜNTHER: Johann Nepomuk Hubert (von) Schwerz (1759-1844). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfiut/Main 1970, S. 79-90. ( P . ) - KRINGS, W I L FRIED: J. N. Schwerz und die Agrarenquete von 1816/18 in den preußischen Rheinprovinzen. In: Rheinische Vierteljahrsblätter Jg. 42, 1978, S. 258297. - Rheinische Landwirtschaft um 1820. Die Schwerzsche Agrarenquete im Regierungsbezirk Aachen. Bearbeitet von Gert Fischer und Wolfgang Herbom. Köln 1987 = Beiträge zur rheinischen Volkskunde Bd. 2. - PRUNS, HERBERT: Zum Umgang mit dem Lebenswerk Johann Nepomuk von Schwerz in der Bundesrepublik Deutschland. In: ZeitschriftfilrAgrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 41,1993, S. 1-10.
Sedlmayr, Emst Conrad, • I S . Mai 1868 in Siegendorf (Burgenland), 16. Juni 1939 in Wien • Sohn eines Zuckerfabrikdirektors, studierte an der Hochschule filr Bodenkultur in Wien und war viele Jahre in der landwirtschaftlichen Praxis tätig, zeitweise als Güterdirektor in Ungarn.
Von 1907 bis 1936 wirkte er als Professor fiir landwirtschaftliche Betriebslehre an der Hochschule fiir Bodenkultur in Wien. 1917 wurde er zum Hofrat ernannt und 1929 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Sedlmayr war einer der besten Kenner der landwirtschaftlichen Verhältnisse in ÖsterreichUngarn. Aus pflanzenbaulicher Sicht sind von seinen Buchveröffentlichungen hervorzuheben: „Fruchtfolgen und die Aufstellung des Fruchtfolgeplanes. Ein Beitrag zur Organisation des Feldbetriebes" (Berlin 1927) und „Zuckerrübenbau" (Wien 1928). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1931, Sp. 2756. - FRAUENDORFER, SIGMUND VON: Ideengeschichte der Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im deutschen Sprachgebiet. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. München 1957, S . 497 u. 537. Seedorf, Wilhelm, * 11. Oktober 1881 in Bostelwiebeck bei Uelzen, f 10. März 1984 in Göttingen • Sohn einer alteingesessenen Bauemfamilie, studierte zunächst in Göttingen, dann in Berlin tmd später wieder in Göttingen Geschichte, Germanistik und Landwirtschaft. 1906 promovierte er an der Universität Göttingen bei Wilhelm Fleischmann mit der Dissertation „Otto von Münchhausen auf Schwöbber, seine Bedeutung als landwirtschaftlicher Schriftsteller und seine Verdienste um die Begründung der Landwirtschaftslehre". Diese preisgekrönte Arbeit wurde 60 Jahre später neugedruckt (Jahresheft der Albrecht-Thaer-Gesellschaft 11, 1966, S. 43-83). Nach seiner Promotion arbeitete Seedorf als Landwirtschaftslehrer in Bredstedt (Holstein) und seit 1909 als Leiter einer landwirtschaftlichen Buchstelle in Libau (Kurland). 1911 wwde er Generalsekretär des Land- und Forstwirtschaftlichen Provinzialvereins für das Fürstentum Lüneburg. 1915 ging er als Hauptgeschäflsführer der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg nach Berlin. 1920 folgte er einem Ruf der Universität Göttingen auf den Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebslehre, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1948 innehatte. Seine Lehr- und Forschungstätigkeit stellte Seedorf uneingeschränkt in den Dienst der praktischen Landwirtschaft. Zu seinen Hauptarbeits311
Seelhorst gebieten gehörten die Landarbeitslehre, die landwirtschaftliche Marktlehre und das ländliche Bildungswesen. Ein wesentliches Anliegen war es für ihn, den Landwirten die oft theoretisch-abstrakten betriebswirtschaftlichen Erkenntnisse durch eine praxisnahe Ausbildung und Beratung zu vermitteln. Als „Bauemprofessor" stand er bei der Landbevölkerung in hohem Ansehen. Zeitlebens galt Seedorfs Interesse der Agrargeschichte. Mehrere biographische Abhandlungen veröffentlichte er über Johann Heinrich von Thünen und über Albrecht Daniel Thaer. Beachtenswert ist u. a. sein Beitrag „Albrecht Thaer und Göttingen. Festansprache zu seinem hundertsten Todestage" (Journal für Landwirtschaft Bd. 76, 1928, S. 293-308). Von 1931 bis 1945 war Seedorf Geschäftsführer der „Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft". Er hat zwölf Hefte des Jahrbuches dieser Gesellschaft (Jg. 30-41, 1931-1942) herausgegeben. Auch an der 1953 erfolgten Neubegründimg der Gesellschaft, der heutigen „Gesellschaft für Agrargeschichte", war er maßgebend beteiligt. Seedorf, der im 103. Lebensjahr verstarb und bis zuletzt in erstaunlich geistiger Frische am Leben der Zeit teilnahm, wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Er erhielt u. a. das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, die Max-Eyth-Denkmünze in Gold und die Ehrendoktorwürde der Universität Hohenheim. Die Gesellschaft für Agrargeschichte emannte ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Literatur: MOELLER, A . U.: Für Landvolk und Landbau! Leben und Tätigkeit von Prof Seedorf. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Litera.mr der Landwirtschaft Jg. 40,1941, S. 58-70. (W.) HAUSHOHER, HEINZ: Wilhelm Seedorf. Zum 80. Geburtstag des Ehrenmitglieds der Gesellschaft für Geschichte des Landvolks und der Landwirtschaft am 11. Oktober 1961. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 9, 1961, S. 218221. - Professor Dr. Dr. h. c. Wilhelm Seedorf - ein Hundertjähriger. In: Jahresheft der Albrecht-ThaerGesellschaft20,1981, S. 178-179. (P.) - RACHUTH, BERND: Zum Tode des Bauem-Professors Wilhelm Seedorf. Eine Legende schon zu Lebzeiten. In: Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide (Uelzen) v. 17./18. März 1984. (P.).
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Seelhorst, Conrad von, * 5. April 1853 auf dem Rittergut Alt-Stüdnitz (Pommern), t 6. Juli 1930 in Göttingen • Entstammt einer alteingesessenen Soldatenfamilie, war zunächst Seeoffizier und nahm von 1874 bis 1876 an einer meereskundlichen Forschungsfahrt teil. 1880 mußte er wegen eines Lungenleidens den Marinedienst aufgeben. Nach mehijähriger Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis studierte er Landwirtschaft in Hohenheim und Halle. 1888 promovierte er in Jena bei Theodor Freiherr von der Goltz mit einer Arbeit über den Roggen als Wertmaß für landwirtschaftliche Berechnungen. 1890 habilitierte er sich in Jena für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre. Während der nächsten sechs Jahre blieb Seelhorst als Dozent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Jena. Sein wissenschaftliches Interesse galt vorrangig dem Pflanzenbau. Zunächst widmete er sich der Moorforschimg. Mit seinem Buch, Acker- und Wiesenbau auf Moorboden" (Berlin 1892), dessen zweite Auflage später unter dem Titel „Handbuch der Moorkultur" (Berlin 1914) erschien, erwarb er sich hohes Ansehen bei den Fachkollegen. 1895 wurde er zum a. o. Professor und zum Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena ernannt. 1896 ging er als Nachfolger Georg Liebschers an das Landwirtschaftliche Institut der Universität Göttingen. 27 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1922 hat er hier das Fachgebiet Pflanzenbau vertreten. In Göttingen führte Seelhorst zunächst die von seinem Amtsvorgänger Liebscher begonnenen Arbeiten über die unterschiedlichen Nährstoffbedürfhisse der Kulturpflanzen fort. Unter Feldbedingungen prüfte er die Beziehungen zwischen dem Nälu-stofFangebot im Boden und dem Wurzelwachstum der Kulturpflanzen. So konnte er u. a. den fördernden Einfluß mineralischer Düngung auf die Anzahl und den Tiefgang der Pflanzenwurzeln eindeutig nachweisen (Journal für Landwirtschaft Jg. 50, 1902, S. 91-104). Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit standen Untersuchungen über den Wasserhaushalt der verschiedenen Bodenarten und über den Wasserverbrauch der wichtigsten in Mitteleuropa angebauten Kulturpflanzen. Mit einer von ihm auf dem Göttinger Versuchsfeld errichteten Lysimeteranlage (Journal für Landwirtschaft Jg.
Sekera 50, 1902, S. 277-280) beschritt er auch methodisch neue Wege. In dem Beitrag „Die Bedeutung des Wassers im Leben der Kulturpflanzen" (Journal fiir Landwirtschaft Jg. 59,1911, S. 259291) hat er seine wichtigsten Untersuchungsergebnisse zum Wachstumsfaktor Wasser dargestellt. Sie wurden wegweisend für alle weiteren Forschungen auf diesem Gebiet. Seelhorst gehörte zu den eifrigsten Förderern der Gründtingung. Für ihn war Albert SchultzLupitz, der Pionier der Gründüngung, einer der größten Wohltäter in der Geschichte der deutschen Landwirtschaft. Dessen Lebenswerk würdigte er in einem Beitrag im „Joumal für Landwirtschaft" (Jg. 47, 1899, S. 163-171). In einer siebenjährigen Versuchsreihe hat Seelhorst in seiner Lysimeteranlage die beim Anbau von Gründüngungspflanzen auf Sandböden auftretenden StickstofFverluste quantifiziert (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 241, 1913). In der Schrift „Das landwirtschaftliche Versuchsfeld der Universität Göttingen" (Berlin 1903, 2. Aufl. 1911) beschreibt er alle seit 1873 in Göttingen durchgeführten Feldversuche. Die umfangreiche Tätigkeit als Pflanzenbauwissenschaftler ließ Seelhorst wenig Zeit, seine in Jena begonnenen betriebswirtschaftlichen Studien fortzusetzen. Trotzdem hat er auch in Göttingen auf diesem Gebiet weitergearbeitet und sich dafür eingesetzt, der damals an den Universitäten stark vernachlässigten landwirtschaftlichen Betriebslehre den ihr angemessenen Platz im Gesamtgebiet der Landwirtschaftswissenschaften zu verschaffen. Eigene Veröffentlichungen und die Neubearbeitung der Lehrund Handbücher seines Lehrers und Freundes Theodor Freiherr von der Goltz dienten diesem Ziel. Das Lehrgebiet Seeihorsts umfaßte alle Bereiche der Pflanzenproduktionslehre. Er hielt Vorlesungen über allgemeinen und speziellen Pflanzenbau, Wiesen- und Weidenbau, Moorkultur, Unkrautkunde, Pflanzenkrankheiten und Pflanzenzüchtung. Sein Studienführer „Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Göttingen" ^erlin 1913,2. Aufl. 1919, 3. Aufl. 1920) vermittelt einen anschaulichen Überblick über Institutseinrichtungen, Lehrveranstaltungen und Prüftmgsbedingungen in Göttingen.
Fast dreißig Jahre lang war Seelhorst Mitherausgeber des .Journals für Landwirtschaft", von 1918 bis 1926 auch dessen Schriftleiter. Die meisten seiner experimentellen Arbeiten hat er in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Als langjähriger Vorsitzender des Ausschusses für Ackerund Wiesenkultur der Landwirtschaftskammer Hannover hat Seelhorst die landesweite Versuchstätigkeit in der Provinz Hannover maßgebend mitbestimmt. Sein enges Verhältnis ziu* landwirtschaftlichen Praxis zeigt sich auch in einer Vielzahl von Veröffentlichungen in der „Hannoverschen Land- imd Forstwirtschaftlichen Zeitung". Conrad von Seelhorst gelang es mit seiner Lehr- und Forschungstätigkeit die bei den traditionellen Universitätsdisziplinen bestehenden Vorurteile gegenüber der Landbauwissenschaft abzubauen. Während seiner Göttinger Zeit erhielt er Rufe nach Hohenheim, Gießen und Berlin, die er jedoch alle ablehnte. 1912 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Die Universität Halle veriieh ihm 1922 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Geheimrat v. Seelhorst zum 70. Geburtstag. In: Hannoversche Land- und Forstwirtschaftliche Zeitung Jg. 76,1923, S . 201. - TORNAU, O . : C . v. Seelhorst t- In: Joumal filr Landwirtschaft Bd. 78, 1930, S. 209-212 u. (F.) vor S. 209. - B Ö H M , W O L F GANG: Geheimrat Conrad von Seelhorst (1853-1930). Ein Leben für die Landbauwissenschaft. In: Berichte über Landwirtschaft Bd. 63, 1985, S. 299-309. (W.) - BÖHM, WOLFGANG: Göttinger Pflanzenbauwissenschaftler. Regensburg 1988, S. 33-56. (W.). Sekera, Franz, • 21. Oktober 1899 in Wien, t 12. Mai 1955 in Spillem (Niederösterreich) • Studierte von 1918 bis 1924 Chemie an der Technischen Hochschule in Wien und war dann bis 1932 als wissenschaftlicher Mitarbeiter zunächst am Institut für Anorganische Chemie und ab 1930 am Institut für Biochemie und Mikrobiologie dieser Hochschule tätig. Seit 1928 beschäftigte er sich mit Fragen der Pflanzenemährung xmd dem Wasserhaushalt des Bodens. Aufgrund seiner chemischen und mikrobiologischen Ausbildung entwickelte er neue Konzepte und einfachere Untersuchungsmethoden für die bodenkundliche Forschung. Bereits in seinen ersten Veröffentlichungen erwies er sich als ein ideenreicher Forscher. Wegweisend für die neu313
Sekera zeitliche Bodenphysik wurde sein Beitrag „Die nutzbare Wasserkapazität und die Wasserbeweglichkeit im Boden" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung und Bodenkunde Bd. 22, Tl. A, 1931, S. 87-111). 1932 wurde er mit der Arbeit „Methoden zur Beurteilung der Nutzbarkeit des Bodenwassers für die Pflanze" an der Technischen Hochschule in Wien zum Doktor der technischen Wissenschaften promoviert. In den folgenden Jahren arbeitete Sekera am Institut für Landwirtschaftlich-Chemische Technologie der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Hier galt sein Interesse zunächst aktuellen Fragen der Düngung. Er führte Mikro-Düngungsversuche durch und engagierte sich in der Düngerberatung. Zahlreiche Arbeiten veröffentlichte er in der Zeitschrift, J)ie Phosphorsäure" u. a. den Beitrag „Die landwirtschaftliche Bodenkarte als Behelf der Düngerberatung" (Bd. 5, 1935, S. 147-173). 1938 habilitierte er sich an der Hochschule für Bodenkultur in Wien mit der Schrift „Die Strukturanalyse des Bodens als Grundlage für die Beurteilxmg seines Wasserhaushalts" (Auszug in: Der Forschungsdienst Sonderheft 7, 1938, S. 17-27). Im gleichen Jahr erschien seine Abhandlung „Statik imd Dynamik des Bodenwassers" (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 6 (51), 1938, S. 288312) - ein grundlegender Beitrag für die Weiterentwicklung bodenphysikalischer Forschungskonzepte. 1939 wurde Sekera mit der Leitung des an der Hochschule für Bodenkultur in Wien neuerrichteten Instituts für Bodenbiologie und Pflanzenemährung beauftragt und 1942 zum o. Professor emannt. Fortan widmete er sich vor allem den biologischen Fragen im Zusammenhang mit dem Problem der Bodenfhichtbarkeit. Er gab dem Begriff „Bodengare", der traditionellen Bezeichnung für einen gesimden und fiiichtbaren Boden, einen neuen wissenschaftlichen Inhalt. Er versuchte diesen Begriff aus der Gesamtschau der bodenbiologischen Prozesse zu erklären u. a. in dem Beitrag „Was ist Bodengare?" (Die Phosphorsäure Bd. 10, 1941, S. 257-300). 1943 gründete er einen „Reichsbodengesundheitsdienst". Wegweisend für die gesamte Landbau-Forschung wurde die von Sekera und A. Brunner gemeinsam verfaßte Abhandlxmg ,3eiträgc zur 314
Methodik der Gareforschung" (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 29 (74), 1943, S. 169-212). Bodengare wird hier definiert als die Beständigkeit der optimalen Bodenstruktur. Da am Aufbau dieser Bodenstruktur bzw. der Bodenkrümel weitgehend im Boden lebende Mikroorganismen beteiUgt sind, prägten Sekera und Brunner den Begriff „Lebendverbauung der Bodenkrümel" (ebd. S. 190). In dem Beitrag ,3odenfnichtbarkeit und Wasserhaushalt" (Der Forschungsdienst Bd. 17, 1944, S. 61-70) forderte Sekera, die Bodenbiologie zu einer Landschaftsbiologie zu erweitem, um dann gemeinsam mit der Pflanzensoziologie und der Klimatologie die wissenschaftlichen Grundlagen für die Landschaftspflege zu schaffen. 1949 baute Sekera mit dem Verband landwirtschaftlicher Gutsbetriebe in Österreich wieder einen „Bodengesundheitsdienst" auf, dessen Leitung er bis zu seinem Tode innehatte. Im Rahmen dieser Tätigkeit beschäftigte er sich besonders mit dem Humusproblem der Ackerbau-Betriebe in den österreichischen Trockengebieten. Durch seine außergewöhnliche Begabung, zwischen Wissenschaft und Praxis Brükken zu schlagen imd auch schwierige Probleme in Wort und Schrift überzeugend darzustellen, war Sekera weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Sekeras wissenschaftliches Vermächtnis ist sein Buch „Gesunder und kranker Boden. Ein praktischer Wegweiser zur Gesunderhaltung des Ackers" (Wien 1943,3. Aufl. Beriin 1951,4. u. 5. Aufl. neubearbeitet und erweitert von Margareth Sekera, Graz 1959 u. 1984). In diesem Buch hat Sekera sowohl die komplexen Wirkungszusanunenhänge im Boden als auch die praktischen Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Bodengare anschaulich und ausführlich dargestellt getreu seinem Wahlspruch: „Immer mit der Natur und nie gegen sie!". Seine letzte Ruhestätte fand Sekera auf dem Grinzinger Friedhof in Wien. Literatur: POLLINGER: Professor Dr.-Ing. Franz Sekera gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 70, 1955, S. 603. - HAUSHOFER, H.: Prof. Franz Sekera verstorben. In: Übersicht. Monatsschrift für das deutsche Landvolk J g . 6, 1955, S. 3 3 3 - 3 3 4 . (P.) -
ESTERHAZY, PAUL:
Prof. Dr. Ing. Franz Sekera t- In: Der land- und forstwirtschaftliche Gutsbetrieb (Wien) Jg. 4,1955, Nr.
Senft 6, S. 89-90. - FRANZ, H.: Prof. Dr. Ing. Sekera t-
In: Mitteilungen der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft H. 2,1956, S. 3. Selke, Werner, • 7. Februar 1901in Rügenwalde (Pommern) f 18. September 1971 in Hamburg während einer Reise • Studierte Naturwissenschaften in Marburg, Braunschweig und Halle/S., legte die Verbandsprüfimg für Chemiker ab und promovierte 1925 in Halle zum Doktor der Naturwissenschaften. Nach sechsjähriger Assistentenzeit an der Landwirtschaftlichen Kontrollstation Halle/S. wechselte er 1931 als Leiter der Abteilung filr Agrikulturchemie an die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Bad Lauchstädt. Hier lernte er alle Probleme des Pflanzenbaus kennen und erhielt entscheidende Impulse für seine zukünftige wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Düngung, Pflanzenemährung und Bodenuntersuchung. 1938 wurde Selke zum Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Bad Lauchstädt ernannt. Mit seinen wegweisenden Arbeiten über die Stickstoff-Spätdüngung habilitierte er sich 1941 an der Universität Berlin. Seit 1942 leitete er das neu eingerichtete Landwirtschaftliche Untersuchungsamt imd die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt in Wien. 1945 kehrte er an seine frühere Wirkungsstätte nach Bad Lauchstädt zurück und übernahm, nach Überführung der Versuchsanstalt in die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, die Leitung der Abteilung „Landwirtschaftliches Untersuchungswesen". 1955 wurde Selke zum Direktor des „Instituts für Landwirtschaftliches Untersuchungswesen Potsdam" ernannt. Im folgenden Jahrzehnt hat er die Organisation des Feldversuchswesens in den Bezirken Brandenburgs intensiv ausgebaut und umfangreiche Düngungsversuche durchgeführt. 1966 trat er in den Ruhestand. Sein Buch „Die Düngung" (Berlin 1950, 4. Aufl. 1965) gehörte in der DDR zu den Standardwerken auf dem Gebiet der Düngerlehre. Literatur: SPECHT, GERHARD: Professor Dr. Werner Selke, Potsdam, 60 Jahre alt. In: Zeitschrift flir landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 7, 1961, S. 3-4. (P.) - ENGEL: Prof Dr. habil. Werner Selke 60 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 12, 1961, S. 154. - SPECHT, GERHARD:
Professor Dr. Werner Selke zum 65. Geburtstag. In:
Albrecht-Thaer-ArchivBd. 10,1966, S. 77-87. (R u. W). Semler, Heinrich, • 18. Mai I84I in Grünberg (Oberhessen), t 7. Juli 1888 auf Sansibar • Kaufmann, bereiste als Agent einer Londoner Firma viele tropische Länder, war zeitweise als Landwirt in Nordamerika tätig und lebte viele Jahre als Schriftsteller in San Francisco. 1888 trat er in den Dienst der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Er sollte die Leitung von Plantagen in Ostafnka übernehmen, doch verstarb er kurz vor Aufnahme seiner neuen Tätigkeit. Seniler ist Autor mehrerer land- und forstwirtschaftlicher Fachbücher. Sein bedeutendstes Werk ist das erst nach seinem Tode vollständig erschienene Buch „Die tropische Agrikultur. Ein Handbuch fiir Pflanzer und Kaufleute" (Bd. 1-4, Wismar 1886-1893; 2. Aufl. bearbeitet und herausgegeben von Richard Hindorf, Bd. 1-3, 1897-1903). Literatur: Deutsches Kolonial-Lexikon. Herausgegeben von Heinrich Schnee. Leipzig 1920, Bd. 3, S. 348. Senft, Ferdinand, * 6. Mai 1810 in Möhra (Thüringen), t 30. März 1893 in Eisenach • Sohn eines Steuerbeamten, studierte Theologie an den Universitäten in Jena imd Göttingen, hörte aber auch naturwissenschaftliche Vorlesimgen. Von 1835 bis 1890 war er Lehrer für Naturwissenschaften an der Forstlehranstalt in Eisenach. Zeitweise erteilte er auch Unterricht am Eisenacher Realgymnasium. 1850 erhielt der den Professoren-Titel. Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte er sich intensiv mit wissenschaftlichen Fragen auf den Gebieten der Mineralogie, Geologie, Bodenkunde und Botanik. Sein spezielles Interesse galt den Verwitterungsprozessen bei der Bodenbildung imd den Beziehungen des Bodens zur Pflanzenwelt. Senft schrieb zahlreiche bodenkundliche Fachbücher, u. a. das „Lehrbuch der Gebirgsund Bodenkunde. Zunächst für Forst- und Landwirthe." (2 Tie. Jena 1847), „Die Humus-, Marsch-, Torf- und Limonitbildungen als Erzeugungsmittel neuer Erdrindelagen. Für Geognosten, Bergleute, Forst- und Landwirthe" (Leipzig 1862), ,J>er Steinschutt und Erdboden nach Bildung, Bestand, Eigenschaften, Veränderun-
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Sengbusch gen und Verhalten ziim Pflanzenleben für Landund Forstwirthe, sowie auch für Geognosten" (Berlin 1867,2. Aufl. unter dem Titel „Lehrbuch der Gesteins- und Bodenkunde" 1877), „Die Thonsubstanzen (Kaolin, Thon, Löss, Lehm, Letten und Mergel) nach Entstehimgsweise, Bestand, Eigenschaft und Ablagerungsarten, für Forstwirthe, Landwirthe, Techniker und Geognosten" (Berlin 1879) und „Der Erdboden, nach Entstehimg, Eigenschaften und Verhalten zur Pflanzenwelt. Ein Lehrbuch für alle Freunde des Pflanzenreiches, namentlich aber für Forstund Landwirthe" (Hannover 1888). Literatur: BÜSGEN, M.: C. Fr. Ferdinand Senft. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 11, 1893, Generalversammlungs-Heft, S. 44-45. ROTH, E.: Carl Friedrich Ferdinand Senft. In: Leopoldina H . 2 9 ,
1893, S. 130-132. (W.) - WALD-
MANN, KARL: Ferdinand Senft, der Begründer der Boden- und Verwitterungskunde, ein Erzieher Emst Abbes. Eisenach 1938. Sengbusch, Reinhold von, • 16. Februar 1898 in Riga, f 13. Juni 1985 in Hamburg • Sohn eines Arztes, studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und promovierte 1924 bei Theodor Roemer mit der Dissertation „Vergleichende Untersuchungen über Wachstumsrhythmus, Stickstoffgehalt und Zuckerlagerung der Klein-Wanzlebener Zuckerrübenzüchtungen. Marken ZZ, Z, N und E." (Kühn-Archiv Bd. 12, 1926, S. 104-145). 1925 trat er in die Forschimgsabteilung der Zuckerfabrik KleinWanzleben ein. 1926 arbeitete er als freier Mitarbeiter im Institut für Vererbungslehre in Berlin-Dahlem bei Erwin Baur. 1927 erhieh er eine Anstellimg in dem neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark). In den Jahren von 1927 bis 1929 gelang es Sengbusch mit einer von ihm entwickelten Schnellbestimmungsmethode alkaloidarme bzw. alkaloidfreie Einzelpflanzen bei den wichtigsten Lupinenarten (Lupinus luteus, Lupmus angustifolius und Lupinus albus) zu selektieren. Ausführlich hat er über diese Versuche in der Zeitschrift „Landwirtschaftliche Jahrbücher" (Bd. 91,1942, S. 719-880) berichtet. Unter dem Titel „Süßlupinen und Öllupinen. Die Entstehungsgeschichte einiger neuer Kulturpflanzen" erschien diese Arbeit auch als Separatdruck im
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Buchhandel (Berlin 1942). Sengbuschs erfolgreiche Selektionsversuche mit Lupinen gehören zu den klassischen Beispielen für die Umwandlung einer Wildpflanze zu einer Kulturpflanze. Am Kaiser-Wilhelm-Institut in Müncheberg führte Sengbusch auch bei anderen Kulturpflanzenarten umfangreiche Selektions- und Züchmngsversuche durch. 1937 schied er aus dem Institut aus und gründete in Luckenwalde eine private Forschungsstelle. 1948 übernahm Sengbusch in der MaxPlanck-Gesellschaft zunächst in Göttingen, später in Volksdorf bei Hamburg eine Forschungsstelle, die in mehreren Phasen ausgebaut und 1959 in das ,J^ax-Planck-Institut für Kulturpflanzenzüchtung" umgewandelt wurde. Zehn Jahre lang leitete Sengbusch als Direktor dieses Institut. Während dieser Zeit arbeitete er besonders auf den Gebieten der Erdbeer- und Gemüsezüchtung. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1968 gründete er zum zweiten Male eine private Forschungsstelle. Mehrere Doktoranden konnten hier ihre Disserationen abschließen, teilweise in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg, die Sengbusch 1958 den Professorentitel verliehen hatte. Grundlegende Probleme der Pflanzenzüchtung behandelt Sengbusch in den Büchern „Pflanzenzüchtung und Rohstoffversorgung" (Leipzig 1937) und „Theorie und Praxis der Pflanzenzüchtung" (Frankfurt/M. 1939). Einen Überblick über seine gesamte Forschxmgstätigkeit bis zum Jahre 1959 gibt er in der Schrift „Der Weg zum Max-Planck-Instimt für Kulturpflanzenzüchtung" (Hamburg 1960). Sem Buch „Von der Wildpflanze zur Kulturpflanze. Eine Dokumentation meiner Arbeiten" (Privatdruck o. O. u. o. J., um 1980) enthält u. a. ein chronologisches Verzeichnis seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Sengbusch gehört zu den bedeutendsten Pflanzenzüchtem des 20. Jahrhimderts. 49 Sorten von 11 verschiedenen Kulturpflanzenarten sind das Ergebnis seiner Züchtungsarbeit. Die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften ernannte ihn 1980 zu ihrem Ehrenmitglied, die Universität Gießen verlieh ihm 1983 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: STUBBE, HANS: Reinhold von Sengbusch zum 60. Geburtstag am 16.2.1958. In: Der Züchter
Sessous Bd. 28, 1958, S. 1-3. (P.) - SCHICK, R.: Reinhold von Sengbusch zum 70. Geburtstag am 16.2.1968. In: Theoretical and Applied Genetics (= Der Züchter) Bd. 38,1968, S. l.(R) - HONDELMANN, WALTER: In memoriam Reinhold von Sengbusch 16.2. 1898 13. 6. 1985. In: Angewandte Botanik Bd. 59, 1985, S. 161-162. (R) - REIMANN-PHILIPP, RAINER: Reinhold von Sengbusch 16.2. 1898 - 13.6.1985. In: Max-Planck-Gesellschaft. Berichte und Mitteilungen H. 5,1986, S. 101-103. (R). Sessous, George, * 25. Juli 1876 in Berlin, 125. Mai 1962 in Gießen • Sohn einer Hugenottenfamilie, studierte Landwirtschaft an den Universitäten Berlin, Bonn und Jena und promovierte 1903 in Jena bei Wilhelm Edler mit der Dissertation „Über die bei der Düngung mit Ammoniaksalzen entstehenden StickstofFverluste". Anschließend arbeitete er als Assistent an der botanischen Abteilung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena. Von 1906 bis 1911 war er Saatzuchtleiter bei der Firma Heinrich Mette in Quedlinburg. 1912 erhielt Sessous eine Anstellung im Reichskolonialamt und ging als landwirtschaftlicher Sachverständiger in das deutsche Schutzgebiet Samoa. Bei der Besetzung Samoas durch die Neuseeländer im Jahre 1914 geriet er in zivile Kriegsgefangenschaft. 1919 wurde er als Nachfolger Theodor Roemers Saatzuchtdirektor bei der weltbekannten Firma F. Strube in Schianstedt (Provinz Sachsen). 1926 folgte er einem Ruf an die Universität Gießen. Als Nachfolger von Paul Gisevius übernahm er den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau, den er bis 1946 innehatte. Von 1926 bis 1938 war er zugleich geschäftsfuhrender Direktor aller landwirtschaftlichen Einzelinstitute, die nach dem Ende des 1. Weltkrieges aus dem vormaligen Landwirtschaftlichen Institut der Universität Gießen entstanden waren. Bevorzugte Arbeitsgebiete von Sessous waren die Anbautechniken von Getreidearten, BetaRüben und Ölpflanzen. Hohe Anerkennung in der Fachwelt fand er mit seinen grundlegenden Forschungen über die Möglichkeiten des Anbaus von Sojabohnen in mitteleuropäischen Klimaräumen. Für viele Jahre war er auch der führende deutsche Sojabohnenzüchter. Einen zusanmienfassenden Überblick über seine Forschungsergebnisse gibt er in dem Beitrag „Züch-
terische Arbeiten und Kulturversuche mit der Sojabohne" (Forschung fiir Volk und Nahrungsfreiheit = Der Forschungsdienst, Sonderheft 8, 1938, S. 297-300). Sessous war seit 1935 Obmann der „Reichsarbeitsgemeinschaft Pflanzenbau", deren Aufgaben er in einem Arbeitsbericht dargestellt hat (Forschung für Volk und Nahnmgsfreiheit = Der Forschungsdienst, Sonderheft 8, 1938, S. 181184). 1940 leitete er die „1. Pflanzenbauliche Reichstagung in Breslau" (Der Forschungsdienst, Sonderheft 14, 1941). Zu grundsätzlichen Fragen der Pflanzenzüchtung hat Sessous Stellung bezogen in der Schrift „Die Pflanzenzüchtung und ihre Bedeutung für die Selbstversorgung des deutschen Volkes. Festrede" (Gießen 1936 = Schriften der hessischen Hochschulen. Universität Gießen. Jg. 1935, H. 1). Regionale Aspekte des Pflanzenbaus behandelt er in dem Beitrag „Klima und Boden und ihre Bedeutung für einen planvollen, auf die Nahrungsversorgung gerichteten Landbau" (Raumforschung und Raumordnung Jg. 1, 1937, S. 313-320). Mit fundierten Beiträgen ist er in dem von Geo A. Schmidt und August Marcus herausgegebenen „Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft" (2 Bde. Berlin 1943) vertreten. Er schrieb die Kapitel über Fortpflanzimg durch Samen oder vegetative Pflanzenteile (S. 225-242), Saatgut und Saatverfahren (S. 265-283), Hirsen (S. 662-698) sowie über Weizen, Gerste, Hafer und Roggen (S. 699750). Sessous erhielt hohe Auszeichnungen u. a. die „Goldene Plakette" des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau der landwirtschaftlichen Institute in Gießen nach dem 2. Weltkrieg verlieh ihm der Senat der Justus Liebig-Hochschule 1951 die Würde eines Ehrensenators. Literatur: SCHEIBE, ARNOLD: George Sessous zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 9 3 , 1 9 5 1 , S. 3 9 7 - 3 9 9 . (P.) - FIELEN, LUDWIG: Ansprache zum 8 0 . Geburtstag von Prof Dr. George Sessous. In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 2 5 , 1 9 5 6 , S. 7 4 - 7 9 . BOGUSLAWSKI, EDUARD VON: George Sessous t- In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 31,
1962,
S. 2 0 - 2 2 .
George Sessous
(P.) -
(1876-1962)
SCHEIBE, ARNOLD:
- Landbauwissen317
Settegast schaftler. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Press. Tl. 2 (Veröffentlichungen der Historischen Konunission fiir Hessen 35. Lebensbilder aus Hessen Bd. 2). Marburg 1982, S. 856-865. (R). Settegast, Henry, » 12. Oktober 1853 in Ragnit (Ostpreußen), f 4. Dezember 1901 in Jena • Neffe von Hermann Settegast, studierte Landwirtschaft in Leipzig und promovierte dort 1879 mit der Dissertation „Untersuchungen über das Verhältniss der Thierzucht zum Ackerbau im Betriebe der Landwirthschaft mit specieller Berücksichtigung deutscher Verhältnisse". Anschließend war er in der landwirtschaftlichen Praxis tätig. 1882 erhielt er eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig. Zwei Jahre später habilitierte er sich für das Fachgebiet Landwirtschaft mit der Schrift, J)ie Werthbestimmimg des Getreides als Gebrauchsund Handelswaare. Versuch zur Aufstellung eines Bonitirungssystems der Kömerfillchte" (Leipzig 1884). Zwölf Jahre lehrte er dann an der Universität Leipzig, zunächst als Privatdozent, seit 1886 als a. o. Professor. Von 1896 bis zu seinem Tode war er o. Professor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Jena. Settegast betätigte sich überwiegend auf dem Gebiet des Pflanzenbaus. Für das von Theodor Freiherr von der Goltz herausgegebene „Handbuch der Gesamten Landwirtschaft" schrieb er den Beitrag „Der Anbau und die Pflege der Kulturgewächse im allgemeinen" (Bd. 2. Der Acker- und Pflanzenbau. Tübingen 1889, S. 369-424). Nach dem Tode von Adolph Blomeyer hat er den zweiten Band dessen Buches „Die Cultur der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen" (Leipzig 1891) vollendet und herausgegeben. Hohe Anerkennung in der Praxis fand sein Buch „Die landwirthschaftlichen Sämereien und der Samenbau. Anleitung fiir Landwirthe, Forstwirthe imd Gärtner zur Werthschätzung und Gewinnung der Sämereien" (Leipzig 1892). Mehrere Vorträge Settegasts erschienen als eigenständige Veröffentlichungen. Hervorzuheben ist die Broschüre „Die Bekämpfung des Wassermangels der Pflanzen durch richtige Bodenbearbeitung" (Dresden 1894). Beachtens318
wert sind seine Beiträge über die Möglichkeiten eines verstärkten Anbaus von Ölpflanzen (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 11,1896, S. 58-64) und über die Bedeutung des Anbaus von Handelspflanzen (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 36, 1898, S. 261-278). Die von Settegast gemeinsam mit Fachkollegen herausgegebenen Hefte imter dem Titel, J)ie Lehre von der Landwirtschaft. Methodischer Lehrgang zur fachwissenschaftlichen Ausbildung praktischer Landwirte" (Leipzig 1897 ff.) wurden nach seinem Tode von Friedrich Falke fortgeführt. Literatur: Prof. Dr. Henry Settegast f. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 21,1901,S. 1105. - Prof. Dr. Henry Settegast t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 21,1901, S. 820. (R); zugl. in: Fühling's Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 50, 1901,
S. 859-861.
(R) - DR. QUANTE: P r o f Dr.
Henry Settegast. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 6 , 1 9 0 1 (1904), S. 424-425.
Settegast, Hermann, * 30. April 1819 in Königsberg, t 11. August 1908 in Beriin • Sohn eines Gerichtskalkulators, absolvierte eine neunjährige landwirtschaftliche Ausbildimg auf den Gütern des ostpreußischen Gutsbesitzers Friedrich von Fahrenheid, ging 1844 nach Berlin und studierte Naturwissenschaften. 1845 wechselte er nach Hohenheim und studierte Landwirtschaft. Von 1847 bis 1856 war er Verwalter der Königlichen Domäne Proskau in Schlesien und gleichzeitig Lehrer an der dortigen landwirtschaftlichen Akademie. Während dieser Zeit veröffentlichte er die aus wissenschaftshistorischer Sicht beachtenswerten Schriften „Eine landwirthschaftliche Reise durch England. Parallele zwischen der englischen Landwirthschaft und der Deutschlands" (Breslau 1852) und ,JDer Betrieb der Landwirthschaft in Proskau und die höhere landwirthschaftliche Lehranstalt daselbst" (Beriin 1856). 1857 wurde Settegast zum Direktor der neugegründeten Landwirtschaftlichen Akademie Waldau bei Königsberg berufen. Hier arbeitete er vorwiegend auf dem Gebiet der Tierzucht. 1863 folgte er wiedenmi einem Ruf an die Landwirtschaftliche Akademie Proskau. Als Direktor leitete er diese Lehranstalt bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1881. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen während dieser Zeit gehören
Siegel zwei Schriften über die akademische Ausbildung der Landwirte: „Die landwirthschaftliche Akademie Proskau. Unter Mitwirkung der Lehrer der Akademie geschildert" (Berlin 1864) und „Der landwirthschaftliche Unterricht" (Breslau 1873). In beiden Schriften widerspricht Settegast der vor allem von Justus von Liebig vertretenen Ansicht, daß ein Studium der Landwirtschaft nur an Universitäten, nicht aber an landwirtschaftlichen Akademien erfolgreich durchgeführt werden könne. In Proskau schrieb Settegast auch das epochemachende Buch „Die Tierzucht" (Breslau 1868, mehrere Auflagen) und das mehrbändige Werk „Die Landwirthschaft und ihr Betrieb" (Breslau 1874-1879, mehrere Auflagen). 1881 wurde Settegast mit der Goldenen Liebig-Medaille ausgezeichnet. Im gleichen Jahr folgte er einem Ruf an die neugegründete Landwirtschaftliche Hochschule Berlin. Als Professor für Tierzucht und landwirtschaftliche Betriebslehre war er hier bis zum Jahre 1889 tätig. Er beteiligte sich wiederholt an den nach 1881 beginnenden Diskussionen über das Anbausystem des Landwirts Albert Schultz-Lupitz. In seinen Streit-Schriften „Schultz-Lupitz und kein Ende. Ein Wort zur Verständigung über die Anwendung der Lehre Liebigs's in der modemen Ersatzwirthschaft" (Beriin 1883) und „SchultzLupitz und Prof. Märcker als Ausleger und Vertheidiger des Lupitzismus. Eine Antikritik" (Bremen 1883) äußerte er die Befürchtung, daß bei dem von Schultz-Lupitz propagierten Anbausystem mit Leguminosen der Stallmist als Stickstoffdünger nicht mehr notwendig sei und dann die Viehzucht „als ein notwendige Uebel" angesehen werden könnte. Während seiner Berliner Zeit beschäftigte sich Settegast auch mit historischen und kulturpolitischen Fragen. Von seinen weiteren Veröffentiichungen sind hervorzuheben: „Die deutsche Landwirthschaft vom kulturgeschichtlichen Standpunkte" (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 13, 1884, S. 177-214; zugl. als Separatdruck: Berlin 1884) und „Der Idealismus und die deutsche Landwirthschaft" (Breslau 1886). Seine Lebenserinnerungen erschienen unter dem Titel „Eriebtes und Erstrebtes" (Beriin 1892). Settegast war aktiver Freimaurer. Er gründete
selbst eine Großloge und veröffentlichte zahlreiche Schriften über die Ziele der Freimaurerei. Literatur: OEHLKE, ALFRED: Hermann Settegast. Sein Leben, Wollen und Wirken. Eine biographische Studie. Berlin 1904. (P.) - OEHLKE, ALFRED: Hermann Settegast. In: Schlesische Lebensbilder Bd. 2, 1926, S. 242-246. (F.) - Settegast - der Hochschullehrer. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S . 69-76. (P) - SOMMER, OTTO A.: Hermann Gustav Settegast (1819-1908). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 192-205. (R). Siebert, Kurt, * 25. September 1906 in Kaiserslautem, 128. Juli 1995 in Mumau am Staffelsee • Smdierte von 1927 bis 1930 Landwirtschaft in Jena imd München und absolvierte dann eine dreijährige praktische Tätigkeit. Von 1933 bis 1936 arbeitete er als Assistent bei Friedrich Berkner am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Breslau. Hier beschäftigte er sich mit der Züchtung und Sortenprüfüng von Futterpflanzen. 1935 promovierte er in Breslau mit der Dissertation „Die Zottelwicke, ihre Zucht und ihr Wert als eiweißreiche Futterpflanze" (Pflanzenbau Jg. 12, 1935/36, S. 83-109). Von 1936 bis 1943 leitete er die Abteilung Vermehrungsbau bei der I. G. Pflanzenzucht in München. Von 1950 bis 1968 war Siebert Leiter der Prüfstelle des Bundessortenamtes in Weihenstephan und anschließend bis 1971 in Eder am Holz bei Erding. Gleichzeitig war er seit 1950 als Referatsleiter verantwortlich für die Registerprüfung bei den Gräser- und Kleesorten sowie bei den Öl- und Faserpflanzen. 1970 erfolgte seine Emennung zum Regierungsdirektor. Zu den Standardwerken über Sortenidentifizierung gehört sein Buch „Kriterien der Futterpflanzen einschließlich Rasengräser imd ihre Bewertung zur Sortenidentifizierung dargestellt auf Grund praktischer Erfahrungen und wissenschaftlicher Erkennmisse" (Bonn 1975). Literatur: Dr. Kurt Siebert f. In: Emährungsdienst Jg. 50, Nr. 64, Ausgabe vom 16. 8. 1995, S. 8. Siegel, Otto, » 12. Juni 1909 in Lichtenegg (Württemberg), f 13. Mai 1987 in Speyer • 319
Sinclair Sohn eines Gutspächters, studierte Naturwissenschaften in Freiburg/Br., München und Tübingen, dann Landwirtschaft in Hohenheim, wo er 1936 mit der Arbeit „Experimentelle Grundlagen zur zweckmäßigsten Stalhnistbereitung unter bäuerlichen Verhältnissen" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung und Bodenkunde Bd. 43, 1936, S. 186-220) zum Dr. agr. promoviert wurde. 1939 habilitierte er sich in Hohenheim mit der Schrift „Die Humusstoffe im Stallmist, ihre Bestimmung, Bedeutung und Entwicklung während der Rotte" (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 18 (63), 1940, S. 168214). Mehrere Jahre war er dann als Dozent in Hohenheim tätig. 1951 wurde er zimi Direktor der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Speyer berufen, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1975 leitete. Siegel befaßte sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Pflanzenemährung und Düngung. Sein besonderes Interesse galt der NährstofFversorgung einzelner Kulturpflanzen (Wein, Tabak, Kartoffeln). Beachtenswert ist sein Übersichtsbeitrag „Die Düngung im Weinbau" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngung Bd. 3, Zweite Hälfte, Wien - New York 1965, S. 894916). An der Universität Mainz hielt er Vorlesungen über Agrikulturchemie. 1964 wurde er dort zum außerordentlichen Professor bemfen. Von 1968 bis 1976 war Siegel Präsident des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsund Forschungsanstalten (VDLUFA). Mehrere Jahre gehörte er zu den Mitherausgebem der Zeitschrift „Landwirtschaftliche Forschung". 1975 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchimgs- und Forschungsanstalten würdigte seine Verdienste 1976 mit der Verleihung der Sprengel-Liebig-Medaille in Gold imd der Ehrenmitgliedschaft. Vom österreichischen Bundespräsidenten erhielt er 1977 das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich". Literatur: Prof Dr. habil. Otto Siegel gestorben. In: Mitteilungen des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) 1987, H. 1, S. 9-11. 320
Sinclair, Sir John, * 10. Mai 1754 in Thurso Castle (Grafschaft Caithness), t 21. Dezember 1835 in Edinburgh • Schottischer agrar- und wirtschaftspolitischer Schriftsteller, war über drei Jahrzehnte Mitglied des englischen Unterhauses und erster Präsident des auf seine Initiative 1793 gegründeten „Board of Agriculture". Diese Gesellschaft erwarb sich bedeutende Verdienste um die Verbreitung landwirtschaftlicher Erkenntnisse und Erfahrungen in Großbritannien. Sinclairs Buch „The Code of Agriculture, including Observations on Gardens, Orchards, Woods, and Plantations" (London 1817,5. Aufl. 1832) wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Die deutschsprachige Ausgabe erschien unter dem Titel „Grundgesetze des Ackerbaues, nebst Bemerkungen über Gartenbau, Obstbaumzucht, Forst-Cultur und Holzpflanzung. Auf Veranlassung der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien aus dem Englischen übersetzt von Joseph Ritter V. Schreibers" (Wien 1819). Literatur: Das Leben und Wirken des Sir John Sinclair, dargestellt von seinem Sohne. Nach dem Englischen bearbeitet von Dr. Boumann. 2 Tie. Braunschweig 1838. - FUSSELL, G . E.: Impressions of Sir John Sinclair, Bart., First President of the Board of Agriculhire.In: AgriculftiralHistoryBd. 25,1951, S. 162-169. Snell,Karl, • 19. Januar 1881 in Essen, f 19. Juni 1956 in Locamo • Studierte seit 1903 Pharmazie und Botanik an der Universität München und promovierte dort 1907 mit einer Arbeit über die Nährstoffaufhahme der Wasserpflanzen. Von 1907 bis 1911 war er Assistent am Botanischen Institut der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf Seine wichtigste Veröffentlichung aus dieser Zeit ist der Beitrag „Über das Vorkommen von keimfähigen Unkrautsamen im Boden" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 43, 1912, S. 323-347). 1912 ging er für zwei Jahre nach Kairo als Abteilxmgsleiter einer landwirtschaftlichen Versuchsstation. Seit 1919 arbeitete Snell als Mitarbeiter von Otto Appel am Forschungsinstitut für Kartoffelbau in Berlin-Steglitz. 1924 wurde er Leiter der Dienststelle für Sortenkunde bei der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. 1934 übemahm er
Sorauer gleichzeitig die Leitung der botanischen Abteilung dieser Forschungsanstalt. Seit 1946 filhrte Snell die Amtsbezeichnung Professor. 1950 trat er in den Ruhestand. Snells Hauptarbeitsgebiet war die Sortensystematik landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Forschungsobjekt war vor allem die Kartoffel. Die Ergebnisse seiner umfassenden morphologischen Studien über die damals in Deutschland im Handel befindlichen Kartoffelsorten publizierte er erstmals in der Schrift „Kartoffelsorten. Beschreibende Sortenkunde" (Berlin 1921, 4. Aufl. 1929, Nachträge 1932 u. 1941 = Arbeiten des Forschungsinstitutes für Kartoffelbau an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft H. 5). Zu seinen ersten eigenständigen Schriften gehört auch das Buch „Die BCartoffel. Geschichte, Bau und Lebenserscheinungen, Nutzen und Anbau von Solanum tuberosum L. mit einer Beschreibung der Zuchtstätten der deutschen Kartoffel, der Kartoffelsorten und der KartofFelkrankheiten" (Freiburg i. Br. 1922 = Namrschätze der Heimat H. 3). Snells besonderes Verdienst ist die Entdekkung der sortenspezifischen Unterschiede der Lichtkeime bei der Kartoffel. Die von ihm entwickelte Methode, die Kartoffelsorten an den Merkmalen ihrer Lichtkeime zu bestimmen, hat er erstmals beschrieben in der Arbeit „Die Lichtkeimprüfung zur Bestimmung der Sortenechtheit von Kartoffeln" (Berlin 1927,2. Aufl. 1932 = Mitteilungen aus der Biologischen Reichsanstah fiir Land- und Forstwirtschaft H. 34). Auch der unterschiedlichen Anfälligkeit der Kartoffelsorten gegenüber Krankheiten widmete er seine Aufmerksamkeit. Diese Studien fanden ihren Niederschlag in dem Bildatlas „Krebsfeste Kartoffelsorten und die häufig mit ihnen verwechselten anfälligen Sorten" (Berlin 1929 = Pareys Taschenatlanten Nr. 7). Alle diese Forschungsergebnisse bildeten die Grundlage für seine gemeinsam mit Hans Geyer verfaßte Schrift „Die Kartoffelsorten der Reichssortenliste, ihre Erkennung, Unterscheidung und wirtschaftliche Bewertung" (Berlin 1935,10. Aufl. 1948). Eine von ihm allein bearbeitete 11. Auflage unter dem Titel „Die zugelassenen deutschen Kartoffelsorten" erschien im Jahre 1952. Sortensystematische Untersuchxm-
gen hat Snell in begrenztem Umfang auch bei anderen Kulturpflanzen durchgeführt. Literatur: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 2,1950, S. 80 u. Jg. 8,1956, S. 160. - Professor Dr. Karl Snell zum ehrenden Gedenken. In: Der Kartoffelbau Jg. 7,1956,S. 161.(R). Snoy, Marie-Luise, • 2. Juni 1924 in Duneyken (Ostpreußen), f 11. Dezember 1977 in Stuttgart • Studierte Landwirtschaft in Hohenheim imd promovierte dort 1953 bei Bernhard Rademacher mit der Dissertation „Einfluß der Bodenfeuchtigkeit auf das Gedeihen von Ackerunkräutem in Reinkultur und in natürlichen Gemeinschaften". Seit 1956 war sie am „Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung zugleich Landessaatzuchtanstalt" in Hohenheim tätig. An der 1963 selbständig gewordenen „Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim" übernahm sie 1965 die Leitung der Abteilung Weizenzüchtung. Besondere Verdienste erwarb sie sich mit ihren Untersuchungen über die Möglichkeiten des Anbaus von Durum-Weizen in Südwestdeutschland. Literatur: SCHMUTZ, W.: In memoriam Dr. MarieLuise Snoy 1924-1977. In: Bericht über die Arbeitstagung 1979 (Jubiläumstagung) der, Arbeitsgemeinschaft der Saatzuchtleiter" im Rahmen der „Vereinigung österreichischer Pflanzenzüchter" gehalten vom 27. bis 29. November 1979 in Gumpenstein. Gumpenstein 1979, S. XIX-XX. (R). Sorauer, Paul, * 9. Juni 1839 in Breslau, f 9. Januar 1916 in Berlin • Sohn eines Tischlermeisters, studierte seit 1862 in Berlin Naturwissenschaften, insbesondere Botanik. 1867 promovierte er in Rostock mit der Arbeit „Beiträge zur Keimungsgeschichte der Kartoffelknolle" (Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten Jg. 26, Bd. 52, 1868, S. 156-181). Seit 1868 arbeitete er als Assistent an der von Hermann Hellriegel geleiteten Landwirtschaftlichen Versuchsstation Dahme (Niederlausitz). Von 1872 bis 1893 war Sorauer Dirigent der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königlich Pomologischen Institut in Proskau (Oberschlesien). Gleichzeitig hielt er an der dortigen Landwirtschaftlichen Akademie bis zu deren Auflösung im Jahre 1880 Vorlesungen über Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz. 1892 321
Soxhlet wurde er zum Professor ernannt. Wegen eines langwierigen Augenleidens reichte er 1893 seinen Abschied ein. Er siedelte nach Berlin über und widmete sich hier ganz seiner wissenschaftlichen Arbeit. 1902, im Alter von 63 Jahren, habilitierte er sich noch an der Universität Berlin. 1909 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Sorauer hat durch sein Wirken maßgebend dazu beigetragen, die Phytomedizin zu einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin zu entwickeln. Sein „Handbuch der Pflanzenkrankheiten" (Berlin 1874) wird bis heute von Fachkollegen weitergefilhrt. Teilbände dieses Standardwerkes der Phytomedizin sind bereits in der 7. Auflage erschienen (Bd. 1,T1. l-6,Berlinund Hamburg 1965-1991). 1891 begründete Sorauer die „Zeitschrift fiir Pflanzenkrankheiten", die er bis 1915 selbst herausgegeben hat. Über zwei Jahrzehnte war er aktiv im „Sonderausschuß fiir Pflanzenschutz" der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft tätig. Im Auftrag dieser Gesellschaft hat er das hochgeschätzte Buch „Pflanzenschutz. Anleitungen für den praktischen Landwirt zur Erkennung und Bekämpfting der Beschädigungen der Kulturpflanzen" herausgegeben, zunächst mit Albert Bernhard Frank (Berlin 1892, 2. Aufl. 1896), dann mit Georg Rörig (3. Aufl. 1903,4. Aufl. 1907,5. Aufl. 1910 u. 6. Aufl. 1915). Von seinen selbständigen Werken sind noch hervorzuheben der „Atlas der Pflanzenkrankheiten" (Berlin 1887-1893) und die beiden Bücher „Die Schäden der einheimischen Kulturpflanzen durch tierische und pflanzliche Schmarotzer, sowie durch andere Einflüsse. Für die Praxis bearbeitet" (Berlin 1888) und „Populäre Pflanzenphysiologie fiir Gärmer. Ein Ratgeber bei Ausfiihrung der praktischen Arbeiten, wie auch ein Leitfaden für den Unterricht an Gärtnerlehranstalten" (Stuttgart 1891). Literatur: WITTMACK, L.: Paul Sorauer t- In: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten Bd. 26, 1916, S. 117. (F. u. W . ) - WITTMACK, L.: Paul Sorauer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 34, 1916. Schluß-Heft (1917), S. 50-57. (F.).
Soxhlet, Franz von, * 13. Januar 1848 in Brünn, t 6. Mai 1926 in Pöcking am Stamberger See • Sohn eines Spinnfabrikanten, smdierte Natur322
wissenschaften und landwirtschaftliche Chemie an der Universität Leipzig und promovierte dort 1872 mit einer Arbeit über die Chemie der Milch. 1873 ging er als Adjunkt an die Landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation Wien. Von 1879 bis 1913 war er o. Professor für Agrikulturchemie an der Technischen Hochschule München und gleichzeitig Leiter der Landwirtschaftlichen Central-Versuchsstation für Bayern. Seine Forschimgsschwerpunkte waren die Milchwirtschaft imd die Tierphysiologie. Soxhlet hat stets mit Freimut und Schärfe versucht, die fmanzielle Unabhängigkeit der landwirtschaftlichen Versuchsstationen zu bewahren. Weiten Kreisen der Landwirtschaft wurde er bekannt durch sein Vorgehen gegen Paul Wagner, dem Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Darmstadt. Dieser war 1910 der Fälschung von Analysenergebnissen zugunsten der Düngerphosphat-Fabrikanten beschuldigt worden. Wagner wehrte sich gegen diese Vorwürfe mit der Schrift „Der Fall Soxhlet. Eine Antwort" (Darmstadt 1911). Literatur: HERZFELD: Franz von Soxhlet f . In: Die Deutsche Zuckerindustrie Jg. 51, 1926, S. 50U502. - HENKEL, THEOIXJR: Franz v. Soxhlet zum Gedächtnis. In: Süddeutsche Molkerei-Zeitung Jg. 46, 1926, S. 493-494. (P. u. W.).
Spannagel, Gerhard, »11. September 1902 in Schmalkalden (Thüringen), 129. Januar 1974 in Münster • Sohn eines Landeskulturrates, smdierte seit 1923 Landwirtschaft in Jena, Kiel und Berlin. 1928 promovierte er in Jena bei Wilhelm Edler mit einer Dissertation über die Wald- imd Weidenutzung in der Viehhaltung landwirtschaftlicher Zwergbetriebe des Thüringer Waldes. Anschließend arbeitete er bei der Landwirtschaftskammer Berlin-Brandenburg. Er war mit Johannes Görbing befireundet imd nach 1945 dessen letzter wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1951 erhielt er eine Anstellung als „Bodenspezialist" bei der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe in Münster. Hier wirkte er bis zum Jahre 1967. Spannagel hat sich stets engagiert bemüht, die Erkenntnisse von Joharmes Görbing über die Bodengare in die landwirtschaftliche Praxis hineinzutragen. Auch die meisten seiner Veröffent-
Sprengel Hebungen dienten diesem Ziel u. a. der Beitrag „Bedeutung des Regenwurmes für die Bodenfruchtbarkeit" (Neue Mitteilungen für die Landwirtschaft Jg. 5 = Mitteilimgen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 65, 1950, S. 269-270). Beachtenswert ist sein progranunatischer Beitrag „Zur Frage der Koordinierung von Bodenforschung und Bodenberatung" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 59 (104), 1952, S. 193-198). Speidel, Berthold, * 30. September 1912 in Tübingen, t 19. Mai 1988 in Bad Hersfeld • Studierte Naturwissenschaften in Freiburg, Bonn, München und zuletzt in Münster, wo er 1939 mit einer botanischen Arbeit promovierte. Anschließend arbeitete er als Assistent bei der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem und nach dem 2. Weltkrieg für kurze Zeit als Pflanzensoziologe in Baden-Württemberg. Seit 1950 war er bei der Hessischen Lehr- und Forschungsanstah für Grünlandwirtschaft und Futterbau tätig - zuerst in Wehrda, seit 1952 auf dem Eichhof in Bad Hersfeld. Hier leitete er bis 1977 das Institut für Grünlandbotanik. Speidel war ein hervorragender Kenner des hessischen Grünlandes. Seine pflanzensoziologischen Kartierungen sind wichtige Beiträge zur Vegetationskunde Hessens. Hervorzuheben ist seine Schrift „Das Grünland, die Grundlage der bäuerlichen Betriebe auf dem Vogelsbeig. Ergebnisse Und Auswertung einer pflanzensoziologischen Kartierung" (Lauterbach/Hessen 1963 = Schriftenreihe des Bodenverbandes Vogelsberg H. 3). Von seinen weiteren Forschungsarbeiten beachtenswert sind die „Untersuchimgen über den Einfluß der Basensättigung des Bodens und der Artenkombination auf den Ertrag von Dauerwiesen" (Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 114,1961/62, S. 295-310) und die mit A. Weiß durchgeführten „Untersuchungen zur Wurzelaktivität unter einer Goldhaferwiese" (Angewandte Botanik Bd. 48, 1974, S. 137-154). ARENS, RUDOLF: Berthold Speidel t- In: Das wirtschafteeigene Futter Bd. 34,1988, S. 73.
Literatur:
Sprecher von Bernegg, Andreas, • 15. Oktober 1871 in Grabs (Schweiz), 113. August 1951
in Zürich • Studierte Botanik, promovierte 1907, war dann bis 1912 an der Eidgenössischen Versuchsanstalt in Zürich tätig imd arbeitete mehrere Jahre an einer landwirtschaftlichen Versuchsstation in Besuki (Java). Nach seiner Rückkehr in die Schweiz im Jahre 1916 setzte er sich dafür ein, an der landwirtschaftlichen Abteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich Lehrveranstaltungen über tropischen Landbau abzuhalten. 1923 erhielt er einen Lehrauftrag für tropische Agrikultur, den er bis 1941 wahmahm. Während dieser Zeit leitete er am Pflanzenphysiologischen Institut dieser Hochschule ein Laboratorium für tropische imd subtropische Weltwirtschaftspflanzen. 1926 erfolgte seine Ernennung zum Titularprofessor. Sprecher von Bemegg, der sehr zurückgezogen lebte, ist Autor von hervorragenden Monographien über tropische Kulturpflanzen. Alle Bände erschienen unter dem Titel „Tropische und subtropische Weltwirtschaftspflanzen, ihre Geschichte, Kultur und volkswirtschaftliche Bedeumng" (Stuttgart. Tl. 1: Stärke- und Zuckerpflanzen, 1929; Tl. 2: Ölpflanzen, 1929; Tl. 3, Bd. 1: Genußpflanzen. Kakao und Kola, 1934; Tl. 3, Bd. 2: Kaffee und Guaranä, 1934; Tl. 3, Bd. 3: Der Teestrauch und der Tee. Die Mateoder Paraguayteepflanze, 1936). Literatur: A. F.: Prof. Andreas Sprecher 187119511- In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 29, 1951, S.289. - FREY-WYSSLING, A.: Erinnerung an Prof. A. Sprecher. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 29,1951, S. 290. Sprengel, Carl Philipp • 29. März 1787 in Schillerslage bei Hannover, f 19. April 1859 in Regenwalde (Ostpommem) • Sohn eines Postverwalters, gehörte zu den ersten Schülern Albrecht Daniel Thaers in Celle, der dort 1802 ein landwirtschaftliches Institut gegründet hatte. Als Thaer 1804 sein Institut nach Möglin verlegte, folgte Sprengel seinem Lehrer. Bis 1808 war er als Mitarbeiter am neuen Thaerschen Institut tätig, zuletzt als Wirtschaftsinspektor des Mögliner Gutsbetriebes. Es folgte eine achtjährige Tätigkeit als Berater landwirtschaftlicher Großbetriebe in Thüringen, Schlesien und Sachsen. Von 1817 bis 1820 unternahm Sprengel ausgedehnte Studienreisen durch die meisten deutschsprachigen Länder. Auf einer dieser Rei323
Sprengel sen besuchte er Philipp Emanuel von Fellenbergs landwirtschaftliches Institut in Hofwyl (Schweiz), das durch seinen landwirtschaftlichen Musterbetrieb damals weltberühmt war. Über seine Eindrücke und Beobachtungen in Hofwyl schrieb Sprengel einen sehr kritischen Bericht, der als Buch unter dem Titel „Nachrichten über Hofwyl in Briefen. Nebst einem Entwürfe zu landwirthschaftlichen Lehranstalten" (Celle 1819) erschienen ist. Durch seine Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis und auf seinen Studienreisen hatte Sprengel erkannt, daß die Erträge der Kulturpflanzen nur gesteigert werden können, wenn die neuen Erkenntnisse der Naturwissenschaften Eingang in die landwirtschaftliche Praxis finden. Er war davon überzeugt, nur der könne ein erfolgreicher Landwirt sein, der auch eine naturwissenschaftliche Ausbildimg besitze. 1821 immatrikulierte er sich an der Universität Göttingen und studierte Naturwissenschaften, vornehmlich Chemie. 1823 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Sprengel blieb zunächst in Göttingen. 1826 erhielt er die Lehrbeftignis. Im Wintersemester 1827/28 hielt er eine fünfstündige Voriesung über „Agricultur-Chemie", die erste Vorlesung über dieses Fachgebiet, die an einer deutschen Universität gehalten wurde. In den folgenden Jahren kündigte Sprengel auch Voriesungen über Landwirtschaft an. Seine landwirtschaftlichen Kennmisse vervollständigte er dwch Studienreisen in alle Provinzen des Königreichs Hannover. Die meiste Zeit verbrachte er jedoch im Laboratorium des Chemikers Friedrich Stromeyer. Sprengel analysierte dort Böden, Pflanzen und Düngemittel. 1826 widerlegte Sprengel die bis dahin allgemein anerkannte Humustheorie. Dieser Theorie lag die Annahme zugrunde, daß die Pflanzen sich nur von solchen Stoffen ernähren können, die ihnen gleichartig sind. Als der Pflanzensubstanz gleichartig wurde der Humus angesehen. Demgegenüber fand Sprengel, der die verschiedenen Humusformen mit neuen Analysenmethoden untersuchte und die Begriffe ,JHumussäure" und „humussaure Salze" prägte, daß die düngende Wirkung des Humus vornehmlich auf die in ihm enthaltenen Mineralstoffe zurückzuführen ist. In dem Beitrag „Ueber Pflanzenhu324
mus, Humussäiu-e und humussaure Salze" (Archiv für die gesammte Naturlehre Bd. 8, 1826, S. 145-220) hat er erstmals ausführlich über diese Experimente berichtet. Die Ergebnisse der Humusforschimg führten Sprengel direkt zur Frage der Mineralstoffemährung der Pflanzen. Vor allem durch den Vergleich von Daten aus Boden-, Pflanzen- und Düngemittelanalysen kam er zu der Erkenntnis, daß die in den Pflanzen vorhandenen Mineralstoffe als lebensnotwendige Nährstoffe angesehen werden müssen. Sein 1828 veröffentlichter Beitrag unter dem Titel „Von den Substanzen der Ackerkrume und des Untergrundes . . . " (Journal für technische und ökonomische Chemie Bd. 2, 1828, S. 423-474; Bd. 3,1828, S. 42-99,313-351 u. 397421) war der entscheidende gedankliche Durchbruch zur neuzeitlichen Lehre der Pflanzenernährung xmd die Ausgangsbasis für eine auf naturwissenschaftlichen Grundlagen basierenden Düngerlehre. Im gleichen Beitrag Sprengeis aus dem Jahre 1828 findet sich auch die klare Aussage: „Wenn eine Pflanze zwölf Stoffe zu ihrer Ausbildung bedarf, so wird sie nimmer aufkommen, wenn nur ein einziger an dieser Zahl fehlt, und stets kümmerlich wird sie wachsen, wenn einer derselben nicht in deqenigen Menge vorhanden ist, als es die Natur der Pflanze erheischt" (ebd. Bd. 3, 1828, S. 93). Sprengel hatte damit als erster das „Gesetz vom Minimum" - 27 Jahre fniher als Liebig - klar und eindeutig formuliert. In Göttingen schrieb Sprengel ein zweibändiges Werk „Chemie für Landwirthe, Forstmänner und Cameralisten" (Göttingen 1831 u. 1832). Es sollte die Landwirte anregen, die neuen Erkenntnisse der Chemie in ihren Betrieben anzuwenden. Seine Pläne, in Göttingen eine Experimental- imd Musterwirtschaft einzurichten imd eine landwirtschaftliche Lehranstalt zu begründen, konnte Sprengel jedoch nicht realisieren. 1831 siedelte er nach Braunschweig über, wo er am Collegium Carolinum ein land- imd forstwirtschaftliches Lehrinstitut einrichten sollte. Erst 1835 wurde das Institut eröffiiet und Sprengel zum Professor für Landwirtschaftslehre ernannt. Sein Wunsch, in eigener Regie auf einer großen Versuchswirtschaft praxisnahe Feldversuche durchführen zu können, um die Landwirte von
Sprengel der Richtigkeit seiner neuen Düngerlehre zu überzeugen, erfuUte sich jedoch nicht. Angesichts dieser eingeschränkten experimentellen Möglichkeiten widmete sich Sprengel während seiner Zeit in Braimschweig überwiegend schriftstellerischer Tätigkeit. Von 1834 bis 1836 war er Redakteur der neugegründeten „Land- und Forstwirthschaftlichen Zeitschrift für Braunschweig, Hannover und die angrenzenden Länder". Zwischen 1837 und 1839 veröffentlichte er drei bedeutende Lehr- und Handbücher. Zuerst erschien „Die Bodenkunde oder die Lehre vom Boden, nebst einer vollständigen Anleitung zur chemischen Analyse der Ackererden und den Resultaten von 170 chemisch untersuchten Bodenarten aus Deutschland, Belgien, England, Frankreich, der Schweiz, Ungarn, Rußland, Schweden, Ostindien, Westindien und Nordamerika" (Leipzig 1837, 2. Aufl. 1844). Dann folgte „Die Lehre von den Urbarmachungen und Grundverbesserungen, oder: Beschreibung und Erklärung aller Urbarmachungen und Grundverbesserungen, welche die Sümpfe, Brüche, Hochmoore, Teiche, Haiden, Wüstungen, Wälder, Sandschollen, Dünen, felsige Gründe, Aecker, Wiesen und Weiden betreffen" (Leipzig 1838, 2. Aufl. 1846). Das dritte große Werk war „Die Lehre vom Dünger oder Beschreibung aller bei der Landwirthschaft gebräuchlicher vegetabilischer, animalischer und mineralischer Düngermaterialien, nebst Erklärung ihrer Wirkungsart" (Leipzig 1839,2. Aufl. 1845). 1839 folgte Sprengel einem Ruf nach Preußen und wurde Generalsekretär der „Pommerschen Ökonomischen Gesellschaft". Er nahm seinen Wohnsitz üi Regenwalde (Ostpommem), gründete 1842 ein privates landwirtschaftliches Lehrinstimt, das später mit staatlichen Mitteln unterstützt wurde und sich seit 1846 „LandbauAcademie zu Regenwalde" nannte. Auf einer 300 Morgen großen Versuchswirtschaft konnte Sprengel nun endlich großflächige Düngungsversuche durchfuhren. Von 1840 bis 1853 war er Redakteur der neugegründeten „Allgemeinen Landwirthschaftlichen Monatsschrift", in der er selbst zahlreiche Beiträge veröffentlichte. Sein wissenschaftliches Lebenswerk krönte Sprengel mit einem Lehr- und Handbuch des Pflanzenbaus. Das Werk erschien in drei Bänden
unter dem Titel „Meine Erfahrungen im Gebiete der allgemeinen und speciellen Pflanzen-Cultur" (Leipzig 1847, 1850 u. 1852) und ist eines der besten Pflanzenbau-Lehrbücher, die je in deutscher Sprache geschrieben worden sind. Es ist auch heute noch eine Fundgrube für Wissenschaftler und Praktiker. Sprengel gehört deshalb nicht nur zu den Wegbereitem und Mitgestaltem der Fachgebiete Pflanzenemährung, Bodenkunde imd Kulturtechnik, sondern er war vor allem ein bedeutender Pflanzenbauwissenschaftler. In Regenwalde fand Sprengel auch sein persönliches Glück. 1841 heiratete er die neimzehnjährige Juliane von Wulffen, die Tochter eines preußischen Majors. Der Ehe entstammten eine Tochter und ein Sohn. Sprengel, zu dessen Andenken 1881 in Regenwalde ein Obelisk errichtet wurde, gehörte fast ein Jahrhundert lang zu den „vergessenen" Landbauwissenschaftlem. Vor allem seine epochemachenden Entdeckungen auf dem Gebiet der Pflanzenemährung standen völlig im Schatten des Lebenswerkes Jusms von Liebigs, der allgemein als der Begründer der Lehre von der Mineralstoffemährung der Pflanzen angesehen wurde. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurden die Forschimgsergebnisse des Agrikulturchemikers Fritz Giesecke und seines Schülers Günter Wendt von einer breiteren Öffentlichkeit langsam anerkannt, daß Sprengel der eigentliche Begründer der Lehre von der Mineralstoffemährung gewesen ist und Liebig der maßgebende Kämpfer filr die Durchsetzung und Anwendung dieser Lehre in der landwirtschaftlichen Praxis. Seit 1955 verieiht der „Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten" eine „Sprengel-Liebig-Medaille". Damit sollen die untrennbaren Verdienste beider Wissenschaftler für die Entwicklung des neuzeitlichen Landbaus dokumentiert werden. Literatur: BALKS, RUDOLF: Karl Sprengel, ein großer deutscher Agrikulturchemiker vor 100 Jahren. In: Wochenblatt der Landesbauemschaft Niedersachsen Jg. 94, 1941, S. 615. - WENDT, GÜNTER: Carl Sprengel und die von ihm geschaffene Mineraltheorie als Fundament der neuen Pflanzenemährungslehre. Diss. math.-nat. Göttingen 1950. Zugl. als Buch: Wolfenbüttel 1950. (P. u. W.) - BALKS, RUDOLF: Carl Sprengel. In: Männer die Nahrung schufen. Herausgegeben von O. Keune. Hannover 1952, S.
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Springer 77-84. (P.) - Bodenfruchtbarkeit als Fundament der Qualitätseizeugung. Festschrift zum 90jährigen Bestehen der Landwirtschaftlichen Untersuchungsund Forschungsanstalt Ebstorf (früher Braunschweig). Herausgegeben von F. Giesecke. Uelzen/Hann. 1952. Die Schrift enthält mehrere Beiträge von F. Giesecke über Carl Sprengel. (W.) WENDT, GÜNTER: Der vergessene große Forscher. Zum 100. Todestag von Carl Sprengel. In: Agros. Das landwirtschaftliche Magazin Jg. 1959, S. 210213 u. 233. (P.) - LOBKE, 0 . : Dr. Karl Sprengel, ein Vorkämpfer fiir die Landwirtschaft. In: Heimatbuch des Kreises Regenwalde. Herausgegeben vom Heimatkreis Regenwalde. Selbstverlag o.O. 1970, S. 110-117. - SCHMITT, LUDWIG: Philipp Carl Sprengel (1787-1859). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankftirt/Main 1970, S. 145-155. (P.) - RAUM,H.: Carl Sprengel und seine Düngerlehre 1839. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 51,1974, S. 637-639. - BÖHM, WOLFGANG: Zum 200. Geburtstag von Carl Sprengel. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 39, 1986, S. 173-178. (P.) - BÖHM, WOLFGANG: Der Thaer-Schüler Carl Sprengel (17871859) als Begründer der neuzeitlichen Pflanzenernährung. In: Jahresheft der Albrecht-Thaer-Gesellschaft23,1987, S. 43-59. (R) - BÖHM, WOLFGANG: Carl Sprengel als Wegbereiter der Pflanzenbauwissenschaft. In: Zeitschrift fiir Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 35, 1987, S. 113-119.SCHROEDER, DIEDRICH: Carl Sprengel - 150 Jahre „Bodenkunde". In: Zeitschrift für Pflanzenemährung und Bodenkunde Bd. 150, 1987, S. 51-53. SAUERBECK, D. und SÖCHTIG, H.: Carl Sprengel, Begründer der Agrikulturchemie 1787-1859. In: KaliBriefe (Büntehof) Bd. 18, 1987, S. 747-758. LIEFLÄNDER, MANFRED: Philipp Carl Sprengel und die Anfänge der Agrikulturchemie. In: Mitteilungen der Fachgruppe Geschichte der Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker Nr. 1,1988, S. 41-50. BÖHM, WOLFGANG: Zum gegenwärtigen Stand der Carl Sprengel-Forschung. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 41,1993, S. 1117.
Springer, Johaim Christoph Erich, •11. August 1727 in Schwabach, f 6. Oktober 1798 in Rinteln • Autodidakt, zunächst als Rechtsanwalt tätig, hielt im Wintersemester 1766/67 und im Sommersemester 1767 an der Universität Göttingen Vorlesungen über „Die Materie vom Ackerbau", erwarb 1777 an der Universität Erlangen den juristischen Doktorgrad und wirkte
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seit 1789 als Kanzler und Professor für Staatswirtschaft an der Universität Rinteln. Springer veröffentlichte zahlreiche landwirtschaftliche Schriften, die aber für die weitere Entwicklung des wissenschaftlichen Pflanzenbaus wenig bedeutsam waren. Hervorzuheben ist jedoch seine „Physikalisch-praktisch und dogmatische Abhandlimg vom Teutschen Getreidbau oder von dem Bau des Waizen, Dinkels oder Spelt, Rocken, Gersten, Haber imd BuchWaizen" (Göttingen und Gotha 1767), wohl die erste größere zusammenfassende Darstellung über Anbau, Pflege und Ernte der wichtigsten Getreidearten. Literatur: ZUCKERKANDL, R.: Johann Christoph Erich Springer, Jurist und Nationalökonom. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 35,1893, S. 318. Stadelmann,Rudolf, • S.September 1813 in Suhl (Thüringen), f 6. Juli 1891 in Halle/Saale • Zimächst als Medailleur am Münzamt in Darmstadt tätig, mußte jedoch wegen einer Augenverletzung seinen Beruf aufgeben und arbeitete seit 1843 im landwirtschaftlichen Institut Fellenbergs in Hofwyl (Schweiz). Seine Begeisterung für Fellenbergs Ideen regte ihn zu der Schrift an „Die Stiftung von Hofwyl. In Auszügen und Umrissen der Hofwyler Blätter und Bestrebungen dargestellt" (Darmstadt 1844). 1845 setzte er seine landwirtschaftlichen Studien an der Universität Jena fort. Ein Jahr später erhielt er die Stelle eines Sekretärs xmd Rechnungsführers am landwirtschaftlichen Universitätsinstitut. 1847 erwarb er das philosophische Doktordiplom. Nach der Promotion blieb Stadelmann noch für zwei Jahre in Jena. Er besuchte weiterhin Lehrveranstaltungen an der Universität und hörte auch historische Vorlesungen. Sein Versuch, eine Ackerbauschule zu gründen, scheiterte. 1849 folgte er einer Einladimg Carl von Wulffens und besuchte dessen Gut Pietzpuhl. Eine der Töchter von Wulffens wurde seine Lebensgefährtin. Über Carl von Wulffen hat Stadelmaim ein eindrucksvolles Lebensbild veröffentlicht (Preußische Jahrbücher Bd. 11, 1863, S. 267299). Von 1850 bis 1871 war Stadelmann Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Centraivereins der Provinz Sachsen. Seit 1858 lebte er in
stählin Halle/Saale. Er gehörte zu den maßgebenden Befürwortern, an der Universität Halle ein landwirtschaftliches Universitätsinstitut einzurichten. Mit seiner mehrmals aufgelegten Denkschrift „Der Schutz der nützlichen Vögel in seiner Nothwendigkeit fiir den Land-, Forst- und Gartenbau" (3. Aufl. Halle 1867) wurde er zu einem der Wegbereiter für den Erlaß eines Vogelschutzgesetzes. Nach 1871 arbeitete Stadelmann als fi-eier Schriftsteller. Zunächst schrieb er ein fundiertes Werk über „Das landwirthschaftliche Vereinswesen in Preußen. Seine Entwickelung, Wirksamkeit, Erfolge und weiteren Ziele" (Halle 1874). Nach dem Erscheinen seines Buches „Friedrich der Große in seiner Thätigkeit für den Landbau Preußens" (Berlin 1876) wurde er vom Direktor der preußischen Staatsarchive gebeten, das Wirken der preußischen Könige für die Landeskultur darzustellen. Mit unermüdlichem Fleiß hat sich Stadelmann dieser Aufgabe gewidmet. In der Reihe „Publicationen aus den Königl. Preußischen Staatsarchiven" (Leipzig) erschienen 1878,1882,1885 und 1887 vier Bände, in denen der Reihe nach Friedrich Wilhelm L, Friedrich der Große, Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. in ihrer Tätigkeit für die Landeskultur dargestellt sind. 1882 wurde Stadelmann zum Landesökonomierat ernannt. HAYM, R.: Rudolf Stadelmann. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 35, 1893, S. 360364.
Literatur:
StähUn, Adolf, * 13. Oktober 1901 in Nürnberg, 120. September 1992 in Wißmar bei Gießen • Entstammt einer bekannten Gelehrtenfamilie, erlernte seit 1920 auf Betrieben in Schwaben und Pommern die landwirtschaftliche Praxis und studierte von 1923 bis 1926 Landwirtschaft in Hohenheün und München. Als Schüler von Ludwig Kießling promovierte er 1929 an der Technischen Hochschule München mit der Arbeit „Morphologische und zytologische Untersuchimgen an Gramineen" (Wissenschaftliches Archiv für Landwirtschaft Abt. A, Archiv für Pflanzenbau Bd. 1, 1929, S. 330-398). Bereits 1927 hatte Stählin als Assistent von Emst Klapp die Samen- und Futtermittelkontrolle an der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenzucht in Jena übernommen. Neben der
Kontrolltätigkeit beschäftigte er sich nach 1930 zunehmend auch mit pflanzenbaulichen und grünlandwirtschaftlichen Fragen. Während dieser Zeit veröffentlichte er grundlegende Beiträge zur Vegetationskunde des Kulturgrünlandes. Gemeinsam mit Emst Klapp schrieb er das Buch „Standorte, Pflanzengesellschaften und Leistung des Grünlandes. Am Beispiel thüringischer Wiesen bearbeitet" (Smttgart 1936). 1942 übernahm er als stellvertretender Direktor die Leitung des Instituts für Pflanzenbau der Universität Jena und aller angeschlossenen Einrichtungen. 1944 habilitierte er sich mit der Abhandlung „Beiträge zur Feststellung der Todesursache von Haustieren und Wild". 1945 wurde er auf Anweisung der Amerikaner mit anderen Wissenschaftlem aus Jena evakuiert. 1946 kam Stählin nach Hohenheim, wo er in dem von Walther Brouwer geleiteten Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung bis 1956 tätig war, zuletzt als außerplanmäßiger Professor und als Abteilungsleiter. Hier beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit Untersuchungen von Saatgut, mit der Bewertung von Grünlandpflanzen als Futtermittel und mit vegetationskundlichen Studien. Eine mehrjährige Zusammenarbeit mit Heinz Ellenberg erbrachte für die landwirtschaftliche Pflanzensoziologie wertvolle Erkenntoisse. Gemeinsam mit Walther Brouwer schrieb Stählin in Hohenheim das „Handbuch der Samenkunde für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft mit einem Schlüssel zur Bestimmung der wichtigsten landwirtschaftlichen Samen" (Frankftirt/Main 1955,2. Aufl. 1975), ein bis heute unübertroffenes Standardwerk auf dem Gebiet der Samenkunde. Außerdem veröffentlichte er eine „Anleitung zur Heubewertung nach dem DLG-Schlüssel" (Frankftirt/Main 1953, 2. Aufl. 1961 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft Bd. 76). In Hohenheim entstand auch sein Buch „Die Beurteilung der Futtermittel" (Radebeul und Berlin 1957 = Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchs- und Untersuchungsmethodik Bd. 12, Tl. 2). Dieses über 800 Seiten umfassende Werk ist „ein imerschöpfliches Kompendium alles dessen, was über die Bedeutung der Pflanzenwelt in der Tierphysiologie überhaupt zu sagen ist" (E. Klapp in: Festschrift Stählin 1961, S. 6).
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Staudinger 1956 wurde Stählin als Nachfolger von Arnold Scheibe auf den Lehrstuhl für Grünlandwirtschaft und Futterbau der Universität Gießen berufen. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1970. Fragen der Grünlandsoziologie und der Grünlandbewirtschaftung standen weiterhin im Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit. Hinzu kamen Untersuchungen zur Qualität der Grünland- und Futterpflanzen. Außerdem beschäftigte sich Stählin mit der Narbenbeschaffenheit von Rasenflächen. Die 1963 an seinem Institut gegründete Rasenforschungsstelle entwickelte sich zu einem internationalen Zentrum der Rasenforschung. Auch in Gießen ist Stählin mit weit beachteten Publikationen hervorgetreten. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören: „Die Acker- und Grünlandleguminosen im blütenlosen Zustand. Bestimmungsschlüssel" (Frankfurt/Main 1960), „Verbreitete Pflanzengesellschaften des Dauergrünlandes, der Äcker, Gärten und Weinberge" (gemeinsam mit Oskar Schweighart. München u. a. 1960), „Die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen Mitteleuropas in den europäischen Sprachen" (Frankftjrt/Main 1967 = Sonderheft 4 der Zeitschrift „Das wirtschafteeigene Futter") und „Gütezahlen von Pflanzenarten in frischem Grundfiitter" (Frankfiirt/Main 1971 = Sonderheft 5 der Zeitschrift „Das wirtschaftseigene Futter"). Bedeutende Beiträge hat Stählin in Handbüchern veröffentlicht. Hervorzuheben sind: „Das Grünland im Landschaftshaushalt" (Handbuch für Landschaftspflege und Naturschutz. Herausgegeben von Konrad Buchwald und Wolfgang Engelhardt. Bd. 2, München u. a. 1968, S. 176202) und „Grünfutter und Heu" (Handbuch der Futtermittel. Herausgegeben von Max Becker und Kurt Nehring. Bd. 1, Hamburg und Berlin 1969, S. 1-177). Grundlegende Fragen der Pflanzenbauforschung behandelt Stählin in den Beiträgen ,Aufgaben und Ziele der Grünlandwissenschaft" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 91, 1949, S. 120-133) und „Probleme der modernen Agrarwissenschaften" (Oberhessische Naturwissenschaftliche Zeitschrift Bd. 48, 1984, S. 29-41). Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Stählin vielfach geehrt und ausgezeichnet. 1961 überreichten ihm Schüler und Freunde eine 328
Festschrift (Neue Ergebnisse futterbaulicher Forschung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof Dr.-Ing. A. Stählin. Frankfiirt/Main 1961). 1967 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Fakultät der Technischen Universität München die Ehrendoktorwürde. 1970 erhielt er die Silberne Max-Eyth-Denkmünze der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und 1971 die Silberne Plakette des Hessischen Ministers für Landwirtschaft und Umweh. 1976 emannte ihn die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften zu ihrem Ehrenmitglied. Literatur: Professor Dr. Adolf Stählin 60 Jahre. In: Saatgut-Wirtschaft Jg. 13, 1961, S. 2 9 0 - 2 9 1 . BOMMER, DIETER: AdolfStählinzum65. Geburtstag. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 12, 1966, S. 305-307. (F.) - VOIGTLÄNDER, GERHARD: Adolf Stählin zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 134, 1971, S. 89-92. (P.) BOEKER, P.: Professor Dr. Dr. h. c. Adolf Stählin zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Kulmrtechnik und Flurbereinigung Jg. 17, 1976, S. 307-308. SCHULZ, H.: Prof. Dr. Dr. h. c. Stählin 90 Jahre. In: Rasen-Turf-Gazen Jg. 23.1992, H. 1,S. 29-30. (P.) - OPITZ VON BOBERFELD, W.: In memoriam Adolf Stählin 1901-1992. In: Das wirtschaftseigene Futter Bd. 38,1992, S. 153-154. (P.).
Staudinger, Lucas Andreas, • 27. Januar 1770 in Ansbach, f 30. November 1842 m GroßFlottbek • Sohn eines Landarbeiters, kam nach bewegten Wandeijahren 1793 nach Hamburg und wurde Verwalter auf dem Mustergut Flottbek des Hamburger Kaufmanns Caspar von Voght. Dieser verpachtete ihm später einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Beeinflußt von den Ideen Philipp Emanuel von Fellenbergs versuchte Staudmger eine landwirtschaftliche Schule zu gründen und veröffentlichte einen „Entwurf zu einem landwirthschaftlichen Erziehungs-Institute" (Hamburg 1796). Mit fmanzieller Unterstützung Caspar von Vogths errichtete er 1797 auf seinem Pachthof in Groß-Flottbek eine Lehr- und Bildimgsanstalt, die etwa dem Typ einer Höheren Landbauschule entsprach. Die jeweils nur wenigen Schüler lebten intematsmäßig auf seinem Hof Sein bedeutendster Schüler war Johaim Heiiu"ich von Thünen, der von 1802 bis 1803 in Flottbek weilte. Nach wirtschaftlichen Mißerfolgen wurde die Lehranstalt 1812 aufgelöst.
Stehler 1817 schloß Staudinger mit Caspar von Vogth einen neuen Pachtvertrag und beschäftigte sich fortan besonders mit der planmäßigen Anleitung landwirtschaftlicher Lehrlinge. In späteren Jahren schrieb er auf sorgfältigen Beobachtungen basierende Beiträge über Verhütung und Bekämpfiing von Pflanzenkrankheiten. Literatur: BÖHME, HERMANN: Die erste landwirtschaftliche Lehranstalt Deutschlands. In: Hinter Pflug und Buch Jg. 3,1926/27, S. 67-73 u. 87-93. WENCKSTERN, HERMANN VON: Drei Zeitgenossen Thünens. Alexander von Lengerke - Lukas Andreas Staudinger - Caspar von Voght. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Mathematisch-Namrwissenschaftliche Reihe Jg. 4, 1954/55, S. 323-348. (P. u. W.) - VOLLRATH, PETER: Landwirtschaftliches Beratungs- und Bildungswesen in Schleswig-Holstein in der Zeit von 1750 bis 1850. Quellen und Forschungen zur Geschichte SchleswigHolsteins Bd. 35, 1957, S. 121-238. - SCHWARZE, REINHARD: Lucas Andreas Staudinger - Thünens Lehrer und Freund. In: Hamburgische Geschichtsund Heimatblätter, Bd. 13, H. 1, 1992, S. 1-12. FRENTZ, THERESE: Albrecht Daniel Thaer und Lucas Andreas Staudinger - Begründer der modernen Agrarpädagogik. In: Schriftenreihe der Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer H. 3,1995, S. 19-41. Stehler, Friedrich Gottlieb, * 11. August 1852 in Safheren (Schweiz), f 7. April 1935 in Lahr (Baden-Württemberg) • Sohn eines Landwirts, besuchte zwei Jahre lang die landwirtschaftliche Schule Rütti bei Bern und studierte seit 1872 Landwirtschaft an der Universität Halle/Saale. 1874 wechselte er an die Universität Leipzig, wo er 1875 mit einer Dissertation über das Blattwachstum den Doktorgrad erwarb. In die Schweiz zurückgekehrt, wurde er zum Brennereiinspektor des Kantons Bem gewähh. 1875 gründete Stebler im Mattenhof bei Bem eine private Samen-Kontrollstation, die seit 1876 in Räumen der Abteilung für Landwirtschaft der ETH Zürich untergebracht war. 1878 ging diese Station als erste eidgenössische landwirtschaftliche Untersuchungsanstalt in den Besitz des Bundes über. Sie hieß fortan „Schweizerische Samen-Kontrollstation". Die bis 1917 von Stebler geleitete Station erlangte alsbald mtemationales Ansehen. Stehlers wichtigste Veröffentlichung auf dem Gebiet der Saatgutkontrolle ist das Buch „Samenfalschung und Samenschutz. Die wichtigsten Verfälschimgen
und Verunreinigungen der landwirthschaftlichen Sämereien, deren Erkennung und Verhütung. Praktische Anleitung für Landwirthe und Samenhändler" (Bem 1878). Bedeutende Verdienste erwarb sich Stebler auf dem Gebiet des Futterbaus. Seit 1881 hat er in fhichtbarer Zusammenarbeit mit Carl Schröter umfangreiche Anbauversuche mit Futterpflanzen auf unterschiedlichen Standorten in der Schweiz durchgeführt, u. a. auf der Fürstenalp in Graubünden. Die Auswertung der Ergebnisse dieser Versuche sowie umfangreiche Studien über die alpine Wiesenflora erbrachten grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Ökophysiologie und den Anbauwert der wichtigsten Futterpflanzen. Viele der zahbeichen Bücher Stehlers über Futterpflanzen und deren Anbau gehören zu den Meisterwerken der wissenschaftlichen Agrarliteratur. Seine beiden bedeutendsten Bücher sind die gemeinsam mit Carl Schröter bearbeiteten Bände „Die besten Futterpflanzen" (Tl. 1 Bem 1883, 2. Aufl. 1892, 3. Aufl. 1902, 4. Aufl. 1913; Tl. 2 Bem 1884, 2. Aufl. 1895, 3. Aufl. 1908. - Die jeweils letzten Auflagen wurden von Albert Volkart mitbearbeitet). Als dritten Teil dieses „schweizerischen Wiesenpflanzenwerkes" veröffentlichte er (auch gemeinsam mit Carl Schröter) „Die Alpen-Futterpflanzen" (Bem 1889) und als vierten Teil (Alleinautor) „Die besten Streuepflanzen" (Bem 1898). Stärker praxisorientiert ist sein Buch „Alp- und Weidewirtschaft. Ein Handbuch für Viehzüchterund Alpwirte" (Berlin 1903). Zu Stehlers auflagestärkstem Werk entwikkelte sich das 1881 im Selbstverlag herausgegebene Buch „Die Grassamen-Mischungen zur Erzielung des größten Futterertrages von bester Qualität. Vom wissenschaftlichen imd praktischen Standpunkte" (2. Aufl. Bem 1883, 3. Aufl. 1895). Die weiteren Auflagen erschienen im Verlag Paul Parey (Berlin) unter dem Titel „Der rationelle Futterbau. Praktische Anleitung für Landwirte und für den Unterricht an landwirtschaftlichen Lehranstalten" (4. Aufl. 1900, 5. Aufl. 1903, 6. Aufl. 1909, 7. Aufl. 1912, 8. Aufl. 1917, 9. Aufl. 1920, 10. Aufl. 1926 = Thaer-Bibliothek Bd. 10). Von den weiteren Veröffentlichungen Stehlers sind hervorzuheben die publizierten Vorträge 329
Steigerwald „Der rationelle Getreidebau in der schweizerischen Landwirthschaft" (Bern 1883) und „Über die Anlage und Behandlung der Streuewiesen und der Wert der verschiedenen Streuematerialien" (Zürich 1888, 2. Aufl. 1892) sowie die gemeinsam mit Emst Laur verfaßte Schrift „Die Bekämpfung der Futtemoth durch den Anbau von Ersatzfiitterpflanzen" (Aarau 1893). Über die zum Teil gemeinsam mit Carl Schröter durchgeführten Forschungsarbeiten auf schweizerischen Matten und Weiden sind 15 grundlegende Beiträge im „Landwirtschaftlichen Jahrbuch der Schweiz" (1887-1905) erschienen. Eine Vielzahl von Aufsätzen publizierte Stebler in der „Schweizerischen Landwirtschaftlichen Zeitung", die er 1882 und dann wieder von 1889 bis 1916 redaktionell betreut hat. Stebler hatte 1876 die Venia legendi an der landwirtschaftlichen Abteilung der ETH Zürich erworben. Bis 1901 hieh er dort Vorlesungen über Futterbau und alpine Landwirtschaft. In seinen späteren Lebensjahren befaßte er sich zunehmend mit volkskundlichen Studien. Er erforschte u. a. die Lebensgewohnheiten und die Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Walliser Bergen und veröffentlichte darüber mehrere Monographien. Literatur: VOLKART, A. und NEUWEILER, E.: Dr. F. G. Stebler zum 11. August 1922. In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich Jg. 67,1922, S. 199-208. (P. u. W.) - VOLKART, A . : Dr. Friedrich Gottlieb Stebler. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 13, 1935, S. 127-129. (P.) - SCHRÖTER, C.: F. G. Stebler f. In: Die Alpen. Monatsschrift des Schweizer Alpenclub Jg. 11,1935,H. 5,BeilageNr. 5,8. 89-92.(P.) - 75 Jahre Eidgenössische Landwirtschaftliche Versuchsanstah ZQrich-Oerlikon. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 31, 1953, S.217222. (P.).
Steigerwald, Erwin, • 27. August 1902 in Würzburg, f 10. April 1962 in GeretsriedWolfiratshausen • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und promovierte dort 1926 mit der Dissertation „Untersuchungen über die Einwirkung von Chlor und von Magnesium auf das Wachstum und auf die Eigenschaften der Leinpflanze (Linum usitatissimum L.)". Nach mehijähriger Tätigkeit an verschiedenen Landwirtschaftsämtem war er von 330
1934 bis 1945 Referent fiir Sonderkulturen im Reichsnährstand und von 1945 bis 1948 Geschäftsführer des von ihm mitbegründeten Landesverbandes für Heilpflanzenbeschaffung in Bayern. Seit 1948 leitete er die Abteilung „Gemüsebau und Heilpflanzen" der Bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz. Zu den wichtigsten Veröffentlichungen Steigerwalds gehören das gemeinsam mit Heinrich Bomträger verfaßte Buch, Jleil-, Duft- und Gewüizpflanzenanbau. Grundlegende Angaben für Anbauer" (Darmstadt und München 1949) sowie das für Gartenbesitzer konzipierte Werk „Heil- imd Gewürzpflanzen im Hausgarten" (München 1957). Literatur: SPRAU, F.: Dr. Erwin Steigerwald zum Gedenken. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 40,1963, S. 368-369. (P.).
Steinbrenner, Karl, • 28. Januar 1927 in AltGrunde bei Konin (Polen), f 8. Juli 1992 in Müncheberg • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1948 an der Universität Halle/S. und beschloß 1952 sein Studium mit der Prüfimg zum Diplomlandwirt. Seitdem arbeitete er am Institut für Acker- und Pflanzenbau bzw. am Forschungszentrum fOr Bodenfhichtbarkeit der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR in Müncheberg. 1957 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Dissertation ,JEinfluß einer Kleegras- und Futterrübenvorfhicht auf eine Reihe meßbarer Bodeneigenschaften und den Ertrag von Sommergerste". Von 1958 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1992 war Steinbrenner als Abteilungsleiter in Müncheberg tätig. 1967 habilitierte er sich an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit „Über die Wirkung ackerbaulicher Maßnahmen auf das Bodenleben". 1968 wurde er zum Professor emannt. Seine Forschungsschwerpunkte lagen auf den Gebieten der Mikrobiologie des Bodens und der Fmchtfolgeforschung. Wesentliche Beiträge über die Probleme der Fruchtfolgegestaltung hat er im „Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde" veröffentlicht. Seine wissenschaftlichen Leistungen fanden hohe Anerkennung. 1963 ist er mit dem Nationalpreis III. Klasse, 1964 mit der Ver-
Steiner dienstmedaille der DDR und 1983 mit dem Theodor-Roemer-Preis der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR geehrt worden. Literatur: HOFFMANN, KARL-HEINZ: Professor Dr. sc. agr. Karl Steinbrenner zum 60. Geburtstag. In; Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 31, 1987, S. 625-626. (R) - K. Steinbrenner f. In: Neue Landwirtschaft Jg. 1992, H. 10, S. 83. (P.). Steineck, Otto, • 29. Mai 1920 in Zistersdorf (Nord-Österreich), f 25. August 1990 in Wien • Sohn eines Verwalters einer landwirtschaftlichen Lagerhausgenossenschaft, absolvierte die höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt in Wieselburg und wurde 1940 zum Wehrdienst eingezogen. Eine schwere Kriegsverletzung führte zu einer dauernden Behinderung. Von 1943 bis 1947 studierte er Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Seit 1948 war er als wissenschaftliche Hilfskraft im Institut für Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung dieser Hochschule tätig. Unter der Ägide von L. M. Kopetz promovierte er 1949 mit der Dissertation „Beiträge zur Frage der hydroponischen (erdlosen) Kultur von Gemüse". Nach der Promotion arbeitete Steineck als Assistent bei seinem Lehrer Kopetz. 1954 erwarb er mit der Schrift „Bormangelschäden bei Kartoffeln" (Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 64 (109), 1954, S. 154-167) die Venia legendi für das Fach Pflanzenbau. Seit 1962 führte er den Titel eines a. o. Professors. 1967 wurde er als Nachfolger von Kopetz zum o. Professor und Vorstand des Instituts für Pflanzenbau imd Pflanzenzüchtung der Hochschule für Bodenkultur in Wien berufen. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1988. Im ersten Jahrzehnt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit konnte Steineck in besonders glücklicher Weise pflanzenbauliche und pflanzenzüchterische Aspekte bei der Kartoffel bearbeiten. Er war Mitautor des Buches: ,JL. M. Kopetz imd O. Steineck: Neue Wege im Kartoffelbau" (Graz und Göttingen 1953,2. Aufl. 1959). Auftjauend auf den wegweisenden Experimenten von Kopetz über den Photoperiodismus fand Steineck weitere Zusammenhänge über das photoperiodische Verhalten der Kartoffel und ihrer Knollen-
bildimg. Die wichtigsten Ergebnisse für den Pflanzenbau enthält sein Beitrag „Tageslänge und Knollenbildung bei Kultursorten der Kartoffel" (Zeitschrift fiir Pflanzenzüchtung Bd. 36, 1956, S. 197-213). Später beschäftigte sich Steineck zunehmend mit Fragen der Pflanzenemährung. Er entwickelte eine neue Nährlösungskultur-Technik, mit der er spezifische Nährstoffwirkungen imtersuchen konnte. Besonders auf dem Gebiet der Wechselwirkungen zwischen Stickstoff und Kalium gelangte er zu neuen Erkenntnissen (Die Bodenkultur Bd. 15, 1964, S. 268284). Steineck war seit 1958 Redakteur und seit 1968 Chefredakteur der Zeitschrift „Die Bodenkultur". Wissenschaftshistorisch wertvoll ist sein Beitrag über die Geschichte der Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Hochschule filr Bodenkultur in Wien (100 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien 18721972. Bd. 1, 100-Jahr-Bericht. Wien 1972, S. 206-215). Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenemährung erhielt Steineck 1965 den Theodor-Kömer-Preis. Die Landwirtschaftliche Universität Keszthely in Ungam verlieh ihm 1978 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: WUNDERLICH, G.: Professor Dr. Otto Steineck zum 50. Geburtstag. In: Die Bodenkultur Bd. 21,1970,vorS. III.(F.) - STORCHSCHNABEL, G.:o. Univ.-Prof Dipl.-Ing. Dr. Dr. h. c. Otto Steineck zum 60. Geburtstag. In: Die Bodenkultur Bd. 31, 1980,vorS. 109. (F.) - RUCKENBAUER, F.: Inmemoriam Otto Steineck. In: Die Bodenkulmr Bd. 41, 1990, vor S. 293. (R). Steiner, Rudolf, * 27. Febmar 1861 in Kraljevec (Österreich-Ungam, heute Kroatien), t 30. März 1925 in Domach bei Basel • Studierte Naturwissenschaften, Mathematik und Philosophie an der Technischen Hochschule Wien und arbeitete seit 1882 an der Herausgabe der naturwissenschaftlichen Schriften Johann Wolfgang von Goethes. Von 1890 bis 1897 war er Mitarbeiter am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der europäischen Geistesgeschichte und publizierte zahlreiche Schriften. Er begründete die Anthroposophie als umfassende Geisteswissenschaft. Sie war für ihn ein auf der naturwissenschaftlichen Forschimgsmethodik Goethes basierender Erkenntnisweg zum Über331
Stengel sinnlichen, dessen Ergebnisse er für eine Kulturemeuerung aller Lebensbereiche nutzbar zu machen versuchte. Er gründete u. a. die Waldorfschulen und die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft (Goetheanum) in Domach. Vom 7. bis 16. Juni 1924 führte Steiner auf dem Gut Koberwitz bei Breslau einen landwirtschaftlichen Lehrkurs durch, an dem ca. 100 Personen teilnahmen. In acht Vorträgen mit nachfolgenden Aussprachen entwickelte er aus anthroposophischer Sicht die geistigen Grundlagen der Landwirtschaft. An vielen Beispielen zeigte er, daß bei Maßnahmen zur Gesunderhaltimg von Boden, Pflanzen und Tieren auch kosmische und schöpferische Kräfte mitberücksichtigt werden müssen. Durch die Anwendung besonderer Dünger-Präparate sollten vor allem die durch unsachgemäße Bewirtschafhmgsmaßnahmen verminderten „Naturkräfte" des Bodens wieder aktiviert werden. Noch vor Beendigung dieses Lehrkurses am 11. Juni 1924 schlössen sich die meisten Teilnehmer zum „Versuchsring anthroposophischer Landwirte" zusammen. Aus den Ideen imd Anregungen Steiners entwickelten sie in den folgenden Jahren den biologisch-dynamischen Landbau. Die mitstenographierten Vorträge dieses Lehrkurses wurden ftof Jahre später erstmals als Buch veröffendicht unter dem Titel „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft. Landwirtschaftlicher Kurs" (Domach 1929, zahlreiche weitere Auflagen, Taschenbuchausgabe 1985). Der „Versuchsring anthroposophischer Landwirte" ist später in „Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise" umbenannt worden. 1941 wurde er verboten. 1945 erfolgte die Neugründung als „Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise" (seit 1950 mit Sitz in Darmstadt). Publikationsorgan dieses Forschimgsrings ist die Zeitschrift „Lebendige Erde". Die Erzeugnisse der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise kommen imter dem Markenzeichen „Demeter" in den Handel. Literatur: HEMLEBEN, JOHANNES: Rudolf Steiner in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1. Aufl. 1963 = Rowohlts Monographien B d . 7 9 . (P. u . W . ) -
KOEPF, HERBERT H . ,
PETTERS-
soN, B. D. und SCHAUMANN, WOLFGANG: Biologische Landwirtschaft. Eine Einführung in die biolo-
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gisch-dynamische Wirtschaftsweise. Stuttgart 1974, 2. Aufl. 1976,3. Aufl. 1980 unter dem Titel „Biologisch-dynamische Landwirtschaft. Eine Einführung". - WISTINGHAUSEN, ALMAR VON: Erinnerungen an den Anfang der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise. Vom landwirtschaftlichen Auftrag Rudolf Steiners und von seinen Schülern. Darmstadt 1982. (P.) - SATTLER, FRIEDRICH: Die Geburt einer Landwirtschaft der Zukunft. Zur Geschichte des biologisch-dynamischen Landbaus. In: Ökologie und Landwirtschaft Jg. 23,1995, H. 95, S. 12-15.
Stengel, Adolf, » 9. Juni 1828 in Radtkehmen bei Darkehmen (Ostpreußen), t 22. November 1900 in Heidelberg • Sohn eines Rechnungsrates, war zunächst als Verwalter auf Gütern in Ostpreußen und Rußland tätig, studierte an der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena und promovierte 1852 an der Universität Berlin. Anschließend ging er an die Landwirtschaftliche Lehranstalt nach Bonn-Poppelsdorf, wo er sich 1855 habilitierte. Als Dozent für Landwirtschaftslehre wirkte er darm in Proskau, Tharandt und an der Polytechnischen Hochschule in Karlsruhe. Seit 1872 lehrte Stengel als Professor an der Universität Heidelberg. Er hielt Vorlesungen über Landwirtschaft, zuerst an dem neugegründeten, jedoch 1880 wieder geschlossenen Landwirtschaftlichen Institut. Er war ein beliebter Lehrer mit einer außerordentlichen Lehrbefähigung. Literatur: DRÜLL, DAGMAR: Adolf Hermann Theodor Stengel. In: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. Berlin u. a. 1986, S. 262.
Stocker, Otto, • 17. Dezember 1888 in Freiburg im Breisgau, f 15. November 1979 in Darmstadt • Studierte Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Botanik in Freiburg/Br. und Jena, bestand 1912 die Staatspriiftmg für das Höhere Lehramt und ging dann in den Schuldienst nach Bremerhaven. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer studierte er mit bescheidensten Mitteln die „Transpiration und Wasserökologie nordwestdeutscher Heide- und Moorpflanzen am Standort". Mit diesem selbstgestellten und ohne jegliche Anleitung durch einen „Doktorvater" bearbeiteten Thema wurde er 1923 an der Universität Freiburg/Br. promoviert. In den folgenden Jahren untemahm er zahheiche Forschungsreisen in
Stöckhardt unterschiedliche Klimaregionen und beschäftigte sich intensiv mit Transpirations- und Evaporationsmessungen. Die von ihm dabei angewandten Methoden und die damit erzielten Ergebnisse fanden alsbald weltweite Anerkennung. Die Schulbehörde in Bremerhaven gewährte ihm für diese Forschungsarbeiten großzügig über viele Jahre hinweg bezahlten Urlaub. 1934 folgte Stocker einem Ruf auf den Lehrstuhl lur Botanik an der Technischen Hochschule Darmstadt. Hier bearbeitete er zunächst das Problem der Dürreresistenz bei Kulturpflanzen. Den besten Überblick über diese Experimente vermittelt sein Beitrag „Untersuchungen über die physiologischen Grundlagen der Dürreresistenz landwirtschaftlicher Kulturpflanzen" (Der Forschungsdienst, Sonderheft 16,1942, S. 275279). Die Erfahrungen dieser langjährigen Forschungsarbeiten mündeten in einer „Theorie der Dürreresistenz" (Planta Bd. 35, 1948, S. 445466). 1945 wurde Stocker aus seinem Amt entlassen, 1948 aber rehabilitiert und „neu berufen". Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1959 widmete er sich weiterhin den Fragen des Wasserhaushaltes und hierbei vor allem den noch ungelösten Problemen der Dürreresistenz der Pflanzen am natürlichen Standort. Während dieser Zeit schrieb er einen vorzüglichen „Grundriß der Botanik" (Beriin u. a. 1952) und beteiligte sich als Mitarbeiter an dem von Wilhelm Ruhland herausgegebenen „Handbuch der Pflanzenphysiologie". Der Band 3 „Pflanze und Wasser" (1956), den er selbst redigierte, enthäh bedeutende Beiträge von ihm über Wasseraufhahme und Wasserspeicherung der Pflanzen, über Meßmethoden der Transpiration sowie über das Problem der Düireresistenz. Literatur:
ZIEGLER, H . , KAUSCH, W . , LANGE, O . L .
und LÜTTGE, U . : Otto Stocker 1888 bis 1979. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 9 5 , 1 9 8 2 , S. 375-386. (P. u. W.).
Stöckhardt, Emst Theodor, » 4. Januar 1816 in Bautzen, f 27. März 1898 in Bautzen • Vetter von Julius Adolph Stöckhardt, Sohn eines Pfarrers, war nach mehijähriger Lehrzeit in der praktischen Landwirtschaft Verwalter eines Rittergutes bei Kamenz und pachtete 1842 das Rittergut Brösa bei Bautzen. Hier eröffiiete er 1847 ein
privates landwirtschaftliches Lehrinstitut. Zu seinen Mitarbeitem gehörte der Agrikulturchemiker Emil von Wolff. Durch Selbststudium hatte sich Stöckhardt ein umfassendes landwirtschaftliches Wissen angeeignet. 1850 übernahm er mit dem Titel eines Professors die Leitung der landwirtschaftlichen Abteilung der Königlichen Gewerbeschule in Chemnitz. 1861 folgte Stöckhardt einem Ruf der Universität Jena. Als Nachfolger von Friedrich Gottlob Schulze wurde er Direktor des Landwirtschaftlichen Lehrinstituts. Für das mit seinem Amtsantritt in eine Staatsanstalt umgewandelte Institut konnte er neue Dozenten gewinnen und damit das Lehrangebot beträchtlich erweitem. 1862 gründete er in Jena eine landwirtschaftliche Versuchsstation, die er zehn Jahre lang selbst geleitet hat. Von 1862 bis 1872 war er gleichzeitig Direktor der Ackerbauschule Zwätzen. 1872 ernannte ihn das Weimarer Staatsministerium zum Referenten und Vortragenden Rat für Landwirtschaft und Gewerbe und gleichzeitig zum Finanzkommissar der Universität Jena. In dieser Funktion wirkte er bis zum Jahre 1888. Stöckhardt ist Autor des Buches „Die Drainage oder die Entwässerung des Bodens durch Thonröhren. Eine Aufforderung zur Anwendung derselben an Sachsens Landwirthe" (Leipzig 1852). Gemeinsam mit seinem Vetter Julius Adolph Stöckhardt hat er das Buch von Gotthilf Heinrich Schnee ,J)er angehende Pachter" neubearbeitet und zwei Auflagen herausgegeben (6. Aufl. Braunschweig 1859, 7. Aufl. 1869). Besondere Verdienste erwarb er sich als Herausgeber der „Zeitschrift für deutsche Landwirthe" (Jg. 6-17,1855-1866). Seit 1862 war Stöckhardt Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Literatur: Stammtafel der Familie Stoeckhardt, Putzkauer und Lauterbacher Zweig den Verwandten zu Lieb zusammengestellt und mit Erläuterungen auf Grand handschriftlicher Mittheilungen und sonstiger Quellen-Nachweise versehen von Prof Dr. Emst Theodor Stoeckhardt. Als Manuskript gedruckt. Weimar 1883. - BoETnCHER, W. VON: Emst Theodor Stoeckhardt. In: Leopoldina H. 34,1898, S. 88-91. LOHMEYER, E.: Das SUidium der Landwirtschaft an der Universität Jena 1826-1954. Jena 1954. Stöckhardt, Julius Adolph, • 4. Januar 1809 in Röhrsdorf bei Meißen, f 1- Juni 1886 in Tha333
Stöckhardt randt bei Dresden • Nach einer Ausbildung zum Apotheker-Gehilfen studierte er Pharmazie und Naturwissenschaften an der Universität Berlin. 1833 bestand er die chemisch-pharmazeutische Staatsprüfung und wurde zum .Apotheker erster Klasse in Preußen" emannt. Anschließend imtemahm er Studienreisen durch deutsche und westeuropäische Länder und machte dabei die Bekanntschaft mit berühmten Chemikem. Seit 1835 arbeitete er im Laboratorium einer Dresdener Mineralwasserfabrik. 1837 erwarb er die Doktorwürde an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig mit einer in lateinischer Sprache abgefaßten Dissertation über die Methoden des naturwissenschaftlichen Unterrichts. 1838 erhielt Stöckhardt eine Stelle als Lehrer für Naturwissenschaften an der Königlichen Gewerbeschule in Chemnitz. Sein weiterer Lebensweg wurde stark geprägt durch das 1840 erschienene Buch Justus von Liebigs „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie". Stöckhardt erkannte, daß die Lehre von der Mineralstoffemährung der Pflanzen den Landbau nachhaltig verändern würde. Fortan betrachtete er es als eine seiner Hauptaufgaben, den Landwirten naturwissenschaftliche Erkenntnisse nahezubringen und ihnen die Vorteile aufzuzeigen, wenn sie Landbau mit naturwissenschaftlichen Methoden betreiben. In Chemnitz hielt Stöckhardt seine ersten „chemischen Vorträge für Landwirte". Außerdem schrieb er das Buch „Die Schule der Chemie, oder erster Unterricht in der Chemie, versinnlicht durch einfache Experimente. Zum Schulgebrauch und zur Selbstbelehrung, insbesondere für angehende Apotheker, Landwirthe, Gewerbetreibende etc." (Braunschweig 1846, 19. Aufl. 1881,22. Aufl. 1920). Es war eines der erfolgreichsten Lehrbücher der Chemie seiner Zeit und wurde auch in mehrere Sprachen übersetzt. 1847 folgte Stöckhardt einem Ruf an die Akademie für Forst- und Landwirte zu Tharandt. Er übemahm als Professor den neuerrichteten Lehrstuhl für Agrikulturchemie und landwirtschaftliche Technologie. 36 Jahre lang, bis er 1883 in den Ruhestand versetzt wurde, war er hier tätig. Mit seinem Dienstantritt richtete er im Tharandter Akademiegebäude ein agrikulturchemisches Laboratorium ein, das erste sei334
ner Art in Sachsen. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich dieses Laboratorium, dem ein Versuchsfeld zugeordnet war, zu einer bedeutenden Forschungs- und Ausbildungsstätte. Als Assistenten haben hier u. a. Hermann Hellriegel und Julius Sachs gearbeitet und nachwirkende Anregungen für ihre späteren Tätigkeiten erhalten. Stöckhardts Laboratorium war von Anfang an zugleich eine landwirtschaftliche Versuchsstation. Sächsische Landwirte konnten hier unentgeltiich Bodenproben, Dünge- und Futtermittel untersuchen lassen und sich „agrikulturchemische Ratschläge" holen. Stöckhardt warb mit Nachdruck dafür, in allen Teilen Deutschlands solche Versuchsstationen einzurichten. Nachdem durch seine Bemühungen 1851 die erste große Versuchsstation in Möckern bei Leipzig gegründet worden war, setzte er sich besonders auf den jährlichen „Versammlungen deutscher Land- und Forstwirte" für den Bau weiterer Versuchsstationen ein. Mit sichtbarem Erfolg: 1877 gab es allein in den deutschen Ländem 59 landwirtschaftliche Versuchsstationen. Stöckhardt war der geistige Wegbereiter für diese Entwicklung. Wie kaum ein anderer Landbauwissenschaftler seiner Zeit hat Stöckhardt die Erkenntnisse der Agrikulturchemie den Landwirten durch anschauliche Vorträge und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen nahegebracht. Über 500 Vorträge in allen Teilen Deutschlands hat er gehalten und über 500 Beiträge in Zeitschriften veröffentlicht. Die Landwirte nannten seine Vorträge scherzweise „chemische Feldpredigten", ihn selbst bezeichneten sie als „chemischen Feldprediger". Als Stöckhardt einige seiner Vorträge als Buch veröffentlichte, wählte er dafür den Titel „Chemische Feldpredigten für deutsche Landwirthe" (Tl. 1 u. 2, Leipzig 1851 u. 1853; 4. Aufl. 1857). In diesem Buch ist auch sein humorvoller Vortrag abgedruckt „Die Chemie als Hausfreundin des Landwirthes" (Erstveröffendichung in: Landwirthschaftliche Zeitschrift Jg. 4,1848, S. 91-96). Stöckhardts „Feldpredigten" vermitteln einen umfassenden Überblick über die in der deutschen Landwirtschaft um 1850 angewendeten Düngemittel. Zahlreiche Beiträge publizierte Stöckhardt in der „Zeitschrift für deutsche Landwirthe", die er
Stohmann von 1850 bis 1854 gemeinsam mit Hugo Schober herausgegeben hat. 1855 gründete Stöckhardt die Vierteljahreszeitschrift „Der Chemische Ackersmann". Dieses Journal mit dem vorangestellten Leitspruch „Praxis mit Wissenschaft" hat er weitgehend selbst gestaltet. Die meisten Beiträge ohne Verfasserangabe entstammen seiner Feder. Im Eröffiiungsheft ist unter dem Titel .^griculturchemischer Gruß an die deutschen Landwirthe" sein berühmtes Gedicht über den Pflug abgedruckt (Jg. 1, 1855, S. 1011). Bis 1875 hat Stöckhardt 21 Bände herausgegeben, die am eindrucksvollsten beweisen, wie er in allgemeinverständlicher Sprache, mit viel Humor und mit tiefbeeindruckender Anschaulichkeit namrwissenschaftliche Erkenntnisse für die landwirtschaftliche Praxis aufbereitete. Stöckhardt versuchte seit 1850 durch aufklärende Beiträge Guano als Stickstoffdünger in Deutschland einzuführen. Diesem Ziel diente auch sein „Guanobüchlein. Eine Belehrung für den deutschen Landwirth über die Bestandtheile, Wirkung, Prüfung und Anwendung dieses wichtigsten Düngemittels" (Leipzig 1851, 4. Aufl. 1856). Im Gegensatz zu der Auffassung Justus von Liebigs, der seinerzeit das Ammoniak der Luft als ausreichende Stickstoffquelle für das Wachstum der Kulturpflanzen betrachtete, war Stöckhardt aufgrund der Erfahrungen der landwirtschaftlichen Praxis von der Notwendigkeit einer zusätzlichen Stickstoffdüngimg überzeugt. In dem Meinungsstreit um die „Stickstoff-Frage", der in der deutschen Landbauwissenschaft zwischen 1843 und 1862 mit großer Heftigkeit gefuhrt wurde, ist er deshalb von Liebig scharf angegriffen worden. Trotzdem hat Stöckhardt bis an sein Lebensende Liebig hoch verehrt. Dem unermüdlichen „Feldprediger" und Wegbereiter der landwirtschaftlichen Versuchsstationen wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Stöckhardt war Träger hoher Orden und Ehrenmitglied vieler landwirtschaftlicher Vereine. Seit 1854 war er Hofrat und 1877 wurde er mit dem Titel Geheimer Hofrat ausgezeichnet. NOBBE, F.: Julius Adolf Stöckhardt. In: Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 33,1887, S. 424-433. (F.) Zugl. in: Tharander Forstliches Jahrbuch Bd. 37,1887, S. 76-85. (P.) - Julius
Literatur:
Adolf Stöckhardt f. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 13, 1886, S. 378. (P.) - LEPSIUS, B . : Adolf Stöckhardt, Professor der Chemie an der Akademie für Forst- und Landwirthschaft zu Tharand. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 36, 1893, S. 288-290. - MAMMEN, FRANZ: Julius Adolph Stöckhardts Werke. In: Tharander Forstliches Jahrbuch Bd. 53, Beiheft, 1903, S. 1-52. (W.) - GOLDBERG, A.: Achtzig Jahre Adolph Stöckhardts Schule der Chemie. In: Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz Nr. 22 für die Zeit von 1925 bis 1927,1928, S. 33-45. (P) - ENGEL: Zum 150. Geburtstag von Prof. J. Adolf Stöckhardt. In: Zeitschrift für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen Bd. 5, 1959, S. 3-4. (R) WIENHAUS, OTTO U. a.: Julius Adolph Stöckhardt ein Wegbereiter für die interdisziplinäre Arbeit, die Zusammenarbeit mit der Praxis und die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse. In: Zeitschrift ftr Chemie Jg. 26, 1986, S. 269-275. (P) - BÖHM, W.: Julius Adolf Stöckhardt (1809-1886). Wegbereiter der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 39,1986, S. 1-7. (P). Stohmann, Friedrich, * 25. April 1832 in Bremen, 11. November 1897 in Leipzig • Studierte von 1851 bis 1853 Chemie in Göttingen bei Friedrich Wöhler, setzte seine Studien in London fort und erwarb durch viele Reisen ein umfassendes Wissen über chemische Technologie. 1857 wurde er Mitarbeiter Wilhelm Hennebergs, der das Laboratoriiun der „Königlich Hannoverschen Landwirthschafts-Gesellschaft" leitete. Das Laboratorium befand sich damals noch in Celle, wurde jedoch im gleichen Jahr nach Göttingen verlegt xmd in die neugegründete Landwirtschaftliche Versuchsstation Weende eingegliedert. Hier in Weende erarbeitete Stohmann gemeinsam mit Henneberg die Grundlagen der neuzeitlichen Tieremährungslehre (W. Henneberg und F. Stohmann: Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer. H. 1 u. 2, Braunschweig 1860 u. 1864). 1862 folgte Stohmann einem Ruf nach Braimschweig und gründete eine landwirtschaftliche Versuchsstation. Die Ergebnisse der zahlreichen Feldversuche mit neuen Düngemitteln, die er hier durchfiihrte, hat er in den „Mittheilungen des Vereins für Land- und Forstwirthschaft im Herzogthume Braunschweig" veröffentlicht. 1865 nahm er einen Ruf als Professor für Agri-
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Stoklasa kulturchemie an die Universität Halle/S. an, wo er gleichzeitig die Einrichtung und Leitung der von Salzmünde nach Halle verlegten landwirtschaftlichen Versuchsstation übernahm. Auch hier beschäftigte er sich mit Düngungsversuchen und der Analyse von Düngemitteln, führte aber auch Untersuchungen zur Fütterungslehre durch. 1871 ging Stohmann an die Universität Leipzig und gründete ein landwirtschaftlich-physiologisches Institut. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit lag fortan auf dem Gebiet des tierischen Stoffwechsels. Er schrieb mehrere technologische Handbücher u. a. über Zucker- und Stärkefabrikation. 1896 wurde ihm die Goldene Liebig-Medaille verliehen. Die Verdienste Liebigs für den Landbau hat Stohmann in dem Beitrag „Liebig's Beziehimgen zur Landwirthschaft" (Journal für praktische Chemie, N. F. Bd. 8, 1873, S. 458-476) gewürdigt.
Literatur: KELLNER, O.: Friedrich Stohmann t- In: Wiener Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 47, 1897, S. 827-828. - SoxHLET, F.: Friedrich Stohmann f .
In: Journal für Landwirtschaft Jg. 46, 1898, S. 153166. (W.) - LEISEWITZ, C.: Dr. philos. und Dr. med.
h. c. Friedrich Stohmann, o. Professor der physiologischen Chemie. In: Allgemeine Deutsche Biograp h i e B d . 5 4 , 1 9 0 8 , S. 5 4 3 - 5 4 6 .
Stoklasa, Julius, * 9. September 1857 in Leitomischl (Böhmen), f 4. April 1936 in Prag • Studierte Landwirtschaft an der Hochschule ftir Bodenkultur in Wien und an der Universität Leipzig, wo er 1893 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1894 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule in Prag. Hier wirkte er, seit 1901 als o. Professor, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1927. Sein Lehr- und Forschungsgebiet war „die physiologische Chemie in ihrer Anwendung auf die Landwirtschaft". Von 1899 bis 1918 war er gleichzeitig Direktor der Staatlichen Chemisch-Physiologischen Versuchsstation in Prag. Stoklasa erwarb sich durch grundlegende agrikulturchemische Forschungsarbeiten hohes internationales Ansehen. Viele seiner zahlreichen Publikationen erschienen auch in deutscher Sprache. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen über Funktion und Wirkung der Bio-Elemente gehören die Bücher „Chemische und physiologische Studien über die Superphosphate" 336
(Berlin 1896), „Biochemischer Kreislauf des Phosphat-Ions im Boden" (Jena 1911), „Beiträge zur Kenntnis der Ernährung der Zuckerrübe. Physiologische Bedeutung des Kalium-Ions im Organismus der Zuckerrübe" (gemeinsam mit Alois Matousek und anderen Mitarbeitern, Jena 1916) und „Über die Verbreitung des Aluminiums in der Natur und seine Bedeutung beim Bauund Betriebsstoffwechsel der Pflanzen" (Jena 1922). Die Bedeutung der Bio-Elemente für den menschlichen Organismus hat er in dem Buch „Das Brot der Zukunft" (Jena 1917) dargestellt. Die Ergebnisse langjähriger Untersuchungen über die Biologie des Schwefels und des Selens sowie über die toxische Wirkung der schwefligen Säure und der Selenoxide auf den pflanzlichen Organismus behandeU er in dem Werk „Die Beschädigungen der Vegetation durch Rauchgase und Fabriksexhalationen" (Berlin und Wien 1923). Stoklasas Hauptwerk ist das „Handbuch der biophysikalischen und biochemischen Durchforschung des Bodens" (unter Mitwirkung von Emst Gustav Doerell, Berlin 1926). Ausfuhrlich beschreibt Stoklasa in diesem Buch die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Böden. Für die Beurteilung der Bodenfhichtbarkeit betrachtet er die Bodenatmung als ein wichtiges Kriterium. Beachtenswert hierzu ist auch sein Beitrag „Der jetzige Stand des Problemes der Bestimmung der Fruchtbarkeit des Bodens auf Grund der modemen biologischen und biochemischen Forschung" (Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 2, 1927, S. 52-57). Noch im hohen Alter nahm Stoklasa aktiven Anteil an der Entwicklung der Landwirtschaftswissenschaften. Zu seinen letzten Veröffentlichungen gehört der Beitrag, A u f schließung der Rohphosphate durch die Wurzelausscheidungen einiger Kulturpflanzen" (Die Phosphorsäure Bd. 4, 1934, S. 129-148). Für seine wissenschaftlichen Leistungen ist Stoklasa vielfach geehrt und mit hohen Orden ausgezeichnet worden. Die Tschechoslowakische Akademie der Landwirtschaft ernannte ihn zum Ehrenmitglied und die Land- und Forstwirtschaftliche Hochschule in Brünn verlieh ihm 1928 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: KRISCHE, F.: Hervorragende Agrikulturchemiker und ihre Forschungsstätten. III. Julius Stoklasa und die Chemisch-Physiologische Ver-
Strebel suchsstation der K. K. Böhmischen Technischen Hochschule in Prag. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 7, 1911, S. 181-185. (P u. W.) - DOERELL, E. G.: Zum 70. Geburtstag von Julius Stoklasa. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 23,1927, S. 328-331. (P) - Festschrift anläßlich des siebzigsten Geburtstages von Julius Stoklasa. Herausgegeben von Emst Gustav Doerell u. a., Berlin 1928. Der umfangreiche Band enthäh zahlreiche Würdigungsbeiträge. (P. u. W.) - POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 4, 1940, S. 2553-2554 u. Bd. VII b, Tl. 8,1989, S. 5156-5157. (W.). Stollenwerk, Wilhelm, • 19. November 1891in Düsseldorf, 1 4 . Juni 1952 in Bonn • Studierte Chemie in Freiburg/Br., promovierte dort 1921 und beschäftigte sich in den folgenden Jahren mit dem chemischen Aufschluß von Rohphosphaten. 1926 habilitierte er sich mit der Schrift „Neue Wege des Phosphataufschlusses" an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Hier wirkte er zwei Jahre lang als Dozent für Chemie. Seit 1928 lehrte er als Privatdozent an der Landwirtschaftlichen Hochschule BonnPoppelsdorf und von 1940 bis 1944 an der Universität Halle/Saale. Von 1947 bis zu seinem Tode war er als a. o. Professor für Agrikulturchemie an der Universität Bonn tätig. Er ist Autor des Buches „Kolloidchemie. Leitfaden für Agrikulturchemiker, Landwirtschaftslehrer und Studierende der Landwirtschaft" (Stuttgart 1927). Außerdem schrieb er ein kleines Lehrbuch über „Landwirtschaftliche Bodenkunde" (Bonn 1947). Literatur: POOOENDORFF, J . C . : Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 4,1940, S. 2555 u. Bd. VII a, Tl. 4, 1961, S. 558-559. Strebel, Emst Valentin von, » 5. September 1846 in Weil im Schönbuch (Württemberg), 124. September 1927 in Stuttgart • Sohn eines Pfarrers, praktizierte nach dem Besuch eines Stuttgarter Gymnasiums vier Jahre auf verschiedenen Gütern, studierte dann Landwirtschaft in Hohenheim und war seit 1873 Wirtschaftsinspektor und Lehrer an der Ackerbauschule in Hohenheim. 1881 woirde er als Professor für Landwirtschaft an die Hohenheimer Akademie berufen mit dem Lehrauftrag filr Pflanzenbau
einschließlich landwirtschaftlicher Maschinenund Gerätekunde. Strebeis Interessen galten zxmächst dem Speziellen Pflanzenbau. In Fachkreisen machte er sich einen Namen mit einem „Handbuch des Hopfenbaues. Eine Anleitung zur rationellen Kultur des Hopfens" (Stuttgart 1887) und mit dem kleinen Lehrbuch „Der Getreidebau. Eine Anleitung zur Kultur des Getreides, nebst Abbildungen und Beschreibung der wichtigsten Getreidearten" (Stuttgart 1888). Für das von Theodor Freiherr von der Goltz herausgegebene „Handbuch der Gesamten Landwirtschaft" schrieb er das umfangreiche Kapitel „Die einzelnen Ackerbaugewächse und deren Kultur" (Bd. 2. Der Acker- und Pflanzenbau. Tübingen 1889, S. 425-618). In der Schrift „Über einige auf dem landwirtschaftlichen Versuchsfeld in Hohenheim ausgeführte Anbauversuche" (Stuttgart 1892) berichtet er über Feldversuche zur Bekämpfting der Kartoffelkrankheiten durch Verwendung von Kupfervitriolpräparaten, über die Brauchbarkeit verschiedener Pflanzenarten zu Gründüngungszwecken und über die Ertragsfähigkeit der Luzeme bei Verwendung von Saatgut verschiedener Herkunft. Von 1897 bis 1912 war Strebel Direktor der Hohenheimer Akademie. Während dieser Zeit wurde in Hohenheim der Pflanzenbau von Carl Fruwirth bzw. seit 1907 von Johann Wacker vertreten. Strebel übernahm mit dem Direktorat das Fachgebiet Wirtschaftslehre des Landbaus und hielt Vorlesungen über landwirtschaftliche Betriebslehre und über den Hohenheimer Gutsbetrieb. Anläßlich der 86. Jahresfeier der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim gab Strebel eine Festschrift heraus unter dem Titel „Beiträge zur Kenntais der württembergischen Landwirtschaft" (Stuttgart 1904). Während seiner Direktoratszeit veröffentlichte er u. a. ein Buch über Weidewirtschaft: „Die Jungviehweiden mit besonderer Berücksichtigung der Genossenschafts- imd Vereinsweiden in Württemberg" (Stuttgart 1908). Auch im Ruhestand war er noch als Buchautor tätig. Neben zwei für Landwirtschaftsschulen konzipierten Büchem über Betriebsfilhrung bzw. Lehrlingsausbildung schrieb er „Der Krieg und die deutsche Landwirtschaft" (Stuttgart 1915). Die Landwirtschaftliche Hoch337
Strecker schule Hohenheim verlieh ihm 1922 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: Direktor Dr. h. c. v. Strebel. In: Hohenheimer Nachrichten No. 14, 1926, S. 124-125. Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Stuttgart 1968, S. 90-92 u. a. (R).
Strecker, Wilhelm, * 24. Februar 1858 in Klein-Mantel bei Königsberg in der Neumark, t 2 6 . Mai 1934 in Leipzig • Studierte von 1878 bis 1883 in Bonn-Poppelsdorf Naturwissenschaften, Kulturtechnik und Landwirtschaft, wechselte dann an das Landwirtschaftliche Institut der Universität Göttingen, wo er unter der Ägide von Gustav Drechsler Untersuchungen über die damals noch ungelöste „Stickstoff-Frage" diu-chfuhrte und 1886 mit der Arbeit „Die Bereicherung des Bodens durch den Anbau bereichernder Pflanzen" (Journal für Landwirthschaft Jg. 34,1886, S. 1-82) promovierte. Nach mehljähriger Tätigkeit als Dozent fiir landwirtschaftliches Maschinen- und Meliorationswesen an der Universität Göttingen übernahm Strecker 1890 die Leitung der SpezialKommission für Landeskultur in Witzenhausen. 1895 wurde er als Professor fiir landwirtschaftliches Maschinen- und Meliorationswesen an die Universität Leipzig berufen. Sein Lehrauftrag umfaßte das Gesamtgebiet der Kulturtechnik, die landwirtschaftliche Maschinenkunde, die landwirtschaftliche Bodenkunde und die Grünlandlehre. 1926 trat er in den Ruhestand. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war Strecker als Autor landwirtschaftlicher Fachbücher außerordentlich erfolgreich tätig. Zu seinen Hauptwerken gehören „Erkeimen und Bestimmen der Wiesengräser. Anleitung für Landwirthe, Boniteure imd Kulturtechniker" (Berlin 1888, 10. Aufl. 1927), „Die Kultur der Wiesen, ihr Wert, ihre Verbesserung, Düngung und Pflege. Ratgeber für Volks-, Land- und Forstwirte, Kulturtechniker, Meliorations- und Verwaltungsbeamte sowie zum Gebrauch an allen landwirtschaftlichen Unterrichtsanstalten" (Berlin 1894, 4. Aufl. 1923), „Erkennen und Bestimmen der Schmetterlingsblütler (Papilionaceen, kleeartigen Gewächse). Anleitung für Land- und Forstwirte, sowie zum Gebrauch an allen landwirtschaftlichen Unterrichtsanstalten" 338
(Berlin 1902), „Landwirtschaftliche Maschinen und Geräte" (Hannover 1908 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 9), „Feldmessen und Nivellieren. Anleitung zum Gebrauch für Landwirte und landwirtschaftliche Lehranstalten" (Hannover 1909 = Bibliothek der gesamten Landwirtschaft Bd. 53) imd „Die Bodenbearbeitung" (Leipzig 1910). Strecker wollte mit seinen Büchern und Schriften vor allem der praktischen Landwirtschaft dienen. Zu seinem 70. Gebiulstag überreichten ihm Kollegen und Schüler eine Festschrift (Festschrift zum siebzigsten Geburtstage von Friedrich Wilhelm Strecker. Herausgegeben von der Abteilung Landeskultur der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen, o. O. 1928). Literatur: SEIDEMANN, JOACHIM: Professor Dr. phil. Wilhelm Strecker. Direktor des Instituts für Landwirtschaftliches Maschinen- und Meliorationswesen (1895-1927). In: Karl-Marx-Universität Leipzig 1409-1959. Beiträge zur Universitätsgeschichte Bd. 1. Leipzig 1959, S. 539-544.
Stremme, Hermann,» 17. Mai 1879 in Krefeld, t 29. April 1961 in Beriin • Sohn eines Kaufmanns, studierte an den Universitäten Bonn und Berlin Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, Geologie und Mineralogie und promovierte 1903 in Berlin mit einer Arbeit über Aluminiumsilikate. Anschließend arbeitete er als Assistent am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Berlin. 1908 habilitierte er sich mit einer Schrift über die Kaolinbildung. 1912 wurde er zum Titularprofessor ernannt. Von 1914 bis 1945 war er o. Professor für Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule Danzig. Von 1947 bis 1959 leitete er als Direktor das Institut für Bodenkartierung in Berlin, das seit 1950 dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft der DDR unterstellt war. Über die Chemie imd Geologie fand Stremme den Weg zur Bodenkunde. In Danzig widmete er sich überwiegend den Fragen der Bodentypenlehre und der Bodenkartierung. In seinem Buch „Grundzüge der praktischen Bodenlehre" (Berlin 1926) wandte er sich gegen die einseitige geologische Ausrichtung der Bodenkunde und versuchte den praktischen Nutzen der bodenkundlichen Erkenntnisse für den Pflanzenbau stärker herauszustellen. 1927 veröffentlichte er
Stubbe eine et. sinsam mit 36 Fachkollegen erarbeitete Bodenkarte Eiwopas. Unter seiner Leitung entstand auch eine Karte über „Die Böden des Deutschen Reiches und der Freien Stadt Danzig", die mit einem erläuternden Text in „Petermanns Geographische Mitteilungen" (Ergänzungsheft Nr. 226, 1936) erschienen ist. 1937 hat Stremme die große „Internationale Bodenkarte von Europa" mit Farben für die biogenetischen Bodentypen im Maßstab 1 : 2 500 000 herausgegeben. Stremme veröffentlichte bedeutende Beiträge in Handbüchern. Für das von Edwin Blanck herausgegebene „Handbuch der Bodenlehre" (Berlin 1929-1932 u. 1939) schrieb er u. a. „Die Böden Deutschlands" (Bd. 5,1930, S. 271-429) und „Die Bodenkartierung" (Bd. 10, 1932, S. 259-428). Beachtenswert sind femer die Beiträge „Bodentypen imd Bodenkarten" (Handwörterbuch der Naturwissenschaften, 2. Aufl. Jena 1933, Bd. 2, S. 127-135) und „Die mineralischen Eigenschaften der Böden" (Handbuch der Pflanzenemährung und Düngerlehre. Herausgegeben von F Honcamp. Berlin 1931, Bd. 1, S. 424-446). Als Leiter des Instituts für Bodenkartierung in Berlin hat Stremme weitere Arbeiten veröffentlicht. Hervorzuheben ist das gemeinsam mit seinen Mitarbeitern erstellte Werk „Die Böden der Deutschen Demokratischen Republik. Einführung in die biogenetische Bodenkunde und ihre Nutzanwendung" (Berlm 1950). Seit 1951 gab er die Schriftenreihe ,3odenkunde und Bodenkultur" und Bodenkarten heraus. Die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft emannte Stremme 1954 in Anerkennung seiner bedeutenden Verdienste um die wissenschaftliche Bodenkunde zu ihrem Ehrenmitglied. Literatur: POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Namrwissenschaflen Bd. VI, Tl. 4, 1940, S. 2565-2566 u. Bd. VII a, Tl. 4, 1961, S. 578-579. (W.) - K A S C H , W . : Fünzigjähriges Doktoijubiläum Professor Dr. Hermann Stremme. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 4, 1953, S. 564-565. (R) - SCHEFFER, F.: Professor Dr. phil. Heimann Stremme zum 75. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 65 (110), 1954, vor S. 1. (P.) - KNOTT: Prof Dr. Hermann Stremme 80 Jahre. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 10,1959, S. 305-306. (R).
Strube, Friedrich, • 18. März 1847 in Schianstedt (Provinz Sachsen), t 14. Dezember 1897 in Schianstedt (Provinz Sachsen) • Landwirt, begann um 1870 auf semem Stammgut in Schianstedt mit der Saatgutvermehrung von Zuckerrüben und gründete 1877 eine Saatzuchtwirtschaft. Später betätigte er sich auch als Erbsen-und Getreidezüchter. Seit 1891 gehörte der „Original Strubes Squareheadweizen" zu den von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft anerkannten „Hochzucht-Sorten". Nach dem fhihen Tod Friedrich Strubes wurde das Unternehmen von seinem Sohn Hermann Strube (1879-1919) weitergeftihrt. Die „Saatzucht Friedrich Strube" gehört heute zu den bedeutendsten privaten Züchterhäusem in Deutschland. Literatur: VERSTL, D . R.: Schianstedt als Stätte der Pflanzenzüchmng. In: Forschungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaus und der Pflanzenzüchtung. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Kurt von Rümker. Gewidmet von Fachgenossen, Freunden und Schülem des Jubilars. Berlin 1929, S. 11-16. Festschrift Saatzuchtjubiläum Schianstedt. Herausgegeben vom Festkomitee zur Gestaltung des Saatzuchtjubiläums Schianstedt (o. 0.1992).
Stubbe, Hans, • 7. März 1902 in Berlin, f 14. Mai 1989inZingst • Sohn eines Schulrats, smdierte Landwirtschaft und Biologie an den Universitäten Berlin und Göttingen und arbeitete seit 1928 als Assistent am Institut für Vererbungslehre in Berlin-Dahlem bei Erwin Baur. Bei ihm promovierte er 1929 mit einer Arbeit über Mutationen beim Löwenmäulchen (Antirrhinum). Von 1929 bis 1936 war er Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark). Politische Gründe veranlaßten seine Entlassung. In den folgenden Jahren war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin-Dahlem tätig. 1943 wurde er zum Direktor des neugegründeten KaiserWilhehn-Instituts für Kulturpflanzenforschung in Wien emannt. Die Kriegsereignisse verhinderten jedoch den geplanten Neubau des Instituts auf dem Versuchsgut Tuttenhof bei Wien. Das wissenschaftliche Material und das Kulturpflanzen-Sortiment des Wiener Instituts konnte Stubbe im Frühjahr 1945 nach Stecklenberg (Ostharz) veriagem. Bereits Ende 1945 ge339
Stubbe lang es ihm mit Unterstützung der Sowjetischen Militäradministration die 500 ha große Domäne Gatersleben als Baugrund und Versuchsfläche für ein Nachfolge-Institut zu erwerben. Er gründete das „Institut für Kulturpflanzenforschung Gatersleben", das 1948 in den Kreis der Forschimgsinstitute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgenommen wurde und dem er bis 1967 als Direktor vorstand. Unter seiner Leitung entwickelte sich dieses Institut zu einem leistungsstarken, intemational anerkannten Zentrum der Genetik imd Kulturpflanzenforschung. Stubbe war von 1946 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1967 gleichzeitig Direktor des Instituts für Genetik und Ordinarius für Allgemeine und Spezielle Genetik an der Universität Halle/Saale.
schung Gatersleben der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Beriin (1943-1968)" (Beriin 1982 = Studien zur Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Bd. 10). Beachtenswert für den Pflanzenbau ist besonders sein Beitrag „Sinn und Bedeutung der Kulturpflanzenforschung" (Vorträge und Schriften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Beriin H. 62, 1957). In mehreren seiner Veröffentlichungen finden sich grundlegende Aussagen über Ziele xmd Aufgaben wissenschaftlicher Forschung. Bei folgenden Zeitschriften war er als Herausgeber, Mitherausgeber bzw. Schriftleiter beteiligt: „Biologisches Zentralblatt", „Der Züchter", „Zeitschrift für Pflanzenzüchtung", „Die Kulturpflanze", .Zeitschrift fiir Vererbungslehre" und „Kühn-Archiv".
Maßgebenden Anteil hatte Stubbe bei der Gründung einer eigenständigen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. Von 1951 bis 1967 war er erster Präsident dieser Akademie und seit 1968 Ehrenpräsident auf Lebenszeit. Auch in anderen wissenschaftspolitischen und gesellschaftlichen Organisationen hat er mit seinen reichen Erfahrungen Politik aktiv mitgestaltet, u. a. als Mitglied des Vorstandes im Forschungsrat der DDR und als Abgeordneter der Volkskammer. Mitarbeit für Frieden und Völkerverständigung war für ihn eine humanistische Verpflichtung.
Zu keiner Zeit ist Stubbe ein emseitiger Fachgelehrter gewesen. Bis ins hohe Alter bewahrte er das Interesse für Kunst, Literatur, Geschichte, Politik und für Fragen der Umweltgestaltung. Von großer Bedeutung war sein persönlicher Einsatz für die Landschaftspflege und für den Naturschutz, vor allem aber für die Jagd- und Wildforschung. Durch seine Initiative entstand 1956 die „Arbeitsgemeinschaft für Jagd- und Wildforschung bei der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR". Bis 1982 war Stubbe Vorsitzender dieser Arbeitsgemeinschaft. Als ein Standardwerk der Wildbiologie gilt das von ihm herausgegebene „Buch der Hege" (2 Bde. Beriin 1973,4. Aufl. 1989).
Die wichtigsten Forschungsschwerpunkte von Stubbe waren die Mutations- und Evolutionsforschung. Scharf wandte er sich gegen die Theorien des sowjetischen Biologen T. D. Lyssenko, der u. a. die Umwandlung von Sommer- in Wintergetreide propagierte und den Artbegriff sowie die Existenz der Gene leugnete. Durch experimentelle Untersuchungen im Gaterslebener Institut konnte Stubbe die Unwissenschaftlichkeit dieser Theorien nachweisen und damit Gefahren für die Entwicklung der Genetik in der DDR rechtzeitig abwenden. Die Publikationsliste von Stubbe umfaßt mehr als 200 Veröffentlichungen über Genetik und Pflanzenzüchtung. Für die Wissenschaftsgeschichte bedeutsam sind vor allem die beiden Bücher „Kurze Geschichte der Genetik bis zur Wiederentdeckung der Vererbungsregeln Gregor Mendels" (Jena 1963, 2. Aufl. 1965) und „Geschichte des Instituts für Kulturpflanzenfor340
Stubbe gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte der Agrarwissenschaften. Für seine Leistungen als Forscher, Lehrer und Organisator erhielt er hohe Auszeichnungen, u. a. den Nationalpreis 1. und 2. Klasse, die Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold, den Ehrentitel „Hervorragender Wissenschaftler des Volkes" und den Orden „Stern der Völkerfreundschaft" in Gold. Er war Mitglied mehrerer in- und ausländischer wissenschaftlicher Akademien. Auch diese verliehen ihm höchste Auszeichnxmgen. Die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR verlieh ihm die Erwin-Baur-Medaille. Stubbe war Ehrendoktor der Universitäten Berlin, Jena, Krakau, Halle und Brünn. HERTWIG, PAULA: Hans Stubbe zum 60. Geburtstag. In: Biologisches Zentralblatt Bd. 81,
Literatur:
Sturm 1962, S. 1-4. - KÖNNECKE, G.: Hans Stubbe 65 Jahre. In: Kühn-Archiv Bd. 81, 1967, vor S. 1. (P.) KUCKUCK, HERMANN: Herrn Professor Dr. Dr. h. c. Hans Stubbe zum 65. Geburtstag. In: Zeitschrift fiir Pflanzenzüchtung Bd. 57,1967, S. 1-3. (P.) - Hans Stubbe - 80 Jahre. Fest-Kolloquium der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR anläßlich des 80. Geburtstages von Professor Dr. Dr. h. c. Hans Stubbe am 9. März 1982 in Berlin. Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Nr. 206,1982, S. l-16u. 65-67. (R) - Professor Dr. Dr. h. c. muh. Hans Stubbe zum 80. Geburtstag. In: Archiv für Acker- und Pflanzenbau und Bodenkunde Bd. 26, 1982, S. 201-202. (R) - Gedenkveranstaltung für Hans Stubbe im Zentralinstitut für Genetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben am 11. 10. 1989. Mit Beiträgen von D. Mettin, H. Datheund H. Böhme. In: Die Kulturpflanze Bd. 38, 1990, S. 1-36. (R) - PARTHIER, BENNO: Hans Stubbe 7. 3. 1902 -14. 5. 1989. In: Jahrbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 19891990. Berlin 1992, S. 221-227. (R). Stumpf,Johann Georg, * I.Januar 1750 in Würzburg, f 30. Mai 1798 in Greifswald • Besuchte eine Jesuitenschule und ging 1771 als Mönch in ein Erfurter Kloster, das er zehn Jahre später heimlich verließ. Fortan widmete er sich ganz der Landwirtschaft. Er war eng befreundet mit Johann Christian Schubart und propagierte gleichfalls den Kleeanbau. 1784 erhielt er auf Empfehlung Schubarts eine Anstellung als Administrator auf den Gütern des Fürsten von Fürstenberg zu Lahna in Böhmen. Hier gründete er ein landwirtschaftliches Lehrinstitut. Seit 1788 lebte er in Jena. 1791 wurde er zum a. o. Professor für Oekonomie an der Universität Jena ernannt. Sein Versuch, mit Unterstützung bedeutender Fürsten und Landwirte auch in Jena ein landwirtschaftliches Lehrinstitut zu errichten, mußte er wegen geringen Interesses der Studenten aufgeben. 1794 übernahm er eine Professur für Kameralwissenschaften und Statistik an der Universität Greifswald. Von den zahkeichen Schriften und Büchern, die Stumpf veröffentlichte, sind hervorzuheben: „Geschichte der Futterkräuter" (Leipzig 1786), „Grundsätze der deutschen Landwirthschaft für Prediger auf dem Lande" (Prag 1790), „Biographie und Schicksal des ökonomischen CameralInstituts zu Jena" (Jena 1794) und das „Lehr- und
Handbuch der gesammten Feld- und Hauswirthschaft für Bürger und Bauern, Prediger und Schullehrer" (2 Tie. Frankfurt/M. 1793 u. 1794). Sein aus pflanzenbaulicher Sicht bedeutendstes und informativstes Werk ist das zweibändige Buch „Neujahrsgeschenk für deutsche Landwirthe bestehend in Fünfzig Vortheilen worinnen ganz einfach gezeigt wird wie man sich durch Landwirthschaft ein größeres Vermögen erwerben könne . . . " (2 Tie. Frankfurt/M. 1795 u. 1796). Literatur: GÜNTHER, JOHANNES: Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena seit 1558 bis 1858. Jena 1858. Neudruck Aalen 1979, S. 213-214. LEISEWITZ: Johann Georg Snmipf, katholischer Theologe und Karthäusermönch, später Professor der Oekonomie und Statistik. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 36, 1893, S. 754-755. - BÖHME, HERMANN: Die landwirtschaftlichen Lehranstalten Georg Stumpfs in Lahna und Jena. Ein Beitrag zur Geschichte des landwirtschaftlichen Schulwesens. In: Hinter Pflug und Buch Jg. 4, 1927/28, S. 8-10, 78-82,93-94. Sturm, Karl Christoph Gottlieb, » 30. April 1781 in Hohenleuben (Voigtland), t 18. Mai 1826 in Bonn • Studierte von 1798 bis 1800 Kameralwissenschaften an der Universität Jena imd besuchte dann die Bauakademie in Berlin. Nach längeren Studienreisen kehrte er 1805 an die Universität Jena zurück und erhielt nach der Promotion die Lehrbefugnis für Kameralwissenschaften. 1809 wurde er zum o. Professor für Oekonomie und Kameralwissenschaften ernannt. Mit Johann Wolfgang von Goethe führte er zahlreiche Gespräche über landwirtschaftliche Fragen. Nach mehrjähriger Vorbereitungszeit gründete er 1814 in Tiefurt bei Weimar ein landwirtschaftliches Lehrinstitut. 1819 folgte er einem Ruf an die Universität Bonn. Auch hier errichtete er ein landwirtschaftliches Lehrinstitut, das nach seinem frühzeitigen Tode jedoch nicht weitergeführt wurde. Sturm ist Autor einer Reihe von größeren und kleineren Schriften. Aus pflanzenbaulicher Sicht gehören zu seinen beachtenswerten Veröffentlichungen der Bericht „Einiges über den Kartoffelbau zu Tieffiuth imd die Benutzung der Kartoffeln zu Brot" (Jena 1811, neue Aufl. 1818), das „Lehrbuch der Landwirthschaft, nach Theorie und Erfahrung bearbeitet" (2 Bde. Jena 1819 341
Stutzer u. 1823) und die „Beiträge zur teutschen Landwirthschaft und deren Hülfswissenschaften mit Rücksicht auf die Landwirthschaft benachbarter Staaten und insbesondere des landwirthschaftlichen Institut's zu Bonn" (5 Bdch., Bonn 18211826). Literatur: GÜNTHER, JOHANNES: Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena seit 1558 bis 1858. Jena 1858. Neudruck Aalen 1979, S. 229. - LEISEwrrz: Karl Christ. Gottl. Sturm, ordentl. Professor der Cameialwissenschaften. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 37, 1894, S. 40-41. - BÖHME, HERMANN: Das landwirtschaftliche Institut zu Tiefiirt-Jena 1814-1819. In: Hinter Pflug und Buch Jg. 5, 1928/29, S. 21-24, 37-40, 88-90 u. 99-100. SCHULZ, GÜNTER: Goethe und die bäuerliche Welt. Die ländlichen Grundlagen seines Denkens. Goslar 1940, S. 200-202. - OEHME, JOCHEN: Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Einrichtungen und ihrer akademischen Lehre an der Universität Jena. Diss. Gesellschaftswiss. Fakultät Jena 1982. Stutzer, Albert, * 4. März 1849 in Semmenstedt bei Braunschweig, t 3. September 1923 in Bad Godesberg • Studierte in Göttingen Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, und arbeitete von 1874 bis 1876 in den agrikulturchemischen Laboratorien an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und an der Universität Göttingen. Er promovierte über „Die Rohfaser der Gramineen" (Diss. phil. Göttingen 1875). Von 1877 bis 1898 war Stutzer Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Bonn. Neben der analytischen Kontrolltätigkeit beschäftigte er sich mit Untersuchungen von Futter- und Nahrungsmitteln und führte zahlreiche Düngungsversuche durch, vornehmlich in Weinbergen. 1890 erhielt er den Titel Professor. Seit 1898 lehrte er Agrikulturchemie an der Universität Breslau. Von 1900 bis 1916 wirkte er als 0. Professor für Agrikulturchemie an der Universität Königsberg. Nach seiner Emeritierung siedelte er nach Bad Godesberg über. In Fachkreisen bekannt wurde Stutzer durch seine preisgekrönte Schrift „Der Chilisalpeter, seine Bedeutung imd Anwendung als Düngemittel" (Berlin 1886), vor allem aber diu-ch seine populär geschriebene „Düngerlehre". Die ersten acht Auflagen erschienen unter dem Titel „Stallmist und Kunstdünger". (Bonn 1888, 8. Aufl. 1892), die folgenden als „Leitfaden der Dünger342
lehre für praktische Landwirte, sowie zum Unterricht an landwirtschaftlichen Lehranstalten" (9. Aufl. Leipzig 1893,12. Aufl. 1899) und die letzten, ständig neubearbeiteten Auflagen als „Düngeriehre" (13. Aufl. Leipzig 1901, 20. Aufl. 1920). Zu seinen mehrfach aufgelegten VeröfFentlichimgen gehört auch die Schrift „Die Arbeit der Bakterien im Stalldünger" (Berlin 1899). Die zweite und dritte Auflage erschienen in stark erweiterter Form unter dem Titel „Die Behandlimg und Anwendimg des Stalldüngers" (Beriin 1903 u. 1909), die vierte und fünfte Auflage unter dem Titel „Die Behandlung und Anwendimg von Stalldünger und Jauche" (Berlin 1920 u. 1928). Die letzte Auflage wurde von Franz Honcamp neubearbeitet und herausgegeben. Über Düngung und Düngemittel hat Stutzer eine Reihe weiterer Bücher und Schriften veröffentlicht u. a.: „Die Düngung der wichtigsten tropischen Culturpflanzen. Eine kurze I>üngerlehre" (Bonn 1891), „Die Düngung der Wiesen und Weiden" (Berlin 1904, 2. Aufl. 1916, 3. Aufl. 1920), „FünQährige Düngungsversuche in Ostpreußen. Bericht über Düngungsversuche, in den Jahren 1909-1913 ausgeführt. Unter Mitwirkung von L. Seidler, H. Vageier u. a." (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 258, 1914), „Ist Magnesia ein wichtiger Düngstoff? Auf Grund vorliegender Düngeversuche bearbeitet" (Beriin 1917), „Düngekalk. Ein Mahnruf zur Verwendung von Kalk bei dem jetzigen großen Mangel an anderen Düngemitteln" (Beriin 1920) und „Der Kalk ein Nährstoff und ein Heilmittel" (Beriin 1921). In dem von Theodor Freiherr von der Goltz herausgegebenen „Handbuch der Gesamten Landwirtschaft" ist Stutzer Autor des Abschnittes ,J)ie Düngung des Bodens" (Bd. 2, Der Acker- und Pflanzenbau, Tübingen 1889, S. 273-368). Außerdem schrieb Stutzer mehrere Bücher über Fütterungslehre und über Qualitätseigenschaften von Nahrungsmitteln. Gemeinsam mit P. Gisevius veröffentlichte er das Buch „Der Wettbewerb der dänischen und der schwedischen Landwirte mit Deutschland. Reiseerinnerungen" (Stuttgart 1904). Literatur: Professor Dr. Stutzer in Bonn. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeihmg Jg. 41,1892, S. 642-643 mit P. auf S. 619. - Illustriertes Landwirt-
Tamm schafts-Lexikon 5. Aufl. Berlin 1920, Bd. 2, S. 372. (P.).
Bonn-Poppelsdorf die Ehrendoktorwürde. 1941, anläßlich seines 80. Geburtstages, ist er mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet worden. POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten NaturwissenschaflenBd. VI, Tl. 4,1940,8.2600u.Bd. VII a,Tl.
Literatur:
Tacke, Bruno, • 26. August 1861 in Wissen an der Sieg, t 28. Oktober 1942 in Hohenlimburg bei Hagen (Westfalen) • Studierte seit 1880 Naturwissenschaften in Gießen und Berlin und wurde 1884 mit einer tierphysiologischen Arbeit an der Universität Berlin zum Dr. phil. promoviert. Nach vietjähriger Assistentenzeit am agrikulturchemischen Laboratorium der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf erhielt er 1889 eine Anstellung als erster Assistent an der Preußischen Moor-Versuchsstation in Bremen. Von 1891 bis 1929 war er Leiter dieser Versuchsstation, die sich unter seiner Ägide zu einer bedeutenden wissenschaftlichen Institution entwickelte. Mit seinen Forschungsarbeiten hat Tacke wesentliche Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die landwirtschaftlichen Kultivierungs- und Nutzungsverfahren auf den verschiedenen Moorstandorten nachhaltig verbessert werden konnten. Von seinen eigenständigen Veröffentlichungen sind hervorzuheben der Bericht über „Vergleichende Düngungsversuche auf Ackerund Wiesenland" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 319,1922), die gemeinsam mit Gustav Keppeler verfaßte Schrift, J)ie niedersächsischen Moore und ihre Nutzung" (Hannover 1930, 2. Aufl. 1941) und das Buch „Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Moorkultur" (Berlin 1929 = Die neuzeitliche Moorkultur H. 1). Beachtenswert ist sein historischer Beitrag „Geschichte der Moorkultur in Niedersachsen" (Die Ernährung der Pflanze Jg. 27, 1931, S. 259-261). Die meisten seiner über 300 wissenschaftlichen Beiträge veröffentlichte er in den „Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche". 1912 begründete er das „Jahrbuch der Moorkunde", das er viele Jahre lang allem, zuletzt mit Friedrich Brüne herausgegeben hat. Tacke wurde 1898 zum Professor und 1912 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. 1928 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule
4, 1961, S. 616-617. (W.) - BRÜNE,?.: Geheimer
Regierungsrat Prof Dr. Dr. e. h. Bruno Tacke 80 Jahre. In: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen Bd. 32,1942, H. 1 (Tacke-Heft), 5. 1-37. (P. u. W.) - BRÜNE, F.: Bruno Tacke t- In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 69,1942, S. 429. - BADEN, W.: Geh. Reg.-RatProf Dr. Dr. h. c. Bruno Tacke zum 100. Geburtstag. In: Landwirtschaftliche Forschung Bd. 14,1961, S. 211-215. (P.) - BRÜNE, FRIEDRICH: Bruno Tacke, Vorsteher der Moor-Versuchs-Station. In: Bremische Biographie 1912-1962. Bremen 1969, S. 513-514. Tamm, Emst, » 15. September 1897 in Egelsbach (Hessen), f 27. Juli 1983 in Wiesbaden • Studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und promovierte dort 1922 mit der Arbeit „Allgemeine Bedeutung, gegenwärtiger Stand und Entwicklungsmöglichkeiten des Feldfutterbaues im Deutschen Reiche unter besonderer Berücksichtigung der Anbautechnik". Anschließend arbeitete er als Assistent bzw. Oberassistent am Institut für Acker- und Pflanzenbau der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Mit der Schrift „Über den Einfluß der durch den Boden geleiteten elektrischen Energie auf Keimfähigkeit, Triebkraft und Jugendwachstum von Pisum sativum. Ein Beitrag zur Frage der Elektro-Kultur" (Botanisches Archiv Bd. 21,1928, S. 9-115) habilitierte er sich 1927 für das Lehrgebiet Acker- und Pflanzenbau. Auch nach der Habilitation blieb Tamm am Berliner Institut für Acker- und Pflanzenbau tätig. Er beschäftigte sich zunächst mit Problemen der Bodenbearbeitung, mit Fragen der Feldversuchstechnik und mit den Anbaumethoden des Getreides. Von den Veröffentlichungen aus dieser Zeit ist die gemeinsam mit Wolfgang Weiss verfaßte Schrift hervorzuheben: „Vergleichende Versuche mit neuen Getreidekulturverfahren. 1. durch Getreideimipflanzung, 2. durch DrillsaatVertiefimg, 3. durch Boden-Durchlüftung" (Berlin 1931 = Schriften des Reichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft - RKTL Nr. 21). 343
Taschenmacher Von 1929 bis 1933 war Tamm Herausgeber bzw. Mitherausgeber der Zeitschrift „Fortschritte der Landwirtschaft" und von 1929 bis 1934 auch Mitherausgeber des „WissenschaftHchen Archivs für Landwirtschaft". Hohe Verdienste erwarb er sich mit der Übersetzung des russischen pflanzenbaulichen Standardwerkes von D. N. Pijanischnikow „Spezieller Pflanzenbau. Der Anbau der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" (Nach der siebenten russischen Auflage herausgegeben von Emst Tamm, Berlin 1930). 1933 wurde Tamm zum a. o. Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule ernannt. In der Folgezeit widmete er sich überwiegend agrarklimatologischen Fragen. In dem Beitrag „Gedanken und Vorschläge zur Errichtung einer Pflanzenwetter- und -klimastation" (Fortschritte der Landwirtschaft Jg. 8, 1933, S. 25-29 u. 5961) legte er ein erstes Konzept vor, das Pflanzenklima aus landwirtschaftlicher Sicht zu erforschen. In Dahlem errichtete er eine mit den modernsten Meßgeräten ausgestattete Pflanzenklima-Station und führte Untersuchungen über die Luft- und Bodentemperaturen, über die relative Luftfeuchtigkeit, über die Luftbewegung und über die Strahlungsverhältnisse in Kulturpflanzenbeständen durch. In einem Beitrag in den ,4..andwirtschaftlichen Jahrbüchern" (Bd. 83, 1936, S. 457-554), in dem er ausftihrlich über Ergebnisse vergleichender Temperaturmessimgen in der Zone des Pflanzenklimas berichtet, präzisierte er die Aufgaben einer zukünftigen „landwirtschaftlichen Pflanzenklima-Forschung". Der Zweite Weltkrieg bereitete seinen erfolgversprechenden Untersuchungsprojekten zunächst eine abruptes Ende. Nach 1945 hatte Tamm maßgeblichen Anteil am Wiederaufbau des im Kriege zerstörten Instimts für Acker- und Pflanzenbau in Dahlem. 1951 wurde er als Nachfolger von Kurt Opitz auf den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau der Technischen Universität Berlin berufen. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1965 hat er sich mit einer Vielzahl von Problemen aus dem Gesamtgebiet des Acker- und Pflanzenbaus beschäftigt. Sein Forschungsschwerpunkt blieb jedoch die Agrarklimatologie. Mit einer weitgehend vollautomatisch arbeitenden Klimastation setzte er neue Maßstäbe bei der Erforschung des
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Pflanzenklimas. Seine Untersuchungen erbrachten wichtige Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen Witterungsverlauf und Ertragsleistung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Zahlreiche Beiträge darüber hat er seit 1950 in der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau" veröffentlicht. Literatur: Kürschners Deutscher Gelehiten-Kalender 1950, Sp. 2080-2081. (W.) - KKZYSCH, G.: Emst Tamm 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 77,1962, S. 1242. - LIMBERG, F.: Emst Tamm 70 Jahre. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 126,1967, S. 188-191. (F.). Taschenmacher, Willi, • 30. Dezember 1902 in Danzig, f 6. Dezember 1988 in Bonn-Bad Godesberg • Studierte seit 1924 Landwirtschaft an der Technischen Hochschule Danzig und promovierte dort 1929 bei Hermann Stremme mit der Arbeit „Entwicklung der bodenkundlichen Gutskartierung und die Möglichkeiten ihrer praktischen Leistung. Mit dem Beispiel der Bodenaufhahme des Ritteigutes Krzyzanki". Anschließend arbeitete er in der Finanzverwaltung des Freistaates Danzig, wo er sich weiterhin mit Fragen der Bodenkartierung beschäftigte. Von 1934 bis 1937 war Taschenmacher Assistent bei Emil Woermann am Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Halle/Saale. Während dieser Zeit schrieb er auf Anregung von Emst Klapp das Buch „Grundriß einer deutschen Feldbodenkunde. Entstehung, Merkmale und Eigenschaften der Böden Deutschlands, ihre Untersuchung, Kartierung und Abschätzung im Felde und ihre Eignung für den Anbau landwirtschaftlicher Kulturpflanzen" (Stuttgart 1937 = Schriften über neuzeitlichen Landbau H. 8). In diesem Werk hat er neue Erkenntnisse über die Standortbeziehungen landwirtschaftlicher Kulturpflanzen herausgearbeitet. Nach mehljähriger Tätigkeit bei der Landesplanungsstelle Münster (Westfalen) wurde Taschenmacher 1942 Mitarbeiter Walter Rothkegels im Reichsfmanzministerium (Referat „Bodenschätzung"). Nach 1945 war er zunächst als Privatgelehrter tätig. Von 1952 bis 1968 arbeitete er im Bundesfinanzministerium. Zuletzt leitete er hier als Ministerialrat das Referat „Bewer-
Thaer tung der Landwirtschaft, des Gartenbaus und der Forsten". Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1987, Bd. 3, S. 4655. (W.). Teichmann, Friedrich, • 15. August 1783 in Zedlitz bei Borna (Sachsen), f 2. Oktober 1863 in Muckern bei Leipzig • Rittergutsbesitzer und landwirtschaftlicher Schriftsteller, gab gemeinsam mit J. G. Koppe, F. Schmalz und A. G. Schweitzer die „Mittheilungen aus dem Gebiete der Landwirthschaft" (3 Bde. Leipzig 1818, 1820, 1825) heraus. In diesen drei Bänden hat Teichmarm mehrere pflanzenbauliche Beiträge veröffentlicht. Von seinen Buchveröffentlichungen ist hervorzuheben: „Die sichere und einfache Durchwinterung der Kartoffeln in Haufen. Für Landwirthe, welche diese Aufbewahrungsart noch nicht kennen, oder dagegen eingenommen sind imd denen es zur Unterbringung der Kartoffehi an ausreichendem Kellerraume fehlt" (Leipzig 1825). LEISEWITZ, C.: Johann Christian Friedrich Teichmann, landwirthschaftlicher Schriftsteller und Rittergutsbesitzer. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 37,1894, S. 541.
Literatur:
Thaer, Albrecht Conrad, * 6. August 1828 in Lüdersdorf (Provinz Brandenburg), f 13. Dezember 1906 in Gießen • Sohn von Albrecht Philipp Thaer, begann 1846 das Studium der Naturwissenschaften an der Universität Heidelberg, setzte seine Ausbildung 1847 an der Landwirtschaftlichen Akademie Möglin fort und studierte seit 1848 Naturwissenschaften und Nationalökonomie an der Universität Berlin. Dort wurde er 1851 mit einer zoologischen Dissertation zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete er zwei Jahre lang als praktischer Landwirt in England und Schottland. 1853 übernahm er die Verwaltung zweier Landgüter seines Vaters. Seine Erfahrungen mit dem Lupinenanbau publizierte er in der Schrift „Über den Anbau der Lupine" (Berlin 1859). Von 1859 bis 1861 war Thaer als Lehrer an der Landwirtschaftlichen Akademie zu Möglin tätig. 1860 habilitierte er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin fiir das Fachgebiet Landwirtschaft. Seine betriebswirtschaftliche Habilitationsschrift „Die Wirthschaftsdirection des Landgutes" wiu-de mehr-
mals aufgelegt (Berlin 1861, 2. Aufl. 1879, 3. Aufl. 1896 = Thaer-Bibliothek Bd. 50). Seit 1860 lehrte Thaer an der Universität Berlin. 1866 erfolgte seine Emennimg zum a. o. Professor. 1871 folgte Thaer einem Ruf an die Universität Gießen. Hier übemahm er als o. Professor den Lehrstuhl für Landwirtschaft und wurde Direktor des neugegründeten Landwirtschaftlichen Instituts. 30 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1901 hat er hier als erfolgreicher Lehrer und Forscher gewirkt. Er hielt Vorlesungen und Übungen über alle Gebiete der Landwirtschaft und der benachbarten Gebiete. Unter seiner Leitung wurde ein landwirtschaftliches Laboratoriiun gebaut und ein Versuchsfeld eingerichtet. 1894 ist Thaer zum Geheimen Hofrat emannt worden. Von den weiteren Veröffentlichungen Thaers ist zunächst hervorzuheben seine am 6. Mai 1871 in der Aula der Ludwigs-Universität zu Gießen gehaltene Antrittsrede „Die LandbauWissenschaft als Universitäts-Disziplin" (Berlin 1871). Sein bedeutendstes Werk ist das Buch „System der Landwirthschaft" (Berlin 1877, 2. Aufl. 1896), eine aus Vorlesungen entstandene Darstellung der gesamten Landwirtschaftslehre. Mitbeteiligt war er an der Herausgabe der letzten Ausgabe des Hauptwerkes seines Großvaters Albrecht Daniel Thaer „Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Neue Ausgabe, herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Guido Kraffi, C. Lehmann, A. Thaer und H. Thiel" (Beriin 1880). In mehreren Publikationen beschäftigte sich Thaer mit agrarhistorischen Themen, u. a. in der Schrift „Die altägyptische Landwirthschaft. Ein Beitrag zur Geschichte der Agricultur" (Berlin 1881). Beachtenswert aus pflanzenbaulicher Sicht ist sein Buch „Die landwirthschaftlichen Unkräuter. Farbige Abbildung, Beschreibung und Vertilgungsmittel derselben" (Berlin 1881, 2. Aufl. 1893, 3. Aufl. 1905; 4. u. 5. Aufl. herausgegeben von Otto Appel 1923 u. 1927). Literatur: Prof Dr. Albr. Konr. Thaer in Gießen. In: Fühling's Landwirthschaitliche Zeitung Jg. 41, 1892, S. 855-856. (W. u. P.aufS. 835). - O R T H , A L BERT: Albrecht Thaer. f 13. Dezember 1906 zu Gießen. Gedächtnisrede gehalten am 25. Februar 1907 im Berliner Verein Deutscher Landwirtschaltebeamten. In: Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu 345
Thaer B e r l i n N r . 5 0 3 , 1907, S. 4 6 4 4 - 4 6 4 9 . -
WALTHER,
PH.: Zum hundertjährigen Geburtstag von Geh. Hofrat Professor Dr. A. K. W. Thaer. In: Pflanzenbau Jg. 5 , 1 9 2 8 , S. 9 6 - 9 8 . ( W . ) -
WALTHER, PH.: Z u m 100.
Geburtstage von Geheimen Hofrat Professor Dr. Thaer. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 55,
1928, S. 4 5 7 - 4 5 8 .
(R u. W.) -
BOGUSLAWSKI,
EDUARD VON: Konrad Wilhelm Albrecht Thaer (18281906) - Professor der Landwirtschaftswissenschaft. In: Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von Hans Georg Gundel, Peter Moraw und Volker Press. Tl. 1 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 35. Lebensbilder aus Hessen Bd. 2). Maiburg 1982, S. 9 5 5 - 9 5 9 . (P.).
Thaer, Albrecht Daniel,» 14. Mai 1752 in Celle, t 26. Oktober 1828 in Möglin bei Wriezen (Brandenburg) • Sohn eines kurfürstlichen Hofarztes, studierte seit 1770 Medizin an der Universität Göttingen, beschäftigte sich während dieser Zeit aber auch mit naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien. 1774 promovierte er mit der in lateinischer Sprache abgefaßten Dissertation „Über das Verhalten des Nervensystems bei Fieberanfällen". Die Arbeit fand in der medizinischen Fachwelt weite Beachtimg, vor allem wegen der von Thaer vertretenen These, daß Fieber eine Krankheit des Nervensystems sei. Nach dem Erwerb des medizinischen Doktortitels praktizierte Thaer drei Jahrzehnte als Arzt in Celle. Seine erfolgreiche Tätigkeit brachte ihm zahlreiche Anerkeimungen: 1778 wurde er zum Stadtphysicus und Zuchthausarzt ernannt, 1780 erhielt er den Titel Hofrat und 1796 berief ihn der Landesherr zum königlich-kurfürstlichen Leibarzt. Nach anfänglicher Begeisterung für den Arztberuf mußte Thaer im Laufe der Jahre erkennen, daß bei der Behandlimg von Patienten oft alle Bemühungen seiner ärztlichen Kunst versagten. Er wurde imzufrieden mit seinem Beruf und suchte einen Ausgleich in seinem Hausgarten. Er betätigte sich als Gärtner, Blumenzüchter und Botaniker. Die Beschäftigung mit dem Wachstum der Gartenpflanzen regte ihn an zum Nachdenken über die wissenschaftlichen Grundlagen des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus. 1786 heiratete Thaer Philippine von Willich, die Tochter des Vizepräsidenten des Oberappel346
lationsgerichtes in Celle. Im gleichen Jahr erwarb er vor den Toren der Stadt Celle einen kleinen Grundbesitz, den er in den folgenden Jahren durch den Ankauf benachbarter Flächen erweiterte. Auf diesem Areal mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von ca. 30 ha baute er einen Gutsbetrieb auf, den er schrittweise in eine vorbildliche Versuchs- und Musterwirtschaft umwandelte. Den Arztberuf übte er zwar weiterhin aus, aber sein Herz gehörte fortan der Landwirtschaft. Bereits seit 1784 war Thaer Mitglied der 1764 gegründeten „Königlich Großbrittanischen und Churfurstlich Braimschweig-Lüneburgschen Landwirthschafts-Gesellschaft". Diese Gesellschaft unterhielt in Celle eine reichhaltige Fachbibliothek, deren Bücher Thaer intensiv studierte. 1791 erschien Thaers erste eigene landwirtschaftliche Veröffentlichung, die Schrift „Unterricht über den Kleebau und die Stallfutterung in Fragen imd Antworten fiir den Lüneburgischen Landmann" (Hannover 1791,2. Aufl. 1794). Als Ergebnis des Studiums von über hundert englischsprachigen landwirtschaftlichen Büchern entstand sein dreibändiges Werk „Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft und ihrer neueren practischen imd theoretischen Fortschritte in Rücksicht auf Vervollkommnung deutscher Landwirthschaft für denkende Landwirthe xmd Cameralisten" (3 Bde. Hannover 1798-1804, 2. Aufl. 6 Bde. Grätz 1802-1805). Hier hat Thaer all das dargestellt, was er in deutschsprachigen Büchern vemißte und was er als Ziel einer rationellen Landwirtschaft anstrebte. Mit Beispielen aus der englischen Landwirtschaft versuchte er den Landwirten in Deutschland zu zeigen, wie sie ihre Wirtschaftsweise nachhaltig verbessem können. Mit diesem Werk begründete er seinen Ruf als herausragender Repräsentant einer neuen Landwirtschaftslehre. 1799 gründete Thaer die „Annalen der Niedersächsischen Landwirthschaft", von denen er bis 1804 insgesamt sechs Jahrgangsbände herausgegeben hat. Auch in dieser Zeitschrift veröffentlichte er eigene Beiträge, die seinen Ruf als landwirtschaftliche Autorität weiter festigten. Seine Versuchs- und Musterwirtschaft wurde zu einem „Wallfahrtsort" für ratsuchende Landwirte. Er begann landwirtschaftliche Vorträge zu halten und gründete mit Unterstützung seines
Thaer Freundes Heinrich Einhof in Celle ein kleines landwirtschaftliches Lehrinstitut. 1802 führte er einen ersten mehrmonatigen Lehrkurs durch. 1804 siedelte Thaer nach Preußen tiber. Das östlich von Berlin in der Nähe der Stadt Wriezen gelegene Dorf Möglin wurde seine neue Heimat. Dort erwarb er ein Gut mit ca. 300 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, das er unter erheblichen persönlichen Opfern zu einer Musterwirtschaft ausbaute. 1806 eröffnete er in Möglin ein neues Lehrinstimt, dem 1819 der Titel „Königlich Preußische Akademie des Landbaues" verliehen wurde. Diese Institution mit ihrer engen Verbindung von Theorie und Praxis wurde Vorbild ftir die in den folgenden Jahrzehnten in verschiedenen deutschen Ländern und im Ausland gegründeten landwirtschaftlichen Akademien. Seit 1811 hielt Thaer als a. o. Professor ftir Kameralwissenschaften auch landwirtschaftliche Vorlesungen an der neugegründeten Beriiner Universität. Diese Lehrtätigkeit gab er 1819 wieder auf und widmete sich seitdem nur noch seinen Lehrund Forschungsaufgaben in Möglin. Als Nachfolgeorgan der „Aimalen der Niedersächsischen Landwirthschaft" hat Thaer in Möglin die „Annalen des Ackerbaues" (Jg. 1-6, Bd. 1 -12,1805-1810), die .Annalen der Fortschritte der Landwirthschaft in Theorie und Praxis" (Jg. 1-2, Bd. 1-4,1811-1812) und die „Möglinschen Annalen der Landwirthschaft" (Bd. 1-30,18171833; seit 1825 von Franz Körte redaktionell betreut) herausgegeben. Fast jeder dieser Zeitschriftenbände enthält mehrere Abhandlungen Thaers über grundsätzliche oder akmelle Fragen des Landbaus sowie Rezensionen über Neuerscheinungen landwirtschaftlicher Literatur. Thaers wissenschaftliches Hauptwerk ist das Buch „Grundsätze der rationellen Landwirthschaft" (Bd. 1-4, Beriin 1809-1812; weitere deutschsprachige Ausgaben mit dem Verlagsort Berlin: 1822,1831 u. 1837; 4. Aufl. 1847-1849, 5. Aufl. 1853,6. Aufl. 1868). Die letzte deutschsprachige Auflage erschien 1880 als einbändiges, 1100 Seiten umfassendes Werk unter dem Titel, Albrecht Thaer's Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Neue Ausgabe, herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Guido Kraffi, C. Lehmann, A. Thaer und H. Thiel" (Berlin 1880). Auch zahlreiche fi-emdsprachige Ausgaben wiu-den publiziert. Dieses Werk, in
dem Thaer alle Teilgebiete der Landwirtschaft zu einem wissenschaftlichen Lehrgebäude zusammengefaßt hat, gehört zu den bedeutendsten Lehrbüchern in der Geschichte der Agrarwissenschaften. Thaer betrachtete die Landwirtschaft als ein Gewerbe, deren Ziel es sei, durch Erzeugung pflanzlicher und tierischer Produkte hohe Gewinne zu erwirtschaften. In seinem System der rationellen Landwirtschaft stellte er deshalb den namrwissenschaftlich ausgerichteten Fachgebieten (Pflanzen- und Tierproduktionslehre) die Agrarökonomie als unentbehrliche Disziplin an die Seite. Sie war für ihn das wichtigste Bindeglied zwischen wissenschaftlicher Theorie und landwirtschaftlicher Praxis. Von den sechs Kapiteln seines Hauptwerkes „Grundsätze der rationellen Landwi^schaft" widmete er die ersten beiden der Agrarökonomie. Zu den wegweisenden Werken für das Entstehen einer landwirtschaftlichen Betriebslehre in Deutschland gehört auch sein „Leitfaden zur allgemeinen landwirthschaftlichen Gewerbs-Lehre" (Berlin 1815, Reprintdruck: Celle 1967). Auf dem Gebiet der Pflanzenemährung hat Thaer die Humustheorie weiterentwickelt und nachhaltig vertreten. Diese Theorie beruhte auf der Annahme, daß die Pflanzen ihre Nährstoffe aus dem Boden in Form eines organischen, im Humus sich bildenden „ExtraktivstofTes" aufnehmen. Thaer empfahl deshalb allen Landwirten, durch entsprechende Humusdüngimg (Ausbringung von Stalldünger) den Humusgehalt der Böden zu erhalten und zu mehren. Obgleich die Humustheorie später von der Mineralstofiftheorie verdrängt wurde, hat Thaer mit seiner „Humuslehre" die Einführung einer geregelten Humuswirtschaft in Deutschland entscheidend gefördert. Die größten Verdienste auf dem Gebiet des Pflanzenbaus erwarb sich Thaer mit der Popularisierung der Fruchtwechselwirtschaft. Zahlreiche Landwirte standen diesem Ackerbausystem anfangs sehr kritisch gegenüber, doch Thaer hat es in vielen Veröffentlichungen vehement verteidigt. Die von ihm während der ersten zehn Jahre in Möglin durchgeführten Feldversuche hat er ausfuhrlich beschrieben in dem Buch „Geschichte meiner Wirthschaft in Möglin" (Berlin 1815). 347
Thaer Auf dem Gebiet der Bodenkunde beschäftigte sich Thaer besonders mit Fragen der Bodenanalyse und Bodenbonitierung. Beachtenswert sind seine Klassifikationsversuche der Ackerböden unter besonderer Berücksichtigung der Bodenart. Auf dem Gebiet der Landtechnik sind hervorzuheben seine Bemühungen, englische Akkerbaugeräte in Deutschland einzuführen. Er selbst arbeitete an der Verbesserung von Pflügen, Drillmaschinen und Hackgeräten. Berühmt wurde die von ihm aus einem mecklenburgischen Haken entwickelte „Kartoffelhacke", ein Anhäufelpflug, der den Anbau der Kartoffel für Futterzwecke erheblich förderte. Thaer widmete sich auch Problemen auf dem Gebiet der Tieremähnmg. Nach englischem Vorbild entwickelte er den „Heuwert", einen einheitlichen Bewertungsmaßstab für die gebräuchlichsten Futtermittel. Die Thaerschen Heuwerte wurden mehrere Jahrzehnte in der praktischen Tierfütterung angewendet. Berühmt und erfolgreich war Thaer als Schafzüchter. Die preußische Regierung emannte ihn zum Generalintendanten der Königlichen Stammschäferei. Der 1823 in Leipzig tagende Wollkonvent und Schafzüchterkongreß wählte ihn zu seinem Präsidenten. Auch auf dem Gebiet der Agrargeschichte ist Thaer mit Publikationen hervorgetreten. Die wichtigste Veröffentlichung ist sein „Grundriß einer Geschichte des Ackerbaues" (Annalen des Ackerbaues Jg. 3, Bd. 5, 1807, S. 1-53), eine Darstellung der Agrargeschichte im breitesten Sinne. Thaer sah den Hauptzweck der Agrargeschichtsschreibung darin, daß sie mit ihren Ergebnissen die Lösung akmeller landwirtschaftlicher Probleme fördert. Das Hauptverdienst von Thaer besteht darin, daß er vorhandenes landwirtschaftliches Wissen sytematisiert, durch Experimente imd eigene Denkarbeit vermehrt und daraus ein wissenschaftlich begründetes Lehrgebäude der Landwirtschaft erstellt hat. In diesem Sinne war er der wegweisende Pionier der Landwirtschaftswissenschaften in Deutschland. Zu seinen Schülern, die von ihm in Celle oder Möglin nachhaltige Anregungen erhielten, gehören u. a. Carl Philipp Sprengel, Max Schönleutner, Johann Heinrich von Thünen, Johann Gottlieb Koppe und Carl von Wulffen. 348
Thaer war Ehrenmitglied vieler landwirtschaftlicher Vereine und Gesellschaften. Die höchsten Ehrungen wurden ihm zuteil anläßlich seines 1824 in Möglin gefeierten fünfzigjährigen Doktoijubiläums. Er erhielt eigenhändige Gratulationsschreiben von deutschen Königen und anderen Regenten. In einer ihm überreichten Festschrift widmete ihm u. a. Johann Wolfgang von Goethe ein Gedicht (Festgaben, dem Königl. Preuß. Geh. Ober-Regierungs-Rathe Herrn Albrecht Thaer zur Feier Seines funfeigjährigen Wirkens dargebracht von Seinen Freunden und Schülem. Freienwalde 1824). Denkmäler zu Ehren Thaers wurden errichtet in Leipzig (1850), Berlin (1860), Celle (1873) und Kaaden an der Eger (1905). Das wissenschaftliche Erbe Thaers wird gepflegt von der 1952 gegründeten „Albrecht-Thaer-Gesellschaft" (Sitz: Hannoverund Celle) und seit 1991 vor allem von der „Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer" in Möglin. Literatur: KÖRTE, WILHELM: Albrecht Thaer. Sein Leben und Wirken, als Arzt und Landwirth. Aus Thaer's Werken und literarischem Nachlasse dargestellt. Leipzig 1839, Reprintdruck: Hannover 1975. (F.) - Die feierliche Enthüllung des Thaer-Denkmals (in Leipzig). In: Amtlicher Bericht über die 13. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Magdeburg im September 1850. Halle 1851, S. 543568. (P. vor S. 1) - FONTANE, THEODOR: Denkmal Albrecht Thaer's zu Berlin. Berlin 1863 = Supplement zu den Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten. Reprintdruck: Berlin 1992 = Dahlemer Materialien Bd. 3, Schriftenreihe der Domäne Dahlem. Landgut und Museum. (P.) BANNERT, EMIL: Thaer's Lehren über Pflanzennahning und Ersatz und ihr Einfluß auf die Entwickelung der Landwirthschaft. Diss. phil. Leipzig 1870. LEISEWITZ, C . : Albrecht Daniel Thaer. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 37, 1894, S. 636-641. FLEISCHMANN, W : Die moderne Landwirtschaft in ihrem Entstehen und Albrecht Daniel Thaer. In: Journal für Landwirtschaft Bd. 50,1902, S. 113-139.(R) - JOHN, GEORG: Albrecht Daniel Thaer und seine Lehrthätigkeit. In: Fühlings Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 51, 1902, S. 265-268, 305-314 u. 352361. (P.) - Ehrendiplome fllr Albrecht Daniel Thaer aus den Jahren 1798-1827. In: LandwirtschaftlichHistorische Blätter Jg. 10, 1911, S. 22-24. - Albrecht Thaer. Sein Leben und seine Bedeumng in Vergangenheit und Gegenwart. Zum Gedächtais der Wiederkehr des 100. Todestages am 26. Oktober 1928. Herausgegeben von der Königlichen Landwirtschafts-Gesellschaft, Hannover. Hannover 1928.
Thaer (P.) - OsTERMUTH, H A N S : Agrarfiistorische Quellenstudie über die Gründung der Königlichen Akademie des Landbaues zu Möglin und der Königlichen Stammschäferei zu Panten i. Schi, nach bisher noch nicht veröffentlichten Akten und Manuskripten aus dem Thaer-Archiv zu Vippach-Edelhausen und aus Privatbesitz. Diss. phil. Leipzig 1928. - SEEDORF, W.: Albrecht Thaer und Göttingen. Festansprache zu seinem hundertsten Todestage. In: Journal filr Landwirtschaft Bd. 76, 1928, S. 293-308. - SIMONS, WALTER: Albrecht Thaer. Nach amtlichen und privaten Dokumenten aus einer großen Zeit. Gedenkschrift der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landwirtschaft zum 100. Todestage Thaers. Berlin 1929. (P.) - HANSEN, J.: Albrecht Thaer. Festrede zum Gedächtnis seines hundertjährigen Todestages gehalten an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Berlin 1929. (P) - FALKE, FRIEDRICH: Gedächtnisrede zum 100. Todestage Albrecht Daniel Thaers. Leipzig 1929 = Arbeiten der Leipziger Oekonomischen Sozietät. (P.) - Thaer - der Vater der Landwirtschaftswissenschaft. In: Pflügende Hand - forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S. 9-20. (P.) FRANZ, GÜNTHER: Albrecht Daniel Thaer. In: Agrarwirtschaft Jg. 1, 1952, S. 97-98. - HAUSHOFER, HEINZ: Albrecht Thaer und seine Zeit. Zum 14. Mai 1752. In: Übersicht Jg. 3,1952, Nr. 5, S. 17-25. (P) - KRAMER, M.: Die Bedeutung von Albrecht Thaer für die damalige und heutige Landwirtschaft. In: Berichte über Landwirtschaft Bd. 30, 1952, S. 132141. (P) - PETERSEN, A.: Albrecht Daniel Thaer. Eine kritische Würdigung zu seinem 200. Geburtstage. Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 1, H. 4, 1952. - SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Albrecht Thaer zum 200. Geburtstage. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Reihe Mathematik/Naturwissenschaften H. 1, 1952, S. 51-56.SKIBBE, BRUNO: Zur Vorgeschichte der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät in Berlin (1806 bis 1881). In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Beiheft zum Jg. 9, 1959/60, S. 229-256. - KLEMM, VOLKER: Albrecht Daniel Thaer, Begründer der landwirtschaftlichen Hochschulpädagogik in Deutschland. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 16, 1967, S . 723-727. - STAMER, HANS-HEINRICH: Gedanken Albrecht Thaers und seiner Schüler zur Messung der Bodenfhichtbarkeit. Dem Andenken der Gründung der Akademie des Landbaus zu Möglin am 15. Juni 1806 durch Albrecht Thaer ge-
widmet. In: Albrecht-Thaer-Archiv Bd. 11,1967, S. 361-367. - KLEMM, VOLKER und M E Y E R , GÜNTHER: Albrecht Daniel Thaer. Pionier der Landwirtschaffewissenschaften in Deutschland. Halle/Saale 1968. (R u. W.) - WÖHRMANN, EMIL: Albrecht Daniel Thaer (1752-1828). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfiirt/Main 1970, S. 59-78. ( P ) - POGGENDORFF, J . C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a, Supplement, 1971, S. 680-683. (W.) - KLEMM, VOLKER: Zur Bedeutung Albrecht Daniel Thaers für die Agrarhistoriographie. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1975, Tl. 1, S. 121-136. - MÜLLER, PAUL: Albrecht Daniel Thaers Einfluß auf die Entwicklung des wissenschaftlich begründeten Acker- und Pflanzenbaues. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 27,1978, S. 69-73. KLEMM, VOLKER: Albrecht Daniel Thaer-Persönlichkeit und Werk. In: Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Nr. 173, Bd. 1 - Plenartagung (Albrecht-Daniel-Thaer-Tagung), 1979, S. 27-38. - KLEMM, VOLKER: Zum Meinungsstreit um das beste Ackerbausystem zwischen Thaer, Koppe und Thünen. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 33,1984, S. 97-102. - ACHILLES, WALTER: Albrecht D. Thaer Begründer der rationellen Landwirtschaft. In: Vom „belehrten" Bauern. Kommunikation und Information in der Landwirtschaft vom Bauemkalender bis zur EDV. Herausgegeben von Klaus Herrmann und Harald Winkel. St. Katharinen 1992, S. 36-45. - DARKow, GÜNTER: Die Denkmäler Albrecht Daniel Thaers. In: Schriftenreihe der Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer H. 2, 1994, S. 101-116. (P.) KLEMM, VOLKER: Eine „Thaer-Renaissance"? Anmerkungen zum Stand und zur zukünftigen Thaer-Forschung. In: Zeitschrift für Agrargeschichte undAgrarsoziologieJg. 42,1994,S. 1-9. - KLEMM, VOLKER: Das „Thaer-Bild" im Wandel der Zeit. In: Schriftenreihe der Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer H. 3,1995, S. 42-80.
Thaer, Albrecht Philipp, • 22. Mai 1794 in Celle, t 6. Oktober 1863 in Möglin • Sohn von Albrecht Daniel Thaer, besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin und nahm 1813 an den Freiheitskriegen teil. Nach einer schweren Verwundung am rechten Arm kehrte er in sein Elternhaus zurück. Von 1814 bis 1817 war er Gutsinspektor in Möglin. Von 1818 bis 1827 verwaltete er mit großem Erfolg die Güter 349
Thiel des Fürsten Michael Radziwill in Litauen, Polen und der Ukraine. 1830 übernahm er die Direktion der Königlich Preußischen Akademie des Landbaus zu Möglin. Bis zu deren Auflösung bzw. Eingliederung in das Berliner Landwirtschaftliche Lehrinstitut im Jahre 1861 hat er diese Akademie im Sinne seines Vaters geleitet. Literatur: PROEMMEL, H.: Albrecht Philipp Thaer, weiland königl. preußischer Landes-OekonomieRath und Direktor der Akademie des Landbaues zu Möglin. Ein Lebensbild. In: Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten Jg. 22, Bd. 43, 1864, S. 177-194. - Albrecht Philipp Thaer. In: Landwirtschaftlich-Historische Blätter Jg. 9, 1910, S. 12-13. (P). Thiel, Friedrich, * 29. August 1836 in Köln/Rhein, f 4. Mai 1902 in Sydney (Australien) • Buchhändler, zunächst in Straßburg/E., seit 1879 in Leipzig, später in Berlin tätig. Begründete und verlegte ein bedeutendes landwirtschaftliches Lexikon: „Thiel's Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Herausgegeben von K. Birnbaum und E. Werner" (7 Bde. Straßburg/E. u. Leipzig 1877-1882. Neue Ausgabe 1883, Supplementbände 1884 u. 1888). Der „Erste Supplementband" enthält überwiegend Kurzbiographien fiihrender Wissenschaftler und Praktiker des Landbaus. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 221. (P) - Börsenblatt ffir den Deutschen Buchhandel Jg. 69,1902, S. 3914. Thiel, Hugo , » 2. Juni 1839 in Bonn, t 13. Januar 1918 in Berlin • Nach mehijähriger Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis studierte er von 1861 bis 1864 an der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf und an der Universität Bonn. Seit 1865 lehrte er als Privatdozent an der Akademie in Poppelsdorf, deren Versuchsfeld er zeitweise leitete. 1869 erfolgte seine Beruf\mg als Professor für Landwirtschaft an das Polytechnikum Darmstadt, 1872 an die landwirtschaftliche Abteilung der Polytechnischen Hochschule München. 1873 wurde Thiel Generalsekretär des Preußischen Landesökonomie-Kollegiums in Berlin, 1885 Geheimer Ober-Regierungs- und Vortragender Rat im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin und 1896 Wirk-
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licher Geheimer Ober-Regierungsrat und Direktor der Domänenabteilung. Studienreisen führten ihn nach Frankreich, England, Amerika, Österreich und Ungarn. Als Kurator der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin hat er deren Organisationsstruktur und deren Lehrpläne maßgebend mitgestaltet. In Preußen hat er das landwirtschaftliche Bildungswesen neu organisiert, die landwirtschaftlichen Versuchsstationen gefördert und Wetterberichte für die Landwirtschaft eingeführt. Mit Unterstützung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft richtete er Kurse für landwirtschaftliche Wanderlehrer ein. Die Gründung der preußischen Landwirtschaftskammem war im wesentlichen sein Werk. Von 1873 bis zu seinem Tode hat Thiel die „Landwirtschaftlichen Jahrbücher" redaktionell betreut. Von 1879 bis 1910 war er Alleinherausgeber dieser bedeutenden agrarwissenschaftlichen Zeitschrift. Seit 1875 hat er - zunächst gemeinsam mit Emil von Wolff - den von Mentzel und von Lengerke begründeten „Landwirthschaftlichen Hülfs- und Schreib-Kalender" herausgegeben. Thiel gehörte auch zu den Mitherausgebern der kommentierten Neuausgabe von „Albrecht Thaer's Grundsätze der rationellen Landwirthschaft" (Beriin 1880). Zu seinem 70. Geburtstag erhieh Thiel eine monumentale Festschrift: „Arbeiten der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Festschrift zur Feier des siebzigsten Geburtstages von Dr. Hugo Thiel" (Beriin 1909). Der Band enthält Beiträge aus allen Bereichen der Landwirtschaftswissenschaften. Literatur:
ORTH, ALBERT: Thiel als Landwirt. In:
Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 24, 1909, S. 361-362. - OLDENBURG,
G. und PAREY, P: Hugo Thiel T- In: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 52, 1919, S. I-IV. (P.) - Thiel - der Verwaltungslandwirt. In: Pflügende Hand forschender Geist. Lebensbilder denkwürdiger Bahnbrecher und Führer des Nährstandes. Herausgegeben von MARTIN KÜHNER unter Mitarbeit von HERBERT MORGEN. Berlin 1934, S. 160-167. ( P ) .
Thielebein, Martin, • 2. August 1910 in Großburgwedel bei Hannover, t 19. Juli 1969 während einer Urlaubsreise • Studierte von 1930 bis 1932 Physik in Jena, dann Landwirtschaft in Halle/Saale. 1936 bestand er die Prüfimg zum
Thormann Diplom-Landwirt und wurde Assistent, später Oberassistent bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle. 1943 promovierte er in Halle mit der Dissertation „Untersuchungen über die Vererbung des Eiweißgehaltes an reinen Linien und Kreuzungen von Sommergerste" in der Naturwissenschaftlichen Fakultät. 1945 ging er für ein Jahr als Assistent an das Institut für Acker- und Pflanzenbau nach Hohenheim. Von 1946 bis 1948 leitete Thielebein die Saatzuchtabteilung der Klosterkammer Hannover in Wöltingerode. Hier hatte er maßgebenden Anteil bei der Entwicklung neuer Getreidesorten. Von 1949 bis 1962 war er Abteilungsleiter am Institut für Pflanzenbau und Saatgutforschung der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode, seit 1952 zugleich Vertreter des Institutsdirektors. Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit lag zunächst auf dem Gebiet der Getreide-Forschung im Zusammenhang mit der Einfuhrung des Mähdreschers. Die Erkennmisse über die Beziehungen zwischen Mähdrusch, Saatgutqualität und Sortenwahl hat er ausführlich dargestellt in der Schrift „Der Mähdrusch. Seine Auswirkung auf das Emtegut" (Bearbeitet von M. Thielebein, O. Fischnich und V. Voigt. Hiltrup 1957 = Landwirtschaft - Angewandte Wissenschaft Nr. 68). Später beschäftigte er sich mit Problemen der Saatgutumhüllung bei Zuckerrüben und mit der Lagerhaltung von Kartoffeln. Thielebein lehrte von 1953 bis 1962 an der Technischen Hochschule Hannover. Er hielt Vorlesungen über „Technik des Versuchswesens" und „Einführung in die Biometrie". 1961 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. Seit 1962 war er Leiter des Fachgebietes „Field Food Gröps Branch" der FAQ in Rom. In dieser Funktion war er verantwortlich für die Planung, Koordinierung und Überwachung zahlreicher pflanzenbaulicher Projekte in den Mitgliedsländern der FAO. Literatur: PÄTZOLD, CHR.: Professor Dr. Martin Thielebein f . In: Landbauforschung Völkenrode Jg. 19, 1969, vor S. 1. (F.) - Prof Dr. Martin Thielebein zum ehrenden Andenken. In: Der Kartoffelbau Jg. 20,1969, S. 317. (R) - FISCHNICH, OTTO: In memoriam Professor Dr. Martin Thielebein. In: Zeitschrift für Acker-und Pflanzenbau Bd. 131,1970, S. 84-85. - Catalogus Professorum 1831-1981. Fest-
schrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover Bd. 2. Smttgart u. a. 1981, S. 313. (P).
Thoms, George, » 12. Februar 1843 in Riga, t 15. November 1902 in Riga • Sohn eines Kaufinanns, studierte Landwirtschaft in Dorpat und später Chemie in Heidelberg und Bonn. Von 1868 bis 1871 bereiste er Nordamerika, zeitweise war er dort als Apotheker tätig. 1872 wurde er zum Vorstand der „Landwirthschaftlich-chemischen Versuchs- und Samen-Controll-Station am Polytechnikum zu Riga" ernannt. Seine ganze Schaffenskraft widmete er fortan dem Ausbau dieser Versuchsstation. 1878 wurde er zum Professor emannt. Thoms vorbildliche Berichte über die Arbeiten dieser Versuchsstation haben wesentlich zur Verbreitung agrikulturchemischer Kenntnisse in den russischen Ostseeprovinzen beigetragen. Von seinen zahlreichen Veröffentlichimgen über die Anwendung mineralischer Düngemittel im Landbau ist die Schrift hervorzuheben: „Die künstlichen Düngemittel. Anleitung zum Gebrauche derselben in den Ostseeprovinzen, nebst Bericht über die Ergebnisse der Dünger-Controle 1879 bis 80 und zwei Abhandlungen: 1. Treiben wir Raubbau mit Anwendxmg der künstlichen Düngemittel? 2. Bemerkungen zu einheimischen Düngungsversuchen" (Dorpat 1881). Als das wissenschaftliche Lebenswerk von Thoms gilt die systematische Bonitierung der Ackerböden Kurlands und Livlands. Die Ergebnisse dieser über zwei Jahrzehnte dauernden Studien hat er in dem dreibändigen Werk „Zur Werthschätzung der Ackererden auf naturwissenschaftlich-statistischer Grundlage" (Riga 1888, 1893 u. 1900) veröffentlicht. Ein zusammenfassender Beitrag über diese beispielhafte Bonitierungsaktion erschien im „Journal für Landwirtschaft" (Jg. 44, 1896, S. 311-332 u. 1 Taf). Literatur: SCHINDLER, F.: Professor Dr. George Thoms t- Nachruf In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 58,1903, S. 315-319. (W.).
Thormann, Franz Christian, • 8. Mai 1896 in Wismar, t 30. April 1977 in Buntenbock (Harz) • Sohn eines Rechtsanwalts, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt, war mehrere Jahre in Mexiko als Verwalter von Großbetrieben tätig und bewirtschaftete bis 351
Thünen 1945 ein Pachtgut auf der Insel Rügen. Den ackerbaulichen Ideen von Johannes Görbing und Franz Sekera stand er sehr aufgeschlossen gegenüber. 1959 erwarb Thormann in Förste (Kr. Osterode) einen 60 ha großen Betrieb. Seit 1965 baute er verstärkt Weizen an bis hin zur Monokultur und erzielte dabei überdurchschnittliche Erträge. Seine als „System Thormann" bekannte Anbautechnik (Verbrennen des Strohes, Sommerpflugfurche, Gründüngung, Schälfurche, Weizenbestellung, angepaßte Grunddüngung, Stickstoffdüngung teilweise mit Kalkstickstoff als sanitäre Maßnahme, intensive Bestandeskontrolle durch Messen und Zählen, Führen einer Schlagkartei) fand bei den Landwirten großes Interesse. Zwischen 1967 und 1971 besichtigten jährlich bis zu tausend Besucher seinen Betrieb in Förste. Sein Bewirtschaftungssystem hat Thormarm ausfuhrlich beschrieben in dem gemeinsam mit G. Golisch verfaßten Buch „Erfolg in Förste" (Frankfurt/Main 1970). Thünen, Johann Heinrich von, • 24. Juni 1783 auf Gut Canarienhausen bei Jever, f 22. September 1850 auf Gut Tellow (Kr. Güstrow) • Sohn eines Marschbauem, besuchte von 1802 bis 1803 die von Lucas Andreas Staudinger geleitete Landwirtschaftliche Lehr- und Bildungsanstalt Groß-Flottbek bei Hamburg, nahm 1803 an einem Kurs am Landwirtschaftlichen Lehrinstitut bei Albrecht Daniel Thaer in Celle teil und studierte dann zwei Semester lang an der Universität Göttingen. 1810 erwarb er das 465 ha große, südlich von Rostock gelegene Gut Tellow. Durch Anwendung aller damals bekannten Meliorationsverfahren konnte er die Humusgehalte und damit die Bodenfruchtbarkeit seiner Ackerflächen deutlich steigern. Sein Gut gehörte alsbald zu den ertragreichsten Mustergütern in Mecklenburg. Thünen war einer der wenigen Landwirte seiner Zeit, die mit einer vorbildlichen Buchführung auch bei aufwendigen Intensivierungsmaßnahmen das Verhältnis von Investitionsaufwand und Reinertragszuwachs genau berechneten. Frühzeitig erkannte er dabei die relative Vorzüglichkeit der landwirtschaftlichen Bewirtschaftungssysteme. Die aus dieser Erkenntnis von ihm entwickelte Standortlehre der landwirt352
schaftlichen Produktion hat er in seinem wissenschaftlichen Hauptwerk „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie" (Hamburg 1826, zahlreiche Auflagen, auch Reprint- und Neudrucke, u. a. eine von Hermann Lehmann in Zusammenarbeit mit Lutz Werner herausgegebene und unter Benutzung unveröffentlichter Manuskripte kommentierte Ausgabe, Berlin 1990) überzeugend dargestellt. Mit der Methode der isolierenden Abstraktion wies er nach, daß sich die Bewirtschaftungssysteme mit wachsender Entfernung von einer Stadt verändern müssen, weil die Höhe der Marktpreise für die landwirtschaftlichen Produkte und die Transportkosten die Art und Intensität der Bodennutzung bestimmen. Die verschiedenen Bewirtschaftungssysteme ordnen sich deshalb wie konzentrische Ringe um einen zentralen Markt (Thünensche Kreise, Thünensche Ringe). 1830 erhielt Thünen von der Universität Rostock die Würde eines Ehrendoktors. 1848 wurde er in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, doch aus gesundheitlichen Gründen konnte er dieses Mandat nicht ausüben. - Thünens „Isolierter Staat" gehört zu den bedeutendsten agrarwissenschaftlichen Büchern der Weltliteratur. Seine Standortlehre wird bis heute von Agrar- und Volkswirtschaftlem intensiv diskutiert. Den Hauptteil des Nachlasses von Thünen verwaltet das „Thünen-Archiv" in Rostock. Literatur: SCHUMACHER, HERMANN: Johann Heinrich von Thünen. Ein Forscherleben. Rostock 1868, 2. Aufl. 1883. - ZucKERKANDL, ROBERT: Johann Heinrich von Thtinen. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38, 1894, S. 213-218. - PETERSEN, A S Mus: Thünens isolierter Staat. Die Landwirtschaft als Glied der Volkswirtschaft. Berlin 1944. - SCHRÖDER-LEMBKE, GERTRUD: Heinrich von Thünen und seine mecklenburgischen Gutsnachbam. In: Zeitschrift frir Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 2,1954, S. 54-62. - Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg. 6,1958, Sonderheft: Johann Heinrich von Thünen. - SCHNEIDER, ERICH: Johann Heinrich von Thünen (1783-1850). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 132-144. (F.) Thünen-Bibliographie. Zusammengestellt und bearbeitet von ELFRIEDE ROHDE und LUTZ WERNER unter Mitarbeit von JÜRGEN SEEMANN. Rostock 1982 = Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek Rostock H. 66. (F. u. W . ) - WERNER, LUTZ: Die Ent-
Tiemann Wicklung des Thünenschen Mustergutes Tellow (Mecklenburg) in den Jahren 1810 bis 1850. Ein herausragendes Beispiel der kapitalistischen Intensivierung der deutschen Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1983, Tl. 1, S. 71-98. - ThünenSymposium veranstaltet von der Wilhelm-PieckUniversität Rostock, der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR und der Historikergesellschaft der DDR vom 22. bis 24. Juni 1983 in Rostock anläßlich des 200. Geburtstages von Johann Heinrich von Thünen (1783-1850). In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock Jg. 33,1984, Naturwissenschaftliche Reihe H. 1-2, S. 1-140. (P.) - RECKTENWALD, HORST CLAUS u n d SAMUELSON, PAUL ABRAHAM: Thünen - ein Klas-
siker in unserer Zeit. Stuttgart 1986 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse Jg. 1986, Nr. 6. (R) - BRAEUER, WALTER: Johann
Heinrich von Thünen, Nationalökonom. In: Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Oldenburg 1992, S. 749-751. (R) - Johann Heinrich von Thünen. Seine Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Sicht (1783-1850). Vorträge der Gemeinsamen Tagung derThünen-Gesellschaft e. V. und der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e. V. am 24. und 25. Juni 1993. Münster-Hiltrup 1995 = Berichte über Landwirtschaft N. F. Sonderheft 210. (R) - KÖPFEN, DETLOFF: Die agrarökologischen Aspekte der Lehre Thünens und Folgerungen für den Pflanzenbau. In: Rostocker Agrar- und Umweltwissenschaftliche Beiträge H. 3 (Sonderheft), 1995, S. 39-47.
Thun, Richard, * 1. Februar 1899 in Wapelfeld (Schleswig-Holstein), f April 1945 bei Danzig • Studierte Chemie an der Universität Kiel und wurde dort 1924 zum Dr. phil. promoviert. 1937 habilitierte er sich an der Universität Rostock für das Fachgebiet Agrikulturchemie mit der Arbeit „Der Wert der Bodenimtersuchung, insbesondere der planmäßigen Nährstoflflcontrolle durch die Keimpflanzenmethode" (Bodenkunde und Pflanzenemährung Bd. 3 (48), 1937, S. 1-55). Nach vietjähriger Dozentenzeit in Rostock wirkte er seit 1941 als Privatdozent für Agrikulturchemie und landwirtschaftliche Bodenkunde an der Technischen Hochschule Danzig. Gleichzeitig war er seit 1941 Direktor des Landwirtschaftlichen Untersuchungsamtes der Landesbauemschaft Danzig-Westpreußen in Danzig.
Thun ist Autor der Schrift, JDie Bodenuntersuchung im landwirtschaftlichen Betriebe. Ratgeber für Praktiker und Wirtschaftsberater" (Berlin 1939 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 58). Außerdem schrieb er das Buch „Die Untersuchung von Böden" (Neudamm und Berlin 1941 = Handbuch der landwirtschaftlichen Versuchsund Untersuchungsmethodik Bd. 1; 2. Aufl. neubearbeitet von Rudolf Herrmann 1949; 3. Aufl. neubearbeitet von Erich Knickmann 1955). Literatur: Beiträge und Dokumente zur Geschichte der Technischen Hochschule Danzig 1904-1945. Zum 75. Gründungstag herausgegeben von der Gesellschaft der Freunde der Technischen Hochschule Danzig. Hannover 1979, S. 163. Tiemann, August, • 7. Mai 1895 in Meiersfeld bei Detmold, f 15. Juli 1982 in Meiersfeld bei Detmold • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und promovierte dort 1921 mit der Dissertation „Untersuchungen über die Empfänglichkeit des Sommerweizens für Ustilago tritici und den Einfluß der äußeren Bedingungen dieser Krankheit". Seit 1926 war er Geschäftsfiihrer der Nordwestdeutschen Futter-Saatbau-Gesellschaft in Bremen. Von 1929 bis 1945 leitete er das Institut für Grünlandwirtschaft und Futterbau in Kraftbom bei Breslau. Hier erwarb er sich vor allem durch wegweisende Arbeiten auf den Gebieten des Silobaus, der Futterkonservierung, des Feldfutterbaus und der Futterpflanzenzüchtung hohes Ansehen in der Fachwelt. 1948 kehrte er auf den elterlichen Hof nach Meiersfeld zurück. Von 1949 bis 1960 war er als Angestellter bei der Landwirtschaftskammer WestfalenLippe tätig. Auf deren Versuchsgut Johaimettental konnte er Forschungsarbeiten auf seinen Fachgebieten erfolgreich weiterfuhren. Tiemanns bedeutendste Veröffentlichung ist das Buch „Der Zwischenfhichtbau" (Berlin 1936, 2. Aufl. 1938, 3. Aufl. 1940 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 9). Gemeinsam mit E. Kaempffer verfaßte er die Schrift „Die Hirsen" (Berlin 1941 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 70). Beachtenswert aus seiner Kraftbomer Zeit ist auch sein Beitrag „Zwanzig Jahre im Dienst des Futtersamenbaues und der Zucht von Futterpflanzen" (Kühn-Archiv Bd. 353
Tobler 60,1944, S. 337-346). Für das von Th. Roemer, A. Scheibe, J. Schmidt und E. Woermann herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" (Berlin u. Hamburg) schrieb er die Kapitel „Gründüngung" (Bd. 1, 1952, S. 461-489) und „Feldfutter- und Zwischenfruchtbau" (Bd. 2, 1953, S. 388-476). Literatur: August Tiemann 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 75,
1960, S. 6 5 1 . -
ZORN, WILHELM: D i e
Ge-
schichte der Landwirtschafts-Wissenschaft in Schlesien (Würzburg 1964 = Beihefte zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität zu Breslau Nr. 2). - August Tiemann 75 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 85, 1970, S. 645-646. - August Tiemann t- In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 97,1982, S. 870. Tobler, Friedrich, * 1. Oktober 1879 in Berlin, t 11. Mai 1957 in Trogen (Schweiz) • Smdierte in Heidelberg, Berlin und Leipzig Naturwissenschaften, promovierte 1901 in Berlin im Fach Botanik, habilitierte sich 1905 an der Universität Münster und war dort bis 1911 als Privatdozent bzw. a. 0. Professor tätig. Sein wissenschaftliches Interesse galt zunächst den Flechten. 1912 und 1913 bereiste er als Inhaber eines Tropenstipendiums weite Teile Afrikas. 1920 wurde er Direktor eines neugegründeten Forschungsinstituts für Bastfasern in Sorau (Niederlausitz). 1924 folgte Tobler einem Ruf an die Technische Hochschule Dresden als Ordinarius für Botanik und Direktor des Botanischen Instituts. Außerdem oblag ihm die Leitung des Botanischen Gartens. 1946 ging er in die Schweiz, deren Staatsbürgerschaft er besaß, und arbeitete zeitweise als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Handelshochschule in Zürich und am Materialprüfungsamt in St. Gallen. Tobler stand mit seinem Forschungskonzept der „angewandten Botanik" sehr nahe, wie er es in seiner Dresdner Antrittsvorlesung „Von Natimvissenschaft zu Wirtschaft. Allgemeine und angewandte Pflanzenkunde" (Berlin 1926) ausführlich dargelegt hat. Er publizierte zahlreiche Beiträge über Faser- und Faserersatzpflanzen. Als Buchveröffentlichungen erschienen u. a. „Textilersatzstoffe" (Dresden und Leipzig 1917 = Bibliothek für Volks- und Weltwirtschaft H. 38;neue Ausgabe Leipzigu. a. 1947) und „Deut354
sche Faserpflanzen und Pflanzenfasern" (München und Berlin 1938). Aus pflanzenbaulicher Sicht am bedeutendsten ist das von ihm herausgegebene Buch „Der Flachs als Faser- und Ölpflanze" (Berlin 1928). Der Botanik und dem Anbau tropischer und subtropischer Kulturpflanzen widmete Tobler sein besonderes Interesse. Beachtenswert ist sein erstes Buch „Kolonialbotanik" (Leipzig 1907 = Aus Natur und Geisteswelt Bd. 184). Von den späteren Arbeiten ist die Monographie über „Sisal und andere Agavefasem" (Berlin und Leipzig 1931 = Wohltmann-BücherBd. 10) hervorzuheben. Gemeinsam mit Herbert Ulbricht verfaßte er das Buch „Koloniale Nutzpflanzen. Ein Lehrund Nachschlagebuch" (Leipzig 1942, 2. Aufl. 1945). Mit mehreren Beiträgen ist er in dem von Geo A. Schmidt und August Marcus herausgegebenen „Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft" (2 Bde. Berlin 1943) vertreten. Literatur: ULBRICHT, H.: Friedrich Tobler 18791957. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 70,1957, Generalversammlungs-Heft, S. 43-50. (F. u. W.). Tollens, Bernhard, * 30. Juli 1841 in Hamburg, t 31. Januar 1918 in Göttingen • Studierte seit 1861 Chemie an der Universität Göttingen, promovierte dort 1864 und war anschließend zunächst als Apotheker, dann als Chemiker in Nürnberg, Bonn, Heidelberg und Paris tätig. 1870 kehrte er nach Göttingen zurück und erhielt eine Anstellung als Assistent in dem von Friedrich Wöhler geleiteten chemischen Universitätslaboratorium. Im gleichen Jahr habilitierte er sich für das Fach Chemie. 1873 wurde Tollens zimi a. o. Professor ernannt und ihm die Direktion des Agrikulturchemischen Laboratoriums der Universität Göttingen übertragen. Bis 1911 hat er dieses Laboratorium geleitet. Für die studierenden Landwirte schrieb er eine mehrmals aufgelegte, mustergültige Einfuhrung in die agrikulturchemische Versuchspraxis: „Einfache Versuche für den Unterricht in der Chemie. Für agrikultur-chemische Laboratorien zusammengestellt" (Berlin 1878, 3. Aufl. 1905, 5., umgearbeitete Aufl. von Paul Ehrenberg u. Bernhard Baule 1927). Wissenschaftlich beschäftigte er sich vor allem mit der
Tornau Zuckerchemie. Sein „Kurzes Handbuch der Kohlenhydrate" (Breslau 1888, 4., neubearbeitete Aufl. von Horst Eisner, Leipzig 1935) war lange Zeit ein vielbenutztes Standardwerk. Unter der Ägide von Tollens besaß das Agrikulturchemische Laboratorium der Universität Göttingen internationales Ansehen. Vor allem Studenten aus Nordamerika ließen sich hier zu Agrikulturchemikem ausbilden und absolvierten oft noch ein vollständiges Landwirtschaftssmdium. Einer der später bedeutendsten Schüler von Tollens war Charles Albert Browne (18701947). Tollens hat trotz seiner speziellen Arbeitsrichtung die Nutzanwendung seiner Forschungsergebnisse für die landwirtschaftliche Praxis nie aus den Augen verloren. Er hielt viele Vorträge in landwirtschaftlichen Vereinen. Bereits 1887 empfahl er den Zuckerfabrikanten, die Bezahlung der von den Landwirten angelieferten Rüben nach dem Zuckergehalt vorzunehmen (Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 1,1886, S. 155-167; zugl. in: Joumal fiir Landwirthschaft Jg. 35,1887, S. 57-84). Anläßlich seines 70. Geburtstages überreichten ihm Kollegen eine Festschrift (Berlin 1911 = Sonderausgabe des „Journals für Landwirtschaft" Jg. 59, 1911, H. 3). Literatur: SEELHORST, C. von: Bernhard Tollens tIn: Joumal fiir Landwirtschaft Jg. 66, 1918, S. 1-6. (P. u. W.) - EHRENBERG, PAUL: Z u m einhundertsten
Geburtstag von Bernhard Tollens. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte und Literatur der Landw i r t s c h a f t J g . 4 0 , 1 9 4 1 , S. 3 8 - 4 2 . (P.) -
BROWNE, C .
A.: Bemhard Tollens (1841 -1918) and some American students of his school of agricultural chemistry. In: Joumal of Chemical Education Bd. 19,1942, S. 253-259. (P).
Tornau, Otto, * 17. März 1886 in Beidersee (Saalkreis), t 6. Januar 1982 in Göttingen • Sohn eines Gutsbesitzers, smdierte Landwirtschaft in Leipzig und Göttingen und promovierte bei Conrad von Seelhorst mit einer Arbeit über Hafersorten (Göttinger Hafer I, H, III, IV. Eine Sortenbeschreibung. Diss. phil. Göttingen 1911). Nach mehljähriger Tätigkeit als Saatzuchtleiter in Thüringen, u. a. in dem Pflanzenzuchtbetrieb Meyer-Friedrichswerth, kehrte er nach dem Ende des 1. Weltkrieges wieder an die Universität Göttingen zurück und wurde Assi-
stent am Landwirtschaftlichen Instimt. 1920 habilitierte er sich fiir das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre mit einer Untersuchung über den Einfluß des Weltkrieges auf die Betriebsverhältnisse von Gutsbetrieben. Von 1922 bis 1955 war er als Nachfolger seines Lehrers Conrad von Seelhorst o. Professor fiir Pflanzenbau an der Universität Göttingen. Die Berufimg Tomaus fiel zusammen mit einer grundlegenden Umstrukturierung der Landwirtschaftswissenschaften an der Universität Göttingen. Der Umfang des Wissens in den einzelnen Fachgebieten war inzwischen so stark angewachsen, daß die bestehende Organisationsstruktur, bei der alle landwirtschaftlichen Universitätsdisziplinen in einem Institut unter der Leitung eines verantwortlichen Direktors vereint waren, nicht mehr realitätsgerecht erschien. Nach dem Vorbild Kurt von Rümkers, der an der Universität Breslau bereits um 1900 selbständige Institute für die wichtigsten landwirtschaftlichen Fachgebiete eingerichtet hatte, wurde dieser Weg der Differenzierung 1922 auch in Göttingen beschritten imd Tornau zum Direktor eines neugegründeten „Instituts für Pflanzenbau" emannt. Ein eigenes Gebäude für dieses Instimt wurde 1924 fertiggestellt. Tomaus Forschungsschwerpunkt war zunächst das Problem der unterschiedlichen Dürreresistenz der Getreidesorten. Er versuchte zu klären, ob physiologische oder morphologische Eigenschaften der Pflanzen zur sortenkundlichen Bewertung der Dürreresistenz herangezogen werden können. Die überwiegend in Vegetationsgefäßen diu-chgeführten Experimente erbrachten jedoch widersprüchliche Ergebnisse und zeigten die methodischen Grenzen von Gefäßversuchen. Nach 1930 stellte Tomau seine Forschungsarbeiten auf eine breitere ökologische Basis. Fortan standen Feldversuche über grundlegende Beziehungen zwischen Boden, Wasser und Pflanze im Mittelpimkt. Besondere Aufinerksamkeit widmete er dabei dem Wurzelwachstum der Kulturpflanzen (Joumal fiir Landwirtschaft Bd. 90, 1944, S. 1-32), vor allem suchte er jedoch nach Möglichkeiten, durch Bearbeitungsmaßnahmen den Wasserhaushalt und die Struktur der Ackerböden positiv zu beeinflussen (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 91,1949, S. 3-29). 355
Trautmann Auf dem Gebiet der Bodenbearbeitung hat sich Tornau sowohl bei den Fachkollegen als auch bei den landwirtschaftlichen Praktikem hohes Ansehen erworben. Bereits 1931 schrieb er für das von Edwin Blanck herausgegebene „Handbuch der Bodenlehre" den weitbeachteten Beitrag „Landwirtschaftliche Bodenbearbeitung" (Bd. 9, Berlin 1931, S. 93-208). Sein in einer Lehrbuchreihe erschienenes Buch „Der Boden" (Berlin 1935, 8. Aufl. 1943) erreichte mit einer Gesamtzahl von 121.000 gedruckten Exemplaren eine Auflagenhöhe, die noch von keinem Buch mit dieser Thematik erreicht worden ist. Für die beiden letzten Auflagen des von Theodor Roemer imd Fritz SchefFer herausgegebenen „Lehrbuch des Ackerbaues" (4. Aufl. Beriin und Hamburg 1953, 5. Aufl. 1959) übernahm Tomau die Neubearbeitung der ackerbaulichen Kapitel. Als Lehrer und Forscher hat Tomau den landwirtschaftlichen Pflanzenbau in seiner ganzen Breite vertreten. An den experimentellen Forschungsarbeiten seines Instituts war stets ein großer Schülerkreis beteiligt. 62 Doktoranden führte er zur Promotion. Von 1922 bis 1963 war er Mitherausgeber, seit 1927 zugleich Schriftleiter des „Journals für Landwirtschaft". Unter seiner Federführung entwickelte sich diese, ursprünglich alle Fachgebiete der Landwirtschaftswissenschaften umfassende Zeitschrift zu einer pflanzenbaulichen Fachzeitschrift: seit 1949 erschien sie unter dem Titel „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau". Die Geschichte dieser Zeitschrift hat Tomau in einem Beitrag (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 100, 1955, S. 1-14) ausfiihrlich dargestellt. Tomau schrieb mehrere Nachrufe über Pflanzenbauwissenschaftler. Außerdem ist er Autor des Beitrages „Die Entwicklung der Landwirtschaftswissenschaft in Göttingen" (Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Bd. 6, 1958, S. 148-155). Die Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim verlieh Tomau 1961 die Würde eines Ehrendoktors. Im gleichen Jahr ernannte ihn die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften zu ihrem Ehrenmitglied. Literatur: SCHEIBE, A.: Otto Tomau zum 70. Geburtstag. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 101,
1956, S. 1-4. (P.) - BÖHM, WOLFGANG:
Zum 100. Geburtstag von Otto Tomau. In: Zeit356
schrift für Acker-und Pflanzenbau Bd. 155,1985, S. 281-284. (P.) - BÖHM, WOLFGANG: Göttinger Pflanzenbauwissenschaftler. Regensburg 1988, S. 57-74. (W).
I^autmann, Leopold, * 15. November 1766 in Wien, t 17. August 1825 in Wien • Studierte zimächst Rechtswissenschaft, später Landwirtschaft und wurde 1805 als Nachfolger von Peter Jordan zum Professor für Landwirtschaft an der Universität Wien emaimt. 1819 gab er sein Lehramt auf. Weit über die Grenzen Österreichs bekannt wurde er durch sein Lehrbuch „Versuch einer wissenschaftlichen Anleitung zum Studium der Landwirthschaftslehre" (2 Bde. Wien 1810, 2. Aufl. 1814 u. 1815, 3. Aufl. 1820 u. 1822,4. Aufl. 1835). Trautmann benutzte für die Ausarbeitung dieses Werkes weitgehend die Vorlesungshefte seines Lehrers und Amtsvorgängers Peter Jordan. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 60. - LEiSEwrrz, C.: Leopold Trautmann, k. k. österreichischer Regierangsrath und Mitglied des Ausschusses der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft zu Wien. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38,1894, S.518. 'IVenel,Max, * 8. Mai 1889 in Berlin, f 22. Dezember 1966 in Beriin • Studierte Namrwissenschaften in Berlin und promovierte dort 1923 mit einer Arbeit aus dem Gebiet der organischen Chemie. Als Assistent am Physikalischen Institut der Technischen Hochschule zu Berlin entwickelte er 1923 ein Gerät zur elektrochemischen Bestimmung der WasserstofFionenkonzentration. 1924 erhielt er eine Anstellung als Chemiker an der Geologischen Landesanstalt zu Berlin. 1927 habilitierte er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin für das Fach Bodenkimde mit der Schrift ,JDie wissenschaftlichen Grundlagen der Bodensäurefrage imd ihre Nutzanwendung in der praktischen Landwirtschaft" (Beriin 1927). Die Probleme der Bodenazidität im Zusammenhang mit der Erforschung der Bodenfhichtbarkeit und der Bodengenese standen fortan im Mittelpunkt von Trenels wissenschaftlicher Tätigkeit. 1932 wurde er zum a. o. Professor ernannt. Seit 1935 leitete er das Institut für Bodenkartierung an der Geologischen Landesanstalt zu
Tschermak-Seysenegg Berlin. Von 1946 bis 1959 lehrte er an der Humboldt-Universität zu Berlin, zunächst als Professor für landwirtschaftliche und forstliche Bodenkunde, seit 1951 als Professor und Direktor des Instituts für Pflanzenemährung, Bodenchemie und Bodenbiologie. Während dieser Zeit beschäftigte er sich vor allem mit Fragen der Kalkdüngung, der Rolle von Aluminium- und Magnesiumsalzen im Boden sowie mit der biologischen Bedeutung der Spurenelemente. Gemeinsam mit H. Pagel veröffentlichte er den Beitrag „27 000 Feldversuche und die Konstanz der Wirkungsfaktoren in der Exponentialfunktion nach Mitscherlich" (Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd. 7, H. 6, 1958). Trenel war Herausgeberund Mitübersetzer bedeutender ausländischer Fachbücher. Unter seiner Ägide erschienen u. a.: A. F. Winogradow „Spurenelemente in der Landwirtschaft" (Berlin 1958) und A. A. Rode „Das Wasser im Boden" (Berlin 1959). Für die Wissenschaftsgeschichte des Landbaus bedeutsam sind seine Beiträge „Zur Frühgeschichte der Agrikulturchemie" (Berliner Forschung und Lehre in den Landwirtschaftswissenschaften. Festschrift zur 75-JahrFeier der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität und zur Erinnerung an die Gründung der Landwirtschaftlichen Akademie in Möglin durch Albrecht D. Thaer im Jahre 1806. Berlin 1956, S. 86-102) und „A. V. Humboldt und die Agrikulturchemie" (Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 9, 1959/60, S. 13-26). Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin verlieh Trenel 1959 die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: WEBER, HEINZ: Max Trenel 65 Jahre. In: Das Hochschulwesen Jg. 2, 1954, H. 4, S. 45-46. SCHLEGEL: Zum 70. Geburtstag von Professor Dr. Dr. h. c. Trenel. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 10, 1959, S. 362-363. - POGGENDORFF, J. C.: Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VI, Tl. 4, 1940, S. 26872 6 8 8 u. Bd. VII a, Tl. 4 , 1 9 6 2 , S. 715-716. (W.).
TVommer, Cari, • 22. Januar 1806 in Zeitz, t 23. Mai 1879 in Beriin • Sohn eines JCaufmanns, studierte in Berlin zunächst Tierarzneikunde, dann Chemie und arbeitete seit 1839 in
einem chemischen Laboratorium. 1844 erhielt er eine Stelle als Lehrer für Naturwissenschaften an der Akademie in Möglin. Von 1850 bis 1876 war er Professor für Chemie und Technologie an der Landwirtschaftlichen Akademie Eldena bei Greifswald. Trommer gehörte in Eldena zu den beliebtesten Lehrern. In mehreren Beiträgen hat er sich kritisch mit dem Nutzen der Agrikulturchemie für die Praxis des Landbaus auseinandergesetzt, z. B. in der von Carl Sprengel herausgegebenen „Allgemeinen Landwirthschaftlichen Monatsschrift" (Bd. 14, 1845, S. 147-171). In seiner Schrift „Ueber landwirthschaftliche Versuchsanstalten und deren Einrichtungen" (Berlin 1856) forderte Trommer eine enge Zusammenarbeit der landwirtschaftlichen Versuchsstationen mit den landwirtschaftlichen Akademien. Trommers besonderes Interesse galt der Bodenkunde. Die Beziehungen zwischen Flora und Bodenart hat er in dem Buch „Die Bonitirung des Bodens vermittelst wildwachsender Pflanzen. Ein Leitfaden für Boniteure, Landwirthe, Forstmänner und Gärtner" (Greifswald 1853) überzeugend dargestellt. Sein Hauptwerk ist „Die Bodenkunde. Ein Handbuch für Land- und Forstwirthe, Boniteure, Gärtner u.s.w." (Berlin 1857,2. Aufl. 1859). Dieses umfangreiche Werk gehört zu den ersten Versuchen, die Bodenkunde zu einer eigenständigen Wissenschaft zu erheben. Von Trommers anderen Büchern über landwirtschaftliche und technologische Themenbereiche ist sein „Lehrbuch der Spiritusfabrikation auf rationeller Grundlage" (Berlin 1858) hervorzuheben. Literatur: THIEL'S Landwirthschaftliches Konversa-
tions-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 47-48. (P. u. W.). Tschermak-Seysenegg, Erich von, * 15. November 1871 in Wien, f 11. Oktober 1962 in Wien • Entstammt einer Wiener Gelehrtenfamilie, studierte seit 1891 in Wien an der Hochschule für Bodenkultur und hörte gleichzeitig naturwissenschaftliche Vorlesungen an der dortigen Universität. 1893 setzte er sein Studium an der Universität Halle/S. fort, an der er 1895 die landwirtschaftliche Diplomprüfung ablegte und 1896 bei dem Botaniker Gregor Kraus (18411915) promovierte mit der Dissertation „Über 357
Tschermak-Seysenegg die Bahnen von Farbstoff- und Salzlösungen in dicotylen Kraut- und Holzgewächsen". In den folgenden Jahren praktizierte Tschermak in mehreren Saatzuchtbetrieben. 1898 begann er in Gent mit Kreuzungsarbeiten bei Erbsen, die er dann am kaiserlichen FamilienfondGut in Eßling bei Groß-Enzersdorf fortsetzte. Durch diese Versuche gelangte er 1900 gleichzeitig mit Hugo de Vries (1848-1935) und Carl Erich Correns (1864-1933), jedoch unabhängig von diesen, zur Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetze. Am 17. Januar 1900 reichte Tschermak eine Arbeit, in der er diese Wiederentdeckung beschrieben hatte, als Habilitationsschrift dem Rektorat der Hochschule für Bodenkultur in Wien ein. Unter dem Titel „lieber künstliche Kreuzung bei Pisxmi sativum" erschien sie auch in der „Zeitschrift für das Landwirthschaftliche Versuchswesen in Oesterreich" (Jg. 3,1900, S. 465-555) und als Kurzfassung in den „Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft" (Bd. 18,1900, S. 232-239). Die Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetze machte Tschermak mit einem Schlag in der wissenschaftlichen Welt bekannt. 1902 wurde Tschermak Assistent bei Adolf Ritter von Liebenberg-Zsittin an der Lehrkanzel für Pflanzenbau der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Zunächst hatte er einen Lehrauftrag für Pflanzenproduktionslehre, Handelsgewächsbau und feldmäßigen Gemüsebau. Seine pflanzenzüchterischen Arbeiten konnte er aber fortsetzen. 1906 erfolgte seine Ernennung zum a. o. Professor. Im gleichen Jahr übernahm er die Leitung einer neu eingerichteten Lehrkanzel für Pflanzenzüchtung, die 1909 zum Ordinariat ausgestaltet wurde. Tschermak, der die Bedeutung der Mendelschen Vererbungsgesetze für die Pflanzenzüchtung von Anfang an klar erkannte, betätigte sich seit 1903 auch als praktischer Pflanzenzüchter. Große Verdienste erwarb er sich auf dem Gebiet der Getreidezüchtung. Er züchtete u. a. frühreife imd ertragreiche Getreidesorten, die besonders für die pannonischen Klimagebiete Österreichs geeignet waren. Außerdem gründete er zahlreiche Pflanzenzuchtstationen in Österreich. Eine bittere Enttäuschung war es für ihn, daß fünf Jahre nach seiner 1941 erfolgten Emeritierung die Lehrkanzel für Pflanzenzüchtung aus finan-
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ziellen Gründen aufgelöst und sein Fachgebiet wieder der Lehrkanzel für Pflanzenbau angegliedert wurde. Seinen persönlichen und wissenschaftlichen Werdegang hat Tschermak in einer Autobiographie ausführlich geschildert. Sie erschien unter dem Titel ,Xeben und Wirken eines österreichischen Pflanzenzüchters. Beiträge zur Geschichte der Wiederentdeckung der Mendelschen Gesetze und ihre Anwendung für die Pflanzenzüchtung" (Beriin und Hamburg 1958). Diese Autobiographie, die Tschermak im Alter von 87 Jahren fertigstellte, gehört zu den wertvollsten Dokumenten der Wissenschaftsgeschichte. Sie ist eine hochinformative, stellenweise packende Darstellung der Geschichte der Pflanzenzüchtung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Besonders wertvoll sind die biographischen Kapitel über Emanuel Ritter von Proskowetz, Adolf Ritter von Liebenberg-Zsittin, Franz Schindler, Carl Fruwirth imd Kurt von Rümker. Tschermak war ein bahnbrechender Forscher von Weltruf auf dem Gebiet der Vererbungswissenschaft. Höchste Ehrungen und Auszeichnungen wurden ihm zuteil. Bereits 1921 erhielt er den Titel Hofrat. Er war mehrfacher Ehrendoktor, Ehreimiitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften und Akademien, Inhaber der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft sowie Träger des Ehrenringes der Stadt Wien, des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und zahbeicher hoher ausländischer Orden. Literatur: ROEMER, THEODOR: Erich von Tschermak-Wien, 70 Jahre! In: Odal Jg. 10, 1941, S. 763 767. (F.) - Veröffentlichungen von E. v. Tscher mak-Seysenegg. In: Zeitschrift für Pflanzenzüch mng Bd. 24, 1942, S . 409-412. (W.) - SCHIEMANN ELISABETH: Erich von Tschermak-Seysenegg zum 80 Geburtstag. In: Der Züchter Bd. 21, 1951, S. 289 291. (F.) - FRIMMEL, F.: Hofrat, Prof. Dr. Dr. h. c Erich Tschermak-Seysenegg zu seinem 80. Geburts tagamlS. 11.1951. In: Zeitschrift für Fflanzenzüch tung Bd. 30,1951, S. 345-349. (F.) - WUNDERLICH G.: Die Bedeutung Tschermaks für den österreichi sehen Getreidebau. In: Zeitschrift für Fflanzenzüch hing Bd. 30,1951, S. 478-483. - HEINISCH, O. und RUDORF, W.: Erich von Tschermak-Seysenegg zum 90. Geburtstag. In: Zeitschrift für Pflanzenzüchhmg Bd. 46, 1961, S. 217-221. (F.) - H A N S E L , H E R MANN: Die Bedeutung Tschermaks für Züchtungsforschung und praktische Fflanzenzüchtung. In: Ver-
Tschirch handlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien Bd. 101/102, 1962, S. 13-17. - BoGUSLAWSKI, E. VON: In memoriam Erich von Tschermak-Seysenegg. In: Angewandte Botanik Bd. 36, 1962, S . 288-290. - KOPETZ, L . M.: Hofrat Professor Dr. Dr. h. c. Erich Tschermak-Seysenegg f- In: Die Bodenkultur Bd. 14, 1963, vor S. 1. (P.) - RUDORF, W.: In memoriam Erich Tschermak Edler von Seysenegg. In: Zeitschrift für Pflanzenzflchtung Bd. 49,1963,8.1-6. (P.) - SCHEIBE, ARNOLD: Erich von Tschermak-Seysenegg (1871-1962). In: Große Landwirte. Herausgegeben von Günther Franz und Heinz Haushofer. Frankfurt/Main 1970, S. 344-358. (P). TschifTeli, Johann Rudolf, • I S . Dezember 1716 in Bern, 115. Januar 1780 in Bern • Sohn eines Landschreibers, erwarb sich durch Selbststudium umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der Rechtsprechung und war von 1755 bis zu seinem Tode Gerichtsschreiber in Bern. Selbstlos setzte er sich für den Schutz der Heimatlosen ein und errichtete eine Landsassenkammer. Bedeutende Verdienste erwarb sich TschifFeli als Reformator der Landwirtschaft. 1759 gründete er die „Oekonomische Gesellschaft des Kantons Bern". Er forderte die Auflösung der Dreifelderwirtschaft imd empfahl den Anbau von Futterpflanzen. Er betätigte sich auch als praktischer Landwirt und bewirtschaftete ein großes Mustergut in Kirchbeig bei Burgdorf und später ein zweites Gut in Moosseedorf bei Hofwyl. In den „Abhandlimgen und Beobachtungen der Oekonomischen Gesellschaft zu Bern" (1760-1773) veröffentlichte er beachtenswerte Beiträge über den Anbau verschiedener Kulturpflanzen. Literatur: HUNZIKER: Johann Rudolf TschifTeli. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 38, 1894, S. 719-720. - WAHLEN, HERMANN: Johann Rudolf TschifTeli 1716-1780. Ein Patriot und Menschenfreund. Bern 1940. (P u. W). l^chirch, Alexander, • 17. Oktober 1856 in Guben (Niederlausitz), f 2. Dezember 1939 in Bern • Sohn eines Pfarrers, erlemte den Apothekerberuf, studierte seit 1878 Botanik an der Universität Berlin, promovierte 1881 an der Universität Freiburg/^r. und arbeitete dann als Assistent bei Albert Bernhard Frank am Institut für Pflanzenphysiologie der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 1884 erhielt er die Ve-
nia legendi für Botanik und Pharmakognosie. Bis 1890 lehrte er als Privatdozent an der Universität und an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Nach seiner Habilitation widmete sich Tschirch fast ausschließlich den Arzneipflanzen und der Drogenkunde. Historisch bedeutsam ist sein Beitrag „Der Anbau der Arzneigewächse in Deutschland" (Archiv der Pharmacie Bd. 228, 1890, S. 663-686) - eine kenntnisreiche Abhandlung über Art, Ort und Umfang des Arzneipflanzenbaus in Deutschland zur damaligen Zeit. Die wichtigste Veröffentlichimg über eine 1888 imd 1889 durchgeführte Studienreise nach Britischund Niederländisch-Indien ist sein Buch „Indische Heil- und Nutzpflanzen und deren Cultur" (Berlin 1892). 1890 folgte Tschirch einem Ruf der Universität Bem als Professor für Pharmakognosie, pharmazeutische und gerichtliche Chemie. An einem nach seinen Plänen errichteten pharmazeutischen Institut schuf er der Pharmakognosie eine Pflegestätte von Weltgeltung. Alle Bereiche der Arzneipflanzenforschung wurden durch sein Wirken nachhaltig gefordert. Das von ihm herausgegebene „Handbuch der Pharmakognosie" (3 Bde. Leipzig 1908-1925; 2. Aufl. Bd. 1, 1930-1933, Bd. 2 bearbeitet von R Casparis 1936-1938) war jahrzehntelang ein internationales Standardwerk. Tschirchs Publikationsverzeichnis umfaßt über 400 wissenschaftliche Beiträge. Wissenschaftshistorisch wertvoll ist seine Selbstbiographie „Erlebtes und Erstrebtes. Lebenserinnerungen" (Bonn 1921). Tschirch war fünffacher Ehrendoktor und Ehrenmitglied von fast dreißig wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Erst 1932, im Alter von 76 Jahren, zog er sich vom Lehramt zurück. In den letzten Jahren seines Lebens beschäftigte er sich mit Forschungsmethoden in den Pflanzenwissenschaften. Als letztes Werk veröffentlichte er die Schrift „Das Leben der Pflanze und ihre Seele" (Bem und Leipzig 1939). Literatur: SABALITSCHKA, TH.: Alexander Tschirch. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 59, 1941, Generalversammlungs-Heft, S . 67-108. p.u.W.) - HEEGER, E. F.: Alexander Tschirchs Wirken für die Landwirtschaft, insbesondere für den Arzneipflanzenbau und dessen Entwicklung während der letzten 100 Jahre in Deutschland. In: Die Phamiazie Jg. 11,1956, S. 677-680.
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Tüxen Tüxen, Reinhold, • 21. Mai 1899 in Ulsnis (Schleswig-Holstein), t 16. Mai 1980 in Rinteln-Todenmann • Sohn eines Dorfschullehrers, studierte Naturwissenschaften in Heidelberg und promovierte dort 1926 mit einer Arbeit aus dem Gebiet der organischen Chemie. Im gleichen Jahr erhieh er eine Assistentenstelle an der neu gegründeten „Provinzialstelle für Naturdenkmalpflege" in Hannover. Richtungweisend für seine spätere Tätigkeit wurde die Teilnahme an einem pflanzensoziologischen Kursus, den J. Braun-Blanquet in Zürich abhielt. Tüxen beschloß, die Vegetation Nordwestdeutschlands nach der von Braun-Blanquet erarbeiteten Methode zu erfassen, zu klassifizieren und kartographisch darzustellen. Zu diesem Zweck gründete er 1927 die „Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft Niedersachsen". 1931 habilitierte sich Tüxen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover mit der Schrift „Die Graslandassoziationen (Wiesen und Weiden) Nordwestdeutschlands". Seine fundierten pflanzensoziologischen Studien und die praxisrelevante Auswertung der Ergebnisse für die Landund Forstwirtschaft fanden hohe Anerkennung. 1939 erfolgte seine Ernennung zum a. o. Professor. Im gleichen Jahr wurde die „Zentralstelle für Vegetationskartierung des Reiches" in Hannover gegründet. Diese 1943 nach Stolzenau/Weser verlegte Institution ist nach dem 2. Weltkrieg zu einer Bundesanstalt für Vegetationskartierung ausgebaut worden. Tüxen blieb 25 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1964 ihr Leiter. Später richtete er in seinem Wohnhaus in Rinteln-Todenmann eine ,Arbeitsstelle für Theoretische und Angewandte Pflanzensoziologie" ein. In dieser privaten Forschungsstation war er bis zu seinem Lebensende unermüdlich tätig. Tüxen hat über 500 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht und mehrere Zeitschriften, Schriftenreihen und Bibliographien herausgegeben. Er war Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften und Ehrendoktor mehrerer Universitäten. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er 1964 das Niedersächsische Verdienstkreuz I.Klasse und das Große Bundesverdienstkreuz. Literatur: BRAUN-BLANQUET, J.: Reinhold Tüxen, Meister-Pflanzensoziologe. In: Vegetatio Bd. 17, 360
1969, S. 1-25. (W.) - DIERSCHKE, HARTMUT: Rein-
hold Tüxen (1899-1980). In: Mitteilungen der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft N. F. H. 14, 1969, S. 3-7. (P.) - ELLENBERG, H.: J. Braun-
Blanquet und R. Tüxen - 50 Jahre Pflanzensoziologie. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 9 5 , 1 9 8 2 , S. 387-391. (P.).
U
Ulbricht, Richard, • 9. September 1834 in Tuttendorf bei Freiberg (Sachsen), f 10. Februar 1907 in Loschwitz bei Dresden • Sohn eines evangelischen Geistiichen, begann eine Ausbildung zum Apotheker und wurde 1858 erster Assistent bei Hermann Hellriegel an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Dahme (Niederlausitz). 1863 promovierte er an der Universität Leipzig mit der Arbeit „Die Verteilung der Mineralstoffe und des Stickstoffs über die Organe des Rotklees". 1865 ging er als Chemiker an die Versuchsstation nach Regenwalde, 1866 wurde er erster Assistent bei Julius Adolph Stöckhardt in Tharandt. 1869 folgte er einem Ruf an die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg als Professor für Chemie und landwirtschaftliche Gewerbe. 1873 übernahm er dort auch die Leitung einer von ihm gegründeten Versuchsstation. Als 1884 die ungarische Sprache als offizielle Unterrichtssprache eingeführt wurde, schied er aus dem Amt. Von 1886 bis 1904 war Ulbricht Leiter der Versuchsstation in Dahme. Er vergrößerte die Station und errichtete eine neue Vegetationshalle mit fahrbarem Dach und beweglichen Seitenwänden (Journal für Landwirtschaft Bd. 55, 1901, S. 435-438 u. 2 Taf). Seine aus pflanzenbaulicher Sicht bedeutendsten Arbeiten sind umfangreiche Vegetationsversuche über die Wirkung von Kalk und Mergel auf die Erträge der Kulturpflanzen. Mehrere Veröffentlichungen darüber sind in der Zeitschrift „Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen" erschienen. Literatur: FÖRSTER, O.: Professor Dr. Richard Ulbricht t . In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 66,1907, S. 397-400. (W.). UUmann, Martin, • 3. Januar 1857 in Droskau bei Sorau, f 3. November 1921 in Neckarsuhn
Vageier • Studierte Landwirtschaft in Halle/S. und Heidelberg und war seit 1883 als Landwirtschaftslehrer in Worbis (Eichsfeld) und in Büdingen (Oberhessen) tätig. Seit 1892 leitete er die Agrikulturchemische Versuchs- und VegetationsStation in Hamburg, ein Institut des „Vereins Deutscher Dünger-Fabrikanten". Ullmann publizierte zahlreiche Beiträge über Düngung und Düngemittel. Hervorzuheben sind seine Schriften „Düngungs-Theorie und Praxis gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Lösung der deutschen Agrar-Frage" (Hamburg 1892, 2. Aufl. 1895), „Ueber Knochenmehl-Düngung. Ein Beitrag zur richtigen Wertbemessung der Knochenmehle" (Hamburg 1893, 2. Aufl. 1894) und „Kalk und Mergel. Eme von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft gekrönte Preisschrift" (Beriin 1893). Außerdem ist Ullmann Verfasser des Buches „Die deutsche chemische Dünger-Industrie. Festschrift zum 25jährigen Jubiläum der Begründung des Verein Deutscher Dünger-Fabrikanten. 1880-1905" (Beriin 1905, Sonderausgabe Stralsund 1906).
wurde Ulmer 1905 vom König von Württemberg mit der Großen Goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens ausgezeichnet. Literatur: Eugen Ulmer sen. In: Deutsche Obstbauzeimng Jg. 58, 1912, S. 418-420. (F.) - Verlag Eugen Ulmer 1868-1993. Weiterfuhrung der Firmengeschichte und der Gesamtbibliographie von 1968. Stuttgart 1993. (R).
Ulmer, Eugen, • 30. Juli 1837 in Nürtingen, 12. Januar 1917 in Stuttgart • Sohn eines Apothekers, übernahm 1868 einen pomologischen Verlag, den er unter seinem Namen weiterfiihrte, 1874 nach Stuttgart verlegte und zu einem bedeutenden Fachverlag ausbaute. Das Verlagsprogramm umfaßte ausschließlich Bücher und Schriften aus den Gebieten der Landwirtschaft, des Obst-, Gemüse-, Garten- und Weinbaus. Auch zahlreiche Zeitschriften erschienen in seinem Vertag, u. a. seit 1891 die „Zeitschrift fiir Pflanzenkrankheiten", seit 1898 die „Praktischen Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz", seit 1900 „Fühling's Landwirtschaftliche Zeitung" und seit 1903 die „Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Forst- und Landwirtschaft".
Vageier, Paul, • 30. Oktober 1882 in Maeken, Kr. Preußisch-Holland (Ostpreußen), f 3. Dezember 1963 in Säo Paulo (Brasilien) • Sohn eines Domänenpächters, smdierte seit 1900 Geologie, Bodenkunde, Agrikulturchemie und Biologie an der Universität Königsberg und promovierte dort 1904 mit der Dissertation „Ueber den Emfluß der Vegetationsperiode und der Düngimg auf die chemischen Bestandteile der KartofFelknollen". Anschließend arbeitete er mehrere Jahre lang an verschiedenen bodenkundlichen Instituten in Deutschland. Während dieser Zeit entstand u. a. sein kleines Lehrbuch „Bodenkunde" (Beriin 1909, 2. Aufl. 1921 = Sammlung Göschen Bd. 455). Außerdem publizierte er pflanzenbauliche Arbeiten, z. B. den Beitrag „Über die Komponenten des Wasserbedarfs der Nutzgewächse mit besonderer Berücksichtigung tropischer Verhältnisse" (Der Tropenpflanzer Jg. 13, 1909, S. 103-113 u. 160-174). 1909 trat er in den Dienst des Reichs-Kolonialamtes, wo er bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges als Wirtschaftsreferent in Deutsch-Ostafrika tätig war. Er veröffentlichte ausführliche Berichte über die in Deutsch-Ostafrika durchgeführten Düngungsversuche (Düngungsversuche in den Deutschen Kolonien. Herausgegeben vom Reichs-Kolonialamt, Beriin 1913, H. 1).
Ein besonderes Anliegen Uhners war es, den Landwirten die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in gemeinverständlichen Schriften zugänglich zu machen. Beispielhaft hierfür war die über 100 Bände umfassende Sammlung „Des Landmanns Winterabende. Belehrendes und Unterhaltendes aus allen Zweigen der Landwirtschaft". Für seine verlegerischen Verdienste
Seit 1920 unternahm Vageler von Deutschland aus zahkeiche bodenkundliche Expeditionen in tropische Länder und trug ein umfangreiches Beobachtungs- und Datenmaterial zusammen. Hohe Anerkennimg in der Fachwelt fanden seine beiden Bücher „Grundriß der tropischen und subtropischen Bodenkunde für Pflanzer und Studierende" (Beriin 1930, 2. Aufl. 1938) und 361
Vavilov ,J)er Kationen- und Wasserhaushalt des Mineralbodens vom Standpunkt der physikalischen Chemie und seine Bedeutung fiir die land- und forstwirtschaftliche Praxis" (Berlin 1932). 1932 ging Vageier im Auftrag der deutschen Reichsregierung nach Brasilien und prüfte in verschiedenen Regionen die Möglichkeiten einer Besiedlung und baute einen bodenkundlichen Untersuchungsdienst auf. 1939 kehrte er nach Deutschland zurück. Von 1940 bis 1945 war er Professor imd Direktor des „Instituts für Koloniale Bodenkunde und Kulturtechnik" an der Universität Hamburg. Hervorzuheben von seinen zahlreichen Publikationen aus dieser Zeit ist die Schrift „Die Untersuchung tropischer Böden und ihre Auswertung filr die Praxis" (Berlin 1942). Seit 1948 arbeitete Vageier wieder in Brasilien, zuletzt als bodenkundlicher Chef-Berater der „Sociedada Rural Brasileira" in Säo Paulo. Durch sein engagiertes Wirken hat er die bodenkundliche Forschung und die Ausbildung von Bodenkundlem in Brasilien entscheidend gefördert. Bis ins hohe Alter publizierte Vageier wissenschaftliche und praxisorientierte Beiträge zur Bodenforschung. Sein letztes bedeutendes Werk ist das gemeinsam mit Kurt Renz verfaßte Buch „Brasilien. Gigant der Zukunft. Streiflichterund Eindrücke aus Vergangenheit und Gegenwart" (Gotha 1957). Literatur: Paul Vageier 80 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 77, 1962,S. 1459. - Prof. Dr. Paul Vageier zum Gedenken. In: Deutsche Nachrichten (Säo Paulo) vom 14. 12. 1963, S. 3.
Vavilov, Nikolaj Ivanovic, • 26. November 1887 in Moskau, f 26. Januar 1943 in Saratow • Sohn eines leitenden Angestellten einer Textilfabrik, smdierte von 1906 bis 1910 am Landwirtschaftlichen Institut in Moskau und machte sich auf Studienreisen in westeuropäischen Ländern mit den neuesten Ergebnissen auf dem Gebiet der Biologie vertraut. Seit 1917 lehrte er als Professor fiir Ackerbau und Genetik an der Universität Saratow und seit 1920 als Professor för Botanik und Pflanzenzüchtung am Landwirtschaftlichen Institut in Leningrad. Von 1924 bis 1940 war er Direktor des „Allunionsinstituts fiir Angewandte Botanik" (später „Allunionsinstitut 362
ffir Pflanzenzucht") in Leningrad und von 1930 bis 1940 zugleich Direktor des Instituts fiir Genetik der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Moskau. Da er die Theorien des Biologen T. D. Lyssenko wiederholt scharf zurückwies, wurde er 1940 aller Ämter enthoben. Er starb in der Verbannimg in einem Gefängnis. Auf dem 3. Allrussischen Kongreß der Pflanzenzüchter im Juni 1920 in Saratow formulierte Vavilov das „Gesetz der homologen Reihen". Es wurde in seiner Bedeutung sofort mit Mendeljews Periodischem System der chemischen Elemente verglichen, denn es ermöglichte aufgrund bekannter Zusammenhänge das Vorhandensein noch unbekannter Pflanzenformen vorauszusagen. Vavilovs erste bedeutende Veröffentlichung darüber ist sein Beitrag „The law of homologous series in Variation" (Joumal of Genetics Bd. 12, 1922, S. 47-89). Durch die von Erwin Baur 1927 initiierte und in den folgenden Jahren von Reinhold von Sengbusch erfolgreich durchgeführte Züchtung von Süßlupinen wurde Vavilovs Gesetz der homologen Reihen bestätigt und fand breite Anerkennung in der Wissenschaft. Auf der Suche nach fehlenden Pflanzenformen fiir sein System der homologen Reihen unternahm Vavilov zahlreiche vorbildlich organisierte Sammlungsexpeditionen in alle wichtigen Regionen der Erde. Dabei beobachtete er, daß genetische Variation bei den Kulturpflanzen in wenigen Zentren konzentriert ist. Die aus dieser Erkenntnis von ihm entwickelte Theorie über die Entstehungszentren der Kulturpflanzen hat er erstmals 1927 auf dem 5. Intemationalen Genetikerkongreß in Berlin vorgesteUt in dem Beitrag „Geographische Genzentren imserer Kulturpflanzen" (Zeitschrift fiir induktive Abstammimgs- imd Vererbimgslehre, Supplementband 1, 1928, S. 342-369). Seine Theorie über die Genzentren war von außerordentlicher Bedeutung fiir die intemationale Kulturpflanzenforschung. Wissenschaftler aus vielen Ländern fiihrten in den folgenden Jahrzehnten Expeditionen durch und sammelten in diesen Genzentren Saatgut von Kultur- und Wildpflanzen. Auch die von Amold Scheibe geleitete „Deutsche Hindukusch-Expedition" (1935) diente vornehmlich diesem Ziel. Die weltweit größte Sammlung genetischer Ressourcen von Kulturpflanzen existiert derzeit im Vavilov-Institut in Leningrad.
Vibrans-Calvörde Vavilov war ein bahnbrechender, international hochangesehener Wissenschaftler, wohl der bedeutendste Biologe der Welt zwischen den beiden Weltkriegen. Wiederhoh wurde er zum Vorsitzenden internationaler Kongresse gewählt. Er war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften imd Akadenniien, seit 1925 auch Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle/Saale. Als höchste Auszeichnung seines Landes erhielt er 1926 den Lenin-Orden. Literatur:
LEHMANN, CHRISTIAN O., METTIN, DIETER
und DEHNE, JOACHIM: Nikolai Iwanowitsch Wawilow (1887-1943). In: Archiv fürZüchUingsforschung Bd. 17, 1987, S. 331-336. (P.) - Symposium zum 100. Geburtstag von N. I. Vavilov. Gatersleben, 8.10. Dezember 1987. In: Die Kulhirpflanze Bd. 36, 1988,8.25-69. - VOIGT, WOLFRAM: Einige Gedanken zu Vavilovs Gesetz der homologen Reihen und zu den Ursachen homologer genetischer Variationen aus wissenschaftstheoretischer Sicht. In: Die Kulturpflanze Bd. 36,1988, S. 163-168. Veit, Raimund, • 30. August 1785 in Großlellenfeld bei Eichstädt, f 22. September 1857 auf seinem Gut Stadelheim bei Giesing • Sohn eines Lehrers, studierte Kameralwissenschaften an der Universität Landshut. 1812 scheint er dort die Doktorwürde erworben zu haben. Von 1820 bis 1823 verwaltete er im Auftrag Max Schönleutners das Staatsgut Weihenstephan. Seit 1824 wirkte er als Professor an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Schleißheim. 1832 mußte er aus gesundheitlichen Gründen um seine Versetzung in den Ruhestand bitten. Seit 1833 war er als Professor an der Kreislandwirtschaftsschule Augsburg tätig. 1843 wurde er nach Schleißheim zurückberufen. Bis 1852 leitete er als Direktor die zur „Landwirthschaftlichen Centralschule" erhobene landwirtschaftliche Lehranstalt. Veits bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist das „Handbuch der LandgüterVerwaltung oder der Einrichtungs- und Betriebskunde des landwirthschaftlichen Gewerbes" (3 Bde. Augsburg 1838). In diesem Werk behandelt er nicht nur die landwirtschaftliche Betriebslehre, sondern auch andere Teilgebiete der Landwirtschaftslehre. Beachtenswert ist ferner sein „Lehrbuch der Landwirthschaft zum Gebrauch in Landwirthschafts- und Gewerbs-
Schulen und zum Selbstunterricht" (Augsburg 1841,2. Aufl. 1846). Auf dem Gebiet des Pflanzenbaus ist er mit zwei Fachbüchern hervorgetreten: „Anleitung zum Leinbau und zur Flachsbereitung nach dem Verfahren der Niederländer" (Augsburg 1841) und .Anleitung zum Futterbau mit einem Anhange zur Streugewinnung" (München 1849). Literatur: RAUM, H.: Schönleutner, Zierl und Veit, die Pioniere der Landwirtschaftswissenschaft in Bayern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 32, 1955, S. 258-275.
Vettel, Franz, * 9. Februar 1894 in Heppenheim an der Bergstraße, f 13. Juli 1965 in Wernigerode • Studierte seit 1918 Landwirtschaft an der Universität Halle/S., legte 1921 die Prüfimg als Diplomlandwirt ab und arbeitete dann als Assistent bei Theodor Roemer auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung. Seit 1926 wirkte er als Saatzuchtleiter bei der Firma Ferdinand Heine in Kloster Hadmersleben. Nach Übemahme dieser Zuchtstätte durch die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Beriin wurde er 1952 zum Leiter der dortigen Forschungsstelle fiir Getreidezüchtung berufen. Vettel gehört zu den erfolgreichsten Pflanzenzüchtem in Deutschland. 1952 verlieh ihm die Universität Halle/S. die Ehrendoktorwürde, 1955 wurde er zum Professor der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Beriin ernannt. Als erster erhielt er 1954 von der Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung die Theodor-Roemer-Gedenkmedaille, 1960 wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet. Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist Vettels Nachruf auf seinen Lehrer Theodor Roemer (Der Züchter Bd. 22, 1952, S. 1-3). Literatur: Prof. Dr. h. c. Franz Vettel 65 Jahre ah. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 10,1959,S. 153. STENZ: Prof Dr. h. c. Franz Vettel gestorben. In: Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 16, 1965, S. 514-515. - LEIN, ALFRED: Franz Vettel gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 8 0 , 1 9 6 5 , S. 1241.
Vibrans-Calvörde, Carl, * 20. Oktober 1843 in Calvörde (Altmark), t 30. Januar 1928 in Calvörde (Altmark) • Sohn eines Landwirts, stu363
Vömel dierte im Wintersemester 1866/67 Landwirtschaft in Halle/S. und übernahm 1867 den väterlichen Betrieb, auf dem er umfangreiche Meliorations- und Düngungsversuche durchführte. Vor allem seine erfolgreichen Gründüngungsversuche wurden Vorbild für viele Landwirte. Als Nachfolger von Albert Schultz-Lupitz war Vibrans von 1899 bis 1922 Vorsitzender der Dünger-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und zugleich Mitglied mehrerer Sonderausschüsse. In den Publikationsorganen dieser Gesellschaft hat er zahlreiche Beiträge über Düngimgsfragen veröffentlicht. Als eigenständige Schrift erschien von ihm „Die Wirtschaft Lupitz und ihre Erträge" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 76,1902). Literatur: THIEL, H.: Zum 70. Geburtstage von Vibrans-Calvörde. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschafl Jg. 28, 1913, S. 559560. (P. als Beilage) - Ökonomierat Carl VibransCalvörde f. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 24, 1928, S. 89-90. (R).
Vömel, Annelise, * 10. November 1924 in Bad Homburg v. d. Höhe, f 25. November 1991 in Selters/Lahn • Studierte von 1947 bis 1950 Agrarwissenschaften in Gießen. Nach dem Diplomexamen wurde sie Leiterin der Gefaßversuchsstation Rauischholzhausen des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtiuig der Universität Gießen. 1955 promovierte sie bei Eduard von Boguslawski mit der Arbeit „Wachstumsverlauf, Entwicklung und Komertragsbildung der Weißen Süßlupine (Lupinus albus L.) in Abhängigkeit von klimatischen Faktoren" (Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 35, 1956, S. 199-238). In den folgenden Jahren beschäftigte sich Annelise Vömel mit Fragen der NährstoffVerlagerung im Boden. Erste Ergebnisse ihrer in einer Großlysimeteranlage in Rauischholzhausen diu-chgeführten Untersuchungen hat sie in der „Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau" (Bd. 123, 1966, S. 155-188) veröffentlicht. 1968 erhielt sie die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung mit der Habilitationsschrift „Der Nährstoffumsatz in Boden imd Pflanze aufgrund von Lysimeterversuchen" (Berlin und Hamburg 1974 = Fortschritte im Acker- und Pflanzenbau H. 3, Beiheft zur 364
Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau). 1971 wurde sie zur Professorin ernannt. Nach 1970 widmete sich Annelise Vömel ganz dem Studium der Arznei- und Gewürzpflanzen. Sie hat dieses Lehr- und Forschungsgebiet an der Universität Gießen etabliert. Die Ergebnisse ihrer experimentellen Arbeiten fanden im In- und Ausland hohe Anerkennung. Aufgaben und Ziele dieses Arbeitsgebietes beschreibt sie in dem Beitrag „Arzneipflanzenforschung für die Landwirtschaft" (Gießener Universitätsblätter Jg. 19, 1986, H. 2, S. 29-39). Literatur: Prof Dr. Annelise Vömel t . In: UNI-Forum (Universitätszeimng der Jusms-Liebig-Universität Gießen) Jg. 6,Nr. 7vom 12. Dezember 1991,S. 10. - FRITZ, D.: Frau Prof. Dr. Annelise Vömel gestorben. In: Rundbrief 1/92 des Vereins zur Förderung des Heil- und Gewürzpflanzenanbaus in Bayern e. V, München, 5.1.1992, S. 1-2.
Vogel, August, * 4. August 1817 in München, t 14. August 1889 in Rosenheim • Studierte zunächst Medizin in München, Göttingen und Berlin und wurde 1839 an der Medizinischen Fakultät der Universität München promoviert. Anschließend arbeitete er ein Jahr lang in Gießen in Justus von Liebigs Laboratorium, dann im chemischen Laboratorium der Universität München. Hier interessierte er sich mehr imd mehr für das Gebiet der Agrikulturchemie. 1848 wurde er zum a. o. Professor ernannt. Seit 1869 lehrte er als o. Professor für Agrikulturchemie an der Universität München. Vogel hat durch lehrreiche Aufsätze viel zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse im Landbau beigetragen. Mit drei bedeutenden Schriften förderte er nachhaltig die Popularisierung der Lehren Jusms von Liebigs: „Ueber die Entwicklung der Agrikulturchemie. Festrede zur Vorfeier des Geburts- und Namensfestes Seiner Majestät Ludwig IL, Königs von Bayern, gehalten in der öffentlichen Sitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften am 24. Juli 1869" (München 1869), „Justus Freiherr von Liebig als Begründer der Agrikultur-Chemie. Eine Denkschrift" (München 1874) und ,7ur Geschichte der Liebig'schen Mineraltheorie" (Berlin 1883 = Sammlung gemeinverständlicher Vorträge H. 426). Literatur: Bibliographie der Veröffentlichungen von August Vogel. In: Almanach der Koeniglich Bayeri-
Volkart sehen Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1884, S. 325-350. (W.) - LEISEWITZ, C.: August Vogel, ord. öffentl. Professorder Agriculturchemie. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 40, 1896, S. 95-96.
Voght, Caspar von, * 17. November 1752 in Hamburg, f 20. März 1839 in Klein-FIottbek • Sohn eines Kaufmanns, durch Privatunterricht und Reisen umfassend gebildet, übernahm 1781 nach dem Tod seines Vaters dessen Geschäft und kaufte 1785 in Flottbek vor den Toren Hamburgs mehrere Bauernhöfe. Hier richtete er ein Mustergut nach englischem Vorbild ein. In den folgenden Jahren vergrößerte er diesen Besitz und gestaltete ihn teilweise in einen englischen Park um. Sein Verwalter Lucas Andreas Staudinger errichtete 1797 auf einer gepachteten Hofstelle seines Besitzes eine landwirtschaftliche Lehranstalt. Voght, dem für seine Verdienste um das Armenwesen 1801 in Wien der Titel Reichsfreiherr verliehen wurde, führte auf seinem Mustergut umfangreiche Versuche durch, bei denen Fragen der wirtschaftlichen Rentabilität und der Übertragbarkeit neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die landwirtschaftliche Praxis im Mittelpunkt standen. Voght war ein Verfechter der Fruchtwechselwirtschaft und versuchte die Landwirte seiner Umgebung von den Vorteilen des Klee-, Raps-, Kartoffel- und Kohlrübenanbaus zu überzeugen. Er legte eine Baumschule an, die große Teile Schleswig-Holsteins mit Bäumen und Sträuchem versorgte. Bei seinen Zeitgenossen hatte Voght den Ruf eines kompetenten Fachmanns für alle Fragen des Landbaus. Seine zahlreichen Veröffentlichungen erreichten allerdings nur einen kleinen Leserkreis. Mit Johann Heinrich von Thünen führte Voght einen regen Briefwechsel über Fragen der Bodenstatik. Literatur:
WENCKSTERN, HERMANN VON: Drei Zeitgenossen Thünens. Alexander von Lengerke - Lukas Andreas Staudinger - Caspar von Voght. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 4, 1954/55, S. 323-348. (P. u. W.) - VOLLRATH, PETER: Landwirtschaftliches Beratungs- und Bildungswesen in Schleswig-Holstein in der Zeit von 1750 bis 1850. Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins Bd. 35, 1957, S. 121-238. (P.)
AHRENS, GERHARD: Caspar Voght und sein Mustergut Flottbek. Englische Landwirtschaft in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts. Hamburg 1969 = Beiträge zur Geschichte Hamburgs Bd. 1.
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Volhard, Jakob, • 4. Juni 1834 in Darmstadt, t 14. Januar 1910 in Halle/Saale • Studierte Chemie, promovierte 1855 und war dann mehrere Jahre Assistent bei Justus von Liebig in München. Nach der 1863 erfolgten Habilitation beschäftigte er sich mehrere Jahre lang mit Fragen der Agrikulturchemie. Zeitweise arbeitete er an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation München. Von 1882 bis 1908 war er Ordinarius für Chemie an der Universität Halle/Saale. Er schrieb eine monumentale Liebig-Biographie: „Justus von Liebig" (2 Bde. Leipzig 1909). Literatur: Professor Jakob Volhard t- In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 72,1910, S. 318-319. Volkart, Albert, * 22. April 1873 in Hombrechtikon (Schweiz), f 3. August 1951 in Zürich • Sohn eines Landwirts, nahm von 1889 bis 1891 an einem landwirtschaftlichen Lehrkurs teil und studierte dann an der Abteilung für Landwirtschaft der ETH Zürich. Nach der Diplomprüfung trat er in die von F. G. Stebler geleitete Schweizerische Samen-Kontrollstation ein. Hier beschäftigte er sich zunächst mit verschiedenen Aufgaben der Saatgutkontrolle. Seine Arbeit „Untersuchungen über den Parasitismus der Pedicularisarten", mit der er 1899 in Zürich zum Dr. phil. promoviert wurde, brachte ihn in engen Kontakt mit Fragen der Pflanzenphysiologie. Da in der von F. G. Stebler geleiteten Kontrollstation intensiv Probleme des alpinen Futterbaus bearbeitet wurden, widmete sich Volkart nach seiner Promotion überwiegend diesem Arbeitsgebiet. Er war Mitarbeiter imd Mitherausgeber der letzten Auflagen des Werkes von F. G. Stebler „Die besten Futterpflanzen" (Bern, 3. Aufl., Tl. 2, 1908 u. 4. Aufl., Tl. 1, 1913). Richtungweisend war seine Tätigkeit in landwirtschaftlichen Fachorganisationen, u. a. in der Pflanzenbau-Konmiission des Schweizerischen Landwirtschaftlichen Vereins, in der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus und in der Gesellschaft der Schweizerischen Landwirte. 1917 übernahm Volkart als Nachfolger von F. G. Stebler die Leitung der Schweizerischen Sa365
Volz men-Kontrollstation. 1920 wurde er Vorstand der durch die Vereinigung dieser Station mit der Schweizerischen Agrikulturchemischen Untersuchungsstation neugeschaffenen Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt. Fortan beschäftigte er sich auch mit Fragen der Pflanzenemährung sowie mit der Dünge- und Futtermittelkontrolle. Von 1925 bis 1943 war Volkart o. Professor für Pflanzenbau an der ETH Zürich. Die Leitung der Eidgenössischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt lag noch bis 1929 in seinen Händen. Als Hochschullehrer bearbeitete er viele aus der landwirtschaftlichen Praxis an ihn herangetragene Fragen, u. a. Probleme der Unkrautbekämpfimg, der Bodenbearbeitung und der Sortenwahl. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er überwiegend im „Schweizerischen Landwirtschaftlichen Jahrbuch" und in den „Schweizerischen Landwirtschaftlichen Monatsheften". Durch sein vorbildliches Wirken hat er den Pflanzenbau in der Schweiz nachhaltig gefördert. Literatur: KOBLET, R.: Biographische Notizen über A. Volkait. In: Festgabe zum siebzigsten Geburtstag von Prof Dr. A. Volkart = Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft Bd. 53 A, 1943, S. 9-19. (P. S. 2) - KOBLET, R.: Prof. Dr. Albert Volkart t- In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 2 9 , 1 9 5 1 , S. 254-258. - 75 Jahre Eid-
genössische Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Zürich Oeriikon. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 31,1953, S. 217-222 (P.)
- KOBLET, R.: Zur 25. Wiederkehr des Todestages von Professor Albert Volkart. In: Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 54, 1976, S. 2 7 7 - 2 8 0 . (R).
VoIz, Heinrich, * 8. August 1791 in Lauffen/ Neckar, t 12. Juni 1879 in Berg bei Stuttgart • Studierte an den Landwirtschaftlichen Lehrinstituten in Hohenheim und in Möglin, war seit 1821 Direktionsassistent in Hohenheim, übernahm 1829 die dortige Professur für Landwirtschaft und leitete von 1832 bis 1837 als Direktor das Hohenheimer Institut. Seine Lehr- und Forschungstätigkeit galt vor allem der Tierzucht. Aus gesundheitlichen Gründen ließ er sich bereits im Alter von 46 Jahren in den Ruhestand versetzen. 366
Literatur: Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Shittgart 1968, S. 48-49. (R).
Voß, John, * 3. Dezember 1903 in St. Petersburg, 113. Februar 1945 in Dresden • Studierte seit 1923 Landwirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte 1929 bei W. Seedorf mit der betriebswirtschaftlichen Dissertation „Zur Frage der Produktions- und Absatzverhältnisse für Kartoffeln in der Rheinprovinz" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 69,1929, S. 9531006). Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin-Dahlem. 1938 wurde ihm dort die Leitung der Dienststelle für Resistenzprüfung von Sorten übertragen. Seit 1937 hielt er auch Voriesungen über „Allgemeine Sortenkunde" an der Universität Beriin. Voß beschäftigte sich vor allem mit der Systematik der Weizensorten. Er ist Autor der Schriften „Morphologie und Gruppierung der deutschen Weizensorten. Beschreibende Sortenkunde von Triticum vulgare" (Berlin 1933 = Mitteilungen aus der Biologischen Reichsanstalt für Land- imd Forstwirtschaft H. 45) und „Die Unterscheidung der Weizensorten am Kom und im Laboratoriumsversuch" (Berlin 1935 = Mitteilungen der Biologischen Reichsanstah für Landimd Forstwirtschaft H. 51). Gemeinsam mit Wilhelm Breuninger verfaßte er den vorbildlichen Sorten-Ratgeber „Weizensorten. Ihre Erkennung und Bewertung" (Beriin 1942, 2. Aufl. 1944 = Sorten deutscher Kulturpflanzen). Mehrere Beiträge veröffentlichte Voß über die Prüfung der Schoßneigung von Rübensorten (u. a. in: Angewandte Botanik Bd. 18, 1936, S. 370407). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41, Sp. 1000-1001.
Voßler,Otto, • 9. Oktober 1831 in Tübingen, t 31. Mai 1906 in Stuttgart • Sohn eines Juristen, studierte in Tübingen und Hohenheim, war mehrere Jahre in der landwirtschaftlichen Praxis tätig und erhielt 1865 eine Professur für Landwirtschaft in Hohenheim. Sein Lehr- und Forschungsschwerpunkt lag zunächst auf dem Gebiet des Pflanzenbaus. Er beschäftigte sich u. a. mit dem Humushaushalt
Wacker der Ackerböden und mit Fragen der Stickstoffdüngung. Hervorzuheben ist seine zusammenfassende Darstellung „Die Fortschritte auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Pflanzenproduction seit den letzten zehn Jahren" (Berlin 1872). Erfahrungen und Vorschläge über die Gestaltung von Fruchtfolgen veröffentlichte er in der Schrift „Der landwirthschaftliche Pflanzenwechsel nach seinen physischen Grundlagen erörtert vom practisch-wissenschafUichen Standpunkte aus" (Stuttgart 1873). Von 1884 bis 1896 war Voßler Direktor der Hohenheimer Akademie, deren Ausbau zu einer modernen Lehranstalt er nachhaltig vorantrieb. Während dieser Zeit beschäftigte er sich überwiegend mit betriebswirtschaftlichen Fragen. Literatur: Nachruf. In: Illustrierte Landwirtschaftliche ZeiUing Jg. 26,1906,S. 440-441. (P.) - Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Stuttgart 1968, S. 84-90. (F.).
w Wacker, Friedrich, * 11. September 1901 in Leonberg (Württemberg), f 10. Februar 1979 in Rottweil (Baden-Württemberg) • Studierte Landwirtschaft zunächst in Hohenheim, dann in Halle/S. und promovierte dort 1928 mit der Arbeit „Der Einfluss der Azidität und des Sättigimgszustandes der Böden bei Phosphorsäureund Kaliaufhahme" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 67, 1928, S. 589-628). Bis 1934 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an landwirtschaftlichen Instituten in Gießen und Jena. In Jena fand er in Zusammenarbeit mit Emst Klapp sein ziücünftiges Forschungsgebiet: die Grünlandsoziologie und ihre Beziehungen zu den Bodeneigenschaften. Mehrere Jahre war er dann im Dienst der Bodenschätzung tätig. 1943 habilitierte er sich in Hohenheim mit der Arbeit „Vergleichende Prüfung von landwirtschaftlich brauchbaren Verfahren der Grünlandbestandesuntersuchung" (Pflanzenbau Jg. 19, 1943, S. 328-363). Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete Wacker zunächst als Sachbearbeiter für Bodenkunde am Geologischen Amt in Tübingen. Hier wie später
als Leiter der Abteilung Bodenkunde des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg in Freiburg/Breisgau oblag ihm die Herstellung von Bodenkarten. Auch in dieser Funktion beschäftigte er sich weiterhin mit Forschimgsarbeiten, die die enge Verbindung zwischen Pfianzensoziologie und Bodenkunde aufzeigen. Hervorzuheben ist sein Beitrag „Pflanzenbestand und Feuchteverhälmisse des Grünlandes. Zur Frage der Auswertung von Bestandsaufnahmen" (Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 137, 1973, S. 131-143). Von 1953 bis 1957 war Wacker Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen, von 1956 bis 1959 Dozent in Hohenheim und später Dozent an der Forstlichen Abteilung der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg/Breisgau. Literatur: Die akademischen Lehrer der Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule) 1818-1968. Bearbeitet von Emst Klein. Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B, Forschungen Bd. 4 5 . Smttgart 1968, S. 128. (W.) - B O E K E R , ? . : Zum Gedenken an Dozent Dr. habil. Friedrich Wacker. In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung Jg. 22,1981, S. 126.
Wacker, Günther, * 11. Januar 1929 in Woosmer bei Ludwigslust, f 25. März 1993 in Paulinenaue (West-Havelland) • Sohn eines Landwirts, studierte Landwirtschaft an der Universität Rostock und promovierte dort 1955 bei Asmus Petersen mit der Arbeit „Der mehijährige Kleegrasbau auf feinkömigen grundwassemahen Sandboden" (Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe Jg. 5, 1955/56, S. 6992). Anschließend arbeitete er als Oberassistent mit Lehrauftrag für das Fachgebiet Grünlandwirtschaft am Institut für Zootechnik in Güstrow. Von 1958 bis 1989 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Grünland- und Moorforschung (1972 umbenannt in Institut für Futterproduktion) in Paulinenaue, zunächst in der Abteilung Grünlandforschung, dann als Leiter der Abteilung Ertragsbiologie und seit 1968 als Leiter des Bereichs Züchmngsforschung. 1969 habilitierte er sich an der Universität Rostock mit der Arbeit „Die Etablierung leistungsfähigerer, Standort- und nutzungsgerechter 367
Wacker Grünlandpflanzenbestände". 1971 wurde er zum Professor ernannt. Wacker war der federführende Autor des von der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR herausgegebenen Buches „Industriemäßige Produktion von Futter" (Berlin 1977, 2. Aufl. 1982, 3. Aufl. 1989). Außerdem hat er mehrere Auflagen des Buches von Asmus Petersen „Die Gräser als Kulturpflanzen und Unkräuter aufwiese, Weide und Acker" (Berlin 1936) neubearbeitet und herausgegeben (5. Aufl. 1981 u. 6. Aufl. 1988 gemeinsam mit Waltraut Petersen; 7. Aufl. 1992). Literatur: Günther Wacker f. In: Neue Landwirtschaft (Berlin) Jg. 1993, H. 6, S. 83. (F.). Wacker, Johann, * 19. März 1868 in Groningen bei Crailsheim, t 28. September 1934 in Stuttgart • Sohn eines Landwirts und Brauereibesitzers, studierte von 1887 bis 1890 Landwirtschaft in Hohenheim und war anschließend als Landwirtschaftslehrer, Gutsverwalter und Saatzuchtinspektor tätig. 1895 setzte er sein Studium an der Universität Leipzig fort und promovierte mit der im Botanischen Institut bei Wilhehn Pfeffer angefertigten Dissertation „Die Beeinflussung des Wachsthums der Wurzeln durch das umgebende Medium" (Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik Bd. 32, 1898, S. 73-116). 1897 erhielt er den Auftrag zur Einrichtung einer landwirtschaftlichen Winterschule in Leonberg. Dieser Schule stand er bis 1907 vor. Gleichzeitig wirkte er als landwirtschaftlicher Sachverständiger. Als Nachfolger von Carl Fruwirth ging Wacker 1907 nach Hohenheim. Er übernahm die Professur für Pflanzenbaulehre und wurde gleichzeitig Leiter der Württembergischen Landessaatzuchtanstalt. Den Ausbau dieser Anstalt hat er nachhaltig gefordert. Vor allem verbesserte er die Durchführung und Auswertung der regionalen Sortenversuche und die Anbautechniken für Saatgut. Er war ein überwiegend praktisch orientierter Pflanzenbauwissenschaftler, dem die Landwirte ein hohes Maß an Vertrauen entgegenbrachten. 1933 wurde er emeritiert. Eine Vielzahl seiner Forschungsergebnisse hat Wacker im „Württembergischen Wochenblatt für Landwirtschaft" publiziert. Seine wichtigsten Buchveröffentlichungen sind „Die mecha368
nische Saatgutzubereitung bei Getreide und Hülsenfrüchten imd ihr Einfluß auf Menge und Güte der Emte" (Berlin 1913, 2. Aufl. 1925 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 21), „Die Ölfrachte. Anbau, Pflege und Verwertung" (Berlin 1917,3. Aufl. 1934 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 32/33) und „Der Handelsgewächsbau" (Friedrichswerth 1917 = Landwirtschaftliche Bücherei Bd. 14). Für das von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer herausgegebene „Handbuch der Landwirtschaft" schrieb er das Kapitel über Handelsgewächse (Bd. 3, Beriin 1930, S. 404434). Das Buch von Hans Lang „Theorie und Praxis der Pflanzenzüchtung. Ein Leitfaden für praktische Landwirte imd Studierende" (Stuttgart 1910) hat Wacker neubearbeitet und 1923 eine zweite Auflage herausgegeben. Literatur: Prof. Dr. Johann Wacker. In: Hohenheimer Nachrichten No. 28, 1933, S. 304-307. - Professor Dr. Wacker f- In: Württembergisches Wochenblatt für Landwirtschaft Jg. 101, 1934, S. 1207. (F.) - Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von GÜNTHER FRANZ. Stuttgart 1968, S. 94-95 u. a. (F.). Wagner, Paul, * 7. März 1843 in Liebenau bei Hannover, f 25. August 1930 in Darmstadt • Sohn eines Apothekers, studierte Chemie und Pharmazie in Eriangen imd war von 1867 bis 1872 am agrikulturchemischen Laboratorium der Universität Göttingen tätig. Hier beschäftigte er sich mit Fragen der Pflanzenemährung und betreute die chemischen Praktika der studierenden Landwirte. 1869 promovierte er in Göttingen mit der Dissertation „Vegetations-Versuche über die Stickstoff-Emährung der Pflanzen" und 1871 erhielt er mit der Habilitationsschrift „Das Verhalten der Phosphorsäure im Erdboden" die Venia legendi für Agrikulturchemie. Von 1872 bis 1923 leitete er als Direktor die Landwirtschaftliche Versuchsstation Darmstadt, die sich unter seiner Ägide zu einer weltbekannten Forschungsstätte entwickelte. In den ersten Jahren seiner Tätigkeit in Darmstadt beschäftigte sich Wagner vorwiegend mit analytischen Arbeiten. Er verbesserte chemische Untersuchungsmethoden und prüfte das Verhalten von Düngemitteln im Ackerboden. Einen vorläufigen Abschluß fanden diese Arbeiten mit dem Erscheinen des Buches „Lehrbuch der Düngerfabrikation und Anleitung zur chemischen
Wagner Untersuchung der Handelsdünger" (Braunschweig 1877 = Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirthschaftlichen Gewerbe Bd. 12). Seit 1877 widmete sich Wagner besonders den methodischen Fragen bei der Anlage von Düngungsversuchen. Er prüfte die Wirkung von Düngemitteln auf mit Zementwänden umrandeten Klein-Parzellen in vier- bis sechsfacher Wiederholung. Dadurch erhielt er - im Gegensatz zu den seinerzeit oft widersprüchlichen Ergebnissen aus großflächigen Feldversuchen - nicht nur relativ verläßliche Durchschnittswerte, sondern er konnte auch die Fehlergrenzen seiner Versuchsergebnisse ermitteln. In zwei grundlegenden Beiträgen (Journal für Landwirthschaft Bd. 28, 1880, S. 9-57 und Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 12,1883, S. 583-748) hat er diese von ihm entwickelte „Klein-Parzellen-Methode" ausfuhrlich beschrieben. Sie fand als eine wissenschaftlich fundierte Standardmethode alsbald allgemeine Anerkennung und wurde an vielen anderen Versuchsstationen angewendet. Etwa ab 1885 galt die von Wagner geleitete Versuchsstation Darmstadt, die durch den Bau neuer Laboratorien und Gewächshäuser sowie durch vergrößerte Versuchsflächen mustergültig ausgestattet war, als das Zentrum der Düngungsforschung in Deutschland. In den folgenden Jahrzehnten hat Wagner ungezählte Düngungsversuche durchgeführt und deren Ergebnisse in über 300 Beiträgen und etwa 40 Büchern bzw. Broschüren publiziert. Ein Arbeitsschwerpunkt waren Untersuchungen zur Phosphatdüngung. Wagner hatte frühzeitig den hohen Wert der feingemahlenen Thomasschlacke erkannt und Analysenmethoden zur handelsmäßigen Bewertung dieses Düngemittels entwickelt. Von den vielen Veröffentlichungen über diese Forschungsarbeiten ist besonders hervorzuheben das Buch „Der Düngewerth und die rationelle Verwendung der Thomasschlacke im Vergleich zum Superphosphat, Knochenmehl, rohen Peruguano und Coprolithenmehl" (Darmstadt 1888 = Forschungen auf dem Gebiete der Düngungslehre H. 1). Zu den herausragenden Publikationen Wagners gehört das unter Mitwirkung seines Assistenten R. Dorsch entstandene Werk „Forschungen auf dem Gebiete der Pflanzenemährung. I. Theil: Die StickstofFdüngung der landwirth-
schaftlichen Kulturpflanzen" (Berlin 1892. - Rezension von Georg Liebscher in: Journal für Landwirtschaft Bd. 40, 1892, S. 369-381). Beachtenswert ist auch Wagners Buch „Anwendung künstlicher Düngemittel" (Berlin 1900, 8. Aufl. 1926 = Thaer-Bibliothek Bd. 100). Die Ergebnisse zahlreicher Düngungsversuche sind als eigenständige Schriften in der Reihe „Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" erschienen (H. 80,1903; H. 96,1904; H. 124, 1907; H. 129, 1907; H. 138,1908; H. 162, 1909; H. 279, 1915; H. 308, 1921). Der Münchner Agrikulturchemiker Franz von Soxhlet hatte 1910 als Vorstandsmitglied des „Verbandes landwirtschaftlicher Versuchs-Stationen im Deutschen Reiche" gegen Wagner den Vorwurf erhoben, er habe in wissenschaftlichen Arbeiten über den Wert des Thomasphosphates Analysendaten gefälscht, um eine günstigere Wirkung dieses Düngers vorzutäuschen. Wagner trat daraufhin aus dem Verband aus und bezog gegen diese Anschuldigung öffentlich Stellung mit der umfangreichen Schrift „Der Fall Soxhlet. Eine Antwort" (Darmstadt 1911). Es kam auch zu einem gerichtlichen Verfahren (Einzelheiten bei A. Finck, 1989). Wagner ist für seine außerordentlichen Verdienste auf dem Gebiet der Pflanzenemährung und Düngerlehre vielfach geehrt und ausgezeichnet worden, u. a. 1907 mit der Goldenen Liebig-Medaille. 1910 verlieh ihm die Technische Hochschule Darmstadt und 1923 die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin die Ehrendoktorwürde. 1923 wurde eine „Paul-WagnerStiftung" errichtet. Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten stiftete 1950 den „Paul-Wagner-Preis", der an junge Wissenschaftler vergeben wird für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Pflanzenemährung und Düngerlehre. Literatur: Prof. Dr. Paul Wagner in Darmstadt. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 41, 1892, S. 675-677 (P. auf S. 655) - Paul Wagner Festnummer (mehrere Beiträge). In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 19, 1923, S. 41-48 u. 3 Beilagen (P u. W . ) -
ECKSTEIN, O . , NEUBAUER, O . , REMY, T H . U.
RÖSSLER,
H.: Paul Wagner j. In: Die Emährung der
Pflanze Jg. 26, 1930, S . 501-506. (P.) - JACOB, A . : Paul Wagner. Zur lOOj ährigen Wiederkehr seines Geburtstages am 7. März 1943. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 39, 1943, S. 13-14. (R) - SCHMITT,
369
Wahlen L.: Aus der Geschichte und Tätigkeit der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Darmstadt. In: Die Ernährung der Pflanze Jg. 39, 1943, S. 15-22. SCHMITT, L.: Die Verdienste Paul Wagners um die Phosphorsäure-Düngungsfrage. Eine Betrachtung zu seinem 100. Geburtstag. In: Die Phosphorsäure Bd. II, 1942/43, S. 186-204. (W.) - GERICKE, S.: Paul Wagners Lebenswerk - eine deutsche Aufgabe. In: Die Phosphorsäure Bd. 11,1942/43, S. 205-214. - SCHMITT, L.: Die Verdienste Paul Wagners um die Pflanzenemährungs- und Düngerlehre. Eine Erinnerung zu seinem 100. Geburtstage. In: Der Forschungsdienst Bd. 15, 1943, S. 138-151. SCHMITT, L. und WAGNER-ROEMMICH, K . : Paul Wagner als Forscher und Mensch. Herausgegeben von der Paul-Wagner-Stiftung. Darmstadt 1943. ScHMnr, L.: Paul Wagner zum Gedächtnis. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 70, 1955, S . 893-894. (P.) - SCHMITT, LUDWIG: Wenn die Ährenfelder rauschen. Paul Wagners Forscherleben für die Landwirtschaft. Frankfurt/Main 1957. (P. u. W.) - FINCK, A.: Paul Wagner (1843-1930). In: VDLUFA-Schriftenreihe Bd. 28/1, Kongressband Bonn 1988. Darmstadt 1989, S. 171-175.
Zu den wichtigsten Veröffentlichungen Wahlens über dieses „Anbauwerk" gehören: „Unser Boden heute und morgen. Etappen imd Ziele des schweizerischen Anbauwerkes" (Zürich 1943), „Wandlungen und Ziele des schweizerischen Pflanzenbaues" (Festgabe zum siebzigsten Geburtstag von Prof. Dr. A. Volkart = Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft Bd. 53 A, 1943, S. 21-43), „Das schweizerische Anbauwerk 1940-1945" (Zürich 1946 = Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 1946, 148 Stück) und „Gedanken und Überlegungen zum Abschluß des Anbauwerkes" (Schweizerische Landwirtschaftliche Monatshefte Jg. 24, 1946, S. 71-102). Von 1949 bis 1958 war Wahlen bei der FAO in Washington und in Rom tätig, zuletzt als stellvertretender Generaldirektor. Dann gehörte er bis 1965 dem Schweizerischen Bundesrat an. Für das Jahr 1961 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Er erhielt hohe Auszeichnungen, u. a. war er fünffacher Ehrendoktor. Literatur: WAHLEN, HERMANN: Wahlen. Bern 1975. (P. u. W).
Wahlen, Friedrich Traugott, • 10. April 1899 in Mirchel (Schweiz), f 7. November 1985 in Bern • Sohn eines Lehrers, studierte Landwirtschaft an der ETH Zürich und promovierte dort 1922 bei Hans Conrad Schellenberg mit der Dissertation „Untersuchungen über die Überwinterung mehljähriger Leguminosen". Anschließend ging er nach Kanada, wo er mehrere Jahre lang mit der Leitung aller landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten beauftragt war. Von 1929 bis 1943 leitete er als Direktor die Eidgenössische Landwirtschaftliche Versuchsanstalt ZürichOeriikon. Von 1943 bis 1949 war er Professor für Pflanzenbau an der ETH Zürich. Am 11. November 1944 hielt er seine vielbeachtete Antrittsvorlesung „Pflanze und Mensch. Gedanken zur sinnvollen Nutzung der Vegetationsdecke der Erde" (Zürich 1945 = Kultur- und Staatswissenschaftliche Schriften H. 45). Während des Zweiten Weltkrieges war Wahlen Beauftragter für das „Schweizerische Anbauwerk". Mit einem von ihm entworfenen und unter seiner Leitung durchgeführten Anbauplan („Plan Wahlen") konnte zwischen 1940 und 1945 die Selbstversorgung der Schweiz mit Gnmdnahrungsmitteln sichergestellt werden. 370
Bundesrat
F.
T.
Wallerius, Johan Gottschalk, * 11. Juli 1709 in Stora Mellösa, Grafschaft Nerke (Schweden), t 16. November 1785 in Uppsala • Seit 1750 Professor für Chemie an der Universität Uppsala, erkannte die Bedeutung der Chemie für die Landwirtschaft und benutzte in der Schrift „Agriculturae fundamenta chemica" (Uppsala 1761) erstmals den Begriff, Agrikulturchemie" im Sinne einer Chemie der Feldfrüchte und des Bodens. Diese Schrift wurde in viele Sprachen übersetzt. Die erste deutschsprachige Übersetzung von Johann Georg Krünitz erschien unter dem Titel „Chymische Grundsätze des Ackerbaues" (Berlin 1764), eine zweite deutschsprachige Buchausgabe unter dem Titel „Chymische Gnmdsäze des Feldbaues" wurde wenige Monate später verlegt (Bern 1765). Aus dieser zweiten Übersetzung geht hervor, daß dem Buch offensichtlich die Dissertation des Wallerius-Schülers Graf Gustaf Adolf Gillenborg zugrunde liegt. Die englischsprachigen Übersetzungen unter dem Titel „The Natural and Chemical Elements of Agriculture" (London 1770 u. andere Ausgaben) erschienen alle unter dem Namen G. A. Gyllenborg.
Walter Wallerius, oft als „Vater der Agrikulturchemie" bezeichnet, schied vorzeitig aus dem Universitätsdienst aus, kaufte sich dann einen landwirtschaftlichen Betrieb und führte dort agrikulturchemische Untersuchimgen durch. Über deren Ergebnisse liegen Veröffentlichungen in schwedischer Sprache vor. Literatur: BROWNE, CHARLES, A.: A Source Book of Agricultural Chemistry. Chronica Botanica Vol. 8, 1944, S. 126-134. - BOKLUND,UNO: Johan Gott-
schalk Wallerius. In: Dictionary of Scientific Biograp h y B d . 1 4 , 1 9 7 6 , S. 1 4 4 - 1 4 5 .
Walter, Heinrich, * 21. Oktober 1898 in Odessa, t 15. Oktober 1989 in Stuttgart • Sohn eines Arztes, studierte Botanik an der Universität Odessa und seit 1917 in Jena, wo er 1919 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1923 habilitierte er sich an der Universität Heidelberg für das Fachgebiet Botanik. Als Dozent in Heidelberg beschäftigte er sich in den folgenden Jahren mit dem Wasserhaushalt der Pflanzen und den Anpassungserscheinungen an den Wassermangel. Aus dieser ersten Schaffensperiode stammen neben zahlreichen Einzelarbeiten folgende Bücher: „Der Wasserhaushah der Pflanze in quantitativer Betrachnmg" (Freising 1925 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 6), „Die Anpassung der Pflanzen an Wassermangel. Das Xerophytenproblem in kausal-physiologischer Betrachtung" (Freising 1926 = Naturwissenschaft und Landwirtschaft H. 9) und „Die Hydratur der Pflanze und ihre physiologisch-ökologische Bedeutung" (Jena 1931). Mit dem von ihm geprägten Begriff der Hydratur schuf er einen Terminus, der international allgemeine Anerkennung fand. Seit 1932 war Walter a. o. Professor für Botanik und Direktor des Botanischen Instituts an der Technischen Hochschule Stuttgart. 1939 wurde er zum Ordinarius ernannt. 1941 folgte er einem Ruf an die Universität Posen. Dort ist er aber nicht tätig geworden, da er zum Wehrdienst eingezogen wurde. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges war er als Botaniker in osteuropäischen Ländern tätig. 1945 wurde er o. Professor für Botanik an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1966.
Walter hat auf zahlreichen Forschungsreisen, auf denen ihn meistens seine Frau begleitete, fast alle Vegetationszonen der Erde aus eigener Anschauung kennengelernt und sein umfangreiches Wissen in vielen Büchern zusammengefaßt. Die sehr umfangreichen Werke sind meistens in mehreren Auflagen erschienen, zum Teil in andere Sprachen übersetzt worden und gehören fast ausnahmslos zu den Standardwerken der Geobotanik und Ökologie (Übersicht in seinen Lebenserinnerungen). Aus der Sicht des Pflanzenbaus hervorzuheben ist die 480 Seiten umfassende Abhandlung „Die Farmwirtschaft in Deutsch-Südwestafrika. Ihre biologischen Grundlagen" (Beriin 1940 u. 1941 = Deutsche Forscherarbeit in Kolonie und Ausland H. 1-4) imd das gemeinsam mit Otto Heinrich Volk verfaßte Buch „Grundlagen der Weidewirtschaft in Südwestafiika" (Stuttgart 1954). Außerordentliche Verdienste erwarb sich Walter mit dem gemeinsam mit Helmut Lieth herausgegebenen „Klimadiagramm-Weltatlas" (3 Lieferungen, Jena 1960-1967). Hier wurde eine einfache und zugleich sehr anschauliche Form der Klimadarstellung gefunden, die weltweit großen Anklang fand. Seine Lebenserinnerungen veröffentlichte Walter unter dem Titel „Bekenntnisse eines Ökologen. Erlebtes in acht Jahrzehnten und auf Forschungsreisen in allen Erdteilen" (Stuttgart New York 1980,6. Aufl. 1989). Das Buch ist ein eindrucksvolles Zeitdokument imd zugleich ein bedeutendes Werk für die Wissenschaftsgeschichte. Im Schlußkapitel behandelt Walter aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen das Verhältnis von Naturwissenschaft und Kirnst. Auch zu Grundfragen wissenschaftlichen Arbeitens nimmt er Stellung. Seine wichtigste Erkenntnis: „Nicht die Ansammlung von vielen Einzeltatsachen, sondern ihre synthetische Zusammenfassung bringt die Wissenschaft einen Schritt vorwärts" (S. 327). Literatur:
RADEMACHER, BERNHARD: Professor Dr.
Heinrich Walter 65 Jahre. In: Beiträge zur Phytologie. Prof. Dr. Heinrich Walter zum 65. Geburtstag gewidmet. Herausgegeben von Karlheinz Kreeb. Stuttgart 1964 = Arbeiten der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim Bd. 30, S. 9-12. (P.) - Bibliographie der Wissenschaftler der Universität Stuttgart Bd. 2, Eberbach/Neckar 1976, S. 11111124. (W.). 371
Walz Walz, Gustav, » 30. Dezember 1804 in Stuttgart, t 30. Oktober 1876 in Stuttgart • Sohn eines Apothekers, studierte 1821 und 1822 Landwirtschaft in Hohenheim, praktizierte dann drei Jahre bei dem Gutsbesitzer Albrecht Block in Schierau (Schlesien), kehrte 1825 für ein halbes Jahr nach Hohenheim zurück und ging anschließend ein Jahr an die Universität Tübingen, um seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu vertiefen. 1828 erwarb er das 75 Hektar große Gut Schweizerhof bei Ellwangen, das er selbst bewirtschaftete. 1842 wurde ihm die Leitung der ersten in Württemberg gegründeten Ackerbauschule in Ellwangen übertragen. Gleichzeitig erhielt er den Titel Ökonomierat. Während seiner Ellwanger Zeit entstand die Schrift „Über die Waldstreu. Zur Beherzigung für Land- und Forstwirthe" (Stuttgart 1850, 2. Aufl. 1870). Von 1850 bis 1865 war Walz Direktor der Hohenheimer Akademie. Er hielt Vorlesungen über landwirtschaftliche Betriebslehre, landwirtschaftliche Baukunde und über Pflanzenbau. Als Fortsetzung der von Pabst herausgegebenen „Landwirthschaftlichen Erfahrungen von Hohenheim" (1849) gab Walz die „Mittheilungen aus Hohenheim" heraus. Von 1853 bis 1865 erschienen sechs Hefte, die mehrere Beiträge aus seiner Feder enthalten. Die zweite Hälfte der Direktoratszeit von Walz stand im Zeichen der Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern und Gegnern der agrikulturchemischen Lehren Justus von Liebigs. Nachdem der seit 1854 in Hohenheim lehrende Emil von WolfF in mehreren Beiträgen Liebigs Theorie von der Stickstoffemährung der Pflanzen kritisiert hatte, richtete Liebig seine Angriffe gegen die angebliche Rückständigkeit und Unwissenschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Akademien vor allem gegen Hohenheim. Walz hat sich in mehreren Beiträgen mit den Lehrsätzen Liebigs auseinandergesetzt. In seiner Schrift „Ueber die Ernährung der AgrikulturPflanzen. Eine Beleuchtung der funzig Thesen des Freiherm von Liebig von landwirthschaftlicher Seite" (Stuttgart 1857 = Mittheilungen aus Hohenheim H. 3) hebt er besonders hervor, daß bei der Anwendung naturwissenschaftlichen Erkenntnisse im Landbau auch die betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden müssen. Liebigs polemische Gegenschrif372
ten, vor allem seine heftige Kritik an der überwiegend auf Stallmistdüngung basierenden Wirtschaftsfiihrung des Hohenheimer Gutsbetriebes, waren jedoch eine tiefe persönliche Kränkung fiir Walz. Zwar hat er Liebigs Vorwürfe gegen die Hohenheimer Wirtschaftsweise vehement zurückgewiesen (Mittheilungen aus Hohenheim H. 6, 1865, S. 1-61 u. 119-129), doch dieser öffentlich ausgetragene Streit trug mit dazu bei, daß er 1865 den württembergischen König bat, ihn aus seinem Amt zu entlassen. Während seines Ruhestandes schrieb Walz ein umfangreiches Buch über „Landwirthschaftliche Betriebslehre" (Stuttgart 1867). Eine zweite, von seinem Schwiegersohn H. Weber bearbeitete Auflage dieses Werkes erschien 1878. Literatur: SCHOTT, THEODOR: Gustav Walz, bedeutender Lehrer der Landwirthschaft. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 41, 1896, S. 129-131. THOMAS, ULRICH: Gustav Walz. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 9, 1963, S. 277-301. (F. u. W.) - FRANZ, GÜNTHER: Liebig und Hohenheim. Stuttgart 1963 = Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim. Reden und Abhandlungen Nr. 15. Universität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Shittgart 1968, S. 61-69. u. a. (F.). Warburg, Otto, • 20. Juli 1859 in Hamburg, t 10. Januar 1938 in Berlin • Verwandter des Biochemikers Otto Heinrich Warburg (18831970), studierte seit 1879 Botanik an den Universitäten Bonn, Berlin und Straßburg, wurde 1883 promoviert und bereiste von 1885 bis 1889 Süd- und Ostasien. 1891 erhielt er an der Universität Berlin die Venia legendi für Botanik. Viele Jahre lang hielt er am Orientalischen Seminar in Berlin Vorlesungen über tropische Nutzpflanzen. 1897 gründete er mit Ferdinand Wohltmann die Zeitschrift „Der Tropenpflanzer", die er als Mitherausgeber imd Redakteur bis 1922 betreute. Seit 1900 beteiligte er sich an der Gründung jüdischer Siedlungen in Kleinasien. 1911 wurde er zum Präsidenten der Zionistischen Organisation gewähh. Seit 1922 lebte er überwiegend in Palästina. Er wirkte dort als Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem und leitete eine landwirtschaftliche Versuchsstation. Warburg hat eine Vielzahl von Beiträgen zur Agrikulturbotanik tropischer Nutzpflanzen ver-
Weber öffentlicht. Von seinen Büchern sind hervorzuheben „Die Muskatnuß, ihre Geschichte, Botanik, Kultur, Handel und Verwerthung sowie ihre Verfälschungen und Surrogate. Zugleich ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Banda-Inseln" (Leipzig 1897), „Die Kautschukpflanzen und ihre Kultur" (Berlin 1900) und das unter Mitwirkung „erster Fachleute" gemeinsam mit J. E. van Someren-Brand herausgegebene Werk „Kulturpflanzen der Weltwirtschaft" (Leipzig 1908).
werk, das Buch „Über die Vegetation und Entstehung des Hochmoors von Augstumal im Memeldelta mit vergleichenden Ausblicken auf andere Hochmoore der Erde. Eine formationsbiologisch-historische und geologische Studie" (Berlin 1902), wurde wegweisend für die weitere Moorforschung. Einen erheblichen Teil seiner Arbeit widmete er praktischen Fragen der Moorkultur. Als Botaniker konnte er vor allem bei der Anlage von Wiesen und Weiden auf Moorböden zuverlässige Ratschläge geben.
Literatur: Deutsches Kolonial-Lexikon. Herausgegeben von Heinrich Schnee. Leipzig 1920, Bd. 3, S. 675. - Grosse Jüdische National-Biographie. Herausgegeben von S. Wininger. Cemäufi 1932, Bd. 6, S.210.
Von Webers zahlreichen Publikationen auf dem Gebiet der Grünlandlandlehre sind hervorzuheben: „Beiträge zur Kenntnis der Dauerweiden in den Marschen Norddeutschlands": gemeinsam mit A. Emmerling (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 61, 1901), „Wiesen und Weiden in den Weichselmarschen" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 165,1909), „Die Anlage und Pflege der Dauerweiden" (Arbeiten der Landwirtschaftekammer für die Provinz Hannover H. 37, 1914), „Das Rohrglanzgras und die Rohrglanzgraswiesen nebst anderen Wiesenarten des nassen und zeitweilig überfluteten Bodens. Eine fonnationsbiologische Studie für die landwirtschaftliche und meliorationstechnische Praxis" (Beriin 1928) und „Sumpfwiesen und ihre zeitgemäße landwirtschaftliche Verbesserung nebst Ausblicken auf die nicht versumpfteii Wiesen und Weiden" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 380, 1931).
Weber, Carl Albert, * B . J a n u a r 1856 in Spandau, f 11. September 1931 in Bremen • Studierte Naturwissenschaften in Berlin und seit 1876 in Würzburg. Als Assistent von Julius Sachs arbeitete er über die Assimilation der Pflanzen und wurde 1879 mit der Dissertation „Ueber specifische Assimilationsenergie" an der Universität Würzburg zum Dr. phil. promoviert. Nach Ablegung der Staatsprüfung für das höhere Schulamt übernahm er 1884 eine Stelle als Lehrer für Naturwissenschaften an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Hohenwestedt in Holstein. Neben seiner Unterrichtstätigkeit schrieb er hochgeschätzte Lehrbücher. Sein erfolgreichstes Buch war ein „Leitfaden für den Unterricht in der landwirtschaftlichen Chemie an mittleren und niederen landwirtschaftlichen Lehranstalten" (Smttgart 1889, 20. Aufl. 1929). Den größten Teil seiner Freizeit in Hohenwestedt benutzte Weber für ausgedehnte Vegetationsstudien auf den Moorflächen SchleswigHolsteins. Durch zahlreiche Publikationen erwarb er sich in Fachkreisen hohes Ansehen. 1894 wurde er als Botaniker an die Preußische Moor-Versuchsstation in Bremen berufen. Hier wirkte er 30 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1924. Seit 1909 führte er den Titel Professor. Zu Webers Arbeitsschwerpunkten in Bremen gehörten Untersuchungen über die ursprüngliche Moorvegetation, über die botanische Zusammensetzung des Torfes und über die Entwicklungsgeschichte der Moore. Sein Haupt-
Webers bedeutendster Beitrag über die Unkräuter aufwiesen und Weiden ist die Monographie „Der Duwock (Equisetum palustre)" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 72, 1902, 2. Aufl. 1903). Beachtenswert für die Agrikulturbotanik ist sein „Schlüssel zum Bestimmen der landwirtschaftlich wichtigsten Gräser Deutschlands im blütenlosen Zustande" (Beriin 1924, 2. Aufl. 1925, 3. Aufl. 1928). Für seine Verdienste auf den Gebieten der landwirtschaftlichen Botanik, der Moorforschung und der Grünlandlehre wurde er 1910 von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft mit der Silbemen Max-Eyth-Denkmünze ausgezeichnet. Literatur: PAUL, H . : C . A. Weber. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Bd. 49, 1931, Generalversammlungs-Heft S. 174-179. (P.) 373
Weber H.: Professor Dr. C . A. Weber. Nachruf. In: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen, Sonderheft zum Bd. 28 (Festschrift zum 75. Geburtstag des Herrn Prof. Dr. C. A. Weber), 1931/32, S. I-XVIII. (P. u. W). PAUL,
Weber, Friedrich Benedecit, * 11. November 1774 in Leipzig, t 8. März 1848 in Breslau • Studierte von 1792 bis 1796 Rechts- und Kameralwissenschaften an der Universität Leipzig, ging dann für zwei Jahre in die landwirtschaftliche Praxis und habilitierte sich 1799 in Leipzig für Oekonomie und Kameralwissenschaften. 1802 folgte er einem Ruf als Professor für Kameralwissenschaften nach Frankflirt/Oder. Seit 1811 lehrte er als Professor für Oekonomie und Kameralwissenschaften an der Universität Breslau. Von 1812 bis 1847 war er gleichzeitig Sekretär der ökonomischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. Er unternahm zahlreiche landwirtschaftliche Studienreisen. Weber gehört zu den produktivsten Schriftstellern auf dem Gebiet der Kameralwissenschaften. Sein umfangreichstes Werk ist eine Bibliographie des landwirtschaftlichen Schriftums - das „Handbuch der oekonomischen Literatur, oder systematische Anleitung zur Kenntniß der deutschen oekonomischen Schriften, die sowohl die gesammte Land- imd Hauswirthschaft als die mit derselben verbundenen Hülfs- und Nebenwissenschaften angehen" (15 Bde. Breslau 1803-1842). Von seinen zahlreichen Büchern über Landwirtschaft sind aus der Sicht des Pflanzenbaus hervorzuheben: „Von den Wirthschaften der Bauern und über die neuere Cultur der Oeconomie; nebst einer Beantwortung der Frage: wie diese zur Verbesserung jener zu benutzen sei?" (Leipzig 1800), „Einleitung in die Lehre vom Pflanzenbau im Allgemeinen" (Züllichau 1804), „Theorethisch-praktisches Handbuch der Feldwirthschaft, mit besonderer Hinsicht auf die neuesten Vorschläge über die Anwendung der englischen Wirthschaftsarten auf die deutschen" (2 Bde. Frankfim/0. 1807), „Theoretisch-praktisches Handbuch des gesammten Futterbaues" (Leipzig 1815) und .Bemerkungen und Notizen über verschiedene Gegenstände der Landwirthschaft. Gesammelt auf ökonomischen Reisen in 374
einigen Gegenden Deutschlands in den Sommern 1811, 1812 und 1813." (Leipzig 1815). Außerdem war Weber Herausgeber bzw. Mitherausgeber mehrerer landwirtschaftlicher Zeitschriften und Schriftenreihen. Literatur: Friedrich Benedict Weber. In: Agronomische Zeitung Jg. 3, 1848, S. 442-443. - LÖBE: Friedrich Benedict Weber, Geh. Hofrath und Professor der Cameralwissenschaften. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 41,1896, S. 295-296. (W.) - ABEL, WILHELM: Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom fnihen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Stuttgart 1962, S. 263-266. Weckherlin, August von, * 8. März 1794 in Stuttgart, t 18. Dezember 1868 in Stuttgart • Sohn eines Realschulrektors, studierte 1815 und 1816 Landwirtschaft bei Fellenberg in Hofwyl (Schweiz) und wurde 1817 Hofkammerverwalter der königlichen Domänen in Schamhausen (Württemberg). 1837 verlieh ihm der w^ürttembergische König den Titel „Geheimer Hofdomänenrat" und ernannte ihn zum Direktor der Landund Forstwirtschaftlichen Lehranstalt in Hohenheim. Von 1845 bis 1866 war Weckheriin Chef der Hohenzollem-Sigmaringenschen Domänendirektion. Weckherlin hat sich auf den Gebieten der Tierzucht imd der Tierhaltung einen Namen gemacht. Sein bedeutendstes Werk ist das dreibändige Lehr- imd Handbuch „Die landwirthschaftliche Thierproduktion" (Stuttgart und Tübingen 1842, 4. Aufl. 1865). Für Weckheriin stand die Viehwirtschaft im Mittelpunkt der Landwirtschaft. Nach seinem Lehr- und Forschungskonzept habe sich der Pflanzenbau den Erfordernissen der Viehwirtschaft anzupassen und sollte der Pflege der Wiesen und dem Futterbau besondere Aufmerksamkeit widmen. Im Auftrag des württembergischen Königs unternahm Weckherlin 1837 eine dreimonatige landwirtschaftliche Studienreise nach England. An Ort und Stelle sollte er die damals weltweit als vorbildlich geltenden englischen Landbaumethoden kennenlernen und prüfen, inwieweit diese in der württembergischen Landwirtschaft angewendet werden können. Sein fundierter Abschlußbericht über diese Englandreise erschien als Monographie unter dem Titel „Ueber englische Landwirthschaft und deren Anwendimg auf andere landwirthschaftliche Verhältnisse insbe-
Wehsarg sondere Deutschlands" (Stuttgart und Tübingen 1842,2. Aufl. 1845,3. Aufl. 1852). Weckherlin beschreibt in diesem Buch sehr präzise die englische Landwirtschaft. Fragen der Düngung und die Anbaumethoden der Feldfitichte sowie Vergleiche zwischen englischen und deutschen Bewirtschaftungssystemen stehen dabei im Mittelpunkt. Die drei Auflagen des Buches haben die Einführung eines nach rationellen Grundsätzen betriebenen Landbaus in Mitteleuropa nachhaltig gefordert. Literatur: LöBE:AugustvonWeckherlin,Geh. Rath, hochverdienter Vorkämpfer um die Landwirthschafl. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 41, 1896, S. 373-375. - HERRMANN, KLAUS: August von Weckherlin. Hofkameralverwalter, Direktor in Hohenheim und Wirklicher Geheimer Rat in Hohenzollem-Sigmaringen. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 14,1980, S. 192-218. (R u. W).
Wehsarg, Otto, • 21. Juli 1865 in Hillesheim (Rheinhessen), f 7. August 1961 in Ortenbxu-g (Niederbayem) • Sohn eines Pfarrers, studierte von 1885 bis 1888 Naturwissenschaften an der Universität München und ging dann gegen den Willen der Eltern in die praktische Landwirtschaft. 1905, im Alter von 40 Jahren, begann er in Berlin Landwirtschaft zu studieren. Nach dem Diplomexamen arbeitete er als Assistent bei dem Botaniker Ludwig Wittmack an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Hier beschäftigte er sich zunächst mit dem Verhalten von Unkrautsamen in Ackerböden, später auch mit anderen Fragen auf dem Gebiet der Unkrautkunde. Die Erforschung der Unkräuter machte er zu seiner Lebensaufgabe. Seit 1920 lebte er als Privatgelehrter in Ortenburg. Er war eng mit dem Grünlandforscher Asmus Petersen befreundet. Wehsargs Untersuchungen zur Keimungsbiologie der Samenunkräuter zeigten, daß die Unkrautbekämpfung nicht vorrangig gegen die aufgelaufenen Unkrautpflanzen, sondern gegen die im Ackerboden ruhenden Unkrautsamen zu führen ist. Wehsarg entdeckte in der Bodengare „die große unkrautreinigende Kraft des Ackerbodens" und in der Herstellung dieser Gare sah er die wichtigste Bekämpfungsmaßnahme überhaupt. Auch seine Forschungsarbeiten über die Wachstums- und Vermehrungsverhältnisse der Wurzelunkräuter brachten neue Erkenntaisse für
Bekämpfimgsmaßnahmen und gaben vielfältige Anregungen für weitere Untersuchungen. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Unkrautforschung hat Wehsarg in vorbildlicher Weise in folgenden Schriften und Büchern zusammengefaßt: „Das Unkraut im Ackerboden. Ergebnisse der Untersuchung von Ackerböden aus verschiedenen Teilen Deutschlands auf Unkrautsamen" (Berlin 1912 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 226), „Die Verbreitung und Bekämpfung der Ackerunkräuter in Deutschland Bd. 1: Biologische Studien und allgemeine Bekämpfung" (Berlin 1918 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafls-Gesellschaft H. 294) u. ,3d. 2: Einzelunkräuter. Dir Vorkommen und ihre Bekämpfung" (4 Tie. Berlin 1927-1929 = Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 350, 359, 365 u. 371), „Ackerunkräuter" (Berlin 1931, Neuauflage 1954) und „Wiesenunkräuter" (Berlin 1935 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 1). Bis ins hohe Alter war Wehsarg als Unkrautforscher aktiv tätig und hat sein Wissen an die Landwirte weitergegeben, z. B. in dem Beitrag „Die Bekämpfung der Ackerdistel (Cirsium arvense)" (Landwirtschaftsblatt Weser-Ems Jg. 96, 1949, S. 239-241). Die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Rostock verlieh Wehsarg 1956 die Würde eines Ehrendoktors „auf Grund seiner bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiete der Biologie und der Bekämpfung der Acker- und Grünland-Unkräuter sowie seiner vielseitigen Anregimgen auf dem Gebiete des Acker- und Pflanzenbaues und auch auf Grund seiner Arbeiten auf dem Gebiete der Physiologie und der Organographie". Otto Wehsarg gehört zu den bedeutendsten Unkrautforschem in Deutschland. Literatur: PETERSEN, ASMUS: Dem Unkrautforscher Otto Wehsarg zum 85. Geburtstag. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft - Ausgabe Berlin Jg. 3, 1950, S. 244-246. - Pionier der Landwirtschaft 85 Jahre alt. In: Vilshofher Anzeiger v. 21. 7.1950. (R) - Otto Wehsarg 90 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschafl Jg. 70, 1955, S. 778. - Otto Wehsarg ein Neunziger. In: Vilshofiier Anzeiger v. 21. 7. 1955. (R) - Ehrung für Otto Wehsarg. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 8, 1956, S. 63. - PETERSEN, A.: Otto Wehsarg (18651961). In: Zeitschrift für Landeskultur Bd. 2, 1961,
375
Weidenhammer S. 2 0 1 - 2 0 3 . (P. v o r S. 2 0 1 u. W.) -
PETERSEN, W A I ,
TRAUT: Die biologische Grundlegung der Unkrautbekämpfung und die Begründung der Unkrautforschung durch Otto Wehsarg. In: Forschungen und F o r t s c h r i t t e J g . 4 0 , 1 9 6 6 , S. 2 9 2 - 2 9 6 .
Weidenhammer, Rudolph, • 1828 in Neisse (Schlesien), t 6. Juni 1888 in Breslau • Studierte an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau, arbeitete seit 1849 als Beamter in der landwirtschaftlichen Praxis und kaufte 1864 ein Gut, das er selbst bewirtschaftete. 1869 übernahm er als Direktor die Leitung der neugegründeten Landwirtschaftsschule Marienberg bei Helmstedt. Seit 1873 war er Generalsekretär der landwirtschaftlichen Vereine des Großherzogtums Hessen. Seit 1882 hielt er auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule Darmstadt über ,3ncyklopädie der Landwirthschaftslehre". Weidenhammer ist Autor mehrerer Bücher und Schriften. Die Forderung Justus von Liebigs, die akademische Ausbildung der Landwirte nicht an „isolierten" Akademien, sondern an den Universitäten durchzufiihren, unterstützte er mit den beiden beachtenswerten Publikationen „Zweck imd Organisation der landwirthschaftlichen Lehr-Anstalten und Vorschläge zu deren Reorganisation" (Düsseldorf 1863) und „Die landwirthschaftliche höhere Bildung und die zur Gewiimung derselben geeigneten Anstalten" (Leipzig 1864). Den von ihm bewirtschafteten landwirtschaftlichen Betrieb hat er ausftihrlich beschrieben in dem Buch „Eine moderne Wirthschaft. Landwirthschaftliche Skizze" (Glogau 1868). Von seinen weiteren Veröffentlichungen sind hervorzuheben ein „Abriß der Geschichte der Landwirthschaft. Für den Unterricht bearbeitet" (Helmstedt 1872, 2. Aufl. 1879) und die Jubiläumsschrift „Die Landwirthschaft im Großherzogthum Hessen. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen und deren Centraibehörde im Jahre 1882" (Darmstadt 1882). Literatur: THIEL'S Landwirthschaflliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 191. (P.) - Verzeichnis der Hochschullehrer der TH Darmstadt. Bearbeitet von Christa Wolf unter Mitwirkung von Marianne Viefhaus. Darmstädter Archivschriften Bd. 3, 1977, S. 225.
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Weinzierl, Theodor Ritter von,» 18. März 1854 in Bergstadtl (Böhmen), f 27. Juni 1917 in Wien • Sohn eines Domänen- imd Bergwerksdirektors, studierte Botanik an der Universität Wien, promovierte dort 1877 und war dann Assistent an der Lehrkanzel für Pflanzenbau der Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1882 habilitierte er sich an dieser Hochschule für das Fach Botanik mit besonderer Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Samenkunde. Von 1886 bis zu seinem Tode war er Direktor der Samenkontrollstation Wien, die sich unter seiner Leitung zu einer bedeutenden Untersuchungsstelle für landwirtschaftliches Saatgut entwickelte. Weinzierl förderte nachhaltig das pflanzenbauliche Versuchswesen in Österreich. Besonders seine Anbauversuche mit verschiedenen Klee- und Grassamenmischungen erbrachten wichtige Erkenntnisse für den Futterbau. Auf der Sandlingalpe bei Aussee richtete er einen alpinen Versuchsgarten zum Studium der Futter- und Weidepflanzen ein. 1909 wurde ihm die Leitung der auf seinen Antrag vom Wiener Ackerbauministerium eingerichteten Versuchswirtschaft auf dem Kraglgut bei Mittemdorf (Steirisches Salzkammergut) übertragen, wo er auch neue ertragreiche Futtergräser-Sorten züchtete. In der Schrift „Das k. k. Kraglgut. Eine Weideund Versuchswirtschaft in Österreich" (Haimover xmd Wien 1916) hat er über die Versuchstätigkeit der Jahre 1909 bis 1915 ausftihrlich berichtet. Die Publikationsliste von Weinzierl umfaßt über 400 Titel, vor allem Arbeiten über Futterbau, Weidewirtschaft und Samenkunde. Mehrere Beiträge veröffentlichte er in dem „Jahrbuch über Neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Weidewirtschaft und des Futterbaues", dessen erste drei Jahrgänge (1913, 1914 u. 1917) er gemeinsam mit Friedrich Falke herausgegeben hat. Weinzierl erhielt für seine bedeutenden Verdienste um die österreichische Landwirtschaft den Titel Hofrat. Er war Ritter des Franz JosefOrdens, Kommandeur des Preußischen Roten Adler-Ordens, Besitzer des päpstlichen Ehrenkreuzes und Inhaber zahlreicher anderer hoher Auszeichnimgen. Literatur: PAMMER: Theodor v. Weinzierl. In: Zeitschrift für das Landwirtschaftliche Versuchswesen in Österreich Jg. 20, 1917, S. 445-448. (P.) - K. k.
Wentz Hofrat Dr. Theodor Ritter von Weinzierl f. In: Jahrbuch über Neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Weidewirtschaft und des Futterbaues Jg. 3,1917, S. X. - Hofrat Dr. Theodor v. Weinzierl f. In: Wiener Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 67,1917, S. 398 u. 399. (P.). Weiske, Felix, • 27. Januar 1872 in Proskau, t 30. Oktober 1930 in Bonn • Studierte Naturwissenschaften in Breslau und Freiburg i. Br., wo er 1898 mit einer chemischen Arbeit den Doktorgrad erwarb. Seit 1913 war er als Assistent am Institut für Boden- und Pflanzenbaulehre an der Landwirtschaftlichen Akademie BonnPoppelsdorf tätig. Ab dem Wintersemester 1921/22 hielt er als Honorardozent Vorlesungen über „Boden- und Pflanzenbaulehre filr Geodäten". Von seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind besonders hervorzuheben die Ergebnisse seiner Untersuchimgen über den Einfluß der Bodenreaktion auf die Entwicklung der Wiesenpflanzen (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 68, 1929, S. 873-900 u. Bd. 70, 1929, S. 191-199). Literatur: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Verzeichnis der Professoren und Dozenten. Herausgegeben von Otto Wenig. Bonn 1968, S. 330. Weller, Konrad, • 25. September 1892 in Büchenbach bei Erlangen, f 22. August 1973 in Freising • Studierte Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München und war von 1921 bis 1950 Leiter der Abteilung Futterpflanzen bei der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt in Weihenstephan. 1926 promovierte er an der Technischen Hochschule München mit der Arbeit „Der Einfluß der Düngung auf den Ertrag, Güte und sonstige Werteigenschaften der Sommerweizenpflanze, dargestellt an sechs Sorten" (als Buch: Freising 1927). Weller erwarb sich Verdienste auf den Gebieten der Gräserzüchtung und der Grassamenerzeugung. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind hervorzuheben die Schriften „Futterbeschaffung im eigenen Betrieb. Kurze Anleitung für die praktische Landwirtschaft" (Stuttgart 1934), „Der Grassamenbau. Anleitung für die praktische Landwirtschaft" (Berlin 1936 = Arbeiten des Reichsnährstandes Bd. 7) und „Der Samenbau der Gräser. Anleitung für die prakti-
sche Landwirtschaft" (Hannover 1949 = Flugschriften der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Nr. 2). Von 1950 bis 1957 war Weller Direktor der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt in Weihenstephan. Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte ist die von ihm in Zusammenarbeit mit zahlreichen Mitarbeitern herausgegebene Festschrift „50 Jahre Bayerische Pflanzenzüchtung. Zum 50jährigen Jubiläum der Bayerischen Landessaatzuchtanstalt Weihenstephan 1902-1952" (Landwirtschaftliches Jahrbuch für Bayern Jg. 30,1953, Sonderheft). Literatur: Konrad Weller 65 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 72,1957, S. 1046. Wendelstadt, Eduard, * 11. Dezember 1815 in Hersfeld, f 7. Juni 1889 in Kassel • Studierte zunächst Rechtswissenschaften in Marburg, seit 1844 Landwirtschaft in Hohenheim imd war dann als Gutsverwalter und Domänenpächter tätig. 1851 übernahm er eine Professur für Landwirtschaft in Hohenheim. In seiner Schrift „Ueber Anstellung landwirthschaftlicher Versuche. Ein Programm, ausgegeben bei Gelegenheit der Jahresprüfung an der Königlich Württembergischen land- und forstwirthschaftlichen Akademie zu Hohenheim, am 27. August 1853" (Stuttgart 1853) gibt er beachtenswerte Ratschläge zur Methodik des Feldversuchswesens. Bereits 1854 verließ er Hohenheim und wurde Präsident des Landwirtschaftlichen Centraivereins für Kurhessen. Er war Herausgeber mehrerer landwirtschaftlicher Zeitungen. Literatur: Casseler Tageblatt und Anzeiger Jg. 36, No. 160 vom 14. Juni 1889, S. 2. - Die akademischen Lehrer der Universität Hohenheim (Landwirtschaftliche Hochschule) 1818-1968. Bearbeitet von Emst Klein. Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Reihe B, Forschungen Bd. 45. Stuttgart 1968, S. 133-134. Wentz, Karl Gustav, • 26. Februar 1819 in Köln, t 5. Januar 1879 in Etterzhausen bei Regensburg • Studierte Philosophie und Theologie in Berlin, Naturwissenschaften in Breslau und von 1849 bis 1851 Landwirtschaft an der Akademie in Proskau. Nach mehijähriger praktischer Tätigkeit auf Gutsbetrieben folgte er 377
Wentzel-Teutschenthal 1857 einem Ruf nach Bonn-Poppelsdorf als Landwirtschaftslehrer und Administrator der akademischen Gutswirtschaft. Von 1863 bis zu seinem Tode war er Direktor der Landwirtschaftlichen Centraischule in Weihenstephan. Unter seinem Direktorat wurde in Weihenstephan das Brauereistudium neu gestaltet, eine Prüfstation für landwirtschaftliche Geräte und Maschinen eingerichtet sowie der pflanzenbauliche Demonstrationsgarten erheblich erweitert. Wentz unterrichtete landwirtschaftliche Betriebslehre, Geräte- und Maschinenkunde sowie Landwirtschaftspraxis. Auf seine Initiative erschien 1869 ein „Weihenstephaner Jahrbuch" mit wissenschaftlichen Beiträgen der Weihenstephaner Dozenten. Die geplante Fortsetzung dieses Jahrbuches gelang allerdings nicht. In einer 1873 als Manuskript gedruckten Denkschrift „Zur Frage des höheren agricolen Unterrichtes in Bayern" forderte Wentz den Aufbau einer umfassenden agricolen Hochschule in Weihenstephan mit den Abteilungen Landwirtschaft, Gartenbau, landwirtschaftliche Technologie, Forstwirtschaft und Veterinärmedizin. Seine Vorschläge blieben jedoch sowohl bei den staatlichen Stellen als auch bei den Fachkollegen weitgehend unbeachtet. Literatur: RAUM, H.: Beiträge zur Geschichte von Weihenstephan H. 4. Weihenstephan 1957, S. 8-10. - RAUM, H.: Weihenstephan unter Helferich und Wentz. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 38, 1961, Sonderheft 4, H. 98-145. (F.) SOMMER, OTTO A . und SOMMER, ALFRED M.: Leben und Wirken von Dr. Karl Gustav Wentz. Direktor von Weihenstephan 1863-1879. Festgabe zum 175jährigen Jubiläum der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau der Technischen Universität München Freising-Weihenstephan. o. 0.1979. Die Schrift enthält einen Faksimiledruck der Denkschrift von Wentz „Zur Frage des höheren agricolen Unterrichtes in Bayem".
Wentzel-Teutschenthal, Carl, * 9. Dezember 1876 in Brachwitz/Saale, 120. Dezember 1944 in Berlin • Inhaber imd Leiter einer über 10.000 ha großen landwirtschaftlichen Besitzung bei Halle/S. (Teutschenthal-Salzmünde) mit eigenen Zuckerfabriken, Brauereien, Brennereien und Mühlen. In seiner 1921 gegründeten Saatzuchtanstalt wurden erfolgreiche Kreuzungsversuche mit Weizen und Roggen durchgeführt. 378
sowie große Mengen Zuckerrüben-, Getreideund Erbsensaatgut produziert. Wentzel war Vorsitzender zahlreicher landwirtschaftlicher und industrieller Unternehmen. Er vertrat Deutschland regelmäßig auf den internationalen Zuckerkonferenzen. In Verbindung mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 wurde er verhaftet imd hingerichtet. Literatur: OLBRICH, HUBERT; Carl Wentzel-Teutschenthal (1876-1944). Zum Schicksal eines großen Lebenswerkes im Wandel der spezifisch deutschen Geschichte. Berlin 1981 = Schriften aus dem Zucker-Museum H . 14. (R). - MÜLLER, H A N S HEINRICH: Carl-Emil Wentzel-Teutschenthal. Einige Aspekte seines landwirtschaftlichen Wirkens. In: Entwicklungstendenzen in der agrargeschichtlichen Lehre und Forschung. Ehrensymposium anläßlich der Verabschiedung von Prof Dr. habil. Volker Klemm in Beriin am 30. Juni 1995. Beriin 1995, S. 47-54.
Werner, Christian Friedrich, • 2. Februar 1757 in Hainichen bei Altenburg, f 26. Januar 1826 in Leipzig • Seit 1782 Inspektor auf verschiedenen Gütern, zeitweise Pächter eines Rittergutes und seit 1806 als Privatgelehrter in Leipzig tätig. Er veröffentlichte u. a. ,>Iaterialien zu einem mit der Natur übereinstimmenden System der Landwirthschaft" (2 Tie. Leipzig 1803 u. 1805) und eine „Beleuchtung der Mögliner Landwirthschaft des Herrn Staatsrath Thaer, von den Jahren 1807 bis 1815" (Leipzig 1816). Zu Wemers eigenständigen Publikationen gehört auch eine, Anweisung, mit größerem Nutzen als von Getreide, aus Kartoffeln, Runkelrüben, Mohrrüben und anderen Erdgewächsen, Branntwein zu brennen" (Leipzig 1808,2. Aufl. 1823). Seine pflanzenbaulich bedeutendste Schrift ist die .^Anweisung, bei schlechter Emtewitterung das Getreide gut zu halten und unverdorben in die Scheune zu bringen" (Leipzig 1816, 2. Aufl. 1823). Literatur: Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 4, 1826(1828), Tl. 2, S. 777-778.
Werner, Hugo, * 26. Juni 1839 in Beriin, f 17. Oktober 1912 in Berlin • Nach einer dreijährigen Lehrzeit auf der Domäne Bretwisch in Pommern studierte er seit 1859 Naturwissenschaften imd Nationalökonomie an der Universität Berlin und anschließend Landwirtschaft an der Akade-
Werth mie in Eldena. Nach dem Studium ging er als Wirtschaftsinspektor in die landwirtschaftliche Praxis zurück. 1866 habilitierte er sich in Eldena und übernahm die Verwaltung des zur Akademie gehörenden Versuchsfeldes. 1868 folgte er einem Ruf als Dozent für Landwirtschaft an die Akademie nach Proskau. Von 1871 bis 1889 war er als Professor für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf tätig. Dann ging er als Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an die Landwirtschaftliche Hochschule nach Berlin. 1895 wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Werner hat auf fast allen Gebieten der Landwirtschaftswissenschaften gearbeitet und zahlreiche hervorragende Fachbücher geschrieben. Während seiner Poppelsdorfer Zeit widmete er sich überwiegend dem Pflanzenbau. Neue Maßstäbe setzte er mit seinem „Handbuch des Futterbaues auf dem Ackerlande und der Fütterung der landwirthschaftlichen Nutzthiere" (Berlin 1875, 2. Aufl. 1889, 3. Aufl. 1907). In diesem Werk hat er alle wichtigen in Mitteleuropa angebauten Futterpflanzen ausfuhrlich beschrieben. Sein erfolgreichstes Buch war „Der Kartoffelbau nach seinem jetzigen rationellen Standpunkte" (Berlin 1876, 7. Aufl. 1917 = Thaer-Bibliothek Bd. 28). C. von Eckenbrecher hat von diesem Buch eine 8. Auflage (1919) und Kurt Opitz eine 9. und eine 10. Auflage (1930 u. 1949) herausgegeben. Zu den klassischen Werken des Pflanzenbaus gehört das von Werner gemeinsam mit Friedrich Kömicke bearbeitete „Handbuch des Getreidebaues" (2 Bde. Bonn 1885). Für den zweiten Band unter dem Titel „Die Sorten und der Anbau des Getreides" zeichnet Werner als Alleinautor. Seine beiden Bücher „Der rationelle Getreidebau" (Bonn 1885,2. Aufl. 1895) und „Der praktische Zuckerrübenbauer. Leitfaden zum rationellen Anbau der Zuckerrüben" (Boim 1888) waren vorbildliche Ratgeber für die Landwirte. In Berlin verlagerte sich der Schwerpunkt von Werners Lehr- und Forschungstätigkeit hin zur Betriebslehre und zur Tierzucht. Auch auf diesen Gebieten ist er mit beachtenswerten Publikationen hervorgetreten. Außerdem war er Herausgeber der 3. und 4. Auflage des von Guido Kraffl begründeten „Illustrierten Landwirtschafts-Lexikons" (Berlin 1900 u. 1910).
Literatur: Prof Dr. Hugo Werner, Berlin, zum 70. Geburtstage, 26. Juni 1909. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 36, 1909, S. 552-554. (F.) THIEL, H.: Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Werner f, geb. 26. Juni 1839, gest. 17. Oktober 1912. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 39,1912, S. 985. (P. auf S. 984). - Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 27, 1912, S. 587. Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 28,1913, vor S. 333. (R). Werth, Emil, • II. März 1869 in Münster (Westfalen), f 8. Juli 1958 in Münster (Westfalen) • Eriemte den Beruf des Apothekers, studierte von 1893 bis 1895 Pharmazie an der Universität Münster und ging 1896 als Verwalter der deutschen Apotheke nach Sansibar. In den folgenden Jahren bereiste er Ostafnka imd führte geologische, botanische, zoologische, ethnographische und kulturgeschichtliche Untersuchungen durch. 1899 weilte er für ein Semester an der Universität Berlin, dann an der Universität Bern, wo er 1901 mit der Dissertation „Die Vegetation der Insel Sansibar" zum Dr. phil. promoviert wurde. Von 1901 bis 1903 war er Teilnehmer der deutschen Südpolar-Expedition imd Leiter der Kerguelen-Station. Weitere Reisen führten ihn nach Australien und Indien, wo er sich überwiegend als Geograph betätigte. 1908 wurde Werth Mitarbeiter bei der Kaiserlichen Biologischen Anstah für Land- und Forstwirtschaft, der späteren Biologischen Reichsanstalt, in Berlin. Hier beschäftigte er sich zunächst mit der Biologie parasitärer Pilze, doch publizierte er weiterhin eine Vielzahl kulturgeographischer Arbeiten. Hervorzuheben ist sein von der Deutschen Kolonialgesellschaft preisgekröntes Werk, J)as deutsch-ostafnkanische Küstenland und die vorgelagerten Inseln" (2 Bde. Berlin 1915). I9I7 wurde ihm der Titel Professor verliehen. 1920 übernahm Werth die Leitung des Laboratoriums für Meteorologie imd Phänologie der Biologischen Reichsanstalt. 1921 begründete er den „Phänologischen Reichsdienst" mit über 1000 freiwilligen Beobachtern. Er publizierte grundlegende Arbeiten über den Einfluß der Witterung auf Wachstum und Entwicklung der Kulturpflanzen sowie über die Bedeutung der Phänologie für den Pflanzenschutz. Weite Beachtung fand seine Darstellung über die „Klima379
Weyhe und Vegetationsgliederang in Deutschland" (Berlin 1927 = Mitteilungen aus der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft H. 33). 1934 wurde Werth in den Ruhestand versetzt. Seine Schaffenskraft blieb ungebrochen. Fortan galt sein wissenschaftliches Interesse überwiegend der Geschichte des Landbaus, der Geschichte der Kulturpflanzen und der Geschichte der Haustiere. Von den zahlreichen Einzelarbeiten ist hervorzuheben der Beitrag ,,Zum Alter des Pflanzenbaues" (Angewandte Botanik Bd. 22, 1940, S. 281-300). Trotz schwerer Schicksalsschläge durch die Ereignisse des 2. Weltkrieges hat Werth auch im hohen Alter noch viele Aufsätze und mehrere Bücher veröffentlicht. Sein bedeutendstes Spätwerk ist das Buch „Grabstock, Hacke und Pflug. Versuch einer Entstehungsgeschichte des Landbaues" (Ludwigsburg 1954). Das Zusammenfassen von Forschungsergebnissen und Erkenntnissen aus vielen Disziplinen war für Werth das Leitmotiv für seine erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit. Beispielhaft hat er Interdisziplinarität vorgelebt und diese in über 500 Veröffentlichungen dokumentiert. Werth war Ehrenmitglied der „Vereinigung für Angewandte Botanik". 1954 wurde er mit dem Bimdesverdienstkreuz ausgezeichnet. Literatur: G. J.: Emil Werth 80 Jahre alt. Kurzer Lebenslauf nebst Bibliographie. Eilenburg 1949. (F. u. W.) - MORSTATT, HERMANN: Emil Werth zum 80. Geburtstage. In: Forschungen und Fortschritte Jg. 25, 1949, S. 189-190. - ERHARD, HUBERT: Professor Dr. Emil Werth's Verdienst um die Landwirtschaft. In: Chiemgau-Blätter Jg. 1949, Nr. 11, S. 4-5. (P.) - FINDELEISEN, HANS: Emil Werth 81 Jahre ah und „Begegnungen am Wege eines Naturforschers. Lebenserinnemngen von Emil Werth". In: Der Forschungsdienst, Augsburg, Folge 1,1950/54, S. 3-11. (P) - VOELKEL, H . : Professor Dr. Emil Werth 85 Jahre. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes Jg. 6, 1954, S. 47. (P.) - In memoriam Prof Dr. Emil Werth. In: Angewandte Botanik Bd. 32,1958, S. 205. Weyhe, Ferdinand, • 6. November 1795 in Magdeburg, 131. Oktober 1878 in Bonn • Studierte 1819 und 1820 Tierarzneikunde und Naturwissenschaften an der Universität Berlin und sammelte dann als Domänenpächter Erfahrun380
gen in der Landwirtschaft, die er durch ausgedehnte Studienreisen in ganz Europa vervollständigte. 1846 erhieh er den Titel Landesökonomierat. Von 1851 bis 1856 war er Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. Er hielt Vorlesimgen über Betriebslehre und über Ackerbau. Wissenschaftliche Publikationen von ihm sind nicht bekannt. Literatur: BRINKMANN, THEODOR: Die Landwirtschaftliche Betriebslehre in Bonn-Poppelsdorf In: 150 Jahre Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818-1968. Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Landwirtschaftswissenschaften. Bonn 1971, S. 21-32. Wicke, Wilhehn, • 13. Februar 1822 in Oldenburg, t 6. Juni 1871 in Göttingen • Studierte Chemie bei Friedrich Wöhler in Göttingen, promovierte 1851 imd habilitierte sich 1853 für das Fach Chemie. Seitdem lehrte er Agrikulturchemie an der Universität Göttingen bzw. an der 1857 gegründeten Landwirtschaftlichen Akademie Weende bei Göttingen. 1862 wurde er zum o. Professor ernannt. Er war gleichzeitig Leiter des agrikulturchemischen Universitätslaboratoriimis, dessen Einrichtung er im „Journal für Landwirthschaft" (Bd. 12, 1864, S. 314-320) beschrieben hat. Als Lehrbuchautor ist er mit einer „Anleitung zur chemischen Analyse nebst Beispielen. Für Anfänger und Geübtere" (Braunschweig 1857) hervorgetreten. Mehrere Beiträge über die Ergebnisse zahlreicher Analysen von Düngemitteln und Ackerböden veröffentlichte er im „Journal für Landwirthschaft". Literatur: MITHOFF, TH. und DRECHSLER, G.: Wilhelm Wicke, Dr. der Philosophie, ordentlicher Professor der Agricultur-Chemie an der Universität Göttingen. In: Journal für Landwirthschaft Jg. 19,1871, S. 436-451. (W). Wiegmann, Arend Friedrich, • 30. März 1770 in Hadersleben (Schleswig), 112. März 1853 in Braimschweig * Zunächst als Apotheker tätig, erbte 1796 die Hofapotheke in Braunschweig, widmete sich dann jedoch naturwissenschaftlichen Studien. Seit 1820 wirkte er als Privatdozent am Collegium Carolinum in Braunschweig. 1832 wurde er zum Professor ernannt. Auf mehreren Gebieten der Natur- und Landwirtschaftswissenschaften hat Wiegmann Hervorragendes geleistet. Einen festen Platz in der
Wießmann Geschichte der Phytomedizin erwarb er sich mit seinem Werk, JDie Krankheiten und krankhaften Mißbildungen der Gewächse, mit Angabe der Ursachen und der Heilung oder Verhütung derselben, so wie über einige den Gewächsen schädliche Thiere und deren Vertilgung. Ein Handbuch für Landwirthe, Gärtner, Gartenliebhaber imd Forstmänner" (Braunschweig 1839). Am bekanntesten in der Wissenschaftsgeschichte wurde sein Name im Zusammenhang mit der Lehre von der Mineralstoffemährung der Pflanzen. In Beantwortung einer im Jahre 1838 von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen gestellten Preisfrage konnte Wiegmann gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Ludwig Polstorff 1840 den experimentellen Nachweis erbringen, daß die Pflanzen die Mineralstoffe durch ihre Wurzeln aufiiehmen und nur dann normal heranwachsen, wenn eine Mindestmenge dieser Mineralstoffe im Boden vorhanden ist. Die vollständigen Ergebnisse ihrer Experimente und die genaue Beschreibung ihrer angewandten Methode veröffentlichten Wiegmann und Polstorff in der Schrift: „Ueber die anorganischen Bestandtheile der Pflanzen, oder Beantwortung der Frage: Sind die anorganischen Elemente, welche sich in der Asche der Pflanzen finden, so wesentliche Bestandtheile des vegetabilischen Organismus, dass dieser sie zu seiner völligen Ausbildung bedarf, und werden sie den Gewächsen von aussen dargeboten? Eine in Göttingen im Jahre 1842 gekrönte Preisschrift, nebst einem Anhange über die fragliche Assimilation des Humusextractes" (Braimschweig 1842). Literatur: POGGENDORFF, J. C.I Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften Bd. VII a. - Supplement, 1971, S. 771. SCHWARZ: Arend Joachim Friedrich Wiegmann. In: Deutsche Apotheker-Biographie. Herausgegeben von Wolfgang-Hagen Hein und Holm-Dietmar Schwarz, Bd. 2, Stuttgart 1978, S. 744-745 (Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie e. V, N. R Bd. 46). Wiegner, Georg, • 20. April 1883 in Leipzig, t 14. April 1936 in Zürich • Smdierte Naturwissenschaften, insbesondere Chemie an der Universität Leipzig, promovierte dort 1906 und arbeitete dann als wissenschaftlicher Assistent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Göttingen. Hier habilitierte er sich 1912 mit
einer Arbeit über die Kolloidchemie der Milch. Von 1913 bis zu seinem Tode wirkte er als o. Professor fiir Agrikulturchemie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Wiegner wandte die Erkenntnisse der Kolloidchemie auf den Boden an. Seine erste bodenkundliche Veröffentlichung „Zum Basenaustausch in der Ackererde" (Journal filr Landwirtschaft Jg. 60,1912, S. 111-150 u. 197-222) wurde richtungweisend für weitere Forschungen über die Bodenkolloide. In zahlreichen Untersuchungen konnte Wiegner nachweisen, daß nicht allein die chemische Zusammensetzung, sondern auch die Textur und die Feinstruktur der Bodenteilchen für die Reaktionseigenschaften eines Bodens verantwortlich sind. Von seinen Buchveröffentlichungen hervorzuheben ist die programmatische Schrift „Boden und Bodenbildung in kolloidchemischer Betrachtung" (Dresden 1918, 6. Aufl. 1931). Literatur: PALLMANN, H.: Georg Wiegner F. In: Kolloid-Zeitschrift Bd. 77, 1936, S. 1-11. (P.u.W.) SCHEFFER, F.: Georg Wiegner zum 70. Geburtstage. In: Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung, Bodenkunde Bd. 61 (106), 1953, vor S. 1. (P.).
Wießmann, Hans, • 26. Februar 1888 in Fürth, t 17. Dezember 1935 in Jena • Studierte Naturwissenschaften in München, promovierte 1911 in Erlangen und war anschließend drei Jahre lang als Assistent am Botanischen Institut der Universität Eriangen tätig. Von 1915 bis 1925 arbeitete er am Institut für Agrikulturchemie und Bakteriologie der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Während dieser Zeit entstanden eine Reihe wertvoller Arbeiten, u . a . über die chemische Konservienmg von Stallmist und Jauche sowie über den Einfluß des Lichtes auf Wachstum und Nährstoffaufhahme der Kulturpflanzen. Gemeinsam mit Otto Lemmermann veröffentlichte er in der „Zeitschrift für Pflanzenemährung, Düngung und Bodenkunde" mehrere Beiträge über die ertragsteigemde Wirkung der Kieselsäure bei unzureichender Phosphatdüngung. 1921 verlieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin die Venia legendi für das Fach Bodenkunde. 1925 ging Wießmann nach Rostock imd übernahm die Leitung der wissenschaftlichen Abteilung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation. 381
Wiida Gleichzeitig hielt er Vorlesungen über Bodenkunde und Pflanzenemährung an der dortigen Universität. 1926 wurde er zum a. o. Professor ernannt. Im gleichen Jahr erschien sein Buch „Agrikulturchemisches Praktikum. Quantitative Analyse. Zum Gebrauch für Studierende der Agrikulturchemie, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturwissenschaften" (Berlin 1926; 2. und 3. neubearbeitete Aufl. von Kurt Nehring 1951 und 1960). In Rostock entwickelte Wießmann eine Methode, die Nährstoffgehalte der Ackerböden mit Hilfe des Gefäßversuches treffsicherer zu bestimmen (Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 107,1928, S. 275298). Aus pflanzenbaulicher Sicht hervorzuheben sind auch seine experimentellen „Untersuchungen über das Wirkungsgesetz der Wachstumsfaktoren in seiner Anwendung auf den Stickstoff' (Pflanzenbau Jg. 5, 1928/29, S. 6170). 1930 wurde Wießmann zum Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation KasselHarleshausen ernannt. 1932 folgte er einem Ruf an die Universität Jena als Professor und Direktor des Instituts für Agrikulturchemie. Gleichzeitig übernahm er die Leitung der Thüringischen Landwirtschaftlichen Versuchsstation. Von 1934 bis 1935 war Wießmann Vorsitzender des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungsanstalten. Eine Chlorvergiftung, die er sich während einer Experimentalvorlesxmg zugezogen hatte, führte zu seinem fhihzeitigen Tode. Literatur: GIESECKE, F.: Der Vorsitzende des Verbandes deutscher Landw. Untersuchungsanstalten Hans Wießmann t- In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 125, 1936, S. 119-128. (P. u. W.) - GIESECKE, F.: Professor Dr. Hans Wießmann t- In: Das Superphosphat Jg. 12, 1936, S. 2526. ( F . ) - MEYER, KONRAD: Hans Wießmann t- In: Der Forschungsdienst Bd. 1,1936, S. 83-87. (R vor S. 83 u. W.) - KRISCHE, R : Professor Dr. Hans Wießmann f . In: Die Emährung der Pflanze Jg. 32, 1936, S. 97-98. (R).
WUda, Ferdinand Adolph, • 18. Februar 1812 in Hamburg, f September 1862 in Berlin • Sohn eines Lederhändlers, war sieben Jahre lang in der landwirtschaftlichen Praxis tätig, studierte dann in Kiel imd später in Berlin, wo er zum Dr. phil. promoviert wurde. Von 1840 bis 1845 wirk382
te er als Privatdozent für Kameralwissenschaften an der Universität Kiel. Während dieser Zeit hielt er Vorlesungen über „allgemeine und schleswig-holsteinische Landwirthschaft". In semer Abhandlung „Die Landwirthschaft als Wissenschaft und die Bildung des Landwirths. Ansichten und Wünsche zunächst mit Beziehung auf Schleswig-Holstein" (Kiel 1843) forderte er eine verstärkte naturwissenschaftlich orientierte Ausbildimg der Landwirte. 1847 zog Wilda nach Leipzig. Dort gründete er ein landwirtschaftliches Zentralblatt, das er bis zu seinem Tode herausgegeben hat (Landwirthschaftliches Centralblatt für Deutschland Jg. 1-10, 1853-1862). Seit 1860 lebte er in Berlin. Literatur: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart Bd. 8, Hamburg 1883, S. 39. VoLBEHR, FRIEDRICH und W E Y L , RICHARD: Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954.4. Aufl. Kiel 1956, S. 206.
WUfarth, Hermann, * 21. Mai 1853 in Hamburg, 127. November 1904 m Bemburg • Studierte Chemie in Zürich, Aachen, Leipzig und Wiesbaden und promovierte 1873 mit der Arbeit „Ueber Sulfobenzolamid" an der Universität Rostock. Anschließend war er als Industrie-Chemiker tätig, doch wechselte er alsbald zur Landwirtschaft über. Er absolvierte eine praktische Lehrzeit, studierte Landwirtschaft in Halle/S. bei Julius Kühn und wurde dessen Assistent. 1879 übernahm er die zweite Assistentenstelle an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Dahme (Niederlausitz). 1882 wurde Wilfarth erster Assistent an der von Hermann Helkiegel neuerrichteten Anhaltischen Versuchsstation Bemburg. Er war an allen Versuchen Hellriegels beteiligt, die 1886 zu der epochemachenden Entdeckung führten, daß die Leguminosen mit Hilfe ihrer Knöllchenbakterien den atmosphärischen Stickstoff für ihr Wachstum nutzen können. Die Versuche, die zu dieser Entdeckung führten, haben Hellriegel und Wilfarth gemeinsam in der Schrift veröffentlicht: „Untersuchimgen über die Stickstoföiahrung der Gramineen und Legimiinosen" (Beilageheft zu der Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie des Deutschen Reichs, Berlin 1888).
Wimmer Nach dem Tode Hellriegels im Jahre 1895 wurde Wilfarth zu dessen Nachfolger ernannt. Unter Wilfarths Leitung standen an der Bemburger Station weiterhin Forschungen über die Zuckerrübe im Mittelpunkt. Besonders intensiv wurde über das Problem der Herz- und Trockenfäule bei Rüben gearbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt waren Untersuchungen zum Kaliumbedarf verschiedener Kulturpflanzen (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 34, 1898 u. H. 143, 1908). Wilfarth hat Hermann Helkiegels wissenschaftliches Lebenswerk in mehreren Beiträgen gewürdigt, u. a. in der Zeitschrift „Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen" (Bd. 46,1896, S. 441-450). Literatur: ROEMER, H.: Hermann Wilfarth f. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 61, 1905, S. 482-484. - W I M M E R , G . U. a.: Denkschrift zur Erinnerung an das 50jährigen Bestehen der Anhaltischen Versuchsstation in Bemburg 1882-1932. In: Zeitschrift des Vereins der Deutschen Zucker-Industrie Bd. 82, 1932, Techn. Tl., S. 277-315. (W).
Wilmanns, Wolfgang, • 27. September 1893 in Bonn, 1 2 2 . April 1968 in München • Sohn eines Germanistik-Professors, studierte seit 1921 Landwirtschaft in Bonn-Poppelsdorf und promovierte dort 1924 mit der Dissertation „Der Gemüseabsatz in Deutschland". Bis 1925 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent bei Theodor Brinkmann am Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre in Bonn. Von 1927 bis 1934 war Wilmanns Inhaber des Lehrstuhls für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Jena. Während dieser Zeit beschäftigte er sich u. a. mit Fragen der Agrarstatistik und Agrargeographie. Seine bedeutendste Veröffentlichimg aus dieser Zeit ist das von ihm unter Mitwirkung von R. Gärtner und E. Klapp herausgegebene Buch „Die Thüringische Landwirtschaft. Erzeugungsgrundlagen, Ackerbau- und Viehwirtschaft in Bild, Wort und Zahl" (Jena 1933). 1934 übemahm Wilmanns als Nachfolger von Friedrich Falke den Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Leipzig. Von hier aus unternahm er ausgedehnte Studienreisen, u. a. nach China und Japan. Beachtenswert ist seine Schrift „Die Landwirtschaft Chinas" (Beriin 1938 = Berichte über Landwirtschaft N. F., Sonderheft 133).
Von 1949 bis 1958 leitete Wilmanns die Hessische Lehr- und Versuchsanstalt für Grünlandwirtschaft und Futterbau. Diese Institution befand sich zunächst in Wehrda (Kr. Hünfeld). Von 1952 bis 1954 erfolgte die Übersiedlung auf die Domäne Eichhof (Bad Hersfeld). Ihr Ausbau zu einem modernen Forschungsinstitut gehört zu Wilmanns bedeutendsten organisatorischen Leistungen. Von seinen wissenschaftlichen Publikationen aus dieser Zeit sind hervorzuheben das kartographische Werk „Hessischer Futterflächenarias" (Wehrda 1952) und der Beitrag „Die Futterflächen in hessischen Betrieben" (Zeitschrift für Acker-und Pflanzenbau Bd. 94,1952, S. 146-165). Wilmanns lehrte seit 1951 als Honorarprofessor an der Universität Gießen. Literatur: Professor Dr. Wilmanns 65 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 73, 1958, S. 1050. (F.) - K L A P P , E . : Prof. Dr. W. Wilmanns zum 65. Geburtstage. In: Das Grünland Jg. 7, 1958, S. 57-58. (F.) - W E L L M A N N : Wolfgang Wilmanns gestorben. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 83, 1968, S.915. Wimmer, Georg, * 2. Juni 1865 in Oschersleben, t 17. Mai 1945 in Bemburg • Studierte Mathematik und Chemie an der Technischen Hochschule Hannover und trat 1887 als Assistent in die Anhaltische Versuchsstation Bemburg ein. An den bahnbrechenden Arbeiten Hermann Hellriegels über die Stickstoffemährung der Leguminosen war er mitbeteiligt. Nach Hellriegels Tod 1895 beschäftigte er sich vor allem mit der Feststellung und Beschreibung der Nährstoffinangelerscheinimgen bei Zuckerrüben und bei anderen Kulturpflanzen. 1904 promovierte er bei Julius Kühn an der Universität Halle/S. mit der Dissertation „Beitrag zur Kenntnis der Nitrificationsbakterien". 1913 wurde er zum Professor ernannt. Seit 1923 war Wimmer stellvertretender Direktor der Anhaltischen Versuchsstation Bemburg, von 1930 bis 1938 Direktor dieser Station. Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist seine gemeinsam mit anderen Mitarbeitern erstellte „Denkschrift zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen der Anhaltischen Versuchsstation in Bemburg 1882-1932" (Zeitschrift des Vereins der Deutschen Zucker-Industrie Bd. 82, 1932, Techn. Tl., S. 277-315). Die dort publizierte Bi383
Wistinghausen bliographie vermittelt einen umfassenden Überblick über Wimmers jahrzehntelange Forschungstätigkeit in Bemburg. Das Lebenswerk Hermann Hellriegels würdigte Wimmer in dem Beitrag „Hellriegel, sein Leben und sein Werk" (Der Forschungsdienst, Sonderheft 6, 1937, S. 26-30). Literatur: KRISCHE, PAUL: Prof. Dr. Wimmer 70 Jahre alt. In: Die Emähmng der Pflanze Jg. 31,1935, S. 357-358. (P.) - SOjähriges Dienstjubiläum von Professor Dr. Wimmer, Bemburg. In: Das SuperphosphatJg. 13,1937, S. 97-98. (P).
Wistinghausen, Almar von, • 22. März 1904 in Reval (Estland), t 17. April 1989 in Bad Liebenzell bei Pforzheim • Sohn eines Arztes, studierte von 1923 bis 1926 Landwirtschaft in Berlin imd Breslau und arbeitete nach dem Examen zum Diplomlandwirt ein Jahr lang als Assistent bei Friedrich Berkner am Institut filr Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Breslau. Als Student im dritten Semester hatte er 1924 in Koberwitz bei Breslau am landwirtschaftlichen Kurs Rudolf Steiners teilgenommen. Dessen anthroposophische Gedanken einer ganzheitlichen Methode zur Gesundung der Landwirtschaft wurden wegweisend für sein Leben. Gemeinsam mit anderen Schülern Steiners, die im „Versuchsring Anthroposophischer Landwirte" zusammengeschlossen waren, entwikkelte er die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise. 1928 übernahm er eine von diesem Versuchsring eingerichtete „Auskunftsstelle" in der Mark Brandenburg. Von 1931 bis 1945 bewirtschaftete er verschiedene Güter in der Mark Brandenburg und in der Oberlausitz. Von 1951 bis 1963 war Wistinghausen Pächter des Hofgutes Ehrenberg in Heinsheim/Neckar. Von hier aus hat er die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise in Deutschland nachhaltig gefördert, vor allem durch persönliche Beratung von Landwirten imd den Auftjau einer Beratungsorganisation, sowie durch Vorträge, Aufsätze, Schriften und Bücher. Er war geschäftsführender Vorstand im „Forschungsring fiir Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise" und Vorstandsvorsitzender im „Demeter-Bund". Wistinghausens bedeutendste Veröffentlichung ist das Buch „Leguminosen. Eine Pflanzenfamilie hilft der biologisch-dynamischen 384
Landwirtschaft" (Dannstadt 1983). Standardwerke zur Geschichte des biologisch-dynamischen Landbaus sind seine beiden reich bebilderten Bücher „Erinnerungen an den Anfang der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise. Vom landwirtschaftlichen Auftrag Rudolf Steiners und von seinen Schülern" (Darmstadt 1982) und „Wir haben es gewagt. Lebensbericht eines Pioniers der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise" (Herausgegeben von Eckard von Wistinghausen imd Christian von Wistinghausen. Frankfurt/M. 1993). Für seine Verdienste um die Landwirtschaft wurde Wistinghausen 1988 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Literatur: HEYNITZ, KRAFFT V.: Almar von Wistinghausen. In: Mitteilungen aus der Anthroposophischen Arbeit in Deutschland Jg. 43,1989,Nr. 168,8. 222-224. (R) - SCHAUMANN, WOLFGANG: Almar Christian von Wistinghausen. In: Lebendige Erde Jg. 1989, H. 3, S. 206-207.
Witte, Kari, * 17. Juli 1900 in Köln, 121. Januar 1977 in Much-Sommershausen (Siegkreis) • Studierte seit 1922 Landwirtschaft in Bonn-Poppelsdorf imd promovierte dort 1929 mit der Dissertation „Beitrag zu den Grundlagen des Grasbaus" (Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 69, 1929, S. 253-310). Von 1930 bis 1963 war er Leiter der Versuchswirtschaft Marhof für Obstund Gemüsebau der Universität Bonn. 1951 habilitierte er sich in Bonn mit der Arbeit „Untersuchungen über den Einfluss erhöhter Luft- und Bodenfeuchte auf den Pflanzenertrag. Die Bedeutung verschiedener Beregnungsverfahren für den Beregnungserfolg" (Hamburg 1952 = Schriftenreihe des Ausschusses fiir Kulturbauwesen in Westdeutschland H. 1). Witte beschäftigte sich vor allem mit den Wechselwirkungen von Beregnung und Düngung. Hervorzuheben von seinen weiteren Veröffentlichungen ist die Schrift „Beregnung und Humusdüngung im Gemüsebau. Grundsätzliche Betrachtungen, allgemeine Voraussetzungen, eigene Erfahrungen und Ergebnisse" (Ludwigsburg 1948). An der Universität Bonn hielt er Vorlesungen über Beregnungskunde und über Gemüsebau. Literatur: Kürschners Deutscher Gclehrten-Kalenderl954,Sp. 2617-2618. (W.) - ANGERER, H . : Karl
Wölbung Witte 70 Jahre alt. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Jg. 85,1970, S. 1013. (P.)
Wittmack, Ludwig, * 26. September 1839 in Hamburg, f 2. Februar 1929 in Berlin • Sohn eines Kaufmanns, studierte Naturwissenschaften in Jena und Berlin und promovierte in Göttingen mit der Dissertation „Musa Ensete. Ein Beitrag zur Kenntnis der Bananen" (Diss. phil. Göttingen 1867). Im Auftrag des Preußischen Landwirtschaftsministeriums erwarb er 1867 auf der Pariser Weltausstellung Gegenstände für ein in Berlin geplantes Landwirtschaftsmuseum. Er richtete das Museum ein und wurde 1871 dessen erster Kustos. Sein „Allgemeiner Katalog des königlichen landwirthschaftlichen Museums zu Berlin" (Beriin 1869, 2. Aufl. 1873) dokumentiert die Erstausstattung dieses Museums. 1874 habilitierte sich Wittmack an der Universität Berlin. In den folgenden Jahren unternahm er zahlreiche Studienreisen und besuchte Ausstellungen im In- und Ausland. Über die Ergebnisse dieser Reisetätigkeit hat er ausführliche Berichte veröffentlicht. Hervorzuheben sind seine landwirtschaftlich-botanischen Studien in Paris im Jahre 1878, die er in dem Buch zusammenfaßte „Die Nutzpflanzen aller Zonen auf der Pariser Weltausstellung 1878" (Berlin 1879). Seit 1880 wirkte Wittmack als a. o. Professor an der Berliner Universität. 1881 wurde er zum 0. Professor für Botanik an der neugegründeten „Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin" ernannt. Diese Hochschule war aus der Vereinigung des Landwirtschaftlichen Instituts mit dem Landwirtschaftlichen Museum entstanden. Im gleichen Jahre wurde Wittmack Vorsteher der „Vegetabilischen Abteilung des Museiuns" dieser Hochschule. Wittmacks Lehr- und Forschimgsgebiet war die landwirtschaftliche Botanik. Aber auch aktuelle Fragen aus dem Gebiet des Gartenbaus behandelte er in seinen zahlreichen Veröffentlichungen. Wittmack war langjähriger Sekretär der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft imd redigierte von 1887 bis 1905 die Zeitschrift „Gartenflora", die unter seiner Ägide hohes intemationales Ansehen erlangte.
Viele Bücher Wittmacks entstanden im Zusammenhang mit seiner Lehrtätigkeit. Sein bedeutendstes Werk ist ein Handbuch der Samenkunde. Bereits als Kustos des Landwirtschaftlichen Museums hatte er ein kleines Saatgut-Bestimmungsbuch veröffentlicht unter dem Titel „Gras- imd Kleesamen. Kurze Anleitung zu ihrer Erkennung und Prüfung nebst Angabe der Verwechselungen und Verunreinigungen" (Berlin 1873). 49 Jahre später erschien die zweite Auflage als „Landwirtschaftliche Samenkunde. Handbuch für Landwirte, landwirtschaftliche Versuchsstationen, Samenzüchter, Samenhändler, Botaniker, Müller und Gärtner" (Beriin 1922). Dieses fast 600 Seiten umfassende Buch war jahrzehntelang das wichtigste Standardwerk über das landwirtschaftliche Saatgut. Aus pflanzenbaulicher Sicht sind noch folgende Buchveröffentlichungen von ihm hervorzuheben: ,3otanik der kulturtechnisch und landwirtschaftlich wichtigen Pflanzen" (Beriin 1884, 5. Aufl. 1924), „Gemüsesamenbau" (Beriin 1919 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 41/43), und „Botanik und Kultur der Baumwolle" (Beriin 1928). Wittmack war verantwortlicher Herausgeber des Buches „Die Königliche Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin. Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens" (Beriin 1906). Mehrere Jahre war er Rektor dieser Hochschule. In einer seiner veröffentlichten Rektoratsreden beschäftigte er sich mit „Landwirtschaft und Botanik im Zeitalter Friedrichs des Großen" (Berlin 1912). 1919 veriieh ihm die Landwirtschaftliche Hochschule imd 1921 die Tierärztliche Hochschule in Berlin die Würde eines Ehrendoktors. Literatur: ROMKER, K U R T VON: Ludwig Wittmack. In: Der Züchter Jg. 1, 1929, S. 22-24. (P.) - ULBRICH, E.: M. C. L. Wittmack. In: Verhandlungendes Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg Jg. 72, 1930, S . 157-161. - H A R M S , H.: Ludwig Wittmack. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft Jg. 49,1931, Generalversammlungs-Heft, S. 200-219. (F. u. W.). Wölbling, Berthold, * 3. Dezember 1840 in Weißenfels, f 9. Mai 1908 in Beriin • Sohn eines Pastors, studierte Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und pachtete 1870 das Rittergut Kreuzkrug in der Uckermark. Von 1887 bis zu seinem Tode war er Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. In sei385
Wölfer nem Bericht „Der erste Rundgang der landwirtschaftlichen Wanderausstellungen in Deutschland 1887-1898" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H.42, 1899) beschreibt er die Vorgeschichte dieser Wanderausstellungen und gibt einen Überblick über die auf diesen Ausstellungen gezeigten Tiere und pflanzlichen Erzeugnisse. Literatur: THIEL, H U G O : (Gedenkrede). In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 23, 1908, S. 221-227. (R). Wölfer, Theodor, * 17. September 1872 in Metz, t 20. Mai 1945 in Hamburg • Studierte seit 1893 Landwirtschaft an der Universität Halle/S. und seit 1896 Naturwissenschaften an der Universität Rostock. Dort wurde er 1897 mit der Arbeit „Beiträge zur Kenntnis der Aufnahme, Verbreitung und Assimilation der Nitrate in landwirtschaftlichen Kulturpflanzen" zum Dr. phil. promoviert. Von 1898 bis 1921 war er Lehrer bzw. Direktor der Landwirtschaftsschule inDargun (Mecklenburg) und von 1922 bis 1935 Direktor der Höheren Lehranstalt ftir praktische Landwirte in Schleswig. Wölfer hat sich mit zahlreichen, wiederhoh aufgelegten Büchern in Fachkreisen einen Namen gemacht. Sein erfolgreichstes Buch ist das ftir Landwirte konzipierte Werk „Grundsätze und Ziele neuzeitlicher Landwirtschaft" (Berlin 1903, 8. Aufl. 1921, 9. Aufl. 3 Bde. 1925, 10. Aufl. 7 Bde. 1932 u. 1933). Wölferbehandelt in dem Werk alle Bereiche der praktischen Landwirtschaft. Von seinen anderen Büchern sind hervorzuheben: „Landwirtschaftliches ABC. Hundert Grundsätze ftir angehende Landwirte und Siedler" (Berlin 1907, 5. Aufl. 1925) und „Landwirtschaftliche Geometrie, Feldmessen und Nivellieren in Fragen und Antworten" (Bautzen 1907, 3. Aufl. Hannover 1926). Wölfer ist auch Autor mehrerer betriebswirtschaftlicher Schriften. Außerdem hat er für Unterrichtszwecke viele „Wandtafeln für die Landwirtschaft" (Verlag M. & H. Schaper Hannover) erstellt. Literatur: Unsere Zeitgenossen. Wer ist's? Herausgegeben von Heirmann A. L. Degener. 9. Ausgabe. Berlin 1928, S. 1715. Wohltmann, Ferdinand, » 20. Oktober 1857 in Hitzacker/Elbe, f 10. April 1919 in Halle/Saale 386
• Sohn eines Landwirts, absolvierte eine sechsjährige landwirtschaftliche Praxis als Lehrling und Gutsverwalter und studierte seit 1881 Naturwissenschaften und Landwirtschaft in Halle/S., Heidelberg, Berlin und ab 1884 wieder in Halle. 1886 promovierte er dort bei Julius Kühn mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Prüfung imd Vervollkommnung der exacten Versuchsmethode zur Lösung schwebender Pflanzen- und Bodenkulturfragen" (Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Halle Bd. 2, H. 7, 1887, S. 1-91; ergänzende Untersuchungen ebd.: Bd. 2, H. 8, 1891, S. 2147). Nach der Promotion erhielt Wohltmann eine Anstellung als Assistent für Versuchswesen am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Halle. 1887 unternahm er eine mehrmonatige Reise nach England und Schottland und studierte das dortige landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Bildungswesen. Sein ausfuhrlicher Bericht über diese Reise (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 17,1888, S. 607-681) fand in der Fachwelt große Beachtung. 1888 reiste er fiir mehrere Monate nach Westafnka und 1889 nach Brasilien. 1891 habilitierte sich Wohltmann an der Universität Halle mit der Schrift „Ueber die Verbesserung und künstliche Veranlagung der natürlichen Produktionsfaktoren in der tropischen Agrikultur", dem ersten Kapitel eines großen Handbuches, das er vorbereitete. Das Buch erschien im folgenden Jahr imter dem Titel „Handbuch der Tropischen Agrikultur für die deutschen Kolonien in Afiika auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1: Die natürlichen Faktoren der Tropischen Agrikultur und die Merkmale ihrer Beurteilung" (Leipzig 1892; ein zweiter Band ist nicht erschienen). 1892 wurde Wohltmann als a. o. Professor für Landwirtschaft an die Universität Breslau berufen. 1893 besuchte er die Weltausstellung in Chicago und bereiste mit sechs Studenten weite Gebiete Nordamerikas. Eindrucksvoll beschrieben hat er diese Reise in dem von ihm herausgegebenen Buch „Landwirthschaftliche Reisestudien über Chicago und Nord-Amerika" (Breslau 1894). 1894 folgte Wohltmann einem Ruf als o. Professor für Pflanzenbau und Bodenlehre an die
Wohltmann Landwirtschaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf. Von hier aus unternahm er ausgedehnte Reisen in die deutschen Kolonialgebiete und veröffentlichte darüber zahlreiche Berichte. Zu den wichtigsten Publikationen gehören „Der Plantagenbau in Kamerun und seine Zukunft" (Berlin 1896), „Deutsch-Ostafrika. Bericht über die Ergebnisse seiner Reise, ausgefiihrt im Auftrage der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes, Winter 1897/98" (Berlin 1898), „Bericht über seine Togo-Reise. Ausgeführt im Auftrage der Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes im Dezember 1899" (Berlin 1900 = Der Tropenpflanzer. Beihefte Bd. 1, Nr. 5), „Pflanzung und Siedlung auf Samoa. Erkundungsbericht" (Berlin 1904 = Der Tropenpflanzer. Beihefte Bd. 5, Nr. 1 u. 2) und „120 Kultur- und VegetationsBilder aus unseren Deutschen Kolonien" (Berlin 1904). Wohltmann gehörte alsbald zu den besten Kennern der tropischen Landwirtschaft und wurde 1897 in den Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft berufen. Seit 1897 gab er gemeinsam mit Otto Warburg die Zeitschrift „Der Tropenpflanzer" heraus. Zu den bleibenden Verdiensten Wohltmanns an der Landwirtschaftlichen Akademie BonnPoppelsdorf gehört die Gründung eines Instituts für Bodenlehre und Pflanzenbau. Es wurde auf seine Initiative hin erbaut, nach seinen Plänen eingerichtet und 1901 eröffnet. Als Gedenkschrift zur Einweihung dieses Instituts veröffentlichte er eine Abhandlimg über „Das Nährstoff-Kapital westdeutscher Böden mit besonderer Berücksichtigung ihrer geologischen Natur, ihrer Kataster-Bonität und ihres Düngerbedürfnisses" (Bonn 1901). Diese Abhandlung war zugleich das erste Heft der von ihm herausgegebenen Schriftenreihe „Berichte aus dem Institut für Bodenlehre und Pflanzenbau der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf' (H. 1-16,1901-1905). In Bonn-Poppelsdorf hat Wohltmann auch mehrere Beiträge zum mitteleuropäischen Pflanzenbau veröffentlicht. Beachtenswert ist sein publizierter Vortrag „Wie zieht man hochfeine Braugerste?" (Berlin 1895). In der Schrift „Chilisalpeter oder Ammoniak?" (Berlin 1903) wendet er sich entschieden gegen die Verallgemeinerung von Düngungstheorien. Als erster Hochschullehrer in Deutschland hat er Pflanzen-
bau universell gelehrt, d. h. in seinen Vorlesimgen auch den tropischen Pflanzenbau in angemessener Weise berücksichtigt. Im Frühjahr 1905 kehrte Wohltmann an die Universität Halle zurück als o. Professor und stellvertretender Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts, das noch von Julius Kühn geleitet wurde. Zu dessen 80. Geburtstag am 23. Oktober 1905 gab er gemeinsam mit Paul Holdefleiß eine Festschrift heraus: „Julius Kühn - Sein Leben und Wirken" (Berlin 1905). 1909 wurde Wohltmann als Nachfolger Kühns Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts. 1911 gründete er das „Kühn-Archiv", das sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer renommierten agrarwissenschaftlichen Zeitschrift entwickelte (1969 Erscheinen eingestellt - 1992 wiederbegründet). Mit großem Geschick hat Wohltmann innerhalb weniger Jahre das LandwirtschafUiche Institut in Halle organisatorisch umgestaltet und die Errichtung von neuen Gebäuden durchsetzen können. Über diese weit in die Zukunft hinauswirkende Umstrukturierung veröffentlichte er zwei Beiträge im „Kühn-Archiv" (Bd. 1, Tl. 1,1911, S. 1-59 u. Bd. 6, 1915, S. 1-32). Auch in Halle widmete sich Wohltmann weiterhin dem tropischen Pflanzenbau und anderen Fachgebieten der tropischen Landwirtschaft. Seine Fürsorge galt besonders den Studenten, die als Pflanzer oder Farmer in tropischen Ländern arbeiten wollten. Nachhaltig unterstützte er die Ausbildimg von Tropenlandwirten an der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen. 1909 gründete er innerhalb der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft eine Kolonial-Abteilung, deren Vorsitz er bis zu seinem Tode innehatte. Während des 1. Weltkrieges beschäftigte er sich verstärkt mit betriebswirtschaftlichen imd agrarpolitischen Fragen. Wohltmann gehört zu den bedeutendsten Pflanzenbauwissenschaftlem in Deutschland. 1899 wurde ihm der Titel eines Geheimen Regierungsrates verliehen. Er erhielt zahlreiche Orden und Medaillen, u. a. die Goldene Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft. In seinem Tim und Handeln folgte er stets seinem Wahlspruch: „Schaffen und Streben allein nur ist Leben". Literatur: Prof Dr. Ferd. Wohltmann in Breslau. In: Fühling's Landwirthschaflliche Zeitung Jg. 41,
387
Wolff 1892, S. 875 u. 888-890. (P.) - Hallesches Akademisches Vademecum. Bd. 1: Bio-Bibliographie der aktiven Professoren, Privatdozenten u. Lektoren der vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Halle (Saale) 1910, S. 205-208. (W.) FRÖLICH, G.: Ferdinand Wohltmann. Gestorben am 10. April 1919. In: Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg. 46,1919, S. 224. (P) - FRÖLICH, G.: Ferdinand Wohltmann f. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 39, 1919, S. 143. (P) - G O L F , A . : Ferdinand Wohltmann t- In: Deutsche Kolonialzeitung Jg. 36, 1919, S. 54-55. - Ferdinand Wohltmann f. In: Der Tropenpflanzer Jg. 22,1919, S. 101103. - Ferdinand Wohltmann. In: Der Deutsche Kulturpionier. Nachrichten aus der Deutschen Kolonialschule. Gedächtnisnummer 1919, S. 8-9 u. 11. (P.) - G O L F , ARTHUR: Z U Ferdinand Wohltmanns Gedächtnis. Herausgegeben vom Landwirtschaftlichen Institut der Universität Leipzig. Abteilung fiir koloniale Landwirtschaft. Leipzig 1919. - Dr. W O L F F : Professor Dr. Ferdinand Wohltmann t- In: Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft Bd. 36, 1921, S. 126a-126d. (P). Wolff, Emil von, • 30. August 1818 in Flensburg, 1 2 6 . November 1896 in Stuttgart • Sohn eines Gymnasialrektors, studierte von 1838 bis 1843 in Kiel, Kopenhagen und Berlin zuerst Medizin, dann Naturwissenschaften. In Berlin wurde er 1843 zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete er als Assistent am chemischen Laboratorium der Universität Halle/S., wo er sich der Agrikulturchemie zuwandte. Von 1847 bis 1850 war er Dozent für Naturwissenschaften an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Brösa bei Bautzen. 1851 wurde Wolff zum Leiter der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig berufen. Hier wirkte er bis zum Jahre 1853. Während dieser Zeit erschien sein bedeutendstes Werk: „Die naturgesetzlichen Grundlagen des Ackerbaues nebst deren Bedeutung für die Praxis" (2 Bde., Leipzig 1851 u. 1852. - Bd. I: Begründung und Entwickelimg der Namrwissenschaft des Ackerbaues; Bd. 2: Die Bedeutung der Naturwissenschaft für die Praxis des Ackerbaues). Von 1854 bis 1894 wirkte Wolff als Professor für allgemeine Chemie und Agrikulturchemie an der Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie Hohenheim. Er war einer der Wortführer der „Stickstöffler" gegen die „Mineralstöffler". Ent388
schieden wandte er sich gegen die von Justus von Liebig vertretene These, daß eine Stickstoffdüngung für die Feldfrüchte nicht notwendig sei. Seine wichtigste Veröffentlichung zu diesem „Stickstoff-Streit" ist die Schrift „Die Mineralstöffler und die Stickstöffler in der Landwirthschaft. Nebst einer Beleuchtung der neuesten chemischen Briefe des Freiherm Justus von Liebig" (Mittheilimgen aus Hohenheim H. 4, 1858). In Hohenheim arbeitete Wolff überwiegend auf dem Gebiet der Tieremährung. Er publizierte bedeutende, vielfach aufgelegte Werke über die Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere. Wegweisend fiir die Analysenmethodik im Landbau wurde seine Schrift „Anleitung zur chemischen Untersuchung landwirthschaftlich wichtiger Stoffe. Zum Gebrauch bei quantitativanalytischen Arbeiten im chemischen Laboratorium und bei Vorträgen über landwirthschaftlich-chem. Analyse" (Stuttgart 1857, 4. Aufl. bearbeitet von E. Haselhoff. Beriin 1899 = Thaer-Bibliothek Bd. 35). Beachtenswert sind Wolffs Vorschläge für einheitliche Bodenanalysen (Die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 6, 1864, S. H I H I ) . Ein Welterfolg wurde seine „Praktische Düngerlehre mit einer Einleitung über die allgemeinen Nährstoffe der Pflanzen und die Eigenschaften des Kulturbodens. Gemeinverständlicher Leitfaden der Agrikultur-Chemie" (Berlin 1868, 10. Aufl. 1886, 18. Aufl. neu bearbeitet von H. C. Müller 1926 = Thaer-Bibliothek Bd. 17). Von dem Werk erschienen Übersetzungen in neun Sprachen. Wiederholt hat Wolff über Fachtagungen der Agrikulturchemiker berichtet. Wissenschaftshistorisch bedeutsam ist sein Beitrag „Die Wanderversammlung deutscher Agrikulturchemiker, deren Zweck und Bedeutung, nebst einigen Bemerkungen über die landwirthschaftlichen Versuchsstationen" (Mittheilungen aus Hohenheim H. 6, 1865, S. 62-111). Von 1866 bis 1894 war WolfiF zugleich Vorsteher der Versuchsstation Hohenheim. Hervorzuheben ist seine Schrift „Die landwirthschaftlich-chemische Versuchsstation Hohenheim. Deren Einrichtungen und Thätigkeit in den Jahren 1866 bis 1870" (Beriin 1871). Weltweite Verbreitung fanden seine Tabellen über die Aschenbestandteile landwirt-
Wollny schaftlicher Produkte, die er in dem Buch publizierte: „Aschen-Analysen von landwirthschaftlichen Producten, Fabrik-Abfällen und wildwachsenden Pflanzen. Einheitlich berechnet und mit Nachweisung der Quellen systematisch geordnet nebst Notizen über das untersuchte Material und verschiedenen Uebersichtstabellen" (Berlin 1871, Tl. 2 1880). Wolff hat die 10. und 11. Auflage von Johann Gottlieb Koppes „Unterricht im Ackerbau und in der Viehzucht" (Leipzig 1873 u. 1885) herausgegeben. Für seine wissenschaftlichen Leistungen ist er vielfach geehrt worden. Der württembergische König verlieh ihm den persönlichen Adelstitel, von der Universität Tübingen erhielt er die Würde eines Ehrendoktors und zahh-eiche agrarwissenschaftliche Gesellschaften ernannten ihn zum Ehrenmitglied. Wolff war mit einer Tochter des Tierzüchters August von Weckherlin verheiratet. Literatur: Prof Dr. Emil Wolff in Hohenheim. In: Fühling's Landwirthschaftliche Zeimng Jg. 41, 1892, S. 410-412. (F. auf S.391) - KELLNER, O.: Emil von Wolff. Ein Rückblick auf seine Lehren und Forschungen. In: Landwirtschaftliche Jahrbücher Bd. 26,1897, S. 903-945. (P. u. W.) - MORGEN, A . : Emil von Wolff f. In: Die landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen Bd. 48, 1897, S. 361-369. (R) TOLLENS, B.: Emil von Wolff f. In: Journal für Landwirtschaft Jg. 45, 1897, S. 115-116. (R vor S. 1) KRAUSS, RUDOLF: Emil Wolff. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 1, 1896 (1897), S. 100-101. - LEISEWITZ, C.: Dr. Emil von Wolff, Professor für Agriculturchemie. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 55,1910, S. 115-117. KLEMM, VOLKER: Emil Theodor von Wolff, Chemiker und Agrarwissenschaftler. In: Lebensbilder aus Baden-WürttembergBd. 18,1994, S. 330-349. (R u. W).
WoUny, Ewald, • 20. März 1846 in Beriin, t 8. Januar 1901 in München • Sohn eines Geheimen Oberfinanzrates, arbeitete zunächst drei Jahre in der landwirtschaftlichen Praxis, studierte von 1866 bis 1868 an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau und übernahm dann die Feldverwalterstelle an der Domäne Groß-Wanzleben bei Magdeburg. 1869 setzte er sein Studium an der Universität Halle/S. fort und promovierte drei Semester später an der Universität Leipzig „Ueber Fett- und Fleischbildung im
thierischen Organismus" (Diss. phil. Leipzig 1870). Nach kurzer Assistentenzeit bei Adolph Blomeyer in Leipzig wurde Wollny im Frühjahr 1871 als Professor für Landwirtschaft nach Proskau berufen. Anfangs beschäftigte er sich noch mit Fragen der Tierzucht, doch alsbald wurde der Pflanzenbau sein eigentliches Lehrund Forschungsgebiet. Er legte erste Feldversuche an und schrieb einen zusammenfassenden Bericht über alle seit 1851 an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau durchgeführten Feldversuche (Landwirthschaftliche Jahrbücher Bd. 2, 1873, S. 125-188). Im September 1872 folgte Wollny einem Ruf alsa. 0. Professor ftlr Landwirtschaft an die neugegründete landwirtschaftliche Abteilung der Technischen Hochschule in München. Er sollte vorrangig das Fachgebiet Pflanzenproduktionslehre vertreten. In den 28 Jahren seiner Lehrtätigkeit, seit 1880 als o. Professor, hielt er Vorlesungen über „Allgemeine Ackerbaulehre", „Wiesenbaukunde", „Urbarmachung und Entwässerungskunde" sowie über „Landwirthschaftliche Maschinen- und Gerätekunde". Für seine Forschungstätigkeit stand ihm ein Versuchsfeld zur Verfügung, das er jedoch wegen der baulichen Erweiterung Münchens zweimal weiter nach auswärts verlegen mußte. Die damals vorherrschende agrikulturchemische Ausrichtung der Landbauwissenschaft betrachtete Wollny als sehr einseitig. Bereits in Proskau hatte er darauf hingewiesen, daß das Produktionsvermögen der Kulturpflanzen in hohem Maße auch von physikalischen Wachstumsfaktoren abhängt. Primäres Ziel seiner Forschungstätigkeit in München war es deshalb, der Agrikulturchemie eine wissenschaftlich fundierte Agrikulturphysik an die Seite zu stellen. Den Rahmen für sein zukünftiges Forschungskonzept hat er in dem Buch „Der Einfluss der Pflanzendecke und Beschattung auf die physikalischen Eigenschaften und die Fruchtbarkeit des Bodens" (Beriin 1877) abgesteckt. 1878 begründete Wollny die Fachzeitschrift „Forschungen auf dem Gebiete der AgrikulturPhysik". Bis 1898 hat er 20 Bände herausgegeben und redaktionell betreut. Führende Wissenschaftler aus dem In- und Ausland haben Beiträge in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Fast jeder
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WoUny Band enthält mehrere Original-Arbeiten von Wollny. Nahezu alle für die Kulturpflanzen ertragswirksamen physikalischen Einflußfaktoren (Wasser, Wärme, Licht, Luft u. a.) hat Wollny untersucht und aus den Ergebnissen seiner Experimente grundlegende, bis heute gültige Erkenntnisse gewoimen. Wollnys „Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik" sind nicht nur ein wichtiges Zeitdokument für die Wissenschaftsgeschichte, sondern immer noch eine Fundgrube vielfaltiger Aiu-egungen für die aktuelle Forschung. A. Rindeil hat in einem Registerband (Heidelberg 1906) die Themen der Beiträge aller 20 Bände bibliographisch erschlossen. Wollny betrachtete die von ihm konzipierte Agrikultuiphysik als Integrationswissenschaft von Bodenphysik, Pflanzenphysik und Agrarmeteorologie. Sie war für ihn eine Grund- bzw. Hilfswissenschaft für die Pflanzenproduktionslehre. In seiner Schrift „Über die Anwendung der Elektricität bei der Pflanzenkultur. Für die Bedürfnisse der Landwirthschaft und des Gartenbaues dargestellt" (München 1883) wird diese anwendungsorientierte Wissenschaftsauffassung besonders deutlich sichtbar. Die Nutzbarmachung seiner Forschungsergebnisse für die pflanzenbauliche Praxis war für Wollny ein vordringliches Anliegen. Deshalb hat er eine Vielzahl von Beiträgen in praxisnahen Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht, vor allem in der „Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern", in „Fühling's Landwirthschaftliche Zeitung" und in der „Deutschen Landwirthschaftlichen Presse". Auch sein Buch „Saat und Pflege der landwirthschaftlichen Kulturpflanzen. Handbuch für die Praxis" (Berlin 1885) hat er in erster Linie für die Landwirte geschrieben. Es ist ein fiindamentales Werk von über 800 Seiten, eines der besten deutschsprachigen Bücher über den Allgemeinen Pflanzenbau. Teilbereiche des Speziellen Pflanzenbaus behandelt Wollny in dem Buch „Die Kultur der Getreidearten mit Rücksicht auf Erfahrung und Wissenschaft" (Heidelberg 1887, 2. Aufl. 1891). Bei seinen Feldversuchen fand Wollny Beziehungen zwischen den klimatischen Wachstumsfaktoren und dem Produktionsvermögen der Kulturpflanzen. Die Gesetzmäßigkeit dieser Be390
ziehungen hat er am 22. Dezember 1886 vor den Mitgliedern der Bayerischen Gartenbau-Gesellschaft vorgetragen und in dem Beitrag „Das Grundgesetz der Pflanzenproduktion" (Illustrierte Monatshefte für die Gesamt-Interessen des Gartenbaues Jg. 6, 1887, S. 232-237, 257260 u. 290-293) erstmals veröffentlicht. Aus seinen Versuchsergebnissen folgerte er, „daß jeder Vegetationsfaktor von einer unteren Grenze anfangend mit zunehmender Intensität resp. Menge das Produktionsvermögen der Gewächse bis zu einer gewissen Grenze (Optimum) fordert, dasselbe aber von hier ab bei fortschreitender Intensität seiner Wirkung stetig vermindert, bis schließlich ein Stillstand eintritt oder das Wachstum vollständig sistiert wird (Maximiun)" (Ebd. S. 290). Wollny war damit der erste, der ein „Gesetz vom Optimum" formulierte - acht Jahre früher als Georg Liebscher. Auch auf dem Gebiet der Bodenbiologie war Wollny forschend tätig. Weite Beachtung fanden seine Untersuchungen „Über die günstige Beeinflussung der Fruchtbarkeit der Ackerkrume durch die Thätigkeit der Regenwürmer" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 13,1890, S. 381-395). Besonders intensiv hat er sich mit den Prozessen der Himiusbildung beschäftigt. Sein Buch „Die Zersetzung der organischen Stoffe und die Humusbildungen. Mit Rücksicht auf die Bodencultur" (Heidelberg 1897), von dem auch Übersetzungen in englischer, französischer und russischer Sprache erschienen sind, war für lange Zeit ein Standardwerk der Himiusforschung. Wollny gehört zu den produktivsten Landbauwissenschaftlem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Einen 1884 an ihn ergangenen Ruf der Universität Jena lehnte er ab. 1892 verlieh ihm das Kuratorium der Liebig-Stiftung die Goldene Liebig-Medaille. Wollny war seit 1872 verheiratet und hatte zwei Kinder. Sein Sohn Walter Wollny (1872-1911) promovierte 1898 in Halle/S. mit der Dissertation „Untersuchungen über den Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf das Wachsthum der Pflanzen" (Forschungen auf dem Gebiete der Agrikultur-Physik Bd. 20, 1897/98, S. 397-437). Später war er als praktischer Landwirt tätig. Literatur: POTT, EMIL: Prof. Dr. Martin Ewald Wollny t- In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung Jg.
Wrangeil 21, 1901, S. 55-56. (P. auf S. 57). - SOXHLET.F.:
Professor Dr. Ewald Wollny t- In: Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen Bd. 55,1901, S. 396399. - SoxHLET, F.: Martin Ewald Wollny. In: Bericht über die Königliche Technische Hochschule zu München für das Studienjahr 1900-1901. München 1901. Beilage 4, S. 1-4. - GÜNTHER, S.: Martin Ewald Wollny. In: Beilage z\ir Allgemeinen Zeitung (München) Jg. 104,Nr. 27 vom 1 . 2 . 1 9 0 1 , S. 1-3. -
POTT, EMIL: Martin Ewald Wollny. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung Jg. 24, 1904, S. 1137. (P.) - QUANTE, H.: Prof. Dr. Martin Ewald Wollny. In: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 6 fiir 1901. Berlin 1904, S. 420-423. RAUM, H.: Die akademischen Lehrgestalten der bayerischen Landwirtschaft. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 36, 1959, S. 741-761. - BÖHM, WOLFGANG: Ewald Wollny - Bahnbrecher für eine neue Sicht des Pflanzenbaus. Göttingen 1996. (R u. W.). Wrangell, Margarethe von (Fürstin Andronikow), * 7. Januar 1877 in Moskau, f 31. März 1932 in Stuttgart • Entstammt einer baltischen Adelsfamilie, besuchte die Deutsche Oberrealschule in Reval und studierte Naturwissenschaften in Leipzig und Tübingen. 1909 promovierte sie im Fachgebiet Chemie an der Universität Tübingen. Es folgten wissenschaftliche Lehrund Wandeijahre: 1909 arbeitete sie als Assistentin an der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Dorpat, 1910 nahm sie an den Arbeiten von Sir William Ramsay in London auf dem Gebiet der Radioaktivität teil, 1911 wurde sie Assistentin am Institut für anorganische und physikalische Chemie in Straßburg imd 1912 arbeitete sie mehrere Monate lang bei Marie Curie in Paris. Seit Ende des Jahres 1912 war sie Vorsteherin der Versuchsstation des Estländischen Landwirtschaftlichen Vereins in Reval. Im Verlauf der Russischen Oktoberrevolution wurde sie 1918 verhaftet, doch konnte sie nach Deutschland fliehen. Seit dem Sommer 1918 arbeitete Maragarethe von Wrangell an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Hohenheim, seit 1920 als Leiterin einer eigenen Abteilung. Ihre ersten wissenschaftlichen Arbeiten galten dem Verhalten der Phosphorsäure im Boden. 1920 habilitierte sie sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim mit der Arbeit „Phosphorsäureaufnahme und Bodenreaktion" (Berlin 1920). In
ihren experimentellen Untersuchungen hatte sie beobachtet, daß einige Pflanzenarten bei gleichzeitigem Vorhandensein physiologisch saurer Düngemittel die schwerlöslichen Bodenphosphate relativ rasch in pflanzenverfügbare Verbindungen umwandeln können. Ausführlich hat sie ihre Versuchsergebnisse dargestellt in der Schrift „Gesetzmäßigkeiten der Phosphorsäureemährung der Pflanze" (Beriin 1922). Basierend auf ihren Erkenntnissen entwickelte Friedrich Aereboe das „Düngesystem Aereboe-Wrangell", das die deutsche Landwirtschaft weitgehend von importierten Rohphosphaten unabhängig machen sollte. Die Propagierung dieser Düngungskonzeption führte zu einem heftigen wissenschaftlichen Meinungsstreit mit führenden Agrikulturchemikem. 1923 wurde Margarethe von Wrangell zur o. Professorin für Pflanzenemährungslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim ernannt. Mit fmanzieller Unterstützung der Reichsregierung erhielt sie ein eigenes Institut für Pflanzenemährung, das sie bis zu ihrem Tode leitete. Während dieser Zeit hat sie eine fhichtbare Lehrtätigkeit entfaltet und auch beachtenswerte wissenschaftliche Forschungsarbeiten durchgeführt. Hervorzuheben sind ihre methodischen Untersuchungen zur Bestimmung der pflanzenverfügbaren Anteile der Bodenphosphate. Verdienstvoll ist ihre Tätigkeit als Herausgeberin des Werkes von D. N. Pijanischnikow „Die Düngerlehre" (nach der fünften russischen Auflage bearbeitet, Beriin 1923). Ihre bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist der Übersichtsbeitrag „Ernährung imd Düngung der Pflanzen" (Handbuch der Landwirtschaft. Herausgegeben von F. Aereboe, J. Hansen und Th. Roemer, Bd. 2, Beriin 1929, S. 295-396). 1928 heiratete Margarethe von Wrangell einen Jugendfreund, den Fürsten Wladimir Andronikow. Außerhalb der Fachwelt bekannt wiu-de ihr Leben und ihr wissenschaftliches Werk vor allem durch die nach ihrem Tode erschienene Biographie ,>Iaigarethe von Wrangell. Das Leben einer Frau 1876-1932. Aus Tagebüchern, Briefen und Erinnerungen dargestellt von Fürst Wladimir Andronikow" (München 1935, mehrere Auflagen, u. a. Göttingen 1950). Literatur: Frau Prof. Dr. Andronikow-Wrangell Hohenheim t- In: Württembergisches Wochenblatt 391
Wüst
O.: Professor M. Andronikow-v. Wrangeil f. In: Die
Literatur: NACHTWEH, A.: Professor Dr. Albert Wüst f. In: Illustrierte Landwirtschaftliche Zeitung
Phosphorsäure Bd. 2 , 1 9 3 2 , S. 193-195. (P.) - MAY-
Jg. 2 1 , 1 9 0 1 , S. 196-197. (P. u. W.).
für Landwirtschaft Jg. 99, 1932, S. 139. - NOLTE,
ER, ADOLF: Margarethe von Wrangeil, Fürstin Andronikow. T 31. März 1932 zu Stuttgart. In: Die Naturwissenschaften Jg. 22,1932, S. 322-324. - Univer-
sität Hohenheim. Landwirtschaftliche Hochschule 1818-1968. Herausgegeben von Günther Franz. Stuttgart 1968, S. 115-116. (P. vor S. 145) - REI-
CHELT, RUTH: Margarethe von Wrangell. Ihr Leben und Werk. In: Hauswirtschaftliche Bildung Jg. 48, 1974, S. 182-190. (W.) - FEYL, RENATE: Der lautlo-
se Aufbruch. Frauen in der Wissenschaft. Berlin 1981,
2. Aufl.
1982,
S. 166-177. - KRAMER-
SCHLETTE, CARLA: Margarethe von Wrangell, verheiratete Fürstin Andronikow. Professorin für Agrikulturchemie. In: Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd. 15, 1983, S. 405-431. ( P u. W ) .
Wulffen, Carl von, * 1. Dezember 1785 auf dem Gut Wuticke bei Kyritz in der Prignitz, t 23. April 1853 in Pietzpuhl bei Magdeburg • Sohn eines Rittergutsbesitzers, diente von 1800 bis 1806 als Junker in einem Regiment in Potsdam, absolvierte dann eine praktische landwirtschaftliche Ausbildung und besuchte seit 1808 das Lehrinstitut Albrecht Daniel Thaers in Möglin. 1810 untemahm er eine längere Studienreise nach Frankreich, wo er den Anbau der Weißen Lupine als Gründüngungspflanze kennenlernte. Von 1813 bis 1815 nahm er an den Freiheitskämpfen teil, zuletzt als Bataillonskommandeur. Nach der endgültigen Niederlage Napoleons schied er aus dem Militärdienst aus xmd bewirtschaftete fortan die Familiengüter Grabow und Pietzpuhl.
Wüst, Albert, » 23. November 1840 in Bad Mergentheim, 125. Februar 1901 in Halle/Saale • Studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Stuttgart und war dann mehrere Jahre lang als Ingenieur in England tätig, wo er sich mit der Konstruktion landwirtschaftlicher Maschinen beschäftigte. 1872 erhielt er eine Anstellung als Hilfslehrer für Physik und Maschinenlamde an der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf. 1873 folgte er einem Ruf an die Universität Halle/S. als Professor für landwirtschaftliche Maschinenkunde imd Meliorationswesen. 1896 mußte er seine Lehrtätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
Auf dem Gut Pietzpuhl, das 1828 durch Erbgang in seinen Besitz gelangte, hat Wulffen in vorbildlicher Weise gezeigt, wie diu-ch LupinenGründüngung die Ertragsfähigkeit der Sandböden erheblich gesteigert werden kann. Seine Schrift „lieber den Anbau der weissen Lupine im nördlichen Deutschland" (Magdeburg 1828) beschleunigte die Einführung des Lupinenanbaus in der Mark Brandenburg. Auch mit dem Anbau von Topinambur und Schafschwingel erwarb sich Wulffen große Verdienste.
Wüst schrieb eine Vielzahl von Aufsätzen in Fachzeitschriften und veröffentlichte mehrere eigenständige Schriften und Bücher. Aus pflanzenbaulicher Sicht sind hervorzuheben seine „Leicht-fassliche Anleitung zum Feldmessen und Nivellieren. Für praktische Landwirte und landwirtschaftliche Lehranstalten bearbeitet" (Berlin 1882, 4. Aufl. 1896, weitere Auflagen bearbeitet von Alwin Nachtweh = Thaer-Bibliothek Bd. 62), seine „Landwirtschaftliche Maschinenkunde. Handbuch für den praktischen Landwirt" (Berlin 1882,2. Aufl. 1889) und sein Übersichtsbeitrag „Die für den Acker- und Pflanzenbau wichtigsten Geräte und Maschinen" (Handbuch der Gesamten Landwirtschaft. Herausgegeben von Theodor Freiherr von der Goltz. Bd. 2. Der Acker- und Pflanzenbau. Tübingen 1889, S. 655-736).
Die Bedeutung Wulffens für die Wissenschaftsgeschichte liegt in seinen Arbeiten über die Statik des Landbaus, der Lehre vom Gleichgewicht zwischen dem Nährstoffentzug der Böden durch die angebauten FeldfWchte und der NährstofTzufuhr durch Düngung. Erste Konzepte einer Statik-Lehre hatte bereits Albrecht Daniel Thaer erarbeitet. Wulffen beschäftigte sich erstmals auf den Feldzügen 1813 und 1814 mit dieser Thematik. Seine Schrift „Versuch einer Theorie über das Verhältniß der Ernten zu dem Vermögen und der Kraft des Bodens, über seine Bereicherung und Erschöpfung" (Berlin 1815) wurde von Thaer in den „Möglinschen Annalen derLandwirthschaft"(Bd. 1, 1817, S. 235-295) sehr günstig besprochen. Daraufhin veröffentlichte Wulffen in derselben Zeitschrift (Bd. 2, 1818, S. 238-265) einen weiteren Beitrag, in
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Zade dem er erstmals den Begriff „Statik des Landbaues" verwendete. Die komplexen Zusammenhänge eines Gleichgewichtszustandes zwischen Nährstoffentzug und Nährstoffzufuhr in landwirtschaftlichen Betrieben hat Wulffen in seinen „Ideen zur Grundlage einer Statik des Landbaues" (Möglinsche Annalen der Landwirthschaft Bd. 11, 1823, S. 389-465) mathematisch formuliert. Er unterschied dabei zwischen drei Faktoren, die die Ernteerträge beeinflussen tmd bezeichnete sie als Reichtum, Fruchtbarkeit und Tätigkeit (Kraft) des Bodens. Unter Reichtum verstand er die noch nicht unmittelbar pflanzenverfugbaren Nährstoffe, unter Fruchtbarkeit die pflanzenverfugbaren Nährstoffe und unter Tätigkeit das Vermögen des Bodens, den Reichtum in Fruchtbarkeit zu überführen. Nach dieser Theorie war die Fruchtbarkeit eines Bodens ein Produkt aus Reichtum und Tätigkeit. Später versuchte Wulffen aus den Ergebnissen von vergleichenden Anbauversuchen Reichtum und Tätigkeit der Ackerböden zu berechnen. Darüber hat er in dem Buch, J)ie Vorschule der Statik des Landbaues" (Magdeburg 1830) und in seinem „Entwurf einer Methodik zur Berechnimg der Feldsysteme" (Berlin 1847) berichtet. Zum Verständnis dieser Arbeiten gehört allerdings ein hohes Maß an mathematischen Kenntnissen. Wulffen gih als Hauptbegründer der Statik-Lehre, die er zu einem umfassenden Lehrgebäude des landwirtschaftlichen Denkens ausgebaut hat. Seit 1825 war Wulffen mit Aurelie von Windheim verheiratet. Der Ehe entstammen drei Söhne und drei Töchter. Eine der Töchter war mit Rudolf Stadelmann verheiratet. Literatur: STADELMANN, RUDOLF: Carl von Wulffen -Pietzpuhl. Ein Cultur- und Charakterbild. In: Preußische Jahrbücher Bd. 11, 1863, S. 267-299. Auszug in: Journal för Landwirthschaft Jg. 12,1864, S. 167175. - Denkmal Albrecht Thaer's zu Berlin mit Text von Th. Fontane. Supplement zu den Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten. Berlin 1863,S. 19-22. ( P . ) - PETERSEN, ASMUS: Alexander von Lengerkes Werke. Eine bisher unausgeschöpfte Quelle der Agrarforschung. In: Forschungen und Fortschritte Jg. 28, 1953, S. 108-112 (Beschreibung der Fruchtfolgen auf dem Gut in Pietzpuhl). - BAEUMER, KORD: Umweltbewußter Landbau: Zurück zu den Ideen des 19. Jahrhunderts?
In: Berichte über Landwirtschaft Bd. 64, 1986, S. 153-169.
Young, Arthur, • 11. September 1741 in London, 120. April 1820 in London • Bedeutendster Agrarschriftsteller im 18. Jahrhundert. Berühmt von seinen zahlreichen Publikationen wurden vor allem die Reisebeschreibungen, in denen er sehr anschaulich die landwirtschaftlichen Verhältnisse in Großbritannien und in anderen eiu-opäischen Ländern dargestellt hat. Mehrere seiner Werke erschienen auch in deutscher Übersetzung, u. a. sein erfolgreichstes Buch „Reisen durch Frankreich und einen Theil von Italien, in den Jahren 1787 bis 1790, vorzüglich in Hinsicht auf die Landwirthschaft, die Kultur und den National-Wohlstand des ersteren Reiches unternommen" (3 Bde. Berlin 17931795). Von 1784 bis 1809 hat Young die Zeitschrift „Annais of Agriculture" herausgegeben, von 1793 bis 1808 war er Generalsekretär des „Board of Agriculture". Mit seinem Wirken beeinflußte er nachhaltig die Entwicklung der Landwirtschaftswissenschaften in mehreren Ländern. Besonders groß war sein Einfluß in Deutschland. Albrecht Daniel Thaers wegweisendes Werk über die englische Landwirtschaft beruht zu einem wesentlichen Teil auf den Schriften Youngs. Literatur: FUSSEL, G . E.: My impressions of Arthur Young. In: Agricultural History Bd. 17, 1943, S. 135-144. - GAZLEY, JOHN G.: The Life of Arthur Young 1741-1820. Philadelphia 1973 = Memoirs of the American Philosophical Society Bd. 97. (P. u. W.).
Zade, Adolf, • 12. Oktober 1880 in Polzin (Pommern), t 28. März 1949 in Stockhohn • Sohn eines Landwirts, studierte nach langjähriger Tätigkeit in der landwirtschaftlichen Praxis an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin 393
Zade und seit 1906 an der Universität Jena bei Wilhelm Edler. Unter dessen Ägide und mit Förderung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft erstellte er eine Monographie über den Flughafer. Mit dieser Schrift promovierte er 1909 an der Universität Jena. Die 1912 unter dem Titel „Der Flughafer (Avena fatua)" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 229) veröffentlichte Arbeit fand in Fachkreisen große Beachtung.
turpflanzen" (Leipzig 1921 = Aus Natur und Geisteswelt Bd. 766). Später standen methodische Fragen bei der Anlage von Feldversuchen, Probleme der Grünlandbewirtschaftung und physiologische Untersuchungen über den Wasserhaushalt der Kulturpflanzen im Mittelpimkt seiner Forschungstätigkeit. Sein Schüler Anton Arland habilitierte sich 1928 in Leipzig mit einer Arbeit über Transpirationsmessungen bei landwirtschaftlichen Kulturpflanzen.
Zu Beginn des Jahres 1912 ging Zade als Assistent an die Landwirtschaftliche Versuchsstation Harleshausen bei Kassel. 1913 kehrte er nach Jena zurück und habilitierte sich ein Jahr später mit der Arbeit „Serologische Studien an Leguminosen und Gramineen" (Zeitschrift fiir Pflanzenzüchtung Bd. 2, 1914, S. 101-151). Von 1914 bis 1918 leitete er kommissarisch das Landwirtschaftliche Institut der Universität Jena.
Zades bedeutendste wissenschaftliche Veröffentlichung ist seine „Pflanzenbaulehre fiir Landwirte" (Berlin 1933). Mit diesem Lehrbuch schuf er ein von der gesamten Fachwelt anerkanntes Standardwerk. Beispielhaft gegliedert enthält es alles Wissenswerte über die in Mitteleuropa angebauten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Für Otto Tornau, der das Buch im „Joumal fiir Landwirtschaft" (Bd. 82, 1934, S. 77) besprochen hat, ist es „die beste Wiedergabe unseres Gesamtwissens auf dem Gebiet des Pflanzenbaues".
Im Auftrag der Deutschen LandwirtschaftsGesellschaft hat Zade Sortenversuche mit Hafer ausgewertet und über deren Ergebnisse 1913 und 1916 in den „Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft" (H. 252 u. 287) ausfiihrlich berichtet. Die Auswertung dieser Sortenversuche veranlaßten ihn zu weiteren Untersuchungen an der Haferpflanze imd bewogen ihn, eine ausfuhrliche Monographie über diese Kulturpflanze zu schreiben. In dem Buch „Der Hafer. Eine Monographie auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage" (Jena 1918) hat er alles bisher Bekannte über den Hafer lückenlos dargestelh und ein zuverlässiges Nachschlagewerk geschaffen. Seine Schrift „Der praktische Haferbau" (Berlin 1918, 2. Aufl. 1922 = Landwirtschaftliche Hefte Nr. 34) war vor allem als Ratgeber fiir die Landwirte gedacht. 1919 folgte Zade einem Ruf an die Universität Leipzig, wo er 1920 zum o. Professor und zum Direktor des Instituts fiir Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung ernannt wurde. Im gleichen Jahr erschien seine Monographie „Das Knaulgras" (Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft H. 305). In Leipzig beschäftigte sich Zade zunächst mit der Züchtung von Futterpflanzen. In dieser vorwiegend von züchterischen Fragen geprägten Schaffensperiode schrieb er das Buch „Werdegang und Züchtungsgrundlagen der landwirtschaftlichen Kul394
Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde Zade am 1. Oktober 1933 seines Amtes enthoben und in den Ruhestand versetzt. Sein Lehrbuch durfte in Deutschland nicht mehr verkauft werden. Mit seiner Frau, einer Schwedin, siedelte Zade nach Stockholm über. Er fand eine Anstellung in der chemischen Industrie und beschäftigte sich mit der Entwicklimg von Pflanzenschutzmitteln. Den nach dem 2. Weltkrieg an ihn ergangenen Ruf, an die Universität Leipzig in seine frühere Stellung zurückzukehren, mußte er aus gesundheitlichen Gründen ablehnen. Literatur: ARLAND, ANTON: Adolf Zade, Stockholm t . In: Zeitschrift für Pflanzenzüchtung Bd. 28, 1949, S. 400-401. - ARLAND, ANTON, CHRISTOPH, KARL und RÖHLIG, ERDMANN: Adolf Zade. Direktor des Institutes für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig(1919-1933). In: Karl-MarxUniversität Leipzig 1409-1959. Beiträge zur Universitätsgeschichte Bd. 2. Leipzig 1959, S. 249-261. ARLAND, ANTON,
CHRISTOPH, K A R L
und
RÖHLIG,
Prof. Dr. phil. Adolf Zade. Sein Leben und Wirken am Institut für Pflanzenzüchtung der Universität Leipzig. In: Universitätszeinmg der Karl-Maix-Universität Leipzig. WissenschafUiche Beilage Nr. 4 vom 26. 9.1961, S. 1-8. (F.) - ARLAND, ANTON: Adolf Zade (1880-1949). In: Bedeutende Gelehrte in Leipzig Bd. 2. Zur 800-Jahr-Feier der Stadt Leipzig im Aufteig von Rektor und Senat ERDMANN:
Zierl der Karl-Marx-Universität herausgegeben von Gerhard Harig. Leipzig 1965, S. 165-178. (R). ZeUer, Alfred, * 13. Mai 1908 in Wien, f 11. März 1976 in Wien • Studierte seit 1926 Naturwissenschaften an der Universität Wien und promovierte dort 1930 mit einer Arbeit aus dem Gebiet der analytischen Chemie. Während des Studiums arbeitete er einige Monate als wissenschaftliche Hilfskraft bei Theodor Roemer am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Halle/Saale. Von 1930 bis 1937 war er Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität Wien. Nach Tätigkeiten an mehreren anderen Forschungsinstituten wurde er 1958 mit der Leitung der Landwirtschaftlich-chemischen Bundesversuchsanstalt Wien beauftragt. Von 1960 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1973 war er Direktor dieser Anstalt, deren Geschichte er in dem Beitrag beschrieben hat „Ein Jahrhundert im Dienste der Landwirtschaft. Porträt einer wissenschaftlichen Anstalt" (100 Jahre Landwirtschaftlich-chemische Bundesversuchsanstalt Wien 1870-1970. Herausgegeben von A. Zeller. Wien 1970, S. 3-34). Zeller, der seit 1961 den Titel Hofrat führte, erwarb sich große Verdienste um die Entwicklung der landwirtschaftlichen Chemie m Österreich. Er erhielt das „Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich". Der Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten verlieh ihm die „Sprengel-Liebig-Medaille in Gold". Literatur: BUCHINGER, A.: In memoriam Dr. Alfred Zeller. In: Bericht über die Arbeitstagung 1976 der „Arbeitsgemeinschaft der Saatzuchtleiter" im Rahmen der „Vereinigung österreichischer Pflanzenzüchter" gehalten vom 23. bis 25. November 1976 in Gumpenstein. Gumpenstein 1976, S. X-XI. (R). Zeller, Christian Felix,» 14. September 1807 in Weinsheim (Württemberg), t 26. August 1865 in Darmstadt • Sohn eines Pfarrers, studierte seit 1826 an der Land- und Forstwirtschaftlichen Lehranstalt Hohenheim und erhielt dort 1829 eine Anstellung als Buchhalter und Lehrer für Buchführung. 1834 wurde er als Ökonomierat wissenschaftlicher Sekretär des Landwirtschaftlichen Vereins Karlsruhe. Seit 1839 wirkte er als Generalsekretär bei der Zentralstelle der hessischen landwirtschaftlichen Vereine in Darm-
stadt. Von 1840 bis 1865 redigierte er die „Zeitschrift für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen". Zeller ist Autor zahlreicher Bücher und Schriften. Hervorzuheben sind: „Die Drill-Cultur des Rapses, nach den Erfahrungen von Hohenheim" (Stuttgart 1831), „Anleitung zum Tabak-Bau, mit systematischer Beschreibung der wichtigsten kultivierten Tabak-Arten" (Karlsruhe 1837) und „Die nutzbarsten und neueren landwirthschaftlichen Maschinen, Apparate und Geräthe, mit besonderer Rücksicht auf Süddeutschland" (Karlsruhe 1838 u. 1840). Von seinem vierbändigen Werk „Landwirthschaftliche Verhältnißkunde" (Darmstadt 1842-1848) ist aus pflanzenbaulicher Sicht der Band 1 „Specieller Pflanzenbau" (1842) von besonderem Interesse. Die Aktivitäten der landwirtschaftlichen Vereine in Hessen während der Zeit von 1831 bis 1860 beschreibt Zeller in dem Buch „Die Wirksamkeit der landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthimis Hessen und deren Centralbehörde von 1831 -1856" (Darmstadt 1857) und in einer Ergänzungsschrift „Nachtrag: Periode 1857-1860" (Darmstadt 1860). Für seine Leistungen als landwirtschaftlicher Schriftsteller erhieh er von der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg die Ehrendoktorwürde. Zahlreiche landwirtschaftliche Vereine ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Literatur: T H I E L ' S Landwirthschaftliches Konversations-Lexikon. Erster Supplementband. Leipzig 1884, S. 181-182. ( R u. W.) - LEISEWITZ, C.: Christian Felix Zeller, großherzoglich hessischer Geheimer Regierungsrath und Generalsecretär an der Centralstelle für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 45,1900, S. 23-25. Zierl, Lorenz, • 23. Juli 1797 in Furth im Bayerischen Wald, t 17. September 1844 in Lindau am Bodensee • Studierte Medizin imd Naturwissenschaften an der Universität Landshut, wurde 1819 promoviert und erwarb daim als Assistent in mehreren Laboratorien Erfahrungen und Kennmisse auf dem Gebiet der analytischen Chemie. 1822 erhiek er eine Anstellung als Professor für Chemie an der neugegründeten Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Schleißheim. 1823 heiratete er die Tochter Max Schönleutners. 1826 übemahm er eine Professur für Land395
Zillmann Wirtschaft und technische Chemie an der Universität München. Er verstarb bereits im Alter von 47 Jahren. Zierl hat in den von ihm, anfangs gemeinsam mit Max Schönleutner herausgegebenen „Jahrbüchern der Königlich Bayerischen Landwirthschaftlichen Lehranstalten zu Schleißheim" eine bewundernswerte, über 900 Seiten umfassende Abhandlung veröffentlicht (Bd. 2, 1829; Bd. 3, 1831; Bd. 4, 1832), die er als „Versuch einer Propädeutik der vegetabilischen ProduktionsLehre" bezeichnete. In diesem lehrbuchartigen Werk, von dem Teile auch als eigenständige Publikationen veröffentlicht wurden, behandelt er die naturwissenschaftlichen Grundlagen für den Pflanzenbau, die Pflanzenemährung, die Düngerlehre, den Ackerbau, den Anbau der Kulturpflanzen und die Wiesenwirtschaft. Von Zierls weiteren Veröffentlichungen sind hervorzuheben die Schrift „lieber Gewinnung und Benützung des Torfes in Bayern" (München 1839) und das Buch „Die Lehre des Landbaues" (München 1837, 3. Aufl. 1843). Zierl war von 1836 bis zu seinem Tode Schriftleiter des „Centralblattes des Landwirthschaftlichen Vereines in Bayern". Literatur: E. K.: Lorenz Zierl. In: Kunst- und Gewerbeblatt für das Königreich Bayem. Jg. 30, Bd. 22, 1844, Sp. 793-804. - LEISEWITZ, C : Lorenz Zierl, 0. Professor an der Universität zu München. In: Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 45, 1900, S. 205-207. - HOLZNER, GEORG: Der landwirtschaftliche Unterricht in Weihenstephan und Schleißheim von 1804 bis 1840. Nebst einer ausführlichen Lebensgeschichte des Kgl. Staatsgüter-Direktors Max Schönleutoer und vielen erläuternden Bemerkungen und Zusätzen. München und Berlin 1905. (W.) - RAUM, H.: Schönleutner, Zierl und Veit, die Pioniere der Landwirtschaftswissenschaft in Bayem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg. 32, 1955, 258-275.
Zillmann, Karl-Heinz, • 22. August 1923 in Thiergarten bei Bunzlau (Schlesien), f 4. Februar 1961 in Berlin • Sohn eines Landwirts, studierte seit 1949 Landwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte 1955 bei Hans Baimiann mit der Dissertation „Beiträge zum Wasserverbrauch der Sommergerste und des Sommerrapses am Standort". 396
Seitdem war er als wissenschaftlicher Oberassistent am dortigen Institut für Acker- und Pflanzenbau tätig und gleichzeitig mit der Leitung der Außenstelle des Instituts in Berlin-Malchow beauftragt. Seit 1957 hatte er einen Lehrauftrag für Agrarmeteorologie. In den wenigen Jahren seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Zillmann mit weit beachteten Veröffentlichungen hervorgetreten. Bedeutsam fiir die Methodik der WiuTieluntersuchungen ist sein Beitrag „Beobachtung des Wurzelwachstums in Feldbeständen" (Die Deutsche Landwirtschaft Jg. 7, 1956, S. 394-400). Hervorzuheben ist femer eine Publikation „Üljer den Wasserverbrauch einiger Kulturpflanzen am Standort in Abhängigkeit von den meteorologischen Faktoren und von der Bodenfeuchtigkeit" (Zeitschrift fiir Acker- und Pflanzenbau Bd. 104, 1957, S. 257-274). Für das von Rudolf Schick und Maximilian Klinkowski herausgegebene Handbuch „Die Kartoffel" schrieb er das Kapitel „Standortfaktoren" (Bd. I, Berlin 1961, S. 595631). Zöller,Philipp, • I.Mai 1832 in Winnweiler (bayerische Pfalz), t 31. Juli 1885 in Wien • Studierte Naturwissenschaften an der Universität München, promovierte dort 1856 und war seit 1857 als Chemiker an der neugegründeten Landwirtschaftlichen Versuchsstation in München tätig. Fortan stand er in engem Kontakt mit Justus von Liebig. 1860 wechselte er als Adjunkt an das Pflanzenphysiologische Institut des Botanischen Gartens in München. 1863 wurde er zum Honorarprofessor für Phytochemie an der Universität München emannt. 1864 folgte er einem Ruf als ProfessorfiirAngewandte Chemie an die Universität Erlangen und 1872 ging er als Professor für Agrikulturchemie an die Universität Göttingen. Von 1873 bis zu seinem Tode wirkte er als o. Professor „für die chemischen Fächer" an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Beiträge über seine vorwiegend chemischanalytische Tätigkeit an der Münchner Versuchsstation sind veröffentlicht in „Ergebnisse landwirthschaftlicher und agrikultur-chemischer Versuche an der Station des General-Comite des bayerischen landwirthschaftlichen Vereines in München" (H. 1-4,1857-1863). Weitere agrikulturchemische Abhandlungen hat Zöller
Zürn in der von ihm herausgegebenen Wochenschrift „Oekonomische Fortschritte" (Jg. 1-6, 18671872) publiziert. Wissenschaftshistorisch beachtenswert ist vor allem sein Beitrag „Die Agriculturchemie als academische Wissenschaft, ihre Lehr- und Forschimgsaufgabe" (Oekonomische Fortschritte Jg. 1, 1867, S. 369-383). Zöller vertrat entschieden die Lehren Justus von Liebigs. Dieser hatte Zöller beauftragt, nach seinem Tode eventuell eine neue Auflage seines Hauptwerkes „Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie" herauszugeben. Diesen Auftrag hat Zöller drei Jahre nach Liebigs Tod erfüllt: 1876 erschien die neunte und letzte Auflage dieses epochemachenden Werkes. Vier Jahre später veröffentlichte Zöller die Schrift „Justus von Liebig und die Landwirthschaft" (Stuttgart 1880 = Neue Volksbibliothek Serie 3, Heft 10). Literatur: Regierungsrath Professor Dr. Philipp Zöller t- In: Wiener Landwirthschaftliche Zeitung Jg. 3 5 , 1 8 8 5 , 8 . 546-547. -
WURZBACH, CONSTANTVON:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bd. 60, 1891, S. 230-231. - Zur Gedenkfeier der Gründung der Forst-Lehranstah Mariabrunn 1813 und der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872. Herausgegeben vom Professoren-Kollegium der k. k. Hochschule fiir Bodenkultur in Wien. Wien 1912-1913, S. 103-104. (P.).
Zorn, Wilhelm, * 12. August 1884 in Memmingen (Allgäu), 113. November 1968 in München • Studierte Landwirtschaft imd war von 1920 bis 1945 0. Professor für Tierzucht an der Universität Breslau sowie ab 1923 zugleich Direktor der Versuchs- und Forschungsanstalt für Tierzucht in Kraftbom bei Breslau. Von 1947 bis 1954 leitete er als Direktor die Bayerische Landesanstalt fiir Tierzucht in Grub bei München. Mehr als vier Jahrzehnte hat er die wissenschaftliche Tierzucht in Deutschland maßgebend gefördert und mitgestaltet. Von Anbeginn seiner Tätigkeit als Tierzüchter widmete Zorn auch dem Dauergrünland und dem Feldfutterbau besondere Aufmerksamkeit. In der nach dem 2. Weltkrieg wiedergegründeten Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft leitete er von 1947 bis 1957 die Futter- und Grünlandabteilung. In der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht in Grub richtete er ein Grünlandreferat em. Von seinen Veröffentlichungen auf dem
Gebiet der Grünlandforschung sind hervorzuheben das Kapitel „Wiesen und Weiden" in dem von F. Aereboe, J. Hansen imd Th. Roemer herausgegebenen „Handbuch der Landwirtschaft" (Bd. 3, Beriin 1930, S. 322-403) und die Schrift „Das Grünland als Grundlage für eine bodenständige und leistungsfähige Tierzucht und Tierhalttmg. Wiese, Weide, Feldfiitterbau. Ratschläge und Maßnahmen für Tierhalter und Tierzüchter" (Beriin 1937, 2. Aufl. 1943 = Grünlandbücherei Nr. 6). Beachtenswert ist auch sein Beitrag „Neue Ziele und Wege der Grünlandwirtschaft seit 1945" (In: Ludwig Niggl: Die Geschichte der deutschen Grünlandbewegung, o. O. 1953, S. 159-173). Bedeutsam für die Wissenschaftsgeschichte ist das Buch von Zorn „Die Geschichte der Landwirtschafts-Wissenschaft in Schlesien" (Würzburg 1964 = Beiheft zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhehns-Universität zu Breslau Nr. 2). Literatur: NIGGL, L.: Wilhelm Zorn 75 Jahre ah. In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafls-Ges e l l s c h a f t Jg. 7 4 , 1 9 5 9 , S. 9 6 6 . ( P ) -
COMBERG, G . :
Dem Ehrenpräsidenten der Deutschen Gesellschalt für Züchtungskunde Professor Dr. Dr. med. vet. h. c., Dr. agr. h. c. Wilhelm Zorn zum Gedächtnis. In: Z ü c h t u n g s k u n d e B d . 4 0 , 1 9 6 8 , S . 3 8 9 - 3 9 1 . (P.).
Zürn, Franz, • 8. August 1909 in Hesslingshof bei Krautheim (Baden), f 24. Oktober 1972 in München • Sohn eines Landwirts, studierte von 1932 bis 1935 Landwirtschaft in Hohenheim und ging dann als Assistent an die von Richard Geith geleitete Betriebswirtschaftliche Forschungsstelle für Grüidandwirtschaft der Universität Leipzig. Dort promovierte er 1939 bei Wolfgang Wilmanns mit der Dissertation „Die Stärkewerterzeugung in den kleineren Verwaltungsbezirken des Deutschen Reiches unter besonderer Berücksichtigung der Futtererzeugung" (im Buchhandel: Bleicherode 1939). Gemeinsam mit Richard Geith verfaßte er die grundlegende Arbeit „Die Leistungen der deutschen Weiden und die nachhaltige Verbesserung ihrer Erträge" (Beriin 1941 = Berichte über Landwirtschaft N. F. Sonderheft 152). 1940 übernahm Zürn das Referat fiir Alpwirtschaft und Futterbau an dem neugegründeten Institut für Grünlandwirtschaft der Reichsforschungsanstalt für alpine Landwirtschaft in Ad397
Zürn mont (Steiermark). Trotz großer Schwierigkeiten nach dem Ende des 2. Weitkrieges konnte er hier seine Tätigkeit bis 1953 fortsetzen. Während dieser Zeit entstanden bedeutende Veröffentlichungen, u. a. die Abhandlung „Mittel und Wege zur Steigerung der Almerträge. Zwölflährige Untersuchungen auf Borstgrasflächen" (Admont - Wien 1953 = Veröffentlichungen der Bundesanstalt für alpine Landwirtschaft in Admont Nr. 7). Seit 1953 arbeitete Zürn am Lehr- und Forschungsinstitut zur Förderung der Grünlandwirtschaft und des Feldfutterbaues in Steinach bei Straubing. Von 1961 bis zu seinem Tode war er Leiter dieses Instituts. Bereits 1956 hatte er sich an der Hochschule für Bodenkultur in Wien mit einer Arbeit über Borstgras habilitiert und die Venia legendi für „Speziellen Pflanzenbau mit besonderer Berücksichtigxmg der Grünlandwirtschaft" erhalten. Seitdem hielt er in Wien auch Vorlesungen über Grünlandwirtschaft. 1963 erfolgte seine Ernennung zum a. o. Hochschulprofessor.
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In Steinach widmete sich Zürn besonders den Fragen der Mähnutzung und der Düngung des Grünlandes. Zahlreiche seiner Forschungsergebnisse publizierte er in der Zeitschrift „Die Bodenkultur". Beachtenswert ist sein methodischer Beitrag „Zimi Problem der Bodenuntersuchung auf dem Grünland" (Zeitschrift für Ackerund Pflanzenbau Bd. 122, 1965, S. 65-78). Die meisten seiner Veröffentlichungen sind in praxisnahen Fachorganen erschienen. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten in Admont und Steinach hat er in dem Buch zusammengefaßt „Neuzeitliche Düngung des Grünlandes. Wege zur Ertragssteigerung auf Weiden, Wiesen und im Feldfiitterbau" (Frankfurt/Main 1968). Literatur: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalen der 1966, S. 2800. (W.) - Franz Zürn 60 Jahre alt In: Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Ge sellschaft Jg. 84, 1969, S. 1021-1022. - Seine Le bensarbeit: das Grünland. Zum Tode von Prof Dr Franz Züm. In: Straubinger Tageblatt vom 27. 10 1972. (F.).