155 94 23MB
German Pages 355 [356] Year 2002
Prof. Jürgen Hering bei der Grundsteinlegung für den Neubau der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden am 10. Mai 1999
Bibliotheken führen und entwickeln Festschrift für Jürgen Hering zum 65. Geburtstag
Herausgegeben von Thomas Bürger und Ekkehard Henschke
K - G - S a u r München 2002
Redaktion: Thomas Bürger und Michael Golsch Anmerkung der Redaktion: Die letzten Korrekturen und die Fertigstellung der Tabula gratulatoria fielen seit dem 13. August 2002 im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Jürgen Hering leitete einen Krisenstab, um drei Zweigbibliotheken mit Hilfe von Mitarbeitern, Studenten, Bundeswehrsoldaten (Offizierschule des Heeres) und weiteren Freiwilligen vor dem Hochwasser zu schützen, was angesichts der unbändigen Fluten nur zum Teil gelingen konnte. Auch dies gehört - leider - zum Thema „Bibliotheken führen". Die Redakteure bitten um Nachsicht, weil sie nicht mehr alle Namen der Tabula gratulatoria rechtzeitig aufnehmen konnten und möglicherweise auch noch die eine oder andere Korrektur unterblieben ist. Um so mehr danken sie Manfred Link und Dr. Rainer Ostermann für tatkräftige Unterstützung unter zuletzt erschwerten Bedingungen.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bibliotheken führen und entwickeln: Festschrift für Jürgen Hering zum 65. Geburtstag / hrsg. von Thomas Bürger und Ekkehard Henschke - München : Saur, 2002 ISBN 3-598-11616-0
Θ Gedruckt auf säurefreiem Papier Aller Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. Saur Verlag GmbH, München Printed in the Federal Republic of Germany Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig Satz: Dr. Rainer Ostermann, München Druck/Binden: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach ISBN 3-598-11616-0
Inhalt
Tabula gratulatoria
11
Grußworte Matthias Rößler Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst
19
Klaus-Dieter Lehmann Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
20
Bernd Richter Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB Dresden e.V
22
Geleitwort Achim Mehlhorn - Rektor der Technischen Universität Dresden Aufbruch statt Ausklang: Dank an Professor Jürgen Hering
23
Einführung Thomas Bürger und Ekkehard Henschke Bibliotheken führen und entwickeln Professor Jürgen Hering zum 65. Geburtstag
29
Die Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Hans Joachim Meyer Der Neubau der Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Ansprache zur Bauübergabe am 15. April 2002
35
Candida Höfer Die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Zwei Fotografien
39
Achim Mehlhorn, Hermann Kokenge, Jochen Heinke Bibliotheksführung aus Nutzersicht. Die Technische Universität Dresden blickt auf die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden . . . .
41
5
Inhalt Günter Gattermann Die Anfänge der Integration zur Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Erinnerungen an die Tätigkeit der Integrationskommission 1995/1996
49
Ute Hoffmann Integration und Geschäftsgang an der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden 1970-1990
66
Universität und Bibliothek Ilse Dosoudil Universitätsorganisationsrecht und Universitätsbibliotheken
75
Sigrid Reinitzer Wissensbilanz für Universitäten und ihre Bibliotheken
84
Wolfram Neubauer Die ΕΤΗ-Bibliothek auf dem Weg in die Zukunft Oder: wie verwandle ich einen Ozeanriesen in ein Schnellboot?
92
Steffi Leistner Die sächsischen Hochschulbibliotheken. Realität und Visionen zehn Jahre nach der Neukonzeption der Hochschullandschaft in Sachsen
108
Christiane Schmiedeknecht Kooperation zwischen Universität und ihrer Bibliothek. Wunsch und Wirklichkeit am Beispiel der Universität Erfurt und ihrer Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha
114
Visionen und Strategien Graham Jefcoate Defining the Future: The Staatsbibliothek zu Berlin at the beginning of the Twenty-First Century
125
Barbara Schneider-Kempf unter Mitarbeit von Martin Hollender „Evolutionär, nicht revolutionär". Die Optimierung von Funktionen und Strukturen der Staatsbibliothek zu Berlin im Rahmen des strategic review „SBB 2 0 1 1 " Erste Erfahrungen
130
6
Inhalt Claudia Lux Vision für ein Veränderungsmanagement einer Bibliothek Die Zentral- und Landesbibliothek und der Schlossplatz in Berlin
136
Management und Organisation Arend Flemming Mit Kontraktmanagement zur Unternehmenskultur Produktorientiertes Management in der Bibliothek
145
Werner Stephan Fit für die Zukunft. Kommunikation als Mittel zur Neugestaltung einer schwierigen Beziehung
153
Hannsjörg Kowark Die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek. Stationen einer Integration
158
Mitarbeiterführung und Personalentwicklung Dorothee Nürnberger und Uwe Rosemann Personalentwicklung - Basis für die Zukunftsfähigkeit der Bibliotheken. Das Beispiel UB/TIB Hannover
169
Michael Knoche und Jürgen Weber Matrix versus Linie. Die Organisationsreform der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
178
Klaus Franken Förderung der Kommunikation als Führungsaufgabe. Erfahrungen aus der Bibliothek der Universität Konstanz
187
Bibliotheksbau Heiner Schnelling Die Zentrale der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle (Saale). Aspekte des räumlichen Wandels
197
Peter Hoffmann Neu bauen - Organisation verändern - Dienste verbessern. Strukturentwicklung an der Universitätsbibliothek Rostock
206
7
Inhalt Hildegard Müller Die Universitätsbibliothek Trier Generalsanierung des Bibliotheksgebäudes bei laufendem Betrieb
218
Die digitale Bibliothek Ute Schwerts und Elisabeth Niggemann Die Digitale Deutsche Bibliothek „DDDB"
225
Georg Ruppelt Von Lotsen, Portalen und Hybriden. Gedanken im Umfeld neuerer Bibliotheksmetaphorik
232
Ausbildung Dieter Stäglich Die Beendigung der verwaltungsinternen Ausbildung für den höheren Bibliotheksdienst in Nordrhein-Westfalen. Die Folgen für die Hochschulbibliotheken
239
Andrea Nikolaizig Diplombibliothekare made in Sachsen
250
Buchhandel und Bibliothek Reimar Riese Die Zukunft der Buchbranche aus Sicht der Verleger. Trends auf dem Freizeit- oder Publikumsmarkt im digitalen Zeitalter
259
Klaus G. Saur Empfänge des K.G. Saur Verlages auf Bibliothekskongressen
279
Die Bibliothek als kultureller Ort Peter Strohschneider Buchmuseum. Vom Umgang der Bibliothek mit der Magie der Schrift
287
Martin Bircher Symbolcharakter - Die Bibliotheca Bodmeriana in Cologny
299
Antonius Jammers Im Japanischen Palais, wie ein Freiherr ... Erinnerungen meines Vaters Ewald Jammers an seine alte Sächsische Landesbibliothek
305
8
Inhalt
Bestandserhaltung und Bestandserschließung Hermann Leskien Unbequeme Fragen zur Bestandserhaltung
319
Wolfgang Frühauf Das Repertoire International des Sources Musicales (RISM) an der SLUB Dresden
328
Dokumentation Michael Golsch und Ulrich Sieber Bibliographie Fotoimpressionen
333 347
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
352
Bildnachweis
355
9
Tabula gratulatoria Dr. Günter Baron, Stellv. Generaldirektor i.R., Berlin Helga de la Barre, Leiterin der Bibliothek der Hochschule Mittweida Dr. Dirk Barth, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Marburg Elke Beer, Direktorin, Stadtbibliothek Chemnitz Gabriele Beger, Stellv. Generaldirektorin, Zentral- und Landesbibliothek Berlin Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin Klaus-Dieter Bernstein, Abt. Deutsche Fotothek, SLUB Dresden Bibliothek des Bundesgerichtshofs, Karlsruhe Albert Bilo, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Essen Prof. Dr. Martin Bircher, Direktor, Bibliotheca Bodmeriana Cologny/Genf Prof. Günter Blobel, M.D., Ph.D., The Rockefeller University, New York, NY Prof. Dr. Dietmar Brandes, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Braunschweig Staats- und Universitätsbibliothek Bremen Klaus Budewig, Präsident des Oberlandesgerichts Dresden Dr. Thomas Bürger, Stellv. Generaldirektor, SLUB Dresden Dr. Milan Bulaty, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V., Berlin Prof. Dr. Burghard Burgemeister, Bibliotheksdirektor i.R., Dresden Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz Universitätsbibliothek Clausthal Elke Dämpfert, Geschäftsstelle des DBV/BDB Deutscher Βibliotheksverband e.V., Berlin Dr. Klaus-Steffen Dittrich, Direktor, Bibliothek der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Hofrätin Dr. Ilse Dosoudil, Direktorin, Universitätsbibliothek Wien Hans Dürig, Schweizerischer Generalkonsul, Dresden/Radebeul Berndt Dugall, Ltd. Bibliothekdirektor, Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
11
Tabula gratulatoria
Inken Feldsien-Sudhaus, Direktorin, Universitätsbibliothek der Technischen Universität Hamburg-Harburg Viktor Freiherr von Finck, Studienstätte Schloß Nöthnitz e.V. Dr. Arend Flemming, Direktor, Städtische Bibliotheken Dresden Ulrich Frank-Planitz, Stuttgart Siegfried Franke, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Ulm Dr. Klaus Franken, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Konstanz Dr. Rudolf Frankenberger, Ltd. Bibliotheksdirektor i.R., Augsburg Prof. Dr. Gunther Franz, Ltd. Bibliotheksdirektor, Stadtbibliothek Trier Dr. Wolfgang Frühauf, Landesbeauftragter für Bestandserhaltung, SLUB Dresden Sabine Fügner, Leihverkehrszentrale SLUB Dresden Prof. Dr. Günter Gattermann, Ltd. Bibliotheksdirektor i.R., Düsseldorf Dr. Karl Wilhelm Geck, Leiter der Musikabteilung, SLUB Dresden Dr. Hans-Peter Geh, Ltd. Bibliotheksdirektor i.R., Filderstadt Ehrenpräsident der IFLA Dr. Friedrich Geißelmann, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Regensburg, Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes Simone Georgi, Fachreferentin, SLUB Dresden Ursula Gierth, Fachreferentin, SLUB Dresden Michael Golsch, Direktionsassistent, SLUB Dresden Prof. Dr. Horst Gronemeyer, Ltd. Bibliotheksdirektor i.R., Hamburg Lutz Großkopf, Dresden Jürgen Grothe, Abteilungsleiter Datenverarbeitung, SLUB Dresden Dr. Yorck A. Haase, Ltd. Bibliotheksdirektor i.R., Mühltal Prof. Dr. Bernd Hagenau, Ltd. Bibliotheksdirektor, Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken Dr. Axel Halle, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Kassel — Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel Dr. Hartmut Harthausen, Ltd. Bibliotheksdirektor, Pfälzische Landesbibliothek Speyer
12
Tabula
gratulatoria
Dr. Jochen Heinke, Leiter des Rechenzentrums der TU Dresden Detlev Hellfaier, Ltd. Bibliotheksdirektor, Lippische Landesbibliothek Detmold K. Günter Heinrich, Abt. Datenverarbeitung, SLUB Dresden Dr. Ekkehard Henschke, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Leipzig Konstantin Hermann, Fachreferent, SLUB Dresden Peter Hesse, Kulturwissenschaftler, Cunewalde Wolfgang Hesse, Leiter der Abt. Deutsche Fotothek, SLUB Dresden Candida Höfer, Köln Dr. Peter Hoffmann, Direktor der Universitätsbibliothek Rostock Ute Hoffmann, Stellv. Generaldirektorin, SLUB Dresden Dr. Michael Hollender, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Dr. Wolfgang Holler, Direktor, Kupferstichkabinett Dresden Eva Homrighausen, Direktorin, Stadtbibliothek Nürnberg Dr. Dietrich H. Hoppenstedt, Präsident, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Berlin Universitätsbibliothek Hohenheim Dr. Ulrich Hohoff, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Augsburg Dr. Antonius Jammers, Generaldirektor i.R., Berlin Graham Jefcoate, Generaldirektor, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Horst Jina, Referatsleiter Verwaltung, SLUB Dresden Dr. Michael Knoche, Direktor, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar Dr. Hans-Arnim Knöppel, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Greifswald Prof. Hermann Kokenge, Prorektor für Wissenschaft, Technische Universität Dresden Dr. Ingo Kolasa, Direktor des Deutschen Musikarchivs / Die Deutsche Bibliothek, Berlin Dr. Hannsjörg Kowark, Ltd. Bibliotheksdirektor, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Thomas Kübler, Direktor, Stadtarchiv Dresden Dr. Hans Joachim Kuhlmann, Ltd. Bibliotheksdirektor i.R., Nürnberg
13
Tabula gratulatoria
Hans-Joachim Kunz, Leiter der Abt. Benutzung, SLUB Dresden Dr. Erdmute Lapp, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Universitätsbibliothek Bochum Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident, Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin Dr. Steffi Leistner, Direktorin, Bibliothek der Westsächsischen Hochschule, Zwickau Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, Generalsekretär, Goethe-Institut Inter Nationes, München Dr. Hermann Leskien, Generaldirektor, Bayerische Staatsbibliothek München Dr. Christian Leutemann, Staatliche Fachstelle für Bibliotheken, Dresden Dr. Georg Prinz zur Lippe, Proschwitz über Meißen Kristina Lippold, Vorsitzende des Personalrates, SLUB Dresden Perk Loesch, Leiter der Handschriftensammlung, SLUB Dresden Dr. Wulf D. von Lucius, Stuttgart Prof. Dr. Heiner Lück, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Dr. Claudia Lux, Generaldirektorin, Zentral- und Landesbibliothek Berlin Universitätsbibliothek Magdeburg Dr. Marion Mallmann-Biehler, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg, Konstanz Dr. Guntram Martin, Direktor, Hauptstaatsarchiv Dresden Prof. Dr. Achim Mehlhorn, Rektor, Technische Universität Dresden Martina Meißner, Regierungsdirektorin, SMWK Dresden Staatsminister a.D. Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, Dresden Karin Mittenzwei, Direktorin, Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg Prof. Dr. Dr. h.c. Elmar Mittler, Ltd. Bibliotheksdirektor, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Dr. Hildegard Müller, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Universitätsbibliothek Trier Prof. Dr. Winfried Müller, Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde der TU Dresden Prof. Dr. Ulrich Naumann, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek der FU Berlin
14
Tabula
gratulatoria
Dr. Wolfram Neubauer, Direktor der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich Hubertus Neuhausen, Leiter der Zweigbibliothek Informatik, SLUB Dresden Prof. Dr. Andrea Nikolaizig, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Dr. Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin, Die Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main, Leipzig, Berlin Staatssekretär a.D. Eckhard Noack, Springe Landesbibliothek Oldenburg Dorothee Nürnberger, UniversitätsbibliothekyTechnische Informationsbibliothek Hannover Professor Manfred Ortner, Berlin/Wien Prof. Dr. Ulrich Ott, Direktor, Schiller-Nationalmuseum / Deutsches Literaturarchiv Marbach a.N. Dr. Hansachim Panzner, Leiter der Zweigbibliothek Wirtschaftswissenschaften, SLUB Dresden Prof. em. Dr. Engelbert Plassmann, Bochum Dr. Rudolf Pörtner, Geschäftsführer Studentenwerk, Dresden Dr. Rosemarie Pohlack, Stellv. Amtsleiterin, Staatshochbauamt Dresden Dr. Roswitha Poll, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Universitäts- und Landesbibliothek Münster Ingeborg Pomp, Leiterin der Stenografischen Sammlung, SLUB Dresden Hofrätin Dr. Sigrid Reinitzer, Direktorin, Universitätsbibliothek Graz Sigrun Ribcke, Geschäftsführende Fachreferentin, SLUB Dresden Pfarrer Bernd Richter, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB Dresden e.V. Prof. em. Reimar Riese, Leipzig Wolfgang Ritschel, Fachreferent, SLUB Dresden Dr. Matthias Rößler, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Dresden Dr. Uwe Rosemann, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek / Technische Informationsbibliothek Hannover Dr. Martin Roth, Generaldirektor, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
15
Tabula
gratulatoria
Matthias von Rüdiger, Amtsleiter, Staatshochbauamt Dresden Dr. Georg Ruppelt, Ltd. Bibliotheksdirektor, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Βibliotheksverbände e.V. Dr. Helgard Sauer, Fachreferentin, SLUB Dresden Prof. Dr. h.c. mult. Klaus G. und Lilo Saur, München Ulrike Schäme, Fachreferentin, SLUB Dresden Prof. Dr. h.c. Werner Schmidt, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen i.R., Dresden Christiane Schmiedeknecht, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha Dr. Frank Schmidt, Ministerialdirigent, SMWK Dresden Dr. Regine Schmolling, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen Birgit Schneider, Ständige Vertreterin der Generaldirektorin Der Deutschen Bibliothek an der Deutschen Bücherei Leipzig Dr. Barbara Schneider-Kempf, Stellv. Generaldirektorin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz Dr. Heiner Schnelling, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/Saale Prof. Dr. Wilfried Schöntag, Präsident der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Stuttgart Frauke Schräder, Referatsleiterin Haushalt, SLUB Dresden Dr. Klaus Schreiber, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Christoph-Hubert Schütte, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Karlsruhe Ute Schwens, Stellv. Generaldirektorin, Die Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main Dr. Ulrich Sieber, Stellv. Direktor, Universitätsbibliothek Stuttgart Dr. Frank Simon-Ritz, Direktor, Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar Irene Spieß, Abteilungsleiterin Sacherschließung und Informationsvermittlung, SLUB Dresden
16
Tabula
gratulatoria
Dr. Dieter Stäglich, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Wuppertal Werner Stephan, Ltd. Bibliotheksdirektor, Universitätsbibliothek Stuttgart Ministerialrätin Folke Stimmel und Eberhard Stimmel, Dresden / Langebrück Prof. Dr. Peter Strohschneider, Universität München Hochschule der Medien Stuttgart / Fachbereich Information und Kommunikation Antje Trautmann, Referatsleiterin Restaurierung, SLUB Dresden Dr. Willi Treichler, Bundesamt für Kultur, Bern Arbeitsbibliothek Annemarie Verweyen, Mönchengladbach Dr. Michael Vogel, Leiter der Abt. Zweigbibliotheken, SLUB Dresden Dr. Jürgen Weber, Stellv. Direktor, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar Dr. Sabine Weiers, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena Prof. Dr. Hans Wiesmeth, Technische Universität Dresden Mitglied im Vorstand der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB Dresden e.V. Constanze Wolf, Mercedes-Benz-Vertriebs GmbH, Dresden Mitglied im Vorstand der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB Dresden e.V. Dagmar Wohlfarth, Referatsleiterin Informationsvermittlung / Neue Dienstleistungen, SLUB Dresden Dr. Hans-Dieter Wüstling, Bibliotheksdirektor i.R., Dresden Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Universitätsbibliothek Würzburg Zentralbibliothek Zürich
17
Grußworte
Auf der Grundlage des Gesetzes, das der Sächsische Landtag am 15. Juni 1995 verabschiedete, hat der Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst aus der damaligen Sächsischen Landesbibliothek Dresden und der damaligen Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden mit Wirkung vom 22. Januar 1996 die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) als Anstalt öffentlichen Rechts errichtet. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Wissenschaftsrat die Empfehlung zur Finanzierung des dringend benötigten Neubaus für die vereinigte Bibliothek auf dem Campusgelände der Technischen Universität Dresden ausgesprochen. Damit waren die zwei grundsätzlichen Voraussetzungen zur Durchsetzung des „Dresdner Bibliothekskonzeptes" von 1993 und für die erfolgreiche Entwicklung gegeben, die die SLUB in den darauf folgenden Jahren genommen hat. Nach Vorbereitung durch die vom Ministerium berufene und von Professor Günter Gattermann geleitete Integrationskommission übernahm Professor Jürgen Hering seit Januar 1997 als Generaldirektor die Leitung der SLUB. So, wie der repräsentative Neubau für die Bibliothek seit dem ersten Spatenstich im Juli 1998 bis zur vorgesehenen feierlichen Einweihung im Januar 2003 eine immer deutlichere äußere Erscheinung annahm, so wurde auch die innere Integration der beiden ehemaligen Dresdner Großbibliotheken unter der sachkundigen Hand von Professor Hering stetig augenfälliger. Gleichzeitig übernahm die Bibliothek unter seiner Führung wegweisende Funktionen für die Weiterentwicklung des sächsischen Bibliothekswesens, wie beispielsweise bei der Einführung eines gemeinsamen integrierten EDV-Lokalsystems in den Hochschulbibliotheken oder bei der Erhaltung gefährdeter Bibliotheksbestände. Als Zeichen der Anerkennung eignen ihm seine Kollegen zum 65. Geburtstag und zum bevorstehenden Abschluss seines erfüllten Berufslebens diese Festschrift zu. Er selbst äußerte einmal, dass er es als Glücksfall empfinde, seine letzten Berufsjahre dem äußeren und inneren Aufbau der SLUB widmen zu dürfen. Ich möchte diesen Anspruch zurückgeben und sagen: Mit dem Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit war Professor Hering ein Glücksfall nicht nur für die Dresdner Staats- und Universitätsbibliothek, sondern für das gesamte sächsische Bibliothekswesen. Dafür gebührt ihm mein Dank. Dr. Matthias Rößler Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst
19
Grußworte
II. Dresden hat mit der Übergabe des Bibliotheksneubaus am 15. April 2002 und der feierlichen Eröffnung Anfang 2003 Bibliotheksgeschichte geschrieben und eine Vorbildfunktion erfüllt. Die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden sichert mit ihrem Konzept und ihren Sammlungen die kulturelle Überlieferung und ermöglicht der Wissenschaft Zukunft. Mehr als 6 Mio. von insgesamt rund 8 Mio. Medien sind von über 20 Standorten in einen Gesamtbestand integriert worden. Es gibt wieder eine Dresdner Schule des Geistes in einem Gebäude von großer ästhetischer Qualität, effizienter Funktionalität und mit konzentrierten Arbeitsmöglichkeiten. Die Dresdner Bibliothek ist mehr als ein Buchspeicher. Sie ist ein Reservoir des Wissens, mit traditionellen und mit perspektivischen Zugängen. Diese offenen Zugänge sind geeignet, neue Kulturprozesse anzustoßen und Wissenschaft zu öffentlichem Wissen zu machen. Das Buch und das digitale Medium vermitteln multimedial die Informationskompetenz der Dresdner Bibliothek. Entscheidend ist, dass mit dem Modernisierungsprozess die Kontinuitätssicherung gelungen ist. Das ist in unserer schnelllebigen, informationsüberfluteten Zeit ein hoher Wert. Als 1992 der Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst eine Expertengruppe beauftragte, ein Dresdner Bibliothekskonzept zu entwickeln, das sowohl der Sächsischen Landesbibliothek als auch der Universitätsbibliothek eine gesicherte Zukunft geben konnte, waren Dresdner Tradition, künftige Erwartungen und Bedarf sowie bauliche, finanzielle und strukturelle Machbarkeit zu prüfen. Das 1993 verabschiedete Dresdner Bibliothekskonzept war ein neuartiges Integrationsmodell mit einer überzeugenden funktionalen Differenziertheit, als Landesbibliothek und Universitätsbibliothek, einer großen fachlichen Unabhängigkeit und einer auf kulturelle Mentalität und wissenschaftliche Bedürfnisse besonders eingehenden Bereitschaft. Es war ein einmaliger Glücksfall, dass dieses Konzept im Zusammenhang mit einem Neubau umgesetzt worden ist, so dass die Nutzervorgaben unmittelbar baulich ihren Ausdruck finden konnten. Hierbei ist es das große Verdienst von Jürgen Hering, dass er ein Konzept, 1993 als „paperwork" entstanden, mit großem Pragmatismus, sensibler Vermittlung, logistischer Souveränität und erfahrener Kennerschaft in Szene gesetzt, zeitlich vernünftig die Realisierung geleistet und schließlich den Übergang zum Neuen hergestellt hat. Die Bibliothek ist ein Herzstück der Region und ein Informationsknoten im Versorgungsnetz der Wissenschaften. Herings Professionalität hat damit einen Kumulationspunkt geschaffen. Diesen Eckstein am Ende der beruflichen Zeit setzen zu können, ist wiederum ein Glücksfall, die Ausführung aber ist festes Zupacken und hartes Arbeiten. In Dresden ist kein Denkmal entstanden, sondern ein lebendiger Ort des Geistes, des Diskurses und der Begegnung, ein hohes Lied auf die Textkultur und ein leistungsfähiges Werkzeug für Bildung und Forschung.
20
Grußworte
Es ist zu wünschen, dass in diesem Gebäude die noch fehlenden 200 000 historischen Druckschriften, die sich derzeit - kriegsbedingt verlagert - noch in Russland befinden, wieder ihren Platz im kulturellen Kontext der Dresdner Bibliothek finden. Dieses wertvolle Erbe ist unentbehrlich für eine Bibliothek, deren Anfänge in der Mitte des 16. Jahrhunderts liegen und die eine einzigartige Geschichte unter den deutschen Ländern dokumentiert, die auch heute zur Identität und zur Motivation gehört. Auch dies war ein großes Thema für Jürgen Hering. Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
21
Grußworte
III. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden begleitet mit Ideen und Taten die Entwicklung der größten sächsischen Bibliothek. Die noch relativ junge und kleine Gesellschaft, 1990 zunächst als Freundesgesellschaft der Sächsischen Landesbibliothek gegründet, fördert die Restaurierung einzelner kostbarer Bücher, hilft bei Ausstellungen, Publikationen und Vorträgen. Die Gesellschaft sorgt sich auch um den entsprechenden Rahmen, um am Rand von Veranstaltungen das so wichtige Gespräch miteinander zu pflegen. In den vergangenen Jahren hat die Gesellschaft eine Reihe zweckgebundener Spenden aus dem In- und Ausland erhalten, zum Beispiel zur Förderung der Stenografischen Sammlung oder für die Publikation des bald erscheinenden HassebraukNachlass-Verzeichnisses. Wertvolle Buchspenden wurden über die Freundesgesellschaft der SLUB zugeleitet. Es ist zu wünschen, dass mit dem Bezug des Neubaus und seiner repräsentativen Veranstaltungsräume viele neue Freunde gewonnen werden, die sich für die vielfältigen wissenschaftlichen und kulturellen Aufgaben der Bibliothek engagieren, die ohne Bürgersinn und Privatinitiative nicht denkbar sind. Der Generaldirektor ist ständiges Mitglied im Vorstand der Freundesgesellschaft. In seinen Berichten vor dem Vorstand und vor der Mitgliederversammlung hat Professor Hering regelmäßig über die rasante Bibliotheksentwicklung informiert. Die Idee, die Tür zum künftigen Zimelienzimmer mit Hilfe der Gesellschaft der Freunde künstlerisch gestalten zu lassen, geht auf ihn zurück. Ich freue mich sehr, dass diese Tür rechtzeitig vor der Einweihung des Neubaus und sogar vor dem 65. Geburtstag von Jürgen Hering fertiggestellt werden konnte. Mit dem Dank für die gute Zusammenarbeit spreche ich den Wunsch und die Zuversicht aus, dass er als Mitglied unserer Gesellschaft seiner Dresdner Bibliothek auf Dauer verbunden bleiben wird. Bernd Richter, Pfarrer Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB e.V.
22
Geleitwort
Achim Mehlhorn
Aufbruch statt Ausklang Dank an Professor Jürgen Hering1 I. Der Konflikt, in den sich der frisch gewählte Rektor der Technischen Universität Dresden Ende des Jahres 1994 im Hinblick auf das Schicksal der Universitätsbibliothek gestellt sah, hatte durchaus klassische Tiefe. Die Gegenwart konnte nicht einfach fortgeschrieben werden. Für die Zukunft aber gab es zwei alternative Lösungen, die beide gleichermaßen unannehmbar erschienen. Der Hintergrund für den Konflikt war der folgende: Die neue Staatsregierung des Freistaates Sachsen hatte in einer wahrhaft weitsichtigen Vorwegnahme einer interdisziplinären Entwicklung der Wissenschaft beschlossen, die TU Dresden zu einer Volluniversität auszubauen. Das hieß, dass den tradierten natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten, die Profil und Renommee der Institution über mehr als 160 Jahre hinweg geprägt hatten, geistes- und sozialwissenschaftliche Fakultäten als Neugründungen hinzugefügt werden mussten. Die Gründungsphasen für eine juristische, eine philosophische und eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultät sowie eine Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften bzw. Erziehungswissenschaften waren strukturell Ende 1993 abgeschlossen und wurden zwischen 1994 und 1996 durch Berufungen ausgefüllt. Eine conditio sine qua non für eine stabile Existenz dieser neuen Fakultäten war ein hinreichend umfassender Bestand an Literatur, den es in der Universität bis dahin natürlicherweise nicht gab. Es entstand daher eine gutachterlich unterstützte Idee, die traditionsreiche Sächsische Landesbibliothek, deren Bestände im ehemaligen Kasernengebäude in der Marienallee untergebracht waren und die in ihren Magazinen über umfangreiche Druckschriftenbestände einschließlich wertvoller Sondersammlungen verfügte, mit der Universitätsbibliothek zu verschmelzen. Dieses Ansinnen rief den erbitterten Widerstand einer Gruppe namhafter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt Dresden hervor, die um den Bestand der Sächsischen Landesbibliothek fürchteten. Bei aller Ehrenhaftigkeit des Grundanliegens
Herrn Prof. Dr. Hans Wiesmeth, Prorektor für Wissenschaft und Leiter der Bibliothekskommission der TU Dresden von 1993 bis 2000, danke ich für helfende Hinweise.
23
Achim Mehlhorn wurde der Streit mit Argumenten geführt, über die man heute besser den gnädigen Mantel der Geschichte breitet. Aber gleichwohl, es hätte damals auch im Sächsischen Landtag keine Mehrheit für den Plan gegeben, die Sächsische Landesbibliothek unter das Dach der TU Dresden zu stellen und sie in einer umfassenden Universitätsbibliothek aufgehen zu lassen. So lautete der für die Dresdner Öffentlichkeit und die Technische Universität gleichermaßen schwierige Kompromiss: Die Bestände der Sächsischen Landesbibliothek und der TU Dresden werden in einer gemeinsamen Bibliothek zusammengeführt, die jedoch unmittelbar dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst untersteht. Hätte die Universität diese Lösung damals abgelehnt, dann wären die neuen Fakultäten dauerhaft ohne akzeptablen Literaturbestand geblieben, was sie gegenüber gleichartigen Fakultäten an einer anderen Universität wettbewerbsunfähig gemacht hätte. Würde die Universität aber zustimmen, dann hätte sie die Hoheit über die Pflege und Weiterentwicklung ihres gesamten Bücherbestandes aus der Hand gegeben.
II. Eine große Universität ohne eine eigene Bibliothek - das hatte es in Deutschland noch nicht gegeben. War diese Amputation nicht tödlich für die Institution? Wer entschied künftig über die Aufteilung des Budgets zur Pflege und Entwicklung der Sammlungen einerseits und zur Fortschreibung des aufzubauenden Freihandbestandes andererseits? Wer legte die Budgetrelationen hinsichtlich der verschiedenen Wissenschaftsgebiete fest? Wer verantwortete die inhaltliche Bestandsentwicklung? Wer garantierte den Zugriff der Universitätsmitglieder auf die Bestände und wer legte die Bedingungen fest? Wie konnten die unterschiedlichen Ziele und Funktionen beider Bibliotheksteile vereinigt werden? Was geschah mit den Universitätsräumen, in denen Zweigbibliotheken untergebracht waren, die nun, mitten in den Universitätsinstituten gelegen, einer neuen Institution gehören sollten? Und nicht zuletzt: Wie sollte die Zusammenführung des Bibliothekspersonals vorgenommen werden? Die meisten Bibliotheksangestellten waren langjährige Universitätsangehörige und standen der neuen Institution skeptisch gegenüber. Das war sicher bei den Mitarbeitern der Sächsischen Landesbibliothek nicht anders. Probleme über Probleme also, deren Lösung einer Umbruchszeit bedurfte, wie wir sie in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung Deutschlands hatten.
III. Im Gesetz über die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), das der Sächsische Landtag am 15. Juni 1995 beschloss, wurden der TU Dresden folgende Sicherheiten eingeräumt, die ihr eine Zustimmung zur Fusion ermöglicht haben: 1. Die neue Einrichtung ist auch die Universitätsbibliothek der TU Dresden [§ 1 (2)]. 2. Die neue Einrichtung hat die Aufgabe, Beschaffung, Erschließung und Vermittlung der Literatur für Lehre, Forschung und Studium an der TU Dresden zu übernehmen [§ 2 (2)]
24
Aufbruch statt
Ausklang
3. Die Einsetzung eines der Stellvertreter des Generaldirektors erfolgt auf Vorschlag des Rektors der TU Dresden [§ 3 (2)] 4. Ein Vetorecht der Kuratoren der TU Dresden in allen Bibliotheksangelegenheiten, welche die Interessen der TU Dresden berührten, war gesichert [§ 3 (4)] 5. Der Bestandsaufbau der Bibliothek musste einvernehmlich mit dem Senat der TU Dresden bzw. seiner Bibliothekskommission gestaltet werden [§ 4] 6. Das Rektoratskollegium bekam ein Mitspracherecht bei der Verteilung der Bibliotheksmittel [§ 5 (2)] 7. Die Unterbringung der neu zu errichtenden Bibliothek sollte an einem gemeinsamen Standort erfolgen [§ 6 (3)] 8. Das Mitspracherecht des Kanzlers der TU Dresden bei der Zusammenführung der Institutionen und ihrer Bestände wurde verbindlich festgeschrieben [§ 6 (4)]. Hinzu kam gleichfalls im Jahre 1995 die Entscheidung, dass die Bestände in einem Neubau zu vereinen sind, der auf dem Gelände des Hauptcampus der TU Dresden errichtet wird. Somit sah sich die TU Dresden rechtlich weitgehend abgesichert, ihre Lehr- und Forschungsaufgaben mit Hilfe einer Bibliothek durchführen zu können, die von ihrem Umfang her eine der größten in Deutschland sein würde, die sich auf ihrem Campus befand und auf deren Führung sie hinreichenden Einfluss nehmen konnte.
IV. Die Ausfüllung von Gesetzen jedoch kann konstruktiv oder restriktiv sein. Das hängt von den handelnden Personen, in diesem Falle insbesondere von der Persönlichkeit des Generaldirektors ab. Hier ist nun hervorzuheben, dass dieses schwierige und überaus sensible Projekt sowohl in der Gründungsphase wie in den folgenden Aufbaujahren durch zwei Persönlichkeiten geführt worden ist, die beide weitsichtig genug waren, den Erfolg ihrer Arbeit durch vertrauensvolle und kollegiale Beziehungen zur Technischen Universität Dresden sicherzustellen. Von 1995 bis Ende 1996 setzte Günter Gattermann als kommissarischer Gründungsdirektor der neuen Bibliothek die ersten Akzente. Er wurde durch die TU Dresden am 9. Januar 1997 in einer bewegenden Feierstunde verabschiedet. Sein Nachfolger Jürgen Hering wurde in der gleichen Veranstaltung - einen Tag vor seiner offiziellen Bestellung im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst - von der Universität feierlich in seinem Amte willkommen geheißen. Seine Berufung erwies sich in der Folge als ein echter Glücksgriff, für die neue SLUB, aber auch für die TU Dresden. Die Aufgabe, die ihn erwartete, war keinesfalls eine rein bibliothekarische. Er kam nicht in ein festes Haus mit einem vielleicht partiell neu zu systematisierenden und zu entwickelnden Bestand. Er hatte nur riesige, dezentral aufgestellte Bestände, die historisch völlig verschieden gewachsen waren, deren Registraturen der Kompatibilität entbehrten und deren Zweckbestimmung unterschiedlicher nicht sein konnte. Er kam in ein Team, das sich heterogen separierte in Landesbibliothek und Universitätsbibliothek und das bestenfalls das gemeinsame Gefühl einte, aus ihren jeweiligen Vorläuferinstitutionen entwurzelt worden zu sein.
25
Achim
Mehlhorn
Er fand eine Aufbauaufgabe vor, die zwar von vielen Seiten ideell und materiell befördert wurde, deren Ausführung aber gleichwohl einem Titanenwerk gleichen musste, denn die Barrieren waren verschieden, waren steil und hoch und hätten den Ängstlichen schnell abgeschreckt.
V. Dazu war ein Mensch erforderlich, der ein breites Spektrum von Eigenschaften in sich vereinigt: Der sensible Leiter, der Menschen zu integrieren und für sich zu gewinnen vermochte, in dem er deren Geschichte und Arbeitsleistung achtete. Der kenntnisreiche Bibliothekar, der sich mit Autographen und historischen Drucken ebenso auskannte wie mit wissenschaftlicher Gebrauchsliteratur. Das operationale Genie, das den Neubau der Bibliothek, der allen modernen Erfordernissen der Lagerung, Pflege und der Logistik riesiger Bestände entsprechen musste, mit planen konnte. Der robuste Manager, der das Baugeschehen aktiv begleitete und auch die Auseinandersetzung mit den Ausführenden nicht scheute. Der kühle Logistiker, der die Verantwortung dafür übernahm, dass mehr als 6 von insgesamt rund 8 Millionen Medien ihren Standort wechselten und an einem auffindbaren Platz stehen. Der pragmatische Problemloser, der - gemeinsam mit der Universität - die Zwischenlösung Dre*Punct für die Bestände der Geisteswissenschaften fand und damit die Voraussetzungen für eine neue Standortkonzeption der Zukunft schuf. Der kluge Verhandler, der den Jahresetat optimal verteilte. Der routinierte Marketingexperte, der seine Institution offensiv bekannt macht und sie durch besondere Ausstellungen und Veranstaltungen in der Öffentlichkeit positiv verankerte. Und nicht zuletzt der geduldige Zuhörer und kluge Argumentierer gegenüber seinen unterschiedlichen Nutzerschichten, den Professoren und Wissenschaftlern der Universität, den Studierenden verschiedener Fachrichtungen, den Kunstexperten und Sammlern und dem wissensdurstigen Bürger. Auch außerhalb dieser täglichen Pflichten für die SLUB war Professor Jürgen Hering vielfältig aktiv. Bereits seit 1982 ist er Geschäftsführer der Max Kade Stiftung in Deutschland. Diese Stiftung hatte unter seinem damaligen Präsidenten Erich Markel, dem verstorbenen Ehrensenator der TU Dresden, die Umwandlung eines Studentenwohnheimes in ein Max-Kade-Haus mitfinanziert. Professor Hering ist auch als Herausgeber verschiedener Zeitschriften hervorgetreten und hat selbst vielbeachtete Beiträge zu bibliothekarischen Themen veröffentlicht. Eine Vielzahl von Rollen, jede für sich schwierig, jede eine andere Tonart erfordernd. Erfolg zu haben bei so verschiedenen Verhandlungspartnern - von der Leiterin der Zweigbibliothek bis zum feinsinnigen Sammler, vom Ministerialbeamten bis zum Bauleiter - das erfordert jenes hohe Maß an innerer Flexibilität, an Veränderungsfähigkeit der Tonlage und an Einfühlungsvermögen, wie es nur wenigen gegeben ist. Jürgen Hering hat uns dies alles mehr als ein halbes Jahrzehnt lang vorgemacht, in beeindruckender und bewundernswerter Kontinuität, mit der Sicherheit des Kompetenten, mit der Freundlichkeit des Gebildeten und mit der Aufmerksamkeit des Stilbegabten.
26
Aufbruch statt Ausklang Immer hatte alles seine Form und seine unverwechselbare Gestaltung. Ich erinnere mich der Eröffnung bedeutender Buchausstellungen, der Eröffnung von Zweigbibliotheken, der Einführung neuer Software und Netzanbindungen, besonderer Ereignisse in der Belegschaft, der Führungen auf der Baustelle der neuen Bibliothek. Immer habe ich Jürgen Hering als einen Menschen erlebt, der über den Dingen stand, der seine Umwelt beherrschte ohne sie zu dominieren und der ruhiges Vertrauen zu verströmen wusste. Seine Konzentration bei der Führung einer Veranstaltung war ebenso groß wie der Grad seiner Aufgeräumtheit danach mit einem Glas Trollinger in der Hand, den der gebürtige Chemnitzer eigens aus Stuttgart kommen ließ. Keinen besseren Direktor einer Universitätsbibliothek der TU Dresden hätte ich mir je denken können. Deshalb verbinde ich meinen Glückwunsch zu seinem besonderen Geburtstag, der leider auch das Ende seiner Tätigkeit in Dresden zumindest näher rücken lässt, mit Hochachtung, mit Respekt und tiefem Dank. Dank für eine Lebensleistung, die er in einem Abschnitt seines Lebens vollbracht hat, in dem andere bereits Golf spielen oder der Wellness frönen. Der letzte Teil seines Berufslebens war Aufbruch statt Ausklang. Für die TU Dresden hat er maßgeblich mitgewirkt, eines ihrer größten Probleme zu lösen. Das wird sie ihm nicht vergessen.
27
Einführung
Thomas Bürger und Ekkehard Henschke
Bibliotheken führen und entwickeln Professor Jürgen Hering zum 65. Geburtstag Jürgen Hering hat sich - beinahe möchte man sagen: lebenslänglich - mit Fragen der Führung und Entwicklung von Bibliotheken befasst. Als junger Direktor an der Universitätsbibliothek Stuttgart, als Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare und des Deutschen Bibliotheksverbandes, als Herausgeber von Fachzeitschriften und Mitarbeiter in zahlreichen Gremien, schließlich seit 1997 als Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Dass er diese Aufgaben zupackend übernommen und pragmatisch gemeistert hat, wissen alle, die ihn kennen. In seinen Dresdner Jahren blieb wenig Zeit für ausführliche Diskussionen und Gespräche, ja nicht einmal Zeit, um auch nur einen Tag krank zu sein. Täglich waren Entscheidungen zu treffen, um auf allen Ebenen die Integration zweier großer Bibliotheken, den herausfordernden Neubau und schließlich den Umzug voranzubringen. Der 65. Geburtstag am 15. September 2002 fällt - wie gewünscht - auf einen Sonntag und nicht auf den letzten Arbeitstag. Der Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst hat Jürgen Hering gebeten, bis zum März 2003 im Dienst zu bleiben und die Bibliothek in den ebenso spannenden wie angespannten Monaten ungezählter Umstellungen und Anpassungen im Neubau „zum Laufen zu bringen" - oder mit den typischen Worten des Jubilars: nun auch noch selbst die Reklamationen zu erledigen und die Kinderkrankheiten zu beseitigen. Die vorliegende Festschrift zum 65. Geburtstag ist mitten in turbulenten Tagen denn auch mehr ein Zeichen des Respekts, der Anerkennung und des Dankes von Wegbegleitern, Kolleginnen und Kollegen als ein Gruß zum Abschied. Das Buch soll und muss aber pünktlich zu seinem 65. Geburtstag erscheinen, wenn es dem gebürtigen Sachsen und langjährigen Schwaben mit typisch preußischem Arbeitsethos Freude bereiten soll. Am 15. September 1937 wurde Jürgen Hering in Chemnitz geboren. Als er 1955 das Abitur absolvierte, hieß Chemnitz Karl-Marx-Stadt, seine Adresse Karl-MarxStraße, seine Schule Karl-Marx-Oberschule. Das Studium der Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig endete, als es noch kaum begonnen hatte - durch Exmatrikulation. Die Konsequenz war die Übersiedlung nach Stuttgart und das Studium (Germanistik, Geschichte, Russisch) in Stuttgart, München und Tübingen. Nach dem 2. Staatsexamen am Bibliothekar-Lehrinstitut Köln folgte die bibliothekarische Lauf-
29
Thomas Bürger und Ekkehard Hertschke
bahn an der Universitätsbibliothek Stuttgart, deren Leitung er als Nachfolger Manfred Koschligs 1974 übernahm. Von 1979 bis 1983 war Jürgen Hering Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare (VDB). In der Zeit des politischen Umbruchs von 1989 bis 1992 bereitete er als Vorsitzender des Deutschen ΒibliotheksVerbandes (DBV) und als stellvertretender Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (1990-1992) die Vereinigung mit dem Bibliotheksverband der DDR vor. Ob als Geschäftsführer der Max Kade Stiftung, als Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bibliothek für Zeitgeschichte Stuttgart, als Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Südwestdeutschen Β ibliotheks Verbundes, als Mitglied der Fachgruppe .Bibliotheken' der deutsch-russischen Regierungskommission für die Rückführung kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter, als Mitherausgeber der „Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie" und Herausgeber der jeweiligen „Sonderhefte", schließlich als Mitglied im Beirat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: In vielerlei Weise war und ist Jürgen Hering dem deutschen Bibliothekswesen verbunden. Und nicht nur dem deutschen: Mit den österreichischen Bibliothekaren, deren Vereinigung ihm 1992 die Dr.-Josef-Bick-Ehrenmedaille verlieh, und den schweizerischen Kollegen hielt er enge und freundschaftliche Verbindungen, als langjähriges Mitglied im deutschen IFLA-Nationalkomitee darüber hinaus zahlreiche Kontakte mit Persönlichkeiten und Institutionen anderer Länder. Der vorliegende Band hätte deshalb leicht den doppelten Umfang und die dreifache Autorenzahl annehmen können, aber auch das Maßhalten ist eine bibliothekarische Tugend und Pflicht. Wer kann das besser nachvollziehen als ein gelernter Schwabe?! Deshalb wurden Themen der für den Alltag (auch des Jubilars) so wichtigen Verbandsarbeit ausgeklammert, da in drei jüngeren Publikationen über die Bibliothekspolitik in Ost und West 1 , über den Verein Deutscher Bibliothekare2 und die Bundesvereinigung Deutscher Β ibliotheks verbände3 vieles zusammengefasst ist, was für die Geschichte und die Zukunftsorientierung der Bibliotheken und der bibliothekarischen Berufe von Bedeutung ist. Die Herausgeber dieser bewusst thematischen Festschrift sind den Kolleginnen und Kollegen von Jürgen Hering dankbar, die aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen zu 11 Themenkreisen der Bibliotheksführung und -entwicklung Stellung bezogen haben. Damit wird die Vielfalt der Anforderungen und Einflüsse deutlich, die das Verständnis der Bibliotheken, das Selbstverständnis
Bibliothekspolitik in Ost und West. Geschichte und Gegenwart des Deutschen Bibliotheksverbandes. Hrsg. von Georg Ruppelt. Frankfurt am Main 1998 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; Sonderheft 72), darin auch der Beitrag von Jürgen Hering: Der Weg zur Vereinigung. Göttingen und die Zeit danach, S. 135-145. 2
Verein Deutscher Bibliothekare 1900-2000. Festschrift. Hrsg. von Engelbert Plassmann und Ludger Syre. Wiesbaden: Harrassowitz 2000. 408 S.
3
Politik für Bibliotheken. Die Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (BDB) im Gespräch. Birgit Dankert zum Ende ihrer Amtszeit als Sprecherin der BDB im Auftrag des Vorstandes hrsg. von Georg Ruppelt. München: K.G. Saur 2000. 208 S.
30
Bibliotheken führen und
entwickeln
ihrer Mitarbeiter und damit ganz konkret den Berufsalltag eines Bibliotheksdirektors prägen. Visionen und Strategien dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie Darstellungen der Personalentwicklung und Mitarbeiterführung, Fragen der Zusammenarbeit mit Universitäten und Rechenzentren, des realen und digitalen Bibliotheksbaus, der Bestandserhaltung und -erschließung, der Aus- und Weiterbildung und der Verbindung zum Buchhandel. Beachtung findet auch die ebenso übergreifende wie grundsätzliche Standortbestimmung von Bibliotheken zwischen Informationsvermittlung, Wissensspeicher und sozialem wie kulturellem Ort, an dem Bürgerinnen und Bürger - vom Schüler über den Studenten und Wissenschaftler bis zum Senior - das Lernen lernen und damit lebenslang ihr Wissen erweitern können. Namentlich sei den Autoren gedankt, die mit ihren Beiträgen für Jürgen Hering einen Blick ,νοη außen' auf die Bibliotheken und speziell auf die SLUB Dresden richten: Dem Sächsischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Dr. Matthias Rößler für sein Grußwort; seinem Amtsvorgänger, Professor Dr. Hans Joachim Meyer, für seine Zustimmung zur Veröffentlichung seiner programmatischen Rede vom 15. April 2002; dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann, der den Vereinigungsprozess Der Deutschen Bibliothek maßgeblich gestaltet und vor diesem Erfahrungshorizont das Dresdner Bibliothekskonzept unterstützt hat; dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde und Förderer der SLUB Dresden, Pfarrer Bernd Richter, für seinen Appell an Bürgersinn und Bürgerstiftungen, auf die auch und gerade die Bibliotheken angewiesen sind. Magnifizenz Prof. Dr. Achim Mehlhorn hat mit seinem persönlichen Dank an den Jubilar in dem Geleitwort „Aufbruch statt Ausklang" gleichsam das Wunschbild eines Bibliotheksdirektors gezeichnet - und damit einen unverwechselbaren Beitrag über das Bibliotheksmanagement geschrieben. Dafür und für die Studie „Bibliotheksführung aus Nutzersicht", verfasst vom Rektor in Zusammenarbeit mit dem Prorektor für Wissenschaft, Prof. Hermann Kokenge, und dem Leiter des Rechenzentrums der TU Dresden, Jochen Heinke, sind die Herausgeber besonders dankbar, denn hier wird die Nutzerperspektive anschaulich und exemplarisch dargestellt. Mit dem Rektor, dem Prorektor für Wissenschaft und dem Kanzler der TU Dresden arbeitet der Generaldirektor ebenso eng und vertrauensvoll zusammen wie mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums der SLUB. Bis zu seinem Wechsel an die Universität München im Juli 2002 hat diese Funktion des Vorsitzenden Prof. Dr. Peter Strohschneider wahrgenommen. Ihm sind nicht nur ausgezeichnete Jahre der Kooperation zu verdanken, sondern mit seinem Beitrag über den berühmten Codex Dresdensis nun auch ein anregender Essay über Möglichkeiten und Grenzen von Buchmuseum und Bibliothek.4 Ohne den Verleger Prof. Dr. h.c. mult. Klaus G. Saur wäre diese Festschrift nicht zustande gekommen. In seiner Abhandlung über „Festschriften im Bibliothekswesen" hat er einmal kurzweilig die Beweggründe offengelegt, die einen Verleger reizen, diese 4
Vgl. auch den Vortrag von Peter Strohschneider zur Amtseinführung von Jürgen Hering: Über das Gedächtnis der Bibliotheken. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 44 (1997), S. 346-358.
31
Thomas Biirger und Ekkehard Henschke
Gattung Buch zu verlegen.5 Die Besprechung über Inhalt und Umfang der vorliegenden Festschrift hat am Rande eines Besuchs in München weniger als eine Stunde Zeit in Anspruch genommen, was darauf hindeutet, dass diese Festschrift in den Köpfen von Verleger und Herausgebern schon konzipiert und ihr Erscheinen also nur eine Frage selbsterfüllender Prophezeiung war. An dieser Stelle sei aber auch herzlich den Mitgliedern der Tabula Gratulatoria gedankt, die den Druck des Buchs ermöglicht haben, und Manfred Link, der Pünktlichkeit und Qualität der Ausführung in seine bewährten Hände genommen hat. Gerne hätten viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Aufsätze beigesteuert. Sie haben in den konzentrierten Jahren angespannter Arbeit gerne unter, oder besser: mit einem Generaldirektor zusammengearbeitet, der sich selbst nicht schonte, und der auch dann, wenn er viel forderte, das rechte Maß und den richtigen Ton fand. Tatsächlich wäre es den Mitarbeitern leicht gefallen, ein ganzes Füllhorn von Aufsätzen zur Bibliotheksentwicklung der SLUB auszuschütten und damit den Themenreichtum der letzten sechs Jahre vor Augen zu führen: neben der praktischen Umsetzung von Fusion, Neubau und Umzug und den damit verbundenen Innovationen6 waren ja auch ungezählte Routineaufgaben sowie auch neue wissenschaftliche und kulturelle Vorhaben anzupacken. Einen Einblick in dieses Miteinander von Alltäglichem und Besonderem ermöglichen die von Jürgen Hering neu herausgegebenen, viermal jährlich erscheinenden Hefte des SLUB-Kuriers7, die sich wie eine Chronik im Zeitraffer oder - über die Register - wie ein kleines Lexikon zur Bibliothek lesen lassen. Von Α wie Ausbildung und Ausstellungen bis Ζ wie Zeitschriften-Evaluierung und Zweigbibliotheken reichen die Stichworte. Eine solche Hauszeitschrift ist zusammen mit den regelmäßigen Presse-Informationen für die Kommunikation nach innen und außen wie auch als Dokumentation unentbehrlich. Sie zeigt, wie selbstverständlich sich die universitären und landesbibliothekarischen, wissenschaftlichen und kulturellen Themen und Aspekte bibliothekarischer Arbeit verbinden und durchdringen. Pars pro toto sei der Artikel „Kitabi-i Dede Korkut oder der Kuss im Kulturrathaus" hervorgehoben, mit dem Jürgen Hering an ein UNESCO-Symposion in Dresden erinnert.8 Gäste aus mehreren Ländern und insbesondere aserbaidschanische Politiker und Wissenschaftler waren zu Ehren einer Dresdner Handschrift angereist, die einmal in Händen zu halten und zu küssen der Traum und ein Höhepunkt im Leben des Nestors der aserbaidschanischen Dede-Korkut-Forschung, Prof. Dschamschidow, war. In bewegenden Momenten wie diesen bleibt die Zeit einen
5
Klaus G. Saur: Festschriften im Bibliothekswesen. In: Politik für Bibliotheken (wie Anm. 3), S. 157-163, hier S. 161.
6
Hervorzuheben sind exemplarisch die Einführung des neuen DV-Lokalsystems mit der Zusammenführung beider Web-OPAC's oder der Aufbau einer umfangreichen Freihandbibliothek nach der Regensburger Verbundklassifikation.
7
SLUB-Kurier, vgl. die Bibliographie im Anhang.
8
Jürgen Hering: Kitab-i Dede Korkut oder der Kuss im Kulturrathaus. In: SLUB-Kurier 13 (1999) H. 4, S. 19-20.
32
Bibliotheken führen und entwickeln Augenblick stehen, und die Bewahrung solcher Erinnerungen ist zweifellos auch eine Leitungsaufgabe in Institutionen, die mit Kunden und Produkten, aber darüber hinaus mit viel mehr zu tun haben. Zur feierlichen Einweihung des Neubaus der Sächsischen Landesbibliothek - Staatsund Universitätsbibliothek Dresden Anfang 2003 wird eine Festschrift erscheinen; sie soll an die bald 450jährige Baugeschichte der Vorgängereinrichtungen der S L U B erinnern und den repräsentativen Neubau vorstellen. Deshalb musste und durfte auch dieses schöne - in der Berliner Ausstellung zur „Neuen Deutschen Architektur" 9 repräsentierte - Kapitel hier ausgespart bleiben. Die Herausgeber sind Candida Höfer aus Köln dankbar, dass sie zwei ihrer jüngsten Fotografien aufnehmen durften, mit denen sie die Architektur von Laurids und Manfred Ortner (Wien/Berlin) besser beschreibt als dies viele Worte vermögen. Ende März 2003 wird Jürgen Hering nach Stuttgart zurückkehren, das auch während seiner Dresdner Jahre sein Lebensmittelpunkt geblieben ist. Die beiden Herausgeber, der eine aus Dresden, der andere aus Leipzig, wünschen, dass mit dieser Festgabe das Wirken Jürgen Herings für das deutsche Bibliothekswesen und die eigene Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden deutlich wird und dass ihm selbst diese Schrift zu seinem 65. Geburtstag gefallen möge. Ad multos annos, Jürgen Hering!
9
Neue Deutsche Architektur. Eine Reflexive Moderne. Hrsg. von Ullrich Schwarz. Ostfildern: Hatje Cantz Verlag 2002, darin der Neubau der S L U B S. 144-151.
Redaktionelle Anmerkung: Die unterschiedliche Rechtschreibung der Autoren wurde respektiert und nicht vereinheitlicht.
33
Die Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Hans Joachim Meyer
Der Neubau der Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Ansprache zur Bauübergabe am 15. April 2002 Heute ist ein freudiger Tag - nicht nur für diese Bibliothek, nicht nur für die Dresdner Universität, mit der sie besonders eng verbunden ist, sondern für Kultur und Wissenschaft in ganz Sachsen und damit für das ganze Land. „Ein Bücherschatz", so hat Thomas Carlyle einmal gesagt, „ist wie ein geistiger Baum, der Bestand hat und seine köstlichen Früchte spendet von Jahr zu Jahr, von Geschlecht zu Geschlecht." Mit Recht gilt eine Bibliothek in besonderer Weise als Hort und als Quelle von Bildung, Kultur und Wissenschaft, sie ist, wenn man so will, ihr gemeinsames Denkmal - ein Monument dessen, was Menschen bisher erkannt und geschaffen haben, aber auch ein Mahnmal, nie zu vergessen oder auch nur gering zu schätzen, was geistige Leistung für unser Menschsein bedeutet. Bis heute straft die Geschichte jene mit besonderer Verachtung, die Bücher und Bibliotheken vernichtet haben. „Dort, wo man Bücher verbrennt," so hat Heinrich Heine prophetisch geschrieben, „verbrennt man am Ende auch Menschen." Und die Geschichte hält jene in Ehren, die Bibliotheken gründeten und deren Bücher zu unserem geistigen Erbe gehören. Am Anfang des christlichen Europa gehörten Bibliotheken zum festen Bestand der Klöster als den Zentren der Gelehrsamkeit. Seit Beginn der Neuzeit gilt die Stiftung einer Bibliothek als Ausdruck staatlichen und nationalen Selbstbewusstseins. Und Bibliotheken bilden die geistige Mitte des akademischen Lebens. Meist begann die Gründung einer Universität mit der Stiftung einer Bibliothek. Gewiss haben Bibliotheken im Laufe ihrer Geschichte vielerlei Wandel erfahren. Gerade jetzt erweitert sich ihre Rolle als Bewahrer von Kultur und als Archiv ihrer gedruckten Bestände um die Dimension des Managements der in Zukunft weithin digitalisierten Wissensressourcen. Zusammen mit den ständig steigenden Publikationskosten und der Notwendigkeit, dem Zerfall des gedruckten Erbes zu wehren, stellt uns dies vor außerordentliche finanzielle Anforderungen. Nichts ist abwegiger als die gelegentlich zu hörende Vorstellung, Bibliotheken seien relativ billige Einrichtungen und würden künftig noch billiger. Das Gegenteil ist der Fall. Dessen waren wir uns durchaus bewusst, als es nach dem Wiedererstehen des Freistaates Sachsen notwendig war, die bibliothekarische Perspektive des Landes zu definieren. Angesichts der Geschichte Sachsens als Ort von Kultur und Wissenschaft war
35
Hans Joachim Meyer das keine Aufgabe, die auf dem Reißbrett oder auf der grünen Wiese oder gar als Kopie anderer Länder zu lösen war. Vielmehr galt für unsere Bibliotheken wie für unsere wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen insgesamt, was ich gleich zu Anfang des hinter uns liegenden Jahrzehnts als politischen Grundsatz formulierte, dass es nämlich darum gehen müsse, zu erneuern und zu bewahren. Gewiss war dies in besonderem Maße deutlich für die Sächsische Landesbibliothek. Als eine der ältesten und angesehensten deutschen Landesbibliotheken hatte sie - wie auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen und die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig - den geschichtlich gewachsenen Namen dieses Landes durch die Zeit der zentralstaatlichen DDR hindurch getragen und gegen mancherlei politische und ideologische Widrigkeiten und Anfeindungen bewahrt. Ihre räumlichen Bedingungen waren jedoch - trotz mancher Bemühung - seit der Zerstörung ihres Sitzes im Japanischen Palais im Februar 1945 provisorisch geblieben. Und nicht weniger unangemessen, ja, wahrhaft kümmerlich war die Unterbringung der Dresdner Universitätsbibliothek. Was sollten wir tun, um in angemessener Frist zu einem wirklichen Wandel zu kommen? In dieser Situation rangen wir uns zu dem Entschluss durch, ein Entschluss, der - wie ich hier ausdrücklich hervorheben will - von der Leitung der Technischen Universität Dresden mitgetragen wurde - der Sächsischen Landesbibliothek neben der Stellung als Staatsbibliothek auch die Aufgabe der Dresdner Universitätsbibliothek zu übertragen, sie gleichwohl als selbständige Institution fortzuführen, jedoch ihr neues Gebäude auf dem Campus der Universität zu errichten. Es war ein Kompromiss im besten Sinne des Wortes, weil er etwas Neues und Vorwärtsweisendes ermöglichte, nämlich die Sächsische Landesbibliothek in der doppelten Funktion als Staats- und als Universitätsbibliothek zu einer bedeutenden Einrichtung im Kreis der deutschen Bibliotheken zu machen und ihr ein Gebäude zu geben, das nicht nur zweckmäßig, sondern auch architektonisch eindrucksvoll sein sollte - eine wirklich große Bibliothek also. Freilich war dies zunächst nicht mehr als ein Versprechen, das einer kritischen und zweifelnden Öffentlichkeit gegeben wurde. Dass dieses Versprechen gehalten wurde, ist eine Leistung, zu der, woran ich hier dankbar erinnern will, ganz maßgeblich der damalige Finanzminister, mein langjähriger Kabinettskollege Georg Milbradt beigetragen hat. Mein Kollege Thomas de Maiziere hat diese Leistung mit zu Ende geführt. Dankbar bin ich auch dem Wissenschaftsrat und dem Bund, die sich bei der Hochschulbauförderung auf dieses Unikat unter den Bibliotheksprojekten einließen. Dankbar bin ich vor allem den Abgeordneten des Sächsischen Landtages, die das Gesetz über die Sächsische Landesbibliothek beschlossen und deren Entwicklung und diesen Bau durch ihre Haushaltsentscheidungen fördernd begleitet haben. Dankbar bin ich nicht zuletzt allen, die diesen Tag vorbereiteten und ermöglichten: Prof. Hering, dem Generaldirektor und mit ihm den Mitarbeitern der Sächsischen Landesbibliothek und deren Freunden und Förderern, den Architekten Ortner und Ortner für ihr eindrucksvolles Projekt, den Baufirmen, Bauingenieuren und Bauleuten, die dieses Projekt umsetzten, den Beamten des Finanz- und des Wissenschafts- und Kunstministeriums und der Verwaltung der Technischen Universität sowie den Verantwortlichen der Landeshauptstadt Dresden.
36
Der Neubau der Sächsischen
Landesbibliothek
Der Bau, den wir heute der Öffentlichkeit übergeben, scheint mir ein überzeugendes Symbol zu sein für ein Jahrzehnt erfolgreicher Entwicklung sächsischer Kultur und Wissenschaft, zu der viele beigetragen haben. Es war - auch im Streit - ein gemeinsames Werk. Es war gewiss auch ein schwieriges Jahrzehnt, nicht ohne Enttäuschungen und Rückschläge. Aber wer sich heute in Deutschland und über dessen Grenzen hinaus umhört, der weiß, welchen Ruf sich Kultur und Wissenschaft in diesem Lande bewahrt und neu errungen haben: Sachsen gilt als einer der ersten deutschen Adressen in Kultur und Wissenschaft. Das ist ein großer Anspruch für ein kleines und immer noch armes Land. Aber ich sehe keine andere Chance dafür, nicht immer ein armes Land zu bleiben als den, Bildung, Kultur und Wissenschaft zu fördern. In diesem Sinne ist dieses neue Gebäude auch ein Versprechen auf die Zukunft. Wird auch dieses Versprechen eingelöst? Es steht nicht gut um Kultur und Wissenschaft in Deutschland. Das Land, das einmal von anderen das Land der Dichter und Denker genannt wurde, macht eine schlechte Figur im Vergleich mit jenen Ländern, die zählen in der Welt. Die deutsche Gesellschaft denkt an heute und nicht an morgen. Sie sorgt sich nicht um ihre Zukunft, sondern um ihren Ruhestand. Sie hat nicht in Kinder investiert, sondern in ihre Ferien. Sie gibt ihre Sprache auf und hofft, als Amerikaner verkleidet sich in eine bessere Welt mogeln zu können. Und so ist denn auch die in dieser Gesellschaft vorherrschende Haltung zur Kultur und zur Wissenschaft ziemlich erbärmlich. Nicht was wir für Kultur und Wissenschaft tun können, ja, tun müssen, ist die meist gestellte Frage, sondern wo wir bei Kultur und Wissenschaft noch weiter sparen könnten. Müssten wir in Sachsen nicht zum Beispiel stolz darauf sein, dass wir zwei Medizinische Fakultäten haben, die wissenschaftlich hoch angesehen sind, die uns Max-Planck-Institute eingebracht haben und uns zwei Biotechnologiezentren ermöglichen als Garanten für die sächsische Zukunft - statt zu fragen, ob nicht eine davon überflüssig wäre. Ich kann eine solche Frage nicht keck nennen. Mich erfüllt sie mit Sorge. Wissenschaft ist ein ständig auf neue Erkenntnisse gerichteter offener Prozess, der durch seine innere Kraft die Gesellschaft lebendig hält und unaufhörlich vorantreibt. Sie ist kein Automat, aus dem man für möglichst wenig Geld Produkte und Dienstleistungen erhält. Und Kultur ist kein Event zur Verzierung des Alltags, sondern ein menschliches Grundbedürfnis und eine Haltung, die die Erinnerung bewahrt und Kreativität ermöglicht. So sind beide zugleich Brücken in die Vergangenheit und in die Zukunft. Gewiss stehen auch Kultur und Wissenschaft unter einem hohen Leistungsanspruch, aber dieser folgt nicht aus kurzfristigen und kurzsichtigen Erwartungen, sondern aus dem internationalen Wettstreit, der seinen eigenen Maßstäben und Notwendigkeiten folgt. Wissenschaft und Kultur sind nicht die Mägde unserer Interessen, sondern - wie diese Bibliothek - Lebensquellen der Gesellschaft. Darum ist die sich heute bei uns ausbreitende Haltung der Nichtachtung von Wissenschaft und Kultur auf die Dauer wahrhaft tödlich für unser Land. Was die deutsche Wissenschaft allerdings von den USA lernen muss, ist die Verbindung von Unabhängigkeit und Eigenverantwortung. Und diese muss sich auf die Wirklichkeit beziehen statt sich eine Wirklichkeit zu wünschen. Wir haben im vergangenen Jahrzehnt einen guten Weg hinter uns gebracht. Dafür steht nicht zuletzt dieses neue und schöne Bibliotheksgebäude. Es waren unsere, als zu
37
Hans Joachim Meyer optimistisch bestrittenen Voraussagen im Anstieg der Studenten und der Forschungsleistungen, die sich als richtig erwiesen. Und so ist dieses neue und teure Gebäude gerechtfertigt und notwendig. Diese Bibliothek spricht für eine Fortsetzung unseres guten Weges. Ich setze auf diesen W e g und auf hoffe unbeirrt auf eine gute Zukunft Sachsens.
38
Candida Höfer
Die Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Der Lesesaal
39
Candida
Höfer
Die Galerie vor dem Lesesaal
40
Achim Mehlhorn, Hermann Kokenge, Jochen Heinke
Bibliotheksführung aus Nutzersicht. Die Technische Universität Dresden blickt auf die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden 1.
Einleitung
Die Sicht universitärer Nutzer - Professoren, Wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende - auf ihre Bibliothek wird durch viele Faktoren bestimmt. Nicht selten speist sich dieses Urteil aus subjektiven Erfahrungen und stützt sich auf überkommene Methoden der wissenschaftlichen Arbeit. Kritik macht sich häufig an Symptomen fest, ohne nach tieferen Ursachen zu forschen. Es scheint auch immer - auf beiden Seiten - Defizite zu geben über die Komplexität der Arbeit und der Aufgaben, welche die jeweils andere Seite erfüllen muss. Das notwendige Gleichgewicht einer Bibliothek zwischen Ordnung haltender Behörde und flexibler Dienstleistungseinrichtung kann nur im Dialog beider Seiten gefunden werden. Im Prinzip gilt dies natürlich auch zwischen der Technischen Universität Dresden und ihrer wissenschaftlichen Bibliothek - der Sächsischen Landesbibliothek - Staatsund Universitätsbibliothek Dresden Die schwierige Rechtskonstruktion, die der umständliche Name schon manifestiert - eine wissenschaftliche Bibliothek in der direkten Zuständigkeit des Staates, deren rund 63.000 eingetragene Leser zu einem großen Teil, die konkreten Benutzungen (Entleihungen etc.) sogar zu rund 80 Prozent der Universität zuzuordnen sind - hat jedoch in diesem Falle viele der prinzipiellen Konfliktpotentiale rechtzeitig zum Vorschein und zur Diskussion gebracht und so vielleicht besser gelöst, als wenn diese Bibliothek immer konstitutiver Bestandteil der Universität gewesen wäre. Dafür ist allerdings die Qualität, die Flexibilität und die Zielorientiertheit der Dialogpartner entscheidend. Das gilt besonders für den Bibliothekspartner. Und da hatte die TU Dresden in den letzten fünf Jahren mit Professor Jürgen Hering besonderes Glück. Denn er ist - wie wenige andere - in der Lage, die besonderen Probleme der Bibliothek einsichtig darzustellen und gleichzeitig zu zeigen, dass er alles tut, um den Bedürfnissen und den Belangen der Universität und ihrer Nutzer entgegenzukommen und die bibliothekarische Unterstützung von Lehre und Forschung abzusichern. Er hat gewissermaßen vorgelebt, dass sich die SLUB nicht als behördenähnliche Wagenburg, als ein Kafkaeskes Schloss versteht, an dessen Pforten die Nutzer ergeben anzuklopfen haben. Er hat die SLUB immer als einen Partner der Universität repräsentiert und vorgestellt, der die Bedürfnisse der Nutzer verstehen und erfüllen möchte und der umgekehrt von den Nutzern Verständnis für seine eigenen Schwierigkeiten erwartet. Es ist deshalb eine positive Bilanz, welche die Universität mit ihrer Bibliothek ziehen kann.
41
Achim Mehlhorn, Hermann Kokenge, Jochen Hemke Diese Bilanz wird gekrönt werden durch die bevorstehende Einweihung des neuen Bibliotheksgebäudes, dessen funktionale Eleganz und strenge Schönheit, verbunden mit einer neuen Dimension von Möglichkeiten zur kreativen Arbeit, das wissenschaftliche Leben der Universität nachhaltig fördern wird. Natürlich ergeben sich im täglichen Nutzerbetrieb immer organisatorische Probleme, Fragen der Registriergeschwindigkeit von Neueingängen, Fernleihprobleme, der Umgang mit Literatur, die mit nicht-öffentlichen Mitteln beschafft worden ist, usw. Aber diese Probleme gehören eher auf die Tagesordnung gemeinsamer Routinebesprechungen als in den Beitrag einer Festschrift. So sollen nur wenige Fragen etwas ausführlicher dargestellt werden, die für die künftige Führung der Bibliothek aus universitärer Sicht von Bedeutung sein könnten. Es sind dies immer Probleme, die wir gemeinsam haben, und die auch nicht abschließend lösbar sind. Sie sind aber Auslöser von Prozessen, von gemeinsamen Aktivitäten, die einen Weg markieren, den wir gemeinsam beschreiten müssen.
2. Preis- und Bestandsentwicklungen
- ein
Teufelskreis
Die wissenschaftliche Publikation ist das Hauptergebnis wissenschaftlicher Arbeit. Man erkennt an der Zahl, am originellen Inhalt und nicht selten auch am Renommee der Zeitschrift, in der publiziert wird, die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftlers. Die Publikationstätigkeit ist Grundlage für eine berufliche Karriere, etwa für eine Berufung, aber auch für die Zuführung von personellen und materiellen Ressourcen. Es ist daher naheliegend, dass jeder aktive Wissenschaftler in einen möglichst hochfrequenten Rhythmus von wissenschaftlicher Untersuchung und Publikation seiner Ergebnisse zu kommen versucht. Dieser Aspekt von Effizienz hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend perfektioniert, und an einem solchen Prozess beteiligen sich weltweit immer mehr Personen. Dies führt - auch wenn die Tätigkeit von Gutachtern einen gewissen Filtereffekt bewirkt - zu einer exponentiellen Erhöhung der jährlichen Publikationszahlen, führt zu steigendem Umfang der tradierten Publikationsorgane und - im Ergebnis der Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen Disziplinen - auch zu immer neuen Zeitschriften. Die gleiche Lage haben wir auf dem Gebiet der Monographien und der Lehrbücher. Hinzu kommt, dass bei einem großen Anteil der Literatur, insbesondere bei internationalen Zeitschriften, eine Abhängigkeit vom Dollarkurs gegeben ist, dessen Kursentwicklung - im Vergleich zur europäischen Währung - in den vergangenen Jahren eher ungünstig verlief. Die Folge dieser Entwicklung ist klar: Die Preise explodieren und laufen den Budgets der Bibliotheken davon. Die bereitgestellten Mittel für wissenschaftliche Bibliotheken sind von 1991 bis 1997 in Deutschland um durchschnittlich 3,1 Prozent gestiegen. Die Preise für Druckerzeugnisse in den Geistes Wissenschaften sind dagegen um 30 Prozent, die für Natur- und Ingenieurwissenschaften sogar um 77 Prozent angewachsen. Die Tendenz ist seither eher noch verstärkt worden. Es ist dies ein Wettlauf, den die Bibliotheken nicht gewinnen können. Hinzu tritt noch ein Effekt, der einem Teufelskreis gleicht: als Folge der Preisexplosion bestellen
42
Bibliotheksführung
aus
Nutzersicht
die Bibliotheken Titel ab mit der Konsequenz, dass deren Auflagen sinken und die Preise noch weiter steigen. Dieses Phänomen trifft die wissenschaftlichen Bibliotheken in aller Welt und damit auch die SLUB in Dresden. Im Zeitraum 1998 - 2001 mussten die vier sächsischen Universitätsbibliotheken (Chemnitz, Dresden, Freiberg, Leipzig) 4717 Zeitschriftenabonnements abbestellen. Ca. 250 Zeitschriften sind damit an den sächsischen Hochschulen überhaupt nicht mehr vorhanden. Im Ergebnis der im Jahre 2001 durchgeführten Evaluation in der TUD wurden 824 Zeitschriftentitel im Bereich der Zentralbibliothek und der Zweigbibliotheken der SLUB auf dem TU-Campus abbestellt, was einem Einsparvolumen von 460.000,- DM entspricht. Die Entwicklung des Gesamtbudget geht aus Abb. 1 hervor. Buchhaushalt 1996-2001
• Monographien und Lehrbücher • Zeitschriften
1996
1997
1998
1999
2000
2001
* 1996 ohne Lehrbücher
Abb. 1: Buchhaushalt Vor allem wird sich vom nächsten Jahr an das Fehlen der Sondermittel aus dem Bundesprogramm bemerkbar machen, das über 10 Jahre hinweg wenigstens zu einer Angleichung des Büchergrundbestandes an die der Universitätsbibliotheken der alten Bundesländer führen sollte (siehe Abb. 2). Dieses Programm läuft 2002 ersatzlos aus, ohne dass das ursprüngliche Ziel auch nur annähernd erreicht werden konnte. Das Land ist auf eine diesen Ausfall kompensierende Erhöhung der Eigenfinanzierung nicht eingestellt. Dies führt zu einer Situation, die als wirklich kritisch gelten muss. Wenn der Bund kein neues Programm auflegt und das Land die entstandene Lücke nicht kompensiert, öffnet sich die Schere zwischen notwendiger Grundversorgung und Zahlungsfähigkeit der Bibliothek immer weiter und führt zu einer abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Universitäten auch gegenüber den Hochschulen der alten Bundesländer.
43
Achim Mehlhorn, Hermann Kokenge, Jochen Heinke
Büchergrundbestandsmittel 5.000 τ -
4.806
4.000
2 Ο Η-
3.000
2.499
c ω
2.197
2.204
g, 2.000 CO