Ausgewählte Schriften: Band 4 Realienband 9783110572971, 9783110574845


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Ausgewählte Schriften: Band 4 Realienband
 9783110572971, 9783110574845

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a d e l ph u s , au s gewäh lte s c h ri f ten i v

ausgaben deutscher literatur des xv. bis xviii. jahrhunderts

Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

jo h annes adel phus au sgewäh lte sc h r i f ten

De Gruyter

johannes adelphus a u s g e wä h l t e s c h r i f t e n Herausgegeben von BODO GOTZKOWSKY

vierter band realienband

De Gruyter

ISBN 978-3-11-057297-1 e-ISBN (PDF) 978-3-11-057484-5 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: SatzBild, Sabine Taube, Kieve Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt des Realienbandes

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen für Bibliotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der zitierten Bibliographien . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

XIII XV XVII XVIII

Leben und Werk des Straßburger Humanisten und Arztes Johannes Adelphus Muling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Johannes Adelphus Muling, drei Textbände: 1. Das Buch des Lebens. Straßburg: Johannes Grüninger, 1508. Textüberlieferung, Kommentare, Anhang . . . . . . . . . . . . . . . 31 Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine und Metalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte . . . . . . . . . 123 2. Historia von Rhodis. Straßburg: Martin Flach, 1513. Textüberlieferung, Kommentar, Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte . . . . . . . . . 164

Die Türckisch Chronica. Straßburg: Martin Flach, 1513. Textüberlieferung, Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte . . . . . . . . . 184

3. Barbarossa. Straßburg: Johannes Grüninger, 1520. Textüberlieferung, Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte . . . . . . . . . 209 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

VI

Inhalt

Johannes Adelphus Muling als Übersetzer weiterer lateinischer Texte in chronologischer Reihenfolge (Werkverzeichnis – Nachträge): Sebastian Brant: Esopus-Additiones. Straßburg: Johannes Prüß, 1508 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 Albertus Magnus: Liber aggregationis (deutsch). Straßburg: Martin Flach, 1508 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 C. Suetonius Tranquillus: Julius Caesar. Straßburg: Johannes Grüninger, 29. August 1508 . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 P. Vergilius Maro: Bucolica. Straßburg: Johannes Grüninger, [um 1508/09] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326  Der Venedier Krieg. Straßburg: Johannes Grüninger, Pfingsten 1509 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330  Hortus Sanitatis (deutsch). Straßburg: Johannes Prüß, 22. Mai 1509 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331

Die Prediktzyklen des Geiler von Kaysersberg: Die Passion Christi. Straßburg: Johannes Grüninger, 1514 [eigentl. 1513] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Das Pater noster. Straßburg: Matthias Hupfuff, 1515 . 337

Erasmus von Rotterdam: Enchiridion militis Christiani. Basel: Adam Petri, 1520 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Johannes Adelphus Muling als Herausgeber, Korrektor (castigator) und Lektor (Werkverzeichnis – Nachträge) . . . . . 345 Johannes Adelphus Muling als Autor und Kommentator lateinischer Schriften (Werkverzeichnis – Nachträge): Facetiae Adelphinae (1508, 1509) . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 Prophetia mirabilis (1512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Sequenzenkommentar (1513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382

Inhalt

VII

Johannes Adelphus Muling als Verfasser deutscher Schriften (Werkverzeichnis – Nachträge): Trierer Heiltumsschriften (1512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Ludus novus (1516) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Gedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 Die lateinischen und deutschen Widmungsbriefe des Johannes Adelphus Muling: Vierzehn lateinische Widmungsbriefe . . . . . . . . . . . . . . . 397 Sechs deutsche Widmungsbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452 Vier lateinische Briefe des Johannes Adelphus Muling an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian . . . . . . . . . . . . . 505 Briefe an Johannes Adelphus Muling: Brief (Prologus) von Thomas Murner . . . . . . . . . . . . . . . . 531 Brief des Täufers Balthasar Hubmaier . . . . . . . . . . . . . . 536 Brief des Erasmus Fabritius (Schmid) an den Abt Michael Eggenstorfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 Dokumentarteil Empfehlungsschreiben des Straßburger Rates für Johannes Adelphus Muling. Autograph. Mit Transkription . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 Rücktrittsschreiben des Johannes Adelphus Muling an den Rat der Stadt Überlingen. Autograph. Mit Transkription . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 Zwei autographe Bücherverzeichnisse mit Preisvermerken von der Hand des Johannes Adelphus Muling, datiert Schaffhausen, 1517 und 1522. Autographen. Mit Transkription . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 Adressatenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Autoren- und Titelverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register der Drucker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

571 577 580 583

Vorwort

Der Realienband, dessen Aufbau den Richtlinien der Reihe ADL entspricht, beschließt die kritische Edition der Ausgewählten Schriften, Bd. 1: Barbarossa (1974), Bd. 2: Historia von Rhodis. Die Türckisch Chronica (1980), Bd. 3: Das Buch des Lebens (1980) des Johannes Adelphus. Seine Übersetzungen/Bearbeitungen werden dem Begriff Fachprosa zugeordnet. Die hier edierten Texte sind aufgrund ihrer interdisziplinären Inhalte für Germanisten, Historiker und Medizinhistoriker von Interesse und weil die Straßburger Druckersprache trotz einiger Ansätze nur unzureichend erforscht ist,1 wird auch der Sprachgeschichtler diese Ausgabe von Nutzen finden. Die Übersetzungen sind mit zahlreichen Holzschnitten versehen, die das Interesse der Kunsthistoriker finden dürften. Einleitend wird über das Leben und Werk des Straßburger Humanisten und Arztes Johannes Adelphus Muling (* 1482/1485 –† nach 1523/vor 1555) berichtet. Die biographischen Daten sind sehr lückenhaft und sein Todesdatum ist unbekannt. Für jeden Textband enthält der Realienband eine Darstellung der Textüberlieferung, einen Kommentar sowie eine Beschreibung sämtlicher Illustrationen, deren Herkunft und Verwendung. Für das Buch des Lebens wurde ein Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine und Metalle erstellt. Der Realienband bietet außerdem ein Gesamtglossar für die vier Texte, eine Bibliographie der Primärliteratur (Werkverzeichnis) und eine Auflistung der Sekun-

1 Auf dieses Desiderat hat Gerhard Bauer aufmerksam gemacht in seinem Bericht Symposion – Stadtsprachenforschung, 30. März bis 3. April 1987 in Mannheim. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik, Bd. 16, Heft 1 (1988), S. 80–93.

X

Vorwort

därliteratur. Jedem Textband ist darüber hinaus eine einschlägige Spezialliteratur beigefügt. Der vom Herausgeber kommentierte  Dokumentarteil enthält vierzehn lateinische und sechs deutsche Widmungsvorreden des Adelphus, vier lateinische Briefe an den Sankt Galler Stadtarzt Jo­achim Vadian, je einen Brief Thomas Murners und des Wieder­ täufers Balthasar Hubmaier an Adelphus, ein Empfehlungsschreiben des Straßburger Rates, vertreten durch ­Sebastian Brant, für Adelphus und dessen Rücktrittsschreiben an den Rat der Stadt Überlingen (Handschriftenprobe). Auch sind zwei vom Herausgeber bibliographisch kommentierte autographe Bücherverzeichnisse von Adelphus aus den Jahren 1517 und 1522 abgedruckt. Den Abschluss bilden verschiedene Register: ein Adressatenverzeichnis, das Autoren- und Titelverzeichnis, ein Register der Drucker sowie ein Literaturverzeichnis. * * * Bei folgenden Archiven und Bibliotheken möchte ich mich für die Anfertigung von Microfilmen und für die Publikationsgenehmigung des urkundlichen Materials vielmals bedanken: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz (Handschriftenabteilung); The Wellcome Institute of the History of Medicine, London; Yale University Library, New Haven/USA; Stadtarchiv Überlingen; Kantonsbibliothek (Vadiana) St. Gallen sowie dem Staatsarchiv Zürich. Herrn Prof. Dr. Hans-Gert Roloff (Berlin) sage ich für die Aufnahme der Ausgewählten Schriften des Johannes Adelphus in die von ihm herausgegebene und betreute Reihe Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts meinen aufrichtigen und herzlichen Dank. Ebenso bedanke ich mich erneut beim Walter de Gruyter Verlag, der bereits die drei Textbände in hervorragender Qualität gedruckt hat. Für seine sorgfältige Durchsicht und genauen Überprüfungen aller lateinischen Texte möchte ich Herrn PD Dr. Volkhard Wels (Berlin) meinen besten Dank aussprechen. Herrn

Vorwort

XI

­ eter Heyl, dem Verlagslektor, gilt mein Dank für die Bearbeitung P des Druckmanuskripts. Ein besonderes Dankeschön gilt meiner Ehefrau Hannelore, die das Manuskript für den Realienband in vorbildlicher Weise für den Druck erstellt hat. Bodo Gotzkowsky Fulda, im April 2017

Zur Textgestaltung

1. Die Exemplarbeschreibungen sind innerhalb einer fortlaufenden Nummerierung nach ihren Druckorten beschrieben und gliedern sich in die textliche Beschreibung, die Kollation, Zahl der Illustrationen, die bibliographischen Quellen und Exemplarnachweise. Die Anordnung erfolgte chronologisch nach Erscheinungsjahren. 2. Rot- und Schwarzdruck auf dem Titelblatt wurde immer ange­ geben. Längere Texte auf den Titelseiten sind gekürzt wiedergegeben. 3. Die Kollation umfasst Format sowie die Blatt- oder Seitenzahl. Eingeklammerte Zahlen bedeuten nicht bezifferte Blätter oder Seiten. Titeleinfassungen, Titelholzschnitte sowie die Anzahl der Abbildungen (Textholzschnitte) und Druckermarke wurden angegeben. 4. Die bibliographischen Quellen sind alphabetisch aufgeführt. Die aufgelösten bibliographischen Angaben bietet das Verzeichnis der Bibliographien. 5. Die Annotationen bringen Spezialliteratur zu einer bestimmten Ausgabe sowie zu Faksimiledrucken und kritischen Ausgaben und ein Literaturverzeichnis. 6. Die Schrift des Grundtextes ist kursiv; gerade gestellt sind Buchtitel, Zitate und Erläuterungen. 7. Die zeitgenössische Fraktur wurde durch eine moderne Schriftart ersetzt. Zur Beschreibung der einzelnen Drucke ist Folgendes zu sagen: 1. Zeilenschlüsse wurden durch | gekennzeichnet. 2. Trennungsstriche = wurden durch - ersetzt. 3. Die Virgel (/) im Fraktur-Satz sowie das Komma im Antiqua-Satz wurden genau beibehalten. Die Schreibung von ů wurde beibe-

XIV

Zur Textgestaltung

halten. Unverändert blieb auch der Wechsel von v und u, V und U; j und i, y sowie die Schreibweise ,  und . 4. Offenkundige Druckfehler sind durch [!] gekennzeichnet. 5. 〈 〉 enthalten Auflösungen von Abkürzungen.

Abkürzungsverzeichnis

XV

Abkürzungsverzeichnis

2° Folio 4° Quart * geboren † gestorben a. a. O. an angegebenen Ort Abb. Abbildung Abt. Abteilung a. d. an der ägypt. ägyptisch alem. alemannisch Anm. Anmerkung arab. arabisch athen. athenisch A. T. Altes Testament Aufl. Auflage Bd., Bde. Band, Bände Bearb. Bearbeiter bearb. bearbeitet bes. besonders Bl. Blatt bzw. beziehungsweise ca. circa Chr. Christus, Christi d. Ä. der Ältere d. Gr. der / des Große(n) d. h. das heißt d. J. der Jüngere ders. derselbe dies. dieselbe Diss. Dissertation Dr. Doktor Dr. Drucker dt. deutsch durchges. durchgesehen ebd. ebendort

Ed. / ed. Ediert, ediert erg. ergänzte erw. erweiterte Ex. Exemplar, Exemplare ff. folgende fläm. flämisch franz. französisch gest. gestorben griech. griechisch Hg. Herausgeber Hl. Heilig Hrsg. / hrsg. Herausgegeben, herausgegeben Hs. Handschrift i. d. in der Inf. Infinitiv islam. islamisch ital. italienisch Jg. Jahrgang Jh., Jhs. Jahrhundert, ­Jahrhunderts Jr. Junior jur. Juris Kap. Kapitel kelt. keltisch lat. lateinisch masch. maschinenschriftlich Ms Manuskript mythol. mythologisch n. nach Neubearb. Neubearbeitung N. F. Neue Folge N. S. Neue Serie Nr., Nrn. Nummer, Nummern o. Dr. ohne Drucker

XVI

Abkürzungsverzeichnis

o. J. ohne Jahr o. O. ohne Ort p., pp. page, pages polit. politischer Ps. Pseudonym röm. römisch [R] Rotdruck [R/S] Rotdruck/Schwarzdruck rumän. rumänisch S. Seite s. a. siehe auch Sign. Signatur slaw. slawisch Sp. Spalte St. Sankt türk. türkisch u. und

u. a. und andere überarb. überarbeitet Übers. Übersetzer Übers. / übers. Übersetzt, übersetzt unvollst. unvollständig u. ö. und öfter v. von, vor veränd. veränderte verb. verbesserte Vgl. / vgl. Vergleiche, vergleiche VL Verfasserlexikon Vol. / vol. / vols. Volume, volume, volumes vollst. vollständig z. T. zum Teil

Abkürzungen für Bibliotheken

BJ Biblioteka Jagiellońska, Kraków BL British Library, London BM Bibliothèque Municipale Bibliothèque Nationale BN BNU Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg BSB Bayerische Staatsbibliothek, München FB Forschungsbibliothek GNM Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel HAB HLB Hochschul- und Landesbibliothek KB Kantonsbibliothek Königliche Bibliothek KglB L. Library LB Landesbibliothek NL National Library ÖNB Österreichische Nationalbibliothek, Wien SB Staatsbibliothek SB SPK Staatsbibliothek Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz SBStB Staats- und Stadtbibliothek SLUB Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek StB Stadtbibliothek StUB Stadt- und Universitätsbibliothek SUB Staats- und Universitätsbibliothek SuStB Staats- und Stadtbibliothek UB Universitätsbibliothek UB StB Universitäts- und Stadtbibliothek UL University Library ULB Universitäts- und Landesbibliothek WLB Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart ZB Zentralbibliothek, Zürich

Verzeichnis der zitierten Bibliographien

Benzing (Bibliographie Haguenovienne)

Josef Benzing: Bibliographie Haguenovienne. Bibliographie des ouvrages imprimés à ­Haguenau (Bas-Rhin) au XVIe siècle. Baden-­ Baden 1973 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 50).

Benzing (Brunschwig)

Josef Benzing: Bibliographie der Schriften Hieronymus Brunschwigs. In: Philobiblon, Bd. 12 (1968), S. 113–141. Die Nummern 11–17 verzeichnen Johannes Adelphus Mulings Ficinus-Übersetzung.

Benzing (Strasbourg I) Josef Benzing: Bibliographie Strasbourgeoise. ­Bibliographie des ouvrages imprimés à ­Strasbourg (Bas-Rhin) au XVIe siècle. Tome I. Baden-Baden 1981 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 80). Bezzel (Erasmusdrucke) Irmgard Bezzel: Erasmusdrucke des 16. Jahrhunderts in bayerischen Bibliotheken. Ein bibliographisches Verzeichnis. Stuttgart 1979. Bezzel (Weißenburger, Irmgard Bezzel: Johann Weißenburger als Drucker Nürnberg) in Nürnberg in den Jahren 1502–1513. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 53 (2000). Borsa

Gedeon Borsa: Katalog der Drucke des 16. Jahrhunderts in der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien NB16. Bd. 1. Baden-Baden 2007 ff.

Catalogus Cracoviensis Catalogus librorum saeculi XVI qui in ­Bibliotheca BJ 16 Iagellonica Cracoviensi asservantur. BJ 16. Curavit Marianus Malicki. 8 Bde. Baden-Baden 2002–2007 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 192–199). Dicke

Gerd Dicke: Heinrich Steinhöwels „Esopus“ und seine Fortsetzer. Untersuchungen zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit. Tübingen 1994 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, 103).

Verzeichnis der zitierten Bibliographien

XIX

Dodgson

Campbell Dodgson: Catalogue of early German and Flemish woodcuts preserved in the Department of Prints and Drawings in the British ­Museum. 2 Bde. London 1903–1911. Reprint: London 1980.

Duntze (Hupfuff)

Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (1497/98–1520). München 2007 (Archiv für Geschichte des Buchwesens. Studien, 4).

Geldner (Inkunabeldrucker)

Ferdinand Geldner: Die deutschen Inkunabeldrucker. Ein Handbuch der deutschen Buch­ drucker des XV. Jahrhunderts. 1. Bd.: Das deutsche Sprachgebiet. Stuttgart 1968.

Göllner (Turcica I)

Carl Göllner: Turcica. Die europäischen Türkendrucke des XVI. Jahrhunderts. I. Bd.: 1501–1550. Baden-Baden 1968 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 19). Nachdruck 1994.

Goff

Frederick R[ichmond] Goff: Incunabula in American libraries. A Third Census of fifteenth-century books recorded in North American collections. New York 1964. Reprint: New York 1973.

Gotzkowsky (DDL)

Bodo Gotzkowsky: Adelphus, Johannes Muling (Mulich). In: Die deutsche Literatur. Biographisches und bibliographisches Lexikon. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Hans-Gert Roloff. Reihe 2: Die deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620. Abt. A: Autorenlexikon, S. 188–245. Abt. B: Forschungsliteratur II (Autoren), S. 47–53. Bern, Frankfurt a. M. 1985 ff. Mit Abbildungen sämtlicher Titelblätter und mit Exemplarnachweisen.

Gotzkowsky (Volksbücher I)

Bodo Gotzkowsky: „Volksbücher“. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der deutschen Drucke. Teil I: Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts. Baden-Baden 1991 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 125).

XX

Verzeichnis der zitierten Bibliographien

Gotzkowsky (Volksbücher II)

Bodo Gotzkowsky: „Volksbücher“. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der deutschen Drucke. Teil II: Drucke des 17. Jahrhunderts. Mit Ergänzungen zu Bd. 1. Baden-Baden 1994 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 142).

Grimm (Buchdruckersignete)

Heinrich Grimm: Deutsche Buchdruckersignete des XVI. Jahrhunderts. Geschichte, Sinngehalt und Gestaltung kleiner Kulturdokumente. Mit hundertvierundvierzig Signetbildern. Wiesbaden 1965.

GW

Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Hrsg. von der Staatsbibliothek zu Berlin. Bisher erschienen: Bd. 1–10, Bd. 11. Lieferung 1 und 2. Stuttgart 2003.

Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2)

Frank Hieronymus: Oberrheinische Buchillustra-­ tion 2: Basler Buchillustration 1500 bis 1545. ­ Basel 1984 (Publikationen der Universitätsbibliothek Basel, 5).

IA

Index Aureliensis. Catalogus librorum ­sedecimo saeculo impressorum. Prima pars, Tome I–. Baden-Baden 1962 ff.

Köhler (Flugschriften, Bd. 1)

Hans-Joachim Köhler: Bibliographie der Flugschriften des 16. Jahrhunderts. Teil I: Das frühe 16. Jahrhundert (1501–1530). Tübingen 1991 ff.

Labarre

Albert Labarre: Bibliographie du Dictionarium d’Ambrogio Calepino (1502–1779). Baden-Baden 1975 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 26).

Muller (Strasbourg II)

Jean Muller: Bibliographie Strasbourgeoise. Biblio­graphie des ouvrages imprimés à ­Strasbourg (Bas-Rhin) au XVIe siècle. Tome II. Baden-Baden 1985 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 90).

Muller (Strasbourg III) Jean Muller: Bibliographie Strasbourgeoise. Biblio­graphie des ouvrages imprimés à Strasbourg (Bas-Rhin) au XVIe siècle. Tome III. Baden-Baden 1986 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 105).

Verzeichnis der zitierten Bibliographien

XXI

NUC

The National Union Catalog. Pre-1956 imprints. A cumulative author list representing Library of Congress cards and titles reported by other American libraries. Vols. 1–754: Supplements. London/ Chicago 1968–1981.

Oldenbourg (Grien)

Maria Consuelo Oldenbourg: Die Buchholzschnitte des Hans Baldung Grien. Ein bibliographisches Verzeichnis ihrer Verwendungen. 2. Aufl. Baden-Baden 1985 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 335).

Ritter

François Ritter: Répertoire bibliographique des livres imprimés en Alsace au seizième siècle de la Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg. 4 Bde. Strasbourg 1934–1960.

Schmidt (Frankfurter Drucke)

Imke Schmidt: Die Bücher aus der Frankfurter Offizin Gülfferich-Han, Weigand Han-Erben. Eine literarhistorische und buchgeschichtliche Untersuchung zum Buchdruck in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wiesbaden 1996 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens, 26).

Schottenloher (Schobser)

Karl Schottenloher: Der Münchner Buchdrucker Hans Schobser 1500–1530. München 1925. ­Reprint: Nieuwkoop 1967.

Schottenloher (Weyssenburger)

Karl Schottenloher: Die Landshuter Buchdrucker des 16. Jahrhunderts. Mit einem Anhang: Die Apianusdruckerei in Ingolstadt. Mainz: Verlag der Gutenberg-Gesellschaft 1930.

Schramm (Bilderschmuck)

Albert Schramm: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. 23 Bde. Leipzig 1920–1943.

Schreiber

W. L. Schreiber: Handbuch der Holz- und Metallschnitte des 15. Jahrhunderts. 3. Aufl. Bd. X, Erster Teil. Neudruck der Erstauflage 1910, Stuttgart 1969.

Shaaber

Matthias Adams Shaaber: Sixteenth-century imprints in the libraries of the University of Pennsylvania. Philadelphia 1976.

XXII

Verzeichnis der zitierten Bibliographien

VD16

Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts. Hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. 25 Bde. Stuttgart 1983–2000.

VD17

Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts. Hrsg. von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. München 2007 ff.

Wendland (Signete)

Henning Wendland: Signete. Deutsche Druckerund Verlegerzeichen 1457–1600. Hannover 1984.

Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie)

Thomas Wilhelmi: Sebastian Brant Bibliographie. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Bern 1990 (Arbeiten zur mittleren deutschen Literatur und Sprache, Bd. 18/3).

Worstbrock (Muling, VL)

Franz Josef Worstbrock: Muling, Johann Adelphus. In: Deutscher Humanismus 1480– 1520. Verfasserlexikon. Hrsg. von Franz Josef Worstbrock. Bd. 2. Berlin/NewYork 2013, Sp. 255–277.

Leben und Werk des Straßburger Humanisten Johannes Adelphus Muling (* 1482 / 1485 – † nach 1523 / vor 1555)

Die erste längere Abhandlung über Johannes Adelphus Muling wurde in französischer Sprache verfasst und stammt von dem Straßburger Theologen und Historiker Charles Schmidt (1812–1895).1 Seitdem wurden mehrere wissenschaftliche Abhandlungen über diesen vielseitigen und produktiven Humanisten aus Straßburg, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebte, veröffentlicht (vgl. Literaturverzeichnis). Johannes Adelphus Muling wurde um 1482/85 in Straßburg geboren. Mitteilungen über seinen Lebensweg erhält man nur aus seinen eigenen Schriften und in den von ihm herausgegebenen Ausgaben. Aus ihnen erfährt man Mulings berufliche Tätigkeiten und die Namen seiner Bekannten und Gönner. In Adelphus’ Briefen, Vorreden, Widmungen, Titeln und Kolophonen von Drucken finden sich verschiedene Namensformen mit dem Zusatz Argentinensis, d. h. aus Straßburg (lat. Argentina). Im Jahr 1505 nennt er sich Johannes Adelphi, von 1507 bis 1509 meist mit vollem Namen, wobei der Familienname Muling(us) oder Mulich häufig in den Varianten Mulichus und Mülich erscheint; ab 1512 nennt er sich nur noch Johannes Adelphus, Adelphi (Adelfi) oder Adolfus. Auch die Initialen I.A. (Johannes Adelphus), I.A.M. (Johannes Adelphus Muling) und I.A.M.A. (Johannes Adelphus Muling Argentinensis) verwendet er. 1 Charles Schmidt: Histoire littéraire de l’Alsace à la fin du XVe et au commencement du XVIe siècle. 2 tomes. Paris 1879. Reprint: Hildesheim 1966. Tome I: S. 63, 249, 372, 377. Tome II: S. 133–149: Jean Adelphus Muling, S. 401–406: Index bibliographique.

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Leben und Werk

Adelphus Muling besuchte zunächst die seinerzeit ­berühmte Lateinschule in Schlettstadt unter ihrem Rektor Kraft Hofmann von Utenheim (1477–1501).2 In Heidelberg war Hofmann mit dem Humanismus in Kontakt getreten. Jedenfalls hat er während seines 10-jährigen Aufenthalts in der Neckarstadt einen wachen Sinn für sprachliche Eleganz entwickelt. Den klassischen Schriftstellern der lateinischen Literatur galt seine Vorliebe. Nicht nur für die italienische Renaissance hatte Kraft Hofmann ein deutliches lebhafteres Interesse als sein Vorgänger Dringenberg. Auch die Vorteile, welche die Druckerkunst der wissenschaftlichen Tätigkeit sicherte, wusste Hofmann auszunutzen. In die Schulbibliothek kamen zu seiner Zeit die guten, meistens in Venedig hergestellten Editionen der lateinischen Klassiker und auch die Werke Marsilio Ficinos (Rapp, S. 225). Hofmanns Nachfolger, Hieronymus Gebwiler (1474–1545) und Georg Holensteiner, beide waren später an Schulen in Straßburg tätig, gehörten ebenfalls zu seinen Lehrern (vgl. Mulings Widmung zu seiner Arator-Ausgabe, 1507). Nicht nur die literarische Bildung ihrer Zöglinge lag diesen Lehrern am Herzen, sondern auch die Fächer Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften, Mythologie und die lateinische Literatur standen auf dem Lehrplan. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger interessierte sich Gebwiler auch für die Philosophie. Unter dem Rektorat Gebwilers zählte die städtische Lateinschule in Schlettstadt 250 Schüler. Mulings Mitschüler, mit denen er auch in späteren Jahren noch nähere Verbindung hatte, waren Beatus Rhenanus (*1485), Adelphus schreibt: Ich hab auch erst in kurtzen tagen / den cristen­ lichen ritter / des fürtreffenlichen hochgelerten mans / Eraßmi 2 Paul Adam: Craton Hoffman (1450–1501), Maître d’école (1477–1501) et notaire impérial. In: Annuaire de la Société des Amis de la Bibliothèque Humaniste de Sélestat 28 (1978), S. 9–15. Vgl. auch Francis Rapp: Zur Bildungsgeschichte im Elsaß am Beispiel der Universitäten und Lateinschulen. Elsässische Schüler und Studenten im Zeitalter des Humanismus (15. und Anfang 16. Jh.). In: Das Elsaß. Bilder aus Wirtschaft, Kultur und Geschichte. Hrsg. von Jean-Marie Gall und Wolf-Dieter Sick. Bühl 1991.

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Roterdami / uß dem latin zů tütsch gemacht / von bit wegen unnd angebung [Anregung, Empfehlung] Beati Rhenani / meins in sunders lieben herren und schůlgesellen / …; vgl. Barbarossa-Vorrede, 1520, S. 9), Leo Jud (*1482), Matthias Ringmann (*1482) sowie der mit ihm eng befreundete Johannes Spiegel (*um 1482/83). An welchen Universitäten Adelphus sich später immatrikulierte ist noch ungeklärt. Nachweislich hielt er sich am 1. November 1507 (Vorrede zur Arator-Ausgabe), am 15. März 1508 (Widmungsvorrede an Johannes Spiegel in der Ausgabe von Ficinos De Sole et Lumine), im April/Mai 1512 (Ausstellung des Heiligen Rockes) und am 31. Dezember 1512 (Vorrede zur Türckisch Chronica) in Trier auf, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er seine Studien dort fortsetzte. Vermutlich hat er wie sein Freund Johannes Spiegel in Heidelberg die Artes studiert, dafür spricht auch, dass Muling sich als Schüler des Jodocus Gallus (1459–1517) bezeichnete (vgl. Mulings Widmung zu Geilers Scommata, 1508). Offenbar hat Adelphus Muling vor 1505 in Basel studiert, denn auf dem Titelblatt des Lilium Musice plane, Straßburg: 1506, nennt er Michael Keinspeck … eius discipulum … seinen Lehrer. Doch fehlt für Heidelberg wie auch für andere Universitäten jeder Nachweis einer Immatrikulation. Den Titel eines Magisters hat Adelphus nie geführt. Neigungen zur Medizin und Pharmazie belegen bereits seine erste Übersetzung von Ficinos De vita (Das Buch des Lebens) sowie die Übertragungen des Ps. ­Albertus Magnus: Liber aggregationis, deutsch, Straßburg: Martin Flach 1508 und des Hortus sanitatis (Gart der Gesundheit), Straßburg: Johannes Prüß d. J. 1509. Wann und wo Muling mit dem Studium der Medizin begonnen und es absolviert hat, ist wiederum unbekannt. Zu Beginn des Jahres 1510 wird Adelphus sich intensiv dem Studium der Medizin zugewandt haben, denn im Jahr 1512 zeichnet er Medicinarum Licentiatus im Kolophon der Grammaticae Institutiones des Johannes Brassicanus, Straßburg: Johannes Prüß 1512 (vgl. Werkverzeichnis). In seiner Schrift Warhaftig sag oder red von dem Rock Jhesu (1512) bezeichnet er sich jedenfalls zum erstenmal als phisicus (Bl. b3v). Der Heilige Rock war in Anwesenheit von Kaiser Maximilian am

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3. Mai 1512 in Trier ausgestellt worden, und somit ist die Druck­ legung dieser Flugschrift mit dem ersten persönlichen Hinweis auf seinen ärztlichen Beruf nicht vor Mai 1512 anzusetzen. Nach seiner humanistischen Vorbildung in Schlettstadt und anschließendem Universitätsstudium war er zunächst, wie seine datierten Vorreden bezeugen, seit dem 5. März 1505 (erste Namensnennung in Wimpfelings Schrift De integrate …) bis zum 25. Dezember 1513 (Vorrede zur Vita Alexander des Großen), von zeitweiligen Unter­brechungen abgesehen, in Straßburg als tüchtiger castigator (Korrektor), Herausgeber, Übersetzer (Bearbeiter) und Autor bei den wichtigsten Straßburger Druckern Hupfuff, Knobloch, Grüninger, Prüß, Flach d. J. und Renatus Beck tätig und publizierte auch bei ihnen. Auf Muling geht ein großes deutsches und lateinisches Werk zurück. Seine produktivste schriftstellerische Tätigkeit in Straßburg entfaltete er während der Jahre 1507 bis 1509 und nochmals von 1512 bis Ende 1513. In den Jahren 1506 (Peter Schott: Epithoma de sillabarum …) und 1510 (Ambrosius Calepinus: Dictionarium …) erscheint Adelphus’ Name nur einmal im Druck. Für die Jahre 1511 und 1517/18 fehlt jegliche Nachricht über ihn. Von großer Bedeutung wurde für Adelphus sein Anschluss von 1505–1509 an den kirchenreformerisch orientierten Straßburger Humanistenkreis um Jakob Wimpfeling, Sebastian Brant und dem Münsterprediger Geiler von Kaysersberg. Besonders Wimpfeling und Geiler wurden für den jungen Adelphus prägende Autoritäten. Er widmete ihnen gemeinsam 1507 seine Ausgabe von Ficinus’ De religione christiana. Allerdings kam es mit beiden innerhalb kurzer Zeit zu Unstimmigkeiten. 1509 gab Muling die Logica memorativa des Franziskaners und Wimpfeling Widersachers Thomas Murners heraus. Murner und Wimpfeling hatten sich ab 1502 im Zusammenhang mit der Frage, ob das Elsass historisch zu Deutschland oder zu Frankreich gehört habe, erbittert befehdet, und Wimpfeling nahm Muling die Zusammenarbeit mit Murner übel. Muling hatte das Buch mit lobenden Distichen versehen, woraufhin Murner, dem Adelphus das Buch gewidmet hatte, ihn einen vir eruditissimus, secundum

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cor nostrum nannte. Mehrere Jahre später aber kam es dann auch zu einem Zerwürfnis zwischen dem reformationsfreundlichen Adelphus und dem kirchentreuen Murner. Auch mit Geiler († 1510) kam es zu einer Entfremdung, da dieser über die angeblich von ihm stammenden Scommata (Stiche­leien), die Adelphus 1508 und nochmals 1509 in seinen Sammelband Margarita Facetiarum aufgenommen hatte, sehr verärgert war. So fühlte sich Petrus Wickram, ein Neffe Geilers, bewogen, Adelphus als einen inimicus hinzustellen. Geiler selbst habe, so seine Biographen Jakob Wimpfeling und Beatus Rhenanus, diese Affäre überaus geschmerzt. Schon sehr bald war Adelphus seinen gelehrten Zeitgenossen als eifriger Herausgeber, Übersetzer und Tagesschriftsteller bekannt. Zu seinem ausgedehnten Bekannten- und Gönnerkreis gehörten, wie man aus den zahlreichen Namen in seinen Buchwidmungen ersehen kann, geistliche und weltliche (adelige) Vertreter einer gehobenen Bildungsschicht. Adelphus hatte Bekannte in Trier, den Domkustos Christoph von Reineck, den Weihbischof Johannes Enen und den Prokurator Leonhard Nußbaum, in Mainz Dietrich Gresemund d. J. und andere, ferner in Koblenz, Freiburg, Basel und in Straßburg neben seinem Lehrer Jakob Wimpfeling, den Münsterprediger Geiler von Kaysersberg wie auch den Juristen und berühmten Autor der Satire Das Narrenschiff (1494) Sebastian Brant sowie den Bischof Wilhelm III. von Honstein. Später in Schaffhausen stand er selbst im Mittelpunkt des reformationsfreundlich gesinnten Gelehrtenkreises um Abt Michael Eggenstorfer. Im Dezember des Jahres 1513 verließ Adelphus seine Heimatstadt Straßburg und fand zunächst eine Anstellung als Stadtarzt in Überlingen am Bodensee. Dem Überlinger Rat wurde er von dem Straßburger Kanzler Sebastian Brant und den Juristen Jakob Oessler und Georg Übelin folgendermaßen empfohlen: Dr. Adelphy ist in drei Schulen approbiert und in allen anderen Künsten erfahren, geschickt und gelehrt in allen Fakultäten als wäre er zu jeder be-

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sonderlich geboren3 (Stadtarchiv Überlingen). Nach kurzem Aufenthalt in Überlingen ließ Adelphus sich aber spätestens im Mai 1514 bis August 1523 als Physicus und Stattarzet in Schaffhausen nieder und blieb dort auch weiterhin schriftstellerisch tätig.

Johannes Adelphus Muling als Stadtarzt und Literat in Schaffhausen (Mai 1514 – August 1523) In Schaffhausen entstanden drei Übersetzungen. Das früheste belegte Datum steht am Ende der Vorrede zu seiner umfangreichen Pater-noster-Übertragung, wo es am 25. Mai 1514 heißt: Datum in Schaffhausen, am heiligen Uffarttag [Christi Himmelfahrt] … Johannes Adelphus physicus, Stattartzet zů Schaffhausen. Dieses Werk hatte er dem Straßburger Bischof Wilhelm von Honstein gewidmet. Am Ende seines illustrierten Einblattdruckes Ludus novus (1516) nennt er sich Joannes Adelfus Phisicus Scaffusensis (von Schaffhausen). Ein weiterer Beleg für seinen Aufenthalt in Schaffhausen ist das Datum der Widmungsvorrede vom 4. April 1519 an den Freiburger Junker Hans von Schönau (Enchiridion-Übersetzung). Das letzte nachweisbare Werk Mulings ist seine Barbarossa-Biographie, die erste in deutscher Sprache, die er in Schaffhausen am 24. Juni 1520 dem Basler Stadtschreiber Hans Gerster zugeeignet hatte. Seine vier von Schaffhausen aus geschriebenen Briefe (28. Februar 1520, 10. August 1521, 5. August 1522 und 6. August 1523) an den St. Gallener Stadtarzt Vadian unterschrieb er mit Johannes Adelphi, medicus Scaffusensis. Zu Mulings zahlreichen Freunden in Schaffhausen zählte auch der Abt Michael Eggenstorfer4 (um 1474–1552). Er war gebürtig 3 Alexander Munck: Das Medizinalwesen der Freien Reichsstadt Überlingen am Bodensee. Überlingen 1951, S. 19. 4 Beat von Scarpatetti: Michael Eggenstorfer (* um 1475 in Konstanz, † 27. Januar 1552 in Schaffhausen). In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte, Bd. 58 (1981), S. 49–61.

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aus Konstanz. Über seine Jugendzeit, seine Schulbildung bis zum Kloster­eintritt wissen wir nichts. Eggenstorfer besuchte die Artistenfakultät der Universität Freiburg und bezeichnet sich 1494 als Artium baccalarius. Im Jahr 1496 hat Frater Michael Primiz gefeiert und 1501 wurde er als 23- bis 25-Jähriger, was nicht alltäglich, aber keineswegs unmöglich war, zum Abt des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen gewählt, dem er bis 1529 vorstand. Allerdings bleibt es bei großen Lücken und langen Schweige­ perioden im Leben des Abtes, namentlich während der Jahre 1501– 1521 und 1529 bis zu seinem Tod 1552. In der dazwischen liegenden Reformationszeit kommen Nachrichten aller Art zusammen, doch vom Abt liegt kein Wort vor. Seine Breviereinträge in dieser Zeit vermerken einzig seine Heirat und die Geburt seiner zwei Söhne. Im Jahr 1520 beginnen mit einem Brief des St. Galler Stadtarztes und Reformators Joachim Vadian an Michael Eggenstorfer die Nachrichten über die humanistischen und reformatorischen Bestrebungen in Schaffhausen. Der Benediktiner Erasmus Schmid aus Stein am Rhein sendet dem Abt einige Büchlein (libellulos), fromme und christliche, damit dieser die Bedrohung der Kirche durch die unerträglich gewordene römische Tyrannei erkenne. Er möge sie mit dem Stadtarzt Adelphi und dem Pfarrer Martin lesen. Erasmus Schmid als nachmaliger Zürcher Kirchenmann und Ludwig Oechsli, der mit Abt und Konvent Allerheiligens in Beziehung stand, gingen einen geraden Weg zur Reformation. Beim Abt Eggenstorfer finden sich von Begeisterung und Euphorie keinerlei Anzeichen, wohl aber kritische Besinnung und Sorge. Er schaffte sich 1522 einen in Basel 1521 erschienenen Druck Taulers an. Johannes Tauler, nach 1300 in Straßburg geboren und 1361 dort gestorben, wirkte als Mystiker, Prediger und Seelsorger in Köln, Straßburg und Basel. Am 9. Mai 1524 wandeln Michael Eggenstorfer und der Konvent von Allerheiligen sowie Bürgermeister und Rat der Stadt das Kloster in ein Chorherrenstift um und unterstellen es der Stadt. Der betagte Abt Eggenstorfer blieb als letzter Konventuale dem alten Glauben treu. Der Abt fand gleichwohl nie einen klaren Weg zwischen den mehr und mehr klaffenden Fronten.

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Beat von Scarpatetti schreibt: Nachdem wir den letzten Abt Allerheiligens in schwachen Umrissen als ruhigen, zurückhaltenden, doch um Wahrheit bemühten Menschen kennengelernt haben, werden wir nach Prüfung der Quellen gut daran tun, ihn von den Bürden einer Gründer- und Zentrumsfigur der Schaffhauser Anhänger von Humanismus und Reformation zu entlasten, vor allem aber vom Titel eines 〈Vorreformators Schaffhausens〉. Schriftliche Zeugnisse über Johannes Adelphus von seinen Zeitgenossen sind spärlich. Der Leipziger Professor Andreas Frank5 (Francus Camicianus aus Kamenz, † 1545) nannte am 27. September 1520 in einem Brief an den Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer6, dem guten Freund Albrecht Dürers, Adelphi einen der wenigen Ärzte in Deutschland, die von der christlichen Religion eine herrliche Gesinnung haben und die über kirchliche Missstände miteinander diskutierten (Pirckheimer-Briefe, Bd. 4, S. 281). Von Mulings Korrespondenz, die umfangreich gewesen sein muss, sind außer vierzehn lateinischen und sechs deutschen Widmungsepisteln nur vier Briefe an Joachim Vadian (Watt), Stadtarzt in Sankt Gallen, aus den Jahren 1520–1523 (Vadian-Briefe, Nr. 182, 272, 321 und 358) erhalten. Um 1520 war Adelphus Muling als Anhänger der reformatorischen Bewegung klar erkennbar und seine Briefe aus den Jahren 1521 und 1522 an Vadian lassen ihn als eifrigen Leser von Luthers und Melanchthons Schriften erkennen. Der Ravensburger Humanist und Theologe Michael Hummelberger (1487–1527)7 erwähnt Adelphus in einem an Vadian gerichteten Brief vom 12. Dezember 1522 (Vadian-Brief, Nr. 328). Das Staatsarchiv Zürich besitzt unter der Signatur: E II 343 einen Brief vom 23. Juni 1522, den der später in Wien hingerichtete Wieder5 Otto Clemen: Andreas Frank aus Kamenz. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 19 (1898), S. 95–115. 6 Willibald Pirckheimers Briefwechsel. In Verbindung mit Arnold Reimann hrsg. von Emil Reicke, 7 Bde. München 1940–2009. 7 Albert Schirrmeister: Hummelberg, Michael. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 1165–1173.

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täufer Balthasar Hubmaier aus Waldshut an Adelphus geschrieben hatte. Mit Sicherheit korrespondierte Adelphus auch mit Leo Jud (1482–1542) seinem ehemaligen Mitschüler und dem späteren Mitarbeiter Zwinglis, denn in der Biographie über seinen Vater schreibt Johannes Jud: D〈ominus〉 D〈octor〉 Joannes Adelphus, Statt-Artzet zu Schaffhausen, hat im gar vil geschriben, dan er ist syn Schullgesell gsyn zu Schlettstadt under Cratone.8 Muling hatte auch regen Austausch mit ärztlichen Kollegen und war befreundet mit dem Feldkircher (Vorarlberg) Stadtarzt Gabriel Hummelberger, den er in einem Brief an Vadian homo mihi amicissimus nennt. Der Züricher Stadtarzt Dr. Christoph Clauser († 1552), neben Conrad Gessner (1516–1565) einer der gelehrtesten Ärzte Zürichs, berichtet in seiner Practica Tütsch vff | das M.D.XLIII. Jar / …, [Zürich: Christoph Froschauer d. Ä., 1542], 4°, 4 Bl., Titelholzschnitt (Pegg: German Reformation Pamphlets in Swiss Libraries, 917; VD16 C 4051), er habe Adelphus vil Latinischer brieffen geschrieben, der im dann dozemal [1516] uff all antwurt gab. Bisher ließ sich keiner dieser Briefe ausfindig machen.

Adelphus Mulings Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian Es fällt zunächst auf, dass in den Briefen Adelphis an Vadian die medizinischen Interessen immer mehr durch die reformatorischen zurückgedrängt werden. Luthers Schriften sind das Ereignis für Adelphus Muling. Wir lernen durch ihn eine ganze Reihe von Luthers Schriften kennen, die in dem Schaffhauser Reformatorenkreis gelesen wurden.

8 Johannes Jud: Historische Beschreibung von dem Leben und Tod / … des fürtrefflichen Mans / Hrn. LEONIS JUDAE, … Von Johannes Jud / … Leonis Sohn / … aufgesetzt / Anno Domini 1574. In: Miscellanea Tigurina. III. Theil. I. Außgabe. Zürich 1724, S. 66.

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In dem Brief vom 10. August 1521 lesen wir: Was soll ich Dir [Vadian] von Luther schreiben? Er hat eben die zweite Widerlegung gegen Catharinus Italus herausgegeben … ich habe das Buch in Basel gesehen und gekauft. (Gemeint ist die Schrift: Ad librum eximii magistri nostri magistri Ambrosii Catharini / defensoris Silvestri Prieratis acerrimi responsio. Witembergae 1521.) Adelphus fährt fort: Ich habe auch die Apologie des Melanchton gelesen, eines außerordentlich gelehrten Mannes gegen die Pariser Theologaster [Contra theologastros Parisienses]. Renanus [Beatus Rhenanus] hat sie mir sehr empfohlen, indem er sagte, er scheue sich nicht, den Philippus [Melanchthon] unserem Erasmus von Rotterdam vorzuziehen. Abschließend berichtet Adelphus: Sonst habe ich nichts Neues gesehen, weder in Freiburg noch in Basel, als dass die Gelehrten fast alle Lutheraner, das heißt gute Christen sind … Von Luther habe ich noch andere Büchlein in deutscher S ­ prache gefunden, besonders Vom Buchstaben und Geist gegen Bock Empser [Hieronymus Emser] und Murner. (Auff das überchristlich, übergeystliche und überkünstlich Buch Bocks Emssers zu Leyptzk Antwort. Darinnen auch Murnarrs [Murners] seines gesellen gedocht würt). (1521). Aus Mulings Briefwechsel mit Vadian wird auch ersichtlich, dass er sich häufig auf Reisen begab und seine Beziehungen zu Freunden in Freiburg, Basel und Straßburg aufrechterhielt. In seinem Brief vom 5. August 1522 steht: Ich habe heute Lutherum in evangelia et epistolas gesehen, ein ausgezeichnetes Werk, in Basel gedruckt, gemeint ist die Adventspostille, die 1522 bei Adam Petri in Basel erschien. Eindrücklich blieb Muling besonders der Schluss, wo Luther sagt, er habe in dem Buch alles geschrieben, was dem Christenmenschen Not sei zur Seligkeit. Cura ut habeas! mahnt Adelphus Vadian. Est lingua Germanica scriptum, sicut et multa alia eiusdem, mihi auro et gemmis chariora. (Es ist in deutscher Sprache geschrieben, wie auch vieles andere von Luther, und mir wertvoller als Gold und Edelsteine.) Am Ende des Briefes teilt Adelphus seinem St. Galler Freund noch mit, dass er ihm tractatulum unum Lutheri de vitandis humanis traditionibus [Von Menschenlehren zu meiden], bei Adam Petri in Basel gedruckt, zuschicke.

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Die vier auf Latein verfassten Briefe des Adelphus an den ihm persönlich bekannten Sankt Galler Stadtarzt Joachim Vadian sind nicht nur seine letzten Lebenszeugnisse, sondern sie dokumentieren auch eindeutig, wie aus dem einstigen Reliquienverehrer (1512/13) ein begeisterter Anhänger und eifriger Förderer der Lehre des ungefähr gleichaltrigen Luthers geworden ist. Der Feststellung des Literaturhistorikers Josef Nadler: An keinem werden die Beziehungen zwischen Spätmystik und Humanismus klarer als an dem Straßburger Adelphus Muling, müsste man noch das Wort ,Reformation‘ hinzufügen. Wenn die weniger bekannten Luther-Schriften von dem Schaffhauser Reformatorenkreis gekauft und gelesen wurden, darf man wohl annehmen, dass den Männern um Abt Michael Eggenstorfer Luthers Hauptschriften aus dem Jahr 1520 auch vertraut waren. Sicher ist Luthers Neues Testament, das im September 1522 erstmalig mit Vorrede erschien, eifrig gelesen worden und hat stark auf den Gelehrtenkreis um Michael Eggenstorfer gewirkt. Adelphus hatte sich Luthers Neues Testament, sobald es erschienen war, von dem Konstanzer Kaufmann Heinrich Mettelin gekauft. In seinem Brief vom 6. August 1523 bittet er Vadian, den Kaufpreis für Galens de sanitate, den Vadian seinem Schaffhauser Kollegen schuldet, an Mettelin zu schicken, dem Adelphus bibliam unam parvam noch nicht bezahlt hat, so dass beider Schulden gleichzeitig beglichen werden. Da Adelphus das Buch Biblia als parva bezeichnet, kann es sich nicht um eine der Folioausgaben von 1522 oder 1523 handeln, sondern wohl um die im März 1523 in Basel bei Adam Petri erschienene Oktav-Ausgabe. Die Schaffhauser Reformationsfreunde um den Abt Michael Eggenstorfer erhalten auch Besuch von Vadian. Die Freude über diesen Besuch klingt nach in dem letzten uns erhaltenen Brief Adelphis an den St. Galler Reformator vom 6. August 1523. Am Ende dieses Briefes schreibt Adelphus: Salutant te pii omnes: dominus Abbas

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Federzeichnung des Thomas Schmid aus Stein am Rhein. Der Schaffhauser Gelehrtenkreis um Abt Michael Eggenstorfer begrüßt den Besucher Vadian. Quelle: Jakob Wipf: Reformationsgeschichte der Stadt und ­ Landschaft Schaffhausen. Zürich 1929.

[Michael Eggenstorfer], dominus Sebastianus9 [Hofmeister] atque Bovillus10 [Ludwig Oechsli].

9 Sebastian Hofmeiser (* um 1494 in Schaffhausen, † 9. Juni 1533 in Zofingen), Theologe und Reformator. Vgl. Martin Haas: Sebastian Hofmeister. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte, Bd. 58 (1981), S. 81–88. 10 Ludwig Oechsli, latinisiert Bovillus († 1563). Er war ein Freund der Reformation in Schaffhausen und korrespondierte mit Vadian. Im Jahr 1522 war er Leiter der Lateinschule in Schaffhausen.

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Unter den Reformationsanhängern in Schaffhausen und Luther bestanden auch persönliche Beziehungen. Abt Michael Eggenstorfer ließ einen seiner Mitbrüder, Matthäus Peyer im Hof in Wittenberg bei Luther und Melanchthon studieren. Die Kollektaneen aus Melanchthons Vorlesungen zu den Korintherbriefen, die er mitbrachte, wurden von den Gelehrten um Abt Michael eifrig gelesen. Ein anderer junger Schaffhauser, Ludwig Oechslin [Bovillus], der am 6. August 1523 als Mitglied des Gelehrtenkreises in der Abtsstube von Aller­ heiligen erscheint, wurde am 12. November 1520 an der Universität Wittenberg immatrikuliert und hat als Schüler Luthers am 10. Dezember 1520 der Verbrennung der Bannbulle beigewohnt. In den Schaffhauser Steuerbüchern von 1515–1522 findet sich der Name Adelphi nicht. Wahrscheinlich war er steuerfrei. Dagegen erscheint er im Ausgabenbuch der Stadt Schaffhausen von 1517/18 und 1523/24. Danach erhält doctor Johann Adolff, Artzet, jährlich 20 Gulden Wartegeld: 10 Gulden nahm er sabbato post Uolrici [11. Juli] 1523, item 2 guldin antal, als er hinweg wolt, sabbato post Jacobi [1. August] 1523. (Stadtarchiv Schaffhausen, AII, Bd. 5, 187). Sein Nachfolger wurde vor Jahresende Dr. Thomas Decker. In einem der hinterlassenen Briefe vom 30. Oktober an den Antisten Johann Konrad Ulmer (1519–1600), damals Pfarrer in Lohr am Main, wird der Schaffhauser Stadtarzt Adelphus im Jahre 1555 als nicht mehr lebend erwähnt. Ein Christoph Flöhel aus Schönrain (Unterfranken) schrieb 1555 an den Dekan Johann Konrad Ulmer: Unser beider herrn D. Adelphi seligen gedechtnus thut M〈agister〉 Hartmann in einer schriftenn ann mich beweglich gedenckenn.11 Johannes Adelphus gehörte ohne Zweifel zu den interessantesten Gestalten des oberrheinischen Humanismus und zu einer damals großen Gruppe von Ärzten, die auch literarisch umfassend gebildet waren und diese humanistische Bildung auch weiterzugeben verstanden. Zu einer solchen Leistung befähigten Muling, den Schüler 11 Ulmeriana, Bd. VII, Nr. 85. (Stadtbibliothek Schaffhausen). In: Robert Harder: Schaffhauser Schrifttum und Buchdruck im 16. Jahrhundert. 1925, S. 67, Anm. 4.

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Wimpfelings und Studiengenossen des Beatus Rhenanus, einerseits seine medizinischen, andererseits jene literarischen Kenntnisse, die er sich im Umgang mit dem Straßburger Humanistenkreis erworben hatte. Aber sein Interesse umspannte ebenso Fragen des Glaubens und der Religion. Muling schrieb lateinisch, meistens aber bewusst und engagiert in deutscher Sprache, somit überwiegt bei ihm der deutsche Anteil bei weitem. Fast alle seine deutschen Arbeiten sind Übersetzungen oder Bearbeitungen lateinischer Quellen. Zu ihnen gehören antike, medizinische, religiöse und historische Werke. Der Anteil eigener Schriften ist vergleichsweise gering. Vielmehr hat Muling stets die Vermittlung wichtiger Leistungen anderer und die Erschließung von Wissen für möglichst viele und gerade für die des Lateins Unkundigen als seine Aufgabe betrachtet. Über die weiteren Lebensschicksale von Adelphus ist uns nach seinem letzten Brief an Vadian, datiert vom 6. August 1523, nichts bekannt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er bald nach Absendung dieses Schreibens Schaffhausen verlassen, und es ist durchaus möglich, dass er nach Straßburg zurückgekehrt ist, denn in jenem Brief steht der von der Forschung bisher nicht beachtete, aber bedeutende Hinweis: Sed quia raro ad te nuntium habere possum et ipse ego iam pergo ad reverendum episcopum Argentinensem, assumptus in suum utcumque physicum. Bischof von Straßburg war damals Wilhelm III. von Honstein (1506–1541). Er versuchte die Kirche zu reformieren, konnte aber die Durchsetzung der Reformation insbesondere in der Reichsstadt Straßburg nicht verhindern. Honstein war ein Förderer der Musik, Kunst und Literatur. Er besaß eine umfangreiche Bibliothek und erwarb u. a. die Büchersammlung des Humanisten Jakob Spiegel. Adelphus, der den Bischof persönlich kannte, hatte sich ihm bereits 1507 in seiner Arator-Ausgabe empfohlen und im Jahr 1515 widmete er dem Bischof seine Pater-noster-Übersetzung, die auf einem Predigtzyklus Geilers von Kaysersberg beruht. Vielleicht ­wurde Adelphus nach seinem Fortgang aus Schaffhausen im ­August 1523 ­Honsteins Leibarzt, was aus der zitierten Briefstelle nicht auszuschließen ist. Eine Antwort darauf wird es leider nicht g­ eben,

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denn während der Französischen Revolution wurde ab 1789 der ­Bischofssitz in Saverne (Zabern), wo Honstein während der Sommermonate residierte, zerstört. Archivalische Nachrichten aus dem bischöflichen Hausarchiv sind aufgrund freundlicher Auskünfte verschiedener Straßburger Archive nicht mehr erhalten. Wilhelm von Honstein starb am 29. Juni 1541 in Saverne. Sein Grabstein befindet sich in der dortigen Pfarrkirche Notre-Dame-­dela-Nativité. Auf Grund der spärlichen biographischen Quellen weiß man nicht einmal, wann und wo Adelphus gestorben ist, und somit wird sich auch der Wunsch des Germanisten Wolfgang Stammler12 nach einer Monographie über diesen vielseitigen Humanisten und gewandten Übersetzer nur schwerlich erfüllen lassen.

Zeittafel Johannes Adelphus Muling, * um 1482–1485 in Straßburg, † vor 1555. Geburts- und Todesjahr sind unbekannt. Es existiert auch kein Bildnis von ihm. um 1495–1500 Besuch der Lateinschule in Schlettstadt unter den Leitern Kraft (Craton) Hofmann und Hieronymus Gebwiler. Danach Studium in Basel, Heidelberg und Trier. Straßburg, 5. März 1505 Erste namentliche Erwähnung in Jakob Wimpfelings Schrift De Integrate. Straßburg, 1. April 1505 Mulings (Teil-)Übersetzung von Marsilio Ficinos De vita, Buch des Lebens. Straßburg, 1505–1509 Als castigator (Korrektor), Herausgeber und Autor bei den Straßburger Druckern

12 Wolfgang Stammler: Von der Mystik zum Barock. 1400–1600. 2. durchges. und erw. Aufl. Stuttgart 1950, Anmerkungen S. 539, 66.

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Johannes Knobloch, Matthias Hupfuff, ­Johannes Prüß, Martin Flach d. J. und besonders Johannes Grüninger beschäftigt. Straßburg und Trier, Lateinische und deutsche Widmungs1507–1508, briefe Mulings. 1512–1513 Für die Jahre 1510 und 1511 liegen keine Nachrichten über Johannes Adelphus vor. Trier, 31. März 1512  Adelphus Muling besucht die Ausstellung des Heiligen Rockes in Trier und schreibt Berichte darüber. Straßburg, 1512 Adelphus Muling bezeichnet sich als medicinarum licentiatus. Straßburg, 1513, 1514 Adelphus Muling nennt sich jetzt in seinen Vorreden physicus. Überlingen, 1513 Kurze Zeit als Stadtarzt in Überlingen am Bodensee tätig. Von dort Anfang des Jahres 1514 Übersiedlung nach Schaffhausen. Schaffhausen, Datum der Widmungsvorrede in Mulings 25. Mai 1514  Übersetzung von Geiler von Kaysersbergs Pater noster an den Straßburger Bischof Wilhelm von Honstein. Schaffhausen, 1516 Illustrierter Einblattdruck Ludus novus von Joannes Adelfus Phisicus Scaffusen­ sis. Schaffhausen, Datum der Widmungsvorrede in Mulings 4. April 1519  Übersetzung von Erasmus von Rotterdams Enchiridion militis christiani an den Junker Hans von Schönau in Freiburg. Schaffhausen, Datum der Widmungsvorrede in Mulings 27. Dezember 1519 Barbarossa an den Basler Stadtschreiber Hans Gerster.

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Schaffhausen, 29. Februar 1520 Schaffhausen, 10. August 1521 Schaffhausen, 5. August 1522 Schaffhausen, 6. August 1523

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Brief an Dr. Joachim Vadian, Stadtarzt in St. Gallen Brief an Dr. Joachim Vadian, Stadtarzt in St. Gallen Brief an Dr. Joachim Vadian, Stadtarzt in St. Gallen Brief an Dr. Joachim Vadian, Stadtarzt in St. Gallen

Johannes Adelphus Muling verließ im August 1523 Schaffhausen und kehrte wahrscheinlich nach Straßburg zurück. Weitere Lebenszeugnisse über ihn sind nicht bekannt.

Johannes Adelphus Muling als Herausgeber Muling war von 1505 bis 1513 mit Unterbrechungen als Herausgeber und castigator für verschiedene Straßburger Offizinen tätig, und bei Matthias Hupfuff erschienen 1505 mit Beroaldos Oratio proverbiorum und Wimpfelings De arte metrificandi zwei der frühesten von ihm herausgegebenen Werke. Wenig später steuerte Adelphus zu ­Michael Keinspecks Lilium musicae planae von 1506, Peter Schotts im gleichen Jahr erschienenem Traktat De mensuris syllabarum und zu Johannes Ecks Bursa pavonis von 1507 einige Distichen bei. Vieles spricht dafür, dass er für diese Schriften auch als Heraus­geber tätig war. Die hier angeführten Publikationen zeigen, dass sich Hupfuffs Zusammenarbeit mit Adelphus in der Frühzeit der Offizin – ähnlich wie bei der Kooperation mit Wimpfeling – vor allem im Bereich der Schulliteratur niederschlug. Es ist anzunehmen, dass Adelphus auch beratend bei der Textauswahl Hupfuffs und am Ausbau seines Druckprogramms mitwirkte, doch kann diese These anhand der Quellen nicht weiter belegt werden. Adelphus war im April 1508, er war vielleicht 23 Jahre alt, als castigator in Grüningers Druckerei eingetreten. In zahlreichen Werken seiner Offizin erscheint der Name Johannes Grüninger in Be-

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gleitung eines weiteren Personennamens nach dem Muster Ioannes Gruninger imprimebat, Adelpho castigatore … Bei diesem Begleiter handelt es sich um Johannes Adelphus, für den der Drucker Johannes Grüninger von 1508 bis 1509 sein Hauptarbeitgeber gewesen war. Was er allein 1508 an Frühdrucken ,ausgehen‘ ließ, ist ein die stupende Vielfalt seiner literarischen Interessen und Tätigkeiten lange nicht erschöpfender, aber durchaus kennzeichnender Ausschnitt seines etwa 50 Titel umfassenden Werkverzeichnisses (vgl. Gotzkowsky, Werkbibliographie in DDL (1985), S. 198–210). Herausgegeben, das heißt redigiert, mit einer Widmungsvor­ rede, begleitenden Empfehlungen oder Versen versehen, hat der ­äußerst belesene Literat und Publizist Muling allein für das Jahr 1508 eine Ausgabe Gregors von Nazianz, Plautus’ Komödien, den Argentinensium Episcoporum Cathalogus Wimpfelings sowie Ulrich ­Zasius’ Questiones de Iudeorum Baptisandis. Herausgegeben und um selbst verfasste oder übersetzte Texte bereichert hat er außerdem 1508 die Margarita facetiarum mit 81 Facetiae Adelphinae und ­Matthias Ringmanns Caesar-Übersetzung mit eigener Verdeutschung der Caesar-Vita Suetons. Übersetzt hat er im selben Jahr neben den Esopus-Additiones Sebastian Brants auch Albertus Magnus’ Liber aggregationis. Mit vil nüwem zůsatze. Außerdem korrigierte er 1508 die zweite Auflage der Erstausgabe (1505) seiner Übersetzung von Marsilio Ficinos De vita libri tres. Ediert, übersetzt und kommentiert hat Muling 1508 oder 1509 schließlich auch die Bucolica Vergils. Aus Adelphus’ Schaffensjahren (belegter Zeitraum durch Druckdaten: 5. März 1505 bis 25. Dezember 1513) als castigator in Straßburg sind wenigstens 31 Drucke, davon sechs in deutscher Sprache überliefert, die er herausgab, redigierte oder mit Widmungsvorreden, Empfehlungen, Distichen oder Gedichten versah. Die Titel der von ihm edierten Werke verraten viel über seine geistige Welt: Adelphus’ Veröffentlichungen antiker, mittelalterlicher sowie zeitgenössischer deutscher und italienischer Autoren umfassen die verschiedensten Wissensgebiete. Zu Beginn seiner vielseitigen Herausgebertätigkeit im Zeitraum von 1505 bis 1507 sind es vornehmlich Schriften theo-

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logischen, philosophischen, pädagogischen und philologischen Inhalts, die er auswählte. Seit 1508 folgten dann auch Werke aus der antiken, mittelalterlichen und deutschen Literatur, der Rechtswissenschaft, der Geographie (Kartographie) und der Medizin. Während der Jahre 1507–1509 waren Mulings Mitschüler Matthias Ringmann (Philesius Vogesigena) und Gervasius Sopher aus Breisach (* um 1490, † 1556 in Straßburg) mit ihm als Korrektoren in der Straßburger Offizin des Johannes Grüninger beschäftigt (vgl. Werkverzeichnis). Ringmann starb bereits 1511 im Alter von 29 Jahren, Sopher, ein Schüler Wimpfelings, gründete später eine Lateinschule in Offenburg, lehrte an der Universität Freiburg und war seit 1523 als Jurist in Straßburg tätig. Zu den von Adelphus edierten Werken italienischer Humanisten gehören: Philippo Beroaldo: Oratio proverbium (1505), Enea ­Silvius: De pravis mulieribus (1507) und Pico della Mirandola: Liber de providentia (1509). Von Marsilio Ficino, offenbar ein Lieblingsautor des Adelphus, gab er heraus: De religione christiana (1507) und De sole et lumine opusculum (in: Margarita Facetiarum, 1508). Die Orationes contra poetas, eine Schrift des Hermolaus Barbarus gegen die heidnischen lasziven Poeten, nahm Adelphus ebenfalls 1508 und 1509 in seinen Sammelband Margarita Facetiarum auf. Auch Werke von Kirchenlehrern gab Adelphus im Jahr 1507 heraus: Alcimus Avitus: Poetae christianissimi libri VI …, Arator: ­Poeta in Actus Apostolarum, eine allegorisch-mystisch kommentierte Bearbeitung der Apostelgeschichte und schließlich Gregor von Na­ zianz: Libelli X. Von seinen Ausgaben lateinischer Arbeiten der zeitgenössischen deutschen Schriftsteller sind hervorzuheben drei Werke Jakob Wimpfelings, nämlich dessen Schrift De integritate (1505), ein Lehrbuch über Metrik De arte metrificandi (1505) und eine Geschichte des Bistums Straßburg und seiner Bischöfe Catalogus Episcoporum (1508). Die sicherlich nicht von Geiler von Kaysersberg stammenden Scommata nahm Adelphus 1508 und nochmals 1509 in sein Sammelwerk Margarita Facetiarum auf. Die von ihm besorgte Ausgabe der noch im scholastischen Geist verfassten Schrift Quaestiones

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de parvulis Judaeorum baptizandis (1508) des Freiburger Rechtsgelehrten Ulrich Zasius befasst sich mit der Frage der Judentaufe. Im Jahre 1509 edierte er die Opuscula nova Heinrich Bebels und Thomas Murners Logica memorativa, ein Werk, das methodisch versucht, Logik durch ein Kartenspiel zu lehren. 1512 gab Adelphus die wiederholt gedruckten Grammaticae institutiones des Johannes Brassicanus neu heraus. Zum Gebiet der Geographie (Kartographie) gehören gleich vier Schriften, die Adelphus 1509 veröffentlichte: Martin Waldseemüllers Cosmographiae introductio, ferner Diß büchlin saget, eine deutsche Übertragung von Vespuccis Bericht über die Entdeckung Amerikas, und die vierte Auflage des Globus mundi (Verfasser unbekannt) mit der entsprechenden deutschen Übersetzung Der Weltkugel beschrybung, die zugleich die erste in deutscher Sprache abgefasste Beschreibung der Welt in Buchform darstellt. Aus der antiken Literatur sind es zwei Werke, die er veröffentlichte: Die heute höchst seltene illustrierte Edition (Adelphus’ Vor­ rede: Straßburg, 1. April 1508) der 20 Komödien des Plautus, die ­erste Ausgabe überhaupt, die nördlich der Alpen veranstaltet wurde. Die Vorrede des Adelphus bildet eine vollständige Abhandlung über Rhetorik und Poetik und enthält Bemerkungen über die Komödie, ihren Ursprung und Versmaße. Der Herausgeber beweist hier, wie gut er mit literarischen Stoffen vertraut war. Das lateinische Alexanderepos, die Lebensgeschichte Alexander des Großen, des Gualterus ab Insulis (Walther von Châtillon) gab er 1513 heraus. Aus der deutschen Literatur ist es nur ein Werk, dessen Erstdruck er besorgte: das allegorische Versepos Die Mörin (1512) von Hermann von Sachsenheim. Auffallend ist die Tatsache, dass Adelphus nur zwei medizinische Werke herausgab. Im Jahr 1513, also bald nach dem Abschluss seines Medizinstudiums, edierte er den anatomischen Traktat De omnibus … humani … Anathomia des italienischen Arztes Mondino (Mundinus) dei Luzzi. Dieses Werk war bis in das 16. Jahrhundert hinein das maßgebende Lehrbuch für die medizinische Welt. Es folgte dann im gleichen Jahr die Erstausgabe von Der Swangern Frauwen vnd hebammen Rosegarten, ein

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Handbuch zur Geburtenhilfe, das der Arzt Eucharius Rösslin (d. Ä.) verfasst hatte. Als letztes Werk gab er 1514 die Passion in Form eines Gerichtshandels heraus. Der Autor war der Freiburger Jurist Jacob Mennel (Manlius). Von 1516 bis 1523 wurde diese Schrift mehrere Male nachgedruckt und fälschlicherweise (wohl aus Verkaufsgründen) Geiler von Kaysersberg zugeschrieben. Zu den wichtigsten deutschen Autoren der Zeit, deren lateinische Werke er herausgab, gehören Wimpfeling, Bebel, Eck, Zasius, Brassicanus, Murner, Waldseemüller, Henrichmann, Jakob Mennel, Eucharius Rösslin und andere. Wachsende Aufmerksamkeit findet Adelphus Muling in der Humanismusforschung, die seine besondere Rolle in der elsässischen Gelehrtenszene um 1500 erkennbar werden lässt. Eine fast enzyklopädisch wirkende Breite seiner literarischen Interessen dokumentiert die von mir für Adelphus Muling zusammengestellte Publikationsliste, in der er als Autor, Herausgeber und vor allem als Übersetzer ausgewiesen wird (vgl. Werkverzeichnis). Über die von ihm bearbeiteten Werke ergeben sich direkte Beziehungen zu der gesamten Straßburger intellektuellen Elite der damaligen Zeit: Geiler, Brant und Wimpfeling, die Muling persönlich kannte und verehrte. Im Barbarossa-Kapitel 100 zählte er noch 1520 Sebastian Brant zu seinen besonderen Gönnern.

Johannes Adelphus Muling als Übersetzer Neben seinen editorischen Arbeiten und eigenen Schriften entfaltete Adelphus eine rege Übersetzertätigkeit. Er zählt zu den vielseitigsten und produktivsten deutschsprachigen Übersetzern der beiden ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts. Bei seinen Verdeutschungen aus dem Latein handelt es sich jeweils um Erstübertragungen (Bearbeitungen) naturwissenschaftlicher, medizinischer, historischer, pädagogischer, geistlicher und antiker Texte. Insgesamt sind es 13 Übersetzungen, die von ihm überliefert sind (vgl. Gotzkowsky,

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DDL (1985), S. 201–206.) Sein Erstlingswerk Das Buch des Lebens (Vorrede: meinn erste frucht so von mir ausgadt), dass er dem Straßburger Domherrn (Kanonikus) Heinrich Graf zu Werdenberg widmete, erschien am 1. April des Jahres 1505. Eine zweite, von Adelphus überarbeitete Neuauflage erschien 1508. Die Übersetzung beruht auf dem lateinischen Original De Vita libri tres (Florenz 1489) des italienischen Philosophen und Neuplatonikers Marsilio Ficino. Adelphus übertrug aber nur die beiden ersten Bücher (De vita sana und De vita longa). Das dritte Buch (De vita coelitus comparanda) mit seinen religiös-philosophischen Abschnitten ließ er aus (Vor­ rede: Unnd das dritte bůch / sagt von dem leben von himmel herab / als von himelischen dingen zů uberkommen das gar hoch zu verston ist / deßhalb hie ußgelon und sunst besunder gedrucket). Adelphus scheint das Versäumte später nicht nachgeholt zu haben, da die späteren Drucke auch nur die beiden ersten Bücher enthalten. Das Buch des Lebens erschien zuerst unter dem Gesamttitel Medicinarius und wurde später den Ausgaben des Kleinen Destillierbuchs von Hieronymus Brunschwig beigefügt. Diese Schrift Ficinos fand in keinem Land so viel Anerkennung und solche Verbreitung wie in Deutschland, und durch die bis heute kaum beachtete Übersetzung des Adelphus wurde sie weiteren Kreisen in Deutschland zugänglich gemacht. Dass Adelphus damit einem gewissen Bedürfnis entgegenkam, dürfen wir aus der Tatsache schließen, dass von dieser ersten und bis heute einzigen deutschen Übersetzung von 1505 bis 1537 sieben Straßburger Drucke nachweisbar sind. Ein solches Werk konnte verständlicherweise auf eine ungewöhnlich starke und anhaltende Nachfrage rechnen, zumal die beiden ersten Bücher fast rein medizinisch sind und speziell im zweiten Buch die Wege zur Verlängerung des Lebens behandelt werden. Das medizinisch-philosophische Buch versucht, die Einheit von Theologie und Naturphilosophie zu beweisen. Es enthält Ficinos Lehre von der Melancholie als Krankheit und stellt zugleich eine Diätetik für den zur Melancholie prädestinierten saturnischen, d. h. geistig hochbegabten und schöpferischen Menschen dar. Durch diese Übersetzung ist die florentinisch-neuplatonische Melancholie- und Saturnauffassung, wie

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sie in Dürers Stich Melencholia I bildlich so tiefsinnig gestaltet ist, auch in Deutschland bekannt geworden. Am Ende der Erstausgabe (1505) steht ein von Adelphus verfasstes Register der appoteck, das sowohl für die Geschichte der Pharmazie und der Botanik als auch für die deutsche Lexikographie wertvolle Beiträge liefert. Zwei weitere Übersetzungen, die dem Gebiet der Naturwissenschaften angehören, sind Albertus Magnus’ Von den tugenden (1508) und die Übertragung des Hortus Sanitatis (Gart der gesundheit) aus dem Jahr 1509 (Adelphus’ Vorrede zur Passion-Übersetzung: Zů dem andern ein bůch heisset Ortus sanitatis … Zů dem sibenden Albertum magnum von den tugenden). Aus dem Jahre 1508 stammt seine Übersetzung der bereits 1501 gedruckten lateinischen Fabelsammlung Sebastian Brants (s. Vorrede zur Passion-Übersetzung: Zů dem dritten Doctor Brandes fabelbůch zu dem Esopo). Die von Adelphus verdeutschten Fabeln und Exempla bilden den zweiten Teil der 1508 bei Johannes Prüß erschienenen Ausgabe des Steinhöwelschen Aesop. Diese kombinierte Fabelsammlung hatte eine weitreichende Nachfolge; die Neuauf­ lagen sind bis in das frühe 17. Jahrhundert nachweisbar. In der Widmungsvorrede zu Doctor Keiserspegrs [!] Passion des Heren Jesu, die er am 29. September 1513 an den Trierer Domkustos Christoph von Reineck richtete, kommt Johannes Adelphus auf seine bis dahin wichtigsten Leistungen als Übersetzer zu sprechen. Unter den neun Titeln, die er anführt, steht als fünfter: Bucolica Virgilii mit der Gloß teutsch. Diese heute äußerst seltene, erste gedruckte deutsche Bucolica-Übersetzung blieb in der deutschen Literaturgeschichte und in der Humanismusforschung nahezu unbekannt. Dem Druck, entstanden 1508/09, fehlt das Impressum, doch ­Drucker und Druckort sind schnell erkannt, denn der Titelholzschnitt ist genau der gleiche, den Johannes Grüninger 1502 für die von Sebastian Brant betreute große Vergil-Ausgabe verwendete. Ebenso sind die zehn weiteren, je einer der Eklogen zugeordneten Holzschnitte aus der lateinischen Vergil-Ausgabe von 1502 wiederholt. Adelphus wählte als Übersetzungsvorlagen anscheinend nur zweimal einen aniken Autor. Um 1508/09 erschien die von ihm

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übersetzte und kommentierte erste gedruckte deutsche Bucolica-­ Übertragung Vergils. Der von ihm besorgten zweiten Auflage der Caesar-­Übersetzung (1508) Matthias Ringmanns steuerte er eine eigene Übersetzung von Suetons Caesar-Vita bei. Die Übersetzung verstand er als Beitrag einer patriotischen Kaiserverehrung, wie er sie noch später in seiner Barbarossa-Biographie ausdrückte. Während seines Schaffhauser Aufenthalts verdeutschte Adelphus noch zwei lateinische Predigtzyklen Geiler von Kaysersbergs. Im Jahr 1513 erschien Doctor Keiserspegrs [!] Passion Des Heren Jesu und 1515 folgte die umfangreiche Übersetzung Doctor Keiserspergs pater noster. Ein besonderes Verdienst erwarb sich Adelphus durch die Übertragung des Enchiridion militis christiani des Erasmus von Rotterdam. Die Übersetzung hatte Muling auf Wunsch seines ehemaligen Mitschülers Beatus Rhenanus ausgeführt. Der Basler Drucker Adam Petri von Langendorff ließ das Buch 1520 mit dem deutschen Titel Enchiridion oder handbüchlin eines Christenlichen und Ritter­ lichen Lebens im Druck erscheinen. Die deutsche Enchiridion-Ausgabe ist somit die einzige nachweisbare Übersetzung des Adelphus, die nicht aus einer Straßburger Druckerei stammt. Das Begleitschreiben vom 4. April 1519 eignete er dem Freiburger Humanisten und Reformfreund Hans von Schönau zu. In diesem Brief spricht Adelphus begeistert von dem Evangelium Christi und den Episteln Pauli, die aller Welt bekannt gemacht werden sollten. Doch schon bald darauf wandte Adelphus sich den Lehren Luthers zu, zur Zeit, als der Bruch zwischen Luther und Erasmus offenkundig wurde. Adelphus’ Stellungnahme für Luther zeigt sich deutlich in seiner Korrespondenz mit dem Sankt Galler Arzt Vadian. Adelphus’ Vorliebe für die Geschichtsschreibung beweisen außer seiner Barbarossa-Biographie zwei weitere Übersetzungen, die der Türkenliteratur zuzuordnen sind. Es sind diese die Historia von Rhodis (1513) und die als Fortsetzung dazu verstandene Türckisch Chronica (1513, 2. Aufl. 1516), die er dem Luzerner Chronisten Petermann Etterlin gewidmet hatte. Die Historia von Rhodis widmete Adelphus dem elsässischen Ritter Maximin Schmaßmann, der 1483/84 eine

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Pilgerfahrt ins Heilige Land unternommen hatte. Der deutsche Text beruht auf dem lateinischen Original Obsidionis Rhodiae urbis descriptio (Ulm: Johann Reger, 1496) des Vizekanzlers der Johanniter auf Rhodos, Guillaume Caoursin († 1501). Die Bearbeitung Adelphus’ enthält die ganze Beschreibung der Türkenbelagerung (1480) von Rhodos, aber nicht die Statuten (Stabilimenta Rhodiorum militum) der Ordensritter. Die Türckisch Chronica erlebte zwei Auflagen zu Lebzeiten des Adelphus. Die Bearbeitung hat den Charakter einer Kompilation und enthält Abschnitte aus der Geschicht von der Turkey (Memmingen 1496) des Jörg von Nürnberg und Auszüge aus Werken von Enea Silvio Piccolomini, Anton Sabellicus, Hartmann Schedel, Sebastian Brant, Guillaume Caoursin und Nicolaus Sagundinus (Saguntinus): De origine et rebus gestis Turcarum. Es folgen ein Kapitel von dem Rhodesierritter Antonius Charon und Berichte über die Einnahme von Konstantinopel (1453). An diese Berichte schließt sich die Ordnung zu Ofen an. Aus seiner Schaffhauser Zeit als Stadtarzt (1514–1523) sind vier Verdeutschungen von ihm überliefert. Zunächst übertrug er zwei Predigtzyklen des Straßburger Münsterpredigers Geiler von Kaysers­ berg. Im Jahre 1513 erschien die deutsche Bearbeitung Doctor Keiserspergs Passion des Heren Jesu und im folgenden Jahr die umfangreiche Übersetzung mit dem Titel Doctor Keiserspergs pater noster. Beide Schriften wurden in Straßburg gedruckt. Die Barbarossa-Biographie, offenbar sein letztes gedrucktes Werk, stellte er in Schaffhausen zusammen. Der illustrierte Folioband erschien erstmals am 28. August 1520 in Straßburg und war die am weitesten verbreitete Quelle in deutscher Sprache zur Geschichte Kaiser Friedrichs I. im 16. und 17. Jahrhundert; sie erlebte bis 1629 acht Auflagen. Die Widmungsvorrede ist an den Baseler Stadtschreiber Hans Gerster († 1531) gerichtet. Das aus lateinischen Quellen, mittelalterlichen wie zeitgenössischen, kompilierte Buch wurde von Adelphus selbst als Übersetzung verstanden. Die Stoffwahl, nämlich eine Biographie und Charakterisierung eines großen deutschen Kaisers in Form eines zum ersten Mal in deutscher Sprache geschriebenen Buches zu veröffentlichen, ent-

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spricht dem neuen humanistischen Interesse an der Geschichte der eigenen Nation, welches auch die Zeitgenossen des Adelphus teilten. Celtis, Wimpfeling und Brant sind seine unmittelbaren Vorbilder. Zu den glaubwirdigen geschrifften und hystorien der alten chronicken, die Adelphus als Vorlagen dienten, gehören neben Werken seiner Zeitgenossen wie Sebastian Brants De origine et conversatione bonorum regum … laude civitatis Hierosolymae, ein Werk, das Adelphus ebenfalls zu verdeutschen gedachte, auch eine lateinische Lebensbeschreibung Barbarossas von Johannes Eck, die auf dem 1507 von Peutinger entdeckten Ligurinus beruhte. ­Diese Schrift regte ihn nach eigenem Bekunden zu seiner Übersetzung an, für die er dann zusätzlich die gerade im Druck erschienenen Chroniken von Burchard von Ursperg (1515) und Johannes Nauclerus (1516) auswertete. Schon Nauclerus hatte sich besonders auf Burchard und auf Otto von Freising gestützt, wo sie Augenzeugen waren, und Aktenstücke im Wortlaut eingefügt. Adelphus versucht dies auch, hatte aber einen Druck von Ottos Werken (1515) nicht erreichen können. Wo sich Eck und Nauclerus widersprechen, nennt er beider Versionen, scheint jedoch zu Nauclerus das größere Zutrauen zu haben und wendet dessen kritisches Verfahren nicht gegen ihn selbst. Durch die bearbeitende Übersetzung der Vorlage Ecks lässt sich Adelphus zu eigenständiger historiographischer Tätigkeit führen, die nicht zuletzt durch den Patriotismus des südwestdeutschen Humanismus motiviert ist. Fast unverändert hat Adelphus auch das 1519 erstmals (in Augsburg und Landshut) gedruckte Volksbuch vom Kaiser Friedrich Rotbart, soweit es vom Leben des Kaisers handelt, aufgenommen. Johannes Adelphus Muling war einer der bedeutendsten Übersetzer in den beiden ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Er hat ein Œuvre von beträchtlichem Umfang seiner Wissensgebiete hinterlassen: Medizin, Geschichte, Predigt und christliche Lebenslehre, antike Dichtung, Liturgie, Zeitpolitisches sowie die Literaturgattungen Fazetie und Fabel. Insgesamt liegen zehn Übersetzungen von ihm in Buchform vor. Nicht trennbar von seiner Tätigkeit als Literat und Übersetzer, aber auch als ange-

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hender Arzt ist in seiner Straßburger Zeit die des Herausgebers. Sie glänzt durch eine Anzahl von Erstausgaben.

Johannes Adelphus Mulings eigene Schriften Die Zahl der eigenen Schriften, die Adelphus in lateinischer und deutscher Sprache veröffentlichte, ist nicht sehr hoch. Sie behandeln politische, zeitkritische und religiöse Themen. Zu Beginn des Jahres 1508, ein Jahr vor dem Erscheinen des dritten Bandes der Bebelschen Facetien, ließ er am Schluss seines Sammelbandes Margarita Facetiarum die von ihm verfassten Facetiae Adelphinae (81 Nummern) drucken. Seine Facetiensammlung hatte er als Anhang, als eine Vervollständigung zu den Facetien Bebels geplant. Diese didaktisch-satirisch gefärbte Kurzprosa sollte nicht nur ausschließlich dem Scherz dienen, sondern auch zur Besserung der Sitten, insbesondere beim Klerus, beitragen. In Adelphus’ Facetien findet sich schon eine ausgesprochene Tendenz gegen Rom (Günther Müller: „Vorläufer der Huttenschen Dialoge“). Die Stoffe seiner Facetien beruhen zum größten Teil auf mündlicher Tradition oder persönlichen Erlebnissen. Wenigstens ist die Benutzung schriftlicher Quellen nur in wenigen Fällen nachweisbar. Zehn dieser Facetien wurden bis ins 17. Jahrhundert hinein zusammen mit Heinrich Bebels und Nikodemus Frischlins Facetien nachgedruckt. Im Jahr 1510 fügte Adelphus dem Wörterbuch des Ambrosius Calepinus eine Sammlung deutscher Vokabeln bei (Adelphus’ Vorrede zur Passion-Übersetzung: 6. Calepinus abbreviatus mit seinen teutschen Vocabulen). Drei deutsche Flugschriften verfasste Adelphus über die Ent­ deckung und Echtheit des Heiligen Rockes zu Trier. Seine Beziehungen zu Trier waren bereits durch frühere Aufenthalte gegeben, bevor im April/Mai 1512 die großen Reliquien-Ausstellungen stattfanden. Es gab zwei Arten von Berichten darüber, wie Jesu Rock nach Trier gekommen sei. Einmal die Beschreibung des Adelphus, die andere Version ist in der Geschichte vom König Orendel zu finden. Es konnte kaum ausbleiben, dass die Autoren oder Drucker (zwei Augsburger

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Orendel-Drucke erschienen 1512 bei Hans Froschauer und Hanns Othmar) der anderen Version der Geschichte des Heiligen Rockes ihrerseits die Wahrheit ihrer Historie beteuerten. Dies tat Adelphus in seinem zweiten Bericht Declaration … (1513) über die Auffindung der Reliquie. Adelphus, der in seinem Nachwort den Orendel, ein ander gedicht mit Rymen erwähnt, hatte demnach nur das Reimgedicht und nicht die Prosafassung zu Gesicht bekommen und kündigt sogar eine Schrift an, die sich noch einmal, besonders mit den Fabeln darin, auseinandersetzen sollte. Anscheinend ist er zur Ausführung dieses Planes nicht gekommen. Ein zeitgeschichtliches Dokument ist sein illustrierter Einblattdruck Ludus novus [Basel], 1516. Der Text, aus Fragen und Antworten bestehend, gibt der politischen Stimmung nach der Niederlage von Marignano (1515) Ausdruck, die in der Schweiz längere Zeit anhielt. Der Holzschnitt stellt den Papst Leo X. und verschiedene europäische Potentaten nicht als Menschen dar, sondern als Tiere, die am Brettspiel um die Macht würfeln. Die Gruppierung auf diesem ,Spiel‘ spiegelt die damalige politische Situation. Die dramatische Zuspitzung des Kampfes zwischen Frankreich und der Schweiz ist übergegangen in ein neues Spiel, an dem alle europäischen Mächte ihren Anteil haben. Eine höchste bemerkenswerte Arbeit, in der Adelphus sich als guter Latinist und Kenner der älteren Kirchenliteratur erweist, sind seine 63 in Prosa verfassten Sequenzen (Adelphus’ Vorrede zur Passion-Übersetzung: An dem achten ein Comment inn die sequentz und hymnos). Er verfährt in der Auslegung der Sequenzen nach derselben Methode, wie sie Wimpfeling auf seine Hymneninterpretation angewendet hatte. In dieser Sammlung, die Adelphus für den Schulgebrauch bestimmt hatte, um das Studium der weltlichen Schriftsteller durch das der Kirchenlehrer zu ersetzen, führt er nach der Wiedergabe einer jeden Sequenz und ihrer Herkunft die etymologische und grammatische Erklärung der Wörter (ordo verborum, vocabula, notabilia) an und greift wiederholt auf das Wörterbuch von Calepinus zurück.

Johannes Adelphus Muling Drei Textbände (ADL) Von Johannes Adelphus Mulings Ausgewählten Schriften in kritischen Neuausgaben liegen vier Texte in der Reihe Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts, Bd. 52, 86, 87, vor.1

1 Sammelbesprechung der vier Texte von Rudolf Bentzinger in: Arbitrium. Zeitschrift für Rezensionen zur germanistischen Literaturwissenschaft, Bd. 3, Tübingen 1989, S. 289–294.

Johannes Adelphus Muling Das Buch des Lebens Straßburg: Johannes Grüninger, 1505 u. ö. Textüberlieferung, Kommentare, Anhang, Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine und Metalle, Sachregister

Mulings Lehrer Crato Hoffmann (1450–1501), Leiter der seinerzeit berühmten Lateinschule in Schlettstadt, kaufte 1498 von dem Baseler Drucker und Verleger Johann Amerbach (um 1440–1513) ein Exemplar von Marsilio Ficinos De vita libri tres, Florenz 1489. Mit Johann Amerbach, der vor allem Werke der zeitgenössischen Humanisten druckte, unterhielt Hoffmann einen regen Briefwechsel und bestellte auch Bücher bei ihm. Somit ist es nicht abwegig zu vermuten, dass Hoffmann seinem Schüler Adelphus Muling den Anstoß gab, sich mit dem Werk des Florentiner Humanisten zu beschäftigen und auch eine Übersetzung von De vita zu erwägen.

Der Neuplatoniker Marsilio Ficino (1433–1499) und sein Traktat De vita libri tres, Florenz 1489 Geboren wurde Ficino 1433 in Figline Valdarno nahe der Stadt Florenz und starb 1499 in Careggi. Schon früh interessierte er sich für die platonischen und neuplatonischen Ideen des griechischen Philosophen Platon. Ficinos Vater, der Leibarzt Cosimo de’ Medicis war, ermöglichte aufgrund seiner Stellung seinem Sohn somit den Zugang zum Hof der Medici. In Florenz und Pisa studierte er die Artes liberales und Medizin, ohne einen Doktortitel zu erwerben. Seine medizinische Ausbildung und pharmazeutischen Kenntnisse sind grundlegend für zwei von ihm verfasste Werke, die Schrift Consiglio contra la pestilentia (Ratgeber gegen die Pest) aus dem Jahr 1481 und die 1489 in einem Buch zusammengefassten Abhandlungen De vita libri tres (Drei Bücher über das Leben) eine philosophisch und medizintheoretische Abhandlung zur Gesundheitsvorsorge und Lebensverlängerung für Gelehrte. Die im Abendland fast vollständig verloren gegangenen Schriften Platons und Plotins waren von byzantinischen Gelehrten kurz vor dem Fall Konstantinopels (1453) nach Italien gebracht worden, und daraufhin setzte eine Wiederbelebung der platonischen Philosophie ein.

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Cosimo de’ Medici nahm den jungen Ficino in seine Dienste und beauftragte ihn mit der Übersetzung der Werke Platons. Neben Fici­ nos beeindruckenden Leistungen als Übersetzer verfasste er eine Reihe von Kommentaren zu den Dialogen Platons und eine Schrift über die christliche Religion (De religione christiana). Die Frage, wie Ficinos astrologische Schriften, seine platonisch-neuplatonisch inspirierte Philosophie und seine christlichen Überzeugungen zusammenpassten – 1473 hatte sich Ficino zum Priester weihen ­lassen – hatte schon seine Zeitgenossen und die katholische Kirche irritiert. Sein philosophisches Hauptwerk ist die Theologia platonica de immortalitate animorum (Platonische Theologie oder über die Unsterblichkeit der Seelen), ein Werk in 18 Büchern. Grundlage der damaligen physiologischen Vorstellungen war die Physiologie des griechischen Arztes Galen von Pergamon (* um 129, † um 216 in Rom), Leibarzt römischer Kaiser und der römischen Aristokratie; seine Theorien und Annahmen bildeten die Grundlage der Medizin in Mittelalter und Renaissance bis weit hinein in die Frühe Neuzeit. Zwar waren Galens Schriften im Mittelalter verloren gegangen und gelangten erst durch Rückübersetzungen aus dem Arabischen in die europäische Welt zurück, doch lebten Galens Lehren in den Schriften arabischer Ärzte fort, insbesondere dank der systematischen Aufbereitung durch den persischen Arzt und Gelehrten Avicenna (arab. Ibn Sina, 980–1037), dessen Canon, im 12. Jahrhundert von Gerard von Cremona erstmals ins Lateinische übersetzt, zum Grundbuch der medizinischen Ausbildung wurde. Grundlegend für die damalige Physiologie war die antike Elementen- und Qualitätenlehre. Der Erde sind die primären Qualitäten kalt-trocken, dem Wasser kalt-feucht, der Luft warm-feucht und dem Feuer warm-trocken zugeordnet. Alle Dinge, so auch die Teile des Körpers, bestehen aus Mischungen der vier Grundelemente und ihrer Qualitäten. Es gibt vier einfache Temperamente; jeder Körperteil hat infolge seiner Elementenzusammensetzung sein bestimmtes „temperamentum“. Diese Elementen-Qualitätenlehre wurde mit der hippokratischen Viersäftelehre kombiniert. Warm-trocken galt als Charakteristikum der gelben Galle, kalt-trocken als das der

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schwarzen Galle, kalt-feucht als das des Phlegmas und warm-feucht als das des Blutes. Je nach Stärke oder Vorherrschaft eines Saftes wurden entsprechende Charaktertypen unterschieden: Heiß-trockene Menschen sind Sanguiniker, heiß-feuchte Choleriker, feucht-kalte Phlegmatiker und trocken-kalte Melancholiker. Ficinos Libri de vita richten sich insbesondere an Melancholiker. Denn nicht nur war er selbst ein „Kind Saturns“, des die Melancholiker beherrschenden Planeten, sondern die kalt-trockene Komplexion ist das Charakteristikum der Philosophen und generell der Intellektuellen, die sich vom Körper und aus der körperlichen Welt zurückziehen, um sich geistigen Betrachtungen zu widmen. Eine weitere Grundvorstellung seit der Antike ist die Annahme einer Seele als belebendes Prinzip. Seit Aristoteles wurde die S ­ eele in die Hauptteile bzw. -funktionen der anima vegetativa, anima sensitiva und anima cogitativa unterschieden, was zugleich die Stufen des pflanzlichen, tierischen und menschlichen bzw. höher entwickelten tierischen Lebens bezeichnet. Die höheren Seelenteile setzen die niedrigeren voraus. Ihnen wurden Leber, Herz bzw. Gehirn als Sitz zugewiesen und jeweils ein besonderes Vermögen oder Kraft zugesprochen: die virtus naturalis, die virtus vitalis und die virtus animalis. Die virtus naturalis steuert Ernährung, Wachstum und Fortpflanzung; die virtus vitalis oder Lebenskraft bewirkt Puls und Atmung; die virtus animalis ist zuständig für Bewegung und intellektuelle Handlungen wie Wahrnehmung, Vorstellung und Gedächtnis. Diese Kräfte sind also nicht Handlungen des Körpers selbst, und auch nicht Handlungen allein der Seele, sondern Handlungen der mit dem Körper verbundenen Seele. Diese Verbindung wird auf eine vermittelnde Entität, den bzw. die spiritus (Lebensgeist) zurückgeführt. Häufig von Ficino erwähnte Autoren zur Heilkunde sind Galen, Avicenna und Mesue. Im ersten Traktat von De vita sind zahlreiche Theriake beschrieben, die seit der ältesten Medizin existieren und bis in die Frühe Neuzeit hinein sehr gefragt waren. Sie dienten zur Abwehr von Giften. Es folgen weitere Medikamentarten wie Elektuare (Latwergen), Sirupe, Trochisken (pastillenförmige Medikamente), Pillen etc. Der zweite Teil von De vita behandelt Medika-

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mente für Krankheiten einzelner Körperteile. Mit der Heilung des Lebens­geistes befasste sich Avicenna besonders in De viribus cordis (über die Kräfte des Herzens). Recht häufig beruft Ficino sich auf das kleine Kapitel De eis quae canitiem tardant (über das Ergrauen der Haare). Auch Mesues Schriften nehmen vielfach auf Avicenna Bezug. Die ihm zugeschriebenen Traktate sind die bedeutendsten Schriften des späten Mittelalters zur Heilmittelmedizin und gehörten über Jahrhunderte zur Grundausbildung von Ärzten und Apothekern. (Vgl. Raymond Klibansky, Erwin Panofsky, Fritz Saxl: Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst. Frankfurt am Main 1992, Kap. I, I. „Die Lehre von den „Quattuor Humores“.) Insgesamt kann man die Libri de vita als ein großartiges Kompilat aus astrologischen, philosophischen und medizinischen Theorien betrachten, denen Ficino den eigenen Stempel aufgeprägt hat. Das Buch erteilt zahlreiche Ratschläge über Diätetik und über die Vorbeugung der Melancholie. Das erste Buch De vita sana (Gesundheitslehre für den geistig tätigen Menschen) ist Lorenzo de’ Medici (1449–1492) gewidmet. Das zweite Buch De vita longa behandelt die Verlängerung des Lebens und ist dem Arzt und Neuplatoniker Filippo Valori (1456–1494) dediziert. Das dritte Buch De vita coelitus comparanda widmete Ficino dem ungarischen König Matthias Corvinus (1458–1490), einem Förderer der Künste. Diese Schrift Ficinos erlangte einen solchen Ruhm, dass sich schon wenige Jahre nach des Verfassers Tod die Legende verbreitete, er habe mit den darin angegebenen Mitteln sein Leben auf weit über 100 Jahre gebracht. Das während der Renaissance außerordentlich populäre Werk wurde bis 1647 rund dreißigmal gedruckt; hinzu kamen Drucke der Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Italienische und Englische. Einen Überblick über Leben und Werk Ficinos sowie die europäische Rezeptionsgeschichte bietet Paul Oskar Kristeller.2

2 Paul Oskar Kristeller: Ficino. In: Acht Philosophen der italienischen Renaissance. Weinheim 1986, S. 33–46.

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Johannes Adelphus Mulings Übersetzung der beiden ersten Bücher von De vita libri tres Gleich am Anfang seiner Übersetzertätigkeit, der junge humanistisch gebildete Straßburger Johannes Adelphus Muling (* 1482/1485) war damals Anfang 20, steht die Übertragung der beiden ersten Bücher De vita libri tres (GW 9882). Außerdem hatte Adelphus weitere lateinische Schriften Ficinos in Straßburg ediert. Dazu gehören ein Brief Ficinos in Filippo Beroaldus’ Oratio proverbium (1505) und im Dezember 1507 gab er Ficinos De religione christiana heraus. Seine Sammlung Margarita facetiarum (1508, 1509) enthält Ficinos De sole et lumine. (Vgl. Werkverzeichnis.) Mulings Ficino-Übersetzung, er beschreibt sie als seine erste Frucht, umfasst, wie er in der Widmung an den Straßburger Domherrn Heinrich XIII. Graf von Werdenberg (1455–1505)3 angibt, nur die beiden ersten Bücher De vita sana (Gesundheitslehre für den geistig tätigen Menschen) und De vita longa (über die Kunst, lange zu leben). Die beiden ersten Bücher sind eher medizinischen Inhalts, während das dritte Buch das medizinische Anliegen in einen astrologischen Zusammenhang stellt. In seiner Widmung empfiehlt Muling … diß nachgende bůch mit vleiß zů lesen wer da wöl grossen nutz da von entpfahen zů behalten das leben vnd zů meren die gesuntheit. Muling macht also keine Angaben zu seiner Übersetzungsleistung oder -motivation, sondern betont mehrfach den Nutzen des Textes als einer medizinischen – genauer gesagt: diätetischen – Gebrauchsanleitung. Das große Interesse an Mulings Übertragung beweist der Erfolg der beiden ersten Bücher, deren deutsche Übersetzung zwischen 3 Johann Nepomuk Vanotti: Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg. Ein Beitrag zur Geschichte Schwabens, Graubündens, der Schweiz und Vorarlbergs. Reprint der Ausgabe von 1845: Bregenz 1988. Vgl. auch René Pierre Levresse: Prosopographie du chapitre de l’église cathédrale de Strasbourg de 1092 à 1593. In: Archives de l’Eglise d’Alsace, Bd. 34, 1970, S. 1–39.

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1505 und 1537 sieben Auflagen erlebte. Angehängt ist, aber nur im Erstdruck von 1505, ein zweisprachiges Register der appoteck, ein pharmazeutisches Arzneiverzeichnis auf lateinisch und deutsch. Durch Mulings Übersetzung ist die florentinisch-neuplatonische Melancholie- und Saturnauffassung, wie sie in Dürers Stich Melancholia I (1514) bildlich so tiefsinnig gestaltet ist, in Deutschland größeren Kreisen bekannt geworden. Im späten Mittelalter und der Renaissance gilt es fast durchgängig als Tatsache, dass sowohl die krankhafte wie auch die natürliche Melancholie in einer besonderen Beziehung zu Saturn stehen und dieser für die unglücklichen Eigenschaften und Schicksale des Melancholikers verantwortlich ist. Als Beispiele sind die Gelehrtendiätetiken zu nennen, zu denen auch die De vita libri tres Ficinos gehört. Besonders auffällig ist die Verwendung der Mehrgliedrigkeit in seiner Übersetzung mit Hilfe der Paarformel: Dazu gehört die Doppelung der Äquivalente im Deutschen, wie z. B. gelerten und weisen zu lateinisch litterati … bedeüten unnd bezeichen; … geweihet und geheiliget / versprochen und verheissen … der durn und kercker …; Die fantasy inbildung oder gedechtnüß / ….; …. finster oder dunckel seind / …; … betrüptnüß und finsternüßen zu tenebrae. Im Ficino-Text steht: … atque ego vos reficiam … bei Muling lautet die Übersetzung dafür: … wil uch ergetzen / erquicken und erleüchtern / … An diesen Beispielen wird deutlich, dass er eben nicht nur wörtlich übersetzt, sondern durchaus interpretierend eingreift. Beispiele für die Kombination eines lateinischen Ausdrucks mit dem deutschen Bedeutungsäquivalent sind betrachtung oder contemplatz sowie geist oder spiritum. Durch dieses Übersetzungsprinzip ist Mulings deutscher Text natürlich umfangreicher als das Original geworden. Er bemüht sich um eine adäquate Wiedergabe, indem er gleichbedeutende Begriffe nebeneinander stellt. (Vgl. Anhang E.) Hierbei gilt für das Buch des Lebens, was Gerd Dicke ebenfalls für Sebastian Brants Esopus-Additiones (Straßburg, 1508) in der Übersetzung Mulings festgestellt hat: Zwei- oder dreigliedrige Se-

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quenzen bedeutungsgleicher oder -verwandter Verben, Substantive, oder Adjektive haben den mit Abstand größten Anteil an der übersetzerischen Erweiterung der Vorlagen. Gleichwohl bleibt ihre Verwendung im Regelfall auf den Sinn- und Sachgehalt des Originals verpflichtet. […] Ganz überwiegend transportieren Mulings Paarformeln die in ihrem Kontext möglichen Bedeutungsnuancen lateinischer Vokabeln ins Deutsche und umreißen so ihren Bedeutungsumfang. […] Eher als übersetzerischer Notbehelf begegnen mehrgliedrige Ausdrucksreihen bisweilen dort, wo der Übersetzer zur Auslotung des Bedeutungsumfangs gedrängt formulierter lateinischer Passagen zur übermäßigen Synonymensättigung Zuflucht nimmt. (Dicke, S. 206.) Muling hat Ficinos Text – von geringen Fehlern oder Druckfehlern abgesehen – vollständig und gewissenhaft übersetzt und sich gleichzeitig bemüht, ihn in die Volkssprache zu bringen. Dadurch unterstreicht er mit seiner leicht verständlichen Übersetzung den benutzerfreundlichen Aspekt und hat offensichtlich einen breiten, deutschsprachigen Rezipientenkreis im Auge. Bereits in seiner ersten Übersetzung zeigt sich damit ein Bearbeitungsprinzip, das auch für sein weiteres Übersetzungswerk bestimmend ist. Dass die Bücher von De vita unterschiedlich schwierig sind, zeigt sich auch daran, dass der frühneuhochdeutsche Übersetzer Muling zwar die ersten beiden Bücher übersetzt, sich zum dritten Buch aber folgendermaßen äußert: Das dritt bůch das gar hoch zu verston [verstehen] ist / deshalb hie uß gelon [ausgelassen] und sunst besunder [gesondert] gedrucket. Dieses Vorhaben hat er aber nie ausgeführt. Somit werden nicht nur die in der Vorlage zahlreich auftretenden Arzneinamen zumeist nach dem bereits dargelegten lateinisch-deutschen Doppelungsprinzip übersetzt, sondern auch das hinzugefügte Arzneiverzeichnis unterstreicht nochmals die angestrebte Zielsetzung eines medizinischen Gebrauchstextes. Hierzu ist prinzipiell auf das zu Mulings Zeit noch bestehende Problem einer fehlenden medizinischen Terminologie hinzuweisen, deren Anfänge in der

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Volkssprache gemeinhin erst mit Paracelsus in Verbindung gebracht werden. Mit dem Erscheinen der dritten Ausgabe von 1515 sind der Name Johannes Adelphus sowie sein Vorwort völlig getilgt. Da er nach 1510 nicht mehr für den Drucker Grüninger arbeitete und sich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr in Straßburg aufhielt, denn seit Anfang 1514 wirkte er als Stadtarzt in Schaffhausen, stellt sich prinzipiell die Frage, ob diese Ausgaben noch unter seiner Aufsicht publiziert wurden, d. h. dann überhaupt noch länger unter seine Autorschaft fallen. Der Druck von 1528, der in meinem Editionsbericht als „sehr nachlässige Ausgabe“ bezeichnet wird, diente als Vorlage für die beiden noch folgenden Ausgaben. Zu den Veränderungen im Textbestand der Ausgaben 1528, 1531 und 1537 gehören ausgelassene Textpassagen und zahlreiche Druckfehler. Dadurch wird deutlich, wie weit sich hier die neuen Bearbeiter von Ficinos Ausgangstext entfernt haben. Da Muling seine Übersetzungsfehler in der Erstausgabe von 1505 erkannt hatte, entschloss er sich 1508 die beiden ersten Bücher nochmals zu überarbeiten und auch im Kolophon ausdrücklich darauf hinzuweisen. Trotz seines zeitgenössischen Erfolgs ist das Buch des Lebens in der Forschung bislang wenig gewürdigt worden. Noch immer hält sich das negative Urteil zur ersten, angeblich sehr fehlerhaften deutschen Übersetzung, wie es zuerst durch Kahl und dann mit wohl größerer Breitenwirkung durch Klibansky, Panofsky, Saxl und Benesch vertreten wurde. Antje Wittstocks Analyse ist weitaus objektiver, wenn sie ausführt: Zwar gibt Benesch die seiner Studie zugrunde­ liegende Ausgabe vom Buch des Lebens nicht explizit an, vermutlich benutzte er aber einen Druck von 1531 – wahrscheinlich der bei Gotzkowsky unter *F10 beschriebene Druck. … Die Untersuchung der Ausgaben zeigt, dass sich die Behauptung von Benesch so generell nicht aufrechterhalten lässt, sondern lediglich auf ­einen späteren Überlieferungszweig zutrifft. Auch bei den anderen analysierten Texten greift Benesch auf spätere Drucke zurück, so dass sich hier die Frage stellt, ob eine Untersuchung nicht anhand früherer Drucke, die nachweislich aus der Verantwortung

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des ­Autoren stammen wieder aufgerollt werden sollte. (Wittstock, S. 98, Anm. 285.) Auch Worstbrock irrt sich, wenn er behauptet: Auch die beiden ersten Bücher übersetzte Muling nicht vollständig; er kürzte vor allem medizintheoretische und mythologische Passagen, und diesen Eingriffen fielen erhebliche Teile gerade von Ficinos Theorie über den Zusammenhang von Melancholie und Ingenium (I 3–6) zum Opfer. (Worstbrock, Muling, VL, Sp. 265.) Die Hauptkritikpunkte der genannten Wissenschaftler, die die Qualität der Übersetzung negativ beurteilen, beziehen sich dabei zum einen auf die Tatsache, dass Muling nur die beiden ersten ­Bücher übersetzt hat, zum anderen bemängeln sie die vermeintlich schlechte Qualität der Übersetzung, sowohl in sprachlicher Hinsicht als auch im Hinblick auf die Auslassung zentraler Passagen über den Zusammenhang von Melancholie und ingenium im ersten Teil. Mulings Übersetzung kommt jedoch immer noch ein besonderer Stellenwert zu, weil sein Text nach wie vor als einer der bedeutendsten Schlüsseltexte für die Vermittlung der ficinischen Philosophie in Deutschland gilt. Entgegen bisheriger Einschätzungen in der Forschung, die Mulings volkssprachliche Übersetzung vom Buch des Lebens als minderwertigen und defizitären Text einstufen, kann von einer fehlerhaften oder unvollständigen Übersetzung in der von ihm selbst überarbeiteten zweiten Ausgabe (1508) nicht die Rede sein. Meine Überprüfung des Textes von A hat ergeben (vgl. Neuausgabe, S. 334–338.), dass von der Editio princeps verschiedene Abzüge existieren. […] Insgesamt sind es 22 Seiten im A-Druck, auf denen Abweichungen im Text vorkommen. […] Der Text in den 15 nachgewiesenen Exemplaren ist auf keiner der betreffenden 22 Seiten identisch. Die Exemplare A1, A2 und A5 erwiesen sich mit acht fehlerhaften Seiten als die besten Überlieferungsträger. Das Exemplar A3 hat dreizehn fehlerhafte Seiten, während das Exemplar A4 mit fünfzehn fehlerhaften Seiten als der nachlässigste Abzug zu betrachten ist. An dem Beispiel des Buch des Lebens mit seiner Editions- und Textgeschichte wird deutlich, wie nachlässig der Drucker Grüninger bei der Textgestaltung und auch bei der Illustrierung arbeitete.

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Zur Überlieferung der Drucke (A–G) vgl. Textausgabe, S. 321–409.

Bibliographische Ergänzungen A-Druck (1505) Benzing (Brunschwig), 11; Benzing (Strasbourg I), 237; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.01.; IA *125.927; Muller (Strasbourg II), 31; VD16 B 8718; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 265–266. B-Druck (1508) Luxemburg BN. – Benzing (Brunschwig), 12; Benzing (Strasbourg I), 238; Borsa NB B 2133; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.02.; IA *125.928; Muller (Strasbourg II), S. 27, Nr. 54 und S. 28, Nr. 70 (ohne Das Buch des Lebens); VD16 B 8719. C-Druck (1515) Benzing (Brunschwig), 13; Benzing (Strasbourg I), 240; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.03.; IA *125.931; Muller (Strasbourg II), 122; VD16 B 8720. D-Druck (1521) Köln StUB. – Benzing (Brunschwig), 14; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.04.; IA *125.935; Muller (Strasbourg II), 167; VD16 B 8721. E-Druck (1528) Benzing (Brunschwig), 15; Benzing (Strasbourg I), 241; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.05.; IA *125.939; Muller (Strasbourg II), 257; Oldenbourg (Grien), L 125; VD16 B 8722.

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F-Druck (1531) Benzing (Brunschwig), 16; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.06.; IA *125.953; Muller (Strasbourg II), 274; VD16 B 8723. G-Druck (1537) München BSB. – Benzing (Brunschwig), 17; Benzing (Strasbourg I), 243; Borsa NB B 2134; Gotzkowsky (DDL), 3.1.01.07.; IA *125.961; Muller (Strasbourg II), 10; Oldenbourg (Grien), L 131; VD16 B 8725.

Ausgaben vom Buch des Lebens und Übersetzungen Ficino, Marsilio: De vita libri tres [Editio princeps], Florenz 1489. ―: Opera. 2 Bde., Basel 1576. Reprint, hrsg. von Paul Oskar Kristeller, Turin 1959–62. ―: Supplementum Ficinianum. 2 Bde., hrsg. von Paul Oskar Kristeller, Florenz 1937–45. Benesch, Dieter: Marsilio Ficinos De triplici vita (Florenz 1489) in deutschen Bearbeitungen und Übersetzungen. Edition des Codex palatinus germanicus 730 und 452. Frankfurt/Bern 1977 (Europäische Hochschulschriften, Reihe I, Serie I, Bd. 207). Plessner, Martin (Hg.): Marcilius Ficinus: De vita libri tres. Kritischer Apparat, erklärende Anmerkungen, Namenregister und Nachwort von Martin Plessner, aus dem Nachlass hrsg. von Felix Klein-Franke. Hildesheim/New York 1978. Reprint der Edition: Venedig 1498. Adelphus, Johannes: Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky unter Mitwirkung von Ann R. Arthur. Bd. 3: Das Buch des Lebens. Berlin/New York 1980 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts, Bd. 87). Enthält Buch I und II, S. (1)–413. Kaske, Carol V. and John R. Clark (Eds.): Marsilio Ficino. Three Books on Life. A Critical Edition and Translation with Intro-

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duction and Notes. Binghamton, N.Y. 1989 (Medieval and Renaissance Texts and Studies). Wichtige Einleitung, S. 3–70, und ausführliche Dokumentation, S. 409–426. Reviewed by M. J. B. Allen. In: Renaissance Quarterly, Volume 43, Issue 4 (Winter 1990), S. 829–832. Boenke, Michaela (Hg.): Marsilio Ficino: De vita libri tres / Drei Bücher über das Leben. Hrsg., übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Michaela Boenke. Humanistische Bibliothek, Texte und Abhandlungen, Reihe II, Bd. 38. München 2012. Wichtige Einleitung, S. 6–26, und ausgezeichneter wissenschaftlicher Apparat. Literatur Benzing, Josef: Bibliographie der Schriften Hieronymus Brunschwigs. In: Philobiblon, Bd. 12 (1968), S. 113–141. Die Nummern 11–17 verzeichnen Johannes Adelphus Mulings Ficinus-Übersetzung: Das Buch des Lebens. Buck, August: Der Platonismus in der Renaissance. In: Hildegard Kuester (Hg.): Das 16. Jahrhundert. Europäische Renaissance. Regensburg 1995 (Eichstätter Kolloquium, 2), S. 33–52. Field, Arthur: The Platonic Academy of Florence. In: Marsilio Ficino: His Theology, his philosophy, his legacy, hrsg. von Michael J. B. Allen, Valery Rees with Martin Davies. Leiden/Boston/Köln 2002, S. 359–376. Guthmüller, Bodo (Hg.): Deutschland und Italien in ihren wechselseitigen Beziehungen während der Renaissance. Wiesbaden 2000 (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung, in Zusammenarbeit mit dem Wolfenbütteler Arbeitskreis für Renaissanceforschungen, hrsg. von der Herzog-August-Bibliothek, Bd. 19). Kahl, Wilhelm: Die älteste Hygiene der geistigen Arbeit. Die Schrift des Marsilius Ficinus De vita sana ... In: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur und für Pädagogik. N. S. 18 (1906), II. Abt., S. 482–491, 525–546, 599–619. Kessler, Eckhard: Die Philosophie der Renaissance. Das 15. Jahrhundert. München 2008. Über Marsilio Ficino vgl. S. 101–114 und Anm. S. 230–234.

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ders.: Der Platonismus der Humanisten. In: Philosophisches Jahrbuch, Bd. 95 (1988), S. 1–17. Klibansky, Raymond, Erwin Panofsky and Fritz Saxl: Saturn and Melancholy. Studies in the History of Natural Philosophy, Religion and Art. London 1964. Deutsche Übersetzung von Christa Buschendorf: Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst. 3. Aufl. Frankfurt 1998 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1010). Kristeller, Paul Oskar: The Philosophy of Marsilio Ficino. New York 1943. Deutsche Übersetzung: Die Philosophie des Marsilio Ficino. Frankfurt 1972. Kümmel, Werner Friedrich: Der Homo litteratus und die Kunst, gesund zu leben. Zur Entfaltung eines Zweiges der Diätetik im Humanismus. In: Rudolf Schmitz / Gundolf Keil (Hg.): Humanismus und Medizin. Weinheim 1984, S. 67–86. Leven, Karl-Heinz (Hg.): Antike Medizin. Ein Lexikon. München 2005. Limbeck, Sven: Marsilio Ficino. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 11 (2004), Sp. 439–445. Marcel, Raymond: Marsile Ficin (1433–1499). Paris 1958. Panofsky, Erwin und Fritz Saxl: Dürers Melencolia I. Eine quellen- und typengeschichtliche Untersuchung. Leipzig/Berlin 1923. Schuster, Peter-Klaus: Melencolia I – Dürers Denkbild, 2 Bde. Bd. 1: Text, Bd. 2: Anhang und Abbildungen. Berlin 1991. Wittstock, Antje: Melancholia translata. Marsilio Ficinos Melancholie-Begriff im deutschsprachigen Raum des 16. Jahrhunderts. Göttingen 2011 (Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung, Bd. 9). Darin ausführliche Beispiele zum Übersetzungsstil Mulings, S. 94–107. Weitere Literatur ist in dem Kapitel „Die Illustrationen zum Buch des Lebens“ enthalten.

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Corrigenda zum Text in der Neuausgabe vom Buch des Lebens 18 22 29 39 49 55 63 92 93 99 102 113 113 114

9 20 2 18 10 1 7 22 10 11–12 14 4 9 34

gemüts] gemůts dichterin] dichitern Warumb] Warum henckfettigem] henckfettigen mespilen] nespilen; Ficino: mespila Eufrasie] Eufragie; Ficino: Eufrasiae kien] kein, kühn sesamino] sisamino dem] den emblicarum] emblicorum ser] ver den] das zizipha] zinziba; Ficino: zizipha eupatorio] enpatorio; Ficino: eupatorio

Das Buch des Lebens Erstes Buch Kommentar 5–9 7

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Vorrede und Widmungsvorrede Johannes Adelphus Mulings an den Straßburger Domherrn Heinrich XIII. Graf von Werdenberg († 2. 3. 1505). 5  Cathonis de re rustica Marcus Porcius Cato, d. Ä. (* 234, † 149 v. Chr.), röm. Staatsmann und Schriftsteller aus Tusculum. Sein berühmtestes Werk De re rustica (Über die Landwirtschaft) ist das einzige vollständig erhaltene Werk von ihm. Cato hat dieses Lehrbuch in seinen letzten Lebensjahren verfasst und beschreibt, wie man ein Gut am besten bewirtschaftet. 1  Marsilij Ficini von Florentz Marsilio Ficino (* 1433, † 1499), ital. Humanist, Philosoph und Neuplatoniker. Geistiger Mittelpunkt war die von Cosimo de’ Medici gegründete Platonische Akademie in Florenz. 2  Laurentium Medicem Lorenzo I. (der Prächtige) Medici (* 1449, † 1492), Stadtherr von Florenz. 4–5  Bachum … zwei mal geboren Ovid: Metamorphosen III, 317. 9  hüfften Jovis Ovid: Metamorphosen III, 310 ff. 16  vatter Libero (das ist Bacho) Pater Liber, altitalischer Gott der Zeugung und Anpflanzung, später mit Bacchus identifiziert, Ovid: Metamorphosen III, 520; IV, 17. 18–19  Von Phoebo das ist von Apolline dem ersten artzet Apollo, Vater des Asklepios; wurde selbst als Heiler verehrt. 28–29  Bachus / gehebt habe gar bey zwo müter  Ovid: Metamorphosen IV, 12.

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29  Melchisedech Melchisedech ist eine Gestalt aus dem Alten Testament, erwähnt in Genesis 14,17–19; Hebräer 7,1–3. Die Bedeutung Melchisedechs besteht darin, dass er der erste in der Bibel erwähnte Priester ist. 35  Galieno Galenos (* 129/130 in Pergamon, † um 210 in Rom), lat. Claudius Galenus, griech. Arzt. Bis ins Mittelalter galten Galen und sein weitverbreitetes medizinisches Werk als maßgebliche Autorität. 13 3  Platoni Platon (* 427, † 347 v. Chr.), griech. Philosoph. 8  aller bücher Platonis Cosimo de’ Medici, der Großvater von Lorenzo, beauftragte den jungen Marsilio Ficino 1462 die Werke Platons zu übersetzen. Die Übersetzungen waren um 1468 abgeschlossen, wurden aber erst 1484 veröffentlicht. 9–10  von der untdlicheit der selen / und von der ewigen seligkeit Marsilio Ficino: De animorum immortalitate et aeterna felicitate … Theologia Platonica de immortalitate animorum, Florenz 1482; GW 9881. 14–15  von behaltung der gesuntheit / den weisen und gelehrten Marsilio Ficino: De litteratorum valetudine curanda … Der Einzeltitel bezieht sich auf Ficinos dreiteiliges Gesamtwerk De vita libri tres, Florenz 1489; GW 9882. 18–19  das ander bůch von dem langen leben Marsilio Ficino: De vita longa … 23–24, 25  das dritte bůch von dem gesunden … von dem langen leben / uß den himlischen dingen Marsilio Ficino: De vita coelitus comparanda … 14 24  von der untdligkeit der selen Marsilio Ficino: De animorum immortalitate … 15 4–11  Diß buch … gedrucket. Mulings Text. 17 3  Georgium Antonium Vesputinum Giorgio Antonio Vespucci (* um 1434, † 1514), Domkapitular in Florenz. Er war der Onkel des Entdeckers Amerigo Vespucci, nach dem der Kontinent Amerika benannt wurde; Freund Ficinos.

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4  Johannem Baptistam Boninsegnium Giovanni Battista (Johannes Baptista) Buoninsegni (* 1443, † nach 1512); Freund Ficinos. 9  peripatetici Peripatetiker, Anhänger der Lehren des Philosophen Aristoteles. 18 15  Hypocrates Hippokrates von Kos (* um 460, † um 375 v. Chr.), Begründer der griech. Medizin. 16  Socrates Socrates (* um 470, † 399 v. Chr. in Athen), griech. Philosoph. 18–20  Koment … beladen seind Matthäus 11,28. 21  dan ich bin der weg Johannes 14,6. 19–20 Die Bezeichnung der einzelnen Kapitel stammt von Muling. 22 27–29  Plato … Platon: De republica ac De legibus ..., über den Staat und die Gesetze, Platon (* 427, † 347 v. Chr.), griech. Philosoph. 30  Aristotiles in politicis Aristoteles: Politik, Aristoteles (* 384, † 322 v. Chr.), griech. Philosoph. 30  Plutarchus Plutarch: Moralia I und II (De liberis educandis), Plutarch (* um 45/46, † nach 120 n. Chr.), griech. Autor, Historiker und Philosoph. 30–31  Quintlianus Quintilian: Institutio oratoria I (Unterweisung in Rhetorik, 12 Bücher), Marcus Fabius Quintilian (* um 35, † 95 n. Chr.), röm. Redner und Rhetoriklehrer. 28 2  Plato in dem bůch Timeo Platon: Timaios. 18  Aristotiles in dem bůch Probleumatum] Ps. Aristoteles: Problemata. 21–22  in dem bůch von der künst Platon: Theaitetos, mit dem Untertitel: De scientia. 24  Democritus Demokrit aus Abdera (* um 460, † 370 v. Chr.), griech. Philosoph. 27  Plato in Phedro Platon: Phaidon. 29 31–33  Wan … die geist Vergil: Georgica 2, 484. 30 5–6  geforcht / … anzůsehen Vergil: Aeneis 4, 451.

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12–13  es springt … blůte Vergil: Aeneis 10, 452: frigidus Arcadibus coit in praecordia sanguis. 31 31  Heracliti Heraklit aus Ephesus (* um 540, † um 475 v. Chr.), griech. Philosoph. 33 17  und Plato Platon: Phaidon. 18–19  Aristoteles in dem bůch probleumatum Ps. Aristoteles: Problemata XXX, 1. 19  Avicenna in dem bůch der gtlichen ding Avicenna: Liber de philosophia prima sive scientia divina (Metaphysica), lat. Übersetzung von Gerard von Cremona (*1114, † 1187 in Toledo) und Dominicus Gundissalinus. Gerard von Cremona war ein Gelehrter und bedeutender Übersetzer arabischer Schriften ins Lateinische. Liber X, cap. 3, Venedig 1495, Reprint: Louvain 1961. Abu Ali al Hussein ibn Sīnā (* 980, † 1037), latinisiert Avicenna, persischer Arzt, Philosoph und Astrologe, zählte zu den berühmtesten Universalgelehrten seiner Zeit. Neue kritische Edition, hrsg. von S. van Riet, Louvain und Leiden 1977. 20  in dem bůch von der selen Avicenna: Liber de anima seu sextus de naturalibus pars IV–V. Hrsg. von S. van Riet mit Einleitung von G. Verbeke, Louvain und Leiden 1968. 26  Serapio Serapion d. Ä. (9. Jh.): Practica Johannis Serapionis dicta Breviarum, Liber I, cap. XXII: De melancholia, Venedig 1503. 27  Avicenna Avicenna: Liber canonis, Liber III, cap. 18: De melancholia, Venedig 1507; ins Lateinische übersetzt von Gerard von Cremona. Reprint: Hildesheim 1998. 35 14–15  Avicenna in dem bůch von den thieren Avicenna: De animalibus … III, 3, übersetzt ins Lateinische von Michael Scot, Venedig 1508. Reprint: Frankfurt 1961. 40 9  umblauffen Platon: Kratylos.

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10  Aristoteles in economicis Aristoteles: Oeconomica. 12–13  der lere der weißheit aller meist Aristoteles: Politik, I, VI. 19–21  Psalm 57,8–9. 47 7–8  Pythagoras Pythagoras aus Samos (* um 540, † nach 500 v. Chr.), griech. Philosoph und Mathematiker. 10–11  Buch Samuel I, 16,14–23. 49 1  Mirabolani gerbstoffreiche, pflaumenartige Frucht vorderindischer Holzgewächse. Ficino unterschied die fünf Arten: Citrini, Chebuli, Indi, Emblici und Bellirici. 51 8  des tiriaks Der Theriak galt als Heilmittel gegen Gifte und gehörte zu den teuersten Arzneien. Er enthält eine Vielzahl von Gegengiften. Die Ärzte Galen und Avicenna behandelten den Theriak in ihren medizinischen Schriften. 18–19  metridatum / … oder mitridatum Ein Theriak unter dem Namen Mithridatium geht auf Mithridates VI. Eupator, König von Pontos (* um 131, † 63 v. Chr.), zurück. 52 26  Mesue Johannes Mesue d. J. († 1015), Opera, darin: Antidotarium X (De pillulis), Venedig 1561, persischer Arzt und Schriftsteller. 54 26  Triphera Triphera sind mit Honig hergestellte Latwergen mit Myrobalanen als Hauptbestandteil. 58 4  electuaria Medizinische Paste, bestehend aus pulverisierten Zutaten, vermischt mit Honig oder Sirup. Vgl. das 23. Kapitel im ersten Buch für bestimmte Rezepte. 32  auree / oder magice Die Geschenke der Heiligen drei Könige waren Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese drei Bestandteile sind in dem Rezept enthalten. Zu den Goldpillen vgl. Boenke, S. 99, Anm. 159. 60 25  Carneades phanaticus Karneades aus Kyrene, das heutige Shahat/Lybien (* 214, † 129 v. Chr.), griech. Philosoph, Stifter der neuen oder dritten Platonischen Akademie in Athen.

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10  Gentilem Fulginatem Gentile da Foligno (lat. Gentilis Fulgineus) (* um 1280/90, † 1348 in Perugia), berühmter ital. Arzt und Naturphilosoph. Er lehrte an verschiedenen Schulen in Italien und schrieb eine Anzahl von medizinischen Ratgebern. Sein Hauptwerk ist ein Kommentar zu Avicennas Canon. 62 30  in dem bůch Timeo Platon: Timaios. 64 12  Rasis Rhazes oder Rasis (al-Rāzī) (* um 854 in Ray in der Nähe von Teheran, † 925 oder 935), Liber ad Almansorem …, übersetzt ins Lateinische von Gerard von Cremona in seinen Opera parva, darin: IX, cap. 13: De melancholia, Lyon 1511, bedeutender persischer Arzt, Philosoph und Alchemist, tätig in Bagdad. 13–14  Avicenna beschreibt in dem bůch von den krefften des hertzen Avicenna: Liber de viribus cordis, übersetzt ins Lateinische von Arnald von Villanova, veröffentlicht zusammen mit seinem Liber canonis, Venedig 1507. Reprint: Hildesheim 1964. 65 7  das da Petrus Ebanensis Pietro d’Abano auch Petrus Aponus (* um 1257 in Abano bei Padua, † um 1315 in Padua), ital. Professor für Philosophie, Astrologie und Medizin in Padua. Verfasser zahlreicher Schriften. 68 30  Archigenis Archigenes (* um 54), ein aus Apameia (Syrien) stammender Arzt praktizierte in Rom während der Regierungszeit von Trajan (98–117 n. Chr.). Seine Werke sind bis auf wenige Fragmente verschollen. 30  andromaci Andromachus d. Ä., Leibarzt des Kaisers Nero, war angeblich der Erfinder des Theriak. 31  theodocionis Theodotion, griech. Arzt, bekannt wegen seiner Augensalben. 32  den pillulen iudei Der Jude ist Isaac Israeli (Isaac Iudaeus oder Israeli) (* um 832 in Ägypten, † um 932 n. Chr.), Opera omnia, Lyon 1515, Arzt und Philosoph. Vgl. Kaske, S. 418–419, Anm. 2 zu Kapitel 25.

Kommentar zum Ersten Buch



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32–69,1  Mesues beschreibt / in dem capitel von dem houbt wee. quas Mesues in capitulo De capitis dolore describit 69 4–5  die Mesue … in anthidotario quam Mesues … nominat in Antidotario 5–6  so Mesue erzalet in dem capitel von der verges­ senheit in capitulo De oblivione 6  des sůns Zacharie Der Sohn des Zacharias ist Rhazes (Rasis). 71 15–19  Platon: Phaidon. 72 1–3  David singet / Herr in deynem liecht werdenn wir sehen das rechte liechte Psalm 36,10. David (* um 1004/03, † 965/64 v. Chr.), israelischer König.

Das Buch des Lebens Zweites Buch Kommentar 73

2  An Philipum Valorem Filippo Valori (* 1456, † 1494), Schüler und Mäzen Ficinos. Er finanzierte den Druck seiner Platon-Übersetzung (1484) und der De vita libri tres (1489). 80 7  Hypocrate Hippokrates: Aphorismen I, 1: Vita brevis, ars longa … iudicium difficile. 22  genant Herodicus Herodikos aus Selymbria (5. Jh. v. Chr.), griech. Arzt, erster Therapeut für Heilgymnastik. 24–25  alß Plato und Aristoteles bezůgen Platon: Rep. III, Aristoteles: Rhetorik I, 5. 26  Plutarchus Plutarch: De liberis educandis, Moralia I, 11. 34–35  von der bewarung und versehung der gesunt­ heit der weisen Marsilio Ficino: De curanda valetudine litteratorum … (Gesundheitsvorsorge für Gelehrte). Der Einzeltitel bezieht sich auf Ficinos dreiteiliges Gesamtwerk De vita ... 83 14  der fetten Minerva Horaz: Sermones II 2, Vers 3. 26  ein lucern und liecht Psalm 119,105. 86 16  spricht Avicenna Avicenna: Liber canonis, Liber IV, 7. I, cap XVI. 88 2  mein vatter Ficinus Der Vater Marsilios hieß Diotifeci Ficino von Figline in Valdarno, auch Diotifeci d’Agnolo di Giusto genannt (* 1401, † 1478), Leibarzt von Cosimo de’ Medici. 94 10  Darumb Porphirius Porphyrios (* 234, † um 305 n. Chr.), griech. Philosoph, Neuplatoniker; Schüler Plotins

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und späterer Herausgeber von dessen Schriften; Porphyrius: De abstinentia ab esu animalium … libri IV. 18  Hippocrates saget Hippocrates: Aphorismen II, 53. 22–24  Avicenna … und das bald grauwen. Avicenna: Liber canonis, Liber IV, 7. I, cap. XVI: De eis quae canitiem tardant. 95 5  Galienus ist fast loben Galen: De alimentorum facultatibus III, 2. 31  Dan Avicenna probiert Avicenna: De viribus cordis II, 3. 97 11  philosophus Arnoldus Arnaldus de Villanova (* um 1240, † 1311), bedeutender scholastischer Arzt und Pharmazeut. 98 9  in Anticira der inseln Antiker Ort am korinthischen Golf, benannt nach Antikyreus, der Herkules mit Helleborus niger (Schwarze Nieswurz) vom Wahnsinn heilte. 10  Aristoteles erwelt Aristoteles: Polit. VII, 11. 13  Und Plato hat funden Platon: Phaidon 111 a–b. 20–22  weisen Hesiodum … in seinen gschrifften von den bürischen wercken Hesiod (* um 700 v. Chr.), griech. Dichter. Laut Kaske, S. 421, Anm. 5, findet sich dieses Argument in Wirklichkeit bei Marcus Terentius Varro, röm. Autor und Universalgelehrter (116–27 v. Chr.): De re rustica (Über den Landbau) I, XXIII, 3. 33–34  in dem bůch wider die pestilentz Marsilio Ficino: Consiglio contro la pestilenza (Rat gegen die Pest), Florenz 1481, Kapitel V, GW 9872. 100 10  der philosophus Isaach Isaach, Isaac, Israeli, (Isaac Iudaeus), (*um 832 in Ägypten, † um 932 n. Chr.), Arzt und Philosoph. Isaac Israeli: Liber dietarum particularum, in seinen Opera omnia, Lyon 1515. 33 (als Plato spricht) Platon: Nomoi (Gesetze) II. 102 30  auch David gethon hat 1. Buch der Könige 1,1–4. König David ließ sich im Alter von der Jungfrau Abisag im Bett wärmen.

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103 2  Democrito Über Demokrit siehe Diogenes Laertius:

Vitae IX, 43. 28  und cordialium Cordialia oder cordiacia sind über den Magen auf das Herz wirkende Stärkungsmittel. Avicenna widmete ihnen eine Schrift Medicamenta cordialia. 105 25  und in succino Succinus, vermutlich Bernstein. Zu den Begriffen ambra und olibanum im neunten Kapitel vgl. Kaske, S. 422, Anm. 2. 110 4  als vor stat im distillier bůch Straßburg: Johannes Grüninger, 1. April 1505, Hieronymus Brunschwig: Medicinarius Das buch der Gesuntheit | Liber de arte distillandi Simplicia et Composita. | Das nüw bůch d’ rechtē kunst | zů distillierē. Ouch vō Marsilio ficino vñ anderer hochberpmter Artzte natürliche vñ gůte | künst zů behaltē den gesundē leib vnd zůuertryben die kranckheit mit erlengerūg des lebens. | Hieronymus Brunschwig (* um 1450 in Straßburg, † um 1512 in Straßburg), Arzt, Autor, Stadtarzt in Straßburg. Er studierte Medizin in Paris, Bologna und Padua. Vor allem war er als Wundarzt und Chirurg tätig. Vgl. Josef Benzing: Bibliographie der Schriften Hieronymus Brunschwigs. In: Philobiblon, Bd. 12 (1968), S. 113–141. Die Nummern 11–17 verzeichnen Johannes Adelphus Mulings Ficino-Übersetzung. 32  Serapio sprechen Serapion der Jüngere, ein arabischer Arzt des 12. Jahrhunderts. Vgl. Kaske, S. 422, Anm. 3 zu Kapitel 11. 114 5–6  geurteilt hat Socratem Platon: Apologie. 115 14  mumiam Mumia vera, aus ägyptischen Mumien hergestellt. Als Heil- und Stärkungsmittel verbreitet in europäischen Apotheken zu finden. Siehe Boenke, S. 163, Anm. 245. 116 15  Liber Der „Freie“, Beiname des Bacchus. 25  Risum riß Lat. risum: bedeutet sowohl Reis als auch das Lachen.

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5  disse Diana Diana, die Mondgöttin, ist Apollos Schwester. 124 25–26  Saturno / … verschluckt er seine kinder Zur Darstellung des Kinder fressenden Saturn in der Malerei siehe R. Klibansky, E. Panofsky, F. Saxl: Saturn und Melancholie, 2. Teil, zweites Kapitel. 3. Aufl. Frankfurt 1998. 127 32–33  üwer leben … erjüngt werd wie des ad­ lers Psalm 103,5. 132 21–22  Medea … Pelie … / als Ovidius setzt Publius Ovidius Naso (* 43 v. Chr., † um 17 n. Chr.), röm. Dichter. Die Geschichte von Medea und Pelias, in: Ovid: Metamorphosen VII, 297–349. 137 1  Avicennam also sprechende Avicenna: De viribus cordis (Von den Kräften des Herzens) I, 9. 139 7  Alexander und Nicolaus als perypatetici  Alexandros aus Tralleis (* um 525, † 605 n. Chr. in Athen), griech. Arzt. Er verfasste die Werke Problemata und De febribus. Beide Schriften wurden von Giorgio Valla ins Lateinische übersetzt. Nicolaus von Damaskus (* um 64 v. Chr. in Damaskus, † nach 4 v. Chr.), Botaniker. Pseudo-Nicolas Peripateticus ist der Autor von Quaestiones Nicolai Peripatetici, eine unedierte Arbeit, die in 10 Handschriften des 13.–15. Jahrhunderts existiert. Vgl. Charles Lohr: Medieval Latin Aristotle Commentaries. In: Traditio, vol. 28 (1972), p. 299–300. Vgl. Kaske, S. 424–425, Anm. 5 zu Kapitel 18 und Boenke, S. 189, Anm. 267. 143 28–29  in dem bůch wider die pestilenz Marsilio Ficino: Consiglio contro la pestilenza (Rat gegen die Pest), Florenz 1481, GW 9872. 144 31  Haly Hali Abenrudian, Ali ibn Ridwān (* 998 in Gizeh, Ägypten, † 1061 oder 1069 in Kairo), islam. Gelehrter, Arzt und Astrologe.

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7  Petri Aponenß Pietro d’Abano auch Petrus Aponus (* um 1257 in Abano bei Padua, † um 1315 in Padua), Arzt, Philosoph und Astrologe in Padua. 22  auch Ptolomeus Claudius Ptolemäus (* um 100, † 180 n. Chr. vermutlich in Alexandria), griech. Astronom und Mathematiker, lehrte in Alexandria von 161–180 n. Chr. Sein Hauptwerk ist eine umfassende Darstellung der Astronomie in 13 Büchern. 25–26  Petrus Aponensis Pietro d’Abano auch Petrus Aponus (* um 1257 in Abano bei Padua, † um 1315 in Padua), Arzt, Philosoph und Astrologe in Padua. 27  und Hali Hali Abenrudian, Ali ibn Ridwān (* 998 in Gizeh, Ägypten, † 1061 oder 1069 in Kairo), islamischer Gelehrter, Arzt und Astrologe. 19–20  den philosophum Plotinum Plotin (* 205, † 270 n. Chr.), griech. Philosoph, Begründer und bekanntester Vertreter des Neuplatinismus. 23–24  von heilsamer behaltung der gesuntheit / den gelerten weisen menschen Marsilio Ficino: De curanda litteratorum valetudine … 31–34  Allein die jugent … lang har. Albius Tibullus (*55, † 19 v. Chr.), röm. Lyriker: Elegien I, 4, 37–38. 31  drey gttin Parce Parzen (griech. Moiren), drei Göttinnen, die über das menschliche Schicksal wachen. Bei Homer werden sie als Spinnerinnen dargestellt: Klotho spinnt den Lebensfaden, Lachesis misst ihn und Atropos schneidet den Faden ab.

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Literatur Brodersen, Kai und Zimmermann, Bernhard (Hg.): Metzler Lexikon Antike. 2. Aufl. Stuttgart 2006. Gerabek, Werner E. und Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin 2005. Gillispie, Charles Coulston (Hg.): Dictionary of Scientific Biography. 16 Bde. New York 1970–1980. Supplement I und II, Herausgeber Frederic Lawrence Holmes, 2 Bde. New York 1990. Die Literatur zu den primären Quellen ist in den kritischen Ausgaben von Carol V. Kaske und John R. Clark sowie von Michaela Boenke enthalten (vgl. Literaturverzeichnis).

Eigene Textpassagen des Übersetzers Johannes Adelphus Muling im Buch des Lebens Die Seitenzahlen entsprechen denen im Neudruck. 5–6 7–9 13 24–30 15 4–11 19–20 21 1–4

Kurze Inhaltsangabe der beiden ersten Bücher vom Buch des Lebens Mulings Widmungsvorrede an den Straßburger Domherrn Heinrich XIII. Graf zu Werdenberg Ouch … weinreben. Diß buch … gedrucket. Titelbezeichnungen für die Kapitel 1–26. Das erst bůch … ane.

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A. Die lateinischen und deutschen Kapitelüberschriften Ein Vergleich (Auswahl) Erstes Buch Die Kapitelüberschriften in Mulings Übersetzung sind meistens ausführlicher als die im Originaltext von Ficino. Einige Beispiele mögen das zeigen: Quae sit hora incohandis studiis opportunior, quisve continuandi modus. Cap. VIII. Das .viii. cap. dich leret welches sei die bessere stund und gefüger anzeheben das studieren und die weißheit / und ouch welches sei der weg das zů volfieren und zů volbringen De his quae fovent membra praecipua, vires, spiritus. Cap. XII. Das .xii. Capitel / Sagt von den dingen so erneren / erquicken und uff halten / die fürbündigen grossenn glider besonder die krefften und die leiplichen geiste. Medicinae contra pituitam. Cap. XIII. Das .xiii. Capitel / Sagt von den medicinen und artzneien die wider pituitam oder die flegma / rotz und pfnüsel dienendt De gustu instaurando. Cap. XVII. Das .xvii. Capitel leret den lust wider zebringen unnd den geschmack zů erneüweren essens und drinckens. De exacta atrae bilis cura. Cap. XVIII. Das .xviii. Capitel / sagt von der rechten hilff und grüntlichen vertreibung atre bilis der melancolyen und wie du dich halten solt ee du dich artzneiest. De pilulis. Cap. XX. Das .xx. capitel / Sagt von den pillulen so dienendt für die melancoly als vor gesagt ist / und wie man die machen sol.

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Corporeum quidem spiritum cura; incorporeum vero cole; veritatem denique venerare. Primum medicina praestat, secundum disciplina moralis, tertium vero religio. Cap. XXVI. Das .xxvi. capitel unnd das letst dyß ersten bůchs saget. Das wir den leiplichen geist verhüten / versorgen und helffen sollent. Aber den unleiplichen geist zieren und darnach die warheit eren und hochachten Das erst verleicht die medicin und artzney Das ander die sitliche leer der tugend. Das drytte gibt die geistlicheit und gottes forchte.

Zweites Buch Auch im zweiten Buch fallen die deutschen Überschriften oft länger aus als diejenigen in der lateinischen Vorlage. Quibus de causis arescit humor naturalis, vel peregrinus exundat, et quam necessaria sit ad vitam perfecta digestio. Cap. IV. Das .iiii. capital sagt / uß was ursachen die natürlich feüchtikeit sei indorren / oder wo von die fremde erwachsende feüchtikeit sei uber hand nemen / und wie not sie zů dem leben ein gantz digestion und volkummende tauwung. Sanguis et humor accommodatus vitae aerius esse debet, qualitate temperatus, substantia medius atque tenax. Cap. V. Das .v. capitel / sagt das das blůtte und die feüchtigkeit so zůgemessen und zegeben ist dem leben / sol lüfftig sein / doch getemperiert in seiner qualitet natur und eigenschafft / und an dem wesen oder substantz mittelmessig und zehe. Diaeta, victus, medicina senum. Cap. VIII. Das .viii. cap. saget von den dieten und tag satzungen das ist von ordenung der speiß und narung auch von der alten menschen artznei. Diaeta, habitatio, consuetudo senum. Cap. XII. Das .xii. capitel sagt von der ordenung und gewonheit oder wesen der alten menschen von ir tag satzung diet und wonung. Mercurius alloquitur senes et consulit eis circa voluptatem, odores, cantus, medicinas. Cap. XV. Das .xv. Capitel sagt das Mercurius zůspricht den alten und ratet inen zů dem wolust zů gesang und der Musica / zů der medicin und artznei / und zů den wolriechenden dingen.

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Confirmatio superiorum; et quod devitare debemus assiduam cogitationem et coitum. Cap. XVI. Das .xvi. capitel sagt die bestetigung der obgesagten ding / und das wir vermiden sollent die empsige und stete gedechtnüß oder betrachtung und die unküscheit. De nutrimento spiritus et conservatione vitae per odores. Cap. XVIII. Das .xviii. Capitell Sagt von der narung und uffenthaltung des geistes und behaltnüß des lebens / Durch geroch und wol geschmackt ding. Magorum medicina pro senibus. Cap. XIX. Das .xix. capitel sagt die kunst unnd artznei der heiligen drey knig magi genant / und der anderen alten weisen / dienende den alten menschen. De periculis evitandis ex quolibet vitae septenario imminentibus. Cap. XX. Das .xx. und lest capitel diß anderen bůchs / saget von den schaden und sorgfeltikeiten so zůfallen / von yedem sübenden jar des lebens / aller menschen.

B. Fehler [!] in Mulings Übersetzung 35 18 viermal [!] ] quadragies, vierzigmal 26 synn … sensum quam tactum … als den Tastsinn … fehlt 43 4 nit [!] wyter gon] procedat 25 schmůtzig [!] ] uncta, ölig, fettig 49 10 frisch [!] byren] Birnen, pyra austera, saure, bittere Birnen 62 6–7 nit [!] gefüge einer yeden melancoly] omni melancholiae speciei conveniunt, … zusammenpassen 16 xxiii. [!] tag nach einander ingenommen werden] ter viginti diebus sumenda erit, zwanzig Tage dreimal eingenommen werden 15 amlung] Emermehl, Ammelmehl; amomi (amo67 mum), Kardamom, eine Gewürzpflanze

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3 süssem [!] ] gravibus, schweren, ernsten 26 person [!] ] puellam, Mädchen; A-Druck: weipliche personn 13 und gesundem [!] magen] stomacho imbecillo, schwach, kraftlos

C. Texterweiterungen Mulings, die im Ficino-Original nicht vorhanden sind Erstes Buch 15 22 23 24 25 26 27 28 29 30 32 33 34

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3 … unnd libreyen; 15 … und clůgheit; 1–2 … und underwyser hindan gesetzt hat oder verlassen. 6 … und wolt got; 14–15 … nit achtenn sunder versumen. 30 … das ist in der weisheit huße. 9 … achtnemen; 2 … güßt in; 10 … dür; 33 … unleiplichen warheit; 1 … oder verzuckt /; 30–31 … und das hoch wieten. 20–21 … und maht bewegung oder bekummernüß der vernunfft. 23 … das ist unsinnikeit /; 4 … und gefrüret gantz; 33 … und nit mer. 25 … und clarer. 27 … gebruch; 31 … emsigklich; 32 … oder erfaren; 33 … die ding; 34 … oder; 1 … schetzt; 14 … und glid; 6 … so ist zů mercken; 9 … anfahen; 13–16 … werden sie geengstiget gleich als würden zwischen den strengen grusamen wassern … geworffen hin und her … den weg gonde und brůchen /; 16 … wunder /; 1 … wunder; 1 … so der weißheit /; 6–7 … oder über das vermgen gadt /; 17 … oder entflüßt /; 18–19 … oder

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sunst vergossen würde. 20–21 … die gttin der weißheit /; 24 … Cupidinem; 32 … das ist über essen /; 2 … oder gedewt würt; 3–4 … mit zů vil fettigung; 4–5 … oder hohe ding ergrunden oder; 17–18 … und der sinnilikeit; 30–32 … speculieren / und beschreiben / componieren machen und dichten aller hofflichest und aller weißlichest; 3 … von den füchtigkeiten; 11 … oder ze dichten; 16 … strmen oder; 6–7 … und so die ußgangen seind und entpfliehen; 16–17 … oder sunst hoher vernunfft pflegen / und solicher lere lang fleißlich anligen und wachen; 22 … haupt; 24 … dicken; 28 … schwerlich /; 32 … dichten die weißheit und lere /; 6–7 … (ob sie das schon nit geren thůn). 9 … Also geschicht ouch disen narren; 19 … bei tag fliegen wolten gegen der sonnen; 10 … und irrig seind. 15–16 … Und am morgen dester geschickter und lüchtfertiger seyent. 14 … oder schnel; 16 … und erquickt in. 18 … oder gantz anhangen der übung mit betrachten und gedencken deine geschefft; 21 … zů reinigen und rüspern. 22 … und deiner geschefft betrachtnüs /; 3 … das hinderteil des houbts; 4 … der lere und; 11 … die lere und wyßheit. 12 … und krefftig; 13 … das ist umb mittentag; 25 … unnd zu dichten /; 29 … und verzert; 33 … beschwerung oder des gemütz; 35 … so du dich also iebest das es dir wee thůt /; 4–6 … und weger ist ee der glust sich endet oder uffhret / das du ouch uffhrest zů leren; 14 … das ist nüchtern; 28 … ein messige; 1 … und heisser wolriechender ding. 6 … grüner; 18 … ubel gekochet; 22 … trurigkeit … barmhertzikeit;

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1 … letzten ist; 3 … melancoly; 7 … uberschwenck­ lichen; 9 … grossem; 10 … lufft und; 23 … frischer; 25 … kappen (Kapaun); 29 … die nit zech oder; 7 … wo der beschicht; 8 … oder ablschet; 10 … und in den brügen suppen; 11 … und sterckt das hertz; 14 … vastenden magen / das ist am morgen nüchteren; 20–21 … solliche geroch unnd wolschmeckende ding; 32 … starck; 35 … der stein; 10 … und erquicken; 19 … und der wiltnüß; 31–32 … Auch das die settigung und füllerei nit harzů bringen rbtzen unnd uff stossen; 9 … das ist / man sol mit lust uff hren; 10–12 … also das du dich nit uberfüllest / und nimme mgest / sonder alweg hungerig uffston und dürstig; 18 … oder verdauwet werden in dem magen; 19 … uff riechen / uffstossen; 22 … bsen; 23 … ee man das ysset; 31–32 … das seind granat pffel; 3 … und frisch; 4 … erheische und forder; 5–6 … als most und gesotten wein; 29 … nach dem essen; 30 … als uns dunckt; 38 … Und dich ergon /; 3 … unnd růgenn. 7 … leiplychen; 9–10 … das ist ein scrupel; 24–25 … und bereit ist Von den ersten pillulen zů machen. Nym in der appoteck; 35 … oder latwerg /; 1 … Von bereitung der latwerg; 8–9 … das ist ein scrupel; 10 … und kügelin; 24–25 … und füchtikeit; 22 … und gesupt /; 19 … das ist uß tubenn kropff; 25–26 … zerbeissenn; 31 … beseiget … der verstentniß; 1–2 … das ist ougentrosts; 12 … und luste; 13 … flegmatis; 19 … grünen; 21 … und colera; 3–4 … ist kütten latwerg; 6 … mit fastendem magen; 10 … des granatzs pffels; 10–11 … ist ouch gůt und hilffet dem unlustigen magen; 15 … unnd gemeinen; 20 … abfallen;

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5 … und ze purgieren; 10 … und vermogen / die weil man dich also curiert und artzniet; 15 … und bewegt werd der fluß; 16 … vom lust; 29 … der melancoly; 29 … in disem büchlin; 30–31 … hilf und; 2 … meinung und; 11 … des krutzs; 16 … das krut; 19 … dem gekreüt; 2–3 … und gemacht under dem aspect oder; 4 … oder flegma; 5–6 … das ist coleram … das ist die melancoly; 8 … die weil sy by ein ander seind /; 1 … das ist / rote seide oder zendel /; 2–3 … seind wurtzeln also genant /; 6 … gesübert und; 8 … andere bewerte; 10 … krner; 18 … offenliche; 21 … und gůt; 24 … das ist helleborum nießwurtz; 27–28 … hie allein in disem bůch /; 33 … leichtere; 4 … als obstat; 10 … gůtem; 15 … sollenn die pillulen yn genomen werden; 20 … der Melancoly; 25 … sollen sie yngenomen werden. 28 … und zů betrachten; 29 … oder ußdruckung der natur; 1–2 … in der appoteck wol bekannt /; 5 … gůt; 8–9 … von natur kompt; 10–11 … so vil als vor darin kommen ist; 13 … und zergangen; 16 … nach einander; 29–30 … oder zů starck uff ein mal / sonder langsam; 31 … sprechende /; 2 … rechten; 5 … lyplichen; 15 … oder rohen zendel; 15–16 … mit roter farb /; 19 … also darin ston; 21 … in das wasser oder briege der seiden /; 26 … und laß ston also; 32 … das werde dan also ein latwerge under einander – 1 … gemacht; 4 … und aller bassest; 5 … lernet; 10 … die ußteilung und entfliegung; 15 … und mes­ sikeit; 15–16 … und nůtzlichest; 17–18 … und speisen das leben /; 19 … oder verstentnüß; 21 … Und das würt also /; 23 … das man nennet citernat; 25–26 … das ist rot siden; 29 … schwer; 30 … oder brüge; 32 … anmütiger;

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1 … schlechten; 4 … heiß; 5 … mit einander /; 8 … das ist roter geferbter syden zendel /; 10 … schwer / der edel gestein; 12 … das ist ein scrupel; 21 … und nütze; 24 … bespreng und; 29–30 … einfaltig oder schlechte; 5 … und nit schlaffen mgent; 18 … obgenant; 1 … schmecken; 2 … wegerich; 3–4 … und die gehrd erquicken. mit süssem gesang und tnen / als seitenspiel / harpfen / und orglen; 16–17 … oder deiner s­ peyß; 21 … oder gebognem; 22 … und gedencken; 26 … und abzeladen; 27 … oder flegme; 29 … nennet; 31 … in der appoteck bekant. Ouch halt dich; 3 … oder latwerg; 16 … die brüge; 24 … besonder vor allen andern nützlichen und gůt; 25 … menschen; 31–33 … zůsamen grob gestossen in ein seckle / als ein birret geneigt / oder in die nachthuben gethon. 11 … und nit geachtet; 13 … unnd zimmet sich; 14 … die verstentnüß und; 18 … unnd ein schand; 19–20 … hochachten oder versorgen; 21–22 … und nit warnemen ine zů ziern oder eren. 2 … und vermglichen sey; 3–4 … und bey rechten krefften ston oder gůtem wesen bliben; 4 … erst; 10–12 … Wie wol alles das dise philosophi versůcht und angefangen oder understanden haben; 14 … dem weisen; 15 … recht; 16 … und begert; 19 … dan erlicher und billicher; 22 … und ze erfaren; 28–29 … scheine und glast des aller hchsten gesichtes / das ist in der sonnen ­glantze und am tag; 32 … der aller obristen verstentnüß; 33 … und gnad; 1 … geboren werden; 2 … Herr … das rechte; 3–4 … unnd claren; 8 … und gereiniget; 14–16 … verschlossen. Oder von welcher alle ding gemacht seind / unnd also bestendig und vest bleiben; 18 … der verstentnüß /;

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4–5 … gunst und; 6 … und gebot; 6 … unnd der weißheit; 7 … und behendikeit; 9 … und zum end bringen; 11 … und der radt; 4 … des raths; 5–6 … die man bedarf in pflegung der rechten erfarnüß und zů der warheit des experiments; 11–12 … das ist die bescherung / geschicklikeit und verhenck­ nüß des gestirns / gottes unnd der natur. 13–14 … und bewarung unser selber / ist uns sollichs geben /; 14 … oder sternseher; 17 … und fürkummung; 19 … und vermglich; 20 … und krancken /; 28 … und ir selbs achtung; 35 … und lere anhangenden fleyssigen menschen; 8 … oder ymen; 15 … fürtreflichen; 29 … und befleckt würt /; 32 … natürlich; 32 … verschwindet /; 3 … und bosheit; 4 … die erstckung; 7 … das ist von flegma; 7–8 … und uberhand nympt /; 8 … unnd verdürbet; 9–10 … als vil als ob sie begert; 11 … und gebot; 12 … fürkummen und; 16 … dürren … helffen; 18 … also das er nit verstopfft ist /; 29 … disen menschen ist die scharpff; 30–31 … oder der betrachtung trowen und harzů bringen /; 32 … ist verzerung des lebens. 35 … Darumb niendert oder an keinem end /; 1 … artzet … und grossern fleiß ankeren /; 2 … oder helffung; 5–6 … ein eigen und besonder hilff / sorg und artzney erheischen erfordern und begeren /; 12 … und han­ de­len; 14 … das ist mit voller weißheit; 17 … bersten gottes; 25 … worten und reden; 26 … und liecht; 28 … und liechte; 28–29 … one underlas stetiges zů geben und hantreichen der flammen unsers lebens; 3–4 … unnd vorhanden verbliben; 6 … das ist Minervam die gttin der weißheit treffen und rieren /; 9–10 … und clein; 13 … sonder allein versůcht und; 16–17 … das ist die natürliche hitz; 20 … sůchende; 21 … und vil; 25 … des lebens; 28 … das disem nach würt gethon; 30–31 …

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an dem scheine ußwendig sonder auch an der lütere vergleicht werden. 31 … dem ersten; 6 … der zůsamenhaltung unsers leybes; 15–16 … er entspring an welchem ort des leibs er wlle. 1 … das ist das du swach da von würst; 1–2 … und verlangen nach drincken. 4 … herte; 6 … grosser; 12 … und verdawet; 16 … von not; 19 … besundere gůte; 20 … achten und helffen; 21–22 … das ist / das du wol tauwen mgest. 23–24 … das soll gar nicht du tauwest es dan recht in dem magen. 25–26 … und widerwertigen dingen /; 27 … und unverteulich; 32 … feüchtigkeit; 33 … und verzerung. und auch irer verstopffung; 35 … und natur; 4 … und gbruchet. 18 … volbracht wirt. 24–25 … und reinikeit der erwachsenden uferhabnen ding; 27 … und zů vertriben. 29 … und gemessiget und mangerlei enderung. 31 … behalten und zů achten; 32 … und der růgen; 33 … die uberübung; 34 … das ist das abnemen. 14 … und zum alter kommen seind; 15–16 … und angreiffen / mit rechter ordenung und wolbehüter achtung. 11–12 … das ist / die wol speisen und settigen und; 26 … und wesen; 27 … und hersch ob andern. 29 … den gebotten imperio … und wesen; 35 … leiblichen; 1 … adern unnd die heimlichen leiblcher. 1–2 … stür und hilff; 7 … unnd dunkel; 21–22 … ziehen und; 23 … und erneren /; 24 … spricht lobet; 31–32 … und künsten; 34 … gruntlich; 2 … reinikeit; 5 … dicken; 5–6 … einer adelichen natur /; 6–7 … und zů erquicken; 11 … unteuwige; 16 … da von obgesagt ist /; 19 … das sein dannzapffen krner; 22 … vermengt. 24 … und zehen; 25 … und erlauben; 29 … vermischen; 32 … und weich machen; 2 … der adern /; 3 … rechten; 7 … als gsagt ist; 20–21 … das ist in dem verzeren und der unbillikeit; 29 … niessen. 30–31 … schaden sie nüt.

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2 … vast; 2 … bald; 5 … bald abnemen und fülen; 18– 19 … und leidt am tag das es also war ist. 21–22 … weißlichen; 23–24 … das alter; 24–25 … und hab gůt sorg /; 31 … oder zehe; 3 … oder schlüpfferig; 8 … leibe … oder menschen; 12– 13 … und verschümet uff das hchst vast wol unnd also weich und lauter bleibet; 25 … dicken; 26 … und starcker natur /; 26–27 … der bringt von disen zarten speisen; 27–28 … und bald verschwindende; 31 … und saget; 34 … oder anderer vogeln; 1 … und irem abnemen /; 4 … unnd wilpret; 5–6 … wan es ist vast gůt für febres (Fieber) als Plinius saget. 6 … langwirigen; 16 … sol gon und gebrůcht werden; 18 … wonung ort und ende; 29 … seind gar bey not; 30 … und tauwung /; 32–33 … das ist der im tag geschicht; 34–35 … als auch im ersten bůch gesagt ist im .vii. und .iiii. Capittel. 6 … und hůt; 9 … alben; 12 … Es ist not zů erwelen /; 14 … lantschafften und orten /; 15 … messigen und; 16 … lustigen; 18 … als grosse weier und see. 19 … und zůneme von dem mist /; 7 … ttlich; 9 … der inseln /; 11 … und gekehrt; 14–15 … landen und; 16 … oder pfützen; 17 … und hinweg lauffen. 32 … vergifftigen; 8 … kunst und artznei; 10 … werme oder füre /; 16 … ungesunden; 16 … lufft und; 23 … fülung und; 26–27 … abnemung und; 28 … des lufftes; 6 … in ze vermischen. 7–8 … der doch bleibe / und nit brech oder abfalle /; 11–12 … wyntzen … und gezitiget … gereiniget. 23 … gelobt und; 29 … und widerbringet; 5 … zebruchen mit uff streichen. 8 … und gemessiget; 18–19 … und erlangen. 22–23 … das seind die alten /; 26 … edlen; 30 … inen fast schedlich sein; 1 … leiplicher; 2–3 … als vor gesagt ist; 5 … leiplichen; 7 … oder südet; 9 … edlem; 9 … und wol schme-

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ckenden dingen; 15–16 … und groß zeachten; 18 … oder lebtagen; 22 … wan es vertreibt und verteilt; 28 … oder zeverachten; 29 … und seiner erquickung /; 31 … uffenthaltung; 5 … auch der beder und; 19 … in der apoteck bekandt /; 24 … reinem; 25 … grünen; 32 … vil besser und; 33 … gůten; 12 … liquiricia; 19 … und uff erquicken; 21 … und probieret; 32 … tugent; 17 … und milterung /; 21 … natur; 24 … das ist so zum hertzen dienen; 33 … grün; 10 … oder tauwung; 13 … und natur; 15–16 … specerien oder; 17 … so dorrend und ußdrucknen sie; 19 … Also das sy vergadt. 21–22 … cordialia genant /; 29 … und ze versorgen /; 8 … ist der fenchel; 10–11 … und sich erjüngern. 14 … und nützung … grünen; 15 … hat er auch ein fette in im. 19 … philosophi omnes … loben; 20 … messigest; 21–22 … behütest sye bestendig und bleiblich von aller; 22–23 … und verderben. 1 … messigkeit und; 3 … und vergleichen; 8 … die alten weisen/; 10 … und kum zů den innern glidern. 12 … das seind die ding die das hertz stercken /; 14–15 … und krefften; 16 … zevil oder; 25 … das man můter krut heisset; 27–28 … mit eim gůten aspect. 16 … gůten; 27 … und begyrig oder nüchtern; 4 … als vor stat im distillier bůch. 5 … irren und; 9–10 … zauberin die mit dem teütschen nammen nachtfaren oder heckxen oder das schretzle genant werden; 13 … und entsetzt seind; 14 … wil thůn oder; 15 … frysch /; 25 … das ist uß dem balneo marie (?), (balneum: Badewasser); 27 … gůte behende gegenwürtige; 29 … oder fassen; 7–8 … und unverdauwet; 8 … unbequem; 10 … ansich ziehen und uff fahen; 15 … tobenden; 18 … und gezogen

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würt /; 23–24 … So man doch von dem blůt saget /; 27 … crafft und; 30 … komen mge und; 4 … Es ist nützlich und gůt; 5 … krancke; 7–8 … und uß gewonheit bringen; 11 … das ist offt; 12–13 … doch wenig und dar zwischen alweg so vil weil nemen / das sye vertauwet werde. 14–15 … verkocht und vertauwet hat; 18 … volbracht und geübet würt. 7 … und gůt den altenn; 9 … Und dar zů die krüter /; 12 … nütz und; 19–20 … und trieffen oder tropffen; 34 … küschen; 35 … in Platone; 4 … sorgfeltigen engstigen; 7–8 … das ist Apollo; 10 … zebruchen; 11–12 … gibt euch und heist bruchen; 14 … gibt euch; 17 … das ist melissa / můtter krut; 20–21 … das ist basilien und hertzkrut; 33 … dem krut; 34–115,1 … in der apoteck; 2 … die krüter; 9 … und feint; 17 … also genannt /; 10 … kinder (seind ir nit indenckig oder; 12 … der natur; 15 … und entledigung. 15 … oder Bachus; 15–16 … das ist der erfinder des weines /; 19 … unnd ledigen; 23 … nütz und gůt /; 8 … Venus; 11 … lebendigen; 12 … geschmack /; 5 … und natur; 15 … und umb sich sůchen; 32 … leiplichen; 33–34 … fürtreffen ist und fürbündig; 8–9 … und messiger; 10 … unnd messiger; 20 … so zů dem hertzen dienent; 24 … und clar; 30 … gesagt und; 12 … die ursachen der ding /; 15 … Sitmal das ich üwer fürweser bin /; 18–19 … oder vernunfften rationes genant; 22–23 … erkantnüß und eigenschafft; 25–26 … und geordenet; 31 … und fürsatz; 33 … oder bracht; 33 … Zů lest; 3 … wie obstat / Aber die anderen drü alter; 6 … ston /; 9 … trost oder; 11 … wan der selb lust ist; 13–14 … ein ander ding mit eüwer füchtikeiten /; 17 … Merck; 22–23 … ermane und warnen ich; 25 … und tauwung /; 28 …

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neüw geleit; 29 … Des gleichen ouch; 35 … doch wenig und; 5 … und jung gestalt ist /; 6–7 … dan die gemachten nüwen; 11 … und geneigter; 12 … das ist jeder man und der vile /; 13 … das ist eim allein /; 14 … oder berüren der unküscheit; 15 … und verfellen; 19 … disse mein; 20 … dem gewalt / ampt / … und zůlassen; 29 … im selber hilff zů sůchen /; 33 … oder zů verachten; 2 … nemen und; 4 … verheißt gelobet und; 11 … dem gedanck; 16 … oder entpfinden; 18 … und fantasy /; 35 … und gibt; 6 … also das disser Saturnus und die Venus; 11 … und zeitig; 11–12 … und zeitigen corper; 12 … und treibt; 14 … des gemeinen; 27 … zů erneren und auch; 28 … und uffenthaltungen; 31 … sonder gar ein groß abfallen; 35 … stür unnd uffenthaltung; 5 … gesetzt seind und; 7 … Mercurius; 8 … also sprechende /; 15 … und frisch grün; 21 … und seitenspile der musica /; 22 … Auch die lieplichen stimmen; 31–32 … und ein phoebisch gethon zů einer trstung frden und ergetzlicheit; 33 … und zů einem volkummen alter /; 2 … gerüch; 2 ... erquicken und uffhalten; 4 … die gethne und gesang der musica; 5 … tierlichen; 10 … und todt /; 11–12 … das ist den süssen most /; 12 … uch alten; 14–15 … das ist firnen alten starcken wein; 26 … grünen; 28 … oder irer brüge; 31 … disser latwerg; 5–6 … und nit vast einhellig; 14 … oder ring; 15 … leiplichen; 19 … und bringt; 20 … und machen in irrig; 25 … unbrüchlichers; 33 … so wir erlüchtern wllen; 4–5 … unkeüscheit / gsang / seitenspiel unnd … oder mit andern kurtzwiligen; 15 … lere und; 19–20 … uff der obgesagten ding eins die selben zů bringen; 21–22 … Aber uff das wir ouch zů lest naturlich darvon reden /; 22–23 … So merck fürbaß. 23 … des füres; 24 … Zum ers-

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ten; 29 … entpfintlich und senfftiglich; 30 … das ist mit der hochsinnikeit; 32 … uberladen und beschweren; 1 … und getrungen würt; 13 … und betrachtung /; 18 … und das vermgen; 20 … regierer; 21 … und die werck der unküscheit yeben und; 22 … bruchen wllen … dann mich. 28 … leiplichen; 31 … und also die gedencken; 35 … und uberladung so do kumpt oder entstadt von – 1 … dem gedencken und betrachten /; 2 … zů alten; 5–6 … den sy gehebt und erlitten haben; 13 … zů loben und; 15 … unbequemen unteülichen bsen; 15 … und – 1–2 … füchtikeiten … verfaßt oder versamlet seind; 3 … bsen füchtikeiten; 7 … etlich meister; 8 … das ist nieß wurtz; 9 … bse; 11 … purgieret oder gereiniget /; 11– 12 … mit nüwen frischen gesunden; 14 … hofflicher und; 17 … hilff; 18 … artznei; 19 … und ze trieben; 8–9 … das ist flegma /; 21–22 … gůten weissen; 22–23 … oder küchlinn /; 23–24 … Diß hond wir nutzlich unnd mit heil erfaren /; 25 … und morgen imbeß; 26 … sterckung unnd conposicion; 30–31 … oder gebeit schnitenn; 10 … und wonung; 11–12 … schmecken verdunpffen / unlustig / verdrüßsich; 15–16 … bewegt und bekratzt haben; 21 … aderen … und gůt; 28–29 … oder der angebornen natürlichen werme /; 35 … und heissen zyt /; 1 … senfften … und arbeit; 3 … groß; 4–5 … sollent sie auch hassen und meiden; 6–7 … noch zwifel; 8–9 … von den wolriechenden dingen / oder; 25 … und wol rüchet; 28 … und dünste; 29–30 … das ist ein geruch oder geschmacke /; 30 … gesmack; 31 … und dunst /; 8 … dünne reinikeit / oder subtile; 12 … oder starck; 19 … ist nütz und gůt /; 25–26 … oder geschmack erfrauwet behalten oder; 28 … schlechten oder gemeinen lüffte. 29 … und temperiert; 29–30 … lauter und nit vergifftet; 35 … irdischen;

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138 3 … und durchschleichen /; 5 … und natur; 6 … und stecket. 7–8 … stetigs on underlaß gentzlich unnd; 15 … und hoch zů schetzen und villeicht vast nützen. 19 … und seitenspiel. 23–24 … als vor gesagt ist; 24 … kind; 26– 27 … in Kriechen land; 27 … alweg gesunt und ser; 139 2 … erwelten claren / subtilen und heitern; 3 … verkerung und veranderung; 4 … gerochs und geschmacks; 7–8 … das ist nachvolger der lere Aristotelis /; 9 … oder der geist des lebens da von wir leben; 19 … geist. 21 … und diene … der natur /; 27 … claren /; 29 … thierlichen oder; 30 … subtiler; 33–34 … das ist basilien krut /; 140 1 … do lebe und wone /; 6–7 … der gewechß krüter und edelen wolriechenden dingen /; 22 … des leibes. 23 … unnd langsam; 31 … edelen; 31–32 … und wolriechenden dingen. 34 … seitenspile. 34–35 … vermeiden und verhieten; 2 … mittelmessigen; 10 … wolschmeckenden; 14–15 … 141 wolriechendem edlem; 16 … und ser wol; 17–18 … und uffenthaltung. 21 … und zesagen /; 25–26 … in den malvasier geduncket daran geschmecket und uff den magen geleit; 26 … und sich selber; 27–28 … wan es im gefallen wer oder geliebet hette. 31 … oder zerlassen; 32–33 … oder darine geduncket / und genützet als obstat /; 142 1 … und natur; 1–2 … die ding des lebens gantz; 6 … in dem menschen; 7 … oder coleram; 9 … menschen; 11 … und wolriechenden ding / so mercke weiter; 16–17 … und ding die do weit allenthalben umb sich riechen. 19 … und geruch; 20 … genützt oder gebrucht werden; 21 … wolriechends; 22 … ufflegent oder bruchent /; 24 … und můter; 26 … wolriechenden dingen. 30 … schwacher cleiner; 31 … der natur /; 32 … und offnet; 143 8 … genatürt; 10 … würtzel; 12 … messigkeit; 16 … starcken; 23 … dem gemüt /; 26 … nütz und gůt seind /; 32 … das krut wünscherling genant; 33 … und tode; 34 … des kruts; 35 ... Von welcher cicuta der hochwirdig –

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144 1 … Socrates getdt ist. 12–13 … oder die brüge der ingelegten; 16 … zů kostlich were; 19–20 … vermischt ist und; 21 … mit vastendem; 31 … und gewonlich erstrecket. 9–10 … dan das sie zů trincken oder innemen gefüg 145 seye. 14 … die alten weisen und heiligen drey knig /; 15 … unnd des gestirns /; 146 6 … und knig; 7 … die messigkeit; 9 … und werme; 12 … und mechtigisten; 13–14 … und heiligen drey konigen. 17 … Fürwar; 18–19 … lyden oder dar von bekümert werden. 26 … wein / mero, … oder küglen /; 147 3 … abfallen / indorren oder verderben. 9 … und krefftigen /; 11–12 … und gedechtnüß in langwiriger steter vermglicheit. Amen. 16 … und sternseher /; 17 … aller; 6–7 … als vil geredt / als die entlichen jar und urteil unsers 148 lebens. 9 … der wochen /; 10 … bewegnüß der naturen und der füchtikeiten /; 12–13 … als vil als ein urteilsprecher und ende richter; 18 … und stern seher /; 20 … unnd artzet /; 21 … und hilffen /; 149 4 … und teglich ordenung deins lebens sey; 7 … oder nit. 11 … und eren /; 12 … und uberkommen; 15 … zeichen oder; 24–25 … die der lere und auch sunst der weißheit anhangent. 26 … und die hilff von oben herab /; 29 … der sonnen; 30 … in dise weise. 150 1 … Das ist /; 14 … unnd messige; 17 … Bachus; 23– 24 … und schein der sonnen. 28 … die gttin des lebens /; 29–30 … erstreckt und erlengert; 30 … (das seind die tag); 151 2–4 … das sparen und das abbrechen / oder die hienlessigkeit / die versümlich unachtbar und verlassen ist /; 4–5 … und die ewige seligkeit /; 9 … und speiße. 16–17 … das ist got selber so du allein uß der meinung begerest zů haben also ein lang leben /; 19–21 … ob allen andern dingen lebest allein dem herren / von welches gnaden und miltikeit / die gantz welt lebet und also bleibet / so lang es im gefallet. Amen.

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D. Wörter im Ficino-Text, die in der Muling-Übersetzung fehlen Erstes und zweites Buch 27 14 siccus 29 1 incitatur 30 12 Arcadico] Vergil: Aeneis X, 452: frigidus Arcadibus coit in praecordia sanguis …, kalt fließt das Blut den Arkadern ins Herz. Muling war offenbar diese literarische Quelle Ficinos nicht bekannt. Vgl. Boenke, S. 61, Anm. 107 und Kaske, S. 119. 31 21 ut diximus 32 13 iterum 32 24 deinde 34 15 (ut ita dixerim) 36 2 multis et crassis vaporibus humoribusque 42 2 versus quadragies, gegen vierzigmal 43 4 procedat 44 17 salsamenta, marinierte Fische 44 19 eruca, Raukenkohl brassica, Kohl cariotae, Karotten 51 27–28 id est citrariae, Melisse 52 30 aquaque marathri, id est feniculi, Fenchelwasser 54 12 collyrium, eine Augensalbe 55 6 sanguisque abundet 25–26 Punici mali … vel Persica pyrave, Pfirsiche oder persische Birnen 56 4 Nauseam … diacitoniten, Diacitonit eine unbekannte Arzneizusammensetzung 58 8 memoria confirmatur, das Gedächtnis wird gestärkt

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62 1 Persicae … vel tripherae Persicae 65 34 seminum cucumeris, Gurkensamen 67 5 extenuentur, sie werden dünn 80 25 providentia 85 13–14 velociter 91 14 anguillae, des Aals 92 27 testudines, Schildkröten 95 2 et lentore 12 ad ova 96 99 7 forte rosa 118 9 quae vero rarissima sunt 15 sed etiam gustu 123 34 tum Palladis clipeo vos munite 125 20 superstitione 126 1 vinum 14–15 vinum vernaceum, Vernaccia, ital. Wein 30 lyram 142 10 condimentum, Gewürz 143 19 rosam 144 2 compendum 22 Memineritis autem myrobalanos conditas meliores esse, siccas vero saltem diem integrum oleo amygdalarum dulcium vel butyro vaccino prius infundite quam confletis. Denkt daran, dass eingelegte Myrobalanen besser sind; trockene solltet ihr vor der Verarbeitung wenigstens einen ganzen Tag lang in süßem Mandelöl oder Kuhbutter einweichen. 150 11 Quid vero?

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E. Zwei-, Drei- oder Mehrgliedrigkeit im Übersetzungsstil Mulings mit den entsprechenden lateinischen Ausdrücken im Ficino-Text Erstes Buch 11 12 13 14 17 18 21 22

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5–6 … bedeüten unnd bezeichen … significantes; 3 … sinne und verstand … sensu; 11 … krancken notürfftigen / und schwachen … languentibus; 1–2 … geweihet und geheiliget / versprochen und verheissen … commendavit; 31–32 … du wollest nachlassen unnd verzeichen oder vergeben … ignosce; 3–4 … cithar harpffen / seiten spil und gesang / geben und verlihen ist … per citharam cantumque largitur; 25– 26 … geschenckt / geopfert und uffgeben … dedicatum; 26–27 … so lesend das vleißlich / und bewarend oder versorgent … legite; 8–9 … ist zů sůchen und nachzevolgen oder zeachten … quaerenda est; 16 … des gemüts unnd der selen … animi; 9 … mit grosser arbeit und empsigem fleis … assiduo labore; 13 … im gemüt oder in der selen … in animo; 13–14 … fürend weysen unnd geleiten … ducunt; 2 … Phoebus das ist die sonn oder der sonlich schin … Phoebus; 4 … also erlüchten unnd ercleren ist … illus­ trat; 20–21 … nün dichterin der wißheit … novem Musarum; 24 … ernst und fleiß … diligentia; 31–32 … den fleissigen der geschrifft und wyßheit / … litterarum studiosis; 35 … vernunfft / will oder gemüt / … animus; 3–4 … deren die so schwerlich den weg der weißheit gond mit minderung irer krefften … qui difficile Minervae minuentis nervos iter agunt; 17 … die fleissigen der geschrifft unnd der weißheit / … litterarum studiosos;

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2 … vier glider / … membra; 9–10 ... die weisen / und verweser der dichter … Musarum sacerdotes; 18 … der wrm oder hitz … calore; 31–32 … macht oder krafft … vis; 33 … schawung oder contemplation / … contemplatio; 8–9 … begeren versorgen und achtnemen … curare; 10– 11 … nit anders wan als die do wollen die grusamlichen wasser schiffen Scyllam … non aliter quam navigantes Scyllam; 12–13 … ussern teil des leibs müssig schinen gon … reliquo corpore otiosi sunt; 19 … so bekümert / betrübt / und verirt sie das gemüt / und zerstrt die vernunfft / … vexat animum iudiciumque perturbat; 21 … gesagt mag werden … dici possit; 26 … gantz von sinnen kummen. … desipere; 30 … die gelerten und weisen … litterati; 3 … die ler und weißheit. … doctrinas; 6 … die gefundenen künst / lere und weißheit … doctrinis; 12–13 … den fleissigen der geschrifft und weißheit / … litterarum studiosis; 15–16 … ist / das zů erfolgung und erlangung der weißheit und lere / … esse videtur, quod ad scientias; 20 … fügen und schicken. … sese recipere; 21 … puncten oder mittel … centro; 26 … berüffen und reitzen … provocat; 32–33 … die betrachtung oder contemplatz … Contemplatio; 4 … speiß und narung … pabulum; 4–5 … der natürlichen hitz und wrmde / … caloris naturalis; 11 … geist und spiritus … spiritus; 15–16 … geflissen und gentzlich anhangen … intenta; 17 … speiß oder narung … alimentis; 22–23 … seind gewonlich machen … efficere solent; 23 … geist oder spiritum / … spiritum; 24–25 … betrüptnüß und finsternüßen … tenebrae; 27 … den gelerten und sůchern der weißheit / … litteratorum; 25–27 … erschlagen oder bewegt werden / und mgen auch nimmer clůg sein sie werden dan also / … perciti sunt, esse unquam posse; 31–32 … bey den natürlichen meistern / … apud physicos;

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4 … vernunfft und hochsinnikeit … ingenio; 6 … geredet und gesagt … Asseverant; 11–12 … kumpt und geschicht … contingit; 18–19 … ist schaden der vernunfft und weißheit … iudicio et sapientiae nocet; 24 … verzert und resolviert … resolutis; 26 … der macht sie unsinnig erstopfft und forchtsam … stolidos reddit et stupidos; 30 … vernunfft und weißheit / … iudicium; 33 … ist sie dunckel machen die geist / … obfuscat spiritus; 3 … anfacht zů gefrieren und erkalten / … frigescit; 4–5 … stand oder wesen … in statu; 13 … innern glidern das frisch blůte … Arcadico circum praecordia sanguis; 15 … mangelen seien … careant; 22–24 … das sie geacht würd der colera gleich sein / uff das minst dem gewycht nach. … aequare bilem saltem pondere videatur; 1–2 … südet oder hitzig ist / das sie dann überlauff und vester brenne oder wiete. … dum fervet nimium, vehementius urat et concitet; 11 … krafft und macht … vim; 16–19 … ist sie mangerley begird bringen / nit anders wen als gůter starcker wein die drinckenden frlich machet / und mangerley frey gedencken bringt. … non aliter quam merum praecipue potens bibentibus ad ebrietatem vel etiam paulo liberius affectus inferre varios soleat; 21 … bili oder colere … et bili … ut diximus; 29 … warm und lieht clar. … calet et lucet; 31–33 … da har dient dan das wort Heracliti / So der lufft dürrer oder heisser ist / so ist die sele und vernunfft ouch clůger und weiser. … Huc tendit illud Heracliti: „Lux sicca, anima sapientissima.“ 16–17 … des leben wassers / oder das reben wasser / … vitae seu vitis aquam; 5 … centrum oder mittel … centrum; 11 … under den flüssen / … inter fluctus (Wogen, Wellen); 17–18 … ernert und erzeücht … nutrit; 2 … stralen und würff geschütz / … iaculis; 3 … drei eckigen karst / … tridente; 23 … fest und opfer … sacra; 27 … weiter und ferrer … longius; 27–28 … gesetzt und ge-

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scheiden … segregavit; 28 … settigung oder füllery … satietas; 6 … lang und vil … frequentius; 9 … gelerten und weisen / … studiosi; 20–21 … so seind sie von unß fliehen. … nos fugiunt; 23 … durn und kercker … carceri; 4 … uffgang der sonnen … aurora; 9 … flegma das ist pituita. … pituita; 11 … speculieren oder ze dichten. … ad speculandum; 14 … schlaff oder der růgen / … somno; 16 … so ist sie uff thůn … aperit; 22 … wan die sonn nidergodt / … recedit; 30 … betrübt / verirret und verzogen würt … perturbatur atque distrahitur; 32 … allen dingen … universo; 2–3 … seind gar abfallen und hienweichen. … labefactatur; 12 … schwere ding … difficiles; 22 … dem haupt oder hirn … cerebro; 26 … so blipt sye rohe … crudescit; 27 … füllet und verstoffet und letztet es schwerlich … opplet et laedit; 29–30 … so im schlaf wachsenden oder erstanden dingen unflat und kot … excrementis; 34 … schlaffen ist / … dormiendo; 10–11 … erblinden unnd verfinstern. … caliget; 13 … probiert und bewert. … probatur; 29 … verzogen gehindert und betriebt … distrahitur atque turbatur; 33 … begeren und erfordern … postulanti; 35 … iebung und bewegung / … agitatio; 5–6 … das gemüt zů vil beschwert geyebt oder bekummert ist / … turbata mente; 6–7 … zeurteilen zů schetzen und zů betrachten die ding der weißheit / … agitata res ipsas iudicare; 15 … die spate füllery oder lang wachen. … matutinam cruditatem; 19–21 … uffston und zů got rüffen und schreyen mit singen / loben und mit der harpfen und psalmen … deum suum canendum se cithara psalmisque surgere; 22 … gemüt und gedanck … mente; 6 … die lere und yebung der weisheit … studia; 22–23 … füren unnd weisen ist … quaerantur. 27 … abzůlassen oder zu růgen … remittendam; 30 … das du urdrützig

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und müde werdest / … lentus eris. 31 … vernunfft sinn und gemüt … animo; 2 … verziehen verrucken … distrahens; 3–4 … betrachtung oder meditacion … meditatio; 11 … gelerten und wysen … litteratis; 16–17 … uberflüssikeit als rotz und unflat / wůst und speichel / … excrementa; 19 … allem wůst und unreinikeit … Sordes; 20 … und kratzen / gantz hinweg zů thůn und zů reinigen. … abstergendae. 23 … die füchten ding … humida; 30 … fer und weit ist … remotissima; 10 … wie oder mit was weiß und ursach / … Qua ratione; 12–13 … in den obgesagten schrifften … in superioribus; 13 … wirt gemeret und nimpt zů … augent; 14–15 … rot dunkel oder schwarzfar ist / … nigrum; 16 … alt ochsen oder alt rindt fleisch / … carnes bovis; 23 … einige wonung / … solitudo; 11 … dürrest alzyt drucken … siccissima; 16–17 … gleichen fleiß bruchen … ratio habeatur; 18–19 … gemacht und bereit werden … condiantur; 22–23 … alle gemilchte ding / oder alles das von milch komet … lacticinia omnia; 25 … die da jung seind noch sugen … lactentium; 30–31 … und waß vast unlust urdrütz und füllery bringet … Nauseam vero et satietatem; 32–33 … das übel und wider die bß gifftig kranckheit der melancoly / nit bessers noch krefftigers … hanc pestem valentius; 35 … die lutern geiste in dem menschen – 1 … geberen und machen … generandos optissimum. 5–6 … den innern leiplichen geisten und der vernünfft … spiritibus et ingenio; 17 … geroch und geschmack … odores; 26 … welche stuck alle heiß seind und hitzigen … quae calida; 8 … das trurig und verruckt gemüt … dissonantem ani­ mum; 24 … die nit verdrüßlich oder schwer seind … non molesta; 29 … acht nemen und versorgen … curam habe-

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amus; 30–31 … uff das er nit unlust oder urdruß bringe oder überkomme … ne nauseam cruditatemve adducat; 5–6 … frchten und besorgen / die dürre unnd drucknung … siccitatem … vereamur; 12–13 … Es ist sich zehieten abzebrechen und zů vermeiden … Abstinendum; 16 … krencken und schwechern … debilitant; 27 … starckem druckenn ding / … sicco; 28 … gesotten oder gedempfft … cocta; 5 … senfftlichen süssen wein … merum; 9 … die yngelegt und bereit seind … conditum; 10 … dürre truckne … sicca; 14 … uffhalten erquicken und erneren … Fovendus; 14–15 … Unnd ist fleißlich zů hüten und sich zů bewaren … Cavendum; 18–19 … růge unnd müssig gang … vacationis; 21 … zů füllen erstrecken oder zertenen … extendere; 22–23 … erfült und voll ist … extento; 23–24 … das man dan schwere hohe ding dencken und betrachten will … difficilia cogitare. 25–26 … so brich dir ab und růge so lang darnach byß das sie schier verdouwet ist. … concoxeris; 34–35 … nüchtern bist dar zů legest / und by schlaffest oder unkeüschheit treibest … esuriente concumbas; 36 … arbeit und yebung … exercitatione; 3 … unlust unnd urdrutz … nausea; 4 … weg tryben und abweisen … propellant; 16 … ler ist und nüchtern … vacuo; 17–18 … nit da das man sein nit hat / oder sein mangelt / … desit; 19–20 … zů hüten und zů enthalten … abstinendum; 21–22 … so sol man sich gebruchen kalter ding … frigidis est utendum; 23 … gelobt und probiert von allen weisen … probatur ab omnibus; 11 … uber gülde sie mit gold blettern … auroque involve; 12–13 … als vor geschriben ist … ut diximus; 30 … unnd fenckel wasser … aquaque marathri, id es feniculi; 32 … nütz und gůt / … prodest; 4–5 … seind wir gentzlich schelten … detestamur; 5 … schwechert und krenckt … debilitat; 7–9 … und befinstert / bereuchet und berůsset die geist der füchtikeiten

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mit schwartzen duncklen reuchen und uffstossungen … spiritus fumis humorum fuscis obtenebrat; 12–13 … trieffenn oder tropffen ist unnd flüsset … fluctuat; 15 … gebieten und heissen … Iubebimus; 17 … zerküwen oder zerbyssen und essen … mandere; 18 … den flüssen / tropffungen … destillationibus; 23–26 … nach der spyß und nach dem essen sollen wir zwingen und verheben die uff stossende reüche der narung oder spyß mit dem coriander oder kütten / die zů niessen und essen nach dem tische oder male … Post cibum vero alimentorum fumos coriandro cydoneisque coercebimus. 3 … zerbyssen und küwen / … mandere. 4–5 … ryben und schmieren oder bestrychen / … linire; 7–8 … gentzlich und recht wol abgewaschen und bereit … perfecte diluta; 10 … finster oder dunckel seind … caligant; 11–12 … So ist vast wol dienend … tunc sane; 16–17 … purgiret und gereiniget habest … purgaveris; 19–20 … und dan als bald ist nütz und gůt … prodest; 22–23 … seind als bald zů hilff kommen und dienen den ougen / … opitulatur; 28 … nüchtern mit vastendem mage … vacuo stomacho; 32–33 … behilfflich unnd nütz ist … prodest. 4–5 … hinder sich zů tryben / abzekeren / … divertendi; 5–6 … kratzung und kpffen oder schrepffen … frictionibus cucurbitulisque; 6–8 … des wetagen So setzen wir die eglen und blůt würm uff den nack / hals und achßlen … hirudines cervici et humeris adhibebemus; 11 … vlyssigen menschen … litterarum studiosis; 13 … einfallet oder do her kommet / … incidit; 14 … zeigen und bedüten ist / … indicat; 16 … geleret hast und purgiert … subduxeris; 27–28 … die da aller heilsamest ist / den lust zů reformieren oder widerzůbringen … gusti saluberrimam; 17 … wollen uns keren oder wenden … revertamur; 18 … sorglichest und schedlichest ist / … periculosissimum est; 20 … der leiplich geist / … spiritum;

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2 … erschlagen ist und verfallen … labefactat. 7 … sich erst recht nider setze / … resideat; 9 … ußgezogen und vertryben … educatur. 14 … sorg unnd fürsehung … cautione; 23–24 … das erfrawen / und frlich machen mag … oblectent; 24–25 … unnd die ding so denen wider seindt / sollenn weitt hindan getriben und vermitten werden … contraria vero longius arceantur. 28 … gesetzet und beschriben … composita sunt; 5 … recht und bei zeiten … opportune; 8 … Die vernunfft und verstentnüß erquickt und bestetiget … fovetur ingenium; 17 … one die specerien … et aromata; 17–18 … verzert würt oder ingesotten … consumatur; 21 … am morgen frue / … aurora; 10 … bestetigen und bevestigen … stabiliunt; 12 … gersten krner schwer goltz … auri grana; 13 … seind sie anders rein und pur … si pura sint; 9 … krefftiger unnd stercker … validiores; 21 … gelerten weisen … litterarum studiosis; 27 … stercker und vermglicher … firmioribus; 28–29 … dan der gewalt oder starcke ding der artzney / … violentia; 33 … zesetzen und zů beschreiben … inserere; 34 … deren ich mich selbs gemeinlich alle tag gebruch … qua ego familiarius utor; 6–7 … dürre oder drucken werde … exsiccetur; 16 … weisen gelerten … litteratis; 14 … so dick und vil … Quotiens; 19 … natur oder dürre ußdruckung … sicca; 21 … die andern ding … reliqua; 25 … erquicken und erneren … fovendaque; 26 … netzen oder befüchten … madefacimus; 32 … krefftigen starcken … valentibus; 33–35 … widerwertigen medicinen oder purgationen zů vast bewegt und ußgetriben werden uff ein mal / sonder langsam solviert und vertriben … atque molestis pharmacis irritandum; 2 … hassen und verachten … detestantur; 6 … sich erzeigen ist … indicat; 8 … des angesichtes und ein ufflauf-

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fung der grossen adern … venarumque tumor; 11–12 … flieten oder ufhauwung … incisione; 15–19 … mit uff gesetzten hrnern oder schrepff kpffen der ventosen / die sy blůt zapffen oder blůt suger und eglen heissen / die geschwer / blatern / und blůt lauffigen adern mariscas genant anreissen und uffsetzen … admotis hirudinibus, quas sanguisugas nominant, mariscas irritare; 21 … schwachen und krenckeren … debilioribus; 23 … reissen oder uffsetzen … irritare; 2–3 … erweicht habest und gesenfftiget … lenieris; 3 … senfften weichen und linden … pinguibus mollibusque; 5 … precept und gebot … praeceptum; 6 … so dick und vil … frequentatis; 30 … gerecht gůt golt … auri veri; 10 … besorgt oder forchte … formidaret; 2 … Thů dise stuck … Funde cuncta; 18–19 … und wie man sie niessen sol / haben … gesagt … exposuimus; 10 … claren lautern … purum; 11–12 … uff bleiben / zewachen / oder weißheit pflegen … lucubrent; 21–22 … geruch oder gesmack … Odorem; 5–6 … weschen und feücht machen mit diser lougen … Humectabis; 11 … ze netzen und zebaden … est humectandum; 14 … dise feuchten ding … Humida; 20 … die gelerten und weisen … studiosis; 24 … hinderschlecht und beschweren ist … occupans gravet; 11 … aller krefftigest und mechtigest … valentissima sunt; 14–15 … behylfflich unnd gůt ist / … prodest; 26 … mit diser salbenn … unctione; 29 … so setz uff den nack ventosen / und schrepffhrner … cucurbitulas admovebis; 30–31 … bedeck oder erquick mit ufflegung … tunsis; 8 … Ist es nun also das … Si; 9–10 … unnd weißheit / sollent den leiplichen geist also uffenthalten und bewaren mit semlichen großen fleiß der ärtzet … medicorum … debent; 15–16 … mit den underweisungen oder gebotten der sytlichen und tugentlichen lere … disciplinae moralis institutis; 17 … begriffen würt / und erfunden / … capi-

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tur; 22–23 … der alten weisen / magi genant … Magorum; 1 … sich enthalte / oder daran hange … pendere; 5 … medicin und artzny … medicinae; 6 … stam und geschlecht … ex sua stirpe; 7–8 … für den aller weysesten und clůgisten philosophum geachtet unnd geschetzet … sapientissimum iudicavit; 12–13 … Jesus vollbracht und erfüllet … effecit; 13 … gemüt und vernunfft … mentem; 14–15 … mit gůten edelen sitten der tugenden … moribus; 17–19 … uß ynblasen anreitzen und bewegung der natur / mit laütrem claren willen unnd anhangendem gemüt / leichtlicher uberkommen mgen … a nobis naturae instinctu quaesitam serena mente facilius assequamur; 20–21 … mit heiliger geistlicheit zu eren und zu heiligen … religione sancta; 23 … synne unnd gemüt … mens; 23–25 … anzůschauwen unnd ze sehen in das liecht der sonnen oder in iren scheine … ad lumen solis perspiciendum; 26 … anschauwet oder durchsicht … perspicit; 30 … verstentnüß und intellect … intellectus; 30 … sye begreifft / verstadt und erkennet … apprehendit; 6 … vast uberflüssig erscheinend und erglestend … abunde refulgens; 7 … das gemüt und die vernunfft … mens; 8 … dürch sittliche und tugentliche … per moralem; 11 … heilige geistliche und brinnende … religioso quodam flagrantissimoque; 11 … da hien gewysen … directa; 16–17 … Das alles ist sye seligklichen ußlegen und erkleren … feliciter explicat; Zweites Buch

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6 … durch sein natur und engel / … genio; 7 … stot und lebet … vivet; 8 … mein natur und engel / … genius; 8–9 … zů tringen und zwingen / … impellit; 10 … fürsehe und beware … prospiciam; 12 … geneigt und günstig … aspi-

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rat; 12–13 … das geschlecht der edelen herren Medici. … Medica domus. 16 … lere / weißheit / kunst unnd glory … gloriae atque disciplinae; 18 … den herren Medicis … Medicibus; 2–3 … geneigt bist und günstig / … faves; 3 … lere und der glory oder dem lobe … opera gloriae; 5 … lesen behalten und betrachten … legas atque serves; 4 … kunst und weißheit … scientiae; 4–5 … welches leben auch der gůt vleyß und die sorg unser selbs verleihet. … diligentia praestat. 1 … zů bestetigen und beyzebringen … confirmandum. 7 … seind wir recht beschliessen / … concludimus; 16–17 … bestetigen unnd verjehen. … confirmat. 21 … uberkommen und erlangen … consequuntur; 22–23 … gar ein geflüßner anhanger der lere und kunst / … litterarum studiosum; 23 … aller krenckist und schwachist … infirmissimum; 27 … schwachen unnd unvermglichen … parum firmo; 30–32 … und fürsehenheit / ubertroffen und uberlengt haben / die jar der aller sterckesten und wolmgenden menschen. … robustissimorum annos superavisse. 1–2 … gebotte und underweisung … praecepta; 4 … uffsetzung und gebot / … Instituta; 5 … bsen und schandtlichen fülen tregen menschen … inertibus ignavisque; 7 … erzügen und nerten … nutriamus; 17–18 … nütz und frummen bringen … profuturis; 25 … hitz und wrme / … calore; 26 … speiß und narung / … pabulum; 5–6 … die kumpt und geschicht von ubergang oder fülung / putrefaction genant … exundantia vel putrefactione contingit; 17 … leiblcher oder geng … meatus; 19– 20 … so seind sie vil mer geneiget zů hilff zekommen der entbindung und resolution des lebens. … resolutioni magis occurrunt. 22–23 … so kommen sie vil mer zů hilff der erstckung und ußblasung / dan anderen dingen. … suffocatione subveniunt; 27 … raten ist / … consulit; 33–

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35 … ist inen trauwen und bringen suffocationem das ist erstckung / und ußlschen des lebens. … suffocationem minitari videtur. 13 … wesen und krefften des lebens … vigori; 17–18 … 83 die grsse unnd vile irer gnadreichen gaben. … quantitalem; 19 … erkennen deren natur eigenschafft und qualitet. … vidimus qualitatem; 22 … erneren und uffenthalten die flamme des lebens / … flammae nutriendae; 23 … luter und clar … sincerum; 32 … verziehen und hindern … differamus; 83–84 33–1 … dürstigen unnd begirigen den tranck des uffenthalten. … sitibundo potum; 84 2–3 … in dem obgesagten bůch ußgelegt. … in superioribus; 7–8 … Was ist nun das mer. … Quid ergo? 12 … getemperiert und gemischet … temperata; 14–15 … und regierung unsers lebens achten und verhieten … cavebimus; 19 … vertriben und dar zů hinweg jagen … arcere; 22 … das trübe und trüsecht / dick le / … amurcosum; 23 … dicken le / … amurca; 34 … zůsamen geflossen synd / … congesta; 85 1 … speiß und narungen … alimenta; 4 … leren und halten / … colamus; 13–14 … seind gar bald dise nachgonde ding ußdruken und indrren … exsiccant; 16–17 … Und ein starcke mechtige purgation des leybes. … violenta solutio ventris; 17 … Ein langwiriger durchlauff oder ußlauff des buches … diu lubricus alvus; 18–19 … so die geng und leib oder schweißlchlin zů weit offen oder uffgethon seind. … latius patefacti meatus; 86 12 … speyß und narung … alimentum; 15 … uberfallet es und zerstret … obruat; 23 … die gůten heilsamen ding / … salubribus; 30 … schneller und behender verdauwet und verkocht werden. … vehementius concoquantur; 87 3 … mit ressen dingen … stypticis; 9 … verziehen und verhindern … prohibent; 10–11 … hüten und sorgen / … caveamusque; 20–23 … wan welche under innen verhin-

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dert wirt / so ist sie nit narung oder speise geben dienen oder zehilff kommen / der uffenthaltung des lebens / das ist der feuchtikeit. … et quavis impedita pabulum non suppediatur humori. 27–28 … Es ist auch vast gůt / die yebung und bewegung … Necessarius est motus; 1 … under dem lufft … Sub divo; 3 … alweg sprechen was. … frequenter habebat in ore. 6 … arbeiten und yebungen … exercitationibus; 11 … mit grosser uberflüssiger sorg und schonheit / … lautissima quadam curiositate; 6 … Kriechische meister … Graeci; 7 … sprechen und gebieten … mandant; 8–10 … das wir gespeiset / erneret und uffenthalten werden sollent / mit dingen so Euchima genant werden von inen. … euchimis alamur. 10–11 … nennent wir gemeine gůte heilsame gesunde speiß und narungen … vocamus alimenta salubria; 3 … aller subtilest zart oder ze dünne. … tenuissimum. 5 … drucknet oder außdorret … exsiccat; 9–10 … ist es trüben und doll machen / … hebetat; 10 … zwingt und treibt … impellit; 10–11 … anfacht weich werden und zergon … liquescere; 14 … und ist nit bestendig / … dissolvitur; 32 … der verzerung und verfliessung. … dissolutioni; 34 … verkeret und verwandlet … permutabitur; 9 … und des gemütes übung ze mindern / … animi minuendam. 9–10 … vil menschen … plurimis; 14 … andrer suren ressen ding / … stypticarumque rerum; 23–24 … vertauwen und verzeren … concoquere; 26 … ussertheil des fleisch … extrema; 35 … leichten schlechten … tenacioribus; 5 … zů füren und bringen / … perducere; 24 … starcken krefftigen … artissimo; 26–27 … messigklich und karglich / das ist nit ze vil … parce; 1 … starcken scharpfen gewürtz der specerei / … aromaticis acribusque; 11 … verwürfft / verhaßt und meidet … detestatur; 16 … fulen verderben und abfallen / … putre-

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factioni; 26–27 … vast heiß und warm / … fervet; 33 … verharr und blibe … perduret; 19 … zamen und heimschen / … domesticorum; 33 … des hertz geistes / genant cardiacus … spiritus cardiaci; 17 … gewürtzt oder resses … stypticum; 24 … dem synn gemüt und gedanck … animi; 26 … do auch etwan dienen seind … necessariis; 30 … volbracht und verzogen … productae; 8 … und alle andere thier / … et alia omnia; 11–12 … setzet unnd lobet / also sagende. … comprobatum; 17 … erneren und uffenthalten. … fovent; 25 … gesetzt ist und gescheiden … remotum; 3–4 … unverstret oder unversert … incorrupti; 6–7 … ist uns offenbaren und beweisen der pfirsich apfel. … pomum declarat Persicum; 12 … uffgang der sonnen … orientemque; 18–19 … verderben fülen und abfallen. … corruptioni; 20 … verachten und schuldigen … vituperant; 21 … underwegen und uß hat gelassen in seinen gschrifften … praetermiserit; 26–27 … fruchtbar und ­fette genůg werden mgen. … pinguefieri; 29 … die speiß und narung / … alimenta; 29–30 … die nit lang bleiben ist / sonder bald abfallet und verdirbet / … minime duratura; 1 … geroch und geschmack. … odoribus. 15–16 … abfallung und zůfel … corruptionem; 17–18 … verderben und umbkommen … pereunt; 22 … reß sind und scharpff … austeris; 24–25 … die unbillikeit und uffsatz der kelte und des frostes / … frigoris iniuriam; 26 … waschung oder beder … lavacris; 20–21 … ein zerstrlich abfallen … bringe. … corruptibilem … creabit; 32 … gestanden leuten. … senibus; 9 … andere ding … reliqua; 12–13 … Aber von disen dingen / wllen wir an andern enden disputieren und reden. … Sed de his alibi disputandum. 23 … die ding Veneris das ist die unküßheit … Veneram; 25 … behilfflich und

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rätlich den gebornen menschen / … non … natis consulit; 26 … denen so erst geboren werden sollent. … nas­ cituris; 27–28 … als bald nach dem sie ir geilen somen oder blůmen gegeben und erzeugt haben. ist sie die dorren und abfallen. … producto semine siccat; 31 … halten und bruchen … servent; 31 … die speiß und narung / … victum; 32 … warten und hoffen … sperent; 7 … gibt und meret … augente; 13 … spyl und kurtzweil … Musicam; 17–18 … kindest oder jungest. … repueres­ cas; 21 … nachgon und anfahen. … aucupari; 23 … zů den ussern teilen der glidern des leibes. … exteriora dilatat; 25 … seind sie keltin leiden / … frigeant; 25–26 … narung und uffenthaltung … fomenta; 26 … der ge­würtze und gůten specerien / … aromatica; 33 … stoßet in malvasier … malvatico vino; 34–35 … und hebt es auch dick an die nasen zů riechen. … ad olfactum adhibita. 5–6 … die da berieffen und ziehen seind die narung / von innen heruß zů den ussern gliedern. … provocantibus ad extrema; 8 … die abgewaschen und gereiniget … ablutos; 9 … dise uffenthaltung und narung … nutrimentum; 10 … geachtet und probiert … probaverunt; 12 … senfftiget und erweicht alle ruhe groben dinge. … lenit asperitatem; 17–18 … nüchtern mit vastendem … ieiuno; 1 … seind … erlengern und erstrecken. … prorogabunt; 20–21 … weit hindan treiben und verhindern alle schaden so do von erstond … ad retardandam; 24 … heißt und gebüt … Iubet; 25–26 … zů verzühen und verhinderen die zůfel des alters und schaden. … ad differenda senectutis incommoda. 7 … Darumb mcht einer sprechen / … putabit; 13 … dienent und nütz seind … prodesse; 14–15 … mit sampt irer krefftigen starcken aromatischen und wolriechenden natür / … cum vigore quodam aromatico; 17–18 … die do nutzlich ist zů der merung und stercke des lebens. … commodum augmento; 23 … zesammenfügung und be-

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reitung / … compositio; 34 … gůt und vil nützen / … prodest; 5 … senffte und milterung … lentorem; 6 … besunder hilff … praerogativam; 10 … die gebresten und schaden / … morbos; 11–12 … so von irer manglung komment und entstand die ist er alle ußtreiben. … ac morbos eius defectu contingentes expellit. 14–15 … so zů dem hertzen gehrent / cordialia genant / … cordialibus; 17 … erwecken und bringen sy zů vast uff / … excitant; 22 … die selben zů den innern glidern zů bringen / … ad praecordia transferendis; 23 … wissen und dir unverborgen sein … latere non debet; 25 … glidern und adern. … arteriis venisque; 28 … begossen / befüchtiget und erquicket. … irrigatur atque fovetur; 31 … der rechten innern hauptglider … praecordiorum; 32–35 … und alle ding so das hertz krefftigen durch die heimlichen genge der engen adern / weit ußgeteilt und getragen werde zů den inneren glidern / … et cordialia omnia per angustos meatus ad praecordia latissimi perferantur; 1 … verleiben und verharren oder gestond / … sistantur; 2 … uberkommest und erlangest … consequaris; 3 … die heissen dinge … calida; 6 … zertreibt und teilt … diffundit; 15 … hat er auch ein fette in im … habet … pinguedinem; 7 … mitteilen und ingeben. … inferre; 7–8 … wünschen und begeren … optant; 10–11 … wissen haben erkant und erfunden. … Noverunt; 13–14 … erneüweren / erquicken und widerbringen. … recreare; 15–16 … uberüben ist / vermüeden oder erarbeiten … laborat; 17 … genutzt und gebrucht werden / … effecta; 18–19 … gemacht seind oder doch mit den aller subtilisten dingen ingeben werden. … exhibenda; 29 … zerlassen und erweicht … liquefacto; 31 … vasten oder nühtern … Ieiunus; 7 … behaltest / behütest und verwarest. … conservaris; 21–22 … drucken wirt / indorret und verzeret abfallen

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und verderben / … tabescit; 23–24 … befeüchten und zů wessern … irriganda est; 25 … da mit er wider grün werde. … revirescat; 1 … das heiß essend alter … hectica senilis (Altersschwindsucht); 7–8 … uberladen sind erlegen und bey tod. … confectos; 21 … zů nimpt oder wachset. … crescente; 21–23 … Würt es aber nit wol sonder schwerlich also rohe getruncken und kümberlich verdauwet oder gekocht / … crudus aegre concoquitur; 2 … gebissen würt. … laeso; 4–5 … Es sey dan das es dar zwyschen die weil etwas verhindere und dannen ziehe oder hindersich treibe. … nisi quid intera distrahat; 7 … etwan lang … multas horas; 9 … durch denn stůlgang … per alvum; 12 … sye recht heruffer kommet … veniat; 14 … krafft und macht … virtus; 31–32 … und vil gůtes bringen. … quam plurimum; 6 … der vile der speiß und narung. … epularum diversitate; 9 … ir mal und ir speiß … mensas; 10 … ersettigen und neren / … reficiant; 17 … verkeren verziehen und mied machen. … distrahit atque fatigat; 19 … unzeitig früe … intempestiva; 20 … sůchen und begeren … petant; 22–23 … besehen und sůchen die lustlichen ort und die wasser bechlin. … amoena rivosque revisant; 24–25 … und grüne wolschmeckende dinge sein zů samen blasen und einhellig … spirantesque conspirant; 6 … frchte uberhand und entzündung der bilis und colere … bilis timetur incendium; 22 … wesen und leben / … vita; 26 … brucht und nützet / … prodesse; 32 … stetige empsige beiwohnung und … frequens; 5–6 … geschetzt und geurteilt hat … iudicavit; 9 … erneren und ze uffenthalten … fovendo; 11 … kruß mintz mentha genant … mentam; 16 … zů stercken und uffenthalten … fovendum; 24 … zů gehrt … sunt; 29–30 … uff die innern glider / das ist uff den leib und brust … praecordiis; 31–32 … wie ich der vergessen hab und under-

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wegen gelassen … praetermissimus; 33 … zů hilff und ze trost … opitulabitur; 4 … blasen und nieren … vesicam; 10 … geheim und frintlich / … domesticus; 11 … erquicke und uffenthalt … vegetet; 12 … macht und krafft … viribus; 14 … nemen oder entphoen … accipietis; 19–20 … hoffen vertruwen und glauben … confidite; 25–26 … tugent krafft unnd macht an inen haben seient. … vitam habere potentiam; 6 … Ich lade und berüff … advoco; 18 … verlyhet und gibt … promittit; 20–21 … sinnen und gedancken … menti; 22 … klein kruß balsam menta minor genant / … menta; 23–24 … behender empsiger uß teilung ist es zergon und zerfliessen / … vehementi dilatione dissolvi; 25 … radios und strme … radios; 27 … wünschet und begert … optat; 34 … schwartzer oder dunckler … nigri; 7–8 … zerstreüwet und verloren werden / … disperdantur; 9 … schein und die radios / … radios; 10–11 … die thůn uff die thür und zůgang der entledigung und dissolution … dissolutioni aditum patefaciunt; 16 … dünne zart und weiche … tenera … et mollia; 17–19 … weiche und dünne willen / dem weichen und lücken schyne der augen. … oculorum radiis mollitia; 25–26 … verhafft und ingesetzt ist … insitum; 28–29 … gedünert gelütert oder gemindert würt … tenuatur; 29–30 … so würt sie resolviert und bracht in die gele farb / … in croceum resolvatur; 31 … steten empsigen … frequentem; 32 … wider bringt und erfrauwet … recreat; 1–2 … dienet zů hilff kommet und vast frwet und nützet / … prodest; 5 … eigentschafft / natur und qualitet / … qualitates; 6–7 … erquicken und erfrauwen seind und helffen … iuvatura; 13 … verlibet sich erfrauwen … recreatur; 14 … wirt gleichformig denn himelischen dingen. … coelestibus conformatur; 17 … ußspreitet oder zerteilet … dilatat; 19 … erwelung und in dem ußlesen …

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eligendis; 22 … ußstrecken unnd uß denen. … extendere; 23 … erlüchten und erclären … illuminare; 24–25 … scharpfen specerien seind wir alweg vermischen … stypticis congregantibusque; 25–26 … und der gleichen ding obgenant / … et similibus; 27–28 … aromatischen ding oder specerienn … aromatico; 30 … erlüchten oder ercleren / … illuminant; 7–8 … erfrauwen unnd erquicken … recreat; 16 … groben dicken … crassioribus; 17 … form unnd wesen / … formam; 25–26 … erfrauwet und uffgehalten werden … foveatur; 28–29 … frisch und vermglich ist oder starck … quae viget; 7 … ein her und geber … auctor; 13 … uffmerckung und zůlosung … attentione; 20 … erfült und underwysen wirt … imbuitur; 22 … entston und entspringen … resultant; 28 … Das erst alter … prima; 29 … Das ander … secunda; 12–13 … ror oder schluch / … fistulam; 13 … erfüllet und schpffet … implens; 16 … fürsicht und versorget … prospiciens; 21–22 … das sie darvon mache einn ander gantz ding / … ut efficiat inde totum; 34 … starck oder vermglich ist / … valido; 2–4 … und als were sy auß gestrichen mit den farben und gezierden do mit sich die frauwen malent und zyeren … quasi meretriciis fucis et ornatibus expolitam; 15–16 … sy uch mit dem versůchen verderbet uch dan also betrogen / … perditque deceptos; 18–19 … angeneme seind und wolgefallen / … gratos; 21–22 … Aber die wunderbaren betrügungen und anzug des gschmacks und der empfindung / … Illecebras vero saporum miras; 32 … under den obersten dingen … inter superos; 34 … und nachstellung disser Venus … huius insidias; 6 … gibt oder verleihet. … largitur; 9 … die underst oder niderst und minste … infima; 10 … geroch und geschmacke / … olfactu; 14 … dasten greiffen und berüren … in

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tangendo; 17 … geroche und geschmack / … olfactu; 22 … verhüten und zů vermeiden … cavendam; 22 … die schamper lystige … subdolam; 24–25 … steten oder empsigen verborgenen friden und wolusten des schauwenden gemüts … assidua contemplativae mentis delectatione; 27–28 … schmeichlung und anzug seiner hohen contemplation / … sublimiorum contemplationum; 30 … verharren und stilston … sistant; 33 … milter und gütiger … indulgentior; 7 … vexieren und bekümern … vexat; 8 … oder zů geberen ein frůcht … generandi; 9 … vexirten und bekümerten … vexatis; 9–10 … uff das er da von nütz sy den nach komenden künfftigen menschen / … ut inde posteritati prosit; 13–14 … und schwanger zů der geburt … ad partum; 20 … angst und not / … curis; 21 … in die hhe zů den hohen dingen … ad excelsa; 31–32 … ußerwelet und sůchet … eligit; 34 … dienen und nütz seind … prosunt; 5–6 … nutz und frommen. … utilitatem; 8–9 … geroch und geschmack … sapores; 9 … empfangen und befunden werden … accepti; 13–14 … die geschmack geroch und entpfintlicheit / … odores; 17–18 … entspringen und kumen … exhalantes; 19 … nütz und gůt seind / … prosunt; 29 … musica und gesang … lyram cantumque; 29–30 … erfunden ist und gemacht … fabricatam; 8 … richten und temperiren / … contemperari; 9–10 … weingot Bachus genant / … Baccho; 11 … weingot liber pater genant / … libero patre; 13 … so nement und gebruchen … sumant; 17 … des edlen hohen … sublimis; 18 … gebranter wein genant / … destillantis; 20 … geroch und geschmack … olfactum; 22 … gebe und bringe … afferam; 27 … Disse drey ding … Tria; 29–30 … vastend und nüchtern … Ieiani; 30–31 … ein bissen oder muntfoll … bolum; 9–10 … sie als die do in iren wercken contrarii seind / und wider ein ander / … diversos; 10–11 … fallen und hinfa-

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ren lassen die andern ding und sprechen / … Mittamus impraesentia reliqua; 16 … fahen uff und nemen hien … aucupantur; 19–20 … zů den innern dingen / … ad intima; 21 … gar bei zů einer zeit … eodem tempore; 22 … schedlichers und gifftigers … pestilentius; 22–24 … dem angstigen beschawer imaginierer betrachter / oder dem sorgfeltigen sůcher der weißheit … contemplatori vel curioso; 24 … dan die werck Veneris die unküscheit / … quam Venereus actus; 26 … dem anhangenden erfarer und nachvolger disser ding … sectani; 28 … achten und zalen … connumeramus; 28–29 … den natürlichen erfarer / und den geistlichen … physicum religiosumque; 30–32 … seine werck und sein geschefften … / oder mit schweren grossen sorgen … in negotiis gravibusque curis obnoxium; 32 … davon geschicht und kumpt … efficitur; 5–7 … remedien unnd hilffen / die da weit von denen abgescheiden seind / … per remedia longe distantia; 7 … umbsunst und vergebens … frusta; 10–12 … und regieren yemant der do vernart und ertruncken ist / in den wercken Veneris der unküscheit / … Venero vel opere perditum; 12 … behafft und verlassen ist / … tentantes; 14 … die geflyssenheit oder ernsthafftikeit / … severitatem; 16–17 … und mit etlichen künsten Phoebi der sonnen und Jovis / der planeten / die do seind die mittler und mittell / … sunt medii; 21 … slich mitel und zů diser maß. … ad medium; 26 … bedeckt und erstckt … compressa; 27–28 … den seind wir ouch gar bald zerstren / mit den wercken Veneris / der unküscheit / … Venero dissipamus; 33 … stetigs und vile … frequenter; 34 … zů den ussern dingen / … ad extima; 4–5 … in unsern inneren glidern … interioribus; 5 … bringt und ingüßt … infert; 6 … sllichs in den usseren glidern. … exterioribus; 8 … krencket swechet und abfellet / … debilitatur atque labascit; 10–12 … und betrachtung … abfallent / abnement / gemindert werden und geschwe-

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chet … labefactantur; 13–14 … zů dem luste Veneris … ad libidinem; 15–16 … aller sterckest und vermglichest / … fortissimus; 23–25 … Aber ich hab gnůgsamlich geraten und geholffen denen / die do mit dem ingenio irer vernunfft und verstentnuß sich erarbeiten und ermüden oder exercitieren … consuli; 27–28 … und teglicher ordenung aller artzny remedien und künsten … omnibus remediis; 30–31 … oder die lang behaltnüß gesterckt und bestetiget werden / … confirmentur; 31–34 … oder die betrachnüß lere und arbeit underweilen faren oder hinfallen lassen und dan wider bruchen und ansich nemen / eins umb das ander / … per intervalla repetere; 34 … beiten und warten sein / … nec expectare; 4 … und bedern oder waschung … lavacris; 6 … narungen und speisen / … alimentis; 12–13 … narungen und speisen … alimentis; 13–14 … wider komen und wirt ernüwert / … restituere; 17 … schedlich unnd sorglich … periculosam; 20 … innen werden und erfaren / … experiamur; 27 … alvus leib oder buch … alvus; 27 … hert zů samen gezogen oder zů dür das du nit magst gon zů stůl / … astrictior; 29–30 … Ist aber das nit helffen / … Sin minus; 35 … und seliglichen an dem himel sich – 1 … gebruchet und frauwet eins früntlichen aspects Jovis / … fruitur Iovis aspectu; 2 … so die Venus … domicilia; 3 … dienen und helffen … conferunt; 9 … sicher unnd nützlich … commode; 13 … erfunden unnd erfaren auch beweret … experior; 14 … allersichrist nützlichest und bequem sein. … esse tutissimam; 15 … Zů der selben zeit und stunden … Eadem hora; 23 … und vergülde die mit golt bletern / … auroque involve; 28 … gůten starcken lauteren … aurei; 30 … yndunckest oder begüssest … perfundere; 31 … mit edlem gůtem wein … aureo mero; 34–35 … machent ein jovischen unnd junge frliche natur als der planet Jupiter ist … naturam referunt Iovialim;

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1–2 … in den obgeschriben capitlen / … in superioribus; 3–4 … die stetlichen menschen das ist so in den steten wonen / … urbani; 4 … verhüten und vermeiden auch versehen … cavere; 6–7 … uß den sehen oder weigeren … ex palude; 8–9 … starck und vestiglich sich erhebt unnd beweget / … movetur violentius; 17 … die zůfel und schaden … incommoda; 19 … thůn und zerlassen … infuderint; 23 … zenemen und zeniessen … repetere; 23–24 … So sollent sie sich doch gar verhuten vor den gantz weichen narungen / … mollissima caveant; 27 … ein medicin und artznei / … medicina; 33 … als ein speiß narung und uffenthaltung / … ut alimentum; 34 … des trpffen oder schnupffen … destillatione; 5–6 … und vil spat wachen in die nacht. … atque vigiliam; 10 … landen und gegenden / … regionibus; 12 … das vil menschen do selbst leben / … multos; 14 … ernert und uffgehalten … ali; 1 … macht und bringt … redigit; 1–2 … geschmack und geroch / … odores; 3 … so do selbs wonend … illic; 5 … dunst und vapor / … vapor; 6 … erneret und behalten würt. … nutriatur; 7–8 … nympt und entpfahet … accipit; 8 … erquickung und uffenthaltung … alimentum; 11 … die erquickung und fomentierung / … fomentum; 16 … mein und beduncket … opinor; 18–19 … narunge und speiß / oder die uffenthaltung / … alimenta; 19 … die grob und dick oder fet ist / … crassa; 20 … der tauwung und digestion / … digestione; 20–21 … gedünnert und gecläret oder geleütert … extenuentur; 24 … entphohen noch an sich nemen. … suscipiat; 26 … erfrawen und recreieren / … recreat; 26–27 … welchen geist die andern ding … quem cetera; 27 … ersetzen und settigen … reficere; 35 … uffenthaltung oder erquickung … alimentum; 1 … also sprechende … dicentem; 2 … ernert und uffenthalten … nutriri; 2–3 … süsse oder süssikeit / … dulce-

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dine; 4 … aromatischen und wolriechenden geschmack … aromaticitate; 5 … fette oder dicke … crassitudo; 6 … dicken fetten … crassa; 7 … uffgehalten werden und zůnemen / wachsen und erwarmen. … coalescere; 9–10 … rauch / dunst und vapor … fumo … atque vapore; 10– 11 … ist und regiert die wolriechend natur. … aromaticitas ipsa viget; 13 … sürlicht und reß. … stypticam; 14 … gibt und macht … praestat; 16 … creiert und macht … creat; 18 … die aromatica und wolriechende ding der specerien. … aromatica; 20 … vermische und bereite … condiri; 23 … Was sol ich vil dar von sagen oder disputieren. … Quid plura? 31–32 … speiß uffenthaltung und narung / … alimentorum; 33–34 … gefüge und bequeme … accommodati; 6–7 … heimlichenn durch genge / oder durch flüß gadt … penetralia; 8 … kurtz und behende … protinus; 9 … als er genatürt ist. … ut est affectus; 13 … hochsinnigen und den vernünfftigen menschen / … ingeniosis; 18 … geroch oder geschmack / … odorumque; 20–21 … ußbindigsten fürtreffenlichsten uffenthaltungen und ergetzlikeiten / … fomenta praecipua; 30 … gemacht unnd componiert … compositum; 31–32 … er ouch gespeiset und uffgehalten werden mit mangerhand narung und speiß der trachten / … nutriendum est alimentis; 33–34 … der componiert und gemacht ist … compositus; 34–35 … so alweg erfrawet und erquicket werden / erneret und uffenthalten … oblectandus est atque fovendus; 4–5 … recreirt und ersettiget werden / … recreandus; 11 … ernert und behalten … nutriti; 12 … geroch und geschmack / … odore; 14 … gefaßt oder gezogen wirt / … haustum; 15 … die innern glider … praecordia; 16–17 … in die grossen puls adern arterie genant / … arterias; 18– 19 … ernert und erquickt … nutrit; 22 … erneren und behalten. … nutriendo; 23–24 … spirieren / das ist ethmen und ziehent ansich den lufft. … spirant; 26 … vast be-

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quem und dienen seye. … convenire; 31 … behalten werden mge und ernert. … ali; 32 ... werden behalten und erneret … nutriuntur; 3–4 … Aber wir lassent diß fallen und kummen uff unser 140 wort. … Redeamus ad nostra; 6 … geruch / geschmack … odores; 7–8 … schpffen / an uns ziehen oder nemen sollent. … hauriamus; 9–10 … uffenthaltet und erneret … vegetat; 16–17 … den innern heimlichkeiten des hertzens. … cordis penetralia; 24 … dicke / zehe / oder vestikeit … tenacitatem; 25 … begeren erlengeren oder zevolfüren … cupitis; 27 … erquicken und uffhalten / … excolite; 33 … erfrauwen und ergtzen … oblectate; 141 4 … geroch und geschmack …. Odorem; 7–8 … speysen ergetzlicheit geben … nutriunt; 13–14 … gebratem gebregeltem verdempfftem fleisch. … carnibus assis; 19 … geschmack und geroch … odorem; 22 … verscheiden wolt und sterben / … expiratum; 22–23 … das er zů willen würd seinen freinden und jüngern / … obsequeretur amicis; 35 … Ernert und uffhaltet … nutrit; 142 4 … nützen oder bereiten kan … noverit; 4–5 … erfülle und verstopffe … oppleat; 10 … thůn und bruchen. … adhibete; 12–13 … oder zů vil zůsamen treibung … extimesitis; 14–15 … und die erschlagen schwermütikeit bedütet und bezeichnet / … pordentit; 17 … erschreckend oder besorgent … expavescitis; 18 … hienfarenden und hienweckriechenden … exhalantium; 26 … bald und behend … velociter; 27–29 … allein bewegt / gereitzet oder getriben von der speiß des süssen geschmacks und edlen geroches. … suavis odoris esca pellectus? 29 … befunden und gemerckt … deprehenditur; 143 1–2 … verwaren und behalten … retinete; 15 … bruchen und gesellen … adhibete; 16–17 … heben unnd behalten … cohibere; 21–22 … wo man wider die growe / oder das alter kunst bruchen sol. … ubi contra canitiem est agendum; 29 … im nachgonden dritten bůch … in libro sequenti;

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2 … schmackenden wolriechenden dingen … odoribus; 17 … so haben wir erfunden und erfaren … experti sumus; 18 … einfaltig schlecht … simplicem; 26 … lobet und probieret … probat; 29 … spricht er und probiert … affirmat; 2 … dürr und drucken ist ...siccior; 6–7 … abwesche und ußziehe. … diluat; 1–2 … anzeigung und geleiten … duce; 2 … geopfert und gegabet … offerentes; 3 … edlenn hohen schatz … pretiosum; 4 … Gabend und opferten … dedicantes; 14 … bringent und tragent / … ferentes; 15 … das leben seind erlengern und erstrecken. … vitam productura; 17 … geert haben und angebetten. … venerati traduntur; 27–28 … eins senfften gnadreichen anschauwens und aspects der sonnen oder Jovis. … propitio Phoebi vel Iovis. 2 … verwaren und behüten … tuebitur; 6–7 … erquicken erneren / bestetigen / stercken / comfortieren und uffhalten … fovebit, confirmabit, corroborabit; 16 … FUrbas mer sitmal … Cum; 18 … zůtheilet und ordiniert haben. … distribuerint; 19–20 … geburt oder früchte der kinder … in ipso foetu; 20 … die gescheffte und empter … officia; 22 … theilen und ordinieren / … disponamus; 24 … in dem leib lygende … in alvo latentem; 24–25 … und im lesten monat Luna der mon / … ultimo Luna; 26 … füre und regiere … ducat; 33 … mutation unnd verenderung … mutatio; 1–2 … fremd / geferde und ungewonet / … est peregrinus; 19 … ein laster oder schaden. … discrimen; 22 … vertriben und verbotten … prohiberi; 26 … probiert und bewert … probat; 28–29 … determiniert und gesetzet. … determinatum; 31–32 … und beybringungen oder ursachen / … rationibusque; 33 … verhindert und uff geschlagen werden mag / … differri posse; 34 … zůrüstungen und verwarungen … machinis;

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2–3 … ruwen und verdriessen / … pigeat; 5–6 … günstig sey oder geneigt. … faveat; 7–8 … setze und componiere … compone; 8–9 … und alles das du erfarest nützlich sein und dir dienende. … prodesse; 17–18 … gunst und hilffe … favore; 18–19 … componieren und beschreiben wir ein gloß und ein comment … commentarium componimus; 4–5 … gantz kreiß und umblauff oder cirkel der speren. … sphaerae; 7 … heilig liecht … almum; 7–8 … klotz oder kugeln / globus genant / … globo; 17 … gibt und verleicht … affert; 18 … berg und bühel. … colles; 18–19 … die lustigen und heissen warmen … apricos; 20 … ewige stete … perpetuam; 22 … miltikeit und gnaden … benignitate; 26–27 … die harpff / cyther / musica / seitenspiel / und den ewigen gesang der stimmen. … citharam cantumque perennem; 28 … kunckel und spindlen / … pensis; 31–32 … drei gttin Parce genant / … Tres Parcas; 33–34 … fürsichtige und weise kargkeit und abstinentz parcitas genant. … prudens parcitas; 1–2 … die sorgen angst und not uff sich zeladen volfürt und erlengert das leben. … in curis subeundis parcitas producit vitam; 5 … die schneidet und bricht uns abe das leben. … vitam occat; 6 … eret und lobet … celebrat; 6–7 … messigkeiten und temperantien. … temperantias; 9 … messigkeit und ordenung … temperantiam; 10 … messigkeit und temperantz des lufftes und hymmels. … temperiem aeris; 12 … abweisen unnd vertreiben … propulsabis; 16 … verleiher und merer … auctor;

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine und Metalle Die Schreibweise der Begriffe folgt dem Originaltext von Johannes Adelphus Muling. Orthographische Abweichungen und der lat. Begriff wurden in ( ) hinzugefügt. Erläuterungen sind kursiv gesetzt. Folgende Nachschlage­werke wurden herangezogen: Leonhart Fuchs: New Kreüterbuch, Basel 1543. Kolorierte Gesamtausgabe. Hrsg. von Klaus Dobat, Kommentare von ­Werner Dressendörfer. Köln 2016. Heinrich Marzell (Hg.) unter Mitwirkung von ­Wilhelm Wissmann: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. 5 Bde., Leipzig/Stuttgart 1943–1958. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Basel 1996, 3. vollst. überarb. und erw. Aufl., Hamburg 2012. Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Stuttgart 2011. Manfred Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Hamburg 2013. Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich wiederum auf die kritische Neuausgabe. A acorus (Calamus aromaticus), Echter Kalmus, Magenwurz, (die brüge acoris), der Saft, der Honig des aromatischen Kalmus, 69.; Ficino: mel (Honig) acoris s. a. diacorus agaricum, Lärchenschwamm, trociscorum agarici, Pillen aus Lärchenschwamm, 52. 60. 133. alant wurtzel (Inula helenium), Alantwurzelstock, Echter Alant, 104. aloe (Aloe vera), Echte Aloe, aus dem Saft wird eine bittere Arznei, aus dem Holz (lignum) ein aromatischer Harz gewonnen, 51. 52. 54. 55. 60. 64. 99. 126. 132. 133. s. a. lignum aloes

amaracum, Majoran, 53. s. a. majoran ambra (ambre), Ambra, fettige Darmausscheidung des Pottwals, die als Duftstoff verwendet wird, 46. 52. 64. 65. 66. 69. 103. 105. 106. 107. 114. 115. 126. 133. 144. amell můß (amidum), Mus, Brei aus Emermehl, 104. s. a. amlung amlung (Amidum), Emermehl, 67. 92. 115. amomum, Kardamom, eine Gewürzpflanze, 67. Bei Muling S. 67, 15 irrtümlich amlung. anacardina, Anacardina, eine zusammengesetzte Arznei des Arztes Mesue, der Hauptbestandteil ist die Cashewnuss, 69.

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 107 anacardus, Cashewnussbaum, honig anacardorum, der Honig der Cashewnuss, 144. antimonium, Antimon, Spießglanz, ein Halbmetall, 54. apffel citri, Zitrone, 66. s. a. pfel arundo, Schilfblätter, 68. s. a. rorbletter astlouch, Eschlauch, Lauch, 44. aurum potabile, trinkbares Gold, 108. s. a. gold B balsam kraut, Balsamkraut, 48. bappel (Malva sylvestris), Wilde Malve, Große Käsepappel, 68. 115. basilien (Ocimum basilicum), Basilikum, 114. 136. 139. s. a. ocimum been, aus dem Arabischen, Been, Behen, Behennuss, 51. Behenöl, 69. s. a. been album, been rubeum been album, die weiße Behenwurzel, 60. 104. 105. 114. been rubeum, die rote Behenwurzel, 60. 66. 104. 105. 114. benedicten rosen krner, Paeonia, echte Pfingstrose, 60. s. a. paeonia berlin, weiße Perle, 65. 66. s. a. unio betonica, Echte Betonie, Heilziest, Echter Ziest, 113. bienen (bynen), Bienen, 81. 113. s. a. ymen bonen (Faba), Bohnen, 44.

bonen bletter, Bohnenblätter, 98. boretsch (Borago officinalis), Borretsch, 47. boretsch blůmen (blümlin), Borretschblüten, 58. 108. brot, Brot, 54. 67. 93. 96. 97. 102. 127. 133. 141.; gebrant oder gebeit brot, geröstetes Brot, 143. burtzeln (Portulaca oleracea), Portulak, Purzelkraut, 68. butter gekocht, zerlassene Butter, 144. byre (biere), (Pyrum), Birne, 45. 49. 55. 141. byren sat, Birnenkerne, 93.; Ficino: semine pyri bysam (bisam, bisem, bysem), Bisam, (Muscus), Moschus, 46. 52. 64. 65. 66. 69. 103. 105. 107. 114. 115. 126. 133. 144. s. a. diamuscus C cameleonta, Chamäleon, 140. camille (Camomilla recutita), Echte Kamille, 68. 93. canpfer (ganffer), (Camphora), Kampfer, 46. 67. 143. capillus Veneris, Venushaar, Gewöhnlicher Frauenhaarfarn, 58. capparis, Kaper, 48. s. a. capres cappen (kappen), Kapaun, Masthahn, 45. 95. wasser von dem kappen, Sud, Brühe vom Kapaun, 108. kappen hertz / leber / magen; 109. cappen brüg, Kapaunbrühe, 132.

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capreol (Capreolus), junger Rehbock, 95. capres, Kaper, 56. 113. 115. carbunculus, Karfunkel, Granat oder Rubin, ein feurig roter Edelstein, 66. cassia, Kassie, Röhrenkassie, 62. 115. s. a. manna und senet bletter castoreum oleum, Bibergeil, 69. 144. cicorea (Cichorium intybus), Gemeine Wegwarte, Zichorie, 48. 115. cicuta (Cicuta virosa), Wasserschierling, gefleckter Schierling, 143. s. a. wünscherling cinnamum, Zimt, Zimtrinde, 64. s. a. zimmet citernat, Zitronatzitrone, 65. 66. 143. s. a. citrus citernatsaft, Zitronensaft, 66. citraria, Melisse, Zitronenmelisse, 114. s. a. melissa und hertzkrut citrus (Citrus limon), Zitrone, 46. apfel citri (citri pomum), Zitrone, 51. 66. bletter citri, Zitronenblätter, 46. cortex citri, Zitronenschale, 58. 59. 105. 114. juleb von safft citrus, Zitronenjulep, 55. rinde des apfels citri, Zitronenschale, 51. rinden der pffel citri, Zitronenschalen, 65.



safft und somen citri, Zitronensaft und Zitronenkerne, 105. safft von citrus, Zitronensaft, 52. 65. 133. s. a. citernat und limone compositio gemmarum, Compositum von Edelsteinen des Arztes Mesue, 65. coralle, Koralle, 48. 49. 92. 105. 114. 119. rote Koralle 52. 55. 60. 65. 66. coriander (Coriandrum sativum), Koriander, 49. 53. 92. 95. 96. 105. 114. 143. cucumer somen (Cucumis sativus), Gurkensamen, 45. 103. 115. cydonia, Quitte, 92. s. a. kütten cyperus, Langes Zypergras mit aromatischer Wurzel, Wilder Galgant, 69.; Ficino: mel (Honig) ciperis D dactili, Datteln, 113. dannen, Pinien, 113. dannen tropffen (trieffen), Pinienharz, 113. dannkrner, Pinienkerne, 95. 103. dann zapffen boum krner, Pinienkerne, 65. 92. 103. dia-: durch diese griech. Vorsilbe werden Arzneien nach ihrem wichtigsten Bestandteil bezeichnet diacatholicon, Diacatholicon eine abführende Latwerge, 62. diacitonicon, Diacitonit, eine unbekannte Arzneizusammensetzung, 55.

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 109 diacoloquintis, Diacoloquintis, ein Arzneimittel auf der Basis von Koloquinten (Bitterapfel), 68. diacorus, Diacorus, eine Arznei aus Kalmus, 54. 69. s. a. acorus diacydonion, Diacydonium, eine magenstärkende Arznei aus Quittensaft, 92. diambra, Diambra, ein Arzneimittel auf der Basis von Ambra, 54. 69. s. a. ambra diamuscus, Diamuscus, ein Arzneimittel auf der Basis von Moschus, 65. 66. diaprunum, Diaprunum, ein Arzneimittel auf der Basis von Pflaumen, Pflaumenmus, 66. diasena, Diasena, ein Arzneimittel auf der Basis der Senneskassie, 62. doronicum, Gemswurz, 105. 114. 133. 144. würtzel doronicum, Gemswurz, 143. dyamargarithon, Diamargarithon, eine Arzneizusammensetzung auf der Basis von Perlen (margarita), 55. E eber, Eber, auch: Keiler, Wildschwein, 95. edelgestein, Edelsteine, 66. 105. 119. 126. electrum, eine Legierung aus Gold und Silber, 119. electuarium, die Latwerge, sie bezeichnet ursprünglich eine Arzneimischung in Form eines Breis zur oralen Einnahme, bestehend

aus Pulvern und weichen oder flüssigen Komponenten, oft aus Honig und Sirup, 58. 62. 64. 103. 144. s. a. Latwerge emblicarum, Myrobalana emblica, 51. engelsüß (Polypodium vulgare), Engelsüß, Gewöhnlicher Tüpfelfarn, 58. 60. 62. enis (Pimpinella anisum), Anis, 143. epatica (Hepatica nobilis), Leberblümchen, Leberkraut, 115. epithimum (Cuscuta epithymum), Teufelszwirn, Quendelseide, 58. 60. s. a. fladseide erdnüß, Gurken, 65.; Ficino: seminum cucumeris, Gurkensamen s. a. cucumer somen essig (essich), (Acetum), Essig, 48. 54. 55. 56. 68. 96. euchima, ein griech. Wort für gesunde Nahrungsmittel, 89. euforbium (olei euforby), (Euphorbia resinifera), harzbildende Wolfsmilch, 69. eufrasia (Euphrasia officinalis), Großer Augentrost, 55. s. a. ougentrost eupatorium (Agrimonia eupatoria), Kleiner Odermennig, Leberkraut, 114. Bei Muling S. 114, 34: enpatorio [!] exhilarans, Compositum, Name einer von dem arabischen Arzt Rhazes zubereiteten Latwerge (electuarium), 64.

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eyer totter (Vitellus), Eidotter, Eigelb, 95. 102. 109. eyer waßweiche, rohe Eier, 45. eyer weissen, Eiweiß, 54. 95. eyg (ey, eyge), Ei, 109. 122. F fasant, Fasan, 95. feige (fige, fyge), Feige, 45. 113. 116. fenchel (fenckel), (Foeniculum vulgare), griech. Marathrum (bei Ficino), Gewürzfenchel, 54. 69. Süßfenchel, 107. 109. 114. 143. 144. fenckelwasser, Fenchelwasser, 52. 54. fische (vischle), Fische, 93. 96. 139. fladseide (Cuscuta), Flachsseide, Teufelszwirn, 58. s. a. epithimum fleisch, Fleisch, 94. 95. 96. 102. 109. 141. fumus terrae (Fumaria officinalis), Gewöhnlicher Erdrauch, Taubenkropf, 54. s. a. tubenn kropff fygbone (Vicia faba), Feigbohne, 46. G gebrant helffen bein, gebranntes Elfenbein, 105. 119. s. a. helffenbein geißlein, junge Ziege, 95. geißmilch, Ziegenmilch, 122. gemüß, Gemüse, 44. gense, Gänse, Gänsefleisch, 95. 115. genß schmaltz, Gänseschmalz, 115. genßdistel (Cichorium endivia), Endivie, 47. 58. 115.

glycirhiza, Süßholz, Lakritze, 104. s. a. liquiricia – die lat. Form des griech. Wortes wurde von Ficino im 2. und 3. Buch De vita libri tres verwendet – und süßholtz gold, Gold, 46. 59. 64. 65. 66. 76. 105. 107. 108. 109. 119. 146. 147. gold bletter, Blattgold, 46. 52, 59. 103. 108. 109. 127. 133. 144. 146. goldpillen, Goldpillen, 58. granat pffel (Mala Punica), Granatäpfel, 48. 49. 113. granat pffel saft, Granatapfelsaft, 46. 56. granat pffel wein, Granatapfelwein, 55. s. a. malum punicum gummi hartz, Gummiharz, 113. H hamech, eine Latwerge, ein Abführmittel, 62. hammel, Hammel, 95. hase, Hase, 44. 95. haselnüß, Haselnüsse, 103. helffenbein (gebrannt), gebranntes Elfenbein, 105. 119. s. a. gebrant helffen bein helleborus (Helleborus niger), Schwarze Nieswurz, 60. 132. s. a. nießwurtz, veratrum hennen, Hennen, 92. 95. 109. 132. hennen eyer, Hühnereier, 95. 109. hertzkrut, Herzkraut, Zitronenmelisse, 46. 47. 51. 59. 60. 108. 114. s. a. melissa, můterkrut und citraria hiacinctus (iacintus, jacinctus), Hyazinth, Edelstein, 46. 66. 119. 126.

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 111 hiera (hyera), aus dem Griechischen, bedeutet wörtlich „heilig“, eine Vorsilbe für verschiedene Medikamente hiera Andromaci, Compositum, eine zusammengesetzte Arznei von Andromachus, 68. hiera Archigenis, Compositum, eine zusammengesetzte Arznei des griechischen Arztes Archigenes, 68. hiera diacoloquintidos (citrullus colocynthis), Compositum, eine Arznei aus Koloquinten, 68. hieralogodion, Hieralogodion, eine abführende Latwerge, 60. 68. hiera pigra (hiera picra), wörtlich: heilige Bitterstoffe, Habichtskraut, ein Wundmittel des Arztes Galen, 52. s. a. pillulen aurora hiera Theodonicis, eine zusammengesetzte Arznei des Theodotion, 68. hirn, Gehirn von Schlachttieren, Bregen, 45. 109. hirtzen fleisch, Hirschfleisch, 96. hirtzung (Phyllitis Scolopendrium), Hirschzunge, Hirschzungenfarn, 115. hoden (testiculos), Hoden, 92. 109. hner, Hühner, 132. holder l (Oleum sambucinum), Holunderöl, 69. honig, Honig, 64. 69. 77. 93. 113. 115. 122. 141. 142. honig chebularum, Chebulahonig, 144. honig emblicarum, Emblikahonig, 127.

honigwasser, Honigwasser, 61. hühner, Hühner, 45. 95. 109. hysopus (Hyssopus officinalis), Ysop, 113. I ibisch (Althaea officinalis), Echter Eibisch, Heilwurz, 115. indas pillulas, Indische Pillen nach dem Arzt Haly, 60. 68. ingwer (ingber, ingver), (Zingiber officinale), Ingwer, 44. 55. 69. 103. 105. 107. 126. 127. 144. isenkrut (Verbena officinalis), Gewöhnliches Eisenkraut, 47. Ficino: Hierobotanum (Eisenkraut) id est sclarea silvestris, Muskatellersalbei s. a. verbena J juleb, Julep, ein ursprünglich arabisches Wort, ein Erfrischungsgetränk aus angenehm schmeckendem Sirup oder Saft K kelblein, junges Kalb, 95. keß (kese), Käse, 44. 45. 95. 113. kitzlein (kützlen), junge Ziege, 92. 95. knobloch (Allium sativum), Knoblauch, 44. krus balsam, Krauseminze, Grüne Minze, 46. 49. 60. 102. 116. 126. s. a. mentha kruß mintz, Krauseminze, Grüne Minze, 114. s. a. krus balsam und mentha kürbß (Cucurbita pepo), Gartenkürbis, 45.

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kürse (Cerasium), Kirsche, 45. kütten (kytten), (Cydonia oblonga), Quitten, 48. 49. 53. 56. l von kütten, Quittenöl (oleo cydoniorum), 92. 114. kütten pfel (Pomum cydonium), Quittenfrüchte, 143. kütten somen, Quittensamen, 92. kützlen, Ziegenböcklein, 92. kyttenkern, Quittenkern, 92. L lactuca (Lactuca sativa), Gartenlattich, Kopfsalat, 67. s. a. lattich lampfleisch, Lammfleisch, 95. lapis armenus, Armenischer Stein, ein blaues Mineral, Azurit, 60. lapis lazuli, Lapislazuli, 60. 64. lattich, lattichkrut, Gartenlattich, Kopfsalat, 47. 67. 68. lattich somen, Salatsamen, 67. latwerge (confect, confectio, electuarium), eingekochter, eingedickter Saft, Fruchtkonfekt mit Heilwirkung, würzige Brühe, 51. 55. 56. 65. 69. 127. 133. 52. 58. 64. 103. 104. 144. (electuarium) latwerge (exhilarans nach Rhazes), 64. lebendig holtz im paradiß, Mirobalanenbaum, bibl. Lebensbaum, 105. leber, Leber, 109. 112. 114. lignum aloes, Aloeholz, 46. 59. 64. 105. 114. s. a. aloe lilie (Lilium candidum), Weiße Lilie, Madonnenlilie, 114. 117.

limone, Zitrone, 52. 55. 65. 66. s. a. citrus limonenjulep, Zitronenjulep, 55. 66. limonensaft (Succus limonum), Zitronensaft, 52. 65. 66. linsen, Linsen, 44. liquiricia, griech. Glycyrrhiza (süße Wurzel), Lakritze, Süßholz, 104. s. a. süßholtz, glycirhiza lorberbaum (Laurus nobilis), Lorbeerbaum, 120. lupin bletter (Lupinus albus), Weiße Lupinenblätter, 98. 100. M macis, Muskatblüte, 48. 105. 114. 144. s. a. můscat nuß magsot, Mohnsamen, 68. magsot somen, Schlafmohnsamen, 67. magsot syrup, Schlafmohnsirup, 67. s. a. papaveris syrup majoran (Origanum majorana), Majoran, 53. 54. 69. 114. s. a. amaracum malum oder pomum Punicum, Granatapfel, 48. 56. s. a. granat pffel malvasier (Vinum malvaticum), Malvasier, ein süßer, schwerer Weißwein, 102. 127. 132. 141. mandel (Prunus amygdalus), Mandel, süße Mandel, 45. 65. 92. 103. mandel milch, Mandelmilch, 47. 67. 68. 104. 133. mandel l, Mandelöl, 67. 92. manna, süßer Saft von der Rinde der Mannaesche, Manna ist auch der volkstümliche Name für die

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 113 Früchte der Röhrenkassie, Purgierkassie, 62. 115. 132. s. a. cassia marathrum, griech. Wort für Fenchel s. a. fenchel mastix (Pistacia lentiscus), Mastixstrauch, Harz (Mastixbalsam) des wohlriechenden Mastixstrauches, 48. 49. 54. 61. 99. 105. 114. 132. oleum mastix, aqua mastix, 92. mel, Honig mel anachardinum, Anachardiumhonig, 69. mel chebularum, Chebulahonig, 69. 144. melissa (Melissa officinalis), Melisse, Zitronenmelisse, 58. 103. s. a. citraria, hertzkrut melune (Solanum melongena), Aubergine, 44. mentha (Mentha spicata), Krauseminze, Grüne Minze, 46. 55. 56. 114. 116. 143. s. a. krus balsam menthe syrupus, Minzsirup, 55. 56. mertreubel (mertrübel), (Uvae Passulae), Rosinen, 47. 48. 58. 61. 62. 104. 113. 115. s. a. uve passule mespile (Mespilum), Frucht des Mispelbaumes, 49. Bei Muling: nespilen [!], S. 49, 10 milch, Milch, 45. 54. 68. 93. 107. 109. 122. 134. miltz, Milz, 115. mirobalana bellirica, bellirische Myrobalane, eine runde oder längliche Frucht, 104. 133. 144.

mirobalana chebula, schwarzbraune Kernnüsse der Chebula Myrobalane, 51. 52. 54. 55. 60. 61. 65. 69. 104. 115. 127. 132. 133. 144. 146. mirobalana emblica, aschfarbige Kernnüsse der Emblika Myrobalane, 51. 52. 55. 60. 61. 99. 104. 127. 132. 133. 144. 145. 146. mirobalana inda, indische Myrobalanen, 60. 104. 115. 133. 144. mirobalani, Myrobalanen sind ostindische, fleischig trockene Früchte, die eine Kernnuss enthalten, von den Arabern als Laxiermittel angewendet, 49. 51. 52. 54. 55. 60. 92. 99. 103. 104. 105. 107. 115. 119. 126. 127. 132. 133. 144. 145. 146. Ficino unterschied die gängigen fünf Arten: Citrini, Chebuli, Indi, Emblici und Bellirici. mirre (mirha, mirrhe), (Commiphora myrrha), Myrrhe, Gummiharz des Myrrhenbaums, 59. 60. 93. 114. 134. 146. 147. mirtus (Myrtus communis), Echte Myrte, 46. 93. 105. 107. 114. 117. 134. 143. mitridatum, Mithridat, eine Arznei bereitet für den König von Pontus, Mithridates (120–63 v. Chr.), die ihn gegen Vergiftungen immun machte, der Mithridat gehörte wie der Theriak zu den gebräuchlichsten Arzneimitteln des Mittelalters, 51. s. a. tiriack mulber (Morum), Maulbeere, 44. mumia, Mumie, Heil- und Stärkungsmittel, hergestellt aus

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Das Buch des Lebens

ägyptischen Mumien, war in europäischen Apotheken zu finden. Oft ist unter „mumia“ aber eine Balsammischung zu verstehen, bestehend aus Aloe, Myrrhe, Safran und Balsam, meist mit Bitumen (Erdharz, Erdpech) versetzt, von der man glaubte, dass die Ägypter die Mumien damit einbalsamiert hätten (vgl. Boenke, S. 164, Anm. 245), 115. můscat nuß (Myristica fragrans), Muskatnuss, 44. 48. 53. 69. 105. 114. můterkrut, Mutterkraut, Mutter­ kamille, 103. 108. 114. s. a. hertzkrut, melissa N nectar, süßer Most, 127. neglin (neglen, negelin), (Gariophylus), Gewürznelke, 46. 69. 95. 105. 114. 143. nieren, Nieren, 115. nießwurtz, Nieswurz, 60. 98. 132. s. a. helleborus und veratrum nuclei pinei, Pinienkerne, 45. 92. 115. s. a. tann baum krner O ochsenfleisch, Ochsenfleisch, 44. ochsenzung (Buglossa), Gewöhn­ liche Ochsenzunge, Liebäugel, 47. 61. 64. 66. 108. 114. blüten von ochsenzung, Ochsenzungenblüten, 58. 65. zucker von ochsenzung, Zucker­ sud von Ochsenzunge, 66.; Ficino: sacchari diabuglossati

ocimum (Ocimum basilicum), Basilikum, 114. 139. s. a. basilien olboum, Ölbaum, Olivenbaum, 113. 120. oleo spice (Lavendula spica), Nardenöl, 114. oleum (l), Olivenöl, 67. 81. 83. 91. 92. 99. 113. 134. oleum been, Öl aus Behenwurzeln, 69. s. a. been album und been rubeum oleum euforby, Wolfsmilch, gummiartiger Milchsaft vom Gummibaum, Resina Euforbium, 69. oleum sesamum, Sesamöl, 92. olibanum (Boswellia carteri), das Gummiharz des Weihrauchbaums, 105. s. a. weyrouch pfel, Äpfel, 45. 46. 58. 64. 97. 141. 143. pfel schlet, Apfelschale, 67. opobalsamum, der Saft des Balsamstrauches, 114. ougentrost, Großer Augentrost, 55. s. a. eufrasia oximel, eine aus Essig und Honig zubereitete Arznei, Essighonig, 52. oxisaccharum, ein aus Essig und Zucker zubereiteter Sirup, 55. P paeonia (Paeonia officinalis), Echte Pfingstrose, 114. s. a. benedicten rosen krner papaveris syrup (Papaver somniferum), Schlafmohnsirup, 67. s. a. magsot syrup

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 115 peponis somen (Citrullus vulgaris), Melonensamen, 45. pfauwen, Pfauen, 95. pfersich (pfirsich), (Pomum Persicum), Pfirsich, persischer Apfel, 45. 49. 55. 98. 141. pflumen uß Damasco, Pflaumen aus Damaskus, Damaszenerpflaumen, 45. s. a. pruna Damascena pillulen aureae, Compositum, 58. pillulen aurora von hiera pigra Galieni, Compositum, 52. pillulen cochiae, Cocheapillen, 68. pillulen elefanginae (Elephanginae), Alefanginapillen des Arztes Mesue, 52. pillulen Indas cochias, Compositum, 60. 68. s. a. hieralogodion pillulen judei, Compositum, Pillen des Judaeus, 68. pillulen lucis, Compositum, Lichtpillen, 54. pillulen magicae, Compositum, 58. pillulen reubarbarum, Rhabarberpillen des Arztes Mesue, 53. pillulen sine quibus esse nolo (nicht ohne sie), Compositum, 53. pillulen von hyera, Pillen aus Hiera, 52. pineis saft, Pinienharz, 115. pinucleati (pinei nuclei), Pinienkerne, 45. 92. 95. 103. 113. s. a. dannkrner, tann baum krner pistacium (Pistacia vera), Echte Pistazie, Pistazienkerne, 92. 103. 113. 114.

plisarcoticon, Plisarcoticon, eine Arzneizusammensetzung, 54. 59. 69. pomerantze (bomerantze), (Aranceum), Pomeranze, Orange, 46. pomerantzen bletter (Folia arancei), Pomeranzenblätter, Orangenblätter, 46. pruna Damascena, Pflaumen aus Damaskus, 58. s. a. pflumen uß Damasco R reben (Vitis vinifera), Weinreben, 113. 116. rebloub, Weinlaub, 68. repphner (repphüner), Rebhühner, 95. rettich (Radicula), Gartenrettich, 44. reubarbarum, Rhabarber, 53. 55. 133. rindt, Rind, 44. 95. risum (riß), Reis, 116. rorbletter, Schilfblätter, 68. s. a. arundo rosarum aromaticum, Rosenduft, 55. 66. 105. 107. 108. roß (rose, rsen), Rose, 46. 48. 49. 60. 68. 93. 99. 105. 107. 114. 117. 134. roß essig (essich), (Rosa gallica), Essigrose, Rosenessig, 56. 99. 143. roß honig, Rosenhonig, 52. 55. 62. 77. juleb von roß (juleb rosaceum), Rosenjulep, 55. 108. 114. 117. 127. 133. 134. julep, süßes Rosenwasser, 108. 114. 117. 127.

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Das Buch des Lebens

roß l, Rosenöl, 54. 101. roß safft, Rosensaft, 66. 99. 101. roß wasser, Rosenwasser, 46. 51. 52. 54. 64. 65. 66. 68. 92. 99. 103. 108. 114. 132. 133. 143. 144. 146. roß zucker (zucker rosat, zucker roset, zucker rosent), Rosenzucker, 55. 65. 66. 92. 103. 127. 144. rote rosen (Rosa purpurea), Purpurrosen, 51. 52. 60. 61. 132. 133. rote seide (syde), rote, rohe Seide, 60. 64. 65. 66. s. a. sericum crudum coccineum rote zendel, rote Seide, 60. 64. 66. s. a. rote seide rüte, ruten bletter (Ruta graveolens), Weinraute, Raute, 54. 69. S saffron (Crocus sativus), Echter Safran, 44. 45. 46. 51. 52. 54. 58. 59. 60. 62. 65. 66. 67. 92. 99. 103. 106. 109. 114. 115. 117. 119. 122. 133. 143. 144. salamander, Salamander, 140. salbei (Salvia officinalis), Echter Salbei, Muskatellerkraut, 48. 105. 107. 134. saltz, Salz, 95. 96. sandel (sandaly), (Sandalum), Sandel, Sandelholz, rotes Sandelholz (Sandalum rubrum oder rubeum), 51. 52. 55. 58. 60. 65. 66. 92. 133. 144. weißes Sandelholz (Sandalum album), 45. 46. 99. 105. 114. 143. tria sandalum, Compositum, unbestimmte Arzneizusammensetzung (drei Teile Sandelholz, weiß, rot, citrin), 55.

saphirus, Saphir, 66. scabiosa, Skabiose, Grindkraut, Teufelsabbiss, 113. schellwurtz (Chelidonium majus), Großes Schöllkraut, 54. schnecken (Limaces), Schnecken, 92. schwammen, Pilze, 93. schwein, Schwein, 110. schweinin fleisch (jung), Fleisch vom jungen Schwein, Spanferkel, 95. schweinin milch, Schweinemilch, 122. seeblůme (Nenufar), weiße Seerose, bes. ihr Öl, 67. senetbleter (sene) (Senna acuti­ folia), Sennesblätter, 58. 60. s. a. cassia und manna senf weisser (Sinapis alba), Gartensenf, 44. sericum, Seide, 119. sericum crudum coccineum, Seide, Rohseide, 60. 64. 65. 66. s. a. rote Seide und Zendel seüw blut, Schweineblut, 110. silber, Silber, Blattsilber, 46. 65. 66. 105. 119. sirup (syrup), Sirup, 52. 55. 56. 58. 61. 62. 67. smaragdus, Smaragd, 66. speltz (Triticum spelta), Weizen, 95. spicanardi (oleum spice), Spikanarde, wohlriechendes Nardenöl, 114. Spodium, Spodium, Metallasche, 115. squama auri, Goldschuppen, 90. 104. 144. squama ferri, Eisenschuppen, 104. 144.

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 117 stahell wasser, Aqua ferrea, Eisenwasser, 92. sticados arabici (Stichas, Stoechas Arabica), Stichaskraut, Lavendel, 60. succinum, Bernstein, 105. süßholtz, Süßholz, Süßholzsaft, 46. 58. 61. 62. 92. 99. 101. 104. 115. s. a. glycirhiza und liquiricia T tamariscum (Tamarix gallica), Französische Tamariske, 115. tann, Pinie, 120.; Ficino: pinus tann baum krner, Pinienkerne, 45. 65. 92. 95. 103. 113. 120. s. a. dann krner, dann zapffen, boum krner s. a. nuclei pinei und pinucleati terbentin (Pistacia terebinthus), Terpentinpistazie, Terpentinöl, 91. tiriack (triacker, tiriak, tiriaca), Theriak, eine Latwerge, besonders bei Vergiftungen als Gegengift angewandtes Mittel, Allheilmittel aus fast siebzig Bestandteilen zusammengesetzt, 51. 52. 53. 55. 69. 100. 104. 106. 143. totter, Eidotter, Eigelb, 95. 109. tria sandalum, 55. s. a. sandel triphera (trifera, triphera minor), Triphera sind mit Honig hergestellte Latwerge, 54. 62. 144. triphera uß mirabolanis, Triphera sind mit Honig hergestellte Latwerge mit Myrobalanen als Hauptbestandteil, 62. 104.

trociscen agarici, Abführungspillen aus Lärchenschwamm, 52. 60. 133. s. a. agaricum trübel, Weintrauben, 45. tuben, Tauben, 95. tubenn kropff, Taubenkropf, Erdrauch, 54. s. a. fumus terrae tuthia, Tutia, Zinkschwamm, 54. U unio, weiße Perle, 64.; Ficino: unionum, id est albarum margaritarum s. a. berlin uve passule (Uvae Passulae), Rosinen, 76. s. a. mertreubel V veratrum album, Weiße Nieswurz, weißer Germer, 60. 90. s. a. helleborus verbena (Verbena officinalis), Echtes Eisenkraut, 47. s. a. isenkrut violen (Viola odorata), Wohlriechendes Veilchen, Märzveilchen, 46. 58. 117. 143. juleb von violen oder violen wasser, Veilchenjulep, Veilchenwasser, 66. le von violen (vil ll), Veilchen­öl, 67. violen zucker, Veilchenzucker, 66. vipera (trociscen von vipera), Viper, Giftschlange, aus Schlangen hergestelle Pillen (Trochiscus), 132. vogel, Vögel, 95. 112.

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W wasser, Wasser, 31. 32. 43. 46. 47. 53. 58. 64. 68. 84. 90. 93. 96. 97. 98. 99. 100. 109. 110. 112. 118. 127. 139. wegerich bletter, Wegerichblätter, Spitzwegerich, 68. weidenbletter (Salix), Weidenblätter, 68. wein (win), Wein, 44. 45. 49. 51. 60. 61. 65. 67. 94. 97. 99. 100. 108. 109. 110. 113. 114. 116. 126. 133. 134. 141. 143. 144. 145. 146. 150. gebrannter wein, 127. weitzen brot, Weizenbrot, 94. 100.; Ficino: triticum, Weizen wermůt (Artemisia absinthium), Wermut, Wermutsirup, 56. weyrouch (weirauch, weiroch, wyrauch), (Boswellia carteri), Weihrauchbaum, aromatischer Harz davon, 53. 59. 60. 69. 114. 126. 146. 147. s. a. olibanum wider, Widder, 95. wilpret, Wildbret, 96. wünscherling (Cicuta virosa), Wasserschierling, gefleckter Schierling, 143.

Y ymen, Bienen, Immen, 81. 113. s. a. bienen ysen, Eisen, 31. 46. s. a. squama ferri und stahell wasser Z zendel, leichter Taft, ein Halbseiden­ stoff, 60. 64, 66. zimmet (ziment, zimmen, zymmen, zymment, zymmet), (Cinnamomum verum), Zimt, 44. 45. 46. 48. 51. 52. 55. 56. 58. 59. 65. 66. 92. 99. 106. 109. 119. 133. 143. 144. zymatror, Zimtrinde, 114. zitwan (zytwan), (Curcuma zedoaria), Zitwer, Zitwerwurzel, 105. 106. zizipha (Zizyphus sativa oder jujuba), Brustbeere, Jujube, 113. Bei Muling S. 113, 9: zinziba [!] zucker (Saccharum), Zucker, 48. 54. 56. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 92. 95. 103. 104. 108. 109. 110. 122. 133. 143. 144. zucker kandit, Kandiszucker, 66. 99. zwibel (Alium cepa), Küchenzwiebel, 44.

Verzeichnis der Heilpflanzen, Gewürze, Tiere, Edelsteine, Metalle 119

Folgende Tier- und Pflanzennamen im Ficino-Text hat Johannes Adelphus Muling nicht übersetzt, vielleicht waren sie ihm unbekannt: Erstes Buch, Kapitel 10: eruca sativa, Senfrauke; brassica oleracea, Kohl; cariotae [!] carotae, Karotten.

Zweites Buch, Kapitel 5: anguilla, Aal; testudo, Schildkröte.

Maßeinheiten korn  Gehalt an Edelmetall, Feingewicht einer Münze lot  Gewichtseinheit, 1 Lot = ½ Unze = 4 Drachmen = 1/24 Pfund; 1 Lot = ca. 17 Gramm quintlin  Quentchen, Viertellot, Drachme (Gewichtseinheit), ca. 4 Gramm scrupel  Skrupel, Gewichtseinheit, 1 Skrupel = 20 Körner unze  Unze, Gewichtseinheit, 1  Unze = 2 Lot = 8 Drachmen = 1/12 eines ­Pfundes

Sachregister

aromatica, Gewürze, 76. 104. 105. 106. 119. 120. 137. 141. s. a. specerie atra bilis, Melancholie, schwarze Galle, Schwermut, 25. 29. 33. 52. 56. 59. 62. 63. 67. s. a. melancolia bilem saltem, gesaltzen pituita, gesalzene Galle, 29. bilis, Galle als Flüssigkeit, 29. 30. 31. 52. 55. 59. 113. 142. s. a. colera blut, Blut, einer der vier Körpersäfte, 20. 24. 27. 29. 30. 31. 37. 55. 62. 63. 75. 76. 85. 86. 89. 90. 91. 92. 95. 101. 102. 110. 111. 137. 140. candida bilis, weiße Galle, 33. cardiacum (spiritus cardiaci), Herzgeist, Herzkrankheit, 95. cerot (büchplaster), Bauchpflaster, Wachssalbe, 114. climactericos, Wechseljahre, 148. clystier (clysstier, cristier), Klistier, 64. 105. 132. 183. s. a. purgatio coitus (unkeüscheit), Beischlaf, 69. 76. 87. 101. 123. 128. 129. 130. colera, Galle, 29. 30. 31. 52. 55. 59. 113. 142. s. a. bilis combustio, Verbrennung, 29. complexio, Körperzustand, Aussehen, 62. 96.

composition (conposition), zusammengesetzte Arznei, 58. 60. 65. 120. 133. 145. confectio, Süßigkeit, eine Art kandierter Früchte, eine Latwerge bestehend aus Zucker und Honig, 51. 52. 54. 55. 65. 66. 67. 69. 104. 144. s. a. latwerge cordialium (cordialia), Herzstärkungsmittel, 76. 104. 105. 106. 108. 119. curacion (curation), Krankenpflege, Heilung, 17. 83. 132. decretorios, Sterbestunde, 148. diet, Diät, 77. 84. 101. 102. 112. 131. 149. digestion, Verdauung, 85. 87. 93. 96. 106. 122. 136. distillation, Katarrh, Schnupfen, 53. 57. s. a. fluß electuarium, Latwerge, 58. 62. 64. 103. 144. essentia, Essenz; quinta essentia, Quintessenz, 120. euchima, gesunde Nahrung, 89. febrem quartanam, viertägiges Wechselfieber, Quartanfieber, 30. feuchtigkeit (füchtigkeit, fuhtigkeit), Humoralsaft, 29. 30. 32. 33. 35. 36. 37. 46. 52. 53. 56. 57. 58. 62. 75. 81. 82. 84. 85. 86. 87. 89. 90. 91. 92. 94. 95. 97. 99. 100.

Sachregister 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 117. 118. 120. 122. 126. 132. 134. 136. 140. 142. 147. 148. 151. s. a. humor flegma, Phlegma, Schleim, Körperflüssigkeit, einer der vier Körpersäfte, 19. 25. 30. 34. 37. 43. 45. 51. 52. 53. 55. 59. 68. 82. 133. s. a. pituita fluß, Flüssigkeitsabsonderung, Schnupfen, 20. 53. s. a. distillation fomentierung (fomentum), Wärmeumschlag, Linderung, 136. fülung (fulung), Fäulnis, 43. 76. 82. 94. 97. 99. 100. 103. 109. s. a. putrefactio furor, Wahnsinn, 29. s. a. mania gemüt, vernunft (mens), Gemüt, Vernunft, 22. 27. 42. 58. 71. gradarios, Stufe um Stufe, 148. humor, Feuchtigkeit, Saft. Nach Auffassung der antiken und mittelalterlichen Medizin existieren im menschlichen Körper vier Kardinalsäfte, die den vier Elementen entsprechen, ihre Qualitäten und Merkmale besitzen und durch ihre spezielle Mischung das Temperament des Menschen bestimmen: 1. Blut (Luft, warm/ heiß-feucht, Sanguiniker); 2. Schleim (Wasser, kalt-feucht, Phlegmatiker); 3. schwarze Galle (Erde, kalt-trocken, Melancholiker); 4. gelbe Galle (Feuer, warm/heiß-trocken, Choleriker). Das gestörte Mischungsverhältnis der vier Kardinalsäfte galt

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als Ursache von Erkrankung, 37. 75. 108. 131. s. a. feuchtigkeit ingenium, Vernunft, auch: Gemüt, 32. 35. 51. 57. 65. 147. kratzung (frictio), Massage, Reibung, 55. 63. 93. 103. 132. 134. 140. latwerge, eingekochter, eingedickter Saft, Fruchtkonfekt mit Heilwirkung, würzige Brühe, 6. 20. 51. 52. 56. 64. 69. 92. 103. 133. 144. s. a. confectio mania, Wahnsinn, 29. marisca, Mariske, Analfalte, 63. matrix, Gebärmutter, 142. melancolia (melancholei, melancholy), Melancholie, schwarze Galle, Schwermut, 26. 27. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 37. 44. 45. 47. 48. 51. 52. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 67. 68. s. a. atra bilis mystung, das Düngen mit Mist, 98. s. a. sterquilinia nutriment, Nahrungsmittel, 141. 142. paralisim, Lähmung, 107. pillule, Pille, 20. 51. 52. 53. 58. 59. 60. 61. 68. 132. 133. 146. pituita, schwarze Galle, 25. 29. 30. 37. 43. 52. 53. 55. 59. 68. 82. 133. s. a. flegma und bilis pituita gesaltzen, schwarze gesalzene Galle, 29. purgatio, Purgierung, Darmreinigung, 45. 53. 54. 55. 57. 61. 62. 64. 69. 72. 85. 87. 99. 100. 103. 132. s. a. clystier putrefactio, Fäulnis, 76. 82. 99. 100. s. a. fülung

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Das Buch des Lebens

remedia (remedien), Heilmittel, 5. 6. 43. 57. 91. 123. 129. 130. 148. scalares, Stufen, Lebensabschnitte, 148. schleim, Schleim, Körperflüssigkeit, 68. s. a. flegma und humor seele (animus), Seele oder Gemüt, 12. 14. 18. 21. 22. 25. 26. 27. 28. 29. 31. 33. 40. 42. 58. 70. 71. 72. specerie (specerey), Gewürze, 44. 58. 76. 93. 94. 99. 102. 104. 105. 106. 119. 120. 126. 137. s. a. aromatica sterquilinia, das Düngen mit Mist, 98. s. a. mystung stiptica (styptica), Styptikum, blutstillendes Mittel, Adstringens, 48. suffocatio, Erstickung, 75. 82. 86. 142.

temperieren, in ausgeglichenem, abgewogenem Verhältnis mischen, abkühlen, 46. 47. 63. 65. 75. 83. 84. 87. 89. 94. 95. 97. 100. 101. 106. 107. 108. 109. 110. 118. 119. 120. 123. 126. 127. 137. 138. 139. 140. 141. 143. 144. 146. 150. 151. tiriack (theriak), mittelalterliches Allheilmittel aus vielen Bestandteilen, besonders bei Vergiftungen angewendet, 51. 52. 69. 100. 104. 105. 106. trociscus (trochiscus, trociscen), Pastille, Arzneimittel, auch: Abführungspille, 52. 60. 132. 133. vapor, Dampf, Dunst, 55. 126. 136. 137. ventose, Schröpfkopf, 63. 69.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte im Buch des Lebens in den sieben Straßburger Ausgaben (A–G) A-Druck Die Angaben über die Holzschnitte im Buch des Lebens in den biblio­graphischen Standardwerken zu den Straßburger Drucken des 16. Jahrhunderts von Charles Schmidt1 und François Ritter2, der den Beschreibungen Schmidts folgt, sind zum Teil ungenau. Diese Ungenauigkeiten finden sich auch in den kunsthistorischen Büchern von Paul Kristeller3, Richard Muther4 und in der Dissertation von Elisabeth Muhl5. Wilhelm Kahl schrieb in seiner Abhandlung über das Buch des Lebens, die noch heute zitiert wird: Es liegt außerhalb des Rahmens dieser Arbeit, auf die Bilder im Buch des Lebens näher einzugehen und sie kunstgeschichtlich zu beschreiben.6 1 Charles Schmidt: Répertoire Bibliographique Strasbourgeois jusque vers 1530. Tome I (Jean Grüninger). Strasbourg 1894. Reprint: Baden-Baden 1963. 2 François Ritter: Répertoire bibliographique des livres imprimés en ­Alsace au seizième siècle de la Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg. 4 Bde. Strasbourg 1934–1960. 3 Paul Kristeller: Die Straßburger Bücher-Illustration im XV. und im Anfange des XVI. Jahrhunderts. Leipzig 1888. Reprint: Nieuwkoop 1966. 4 Richard Muther: Die deutsche Bücherillustration der Gothik und Frührenaissance (1460–1530). 2 Bde. München 1922. 5 Elisabeth Muhl: Kritischer Katalog der Straßburger Buchillustration im ersten Jahrhundert des 16. Jahrhunderts. Diss. masch. Frankfurt 1917. 6 Wilhelm Kahl: Die älteste Hygiene der geistigen Arbeit. Die Schrift des Marsilius Ficinus. ‚De vita sana ...‘. In: Neue Jahrbücher für das Klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur und für Pädagogik, Bd. 18

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Das Buch des Lebens

Paul Kristeller gibt überhaupt keine Beschreibung der Holzschnitte und Richard Muther schreibt pauschal: Wie viel von den Holzschnitten neu ist, lässt sich nicht entscheiden, wahrscheinlich gar nichts, da sie alle durch Leisten verbreitert sind. Die Holzschnitte blieben immer dieselben. Elisabeth Muhl gibt in ihrer ungedruckten Dissertation eine völlig unzuverlässige Beschreibung zur Herkunft und Zählung der Holzschnitte im A-Druck. Der Titelholzschnitt, meint sie zum Beispiel, stamme aus Brunschwigs Pestbuch und Charles Schmidt war der irrigen Ansicht, dass der Titelholzschnitt derselbe sei, wie in Hieronymus Brunschwigs Destillierbuch (1500). Die Zeichner und Formschneider sind, wie bei den meisten von Grüninger verlegten Büchern, namentlich nicht bekannt. An der Bildausstattung seiner Druckerzeugnisse waren aber offensichtlich mehrere Künstler beteiligt. Man weiß auch, dass er Holzschnittmeister wie Hans Baldung Grien, Hans Leonhard Schäufelein, Urs Graf und Hans Wechtelin in seiner Offizin beschäftigte. Die Editio princeps vom Buch des Lebens (Straßburg: Johannes Grüninger, 1. April 1505) ist ein Teil des beigebundenen Medicinarius von Hieronymus Brunschwig und enthält 39 Holzschnitte von denen zehn (zwei- oder dreiteilig) zusammengesetzt sind mit vier Wiederholungen. Der Straßburger Chirurg, Botaniker und Apotheker Hieronymus Brunschwig leitete schon 1497 eine Verbreitung des wissenschaftlichen Wissens unter einem breiteren Publikum ein, indem er bei Johannes Grüninger Werke über die Chirurgie, die Pest und die Destillation veröffentlichte. Im Medicinarius nimmt Brunschwig zum größten Teil den Inhalt seines Liber de arte distillandi aus dem Jahr 1500 wieder auf, in dem die Kunst des Destillierens und die thera­peutischen Eigenschaften der Pflanzen behandelt werden. Der Titelholzschnitt zum Buch des Lebens, ausgeführt von einem unbekannten Künstler, wiederholt sich in den übrigen sechs (1906), S. 482–491, S. 599–619, hier S. 530. Dem Autor lag die Straßburger Ausgabe von 1521 vor. Standort: UBStB Köln, Signatur: AD+BL277 und AD+BL291.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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nachweisbaren Straßburger Ausgaben und ist eigens für dieses Werk angefertigt worden. Zum Titelholzschnitt vgl. Jacqueline Lévy.7 Die Illustration zeigt auf der linken Seite den Arzt und Philosophen Marsilius Ficinus auf einem Thron sitzend. Im Hintergrund sieht man zwei Folianten und zwei Destillierflaschen. Der helfende Arzt Ficino sagt zu dem jungen, vornehm gekleideten Mann in der Mitte des Bildes: Kompt her die clege hab ich verstanden / vnd war hilf brocht vß fromden landen. Der Jüngling sagt zu dem alten Mann zu seiner Linken: So bgert ich nit mer vff erden / wan mir möcht dyn alter werden. Als Antwort klagt der Alte: Solt ich wunschen was ich wolt / Dyn iugent nem ich fur golt. Die auf Spruchbändern stehenden Reimpaare wurden sehr wahrscheinlich von Adelphus Muling verfasst. Die zweite Erstverwendung im Buch des Lebens ist der im Stil des Vergil-Meisters ausgeführte Textholzschnitt auf Bl. CLXVIIr (Anbetung der heiligen drei Könige, mit Wiederholung im B-Druck in der Neuedition (1980), Abb. S. 145), der speziell für diese erste Ausgabe vom Buch des Lebens gefertigt wurde. Außerdem stimmt die Überschrift mit dem Bild- und Textinhalt im xix. capitel ... sagt die kunst unnd artznei der heiligen dry knig magi genant / … überein. Vgl. Lévy a. a. O., Abb. 628: Adoration des Mages. Die übrigen Holzschnitte im A-Druck wurden aus früheren illustrierten Druckwerken Johannes Grüningers übernommen, und sie alle, wie auch in den späteren Auflagen, stehen in keiner Beziehung zum Adelphus-Muling-Text. Johannes Grüninger verwendete oft wahllos die ihm zur Verfügung stehenden Holzstöcke für die ungleichartigsten Werke.

7 Jacqueline Lévy u. a. (Hg.): Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, Strasbourg 1992, S. 391, Abb. 605: Marsile Ficin arbitre un débat entre un jeune homme et un vieillard et scène champêtre ist ein Doppelholzschnitt, der obere Teil gehört zum Buch des Lebens, der den zweiten Teil des Medicinarius illustriert, der untere entspricht dem Titelholzschnitt aus dem Destillierbuch von 1500. (Schramm, Bilderschmuck, Bd. XX, Abb. 661).

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Das Buch des Lebens

Insgesamt dienten Abbildungen8 aus sechs Inkunabeldrucken, die bei Grüninger erschienen waren, als Vorlage für die Illustrierung des A-Druckes. Zwei Figurenholzschnitte stammen aus der Terenz-Ausgabe (1496), Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 295 und Abb. 264. Die dort abgebildeten Spruchbänder fehlen jedoch hier. Aus Jakob Lochers Libri philomusi (1497) entstammen zwei Abbildungen, Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 374 und Abb. 389, und aus den Horaz Opera (1498) sind es vier Holzschnitte, Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 433, Abb. 393, Abb. 443 und Abb. 403, davon ein Figurenholzschnitt. Aus Hieronymus Brunschwigs9 medizinischen Werken wurden aus der Cirurgia (1497) drei Holzschnitte, Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 349, Abb. 360 und Abb. 351, aus dem Destillierbuch (1500) eine Illustration, Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 661, und aus dem Pestbuch (1500) zwei Holzschnitte, Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 957 und Abb. 949, davon ein Figurenholzschnitt, übernommen. Das Spruchband mit Text fehlt hier. Außer den bereits genannten Straßburger Inkunabeldrucken dienten noch zwei weitere Grüninger-Frühdrucke aus den Jahren 1501 und 1502 als Vorlage für die Illustrationen im Buch des Lebens (1505). Die größte Anzahl der Illustrationen (18 zusammengesetzte mit 3 Wiederholungen) im A-Druck wurde zum ersten Mal verwendet in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae.

8 Abgebildet sind diese Holzschnitte in: Albert Schramm: Der Bilderschmuck der Frühdrucke. Bd. XX: Die Straßburger Drucker. 2. Teil. Leipzig 1937. Nachdruck: Stuttgart 1986. 9 Josef Benzing: Bibliographie der Schriften Hieronymus Brunschwigs. In: Philobiblon 12 (1968), S. 113–141. Die Drucke vom Buch des Lebens stehen unter den Nrn. 11, 12, 13, 14, 15, 16 und 17. Vgl. auch Jan Frederiksen: Brunschwig, Hieronymus. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 1 (1978), Sp. 1073–1075.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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2°. [10], 128 Bl. Straßburg 1501.10 VD16 B 6404. Die Boethius-Holzschnitte stehen im Buch des Lebens auf Bl. CXLr, CXLv, CLIXv, CLVv,­ ­CXLVIIr, CXLVIIIr und CLIIIIv. Vgl. Lévy a. a. O., Abb. 624–626. Aus der von Sebastian Brant11 besorgten Vergil-Ausgabe (1502), sie war mit ihren 214 Abbildungen die erste illustrierte, wurden im A-Druck fünf bzw. sechs Holzschnitte wiederverwendet.12 Virgilius, Publius Maro: Publij Virgilij maronis opera. Hrsg. von Sebastian Brant. 2°. 407, [34] Bl. Straßburg: Johannes Grüninger, 28. August 1502. VD16 V 1332; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 594. Buch des Lebens (A-Druck): Vergil: Opera. Straßburg 1502: Bl. CXXXVv Bl. LVIr Georgica, Liber Primus Bl. CXXXIXr Bl. IXr im 13. Buch der Aeneis, Appendix Bl. CLv Bl. VIv im 13. Buch der Aeneis, Appendix: De Copa et Hortulo Bl. CLXIv Bl. CLIr Aeneis, Liber Primus v Bl. LXVv Georgica, Liber Secundus Bl. CLXIIII Die Illustration aus der Vergil-Ausgabe Bl. CVIIIv, Georgica, Liber Quartus, steht im Buch des Lebens (1505) auf Bl. CLVIIr in den Exemplaren A2–A5, A8–A10, A13–A15. In den anderen Exemplaren des A-Druckes (A1, A6, A7, A11, A12) steht anstelle des Vergilholzschnitts 10 Fidel Rädle und Franz Josef Worstbrock: Boethius, Anicius Munlius Serverinus. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 1 (1978), Sp. 908–927. 11 Joachim Knape: Brant, Sebastian. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 247–283. 12 Bernd Schneider: „Virgilius pictus“ – Sebastian Brants illustrierte Vergilausgabe von 1502 und ihre Nachwirkung. Ein Beitrag zur Vergilrezeption im deutschen Humanismus. In: Wolfenbütteler Beiträge, Bd. 6, Frankfurt 1983, S. 202–262, bes. S. 228–229. Vgl. auch Franz Josef Worstbrock: Vergil (P. Vergilius Maro). In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 10 (1999), Sp. 247–284.

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Das Buch des Lebens

die obere Hälfte des Titelholzschnitts aus Brunschwigs Destillierbuch (1500). Das von Charles Schmidt benutzte Exemplar der Bibliothèque de la Ville in Colmar (A1) enthält statt der Vergilillustration den Holzschnitt aus dem Destillierbuch, und somit ist Schmidt die unterschiedliche Bebilderung in den anderen Exemplaren des A-Druckes entgangen. Literatur Frank Hieronymus: Oberrheinische Buchillustration 2: Basler Buchillustration 1500–1545. Basel 1984 (Publikationen der Universitätsbibliothek Basel, 5), S. 79–80, Nr. 140.

Kataloge Jacqueline Lévy u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e siècle. Tome I: Jean Grüninger. 1501–1506; Tome II: Imprimeurs strasbourgeois. 1501–1506; Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 1992, 2002, 2009. Die Verweise bei den Abbildungsnummern beziehen sich auf diese Bände.

Ausgaben Vergil. Aeneis. Übersetzt von Johannes Götte. Mit 136 Holzschnitten der 1502 in Straßburg erschienenen Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Manfred Lemmer. Edition Leipzig 1979. 2. Aufl. Leipzig/Wiesbaden 1984. 3. Aufl. Wiesbaden 1987. Werke und Tage. Zwölf Monatsblätter mit handkolorierten Holzschnitten zu den „Georgica“-Gedichten nach der Straßburger Vergil-Ausgabe von 1502. Geleitwort und Bilderläuterungen von Manfred Lemmer. Berlin 1977.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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B-Druck Die zweite Ausgabe, die einen von Johannes Adelphus Muling vollständig überarbeiteten Text bietet, diente als Vorlage für die Neuausgabe.1 Dieser Zweitdruck ist mit 37 Illustrationen ausgestattet, von denen 27 bereits im A-Druck verwendet wurden. Die Hinweise zur Herkunft und Verwendung der Abbildungen von Paul Kristeller, Richard Muther, Charles Schmidt und François Ritter sind meist unzutreffend, und die Beschreibungen im Katalog von Elisabeth Muhl sind auch für diese Ausgabe oft völlig falsch. Der Titelholzschnitt und der Textholzschnitt (Neuausgabe, S. 145) Anbetung der Heiligen drei Könige sind Wiederverwendungen aus dem A-Druck. Der einzige Originalholzschnitt für diesen Druck (Neuausgabe, S. 34) zeigt den Philosophen Ficino in Begleitung eines jungen Mannes und eines Greises in einer gotischen Halle vor einer weiblichen Zuhörerschaft. Die übrigen Illustrationen sind Wiederholungen aus dem A-Druck. Hinzu kommt ein Holzschnitt aus Gregor Reischs wissenschaftlicher Enzyklopädie Margarita Philosophica. Nova (1508).

Verzeichnis der Holzschnitte im B-Druck und ihre Verwendungen Die Seitenzahlen zu den Holzschnittabbildungen beziehen sich auf die Neuausgabe. Titelholzschnitt: Wiederholung der Erstverwendung aus dem A-Druck.

1 Johannes Adelphus: Ausgewählte Schriften. Unter Mitwirkung von Ann R. Arthur hrsg. von Bodo Gotzkowsky. 3. Bd.: Das Buch des Lebens. Berlin/ New York 1980 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts). Die Drucke A–G mit Exemplarnachweisen sind auf S. 321–407 beschrieben.

130 11 21 23 34 41 44 50

Das Buch des Lebens

Vorrede. Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Cirurgia. Straßburg 1497. Benzing (Brunschwig) 1; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 350. Cathedra Musarum Calliope. Davor knieend Horatius ­Poeta Lyricus. Erstverwendung in: Horaz: Opera. Straßburg 1498. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 393. Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Liber de arte distillandi ... [Kleines Destillierbuch]. Straßburg, 8. Mai 1500. Benzing (Brunschwig) 10; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 661, untere Hälfte des Holzschnitts. Erstverwendung in: Buch des Lebens. Straßburg 1508. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, S. 130, Abb. 131: Marsile Ficin accompagné d’un jeune homme et d’un vieillard, devant un auditoire de femmes. Dreiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae: cum figuris ornatissimis noviter expolitus. Straßburg 1501. Linker Holzschnitt: Bl. XLIr u. ö.; Holzschnitt Mitte: Bl. XCIXv; rechter Holzschnitt: Bl. IIv u. ö. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 114 und S. 96. Dreiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae. Straßburg 1501. Linker Holzschnitt: Bl. LXVIr u. ö.; Mitte: Bl. LVIIr; rechter Holzschnitt: Bl. XXIXr. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 107 und S. 101. Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Cirurgia. Straßburg 1497.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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Benzing (Brunschwig) 1; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 349. Erstverwendung in: Johannes de Capua: Directorium humanae vitae; deutsch: Das buch der Beispiele der alten Weisen. Übersetzt von Anton von Pforr.2 2°. 116 Bl. Straßburg 1501. Abbildung auf Bl. XIIv. Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 256.8; VD16 J 378. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome 1. 1501–1509, S. 60–61, Abb. 8: Un joaillier dépense son argent pour écouter chanter un ouvrier. Die Überschrift zu dieser Illustration im Buch der Beispiele lautet: Wie ein kaufman ein tagwerck seines gescheffts versompt [versäumt, vernachlässigt] an eim meister der im [ihm] edel gestein solt baliern [polieren, schleifen]. Im Text heißt es dann: ... da kam der kauffman zů dem balierer vnnd fand by im [ihm] ein harpffen in seinem gemach vnd sprach ob er dar vff spilen künd / vnd bot im [ihm] die harpffen / vnnd bat in [ihn] dar vff zů spilen / der palierer spilte dar vff den gantzen tag vor dē kauffman mit seinem gesang / ... (Bl. XIIr–XIIv). Karl Giehlow vermutete, dass diese Illustration eigens für Mulings deutsche Ficino-Bearbeitung angefertigt worden sei. Er schreibt: Unweit des Schmelzofens sitzt der von alchymistischen Arbeiten ermüdete Melancholiker – „cogita aureos montes“ hat ein Zeitgenosse in das Bild des hier benützten Druckes vom Jahre 1508 geschrieben – vor einer vollbesetzten Tafel, um nur dem Spiel des Harfners zu lauschen.3

2 Ulrike Bodemann: Pforr, Anton von. In: Enzyklopädie des Märchens, Bd. 10. Berlin/New York 2002, Sp. 955–959. 3 Karl Giehlow: Dürers Stich „Melencolia I“ und der maximilianische Humanistenkreis. In: Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst. Wien 1903. Bd. 26, Heft 2, S. 29–41, hier S. 40 mit Abb.: Der Melancholiker aus Marsilius Ficinus’ Buch des Lebens. Straßburg: Johannes Grüninger, 1508.

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Das Buch des Lebens

Der bekannte Albrecht-Dürer-Forscher Erwin Panofsky übernahm diese Interpretation Giehlows. Er schreibt: ... auf einer Holzschnittillustration in der deutschen Übersetzung Ficinos, wo der von seiner Arbeit ermüdete und verstimmte Forscher, ein Alchymist, durch Lautenspiel sich erheitern lässt.4 Die Vermutungen von Giehlow und Panofsky treffen aber nicht zu, da dieses Holzschnittmotiv bereits vor dem Straßburger Druck in sieben illustrierten Inkunabelausgaben enthalten ist. 1. [Urach]: Konrad Fyner [um 1480/81]. 2°. Der zum Holzschnitt passende Text auf Bl. IXr lautet: … Vnd do der maister anfieng bollieren da kam der koufmann zů dem bollierer vnd fand by jm ain harpff in sinem gemach vnnd spruch ob er daruff spilen kund … Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 252.1; Schramm (Bilderschmuck), Bd. IX, Abb. 287. 2. Ulm: Lienhard Holl, 28. Mai 1483, 2°, Bl. XIIv: … Der palierer spilte darauff den gantzen tag vor dem kauffmann auff der harpffen mit seinem gesang / … Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 253–254.3; Schramm (Bilderschmuck), Bd. VII, Abb. 45, ganzseitiger Holzschnitt. Kein Nachdruck der Uracher-Ausgaben Konrad Fyners. Auch die 126 Holzschnitte sind unabhängig von den ­Urachern.

Faksimiledrucke:  Thurn, Rudolf Payer von (Hg.): Wiener Bibliophilen-Gesellschaft. Wien 1925. Uhl, Walter (Hg.): Unterschneidheim 1971.

4 Erwin Panofsky und Fritz Saxl: Dürers „Melencolia. I“. Eine quellenund typengeschichtliche Untersuchung. Leipzig/Berlin 1923 (Studien der Bibliothek Warburg, 2), S. 57, Anm. 2 und Abb. 23. Englische Neuausgabe: Raymond Klibansky, Erwin Panofsky und Fritz Saxl: Saturn and Melancholy. Studies in the History of Natural Philosophy, Religion and Art. New York 1964. Übersetzt von Christa Buschendorf, Frankfurt a. M. 1990. 2. Aufl. 1998.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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Literatur: Pforr, Anton von: Das Buch der Beispiele der Alten Weisen. Kritisch hrsg. nach der Straßburger Handschrift, mit den Lesarten aller bekannten Handschriften und Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts von Friedmar Geißler. 2 Bde. Berlin 1964 und 1974. (Beschreibung von 6 Handschriften und 17 Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts. Ausführliches Literaturverzeichnis).

59

Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Cirurgia. Straßburg 1497. Benzing (Brunschwig) 1; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 360. 63 Dreiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung der linken Figur in: Jakob Locher Philomus: Libri Philomusi. Straßburg 1497. Abbildung auf Bl. Dv. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 376. Holzschnitt Mitte in: Hieronymus Brunschwig: Liber pestilentialis ... [Pestbuch]. Straßburg 1500. Benzing (Brunschwig) 9; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 957. Rechte Figur in: Terentius Afer, Publius: Comico Carmine. 2°. 154 Bl. Straßburg 1503. Abbildung auf Bl. Xr. VD16 T 361. 67 Dreiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung der linken Figur: Laches in: Terenz: Comödiae. Straßburg 1496 Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 320. Holzschnitt Mitte in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae. Straßburg 1501. Abb. auf Bl. VIIr. Rechte Figur in: Horaz: Opera. Straßburg 1498. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 403. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 97. 70 Triumphus. Erstverwendung in: Jakob Locher Philomus: Libri Philomusi. Straßburg 1497. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 389.

134 [73]

Das Buch des Lebens

Vorrede. Erstverwendung in: Gregor Reisch: Margarita Philosophica. Nova. 4°. [320] Bl. Straßburg: Johannes Grüninger, 31. März 1508. Abb. Bl. B4r: Magister und Discipulus. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 367, Abb. 561: Maître et élève. VD16 R 1037. Es handelt sich hier um einen Accipies-Holzschnitt, in Deutschland zuerst von dem Kölner Drucker Heinrich Quentell verwendet. Solche Darstellungen eines Magister cum discipulis waren bereits im 15. Jahrhundert eine beliebte Ausstattung für Lehr- und Lernbücher. W. L. Schreiber und Paul Heitz weisen derartige Accipies-Holzschnitte (Accipies tanti doctoris dogmata sancti) in 13 Varianten nach.

Literatur: W. L. Schreiber und Paul Heitz: Die deutschen „Accipies“ und „Magister cum Discipulis“ Holzschnitte. Verzeichnis und 77 Faksimiles. Straßburg 1908. Neudruck: Baden-Baden 1973 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 100), S. 30–31, Nr. 16 und Abb. 16.

[79] 85

Erstverwendung in: Virgilius Publius Maro: Opera. Straßburg 1502. Dieser Schnitt findet sich zur De Copa et Hortulo im Anhang der Vergil-Ausgabe auf Bl. Viv. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 350– 351, Abb. 533: Cabaretière et voyageurs. Dreiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung der linken Figur in: Horaz: Opera. Straßburg 1498. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 413. Holzschnitt Mitte in: Horaz: Opera. Straßburg 1498. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 443. Rechte Figur in: Hieronymus Brunschwig: Liber pestilentialis ... [Pestbuch]. Straßburg 1500. Benzing (Brunschwig) 9; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 949.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

89 97 107 112 116 131 135

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Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Cirurgia. Straßburg 1497. Benzing (Brunschwig) 1; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 351. Erstverwendung in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae. Straßburg 1501. Abb. auf Bl. XXIXr. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 101. Erstverwendung in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae. Straßburg 1501. Abb. auf Bl. CXIIIv (Mitte). Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 116. Zweiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae. Straßburg 1501. Linker Holzschnitt: Bl. XLVIv; rechter Holzschnitt: Bl. XLr (Mitte). Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 104 und S. 103. Dreiteiliger Holzschnitt. Erstverwendung in: Anicius Manlius Boethius: ... De consolatione philosophiae. Straßburg 1501. Linker Holzschnitt: Bl. Xv; Holzschnitt Mitte: Bl. LXXIXv; rechter Holzschnitt: Bl. VIIIr. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 112 und S. 97. Erstverwendung in: Virgilius Publius Maro: Opera. Straßburg 1502. Aeneis, Liber Primus Bl. CLIr: Dido empfängt Aeneas und seine Gefährten in ihrem Palast zum Willkommensmahl. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 398, Abb. 400: Banquet d’Enée et Didon. Enlèvement d’Ascagne par Vénus. Erstverwendung in: Virgilius Publius Maro: Opera. Straßburg 1502. Georgica, Liber Secundus Bl. LXVv.

136 145

Das Buch des Lebens

Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome I: 1501–1506, S. 211, Abb. 363: Virgile célebre Bacchus. Anbetung der Heiligen drei Könige. Wiederholung der Erstverwendung aus dem Buch des Lebens (A-Druck), Bl. DD3r.

C-Druck Der C-Druck vom Buch des Lebens ist mit 40 Holzschnitten illustriert, von denen zehn zusammengesetzt sind. Zwei Illustrationen wiederholen sich. Die bereits genannte Sekundärliteratur über die Herkunft der Bilder ist auch für diesen Druck fehlerhaft oder sogar falsch. Der Kunsthistoriker Paul Kristeller beschreibt die Holz­ schnitte im C-Druck überhaupt nicht. Diese Ausgabe bringt keine neuen Holzschnitte. Bei den Abbildungen handelt es sich ausschließlich um Wiederverwendungen aus früheren Drucken Johannes Grüningers, dessen Holzstöcke bereits in den A- und B-Drucken Verwendung gefunden hatten. Drei kleinformatige zusammengesetzte Holzschnitte stammen aus der Boethius-Ausgabe (1501), wobei zu bemerken ist, dass auf der linken Illustration (Bl. B3r) der Großbuchstabe P kein Künstlermonogramm ist, sondern den Anfangsbuchstaben von Philosophia bedeutet. Die übrigen Figurenholzschnitte stammen aus Grüningers Terenz-Drucken (1496) und aus der Ausgabe Terentius Comico Carmine (1503, Abb. 551–556) sowie aus der Horaz-Ausgabe (1498). Eine Illustration finden wir bereits in Hieronymus Brunschwigs Cirurgia (1497). Wiederverwendungen von Holzschnitten für den C-Druck finden sich schon in zwei früheren Grüninger-Drucken: Bl. D5r linker Holzschnitt und Bl. E5v rechter Holzschnitt.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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Erstverwendung in: Giovanni Boccaccio: Cento novella. 2°. 239 Bl. Straßburg 1509. Abbildung auf Bl. LXXXVIv und Bl. CCVr. Benzing (Strasbourg I), 171; VD16 B 5819 (ohne Ex.). Exemplare: Bamberg SB (Inc. typ. Ic IV. 6); Basel UB (A P I 36); Nürnberg StB (So Cg 1108. 2°). Bl. F2v Erstverwendung in: Freidank. Bearb. von Sebastian Brant. 4°, 74 Bl. Straßburg 1508. Abbildung auf Bl. K4r. VD16 F 2542; Wilhelmi (Sebastian-Brant-Bibliographie), Nr. 332.

D-Druck Die vierte Auflage vom Buch des Lebens ist mit 40 Holzschnitten ausgestattet, von denen 12 (zweiteilig) zusammengesetzt sind und drei sich wiederholen. Paul Kristeller sagt überhaupt nichts über die Illustrationen aus und Richard Muther schreibt fälschlicherweise: Die ebenfalls 1521 erschienene Ausgabe von des Marsilius Ficinus „Buch des gesunden und langen Lebens aus Latein in Deutsch gemacht“ hat dieselben Holzschnitte, welche in dem 1505 gedruckten „Medicinarius“ angewendet waren. (Muther, Bücherillustration, Bd. 1, Nr. 1455). Für die Holzschnitte im D-Druck dienten wiederum ältere Drucke Grüningers als Vorlage, dessen Holzstöcke bereits für den A-, B- und C-Druck verwendet wurden. 16 Holzschnitte im D-Druck sind nicht in den Drucken A, B und C enthalten. Aus folgenden Grüninger-Drucken sind für den D-Druck nach­stehend beschriebene Illustrationen hinzu gekommen: Bl. A4r linker Holzschnitt. Erstverwendung in: Gregor Reisch: Margarita Philosophica. Nova. Straßburg: Johannes Grüninger 1508. Abb. auf Bl. M5v.

138 Bl. A4r Bl. D2r Bl. C6v Bl. D2r Bl. D3r Bl. F3v

Das Buch des Lebens

Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, S. 141, Abb. 153: Parabole des vierges sages et des vierges folles. VD16 R 1037. rechter Holzschnitt und rechter Holzschnitt. Erstverwendung in: Petrus Frater: ... legenda sanctae Catha­rinae ... 4°. Straßburg, lateinische Ausgabe 6. April 1500, deutsche Ausgabe 2. Juli 1500. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 648, 656; VD16 P 1843. Exemplare: München BSB (4° Inc. c. a. 1801b; 4° V. SS. 167); *Straßburg BNU (K 2878 und K 2879). Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Cirurgia. Straßburg 1497. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 365. linker Holzschnitt. Erstverwendung in: Plenarium. 2°. Straßburg 1498. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 505. Exemplar: München BSB (2° Inc. c. a. 3639). Holzschnitt. Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Liber de arte Distillandi ... Straßburg: Johannes Grüninger 1512. VD16 B 8698. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, S. 278, Abb. 441: Un médecin présente un pot de simples. Exemplar: München BSB (2° M. med. 36). Erstverwendung in: Giovanni Boccaccio: Cento Novella. Straßburg: Johannes Grüninger 1509, Titelblatt. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, S. 175, Abb. 220: Réunion de jeunes gens à la campagne. Benzing (Strasbourg I), 171; VD16 B 5819 (ohne Ex.). Exemplare: Bamberg SB (Inc. typ. Ic IV. 6); Basel UB (A P I 36); Nürnberg StB (So Cg 1108. 2°).

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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E-Druck In dem E-Druck vom Buch des Lebens befinden sich 49 verschiedene Holzschnitte, von denen 13 zusammengesetzt sind und sechs stellen Wiederholungen dar. Auch die Illustrationen in dieser Ausgabe hat Paul Kristeller nicht beschrieben. 24 Holzschnitte im E-Druck kommen nicht in den Ausgaben A–D vor. Neu hinzu gekommen sind als Wiederverwendungen aus früheren Drucken Johannes Grüningers die vier halbseitigen Holzschnitte auf Bl. IXv, XXv, XXIIIIv und XXVIv, die von Hans Baldung Grien ausgeführt wurden.1 Diese Illustrationen wurden zuerst 1516 in dem von Johannes Grüninger gedruckten Werk Die zehē gebot ... des Marcus von Lindau verwendet. VD16 M 958 und M 1075. Exemplare: München BSB (Rar 2247/1), Strasbourg BNU (R. 10. 097). Die vier Holzschnitte wurden 1516 ebenfalls in seinem Werk Frag vnd Antwurt der zehen gebott … wiederholt. VD16 M 959 und M 1076. Exemplare: München BSB (Rar 2312/1) sowie in der Straßburger Ausgabe von 1520, Benzing (Strasbourg I), 1325; VD16 M 960 und M 1077 (ohne Ex.). Die Illustration auf Bl. XVIr, linker Holzschnitt mit Wiederholung auf Bl. XXIIIr (Mitte), stammt ebenfalls von Baldung Grien und beschreibt ... wie Ulenspiegel ein Hoffjunger ward ... (10. Historie) und auf Bl. XVIr, rechter Holzschnitt, zeigt Wie Ulenspiegel einem Bauren ein Supp begoß ... (44. Historie).

1 M. Consuelo Oldenbourg: Die Buchholzschnitte des Hans Baldung Grien. Ein bibliographisches Verzeichnis ihrer Verwendungen. Baden-Baden 1962. 2. Aufl. 1985, L 125 und Abb. 169, 171, 167 und 170. Vgl. auch Matthias Mende (Hg.): Hans Baldung Grien. Das graphische Werk. Unterschneidheim 1978, Abb. 428, 430, 426, 429.

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Das Buch des Lebens

Verwendung in: Ein kurzweilig lesen von Dil Ulenspiegel ... 4°. 130 Bl. Straßburg 1515 und 1519.2 Die übrigen Illustrationen stammen aus folgenden Drucken Johannes Grüningers: Bl. XIII r Doppelholzschnitt (Bankett). Erstverwendung in: Georg Reisch: Margarita Philosophica. Nova. Straßburg: Johannes Grüninger 1508. Abb. auf Bl. N8v. VD16 R 1037. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, S. 142, Abb. 156: Scène de banquet. Exemplare: *München BSB (4° Ph. U. 117); Wolfenbüttel HAB (51 Quod.). Bl. XIII v rechte Hälfte, Wiederholung Bl. XIXv, rechte Hälfte. Erstverwendung in: Plenarium. Straßburg 1498. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 523. Bl. XV r Holzschnitt Mitte. Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Liber de arte Distillandi ... [Großes Destillierbuch]. Straßburg 1512. Benzing (Brunschwig) 31. Rechte Hälfte (Figur), mit Wiederholung auf Bl. XXIII r. Erstverwendung in: Hieronymus Brunschwig: Pestbuch. Straßburg 1500. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 949. Bl. XVII r linke Hälfte. Erstverwendung in: Buch der Beispiele. Straßburg: Johannes Grüninger 1501. Abb. auf Bl. VIII v. Rechte Hälfte (zwei sich in einem Innenraum neckende Narren auf einer Bank). 2 M. Consuelo Oldenbourg (Grien), Abb. 49, Ulenspiegel als Hofjunker. Neuausgabe: Ein kurzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von 1515 mit 87 Holzschnitten. Hrsg. von Wolfgang Lindow. Stuttgart (Reclam) 1966. Bibliographisch erg. Ausg. 2001, Abb. S. 30 und 129.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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Erstverwendung in: [Sebastian Brant] Freidank. Straßburg: Johannes Grüninger [1508]. 4° [74] Bl. Abbildung auf Bl. Lv v. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, S. 166, Abb. 208: Amitié de deux fous. VD16 F 2542. Exemplare: München BSB (4° P. o. germ. 64 r); Nürnberg GNM (8° L. 1915 o). Bl. XXIXr linke Hälfte. Erstverwendung in: Petrus, frater: ... legenda sanctae Catha­rinae. Straßburg 1500. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 648. Bl. XXIXr rechte Hälfte (6 Figuren mit Notenblatt). Erstverwendung in: Jakob Philomusus Locher: Libri Philomusi. Straßburg 1497. Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 379. Bl. XXXr Erstverwendung (?):



Das xvj. Capitel sagt /die besttigung der obgenanten ding / vnd das wir vermeiden sollen die emsige betrachtung / vnd die vnkeüscheit.

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Das Buch des Lebens

Bl. XXXIIII r Anbetung der heiligen drei Könige. Erstverwendung in: Der heilgē Altväter leben ... 2°. 194 Bl. Straßburg: Johannes Grüninger 1507. VD16 H 1466. Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, Abb. 69. Exemplar: München BSB (2° P. lat. 723).

F-Druck Der F-Druck vom Buch des Lebens ist mit 26 Holzschnitten ver­ sehen, von denen sieben zusammengesetzt (zweiteilig) sind, mit zwei Wieder­holungen. Sämtliche Abbildungen sind Wiederverwendungen aus älteren illustrierten Grüninger-Drucken. Fünf Illustrationen in dieser Ausgabe sind in den Drucken A–E nicht enthalten. Der verkleinerte Holzschnitt (= rechte Hälfte des Doppelholzschnitts) auf Bl. XVIII r zeigt zwei sich unterhaltende Personen, von denen die rechte Figur Christus sein könnte. Die abgenutzte obere Randleiste lässt mit Sicherheit auf eine frühere Verwendung des Holzstocks in einem Grüninger-Druck mit religiösem Inhalt schließen. Die drei Baldung-Grien-Holzschnitte zu den Zehn Geboten von Marcus von Lindau auf Bl. IX r (Oldenbourg (Grien), Abb. 167, Bl. ­XXII r, Oldenbourg (Grien), Abb. 169 und Bl. XXIII v, Oldenbourg (Grien), Abb. 170) sind Wiederholungen aus dem E-Druck.

G-Druck Die letzte Ausgabe vom Buch des Lebens wurde 1537 von Bartholomäus Grüninger, dem Sohn Johannes Grüningers, gedruckt und ist mit 18 Holzschnitten ausgestattet, von denen 25 zusammengesetzt sind. Sämtliche Holzschnitte gehen auf frühere Grüninger-Drucke zurück. Fünf Holzschnitte im G-Druck kommen in den Ausgaben A–F nicht vor. Der halbseitige Holzschnitt auf Bl. XVIII v, der ursprünglich

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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im Werk des Marcus von Lindau Die Zehn Gebote verwendet wurde, stammt von Hans Baldung Grien. Die Überschrift zu dem Holzschnitt lautet Du sollst die Feiertage heiligen. Oldenbourg (Grien), Abb. 164 und Mende, a.a.O., Abb. 423. Neu hinzu gekommen ist ebenfalls als Wiederverwendung der Holzschnitt auf Bl. IX v. Er steht in dem Prosaroman Loher und Maller. Straßburg: Johannes Grüninger 1514. Die Abbildung findet sich dort auf Bl. XXXVIIIv.3 Exemplare: Darmstadt ULB (31 A 13); Freiburg UB (Rara E 4807); *Nürnberg GNM (4° L. 1866 Postinc.); *Wien ÖNB (76. A. 32).

3 Bodo Gotzkowsky: „Volksbücher“, Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwanksammlungen. Bibliographie der deutschen Drucke. Teil I: Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts. Baden-Baden 1991, S. 89–91, Nr. 1 und Josef Benzing (Strasbourg I), 1056.

Johannes Adelphus Muling Historia von Rhodis Straßburg: Martin Flach, 1513 Textüberlieferung, Kommentar, Anhang

Historia von Rhodis, übersetzt von Johannes Adelphus Muling Die Belagerung der Johanniterfestung Rhodos durch die Türken 1480, ihre Verteidigung und Befreiung war ein Ereignis, das als gefeiertes Beispiel des Widerstands gegen die osmanische Gefahr im Abendland lange Widerhall fand. Adelphus übersetzte die Obsidionis Rhodiae Vrbis descriptio von Guillaume Caoursin1 (* um 1430 in Douai/Flandern, † 1501 auf Rhodos). Caoursin war seit 1462 Vizekanzler des Johanniterordens von Rhodos und dessen lateinische Darstellung der Belagerungsvorgänge erschien in dem Ulmer Foliodruck von Johann Reger, datiert auf den 24. Oktober 1496, 60 Bl. (GW 6003). Johann Reger (* um 1454 in Chemnat/Oberpfalz, Todesjahr unbekannt) war von 1486 bis 1499 in Ulm als Drucker und Verleger tätig. Später ist er vermutlich nach Nürnberg übergesiedelt, jedoch nicht mehr als Drucker nachweisbar. Reger verwendete ein Druckersignet in zwei Formen: Wappenschilde mit Reiher (Reger = Reiher), der einen Fisch im Schnabel hält. Links und rechts die Buchstaben I R. Der Verfasser des lateinischen Berichts hatte die vom 23. Mai bis zum 19. August 1480 dauernde missglückte Belagerung von Rhodos durch die türkische Flotte und ein riesiges türkisches Landheer, die beide nur durch die unerschrockene Tatkraft des Großmeisters des Johanniterordens Pierre d’Aubusson (1423–1503) abgeschlagen werden konnte, als Augenzeuge miterlebt und später beschrieben. Außer der Beschreibung der türkischen Belagerung der Stadt Rhodos (Neudruck, S. 22–88) enthält Caoursins Bericht auch die

1 Gerhard Baader: Caoursin, Guillaume. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 1 (1978), Sp. 1174.

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Historia von Rhodis

Geschichte des Cem-Sultan. Sein Name ist im Text seiner Lebensgeschichte zu Zyzymus latinisiert worden und nimmt den größten Raum ein (Neudruck, S. 89–187, 237–243). Cem-Sultan (1459–1495), ein türkischer Prinz und Dichter, war der drittgeborene Sohn des 1481 unter dubiosen Umständen verstorbenen berühmt-berüchtigten Sultans Mehmed II. (1451–1481), des Begründers des türkischen Weltreichs. Bayezid, der ältere Bruder Cems, folgte dem Vater auf den Thron, doch bevor er die Herrschaft antreten konnte, entbrannte ein langer Kampf mit seinem Bruder Cem-Sultan. Der türkische Hof war gespalten zwischen den Anhängern Cems und denen Bayezids. Bayezid schlug seinen Bruder in mehreren Schlachten und vertrieb ihn nach Ägypten. Nachdem Cem den Kampf gegen seinen Bruder um den türkischen Thron verloren hatte, suchte er 1482 Asyl auf der Insel Rhodos. Der Johanniter Großmeister Pierre d’Aubusson akzeptierte eine Pension von Bayezid dafür, ihn dort zu behalten. Da Rhodos nicht als sicher galt, schickte d’Aubusson den Sultan Cem, mit dessen Einwilligung, nach Frankreich, wo er sechs Jahre in verschiedenen Burgen des Ordens gefangen gehalten wurde. Bald übten König Karl VIII. von Frankreich und Papst Innozenz VIII. Druck auf d’Aubusson aus, Cem auszuliefern. Im Frühjahr 1489 wurde er auf Drängen des Papstes nach Rom gebracht. So weit geht Caoursins Bericht (Bl. h5 v). Am 25. Februar 1495 starb Cem-Sultan in Neapel. Den Schlussteil bildet eine Schilderung Caoursins über das Schicksal und die verschiedenen Aufbewahrungsorte der Reliquie der rechten Hand Johannes des Täufers (Neudruck, S. 188–236). Nicht weniger als drei Berichte über die türkische Belagerung wurden fast unmittelbar danach im Westen zehnmal während der drei Jahre 1481–1483 gedruckt und erschienen in lateinischer, italienischer, deutscher und englischer Sprache (GW 6004–6013). Über die Belagerung von Rhodos aus dem Jahr 1480 findet sich der Vermerk Mulings: Wilhelm Caonersin [!] / Cantzler zů Rhodis / hatt dise history gedichtet und beschriben / in latyn. Aber Johannes Adelphus Argentinensis physicus / hat sie in teutsche zungen transferiert und interpretiert / Im jar. xvc. und zwlff / … (Neudruck, S. 243, 9–13).

Textüberlieferung

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Es verwundert daher auch nicht, dass Adelphus Muling am 1. Oktober 1512 (Datum der Vorrede) seine Übersetzung dem elsässischen Ritter Maximyn Schmaßmann von Rappoltstein (um 1437–1517) widmete, der 1483 Bernhard von Breydenbach auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land begleitet hatte. Es ist die erste deutsche Übersetzung von Caoursins Werk. Mehrmals erwähnt Muling voller Stolz seine Übertragung. In der Widmungsvorrede zur Übersetzung von Geilers Passion, Straßburg 1514, führt er als viertes Stück an: An dem fierden die hystoria vonn Rhodys (Bl. V v). Auch in den Vorreden zur Türckisch Chronica (1513) und zum Barbarossa (1520) erwähnt Muling seine verdeutschte Historia von Rhodis. Als Vergleich mit Mulings Übersetzung diente eine Fotokopie des lateinischen Originals in der Newberry Library in Chicago, Signatur: Inc. f. 2586 (Vault). – Goff C 113.

Die Struktur der Historia von Rhodis Caoursins Sammlung von zehn Schriften ist die einzige Wiegendruck-Ausgabe (vgl. Neudruck, S. 20–21), die Ereignisse der Jahre 1480–1489 betreffen, in die der Johanniterorden verwickelt war. Bis auf die Obsidio Rhodiae, ein Augenzeugenbericht des Autors und die Oratio ad Innocentium, handelt es sich um Erstdrucke. Am Anfang von Mulings Übersetzung steht seine Widmungsvorrede an den elsässischen Ritter Maximyn Schmaßmann von Rapoltstein, Ritter des Heiligen Grabes (Neudruck, S. 5–11). An Caoursins Bericht über die Belagerung von Rhodos (Neudruck, S. 22–88) schließt sich seine Schilderung über das dortige verheerende Erdbeben und den Tod des Sultans Mehmed II. (1451–1481) an. Im Anschluss daran folgt die Lebensgeschichte von Cem-Sultan, im Text heißt er Zyzymi (Neudruck, S. 89–139, 168–187). Danach folgt eine Darstellung ­Caoursins über das Bündnis zwischen dem Johanniterorden und dem türkischen Sultan Bayezid (Neudruck, S. 140–167). Es schließt sich an Caoursins Beschreibung der Überlieferungsge-

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Historia von Rhodis

schichte der Reliquie der rechten Hand Johannes des Täufers (Neudruck, S. 188–222). Eine Oration des Autors an den Papst Innozenz VIII. beschließt das Werk (Neudruck, S. 232–236). Zur Überlieferung des A-Druckes vgl. Textausgabe, S. 479–494.

Bibliographische Ergänzungen Gotzkowsky (DDL), 3.1.07.01.; Muller (Strasbourg II), 39; Oldenbourg (Grien), L 43; Wendland (Signete), S. 254; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 268–269.

Ausgabe Johannes Adelphus: Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. Bd. 2: Historia von Rhodis. Die Türckisch Chronica. Unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg hrsg. von Hans-Gert Roloff. Berlin/New York 1980 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts), S. (1)–246. Literatur Babinger, Franz: Mehmed der Eroberer und seine Zeit. München 1953. 2. Aufl. 1959. Englische Übersetzung: Babinger, Franz: Mehmed the Conqueror and his time. Übers. von Ralph Manheim, hrsg. von William C. Hickman. Princeton 1978 (Bollingen Series 96). Babinger, Franz: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer einer Zeitwende. München 1987. Brockman, Eric: The Two Sieges of Rhodes, 1480–1522. London 1969. Fincham, H. W.: Caoursin’s Account of the Siege of Rhodes in 1480. Translated into English by John Kay. London 1926, S. 5–35.

Textüberlieferung

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Fuchs, Reimar Walter: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten 1480–1500. Unveränderter Nachdruck des Erstdrucks aus dem Jahr 1958. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 2, S. 1–129, bes. S. 5, Nr. 9 und 10 sowie S. 35–63. Stuttgart 2009. Jasbar, Gerald: Faszination Holzschnitt. Illustrierte Wiegendrucke aus dem Tresor der Stadtbibliothek Ulm. Ulm 2013, darin: Guillelmus Caoursin: Historiae, S. 50–57, 3 Farbabb. Kreutel, Richard F.: Der fromme Sultan Bayezid. Die Geschichte seiner Herrschaft 1481–1512 nach den altosmanischen Chroniken … Graz/Wien/Köln 1978 (Osmanische Geschichtsschreiber, Bd. 9). Losse, Michael: Die Kreuzritter von Rhodos. Bevor die Johanniter Malteser wurden. Ostfildern 2011, bes. S. 67–81. Schwoebel, Robert: The Shadow of the Crescent: The Renaissance Image of the Turk (1453–1517). New York/Nieuwkoop 1967, bes. Kapitel V: Chivalry in action, S. 116–146. Vatin, Nicolas: Sultan Djem, Un prince ottoman dans l’Europe du XV siècle d’après deux sources contemporaines. In: Vakiati Sultan Cem, Oeuvres de Guillaume Caoursin. Ankara 1997.

Corrigenda zu den Registern in der Neuausgabe der Historia von Rhodis Namenregister 13 10 Pomponius, Pomponius Mela, röm. Geograph (1. Jh. v. Chr.) Geographisches Register 13

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die insel Licie Rodus heißt /, Rhodos die Insel Lykiens

Historia von Rhodis Kommentar

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2–5  herren Maximyn / … in ober Elsas Maximin (Maximinus) Schmaßmann (Schmasmann) von Rappolt­ stein (um 1437–1517), Ritter des hl. Grabes; s. a. Seite 20, 29 6–8  Johannes Adelphus Argentinensis  / Physi­ cus Johannes Adelphus Muling (um 1485 – nach 1523), humanistisch gebildeter Arzt und Literat aus Straßburg (lat. Argentina); s. a. Seite 11, 33–34; 20, 29–30; 22, 4; 243, 11 17–18  herren Petern Daubusson Pierre d’Aubusson (1423–1503), Großmeister des Johanniterordens auf Rhodos (1476–1503); s. a. Seite 11, 8–9; 18, 24; 19, 8; 24, 33–34; 57, 7; 116, 32; 144, 7; 145, 6–7; 147, 8; 148, 29–30; 158, 23; 177, 6; 203, 17; 220, 20; 223, 6–7; 224, 27; 231, 11; 235, 5; 236, 7; 239, 9–10 21  gelert Marsilius Ficinus Marsilio Ficino (1433– 1499), ital. Humanist, Arzt, Neuplatoniker. 32–33  Wylhelm Caonersyn  [!] Guillaume Caoursin (um 1430–1501), Vizekanzler des Johanniterordens auf Rhodos; s. a. Seite 22, 2; 230, 1; 238, 4; 240, 5; 243, 9 33–2  Die recht hystory von der stat Jerusalem / … von dem hochgelerten Doctornn Sebastian Brant be­ schryben Sebastian Brant: De Origine et conversatione bonorum Regum et laude Civitatis Hierosolymae … Basel: Johann Bergmann, 1495. GW 5072. Adelphus hat die Übersetzung nicht vollendet, denn der Schweizer Kaspar Frey (um 1460/70 – um 1526/27) kam ihm mit seiner Verdeutschung zuvor. Straßburg: Johannes Knoblouch, 1518. VD16 B 7083.

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1  Doctornn Sebastian Brant Sebastian Brant (1457 oder 1458–1521), Jurist, Stadtsyndikus und Kanzler der Stadt Straßburg. 4  Türkyschen Cronika Die Türckisch Chronica. Straßburg: Martin Flach, 1513, Übersetzer Johannes Adelphus Muling. 9  ritter Anthonius Daubusson Antoine d’Aubusson (1413 – um 1495), Vicomte de Monteil, Bruder des Pierre d’Aubusson. 24–30  gedicht Virgilij. Dwil die flüß … on alle scham. Publius Vergilius Maro (70–19 v. Chr.), röm. Dichter, sein Hauptwerk ist das Epos Aeneis (12 Bücher), erstes Buch, Vers 607–609 übers. von Muling. 15  das bůch der verschmhung 2. Buch Mose, Exodus 21,7 ff.; 5. Buch Mose, Deuteronomium 22,13 ff. 33  uff Mathei Apostel Matthäus, Fest: 21. September. 16  des heiligen kreutz tag Fest: 14. September. 1  die vier engel tugent Die vier Kardinal-Tugenden: Mäßigung, Klugheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit; Caoursin: cardinalis virtutes. 13  Laurentij Medicis Lorenzo I. (der Prächtige) Medici (1469–1492); s. a. Seite 240, 18 11–12  Martinum Flach / Uff sant Paulus bekrungs tag Martin Flach d. J., Straßburger Drucker, Druckdaten 1501–1525; Druckdatum der Historia von Rhodis war der 25. Januar 1513.

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A. Die lateinischen und deutschen Kapitelüberschriften Ein Vergleich (Auswahl) Die Kapitelüberschriften in Mulings Übersetzung der Historia von Rhodis sind auch hier, wie bereits im Buch des Lebens, meistens ausführlicher, als in Caoursins Original Obsidio Rhodiae. Einige Beispiele mögen das belegen: Bl. b7 r: Guillelmi Caoursin Rhodiorum vicecancellarij de Terremotus labe qua Rhodij affecti sunt. Seite 63: Von dem erdbydmen zů Rhodiß. Ein schoner tractat von dem fal des erdbydems damit die Rhodisser beleidiget seind und geschdiget worden. Von dem Erdpidmen zů Rhodis. Bl. ci v: Obitus magni Thurci. Seite 74: Ein Oration und freüd Rede von dem tod und sterben des grossen türcken / beschehen da selbst in dem senat und Rhat am lesten tag des Meyen Im jar .M.cccc.lxxxj. Bl. c5 r: Guillelmi Caornsin [!] : Galli. Belge. Duacij: Rhodiorum vice cancellarij: de casu Regis Zyzymy: Commentarium incipit. Seite 89: Ein schon lieblich hystory / von dem fall unglück und vertreyben des künigs Zyzimi uß Türckyen. Bl. d2 v: Zyzymy prostatus ante pseudo prophetam Mahumetem apud lamecham. Seite 103: Wie Zyzimi knüwet vor dem falschen propheten Machmet zů Lamecha und bettet demütiklichen an den falschen propheten. Bl. d4 v: Zyzymy alloquitur Cilicie regem et cōmilitones. Seite 108: Wie der künig von Cilitien und Zyzimi uß Türckyen zů fůß einander grůßten / und mit ein ‹ander› redten / nachgonder wyse. Bl. d6 v: Navis Religionis rhodiorum et magistri zyzymum deferentes.

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Seite 120: Wie das hrschiff oder die nave des meisters von Rhodis war zůgericht und in Cilitiam schiffet / Zyzimum zů holen / und gon Rhodis zů fieren. Bl. d7 v: Zyzymy et Capitaneus classis rhodiorum colloquentes. Seite 123: Wie der künig Zizimi und der haubtman des schiffs der Rhodisser / mit einander redten und in entpfieng in das groß hrschiff. Bl. f3 v: Zyzymus rex: ad Regem Gallie mittitur. Seite 168: Ein groß ermanung von der zůlassung sendung und schickung des künigs Zyzimi / in Gallien oder Franckrych / und von der fley­ssigen hůt seiner behaltung und verwarung da selbs. Bl. f7 v: Angelus monet Turcum: ut manum dexteram Johannis bap. magistro donat. Seite 188: Wie die heilig recht hand sancti Johannis: kommen sey von den Türken / gon Rhodys. Bl. hi v: Autor (clara extollens gesta) monet ne ingrati simus. Seite 227: Der dichter diß bůchs / lobt und erhebt diß herlichen sachen / und ermanet uns / das wir nit undanckbar darumb seyent. Bl. h4 v: Zyzymus per priorem arvernie: summo pontifici presentatur. Seite 237: Von dem zuschicken und hynfüeren Zyzimi Soldani / des yetzigen grossen Türcken brůders / in die stat Rom.

B. Abweichungen bei den Kapitelüberschriften Bl. d5 r: Zyzymy Rex legatos mittit Rhodum. Diese lateinische Überschrift steht bei Adelphus als Textzeile auf Seite 116, 19–20: Darumb so schikt der künig Zyzimi sein botschaft gon Rhodis / … Folgende Kapitelüberschriften für denselben Holzschnitt erscheinen zweimal: Seite 135, 12: Von dem kunigklichen nachtmal zů Rhodis.

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Historia von Rhodis

und nochmals auf Seite 136, 1–3: Wie ein herlich mal und wol leben zůgericht wart / und der hochmeister von Rhodis / mitt dem künig Zyzimi zů tisch saße. Bei Caoursin steht für den Holzschnitt die Überschrift: Magister et zyzymy sedentes in mensa simul. Auf Seite 160, 4–5 und 160, 6–7 beschreiben zwei Überschriften denselben Holzschnitt: Die antwurt des hochmeisters von Rhodis gegeben dem Oratori des künigs der Türcken. Wie der hochmeister von Rhodis / dem türckischen legaten antwurtet uff sein anbringen und begeren.

C. Zwei-, Drei- oder Mehrgliedrigkeit im Übersetzungsstil Mulings mit den entsprechenden lateinischen Ausdrücken im Caoursin-Text Eine Auswahl Wie bereits im Buch des Lebens verwendet Adelphus auch hier dieses Übersetzungsprinzip, das er erst später in seiner Barbarossa-Biographie (1520) aufgegeben hat.

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14 … sein macht und stercke … vires; 15 … ye ubermtiger und stoltzer … insolientor; 8 … von mangen enden der welt und cristenheit / … ad diversus orbis; 10 … bewaren und besetzen oder beschirmen und verhieten die edel stat Rhodis / … urbem tueretur; 34–35 … lüchtlich erobert werden und gewunnen / … expugnaturum; 23 … in den alten biechern / … ab antiquis; 27–28 … gesücht und erlangt haben … reddidere; 1 … das enge schmal mre da selbs … helesponto; 25–26 … Und das folck uff dem lande / … plebs;

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6–7 … uff dem mre dort her füre / … navigare; 11–12 … zů der vorgenannten alten stat Phystum / domit sy uffneme und in sich entpfieng / … phiscum navigare; 3 … und die schütt oder bollwerck darvor / … et molis; 8–9 … von unsern eltern mit den henden gebauwet und gemacht … ab antiquis manufacta; 2–4 … solt umbfallen / und also gar zerrüt / zerryssen und zerbrochen werden / des sich niemant versehen hette / … ruit; 14–15 … er verstůnd und merkt oder sahet … sentiret; 15–16 … verloren / die alle erslagen seind und umbkommen / … cecidisse; 34 … gar schnel und behend uff / … celeriter; 9 … erzeügt haben unnd fürgebend zů thůnd … proferunt; 29 … streng / edel / dapfer / und unverzagt mann / … strennui; 19 … behalten / beschyrmpt und widerbracht … servavit et restituit; 4 … in dem streit und sturm / … in conflictu; 2 … dryling schif also genent … triremes; 2 … die tunnen oder wallen … procella; 25–26 … fürnemen und anschlag … expeditionem; 2 … lßten und ledigeten uff … solvens; 3 … glauben und bejotzen … astipulantur; 18–19 … underthenig dienen seind / … famulantibus; 34 … in teütsche sprach bekehrt haben / … in vernaculum vertimus linguā; 2 … dünsten und uffriechungen … exalationibus; 22 … heiltumb und kleinot / … insignijs; 14 … mitt forcht und schrecken … pavore; 22 … fürgangen seind oder bescheen / … precessere; 23 … ryß oder spalt … rima; 3 … beschyrmen und verwaren / … muniunt; 8–9 … die groß erin saul / oder man gestanden was der syben wunder eins in der welt / … rhodius collossus;

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3–4 … und sie můsten verlassen und ußziehen … deserere; 4–5 … erschlagen und zerryssen worden / … agitatum; 16 … geschaffen oder erhebt … concreantur; 23 … regierest / gubernierest und ordnest zů alle ding. … regis gubernas atque dirigis; 1–2 … pflichtig / schuldig und verbunden sie zů thůn / … sit obnoxia; 11 … zů zieren und zeloben / … ornāda; 35 … keuscher / erlicher junckfrawen beschissen hat / … castissimas matronas sedaviti; 18 … unsynnigkeit und wütery … insania; 20 … betracht hat noch erfunden / … cogitavit; 12 … verderbt und umbbrecht / … perderet; 8 … überwinder und obliger oder gesyger worden … victores evasere; 13 … kriegsleuffen und ryter spiel oder lysten … militari astucia; 11–12 … ganz pur / lauter und rein unverstret und unverbrochen / … purū; 18 … von dem feind und türcken / sygk und obligen … de hoste victoriam; 29–30 … ein ysen klotz oder büchßen stein … globū saxeū; 26 … erknütschet und erschlagen … allidentur; 6–8 … und hatt sein hals und haupt / dem Tyrann unnd wietrich der türcken / underworffen und dargesetzt / … et thurcorum tyranno cervicem submisit; 6 … betriebt und bekummert / gantz erschlagen / … con­ sternatus; 9 … uffrůr und uneinikeit und parthy / … factio; 29–31 … die mit im zůhielten / und uff seiner parthy waren / entpfangen wart / und gegrüßet oder geeret / als ein künig / keyser / gewaltiger gebieter und herre / … Rex et imperator consalutator; 26–27 … mit uffsatz / lysten / betruck oder gewalt / … per insidias aut vi;

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2 … treüw und glauben befelhen oder vertreuwen … fidei sese credere; 13–14 … mit grosser forcht und schrecken verborgen lage … tremebundus degebat; 14–15 … den schiff lon oder fargelt … vectigali; 30–31 … nit ein verwerfflich oder unachtbar theil des rychs / dem brůder gehorsam wurde … haud contemnenda portio fratri pareat; 34 … und satzt oder legt es wider das folck und die macht … vires opponit; 2 … kecker / fryscher und kiener / … audatiores; 5–6 … für weich / hart / und unstarck leüt gehalten / eins bleden schwachen hertzens … molles et imbecilli; 3–4 … nit verborgen noch unwissen O du scharpffer ernsthafter halter und erer / … non latet … cultor accrrime; 16 … ein richter und schydman / … arbiter; 11–12 … entpfangen / angenommen oder blyben lassen / … recepit; 11 … understadt umbzekeren und zerstren / … subvertere conatur; 16 … ein mann verstopter vernunfft / erkent und fürsicht das nit. … stupido vir ingenio nō prospicit; 10–11 … verkeren und wenden oder ndern … mutare; 13 … von der niderlag und ubertrettung oder zerbrechung … violatione; 10 … anrüffen und anbetten. … colunt; 11–12 … Und erwelet oder gab im zů / ein wegwyser und geleiter des weges … ducem delegit; 6 … deine erer und gebot halter … cultores tuos; 12 … die wafen oder krieg … arma; 13–15 … das du beschyrmest und handhabest das recht / eins ußlendigen / ellenden und flüchtigen menschens. … ius extorris exulis proffugique tutari; 14–16 … das man die sach mit wafen und gewer der krieg můß ußtragen und entscheiden / … rem armis confici; 16–18 … do er den gewalt und das regiment gar uberkam / als billich was / do verschmahet und verachtet er den ußlendigen / flüchtigen / vertribben ellenden

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brůder / … ut par fuit rerum potitus : fratrem extorrem profugium ac exulem fastidit; 17–21 … so bald er mcht der sach ein end zů geben / dann es was leichtlich zů rhaten / dem der vorhien willig was und der das selb hat angeschlagen zů thůn / der was leicht zů uberreden / ein ußtrag zů machen und sollichs zů volbringen. … facile quidē fuit persuaso persuadere; 11–12 … nitt entsitz oder frcht / … non formido; 17–18 … schwerer unnd widerwerdtiger oder herter ist … molestissimū est; 8–10 … unser sach und understandt / glücken und zů gůtem end schicken / und wlle günstig und geneigt sein oder gůtwillig / meinen anfengen / … modo fortunet conatus : et ceptis faveat; 13 … ein hilff oder trost / … remediū; 17–18 … und seine mitbrüeder oder ritter im kriege. … cōmilitones; 3–4 ... nit unwürdig zů begeren fordern oder ansprechen. … repetere; 20–22 … gunst / neigung und gůtem willen verfolgen und annemen / als die edlen hertzen / die aller unbillicheit und unrechts vergessen haben / und nit mer daran gedencken. … generosos animos iniuriarū oblitos favore prosequi non spernēt; 34–35 … betrieben und anzünden / und brennen machen / … inflamabit; 18–20 … und yetz frembd / ußlendig / flüchtig und ellend gmacht / gezwungen und getrungen in gegenwertigkeit yetzo darvon zů gon / … extorris profugus exul disparis cultus gentes vel infensissimas; 30 … kmpffer und ritter / … athleta; 28–30 … uff einem seltzamen ungehrten instrument herfür kam und ein liedlin und wild melody machte / oder feldgeschrey / … barbarico instrumento melodiā edidit; 29–30 … Und hindert oder schadet ym / das gewicht oder die schwere des schmaltz gar nichten / … Nec adipis pondus efficit;

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1–2 … die begengknüß / herlicheit und ursachen / des frydens oder bündtnüß / … foederis; 1 … würt vexiert / bekummert und umbtriben / … vexatur; 24 … mitt eignem nutz oder bigirden / … privatis; 22 … uff ir grausamkeit und wietery / … sua ferocitate; 34 … vest / ewig und glückselig … felices; 27–29 … sonder wyssaget und verkündet vor / wo hyn dise lyst und klůgen wort / des barbaren menschens hyn wolten / … at presagit quo tendant barbari artes; 29–31 … Der do faren laßt und zůruck schlecht / sein gewonliche unsinnikeit und grausame wietery / und yetzo also milt und sanfft redet. … Qui missa solita feritate : mitius loquitur; 24 … hoffertiger  / stoltzer oder ubermüetiger. … insolētiores; 30–31 … von welcher schweiß und arbeit / die fürsten / herren und diener … quorum sudore principes militesque; 13–14 … Fürwar dise underwerffen und underlegen vyl mer ire helß und haubt / dem schwert oder gewalt / … Hi certe potius cervicem gladio submittunt; 24–25 … zwingen und triben Bagiazit den türcken / zů diser verbindung und packten. … Bagyazit ad eas pactiones compellunt; 23 … das redt er mit uffsatz und fleiß oder anschlag / … de industria affirmat; 17 … grßlich schuldig / pflichtig und verbunden / … obnoxium; 5–6 … Es ist kein so bleider krancker oder schwacher christen mensch / und halter des christenlichen glaubens … Nullus est orthodoxe fidei tam imbecillis cultor; 21–23 … den christen glauben und geistlicheit wider zůbracht / und erfüllett werden mchte / … christiane religioni reintegrentur; 27–30 … von der frevelkeit und boßheit des türcken / Oder die uberzogen und zamen gewachßne wund / wider uff-

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kratzen und erneuwen / … attrocitate non afficere : nec obductum vulnus refricare; 22–23 … mchten gedienen / nachfolgen und zů willen werden. … parerent; 13–14 … mitt kleinem und wenigem folck oder macht / vertilget und ußgeloschen sein / … parva manu extingui; 11–12 … wart gezwungen / getrungen / und getribben oder darzů bracht … impulsus; 24–27 … und er dann also gesichert: so vyl leichter: mge denken und trachten / styff / unverzagt / allen grossen gewalt und krefften wider die christen zů tryben und zů brauchen sich wider sie zů legen und setzen. … Cogitetque stabilis et intrepidus : permagnas vires in christianos exercere; 23 … bßen schnden … obscenis; 8–9 … sollichs anders halten und haben / oder verston und annemen werden / … aliter sentire; 24–25 … allenthalben ußgeben / ir verrtery und betrug / wie gůt sie die haben / … vagipalantur; 6–7 … angenommen behalten und beschyrmet / und güetlich entpfangen / … eripit servat atque defendit; 31–33 … Von welches athem und vergifften ußblasen / undergieng und verdarb das menschlich geschlecht / … Cuius spiratione hominum genus interijt; 33–34 … das sie understůnden: auch die zů uberkommen und hyinweg bringen von Antiochia. … ut ea potiri studeant; 7–9 … da mit sie den schantlichen packt und bundt / under dem schyn und mantel des heilthumbs / verbergen / zieren und bedecken oder abthůn mchten. … quo ignominiosum pactum sacrarum reliquiarum pretextu honestent; 1–2 … understůnd er sie  / abermals anzefallen  / anzůgreiffen und zů erobern / … aggredi iterato cupiens; 3–4 … bekummert / betrüebt und beleidiget / … affici;

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15–16 … wol erfaren / wissen und erkennen würde. … nosciturum; 34 … regieret / gekeret und gewendet / … regnantem relata; 28–29 … mit einem einfaltigen / schweren / langsamen / andechtigen … gravi simplicique; 17–18 … fürgehalten darbracht und zů verston geben. … attulerant; 10 … mit dem feind und türcken. … cū hoste.

D. Druck- oder Übersetzungsfehler in Mulings Historia von Rhodis 58

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dreytusent] dreytusentfünfhundert Caoursin: tria milia quingenti, dreitausendfünfhundert 87 33 wonderbar [!] geschlecht … der türcken Caoursin: … monstruosam othumanorum familiam, ungeheuerlich 103 10 gytikeit] grytikeit Caoursin: avaricia, Geiz, Habgier 136 28 kirchen] küchen Caoursin: coquinariam 192 34 von Maria] Caoursin: ab mara; Mara, bibl. Stadt auf der Halbinsel Sinai, vgl. 2. Buch Mose 15,23 208 1 den finger des zeugers] Caoursin: indicem digitum, Zeigefinger 213 28 abweg] alweg, immer 233 3 nit] mit

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte in der Historia von Rhodis Die von Johannes Adelphus besorgte Übersetzung der Historia von Rhodis1 (Straßburg: Martin Flach, 1513) enthält einen blattgroßen Titelholzschnitt, die Druckermarke Martin Flachs und 34 Textholzschnitte, davon sind fünf Wiederholungen (S. 13 (= 119, Bl. d6 v), 22 (= 117, 140), 98 (= 107, 168)). Der Textholzschnitt auf Seite 89 im Neu­ druck wurde später als Titelholzschnitt für die Türckisch Chronica wiederverwendet. Für die seitenverkehrten Kopien in Mulings Übersetzung haben 17 der 36 satzspiegelgroßen Illustrationen (c4v mit einer Wiederholung auf Bl. di v) aus der von Johann Reger gedruckten und am 24. Oktober 1496 in Ulm erschienenen Folioausgabe der Obsidionis Rhodiae Vrbis descriptio als Vorlage gedient.2 Sie sind abgebildet im Neudruck auf den Seiten 22, 28, 33, 39, 44, 48, 50, 53, 61, 63, 74, 89, 98 (= Bl. c8 r), 103, 119, 123, 222 (= Bl. b6 v). Jeder Holzschnitt im lateinischen Original enthält eine Überschrift, die den Inhalt des Bildes beschreibt. Elf weitere Holzschnitte sind flüchtige und künstlerisch unbedeutende Kopien, die von anderer Hand stam-

1 Johannes Adelphus: Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. Bd. 2: Historia von Rhodis. Berlin/New York 1980 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts). Die im Text angegebenen Seitenzahlen zu den Holzschnitten beziehen sich auf die Neuedition. 2 Abgebildet sind die Vorlagen für die Holzschnitte in der Historia von Rhodis in: Schramm (Bilderschmuck), Bd. VII, S. 10, 14, Abb. 283 und 285–318. Für Mulings Übersetzung dienten als Vorlage die Holzschnitte Abb. 285–297, 299–300, 303–308, 312–314. Vgl. auch Peter Amelung: Der Frühdruck im deutschen Südwesten 1473–1500. Eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Bd. 1. Ulm 1979, Nr. 159, S. 328–329; Geldner (Inkunabeldrucker), Bd. 1, S. 203, 205; Schreiber 3667; Wendland (Signete), S. 74.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

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men. Sie stehen im Neudruck auf den Seiten 92, 132, 135, 151, 157, 160, 188, 206, 217, 229 und 237. Acht Textillustrationen aus dem Ulmer Inkunabeldruck sind in Mulings Übersetzung nicht enthalten, sie stehen im lateinischen Original auf: Bl. c7 r, Bl. d3 v, Bl. d5 v, Bl. e4 v, Bl. e8 v, Bl. fiv, Bl. f3 v und Bl. hi r. Der Reißer der Ulmer Holzschnitte ist unbekannt, so dass man vom anonymen Reißer als Caoursin-Meister spricht. Der Künstler vermied mit großem Geschick eintönige Wiederholungen und erfand immer wieder neue Gruppierungen. Einige der Illustrationen in dem Regerschen Druck, wie zum Beispiel die Hafenansicht von Rhodos mit dem Sankt Nikolausturm oder Ansichten der Stadt Rhodos (Schramm, Bilderschmuck, Bd. VII, Abb. 288 und 294), setzen die Kenntnis der entsprechenden Holzschnitte voraus, die Erhard Reuwich für die Reisebeschreibung Bernhard von Breidenbachs Peregrinatio in Terram Sanctam, Mainz: Erhard Reuwich, 11. Februar 1486, lateinisch (GW 5075) und deutsch 21. Juni 1486 (GW 5077) angefertigt hat.3 Zweimal ist der Autor Caoursin in Mulings lateinischer Vorlage dargestellt (Bl. a v und Bl. h6 r), also an herausragender Stelle. Der blattgroße Titelholzschnitt, der Name des Künstlers ist unbekannt, in der Historia von Rhodis ist eine Erstverwendung. Die Illustration zeigt einen Ritter des Johanniterordens in voller Rüstung. In der rechten Hand hält er einen Schild, auf dem das Johanniterkreuz zu sehen ist, und ein übergroßes Schwert. Mit der linken Hand umfasst er eine Fahne, auf der ebenfalls das Johanniterkreuz zu erkennen ist. Links neben ihm liegen zwei gefallene türkische Krieger. Im Hintergrund sieht man die Festung Rhodos mit zwei Windmühlen sowie ein Segelschiff. Richard Muther gibt eine völlig unzutreffende Beschreibung dieses Titelholzschnitts: Der Holzschnitt auf dem 3 Schramm (Bilderschmuck), Bd. XV, Abb. 7. Vgl. Reimar Walter Fuchs: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten 1480–1500. Mainz 1958. Nachdruck: Stuttgart 2009, bes. S. 31–61: Das Breydenbachsche Reisewerk von 1484. Sowie Dietrich Huschenbett: Bernhard von Breidenbach. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 1 (1978), Sp. 752–754.

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Historia von Rhodis

Titel zeigt einen Malteserritter, zu dessen Füßen ein paar Fürsten knien. Die Textholzschnitte sind Wiederholungen der in der türkisch Cronika enthaltenen.4 Es verhält sich mit der Verwendung der Textholzschnitte aber umgekehrt, da die Historia von Rhodis bereits am 25. Januar 1513, also vor der Türckisch Chronica, das Druckdatum ist der 12. März 1513, ebenfalls bei Martin Flach erschienen war. 17 Textholzschnitte in der Historia von Rhodis sind im Straßburger Druck seitenverkehrte Nachschnitte der Ulmer Illustrationen und sind ganz im Straßburger Holzschnittstil der Zeit gearbeitet. Die Wiederholungen der Bildkompositionen und der Motive in der Vorlage sind in den Flachschen Kopien deutlich erkennbar. Der jeweilige Holzschnitt, auch die Reihenfolge in beiden Texten ist identisch, passt inhaltlich sowohl im lateinischen Original als auch in der Adelphus-Muling-Übertragung zur betreffenden Kapitelüberschrift, die der Übersetzer oft erweitert hatte. Zu den Motiven gehören Belagerung, Flottenmanöver, Erdbeben und Türkenkämpfe. Die Straßburger Darstellungen sind im Vergleich zu den blattgroßen Ulmer Vorlagen oft deutlicher im Detail. Auch die Landschaftsdarstellung wird einbezogen, es gibt Ausblicke durch offene Fenster, im Hintergrund sieht man Bäume, Bergkulissen und Stadtgebäude, während die entsprechenden Holzschnitte der Vorlage nur Gruppen von Menschen in Innenräumen zeigen. Auch in der Schraffierung der Figuren und einzelner Gegenstände wirken die Straßburger Illustrationen realistischer. Die Namen der Zeichner und Holzschneider für die Straßburger Illustrationen in der Historia von Rhodis sind nicht bekannt. Es hat den Anschein, als ob mehrere Hände an den Illustrationen mitgewirkt haben. Paul Kristeller meint: Einige Holzschnitte, die Flach zuerst verwendete ... die Holzschnitte in Caoursins Belagerung von Rhodos und Adelphus’ Türkischer Chronik 1513, sind aus Hupfuffs Werkstatt hervorgegangen.5 Jedenfalls sind 17 Holzschnitte in dem

4 Richard Muther: Die deutsche Bücherillustration ..., Bd. I: Nr. 1559. 5 Paul Kristeller: Die Straßburger Bücher-Illustration ..., S. 17.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

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Straßburger Druck der Historia von Rhodis künstlerisch nicht so unbedeutend, wie die kunsthistorische Forschung sie bisher immer angesehen hat. Der kleine Holzschnitt schließlich, auf Seite 243 in der Neuausgabe, hier mit einer kleinen Holzleiste links verbreitert, stellt Johannes den Täufer dar und passt zur Kapitelüberschrift Von dem ursprung und leben sancti Johanis Baptiste. Johannes der Täufer ist der Schutzpatron des Johanniterordens. Dieser Holzschnitt, angefertigt von Hans Baldung Grien,6 fand bereits seine erste Verwendung in der Ausgabe Martin Flachs des Hortulus animae, Straßburg (1511–1512).7 Die Druckermarke Martin Flachs8 ist auf Seite 246 im Neudruck abgebildet.

6 M. Consuelo Oldenbourg: Die Buchholzschnitte des Hans Baldung Grien ..., S. 60, Abb. 84 und S. 68, L. 43. Vgl. auch Matthias Mende (Hg.): Hans Baldung Grien. Das graphische Werk. Unterschneidheim 1978, Abb. 376. 7 M. Consuelo Oldenbourg: Hortulus animae (1494) – 1523. Bibliographie und Illustration. Hamburg 1973, S. 213. 8 Heinrich Grimm: Deutsche Buchdruckersignete des 16. Jahrhunderts. Wiesbaden 1965, Abb. S. 90. Vgl. auch Henning Wendland: Signete. Deutsche Drucker- und Verlegerzeichen 1457–1600. Hannover 1984, S. 254.

Johannes Adelphus Muling Die Türckisch Chronica Straßburg: Martin Flach, 1513 Textüberlieferung, Kommentar

Die Türckisch Chronica des Johannes Adelphus Muling Zur Herkunft der Türken

Die Konfrontation zwischen Islam und Abendland steht in engem Zusammenhang mit der Frage der Herkunft und Geschichte der Türken. Doch für ein richtiges Verständnis ihrer Geschichte fehlte den Humanisten die entsprechende Dokumentation. Aber auch abgesehen von dieser Unzulänglichkeit urkundlicher Belege, hatten einige Autoren von Türkengeschichten im ausgehenden 15. und im 16. Jahrhundert zur Feder gegriffen, um vorurteilsfrei die Vergangenheit des „Erzfeindes der Christenheit“ zu beschreiben. Es ging den Historikern eigentlich nur darum, durch ihre Schriften eine Dokumentation für den Krieg gegen die Türken zu liefern. Dieses Anliegen wurde, beginnend mit dem Vorwort der Schrift Geschicht von der Türckey des Jörg von Nürnberg, Büchsenmeister Mehmeds II., aus dem Jahr 1496 von Adelphus eindeutig hervorgehoben. Johannes Adelphus fasste neben den Türkengeschichten des Nürnberger Geschützgießers noch andere Schriften in dem Band Die Türckisch Chronika (1513) zusammen. Er hoffte durch sein Kompendium, dass der andechtigen christglaubigen menschen hertze und gemüet / von tag zů tag ye mer und merer / würden wider die schweren schdlichen und blůtigen feind / des christenlichen namens / und glaubens / die türcken mein ich und Sarracener / gereytzet beweget / gestercket und angezündet / … (Neudruck, S. 261, 13–18). Die Legende vom trojanischen Ursprung der Türken tauchte bereits im siebten Jahrhundert in der Chronik eines fränkischen Mönches, Hieronymus Scarpseus, auf. Hier wurden die Türken als fränkischer Stamm mit gemeinsamer trojanischer (Teucri) Abstammung

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Die Türckisch Chronica

erwähnt. An die Legende vom trojanischen Ursprung der Türken anknüpfend, versuchten – vor allem Byzanz-feindliche Kreise – die Eroberung Konstantinopels durch die Türken zu rechtfertigen. Diesem Anliegen diente Giovanni Mario Filelfos Epos Amyris, ein Loblied auf Mehmed II., durch das der große Eroberer als Nachkomme Priamos die Eroberung Trojas (Byzanz) durch Agamemnon rächen wollte. Der deutsche Pilger Felix Fabri erwähnte auch Priamos als Stammvater der Türken. Das fingierte Schreiben des Sultans an den Papst von 1454 benutzte ebenfalls die angebliche trojanische Abstammung zur Begründung der türkischen Eroberungen; sie sollen die Zerstörung Trojas rächen. Es scheint sich um eine in Deutschland durchaus bekannte Vorstellung zu handeln, auf die sich der apokryphe Brief stützt, so dass er als echt angesehen werden konnte. Die gleiche Theorie von der trojanischen Abstammung der Türken wird von Hartmann Schedel in seinem bekannten Liber Chronicarum (1493) vertreten. Im Geiste der antitürkischen Propaganda werden dann die Osmanen so recht als „Barbaren“ abgestempelt; wegen ihrer skythischen Lebensart werden sie under den vier fürnemlichen und forderen reichen nit gerechnet. Leonhard von Chios, der eine vielgelesene, von dem griechisch-­ venedischen Humanisten Niccolò Sagundino (* im ersten Jahrzehnt des 15. Jhs. in Venedig, † 1453 in Konstantinopel) beeinflusste Schilderung des Falls von Konstantinopel mit dem Titel De origine et rebus gestis Turcarum (1456) mit Widmung an Eneas Silvio Piccolomini verfasst hatte, nennt die Türken ebenfalls „Teucri“ und versucht mit Hilfe der Sage eine Verbindung zwischen der erloschenen griechischen und der ihr folgenden osmanischen Dynastie herzustellen. Mohammed wurde als Sprössling der Achämeniden Persiens und damit des Danaos, des Urahns der Griechen besungen (Göllner, Einleitung). Diese Version erhielt eine meinungsbildende Bedeutung durch die im 16. Jahrhundert mit Interesse gelesene Türckisch Chronica des Johannes Adelphus, in der der Verfasser wörtlich den Absatz bezüglich der trojanischen Abstammung der Türken aus dem Liber

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Chronicorum des Hartmann Schedel zitiert. Adelphus erläutert seinen Lesern dann weiter die Geschichte der Türken: Zwüschen disen zeiten bewegten sich die Türcken in bessere lantschafft / gegent und wonung zů erobern / und verfolgten ernstlich Asiam / die Alanes / Colchos und Armenier. Darnach das kleiner Asiam auch die Persas unnd Sarracen / nach Christi geburt sybenhundert und in dem fünff und funfftzigisten jar die selbigen türcken waren Scithe / … (Neudruck, S. 264, 7–13). Mulings türkischer Chronik voran geht eine für sich stehende, an die gemein eidgenoßschafft und sonderlich den Berner Schultheiß Wilhelm von Diesbach gerichtete Oration über die, gemäß antiker politischer Theorie, drei Staatsformen, unter denen Muling der Monarchie den Vorzug gibt. Die Anregung zu Mulings Werk hatte die schweizerische Chronik (1507) des Petermann Etterlein gegeben, dem er es auch widmete. Adelphus wollte nach dem Vorbild Etterleins dise versammlung der türckischen geschäfft, von anbeginn har, bisz uff dise zeit so vyl möglichen ist verzeichnen. Die Ende 1512 mit einer Widmung an Petermann Etterlin, den Verfasser der ersten gedruckten Schweizer Chronik, abgeschlossene Türckisch Chronica knüpft an Mulings Historia von Rhodis (1513) an und will sie ergänzen. Die Türckisch Chronica erhebt keinen Anspruch auf eine geschlossene und gleichmäßige Darstellung türkischer Geschichte. Leitender Gesichtspunkt der versamlung der Türckischen händel ist die das christliche Europa mehr und mehr einschnürende osmanische Expansion, gegen die Muling zur Abwehr aufruft. Zur Überlieferung der A- und B-Drucke, vgl. Textausgabe, S. 500– 529.

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Die Türckisch Chronica

Bibliographische Ergänzungen A-Druck (1513) Edinburgh NL. – Borsa NB A 68; Gotzkowsky (DDL), 3.1.08.01.; Grimm (Druckersignet), S. 89–90, Abb. S. 90; Muller (Strasbourg II), 38; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 269.

B-Druck (1516) Gotzkowsky (DDL), 3.1.08.02.; Köhler (Flugschriften, Bd. 1), Nr. 31; Muller (Strasbourg II), 159.

Johannes Adelphus Mulings Quellen für seine Türckisch Chronica 1. [Memmingen: Albert Kunne, um 1482–83] Jörg von Nürnberg: … geschicht von der Türkey. 4°, 8 Bl. Holzschnitt: Ein Sultan zu Pferd, unten links kleiner Elefant. Exemplar: München BSB (4 Inc. s.a. 901 m). – Schramm (Bilderschmuck), Bd. XVI, Abb. 929. 2. Memmingen: [Albert Kunne], 1496 Jörg von Nürnberg: … geschicht von der Türkey. 4°, 30 Bl. Exemplar: München BSB (4 Inc. c.a. 1310). – Geldner, Bd. I, S. 232; Goff J 223. Antonius Charon: De statu et regimine Turkeye (1468). Auszugsweise enthalten in der zweiten Ausgabe des Jörg von Nürnberg: Geschicht von der Türkey. Memmingen 1496. Johannes Adelphus Muling übernahm für seine Türckisch Chronica als direkte Vorlage den Text des Jörg von Nürnberg und beginnt

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mit dem Abschnitt: Wie die Turcken uffkommen seind, Neudruck, S. 265–280 und S. 383–384. 3. Nürnberg: [Peter Wagner oder Hans Mair], 1500 Jörg von Nürnberg: Antzeugung kurtzlichē vn volfurung den | vrsprung deß Thurckyschen vnnd hund | tyschen volcks … 4°, 78 Bl. Holzschnitt: Ein türkischer Sultan zu Pferd, links eine Stadt, rechts ein Boot auf einem See. Exemplare: München BSB (4° Inc. c. a. 1780 w); Wolfenbüttel HAB (264. 10 Quodl. (1)). – Geldner, Bd. I, S. 174 und Abb. 70; Goff J 224; Schramm (Bilderschmuck), Bd. XVIII, Abb. 534. Hartmann Schedel: Liber chronicarum. Nürnberg: Anton Koberger, 1493. Ausgabe: Rücker, Elisabeth: Die Schedelsche Weltchronik. 2. Aufl. München 1973. Literatur Georgius de Hungaria: Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia Turcorum. Traktat über die Sitten, die Lebensverhältnisse und die Arglist der Türken. Nach der Erstausgabe von 1481 hrsg. von Reinhard Klockow. Wien 1993 (Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 15). Herkenhoff, Michael: Die Geschicht von der Turckey Jörgs von Nürnberg (1482?). In: Michael Herkenhoff: Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizinen des 15. Jahrhunderts. Berlin 1996, S. 228–240. Johanek, Peter: Jörg von Nürnberg. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 4 (1983), Sp. 867–869. Prinzing, Günter: Jörg von Nürnberg – Geschützgießer Mehmets II. und seine Schrift „Geschicht von der Turckey“. In: Neslihan Asutay-Effenberger und ­Ulrich Rehm (Hg.): Sultan Mehmet II., Eroberer Konstantinopels – ­Patron der Künste. Köln/Weimar/Wien 2009, S. 59–75.

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Literaturverzeichnis in Auswahl Babinger, Franz: Mehmet der Eroberer und seine Zeit. München 1953, 2. Aufl. 1959. Göllner, Carl: Turcica. Die europäischen Türkendrucke des 16. Jahrhunderts. 3 Bde. Baden-Baden 1968/1994/2011 (Bibliotheca bibliographica Aureliana 19/23/70). Der dritte Band mit dem Titel Die Türkenfrage in der öffentlichen Meinung Europas im 16. Jahrhundert enthält ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Gorceix, Bernard: Le turc dans les lettres allemandes aux 16e et 17e siècles: Johannes Adelphus et Abraham a Santa Clara. In: Revue d’Allemagne, Bd. 13 (1981), S. 216–237. Guthmüller, Bodo und Kühlmann, Wilhelm (Hg.): Europa und die Türken in der Renaissance. Tübingen 2000 (Frühe Neuzeit, 54). Hankins, James: Renaissance Crusaders. Humanist Crusade Literature in the Age of Mehmed II. In: Dumbarton Oaks Papers, vol. 49 (1995), S. 111–207. Herkenhoff, Michael: Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizinen des 15. Jahrhunderts. Berlin 1996. Hermann, Ehrenfried: Türke und Osmanenreich in der Vorstellung der Zeitgenossen Luthers. Ein Beitrag zur Untersuchung des deutschen Türkenschrifttums. Diss. phil. Freiburg 1961. Jorga, N[icolae]: Geschichte des Osmanischen Reiches. Nach den Quellen dargestellt. 5 Bde. Gotha 1908–1913. Reprint: Frankfurt 1990. Kleinlogel, Cornelia: Exotik – Erotik. Zur Geschichte des Türkenbildes in der deutschen Literatur der Frühen Neuzeit (1453–1800). Frankfurt/Bern/New York 1989 (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur 8). Matschke, Klaus-Peter: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Düsseldorf/Zürich 2004. Neugebauer, Manfred: Die Türkenkriege. Aufstieg und Fall des Osmanischen Reiches. Wolfenbüttel 2011. Schwoebel, Robert: The Shadow of the Crescent: The Renaissance Image of the Turk (1453–1517). New York/Nieuwkoop 1967.

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Corrigenda und Addenda zum Textband Namenregister 256

Dion (Dyon), Dion Cocceianus aus Prusa (Bithynien) (um 40–120), griech. Philosoph und Redner mit dem postumen Beinamen Chrysostomos (Goldmund) 256 21–22 Marcus Tullius, Marcus Tullius Cicero (106– 43 v. Chr.), röm. Staatsmann und Literat 256 23 Plautium [!], Gnaeus Plancius (Quaestor 58 v. Chr.), unterstützte den exilierten Cicero 266 24 Genetzer, Phönizier 3 schlauen] schlaven, Sklaven 284 399 17 Graff Peter von Pesing / Weyda in Sybenbürgen, Peter von Pesing, von St. Georgen und Pösing bei Bratislava (Preßburg), heute Jar pri Bratislava und Pezinok; Weyda ist der Herrschertitel für Peter als Herrn von Siebenbürgen 399 18–19 Isiwan Weyda, István, Stefan III. d. Gr. (1457– 1504), vom Fürstentum Moldau; Weyda (Weida) ist ein Herrschertitel 407 7 Cosdroe, Corsrau II. (590–628), Perserkönig 16

Geographisches Register 265 13 Natalia, Anatolien 266 15 Rifa, Sivas, türk. Provinzhauptstadt, früher Sebaste 268 1 Troja, Croya (Kruje) in Albanien 271 30 Iffoydinck, Zvornick a. d. unteren Donau 272 18 Toratz, Durazzo in Albanien 273 4 Scandalor, Alaja a. d. türk. Mittelmeerküste 274 28 Limbus, Lemnos, griech. Insel

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Brachium Sancti Georgi, Meeresarm bei Kon­ stantinopel, der Bosporus bis Dardanellen Thaffa, Kaffa Fadalea, Podolea Würtzlandia, Bukowina, rumän. Provinz Moldan (Molda), Moldau, Fürstentum (1360– 1859) Abrot, die Abruzzen Kascia, Rascia Syrfey, Serbien Duratzo, Durazzo in Albanien Thuscia (Tuszien), die Toscana Dirachium, Durazzo in Albanien Abrutz, die Abruzzen Alkayro, Bugano

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3  herren Petermann Etterlin Petermann Etterlin (um 1440/50–1509), Schweizer Chronist, seit 1495 Gerichtsschreiber in Luzern. Verfasser der Kronica von der loblichen Eydtgnoschaft. Basel: Michael Furter, 24. Dezember 1507. 2°. Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), S. 29–30, 43. a–f; VD16 E 4110. Exemplar: München BSB (Rar. 1516). 5–6  Johannes Adelphi Physicus Johannes Adelphus Muling (um 1485 – nach 1523), humanistisch gebildeter Arzt und Literat. 2–3  herren Wilhelm von Dießpach Rittern / … zů Bern Wilhelm I. von Diesbach (1442–1517), Ritter und Schultheiss der Stadt Bern. 23  genant Aristoteles im andern [= zweiten] bůch Politicorum Aristoteles (384–322 v. Chr.), griech. Philosoph, Schüler Platons. Die Politik ist die wichtigste staatsphilosophische Schrift des Aristoteles. Das in acht Bücher aufgeteilte Werk behandelt hauptsächlich verschiedene Verfassungen. 14–15  Apollonius Tyancus … in dem bůch Philostra­ ti Apollonius von Tyana in Kappadokien (um 40 – um 120 n. Chr.), pythagoreischer Wanderprediger und Wundertäter, für dessen Leben und Wirken die acht Bücher in griechischer Sprache in der Lebensbeschreibung des Lucius Flavius Philostratos (um 170–245) die Hauptquelle sind; sie wurde im Zeitraum zwischen 217 und 238 abgeschlossen.

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21–22  falt zů Marcus Tullius / der in der Oration  Marcus Tullius Cicero, röm. Staatsmann und Literat aus Arpium (106–43 v. Chr.), Verfasser mehrerer Schriften über die Rhetorik und Beredsamkeit. 15  als Plautus sagt in dem ritter Titus Maccius Plautus (um 254 – um 184 v. Chr.) war einer der ersten und produktivsten Komödiendichter im alten Rom. Unter Plautus’ Namen wurden ca. 130 Komödien veröffentlicht, doch nur 21 gelten als echt. 20  Aristotiles im dritten bůch Polyticorum sagt  Aristoteles: Politik. 30–31  Aristoteles / der im achten bůch der sitten und tugenden Ethicorum Aristoteles: Ethik. 34–35  Und Homerius im andern [= zweiten] bůch Iliados: von der zerstrung Troje Homer, überlieferter Name des Autors der mythologischen Heldenepen Ilias und Odyssee. Über das Leben Homers ist nichts Sicheres bekannt, umstritten ist auch die Datierung seiner Epen. Die Ilias spielt im neunten Jahr der Belagerung von Troja. 23–24  Plato in dem bůch von dem grossen rych Platon (427–347 v. Chr.), griech. Philosoph, Schüler des Sokrates. 14  spricht Julius Firmicus in dem achten bůch Julius Firmicus Maternus (erste Hälfte 4. Jh. n. Chr.), röm. Rhetor sizilianischer Herkunft, verfasste eine acht Bücher (Matheseos libri octo) umfassende Verteidigungsschrift der Astrologie in lateinischer Sprache. 3  der Rhodisser hystorien Historia von Rhodis, Mulings deutsche Übersetzung, Straßburg 1513, von Guillaume Caoursins Obsidionis Rhodiae Vrbis descriptio …, Ulm: Johannes Reger, 1496. GW 6003; s. a. Seite 298, 13 27  meister Jrg Biographische Hinweise finden sich lediglich in seinen Werken. Im Jahr 1456 wurde er als Büchsenmeister von Mehmed II. in Dienst gestellt und hat in den nächsten Jahrzehnten an dessen Feldzügen auf dem

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Balkan teilgenommen. Sein anschließender Aufenthalt in Rom, als Büchsenmeister Papst Sixtus’ IV., steht vermutlich im Zusammenhang mit dessen Kreuzzugsbestrebungen. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt; da sein Werk in deutscher Sprache bei deutschen Druckern verlegt wurde, ist zu vermuten, dass er in die Heimat zurückgekehrt ist. Zur Geschicht von der Türkey Jörgs von Nürnberg siehe Herkenhoff, S. 228–240; s. a. Seite 279, 28 26  Es spricht Anthonius Anthonius Charon, Chronist, Diplomat und franz. Johanniterritter in Rhodos. Der Bericht Charons De statu et regimine Turgkeye enthält wertvolle Notizen über die staatlichen Strukturen des Osmanenreichs. Zu Anthonius Charon siehe Herkenhoff, S. 233–235, 240, 283; s. a. Seite 282, 24; 286, 1; 287, 8; 413, 15 8  guldin agrischen apffel  In der osmanischen Tradition wurde die Bezeichnung „Goldener Apfel“ als Synonym für jede der noch nicht eroberten vier christlichen Hauptstädte (Konstantinopel, Buda, Wien und Rom), die von goldenen Weltkugeln bekrönt wurden, verwendet. 4–6  enden in der gestalt wie Eneas Silvius be­ schreibt / deßhalb seine schriften hie widerumb ynzůbringen vermitten beleibt [vermieden bleibt] Aeneas Silvius Piccolomini (1405–1464), seit 1458 Papst Pius II. In beiden Textstellen versichert Adelphus, dass er die Schriften des Enea Silvio nicht als Quelle für seine Türckisch Chronica benutzt hat (siehe Helmrath, S. 79–137); s. a. Seite 316, 14–24 8  Uß der nuerembergischen grossen Cronica Hartmann Schedel (1440–1514), Nürnberger Arzt, Humanist, Autor der Weltchronik. Hartmann Schedel: Liber chronicarum; deutsch: Das Buch der Cronicken … Nürnberg: Anton Koberger, 23. Dezember 1493. Goff S-309. 17–18  Petrus Daubusson der oberst meister Pierre d’Aubusson (1423–1503), Großmeister des Johanniteror-

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dens auf Rhodos (1476–1503); s. a. Seite 340, 10–11; 358, 20–21; 371, 13–14; 385, 3 5  brůder Antonio Daubusson Antoine d’Aubusson (1413 – um 1495), Vicomte de Monteil, Bruder des Pierre d’Aubusson; s. a. Seite 340, 2; 358, 14 2–3  herren Emerich Damboyse Emeric d’Amboise († 1512), Großmeister des Johanniterordens auf Rhodos. 14–15  Vincentius Belvacensis / in seinem speculo vyl schreibt Vinzenz von Beauvais (lat. Vincentius Bellovacensis) (* zwischen 1184 und 1194, † um 1264 in Beauvais), franz. Gelehrter, Pädagoge, Dominikaner, Verfasser des Speculum maius, der ersten und umfassendsten Enzyklopädie des Mittelalters. Diese wurde mehrfach zwischen 1240 und 1260 umgearbeitet und bestand in der Endfassung aus den vier Teilen: Speculum naturale, Speculum doctrinale, Speculum historiale und Speculum morale. Adolf Rusch druckte in Straßburg die beiden Riesenbände Speculum naturale und das Speculum doctrinale des Vincentius Bellovacensis, während sein Schwiegervater Johannes Mentelin 1473 das Speculum historiale und das Speculum morale herausbrachte. Vgl. Geldner, Inkunabeldrucker, Bd. I (1968), S. 57, 62–63). 15–16  her Breitenbachs mr fart Bernhard von Breitenbach: Reise in das Heilige Land, deutsch, Mainz: [Peter Schöffer für] Erhard Reuwich, 1486. GW 5077. Deutsche Übersetzung der Peregrinatio in Terram Sanctam. Mainz: 1486. Die 24 Holzschnitte stammen von dem Maler Erhard Reuwich, dem Reisebegleiter des Autors. GW 5075; Goff B-1189. 15  Martin Flach Martin Flach d. J., Straßburger Drucker, Druckdaten 1501–1525. Das Druckdatum der Türckisch Chronica war der 12. März 1513.

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Literatur Breitenbach, Bernhard von: Die Reise ins Heilige Land. Übertragen und mit einem Nachwort von Elisabeth Geck. Wiesbaden, 2. Aufl. 1977; Faksimileausgabe: Saarbrücken 2008. Fuchs, Reimar Walter: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten 1480–1500. Nachdruck des Erstdrucks aus dem Jahr 1958. Stuttgart 2009, S. 31–63. Helmrath, Johannes: Pius II. und die Türken. In: Bodo Guthmüller (Hg.): ­Europa und die Türken in der Renaissance. Tübingen 2000, S. 79–137. Herkenhoff, Michael: Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizinen des 15. Jahrhunderts. Berlin 1996. Rücker, Elisabeth: Die Schedelsche Weltchronik. 2. Aufl. München 1973.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte in Die Türckisch Chronica in den Ausgaben A und B A-Druck Die Editio princeps (Straßburg: Martin Flach, 1513) der Türckisch Chronica1 enthält einschließlich dem Titelholzschnitt und der Drucker­marke Martin Flachs 20 Holzschnitte mit sechs Wiederholungen. Sämtliche Holzschnitte, mit Ausnahme von zwei Illustrationen, auf S. 260 in der Neuedition (mit Wiederholungen auf S. 323 und 395, grob ausgeführte Neuanfertigung) (im B-Druck Bl. A4 v) und auf S. 265 (B-Druck Bl. A6 r) sind bereits in der Historia von Rhodis verwendet worden. Auch für diese beiden Holzschnitte diente der Ulmer Druck der Obsidionis Rhodiae Vrbis descriptio (1496) als Vorlage.2 13 Holzschnitte aus der Historia von Rhodis wurden nicht in die beiden Ausgaben von 1513 und 1516 der Türckisch Chronica aufgenommen. Wie ungenau die Angaben zur Anzahl der Illustrationen in der Türckisch Chronica sind, möge ein Beispiel belegen: Carl Göllner beschreibt in seinem dreibändigen Standardwerk drei Exemplare des A-Drucks von 1513: 25 Holzschnitte. Es sind die gleichen wie in der Ausgabe von Flach. ... die 23 Holzschnitte entstammen der Historia von Rhodis und sind in der Ausgabe von Knobloch aus dem 1 Johannes Adelphus: Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. Bd. 2: Die Türckisch Chronica. Berlin/New York 1980 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts). Die im Text angegebenen Seitenzahlen zu den Holzschnitten beziehen sich auf die Neuedition. 2 Schramm (Bilderschmuck), Bd VII, Abb. 311, 298.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte

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Jahr 1516 wiederholt. Auch der Titelholzschnitt (fünf türkische Reiter) findet sich dort. ... die 24 Holzschnitte sind völlig verschieden von denen der lateinischen Ausgabe aus dem Jahr 1496.3 Der Titelholzschnitt (seitenverkehrt) in beiden Ausgaben der Türckisch Chronica kommt bereits als Textholzschnitt in der Historia von Rhodis (Neudruck, S. 89) vor und ist in der Ulmer Vorlage (1496) auf Bl. di v enthalten.

B-Druck Die Holzschnitte im B-Druck (1516) der Türckisch Chronica entsprechen nach Art, Zahl und Stellung denen im A-Druck. Am Rand wurden die Illustrationen jedoch hier durch eine Zierholzleiste verbreitert. Richard Muther bemerkt zu den Holzschnitten des B-Drucks: Knoblouchs „Türkische Chronika“ von diesem Jahr (1516) hat das Titelbild und die 25 Holzschnitte der Flachschen Ausgabe von 1508.4 Zu berichtigen ist hier das falsche Druckjahr 1508, da Muther eine Verlesung für die Jahreszahl 1513 unterlaufen war.

3 Carl Göllner: Turcica. Die europäischen Türkendrucke des 16. Jahrhunderts. Bd. I. Bucureşti/Berlin 1961, Nr. 55, 56 und 57. 4 Richard Muther: Die deutsche Bücherillustration, Bd. I, Nr. 1524.

Johannes Adelphus Muling Barbarossa Straßburg: Johannes Grüninger, 1520 u. ö. Textüberlieferung, Kommentar

Die Barbarossa-Biographie des Johannes Adelphus Muling Der Neudruck enthält Adelphus’ offenbar letztes nachweisbares Werk, den 1520 vollendeten und im selben Jahr am 28. August bei Johannes Grüninger in Straßburg erschienenen Barbarossa. Ein warhafftige beschreibung des lebens vnd der geschichten Keiser friderichs des ersten […]. Das vornehmlich aus lateinischen Quellen, jüngeren und älteren, gearbeitete Buch, von Adelphus selbst als Übersetzung verstanden, propagiert zum ersten Mal in deutscher Sprache das von Celtis und Wimpfeling geweckte humanistische Interesse an deutscher Geschichte. Seine methodische Besonderheit, der ausdrückliche Quellenvergleich, dürfte von Johannes Nauclerus angeregt worden sein. Wie die Neuauflagen von 1530 und 1535 und weitere fünf Drucke bis 1629 zeigen, hatte das Werk längeren Erfolg. Die Zahl von mindestens 33 erhaltenen Exemplaren des Erstdrucks, von 14 des zweiten und 47 des dritten, die der Herausgeber nachweist, spricht für eine beträchtliche Auflagenhöhe der drei ersten Drucke und damit für die Jahrzehnte von 1520 bis 1550 als Phase der stärksten Verbreitung und Wirkung des Buches. Friedrich I., genannt Barbarossa (* 1122, † 10. Juni 1190), aus dem Adelsgeschlecht der Staufer, war von 1146 bis 1152 Herzog von Schwaben, von 1152 bis 1190 deutscher König und von 1155 bis 1190 Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Die Krönung erfolgte durch Papst Hadrian IV. in Rom. Beatrix (um 1142–1184), Erbtochter des Grafen von Burgund, war die zweite Frau Barbarossas. Die Hochzeit fand 1156 in Würzburg statt. Von seiner ersten Frau, Adela von Vohburg, hatte sich Friedrich 1153 scheiden lassen, die Ehe war kinderlos geblieben. Verbürgt ist, dass die machtbewusste Beatrix nicht nur mutig, sondern auch politisch aktiv war. Eine beachtliche Zahl von Urkunden hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann unterzeichnet. Die hochgebildete

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Grafen­tochter pflegte regen Umgang mit den größten Dichtern der Zeit. Ihre Beziehung mit Barbarossa wird in zeitgenössischen Quellen als glücklich dargestellt. Barbarossas Herrschaft war von den erbittertsten Auseinandersetzungen mit dem lombardischen Städtebund und den Konflikten mit dem Vatikan unter den Päpsten Hadrian IV. (1154–1159) und Alexan­der III. (1159–1181) im Kampf um die Festigung der Kaisermacht in Italien geprägt. Erst nach der Niederlage des kaiserlichen Heeres in der Schlacht von Legnano 1176 wurde das jahrzehnte­lange Schisma im Frieden von Venedig (1177) und der Konflikt mit den norditalienischen Städten im Konstanzer Frieden (1183) beendet. Ein großes innenpolitisches Problem für Barbarossa war sein Streit mit den Welfen. Barbarossas mächtiger Vetter und Rivale, der Welfenherzog Heinrich der Löwe (1142–1180), hatte sich geweigert, dem Kaiser 1176 im Kampf gegen die lombardischen Städte beizustehen. Auf Bestreben der Fürsten wurde er 1181 geächtet und musste drei Jahre ins Exil gehen. Auf dem Hoftag in Mainz (1188) bereitete Barbarossa nach der Niederlage des Königs von Jerusalem gegen Sultan Saladin (1187) einen weiteren Kreuzzug vor. Im Mai 1189 brach er von Regensburg als einziger europäischer Herrscher zu seinem zweiten Feldzug auf. Sein Heer war mit etwa 15.000 Kriegern das größte, das je zu einem Kreuzzug aufbrach. Ende Mai erreichten sie das christliche Königreich Kleinarmenien und schließlich den Fluss Saleph in der heutigen Südosttürkei. Dort ertrank der 67-jährige Barbarossa beim Bad am 10. Juni 1190 in dem kalten Bergfluss Saleph. Seine Gebeine blieben unauffindbar, möglicherweise fanden sie in der Kathedrale von Tyrus ihre Ruhestätte. Barbarossa ist der einzige Herrscher des Mittel­alters, dessen Grablege bis heute unbekannt ist. In den Mythen des Volkes lebt die Gestalt Barbarossas weiter. Das Barbarossa-Buch ist kompiliert aus zahlreichen Schriften mittelalterlicher und zeitgenössischer Autoren und dadurch zugleich mehr als eine Übersetzung. Eine lateinische Lebensbeschreibung Barbarossas von Johannes Eck, die auf dem 1507 entdeckten Ligurinus beruhte, regte ihn nach eigenem Bekunden zu dem hier

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vorliegenden Werk an, für das er dann zusätzlich unter anderem die gerade im Druck erschienenen Chroniken von Burchard von Ursberg (Straßburg 1515) und Johannes Nauclerus (Tübingen 1516) auswertete. Schon Nauclerus hatte sich besonders auf Burchard und auf Otto von Freising gestützt, wo sie Augenzeugen waren, und Aktenstücke im Wortlaut eingefügt. Adelphus versucht dies auch, hatte aber einen Druck von Ottos Werken (1515) nicht erreichen können. Wo sich Eck und Nauclerus widersprechen, nennt er beider Visionen, scheint jedoch zu Nauclerus das größere Zutrauen zu haben und wendet dessen kritisches Verfahren nicht gegen ihn selbst. Durch die bearbeitende Übersetzung der Vorlage Ecks lässt sich Muling zu eigenständiger historiographischer Tätigkeit führen, die nicht zuletzt durch den Patriotismus des südwestdeutschen Humanismus motiviert ist. Das 100 Kapitel umfassende Werk Johannes Adelphus Mulings erzählt nach einleitenden Kapiteln über die Herkunft und Genealogie Kaiser Friedrich Barbarossas, von seiner Wahl zum deutschen König (1152) und von seiner Heirat mit Beatrix von Burgund (1156). Der Hauptteil von Adelphus Mulings Barbarossa-Biographie umfasst die Beschreibungen seiner sechs Italienfeldzüge gegen den lombardischen Städtebund, die wiederholte Zerstörung Mailands (1168) sowie seinen Zwist mit den Päpsten Hadrian IV. und Alexander III. (vgl. Neudruck, S. 30–43, 58–105, 111–124, 127–130, 132–139 und 154–163). Die übrigen Kapitel behandeln innenpolitische Entscheidungen Barbarossas auf verschiedenen Reichstagen und den Streit mit seinem Vetter, dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen (Neudruck, S. 96–98; S. 106–108). Auch die Hochzeit (1186) seines Sohnes Heinrich VI. mit Konstanze, der Tochter des sizilianischen Normannenkönigs Roger II. in Mailand, wird beschrieben (Neudruck, S. 166–168). Die Abschlusskapitel (Neudruck, S. 170–179) schildern Barbarossas Kreuzzug und seinen Ertrinkungstod. Mulings Hauptquelle war die Barbarossa-Vita des Johann Eck (ungedruckt; einzige Hs.: Leipzig UB, Rep. II. 73 c, gewidmet dem Eichstätter Bischof Gabriel von Eyb am 1. Oktober 1514), die ihm in Schaffhausen durch einen ungenannten Bekannten zugängig ge-

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macht worden war. Er übernahm ihren Text nahezu vollständig und kompilierte ihn, offenbar um möglichst vollständig über Barbarossa zu berichten, mit großen einschlägigen Auszügen aus der Chronik Burchards von Ursberg und der Weltchronik des Johannes Nauclerus. Aus dem Ligurinus des Gunther von Pairis zog er für Kapitel 3 eine Preisrede auf seinen Helden, die er in deutsche Reimpaare umsetzte. Auszüge aus anderen Geschichtsschreibern, deren Namen er in der Vorrede und häufig auch in der Darstellung nennt: Otto von St. Blasien, Otto von Freising, Johannes von Cremona, Flavius Blondus, Platina u. a. sind sämtlich Johannes Nauclerus’ Weltchronik (1516) entnommen. Die für Barbarossa wichtigste Quelle, Ottos von Freising und Rahewins Gesta Frederici kam ihm, wie er bedauerte, nicht rechtzeitig zu Gesicht. Die einzige deutschsprachige Quelle, die Muling vollständig in seine Barbarossa-Biographie aufnahm, ist das 1519 anonym in zwei verschiedenen Ausgaben in Augsburg und Landshut erschienene Volksbuch vom Kaiser Friedrich Barbarossa (Neudruck, S. 139–148). Im Volksbuch eroberte Barbarossa entgegen den historischen Tatsachen Jerusalem und starb nicht im Fluss Saleph, sondern ging nur verloren und kehrte nach einiger Zeit zurück. Ob sich Adelphus der Verschmelzung der geschichtlichen Begebenheiten aus dem Leben der beiden Kaiser (Friedrich I. und seines Enkels Friedrich II.), wie sie in dem Volksbuch zum ersten Mal popularisiert wurden, bewusst war, ist nicht erwiesen, zumal er das Volksbuch an keiner Stelle als Vorlage zitiert. Die Vermutung liegt nahe, dass das Volksbuch vom Kaiser Friedrich Barbarossa Adelphus Muling eine willkommene stoffliche Ergänzung bot, wobei die antipäpstliche Grundhaltung des Textes ganz seiner eigenen politischen Ansicht entsprach und somit fügte es sich gut in den Rahmen seiner Lebensbeschreibung des Stauferkaisers ein. Adelphus ging es, hier zeigt sich der Einfluss der humanistischen Geschichtsschreibung, in erster Linie um die Schilderung historischer Ereignisse aus dem Leben Barbarossas. Er erkannte die Verschiedenheit historischer Quellen und dokumentierte, wie schon Nauclerus, nicht selten bewusst ihre Widersprüchlichkeit; die

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Italiener verdächtigte er dabei freilich der Parteilichkeit gegen die Deutschen. Andererseits ließ er im Verfahren der Kompilation kommentarlos Berichtsparallelen zu. Die Integration der verschiedenen Quellenstränge ist ihm nur unvollkommen gelungen. Seine Quellen übersetzte Muling meist textnah, doch stets ist er geneigt zu erklärender und ausschmückender Ergänzung. Mulings Anliegen war es, die Vorbildlichkeit Barbarossas dem Leser zu vermitteln. Barbarossa war schon für seine Zeitgenossen eine Idealgestalt. Obwohl er gelegentlich auch grausam und rachsüchtig sein konnte, sah man in ihm die Verkörperung aller Ideale des Hochmittelalters, die vollendete Verbindung von weltlicher Ritterschaft und gottbegnadetem Herrschertum. Gemäß der Vorrede Mulings an den Baseler Stadtschreiber Hans Gerster, datiert: Schaffhausen, … uff sant Johanns tag / des evangelisten [27. Dezember] 1519, galt er ihm für ein lautern claren weltspiegel aller fürsten vnd herren. Somit sah Adelphus seine Biographie als Fürstenspiegel und zugleich als historische Erzählung. Daher konnte er den Barbarossa und die Übersetzung des Enchiridion von Erasmus als Zwillingswerk betrachten, eines zur weltlichen, das andere zur geistlichen Lehre (vgl. Mulings Widmung zu seiner Enchiridion-Übersetzung des Erasmus von Rotterdam). Zur Überlieferung der Drucke (A–H) vgl. Textausgabe, S. 286–340.

Bibliographische Ergänzungen A-Druck (1520) Arnstadt Kirchenbibl.; Berlin Museumsbibliothek. – Benzing (Strasbourg I), 15; Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.01.; Gotzkowsky (Volks­ bücher I), S. 396.1; Muller (Strasbourg II), 156; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 1; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 269–271.

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B-Druck (1530) Hildesheim StB. – Benzing (Strasbourg I), 16; Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.02.; Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 396–397.2; Muller (Strasbourg II), S. 49, Nr. 267 und S. 209, Nr. 2; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 2.

C-Druck (1535) Arnstadt Kirchenbibl.; Kraków BJ (an: 2° Yt 6476(4) R def.; Ex. ehem. Berlin SB). – Borsa NB A 63; Catalogus Cracoviensis BJ A-75; Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.03.; Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 397.3; Muller (Strasbourg III), 3; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 3.

D-Druck [um 1558] Arnstadt Kirchenbibl. – Gotzkowsky (DDL); 3.1.11.04.; Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 397–398.4; Schmidt (Frankfurter Drucke), A 1 (dem Drucker Hermann Gülfferich oder Weigand Han zugeschrieben); Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 4 (irrtümlich als Druck Weigand Hans von 1535 verzeichnet. Weigand Han druckte von 1556–1561).

E-Druck [um 1560] Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.05.; Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 398.5; Schmidt (Frankfurter Drucke), A 2; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 5.

F-Druck (1579) Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.06.; Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 398– 399.6; Schmidt (Frankfurter Drucke) A 3; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 6.

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G-Druck (1601) Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.07.; Gotzkowsky (Volksbücher II), S. 107.1; VD17 12:646353F; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 7 (das zitierte Ex. der Harvard UL, Cambridge (USA), ist nicht die Barbarossa-Biographie Mulings, sondern das Volksbuch Barbarossa. Köln: Johann von Aich (Lupuspresse), um 1539. Die Harvard UL besitzt alle drei Ausgaben des Volksbuchs).

H-Druck (1629) Gotzkowsky (DDL), 3.1.11.08.; Gotzkowsky (Volksbücher II), S. 107.2; VD17 56:733490A; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 8. Literatur Gotzkowsky, Bodo: Die Buchholzschnitte Hans Brosamers zu den Frankfurter „Volksbuch“-Ausgaben und ihre Wiederverwendungen. Baden-Baden 2002 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 361). Zu den Barbarossa-­ Illustrationen Hans Brosamers S. 253–256.

Volksbuch vom Kaiser Friedrich Barbarossa In seiner Barbarossa-Biographie fügte Muling, sonst ein Kritiker legendärer Überlieferung, nach Kapitel 81 das kleine weithin sagenhafte Volksbuch Friedrich Barbarossa ohne den Schluss desselben hinzu. Von diesem Volksbuch Ein warhafftige historij von dem Kayser | Friderich der erst seines namens/ mit ainem | langen rotten Bart/ den die Walhen nen- | ten Barbarossa / … lassen sich 3 Ausgaben nachweisen: 1. Augsburg: Johann Schönsperger d. Ä., 1519 4°, 8 Bl. Titelholzschnitt.

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Exemplare: Bamberg SB (Eb. X. 142); Cambridge, Harvard UL (GC5. A100.519 wc); London BL; München BSB (Rar. 4028). – Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 395.2; NUC IV:155; VD16 W 314. Ausgabe Einen wortgetreuen Abdruck nach der Augsburger Ausgabe besorgte Franz Pfeiffer, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Bd. 5, 1845, S. 250–267. 2. Landshut: Hans Weißenburger, 1519 4°, 10 Bl. Titelholzschnitt und 5 Textholzschnitte (7,5 x 10,6 cm) mit 1 Wiederholung. Exemplare: Augsburg SuStB (4° Bio. History 1519); Cambridge, Harvard UL (Typ. 520. 19.874); London BL; Wolfenbüttel HAB (123.4 Quod. (20)). – Dodgson II: 150.16 (die Holzschnitte Hans Weiditz zugeschrieben); Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 393.1, S. 394 Abb. des Titelholzschnitts; Schottenloher (Weyssenburger), Nr. 56; VD16 W 315. Ausgabe Barnick, Erna: Das Volksbuch von Barbarossa und Geschichten von Kaiser Friedrich dem Anderen. (Modernisierter Text). Jena 1925. Literatur Zimmermann, Hildegard: Zum Druckwerk und zum Holzschnitt-Material Johann Weyssenburgers in Landshut. In: Gutenberg-Jahrbuch 1932, S. 169– 177. (Die Holzschnitte werden von der Verfasserin Wolf Traut zugeschrieben.)

3. Köln: Johann van Aich, [um 1539] 4°, 10 Bl. Titelholzschnitt. Exemplare: Cambridge, Harvard UL (GC5 A100.519 wb); Stuttgart WLB (H B F 1267); Wolfenbüttel HAB (118.4 Quod. (21)). – Benzing

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(Lupuspresse), 57; Gotzkowsky (Volksbücher I), S. 395.3; VD16 W 316 (Arnd von Aich um 1520). Literatur Benzing, Josef: Die Drucke der Lupuspresse zu Köln. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 1 (1958), S. 369, Nr. 57. Bonath, Gesa: Friedrich Barbarossa (Volksbuch). In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 2 (1980), Sp. 933–935. Gotzkowsky, Bodo: Untersuchungen zur Barbarossa-Biographie (1520) des Johannes Adelphus und ihr Verhältnis zum Volksbuch (1519) vom Kaiser Friedrich. In: Daphnis 3 (1974), S. 129–146, darin auch zum Übersetzungsstil von Adelphus Muling. Gotzkowsky, Bodo: Barbarossa (Volksbuch). In: Volksbücher. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der deutschen Drucke. Teil 1: Drucke des 15. und 16. Jahrhunderts. Baden-­ Baden 1991, Überlieferung der Barbarossa-Volksbuchdrucke, S. 392–395.

Literatur über Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, und seine Zeit (Auswahl) Andermann, Kurt (Hg.): Historiographie am Oberrhein im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Sigmaringen 1988 (Oberrheinische Studien, Bd. 7). Fueter, Eduard: Geschichte der neueren Historiographie. 3. Aufl. München/Berlin 1936. Nachdruck: Zürich/Schwäbisch Hall 1985. Fuhrmann, Horst: Friedrich I. Barbarossa – ein Kaiser lobesam? In: Die Zeit, Nr. 24 – 8. Juni 1990, S. 41–42 (Zeitläufte). Görich, Knut: Friedrich Barbarossa. Eine Biographie. München 2011. Joachimsen, Paul: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung in Deutschland unter dem Einfluß des Humanismus.

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Teil 1. Leipzig 1910 (Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance, 6). Nachdruck: Aalen 1968. Knape, Joachim: ‘Historie’ in Mittelalter und früher Neuzeit. Be­ griffs- und gattungsgeschichtliche Untersuchungen im interdisziplinären Kontext. Baden-Baden 1984 (Saecula Spiritalia, 10). Knepper, Josef: Nationaler Gedanke und Kaiseridee bei den elsässischen Humanisten. Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschtums und der politischen Ideen im Reichslande. Freiburg 1898 (Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes I, 2/3). Mayer, Hans Eberhardt: Geschichte der Kreuzzüge. Stuttgart 2005. Mertens, Dieter: Maximilian I. und das Elsass. In: Die Humanisten in ihrer politischen und sozialen Umwelt. Hrsg. von Otto Herding und Robert Stupperich. Boppard 1976 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Kommission für Humanismusforschung. Mitteilungen III), S. 177–201. Mertens, Dieter: Reich und Elsass zur Zeit Maximilians I. Untersuchungen zur Ideen- und Landesgeschichte im Südwesten des Reiches am Ausgang des Mittelalters. Freiburg 1977. Neddermeyer, Uwe: Das Mittelalter in der deutschen Historiographie vom 15. bis zum 18. Jahrhundert: Geschichtsgliederung und Epochenverständnis in der frühen Neuzeit. Köln/Wien 1988 (Kölner historische Abhandlungen, Bd. 34). Opll, Ferdinand: Friedrich Barbarossa. 4. bibliographisch vollständig aktualisierte Aufl. Darmstadt 2009. Reinhardt, Volker: Pontifex. Die Geschichte der Päpste. Von Petrus bis Franziskus. München 2017.

Barbarossa Kommentar

Verwiesen sei an dieser Stelle auf das Namen- und geographische Register im Textband, S. 357–372.

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3–5  Hanß Gerster / der stat Basel würdiger stat­ schreiber Cantzler und Prothonotarien Johannes Gerster aus Kaufbeuren im Allgäu immatrikulierte sich 1475 an der Basler Universität. 1501–1523 war er Stadtschreiber von Basel und saß 1491–1524 als einflussreiches Mitglied im Basler Rat. Er starb im August 1531. Vgl. Reinhardt, Hans: Die holbeinische Madonna des Basler Stadtschreibers Johann Gerster von 1520 im Museum zu Solothurn. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 79 (1979), S. 67–80. 5–6  Doctor Johannes Adelffi Argentin〈ensis〉 / stat­ artzet zů Schaffhausen Doktor Johannes Adelphus ­Muling aus Straßburg (lat. Argentina) war seit Anfang 1514 als Stadtarzt in Schaffhausen tätig. Nach 1523 verlieren sich seine Lebensspuren. 16  Caspar Schaller Caspar Schaller (* um 1490 in Straßburg) erhielt im Jahr 1519 das Bürgerrecht in Basel, 1523–1532 war er der dortige Stadtschreiber, genannt „protonotarius civitatis Basiliensis“. 1532 wird er Stadtschreiber in Bern, wo er 1542 verstarb. Schaller war auch theologischer Publizist und trat mit dem Schweizer Reformator Ulrich Zwingli in engen Kontakt. 18  des weisen Catonis Marcus Porcius Cato (234– 149 v. Chr.), röm. Staatsmann und Schriftsteller.

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25–26  dem Poeten Ligurino Gunther von Pairis (um 1150 – um 1220), Zisterziensermönch. Verfasser des Ligurinus, eines in Hexametern geschriebenen Epos mit einer Schilderung der Kämpfe Friedrich Barbarossas gegen die oberitalienischen Städte. Vgl. Streckenbach, Gerhard: Ligurinus: Ein Lied auf den Kaiser Friedrich Barbarossa. Übersetzt aus dem Latein mit Kommentar. Sigmaringen 1995. 27  Doctor Johannes Ecke in latin Johannes Eck (1486–1543), Theologe, Gegner Luthers. Die Vita Barbarossas schließt sich in Chronologie und Sprache eng an die Gesta Friderici Ottos von Freising an. Eck nimmt Intentionen Ottos auf, wenn er den Staufer als idealen christlichen Herrscher beschreibt. Ecks lateinische Vita diente 1519/20 Adelphus Muling als wichtigste Vorlage für die Abfassung seiner deutschen Barbarossa-Biographie. Die Widmung Ecks ist auf den 10. Oktober 1514 datiert. Das Manuskript befindet sich in der UB Leipzig, Dep. Ratsbibliothek, Signatur: Rep. II, vol. 73c. Vgl. Wurm, Johann Peter: Eck, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 576–589, Sp. 582–583, 5: Barbarossa-Vita. 27–28  an den bischoff von Aystet Gemeint ist Gabriel von Eyb (1455–1535), seit 1496 Fürstbischof von Eichstätt. Im Jahr 1475 starb sein Onkel, der bedeutende Humanist Albrecht von Eyb, dessen umfangreiche Bibliothek sein Neffe Gabriel erbte. Vgl. Kreitmeir, Klaus: Die Bischöfe von Eichstätt. Eichstätt 1992, S. 66–69. 3  uß der Chronica abt Urspingers Als eine äußerst wichtige Quelle zur deutschen Reichsgeschichte während der Stauferzeit wird die Weltchronik des Ursberger Propstes Burchard (vor 1177–1230/31) von der heutigen Forschung gewertet. Schon das beginnende 16. Jahrhundert, allen voran der Augsburger Humanist Konrad Peutinger erkannte die Bedeutung dieses prostaufisch und antipäpstlich orientierten Berichts aus der Prämonstratenser-Abtei Ursberg bei Günzburg, wenn auch der außerordentlich

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gut unterrichtete, mit den politischen Gepflogenheiten des päpstlichen Hofes von seinen verschiedenen Romaufenthalten her vertraute Schwabe Burchard bis in das 18. Jahrhundert hinein als Verfasser unbekannt blieb. Peutinger ist als Initiator der ersten Druckausgabe von 1515 anzusehen, die nach einer Handschrift aus seinem Besitz unter Aufsicht des Humanisten Johannes Mader (auch Foeniseca) in der Offizin des Johann Miller hergestellt wurde. Augsburg: Ioannes Miller, 23. Okober 1515. Burchardus abbas Urspergensis: Chronicon abbatis Urs­ pergensis a Nino rege Assyriorum magno usque ad Fride­ ricum II. Romanorum imperatorem. 2°. – VD16 B 9800 (unter: Burcardus aus Biberach). Vgl. Backmund, Norbert: Burchard von Ursperg. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 1 (1978), Sp. 1119–1121. 5–6  her Michael / Abt des gotßhauß zů Schafhau­ sen Michael Eggenstorfer (* um 1475) stammte aus der Konstanzer Familie Eggenstorfer. Seinen Baccalaureus Artium erwarb er an der Universität Freiburg i. Br. Am 3.9.1501 wurde er als zweitjüngster Mönch zum Abt des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen gewählt. Michael Eggenstorfer starb als letzter Abt des ehemaligen Klosters Allerheiligen am 27.1.1552 in Schaffhausen. Vgl. Scarpatetti, Beat von: Michael Eggenstorfer. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte, Bd. 58 (1981), S. 49–61. 6–7  latinisch Chronica  / die Johannes Naucle­ rus Johannes Nauclerus: Memorabi | lium omnis aetatis et omni | um gentium chronici com | mentarii … Tübingen, 1516. 2°, 2 Bde. – VD16 N 167. Vgl. Lehr, Thomas: Nauclerus (Vergenhans, 1425–1510), Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 401–408, bes. Sp. 403–408.2 „Weltchronik“. 10  Dan Sabellicus und andere Supplementa chro­ nicarum Marcus Antonius Sabellicus (eigentl. Coccio) (1436–1506 in Venedig), ital. Historiker.

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11  Und die Italianer / Blondus und Platina Flavio Biondo (lat. Flavius Blondus) (1392–1463 in Rom), ital. Historiker; s. a. Seite 137, 30 Bartolomeo Platina (eigentl. Bartolomeo Sacchi) (1421– 1481 in Rom), ital. Humanist und Bibliothekar. Verfasser einer Papstchronik (1479). 13  Hanß von Carpen Hans von Carpen, ein nicht näher Bekannter Mulings. 14  Bischoff Otto von Frysingen Otto von Freising (um 1112–1158), seit 1138 Bischof von Freising. Die Weltchronik ist sein Hauptwerk und entstand zwischen 1143 und 1146. Mit diesem Werk hat er seinen Ruf als bedeutendster Geschichtsschreiber des Mittelalters begründet. Um 1156 begann Otto im Auftrag von Kaiser Friedrich die Gesta Friderici Imperatoris, d. h. Die Taten seines Neffen Friedrichs aufzuzeichnen. Unter dem Eindruck der hoffnungsvollen Regierung des Kaisers verfasste er als umfassendes Herrscherlob die beiden ersten Bücher: Buch 1 behandelt die Zeit von Heinrich IV. bis Konrad III.; Buch 2 beschreibt Barbarossas Geschichte von 1152 bis 1158. Otto verwendete hier zum Teil wörtlich, zum Teil auszüglich viele kaiserliche Aktenstücke. Sein Werk blieb allerdings bruchstückhaft und wurde von seinem Kaplan Rahewin vollendet. Literatur: Bischof Otto von Freising und Rahewin: Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica. Übersetzt von Adolf Schmidt, hrsg. von Franz-Josef Schmale. Darmstadt 1974 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 17). Lateinisch/deutsch. 5  Rodisser hystori Am 25. Januar 1513 erschien bei dem Straßburger Drucker Martin Flach d. J. Mulings deutsche Übersetzung Historia von Rhodis, VD16 C 790. Sie beruht auf der lateinischen Darstellung der Belagerung der Insel Rhodos durch die Türken (1480). Der Autor war Guillaume Caoursin (1430–1501), Vizekanzler der Johanniter auf Rhodos, und der Titel für Mulings Vorlage lautet:

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Obsidionis Rhodiae urbis descriptio. Ulm: Johann Reger, 24. Oktober 1496. GW 6003. 8–9  cristenlichen ritter / des … Eraßmi Roterdami / uß dem latin zů tütsch gemacht Im Jahr 1520 erschien Mulings Übersetzung Enchiridion | oder handbüchlin | eines christenlich und Ritterlichen lebens … in Basel bei Adam Petri. VD16 E 2782. Die lateinische Vorlage war das Enchiridion militis christiani des Erasmus von Rotterdam (Neuauflage, Basel 1518). Vgl. Franz-Josef Worstbrock u. a.: Erasmus von Rotterdam. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 658–804, bes. Sp. 742–744 „Enchiridion“. 12–13  uff sant Johanns tag / des evangelisten Der Festtag ist der 6. Mai. 10–11  unnd angebung Beati Rhenani / meins in sunders lieben herren und schůlgesellen Beatus Rhenanus (1485–1547), Humanist und Philologe. Er war Mitschüler von Adelphus Muling in der seinerzeit berühmten Lateinschule in Schlettstadt unter dem Rektorat von Kraft (Crato) Hofman (1477–1501) und Hieronymus Gebwiler (1501–1509). Als Philologe edierte Beatus Rhenanus Werke der lateinischen Kirchenväter und Klassiker der Antike. Von 1511 an pflegte er engen Kontakt zu dem großen Humanisten Erasmus von Rotterdam. Als Historiker beschäftigte Rhenanus sich mit der Geschichte Deutschlands. Vgl. Muhlack, Ulrich: Rhenanus, Beatus. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 656–710. 1  D. Sebastianus Brant. Dr. Sebastian Brant (1457 oder 1458–1521) aus Straßburg. Jurist, 1489–1500 Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Basel und 1502– 1521 Stadtsyndikus und Kanzler der Reichsstadt Straßburg. Herausgeber von antiken Klassikern und Schriften italienischer Humanisten. Berühmt wurde er durch die von Albrecht Dürer illustrierte Satire Das Narrenschiff (1494). – GW 5041.

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19  In libro de Origine bonorum regum. Sebastian Brant: De Origine et conversatione bonorum Regum: et laude Civitatis Hierosolymae. Basel: Johann Bergmann, 1. März 1495. 4°. – GW 5072; s. a. Seite 189, 18–23 31–32  als da schreibt Johannes Scriptoris von Cre­ mona Johannes von Cremona; s. a. Seite 88, 9–10 und 89, 9 16  und Johannes Flaßboriensis [!] Johannes von Salisbury (lat. Joannis Salisberiensis) (um 1115–1180), Philosoph und Geschichtsschreiber, wurde 1176 zum Bischof von Chartres gewählt. Mit der Historia Pontificalis von 1163 liegt auch ein historiographisches Werk von ihm vor. Vgl. Goetz, Hans-Werner: Johannes von Salisbury. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 5, München/Zürich 1991, Sp. 599–601. 27–28  Als das schreibt Otto von sant Blesin Otto von St. Blasien, mittelalterlicher Benediktinermönch und Chronist des späten 12. / frühen 13. Jahrhunderts. Über sein Leben ist nichts bekannt. Otto wird die sog. Chronik von ­ prache St. Blasien zugeschrieben. Diese in lateinischer S abgefasste Schrift stellt eine Fortsetzung der Historia de duabus civitatibus des Otto von Freising dar, übergeht aber Buch 8 des Werkes und schildert die Ereignisse von 1146 bis 1209. Bis 1160 zog der Chronist Otto von St. Blasien Otto von Freising und dessen Fortsetzer Rahewin als Quelle heran. Insgesamt bietet seine Chronik wichtige Informationen zur Reichsgeschichte des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts. Vgl. Johanek, Peter: Otto von St. Blasien. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 7 (1989), Sp. 206–208; s. a. Seite 117, 6–7 und Seite 118, 4 30  als das Eneas Silvius Aeneas Silvius Piccolomini (1405–1464 in Ancona), von 1458–1464 Pius II. Papst. Er war ein bedeutender Humanist, Schriftsteller, Historiker und Gelehrter. Vgl. Worstbrock, Franz-Josef: Piccolomini, Aeneas Silvius (Papst Pius II.). In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 7 (1989), Sp. 634–669.

Kommentar

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18  Dan hie vor / Michael Ritius Riccio, Michele: MICHAE | LIS RITII NEAPO /| LITANI | De regibus Francorū lib. III. … APVD … BASILEAM. | (APVD IOANNEM FRO- | BE-NIVM.) | MENSE IVLIO. AN | NO M.D.XVII.| 4°. – VD16 R 2173, R 2175. 23–24  dan ein anderer hat mich fürkommen Gemeint ist Kaspar Frey (um 1460/70 in Baden im Aargau – um 1526/27 in Zürich), Schweizer Chronist und Stadtschreiber in Baden und Zürich, mit seiner deutschen Übersetzung Von dem anfang und | Wesen der hailigen Statt Jerusalem / … Durch Sebastianum Brant beder Rechten Doctor. / Eemals in lateinischer histori vergriffen (abgefasst) | 1518. Straßburg: Johann Knoblouch, 12. März 1518. 2°. – VD16 B 7083. Vgl. Knape, Joachim: Brant, Sebastian. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 247–283, bes. Sp. 266–267.1 „Jerusalem“. 16  Johanne Grüeniger Johannes Grüninger, Straßburger Drucker (Druckdaten: 1483–1531), zwischen 1531 und 1535 in Straßburg gestorben. 17–18  uff sant Adolffs oder sant Johanns enthaup­ tungs abent D. h. am Vortag, dem 28. August. Der Festtag ist der 29. August.

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Barbarossa

Johannes Adelphus Mulings lateinische Quellen für seine Barbarossa-Biographie Die Seitenzahlen beziehen sich auf den Barbarossa-Neudruck.

Blondus, Flavius (1392–1463), ital. Geschichtsschreiber Seite 8, 47, 109, 130, 134, 137, 138, 159, 185 Brant, Sebastian (1457 oder 1458–1521), Jurist, Stadtsyndikus und Kanzler der Stadt Straßburg De Origine et conversatione bonorum Regum: et laude Civitatis Hierosolymae [Jerusalems]. Basel: Johann Bergmann, 1. März 1495. 4°. – GW 5072. Seite 17, 189 Burchard, Ursberg von (vor 1177–1230/31), Propst des Klosters Ursberg CHRONICON AB | BATIS VRSPERGEN … Anno salutis humanae M.D.XV. Augsburg: Ioannes Miller, 23. Oktober 1515. 2°. – VD16 B 9800 (unter: Burcardus aus Biberach). Seite 8, 22, 28, 34, 40, 59, 89, 92, 94, 101, 106, 118, 128, 161, 173, 178, 189, 197 Eck, Johannes (1486–1543), Theologe, verfasste eine Vita Barbarossas. Ecks Handschrift diente Muling als wichtige Vorlage für die Abfassung seiner Barbarossa-Biographie. Das Manuskript Ecks befindet sich in der UB Leipzig, Dep. Ratsbibliothek, Signatur: Rep. II. Vol. 73c. Frantzosen Kronica Seite 28; s. a. Ritius, Michael Johannes von Cremona, ital. Geschichtsschreiber Seite 87, 88, 89

Kommentar

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Nauclerus, Johannes (1425–1510), Verfasser einer Weltchronik Memorabilium omnis aetatis et omnium gentium chronici commentari … 2 Bde. Tübingen: Thomas Anshelm, 1516. 2°. – VD16 N 167. Seite 8, 55, 91, 106, 127, 160, 165, 167, 172, 175, 178, 188, 190 Otto von St. Blasien Seite 106 Otto von Freising (um 1112–1158), Bischof von Freising und einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters Otto Phrisingensis: OTTONIS PHRISINGEN | sis Episcopi, viri clarissimi, Rerum ab ori | gine mundi ad ipsius usque tempora | … De gestis Friderici primi … RADEVICI Phrisingen. ecclesiae Canonici Libri | duo, prioribus additi, de eiusdem Friderici Imp. Gestis. | Hrsg. von Johannes Cuspianus. Am Ende: Argentorati, ex aedibus Matthiae | Schurerii, mense Martio | An. M. D. XV. | ... Straßburg: Matthias Schurer, März 1515. 2°. – VD16 O 1434 (unter: Otho von Freising). Seite 8, 24, 46, 69, 72, 117 Pairis, Gunther von (um 1150 – um 1220) Guntherus … LIGVRINI DE GESTIS IMP. CAESARIS FRIDERI | ci primi Augusti libri decē editi & impressi per industrium & ingeniosū Magistrū Erhardū Oeglin … Anno Sesquimillesimo & septimo mēse Apprilio. Augsburg: Erhard Oeglin, 1507. 2°. – VD16 G 4135 und G 4136 (unter: Guntherus von Pairis). Seite 7, 21, 72 Piccolomini, Aeneas Silvius (Papst Pius II.), (1405–1464), ital. Humanist und Historiker Seite 137 Platina, Bartolomeo Sacchi (1421–1581), ital. Geschichtsschreiber Seite 8, 47, 89, 130, 185

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Barbarossa

Ritius, Michael (Riccio, Michelle) († 1515): De regibus Francorum … Basel: Johannes Froben, 1517, ital. Geschichtsschreiber Seite 189 Sabellicus, Marcus Antonius Coccius (1436–1506), ital. Geschichtsschreiber Seite 8 Volaterranus, ital. Geschichtsschreiber Seite 97 Als einzige deutschsprachige Quelle diente Muling das Volksbuch von Barbarossa. Nach Kapitel 81 (Neudruck, S. 139–148) schob Muling vier Episoden der Kaisersage (ohne den Schluss) ein.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitte im Barbarossa in den drei Straßburger Ausgaben A–C

A-Druck Die Beschreibungen zur Herkunft der Holzschnitte im Barbarossa A-Druck sind in der bereits zitierten Sekundärliteratur zum Teil auch hier wieder falsch oder unvollständig. Die Beschreibung der Holzschnitte zum Barbarossa ist bei Richard Muther1 sehr dürftig und fehlerhaft. Sie sagt überhaupt nichts über die Herkunft der Illustrationen aus. Die Editio princeps2 enthält 23 verschiedene Illustrationen, von denen sechs zusammengesetzt (zweiteilig) sind. Der künstlerisch nicht unbedeutende Titelholzschnitt, ausgeführt von einem unbekannten Künstler, zeigt den gekrönten Kaiser Barbarossa in Rüstung zu Pferde nach rechts in einen Wald reitend. In der linken Hand hält er den Reichsapfel, in der rechten ein Wappenbanner, auf dem ein Doppeladler und drei Löwen zu sehen sind. Die beiden unsignierten Illustrationen, der Titelholzschnitt und die Stadtansicht von Venedig, sind als Erstverwendungen anzusehen. Sie wiederholen sich auch im Barbarossa B- und C-Druck. Die weitaus größte Anzahl der Buchholzschnitte in den Straßburger Barbarossa-Ausgaben aus den Jahren 1520, 1530 und 1535 hatte der Straßburger Drucker Johannes Grüninger bereits in früheren von 1 Richard Muther: Die deutsche Bücherillustration, Bd. I: Nr. 1452. 2 Johannes Adelphus: Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. Bd. 1: Barbarossa. Berlin/New York 1974 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts). Die im Text angegebenen Seitenzahlen zu den Holzschnitten beziehen sich auf die Neuedition. Dort sind auch die weiteren Barbarossa-Ausgaben des 16. und 17. Jahrhunderts verzeichnet.

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Barbarossa

ihm veröffentlichten Werken, hauptsächlich in Inkunabeldrucken, verwendet. Dreizehn weitere Illustrationen wurden schon für die deutsche Livius-Übersetzung (Straßburg 1507, nicht 1509, wie irrtümlich bei Paul Kristeller Die Straßburger Bücher-Illustration ..., Nr. 177, steht) verwendet.

Verzeichnis der Holzschnitte im A-Druck und ihre Verwendungen Die Seitenzahlen zu den Holzschnittabbildungen beziehen sich auf die Neuausgabe.

Titelholzschnitt: Erstverwendung 19 31 43 58 70 81 95

Titelholzschnitt der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Vgl. Worstbrock: Die deutsche Antikerezeption 1450–1550 ... I: 246; VD16 L 2103. Wiederholung der Illustration von S. 19 Beide Holzschnitthälften aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Beide Holzschnitthälften aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Beide Holzschnitthälften aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Wiederholung der Illustration von S. 19 und 31 Zwei Textholzschnitte, beide Holzschnitthälften stammen aus dem Hug Schapler, Straßburg 1500, Blatt XLIX v, Blatt XX v Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 987, 972 1

1 Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 987, 972 und 963. Vgl. auch die Faksimileausgabe vom Hug Schapler. Nachdruck der Ausgabe Straßburg

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

133 133 135 140 146 156



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Rechter Holzschnitt stammt aus dem Hug Schapler, Straßburg 1500, Blatt IX r Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 963 Linke Holzschnitthälfte aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Holzschnitt aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Holzschnitt aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Holzschnitt aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Die Kapitelüberschrift Wie des keisers sun zu Venedig gefangen ward vff dem meer bey der statt passt auch inhaltlich zur blattgroßen Stadtansicht Venedigs (von Norden!). Als Vorbild dürfte der von Erhard Reuwich illustrierte und gedruckte Bericht über die Palästinareise Bernhards von Breydenbach Peregrinatio in terram sanctam (Reise ins Heilige Land, lateinische Ausgabe Mainz: 1486, GW 5075, deutsche Fassung Mainz: 1486, GW 5077) gedient haben, denn dort ist bereits eine große detaillierte Stadtansicht von Venedig abgebildet.2 Von Reuwichs topografischen Darstellungen gingen mannigfache Anregungen aus und insbesondere seine Städtebilder hatten einen großen Einfluss auf die Holzschnittkunst ausgeübt. Hugh Davies erkannte den stilistischen Einfluss Reuwichs auf den Venedig-Holzschnitt im Barbarossa und schreibt dazu: A full-page cut contains a curious view of Venice, seen from the North, with the Campanile on the right and S. Mark’s on the left (but not merely reversed). This view is most unusual, as the point of vantage was generally from the South. (cf. Breydenbach 1486: from which the figure

1500. Mit einem Nachwort von Marie-Luise Linn. Hildesheim 1974 (Deutsche Volksbücher in Faksimiledrucken A, 5). 2 Schramm (Bilderschmuck), Bd. XV, Abb. 2. Vgl. auch Horst Kunze: Geschichte der Buchillustration in Deutschland. Das 15. Jahrhundert. Zweiter Teil: Bildband. Leipzig/Wiesbaden 1975, Abb. 258.

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171 171 190

Barbarossa

of a ship in the Barbarossa cut may be copied).3 Der Name Venedig ist rechts in den Holzstock der Barbarossa-Illustration geschnitten. Linke Holzschnitthälfte aus der Livius-Ausgabe, Straßburg 1507 Rechte Holzschnitthälfte aus Hans von Bühel Von eines ­Königs Tochter von Frankreich, Straßburg 1500, Blatt VII r Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 996 Dieser Holzschnitt (Poeta laureatus) stammt aus Jakob Lochers Schrift Libri Philomusi, Straßburg 1497, Blatt Av Schramm (Bilderschmuck), Bd. XX, 2, Abb. 374

Bevor ich auf die neun Abbildungen von Belagerungsmaschinen im Barbarossa-Druck eingehe, möchte ich eine Zusammenfassung zur Überlieferungsgeschichte dieser Figuren vorausschicken. Als Vorlage für die Barbarossa-Illustrationen könnten folgende Quellen gedient haben: Zeichnungen in italienischen oder deutschen Handschriften, ferner der Figurenatlas in der gedruckten Veroneser Erstausgabe (1472) von De re militari libri XII des Robertus Valturius (1413–1489) oder der Atlas in der ersten gedruckten deutschen Vegetius-Übersetzung Buch von der Ritterschaft des Ludwig Hohenwang, die 1475 in Ulm erschien, in der der Bildapparat der Veroneser Valturius-Ausgabe enthalten ist. Robertus Valturius trat nach einer Tätigkeit als apostolischer Sekretär in Rom in den Dienst des Herren seiner Geburtsstadt Rimini, Sigismondo Malatesta. Dieser berühmte Condottiere regte die Abfassung einer Schrift von militärischen Sachen an, die Valturius um 1460 vollendete. Das Buch des Kriegsingenieurs fand schnelle hand3 Hugh W. Davies: Catalogue of a Collection of Early German Books in the Library of C. Fairfax Murray. London 1913. Nachdruck: London 1962, Bd. I: Nr. 7, Abb. 12. Vgl. auch Reimar Walter Fuchs: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten 1480–1500. Mainz 1958. Nachdruck: Stuttgart 2009, bes. S. 31–61: Das Breydenbachsche Reisewerk von 1484; zur Venedig-Abbildung S. 55–57.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

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schriftliche Verbreitung und wurde erstmals von Johannes Nicolai de Verona 1472, 2°, gedruckt. Als erstes gedrucktes technisches Werk führt es in zwölf Büchern die Mittel der Kriegsführung vor. Der Text ist vorwiegend aus antiken Schriften gezogen. Auch die Abbildungen der Kriegs- und Belagerungsmaschinen gehen teils auf griechische und arabische Vorlagen zurück. Das Buch ist das erste von einem italienischen Künstler illustrierte Werk.4 Diese seltene Ausgabe, es ist das erste in Verona gedruckte Kriegsbuch überhaupt, zeichnet sich besonders durch die Vortrefflichkeit der Holzschnitte in dem Atlas aus. Es enthält insgesamt 92, nur gelegentlich mit Figuren belebte Umrissholzschnitte. Neben Geschütz- und Belagerungsmaschinen sind verschiedenartige Sturmleitern, Rammböcke, ­Brücken und Schaufelräder abgebildet. Ab Buch 10 treten oft ganz­seitige Holzschnitte im Text auf. Die Holzschnitte zeichnen sich durch klaren Aufbau und prägnante Zeichnung aus. Der Reißer ist nicht bekannt, vielleicht stammen die Entwürfe von Valturius selbst. Die Frage, ob der Veroneser Künstler Matteo Pasti diese Figuren, wie Jähns behauptet, angefertigt hat, ist umstritten. F. G. Hill schreibt in seinem Beitrag über Matteo Pasti: Seine Mitarbeit als Miniator [Holzschneider] an der Illustrierung von Valturius De re militari ist höchst zweifelhaft.5 Von entscheidender Bedeutung ist allerdings die Tatsache, dass die Holzschnitte zum Valturius-Atlas durchaus den Zeichnungen der Handschriften entsprechen. Zur Herkunft dieser Abbildungen von Kriegsmaschinen schreibt Max Jähns in seinem Standardwerk zunächst einmal etwas sehr Wichtiges: Es ist wahrscheinlich, daß man es hier z. T. mit sehr ­alten Überlieferungen zu tun hat, welche wohl italienischen bzw. byzantinischen Codices antiker Kriegsschriftsteller entstammen, 4 Max Sander: Le Livre à figures italien depuis 1467 jusqu’ à 1530. Essai de sa bibliographie et de son histoire. Mailand 1943. Reprint: Nendeln 1969. 6 Bde. und Supplement. 5 F. G. Hill: Art. Matteo Pasti. In: Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig 1932. Nachdruck: Leipzig 1999, Bd. 26, S. 287–288.

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Barbarossa

die uns heute nicht mehr erhalten sind und aus denen vielleicht im 13. und 14. Jahrhundert schon nur die Zeichnungen kopiert und weiter überliefert worden sind. Das gilt freilich nur für einen Teil des Inhalts jener Atlanten.6 Im Zusammenhang mit dieser These von Jähns vergleiche man die Inschriften in den Barbarossa-Holzschnitten im A-Druck (Neuausgabe, S. 155) und im B-Druck Blatt XLII v. Über die Handschriften zu diesen militärischen Maschinen gibt Jähns ebenfalls Auskunft: Dem hohen Rufe von Valturius’ Werk entspricht die Zahl und Schönheit der Ausstattung der vorhandenen Handschriften, deren sich in Rom, Florenz, Modena, Turin, Paris, Lausanne, München und Dresden finden. Am ­schönsten sind die in Modena und Dresden.7 Arthur M. Hind bemerkt zu den Holzschnitten in dem Kriegsbuch des Robertus Valturius: The earliest subject illustrations in an Italian printed book occur at Verona in Robertus Valturius De Re Militari, 1472. The illustrations are of great technical interest in relation to contemporary engines of war, but little attempt was made to give them any harmonious setting in the page. They are almost entirely outline cuts, and to judge from their irregular placing on the page, they must have been printed by hand after the printing of the type. Several of the subjects show figures, and the designs were evidently done by an artist of considerable talent, though their quality may in many cases have been blurted by careless cutting. Both design and cutting have been attributed to Matteo De’ Pasti, an artist of many crafts. But in spite of the plausibility of the suggestion that he was the designer of the cuts … from his close relation with Sigismondo Malatesta and Valturius, there is no do­ cumentary evidence in its support … Moreover, Valturius himself, who designed engines of war, must have invented his own illustra6 Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland. München/Leipzig 1889. Nachdruck: Hildesheim 1966 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland, Bd. 21), Bd. I, S. 264. 7 Max Jähns: a. a. O., S. 358.

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tions, and may well have been capable of embellishing his designs with figures.8 Von Verona führt der Weg, falls eine deutsche gedruckte Vor­ lage für die neun Holzschnitte der Belagerungsmaschinen im Barbarossa in Frage käme, nach Augsburg und nicht nach Ulm, wie der sonst sehr zuverlässige Militärhistoriker Jähns irrtümlich annahm.9 Um 1475/1476, also ungefähr drei Jahre nach dem Erscheinen des illustrier­ten Valturius-Atlasses, veröffentlichte der aus Wien stammende Drucker Johannes Wiener in Augsburg das von Ludwig Hohen­wang ins Deutsche übersetzte militärische Handbuch Kurzce vsweisung von der Ritterschaft. Der Augsburger Druck ist die ­erste deutsche Übertragung des aus vier Büchern bestehenden lateinischen Werkes Epitoma rei militari des Flavius Renatus Vegetius.10 Der deutsche Vegetius enthält als Anhang nach dem vierten Buch, genau wie das Werk des Valturius, einen Figurenatlas, der aus 63, in anderen Exemplaren sind es 64, zum Teil kolorierten Tafeln besteht. Wir wissen nicht, ob eine Handschrift oder der Valturius-Druck für diese Abbildungen militärischer Maschinen vorlag. Zwei deutsche Handschriften sind bei Worstbrock verzeichnet.11 Fraglich, ja sogar zweifelhaft ist es, ob Hohenwang, der auch als Drucker tätig war, diese Illustrationen selbst entworfen hat. Wahrscheinlicher ist es, dass er die Holzstöcke für den Drucker Johann Wiener in Auftrag gegeben hatte.

8 Arthur M. Hind: An Introduction to a History of Woodcut with a detailed survey of work done in the fifteenth century. 2 Bde. London 1935. Nachdruck: New York 1963, Bd. 2, S. 410–412. 9 Max Jähns: a. a. O., S. 244. 10 Franz Josef Worstbrock: Die deutsche Antikerezeption 1450–1550. Verzeichnis der deutschen Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliographie der Übersetzer. Boppard 1976 (Veröffentlichungen zur Humanismusforschung, 1), Teil I: Nr. 418. Vgl. auch Volker Schmidtchen: Hohenwang, Ludwig. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 4 (1983), Sp. 102–106. 11 Franz Josef Worstbrock: Die deutsche Antikerezeption ..., Nr. 419–420.

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Barbarossa

Eine genaue Beschreibung dieser militärischen Belagerungsmaschinen aus dem Atlas des deutschen Vegetius findet sich bei Jähns.12 Vollständig abgebildet sind die Holzschnitte zum deutschen Vege­tius bei Schramm.13 Eine zusammenfassende Darstellung aus neuerer Zeit stammt von Frank Fürbeth.14 Die unmittelbare Abhängigkeit der Figuren im deutschen Vegetius-Atlas von denen im Valturius-Druck hatte bereits Jähns hervorgehoben: Die Holzschnitte dieser ersten Ausgaben des deutschen Vegetius sind genau dieselben wie die in des Valturius De re militari libri XII; nur ist die Reihenfolge geändert, sie sind größer und gerade entgegengesetzt gewendet. Man könnte die Frage aufwerfen, welche Original, welche Kopien seien. Indessen abgesehen davon, dass Hohenwangs Vegez-Verdeutschung frühestens 1473 erschien, während Valturios Werk um 1460 geschrieben, 1472 gedruckt wurde, sprechen auch innere Gründe dafür, dass das italienische Werk als Original zu betrachten ist. Nicht nur, dass sich in ihm die Zeichnungen unmittelbar an den Text anschließen und zwischen beiden eine Wechselbeziehung besteht, welche im deutschen Vegez

12 Max Jähns: a. a. O., S. 265–267. 13 Schramm (Bilderschmuck), Bd. XXIII. Leipzig 1943. Nachdruck: Stuttgart 1981, die Abb. 414–478 stellen die Illustrationsfolge der deutschen Vegetius-Ausgabe von Ludwig Hohenwang, 63 der wichtigeren Valturius-Holzschnitte seitenverkehrt und teils verkleinert oder umgezeichnet kopiert, dar. In: Frank Fürbeth / Rainer Leng: Flavius Vegetius Romanus: Von der Ritterschaft. Aus dem Lateinischen übertragen von Ludwig Hohenwang in der Ausgabe Augsburg, Johann Wiener 1475/76. Farbmikrofiche-Edition des Exemplars der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel, Signatur: 296. 3 Hist. 2°. Einführung zum Werk und zur Druckgeschichte von Frank Fürbeth. Beschreibung des Bildkatalogs kriegstechnischer Geräte von Rainer Leng. Edition Helga Lengenfelder. München 2002 (Monumenta xylographica et typographica, 6). Goff V-108. 14 Frank Fürbeth: Vegetius Publius Flavius. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 11 (2004): Nachträge und Korrekturen, Sp. 1601– 1613.

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fehlt.15 Nur wenige Figuren aus dem Valturius-Atlas sind nicht in die deutsche Vegetius-Übersetzung übernommen worden.16 Außer Max Jähns vertreten auch Richard Muther17 und Arthur M. Hind die These, dass die Holzschnitte im deutschen Vegetius auf den Atlas im Kriegsbuch des Robertus Valturius zurückgehen. Wenn diese Vermutung stimmen sollte, dann ist die Augsburger Vegetius-Illustrierung das früheste Beispiel in der deutschen Buchgeschichte für kopierte Holzschnitte nach einem gedruckten italienischen Original. Arthur Hind schreibt über die Holzschnitte im Augsburger Vegetius: The illustrations ... were described by Muther with various errors ... even so they [the woodcuts] are of small artistic interest, as they are almost certainly copied (and in reverse) from the Verona edition of Valturius, De Re Militari (1472), and not derived directly from the same original manuscript. The cuts are all placed at the end of the book with occasional type-printed headings. They were probably printed after the text of the book, and, in view of the quality of the impression, possibly by hand.18 In den späteren deutschen Vegetius-Ausgaben weichen die Holzschnitte vielfach von denen im Augsburger Druck und von denen in der italienischen Vorlage ab. Max Jähns schreibt dazu: Die Zeichnungen wimmeln von Mißverständnissen, welche oft beweisen, dass die Darsteller keine Ahnung von der Bedeutung des Gegenstands hatten.19 Deutsche Vegetius-Auflagen erschienen im 16. Jahrhundert 1511 in Erfurt und 1529 bzw. 1534 in Augsburg.20

15 Max Jähns: a. a. O., S. 267. 16 Max Jähns: a. a. O., S. 360. Jähns beschreibt dort diejenigen Abbildungen, die im Augsburger Vegetius-Druck fehlen. 17 Richard Muther: Die deutsche Bücherillustration, Bd. I: Nr. 20. 18 Arthur M. Hind: An Introduction …, Bd. I: S. 298. 19 Max Jähns: a. a. O., S. 268; auf den Seiten 452–453 gibt Jähns eine Beschreibung der neu hinzu gekommenen Holzschnitte. 20 Franz Josef Worstbrock: Die deutsche Antikerezeption ..., Nr. 421–423; VD16 V 465–467.

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Barbarossa

Die neun Abbildungen der Belagerungsmaschinen im Barbarossa wurden vom Herausgeber mit den entsprechenden Holzschnitten in dem Erstdruck von De re militari (Verona 1472) des Robertus Valturius verglichen. Eingesehen wurde von mir das Exemplar im Berliner Kupferstichkabinett, Signatur: 2651/208. Bei den Holzschnitten im Barbarossa, die fast 50 Jahre nach dem Veroneser Erstdruck entstanden sind, handelt es sich um großformatige aber seitenverkehrte Kopien aus Valturius’ Kriegsbuch. Von den neun Maschinen im Barbarossa findet sich eine im 7. Buch, die übrigen acht sind im 10. Buch des Valturius enthalten. Diese Kopien wurden eigens für die Barbarossa-Illustrierung neu geschnitten. Die verfeinerten Straßburger Nachschnitte unterscheiden sich gegenüber der Vorlage zum einen durch ihre ausgeprägten Schraffierungen und zum anderen durch die zusätzliche Ausarbeitung technischer Details. Es besteht auch immer zwischen der jeweiligen Kapitelüberschrift im Barbarossa eine Übereinstimmung mit dem dargestellten Belagerungsgerät. Neu geschnitten sind auf den Holzstöcken auch die deutschen Inschriften, mit den Maßund Quellenangaben. Ebenso wurde, im Gegensatz zur Vorlage, auf die Ausgestaltung des Hintergrunds bei einigen Figuren mehr Wert gelegt. Im Stil der Ausführung erscheinen die Illustrationen recht einheitlich und die Vermutung liegt nahe, dass sie alle von einem zeichnerisch begabten, uns allerdings nicht bekannten, Künstler der Grüninger-Werkstatt ausgeführt wurden. Zu den neun Barbarossa-Holzschnitten, die bisher nirgendwo beschrieben oder verglichen wurden, möchte ich einige Ausführungen machen. Die Seitenzahlen beziehen sich auf den Neudruck. 100

Der blattgroße Holzschnitt stellt einen fahrbaren Angriffsturm dar. In der italienischen Vorlage fehlen die hier hinzugefügten Holzräder, die Fallbrücke und der Widderkopf unter dem Geschützrohr. Die eingeschnittenen Inschriften Ein Ziechturn (Ziehturm) und die Maßangabe Schůch ­lenge

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(Schuhlänge) sind ebenfalls neu. Die Überschrift steht in unmittelbarer Beziehung zum Bild. Die seitengroße Abbildung ist im Bildatlas der deutschen Vegetius-Übersetzung des Ludwig Hohenwang überhaupt nicht vorhanden, was als Beweis gelten dürfte, dass die Barbarossa-Holzschnitte, falls eine gedruckte Quelle in Betracht käme, auf die Illustrationen im Werk des Valturius zurückgehen. Bekräftigt wird diese Vermutung auch durch die auf die Quelle verweisende Inschrift auf dem Barbarossa-Holzschnitt Ein alt her horalogium mit wasser genant Clepsidra Robert〈us〉 Valturi〈us〉 im vii büch. Diese mit Gewichten beschwerte Wasseruhr ist tatsächlich im 7. Buch (3. Kapitel) des Valturius abgebildet. Dort fehlen jedoch auf dem Zifferblatt die Zahlen 1–12, auch die Zeigerhand ist hier neu. Die Form des Behälters ist in der Vorlage höher und die Gewichte haben ein anderes Aussehen. Der im Barbarossa-­Holzschnitt abgebildete Untersatz fehlt in der Vorlage. Ein verkleinerter Holzschnitt, übrigens die einzige kleinformatige Darstellung unter den Belagerungsmaschinen im Barbarossa, zeigt eine fahrbare spitze Sturmhütte (Testudo), die von zwei Pferden zum Rammen einer Mauer vorgeschoben wird. Diese seitenverkehrte Illustration, in der Vorlage ist es ein Rammwagen aus Weidengeflecht, entstammt dem 10. Buch des Valturius. Der deutschen Inschrift Testudo die Hector Bisantius gemacht hat entspricht im Valturius-Text (Blatt 193 v) der lateinische Hinweis Hector Byzantius fecit, was also bedeutet, dass ein Künstler aus Konstantinopel diese Illustration entworfen hatte. Der nächste blattgroße Holzschnitt stellt einen fahrbaren Ziehturm in Gestalt eines aus Flechtwerk bestehenden riesigen Drachen mit einer eingebauten Fallbrücke dar. Auch diese Figur ist dem 10. Buch des Valturius entnommen. Neu ist die deutsche Inschrift Ein groß Arabisch gerüst oder ziech thurn Valturi〈us〉 X. Als weitere Zusätze im Holz-

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Barbarossa

schnitt gelten die Maßeinheit Schůch lenge und die Inschrift Von ochsen leder auf dem hier schraffierten Flügel des Drachen. Tierhäute dienten als Schutz für den ungepanzerten Angriffsturm. Im Unterschied zur Vorlage fehlen hier im Korb auf dem Drachenkopf die dort abgebildeten Soldaten. Die Überschrift passt wiederum zur bildlichen Darstellung. Vgl. Jähns, S. 266, A. A.; Kunze: Buchillustration, Bildband, Abb. 123. Die halbseitige, hier seitenverkehrte, Abbildung aus dem 10. Buch des Valturius zeigt eine rollbare Sturmbrücke (Sambuca), die an eine Mauer herangezogen werden kann. Hinzu gekommen sind die deutschen Bezeichnungen das gerüst Sambuca und die Maßangabe Schůch lenge. Die Quellenangabe Veg〈etius〉 li〈ber〉 4. ca〈pitulum〉 21. bezieht sich auf die lateinische Textstelle im Vegetius und nicht auf eine Illustration. Die im Valturius-Holzschnitt abgebildete Kirche ist hier durch eine Stadtmauer mit Wachturm ersetzt worden und die dort dargestellten Krieger fehlen im Straßburger Nachschnitt. Vgl. Jähns, S. 265, A. Der folgende großformatige Holzschnitt stellt einen Belagerungsturm auf einem fahrbaren Untersatz mit einer Brücke Exostra dar. Die seitenverkehrte Figur entspricht der Abbildung Exostra pons im 10. Buch des Valturius. Neu sind im Barbarossa-Holzschnitt die Bezeichnungen die bruck Exostra und die Maßeinheit Schůch lenge. Der abgekürzte Quellenhinweis li〈ber〉 iiii. ca〈pitulum〉 XXi. bezieht sich erneut auf die lateinische Beschreibung dieser Belagerungsmaschine im Vegetius-Text und nicht auf einen Holzschnitt. Die auf der Valturius-Illustration abgebildeten Soldaten fehlen hier und auch die Darstellung des Gebäudes ist dort anders. Vgl. Jähns, S. 265, B. Die siebte Illustration erscheint im Kriegsbuch des Valturius seitenverkehrt in waagerechter Stellung und nimmt, wie im Barbarossa, ein ganzes Blatt ein. Diese interessante Darstellung ist wohl auch auf ein antikes Vorbild zurück-

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

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zuführen. Sie zeigt eine Schussvorrichtung, mit der man Brandpfeile abfeuern kann. Die Bezeichnung Maleoli tela (im Vegetius-Atlas steht dieser Ausdruck nicht) neben der Schussmaschine wurde, wie die Inschrift angibt, aus der Valturius-Vorlage übernommen und erscheint im Barbarossa-Holzschnitt in der deutschen Übersetzung als fürpfil (Feuerpfeil). Allerdings steht der links abgebildete Pfeil als separater Schnitt im Valturius. Vgl. Jähns, S. 265–266, O. Für die achte blattgroße Darstellung diente ebenfalls eine Holzschnittfigur aus dem 10. Buch des Valturius, wie die deutsche Inschrift belegt, als Vorlage. Ein ander gerust Testudo mit zweÿen widern (Rammspitzen) Ro〈bertus〉 Valturius im zehendē bůch. Die Illustration im Valturius zeigt einen durch Weidengeflecht gegen Feuer geschützten Kampfwagen. Im Barbarossa-Nachschnitt fehlt dieses Flechtwerk. Der in der Vorlage vorhandene Turm wurde hier durch eine Hauswand ersetzt und die beiden Widder­ köpfe erscheinen im Straßburger Holzschnitt als zwei ­spitze drehbare Rammbohrer. Die letzte Darstellung zeigt einen Krankorb Tholenon genannt, der es ermöglicht, die Angreifer von außen her auf eine Stadtmauer emporzuheben. Für diesen spiegelbildlichen Nachschnitt diente als Vorlage nochmals eine Abbildung im 10. Buch des Valturius, dort als Telonem bezeichnet. Die deutsche Inschrift im Barbarossa-Holzschnitt lautet Tholenon Vegeti〈us〉 libro. iiii. Cap〈itulum〉 xxi. Die Quellenangabe bezieht sich auf die Beschreibung im Vegetius-Text und nicht auf ein Bild. Der Straßburger Holzschnitt unterscheidet sich im Vergleich zur Vorlage wiederum durch die Schraffierung und durch die Häuseransicht, die im Valturius fehlt. Auch die Darstellung der beiden Krieger ist anders als in der Vorlage. Vgl. Jähns, S. 265, C.

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Barbarossa

B-Druck Der Barbarossa B-Druck ist mit 23 verschiedenen Holzschnitten illustriert, von denen neun zusammengesetzt (zweiteilig) sind, mit drei Wiederholungen. Vierzehn Illustrationen sind Wiederverwendungen aus dem A-Druck. Die pauschale Behauptung von Charles Schmidt: Mêmes gravures que dans l’édition de 15201 ist völlig unzutreffend. Von den Darstellungen der Belagerungsmaschinen aus dem A-Druck sind nur sechs, und nicht sieben, wie Paul Kristeller2 irrtümlich meinte, in den B-Druck aufgenommen worden, denn in der Zweitauflage fehlen die Holzschnitte Clepsidra (Neuausgabe, S. 114), Testudo (Neuausgabe, S. 115) und Exosta (Neuausgabe, S. 175). Eine Neuanfertigung (?) ist der großformatige Holzschnitt auf Blatt VII r (Wiederholung auf Blatt XXII r), der aber keine Beziehung zum Text hat. Sieben Illustrationen stammen aus dem Hug Schapler (Straßburg 1500), drei Abbildungen wurden aus Hans von Bühels Roman Königstocher aus Frankreich (Straßburg 1500, Blatt XI v– rechte Hälfte, XXVI v – linke Hälfte und Lr – linke Hälfte) übernommen und ein Holzschnitt ist schon in der deutschen Livius-Übersetzung (Straßburg 1507, Blatt XXXIII v – rechte Hälfte) enthalten. Eine Illustration wurde übernommen aus dem Roman Herpin (Weis Ritter), Straßburg 1514, dort Blatt XVIII v – linke Hälfte, mit Wiederholung auf Blatt LXV r – linke Hälfte. VD16 H 2674. Exemplar: Mainz *Gutenberg-Museum, Signatur: Ink. 351; Ink. 551. Alle diese Holzschnitte hatten also bereits in älteren Grüninger-Drucken ihre Erstverwendung gefunden. Drei Abbildungen von Belagerungsmaschinen, offensichtlich von anderer Hand als im A-Druck angefertigt, sind in dem Barbarossa B-Druck neu hinzu gekommen. Diese schraffierten aber einer anderen Stilrichtung angehörenden Nachschnitte gehen ebenfalls auf 1 Charles Schmidt: Répertoire Bibliographique Strasbourgeois jusque vers 1530. Tome I (Jean Grüninger). Strasbourg 1894, Nr. 248. 2 Paul Kristeller: Straßburger Bücher-Illustration ..., Nr. 207.

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

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Vorlagen in dem Kriegsbuch De re militari (Verona 1472) des Valturius zurück. Die Schießvorrichtung, die auf der oberen Hälfte des blattgroßen Doppelholzschnitts (Blatt XLII v, richtige Zählung: Blatt XLv) abgebildet ist, wurde bereits in der Antike verwendet. Die erhöhte Standfeder aus Stahl schlägt, wenn zurückgewunden und plötzlich losgelassen, mit großer Kraft gegen einen vor ihr ruhenden Pfeil und feuert diesen ab. Diese Pfeilrampe, hier seitenverkehrt abgebildet, heißt im 10. Buch (Blatt 159 v) des Valturius Cathapulta. Im Bildatlas zur deutschen Vegetius-Übersetzung fehlt diese Bezeichnung. Die deutsche Inschrift im Barbarossa-Holzschnitt lautet: Cathapulta ist ein geschoß welches die Cretes [Kreter] haben funden [erfunden] spricht Plinius VI. na〈turalis〉 histo〈ria〉. Disz ist von stahel [Stahl]. Gemeint ist die Stahlfeder (Jähns, S. 265–266, O). Die untere Hälfte des Holzschnitts zeigt einen Rammwagen, genannt Catz (Katzwagen), mit einem gezackten drehbaren Mauerbohrer ausgestattet. In diesem dreieckigen, durch Flechtwerk geschützten Kampfwagen, wurden die Angreifer an ein Festungstor oder an eine Mauer herangebracht. Die deutsche Inschrift im Holzschnitt lautet: das gerüst Vineus. Vege〈tius〉 im fierden bůch Cap〈itulum〉 XV. Catz. Der Quellenhinweis bezieht sich nicht auf eine Illustration, sondern auf die lateinische Beschreibung dieses Wagens im Vegetius-Text, dort als Vinea bezeichnet. Dieser Holzschnitt ist auch nicht im Vegetius-Bildatlas enthalten. Ein Zusatz im Barbarossa-Holzschnitt ist ebenfalls die Maßangabe Schůch/4 Lenge/8. Die dritte Illustration (Blatt XLIII v), hier spiegelbildlich kopiert, zeigt einen von zwei Pferden gezogenen Streitwagen, an dessen ­Rädern Sicheln angebracht sind. Auch das Pferdegeschirr besteht aus einer großen Sichel. Die Besatzung setzt sich aus fünf Kriegern zusammen: dem Wagenlenker, einem Handbüchsenschützen, einem Bogenschießer (Bogner) und zwei Spießträgern (Spießern). Als Vorlage diente die Abbildung im 10. Buch des Valturius (Blatt 162 v). Die deutsche Inschrift im Barbarossa-Holzschnitt lautet: Strit Wag [Streitwagen] Valt〈urius〉. (Jähns, S. 265, J).

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Barbarossa

C-Druck Der Barbarossa C-Druck, dessen Ausgabe Bartholomäus Grüninger, Sohn des Johannes Grüninger, besorgte, ist mit insgesamt 23 verschiedenen Holzschnitten ausgestattet, von denen fünf zusammengesetzt (zweiteilig) sind. Elf Abbildungen sind Wiederverwendungen aus dem A-Druck. Wiederholungen gibt es keine. Neu hinzu gekommen sind für diese dritte Straßburger Barbarossa-Ausgabe drei Illustrationen (Blatt XI r, XVIII v und XXII v), die ursprünglich gar nicht für einen Grüninger-Druck geschnitten waren. Sie stammen aus dem Roman Florio und Bianceffora (Giovanni Boccaccio: Il Filocolo, deutsch), den Kaspar Hochfeder1 zuerst im August 1499 in Metz gedruckt hatte. GW 4470. Exemplar: *Göttingen SUB (4° Fab. Rom. III 1579 Inc). Hochfeders beachtliche Holzschnitte gelangten von Metz nach Straßburg, denn am 7. September 1530 erschien der Roman Florio und Bianceffora in einer Straßburger Neuauflage, die der Drucker Amandus Farckal in Johannes gruningers kosten herausgebracht hatte. Exemplare: *München BSB (Rar. 2181/1); *Wolfenbüttel HAB (Lk 4° 8). Die übrigen Holzschnitte gehen auf ältere illustrierte Drucke Johannes Grüningers zurück. Drei Illustrationen stammen von den oft benutzten Holzstöcken im Prosaroman Hug Schapler (Straßburg 1500). Je ein Holzschnitt kommt bereits in Hieronymus Brunschwigs Cirurgia (Straßburg 1497), in Hans von Bühels Königstocher aus Frankreich (Straßburg 1500) und in der Livius-Übersetzung (Straßburg 1507) vor. Die Illustration auf Blatt xlv r (H3 r) stammt aus Hermann von Sachsenheims Die Mörin (Straßburg 1512, dort Blatt XLIII r 1 Emil van der Vekene: Kaspar Hochfeder. Ein europäischer Drucker des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine druckgeschichtliche Untersuchung. Baden-Baden 1974 (Bibliotheca bibliographica Aureliana, 52), Abb. Nr. 85, 74, 132. Faksimileausgabe: Ludwig Erich Schmitt und Renate Noll-Wiemann (Hg.): Florio und Bianceffora. Hildesheim 1975 (Deutsche Volksbücher in Faksimiledrucken, Reihe A, Bd. 3).

Zur Herkunft und Verwendung der Holzschnitt

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(H r). VD16 H 2448. Exemplare: *Stuttgart WLB (HB Fa 414); *Wolfenbüttel HAB (153. 5. Quodl. Fol.). Vgl. Lévy u. a.: Jean Grüninger, Tome III: 1507–1512, Strasbourg 2009, S. 336, Abb. 540: Annonce d’un tournoi organisé par le roi Tannhäuser. Drei weitere Holzschnitte fanden bereits Verwendung in folgenden Drucken: Herpin (Weis Ritter) (Straßburg 1514, dort Titelblatt, im Barbarossa Blatt VII r (B r)); der dekorative Barbarossa-Holzschnitt auf Blatt l r (Abbildung mit Spruchband und Text: Bruñ der warheit) stammt aus Gebers [Jābir ibn Hayyān] De Alchimia (Straßburg 1529, dort Blatt I r, VD16 J 1. Exemplare: *München BSB (Res. 2° Alch. 4); *Wolfenbüttel HAB (47. 1. Phys. 2°)); der kleine Genreholzschnitt (Landschaft mit Stadtansicht), Blatt XXXVII r – linke Hälfte, wurde schon in Johannes Paulis Schwanksammlung Schimpf und Ernst (Straßburg: Bartholomäus Grüninger, 1533, dort auf Blatt ­IXXXIII r – linke Hälfte) verwendet. VD16 P 938. Literatur Demmin, August: Die Kriegswaffen in ihren geschichtlichen Entwicklungen von den älteren Zeiten bis auf die Gegenwart. Encyklopädie der Waffenkunde. 2 Bde. einschließlich Ergänzungen. Leipzig/Wiesbaden 1893–96. 2. Reprint: Hildesheim 2013 (Documenta Technica, Reihe 1: Darstellungen und Quellen zur Technikgeschichte).

D-, E- und F-Drucke Im Anschluss an die drei Straßburger Barbarossa-Drucke erschienen drei Ausgaben in Frankfurt am Main. Die beiden undatierten Drucke [um 1556 und 1558] von Weigand Han enthalten zwei Illustrationen. Der Titelholzschnitt (die Krönung Florens’ zum König von England) und der Textholzschnitt (... wie Graf Emmerich den jüngsten Sohn, Reymund genannt, bei sich behält) auf Bl. A6 r stammen in sekundärer Verwendung aus den Prosaromanen Kaiser

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Barbarossa

Octavian und der Melusine. Angefertigt wurden die Abbildungen von Hans Brosamer.1 Paul Reffeler druckte den Barbarossa-Text noch einmal im Jahre 1579 für Hartmann Han, den letzten Verleger der Hanschen Offizin. Auch in dieser Ausgabe sind die 35 Textillustrationen im Barbarossa sekundär verwendet worden und entstammen verschiedenen von Brosamer illustrierten Frankfurter „Volksbuch“-Ausgaben, die bei Hermann Gülfferich und Weigand Han erschienen waren.

G- und H-Drucke Über die Herkunft der 60 Holzschnitte (mit 42 Wiederholungen) in der Kölner Barbarossa-Ausgabe aus dem Jahre 1601, gedruckt von Heinrich Nettessem, ist nichts bekannt. Auf jeden Fall sind elf Illus­ trationen Wiederverwendungen aus dem Frankfurter Druck von 1579. Die letzte Barbarossa-Ausgabe in der Bearbeitung von Johannes Adelphus Muling erschien 1629, wiederum in Straßburg, bei Marx von der Heyden. Die 31 Abbildungen (mit 23 Wiederholungen) enthalten Motive, die zum Teil aus den Drucken Frankfurt 1579 und Köln 1601 übernommen wurden. Vielleicht stammen sie von dem Straßburger Drucker und Künstler Jakob von der Heyden († 1636).

1 Bodo Gotzkowsky: Die Buchholzschnitte Hans Brosamers zu den Frankfurter „Volksbuch“-Ausgaben und ihre Wiederverwendungen. Baden-Baden 2002 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 361), zu Barbarossa S. 253–256.

Glossar Zur Erstellung des Glossars für die drei Textbände wurden folgende Nachschlagewerke herangezogen:  Christa Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Lexik aus Dichtung und Fachliteratur des Frühneuhochdeutschen. Tübingen 1996. Alfred Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar. 7. Aufl. Berlin 1967. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch im Internet. Universität Trier in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin. Charles Schmidt: Historisches Wörterbuch der elsässischen Mundart. Mit besonderer Berücksichtigung der Früh-Neuhochdeutschen Periode. Straßburg 1901. Erich Pertsch (Bearb.): Langenscheidts Hand­ wörterbuch Lateinisch–Deutsch auf der Grundlage der von Menge-Güthling erweiterten Neuausgabe, Berlin/München 1983. ab von abbrechen verkürzen, verweigern, wegnehmen abbruch Enthaltsamkeit, Verlust, Schaden aber sondern, abermals, nochmals abfallen  vom Thema abgekommen, verfallen, sterben, geschädigt werden, zugrunde gehen, verderben, vernachlässigen; vertrocknen, Ficino: siccat; Einsturz, Empörung körperlicher Verfall, Ficino: corruptione abfallung stirbt abga(d)t abgang Mangel, Tod, Niedergang, Verfall gestorben, starb abgangen (abgieng) verdaut abgedawet abfeuern abgeen abgeleit gebüßt, Caoursin: luisse gelöscht abgelst verloren abgenommen überredet abgeret abgescheiden losgelöst, getrennt, Caoursin: separate verweigern ab(ge)schlagen glatt abgeschlüffen abgeschossen zerschossen

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Glossar

abgesigt besiegt abgethon weggenommen, entfernt, abgeschafft, entkräftet abgewesen los gewesen abgeworffen empört abgewynnen wegnehmen abgezogen ausgezogen, geschädigt abglaube Irrglaube abgon weggehen, sterben abhauwen fällen abhin hinab abkratzen auslöschen, Caoursin: obliterabit abkriegen erobern abladen entlasten ablassen die Segel hissen ablassung Unterlassung, Aufgabe ablegung Entleerung ableügnig widersprechend, abstreitend ableugnen verleugnen ablsung lösen der Taue abmercken vermuten, bemerken abmessen ermessen abnemen erschlaffen, entkräften, erkennen abred Vereinbarung abscheid Abmarsch, Caoursin: discessu; Vereinbarung abziehen abschlahen abschnydt verkürzt, auslässt einstellen, abschaffen abstel(l)en Verzicht abston Herabkunft abstygung beseitigen abthůn abtilgen (abtilcken), abtilger vernichten, vergeben, Vernichter, auslöschen Entschädigung abtrag abtragen fernhalten, abwehren, büßen Fahnenflucht abtrinnikeit abtrybung (abtreibung), abtreiben Vertreibung, vertreiben abweichend, abwegig abweg entfernen, zerstören, sich empören abwerffen Bäder abweschung abwesen abwesend, Abwesenheit abwischen (abweschen) auslöschen, beseitigen; verdünnen, Ficino: diluat

Glossar abziehen (abzühen) achßlen acht achten achtung acker fert, acker gieng adel adelicheit adversarien ächter sch agrisch albe alchoranus allermeist all zůmal (alzemal) als als bald als lang alsus (also) alten alter altvatter alweg ambasiat am ersten anbringen ander anderley anders anderwerb (anderwert) ane anefang anefenger anfahen (anfacht) anfallen anfechten anfechtung

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ablegen, entziehen; sich häuten, Ficino: exuere; wegnehmen Schultern Aufmerksamkeit, beachtet glauben, annehmen, erwägen, schätzen, ­betrachten, beurteilen, vermuten, erachten, meinen Beachtung pflügt, bestellte das Feld Anständigkeit Edelmut, Caoursin: generositatem Gegner Geächteter, Verfolgter Asche (?) Bergweide, Alm Koran hauptsächlich, besonders allesamt wie, da, weil plötzlich solange folgendermaßen altern, alt werden Altar Vorfahr immer Botschafter, Gesandter zuerst vorbringen, Forderung zweite anderes besonders wenn, sonst, andernfalls zum zweiten Mal außer, ausgenommen Eingang Stifter anfangen überfallen angreifen, überfallen Nachstellung

230 anfenger anfüß angandt angangen (angehebt) angebung, angeben angefangen angefochten angehefft angehrig angeleit angenommen angeschickt angeschlagen angeschriben angesehen angesicht angesipt angestelt angethon angewinnen angewonnen angezelt angezeugt angezgt angezogen angezündet angon angryffen angstbar, angstbarkeit angsten anhab anhaben anhangen anhangend anheimß (anheims) anhelffen anhengig anhengig machen anhieng

Glossar Urheber, Gründer Amboss anfangt angefangen Anregung, Empfehlung, Hinweis, empfehlen gefangen genommen bekümmert angebunden zugehörig gekleidet heuchlerisch, gefangen genommen angeordnet, gerüstet geplant, beschlossen, beabsichtigt; beschäftigt, Caoursin: destinans aufgeschrieben berücksichtigt, berufen, angeordnet, in Anbetracht Anblick verwandt eingestellt gekleidet, ausgestattet wegnehmen, abnehmen, erobern, siegen abgewonnen aufgezählt offenbart abgebildet eingeatmet, Ficino: spiratum angestiftet anfangen, unternehmen versuchen ängstlich, Ängstlichkeit, Angst verängstigten Anfang besitzen Bedingung, sich widmen anhänglich, herunterhängend nach Hause, zu Hause aufbringen anhängig, verbündet als Anhang bringen sich widmete

Glossar

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anhin hin anhog Abhang anhüt heute ankeren anwenden ankom(m)en antreffen, erreichen anlangen gerichtlich belangen anlauff Angriff anlegen antun anligen anhängen, widmen anligend betreffend anlüff Anstürme anmütig angenehm anmütikeit Zuneigung anmütung Vorschlag annemen vornehmen annemung die Adern anritzen anreitzen (anreissen) reizen anreitzend aufreizend anreitzung Ansporn; Aufforderung, Caoursin: invitatione anrůrt berührt, erreicht anschauwung Anblick anschicken in Angriff nehmen anschlag(en) (anschlege) Vorhaben, Absicht, Kriegspläne, Plan, planen, vorschlagen erfindungsreich anschlegig anschlůg empfand, erkannte, Caoursin: concipit anlegten anschlůgen ansichtig deutlich ansprach Anspruch, Forderung beanspruchen, Caoursin: repetere ansprechen festlegen, einstellen anstellen anstsser Nachbar, Caoursin: vicinis anstehen, auslassen anston Grenze, Grenzgebiete, Angriffe, Anfechtungen anstoß (anstß) angrenzen anstossen liturgische Bücher antiphonaria betreffen, anordnen antreffen Stufe antrit antweder entweder Vertreter anwalt Unterweisung anweisung

232 anwesen anwiser (anwyser) anzeigung anzeügung (anzeugung) anziehen anzgung, anzgen anzug apellation apparat arbeitselig arguwieren armadt (armade) armiert arß artickel (artikel) artzneien ascendente aspect atlaß atrebatisch attrebatische diecher auctoriteten auffung augbrage augst auree aurora auß gestrichen außteilung außwendig baartůch bajulivi (balyv, balyff)

Glossar Gegenwart Unterweiser, Lehrer Führung, Vorzeichen, Auskunft Nachricht, Nachweis, Beweis Anschuldigung Anzeichen, anzeigen, beweisen Verlockung, Verführung, Reiz Berufung Heer, Kriegsgeräte mühsam, beschwerlich folgern, begründen Armada, Flotte bewaffnet, ausgerüstet Gesäß Vertragspunkt, Klagepunkt kurieren, medizinisch behandeln Aufstieg Anblick Atlas (Stoff) aus Atrebas (Artois) Tücher der Atrebates, einem kelt. Volk in Gallia Belgica, dem heutigen Artois Autoritäten Erhebung Augenbraue August golden morgens angemalt, geschminkt Ausdehnung äußerlich

weißes päpstl. Gewand Bailli, Amtsträger des Ordens (lat. baiulivus), Caoursin: balivus Gefüge, Körperbau, Caoursin: compages; band ­Kirchenbann, Fessel empfahl band yn banier (banyr, banyer, paner) Fahne, Panier, Banner Rüstung, Brustpanzer bantzer barbarisch (barbar), barbarer ausländisch, fremd, Fremder

Glossar

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barcke (parck) Lastschiff (lat. parendaria) basilisc Basilisk (Fabeltier) baß gut bassest (bast) am besten batte (Inf. beiten) wartete, zögerte bausunne Posaune bauwer Erbauer bauwleut Bauern, Caoursin: colonis bauwung Bestellung baycken Handpauken, Caoursin: timpanorū bearbeitet abarbeitet, abmüht bebste (bpst) Päpste bech Pech bedaucht (beducht, bedunckt, beduncken) schien, scheint, schienen, scheinen bedencken erdenken bedeüt beschrieben bedeütend darstellend bedrunge bedrängte beduncken Meinung beduren bedauern, gereuen befalhe empfahl befeichten (befüchtigen) befeuchten befelch (bevelch, befellich, bepfelh) Befehl anvertrauen befilhen empfinden, wahrnehmen, finden, herausfinden, befinden (befynden) bemerken, folgern lasterhaft, Caoursin: polluti befleckt Beschmutzung, Caoursin: polutione befleckung erfahren befunden belohnen, beschenken begaben ausgestattet begabt bestattet begangen begegen entgegentreten ereignen, zustehen begegnen (begeben) Festlichkeit begengknüß Wunsch, Forderung, Caoursin: postulatione beger aufsuchen, bitten, fordern begeren begird Gier begossen ermuntert, ermutigt, Caoursin: hortatur; ­beschenkt, überschüttet, Caoursin: afficitur

234 begreiffung begrif begriffen

Glossar

Darstellung Umfang ergriffen, begrenzt, umgeben, festgenommen, zusammengefasst begryffen (begriffen) beschreiben, darlegen begürtet gerüstet begund begann behalten bewahren, erhalten, schützen, beschützen, ­aufbewahren, gefangen halten behalter Erhalter, Bewahrer behaltnüß Erhaltung, Gewahrsam, Haft behaltung Erhaltung, Bewahrung, Fürsorge, Rettung, Gewahrsam; Bewachung, Arrest, Caoursin: custodia behpt (behabt) behalten, behauptet behaupter Erhalter beheltnüß Schrein, Caoursin: penetralibus; Behälter behend plötzlich, geschickt, erfahren, schlau, schnell behendikeit Verschlagenheit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Betrug beherrig ausdauernd behilff Hilfstruppe behobelt geglättet behůlten bewahrten, gewannen Knochen beine beisyts (bei seits) auf beiden Seiten beiten (beyten) warten bejotzen (bejatzen) bejahen, beipflichten, zugeben bearbeitet, ausgelegt bekert verkleidet bekleidet begegnen bekommen bekratzen massieren, reiben Verkürzer bekürtzer geschwächt, erschöpft, in Sorge, gefährdet bekummert unterdrückt, belastet beladen Müdigkeit, Ficino: defatigatio beladung belagerte belag baldigst beldist belegern belagern, lagern Belagerung belegernüß beleidigen (beleydigen) bekämpfen, misshandeln, belästigen, bedrängen

Glossar beliben bemelt benant benedyen benempt beniegen (biniegen) bensel benügen bequemlich bequemlicheit bered(t)en bereit(en), bereitung

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geblieben erwähnt genannt segnen benannt sich begnügen, sich zufrieden geben Pinsel Vergnügen passend, bekömmlich, verträglich Gelegenheit überreden zubereiten, einlegen, würzen, Zubereitung, abfassen, verfertigen, rüsten, geschaffen, ­vorbereiten, geplant, Vorbereitung bereitschafft Linderungsmittel, Ficino: condimentum berenneten berannten beret überredet bereuchen beräuchern berieffen berufen beriemen prahlen beriempt gerühmt berlin Perle berüffung Anregung, Reizung, Ficino: provocationibus berrt genannt, erwähnt zu Hilfe rufen berůffen besachen sich versorgen Aussage besagen besetzte besaß beschaffen erschaffen prüfen beschauwen beschehen (beschicht) geschehen, geschieht berichten, Bescheid geben, anordnen, befehlen, bescheiden bestellen Wissen, Einsicht bescheidenheit Intrige, Wissen, Verstand bescheidikeit Abmachung bescheidt bescherung Fügung beschickt bestellt, geholt beschirmpt (beschirmung)  verteidigt, Schutz beschliessen (beschlüssen) verschließen, folgern, schließen, umschließen bewachten beschlosen

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Glossar

beschlyeßen zusammenfassen beschniden beschneiden beschrigen beschreien beschwar Beschwerde beschwerde Schwierigkeit, Mühe beschyd (beschid) schlau, verschmitzt, verschlagen, listig beschydikeit Klugheit besehen besichtigen beseigen befeuchten besichert sichert besorgen pflegen, versorgen, sich sorgen bespreiten bestreuen besprengen bestreuen bestten (besteten, bestäten), bestettung bestätigen, kräftigen, stärken, Bestätigung bestäten bestatten bestelt angestellt, berufen bestreichen befeuchten, einreiben bestreichung Salbe auftragen bestrickung Überlistung bestryter Eroberer bestrytung (bestreitung) Bestürmung, Angriff, Belagerung besůchung Aufenthalt besunder gesondert, einzeln, besonders erbaten beten betlin Kissen, Polster, Caoursin: lecristernio beachten betrachten betrachtung Übereinkunft betragen sich begnügen mit betratten ergriffen betrieben (betrüeben) beunruhigen, ängstigen, verwirren, vernichten, angreifen Aufregungen, Ficino: perturbationibus betrübungen bitten betten beucken, beucke die Pauken schlagen, Pauke bietet beutet beuw Gebäude beuwerisch bäurisch bevestigen (bevestiget), bevestigung kräftigen, bekräftig, bestätigt, ­Bestätigung bewehrt bewart

Glossar bewarten bewarung bewegnüß bewegt bewegung bewenden bewerdt bewer(e)n, bewerung bewerer bewis(s)en bewysen bey beyssen beywonung bezeichnen (bezeichen) bezeichnet bezeichnüß bezeucht bezeuchung bezeugen bezeugnüß beziehen bezgen bezügen bezügung bezwungen bicht bidmung bigyrd bilden bildung bilger billich billicheit birret biß biß zeuchen blasen

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beachten Erhaltung Erwägung erwägt, erregt Erregung, Aufregung wenden bewährt, bewiesen beweisen, erproben, Beweis, Bestätigung Prüfer erwiesen kundtun, zeigen ungefähr, fast Beizjagd, mit Falken jagen Umgang anzeigen, angeben versiegelt, Caoursin: obsignat; ausgezeichnet Beschreibung gekennzeichnet Bezeichnung, Bedeutung als Zeugen anrufen, Caoursin: testor Beweis, Caoursin: testimonio Beschuldigung bezeugen erzeigen Zeugnis gezwungen Beichte Beben Wunsch Bilder, Bildnisse; Skulpturen, Statuen, Caoursin: sculpturis Bildnis, Abbildung Pilger rechtmäßig, gerecht, mit Recht, entsprechend, angemessen Recht, Rechtmäßigkeit, Gleichheit, Caoursin: equitate Barett sei Bisszeichen atmen

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Glossar

blaßtbelg Dudelsack blatern Blattern, Ausschlag blatten Schüsseln, Speiseplatten blecken blicken lassen bled (bleid) kraftlos, schwach bledikeit (bldikeit, bleidikeit, bldikeit) Schwäche, Gebrechlichkeit, Lähmung, Caoursin: imbecilitas, debilitas bleiblich (bleiplich) dauerhaft blinderen plündern blßlich plötzlich blßt zeigt blos (bloß) blank, unbedeckt bloßheit Nacktheit, Blöße blůme Blüte blunderen plündern blůst Blüte blůtlauffig durchblutet blůt stig Blutstich blůt würm Blutegel bochen plündern bler Böller, Mörser bse (bß, bßlich) schädlich, unangenehm, schlecht, unflätig, schmutzig, schlimm, übel bolos Bällchen Übel; Verworfenheit, Caoursin: pravitatem boßheit Mast boum boumgarten (baumgarten) Obstgarten brachmonat (brochmonat) Juni Pracht bracht stellte wieder her bracht … wider uff bracht … zů handen in Besitz brachte gebracht braht gebrauchen; genießen, erfreuen, Caoursin: frui brauchen Brautkämmerer brautkmmer pflücken, Mangel, verderben (vom Wein) brechen Verletzer, Caoursin: violator brecher brächte brecht Bruch, Caoursin: infractio brechung verbrennen brennen Brandstifter brenner brinnend brennend, glühend

Glossar brit britsche brochen brosam bruchen bruck brüch brüchlich brüederkind brüge (briege) brünstig brütling brunst brun wasser brygantin brynnend bryß bůbe bůberei buch bbin büchplaster büchße (bichße) büchßenmeister bühel (pühel) büntstet bürg büschel büt(e), büten büwman bulver bundt buntschůh burge burgschafft burisch bůßwertikeit busunne (busonne) buwten

Brett ein Brett im Fluss für die Wäscherinnen (Ch. Schmidt: Hist. Wörterbuch der elsäss. Mundart (1901), S. 54) gebrochen Brotkrume einnehmen, gebrauchen, anwenden Bühne, Tribüne Bräuche, Anwendungen zerbrechlich Neffe Brühe, Saft feurig Bräutigam Hitze Quellwasser Brigantine, Brigg, zweimastiges Segelschiff funkelnd Preis Schurke Schurkerei Bauch, Därme, Eingeweide Schurkin, Dirne Bauchpflaster Kanone Geschützmeister Hügel Bündnisstädte Berge Bündel Beute, erbeuten Bauer Schießpulver Bündnis geschnürter Bauernschuh Bürge Bürgschaft bäuerlich Buße Posaune bauten

239

240

Glossar

bvestigen byckel bydmen bylden byldes wyß byschlaffung byten bywesen bywonen bywoner bywonung

stärken Spitzhacke Beben Gemälde bildmäßig Beischlaf erbeuten Anwesenheit Zusammenwohnen Nachbar Nähe

camer camin capitaner capitel cappe cappellon (caplon) capse castel celebriter censaur christmonat christner chur cicada cirkel cithar cittieren clause cleinott cometer comment complexion componiert conclusio concordieren concordy condida confirmieren conspiratio

Schatzkammer Gemach, Kammer Hauptmann, Kapitän Kirchenstift Kappe, Kapuze Kaplan Kapsel, Reliquienkästchen, Caoursin: capsulam Burgen feierlich Zensur Dezember christlicher Wahl Zikade Kreis, Kugel Zither vorladen Engpass Kleinod Ordensritter Kommentar, Auslegung Aussehen verfasst, Ficino: composui Beschluss vereinbaren, sich einigen Vertrag eingemacht, eingelegt bestätigen Verschwörung

Glossar

241

constitution contemplieren content contrarien coppeln corpus corrector crützer cura curation

Verfassung betrachten zufrieden Gegensätze, Widersprüche zusammenbinden Band Kritiker Kreuzritter Verwaltung, Aufsicht Heilung

dan(n) dannenthr dannocht (dennacht) darab darfest dargeben dargesetzt dargestelt darheben darlegen dartrůgen darußbringen darwerffen das gen (gin) daub daucht dechan decke decken decklache

als daher dennoch darüber wagst, Caoursin: audes entgegenstellen, Caoursin: obicere; abtragen unterworfen, Caoursin: submisit entgegengestellt erheben erwägen auftrugen erlangen vor die Füße werfen dasjenige taub schien Dekan Vorhänge, Tücher bemänteln gezierter Brustschmuck bei Pferden, Caoursin: phaleris Verordnung, Beschluss päpstlicher Erlass Tänze derjenigen Trockenheit dessen desto erdichten oft, häufig

decret decretal dentz der gynen derrung des dester dichten dick

242 dick, dicke dickern mal die gynen diener dienerin dienstparkeit dignitet ding dispensatz disputieren dissolution distantie distil(l)ation

Glossar

dick, dicht, Dichte, Ficino: densus oft, häufig diejenigen Priester, Ficino: sacerdotes Schülerin, Caoursin: discipulam Unterwerfung, Knechtschaft Würde Körper, Ficino: corpus; Exkremente, Ficino: excrementis Befreiung argumentieren Auflösung Entfernung Schwitzen, Schleim, Schnupfen, Ficino: ­destillatio dobey ungefähr dobry (?), Caoursin: totum campum adiacentem ruinam vallum et fossam … dochterman (tochterman) Schwiegersohn dglich tauglich, tüchtig, Caoursin: clarus drecht (drlich) töricht drfftig bedürftig duwen verdauen dolde Gipfel Tollheit dolheit stumpfsinnig, träg dol(l) dolmetsch (tolmtsch), dolmetschen Übersetzer, übersetzen Donnerblitz donder blytz Donnerstag dornstag trocken dorr wagte, wagten, darf dorst (drsten, durst) Drache dracke dragen tragen Getränk dranck (drencke) drauwung (dreuwung) Drohung treten dretten dritman Schlichter getroffen droffen Trossknecht drosser trocken drucken Trockenheit drucknung

Glossar

243

drü drei drumme Trommel druncken betrunken drunckenheit Trunksucht, Caoursin: vinolentiam dryling (dreyling) Dreiruderer, Triere, Trireme, Caoursin: triremes důch Tuch ducht schien duck Tücke, Hinterhältigkeit dürchgond aufheitern, Ficino: serenant dürstig waghalsig, keck duncken tauchen dun(c)kele Dunkelheit, Caoursin: obtusitas; verdunkelt, trüb dupel doppelt durchechter, durchechten, durchechtung Verfolger, verfolgen, Verfolgung durchgründen ergründen durchlauff Durchfall durchleucht erlaucht durchleuchtig glänzend, klar durchlücht erleuchtet durchrennen durchbohren durchschiessen durchbohren durchschynend durchsichtig durchsicht sieht hindurch, nimmt wahr durchsichtig (durchsichtiklich) offenbar, offensichtlich, deutlich, klar verfolgen durechten Turm durn (thurn) dyacke Diakon flach dynn eclypsis Sonnenfinsternis eesteur Mitgift, Aussteuer, Caoursin: dotale Blutegel eglen eigen(t)lich (eygenlich) zutreffend, genau, ausführlich, ausdrücklich Beschaffenheit eigen(t)schafft elf eilff einfal Einsturz einfallen herrühren einfaltig, einfaltigkeit einfach, Einfachheit Übereinstimmung einhellikeit einhielt besetzt hielt einich (einicherlei, eynicherley) irgendein

244 einig einigkeit einist (einest) einde eins eins mals eintweder einung einwillikeit elector ellend embrt empfahen empflyhen (empflohen) empsig empsikeit empter encker endblßen endcrist end(e)(en) endecken endeckung enderung enpfund entbesten entbindung entblßen entbor entdecken entfliegung entgelten enthalten entheben enthůlt entledigen entledigung entlich

Glossar einzig Einheit, Ficino: unitate einmal Einsamkeit, Ficino: solitudinem einstmals gleichzeitig entweder Einigung Eintracht, Einigkeit Wahlherr Verbannung, Exil, verbannt gemeutert empfangen entfliehen, entflohen beständig, häufig, heftig, eng Häufigkeit, Caoursin: frequentia Ämter Anker ausplündern Antichrist Ort, Platz, Gegend, Grenze, Stelle enthüllen, offenbaren Aufdeckung Verschiedenheit erfuhr, empfing entästen Erschlaffung, Schwäche, Losbindung, Absolution ziehen, plündern, ausrauben empor entblößen, aufdecken Entweichen, Verdunstung büßen unterstützen, verhindern, sich verbergen, sich aufhalten, erhalten, verschont, abhalten, hindern, fernhalten, retten erleichtern, retten aufhielt auflösen Auflösung, Ficino: resolutione; Befreiung, ­Zerstreuung endgültig, auf Dauer, zuletzt, tüchtig

Glossar

245

entnommen genommen entpfahen (entpho(h)en) empfangen, aufnehmen entpfahen atmen, einatmen, Ficino: spiremus entpfahung Empfang entpfand empfing entpfangen entstehen, empfangen entpfengnüß Empfang entpfintlicheit Tastsinn, Gefühl entpfremdt trennt, wegruft, Ficino: revocatus entragen forttragen entsasse schauderte, sich entsetzte entschlagen aufgelöst entschliessen erklären entschloß öffnete entschütten befreien entsessen gefürchtet entsetzen (entsitzen) fürchten, ergeben entsetzt enteignet, beraubt, getäuscht, abgesetzt entspringen ausbrechen, hervorbrechen, Ficino: erumpunt entuneren entehren, entweihen entweren entwenden, berauben entziehung Entfremdung entzuckt entrissen entzühen stehlen Widmungsbrief epistel Äbtissin eptissin eralten altern erbrmbd Erbarmen erben beerben erber ehrbar erberkeit Ehrbarkeit Erbfolge erbfal erbeben erbidmen erbietung Angebot trüb werden, verdunkeln erblenden geboren erboren angeboten erbotten erbutten erboten erbydemen (erbidmen) (er)beben, zittern erdbydem (erdpidmen, erdbydmen) Erdbeben nachdenken erdencken

246 erdfal erdycht ere eren erfaren erfarnüß erfarung erfert erfinden erfinder erfolgung erfordern erfragen erfüllen erfunden ergeistet ergetzen ergetzlicheit erglesten ergtzlikeiten ergriff erhaben erheischen erhencken erhept erhbung erhcht erhren erholen erin (rin) erjüngen erkant erkent erknist erknütschen erkobern, erkoberung erkückt erlasch erlaubung (erlaub) erledigen

Glossar Erdrutsch erdichtet Erz pflügen, ackern bedrohen Erforschung, Untersuchung, Erfahrung, Beweis Untersuchung erschrocken meinen, folgern, finden Pflanzer, Ficino: sator Verfolgung befehlen ausfragen füllen, verstopfen gefunden, befunden, entdeckt besinnungslos, Caoursin: attonitus stärken, vergessen machen, erfrischen, ­entschädigen Entschädigung, Erholung erglänzen Erholungen erreichte wirksam, erfolgreich erfordern hängen erhoben Erhöhung erhöht hören, erfahren erlangen, erreichen, zurückholen ehern, aus Erz verjüngen bekannt anerkannt zerstört zerdrücken, Caoursin: allidentur erobern, Eroberung erwacht, wird lebendig erlosch Erlaubnis befreien

Glossar

247

erlegen ermüdet erleichten (erlüchten) erhellen, erleuchten erlengern, erlengerung verlängern, Verlängerung erleuchtern (erlüchtern) erleichtern erleyden (erliden, erlyden) vertragen, ertragen erlich ehrenhaft, geziemend, ehrbar erlichen verehren erligen hinsiechen, Caoursin: tabescens erlßen (erlesen) befreien, erlösen erlüfften erfrischen erlüstigen sich ergötzen, erfreuen erlyt erliegt ermessen vermessen ermorten ermordeten ern Ernte erneren (ernren) ernähren ernider nieder ernieten unterziehen, beschäftigen ernsthaffti(g)keit Strenge, Ernst ernstlich ernsthaft ernüwern erneuern erßet (alem.) erschöpft, arm gemacht erredt (errethen) errettet, erretten erschelen ertönen, erschallen ausreichen, nützen erschiessen geplagt, niedergeschlagen, bestürzt, erschüttert erschlagen erschüttert, erschlägt erschlecht schreckhaft erschrockenlich erbeben erschutten ersehen wahrnehmen, erkennen, erblicken erfrischen ersettigen erstecken ersticken sich verhärten, erstarren erstcken erstickt erstckt (erstückt) erstckung Erstickung erstren zerstören auferstehen erston erstopfft stumpfsinnig, Ficino: stolidos Verlängerer, verlängern erstrecker, erstrecken suchen, untersuchen, erforschen ersu(ů)chen urteilen erteilen

248 erteuben (ertuben) ertdten ertrachtung ertragen ertrencken ertretten ertrich ertzny erwschen erwegen erwelung erwenden erweren erwerffen erwert erwiderung erworffen erwürdigung erwunden erwunnen erzalung erzeugen erzogen erzücht (erzeücht) esche (sche) essiget ethmen etlicher maß (moß) etwan(n) (etwo)

Glossar

etwan lang ewangelier exemplar eyde eygne eygentschafft eytel

betäuben, langweilen töten Ratschlag beweisen, ausgeben, tragen überschwemmen, überfluten zertreten Erdreich, Erde Arznei gewaschen bewegen Auswahl, Wahl erweisen widerstehen steinigen erwehrt gewehrt Wiederholung erschlagen Verehrung abgewehrt gewonnen Aufzählung zeigen entzogen erzeugt Asche sauer wie Essig, nach Essig schmeckend atmen gewissermaßen, ziemlich, manchmal etwa, vielleicht, manchmal, irgendein, damals, früher, einst, irgendwann, bisweilen, vorher, einstmals, ziemlich, endlich eine Weile Kirchendiener Beispiel Eidam, Schwiegersohn einzige Bedingung lauter, unnütz, nichtig

facht fahen (vahen)

focht fangen

Glossar fal fallen fallende siechtage fallend sucht falsch

249

Unglücksfall abfallen Epilepsie, Ficino: comitiali morbo Fallsucht, Epilepsie Falschheit, Betrug; gefälscht, unecht, Caoursin: apocrife fantasei (fantasi, fantasy) Phantasie farb halten bei der Farbe bleiben fart Pilgerfahrt fasse(n) Gefäß, Fässer fassen auffangen, ergreifen faßen versammeln fast (vast) sehr faste heftig feber Fieber fecibus Unreinheiten, Verunreinigungen feder Schreibfeder feil käuflich fel Fälle feldgeschrey Schlachtgeschrei felschen entstellen fenix Phoenix fer(r) weit, fern festen befestigen Festigkeit festigung Standhaftigkeit festmtikeit Wohlbeleibtheit, Caoursin: obesitas fette Verfettung fettigung feürpfyl Feuerpfeil feür stossen Feuer legen, in Brand stecken feyren (fyeren, feuren, fyren) ruhen feindlich, Feinde, Caoursin: infensissimi figend Feindschaft figentschafft Bild, Holzschnitt, Abbildung figur bilden, gestalten figurieren Feind find (fient) finder Erfinder finstere Augenschwäche, Augentrübung bekräftigt firmiert vorjährig firn Staatskasse fiscal

250

Glossar

flehnen bitten fleiß (fleyß, flyß) Anstrengung, Sorgfalt, Eifer, Ehrgeiz fleissen sich bemühen fleissig (fleißlich, fleyssig) genau, sorgfältig, gewissenhaft, vorsorglich, achtsam, sorgsam, inständig fleissiklichen aufmerksam fleußt fließt fliehen (flyhen, flühen) meiden, vermeiden, flehen fliessen treiben fliete Aderlasseisen flhen flehen floren Florin, Gulden flücht flieht flhen Fliehen, Flucht flüssen wogen, Ficino: fluctus; Flüssigkeiten, Ficino: destillationibus fluhen flohen fluß Katarrh, Schleimhautentzündung, Schnupfen fluß des hauptes Kopfneuralgie flussen flossen flyegend fliehend foment Besänftigung, Wärmeumschlag forderen vorigen, früheren forderung Unterstützung schicklich, passend formklich frauwen Dirnen, Huren, Ficino: meretriciis; freuen Bordelle, Caoursin: prostibula frawen heuser sichern freien freind Freund fressig gefräßig rühmen, Caoursin: gloriamur freuwen schmeicheln sich, Caoursin: blandiuntur freuwen sich rücksichtslos frevel mutwillig, vermessen, frevelhaft; frevelich (frevlichen) leichtfertig, unbesonnen, Caoursin: temere Unbesonnenheit, Leichtsinn, Caoursin: frevelkeit ­temeritas; Starrsinn, Beharrlichkeit, Caoursin: pertinatia; Übermut, Vermessenheit Vermessenheit, Tollkühnheit, Ficino: ferocitatem frevenlicheit erfreuen frewen freydig (freidig), freydikeit  kühn, Kühnheit, entschlossen

Glossar freyhoff freysam fristung, fristen frd (frwen) fromkeit fronspür frümal früntlichister frumkeit frummen (frommen) frunde fry fryung (fryheit) fücht (feüht) fgen füglich (fůglich, fieglich) fü(e)glicheit fül (fülen, fulen), füle füllerei (füllery) füllery für fürbehalten fürbündig (fürbindig) fürch (fürten) fürderung brieff füre (feüre) fürgang fürgangen fürgebend fürgehebt fürgelegt fürgenommen fürgestossen fürgieng fürgond fürhalten fürhanden fürheben fürhin fürig

251

Friedhof gewaltsam, wild, auch: mutig Rettung, retten Freude, freuen Redlichkeit (?) Frühstück nächster Verwandter Tüchtigkeit Nutzen, nützen Freunde frei Zufluchtsort, Caoursin: asilum flüssig, Ficino: humidioribus; feucht, nass verfügen, passen günstig, passend, rechtmäßig, tauglich, geeignet Möglichkeit, Vorteil faul, faulen, unverdaut, Fäulnis Trunkenheit, Ficino: ebrietas; Verstopfung Völlerei; Überladung des Magens, Ficino: ­cruditatem; Übelkeit, Ficino: nauseam vor vorigen, früheren wichtig, ausgezeichnet Furchen Förderungsschreiben Feuer Vorrang geschehen, in Erfüllung gegangen, übergangen vorstellend, darstellend zuvor gehabt vorgeschlagen, aufgestellt ausgewählt, vorgenommen vorstehend voranging vorangehend vorschlagen zur Hand vorschlagen, vorwerfen, bevorzugen zukünftig feurig

252 fürkommen

Glossar

ausfindig gemacht, Caoursin: reperit; ­zuvorkommen, vorwärtskommen fürkummen zuvorkommen, vermeiden fürkummung Überraschung fürlon Fuhrlohn fürnemen Verbrechen, Caoursin: facinus fürnemmen Vorhaben fürohyn (füroan) weiterhin, in Zukunft fürpreysen loben fürsatz Vorsatz, Vorhaben, Absicht fürschicken vertreiben fürschub Hilfeleistung fürsehen vorsorgen fürsehung Vorsicht, Voraussicht fürsetzen vorziehen fürsichtig klug, umsichtig, vorsichtig fürsichti(g)keit (fursichtikeit) Klugheit, Vorsicht, Vorsehung; Voraussicht, Fürsorge, Caoursin: providencie; Schlauheit, List, Caoursin: solertiarem fürslag Anschlag, List fürsprech Unterhändler, Vermittler, Übersetzer fürtrettung Vermittlung, Caoursin: intercessione fürtrucken Unterdrückung fürwas vorstand vorbringen fürwenden Feuerwerk fürwerck Verwalter, Stellvertreter fürweser vorüberziehen fürziehen fürzug Vorhut Recht fůg Fäulnis, Erstarrung, Betäubung, Faulheit fůlheit (fulung) Einfall, Idee fund fanden funden furbasser (fürbasser) fortan, vorwärts, weiter vorbeigehend furgond vorsichtig fursehenlich kleines schnelles Spähschiff (ital. fusta) fuste Vieh fych (fiech, fyhe) fyerde weiter fygend (feyent) Feind fygle Feile

Glossar

253

gab(e) (gob) Geschenk gach eilig gäh steil gh plötzlich gahen eilen gal(l)een (galea) Galeeren, große Ruderschiffe galin ein Schiff gan gönnt gangen ergangen gar ganz gar bald gänzlich gar bey (gar by) sogar, fast gar nichten gar nicht gar schier fast ganz gastgeben Gastgeber gastung Verpflegung gauckelteding Gaukelspiel geacht beurteilt, angesehen, beachtet gebachen gebacken gebeit geröstet, Ficino: adustum geben begeben gebessert verbessert, Ficino: emendari gebocht berufen gebogen gebeugt Regel, Verordnung, Bekanntmachung, Angebot gebot(t) geröstet gebrant Kult, Verehrung, Caoursin: cultui gebrauch gebrechen (gebrest, gebrust, gebrycht) Mangel, mangelt, fehlen gebraten gebregelt gefehlt gebrost gebruch Tätigkeit, Verrichtung, Ficino: actione gebrauchen gebrüchen gebärt gebüret gebüt(t)en verordnen, gebieten, befehlen Gedanken, Sinn gedanck gedawt (gedewt) verdaut Erdichtung gedecht gedechtnüß (gedechtniß) Erinnerung, Gedanke, Andenken, Gedächtnis erinnern, bedenken, erwägen gedencken Erdichtung, Geschichte, verfasst, Schriftwerk; gedicht Bericht, Caoursin: editionem

254

Glossar

gedichtet verfasst, veröffentlicht, Caoursin: edite geding Bedingung gedocht erdacht gedrenckt bedrängt gedünnert verdünnt gedürstig tollkühn, verwegen, mutig, wagemutig, kühn geduncket getunkt gefallen die Fronten gewechselt, übergelaufen gefassen fassen gefencknüß Bewachung, Haft, Gefangennahme geferd (geverd, geferde) gefährlich, feindselig geferlikeit Gefahr gefeüret gefeiert geflehnet gefüllt, vorrätig geflissen (geflüßen) beflissen, sorgsam, eifrig geflyssenheit Anstrengung geformiert gebildet, gestaltet gefryet befreit gegen (alem.) Landschaft, Gegend gegenwertig (gegenwürtig) nahestehend, anwesend gegenwerti(g)keit Anwesenheit, Caoursin: assistentia; Gegenwart gegenwürtig sofortig, anwesend geh jäh, plötzlich gehaben haben Gewahrsam, Gewalt gehalt angesehen, betrachtet, angebetet gehalten verhandelt gehandelt gepanzert geharnascht verhasst, feindlich gehaß angehäuft gehauffet gehebt gehoben verbunden gehefft aufgeschlagen gehefftet vertraut, heimisch geheim Befehl geheiß geheling (geh) plötzlich, jäh beherzt, ungestüm gehertzig (gehertzt) gehilff Beistand, Hilfe Gehör, Gehörsinn, hören gehrd, gehren gehabt gehon Helfer gehulffe

Glossar gehymmel geil geist geistet geitig, geitigkeit gekerckert gekieset gekocht

255

Traghimmel, Baldachin fruchtbar Lebensgeister lebt, atmet geizig, Geiz eingekerkert gewählt aufgelöst, verdaut, zerlassen; vergärt, Ficino: coctus gekcktzs Gekochtes gel gelb gelassen zurückgelassen geleben genießen gelegen gelagert gelegenheit Beschaffenheit, Caoursin: qualitate; Anteil, ­Verhältnis, Caoursin: portionem; Lage geleger Lage geleidt Schutz, Sicherheit geleit gelegt gelernikeit Gelehrigkeit, Gelehrtheit gelernt gelehrt gelert gelernt geleütert gereinigt geleyter Begleiter beliebt gelieb(e)t gelitten erlitten, ertragen gelaufen geloffen gelogen beruhigt gelübd schlagen Gelöbnis leisten gelühen verliehen geliehen geluhen gelupfet herausgeholt behutsam, vorsichtig gemachsam gemahel auch: Gemahlin, Eheleute vervielfältigt gemanigfeltiget alltäglich, gemeinsam, öffentlich, Gemeinde, gemein üblich, Genosse, vertraut allgemein, gemeinsam gemein(k)lich öffentliche Hinstellung, Caoursin: prostitutiones gemein werdung berichtet, genannt, erwähnt, beschrieben gemelt vermerkt gemerckt

256 gemert gemiet gemilchte ding gemolt gemosset gemüet gemüß genatürt gende geneigt genempt genesen genetzt geneugt geng geng der adern genge genot gentzlich geoffnet geordnet gepauwen geplantzet geploget gepündne gepret gepürg geprüßet gequetsch(e)t gerecht gerechtfertiget gerechtikeit gereden geregen gereitzet geren geriefft gering gerist gerstin krner geruch (gerch)

Glossar vermehrt Sinn, Überlegung Milchprodukte gemalt gemäßigt ermüdet Fäulnis, Ficino: caries von Natur beschaffen gehend genäht genannt gerettet getränkt geneigt beweglich Blutbahnen Bahnen, Blutbahnen, Poren, Stoffbahnen genau genau, endgültig verkündet, veröffentlicht verordnet gebaut geschmückt, Caoursin: locatas geplagt vertaute gebührt Gebirge gepriesen bedrängt, gequält recht, richtig begrenzt, eingefasst, Caoursin: rectificatur Recht, Rechtmäßigkeit reden regen angespornt gern, freiwillig gerufen kaum gerüstet Gerstenkörner Geruch, Geruchsinn

Glossar

257

gerůchen (gerche) geruhen, geruhe gerüeret geschlagen gerff Rufen, Lärm gerüglich bequem gerumpfft runzlig, schlaff gesamelt versammelt gesatz Gesetz geschefft Beschäftigung, Amt gescheiden getrennt geschepffd Geschöpfe, geschaffen geschicht geschieht, Geschick, Zufall geschicket geübt geschicklich (geschickt) geeignet, tauglich, angemessen geschicklicheit (geschicklikeit) günstige Gelegenheit, militärischer Vorteil, Caoursin: oportunitatem; Anordnung, Angemessenheit geschicklichet Tauglichkeit geschickt geordnet, tauglich geschimpffet verhöhnt, verspottet geschir Gerätschaft geschlagen eingewickelt, eingeschlagen geschmack (alem.) Geruch, Duft geschmecht geschmäht geschmecket gerochen Angelegenheiten geschfft beschreiben geschreiben geschrempt bestimmt geschrey Nachricht, Gerücht, Lärm zugeschrieben geschriben Schriften; auch: Heilige Schrift geschrifften gescheut geschüht geschwer Geschwür geschyden verschlagen gesägt gesegt gewesen, sein, war gesein (gesyn) gesagt geseit Freund, Gefährte, Verbündeter gesel(le) Bündnisgenossen, Bündnis geselschafft(en) zurückgeflossen, Caoursin: refluens gesessen eingesetzt, bestimmt gesetzt

258 gesicht (gesycht) gesind gesipter gespart gespor gesprach gesprech gespreitet gesprengt gesprochen were gest gestad gestalt gestein gestillet gestimmelt gestochen geston(d) gestrackt gestüp gestůnd gesůcht gesündert gesupt gesyglich gethon gethone getorst getradt (alem.) getrauwet getrawen getribben gebt geunert gewr gewalt gewandelt geward gewarsam geweicht

Glossar Sehkraft, Augen, das Sehen, Vision, Erscheinung, Angesicht Hofstaat Verwandter zurückgehalten Fährte, Spur gesprochen Sprache ausgebreitet gestreut bedeutet Gäste Ufer Schein, gestaltet Edelsteine beruhigt verstümmelt erstochen stehen gestreckt, ausgestreckt Staub hielt, stand versucht gesondert inhaliert, Ficino: infusa siegreich getan, abgelegt Töne, Gesänge wagte schnell gedroht vertrauen gedrängt verübt gekränkt, beleidigt Streit Macht verwandelt gewartet vorsichtig geweiht

Glossar gewellen gewendet gewer gewert (geweret) gewinnung gewisen gewiss (gewißlich) gewißt gewülcke gewyld gewysen geyebt geylen geylen … sich gezalt gezeuchnet gezeug gezeuget gezeunt gezierde geziert gezitiget gichtigung gietigkeit ginnen ginseit glast glaublich gleich (glich) gleicheit gleichen gleichfrmig gleichfrmikeit gleichmechtig gleichnüß gleiter gleitgeber gleitzman gle(e)n glentz glesten (glsten)

gewollt angewendet Waffen gedauert, erlaubt, verteidigt, bewehrt Zerstörung, Caoursin: subversione gezeigt glaubwürdig, sicher gewusst Gewölck Wild offenbart beschäftigt lasziv aufführen ausgelassen, wild, übermütig sein erzählt bezeichnet Kriegszug, Kriegsausrüstung angekündigt umzäunt Schmuck vornehm gereift Verhör Güte gönnen jenseits Glanz glaubhaft ähnlich Gleichmäßigkeit vergleichen gleichmäßig, gleichartig Ähnlichkeit gleichmäßig Vergleich, Caoursin: comparatio Führer Führer Beschützer, Begleiter Lanze Frühling glänzen, leuchten

259

260 glider (innere) glimpff glockspeisen glorieren glory gloß glouben glust gmeinschafft gnaden gnadrich gobe gobendt goldfar golff gon (gonde, gond) gossen gots gaben grad(e) gradualia gram gramschafft graulich grauwen (grawen) grebnüß grecke greiffen gripe (gripion) grßist grßlich grwe großmechtig gründen grüntzecht (grüntzend) grüwelich gruntfeste grydt gryffen gryß grytikeit (gryt, grydt)

Glossar Herz, Ficino: praecordia Ehre, Ruhm, Ansehen aus Metallen gegossen, Glockenspeise verherrlichen Ruhm Kommentar Glauben Lust Freundschaft, Caoursin: familiaritas danken gefällig Gabe gaben goldfarben Meer gehen, gehend, nach schmolzen, gegossen Pfründe Schritte, Stellung Gesangbücher zornig, übel gesonnen Feindschaft grausam ergrauen Grabstätte militärisches Hindernis (?) Tastsinn ein Schiff (franz. grip) größte stark, in hohem Grade, überaus, besonders, ­ungemein, sehr das Ergrauen der Haare, Ficino: canitiem großmütig ergründen giftig grauenvoll Fundament Raubsucht, Caoursin: rapacitatem greifen Greis Geiz, Habgier

Glossar

261

gubernieren, gubernierer lenken, regieren, Regierer, Befehlshaber gült Besitz, Landbesitz, Einkünfte, Geld, gold günden erlauben günder (günner), günnen Gönner, gönnen gütigen begütigen gütikeit Milde guldin Gulden guldin bulle Goldene Bulle gu(ů)me Gaumen, Kehle gůt Besitz gůtet (gůthet) Wohltat gwer Waffen, Caoursin: gladios gwißne Gewissen gyden prassen, vergeuden gydikeit Verschwendung, Freigebigkeit, Caoursin: ­prodigalitas gyffend gierig gynend aufgesperrt gynsit (ginsiten) jenseits gypß Gips gyrheit Geldgier, Caoursin: cupiditatem gytzig geizig habitacion hablich halßher halt halten halter haltstat haltung han (hand, hon, hond) hndel (hendle) handeln handtbogen handthaber handtierung handwürckung hangen lassen

Wohnung häuslich Herr mit Ausübung der obersten Gerichtsbarkeit Hinterhalt verhalten; verehren, anbeten, Caoursin: colis; glauben, fassen, enthalten Pfleger, Verehrer, Caoursin: cultor Richtstätte Ansicht, Einstellung haben Handlung, Verhandlung, Ereignis, Kampf, ­Angelegenheit, Fall, Tat, Vorfall verhandeln, behandeln Armbrust Beschützer Gewerbe, Geschäfte Handwerk hängen lassen

262 har harnasch (harnest) harpffer harre harumb harwider harwiderumb harzůbringen haubtsecher haubtstuck hauffecht hauffen (huff) haußheblich hauwen heben heerschiffung hefft adern hefften hefftiglich heidisch heiloss heilthumb (heiligthumb) heimend (heimant) heimlich heimlicheiten heimsch heimsůchung heimwesen heischen heissen heiß essend alter helffen beinen helffin beinen lade helle hellisch helt helß hembdlin hencken henckfettig flück

Glossar Haare Harnisch Harfenspieler Warten, Verzug deshalb umgekehrt andererseits verlocken Anstifter Grundlage, schweres Geschütz, Kanone, Kapitel haufenweise anhäufen, Kriegshaufen, Truppen eigen stechen zügeln, erheben; aufhalten, Ficino: sistere Kriegsflotte Sehnen, Ficino: nervos binden stark heidnisch unnütz, verdorben Heiligtum, Reliquie zu Hause geheim, vertraulich Geheimnisse heimisch Zuflucht, Caoursin: confugium Heimat, Caoursin: domesticos lares verlangen befehlen, verordnen Altersschwindsucht, Auszehrung, Ficino: hectica senilis elfenbeinern elfenbeinernes Kästchen Hölle höllisch hält, betrachtet Hälse Hemd anfügen hängende Flügel, flügellahm

Glossar hendel

(Kriegs)taten, Caoursin: rerum; Ereignisse, Dinge, Handlungen, Angelegenheiten hengten nach setzten nach, verfolgten heren hören hertigkeit Härte hessig gehässig, verhasst het für ubel hielt für übel heu leider, wehe, Caoursin: Heu prochdolor heüt (hüt) Haut heydnischafft Heidentum, Caoursin: gentilitus hiedisset (hydiset) diesseits hielte ausübte, innehatte, Caoursin: celebravit hienfüerung Verlegung hienlessig (hynlessiklich) nachlässig, zögernd hienlessigkeit Nachlässigkeit hiesse nannte hilflich hilfreich hindan setzen vernachlässigen hindennach später hinder zurück hinderschlagen zurückschlagen hinderschlecht anfüllt hindersich zurück, rückwärts hinderstoß Rückstoß von hinten umgangen hinderzogen schwach, entfliehend hinfarend künftig hinfürbaß hinfürme künftig, weiterhin vermieden hingenommen hinlegen schlichten, beilegen Verdunstung hinwegriechung Zurückweisung hinwerffung hinzog starb Schädel, Caoursin: verticem hirnschal erhitzen, wärmen hitzigen weise hochergrundt hochfart Hoffart, Stolz stolz, hoffärtig hochfertig Großmeister, Ordensoberhaupt des hochmeister ­Johanniter-Ordens Hauptpreiser hochprüser

263

264 hochsinnig

Glossar

scharfsinnig, genial, hochbegabt, geistreich, intelligent hochsinni(g)keit Intelligenz, Verstand hochzeitlich festlich hfflich höfisch hflich hofmäßig hltzin (hültzin, hültznen) hölzern hrfolck Heer hrschiff Kriegsschiff hoff het Hof hielt hoffertig übermütig, stolz; trotzig, störrisch, Caoursin: contumax hoffierer Hofleute hofflich bescheiden, höflich hofflicheit Höflichkeit, Benehmen hoffmeister Aufseher über die Hofdienerschaft hohmaister Hochmeister hores Stundengebete hostia (ostia) Hostie houbt wee Kopfschmerzen huben erhoben hüele Höhle hüeter Wächter hůgen hauen, schlagen Huldigung, huldigen hulde, hulden Aushungerung hungerung Hornisse hurnuß hůt(e) Schutz, Behütung heute, Haut hüt (hüte, hut) hütlin Hütte, Hütlein hynefart (hynfart) Aufbruch, Abreise, Caoursin: profectionem; Reise wegfallen hynfallen Verkäufer hyngeber in Gefangenschaft geführt hyngefiert verwahrt hyngeleit geschwächt, ertragen, erduldet, angenommen hyngenommen hyngerisch (hungerisch) ungarisch hyngon verlassen, im Stich lassen unachtsam, fahrlässig hynleßlich hier hynnen

Glossar

265

ichten etwas, irgendetwas ieben tätig sein, üben imbiß (imbeß) Frühstück, Ficino: prandium inbildung Vorstellung indenckig (yndenck) eingedenk infůrt geleitet ingeben verabreichen in gegen sein in Gegenwart ingeleit (yngeleit, ingelegt) eingelegt, eingekocht, gewürzt ingemacht gewürzt, eingekocht ingesotten eingekocht inhielten enthielten in massen dermaßen in mittler zeitt inzwischen insprechen Weissagungen, Orakel, Ficino: oraculis instrument Kriegsgerät interdict Verbot in was weiß auf welche Weise inwendig innerlich, innerhalb, innen inzestossen zuzufügen irren irreleiten irrig verwirrend irrung Streit, Verwirrung, Störung; Hindernis, Caoursin: impedimento; Irrtum, Irreführung, Streitigkeit ferner, ebenso item jars abent jenner jerig jhenßhalb joch (alem.) johanser jomer jor jovisch jungen junger jungschaffen jurament

31. Dezember Januar einjährig jenseits entweder, auch, jedoch Johanniter Jammer Jahr jovial, den Planeten Jupiter betreffend jung werden, verjüngen Anhänger jugendlich Vereidigung

266 kamlthyer kamme kargheit kargklich karig karst karten karwer kast kat kauffmanschafft kauffmanschatz kecklich keffin keiserisch kele kelten keltin kemmerling keren (korten, krten) kestigen kettin kien kinden kinds kind kistlin klagung klapff klar kleglich klein kleinheit (kleinat) klencken kleyd klotz kluse knpfflin knüwen (knuwe, knü) kochung koder kpffe

Glossar Kamele kam Sparsamkeit sparsam geizig Dreizack kehrten, wendeten Segelschiff (franz. caravelle) Speicher Kot Handel, Ware, Kaufleute Handelsware, Waren, Güter kühn Käfig, Gefängnis kaiserlich Kehle kühlen Kälte Kammerdiener richten, Caoursin: convertant; wenden, kehrten demütigen, strafen Ketten kühn zum Kind werden Enkel Kästchen, Caoursin: capsula Klage, Beschwerde Knall ruhmvoll, berühmt, Caoursin: clara traurig gering, unbedeutend Kleinod läuten Kleidung Kugel Klause Knospe knien, Knie Eingekochtes Schleim, Exkremente Schröpfköpfe

Glossar

267

kpßweiber Konkubinen krpel Körper, Leichen kstlich (kostlich) kostbar, kostspielig kolben Keule koste(n) Gerichte, Speisen, Unkosten krachung Lärm, Krach krnch (krench) Kraniche kratzen, kratzung massieren, Massage krebs Brustharnisch kredentzer Mundschenk krefftigen stärken, Ficino: augeat krefftiklich kräftig krencken entkräften, schwächen kriech Grieche kriegen bekriegen, bekämpfen kriegsleuff(e) Kriegszüge kripffe Krippe kromer Krämer krumm(e) gekrümmt, Caoursin: obliqui; Krümmung küchlin Mutterkuchen, Plazenta, Ficino: placentam kügelin Bällchen kümberlich kaum, mühevoll kümerlich mühevoll künden (kunden, kundten) können, konnten Kunde, Nachricht, Verkündigung kündung zugegen, anwesend, zukünftig künfftig königlich künglich kühn knlich künst Kenntnis, Wissen, Caoursin: dogmata kunstvoll, erfindungsreich künstlich kunstvoll künstreich bekannt küntlich aus Kupfer küpffern kürche (kyrch) Kirche Kirchenbräuche kürchen hendel Wallfahrt kürfart Kürasier kürißiger verderben, zugrunde richten, Ficino: disperdens kürtzen keusch küsch küsling Wähler Kissen küssin

268

Glossar

küwen kauen kumber Kummer kumen kommen kummerlich mit Mühe, kaum kunckel Spinnrocken kundt verkündet, bekannt kundtlich (kuntlih, kuntlich) bekannt, erkennbar kunst Heilkunst, Kenntnis, Geschicklichkeit kunstreich sachverständig, geschickt kuntschafft Nachricht kyste Kiste lad(e) laden lamp land des mondes landtrmig langest langten langwirig lasen … stecken lassen lassikeit laster latinisch (latynisch) laugnen lauter laxieren laysch lebendig holtz leblich ledig ledigen ledlin lefftzen leg legation legen leger leger schlagen lehentrager

Bohle, Kästchen Läden, Geschäfte Lamm die Türkei flüchtig längst gelangten langlebig, hochbetagt, andauernd verlassen verlassen; erlauben, Caoursin: permittunt Müdigkeit Schmähung Italiener, italienisch, römisch leugnen klar, rein abführen, Stuhlgang verursachen weltlich, laienhaft der Baum des Lebens im Paradies lebendig, lebend, Ficino: animalis frei, unbesetzt, freigelassen auflösen, die Anker lichten, befreien Kästchen Lippen lagerte Gesandtschaft hinterlegen Krankenlager, Heerlager Feldlager aufschlagen Lehnsherr

Glossar

269

leiblchlin Poren leichen Leichenzug, Bestattung leichtfertigkeit Leichtsinnigkeit leiden vertragen, bedrängen leidig leidvoll, betrübt leidigen beleidigen, schädigen leidiket Leid leidt (lyt) liegt leiffer Läufer leinwat Leinwand leipding zinß Leibrente, Caoursin: pecunaria leiplich (lyplich) leiblich, körperlich leiß leicht lenden landen lengerung Verlängerung lengin lang lere Kenntnis, Wissen lernen auch: lehren lernung Gelehrsamkeit lesterlich lasterhaft letze Ende letzen (letzt), letzung verletzen, schaden, Verletzung leücht (leüchtferig, leuchtlich, leucht) leicht, leichtfertig leuff Kreisläufe, Angriff, Ereignisse lauwarm; kühl, gleichgültig, Caoursin: tepidas leuw Leumund lewmat leydig verhasst Leier leyre lib Leib, Körper Bibliothek librey (library) leicht licht (liecht) liden ertragen, leiden Mariä Lichtmess (2. Februar) liechtmeß Leuchter liechtstock unbedeutend, leichtsinnig liederlich liegen Besitz leuchtet lieht lifferung Erleichterung, Lieferung, Nachschub fester und beweglicher Besitz ligen und faren weich, flüssig lind litte gestatte, erlaube

270

Glossar

lobeßan lobesam lsen sich freikaufen logen lagen, lagerten lon lassen, Sold, Lohn losen zuhören louge Bäder lucerne Öllampe, Laterne lucht (lücht, lüht, lüchtlich, lycht) leicht luck lose, locker, schlaff lüchter Leuchter lüchtfertig beweglich lück weich lüffern ausliefern lgen schauen lüstig anmutig, schön lüstiglich lustig, fröhlich lüt Laute lüte Leute lütern klar werden lüterst dünnste, leichteste, Ficino: tenuissima lützel wenig, klein lufft Geist, Ficino: spiratum aerem lufftgeist Luft, Ficino: aerem lůgen schauen leicht luhtlich (lychtlich) lust Geschmack, Appetit, Ficino: gustui Wollust, Wunsch, Begierde, Vergnügen lust lieblich, angenehm, anmutig, unterhaltsam, lustig (lustlich) nahrhaft lauten luten luter rein, klar, heiter; ehrlich, aufrichtig, Caoursin: sincera Leiter lyter lyden dulden, Passion, Leiden, erleiden leihen lyhen lyst Kriegslist, Caoursin: astucia Verschlagenheit, List lystigkeit machmet (machmetisten) Mohamed, Mohamedaner Gewalt macht Mehrheit mnge

Glossar mngen mnig (menig) mage maget magice magus mahometisch maht mamaluck mandat mandieren manen mangerley manicherley manig manig mal manlich mannheit mantum march marck margarita marstell marter marterer marterern marterlich martyr masen (maß) massen mast matery matte meinen meinung meister (natürliche) mel melden mengerley meng(k)lich

manchen Menge Magen Mädchen magisch Magier mohamedanisch Macht Mameluck, Abtrünniger Erlass anordnen ermahnen vielerlei verschieden viel oft mannhaft Männlichkeit Mantel Mark Markt Perle Pferdeställe Folter Märtyrer quälen qualvoll Marter, Qual Arten, Formen, Größe, Weise mäßigen dick Gedanken, Tatsachen, Caoursin: materias; Thema, Stoff Wiese beabsichtigen, planen Gefühl, Rührung, Caoursin: sensum Ärzte, Ficino: physicos Mehl berichten verschieden jeder, alle

271

272

Glossar

menig Menge mennlich mannhaft mer(c)klich (mergklich) bedeutend, bemerkenswert, beachtlich, stattlich, beträchtlich, offenbar mere Botschaft; Mär, Caoursin: fabulas; Kunde meren vermehren, vergrößern merer Schöpfer, Vergrößerer mermaln öfter merteil (merer teil) Mehrzahl, Großteil, Mehrheit merung Vermehrung meß Maß, Grenze, Caoursin: limites; Messe messig bescheiden, maßvoll messigkeit Mäßigung, Bescheidenheit meßlich (messig, messigklich) maßvoll, mäßig messyn Messing metze Hure mied müde miehen bedrücken, bekümmern miet (müt) Geschenk miltiglich großzügig miltikeit Milde miltzes stechen Anschwellung der Milz minderung Verminderung mirackel Wunder Barmherzigkeiten misericordi verfärben mißferben abtreiben mißgeburt thůn Streit mißhel mist Dung mitesser Tischgesellschaft Reisebegleiter mitgesel zustimmend mithellig mitteilen zuteilen mittel Mitte; Mittelpunkt, Caoursin: umbiculum; ­Vermittlung mittelmessig mittlere mittel mr Mittelmeer, Caoursin: mediterraneum mittentag (mittag, mittemtag) Süden, Mittag mitternacht (mittnach) Norden mittler Vermittler mitt willen freiwillig

Glossar moderator mgen mr msigen mol mon monir mor morsulos mose mser mosig moß mucke mg müge müler (meüler) münch (münich) müssigon munder mundtloch mure murmelen můt mutation můter myelen myl myßglaub myssyve mysten

273

Helfer können Meer mäßigen Mal Mond Art, Manier Mohr Häppchen, Bissen Fleck, Weise, Art Mörser morastig, sumpfig Maß Mücke möge Mühe Maultiere Mönch Müßiggang wachsam Mündung des Kanonenrohrs Mauer murren Vergnügen, Genuss Veränderung Gebärmutter (Wind)mühlen Meile Aberglaube Sendbriefe (lat. missiva) düngen

nachfolgen, nachfolgung anhängen, befolgen, nachahmen, Nachahmung zugestanden nachgelassen mitgeteilter nachgemelter nachgond (nachgend) nachfolgend, folgend Nachfolger nachkommen nachlassen, nachlas(s)ung vergeben, Vergebung, Erlaubnis später nach malen nachpaur (nahbaur, nachbur) Nachbar

274 nachreder, nachreden

Glossar

Verleumder, Widersacher; Schwätzer, Caoursin: blatratores; verleumden nachsetzen ersetzen nachstreich Nachstich nachtfaren(d) Nachtfahrerin, Hexe, die nächtliche Hekate nachtretten folgen nachtrucken nachrücken nachvolger, nachvolgen Anhänger, Nachahmer; nachahmen, Ficino: imitari nachvolgung Fügsamkeit, Ficino: obsequium; Nachahmung nack Nacken nacken nackt nahencken nachsetzen, nachfolgen, Caoursin: successu nahent in die Nähe naher weiter nahin nach namb Name, nahm nambhafftig angesehen, auffallend, vornehm, bekannt namlich namentlich, mit Namen narrey Narrheit, Wahnvorstellungen, Ficino: ­deliramentis naß Nase; hier: Nasenlöcher, Ficino: naribus nation Nationalitäten natürliche meister Naturforscher, Ficino: physicos Schiff (lat. navis) nave (naff) Fingernägel negel Annäherung neherung namentlich, benannt nemlich ernähren neren befeuchten netzen nibelicht (niblig) neblig nichten nichts nidergang Westen nidergesatzt beruhigt, Ficino: sedatur niedergelassen nidergeschlagen besiegen niderlegen niderlog Niederlage niendert (nyndert, nindert) nirgendwo niemals niener niessen (nüssen) genießen, essen nieten sich befleißigen, üben

Glossar

275

nimme nicht mehr, nie mehr nit (nüt), niten nichts, nicht noch nach, weder nodt nötig, notwendig ndten nötigen nherung, nhern Nähe, sich nähern nter notwendiger noh nah nomen nahmen nomme Name numen nur noch not nötig, notwendig not(t)urfft, notürfftig (notturfftigklich) Notwendigkeit, Bedarf, notwendig, Erfordernis, Bedürfnis nüwgebachen frisch gebacken nunne Nonne nutzbarkeit Nutzen, Vorteil, Caoursin: commoditatem nydergelassen herabhängend nydergelegt besiegt nydig feindselig nysten nisten ob ob berürt (obberrt) obedientz oben hyn oberkeit obgemelt (obgemeldet) ob joch oblat obrer obrister obsatzt obstat (obstot) obsyg bene ffnen (offnen) l tragend offen offenbarlich

oberhalb, obgleich, etwa, über, zuvor, oben, ­ungefähr, falls oben erwähnt, zuvor erwähnt Gehorsam oberflächlich Obrigkeit, Herrschaft oben angeführt, zuvor erwähnt wenn auch Oblate Befehlshaber oberster oben gesagt oben steht Sieg Ebene, Fläche verkünden, bekannt machen, offenbaren Oliven tragend, Ficino: olivifera Ofen öffentlich

276 offenlich offnen offnung oleübte (alem.)

Glossar

ordiniert ordnet sich ordnung

klar, offenkundig enthüllen Zugang Reste, vgl. Ch. Schmidt: Hist. Wörterbuch der elsäss. Mundart (1901), S. 261 Ameise außer unfehlbar zufällig, ungefähr unfrei ohne Not, mühelos ohne Einwilligung Meinung Rede der Reihe nach, geordnet Lebensweise, Verordnung, Ordnung, ­Reihenfolge, Anordnung, Regel, Vorschrift, ­Maßstab; ­Verfassung, Caoursin: constitutione; ­Vereinbarung, Vertrag geordnet setzt sich ein Ordnung des Universums, Ficino: ordini universi

palm palme pape pastige patron pein (peyn, pyn) peinlich pen penitentz pension perlyn (prlin) pfandschafft pfandtschilling pfelen, pfel (pfl) pfitze pflecht pflüchtig pfnüsel

Palmzweig Handfläche Papst Bastei Kapitän, Caoursin: prefectus Schmerz, Qual, Strafe, Folter unter Folterung Buße Strafe Zahlung Perle Pfand Pfandgeld pfählen, Pfähle Pfütze pflegt verpflichtet Schnupfen

omeysse on allein on felen on geferde (ongeferd) onledig on nodt on verwilligung opinion oration ordenlich ordenung

Glossar pfyngstag (pfienstag) Pfingsttag phyl (pfyl) Pfeil pild (pildnüß) Statue, Bildnis pilgram Pilger pleigen blähen pleyde Wurfmaschine, Geschütz ploge Plage, Wurfmaschine, Geschütz plon (alem.) Platz plend blühend plytz Blitz pollution Verschmutzung pompe Festzug, Prozession, Prunk pompoß prachtvoll, prunkvoll potestat Potentat, Machthaber pott (botte) Bote port Hafen, Tor preceptor Lehrer predig Predigt prior Klostervorsteher probieren prüfen, erproben, billigen, beweisen proceß Prozession profession Beruf, Ordensgelübde prophand (profand) Proviant proporcion Gleichgewicht Vorstellung, Darlegung proposition Bug, Vorderdeck prora Protonotar, Ehrentitel geistl. Würdenträger prothonotar preisen, loben, Preis, Lob prüsen, pryß (prüß) Brunnen, Quelle prunn prynnen (prinnend, prennen) brennen, brennend Geschütze püchße püchßenwegen Geschützwagen Staub pulver purgieren reinigen purpurfarben purpur far Strafe, Pein pyn rach rachtung radices radios

Rache, Strafe Vergleich, Vertrag Wurzeln Strahlen

277

278 rätlich rape raubzuckend rauch (rauw) rechen, recher rechnen recht rechten recreiren red(e) redbarkeit red halten redlicheit reformieren regalia (regalien) regieren regierung regiment regirer regni(e)ren reichen reisig reisige knecht reiß reissen reißfolck (reißleut) reisspieß rendt (rennt) renschiflin repenecker resignieren resolviert, resolution reß (resse) rest rete (rhat) reüche (reücht) reüwen reyen reynikeit reysig gezeug rht, rhter

Glossar ratend Rabe raubgierig rauh, grob rächen, Rächer rächen geeignet, passend, richtig, genau, rechtmäßig Recht sprechen erquicken Gerücht, Aussage, Rede, Bericht Beredsamkeit Gespräche führen Rechtschaffenheit herstellen Hoheitsrechte führen, sich verhalten Herrschaft, Lenkung Regierung, Herrschaft Kapitän regieren erstrecken, Caoursin: pertinget gerüstet, Krieger, bewaffnet bewaffnete Soldaten Kriegszug, Reise anritzen, reizen Kriegsvolk, Soldaten, Krieger Spieß Einkünfte, Sold Jagdschiffe Zipfelmützen übergeben aufgelöst, Auflösung bitter, herb; scharf, Ficino: stypticam Unterhalt Ratschläge Dämpfe, Ficino: fumos; riecht reuen, bereuen Reigen Reinheit, Caoursin: integritate Heer Räte, Ratgeber

Glossar richten rieren rigel rinck rinckmaur ring ringweiß roch rochsal rbtzen rollen roßleuffe rot rotfar rotund rotz row ruck halten rüchen rüewig rüspern rüßer rüstung rüter rüterei rütschen rüwen rüwig růge, růgen (růen) ruh růr růrten růt ruwen ryben rylich, rylicheit rympt (rymb) ryngwyß ryser

279

schlichten, aussöhnen, verurteilen, vorbereiten berühren Damm, Balken Spange, Schnalle Ringmauer gering, leichtfertig, einfach, leicht, Kreis, Kette, beherzt, mutig im Kreis Rache Rache, Zorn Übelkeit, Erbrechen Ausfahrten Entfernungsangabe (lat. stadium) Rat rotfarben, rotfarbig rund Schleim, Schnupfen roh Rückhalt geben riechen ruhig rülpsen Reisig Zurüstung, Caoursin: apparatus Reiter Reiten rutschen, kriechen beschämen, Ficino: pudeat ruhig, bequem Ruhe, ruhen rauh, grob, roh Schlag mit der Waffe, Caoursin: lance berührten Rute reuen, scheuen einreiben reichlich, reich, freigebig, mildtätig, ­Reichhaltigkeit reimt, trifft zu, übereinstimmt kreisförmig Reisig

280 rysenkorb sach (ist es aber sach) … sackmann sag (sage)

Glossar Riesenkorb?, Caoursin: gigantei cadaveris ­sarcina …

falls plündern, Caoursin: in direptionem transitur Bericht, Gerücht, Caoursin: fama; Erzählung, ­Gerede sal Palast, Säle, Hallen samat Samt samel versammelt sammenhafft (samenthafft) gemeinsam, zusammen saturnisch schrecklich satzt setzte fest saul meister Bildhauer saumnüß, saumen Verzögerung, verzögern schl Geschrei, Lärm, Schall schaff Schafe schaffen bewirken schalckhafftig feindselig, gehässig, Caoursin: iniquus schalen schielen schalkeit Boshaftigkeit schamper unzüchtig schanckt schenkte schantz Chance, Glück rauh, streng, herb, bitter, heftig, hart, grausam scharpf(f) Steuer schatzung schauw hauß Theater schaw siehe schawung Betrachtung Schäflein scheflin auflösen, Ficino: dissolvere; trennen scheiden Anschein, schien schein glänzend, leuchtend scheinbar Pracht scheinbarkeit ansehnlich scheinbarlich schelck Bösewicht wahnsinnig schellig Wahnsinn schelligkeit Schurke schelm tadeln, beschuldigen, anklagen schelten schamhaft, beschämend, schmählich schemig (schemlich)

Glossar schenck(e) schenckweyse schepfen scherflichest scherge scherpffe schetzen scheutern gond schibelig

281

Geschenk, Caoursin: munusculis als Geschenke schöpfen genauestens Henker Schärfe beurteilen, achten untergehen rund wie eine Scheibe, vgl. Ch. Schmidt: Hist. Wörterbuch der elsäss. Mundart (1901), S. 300 schicken fügen, einrichten schickerlich geschickt, tauglich, angemessen schicklicheit Gelegenheit, Caoursin: oportunitatem; Lage schi(c)kung Schicksal, Geschick, Anordnung schieppen Schuppen schier fast schifferten Schifffahrten schiffung Flotte, Schifffahrt schimpff, schimpfflich Scherz, scherzhaft, Spott schinbar glänzend schinpffen scherzen schirme Schutzdächer schirmen beschützten schläfferigkeit Trägheit, Ficino: torpor Schläfe schlaff (schlff) schlagen schlahen Niederlage schlape Sklaven schlaven schlecht einfach, schlicht, schlägt einfach schlechtlich schleckhafft schlemmerhaft, Caoursin: delicatum; lecker, schmackhaft Hammer, Keule schlegel Wurfschleuder schlencker schleumig (schlimig) schleimig, klebrig schliessen beschließen schlipferig (schlüpfferig) schlaff, kraftlos, Ficino: labilem; weich, Ficino: laxae schläfrig schlfferlich schlssen (schloßen) Schlösser schloffen (schloff) schlafen, Trägheit, Schlaf

282

Glossar

schluch Schlauch schlüßlen Schlüssel schmach Schande schmacken, schmecken (alem.) riechen, duften schmaheit Schmähung, Schmach schmal klein, gering schmalicheit Armut schmaltz Fett schmechten schändeten, entehrten schmieren einreiben schnebelt geschnäbelt schnellen betrügen schnellest am heftigsten, am ungestümsten, Ficino: ­vehementissimi schnd gering, ärmlich, unrühmlich, verächtlich, wertlos, anstößig, schamlos, abscheulich, schändlich, verwerflich, einfach schnyden schneiden schlet Schale schossen Schüsse schowen schauen, sehen schrenckung Verschränkung, Geflecht schrepffen Schröpfköpfe schretzle Waldteufel Schreiben schrift Kluften, Caoursin: hyatus schrunde Schuh (Maßeinheit) schůch abraten; verabscheuen, Ficino: horreo schühen Schimmel, Moder, Ficino: situs schümel Erdwall, Verschanzung schütt(e) (schüttung) erschüttern schütten schütz Schüsse schützlich dauerhaft, anhaltend veranlasste, befahl, stellte auf, ordnete an, ließ schůff tadeln schuldigen schumen, schume schäumen, Schaum schussen schossen schutt Erschütterung, Caoursin: tremor schüttete aus, erbrach sich, Caoursin: evomit schutt uß Schwamm, Pilze, Ficino: fungos schwamb (schwamm) schlank, hager, schmächtig, Ficino: gracilem schwanger

Glossar schwartzfar schwarzfarben schwatze Geschwätz schwebel Schwefel schwechen schädigen schwechern schwächen schwechlich locker schweher Schwiegervater schweissend blutend schwer (schwerlich, schwrlich) beschwerlich, ernst, schwerwiegend, stark, heftig schwere Mühe, Beschwerde schweren schwören schwerlicher ernsthaft schwerung Verschwörung schwester sůn Vetter schwetzhafft geschwätzig schydman Schlichter, Schiedsmann schyn Glanz, Vorwand, Schein, Anschein schynbar prächtig, glänzend, klar, strahlend schynbarlich offenbar, offen schynen erscheinen schyrmung Schutz scisma Schisma, Kirchenspaltung scismatici Kirchenspalter Säcke seck Geldbeutel, Staatskasse seckel Behältnis für Arzneien seckle Gruppe, Völkergruppen sect(e) säen seen segelboum Mast segen, sege sägen, Säge Saat seget See seh seichen urinieren seidin aus Seide seige (sige, syg, syge) sei seigen säen sein das Seinige sind, sein, seid seind seit (seyt) sagt seitmal (sitmal, sitmol, syt mal, syttenmal) zumal, weil, besonders

283

284

Glossar

seliglich (seligklichen) glücklich, erfolgreich seltzam ungewöhnlich, selten, Caoursin: rarus seltzen gesalzen semlich(en) entsprechend, derartig, solch, ähnlich semlicher maß dermaßen Sen Heilige See (Vatikan), Heiliger Stuhl sendtbrieff Sendschreiben senf(f)t (senfftklich, senfftiglich) mild, entspannt, sanft, leicht senfftmütigkeit Sanftmut, Milde, Caoursin: modestia sententz Ansicht, Meinung, Urteilsspruch septentrio Norden serge Teppiche setzen beilegen; erwähnt, erinnert, Caoursin: meminit; berichten, verordnen, bestimmen, aufstellen seule Seile, Taue seyen säen sick Sieg sickel Zahlungsmittel, Münzen siebeschafft Verwandtschaft siech der/die Kranke siecht (sicht) sieht siechtage Krankheiten sigill Siegel sindtfluß Sintflut Sinnreichtum, Phantasie sinnreichkeit gesittet, sittsam sittig sleimig (schlimig) schleimig, klebrig, Ficino: viscosae fettig smützig soldan Sultan soldanisch Truppen des Sultans sole … des fůß Fußsohle (des Stiefels Italien), Caoursin: in pedis calce Feierlichkeit solennitet auflösen, lösen solvieren somen Samen somme Summe sompten hinderten, versäumten aber, ohne, oder sonder besonderen sonderen sonderheit (in) (sonderlich) besonders, einzeln besorgt, sorgsam sorgfeltig (sorgfltig)

Glossar sorgfeltikeit Mühe sorglich gefährlich, bedenklich, mit Vorsicht spanne Spanne, Handbreite sparen erhalten, auslassen, aufschieben spat wachen Schlaflosigkeit speculation Betrachtung speculieren nachdenken speher Späher speisen ernähren, Ficino: nutrienda sunt speiß Proviant speluncke Höhle, Caoursin: speluncarum spere (sper) Sphäre spiegel Vorbild, Caoursin: exemplar spiegelfechten Scheinfechten spil hauß Theater spirieren atmen spissen (spyssen) aufspießen sponsa Braut sponschafft Bezirk, Amt sponso Bräutigam srglichst gefährlichst solennitat Feier sorgfaltig besorgt sprmaur Sperrmauer spät spott sprang tanzte ausbreiten spreiten Spreu, Stroh spreuwer Sprache sproch spyß Spießträger steckten, steckte stackten (stackt) stade Ufer stadt (stt, stett(e), stende) Zustand, Stand, Rang, Stelle, Ort, Stadt, Städte, steht städtisch stätlich stttigklich (stettigklich) beständig, dauernd Stufe, Treppe staffel stahell Eisen stal (stel) Ställe Zustand stand stat haben möglich sein

285

286 statt staubfell stecken steiff (styff), steiffheit steinin stende stendig sterbent stetikeit, stet stetlich steynin stieg stieß an stifft stifften stiffter, stifftung stssel ston (stott) storbent stoßen (stossen) stradiotten straffer, straffung strm (strme) stral strauchstein strecken streiche streiff strele, strelen streng strengkeit stret strohalm stuck (stück) stucke stülle

Glossar Gelegenheit Baldachin, Traghimmel, Caoursin: umbracula sitzen fest, streng, beständig, stark; sicher, Caoursin: cautius; Strenge aus Stein Reichsstände beständig Massensterben Beständigkeit, beständig, stets städtisch steinern Treppe befestigte Domkapitel anregen Anstifter, Anstiftung Mörserstampfer stehen, steht starben zerstampfen, vermengen, zerkleinern, ­angrenzen, Feuer legen leichtbewaffnete Reiter Bestrafer, Richter, Bestrafung Strahlen Blitz, Pfeil Strauchelstein erstrecken Schläge Streifzüge Kamm, kämmen gewaltsam, rüstig, tatkräftig, tapfer, gefährlich, reißend Strenge Streit Stroh, Spreu, Ficino: paleis Rezept, Zutat, Bestandteil, Sache, Teil, Umstand; Vertrag, Caoursin: foedere; Dinge, Eigenschaften, Stücke, Kapitel, Verhandlungspunkte Bedingungen, Caoursin: conditionibus Stille, Ruhe

Glossar stür(e) (steur) stůl (gon) stumb sturben sturm styffheit styffter stymb substantien subtilikeit (subtylheit)

Unterstützung, Hilfe Stuhlgang Stummer, Caoursin: mutus; stumm starben Angriff Festigkeit Vollstrecker, Caoursin: patratore Stimme Stoffe, Substanzen Feinheit, Scharfsinn, Genauigkeit, ­Geschicklichkeit subtyl (subtylich, subteil) scharfsinnig, genau, fein, geschickt sůchen aufsuchen, besuchen sübern säubern, reinigen süden kochen süer (sürlich) sauer, bitter süerlecht, surlicheit säuerlich, Säuerlichkeit süne (süen) Söhne sugen (süge) saugen, sauge sumb Summe summario Zusammenfassung sumnüß Versäumnis sundern sondern, einzeln, trennen suns sun Enkel schlürfen, Ficino: sorbeant suppfen spülen swencken syde Seide sygsam (sigsam) siegreich synnig besonnen synnwel rund syttisch (sittisch) krumm, gebogen (?), Caoursin: sitico tber tdingen (tdigen) tag tann tapete tauwen, tauwung tedingen tegen teil

Befestigungen (slaw. tabor) beraten, verhandeln Versammlung, Tagung, Verhandlung Pinie, Ficino: pinum Decke verdauen, Verdauung Verhandlungen Helden, Degen Arten, Ficino: species

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288

Glossar

temperantz Vermischung temperiert besänftigt temperierung Mäßigung, Maßhalten templarier Tempelherr, Templer teüsch (teusche) deutsch, Deutsche thäten Taten thetten taten thetten dar legten dar thet uff offenbarte thierlich tierisch thon getan, tun thonner schlege Donnerschläge thür edel, tapfer thüren wagen thürung Teuerung thumbstifft Domstift thůmher Domherr thummer dümmer thůn träufeln, Ficino: infundenda thur Tor thurn (t(h)ürne) Turm, Türme thynsen ziehen, treiben tobheit Raserei tochterman Schwiegersohn Meuchelmörder, Caoursin: sicarios todschleger Todesstachel, Caoursin: mortis stimulus tod stich sterblich tdtlich tauglich, brauchbar tgentlich wagten trsten Verdauung tuwung Donner tonder totter Eidotter trachten (drachten) Gerichte, Speisegänge handeln trachten tractat Abhandlung verhandeln tractieren Balken trme Drang trang trang thet bedrängte transferieren übersetzen Übersetzung, Überführung, Verlegung translation

Glossar trauren (truren) Trauern, trauern trauwort Drohworte, Drohungen trauwret betrübte, bedauerte trawen (trauwen) drohen trayd Getreide treffenlich (treflich) gewaltig, nachdrücklich, außerordentlich treg steif, unbeweglich, träge trege Dickflüssigkeit, Zähflüssigkeit trehen Tränen treit trägt treuwen sich getrauen trewen Drohungen trewlich treu triben betreiben, bearbeiten trieffen Tropfen tringen (trungen) drängen, bedrängten tripartiten dreiteiligen trg (alem.) Truhen trpffen Schnupfen trwen (trowen) drohen troffen (trofen) getroffen, trafen tropffungen Schnupfen truckne (trucken) getrocknete, trocken trübel Weintrauben abstumpfen, Ficino: hebetat trüben Betrug trügnüß trülich getreu trüb trüsecht trützelman Dolmetscher Treue trüw trüwung Drohung Betrüger truger Dromedare trummetarij trummete (trumme, drummete) Trommel drängten trungen truren (trüren) trauern trurikeit Traurigkeit Ölschaum, Hefe, Ficino: amurca trůsen vertrauen truwen (trauwen) beunruhigen, treiben tryben Dämon, Ficino: daemone; Teufel tüf(f)el

289

290 tüsch tugend tumbkeit tumkeit tunne tunst

Glossar deutsch Kraft, Eigenschaft, Leistung, Höflichkeit, ­Sittlichkeit, Moral Dummheit Stumpfsinnigkeit, Trägheit, Ficino: hebetudine Welle Dunst

ubel sehr, schlecht uberantwurten auszahlen uberbauwen wnde erhöhte Tribünen uberbliben übrigbleiben uber ein dereinst uberflüssig, uberflüssikeit überfließend, im Überfluss, reichlich, Übermaß, üppig, zur Genüge ubergang Übermaß ubergon (ubergang) übertreten, übergehe, auslasse ubergülden vergolden uberkommen erreichen, erlangen, erhalten, überreden uberlstig (uberlestig) beschwerlich, lästig, feindselig, gehässig uberlengen verlängern uberobert überwältigt, unterworfen uberschwencklich übermäßig, reichlich ubersehen überblicken besondere, Ficino: praecipui ubertrefflich verbergen, angreifen uberziehen uberziehung (uberzug) Angriff, Überfall vernarbt, überfallen uberzogen uberzwerck (uberzwergh) quer uch euch überfluß Überschwemmung erhoben, erhaben überhpt übertreffen überlengen überlestig überladen überziehen anfüllen, bedecken euer üwer uffart (uffart tag) Christi Himmelfahrt veranlassen; stimulieren, erregen, Ficino: uffbringen ­excitant uffbrochten vorzeigten uffenhaltend hold, gütig

Glossar

291

uffenhaltung Umschläge, Ficino: fomenta uffenthalten erhalten, ernähren, unterstützen, schützen uffenthaltung (uffenthalt) Pflege, Ernährung, Nahrung, Schutz, Unterhalt, Stütze ufferhaben erhöht, erhoben ufferhebt hervorragend, vorspringend ufferhebung Erleichterung, Linderung, Caoursin: sublevandis ufffahen auffangen ufferweckung Anfachung uffgang Osten, aufgehe uffgangen verschwendet, Caoursin: effuse uffgeben übergeben uff(ge)halten behandeln, pflegen, beherbergen uffgehebt erhoben, eingenommen uffgeleit auferlegt uffgeplasen angefacht uffgeschlagen aufgeschoben, verschoben uff geworfen erhoben uff geworffen aufgewiegelt uffgon aufgehen uffhalten verlocken, Ficino: alliciam; wärmen uffhalten (haltet … uff) wiederherstellen, beherbergen; verehren, ­Caoursin: colunt uffhůben erhoben aufreißen uffkratzen ufflauff Ansturm, Überfall Anschwellung, Ficino: tumor ufflauffung uffmercklich (uffmerckig), uffmerckung aufmerksam, wachsam, ­Aufmerksamkeit, Wachsamkeit Aufrechter, Unterstützer, Caoursin: erectorem uffrichter übler Geschmack uffriechen uffriechung Ausdünstung uffrůr Reinigung, Ficino: expurgatione; Durchfall, Schmutz Auflehnung, Nachstellung, Betrug, Täuschung, uffsatz Absicht, Bewachung, Obhut, List Verfassung, Caoursin: constitutio; Auflehnung uffsatzung Aufschub uffschlag uffsein sich erheben, bekriegen Aufruhr uffsetz uffsetzer Begründer, Betrüger

292

Glossar

uffsetzig listig, hinterhältig uffsetzung Verordnung uffstossen, uffstossungen blähen, Blähungen ufftrummeten schmetterten, Caoursin: tubarum clangore uffwerffung Emporhebung, Caoursin: evectionem uffziegung Androhung ufhauwung Schnitt, Einschnitt umbfahen umfangen umbfal Abhang umbgefallen abgefallen, abtrünnig geworden umb gekert umgepflügt, umgegraben umbgezogen ausgezogen umbkarten vernichteten umbkeren zu Fall bringen, Caoursin: subvertere; vernichten, zerstören umblauff des zirckels Kreisbahn umblauffen sich drehen umblegen einschließen umbleyten (umbleiten) umschlossen umbreiten umreiten umbschrenckt eingezäunt, umgibt, umzingelt umbzüge Zweideutigkeiten, Caoursin: ambagibus umkeren vernichten, verwüsten unachtbar nachlässig, unscheinbar; unwürdig, Caoursin: indignam; wertlos, Caoursin: sclesta ohne Rücksicht auf unangesehen plötzlich, unvermutet unbedocht unvermindert, unversehrt, Caoursin: illibatam unbeflec(k)t ungeschickt unbehend unbequem ungeeignet; unzureichend, Ficino: ineptissimi ungeschoren unbeschoren uneinnehmbar unbestreitlich unbillich(e) unangemessen, unverdient, ungerecht, grundlos, falsch; unverschuldet, Caoursin: immerito; ­unrecht Beleidigung, Ungerechtigkeit unbillicheit Schaden, Verletzung unbillikeit nutzlos unbrüchlich ungeweiht unconsecriert Unterleib underbuch niedergeschlagen undergeschlagen

Glossar

293

underhanden zur Hand underkomen sich unterziehen underlassen überlassen underleibung Unterbrechung underloffen versperrt underlyt unterliegt underscheidt Verschiedenheit, Unterschied undersprechen unterbrechen understand Absicht underston wagen, Plan, Vorhaben understrawen unterstreuen undersüß halbsüß underteidigen verhandeln underthůnt unterwerfen underwegen unterwegs under wegen lassen weglassen, auslassen underweilen (underwilen) manchmal underziehen entziehen underzucken unterbrechen unerfarlich unerforscht, Caoursin: inscrutabilis unerkant unbekannt unerlich unehrenhaft, unrühmlich unermessen unmessbar unfal (ungefll, ungefel) Unglück, Unheil, Missgeschick Schauspiel, Caoursin: spectaculo unfal unweit unfer Exkremente, Ausscheidungen unflat schmutzig, unrein unfletig unredlich, gottlos unfrumm ungenügsam, unzureichend, ungehörig unfüglich (unfglich) verdorbener Magen, Verdauungsstörung, Ficino: ungebrüchli(ch)keit cruditas unbedacht, unverhofft, unerwartet ungedacht ungefrlich (ungeferlich) ungefähr, etwa untauglich, ungeschickt ungefügt nie gehört; unbekannt, fremd, Caoursin: ungehrt ­barbarico unverletzt ungeletzt unbeherrscht ungemeistert Salben ungenten übermütig ungepürlich

294

Glossar

ungerisch ungarisch ungescheiden unzertrennlich ungeschicklicheit Feigheit, Caoursin: ignaviam; Schaden, Nachteil ungeschickt untauglich, unzweckmäßig ungeschikt erstarrt, Caoursin: protensa ungestalt hässlich ungestimikait (ungestimikeit, ungestieme) Unberechenbarkeit, ­Ungestüm, Heftigkeit ungethon erfolglos ungewitterig stürmisch ungewyter Unwetter ungleich (unglych) unähnlich, widersprechend ungleuplich unglaublich unhoffnung Hoffnungslosigkeit unhuld Ungunst unkeüscheit (unküßheit) Beischlaf, Koitus unkinnend unkundig unkünnend träge, untätig, Caoursin: ignavum unlang bald unleidlich unerträglich, widersetzlich unlieplich (unlieblich) lieblos; abgeschmackt, Caoursin: absurdum unloblich schmählich, unrühmlich unlust Übelkeit, Missfallen, Zorn unlustbarlich unangenehm, unfreundlich verdorben, ekelhaft, unerfreulich unlustig unwirsch unlydlich hartherzig unmilt unnotturfftig unnötig unordenlich ungeordnet; unmäßig, übermäßig, Ficino: ­immoderata unordenlicheit Maßlosigkeit unfruchtbar unperhafftig unrůg Unruhe unsglich (unseglich) unsagbar, enorm Schamlosigkeit unscham schadlos unschedlich unsichtlich unsichtbar unsinnig tollwütig unsinnikeit Wahnsinn, Raserei, Verrücktheit, Caoursin: ­insania unsorgsamkeit Sorglosigkeit

Glossar unsprechend unstanthafft unstiemikeit unsuber untauwig untauwung

295

stumm unstet Wahnsinn, Ficino: furor unsauber unverdaut schlechte Verdauung; Verstopfung, Ficino: ­cruditas unteuwig (unteülich) schwer verdaulich, unverträglich untdtlich, untödlicheit unsterblich, Unsterblichkeit untreg fleißig untrülich untreu unufflsig unauflöslich unußgetruckt undeutlich, Caoursin: indefinite unußsprechlich unversöhnlich, unerklärlich unveracht untadelig unverbracht unvollendet unverbrochen unversehrt unverbrochenlich unverbrüchlich unverhafftig unwahr unverklagt dringend unvermglicheit Schwäche unverschampt schamlos unversehenlich unerwartet unverteulich unverdaut ahnungslos unverwartet angesehen unverworffen unverworren unangetastet ohne Verzug, unverzüglich unverzogenlich unwissend unweißlich unwissen(d) unbekannt, Unkenntnis, unkundig Unwissenheit unwißheit unwys unklug unzalber unzählig zahlreich unzalich unreif, verfrüht unzeitig unerwartet unzeitlich unzerstrlich unverdorben unreif unzeytig (unzytig) unzweifelt ohne Zweifel leichtfertig; maßlos, Caoursin: turrita; lügenhaft, uppig eitel, Caoursin: vana; übermütig, unnütz

296 urän urberling urdrütz urdrützig urdruß urdrutz urlaub ursach ursachen urteilen urthel ußbindig (ußbündig) ußblasung ußbloßen ußdruckung usser ußer gibt ußerlsen usserthalb (nit) ußerwege ußfleissen ußgan (im truck) ußgangen ußgeben ußgebig ußgebutzet ußgegossen ußgelassen ußgeleidtet uß geleit ußgelßt ußgelon ußgeng ußgenommen ußgereut ußgericht ußgeschleyfft ußgesprochen ußgesündert ußgezogen

Glossar Urahne plötzlich Übersättigung, Ficino: satietatem überdrüssig, lustlos, träge, Ficino: lentus Überdruss, Appetitlosigkeit Erbrechen, Übelkeit, Ficino: nausea Erlaubnis Vorwand, Grund; Gelegenheit, Caoursin: ­occasionem; Überlegung veranlassen beurteilen, verurteilen Urteil ausgezeichnet, hauptsächlich Auslöschung schnauben, ausblasen Austrocknung außerhalb, außer ausgibt, bezahlt ausgewählt außerhalb (nichts) besonderes entstehen, entspringen, Caoursin: emanare veröffentlichen, gedruckt übergelaufen, Caoursin: exivit; ausgegangen verbreiten, Caoursin: vagipalantur verschwenderisch herausgeputzt, geschmückt verbreitet; ausgespien, Caoursin: vomuexit gehisst (Segel) hinaus geleitet erklärt, ausgelegt ausgelöscht ausgelassen Wirkungen ausgewählt ausgerottet versorgt, zustande gebracht ausgeraubt öffentlich ausgesondert ausgepresst, herausgelöst

Glossar uß gießen ußgon (uß gon)

297

verbreiten verkünden, veröffentlichen, umherziehen, ­aufdecken ußherschen beherrschen ußkomen vergangen ußkommen hervorquellen, entkommen ußlauff Durchfall ußleger Interpret ußlendig heimatlos, verbannt, ausländisch ußlesen auswählen ußraumen (ußrumpten) räumen, evakuieren, ausräumen ußrütung Ausrottung ußschpffen erschöpfen ußstrychen ausmalen, Caoursin: depingeret ußteilung Ausdehnung ußthilgung Auslöschung ußtrag Abschluss ußtragen schlichten ußtreibung Ausscheidung, Vertreibung ußtrickung Austrocknung, Trockenheit ußwendig außen, außerhalb, ausländisch, äußerlich uß werffen, ußwerffung ausscheiden, Ausscheidung; Durchfall, ­Stuhlgang, Ficino: deiectione; ausschließen ußwysen beweisen, berichten anmerken ußzeichen Ausflucht, Verzögerung, Ausnahme, Caoursin: ußzug exceptio; Ausbruch, Auszug vahen vassen vast vasten vastend vegetieren velde veracht verachtnüß verbeut verbeuten verbindung verbrinnligkeit

fangen fesseln sehr Fastentag, Fastenzeit, fasten nüchtern beleben Kriege, Gelände, Land gering, schäbig Verachtung verbietet erbeuten Bedingung Verbrennung, Ficino: adustione

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Glossar

verbrochen zerbrochen verbrunnen verbrannten verbündung Bündnis verbürg(t) (verbürge) versteckt, verberge, verbarg verbunden gebunden verdahtnuß Verdacht verdampnet verdammt verdeckt verdunkelt, bedeckt verdempfft geschmort verdencken Verdacht verderben (verderpen) zerstören, töten verdorben umgekommen verdrießlich (verdrüßlich) Verdruss erregend, träge, abgespannt, langweilig verdrucken unterdrücken verdruß Feigheit verdunpffen verdunsten vereinigung Einheit verendern wechseln verfrlicheit (verferlicheit) Gefahr verfaren zugrunde gehen verfarung Fehltritt, Verstoß, Caoursin: lapsus verfiert verführt verfugt ernannt vergan gönnte versteigern verganten vergiften vergeben bezahlen vergelten vergen sterben, Caoursin: pereat vergessenheit (vergeßnikeit) Vergesslichkeit vergesslich vergeßnig bejaht, Verhör vergicht giftig vergifft vergleichen (vergleichet) ausgleichen, bezahlen, begleichen, zurück­ erstatten, vergelten, angepasst, ähneln Ähnlichkeit, Ausgleich vergleichung begleiten vergleiten vergon zugrunde gehen begraben vergraben einbezogen vergriffen begrub, bestattete vergrůb missgönnen vergünden

Glossar vergyhen vergyrt verhafft verhalten

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bejahen vergoren behaftet zurückbehalten, verheimlichen, festgehalten, versperren, verstecken, verhindern, verteidigen, zurückhalten verheben unterdrücken, zurückhalten, vorenthalten, zügeln verhefft verhaftet, verbunden, mit Beschlag belegt verhefften in Beschlag nehmen verhefftung Beschlag verheißen, verheissung versprechen, Versprechung verhencknüß (verhengknuß, verhengnuß) Gunst, Erlaubnis, Duldung, Zustimmung, Wille verhenckt (verhengt) erlaubt verheyt heimtückisch, boshaft verhielt abwehrte, verhinderte verhieten (verhüten) behüten, pflegen, bewachen verhindert beschäftigt verhret gehört, angehört verhrgen (verhret) verheeren, verheert verholen verheimlicht verhüeten (verht) behüten, beschützt, vermeiden verhü(e)tung Gewahrsam, Bewachung, Schutz verjahen (verjehen, verjhen, veryehen, verjach) bekennen, verkündigen, gestehen verkauffen umb ein hůt für einen geringen Preis (?), preisgünstig (?) Sklavinnen verkauffte weiber verkeren (verkrt) verändern, verdrehen, verwandeln Wechsel, Abwechslung verkerung Verkünder, Prophet, Ficino: tuba verkinder verdauen verkochen melden verkundtschafften verlugend verleugnet unterlassen, nachlässig, verloren; zurücklassen, verlassen übriglassen, im Stich lassen, hinterlassen, lassen nachlässiger verlaßner verlauffen zugetragen, ereignet Zerstreuung, Verflüchtigung, Ficino: verlauffung ­distractionem gestorben verlebt

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Glossar

verleckert verlockt verleiben (verliben, verlibben, verlybben) bleiben, am Leben bleiben, geblieben verleicht verleiht verleidigen missliebig machen verleignen verleugnen verleit besetzt verleiten Geleit geben verletzet beschädigt verleugkung Verweigerung verleukung Verleugnung verliesung Verlust verloffen ereignet, sich zugetragen verlühen zugestanden, bewilligt, Caoursin: concessum verlüher Spender verluhen verliehen verlumbdet verleumdet, Caoursin: fedarunt vermacht versperrt, eingehüllt vermag verträgt vermaledigsten vermaledeitesten, verfluchtesten vermanung, vermanen Aufforderung, Ermahnung, ermahnen vermaset besudelt, beschmutzt vermeinen vermuten vermeint gemeint, angesehen Aufmerksamkeit, Caoursin: attentione; vermercken ­bemerken vermischt vermist Fähigkeit vermgen vermglich, vermöglicheit kräftig, Kraft, imstande sein ermüden vermeden vermyß vermesse vermytten (vermitten) auslassen, vermeiden verstehen, erfahren verne(h)men zunichte gemacht vernütet (alem.) bestimmt verordent verpfendt ausgesetzt, anfällig ausdünsten, entweichen verriechen verrufen verrieft verrůcken fortschaffen verruckt verworren abrücken verrücken

Glossar versach versah, versorgte versamlung Ansammlung, Ficino: collectione; Sammlung versaumen, versaumnüß vernachlässigen, Vernachlässigung verschaffen anordnen, befehlen verschafft zugeteilt verscheiden gestorben verscheinung Ablauf verschinen vergehen verschlagen versperren, verborgen verschlecht stumpft ab, Ficino: obtundit verschliessen bekennen verschlossen eingeschlossen verschlucken verschlingen verschlůg verschloss verschlunden verschlungen verschmacht verachtet, verschmäht verschnitten kastriert verschriben schriftlich festgelegt verschümet gereinigt verschutten verschüttet verseher Versorger versehung Pflege verseit untersagt, verbietet versicheret gesichert Versöhnung versienung Vorsicht, Behutsamkeit, Ficino: cautione versorgung Verächter verspher Abmachung versprehung verspricht bespricht versprochen besiegelt verspüeten verspotten verständig verstanden steinigen versteinigen verstentnüß Intelligenz zerstören verstren verdorben, vernichtet verstret Zerstörung verstrung verstoffet verstopft verstockt verstopfft dumm, Caoursin: stupido verstopt Geschmacksinn versůchen

301

302

Glossar

versůcht verführen versümen (versumen) vernachlässigen versümlich versäumt versn Vergleich verthet (verthůt, verthon) ausgegeben, verschwendet, Caoursin: effusu vertragen verstreut, beigelegt, versöhnen vertretten zertraten vertrochen (verdrochen, Inf. vertrechen) erloschen, eingeschläfert, verborgen, verdrießlich; verdeckt, Caoursin: sopiatur vertrucken unterdrücken vertrücken zusammenpressen vertruwen anvertrauen, vertrauen vertryben verbringen verwagen entschlossen verwandlung, verwandlen Vertauschung, vertauschen verwaren versorgen, schützen, bewachen verwart geschützt verwarung Ermahnung, Gewahrsam, Vorkehrung verwegen verweigern verweipt weibisch verwenden umwenden verwerffen verschmähen, vertreiben; verfluchen, Caoursin: detestari; zuschütten verächtlich verwerfflich verwalten verwesen Priester, Ficino: sacerdotes; Verwalter verweser für wahr halten, einwilligen, gewähren verwilligen Einwilligung verwilligung verwonderung (verwunderung) Bewunderung, Caoursin: admiratio gewohnt verwont hingeworfen verworffen schändlich verworffenlich verwurret verwirrt, verworren verzeihen, festlegen verzeichen verschwenden, auflösen verzeren aufgelöst, verbraucht, verkocht verzert Auflösung, Schwäche, Abzehrung; verzerung Verbrauch, Ficino: contritione Ablenkung verziechung

Glossar

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verziehen (verzühen, verzigen) zerreißen, verzögern, entziehen, ­zerstreuen, zerren, hinausschieben verziehung (verziehen) Verzögerung, Aufschub, Verflüchtigung verzogen gezogen, hingezogen, hingehalten, verschieben, aufgeschoben, zerstreut, zerteilt verzuck Aufschub verzucken rauben verzuckt im Geist entrückt vesper Abendgottesdienst vest befestigt veste Festung vestigkeit, vesten Befestigung, befestigten vetterlich väterlich vexieren quälen, ärgern vihisch tierisch vile (vyle) Menge vischle kleine Fische, Ficino: pisciculi vleißlich gründlich, genau vliß (vlyß) Fleiß vlissig (vlyssig) fleißig, inständig vgt(e)y Gerichtsbezirk, Richteramt vogt Richter volbrachten verbrachten volbringung Vollendung Vollendung, Erfüllung volkomenheit Vollendung volstreckung Vollstreckung volziehung zufällig von geschicht früher, zuvor vor besonders vorab vorbehalten errettet vorbeuw Vorgebäude vorig vorder vorderen früheren, vorigen früher vorderig vorelter Vorfahr Leitvogel vorflüeger Vorfahr vorforder Vorbild vorgang zuvor berichtet vorgemelt Anführer, Caoursin: capitaneus vorgenger

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Glossar

vorgnde (vorgond) vor handen vorhauß vorlangest (vorlngst) vorschirm vorschopff voruß vorwarte vorweere

frühere, vorige, vergangen anwesend (?), Caoursin: in bolenardo seit längerem, zuvor, längst Außenbefestigung Vorplatz, Eingang besonders Außenwache Außenbefestigung

wachen (lang) wpner wschung waffnen wag wage wagenburg waldrappe walhen walle wallen walstadt (walstat) wan(n) wand wanten wapfe warlich warnemen warsamklich warten, wartung, warter

Schlaflosigkeit Bewaffnete Waschungen bewaffnen Woge, Welle Waage (Sternzeichen) Lager Waldrabe Italiener Welle wallfahren, pilgern Schlachtfeld denn, als, wenn, weil Seite wendeten Waffe wahrhaftig, wahrlich achten aufmerksam pflegen, erwarten, erhoffen, Pflege, Wache, Wächter Wartespiel war Pascha blau, wasserfarben Wassermonat, Wassermann (Sternzeichen) Steintrog roh als Wehr, Befestigung sich bewegen, sich aufhalten

wartspil was wascha wasser far wassermon wasserstein waßweich weder weer (wre, werr) wefern

Glossar weg Weise weger besser wegfarten Weggefährten wegscheide Wegkreuzung wegwyser Begleiter weich flüssig, Ficino: liquida weich wich weiger (weier) Weiher weisen zeigen weißlich vorsichtig weitern erweitern wellen Bündel wellent wollen welsch (wellysch), welschland italienisch, Italien wend wollt, wollen wendig abspenstig wendung Wechsel, Übergang werben verrichten werck(e) Kriegsgerät, Caoursin: machina; Material, ­Geräte wercket gewirkt werckman Handwerker werden werten, geschätzten weren schützen, wehren, dauern, währen, Waffen wehrhaft werlich wessen wes weschbe Wespe weschen waschen wesen Beschaffenheit, Natur, Zustand, ­Lebensumstände, Wesen, sein, verweilen, sich aufhalten; Gestalt, das Äußere, Ficino: ­habitudinem; Stand war, anwesend, gewesen wesend wusste, wüssten west, westen wetage Schmerz(en), Krankheit(en) Zahnschmerzen wetage der zene Unwetter wetter schädlicher, schlimmer widderer widerbellen widersprechen, zanken ersetzt widerbracht zurückerstatteten widerbrchten

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306 widerbringen widerbringung widerfart widerfygend widergabe wider geben widergelten widergelten widergeltung widergepogne widerker widerlegen widerlegung widern widerparth widersprechen widersinn widersinnig widerspenig widerstendig widerston widerstreber widerstrebung widerstreiten widertheil widerwertig widerwerti(g)keit wider wil wieche wiedenlich wieten wietery wietig wiewol wilde wildtbeder wilfaren

Glossar erfrischen, fördern, erneuern Wiederholung, Wiederherstellung Rückkehr feindselig, gefährlich Rückgabe in seine Rechte wieder einsetzen vergelten Gefälligkeit, Gegenleistung, Caoursin: beneficio Entschädigung, Zurückzahlung, Rache, ­Vergeltung hoch gebogene Heimkehr, Rückkehr wiedererstatten Entschädigung sträuben, wehren Gegenpartei missbilligen, verwerfen, Caoursin: improbare Gegenteil gegensätzlich widersprechend widersetzlich, gegensätzlich widerstehen Angreifer Widerstand, Verworrenheit Widerstand, widerstreben Gegenpartei widersprechend, feindlich, unheilvoll, ­unangenehm, gegensätzlich, schädlich Not, Gefahr, Caoursin: discrimina; Zwietracht, Streit Hass Docht, Ficino: ellychnium, id est lucinium stattlich sich stark bewegen; Wüten, Raserei, Ficino: furor Wahnsinn tollwütig obwohl Zügellosigkeit, Caoursin: ferocitatem heiße Quellen gehorchen

Glossar

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will Absicht wille Verlangen, Caoursin: appetitus williglich freiwillig wiltnüß Wald, Hain windisch wendisch wind lassen Blähungen haben wissenhafft bewusst, mit Kenntnis wissenheit Wissen, Kenntnis wißlich(en) gewissenhaft, bewusst, weise, klug, klugerweise wißt (wiss) weiß wisten wüssten wlen, wlung (wal) wählen, Wahl wre Wehre wrlich wehrhaft wrm (wrmde) Wärme wolbericht gut unterrichtet wolgehabe günstig, geneigt wol gehabt angesehen wolgethon stattlich wolmögend wohlbefindlich wolredend redegewandt, beredt wolschmeckend (wol geschmackt) wohlriechend wolsprechlikeit (wolsprechlicheit) Beredsamkeit wolustbarkeit Vergnügen Einsamkeit, Ficino: solitudo wonung (einige) wahr, echt wor waren worent frech, unverschämt, unsauber wüest Wirkung würckung Würde, Ansehen, Caoursin: celebritate würdikeit Wurfspeere würff geschütz Raupen, Würmer, Caoursin: vermis würme Gastgeber würt würtschafft Gastmahl, Gelage wild, gewaltsam, ungestüm wst (wüst) Wüste, Einöde wstenung wunden verwunden wunder Ungeheuer wunderlich erstaunlich, wundersam Nutzland und Viehweide, vgl. Ch. Schmidt: Hist. wunn und weid Wörterbuch der elsäss. Mundart (1901), S. 432

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Glossar

wurffen wurm wurt wůst (wüste) wyche wychen wyden wyeland (wilant) wyhung wylen wylfarung wyntzen wysen (wisse), wyssen wyssagen wyßlich wyßloß (weißloss) wytern wytschweiffig

warfen Drache wurde Exkremente, Ausscheidungen, Kot Weichheit wichen, entfernten Weiden, Weidenzweige damals Weihung, Einweihung sich hinziehen Erlaubnis, Rücksicht weinhaltig, Ficino: vinosum Wiesen, Weisen, Arten, Wissen, wissen prophezeien weise führerlos, verirrt erweitern umherschweifend, unbeständig

yamerlich ye yeben yebung yebungen yedoch yehen yle ymaginatz ymmer ynblasen ynfallen ynfallend ynful yngang yngeben yngeleit ynhet ynlauff ynngehept ynnhalter ynprinstig

jämmerlich umso, immer, doch üben, tätig sein, treiben Anstrengung, Ermüdung, Ficino: fatigatione Bewegungen, Ficino: agitationibus dennoch sagen, für wahr erklären, bejahen Eule Einbildung, Phantasie jemals Inspiration; Einflüsterung, Caoursin: sugestione sichtbar werden, Caoursin: eminere bevorstehend Inful, Mitra (lat. infula) Anfang, Einzug Einflüsterung eingelegt inne hatte, besaß Eingang besessen Besitzer inbrünstig

Glossar ynred(e) ynsul yntruckung ynwendig ysen ysend (yßnin)

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Einspruch Insel Eindruck innerhalb Eisen eisern

zalt Zelte zam(e) geziemte zamen zusammen zarten schmeicheln zaubernüß Zauberei zech (zeh, zehe) zäh, klebrig, zähflüssig, fest, Zähheit zedel Zettel zehe Zähigkeit zehenen der Zehnte (Steuer) zeher Zähre, Träne zeinß Zins zeitig (zeytig) reif zeitlich rechtzeitig zemet zähmte zenck Streitigkeiten zene Zähne zerbrechen brechen unterbrochen, zerstört, vernichtet zerbrochen untergegangen, flüssig geworden zergangen vergänglich zergencklich flüssig werden zergon zermalmen zerknirschen zerknütschen (zerknytschen) zerdrücken, Caoursin: conterat; zermalmen, erdrücken auflösen, flüssig machen zerlassen zerren zerreißen zerrüdet (zerrudet) erschüttert, zerstört, zerrüttet trennen zerspalten zerteilung Verteilung zertenen dehnen zertrant zertrennte auflösen, Ficino: dissolvunt; zerkleinern zertriben zertritt, Caoursin: proterat zertruck Nahrung zerung

310 zerzerren zeüg(e) (gezüg, zeug) zeüg finger zeugen zeugnüß ziehen ziehen zierlich zierung zimlich (zymlich) zirckel zgt zůbracht zůbringen zůbringer zuck zucken zuckend zůdrincker zücht züchte züge zügmeister zügnuß züng zü stůl gon zůeignen (zůgeeigt) zůfallen zůfallend zůfel (zůfal) zů feld fert zůfiegen zůflüchtige zug (zeüge, zugk) zůgeben zůgehebt zůgehrd (zůgehrung) zůgehren zugen

Glossar zerreißen Kriegsgeräte, Ausrüstung, Heerzug Zeigefinger bezeugen, zeigen, beweisen Beweis ernähren, Ficino: nutrire erziehen, Caoursin: educandis; verlocken, Caoursin: alliciunt ansprechend Anmut, Liebreiz angemessen, geziemend, schicklich, gebührend, genug Kreis, Hemisphäre zeigt beigesteuert, überbracht beisteuern, darbringen Überbringer Ruck Raubzug, Caoursin: rapacitate würgend, hinunterschlingend Trinkgenossen, Caoursin: compatores zieht Höflichkeit Zeuge Artillerieoffizier Beweis Zunge, Ficino: linguam Stuhlgang verrichten aneignen, geweiht, Ficino: consecratum auftreten, entstehen vorzeitig Anfechtungen, Beschwerden, Unglück in den Krieg zieht zuwenden Flüchtlinge Heerzug, Kriegszug zuteilen, zugewiesen angewendet Zubehör zustehen zogen

Glossar zůgericht (zůgeriht)

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heimlich ersonnen, vorbereitet, Caoursin: ­machinantur; ausgestattet zů hauff zusammen zů hauff bringen zusammenbringen, vereinigen zů jüngst zuletzt zůkommen begegnen, zugeführt zůkommend ankommend zůkůnfft Ankunft zůlassung Anhörung zůlenden, zůlendung landen, Landung zůlosen, zůlosung, zůloßer zuhören, Zuhören, Zuhörer zůmal einzeln zů nechst in der Nähe, nahe zůnemung Erweiterung, Caoursin: amplitudini zung (one) stumm zůricht vorbereitet, Caoursin: machinatur zůrichten aufrüsten zůrichtung Vorbereitung zůring ringsum zůrüstung Vorkehrung, Ausrüstung; Ansturm, Caoursin: tempestate zůsamen fliessung Anhäufung, Ficino: congestionem zů samen zwingung Verdichtung, Ficino: compressione zůsatz(er) Unterstützung, Besatzung, Hilfstruppe, Helfer anreden zůsprechen zůsprechig ansprechbar zůston Zuteil werden am Weg zů weg zweifelung Zweideutigkeit zwieträchtig, uneins zweitrechtig doppelzüngig zwei züngig Querbalken zwerchholtz quer zwergk zweyung (zweiung) Zwist, Entzweiung zügeln, bekämpfen zwingen Befestigungsanlage zwinger Meerenge, Caoursin: fauces zwingolff Apostel zwlffbotten zwürbel Wirbel zweimal zwürent zwangen zwungen

312 zwyfaltig zwyngolff zygüner zynckig zynß zynßhafftig (zynßper) zypfle

Glossar doppelt Zwinger Zigeuner zackig Vermögen, Steuer zinspflichtig, steuerpflichtig Zipfel

Johannes Adelphus Muling als Übersetzer weiterer lateinischer Texte in chronologischer Reihenfolge (Werkverzeichnis – Nachträge)

Johannes Adelphus Mulings Übersetzung von Sebastian Brants Esopus-Additiones, Straßburg: Johannes Prüß, 1508

Im Jahr 1501 brachte Sebastian Brant in einer neuen Redaktion den lateinischen Esopus Heinrich Steinhöwels heraus und gab ihm eine eigene Sammlung von Additiones bei. Die 140 Prosatexte der Additiones bieten eine bunte Mischung aus Facetien, historischen Exempeln, äsopischen Fabeln, Sprichwörtern und Sentenzen, aber auch selbstverfasste Texte. Der Text ist Bestandteil einer weitgehend vollständigen Übersetzung, die Adelphus Muling von der lateinischen Aesopus-Fortsetzung Sebastian Brants angefertigt hat. Muling übertrug nur die Titel und die Prosatexte der Brant’schen Additiones, Brants Verse ließ er weg. Bei dem Straßburger Druck von 1508 handelt es sich um die Erstausgabe der Muling’schen Übersetzung. Sie erschien bei Johannes Prüß mit den gleichen Holzschnitten wie in der Ausgabe Basel 1501 und ist das deutsche Gegenstück, Steinhöwels deutscher Esopus, gefolgt von einer Übersetzung der Brant’schen Additiones. Dass Muling ihr Übersetzer war und nicht Brant, wie der Inhaltshinweis der ersten Seite mitteilt, ist wiederum seiner Werkliste in Geilers Passion zu entnehmen. Steinhöwels Text redigierte Muling nur spärlich. In die Additiones griff er stärker ein. Zwar nahm er Brants fabeln und exempeln sämtlich auf, doch im übrigen bemühte Muling sich um eine sowohl leicht verständliche als auch getreue Übersetzung. Erst gut fünf Jahre nach Erscheinen der deutschen Additiones hat Muling sich als Urheber dieser seiner mit Abstand erfolgreichsten deutschen Übersetzung zu erkennen gegeben. In der vom 29. September 1513 datierten Widmungsvorrede zu Doctor Keiserspegrs [!] Passion Des Herrn Jesu […] vß dem latyn in tütsche sprach

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Transßueriert / durch Johannem Adelphum Physicum von Straßburg lässt der Übersetzer seinen Widmungsadressaten, den Trierer Domkustos Christoph von Reineck wissen, er habe … neun andere bücher geschriben vnd gemacht, so dass das vorliegende zehnte Werk füglich als der Zehnte gelten könne, der seit je den geistlichen Herren gebühre. In der anschließenden Liste der vorangegangenen neun Titel erscheint zů dem dritten Doctor Brandes fabelbůch zů dem Esopo (Bl. V v). Doktor Brant hatte die Texte des zweiten Teils zwar aus lateinischer Überlieferung vßgezogen, ins Deutsche übersetzt, gesetzt vß latin aber hatte sie ein anderer. Dessen Namen jedoch nennt weder das Titelblatt noch der vom ersten zum zweiten Teil überleitende Herausgeberkommentar. Auch die 15 nachweisbaren Folgeauflagen des 16. Jahrhunderts können nie mit dem Namen des Urhebers der so erfolgreichen Additiones-Übersetzung aufwarten. Nicht zu lösen ist die Frage, ob die Initiative zur Übersetzung der Additiones von Muling selbst ausging, ob eventuell Prüß den Auftrag gab oder ob vielleicht sogar Brant sie anregte und vermittelte. Jede dieser Möglichkeiten kann in Betracht kommen. Wie Geiler so war auch Brant ein von Muling offenbar mit besonderer Vorliebe übersetzter Autor. Auch mochte Prüß an einer Übersetzung gelegen sein, da er die komplette Basler Holzstockserie der lateinischen Erstausgabe Jakob Wolffs von 1501 besaß. Schließlich muss auch Brants Kontakt zu dem jungen Übersetzer eng genug gewesen sein, um ihn 1513 dem Überlinger Stadtrat für die Stelle eines Stadtarztes empfehlen zu können. Die 140 deutschen Additiones blieben für zehn Folgeauflagen fester Bestandteil des Esopus teutsch, erst die fünfte Auflage Nico­ laus Bassées von 1586 reduzierte den Brant/Muling-Anhang auf 114 Texte. Bis dahin aber war Mulings Übersetzung breiteste literarische Rezeption zuteil geworden. Zahlreiche ihrer Texte hatten in wört­lichen Abdrucken oder in Neubearbeitungen Eingang in diverse populäre Fabel-, Schwank- und Exempelsammlungen des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts gefunden.

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Eine nennenswerte Nachwirkung haben die Additiones des ­ ebastian Brant in der lateinischen Version offensichtlich nicht geS habt. Nachhaltiger Erfolg war ihnen erst in der deutschen Übersetzung Mulings beschieden. Bis 1679 sind immerhin 21 weitere ­Drucke dieser deutschen Übersetzung erschienen und sicherten Brants Additiones damit eine anhaltende Wirkung in der Volkssprache. Sie wurden zum Beispiel für deutschsprachige Fabeldichter wie Hans Sachs und Burkard Waldis zu einer Stoffquelle (Dicke, S. 215–216). Straßburg: Johannes Prüß d. Ä., August 1508 1. Sebastian Brant: Esopus-Additiones, deutsch Übersetzung aller Texte des zweiten Teils von Johannes Adelphus Muling: In disem Bůch ist | des ersten teils: das leben | vnd fabel Eso | pi: Auiani: Doligani: Adelfonsi: mit | schympffredē Pogij. Des andern | teils vszüge schoner fabeln vñ ex- | empelen Doctoris. S. Brant: | alles mit synen figuren vñ | Registern. | Titelholzschnitt: Drei Figuren. Am Ende: Getruckt zům Thiergarten | durch Ioannem Prüss / burgern zů Straßburg: In | dem Augstmonat / des. M.CCCCC. vnd | achtsten jares. | 2°, [6], clxxviij Bl. Titelholzschnitt und Holzschnitte. Benzing (Strasbourg I), 589; Borsa: Wien NB 16 A 143; Dicke, S. 417–418, jp; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.01.; IA *100.955; Muller (Strasbourg II), 58; VD16 A 546; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 10; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 267–268. Freiburg: Johann Faber, Februar 1531 1.a. Esopus leben | vnd Fabeln: mit sampt den fabeln Aniani [!]: | Adelfonsi / vnd etlichen schimpffreden Pogij. Dar zů vßzüge | schöner fabeln vnnd exempeln Doctoris Sebastiani Brant /... | Titelholzschnitt: Der bucklige Fabeldichter Aesop inmitten der Motive seiner Fabeln. Am Ende: Gedruckt zů Freyburg im Breyssgaw durch Joannem fabrũ juliacensem / im jar. M.CCCCC.XXXI. im monat februario. | 4°, [12], CLXXXV, [1] Bl. Titelholzschnitt, Holzschnitte, Druckermarke. Der Titelholzschnitt und die Textholzschnitte werden Benedict Kump(t) zugeschrieben. Brixen, Bibl. des Priesterseminars (def.); Prag SB; Ulm StB (v. B. B. 150); Wolfenbüttel HAB (Lg. 67); Zürich ZB (def.). – Dicke, S. 418–419, jfa1; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.02. und 3.1.02.6.; IA *101.053; VD16 A 547; Wendland (Signete), S. 155; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 12.

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Die Holzschnitte sind in mehreren Nachdrucken nach 1531 wiederverwendet worden: 1535 und 1539. Danach 1545, 1555 und 1569 von Stephanus Melechus Graff, der 1543 Johann Fabers Druckerei übernommen hatte. Freiburg: Johann Faber, Februar 1535 1.b. Esopus leben | vnd Fabeln: mit sampt den fabeln Aniani [!]: | Adelfonsi / vnd etlichen schimpffreden Pogij. Darzů vßzüge | schöner fabeln vñ ­exempeln Doctors Sebastian Brant /| … | Titelholzschnitt. Am Ende: Gedruckt zů Freiburg im Breyßgaw / durch Joan- | nem Fabrum Juliacensem / Jm jar M.D. | XXXV. im monat Februario. | 4°, [12], CLXXV, [1] Bl. Titelholzschnitt, Holzschnitte (1 Wiederholung), Druckermarke. Göttingen SUB (8° Fab. Rom. I 5265); München BSB (Res. 4° A. gr. b. 55); München UB (Titelbl. fehlt, 4° A. gr. 25); Zofingen StB (D 289, def.); Zug StB (AS 480, def.). – Dicke, S. 420–421, jfa2; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.03.; Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), S. 533, Nr. 463; IA *101.076; VD16 A 549; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 13. Freiburg: Johann Faber, August 1539 1.c. Esopus leben vnd Fabeln: mit sampt den Fabeln Aniani [!]: Adelfonsi / vnd etlichen schimpffreden Pogij. Darzu ußzüge schöner fabeln vnd exempeln Doctors Sebastian Brant / alls klärlich mit schönen Figurn vnd registern ußgestrichen. | Titelholzschnitt. Am Ende: Freiburg / Johann Faber / im monat Augusto 1539. | 4°, [12], CLXXV [1] Bl. Titelholzschnitt. Kopenhagen KglB (731 - 419 - 4°). – Dicke, S. 421–422, jfa3; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.04: Das dort angegebene Exemplar in der SLUB Dresden ist ein Freiburger Druck von Stephan Graff, 1555, siehe Dicke sg2; IA *101.098; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 14. Freiburg: Stephan Melechus Graff, 1545 1.d. Esopus leben | vnd Fabeln / mit sampt den fabeln Aniani [!] /| Adelfonsi / vnd etlichen schimpffreden Pogij. Darzu außzüge schöner | fabeln vnd exempeln Doctors Sebastian Brant / … | Titelholzschnitt. Am Ende: Zu Friburg im Brißgaw /| Durch Stephanum Melechum Graff /| jm Jar M.D.XLV. | 4°, [12], CLXXIIII Bl. Titelholzschnitt, Holzschnitte. München UB (4° A. gr. 26); Oxford Bodleian Library (4° A. 111); Wolfen­ büttel HAB (22. 14. Ethica 8° (1)). – Dicke, S. 422–423, sg1; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.5.; IA *101.130; VD16 A 551; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 15.

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Freiburg: Stephan Melechus Graff, 1555 1.e. Esopus leben | vnd Fabeln / mit sampt den fabeln Aniani [!] / Adelfonsi / vnd etlichen schimpffreden Pogij. Darzu außzüge schöner Fabeln vnd exempeln Doctors Sebastian Brant / … | Titelholzschnitt. Am Ende: Freiburg: Stephan M. Graff, 1555. | 4°, CLXXIIII Bl. Titelholzschnitt und Holzschnitte. Dresden SLUB (Lit. Graec. B 1101 (def.)); London, Victoria and Albert Museum (86. C. 47). – Dicke, S. 423–424, sg2; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.07.; IA *101.180; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 16. Freiburg: Stephan Melechus Graff, 1569 1.f. Esopus leben | vnd Fabeln / mit sampt den fabeln Aniani [!] | Adelfonsi vnd etlichen schimpffreden Pogij. / Darzu außzüge schöner | Fabeln vnd exempeln Doctors Sebastian Brant / … | Titelholzschnitt. Am Ende: Fryburg im Brißgaw: Stephan Graf 1569 | 4°, [12], CLXXIIII Bl. Titelholzschnitt, Holzschnitte. Augsburg StB (4° L D 93); Kopenhagen KglB (731 - 420 - 4°); Leipzig UB (Poet. graec. 64e); Paris BN (Rés. p. Yb 8); Prag, Muzeum ceské literatury; Strasbourg BNU (C 118.315). – Dicke, S. 424–425, sg3; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.08.; IA *101.229; VD16 A 560; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 18. Frankfurt: Nicolaus Bassée, 1572 1.g. Esopus Deutsch /| Das ist: | Das gantz Le- | ben vnd Fabeln Esopij / mit | sampt den Fabeln Aniani [!] / Adelfon | si / vnd etlichen schimpffreden Pogij / darzu | außzüge schöner Fabeln vnd Exempeln Doctors Seba | ­stian Brandt / … Jetzundt aber von newem volkömlicher inn truck verfertigt / vnd mit schö- | nen Figuren gezieret. | Druckermarke von Nicolaus Bassée. Darunter: Getruckt zu Franckfort am Mayn. | M. D. L. XXII. | 8°, 320, [8] Bl. Titelholzschnitt und 66 Holzschnitte. Erlangen UB (Phl. VII, 10z); Versailles BM (Rés. 8° E 717 J, def.). – Dicke, S. 426–427, nb2; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.09.; IA *101.241; Wendland (Signete), S. 124–125, Abb. 2; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 19. Frankfurt: Nicolaus Bassée, 1586 1.h. Esopus Teutsch /| Das ist: | Das gantze Le- | ben vnd Fabeln Esopi / mit | sampt den Fabeln Aniani [!] / Adelfonsi /| vnnd etlichen Schimpff­reden Poggij / darzu | Außzüge schöner Fabeln vnd Exempeln Doctors Seba- | ­stian Brand. / … | Titelholzschnitt: Aesop inmitten der Motive seiner Fabeln. Darunter: Getruckt zu Franckfurt am Mayn. | M. D. LXXXVI. | 8°, 204 Bl. Titelholzschnitt und Holzschnitte.

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Nancy BM (Rés. 10. 037a). – Dicke, S. 427–428, nb5; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.11.; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 22. Frankfurt: Nicolaus Bassée, 1589 1.i. [RS] Esopus Teutsch /| Das ist: | Das gantze Le- | ben vnd Fabeln Esopi / mit | sampt den Fabeln Aniani [!] / Adelfon- | si / vnd etlichen Schimpff­ reden Pogij / darzu | Außzüge schöner Fabeln vnd Exempeln Doctors Seba- | stian Brand / … / jetzund aber von neuwem vollkömlicher in | Truck verfertiget / vnd mit schönen | Figuren gezieret. | Titelholzschnitt: ­Aesop auf der Straße im Gespräch mit einem Mann. Darunter: Gedruckt zu ­Franck­furt am Mayn. | M. D. LXXXIX. | Am Ende: Gedruckt zu Franckfurt am Mayn. | M.D.LXXXIX. | durch Nicolaum Bassaeum /| 8°, [4] Bl., 391, [1] S. [5] Bl. Titelholzschnitt, Holzschnitte. Chur KB (def.); Wolfenbüttel HAB (Lg 69). – Dicke, S. 428, nb6; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.12.; IA *101.290; VD16 A 565; Wilhelmi (Sebastian Brant Biblio­graphie), Nr. 23. Frankfurt: Nicolaus Bassée, 1594 1.j. Esopus Teutsch /| Das ist: | Das gantze Le- | ben vnd Fabeln Esopi / mit | sampt den Fabeln Aniani [!] / Adelfon- | si / vnd etlichen Schimpffreden Pogij / dar- | zu Außzüge schöner Fabeln vnd Exempeln Doctors Se- | bastian Brand / … | Titelholzschnitt wie in 1.i. Darunter: Gedruckt zu Franckfurt am Mayn. | M. D. XCIIII. | 8°, 391 S., 5 Bl. Titelholzschnitt und Holzschnitte. Aarau KB (def.); Strasbourg BNU (C 118.312). – Dicke, S. 428–429, nb7; Gotzkowsky (DDL), 3.1.02.13.; IA *101.305; Wilhelmi (Sebastian Brant Bibliographie), Nr. 24.

Die Holzschnitte in den Additiones Jedem der 140 Stücke der Additiones Brants geht eine Holzschnittillustration voran. Diese Holzschnitte zeigen einen ganz anderen Stil als die Nachschnitte des ,Ulmer Aesop‘ im ersten Teil dieses Druckes von 1501. Sie sind in Mulings Übersetzung von 1508 nach den Originalholzstöcken wieder abgedruckt.

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Literatur Dicke, Gerd: Heinrich Steinhöwels „Esopus“ und seine Fortsetzer. Untersuchungen zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit. Tübingen 1994 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, 103). Mit einer Dokumentation der Druckgeschichte der Esopus Additiones, die bis 1676 reicht, S. 417–432. Darin: Johannes Adelphus Mulings deutsche Übersetzung der ,Esopus-Additiones‘ Sebastian Brants, S. 193–216. Gotzkowsky, Bodo: DDL, 3.1.02.01. – 3.1.02.19. mit Abb. der Titelblätter, S. 221–226. Knape, Joachim: Brant, Sebastian. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 247–283, bes. Sp. 264–265 (4.)

Albertus Magnus: Liber aggregationis (deutsch) Straßburg: Martin Flach, 1508

Straßburg: Martin Flach, August 1508 1. Albertus Magnus: Liber aggregationis, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: Albertus Magnus. | Das bůch der versamlung oder | das bůch der heym­ ligkeitē | Magni Alberti von | den tugenden der | krüter / vñ edel- | gestein vnd | vō etlich | en thie- | ren. | Darunter: Zierleiste. Am Ende: Getruckt zů Straßburg durch Martino | flach. Als man zalt … | fünffhundert vñ acht | Jar. jm augst mondt. | 4°, 36 Bl. Zierleiste. Gotzkowsky (DDL), 3.1.03.01.; IA *102.510; Muller (Strasbourg II), 16; VD16 A 1371; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 266.

Albertus Magnus (* um 1200 in Lauingen a. d. Donau – † 1280 in Köln) war der erste christliche Aristoteliker des Mittelalters. Sein vielseitiges Wissen verschaffte ihm den Namen Magnus (der Große). Er kannte die antike und zeitgenössische Fachliteratur und wollte das Wissen seiner Zeit erfassen und in Lehrbüchern verständlich darlegen. Seine Arbeiten zur Gesteinskunde stellen den ersten Versuch dar, eine vollständige Systematik für Mineralien zu entwickeln. Die anonym erschienene Übersetzung des Liber aggregationis, des in der Frühdruckzeit verbreitetsten Buches über die Kräfte von Kräutern, Steinen und Tieren, erscheint in Mulings erster Werkliste in der Vorrede zu seiner Übersetzung von Geilers Passion …, Straßburg 1514 als 7.: Zů dem sibenden Albertum magnum von den tugenden (Bl. V v). Dem Text des Ps.-Albertus schließen sich ein astro­logischer Abriss und eine umfängliche Rezeptsammlung … / ein tractat von vil kostbaren stücken / besunder der quinta essentia vnd lebendigen wassern / … an.

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Straßburg: Johannes Knobloch, 1516 1.a. Albertus Magnus. | Das buch der ver | samlūg: oder das bůch der heim | ligkeiten Magni Alberti / von artzney vñ | tugenden der kreüter vnnd edelgestein /| vnd von etlichē wolbekanten thieren. | Titelholzschnitt: Mann mit Hund in einer Landschaft. Am Ende: Getruckt vnd volendet in … | Straßburg / durch Io- | hannē Knobloch. Als man zalt | nach der geburt Christi vnsers | herrē / Tausent Fünffhun- | dert vñ sechtzehē Iare. | 4°, 40 Bl. Titelholzschnitt. Benzing (Strasbourg I), 24; Gotzkowsky (DDL), 3.1.03.02.; IA *102.535; Muller (Strasbourg II), 160; VD16 A 1374. Straßburg: Martin Flach, 1519 1.b. Albertus Magnus. | Das buch der ver- | Samlung / oder das bůch der | heimligkeiten Magni Al- | berti / von artzney vnd | tugenden der krüter | vnnd edel gestein /| vnd von etlichē | wolbekanten | thieren. | Titelbordüre. Rechts und links je eine Säule mit Putten. Am Ende: Getrnckt [!] vnd volendet in … | … Straßburg / durch Martinū | Flach … nach der | geburtt Christi vnsers | herren / Tausent | Fünffhundert | vñ nüntzehē | Iare. | 4°, 40 Bl. Titeleinfassung. Benzing (Strasbourg I), 25; Gotzkowsky (DDL), 3.1.03.03.; IA *102.542; Muller (Strasbourg II), 45; VD16 A 1375.

Literatur Binding, Günther und Peter Dilg: Albertus Magnus. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 1. Zürich/München 1978, Sp. 294–299. Fries, Albert und Kurt Illing: Albertus Magnus. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 1 (1978), Sp. 124–139.

C. Suetonius Tranquillus: Julius Caesar Straßburg: Johannes Grüninger, 29. August 1508

Straßburg: Johannes Grüninger, 29. August 1508 1. C. Suetonius Tranquillus: Divus Iulius, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: Julius der erste Römisch | Keiser von seinem leben vnd | Kriege erstmals vß dem latein in tütsch gebracht vnd | mit andrr [!] ordnung der capittel vnd vil zůsetz nüw getruckt | Titelholzschnitt: Der Kaiser in voller Rüstung mit wehenden Bändern auf einem gallopierenden Pferd. Bl. Aar–Aa8v: Das leben Keiser Julij vnd sein geburt. Durch Jo A (= Johannes Adelphus). Eine Übersetzung von Gaius Suetons (um 70 – um 140 n. Chr.) Caesarvita, die Adelphus Muling beisteuerte. Am Ende: Gedruckt in der lobli /| chen fryē stat Straßburg durch Joannem | Grüninger / vff sant Adolffs des heiligen | bischoffs tag im Jar. M.ccccc.viii. | 2°, 148 Bl. Titelholzschnitt, Holzschnitte. Nürnberg GNM; Wolfenbüttel HAB (T 1094. 2° Helmst. (4)). – Gotzkowsky (DDL), 3.1.04.01.; IA *128.654; Muller (Strasbourg II), 52; VD16 C 55; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 266–267. Nicht bei Benzing (Strasbourg I).

Matthias Ringmanns (1482–1511) im Jahr 1507 erschienene Caesar-­ Übersetzung erhielt bereits 1508 eine veränderte Neuauflage. Sie ist gekürzt um Teile der großen Vorrede und um die Übersetzung ­Lukians XII. Totengespräch. Die deutsche Caesar-Vita Plutarchs wurde gegen Suetons Divus Iulius in der Übersetzung Mulings ausgetauscht. Ob die Neuredaktion von Ringmanns Caesar im ­Ganzen auf Muling zurückgeht und von ihm durchgeführt wurde, ist ungeklärt. In den Jahren 1507 bis 1509 war Ringmann zusammen mit Johannes Adelphus Muling als Korrektor bei den Straßburger ­ ­Druckern Grünin­ger und Knobloch beschäftigt.

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Literatur Worstbrock, Franz Josef: Deutsche Antikerezeption 1450–1550. Teil 1: Verzeichnis der deutschen Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliographie der Übersetzer. Boppard am Rhein 1976 (Veröffentlichungen zur Humanismusforschung, 1), Nr. 44. Worstbrock, Franz Josef: Ringmann(-us), Matthias (Philesius Vogesigena). In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 725–740, bes. Sp. 734–736.

P. Vergilius Maro: Bucolica [Straßburg]: [Johannes Grüninger], [um 1508/1509]

[Straßburg]: [Johannes Grüninger], [um 1508/1509] 1. Publius Vergilius Maro: Bucolica, deutsch Ohne Angabe des Druckers, Druckorts und Druckjahrs. P. Virgilij Bucolica zü tütsch das Hirten | vnnd buren werck der .x. Eglogen publy Virgily Maronis von Mantua. | Der Holzschnitt entspricht dem Titelholzschnitt der Vergil-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 1502. Bl. IIr: An ein yeden getrüwen leser | diß bůchs ein ermanung Johannis | Adelphi Mülich vō Straßburg. | … 2°, 30 Bl. Der Titelholzschnitt und die zehn Textholzschnitte wurden aus Grüningers großen Vergil-Ausgabe von 1502 übernommen, deren Druck ­Sebastian Brant betreut hatte. Trier StB (Ms. 2226/1872 4°). – Gotzkowsky (DDL), 3.1.13.01.; VD16 V 1529, mit falschem Druckdatum: um 1520; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 267. Nicht bei Benzing (Strasbourg I) und Muller (Strasbourg II).

Adelphus war im Jahr 1508 als castigator (Korrektor) in Grüningers Offizin eingetreten und so wird er als neuer Mitarbeiter Grüningers den Druck der Bucolica-Übersetzung samt der gediegenen Einrichtung und Ausstattung selbst redigiert und überwacht haben. Als Daten des Druckes ergeben sich wahrscheinlich die Jahre um 1508/09. Adelphus Muling war 1508 ungefähr 23 Jahre alt. In der Widmungsvorrede zu Doctor Keiserpegrs [!] Passion Des Heren Jesu, die er am 29. September 1513 an den Trierer Domkustos Christoph von Reineck richtete, kommt Johannes Adelphus auf seine bis dahin wichtigsten Leistungen als Übersetzer zu sprechen. Unter den neun Titeln, die er anführt, steht als fünfter: Zů dem fünfften Bucolica Virgilii mit der gloß teutsch. (Bl. A5 v).

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In der Vorrede begründet er sein Unternehmen: An dem ersten die anligende bitte viler gůtter fründ vnnd gunder (Gönner) / denen zů willen werden ich grösser acht / dann ein sollichs (wie wol schwer genug) zů understeen / nit achtend der nachred … Die Einleitung des Übersetzers würdigt zunächst die Motive seiner Arbeit, unter denen das didaktisch-pädagogische eine Haupt­ rolle spielt. Adelphus hat das Ganze in drey monaten getütschet und zwar hat er – für seine Grundsätze als Übersetzer ist das bezeichnend – bei seiner ungleichen und kleinschetzigen traductio sich geflissen, so vil müglich, das allwege ein yeder verß dem latin mit seiner gloß und ußlegung vergleicht werde und eines dem andern correspondiere in hofnung sollichs nit verworfen noch veracht / sonder als ander tütsche bücher glesen, in gutem uffgenommen unnd verstanden werde. So diß beschicht (geschieht), ouch andere seine bücher mit höherm fleiß und ernstlicher ußlegung transferieren. Mulings Übersetzung von Vergils Bucolica ist die erste vollständige. Diese Übersetzung sucht ein sicheres Verständnis von Wortlaut und Sinn der Eklogen in drei Schritten zu erreichen: durch eine bis in die Wortfolge möglichst eng dem Original nachfolgende Übersetzung, durch eine interlinear gesetzte verdeutlichende Paraphrase (gloß), durch einen am Rand angebrachten erläuternden und auslegenden Kommentar (vßlegung). Dieses Verfahren war nicht zuletzt zů wolgefallen vnnd fürdernuß der iungen anfahenden (beginnenden) schülern zugedacht, die mit seiner Hilfe auch das lateinische Original selbst erreichen sollten. Der Kommentar entschlüsselt das nach traditionellem Verständnis allegorische Personal der Bucolia. Jede der zehn Eklogen ist an einen oder zwei, insgesamt 18 verschiedene Freunde oder Gönner in Mainz, Koblenz, Trier adressiert (vgl. das separate Personenregister von Mulings Adressaten). Hinzuzufügen ist, dass Muling wie hier mit der Namensform Mülich sonst nur 1508/09 auftritt und sich mit der Übersetzung und Edition antiker Autoren ebenfalls nur 1508 befasst hat.

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Die Illustrationen in Mulings Bucolica-Übersetzung Das Werk enthält fünf verschiedene Holzschnitte, davon drei blattgroße. Sie stehen auf folgenden Seiten I r, III v, VI v, IX r, XII v, XIIII v, XVII v, XX v, XXII v, XXVI r, XXVIII r. Der Titelholzschnitt ist derselbe, den Johannes Grüninger 1502 in Straßburg für die von Sebastian Brant betreute große Vergil-Ausgabe verwendete. VD16 V 1332; Wilhelmi 594. – Exemplare: München BSB (2° A lat. a 293); Nürnberg GNM (L 2532); Wolfenbüttel HAB (11.2 Poet. 2°). Ebenso sind die zehn weiteren, je einer der Eklogen zugeordneten Holzschnitte aus der Vergil-Ausgabe von 1502 wiederholt. Sie sind dort auf folgenden Seiten abgebildet: I r, A6 v, IIII v, VIII r, XII v, XVI r, XIX r, XXII v, XXV r, XXIX r, XXX r. Literatur Bauch, Gustav: Aus der Geschichte des Mainzer Humanismus. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. N. F., Bd. 5, 1907, S. 3–86. Fleischer, H. H.: Dietrich Gresemund der Jüngere. Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus in Mainz. Wiesbaden 1967 (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz, 8). Gottron, A. B.: Beiträge zur Mainzer Musikgeschichte XIII. 1. Heinrich Brumann, ein Humanist an der Mainzer Domorgel ca. 1485–1541. In: Mainzer Zeitung, 37/38 (1942/43), S. 58–62. ders.: Johann von Hattstein, ein Mainzer Domherr im Zeitalter des Humanismus. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. N. F., Bd. 24, 1951, S. 37–62. Saran, Bernhard: Mainz und die Humanisten. 1. Gresemund der Jüngere, Adelphus Müling und Johann von Hattstein. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 7, 1981, S. 347 ff. Schneider, Bernd: „Virgilius pictus“ – Sebastian Brants illustrierte Vergilausgabe von 1502 und ihre Nachwirkung. Ein Beitrag zur Vergilrezeption im deutschen Humanismus. In: Wolfenbütteler Beiträge, Bd. 6 (1983), S. 202–262.

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Vergil. Aeneis. Übersetzt von Johannes Götte. Mit 136 Holzschnitten der 1502 in Straßburg erschienenen Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Manfred Lemmer. Edition Leipzig 1979. 2. Aufl. Leipzig/Wiesbaden 1984. 3. Aufl. Wiesbaden 1987. Worstbrock, Franz Josef: Adelphus Mulings Vergilübersetzung. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur (ZfdA), Bd. 102 (1973), S. 203–210, zur Datierung des Druckes und der Übersetzung S. 204–206. ders.: Deutsche Antikerezeption 1450–1550. Teil 1: Verzeichnis der deutschen Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliographie der Übersetzer. Boppard am Rhein 1976 (Veröffentlichungen zur Humanismusforschung, 1), Nr. 426. ders.: Vergil. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 10 (1996), Sp. 247–284, bes. Sp. 271–272.

Der Venedier Krieg Straßburg: Johannes Grüninger, Pfingsten 1509

Straßburg: Johannes Grüninger, 1509 1. Papst Julius II.: Monitorium contra Venetos, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: Von der Vene | dier krieg | Am Ende: Getruckt zů Straspurg durch | Iohannē Grüninger / auff | ­Pfingsten / Im Iar | M.CCCCC.IX. | Iohanne Adelpho Mülich | Argen〈tinensi〉 interprete et castigatore. | 4°, 18 Bl. Berlin SB SPK (Flugschr. 1509/1A); Frankfurt UB (Flugschr. G. Fr. 1854). – Benzing (Strasbourg I), 1936; Gotzkowsky (DDL), 3.1.06.01.; Muller (Strasbourg II), 77; VD16 K 256 (unter: Katholische Kirche, Papst Julius II.); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 268.

Im Konflikt mit der venezianischen Expansionspolitik 1508/09 adressiert Papst Julius II. (1503–1513) am 27. April 1509 ein scharfes Ultimatum an Venedig, die kirchlichen Besitzungen in der Romagna zurückzugeben. Das Monitorium, das er in Drucken und Übersetzungen allerorten verbreiten ließ, konnte auch in Deutschland, da Kaiser Maximilian ebenfalls mit Venedig im Krieg lag, auf günstige Resonanz rechnen. Literatur Greschat, M. (Hg.): Das Papsttum. 2 Bde. Stuttgart 1985 (Gestalten der Kirchen­geschichte, 11, 12).

Hortus Sanitatis (deutsch) Straßburg: Johannes Prüß, 22. Mai 1509

Straßburg: Johannes Prüß d. Ä., 22. Mai 1509 1. Hortus sanitatis, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: In disem Bůch ist | der Gart der gesuntheit (zů latin Ortus sanitatis) in | vier theyl getheylet. Mit seinē register der artznyen. | Vierteiliger Titelholzschnitt: Tiere, Fische, Vögel und einen Schatzgräber darstellend. Am Ende: … getruckt durch … Ioan | nem Prüss … Straßburgk. Vollendet | am .xxii.tag Maij. Im .ccccc.vnd.ix. jar | nach der Geburt Christi. | 2°, 197 Bl. Titelholzschnitt und Holzschnitte. Benzing (Strasbourg I), 823; Gotzkowsky (DDL), 3.1.05.01.; Muller (Strasbourg II), 68; VD16 H 5124 (ohne Exemplarnachweis); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 266.

Der Prüß’sche Druck von 1509 umfasst eine anonyme Neuredaktion des Gart der Gesundheit, der hier erstmals mit einer ebenfalls anonymen Teilübersetzung des Hortus sanitatis verbunden wurde. In Mulings Werkliste in seiner Vorrede zur Geilers Passion-Übersetzung (Straßburg 1514) ist sie notiert als Zů dem andern ein bůch heisset Ortus sanitatis. Literatur Keil, Gundolf: Gart der Gesuntheit. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 2 (1980), Sp. 1072–1092. ders.: ‘Gart’, ‘Herbarius’, ‘Hortus’. In: Festschrift für W. F. Daems. 1982 (Würzburger medizinische Forschungen, 24), S. 589–635. ders.: Hortus sanitatis. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 4 (1983), Sp. 154–164.

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ders.: Gart der Gesuntheit. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4. München/­ Zürich 1988, Sp. 1120–1121. ders.: Hortus sanitatis. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5. München/Zürich 1990, Sp. 130–131. Schreiber, Wilhelm Ludwig: Die Kräuterbücher des XV. und XVI. Jahrhunderts. Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1924. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Reimar W. Fuchs. Stuttgart 1982.

Die Predigtzyklen Geilers von Kaysersberg Die Passion Christi Straßburg: Johannes Grüninger 1514, eigentlich 1513

Straßburg: Johannes Grüninger, 28. November 1514 1. Johannes Geiler von Kaysersberg: Fragmenta passionis domini nostri …, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: Doctor Keiserspegrs [!] | Passion Des Herē Jesu. Fürgeben vnd ge- | geprediget [!] gar … in stückes weisz … Neulich vsz dem latyn in tütsche | sprach Transzueriert / durch Johannem Adelphum Physicum von Sraßburg [!]. | Titelholzschnitt: Prediger auf einer Kanzel vor einer Zuhörerschaft. Auf der Säule hinter der Kanzel: D I K (Doktor Iohannes Kaysersberg). Erstverwendung. Darunter: Cum Priuilegio | Bl. CLXv: Getruckt vnnd seliklichen volen- | det durch Johanē grüniger bůchtruck- | er zů straßburg / vff mōtag vor sant An | dreas tag im aduēt vñ iar. M.D.xiiii. | 2°, 112 Bl. Titelholzschnitt und Holzschnitte. Der Druckvermerk gibt an: … / vff mōtag vor sant An | dreas tag im aduēt vñ iar. M.D.xiiii. | Die Angabe Andreastag (30. November) im Advent lässt sich allerdings mit der Jahreszahl 1514 nicht vereinbaren, da in jenem Jahr der Advent erst am 3. Dezember begann, wohl aber mit dem Jahr 1513, in dem der 1. Advent auf den 27. November fiel. Somit dürfte der Druck auf den 28. November 1513, zwei Monate also nach Mulings Widmung an Christoph von Rheineck zu datieren sein.

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Grundlage war ein Geiler’scher Predigtzyklus aus dem Jahr 1507 den Jakob Otther1 1508 und 1511 unter dem Titel Fragmenta passionis domini nostri Jesu Christi […] bei Matthias Schürer in Straßburg publiziert hatte. VD16 G 745. Der Widmungsvorrede an den Trierer Domdekan Christoph von Rheineck (um 1471/72–1535), datiert: Straßburg, 29. September 1513, kommt eine besondere Bedeutung zu, da Muling hier sein bisheriges schriftstellerisches Schaffen darlegt. Auf Bl. V v führt er folgende Übersetzungen/Bearbeitungen an, die er verdeutscht hat: 1 Item an dem ersten Marsilius ficinus von dem dreifaltigen leben. 2 Zů dem andern ein bůch heisset Ortus sanitatis. 3 Zů dem dritten Doctor Brandes fabelbůch zů dem Esopo. 4 An dem fierden die hystoria vonn Rhodys. 5 Zů dem fünfften Bucolica Virgilii mit der gloß teutsch. 6 Zů dem sechsten ein versamlunge der teutschen Cronica. (Nicht nachweisbar.) 7 Zů dem sibenden Albertum magnum von den tugenden. 8 An dem achten ein Comment inn die sequentz vnd hymnos. 9 Zů dem neunden ein Comment vber den Horatium. (Nicht nachweisbar.) In seiner Aufstellung fehlt die Türckisch Chronica, Straßburg: Martin Flach, 1513. Am Ende kleinere Beigaben Mulings: Beschluß dis bůchs. Conclusio Adelffi und zwei Gedichte zu 12 und 18 Reimpaarversen. Cambridge Fitzwilliam Museum. – Gotzkowsky (DDL), 3.1.09.01.; Muller (Strasbourg II), 112; VD16 G 747; Voltmer, S. 981; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 271. Die Veröffentlichung von Geilers Predigten in deutscher Übersetzung setzte in voller Breite erst nach seinem Tode im Jahr 1510 ein; sie war ein zentrales Programm der Offizin Grüninger. Muling lieferte als erster die Übersetzung großer Predigtzyklen. 1 Jakob Otther (geb. um 1485 zu Lauterburg im Unterelsass, † 1547 in Esslingen) wurde während seiner Amtszeit (1518–1522) als Pfarrvikar in Wolfenweiler bei Freiburg i. Br. Anhänger Luthers. Otther war einer der wichtigsten Werkherausgeber Geilers.

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Literatur Kraume, Herbert: Geiler, Johannes von Kaysersberg. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 2 (1980), Sp. 1141–1152. Voltmer, Rita: Wie der Wächter auf dem Turm. Ein Prediger und seine Stadt. Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) und Straßburg. Trier 2005 (Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte, 4). Wimpfeling, Jakob/Rhenanus, Beatus: Das Leben des Johannes Geiler von Kaysersberg. Eingeleitet, kommentiert und hrsg. von Otto Herding. Unter Mitarbeit von Dieter Mertens. München 1970 (Jacobi Wimpfelingi Opera Selecta II,1).

Die Bibliothek der Yale University in New Haven / USA besitzt unter der Signa­tur: Zg16 G27 + 512s ein Exemplar von Das schiff des Heils … Titelholzschnitt, Straßburg: Johannes Grüninger, 23. August 1512 (VD16 G 775). Übersetzt wurde diese Predigtsammlung Geilers von Johannes Eck (1486–1543). Diese freie und gekürzte Bearbeitung sowie die Auslegung des Textes durch Eck zeugt von seiner hohen Verehrung für Johannes Geiler von Kaysersberg, den er persönlich kannte. Das lateinische Original erschien 1511 bei dem Straßburger Drucker Matthias Schürer unter dem Titel Navicula penitentie. Auf dem Titelblatt des Yale-Exemplars steht eine handschriftliche Widmung des Johannes Adelphus an den Trierer Domkustos Christoph von Rheineck. Die Zueignung lautet: Generosi et Nobili D〈omino〉 D〈omino〉 Cristophero De Rynecken Custodi … Treviren〈sis〉 ad Maiori suo plurimum observando ac D〈omino〉 gratioso Joannes Adelphy Argen‹tinensis› physicus sese plurimum commendat. S. P. (Salutem Plurimam). Adelphus Muling widmete auch 1513 seine Schrift über den Heiligen Rock zu Trier dem Domkustos von Rheineck (vgl. Werkverzeichnis).

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Titelblatt mit handschriftlicher Widmung des Adelphus

Das Pater noster Straßburg: Matthias Hupfuff, 1515

Straßburg: Matthias Hupfuff, 18. März 1515 1. Johannes Geiler von Kaysersberg: Sermones de oratione dominica, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: [R/S] Doctor keiserspergs pater  | noster. Des hochgelertē wurdigē Predicāten | der loblichen statt Straßburg. Vßlegung / über das gebette des herrē /| so wir täglich sprechen. … | Titelholzschnitt: Prediger auf e­ iner Kanzel von Zuhörern umgeben. Auf der Säule hinter der Kanzel: D I K (Doktor Johannes Kaysersberg). Unten zwei Putten, die das Reichswappen halten. Erstverwendung. (… verteütschet vß dem la | tyn / durch Johannem Adelphum … | Bl. 123v: Getruckt … in … | Straßburg. Durch … Mathiam | Hüpffuff … vff Letare oder halbfa- | sten … von der geburt Chri- | sti … Tausent / fünff | hundert vnd fünfftze- | hen Jare. | 2°, 124 Bl., Kolumnentitel. Titelholzschnitt und 5 Holzschnitte. Bl. 2r–6r: Widmungsbrief von Johannes Adelphus an den Straßburger Bischof Wilhelm III. von Honstein (1475–1541), datiert: Schaffhausen, am heiligen Vffarttag des herren Jesu. (25. Mai) 1514. Bl. 8v–9r: Adelphus: Additio zur Pater-noster-Auslegung. Cambridge UL; Freiburg UB (O 8077,f); Gotha FB (2 Ex., eines davon def.); Karlsruhe LB; München BSB (4 Ex.); München UB (2° Inc. germ. 138); Nürnberg GNM (4° Rl. 590 o Postinc.); Paris BN; Trier StB (Nq 15/46, Titelblatt fehlt, def.). – Duntze (Hupfuff), 226; Gotzkowsky (DDL), 3.1.10.01.; Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Nr. 32; Muller (Strasbourg II), 144; VD16 G 786; Voltmer, S. 988–989; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 271–272.

Im März 1515 erschien bei Hupfuff mit dem Pater noster noch ein weiteres Werk Geilers. Es handelt sich um eine Sammlung von Predigten, die Geiler in der österlichen Fastenzeit des Jahres 1508 im Straßburger Münster gehalten hatte. Diese täglichen Predigten während der Fastenzeit gehörten zu den Verpflichtungen Geilers als Domprediger. Für sie wählte er häufig ein gemeinsames Thema, so

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dass als Vorbereitung auf das Osterfest ein zusammenhängender Zyklus entstand (Duntze, S. 166). Obwohl Geiler seine Predigten vor den Straßburger Bürgern auf deutsch hielt, konzipierte er sie in der Regel auf Latein. So kam es, dass auch der Zyklus zum Pater noster zunächst auf Latein von Jakob Otther publiziert wurde und 1509, 1510 und 1515 unter dem Titel Sermones Geiler Keiserpergii de oratione dominica bei Matthias Schürer in Straßburg erschien. Diese lateinische Fassung war die Quelle für die bei Hupfuff als Erstausgabe erschienene deutsche Übersetzung. Ihr Herausgeber und Übersetzer war wiederum Johannes Adelphus Muling, der damals in Schaffhausen als Stadtarzt tätig war. In seiner auf den 25. Mai 1514 datierten und an den Straßburger Bischof Wilhelm III. (Wilhelm von Honstein, 1475–1541) gerichteten Vorrede gibt Adelphus nähere Auskunft über die Entstehungsumstände der Übersetzung und weist darauf hin, dass er bereits ein anderes Werk Geilers, die Fragmenta Passionis, ins Deutsche übertragen habe. Muling hat den Predigtzyklus mit weiteren Texten gerahmt. Der Widmung Mulings folgen die Übersetzung einer Vaterunser-Betrachtung des Ps. Bernhards von Clairvaux (Bl. A6 r–Bij v) Wir lesen vieler heiligen gebet als Moysi vnd andre … und eine deutsche Additio Adelphi (Bl. Bij v–Biij v). Den Schluss bilden eine Versübersetzung (178 Reimpaarverse) der metrischen Pater-noster-Meditation des Pittorio, Luigi Bigi (Viij r–Viiij r). Nach dem umfangreichen Sachregister, das den Index von Otthers lateinischer Ausgabe wiedergibt, folgt eine Beschlußrede in Gebetsform (Bl. X7 r–v). Als Ziel dieser volkssprachigen Werke hebt Muling in den Vorreden zu beiden Übersetzungen die Vermittlung von Wissen, in diesem Fall der so wertvollen Predigten Geilers, an die als flyssige […] menschen bezeichneten, bildungswilligen Laien hervor, ein Element, das zentral für Mulings schriftstellerisches Werk ist.

Erasmus von Rotterdam: Enchiridion militis Christiani Basel: Adam Petri, 1520

Basel: Adam Petri, 1520 1. Erasmus von Rotterdam: Enchiridion militis Christiani, deutsch Übersetzt von Johannes Adelphus Muling: Enchiridion | oder handbüchlin | eins Christenlichē vnd Ritterlichen | lebens / in latin beschriben durch Do | ctor Erasmū von Roterdā. Vnd | newlich durch Joannem Adelphū | doctor vnd statartzet zů Schaff- | husen vertütschet. | … | Titeleinfassung aus vier verschiedenen Bordüren: drei davon mit Mischwesen-Ornamenten und unten fünf spielende Knaben. Die Titeleinfassung wurde ausgeführt von Hans Franck. Erstverwendung. Am Ende: Getruckt in der loblichen statt Basel /| durch … Adam Petri … | M.D.XX. | 4°, [10], 113 Bl. Titeleinfassung. Fünf Textholzschnitte (davon 1 Wiederholung) und Druckermarke von Adam Petri, ausgeführt von Urs Graf. Augsburg SBStB; Freiburg UB; Nürnberg GNM (2 Ex.); Wolfenbüttel HAB. – Bezzel (Erasmusdrucke), 882; Gotzkowsky (DDL), 3.1.12.01.; Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Nr. 184 und Abb. 6 auf S. 438; IA *161.668; VD16 E 2787; Wendland (Signete), S. 107, 108, Abb. 2; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 272–273 (6).

Des Erasmus Enchiridion militis christiani, nach dem paulinischen Begriff des Lebens auf Erden als Kriegsdienst für Christus, erscheint hier zum ersten Mal auf deutsch. Das Enchiridion wird zu einer der meist gedruckten Schriften des Erasmus. Diese Übersetzung, sie ist das einzige Werk Mulings, das nicht in Straßburg gedruckt wurde, erschien 1520 ohne den Brief an Paul Volz bei dem Basler Drucker Petri. Angeregt wurde sie von Beatus Rhenanus (1485–1547), dem ehemaligen Mitschüler Mulings auf der Lateinschule in Schlettstadt. Adelphus berichtet in seinem Widmungsbrief an den Junker Hansen von Schönauw wonhafftig zu Fryburg by den Reuwern

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aus Schaffhausen Uff sant ambrosiustag des heiligen lerers anno MDXIX, also am 4. April 1519, dass er gleichzeitig mit dieser Übersetzung an Keiser Friderichs leben, genant Barbarossa, einer romanhaften Biographie des Kaisers Barbarossa, arbeite, die dann im August desselben Jahres in Straßburg erschienen ist. Deren Vorred wiederum können wir entnehmen, wie Adelphus dazu gekommen ist, als erster die Schriften des Erasmus, von dem er zuvor noch nichts übersetzt hat, zu übertragen: Ich hab auch erst in kurtzen tagen den cristenlichen ritter des fürtreffenlichen hochgelerten mans, Erasmi Roterdami, uß dem latin zů tütsch gemacht, von bitwegen vnnd angebung Beati Rhenani, meins in sunders lieben herren vnd schůlgesellen, got zů lob vnd eren. Vorlage der Übersetzung war die Neuauflage des Enchiridion von 1518 mit Erasmus’ bedeutender Vorrede an Paul Volz. In Mulings programmatischer Zueignung an den Junker Hans von Schönau übt er scharfe Kritik am Klerus: ihm sei die Unterweisung des Volkes gleichgültig geworden, daher müssten die Laien zu lesen bekommen, was ihnen nütze. Als einen Beitrag dazu betrachtet Muling seine Übersetzung, die das lateinische „Enchiridion“ widergeborn vnd der welt kuntbar gemacht, sunderlich tütscher nation. Als tieferen Beweggrund für die deutsche Übersetzung des Enchiridion gibt Adelphus den Grund an, dass dem Volk die Heilswahrheiten in seiner Sprache nicht genügend vorgetragen würden, dass vielmehr manche Geistliche sich scheuten, dem Volk eine deutsche Unterweisung in die Hand zu geben. Muling hat seinem deutschen Handbüchlin ein instruktives Register vorangestellt, welches den Inhalt der einzelnen Kapitel jeweils in einer Serie von Leitsätzen zu fassen beabsichtigt. Die Absicht des Übersetzers und Druckers und gewiss ebenso des Anregers der Übersetzung verrät uns ihr Verständnis des Erasmus als Vorkämpfer eines neuen Christentums. Da die Geistlichen, die hohen wie die niedrigen, dem Volk die Heilige Schrift nicht in deutscher Sprache vorlegen, will Adelphus ihm die Möglichkeit bieten das es solchs durch sich selbs lerne vnd lesz, was im zů tůn ist oder nit. Die verborgene Lehre Christi muss, anders als die der welt-

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lichen Herrscher, aller welt uszgerüft vnd bekannt werden, auch für die Frauen muss sie lesbar werden, und zwar in allen Sprachen.

Die Illustrationen im Enchiridion Die Ausgabe des „Handbüchlin“ ist mit fünf Holzschnitten ausgestattet, die das Thema der Schrift allegorisch zusammenfassen und in denen der Ritter in verschiedenen entscheidenden Versuchungen des Lebens gezeigt wird. Keiner der Textholzschnitte ist signiert, sie stammen offensichtlich von Urs Graf. Die Titeleinfassung von 1519 wird Hans Franck zugeschrieben. Sie zeigt seitlich auf Säulen einen nackten schwertgegürteten Mann und eine nackte junge Frau, oben den Sündenfall Adams und Evas zu beiden Seiten des Initialenschilds des Druckers, unten zwei ­Putten mit signaturtragender Vase und Datum auf den Säulentrommeln. Der erste Holzschnitt: Der christliche Ritter zwischen einem Engel, der ihm zur Mahnung ein Stundenglas mit einem Kruzifix zeigt, und dem Teufel, der ihm mit einem Blasebalg einbläst (dieser Holzschnitt ist auf Bl. C r wiederholt). Der zweite Holzschnitt: Der christliche Ritter, der eine Schlange zertritt, zwischen der jungen Tugend, die ihm eine Dornenkrone reicht, der er in der rechten sein Schwert mit seinem Herz daran entgegenhält und der Alten Laster, die ihm einen Geldsack anbietet, der er Buch und Rosenkranz zeigt. Der dritte Holzschnitt: Der christliche Ritter achtet, ein Kruzifix als Geleit in der rechten, auf seinem Weg nicht auf die Spötter hinter ihm. Der vierte Holzschnitt: Der Ritter mit ritterlichem Gefolge schießt nicht auf das Kruzifix vor ihm, sondern hebt sich bei allen seinen ritterlichen Übungen, bei allen seinen Anfechtungen, das Kruzifix, dass ihm der Engel auf dem ersten Holzschnitt dargeboten hat als Arznei tatkräftig vor Augen; ein Engel fängt seinen Pfeil auf, während ein kleiner Teufel auf das Kruzifix einzustechen versucht oder sich e­ ilig

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davon macht; vor dem Ritter Fahne, Dornenkranz, Geldsack und goldener Pokal. Das Werk, das damals – zumal im lateinischen Original – ungemein viel gelesen wurde und das zugleich einen Beweis liefert, dass Adelphus in seinen Ideen um 1520 sehr stark von Erasmus beeinflusst wurde. Literatur Bezzel, Irmgard: Erasmusdrucke des 16. Jahrhunderts in bayerischen Biblio­theken. Ein bibliographisches Verzeichnis. Stuttgart 1979 (Hiersemanns bibliographische Handbücher, 1). Holeczek, Heinz: Erasmus deutsch. Bd. 1: Die volkssprachliche Rezeption des Erasmus von Rotterdam in der reformatorischen Öffentlichkeit 1519– 1536. Stuttgart 1983. ders.: Erasmus von Rotterdam (1466/67–1536). Humanistische Profile – Erasmus im Profil. In: Humanismus im deutschen Südwesten. Biographische Profile. Hrsg. von Paul Gerhard Schmidt, 2. veränd. Aufl. Stuttgart 2000, S. 125–149. Mullack, Ulrich: Rhenanus, Beatus. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 656–710. Rowlands, John K.: Urs Graf. In: Hollstein’s German engravings, etchings and woodcuts. Vol. XI. Amsterdam 1977, Abb. 357, 358, 359, 360 und 336 (Druckermarke Adam Petris). Stupperich, Robert: Das Enchiridion militis christiani des Erasmus von Rotterdam nach seiner Entstehung, seinem Sinn und Charakter. In: Archiv für Reformationsgeschichte, Bd. 69 (1978), S. 5–23. Wang, Andreas: Der ‘Miles Christianus’ im 16. und 17. Jahrhundert und seine mittelalterliche Tradition. Ein Beitrag zum Verhältnis von sprachlicher und graphischer Bildlichkeit. (Mikrokosmos 1). Bern/Frankfurt 1975. Worstbrock, Franz Josef u. a.: Erasmus von Rotterdam. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 658–804.

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Ein Jahr später (1521) erschien eine zweite Übersetzung des Enchiridion. Der Übersetzer war Leo Jud (1482–1542), ein ehemaliger Mitschüler Mulings auf der Lateinschule in Schlettstadt. Leo Jud gilt – neben Georg Spalatin – als der wichtigste deutschsprachige Erasmus-Übersetzer in der frühen Reformationszeit. Der Titel seiner in Basel bei Valentin Curio 1521 gedruckten Enchiridion-­ Übersetzung lautet: Enchiridion | oder handtbuechlin eins waren | Christenlichen vñ stytbarlichen | lebens / in Latyn anfencklich be- | schriben durch doctor Erasmum | vō Roterdam / dannethin durch | Johannem Adelphū doctor vnd | stattartzt zů Schaffhusenn vor- | mals / vñ demnach durch Leonē | Jud Pfarherren zů Eynsidlen | abermals … | vertütscht … | Titeleinfassung. Zů Basel im jar. M. D. xxj. | Gedruckt … | durch … Valenti | num Curionem … | Druckermarke. 4°, [26], CI [1] Bl. Bezzel (Erasmusdrucke) 883; VD16 E 2788; Wendland (Signete), S. 95–96. In den Jahren, in denen Jud die meisten deutschen Erasmus-Übersetzungen anfertigte, war er Pfarrer im Wallfahrtsort Einsiedeln, wo er vom Sommer 1519 bis zum Jahresende 1522 als Nachfolger von Huldrych Zwingli amtierte. Dann ging er nach Zürich und wirkte dort bis zu seinem Lebensende 1542 als enger Mitarbeiter Zwinglis für die Zürcher Reformation. Literatur Bezzel, Irmgard: Leo Jud (1482–1542) als Erasmusübersetzer. In: Vierteljahrsschrift für Literatur- und Geistesgeschichte, Bd. 49 (1975), S. 628–644.

Johannes Adelphus Muling als Herausgeber, Korrektor (castigator) und Lektor bei verschiedenen Straßburger Druckern von 1505–1513 (Werkverzeichnis – Nachträge)

Zu unterscheiden sind a) Ausgaben, die Muling selber initiierte und besorgte und mit Widmungsbriefen oder größeren eigenen Beigaben versah, b) Druckwerke, für die er, bezeugt in den Kolophonen, als Korrektor tätig war, c) Ausgaben, in denen er, zusammen mit anderen, nur durch kleine begleitende Carmina vertreten ist; hier dürfte eine Mitarbeit Mulings an der Ausgabe selbst durchweg zweifelhaft sein. Es ist im Einzelfalle freilich nicht auszuschließen, dass hinter einer poetischen Beigabe ein Korrektor oder sogar ein Herausgeber steht. Im folgenden chronologisch geordneten Verzeichnis der Ausgaben ist auf Mulings Art der Beteiligung, soweit sie erkennbar ist, hingewiesen (Worstbrock, Muling, VL, Sp. 255–277). Alle weiteren Hinweise beziehen sich auf diese Quelle. Zitiert sind zusätzliche Exemplare, die in dem Verzeichnis von Gotzkowsky (DDL) fehlen. Straßburg: Johann Knobloch, 5. März 1505 1. Wimpfeling, Jakob: Jacobi Wimphelingi | De Integritate | Libellus. | … | Am Ende: Ioannes Knoblouch Ciuis Argentin〈ensis〉. | ex Archytipo imprimebat Anno quingen | tesimo quinto supra millesimum. iij. No. Mar. | Bl. D5v: De Concubinis acquirendis hanc Keyserßbergij sententiam Joannis Adelphi et Jacobi Ruthgeri precibus Gallinarius in versus redegit. Am Ende ein Dictum Geilers von Kaysersberg („Wie man sich Konkubinen verschafft“), das Johannes Gallinarius auf Bitten Mulings und Jakob Ruttgers versifizierte, mit anschließender deutscher Version. Erste namentliche Erwähnung des Johannes Adelphus Muling. 4°, 30 Bl. Aschaffenburg Stiftsbibl. (H-786/1); Berlin SB SPK (D 1873); München BSB (4° P. lat. 1334); Philadelphia UL; Wolfenbüttel HAB (ALVENSLEBEN E 1 232 (7)). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.01.01.; Muller (Strasbourg II), 15; VD16 W 3388.

Literatur EL Kholi, Susann/Franz Josef Worstbrock: Gallinarius (Henlin), Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 855–862, bes. A. 3.

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Straßburg: Matthias Hupfuff, 7. Juni 1505 2. Beroaldo, Filippo d. Ä.: Oratio prouerbiorū cōdita a | Philippo Beroaldo … Ad lectorem Epigrāma: I〈ohannis〉 A〈delphi〉. Bl. 16v: … impressa Ar- | gentine per Mathiam hupfuff … Anno salutis M.D.V. Die vij. Iunij … | Bl. 17r–17v: Johannes Adelphi Argen. studioso lectori sal. Argent. die Calendarum Iunij (1. Juni) 1505. 4°, 18 Bl. Das Nachwort Mulings ist datiert: Straßburg, 1. Juni 1505. Freiburg UB (D 437); Kiel UB (C 4858); Kraków BJ (Bern. 780 I); München UB (4° Inc. lat. 836:3). – Benzing (Strasbourg I), 113; Catalogus Cracoviensis BJ 16, B-484; Duntze (Hupfuff), 81; Gotzkowsky (DDL), 3.3.02.01.; IA *117.796; Muller (Strasbourg II), 33; VD16 B 2129; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 259 (1). Eine wichtige Rolle für das Hupfuff’sche Druckprogramm spielte der Straßburger Humanist Johannes Adelphus. Er wurde ab 1505 als Herausgeber und Castigator für verschiedene Straßburger Offizinen tätig, und bei Hupfuff erschien 1505 mit Beroaldos Oratio poverbiorum und Wimpfelings De arte metrificandi zwei der frühesten von ihm herausgegebenen Werke. Peter Schotts erschienenem Traktat De mensuris syllabarum und zu Johannes Ecks Bursa pavonis von 1507 steuerte Adelphus einige Distichen bei. Die hier angeführten Publikationen zeigen, dass sich Hupfuffs Zusammenarbeit mit Adelphus Muling in der Frühzeit der Offizin, ähnlich wie bei der Kooperation mit Wimpfeling, vor allem im Bereich der Schulliteratur niederschlug. Es ist anzunehmen, dass Adelphus auch beratend bei der Textauswahl Hupfuffs und am Ausbau seines Druckprogramms mitwirkte.  Im selben Jahr erschien bei Hupfuff die Oratio proverbiorum des ­Filippo Beroaldo d. Ä. (1453–1505). Der 1499 entstandene Traktat beschäftigt sich mit dem Sprichwort als literarische Kleingattung. Herausgeber der ­Hupfuff’schen Ausgabe war ebenfalls Johannes Adelphus, der für die Publikation ein auf dem Titelblatt abgedrucktes Lobgedicht und ein Nachwort an die Leser, in dem er den Wert und die Vorzüge des Sprichworts als literarische Form hervorhebt, verfasste. Beroaldo war von 1472–1476 als Professor für Rhetorik und Dichtung in Bologna tätig, es folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Paris, bevor er ab 1479 wieder in Bologna lehrte. Er wurde vor allem als Herausgeber und Kommentator zahlreicher antiker Schriftsteller tätig.  Einige Jahre später erschien Adelphus auch als Autor und Übersetzer in Hupfuffs Druckprogramm: 1512 publizierte Hupfuff Mulings Bericht über die Auffindung des Heiligen Rocks in Trier als kleine Flugschrift, 1515 folgte mit

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der Übersetzung von Geilers Pater-noster-Predigten auch ein umfangreicheres Werk. Beide Drucke erschienen als Erstausgaben, und es ist anzunehmen, dass Hupfuff bei ihrer Publikation eng mit Adelphus zusammenarbeitete. Im Vergleich zu Wimpfeling sind andere elsässische humanistische Autoren in Hupfuffs Programm eher selten vertreten. Straßburg: Matthias Hupfuff, nach dem 18. Juli 1505 3. Wimpfeling, Jakob: Iacobi wimpfe | lingij de arte metrificā- | di. Libellus. | Tetrastichon Ioannis Adelffi. | Ad lectorem. | Bl. 12r: Impressum per Mathiam hupfuff ciuem. Argentiñ. | Bl. 12r: Conclusiuncula Ioannis adelffi Argent., datiert Straßburg, die xviij. mensis Julij (18. Juli) 1505. | Erste Ausgabe der sonst nur anonym gedruckten Verslehre unter dem Namen ihres Autors Jakob Wimpfeling. 4°, 12 Bl. Erlangen UB (Inc. 624/5); Heidelberg UB (D 11111 2/2); Mainz StB (Ink. 175). – Duntze (Hupfuff), 98; Gotzkowsky (DDL), 3.3.03.01.; Muller (Strasbourg II), 40; VD16 W 3345 und VD16, ZV 20560; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 259–260 (2). Der von Hupfuff am häufigsten gedruckte humanistische Autor war Jakob Wimpfeling, der wahrscheinlich bekannteste Vertreter des elsässischen Humanismus. Als erstes Werk Wimpfelings druckte Hupfuff 1505 den Traktat De arte metrificandi. Diese kurze Abhandlung zur Metrik entstand wahrscheinlich noch in den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts, während Wimpfe­ lings Studium an der Universität Heidelberg. Hupfuffs Druck war die erste Separatausgabe des Textes, in der erstmals auch Wimpfeling als Verfasser genannt wurde. Der Herausgeber Muling verfasste für den Druck ein einleitendes Lobgedicht und ein Nachwort, in dem er auf die Umstände der Publikation eingeht.

Literatur Mertens, Dieter: Wimpfeling, Jakob. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1289–1375.

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Straßburg: Johannes Grüninger, 1505 4. Vehus, Hieronymus: DEO AVSPICE | PRO DIVO MAXIMI〈liano〉 … Hieronymi Vehi vulgo feus | … Baden | sis Boemicus Tri | umphus … | Holzschnitt. 4°, 22 Bl. Muling trug zusammen mit Ringmann u. a. mehrere Carmina bei. London BL. – Benzing (Strasbourg I), 1933; VD16 V 492; Worstbrock (Mu­ ling, VL), Sp. 260 (3).

Literatur Worstbrock, Franz Josef: Vehus, Hieronymus. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1237–1245. Straßburg: Matthias Hupfuff, 1506 5. Keinspeck, Michael: Liliū Musice plane | Michaelis künspeck musici Alexā | drini. nouis quibusdam additamē | tis Per. I〈ohannem〉 A〈delphum〉 A〈rgentinensem〉 eius discipulum pri | dem illustratum. | … 4°, 16 Bl. Muling, nach Angabe des Titels, einst Schüler Keinspecks in Basel, ergänzte den Tonar am Ende des Lilium durch den wörtlich übernommenen Tonar Jakob Twingers von Königshofen. 51 Holzschnitte (Musikalische Figuren). Berlin SB SPK; Freiburg UB; London BL; München BSB; Washington D.C., L. of Congress; Weimar ZB; Wolfenbüttel HAB; Zürich ZB (vermisst). – Benzing (Strasbourg I), 907; Duntze (Hupfuff), 109; VD16 K 614; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 260 (4). Seiner Entstehung in Basel entsprechend wurde das Lilium musicae planae vor allem im Südwesten Deutschlands als Lehrbuch für den liturgischen Gesang verwendet. Die Erstausgabe erschien 1496 in Basel und wurde 1497 in Ulm sowie 1498 und 1500 in Augsburg nachgedruckt. Hupfuffs Druck war die fünfte und letzte Ausgabe des Traktats. Für sie wurde Keinspecks Werk durch einen nicht eindeutig identifizierbaren Straßburger Herausgeber mit einigen Beigaben und Erweiterungen versehen. Er ist nur mit den Initialen J. A. A. genannt und wird als Schüler Keinspecks bezeichnet. Hinter den Initialen verbirgt sich Johannes Adelphus Argentinensis. Ob Adelphus auch als Herausgeber angesehen werden muss, ist unklar (Duntze, S. 170). Muling arbeitete zu dieser Zeit als Korrektor für den Drucker Hupfuff. Mulings Widmungsgedicht auf der Titelseite enthält ein Lob auf die Wirkung der Musik, auf deren sinnlichem Vergnügen und die Gesundheit für Leib und Seele. Auf der Rückseite des Titelblattes steht ein Widmungsbrief von Johannes Hugo-

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nis, dessen Inhalt fast gänzlich dem Brief Ficinos Über die Musik (De musica Epist. I. 92) entnommen ist, eine Tatsache, die auf den Ficino-Vermittler Johannes Adelphus Muling als Mitarbeiter bei der Drucklegung des Lilium Musice von 1506 hinweist. Straßburg: Matthias Hupfuff, 1506 6. Schott, Peter d. J.: Petri Schotti | Argeñ Epithoma De sillabarum | quantitate ac versuū connexione. | In cōmendationem operis | distichon Jo〈hannis〉 Adel〈phi〉 | … | Bl. 14r: Impressum per Mathiā Hupfuff Ciuem | Argeñt. Anno salutis humane. M.ccccc.vi. | 4°, 16 Bl. Trier StB (2 Ex.); Wolfenbüttel HAB (Kg 276). – Duntze (Hupfuff), 115; Gotzkowsky (DDL), 3.3.04.01.; Muller (Strasbourg II), 54; VD16 S 3999; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 260 (5). Dieser Traktat stellt eine Ergänzung zu Wimpfelings De arte metrificandi von 1505 dar.

Literatur Israel, Uwe: Schott, Peter d. J. In: Neue deutsche Biographie (NDB), Bd. 23 (2007), S. 495–496. Worstbrock, Franz Josef: Schott, Peter d. J. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 8 (1992), Sp. 831–838. Straßburg: Johannes Grüninger, 26. August 1507 7. Avitus, Alcimus Ecdicius: ALCIMI | AVITI VIENNEN | SIS EPISCOPI POETAE | CHRISTIANISSIMI ­LIBRI. VI. | … | De Virginitate. | Darunter: Druckermarke Grüningers. Bl. A2r: … Iacobum Archiepiscopum Treuiren. … Iohannis Adelphi … commendatio. | Am Ende: Foeliciter impressum Anno virginei par | tus M.CCCCC.VII. feria quinta | post Bartholomei. | Widmung Mulings, datiert: Straßburg, 21. August 1507, an den Trierer Erzbischof Jakob II. Markgraf von Baden mit Erläuterung der Umstände der Ausgabe, von Wimpfeling inspiriert, entschiedenem Eintreten für die christ­liche Dichtung gegen die mythologischen Fabeleien der heidnischen Antike. 8°, 48 Bl. Druckermarke.

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Berlin SB SPK (Bb. 8020); München UB (8° P. lat. rec. 694). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.05.01.; IA *110.715; Muller (Strasbourg II), S. 26; VD16 A 4512; Wendland (Signete), S. 71; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 260 (6).

Literatur Lévy, Jacqueline u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e ­siècle. Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 2009, Abb. 126 (Druckermarke Grüningers). Straßburg: Johann Knobloch, 5. Dezember 1507 8. Ficino, Marsilio: Marsilii Ficini Floren | tini. De religiōe christiana … | Xenocrates de morte. eodem interprete. | Am Ende: Impressum Argentine per | Ioannem knoblouch. An- | no domini. M.d.vij | Nonas De | cembris | Bl. Av: … Ioanni: geyler de keysersberg et Iacobo Wynpfelingio. … Ioannes Adelphus … seipsum commendat. Mulings Widmung an Johannes Geiler von Kaysersberg und Jakob Wimpfeling ist datiert auf Straßburg, den 15. Oktober 1507. 4°, 90 Bl. Druckermarke. Im Vorwort zeigt Adelphus wiederum seine Ehrfurcht vor Ficinos Werk und sein Streben, ihn den großen Kirchenvätern gleichzusetzen. Aarau KB; Aschaffenburg Stiftsbibliothek (G-704/1); Heidelberg UB (M 1579 B oct./3); Luxemburg BN; München UB (4° Theol. 2762); Wolfenbüttel HAB (Lg) 914 und 95 Quodl. (1)). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.06.01.; Muller (Strasbourg II), 29; VD16 F 940; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 260 (7). Straßburg: Johannes Grüninger, November 1507 9. Arator: ARATOR POETA CHRISTIA | NISSIMVS IN ACTVS | APOSTOLORVM | Darunter: Druckermarke Grüningers. Die Widmung Mulings ist an den Straßburger Bischof Wilhelm von Hon­ stein gerichtet. Am Ende ein Brief Mulings an Georg Holensteiner, Rektor der Straßburger Domschule, und Hieronymus Gebwiler, Rektor der Schule in Schlettstadt. Der Brief ist datiert: Trier, 1. November 1507. 8°, 40 Bl. Druckermarke. Bl. Av: MAXIMO ARGENTINEN. ANtistiti et Alsatie Lantgrauio … Vuilhelmo … Ioannes Adelphus … sese commendat. Bl. E7v: Georgio Holensteiner … et Hieronimo de Gebvuiler … Ioannes Adelphus …

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Gotzkowsky (DDL), 3.3.07.01.; IA *106.782; Muller (Strasbourg II), 39; VD16 A 3184 (ohne Exemplarnachweis); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 261 (8). Straßburg: Matthias Hupfuff, 1507 10. Eck, Johannes: Bursa pauonis | LOgices exercitamēta | Appellata parua logicalia. a Johanne | Eccio. … Bl. 57v: Impressum Argētine per Mathiā Hupfuff Anno .M.d.vij. | Muling steuerte neben anderen Beiträgern ein Epigramm bei. 4°, 58 Bl. Bl. Av: Joan. Adelphus Mulin- | gus Argeñ Lectori | … Cambridge UL; Frankfurt StUB; Isny Kirchenbibl. (Nikolauskirche); Karlsruhe LB; München UB (4° Theol. 5456:1); Philadelphia UL. – Duntze (Hupfuff), 125; Gotzkowsky (DDL), 3.3.08.01.; Muller (Strasbourg II), 66; Shaaber E 15; VD16 E 281; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 261 (9). 1507 erschien bei Hupfuff ein von Johannes Eck (1486–1543) verfasstes Lehrbuch der Logik, die Bursa pavonis. Sie entstand während der Lehrtätigkeit Ecks an der Freiburger Universität und ist nach der dortigen Pfauenburse, deren Mitglied Eck war, benannt. Sie versammelt eine Reihe logischer Übungen und ist dem damaligen Abt des Benediktinerklosters Ottobeuren, Matthäus Ackermann aus Konstanz, gewidmet.  Inhaltlich steht die Bursa pavonis noch deutlich in der Tradition des scholastischen Spätmittelalters, und doch war Eck auch humanistisch beeinflusst, wie z. B. seine Forderung nach einer Rückkehr zu den Quellen der Logik, d. h. in diesem Fall zu Aristoteles, zeigt. Humanistisch ist auch die Aufmachung des Hupfuff’schen Druckes mit zahlreichen empfehlenden Beigaben in Form von Distichen. Die hier vertretenen Autoren stammen größtenteils aus dem Umfeld der Freiburger Universität, doch ist mit Johannes Adelphus auch ein Straßburger Humanist vertreten. Die Bursa pavonis war Hupfuffs einzige Erstausgabe im Bereich der Schul- und Lehrbücher.

Literatur Wurm, Johann Peter: Eck, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 576–589, Sp. 579.1. Bursa pavonis.

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Straßburg: Johannes Grüninger, 1507 11. Pius II., Papst: ENEAS SILVIVS DE PRA | VIS MVLIERIBVS | EPITAPHIA CLARORVM | VIRORVM. ET ALIA MVLTA. | Darunter: Druckermarke Grüningers. Widmung Mulings, datiert: Trier 1507, an Heinrich Menn in Koblenz. 8°, 32 Bl. Sign.: a – d. Abdruck des letzten Viertels der irrig dem Aeneas Silvius (Pius II.) zugeschriebenen Epitaphiensammlung, der Muling eine aus weiteren Epitaphien und allerlei anderen Excerpten gemischte Sammlung anschloss (Worstbrock). Bl. av: In Libellum aenee Siluij … de prauis mulieribus Elegiacum. I〈ohannis〉 A〈delphi〉 M〈ulingi〉 A〈rgentinensis〉. Bl. a2r: D. Henrico menn … Johannes Adelphus … sese commendat. *Cambridge Harvard UL; Strasbourg BNU. – Gotzkowsky (DDL), 3.3.09.02; Muller (Strasbourg II), 45; Ritter 1877; VD16 P 3117 = VD16 P 3132 (ohne Exemplarnachweis); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 261 (10). [Straßburg: Johannes Grüninger], 1507 11.a. Pius II., Papst: Aeneas Siluius de prauis mu- | lieribus. Epitaphia Clarorum virorum et alia multa. | 8°, 40 Bl. Sign.: a–e. Den Haag KglB. – Benzing (Strasbourg I), 1480; Muller (Strasbourg II), 46; VD16 P 3116 = VD16 P 3131 (ohne Exemplarnachweis). Diese Ausgabe nicht bei Gotzkowsky (DDL). Paris: Jean Petit, 1507 11.b. Pius II., Papst: Aeneas Sil- | uius de prauis mulieribus | Epitaphia Clarorum virorum & alia multa. | Darunter: Druckermarke mit Lilienwappen und den Buchstaben I P sowie dem Spruchband: IEHAN PETIT. Den Haag KglB; Paris BN; *Wien ÖNB. – Geldner (Inkunabeldrucker), Bd. 2, S. 204 mit Druckermarke; Gotzkowsky (DDL), 3.3.09.01. Straßburg: Johann Knobloch, 13. Januar 1508 12. Gregorius von Nazianz: Hi sunt in hoc Codice libelli | X. diui Gregorij Nazanzeni | Apologeticus. … Am Ende: Explicit liber.B.Gregorij Nazanzeni episco- | pi translatus a quodā Rufino. Impres | sus Ārgētine per Ioannē knob- | louch. Anno dñi.M |.d.viij. Hilarij. | Druckermarke.

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4°, 100 Bl. Druckermarke Knoblochs: Ein Bär und ein Löwe, die einen mit drei gekreuzten Knoblauchstauden versehenen Schild mit den Initialen H K halten. Bl. a2r: Georgio Bohem … et Ioanni flammingo … Ioannes Adelphus … Muling beklagt, es fehle an energischer christlicher Unterweisung der Jugend, für die sich mit Verweis auf Wimpfeling, De integriatate, besonders Schriften der patristischen Lehrer eigneten. Aschaffenburg Stiftsbibl. (H-1157/11); Kraków BJ (Teol. 5880, def.); München BSB (4° Asc. 1159/3); Philadelphia UL; Wien ÖNB; Wolfenbüttel HAB (Lg 914). – Catalogus Cracoviensis BJ 16 G-675; Gotzkowsky (DDL), 3.3.10.01.; Grimm (Buchdruckersignete), S. 120 und 154; Muller (Strasbourg II), 48; VD16 G 3032; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 261 (11). Erstausgabe von Schriften des Bischofs und Kirchenlehrers Gregor von Nazianz (um 326? – um 390) in der lateinischen Übersetzung des Rufinus von Aquileia (um 345 – 411/412). Widmung Mulings, datiert: Straßburg, den 31. Dezember 1507, an die Pfarrer Georg Bohem in Mainz und Johannes Flamingus (Flemming) in Boppard. Straßburg: Johannes Grüninger, 1508 13. Adelphus, Johannes: MARGARITA FACETIARVM | Alfonsi Aragonum Regis Vafredicta … | … | Facetie Adelphine. | Am Ende: Impressum per honestum Iohannem | grüninger Anno nostre redemptionis | octauo supra Millequingentos. | Argentine | 4°, 108 Bl. Kraków BJ (Neolat. 924); München UB (4° Misc. 334:4). – Catalogus Cracoviensis BJ 16, A-76; Gotzkowsky (DDL), 1.01.01.; IA *100.589; Muller (Strasbourg II), 48; VD16 A 225, A 232 und F 942; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 261–262 (12-12.e). Sammeldruck, bestehend aus 5 Teilen, von denen jeder mit einem Widmungsbrief Mulings und einem Carmen beginnt.  Bl. Aij r–Diij v: Antonio Beccadelli, De dictis et factis Alfonsi Aragonum regis in der erweiterten Fassung des Aeneas Silvius in Auswahl. Widmung Mulings an den Trierer Magister Leonhard Nußbaum, datiert: Straßburg, 1. März 1508.  Bl. Diiij r–Giij v: Scomata Ioannis Keisersbergii concionatoris ecclesie Argentinensis … eine Sammlung von gut 270 Sprichwörtern, Aphorismen, Fazetien, bildkräftigen Vergleichen, die das ganze Feld menschlicher Schwächen

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und Laster und allerlei Lebensweisheiten und Ratschläge für den Alltag zum Gegenstand haben, aufgelesen angeblich aus Predigten Geilers; ihn nennt Muling in der Widmung an Jodocus Galus (Straßburg, 27. Februar 1508) ausdrücklich den autor. Die Sammlung gehört gleichwohl Muling, der den einzelnen Stücken auch Überschriften gab, und er hat vieles in sie aufgenommen, das schwerlich mit Geilers Namen zu verbinden ist. Muling meinte, mit den gesammelten „Scommata“ ebenso erfahrenen wie jungen Predigern nützlich zu sein und ihren Dank verdient zu haben, erregte aber mit einigen Geiler diskreditierenden Sottisen bei diesem und anderen Anstoß. Im Neudruck 1509 entschuldigte er sich für das „Versehen“, tauschte aber einzig eine Grobheit über die Franziskaner (Bl. Fiiij v) aus und ersetzte im übrigen nur den Titelbegriff Scomata durch Tropi siue sales und similitudines. Widmung Mulings an Johannes Geiler von Kaysersberg und Jakob Wimpfeling, datiert: Straßburg, 15. Oktober 1507.  Bl. Giiij r–Liij v: Hermolaus Barbarus d. Ä., Orationes contra poetas. Widmung Mulings an Dietrich Gresemund d. J., datiert: Straßburg, 1. März 1508.  Bl. Liiij r–O v: Marsilio Ficino, De sole und Auszug aus De lumine. Widmung an Johannes Spiegel, datiert: Trier, 15. März 1508.  Bl. Oiij r–[Q5] r: Adelphus Muling, Facetiae Adelphinae. Widmung an Georg Übelin, einen Juristen der Straßburger bischöflichen Kanzlei, datiert: Straßburg, 1. Februar 1508.  Mulings Sammlung von Satiren richtet sich gegen die Unwissenheit und Unmoral des Klerus, des Adels und der Ärzte. Ein häufiges Thema der damaligen Zeit. Das Ziel Mulings war die Reform dieser Missstände. Er widmete seine Magarita (die Perle) einer Anzahl von Gelehrten der Zeit, wie Jodocus Gallus, Dietrich Gresemund d. J. und Johannes Spiegel, einem früheren Mitschüler in Schlettstadt.  Der Titel von Mulings Sammlung erinnert an Albrecht von Eybs Margarita philosophica (Nürnberg 1472), Gregor Reischs Margarita philosophica (Straßburg 1503) und Johannes Tallats Margarita medicinae (Straßburg 1507). Straßburg: Johannes Grüninger, 1509 13.a. Adelphus, Johannes: Margarita Facetiarum | Alfonsi Aragonum Regis Vafredicta … | … | Facetie Adelphine. | Am Ende: Impressum per honestum Iohannem | gruniger. Anno … | Nono. Supra Mille quingentos. | Argentine. | 4°, 100 Bl.. Gotzkowsky (DDL), 1.01.02.; IA *100.590; Muller (Strasbourg II), 63; VD16 A 233 und F 943.

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In dem Neudruck aus dem Jahr 1509 wurden einige Änderungen vorgenommen. Ficinos De sole blieb erhalten, sein Traktat De lumine wurde ausgelassen. Ebenso einige anstößige Geschichten, die den Unmut des alten Geilers erregt hatten, da Muling ihn fälschlicherweise als den Autor bezeichnet hatte. Straßburg: Johannes Grüninger, 31. März 1508 14. Reisch, Gregor: MARGARITA PHILOSOPHICA NOVA | … Holzschnitt. Am Ende: Ioannes Grü | ningerus operis excussor Ex Argentorato veteri ­Pridie ka- | lendas Aprilis. Anno … octauo supra mille quingentos. | 4°, 320 Bl. Aberystwyth NL; Bethesda NL; Cambridge UL; Den Haag KglB; London BL; München BSB (4° Ph.U.117); Wien ÖNB; Wolfenbüttel HAB (51 Quod. [Tafel fehlt]); Würzburg UB (Horn 3541, Titelblatt fehlt, unvollst.); Zürich ZB (Titel­blatt fehlt, unvollst.). – Benzing (Strasbourg I), 1549; Muller (Strasbourg II), 56; VD16 R 1037; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 262 (13). Nicht bei Gotzkowsky (DDL). Darin eine von Johannes Muling besorgte kurze Unterrichtung über das griechische Alphabet und seine lateinische Wiedergabe. Muling I〈ohannis〉 A〈delphi〉 trug ein längeres Gedicht aus 32 iambischen Trimetern bei.  Diese Enzyklopädie Gregor Reischs (um 1467–1525) blieb im gesamten 16. Jahrhundert das wissenschaftliche Kompendium schlechthin. Straßburg: Johannes Grüninger, 31. Mai 1512 14.a. Reisch, Gregor: Margarita Phi | losophica noua … Am Ende: Joannes grüningerus … | Pridie kalendas Junij … Argentine. 1512 | 4°, 324 Bl. München BSB (4° Ph. U. 119); München UB (4° Philos. 168 (1.2). – Muller (Strasbourg II), 101; VD16 R 1038; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 262. Nicht bei Gotzkowsky (DDL). Straßburg: Johannes Grüninger, 1515 14.b. Reisch, Gregor: Margarita Phi /| losophica noua … Am Ende: Joannes Grüningerus … Ex | Argentoraco veteri Nono kalendas Februarias. Anno … | decimoquinto supra mille quingentos. | 4°, 324 Bl.

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München BSB (4° Ph. U. 120); München UB (4° Philos. 168a). – Muller (Strasbourg II), 128; VD16 R 1039; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 262. Nicht bei Gotzkowsky (DDL).

Literatur Fasbender, Christoph und Franz Josef Worstbrock: Reisch, Gregor. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 548–566, bes. Sp. 553–554. Straßburg: Johannes Grüninger, 8. April 1508 15. Plautus, Titus Maccius: PLAVTVS | POETA COMICVS | Darunter: Druckermarke Grüningers. Am Ende: Ioannes Gruninger Argentin. imprimebat. Anno | humanitatis christi. M. D.VIII … | Octauo die Apri- | lis. Argentine. | 8°, 278 Bl. Druckermarke und 18 Textholzschnitte. Bl. A2r: … Ioanni Dynchin … Io. Adelphus … sese commendat. Benzing (Strasbourg I), 1492; Gotzkowsky (DDL), 3.3.11.01.; Muller (Strasbourg II), 55; VD16 P 3379; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 262 (14). Mulings Vorrede an Johannes Dynchin den Kanzler des Trierer Erzbischofs, ist datiert auf: Straßburg, 1. April 1508.  Erste nicht-italienische Ausgabe der 20 erhaltenen plautinischen Komödien. Die Vorrede Mulings enthält eine rhetorisch-poetologische Abhandlung und einführende Erläuterungen der Gattung Komödie und ihrer spezifischen Metrik.

Literatur Lévy, Jacqueline u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e ­siècle. Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 2009, Nr. 8, Abb. 157 bis 174. In dieser Ausgabe ist jedes Stück mit einem Holzschnitt illustriert. Vier der achtzehn Holzstöcke stellen die Figuren einer Komödie samt Namen dar, die anderen illustrieren nur eine einzelne Episode. Die Holzschnitte scheinen aus der Hand eines einzigen Künstlers herzurühren, der in der Grüningerschen Tradition steht. Straßburg: Johannes Grüninger, 29. August 1508 16. Wimpfeling, Jakob: Argentinensium Episco- | porū Cathalogus: …

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Am Ende: Ioannes Grieninger: Ciuis Argentinensis: … | Anno natalium christianorum: millesimo supra quingen- | tesimum: octauo. Die vero vndetrigesima. Mensis Augusti. | 4°, 70 Bl. Bl. Av: Holzschnitt. Castigatoribus Ioanne Adelpho Mülingo Argentinen- | si et Geruasio Souphero brisgoico. | TELOS. | Basel UB; München BSB (4° Th. H. Catalogus 1508); Nürnberg GNM; Würzburg UB; Zürich ZB. – Gotzkowsky (DDL), 3.3.12.01.; Muller (Strasbourg II), 59; VD16 W 3344; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 262 (15). 1501 beendet Jakob Wimpfeling seine akademische Karriere, die ihren Höhepunkt an der Heidelberger Universität gefunden hatte, und erscheint gleichzeitig mit Sebastian Brant in Straßburg, um die Nähe des Freundes Geiler von Kaysersberg zu suchen. Seine reichhaltigen Aktivitäten finden nur mit einem Werk Niederschlag in Grüningers Verlagsprogramm, dem Straßburger Bischofskatalog von 1508. Er enthält ein Widmungsbild, das in konventionellem Dedikationsstil die Übergabe des Buches an den Adressaten Bischof Wilhelm von Honstein durch den Autor zeigt. Die gedruckte Ausgabe des Verzeichnisses der Straßburger Bischöfe ist eine getreue Wiedergabe des handschriftlichen Textes. Bestimmte Namen von Bischöfen, für die Wimpfeling keine Informationen gesammelt hatte, sind nicht mit Erläuterungen versehen.  Auf der Rückseite des Titelblatts ist auf dem Holzschnitt der Autor Wimpfeling dargestellt, wie er dem durch Ornat, Insignien und Wappen identifizierten Adressaten Bischof Wilhelm von Honstein seine Geschichte der Straßburger Bischöfe überreicht.

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Der Autor Jakob Wimpfeling überreicht Wilhelm von Honstein den ­Katalog über die Straßburger Bischöfe. Hinter Wimpfeling stehen die beiden ­Korrektoren des Katalogs, Adelphus Muling und Gervasius Sopher.

Gervasius Sopher (Sauffer) (um 1490–1556), ein geweihter Kleriker. 1508 war er zusammen mit Adelphus Muling als Korrektor in Grüningers Druckerei ­tätig. Sopher trat 1508 in Straßburg mit Wimpfeling in Kontakt. Er war 1510 in Basel magister artium geworden. 1514 leitete Sopher die Lateinschule in Offen­burg und wurde 1517 Leiter der Freiburger Lateinschule, für die er im Jahr darauf eine Schulordnung verfasste. Von 1520 bis 1522 war Sopher Notar und Quästor an der Universität Freiburg. Er ging 1522/23 als Fiskal des Bischofs nach Straßburg, war dort von 1523 bis zu seinem Tod Schaffner des Thomas Stifts. Er starb am 31. Dezember 1556.

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Literatur Lévy, Jacqueline u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e siècle. Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 2009, Nr. 9, Abb. 175: Wimpheling présente son livre à l’evêque Guillaume de Honstein. Straßburg: Johannes Grüninger, 1508 17. Zasius, Ulrich: Questiones: de paruulis Iudeorum Baptisandis: … | Ab excellentiss. viro Vdalrico Za | sio: legum doctore: … | Am Ende: Argentine Prouidus vir Ioannes Gruniger | Impressit. Io. Adelpho castigatore | … M.D.VIII. | 4°, 53 Bl. Berlin SB SPK (De 2616); Frankfurt UB; München BSB (4° P. lat. 1346); München UB (4° Theol. 2748); Wolfenbüttel HAB (171.13 Quod. (4)). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.13.01.; Muller (Strasbourg II), 62; VD16 Z 178; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 262 (16).

Literatur Burmeister, Karl Heinz: Zasius, Ulrich. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1421–1446. Straßburg: Johannes Grüninger, 8. April 1509 18. Bebel, Heinrich: In hoc libro continentur | Haec Bebeliana opuscula noua. | … Am Ende: Argentine Ioannes Grüninger imprimebat. I. Adelpho ca- | stigatore. Anno seculi huius. M.D.IX. Pasche [Ostern]. | 4°, 76 Bl. München BSB (4° L. eleg. m. 128/1). – Benzing (Strasbourg I), 104; Gotzkowsky (DDL), 3.3.15.01.; IA *115.324; Muller (Strasbourg II), 66; VD16 B 1208; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (17).

Literatur Mertens, Dieter: Bebel, Heinrich. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 142–163.

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Straßburg: Johannes Grüninger, 8. April 1509 19. Waldseemüller, Martin: Der welt kugel | Beschrybūg der welt vnd deß gā | tzē Ertreichs | hie angezögt vñ vergleicht einer rotūdē kuglen / … Am Ende: Getruckt zů Straßburg. Von Iohanne | grüniger. im Iar. M.D.IX. vff ostern | Iohanne Adelpho castigatore. | 4°, 16 Bl. Titelholzschnitt: Erdkugel und zehn weitere Holzschnitte. Deutsche Übersetzung von Nr. 20. Benzing (Strasbourg I), 711; Gotzkowsky (DDL), 3.3.16.01.; IA *100.591; Muller (Strasbourg II), 64; VD16 W 1161; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (19). Straßburg: Johannes Grüninger, 31. August 1509 20. Waldseemüller, Martin: Globus mundi | Declaratio siue descriptio mundi | et totius orbis terrarum globulo rotundo … Holzschnitt. Am Ende: Ex Argentina ultima Augusti / … M.D.ix. Ioannes grüniger impri | mebat. Adelpho | castigatore. | 4°, 14 Bl. Titelholzschnitt (Erdkugel). Benzing (Strasbourg I), 710; Gotzkowsky (DDL), 3.3.17.01.; Harrisse Nr. 79; IA *100.592; Muller (Strasbourg II), 65; VD16 W 1160; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (18). In beiden Ausgaben finden sich dieselben Holzschnitte.

Literatur Hintzen, Beate / Franz Josef Worstbrock: Waldseemüller, Martin. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1255–1266. Straßburg: Johannes Grüninger, 1. September 1509 21. Pico della Mirandola, Giovanni Francesco: IOANNIS FRANCISCI PICI MIRANDV- | LAE DOMINI. CONCORDIAEQVE | COMITIS: LIBER DE PROVI- | DENTIA CONTRA | PHILOSOPHA- | STROS. | Am Ende: ANNO A PARTV VIRGINIS. M.D.IX. KALEN. | Septemb. In Vrbe Argentina … | Librum hunc … | Ioan- | nes Grüninger exscripsit: | … Iohannes Adelphus Recognouit. | 2°, 38 Bl. Druckermarke Grüningers. Cambridge UL; Wien ÖNB. – Gotzkowsky (DDL), 3.3.18.01.; Muller (Strasbourg II), 75; VD16 P 2654; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (20).

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Literatur Monnerjahn, Engelbert: Giovanni Pico della Mirandola. Ein Beitrag zur philosophischen Theologie des italienischen Humanismus. Wiesbaden 1960 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte, 20). Straßburg: Johannes Grüninger, 29. Dezember 1509 22. Murner, Thomas: Logica | memoratiua | Chartiludiū logice / siue totius | dialectice memoria: & nouus Petri hyspani tex | tus emendatus: Cum iucundo pictasmatis | exercitio: Eruditi viri. f. Thome | Murner Argētini: … | Darunter: Druckermarke Grüningers. Am Ende: Argentine: industrius vir Ioannes gruninger | impressit. Anno … M.D.IX. | Ipsa die diui Thome Cantuariensis. | 4°, 79 Bl. Druckermarke Grüningers. Bl. Aiir – iijv: Prologus Murners an Muling, datiert: Freiburg 1508. In Murners conclusio operis: … Ioanni Adelpho … huius operis castigatori … Aschaffenburg Stiftsbibl. (E-498); Washington D.C., L. of Congress (BC 60. M 77 Rosenwald Collection). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.19.01.; Muller (Strasbourg II), 72; VD16 J 661 (unter: Johannes XXI., Papst); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (21). Ein Jahr nach dem Erscheinen der Margarita facetiarum gab Adelphus das Chartiludium logicae (1509) des elsässischen Franziskanermönchs Thomas Murner (1475–1537) heraus.  Murner hatte für seine Krakauer Studenten (1499/1500) dieses Lehrbuch der Logik verfasst. In diesem Buch versuchte er die Logik mit Hilfe eines Karten­spiels zu vermitteln. Die abstrakten wissenschaftlichen Begriffe der Logik erklärte er anhand von Bildern, die Personen und Gegenstände als Symbole auf 51 Karten präsentieren.  In dem Prologus zu der Straßburger Ausgabe beschrieb Murner seinen Landsmann Adelphus Muling als einen Mann ganz nach unserem Herzen (secundum cor nostrum). Murners Kompliment führte offensichtlich zu ­einer Verstimmung Wimpfelings, einem Gegner Murners in dem Elsass-Streit, gegenüber seinem Schüler Adelphus.

Literatur Lévy, Jacqueline u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e siècle. Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 2009, Nr. 18, Abb. 268–336.

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Brüssel: Thomas van der Noot, 28. August 1509 (eigentl. 1519) 22.a. Murner, Thomas: Logica memorativa | Chartiludium logice siue totius dialectice memoria et novus Petri Hyspani textus emendatus / … Thome Murner … Johanni Adelpho castigatori. 4°, 80 Bl. Gotzkowsky (DDL), 3.3.19.02.

Literatur Worstbrock, Franz Josef: Murner, Thomas. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 299–368, bes. Sp. 319–320 (1.). Straßburg: Johannes Grüninger, 1509 23. Heinrichmann, Jakob: Prognostica alioquin barbare practica nū | cupata: ab Iacobo Henrichman: lati | nitate donata. … Distichon Ioannis Adelphi. | … | Darunter: Titelholzschnitt: Drei Figuren und ein Glücksrad. Am Ende: Argentine Ioannes gruniger imprimebat | M.D.VIIII. Adelpho castigatore. | 4°, 4 Bl. Titelholzschnitt. Frankfurt UB (Flugschr. G. Fr. 4110). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.20.01.; Muller (Strasbourg II), 71; VD16 H 2041 (ohne Exemplarnachweis); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (22). o. O., o. Dr., o. J. 23.a. Heinrichmann, Jakob: PRognostica alioquin bar | bare practica nuncupata. ab Jacobo | Henrichmā. latinitate donata. … | Distichon Joannis Adelphi. | … | Darunter: Titelholzschnitt: Drei Figuren. Links eine Frau, in der Mitte ein Mann, rechts ein Narr. 4°, 4 Bl. Titelholzschnitt. Gotzkowsky (DDL), 3.3.20.02.

Literatur Worstbrock, Franz Josef: Heinrichmann (Henrichmannus), Jakob. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 1054–1063, bes. Sp. 1060–1061.

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Straßburg: Johannes Grüninger, 1509 24. Waldseemüller, Martin, Matthias Ringmann: Amerigo Vespucci Navigationes. Cosmographie intro | ductio: … | Insuper quattuor Americi Ue | spucij nauigationes. | Uniuersalis Cosmographie descriptio | … | Holzschnitt. Am Ende: Pressit apud Argentora- | cos … Ingeniosus vir Ioannes | gruniger. Anno … | supra sesquimil- | lesimum Nono. | Ioanne Adelpho Mulichio Argentinensi. castigatore. | 4°, 32 Bl. Dritte datierte Ausgabe. Die beiden ersten erschienen am 25. April bzw. am 29. August 1507 in St. Dié. München BSB (4° Math. A. 152 p [Tafel fehlt]); München UB (4° H. aux. 41:2). – Benzing (Strasbourg I), 1975; Gotzkowsky (DDL), 3.3.21.01.; Harrisse Nr. 60; Muller (Strasbourg II), S. 79; VD16 W 1159; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (23). At all events, the only scholar named in connection with the publications of Grüninger is Johannes Adelphus: Joanne Adelpho Mulichio Argentinen. Castigatore (Cosmographie introductio); Adelpho castigatore (Globus mundi); Uff ostern Johanne Adelpho castigatore (Der welt kugel). (Harrisse). Die Cosmographiae introductio, die übrigens auch Matthias Ringmann zugeschrieben wird, bringt die erste Beschreibung der Neuen Welt mit der Beziehung America nach Amerigo Vespucci, der Entdeckungsreisen nach Honduras und Südamerika unternommen hatte. Waldseemüller verwendete für dieses Gebiet auf seiner Karte den Namen America, der rasch auf den ganzen Kontinent als Bezeichnung angewandt wurde. Faksimiledruck Cosmographiae introductio des Martin Waldseemüller. Hrsg. mit einer Einleitung von Fr. R. von Wieser. Straßburg 1907.

Literatur Harrisse, Henry: Bibliotheca Americana Vetustissima. A description of works relating to America published between the years 1492 and 1551. New York 1866. Lévy, Jacqueline u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e ­siècle. Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 2009, Nr. 22, Abb. 388–392.

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Sabin, J. / W. Eames / R. W. G. Vail: Bibliotheca Americana. A Dictionary of Books Relating to America. New York 1935. Worstbrock, Franz Josef: Ringmann(-us), Matthias (Philesius Vogesigena). In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 725–740, bes. Sp. 730–732. Straßburg: [Johannes Grüninger], 1510 25. Calepinus, Ambrosius: | .F.Ambrosij Bergomatis  | professiōis eremitane [R/S]: Calepinus  dictionariū | … | Studiose a Io. Adelpho collectum: | & ab Ascensio diligenter recognitum. | ac demum Argentoraci … Impressum. | … | Titeleinfassung. Am Ende: [Marque typographique: contrefaçon de celle de Benedetto Dolcibelli à Novi] Nach der Angabe auf der Titelseite, die aber sonst nicht wiederholt oder ­näher erläutert wird, hat Muling das Material des bedeutenden Wörterbuchs durch Exzerpte aus einschlägigen Schriften italienischer Humanisten be­ reichert. 2°, 374 Bl. Titeleinfassung. Bielefeld Gymnasialbibliothek; München BSB (2° L. lat. 13). – Benzing (Strasbourg I), 314; Gotzkowsky (DDL), 3.3.22.01.; IA *129.372; Labarre 8; Muller (Strasbourg II), 83; VD16 C 226; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (24).

Literatur Labarre, Albert: Bibliographie du dictionarium d’Ambrogio Calepino (1502–1779). Baden-Baden 1975. Straßburg: [Johannes Grüninger], 1521 25.a. Calepinus, Ambrosius: Calepinus | .F.Ambrosij Bergomatis | professionis eremitane dictionariū | … | Am Ende: in academia Parisien〈sis〉. Anno salutis nostrae. M D XXI. | Drucker­marke. 2°, 374 Bl. Druckermarke. Benzing (Strasbourg I), 317; Gotzkowsky (DDL), 3.3.22.02.; IA *129.398; Labarre 34; Muller (Strasbourg II), 168.

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Straßburg: Johannes Prüß d. Ä. für Henricus Reitzmann, 30. April 1510 26. Reitzmann, Heinrich: [R/S]: Festum dive virginis Marie dictum ad Nives / Rome ortum / cum horis canonicis et missarum solennis / in ecclesia collegiata Aschaffenbur­ gense. Cum carminibus illustratum. | Holzschnitt. Am Ende: Expensis domini Henrici Reitzmani / canonici & officialis ecclesię Aschaffen | burgensis: atque opera Ioannis Brise ciuis argentini in officina sua literatoria | zum thiergarten hęc solennis historia pulchris notulis expressa est: | Vltima die Aprilis: Anno virginei partus. M.CCCCCX. | Hęc historia in notis & optima melodia reperit〈ur〉 in ecclesia Aschaffenburgensis. | Carmen Ioannis A〈delphi〉 M〈ulingi〉 Argentini. 2°, 14 Bl. Mit zwei Holzschnitten: Christi Geburt und Kreuzigung. 21 Seiten mit Choralnoten. Aschaffenburg Stiftsarchiv (nur letztes Blatt mit Impressum und 2 Holzschnitten erhalten). – Benzing (Strasbourg I), 12; Benzing (Aschaffenburger Jahrbuch 7), S. 238–239, Druck a; Gotzkowsky (DDL), 3.3.25.01.; Muller (Strasbourg II), 78; VD16 R 1064 (ohne Exemplarnachweis); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 263 (25). In fünf Ausgaben ist zwischen 1510 und 1515 die Legende und das Offizium des Maria-Schnee-Kultes am Peter- und Alexanderstift zu Aschaffenburg erschienen. Die erste Ausgabe hat der Aschaffenburger Stiftskustos Heinrich Reitzmann dem Straßburger Humanisten Johannes Adelphus Muling, der als Korrektor bei den dortigen Druckern Johannes Grüninger und Johann Prüß d. Ä. im Zeitraum von 1505 bis 1513 tätig war, 1510 auf seine Kosten für die Offizin Prüß zum Druck übergeben. Davon gibt es zwei Nachdrucke, die ohne Choralnoten und wohl auch ohne Mitwirkung Reitzmanns herauskamen. Im Jahr 1515 hat Reitzmann erneut die Originalausgabe in Basel auflegen lassen, die dann der Drucker Jakob Wolff im gleichen Jahr oder etwas später wiederholt hat. [Straßburg: Johannes Grüninger, 1510 oder 1511] 26.a. Reitzmann, Heinrich: Festum diue virginis Marie di | ctū ad niues: Rome ortū: cum horis canonicis & missarum | solēniis: in ecclesia collegiata Aschenburgēsi Moguntinē | sis … | Tetrastichon in historiā eiusdē festi | … | Bl. B8r: … Carmen Ioannis A〈delphi〉 M〈ulingi〉 Argentini [8 Verse]. 4°, 12 Bl. Ohne Choralnoten. Holzschnitt: Geburt Christi auf der letzten Seite. Berlin SB (1 in Inc. 798, Kriegsverlust); München BSB (4° A. lat. b. 549/6); Wolfenbüttel HAB (115.4 Quod. (6)). – Benzing (Strasbourg I), 11; Ben-

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zing (Aschaffenburger Jahrbuch 7), S. 239, Druck b; Gotzkowsky (DDL), 3.3.25.02.; Muller (Strasbourg II), 80; VD16 R 1063. [Nürnberg: Georg Stuchs], 1512 26.b. Reitzmann, Heinrich: Hystoria festi Ni | uis gloriosiss. Marie virginis. cŭ | … Am Ende: Jmpressum feliciter | vicessimoprimo Kal. May | Anno. Millesimo quin- | gentesimoduodecimo. | 4°, 12 Bl. Genauer Nachdruck von Druck 26.a. Darmstadt HLB (W 5543/15); Frankfurt StUB (W 5543/15, letztes Bl. fehlt). – Benzing (Aschaffenburger Jahrbuch 7), S. 239–240, Druck c, mit anderer Titeleinfassung und einem Impressum ohne Druckort und Drucker; Gotzkowsky (DDL), 3.3.25.03.; VD16 R 1065; Wendland (Signete), S. 235. Basel: Jakob Wolff von Pforzheim für Henricus Reitzmann, 12. Mai 1515 26.c. Reitzmann, Heinrich: [R]: Hystoria de festo niuis gloriosissime | dei genitricis & virginis Marie … in notis et verbis … correcta et emendata. | Vierteiliger Titelholzschnitt. | Bl. B8r: … Carmen Ioannis A〈delphi〉 M〈ulingi〉 Argentini [8 Verse]. Am Ende: Expensis Domini Henrici Reitzman Canonici et | Officialis ecclesie Aschaffenburgensis: … | expressa est. | Die. duodeci- | ma Mensis Maij. Anno / virginei partus. | M.ccccc.xv. | 2°, 16 Bl. Mit Choralnoten. Vierteiliger Titelholzschnitt. Aschaffenburg Stiftsarchiv (6857); Aschaffenburg Stiftsbibliothek (B-547); München BSB (2° Liturg. 359/1); Nürnberg GNM (2° Rl. 3188 – Postinc.). – Benzing (Aschaffenburger Jahrbuch 7), S. 240–241, Druck d und Abb. 32 (Titelholzschnitt); Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Nr. 207; Gotzkowsky (DDL), 3.3.25.04.; VD16 R 1066; Wendland (Signete), S. 35 und 114. Die auf das Jahr 1515 datierten Vorreden deuten darauf hin, dass Heinrich Reitzmann eine echte Neuauflage auf seine Kosten bei Jakob Wolff zu Basel in Auftrag gegeben hatte. Basel: Jakob Wolff von Pforzheim, 12. Mai 1515 26.d. Reitzmann, Heinrich: [R]: Hystoria de festo niuis gloriosissime | dei genitricis & virginis Marie … | Vierteiliger Titelholzschnitt. | Bl. B8r: … Carmen Ioannis A〈delphi〉 M〈ulingi〉 Argentini [8 Verse].

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Am Ende: Expensis Domini Henrici Reitzman Canonici et | Officialis ecclesie Aschaffenburgensis: … | expressa est. | die. xij. Maij. Anno | virginei partus | M.ccccc.xv. | 2°, 16 Bl. Mit neu geschnittenen Choralnoten. Vierteiliger Titelholzschnitt. München BSB (2° 1/Liturgie 359); Nürnberg GNM (R° Rl 3188 Postinc.). – Benzing (Aschaffenburger Jahrbuch 7), S. 241, Druck e. Es handelt sich um einen Nachdruck der Ausgabe d. Diese Ausgabe nicht bei Gotzkowsky (DDL).

Literatur Benzing, Josef: Die verschiedenen Drucke des Aschaffenburger Maria-­ Schnee-Offiziums. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 7 (1981), S. 238–241. Gottron, A. / Fischer, W. / Benzing, J. / Riedel, F. W.: Das Maria-Schnee-Offizium des Stiftskustos Heinrich Reitzmann von Aschaffenburg. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 7 (1981), S. 223–253. Straßburg: Johannes Grüninger, 24. November 1512 27. Hermann von Sachsenheim: Die Mörin | Ein schon kürtzweilig le- | sen welches durch weiland Herr Herman von | Sachßenheim Ritter … | lieplich gedicht vnd hernach / die Mörin genempt ist / … | Titelholzschnitt. Am Ende: Getruckt von Iohannes Grüninger in … | Straßburg / vnnd vollendet vff sant Kathereinenn abent inn | dem Jar … Tausent fünffhundert xii. | Widmung Mulings an den Ritter Jakob Bock, datiert: Straßburg, 1. November 1512. 2°, 58 Bl. Auf Bl. 54f: Von dem elichen stat / ein schöne red … Berlin SB SPK. – Benzing (Strasbourg I), 1624; Gotzkowsky (DDL), 3.3.23.01.; Muller (Strasbourg II), 102; VD16 H 2448; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 264 (26). Das allegorische Gedicht Die Mörin von Hermann von Sachsenheim (um 1365–1458) nimmt, nicht ohne parodistische Absicht, das Genre der Minneallegorie wieder auf. Die zu großen Teilen von der Tannhäuser Legende inspirierte Geschichte schildert die Abenteuer eines Ritters, der entführt und im Königreich von Frau Venus verurteilt wurde (Minnegericht).

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Die Illustrationen in der Mörin Die meisten der 21 Holzschnitte, die dieses Werk illustrieren, sind Originale. Drei Illustrationen wurden früheren Drucken Grüningers entnommen: Eine Festszene, die aus der Königstocher von Frankreich (1500) stammt, und zwei überarbeitete Holzstöcke, die jeweils aus der Varia Carmina von Sebastian Brant (1498) und aus dem Hug Schapler (1500) herrühren.  Die neuen Holzschnitte sind sehr ausdrucksstark und begleiten die Entwicklung der Erzählung mit großer Genauigkeit. Ihre hohe Qualität zeugt vom originellen Stil, der bei Straßburger Holzschnitten bis dahin noch nicht festzustellen war. Obwohl sie sich in ihrer Zusammensetzung dem Geist der Holzschnitte des Vergil von 1502 nähern, was zum Beispiel in der Turnier­ szene deutlich wird, unterscheiden sie sich davon durch die feine Linienführung und eine dichtere Schraffierung als bei den traditionellen Straßburger Holzschnitten üblich (Lévy).

Ausgabe Hermann von Sachsenheim: Die Mörin. Nach der Wiener Handschrift ÖNB 29426. Hrsg. von Horst Dieter Schlosser. Wiesbaden 1974 (Deutsche Klassiker des Mittelalters, N. F. 3).

Literatur Behrendt, Walther: Hieronymus Emsers ‘Satyra’, Johannes Adelphus und der ‘Wormser Freidank’. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Bd. 119 (1990), S. 185–191. Lévy, Jacqueline u. a. (Hg.): La gravure d’illustration en Alsace au 16e ­siècle. Tome III: Jean Grüninger. 1507–1512. Presses universitaires de Strasbourg 2009, Nr. 32, Abb. 528–544. Die meisten Holzschnitte, die dieses Werk illustrieren, sind Originale. Drei Illustrationen wurden früheren Drucken Grüningers entnommen (Königstochter von Frankreich, 1500, Varia Carmina von Sebastian Brant, 1498, und Hug Schapler, 1500). Westphal, Sarah: Virtues in print. Johannes Adelphus Muling and the 1512 edition of “Die Mörin”. In: Kulturen des Manuskriptzeitalters. Ergebnisse der Amerikanisch-Deutschen Arbeitstagung an der Georg-August-Universität Göttingen vom 17. bis 20. Oktober 2002. Arthur Groos / Hans-Jochen Schiewer (Hg.) unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann. Göttingen 2004, S. 341–364.

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Worms: Sebastian Wagner, 1538 27.a. Hermann von Sachsenheim: Die Mörin. | EYn Schöne Kurtzweilige | vnd Liebliche Histori / welch durch weilandt Herr Her- | man von Sachsenheym Ritter … beschriben / vnd hernach die Mörin genant ist. | … Titelholzschnitt. Darunter: Zu Wormbs truckts Seba- | stianus Wagner. | Am Ende: Zu Wormbs truckts Seba- | stianus Wagner. | M.D.XXXVIII. | 2°, [4], 47 Bl. Titelholzschnitt. Kraków BJ (Yg 5108 R, Ex. ehemals Berlin SB). – Catalogus Cracoviensis BJ 16, H-247; Gotzkowsky (DDL), 3.3.23.02.; VD16 H 2449. Worms: Sebastian Wagner, 1539 27.b. Hermann von Sachsenheim: Mörin. | Eyn Schöne Kurtzweilige | vñ liebliche Histori / welch durch weiland Herr | Herman von Sachsenheym Ritter … | … beschriben / vnd hernach die Mörin genant | ist. Titelholzschnitt. Darunter: Zu Wormbs truckts Seba- | stianus Wagner. | Am Ende: Zu Wormbs truckts Seba- | stianus Wagner. | imm Jar … | M.D.XXXIX. | 2°, [3], 47 Bl. Titelholzschnitt. Brüssel KglB (II 8992 A LP); Kraków BJ (Yt 6476(5) R, def., Ex. ehemals Berlin SB). – Catalogus Cracoviensis BJ 16, H-248; Gotzkowsky (DDL), 3.3.23.03.; VD16 H 2450. Frankfurt: Weigand-Han-Erben, [um 1560] 27.c. Hermann von Sachsenheim: [R/S]: Ein kurtzweilige | Geschicht / so etwann Herren | Herman von Sachssen­heim / Ritter /| … beschriben /| vnnd die Mörin genennt / … | Titel­ holzschnitt von Hans Brosamer aus dem Roman Kaiser Octavian, Frankfurt: Weigand Han (um 1558), Exemplar in der RB Lüneburg. Am Ende: Getruckt zu Franckfort am Mayn /| Durch Weygandt Hanen | Erben. | 8°, 152 Bl. Titelholzschnitt. Kraków BJ (Yg 5111 R, Ex. ehemals Berlin SB). – Catalogus Cracoviensis BJ 16, H-249; Gotzkowsky (DDL), 3.3.23.04.; Schmidt (Frankfurter Drucke), H 4; VD16 H 2451. Eine undatierte Frankfurter Ausgabe von Weigand Han (1556–1561), VD16 H 2452, ist nicht nachweisbar. Auch bei Schmidt (Frankfurter Drucke) ist sie nicht aufgeführt.

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Muling als Herausgeber, Korrektor (castigator) und Lektor

Straßburg: Johannes Prüß d. J., 1512 28. Brassicanus, Johannes: GRAMMATICAE. INSTITVTIONES | IOANNIS BRASSICANI TVBINGENSIS | DENVO ACCVRATE REVISAE. | ... Am Ende: Ioannes Prüsz iunior excussit Argen | tine Anno duodecimo: supra sesquimillesimum … | Ioannes Adelphus Medicinarum Licentiatus lectori foelicitatem optat. | Mit einem Nachwort Mulings an den Leser: Lob der Grammatik als der Schwelle zur gesamten Literatur. 4°, [8], 117, [1] Bl. München BSB (4° L. lat. 68); München UB (4°. Philol. 297). – Benzing (Strasbourg I), 206; Gotzkowsky (DDL), 3.3.24.01.; IA *123.872; Muller (Strasbourg II), 4; VD16 B 7120; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 264 (27).

Literatur Worstbrock, Franz Josef: Brassicanus, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 283–287, bes. Sp. 285–287. Straßburg: Martin Flach d. J., 6. März 1513 29. Rösslin, Eucharius d. Ä.: Der Swangern | Frauwen vnd | hebammen Ro | segarten. | Titeleinfassung: Oben Girlande, linke Seitenleiste mit Musikinstrumenten, rechte Seitenleiste mit Waffen, unten vier Knaben. Ausgeführt von Hans Baldung Grien. Bl. o5v: Argentine Martinus Flach iunior impressit Dominico letare Anno. Mcccccxiij. | Corre- | ctore Ioanne Adelpho physico qui sin | gula hec approbat atque commendat … 4°, 62 Bl. Titeleinfassung. Erstdruck von Rösslins bis weit ins 18. Jahrhundert gebrauchtem Handbuch der Geburtshilfe. Colmar BM; Nürnberg GNM; Wien ÖNB. – Benzing (Strasbourg I), 1577; Gotzkowsky (DDL), 3.3.26.01.; Muller (Strasbourg II), 43; Oldenbourg (Grien), L 60 und Abb. 144; VD16 R 2848; Wendland (Signete), S. 254; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 264 (28).

Literatur Benzing. Josef: Zu den ersten Ausgaben des „Rosengarten“ von Eucharius Rösslin. In: Das Antiquariat, Bd. 12 (1956), S. 57–58.

Muling als Herausgeber, Korrektor (castigator) und Lektor

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Keil, Gundolf: Rößlin, Eucharius d. Ä. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 8 (1992), Sp. 244–248. Klein, Gustav: Zur Bio- und Bibliographie Rösslins und seines Rosengartens. In: Archiv für Geschichte der Medizin, Bd. 3 (1910), S. 304–334. Straßburg: Renatus (Reinhard) Beck, 1513 30. Walter von Châtillon (Gualtherus, Philippus, Bischof von Lille): [RS]: Alexandri Magni | Regis Macedonum vita. | Per Gualtherum Episco | pum Insulanum heroi | co carmine elegan | tissime scri | pta | M.D.XIII. | Titeleinfassung mit eingezäumtem Tiergarten. Ausgeführt von Hans Baldung Grien. Am Ende: Renatus Beck Ciuis Argen | tinensis Impressit. Anno | M. D. XIII. | Widmung des Herausgebers Muling an den Wormser Juristen Jakob Schenck. Datiert: Straßburg, 25. Dezember 1512 (!). 4°, 106 Bl. Titeleinfassung. Erstausgabe der Alexandreis. Edinburg NL; München UB (4° P. lat. rec. 176, unvollst.). – Benzing (Strasbourg I), 721 (unter: Gualterus, Philippus); Gotzkowsky (DDL), 3.3.27.01.; IA *103.301; Muller (Strasbourg II), 12 (unter: Philippus Gualterus); Oldenbourg (Grien), L 86 und Abb. 153; VD16 G 3848 (unter: Gualtherus von Châtillon); Wendland (Signete), S. 252; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 264 (29). Straßburg: Martin Flach d. J., 1513 31. Mondino de’ Liuzzi: Mundinus | De omnibus humani corporis | interioribus menbris [!] | Anathomia. | Titelholzschnitt: Aderlassmann umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen. Bl. Av: Johannes Adelphus … Leonardo Apothecario … Am Ende: … edidit. Joannes Adelphus | Physicus … | Impressit Argentine Martinus Flach | Anno domini. M.D.xiij. | Muling hat dem Text des Mundinus aus anderen Autoritäten einige Additiones Adelphi beigefügt. Die Widmung Mulings ist an den Freund Leonhard, Arzt und Apotheker in Basel gerichtet, datiert: Straßburg 1513. 4°, 40 Bl. Titelholzschnitt. Titelausgaben: Es gibt Exemplare mit und ohne Titelholzschnitt. Gotzkowsky (DDL), 3.3.28.01.; Muller (Strasbourg II), 41 (unter: Mundinus dei Luzzi); VD16 M 6790 (unter: Mundinus); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 264 (30).

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Muling als Herausgeber, Korrektor (castigator) und Lektor

Straßburg: Johannes Grüninger, 17. März 1514 32. Mennel (Manlius), Jakob: Das ist der Passion | In form eins gerichthādels darin | … Bl. A2r: Dem … herren Jacoben Mennel … Enbeut ich Johannes adelphus … mein … dienst. Am Ende: … getruckt zů Straßburg dur | ch Iohannem Grüninger im iar des herren Jesu | Christi M.D.xiiii. vff sant Gertruden tag. | Vorrede Mulings an den Autor, der die Schrift bereits 1508 verfasst hatte. Wohl aufgrund einer missverstandenen Passage in Mulings Widmung – er nennt hier seine Übersetzung von Geilers Passion – erschien sie in den ­Drucken seit 1516 unter Geilers Namen. 2°, 26 Bl. 23 ganzseitige Holzschnitte, die zum Teil aus früheren Drucken Grüningers stammen. Ein Teil der Holzschnitte stammt von dem Künstler Urs Graf. München BSB (2° J. publ. G. 98a / 10). – Benzing (Strasbourg I), 1364; Gotzkowsky (DDL), 3.3.29.01; Muller (Strasbourg II), 118; VD16 A 221; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 264 (31). München: Hans Schobser, 19. Mai 1516 32.a. Mennel (Manlius), Jakob: Das ist der passiou [!] so | der durchleüchtig herr iohann Geyler von | Kaisersperg / Doctor vnd Predicant der loblichen Statt Straß | burg / … hat geprediget. Jn formm / ains | gericht hanndels / … | Darunter: Titelholzschnitt: Kreuzigungsszene. Bl. 2ar: … Embewt ich Johannes adelphus Phisicus / mein all | zeyt gehorsam wilig diennst. | … | Bl. 14r: Gedruckht vnd volenndet / in der Fürstlichen Statt München. | durch Hannsen Schobsser / An Montag vor vnsers herrñ fronleich | namstag / Als man … zelet. M.D.xvj. … | 2°, 14 Bl. Titelholzschnitt. München BSB (2° P. lat. 866 z). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.29.02.; Schottenloher (Schobser), 52 (unter: Johann Geiler von Kaisersberg) und Tafel XI; VD16 A 222. München: Hans Schobser, 1518 32.b. Mennel (Manlius), Jakob: Das ist der passiou [!] so | der durchleüchtig herr johann Geyler von | Kaysersperg / Doctor vnnd Predicant | der loblichen Statt Straßburg / … hat geprediget / Jn formm / ains Gericht- | hanndels / … | M.D.xxiij | Darunter: Titelholzschnitt wie in der Ausgabe 30.a.

Muling als Herausgeber, Korrektor (castigator) und Lektor

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Am Ende: Gedruckt vud [!] volenndet / jn der Fürstlichen Statt München /| durch Hannsen Schobsser / amm abend Nycolaj des heylign Bi- | schof. Alls man … zelet. M.D.xviij. jahre | 2°, 14 Bl. Titelholzschnitt. München BSB (Rar. 2038). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.29.03.; VD16 ZV 29748. Diese Ausgabe nicht bei Schottenloher. München: Hans Schobser, 1523 32.c. Mennel (Manlius), Jakob: Das ist der passiou [!] so | der durchleüchtig herr johann Geyler von | Kaysersperg / Doctor vnnd Predicant | der loblichen Statt Strasbourg / seinen kinden da | selbs / hat geprediget / Jn formm / ains gericht- | hanndels / darjnn Missiuen / Kauffbrief | Vrtailbrief / vnd annders gestellt | sein / gar nützlich zelesen den | menschen. | M.D.xxiij. | Darunter: Titelholzschnitt: Kreuzigungsszene. 2°, 8 Bl. Titelholzschnitt wie in 30.a., 30.b. München BSB. – Gotzkowsky (DDL), 3.3.29.05.; VD16 A 223. Landshut: Hans Weißenburger, [1525] 32.d. Mennel (Manlius), Jakob: Das ist der Passion | So der hochgelert herr Johann | Geyler von Kaysers­ perg / Doctor vnd Predi- | cant der Stat Straßburg / … hatt geprediget. Jn formm | ains gerichts handels / … | Darunter: Titelholzschnitt: Kreuzigungsszene. Bl. 2ar: Widmungsvorrede des Übersetzers Johannes Adelphus. Am Ende: Getruckt durch Johann Weyssenburger | in … Landßhůt | Am Eric­htag nach Kiliani | D.v.vnd. xx. jar. | [= 1525] 4°, 18 Bl. Titelholzschnitt. München BSB (4° P. lat. 727); Nürnberg GNM (8° Rl. 3509); Wolfenbüttel HAB (287.13 Quodl.). – Gotzkowsky (DDL), 3.3.29.04.; Schottenloher (Weyssenburger), 76 (unter: Geyler von Kaysersberg, Johann); VD16 A 224; Wendland (Signete), S. 203.

Literatur Burmeister, Karl Heinz und Gerard F. Schmidt: Mennel, Jakob. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 6 (1986), Sp. 389–395.

Johannes Adelphus Muling als Autor und Kommentator lateinischer Schriften (Werkverzeichnis – Nachträge)

Facetiae Adelphinae Straßburg 1508, 1509

Straßburg: Johannes Grüninger, 1508 1. Johannes Adelphus Muling: Facetiae Adelphinae in: MARGARITA FACETIARVM | Alfonsi Aragonum Regis Vafredicta … | … | Facetiae Adelphinae. | Am Ende: Impressum per honestum Iohannem | grüninger Anno nostre redemptionis | octauo supra Millequingentos. | Argentine | 4°, 108 Bl. Die Fazetien Mulings stehen auf Bl. Oiijr – Q5r. Widmung Mulings an Georg Ubelin, Jurist der Straßburger bischöflichen Kanzlei, datiert: Straßburg: 1. Februar 1508, Bl. Oiijr – Oiijv. München BSB (4° L. eleg. m. 12); München UB (4° Misc. 334:4). – Gotzkowsky (DDL), 1.01.01.; VD16 A 225. Straßburg: Johannes Grüninger, 1509 2. Johannes Adelphus Muling: Facetiae Adelphinae in: Margarita Facetiarum | Alfonsi Aragonum Regis Vafredicta … | … | Facetiae Adelphinae. | Am Ende: Impressum per honestum Iohannem | gruniger. Anno … | Nono. Supra Mille quingentos. | Argentine. | 4°, 100 Bl. Wiederabdruck der Widmung Mulings an Georg Übelin auf Bl. Niijr. München BSB (4° L. eleg. m. 129/1); Wolfenbüttel HAB (25.6 Gram. (b)). – Gotzkowsky (DDL), 1.01.02.; VD16 A 226. Im Widmungsbrief an Georg Ubelin erklärt Muling, dass er seine eigene Sammlung als Anhang der Fazetien Heinrich Bebels (1472–1518), von denen die beiden ersten Bücher 1508 vorlagen, verstanden haben will.  Bei Muling herrscht in seinen gut 80 eigenen Stücken die didaktische Absicht vor. Durch seine Fazetien will er zur Besserung des Lebens und zur Vermehrung der Gelehrsamkeit beitragen. Mehr als die Hälfte seiner Fazetien

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Muling als Autor und Kommentator

geißeln satirisch die Unbildung, Habsucht und sittliche Verwahrlosung des Klerus und der Mönche. Im Straßburger Humanistenkreis hatte diese Sammlung für einige Aufregung gesorgt.  Erst 36 Jahre später wurden die Adelphi facetiae, allerdings auf zehn Fazetien reduziert, zusammen mit den drei Büchern von Heinrich Bebels Fazetien in wenigstens acht Auflagen erneut gedruckt. Tübingen: Ulrich Morhart, 1544, 1550, 1552, 1555, 1557, 1561 und 1570. In Bern druckte Samuel Apiarius die Fazetien Mulings 1555. Gotzkowsky (DDL), 1.01.03. – 1.01.10.; IA *115.360 – *115.365, *115.367 und *115.371; VD16 A 227 – A 231 und VD16 B 1217 – B 1221.

Literatur Gotzkowsky, Bodo: Adelphus Johannes. In: Die deutsche Literatur (DDL). Biographisches und bibliographisches Lexikon. Reihe II: Die deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620. Hrsg. von Hans-Gert Roloff u. a. Abt. A: Autorenlexikon. Bd. 1. Bern/Berlin/Frankfurt 1991, S. 188–245. Kipf, Johannes Klaus: Cluoge Geschichten. Humanistische Fazetienliteratur im deutschen Sprachraum. Stuttgart 2010. Schulz-Grobert, Jürgen: Das Straßburger Eulenspiegelbuch. Studien zu entstehungsgeschichtlichen Voraussetzungen der ältesten Drucküberlieferung. Tübingen 1999 (Hermaea. Germanistische Forschungen. N. F. 83). Vollert, Konrad: Die Margarita Facetiarum. Zur Geschichte der lateinischen Facetiensammlungen des XV. und XVI. Jahrhunderts. Berlin 1912 (Palaestra, Bd. 113). Über Mulings Margarita Facetiarum S. 82–98. Worstbrock, Franz Josef: Muling, Johannes Adelphus. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 255–277.

Prophetia mirabilis Straßburg 1512

Straßburg: [Johannes Prüß d. J.], 1512 1. Johannes Adelphus Muling: Prophetia mirabilis ad an- | nū domini Millesimū | quingentesimum | Tredecimū pro- | xime fu- | turū. | Darunter Titelholzschnitt: Zwei sitzende Männer am Trick-Track-Spielbrett. Bl. a4r: Io Adel scripsit et publicauit. 4°, 4 Bl. Titelholzschnitt, Textholzschnitte. Benzing (Strasbourg I), 38 (unter: Almadinus, artium magister Parisiensis); Gotzkowsky (DDL), 1.03.01.; Muller (Strasbourg II), 2 (unter: Almadinus); VD16 M 7050 (unter: Murner, Thomas, ohne Exemplarnachweis); Worstbrock (Muling, VL), Sp. 273–274. Eine apokalyptisch-phantastische Prophetie auf das Jahr 1513. Der Text wurde bislang irrtümlich Thomas Murner zugeschrieben, zuletzt noch im VD16 M 7048 und 7049.

Sequenzenkommentar Straßburg 1513 u. ö.

Straßburg: Johann Knobloch, 31. März 1513 1. Johannes Adelphus Muling: Sequētiarum | luculēta interpretatio: | … per Jo | an. adelphū phy | sicū Argētiñ. | collecta. | Anno dñi .M.D.XIII. | Titeleinfassung. Bl. 80r: Impressi per Jo- | annem knoblouch: insignē Argentinorum impresso- | rem: Vltima die Martij … | 4°, CXXXVI, [4], LXXX Bl. [2 Teile]. Titeleinfassung mit zwei Bäumen, Putten und zwei wilden Männern. Unten im Wappenschild doppelköpfiger Reichsadler. Im Schriftband: Cum privilegio imperiali. Ausgeführt von Hans Baldung Grien. Erstverwendung der Titeleinfassung in Refugium Advocatorum, Straßburg: Johann Schott, 17. November 1510. Mit Widmung Mulings vom 15. Dezember 1512 an Johannes Enen (um 1480– 1519), Dekan der Artistenfakultät, Domprediger und von 1517 bis 1519 Weihbischof in Trier. Muling rühmt ihn als seinen besten Freund. Beigebunden als zweiter Teil Jakob Wimpfeling: Hymni de tem | pore & de sanctis: … Berlin SB SPK (Ef. 3086); Philadelphia UL. – Gotzkowsky (DDL), 1.04.01.; IA *100.597; Muller (Strasbourg II), 113; Oldenbourg (Grien), L 28 und Abb. 71; VD16 S 5978; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 274. Straßburg: Johann Knobloch, 15. März 1519 2. Johannes Adelphus Muling: [R/S]: Sequētiarum | luculenta interpretatio: | … per Jo | an. adelphū phy | sicū Argētiñ. | collecta. | Anno dñi MDXIX. | Titeleinfassung. Bl. 80r: Argentoraco in Jo- | annis knoblouch Calcographi edibus | … vno de vigin | ti anno. Idibus Martijs. | 4°, CXXXVI, [4], LXXX Bl. [2 Teile]. Titeleinfassung von Hans Baldung Grien wie in der vorhergehenden Ausgabe, allerdings ohne Text im Schriftband. Beigebunden als zweiter Teil Jakob Wimpfeling: Hymni de tem | pore & de sanctis: …

Sequenzenkommentar

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Wolfenbüttel HAB (S 348. 4° Helmst.). – Gotzkowsky (DDL), 1.04.02.; IA *100.603; Muller (Strasbourg II), 237; Oldenbourg (Grien), L 31; VD16 S 5982 und S 5983 (Titelauflage?). Hagenau: Heinrich Gran für Johann Rynmann von Öhringen, 15. März 1519 3. Johannes Adelphus Muling: [R/S]: Sequentiarum luculē | ta interpretatio: … per Joan. | adelphum physicū | Argētiñ. colle | cta. | Anno dñi. M.D.XIX. | Titeleinfassung. Am Ende: Impressi per … Henricū Gran in … Hagenaw: | expensis … Joānis Rynman de | Oringaw … | Deci- | ma quinta die Martij. | 4°, CX, [4], LXI, [1] Bl. [2 Teile]. Titeleinfassung und Druckermarke Heinrich Grans. Beigebunden als zweiter Teil Jakob Wimpfeling: Hymni de tem | pore & de sanctis: … Berlin SB SPK (Ef. 3087); Kraków BJ (593281 II); Wolfenbüttel HAB (E 22. 4° Helmst. (2)). – Benzing (Bibliographie Haguenovienne), 195; Catalogus Cracoviensis BJ 16, A-78; Gotzkowsky (DDL), 1.04.03.; IA *100.604; VD16 S 5981. Mulings Sequentiarum interpretatio gilt einem Zyklus von 63 alten und geläufigen liturgischen Sequenzen für kirchliche Festtage, von Weihnachten bis zum Advent. Der Kommentar, der sich zu jeder Sequenz in drei Abschnitte gliedert, in ordo (Aufbau und Inhalt), vocabula (Worterklärungen) und notabilia (Erläuterungen von Bildlichkeit und Theologischem) will Schülern und Studenten (adolescentes), aber auch Pfarrgeistlichen ein gründliches Sprach- und Sachverständnis der Texte vermitteln (Worstbrock).  In allen Drucken folgt – im ersten mit eigener Titelseite sowie eigener Blattzählung – der lange wohl irrig Wimpfeling zugeschriebene Hymnenkommentar Hymni de tempore …  Obgleich beide Werke eigene Titelblätter führen, beweist die durchgehende Foliierung der Lagen schon von der drucktechnischen Seite her, dass die Veröffentlichung der beiden Kommentare als Gesamtpublikation gedacht war.

Literatur Donner, Rainer: Jakob Wimpfelings Bemühungen um die Verbesserung der liturgischen Texte. Mainz 1976 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 26). Zur Verfasserfrage S. 108–111. Demnach wäre Wimpfelings Schüler Adelphus Muling Herausgeber dieses Werkes.

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Muling als Autor und Kommentator

Embach, Michael: Enen, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 628–630. Mayer, Anton L.: Renaissance. Humanismus und Liturgie. In: Jahrbuch für Literaturwissenschaft, Bd. 14 (1938), S. 123–171. Szövérffy, Josef: Die Annalen der lateinischen Hymnendichtung. Ein Handbuch. II: Die lateinischen Hymnen vom Ende des 11. Jahrhunderts bis zum Ausgang des Mittelalters. Berlin 1965.

Johannes Adelphus Muling als Verfasser deutscher Schriften (Werkverzeichnis – Nachträge)

Trierer Heiltumsschriften (1512)

[Straßburg: Matthias Hupfuff, 1512] 1. Johannes Adelphus Muling: Warhafftig abschrifft von erfin- | dung des hailthůms vñ dem Rock vnsers herñ | Jhesu christi zů Trier geschehen mit sambt der | Chůrfürsten Fürsten vnd Botschafften nam | en so darbey gewessen sint. | Titelholzschnitt: Zwei Engel halten eine Tunika, Maria als Himmelskönigin mit dem Jesusknaben im Arm. 4°, 4 Bl. Titelholzschnitt. München BSB (Res. 4° H. eccl. 870, 19). – Gotzkowsky (DDL), 1.02.03.; Hennen, S. 490–491, B Nr. 1; Seibrich, S. 132, Nr. 11; VD16 ZV 87. Nicht bei ­Duntze (Hupfuff). Straßburg: Matthias Hupfuff, [nach dem 3. Mai] 1512 2. Johannes Adelphus Muling: Warhaftig sag | oder red vō dem Rock | Jhesu cristi Neulich in | der heyligē stat Trier erfundē mit ander vil | kostbarñ heylthům / in gegēwertigkeit des key | sers Maximiliani / … Año. xv.xij. | Titelholzschnitt: Unter dem Kreuz: Faltenreiche Tunika, Nagel und Essigschwamm. Umrahmung: Vier verschiedene ornamentale Bordüren. Bl. 14r: Getruckt zů Straßburg durch Ma- | thias Hupfuff. Jm iar. Tusēt Fünff| hundert vnd zwlff. | Der Autor nennt sich auf Bl. 11r und 12r. Muling bemüht sich hier als Histo­ riker, beginnt mit einer Abhandlung Von der stat Trier vnd ir erbauung und versucht sich an einer eingehenden Rekonstruktion des Weges, den der Heilige Rock dank der Kaiserin Helena von Jerusalem nach Trier genommen habe. 4°, 14 Bl. Titelholzschnitt, zwei Textholzschnitte und Initialen. München BSB (Rar. 4077); Trier StB (84 K 422, Bl. 5 fehlt). – Duntze (Hupfuff), 175; Gotzkowsky (DDL), 1.02.01.; Hennen, S. 505–506, B Nr. 7; IA *100.593; Köhler (Flugschriften, Bd. 1), Nr. 33; Muller (Strasbourg II), 109; Seibrich, S. 132–133, Nr. 11; VD16 A 240; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 275.

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Muling als Verfasser deutscher Schriften

Nürnberg: Hans Weißenburger, 1512 3. Johannes Adelphus Muling: Warhafftige Sag | Oder red von dem Rock Jesu Christi | Neulich in der heyligñ Stat Trier | Erfunden / mit anderñ vil köstbarñ Heyltumb | Jn gegēwertigkeit des Keysers Maximi- | liani / vnd ander Frsten vñ Herren | Da selbs im Reychstag versa- | melt / Anno dñi. 1512. | Titelholzschnitt: Rahmen, unter dem Kreuz von links: Nagel und Tunika mit Stickereien, rechts: Messer, darunter drei Würfel, daneben Bischof. Bl. B3v: Gedrckt zu Nrnberg / durch Herr Hannsen | Weyssenburger Priester. 1512. | 4°, 8 Bl. Titelholzschnitt und Druckermarke Weißenburgers, entworfen von Wolf Traut. Nachdruck der vorhergehenden Straßburger Ausgabe. Bericht von der Erhebung des Heiligen Rockes, erweitert durch Reliquienbeschreibungen. Berlin SB SPK (Dv 17530 R.); Halle UB (AB 116.645 (5)); München BSB (Rar. 4078). – Bezzel (Weißenburger, Nürnberg), Nr. 73; Gotzkowsky (DDL), 1.02.02.; Hennen, S. 515–516, B Nr. 12; IA *100.594; Köhler (Flugschriften, Bd. 1), Nr. 32; Seibrich, S. 133, Nr. 13; VD16 A 239; Wendland (Signete), S. 236; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 275. Straßburg: Martin Flach d. J., 1513 1. Johannes Adelphus Muling: Declaration vnnd ercle | rung der warheit des Rocks Jesu christi / newlich zů | Trier erfunden / das es der recht vnd wor sye /| Durch Joannem Adelphum Physi | cū andermals beschriben. | Titelholzschnitt: Oben rechts Gott in einer Wolke, im Vordergrund der kniende und harfespielende König David in einer Landschaft, links im Hintergrund eine befestigte Burg. Darunter: Von dem Rock des | herren ein neuw ge- | dicht vñ bewerūg. | Bl. B4v: Datum zů | Strasburg vff den sontag Letare / im iar. M.ccccc.xiij. | Gedruckt durch Martinum Flach. | Widmung Mulings an den Domkustos Christoph von Rheineck (* um 1471/72, † 12. November 1535) und ein in Straßburg Laetare (6. März) 1513 verfasstes Schlusswort. Nochmalige, aber erheblich veränderte Rekon­ struktion der Translationsgeschichte des Hl. Rockes; die Kaiserin Helena gilt Muling nun als unbeteiligt. Nachdrücklich zurückgewiesen wird in einem Nachtrag die Herkunftssage des Orendel, die Muling in dem Druck des Versepos von 1512 gelesen hatte. 4°, 8 Bl. Titelholzschnitt. Luxemburg BN (Rés. Préc. L. P. 1028); München BSB (Rar. 866/4, in diesem Exemplar auf Bl. 2 die Widmung von Adelphus Muling an Domcustos

Trierer Heiltumsschrifte

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Christoph von Ryneck; 8zeiliger Zusatz mit der Ankündigung einer Auseinandersetzung mit dem ander Gedicht mit Rymen … von Knig Orendel). – Benzing (Strasbourg I), 13; Gotzkowsky (DDL), 1.02.04.; Hennen, S. 508–509, B Nr. 9; IA *100.595; Köhler (Flugschriften, Bd. 1), Nr. 29; Muller (Strasbourg II), 37; VD16 A 241; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 275. Christoph von Rheineck war seit 1505 Kustos des Trierer Domschatzes. Von 1533 bis zu seinem Tod bekleidete er das zweithöchste Amt im Domkapitel, das des Dekans. Rheineck war als ranghohes Mitglied an allen wichtigen politischen und kirchenpolitischen Ereignissen dieser Jahre beteiligt, vor ­allem an der Ausstellung des Heiligen Rockes im Jahre 1512. Rheineck muss eine umfangreiche Bibliothek besessen haben, was aus den Besitzeinträgen einer Reihe von Handschriften und Inkunabeln der Trierer Stadtbibliothek hervorgeht.  Am 14. März 1512 veranlasste Kaiser Maximilian I. (1459–1519) auf dem Reichstag zu Trier im Beisein des Trierer Erzbischofs und hoher kirchlicher und politischer Würdenträger, die Reliquienkammer unter dem Hochaltar des Trierer Doms zu öffnen, in der seit 1196 der Heilige Rock eingemauert war. Man fand dort nicht nur den Heiligen Rock, sondern auch das Haupt des Heiligen Bischofs Maternus, einen der Würfel, mit denen die römischen Soldaten um den Rock Jesu gespielt hatten, sowie zahlreiche weitere Reliquien. Am 3. Mai 1512 wurde der Heilige Rock zusammen mit einigen anderen Trierer Reliquien erstmals öffentlich ausgestellt.  Es gab Zweifel an der Echtheit der angeblichen Christusreliquie und daneben verschiedene Versionen ihrer Translation. Muling engagierte sich in drei Schriften für den Aufweis der Echtheit des Hl. Rockes und für die Klärung seiner Translationsgeschichte.  Begleitend zur Trierer Heiltumsausstellung erschienen ab 1512 zahlreiche Publikationen. Neben ausführlichen Verzeichnissen der Trierer Heiltümer wurden kurze Prosaberichte und Lieder über die Erhebung des Rockes veröffentlicht.

Literatur Gläser, Florian und Wolfgang Schmid: Das Testament des Christoph von Rheineck. Ein Schlüsseldokument zur westdeutschen Landesgeschichte des 16. Jahrhunderts. In: Seewaldt, Peter (Hg.): Das Grabdenkmal des ­Christoph von Rheineck. Ein Trierer Monument der Frührenaissance im Zentrum memorialer Stiftungspolitik. Trier 2000 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier, 19), S. 139–230.

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Muling als Verfasser deutscher Schriften

Hennen, Gerhard: Eine bibliographische Zusammenstellung der Trierer Heiligtumsbücher, deren Drucklegung durch die Ausstellung des Heiligen Rockes im Jahre 1512 veranlasst wurde. In: Centralblatt für Bibliotheks­ wesen 4 (1887), S. 481–550. Iserloh, Erwin: Der Heilige Rock und die Wallfahrt nach Trier. In: Der Heilige Rock zu Trier. Studien zur Geschichte und Verehrung der Tunika Christi. Anlässlich der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996 im Auftrag des Bischöflichen Generalvikariates hrsg. von Erich Aretz u. a. Trier 1996, S. 163–172. Seewaldt, Peter (Hg.): Das Grabdenkmal des Christoph von Rheineck. Ein Trierer Monument der Frührenaissance im Zentrum memorialer Stiftungspolitik. Trier 2000 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier, 19). Seibrich, Wolfgang: Die Heiltumsbücher der Trierer Heiltumsfahrt der ­Jahre 1512–1517. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 47 (1995), S. 127– 147. ders.: Die Heilig-Rock-Ausstellungen und Heilig-Rock-Wallfahrten von 1512–1765. Der Heilige Rock zu Trier. Studien zur Geschichte und Verehrung der Tunika Christi. Trier 1996, S. 175–191.

Ludus novus (1516)

Basel: [Michael Furter], 1516 1. Johannes Adelphus Muling: Ludus novus | Holzschnitt: Die politischen Mächte Europas, dargestellt in Tiergestalt, sind um eine Tischplatte beim Würfelspiel gruppiert. Am Ende: Ioannes Adelfus Phisicus Scaf- | fuseñ. Scripsit edidit et publicauit. | Anno. 1516. | 2°, Einblatt mit vierspaltigem Text in 139 Knittelversen von Johannes Adelphus Muling und Holzschnitt (16,2 x 26,2 cm), (nach Hans Herbst, 1470– 1552). Basel, Kunstsammlung (A3); Zürich ZB (PAS II 14/7). – Benzing (Strasbourg I), 14 (irrtümlich als Straßburger Druck bezeichnet); Gotzkowsky (DDL), 1.05.01.; Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Nr. 277, S. 280– 281 und Abb. S. 619; Muller (Strasbourg II), 11 (irrtümlich als Straßburger Druck bezeichnet); Wendland (Signete), S. 29; Worstbrock (Muling, VL), Sp. 276. Abdruck des Textes bei Emil Weller: Der Dichter Johannes Adelphus. In: ­Serapeum 20 (1859), S. 12–16. Der Basler Buchdrucker Pamphilus Gengenbach (um 1480–1525) hatte 1514 das Flüß-Blatt herausgegeben. Man sieht darauf die am Kampf um Italien beteiligten Mächte als Spieler um einen Tisch gruppiert. Nach dem Vorbild dieses Blattes hat Johannes Adelphus sein Ludus novus auf deutsch Neues Spiel erscheinen lassen, das die Stimmung nach der gigantischen Schlacht von Marignano (1515) wiedergibt, in der die Schweiz gegen Frankreich um Mailand kämpfte.  Im Jahre 1516 veröffentlichte der Basler Drucker Michael Furter diesen illustrierten Einblattdruck (Folioblatt), des zu dieser Zeit als Stadtarzt in Schaffhausen wirkenden Literaten Johannes Adelphus Muling. Auf dem Holzschnitt (Bildteil) nach Hans Herbst (Straßburg 1470–1552 in Basel) sind die politischen Mächte der Zeit in Gestalt von Tieren dargestellt, die statt Karten Tric Trac, ein Würfelspiel, spielen. Alle vier Seiten des Tisches sind besetzt. Papst Leo X. als Löwe mit einer Waage und dem Namen über sich, in der linken Tatze hält er einen Augenspiegel, die rechte Tatze liegt auf der Erdkugel, führt den Vorsitz. Der König von Frankreich als Hahn mit einem Degen

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Muling als Verfasser deutscher Schriften

umgürtet auf eine Schlange tretend. Der Hahn hat einen Sechser-Pasch geworfen. Diesem zur Seite der geflügelte Löwe von Venedig. Neben dem Kaiser Maximilian als doppelköpfiger Adler verlässt der Steinbock das Spiel. Zur Linken des Stiers hat der Löwe von Spanien, zu seiner Rechten der Leopard von England Platz gefunden. Die Schweiz als Stier mit einem Adler zwischen den Hörnern und einer Katze, die ihm den Buckel hinaufsteigt und dessen ungemütliche Lage kennzeichnet. Als Nebenfiguren schauen dem Spiel zu: die Herzöge von Savoyen und Lothringen, dargestellt durch die Friedenstaube mit den geöffneten und geschlossenen Händen, den Symbolen der gelobten und gebrochenen Treue. Mailand, die Schlange unter dem Fuß des Hahns und Kardinal Schinner, der Fuchs mit dem Kardinalshut, der in seinem Topf seltzam spyß kocht. Italien und Mailand sind als zwei verbundene Schlangen dargestellt. Die Gruppierung auf diesem, wahrscheinlich als Neujahrsstück, 1516 erschienenen Spiel Adelphis spiegelt die damalige Kriegslage. Die dramatische Zuspitzung des Kampfes zwischen Frankreich und den Eidgenossen ist übergegangen in ein neues Spiel, an dem alle Mächte ihren Anteil haben. Der Textteil bewegt sich in Fragen und Antworten, wobei Frankreich den Anfang macht. Es freut sich über seinen Sieg, während der Eidgenosse sagt: Für einmal han ich gworffen gnug. Und wil damit yetz haben ruw. Biß min sach thut besser werden, wil mich bhelffen miner erden; das spyl stot in großen gferden.  Dann folgen in vier Spalten 139 Knittelverse des Johannes Adelphus. Im Text sind den Reden der Mächte kommentierende Antworten beigegeben, eine Conclusio autoris Adelfi warnt die Herren: Wer gots vergißt vergißt ouch gott.

Literatur Harms, Wolfgang und Michael Schilling (Hg.): Deutsche illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. Kommentierte Ausgabe. Bd. 6: Die Sammlung der Zentralbibliothek Zürich, Teil I: Die Wickiana I (ca. 1500–1569). Tübingen 2005, Abb. S. 9 (ausführlicher Kommentar zum Holzschnitt S. 8). Prietzel, Kerstin: Pamphilus Gegenbach, Drucker zu Basel (um 1480–1525). In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 52 (1999), S. 229–462. Schanze, Frieder: Kartenspiel der Mächte. Zu einem unbekannten politischen Spiel von 1513 aus der Schweiz. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger, Bd. 2. Tübingen 1992, S. 849–872, bes. S. 863, 3 (Ludus novus).

Gedichte

Johannes Adelphus Muling hat seinen deutschen Prosaarbeiten häufig Verspartien beigefügt und metrische lateinische Vorlagen in deutschen Versen wiedergegeben (Buch des Lebens, S. 5; Türckisch Chronica, S. 363–369; Barbarossa, S. 21–22; Pater-noster-Meditation des Luigi Bigi u. a.). Er hat aber nur ein selbständiges deutsches Gedicht, Ludus novus, verfasst. Sein Vers ist stets der vierhebige Reimpaarvers (Knittelvers).

Die lateinischen und deutschen Widmungsbriefe des Johannes Adelphus Muling

Vierzehn lateinische Widmungsbriefe des Johannes Adelphus Muling Mit Kommentar 1. Widmungsbrief Mulings an den Trierer Erzbischof Jakob II., Markgraf von Baden Straßburg, 21. August 1507 2. Widmungsbrief Mulings an Johannes Geiler von Kaysersberg und Jakob Wimpfeling in Straßburg Straßburg, 15. Oktober 1507 3. Widmungsbrief Mulings an den Straßburger Bischof Wilhelm von Honstein. Am Ende: Widmungsbrief Mulings an Georg ­Holen­steiner und Hieronymus Gebwiler in Straßurg Trier, 1. November 1507 4. Widmungsbrief Mulings an Georg Bohem in Mainz und ­Johannes Flamingus in Boppard Straßburg, 31. Dezember 1507 5. Widmungsbrief Mulings an Heinrich Menn in Koblenz Trier, 1507 6. Widmungsbrief Mulings an Georg Übelin in Straßburg Straßburg, 1. Februar 1508 7. Widmungsbrief Mulings an Jodocus Gallus in Speyer Straßburg, 27. Februar 1508 8. Widmungsbrief Mulings an Leonhard Nusbaum in Trier Straßburg, 1. März 1508 9. Widmungsbrief Mulings an Dietrich Gresemund d. J. in Mainz Straßburg, 1. März 1508 10. Widmungsbrief Mulings an Johannes Spiegel in Konstanz Trier, 15. März 1508 11. Widmungsvorrede Mulings an Johannes Dynchin in Trier Straßburg, 1. April 1508

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Widmungsbriefe

12. Widmungsbrief Mulings an den Trierer Weihbischof Johannes Enen Straßburg, 15. Dezember 1512 13. Widmungsbrief Mulings an Leonhard Caramellus in Basel Straßburg, 10. März 1513 14. Widmungsbrief Mulings an den Wormser Offizial Jakob Schenck Straßburg, 25. Dezember 1513

1. Widmungsbrief Mulings an den Trierer Erzbischof Jakob II., Markgraf von Baden Straßburg, 21. August 1507 [Bl. av] Iohanes Adelphus Mulingus Argentinen〈sis〉. Alcimus in lucem nunc prodeo sydere dextro Conditus en latui saecula dena quidem.1 Quae nam sit cecini mundi melioris origo Et quo flagitio primus adam cecidit Iusta dei patris quae sit sententia lata Dextera cur christi diluvium peperit Transitus et pelagi rubri narratur abundi2 Atque placens summo candida virginitas [Bl. aij r] Ad reverendiss〈imum〉 in Christo3 patrem ­illustriss〈imum〉 principem Electorem d〈ominum〉 Iacobum4 Archiepiscopum Tre­ vi­ren〈sem〉 sacri Rho〈mani〉5 imperii per Galliam ac regnum Arelaten〈sem〉 Cancellarium dominum clementiss〈imum〉 Iohannis Adelphi Mulingi Argentinen〈sis〉 commendatio6. Cogitanti mihi solicite, cum Alcimi Aviti7 opuscula imprimerentur8, ad quem potissimum essent nominatim scribenda, occurristi tu subinde illustriss〈ime〉 princeps, qui tali munere nobis omnino dignissimus videreris. Consentaneum enim et congruum esse duxi ut clarissimi gallorum presulis (nam fuit hic Alcimus Viennensis antistes) clarissima monimenta, tibi archiepiscopo clarissimo per Galliam sa〈cri〉 Ro〈mani〉 imperii a secretis genere et doctrina splendidissimo dicarentur sumque ratus, tam religiosum, et pene divinum poetam. Cum res christianas tam fulgenti carmine complexas, lecturus esses. Tuae clementiae non parvam voluptatem

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Widmungsbriefe

allaturum. Scribit universi creationem. Lapsum prothoplasti. Sententiam dei sequutam. Generalem telluris inundationem. Transitum maris rubri. Et postremo de ipsa virginitate. Quae omnia quasi quidam mosaicae legis interpres, sex libris, tanta maiestate et ita gravis est executus, ut nescias utrum divinior an elegantior existat, tam fervens est in dicendo, tam culto et fluido poemate singula disserit. Sed quid ego haec, quasi phebo opus esset lumine9, cum per se radios spargat lucidissimos. In pulverulentis autem bibliothecis hucusque delituit. Nunquam a calcographis disseminatus. Donec pridem consilio et cura cuivsdam praeceptoris mei (summi nostratium omnium decoris cui Germania tantum debet quantum sua Roma Camillo10) a carie et situ vendicatus, praesentaretur Philippo Beroaldo11 Bononiensi (quo praeceptore etiam tua clementia quandoque usa est) ut tantus vir dum adhuc in vivis esset, id voluminis le- [Bl. aijv] geret, et si qua emendanda viderentur emendaret, quod cum factum esset, ex Italia12 in germaniam, nitidior missus (licet Aldus Romanus13 artium instaurandarum14 cupientissimus eum Venetiis impressisset, nisi variis negotiis fuisset obrutus). In praesentia proponitur studiosis litteraturae politioris legendus, et praesertim iuventuti Germanicae quae in scholis grammaticorum diserta evadere cupit, ut relictis mithologorum ineptiis et gentilibus fabulis, quas non sani esse hominis, non sanus iuret Horestes. Solida et vera pro delicatis ac fictis legere queat, quae quidem iuventa et ceteri omnes haec lecturi, tuae celsitudini merito gratias habebunt, sub cuius umbra hic poeta noster tutissimus (velut quodam Achillis clypeo protectus) in lucem fœliciter prodit. Tu vero militiae christianorum antesignane et dux inclitissime15, oblatum hoc munusculum benigne suscipias praecamur, quod si tales doses placuisse cognoverimus, operam dabimus, ut istiusmodi plura vetustatis monumenta, non passim visa, prodeant in lucem. Vale antistitum decus, et me clientulis tuis adnumera. Argentoraci xii. Kalen〈das〉 Septembris. Anno supra sesquimillesimum septimo.

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Mit Erläuterung der Umstände der Ausgabe und – von Wimpfeling inspiriert – entschiedenem Eintreten für die christliche Dichtung gegen die mytho­ logischen Fabeleien der heidnischen Antike.

quidem B. abunde B. 3  Christo] CHRIto A; Christo B. 4  Jakob II. von Baden, Kurfürst und Erzbischof von Trier (1503–1511). Sophie-­ Mathilde Gräfin zu Dohna: Die ständischen Verhältnisse am Domkapitel von Trier vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Trier 1960 (Schriftenreihe für Trierer Landesgeschichte und Volkskunde, 6), S. 71 u. ö. Ferdinand Pauly: Aus der Geschichte des Bistums Trier. Bd. II: Die Bischöfe bis zum Ende des Mittelalters. Trier 1969. R. Laufner: Die letzten Lebenswochen des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Jakob II. Markgraf von Baden (1471–1511). In: Kurtrierisches Jahrbuch, Bd. 34 (1994), S. 111–128. 5  Romani B. 6  Enthalten ist der Widmungsbrief in der von Adelphus betreuten Alcimus-­ Avitus-Ausgabe: De origine mundi ... Libri VI. Straßburg: Johannes Grünin­ ger, 26. August 1507. Auf dem Titelblatt ist die Druckermarke Grüningers abgebildet. A-Druck. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 8° Th. K v L. In der Zweitauflage des Werkes, Köln: Martin von Werden, 27. Februar 1509, B-Druck, ist der Brief mit gleichem Inhalt abgedruckt. Exemplar: *München BSB, Signatur: 4° P. Lat 107. 7  Avitus, Alcimus Ecdicius Bischof von Vienne (um 460–518). 8  imprimerentur] inprimerentur A; imprimerentur B. 9  lumine:] lulumine: [!] A; lumine: B. 10  Camillus, Marcus Furius (um 400–365 v. Chr.), röm. Feldherr. 11  Beroaldus, Philippus d. Ä. (1453–1505), Professor der Rhetorik in ­Bologna. 12  italia B. 13  Aldus Manutius (um 1450–1515), Buchdrucker in Venedig. 14  instaurandarum] instaurandorum A; instaurandarum B. 15  inclitissime:] A; inclytissime: B. 1 

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2. Widmungsbrief Mulings an Johannes Geiler von Kaysersberg und Jakob Wimpfeling

Straßburg, 15. Oktober 1507 [Bl. a v] Magnificis viris christiane theologie professoribus D〈omini〉 Ioanni 1 geyler de keysersberg2 et Iacobo vuynpfelingio3 argentine commorantibus, Ioannes Adelphus Mulingus se ipsum commendat4. Divum Hieronymum optavisse legimus, ut Lactantius noster firmianus, tantum nostra probasset, quantum aliena destruxerat, gentilium enim superstitiosam idololatriam5 et vanam religionem, ita confundere et exterminare visus est, ut nescias utrum divinior an eloquentior existat. Itaque ubi finem et extremam manum suis scriptis imposuit. Accessit hic noster Marsilius Ficinus6 florentinus Platonice philosophie strennuus instaurator, et suis lucubrationibus, quarum titulus est De religione christiana7, hoc ipsum suscepit, in quo Lactantium desiderabat Hieronymus8. Ego itaque minimus discipulorum, cupiens rem christianam indies augeri, operam dedi, ut eiusmodi pene divina monumenta perveniant in lucem, quibus fidei pietas, omnibus veris amatoribus innotesceret. Et vobis divini verbi seminatoribus imprimis9 ascribenda duxi, quos earum rerum semper cupidissimos cognovi, sperans non minus vobis clarissimis viris placere, quam si pretiosissimam quandam margaritam obtulissem. Tanta enim maiestate singula fidei nostre mysteria, presertim prima, et perinde difficiliora, executus est, ut cum acutissimis etiam scriptoribus ecclesiasticis, veniat comparandus. Iudaicam imprimis obstinacitatem propriis scriptis eorum aperte demonstrat, nihil in hoc cypriano carthaginen-

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si posthabendus Mahometicam quoque pravitatem ita confutat ut nihil supra. Accipite itaque alacres viri ornatissimi, christiane theosophiae clipeum ceterisque ut eundem sibi obiciant et sepe ante oculos ponant, persuadere dignemini. Cuius enim laus vestra tuba resonaverit, non maiore exclamatione indigebit. Xenocratem quoque De morte his addendum curavi quem quidam falso Axiochum platonis10 inscripsere, personis dialogorum decepti. Ut cum fidem rectam cum observantia mandatorum eius integre inviolateque servaverimus, Laeti leto appropinquemus et bene valete. Ex Argentoraco. Idus Octobris. Anno domini MDVII. Mulings Widmungsbrief ist abgedruckt in: Otto Herding und Dieter Mertens (Hg.): Jakob Wimpfeling, Briefwechsel. München 1990 (Jacobi Wimpfelingi opera selecta III / 1–2), zweiter Teilband, S. 610–611, Nr. 235. Schon Hieronymus habe ein derart grundlegendes Werk vermisst; er hätte es am liebsten aus der Feder des Laktanz gehabt, als Ergänzung zu dessen apolo­getischen Schriften. Nun habe Marsilio in De religione christiana die Lücke geschlossen, und er, Muling, stelle sich selbst in die Tradition solcher Bemühungen, da er für die Verbreitung eines so wichtigen Buches sorge. ­Ficino habe darin die wesentlichsten und zugleich die schwierigeren Geheimnisse des Glaubens dargelegt, so wie er, hierin ein zweiter Cyprian, die jüdische Verstocktheit bloßstelle. Überdies habe er den Mahomet meisterhaft abgetan. – Die Schrift des Xenocrates, De morte, die nicht, wie bisweilen geschehen, mit Platons Axiochus verwechselt werden dürfe, füge er bei: Nach reiner Bewahrung der rechten Lehre möge der Weg zum Tode umso leichter werden (zitiert nach Herding/Mertens, S. 610–611).

 Iohanni B.  Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510), Münsterprediger in Straßburg. Vgl. Rita Voltmer: Wie der Wächter auf dem Turm. Ein Prediger und seine Stadt. Johannes Geiler von Kaysersberg (1445–1510) und Straßburg. Trier 2005 (Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte, 4). 3  Jakob Wimpfeling (1450–1528), Humanist. Vgl. Dieter Mertens: Wimpfeling, Jakob. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1289–1375. 4  Enthalten ist der Widmungsbrief des Adelphus in der von ihm besorgten Ausgabe des Werkes De religione christiana et fidei pietate opusculum. Xenocrates de morte, eodem interprete des Marsilio Ficino. Straßburg: 1

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­Johannes Knobloch, 5. Dezember 1507, A-Druck. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° Th. Sch. In der Zweitauflage, Paris: Berthold Rembolt und Johannes Waterloes, 30. Oktober 1510, B-Druck, Exemplar: *Colmar BM, Signatur: I 5444, ist der Brief mit gleichem Inhalt abgedruckt. 5  idolatriam] B. 6  Marsilius] Marslius [!] A; Marsilius B. Marsilio Ficino (1433–1499), ital. Humanist, Neuplatoniker, lehrte an der Akademie in Florenz. 7  Erstdruck: [Florenz] 1476; Venedig 1500. (GW 9876, 9877). Die Straßburger Ausgabe durch Johannes Adelphus Muling ist die dritte. 8  Hieronymus] Hiero. AB. 9  imprimis] inprimis [!] A; imprimis B. 10  Axiochos, Onkel des Alkibiades; Person in dem nach ihm benannten pseudoplatonischen Dialog.

3. Widmungsbrief Mulings an den elsässischen Landgrafen und Straßburger Bischof Wilhelm III. von Honstein Am Ende: Widmungsbrief Mulings an Georg Holensteiner und Hieronymus Gebwiler 1 Trier, 1. November 1507 [Bl. Av] Maximo Argentinen〈si〉 antistiti et Alsatie Lantgravio Domino Vuilhelmo ex Comitibus de Hunstein2. Patrono clementissimo Ioannes Adelphus Mulingus Argentin〈ensis〉 sese commendat. Accipias venerande pater princepsque colende Rhomano eloquio nobilis artis opus actus divorum quo describuntur, et orbe toto quid gessit Paulus et inde Cephas3 omnia complectens breviter quae sparsa fuere rem capis, at nomen littera prima dabit. [Bl. E7 v] Venerabilibus optimarum litterarum interpretibus Georgio Holensteiner 4 summe Argentin〈ensi〉 et Hieronimo de Gebvuiler 5 Sletstatine scolarum moderatoribus Ioannes Adelphus Mulingus Argentin〈ensis〉 piis olim suis preceptoribus S〈alutem〉 D〈icit〉 P〈lurimam〉. 〈D〉ivum Platonem Achademie principem poetas e civitate sua quam formaverat pepulisse legimus, tanquam iuventutis et adoles­ centie corruptores, ne tale additum tali faciat ipsum furere, cum humanum genus natura pronum sit in malum, ut hebreus Moses testatur, quos tamen in Ione6 mirificis alioquin laudibus extollit, id

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dumtaxat de gentilibus poetis intelligendum censeo, qui nihil nisi linguam instituunt, atque ut Franciscus ille Mirandulanus7 docet in libro de studio divine atque humane philosophie vana penitus et inania opera cuderunt atque inter dulcia pocula sepius venena propinarunt et ex apibus non tantum mellis quantum letiferi aculei exhibiti sunt. De christianis vero poetis longe aliter sentiendum arbitror qui preter linguam etiam mentem acuunt, ingenium erudiunt vitiligines lingue balbutientis resecant, et inscitiam quottidie invalescentem profligant, atque in ora multorum cum ipsa dulcedine archana etiam religionis christiane infundunt, et explosis erroribus evangelicam veritatem, subtilitates quoque Parisien〈sium〉 theologorum comperimus celebravisse. De quorum numero in primis est Arator ille quem videtis [videris?], sancte Romane ecclesie subdiaconus, cuius dulcis vene poemata quanti sint lectio eius docebit, quae quondam maximum pontificem illum venerandamque eius curiam animo suspensos tenuerunt, quemadmodum abbas ille Spanheimen〈sis〉8 in cathaloge suo illustrium virorum aperte edocet, cuius verba preposuimus. Excepto quod anno domini D.XL. claruisse dicitur sub Iustiniano Imperatore. [Bl. E8 r] Hic inquam Arator post antistitem nostrum cui dicatus est vobis offertur tanquam iuventutis moderatoribus, totius episcopii Argentin〈ensis〉 famosioribus, eum piis vestris interpretamentis, adolescentibus studiosissimis enodare dignaremini, atque fideliter prebere, ut relicta cortice, cui prohdolor usque in senium et senectam adhe­ remus, medullam ipsam et nucleum dispiciamus. Non enim cortex nutrit sed medulla, haec rudis est admodum et informis, illa mitior atque speciosior, gustui quoque nostro salubrior perhibetur non obstantibus quibuscumque blacteronibus in contrarium suasuris, qui ea solum probant quae nesciunt, quibus interdictus est musarum chorus, a quo prorsus abacti tanquam asini rudes tribulis et spinis enutriendi. Nobis placeant ante omnia eiusmodi divina poemata, et recte divina dixerim quae christiane religionis nostre professionem fidem ac sanctimoniam mirificis laudibus extollunt colunt atque venerantur et iure boni interpretis fideliter discutiunt atque exponunt, quales sunt imprimis Arator9 iste, Alcimus10 Iu-

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vencus11 Sedulius12 Mantuanus13 Gregorius nazianzenus14 Fortunatus15 Prudentius16 Prosper17 et complures alii quorum omnium pia scripta post hac divina favente clementia hoc litterarum charactere dabimus in lucem, et quotquot eorum habere poterimus, ut tandem his imbuti versiculis, ad quaecumque altiora tutus nobis pateat accessus. Valete foeliciter ex Treveri Kalendas Novembris. Anno ad Romanos calculos septimo supra quindecentesimum. 1  Enthalten sind die Empfehlung und der Widmungsbrief in der von Adelphus Muling edierten Apostelgeschichte Arators: Arator poeta christianissimus in actus apostolorum. Straßburg: Johannes Grüninger, 1507. Auf dem Titelblatt ist die Druckermarke Grüningers abgebildet. Exemplar: *Basel UB, Signatur: F. K. VIII 25 2. 2  Wilhelm III. von Honstein, Bischof von Straßburg 1506–1541. Vgl. Francis Rapp: Honstein, Wilhelm Graf von, 1475–1541. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996, S. 310–312. 3  Kaiphas. 4  Georg Holensteiner, Rektor der Straßburger Domschule, zuvor in Schlettstadt Lehrer Mulings. 5  Gebvuiler] Geevuiler [!] A. Hieronymus Gebwiler (um 1473–1545). Von 1501 bis 1509 Rektor der Lateinschule in Schlettstadt, dort ehemaliger Lehrer Mulings. Vgl. Dieter Mertens: Gebwiler, Hieronymus. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 870–889. 6  Der platonische Dialog Ion. 7  Pico della Mirandola, Gianfrancesco (1470–1533), ital. Humanist. 8  Gemeint ist Johannes Trithemius (1462–1516), Abt des Klosters in Sponheim (bei Bad Kreuznach), Verfasser des Werkes De scriptoribus ecclesiasticis. (Catalogus scriptorum ecclesiasticorum). Basel, Johannes Amerbach, 1494. Vgl. Klaus Arnold: Trithemius, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1089–1122. 9  Arator (* vermutl. in den 80er Jahren des 5. Jhs.), spätantiker Dichter, Verfasser einer Apostelgeschichte in zwei Büchern (544), danach verliert sich seine Spur. 10  Avitus, Alcimus (um 460–518), Bischof von Vienne. 11  Iuvencus, span. Priester, verfasste um 330 eine Evangelienharmonie. 12  Sedulius († um 450), lateinisch-christlicher Dichter. 13  Baptista Mantuanus (1448–1516), ital. Humanist, Neulateiner.

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Widmungsbriefe

 Gregor von Nazianz (um 329 – um 390), griech. Kirchenlehrer.  Venantius Fortunatus (um 530, † bald nach 600), Bischof von Poitiers. 16  Prudentius, Aurelius (348–405), christlich-lateinischer Dichter aus Spanien. 17  Prosper Tiro († nach 455), lat. Theologe, Chronist und Dichter aus Aquita­ nien. 14 15

4. Widmungsbrief Mulings an Georg Bohem in Mainz und Johannes Flamingus in Boppard

Straßburg, 31. Dezember 1507 [Bl. aij r] Doctissimis et excellentiss〈imis〉 viris divine sapientie cultoribus, Georgio Bohem1 Moguntin〈ensi〉 et Ioanni flammingo2 Boppardien〈si〉 ecclesiarum presbyteris Ioannes Adelphus Mulingus Argen〈tinensis〉 S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉3. Audivi ego Iohannem Franciscum principem Mirandulanum4, virum omni doctrinarum genere excellentissimum dixisse, quod prochdolor non sine dolore fratres in christo dilectissimi pudet referre. Nullius secte cultores, tepidius instituere pueros suos, in rudimentis sue religionis, quam christianos. Iudaei in Talmuto, Sarraceni in lege Mahometi, puerulos suos pene adhuc infantes imbuunt, et obnixissime ipsis infundunt, quaecumque nostrae fidei adversari videntur, ut cum in puericia tenacissime ea imbibe­ rint, difficile a sua avelli et ad nostram flecti possint religionem. At nos credit Franciscus ille, longe minorem de nostris habere rationem, et si verum dicere fas est, non modo negliguntur pueri, sed et adolescentes et magis provecti, gelide videntur versare litteras, quae dei noticiam, quae trinitatis fidem, quae sacramentorum doctrinam, quae virtutum et vitiorum discrimen, quae anime immortalitatis argumenta, quae ad eternam beatitudinem iter prebere videntur. Incumbimus vero litteris, quibus pecunias, quibus honores, quibus multa christi patrimonia corradamus. Immemores quid dulcis Bernhardus5 dixerit. Querat divitias paganus, qui sine deo vivit, querat iudaeus qui terrenas promissiones accipit. Sed

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qua fronte christianus divitias querit, postquam christus beatos pauperes predicavit. Num philosophiae preceptum est, pecuniam negligere et contemnere vere philosophantes. Cuius retinendi cupido (ut Papinianus6 iurisconsultus ait) fictam eorum asseverationem detegit. Beroaldus7 quoque humanarum litterarum doctor celeberrimus, in declamatione sua inter philosophum, medicum, et oratorem, pedibus in hanc sententiam venire videtur. [Bl. aij v] Et guil〈elmus〉 lugdu〈nensis〉8 divitias9 etiam asserit abundantibus nimium monasteriis et religionibus afferre iacturam, dicit illic vigere supputationes potius quam correptiones, ut trapezete potius videantur quam religiosi. Sicque verificatur verbum eiusdem bernhardi, dicentis Religio peperit divitias, et filia devoravit matrem. Huic sententie astipulatur Ludol〈phus〉 Cart〈husiensis〉10 parte i. capitulo lx. ubi mirum immodum superbiam, avariciam et luxuriam religiosorum et deo dedicatorum detestatur. Magna ne imprudentia est, toto aevo his tantum artibus vacare, que in consulendo, scribendo, linguam prostituendo, divitias pariant, divitias inquam, que inquinant, que cruciant, que animum illa queant, que ad vitia quelibet ansam prebent, que a deo alienant, que ad tartara dimergunt, que gratius a suis amatoribus quam sol intuentur, que apud possessorem suum perpetuo non manent. An non omnibus constat thesaurum maximum, quodam in germanie ducatu collectum, tam subito evanuisse, atque ut Licus11 et hister12 simul norica13 rura fugisse, nec ad dei gloriam nec in pios usus esse dispersum. Hinc est quod Cratem illum thebanum,14 cum ad philosophandum athenas pergeret, ingens auri pondus abiecisse legimus. Neque enim putavit se posse et virtutes et divitias simul possidere. Quid ergo in tam brevi vita, nos (quorum natura Boetio15 teste paucissimis minimisque contenta est) occupamus in litteris gentilibus, vanis, curiosis, humanis, poeticis, lucrativis, questuosis, cum quicquid utile est, quicquid iucundum est lectu, in sacris reperiatur. Si enim quempiam ea omnia scire iuvat, que tranquillam et bonam sibi conscientiam faciant et vitam meliorem, queque viam ad superos ostendant, quid poterit salubrius et absolutius complecti, quam si in libros incidat sacros, theologorum presertim veterum atque priscorum,

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in quibus nihil non invenitur quod ad bene sancteque vivendum attinere videtur. Huius enim scientie nobilitas, quanta sit, et quot incitamenta habeat que mihi urgentissima videntur ad commovendum homi- [Bl. aiij r] nem ut earum lectionem continuet, si quis­ piam scire voluerit, legat capitulum xxix. Iaco〈bi〉 wympfelingii16 de integritate17, ubi eius rei copiosam habebit materiam. An non Moses precepta legesque dudum prescripsit, que si homo servaret, fidei sacris initiatus, non modo vitam eternam mercabitur, sed et equum iustumque in parentes, in patriam, in vicinos, in magnates ac in proximum quemque observabit. Christiani siquidem cesares augusti, in condendis pro pace et iusticia legibus, Mosen pro fundamento duceque habuerunt. Si contra hereticos et fidei nostre hostes disputandum est, nonne Origenis18 et Augustini19 scripta copiosissime succurrunt. Si de moribus, si de affectuosa in deum devotione sermo habendus est, quis magno gregorio20 prestantior, quis Cipriano21 copiosior, quis dulcior tersiorque Lactantio22, quis magno basilio23 venustior et persuasibilior, quis dionisio24 et hierotheo25 acutior, quis eusebio26 clarior, quis athanasio27 fidelior, quis ambrosio28 perspicacior, quis ioanne damasceno29 et cosme ierosolimitano30 eminentior, quis hilario31 iustino32 Tertulliano33 et innumeris aliis doctoribus expeditior agilior et vigilantior, quis leone34 et in stilo et in argumento pregnantior, quis in effulminandis vitiis persuadendisque virtutibus efficacior nervosiorque Chrisostomo35, quis in linguarum hebreae grecaeque in nostram traductione Hieronimo36 circumspectior vigilantior magisque expertus? Et hic preceptorem habuit, Gregorium istum Nazianzenum37, modo tersissimis his characteribus exaratum sive impressum quem quantus fuerit, quantique faciendus, quomodo clarius ostendemus, quam quod discipulum habuerit tam acutum tamque excellentem. Hic est ille gregorius qui episcopatum abdicavit qui fugiens permansit in solitudine, qui fidem christi maxime tutatus est, qui in faciem cesaris stetit et ei contradixit qui religiosos discordantes reconciliavit, qui contra arrianos38 acerrime disputavit. Cuius laudem discipulus ille quem dixi diversis suis operibus inseruit atque in libro illustrium virorum posuit. Cuius verba partim subieci, partim

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[Bl. aiij v] studioso lectori investiganda commisi. Adiiciens que abbas ille Spanhemen〈sis〉39 in cathalogo suo ecclesiasticorum scriptorum scripsit, contentus hoc uno, ne multa dicendo pauca videar dixisse, et inanem sonitum verborum potius emisisse, quam doctrinam antiquae theosophiae commendasse. Accipite itaque viri christiane religionis amatores ferventissimi, christianissimum hoc opusculum, atque hanc meam de laude antiquorum theologorum epistolam, et diligenti trutina pensitate singula in eis bene dicta, quod si placuerint, et animo vestro satisfecerint (ut minime diffido) aliis studiosis legendi copiam prebete, ut commune omnibus bonum fiat. Ne accensum lumen sub modio abscondatur, ne ve acceptum munus proiiciatur. Qui diu noctuque christianas litteras colitis et pura manu versatis, qui evangelicam veritatem interdum etiam publice declamatis, qui divino officio semper intenti, et ut summatim dicam, quoad fieri potest, in his maxime perseveratis. Aliis inquam haec fidei nostraeque religionis pia scripta ne dicam antiquissima communicare velitis et commendare. Ne invidiosa vetustate oblitterata pereant, veluti sexcenta alia periere, quae adhuc hodie desideramus, et in divinis et humanis litteris, atque meum in hoc animum erga humanitatem vestram sentite, meque vobis et cuilibet pio lectori habetote commendatum, ut precibus eorum apud altissimum adiutus, vobis tenear recompensam. In quo facietis deo rem gratissimam, vobis salutarem et mihi admodum iucundam. Et bene valete ex veteri Argentoraco ii. Kalen〈das〉 Ianuarias. Anno huius seculi octavo supra sesqui millesimum. Muling schreibt, es fehle an energischer christlicher Unterweisung der Jugend, für die sich besonders die Schriften der patristischen Lehren eigneten.  Georg Behaim (Bohem, Behem) aus Nürnberg (1461–1520), von 1504 bis 1513 Kanonikus und Chorherr an der Liebfrauenkirche und am Liebfrauenstift in Mainz. Vgl. Christa Schaper: Lorenz und Georg Beheim, Freunde Willi­ bald Pirckheimers. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Bd. 50 (1960), S. 120–221. Zu Georg Behaim S. 194–221.

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2  Johann Flemminck (Flaming), (1469–1532), Magister, Priester und Rektor des Franziskaner-Nonnenklosters St. Martin in der Nähe des Kapitels zu Boppard. Vgl. Leonhard Keil: Humanisten in den Trierer Landen im Anfang des 16. Jahrhunderts. Der Priester Johann Flaming. In: Trierische Chronik. Zeitschrift der Gesellschaft für Trierische Geschichte und Denkmalpflege. Neue Folge. Jg. XVI, Nr. 10 (1920), S. 146–151; Walter Röll: Flemminck (Flamingus), Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 819–822. 3  Enthalten ist der Widmungsbrief in dem von Adelphus edierten Werk Hi sunt in hoc Codice libelli X des Gregor von Nazianz. Straßburg: Johannes Knoblouch, 13. Januar 1508. Auf der letzten Seite ist die Druckermarke ­Knoblouchs abgebildet. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° Th. K v G. 4  Pico della Mirandola, Gianfrancesco (1470–1533), ital. Humanist. 5  Bernhard von Clairvaux (1091–1153), Kirchenlehrer. 6  Papinianus, Aemilius (um 140–212), röm. Jurist. 7  Beroaldus, Philippus d. Ä. (1453–1505), Professor der Rhetorik in Bologna. 8  Guillelmus (Guillaume) Peraldus von Lyon († um 1270), Dominikaner, Verfasser religiöser Schriften. 9  Divitias] divitias 10  Ludolf von Sachsen (um 1300–1377), aszetischer Schriftsteller. 11  Licus, Lech. 12  Hister, die untere Donau. 13  Noricum, Alpengebiet zwischen Rätien und Pannonien, röm. Provinz. 14  Crato Thebanus. Crato von Theben. 15  Boethius, Anicius Manlius (um 480 – um 524), lat. Philosoph. 16  Jakob Wimpfeling (1450–1528), Humanist. 17  De integritate. Pädagogische Schrift Wimpfelings. Straßburg: Johannes Knoblouch, 1505. 2. Aufl. 1506. 18  Origines († 253/54), Kirchenschriftsteller. 19  Augustinus (354–430), Kirchenvater. 20  Gregor I., d. Große, Papst (590–604). 21  Cyprianus aus Karthago (um 205–258), lat. Theologe, 248 Bischof von Karthago. 22  Lactantius Firmianus († nach 317), lat. Kirchenschriftsteller. 23  Basilius d. Große von Caesarea (um 330–379). 24  Pseudo-Dionysius Areopagita. Altaner. 25  Hierotheus, historisch nicht belegbar, Figur in den Schriften des Pseudo-­ Dionysius. 26  Eusebius aus Cäsarea (Palästina), (um 260–339), griech. Kirchenschriftsteller. 27  Athanasius (295–373), griech. Theologe, seit 328 Bischof von Alexandria.

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 Ambrosius († 397), Bischof von Mailand, lat. Kirchenlehrer.  Johannes Damaskenus, Johannes von Damaskus (um 680–750), griech. Theologe. 30  Cosmas von Jerusalem, Bischof von Maiuma (743), Hymnendichter, ein Adoptivbruder des Johannes von Damaskus. 31  Hilarius (um 315–367), Bischof von Poitiers, lat. Kirchenlehrer. 32  Justinus der Märtyrer († um 165), frühchristl. Apologet. 33  Tertullianus, Quintus S. Florens aus Karthago (um 160 – nach 220), lat. Kirchenschriftsteller. 34  Leo I., d. Große, Papst (440–461). 35  Johannes Chrysostomos (um 354–407), Bischof von Konstantinopel, Kirchen­lehrer und Prediger. 36  Hieronymus (um 347–419/20), lat. Kirchenlehrer. 37  Gregor von Nazianz (um 329 – um 390), griech. Kirchenlehrer. 38  Arianer, Vertreter der Lehre des Arius († 336). 39  Gemeint ist Johannes Trithemius (1462–1516), Abt des Klosters in Sponheim. Verfasser des Werkes De scriptoribus ecclesiasticis. Basel: Johann Amerbach, 1494. Vgl. Klaus Arnold: Trithemius, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1089–1122. 28 29

5. Widmungsbrief Mulings an Heinrich Menn in Koblenz Trier, 1507 [Bl. a v] In Libellum Enee 1 Siluij Pontificis maximi de pravis mulieribus Elegiacum2. I〈ohannis〉 A〈delphi〉 M〈ulinigi〉 A〈rgentinensis〉3 Non audet stigius pluto tentare4 quod audet Effrenis monachus plenaque fraudis anus Nec iam garrulam anum satis est potuisse probare Hoc ipsum tentet cum puerilis homo Nondum nupta viri ve potens nec fallere docta Attamen haec tentat callida decipere Quam primum testa materna excluditur aluo Hoc natura docet prona subire malum Quorum magna tamen exempla et prava referre Hoc minimo libro silvius iste cupit Additit et tumulis quae sunt superaddita scripta Et qua virtute claruit omnis herus. [Bl. aij r] Disertissimo iuris pontificii interpreti D〈omino〉 Henrico Menn5. Ad aedem Divi Castoris urbis Confluentin〈ensis〉6 Ioannes7 Adelphus Mulingus Argentin〈ensis〉 sese commendat8. Quemadmodum suavissime mi Heinrice, nihil honesta et proba matrona nobilius ac laudabilius ut satis superque Bocatius9 ille orator clarissimus in libro de claris mulieribus disseruit, ita et impudica nihil foedius, nihil turpius, de quibus in praesentia agendum est. Mulieres enim ut a primordio rerum incipiam, a mollitie10 nomen habent. Lactantium11 testor cum Varrone12, quoniam in quacumque13

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partem flecti possunt, iuxta illud poeticum varium et mutabile semper femina, nihil enim mobilius, nihil levius mente feminea, quod multorum testimonio comprobatur. Lubrica enim mobilitas femine pecularis est, unde Hiero〈nimus〉14 in libris contra Iovinianum15 ait, in odium vertetur ac iurgia et nisi cito consulueris parabit venena, familiares enim malarum feminarum artes sunt nimirum, veneficia, mala medicamenta, magicae vanitates, doli, fraudes, decipula, quae omnia nomine artium muliebrium continentur ut Plautus testatur, alia quam quae plurima16 menti femine natura dedit. Hinc in proverbiis dicitur. Thesaurus est malorum mala femina, nam improba mulier truculentior est feris omnibus. Item mare, ignis, et17 femina sunt mala tria, nihil enim femina differt a femina, quae natura sunt lingulace et loquuntur feminae, ut poeta antiquus dixit in aulularia18. Nulla iuventa est muta in hoc seculo. Hinc illud saluberrimum Esopi19 fabulatoris egregii praeceptum, femine nunquam arcana credideris, quae id solum tacent quod nesciunt, nec inter pericula distinguunt, nec silent20 quod iure timeant, quae suapte natura nihil occulunt nihil occultant, sed omnes ferme largiloquae sunt et multiloquae, proinde Portius ille Cato21 non immerito dicebat se paenitudine duci, si mulieri quicquam aliquando credidisset, nam nec mulieri nec gremio credendum esse Euripedes22 tragoedus docet, cum in feminis sit rara fides, alboque simillima corvo. Infidum enim est hoc genus feminarum. [Bl. aij v] Unde mulierum mores notandae sunt, magna enim femine laus est, quae a fide et pudicitia commendatur, hac enim amissa omnis virtus ruit atque dignitas, in hac enim muliebrium virtutum principatus est, ut ait barbatus Hieronimus. Nam matremfamilias a caeteris feminis mores discernunt atque separant, ut inquit Ulpianus23. Neque nuptiae neque natales faciunt matremfamilias, sed boni mores, nupta cuius nomen honorabile est iacturam facit dignitatis nuptialis ubi impudica esse coe­pit, transitque in spurcissimum nomen prostitutae et licet multa in muliebrem sexum superciliose dici possunt, quae tamen omnia in malas dicuntur, sed rarissime sunt bonae secundum Lucilium24 qui dicit. Heu facul est hominem inventu bona femina nusquam. Et Susarion megaren〈sis〉25 antiquae comoediae26 princeps ait. audite

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populus susarion haec dicit filius philini27. Malum sunt mulieres, sed tamen o populares non adest invenire domum sine hoc malo, unde quaerenti olim Hadriano28 imperatori, quid nam esset mulier, ita respondisse secundum philosophum Diogenes29 scribit. Mulier est hominis confusio insatiabilis bestia, continua solicitudo, indesinens pugna, quotidianum damnum, solitudinis impedimentum, viri incontinentis naufragium, adulterii vas, pernitiosum plurimum, animal pessimum, pondus gravissimum, aspis insanabilis atque humanum mancipium, et ut unico verbo concludam, mulier est efficacissimum glutinum ad capiendas animas, et licet multa in sacris hebreorum30 litteris in bonarum commendationem dicuntur, tamen mulierem fortem quis inveniet? nam qui cuncta subegerunt31 sunt a muliere subacti, testis est Mantuanus32 in quarta egloga, itaque exempla quedam famosiora Eneas ille Silvius33 homo facundissimus, hoc opuscolo congessit, quis enim omnia dinumerare poterit, que tibi politioris litterature amatori ad scribenda duximus, ut nostrum in hoc animum erga te persentisceres. Insuper adsunt nonnulla clariss〈imorum〉 virorum epitaphia sententiosiora quae omnia diligenter (ut soles) lege, nam meminisse iuvabunt. Et bene vale ex Treveri34. Anno huius seculi septimo. Abdruck des letzten Viertels der irrtümlich dem Aeneas Silvius (Papst Pius II.) zugeschriebenen Epitaphiensammlung, der Muling eine aus weiteren Epitaphien und allerlei anderen Excerpten gemischte Sammlung anschloss (Worstbrock).  aeneae] B.  Elegiaticum.] B. 3  aus Straßburg. 4  tantare] B. 5  Heinrich Menn (Menne) war von 1493 bis 1523 als Kanonikus und Magister der Aula (Saalmeister) am Stift St. Kastor in Koblenz tätig. Vgl. Aloys Schmidt: Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Stiftes St. K ­ astor in Koblenz. 2 Bde. Koblenz 1975, 1978 (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Bd. 23/24). In den Rechnungen der Aula wird Henricus Menn öfter genannt. 6  Koblenz. 1

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 Iohannes] B.  Der Widmungsbrief ist in der von Johannes Adelphus edierten Sammlung des Aeneas Silvius Piccolomini (Papst Pius II.) enthalten: ENEAS SILVIVS DE PRA | VIS MVLIERIBVS | EPITAPHIA CLARORVM | VIRORVM. ET ALIA MVLTA | Druckermarke Grüningers. Das Werk wurde 1507 von Johannes Grüninger in Straßburg gedruckt. Exemplare: *Cambridge Harvard UL (*65–1339); Strasbourg BNU (R.100.062,3). Gotzkowsky (DDL), 3.3.09.02.; Ritter 1877. Ein Nachdruck erschien 1507 bei Jean Petit in Paris. Exemplare: Den Haag KglB; Paris BN; *Wien ÖNB (BE.12.W.30/3). Gotzkowsky (DDL), 3.3.09.01. Der Text in Mulings Widmung ist in beiden Ausgaben derselbe. 9  Boccaccio, Giovanni (1313–1375), ital. Dichter. Autor des Werkes De claris mulieribus, Ulm: Johannes Zainer, um 1474. 10  molicie] B. 11  Laktanz, Lucius Caelius Firmianus, lat. Apologet aus Nordafrika (um 250–325 n. Chr.). 12  Varro, Marcus Terentius (116–27 v. Chr.), röm. Schriftsteller. 13  quancumque] B. 14  Hieronymus (um 348–420), lat. Kirchenvater. 15  Jovianus, Flavius (um 331–364), röm. Kaiser. 16  plurima quae] B. 17  et] fehlt in B. 18  aulularia] A; aulualria [!] B; Aulularia, eine Komödie des Plautus. 19  Aesop (6. Jh. v. Chr.), Hauptvertreter der antiken Fabelliteratur. 20  silent] scilunt A; silēt B. 21  Cato (d. Ä.), Marcus Porcius (234–149 v. Chr.), röm. Staatsmann und Schriftsteller. 22  Euripides (485/80–406 v. Chr.), athen. Tragiker. 23  Ulpianus, Domitius aus Tyros (um 170–223 n. Chr.), röm. Jurist. 24  Lucilium] A; Lucium] B; Lucilius, Gaius (um 180–103/02 v. Chr.), röm. Satirendichter. 25  Susarion aus Megara (zwischen 582/81 und 561/60 v. Chr.), Erfinder der Gattung Komödie. 26  comoedia] B. 27  Philinus (?). 28  Hadrian, Publius (76–138 n. Chr.), röm. Kaiser. 29  Diogenes (um 412/403–324/21 v. Chr.), griech. Philosoph. 30  Hebräer. 31  subgerunt] B. 32  Baptista Mantuanus (1448–1516), ital. Humanist, Neulateiner. 33  Aeneas Silvius Piccolomini (1405–1464), ital. Humanist, Papst Pius II. 34  aus Trier. 7

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6. Widmungsbrief Mulings an Georg Übelin in Straßburg Straßburg, 1. Februar 1508 [Bl. Oiij r] Ad ornatissimum 1 virum Georgium Ubelin2 curiae Argentinen〈sis〉 consignatorem, patronum piissimum Ioannes Adel­phus Mulingus3 Argentinen〈sis〉 S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉4. Quas cursim collegi facetias, vir humanissime tibi patrono singularissimo dedicandas statui. Legens enim Bebelianas5 illas admodum gratas, ne quid eis deesset, quasi appendicis loco curavi et has nostras multorumque litteratorum superadditum iri. Nam nemo unus omnia scire potest, quia Marone6 teste. Non omnia possumus omnes. Neque veritus sum quemque succensere. Quas enim si habuisset ille scripsisse eum dubitet nemo. Insunt eis omnibus, breves, delectabiles, et iucunde sententiae, quas mortales undique frequentant, iam ad vite emendationem, iam ad doctrine augmentum, iam increpando, iam ioci et risus gratia proferentes. Tu itaque pro animi tui benignitate, qua litteras litteratosque omnis prosequeris, et has ineptias nostras, pio suscipias animo precamur. Nam ut Naso7 inquit. Ingenium vultu statque caditque tuo, quod si te fecisse cognoverimus, operam dabimus, ut quaecumque8 posthac severiora etiam ad te scribantur. Qui enim se benevolum in minimis ostendit, quomodo maiorum indignus censetur? Vale ex Argentoraco. Kalendas Februarias. Anno huius seculi octavo, supra millequingentos. [Bl. Oiij v] Epigramma ad eundem.

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Quae modo iucundis scripsi dicteria verbis Haec tibi spectato mitto legenda viro Cortice sub crasso sophiam redolentia tectam Ut mos Graiorum singula contegere Non iam speranda est magni facundia Tulli Nec fons Lactantis Livius hic aderit Non gravitas Plini, non lingua diserta Pericli Non huc Gracchorum suada Minerva venit9 Sed quae Codrus egens simul Ennius ipse peroro Rhomano eloquio iam lege letus eris Seria non semper quaecumque negotia tractans Morali placito, pone supercilium. Die Widmung an Georg Übelin ist enthalten in Mulings Facetiae Adelphinae [Bl. Oiij r–Q5 r].  Ornatissinum [!] B.  Georg Übelin alias Georgius Maxillus aus Offenburg († um 1530), Dr. beider Rechte, Advokat, Drucker und Sekretär des Straßburger Bischofs Wilhelm III. von Honstein. Vgl. François Ritter: Histoire de l’imprimerie Alsacienne aux XVe et XVIe siècles. Strasbourg/Paris 1955, S. 517, Appendix 171, 178. René Pierre Levresse: L’officialité épiscopale de Strasbourg. 1972 (Diss. masch.), S. 270. Muller (Strasbourg II), S. 224, Nr. 1–9. 3  Mulichius] B. 4  Mulings Widmungsbrief an den Juristen Georg Übelin steht als Einleitung zu den von Adelphus verfassten Facetiae Adelphinae, die in dem Sammelband Margarita Facetiarum, Straßburg: Johannes Grüninger, 1508, enthalten sind. Exemplar: *Schaffhausen StB, Signatur: Ink. 78. Eine von Muling korrigierte Zweitauflage erschien 1509 ebenfalls bei Grüninger. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° NL 335. Der Inhalt des Briefes (hier Bl. Niij r) ist derselbe wie im Erstdruck. 5  Vgl. Dieter Mertens: Bebel, Heinrich (1472–1518), Humanist. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 142–163. 6  P. Vergilius Maro (70–19 v. Chr.), röm. Dichter. 7  P. Ovidius Naso (43 v. Chr. – 17 n. Chr.), röm. Dichter. 8  quaecumque] A; quaecunque [!] B. 9  venit B; Vent [!] A. 1

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7. Widmungsbrief Mulings an Jodocus Gallus in Speyer Straßburg, 27. Februar 1508 [Bl. Diiij r] Profundissimo divinarum litterarum interpreti, D〈omino〉 Iodoco Gallo rubeaquensi1 divi Germani et Mauritii2 canonico apud Spiram maiori suo plurimum observando Ioannes Adelphus Mülingus3 Argentinensis sese commendat.4 Cum superioribus diebus sententiosiora quedam moralia, multorum etiam clarissimorum hominum colligere instituissem.5 Occurristi tandem et tu virorum excellentissime, qui nobis hoc munere omnino dignissimus videreris, cui et dedicandum esset. Si modo illustrando operi, nomen tuum patereris introserere quo gravitas eius cunctis innotesceret studiosis. Tuam itaque prestantiam enixe precamur, pio suscipias animo6 nobile sequens opus, quippe qui et autorem eius illuminatissimum dudum cognovisti, coluisti et observasti, ut summum theologum, ut christianae vitae constantissimum preconem, ut denique libertatis ecclesiasticae invictissimum propugnatorem. Meque tuum et omnium doctorum hominum discipulum, una cum ipso opere habeas commendatum, non commendatione pertrita neque vulgari, sed qua amicum amicus, dilectam dilectus, qua denique filium parens suscipere consuevit. Essem profecto longior in tanti operis commendatione sed ne insolentiae arguat7, receptui canendum arbitror, cum nil opus sit lumine phebo, quod splendore eius obpallescit. Res enim ipsa indicabit, quid commoditatis allatura sit, presentis operis lectio, novellis presertim concionatoribus, et nedum illis, verum provectis etiam aetate et scientia viris, qui nobis perlecto opere immensas gratiarum actiones dubio procul habebunt. Quantum enim oratores fere omnes, presentiam M. tulii Ciceronis8 erubescant, que eos

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obmutescere fecit, ut ne verbum quidem ullum eloqui auderent. Et quantum lenta solent inter viburna cupressi, tantum huius operis autor una cum litteris ipsis multis prestant gravioribus etiam scriptis. Et licet humili verborum stilo personet, quondam crasse minerve datum est, profundissimo tamen sensu humanum fere superat intellectum. Nam sub grosso verborum cortice, auream continet [Bl. Diiij r] medullam, non secus ac sub cute sanguis delitescit humanus. Sanguis inquam, quo sine vita nostra nulla futura est, cum thesaurus eius existat et animae sedes, ut itaque vivas, ut valeas, ut spiritus tuus vegetior agiliorque evadat, presentes litteras cordi ingenioque tuo adhibe. Et boni consule verba sophiae. Rursus vale ex veteri Argentoraco9 tertio kalendas Martias. Anno redemptionis nostrae Octavo10 supra mille quingentos.  Jodocus Gallus (Rubeacensis, Rubeaquensis aus Ruffach/Elsass), auch Jost Han oder Galtz genannt, (um 1459–1517), Kanonikus und Domprediger in Speyer. Vgl. Erich Kleinschmidt: Gallus, Jodocus (Jost von Ruffach). In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 862–870. 2  Gallus war als Kanoniker am St. German- und St. Mauritius Stift in Speyer tätig. 3  Mulingus B. 4  Mulings Widmungsbrief an Dr. Jodocus Gallus, den Muling seinen Lehrer (in Heidelberg?) nennt, steht als Einleitung zu den Scomata Ioannis Keisersbergii concionatoris ecclesie Argentinensis … eine Sammlung von gut 270 Sprichwörtern, Aphorismen, Fazetien, die das ganze Feld menschlicher Schwächen und Laster und allerlei Lebensweisheiten und Ratschläge für den Alltag zum Gegenstand haben, gesammelt angeblich aus Predigten Geilers; ihn nennt Muling in der Widmung an Jodocus Gallus ausdrücklich den Autor. Die Sammlung gehört gleichwohl Muling, der den einzelnen Stücken auch Überschriften gab, und er hat vieles in sie aufgenommen, das schwerlich mit Geilers Namen zu verbinden ist. Muling meinte, mit den gesammelten Scomata ebenso erfahrenen wie jungen Predigern nützlich zu sein und ihren Dank verdient zu haben, erregte aber mit einigen Geiler beleidigenden Geschichten Anstoß. Im Neudruck 1509 entschuldigte Muling sich für das „Versehen“ (Titelblatt), tauschte aber einzig eine Grobheit über die Franziskaner (Bl. Fiiij v) aus und ersetzte im übrigen nur den Titelbegriff Scomata. Diese sind in dem von Adelphus herausgegebenen Sammelband Margarita Face1

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tiarum auf Bl. Diiij r–Giij v enthalten. Straßburg: Johannes Grüninger, 1508. Exemplar: *Schaffhausen StB, Signatur: Ink. 78. Eine Zweitauflage erschien 1509 ebenfalls bei Grüninger. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° NL 335. Der Inhalt des Briefes ist derselbe wie im Erstdruck. 5  statuissem: B. 6  animo] A; aīno [!] B. 7  arguat] arguar [!] A; arguat: B. 8  Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.), röm. Staatsmann und Literat. 9  argentoraco] argentaraco [!] A; Argētoraco B. 10  Nono B.

8. Widmungsbrief Mulings an Leonhard Nusbaum in Trier Straßburg, 1. März 1508 [Bl. Aij r] Ad ornatissimum virum Leonardum Nusbachium1 curiae Trevirensis2 oratorem clarissimum, Ioannis Adelphi Mülingi3 Argentinensis epistola4. Plutarchum Cheronensem5 virum per omnia incomparabilem, legimus olim nonnulla illustrium heroum et graecorum et latinorum dicteria (sive apophtegmata ut ipse vocat) posteritati annotavisse lectu perquam iucunda, sed auditu delectabiliora, magnanimorumque regum monementa sempiterna, haud abiicienda quidem sed ob reconditam in eis gravitatem virtutem et sapientiam cunctis potissimum imitanda. Quae omnia Philelphus6 vir alioquin doctus et probe eruditus, ex media graecorum schola proferens latina fecit, quorum dulcissima lectione nunquam pro voto satiamur. Itaque nobis ut eorum copia superesset, et haec Alfonsi7 excelsi quidem Aragonum regis multorumque clarissimorum hominum praecipue Sigismundi8 et Friderici9 iii.10 gloriosissimorum caesarum vafre dicta, etiam gravissima, tipo hoc elegantiori exprimenda dedimus, quae quondam Enaem silvium11 ferventissimum optimarum litterarum cultorem comportavisse intelleximus, quorum pars maxima fuit, quae propriis etiam auribus hausit, ut inquit ille. Ne et hoc studioso labore, Germanica natio frustraretur. Cum ex huiusmodi proverbiis ac philosophicis dictis maiorum nostrorum affabilitas, humanitas et sapientia manifeste refulgeat, si enim ea propter Salemon hebreorum12 rex sapientissimus dici meruit, ut est videre apud divum Hieronimum13. Cur non et nostri sapientes saltem dici mereantur, ut sicut eundem aetate et cursu temporum sequuti sunt, ita et morum integritate imitari14 cognos­

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cantur, quae omnia tibi viro humanissimo dedicamus, atque sub tuo nomine passim in lucem prodire fecimus, qui profecto regium in te animum geris, qui alfonsum alterum repraesentas, qui instar Hani- [Bl. Aij v] balis illius Carthaginensium15 quondam principis Sigismundo et Frederico16 imperatoribus, merito tuo videris compaerandus. Unde nobis unus ex omnium mortalium numero, visus es hoc munere dignissimus, cum quod in Alfonso extincto olim magno dolore perdidimus, in te uno, maiori leticia recuperandum speramus. Vale dulce decus et praesidium meum, meque ut soles tibi habe commendatum. Rursus Vale ex Argentoraco17 Calendas Martias, Anno18 huius Seculi octavo supra mille quingentos. 1  Nuszboumum B. Leonhard Nusbaum (Nosbaum, Noißbaum) aus Bitburg i. d. Eifel ist 1498 als Baccalaureus, 1500 als Magister, 1511 und nochmals 1548 als Dekan der Trierer Universität belegt. Seit 1519 ist er als Gerichtsbzw. Schöffenschreiber nachweisbar. Als Prokurator des geistlichen Gerichts zu Trier ist Nusbaum von 1522 an tätig. Ab 1525 fungierte er als Notar, Dr. beider Rechte. Letztmalig belegt ist der Name Nusbaum im März 1563, 1564 wurde er im Laienchor von St. Alban begraben. Laut freundlicher Auskunft des Bistumsarchivs Trier. Vgl. auch Leonhard Keil: Das Promotionsbuch der Artistenfakultät. Akten und Urkunden der Geschichte der Trierer Universität 1. Trier 1917, S. 17 u. ö. (Leonhard de Beedburgh, Byedbergh, d. h. Bitburg). 2  von Trier. 3  Mülichii B. 4  Der Widmungsbrief des Johannes Adelphus an den Trierer Juristen Leonhard Nusbaum steht als Einleitung zu Antonio Beccadellis (1394–1471) Va­ fredicta des Königs Alfons V. von Aragonien und den Proverbia der Kaiser Sigmund und Friedrich III. Diese Facetien und Sprichwörter sind in dem von Adelphus edierten Sammelband Margarita Facetiarum, Bl. Aij r–Diij v, Straßburg: Johannes Grüninger, 1508, enthalten. Exemplar: *Schaffhausen StB, Signatur: Ink. 78. Eine korrigierte Zweitauflage erschien 1509 ebenfalls bei Grüninger. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° NL 335. Der Inhalt des Adelphus-Briefes stimmt mit dem Erstdruck überein. 5  Plutarch aus Chaironeia (Böotien), (um 45/46 – nach 120 n. Chr.), griech. Autor. 6  Filelfo, Francesco (1398–1481), ital. Humanist. 7  Alfons V., der Großmütige (1416–1458), von Aragon. 8  Sigmund (1410–1437), dt. Kaiser.

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 Friedrich III. (1440–1493), dt. Kaiser.  tertii B. 11  Enea Silvio Piccolomini (1405–1464), ital. Humanist (Papst Pius II.). 12  Salomo (um 965–926 v. Chr.), König von Israel und Juda. 13  Hieronymus (um 348–420 n. Chr.), lat. Kirchenvater. 14  imitari] imitati [!] A; imitari B. 15  Hannibal (247–183 v. Chr.), Feldherr aus Karthago. 16  Frederico] Federico AB. 17  aus Straßburg. 18  Anno … octavo] Anni … octavi [!] A; Anno … Nono B. 9

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9. Widmungsbrief Mulings an Dietrich Gresemund d. J. in Mainz Straßburg, 1. März 1508 [Bl. Giiij r] Excellentissimo legum interpreti Theodorico Gresemundo1 iuniori Maguntiae2 apud aedem divi Stephani3 prothomartyris canonico dignissimo, Ioannes Adelphus Mülingus S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉4. Baptistam Mantuanum5, Faustum Parisiensem6 et Campanum7, poetice artis professores excellentissimos, quos naturam ad ipsam perficiendam illustrandam et decorandam genuisse credimus. Hos inquam viros doctissimos, legimus aliquando palinodiam cecinisse eius artis, quam strenue profitebantur, quodquam alienum fuerit ab eis tuipse indicato Theodorice amabilissime, qui eorum iucunda scripta, dudum cognovisti legisti et observasti, uti pius et doctus musarum alumnus, in cuius labiis musam atticam sedisse arbitror, quemadmodum de xenophonte8 scribitur. Itaque in presentiarum quae se offerunt tuo nomini dedicanda, pio suscipias animo enixe precamur. Talia enim sunt quae ad stomachum faciunt quae amicis apponi solent quae doctis et bonis interpretibus afferri consueverunt. Haec si insipida prima fronte videntur, dulcedinem tamen quandam pre se ferunt, si iuste masticentur. Quum eoipso admonemur, ne plus quam oporteat vanis et anilibus deliramentis intendamus, ne de nobis hoc vulgi dicterium verum fiat, puer centum annorum, hoc est ne semper pueri simus, in senium usque et senectam, ne ve impudicis lascivis et blandis quorundam gentilium scriptis seducamur vel oblectemur quibus prohdolor maiore parte, poesis gentilium scatet, et nisi aurum a stercore bene et docte, a pio fideli et bono interprete segregetur, incidimus in scorias et furfures. Atque dum fructum demetire9 speramus, lo-

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lium reperimus. Haec autem urgentissima mihi causa visa est, ut in lucem darentur, quae hermolaus barbarus10 vir eruditissimus acerrimis probationibus in poetas tales, gentiles impudicos lascivos et seductores, eleganter et philosophice admodum conscripsit. [Bl. Giiij v] Quae tibi amico et fau tori singularissimo dedicamus, ea conditione, ut quando per otium licuerit atque a defensionum muneribus absolutus fueris calamum sumas. Ut sicut ille contra gentiles scripserit, tu pro christianis laborem non subterfugias. Solus enim ex multorum clarissimorum hominum coetu visus es ad hanc rem perficiendam optime idoneus et quasi a natura datus. Ne pius illorum labor (christianorum scilicet poetarum) a cavillatoribus et osoribus proteratur abiiciatur aut supplantetur. Ut tandem iuventus germanica relictis fabulis et gentilium nugis, ad veraciora et verissima sese flectat. Non enim ars sed abusus dampnatur. Vale et me tibi deditissimum sperato. Ex argentina11 Kalen〈das〉 Martias. Anno redemptionis nostrae MDVIII. 1  Dietrich Gresemund d. J. (1476–1512). Vgl. Uta Goerlitz: Gresemund, Dietrich d. J. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 956–966. 2  Maguntiae A; Moguntiae B; Mainz. 3  Stift St. Stephan in Mainz, wo Gresemund als Kanonikus tätig war. 4  Mulings Widmungsbrief an den Mainzer Humanisten Dietrich Gresemund d. J. steht als Einleitung zu den Orationes contra poetas des Hermolaus Barbarus (Ermolao Barbaro), die in dem von Adelphus herausgegebenen Sammelband Margarita Facetiarum, Bl. Giiij r–Liij v, Straßburg: Johannes Grünin­ ger, 1508, enthalten sind. Exemplar: *Schaffhausen StB, Signatur: Ink. 78. Eine Zweitauflage erschien 1509 ebenfalls bei Grüninger. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° NL 335. Der Inhalt des Briefes ist derselbe wie im Erstdruck. 5  Baptista Mantuanus (1448–1516), ital. Humanist, Neulateiner. 6  Andrelini, Publio Fausto (um 1462–1518), ital. Humanist, seit 1489 Professor für Poesie in Paris. 7  Campano, Giovanni Antonio (1429–1477), ital. Humanist, 1455–59 Professor für Rhetorik in Perugia. 8  Xenophon aus Athen (um 430–350 v. Chr.), griech. Autor. 9  capere B. 10  Hermolaus Barbarus (Ermolao Barbaro) (1454–1493), ital. Humanist. 11  aus Straßburg.

10. Widmungsbrief Mulings an Johannes Spiegel in Konstanz Trier, 15. März 1508 [Bl. Liiij r] Magnae eruditionis viro Ioanni Spiegel1 mauri monasteriensi2 ecclesiae Constantiensis vicario, amico et fratri charissimo, Ioannes Adelphus Mülingus Argentinensis. S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉3 Veram esse divini Platonis4 sententiam, qua rerum omnium naturam suis nominibus respondere arbitratus est, iam primum didici experientia, frater charissime. Cum enim opusculum Marsilii ficini5 platonici in manus nostras venisset, quod de sole et lumine inscribitur, tibi potissime censui dedicandum, qui nomine tuo clarissimo, caelestem hunc solem re-presentas. Quid enim speculum aliud, quam imago illius veri et eterni solis, sicut enim ille lumine suo, cuncta illustrat huius orbis climata, ita et hoc tuum speculum cunctorum est representativum. Adde quod in nullo alio eclipsim solarem sive lunarem apertius videre et deprehendere possumus, quam in speculo. Itaque decere prorsus existimavi, ut lumen illud nominis tui, solem hunc suum mox sequatur quasi ducem, et assequatur quasi parentem. Cum enim mihi ab ineunte aetate semper tecum magna fuisset familiaritas, quoniam sub uno preceptore pie memorie magistro Cratone6 viro gravi prima litterarum elementa imbibimus, mox et aliis in locis semper amicissimi. Quid aliud restabat, quam quod intelligeres, semel a nobis initam amicitiam nondum desolevisse, vel propter oculorum et mutui aspectus carentiam, vel locorum prohdolor distantiam. Quinimmo ardentius erupisse in hunc igneum fulgorem supercaelestem, ut in eo ipso iuxta socraticum praeceptum speculeris arcana etiam et recondita [Bl. Liiij v] theosophiae principia, atque ex ferventi imagi-

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nationum speculatione, radium aliquando emittas lucidissimum, qui totum mundum splendore suo repleat, id est ut quando cum oportunitatem nactus fueris, de speculo ipso aliquid (quantum docta minerva7 suggerit) scribas quo posteri te vixisse cognoscant. Virtutes mallem speculi describeres, quas et poeticis philosophicis et theologicis rationibus comprobares. Quis enim hoc expeditius agiliusve perficiet, quam qui id ipsum in pectore a nativitate, a parentibus, a fato recepit, et quasi hereditario quodam iure possedit usque modo, ut quasi in sole tabernaculum et mansionem suam posuisse videatur. Fac ergo ex te reluceat, quod de te futurum speramus, quod si feceris habebis nominis tui perpetuam immortalitatem. Triste etenim totum est morte migrare virum. Cave itaque ne cum sonitu pereat memoria tua. Et bene Vale ex Treveri8 Idus Martias. Anno huius seculi Octavo. In Marsilium tetrastichon I〈ohannis〉 A〈delphi〉 M〈ulingi〉 Marsilius toto fulget celebrandus in orbe Cuius dogma sacrum illuminat ecclesiam Nam cecinit nostre quantum virtutis haberet Iam fidei pietas misteriumque dei.  Johannes Spiegel aus Maursmünster (um 1480–1536), Verwandter Jakob Wimpfelings und Mitschüler von Adelphus Muling in Schlettstadt. 1506– 1508 war Spiegel Kaplan des St. Nikolaus Altars im Konstanzer Münster. Am 8. März 1508 hatte er bereits auf seine Kaplanei wieder verzichtet. Vgl. Manfred Krebs: Die Protokolle des Konstanzer Domkapitels (1955), Nr. 2776 und 3468. 2  Maursmünster (Elsass), lat. Maurimonasterium, heute Marmoutier. 3  Dieser Widmungsbrief des Johannes Adelphus Muling an Johannes Spiegel steht als Einleitung zu dem Werk De sole et lumine (Erstdruck: Florenz 1493, GW 9880) des Marsilio Ficino, das in dem von Adelphus edierten Sammelband Margarita Facetiarum, Bl. Liiij r–O v, Straßburg: Johannes Grüninger, 1508, enthalten ist. Exemplar: *Schaffhausen StB, Signatur: Ink. 78. Eine korrigierte Zweitauflage erschien 1509 ebenfalls bei Grüninger. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° NL 335. Der Inhalt des Briefes stimmt mit dem Erstdruck überein. 1

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 Platon (427–347 v. Chr.), griech. Philosoph.  Marsilio Ficino (1433–1499), ital. Humanist und Neuplatoniker. 6  Crato (Krafft) Hofmann von Utenheim (um 1450–1501). 1477–1501 war er Leiter der Lateinschule zu Schlettstadt und Lehrer Mulings. 7  Minerva, röm. Göttin des Handwerks und der Weisheit, Schutzgottheit Roms. 8  aus Trier. 4 5

11. Widmungsvorrede Mulings an Johann Dynchin in Trier Straßburg, 1. April 1508 [Bl. Aij r] Clarissimo ac ornatissimo viro domino Ioanni Dynchin1, iurium interpreti dignissimo Reverendissimique in christo patris ac illustrissimi principis et domini d〈omini〉 Iacobi2 Episcopi Treviren〈sis〉3 Cancellario bene merentissimo, Io〈annes〉 Adelphus Mulingus Argentinen〈sis〉4 sese commendat.5 Magna et venerabilis res est aeloquentia virorum ornatissime, cuius bono nihil prestabilius, nihil utilius, nihil iucundius, cuius beneficio fit ut tanto hominibus ipsis prestent aeloquentes, quanto homines ceteris animantibus antecellunt, qui a prima sui originis creatione, muti pene conticuissent, nisi ad aeloquentiae admicula confugissent. Sine cuius nitore philosophia omnis sordescit, dis­ ciplineque multae obsolescunt, et quasi inculte rubiginant. Adeo necessaria est atque conducibilis omnibus omnium ingenuarum doctrinarum aeloquentia, cuius denique utilitati maiestatique nihil est comparandum, quoniam una est de summis virtutibus nobis utilissima, quod adeo clarum est, adeoque in confesso et palam omnibus, ut probatione non egeat. Nam cum orator, finiatur, vir bonus dicendi peritus. Rhetorica vero bene dicendi scientia, utilem esse eam confitendum est, quae bonitate constat, elegantia pollet, nitore splendescit, cuius opere et opera preclara omnia fiunt et magna. Equidem ut Cicero6 noster autor est li〈ber〉 i. No〈va〉 Rhe〈torica〉. Non parum fructus habet copia dicendi, et commoditas orationis, si recta intelligentia et definita moderatione animi gubernetur.

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[Bl. Aij v] Conditores enim urbium non tam philosophica doctrina quam elegantia oratoria et illicio facundiae, pellexerunt dispalatos et disgregatos homines ad civilitatem, politicamque vivendi rationem. Consimiliter constitutores legum, quibus nihil pene emunctius, limatius et sententiosum magis, adminiculati atque adiuti fulturis eloquentiae, leges saluberrimas eloquentissimasque condidere, quas mox interpretes, barbaris foedaverunt interpretamentis. Formatores quoque rerum publicarum. Imperatores bellicorum exercituum, regere consiliis et moderari res magnas, sine docta voce et oratoris vi, haud quaquam potuissent. Denique scriptores fere omnes, in omni doctrinarum genere vel eminentissimi sint, pigmentis oratoriis, sine dolatorio rhetorico, statim lectori nauseam faciunt et bilem movent, adeo scriptio omnis citra elegantiam est proxima fastidio, tantamque vim habet illa, quae recte a poeta prisci seculi dicta est flexanima, atque omnium regina rerum oratio. Merito apud romanos, qua republica nulla unquam maior, nulla sanctior, nulla bonis exemplis ditior extitit, summa semper oratoribus dignitas fuit. Et ut auctor est Cor〈nelius〉 tacitus7. Nullus magnam potentiam sine eloquentia est consequutus. Quod ut de aliis taceam. Nonne M〈arcus〉 Tullius8 ille orandi regula et dicendi lex. Cuius ingenium Romano imperio par fuit, qui latine facundiae pomerium promovit ad consulatum usque, amplissimamque dignitatem, ex humilitate natalium et loci enectus est, quo quid utilius in Romana republica excogitari potest, quo suadente, legem agrariam hoc est alimenta abdicarunt romanae tribus. Cuius lingue fulmen Catilinae9 infregit audaciam, et ipsum proscripsit Antonium10, cuius nomine supplicationes a senatu decrete sunt qui maximus honor, victoribus bello ducibus datur, qui togato ante Ciceronem habitus est nemini. Demosthenem11 quoque admirabatur grecia obserabat rex persarum, et plurimus de eo apud philippum12 regem sermo habebatur cuius gloria tam celebris, tam per ora omnium volitans extitit, ut anicula aquam ferens, ita insusurraverit alteri. Hic est ille demo­ sthenes, et olim gorgie rhetori leontino13, a grecia delphis14 soli,

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statua non inaura- [Bl. Aiij r] ta sed aurea, dedicata erat tantus honos habebatur oratorie artis professoribus. Tantum etiam ea ars, quae ab aeloquentia proficiscitur adeo semper exculta ab atheniensibus fuit, ut neminem doctum existimarent, qui caruisset eloquentia, semperque eis viris, omnis magistratus, omnisque aditus ad rempublicam patuit, quemadmodum de demosthene ac demade15 dicitur, qui nullo generis splendore, sed aeloquentiae gloria ad summam dignitatem evasere. Atheniensium quippe status popularis erat, eoque accessere quique, ex infima etiam plebe viri, dummodo ea laude pollerent, quam athenienses maximum ac prestantissimum decus existimabant. Unde evenit ut tot clarissimi viri in omni genere laudis effulserint, qualis Plato16 qui divinitatis nomen acquisivit, qualis eius discipulus Aristoteles17, qui rhetorice magister evasit, qualis Xenophon18 in cuius labiis musam atticam sedisse tradunt, qualis Theophrastus19 qui eloquentia suum nomen commutavit, qualis Isocrates20 qui dicendi magister appellatus est, ac infiniti pene alii. Qualis denique fuit ex locris Timeus21, et ex tarento Archita22, ad quos audiendos pervenit ea tempestate Plato ipse de quo diximus, eamque pulcherrimam ac prope divinam, ut in homine gentili, cum ipsorum altero disputationem habuisse constat, quae fuit de mundi constitutione, quam etiam Timeum inscripsit, qualis etiam ex syracusis Archimedes23, et ex illa Italie parte Charundas24. Ex locris Seleucus25 e quibus Platonem ipsum plura didicisse ex suis legibus constat. Hos sequuti Romani, quorum auctoritatem tantam fuisse existimem, ut omnium pulcherrimarum rerum quas aut natura nobis peperit, aut auxit industria, non dubitem ab ea civitate maturitatem et incrementum cepisse, cum alibi orta sit eloquentia, hic vero consummata. Nec nulla fuit res pub〈lica〉, quae tot ac tantis, tamque illustribus exemplis, in quovis genere laudis floruerit, postquam caeterae artes summa cum dignitate semper fuerint a Romanis exculte, unde et numa ex sabinis26 ad regnum est erectus et ex arpinatibus Cicero27 ac ex tusculo Cato28, ad senatorium

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usque ordinem, summumque consulatum sunt evecti. [Bl. Aiij v] Tardius autem a nostris, ea ars cognita fuit, quandoquidem Italia ipsa gravioribus ab initio intenta studiis, aut rei militaris disciplina detinebatur, in qua ceteris gentibus preesse opere precium existimabat, aut philosophie cupiditate, omniumque humanarum rerum et divinarum investigandeque nature desiderio, et veritatis cognoscende amore afficiebatur. In homine quippe duo sunt prencipua, ratio scilicet et oratio, unde ab Apuleio29 homines finiuntur ratione plaudentes oratione pollentes, sed ratio sine oratione prope mutila est et manca, quare si nihil ab illo parente rerum fabricatoreque mundi deo, melius oratione accepimus, sic utilissimum esse nemo non novit aeloquentia pollere, senatum, populum exercitum, mortalesque omnes, in quae velit orator ducere, si viribus orandi tantum assequi potest, ut fulgere fulminare, tonare, quod pericli cogit, videatur orator. Effectus namque aeloquentiae est audientium approbatio ut Cicero scribit in secunda tusculana30. Aeloquentiae itaque studendum est, et si ea quidem et privatim et publice abutuntur perverse, sed eo quidem vehementius ne mali magno cum detrimento bonorum, et communi omnium pernicie plurimum possint, cum presertim hoc sit unum, quod ad omnes res et privatas et publicas maxime pertineat, hoc tuta, hoc honesta, hoc illustris, hoc eodem vita iucunda fiat. Nam hinc ad rempubli〈cam〉 plurima commoda veniunt, ut poeticum illud verum fiat. Omne tulit punctum qui mis­ cuit utile dulci, parum enim prodest aeloquentia sine sapientia. Petrarcham31 testor in de remediis adverse fortune si moderatrix omnium rerum presto est sapientia hinc ad ipsos qui eam adepti sunt, laus eos et dignitas conflui. At mihi quidem videntur homines, cum multis rebus humiliores et infirmiores sint, hac re maxime bestiis prestare, quod eloqui possunt, quare preclarum mihi quiddam videtur adeptus is, qui qua re homines bestiis ­prestet, ea in re hominibus ipsis antecellat, haec ex prohemio veteris rhetoricae Ciceronis ad verbum colliguntur.

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Sed quorsum tam multa de aeloquentia ut intelligatis quantum mortalibus cunctis Plautus32 latine linguae parens Romani eloquii tuba prestet, veteribus et neotericis etiam scriptoribus, de quo ita scripsit Laertius33. Plautus poeta [Bl. Aiiij r] comicus, Tullii34 discipulus Rome claruit. Fuit autem aeloquentissimus, unde ex eius cognitione, eximia quedam multis emanavit utilitas. Nam ut Augustinus35 inquit, ad aeloquentiam comparandam plus confert aeloquentes ipsos consulere et saepe manibus versare quam circa artis precepta sese occupare, quare non mediocrem a nobis prestitam fuisse diligentiam pii lectores sciant ut Plautina36 lectio iuvaretur, sales quoque ac ioci, sensusque iucundissimi, lepidissimi poete innotescerent, cum ob incognitam vetustatem tum maximam rerum caliginem, in qua re Sisenna37 alioquin gravis autor et Varro38 qui undecumque doctissimus est cognominatus nedum Donatus39, Servius40, et plerique alii grammatici non parum invigilaverunt, ut nobis Plautum ex incognito cognitum facerent, iam enim punice, iam grece, iam latine loquitur, in quibus quaedam fortassis depravata sese offerunt quae studiosis interpretibus committenda duxi, contentus hoc uno, ut verborum series elegantissimaque structura quantum possibile erat omnium oculis exponeretur, atque ob venerandam antiquitatem castigatius annotaretur et hoc elegantiore typo exprimendo publicaretur. Quali vero stilo et gravitate in scribendo uti soleat, quis est qui satis dignae explicare posset, non illum varietas rerum confusum, non simplicitas fastidientem reddit, nec in tenui atque humili materia exanguis ac ieiunus est. In copia vero ac magnitudine non turgescens ac vastus exit, verum semper citra tumorem plenus et lenis, citra molliciem permanet, nec luxuriose effluit, nec nimia sterilitate tabescit in asperis rebus non salebrosus nec languens in mollibus non violenta et coacta oratio subsultans, non ita tamen copiosus ut nimius, neque ita suavis ut lascivus, neque adeo lenis ut remissus, non sic tristis ut horridus, neque ita simplex ut nudus, nec ita comptus ut affectasse compositionem videretur, par verbis materie, par sententiis rebus. Dies me profecto [Bl. Aiiij v] deficeret,

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si omnes orationum suarum virtutes enumerare vellem. Sive enim rhetorica sit persuadendi opifex ac suade medulla ut ab initio diximus, sine persuadere sine benedicere, finis sit et summum in oratore bonum utrumque id munus implevisse videbitur, atque apud vos persuasibiliter dixisse, qui hoc ipsum enixe observavit, quod inter aeloquentiae precepta potissimum observari preceperat, rhetor ille nobilissimus Demosthenes, ut testis est Valerius41 li〈ber〉 viij. Pronunciationem scilicet, quam secundo et tertio observandam eloquenti respondit. Taceo nominum Ethimologiam quae in comoediis introducuntur, quibus nihil gravius nihil sapientius et ex arti locatum reperitur. Et licet divus Hieronymus42 super Eusebio43 dicat. Plautus ex umbria sarsinas44 romae45 moritur, qui propter annone difficultatem ad molas manuarias se ac operam suam pistori locaverat. Ibi quotiens ab opere vacaret, scribere fabulas et vendere solitus consueverat, quarum tres eum in pistrino conscripsisse Gellius46 ex Varronis sententia affirmat, nempe tantum a fortuna vexatus ut Homerus47, ut plerique alii viri doctissimi, nihil tamen de divina eius minuitur aeloquentia, quandoquidem doctissimorum virorum consensu, in eo dicendi genere primas tenet. Cecilio48 ex X. comicis latinis ob gravitatem solum primus tribuitur locus ceteros in secundo loco superare facile conceditur, ut non iniuria dixerit Varro Musas (e platonis sententia) Plautino sermone loquuturas fuisse, si latine loqui vellent. Cui etiam accedere videtur Quintilianus49, astipulari aulus Gellius, quandoquidem Plautum Romani eloquii delitias appellavit. Macrobius50 quoque cum animadverto inquit duos, quos aeloquentissimos antiqua aetas tulit. Comicum Plautum, et Oratorem Tullium51, in iocorum venustate aliis precelluisse. Plautus etenim ea re clarus fuit, ut comoediae quae post mortem eius in certe ferebantur, de iocorum copia dicendique venustate Plautine notae fuerint ac de Plauto hactenus. Iam de comedia paucula colligamus, quarum viginti Plauti nomine circumferuntur nam plures nostra tempestate non comparent. Comoedia autem ipsa poemata dicuntur, quae initio in vicis iuvenes cantare questus genera soliti essent, crebro convenientes.

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Est autem comoedia poematis notum genus, in quo humiles fere persone introducuntur, quamvis antiqua comoedia et gran- [Bl. A5 r] dis et elegans et venusta erat. Nullaque aut similior oratoribus aut ad oratores faciendos aptior, precipui eius autores Aristophanes52 Eupilus53 et Cratinus54 fuere. Hanc quidam ita definiverunt. Comoedia est private civilisque fortunae sine periculo vitae comprehensio. Et non a vino seu comessatione, quod olim in huiusmodi fabulis, amantium iuvenum compotationes et convivia canebantur. Et differe a togata, quod in comedia greci ritus inducuntur greceque persone. In illa vero latinae Comoediam vero Aristotelis sententia Megarenses55 sibi asciverunt, illic si quidem erat poeta Epicarmus56 et Phormis57, Principium namque ex sicilia venit, sicut apud athenienses Crates58 primus incepit. Comoedia inquit Aristoteles est improborum invitation, non per omne vitium scilicet dumtaxat eorum pars ridicula. Tradunt alii comoedias tragoedias et satyras initium a rusticanis hominibus habuisse apud athenienses, divitum conquerentibus iniurias, et primo versus confinxisse Susarionem59, et inde consecutos qui priscam scripsere comoediam. Secundo tempore successit mitior comoedia ut Menandri60 et Philemonis61, alii a divinis rebus principium fuisse putaverunt, successit vetus his comoedia, non sine multa laude, sed in vitium libertas excidit et vim. Comoediarum aliae motoriae id est turbulentae, alie statariae id est quietiores, mixte aliae ex utroque consistentes. Comoediae partes quattuor. Prologus, hoc est prefatio. Prothesis primus actus. Epithasis incrementum processusque turbarum. Catastrophe conversio rerum ad iucundos exitus. Membra comoediarum tria diverbium. Canticum et Chorus. Argumentum est res ficta quae tamen fieri potuit velut comedia, per quod a fabula et historia differt, quarum alterum factum est, alterum fieri non potest. Comediarum propemodum omnium carmen certe iambicum est. Sed cum iambici carminis innumerabiles sint species, utuntur co-

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mici in prologis trimetro, ubi autem ad concertationem sermonum devenitur, aliquando tetrametro, quandoque etiam pentametro. Est enim iambicum metrum multiplex. Monometrum quod duobus pedibus constat, dimetrum quod quaternis. Trimetrum autem appellatur quod senis concluditur pedibus. Tetrametrum octonis. Pentametrum denis. Hexametrum duodenis, quod brevitas iambi efficit, ut duo pedes pro uno habeantur. Est et aliud metrum iambicum Acatalecticum nempe integrum, Catalecticum cui deest. [Bl. A5 v] Brachacatalecticum ubi sillaba vel tempus deest. Hipercatalecticum ubi superest vel sillaba vel pes dimidius, his utuntur comici omnibus generibus, dictum est autem carmen62 iambicum a iambico quod est convitior, quamvis polystephanus a iambe ancilla nomen habuisse estimet, alii ab archilocho63 carmen illud originem habuisse ferunt ut testatur Horatius64. Archilochum proprio rabies amavit iambo. Aristoteles tamen existimat inventum quod plus ceteris pedibus sermonibus congruat omnibus, quando quidem loquendo etiam imprudenter in iambicum incidamus me­trum, ad tardandam itaque iambi celeritatem locis imparibus spon­­deus admissus est, ut testatur Horatius, et quia longa in breves resolvitur, resoluta iambi longa in duas breves etiam tribrachus admittitur in locis paribus. Resoluta spondei prima anapestus resoluta secunda dactilus resolutis ambabus proceleusmaticus, quare in iambico quidem carmine pedes admittuntur, iambus pater et ad tarditatem invehendam spondeus, ob resolutionem dactilus anapestus proceleusmaticus et tribrachus. Pirrhichius65 autem propter indifferentem ultimam sillabam in fine recte collocatur. ­Ephestion66 vero de iambico locutus carmine, iambicum inquit metrum in primis recipit in regione impari hoc est locis imparibus prima tertia et quinta iambum tribrachum spondeum dactilum anapestum. Pari vero hoc est secunda quarta et sexta, iambum tribrachum et anapestum, hoc apud comicos perpetuo observatur,

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qui in aliis sedibus quam quas diximus locant non ex arte loquuntur. Sed his omissis ad finem properat oratio. Percurrens igitur virorum humanissime has Plauti comedias, in re hac enim te hominem doctissimum aeloquentiae studio ac laude eminentem prudentia gravissimum, reliquisque virtutibus insignem iudicem mihi constituendum ratus sum, quam facile sit coram doctis et litterarum humanitatis sectatoribus comediarum tenorem excusatum iri, quae cum libidinosa non nunquam et obscena intromiscent. Exploratum tamen est poetice lectoribus, non ideo ea esse a comicis adducta. Ut vitia persuadere, adolescentesque veneno lasciviae inficere conentur. Sed ut bo- [Bl. A6 r] narum litterarum studia colant, ocia caveant, mores bonos addiscant et amplectantur. Malos vero mores ut eligendo evitare possint, sicque aetatem virilem cum honore attingant, et barbari esse desistant quae abs te laudari certo cognovi cum id ipsum tua non modo circa excellentissimas quasque res elegantia sed etiam magnitudo animi et benignitas cuperet, quare ego qui tibi omnia debeo committendum non statui, ut isti tuo honestissimo desiderio non satisfacerem, sed liberalis hospitis more qui ientacula modo pos­ centi amico, ipsum nisi saturum dimittere noluerit non solum ea sed alia etiam pluscula utut a tyrunculo annoctari poterint edenda curavi. Nihil enim pretermittere est animus quod utile credamus futurum. Plautinas ergo fabulas vir doctissime, cui potissimum dicaremus, cuius sincerum prudens ac doctum subiremus iudicium, omnino aliquamdiu reputantibus nobis occurrit nemo quem apud nos tibi preferendum esse existimaremus, cui hanc nostram industriam (si qua modo est) inscribendam mancipandamque statuerem quem tibi non modo anteferrem, sed ne compararem quidem sive tue domus claritate mitis anteferenda, sive sanctissime religionis nostre observantia sive doctrine eximie acerrimo iudicio, quae omnia mentem meam prius pendulam confirmaverunt, stabiliverunt, ut minime dubitaverim tibi esse destinandas, has lucubratiunculas

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Plautinarum comoediarum, nec immerito. Erectam enim ad omnem equitatem mentem tuam omni laude dignissimam, tuamque erga studia, nec iurium modo quarum doctor peritissimus haberis et es. Sed omnium bonarum disciplinarum vigilantiam satius mihi duco silentio pretereundam, quam paucis perstringendam, quae enim prudentia quae probitas quae iusticia tanta usquam fuit, quae tuis exemplis non posset illustrari, quae si tibi placuerint, viro nostra hac aetate non illiberali animo tuo et mentis magnitudine ac religionis cultu. Sed etiam doctrina eximia ac propemodum singulari non parum me profecisse putavero. [Bl. A6 v] In quibus si quid minus ornatum aut non omnino elaboratum compereris, aut forte in curia omissum. Non enim potest lippus quantum contendere Lynceus67, vel ignoscas vel emendes. Haec autem si tui acerrimi iudicii stabunt incudi. Nullius formidabo Rhinocerontis nasum, quamquam nihil moror, quod si quid boni factum fuerit bonis, invideant non boni. Proinde cum his tantis virtutibus preditus sis, ubi gentium? quove in loco nostrarum frugum primitiae sedem sibi potuere firmiorem prestantioremque vendicare, quam apud te tuamque familiam, tam multipliciter illustrem, qui tantopere eis nec oblecteris, quique nec quemquam (ut de mecenate Horatius inquit) naso suspendis adunco. Si igitur eas tibi placuisse cognoverimus, non exiguam videbimur apud omnes laudem consecuti, qui eiusmodi scripta ab indoctis incultis et invidis veteratoribus, quotidie defensitas, adeo ut nulle sint litterarum delitiae, nulla Germanie musa quae non in tuas laudes merito aspiret, te tuamque illam nobilem familiam, non in celum usque summis efferat preconiis. Sed hoc in omnium nostrum votis est, uno assensu ac simili voluntate, ut optemus Deus optimus maximus, longo aevo, te nobis, et litterarie reipub〈licae〉 prospere beneque valentem conservare dignetur. Ex argentoraco68. Kalendas Aprilis. Anno redemptionis nostre Octavo. Supra quindecentesimum.

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Es handelt sich hier um die erste nicht-italienische Ausgabe der zwanzig erhaltenen plautinischen Komödien. Die Vorrede Mulings enthält eine rhetorisch-poetologische Abhandlung und einführende Erläuterungen zur Gattung Komödie und ihrer spezifischen Metrik. 1  Johann Duyngen (Dynchen), gemeint ist Dr. jur. Heinrich Duyngen, von 1503 bis 1524 kurfürstlicher Kanzler in Trier († 24. 2. 1524 in Nürnberg). Nach freundlicher Auskunft des Bistumsarchivs in Trier. Johann Duyngen, sein Sohn († 1557), war Kanonikus am Liebfrauenstift zu Pfalzel bei Trier. Das Geschlecht Duyngen stammte aus Wittlich bei Trier. Vgl. Heinrich Milz: Der kurtrierische Kanzler Heinrich Duyngen von Wittlich und sein Geschlecht. In: Trierische Heimat, Bd. 8 (1931/32), S. 135–139; 155–159. Zu Johann Duyngen S. 136–137. Michael Matheus: Trier am Ende des Mittelalters. Studien zur Sozial-, Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte der Stadt Trier vom 14. bis 16. Jahrhundert. Trier 1984 (Trierer Historische Forschungen, 5). 2  Jakob II. von Baden, Kurfürst und Erzbischof von Trier (1503–1511). 3  von Trier. 4  von Straßburg. 5  Mulings Widmungsvorrede ist in der von ihm edierten Ausgabe der Komödien des Plautus enthalten. Plautus | poeta comicus. | Straßburg: Johannes Grüninger, 8. April 1508. Exemplare: *Graz UB, Signatur: I 36 595 und *­Zürich ZB, Signatur: IV. 345. 6  Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) aus Arpinum, röm. Staatsmann und Literat. 7  Publius Cornelius Tacitus (um 55 – 120 n. Chr.), röm. Historiker. 8  Marcus Tullius Cicero, vgl. Anm. 6. 9  Lucius Sergius Catilina (um 108 – 62 v. Chr.), röm. Beamter, Verschwörer. 10  Cretius Antonius, zusammen mit Cicero Bewerber um das röm. Konsulat. Vgl. auch Anm. 9. 11  Demosthenes (384/83 – 322 v. Chr.), athen. Redner und Politiker. 12  Philipp II. (382–336 v. Chr.), König von Makedonien. 13  Gorgias von Leontinoi (um 480 – 380 v. Chr.), griech. Politiker und Rhetor. 14  Delphi, griech. Stadt. 15  Demades (um 380–319 v. Chr.), attischer Redner und Politiker; stellte den Antrag zur Verurteilung von Demosthenes. 16  Platon (427–347 v. Chr.), griech. Philosoph. 17  Aristoteles (384–322 v. Chr.), griech. Philosoph. 18  Xenophon aus Athen (um 430–350 v. Chr.), griech. Autor.

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 Theophrast (372/70–288/86 v. Chr.), griech. Philosoph.  Isokrates von Athen (436–338 v. Chr.), griech. Rhetoriklehrer und polit. Publizist. 21  Timaios aus Lokris (um 350–250 v. Chr.), griech. Historiker. 22  Archytas von Tarent (um 400–350 v. Chr.), griech. Politiker und Philosoph, Freund Platons. 23  Archimedes aus Syrakus (287–212 v. Chr.), Mathematiker und Physiker. 24  Carondas (Charondas) aus Katane (heute Catania) / Sizilien (zweite ­Hälfte 6. Jh. v. Chr.), griech. Gesetzgeber. 25  Zaleukos von Lokri (7. Jh. v. Chr.), griech. Gesetzgeber. 26  Numa Pompilius, im Mythos 2. König Roms; stammte aus dem Sabinerland. 27  Arpinum, Geburtsort Ciceros. 28  Marcus Porcius Cato d. Ä. aus Tusculum (234–149 v. Chr.), röm. Staatsmann und Schriftsteller. 29  Lucius Apuleius (um 125–170 n. Chr.), röm. Dichter und Rhetor, Platoniker. 30  Tusculanae Disputationes (Gespräche in Tusculum), 5 Bücher Ciceros zu Fragen der Ethik. 31  Francesco Petrarca (1304–1374), ital. Dichter, Humanist: De remediis utriusque fortunae, Erstdruck 1468; erste deutsche Ausgabe Augsburg 1532 u. ö. mit dem Titel Trostbüchlein und den Holzschnitten des unbekannten Petrarca-Meisters (Hans Weiditz). 32  Titus Maccius Plautus (um 250–184 v. Chr.), röm. Komödiendichter. 33  Diogenes Laertios (Mitte 3. Jh. n. Chr.), griech. Philosoph und Schriftsteller. 34  Marcus Tullius Cicero, vgl. Anm. 6. 35  Augustinus, Aurelius (354–430 n. Chr.), lat. Kirchenvater. 36  Komödien des Plautus. 37  Lucius Cornelius Sisenna (118–67 v. Chr.), röm. Politiker, Geschichtsschreiber. 38  Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.), röm. Schriftsteller und Universalgelehrter. 39  Aelius Donatus (um 310–380 n. Chr.), röm. Grammatiker. 40  Servius, Marius? (um 370–400 n. Chr.), röm. Grammatiker. 41  Valerius Maximus (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr. – vor 37 n. Chr.), röm. Schriftsteller. 42  Hieronymus (um 348–420 n. Chr.), lat. Kirchenvater. 43  Eusebius (um 260–339 n. Chr.), Bischof von Caesarea (Palästina), griech. Kirchenschriftsteller. 44  Sarsina in Umbrien, Geburtsort des Plautus. 19

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 Rom.  Aulus Gellius (2. Jh. n. Chr.), röm. Schriftsteller. 47  Homer, überlieferter Name des Verfassers der mythol. Heldenepen Ilias und Odyssee. 48  Statius Caecilius (um 220–168 v. Chr.), röm. Komödiendichter. 49  Marcus Fabius Quintilianus (um 35–95 n. Chr.), röm. Redner und Rhetoriklehrer. 50  Ambrosius T. Macrobius (5. Jh. n. Chr.), röm. Schriftsteller und Beamter. 51  Marcus Tullius Cicero, vgl. Anm. 6. 52  Aristophanes (um 450 – nach 385 v. Chr.), athen. Komödiendichter. 53  Eupolis (um 455 – nach 412 v. Chr.), athen. Komödiendichter, Zeitgenosse des Aristophanes. 54  Kratinos aus Athen († nach 421 v. Chr.), griech. Komödiendichter. 55  Einwohner von Megara in Griechenland. 56  Epicharm aus Syrakus (um 525–450 v. Chr.), griech. Komödiendichter, Hauptvertreter der dorisch-sizilischen Komödie. 57  Phormis aus Maenalus in Arkadien (um 478 (?) v. Chr.), griech. Komödiendichter. 58  Krates aus Athen (Mitte 5. Jh. v. Chr.), griech. Komödiendichter. 59  Susarion (zwischen 582/81–561/60 v. Chr.), wird als ,Erfinder‘ der Gattung Komödie bezeichnet. 60  Menander aus Athen (342/41–293/90 v. Chr.), griech. Komödiendichter. 61  Philemon aus Syrakus (um 380/60–267/63 v. Chr.), griech. Komödiendichter. 62  carmen] carmem [!] 63  Archilochus von Paros (680–630 v. Chr.), griech. Lyriker und Jamben­ dichter. 64  Quintus Horatius Flaccus (65–8 v. Chr.), röm. Lyriker. 65  Pyrrhichius, antiker Versfuß. 66  Ephestion (?). 67  Argonaut, einer der 50 legendären griech. Helden (Argonauten). 68  aus Straßburg. 45

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12. Widmungsbrief Mulings an den Trierer Weihbischof Johannes Enen Straßburg, 15. Dezember 1512 [Bl. Av] Ioannes Adelphus Argentinus Physicus, Ioanni Eneo (alias Enheim1) presbytero innocentissimo, summaeque prudentiae viro, apud Treveros2 viventi. S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉. Quaerenti mihi studiose cui nam istos in hymnos et sequentias commentariolos dedicarem, tu solus Enee amicorum optime ex omnibus quoquo me verterem occurrebas. Te quidem omni probitate doctrinaque varia, summa quoque in omnes benivolentia, officio et pietate semper amavi, colui et veneratus sum, venerabor item dum vita fruar, spiritusve hos reget artus. Es enim homo veri­ tatis amicissimus, gravitate et fide plenus, christi tui contentus patrimonio, suavitate linguae pariter atque vitae illustris. Quem tanti faciunt nostri seculi homines boni, quanti Trevirorum3 nullum veteres illi. Tanta est tui nominis, tuae humanitatis tuaeque gratiae forma. Tot igitur tantisque ingenii tui dotibus ego motus, hos in hymnos cum sequentiis commentariolos tibi quam alii dicare constitui. Qui haec divina verba sanctissimorum patrum die nocteque manibus versas, dum organico flatu ludere tentas laudem dei. Videbis igitur mei erga te animi monumenta, qua fronte me ipsum videre solitus dum tecum una praesens in castello tuo essem. Ad unum itaque probandos adolescentes hortor moneo obsecro, minime tot tantaque clarissimorum hominum ingenia amissum iri patiantur. Praesertim quod illis interpretandis summo studio summaque diligentia fuerim usus. Nihilque pene deesse quod expostulat necessitas ad rerum aut sensuum cognitionem, sed affatim omnia complexum esse Verum quod humili stilo loquor id ea ratione factum est, ut in promptu sit studiosis omnibus

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quod habere concupiscunt, nec alieno egere consilio auxiliove, quibus haec satisfaciunt. Tibique itaque gratiam habebit docilis iuventus, qui philosophiae doctor, iuris interpres, et divini verbi sedulus et diligens seminator, vitae probitate insignis, ab omnibus passim coleris amaris et veneraris. Omnesque doctos et ingeniosos sum- [Bl. aij r] ma benevolentia prosequeris. Quippe tua gratia assumptum opus foeliciter executum est ad dei gloriam. Itaque bene diuque vale doctrinae morumque parens, fac me tibi persuadeas esse charissimum4. Ex Argentina, Idibus Decembribus. Anno domini M.CCCCC.XII. In der Widmung rühmt Muling Johannes Enen als den besten Freund. Im Jahr 1513 veröffentlichte Muling zusammen mit Wimpfelings Hymnenkommentar seine eigene Sequentiarum interpretatio. Sie enthält einen Zyklus von 63 ­alten und geläufigen liturgischen Sequenzen für kirchliche Feste von Weihnachten bis zum Advent. Der Kommentar ist in drei Abschnitte gegliedert und will Schülern und Studenten, aber auch Pfarrgeistlichen, ein gründliches Sprach- und Sachverständnis der Texte vermitteln.  Johannes Enen (Ehnen, Enheim), (*um 1480, † 31.7.1519), Theologieprofessor, Domprediger und später Weihbischof von Trier (1517–1519). Vgl. Michael Embach: Enen, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 628–630. 2  Enthalten ist der Widmungsbrief in dem von Johannes Adelphus publizierten Sequenzenkommentar: Sequentiarum luculenta interpretatio … per Ioannem Adelphus physicum Argentinensem collecta. Straßburg: Johannes Knobloch, 31. März 1513. Exemplar: *Bamberg SB, Signatur: Inc. typ. V. IV. 27. Zweite Aufl.: Straßburg: Johannes Knobloch, 15. März 1519; dritte Aufl.: Hagenau: Heinrich Gran, 15. März 1519. Im Inhalt stimmt der Text des Widmungsbriefs von 1513 mit den beiden Ausgaben von 1519 überein. 3  Die Bewohner der Stadt Trier. 4  clarissimum. B. 1

13. Widmungsbrief Mulings an Leonhard Caramellus in Basel Straßburg, 10. März 1513 [Bl. Av] Ioannes Adelphus Physicus Egregio Leonardo1 Apothecario Medico expertissimo, apud2 Basileam3, Amico Unico et dilecto. S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉. Desideraverunt plerique medicinarum alumni, ut Mundinus ­Mundinus ipse physicus preclarissimus, quem omnis scrutator ­studentium universitas, colit ac veneratur ut deum, viscerum tandem emendatus in lucem veniat, quo habito, omnis Anathomia humani corporis anathomia, que est divisio hominis quid per articulos, elucescat et innotescat, scire volentibus organici corporis compositionem, hac enim neglecta, quomodo rite medicabitur artifex, cum nescierit membrorum omnium coherentiam, habitudinem aut complexionem, que ex hoc parvo Libello dabuntur. Proinde tu quisquis es, qui hec scire laboras, nedum physicus, sed et omnis studiosus, rerum abditarum indagator, huc ades et specta. Parvo enim ere, comparare poteris, mirificam hominis compositionem4, quo nil maius unquam surrexit in mundo. Est enim ut  Socrates5 ait, magnum miraculum homo. Homo mira Maximum vero sapiens homo. Sed pars sapientie est culum non parva, se ipsum cognoscere, quod et Apollinem delphicum6 dixisse ferunt, licet aliter interpretentur, ut puta morali non naturali philosophie hoc dictum Nosce te Gnoti se auton applicantes. Nec mirum cum a ipsum philosophis grecis7 homo microcosmos dicatur, in se complectens cuncta mundi maioris, ut alio loco expositum et declaratum est a nobis. Laus Leonardi Itaque tu pro innata humanitate et mansuetudine tua,  phisici quibus passim predicaris, non dedigneris non suscipere, basilien〈sis〉 verum amplecti parvum hoc munusculum, animum

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datoris continens8 maiora spondentis, dum res et fortuna uberius aspirabunt, quod si te hilari fronte recepisse cognoverimus, operam dabimus, ut et glossema nostrum subsequatur, ad laudem et gloriam nostri, ac nominis tui inmortalitatem, famamque perpetuam, sub cuius patrocinio edetur et publicabitur opus insigne cuius tu protector indubitatus eris. Et bene Vale, Ex Argentina9, ipso die beatorum martirum10 testium christi, dei vivi veri et eterni, cuius humanitatem, ad usque sanguinis effusionem testificati sunt. Anno a nativitate eiusdem Millesimo quingentesimo Tredecimo. Muling hat dem Text des Mundinus aus anderen Autoritäten einige Additiones Adelphi beigefügt. Durch die Anatomie trete die wunderbare hominis compositio vor Augen; nicht nur die philosophia moralis, auch die naturalis diene seiner Selbsterkenntnis. 1  Leonhardus Caramellus (Caramelli), († 1519 in Solothurn). Im Jahr 1512 promovierte er zum Dr. med. Vgl. Alfred Hartmann (Hg.): Die Ammerbachkorrespondenz. Bd. I. Basel 1942, S. 74 u. Anm. 2, u. ö. Die freundliche Auskunft verdanke ich Herrn Dr. Frank Hieronymus (Basel). Josef Anton Häfliger: Die Apotheken und Apotheker Basels. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 31 (1932), S. 281–468. Zur Apothekerfamilie Caramelli S. 331 u 449. Enthalten ist der Widmungsbrief in dem von Adelphus edierten medizinischen Traktat Anathomia des italienischen Arztes Mondino (Mundinus) de’ Liuzzi (um 1275–1326). Erstdruck: Pavia 1478. Straßburg: Martin Flach d. J., 1513. Exemplar: *Augsburg SBStB, Signatur: 4° Med. Mundinus. Es gibt Exemplare mit und ohne Titelholzschnitt. 2  apud] aput 3  Basel. 4  compositionem] compositionen [!] 5  Sokrates (um 470–399 v. Chr.), griech. Philosoph. 6  Delphi, griech. Stadt, Ort des berühmten Apollon-Orakels. 7  Griechen. 8  continens] cōijtieus [!] 9  Straßburg. 10  Dies Beatorum Martyrum: Tag der vierzig Märtyrer von Sebaste (Armenien); Fest: 10. März.

14. Widmungsbrief Mulings an den Wormser Offizial Jakob Schenck Straßburg, 25. Dezember 1513 [Bl. Av] Ioannes Adelphus Physicus, Excellenti viro D〈omino〉 Iacobo Schenck1 Iureconsulto optimo, ac Vuormaciensis2 Ecclesie Officiali bene merito domino et preceptori semper amando. S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉. ROgatus a plerisque politioris literaturae amatoribus, Theoderico Gresemundo3 (pie memoriae) Officiali Moguntino4 homine dum viveret literatissimo, et inter germanos doctissimo. Necnon Iacobo Oeszler5 Iureconsulto optimo, qui nobis ad hanc rem plurimum opitulabatur, exemplar unum vetustioris scripturae, et pene obliteratae exhibendo, ut emendatius exiret in publicum Alexandreis illa Gualtheri Insulani6 Presulis (ut vult dominus Abbas Spanhemensis de Trittenheym7, in suo quem De scriptoribus Ecclesiasticis edidit libello) quam et tu Iacobe, vir omnium bonarum disciplinarum cultor, sedisque Vuormaciensis Iudex pius et iustus, Renato8 impressori Argentinorum pridem dederas imprimendam. Accessit tandem nostra in hac re diligentia ut piis lectoribus et studiosis quibuslibet satisfieret. Itaque sepultum opus resurgere curavimus, quo gloriam capiat beatitudinis, famaeque perpetuae, ne sic pereat labor bonus multo sudore quesitus, sed somnolentos excitet ad consimilia peragenda. Multis enim prodest quod multis scribitur, doctis ut legant, potentibus ut discant, principibus ut sequantur. Nam Alexander9 ille magnus Macedoniae rex, omnium bellatorum dux et splendor, et in hoc uno laudandus semper et extollendus ad usque sydera, quod a manu semper consilium sumpserit, summamque sapientiam in promptu habuerit, tollendo moras omnis. Nostri vero principes et Romani Imperii gubernator Maximilianus10

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Caesar cunctando et differendo rem collapsam restituere conantur, sequuti hoc Ciceronianum11. Unus ho- [Bl. aij r] mo nobis cunctando restituit rem. Sed an mora an celeritas preferenda philosophis relinquo sagatioribus discutiendum. Magna nimirum fecit12, et in presentiarum quotidie facit noster ille Augustus Imperator. Sed o utinam in eo et celeritas Alexandri vigeret et obedientia suppeditaretur, profecto talem inimicis timorem iniceret, ut in mundo sit nihil, quin hoc medio adipiscaretur. Nam quidam ex poetis ait: Tolle moras, semper nocuit differre paratis. Quanta enim pericula ex procrastinatione veniant, indies experimur, et res adeo in confesso est, ut exemplis non egeat. Sed in hoc principis nostri invictissimi relucet clementia qui nihil festinanter, nihil temere, nihil inconsulto agere tentat, sed meditatione et providentia previa cuncta ad optatum perducit finem. Quare vos omnes oratos velim, ad quos praesentes literulae perveniunt. Viriliter fortia aggredimini dum tempus est, dum oportunitas se offert, hac enim neglecta in praecipitium et damnum cadere necesse est. Cuius rei hoc unum Alexandrinum in promptu omnibus assit exemplum, quo viso et examussim cognito, nihil est quod manus eorum subterfugere possit. Tibique viro humanissimo gratiarum referant actionem, qui huius negotii instaurator et conservator iure praedicaris et ab omnibus passim appellaris. Itaque foeliciter vale ex Argentina13, die natali Salvatoris nostri. Anno virginei partus M.D.XIII. Erstausgabe der Alexandreis. Muling erläutert die Umstände der Edition und empfiehlt die spontane Tatkraft Alexander d. Gr. für den allzu zögerlichen Kaiser Maximilian.  Jakob Schenck, Doktor beider Rechte, war Stiftsnotar des Bischofs von Worms. Im Jahr 1525 wurde er Bürger von Speyer und war als Advokat am dortigen Reichskammergericht tätig. Verfasser einer Gerichts Ordenung, die 1530 in Ettlingen durch Valentin Kobian gedruckt wurde. VD16 S 2580, Exemplare: Nürnberg GNM, Wolfenbüttel HAB. Der Widmungsbrief Mulings an Jakob Schenck ist enthalten in dem von ihm edierten Werk Alexandri Magni Regis Macedonum vita. Per Gualtherum Epi­ scopum Insulanum ... Straßburg: Reinhard Beck, 1513. Exemplar: *Wolfen-

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Vierzehn lateinische Widmungsbriefe

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büttel HAB, Signatur: 87 Quod. 4° (4). Die Titeleinfassung mit eingezäuntem Tiergarten, zwei Bäumen und einer Eule, sowie die eingerahmte Drucker­ marke des Reinhard Beck mit wildem Mann, stammen von Hans Baldung Grien. Titel in Rot und Schwarz. Vgl. M. Consuelo Oldenburg: Die Buchholzschnitte des Hans Baldung Grien. Ein bibliographisches Verzeichnis ihrer Verwendungen. 2. Aufl. Baden-Baden 1985, S. 84, L 86 und S. 85, Abb. 153. 2  Wormser. 3  Dietrich Gresemund d. J. (1476–1512). Er war Kleriker und stand seit 1508 als promovierter Jurist im Dienst des Erzbischofs von Mainz. Vgl. Uta Goerlitz: Gresemund, Dietrich d. J. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 956–966. 4  Mainzer. 5  Jakob Oeßler, geb. 2. Hälfte des 15. Jhs. in Straßburg, gest. vor 1520. Doktor beider Rechte, kaiserlicher Rat, Bücherzensor und Generalsuperintendent aller Buchdrucker im deutschen Reich unter Kaiser Maximilian I. Vgl. François Ritter: Histoire de l’imprimerie Alsacienne aux XVe et XVIe siècles. Strasbourg/Paris 1955, S. 517, Appendix 170. 6  Walter von Châtillon (auch: Gualterus ab Insulis, Gualterus de Castellione) (um 1135 – um 1200), verfasste zwischen 1178 und 1182 sein aus zehn Büchern bestehendes Versepos Alexandreis. Vgl. Marvin L. Colker (Hg.): Alexandreis. (1978); Gerhard Streckenbach (Übers.): Alexandreis. Das Lied von Alexander dem Großen. (1990). 7  Johannes Trithemius (1462–1516), aus Trittenheim/Mosel, Humanist, Abt des Benediktinerklosters Sponheim bei Kreuznach. Verfasser des Werkes De scriptoribus ecclesiasticis. Basel: Johann Amerbach, 1494. Vgl. Klaus Arnold: Trithemius, Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1089–1122. 8  Reinhard (Renatus) Beck, Straßburger Drucker (1511–1521). 9  Alexander der Große (356–323 v. Chr.), König der Makedonen. 10  Maximilian I. (1493–1519), dt. Kaiser. 11  Seit der Renaissance einsetzende Bewegung, sich die Stilkunst und Rhetorik Ciceros als Vorbild zu nehmen. 12  fecit] faecit 13  aus Straßburg.

Sechs deutsche Widmungsbriefe des Johannes Adelphus Muling Mit Kommentar und Glossar 1. Straßburg, 1. November 1512, Hermann von Sachsenheim: Die Mörin An Jakob Bock, Ritter von Bläsheim 2. Straßburg, 6. März 1513, Declaration ... Rock Jesu Christi An Christoph von Rheineck, Domkustos zu Trier 3. Straßburg, 29. September 1513, Doctor Keiserspergs Passion … An Christoph von Rheineck, Domkustos zu Trier 4. Straßburg, 17. März 1514, Jakob Mennel: Passion in Form eines Gerichtshandels An Dr. Jakob Mennel, Jurist in Freiburg 5. Schaffhausen, 25. Mai 1514, Doctor Keiserspergs Pater noster An Wilhelm III. von Honstein, Bischof von Straßburg 6. Schaffhausen, 4. April 1519, Erasmus von Rotterdam: ­Enchiridion oder Handbüchlin … An Hans von Schönau, Humanist und Mystiker in Freiburg

1. Widmungsbrief Mulings an Jakob Bock, Ritter von Bläsheim Straßburg, 1. November 1512 1 [Bl. Aii r] Dem Strengen edlen herren Jacoben bock2 rittern. etc. Meinem günstigen herren Entbeut ich Johānes adelphus phisicus / allzeit mein willigen dienst. STrenger edler herr seitmal die liebe nicht anders ist / als der gttlich Plato3 lernet / dann ein begird zů niessen der schonheit / Und niemant ist als Jheronimus4 schreibt / der nitt etwas lieb hatt / besunder die jungen / Welche der ynbrünstig flam / angebornner hitz des geblütes / bewegt und entzündet / zů uberkummen das sie lieben. Also dan auch diser Edel streng Ritter / herr Herman von Sachßenheim5 / in zeit seiner blüenden jugent / entbrann ettwann in liebe / einer adelichen person / Umb deren willen / er so groß hertzes leid entpfienge / und inn schweren gerichts zwang kam Vor der künigin Venus / Doch zů letst / durch hilff unnd beistandt / des getreuwen Eckarts6 erlößt und entbunden. Des halb dis liep­ lich gedicht beschriben / uns allen zů einem exempel. Wan bß mag niemant meiden / es werde dann gezget unnd erffnet. Darumb sag ich / das die liebe der gestalt und schonheit allein / ist ein vergessen der vernunfft und erberkeit / und aller nechst bei der wietenden unsinnikeit Sie betriebt die sinn und gůten rat / zerbricht die edlen geist / zerstrt den rechten willen gůter neigung / und zeucht uns ab von hohen gedencken / Sie würfft uns inn die irdisch katlach / Liebe macht uns claghafftig / zornweg / frevel / halßstarck / hart / ungewillig / dienstbar / schmeichler / liebkoser / und weich weibisch leut / niemant nutz noch fruchtbar. Dan so man entbrint in begirden / zů erfolgen die unersettlich lustbarkeit / so verlürt man vil edler zeit / mit arckwon / weinen und

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Widmungsbriefe

clagen / und menglich wurt im gehaß. Doch zů letst / ist er sein selbs eigen feind und neitdhart / dan niemant wurt geletzt / wann von im selber / spricht Crisostomus7 / Der lieb und dem liebhaber / folgent nach / alle dise laster / Sorg / kranckheit / unrů / armůt / mangel / und stetiger bresten / unweißheit / dorheit / feigkeit / fulheit / unnd verlust oder schaden leib / seel / ere und gůt. Dan zweier ding vor andern allen / entpfacht der liephaber schaden / und thůt ir gentzlich nit achten / die doch alle welt für groß schetzt / als gůt lob und Reichtumb / welche stück / so die eim menschen seind entzogen / würt er gantz für nicht geachtet / Wann als Plautus8 schreibt / so hat der liebhaber sein gůt für kat. Er heißt außtragen was er im hauß hatt / unnd verlürt gern williglich alle ding / dan er sich selbs verloren hatt / unnd kan sich nimmer finden. So seind die bsen weiber / also frevel fürwar / das da kein end ist des heischen / und wann du yn schon jetzund gibst / was sie begeren / an statt so wend sie anders haben / so lange er [Bl. Aii v] dann hatt / das er gibt / so lang stond im die thüren offen. Und zalt man in mit gůten worten / uß falschem hertzen. Wa er aber des beraubt würt / und nymme hatt zů geben / wyst man in zů dem hauß hinauß / Nimmer gelt / nimer lieb. Darumb spricht Plautus / das die bß fraw ist gleich dem meere / was du ir gibst / das ist verloren / und ist auch nimmer zů ersetten. Wann gůte wort mit cleinem gunst / Ist groß betrug mit leichter kunst. O we liephaber gedenck wie dein sin / hertz můt und gedanck gehefft ist / mitt dem pfeil Veneris / an die thür der liebsten / und reiß dich ab. Nit lieb allein in eim fremden krper / und biß in deim eigen tod / uff das du nit sprechest wa ich binn / da bin ich nitt / wa ich nit bin da ist mein sin. Gedenck wie die bsen uppigen frauwen / nitt eim liebhaber allein dienen / sunder vilen / und also uß vil trauben / ein reichen herpst machen / dannenthar dan zwitracht und steter arckwon entspringen. Darum dann diser streng Edel Ritter / mit disem synem büchlin / understat uns abzůwenden / von der bsen liebe / unnd die zů keren unnd mutieren / in ein erliche lobliche liebe / aller tugend und erberkeit / das wir nit also / uff dem grienen zweig der blüenden liebe / wie blinden verfaren / und in sol-

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lich angst unnd not kummen / darinn er dann gewesen / sunder allein anhangen der liebe / die iren liebhabern heil zůbringet / und uns fründ gottes machet / wann die rechte lieb / ist selbs ein grosser gott vor menglich zů verwundern / Die ein ursach ist aller gůtthat / die den menschen friden gibt / den winden růg / dem meere sein stille / Die element in geselschafft verbindet unnd alle lebendige creatur in früntschafft vereinbart. Lieb ist ein verleiher der gůtthat / ein vertreiber der boßheit / unnd zů gleicher weiß / als die bitterkeit / nitt mag vereiniget werden mitt der süßikeit / die finsterniß mitt dem liecht / der regen mitt der clarheit / der streit mitt dem friden / die unfruchtbarkeit mitt dem uberfluß / unnd das ungewitter mitt der schne / Also auch mitt der liebe / mag nitt vereinbart werden / Neid /zorn / unnd unwill. Darzů zů gleicher weiß / als der strom von der sonnen / die hitz von dem füer / die kelte von dem eyß / die weisse von dem schnee / nitt mag gescheiden werden. Also mgen auch nit von der liebe gesündert werden geselschafft / früntschafft / und einhellikeit. Dann lieb ist der liep­ lichest knopff der früntschafft / und der fürst alle gůtwillikeit zů verbinden / darumb dann die Rmer / der früntschafft iren nomen in latein / von der liebe geben haben. Wan was der gubernator und regierer ist im schiff / der burgermeister in der statt / unnd die sonn in der welt / das ist under den menschen die liebe / Das schiff verfart on ein gubernator / die statt ist inn verferlicheit on obern / Die welt würt finster on die sonn / und das leben der menschen / ist gar ein todt ding / on die liebe / Nym von den menschen die liebe / so würstu gleich geachtet / die sonn der welt entzogen haben / darzů so vertreibt die liebe / alle grobe bürische sitten / und ist ein vatter und anefang aller reinikeit und schne sie gebirt hofflicheit / zucht und geberde / dann stetigs můß der liebhaber / sich uff- [Bl. Aiii r] lecken / damit das er der lieben gefalle (als er meine) Herwiderumb / die bse uppige liebe / hatt vil menschen von sinnen bracht / und zů narren gemacht. Sie hatt auch vil ab dem steg der tugend / in den weg der laster gestoßen / und gar vilen den todt zůgerichtet. Aber das ist nitt der lieben schuld / sunder der menschen / die nit künden noch wissen liebhaben / dan gleicher

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Widmungsbriefe

weiß / als ein maß ist in allen dingen / unnd ein zil gesteckt / darüber niemant tretten sol noch ubergon. Also ist auch inn der liebe / ein mittels zů brauchen / Dan die alten weisen Philosophi / sagen das die tugenden / sollen gemeßiget sein / unnd wa die ubergangen / werden sie under den lastern gezalet. Darumb dise maß und temperament / so zů der tugend9 gehoret die hrt auch zů der ­liebe / unnd dann so wurt alle clag von der liebe getriben. Dan als Plautus schreibt / so ist gůt / ein wenig liebhaben mitt sinnen / aber on sinn / ist es nit gůt. Welches auch die christenlichen lerer bekennen und verjehen / wie die lieb in uns soll geordent sein / die in vil menschen gar ungeordent ist als Origines10 sagt Dan uß gůtthat der liebe / werden alle thier uff ertreich geboren / gemeret und behalten. Darumb dan Socrates11 / ein brun aller tugend bei den Athenern / als er in einer Oration / die liebe wolt schelten / bedeckt er sein haupt (umb scham willen) mitt einem mantel / und als bald herwiderumb / da er sie loben was und preißen thet und volbracht / er mitt bloßem entdeckten haupt. Unnd diser unser Streng edel Ritter / als er in gegenwertigem werck / die rechte lieb understadt zů loben und riemen dem Socrate nachvolgende / das thůt er mit offnem haupt / unverschempt Unnd gibt uns harinn / ein clůge underweisung / wie wir uns in der liebe sollen halten. Selig ist der es begreifft / unnd im treuwlich nachkommet / das mittel und die maß der liebe triffet. On zweiffel er uberkommet und erlangt / was sein hertz begert / Wa er sich aber den lust laßt ubergon / in was schad unnd schande er fallet weiset diß büchlin / mitt schnen lieplichen worten / darinn der welt lauff wurt ußgelegt / Welchem wir auch anhengig12 gemacht / die schn Egloga / des Edellen Poeten Baptiste Mantuani13 uß dem latein verteutschet / von der bsen weiber natur und eigenschafft / darnach sich menglich wisse zů richten / und halten / und niemant sich der unwissenheit entschuldige / ob er von liebe / in widermůt kommet. Darumb Edler strenger Herre / mein bitt und beger ist / Dis clein werck von worten / nitt verschmahen / sunder gietiglich annemen / nach angeborner tugent / dann in den sinnen / und verstandt / mag es eim gar grossen / wol vergleichet werden / in welchem / kein wort

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on sunder bedeutung ist / wan so vil der wort seind / so vil ist auch der verborgen heimlichen sinn unnd begriff. Welches so wir euwer strengkeit / angenemen vermercken / on zweiffel uns fleissen / das hienach / auch ander der gleichen werck / ußkommen unnd an den tag gangen / zů trost unnd heil allen liephabern / der schrifftlichen tugenden. Dan billich ist / was ritterlich be- [Bl. Aiii v] schriben ist / das es auch ritterlichen ußgang habe. Geben zů Straßburg an dem Ersten tag Novembris / im jar nach christi geburt Fünff­ zehenhundert und zwlff. 1  Enthalten ist dieser Widmungsbrief des Adelphus in dem von ihm herausgegebenen Werk Die Mörin des Hermann von Sachsenheim (Erstdruck). ­Diese Verserzählung erschien am 24. November 1512 bei Johannes Grüninger in Straßburg. VD16 H 2448. Exemplar: *Stuttgart WLB (HB Fa 414). Die vorred ist nachgetragen (Bl. LIII v–LIIII r). Ihr folgt als letztes Stück des Buches anonym und daher lange für ein Gedicht Mulings selbst gehalten Hieronymus Emsers Satyra, eine Schmähschrift gegen das Laster des Ehebruchs, zum größeren Teil ein Preis der Ehe und ehelichen Treue. In den späteren Auflagen der Mörin (Worms: Sebastian Wagner, 1538, 1539 und Frankfurt am Main: Weigand Han, um 1560, Weigand Hans Erben um 1561) ist Mulings Dedikationsbrief ebenfalls abgedruckt. Vgl. Schmidt (Frankfurter Drucke), S. 406–407, H 3 und H 4. 2  Jakob Bock von Bläsheim, Ritter († nach 1512). Vgl. Thomas A. Brady, Jr.: Ruling Class, Regime and Reformation at Strassbourg (1520–1555). Leiden 1978, S. 83, 88, 89, 302, 431. 3  Platon (427–347 v. Chr.), griech. Philosoph. 4  Hieronymus (um 348–420), lat. Kirchenlehrer. 5  Hermann von Sachsenheim (um 1365–1458), deutscher Dichter, Verfasser des Versepos Die Mörin (1453). 6  Der getreue Eckart, eine Gestalt der deutschen Heldendichtung, Raterund Warnergestalt (Tannhäusersage). 7  Johannes Chrysostomus (344/354–407), Bischof und Patriarch von Kon­ stantinopel, Heiliger und Kirchenlehrer. 8  Titus Maccius Plautus (um 250–184 v. Chr.), röm. Komödiendichter. 9  tugend] tungend [!] A; tugent BCD. 10  Origenes (um 184/85–254/55), griech. Theologe und Kirchenschriftsteller. 11  Sokrates (um 470–399 v. Chr.), griech. Philosoph. 12  anhengig] auhengig [!] A; fehlt BC; anhengig D.

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Widmungsbriefe

13  Baptista Mantuanus (1448–1516), ital. Dichter und Humanist. Die von Adelphus im Brief erwähnte Egloga wurde, wie er am Ende der Mörin-Aus­ gabe mitteilt, nicht gedruckt.

Glossar ab von abreißen entreißen als wie anhengig gemacht angehängt, beigefügt behalten billich bresten bürische

erhalten, bewahren rechtmäßig Gebrechen bäurische

claghafftig

klagend

dann dannenthar dorheit

als daher Torheit, Dummheit

entbrann entbrint entdeckten entpfacht entpfinge erberheit ersetten ettwann

entbrannte entbrennt entblößten empfängt empfänge Ehrbarkeit ersetzen früher, vormals

gar gebirt gedencken gehaß gehefft

ganz gebürt Gedanken verhasst gebunden, ­gefesselt verletzt gesondert

geletzt gesündert

gezeigt gezget gubernator hier: Kapitän halßstarck harinn hat heischen hofflicheit

halsstarrig hierin hält fordern Höflichkeit, ­Vornehmheit

kat katlach knopff künden

Kot Kotlache Knospe konnten

lernet hier: lehrt mag menglich mutieren

kann alle verwandeln

neitdhart nicht niessen nome nymme

Neider, Missgönner nichts genießen Name niemehr

on sunder

ohne besondere

riemen růg

rühmen Ruhe

seind seitmal

sind da ja

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Sechs deutsche Widmungsbriefe stond strengkeit sunder

stehen Entschlossenheit, streng, Attribut des Ritters sondern

tag (an den tag) gangen im Druck erschienen ubergon uberkommet uberkummen ufflecken

überfließen überzeugt erhalten sich zum Narren machen, sich putzen understat wagt unsinnikeit Wahnsinn unverschempt schamlos unwill Ekel uppig leichtfertig Veneris

der Venus

vereinbart

verlürt

in Übereinstimmung bringt Gefahr bejahen, ­behaupten verliert

wa wann was weisse wend widermůt wietenden wurt wyst

wo denn, wenn war weiße Farbe wollen Widerwärtigkeit wütenden wird weist, zeigt

yn

ihnen

zeucht ab zornweg zurichten

entzieht jähzornig bereiten

verferlicheit verjehen

2. Widmungsbrief Mulings an Christoph von Rheineck, Domkustos zu Trier

Straßburg, 6. März 1513 1 [Bl. Aij r] Dem wurdigen wol geboren Edlen herren / herren Cristophen von Rynecken2 Thům Custer der hohen Styfft Trier / minem gnedigen / günstigen lieben herren / Enbeut ich Joannes Adelphus physicus / myn altzyt undertenig willig dienst.  Ere würdiger / wolgeborner Edler herre / ich han verschyner zyt / gůter christenlicher meynung / uß unbedochtem synn unnd behendem anlauff / eyn kurtz anzeigung thon / myns bedunckens / von dem Rock Christi / wie der mcht gen Trier kommen seyn: und der recht glauplich gehalten werden. So ist harfür kommen eyn ungenanter prophet: den ych yetzo nit anders nennen mag / darumb das er etwas neüwes / understadt uff zebringen / und zů verkünden / wyter dan gemeyn rede und sag / aller chrystglaubigen menschen haltet / Welcher opinion mer anzůhangen ist / als alle wysen schryben / dan eym eintzygen menschen allein. Sitmal ye welten also glaubt und fürwor gesagt worden ist / das der rock Christi do sol sein. Und als Aristoteles sagt. was vyl sprechen / ist selten gar erlogen / oder umbsunst geredt: dan nichts on ursach beschicht in diser welt. So han ich mir fürgesetzt / sllich myn vorgetruckt anleytung / weyter zů declaryren und erkleren / oder z verantwürten / alß billich ist / Glych wie meister Hans Haßfürt3 auch verantwurt hat / die prognostication des philosophen Lucas genant: die vyl bß verkündet hat: aber zů früe kommen ist / dan sllichs noch nit beschehen: nochmals aber werden mcht / wo es

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got nit abwendet. Und aber myn gedicht / nicht anders dan was zů andacht / und merung der liebe gottes dienet / weiß ich nit uß was geists der prophet / sllichs hat thůn widerfechten und widersprechen / in hoffnung villicht / ein hanen [Bl. Aij v] do zů erdantzen: Oder aber uß besonderem nyd unnd haß nit myner allein / sonder aller / die sllichs demütiklich gelauben: sy z verfieren / und ab dem weg der worheit wysen: Mag ich lenger nit schwygen / und sllichs noch allen mglichen flyß verantwurten. Wie wol der prophet / under dem schyn der befestigung myner gedicht / unnd zů wyter erklerung: ob ich etwo geirret het / das syn mag / slliches beschehen furwendet: yedoch so lauffen die trůsen und heffen mit dem lautern und klaren. Glych als obenthüre / das oben gold schynet / und unden kupfer ist / da durch dan der glaub des hohen heilthumbs. würd geschwechert und gemyndert / das doch kein christen mensch thůn sol / sonder allen mglichen flyß ankeren / die hertzen der kalten christen erweichen und erwermen / glich als ein ysen von dem feur / gtlicher liebe etc. Dan der prophet / disen dingen nit wyter glauben geben wyl / weder die fursten und herren / die by des Rocks erfindung gewesen seind / zůgeben oder halten / Und syn gedicht nit der meinung beschriben haben / die menschenn abzůwenden: als er sagt / sonder die worheit lauterer anzeygen. So vil das beschicht / mag ich wol lyden. Gyb aber das eym yeden leser / des selben büchlins zů ermessen / nit das ich es urteilen wyll / sonder allein das myn defenderen und beschirmen / Halt oder glaub dennocht ein yeder was er wyl. dan harynn ich im nicht wil abgebrochen han. Sytmal eyn yeder uberflüssig ist in synem synne: und man gmeinlich spricht: als manig haubt als manig synn etc. So hab ich auch harynn mynen eygen synn gehebt und willen / zů reden und schriben / was mich duncket zů der sach worheit dienen. Darumb gnediger herr / bitt und beger demütiklich / dissen mynen anderen fürschlag / gtiklich anzenemen unnd beschirmen: auch in gůtem uffnemen unnd verston / so mit gůtem hertzen es beschriben ist / Eüwern gnaden damit zů wilfaren / die sollichs unnd anders / das z auffung unnd merung christenlicher andacht dienen mag / gern und billich annimpt /

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Widmungsbriefe

als ein besonder liebhaber der worheit. Mit wyter und merer erbietung / wo ich ir wißt zů willen werden / mich unzwyfel nit sparen. Hiemit sye ein end diser vorred. Widmung Mulings an den Domkustos Christoph von Rheineck und ein in Straßburg Laetare (6. März) 1513 verfasstes Schlusswort. Nochmalige, aber erheblich veränderte Rekonstruktion der Translationsgeschichte des Hl. Rocks; die Kaiserin Helena gilt ihm nun als unbeteiligt. Nachdrücklich zurückgewiesen wird in einem Nachtrag die Herkunftssage des Orendel, die Muling in dem Druck des Versepos von 1512 gelesen hatte.  Der Widmungsbrief des Adelphus ist enthalten in seiner Schrift Declaration vnnd ercle | rung der warheit des Rocks Jesu christi / newlich zů / Trier erfunden / … Durch Joannem Adelphum Physi | cū andermals beschriben. Datum zů Strasburg vff den sontag Letare (6. März) / im iar .M.ccccc.xiij. Gedruckt durch Martinum Flach. VD16 A 241. – Exemplar: *München BSB (4° Rar. 866/5). 2  Christoph von Rheineck (um 1472 – 12. Nov. 1535). In seiner Eigenschaft als Domkustos zeigte er am 14. April 1512 Kaiser Maximilian im Beisein der Reichsfürsten die Reliquien des Domes zu Trier. Vgl. Dohna, Sophie Mathilde, Gräfin zu: Die ständischen Verhältnisse am Domkapitel von Trier vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Trier 1960 (Schriftenreihe zur Trierischen Landesgeschichte und Volkskunde, 6), S. 71, 87, 91, 177. 3  Johann Virdung (um 1463 – um 1538/39) aus Haßfurt in Unterfranken. Astrologe, Verfasser mehrerer Jahresprognostiken. Adelphus bezieht sich hier wahrscheinlich auf Virdungs PRactica Teütsch Etlich Iar we- | rende Von dem kunstrichen wolgelerten der Philo | sophi | Astronomi | Astrologi / … meyster Hansen virdung von Hasfurt … Von der zůkunfft eins | neüwen Propheten / vnd anderer grsser geschicht … Getruckt zu Straßburg von | Matis hüpfuff … 1503. 4°, 22 Bl. Benzing (Strasbourg I) 1942; VD16 V 1296. – Exemplare: Gießen UB (Ink. P. 50994); Wolfenbüttel HAB. 1

Glossar ab von abbrechen verweigern als wie als manig so viel

anderen zweiten ankeren anwenden auffung Erhebung

Sechs deutsche Widmungsbriefe befestigung Erhärtung beschehen geschehen beschicht geschieht billig rechtmäßig custer Küster dan als declaryren authentisch ­interpretieren defenderen verteidigen dennacht dennoch enbeut entbietet erfindung Auffindung erfunden gefunden, ­entdeckt etwo hier und dort fürschlag Vorschlag fürwor wahrlich furwendet vorbringt, als ­Vorwand benutzt gar ganz gehabt gehebt geschwächt geschwechert allgemein gmeinlich haben, habe han hanen (einen) erdantzen das Beste erreichen hervor harfür Heiligtum, ­Reliquie heilthumb reiner lauterer manig viel meerung Vermehrung

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mcht könnte myn (das) das Meinige noch nach nochmals nachmals, später obenthüre (alem.) Abenteuer opinion Meinung prognostication Voraussage sitmal (sytmal) da ja, zumal ja sonder sondern sparen zögern syn sein thům Dom trůsen und heffen Weintrester und trübe Weinhefe uberflüssig im Überfluss, reichlich understad wagt vergangener verschyner wollten welten weisen (wysen) Gelehrten widerfechten anfechten willen (zu willen werden) gewillt sein will wyl ych ich ye immer, jedenfalls, wenigstens Eisen ysen

3. Widmungsbrief Mulings an Christoph von Rheineck, Domkustos zu Trier

Straßburg, 29. September 1513 1 [Bl. Aiiii r]  Dem erwirdigen wolgelerten. Edlen herren. herren Cristophern von Reinecken2 etc. Thůmcustor der heiligen stifft Trier3 Meinem gnedigen / günstigen / lieben herren und gebieter. Enbeut ich Johannes Adelphus Phisicus / mein alzeit underthenig / und gehorsam dienst / und darzů vil heiles.  Wirdiger wolgeborner edler herr. ein kleine kurtze vorred / hon ich mir fürgenommen zů thůn / für ein ynleitung und ynfürung in dem nachgonden schnen passion. Euwern Gnaden und wirden damit zů gefallen / uff das man nit also bloß daryn tret / sunder vor ein cleinen bericht und verstandt hab / als billichen ist / daruß man wisse und verston mg / was doch herinn begriffen sei. Dan wer etwas wil sagen und beschreiben / der sol an dem ersten / deß selbigen ußlegung und definition setzen / spricht Aristoteles4 und Boetius5. Dem gütigklichen nachfolgende / sag ich in dem nomen des herren also. GOt der almechtig in dem himmel / hat on zweiffel heilsamlich uffgesatzet / und gebotten in dem alten testament. Deuteronomii6 an dem xxvi. Capitel. Von allen neuwen ersterwachßenden früchten / im etwas uffzůopffern / zů eim geroch und geschmacke der süßigkeit. Welches gebot / die juden lange zeit gar steiff und unbeweglichen gehalten haben / und auch gehandthabet / dan wer solichs uß verachtung und ubermůt / verbrach und ubertratte / der ward

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von got selbs / unnd auch inen gestraffet hartigklich / des vil exempel funden werden / durch die bibel / on not zů melden. Diser loblichen gewonheit und alten harkommen / oder mer gebot gottes / hat die cristenliche kirch / in irem anfang / auch wllen genůg thůn / und sollchs halten und nit ubertretten / unnd hat deßhalb dergleichen / auch also uffgesetzt zů thůn / unnd bestetigt das stet und vest / unverbrochenlich zů halten / bei bäpstlicher und keiser­ licher straffe. Aber uff das sie nit geacht würde / gemeinschafft haben mit der jüdischeit / sich inen zů vergleichen unnd iren sacrificiis / so hat sie das opffer verkert und bewendt / in ein zehenden / wie man den das opffer / jetzo gemeinglichen heisset / und vor dennocht zům teil / auch also genant worden ist. Also das man yeden zehenden teil / von allen früchten uf [Bl. Aiiii v] erden / gott dem herren heimgeben solle und uffopffern / oder aber seinen priesteren / als stathaltern und dienern gottes und der geistlicheit / damit und sie auch leben / und mit eren ußkommen / on leipliche hand­arbeit / als sich gebirt / dan es wer gar unzimlich / das die gesalbten hend / damit man got handlen und legen sol / also solten bauren arbeit thůn / und handtwerck treiben / als Jeronymus7 schreibet / doch ist es nit gar verbotten wißsent die juristen wol. Wiewol etlich priester / irer hohen wirdikeit so gantz unnd gar vergessen / das sie sich nit schamen / auch mindere ding zů thůn / dan handtwerck brauchen karren unnd faren wye ein anderer bauer / oder zůfeld gon den pflůg heben / ich geschweig etwas schentlichers und uppigers zetreiben / das nit sein solte / dan sie solten yndenck sein des süßen opffers / das got so wol gefallt und angenem ist / das er es nennet / ein geroch der süßigkeit / darmit er sie versehen hat / nach aller notturfft / das inen nicht abgat noch mangelt. Des opffers und zehenden / sol sich kein cristen mensch widern / zů geben und uffopffern / noch den bßern / ergern / und mindern teil / got geben und ußsůchen / wie man dan sorg ich / etwan pflegt zů thůn / alweg das krum und lam ist / verdorben und gestorben /

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damit wil man got vernyegen / und wolten nitt das man sie also bezalet. Warlich nit also / sunder wiltu das dir got dein frucht und gewechß / schützig mach / so bezal yn wol und recht / er kan dirs gar wol vergelten / und hat es gethon / ee das du im danck sagest. Gib got das gottes ist / so gibet er dir wider was sein ist. Gedencke wie er sich selbs hat uffgeopffert willigklichen / an dem stammen des heiligen creutzes / für unser aller sünd und missethat / um grosser liebe willen / gegen menschlichem geschlecht / die in darzů zwang uff das er uns widerbrechte / davon wyr gefallen weren in Adam / unnd gib im reichlichen / frlichen / und loblichen / syn opffer und zehenden / dan dise drei stuck sollen und müssen dabei sein / und mitt einem jeglichen opffer lauffen / es ist sunst got nit angenem dein opffer / als die heiligen lerer davon schreiben / und namli〈ch〉8 Augustinus9 und Gerson10. Sollicher loblicher gewonheit der cristen / hon ich (wiewol der minst) an dem teil / auch wollen nachfolgen und gnůg thůn nach meinem vermgen / umb dancksagung willen der genaden / so mir als ein unwirdigen / auß gütigkeit meins schpffers verleihen ist hab also got meinen erlßer unnd seligmacher / als billichen und recht ist / und zů thůn schuldig bin. Disen zehenden uffge­ opffert. Mit bit und beger / das gnedigklich anzenemen und entpfahen. Nit verschmahen das arm schlecht opffer / seins knechts / noch das süß angesicht / davon keren / als von dem Cayn11 / des goben der her nit wolt ansehen / sunder uß barmhertzigkeit / mir die andern frücht und garben / schützig und fruchtbar [Bl. A5 r] machen / zů trost meiner armen selen / und nutz oder frommen aller cristen menschen die davon als ich hoff / sollen gespeiset werden / und getrstet in irer kranckheit ob sie schon nit gesettiget werden / so hon sie doch ein uffenthaltens des lebens / biß sie weiter kommen mgen / und ein besser oder krefftiger confortatium finden. Sollen also von disem meinem zehenden / ein kůchen bachen des lebens / den man nennet ein lebkůchen / sich damit zů stercken und krefftigen / uber alle artznei diser welt / wie dan der hochgelert herre doctor Johann Geiler von Keisersperg12 / der stat

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Straßburg loblicher predicant / dreissig jar lang / gelernet hat und underwißen. Als dan in disem bůch geschriben stot. Und ich Adelphus / erst uß lateinischer sprach in teutsche zung bracht habe. So biß on zweiffel du würst wol genesen unnd bald gesunt werden / an seel und leib / das geb got uns allen. Das ich aber eben dis mein werck und translation Euweren Gnaden und wirden / als einem besundern hohen diener und stathalter gotes und Canonico / für ein zehenden uffopfer und ergibe / ist nit on ursach zůgangen noch on anschlag beschehen / dan ich vor und ee neun andere bücher geschriben und gemacht hab in geistlichen und weltlichen dingen / aller menglich zů gůtem / die anders der weißheit13 begeren / die man uß der schrifft als von eim acker / uß dem bůchstaben als von dem somen und kernen / uß den büchern als ab den garben und hauffen / nemen und versamlen sol Wiewol ich auch sunst ander vil cleine matery / als unkrut / ratten und wicken / etwan hinlauffend14 geseet hab und außgespreit / durch die gantze teutsche nation wolt got es wer noch zethůn / und in dem sack verliben / biß es baß erdürr / und zeitiger worden wer / und mer fruchtbarer. Doch so hoffen ich es werde mit solichem milten hertzen gelesen und verstanden als uß gůtem willen und meinung es beschehen ist / so bin ich on zweiffel man sol mir des dancken. Wer kan aber yederman recht thůn unnd wolgefallen / ich mein nit das er leb uff erden / so das Cristus nit hat künden thůn und alle heiligen. man hat sie geneidet und verhasset ja mer verfolget und durchechtet umb der warheit willen / die solichen haß bringet und gebirt / als Cherentius15 schreibet aber doch under eim gerechten richter und urtheiler / ligt sie ob und gesigt sprichet Jeremias16. Wie solt ich armer mensch dan thůn und hindurch wischen unbeschruwen oder nit berüffet. Des sol aber niemand achten / man můß die frsch lassen schryen / und die genß pfeißen und die natern stechen / wan das ist yr eygen angeborne natur / sie mgen nitt bessers. unnd künden nit anders. man můß sie also lernen erkennen von andern creaturen. die bßen menschen. Darum sol man sich nit zevil darwider legen. dan wer sich lang kratzt

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der blutet gern hinden [Bl. A5 v] nach unnd weger ist mitt gantzer haut schlaffen gangen. So möcht ein fürwitziger fragen. was seind dan die wercke davon du hie meldung thůst / und verteutschet hast / als du sagest / seind sie so dienstlich und gůt / als dis gegenwirtig werck / ist billichen das wir die selbigen understanden zů reichen / und uberkommen wa wir mgen / unnd also sehen in warheit / das du dir nit zůschreibest / das nit enist. Ich antwurt ja / sie seind nutzelich und heilsam / wan sie anders recht und wol verstanden werden / und fleißig gelesen / so bringen sie zehenfaltig frucht / wie aller ander gůter somen / unnd seind namlich dise / wie hernach geschryben stot. 1. Item an dem ersten Marsilius Ficinus von dem dreifaltigen leben.17 2. Zů dem andern ein bůch heisset Ortus sanitatis.18 3. Zů dem dritten Doctor Brandes fabelbůch zů dem Esopo.19 4. An dem fierden die hystoria vonn Rhodys.20 5. Zů dem fünfften Bucolica Virgilii mit der gloß teutsch.21 6. Zů dem sechsten ein versamlunge der reutschen [!] Cronica.22 7. Zů dem sibenden. Albertum Magnum von den tugenden.23 8. An dem achten ein Comment inn die sequentz und hymnos.24 9. Zů dem neunden. ein Comment uber den Hora­tium.25 10. Zů dem zehenden und letsten. Doctor Keisers­ pergs26 Passion27 und lebkůchen / den du alhie sehen und lesen solt / wie er an im selbs ist / und der hochgelerte prediger gesagt hat. Unnd darnach von gnaden und hilff gottes noch vyl mer / wan die weil und ich leb und vermag / gesuntheit halb meins leibes / soll ich mich gar nit sparen / zů thůn und volbringen / alles das die cristen­liche weißheit / fürdern und meren mag / zů widerston allen feinden / leiplich und geistlich heimlich und offentlich / sichtbarlich oder verborgen / als der welt / dem teuffel und eygnen fleisch. Dan wa dise drei hauptfeind uberwunden werdenn / on zweiffel du würst zů ritter geschlagen / in ewiger seligkeit / und gekrnet mit der kron des himelreichs. Darumb so sollen wir underston / sollichs zů thůn und volbringen mit allem fleiß / und vor

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allen dingen / dan das ist das ntigest / das wir uff erden zů schaffen haben / daran all unser heil hanget und genesen / das sollen wir nit verachten noch versumen / sunder redlich und dapffer angreiffen / so hilfft uns auch got / und gibt gnad / das wir es mgen vollenbringen / dan von uns selbs uß eygner krafft / weren wir des nit vermglich / dan es ist uber unser macht. Darumb den selben gütigen herren Jesum Cristum / unsern got und schpffer unser entliche freud und seligkeit / unsern trost und erlßer / lassen uns mit ernste / fleiß und andacht / anrüffen und bitten durch sein bitter leiden und sterben [Bl. A6 r] das er uns wlle beistendig sein / unnd behilfflich in disem jamerthal / fol aller angst und not / ja in disem todkampff / und das er mit dem blůtigen spieß und sper des creutzes / ernider leg / all unsere feyend / und die also durchsteche / das sie sich bekeren zů besserung ihres lebens / und wir mit inen / so hond wir wol gestritten. Fürter nun edler herre mein / hon ich mir fürgenommen / unnd angefangen / ein andern decadem oder zehenden / den selben loblichen und wol zů follenbringen / hon ich angehebt zů verteutschen / des genanten unsers doctors von Keisersperg. Pater noster28 / das ist die predigen / so er hat gethon / in der stat Straßburg / zů ußlegung des selbigen hohen gebets / Cristi Jesu unsers herren Das er sein lieben jüngere gelernet hat uff die beger Phillippi29. Dan nach meynem beduncken / ist kein hher edler und kostlicher gebett nit auff erden / darynn all unser not begriffen werden / und was wir je mgen von got begeren / ubertreffend allen ablaß der bäpst Cardinäl und Bischff. Es stond auch in des hohen gebets ußlegungen / so vil geistlicher underweisung und lere / dienende zů ewiger seligkeit und freuden / endtlichen / das ich dise fart / nicht heilsamers / und nutzlichers weiß anzegreiffen. Und nachmals fürter / was mich got ermanet und gůt duncket / als namlichen wer. eins Doctor Brands Jherusalem von ursprung aller gůten und bßen künigen30. ii. Crisostomus31 von der penitentz. David32 / uber den fünfftzigsten psalmen Miserere.

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das drit Ficinus33 von dem cristen glauben. 4. Mantuanus34 von der gedult unnd pacientz. 5. Der narren spiegel von Pareiß35. 6. Calepinus36 abbreviatus mit seinen teutschen Vocabulen. 7. Reformatio apothece. 8. Liber collectarum ecclesiasticarum cum glossa. 9. ein exempel bůch gůter und bser sitten37 / unnd zů letst das selbig Pater noster. Doch mitt der vorbehaltung / ob mir in mitler zeit / ettwas bessers und lieplichers begegnet und zůhanden stieß / das mich nutzlicher duncket / würde ich an stat deren eins setzen und ußmachen / als dan in einem jeden bůch vorrede und prologo / wol würt vernommen werden. Und darnach mitt der hilff gottes / den dritten zehenden geben grosser werck der heiligen lerer / und damit ob got wil ein ende. Ein ander thü der gleichen / so würt on zweiffel erfüllet das wort Salomonis38. Die weißheit schryet uff der gassen. Selig ist der der sie hret.  Warumb aber ich disen meinen ersten zehenden / euwern gnaden und wirden / in sunderheit vor andern / hab zůgeschriben und dedicieret / alter lerer gewonheit nach / ist nit on sunder ursach geschehen als auch obstot / dy mich dazů bewegt haben [Bl. A6 v] Dan ich von ir wol vermercket habe / wie sie ein sundere neigung unnd liebe hat / zů dem leiden Cristi unsers herren Also das sie es gar andechtigklich hatt ußgelegt / mit geistlichen reimen / in beschreibung des lebens der heiligen junckfrauwen sancte Clare39. Auch umb vil ander tugent und lobreiche wercke / so ich von ihr gesehen und vernommen hab / Deßgleichen umb vil empfangner gůtthat und früntschafft / so mir durch sye bewisen seind / das ich deren nit undanckbar sei / welches gar ein schantlich laster ist / als die geschrifft ußweiset / und das ich kein ander grsser widergeltung und zalung hab dan dise / welche ich hoff / gezeuget werd durch sie / allen frummen andechtigen hertzen zů Trier und anderßwa und inen mittheilet zů lesen. Dann Aristoteles40 spricht. Das gůt / so vil und es gemeiner ist / so vil ist es gtlicher und auch besser. Dann niemandt entpfacht das liecht / das er ver­decke / sunder das es offentlichen brenne / zů besserung und nachfolgung viler damit man dest minder irre / als ich ungezweif-

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felt bin Besunder in etlichen personen zů Trier in der Carthuß41 / zů sant Mathyß42. Zů sant Agneten43. Zů sant Claren44. Unnd zů Oeren45. Ich geschweig der weltlichen als des Pastors46 zů Creutzenach47 / Unnd meister48 Johan Flämming49 zů Bopparten50 unnd anderer der gleichen unbekanten herren und gůten freunden / die sich des von hertzen freuwen werden / und gern lesen / wiewol sie villeicht wol bessers haben mgen. Aber was da neuwe ist / das hat man gern / also geschicht auch hie. Unnd zůletst aller meist hon ich es E〈uer〉 G〈naden〉 heimgesetzt / das sie in sunderheit lieb hat disen Doctor51 / uß meinem anbringen / als ein frummen / andechtigen geistlichen lerer. So hat mich darzů gezogen / die edle tugent / die solicher kraft ist / das sie an sich zücht die hertzen liebhabenden menschen / gleich als natürlich der Magnet das ­eisin. Der Agstein die halmen. Und der schwebel das feuer In unzweiffelter hoffnung / es werd . E〈uer〉 G〈naden〉 nit mißfallen / und mich deßhalben als iren unwirdigen diener / ir lassen befolhen sein / und funden werden / in der zal ir usserwlten / ob schon an dem hindersten und letsten ort und winckel / der früntschafft / frag ich nit nach / allein das ich ir einer sei. Das geb got von himel der verleihe uns alen / nach disem jammerthal / die freud der ewigen seligkeyt / die kein zung ußsprechen mag / und nye kein or vernommen hat. Geben zů Straßburg uff sant Michels tag52 des heiligen engels. Anno domini. Fünfftzehenhundert und dreizehen. E〈uer〉 G〈naden〉 demütiger underthon. Johānes Adelphus Phisicus. Die Veröffentlichung von Geilers Predigten in deutscher Übersetzung setzte in voller Breite erst nach seinem Tode 1510 ein; sie war ein zentrales Programm der Offizin Grüninger. Muling lieferte als erster die Übersetzung großer Predigtzyklen. Vorlage war die von Jakob Otther (um 1485–1547) besorgte lateinische Ausgabe Fragmenta passionis domini nostri Jesu Christi …, Straßburg: Mathias Schürer, 1508 und 1511. In der Widmungsvorrede an den Trierer Domkustos Christoph von Rheineck, datiert: Straßburg, 29. September 1513, legt Muling sein bisheriges schriftstel-

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lerisches Programm dar. Am Ende kleinere Beigaben Mulings: Beschluß dis buchs Conclusio Adelffi und zwei Gedichte zu 12 und 18 Reimpaarversen.

1  Der Widmungsbrief ist enthalten in Adelphus’ Übersetzung Doctor Keisers­ pegrs [!] Passion Des Herē Jesu. Straßburg: Johannes Grüninger, 28. November 1513. VD16 G 747. – Exemplar: *Göttingen SUB (4° Patr. lat. 2446/69). 2  Christoph von Rheineck (um 1472–1535), Domkustos in Trier. 3  Trier] Ttrier [!] A. 4  Aristoteles (384–322 v. Chr.), griech. Philosoph. 5  Anicius Manlius S. Boëthius (um 480–524), röm. Philosoph und Politiker. 6  Deuteronomium, Name für das 5. Buch Mose. 7  Hieronymus (um 348–420), lat. Kirchenlehrer. 8  namli〈ch〉] namli- [!] A. 9  Augustinus (354–430), lat. Kirchenlehrer. 10  Johannes Gerson (1363–1429), franz. Theologe, Mystiker und Kanzler der Pariser Sorbonne. 11  Cayn /] Caym / [!] A. 12  Johann Geiler von Kaysersberg (1445–1510), Münsterprediger zu Straßburg. 13  weißheit] weißheir [!] A. 14  hinlauffend] hiulauffend [!] A. 15  Cherentius (?). 16  Jeremias, Prophet im Alten Testament. 17  Marsilio Ficino: De vita libri tres, Das Buch des lebens. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Johannes Grüninger, 1505 u. ö. Allerdings hatte Adelphus nur die beiden ersten Bücher übertragen. VD16 B 8718. 18  Ortus (Hortus) sanitatis [deutsch]. Bearbeitet von Johannes Adelphus. Straßburg: Johannes Prüß, 1509. VD16 H 5124. 19  Sebastian Brant: Aesopus [deutsch]. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Johannes Prüß, 1508. VD16 A 546. 20  Guillaume Caoursin: Obsidionis Rhodiae urbis descriptio, Historia von Rhodis. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Martin Flach, 1513. VD16 C 790. 21  Publius Vergilius Maro: Bucolica [deutsch]. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Johannes Grüninger, [um 1508/09]. VD16 V 1529. 22  Vielleicht bezieht sich Adelphus hier auf seine deutsche Kompilation Die Türckisch Chronica. Straßburg: Martin Flach, 1513. VD16 A 236. 23  Albertus Magnus: Liber aggregationis [deutsch]. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Martin Flach. 1508. VD16 A 1371.

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 Johannes Adelphus: Sequentiarum luculenta interpretatio … und Hymni de tempore et de sanctis. Straßburg: Johannes Knoblouch, 1513 u. ö. VD16 S 5978 u. ö. 25  Nicht nachweisbar. Ob das verschollene Commentum über den Horaz eine Übersetzung einschloss, muss zweifelhaft bleiben. 26  Keiserspergs] Keisersperys [!] A. 27  Johann Geiler von Kaysersberg: Fragmenta passionis domini nostri jesu christi [deutsch], Doctor Keiserspegrs [!] Passion. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Johannes Grüninger, 1514. VD16 G 747. 28  Johann Geiler von Kaysersberg: De oratione dominica Sermones [deutsch], Doctor keiserspergs pater noster. Übersetzt von Johannes Adelphus. Straßburg: Matthias Hüpfuff, 1515. VD16 G 786. 29  Philippus, einer der zwölf Apostel. 30  Sebastian Brant: De Origine et conversatione bonorum Regum et laude Civitatis Hierosolymae … Basel: Johann Bergmann, 1495. GW 5072. Adelphus hat die Übersetzung nicht vollendet, denn der Schweizer Kaspar Frey (um 1460/70 – um 1526/27) kam ihm mit seiner Verdeutschung zuvor. Straßburg: Johannes Knoblouch, 1518. VD16 B 7083. 31  Johannes Chrysostomus (344/354–407), Kirchenlehrer. 32  David (1004/03–965/64 v. Chr.), israelitischer König. 33  Marsilio Ficino (1433–1499), ital. Humanist, Neuplatoniker. 34  Baptista Mantuanus (1448–1516), ital. Dichter und Humanist. 35  Paris. 36  Ambrosius Calepinus (um 1440–1510), Verfasser eines lateinischen Wörterbuchs. VD16 C 226. 37  Die zweite Zehnergruppe von Werken, abgesehen von der Pater-noster-­ Übersetzung, hat Adelphus wohl nie, er sagt es ja auch ausdrücklich unter Vorbehalt, übersetzt, oder sie sind verschollen. Erst sechs Jahre später (1520) erschienen seine Enchiridion-Übersetzung des Erasmus von Rotterdam und die Barbarossa-Biographie. 38  Salomo (um 965–926 v. Chr.), König von Juda und Israel. 39  Klara von Assisi (1194–1253), Ordensmutter der Klarissen. Eine gedruckte Lebensbeschreibung der Hl. Klara, verfasst von Christoph von Rheineck, ist nicht nachweisbar. 40  Aristoteles (384–322 v. Chr.), griech. Philosoph. 41  Kartause St. Alban (1331–1802) in Trier. 42  St. Matthias, Benediktinerabtei in Trier. 43  St. Agnes, Agnetenkloster (1238–1802) in Trier. 44  St. Klara, Klarissinnenkloster (1453–1802) in Trier. 45  Frauenkloster Oeren in Trier. 46  Pastors] Panstors [!] A. 24

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 Kreuznach.  meister] meifler [!] A. 49  Johann Flämming († 1532), Magister und Priester des Franziskaner-Nonnenklosters St. Martin zu Boppard. Vgl. Walter Röll: Flemminck (Flamingus), Johannes. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2008), Sp. 819–822. 50  Boppard am Rhein. 51  Gemeint ist Geiler von Kaysersberg. 52  Michaelstag, Fest: 29. September. 47

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Glossar ab von abgat (abgen) fehlt, mangelt agstein Bernstein als wie alweg immer anbringen beabsichtigen andern zweiten angehebt angefangen anschlag Absicht an stat an Stelle bachen backen baß besser, mehr, eher beduncken scheinen begriffen zusammengefasst, dargestellt beschehen geschehen bewendt geändert billichen rechtmäßig biß sei bßern schlechteren comment Auslegung confortatium Stärkungsmittel dan als, denn decadem Satz oder Serie von 10 Büchern

dedicieret gewidmet, ­zugeeignet dest desto duncket dünkt, scheint durchechtet verfolgt eisin Eisen enbeut entbietet enist einmal entliche vollständige, eifrige, eigentliche entphahen, entpfacht empfangen, empfängt erdürr vertrockne ergern schlimmeren ernieder darnieder etwan bisweilen, manchmal feyend Feinde frommen Nutzen gar ganz geacht erachtet gebirt gebürt, gebärt gelernet gelehrt gemeiner alltäglich gemeinglichen allgemein geroch Geruch, Duft

Sechs deutsche Widmungsbriefe geschmack (alem.) Geruch geschicht geschieht gloß Kommentar, ­Auslegung goben Gaben harkommen Herkunft hartigklich hart, schwer heischen verlangen hon habe, haben hond haben kostlicher kostbarer künden können, konnten leipliche körperliche lerer Lehrer, ­Kirchenlehrer lernen auch: lehren meldung thůn verkünden menglich jedermann minder weniger mittler zeit mittlerweile möge mg mgen können nachgonden nachfolgenden besonders namlich namlichen (als) zum Beispiel nichts nicht noch erst recht Bedarf, notturfft ­Notwendigkeit siegen obligen obstot oben, zuvor im Text steht offenbar, offenlich ­offenkundig

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pfeißen zischen ratten Kornraden sacrificiis Opfern schlecht schlicht, einfach schützig ergiebig, dauerhaft schwebel Schwefel somen Samen sparen aufschieben steiff streng, fest stet stets stifft Domkapitel stuck Ding, Sache, Teil sunderheit (in) insbesondere, ­besonders syn sein thůmcustor Domküster uberkommen erhalten uffenhaltens Erhaltung unbeschruwen unbemerkt underston wagen, unter­ nehmen ungezweiffelt zweifellos unverbrochenlich unabänderlich unbezweifelter unzweiffelter leichtfertiges, eitel, uppigers unnütz übertrat verbrach verdecke bedecke vergelten bezahlen verkert abgeändert geblieben verliben vermglich sein imstande sein, die Kraft haben zufriedenstellen vernyegen versammlunge Sammlung

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versumen ungenutzt verstreichen lassen vor zuvor, früher

wiltu willst du widern weigern würt wird

weger besser wer wäre weren wären wider wieder widerbrechte (widerbringen) wiederherstellen, heilen widergeltung Vergeltung

yn ihn yndenck eingedenk yr ihr zehenden der Zehnte (Steuer) zeitiger reifer zücht zieht

4. Widmungsbrief Mulings an Dr. Jakob Mennel, Jurist in Freiburg Straßburg, 17. März 1514 1 [Bl. Aii r] Dem hochgebornen fürtrefflichen mann / herren Jacoben Mennel2 beider recht doctor. Cantzler des orden sancti Johānis3 per germaniam. Entbeut ich Johannes adelphus Phisicus / mein allzeit gehorsam willig dienst.  DAs leiden Cristi. ein krefftiger schilte menschlicher trübsal / wider alle anfechtung des teufels / der welt und des fleisches / so mir in verschinen tagen ist zů handen kommen / und durch ­euwer weißheit zůgeschickt / hon ich mit fleiß uberlesen / und darin funden / das on zweiffel filer andechtiger menschen hertzen würt bewegen / begirlicher zů bedencken / das kostbarlich leiden unser erlsung. Dan als Gregorius4 spricht. So das leiden Jesu würt in gedechtniß zogen ist nicht / das man nit mit gůtem willen leydet / sunder mer alle ding zů klein scheinent. Darumb sprach Bernhardus5. Nicht ist süssers in widerwertikeit / weder betrachten fleissig das leiden Cristi / in welchem alle unsere leiden verschwinden und zů nichten werden. Solichs angesehen / hab ich diß neuw fürgeben und ermanung des selbigen / laßsen in truck ußgon. Dan menschlich begird ist nit wol uff erden zů ersettigen und man stetigs můß neuw erquickung haben / die hertzen uffzůhalten und laben / dan einem dis dem andern das gefellet. Nicht desterminder uff das kein gůt werck verloren werd / sunder was zů auffung christlicher andacht gehrt / jeder mensch allzeit geflissen sein sol / ist dis gůter meinung beschehen. In hoffnung es werd von gůten cristen gern angenommen und als wirdig gelesen. Wiewol es die heiligen evangelisten gnůgsam und uberflüssig geschriben haben / so ist in doch hie nit abgebrochen / sunder mer zůgeben /

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und ußgelegt / oder angericht in einer nüwen trachten oder kost. Wer hunger hat der mag es wol nützlich lesen / dis und ander ußlegung des heiligen passions / deren wir dan auch ein. jetzo uß latynischer zung in teutsch sprach transferiert6 / so der durchlüchtig herr Johann Geiler von Keisersperg7 Doctor und predicant der loblichen stat Straßburg / seinen kinden da selbs hat gepredi[Bl. Aii v] get und ußgelegt / welche jetzund im truck auch nůlich ist ußgangen zů lob got dem herren und seiner marter zů eren / die er für uns gelitten hat / und uns gemacht kinder des himelreichs darein er uns allen helffen wlle / durch seine lieben engel Amen. Der Verfasser ist auf dem Titelblatt nicht genannt. In der Vorrede (Bl. A3 r) nennt er sich mit dem Monogramm J. M. D., das als Jakob Mennel Doktor aufzulösen ist. Gesichert ist diese Auflösung des Monogramms durch die ­Dedikation (Bl. A2 r), in der der Herausgeber Johannes Adelphus die Schrift dem Verfasser zueignet, der hier mit vollem Namen erscheint: Jacob Mennel, beider recht Doktor. Die Autorschaft Mennels geht daraus zweifelsfrei hervor. Mennel, der die Schrift bereits 1508 verfasst hatte, hatte Adelphus das Manuskript zugeschickt und dieser gab es wohl wegen seines religiösen Inhalts zur Veröffentlichung.  Aufgrund einer missverstandenen Passage in Mulings Widmung – er nennt hier seine Übersetzung von Geilers Passion – erschien sie in den Drucken seit 1516 fälschlicherweise unter Geilers Namen.

Literatur Burmeister, Karl-Heinz und Gerard F. Schmidt: Mennel, Jakob. In: VL, Deutsche Literatur des Mittelalters, 2. Aufl. Bd. 6 (1986), Sp. 389–395.

 Enthalten ist der Widmungsbrief in der von Adelphus besorgten Ausgabe der Schrift Das ist der Passion In form eins gerichthandels …, deren Verfasser Jakob Mennel ist. Das Werk erschien am 17. März 1514 in Straßburg bei Johannes Grüninger. Benzing (Strasbourg I), 1364; VD16 A 221. – Exemplar: *Augsburg SBStB (2° Th. Ex. Adelphus 1514). In den späteren Auflagen (München: Hans Schobser, 1516, 1518, 1523 und Landshut: Johann Weyssenburger, 1520) ist der Widmungsbrief des Adelphus ebenfalls abgedruckt. 1

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2  Jakob Mennel (auch Manlius) (um 1460–1526), Freiburger Stadtschreiber, Jurist und Hofgeschichtsschreiber Kaiser Maximilians I. 3  Johanniterorden. 4  Gregor von Nyssa (um 335 – nach 394), griech. Theologe und Kirchenschriftsteller. 5  Bernhard von Clairvaux (1091–1153), Gründer und Abt des franz. Zisterzienserklosters Clairvaux. 6  Adelphus bezieht sich hier auf seine eigene Übersetzung von Doctor Keiserspegrs [!] Passion Des Herē Jesu, die am 28. November 1513 in Straßburg bei Johannes Grüninger im Druck erschienen war. VD16 G 747. 7  Johann Geiler von Kaysersberg (1445–1510), Münsterprediger in Straßburg.

Glossar abgebrochen abgezogen, weggenommen angericht zubereitet angesehen bedacht, ­beschlossen auffung Erhebung begirlicher begehrenswerter beschehen geschehen entbeut entbietet ersettigen sättigen

nicht nichts nützlich mit Nutzen nůlich neulich sunder sondern trachten Speisegänge tranferiert übersetzt, übertragen (in) truck ußgon im Druck ­erscheinen

filer vieler fürgeben vorgestellt

uberflüssig im Übermaß uffhalten erhalten, ­bewahren

geflissen beflissen

verschinen vergangenen

hon habe

kinden Kindern

weder als wider gegen widerwertikeit Not wiewol obwohl wirdig würdig

marter Passion, Leiden

zogen gezogen

in ihnen

5. Widmungsbrief Mulings an Wilhelm III. von Honstein, Bischof von Straßburg

Schaffhausen, 25. Mai 1514 1 [Bl. Aij r]  Dem hochwürdigsten Fürsten und herren Wilhelm / von gtlicher fürsichtigkeit / Bischoffen zů Straßburg / Landgraven zů Elsas und Graven zů Honstein2 etc. Meinem gnedigsten herren. Embeüt ich Johannes Adelphus Argentinen〈sis〉3 Physicus unnd Statt artzot zů Schaffhausen / mein altzyt unnderthnigen / willigen / gehorsamen dienst / und vil glücks unnd heyles.  HOchwürdigster Fürst / Gnediger herr. Demnach unnd ich / mit langer vorbetrachtung und sttem gedencken bekümmert / was lere doch der fürtreflichsten Doctoren / am fürderlichsten und nützisten wre / an den tag zů bringen / das den liebhabern gottes aller angenempst / und eüwern fürstlichen gnaden und würdigkeiten aller liebst und wolgefellig. Ist nit ein wunder / ob schon mein schwanckend gemt / zwyfelhafft würde / von vile unnd manigfaltigkeit / so vil heilsamer matery / die allenthalben durch die welt / in teütsch und weltschen landen / von frommen andchtigen / geistlichen und gelerten leüten ußgat. Doch zů letst / hon ich für mich genommen / die hohe kostliche matery / von dem gebett unsers herren Jesu christi / das er uns selbs gelernet und underwisen im Pater noster. Wlche der fürtreflich hochgelert / Doctor Johann Geyler vonn Keysersperg4 / der statt Straßburg loblicher Predicant (dem gott genad) wylandt durch die gantze fasten und fürter / wie harnach volget. Im jar des herren .M.D. unnd acht / gar ernstlich und flyssig geprediget und gelernet. Ich acht aber wol / das

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sollichs nit unfgklich noch ungeschickt sey / oder unordenlich geschee / wann als das bůch des Passions5 / unsers lieben herren lyden / auch durch den selbigen Doctor vormals geprediget / und von uns neüwlich verteütschet und im truck ußgangen. so werde auch billich diß werck des Pater nosters / im nachgesetzet. Dann es ist kundtlich / das die betrachtung des lydens Christi / nit wenig dienet / zů erkennen und überkommen gnad und tugent / zů erlangen auch ewige seligkeit / wlche doch nyemandt haben noch überkommen mag / on die yebung der gerechtigkeit und gůter wercke. Wann der glaub allein / ist nit gnůg spricht der apostel Paulus / sunder ein todt dinge. So man aber die werck des glaubens hat / so mag eim yeden menschen / ein offner / fryer / warer und volkomner zůgang sein / zů gott dem herren / das geschicht aber einsteils / durch die werck / des tglichen brots / geistlicher lere / christenlichs glaubens / wlche so man deren flyssigklich anhanget / mag das menschlich gemt und hertz / vil leüchter und sicherer / gott dem herren genahen / den schauwen und contemplieren / mitt miltem demttigem gebett / unnd ynnigklicher andacht eins reüwigen hertzens / weder sunst. Darumb so würt wol glaubt / das diß unser bůch des Pater nosters / von dem gebett des herren / uns [Bl. Aij v] leren ist und underwysen / wie der mensch sein sol / der got im hymel darff seinen vatter heissen / in wlchem bůch / eim yeden flyssigen und andchtigen leser / würt gnůg thon / als ich denck / von allen und yeden bittungen und stucken / des selben gebets und prnrs 〈Pater nosters〉 unsers herren. Deßhalb so bitt und beger ich / es wlle hiemit gnůg sein / das ich den flyssigen menschen / ein ursach geben habe / wyter zů sůchen und erfaren die schrifften / weder hie begriffen ist / dann es würde sunst nit ein bůch sunder ein gantze summ und groß volkommen werck worden sein / wo man alle ding harinn solt ertzalt und gesetzet haben etc. Doch diß werck wie klein es ist in schrifften / aber groß im verstand / hon ich gewlt und begeret / das es under .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 werde namen ußgang und gemeyn / allen andchtigen christen menschen / wlches sy auch beschirmen und bessern mag / nach gefallen und nach al-

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lem willen / und dadurch menglich schaffen / angenem zů lesen. Wil mich auch hiemit .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 als iren armen willigen diener / gnediklich befolhen haben / den zů beschirmen und verwaren / als iren unwürdigen diener / und lassen funden werden / in der zal irer usserwlten etc.  Darumb hochwürdigster fürst gnedigster herr / so ich nun erkenne .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 ein liebhaber der gerechtikeit und warheit / uff das ich nit (das gar ein schantlich laster wre) un­danck­bar erschyne / viler gůthaten / früntschafft und gnaden / meinen eltern und nachverwandten fründen / bißher uff disen tag / uß sundern gnaden bewisen und gnediklich verlühen / durch sy und ire vorfaren / loblicher gedchtnüß / daran dann ir sunder gunst / neygung und willen / zu den meinen / clarlich erschynet. Wann es spricht sant Paulus / ein frlichen geber / hat got lieb etc. Hievon ist gnůg. .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 erffnet / was meynung und bewegnüß / ich vor allen andern / ir diß mein Translation hab zůgeschriben und dedicieret. Sunderlich so ich auch weyß / das sy den man6 in besundern wirden und eren gehalten / und in gott / von hertzen geliebet / als ein christenlichen lerer. Und dartzů auch das seine eltern und vorfaren / uß der bundtrychen statt Schaffhausen / iren ursprung gehebt haben und geboren an dise welt seind darumb es auch dester ee bescheen / in hoffnung es werde ir nit mißfallen / sunder gnedigklich angenommen und in dem besten verstanden. Dan warlich grssers ich nit vermag / das .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 were zů mittheilen / und würdig iren augen.  Uff das mich aber .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 dester baß mge wissen und erkennen / so ist mir on zwyfel / sy habe noch in irer Secret und heymlichen schatz verschlossen / mein eygen handtschrifft / mit namen ein bůch7 / so diser unser hochgelerter doctor Keysersperg / iren Fürstlichen gnaden / in anefang des regiments Bischoflicher würdigkeit und irer erwlung8 zůgeschriben / mit besunderm hohem flyß und ernst ersůcht und ußgelesen / von

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allem dem / so in geistlichen unnd weltlichen sachen einem sollichen hochwürdigen Prelaten unnd obern zů thůndt ist / gegen gott unnd allen menschen / unnd eygner seligkeit etc. Und dabey auch vertzeychen lassen / unnd versamlen / durch den hocherfarnen meyster Jacob Wympffling9 / ein Cathalogum10 unnd antzale / aller vor regierenden unnd rychßnenden [Bl. Aiij r] bischoff / so ye gerychßnet haben / von anefang Straßburger bistumbs / biß uff .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉. Wer sy gewesen / wie sy regieret und gelebt haben / sovil mglichen was zů erfinden / durch die schrifften alter Cronicken. Wlche beide werck / billich ain Spiegel genannt mgen werden / aller priesterschaft / darnach zů leben und wolfaren / als ich dann vernym / von glaubwürdigen personen. .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 thůnd. Gott geb ir hayl unnd gnad fürter also lang zů leben / menigklich zů gefallen.  Wann das ist das ampt ains bischoffs / das er allen seinen underthan / ain ebenbild vortrag gůtter exempel und lere / daran sy sich bessern mgen / und leben nach den gebotten und verbotten gottes des almechtigen. Zům andern / das er die irrigen schaff / weise uff den rechten weg ewiger seligkeit / und die reüdigen abscheid von gemainer versamlung / das nit ander mitt inen verderbt werden. Zům dritten gedencken / wie er ain hirt ist unnd pastor / der bey seinen schaffen sein soll / als auch der nam bischoflicher wurdikait außweiset clarlichen / auff das nit der wolff unnd teüfel / im etwas entraube und entzucke / dafür er dann ain schwre antwurt am jungsten tag vor aller welt geben můß / offentlich und unverholen. Zům vierden / das er an im hab die aygenschafft ains gůtten hirten / der dann fleissiger sorg hat auff sein vich / das es nit vergang oder verderb. Wann er wacht / er singt / er gadt umbher / er htet / er frt / er weißt / er regiert / er tregt / er bloßt und treibt etc. Am ersten / so wacht ain gůtter hirt auff dem velde bey dem vich / und verschlafft nit auß oder ein zů faren / dadurch er mcht geschuldiget werden. Also auch gaistlichenn ain bischoff/ dartzů auch ain yeder christen mensch mit im selb sol wachen / gůt sorg und acht haben / das er nit übertret noch übergang / die

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gebott gottes und christenlicher ordnung / gedenck das das leben kurtz ist / und aber der verdienst groß. Wann Aristoteles11 spricht / das von dem end alle ding benennet werden und den namen haben. Wiewol die zeit kurtz ist / so ist sy doch lang gnůg spricht Tullius12 / wol und seligklich zů leben. Wachen unnd betten sprach der herr Jhesus am Olberg / zů den schlfferigen jungern / auff das ir nit fallen in anfechtunng. Nitt sprach er schlecht allain wachen / sunder auch betten. Dann die ander aygenschafft ains gůtten hirten ist / das er singet und frlichen ist. Also auch ain gůter gaistlicher hirt über annder schaff gesetzet / oder schon auch über sich selbs und sein aygen glider und sinne / der sol singen das ist frlichen betten / wie der herr lernet bey seinen schaffen / damit so vergadt im der schlaff / aygner und frembder sünden / unnd sol sein hertz auffheben gegen gott im hymel und im allweg ain neüw lied singen / das gott wolgefallet. Wo seind nun die prelaten / die zům jar kaum ainest die gtlichen mpter volbringenn / thůnd gleich als ob sy inen nit zůgehorten / und sich des beschamen / davon sy groß lob und ere haben. Zům vierden / als der hirt umbher gadt lůgen auff alle ort / wo das vich ist / wie es waidet. Also auch ain obrer / soll umbsichtig sein auff sein underthan / wie die leben / wie sy sich halten / sovil mg- [Bl. Aiij v] lichen ist. Und sol haben Argus augen / was ain hirt / het wol hundert augen schreiben die Poeten / oder mer / gleich als ain pfahen schwantz / damit er sehen mg / wo mit die welt umbgang / das er sich darnach wiße zů halten und richten. Und zům fünfften / hieten das kain schad sich erheb an dem vich / wie der gůt hirt thůt / und sein underthan in friden halten / sy fleissigklich warnen mit worten und wercken / durch sich selbs etwann / unnd auch durch andre seine gwalthaber / denn so weißt und frt er sy recht / wie der gůt hirt seine schaff. Zům sechsten / biß in iren stall / das sy nit vergangen / und dann nit haim kömen / oder aber lamb und krumb oder hincken werden / am weg erligen / als ich besorg laider / das an vil orten geschicht / da man nit gůt sorgsam noch fleissig wegweiser hat / die etwan trger seind dann die schaff. Warlich es würt ain anders darauß / dartzů seind die visitationes erdacht in gaistlichen re-

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formierten clstern. Als Charteüser13 / Benedicter14 / Bernharder15 und andrer deßgleichen die Capitel der andern rden / darinn man ersůcht das anligen gmainer personen und yeder in sunderhait. Also solt auch sein in den Synodis der bistumb weltlicher priesterschafft / davon man besunder statuten hat / werden etwan übel gehalten / quia questio per debet solvitur per non facit / spricht Bernhardinus16. Es ist gott helff uns allen. Ich wolt mcht ye das nit gesein in den gelidern / das man doch die kirchen visitiert und corpus / und sehe was mangel darinn wre / an personen / ornamenten / oder andern zů gots dienst gehrig / als bcher / tauff / sacrament etc. Man besicht aber mer das corpus prebende / die zynß unnd gülten / weder die ere gottes / und wollen nit verston die wort des herren / do er spricht. Am ersten sůchen das reich gottes / so werden eüch die zeitlichen ding alle zůgeworffen überflüssig / als es auch yetzo dann am im selbs ist / ließ man sich al­ lain bengen / und wolt nit den sack zů dem habern haben / diß wr wol regiert / wie ain gůtter hirt pfligt. Zům sibenden zů thůn / dann wo ain obrer also anfieng zů thůn / warlich er würd helffer finden / die im beystendig wren. Ob schon etlich bß vich würd schreyen unnd blerren / das kelber geschray wr nit zů achten / so man doch das kinder gschray leiden můß. Ain solcher dapfferer hirt / der an sein ampt und regiment gedchte / würd machen / das vil sich darab besserten / im nachvolgten on zweifel / die es gern gůtt sehen / aber nyemandt wil anfahen noch der katzen die schell anbinden / man frcht sy beiß und kratz. Dafür hat ain bischoff hendtschůch an / das man im nit so leicht schaden mag / unnd ain langen mantel / daran nicht hangen bleibt / solcher üppiger wort / dann gott ist sein beschirmer und helffer / darumb so frcht er nit was im der mensch thůt etc. Zům achten / so tregt der gůt hirt etwan die mieden schaff wider haim / oder die krancken und jungen / auff seinem rucken. Also auch ain gaistlicher hirt und pastor / durch die tugent der gedult / leidet er vil ding / und erbarmet sich über die schaden seiner underthan / und ist denen beraten mit worten und wercken / und sovil mglichen wr / so trg er sy gern hin / über alles ungefell diser welt / damit sy wider

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[Bl. Aiiij r] haim kemen in das ewig vatterlande. Zům neünden das thůt er also mit grossen freüden / das er etwan dartzů pfeiffet / mit sackpfeiffen / schalmeyen rorpfeiffen / weydenpfeiffen und andern der gleichen. Deßgleichen auch die gaistlichen hirten / machen frlich ire unnderthan / durch ergtzlichait der prelaten das sein die sackpfeiffen / der schalmeyen das seind die thůmherren / der rorpfeiffen das seind die chorpfaffen und vicarien / und die weydenpfeiffen das dann bedeütet die armen dorff pfflin und caplon etc. Wlche alle der pfeiffen als yetz die welt stat / wol vergleichet werden / die innwendig hol ist und aussen voller lcher / aber sy thonet dannocht wol / das ist sy gibt gůtte stymm und lere / der sol man nachvolgen und nit iren wercken. Als Christus sprach / wann sy seind hol und lcherig / gott wl das es dannocht lang dabey verleib / und die pfeiff nit spalt / und dann gar iren thon verliere / damit sy das vich frlich und lustig mach / und etwan zwing und tring. Zů dem zehenden das es ordenlich sich halte / und wliches das nit thůt / so hat er den hirten stab / das er es schlag und gwaltigklich dartzů treib und ntig. Also sol auch thůn der gaistlich hirt / der den stab von gott und sant Peter empfangen hat / dem ersten bapst. Disen hailigen stab mgen wir wol gaistlich haissen das schwert des bannes / das warlich schneidet durch leib und sele. Gůt wr das es nit also leicht gehalten würde / unnd gebrauchet nit so üppigklich / Dann gott entsitzt man laider yetzo minder weder die welt / darumb so můß es übel gon / das wir wol tglich sehen und hren / an allen orten unnd enden/ vil mer bß weder gůts / in allen stetten und landen. Nit mer dann got geb uns frid in unsern tagen / das sollen wir bitten unnd begeren / wie diß unser Pater noster clarlichen außweiset und lernet.  So mgen wir verdienen den lon des hirten / wann wir wol gehtet haben unser schaff / unser selen und underthan. Wlcher dann etwan ist / das er gadt von hauß zů hauß essen / oder man gibt im ain gmainen sold / von der gantzen gmain / mit etwas sunderlicher freyhait und gnaden. Dann so ain bischoff pastor und hirt also wol htet / und alle stuck des gůtten hirten an im hat /

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on zweifel im würt der gmain lon ewiger seligkait / oder aber von yedem hauß geseß / lob / ere unnd danck geseit / unnd im gewünschet glück und hail / dartzů gnad lang also zů hten. Und man haltet gmainlich / das also / viler menschen gebett / gern von gott erhrt werde.  Darumb aber das menigerlay hirten seind. Als khirten / schaffhirten / seüwhirten / gaißhirten / genßhirten unnd annder der geleichen / wr auch nitt ausser wege / ettwas vonn denen zů schreibenn mitt kurtzem begriffe. Die küehirten seindt die des grossen viches hüetten / und gaistlichen die Bischoff / werden durch sy bedeüttet / die bevelch habenn von gott dem almechtigen / über die gewaltigen / grossen / reychen / mechtigenn obern / sy zů straffenn in iren lasteren / wo sy unnrecht wanndelten auff erden unnd irer waid vergessen hetten. Schaffhirten seind die pfarrer und lütpriester die [Bl. Aiiij v] solten underthan haben / als die schaff so gedultig und gehorsam / so verlieren sy die drey ersten bůchstaben / und werden affen hirten / dann gleicherweiß als sich der aff nit schamet / also ist auch kain scham mer in allen underthanen / weder gegen got noch der welt / das erbarm gott von hymel das es dartzů kommen ist. Darnach seind seüwhirten / das seind die weltlichen richter / die do besitzen gericht und recht / und gnůg zů schaffen haben wie sy die wilden schwein zemen unnd maistern mgen. Gaißhirten seind die doctores auff des hohen schůlen / die warlich bß springend faig und gail studenten ziehen / auff all bberey genaigt nit auff liberey / meer auff essen weder auff lesen / mer auff hofieren weder studieren / mer auff bibere weder legere. Darumb so werden auch etwan solhe hirten auß inen / wie sy seind / daran sy dann schuldig seind / unnd begeren doch hoch zů sitzen. Aber genßhirten / das seind die armen schůlmaister der jungen knaben / die erst leren pfeisen wie die ganß / und den kragen herfür strecken / aber sunst ist es ain nutzlich thier / dann es hat vil gůts an im / als waiche federn / ain gůtte leber / ain grossen magen / ein zart gederm / brayte fß / ain roten schnabel / unnd wachet lang. Also auch ain frommer schůler / sol

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geben gar waiche federn von im zarter ainfltiger werck und lere / unnd ain gůtten wandel. Dartzů so hat die ganß gar ain gůtte leber / die man etwan allain den priestern in Egypten opffert und dem gott Nacho17 / als Herodotus18 schreybt / dann ain leber ist ain satte harte kost / die gar vest ist / unnd ain gůtter schůler soll vest unnd steyff beharrend in seiner lere und disciplin / damitt er ain grundtveste und fundament überkomm. Er sol auch haben ain grossen magen / darein vil gang alles das man leren und begreiffen mag. Und aber ain zart gederm / allain das zů behalten das tugentreich und gůt ist / des sol er sich fleissen zů dauwen und betrachten. Item und ain braiten fůß haben / zů sůchen fleyssigklich und nachgon / allen gelerten frommen maistern / in der lere und im leben. Dartzů ain roten schnabel gůtter wort / gegen gott unnd allen menschen / wann sein mund sol nymmer geston / sunder allweg etwas betrachten und lesen / das er nit blaich werd und todtenfar. Zůletst gern lang wachen / geleich als die ganß vonn deren man lißt / das sy das Capitolium zů Rhom beschirmbt19 hab / durch ir schreyen / wachen unnd htten das sy thet / das es die feindt nit eroberten. Also auch der gůt schůler / sol allweg wachen in den gebotten gottes / und in allem gůtten zůnemen / wie der herr Jhesus / do er noch kind was / anfieng zůnemen / in tugendten unnd allen volkommenhaiten gůtter werck / das verleyhe unns allen gott. Amen. Noch seind vil ander aygenschafften der ganß / es wre aber zů lang alle ding in disem Prologo und vorrede zů beschreiben. Gnůg ist also vom aim yeden ain wenig ertzalet etc.  Auff das ich aber wider komm / auff mein vorgenommen wort des anfangs / do dann gemeldet würt von überfluß der bcher und irer vile / sol nyemand wundern / dann was gůt ist / das kan nyemandt zů vil sagen / wie offt man [Bl. A5 r] es schon thzůt / spricht Marsilius Ficinus20 uß der lere Platonis21. Und ob es schon etlichen mißfellet / so seind doch dargegen vil / die es gern sehen und haben / dartzů von hertzen begeren / und mich tglich ermanen fürtzefaren. Wie dann der hochwürdig in gott herr Michael22 / Abt des loblichen gotzhauß Schaffhausen zů mir sprach. Wie das solliche

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werck / nit allein zytlichen nutz brechten / sunder auch der selen heil / an vil andchtiger personen in clstern und sunst procuriert würde unnd geschaffen / die villycht des latyns kein verstandt hettenn / oder aber nit gnůg in allen dingen unnderwisen / von iren bychtvttern unnd priestern / zů dem das es mir selbs verdienstlich wre gegen gott und der welte / so ich die edel zyt deren man nicht kostlichers hat uff erden / als Theophrastus23 sagt / nit in andern üppigklichen dingen verschlüß und vertzeret / deßgleychen teilhafftig würde / aller gůtthat / so davon mcht entspringen. Wlche trostliche wort und ermanungen / mich offt hondt behalten in der müesamen arbeit / das ich ir dester mer bin angehangen und gefürderet / sovil mir gott gnad gab und die zyt zůließ Angesehen das diß brot der lere / als auch harnach clarlich würt declariert / von disem Doctor24 unnd anderen / ist nit minder / weder das Sacrament des altars / wann es ist ein spyß und tranck / nit weniger die sele der menschen spysende / weder der lychnam Christi / als dann harnach stat / alphabeto .ix.Q.R. Darumb dann die christenliche kirch / nicht kostlichers haben ist / sampt der messen. Und wo die zwey stuck entnommen werden oder verbotten / so ist all geistlicheit ertdtet und abstorben. Als ich dann vernym in der Türckey gewonheit sein / do dise ding allein den christen verbotten seind / sunst laßt man sy blyben / wie sy wllent. Aber leyder wie lang mag es beston / do man nit tglich underwyser und vorgenger hat / es ist bald erkaltet unnd erloschen ein feür das man nicht blaset. Das sicht man under den christen wol / wie vast man prediget und leret sich zů gott keren noch geschicht es als wenig man mag. Vil lieber hangt man der füllery an / und versaumpt dadurch das wort gottes / das warlich ein schwre sünd ist. Unnd ye einer verfrt also den andern / damit würd die hellen vol. Nit thet also der selig abt Joachim25 / vonn dem wir lesen / das etwan zů im kamen die andern brder / etwas besserung zů entpfahen. So hůb er dann auff seine hendt gen hymmel / unnd fieng an mit ynbrunst des hertzens zů betten. Do wurden seine finger feürig / unnd brinnendt als zehen liechter unnd ampeln / dabey dann die andern sein grosse heiligkeit merckten. Dartzů thet er sy ermanen

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im nachtzefolgen wolten sy anders entbrinnen in der liebe gottes unnd warer andacht. O was ist grssers auff erden / O was ist heiligers / dann also mit gott vereinbart werden in brinnender lieb / das ein geist würt auß gott und dem menschen / und menschliche natur sich verkrt also zů reden in ein gtlich leben / übertreffend all ander irdische ding der welte. [Bl. A5 v] Uff das wir nun also werden mgen / so hat uns der almechtig gott von hymel selbs fürgelegt und gelernet den weg unnd geben den anfang / im nachtzefolgen / wllen wir anders yngon die porten des hymels / und den weg der seligkeit finden / und dabey alles das getzeygt / in eim so kurtzen begriff des gebettes / was wir notturfftig seind. Als am ersten / was zů bitten sey / unnd uß was hoffnung wir bitten sollent / zů erwerben das gyen / so wir begeren / und nit uß eygner vermessenheit / in dem so wir sprechen. Vatter unnser der du bist in den hymeln etc. Darumb aber das wir mer schuldig seind / lieb zů haben die glory gottes / weder unser selbs eygen ere / so begeren wir vor / die glory gottes / und das in dryerley weg Am ersten in ir selbs / so man nit ansicht einicherley ander ding. Als so wir sprechen. Geheyliget werd dein nam. Darnach in den creaturen / unnd das auch in zwen weg / antweder durch barmhertzigkeit. Als do stat. Zůkomm dein rych. Oder durch gerechtigkeit / in dem so wir sprechen. Dein will der werde / als in hymel und uff erden. Fürter so wünschen und begeren wir auch / unsern selbs eygen nutz unnd gůttes / und das in dry weg. Am ersten das die gnad gottes alweg by uns sey / in dem so wir betten. Unser tglich brot gib uns heüt. Zům andern uff das unns die sünden vergeben werden und abgelassen / so wir sprechen. Und vergib uns unsere schulden / do sihe nun zů / die große gtikeit und miltikeit gotes / wlcher edel herr / uff das er uns nachlaß unsere schulden / so erfordert er nit anders / dan allein / das wir auch unsern schuldnern und beleidigern ablassen und vergeben / in dem so wir weyter darzů setzen / als auch wir vergeben unsern schuldnern. Zům letsten so bitten wir verhttet werden und enthalten von übeln / in nachgonder künfftiger zyt / also sprechende. Unnd

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nit ynfier uns in versůchung / also das wir überwunden werden von der anfechtung. Sunder erlß uns von übel oder bsem / das ist vom teüfel der ein stiffter ist aller anfechtung und temptation. Amen das werd ware.  Als ich nun geendet hatt dise mein vorrede / in gemelter massen beschriben / kam mir zů handen / noch ein kurtze ußlegung des gebets unsers herren und heiligen Pater nosters / so der würdig lerer sant Bernhart26 geschribenn hat / wlche mich nit unfgklich duncket / harbey zů setzen / wie harnach volget. Damit das werck gar kein mangel hette / und dester volkomner und glaubwürdiger wre / so vil zeügen das besttigeten27 / wiewol und es keiner zeüg­nüß notturfftig ist / so gott die ewige warheit / das selb gelernet und fürgeben hat / unnd besttiget oder versigelt / den edlen brieff / durch die zeichen seins bittern lyden und sterbens / der heiligen fünff wunden Christi. Als uns das die hohen gtlichen Cantzler unnd ewangelisten Lucas und Mattheus vor geschriben haben / und nachmals zůgeschickt / durch die heiligen zwlffbotten. Da er sprach. Gond hin in die gantze welt / und predigen das ewange­ lium / das ist die gůtte verkündunng oder bottschaft ewiger seligkeit etc. aller vernünfftigen creaturen / oder den menschen / in denen aller creatur eygenschafft erschynet / sprechende. Wer do glaubt und getauffet [Bl. A6 r] würt / der würt selig. Wer aber nitt glaubt / der würt verdammet. Dafür hilfft kein ablaß einicherley gebettes wie süeß oder gůt es ist / dann diß unser gebet / übertrifft sy alle.  Also auch hochwürdiger edler Fürst / gnedigster herre / hon ich diß arbeit / meines sauren schweysses / anfengklich umb der ere gotes willen / zů teütscher sprach gemacht / Eüwern fürstlichen gnaden unnd würdigkeiten / damit als ich hoff zů gefallen / uff das ir lob und ere / wyt würd ußgebreitet unnd vilen bekant / die ich beger / meiner frucht teilhafft zemachen / zů vermyden das laster der undanckbarkeit / mein und meiner verwandten freünde / dartzů hiemit fürter gnad und gunst erwerben. So ich dann ver-

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nem .E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉 hievon ein wolgefallens haben on zwyfel allen mglichen flyß ankeren / dwyl unnd ich lebte / was solcher arbeit werd wre / mich daran nit sparenn weder tag noch nacht / damit sein vil an den tag keme / wie und vormals in vil andern wercken / mer gescheen ist durch mich Adelphum. Als ich dann kurtzlich yetzodan angefangen hab / die hystory der statt Hierusalem28 / durch den hochgelerten herren Doctor Sebastian Brandt29 / in latyn versamlet und loblichen beschriben / von irem ursprung und anefang / wer die gebauwen / inngehebt und bißher regiert hat / wie offt sy zerstret und gewunnen / was gůtter frommer und bser künig sy gehebt / als diß dann alles gar clarlich durch in ist vertzeichnet dem Keyser Maximilian30 / und ich yetzodan vollenden wil31 / durch hilff gottes / und interpretieren in teütsche sprachen. Wlches werck nit minder angenem würt / den liebhabern der schrifften / zů ergründen unnd erkunden die alten hystorien32 weder Titus Livius33 gewesen ist / ein beschryber und außleger Rhmischer hystorien. Darumb das es ein solcher fürtreflicher man versamlet und colligiert hat / uß allen glaubwürdigen bchern und geschrifften.

Hie mit so sey ein ende diser vorrede / gott zů lob und eren Amen.



Datum in Schaffhausen / Am heiligen Uffart tag34 des herren Jesu. Im jar seiner geburt / Tausent Fünffhundert und viertzehen.

.E〈uwer〉 F〈ürstlich〉 G〈naden〉. Altzyt unwürdiger under­ than  / Johannes Adelphus physicus  / Stattartzot zů Schaffhausen. Die Übersetzung der 64 Vaterunser-Predigten, die Geiler 1508 bis zum achten Sonntag nach Trinitatis gehalten hatte, hat Muling mit weiteren Texten gerahmt.  Der Widmung an den Straßburger Bischof Wilhelm von Honstein folgen die Übersetzung einer Vaterunser-Betrachtung Bernhards von ­ Clairvaux

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(Bl. A6 r–Bij v) Wir lesen vieler heiligen gebet als Moysi vnd andre …; den Text kannte Muling vermutlich aus dem Druck Straßburg: Johannes ­Knoblouch, 1507 (VD16 B 1948) und eine deutsche Additio Adelphi (Bl. Bij v– Biij v). Den Schluss bildet eine Versübersetzung (178 Reimpaarverse) der metrischen Pater-noster-Meditation des Ludovicus Bigus (Bl. Viijr–Viiijr). Nach dem umfangreichen Sachregister, das den Index von Otthers lateinischer Ausgabe wiedergibt, folgt eine Beschlußrede in Gebetsform (Bl. X7 r–v).

Literatur Rapp, Francis: Wilhelm Graf von Honstein, 1475–1541. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996, S. 310– 312.

1  Enthalten ist die Widmungsvorrede in Adelphus’ Pater-noster-Übersetzung, die am 18. März 1515 in Straßburg bei Matthias Hupfuff erschien. VD16 G 786. – Exemplar: *Aarau KB (G 42 fol.). 2  Wilhelm III. von Honstein, Bischof von Straßburg (1506–1541). 3  von Straßburg (lat. Argentina). 4  Johann Geiler von Kaysersberg (1445–1510), Münsterprediger in Straßburg. 5  Doctor Keiserspegrs [!] Passion Des Herē Jesu. Übersetzer ist Johannes Adelphus. Straßburg: Johannes Grüninger, 28. November 1513. VD16 G 747. 6  Gemeint ist Geiler von Kaysersberg. 7  Adelphus bezieht sich hier auf die Schrift Tractatus Optimus, ein Werk Geilers, das Ratschläge enthält, wie ein guter Bischof sich im Amt verhalten solle. Gedruckt wurde diese Schrift aber erst am 1. August 1518 in Straßburg von Johannes Grüninger unter dem Titel Sermones | et varij Tractatus Keiser | pergii … Bl. XXIII v–XXXIII r: Tractatus optimus ad Episcopum electum … ­Herausgeber war der Neffe Geilers, Peter Wickgram. VD16 G 796. – Exem­ plar: Strasbourg BNU (R. 102.217.). 8  Überreicht wurde diese Schrift Wilhelm von Honstein bei seiner Wahl (1506) zum Bischof von Straßburg. 9  Jakob Wimpfeling (1450–1527), Humanist und Pädagoge. 10  Gemeint ist hier Wimpfelings auf Latein verfasste Geschichte der Straßburger Bischöfe und des Straßburger Bistums: Argentinensium episcoporum Cathalogus: cum eorundem vita atque | certis historijs: rebusque ges­ t­is: & | illustratione totius fere | Episcopatus Argent. Straßburg: Johannes

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Grüninger, 29. August 1508. Adelphus war während der Drucklegung des Werkes als castigator (Korrektor) daran beteiligt. VD16 W 3344. – Exemplar: *Strasbourg BNU (2 Ex.: R. 102.338; R. 102.339). 11  Aristoteles (384–322 v. Chr.), griech. Philosoph. 12  Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.), röm. Staatsmann und Literat. 13  Kartäuserorden. 14  Benediktinerorden. 15  Bernhardinerorden (Zisterzienser), benannt nach dem Ordensgründer Bernhard von Clairvaux. 16  Bernhard von Clairvaux (1091–1153), Gründer und Abt des Bernhardinerordens. 17  Necho II. (610–595 v. Chr.), ägypt. Pharao. 18  Herodot (um 490–420 v. Chr.), griech. Historiker. 19  Der Sage nach haben die der Göttin Juno geweihten Gänse bei der Zerstörung Roms durch die Gallier (387 v. Chr.) durch ihre Wachsamkeit das Kapitol gerettet. 20  Marsilio Ficino (1433–1499), ital. Humanist, Neuplatoniker. 21  Platon (427–347 v. Chr.), griech. Philosoph. 22  Michael Eggenstorfer (um 1475–1552), letzter Abt des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, Freund des Adelphus. 23  Theophrast (372/70–288/86 v. Chr.), griech. Philosoph. 24  Gemeint ist Johann Geiler von Kaysersberg. 25  Joachim von Fiore (um 1130/35–1202), Theologe, Abt und Ordensgründer in Corazzo (Kalabrien). 26  Bernhard von Clairvaux. 27  bestatigeten /] bestatigoten / [!] A. 28  Jerusalem. 29  Sebastian Brant (1458–1521), Schriftsteller, Jurist und Stadtsyndikus von Straßburg. Autor von De Origine et conversatione bonorum Regum: ex laude Civitatis Hierosolymae … Basel: Johann Bergmann, 1. März 1495. 4°. GW 5072. 30  Maximilian I. (1493–1519), deutscher Kaiser. 31  In der Beschlussrede zu seiner Barbarossa-Biographie (1520) kommt Adelphus nochmals auf diese von ihm geplante Übersetzung des Brant’schen Werkes zu sprechen und wir erfahren dort, dass er die Arbeit an der Übersetzung aufgegeben hat, da ihm ein anderer Bearbeiter zuvorgekommen war. Johannes Adelphus: Ausgewählte Schriften. Bd. I: Barbarossa. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. Berlin 1974, S. 189. Der von Adelphus namentlich nicht erwähnte Übersetzer war Caspar Frey aus Baden (Aargau). VD16 B 7083. 32  hystorien] hystorieny [!] A.

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 Titus L. Livius (64 oder 59 v. Chr. – 17 n. Chr.), röm. Historiker.  Himmelfahrt Christi. Im Jahr 1514 fiel das Fest auf den 25. Mai.

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Glossar ablassen (abgelassen) nachge­ lassen, ­vergeben abscheid Tod achten beachten ainest einmal alweg immer ander zweite andern (zům) zum zweiten anfahen anfangen anfechtung Versuchung anfengklich anfangs, am Anfang ankeren anwenden ansicht ansieht antweder entweder artzot Arzt baß besser behalten erhalten, bewahren bekümmert beschäftigt benügen sich begnügen beschamen (sich) sich schämen bescheen geschehen beschirmbt beschützt besicht besieht beston bestehen, bleiben betten beten bevelch Befehl billich rechtmäßig blaich blass blerren brüllen bloßt bläst bberry Schurkerei bundtrychen bündnisreichen

Kaplan caplon colligiert gesammelt contemplieren betrachten darab darauf dauwen verdauen dester desto dry drei dwyl während einicherley irgendwelche, irgendein embeut entbietet entpfahen empfangen entsitzt fürchtet entzucke entreiße erfinden erfahren, ­entdecken ergtzlichait Ergötzen erligen zu Grunde gehen ersuchen erforschen etwan(n) vielleicht, ­manchmal faig frech fleissen (sich) sich befleißigen füllerey Völlerei gadt geht gail übermütig, ­schamlos gang geht gederm Eingeweide gehebt gehabt

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gelernet gelehrt gemelter (in) in beschriebener genahen nähern geschicht geschieht gesein sein geseit gesagt geston stillstehen gmain Gemeinde gon gehen gond hin geht hin grundveste Grundlage gülten Pachtzins, ­Einkünfte gyen (das) dasjenige haber Hafer harnach stat später steht hellen Hölle hofieren sich höfisch ­benehmen hohen schůlen Universitäten hon habe hondt haben besessen inngehebt item ferner kostlicher kostbarer Hals kragen lahm lamb leren auch: lernen lernet auch: lehrt leichter leüchter liberey Bibliothek Weltpriester lütpriester lůgen sehen, schauen matery Stoff menglich (menigklich) jeder, alle

menigerlay vielerlei mieden müden minder weniger nachgon nachfolgen nachgonder nachfolgender namen nehmen nicht nichts nit nichts ntig notwendig notturfftig notwendig notturfftig seind bedürftig sind pfah Pfau pfeisen zischen pfligt pflegt porten Tore prebende Pfründe procuriert versorgt, verschafft regiment Regierung reudigen von Räude ­befallen rychßnenden (geryßnet)  herrschenden, ­geherrscht Glocke schell Geheimfach secret seind sind sicht sieht spalt spielt sparen aufschieben stiffter Anstifter, Verführer sondern sunder sunderhait (in) insbesondere besonderer sunderlich sundern besonderen sunst sonst

Sechs deutsche Widmungsbriefe tag (an den tag bringen) drucken lassen temptation Versuchung thůnd tun thumherren Domherren todtenfar totenbleich translation Übersetzung tring dränge uberkommen erhalten überfluß Menge unfüglich unpassend, ­unangemessen ungefell Missgeschick ungeschickt ungelegen üppiger unnützer ursach Grund, Anlass ußgat ausgeht vast sehr vergadt vergeht vergangen sich verirren, ­umkommen verkrt (sich) sich ändert, ­wandelt vernachlässigt versaumpt verstandt Verständnis

vicarien Vikare vich Vieh vor zuvor, früher waid Viehweide wann denn, wenn ware wahr was war weder als weißt zeigt weltschen italienischen wirden Würden wl wolle würt wird wylandt einst wyt weit ye immer yebung Tätigkeit yetzodan jetzt ynfier einführe zehen zehn zemen zähmen erziehen ziehen zwlffbotten Apostel

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6. Widmungsbrief Mulings an Hans von Schönau, Humanist und Mystiker in Freiburg

Schaffhausen, 4. April 1519 [Bl. aaij r] Epistel1 Dem edlen und vesten juncker Hansen von Schnauw2. Wonhafftig zů Fryburg3 by den Reuwern4. Entbüt Johānes Adelphi Statartzet zů Schaffhusen5 syn allzyt willigen dienst und vil heyls / In dem herren Jesu.  EDler vester Juncker / wiewol ich üwerer veste kuntschafft in sonders wenig hab / noch sy villicht auch meyn / yedoch so ist das der rechten tugent krafft und eygenschafft / Das auch die Platonischen lerer6 bekennen / das sy ansich zücht alles das ir gemeß ist und glychfrmig. Und also auch wider von ir güßt in gůter menschen hertzen / den glantz rechter erberkeit und frummkeit. Darumb so ich uß angeben etlicher insonderheit erewirdiger und warer christener personen. Angefangen hab nach langem tragen / wie ein schwanger frawen zů geperen an tag ein frucht wie vormals mer. Darvon gott im hymel vorab mcht gelobt werden / und wir armen sünder uff erden gebessert und getrst / hat sich wunderbar gefügt / das ein zwyling daruß worden ist / glich dem Jacob und Esau / deren einer geistlich der ander weltlich. Wiewol von anderm samen entpfangen / aber von mir wider geborn / und der welt kuntbar gemacht / sonderlich tütscher nation. Dann uß dem latyn ich es in tütsch sprach gekert. Und ist also des einen titel oder namm Der Christenlich Ritter7. Welches beschrybung der hochgelert fürtrefflich herr und doctor / doctor Erasmus8 geborn von Roterdam in latyn so meisterlich und zierlich gethon / das deß

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glychen nit mer gesehen / erfunden noch gehrt ist worden in langen [Bl. aaij v] zyten. Wiewol er erst ein vorred daryn hat gemacht wider die / so die warheit nit wol lyden mgen / als dann üwer veste in dem lesen wol wirt mercken. Was aber des bůchs ynhalten sey / werden ir klrlich finden hernach / uß der capitel teylung Des andern titel ist Keiser Friderichs leben / genant Barbarossa9 / davon ich hie nit wyter meldung thůn / dann es gehrt an syn stat. Darumb ich aber diß werck hab angefangen / ist allermeist die ursach. So etlich gelert und geistlich menschen / die der schrifft anhangen / und Christo Jesu vor andern nach sollen folgen / als alle geistlichen / bischff / priester / gewycht personen etc. Das heilig folck / das gesalbet und ußerwelt geschlecht / und was mer der glychen ergytiger herlicher namen erdacht mgen werden / sich teglich freüwen zů hren und damit genant werden / Nit allein von der alten lere und schrifften / noch auch diser zyt gelorten und erfarnen menschen underwysung / in kein weg mgen bewegt werden / sonder die gar verwerffen und fliehen das sy doch andern weren solten. So werden die nit geachtet übel thůn / die dem folck geben zů lesen / in gemeiner tütscher vtterlicher sprach / das zů irem heyl und nutz allein was geschriben / uff das / was sy das arm unwissend folck nit wllen leren / irs genieß halb und eigen nutzs / den sy besorgen darumb abgan / wie die juden von Christo. Ja sprich ich / das es solchs durch sich selbs lerne und leß / was im zů thůn ist oder nit. Diß also angesehen / hab ich do myn arbeit Edler vester juncker niemant dann üch wllen dedicieren und zůschriben. Darumb das ich vernimm / üch in rechter christenlicher geistlicheit nach gottes und der apostel lere / wunderbar zůnemen / und ein selig leben fren / darin üch gott und diß werck wirt bestetigen / deß mir nit zwyfflet / wan gesehen alles nachreden falscher zungen. Bitt und beger es / der meynung und mit dem früntlichen willen und [Bl. aaiij r] hertzen / anzůnemen als es geschicht / In hoffnung got dem herren / vil lobs da durch zů beweysen / der teglich thůt erwecken nüwe Daniel10 / zů hilff unnd bystant / schyrm und schützung syner kirchen / deren er nit von ist noch abgat / als wenig als das haupt den glidern des

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lybs. Hab also in dem nachgefolgt sant Hieronymo11 / der auch die heilig schrifft den menschen siner sprach in Dalmatisch hat vorgeschriben und ußgelegt. Wiewol man leyder yetzo meynt es sey ein schmach / die heilig schrifft lesen in gemeyner leyscher sprach von yederman. So doch die lere Christi gantz niemant ußschlüßt / noch von ir abtribt / dann allein den der sich selbs davon thůd. Glycherwiß / als ob Christus unser herr und meister so verwickelte / verborgne / dieffe und unverstentliche ding gelert hab / das sy allein ein wenig gelerter lüt verstan sollent. Oder als ob der schirm und die hilff christenlicher geistlicheit darin stand / wenn man sy nit wisse. Es ist aber etwan besser / das man der künig und grossen herren heimlicheit verberg. Aber die heimlicheit der lere Christi sol aller welt ußgerfft und bekant werden / also das alle wyber lesent das ewangelium Christi / und die epistel Pauli12. Und das die ding in alle sprachen würden ußgelegt das nit allein solchs die latynischen / oder tütschen und welschen13 / sonder auch die türcken und unglaubigen / das lesen mchten und verstan. Dann der erst grad / ist mercken und verstan oder wissen / wie vast es etlich verwerffen und verspotten / acht ich klein. Wlt got das all unser rede und kurtzwyl aller christen wer von solchen dingen / on zwyfel es würde anders in der welt stan. Dann nach dem gemeynen spruch / so sind wir gar nah also gesittet / wie unsere tegliche red und wort sind / Dann uß überfluß des hertzens redt der mund. Darumb uff das nůn unsere hertzen / mgen vol werden gttlicher gnaden und influß. So rff ich an [Bl. aaiij v] demtiglich den almechtigen / und den unerschpflichen brunnen aller tugent / das er uns mitteil syn grundlose barmhertzigkeit / das wir dadurch mgen erkennen und finden den waren rechten weg ewiger seligkeit / dem trewlich nachfolgen und styff anhangen. Ritterlich stryten und fechten wider alle fynd / so uns daran hindern oder irren mgent und abtriben. Als klrlich heryn wirt beschriben und ußgelegt. Dann in disem bůch sind etwas newer gebot / nüwe underwysung / und nüwe gesatz / vorgeschriben denen die warlich under Christo reysen. Nit das solchs auch vor dem nyemant geschriben hat / sonder das es gar wenig der massen oder gestalt gethon und vol-

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bracht. Dann gar vil daran lyt / mit was wyß oder weg / sinn und vernunfft / die gebot wol und seliglich zů leben / den menschen werden yngeben und fürgehalten. Dardurch wir dann erlangen sollen die stol der ewigen glori. Und ware rechte Ritter genant / nit nach der welt / sonder nach gott / Dann das ist die eygenschafft eins rechten kempfers / darumb er dann würt ritter geschlagen / und tragen darff gold und edel gesteyn / das lüchten ist in ewigs leben. Darzů uns allen helff unser gebenedyter vorfechter Jesus christus / Amen. Geben zů Schaffhusen uff sant Ambrosius tag14 des heiligen lerers. Anno M.D.XIX. Literatur Frese, Werner H.: Die Herren von Schönau. Ein Beitrag zur Geschichte des oberrheinischen Adels. Freiburg 1975 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte, 26). Herding, Otto: Das Testament des Hans von Schönau (1480–1527). In: Freiburger Diözesan-Archiv, Bd. 99 (1979), S. 94–172.

 Enthalten ist dieser Widmungsbrief in Adelphus’ Übersetzung des Enchiridion oder handbüchlin eins Christenlichen vnd Ritterlichen lebens. VD16 E 2787. – Exemplar: *Linz, Bibliothek des Oberösterreichischen Landesmuseums (I 419). 2  Hans von Schönau (1480–1527), Humanist, Mystiker und Reformfreund; lebte seit 1502 in Freiburg. 3  Freiburg i. Br. 4  Reuerinnen oder Büßerinnen, katholische Schwestern des Ordens zur heiligen Maria Magdalena von der Buße (1230–2004). 5  Schaffhausen. 6  Lehrer des Platonismus. 7  Enchiridion oder handbüchlin eins Christenlichen vnd Ritterlichen lebens / in latin beschriben durch Doctor Erasmus von Roterdam. Vnd new1

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lich durch Joannem Adelphum doctor vnd statartzet zů Schaffhusen vertütschet. Basel: Adam Petri, 1520. Bezzel (Erasmusdrucke) 882. 8  Erasmus von Rotterdam (1469–1536), Humanist, Autor des Enchiridion militis christiani. Die Neuauflage des Werkes aus dem Jahr 1518, gedruckt von Johannes Froben in Basel, diente als Vorlage für die deutsche Übertragung Mulings, die erste in deutscher Sprache. 9  Johannes Adelphus: Barbarossa. Straßburg: Johannes Grüninger, 28. ­August 1520. VD16 A 215. 10  Daniel, einer der vier Hauptpropheten im Alten Testament. 11  Hieronymus (um 348–420), lat. Kirchenlehrer, auch Schutzpatron der Übersetzer. 12  Briefe des Apostels Paulus. 13  Italiener. 14  Ambrosius (333/334 bzw. 339/340–397), lat. Kirchenvater, Bischof von Mailand, Fest: 4. April.

Glossar abgan fehlen abtriben wegtreiben, ­fortjagen achten erachten als wie andern zweiten angeben Anregung angesehen in Anbetracht dessen bystand Hilfe christener christlicher dann als dedicieren widmen dieffe tiefe entbüt entbietet entpfangen empfangen erberkeit Ehrbarkeit erfunden gefunden

gütiger ergytiger etwan manchmal fraw Frau frummheit Rechtschaffenheit, Tüchtigkeit fynd Feinde gar ganz gebenedyter gesegneter gekert verwandelt gelorten gelehrten gemeynen allgemeinen genieß Genuss, Vorteil geperen gebären geschicht geschieht gethon getan gewycht geweiht glory Herrlichkeit, Ruhm glychen gleichen glycherwyß gleichsam grad Stufe

Sechs deutsche Widmungsbriefe güßt gießt insonderheit besonders in sonders besonders klrlich klar, deutlich kuntschafft Bekanntschaft leß lies leyscher laienhafter, ungelehrter, weltlicher lüchten leuchten lüt Leute lyb Leib, Körper lyt liegt meldung (thůn) verkünden namm Name nyemant niemand schirm (schyrm) Schutz schrifft hier: die Heilige Schrift seiner siner sonder sondern sonderlich besonders sonders (in) besonders stan stehen stat Stelle, Ort stol Thron fest styff sy sie syn seinen thůd tut trewlich ehrlich

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üch euch ursach Grund vast sehr verfechter Verteidiger, ­Kämpfer vernimm verstehe verstan verstehen verwerffen verwünschen vest streng veste (üwer) Anrede eines Ritters vor zuvor, früher vorab besonders vorgeschriben niedergeschrieben wan denn ware wahre was war weg (in kein weg) auf keine Weise, in keiner Hinsicht weren gewähren wider gegen, wieder wiewol obwohl wird würt wys Weise wyter weiter zierlich ansprechend, geschmackvoll zieht zücht zůnemen wachsen zůschriben zueignen

Vier lateinische Briefe des Johannes Adelphus Muling an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian Mit Kommentar

Joachim von Watt, bekannt geworden unter dem latinisierten Namen Vadianus und der deutschen Form Vadian, wurde 1484 in St. Gallen geboren und starb dort 1551. Er war der bedeutendste Humanist und der einflussreichste Reformator in der Ostschweiz. Als ältester Sohn eines St. Galler Kaufmanns und Handelsherrn zog er mit 17 Jahren, im Winter 1501/02, an die Universität Wien. Dort blieb er bis 1518. Vadians wichtigster Lehrer in Wien war Conrad Celtis. An der Wiener Universität hatte Vadian 1512 den Lehrstuhl für Poetik von Celtis übernommen. Sein Magisterexamen bestand er 1508. Zuvor hatte er eine Studienreise nach Norditalien, vor allem nach Triest, Venedig und Padua unternommen. Das höchste Ziel eines Dichters hatte Vadian am 12. März 1514 erreicht. Er wurde vom Kaiser Maximilian I. in Linz zum poeta laureatus gekrönt. Doch immer mehr wandte er sich den medizinischen, geographischen, naturwissenschaftlichen und später auch den historischen Studien zu. Sein medizinisches Studium beschloss er 1517 als Doktor der Medizin. Mit der Rückkehr nach St. Gallen 1519 hatte er zugleich die akademische Laufbahn verlassen. In St. Gallen erwuchsen ­Vadian nach seiner Rückkehr schnell neue Aufgaben. Er wurde Stadtarzt, Ratsherr, Bürgermeister und stellte sich nach einigem ­Zögern an die Spitze der reformatorischen Bewegung. Daneben blieb er bis an sein Lebensende schriftstellerisch tätig. Literatur Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. Hrsg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann, 7 Bde. St. Gallen 1890–1913 (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte 24–30a, Nachtrag in Bd. 33). Hächler, Fredi, Conradin Bonorand und Rudolf Gamper (Hg.): Personenkommentar I–IV zum Vadianischen Briefwerk. Gesamtregister. St. Gallen 2001 (Vadian-Studien, Bd. 15). Näf, Werner: Vadian und seine Stadt St. Gallen. Bd. I: Humanist in Wien. St. Gallen 1944. Bd. II: Bürgermeister und Reformator von St. Gallen. St. Gallen 1957. Schirrmeister, Albert: Vadian, Joachim. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1177–1237.

Excellentissimo et eloquentissimo viro, Domino Joachimo Vadiano1, Medicae rei doctori famatissimo, apud divum Gallum2, amico incomparabili ad manus candidas. Schaffhausen, 29. Februar 1520 S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉. Etsi nulla inter nos hactenus intercessit amicitiarum familiaritas, ingens tamen tua virtus, doctrina probata efficiunt, te meis visitare literis; ita enim passim per tuos Pannonas3 nobiscum praedicaris et extoleris; nec iniuria; virum enim per omnia doctum talia decent. Faciat deus, ut aliquando tibi ex ignoto notissimus fiam, itaque, quod volo, paucis accipe. Indicem librorum tuorum habere cupio, mox ad te rediturum; est enim verisimile, te multis et rarissimis abundare libris, etiam rem medicam concernentibus, quam vides foeda barbarie pollutam et omnino suppressam, ni Thomas Lynacer Britannus4 atque Copus Basileyensis5 eam resus­ citarent suis mellifluis tralationibus, quos o utinam aliquando praeceptores habuissem: non enim talis, qualis sum, sed quis esse vellem, forte evasissem. Mallem te, qui eloquentia polles, brevissimum medendi modum nobis mendicantibus semel praescribere, ut a manu haberemus consilium; ego enim ab ineunte aetate abhorrui magna volumina, quae omnia dicere volunt, cum nihil minus agant, fretus autoritate Erasmi nostri Roterodami, qui in prologo Militis Christiani6, quem modo transtuli in Germanam linguam7, ita scribit: „Qui fiet, ut huiusmodi voluminum moles nos ad sane vivendum instituant, quae ne per omnem quidem vitam vacet evolvere; veluti si medicus morbo praesentaneo laboranti praescribat, ut Iacobi a Partibus8 libros ac reliquios his adsimiles omnes evolvat, illic reperturus, quo valetudinem sarciat; at hunc interea mors occuparit nec erit, cui possit succuri. In tanta aetatis fugacitate parato promptoque remedio est opus, non pharmacopolarum ritu, aliud ex alio miscentium ac remiscentium, ex novis vetera, ex veteribus nova, e pluribus unum, ex uno plura subinde

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fingentium ac refingentium“. Haec ille. Rem tenes. – Volui scribere tria verba; ecce quorsum elapsus sum! Sit medendi via facilis, simplex et recta atque brevissima, per methodum quasi scripta, non tot distinctionibus signorum et receptarum sine numero confusa, quorum notitiam aliquis percipiat, patiens animam agit. Vale ex Scaffusia9, ultima Februarii10, anno divinae incarnationis MDXX.

 Ioannes Adelphi, Arnopolitanorum11 physicus utinam bonus.

 Joachim Vadian, auch Watt (1484–1551), Humanist, Stadtarzt in Sankt Gallen. Vgl. Schirrmeister, Albert: Vadian, Joachim. In: VL, Deutscher Huma­ nismus, Bd. 2 (2013), Sp. 1177–1237. 2  Sankt Gallen. 3  Pannonia, Pannonien, Landschaft und später röm. Provinz, das heutige Westungarn, Burgenland und die Umgebung von Wien. 4  Thomas Linacre (1460–1524), englischer Humanist, Leibarzt Heinrichs VIII., König von England; Übersetzer und Herausgeber medizinischer Schriften Galens. 5  Wilhelm Kopp (Copus) aus Basel (um 1460–1532), Mediziner, seit 1497 in Paris, seit 1514 Leibarzt Ludwigs XII., König von Frankreich; Übersetzer und Herausgeber medizinischer Schriften Galens. Vgl. Stefania Fortuna: Kopp, Wilhelm. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 1309–1315. 6  Enchiridion militis christiani; der Autor ist Erasmus von Rotterdam. ­Basel: Johannes Froben, 1518. 7  Deutsche Übersetzung des Adelphus: Enchiridion oder handbüchlin eins Christenlichen vnd Ritterlichen lebens. Basel: Adam Petri, 1520. 8  Jacques Despars (um 1380–1458), Pariser Arzt. Jener Arzt Jacobus a (oder de) Partibus wird im Widmungsbrief zum Enchiridion von Erasmus erwähnt. 9  Schaffhausen. 10  29. Februar; das Jahr 1520 war ein Schaltjahr. 11  Arnopolitani, Schaffhauser; gelehrte griechische Schreibweise, sonst ungebräuchlich. 1

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Autograph Standort: *Kantonsbibliothek (Vadiana) St. Gallen. Signatur: I/183 = Ms 30. Der Brief ist ohne Kommentar abgedruckt in: Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. Hrsg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann. St. Gallen 1890–1913 (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte), Bd. 25, Briefnummer 182, S. 268–269.

512 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian Der erste Brief, den Vadian aus Schaffhausen erhielt, wurde am 29. Februar 1520 von dem Stadtarzt Johannes Adelphi geschrieben, einem jener Humanisten, die den Boden für die Reformation vorbereiten halfen. Er stand in enger Verbindung mit Basel und seiner Heimatstadt Straßburg. Von Schaffhausen aus suchte Adelphus, der so gern ein guter Arzt wäre, die Verbindung mit seinem berühmten Berufskollegen Vadian in St. Gallen. Der in elegantem Humanistenlatein geschriebene Brief des Adelphus lautet verkürzt und frei übersetzt:  Obwohl zwischen uns bis jetzt keine vertrauliche Freundschaft gepflegt worden ist, so ist Deine Tugend so groß und Deine Gelehrsamkeit so berühmt, dass ich Dich schon mit einem Brief besuchen darf. Du hast uns auch durch Deine Werke so belehrt und ermuntert, dass es wohl angeht an Dich zu gelangen. Gebe Gott, dass ich Dir einmal aus einem Unbekannten zu einem recht Bekannten werde. Und nun, was ich auf dem Herzen habe. Ich wünsche ein Verzeichnis Deiner Bücher, das ich Dir bald zurückschicken werde. Es ist ja wahrscheinlich, dass Du reich bist an vielen und seltenen Büchern, besonders an solchen, die die Medizin betreffen. Diese wäre schmählich vernachlässigt, ja ganz unterdrückt worden, wenn nicht Thomas Lynacer Britannus und Copus Basileyensis ihr mit ihren prächtigen Übersetzungen aufgeholfen hätten. O, dass ich diese einmal als Lehrmeister haben könnte. Vielleicht ist mir das Glück hold, dass ich nicht der bleibe, der ich bin, sondern der werde, der ich sein möchte. Ich wünschte sehr, dass Du aus Deinem Überfluss heraus uns armen Bettlern einen kurzen ärztlichen Ratgeber schreiben würdest, den wir immer zur Hand haben könnten. Ich verabscheue längst die dicken Bände, die alles sagen wollen und doch nichts sagen und halte es mit unserem Erasmus von Rotterdam, der im Prolog seines Christlichen Ritters, den ich gerade ins Deutsche übersetzt habe, schreibt: „wer sorgt dafür, dass aus der Menge der Bände das herausgenommen werde, was uns zeigt, wie wir zu gesundem Leben kommen ...“

An doctor Joachim Vadian, Stattartzot zu Sant Gallen, mynem in sonder günstigen lieben herren. Schaffhausen, 10. August 1521  Salve, Vadiane doctissime. Annus est fere, quando ad te primas dedi litteras, quibus itidem pro animi tui mansuetudine admodum benigniter respondisti. Nunc rursus scribo, instinctu et admonitione Iohannis Claudi1, bibliopolae Thuricensis2, qui te maximopere ait desiderare Galenum3 de Sanitate Tuenda4, methodum item Galeni de curandis morbis5. Ego quia dupliciter habeo hanc Linacri6 tralationem, tibi communicare possum unam earum, simul ligatam pro floreno cum dimidio; sic enim solvi mercatori apportanti; ideoque, si tibi adhuc animus est habendi, scribe, ad quem mittendus sit liber Constantiae7. Sic enim videre meo faciliter habere poteris et propediem. Si quid est praeterea, in quo tibi complacere potero, praecipiendo fiet. Vale feliciter. Ex Scaffusia8, die beati Laurentii9, anno 21. Tuus Adelphus, medicus Scaffusianorum10.  De Luthero quid tibi scribam? qui modo emisit secundam revocationem11 contra Catharinum Italum12, in quo quam graphice papam principem fatierum describit, non est dicendum. Basilae13 vidi atque emi. Apologiam quoque Melancthonis14, hominis doctissimi, legi contra theologastros Parisienses, quam mihi Renanus15 adeo commendavit, ut non sit veritus praeferre Philippum16 nostro Erasmo Roterodamo. Didymum17 quoque illius te vidisse credo, quoniam diu emissus est. Cetera nulla nova vidi neque Friburgi18 neque Basileae, nisi quod docti omnes passim Lutherani sunt, hoc est boni Christiani. Tu cuius es, edicito, precor et rursus pie vale.  Alia Lutheri opuscula lingua Germanica scripta repperi, praesertim de littera et spiritu contra Bock Empser19 et Murnarum20, deus bone, quanto fervore scripta! Fari non possum, quia res est spiritalis et spiritu dei scripta.

514 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian  Johannes Claudus, Buchhändler in Zürich.  Thuricensis, von Zürich, Turicum lat. für Zürich. 3  Claudius Galenus (Galen) (129/131 – 199/200 n. Chr.), griech.-röm. Arzt. 4  Claudius Galenus: De sanitate tuenda libri sex. Thoma Linacro Anglo interprete ... Parisiis per Guilielum Rubeum, 11 calendas Septembris 1517. Folio. [Zu deutsch: Über die Bewahrung der Gesundheit]. Richard Durling: A chronological census of Renaissance editions and translations of Galen. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 24 (1961), S. 252, Nr. 1517.2. 5  Claudius Galenus: Methodus medendi, vel de morbis curandis, libri quatuordecim ... Thoma Linacro interprete. Lutetiae (= Paris), sumptu ­Godefridi Hittorpii apud Desiderium Maheu. Iunio (3. Juni), 1519. Folio. [Zu deutsch: Über kunstgerechte Behandlung]. Richard Durling, ebd., S. 252, Nr. 1519.5. 6  Thomas Linacre (1460–1524), engl. Humanist und Arzt; Übersetzer und Herausgeber medizinischer Schriften Galens. 7  Constantia, Konstanz. 8  Schaffhausen. 9  Laurentius, Fest: 10. August. 10  Scaffusiani, die Bewohner von Schaffhausen. 11  Martin Luther: Ad librum eximii magistri nostri Ambrosii Catharini defensoris Silvestri Prieratis acerrimi responsio Martini Lutheri. Wittenberg: Melchior Lotter d. J., 1. April 1521; Basel: Adam Petri, Juli 1521. Josef Benzing: Lutherbibliographie. Baden-Baden 1966, Nr. 880–882. Silvester Mazzolini (1456–1523) war ein italienischer Mönch des Dominikanerordens, der auch unter dem Namen Prierias bekannt war. Er war einer der ersten, die Martin Luther angriffen. 12  Politus, Ambrosius Catharinus (Catarino, Ambrogio) (1487–1553), Erzbischof von Conza. 13  Basilea, Basel. 14  Philipp Melanchthon: Adversus furiosum Parisiensium theologastrorum decretum, Philippi Melanchtonis pro Luthero Apologia. Wittenberg: 1521; Basel: Adam Petri, 1521. Verteidigungsschrift Melanchthons gegen die Angriffe auf Luther von der theologischen Fakultät an der Sorbonne. Vgl. Otto Beuttenmüller: Vorläufiges Verzeichnis der Melanchthon-Drucke des 16. Jahrhunderts. Halle 1960, (Teildruck), Nr. 86. 15  Beatus Rhenanus (um 1485–1547), Humanist, ehemaliger Mitschüler und Freund des Adelphus. Vgl. Ulrich Muhlack: Rhenanus, Beatus. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 656–710. 16  Philipp Melanchthon (1497–1560). 17  Faventinus Didymus, Pseudonym für Philipp Melanchthon. Im Jahr 1520, zur Zeit der Verbrennung der Bannbulle, trat Melanchthon unter dem Namen 1

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Didymus Faventinus mit einer an die Stände des Reiches gerichteten vortrefflichen Schutzrede für Luther und seine Lehre ein. 18  Friburgum, Freiburg i. Br. 19  Hieronymus Emser (1478–1527), Gegner Luthers; das Wappentier Emsers war der Steinbock. 20  Thomas Murner (1475–1537), Gegner Luthers. Adelphus bezieht sich hier auf die Schrift Luthers: Auff das überchristenlich: übergaistlich vnd überkünstlich buch Bocks Emsers zu Leiptzig Antwurt D.M.L 〈Doktor Martin Luther〉. Darinn auch Murnars seins gesellen gedacht würt. Wittenberg: Johann Rhau-Grunenberg, 1521. Josef Benzing: Lutherbibliographie. Baden-Baden 1966, Nr. 868–871.

516 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian

Autograph Standort: *Kantonsbibliothek (Vadiana) St. Gallen. Signatur: II/40 = Ms 31.

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Der Brief ist ohne Kommentar abgedruckt in: Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. Hrsg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann. St. Gallen 1890–1913 (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte), Bd. 25, Briefnummer 272, S. 380–381. Nachdem Adelphus in seinem Brief vom 10. August 1521 Vadian für die leider nicht überlieferte Beantwortung seines ersten Schreibens gedankt hat, spricht er kurz von medizinischen Büchern und schreibt dann weiter: Was soll ich Dir von Luther schreiben? Er hat eben die zweite Widerlegung gegen Catharinus Italus herausgegeben. Es ist nicht zu sagen, wie glänzend er den Papst schildert. Wie mit dem Stift so fein stellt er ihn dar, den Meister der Lüge. Ich habe das Buch in Basel gesehen und gekauft. Ich habe auch die Apologie Melanchthons gelesen, eines außerordentlich gelehrten Mannes gegen die Pariser Theologaster. Rhenanus hat sie mir sehr empfohlen, indem er sagt, er scheue sich nicht, den Philippus (Melanchthon) unserem Erasmus von Rotterdam vorzuziehen. Den Didymus desselben Namens hast Du wohl gesehen, da er seit längerer Zeit gedruckt ist. Sonst habe ich nichts Neues gesehen weder in Freiburg noch in Basel, als dass die Gelehrten fast alle Lutheraner, d. h. gute Christen sind …

518 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian  Von Luther habe ich noch andere Büchlein in deutscher Sprache gefunden, besonders vom Buchstaben und Geist gegen Bock Empser und Murner. Vortrefflich! Mit feurigem Geist … im Geist Gottes geschrieben.  Dieser Brief, in dem Adelphus Vadian als seinen „besonders günstigen lieben Herrn“ anredet, ist dadurch von großem Interesse, dass er dem Leser zeigt, wie intensiv sich der Stadtarzt von Schaffhausen mit Luther und den reformatorischen Schriften beschäftigt. Auch Bücher, die nicht zu Luthers Hauptschriften gehören, interessieren ihn sehr. Zu diesem Zeitpunkt ist Adelphus offensichtlich ein vom Geist der Reformation ergriffener Mann.

Excellentissimo medicinarum doctori Ioachimo Vadiano, physico apud divum Gallum, amico suavissimo ad manum. Joannes Adelphi Zů Sant Gallen an herrn doctor Joachim Watt, den statartzot. Schaffhausen, 5. August 1522  Salve, Vadiane doctissime. Accepi literas tuas, quibus pridem respondissem, si praesens fuissem. Namque Argentinae1 moratus apud amicos scribere nequivi; et dum potui, nuntius deerat. Cape ergo istas pro multis aliis, ne me tui oblitum arbitreris, cuius amicitiam prae multis aliis semper exopto. Petis, ut tibi Galenum2 mittam tralatione Linacri3; sed tarde nimis, quia illum a me tulit Gabriel Humelbergius4, qui est in Feldkilch5, homo mihi amicissimus. Nescio autem, si servare velit; si non, continuo ad te volitabit ille. Hodie vidi Lutherum in evangelia et epistolas6, opus insigne, pressum Basileae. In fine eiusdem operis ait, se in illis scripsisse omnia, quae sunt necessaria christiano homini ad salutem. Cura, ut habeas; est lingua Germanica scriptum, sicut et multa alia eiusdem, mihi auro et gemmis chariora. Spero quandoque futurum, ut res christiana restituatur gratia omnipotentis, quam tamen scribae et Pharisaei, Caiphas et Annas et cetera cohors Iudaeorum maximopere impedire satagunt suis mandatis et apostolicis literis; sed non erit consilium contra dominum. Ut vincat veritas, orandum; quae te conservet in aevum. Vale felix. Ex Scaffusia7, die Osvaldi regis8, anno XXII. Mitto tibi tractatulum unum Lutheri de vitandis humanis traditoribus9.

Obsequii tui deditissimus Ioannes Adelfi medicus.

520 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian  Argentina, Straßburg.  Claudius Galenus, gemeint ist hier das Werk Galens: De sanitate tuenda in der lateinischen Übersetzung des Thomas Linacre. Adelphus besaß zwei Exemplare davon. 3  Thomas Linacre (1460–1524), engl. Humanist und Arzt. 4  Gabriel Hummelberg (um 1490–1544), von 1517 bis 1531 Stadtarzt in Feldkirch (Vorarlberg), Freund des Adelphus. Vgl. Ludwig Welti: Hummelberg, Gabriel. In: Neue deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin 1974, S. 56. Vgl. auch ­Albert Schirrmeister: Hummelberg, Michael. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 1 (2009), Sp. 1165–1173. 5  Feldkirch (Vorarlberg). 6  Martin Luthers Adventspostille, eine Übersetzung der Enarrationes epistolarum et evangeliorum, quas postillas vocant … Basel: Adam Petri, 1522. Wir haben hier die erste Wirkung der Postille auf die Schweiz vor uns, und wohl eine der frühesten Wirkungen überhaupt. Benzing (Lutherbibliographie), Nr. 1062; VD16 L 4551. 7  Schaffhausen. 8  Oswaldi regis, Fest: 5. August. 9  Gemeint ist Martin Luthers kleine deutsche Schrift: Von menschen leren zu meiden ... D. Marti. Luther. Wittenberg 1522. Basel: Adam Petri, 1522. 1

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Der Brief ist ohne Kommentar abgedruckt in: Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. Hrsg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann. St. Gallen 1890–1913 (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte), Bd. 25, Briefnummer 321, S. 444. Sei gegrüßt, gelehrtester Vadian. Ich habe Dein Schreiben erhalten und hätte früher darauf geantwortet, wenn ich zuhause gewesen wäre. Ich war nämlich in Straßburg bei Freunden und konnte nicht schreiben, und als ich konnte, fehlte ein Bote. Nimm also diese Zeilen für viele andere und glaube nicht, dass ich Dich vergessen habe, dessen Freundschaft ich immer vor vielen anderen mir wünsche. Du bittest, dass ich Dir den Galenus in der Übersetzung des Linacer schicke, aber leider zu spät, denn der mir sehr befreundete Gabriel Hummelberger, der in Feldkirch ist, hat ihn mitgenommen. Ich weiß indessen nicht, ob er ihn behalten will – wenn das nicht der Fall ist, wird das Buch sofort zu Dir fliegen. Ich habe heute Lutherum in evangelia et epistolas gesehen, ein ausgezeichnetes Werk, in Basel gedruckt. Am Ende jenes Werkes sagt er, dass er in demselben alles geschrieben habe, was dem Christen-

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menschen zum Heil nötig sei. Sorge dafür, dass Du es bekommst. Es ist in deutscher Sprache geschrieben, wie auch vieles andere von Luther, und mir wertvoller als Gold und Edelsteine. Ich hoffe, es werde einmal dahin kommen, dass die christliche Sache wiederhergestellt wird durch die Gnade des Allmächtigen, die jedoch Schriftgelehrte und Pharisäer, Kaiphas und Hannas und die übrige Schar der Juden sehr nachdrücklich zu verhindern sich abplagen mit ihren Mandaten und Apostolischen Briefen. Aber es wird keinen Rat geben gegen den Herrn. Man muss beten, dass die Wahrheit siege, die Dich erhalten möge für alle Zeit. Lebe wohl und glücklich. Schaffhausen, am Oswaldstag anno 22.  Ich schicke Dir eine kleine Schrift von Luther de vitandis humanis traditoribus.

Autograph Standort: *Kantonsbibliothek (Vadiana) St. Gallen. Signatur: II/92 = Ms 31.

522 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian

Clarissimo medicinarum doctori, domino Ioachimo Vadiano, physico apud divum Gallum, amico sincero in Christo. Zů Sant Gallen an herrn Joachim von Watt, dem stattartzot. Schaffhausen, 6. August 1523  Salve, vir humanissime. Cum nuper apud nos esses et repentina abitio vultum tuum benignum nobis abstulerat, dolui vehementer, sperans tamen, in reditu te visurum. Sed en: alia regressus via domuitionem ceperas. Utcunque sit, fortunae ascribendum puto, quae quo magis speratur, minus evenit; insperata sequitur plerumque. Nunc autem quod volo, accipe paucis. Scripsit ad me pridem Gabriel meus Humelbergius1, medicus Pediophani2, se tibi misisse Galenum3 meum tralatione Linacri4, cuius solutionem a te petere me iussit. Sed quia raro ad te nuntium habere possum et ipse ego iam pergo ad reverendum episcopum Argentinensem5, assumptus in suum utcunque physicum, ecce ad te confidentius scribo, ut pecunias pro Galeno6 solvendas mittas domino Heinrico Mettelin7, mercatori Constantiensi8, cui debeo bibliam unam parvam9, sicque utrunque debitum solvetur atque ratificabitur; qui tibi has misit litteras meo nomine. Rem tenes. In domino Iesu pie semper diuque vale, et gratia domini nostri Iesu Christi semper cum omnibus nobis. Amen.  Datum Scaffusiae10, in die Sixti11, anno 1523. Salutant te pii omnes: dominus abbas12, dominus Sebastianus13 atque Bovillus14. Adamus15 noster diem clausit extremum, pleuresi vitam mutans in Christo domino nostro.

Obsequii tui semper Iohannes Adelfi, medicus utinam bonus.

524 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian  Gabriel Hummelberg (um 1490–1544), Stadtarzt in Feldkirch, Freund des Adelphus Muling. 2  Pediophanum, Feldkirch (Vorarlberg). 3  Claudius Galenus, gemeint ist das bereits von Adelphus zuvor erwähnte medizinische Werk Galens De sanitate tuenda in der lateinischen Übersetzung von Thomas Linacre. 4  Thomas Linacre (1460–1524), engl. Humanist und Arzt. 5  Bischof von Straßburg (lat. Argentina) war damals Wilhelm III., Graf von Honstein (1506–1541). Adelphus hatte ihm bereits 1507 die von ihm e­ dierte Arator-Ausgabe gewidmet und dedizierte ihm im Jahr 1514 seine Paternoster-­Übersetzung des Geiler von Kaysersberg. Datum des Widmungsbriefes an Honstein: Schaffhausen, 25. Mai 1514. 6  Gemeint ist wiederum die medizinische Schrift Galens: De sanitate tuenda. 7  Heinrich Mötteli (Heinrich vom Rappenstein), Kaufmann in Konstanz. Vgl. Julius Kindler von Knobloch und O. Freiherr von Stotzingen (Bearb.): Oberbadisches Geschlechterbuch. 3. Bd. Heidelberg 1919, S. 106–107; Stammtafel S. 110. 8  Constantia, Konstanz. 9  Es handelt sich offensichtlich um die im März 1523 von Adam Petri in Basel gedruckte Oktavausgabe des Neuen Testaments in der Übersetzung Martin Luthers. Titeleinfassung von Hans Holbein. Vgl. Frank Hieronymus: Oberrheinische Buchillustration 2: Basler Buchillustration 1500 bis 1545. Basel 1984 (Publikationen der Universitätsbibliothek Basel, 5), S. 413–414, Nr. 392. Basel UB, Signatur: A N VI 14 und zwei weitere Exemplare. 10  Scaffusia, Schaffhausen. 11  Dies Sixti, Fest: 6. August. 12  Gemeint ist Abt Michael Eggenstorfer (um 1475–1552), letzter Abt des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, Freund des Adelphus. Vgl. Beat von Scarpatetti: Michael Eggenstorfer (um 1475–1552). In: Schaffhauser Biographien, 4. Teil. (Schaffhauser Beiträge zur Geschichte). Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Schaffhausen, Bd. 58 (1981), S. 49–61. 13  Sebastian Hofmeister (um 1494–1533), Schweizer Reformator. Vgl. Martin Haas: Sebastian Hofmeister (um 1494–1533). In: Schaffhauser Biographien, 4. Teil. (Schaffhauser Beiträge zur Geschichte). Hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Schaffhausen, Bd. 58 (1981), S. 81–88. 14  Ludovicus Bovillus (Ludwig Ochs, auch Oechsli), Lateinlehrer in Schaffhausen († 6. März 1569). 15  Adam (Mayer, Mayr?), Schulmeister in Schaffhausen († 1523). Offenbar handelt es sich um jenen Magister Adamus aus dem Gelehrten- und Freundeskreis um Michael Eggenstorfer, Abt des Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen. 1

Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian 525

Autograph Standort: *Kantonsbibliothek (Vadiana) St. Gallen Signatur: II/142 = Ms 31.

526 Lateinische Briefe an den St. Gallener Stadtarzt Joachim Vadian

Der Brief ist ohne Kommentar abgedruckt in: Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen. Hrsg. von Emil Arbenz und Hermann Wartmann. St. Gallen 1890–1913 (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte), Bd. 27 (1897), Briefnummer 358, S. 31–32. Johannes Adelphus drückt seine Freude über den kürzlichen Besuch Vadians in Schaffhausen aus. Er bittet den Kaufpreis für den Galenus an Heinrich Mötteli nach Konstanz zu schicken. Außerdem teilt er Vadian vertraulich mit, dass er voraussichtlich eine Arztstelle beim Straßburger Bischof antreten werde und sich auf den Weg dorthin begebe. Grüße von Bekannten an Vadian.

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Literatur Durling, Richard: Linacre and medical humanism. In: F. Maddison, M. Pelling, Ch. Webster (eds.), Linacre Studies, Oxford 1977, pp. 76–106. Koelbing, H. M.: Town and State Physicians in Switzerland (16th–18th centuries). In: The Town and State Physician in Europe from the Middle Ages to the Enlightenment. Ed. by A. W. Russell. September 17–19, 1979. Wolfenbüttel 1981 (Wolfenbütteler Forschungen, 17), S. 141–155. Mani, N.: Der medizinisch-humanistische Buchdruck in Basel. In: Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik in Basel. Olten 1959, S. 53–66. O’Malley, C. D.: English medical humanists, Thomas Linacre and John ­Caius. Lawrence, Kansas 1965.

Briefe an Johannes Adelphus Muling Mit Kommentar

Thomas Murners Widmungsprolog an Johannes Adelphus Muling

Thomas Murner unterrichtete 1499/1500 an der Krakauer Artistenfakultät Logik und verfasste für seine dortigen Studenten ein Lehrbuch der Logik mit dem Titel Logica memorativa. Indem er die Logik mit Hilfe eines Karten­ spieles zu vermitteln suchte, veranschaulichte er ihre abstrakten, wissenschaftlichen Begriffe mit Hilfe von Bildern, die Personen und Gegenstände als Symbole auf 51 Karten präsentieren. Diese sehr originelle und vergnüg­liche Methode fand den Beifall der Krakauer Studentenschaft und erfreute sich eines solchen Erfolges, dass das Werk – 1507 in Krakau erstmals gedruckt – 1509 auch in Straßburg erschien und 1519 in Brüssel eine Neuauf­lage erfuhr. Auf jeder Spielkarte befindet sich ein Männer- oder Frauenbildnis mit Zeichen und Symbolen, die sich auf die verschiedenen Kapitel beziehen.

[Bl. Aij r] Prologus Thomas Můrner1 Argentinus, Erudito ac vere docto homini Ioanni Adelpho Argentin〈ensi〉. S〈alutem〉 P〈lurimam〉 D〈icit〉2 Freiburg 1508 PEtri Hyspani3 textum quem ideo iuvenes legunt, ut a teneris annis imbibitus non facile possit oblivione deleri, iuxta illud Horatii: Quo semel est imbuta recens servabit odorem Testa diu. Hunc inquam textum, ipse ego didici, et in universitate Cracoviense4 publico salario legi, quamvis in illo, tria profecto noxia, frequenti studio detestor. Primum est grandis latini sermonis penuria, in quo nisi quis a cunabulis ipsis fideliter erudiatur, quam sit hoc tenelle iuventuti pernitiosum, nemo est qui nesciat, nisi is quidem putet ipsos, barbaro ineruditoque sermone dedicandos initiandosque, servetque recens nidorem, ne dicam odorem testa diu. Secundum

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est modernis logicis cognitissimum, eum videlicet Petri hispani textum (quot maculis pardus) tot esse falsitatibus5 respersum. Dicam instantius quid velim rustico incultoque sermone, variis et infinitis erroribus conusissime permixtum. Nam si in eo quid cultum, doctum, tersum et verum, id omne Petrus, ex Aristotelis logica desumpsit. Si quid autem barbarum, si quid falsum, si quid in eo fastidiosum, hoc omne sibi crassa ingenii sui minerva ingessit, hic tamen submisse eius detestemur errata, cum de hac re, in tractatu errorum Petri Hispani, diligenti satisfactum sit, nolenti vero nimium. Tertium est quod nulla penitus est [Bl. Aij v] formarum festivitate conspicuus, ut vel diversarum figurarum ymagine desiderata cupiditate, nostra delectarentur ingenia, vel saltem festinantiore brevitate, nostra relevarentur discendi fastidia. Oportet equidem variis studiorum oblectamentis, animos demulcere legentium, et adinstar fastidientis stomachi, diversis esculamentis delinire, ne legentem tenera adhuc capedine fervidum, inglorius tradendi modus retrahat, aut continuata prolixitas, discipline campum exilire compellat. Hinc igitur ordiamur medendi curam, unde fuimus illius insulsi textus perniciem erroresque detestati. Inconcinnam illam Petri loquentiam, imparatosque sermones nullatenus mutaturi, quo vel nostro vel alieno eloquio fieret ornatior, vel sermonis festivitate dolaretur, nimiam rei novitatem formidantes, donec videremus, quem fructum hec nostra lucubratio, in diversis scholarum achademiis perturiret.6 In secundo tamen nos cohibere nequivimus, quoniam textum illum multis in locis orbatum veritate, scatentem errore mutaremus et ad viam veritatis rectam reduceremus, novamque de re logica formaremus editionem, quam prosperatam iri nullomodo diffidimus, multisque profuturam. Tertio item hoc curioso aptioreque consulendi studio, res logicas (quo delectabilius audirentur, hererentque tenacius) sensibus ipsis palpandas prebui, quia (ut poetice loquar) Aut prodesse volunt aut delectare poete. Date igitur queso veniam studiosi omnes, si quem fortassis hec lasciva huius nostri chartiludii vel movet effigies, vel offendat nuncupatio, ob id me venia dignum arbitratus, quod hoc pictasmatis exercitamento, hac imaginum similitudine, logicum

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textum (omnibus profecto rebus accomodum, ad facilem memorandi viam revocaveri et instar aquile pullos, in solis contuitum provocantis, ad logicas argutias studiosos omnis excitaverim) uti cicero ille [Bl. Aiij r] noster, memoriam docuit excitandam vel ve­ rius irritandam. Hec est ergo propositi nostri summa, nostro hoc ludo, in quo pro terrenis caducisque divina mercantur dogmata, omnem talorum aliorumque ludorum auferre cupientes, scelera extirpare nociva, et salubriter edomare pericula, essemque beatus, qui bonis conarer infringere mala. At scio has nostras ephoeborum novitias consecrationes, multis prohdolor nullatenus placituras, quibus id est animi, quibus illa videtur sane decreta sententia deberi quidem Petrum hispanum tenellis auribus instillari, ac tenellam iuventutem (impacienter dico) his foecibus contaminari, hoc si quis persuadendum putat, eum non dico non desipere sed prorsus etiam insanire. Quibus autem hic tetrior animi morbus cordibus non irrepsit, quibus hoc iudicium, mendax fama non intulerit, illos pe〈tri〉 his〈pani〉 textus liberiores, reijcere verebuntur. De nostratibus loquor, qui haud iniuria (de tantorum nostri ordinis doctorum numero et prestantia gloriabundi, quibus tota christi relligio (sole candidior) resplendecit) non esse necessarium arbitrabuntur, ut a nobis (qui hisce rebus scatenter effluimus) doctores aliunde mendicare cogantur atque nativo defectu, ut ita dicam, ab atheniensibus, solonis leges mutuare. Impudicam vero si quis zoilus editionis nostre nuncupationem contendet, utpote chartiludiorum nominatione defoedatam, hac causa, hac ratione, vigilanter decrevimus honestandam et illustrandam, armisque indifferentis sortis defensandam, ne hactenus, servata pestilenti consuetudine, sortis mutatione radicitus evellenda, studiosos longo aut certe toto pubertatis aevo, primo dumtaxat, secundo, tertio aut quarto tractatibus sinamus irrehetiri7 et praetermissis ceteris omnium doctrine haud dubie accomodis, primordiis solum, neglecto fine [Bl. Aiij v] ne, paciamur illaqueari. Non sic est in hoc nostro ludo, in quo sors ipsa, divino quodam impetu, principium, medium, finem, incognita commixtione contemperat, et nova ac insueta vertigine, animos practicantium fatigat et oblectat. Restat

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nunc quod plerique efflagitant, quo nomine, aut qua placeat appellatione, nostram elucubratiunculam dedicare atque denominare, quibus ex tempore et ex abrupto respondemus. Logicam esse poetarum, hoc est studiosorum omnium, quod nunc deliberato quoque animo approbamus et rata voluntate, maturoque consilio confirmamus, non quod tam exquisita scateat sermonis maiestate, aut politioris eloquii venustate superbiat, sed ob id potius, quod formis diversis oblectantius instruat, et cupita brevitate, indilate, rebus logicis finem prestituat, quia Longa solent sperni gaudent brevitate moderni, Vides ergo vir eruditiss〈ime〉 quam excesserim epistolaris angustie locum, receptui canam, Hec si ad nos laudata fama regredientur, quattuor Iustiniani cesaris libros, dabimus exprimendos in similem formam redactos. Vale foelix, ex achademia Friburgen〈se〉. Anno Millesimo quingentesimo octavo. Tetrastichon Io〈annis〉 Adelphi Ludo hoc iucundo, Logicam reserabimus artem Que fugerat mentem, iam quasi fixa manet Grammata si poscis, simili hinc ratione videbis Ut discas superest, cuncta subinde patent. [Bl. N5 v] Conclusio operis. … Nobis quoque quam plurimam gratiam referes. Necnon Ioanni Adelpho, viro secundum cor nostrum, huius operis castigatori, quod Argentine industrius vir Ioannes gruninger impressit. Anno a cristi salvatoris nativitate. M. D. IX. Ipsa die divi Thome Cantuariensis 〈29. Dezember〉. In diesem dem Straßburger Arzt Johannes Adelphi gewidmetem Buch sagt Murner, er habe in seiner Jugend die Dialektik des Petrus Hispanus (späteren Papstes Johann XXI.) studiert und darüber in Krakau öffentliche Vorlesungen gehalten. Allein das Studium der Logik sei sehr schwierig: erstens weil die Schüler zu wenig Kenntnis der lateinischen Sprache besitzen; zweitens weil der Text des Petrus Hispanus nicht fehlerfrei vorliege und nur durch das aus Aristoteles Entnommene sich empfehle; drittens weil es dieser Dialektik an Übersichtlichkeit und Eleganz fehle. Zur Beseitigung dieser Übelstände habe

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er sich der Umarbeitung dieses Buches unterzogen, die Veröffentlichung aber verschoben, bis der Erfolg an verschiedenen Schulen und Akademien zu Tage getreten sei. Adelphus hatte Murners Werk für den Druck korrigiert. In der Conclusio operis sagt er: Vobis quoque quam plurimum gratiam referens nec non Iohanni Adelpho viro secundum cor nostrum huius operis castigatori. Das Lob Murners für Adelphus hatte übrigens zum Bruch der Freundschaft zwischen Muling und seinem Mentor Jakob Wimpfeling geführt.

Faksimileausgabe Murner, Thomas: Logica Memorativa. Chartiludium Logice, Sive Totius Dia­ lectice Memoria. Straßburg 1509. (Homo Ludens, Vol. II). Nieuwkoop 1967.

Literatur Worstbrock, Franz Josef: Murner, Thomas. In: VL, Deutscher Humanismus, Bd. 2 (2013), Sp. 299–368, bes. Sp. 319–320 (1.)

 Thomas Murner (1475–1537), elsässischer Theologe und Humanist.  Enthalten ist der Prolog Murners in seiner Schrift: Logica memorativa Chartiludium logice / sive totius dialectice memoria: et novus Petri hyspani textus emendatus: Cum iucundo pictasmatis exercito: Eruditi viri. f. Thome Murner Argentini: ordinis minorum: theologie doctoris eximi. Straßburg: Johannes Grüninger, 1509. VD16 J 661. – Exemplar: *Strasbourg BNU, Signatur: R 100 007. Von den beiden Exemplaren in der Biblioteca Vaticana ist eines eine Titelauflage. In der Zweitauflage dieses Werkes, Brüssel: Thomas van der Noot, 28. August 1519, ist der Prolog Murners an Johannes Adelphus mit gleichem Inhalt abgedruckt. Exemplar: Paris BN. 3  Petrus Hispanus (ca. 1210–1277). Vgl. Heinrich Schipperges: Arzt im Purpur: Grundzüge einer Krankheitslehre bei Petrus Hispanus (ca. 1210 bis 1277). Berlin 1994 (Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften). 4  Krakau. 5  falsitatibus] falsitatihus [!] 6  Bedeutung unklar. 7  Bedeutung unklar. 1

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Brief des Täufers Balthasar Hubmaier 1 an Johannes Adelphus Muling

Balthasar Hubmaier wurde um 1485 in Friedberg bei Augsburg geboren und wurde am 10. März 1528 in Wien hingerichtet. Das erste gesicherte Datum in seiner Biographie ist der 1. Mai 1503. An diesem Tag wurde er an der Universität Freiburg immatrikuliert. Nach zwei Semestern erlangte Hubmaier den Grad eines baccalaureus artium. Danach studierte er Theologie bei Johannes Eck. 1512 promovierte Hubmaier zum Doktor der Theologie. 1521 nahm Hubmaier die Pfarrerstelle an der Marienkirche in Waldshut an. Gleich­zeitig stand er in Kontakt mit mehreren Humanisten und begann sich intensiv mit den Paulus-Briefen auseinanderzusetzten. In der ersten Waldshuter Zeit befasste er sich mit den reformatorischen Schriften Martin Luthers und vor ­allem mit dessen Sakramentsverständnis. Auf einer Reise nach St. Gallen und Zürich kam er in Kontakt mit evangelischen Kreisen und schloss Freundschaft mit Huldrych Zwingli. Zurück in Waldshut versuchte er die Reformation voranzutreiben, war aber gezwungen, die Stadt zu verlassen und fand in Schaffhausen Zuflucht. Vermehrt begann er sich mit der Tauffrage zu beschäftigen und sprach sich öffentlich gegen die Kindertaufe aus. Als die Stadt Waldshut infolge des Bauernkrieges Ende 1525 durch habsburgische Truppen besetzt und zum Katholizismus zurück gezwungen wurde, ergriff er die Flucht und fand Zuflucht bei Täuferfreunden in Zürich, wo er jedoch schon bald in Haft genommen wurde. Es kam zum endgültigen Bruch mit Zwingli. Der Erzherzog von Österreich, Ferdinand I., sein alter Feind aus der Waldshuter Zeit, ließ ihn im Juli 1527 unter dem Vorwurf des Aufruhrs verhaften. Am 10. März 1528 wurde Hubmaier in Wien als Aufrührer und Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Hubmaier war eine führende Täuferpersönlichkeit der Reformationszeit sowie ein Märtyrer der Täuferbewegung.

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D. Ioanni Adelphio, Medicinae doctori Schaphusae moranti, domino et Fratri meo in Christo charissimo. Waldshut, 23. Juni 1522  Pacem et salutem, quae est a Christo Iesu domino nostro. Quod iam multo tempore nihil dederim ad te litterarum, nimiae occupationes tum domesticae, tum etiam litterariae in causa fuerunt, doctissime Doctor, idque inprimis, quod in Epistola Pauli, ad Corinthios scripta nunc sudo, absoluta ea, quae est ad Romanos. Ea de re, ut Collectanea D〈omini〉 Matthaei Beyr2, quae a Philippo3 collegit omnia, cures, ut ad me veniant, quibus relever in labore. Sed forte quaeris, quid Friburgi et Basileae egerim diebus exactis? Accipe paucis. Descendi in Basileam, ubi Buschium4 accessi, hominem vere doctum, et Glareanum5. Item Erasmum6 salutavi; multa cum illo de purgatorio contuli, ac super iis duobus pas­ sibus Joannis7 I.: Neque ex voluntate carnis, neque ex voluntate viri. Erasmus aliquandiu de purgatorio continuit se, sed tandem umbratilem adducens responsionem ad multa alia et varia quidem properavit. Libere loquitur Erasmus, sed anguste scribit. Sed de iis tecum. Veni et in Friburgum, quod longe aliter, quam nomen sonat, offendi. Plane liberum non est, sed captivum, discordiis et factionibus cum profanis et sacrilegis onustum. Dein rursus in liberam Basileam migrans optimos comites meos Basilenses et ego recomitatus sum. Tractavimus multa in itinere et docta et profunda. Cum Pelicano8 non multa nugatus sum, qui tarde rediit ex capitulo suo. Verum multos interim fratres amisit, hoc idem patiuntur Johannitae9, Augustiniani10 et reliqui. Nobilis quaedam de familia Flachsland11, Nonna12, viro nupsit studenti; quod ubi pater rescivit, ingressus est monasterium S. Clarae, cuius professionis haec erat, eam alapa verberavit, ipsa tamen adeo docta patrem allocuta est: Pater, quid me caedis? causas nuptiarum prudentissime enarrans, ut nihil mirius dici possit; quibus adeo se purgavit, genitoris iram mitigans, ut nihil supra. Sunt et eiusdem farinae matrimonia mul-

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ta, sed adhuc clandestina Basileae. Libellos Lutheri Sub utraque specie et de Coena13 habeo. Judicium tuum de libello sub utraque specie exopto a te. Quis ille doctor sit Constantiae14, qui adeo con­ stanter ac intrepide praedicet, me fugit. Fac ut sciam, et alia nova, qui Novarius sis et plurimis novitatibus semper suffarcinatus, mecum communicato. Lectori vestro indictum audio silentium a senatoribus, qua sit caussa, scribe. Vale, ex latibulo meo Vualtzhůt, in vigilia15 Ioannis Baptistae16, anno 22. Tuus Balthasar



Aus Hubmaiers Brief an Adelphus in Schaffhausen geht hervor, dass er immer noch Verbindungen zu dieser Stadt hat, die ja von Waldshut nicht weit entfernt ist. Weiterhin teilt er mit, dass er die Paulus-Briefe an die Römer und Korinther studiere, und dass er zwei Schriften Luthers (Libellos Lutheri sub utraque specie et de Coena) besäße und bittet Adelphus um dessen Meinung. Außerdem spricht er in dem Brief von einer Reise, die er im Frühjahr 1522 nach Basel gemacht habe. Dort hatte er Erasmus und den Kreis um ihn kennen gelernt und über das Fegefeuer und andere Fragen diskutiert. Mit unverkennbarer Zufriedenheit erwähnt Hubmaier, dass die Klöster (Barfüsser und Augustiner) immer leerer würden und Nonnen und Mönche heirateten. Eine Nonne aus dem Baseler Kloster St. Klara habe einen Studenten geheiratet, worauf ihr Vater ins Kloster kam und die Tochter mit einer Ohrfeige schlug; diese aber habe den Zornmütigen zu besänftigen verstanden. Dergleichen Ehen fügt Hubmaier hinzu, seien in Basel noch viele erfolgt, allerdings bis jetzt heimlich. Dann sei er nach Freiburg, das aber gar nicht „frei“ sei, gereist.

Ausgabe Hubmair, Balthasar: Schriften. Hrsg. von Gunnar Westin und Torsten Berg­ sten. (Quellen zur Geschichte der Täufer, Bd. 9). Gütersloh 1962.

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Literatur Bergsten, Torsten: Balthasar Hubmair. Seine Stellung zur Reformation und Täufertum (1521–1528). Kassel 1961. Goertz, Hans-Jürgen: Die Täufer. Geschichte und Deutung. München 1980. Sachsse, Carl: D. Balthasar Hubmair als Theologe. Berlin 1914. Reprint: Aalen 1973.

 Der Originalbrief des Täufers Balthasar Hubmaier (1485–1528) befindet sich im Staatsarchiv Zürich unter der Signatur: E II 343 f. 1. Unvollständige Abdrucke dieses Briefes (ohne Erläuterungen) besorgten Johann Heinrich Hottinger in: Historiae Ecclesiasticae Novi Testamenti. Saeculi XVI. Pars II. Bd. 6. Zürich 1665, S. 550–552 und Georg Veesenmeyer in: Kirchenhistorisches Archiv 4 (1826), S. 232–234. 2  Matthäus Peyer (im Hof), Mönch im Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen, später Klosterschreiber, († 1553/69). Peyer hörte im Herbst 1520 Vorlesungen Melanchthons in Wittenberg. 3  Philipp Melanchthon (1497–1560). 4  Hermann von dem Busche (1468–1534), Humanist. 5  Heinrich Glarean (Heinrich Loriti) (1488–1563), Humanist. 6  Erasmus von Rotterdam (1469–1536). 7  Johannes, Evangelist. 8  Konrad Pellikan (1478–1566), Theologieprofessor und Reformator in ­Zürich. 9  Johanniterorden in Basel. 10  Augustiner-Eremiten in Basel. 11  Von Flachslanden, adelige Familie in Basel. 12  Gemeint ist wohl Ursula von Flachslanden, Klosterfrau (1524) zu St. Clara in Basel. 13  Gemeint sind Luthers Schriften: Von beider Gestalt des Sakraments zu nehmen. Wittenberg: [Johann Rhau-Grunenberg], 1522 u. ö. Vgl. Josef Benzing: Lutherbibliographie (1966), Nr. 1156–1167 und Bulla Cenae domini, das ist die Bulla vom Abentfressen. Wittenberg: [Melchior Lotter d. J.], 1522 u. ö. Vgl. Josef Benzing: Lutherbibliographie (1966), Nr. 1056–1058. 14  Constantia, Konstanz. 15  Vigilia, der Tag vor einem Fest. 16  Baptista, Johannes der Täufer, Festtag: 24. Juni. Das Datum für den Hubmaier Brief ist also der 23. Juni 1522. 1

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Brief des Erasmus Fabritius (Schmid) an den Schaffhauser Abt Michael Eggenstorfer mit Erwähnung von Johannes Adelphus Muling

Stein am Rhein, 1520 Reverendo in Christo patri et domino, Domino Michaeli1, Abbati Scaphusensi2, Domino sibi observando Erasmus Fabritius3 salutem dicit.  En libellulos hosce vere pios vereque christianos ad te mitto, dulcissime patrone, quo simul et nobiscum intelligas, quam turbulentissimis pericletur christiana ecclesia procellis, quamque non ferenda amplius, germanis oculis receptantibus, tyrannide fere oppressa sit, adeo quidem, ut ne apud christianam plebem tutum fuerit praedicare evangelium Christi. Quae res cum nemini non displiceat, ita nobis maxime curandum erit redeunti christianismo succurrere. Non queo latius scribere. Fac citius legas cum Adelpho4 physico et, si deus vult, parocho Martino5 nostro. Ad diem Mercurii cum Verena6, Domini Jacobi7 cognata, remittatur; ego enim nondum explevi animum meum tumultuaria lectione, nolui paternitatem tuam hoc praetiosissimo munere privari. Vale for­ tissime! Lithopoli8, genetrix nostra, se tibi commendat plurimum, haud minus salutis impertiens. MDXX. Reverendissimo Antistiti Scaphusiani consortii, Michaeli Domino suo cum primis charo colendoque.

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Dem Ehrwürdigen in Christus, dem Vater und Herrn, dem Herrn Abt Michael zu Schaffhausen, seinem zu verehrenden Herrn, entbietet Erasmus Fabritius seinen Gruß. Stein am Rhein, 1520  Sieh, diese wahrhaft frommen und wahrhaft christlichen Büchlein schicke ich Dir, liebster Gönner, damit Du gleichzeitig und mit mir erkennest, von was für heftigen Stürmen die christliche Kirche bedroht ist und wie sie – für solche, die mit ungetrübtem Auge die Sachlage aufnehmen – von einer nicht länger zu ertragenden Gewaltherrschaft beinahe unterdrückt ist und zwar so, daß es nicht einmal sicher ist, beim christlichen Volk das Evangelium Christi zu verkündigen. Da dies jedermann mißfällt, muß es unser höchstes Anliegen sein, dem wiederkehrenden Christentum zu Hilfe zu eilen. Ich kann nicht ausführlicher schreiben. Lies die Büchlein doch schnell mit dem Stadtarzt Adelphi, und, so Gott will, mit unserm Pfarrer Martinus. Auf Mittwoch sollen sie mit Verena, der Verwandten des Herrn Jakobus, zurückgeschickt werden; ich habe nämlich mein Verlangen durch das hastige Lesen noch nicht befriedigt, wollte aber nicht, daß Deine Väterlichkeit dieses so kostbaren Geschenks beraubt werde. Leb wohl, Tapferster! Stein, unsere Vaterstadt, empfiehlt sich Dir recht sehr, indem sie Dir nicht weniger Heil schenkt. 1520. Dem ehrwürdigsten Vorsteher der Schaffhauser Geistlichkeit, seinem besonders teuren und zu verehrenden Herrn Michael. Der lateinische Brief mit deutscher Übersetzung ist abgedruckt in Jakob Wipf: Michael Eggenstorfer, der letzte Abt des Klosters Allerheiligen und die Anfänge der Reformation in Schaffhausen. In: Zwingliana 4 (1928), Nr. 2, S. 136–137.

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 Michael Eggenstorfer (um 1475–1522), letzter Abt des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Jakob Wipf: Michael Eggenstorfer, der letzte Abt des Klosters Allerheiligen und die Anfänge der Reformation in Schaffhausen. In: Zwingliana 4 (1928), S. 136–140, 144, 167; Beat von Scarpatetti: Michael Eggenstorfer. In: Schaffhauser Biographien, Bd. IV, Schaffhausen 1981, S. 49–61. 2  Scaffusia (Scaphusia), Schaffhausen. 3  Erasmus Fabritius [Schmid], Benediktiner aus Stein am Rhein (um 1492– 1546 in Zürich). Im Jahr 1509 Beginn seines Studiums in Freiburg, 1513–1514 wurde er Magister artium. Im Sommer 1516 Studium an der Universität Basel. Fabritius war einer der frühesten Anhänger Zwinglis im Bodenseeraum und wurde wie dieser Chorherr am Großmünsterstift in Zürich. 1523 reformierter Prediger in Stein, 1528 Pfarrer in Zollikon und 1535–1538 in Reichenweier (Elsass). Anschließend war er tätig als Archidiakon am Großmünster in Zürich. Vgl. Oskar Vasella: Zur Biographie des Prädikanten Erasmus Schmid. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 50 (1956), S. 353–366. 4  Johannes Adelphus Muling war bis Ende August 1523 Stadtarzt in Schaffhausen. 5  Martin Steinlin († 1541), Leutpriester zu St. Johann in Schaffhausen. Näheres ist nicht bekannt. 6  Verena, eine Verwandte des Herrn Jakobus, Näheres ist nicht bekannt. 7  Ein Herr Jakobus, Näheres ist nicht bekannt. 8  Stein am Rhein. 1

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Empfehlungsschreiben des Straßburger Advokaten Georg Übelin für den Arzt Johannes Adelphus an den Rat der Stadt Überlingen Autograph mit Transkription DEn fürsichtigen Ersamen vnnd wysen / Burgermeister vnnd Rath der statt Vberlingen mynen günstigen lieben herren. Fürpitt des Doctors artzs von Straßpurg. Straßburg, den 23. August 1513 Fürsichtigen / Ersamen / Wyßen / herren. Myn vnderthänig willig dienst / syent Eüwer wyßheit / altzyt bevor. Vß vorbitt vnd Ermanung der hochgelerten Doctoren / Sebastian Brant1 / der stat Straßburg Cantzler / vnd Jacob Oeßler2 / beyder recht doctor vnd advocat bischofflichen hofes / bin Ich als vnwürdiger / Ermanet vnd gebotten / zů schriben / Etwas fürdernuß brieff / an ein Er­ samen Rath / der loblichen stat Vberlingen. Für den hochberümpten vnd wolgelerten herren / Magistrum Johannem Adelphi / Licentiatem der medicyn / oder doctor der ärtzny / dryer schůlen / approbiert vnd beweret / vff das er mir / mit lediger bloßer handt / ersthynn vor Eüwer wyßheit / als ein frembder vnbekanter vßlendiger / Dan er vernommen vnd vnderrichtet ist / auch beredet züm theil / durch anbringen / des fürsichtigen herren Conradten Bosen3 / wielangs / Euwer stat schribers / Jetzo aber vormünder vnd procurator der stat Straßburg / Sich zü geben / schicken vnd fiegen / an sollich ort / so er beldist vnd fürderlichest möge / Dan als do (by vch) abgewichen ist der artzet / vnd jetzo mangel eins

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gelerten erfarnen / damit daz stipendium fürgang habe / so man gemeinlich pflegt ze geben / An welhes stat / disen zü surrogieren / Wir mit vlyß vnnd ernstlicher bitt begeren / In hoffnung / den abgetretten wyt zü ersetzen vnd vbertreffen / des wir alle gantz vnzwyfflent / Sagen deshalb / In trauwen vnd gantzem glauben / das genanter her / zeüger dis brieffs / sich by vns bißhar lang zyt / der moß gehalten / menglich zü gefallen / Darumb er auch / mit grossem vnwillen würt gelassen abscheyden / vmb syner hohen kunst willen / vnd glückhafften practika / die er an mangen herren vnd burger / by vns vnd vsserthalb heilsamlich bewisen hat / Vnd nit allein in der phÿsica vnd Lybartzny / Ein wissender vnd experter doctor befunden / sonder auch In der Cirurgy / als ein bewerter meister erzeüget Vnnd bewisen / Also daz er einem loblichen Commun vnd gantzer gemeyn Euwer statt / wol nůtzlich vnd trostlich erschiessen mag / mit Rhatlicher hilff / Sitmal doch vff erden / nicht hohers ist noch edlers / dan lybes gesuntheit / Welhe er / durch mitwürkung gottes / alten vnd Jůngen / beyderley gschlechts / wol mittheylen mag / In medicin vnd anderen / gebotten der wyßheit oder tugenden Dan er glichwol / In allen andern künsten / erfaren vnd hochwissend ist / als In artzny / also daz ich / noch ander / nit wolen wissen / was im mangelt / oder welhe facultet vnd kunst / er nit hab gründtlich durchsůchet vnd gelesen / so geschickt ist er von Natur / vnd gelert in ynen allen / als were er zü yeder In sonderheit geboren / als sich auch wol an syner person erschynet / vnd mangem schönen bůch / so er in latyn gemacht hat / Vnd sunst an vyl andern / die er vß dem latyn in teütsche zung transferiert hat / vnd lassen drucken / one die er noch teglich vnderhanden hat / vnd also mit nichten müssig gadt / daz er nit etwas studier /schrib oder diechte / Zü nůtz vnd trost gemeyner teütschen nation / Deshalb wir yn gern by vns / Lenger begerten zü haben / wo im daz vatterland lieber / als ander frembd ort / an denen er bißher alweg gewonet / Durch absterben syner elteren lenger zů verlyben nit hoffet / so nůn daz ye nit sein will / mögen wir yn wyter / vber syn willen nit halten / auch mit merer verheissung soldes / Sollichs han ich güter meynung / Eü-

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wer wyßheit / von im nit wöllen verhalten / wolt es auch vngern glaubt mir / Eim loblichen Senat vnd Rhat / Eüwer stat sagen oder anbringen / wo es nit / also in warheit were / vnd vyl mer dan ich schryben mag / Vber vorbitt vnd ermanung obgemelter zweyer herren / Die sampt mit mir / bitten vnd begeren / yne vch lassen befolhen syn / so er doch ein willen / gunst / neygung oder hertz zü vch hat / vmb gelegenheit der statt vnd lustparlichen orts der wasser / An des abgewichen doctors statt / gnediklichen annemen vnd entpfahen / Das vch nit sol räuwen / on zwyfel / sonder vber lang groß danck sagen werden vnd hoch prüsen der züversicht / Damit er vermercke vnser schrifft vnd fürbittlich anbringen / Im fürderlich vnd trostlich gewesen / Mit begerung / sollichs vnd merers / allezyt vmb ein Ersamen Rhat / zü verglychen vnd verdienen / durch vns alle / Vnd yeden In sonderhait / Darynn habt vns zü gepieten / Datum Straßburg / Vigilia Bartholomei. Anno Domini xvcxiii.

Eüwer gantz williger gehorsamer / Georgius Vbelin4 Jurium doctor / Sigillifer Argentinensis

Standort: *Stadtarchiv Überlingen Signatur: K II L 20 Nr. 1019  Sebastian Brant (1457–1521), Syndikus und Kanzler der Stadt Straßburg.  Jakob Oeßler (Eßler), (geb. 2. Hälfte 15. Jh. in Straßburg, gest. vor 1520), Doktor beider Rechte, kaiserlicher Rat, Bücherzensor und Generalsuperintendent aller Buchdrucker im deutschen Reich unter Kaiser Maximilian I. 3  Konrad Bose (Konrad Pönß, identisch mit dem Überlinger Stadtschreiber Conrad Müller), Prokurator von Straßburg, davor von 1504 bis 1508 Stadtschreiber in Überlingen. 4  Georg Übelin (auch Maxillus, Georg), Drucker, Doktor beider Rechte, Advokat und Sekretär des Straßburger Bischofs Wilhelm von Honstein (1506– 1541). Vgl. Francis Rapp: Honstein, Wilhelm Graf von, 1475–1541. In: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb. Berlin 1996, S. 310–312. 1

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Empfehlungsschreiben des Straßburger Rates für Johannes Adelphus Muling

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Die Straßburger Juristen, Dr. Sebastian Brant (1458–1521), Dr. Jakob Oessler1 († vor 1520) und Dr. Georg Übelin2 (genannt Maxillus, † um 1530) empfehlen in ihrem Gutachten vom 23. August 1513 den Arzt Johannes Adelphus Muling dem Bürgermeister und Rat der Stadt Überlingen folgendermaßen: Dr. Adelphy ist in drei Schulen approbiert und in allen anderen Künsten erfahren, geschickt und gelehrt in allen Fakultäten, als wäre er zu jeder besonderlich geboren. Am 1. Februar 1508 hatte Muling seine Facetiae Adelphinae dem Dr. Georg Übelin gewidmet. Allerdings blieb Adelphus nur fünf Monate in Überlingen und Anfang Mai 1514 begann er seine Tätigkeit als Stadtarzt in Schaffhausen, wo er bis 1523 nachzuweisen ist. Danach verlieren sich seine Lebensspuren.

 Ludwig Geiger: Ein Obercensor unter Maximilian I. In: Serapeum, Bd. 30 (1869), S. 235–237. 2  Georg Übelin alias Georgius Maxillus aus Offenburg († um 1530), Dr. beider Rechte, Advokat, Drucker und Sekretär des Straßburger Bischofs Wilhelm III. von Honstein. Vgl. François Ritter: Histoire de l’imprimerie ­Alsacienne aux XVe et XVIe siècles. Strasbourg/Paris 1955, S. 517, Appendix 171, 178. René Pierre Levresse: L’officialité épiscopale de Strasbourg. 1972 (Diss. masch.), S. 270. Die von Übelin gedruckten Werke sind verzeichnet bei Muller (Strasbourg II), S. 224, Nr. 1–9. 1

Supplikation (Bittgesuch) des Arztes Johannes Adelphus an den Rat der Stadt Überlingen Autograph mit Transkription

Ohne Datum, Adelphus hat das Schreiben gegen Ende des Jahres 1513 verfasst, denn seit Anfang 1514 war er Stadtarzt in Schaffhausen. Suplicacion doctor Johanns Adellphy Ersamer wyser günstiger lieber herr. Eüwer wyßheit bin ich vnzwyfflet / hat noch güt wissen vnd bericht / wie vnd in was gestalt Ich / von eim Ersamen Rhat diser Statt / bin angenommen vnd bestalt vff ein Jor / So hette ich vermeint es were do by verlyben / vnd ich allein practizieret / wolte ich mich mit got vnd Eren / wol haben betragen vnd vßbracht / aller menglich zü gefallen / als Ich hoff / daz noch niemant sol kan oder mag in worheit ab mir klagen. / So sich aber begibt vnd also schickt Durch gottes ordenung / Das ich selb dritt sol sein in der practica / Will mir als eynem frembden zü swer sein vnd mercklichen nochtheil dienen / zü besorgen wo ich also solt beharren vnd zü ende des Jores verlyben / sollichs on myn grossen mercklichen schaden vnd nochtragen nit möchte Volbringen / Das Ich gentzlich nit verhoff Euwer wyßheit / noch ein Ersamer Rhat mir sollichs sige zümüten vnd begeren / als die jhenen so mir eins yeden nůtz vnd frommen wolten / weder schaden / Dan wo ich sollichs anfengklich hette müssen besorgen oder warten / Ich hett ein Ersamen Rhat vnbekumbert gelassen vnd vnangefochten / Wiewol es sich selbs wol darzü stalt als ich wol merckt / In

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zweyen monaten / ee vnd ich angenommen Wart / Nun wie dem allen / so bin ich als ein Vßlendiger zü swach vnd bloß / eim yeden zü widerston / besonder dem der Wolgefründet / wolgesessen vnd wolbekant ist / Darumb dan yederman mer sein züflůcht dohien hat / deshalb myn zü vyl wil sein / Dan in eyner grössern stat als Vlm Augspurg Nurenberg oder Constantz / wer sein gnüg mit ­dryen Ich geswyg Vberlingen / Hab also güter betrachtung etlicher myner lieben herren / fründ vnd günner In Rhat funden mich so beldist ich möchte etwo an ein ander ort zü thün / do ich villicht vngehindert were / vnd myn practica so vyl got gnad gibt volfieren vnd brauchen Bitt vnd beger als demütiklichen von Euwer Wyßheit vnd eynem Ersamen Rhat diser loblichen stat / ein gütikliche erlaubung vnd abzugk mit verdientem sold verloffner Zyt eins fiertheil Jares / Wiewol vnd es ist / daz ich fünff monat gantz bin hie gelegen / mit sweren kosten vnd zerung / Fürwor wenig gewunnen / also vast / daz ich wol zehen guldin zü solhem gelt hab ynbiesset vnd nochzogen / Des Ich alles villicht wol were ynkommen / wo mir solher vnfal nit were begegnet / In hoffnung Euwer Ersame Wißheit sey sollichs gegen mir In gnaden erkennen / angesehen myn treuw lieb vnd pflicht / so ich gegen aller gmein gehebt / vnd ynen zü Eren Dienst vnd wolgefallen von Straßburg her kommen / das myn verthon vnd mit mir lassen vffgon / vnd was mir jetzo verdients solds züstadt / alles verzeret ist vnd nicht vorgonds haben bin / sonder mit blosser handt abziehen / wo durch Euwer wißheit des ich gentzlich nit verhoff / mir nit etwas steür vnd hilff vnd gnaden / vber verdienten lon mag züston / damit ich möge scheyden mit Eren / Mit begerung sollichs altzyt williklichen zü beschulden vnd verdyenen hie oder anderßwo / Welher gnaden Ir myn herren auch wol zü synen zyten wider mögent ynkommen / vnd den halben sold vff daz minst ersparen / in dem das der neüw doctor Euwer vnderthon vnd gesessen burger ist / wolhabend vnd Rych / villicht keins soldes begeret / Was wolte ich Dan vch myne gnädige herren / wyter zü kosten bringen / der wol würt ersparet vnnd vermitten. Hiemitt will ich mich euwer wyßheit altzyt haben befolhen vnd ergeben

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E〈uwer〉 W〈eisheit〉 Alzyt williger gehorsamer Dyener / Joannes Adelphus Argentinensis Physicus. Standort: *Stadtarchiv Überlingen Signatur: K II L 20 Nr. 1019

Signatur: K II L 20 Nr. 1019

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Supplikation des Johannes Adelpus Muling an den Rat der Stadt Überlingen.

Zwei autographe Bücherverzeichnisse mit Preisvermerken von der Hand des Johannes Adelphus Muling, datiert Schaffhausen, 1517 und 1522

Erstes Autograph (1517)

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Zwei autographe Bücherverzeichnisse

Constabat liber totus unum florenn reme …

Est Joannis adelphi argen〈tinensis〉 physici Scaffusens〈is〉 manu propria Anno 1517

Contenta 1. Michaelis ritij quinque Libri regum diversorum 2. Brevia duo papae Leonis pro Erasmo roterodamo 3. Sileni alcibiadis eiusdem erasmj roderodami 4. Scarabeus eiusdem 5. Bellum eiusdem 6. Oratio de laudibus literarum grecarum Scipionis 7. Oratio Ludovici heliani De bello suscipiendo contra Venetas et Turchas 8. Eiusdem venatio 9. Oratio prima synodi Lateranensis Egidij viterbienensis 10. Epistolae Symachi 11. Laudinus de epistolis magni Turchi 12. Reinitius de epistolis bruti 13. Gabriel Byel de potestate monetarum et vtilitate 14. Navis stultifera Jodoci Badii Ascencij Standort: *Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Signatur: Sammlung Darmstaedter Lb 1517 (1): Adelphus, Johannes.

Zwei autographe Bücherverzeichnisse

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Auflösung der 14 Buchtitel Basel: Johannes Froben, Juli 1517 1. Riccio, Michele: Michaelis Ritti Neapolitani: De regibus Francorum lib. III. De regibus His­ paniae lib. III. De regibus Hierosolymorum lib. I. De regibus Neapolis et Siciliae lib. IIII. De regibus Vngariae lib. II. Basiliae, apvd Ioannem Frobenium, mense iulio anno M. D. XVII. 4°, 85 gez. Bl. [5] Bl. Titeleinfassung von Hans Holbein. Basel UB (DBV 17 Nr. 6); München BSB (4° H. misc. 131). – Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Basel 1984, S. 213–214; VD16 R 2173. Basel: Johannes Froben, 31. Dezember 1516 2. Leo X., Papst: Breve ad D. Erasmum. Ad Henricum Angliae regem. alterum breve commendatium, pro D. Erasmo. Herausgegeben von Beatus Rhenanus. Titeleinfassung von Hans Holbein. Basel UB (3 Ex.: DH III 8 Nr. 7; DJ III 3 Nr. 8; FM X7 Nr. 2.). – Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Basel 1984, S. 202–203.

Literatur Pellegrini, M.: Leone X, Papa. In: Dizzionario Biografico degli Italiani, Bd. 64, Rom 2005, S. 513–523. Basel: Johannes Froben, April 1517 3. Erasmus von Rotterdam: SILENI | ALCIBI | ADIS. | PER DES. ERASMVM | ROTERODAMVM. | Cum Scholijs Ioannis Frobenij, pro graecarum | uocum & quorundam locorum apertiori | intelligentia ad calcem adiectis. | BASILEAE APVD IO. | FROBENIVM | MENSE APRILI | AN. M. D. XVII. | MENSE MAIO … | 4°, 42 Bl., [2 Teile]. Erste Ausgabe. Druckermarke. München BSB (4° Epist. 69m/2). – Bezzel (Erasmusdrucke) 150; Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Basel 1984, Nr. 240, S. 210–211; IA *161.490; VD16 E 1986.

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Zwei autographe Bücherverzeichnisse

Mit eigenem Titelblatt: Basel: Johannes Froben, Mai 1517 4. Erasmus von Rotterdam: SCARA | BEVS. | PER DES. ERAS. | ROTERODA | MVM. | CVM SHCOLIIS, IN QVIBVS GRAECA PO | TISSIMCM, QVAE PASSIM INSERTA | SVNT, EXPONVNTVR. | [von BEATVS RHENA | NVS … |] BASILEAE APVD IOANNEM FROBENIVM | MENSE MAIO. AN. M. D. XVII. | 4°, [1] Bl., Bl. 20–42. München BSB (4° P. o. lat. 760 / 37). – Bezzel (Erasmusdrucke) 150a; Hieronymus (Oberrheinische Buchillustration 2), Basel 1984, Nr. 240, S. 211; IA *161.496; VD16 E 1986. Basel: Johannes Froben, April 1517 5. Erasmus von Rotterdam: BELLVM. | PER DES. ERAS. | ROTERODAMVM. | BASILEAE APVD IO. | FROBENIVM | MENSE APRILI | AN. M. D. XVII. | 4°, 20 Bl. München BSB (4° Epist. 69m/3). – Bezzel (Erasmusdrucke) 134; IA *161.489; VD16 E 1973.

Literatur Bezzel, Irmgard: Erasmusdrucke des 16. Jahrhunderts in bayerischen Bibliotheken. Ein bibliographisches Verzeichnis. Stuttgart 1979. Venedig 1504 6. Publius Cornelius Scipio Aemilianus: Oratio de laudibus literarum grecarum Scipionis … Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor (*185 v. Chr., † 129 v. Chr.), röm. Feldherr und Staatsmann, der vor allem für die erfolgreiche Belagerung und anschließende Zerstörung Karthagos bekannt ist. Er war ein gebildeter Mann, sprach gutes Latein sowie Griechisch und sammelte gelehrte Freunde, Konsulen, Geschichtsschreiber und Dichter im Scipionenkreis um sich.

Literatur Hanulak, Robert: Der Scipionenkreis – Untersuchungen zum Freundeskreis des Scipio Aemilianus. München 2007.

Zwei autographe Bücherverzeichnisse

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Straßburg: Matthias Schürer, 13. April 1510 7. Helianus, Ludovicus: Ludouici Heliani Vercellensis Christianissimi Francorum | Regis Senatoris / ac oratoris de bello suscipiendo | adversos Venetianos et Turcas oratio / Maxi | miliano Augusto / in cōuentu Praesulū / | Principum / Electorum / et Civitatū | Romani Imperij dicta in Au- | gusta Vindelica. IIII. Idus | Aprilis. Anno a partu | virginis. M. D. X. | 〈Argentina〉: M〈atthias〉 S〈chürer〉. | 4°, 44 S. Die Straßburger Ausgabe ist eine Neuauflage des Augsburger Druckes von Johann Otmar aus demselben Jahr. München BSB (4° J. publ. G. 565). – Benzing (Strasbourg I) 756; Göllner (Turcica I): 40 und 41; VD16 H 1656 und 1657. Darin enthalten: 8. Eiusdem Lodovici Heliani venatio leonum Pontifex | Max. Caesar Augustus / Rex Francorum / | Rex Aragonum Venatores. VD16 H 1657. Nürnberg: Johannes Stuchs, 1512 9. Aegidius Viterbiensis (Aegidius v. Viterbo) / Canisio, Egidio: Oratio Prima | Synodi Lateranensis habi | ta per Egidium Viterbien | sem Augustiani ordi | nis Generalem. | 4°, 6 Bl. München BSB (4° Conc. 350(6)). – Göllner (Turcica I): 52; VD16 C 658. Aegidius schildert die Verwüstungen in Ungarn, die er mit eigenen Augen gesehen hatte (Göllner). Straßburg: Johannes Grüninger, 9. Oktober 1510 10.–12. Symmachus, Quintus Aurelius / Zacchia, Laudivius / Brutus, Marcus Junius: SYMMACHI CONS. | RO. Epistolae Familiares. | LAVDINI | EQVITIS | Hierosolymitani in epistolas | Turci Magni tradu- | ctio. | MARCI BRVTI | Romani Epistolae. | ARGENTORACI | ex Officina litteraria IO | ANNIS Grueniger [!]. | Die. IX. Octobris | Anno virginei | partus MDX | 4°, [61 Bl.]. Colmar BM; München BSB (4° A. lat. b. 591). – Benzing (Strasbourg I) 957; Dunlap, S. 338; Göllner (Turcica I): 42; VD16 B 8807; VD16 S 10389; VD16 Z 15.

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Zwei autographe Bücherverzeichnisse

Grüningers Ausgabe ist ein Raubdruck von Johannes Schotts Edition vom 11. August 1510. Dunlap, S. 338. – VD16 S 10390. Quintus Aurelius Symmachus (* um 342, † 402/403), Senator, Konsul und Stadtpräfekt im spätantiken Rom. Er gilt als der bedeutendste römische Redner seiner Zeit und wurde von den Zeitgenossen mit Cicero verglichen. Dank seiner aus den Jahren 365–402 umfangreich erhaltenen Korrespondenz ist sein Lebensweg außergewöhnlich gut dokumentiert.

Literatur Dunlap, James E.: The Earliest Editions of the Letters of Symmachus. In: Classical Philology. Vol. 32, No. 4 (Oct., 1937), pp. 329–340. Laudivius Zacchia wurde um 1435 in Vezzano geboren. Bekanntheit haben ihm nur seine 1473 erstmals in Neapel erschienenen Epistolae magni Turci eingetragen. Diesem Werk sollte ein erstaunlicher bis ins letzte Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts dauernder Erfolg beschieden sein. Babinger zählt allein 21 Wiegendrucke. Danach sind die erdichteten Briefe des Osmanenherrschers Mehmed II. (1451–1481) mehrmals neu aufgelegt worden. Die Zahl der nach Fünfzehnhundert erschienenen Nachdrucke lässt sich nur annähernd abschätzen. Die Bezeichnung des Verfassers als Ritter vom Heiligen Grab erhielt sich jedoch durch die Zeiten. Wie sich aber sein Leben und Wirken nach dem Jahr 1473 im weiteren Ablauf gestalteten, bleibt ungeklärt.

Literatur Babinger, Franz: Laudivius Zacchia, Erdichter der „Epistolae Magni Turci“ (Neapel 1473 u. ö.). In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Jahrgang 1960, Heft 13, München 1960. Friedrichs, Wolfgang: Das Türkenbild in Lodovico Dolces Übersetzung der Epistolae magni Turci des italienischen Humanisten Laudivio Vezzanense. In: Bodo Guthmüller u. a. (Hg.): Europa und die Türken in der Renaissance. Tübingen 2000, S. 333–344.

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Oppenheim: Jakob Köbel, [um 1515] 13. Biel, Gabriel: (I)Ntegerrimi profundissi- | mique viri: Magistri Gabrielis biel ex Spi- | ra: Sacratissimarum litterarum li- | cenciati: florētiss. gymnasij | Tubingēn. … Tractatus de potestate et | vtilitate monetarū. | [Holzschnitt: Geldwechsler, Einfassung aus 4 Leisten]. 4°, 8 Bl. Herausgeber ist wahrscheinlich Johannes Aquila. München BSB (2 Ex.: Num. ant 19; 4° P. lat. 1368/20). – Benzing (Köbel) 51 und Abb. 12, Titelblatt; IA *119.118; VD16 B 5413 und B 5414.

Literatur Benzing, Josef: Jakob Köbel zu Oppenheim (1494–1533). Bibliographie seiner Drucke und Schriften. Wiesbaden 1962. Paris: Jodocus Badius Ascensius, 26. September 1505 14. Badius, Jodocus Ascensius: Navis stultifera. 4°, 108 Bl. IA *111.495. Mit Exemplarnachweisen. Weitere Pariser Auflagen vom Navis stultifera erschienen bei Jodocus Badius Ascensius (* 1462 in Gent, † 1535 in Paris) 1507, 1513 und 1515. Badius war flämischer Buchdrucker, Autor und Humanist, mit dem Beinamen Ascensius. Im Jahr 1503 eröffnete er seine Druckerei in Paris. Dies ist keine Bearbeitung von Sebastian Brants Narrenschiff, sondern ein neues Werk über dasselbe Thema.

Literatur Gerlo, A.: Badius Ascensius «Stultiferae naves», dans Revue belge de philologie et d’histoire. Bd. XXXII (1954), S. 510–524. Renouard, Philippe: Bibliographie des impressions et des œuvres de Josse Badius Ascensius, imprimeur et humaniste 1462–1535, avec une notice biographique et 44 reproductions en facsimile. 3 Bde. Paris 1908, Reprint: New York 1967.

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Zwei autographe Bücherverzeichnisse

Zweites Autograph (1522)

Zwei autographe Bücherverzeichnisse

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Constabat liber totus .ij. florenn



Est Johannis adelffi Medici Scaffusens〈is〉 Manu propria Anno 1522. Martio.

Contenta 1. Practica alsaharavij 2. Medicina plinij 3. De morbo gallico Johannes almenar et Nicolaij Leonicenij 4. Angelo bologniensis de cura ulcerum 5. Alexander benedictij de peste 6. Egidij et Petrij Leo de Urinis Standort: *The Wellcome Institute of the History of Medicine, London

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Zwei autographe Bücherverzeichnisse

Auflösung der 6 Buchtitel Augsburg: Sigmund Grimm und Marcus (Marx) Wirsung, März 1519 1. Al-Zahrāwī Abu’l-Qāsim Khalaf ibn’Abbās, auch Abulcasis genannt: [R/S] LIBER THEORICAE | NECNON PRACTICAE ALSAHARAVII IN PRI- | sco Arabum Medicorum conuentu facile principis: qui vulgo | Açararius dicitur: iam summa diligentia & cura | depromptus in lucem. | Titelholzschnitt von Hans Burgkmair. Am Ende: Impensis Sigismundi Grim Medici, | & Marci Vuirsung Augustę Vindelicorum, | Anno virgenei partus. M.D.XIX. | Die vigesimaquarta Martij. | 2°, [6], CLIX, [1] Bl. Titelholzschnitt. Zweispaltiger Text. Hrsg. von Sigismund Grimm nach der Übersetzung von Gerhard von Cremona. Coburg LB (Cas A 833); *London, Wellcome Historical Medical Library (2 Exemplare); München BSB (2° Med. g. 2); Wolfenbüttel HAB (43.7 Med. 2° (1)). – IA *100.199; VD16 A 63. Auf der vorderen Innenseite des Exemplars der Wellcome Historical Medical Library in London befindet sich ein autographer Besitzvermerk von Johannes Adelphus zu seinem Bücherverzeichnis mit Preisvermerk: Est Johannis adelffi Medici Scaffusens. Manu propria Anno 1522. Martio.  Der Sammelband enthielt ausschließlich medizinische Schriften von zumeist italienischen Ärzten des 15./16. Jahrhunderts. Welche Ausgaben Adelphus besaß, lässt sich nicht mehr feststellen.

Literatur Hamarneh, Sami: Al-Zahrāwī. In: Dictionary of Scientific Biography, Bd. 14 (1976), S. 584–585. Poynter, Frederick N. L.: A Catalogue of Printed Books in the Wellcome Historical Medical Library. Books Printed Before 1641. London 1962, Bd. 1, Nr. 11. 2. Leoniceno, Niccolò: Nicolai Leoniceni De Plinii et aliorum in medicina erroribus. Erstausgabe: Ferrara 1492. Wolfenbüttel HAB (52 med. (3)). – Goff L-168; VD16 L 1233. Niccolò Leoniceno (*1428 in Lonigo bei Vicenza, † 1524 in Ferrara) war Arzt, Grammatiker und Humanist. Er entdeckte auch Übersetzungsfehler in der Naturalis historia von Plinius d. Ä.

Zwei autographe Bücherverzeichnisse

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Literatur Bylebyl, Jerome J.: Leoniceno, Niccolò. In: Dictionary of Scientific Biography, Bd. 8 (1973), S. 248–250. Pellegrini, Paolo: Niccolo da Lonigo (Niccolò Leoniceno). In: Dizzionario Biografico degli Italiani, Bd. 78, Rom 2013, S. 409–414. 3. Juan de Almenar und Niccolò Leoniceno: De morbo gallico. Venedig: Aldus Manutius, Romanus, 1497. Goff L-165 [Leipzig: Wolfgang Stöckel, um 1499], 4°; Goff L-167. 4. Bolognini, Angelo: Libellus de cura ulcerum exteriorum. Venedig 1506, 2. Aufl. Bologna 1514.

Literatur Stabile, G.: Bolognini, Angelo. In: Dizzionario Biografico degli Italiani, Bd. 11, Rom 1969, S. 331–332. 5. Benedetti, Alessandro, auch Paeantius genannt: De observatione in pestilentia. Venedig 1493. GW 864.

Literatur Crespi, M.: Benedetti, Alessandro. In: Dizzionario Biografico degli Italiani, Bd. 8, Rom 1966, S. 244–247. Schullian, Dorothy M.: Benedetti, Alessandro. In: Dictionary of Scientific Biography, Bd. 1 (1970), S. 603–604. 6. Aegidius Corboliensis (Gilles de Corbeil) und Petrus Leo: Egidius De urinis et pulsibus. Petrus Leo De urinis. Egidii Tractatus de iudiciis urine metrice compositus cum ipsius commento. Una cum … Egidii Tractatu de pulsibus cum commentariis Gentilis de Fulgineo. Additio insuper Petri Leonis Tractatu de urinis: nunc primum in lucem ed., optime recogn., cunctisque erroribus castigati. Venetiis 1414 [= 1514]. Erstausgaben: Padua 1483 und 1484. 2°, 50 Bl. München BSB (Chir. 1R/3). – Goff A-92 und A-93; GW 268 und 269; IA *100.740.

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Zwei autographe Bücherverzeichnisse

Von Gilles de Corbeil (um 1140–1224) sind nur medizinische Werke überliefert. Alle sind in lateinischen Hexameterversen verfasst. Die bekanntesten sind die Harnlehre und der Pulstraktat. Er lehrte nach seinem Studium Medizin in Salerno, in Montpellier und seit dem Ende des 12. Jahrhunderts an der Pariser Universität.

Literatur Gillispie, Charles Coulston (Hg.): Dictionary of Scientific Biography. 16 Bde. New York 1970–1980. Supplement II, Herausgeber Frederic Lawrence Holmes, 2 Bde., New York 1990. Keil, Gustav: Aegidius Corboliensis (Gilles de Corbeil). In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 1. München/Zürich 1977, Sp. 175–176.

Adressatenverzeichnis

Das Verzeichnis enthält die Namen der Bekannten und Gönner, an die ­Johannes Adelphus Muling seine gedruckten lateinischen und deutschen Widmungsvorreden oder Widmungen gerichtet hat. Die Titel sind kursiv ­gesetzt. Beheim (Boheim), Georg, aus Nürnberg (1461–1520) Kanonikus und Stiftsherr an der Liebfrauenkirche in Mainz, seit 1513 Propst in Nürnberg an St. Lorenz Gregor von Nazianz-Ausgabe, Straßburg: Johannes Knobloch, 1508 Widmung datiert: Straßburg, 31. Dezember 1507 Birckenfeldt (Birkenfelt), Nicolaus P. Vergilius Maro: Bucolica, 7. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Bock, Jakob († nach 1512) Ritter von Bläsheim Hermann von Sachsenheim: Die Mörin, Straßburg: Johannes Grüninger, 24. November 1512 Widmung datiert: Straßburg, 1. November 1512 Brumann (Brumen), Heinrich (um 1485–1541) seit 1514 Domvikar in Mainz und ab 1520 dortiger Domorganist P. Vergilius Maro: Bucolica, 4. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Caramellus, Leonard († 1519) Arzt und Apotheker in Basel Mundinus-Ausgabe, Straßburg: Martin Flach, 1513 Widmung datiert: Straßburg, 10. März 1513 Dalberg, Dieter (Dietrich) von († 1530) P. Vergilius Maro: Bucolica, 4. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Diesbach (Diespach), Wilhelm von (1442–1517) Ritter und Schultheiß von Bern Türckisch Chronica, Straßburg: Martin Flach, 12. März 1513 Oration datiert: Trier, 31. Dezember 1512

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Adressatenverzeichnis

Dynchin (Duyngen), Johannes, gemeint ist Dynchin, Heinrich Dr. jur. († 1524) Kanzler des Trierer Erzbischofs Titus Plautus: Plautus poeta comicus-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 1508 Widmung datiert: Straßburg, 1. April 1508 Empringer, Matthäus P. Vergilius Maro: Bucolica, 9. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Enen (Enheim), Johann (um 1480–1519) Weihbischof in Trier (1517–1519) Sequenzen-Ausgabe, Straßburg: Johannes Knobloch, 31. März 1513 Widmung datiert: Straßburg, 15. Dezember 1512 Eppstein, Philipp, Graf von Eppstein in Königstein (Kunstein) Kanonikus in Mainz P. Vergilius Maro: Bucolica, 5. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 s. a. Kunstein Etterlin (Etterlein), Petermann (Peter) (1440/50–1509) seit 1495 Gerichtsschreiber in Luzern, Verfasser der ersten gedruckten Schweizer Chronik Türckisch Chronica, Straßburg: Martin Flach, 12. März 1513 Widmung datiert: Trier, 31. Dezember 1512 Flemminck (Flamingus), Johannes (1469–1532) wirkte fast 30 Jahre als Magister und Rektor des Franziskaner-Nonnenklosters St. Martin in Boppard Gregor von Nazianz: Hi sunt in Codice libelli X.-Ausgabe, Straßburg: Johannes Knobloch, 1508 Widmung datiert: Straßburg, 31. Dezember 1507 Friedrich (Fridericus) Apotheker P. Vergilius Maro: Bucolica, 2. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Gallus, Jodocus (1459–1517) Domprediger in Speyer In: Johannes Adelphus: Margarita Facetiarum, Straßburg: Johannes Grüninger, 1508 Widmung datiert: Straßburg, 27. Februar 1508

Adressatenverzeichnis

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Gebwiler, Hieronymus (1474–1545) Rektor (1501–1509) der Lateinschule in Schlettstadt, ehemaliger Lehrer von Adelphus Muling Arator-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 1507 Widmungsbrief datiert: Trier, 1. November 1507 Geiler von Kaysersberg, Johannes (1445–1510) Münsterprediger in Straßburg Marsilius Ficinus: Marsilii Ficini Florentini De religione christiana, Straßburg: Johannes Knobloch, 1507 Widmungsbrief datiert: Straßburg, 15. Oktober 1507 Gerster, Hans (Johannes) († 1531) Basler Stadtschreiber (1502–1523) Barbarossa-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 28. August 1520 Widmungsbrief datiert: Schaffhausen, 27. Dezember 1519 Gresemund (Greßmund, Greßmunt) d. J., Dietrich (1476–1512) Humanist, Dr. jur., Protonotar und Richter am Geistlichen Gericht in Mainz In: Adelphus Muling: Margarita Facetiarum, Straßburg: Johannes Grüninger, 1508 Widmung datiert: Straßburg, 1. März 1508 und P. Vergilius Maro: Bucolica, 5. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Gruck(en)stein, Rudolf († 1513) Domvikar in Mainz P. Vergilius Maro: Bucolica, 1. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Hattstein, Johann von (1455–1518) Domherr, Kanoniker am Dom zu Mainz P. Vergilius Maro: Bucolica, 8. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Hattstein, Marquard I. von (um 1488–1522) Domherr in Mainz, Neffe des Johann von Hattstein P. Vergilius Maro: Bucolica, 8. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Holensteiner, Georg Rektor der Straßburger Domschule, ehemaliger Lehrer von Adelphus Muling Arator-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 1507 Widmungsbrief datiert: Trier, 1. November 1507

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Adressatenverzeichnis

Honstein, Wilhelm, Wilhelm III., Graf von Honstein (um 1470–1541) Bischof von Straßburg (1506–1541) Arator-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 1507 Widmungsbrief datiert: Trier, 1. November 1507 und Geiler von Kaysersberg: Pater noster, deutsche Übersetzung von Johannes Muling, Straßburg: Matthias Hupfuff, 18. März 1515 Widmung datiert: Schaffhausen, 25. Mai 1514 Jakob II., Markgraf von Baden Erzbischof und Kurfürst von Trier (1503–1511) Avitus-Ausgabe, Straßburg: Johannes Grüninger, 1507 Widmung datiert: Straßburg, 21. August 1507 Kunstein, Philipp, Philipp Graf zu Eppstein-Königstein (Kunstein) († 9. Oktober 1509) Domkapitular in Mainz P. Vergilius Maro: Bucolica, 10. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Lapicida (Ößler, Eßler), Johann Dr. Regent der Burse Schenkenberg in Mainz, Kanonikus an St. Stephan in Mainz (1504–1534) P. Vergilius Maro: Bucolica, 6. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Leonhard – siehe Caramellus Luter (Lauter), Diether (Dietrich) Erzbischöflicher Rat in Mainz (um 1515 – um 1520) P. Vergilius Maro: Bucolica, 6. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Menn, Heinrich Enea Silvio Piccolomini: De pravis mulieribus Straßburg: Johannes Grüninger, 1507 Widmung datiert: Trier, 1507 Mennel, Jakob Dr. jur. (um 1455/60–1526) Ausgabe der Passion in Form eines Gerichtshandels Straßburg: Johannes Grüninger, 29. November 1514 Widmung datiert: Straßburg, 17. März 1514 Mentzenhuß (Mentzenhusen), N. – Metzenhausen, Johann(es) von (1492–1540) Domherr (1511), später Johann III. von Metzenhausen, Erzbischof und Kurfürst von Trier (1531–1540) P. Vergilius Maro: Bucolica, 3. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09

Adressatenverzeichnis

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Nußbaum (Nußbach), Leonhardus Dr. jur. Leonhard Nosbaum (Noißbaum), Prokurator in Trier In: Adelphus Muling: Margarita Facetiarum, Straßburg: Johannes Grünin­ger, 1508 Widmungsbrief datiert: Straßburg, 1. März 1508 und P. Vergilius Maro: Bucolica, 5. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Peter (Herr Peter in Koblenz) – Maier, Peter (1481–1542) kurtrierischer Sekretär des Erzbischofs von Trier, Johann II. von Baden P. Vergilius Maro: Bucolica, 7. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Reineck (Rheineck), Christoph von (um 1471/72–1535) Domkustos und Dechant am Domstift in Trier Adelphus Muling: Declaration vnnd erclerung der warheit des Rocks Jesu christi / newlich zu Trier erfunden / … (erfunden = aufgefunden), Straßburg: Martin Flach, 1513 Widmung datiert: Straßburg, 6. März 1513 und Geiler von Kaysersberg: Passion, deutsche Übers. von Johannes Muling Straßburg: Johannes Grüninger, 28. November 1514 [1513] Widmung datiert: Straßburg, 29. September 1513 Schaffart, Vandulinus (Wendelin) Priester an St. Kastor und St. Florin in Koblenz P. Vergilius Maro: Bucolica, 9. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Schaller, Caspar – aus Straßburg († 1541) Stadtschreiber in Basel (1524–1534) P. Vergilius Maro: Bucolica, 8. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Schenck, Jakob Dr. Jurist in Worms Walter von Châtillon: Vita-Alexandri-Magni-Ausgabe, Straßburg: Renatus Beck, 1513 Widmung datiert: Straßburg, 25. Dezember 1512 Schmaßmann, Maximin (Maximilian) II. (um 1437–1517) Maximilian II. von Rappoltstein, Landvogt im Oberelsass deutsche Übersetzung Mulings der Historia von Rhodis von Guillelmus Caoursin Straßburg: Martin Flach, 25. Januar 1513 Widmung datiert: Straßburg, 1. Oktober 1512

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Adressatenverzeichnis

Schönau, Hans von (1480–1527) Junker Hans von Schönau, Humanist und Mystiker, seit 1502 wohnhaft in Freiburg i. Br. Erasmus von Rotterdam: Enchiridion, übers. von Adelphus Muling Basel: Adam Petri, 1520 Widmung datiert: Schaffhausen, 4. April 1519 Spiegel, Johannes Straßburger Geistlicher, von 1506 bis 1508 Kaplan in Konstanz In: Adelphus Muling: Margarita Facetiarum, Straßburg: Johannes Grünin­ger, 1508 Widmung datiert: Trier, 15. März 1508 Übelin (Ubelin), Georg Dr. jur. – auch Georg Maxillus genannt († um 1530) Sekretär des Straßburger Bischofs Wilhelm von Honstein, bischöflicher Sigillant In: Adelphus Muling: Margarita Facetiarum, Straßburg: Johannes Grünin­ger, 1508 Widmung datiert: Straßburg, 1. Februar 1508 Werdenberg, Heinrich (1455–1505), Heinrich XIII. Graf von Werdenberg Domherr in Straßburg Marsilius Ficinus: De vita sana et De vita longa. Buch des Lebens-Übersetzung von Johannes Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, 1. April 1505 Widmung datiert: Straßburg, 1505 Weyß (Weyse, Weiß, Weise), Paul P. Vergilius Maro: Bucolica, 2. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09 Wimpfeling, Jakob (1450–1528) Humanist, Pädagoge Marsilius Ficinus: De religione christiana, Straßburg: Johannes Knobloch, 1507 Widmung datiert: Straßburg, 15. Oktober 1507 Wittich, Dr. Ivo (1473–1507) Siegler des Geistlichen Gerichts, 1501 und 1502 Kanzler der Universität Mainz P. Vergilius Maro: Bucolica, 10. Ekloge, übers. von Adelphus Muling Straßburg: Johannes Grüninger, um 1508/09

Autoren- und Titelverzeichnis

Das Autorenverzeichnis im Realienband berücksichtigt nur die Autoren, deren Werke Johannes Adelphus Muling korrigiert, herausgegeben oder übersetzt hat. Die Titel der Übersetzungen Mulings erscheinen kursiv. Die Namen seiner Gönner und Adressaten in Mulings deutschen und lateinischen Widmungen sowie in seinem Briefwechsel sind an entsprechender Stelle aufgeführt und erklärt. Für die übrigen Personen- und Ortsnamen sei an dieser Stelle auf die Register in den drei Textbänden der Werkausgabe von Adelphus’ Ausgewählten Schriften verwiesen. Adelphus, Johannes Muling Aeneas Silvius siehe Piccolomini, Silvius Albertus Magnus Alfons V., der Großmütige von Aragon Arator Avitus, Alcimus Ecdicius Barbarossa, Straßburg: Johannes Grüninger, 1520 Barbarus, Hermolaus d. Ä. Bebel, Heinrich Beccadelli, Antonio Beroaldo, Filippo d. Ä. Bigi, Luigi Brant, Sebastian  Mulings deutsche Übersetzung von Brants lat. Fabeln (1501), Esopus-­Additiones, Straßburg: Johannes Prüß, 1508 Brassicanus, Johannes Caesar, Gaius Julius Calepinus, Ambrosius Caoursin, Guillaume  Mulings deutsche Übersetzung der Historia von Rhodis, Straßburg: ­Martin Flach, 1513

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Autoren- und Titelverzeichnis

Eck, Johannes Erasmus von Rotterdam  Mulings deutsche Übersetzung des Enchiridion oder handbüchlin eines Christenlichen vnd Ritterlichen lebens …, Basel: Adam Petri, 1520 Ficino, Marsilio  Mulings deutsche Übersetzung vom Buch des Lebens, Straßburg: ­Johannes Grüninger, 1505 Geiler, Johannes von Kaysersberg  Mulings deutsche Übersetzungen der Predigtzyklen Geilers:  Passion, Straßburg: Johannes Grüninger, 1514  Pater noster, Straßburg: Matthias Hupfuff, 1515 Gregor von Nazianz Heinrichmann, Jakob Hermann von Sachsenheim Hortus sanitatis, Straßburg: Johannes Prüß, 1509 Julius II., Papst  Mulings deutsche Übersetzung Von der Venedier Krieg, Straßburg: Johannes Grüninger, 1509 Keinspeck, Michael Mennel, Jakob Muling, siehe Adelphus Mundinus (Mondino), de’ Liuzzi Murner, Thomas Piccolomini, Aeneas Silvius (Papst Pius II.) Pico della Mirandola, Giovanni Francesco Plautus, Titus Maccius Reisch, Gregor Reitzmann, Heinrich Rößlin, Eucharius d. Ä. Schott, Peter d. J. Sueton, Gaius Tranquillus

Autoren- und Titelverzeichnis Vehus, Hieronymus Vergil, Publius Maro  Mulings deutsche Übersetzung der Bucolica, Straßburg: Johannes Grüninger, [1508/09] Waldseemüller, Martin Walther von Châtillon Wimpfeling, Jakob Zasius, Ulrich

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Register der Drucker

Register der Drucker

Die Druckorte erscheinen kursiv, die Jahreszahlen beziehen sich auf die Drucker­tätigkeit der einzelnen Drucker. Aich, Johann (Lupuspresse), 1530–1557 (?) Köln Anshelm, Thomas, 1511–1516 Tübingen Bassée (Bassaeus), Nicolaus, 1572–1599 Frankfurt a. M. Beck, Reinhard, 1511–1521, Erben bis 1523 Straßburg Faber, Johann, 1529–1542 Freiburg i. Br. Farckall, Amandus, 1524–1530 Straßburg Flach, Martin d. J., 1501–1525 Straßburg Froben, Johannes, 1496–1527 Basel Furter, Michael, 1489–1517 Basel Graf, Stephan, 1543–1589 Freiburg i. Br. Gran, Heinrich, 1489–1527 Hagenau (Elsass) Grüninger, Johannes, 1482–1532 Straßburg Grüninger, Bartholomäus, 1532–1539 Straßburg

Han, Weigand, 1556–1561, Erben bis 1575 Frankfurt a. M. Han, Kilian, 1573–1575 Frankfurt a. M. Han, Hartmann, 1579–1580 Frankfurt a. M. Heyden, Marx von der, 1616–1648 Straßburg Hupfuff, Matthias, 1498–1520 Straßburg Knobloch, Johann d. Ä., 1503–1528 Straßburg Kunne, Albrecht, 1480–1519 Memmingen Miller, Johann, 1513–1520 Augsburg Morhart, Ulrich d. Ä., 1523–1554, Erben bis 1572 Tübingen Nettesheim (Nettessem), Heinrich, 1585–1605 Köln Noot, Thomas van der, 1507–1523 Brüssel Petit, Jehan (Jean), 1493–1530 Paris Petri, Adam, 1507–1527 Basel Prüß, Johann d. Ä., 1480–1511 Straßburg

Register der Drucker Prüß, Johann d. J., 1511–1554 Straßburg Rebart, Thomas, 1565–1570 Frankfurt a. M. Reffeler, Paul, 1563–1585 Frankfurt a. M. Rembolt, Berthold, 1494–1518 Paris Schobser, Hans, 1500–1530 München Schönsperger, Johann d. Ä., 1481–1520 Augsburg Schürer, Matthias, 1508–1519 Straßburg Stuchs, Georg, 1484–1517 Nürnberg

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Wagner, Peter, 1483–1500 Nürnberg Wagner, Sebastian, 1534–1542 Worms Waterloes (Waterloose), Johannes, 1505–1512 Paris Werden, Martin von, 1504–1516 Köln Weyssenburger, Hans, 1501–1513 Nürnberg Weyssenburger, Hans, 1513–1533 Landshut Wolff, Jakob von Pforzheim, 1481–1519 Basel

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Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

A D L

167 Martin Opitz, Lateinische Werke · Band 1: 1614–1624. Hrsg., über­ setzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel. XLII, 477 S. – 2009 168 Martin Opitz, Lateinische Werke · Band 2: 1624–1631. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel. ­XXXIII, 561 S. – 2011 169 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XVIII/1: Coelum astronomico-poeticum. Lateinischer Text und Übersetzung. Hrsg. und übers. von Reinhard Klockow. XX, 877 S. – 2011 170 Thomas Naogeorg, Sämtliche Werke · Band VI/1: Regnum Papisticum. Lateinische Fassung von 1553. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. IV, 143 S. – 2015 171

Thomas Naogeorg, Sämtliche Werke · Band VI/2: Regnum Papisticum. Deutsche Fassung von 1555. Das Ppstisch Reych von Burkhard Waldis. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. IV, 292 S. – 2015

172 Martin Opitz, Lateinische Werke · Band 3: 1631–1639. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel. ­XXXIII, 657 S. – 2015 173 Johann Rist, Sämtliche Werke · Band III: Dichtungen 1634–1642. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. IV, 783 S. – 2017 174

Johannes Adelphus, Ausgewählte Schriften · Band IV: Realienband. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. XXII, 592 S. – 2018

175 Johann Rist, Sämtliche Werke · Band VIII: Dichtungen 1644–1646. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. IV, 473 S. – 2018

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