Bauen im Bestand: Umnutzung, Ergänzung, Neuschöpfung 9783034615235

Ungewöhnliche, innovativene Konzepte  

199 64 39MB

German Pages 176 [178] Year 2012

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Table of contents :
Kreativ umnutzen
Umnutzungen - total normal
Die grüne Wiese ist nicht grün
Erhaltung von Bauten der klassischen Moderne
Die Projekte
Stadterneuerung in Salemi
Kulturzentrum in Toledo
Museum in Colmenar Viejo
Ladeneingang in New York
Besucherzentrum in Criewen
Gelbes Haus in Flims
Wohn- und Ateliergebäude in Sent
Pfarrheim in Schwindkirchen
Dachausbau in Berlin
Wohnhauserweiterung in Montrouge
Wohnhauserweiterung in München
Haus am Starnberger See
Wohnhauserweiterung in Remscheid
Parasit in Rotterdam
Restaurant in Porto
Plattenbauwohnanlage in Dresden
Wohnanlage in Chur
Versicherungsgebäude in München
Museum Alf Lechner in Ingolstadt
MoMA QNS in New York
Tate Modern in London
Kultur- und Geschäftszentrum in Turin
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnber
Innenhof des British Museum in London
Architekten
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Bauen im Bestand: Umnutzung, Ergänzung, Neuschöpfung
 9783034615235

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Bauen im Bestand Umnutzung Ergänzung Neuschöpfung

Christian Schittich (Hrsg.)

Edition Detail

im ∂ Bauen im Bestand

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Bauen im Bestand Umnutzung · Ergänzung · Neuschöpfung Christian Schittich (Hrsg.)

Edition Detail – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG München Birkhäuser – Verlag für Architektur Basel · Boston · Berlin

Herausgeber: Christian Schittich Redaktion: Thomas Madlener, Andrea Wiegelmann Redaktionelle Mitarbeit: Christine Fritzenwallner, Julia Liese Zeichnungen: Norbert Graeser, Marion Griese, Olli Klein, Nicola Kollmann, Emese Köszegi, Elli Krammer, Sabine Nowak, Andrea Saiko, Claudia Toepsch DTP: Peter Gensmantel, Andrea Linke, Cornelia Kohn, Roswitha Siegler

Dieses Buch ist eine Kooperation zwischen Edition Detail – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG und Birkhäuser – Verlag für Architektur Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. © 2003 Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Postfach 33 06 60, D-80066 München und Birkhäuser – Verlag für Architektur, Postfach 133, CH-4010 Basel Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff (TCF ∞). Printed in Germany Reproduktion: Karl Dörfel Reproduktions-GmbH, München Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG, Kempten

ISBN 3-7643-0846-X 987654321

Inhalt

Kreativ umnutzen Christian Schittich

8

Parasit in Rotterdam Korteknie & Stuhlmacher, Rotterdam

98

Umnutzungen – total normal Johann Jessen und Jochem Schneider

10

Restaurant in Porto Guilherme Páris Couto, Porto

102

Die grüne Wiese ist nicht grün Günther Moewes

22

Plattenbauwohnanlage in Dresden Knerer und Lang, Dresden

106

Wohnanlage in Chur Dieter Jüngling und Andreas Hagmann, Chur

110

Versicherungsgebäude in München Baumschlager & Eberle, Vaduz

114

Museum Alf Lechner in Ingolstadt Fischer Architekten, München

124

130

Erhaltung von Bauten der klassischen Moderne Berthold Burkhardt

28

Stadterneuerung in Salemi Álvaro Siza Vieira, Porto Roberto Collovà, Palermo

38

Kulturzentrum in Toledo Ignacio Mendaro Corsini, Madrid

42

MoMA QNS in New York Michael Maltzan architecture, Los Angeles Cooper, Robertson & Partner, New York

Museum in Colmenar Viejo Aranguren Gallegos, Madrid

50

Tate Modern in London Herzog & de Meuron, Basel

136

Ladeneingang in New York Future Systems, London

54

Kultur- und Geschäftszentrum in Turin Renzo Piano Building Workshop, Genua

144

Besucherzentrum in Criewen Anderhalten Architekten, Berlin

58

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg Günther Domenig, Graz

156

Innenhof des British Museum in London Foster and Partners, London

164

Architekten

172

Autoren

175

Bildnachweis

176

Gelbes Haus in Flims Valerio Olgiati, Zürich

64

Wohn- und Ateliergebäude in Sent Rolf Furrer, Basel Christof Rösch, Sent

68

Pfarrheim in Schwindkirchen arc Architekten, München

72

Dachausbau in Berlin Rudolf + Sohn Architekten, München

76

Wohnhauserweiterung in Montrouge Fabienne Couvert & Guillaume Terver, Paris IN SITU montréal, Montreal

80

Wohnhauserweiterung in München Lydia Haack + John Höpfner, München

84

Haus am Starnberger See Fink + Jocher, München

88

Wohnhauserweiterung in Remscheid Gerhard Kalhöfer, Stefan Korschildgen, Köln

94

Kreativ umnutzen Christian Schittich

Die Auseinandersetzung mit bestehenden Gebäuden ist längst nicht mehr nur eine Frage der Stadtbild- oder Denkmalerhaltung, sondern ökonomische wie ökologische Notwendigkeit. In einer Zeit, in der sich Rohstoffsituation und Schadstoffproblematik dramatisch verschärfen, gleichzeitig aber die Bevölkerungszahlen in den Industrienationen zurückgehen, ist es das Gebot der Stunde, auf die vorhandene Bausubstanz zurückzugreifen, sie zu reparieren und weiterzunutzen, statt weitere Grünflächen zu zerstören und neue Ressourcen zu binden. Umbau- und Sanierungsmaßnahmen werden in naher Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen – ihr Anteil am Gesamtbauvolumen liegt in Mitteleuropa schon heute bei fast 40%. Im Bestand zu bauen heißt also nicht nur, sich mit historisch wertvoller Substanz zu befassen, sondern zunehmend auch mit banalen Gebäuden – Industrieobjekten oder Massenwohnsiedlungen der Nachkriegszeit. Entsprechend vielfältig ist das Aufgabenspektrum: Es reicht von der bloßen Bauschadensbehebung bis zur funktionalen und ästhetischen Optimierung oder zur ökologischen Sanierung, von der originalgetreuen Restaurierung zur kreativen Neuschöpfung. Die jeweilige Herangehensweise des Architekten hängt dabei entscheidend vom Altbau ab. Für den schöpferischen Umgang mit geschichtlich wertvoller Substanz galt Carlo Scarpas Sanierung des mittelalterlichen Castelvecchio in Verona (1956–64) lange Zeit als Maß aller Dinge. Seine hierfür entwickelten Prinzipien – die deutliche Trennung der selbstbewussten Eingriffe vom Bestand durch Verwendung konträrer Materialien – haben bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren und tauchen landauf, landab beim Umgang mit historischen Baudenkmälern nach wie vor auf. Ganz in der Tradition Scarpas, wenn auch mit weniger manierierten Details, stehen Alvaro Sizas Stadterneuerung im sizilianischen Salemi (s.S. 38f.) oder die Umnutzung einer Kirche zu einem Kulturzentrum in Toledo von Ignacio Mendaro Corsini (s.S. 42f.). Viel öfter aber zeigt sich eine Entwurfshaltung, bei der die Grenze zwischen Bestand und Ergänzung zunehmend verschwimmt, wo die Architekten den Altbau neu interpretieren und weiterentwickeln. Das gilt auch für die beiden grandiosen Umnutzungen monumentaler Industriedenkmäler – der früheren Bankside Power Station in London zur Tate Modern (s.S. 136f.) oder des ehemaligen Fiat-Werks in Turin (s.S. 144f.). Beinahe als pragmatisch kann man Renzo Pianos Herangehensweise an die eindrucksvolle LingottoFabrik bezeichnen: Von außen gesehen lässt er den Altbau

beinahe unberührt – abgesehen von den beiden neuen Akzenten auf dem Dach –, während in weiten Teilen Innen die Übergänge zwischen Alt und Neu verschwimmen und die reduzierten Details des Ausbaus sich wie selbstverständlich einfügen. Günther Domenig dagegen treibt bildlich gesprochen einen Pfeil ins Fleisch des gigantischen ehemaligen Reichsparteitagsgebäudes in Nürnberg (s.S. 156f.) und schafft damit das Kunststück, den aus zeitgeschichtlichen Gründen erhaltenswerten, historisch vorbelasteten groben Bau mit dem neuen Dokumentationszentrum sinnvoll zu nutzen, ohne ihn zu verklären. Während bei all diesen Beispielen Form und Aussehen des Altbaus weitgehend erhalten bleiben, geht es bei Sanierungen von Geschosswohnungsbauten, allen voran den sterilen Plattenbauten im Osten, meist darum, nicht nur die Wohnqualität, sondern auch das optische Erscheinungsbild zu verbessern, so etwa bei den Balkonvorbauten von Knerer und Lang in Dresden (s.S. 106f.). Nur noch die reine Tragstruktur schließlich verwenden Baumschlager und Eberle bei dem Versicherungsgebäude der Münchener Rück und schaffen damit ein modernes Haus, das außen wie innen von seinem Vorgänger nichts mehr zeigt. Lange Zeit haben Architekten Sanierungsaufgaben als eher lästiges Übel gesehen, während sie sich die Lorbeeren mit glanzvollen Neubauten verdienten. Das gilt in besonderem Maße für die Klassische Moderne, wo das Alte wenig Stellenwert hatte und die Avantgarde sich fast ausschließlich mit dem Neuen beschäftigte. Doch das Blatt hat sich gewendet. Die oben erwähnten Beispiele und die weiteren in diesem Buch vorgestellten Projekte verdeutlichen das breite Spektrum an Aufgaben, Möglichkeiten und Haltungen beim Bauen im Bestand und sie zeigen, dass das Thema nicht langweilig ist. Im Gegenteil: Die Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Substanz, die dem Entwerfer die notwendigen Bindungen schafft, gehört zu den kreativsten und faszinierensten Aufgaben in der Architektur.

9

Umnutzungen – total normal Johann Jessen und Jochem Schneider

Die Frage der Umnutzung ist allgegenwärtig. Der schnelle Brüter in Kalkar, der nie brütete, ist zu einem Kongress- und Erlebniszentrum umgerüstet, eine abgelegene Trafozentrale in Köln nimmt ein Galerienhaus auf, das vor fünf Jahren eröffnete Multiplex-Lichtspieltheater im neuen Freiburger Hauptbahnhof birgt heute Büroflächen und ein Planetarium (Abb. 2.19). Die Liste der Verwandlungen ließe sich fortsetzen und ist nicht nur begrenzt auf solch extravagante Lösungen.1 Die Umnutzung ist bei profanen Alltagsgebäuden angekommen und schon lange nicht mehr auf Baudenkmäler beschränkt. Man kann davon ausgehen, dass alles und jedes zur Umnutzung bereitsteht – es gibt kein Apriori der Nichteignung. Planerische und gestalterische Zukunftsaufgaben liegen dabei vor allem im Bereich der gebauten »Massenware«. Stadtentwicklung als Veränderung des Gebauten Besteht die Aufgabe von Architektur und Städtebau künftig in erster Linie darin, anzupassen, umzubauen oder gar zu beseitigen, was an Gebautem da ist? In Deutschland steigt seit Anfang der 70er-Jahre – mit konjunkturellen Schwankungen – der Anteil der Bestandinvestitionen überproportional zum Anteil der Neubauinvestitionen. Mitte der 80er-Jahre flossen bereits über die Hälfte aller finanziellen Mittel im Baubereich in den Gebäudebestand. Seither verschiebt sich diese Relation weiter zugunsten des Bestandes. Überall dort, wo ein weiterer Rückgang der Bevölkerung prognostiziert ist, werden weniger neue Wohnungen, Kindergärten und Schulen, dafür aber mehr Altenwohnungen und Pflegeheime nachgefragt werden. Nicht nur in den Großstädten Ostdeutschlands, auch in anderen Regionen Europas bestehen Überlegungen, die aufgrund eines Überangebotes am Markt bis hin zum Abriss ganzer Wohnungsbestände reichen. Auch ist davon auszugehen, dass den Industrie- und Wohnungsbrachen zukünftig Dienstleistungsbrachen folgen. Die Rationalisierung wird mit Macht diesen Sektor, insbesondere das Banken- und Versicherungswesen, erfassen und Büroflächen obsolet werden lassen. Eine Orientierung am Bestand – im großen wie im kleinen Maßstab – ist nicht zuletzt auch aus ökologischer Perspektive geboten. Umbau und Umnutzung alter Bausubstanz gelten heute als zentrale Elemente einer Stadtplanung, die in Bezug auf die Innenentwicklung einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen proklamiert. Dies hat den Blick auf den Gebäudebestand verändert: Die gebaute Stadt wird als eine Art Zwischenlager betrachtet, in dem gewaltige Mengen an Material und Energie gebunden sind. Gleichwohl

sind die vertrauten Muster der Stadtentwicklung unverändert in Kraft: Der Flächenverbrauch in Deutschland geht auf nahezu unvermindert hohem Niveau weiter, täglich werden 120 –130 Hektar Freifläche neu bebaut.2 Stadtentwicklung war immer schon -erweiterung, -umbau und Bestandssicherung zugleich, wenn auch zu wechselnden Anteilen. Die Anpassung des Gebauten an neue Anforderungen ist – als Alternative zu Abriss und anschließendem Neubau auf erschlossenem Gelände oder auf unbebauter Fläche – fester Bestandteil städtischen Wandels. In vorindustriellen Zeiten war die Umnutzung des Baubestandes ökonomische Notwendigkeit und kulturelle Selbstverständlichkeit. Technischer und zeitlicher Aufwand, die lange Nutzungsdauer und der Wert des Gebäudes geboten, dauerhaft zu bauen und mit der Substanz behutsam umzugehen. Das begrenzte Angebot an Baustoffen, ein Transport, der meist genauso aufwändig und teuer war wie ein Abriss, machten das »Recycling« von Standorten, Gebäudeteilen und Materialien zur Regel. Mit Blick auf den Umgang mit bestehender Substanz im modernen Städtebau ist man geneigt, die Mitte des 19. Jahrhunderts beginnende Epoche der Verstädterung als atypische historische Phase im Zeichen einer scheinbar grenzenlosen, permanenten Erweiterung des Gebäudebestandes zu interpretieren. Die Überhöhung des Neuen war Ausdruck von Fortschritt und Prosperität. Sie ging einher mit einer weitreichenden Negation von Geschichte. Städtebaulich zeigte sich dies bei den auf Spekulationen gründenden Erweiterungen, die den stürmischen Auf- und Ausbau der expandierenden Industrie im vorletzten Jahrhundert begleiteten. Neue Kaufund Kontorhäuser ersetzten in zentralen Lagen die Altbauten und überformten die bestehenden Kerne. Wurde der Stadtumbau zur öffentlichen Aufgabe erklärt, war er mit Abriss und Neubau gleichzusetzen. Die Wertschätzung des Alten beschränkte sich auf klassische Baudenkmäler wie Schlösser, Kirchen, Burgen. An der Nachrangigkeit des Bestandes änderte sich auch nach dem Ersten Weltkrieg nichts, im Gegenteil, neue Stadtkonzepte, als Gegenbild zur alten Stadt angelegt, liefen vielfach auf die Zerstörung der »überkommenen« städtischen Strukturen hinaus. Eine Orientierung, die bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts wirksam blieb und den Städtebau mit wenigen Ausnahmen in ganz Europa prägte. Das belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass über 70% des heutigen Baubestandes in Deutschland in den vergangenen fünf Jahrzehnten entstanden ist. Umbau und -nutzung galten dementsprechend für Architekten und Planer als vernachlässigbare 11

2.2

2.3

12

Ausnahmen, als Aufgabe zweiter Wahl. Die Stadtentwicklung, die gebaute Substanz nutzt und erhält, ist jüngeren Datums und eng mit dem konfliktbeladenen städtebaulichen Wandel von der Flächensanierung zur erhaltenden Erneuerung Anfang der 70er-Jahre verknüpft. Denkmalschutz, Stadtbildpflege und die Verbesserung der Versorgungsverhältnisse in den Sanierungsgebieten waren Ziele der Umnutzung, Altstadtkerne und innenstadtnahe Wohnquartiere des 19. Jahrhunderts ihre Orte. Mit der Ausweitung auf Dörfer, Industrieund Verkehrsbrachen, Großsiedlungen und – seit Beginn der 90er-Jahre – auch auf ehemals militärisch genutzte Komplexe wurde Bauen im Bestand als ökonomisch und ökologisch begründeter Beitrag in übergreifende stadtplanerische Strategien der Innenentwicklung eingebunden. Angesichts schrumpfender Städte wird heute nochmals ein tiefgreifender Umbruch deutlich: Die Zyklen der Umnutzungen werden immer kürzer, temporäre Nutzungen muss man als Teil einer langfristig angelegten Strategie im Raum begreifen. Dass es sich dabei nicht nur um eine nationale Fragestellung handelt, unterstreicht z.B. das europäische Forschungsvorhaben »Urban Catalyst«, in dem die Wechselwirkungen zwischen planerischen Zielsetzungen und temporären kulturellen Aktivitäten im Stadtumbau beleuchtet werden, wie etwa bei der geplanten Zwischennutzung des Palasts der Republik in Berlin (Abb. 2.9). Die bauliche Anpassung des Bestandes hat sich zu einem zentralen Kriterium für die Zukunftsfähigkeit unserer Städte und Stadtregionen entwickelt. Umnutzung steht für den sparsamen Einsatz von Material, Flächen und Energie und ist ein Beitrag zur besseren Auslastung der Infrastruktur. Inzwischen wird sie auch als Marketinginstrument zur Standortprofilierung eingesetzt. Innovation und Bestand sind keine Antagonismen mehr. Kein Gebiets- und kein Gebäudetyp, der in Zukunft nicht prinzipiell für einen Umbau, eine Umnutzung in Frage käme. Immer schneller und mit immer kürzeren Halbwertszeiten gerät die architektonische Massenware der letzten fünf Jahrzehnte in den Erneuerungszyklus. Neben dem »Facelifting« in den großen Wohnsiedlungen sind die mit dem Einzug von Dienstleistern einhergehende Aufwertung der Gewerbe- und Industriegebiete, das energetische, konstruktive, haus- und medientechnische »Nachrüsten« von Bürobauten sowie das »Relaunching« von Fußgängerzonen und Einkaufszentren nur einige Beispiele dieser Entwicklung. Umbau und -nutzung sind als flächenhafte, stadtstrukturell wirksame Strategien gefordert. Wenn sie sich langfristig auf die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichteten Wohnungen, Büro- und Gewerbebauten beziehen, dann muss zukünftig in diesen Bereichen der Schwerpunkt der Bauforschung liegen. Wie kann eine Rationalisierung des Planungs- und Bauprozesses erreicht werden? Wie können Umbauten an bebauten Standorten organisiert werden, wenn Flächen für die Lagerung von Baustoffen fehlen und leistungsfähige Logistikkonzepte zwingend erforderlich sind? Der Umnutzungszyklus erfasst nicht nur Serienprodukte, sondern auch sperrige Unikate: Funktionsbauten wie Kraftwerke, Kaufhäuser, Bahnhöfe und Laborgebäude. Inzwischen wird in ehemaligen Malzsilos gewohnt, in alten Sinterbecken getaucht, in einstigen Kirchen Basketball gespielt (Abb. 2.7) und in Gasometern werden Ausstellungen veranstaltet. Schließlich wird die Landschaft selbst in diesen Prozess einbezogen:3 Die Landschaftsparks der IBA Emscher Park auf den Flächen ehemaliger Stahlwerke und Zechen geben hiervon beredt Zeugnis. Sie haben Nachfolger an

anderen Standorten der Schwerindustrie und in den Braunkohleabbaugebieten. Für die schrumpfenden Großstädte in Ostdeutschland reichen Vorschläge sogar so weit, die einstigen Stadtflächen an die Landschaft zurückzugeben. Abschreibungszeiträume werden immer kürzer und auch die Umnutzungszyklen haben die Fristen des Denkmalschutzes längst überholt. Inzwischen sind es die Bauten der 60er- und 70er-Jahre, die für neue Nutzungen angepasst, modernisiert und hergerichtet werden. Eine Bausubstanz, die der Denkmalschutz in der Regel bisher nicht berücksichtigt hat. Da rüde mit ihr verfahren wurde, ist nicht auszuschließen, dass schon manches Zeugnis dieser Epoche verschwunden ist, dessen Verlust man sicherlich beklagen wird. Schon bei der Planung und Errichtung neuer Gebäude sollte mit Blick auf eine nachhaltige Siedlungsentwicklung ihre Umnutzbarkeit bzw. Umbaufähigkeit im Sinne eines »prospektiven Bestandsmanagements« berücksichtigt werden, um so eine Einbindung in möglichst geschlossene Stoffkreisläufe zu gewährleisten.4 Insbesondere Investoren von spezialisierten Gewerbe- oder Industrieprojekten sollten schon beim Bauantrag alternative Nutzungskonzepte mitliefern, für den Fall, dass sich das geplante Vorhaben mit dem vorgesehenen Programm als nicht marktgängig erweist. Diese Bauvorhaben müssen mit vertretbarem Aufwand für Büro-, Wohn- oder kommerzielle Nutzungen hergerichtet werden können. »Unter Berücksichtigung der richtigen Konstruktions- und Materialwahl lassen sich Bauwerke verwirklichen, die beim Bau wenig Baustellenabfälle verursachen, einen geringen Instandhaltungsaufwand haben, flexibel auf Veränderungen reagieren können und am Ende ihres Lebenszyklus zu fast 100% verwertet werden können.«5 Nicht nur die Errichtungs-, sondern auch die gesamten Entsorgungskosten müssten

bereits in Investitionskalkulationen und Genehmigungsverfahren einbezogen werden. Damit verschieben sich die Entscheidungsparameter, Umbau und Umnutzung sind dann auch ökonomisch attraktiv. Dies führt voraussichtlich zu einer Polarisierung im Bereich der Neubauten: zum einen Objekte mit kurzen Abschreibungsfristen und begrenzter Lebensdauer – zum anderen langfristige Investitionen, in denen Spielräume für neue Nutzungen vorgesehen werden, die zum Zeitpunkt der Planung noch nicht feststehen. Wie kommt die neue Nutzung zum Bestand? Bei Umnutzungen ergeben sich Verschiebungen im Verhältnis von Objekt und Funktion: Während beim Neubau normalerweise eine Hülle für ein gegebenes Programm entworfen wird, gibt es diese Hülle beim Bauen im Bestand bereits, für die dann neue Nutzungsprogramme zu entwickeln sind. In dieser Umkehrung liegen Herausforderung und Potenzial der Aufgabe für Planer, Architekten und Bauherrn. Nachdem neben bauhistorisch wertvollen, denkmalgeschützten Raritäten auch alltägliche, oft banale Gebäude zur Disposition stehen, geht es um die Frage nach der richtigen »Programmierung« – welche Nutzungen können in der bestehenden Hülle Raum finden? Es gibt drei verschiedene 2.1 2.2 2.3 2.4

Verwaltungsbau der Münchener Rück, München; Baumschlager & Eberle, Vaduz Studentenwohnheim in ehem. Getreidesilo, Oslo (1953), 226 Wohneinheiten auf 16 Etagen, Grundriss; HRTB AS Arkitekter MNAL, Oslo Wohnungen in ehem. Gersten- und Malzsilo, Kopenhagen (1957), Grundriss; Vilhelm Lauritzen, Kopenhagen Temporäre Skatebowl in ehem. Flugzeughangar, Eindhoven; Maurer United Architects, Eindhoven. Der Hangar ist als befahrbare Skulptur neu aktiviert.

2.4

13

Muster. Neben dem ausgestellten Bestand, dessen herausgehobene bauliche und räumliche Eigenschaften eine öffentliche, kulturelle Nutzung direkt oder indirekt nahe legen, gibt es den angeeigneten und besetzten Bestand, der Raum für ein oft nur temporär stabiles Programm bietet, das andernorts nicht zu realisieren ist, sowie den verwerteten Bestand, der unmittelbar Eingang in den Wertschöpfungskreislauf des Immobilienmarktes gefunden hat.

2.5

Präsentierte Räume – der ausgestellte Bestand Am vertrautesten ist uns immer noch die Umnutzung als einziger Weg, das klassische Baudenkmal als solches zu erhalten. Die neue, in der Regel kulturelle Nutzung drängt sich förmlich auf: Schlösser werden zu Schlossmuseen, Kasematten zu Waffenmuseen, Zehntscheuern zu Stadtmuseen (S. 58ff.; Besucherzentrum in Criewen). Auch wenn Herrenhäuser zu Konzertsälen, Kirchen zu Gemeindezentren oder Kornspeicher zu Bibliotheken werden, handelt es sich meist um denkmalgeschützte Bauten im traditionellen Sinn, deren Wert ebenso unstrittig ist wie ihre neue öffentliche Funktion. Als Vorzeigeprojekte spielen sie für die kulturelle Identität und das Geschichtsbewusstsein eines Ortes oft eine wichtige Rolle. Dieser Weg der Umnutzung wird gern gewählt, da er als Beweis bürgernaher Stadtpolitik gelten kann. Projekte dieser Art schärfen das lokale kulturelle Profil und können, soweit sie sich auch als Attraktion für Touristen erweisen, ökonomische Bedeutung gewinnen. Inzwischen sind der öffentlichen Nutzung von Baudenkmälern durch staatliche oder städtische Träger aufgrund der hohen Investitions- und Betriebskosten allerdings engere Grenzen gesetzt. Nischen für Pioniere – der angeeignete Bestand Das andere Ende des Spektrums bildet ein ungenutzter, ökonomisch wertloser und lange Zeit auch bauhistorisch gering geschätzter Bestand – meist alte Industrie- und Gewerbebauten. Dort wird möglich, was andernorts unmöglich ist: Große Gebäudevolumen und niedrige Mieten erlauben neue Nutzungskonstellationen, eigenwillige räumliche Interpretationen und ungewohnte Raumerfahrungen. Bildende Künstler dürften die Ersten gewesen sein, die alte Gewerbebauten als großzügige und preiswerte Ateliers entdeckt haben; aber auch kulturelle Initiativen gehören zu den Pionieren bei der Aneignung entwerteter Bausubstanz. Ehemalige Fabrikbauten zählten vorzugsweise zu den Orten, an denen mit neuen Wohn- und Lebensformen experimentiert wurde. Junge Existenzgründer bedienen sich gern solcher Gebäudereserven, um mit möglichst geringem Zeit- und Kostenaufwand in die Selbständigkeit einzusteigen. Inbesitznahmen können auch temporär und informell erfolgen – etwa wenn sich Skater oder Raver in kreativer Zweckentfremdung städtischen Raum aneignen. Die Umnutzung geschieht dabei meist ohne großen Aufwand, erforderlich sind lediglich wenige Hilfsmittel wie Rampen und Bretter (Abb. 2.4). Gestalterisch-architektonische Fragen spielen oft nur eine untergeordnete Rolle, wichtig ist der Raum selbst, seine Aura der Leere, gefüllt mit eigenen Vorstellungen. Neuerdings ist dieses Phänomen der Aneignung nicht mehr auf Industrieareale begrenzt, sondern auch bei leer stehenden Dienstleistungsflächen zu beobachten. Umnutzung als Verwertung – der vermarktete Bestand Nischen bleiben bekanntlich nicht lange Nischen, informelle Aneignungen sind oft nur Vorreiter bzw. Zwischenspiele. Sie

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2.6

eröffnen Perspektiven für neue Märkte und zeigen lukrative Nutzungsoptionen auf. Umnutzung ist marktfähig geworden, der Bestand als wichtiges, nicht nur materiell zu veranschlagendes Kapital erkannt.6 Zwischennutzer müssen weichen und neue Nischen an anderer Stelle suchen. Mit der so genannten Gentrifizierung der aufgewerteten Quartiere steigen die Mieten, die Bewohner- und Gewerbestruktur verändert sich, häufig verschwindet das besondere lokale Profil. Inzwischen ist die Umnutzung des Gebäudebestandes ein etabliertes Geschäftsfeld in der Immobilienbranche, die sich die Ausdifferenzierung von Lebensstilen und die zunehmende Wertschätzung des Alten zu Nutze macht: Fabriketagen als Firmensitze, Kasernen als Hotels, Silos als Seniorenresidenzen. Ursprünglich jenseits des Marktes entwickelte Formen wie das Loftwohnen sind längst ein ökonomisch ausschöpfbares Segment und begegnen uns in unzähligen Möbelkatalogen. In den Metropolen ist die Umnutzung von Fabriketagen zu Apartments für einen zahlungskräftigen Kundenkreis heute eines der einträglichsten Immobiliengeschäfte. Auch für den bisher immer durch Neubau gedeckten Flächenbedarf von Einzelhandel und Dienstleistern ist Umnutzung inzwischen eine marktgängige Option und aus der Perspektive des einzelnen Unternehmens Gegenstand einer nüchternen Investitionsabwägung. Neben materiellen Kriterien wie geringeren Erschließungskosten, Standortvorteilen und großem Raumangebot spielen immaterielle Kriterien in der Entscheidungsfindung eine immer größere Rolle: »Geschichte« gewinnt als weicher Standortfaktor an Bedeutung. Das Prestige des Alten, seine Atmosphäre des Authentischen im Spannungsfeld von Neu und Alt, steht stellvertretend für Innovation, Erfindungsreichtum, Dialogbereitschaft und Anpassungsfähigkeit. Eventuelle Nachteile wie Kompromisse im Raumprogramm oder geringere Ausstattungsstandards werden dafür in Kauf genommen. Selbst die ohne Zweifel vorhandenen Risiken – etwa die geringere Kalkulierbarkeit von Kosten- und Zeitaufwand oder mögliche Auflagen des Denkmalschutzes – schrecken nicht mehr ab. Nichts macht die Verkehrung des Innovationsgedankens vom »neuen Neuen« zum »neuen Alten« bzw. »alten Neuen« deutlicher als die Tatsache, dass aus der Umnutzung Neubautypologien entstehen. Lofts werden inzwischen neu gebaut, weil man deren unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten bei Mietern wie bei Eigentümern gerade in Zeiten sich beständig ändernder Lebensstile schätzt. Aus dem KombiBüro mit mittiger Kommunikationszone – aus der Notwendigkeit, nicht durchgängig belichtbare Gebäude zu nutzen, entstanden – ist im Neubau ein zeitgemäßer, weil kommunikativer Prototyp geworden. Die Erfahrung, dass eine große Fabrikhalle ein wunderbares Museum abgeben kann, legt nahe, beim nächsten Museumsneubau eine große Halle zu bauen, deren Inneres ständige Umbauten, Veränderungen und Anpassungen möglich macht. Allerdings besteht für ungenutzten Gebäudebestand nicht immer eine Nachfrage bzw. es gibt nicht zwangsläufig ein funktionales Konzept, das sich anbietet. Dies ist zum einen bei spezialisierten Objekten der Fall, für die sich tragfähige neue Nutzungen kaum finden lassen, deren Abriss aber zu 2.5 2.6

Kunstschule in der ehem. Bibliothek, St. Denis/Paris; Fassade von Bernard Dufournet und Jacques Moussafir Grundriss Kunstschule, Obergeschoss Bauten der 70er-Jahre: Neue Strukturen sind in rigide Konstruktionsraster einzufügen. Bei der Kunstschule vermischen sich Neu und Alt, Raumsequenzen entstehen in Konterkarierung der alten Struktur.

15

2.7

kostspielig wäre – wie z.B. bei Bunkern –, oder bei Projekten, die eine identitätsstiftende Funktion für den räumlichen Kontext übernehmen und aus diesem Grund erhalten werden, etwa Gasometer oder alte Produktionsanlagen. In diesen Fällen gilt es, ein Programm zu entwickeln, das auf Gebäude und Standort zugeschnitten ist und eine neue Beziehung zwischen Raum und Funktion ermöglicht. Zu Projekten dieser Art zählt der Umbau von Getreidesilos in Wohnhochhäuser (Abb. 2.2, 2.3) ebenso wie die Umnutzung einer Kokerei zur Ausstellungshalle oder eines Schwimmbads zu einer Bücherei. Häufig mündet die Konzeptsuche für solch schwierige, massive Bauwerke in hybriden Nutzungsstrukturen – Kombinationen, die an anderer Stelle so nicht möglich sind. Die Frage nach der richtigen Herangehensweise stellt sich aber auch bei der im Überfluss vorhandenen Massenware, die als »Serienprodukt« über keine architektonisch herausragende Bedeutung verfügt. Konzepte für ganz alltägliche Bauten und für ganz alltägliche Nachnutzung sind erforderlich. Vor dieser Herausforderung stehen in Deutschland derzeit vor allem Städte in den ostdeutschen Bundesländern. Angesichts der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung ist die Frage nach der Zukunft der in den letzten fünf Jahrzehnten errichteten Gebäude von grundsätzlicher Natur. Ungewöhnlich und in Deutschland bisher ohne Beispiel ist die Initiative der Stadt Paris, die nicht mehr vermarktbaren Büroraum – vor allem Bauten aus den 60er- und 70er-Jahren – zu Sozialwohnungen umbauen lässt. Seit 1994 wird dies durch ein Förderprogramm unterstützt, zahlreiche Projekte sind bereits realisiert.7 Der wachsende Anteil umzunutzender jüngerer Bausubstanz erweist sich aufgrund spezieller Bautechniken und differenzierter Gebäudetechnologien gegenüber neuen Nutzungskonzepten als sperrig. Die Überlegung, welches neue Programm in eine vorhandene Hülle passt, wird zukünftig nicht nur im Mittelpunkt der Fachdiskussion stehen, sondern auch als öffentliche Aufgabe gesellschaftliche Bedeutung erlangen. Ästhetische Grunddispositionen der Umnutzung Mit der Ausweitung der Aufgabe Umnutzung und der darin eingeschriebenen Dissonanz zwischen altem Raum und neuer Nutzung verlieren auch gestalterische Dogmen ihre Gültigkeit. Nicht nur die tradierte Regel von »form follows function« ist auf den Kopf gestellt, wenn die neue Funktion der »Begabung des Raumes« untergeordnet wird. Es ist offenkundig, dass auch der Leitsatz »Differenz geht immer«, der aus dem Werk von Carlo Scarpa abgeleitet und kanonisiert wurde, von einer objektspezifischen Vorgehensweise abgelöst, seine rezepthafte Bedeutung verloren hat. Die Überlagerung des Bestandes mit neuen Nutzungen verlangt spezifische Lösungen je nach Objekt und Aufgabenstellung. Der Genius loci feiert so in der Umnutzung seine Reaktualisierung. Architekten beziehen sich auf Geschichte und interpretieren sie durchaus eigenwillig. Inzwischen begreift eine wachsende Zahl von Architekten die Aufgabe der Umnutzung als entwerferische Herausforderung. Dieser Umstand verdeutlicht einen Wandel im Selbstverständnis des Berufsstandes und erklärt gleichzeitig das wachsende Gewicht dieses Arbeitsbereiches in der Praxis. Gleichwohl gilt der Neubau immer noch als Königsdisziplin, da sich das räumliche Gestalten dort besser, weil freier, entfalten kann. Doch die Zahl derjenigen, die im Sinn eines dialogischen Vorgehens zwischen Bewahren und Hinzufügen

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2.8

den Bestand als gewinnbringende Reibungsfläche betrachten, wächst – parallel mit den zunehmenden Erfahrungen bei der Bearbeitung von Sanierungsprojekten. Das gestalterische Spektrum reicht von der – trotz neuer Nutzung – originalgetreuen Rekonstruktion eines alten Gebäudes über das unbeschwerte Verschränken von Alt und Neu bis hin zum weitgehenden Rückbau mit anschließendem Neubau (S. 144ff.). Es reicht von der Wiederherstellung eines einst existenten, heute zerstörten Bildes über die Konservierung des gegenwärtig Vorhandenen, die Kontrastierung von Alt und Neu bis hin zur kompletten Überformung. Gestalterische Strategien der Umnutzung lösen sich aus der Polarität des Entweder-oder von Alt und Neu, sie sind immer beides. Welcher Stellenwert dem Alten, welche Bedeutung dem Neuen eingeräumt wird, hängt von der konkreten Bauaufgabe und der jeweiligen Situation ab, vor allem aber von der Wertigkeit, die der Architekt dem umzunutzenden Gebäude auch jenseits denkmalpflegerischer Auflagen beimisst. Der gestalterische Reiz der Umnutzung liegt gerade in der Einbeziehung der unterschiedlichen historischen Ebenen. Das Neue definiert sich nicht autonom und losgelöst, sondern immer im Dialog mit dem Vorhandenen. Die gestalterische Praxis bei Gebäudekonversion ist ähnlich vielfältig wie die sich zunehmend auffächernde Palette bei Umnutzungen. Es lassen sich daher keine eindeutigen ästhetische Prinzipien identifizieren. Weder lassen sich Gestaltungsansätze für bestimmte Bauaufgaben festschreiben, die eine Abhängigkeit zwischen neuer Funktion und Entwurfshaltung erkennen lassen (form follows new function), noch können ästhetische Konzepte durchgängig auf die vorgefundene Bausubstanz bezogen werden (form follows the existing). Mischformen und Überlagerungen sind die Regel. Doch auch wenn das einzelne Projekt im konkreten Fall den spezifischen Bedingungen aus vorgefundener Substanz, Aufgabenstellung, Intention des Auftraggebers und nicht zuletzt der Gestaltung durch den Architekten unterliegt, lassen sich drei Grunddispositionen beschreiben, in denen unterschiedliche Ansatzpunkte und Kriterien des gestalterischen Umgangs mit dem Bestand deutlich werden. Erhalt des »alten Ganzen« – Orientierung am Bild des Originals Der Wunsch nach Erhalt und Schutz alter Gebäude ist zentraler Ausgangspunkt einer Vielzahl von Umnutzungen. Ästhetisch spielt dabei der gestalterische Bezug auf das historische Erscheinungsbild eines Originals die entscheidende Rolle. Diese traditionell dem Denkmalschutz verwandte Vorstellung sucht zunächst nach einer ursprungsnahen Neunutzung. Oft greift man auf kulturelle Funktionen zurück: Schlösser werden annähernd unverändert zu musealen Demonstrationsobjekten von Wohnformen des Adels, alte Herrschaftshäuser zu Bibliotheken. Das Innere des Gebäudes bleibt erhalten und wird gleichzeitig öffentlich. Die Konservierung des Authentischen ist Ziel vieler Heimat- oder Industriemuseen, bei denen die Gebäude selbst die wichtigsten Ausstellungsobjekte sind. Dem historischen Bild eines Bauwerkes wird bei diesem Vorgehen ein hoher kultureller Zeugniswert 2.7

2.8

Sport- und Kulturhalle in ehem. Klosterkirche, Trier; Alois Peitz, Diözesanbauamt Trier; Gottfried Böhm, Köln; Dieter G. Baumewerd, Münster. Das Raumgefüge der Kirche bleibt erhalten, es wird lediglich durch neue Einbauten »umprogrammiert«. Kunstbau des Lenbachhauses in München; Kiessler + Partner, München. Urbane Infrastruktur schafft Resträume – der vorgefundene Ort ist minimal gestaltet: Zugang, Vortragsbox, Schaufenster.

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zugesprochen, dennoch bleibt es nicht unverändert. Alle baulichen Eingriffe unterliegen dem Diktat kleinstmöglicher Veränderung und größtmöglicher Zurückhaltung. Sie verfolgen in der konservatorischen Umnutzung gestalterisch einen Idealtyp des Echten und sind gekennzeichnet von der formalen Wahrung des »alten Ganzen«. Die Vorstellung vom Erhalt des »alten Ganzen« kann aber auch als Ausgangspunkt für eher restaurative Denk- und Entwurfsansätze dienen, die die Atmosphäre des Historischen gegenüber der »reinen« Forderung nach Authentizität in den Vordergrund rücken. Sie bedienen sich tradierter historischer Bilder, wobei das Image vom scheinbar oder tatsächlich Alten mehr interessiert als die Frage seiner Echtheit. Dabei wird die konservierte Hülle mit einem gänzlich anderen Inhalt versehen, am äußeren Erscheinungsbild wird als Visitenkarte festgehalten. Inneres und Äußeres sind entkoppelt, der Bestand ist »perfektioniert« und erscheint nicht selten originaler als das Original. An der entgegengesetzten Vorstellung von Authentizität setzt die Strategie des kontrollierten Verfalls von Bauwerken oder Denkmälern an. Auch hier bezieht sich das ästhetische Vorgehen auf ein Original bzw. auf das, was davon übrig ist. Diese Strategie wird dort eingesetzt, wo keine Chance besteht, ein bedeutendes Bauwerk zu erhalten. So wird beispielsweise die als Weltkulturerbe geschützte Völklinger Hütte, ein ehemaliges Eisen- und Stahlwerk, seit einigen Jahren einem Prozess kontinuierlicher Erosion ausgesetzt. Die Inszenierung des Verschwindens und der Endlichkeit des Objektes wird zum Ausdruck »radikaler Ehrlichkeit«. Die in explizitem Bezug zum Original entwickelten gestalterischen Strategien sind vielfältig und widersprüchlich. Sie reichen vom strikt konservatorischen Eingriff in das Vorhandene bis zur Inszenierung einer scheinbaren Historizität. Doch alle eint die ästhetische Vorstellung vom Bild des Ursprünglichen, das als »altes Ganzes« den formalen Ausdruck der Umnutzung bestimmt. Schichten und Fragmente: Die Idee der Differenz Die zweite Gruppe gestalterischer Strategien entwickelt ihre Vorstellungen aus der Grundüberlegung, dass Alt und Neu in einem umgenutzten Gebäude nebeneinander ihren Ausdruck finden und so unterschiedliche geschichtliche Ebenen sichtbar zueinander in Bezug gesetzt werden. Die Vorstellung des homogenen Ganzen wird zugunsten eines zwei- oder mehrschichtigen Modells aufgegeben, wobei sich der Raum aus unterschiedlichen Fragmenten zusammensetzt, die erst in der Wahrnehmung durch den Betrachter eine neue Gesamtheit formulieren (S. 68ff., Wohn- und Ateliergebäude in Sent). Das Neue ist hier eindeutig hinzugefügt, in seinem Erscheinungsbild klar ablesbar und unterscheidet sich grundsätzlich vom Bestand. Eine Distanz wird aufgebaut, die nicht Dissonanz, sondern Differenz ist. Zwischen den unterschiedlichen Zeit- und Zeichenebenen entsteht eine als gestalterisches Thema aufgenommene und bearbeitete räumliche Spannung. In der Interpretation dieser Differenz und mit dem Hinzufügen einer neuen, vorerst letzten Schicht manifestiert sich die individuelle Handschrift des Architekten. Alt und Neu stehen meist gleichwertig nebeneinander und sind gleichermaßen intensiv behandelt. Das vorhandene Gebäude wird so im Laufe des Entwurfsprozesses in unterschiedliche Zeitschichten zerlegt. Für diese kompositorische Strategie im Umgang mit dem Vorhandenen kann das Werk von Carlo Scarpa als stilbildend angesehen werden. An keinem in jün-

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2.11

gerer Vergangenheit sanierten Gebäude lässt sich die »Kunst der Fuge« besser nachvollziehen als am Castelvecchio in Verona (1956 –1964). Bei der Strategie der Differenz geht es nicht um die vollständige Überformung des Vorgefundenen. Der Bestand ist vielmehr Anlass für einen Interpretationsprozess. Die Haltung folgt dem Prinzip der Collage, in der unterschiedliche, klar ablesbare Versatzstücke, die normalerweise nicht in einem gemeinsamen Kontext auftreten, kontrastieren. Die Wahl der Materialien unterstreicht diese Unterscheidung: Stahl, Glas und Beton setzen sich als Zeichen des Neuen von Mauerwerk, Naturstein oder einfachem Putz ab. Mit dieser Ausdifferenzierung gewinnt das handwerklich ausgearbeitete Detail große Bedeutung. Eine besonders heikle Aufgabe stellt die Umnutzung »unbequemer« Denkmäler dar. Beim Dokumentationszentrum auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg8 kommt die Strategie der Differenz beispielhaft zum Einsatz (S. 156ff.). Gleichgültig, ob beschränkt auf kleine Interventionen oder als durchgehendes Prinzip einer tiefgreifenden Umgestaltung, und unabhängig von der Größe des Projekts ist diese Haltung bei fast allen architektonisch ambitionierten Umnutzungen der 80er- und 90er-Jahre anzutreffen. Der Bestand als Material des »neuen Ganzen« Beständige Umwertungen der Bausubstanz zeigen auch für das zunächst Entwertete und scheinbar Belanglose immer wieder neue Nutzungsperspektiven auf. In den letzten Jahren ist in diesem Zusammenhang der Erhalt von Gebäuden festzustellen, für die bislang nur der Abriss in Frage kam: einfache Funktionsbauten ohne repräsentative Eigenschaften oder übergeordneten Zeugniswert. Es sind ganz pragmatische Entscheidungen, etwa wirtschaftliche oder baurechtliche Abwägungen, die zu ihrem Erhalt führen. Im Umgang mit architektonischer Massenware, die jenseits denkmalschützerischer oder baukultureller Kategorien liegt, zeichnet sich hier eine dritte ästhetisch-gestalterische Grundhaltung ab: Der Bestand wird als frei verfügbares und veränderbares »Bau-Material« betrachtet und unmittelbar für die Herausbildung eines »neuen Ganzen« verwendet. Der Übergang zwischen Bestehendem und Hinzugefügtem ist fließend, die Schwelle zwischen Alt- und Neubau nahtlos – es gibt keine Fuge. Das Vorhandene kann weitreichend manipuliert und interpretiert werden, einengende Vorschriften, Auflagen oder »Echtheitsforderungen« existieren nicht. Die ursprüngliche Identität bleibt zwar erkennbar, das entstandene Objekt ist jedoch ganzheitlich transformiert. Das Alte wird nicht überhöht, um mit dem Neuen zu kontrastieren, es findet eine Vermengung statt (vgl. »to merge« in der aktuellen englischsprachigen Architekturdiskussion). Eine solche »Montage« ist weder betont alt noch betont neu, sondern trägt beides in sich, ohne es als Kategorie oder Schicht ablesbar zu machen. Das umgenutzte Gebäude präsentiert sich als homogenes Ganzes. Das Ergebnis dieser 2.9

Bereich der ehem. Volkskammer, Palast der Republik, Berlin Die Bauruine wird als Experimentalraum zu neuem Leben erweckt, Studie von Urban Catalyst, Berlin. 2.10 Ufa-Palast in Freiburg; Harter + Kanzler, Waldkirch/Haslach; Einweihung 1998, Schließung 2001, Umnutzung 2002 – sich kurzfristig ändernde Marktsituationen führen zu immer kürzeren Nutzungszyklen. Im ehemaligen Kino befinden sich heute Büros und ein Planetarium. 2.11 Galerie in ehem. Umspannwerk, Köln; b&k + kniess, Köln. Transformation – die neue Nutzung adaptiert die vorhandene Struktur.

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Gestaltungsmaßnahmen ist oft originell, gerade weil es nicht original ist. Zunehmend werden Maßnahmen eingesetzt, die den weitgehenden Abriss der vorhandenen Gebäudehülle als Ausgangspunkt haben: Allein die Tragstruktur bleibt als Gerüst stehen, wird, wo notwendig, ergänzt und dann innen wie außen mit einer neuen Haut überzogen. Solche Umnutzungen sind selten erkennbar und erscheinen wie Neubauten. Angesichts der wachsenden Zahl von Alltagsgebäuden, die für Umnutzungen in Frage kommen, fächern sich die gestalterischen Strategien auf. In der Praxis wird deutlich, dass die Strategie der Differenz ihre Dominanz verloren hat und eine Option unter anderen ist. Im Konzept des »neuen Ganzen« deutet sich ein ästhetisches Vorgehen an, indem sich das Neue nicht vom Alten absetzt und projektspezifisch neue Mischformen entwickelt werden. Das Alte wird nicht als Bühne für das Neue inszeniert, jenseits der Kategorien Alt und Neu sucht man nach einem Konzept gestalterischer Kohärenz. Die Rolle des Architekten – Projektentwickler und Gestalter Was bedeutet Umnutzung für die Arbeit des Architekten? Beim Umbau ist er mit einer grundsätzlich anderen Fragestellung als beim Neubau konfrontiert. Denn Gestaltung bedeutet hier, kreativ mit dem Vorhandenen umzugehen. Das Gesamtbild entwickelt sich aus der Auseinandersetzung mit dem bereits Existierenden, ein neues Objekt »aus einem Guss« zu schaffen, ist schlicht nicht möglich. Dem umgenutzten Gebäude ist in diesem Sinn immer eine materielle, zeitliche und inhaltliche Vielschichtig- und Vieldeutigkeit eigen; vieles muss übernommen bzw. integriert werden. Dies erfordert weniger ein Erfinden als ein Umdeuten und Interpretieren. Hieraus begründet sich ein verändertes Verständnis vom Werk: Umnutzungen sind an sich widersprüchliche Hybriden. Sie widersetzen sich dem Verständnis vom Entwerfen als individuellem Akt künstlerischen Schaffens, der Vorstellung eines neu gestalteten, homogenen und autonomen Objektes. Im Spannungsverhältnis von Alt und Neu entsteht ein Werk, das nicht im herkömmlichen Sinn als Leistung eines Einzelnen identifizierbar ist: Ihm sind die Handschriften einer vielfältigen Autorenschaft eingeschrieben. Obwohl Wechselwirkungen offensichtlich sind, vollzieht sich die Programmentwicklung und Gestaltung auch hier als konsekutiver Prozess. Nicht selten zeigt sich jedoch erst in der Bearbeitung, ob das gewünschte Programm umsetzbar ist oder gegebenenfalls angepasst werden muss. Die Definition von Nutzungen verschränkt sich unmittelbar und zwangsläufig mit Gestaltungsfragen. Beim Entwerfen im Bestand ist daher eine »dispositionelle Kompetenz« gefordert, wenn räumlich klar definierte Situationen gezielt entgegen ihrer ursprünglichen bzw. eigentlichen Lesart interpretiert werden, um Möglichkeiten für ihren Fortbestand zu eröffnen. Jenseits einer vordergründig festgeschriebenen Eindeutigkeit des Objektes gilt es, im »schon Fertigen« vielfältige Qualitäten zu entdecken und ihnen in einer neuen Form gestalterisch Ausdruck zu verleihen. Diese »Kunst des Betrachtens« eröffnet im scheinbar festgefügten Alten eine Vieldeutig- und Mehrfachlesbarkeit, die die kreative Indienstnahme für eine neue Bestimmung erst möglich macht. Mit dieser Zweckentfremdung verwischt die »Geburtsstunde« eines Gebäudes. Es entsteht immer wieder neu und erzählt nicht mehr nur eine, sondern mehrere Geschichten. In der Verschränkung von Projektentwicklung und Gestaltung liegt

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ein zentrales Aufgabenfeld, in dem Architekten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen können. Aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer entwerferischen Fähigkeiten sind sie in der Lage, neue, angemessene Nutzungsoptionen für vorgegebene Räume zu entwickeln. Gleichzeitig verfügen sie über die notwendige Kompetenz, um die Eignung von Beständen zu beurteilen. Im Spannungsfeld von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, vorhandenen räumlichen Qualitäten und gestalterischen Spielräumen öffnet sich ein Arbeitsbereich, der nicht »location scouts«, Entwicklern und Projektsteuerern überlassen werden sollte. Architekten sind von Anfang an gefordert, bevor die eigentliche Gestaltung beginnt. Entwerfen im Bestand bezieht sich auf Nutzungskonstellationen und erfordert daher eine offensive Einmischung in der »Phase 0«, um Investitionen langfristig abzusichern.

Anmerkungen: Der Beitrag geht zurück auf eine Studie der Verfasser im Auftrag der Wüstenrot Stiftung; vgl. Wüstenrot Stiftung (Hg.): Umnutzungen im Bestand. Neue Zwecke für alte Gebäude. Stuttgart/Zürich 2000. Herzlich gedankt sei den Architekten Fritz Auer, Giorgio Bottega und Henning Ehrhardt, Peter Cheret, Boris Podrecca und Wolfgang Schwinge für die Bereitschaft zu ausführlichen Gesprächen über ihre Erfahrungen mit dem Bauen im Bestand. Zahlreiche Hinweise haben Eingang in diesen Beitrag gefunden. 1 2 3 4 5 6 7 8

Aktuelle Zusammenstellungen von Umnutzungen in: Powell 1999, Wüstenrot Stiftung 2000, Jester/Schneider 2002 Dosch 2002: S. 31ff. Baumgartner/Biedenkapp 2001 Kohler 1999, Sieverts 2000 Andrä/Schneider 1994: S. 151 Schlote et al. 2000 Fachatte/Jaquand 1997, Lombardini 1997 Ghiringhelli et al. 2001

Literatur: 1 Andrä, H.-P.; Schneider, R.: Recycling am Bau. Ressourcenminimierung bei Abbruch und Umnutzung. In: Deutsche Bauzeitung 11/1994, S. 144–151 2 Baumgartner, C.; Biedenkapp, A. (Hg.): Landschaften aus Menschenhand. Die touristische Nutzung von (Industrie-)Kulturräumen. München 2001 3 Dosch, F.; Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Flächennutzung. In: Informationen zur Raumentwicklung 1/2002, S. 31–45 4 Fachatte, R.; Jaquand, C.: Die Umwandlungen in Paris – eine Analyse. In: Bauwelt 31/32/1997, S. 1724–1729 5 Ghiringhelli, C.; Meier, H.-R.; Wohlleben, M.: Geschichte aufheben. Über das Verändern von Bauten unter dem Aspekt der Sinn-Gewinnung. In: Die alte Stadt 2/2001, S. 77–91 6 Hassler, U.; Kohler, N.; Wang, W. (Hg.): Umbau. Über die Zukunft des Baubestands. Tübingen/Berlin 1999 7 Kohler, N.: Modelle und Lebenszyklus des Gebäudebestands. In: ebd., S. 24–38 8 Jester, K.; Schneider, E.: Weiterbauen. Erhaltung – Umnutzung – Erweiterung – Neubau. Berlin 2002 9 Lombardini, M.: Wohnen im Bürohaus. Programm und Finanzierung von Bauvorhaben der RVIP. In: Bauwelt 31/32/1997, S. 1720–1721 10 Powell, K.: Architecture Reborn. The Conversion and Reconstruction of old Buildings. London 1999 11 Schlote, A.; Lederer, M.-M.; Lemke, H.-J. (Hg.): Immobilien-Praxis. Spezial. Altimmobilien: Revitalisierung, Umnutzung oder Neubau? Mit Praxisbeispielen. Berlin 2000 12 Wüstenrot Stiftung (Hg.): Umnutzungen im Bestand. Neue Zwecke für alte Gebäude. Stuttgart/Zürich 2000 13 Sieverts, T.: Konzepte und Strategien städtebaulicher Revitalisierung und Umnutzung des Gebäudebestands und der brachgefallenen Flächen als Teil einer systematischen Kreislaufwirtschaft. In: ebd., S. 98 –118 2.12. Palais de Tokyo, Paris; Kunst-, Ausstellungs- und Veranstaltungshalle in einer ehem. Messehalle von 1937 Umdeuten statt umbauen: Beim Palais de Tokyo werden Innenräume als öffentliche Außenräume behandelt. 2.13 Arbeiten und wohnen in der Waschanstalt Wollishofen Angélil/Graham/Pfenninger/Scholl Architecture. Bestand als Material – bei der Waschanstalt sind Gebäude bis zur Unkenntlichkeit umgebaut.

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Die grüne Wiese ist nicht grün Günther Moewes

Bauen auf der grünen Wiese ist das Gegenteil von Bauen im Bestand, und es ist nicht ökologisch. Neue Baugebiete erhöhen Freiraumverbrauch, Verkehrsaufkommen und Bodenversiegelung. Freiraumverbrauch bedeutet dabei nicht nur Störung der verbliebenen Fauna, sondern vor allem Vernichtung der letzten Erholungs- und Erlebnisräume für den Menschen und der letzten größeren Regenerationsräume für die Natur. Und Bauen auf der grünen Wiese verbraucht erheblich mehr Energie als Bauen im Bestand. Bauen auf der grünen Wiese war die städtebauliche Ausdrucksform der Wachstumsgesellschaft. Das rasante Städtewachstum ergab sich aus dem Bevölkerungswachstum, aus dem Wandel von der ländlichen Agrargesellschaft zur städtischen Industriegesellschaft und aus den wachsenden Volumenansprüchen pro Kopf. Alle diese Gründe sind heute in den europäischen Industrieländern weitgehend weggefallen: Die Bevölkerungszahlen werden nur noch mühsam infolge höherer Lebenserwartung und durch Zuwanderung stabil gehalten. Das Höfesterben führt nicht mehr zu nennenswerten Wanderungsverlusten. Und die Pro-Kopf-Volumina stoßen schon aus Gründen des Heiz-, Reinigungs- und Unterhaltungsaufwandes an ihre Grenzen. Vor allem aber: Die Brachflächen, Baulücken, Industriebrachen und Konversionsflächen innerhalb der Siedlungsgebiete übersteigen inzwischen den Baulandbedarf von Jahrzehnten. Bauen auf der grünen Wiese wird heute nur fortgesetzt, weil Ökonomie und Politik in den Industrieländern versuchen, trotz Bedarfssättigung und Bevölkerungsrückgang das exponentielle Wachstum des vergangenen Jahrhunderts aufrechtzuerhalten: Wenn eine Stadt mit 100 000 Wohnungen jedes Jahr 4000 Wohnungen hinzubaut, entspricht das in den Augen der Schulökonomen nicht 4% Wachstum, sondern Nullwachstum. Sie verstehen das als Krise. Wachstum ist erst, was sich exponentiell entwickelt. Wachstumskurven verlaufen deshalb in volkswirtschaftlichen Frühzeiten immer horizontal und harmlos, in Spätzeiten dagegen schießen sie fast vertikal in die Höhe. In einer solchen Spätzeit befinden wir uns heute. Leider schießt aber nur die Kurve der privaten Geldvermögen in Deutschland mit jährlich 7,45% Zuwachs in die Höhe, auf inzwischen über vier Billionen Euro. Und mit ihr, als Kehrseite der gleichen Saldenbilanz, die Kurve der öffentlichen Schulden. Das konkrete Wirtschaftswachstum dagegen bleibt infolge Bedarfssättigung dahinter zurück. Diese sich immer weiter öffnende Schere prägt die Wirtschaft und das Bauen von heute. Die privaten Überschüsse ergießen sich pausenlos in die Landschaft. Seit 1960 ist die Siedlungsfläche vier

Mal so schnell gestiegen wie die Bevölkerung. In Deutschland werden täglich 130 Hektar Fläche zugebaut. Im gleichen Tempo ist die Ausnutzung der innerstädtischen Flächen gesunken. In vielen Großstädten stehen immer noch riesige innerstädtische Grundstücke seit dem Zweiten Weltkrieg leer, weil die laufende Preissteigerung bei Hortung mehr abwirft als die bei Bebauung. Der Anteil brachliegender oder notdürftig begrünter Flächen steigt ständig. Bestand oder Leerstand? Mit den exponentiell steigenden privaten Überschüssen steigt der Anlagedruck, mit dem Ausbleiben des Wachstums die Arbeitslosigkeit. Realer Bedarf und reale Produktion können beide immer weniger kompensieren. Sie müssen ständig künstlich bedient werden durch Wegwerfartikel, geplanten Verschleiß, geplante Reparatur auf allen Ebenen – und in der Bauwirtschaft eben durch Abriss. Mit der Wegwerfgesellschaft wurden wir in Deutschland zum ersten Mal in den 50er-Jahren konfrontiert. Ungläubig und voller Skepsis hörten wir, dass man in den USA kaputte Socken nicht mehr stopfte, sondern einfach wegwarf, weil das billiger sei. Später hörten wir das Sockenargument bei jeder Abrissdiskussion: Neu bauen kommt billiger als sanieren. Wir ahnten damals noch nicht, dass man unsere Skepsis eines Tages ökologisch nennen würde. Die Ablehnung des Bestandes findet sich auch in der Ideologie des Funktionalismus wieder. Wirkliche Modernität war für ihn nur noch abseits des Alten auf der grünen Wiese vorstellbar. Das wurde meist als großartiger Aufbruchsund Pioniergeist gedeutet. In Wirklichkeit war es einfach Nachvollzug des Sieges eines einseitig betriebswirtschaftlichen Denkens über die bisherige ganzheitliche Nationalökonomie: Arbeitsteilung, Entmischung, Funktionstrennung, bloßes Funktionieren in fremdbestimmter Arbeit, Wegstapeln von Menschen nach betriebswirtschaftlichem Kalkül, freistehende Einzelkiste, punktuelle Konkurrenz und bezugslose Selbstdarstellung. Rücksichtnahme und behutsame Integration im vorgefundenen Bestand hatten da keinen Platz. Beispiele wie J.J.P. Ouds Café de Unie in Rotterdam (1924) oder Johannes Duikers Handelsblad-Cineac-Kino in Amsterdam (1934) waren die Ausnahme. Real sollten wir längst in einer Bestandsgesellschaft leben. Niemand kann mehr überzeugend erklären, weshalb eine trotz Zuwanderung kontinuierlich abnehmende Bevölkerung immer weiter neues Bauvolumen benötigt und immer weiter die letzten Landschaften verbrauchen muss, weshalb sie sich nicht vernünftig in ihrem vorhandenen Baubestand ein23

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richten kann. Immer mehr Neubauten werden nicht mehr gebaut, um einen realen Bedarf zu decken, sondern um der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Seit 1990 wurden allein in Ostdeutschland 600 000 Wohnungen gebaut, obwohl damals schon 400 000 leer standen. Heute stehen 1,3 Millionen leer. Das sind 15,8% des Bestandes. Gleichwohl wurden Wohnungsneubauten allein im Jahr 2001 noch mit 3,1 Milliarden DM (1,6 Milliarden Euro) öffentlich gefördert, die Altbausanierung dagegen nur mit 1,7 Milliarden DM (870 Millionen Euro). Auch die Eigenheimzulage ist in Deutschland für Neubauten nach wie vor doppelt so hoch wie für Altbauten.1 Lediglich in einigen westdeutschen Großstädten besteht ein Fehlbedarf von insgesamt etwa 100 000 Wohnungen jährlich einschließlich Ersatzbedarf, während z.B. Kassel und Hannover Leerstände von 13 und 8,2% aufweisen. Im Osten Deutschlands werden inzwischen ganze Siedlungen rückgebaut oder abgerissen. Ebenso standen 2002 in Deutschland 1,7 Millionen m2 Büroflächen leer. Laut Einzelhandelsverband gibt es auch ca. 40 Millionen m2 Verkaufsflächenüberhang, und allein im Jahr 2002 mussten nach Angaben des Verbands etwa 15 000 Betriebe schließen. Deutschland hat mit 105 Millionen m2 bereits 1,6-mal so viel Verkaufsfläche pro Kopf wie beispielsweise Großbritannien. Negativer Höhepunkt dieser Entwicklung sind Einkaufszentren fern der Innenstädte. Natürlich kaufen die Leute durch sie nicht mehr. Die Kaufkraft bleibt im besten Fall gleich. Sie wird nur aus dem Bestand abgezogen und auf die grüne Wiese verlagert. Das Großkapital vernichtet so mittelständische Betriebe und treibt vormals Selbständige in ein unterbezahltes Verkäuferdasein in kunstbelichteten und klimatisierten Discount-Architekturen. So werden nicht nur Existenzen ruiniert, so wird auch der Baubestand ruiniert. Die leergezogenen Altbauten im Bestand weisen meist eine bessere und solidere Architektur auf als die Kommerzneubauten in und vor den Citys, verwahrlosen aber dennoch nach und nach. Bis Oberbürgermeister und Lokalpresse sie eines Tages als Schandfleck brandmarken und niemand mehr widersprechen mag, wenn sie abgerissen werden. Die Investoren ziehen dann nach 15 Jahren weiter und hinterlassen der Stadt eine teure Konversionsfläche, die mit Steuermitteln saniert werden muss. Und das alles nicht aufgrund einer unabwendbaren volkswirtschaftlichen Tatsache, sondern aufgrund einer hausgemachten und vermeidbaren politischen Fehlschaltung: Die Abhängigkeit von der Gewerbesteuer zwingt die Kommunen fortwährend, attraktive Landschaftslagen an potentielle Steuerzahler zu verschleudern und so ihre eigenen zentralen Baubestände systematisch zu entdichten und zu entwerten. Ein besonders dunkles Kapitel ist das Bauen im Bestand im ländlichen Raum, auf den Dörfern. Anstatt die aufgegebenen Höfe großzügig in Wohnraum umzuwandeln (Abb. 3.3), werden sie mit einer Veränderungssperre belegt, die jede vernünftige Nutzung verhindert. Die Dörfer verfallen nach und nach und sind nur noch als Kulisse für Historienfilme und Filme über die ehemalige DDR zu gebrauchen. Gleichzeitig reihen sich auf der grünen Wiese entlang der Ausfallstraßen die neuen freistehenden Einfamilienhäuschen der Stadtflüchtlinge aneinander. Man erklärt einfach Acker zu Bauland und verdient noch daran. Überall das gleiche Muster: privates Kapital in die billige Landschaft bei gleichzeitiger Verwahrlosung kostbaren Bestandes.

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Energie wird nicht auf der grünen Wiese gespart Bestandssanierung und ökologischer Stadtumbau könnten dagegen Arbeitsplätze schaffen und die Bauindustrie für mindestens ein Jahrzehnt weiter auslasten. Allein die energetische Bestandssanierung in Deutschland erfordert nach den Berechnungen der deutschen Wirtschaftsinstitute 340 Milliarden Euro. Über zehn Jahre verteilt wären das 34 Milliarden Euro pro Jahr. Im Jahr 2001 wurden Wohnungsneubauten noch mit 1,59 Milliarden, Altbausanierung mit 0,87 Milliarden Euro gefördert. Das war – wie bereits dargestellt – zu einem erheblichen Grad Leerstandsförderung. Hinzu kommt noch die Eigenheimzulage für Alt- und Neubauten. Würde man diese Fördermittel auf die energetische Altbausanierung konzentrieren, könnten damit mühelos jährlich die fehlenden 31 Milliarden an Privatmitteln mobilisiert werden. Mit diesen 340 Milliarden Euro ließen sich nach und nach bis zu 75% der Gebäude-Energie einsparen, das sind etwa 24% des Primärenergiebedarfs. Energiesparen heißt also: Bauen im Bestand. Es lassen sich überhaupt nur drei Bauvorgänge denken, die wirklich Energie sparen, das heißt, bei denen der Energiebedarf nachher geringer ist als vorher: Altbausanierung, ein energiegünstigerer Ersatzbau und die Schließung einer Baulücke. Das sind alles Maßnahmen im Bestand. Jede Baulücke verschwendet nach einer Faustformel etwa den Energiebedarf von so vielen Wohnungen, wie sie Geschosse hat. Eine Geschosswohnung an einer Baulücke hat gegenüber normalen innenliegenden Wohnungen eine zusätzliche Verlustfläche, über die ähnlich viel Energie verloren geht wie über die Vorder- oder Rückfassade der Wohnung, also etwa 50% des Bedarfs einer innenliegenden Wohnung. Bei einer viergeschossigen Baulücke macht das 50% von beidseitig zusammen acht Wohnungen – also die gesamten 100% von vier Wohnungen. Anzahl und Bedeutung der Baulücken werden unterschätzt. In alten Blockrandvierteln der Gründerzeit kommt man nicht selten auf 70 Baulücken pro km2, das heißt, dort wird bei durchschnittlich vier Geschossen der Heizbedarf von 280 Wohnungen verschwendet. Bei ungedämmten Verlustgiebeln von 280 ungedämmten, bei gedämmten Verlustgiebeln von 280 gedämmten Wohnungen. Das ist aber noch nicht alles. Denn die Wohnungen des Neubaus, mit dem die Lücke geschlossen wird, haben einen erheblich geringeren Energiebedarf als vergleichbare Wohnungen in freistehenden Neubauten. Baulücken sind nicht nur unbebaute Grundstücke, denn sie müssen nicht bis zum Erdboden durchgehen. Auch der eingeschossige Supermarkt zwischen zwei fünfgeschossigen Nachbargebäuden verschwendet nicht nur den Heizbedarf, sondern auch den Grundstücksbedarf von den möglichen vier Geschossen darüber, die wir dann in der Landschaft vor der Stadt wiederfinden. Bisweilen wird die Schließung von Baulücken sogar absichtlich verhindert, um Grünflächen zu vernetzen, entkernte Höfe zu erschließen oder weil Fenster, die nach dem Kriege illegal in die anschließenden Gebäudegiebel gebrochen wurden, neues Recht gesetzt haben. Dabei wird übersehen, dass 3.1 Wohn- und Geschäftshaus in einer 2,56 m breiten Baulücke, Köln, 1997; Brandlhuber & Kniess, Köln 3.2 Einfamilienhaussiedlung in Klipphausen bei Dresden 3.3 Umwandlung eines Stallgebäudes in ein Zweifamilienhaus, Bergün, Schweiz, 1997; Daniele Marques und Bruno Zurkirchen, Luzern 3.4 Parasit auf dem Lagergebäude Las Palmas, Rotterdam, 2001; Korteknie & Stuhlmacher, Rotterdam (S. 98ff.)

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Grünflächen auch vernetzt und Höfe auch problemlos erschlossen werden können, wenn man die Lücke schließt und nur im Erdgeschoss eine Tordurchfahrt schafft, wie das in den 20er-Jahren üblich war. In der Schließung von Baulücken steckt nach der Dämmung das zweithöchste Einsparpotential bei der Bestandssanierung. Sie spart nicht nur Energie, sondern meist auch Landschaft. Und sie ist nicht auf historische Blockrandbebauungen beschränkt. Ein oft unterschätztes Anwendungsfeld ist die moderne Nachkriegsarchitektur. Auch sie ist Bestand und inzwischen oft sanierungsbedürftig. Kaum irgendwo lassen sich soziale, ästhetische und energetische Sanierung so schlüssig vereinen wie hier. Denn den Höhepunkt der Verlustflächenproduktion erreichte die moderne Architektur. Meist sind diese Bauten regelrechte Verlustflächenmonumente. Ausgerechnet als das Energieproblem durch den stetig zunehmenden Verbrauch fossiler Brennstoffe eine nie gekannte Dimension bekam, stieg auch die Energieverschwendung in der Architektur auf ein nie gekanntes Ausmaß. Man erfand das städtebauliche Prinzip des Freistehenden: Punkt, Zeile, Hügel und vor allem endlose Reihungen freistehender Einfamilienhäuser. Wo es in der Blockrandbebauung nur zwei Seiten Außenwand gab, gab es jetzt vier. Vor allem aber erfand man die Funktionstrennung: nicht mehr multifunktionale Gebäudeagglomerationen, sondern für jede Funktion ein eigenes, freistehendes Gebäude. All die Läden, Supermärkte, Kindergärten, Autosalons und Gewerbebetriebe, die man mühelos zu ebener Erde in Geschossbauten hätte unterbringen können, breitete man nun als freiliegende, eingeschossige Einzelgebäude in der Landschaft aus. Was früher energieneutrale Geschossdecken waren, 3.5

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wurde nun zu riesigen, ungenutzten, aber energieverschwendenden Flachdachflächen. Würde man diese Flächen als potentielle Grundstücke betrachten und bebauen, würde wiederum nicht nur Landschaft gespart, sondern auch Energie. Die Besetzung der Dächer von Gewerbegebieten mit Wohnungen brächte darüber hinaus noch eine Fülle anderer Synergieeffekte: großzügige Freisitze statt kleiner angeklebter Balkone, Doppelnutzung der Parkplätze, Reduzierung des Erschließungsaufwandes usw. Gleichwohl spielt sie bisher fast nur eine Rolle in Studentenarbeiten. Realisierte Beispiele gibt es wenige, das Sanierungspotential wird unterschätzt (Abb. 3.4, 3.6). Mit der Sanierung von Großsiedlungen und Geschossbauten sieht es dagegen besser aus. Bereits 1986 habe ich mit Studenten Vorschläge für eine exemplarische energetische Sanierung erarbeitet. Als Beispiel diente die Großsiedlung Dortmund-Scharnhorst in viergeschossiger WaschbetonPlatten-Bauweise, eine Städtebau-Sünde der 60er-Jahre, wie die Presse damals schrieb. Die Studenten haben einfach alle Lücken zu vollständigen Blockrandbebauungen geschlossen. Sie haben dabei festgestellt, dass die meisten dieser Großsiedlungen im Grunde verkappte Blockrandbebauungen sind, in die aufgrund eines Bedürfnisses nach moderner Offenheit noch bis in die 90er-Jahre künstliche Lücken hineingeplant wurden. Inzwischen gibt es zahlreiche gelungene Beispiele realisierter Sanierungen solcher Siedlungen oder auch Verwaltungsgebäude. Die Maßnahmenkataloge sind immer wieder die gleichen, sie spielten in den Studentenarbeiten von 1986 bereits eine Rolle: Schließung von Lücken oder offenen Ecken, Aufsetzen eines zusätzlichen leichten Staffelgeschosses, Vorstellen von

Balkonskeletten, Wintergärten oder Glasfronten (Abb. 3.5, S. 106ff., S. 110ff.). Baulückenschließungen und Dachbebauungen sind Bestandssanierungen durch Neubauten. Daneben gibt es die reine energetische Altbausanierung. Mögliche Maßnahmen sind in der Reihenfolge ihres Potentials: • Dämmung (Außenwände, Fenster, Dach), • Warmwassererzeugung durch Kollektoren, • Hofüberglasungen, • passive Solarnutzung, • Stromerzeugung durch Photovoltaik. Die Dämmung von Altbauten ist immer noch nicht unproblematisch: Da sie bauphysikalisch stets nach außen gehört, zerstört sie den Charakter und die Ästhetik historischer Fassaden, vor allem von Gründerzeitbauten, Arbeiterwohnungsbau und Klinkerfassaden. Dies kann auch nicht durch Entwicklung neuer Materialien gelöst werden. Ein weiteres Problem, das unterschätzt und von Lehrbüchern ignoriert wird: Die Dämmung bietet hervorragende Lebensbedingungen für allerlei Nagetiere. Ratten und Mäuse gelangen bis in die oberen Etagen und Dächer von Geschossbauten und haben dort keine Fressfeinde mehr. Dies führt zur tonnenweisen Ausbringung von nicht abbaubaren Giften. Insbesondere bei Altbauten ist eine völlige Abdichtung meist nicht möglich. Durch Hofüberglasungen können bei günstiger Hofgröße durch Vermeidung von Transmissionsverlusten etwa 20% der Heizkosten eingespart werden. Eine Möglichkeit, die insgesamt wohl unterschätzt wird. Ebenso lassen sich Überglasungen denken, die im Sommer geöffnet werden können. Auch temporärer Wärmeschutz wird unterschätzt: Hochgedämmte Klapp- oder Schiebeläden können bei Dunkelheit geschlossen werden – und die macht im Winter über 50% der Zeit aus. Bauen im Bestand sollte man nicht nur als ästhetisches Integrationsproblem begreifen, sondern stärker als bisher als Bestandteil eines groß angelegten ökologischen Stadtumbaus. Ein solcher ökologischer Stadtumbau müsste nicht nur defensiv Heizenergie einsparen, sondern auch offensiv Solarenergie produzieren, vor allem Solarstrom und Warmwasser. Warum soll Solarstrom unbedingt weiter in der Landschaft erzeugt werden, auf aufwändigen, eigens dafür notwendigen Trägerkonstruktionen, während die Gebäudeflächen in der Stadt ungenutzt bleiben? Alle Dächer und Südfassaden sollte man als kostenlos vorhandene Solarflächen begreifen. Nicht als bloße Trägerflächen, auf die die Module dann nachträglich appliziert sind, sondern als konstruktiv und gestalterisch integrierte Solarwetterhaut oder passive Solarverglasung. Bauen im Bestand bekäme so einen neuen, nie gesehenen Hightech-Charakter. Die Altbauten wären von den eingefügten Neubauten kaum mehr zu unterscheiden. Aus öden Waschbetonsiedlungen würden moderne Hightech-Quartiere. Das wäre die wirkliche Solarstadt der Zukunft, und sie würde nicht auf der grünen Wiese entstehen, sondern im Bestand.

3.6

Anmerkung: 1 Bei Redaktionsschluss wurde im Deutschen Bundestag über eine Neuregelung von Eigenheim- und Ökozulage diskutiert, eventuell mit stärkerer Förderung des Bestandes als bisher. 3.5 Sanierung einer Plattenbausiedlung, Leinefelde/Thüringen, 2000, Schließung einer offenen Ecke; Meyer-Scupin und Petzet, München 3.6 Umwandlung einer Seifenfabrik, Zürich, 1997, Mischnutzung mit Gewerbe, Ateliers und Wohnungen; Kaufmann, van der Meer und Partner, Zürich

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Erhaltung von Bauten der Klassischen Moderne Berthold Burkhardt

In den letzten Jahren wurden eine Reihe bedeutender Bauten der Klassischen Moderne instand gesetzt, wie z.B. die Gebäude der beiden Bauhausdirektoren Walter Gropius und Hannes Meyer in Dessau, der Einsteinturm von Erich Mendelsohn in Potsdam, das Haus Lange von Mies van der Rohe in Krefeld oder das Haus Schminke von Hans Scharoun in Löbau/Sachsen sowie mehrere Siedlungen von Bruno Taut in Berlin und Magdeburg. Etliche Bauten in den europäischen Nachbarländern, wie das Haus Sonneveld von Brinkman und van der Vlugt in Rotterdam, wären hinzuzufügen. Diese Sanierungsprojekte haben der Diskussion über die Intentionen und den Einfluss der Architektur der Moderne wie auch über die Methoden ihrer Instandsetzung neuen Auftrieb gegeben. Divergierende denkmalpflegerische Haltungen bis hin zu unterschiedlichen Sanierungstechnologien bestimmen die heutige Praxis der Erhaltung von Bauten der Moderne. Einem fragwürdigen Rückbau zum vermeintlichen, häufig in Gänze nicht bekannten Original steht die Bewahrung und Vermittlung eines Gebäudes mit den ablesbaren Spuren seiner Lebensgeschichte gegenüber. Gebäude der Klassischen Moderne mit den neuesten Mitteln der Technik zu sanieren negiert nicht nur die Bedeutung der Geschichte der Bautechnik, sondern oft auch die Frage, was für das Gebäude als Ganzes verträglich ist. Die Architekten der Moderne zeigten sich gestalterisch und konstruktiv für Experimente offen, aber ihre Architektur insgesamt unter das Zeichen des Experimentalbaus zu stellen, wäre zu kurz gegriffen. Otto Haesler in Celle, Bruno Taut in Magdeburg und Berlin mit ihren modernen Wohnsiedlungen und nicht zuletzt Hans Scharoun mit seinem Haus Schminke in Löbau hatten mit Sicherheit nicht die Absicht, »Werke mit Verfallsdatum« zu errichten. Immerhin haben die noch bestehenden Gebäude eine Lebenszeit von über siebzig Jahren erreicht, weniger durch ihre Unterschutzstellung, sondern vielmehr durch ihre nachgewiesene Gebrauchs- und Erhaltungsfähigkeit. Mit den Instandsetzungs-, Erhaltungs- und teilweise auch Umbaumaßnahmen an Bauten aus der Zeit der Klassischen Moderne hat die Denkmalpflege technologisch Neuland betreten. Die Verwendung industriell gefertigter Produkte, maschinelle und handwerkliche Herstellungs- und Montageverfahren sowie daraus resultierende, bislang wenig bekannte bauphysikalische und bauklimatische Zustände stellen die praktische Denkmalpflege vor neue Herausforderungen. Kenntnisse über historische Konzeptionen der Klimatisierung und chemische Reaktionen von Baustoffen, aber auch über

das Nutzerverhalten in früheren Zeiten bilden eine wertvolle Grundlage für die Erhaltung von Baudenkmälern. Sie sind auch bei Gebäuden, die nicht unter Schutz stehen und nutzungs- oder schadensbedingt einer Sanierung bzw. Modernisierung bedürfen, wesentlich. Indem geschichtliche, technische und funktionale Sachverhalte in ihrem wechselseitigen Zusammenwirken untersucht und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an einzelnen Bauten vorbildlich angewandt werden, kann die Denkmalpflege einen wichtigen Beitrag zur Bauwerkserhaltung im Allgemeinen leisten. Die Bewegung der Architekturmoderne in Deutschland in der Zeit der Weimarer Republik traf auf die stürmischen Fortschritte in Technik und Industrialisierung. Die damaligen bauund gebäudetechnischen Entwicklungen – industriell hergestellte Baustoffe und -teile, neue Energieträger wie Strom und Gas sowie neue Ver- und Entsorgungseinrichtungen für Heizung und Wasser – veränderten die Stadt und das Haus innerhalb weniger Jahrzehnte weit mehr als wechselnde architektonische Auffassungen oder Stile. Die Architekten der Moderne zeigten eine besondere Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Produkten und Verfahren, von denen sie annahmen, dass sie ihre Reformideen unterstützten. In der Baupraxis wurden immer wieder die wohl unvermeidlichen Probleme einer stürmischen Entwicklungsphase sichtbar, die sich zweifellos auch durch Mängel und Schäden im Einzelfall bemerkbar machten. Einer der Architekten der Weißenhofsiedlung in Stuttgart, der damalige Stadtbaumeister von Rotterdam J. J. P. Oud, äußerte sich dazu kritisch: »Es ist falsch, im allgemeinen behaupten zu wollen, dass die Technik weit fortgeschritten ist, beim Kleinprodukt ist dies der Fall, beim Bauen erweist sich die Technik als völlig rückständig, um zur Ausführung zu bringen, was wir machen wollen.«1 Die neuen Bausysteme ermöglichten aber die technische Realisierung der kubisch-geometrischen Architektursprache von Gropius oder Mies van der Rohe wie der freieren, organischen Formen von Scharoun oder Mendelsohn. Ob mit Eisenbetondecken oder Eisenträgern – erstmals in der Geschichte der Architektur gelang es, Gebäude aus frei stehenden Scheiben mit weit gespannten flachen Decken und auskragenden Dächern zu errichten. Mies van der Rohe entwarf mit flachen Decken und Wandscheiben den international bewunderten deutschen Pavillon für die Weltausstellung 1929 in Barcelona, Hans Scharoun schrieb 1927 über sein Haus auf der Weißenhofsiedlung: »Das Haus 33 ist aus Freude am Spiel mit neuem Material und neuen Forderungen an den Raum geworden.«2 29

4.2

30

Der Einsatz neuer oder verbesserter Baustoffe wie Beton, Eisen, Glas, Kunststoff oder auch von Materialkombinationen ermöglichte nicht nur neue Gebäudeformen, sondern führte zwangsläufig zu Veränderungen, wenn nicht sogar zur teilweisen Neuorganisation der bisherigen Planungs- und Ausführungspraxis im Bauwesen. Handwerksberufe der technischen Gebäudeausrüstung (Heizung, Sanitär- und Elektroinstallation) bildeten sich vollkommen neu, traditionelle Gewerke verloren Fachleute. So arbeiteten etwa Zimmerer als Schalungsbauer im Stahlbeton- oder Eisenbau. Durch den strukturellen Wandel und die zunehmende Bautätigkeit im kommunalen, genossenschaftlichen wie im gewerblichen und industriellen Bereich entstanden neben den traditionellen Handwerksbetrieben überregional, teilweise sogar international tätige Bauunternehmen. Dagegen formulierte Gropius seine Forderung, dass das Handwerk die unverzichtbare Grundlage der Industrialisierung und Vorfertigung sein solle. Er strebte eine Reform an, in der sich Handwerk und Industrie vereinen und gemeinsam weiterentwickeln sollten: »Es liegt im Wesen des menschlichen Geistes, sein Arbeitswerkzeug immer mehr zu vervollkommnen und zu verfeinern, um den materiellen Arbeitsprozess dadurch zu mechanisieren und die geistige Arbeit so nach und nach zu erleichtern. Handwerk und Industrie von heute sind in ständiger Annäherung begriffen und müssen ineinander aufgehen zu einer neuen Werkeinheit, die jedem Individuum den Sinn der Mitarbeit im Ganzen und damit den spontanen Willen zu ihr wiedergibt. In dieser Werkeinheit wird das Handwerk der Zukunft das Versuchsfeld für die industrielle Produktion bedeuten, seine spekulative Versuchsarbeit würde Normen schaffen, für die praktische Durchführung, die Produktion in der Industrie.« 3 Die Vordenkerrolle, die Gropius dem Handwerk zugedacht hatte, wurde jedoch hauptsächlich Sache der Industrie und der Ingenieure, die ihre Partner und Experimentierfelder bei innovativen Architekten, aufgeschlossenen Bauherren und Behörden fanden. Die Optimierung des Bauprozesses gelang durch rationelle (Vor-)Fertigung von Halbzeugen sowie durch Anwendung von Baumaschinen und Montageverfahren. Kräne und Förderbänder bis hin zu Spritzputzmaschinen bestimmten zunehmend das Bild der Baustelle. So wie sich die Bauaufgaben und die Bauprozesse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten, veränderten sich auch Ausbildung und Berufsbild von Architekten und Ingenieuren. Die Spezialisierung der Tätigkeiten nahm zu. Ende der 20er-Jahre war es längst üblich, dass Bauingenieure nicht nur bei technischen Bauwerken, sondern auch im Hochbau als unverzichtbare Partner bei der Planung mit Architekten zusammenwirkten: Material- und systemoptimierte Tragwerke mit großer Spannweite oder großer Höhe waren nur mit prüffähigen statischen Berechnungen und Nachweisen einschließlich der konstruktiven Verbindungsmittel realisierbar. Neben Planung, Herstellung und Ausführung strukturierte und formierte sich im Bauwesen ein neuer Bereich, die Baubehörde mit speziellen Gesetzen, Normungen, der staatlichen Prüfung und Bauaufsicht. Produktion und Montageverfahren waren an keinen architektonischen Stil mehr gebunden. Ein Kaufhaus in klassizistischem Stil konnte genauso in Eisenskelettbauweise errichtet werden wie die Kaufhäuser von Erich Mendelsohn in Breslau oder Stuttgart. Man kann aber mit Fug und Recht die Architektur der Klassischen Moderne als die konsequenteste Umsetzung der Industrialisierung bezeichnen, die bis heute

noch nicht abgeschlossen ist. Wiederum sind es die Entwicklungen der Gebäude- und insbesondere der Energietechnik, die die Häuser der Zukunft möglicherweise in gleichem Maße verändern werden wie vor rund achtzig Jahren. Das anpassungsfähige, wandelbare und klimagerechte Haus ist durch Innovation, Handwerk und Industrialisierung Realität geworden. Nicht eingestellt hat sich dagegen die Prognose vieler Architekten der Klassischen Moderne, dass ganze Häuser seriell – dem Auto vergleichbar – wie Industrieprodukte vom Fließband hergestellt werden würden. Trotz zahlreicher Versuche ist dies bis heute eine Utopie geblieben. Sanierung und Erhaltung

4.3

Denkmalgeschützte Bauten der Moderne, die damals mit neuen Konzepten, Materialien und industriell hergestellten Teilen oder Fertigteilen umgesetzt wurden, stellen Architekten, Ingenieure, Denkmalpfleger, Restauratoren und Handwerker bei der Erhaltung und Sanierung vor äußerst komplexe und schwierige Aufgaben. Bei der Betrachtung eines Gebäudes nimmt man im Wesentlichen die Oberflächen wahr, die Körper, Flächen und Räume bilden. Elemente wie Wände, Stützen, Decken, Dächer, Fenster, Türen, technische Geräte, Installationen oder Innenausstattungen sind aus Materialien hergestellt, die außer durch die architektonisch-funktionale Gestaltung ganz elementar durch ihre Werkstoffeigenschaften und Herstellungsverfahren bestimmt werden, wie z.B. dünne Fensterprofile aus Eisen. Baukonstruktionen können das Material, aus dem sie bestehen, als Oberfläche zeigen – wie den Ziegel im Sichtmauerwerk – oder sie verbergen sich hinter Verkleidungen aus Putz, Anstrichen oder Platten unterschiedlichster Materialität. Dass es in der Frühphase der Moderne nicht immer gelang, Gebäude in konstruktiver Materialgerechtigkeit umzusetzen, zeigt sich am Einsteinturm von Erich Mendelsohn: Seine geschwungenen Formen bestehen aus einer verputzten Mischkonstruktion aus Mauerwerk und Eisenbeton (Abb. 4.2). Um heute den Aufbau von Bauteil und Tragwerk sowie die mechanischen und physikalischen Zusammenhänge zu erkennen, sind selbst erfahrene Fachleute auf die Erkenntnisse von Bauforschung, Bau- bzw. Konstruktionsgeschichte und nicht zuletzt Detailuntersuchungen am Gebäude und in Labors angewiesen. Vor allem dann, wenn jene Baustoffe und Systeme zum Einsatz kamen, die in unüberschaubarer Vielfalt seit Mitte des 19. Jahrhunderts erhältlich waren, aber nach kurzer Zeit wieder verschwanden oder weiter entwickelt wurden. Daneben ist die Schadenskartierung und -beschreibung, die frühere Reparaturen einschließt, ein weiterer wichtiger Bestandteil der Sanierungsplanung. Unverzichtbar sind dabei differenzierte Analysen der Schadensursachen, die im Einzelfall auf • Alterung, Materialermüdung und Verschleiß, • mangelnde/unterlassene Wartung und Pflege, • unsachgemäße Reparaturen und Sanierungen, • Nutzerverhalten in bauklimatischer Hinsicht, • Stand der bauzeitlichen Technik und Normen, • Planungs- oder Herstellungsfehler zurückzuführen sind. 4.1 4.2 4.3

Bauhaus-Gebäude in Dessau, Walter Gropius (1926) Einsteinturm, Erich Mendelsohn (1921) Arbeitsamt, Walter Gropius in Dessau (1929)

31

4.4

4.5

Die Sanierungsplanung beginnt folglich immer mit intensiven Erkundungen des Vorhandenen, des Veränderten, aber auch des Verlorenen. Trotz sorgfältigster Vorgehensweise bleibt es nicht aus, dass auch nach der Sanierung neue und alte Schäden wieder auftreten: Kellerwände bei nur teilunterkellerten Bauten lassen sich nachträglich nicht fachgerecht isolieren, gerissene Steinholzböden oder korrodierte Eisenprofile – ummauert oder einbetoniert – nicht dauerhaft und vollständig sanieren; der Bau bleibt ein »chronisch Kranker«. Der weitgehende Erhalt der Originalsubstanz des Denkmals sollte vor einer Totalerneuerung stehen, wobei Bauherr, Ausführende und Denkmalpflege im Einzelfall eine gemeinsam abgestimmte Lösung finden müssen. Nach fünfzig bis achtzig Jahren ist es unvermeidbar, dass zahlreiche Bau- und Ausstattungsteile irreparabel verschlissen sind. Bei traditionellen Bauweisen in Holz oder Stein besteht in aller Regel die Möglichkeit, material- und werkgerecht zu reparieren oder auch zu erneuern. Dagegen sind typisierte Teile wie Fensterprofile und Beschläge, Deckensysteme, Glaselemente, aber auch technische Ausstattungen wie Heizkörper oder Fußbodenbeläge gewöhnlich nicht mehr zu ersetzen. Sie sind nicht mehr erhältlich oder entsprechen nicht mehr heutigen Standards bzw. derzeit gültigen Normen; Herstellerfirmen existieren nicht mehr, Produkte wurden weiter entwickelt, sind aus technischen oder gestalterischen Gründen nicht mehr auf dem Markt. Besonders haustechnische Anlagen wie Wasserleitungen, Elektroinstallationen, zentrale Warmwasserheizungen – in den 20er-Jahren das Neueste vom Neuesten – müssen heute als nicht oder kaum mehr reparatur- bzw. erhaltungsfähig eingestuft werden. Installationen für Medien fehlen ganz. Diese Problematik stellt die Architekten bei der Instandsetzung von Bauten mit wertvollen Oberflächen vor nahezu unlösbare Probleme. Aufgrund des Bedarfs haben inzwischen kleine Handwerksbetriebe eine Marktlücke geschlossen, indem sie in kleinen Auflagen einzelne Produkte nachfertigen. Kaum möglich ist dies bei Artikeln wie Draht- oder Profilgläsern, Fensterprofilen aus Eisen oder Linoleum in bestimmten Farben, die nur in Großserien mit hohem maschinellem Aufwand gefertigt werden können. In diesen Fällen ist man auf technisch und gestalterisch verträgliche Neuprodukte angewiesen. Einige »Klassiker« aus den 20er- und 30er-Jahren sind nach wie vor oder wieder auf dem Markt. Dazu zählt neben Stücken wie der sogenannten Gropius-Türklinke oder der Wagenfeld-Leuchte auch einfarbiges braunes Linoleum. Putze und Farben werden entweder in der historischen Form unverändert angeboten oder nachgemischt. Das 1929 von Walter Gropius in Dessau erbaute Arbeitsamt als Fallbeispiel Das Arbeitsamt in Dessau, zu dem der Berliner Stadtbaurat Martin Wagner 1925 die Funktionsbeschreibung ausarbeitete, stellte damals einen völlig neuen Gebäudetyp dar. Über einen Wettbewerb erhielt das Atelier Gropius den Auftrag für den Neubau. Das Gebäude besteht aus einem Rundbau für den Publikumsverkehr, einem zweigeschossigen Verwaltungstrakt und einem Treppenhaus, das den optischen Mittelpunkt des Baukörpers bildet (Abb. 4.3). Im Auftrag der Stadt Dessau wurde das ehemalige Arbeitsamt von 2000 bis 2003 komplett saniert.

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Der Rohbau Obwohl Beton und Eisenbeton (Stahlbeton) in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts bereits zu den eingeführten und erprobten Baustoffen zählten, finden wir sie in Deutschland bei den Bauten der Moderne eher selten als primäres Konstruktionssystem, sieht man von Fundamenten, Kellerwänden und teilweise auskragenden Decken oder Treppenläufen einmal ab. Beispiele bekannter Eisenbetonkonstruktionen der Moderne sind das Bauhaus-Gebäude von 1926, ebenfalls von Gropius, oder die Fertigungshalle der Hutfabrik in Luckenwalde 1922 von Erich Mendelsohn mit ihren filigranen Eisenbetonrahmen. Häufig wird übersehen, dass es Ingenieure wie Finsterwalder oder Maillart, Bauunternehmen wie Dyckerhoff & Widmann oder Züblin waren, denen die Entwicklung und Realisierung modernster Eisen- und Eisenbetonkonstruktionen zuzuschreiben sind. Beim Arbeitsamt von Gropius besteht die primäre Tragkonstruktion aus teilweise gebogenen Eisenprofilen, dem Eisenskelett, berechnet und ausgeführt von der Waggonfabrik Dessau. Damit kam eine schnelle und ökonomische Bauweise zum Einsatz. Eisenskelettkonstruktionen bedingen eine Ausmauerung oder Verkleidung sämtlicher äußerer und innerer Wände und Stützen. Gropius entschied sich beim Arbeitsamt für Sichtmauerwerk aus gelbem Klinker wie im Übrigen auch bei seinem frühesten modernen Bau, den Fagus-Werken in Alfeld an der Leine (1911–1914). Bei dieser vom Grundsatz her richtigen und sinnvollen Bauweise des ummauerten Stahlskeletts besteht allerdings die Gefahr der verdeckten Korrosion, wenn bei unzureichender Instandhaltung Regenwasser oder durch bauphysikalische Veränderungen Feuchtigkeit bis zu den Eisenstützen dringt. Nähere Untersuchungen am Mauerwerk des Arbeitsamtes zeigten, dass die ursprünglich mit Bleimennige gestrichenen Eisenträger infolge offener, wasserdurchlässiger Mörtelfugen und undichter Dachbereiche stark korrodiert waren. Von innen in die Wände eindringende Feuchtigkeit, wie sie bei späteren Einbauten von Sanitäreinrichtungen oder zu dichten Fenstern entsteht, wurde nicht festgestellt. Eine totale Freilegung der Profile, verbunden mit großem Substanzverlust, konnte so bei den Sanierungsmaßnahmen vermieden werden. Unzählige massive Deckensysteme unterschiedlichster Ausführungen – von Ortbeton bis zu vorgefertigten Steinund Ziegel-Elementen in Kombination mit Eisenprofilen und Bewehrungen – überschwemmten seit Ende des 19. Jahrhunderts den Markt. Die auch beim Dessauer Arbeitsamt eingesetzte, 1892 eingeführte Kleinesche Decke, eine aus Leichtziegeln hergestellte Stahlsteindecke, war lange Zeit Marktführer. Neben den statischen und ökonomischen Vorteilen konnte mit diesen Deckenkonstruktionen eine Verbesserung des Brandschutzes erreicht werden. Aufgrund seines teils runden, teils kubischen Baukörpers schien beim Arbeitsamtsgebäude keine Alternative zum Flachdach möglich. So blieb ihm das Schicksal von Gropius‘ Meisterhäusern in Dessau erspart, die im Dritten Reich mit Satteldächern »arisiert« wurden. Auf dem Flachdach des Rundbaus mit innenliegender Entwässerung sorgen drei halbkreisförmige, hintereinanderliegende Sheds aus Eisenfachwerk für natürliche Belichtung sowie Be- und Entlüftung des Innenraums. Im Zuge der Sanierung wurde ein völlig neuer Flachdachaufbau mit Foamglas als Wärmeisolierung ausgeführt (Abb. 4.5). In den äußeren Bereichen des Flachdaches wurde eine geringere Dämmschicht aufgebracht, um die historischen Details der

Blechverwahrungen am Dachrand in ihren Dimensionen beibehalten zu können.4 Auch die Shedverglasung mit Einfachscheiben aus Drahtglas wurde nicht verändert, die innenliegende horizontale Lichtdecke dafür aber in Isolierglas ausgeführt. Der Ausbau In der Bauzeit des Arbeitsamtes wurden Putze, Farben und Tapeten, Terrazzo, Estrich- oder Steinholzböden längst industriell hergestellt und vor Ort handwerklich verarbeitet bzw. verlegt; Maschineneinsatz war dabei durchaus üblich. Zu den Produkten, die den Ausbau des Arbeitsamtes besonders prägten, zählten die Fenster mit typisierten Profilen und Beschlägen sowie die Bodenbeläge aus Terrazzo und Steinholz, die die hölzernen Dielen in den Innenräumen ablösten. Da die Restauratoren nicht alle Oberflächen vollständig und schlüssig nachweisen konnten, wurden nur die Räume originalgetreu wieder hergestellt, für die eine ausreichende Grundlage vorhanden war. Originalbefunde lassen sich z.B. durch reversible Makulaturtapeten oder Anstriche für die Nachwelt sichern und bewahren. Die elementare Forderung des neuen Bauens, großflächig Licht und Sonne in die Gebäude zu bringen und folglich flexibel auf Sonne und auf Wärme bzw. Kälte zu reagieren, führte zu einer vollkommen neuen Fenstertechnologie. Eine breite Palette von Gläsern stand dem Architekten dabei zur Verfügung, vom einfachen durchsichtigen Fensterglas bis hin zu geschliffenen oder geätzten Gussornamentgläsern, vom Drahtglas bis zu Glasbau- oder Betonglassteinen, die Massivdecken lichtdurchlässig werden ließen. Im Rundbau findet sich eine in den 20er-Jahren weit verbreitete und eigens für das Arbeitsamt wieder hergestellte Lichtdecke aus Prismenglas. Durch die Streuung sorgt es für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Innenraums. Derartiges Prismenglas ist längst aus dem Handel, durch Recherchen konnten jedoch, eher zufällig, die erforderlichen Scheiben in Spanien erworben werden. Über 1500 Stück, zu Isolierverbundscheiben umgerüstet, liegen lose in teilweise verstärkten eisernen Gittern aus T- und L-Profilen (Abb. 4.6). Prismenglas als Gussglas zu Isolierverbundscheiben zu verarbeiten und noch dazu als Überkopfverglasung einzusetzen bedarf einer Zulassung im Einzelfall. Bauphysik und Bauklimatik Große Glasflächen und einfach verglaste Fenster geben zumeist den ersten Anlass, über die Bauphysik sowie über das bauklimatische Verhalten eines Gebäudes nachzudenken. Wie für die Konstruktion und den Ausbau ist auch hier die frühzeitige Bestandserfassung und -bewertung im Zuge der Voruntersuchungen Grundlage für die nachfolgende Instandsetzungsplanung. Beim Dessauer Arbeitsamt, wie meist auch bei den anderen Gebäuden der Klassischen Moderne, entspricht der vorhandene bauliche Wärmeschutz nicht den heutigen Mindestanforderungen, trotzdem kann das damalige Klimakonzept als durchaus schlüssig bezeichnet werden. Bei Veränderungen und Verbesserungen des Wärmeschutzes – soweit dies überhaupt mit dem Denkmalschutz vereinbar ist – gilt es, Heizung und Lüftung, Sanitäreinrichtungen und auch die künftige Nutzung auf den bauzeitlich vorhandenen Wärmeschutz abzustimmen. Eine Umkehrung von 4.4 4.5

Sanierung des Arbeitsamtes in Dessau: Arbeiten am Sheddach Dachrand und Anschluss an die Shedverglasung

33

4.6

Schwachstellen, z.B. der Ersatz einfach verglaster und relativ undichter Fenster durch Isolierverglasung ohne Begleitmaßnahmen, führt in der Regel zur Veränderung des ursprünglichen bauklimatischen Konzepts. Erhebliche Schäden am und im Gebäude können die Folge sein. Oberlichter und großflächige Fenster des Arbeitsamtes sind in durchgehenden, also nicht thermisch getrennten Stahlrahmen mit Lüftungsflügeln und entwässernden Schwitzwasserrinnen ausgeführt. Um den Wärmeschutz zu verbessern, die Behaglichkeit zu steigern und die Betriebskosten zu senken, wurden die originalen Einfachverglasungen zwar belassen, dahinter aber eine zweite Fensterebene als eine Art Kastenfenster eingebaut. Gleiches gilt für die 1936 in die Außenwand des Rundbaus eingebrachten Holzfenster. Wie viel Wert auf ein funktionierendes Lüftungs- und Klimasystem gelegt wurde, zeigt ein in Röhren, Kanälen und Hohlstützen geführtes Lüftungsnetz, das mittels eines Ventilators der Firma Junkers und mechanischen Lüftungsklappen die natürliche Belüftung des Gebäudes unterstützte und nach der Sanierung wieder in Betrieb genommen worden ist. Die Ausstattung Viel mehr als heute wurde von den Architekten der Moderne das Gebäude und seine Ausstattung ganzheitlich aufgefasst und geplant. Sie entwarfen Inneneinrichtungen mit Möbeln und Beleuchtung für die neuen Raum- und Nutzungsformen. Am Beispiel des Schrankes wird die Beziehung von Raum, Funktionalität und Gestaltung besonders deutlich: Die Architekten nutzten jede Möglichkeit, Schränke als Zwischenwände, Raumteiler oder unter Treppen einzubauen; der freistehende Schrank verschwand, indem sie ihn in das Bauwerk integrierten. Die technischen Errungenschaften der Industrialisierung wie zentrale Wärmeversorgung, fließendes kaltes und warmes Wasser, künstliches Licht, elektrische Geräte, eine funktional und technisch ausgestattete Küche wurden zu unverzichtbaren Bestandteilen des modernen Gebäudes. Vielfach experimentierte man mit künstlichem und natürlichem Licht, einer optimalen gleichmäßigen oder zonierten Raumausleuchtung. Neben den Herstellern widmeten sich Architekten, Gestalter, Ingenieure und nicht zuletzt eine Abteilung des Bauhauses in Dessau der Entwicklung neuer Lichtsysteme. Die meisten dieser Beleuchtungskörper und Leuchten sahen zwar wie industriell herstellbare Produkte aus, waren jedoch handwerklich gefertigt, allerdings unter Verwendung von Halbzeugen wie Metallröhren und Gläsern. Im Arbeitsamt von Dessau fanden und finden sich in der Erschließungszone typisierte Kugelleuchten. Wegen ihrer nicht ausreichenden Lichtstärke mussten moderne Strahler über der Lichtdecke zugeschaltet werden. Die Arbeitsräume sind dagegen vollständig neu mit angehängten Langfeldleuchten bestückt. Immerhin können Besucher bei entsprechender Schaltung im Flurbereich erleben, mit wie wenig Licht man vor siebzig Jahren ausgekommen ist. Gefährdete und verlorene Bauten Das Arbeitsamt von Walter Gropius in Dessau war nach 1933 von den Nationalsozialisten zum Abriss bestimmt. Letztlich haben nur die Kriegswirren und die herrschende Raumnot der Stadt das Gebäude gerettet. Trotz nicht ausreichender Wartung ist es dank seiner guten Bauweise bis heute mit über 90% Originalsubstanz erhalten und beher-

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bergt inzwischen wiederum ein Amt, das Straßenverkehrsamt der Stadt Dessau. Besucher können dort nicht nur ihre Anliegen vorbringen, sondern gleichzeitig ein Stück moderner Architekturgeschichte erleben. Es ist ein Trugschluss zu denken, dass wertvolle Bauten der Klassischen Moderne oder Nachkriegsmoderne wegen des Denkmalschutzes nicht vom Abriss bedroht sind. Für das Faber-Hochhaus in Magdeburg von 1930, eines der ersten Pressehochhäuser, für das Hochtief-Verwaltungsgebäude in Frankfurt am Main von 1966, ein Hauptwerk von Egon Eiermann, für die 1930 fertig gestellte Siedlung Blumlägerfeld von Otto Haesler mit ihren prägnanten Wohnbauten für das Existenzminimum liegen Abrissanträge vor. Andere Bauwerke wie das Versorgungsamt der Brüder Luckhardt in München von 1953 –1989 oder der Seilnetzkühlturm von Jörg Schlaich in Schmehausen von 1974–1991 gibt es bereits nicht mehr. Kommerzielle Interessen überstimmen den Denkmalschutz mit seinem öffentlichen Anliegen der Erhaltung beispielhaften Kulturgutes. Andernorts ist man der Meinung, man könne verlorene Bauten durch so genannte Rekonstruktionen wieder zurückholen, die Zerstörung wieder ungeschehen machen. Wie in Dessau die Meisterhäuser von Gropius, die Universitätskirche in Leipzig und nicht zuletzt die Schlösser in Potsdam, Berlin oder Braunschweig. Versteht man ein Gebäude als einen Teil unseres Kulturgutes, so kann eine Nachahmung auf zweifelhafter Quellenlage, mit neuen Materialien und ohne Spuren der Geschichte Auftrag und Zeugnis eines Denkmals nicht ersetzen.

Anmerkungen: 1 In: Gropius, Walter: Das flache Dach. Internationale Umfrage über die technische Durchführbarkeit horizontal abgedeckter Dächer und Balkone. In: Bauwelt 9/1926 2 In: Deutscher Werkbund (Hg.): Bau und Wohnung. Stuttgart 1927 3 In: Argan, Gulio Carlo: Gropius und das Bauhaus. Hamburg 1962 und: Nerdinger, Winfried: Der Architekt Walter Gropius. Berlin 1996 4 Auf dem Flachdach des Rundbaus wurden 40 mm starke Schaumglas-Flachplatten vollflächig und vollfugig in Heißbitumen verlegt. Im Bereich der Sheddächer liegen 60 mm starke Schaumglas-Platten, um eine bessere Wärmedämmung zu erreichen. Literatur: 1 Burkhardt, B. (Hg.): Baudenkmale der Moderne, Geschichte einer Instandsetzung: Scharoun, Haus Schminke. Stuttgart 2002 2 Burkhardt, B.; Weber, C.: Das Arbeitsamtsgebäude von Walter Gropius in Dessau (1929–1999). In: Stadtarchiv Dessau (Hg.): Dessauer Kalender, 44. Jahrg. Dessau 2000 3 Gebeßler, A. (Hg.): Baudenkmale der Moderne, Geschichte einer Instandsetzung: Gropius, Meisterhaus Muche/Schlemmer. Stuttgart 2003 4 Graupner, K.; Lobers, F.: Bauklimatische Aspekte, Heizungs- und Lüftungskonzept. In: Burkhardt, B. (Hg.): Baudenkmal der Moderne, Geschichte einer Instandsetzung: Scharoun, Haus Schminke. Stuttgart 2002 5 Huse, N. (Hg.): Baudenkmale der Moderne, Geschichte einer Instandsetzung: Mendelsohn, der Einsteinturm. Stuttgart 2000 6 Kirsch, K.: Werkbund-Ausstellung »Die Wohnung«, Stuttgart 1927; Die Weißenhofsiedlung, Katalog. Stuttgart 1992 7 Klapheck, R.: Gussglas. Düsseldorf 1938 8 Pauser, A.: Eisenbeton 1850 –1950. Wien 1994 9 Rasch, H. und B.: Wie Bauen? 2 Bände. Stuttgart 1927 10 Schulze, K. W.: Der Stahlskelettbau. Stuttgart 1928 11 Siedler, E. J.: Die Lehre vom neuen Bauen. Ein Handbuch der Baustoffe und Bauweisen. Berlin 1932 12 Stephan, R.: Erich Mendelsohn – Dynamics and Function, Ausstellungskatalog des Instituts für Auslandsbeziehungen Stuttgart. Stuttgart 1998 4.6 4.7

Schnitt durch die Lichtdecke des Arbeitsamtes Die Erschließungszone im Rundbau nach der Sanierung

Schlussbemerkung 4.7

Viele Bauten und Siedlungen der Moderne werden glücklicherweise erhalten und nach wie vor genutzt. Die internationale Vereinigung DOCOMOMO, an der inzwischen 35 Länder mitwirken, dokumentiert die Werke dieser Zeit, diskutiert architekturtheoretische Fragen und erarbeitet technische Lösungen für die Instandsetzung. Wie wohl nie zuvor in der Bau- und Technikgeschichte ist es bei den Bauten der Moderne – höchst sensible Gefüge – vor ihrer Sanierung erforderlich, sich ein umfassendes Bild vom Zusammenwirken der Architektur, der Funktion, der Baukonstruktion und -klimatik zu machen. Vergessene Technologien und Denkansätze können für heutige Planungen und für heutiges Nutzerverhalten wertvolle Hinweise geben. Die Gebäude der Moderne und ihre Instandsetzung können als beispielhafte Lehrstücke zur ganzheitlichen Herangehensweise bei Neubauten, aber auch bei den in großem Umfang anstehenden Sanierungen von Bauten der zurückliegenden fünfzig Jahre betrachtet werden.

Projekt: Denkmalgerechte Instandsetzung des ehemaligen Arbeitsamtes in Dessau; Umnutzung zum Straßenverkehrsamt der Stadt Dessau Bauherr: Stadt Dessau, Hochbauamt Architekt: Bauatelier Walter Gropius Dessau/Berlin Baujahr: 1928–1929, Instandsetzung: 2000–2003 Umbau und Instandsetzung, bauhistorische Untersuchungen: Burkhardt + Schumacher, Architekten und Ingenieure, Braunschweig Mitarbeiter: Joachim Tappe Restauratoren: Restauratorenkollektiv Pröpper + Hänel, Blankenburg Denkmalpflege: Untere Denkmalschutzbehörde Dessau, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, Halle/Saale

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Die Projekte

Seite 38 Álvaro Siza Vieira, Porto

Stadterneuerung in Salemi, I

Neuordnung einer frühmittelalterlichen Stadtanlage

42 Ignacio Mendaro Corsini, Madrid

Kulturzentrum in Toledo, E

Sanierung und Umnutzung eines barocken Klosters

50 Aranguren Gallegos, Madrid

Museum in Colmenar Viejo, E

Umgestaltung einer Kelterei aus dem 17. Jahrhundert

54 Future Systems, London

Ladeneingang in New York, USA

Eine Werkhalle wird zum Modeladen

58 Anderhalten Architekten, Berlin

Besucherzentrum in Criewen, D

Sanierung und Umnutzung eines ehemaligen Stallgebäudes

64 Valerio Olgiati, Zürich

Gelbes Haus in Flims, CH

Neugestaltung eines alten Wohn- und Geschäftshauses

68 Rolf Furrer, Basel

Wohn- und Ateliergebäude in Sent, CH

Ausbau des Wirtschaftsteils eines traditionellen Bauernhauses

72 arc Architekten, München

Pfarrheim in Schwindkirchen, D

Haus im Haus – sanierte Scheune mit eingestelltem Neubau

76 Rudolf + Sohn, München

Dachausbau in Berlin, D

Dachgeschossausbau in einer ehemaligen Zigarettenfabrik

80 Couvert & Terver, Paris

Wohnhauserweiterung in Montrouge, F

Ergänzung in Form zweier eigenständiger Baukörper

84 Haack + Höpfner, München

Wohnhauserweiterung in München, D

eingeschossiger Anbau an ein Wohnhaus aus den 50er-Jahren

88 Fink + Jocher, München

Haus am Starnberger See, D

zweigeschossige Erweiterung eines ehemaligen Fischerhauses

94 Kalhöfer und Korschildgen, Köln

Wohnhauserweiterung in Remscheid, D

flexibler und verschiebbarer Anbau an ein Einfamilienhaus

98 Korteknie & Stuhlmacher, Rotterdam

Parasit in Rotterdam, NL

Modellprojekt zur Besetzung schwer nutzbarer Standorte

102 Guilherme Páris Couto, Porto

Restaurant in Porto, P

Umnutzung eines alten Lastkahns

106 Knerer und Lang, Dresden

Plattenbauwohnanlage in Dresden, D

Sanierung und Aufwertung einer Wohnanlage in Fertigteilbauweise

110 Jüngling und Hagmann, Chur

Wohnanlage in Chur, CH

Restaurierung und Ergänzung eines Wohnkomplexes aus den 40er-Jahren

114 Baumschlager & Eberle, Vaduz

Versicherungsgebäude in München, D

Rück- und Umbau eines Verwaltungsgebäudes aus den 70er-Jahren

124 Fischer Architekten, München

Museum Alf Lechner in Ingolstadt, D

Umgestaltung einer Produktionshalle aus den 50er-Jahren

130 Michael Maltzan, Los Angeles

MoMA QNS in New York, USA

Umwandlung eines Fabrikgebäudes zum temporären Ausstellungsort

136 Herzog & de Meuron, Basel

Tate Modern in London, GB

Umwandlung eines alten Kraftwerks zum Museum

144 Renzo Piano, Genua

Kultur- und Geschäftszentrum in Turin, I

Sanierung und Umnutzung einer denkmalgeschützten Autofabrik

156 Günther Domenig, Graz

Dokumentationszentrum in Nürnberg, D

Umnutzung historisch vorbelasteter Bausubstanz

164 Foster and Partners, London

Hof des British Museum in London, GB

Neuordnung des Museumskomplexes durch Überdachung des Innenhofes

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Stadterneuerung in Salemi Architekten: Álvaro Siza Vieira, Porto Roberto Collovà, Palermo

Im Jahr 1968 zerstörte ein Erdbeben große Teile der von den Arabern gegründeten Stadt Salemi im Westen Siziliens. Nach Jahren behördlicher und politischer Widrigkeiten gelang es den Architekten, die Neuordnung der öffentlichen Stadträume zu realisieren. Die baulichen Maßnahmen begannen bereits 1982 und setzten an verschiedenen Punkten innerhalb des historischen Stadtkerns an. Mit der Gestaltung der Wege und der Schaffung neuer Verbindungen in Form von Treppen und Passagen gelang es, die Struktur der Stadtanlage neu zu organisieren. Der Entwurf der Architekten reicht von unterschiedlich eingesetzten Bodenbelägen bis hin zu neuen, aufeinander abgestimmten Straßenlampen und Geländern. Im Mittelpunkt des Projektes stand der auf einer Hügelkuppe gelegene Hauptplatz. Er ist umgeben von einer ehemaligen Kreuzritterburg, zwei- bis dreigeschossigen Wohnhäusern, einem kleinen Palazzo und der durch das Beben zerstörten Kathedrale. Sie wurde nicht wieder aufgebaut, sondern mit reduzierten gestalterischen Mitteln in einen öffentlichen Freiraum verwandelt. Auf den Fundamenten des Kirchenbaus entstand so ein zentraler Ort für das städtische Leben. Wie ein Bühnenbild begrenzen die Mauerreste der ehemaligen Apsis den Platz. Ein weißer Steinboden – das Material stammt aus der nahe gelegenen Stadt Trapani – kennzeichnet die erhöhte Plattform; Steinquader markieren die ehemalige Stellung der Säulen, von denen einzelne wieder errichtet sind. Zueinander in einen großräumlichen geometrischen Zusammenhang gesetzt, dienen sie als Orientierungsmarken.

Lageplan Maßstab 1:2000

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Leuchte

Maßstab 1:10

1 Edelstahlummantelung Elektrokabel 2 Edelstahlplatte 5 mm 3 Edelstahlgehäuse Stromanschluss Ø 170 mm 4 Edelstahlrohr ¡ 60/30 mm 5 Gehäuse Acrylglas Ø 450 mm 6 Abdeckung Edelstahlblech Ø 450 mm

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Treppensituation

Maßstab 1:100

7 Pietra bianca di Trapani 8 Pflastersteine mit Streifen wie 7

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Kulturzentrum in Toledo Architekt: Ignacio Mendaro Corsini, Madrid

Lageplan

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Maßstab 1:2500

Die ehemalige Kirche San Marco, auf dem Hügel der Stadt gelegen, war jahrelang ungenutzt und stand eingepfercht auf dem einstigen Klostergrundstück inmitten des alten Stadtquartiers. Nach einem nationalen Ideenwettbewerb enstand in der Anlage ein Stadtarchiv mit Seminarräumen, die Kirche ist in ein Kulturzentrum umgenutzt. Historische Überreste, die kulturelle Einflüsse des frühen Christen- und Judentums sowie des Islams in der ehemaligen Königstadt bezeugen, sind behutsam in die neue Anlage integriert. Das Kloster wurde 1220 gegründet und später zerstört, dann Mitte des 16. Jahrhunderts wiederaufgebaut. Die Kirche, die zum Orden der Trinitarier-Mönche gehörte, entstand im 17. und 18. Jahrhundert als ein für seine Zeit typischer Sakralbau des spanischen Frühbarock. Nach der Säkularisierung diente die Anlage als militärischer Stützpunkt und wurde 1960 erneut zerstört; die Kirche gehörte noch einige Jahre den Trinitariern. 1980 ging der gesamte Komplex in Regierungsbesitz über. Nach Sicherung der Ruine und des Baugrunds wurden das Kircheninnere und die nach Abriss der Klosternebenräume freigelegten Kirchenfassaden restauriert. Äußerlich blieb trotz Bearbeitung der Fassaden das Erscheinungsbild einer Kirche erhalten. Das Mittelschiff ist inzwischen zum Auditorium mit fester Bestuhlung umgenutzt; im Obergeschoss befinden sich in beiden Seitenschiffen Ausstellungsräume. Das Archiv liegt eine Ebene tiefer vor der Kirche und grenzt das Areal zu einem öffentlichen Platz ab. Seine Umfassungswände ragen zehn Meter in die Höhe, sie lassen die Kirche von weitem wie eine befestigte Anlage erscheinen. Die geschlossene Betonfassade, die in der traditionsreichen Stadt auf große Proteste stieß, passt sich in warmem Goldton eingefärbt der Umgebung an. Eine hohe breite Öffnung führt die Besucher hinein in die Anlage. Im Hof schwebt eine Bodenplatte aus Beton über den römischen und mittelalterlichen Funden und zeigt so die Spuren der Vergangenheit. Das Stadtarchiv betritt man auf Galerieebene, von der man hinunter in den Lesesaal blicken kann. Licht fällt gezielt über Oberlichter und kleine Öffnungen in den hohen Raum und erzeugt eine mystische, fast klösterliche Stimmung. Bei diesen eigenwillig geformten Fenstern blieben die Stahl-Schalungen als Laibungen in der Konstruktion. Die neue Architektur ist mit einfachen, reduzierten Mitteln sorgfältig in den Bestand integriert; die Materialwahl macht den Kontrast zwischen Alt und Neu deutlich.

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Schnitt Ebene Saal Ebene Eingang Archiv Maßstab 1:500

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Eingang Saal Saal kleiner Saal Archiv Zugang Hof Archiv Hof Eingang Archiv Luftraum Lesesaal Verwaltung Kiosk

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Details Fenster Maßstab 1:10 Maßstab 1:2,5 1 Einfassung Fensterlaibung Stahlblech nat. oxidiert, geschliffen, lackiert 10 mm als verlorene Schalung 2 Stahlstab Ø 10 mm 3 Flachstahl 40/6 mm 4 Stahlrohr | 10/10 mm 5 VSG 12 mm 6 Perforierung Ø 5 mm zur Durchlüftung 7 Schattenfuge 8 Stahlanker 9 Stahlprofil } 60 mm 10 Aussparung Ø 50 mm zum Rütteln des Betons

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Schnitte • Grundriss Maßstab 1:100 Querschnitt Brücke Maßstab 1:20 1 Stahlrohr ¡ 100/50 mm 2 Stahlblech nat. oxidiert, geschliffen, lackiert 4 mm 3 Hartschaumdämmung 100 mm, zwischen Stahlrohren ¡ 100/50 mm 4 Leuchtstoffröhre 5 Abdeckung perforiert, abnehmbar 6 Parkett 30 mm Holzwerkstoffplatte 30 mm Dämmung 50 mm, zwischen Stahlrohren | 50/50 mm Dämmung 80 mm, zwischen Stahlrohren | 80/50 mm Stahlblech 4 mm 7 Stahlrohr | 50/50 mm 8 Sockelleiste Flachstahl

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Museum in Colmenar Viejo Architekten: Aranguren Gallegos, Madrid

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1722 gründete der Pfarrer in Colmenar Viejo, einer Stadt nördlich Madrids, eine Lateinschule. Sie wurde in für die Region typischer, traditioneller Bauart errichtet. An dem Hauptgebäude entstand ein Anbau mit einer Traubenpresse zur Weinproduktion und dessen Lagerung. Der gesamte Komplex, die »Casa del Maestro Almeida«, hat einen großen, historischen Wert innerhalb des Orts, sodass die Stadt Madrid die Architekten mit der Sanierung und Umnutzung der alten Weinkelterei beauftragte. Der restliche Gebäudeteil soll zu einem späteren Zeitpunkt restauriert werden. Die Kelterei ist nun in ein kleines Museum verwandelt, das die traditionelle Weinproduktion erklärt. Das Gebäude liegt versteckt hinter der ehemaligen Schule im Ortskern. Die verwendeten Materialien, Naturstein sowie Cortenstahl für sämtliche Metallprofile, passen sich der historischen Umgebung an und machen die Sanierung auf den ersten Blick fast nicht erkennbar. Sie harmonieren mit den vorhandenen Baustoffen und treten dennoch durch ihre Formgebung und bewussten Einsatz als eigenständige, neue Elemente in Erscheinung. Von der Straße gelangt man über ein Tor in der Mauer zunächst in den Hof. Das Tor besteht aus vier unterschiedlich großen, mit Stahlrahmen umfassten Betonplatten. Im Eingangshof liegen auf Kies lose verlegt große Betonfertigplatten, mit offenen Armierungsschlaufen versehen. Bei der späteren Sanierung des Hauptgebäudes können sie so leicht wieder entfernt werden. Hohe, vertikale Metallplatten bilden die Abgrenzung zum Garten. Von dem ursprünglichen Gebäudeanbau konnten nur die Wände erhalten werden, das Dach war bereits eingefallen. Der Fußboden ist mit Lehmziegelplatten ergänzt, das Mauerwerk gereinigt, ausgebessert und partiell erhöht wieder aufgebaut. Die Wandaußenseite verkleiden kleine, sich überlappende beigegraue Granitplatten. Da die Tragfähigkeit des Mauerwerks für die Dachkonstruktion nicht nachgewiesen werden konnte, sind Stahlstützen in und vor die Wände gestellt. Auf ihnen liegt das geneigte Dach. Sein Tragwerk aus Brettschichtholzträgern ist innen mit Holz verkleidet, außen bilden naturfarbenen Zinkplatten mit mattgrauer Bleioxidbeschichtung den Dachabschluss. Durch Industrieglasfenster fällt über die oberen Wandseiten natürliches Licht in den im Halbdunkel gelassenen Ausstellungsraum.

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Schnitt Maßstab 1:20

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1 Leistendeckung, Zinkblech 2 Sandwichpaneel aus Holzwerkstoffplatte, phenylharzbeschichtet 18 mm Wärmedämmung, Polystyrol extrudiert 40 mm Dampfsperre Holzwerkstoffplatte, phenylharzbeschichtet 18 mm 3 Blech, Cortenstahl 5 mm

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4 Blech Cortenstahl 5 mm Holzwerkstoffplatte, phenylharzbeschichtet Dampfsperre Wärmedämmung Polystyrol extrudiert 5 Rinne Zinkblech gedoppelt mit Gefälle 6 Profil Cortenstahl ∑ 200/150/10 mm 7 Flachstahl Corten 20 mm 8 Balken Brettschichtholz

100/400 mm 9 Profilbauglas Dichtung Silikonprofil 30/3 mm 10 Profil Cortenstahl HEB 260 11 Profil Cortenstahl ∑ 120/120/12 mm 12 Flachstahl Corten 10 mm 13 Blech Cortenstahl Kiesschüttung Dachdichtung Bitumenbahn einlagig Leichtbeton im Gefälle

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Stahlblech verzinkt 4 mm Stahlprofil HEB 100 Hartschaumdämmung Polyurethan 50 mm Blech Cortenstahl 5 mm Profil Cortenstahl ∑ 200/200 mm Stahlrohr ¡ 20/40 mm Sturz Stahlbetonfertigteil Regenrohr Lüftungslamellen Cortenstahl

Ladeneingang in New York Architekten: Future Systems, London

West Chelsea, einst mit leer stehenden Lagerhäusern ein öder Stadtteil New Yorks, hat sich in ein Szeneviertel verwandelt. Erschwingliche Mieten zogen erst Künstler an; inzwischen ist die individuelle Umgebung passende Kulisse für zahlreiche Galerien, Clubs, Restaurants und Modeboutiquen. So auch für die japanische Modeschöpferin Rei Kawakubo: Gemeinsam mit den Architekten entwickelte sie ein neues Konzept für ihre Modemarke »Comme des Garçons«. Ziel war, an verschiedenen Standorten für ihre außergewöhnliche Kleidung eine künstlerisch gestaltete Umgebung zu schaffen. Die heruntergekommene rote Backsteinfassade aus dem 19. Jahrhundert charakterisiert das bestehende Gebäude, in dem sich ihr neuer Shop befindet. Kein Schaufenster präsentiert die Kleidungsstücke im Straßenraum, der Laden liegt versteckt zwischen den umliegenden Galerien. Wie deren Kunst soll die Kleidung nicht zur Schau gestellt, sondern entdeckt werden. Das Konzept sah vor, die Fassade unverändert zu erhalten – mit all ihren alten Schildern und der außenliegenden Feuerleiter. An den ursprünglichen Eingang, ein Torbogen in der Mauer, schließt eine asymmetrische Röhre aus Aluminium an. Sie überbrückt die Kluft zwischen dem existierenden alten Gebäude und dem neu designten Innenraum, dessen skulpturale Wände die Kleidungsstücke umhüllen. Schleusenartig führt sie den Besucher so in ein ruhigeres Ambiente. Die Eingangstür aus Glas gewährt einen kleinen Einblick ins Innere und schließt die Röhre, die sich aufgrund ihrer Blechstärke selbst trägt und aussteift. Sie besteht aus fünf Teilen und benötigt keine Unterkonstruktion. In einer Schiffswerft in England wurden die dreidimensional gebogenen Bleche gefertigt, dann nach New York verschifft und dort zusammengesetzt.

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Grundriss Maßstab 1:400 Axonometrie Eingangstunnel

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Schnitte Maßstab 1:20 Schnitt Maßstab 1:100

1 Aluminiumblech 6 mm 2 Aluminiumplatten 75/10 mm an Aluminiumblech geschweißt und verschraubt 3 Aluminiumblech 12 mm Luftzwischenraum 25 mm versiegelt Gipskarton 15 mm Luftzwischenraum 85 mm Mauerwerk 300 mm 4 Bodenplanken aus stranggepressten Aluminiumprofilen auf Neoprenzwischenlage 3 mm

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5 Aluminiumrampe d = 12 mm auf Gummipuffern 6 Stegblech d = 6 mm 7 Aluminiumträger geschweißt 15 mm 8 aussteifendes Aluminiumblech 6 mm 9 Fußplatte Aluminium 100/100/10 mm mit angeschweißtem Gewindestab 10 schwimmender Estrich geglättet, weiß 11 Bodenleuchten 12 Rolladen aus Edelstahlgewebe 13 Holzbalkendecke mit Gipskarton 2x 15 mm

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Besucherzentrum in Criewen Architekten: Anderhalten Architekten, Berlin

Inmitten eines von Peter Joseph Lenné gestalteten Landschaftsparks in Brandenburg liegt Schloss Criewen. Das barocke Gebäudeensemble verfügte neben Herren- und Verwalterhaus über Wirtschaftshof, Stall- und Speichergebäude. Im Zuge des Umbaus zum Deutsch-Polnischen-Begegnungszentrum ist der ehemalige Schafstall als Informationsgebäude für Besucher umgenutzt. 1820 als eingeschossiger Ziegelbau errichtet und später zur Tabaktrocknung aufgestockt, blieb er jahrzehntelang vernachlässigt und war schließlich in verwahrlostem Zustand. Als Folge mussten die gesamte innere Holzkonstruktion und das Dachtragwerk für die neue Nutzung entfernt werden. Da das feuchte Mauerwerk die Tragfähigkeit der Wände minderte, ist mit einer Distanz von 60 Zentimetern eine neue Stahlkonstruktion in den Altbau gestellt. Die sichtbar belassenen, feuchten Wandoberflächen können so weiter austrocknen und ihr Zustand kontrolliert werden. Markantes Merkmal ist der 45 Meter lange Fassadenvorhang aus Weidengeflecht, der als Schlagregenschutz und Lichtfilter dient. Das Material, das dem Deichbau der Oderpolder entstammt, fügt sich wie selbstverständlich in den neuen Kontext ein. Drei eingeschobene Windfänge führen in das Informationszentrum. Über dem Niveau des ehemaligen Stallbodens schwebt die Ausstellungsfläche als Holzdeck. Die schmalen Pfetten der Dachkonstruktion wirken wie Lamellen und betonen die Längsrichtung des Baukörpers. Dazwischen angeordnete Deckenstrahlplatten temperieren das Hallenvolumen. Neue, isolierverglaste Fenster liegen von außen unsichtbar hinter bestehenden Holzlamellen. Die ehemaligen Stallfenster im unteren Geschoss blieben einfach verglast und übernehmen als bauphysikalisch schwächster Punkt eine Indikatorfunktion: Zeigt sich hier Tauwasser, kann die Luftfeuchte über Lüftungselemente in der Lamellenzone geregelt werden.

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Ansicht • Grundriss Maßstab 1:500 b

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Detailschnitt Maßstab 1:20 Längsschnitt Querschnitt Maßstab 1:400

1 Dachaufbau: Zinkblech auf Bitumendichtungsbahn Rauspundschalung 28 mm Sparren 240/160 mm Mineralfaserdämmung 160 mm Dampfsperre PE-Folie Furniersperrholz Buche 18 mm 2 Deckenstrahlplatten (Heizung) 3 Pfetten beplankt mit Furniersperrholz 80 mm 4 Stahlträger HEA 140 5 Stahlprofil HEA 240 6 Stahlprofil HEA 180 A 7 Holzlamellen (Bestand) 8 Rahmen aus Stahlprofil ∑ 90/90/9 mm 9 Flachstahl ¡ 50/10 mm 10 Flechtwerk aus Weidenruten 11 umlaufender Gitterrost Maschenweite 30/90 mm 12 Mauerwerk (Bestand) 13 Nebenträger Stahlprofil HEA 200 14 Hauptträger Stahlprofil ÅPE 400 15 Dielen Weißeiche 135/35 mm 16 Wandaufbau Sanitärbox: Faserzementplatte 6 mm auf Spanplatte 13 mm Wärmedämmung Mineralfaser 120 mm wasserbeständige Flachpressplatte mit Dichtanstrich Steinzeugfliesen im Dünnbett 11 mm 17 Bodenaufbau Sanitärbox: Steinzeugfliesen im Dünnbett 11 mm Abdichtung Holzwerkstoffplatte 2≈ 25 mm Trittschalldämmmatte 10 mm Holzträger 160/120 mm Holzwerkstoffplatte 16 mm auf Beihölzern

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Horizontalschnitt Vertikalschnitt Eingang Maßstab 1:20

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1 Mauerwerk (Bestand) 2 Stahlprofil } 60/45/5 mm umlaufend 3 Bohlen Weißeiche, beidseitig genutet 178/26 mm 4 Feststellstab von Stahlprofil fi 30/30/3 mm eingefasst 5 Gitterrost Stahl, Maschenweite 22,2/66,6 mm auf Hartgummiprofilen 30/20 mm 6 EPDM-Dichtungsprofil 7 Stahlblech 3 mm 8 Holzwerkstoffplatte 24 mm 9 Stahlprofil } 60/60/7 mm 10 Hohlkammerdichtprofil auf Aluminiumrohr ¡ 50/25/3 mm 11 Glashalteleiste aus Stahlprofil ¡ 30/15 mm 12 Verglasung ESG 8 mm 13 Stahlbetonsturz 14 Sichtbeton, Oberfläche rutschhemmend aufgeraut 15 Flachstahl ¡ 6/55 mm 16 Entwässerung 17 Stahlprofil | 50/50/4 mm mit Bürstendichtung 18 geschweißtes Stahlprofil fi 110/60/8 mm 19 Stoßgriff Weißeiche 20/110 mm 20 Halterung Stahlprofil ∑ 35/35/3 mm 21 Stahlprofil HEA 240 22 Moosgummidichtung 20 mm 23 Polystyrolschaum extrudiert

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Gelbes Haus in Flims Architekt: Valerio Olgiati, Zürich

Das gelbe Haus ist inzwischen weiß und steht inmitten des Graubündener Skiortes wie ein gebautes Manifest. Früher beherbergte es einen Laden und Wohnungen, dann stand es jahrzehntelang leer. Der Vater des Architekten verknüpfte mit seinem Vermächtnis an Flims – eine umfangreiche Kulturgütersammlung aus dem Gemeindegebiet – die Bedingung, das gelbe Haus zu renovieren und für die Ausstellung umzubauen. Dieses Legat beinhaltete auch Gestaltungsvorschriften für eine Sanierung; dazu gehörten der weiße Anstrich und die Dachdeckung mit Steinplatten. Städtebauliches Ziel des Eingriffs war, an der viel befahrenen Durchfahrtsstraße, die den Ort zerschneidet, durch kulturelle Nutzungen einen bisher nicht vorhandenen Dorfkern zu schaffen. So ist der Zugang weg von der Straße zum neu gestalteten Vorplatz hin verlegt, wo sich nun eine Eingangstreppe aus Sichtbeton an das Haus lehnt. Giebel, Dachvorsprung und Gesimse sind verschwunden; die Traufe wurde erhöht, die rechteckigen Fenster gestaucht. Betoneinfassungen rahmen Dachrand und Fensterlaibungen, die leicht trichterförmig nach innen laufen und die mächtige Wandstärke von inzwischen 80 Zentimetern betonen. Eine weiße Kalkschlämmung bindet die neuen Elemente in die alte Substanz aus grob gemauertem Bruchstein ein. Im Inneren wurde das Haus vollständig entkernt. Hier sitzen die Fenster flächenbündig und durch Schattenfugen abgesetzt in den glatten Wandverkleidungen. Die neu eingezogenen Deckenfelder bestehen aus Lärchenbalken, die unabhängig von der Bausubstanz auf einer umlaufenden Holz-Ständerkonstruktion aufliegen. Die Ausstellungsflächen prägt ein wuchtiger asymmetrisch im Raum angeordneter Holzpfeiler. Im Dachgeschoss ist er nicht mehr in das Tragwerk eingebunden und knickt als bewusst irrationales Element zum Hochpunkt des Zeltdachs hin ab.

Schnitt Erdgeschoss 1. Obergeschoss Maßstab 1:250

1 Eingang 2 Rollstuhleingang, Anlieferung 3 Ausstellung, Veranstaltung 4 Teeküche 5 Fluchtweg

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Vertikalschnitt Fassade Horizontalschnitt Eingangstür Maßstab 1:20

1 best. Bruchsteinmauerwerk ca. 600 mm Wärmedämmung 2≈ 30 mm Dampfsperre Deckenauflager Holzständer 80/120 mm Lattung 60/60 mm Tischlerplatte 19 mm 2 Türlaibung und Vordach, Ortbeton 3 Entwässerung Ø 80 mm 4 Eingangstür Eiche gestrichen 5 Fußmatte 6 Dachaufbau: Valser Steinplatten weiß gestrichen Lattung 30/120 mm Konterlattung 80/80 mm Unterspannbahn Schalung 27 mm Sparrenlage 120/260 mm dazwischen Wärmedämmung 260 mm Dampfbremse Tischlerplatten 19 mm gelocht 7 Lochblech 8 Abdichtung Rinne Flüssigfolie 9 Butylkautschukband 10 Dachpappe 11 Befestigung Holzständer mit Stahllasche 12 Ringanker und Dachrinne Beton 550 mm Oberkante im Gefälle mit Kalk geschlämmt 13 Riegel (Bestand) 14 Natursteinausfachung (Bestand) Aufmauerung Backstein ca. 350 mm Wärmedämmung 2≈ 30 mm Dampfsperre Deckenauflager Holzständer 80/120 mm Lattung 60/60 mm Tischlerplatte 19 mm 15 Fensterlaibung Ortbeton Entwässerung PVC-Rohr Ø 20 mm 16 Geschossdecken Lärchenbalken abwechselnd 120/240 mm und 120/210 mm 17 Rücklauf Heizung

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Wohn- und Ateliergebäude in Sent Architekten: Rolf Furrer, Basel Christof Rösch, Sent

Von außen ist der Umbau des traditionellen Bauernhauses in Sent im Oberengadin so gut wie nicht erkennbar. Im Innern wurde jedoch der Wirtschaftsteil des Gebäudes völlig umgestaltet. Nach dem Prinzip »Haus im Haus« entstand ein dreistöckiger Einbau, in dem sich zwei Ateliers und die Bäder befinden. Der Bauherr, ein Künstler, und der Architekt entwickelten gemeinsam die überwiegend aus Holz gefertigte Konstruktion, die auf Stahlstützen und Betonscheiben in den Altbau eingestellt ist und deutlichen Abstand zur Außenwand hält. Um den Materialtransport im Haus zu erleichtern, sind in den Atelierböden Luken platziert, über die eine Verbindung vom Obergeschoss bis in den Keller besteht. Dort befinden sich Lager und Werkstatt des Künstlers. Ein verschiebbares Treppenmöbel verbindet die Eingangsebene mit dem etwas tiefer gelegenen Bildhaueratelier. Die behutsame Umnutzung von ehemals landwirtschaftlich genutzten Bauwerken ist eine denkmalpflegerische Herausforderung, die der Strukturwandel in vielen ländlichen Regionen mit sich bringt. Die hier gewählte, introvertierte bauliche Lösung bewahrt das Erscheinungsbild des Hauses und erzeugt die vom Künstler erwünschte kontemplative Arbeitsatmosphäre. So bieten die Fensteröffnungen des Einbaus keinen direkten Ausblick, sie zeigen vielmehr bildhafte Ausschnitte der Altbau-Außenwand. Eine der Öffnungen ist außen von den ornamentierten Hölzern der historischen, luftdurchlässigen Scheunenfassade überlagert, hinter der verglasten Südwand des Ateliers erscheint die Innenansicht der Lochfassade wie eine Kulisse. Am Abend verstärkt indirekte Beleuchtung diesen Eindruck. Nur an einer Stelle durchstößt der autonome Neubau die Fassade: Ein erkennbar neues Atelierfenster mit Loggia weist auf die schmale Gasse hinter dem Haus. Die neuen Oberlichter im Dach treten nach außen nur als unauffällige Glasflächen in Erscheinung.

Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:400 1 2 3 4 5

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Eingangsebene Luftraum Bildhauer-Atelier Wohnatelier Holzdecke Einbau Massivdecke (Bestand)

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Schnitt Maßstab 1:20

4 1 Deckenaufbau: Dreischichtplatte Fichte 27 mm Wärmedämmung 250 mm Holzwerkstoffplatte 12 mm Lattung 28/50 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm 2 Stahlprofil HEB 220 3 Holzprofil BSH 100/250 mm 4 Stahlschuh mit Zugstab-Anschluss 5 Aluminiumprofil 30/30 mm 6 Isolierverglasung U = 1,1 W/m2K, silikonverklebt 7 Stütze Stahlrohr Ø 152,4/16 mm 8 Aluminium-Flachprofil 6 mm 9 Dreischichtplatte Fichte 27 mm 10 Konvektor 11 Leuchte 12 Sitzbank Holz als Absturzsicherung 13 Lärchenbalken (Bestand)

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Pfarrheim in Schwindkirchen Architekten: arc Architekten, München

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30° 20° 10°

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Auf den ersten Blick sieht der historische Pfarrhof in Schwindkirchen unverändert aus: Das Ensemble aus Kirche, Pfarr-, Kaplanshaus und Stadel, einem ehemaligen Getreidespeicher, umschließt den grünen Hof. Was die Mauern des alten Stadels verbergen, verraten sie nur im Sommer. Wenn die Tore weit offen stehen und die Winterfenster aus den Öffnungen genommen sind, dann wird das Innenleben sichtbar. Die rotbraune Holzfassade, die hervorlugt, gehört zum neuen Pfarrheim der Gemeinde, das in die alte Hülle gesetzt ist. Bauhistorisch nicht von besonderem Wert, hätte der Stadel für den Neubau auch abgerissen werden können. Doch die Architekten wollten das bauliche Ensemble bewahren. Da die geforderte Fläche für das Pfarrheim insgesamt geringer war als die Grundfläche des Stadels, entschlossen sie sich, dessen Hülle zu erhalten und eine Kiste in den Raum zu stellen. So entstand nicht nur ein reizvolles Spiel mit dem Raum, auch die bestehende Fassade konnte mit relativ einfachen Mitteln instand gesetzt werden. Das aufwändige Dämmen der Wandflächen, das Einbauen von Isolierverglasung und auch das völlige Austrocknen des alten Gemäuers waren zunächst verzichtbar. Vor allem aber war es möglich, das offene hölzerne Dachtragwerk zu erhalten. Um den Innenraum frei zu nutzen, entfernte man die alten Mittelstützen, Stahlbeschläge verstärken nun die Holzbinder. Das Tragwerk spannt sich über das Pfarrheim, bei Sonnenschein inszeniert das Licht, das durch die verglasten Dachreiter fällt, Schattenspiele auf der hölzernen Kiste. Mit ihrem dunkelbraunen Anstrich setzt sie sich deutlich vom weiß geschlämmten Mauerwerk des alten Stadels ab. Die zweigeschossige Box mit Saal, Clubund Jugendräumen ist aus vorgefertigten Wand- und Deckenelementen in Holz-Beton- Verbundbauweise errichtet. Das Energiekonzept sieht vor, die mit Solarabsorbern ausgestattete Dachfläche des Stadels zur Beheizung zu nutzen. Das Erdreich unter dem Kernhaus speichert die Sonnenwärme, die im Winter als Heizenergie über die Wände des Pfarrheims an Innen- und Zwischenraum abgegeben wird. Auf diese Weise kann das feuchte Mauerwerk des Stadels langsam austrocknen. Stehen im Sommer die Stadeltore und die Schiebetüren des Pfarrsaals offen, entfaltet das Spiel von Innen und Außen seinen ganzen Reiz. Die Zwischenzone wird vom Innen- zum Außenraum und umgekehrt. Sie ist nicht nur klimatischer Puffer, sondern steht der Gemeinde auch für unterschiedlichste Veranstaltungen zur Verfügung. Den Architekten ist es gelungen, beiden Baukörpern ihre Identität zu lassen und sie dennoch räumlich miteinander zu verzahnen.

Klimakonzept: Sommer: Ladevorgang Winter: Entladevorgang Schnitte Maßstab 1:500 Grundriss Maßstab 1:500

1 Kernspeicher 2 Randspeicher 3 Dämmung

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4 Saal 5 Club 6 Küche

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Schnitte Kernhaus Maßstab 1:20

1

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2 1 Dachaufbau: Dreischichtplatte 30 mm Wärmedämmung 160 mm Schalung 22 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm 2 Deckenaufbau: Dielenboden Fichte, gelaugt und weiß geölt 40 mm Trittschalldämmung 50 mm, zwischen Lagerhölzern Stahlbeton 100 mm Dreischichtplatte 30 mm, mit wasserabweisendem Anstrich Gipsfaserplatte 12,5 mm 3 Wandaufbau: Holzschalung genagelt und gestrichen, mit Fuge 26/120 mm Windpapier schwarz Wärmedämmung 120 mm zwischen Holzständern 60/120 mm OSB-Platte 22 mm Luftraum zur Wandtemperierung/ Installationsraum zwischen Auflagerpfosten 60/70 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm

3

74

3

Dachausbau in Berlin Architekten: Rudolf + Sohn Architekten, München

Das fünfgeschossige Gebäude entstand 1910 als Hinterhaus in einer typischen Berliner Blockbebauung. Bis zum zweiten Weltkrieg diente es als Zigarettenfabrik und Tabaklager. Im Laufe der Zeit führten verschiedene gewerbliche Nutzungen zu mehrmaligen Um- und Anbauten. Eine genietete Stahlskelett-Konstruktion bildet das Tragwerk. Weiße Klinker verblenden die von der Straße einsehbare Ostfassade, für deren Sanierung fehlende oder kaputte Steine nachgefertigt wurden. Die übrigen Fassaden sind verputzt, ihre Holzkastenfenster instand gesetzt. Bei der Sanierung des Dachgeschosses, im Zuge dessen der Einbau einer Galerie erfolgte, blieben die bestehende Traufund Firsthöhe unverändert. Stahlteile ersetzen nun die ehemaligen Holzsparren. Bestehende Rahmenträger, die aus Brandschutzgründen mit einer Mörtelschicht versehen waren, sind freigelegt. Zwei Fluchttreppen erlauben es, auf einen Brandschutzanstrich zu verzichten. Neu ausgebaut, hebt sich das Dachgeschoss deutlich vom Bestand ab. Während der untere Bereich des Mansardendaches aus einer verglasten PfostenRiegel-Konstruktion mit Aluminiumdeckprofilen besteht, ist der obere Teil der Dachfläche mit Titanzinkblech verkleidet. Ein verglastes Besprechungszimmer aus rahmenlos gestoßenen Glasscheiben steht frei im Raum. Schwarz gestrichene Holzschiebetüren markieren seinen Eingang. Der Farbton der Regale aus klar lackierten Holzfaserplatten kontrastiert mit sonst vorherrschendem Schwarz-Weiß-Grau. Neu eingefügte Materialien wie verzinkte oder mit Eisenglimmerfarbe behandelte Stahlprofile, Gitterroste und Beleuchtungselemente sowie der GussasphaltFußboden sind dem Industriebau entlehnt. Schnitt • Grundriss

Maßstab 1: 500

a

76

a

78

Vertikalschnitt Maßstab 1:20 Horizontalschnitt Maßstab 1:5

1 2

3 4

5 6

7 1 Sprosse ÅPE 80 und Aluzwischenprofil 2 Isolierverglasung ESG 8 mm + SZR 15 mm + VSG 8 mm 3 Markise, Gegenzuganlage 4 Doppelstehfalzdeckung, Titanzinkblech 0,7 mm Glasvliesbahn Rauspundschalung 24 mm Hinterlüftung 60 mm Unterspannbahn und Mineralwolldämmplatten 80 mm zwischen Holzsparren 80/140 mm Mineralwolldämmplatten 60 mm zwischen Holzauflager für Sparren 60/120 mm Dampfsperre Glasvliesbahn Rauspundschalung 24 mm Luftschicht 15 mm Akustikdämmplatten Mineralwolle 20 mm Faservliesauflage Gipskarton Lochplatten 12,5 mm Stahlsparren HEA 120, Oberfläche Eisenglimmer 5 Gussasphalt 25 mm 6 Stahlprofil ÅPE 120 7 Stahlprofil } 60 8 Isolierverglasung ESG 6 mm + SZR 15 mm + VSG 8 mm 9 Brandwand (Bestand) 10 Klappflügel 11 Stahlkonstruktion Bestand 12 Brandschutzkitt 13 F 90 Anschluss an Treppenhauswand: Stahlblech 2 mm Brandschutzplatten 2≈ 12,5 mm 14 Regenfallrohr Ø 100 mm

8 9 10 b

b

11

5

12

9 13

7

6

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bb

79

Wohnhauserweiterung in Montrouge Architekten: Fabienne Couvert & Guillaume Terver, Paris IN SITU montréal, Montreal

In einem Pariser Vorort liegt das mit Nuss- und Zitronenbäumen bestandene Grundstück eines Landschaftskünstlers. Der bestehende Altbau, zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus Kalksteinen errichtet, schirmt es gegen die Straße ab. Die Erweiterung aus zwei quaderförmigen Holzbauten orientiert sich zum geschützten Garten. Bei der Anordnung der Räume wurde zwischen privaten, halbprivaten und für Besucher zugänglichen Bereichen unterschieden. Durch den Eingang an der Fuge zwischen Neuund Altbau gelangt man in den Wohnraum, der sich mit einem großen »Schaufenster« zum Garten öffnet. Das Atelier des Künstlers schließt unmittelbar daran an, ebenso das im Altbau liegende Esszimmer. Über dem Atelier befindet sich eine Schlafgalerie, im Ober- und Dachgeschoss des alten Hauses sind die Kinderzimmer untergebracht. Alle ursprünglich verwendeten Ausbaumaterialien sind im alten Gebäude erhalten: Parkett, Fliesen, Stuck und Holztreppen ebenso wie die gusseisernen Radiatoren. Um die additive Form der Ergänzung zu betonen, wurden die beiden Anbauten unterschiedlich gestaltet: einer mit optisch fugenloser, lackierter Holzfassade, der andere mit durch Deckleisten betonten Fugen. Beiden gemeinsam sind die Holzrahmenkonstruktion und die dunkel glänzenden Oberflächen von Wänden und Einbauten. Die exotischen Hölzer finden sich durchgehend außen wie innen, sorgen für Kontinuität in der Gestaltung und fließende Raumübergänge. Wie wandelbare Möbelstücke wirken die großen Klappläden, welche die Glasfronten im Erdgeschoss verschließen. Geöffnet werden sie zum Bestandteil der seitlichen Außenwand, in die sie sich bündig einfügen. Drehbare Holztafeln, die die Schlafempore über dem Atelier verdunkeln, führen dieses Thema im Innern fort. Eine Art Pult dient hier gleichzeitig als Unterkonstruktion, Brüstung und Ablage.

Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250 1 2 3 4 5 6

Esszimmer Wohnraum Atelier Schlafgalerie Kinderzimmer Gästezimmer

80

aa

b

2 1 a

b 5

c c

5

a 3

4 6

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1

8

2

4 3

5 Vertikalschnitt bb Vertikalschnitt cc Horizontalschnitt Wand Atelier/Wohnraum Maßstab 1:20

6

7

bb

82

cc

1 Zinkblech Bitumen-Dachbahn wasserfest verleimte Spanplatte auf Lagerhölzern im Gefälle Dachträger 250/120 mm, dazwischen Luftschicht und Hartschaumdämmung 100 mm Dampfsperre Holzwerkstoffplatte 20 mm Gipskarton 12,5 mm, weiß gestrichen 2 feststehende Isolierverglasung in Holzrahmen 3 Klappladen auf Drehzapfen, Paneel aus wasserfest verleimten AcajouSperrholzplatten 19 mm, versiegelt mit farblosem Kunststofflack

4 Sipoholz-Fassadenträger 150/100 mm 5 Fenstertür isolierverglast 6 Wandaufbau: wasserfeste AcajouSperrholzplatten 19 mm mit Kunststofflack Rahmenstiele 150/120 mm, dazwischen Luftschicht und Hartschaumdämmung Dampfsperre MDF-Platten 19 mm, gespachtelt gestrichen 7 Fußmatte 8 Sipoholz-Furnierschichtplatte 9 nicht hinterlüftetes Wandstück 10 Nische zur bündigen Aufnahme des Klappflügels 11 Betonschwelle hydrophobiert

3

10

3

2

9

8

11

5

83

Wohnhauserweiterung in München Architekten: Lydia Haack + John Höpfner, München

Das idyllisch an einem kleinen See in München gelegen Siedlungshäuschen aus den 50er-Jahren sollte erweitert werden. Durch Überbauung der vorhandenen Garage ist neben einem Ess- auch ein Arbeitszimmer hinzu gekommen. Es entstand ein leichter, lichtdurchfluteter Anbau, der in eine mit Pergola überdachte Terrasse übergeht: Ein optimaler gut besonnter Aufenthalts- und Aussichtsplatz, der gleichzeitig – das Wohnhaus wird auf der Gartenseite im Westen dem Lärm der nahen Autobahn und starken Zugerscheinungen ausgesetzt – windund schallgeschützt ist. Das tragende Skelett des Anbaus besteht aus Leimholzstützen 76/76 mm und -trägern 76/120 mm, die mit sich kreuzenden Edelstahlschwertern verbunden sind. Ausgesteift wird die Konstruktion – außer durch ihre Anbindung an den Altbau – durch 10 mm starke MDF-Platten. Mit einer umlaufenden Schattenfuge montiert, bilden sie auch den inneren Raumabschluss. Das konstruktive Raster bezieht sich auf die Wand- und Fensteröffnungen des Wohnhauses. Durch diese Bezüge und die innenräumlichen Verknüpfungen wird aus Alt und Neu eine komplementäre Einheit. An das bestehende Wohnhaus fügt sich der Anbau durch eine rahmenlose Festverglasung, konstruktiv minimiert und damit zugleich optisch akzentuiert. Sie dient weitgehend auch als Oberlicht im Dach. Die Gebäudehülle ist hoch gedämmt und besonders luftdicht ausgeführt. Ein Regal mit darüberliegender Glasscheibe dient als Raumtrennung. Zwischen die Stützen eingesetzte Container und Wandscheiben definieren die einzelnen Raumzonen, ohne sie völlig zu trennen. Durch den Anbau ist im Erdgeschoss des Hauses ein großzügiger, zusammenhängender Wohnbereich geschaffen worden. Schnitte Grundriss Maßstab 1:250 1 2 3 4 5 6

Flur Arbeitszimmer Eßzimmer Terrasse Küche Wohnraum

a

b

1

2 b

6

5

3

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B

A

aa

bb

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A

4

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7

aa

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3

a

5

1

bb

a

4 3 B

2 5

b

b Horizontalschnitt Vertikalschnitte Maßstab 1:20 Verbindungsdetail Träger/Stütze Maßstab 1:5

1 Stütze BSH 76/76 mm 2 Träger BSH 76/200 mm 3 Dachaufbau: Bautenschutzmatte Dichtungsbahn Gefälledämmung min. 30 mm Schichtholzplatte 30 mm Wärmedämmung 100 mm Dampfsperre diffusionsdicht MDF-Platte 10 mm, umlaufend 10 mm Schattenfuge 4 Isolierverglasung 6 mm ESG + 12 mm SZR + 8 mm VSG 5 Wandaufbau: Faserzementplatte 10 mm, weiß lackiert Winddichtung diffusionsoffen Wärmedämmung 140 mm Dampfsperre diffusionsdicht MDF-Platte 10 mm 6 Titanzink-Verblechung 7 Bodenbelag Terrasse: Stahlgitterrost verzinkt

87

Haus am Starnberger See Architekten: Fink + Jocher, München

Ehemalige landwirtschaftliche Anwesen und Villen, die aufgrund der Nähe zu München ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, prägen die Bebauung am Ostufer des Starnberger Sees. Zwischen ihnen liegt ein altes Bauern- und Fischerhaus, dessen einstiger Wirtschaftsbereich baufällig war und nicht als Wohnfläche ausgebaut werden konnte. Bei der Umnutzung wurde der vordere Gebäudeteil deshalb abgebrochen und neu errichtet. Die Architekten sahen sich dabei vor die Aufgabe gestellt, einen konsequent modernen Anbau zu entwerfen, der gleichzeitig die exakte Form seines Vorgängers, aber auch dessen Material und Farbe aufnimmt. Sie ersetzten die kleinen weiß gerahmten Fenster mit ihren grünen Klappläden durch große Schiebefenster mit Schiebeläden, die in geöffnetem Zustand jeweils vollständig im Wandaufbau verschwinden. Entsprechend ihrer Stellung ist das Erscheinungsbild der Fassade flächig oder akzentuiert. Die Qualität dieser Öffnungen erschließt sich dem Besucher im Obergeschoss, wo der Blick auf den See, der hier bis ans Gebäude heranzureichen scheint, inszeniert ist. Das Dach, das von außen gesehen als leichte, dünne Scheibe über dem Haus liegt, verbindet den schnörkellosen Anbau mit dem Bestand. Bislang als Sommerhaus genutzt, dient das Gebäude nun mehreren Familien als Wochenendhaus. Die Zimmeraufteilung ist flexibel: Im Erdgeschoss sind ein Bad und drei kleine, mit Schiebewänden schaltbare Räume untergebracht. Im Obergeschoss liegen zwei große Zimmer, die bei Bedarf zu Appartements umgebaut werden können. Über Eck verglast in den Treppenhausbereich gezogen, belichten sie den Flur und bieten Ausblick auf den See. Der Boden aus Räuchereiche passt zur dunklen, teilweise antiken Möblierung des alten Bauernhauses und steht im Kontrast zu den weißen Innenwänden des Neubaus.

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aa

Längsschnitt Erdgeschoss Obergeschoss Maßstab 1:250

2

3

4 1

1 c 5

c 6

a

a

1 Wohn-, Schlafraum 2 Bad 3 Küche 4 Kammer 5 Essraum 6 Wohnraum

1

1

6

1

b

b

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1

3 Vertikalschnitt Fassade Maßstab 1:20

1 Schindeln Polymerbitumen Bitumenschweißbahn Schalung Nut und Feder 24 mm Sparren 80/180 mm dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 180 mm Lattung 30/50 mm dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 30 mm Dampfsperre Konterlattung 30/50 mm Gipskarton 12,5 mm 2 Pfette 100/120 mm 3 Dreischichtplatte unterseitig braun lasiert 42 mm 4 Kantholz 100/120 mm 5 Schalung Fichte gehobelt, braun lasiert 27 mm Lattung und Konterlattung aus Kantholz 100/120 mm Windpappe Holzwerkstoffplatte OSB 15 mm Holzständerkonstruktion 60/120 mm dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 120 mm Dampfsperre Holzwerkstoffplatte OSB 15 mm Lattung 40/60 mm dazwischen Installationsschicht 40 mm Gipskarton 2≈ 12,5 mm 6 Schiebeladen Fichte braun lasiert 7 Schiebefenster Holz mit Isolierverglasung 8 Regenrinne silikonverklebt 9 Wasserspeier 10 Fliegengitter 11 Parkett Räuchereiche 22 mm Heizestrich 65 mm Trennlage Trittschalldämmung Polystyrol 20 mm Holzwerkstoffplatte OSB 25 mm Holzbalken 140/200 dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 120 mm Federschiene 27 mm Gipskartonplatte 12,5 mm 12 Parkett Räuchereiche 22 mm Heizestrich 65 mm Trennlage Trittschalldämmung Polystyrol 20 mm Wärmedämmung Polystyrol 80 mm Abdichtung Bodenplatte Stahlbeton 160 mm Sauberkeitsschicht 50 mm Kiesschicht 200 mm

4

d

2

d

11 5

6 7

8 9 10 12

bb

90

5 1

2

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6

Horizontalschnitt Fassade Vertikalschnitt Fassade Ortgang Maßstab 1:20

8

7 dd

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1 Schalung Fichte gehobelt, braun lasiert 27 mm Lattung und Konterlattung aus Kantholz 100/120 mm Windpapier Holzwerkstoffplatte OSB 15 mm Holzständerkonstruktion 60/120 mm dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 120 mm Dampfsperre Holzwerkstoffplatte OSB 15 mm Lattung 40/60 mm dazwischen Installationsschicht 40 mm Gipskarton 2≈ 12,5 mm 2 Fliegengitter 3 Schiene auf ∑-Profil 60/40/5 mm 4 Schiebefenster Holz mit Isolierverglasung 5 Wasserspeier 6 Schiebeladen Fichtenholz braun lasiert 27 mm, auf L-Profil-Rahmen 45/30/5 mm 7 Bestand 8 Schindeln Polymerbitumen Bitumenschweißbahn Schalung Nut und Feder 24 mm Sparren 80/180 mm, dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 180 mm Lattung 30/50 mm dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle 30 mm Dampfsperre Konterlattung 30/50 mm Gipskarton 12,5 mm 9 Dreischichtplatte 42 mm 10 Regenrinne silikonverklebt

9

10 5

cc

93

Wohnhauserweiterung in Remscheid Architekten: Gerhard Kalhöfer, Stefan Korschildgen, Köln

Dem kleinen Wohnhaus ist ein intensiv genutzter großer Garten vorgelagert. Die im Erdgeschoss wohnenden Bauherren wünschten eine Erweiterung der Wohnfläche und stärkeren Bezug zum Garten, der bisher nur über eine hausinterne Treppe des Kellergeschosses zugänglich war. Es entstand ein flexibel nutzbarer Baukörper, dessen besonderer Charakter durch die Materialwahl unterstrichen wird. Die Silhouette des Neubaus entspricht dabei exakt dem Anbau aus den 50er-Jahren. Eine aufgeständerte Stahlkonstruktion aus Rechteckhohlprofilen bildet das Haupttragwerk. Über unterseitig montierte Industrie-Schwerlastrollen in fi-Schienen ist der gesamte Anbau beweglich: In der warmen Jahreszeit wird er zur Seite geschoben, sodass auf gleicher Höhe eine als Terrasse genutzte Plattform frei wird. Die Bodenfläche besteht aus Gitterrosten, um den darunterliegenden Bereich zu belichten. Das Terrassengeländer ist einfach zu demontieren und gewährleistet so ein unproblematisches Zurückschieben. Zwischen altem und neuem Anbau führt eine schmale Treppe vom Erdgeschoss des Hauptgebäudes in den Garten. Auch in »Winterstellung« bleibt der Treppenspalt erhalten. Die Hülle des neuen Raumes besteht aus transparenten, hinterlüfteten Hart-PVC-Welltafeln, die Innenwand ist als gedämmte Holzrahmenkonstruktion mit beidseitiger Sperrholzbeplankung ausgeführt. Um eine Überhitzung des Innenraumes zu vermeiden, ist die äußere Holzplatte mit einer nylonverstärkten Reflektionsfolie bespannt. Elektroinstallationen sind im Luftraum hinter den Welltafeln sichtbar geführt. Im Falle einer Umnutzung kann das einfache Holzständerwerk leicht entfernt werden. Ein Umbau, z.B. zu einem Gewächshaus, ist jederzeit problemlos möglich.

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a

a

Grundriss • Schnitt

Maßstab 1:100

aa

95

2

2

2 1

bb Grundriss • Schnitt

Maßstab 1:20

1 Wandaufbau: Hart-PVC-Welltafeln 76/18 mm horizontales Stahlhohlprofil | 50/50/4 mm verzinkt vertikales Stahlhohlprofil | 70/70/4 mm verzinkt Reflektionsgewebe 1 mm Sperrholztafel 10 mm lasiert Windsperre 0,8 mm wasserabweisend gedämmte Holzrahmenkonstruktion 140 mm Dampfsperre PE-Folie 0,2 mm Sperrholztafel 19 mm lasiert 2 Leibung, Zinkblech 0,8 mm 3 Oberlichtkuppel Acrylklarglas 4 Acrylglasscheibe mattiert 5 Leuchtstoffröhre 6 Verriegelung Oberlicht 7 besandete Bitumendachbahn mit reflektierendem Anstrich 8 Betonwerksteinplatten 40 mm auf Schaumfolienauflage 9 Steg Aluminium-Tränenblech 4 mm mit seitlicher Aufkantung 10 Gitterrost 30 mm 11 Traggerüst aus Stahlhohlprofilen 150/150 mm 12 Schwerlastrolle in fi-Schiene laufend, auf Stahlhohlprofil 150/150/7,1 mm montiert 13 Geländer aus Rundrohren Ø 38 mm und Nylonseilen

7

3

4

5

1

6

2

2

b

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Parasit in Rotterdam Architekten: Korteknie & Stuhlmacher, Rotterdam

Grundriss • Schnitt Maßstab 1:400

a

a

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Ein ganz besonderes Objekt besetzt das Dach eines Liftschachts des ehemaligen Werkstattgebäudes Las Palmas im Rotterdamer Hafen. Der apfelgrüne Bau trägt den Namen »Parasite« und ist das erste realisierte Exemplar des gleichnamigen niederländischen Architekturprojekts – eine trotz geringer Größe schon von weitem sichtbare Aufforderung, mit Stadtraum innovativ umzugehen. »Parasites« sind leichte, bewegliche und billige Konstruktionen. Sie eignen sich ungewöhnliche, oft scheinbar unbrauchbare urbane Standorte an und nutzen die vorhandene Infrastruktur. Der Prototyp sollte auf dem alten Wirtsgebäude einen neuen Akzent setzen, die Bauweise kostengünstig, wiederverwendbar und umweltfreundlich sein. Dazu kamen die hinsichtlich Tragvermögen des Untergrunds, hoher Windlasten und Krankosten spezifischen Bedingungen des Standorts auf dem Dach. Die massive Konstruktion aus Dickholz erfüllt dies mit geringem Gewicht und einem hohen Grad an Vorfertigung. Außerdem erlaubt sie große Freiheiten, sowohl bei der Gestaltung der Gesamtform als auch bei der Aufteilung von offenen und geschlossenen Flächen. Die imprägnierten, teilweise lackierten und farbig beschichteten Furnierschichtholzplatten wurden in verschiedenen Stärken, abhängig von Statik und gewüschten Dämmeigenschaften, im Werk hergestellt. Innerhalb von vier Tagen konnten die Elemente vor Ort auf die bereits montierte Stahlunterkonstruktion gesetzt werden. Anschließend wurde der Parasit über flexible Verbindungsstücke an Wasserleitungssystem und Elektrizitätsnetz des Werkstattgebäudes angeschlossen und mit Innenausbau und Glaserarbeiten komplettiert. Rahmenlose Fenster, mal groß mit Panoramablick auf die umgebende Hafenlandschaft, mal klein und gezielt gesetzt, geben der Ausstellungswohnung Weite – ganz im Gegensatz zum dunklen Treppenhaus des Wirtsgebäudes, über das der Zugang erfolgt. Das Las Palmas, von der Stadt Rotterdam im Kulturhauptstadtjahr 2001 als Kulturzentrum genutzt, ist auch weiterhin Ort für Veranstaltungen, unter anderem die Architekturbiennale. Der Parasit dient nach dem Rotterdamer Kulturjahr als Büro sowie als Besprechungs- und Ausstellungsort. Solange die Zukunft des Wirts unklar ist, darf auch er bleiben.

99

2

1

Schnitt

Maßstab 1:10

5 Furnierschichtholz, lackiert 27 mm Dämmung 95 mm zwischen Fichtenbalken 98/59 mm Brettsperrholz 88 mm verleimt mit Furnierschichtholz 27 mm 6 Auflager Filz 10 mm 7 Stahlprofil HEA 300, feuerverzinkt 8 Aussparung für 7 bauseits gefüllt mit Multiplex gestrichen 12 mm Silikonfuge an Kanten

1 Furnierschichtholz, imprägniert 27 mm verleimt mit Brettsperrholz 115 mm 2 Silikonfuge 3 Furnierschichtholz, imprägniert 27 mm verleimt mit Brettsperrholz 88 mm 4 Isolierverglasung Float 6 mm + SZR 10 mm + VSG 8 mm

3

4

5

6

7 8

6

100

Restaurant in Porto Architekten: Guilherme Páris Couto, Porto

Der Douro entspringt im nordspanischen Gebirge und schlängelt sich fast 900 Kilometer lang zunächst durch karge Felstäler, später durch üppige Terrassenlandschaften, Weinberge und Olivenhaine bis zu seiner Mündung in den Atlantik bei Porto. Hier sah man mit einer langfristigen, städtebaulichen Maßnahme vor, den zur Altstadt führenden Straßenstreifen entlang des Douro aufzuwerten und seinen Flussraum zu beleben. So wurde auch ein ausgedienter, alter Lastenschlepper mit einfachen Mitteln in ein kleines Restaurant verwandelt, zwei im Flussgrund verankerte Stahlmasten mit roh belassener Oberfläche halten das Schiff in Position. Ein steiler Verbindungssteg führt die Besucher vom Ufer hinunter auf das ehemalige Boot. Die Eingangsseite ist mit raumhohen Wandscheiben, die die Gäste von der unruhigen Uferseite abschirmen, vollständig geschlossen. Die restlichen drei Seiten sind vollflächig verglast mit großen Öffnungselementen versehen und bieten so einen großzügigen Blick über die Flusslandschaft. Innen- und Außenraum gehen fließend ineinander über. Auf den vorhandenen, pontonartigen Bootskörper ist eine Plattform als Stahlkonstruktion aufgebracht und mit Holzplanken belegt. Auf ihr befindet sich der kleine Stahl-Glas-Kubus mit Speiseraum, der sich bei warmem Wetter auf das als Terrasse genutzte Schiffsdeck erweitert. Das auf die Wandscheiben und eine einzelne Stahlstütze aufgelegte Dach erscheint beinahe frei auskragend. In teils an den Schiffsbau erinnernder Detaillierung sind die Materialien Stahl und Glas mit Kupferblech, Faserzementtafeln und dunklem Kambalaholz kombiniert. Getrennte Treppen erschließen Küche und Toilettenbereich im ehemaligen Laderaum des Bootes unterhalb der Plattform.

aa

bb

102

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A

c

a

b

b

Schnitte Grundrisse Maßstab 1:200

a

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12 13 Horizontalschnitt Vertikalschnitt Maßstab 1:10

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Kambalaholz 25 mm Stahlrohr ¡ 60/30 mm Stahlprofil ‰ 120 Flachstahl 70/5 mm Flachstahl 100/8 mm Flachstahl 80/8 mm Drehbeschlag Edelstahl Drehflügel Verschlussriegel Schiebetür Festverglasung

12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Stahlrohr ¡ 40/15 mm Stahlprofil 8/8 mm Faserzementplatte 8 mm Textilbespannung Stahlprofil ‰ 160 Stahlprofil ∑ 50/50/6 mm Stahlprofil ∑ 30/30/5 mm Kambalaholz 40 mm Faserzementplatte 10 mm Holzständer 60/60 mm Kupferblech 0,8 mm

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Plattenbauwohnanlage in Dresden Architekten: Knerer und Lang, Dresden

In der Inneren Neustadt Dresdens, gegenüber der Altstadt, wurden in der Nachkriegszeit Teile der erhaltenen Substanz barocker Stadtplanung durch Plattenbauten des Typs WBS 70 ersetzt. Die Wohnbauten entstanden entlang der historischen Straßenfluchten, speziell entwickelte Bauelemente kamen zum Einsatz. Auch Balkonbrüstungen aus Betonfertigteilen, deren Oberfläche mit rotbraunen Keramikmosaiken verkleidet war, zählten dazu. In der Erdgeschosszone sorgte eine ausgedehnte Ladenzeile für die Belebung der damals neu angelegten Fußgängerzone. Wegen ihrer inzwischen stark geschädigten Balkonbrüstungen entschied sich der Bauherr, eine Dresdner kommunale Wohnungsbaugesellschaft, für die umfassende Sanierung der Fassade mit Freisitzen und ungedämmten Wintergärten. Nach Abriss der bestehenden Loggiakonstruktion wurde eine neue Stahlkonstruktion vor die Häuserfront gestellt, die aufgrund der statischen Rahmenbedingungen wie ein Regal aufgebaut ist. Sie nutzt Auflager- und Befestigungspunkte des Bestandes. Aus Kostengründen arbeiteten die Architekten mit möglichst vielen vorgefertigten und identischen Bauteilen. Alle Balkonplatten wurden als Trägerroste mit 30 cm Konstruktionshöhe hergestellt und montiert. Die aufgesteckten vertikalen Wintergartenprofile sind mit der restlichen Konstruktion nicht verschweißt. Durch den Einsatz großflächiger Lamellenverglasung wird eine optimale Belüftung der Loggien möglich, gleichzeitig kann auf Verschattungsanlagen verzichtet werden, da die schräggestellten Lamellen einen erheblichen Teil der Sonneneinstrahlung reflektieren. Den seitlichen Abschluss der Glaskästen bilden konventionelle Ganzglas-Türanlagen. Holzroste auf den Sandwich-Bodenplatten stellen einen reizvollen Kontrast zu der Stahl-Glas-Konstruktion dar.

106

Lageplan Maßstab 1:5000 Grundriss Typ WBS 70 nach Fassadensanierung Maßstab 1:200

4

1

1 2 3 4 5 6 7

Wohnen Küche Schlafen Kind Bad Wintergarten Balkon

3

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2

6

4

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Grundriss • Schnitt • Ansicht Wintergarten und Balkon Maßstab 1:50

a

Horizontalschnitt Vertikalschnitt Details Maßstab 1:10

1

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1 2 3 4 5 6

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Stütze 120/120/4mm Stahlprofil fi 180 Stahlprofil HEA 180 Stahlprofil fi 120 Stahlrohrprofil 60/30 mm Stahlprofil 50/50/4 mm mit aufgeschweißtem Türband oder Glashalteleiste Ganzglastür Geländer Flachstahl 50/10 mm Glaslamellen im Bereich der Brüstung geätzt Bodenaufbau: Holzbohlen 100/30 mm Lattung 46/26 mm Abdichtung Sandwichpaneel 44 mm Aluminium / Dämmung/ Aluminium Trennwand aus Faserzementplatten 12 mm Dämmung 120 mm Faserzementplatte 12 mm HEA 120

2 4 3

1

5

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8 10 4 aa

108

a

9

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b

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Wohnanlage in Chur Architekten: Dieter Jüngling und Andreas Hagmann, Chur

A

B

B

A

A

B

Die 1942 entworfene Mehrfamilienhaussiedlung »Tivoli« am Bahnhofsplatz der Graubündener Kantonshauptstadt Chur ist ein unscheinbares, aber in der räumlich nicht klar definierten Umgebung städtebaulich erhaltenswertes Gebäudeensemble. Die sieben zu Zweier- und Dreiergruppen zusammengefassten Häuser sind entsprechend dem Straßenverlauf platziert und deuten eine Blockrandbebauung an. Ihre klein geschnittenen Wohnungen entsprachen nicht mehr dem Standard und waren deshalb schwer zu vermieten. Daher sollten sowohl die Wohnungszuschnitte den heutigen Bedürfnissen angepasst als auch die baugesetzlich überholten Treppenhäuser auf den neuesten Stand gebracht werden. Wegen der zentralen Lage der Siedlung erschien es außerdem sinnvoll, Gewerbe- und Büroflächen zu integrieren und die Nutzungen auf der vorhandenen Grundfläche zu verdichten. Dies führte dazu, dass die Altbauten sorgfältig restauriert wurden. Gleichzeitig haben die Architekten die drei einzeln stehenden Gebäude in den Zwischenräumen durch zurückgesetzte Neubauten ergänzt und zu einem Ensemble zusammengezogen. So umfasst der nun geschlossene Blockrand einen begrünten Innenhof. Durch die Auslagerung der Treppenhäuser entstand zusätzlicher Wohnraum. Im Hof zeigt das Gebäude dann auch sein gänzlich neues Gesicht, denn hier entstand eine zweite Schicht in Form eines Loggienanbaus vor der ursprünglichen Fassade. Die durchlaufenden, vollständig verglasten Veranden erweitern nicht nur die bestehenden Wohnungen, sie boten gleichzeitig, abgesehen vom Gewinn an Wohnqualität, die Möglichkeit, die alte Fassade mit einer außen liegenden Dämmschicht zu versehen sowie den Vorbau als Pufferzone zu nutzen. Damit verbessert sich die Energiebilanz des kompakten Baukörpers erheblich. Die Substanz der alten Wohnsiedlung ist sichtbar aufgewertet. Lageplan Maßstab 1:2000 A Bestand B Neubau Grundriss vor dem Umbau Grundrisse nach dem Umbau Maßstab 1:500

1 2 3 4 5 6

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Wohnen Zimmer Küche Büro Loggia Bank

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3

5 1

3 4

2

4

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5 6 1

3 4

2

4

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b

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2 7 1 6 3 4

5

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Treppenturm Hofseite Loggienvorbau Hofseite Vertikalschnitte Horizontalschnitte Maßstab 1:20

1 Stahlrohr | 120/120 mm 2 Glaslamelle ESG 10 mm mit Punkthalter Flachstahl 115/50/5 mm 3 Stahlrohr ¡ 160/120 mm 4 Stahlrohr | 100/100 mm, Verkleidung Aluminiumblech 2 mm 5 Schiebeelement ESG 10 mm in Aluminiumschiene 6 Holzspanplatte zementgebunden 16 mm Wärmedämmung 140 mm Furniersperrholz 12 mm 7 Holzspanplatte, zementgebunden 16 mm Stahlrohr ¡ 120/60 mm Wärmedämmung 80 mm Mauerwerk 350 – 410 mm (Bestand) Putz 15 mm 8 Türblatt mit Aufdoppelung aus Holzspanplatte zementgebunden 16 mm 9 Stahlprofil fi 140/60 mm 10 Stehfalzdeckung Kupferblech Bitumenschweißbahn Dreischichtplatte 27 mm Holzbalken 100/80 mm Holzspanplatte, zementgebunden 16 mm 11 Profilblech gekantet 5 –7 mm Rahmen Stahlprofil ∑ 100/50 mm Stahlrohr ¡ 180/100 mm Hohlraumdämmung 30 mm Holzspanplatte zementgebunden 16 mm 12 Verkleidung Stahlblech 2 mm mit Flüssigkunststoff beschichtet Trapezblech 30 mm Rahmen Stahlprofil ∑ 30/30 mm Stahlrohr ¡ 160/80 mm 13 Parkett Eiche13 mm Vlies 2 mm mit Trittschalldämmplatte 16 mm 14 Bodenaufbau (Bestand): Parkett Buche 9 mm Dielen Tanne 21 mm Holzbalken 120/220 mm mit Schüttung 100 mm Zwischenboden Tanne 21 mm Gipsplatte 24 mm, Gipsputz 28 mm 15 Hartbetonestrich 30 mm Stahlbeton 250 mm 16 Klappladen mit Rahmen Tanne 32/48 mm, Füllung Sperrholz phenolharzbeschichtet 12 mm 17 Holzfenster Tanne 65 mm mit Isolierverglasung 18 Geländer aus Flachstahl 50/15 mm und Rundstahl Ø 15 mm 19 Schiebeelement ESG 10 mm in Aluminiumschiene 20 Furniersperrholz 12 mm Stahlrohr ¡ 120/60 mm Wärmedämmung 80 mm Mauerwerk 350 – 410 mm (Bestand) Putz 15 mm 21 Furniersperrholz 12 mm Wärmedämmung 140 mm Holzspanplatte zementgebunden 16 mm 22 Furniersperrholz 15 mm auf Schalung 24 mm Holzbalken 80/171 mm mit Stahlprofil Å 120 mm Lattung 80/30 mm, Wärmedämmung 30 mm Furniersperrholz gelocht 12 mm 23 Stahlblech gekantet 6 mm 24 Stahlbetonsockel fein abgerieben

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Versicherungsgebäude in München Architekten: Baumschlager & Eberle, Vaduz

Lageplan

Maßstab 1:4000

1 Hauptverwaltung im Altbau von 1913 2 Bürogebäude von 1973, Umbau und Erweiterung 2002

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Tagsüber schimmert die geschuppte Glasfassade grünlich und spiegelt das gegenüberliegende Hauptgebäude der Münchener Rückversicherung. Diese hat sich 1913 in MünchenSchwabing niedergelassen, ihr Stammsitz ist inzwischen denkmalgeschützt. Das Quartier prägen Bauten aus der Gründerzeit und um 1900, in Staffelbauweise platziert mit zur Straße geöffneten Hinterhöfen. Nun steht ein scheinbar neues Gebäude zwischen all den Stuckfassaden prachtvoller Nachbarhäuser. Wer seine Geschichte nicht kennt, ahnt kaum, dass es sich um einen umgebauten, einst typischen 70erJahre-Bau handelt, entstanden in der Zeit kurz vor der Ölkrise. Ökologische und städtebauliche Aspekte wurden damals nicht berücksichtigt. Von den Münchener Architekten Maurer, Denk und Mauder für die Rückversicherung geplant, sollte er ursprünglich vermietet werden. Doch schon während der Bauphase reichten die Büroräume im Stammhaus gegenüber nicht mehr aus. Der Bauherr beschloss, den Neubau selbst zu nutzen. Als Verbindung zum Altbau entstand eine Aluminiumbrücke direkt über die Straße. Im Erdgeschoss war der fünfgeschossige Büroriegel teilweise aufgeständert, seine lang gestreckte Form und äußere Gestaltung mit Waschbetonplatten hoben sich von der Umgebung ab. Nach 25 Jahren schien Anfang 1998 eine grundsätzliche Überprüfung der Arbeitsplatzsituation sowie der Umweltstandards notwendig. Die Flure und Büros, eng und dunkel, resultierten aus der platzsparenden, funktionalen Raumaufteilung und boten kein zeitgemäßes Arbeitsumfeld mehr. Die Versicherung entschied sich für einen Umbau, denn hinsichtlich heutiger Energiestandards war der bestehende Bürokomplex zudem unrentabel und kostenintensiv. Unter den zehn zum Wettbewerb aufgeforderten Büros überzeugten Baumschlager und Eberle mit ihrem Entwurf, der mit einem Einschnitt den langen Riegel aufbricht und sich den Proportionen der nachbarschaftlichen Bebauung anzupassen versucht. Statt eines kompletten Abrisses und Neubaus wurde durch den Umbau beispielhaft eine Art »Rohbaurecycling« betrieben. Über 50 % der bestehenden Gebäudemasse konnten wieder verwendet werden, darunter das Tragwerk und die Untergeschosse. Decken wurden herausgesägt und die dunkle Mittelzone des dreibündigen Stahlbetonriegels in einen offenen, abgewinkelten Innenhof verwandelt. Die alte Betondecke eignete sich als Speichermasse und ist in das umfangreiche Haustechnik- und Klimakonzept integriert. Um dieses zu erproben, errichtete man auf der Baustelle ein Musterhaus als Versuchspavillon und optimierte ein Jahr lang die geplanten baulichen Lösungen. Das Gebäude verbraucht nun verglichen mit früher nur noch ein Viertel der Energie. Zwei organisch geformte kleinere Aufbauten ersetzen das

Schnitt Maßstab 1:1000 Grundriss vor dem Umbau Erdgeschoss Regelgeschoss Dachgeschoss Maßstab 1:1500

oberste Geschoss. Sie stehen, von der Straße kaum sichtbar, leicht zurückgesetzt auf der begehbaren und teilweise begrünten Dachfläche, beherbergen Konferenzräume und Vorstandsbüros und bieten Aussicht auf den Englischen Garten. Während die Straßen des Quartiers oft menschenleer erscheinen, sind die unterirdischen Gänge zwischen den Versicherungsgebäuden umso belebter. Ein Tunnel gräbt sich hinüber zum Hauptsitz und ersetzt die abgerissene Aluminiumbrücke. Die mit Lichtinstallationen von Keith Sonnier und James Turrell gestalteten Gänge erschließen weitere Gebäude der Versicherung, die sich über das gesamte Viertel verteilen. Hinter dem Bürokomplex entstand ein zweigeschossiger Riegel, in dem Hauspost, Materialverwaltung und Anlieferung untergebracht sind. Im Süden wurde an den Bestand winkelförmig angebaut und dadurch die Ecksituation betont. Die Gebäudetiefe ist mit einer Erweiterung der Tragwerksstruktur um ein Viertel vergrößert. Das Achsmaß – gerade mal 1,87 Meter in der Breite – konnte nicht verändert, die Arbeitsqualität in den Einzimmerbüros jedoch erheblich verbessert werden: Blickbezüge nach draußen oder in den bemoosten Innenhof bringen eine angenehme Arbeitsatmosphäre, durch transluzente Abtrennungen zum Flur und Steigerung des transparenten Fassadenanteils auf 80% ist der Tageslichteinfall erhöht. Die doppelschalige Glasfassade ist Bestandteil des Niedrigenergiekonzepts. Auskragende Brüstungsgesimse, die die Fassade horizontal gliedern, tragen die äußere Ebene aus schräg gestellten, fest stehenden VSG-Scheiben. Die innere Glas-Aluminiumfassade ist dreifach isoliert und motorbetrieben individuell zu öffnen. Wie auch bei der Gestaltung der Tunnel wurden von Anfang an Künstler in die Umbaumaßnahmen mit einbezogen: In der Eingangshalle öffnet sich einmal in der Stunde eine Wandnische von 90 Zentimetern und zeigt auf ansonsten versteckten Bildschirmen Naturmotive. Von der Enge der Treppenhäuser lenken kunstvoll gestaltete Wände ab. Olafur Eliasson kennzeichnete den Eingang mit einer vertikalen Mooswand und setzte vertikale Leuchtbänder in die Glaskanten an der Fassade. Den hierzu benötigten Strom liefert eine auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage. Die verwendeten Materialien Aluminium, Edelstahl, Glas, Ahorn und Anröchter Dolomit kennzeichnen, gezielt eingesetzt, jeweils einzelne Teile des Gebäudes. So flimmert die komplett mit kleinteiligem Ahornparkett verkleidete Eingangs- und Mehrzweckhalle in Braun- und Rottönen. Auch außen findet sich die Holzart wieder: Den Hof belebt ein Hain aus nordamerikanischen Ahornbäumen. Seine Blätter verfärben sich bereits im Spätsommer und vermitteln den Angestellten ein Stück »Indian Summer«. 116

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Eingang Eingangshalle Innenhof Vorstand Sitzungssaal

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2 Vertikalschnitt

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Maßstab 1:20

Dachaufbau Vorstandsbereich: Begrünung Substrat 80 mm Schutzvlies Wurzelschutzbahn Bitumendichtungsbahn, kunststoffmodifiziert Wärmedämmung PUR 140 mm Dampfsperre Trapezblech 35 mm Gefälle mit Ausgleichsblech Wabenträger 390 mm abgehängte Decke 95 mm Aluminiumblech 3 mm schwarzrot eloxiert mit Antidröhnbeschichtung Wärmeschutzverglasung 6 + SZR 12+ 6 + SZR 12 + 6 mm Stütze Stahlrohr, Ø 168,3/6,3 mm ESG 15 mm

6 Kies im Wechsel mit Natursteinplatten, Bärlacher Sandstein 60 mm Spezialsubstrat 140 mm Gummischrotmatte 15 mm Wurzelschutzbahn Bitumendichtungsbahn, kunststoffmodifiziert Wärmedämmung PUR 140 mm Dampfsperre Gefällebeton 90 mm 7 Brüstung VSG 21 mm, Handlauf Edelstahl 8 Naturstein Anröchter Dolomit 600/175 mm mit je 2 Edelstahlankern Ø 76/5 mm eingeklebt 9 VSG 2≈ 12 mm TVG 10 textiler Sonnenschutz 11 thermische Trennung Konsole

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1 Bodenaufbau Büro: Stäbchenparkett, kanad. Ahorn massiv 8 mm Anhydritestrich 58 mm Heiz-/Kühlsystem in Noppenplatten 30 mm Trittschalldämmung 20 mm Hohlraumbodenträgerplatte 22 mm Hohlraum 167 mm mit Dämmung 50 mm Stahlbetondecke 230 mm verputzt (Bestand) 2 Auslasskasten Zuluft 3 Naturstein Anröchter Dolomit 600/175 mm mit je 2 Edelstahlankern eingeklebt Ø 76/5 mm

4 Verstärkung Fassadenelement Stahlrohr verzinkt 120/80/4 mm mit je 2 Haltern Flachstahl 40 mm 5 Naturstein Anröchter Dolomit 30 mm 6 Elementfassade Aluminium schwarzrot eloxiert Wärmeschutzverglasung 6 + SZR 12 + 6 + 12 SZR + 6 mm 7 Verglasung 6 + SZR 14 + 6 mm 8 VSG aus 2≈ 12mm TVG, Eckelemente 15 + 12 mm 9 Feuchtraumlichtleiste 10 Sockelplatte Anröchter Dolomit 40 mm

1 Wandaufbau Flur: Stäbchenfurnier kanadischer Ahorn auf Birkensperrholz 15 mm gelocht Ø 4 mm Schutzvlies Unterkonstruktion 40/20 mm dazwischen Steinwolle 20 mm Ständerwand aus Gipskartonplatten beidseitig 2x 12,5 mm, dazwischen Steinwolle 50 mm 2 Deckenaufbau Flur: Stäbchenfurnier kanadischer Ahorn auf Birkensperrholz 15 mm gelocht Ø 4mm Schutzvlies Unterkonstruktion Holzrahmen 60/60 mm dazwischen Steinwolle 60 mm 3 Leuchtstoffröhre 4 Abschottung Stahlblech 5 Abluft

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Sprinkler Revisionsöffnung Leuchte mit integriertem Abluftauslass Glastrennwand 6 + SZR 88 + 8 mm Bodenaufbau Flur: Stäbchenparkett kanadischer Ahorn 8 mm Anhydritestrich 58 mm Fußboden Heiz- und Kühlsystemplatten (im Fassadenbereich) 30 mm auf Trennlage Trittschalldämmung 20 mm Hohlraumbodenträgerplatte 22 mm Hohlraum 167 mm Dämmung Steinwolle kaschiert 50 mm Stahlbetondecke 230 mm (Bestand) 11 Dämmblock beidseitig mit Gipskarton kaschiert

Horizontalschnitt Vertikalschnitt Fassade Vertikalschnitt Gang Maßstab 1:20

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Schnitt Eingangshalle

Maßstab 1:50

1 Tuffsteine bemoost Dachdichtung, Wärmedämmung, Dampfsperre Betondecke 230 mm (Bestand) Trägerlattung mit Akustikdämmung Deckenbekleidung Stäbchenparkett mit Nadelbohrung 2 Oberlicht 10 + SZR 13 + 6 + SZR 13 + 16 mm 3 Abschottung dreiseitig umlaufend luftdicht 4 Lichtdecke Kunststofffolie gespannt 5 Rolltor Brandschott 6 Brüstung VSG 20 mm 7 Stäbchenparkett auf Akustikelement, Holzwerkstoff 20 mm, Mineralwolle 30 mm, PE-Folie Unterkonstruktion 60/80 mm Gipskartonwand F 30 Schrank mit Schalung und Stäbchenparkett 8 Schiebeschott Brandschutz 72 mm

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Museum Alf Lechner in Ingolstadt Architekten: Fischer Architekten, München

Eine Skulptur erwartet den Besucher bereits auf dem bekiesten Vorplatz des ehemaligen Industriegebäudes. Die Shedhalle aus den 50er-Jahren liegt in unmittelbarer Nähe der Altstadt und befand sich in desolatem Zustand. Sie war in ein großes Werksgelände integriert und hatte ursprünglich der Automobil-und Motorradproduktion, danach unter anderem als Fahrzeughalle, Kantine, Kostümfundus und Probebühne gedient. Nach Übernahme durch eine Museumsstiftung verwandelten die Architekten sie mit einfachen Mitteln in ein elegantes Ausstellungsgebäude. Der Bau beherbergt nun die Arbeiten des Stahlbildhauers Alf Lechner und schafft einen klar definierten, unverwechselbaren Ort für seine Kunstwerke. Im Inneren kam es durch die unterschiedlichen Nutzungen zu zahlreichen Einbauten. So musste zunächst wieder der Rohbauzustand hergestellt werden. Entstanden sind Ausstellungsflächen von 1000 Quadratmetern im Erdgeschoss für Großplastiken und von zirka 800 Quadratmetern im Obergeschoss für Kleinplastiken und Zeichnungen sowie einige Nebenräume. Von der Nordseite gelangt der Besucher über einen stählernen Eingang unvermittelt in die Sammlung. Das Museum öffnet sich hier schaufensterartig, ein etwa zwei Meter tiefer Stahl-Glas-Vorbau ersetzt die geschlossene Fassade und gewährt Einblicke in die Ausstellung. Eine von den Architekten innerhalb dieses zweigeschossigen Anbaus vorgesehene, repräsentative Treppenverbindung konnte aus Kostengründen nicht realisiert werden. Die Erschließung bleibt so versteckt in den innen liegenden Treppenhäusern. An drei Seiten erhielt der Baukörper ein »neues Kleid« aus Aluminium: eine mattsilbern glänzende, in präzisem Fugenbild aufgenietete Fassadenbekleidung. An den Gebäudeecken sind die AluminiumSandwich-Platten scharf gekantet. Der dahinter liegende 25 Zentimeter breite Luftraum nimmt auch die vorhandenen Regenfallleitungen des Sheddachs auf. Während notwendige Türen und Tore in der Aluminiumhaut am Fugenschnitt gerade noch erkennbar sind, liegen Lüftungsöffnungen und Fenster der Nebenräume hinter gelochtem Aluminiumblech verborgen – nichts stört Materialwirkung und Klarheit des Baukörpers. Eingelegte Heizungsrohre im Sockelbereich der Außenwände und in Bereichen der Stahl-Glasfassade sowie der Fußbodenund inneren Stahlbetonkonstruktion dienen als Bauteilheizung. Auf eine Außendämmung der Umfassungswände ist in Abstimmung mit den Baubehörden verzichtet worden. Die Dacheindeckung und die Shedverglasungen sind erneuert und mit Wärmedämmung versehen. Die sägezahnartig über die rechteckigen Längsfassaden aufragenden Seitenflächen der Sheds unterstreichen die prägnante Figur des Baukörpers. 124

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Großplastiken Anlieferung Magazin Kleinplastiken / Grafik Verwaltung Werkstatt

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Vertikalschnitt Außenwand Maßstab 1:10 1 2 3 4 5

Abdichtung Shed Kunststoffbahn Fallrohr Bestand Sandwichplatte Aluminium Aluminiumprofil stranggepresst Zwischenprofil Aluminium, stranggepresst 6 }-Profil Aluminium 7 Fenster verschlossen (Bestand) 8 Heizung Kupferrohr Ø 18/1 mm

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Details Maßstab 1:10

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1 Abdichtung Shed Kunststoffbahn 2 Verbundblech 3 Wärmeschutzverglasung: Floatglas 8 mm + SZR 12 mm + 3≈ Vlies lichtstreuend + VSG 8 mm mit transluzenter PVB-Folie 4 Aluminiumblech 2 mm 5 Isolierverglasung Float 8 mm + SZR 12 mm + VSG 8 mm 6 Stahlprofil ∑ 80/8 mm 7 Stahlprofil ÅPE 120 8 Isolierverglasung Float 8 mm + SZR 16 mm + Float 8 mm 9 Deckleiste Aluminium 10 Heizung Kupferrohr Ø 18/1 mm 11 Stahlprofil ÅPE 160 12 Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm 13 Wärmedämmung Mineralwolle 60 mm 14 Aluminiumprofil stranggepresst 15 Sandwichplatte Aluminium 16 T-Profil Aluminium

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MoMA QNS in New York Architekten: Michael Maltzan architecture, Los Angeles Cooper, Robertson & Partners, New York

Lageplan Maßstab 1:10000

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Das Museum of Modern Art, 1929 gegründet, ist zum wiederholten Mal an die Grenzen seiner räumlichen Kapazitäten gestoßen. Der seit 1939 genutzte Gebäudekomplex in Midtown Manhattan wird bis 2005 von Yoshio Taniguchi aus Tokio umgebaut und erweitert, die Fläche dabei verdoppelt. Nachdem in Manhattan die Suche nach einem bezahlbaren Ausweichquartier für diesen Zeitraum erfolglos blieb, entschied man sich für eine Halle in Long Island City im Bezirk Queens. Im Gegensatz zu Midtown befindet sich der neue Standort in einem Gebiet mit Gewerbe, Werkstätten, Lagerhäusern, Garagen und Parkplätzen. Auch Künstler und Galerien, denen Manhattan zu teuer und kommerziell geworden ist, haben sich auf dieser Seite des East River eingenistet. Das Museum PS 1 in einer umgenutzten Schule liegt unweit der MoMA QNS genannten Dependance. Die ehemalige Fabrik für Heftklammermaschinen war vom Museum ursprünglich als Depot erworben und von Cooper, Robertson & Partners sicherheits- und klimatechnisch aufgerüstet worden. Sie soll Raum für die wachsenden Bestände der nächsten 30 Jahre bieten. Dementsprechend ist noch ausreichend Platz, um hier für die Zeit der Bauarbeiten am Hauptsitz Kunst zu präsentieren. Bei der Umgestaltung der Fabrik waren Cooper, Robertson für Galerieräume, Verwaltungs- und Forschungstrakt zuständig, Michael Maltzan für das äußere Erscheinungsbild und den Eingangsbereich mit Lobby. Für die meisten Besucher, die mit der erhöht geführten U-Bahn ankommen, ist das Dach die erste sichtbare Fassade. Auf den technischen Aufbauten sind Fragmente des MoMA-Schriftzugs aufgetragen, die in der Perspektive kurz vor Einfahrt in den Bahnhof das bekannte Logo ergeben. Ein langes Band mit Leuchtstoffröhren führt entlang dem markant blau gestrichenen Bau zum Eingang, ein weißer Sockel betont die Horizontalität der flachen Box. Innen gelangt man über eine Treppe und eine Rampe zum Ticketschalter mit dahinterliegender Fläche für Sonderausstellungen. Weitere Rampen zur Galerie mit Café und Shop flankieren die Lobby. Hier wird die Orthogonalität in Grundriss und Schnitt aufgehoben, der Raum vielfältig erlebbar. Durchblicke machen neugierig auf die anschließenden Galerien. Estrichboden und einfache Details entsprechen dem industriellen Charakter des Gebäudes, die schwarz gestrichene Decke mit unverkleideter Gebäudetechnik tritt kaum sichtbar zurück. In einer großen, flexibel unterteilbaren Halle liegen die ebenso einfach gehaltenen Ausstellungsbereiche. Die Kunst steht hier im Vordergrund, ist unmittelbarer zu erleben als in der gediegenen Atmosphäre des Stammhauses. Nach dessen Wiedereröffnung wird MoMA QNS als Lager und Forschungseinrichtung weiterbetrieben, vielleicht auch als Museum.

1 Ticketschalter und Raum für Sonderausstellungen Schnitt Maßstab 1:20 1 Dachaufbau (Bestand saniert): Dachdichtung, Bitumenbahn zweilagig Hartschaum-Wärmedämmung Wärmedämmung im Gefälle Dampfsperre Gipskarton 12,7 mm Trapezblech 38 mm 2 Stahlprofil Å 305 mm (Bestand) 3 Stahlprofil fi 254 mm 4 Stahlprofil fi 152 mm 5 Stahlprofil fi 92 mm 6 Gipskarton 2≈ 16 mm 7 Gipskarton 16 mm Sperrholzplatte 13 mm 8 Stahlprofil Å 457 mm 9 Handlauf, Stahlprofil ¡ 102/38 mm 10 Brüstung Acrylglas 13 mm 11 Bodenbelag Estrich 12 Stahlprofil Å 254 mm 13 Stahlprofil fi 38 mm 14 Stütze Stahlrohr Ø 152/6 mm 15 Stahlrohr Ø 70 mm 16 MDF-Platte 2≈ 19 mm

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Grundrisse • Schnitt Maßstab 1:1250

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Eingang Sonderausstellung Ausstellung Cafe/Shop

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Tate Modern in London Architekten: Herzog & de Meuron, Basel

Äußerlich hat sich der gigantische Backsteinbau kaum verändert. Neben Besuchermassen, die täglich über die Themsebrücke zu dem imposanten Gebäude spazieren, verweist nur ein aufgesetzter Glaskasten auf die neue Nutzung. Bei Dunkelheit strahlt er in Londons Himmel, tagsüber bringt er Licht in die darunter liegenden Galerieräume und informiert die Besucher schon von weitem mit riesiger Aufschrift über die Ausstellungen des Museums. Das ehemalige Kraftwerk wurde zwischen 1947 und 1963 nach den Planungen von Giles Gilbert Scott, unter anderem berühmt für Londons rote Telefonhäuschen, als eines der größten Kraftwerke Englands errichtet. Mitten in Southwark erbaut, einem der ärmeren Viertel Londons, waren Industrie und Wohnen so unmittelbar miteinander verbunden. Der Schornstein, der die Luft der Innenstadt jahrelang mit Abgasen belastete, durfte die Kuppelhöhe der St. Paul’s Cathedral am gegenüberliegenden Ufer nicht überschreiten. Aufgrund der zentralen Anordnung des 93 Meter hohen Schlots – funktional waren Lage und Form nicht erklärbar – wirkte er aber als vertikales Gliederungselement. Der klar strukturierte Ziegelkoloss stand so im Dialog mit der zentralen Kuppel der Bischofskirche. Das Gebäude war in drei parallelen Raumschichten organisiert: zur Themse hin das Kesselhaus, in der Mitte die großen Turbinen und auf der Südseite das Umspannwerk, in dem sich heute noch die Transformatoren befinden, die Strom für London produzierten. Dreizehn Jahre nach der Stilllegung des Kraftwerks 1981 fand der Wettbewerb für die Umwandlung des Industriebaus in die Tate Modern statt – nach der Tate Britain, Tate Liverpool und der Tate in St. Ives der vierte Museumsstandort. Herzog und de Meuron gewannen, und im Jahr 2000 wurde das Ausstellungsgebäude nach dreijähriger Umbauzeit eingeweiht. Obwohl das Innere fast vollständig entkernt wurde, erhielten die Architekten Charakter und Eigenart des mächtigen Bauwerks sowie seine Dreiteilung. Der grünlich schimmernde Glasbalken auf dem Dach steht im Kontrast zum Bestand mit den prägnanten, vertikalen Fensterschlitzen und definiert eine konsequente und klare Architekturhaltung. Schon außerhalb des Gebäudes gräbt sich eine breite, steile Rampe in den Boden und markiert die Westfassade als Haupteingang. Sie führt in die ehemalige Turbinenhalle, die als Eingangshalle und Präsentationsfläche für außergewöhnliche Kunstwerke das Gebäude in einer Länge von fast 160 Metern auf 30 Metern Höhe durchzieht. Nur ein mittig angeordneter Steg durchschneidet den überwältigenden Raum. Er ist Rest der Deckenplatte, die sich ursprünglich über die gesamte Gebäudelänge ausdehnte. Die Brücke führt zu den Ausstellungsebenen im 136

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Schnitte • Grundrisse Maßstab 1:2000 1 Westeingang mit Rampe 2 Eingangshalle (ehemalige Turbinenhalle) 3 Bücherladen 4 Museumspädagogik 5 Information und Tickets 6 Öltanks (außer Betrieb) 7 Brücke 8 Café 9 Auditorium und Seminarräume 10 Lagerräume 11 Transformatoren 12 Galerien

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ehemaligen Kesselhaus und verbindet diese mit dem Südtrakt, der zu einem späteren Zeitpunkt ausgebaut werden soll. Hier ist die Fassade zwischen der genieteten Stahlskelettkonstruktion undurchlässig, während auf der anderen Seite die Ausstellungsebenen über »Baywindows« in das Innere der Halle ragen. Sie wirken wie schwebende Leuchtkörper, unterbrechen die aufstrebenden Stahlpfeiler und präsentieren vitrinenartig die Museumsbesucher, die hier während ihres Rundgangs verweilen. Zwei ehemalige Montagekräne sind heute wieder im Einsatz, um schwere Kunstgegenstände in die angrenzenden Galerien zu bringen. Die rund 14 000 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsflächen sind über drei Galeriegeschosse organisiert und mit unterschiedlichen Abmessungen und Proportionen den Exponaten individuell angepasst. Die Kunstwerke stammen aus der Zeit von 1900 bis heute und sind in vier Themenbereiche gegliedert: Landschaft, Stillleben, Akt und Historie, eine weder chronologische noch nach Stilepochen gegliederte und eher ungewöhnliche Art der Präsentation. Neben den Dauerausstellungen ergänzen Wechselausstellungen die Museumsvielfalt. Über riesige Fenster gelangt Tageslicht ins Innere. In die Gipskartondecken eingelassene, fein regulierbare Leuchtbänder, die sich in Gestaltung und Lichtintensität kaum von den Oberlichtern im dritten Galeriegeschoss unterscheiden, ergänzen die Beleuchtung. Glänzend grauer Zementestrich wird im Ausstellungsbereich von unbehandeltem Eichenholzparkett mit gusseisernen Rosten für den Luftauslass abgelöst. Über den Galerien liegt der Glasriegel, in dem neben der Gebäudetechnik ein Restaurant mit Aussicht auf die Londoner Skyline untergebracht ist. Hier kann der Blick zum Abschluss des Museumsbesuchs hinüberschweifen zur City, über Fosters Millenniumbridge, zur St. Paul’s Cathedral. 138

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Horizontalschnitt Vertikalschnitt Kathedralfenster Maßstab 1:50 Details Maßstab 1:10

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Mauerwerk (Bestand) Stahlfenster (Bestand) Stahlblech gekantet 3 mm Stahlblech gekantet 2 mm Gitterrost Stahl Stahlblechpaneel wärmegedämmt 45 mm Fensterrahmen und Flügel Stahl Isolierverglasung G30, 24 mm Gipskartonplatte G30 Stahlprofil ‰ 150 Mauerwerk vorgehängt 100 mm Aluminiumblech gekantet 2 mm Stahlprofil fi 50/50/4 mm Stahlprofil | 60/50/3 mm Stahlprofil | 40/40/3 mm Unterhängdecke Stahlblech Isolierglas 32 mm aus 2≈ VSG Konvektor Stahlprofil ¡ 100/50/3 mm an Flachstahl ¡ 250/10 mm geschweißt 20 Fertigteilrinne mit Stahlrostabdeckung

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Balkon Turbinenhalle Maßstab 1:50 Detail Maßstab 1:10

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1 VSG 22 mm, Außenseite sandgestrahlt Innenseite Epoxydharz beschichtet opal 2 Schiebeelement VSG 13 mm Außenseite sandgestrahlt 3 Aluminiumrohr Ø 68 mm 4 Flachstahl ¡ 12 mm 5 Leuchtstoffröhre 6 Stahlprofil ‰ 310 mm 7 Stahlrohr | 80/80/6 mm 8 Stahlrohr | 50/50/6 mm mit angeschweißtem Flachstahl ¡ 130/10 mm 9 Stahlfrästeil 75/50/46 mm 10 Stahlrohr | 200/100/5 mm 11 Aluminiumpaneel 45 mm 12 Gitterrost 13 Heizrohr 14 Geländerpfosten Stahlrohr Ø 60 mm 15 Handlauf Stahlrohr Ø 60 mm 16 Bodenaufbau: Eiche unbehandelt 12 mm Sperrholzplatte 18 mm Zementestrich 50 mm Filigrandecke 110 mm

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Kultur- und Geschäftszentrum in Turin Architekten: Renzo Piano Building Workshop, Genua

Der Lingotto ist eines der Wahrzeichen Turins. Anfang der zwanziger Jahre als riesige Fiat-Fabrik in der Hauptstadt des Piemont erbaut, galt er lange Zeit als das Symbol der Modernisierung Italiens und war eines der größten Automobilwerke Europas. Heute beherbergt der Lingotto, wörtlich übersetzt »Block«, die verschiedensten Nutzungen. Shops, Büros, Restaurants, Unterrichtsräume einer Universität, Kinos und Messehallen sowie ein Hotel stehen für einen Bruchteil des umfangreichen Angebots. So erscheint er gleichermaßen als Kultur-, Konferenz-, Einkaufs- und Bildungszentrum, wie eine eigene kleine Stadt innerhalb Turins. Ein 26 x 60 Meter großes Auditorium ist aus Platzgründen 16 Meter tief seitlich unter dem Gebäude angeordnet. Es wird als Vortrags- oder Konzertsaal verwendet, wobei vier verschiedene Raumgrößen zwischen 495 und 2090 Sitzplätzen möglich sind. Giovanni Agnelli gründete 1899 in Turin die »Fabbrica Italiana Automobili Torino«. 1915 beschloss die Firmenleitung den Bau des neuen Werks und beauftragte den Ingenieur Giacomo Mattè Trucco mit der Planung und Umsetzung. 1921 war der Hauptblock aus zwei parallelen, über 500 Meter langen und 24 Meter breiten Baukörpern fertig, fünf kurze Querriegel verbanden die beiden Gebäudeteile. Hier waren Lastenaufzüge untergebracht, die die kontinuierlichen, vertikalen Produktionsabläufe sicher stellten. Der Stahlbetonbau entstand nach amerikanischem Vorbild, in Anlehnung an von Frederick Winslow Taylor entwickelte Theorien zur produktiven Arbeitsverteilung basierend auf Fließbandarbeit und einer vertikalen Organisation. Neben der Gebäudestruktur bestimmte das Funktionsschema auch die Fassadengestaltung, indem raumhohe Fenster größtmöglichen Lichteinfall garantierten. Die Fahrzeugherstellung erfolgte geschossweise von unten nach oben. Auf der über einKilometer langen Rennstrecke auf dem Dach testeten die Ingenieure die Prototypen – insgesamt 80 verschiedene Modelle. Die eigens dafür angelegte Teststrecke ist einzigartig und noch heute Markenzeichen des Lingotto. Nachdem auch die Schmalseiten im Norden und Süden mit Auf- und Abfahrtsrampen für die neuen Autos fertiggestellt waren, wurde das Werk 1926 offiziell eingeweiht. Über 50 Jahre produzierte Fiat seine Autos in dem monumentalen Gebäude. Währendessen entstanden noch andere, weitaus größere Industriebauten des Fiat-Konzerns, und er verlegte

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Lageplan Maßstab 1:10000

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Schnitt • Dachaufsicht

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Maßstab 1:4000

einen Großteil der Produktion an neue Standorte. Einer konjunkturellen Flaute 1980 folgte schließlich zwei Jahre später die Schließung des Lingotto. Aus einem internationalen Architektenwettbewerb zum Umbau des mächtigen Industriedenkmals ging Renzo Piano als Sieger hervor und plante die Umgestaltung und Umstrukturierung des Komplexes. Sie fand in drei voneinander unabhängigen Stufen zwischen 1991 und 2002 statt. Jeder in sich abgeschlossene Teil war nach seiner Fertigstellung komplett funktionstüchtig. Das grundlegendes Ziel der Sanierung bestand darin, die ursprüngliche Struktur aus den zwanziger Jahren wieder sichtbar zu machen. Später eingefügte Ein- und Anbauten sind entfernt. Reichte die Stützendimension für die neue Nutzung nicht aus, wurde sie durch eine neue ersetzt oder durch Betonmantelungen verstärkt. Während die Fassaden unverändert blieben, prägen die Dachaufbauten das neue Erscheinungsbild. Dem aufgesetzten, halbkugelförmigen Konferenzsaal aus Glas ist ein Hubschrauberlandeplatz zugeordnet, gegenüber entstand Ende des Jahres 2002 der »Scrigno« – ein kleines Museum, das als »Schatzkiste« über der Stadt thront. Sein Inhalt ist ein Geschenk Giovanni Agnellis, Enkel des Fiatgründers. Er vermachte 25 Kunstwerke seiner Privatsammlung der Stadt – und hat sich mit der Pinakothek so ein bedeutendes Denkmal über Turins Dächern geschaffen. Von außen weckt die eigentümliche Form des Museums und seine geschlossene, fensterlose Hülle Assoziationen an einen technischen Aufbau. Die Stahlkonstruktion soll an eine Karosserie erinnern und so eine Verbindung zur ehemaligen Automobilproduktion herstellen. Das weit auskragende Dach erinnert an die Dachkonstruktion, die der Architekt für die Fondation Beyeler bei Basel entwickelt hat. Die untere Schicht besteht aus 2,12 x 4,50 Meter großen Glastafeln. Den oberen Abschluss, von Piano als »fliegender Teppich« bezeichnet, bilden zirka 1800 schräg gestellte Glaslamellen an einem räumlichen Stahlrost mit einer Fläche von über 50 x 20 Metern. Die Konstruktion soll Sonnenlicht abschirmen und für optimale Beleuchtung sorgen. Die Kunstwerke, darunter Gemälde von Matisse, Picasso oder Renoir, hängen an frei im Raum stehenden Querwänden. Die Längsseiten blieben frei. Die Pinakothek ist eine Fortsetzung des Ausstellungsbereichs im Inneren des südlichen Gebäudeteils. Die insgesamt sechs Ausstellungsebenen verbinden eine Stahltreppe im Innernen des Museums sowie zwei Panoramalifte, die an den Außenseiten der Pinakothek sichtbar sind. 147

Schnitt Auditorium Maßstab 1:750 Ansicht Seitenwand mit Schallschutzelementen Maßstab 1:100 Detail Akustikpaneel Maßstab 1:10

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1 Akustikpaneel MDF beidseitig holzfurniert 2 Konsole Gusseisen gestrichen 3 Strebe Stahl gestrichen verstellbar 4 Holzverkleidung furniert 5 Geländerpfosten Stahl gestrichen 6 Textiler Bodenbelag

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Unterboden Spanplatten Stahlbetondecke Ankerplatte Stahl gestrichen Ankerelement justierbar Schiene für akustische Elemente Stahl gestrichen 12 Abgehängte Decke Gipskarton

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Pinakothek Grundriss • Schnitt Maßstab 1:400 Axonometrie Haupttragstruktur

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Detailschnitt Pinakothek Maßstab 1:50

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Stahlprofil 100/200 mm lackiert, aus Flachstahl 18 mm Aussteifungelement Stahl-Gussteil, sandgestrahlt, lackiert Lamellenhalterung Edelstahl-Gussteil poliert Lamelle Verbundglas aus Weißglas 2x 6 mm, mit milchweißer PVB-Folie laminiert, mit Edelstahlrandprofil gehalten, teilweise gebogen Regenrinne Kupfer Isolierverglasung aus VSG 2x 12 mm ESG Weißglas + SZR 18 mm

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+ VSG 6 + 8 mm ESG Weißglas, silikonverklebt Aluminiumlamelle drehbar Leuchtstoffröhre Abluftkanal Aluminiumrahmen 9000/1970 mm, beidseits textilbespannt Aussenwand Stahlblech lackiert 12 mm Verstärkungsrippe GFK 4 mm Gipskarton 2x 13 mm Dämmung Steinwolle 150 mm Gipskarton 2x 13 mm

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Abluftkanal 100 mm Dämmung Steinwolle 50 mm Gipskarton 2x 13 mm GFK 4 mm Gipskarton 2x 13 mm Parkett Eiche 25 mm Weichfaserplatte 20 mm Faserzementtafel 50 mm Bodengitter Eiche Zuluftkanal Beton 150 mm auf Trapezblech Schalldämmung 120 mm Spannvorrichtung für Zugstäbe

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Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg Architekt: Günther Domenig, Graz

Erdgeschoss Obergeschoss Maßstab 1: 1000 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Eingang Foyer Verwaltung Café Vortrag Kino Pfahl / Erschließung Ausstellung Standartenhof

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Erst wenn man auf dem Pfahl steht, in ihm entlang geht und sieht – beinahe spürt – wie das Metall den Stein zerschneidet, bekommt man eine Ahnung davon, was der Architekt Günther Domenig meint, wenn er davon spricht, dem Bau einen Pfahl ins Fleisch zu bohren. Die stählerne Lanze, die den Besucher bereits am Eingang zum Dokumentationszentrum empfängt, führt quer durch den nördlichen Kopfbau der unvollendeten Kongresshalle auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände. Das für die fünf zwischen 1933 und 1939 stattfindenden Reichsparteitage der NSDAP vorgesehene Gebiet umfasste ursprünglich ca. 20 Hektar. Auf ihm sollten nach der Generalplanung von Albert Speer monumentale Bauten für die Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten entstehen. Neben Kongresshalle, Luitpoldarena, Zeppelinfeld mit großer Tribüne und Märzfeld war das Deutschen Stadion – als »größtes Stadion der Welt« geplant für 400 000 Menschen – Teil dieses gigantischen Projekts. Während heute die meisten Bauten zerstört oder rückgebaut sind, ist die Kongresshalle, die während der Reichsparteitage als Versammlungstätte für 50 000 Menschen dienen sollte, das größte erhaltene Baumonument des NS-Regimes in Deutschland. Die mit großformatigen grauen Granitplatten verkleidete Ziegelfassade strahlt jene Kälte aus, die den Bauten dieser Ära eigen ist. Obwohl das von Ludwig und Franz Ruff nach Vorbild des Kolosseums in Rom errichtete Gebäude unvollendet – statt der geplanten 68 Meter ragt es »nur« 40 Meter in die Höhe – und als Bauruine sichtbar dem Verfall preisgegeben ist, spürt man seine mächtige, erschreckend beeindruckende Wirkung. Mit der Einrichtung der Dokumentationsstelle im nördlichen Kopfbau hat die Stadt Nürnberg ein wichtiges Zeichen gesetzt und sich ihrer Geschichte gestellt. Das Dokumentationszentrum beherbergt eine Ausstellung, die ihren Schwerpunkt auf die fünf Reichsparteitage legt, einen Vortragssaal, ein Kino und einen Seminarbereich. Der Ausstellungsrundgang führt durch den Nordflügel des Obergeschosses. Die Räume sind soweit wie möglich in ihrem baulichen Rohzustand belassen und werden als Kulisse für das didaktische Konzept genutzt. Das daraus resultierende suggestive Spiel verwischt jedoch die kritische Distanz und Dekonstruktion, die die Architektur vermittelt. Ihr Anliegen wird bereits ganz zu Beginn spürbar: Am Eingang ragt das Ende des Pfahls drohend aus dem Baukörper heraus, die Wunde, die er hinterlässt, ist bis in den Außenraum zu sehen. Über der klaffenden Schnittstelle sitzt das Studiumforum, das mit seinen kantigen Formen die architektonische Sprache weiterführt. Auch im Inneren setzt sich das Thema des Störens, Zerschneidens und Offenlegens fort. Vom Foyer aus sind Studienforum, Vorführsaal und

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Längsschnitt Pfahl Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6 7 8

Eingang Pfahl / Erschließung Foyer Auststellung Studienforum Standartenhof Säulenhalle Austritt

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Ausstellung zu erreichen, der Pfahl schießt hier quer durch den Raum. Am Ende des Ausstellungsrundgangs tritt der Besucher aus dem Baukörper hinaus auf die Pfahlspitze, die den steinernen Körper an dieser Stelle durchstoßen hat und 30 Meter über den 150 ≈ 160 Meter großen Innenhof ragt. Auf dem Rückweg zum Foyer bohrt sich der Pfahl dann quer durch den verwundeten Körper, bricht dessen orthogonales Raster. Er führt durch die als Wandelhalle Hitlers geplante Säulenhalle. Geschickt ist er zwischen den zwölf fünf Meter hohen Pfeilern aus italienischem Marmor hindurchgesteckt, schneidet sie an und bricht dadurch ihre monumentale Wirkung. Er quert den Standartenhof und schiebt sich durch Wände, die an einigen Stellen mehrere Meter stark sind. Die Masse des Steins, die tausende von Ziegeln, die hinter den vorgeblendeten Natursteinfassade verborgen liegen, werden sichtbar – Gleichnis für die Scheinwelt des NS-Regimes. Domenig bedient sich roher, beinahe schroffer Details. Das alte Ziegelmauerwerk ist soweit wie möglich nicht verkleidet. Alle Einbauten sind aus Stahl, Raumabschlüsse weitestgehend aus Glas, Verkleidungen aus glänzendem Aluminium. Auch der asymmetrische Körper des Studienforums ist, bis auf Bodenplatte, schräge Wandscheiben und Decke in Stahlbeton, aus diesen Materialien. Der insgesamt 130 Meter lange Pfahl besteht aus einer Stahlrahmenkonstruktion. Dort, wo er nicht auf vorhandenen Wänden auflagert, tragen ihn Stahlstützen. Entlang seiner Längsachse verbinden die Rahmen, deren Achsabstand 2,70 Meter beträgt, je vier Stahlträger. Der Pfahl ist vollständig verglast, an seinen Enden löst er sich auf. Während er über dem Eingang in Form eines auskragenden Vordachs in das Dokumentationszentrum hineinführt, endet seine gläserne Hülle am Austritt zum Innenhof, über verglaste Türen tritt man hinaus. Das Dokumentatiomszentrum ist keine Sanierung im herkömmlichen Sinn, kein gleichberechtigtes Nebeneinander von Alt und Neu wäre hier möglich. Der historisch bedeutende, gewaltige Baukörper wurde nicht zum musealen Ausstellungsort umgenutzt, sondern offen gelegt, beinahe seziert. Die dekonstruktivistische Intervention ist Sinnbild der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, der NS-Architektur und damit auch dem politischen und ideologischen System, für das sie steht. Die Störung der Substanz, der Einsatz kühler, streng und hart erscheinender Materialien wie Sichtbeton, versiegelter Zementestrich, aber vor allem von unbehandeltem Stahl- und Aluminiumflächen bzw. -profilen, die die Metapher des bohrenden Pfahls, der metallenen Klinge noch verstärken, all dies zeigt einen Umgang mit Bestand, der kontrastiert und konfrontiert. 158

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Schnitte Pfahl Durchgang Decke Säulenhalle Maßstab 1:20

1 Stahlrahmen aus 4≈ Stahlprofilen HEB 140 2 Stahlrohr Ø 35 mm 3 Isolierverglasung aus ESG 5 mm + SZR 6 mm + VSG 6 mm 4 Stahlprofil HEB 140 5 Über-Kopf-Verglasung VSG zu Reinungszwecken begehbar 6 Pressleiste Alu-Profil in Stahlprofil fi gehalten und an Tragkonstruktion befestigt

7 Kabelrinne Stahlprofil fi 8 Anschlussprofil Stahlblech 9 Handlauf Edelstahlrohr Ø 42 mm auf Flachstahl Edelstahl geschweißt 10 Bodenauffbau: Zementestrich, versiegelt 60 mm Trapezblech 84 mm Dämmung Mineralwolle 80 mm Wellblech Aluminium 35 mm

11 Konvektor punktgestützt 12 Stahlprofil ∑ 50/50 13 Bodenaufbau Ausstellung: Heizestrich versiegelt 70 mm Trennlage Ausgelichsschicht auf Rohbetondecke (Bestand) 14 Brüstung VSG aus 2≈ ESG 15 Handlauf Stahlprofil ∑ an Stahlprofil } fixiert 16 Stahlprofil 150/7,5/7 mm

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Längsschnitt Spitze Pfahl A Horizontalschnitt Grundriss Maßstab 1:20

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1 Bodenaufbau: Zementestrich versiegelt 60 mm Trapezblech 84 mm Dämmung Mineralwolle 80 mm Wellblech Aluminium 35 mm 2 Stahlrahmen aus 4≈ HEB 140 3 Fassadenprofil Aluminium 4 Tür Aluminiumprofile mit Isolierverglasung 5 Isolierverglasung VSG 5 mm + SZR 6 mm + ESG 6 mm 6 Über-Kopf-Verglasung VSG zu Reinigungszwecken begehbar

7 Stahlprofil durchlaufend HEB 140 8 Bodenaufbau: Gitterrost Maschenweite 90/30 mm in Rahmen aus Stahlprofil ∑ 35/35/5 mm Nebenträger Stahlprofil ÅPE 100 9 Haupträger Stahlprofil HEB 140 10 Stahlprofil HEB 140 11 Pfosten-Riegel-Fassade durchlaufend Verglasung VSG aus 2≈ ESG 12 Handlauf Edelstahlrohr Ø 42 mm

Alle Stahlteile verzinkt

Innenhof des British Museum in London Architekten: Foster and Partners, London

Lageplan Maßstab 1:5000 Schnitt Maßstab 1:1500

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Das Britische Museum, 1823 bis 1852 von Robert Smirke erbaut, zählt zu den touristischen Hauptattraktionen Londons. Über fünf Millionen Besucher kommen jährlich dorthin, um die archäologischen und ethnologischen Sammlungen aus aller Welt sowie wechselnde Kunstausstellungen zu sehen. Jahrelang zwängten sie sich durch eine kleine Eingangshalle an der Südseite des vierflügligen Gebäudes und arbeiteten sich mühsam entlang einer labyrinthartigen Route durch die hintereinander geschalteten Ausstellungsräume. Heute dient der mit einem spektakulären Glasdach überspannte Innenhof als großzügige Verteilerzone, über die man mühelos in die verschiedenen Galerien gelangt. Gleichzeitig bietet er Platz für Geschäfte, Cafés und andere Nutzungen. Der ursprüngliche Plan Robert Smirkes sah den Innenhof als parkartige Grünanlage vor. Doch schon bald nach seiner Fertigstellung wurde er zu einem vergessenen Ort. Denn bereits 1857 hatte der Bruder des Architekten, Sydney Smirke, einen Kuppelbau in die Mitte gesetzt, der als Lesesaal der British Library diente. Der Saal wurde durch Erweiterungsbauten für Büchermagazine und Lagerflächen ergänzt und so entwickelte sich der Hof allmählich zu einer riesigen, ungeordneten Rumpelkammer, die für die Öffentlichkeit unzugänglich blieb. 1998 schließlich bezog die Bibliothek ihr neues Domizil bei St. Pancras. Damit war der Weg frei, den Hof wieder zu beleben. Nach Abriss sämtlicher Baracken und Buden entstand eine 6700 m2 große Fläche, in deren Mitte der runde Lesesaal thront. Um ihn herum gruppieren sich zwei ausladende Treppenanlagen, die auf ein ellipsenförmiges Zwischengeschoss führen. Dort ist ein Restaurant untergebracht, von dem aus der Besucher das Treiben im Hof beobachten kann. Entlang der Treppe erinnern in den Stein gemeißelte Namen an die Geldgeber. In dem aufwändig ausgehöhlten Untergeschoss hat die afrikanische Sammlung ihre neue Heimat gefunden. Hier befinden sich nun auch zwei Auditorien und mehrere Seminarräume. Die Museumsfassaden aus Kalkstein wurden restauriert, der südliche Portikus nach altem Vorbild wieder aufgebaut. Er war bereits 1876 einer Erweiterung der Eingangshalle zum Opfer gefallen. Der Lesesaal, eine filigrane Konstruktion aus Eisen, Mauerwerk und Pappmaché, ist eine der ältesten Eisenkonstruktionen des Landes und blieb im Inneren fast unverändert. Außen erhielt der runde Bau eine zweite Haut aus spanischem Kalkstein, hinter der sich 20 neue Stahlstützen verbergen. Sie sind mit Beton ausgegossen, um den statischen und brandschutztechnischen Anforderungen zu genügen. Die Stützen dienen als Auflager für das zweisinnig gekrümmte Glasdach.

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Da der Saal nicht genau in der Mitte des Hofes steht, ergab sich für das Dach eine komplexe Geometrie – ein zum Rechteck verzerrter Torus. Für die Berechnung der exakten Dimensionen und der verschiedenen Winkel der einzelnen Dachelemente musste ein spezielles CAD-Programm entwickelt werden. Im Schnitt folgt das Dach einem Radius von ca. 50 Metern. Zu den Ecken hin wird es flacher. Radial laufende Rechteckrohre spannen vom Lesesaal zu den Museumswänden und bilden zusammen mit zwei gegensinnig angeordneten Spiralen eine Gitterschale. In den Ecken wirken sehr hohe Lasten, die Konstruktion ist an diesen Stellen durch außen liegende Stahlprofile verstärkt. Die aus Dreiecken zusammengesetzte Gitterschale ist selbsttragend und in sich steif. Somit wirken nur vertikale Lasten auf die historischen Wände, während Horizontallasten minimiert sind. Die in der Werkstatt geschweißten Einheiten des Stahltragwerks wurden mit Kränen über das Museumsgebäude gehoben und auf ein Gerüst, das den gesamten Hof ausfüllte, aufgelegt. Um eine optimale Kraftschlüssigkeit zu erreichen, wurden die einzelnen Elemente dann auf der Baustelle miteinander verschweißt. 58 Teflonlager, die auf einem Stahlbetonringanker entlang der Museumswände sitzen, erlauben der Konstruktion Dehnungen und Schrumpfungen von bis zu 50 Millimetern. Das Dach ist mit 3312 dreieckigen Isolierglasscheiben gedeckt, von denen keine der anderen gleicht. Sie sind mit weißen Punkten bedruckt, um das Sonnenlicht zu filtern. Alle Scheiben – von privaten Geldgebern gestiftet – sind Teil des derzeit größten überdachten Innenhofs Europas.

7 4 2 Dachaufsicht Erdgeschoss Maßstab 1:1500 1 Eingang 2 Information 3 Treppe zum Restaurant 4 WCs 5 Lesesaal 6 Laden 7 Café

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A Schnitt Portikus B Schnitt Hoffassade Maßstab 1:50 C Schnitt Glasdach Maßstab 1:10

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1 Portikus Kalkstein wieder aufgebaut 2 ESG getönt 10 mm + SZR 16 mm + VSG 10 mm mit Sonnenschutzbedruckung Punktraster 56% 3 Absturzsicherung 4 Stahlrohr ¡ 350/150 mm 5 Stütze Stahlrohr | 120/120 mm 6 Teflonlager 7 Festverglasung ESG 9 mm

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Öffnungslamellen aus Aluminiumpaneelen Aussteifung Stahlstab Ø 27 mm Stütze Stahlbeton Ringanker Stahlbeton Entwässerung Oberlicht (Bestand) Öffnungsklappe aus Aluminiumpaneelen Schiebefenster in Holzrahmen Verglasung schwarz beschichtet Silikonprofil

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Detailschnitte Lesesaal Maßstab 1:50

1 Glasdach ESG 10 mm + SZR 16 mm + VSG 10 mm 2 Ringträger Stahlrohr 360/360 mm 3 Stahlstütze Ø 250 mm 4 Festverglasung ESG 9 mm

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Luftauslass Gitterrost Kalksteinbekleidung Lüftungskanal Rauchschutzvorhang Fenster (Bestand)

10 Kuppel Mauerwerk (Bestand) 11 Entlüftung 12 Abdichtung Kunststoffbahn auf Hartschaum 13 Dachluke

14 Wartungsleiter 15 Zugangsplattform Gitterrost 16 Stahlstütze Ø 457 mm mit Beton ausgegossen 17 Wartungsbühne für Leuchten

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Stadterneuerung in Salemi

Museum in Colmenar Viejo

Besucherzentrum in Criewen

Wohn- und Ateliergebäude in Sent

Bauherr: Bischöfliches Ordinariat Mazara del Vallo, Italien Architekten: Álvaro Siza Vieira, Porto Roberto Collovà, Palermo Mitarbeiter: Oreste Marrone, Viviana Trapani, Ettore Tocco, Giambruno Ruggieri, Francesca Tramonte, Ketti Muscarella, Marco Ciaccio, Guiseppe Malventano, Alba Lo Sardo, Renato Viviano Architekten, Allessandro D’Amico, Pierangelo Traballi, Angela Argento, Melchiorre Armata Tragwerksplanung (Kathedrale): Sergio De Cola, Palermo Baujahr: 1999

Bauherr: Gemeinde Colmenar Viejo Architekten: María José Aranguren Lopez, José González Gallegos, Madrid Mitarbeiter: Juan González Arce, Ignacio Gonzalo Rosado, Luis Burriel Bielza, Pablo Fernández Lewicki, José Antonio Tallón Iglesias Tragwerksplanung: Ceider S. A. Baujahr: 1998

Bauherr: Land Brandenburg Architekten: Anderhalten Architekten, Berlin Claus Anderhalten Mitarbeiter: Christiane Giesenhagen, Sandra Lorenz, Michael Schröder, Henning von Wedemeyer Bauleitung: Hubertus Schwabe Projektleitung: Landesbauamt Strausberg Bauphysik: Ingenieurbüro Rahn, Berlin Tragwerksplanung: AIP Ingenieurgesellschaft, Schöneiche Baujahr: 2000

Bauherr: Privat Architekten: Rolf Furrer, Basel Christof Rösch, Sent Mitarbeiter: Simon Hartmann, Andreas Hunkeler Tragwerksplanung: Andreas Zachmann, Basel Baujahr: 2000

Álvaro Siza Vieira geboren 1933 in Matoshinhos, Portugal; eigenes Büro in Porto; 1966–69 Lehrtätigkeit an der Universität Porto; seit 1976 Professor an der Universität Porto.

María José Aranguren López geboren 1958 in Madrid; Lehrtätigkeit seit 1984. José González Gallegos geboren 1958 in Guadalajara, Spanien; Lehrtätigkeit seit 1984. www. arangurengallegos.com

Rolf Furrer geboren 1955 in Basel, Schweiz; seit 1982 eigenes Büro in Basel; seit 2000 Zusammenarbeit mit Christof Rösch.

Claus Anderhalten geboren 1962 in Köln; Mitarbeit im Büro Peter Kulka; 1993 Gründung des Büros Anderhalten Architekten in Berlin.

Christof Rösch geboren 1958 in Baden, Schweiz; Bildhauer und Baukünstler; Lehraufträge an der Höheren Schule für Gestaltung in Basel; seit 2000 Zusammenarbeit mit Rolf Furrer.

www.anderhalten.de

[email protected]

www.alvarosiza.com

Kulturzentrum in Toledo

Ladeneingang in New York

Gelbes Haus in Flims

Pfarrheim in Schwindkirchen

Bauherr: Stadt Toledo Architekt: Ignacio Mendaro Corsini, Madrid Mitarbeiter: José Ignacio Montes Herraiz, Vicente Gonzalez Laguillo, Mariano Martín Bauleitung: Jesús Higueras Diez, Juan Valverde, David Rodriguez Tragwerksplanung: Julio Garcia Maroto Baujahr: 1999

Bauherr: Comme des Garçons Architekten: Future Systems, London Jan Kaplicky, Amanda Levete Tragwerksplanung: Ove Arup & Partners, London Baujahr: 1998

Bauherr: Politische Gemeinde Flims Architekt: Valerio Olgiati, Zürich Mitarbeiter: Iris Dätwyler, Pascal Flammer, Karen Wassung, Raphael Zuber Bauleitung: Archobau, Chur Peter Diggelmann, Walter Carigiet Tragwerksplanung: Conzett, Bronzini, Gartmann, Chur Baujahr: 1999

Bauherr: Katholische Pfarrkirchenstiftung Mariä Himmelfahrt, Schwindkirchen Maßnahmeträger: Erzbischöfliches Baureferat, München/Freising Architekten: arc Architekten, München/Bad Birnbach; Horst Biesterfeld, Manfred Brennecke, Christof Illig, Thomas Richter Mitarbeiter: Ursula Reiter, Anke Pfeffer Tragwerksplanung: Seeberger, Friedl und Partner, Pfarrkirchen/München Baujahr: 2001

Ignacio Mendaro Corsini geboren 1946 in Marquina; 1976–96 Professor an der Universität Madrid. [email protected]

Jan Kaplicky geboren 1937 in Prag; 1969–79 Mitarbeit u.a. bei Richard Rogers, Renzo Piano und Foster Associates; 1979 Bürogründung von Future Systems in London. Amanda Levete geboren 1955 in Bridgend, Großbritannien; 1982–89 Mitarbeit u.a. bei Richard Rogers; seit 1989 Partnerin bei Future Systems.

Valerio Olgiati geboren 1958 in Chur; seit 1988 eigenes Büro; 1993–96 Partnerschaft mit Frank Escher in Los Angeles; Gastdozent an der ETH Zürich und an der AA London; seit 2002 Professor an der Accademia di architettura in Mendrisio.

www.future-systems.com www.olgiati.net

Horst Biesterfeld geboren 1940 in Köln; seit 1973 Partner bei arc. Manfred Brennecke geboren 1943 in Wien; seit 1973 Partner bei arc. Christof Illig geboren 1961 in Gießen; seit 1994 Partner bei arc. Thomas Richter geboren 1941 in München; seit 1973 Partner bei arc. www.arcArchitekten.de

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Dachausbau in Berlin

Wohnhauserweiterung in München

Wohnhauserweiterung in Remscheid

Restaurant in Porto

Bauherr: Schmitt Stumpf Frühauf und Partner, München Architekten: Rudolf + Sohn Architekten, München Manfred Rudolf, Christine Sohn Tragwerksplanung: Schmitt Stumpf Frühauf und Partner, München Baujahr: 1997

Bauherr: Privat Architekten: Lydia Haack + John Höpfner. Architekten, München Tragwerksplanung: Timotheus Brengelmann, München Baujahr: 1999

Bauherr: Privat Architekten: Gerhard Kalhöfer, Stefan Korschildgen, Köln Mitarbeiter: Andreas Hack Tragwerksplanung: Thomas Hoffmann, Köln Baujahr: 1997

Bauherr: Alves, Costa, Reis, L.D.A. Architekt: Guilherme Páris Couto, Porto Tragwerksplanung: António José Costa Leite, Porto Baujahr: 1997

Manfred Rudolf geboren 1958; 1986–94 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros; 1994–95 Assistent an der TU München; seit 1994 gemeinsames Büro mit Christine Sohn. Christine Sohn geboren 1964; 1990–94 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros; seit 1994 gemeinsames Büro mit Manfred Rudolf; seit 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU München.

Lydia Haack geboren 1965 in Hof; seit 1996 gemeinsames Büro mit John Höpfner. John Höpfner geboren 1963 in München; seit 1996 gemeinsames Büro mit Lydia Haack. www.haackhoepfner.com

Gerhard Kalhöfer geboren 1962; Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen; seit 1989 Professor an der FH Mainz.

Guilherme Páris Couto geboren 1964; 1993–99 Mitarbeit im Architekturbüro Álvaro Siza Viera; seit 1997 Zusammenarbeit mit Magalhães Carneiro Gabinete. [email protected]

Stefan Korschildgen geboren 1962; Lehrtätigkeit an verschiedenen Hochschulen; seit 2001 Professor an der FH Düsseldorf. www.kalhoefer-korschildgen.de

[email protected]

Wohnhauserweiterung in Montrouge

Haus am Starnberger See

Parasit in Rotterdam

Plattenbauwohnanlage in Dresden

Bauherr: Privat Architekten: Fabienne Couvert & Guillaume Terver Architekten, Paris Entwurf mit: IN SITU montréal, Montreal Mitarbeiter: Marianne Bär, Aude Moynot, Martin Otto Tragwerksplanung: Fabienne Couvert & Guillaume Terver Architekten Baujahr: 1999

Bauherr: Privat Architekten: Fink + Jocher, München Dietrich Fink, Thomas Jocher Projektmanager: Bettina Görgner Bauleitung: Fink + Jocher mit Christof Wallner, München Tragwerksplanung: Joachim Eiermann, München Baujahr: 2000

Bauherr: Stiftung Parasite Foundation in Zusammenarbeit mit der Stiftung Rotterdam 2001 Architekten: Korteknie Stuhlmacher Architekten, Rotterdam Rien Korteknie, Mechthild Stuhlmacher Mitarbeiter: Iris Pennock, Marijn Mees Tragwerksplanung: Ingenieurbüro ARIN, Breda Ingenieurbüro Maderholz, Donaueschingen Merk Holzbau, Aichach Baujahr: 2001

Bauherr: Wohnbau NordWest GmbH, Dresden Architekten: Architekturbüro Knerer & Lang, Dresden Thomas Knerer, Eva Maria Lang Mitarbeiter: Sandra Kavelly, Frank Käpplinger, Christiane Butt Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Jenewein, Dresden Ingenieurbüro Dietrich, Dresden Baujahr: 1996–2001

Fabienne Couvert seit 1996 Zusammenarbeit mit Guillaume Terver; seit 2000 eigenes Büro. Guillaume Terver seit 1996 Zusammenarbeit mit Fabienne Couvert; seit 2000 eigenes Büro. www.couverterver-architectes.com

Dietmar Fink geboren 1958 in Burgau; 1987–88 gemeinsames Büro mit Karlheinz Brombeiß und Nikolaus Harder; seit 1991 gemeinsames Büro mit Thomas Jocher; seit 1999 Professur an der TU Berlin. Thomas Jocher geboren 1952 in Benediktbeuern; seit 1991 gemeinsames Büro mit Dietrich Fink; seit 1997 Professur an der Universität Stuttgart. www.fink-jocher.de

Rien Korteknie geboren 1961 in Kortgene; seit 1997 freiberufliche Zusammenarbeit mit Mechthild Stuhlmacher; seit 1997 Gastdozent an der TU Delft; seit 2001 eigenes Büro Korteknie Stuhlmacher Architekten. Mechthild Stuhlmacher geboren 1963 in Tübingen; seit 1997 freiberufliche Tätigkeit als Architektin, Publizistin und Kuratorin; seit 1997 Dozentin an der TU Delft; seit 2001 eigenes Büro Kortenknie Stuhlmacher Architekten.

Thomas Knerer geboren 1963 in GarmischPartenkirchen; 1993 Bürogründung mit Eva Maria Lang; seit 1999 Professor für Baukonstruktion an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau (FH). Eva Maria Lang geboren 1964 in München; 1993 Bürogründung mit Thomas Knerer; seit 1994 verschiedene Lehrtätigkeiten, u.a. Gastdozentin an der TU Dresden. www.knererlang.de

www.ksar.nl www.parasites.nl

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Wohnanlage in Chur

Museum Alf Lechner in Ingolstadt

Tate Modern in London

Dokumentationszentrum in Nürnberg

Bauherr: Helvetia-Patria Versicherungsgesellschaft, St. Gallen Architekten: Dieter Jüngling und Andreas Hagmann, Chur Tragwerksplanung: Georg Liesch AG, Chur Baujahr: 2000

Bauherr: Stadt Ingolstadt, Stiftung Museum Alf Lechner Architekten: Fischer Architeken, München Florian Fischer Mitarbeiter: Ralf Emmerling, Sieglinde Neyer Tragwerksplanung: Muck Ingenieure, Ingolstadt Baujahr: 2000

Bauherr: Tate Gallery Architekten: Herzog & de Meuron, Basel Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Harry Gugger, Christine Binswanger Projektleiter: Michael Casey Bauleitung: Sheppard Robson + Partners, London Tragwerksplanung: Ove Arup und Partner, London Innenarchitekten: Herzog & de Meuron mit Office for design, London Landschaftsplanung: Herzog & de Meuron mit Kienast Vogt + Partner, Zürich Baujahr: 1999

Bauherr: Stadt Nürnberg, Hochbauamt Architekt: Günther Domenig, Graz Mitarbeiter: Gerhard Wallner, Sandra Harrich Projektleitung: Hochbauamt Nürnberg Bauleitung: Rudolf Bromberger, Nürnberg Tragwerksplanung: Rieger + Brandt, Nürnberg Baujahr: 2001

Dieter Jüngling geboren 1957 in Basel; Mitarbeit in den Architekturbüros Herzog & de Meuron und Peter Zumthor; seit 1990 gemeinsames Büro mit Andreas Hagmann. Andreas Hagmann geboren 1959 in Luzern; Mitarbeit im Architekturbüro Peter Zumthor; seit 1990 gemeinsames Büro mit Dieter Jüngling; seit 1999 Dozent an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Chur.

Florian Fischer geboren 1965 in München; 1997 Bürogründung mit Erhard Fischer; seit 2003 Gastdozent an der Universität Hannover; seit 2003 Florian Fischer Architekten. www.fischer-architekten.com

Jacques Herzog geboren 1950 in Basel, Schweiz; seit 1978 eigenes Büro mit Pierre de Meuron; seit 1999 Professor an den ETH-Studios, Basel.

[email protected]

Günther Domenig geboren 1934 in Klagenfurt; 1963–73 Partnerschaft mit Eilfried Huth; seit 1973 eigene Büros in Graz, Klagenfurt und Wien; seit 1998 Architektur Consult ZT GmbH mit Hermann Eisenköck und Herfried Peyker. www.archconsult.com

Pierre de Meuron geboren 1950 in Basel, Schweiz; seit 1978 eigenes Büro mit Jacques Herzog; seit 1999 Professor an den ETH-Studios, Basel. [email protected]

Versicherungsgebäude in München

MoMA QNS in New York

Kultur- und Geschäftszentrum in Turin

Innenhof des British Museum in London

Bauherr: Münchener Rückversicherungsgesellschaft Architekten: Baumschlager & Eberle, Vaduz Carlo Baumschlager, Dietmar Eberle Projektleiter: Eckehart Loidolt, Christian Tabernigg Mitarbeiter: M. Sofia, E. Hasler, A. Monauni, M. Fisler, B. Demmel, D. Weber Bauleitung: BIP Beratende Ingenieure, München Tragwerksplanung: FSIT Friedrich Straß, München Fassadenplanung: Wörner + Partner, Darmstadt Landschaftsplanung: KVP Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich Baujahr: 2002

Bauherr: Museum of Modern Art, New York Architekten: Michael Maltzan Architecture, Los Angeles (Lobby, Dachlandschaft, Fassade) Michael Maltzan Entwurf: Kurt Sattler Projektleiter: Brian Cavanaugh Mitarbeiter: D. Bauer, N. Gordon, M. Schulman In Zusammenarbeit mit: Cooper, Robertson & Partners, New York (Bibliothek, Magazin, Fassade), Scott Newman Projektleiter: Adele Finer Mitarbeiter: K. Dietz, A. TruongMontgomery, H. Hayakawa, E. Boorstyn, H. Azar, W. Lin Tragwerksplanung: De Nardis Associates, New York Lichtplanung: George Sexton Associates, Washington D.C. Baujahr: 2002

Bauherren: Lingotto S.p.A. und Palazzo Grassi Architekten: Renzo Piano Building Workshop, Genua Renzo Piano Projektleiter: M. van der Staay Mitarbeiter: A. Belvedere, K. van Casteren, D. Dorell, F. Florena, B. Plattner, A. Alborghetti, M. Parravicini, A. H. Temenides, C. Colson, Y. Kyrkos, O. Aubert Tragwerksplanung: Fiat engineering (Haupttragwerk), RFR (Dachtragwerk) Baujahr: 2002

Bauherr: British Museum Architekten: Foster and Partners, London Norman Foster, Spencer de Grey, Giles Robinson Tragwerksplanung: Büro Happold, London Mike Cook Akustikplaner: Sandy Brown Associates, London Lichtplaner: Claude Engle Lighting Consultant, Maryland Fassadenberatung: Emmer Pfenniger, CH-Munchenstein Baujahr: 2000

Carlo Baumschlager geboren 1956; seit 1985 Bürogemeinschaft mit Dietmar Eberle; seit 1985 Lehrtätigkeit.

Michael Maltzan geboren 1959 in Long Island, USA; seit 1995 eigenes Büro in Los Angeles; Lehrtätigkeit an der Rhode Island School of Design, University of Southern California und Harvard University.

[email protected]

www.mmaltzan.com

Norman Foster geboren 1935 in Manchester; 1961 Gründung Team 4 mit Richard Rogers; seit 1967 eigenes Büro Foster Associates. www.fosterandpartners.com

www.rpbw.com

Dietmar Eberle geboren 1952; seit 1985 Bürogemeinschaft mit Carlo Baumschlager; seit 1983 Lehrtätigkeit; seit 1999 Professor an der ETH Zürich.

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Renzo Piano geboren 1937 in Genua; 1971–77 Bürogemeinschaft mit Richard Rogers, 1977–93 Bürogemeinschaft mit Peter Rice; seit 1993 Renzo Piano Building Workshop mit Büros in Genua und Paris.

Autoren

Christian Schittich (Herausgeber) Jahrgang 1956 Architekturstudium an der TU München; anschließend 7 Jahre Büropraxis, publizistische Tätigkeit; seit 1991 Redaktion DETAIL, seit 1992 verantwortlicher Redakteur, seit 1998 Chefredakteur; Autor und Herausgeber zahlreicher Fachbücher und Fachartikel.

Berthold Burkhardt Jahrgang 1941 Architektur- und Ingenieurstudium in Stuttgart und Berlin; ab 1966 Mitarbeit bei Frei Otto; seit 1984 Professor am Institut für Tragwerksplanung der TU Braunschweig; Forschungs- und Lehrgebiete: Tragwerksplanung, Leichtbau, Konstruktionsgeschichte, konstruktive Denkmalpflege; Architektur- und Ingenieurbüro mit Martin Schumacher in Braunschweig; Publikationen zur Instandsetzung von Bauten der Moderne, Geschichte des Leichtbaus.

Johann Jessen Jahrgang 1949 Studium der Architektur und Stadtplanung an der TH Darmstadt; Professor für Grundlagen der Orts- und Regionalplanung am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart; Arbeitsfelder: Stadt- und Planungsforschung, Planungsberatung; zahlreiche Publikationen zu Stadtentwicklung, Städtebau und Raumplanung.

Günter Moewes Jahrgang 1935 Professor (emeritiert) für Entwerfen und Konstruieren im Fachbereich Architektur an der Fachhochschule Dortmund; Arbeitsschwerpunkte: Ökologisches Bauen, Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Architektur; zahlreiche Publikationen.

Jochem Schneider Jahrgang 1964 Architekt und Stadtplaner; 1994–1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen, Universität Stuttgart; Forschungsgebiete: öffentlicher Raum, Umnutzung und Stadtentwicklung; seit 1999 »raumbureau« in Stuttgart, Projekte im Bereich Stadtplanung, Forschung und Kommunikation.

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Abbildungsnachweis Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens angefertigt. Nicht nachgewiesene Fotos stammen aus dem Archiv der Architekten oder aus dem Archiv der Zeitschrift Detail. Trotz intensivem Bemühen konnten wir einige Urheber der Fotos und Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht.

Von Fotografen, Bildarchiven und Agenturen: • Archiv Autounion, Ingolstadt: S. 124 • Archiv Lingotto, Turin: S. 144–146 • Bauhaus-Archiv Berlin; Theiss, Dessau: S. 31 • Bonfig, Peter, München: S. 73–75 • Borges de Araujo, Nuno, Braga: S. 102–105 • Bousema, Anne, Rotterdam: S. 98–101 • Bruchhaus/Lachenmann, München: S. 115, 118 • Cano, Enrico, Como: S. 148–149, 152–153, 155 • Casals, Lluís, Barcelona: S. 42–49 • Christillin, Cristiano, Turin: S. 150–151 • Collovà, Roberto, Palermo: S. 38–41 • Davies, Richard, London: S. 55, 57 • Deutsche Foamglas GmbH; Vogt; Dirk, Haan: S. 32 • Engels, Hans, München: S. 28 • Feiner, Ralph, Malans: S. 112 • Fessy, George, Paris: S. 14 • Heinrich, Michael, München: S. 89–93, 125–129 • Hinrichs, Johann, München: S. 84–87 • Hofmann, Patrick, Bülach: S. 27 • Hueber, Eduard, New York: S. 117, 121, 122–123 • Huthmacher, Werner/artur, Köln: S. 59, 61– 63 • Kaltenbach, Frank, München: S. 10, 25, 119 –120 • Kerez, Christian; Olgiati, Valerio, Zürich: S. 64– 67 • Landecy, Jean-Michel, Genf: S. 140 • Lange, Jörg, Wuppertal: S. 94–97 • Lewis, Xavier, Paris: S. 83 • Malagamba, Duccio, Barcelona: S. 8

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• Martinez, Ignacio, Lustenau: S. 24 unten • Müller, Stefan, Berlin: S. 76 –78 • Naas & Bisig, Basel: S. 68 –71 • Pradel, David, Paris: S. 20 • Prokschi, Werner, München: S. 26 • Reisch, Michael, Düsseldorf: S. 19 links unten • Reuss, Wolfgang, Berlin: S. 30 • Richters, Christian, Münster: S. 130 –135, 141 oben rechts • Roth, Lukas, Köln: S. 22 • Ruemenapf, Jan, Karlsruhe: S. 19 links oben • Schenk & Campell, Lüen: S. 111 • Schittich, Christian, München: S. 36, 54, 139, 143 unten rechts, 147 • Shinkenshiku–sha, Tokio: S. 138 Mitte links, 141 unten rechts, 142 • Spiluttini, Margherita, Wien: S. 138 unten links • Stadtbild; Petras, Christoph, Angermünde: S. 18 • Stadt Dessau, Untere Denkmalschutzbehörde; Peter Kühn, Dessau: S. 35 • Städtische Galerie im Lenbachhaus, München: S.17 • Stahl, Heiko; Museen der Stadt Nürnberg: S. 156 • Steiner, Petra, Berlin: S. 106–109 • Suzuki, Hisao, Barcelona: S. 51–53 • Tate Photography; Leith, Markus, London 2002: S. 136 –137 • Trapp, Tobias, Oldenburg: S. 16 • van Viegen, Maarten, Maastricht: S. 13 • von Sternberg, Morley, London: S. 168 –169 • Wessely, Heide, München: S. 167 • Wicky, Gaston, Zürich: S. 21 • Wirtgen, Steffen, Radebeul: S. 24 oben • Young, Nigel, London: S. 165 –166, 171 • Zugmann, Gerald, Wien: S. 156 –161, 163

Aus Büchern und Zeitschriften: • Bauwelt 31/32, 1997, S. 1761: S. 12, 2.3 • Byggekunst 2, 2002, S. 35: S. 12, 2.2

Artikel- und rubrikeinführende s/w-Aufnahmen • S. 8; Hotel im ehem. Kloster Santa Maria do Bouro, Braga, Portugal; Eduardo Souto de Moura mit Humberto Vieira, Porto • S. 10; Verwaltungsbau der Münchener Rück, München; Baumschlager + Eberle, Vaduz • S. 22; Wohn- und Geschäftshaus in Köln; Brandlhuber & Kniess, Köln • S. 28; Bauhaus-Gebäude in Dessau; Walter Gropius • S. 36; Kultur- und Geschäftszentrum im ehemaligen Fiat-Werk Lingotto, Turin; Renzo Piano Building Workshop, Genua

Foto Schutzumschlag: Innenhof des British Museum in London Architekten: Foster and Partners, London Foto: Christian Schittich