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German Pages 592 [593] Year 2016
EDITIO BAVARICA, BD. II HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. KLAUS WOLF
Michaela Eser
Augsburger Nibelungenlied und -klage Edition und Untersuchung der Nibelungen-Handschrift b
Verlag Friedrich Pustet Regensburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
eISBN 978-3-7917-7082-6 (pdf) © 2016 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich: ISBN 978-3-7917-2714-1 Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie auf www.verlag-pustet.de Informationen und Bestellungen unter [email protected]
Inhalt 1. 2. 3.
4.
5. 6.
7.
Vorwort.......................................................................................................................................... 7 Forschungsüberlick ................................................................................................................. 8 Beschreibung der Handschrift......................................................................................... 28 Der ‚Entdecker‘ (undeshagen 3.1. Das ‚Universalgenie‘ Bernhard (undeshagen ................................................ 48 3.2. Woher hat Hundeshagen die Nibelungen-Handschrift? ............................ 58 3.3. Die Dalbergsche Bibliothek ..................................................................................... 64 3.4. (undeshagens ‚erstendeckte‘ (andschrift Alpharts Tod .......................... 70 Der Auftraggeber Sigmund Gossembrot 4.1. Die Gossembrotsche Urkunde ............................................................................... 95 4.2. Die Brüder Hans und Sigmund Gossembrot .................................................101 4.3. Die Bibliothek Sigmund Gossembrots .............................................................116 Vermerke von Besitzern bzw. ‚Benutzern‘ Degenfeld, First, Rudolf ...........154 Die Schreibsprache 6.1. Methodik ........................................................................................................................167 6.2. Das Nibelungenlied 6.2.1. Die Haupttonvokale 6.2.1.1. Die hohen Kurvokale mhd. /i/, /ü/, /u/ ...........................175 6.2.1.2. Die mittleren Kurzvokale mhd. /e/, /ε/, /ö/, /o/ ........178 6.2.1.3. Die tiefen Kurvokale mhd. /ä/, /a/ .....................................181 6.2.1.4. Die hohen Langvokale mhd. /ī/, /ū /, /ū /.........................183 6.2.1.5. Die mittleren Langvokale mhd. /ē /, /ō /, /ō / .................188 6.2.1.6. Die tiefen Langvokale mhd. /ā /, /ā /...................................189 6.2.1.7. Der hohe Diphthong ahd. /iu/ ...............................................191 6.2.1.8. Die fallenden Diphthonge mhd. ie/, /üe/, /uo/ ............193 6.2.1.9. Die steigenden Diphthonge mhd. /ei/, /öu/, /ou/ ......196 6.2.2. Die Nebentonvokale..............................................................................199 6.2.3. Die Konsonanten 6.2.3.1. Die Plosive /b/, /p/, /d/, /t/, /g/, /k/ ...............................206 6.2.3.2. Die Affrikaten /pf/, /tӡ/, /kχ/ ...............................................213 6.2.3.3. Die Frikative /v/, /f/, /ӡ/, /z/, /s/, /š/, /h/, /χ/ ..........217 6.2.3.4. Die Halbkonsonanten /w/, /j/ ..............................................222 6.2.3.5. Die Nasale /m/, /n/ ....................................................................223 6.2.3.6. Die Liquiden /l/, /r/ ...................................................................225 6.3. Die Klage.........................................................................................................................226 6.4. Zusammenfassung und Auswertung ................................................................230 Edition 7.1. Editionsprinzipien .....................................................................................................234 7.2. Das Nibelungenlied (2) Abentewr von Seyfrid dem starcken ..................................................................238 (3) Awentewre wie Seyfrid ze Wurms cham ..........................................................239 (4) Awenteür wie Seyfrid mit Ludegast strait .......................................................249 (5) Awentewr wie Seifrid Chriemhilden erste sach ............................................261 (6) Awenteur wie Gunthör ze Jslande nach Praunhilld fůr .............................266 (7) Awenteür wie Seifrid Prunhilden gewan..........................................................273 (8) Awenteur wie Seifrid nach seinen mannen fůr .............................................281
(9) Awenteur wie Seifrid gen Wurms gesant wart ..............................................286 (10) Awenteur wie Prunhilt enpfangen ward........................................................291 (11) Awenteür wie Seifrid haim ze lande für .........................................................302 (12) Awentew wie Gunthör Seifrid ze der hochzeit pat....................................305 (13) Awenteur wi sy ze der hochzeit fůren an den Rein ..................................310 (14) Awenteur wie die kunigin ain ander schullten ...........................................314 (15) Awentewr wie Seifrid verraten ward ..............................................................320 (16) Awenteur wie Seifrid erschlagen ward ..........................................................323 (17) Awenteur wie Seifrid begraben ward .............................................................332 (18) Awenteur wie Sigemund haim ze land fůr ....................................................339 (19) Awenteur wie der Nibelung hort ze Wurms pracht ward .....................341 (20) Awenteur wie Etzl nach Kriemhillden sante ................................................346 21) Awenteur wie Kriemhild Etzeln gefürt ward.................................................359 (22) Awenteur wie Chriemhild enpfangen ward .................................................364 (23) Awenteur wie Kriemhilt warb, daz ir prüder zu der hochzeit chämen ......................................................................................................................................369 (24) Awenteur wie Etzel nach den Burgonden sant ...........................................372 Awenteur wie die Niblung zů den (“nen fůren .........................................380 (26) Awenteur wie Gelphart erschlagen wart .......................................................388 (27) Awenteur wie sy ze Pechlaren chomen ..........................................................393 (28) Awenteur wie die Burgonden ze den Hünen chomen .............................399 (29) Awenteur wie Kriemhilt Hagen verwais, daz er Seifrid erschlagen het................................................................................................................................................405 (30) Awenteur wie sy schlaffen giengen ..................................................................411 (31) Awenteür wie sy des morgens ze dem münster giengen.......................414 (32) Awenteür wie Danckwart Plödlin schlůg.......................................................421 (33) Awenteur wie die Burgonden mit den Hünen striten .............................424 (34) Awenteür wie sie die doten für den sal wurffen ........................................429 (35) Awenteür wie Jrring erschlagen ward ............................................................431 (36) Awenteur wie der sal ob in pran........................................................................436 (37) Awenteur wie Rüdiger erschlagen ward .......................................................441 (38) Awenteur wie herrn Dietrich sein man erschlagen wurden ................451 (39) Awenteur wie her Dietrich mit Gunthör vnd mit Hagen strait ...........459 7.3. Die Klage ..........................................................................................................................466 8. Lesarten-Apparat 8.1. Das Nibelungenlied ...................................................................................................536 8.2. Die Klage.........................................................................................................................571 9. Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................576 10. Literaturverzeichnis ...........................................................................................................576
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2013 von der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg als Dissertation angenommen. Ihr Zustandekommen schuldet sie meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Freimut Löser, der mir die Anregung zu diesem Thema gab und dem ich an dieser Stelle herzlich danken möchte – auch für die zahlreichen Hinweise und Tipps. Mein herzlicher Dank gilt auch meinem Zweitgutachter Herrn Prof. Dr. Klaus Wolf, der mich vor allem während der Drucklegungsphase mit wertvollen Ratschlägen unterstützte und meine Arbeit in seine Reihe EDITIO BAVARICA als Band II aufnahm. Hierbei danke ich ebenfalls dem Verlag Friedrich Pustet in Regensburg, insbesondere seiner Lektorin Frau Christiane Abspacher, die mir eine unerlässliche und liebenswerte Hilfe war. Ebenfalls möchte ich mich bei der Staatsbibliothek zu Berlin bedanken, die mir die Nibelungen-Handschrift b und Hundeshagens Nachlass zur Einsicht zur Verfügung stellte. Desweiteren gebührt mein Dank all jenen, die mich unaufhörlich zu und bei dieser Arbeit ermunterten und viel Geduld mit mir bewiesen haben.
Rudelstetten, den 24.05.2016
Michaela Eser
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1. Forschungsüberblick
Die im Jahre 1816 von Bernhard Helfrich Hundeshagen entdeckte spätmittelalterliche Nibelungen-Handschrift b (Staatsbibliothek Berlin, Ms. germ. fol. 855) blieb von der Forschung lange Zeit weitestgehend unberücksichtigt. Ein wesentlicher Grund dafür ist ihre negative Einschätzung durch renommierte Germanisten des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bereits die erste Veröffentlichung eines kurzen Textauszugs1 aus der Handschrift ließ Karl LACHMANN (1826) das vernichtende Urteil fällen, dass die „probe […] keine begier nach mehreren [erregt] .2 Damit ist die Handschrift als Textzeuge irrelevant geworden, LACHMANN „versetzt […] ihr den philologischen Todesstoß ,3 in dessen weitreichender Folge rund 80 Jahre später Theodor ABELING (1907) knapp protokollierte: „Uebrigens hatten einige Textproben, die 1817 in B“schings Wöchentlichen Nachrichten […] erschienen waren, die Erwartung schon sehr frühzeitig herabgestimmt. 4 Eine Begründung für diese abschätzige Bewertung lieferte Anton EDZARDI (1875), der in der Einleitung zu seiner Edition der Klage über die Nibelungen-Handschrift b Folgendes verzeichnete: „Wie gedankenlos “brigens die äußerlich gut geschriebene hs. abgeschrieben ist, beweisen mehrfache auslaßungen von einem oder mehreren versen, deren fehlen den sinn vollständig stört, von denen einige sich allerdings durch abirren des auges auf ein gleiches reimwort (oder wort überhaupt) erklären […]. Ferner beweisen dies sinnlose umstellungen […], ebenso widerholungen […]. Endlich zeigt eine reihe ganz gedankenloser schreibfehler, daß der schreiber ganz stumpfsinnig und ohne interesse, auch wol ohne rechtes verständniss abschrieb. 5
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Der Textauszug umfasst 24½ Strophen aus der dritten und vierten Aventiure (C 128– 152). Abgedruckt bei Johann Gustav BÜSCHING, Nachricht von der Handschrift der Nibelungen, die im Besitz des Herrn Hundeshagen, in: Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters, Band 3, Breslau 1817, S. 99–102. Karl LACHMANN, Der Nibelunge Not mit der Klage. In der ältesten Gestalt mit den Abweichungen der gemeinen Lesart, Berlin 1826, S. V. Peter Jörg BECKER/Eef OVERGAAUW, Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, Berlin 2003, S. 47. Theodor ABELING, Das Nibelungenlied und seine Literatur. Eine Bibliographie und vier Abhandlungen (Teutonia 7), Leipzig 1907, S. 183. Anton EDZARDI, Die Klage. Mit vollständigem kritischen Apparat und ausführlicher Einleitung unter Benutzung der von Fr. ZARNCKE gesammelten Abschriften und Collationen, Hannover 1875, S. 8f.
Selbst noch im 20. Jahrhundert wurde dem Text der Handschrift jegliche Bedeutung abgesprochen, so dass Günther SCHWEIKLE 1968 die philologische Belanglosigkeit der Handschrift erneut attestierte: „Ohne die Miniaturen w“rde die Hundeshagensche Handschrift nicht von besonderem Interesse sein. Der Text hat bei den häufigen Abschriften im Verlaufe von zwei Jahrhunderten mannigfach gelitten. Anders als bei den älteren Handschriften, die zum Teil selbständige Umarbeitungen bieten, beruhen bei dieser Handschrift die Unterschiede gegenüber den Haupthandschriften A B C meist auf Mißverständnissen und Ungenauigkeiten. 6
Neben dem Text fanden auch die Bilder der einzigen durchgängig illustrierten Nibelungen-Handschrift7 diskreditierende Ablehnung. Theodor ABELING beschrieb sie als „schwerfällig und ungeschickt ausgeführte Aquarelle, die einen oft unglaublich rohen Geschmack offenbaren .8 Als einen „nicht recht gelungenen )llustrationsversuch eines seeschwäbischen Tafelmalers 9 bezeichnete sie Otto SCHMITT im Jahr 1948. Obgleich die Handschrift philologisch und kunsthistorisch gering geschätzt wurde, bot sie mit ihrer Textfassung, die zwei Zusätze aufweist, Neues zur Nibelungenlied-Überlieferung. Der erste Fundbericht von Hundeshagen (1816) enthält die Notiz, dass der Text im Vergleich mit anderen Nibelungen-(andschriften „in einzelnen Stellen und Strophen bedeutende Abweichungen und Zusätze 10 zeigt: „So hat dieselbe am Schluß des Hauptgedichts noch eine besonders sinnige Handlung und einen Zweysprach zwischen Hildebrand und Chriemhild, nach dem Ersterer der Letztern den Todesstreich versetzt. 11 Auch Johann August ZEUNE (1837) wies darauf hin, dass der Kodex „wegen eigenthümlicher Lieder merkw“rdig ist 12 und führte neben dem von Hundeshagen erwähnten Zusatz noch einen weiteren an:
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Günther SCHWEIKLE, Zum Nibelungenlied, in: Hans HORNUNG, Das Nibelungenlied in spätmittelalterlichen Illustrationen. Die 37 Bildseiten des Hundeshagenschen Kodex MS. GERM. FOL. 855 der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek Berlin, derzeit Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, FAKSIMILEAUSGABE unter Mitarbeit von Günther SCHWEIKLE, Bozen 1968, S. 7–9, hier S. 8. 7 Die Nibelungen-Handschrift k (Lienhard Scheubels Heldenbuch) enthält ein singuläres Bild von Siegfrieds Ermordung, das dem Gesamttext vorangestellt ist. 8 ABELING, Das Nibelungenlied und seine Literatur, S. 182. 9 Otto SCHMITT, Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, Band 2, Stuttgart-Waldsee 1948, Sp. 1500. 10 Bernhard HUNDESHAGEN, Neu aufgefundener Codex des Nibelungenlieds, mit Mahlereyen aus dem dreyzehnten Jahrhundert, in: Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 31 vom 05.02.1816, S. 124. 11 Ebd. 12 Johann August ZEUNE, Nibelungen in Mainz, in: Germania, Band 2, Berlin 1837, S. 67– 69, hier S. 69.
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„So enthält die XX)X Abenteure bei Andern XXV))) bei der Warnung Dietrichs von Bern, sich vor Chriemhilden zu hüten, die Anzeige, daß sie in einem Hohl habe drei Röhren bereiten lassen voll Schwefel und Kohl , um die Burgunden in die Luft zu sprengen; also eine wahre Pulververschwörung! So haut zuletzt Hildebrand Chriemhilden mitten durch, und als sie des Hiebes spottet, läßt er sie einen Ring aufheben, wobei sie in zwei St“cke bricht […]. 13
Die 23 Strophen des Zusatzes um Dietrichs Warnung vor Kriemhilds hinterhältigem Anschlag auf die Burgunder veröffentlichte Friedrich ZARNCKE (1868) in seiner dritten Auflage des Nibelungenliedes und stellte über deren Ursprung folgende Überlegungen an: „)hr )nhalt […] ist aus allerlei Reminiscenzen aus anderen Theilen zusammengeflickt. Daher glaube ich auch nicht, dass diese Interpolation auf alter Sagenüberlieferung beruht, obwohl in der Hauptstelle, in der erzählt wird, dass Dietrich den Hildebrand den Ankommenden entgegensendet und dieser sie warnt, sich zwei Übereinstimmungen mit der Thidrekssage finden; denn auch in dieser treffen die Nibelungen bei Eintritt ins Hunnenreich einen sendimaðr, der ihnen dann Mittheilungen macht, die einer Warnung ähnlich klingen […] und von Grimhild heisst es, ganz ähnlich wie in der Interpolation (Str. 2): Dröttning Grimhildr stendr î einum turn ok sêr för brœðra. […] Die Erwähnung eines Pulvers […] lässt die )nterpolation wohl nicht vor die Mitte des . Jahrhunderts ansetzen […]. 14
Auch Karl BARTSCH (1868) konzentrierte sich auf den ersten Zusatz: „Das )nteressanteste ist die längere )nterpolation nach der 27. Aventiure. 15 Er setzte die von ZARNCKE publizierten Strophen in normalisiertes Mittelhochdeutsch um und stellte als Reaktion auf den Datierungsversuch ZARNCKEs fest, dass er im maßgeblichen Text keine Beziehung auf Pulver finden könne, weshalb „wir auch nicht genöthigt [sind], diese )nterpolation ins . Jahrhundert zu setzen .16 BARTSCH nahm eine frühere Entstehungszeit des Einschubs an und gelangte aufgrund metrischer Beobachtungen zu dem Ergebnis, dass dieser nicht später als in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden könne.17 Hermann DEGERING (1924) wiederum stellte die – allerdings unbegründete – Vermutung an, dass die den Zusatz enthaltende Vorlage „nicht viel älter gewesen sein kann als unsere etwa aus der Zeit von 1430–1442 stammende [Nibelungen-] Handschrift [b] .18 13 Ebd. 14 Friedrich ZARNCKE, Das Nibelungenlied, dritte Auflage, Leipzig 1868, S. 423f. 15 Karl BARTSCH, Zu den Handschriften des Nibelungenliedes, in: Germania 13 (1868), S. 195–201, hier S. 197. 16 Ebd. 17 Ebd., S. 198. 18 Hermann DEGERING, Der Nibelungen Not. In der Simrockschen Übersetzung nach dem Versbestande der Hundeshagenschen Handschrift, Berlin 1924, S. IV.
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Mit der Entdeckung der Nibelungen-Handschrift n im Jahr 1975 fanden sich 18 ähnliche Zusatzstrophen am Anfang der 28. Aventiure, wobei sich der „Text der Einsch“be in b und n […] stark [ber“hrt], ohne daß sie im Inhalt oder gar im Wortlaut deckungsgleich wären .19 Peter GÖHLER (1999) fasste in der Einleitung zu seiner Edition des Nibelungenliedes n diese Zusatzstrophen beider Handschriften inhaltlich zusammen und erörterte ihre Funktion: „Die Burgunden, die nicht wissen, wie nah sie dem Tode sind, schlagen auf dem Feld ihre Zelte auf […]. Kriemhild tritt an ein Fenster b: Zinne , sieht die Burgunden und gedenkt ihres Leides und der bevorstehenden Rache […]. Die Textstelle ist dazu angetan, durch das Vorzeigen von Kriemhilds großem Schmerz künftigem Tadel an ihrem Tun entgegenzuwirken. Zugleich wird mit Kriemhilds Tränen der Ansatzpunkt für die epische Fortsetzung dieses szenischen Arrangements geschaffen, indem der mit Hildebrand hinzutretende Dietrich Kriemhild ihrer Tränen wegen tadelt […]. Kriemhild bittet Hildebrand (b) bzw. Dietrich und Hildebrand (n), sie an Hagen zu rächen, was zur“ckgewiesen wird […]. Dietrich schickt (ildebrand dann als Boten mit einer Warnung zu den Burgunden; dieser warnt die Burgunden vor der verminten Herberge an der Donau. Hier liegt der erzählerische Schwerpunkt des Einschubs. […] (ildebrand wird von Giselher beschenkt und kehrt zu Dietrich zur“ck […]. 20
Die Möglichkeit, dass Handschrift b der jüngeren Handschrift n als Vorlage gedient haben könnte, diskutierte GÖHLER folgendermaßen: „Die Tatsache, daß b die Strophe ersetzt, während n nach ihr einf“gt, ist textkritisch relevant; denn dies bedeutet, daß b nicht als direkte und alleinige Vorlage für diese Textpartie in Frage kommt, da n die Strophe 1718, die in b fehlt, (geringfügig abgewandelt) aufweist. Auch aus dieser Stelle ergibt sich also, daß dem n-Bearbeiter wenigstens zwei Nibelungentexte vorgelegen haben. 21
Zur Erläuterung: Die 28. Aventiure beginnt in Handschrift b direkt mit dem Textzusatz, so dass die in allen anderen Nibelungen-Handschriften überlieferte erste Strophe der Aventiure fehlt. Dagegen weist n diese erste Strophe (GÖHLER mit BARTSCH/DE BOOR Str. 1718 nach B) auf und lässt ihr den Einschub folgen, der nach Jürgen VORDERSTEMANN „zugleich einen Vorlagenwechsel markieren [könnte] ,22 denn vor ihm „orientiert sich der Text mehr an *B, nachher, wenngleich nicht ausschließlich an 19 Peter GÖHLER, Eine spätmittelalterliche Fassung des Nibelungenliedes. Die Handschrift 4257 der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (Philologica Germanica 21), Wien 1999, S. 18. 20 Ebd., S. 18f. 21 Ebd., S. 18. 22 Jürgen VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n. Hs. 4257 der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (ATB 114), Tübingen 2000, S. XXV.
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*C; bis in den Einschub hinein wird der Name Kremhilt geschrieben, nachher Cremhilt. 23 Dies belegt, dass b nicht Vorlage für den Gesamttext von n war; der Textzusatz könnte jedoch aus ihr abgeschrieben worden sein. Auffällig sind aber neben stark divergierendem Wortlaut24 vor allem inhaltliche Differenzen. Während in b Kriemhild nur Hildebrand auffordert, sie an Hagen zu rächen, wendet sie sich in n sowohl an Hildebrand als auch an Dietrich. Desweiteren unterscheidet sich der Inhalt der in Kriemhilds Auftrag präparierten Rohre: in n sind sie mit Schwefel und Pech gefüllt, in b mit Schwefel und Kohlen. Und ebenso stimmt das Geschenk Giselhers an Hildebrand nicht überein: Während b einen Mantel bietet, ist es in n ein Pferd. Trotz dieser Unterschiede zeigt der Einschub in b jedoch dieselbe Nähe zu *C wie n, denn er „entwirft […] ein ambivalentes Bild von Kriemhild ,25 wie Joachim HEINZLE (2003) darlegte: „Er folgt der Tendenz der Lied-Fassung, indem er sie [Kriemhild] in ihrer unverbrüchlichen Liebe zu Siegfried zeigt und sie (jedenfalls gegenüber Dietrich und Hildebrand) darauf bedacht sein läßt, daß ihre Rache allein Hagen trifft, steigert aber zugleich ihre Heimtücke und Gewaltbereitschaft, indem er sie in der Herberge der Burgunden drei mit Schwefel und Kohle gefüllte Rohre (hohle Säulen) installieren läßt, die angezündet werden sollen. 26
Während sich dem ersten Textzusatz eine Parallele in der Nibelungenlied-Überlieferung zuordnen lässt, steht der zweite singulär. LACHMANN registrierte ihn mit Geringschätzung und verzeichnete lediglich, dass die Handschrift b „am Schlusse der Nibelungenoth um zwei wahrscheinlich rohe und unbedeutende Strophen reicher [ist] .27 Dieser laut VOETZ „wohl bekannteste Zusatz der (andschrift b ist […] der nur zwei Strophen und die Abänderung von insgesamt 4 weiteren Versen betreffende Einschub eines Schwankmotivs .28 Inhaltlich hebt er nach HEINZLE 23 Ebd. 24 So z.B. do die burgonde chomen auf daz veld (b) gegen Da erbeysten dye hern zu den Hunen vff das felt (n); auf schlůg man drey kunigen so herlich gezelt (b) gegen Vnd slugen vff so balde manch woniglich getzelt (n). Die Verse aus n sind zitiert nach VORDERSTEMANN. 25 Joachim HEINZLE, Die Handschriften des Nibelungenliedes und die Entwicklung des Textes, in: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos, hrsg. von Joachim HEINZLE u.a., Wiesbaden 2003, S. 191–212, hier S. 204. 26 Ebd. 27 Karl LACHMANN, Der Nibelunge Noth und die Klage. Nach der ältesten Überlieferung mit Bezeichnung des Unechten und mit den Abweichungen der gemeinen Lesart, zweite Ausgabe, Berlin 1841, S. VIII. 28 Lothar VOETZ, Die Nibelungenlied-Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts im Überblick. Mit einem Anhang zur Bebilderung des ‚(undeshagenschen Codex‘ b , in: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos, hrsg. von Joachim HEINZLE u.a., Wiesbaden 2003, S. 283–305, hier S. 293.
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„in grotesker Weise Kriemhilds Goldgier hervor: (ildebrands Schwert ist so scharf, daß sie den Hieb, mit dem er ihr den Leib an der Taille quer durchtrennt, gar nicht spürt; sie verspottet ihn wegen der untauglichen Waffe; er wirft einen Goldring vor ihr nieder, sie bückt sich nach ihm – und bricht in zwei St“cke auseinander. 29
An dieser „Wanderanekdote , wie sie Franz Rolf SCHRÖDER (1961) nannte,30 zeigt sich „die spezifisch spätmittelalterliche Ausprägung des negativen Kriemhildbildes 31. ZEUNE sah darin eine Parallele zu Wieland dem Schmied, der „seinen Nebenbuhler den Schmid Amelias so mit Mimung zerschneidet, daß er beim Sch“tteln in zwei (älften zerfällt .32 Auch Christoph GERHARDT (2004) setzte die Sage um Wieland, die Teil der Thidrekssaga ist, als mögliche Quelle des Zusatzes an: „Es ist […] nicht ganz unwahrscheinlich, dass unsere Szene im Überlieferungsprozess der ‚Wielandsage‘ entstanden ist; wann und wo, lässt sich nicht genauer bestimmen. 33 Allerdings kann ein solcher Überlieferungsprozess aufgrund schriftlicher Belege nicht nachvollzogen werden, so dass GERHARDT zu folgendem Urteil kam: „Eine schriftlich fixierte ‚Wielandsage‘ gab es in Deutschland nicht, es m“ssen vielmehr mündlich vorgetragene und weitergegebene Versionen, die u.U. auch nur Teile der ‚Wielandsage‘ als selbständige Liedeinheit umfasst haben mögen, am ehesten in liedhaft-balladesker Form, im Umlauf gewesen sein, die unser Motiv weitervermittelt haben. 34
Damit wäre das Motiv des Zusatzes auf die „Rezeption von m“ndlich tradiertem Sagenstoff 35 zurückzuführen. Demgegenüber vermerkten 29 HEINZLE, Die Handschriften des Nibelungenliedes, S. 204. 30 Vgl. Franz Rolf SCHRÖDER, Kriemhilds Ende, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift XI (1961), S. 331f. SCHRÖDER wies das Motiv des Gerichteten, der den Schwertstreich nicht bemerkt, zum einen in der Geschichte vom Scharfrichter in Sonderburg nach, der sein Schwert so geschickt führte, dass der Kopf nicht vom Rumpf fiel und aufgrund des frostigen Wetters sogleich wieder festfror. „Der arme S“nder freute sich nicht wenig, so davon gekommen zu sein und ging mit seinen Freunden gleich ins nächste Wirtshaus. Aber in der warmen Stube fühlte er bald, wie es ihm am Halse und in der Nase wunderlich ward, als wenn er niesen sollte. Und als er nun zugriff, behielt er den Kopf in der (and und st“rzte tot nieder. Zum anderen f“hrte SCHRÖDER eine altschweizerische Geschichte einer Hinrichtung an: „… der Scharfrichter schwang sein Schwert gegen den Hals des Verurteilten, während dieser noch stand und ohne daß er vorm Block niederzuknien brauchte, wie ein Blitz schwang er es, und dann sahen sich die beiden Männer erwartungsvoll in die Augen. – ‚Ja‘, sagte der Verurteilte, ‚was nun‘? Und der Scharfrichter antwortete: ‚Na, nicken Sie mal‘. 31 Joachim HEINZLE, Wiedererzählen in der (eldendichtung. Zur Fassung n des „Nibelungenliedes , in: ZfdPh , S. –158, hier S. 155. 32 ZEUNE, Nibelungen in Mainz, S. 69. 33 Christoph GERHARDT, Kriemhilds Ende in der ‚Nibelungenlied‘-Handschrift b, in: Wirkendes Wort 54 (2004), S. 7–22, hier S. 18. 34 Ebd., S. 18f. 35 Ebd., S. 20.
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Samuel SINGER (1916) und Edmund WIESSNER (1936), dass auch der Ring eine vergleichbare Stelle bietet,36 worin Dietrich von Bern mit seinem Schwert hern Eggen pei der mitt enzwai schlug.37 Diese Tötungsart wird hier als Dietreichs sitt bezeichnet, wobei seine Waffe so scharf ist, dass sie an alles leiden durch flaisch und pain geht. Wie Kriemhild bemerkt auch Ecke den tödlichen Schwertschlag nicht und verhöhnt Dietrich: Das ist ein schand, das du dein swert so gar an laid hast gezogen aus der schaid. Als sich Ecke nach dem Perner tuken will, fällt er hin ze stuken. SINGER stellte aufgrund dieser Parallele zwischen dem Ring und der Nibelungen-(andschrift b die Vermutung an, dass der „literarisch wohlbeschlagene (einrich Wittenweiler […] das Nibelungenlied […] in einer der Berliner hs. b verwandten Fassung [kannte], da er deren eigentümliche Todesart der Kriemhild […] auf Ecke “ber[trug]. 38 Das dementierte GERHARDT, der keinen Zusammenhang zwischen dem Ring als „älteste[m] Zeuge[n] für diese exzeptionelle Tötungsart im Westen und Norden 39 und dem Einschub in b annahm. Er führte zwei Argumente an, womit er die These widerlegen wollte: Zum einen könnten die Zusatzstrophen vom Schreiber der Handschrift b stammen, womit es zur Entstehungszeit des Rings um 1408/10 keine entsprechende Vorlage gegeben hätte und SINGERs Annahme hinfällig wäre. Zum anderen könnte aber auch umgekehrt der Zusatz in b nicht auf den Ring zurückgeführt werden, da letzterer „offenbar keinerlei weitere Verbreitung und Kenntnis außerhalb seines Entstehungsortes Konstanz gefunden hat, so dass von ihm keine literarische Wirkung auf andere Texte ausgegangen sein kann. 40 Auffällig ist allerdings, dass der Tod Kriemhilds genau in Dietrichs Sitte ausgeführt wird: Sie wird enmitten der borte – also horizontal durch die Taille – in zwei Stücke geschnitten und zerfällt beim Bücken. Dagegen schlägt Wieland sein Schwert auf den Kopf bzw. Helm des Kontrahenten und schneidet vertikal durch dessen ganzen Körper, wobei die beiden Hälften des derart Gerichteten durch ein sich anschlie36 Edmund WIESSNER, Kommentar zu Heinrich Wittenwilers Ring (Deutsche Literatur. Sammlung literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen. Reihe Realistik des Spätmittelalters. Kommentar zu Band 3), Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1936, Darmstadt 1970, S. 293. 37 Die Verse werden hier und im Folgenden zitiert nach Horst BRUNNER (Hrsg.), Heinrich Wittenwiler. Der Ring. Frühneuhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Edmund WIEßNER ins Neuhochdeutsche übersetzt und herausgegeben (RUB 8749), Stuttgart 2003, S. 518. 38 Samuel SINGER, Literaturgeschichte der deutschen Schweiz im Mittelalter. Ein Vortrag mit anschliessenden Ausführungen und Erläuterungen (Sprache und Dichtung 17), Bern 1916 [Nachdruck Nendeln/Liechtenstein 1970], S. 39f. 39 GERHARDT, Kriemhilds Ende in der ‚Nibelungenlied‘-Handschrift b, S. 16. 40 Ebd.
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ßendes Schütteln auseinanderfallen.41 Der Einschub in b zeigt also eine deutlichere Nähe zum Ring als zur Wieland-Sage und die fehlende Beweislage dafür, dass die Zusatzstrophen bereits in der (uns nicht bekannten) Vorlage der Handschrift b vorhanden waren, die GERHARDT als Argument gegen SINGERs These anführt, ist nicht aussagekräftig. Denn genauso ist auch GERHARDTs umgekehrte These, der Einschub stamme vom Schreiber der Handschrift b, nicht belegbar und deshalb gleichermaßen wahrscheinlich bzw. unwahrscheinlich wie SINGERs Annahme. Folglich kann ein Zusammenhang zwischen dem Ring und der Nibelungen-Handschrift b weder belegt noch widerlegt werden. Die ferner noch denkbare Möglichkeit, dass die Tötungsart nach Dietrichs Sitte in der mündlichen Sagentradition verhaftet war und sowohl in den Ring als auch in die Nibelungen-Handschrift b einfloss, wurde von HEINZLE (2012) in Betracht gezogen: „Man nimmt an, dass Kriemhild in der Nibelungensage urspr“nglich von ihm [Dietrich] entzweigehauen wurde (so berichtet es jedenfalls die Thidrekssaga). Vielleicht ist das schon mit dem Hieb geschehen, den man nicht spürt – wenn man dem Ring-Erzähler glauben darf, war es ja Dietrichs ‚Gewohnheit‘ ihn zu f“hren. […] Gut möglich also, dass die Szene einen alten Zug der Sage bewahrt, der aus mündlicher Tradition in die Überlieferung des Nibelungenliedes gekommen ist, sei es in b selbst oder in einer Vorstufe. 42
Die Motivation der beiden Einschübe ist, wie schon erwähnt, die Diskreditierung Kriemhilds: „Der Streit mit den Sympathieträgern Dietrich und Hildebrand musste sie bei den Hörern und Lesern in Misskredit bringen. Das geplante Sprengstoffattentat lässt sie als skrupellose Massenmörderin erscheinen, die es von vornherein auf den Tod aller Burgunden angelegt hat. Und die Schluss-Szene diskreditiert sie endgültig. Um sie dazu zu bringen, sich zu bücken, wirft ihr Hildebrand einen goldenen Ring hin, einen Köder, der seine Wirkung nicht verfehlt: Sie will das Gold, und ihre Goldgier macht im Rückblick auch verständlich, warum sie den Schatz verlangt hat. So bekommt die Hortforderung auf eine kuriose Weise ihren alten Sinn zur“ck. 43
41 Vgl. August RASSMANN, Die deutsche Heldensage und ihre Heimat, Band 2: Die Sagen von den Wölsungen und Niflungen, den Wilcinen und König Thidrek von Bern in der Thidrekssaga, Hannover 21863, S. 235. 42 Joachim HEINZLE, Der Hundeshagensche Codex in der Überlieferung des Nibelungenliedes, in: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Kommentarband zum Faksimile, Gütersloh/München 2012, S. 70–78, hier S. 78. 43 Ebd.
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Der Text bzw. die Textfassung der Nibelungen-Handschrift b wurde bezüglich des Lied-Teils bereits von BARTSCH zusammen mit der älteren Handschrift D44 in eine Gruppe verortet: „)n dem vordern Theile stimmt b […] mit D. Mit dieser (s. theilt sie die eigentümliche Mischung aus beiden Bearbeitungen, indem sie bis Str. 269 B. inc. mit der Bearbeitung C, von da an mit dem Texte B stimmt. Es ergibt sich daraus […], daß jene Mischung nicht eine Besonderheit der (s. D ist, sondern der ganzen Textgruppe angehörte. 45
Alfred URSINUS (1908) belegte diese Textmischung auch für die Klage, wo die „verse – […] aus der gruppe C* [stammen]; der übrige, größere teil ist der gruppe entnommen, aus welcher die hervorragenden hss. AB stammen .46 Zu dieser Mischfassung *Db (Stammhandschrift *D) gehören nach HEINZLE (2003)„auch vier Fragmente, die aber nur Text aus dem Bereich der Lied-Fassung bezeugen, so daß das Charakteristikum der Textform, die Kombination von Not- und Lied-Fassung, nicht dokumentiert ist: AA (nur Klage), N, P (nur Klage), V .47 44 Die Pergament-Handschrift D (Cgm 31, Bayerische Staatsbibliothek München) enthält das Nibelungenlied und die Klage (unvollständig, endet mit Vers Ba 3140); sie wird in die erste Hälfte des 14. Jh.s datiert, der Schriftdialekt ist mitteldeutsch (nach bairischer Vorlage) bzw. ostmitteldeutsch-nordbairsch. Vgl. Klaus KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften des Nibelungenliedes, in: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos, hrsg. von Joachim HEINZLE u.a., Wiesbaden 2003, S. 213–238, hier S. 217f. 45 BARTSCH, Zu den Handschriften des Nibelungenliedes, S. 197. SCHWEIKLE (Das Nibelungenlied, in: HORNUNG, Das Nibelungenlied in spätmittelalterlichen Illustrationen, S. 8) verzeichnete, dass sich die (andschrift „bis Strophe der Fassung C anschließt. Diese falsche Strophenangabe dürfte auf einen Tippfehler zurückgehen, der von Brigitte JANZ übernommen wurde. Vgl. Brigitte JANZ, Inszenierte Mündlichkeit. Zum Bildprogramm des Nibelungenliedes im Hundeshagenschen Kodex, in: Nibelungenlied und Klage. Ursprung – Funktion – Bedeutung, Symposium Kloster Andechs 1995 mit Nachträgen bis 1998, hrsg. von Dietz-Rüdiger MOSER und Marianne SAMMER, München 1998, S. 411–441, hier S. 411. 46 Alfred URSINUS, Die Handschriftenverhältnisse der Klage, Halle 1908, S. 3. 47 HEINZLE, Die Handschriften des Nibelungenliedes, S. 204. Das Fragment AA (Klage, Verse 2799–2836, 2861–2864 und 2892–2922) wurde erst im Jahr 1999 im Staatsarchiv Amberg entdeckt, wo es als Rückverstärkung einer Ungeldrechnung des Pflegamts Flossenb“rg f“r das Quartal Michaelis bis Lucie diente. „Die zwei jeweils ca. 60 mm breiten Pergamentstücke (Höhe 262–265 bzw. 55–58 mm) gehören zu einem einzigen Blatt, von dem sich große Teile der Innenspalte und geringe Reste der Außenspalte erhalten haben. […] Aufgrund des paläographischen und schreibsprachlichen Befundes müssen die neuen Klage -Fragmente […] einer (andschrift angehört haben, die zweifelsfrei im 14. Jahrhundert im bairischen Sprachraum entstanden ist; […] vor allem die Varianten in v. 2802–2804, 2825, 2829, 2892, 2895 und 2897 belegen eine enge Verwandtschaft mit der Nibelungen -(andschrift D […]. Klaus KLEIN, Ein neues Fragment der Nibelungenklage in Amberg, in: ZfdA 131 (2002), S. 61–67 (mit Abbildung und Textabdruck), hier S. 62f. Das Fragment N, Anfang des 14. Jh.s im ostfränkischen oder ostmitteldeutschen Sprachraum entstanden, besteht aus einem mittig durchschnittenen Blatt und dem Falzstreifen eines Doppelblattes (= N1: Universitätsbibliothek Würzburg, Dt. Fragm.
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Joachim BUMKE (1996) und Klaus KLEIN (2003) verzeichneten ein weiteres Fragment (S),48 das der Mischfassung *Db zuzurechnen ist. „Wie die 2; Nibelungenlied, Strophen 1443,1–3, 1475,2–4, 1891,4–1892,2, 1902, 1912, 1921,3– 4, 1602–1645,2), einem Doppelblatt (= N2: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Hs. 2841a; Klage, Verse 1075–1482) und zwei Doppelblättern, die in 43 Falzstreifen zerschnitten sind (= N3: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Hs. 4365a; Nibelungenlied, Strophen 1437,3–1480,1, 1886,4–1926,2, 2085–2125,2, 2205,2–2244). Vgl. KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis, S. 222f. und Joachim BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage . Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 8 [242]), Berlin/New York 1996, S. 197–201 (hier die Siglen N2 und N3 vertauscht). BUMKE (S. 200, Anm. 254) stellte N der Hs. b am nächsten aufgrund von Übereinstimmung der Initialen und eines gemeinsamen Textausfalls im Klage-Teil. Etwa zeitgleich mit N wird das Fragment P (Krakau, Bibliotheka Jagiellónska; ehem. Preußische Staatsbibliothek Berlin, Mgq 1895, Nr. 8) datiert (Anfang bis Mitte des 14. Jh.s). Hierbei handelt es sich um zwei Pergamentstreifen eines vertikal zerschnittenen Blattes, welche die Verse 2159–2342 der Klage überliefern. Aufgrund der Schreibsprache wird für P eine Entstehung im oberfränkischen bzw. ostmitteldeutschen Raum angenommen. Vgl. KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis, S. 224 und BUMKE, siehe oben, S. 201–203 (mit Abbildung). Ebenso in den Anfang des 14. Jh.s ist das Fragment V datiert, das in die Nordostschweiz lokalisiert wird und die obere Hälfte eines Doppelblatts sowie ein in 34 Falzstreifen zerschnittenes Doppelblatt umfasst. Es überliefert die Strophen 1074–1078, 1082–1085, 1088–1092, 1095–1098, 1181–1236, 1292–1296, 1299–1302, 1305–1309 und 1312–1315 aus dem Nibelungenlied. Vgl. KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis, S. 227. 48 „Zur Klage -Fassung *D gehören die Handschriften D und b sowie die Fragmente N, P und S. BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. das Fragment AA wurde drei Jahre nach BUMKEs Publikation entdeckt und fehlt daher in der Auflistung). Das Fragment S ist neben C der älteste Textzeuge des Nibelungenliedes (Datierung: . Viertel des . Jh.s . Über die Lokalisierung besteht keine Einigkeit: „Ausgeprägte bayerische, alemannische oder mitteldeutsche Kennzeichen der Schreibsprache fehlen. Das weist auf eine Entstehung im ostfränkischen oder böhmischen Bereich. BUMKE, S. 207). Dagegen verortete KLEIN das Fragment in den bairischösterreichischen Sprachraum (Beschreibendes Verzeichnis, S. 225). S umfasst drei Pergamentstreifen eines horizontal zerschnittenen Doppelblatts (= S1: Prag, Nationalbibliothek, Cod. XXIV.C.2, früher Fragm. germ. 2; Nibelungenlied, Strophen 1,1, 5, 219,4–220,3, 228,2–229,1, 237, 245,2–246,2), drei schmalere und einen breiteren Streifen eines horizontal zerschnittenen Doppelblatts (= S2: Prag, Nationalmuseum, Cod. I E a 1; Nibelungenlied, Strophen 914,3–918,2, 922,3–927,2, 932–936, 941– 946,1, 950–955,1, 959,2–964,1, 968,2–973,2, 977,3–982,3) sowie ein mit Textverlust beschnittenes Doppelblatt (= S3: Prag, Nationalmuseum, Cod. I E a 2; Klage, Verse 1799–1822, 1825–1868, 1871–1914, 1917–1960, 2339–2382, 2385–2428, 2431– 2474, 2477– . „Die kodikologische Zusammengehörigkeit zu einem einzigen Codex ist umstritten KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis, S. 225). BUMKE nahm an, „daß S 2 und S 3 nicht aus derselben Handschrift stammen und daß die Zahl der erhaltenen Nibelungen -Handschriften sich um eine erhöht. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß S und S Teile derselben (andschrift sind S. . Dagegen stellte Ute OBHOF fest, „daß das Äußere der drei Fragmente eher daf“r als dagegen spricht, daß sie ursprünglich Bestandteil einer einzigen (andschrift gewesen sind . Ute OBHOF, Zur Provenienz des Nibelungenlied -Fragments S1, in: ZfdA 132 (2003), S. 177–188, hier S. 181 (mit Abbildung von S1, S2 und S3). Diesem Urteil schloss sich HEINZLE (Die Handschriften des Nibelungenliedes, S. 199) an, zunächst ohne BUMKEs These gänzlich zu verwerfen: „Es kann als sicher gelten, daß S1 […] und S3 […] aus der selben
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Textmischung in [der Stammhandschrift] *D zustande gekommen ist, entzieht sich unserer Kenntnis , res“mierte BUMKE und führte weiter aus: „Sicher ist nur, daß es sich um eine mechanische Mischung handeln muß: die Stammhandschrift *D setzt zwei andere Nibelungen -Handschriften voraus, eine *B-nahe und eine *C-nahe. In der älteren Forschung wurden verschiedene Erklärungsmöglichkeiten diskutiert. 49
BARTSCH gab zwei Entstehungs-Thesen an: Zum einen könnte die ursprüngliche *C-nahe Vorlage von *D nur bis Strophe 269,1 gereicht haben, so dass der Text durch eine zweite Vorlage ergänzt wurde, die der *B-Fassung folgte. Zum anderen wäre es möglich, dass der ursprünglichen Vorlage *B der Beginn fehlte, weshalb eine weitere herangezogen werden musste.50 Beide Thesen wurden von BUMKE verworfen: „Gegen die erste Erklärung spricht, daß der *D-Schreiber, wenn er zunächst eine Vorlage benutzt hätte, die das Nibelungenlied nur bis Str. Ba 269,1 enthielt, von Anfang an gewußt haben müßte, daß er noch eine zweite Vorlage benötigte. Warum hätte er dann nicht gleich nach der zweiten Vorlage gearbeitet? Gegen die zweite Erklärung ist einzuwenden, daß es in keiner *D-Handschrift einen Anhalt dafür gibt, daß die Anfangspartie des Nibelungenlieds erst nachträglich hinzugef“gt worden ist. 51
BUMKE wies darauf hin, dass zur Klärung der Textmischung vor allem das Faktum beachtet werden müsse, dass sowohl der Lied- als auch der Klage-Teil denselben Vorlagenwechsel von *C zu *B zeigen. Seiner Meinung nach wurden beide Teile gleichzeitig von zwei Schreibern begonnen, deren Kopierarbeit „nach relativ kurzer Zeit durch äußere Umstände unterbrochen wurde, vielleicht weil das Manuskript, aus dem die Anfänge des Liedes und der Klage kopiert wurden, nicht mehr länger zur Verfügung stand .52 Demnach wäre die Fassung *Db durch „einen Überlieferungszufall (oder -unfall entstanden […], durch eine vermutlich ungewollte Textmischung ,53 wobei bereits URSINUS auffiel, dass sich Lied- und Klage-Teil dahingehend unterscheiden, dass ersterer den
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Handschrift stammen. Daß auch S2 […] aus ihr stammt, ist zwar sehr wahrscheinlich […], doch kann man nicht völlig ausschließen, daß es sich um den Rest einer anderen Handschrift handelt. Später HEINZLE, Der Hundeshagensche Codex, S. 71 : „Die Zusammengehörigkeit der Fragmente, die in der Forschung vorübergehend umstritten war, kann heute als so gut wie gesichert gelten. BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. . Karl BARTSCH, Der Nibelunge nôt. Mit den Abweichungen von der Nibelunge Liet, den Lesarten sämmtlicher Handschriften und einem Wörterbuche, Band 1: Text, Leipzig 1870, S. XX. BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. 299. Ebd., S. 300. Ebd., S. 302.
Strophenbestand der Vorlage weitestgehend unverändert aufweist, während der Versbestand der Klage wesentlich geändert wurde.54 Er verzeichnete vor allem im Anfangsteil der Klage erhebliche Abweichungen von der anzunehmenden Vorlage *C, so dass er davon ausging, „der schreiber [habe] mit bewustsein geändert .55 URSINUS Urteil schloss sich BUMKE an, indem er die Änderungen als „Zeugnisse des selbständigen Formulierungswillens des *D-Redaktors 56 interpretierte, der „offenbar nach einer *C-nahen Vorlage gearbeitet hat .57 Somit setzte BUMKE eine eigenständige Fassung *D für die ersten 737 Verse der Klage an. EDZARDI belegte für den Klage-Teil, dass aufgrund von Lesartendivergenzen und Zusatzversen „aus D selbst b nicht abgeschrieben sein kann , aber beide „auf dieselbe vorlage zur“ckgehn , was er dahingehend einschränkte, dass „b nur indirekt auf die vorlage von D zurückgehn kann .58 Welche der beiden vollständigen Handschriften D und b den Klage-Text der *D-Fassung besser bewahrt hat, ist nach BUMKE nicht zu entscheiden, da „die (andschrift D […] häufig die Formulierungen geändert hat, wie sich aus der Übereinstimmung der übrigen *DHandschriften gegen D ergibt 59 und „“berall, wo D und b auseinandergehen (und wo kein *D-Fragment zum Vergleich zur Verfügung steht), unsicher [ist], welche der beiden Handschriften den ursprünglichen *DText besser bewahrt hat .60 Mit Blick auf den Gesamttext (Lied- und Klage-Teil) der beiden Handschriften nahm HEINZLE an, dass die jüngere Handschrift b gegenüber D eine überarbeitete Fassung biete.61 Die Entstehungszeit der Handschrift ist im breiten Konsens der Forschung auf die Jahre 1435 bis 1442 eingegrenzt. 62 Während in einem
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URSINUS Die Handschriftenverhältnisse der Klage, S. 3. Ebd., S. 4. BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. 306. Ebd., S. 316. EDZARDI, Die Klage, S. 8. EDAZRDI setzt den Text der Hs. b näher zu P als zu D (S. 9). BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. . Ebd. HEINZLE, Die Handschriften des Nibelungenliedes, S. 204. um 1435–1442: DEGERING, Der Nibelungen Not, S. XI. um 1436–1440: BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. . um 1436–1442: Peter Jörg BECKER, Handschriften und Frühdrucke mittelhochdeutscher Epen. Eneide, Tristrant, Tristan, Erec, Iwein, Parzival, Willehalm, Jüngerer Titurel, Nibelungenlied und ihre Reproduktion und Rezeption im späteren Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Wiesbaden 1977, S. 151; ders., Aderlass und Seelentrost, S. 47; KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis, S. 229; VOETZ, Die Nibelungenlied-Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts, S. 284. um 1437–1442: HORNUNG, Das Nibelungenlied in spätmittelalterlichen Illustrationen (vgl. Anm. 6), S. 14. Im Folgenden abgekürzt mit HORNUNG
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der ersten Berichte über den Kodex aus dem Jahr 1816 die vage Datierung „aus dem Ende des ten Jahrhunderts 63 angesetzt worden war, bezog sich Johann August ZEUNE (1837) auf einen Eintrag in der Handschrift und stellte fest: „Die (andschrift hat, wenn ich nicht irre, die Jahreszahl .64 Diesem Befund schloss sich Theodor ABELING (1907) an, jedoch ohne den entsprechenden Vermerk im Kodex ausmachen zu können, so dass er schlussfolgerte: „(eute ist die Zahl nicht mehr darin zu finden. Doch ist es sehr wohl möglich, daß Hundeshagen sie herausgeschnitten hat. Dann muß sie in einem der großen Schnörkel gestanden haben, mit denen der Schreiber die breiten unteren und bisweilen auch die schmäleren oberen Ränder der Handschrift vielfach verziert hat. 65
Im Gegensatz zu ABELING spürte Hermann DEGERING (1924) diesen Datierungseintrag auf und berichtigte ihn zugleich auf das Jahr 1442, wie er auch tatsächlich am Ende des Lied-Teils in der Handschrift zu finden ist (fol. 158v66): „Am Ende des Textes steht neben der “ber dem Schlußbilde […] geschriebenen Zeile: ‚(ie hat der Streit ain ende‘ die Jahreszahl . Sie ist mit abweichender Tinte und wahrscheinlich auch von einer anderen Hand geschrieben. Sie gibt uns somit einen verläßlichen terminus ante quem für unsere (andschrift […]. 67
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um 1440: Hans WEGENER, Der Nibelungen Not und Klagen, in: Beschreibende Verzeichnisse der Miniaturen-Handschriften der Preussischen Staatsbibliothek zu Berlin, Band 5: Die deutschen Handschriften bis 1500, Leipzig 1928, S. 43–46, hier S. 43; Otto SCHMITT, Reallexikon, Sp. 1500, Alfred STANGE, Deutsche Malerei der Gotik. Südwestdeutschland in der Zeit von 1400 bis 1450, Band 4, München/Berlin 1951, S. 14; JANZ, Inszenierte Mündlichkeit, S. 411; Norbert H. OTT, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Illustration, in: Buchmalerei im Bodenseeraum 13. bis 16. Jahrhundert, hrsg. im Auftrag des Bodenseekreises von Eva MOSER, Friedrichshafen 1997, S. 37–51, hier S. 43; ders., Ikonen deutscher Ideologie. Der Nibelungenstoff in der Bildkunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 63 (2000), S. 325–356, hier S. 330. um 1441: ZEUNE, Nibelungen in Mainz, S. 69; ABELING, Das Nibelungenlied und seine Literatur, S. 182; Willy KROGMANN/Ulrich PRETZEL, Bibliographie zum Nibelungenlied und zur Klage, vierte, stark erweiterte Auflage unter redaktioneller Mitarbeit von Herta HAAS und Wolfgang BACHOFER (Bibliographien zur deutschen Literatur des Mittelalters 1), Berlin 1966, S. 18, Brigitte RANFT, Diu Klage. Kritische Ausgabe der Bearbeitung C*, Marburg/Lahn 1971, S. XXI. um 1442: Helmut LEHMANN-HAUPT, Schwäbische Federzeichnungen. Studien zur Buchillustration Augsburgs im XV. Jahrhundert, Berlin/Leipzig 1929, S. 22. Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 47 vom 23.02.1816, S. 188. ZEUNE, Nibelungen in Mainz, S. 69. ABELING, Das Nibelungenlied und seine Literatur, S. 182. Bei BUMKE Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. f. findet sich die falsche Angabe 188v. DEGERING, Der Nibelungen Not, S. XI.
Mit dieser Datierung als dem spätesten Zeitpunkt der Herstellung der Handschrift decken sich nach DEGERING auch die Bilder, die nach seiner 68 stammen, was von kunsthistoriAnalyse „aus der Zeit etwa um scher Seite annähernd bestätigt wurde. „Die Figuren tragen sehr abwechslungsreiche, detaillierte bürgerliche und höfische Tracht aus der Zeit um ,69 lautete Hans WEGENERs Befund (1928), der von Alfred STANGE (1951) bestätigt wurde: „So wird man sie [die Bilder] mit ziemlicher Sicherheit gegen oder um ansetzen d“rfen .70 HORNUNG (1968) machte auf einen zweiten Eintrag aufmerksam, der sich auf einem Nachsatzblatt der Handschrift befindet, das nur noch in einer von HUNDESHAGEN angefertigten Kopie vorhanden ist. Hier findet sich die Jahreszahl , die „möglicherweise vom Textschreiber selbst stammt und vermutlich den Beginn der Niederschrift angibt .71 Damit wäre die Handschrift 1437 angefertigt und 1442 fertiggestellt worden, was sich auch mit der Datierung des verwendeten Papiers deckt, wie HORNUNG darlegte: „Auf Grund einer Untersuchung des f“r den Kodex verwendeten Papiers ‚läßt sich eindeutig aussagen, daß die Handschrift …zwischen und geschrieben wurde‘. 72 Im Gegensatz zur Datierung der Handschrift gingen – und gehen zum Teil noch – die Forschungsmeinungen zu ihrer Lokalisierung weit auseinander. Zwar war man schnell von der anfangs postulierten mittelrheinischen bzw. Mainzer Herkunft des Kodex73 abgekommen, doch brachte Hans WEGENER (1928) in seiner kunsthistorischen Betrachtung der Handschrift die These auf, dass sie aus dem Bodenseeraum stamme. Er unterstellte dem Illustrator eine stilistische Nähe zu dem seeschwä68 Ebd. „Die Frauentrachten mit den feinen spitzen Brustausschnitten, den langen anschließenden Ärmeln, den Flügelhauben und den Ringhauben mit Agraffenschmuck und Nackenbinde, die Vorliebe für Brokatstoffe, bei den Männern die Helme mit den seitlichen runden Scheiben, die Sturmhauben mit Buckelkranz, die kurzen Panzer, die Kreuzgriffe der Schwerter, die kurzen, mit farbigem Saum verbrämten Festkleider, dazu die Unsicherheit in der Behandlung der Perspektive, die noch durchaus des festen Augenpunktes entbehrt und die Grundfläche so hebt, daß die Bilder als aus der Vogelperspektive geschaut erscheinen […]. Ebd. 69 WEGENER, Der Nibelungen Not und Klagen, S. 45. 70 STANGE, Deutsche Malerei der Gotik, S. 14. 71 HORNUNG, S. 14. 72 Ebd. HORNUNG stützte sich dabei auf eine briefliche Mitteilung Gerhard Piccards vom 29.05.1967. S. 19, Anm. 46. 73 „Der Text selbst weicht nicht allein durch das Vorwalten der mittelrheinischen Mundart […] von den bekannten (andschriften ab […]. HUNDESHAGEN, Neu aufgefundener Codex des Nibelungenlieds, S. 124. ZEUNE (Nibelungen in Mainz, S. 69) verortete die Handschrift nach Mainz aufgrund der „Aehnlichkeit der Mundart im Nibelungenliede und in der Mainzer Volkssprache, z. B. die Ausdrücke ze Berge (stromaufwärts) und ze Dal stromabwärts . ABELING (Das Nibelungenlied und seine Literatur, S. 182): „Die (andschrift stammt wahrscheinlich aus dem Domkapitel zu Mainz […].
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bischen Maler Konrad Witz und folgerte daraus: „Da auch der Dialekt und der Schriftcharakter oberschwäbisch sind, kann man die Heimat der Handschrift mit großer Wahrscheinlichkeit in der Bodenseegegend vermuten .74 Diese Mutmaßung wurde in kunsthistorischen Kreisen übernommen, so etwa von Helmut LEHMANN-HAUPT (1929): „ ist eine sehr bedeutende Bilderhandschrift aus dem Bodenseegebiet datiert […] (insichtlich der Entstehungszeit steht die Handschrift durchaus auf der Höhe der Entwicklung. Die Figuren zeigen in Kopftypen und Gewandstil deutliche Verwandtschaft mit Konrad Witz. 75
Eine nähere räumliche Eingrenzung versuchte Alfred STANGE (1951), indem er Konstanz als Entstehungsort der Handschrift propagierte, da die Stadt im . Jahrhundert „“ber leistungsfähige Buchmaler verfügte, die die Technik der lavierten Federzeichnung […] zu bedeutender (öhe entwickelt hatten .76 Als wesentliche Gemeinsamkeiten zwischen den Illustrationen der Nibelungen-Handschrift b und Bildern aus Konstanzer Handschriften führte STANGE zum einen das Bestreben nach realistischer Darstellung an, zum anderen: „Es muß “berraschen, wie wenig Westliches in dieser Handschrift wie den anderen Konstanzer Arbeiten sich findet. 77 Die ‚Bodensee-These‘ wurde zuletzt von Norbert (. OTT (2000) vertreten78 und erst Peter Jörg BECKER (2003) setzte die Bilder in einen anderen lokalen Zusammenhang: „Stilistische Parallelen zur Augsburger Chronik des Sigmund Meisterlin (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 213) bzw. deren Vorlagen von (ektor und Gregor M“lich […] sind unverkennbar. Die Farbskalen der Bilder beider Handschriften sind identisch und erwecken trotz ihrer Buntheit einen geschlossenen Gesamteindruck. 79
Die Spur ins östliche Schwaben hatte bereits DEGERING (1924) gelegt, der damit seine Annahme stützen wollte, die Handschrift sei in der Heidelberger Bibliothek gewesen80: 74 WEGENER, Der Nibelungen Not und Klagen, S. 46. Vgl. auch ders., Nachwort zu: Das Nibelungenlied. Mit den Bildern aus der Hundeshagenschen Handschrift erzählt und begleitet von Hans Friedrich BLUNCK, Leipzig 1934, S. 56f., hier S. : „Der Dialekt, in dem der Text geschrieben ist, und der Stil der mit den Bildern des Konrad Witz, des Hauptmeisters der oberrheinischen Malerschule († 1477) in Basel), nahe verwandten Illustrationen sagt uns, daß die Handschrift im südlichen Schwaben entstanden sein muß. 75 LEHMANN-HAUPT, Schwäbische Federzeichnungen, S. 22f. 76 STANGE, Deutsche Malerei der Gotik, S. 14. 77 Ebd. 78 „Der Schöpfer dieser höchst einzelgängerischen Nibelungen-Miniaturen könnte […] durchaus ein Maler aus dem Umkreis der Witz-Werkstatt gewesen sein. OTT, Ikonen deutscher Ideologie, S. 330. 79 BECKER, Aderlass und Seelentrost, S. 49. 80 Vgl. dazu Kapitel ‚Der ‚Entdecker‘ Bernhard (undeshagen‘.
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„Die schwäbische (eimat des Schreibers und )lluminators der (andschrift legt nämlich den Gedanken nahe, sie mit der Fuggerschen Bibliothek in Verbindung zu bringen, welche bekanntlich an die Heidelberger Bibliothek durch Vermächtnis übergegangen ist, und das um so mehr, als im alten Einbande als Heftfadenschützer eine Reihe von Pergamentstreifen einst verwendet waren, die aus einer Augsburger Privaturkunde der Familie Gossenbrot vom Jahre geschnitten sind. 81
Noch deutlicher trat HORNUNG für eine Lokalisierung des Kodex nach Ostschwaben ein. Zum einen mache der Schriftdialekt einen „Ursprung der Handschrift am Bodensee wenig wahrscheinlich, der Entstehungsort [sei] vielmehr weiter östlich im Bereich der schwäbisch-bayerischen Sprachgrenze zu suchen .82 Zum anderen führte auch er die von DEGERING erwähnte Urkunde an: „Auch wenn solche von Buchbindern gern verwendete Pergamentmakulatur gelegentlich über größere Entfernungen gehandelt worden ist, kann man doch davonausgehen, daß im allgemeinen der Ort, an dem die Makulatur angefallen war, vom Verbrauchsort, wo ein Buchbinder sie verarbeitete, nicht allzu weit entfernt war, ja sich mit diesem häufig deckte. […] Die Annahme, daß der fragliche Buchbinder im Umkreis von Augsburg oder in dieser Stadt selbst arbeitete, hat ein gewisses Maß von Wahrscheinlichkeit f“r sich. 83
Die Ausführungen HORNUNGs stießen innerhalb der Forschung auf breite Akzeptanz und wurden fast einstimmig übernommen. 84 Obgleich HORNUNG als wichtiges Indiz zur Lokalisierung der Handschrift den Schriftdialekt anführte, fehlte bis heute eine systematische Untersuchung ihrer Schreibsprache. Es wurden bis dato lediglich einige schreibsprachliche Merkmale von Anton EDZARDI85, Günther SCHWEIK81 82 83 84
DEGERING, Der Nibelungen Not, S. III. HORNUNG, S. 15. Ebd., S. 15f. Vgl. z.B. JANZ „entstanden im schwäbisch-bayerischen Grenzgebiet, evtl. in Augsburg , )nszenierte M“ndlichkeit, S. 411; BUMKE „Die ältere Ansicht, daß die (andschrift b ‚in der Bodenseegegend‘ geschrieben sei, hat H. Hornung korrigiert: das verwendete Papier weist nach Ostschwaben; weitere Indizien sprechen für eine Entstehung in der Gegend von Augsburg oderin Augsburg selbst. , Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. 183; BECKER „Ostschwaben/Augsburg , Aderlass und Seelentrost, S. 47; KLEIN „ostschwäb. , Beschreibendes Verzeichnis, S. ; VOETZ „[…] dieser am ehesten wohl mit Augsburg in Verbindung zu bringenden Handschrift , Die Nibelungenlied-Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts, S. 300. 85 EDZARDI Die Klage, S. verzeichnete u.a., „daß o dem a oft sehr ähnlich ist, zuweilen ganz deutlich a statt o steht […]. Statt ei steht durchgehends ai, statt ou durchgehends au, statt î in der regel ei (ey), doch auch i, was sich aber nur häufiger in dietrich und – lichen findet, sonst sehr vereinzelt; statt û durchgehends au […] e wird bezeichnet gewöhnlich durch e, aber auch durch ä und nicht selten ö, dem oft die punkte fehlen, so Gunthör und Gunthor, hold und höld, döt und dot = det (d. h. tet). – Nicht selten zeigt die hs. statt des gemeind. b im anlaute p, z. b. pat, gepot, pillichen; ferner oft d =
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und Brigitte RANFT87 vermerkt. Während EDZARDI diese überhaupt nicht auswertete, setzte RANFT einen niederalemannischen oder rheinfränkischen Schreibdialekt voraus.88 SCHWEIKLE hingegen zog aus seiner knappen Analyse die weiterführende Schlussfolgerung:
LE86
„Die Dialektformen deuten auf eine Übergangszone zwischen dem bairischen und schwäbischen Sprachraum hin. Bairisch muten an die p-Schreibungen für b (pesten = besten, pald = bald) oder ch für k (chind, chamen), œ für e (dœgen, Gunthœr) eventuell hold für held. Ins Schwäbische weisen dagegen Diphthongierungen wie gaun (gân), Praunhilld und die 2. Person Plural horent. 89
Diese knappen Notizen sind für eine genaue Bestimmung der Schreibsprache freilich nicht ausreichend, und nur eine umfassende Untersuchung des Schriftdialekts kann aussagekräftige Ergebnisse liefern. Daher ist es erforderlich, eine solche im Rahmen dieser Arbeit nachzureichen, womit zur Lokalisierung der Handschrift beigetragen wird. Die ‚Geschichte‘ der (andschrift ist für die Zeit nach ihrer Entdeckung durch Hundeshagen im Jahr 1816 genau eruiert. Bis zum Tod Hundeshagens blieb sie in dessen Besitz, gelangte dann als Erbe in den Besitz des Baumeisters Christian van der Emden, eines „Studien- und Gesinnungsgenossen Hundeshagens.90 Dieser „gab den kostbaren Codex an das Kölner Auktionshaus Lempertz weiter, wo er 1867 um 780 Taler plus 78 Taler Aufgeld von der Königlichen Bibliothek Berlin ersteigert 91 und „unter der Signatur Ms. germ. fol. in die (and-
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mhd. t, z. b. dot, důn, dugent u. s. f. Im anlaute wechseln die zeichen ch, k und c ohne ersichtliche regel […]. SCHWEIKLEs schreibsprachliche Analyse umfasst lediglich die bei HORNUNG faksimilierten Bildseiten, wozu er Folgendes verzeichnete: „)n der Sprache der (undeshagenschen Handschrift spiegelt sich gelegentlich die lange Tradierungsgeschichte. Der Text ist zwar überwiegend auf den Lautstand des 15. Jahrhunderts gebracht worden; neben den spätmittelhochdeutschen Sprachformen finden sich aber bisweilen noch Spuren des klassischen Mittelhochdeutschen, so wenn wîp (im Reim auf leip […] neben der Lautform weib (neuhochdeutsche Diphthongierung) steht oder ysenstein […] neben eysenstein […], prunhilt […] neben Praunhilld […], entwappnot […] neben gebaret. G“nther SCHWEIKLE, Zum Nibelungenlied, S. 8. RANFT (Diu Klage, S. XXf.) führt außer den bereits bei EDZARDI verzeichneten schreibsprachlichen Phänomenen zusätzlich an: „langes a […] ist bisweilen zu au diphthongiert, sein Umlaut als e wiedergegeben, manchmal auch nicht gekennzeichnet; […] Die (s. weist vereinzelt Formen wie gezimpt, vernimpt, chumpt auf; neben nicht steht nit […]. Nominativ Singular Femininum sowie Nominativ [und] Akkusativ Plural Neutrum sind bereits abgeschwächt (diu > die, beidiu > beide . Ebd., S. XXI. SCHWEIKLE, Das Nibelungenlied, S. 8. Vgl. HORNUNG, S. 11. BECKER, Aderlass und Seelentrost, S. 49.
schriftensammlung eingereiht 92 wurde. Den weiteren Weg bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts zeichnete HORNUNG nach: „Während des Zweiten Weltkrieges, im (erbst des Jahres , ist der Hundeshagensche Kodex […] der Berliner Staatsbibliothek aus dem durch Bomben bedrohten Berlin nach Süddeutschland, in die Benediktinerabtei Beuron an der Donau gebracht worden. Seit dem Frühjahr 1948 befindet er sich in der schwäbischen Universitätsstadt Tübingen, wo in einem zunächst von der Tübinger Universitätsbibliothek verwalteten, seit 1961 der Stiftung ‚Preußischer Kulturbesitz‘ unterstehenden ‚Depot‘ die nach Beuron ausgelagerten Bestände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek bibliothekarisch betreut werden. Die Verbringung dieser Verlagerungsbestände – und damit auch des Hundeshagenschen Kodex – in die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, deren Handschriftenabteilung derzeit in Berlin-Dahlem untergebracht ist, steht bevor. 93
Im Jahr 1978 erfolgte die von HORNUNG angekündigte ‚Verbringung‘ der Nibelungen-Handschrift b in den neuen Gebäudekomplex der Staatsbibliothek Berlin.94 Während diese Daten als gesichert gelten können, bestehen über den Zeitraum ab der Entstehung der Handschrift (Auftraggeber, Besitzer bzw. Benutzer) bis zu ihrer Entdeckung im Jahr 181695 Unklarheiten und offene Fragen, denen ich nachgehen werde. Wie bereits erwähnt, fand die spätmittelalterliche ‚Bilderhandschrift‘ auch bei Kunsthistorikern Interesse, so dass Hans WEGENER (1928) eine erste ausführlichere Beschreibung der Miniaturen bot, die u.a. Folgendes verzeichnet: „Kaum schraffierte Federzeichnung, mit Wasser- und Deckfarben in verschiedenem hell-gedämpftem bis kräftig-buntem Kolorit bemalt. […] Die Bildbühne ist ein meist erweitertes, häufig bis an den oberen Bildrand gezogenes Bodenstück, vereinzelt mit blauen Berghintergründen. Das Bodenstück hat durch nach hinten führende Wege und Flüsse eine gewisse, perspektivisch aber immer unverständliche Tiefe. Der Vordergrund ist belebt durch Gräser, Blumen, Zwergbäume und Steine. […] Die Figuren sind verschieden proportioniert, meist untersetzt mit großen Köpfen ohne Ausdruck gezeichnet. Charakterisierung und Individualisierung sind gering. Die Bewegungen sind unschematisch, aber steif. […] Am häufigsten ist der Blick in den Hofraum einer Burg oder auf den Platz vor einem Stadttor dargestellt. Ebenso verschiedenartig ist der Innenraum wiedergegeben (meist durchbrochene Vorderwand und Ausblick durch Tür und 92 HORNUNG, S. 11. 93 Ebd. 94 Vgl. Werner SCHOCHOW, Bücherschicksale. Die Verlagerungsgeschichte der Preußischen Staatsbibliothek (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 102), Berlin/New York 2003, S. 59–64. 95 Zum einen ist nicht gesichert, woher Hundeshagen den Kodex bezogen hat, zum anderen kann „die Wanderung der (andschrift an den Mittelrhein […] nicht nachvollzogen werden BECKER, Aderlass und Seelentrost, S. 49).
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Fenster auf eine Landschaft . […] Naturalistische Einzelheiten, Schlagschatten am Boden, am Ring an der T“r […] fallen auf. 96
Nach WEGENERs Einschätzung lassen das „Fehlen jeder Schablone und die Freiheit der Darstellung […] vermuten, daß der Zeichner kein handwerksmäßiger )llustrator war , sondern ein Tafelmaler, „der in besonderem Auftrag die (andschrift illustrierte .97 Eine weitere, jedoch nur knappe Skizzierung der Miniaturen nahm LEHMANN-HAUPT (1929) vor, wobei er deren Bildbau als „sehr selbständig und abwechslungsreich charakterisierte, und sich „trotz vieler Altertümlichkeiten und perspektivischer Fehler […] ernsthafte Versuche zur Veranschaulichung der Tiefenausdehnung im Innenraum und bei Szenen im Freien [finden]. 98 Eigene Überlegungen zum Maler führte LEHMANN-HAUPT nicht an, sondern stellte WEGENERs Annahme in den Raum. Ebenso einer Wiederholung WEGENERs gleicht der kurze Abriss Norbert H. OTTs (1997): „Die (andschrift ist einzelgängerisch schon deshalb, weil ihr aus kräftig kolorierten Federzeichnungen bestehender Bildzyklus offensichtlich nicht aus einer eingespielten Handschriftenmanufaktur stammt, sondern wohl von der (and eines sonst in anderen Bereichen tätigen Malers. Dieser […] verriet eine besondere Vorliebe für detailreiche Anschaulichkeit, hat dabei aber technische Probleme, seine Vorstellungen im kleinen Format der Buchillustration umzusetzen. 99
Erst 2012 beschäftigte sich Beate BRAUN-NIEHR ausführlich mit den Federzeichnungen, die sie als Produkt einer Augsburger Werkstatt verortet, und eruierte deren mögliche Bildvorlagen „aus Buch-, Tafel- und Glasmalerei .100 Ein beschreibendes Verzeichnis der Bilder liegt seit 2012 von Joachim HEINZLE vor.101 Inhaltlich interpretiert wurden die Bilder von Brigitte JANZ (1998), zu zwei ausgewählten Miniaturen stellte Andrea GRAFETSTÄTTER (2005) knappe Überlegungen an im Rahmen
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WEGENER, Der Nibelungen Not und Klagen, S. 43–46. Ebd., S. 46. LEHMANN-HAUPT, Schwäbische Federzeichnungen, S. 23. OTT, Buchmalerei im Bodenseeraum, S. 44. Ähnlich äußert sich OTT in seinem Aufsatz Ikonen deutscher Ideologie , S. : „Der Codex ist einzelgängerisch sowohl im Kontext der heldenepischen Buch-Ikonographie als auch hinsichtlich seiner Entstehungssituation. Denn wie es scheint, ist er nicht das Produkt einer professionellen Handschriftenwerkstatt oder eines handwerksmäßigen Buch-Illustrators, sondern wurde – wohl in besonderem Auftrag – von einem Tafelmaler illustriert. 100 Beate BRAUN-NIEHR, Die Federzeichnungen, in: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Kommentarband zum Faksimile, Gütersloh/München 2012, S. 101–122, hier S. 120. 101 Joachim HEINZLE, Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, in: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. (vgl. vorige Anm.), S. 139–157.
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ihrer Untersuchung zur Ikonographie des Nibelungenliedes.102 Ein farbiges Faksimile aller Bilder – einzelne Bilder sind u.a. bei JANZ abgedruckt – findet sich zum einen in DEGERINGs Ausgabe Der Nibelungen Not (1924), zum anderen publizierte Hans HORNUNG (1968) eine den „wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Gesamtveröffentlichung 103 der vollständigen Bildseiten (mit Transkription und Übersetzung des sich auf der jeweiligen Seite befindenden Textes). Dazu gab HORNUNG knappe Erläuterungen bei, „die zu klären versuchen, welche Szene der )llustrator jeweils bildlich gestaltet hat , wobei diese „keine kunstwissenschaftlichen Bildbeschreibungen sein wollen .104 Die Bilderläuterungen „werden ergänzt durch vorangestellte kurze Inhaltsangaben zu den Aventiuren, in deren Geschehenszusammenhang die Bilder einzuordnen sind .105 Ein Faksimile des gesamten Nibelungenliedes b (Text und Bilder) erschien 2012 im Faksimile-Verlag München mit einem Kommentarband, der wichtige Beiträge zur Handschrift und deren Herkunft liefert (darunter die bereits erwähnten von BRAUN-NIEHR und HEINZLE).106 Den Text der Handschrift berücksichtigte Michael S. BATTS in seinem 1971 herausgegebenen Paralleldruck der Handschriften A, B und C des Nibelungenliedes, der alle von der Leithandschrift B abweichenden Lesarten der Nibelungen-Handschriften (also auch b) enthält.107 Ebenfalls als Paralleldruck wurde 2012 das Nibelungenlied in der Redaktion D von Walter KOFLER publiziert, der die Handschriften D und b gegenüberstellt und die Lesarten der Fragmente N, S und V verzeichnet.108 Eine eigenständige Edition der Nibelungen-Handschrift b mit einem Verzeichnis der Lesartenabweichungen von der Hauptfassung C bzw. B, welcher der Text der Mischfassung folgt, stand bis dato noch aus.
102 Andrea GRAFETSTÄTTER, Text und Bild: Das Nibelungenlied und seine Ikonographie im Spätmittelalter und im 19. Jahrhundert, in: The Nibelungenlied : Genesis, Interpretation, Reception (Kalamazoo Papers 1997–2005), edited by Sibylle JEFFERIS, Göppingen 2006, S. 179–212. 103 HORNUNG, S. 5. 104 Ebd. 105 Ebd. 106 Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. (I: Faksimile, II: Kommentarband mit Beiträgen von Beate BRAUN-NIEHR, Joachim HEINZLE, Klaus KLEIN, Jürgen VORDERSTEMANN), Gütersloh/München 2012. 107 Michael S. BATTS, Das Nibelungenlied. Paralleldruck der Handschriften A, B und C nebst Lesarten der übrigen Handschriften, Tübingen 1971. 108 Walter KOFLER, Nibelungenlied Redaktion D, Stuttgart 2012.
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2. Beschreibung der Handschrift
Die fast vollständig erhaltene Handschrift mit den Maßen 28,3 x 20,5 cm109 beinhaltet das Nibelungenlied (fol. 3r–158v) und die Klage (fol. 159r–182v, 188r–v) und weist 37 kolorierte Federzeichnungen auf, die jeweils etwa ein Drittel bis zu zwei Drittel einer Seite einnehmen. Durch Blattverlust ging der Anfangsteil – die erste Aventiure – verloren (fol. 1 und 2), so dass der Lied-Teil mit einem Bild des Falkentraums eröffnet wird, woran sich der Beginn der zweiten Aventiure anschließt. Desweiteren fehlen im Lied-Teil mit fol. 4 das Ende der zweiten Aventiure (Str. C 32,3–43110) sowie mit fol. 129 der Schluss der 32. mit Beginn der 33. Aventiure (Str. B 1944,4–1955,2). Beide Blätter sind wahrscheinlich bebildert gewesen,111 da der Text von 43 bzw. 46 Langzeilen genügend Raum für eine Illustration ließ. Dafür spricht auch, dass sich die Bilder jeweils zwischen zwei Aventiuren befinden. Fast alle Aventiuren (ausgenommen der dritten und dreizehnten) sind illustriert, wobei das Bild inhaltlich betrachtet meist der jeweiligen Aventiure vorangestellt ist.112 Eine Ausnahme bilden die letzte und die zwölfte Aventiure, die zwei Bilder aufweisen, welche zu Beginn und Ende der jeweiligen Aventiure stehen und sie so einrahmen. Eine derartige Sonderstellung lässt sich auch für die erste Aventiure vermuten, wie Lothar VOETZ darlegte:
109 Die Maßangaben variieren zwischen 28,3 x 20,3 cm (HORNUNG, S. 12, BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. und ders., Die Nibelungenklage . Synoptische Ausgabe aller vier Fassungen, Berlin/New York 1999, S. 199, KLEIN, Beschreibendes Verzeichnis, S. 229.), 28 x 20,5 cm (BECKER, Handschriften und Frühdrucke, S. 151, ders., Aderlass und Seelentrost, S. 47, Beate BRAUN-NIEHR, Die Handschrift, in: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Kommentarband zum Faksimile, Gütersloh/München 2012, S. 79–88, hier S. 80) 28,5 x 20,5 cm (WEGENER, Der Nibelungen Not und Klagen, S. 43). 110 Die Strophenzählung nach BATTS, Das Nibelungenlied. 111 Wahrscheinlich wurden die Blätter der Bilder wegen herausgerissen. Dieser These widersprach jedoch Hundeshagen: das die Blätter nicht fehlen um die Bilder anderweitig zu haben, zeigt das lose Blatt mit dem Gemälde zur 1sten und 2ten Abentheure (Notizzettel III/7). Er vermutete einen anderen Grund: Vielleicht sind aus besondern Ursachen die fehlenden Blätter absichtlich aus dem Codex genommen, um dadurch besondere Auszeichnungen und Bemerkungen zu tilgen (Notizzettel V/7). Zu den Notizzetteln vgl. Anm. 244. 112 Nach BRAUN-NIEHR (Die Federzeichnungen, S. 106) „gewinnt seit der Wende zum 15. Jahrhundert die am Beginn eines Kapitels stehende Illustration zunehmend an Bedeutung. Sie setzt, häufig mit einer roten Überschrift verbunden, […] markante Zäsuren und fördert so die Orientierung innerhalb des Textes.
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„Da der ‚Hundeshagensche Codex‘ in keinem als sicher zu bezeichnenden Fall eine der jeweiligen Aventiure nur nachgestellte Miniatur enthält, wird die 1. Aventiure, in Parallele zur letzten Aventiure, insgesamt eine eröffnende und eine abschließende Miniatur aufgewiesen haben. Da der Textumfang der 1. Aventiure insgesamt nur ein Blatt füllen würde, wäre für eine solche, vielleicht sogar größere Miniatur in jeder Weise genügend Raum. Auch bezieht sich das Motiv des Falkentraums Kriemhilds, das die heute erste Miniatur der Handschrift bestimmt, inhaltlich nur auf die Schlußstrophen der 1. Aventiure, so daß auch motivisch-thematisch die Möglichkeit gegeben wäre, in einer ursprünglich ersten Miniatur etwa Kriemhild mit ihren königlichen Brüdern und ihrer Mutter darzustellen. Auch entspräche eine die Handschrift und damit auch das Nibelungenlied eröffnende Miniatur zweifellos der mittelalterlichen Handschriftenpraxis weitaus eher als der jetzige Zustand der (andschrift. 113
Dem stimmte BRAUN-NIEHR zu und gab auch Vergleichsbeispiele: „Man muss nicht an die fast ein halbes Jahrhundert j“ngere Titelminiatur zum Nibelungenlied im Heldenbuch des Linhart Scheubel erinnern, um eine solche Lösung für möglich zu halten. Schon in einer Ortnit- und Wolfdietrich-Handschrift aus der Elsässischen Werkstatt um 1418, deren Texte selbst nicht illustriert wurden, eröffnet eine über zwei Seiten ausgebreitete Federzeichnung […] den Band. 114
So enthielt die Handschrift mit großer Wahrscheinlichkeit ursprünglich 40 Federzeichnungen, die sich im Lied-Teil befanden. Die Klage ist unbebildert und hat mit neun Blättern mehr als doppelt so hohen Blattverlust erlitten als der Lied-Teil. Es fehlt mit fol. 183–187 und fol. 189– 192 etwas mehr als ein Viertel des Gesamttextes (Verse B 3149–3815 und 3958–4360). Ebenso verloren gingen zwei Vorsatz- und zwei Nachsatzblätter, wovon jedoch jeweils eines (Blatt 1.b. und 192.a.115) in einer Kopie Hundeshagens erhalten ist.116 Das Vorsatzblatt 1.b. weist zwei Namenseintragungen auf: Zum einen Rudolff Sigmünd mein hant geʃchrifft 1496 und zum anderen Jch bin och hie gweʃt w v degenfeld. Das Nachsatzblatt 192.a. trägt die Datierung 1437 mit dem darübergesetzten Vermerk Jn Rot die zal iʃt daz d. Bůch ward geʃchr ze eren ichs began. Unterhalb dieser Datierung und einer kurzen Schreibprobe steht der
113 VOETZ, Die Nibelungenlied-Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts, S. 302f. 114 BRAUN-NIEHR, Die Federzeichnungen, S. 111. 115 Die Bezeichnungen stammen von Hundeshagen. Vgl. HORNUNG, S. 19, Anm. 55 und 56 und Hundeshagens Notizzettel VI/40: bl. 1.b. hant geschrifft. Vgl. zu den Notizzetteln Anm. 244. 116 Abbildungen der beiden Blätter finden sich bei Jürgen VORDERSTEMANN, Die Herkunft, in: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Kommentarband zum Faksimile, Gütersloh/München 2012, S. 89–100, hier S. 90.
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Name e v firʃt.117 Beide Kopien sind im Nachlass Hundeshagens erhalten.118 Alle 17 fehlenden Blätter wurden im Zuge einer Restaurierung der Handschrift durch Leerblätter ersetzt, wobei „spätmittelalterliches Papier Verwendung fand .119 Die damit wiederhergestellte Anzahl von 192 Blättern wurde in der ursprünglichen Lagenordnung – 16 Lagen aus Sexternionen120 – gebunden. Somit beginnt der Lied-Teil auf dem dritten Blatt der ersten Lage, der Klage-Teil auf „der recto-Seite des dritten Blatts der . Lage. […] Das letzte erhaltene Blatt der (andschrift (fol. 188) ist das achte Blatt der . Lage .121 Bei der Neubindung ist ein Fehler innerhalb der zweiten Lage unterlaufen aufgrund einer Verwechslung von innerem und äußerem Doppelblatt, so dass alle Doppelblätter in falscher Reihenfolge liegen, fol. 18, 17, 16, 15, 14, 13, 24, 23, 22, 21, 20, 19, was aber die „Bleistiftfoliierung des Kodex berücksichtigt .122 Die Originalblätter sind beschnitten – wobei nicht auf die ausladenden Schriftzüge geachtet wurde – und „mit zahllosen, meist winzigen Papierflicken ausgebessert .123 Sie weisen zwei Wasserzeichen auf: Ein Hifthorn in verschiedenen Ausführungen und fol. 182 einen Mohrenkopf mit Binde.124 Zur Herkunft dieses Papiers hat HORNUNG Folgendes festgestellt:
117 HORNUNG, S. 14, Abb. 3. 118 Ms. germ. fol. 851 und 852. 119 HORNUNG, S. . Ebd.: „Die nachträglich eingehefteten Blätter unterscheiden sich durch ihre merklich bessere Papierqualität von dem ursprünglichen Papier des Kodex, welches ziemlich dunkel und von grober Beschaffenheit ist […]. Das als Ersatz für die Originalblätter dienende Papier weist drei Wasserzeichen auf: Krone, Schlüsselpaar und Schlüsselpaar im Kreis, von BECKER (Handschriften und Frühdrucke, S. 151) nach Briquet als Nr. 3856 und 3895 und ähnlich Nr. 4716 identifiziert. BRAUN-NIEHR konnte die Provenienz des Papieres mit Schlüsselpaar als oberund mittelrheinisch bestimmen (drittes Dezenium des 15. Jhs.), des Papieres mit Krone als aus einer Handschrift stammend, die in Hundeshagens Besitz war (Stadtbuch von Gelnhausen, Ms. germ. fol. 850), Die Handschrift, S. 80f. 120 „Die Papierhandschriften des späten 14. und des 15. Jahrhunderts sind – falls sie eine regelmäßige Lagenstruktur aufweisen – zum größten Teil aus Sexternionen zusammengestellt […]. Karin SCHNEIDER, Paläographie/Handschriftenkunde. Eine Einführung (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, B. Ergänzungsreihe Nr. 8), Tübingen 1999, S. 119. 121 BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. . Ebd., Anm. : „Wenn die Klage in der Handschrift b vollständig war, folgten ursprünglich noch drei Blätter mit Klage -Text . 122 HORNUNG, S. 18, Anm. 30. 123 Ebd., S. 12. 124 Vgl. dazu BRAUN-NIEHR, Die Handschrift, S. 80 und BECKER, Handschriften und Frühdrucke, S. . (ier der Vermerk: „ . (ifthorn-Formenpaar nachweisbar 1436 und 1437, 2. Hifthorn-Formenpaar 1436 – laut brieflicher Mitteilung Gerhard Piccards an Hans Hornung vom 29.05.1967).
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„Da ist einmal das Papier […], das zum überwiegenden Teil in der oberschwäbischen Reichsstadt Ravensburg hergestellt ist (Wasserzeichen: Hifthorn . Die Verbreitung der ‚mindereren Sorte‘ Ravensburger Papiererzeugung, zu der dieses Papier gehört, beschränkt sich nahezu ausschließlich auf Süddeutschland. Die zweite, nur ganz am Schluß des Kodex vorkommende Papiersorte (Wasserzeichen: Mohrenkopf) ist oberitalienischer Herkunft und scheint vorzugsweise auf der Brennerstraße über Innsbruck und Augsburg nach Deutschland importiert worden zu sein. 125
Diesen Befund stützte auch BRAUN-NIEHR und legte dar, dass das Ravensburger Papier „in den Städten Augsburg, N“rnberg, Konstanz und Zürich sowie im württembergischen Raum vertrieben wurde , das Mohrenkopf-Papier aber oberitalienischer Herkunft und „vor allem in Bayern, bayerisch Schwaben und Franken belegt ist.126 Mit der Restaurierung der Blätter ging auch die Erneuerung des Einbands einher. Der Original-Einband wurde entfernt und durch einen des 19. Jahrhunderts ersetzt. Dieser besteht aus Buchdeckeln von starker Pappe, die mit weinrotem Samt überzogen sind. Die Spiegel sind mit blaugrüner Seide beklebt; die drei Schnittseiten des Buchblocks sind vergoldet. Der ursprüngliche Einband aus dem Spätmittelalter ist in Resten im Nachlass Hundeshagens (Ms. germ. fol. 854) erhalten und bestand aus mit Leder bezogenen Hartholzdeckeln,127 die mit je fünf Metallbuckeln versehen waren.128 Das Leder weist ein eingeprägtes Rautenmuster aus Streicheisenlinien auf.129 Am Rückendeckel sind zwei rote lederne Riemenschließen angebracht, die nur noch bruchstückhaft vorhanden sind. Sie waren mit jeweils zwei Metallstiften ver-
125 HORNUNG, S. 15. 126 BRAUN-NIEHR, Die Handschrift, S. 80, besonders auch Anm. 14. 127 EBD, S. 85: „Dass, wie in der Literatur behauptet, der Bezugsstoff ehemals grün gefärbt gewesen sei, beruht auf einer Fehldeutung von Spuren grüner Farbe, die sich überall dort finden, wo auf Vorder- bzw. Hinterdeckel je fünf runde, heute verlorene Buckel zum Schutz des Einbandes angebracht waren. Hier hat das vermutlich kupferhaltige Metall mit dem Leder reagiert und zur Verfärbung gef“hrt. Eine Abbildung des Originaleinbandes ebd., S. 84. 128 „Um das Leder der im . Jahrhundert noch liegend aufbewahrten Codices zu schützen und die Ecken vor dem Abstoßen zu bewahren, erhielten die Einbände Metallbeschläge, in der Regel an allen vier Ecken und in der Deckelmitte. SCHNEIDER, Paläographie/Handschriftenkunde, S. 167f. 129 Ebd., S. : „Die einfachste Dekoration, die auf den meisten Bänden des . Jahrhunderts zu finden ist, war die Verzierung durch Streicheisenlinien, blind in das Leder eingedrückte Linien, die entweder parallel zu den Rändern umlaufen, ein Mittelfeld vorgeben oder diagonal verlaufend ein Rautenmuster bilden. BraunNier, Die Handschrift, S. : „Eine analoge Deckelaufteilung zeigt beispielsweise noch das um 1454 entstandene Augsburger Liederbuch.
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sehen, welche in die entsprechenden Löcher am Vorderdeckel griffen.130 Der Schriftspiegel ist durch einfache rote Linien begrenzt auf durchschnittlich 22 x 14,5 cm.131 Die linke vertikale Begrenzungslinie ist doppelt gezogen und bildet damit eine Spalte für den jeweils ersten Buchstaben einer Langzeile bzw. das rote Rubrikenzeichen,132 das die Strophenanfänge optisch kennzeichnet. Eine solche Einrichtungspraxis findet sich vor allem in Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts.133 Auch die Benutzung der den Schriftraum begrenzenden oberen horizontalen Linie als erste Schriftzeile ist für eine Handschrift des 15. Jahrhunderts ungewöhnlich und wesentlich früher (12./13. Jahrhundert) üblich.134 Vielleicht hat sich der Schreiber hierbei an der entsprechenden älteren Vorlage orientiert. Der Schriftraum selbst ist nicht vorliniiert, „der Schreiber scheint vielmehr den ziemlich gut sichtbaren querlaufenden Rippen des Papiers entlang geschrieben zu haben .135 Wie in allen „jungen Papierhandschriften [des Nibelungenliedes] a, […] g, h, i, k, l, n 136 ist auch der Text von b durchgängig einspaltig ge130 Ebd., S. : „Zum mittelalterlichen (olzdeckeleinband gehören die Schließen. Die welligen und sich bei Feuchtigkeit leicht aufwerfenden Pergamentblätter wurden dadurch fest zusammengehalten. Schließen hatten aber auch die Einbände von Papierhandschriften […]. )m deutschen Raum und im . Jahrhundert waren die Lederriemen mit den Schließen üblicherweise am Rückendeckel befestigt und greifen nach vorn in Stifte oder Schließrasten ein. 131 Diese Texteinrichtung findet sich auch auf den von Hundeshagen eingelegten Leerblättern. 132 Die Rubrikenzeichen fehlen bei vereinzelten Strophen und auf vier Seiten (fol. 22 v, 23r, 29v, 30r). Letzteres ist eventuell darauf zurückzuführen, dass zwei Blätter aneinanderhefteten, so dass der Rubrikator beide zugleich umblätterte. 133 Die Einrichtung von „vertikalen Seitenbegrenzungen des Schriftraums durch Parallellinien, durch die sich schmale, meist freibleibende Zusatzspalten rechts und links des Schriftraums ergeben , ist „schon in (andschriften des . Jahrhunderts nachweisbar. „Seltener werden die vertikalen Doppellinien im . Jahrhundert und man findet sie „vereinzelt noch im . Jahrhundert . Allerdings bleibt „im . und 14. Jahrhundert mit wenigen Ausnahmen nur noch die linke schmale Spalte zu Textanfang übrig; in sie wurden hervorzuhebende Abschnittsinitialen eingetragen, bei den in deutschsprachigen Handschriften neu aufkommenden abgesetzt geschriebenen Versen diente die schmale Zusatzspalte vor dem Text zur Aufnahme der Versanfänge . SCHNEIDER, Paläographie/Handschriftenkunde, S. 130. 134 Ebd., S. f.: „Die oberste horizontale Schriftraumbegrenzung diente bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts gleichzeitig als erste Schriftzeile […]. Zwischen dem . und 13. Jahrhundert setzte sich, vor allem im lateinischen Schriftwesen, sehr schnell der Brauch durch, die oberste Zeile als Decklinie freizulassen […]. Doch hielten viele Schreiber noch fast während des gesamten 13. Jahrhunderts an der alten Aufzeichnungsweise fest, in vielen deutschsprachigen Handschriften noch des 3. Jahrhundertviertels ist die oberste Zeile über der Schriftraumbegrenzung beschrieben […]. 135 HORNUNG, S. 13. 136 BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. .
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schrieben. Im Lied-Teil sind die Langzeilen abgesetzt, pro Seite stehen zwischen 32 und 39 Zeilen.137 Die Strophenanfänge werden fast durchgängig mit Großbuchstaben gekennzeichnet, was auch in der Mehrzahl der Fälle für die dritte Langzeile gilt. Diese Großbuchstaben sind zum Teil mit einem roten Strich rubriziert. Den einzelnen Aventiuren stehen Überschriften in roter Tinte voran, die sich vom restlichen in brauner Tinte geschriebenen Text farblich absetzen, jedoch vom selben Schreiber stammen.138 Im Unterschied zum Lied-Teil ist die Klage fortlaufend geschrieben, wobei ihre Verse durch Reimpunkte abgetrennt sind und der Anfangsbuchstabe jedes zweiten Verses mit einem roten Strich rubriziert ist.139 Auch hier finden sich pro Seite durchschnittlich 32 Zeilen, die in etwa 68 bis 69 Versen entsprechen.140 Sowohl der Lied- als auch der Klage-Teil gehen auf einen Schreiber zurück,141 dessen Schrift WEGENER als „Bastarda schwäbischen Charakters bezeichnete.142 Nach HORNUNG „vermittelt die Schrift den deutlichen, ja sicheren Eindruck, daß hier nicht ein gelegentlich schreibender Dilettant am Werk war, sondern ein professioneller Schreiber . 143 Eine „im Duktus und in den Einzelformen sehr ähnliche Schrift glaubte HORNUNG in der des Augsburger Kardinalschreibers Stephan Hüttaus zu erkennen,144 womit „zur Zeit der Entstehung des Hundeshagenschen
137 Die Anfangsseiten sind mit 34 bis 39 Zeilen bzw. Langzeilen enger beschrieben als die folgenden (ab fol. 47r) mit durchschnittlich 32 Zeilen. Die Bildseiten weisen entsprechend weniger Zeilen auf, je nach Größe des Bildes zwischen 6 und 24. 138 Vgl. HORNUNG, S. : „Es läßt sich erkennen, daß der Textschreiber auch die roten Überschriften geschrieben hat, und zwar nicht nachträglich, sondern jeweils bevor er den eigentlichen Text der betreffenden Aventiure in Angriff nahm . 139 Damit soll der Beginn eines Reimpaares signalisiert werden. Gelegentlich setzte der Rubrikator den roten Strich an falscher Stelle, indem er einen Vers übersprang. 140 Vgl. BUMKE, Die vier Fassungen der Nibelungenklage , S. 185. 141 ABELING (Das Nibelungenlied und seine Literatur, S. 181) setzte aus unerklärlichen Gründen für die Klage einen zweiten Schreiber an: „Auf der nächsten Seite, Blatt 159a, folgt dann, von anderer (and fortlaufend geschrieben, die Klage . Diese wurde zum einen von RANFT Diu Klage, S. XX) “bernommen: „Zwei Schreiber fertigten die Hs. an (2. Schreiber beginnt auf 159a mit der ‚Klage‘ , zum anderen von BECKER (Handschriften und Frühdrucke, S. 151): „Klage von anderer (and . 142 WEGENER, Der Nibelungen Not und Klagen, S. 43. 143 HORNUNG, S. 16. 144 Stephan Hüttaus ist in fünf Hss. nachweisbar: (1) Cgm 616, Bruder Bertholds Rechtssumme, 1432; (2) Cod 447/II, Donaueschingen, Sommerteil Der Heiligen Leben, 1434; (3) Ms. Grey 4.c.8, Public Library Cape Town/South Africa, Die Vierundzwanzig Alten Ottos von Passau, 1436; (4) Cod. Solg. 37.2°, Stadtbibliothek Nürnberg, Sommerteil Der Heiligen Leben, 1438; (5) Cpg 314, Heidelberg, Boners Edelstein, um 1443. Vgl. Sigrid KRÄMER, Verbleib unbekannt. Angeblich verschollene und wiederaufgetauchte Handschriften (2. Folge), in: ZfdA 104 (1975), S. 251–257, hier S. 252f und Karin SCHNEIDER, Berufs- und Amateurschreiber. Zum LaienSchreibbetrieb im spätmittelalterlichen Augsburg, in: Literarisches Leben in
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Kodex in Augsburg eine Schriftform vor[kommt], die mit der Schrift desselben nahe verwandt ist .145 Diese Beobachtung HORNUNGs verwarf Sigrid KRÄMER: „HORNUNG hatte […] die Schrift […] in die Nähe der Schriftzüge von Stephan Hüttaus rücken wollen, was nach Vergleich des Faksimile mit dem Cgm 616 ausgeschlossen ist. […] HORNUNG hatte für seine Schriftzuweisung der Hundeshagener Hs. als Vergleichsmaterial die Tafel bei Lehmann-Haupt (nach dem Cpg 314) herangezogen, wobei er sich wohl durch die dort etwas verkleinerten Schriftzüge hatte in die Irre leiten lassen. 146
Jedoch wurde HORNUNGs abgeleiteter Befund, die Handschrift weise eine Augsburger Schriftform auf, von Karin SCHNEIDER gestützt. Sie bezeichnete die Schriftform als ‚Augsburger Rotunda‘, die sie als „keine humanistische, sondern […] italianisierende Schrift charakterisierte, welche besonders „im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts in Augsburg stark verbreitet [war] .147 Der Schreiber dieser ‚Augsburger Rotunda‘ ist nicht mit dem Rubrikator identisch. Das belegte HORNUNG, indem er auf zwei Dinge aufmerksam machte. Zum einen findet sich fol. 43 r vor dem roten Rubrikenzeichen ein kleines Rubrikenzeichen in brauner Tinte, das wahrscheinlich vom Schreiber herrührt. Dieser hatte vergessen, den Raum für das Rubrikenzeichen frei zu lassen und signalisierte dem Rubrikator sein Versehen. Zum anderen weist die Randnotiz auʃ (fol. 148v) darauf hin, „daß der Schreiber dieser roten Marginalie nicht mit dem Textschreiber identisch ist. Die Bedeutung der Randnotiz, welche wahrscheinlich durch Beschneiden des Blattes verstümmelt wurde, ist übrigens unklar; vielleicht soll darauf hingewiesen werden, daß der Text an dieser Stelle unvollständig ist: […] es kann dem Rubrikator wohl aufgefallen sein, daß hier eine Strophe aus nur drei Langezeilen besteht. 148
Von einer dritten Person, nämlich dem Illustrator, stammen die unverzierten, einfachen Initialen bzw. Lombarden in roter Tinte, welche im Lied-Teil den Beginn der einzelnen Aventiuren kennzeichnen und innerhalb der Klage die Abschnittsgrenzen markieren.149 Dass diese nicht
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Augsburg während des 15. Jahrhunderts, hrsg. von Johannes JANOTA/Werner WILLIAMS-KRAPP (Studia Augustana 7), Tübingen 1995, S. 8–26, hier S. 22. HORNUNG, S. 16. Sigrid KRÄMER, Verbleib unbekannt, S. 253. Karin SCHNEIDER, Berufs- und Amateurschreiber, S. 18. Die ‚(undeshagener Nibelungenhandschrift‘ ist hier unter den Schriften angef“hrt, die „nicht ausdr“cklich nach Augsburg lokalisiert sind , Anm. die dort zu findende Signatur Mgf ist falsch). HORNUNG, S. 18, Anm. 38. Die Initialen nehmen zu Beginn der Handschrift eine drei- bis vierfache Zeilenhöhe in Anspruch, später nur noch die doppelte Zeilenhöhe (ab fol. 30v). Eine Ausnahme
vom Schreiber stammen, belegen die vereinzelt am Seitenrand angebrachten kleinen Repräsentanten in brauner Tinte (z.B. fol. 138v), die dem Illustrator anzeigen sollten, welchen Buchstaben er als Lombarde zu setzen habe. Die Möglichkeit, dass die Lombarden auf den Rubrikator zurückgehen, hat HORNUNG plausibel widerlegt: „Gegen die )dentität von Rubrikator und Verfertiger der Anfangsbuchstaben dürfte der Umstand sprechen, daß in der Klage an einer Stelle (fol. 176r) ein roter, offenbar vom Rubrikator herrührender Repräsentant vorkommt. 150
Damit kann nur noch der Illustrator für die Lombarden verantwortlich sein, was durch eine weitere Beobachtung HORNUNGs gesützt wird: „Es besteht ein Zusammenhang zwischen den Anfangsbuchstaben Lombarden) und den jeweils vorausgehenden Miniaturen: Für die Anfangsbuchstaben haben zwei verschiedene rote Farbtöne Verwendung gefunden – sie seien hier vereinfachend als ‚Ziegelrot‘ und ‚Weinrot‘ unterschieden –, und die weinrote Farbe kommt bei den Buchstaben nur dann vor, wenn sie auch in dem entsprechenden Bild enthalten ist. Wo das Weinrot in der Miniatur fehlt, ist es auch für den Anfangsbuchstaben nicht benutzt. Es scheint zweifelhaft, ob diese Übereinstimmung dem Zufall zugeschrieben werden kann. 151
Die Bilder sind sekundär zum Text entstanden. Das zeigt sich zum einen daran, dass die Farbe der Miniaturen über der braunen Tinte der Schrift liegt,152 zum anderen nehmen die Bilder, wo sie in den Schriftspiegel hineinragen, Rücksicht auf den Text. So wird das an den Text angeschlossene Bild einer Burg von der letzten Schriftzeile der Seite durchbrochen (fol. 30r) und der Glockenturm einer Kirche setzt sich „“ber der das Bild oben abschließenden Aventiuren-Überschrift 153 fort bis zum Rand des Blattes (fol. 122r).154 „Die Miniaturen wurden vom Künstler […] individuell gestaltet, da f“r das Nibelungenlied keine serienmäßig hergestellten Bildvorlagen exisitiert zu haben scheinen ,155 und stellen daher ein einzigartiges Illustrationsprogramm des Werkes
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bildet die Eingangsinitiale des Klage-Teils, die wieder dreifache Zeilenhöhe einnimmt. Die Klage weist insgesamt 43 Initialen auf. HORNUNG, S. 18, Anm. 39. Ebd. Vgl. ebd., S. 19, Anm. 41. Die These DEGERINGs und WEGENERs, die Bilder seien gleichzeitig mit dem Text entstanden, da sich der Text den Ausladungen des Bildes anpasse und gelegentlich auch Teile eines Bildes überschreibe, wurde von HORNUNG widerlegt. DEGERING, Der Nibelungen Not. S. IX; WEGENER, Nachwort zu: Das Nibelungenlied, S. 57. HORNUNG, S. 78. Vgl. auch BRAUN-NIEHR, Die Federzeichnungen, S. 111. BECKER, Aderlass und Seelentrost, S. 49.
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dar. Brigitte JANZ hat in ihrer Analyse des Bildprogramms des Nibelungenliedes b auf Gemeinsamkeiten der abgebildeten Szenen hingewiesen, so dass sich die Miniaturen inhaltlich betrachet auf einige wenige Bildtypen eingrenzen lassen: „Zunächst einmal handelt es sich durchweg um Begegnungen. Da sind zum einen – mit acht (von 37) Bildern gar nicht so zahlreich wie vermutet – die Begegnungen oder das Aufeinandertreffen der Kontrahenten im Kampf, die sich, dem Gang derHandlung entsprechend gegen Ende häufen, und da ist zum anderen die wesentlich größere Gruppe von Bildern mit – um in der Terminologie zu bleiben – Begegnungen zum Gespräch, – Konversationen, Wortwechsel zwischen zwei oder mehreren Personen, mithin ins Bild gesetzte M“ndlichkeit. 156
Der am häufigsten vertretene Bildtyp sind Begrüßungs- oder Abschiedsszenen, die – wie JANZ richtig darlegte – „mehr als die (älfte aller )llustrationen ausmachen.157 Häufig werden sie vom Titel der jeweiligen Aventiure indiziert, z.B. wie Seifrid Chriemhilden erste sach (fol. 17v)158, wie Gunthör ze Jslande nach Praunhilld fůr (fol. 21r)159, wie Sigemund haim ze land fuͦr (fol. 69r)160, wie der sal ob in pran (fol.
156 JANZ, Inszenierte Mündlichkeit, S. 417. Im Folgenden abgekürzt mit JANZ. 157 Ebd., S. 432. 158 Inmitten der höfischen Wormser Festgesellschaft, die den Sieg über die Sachsen und Dänen feiert, reichen sich Kriemhild und Siegfried beide Hände. Dazu beobachtete JANZ (S. 428): „)nsgesamt sind die Figuren Sîvrits und Kriemhilts [...] weit weniger in den Vordergrund gerückt, als man erwarten könnte. Die Begrüßung ist integriert und damit fast verborgen im Kontext des geselligen Festgeschehens. Das Paar ist herausgehoben, aber nicht ausgegrenzt. Der Blick des Betrachters wird (ab-)gelenkt auf zahlreiche Aktivitäten im Umfeld der beiden, die Atmosphäre ist gesprächig , viele Figuren heben ihre (ände mit Redegebärden, zwei Zweiergruppen wenden sich sogar im Zwiegespräch vom Geschehen ab. 159 Gunther und seine drei Begleiter Siegfried, Hagen und Dankwart sitzen zu Pferd und blicken auf die Wormser Burg zurück, in deren Fenstern zwei Frauen stehen. Es könnte sich dabei um Kriemhild (HEINZLE, Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, S. : „Die Frau rechts, die eine Krone trägt, wird Kriemhild sein. ) und Ute handeln, wobei der Text keine bestimmten Personen nennt: Da stunden in den venstern die wunneklichen chint (fol. 24r). 160 Der sich verabschiedende Sigmund steht neben seinem gesattelten Pferd und hält Kriemhilds Hand, während seine Gefolgsleute aus der Wormser burc reiten. Die Identifizierung der weiteren Personen ist umstritten: JANZ (S. 430) möchte darin „Uote, Gêrnôt und Gîselher erkennen, wobei ihrer Meinung nach „einer der Brüder mit Aneignungsgestus dargestellt ist, „einer Rechtsgebärde, die genau so auch in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels begegnet. Der Bruder im »Besitz« der Schwester – das kann wohl nur bedeuten, daß Kriemhilt sich nicht wirklich frei zwischen Xanten und Worms entscheiden kann, sondern daß die verwandtschaftliche Beziehung, oder besser: Bindung, ihr keine andere Wahl läßt. Dagegen deutet HEINZLE (Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, S. 146f.) die drei Personen als Kriemhilds Gefolge.
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138v)161. Die Darstellung des Grußes entspricht dabei dem spätmittelalterlichen Usus, den königlichen Gast nicht mehr mit einem Kuss – wie im Mittelalter und im Text des Nibelungenliedes üblich – zu empfangen, sondern mit Handschlag und Umarmung.162 Eine Ausnahme163 bildet die Illustration zur 22. Aventiure wie Chriemhild enpfangen ward, wo sich Kriemhild und Etzel zur Begrüßung küssen (fol. 86 v). Die ehrende Geste, dem ankommenden Gast entgegenzukommen, ist dagegen auch in spätmittelalterlicher Zeit noch gültig164, weshalb der Empfang Brünhilds (fol. 36v) an der Anlegestelle in Worms stattfindet, wo sie per Schiff angekommen ist.165 Auch den bei Markgraf Rüdeger ankommenden Burgundern wird zur Begrüßung entgegengegangen (fol. 107v).166 Ein Fehlen bzw. Reduzieren dieser Geste impliziert, dass dem Gast weniger Ehrerbietung dargebracht wird. So verlagert der Illustrator den 161 Die Flammen lodern die Außenwand des Gebäudes empor, durch dessen Fenster vier der eingesperrten Burgunder zu sehen sind. Vor der Tür stehen fünf mit Speeren und Schwertern bewaffnete Hunnen, die auf Kriemhilds Befehl hin dafür sorgen, dass keiner der Eingeschlossenen den brennenden sal verlassen kann. 162 Vgl. dazu SCHWEDLER, Herrschertreffen des Spätmittelalters. Formen – Rituale – Wirkungen (Mittelalter-Forschungen 21), Ostfildern 2008, S. 397–403. 163 Der Gruß in Form des Händereichens findet sich auch in der Illustration zum Abschied Siegfrieds und Kriemhilds aus Worms (fol. 43r), der an der Anlegestelle stattfindet, wohin sie Brünhild und Gunther sowie zwei weitere Personen geleitet haben. Die Vermutung HORNUNGs (S. 38), „daß der )llustrator Siegfrieds Ankunft in Xanten und die Begrüßung durch das Königspaar Siegmund und Sieglind darstellen wollte , kann entkräftigt werden, da die Festung im (intergrund denselben Torbogen mit Zinnen aufweist wie im Bild zur neunten Aventiure, wo Siegfried als Bote nach Worms kommt. Ebenfalls mit Handschlag verabschieden sich Gunther und Brünhild beim Aufbruch zu Etzel (fol. 98r). 164 Die Geste des Entgegenkommens diente im (ochmittelalter dazu, „einen vornehmen Gast zu ehren […]. )n besonderen Fällen ritt man den ankommenden Gästen sogar mehrere Tagereisen weit entgegen und holte sie feierlich ein . Joachim BUMKE, Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, 10. Auflage, München 2002, S. 290. Dass dieser Brauch auch noch im Spätmittelalter seine Gültigkeit hatte, belegte Gerald SCHWEDLER (Herrschertreffen des Spätmittelalters, S. : „Als zweifelsfreies Zeichen ehrerbietigen Verhaltens galt es, wenn der Gastgeber dem königlichen Ankömmling zur Begr“ßung entgegenzog. […] Dabei kam das Prinzip zur Anwendung, umso weiter entgegenzukommen, je höher die Bedeutung des Gastes gewertet wurde – vor allem bei Königsbesuchen ein nuanciert eingesetztes Mittel der symbolischen Ehrerbietung. 165 Die Königinnen Brünhild und Kriemhild geben sich zur Begrüßung jeweils die rechte Hand, während die linke die Krone (im Text ist es ein schapel) zurecht rückt. Diese illustratorische Änderung bringt nach JANZ (S. 424) eine „größere Distanz zwischen Kriemhild und Brünhild, die sich im Bild sofort als Kontrahentinnen zu erkennen scheinen . 166 „Zum Zeichen ihrer besonderen Wertschätzung sind die Gastgeber mit ihrem Gefolge vor das Tor ihrer Burg getreten, d. h. den Ankommenden entgegengegangen, um sie zu begrüßen. Mit Redegebärde der rechten reicht Rüedegêr einem Burgunder die linke Hand. Derweil begrüßt Gotelint (vermutlich) Hagen, indem sie das Haupt zum Gruß neigt und ihm beide Hände reicht. Die Gäste erwidern den Gruß mit entblößtem (aupt und mit Kniefall. JANZ, S. 421.
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Empfang Kriemhilds durch ihren Onkel Bischof Pilgrim (fol. 83v) unmittelbar vor das Stadttor, wohingegen Pilgrim im Text ins Pair lant geritten ist, um seiner Nichte entgegenzukommen. 167 Damit wird Kriemhild herabgewürdigt – eine Tendenz, die sich also nicht nur im Text (vgl. besonders die Einschübe), sondern auch in den Bildern findet.168 So ist es kein Zufall, dass der Illustrator ausgerechnet den Texteinschub, in dem Dietrich als Gegenspieler Kriemhilds die Burgunder vor ihrem Hinterhalt warnt, ins Bild setzt (fol. 111v): Während Hildebrand als Dietrichs Bote im Bildvordergrund mit seinem Pferd am Zügel ins burgundische Zeltlager zu den drei Königen läuft,169 steht Kriemhild mit Dietrich und einer wieteren männlichen Person170 hinter einer Mauer der Festung. Kriemhild offenbart den Burgunden ihre feindliche Gesinnung, indem sie ihnen den Gruß verweigert. 171 Dieser verweigerte Gruß wird ihr aber in der 29. Aventiure vergolten. Auch das ist im Bild festgehalten (fol. 115v): Hagen und Volker sitzen provokativ auf einer Bank und erheben sich nicht zum Gruß der Königin Kriemhild. Sie haben jeweils ein Schwert in der Hand und signalisieren somit ihre Kampfbereitschaft. Kriemhild steht vor ihnen mit „energischer Redegebärde und Befehlsgestus ,172 worauf Hagen zu reagieren scheint, da er ebenfalls mit Redegestus – die rechte Hand ist erhoben – gezeichnet ist. Hier wird deutlich, dass die Grußverwiegerung als eine offene feindselige Handlung gewertet wird. Eine wichtige 167 Sy eilten palde auf in Pair lant, da der bischof Pillgerem die schonen Kriemhillden vand (fol. 84r). 168 Vgl. auch die Illustration zur 19. Aventiure wie der Nibelung hort ze Wurms pracht ward (fol. 71r), wo die goldgierige Kriemhild in sichtbar guter Stimmung – sie lächelt – beobachtet, wie der eben angekommene Schatz von zwei Schiffen entladen wird. 169 Giselher hat den Mantel, den er Hildebrand zum Dank für die Warnung schenken wird, über den rechten Arm gelegt. 170 Während HORNUNG (S. 72) dahinter Etzel vermutet, nimmt JANZ (S. 426) an, es handle sich um Hildebrand, da Kriemhild in dem Texteinschub, der hier illustriert ist, ausschließlich mit Dietrich und Hildebrand spricht. Diese Annahme setzt voraus, dass die dargestellten Szenen nacheinander ablaufen und simultan gezeichnet sind, denn Hildebrand erscheint damit zweimal im Bild. Im Text geht die frawe Kriemhild an ain zinnen hin dan (fol. 112r), um die Ankunft der Burgunder zu beobachten. „Sie weint um Sîvrit und fordert Dietrich von Bern und seinen Waffenmeister Hildebrand auf, sie an Hagen zu rächen. Die beiden lehnen ihr Ansinnen entrüstet ab, und auf Weisung des Berners eilt Hildebrand zu den Burgundern, um sie zu warnen. JANZ, S. 424f. 171 Vgl. dazu BUMKE, Höfische Kultur, S. : „Die Begr“ßung war eine feierliche (andlung von rechtlicher Bedeutung. Denn der Gruß war ein Friedenszeichen: wen man grüßte, dem erwies man dadurch seine Huld. Wem man feindlich gesinnt war, dem wurde der Gruß verweigert. Laut Text gewährt Kriemhild lediglich ihrem jüngsten Bruder Giselher eine angemessene Begrüßung, indem sie ihn küsst und an der Hand nimmt. Hagen reagiert darauf folgerichtig und bindet seinen Helm fester. 172 JANZ, S. 437.
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Rolle spielt der Gruß auch innerhalb der Botenbilder, die in ihrem Aufbau im Wesentlichen stets gleich sind: „Die Boten werden im )nnenhof der Burg oder in einem )nnenraum empfangen, niemand geht ihnen entgegen, die Empfänger sitzen. Gelegentlich versucht der Illustrator, die abstrakte Botschaft konkret (z. B. als Brief) ins Bild zu bringen. 173
Zum Gruß und zur Ehrerbietung hat der jeweilige Bote den Hut abgenommen und hält ihn in der Hand.174 So etwa auch Siegfried, als er die Nachricht über die erfolgreiche Werbungsfahrt Gunthers überbringt. (fol. 33r) Er reicht Kriemhild und Ute einen Brief. Der weitere Bildinhalt ist rätselhaft: Während Siegfried den Brief in der burc Worms übergibt, reiten aus dem Stadttor zwei männliche Personen heraus, die über eine Brücke drei ebenfalls Berittenen entgegeneilen. Letztere lassen sich unschwer als Auswärtige erkennen, worauf bereits HORNUNG hinwies: „Zwei dieser Berittenen sind durch turbanartige Kopfbedeckungen und eine Halbmondfahne als Türken charakterisiert. Nun ist im Nibelungenlied von Türken nirgends die Rede, und man kann ihr Vorkommen in diesem Bild wohl nur so erklären, daß der Illustrator die Nibelungen aus Siegfrieds Gefolgschaft mit Türken – und das ferne, schatzträchtige Nibelungenland mit dem märchenhaften Orient – gleichgesetzt hat. Die beiden Personen im Tor und auf der Brücke sind vermutlich als Burgunder (Gernot und Giselher?) zu deuten, die den Ankömmlingen entgegenreiten. 175
Damit würde die Illustration zwei zeitlich aufeinanderfolgende Geschehnisse umfassen: Zum einen die Ankunft Siegfrieds und seiner Begleiter vor Worms (für diese Deutung spricht auch, dass einer der Berittenen einen Brief in seiner Hand hochhält); zum anderen die sich daran anschließende Übergabe des Briefes. Diese Eigenart, zwei zeitlich unterschiedliche Ebenen in einem Bild zu verschmelzen, zeigt sich auch in anderen Illustrationen. So stellt das Bild zur ersten Aventiure (fol. 3 r) die im Bett schlafende Kriemhild dar, wobei am Fußende des Bettes ihre Mutter Ute steht und mit zum Redegestus erhobener rechter Hand Kriemhilds Traum deu173 Ebd., S. 429. 174 Vgl. jeweils das Bild zur 20. Aventiure wie Etzl nach Kriemhillden sante (fol. 74r), 24. Aventiure wie Etzel nach den Burgonden sant (fol. 92v) und zur 12. Aventiure wie Gunthör Seifrid ze der hochzeit pat fort (fol. 45v), wo der Bote Gere die Einladung Gunthers an Kriemhild und Siegfried überbringt. Am Ende der Aventiure findet sich ein zweites Bild (fol. 49r), das wahrscheinlich Geres Rückkehr in Worms zeigt. Dazu HEINZLE, Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, S. : „Da sich die Bilder in der Regel auf die folgende Aventüre beziehen, kann man nicht ausschließen, dass dies auch hier der Fall ist. Dann wären die Boten dargestellt, die die Gäste vorausgeschickt haben, um ihre Ankunft anzuk“ndigen. 175 HORNUNG, S. 34.
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tet.176 Über Utes Hand ist der Traum in Szene gesetzt: Ein Falke wird im Flug von zwei Adlern attackiert. Dieser visionäre Traum nimmt die Geschehnisse der 16. Aventiure wie Seifrid erschlagen ward (fol. 58v) vorweg, deren bildliche Umsetzung gleichfalls zeitlich vorausgegangenes Geschehen simultan erfasst. Neben der Tötung Siegfrieds inszeniert die Miniatur auch die im Vorfeld stattgefundene Jagd. Demgemäß sieht man im Hintergrund die Jagdgesellschaft, die mit Hunden das Wild aufspürt,177 während im Vordergrund Siegfried, der sich gerade über die Quelle beugt, ermordet wird. Bei der Darstellung fielen HORNUNG zwei Details auf: „Das tödliche Geschoß, das zwischen Siegfrieds Schulterblättern herausragt, ist kein Speer, sondern ein Pfeil, dem ein Bogen in der Hand des Mörders entspricht. Der )llustrator hat hier den Wortlaut des Textes […] ignoriert. Auffällig ist zweitens, daß der Mörder anscheinend eine Krone trägt. Zwar sind am Kopfe des Mörders von späterer Hand Zusätze eingezeichnet worden – ein Bart an Kinn und Oberlippe und ein Helmbusch –, und es läßt sich nicht mehr mit Sicherheit erkennen, wie der obere Teil des Kopfes ursprünglich gestaltet war. Die Form der aus der Ockerfarbe des Grundes ausgesparten Fläche läßt aber eher auf eine Krone als auf Haare schließen […]. Sollte der )llustrator etwa König Gunther als Mörder Siegfrieds dargestellt haben? 178
HORNUNGs Frage wurde von Jörg KASTNER positiv beantwortet: „So ist hier nicht (agen, sondern Gunther der Mörder, und er erschießt den an der Quelle Trinkenden mit einem Pfeil. Es mag sich dahinter durchaus eine eigenständige Interpretation des Malers verbergen, der in Gunther den wahren Mörder sieht, der in seiner indifferenten, schwächlichen Haltung den Rache-, Taten- und Morddrang des grimmen Hagen, seines
176 Bei diesem Bild fällt das typisch bayerische blau-weiße Kopfkissen auf (vgl. auch die Illustration zur 30. Aventiure, fol. 119v), das sich z.B. auch in den Illustrationen des Augsburgers Hektor Mülich findet (vgl. Cgm 581, fol. 9v und Universitätsbibliothek Gießen 813, fol. 235r). Nach BRAUN-NIEHR (Die Federzeichnungen, S. 116) könnte Mülich die Bilder der Nibelungen-(s. b als Vorlage benutzt haben: „Vergleicht man die Gesprächsszene zwischen Kriemhild und Etzel im gemeinsamen Ehebett […] mit einer Zeichnung zum sechsten Gebot, die der Augsburger Patrizier Hektor Mülich um 1449/50 zur Dekalogerklärung Marquards von Lindau entworfen hat […], so möchte man annehmen, der )llustrator habe sich sogar vom (undeshagenschen Codex anregen lassen. 177 Andrea GRAFETSTÄTTER (Text und Bild, S. 182) verwies auf die Möglichkeit, dass durch „die Präsenz der Jagdgesellschaft im Bild […] Öffentlichkeit hergestellt [wird], auch wenn eventuell eine simultane Darstellung vorliegen könnte […]. Dennoch zeigt sich das Geschehen keineswegs in die private Abgeschiedenheit eines heimlichen Meuchelmordes verlegt, das gegenüber den drei Beteiligten des Textes nur zwei aufweist, sondern es spielt sich in unmittelbarer Nähe, eventuell noch im Blickfeld der Jagdgesellschaft und damit Öffentlichkeit ab. 178 HORNUNG, S. 48.
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Lehnsmanns, nicht unterbindet und so zum eigentlichen Mörder aus der Distanz wird. 179
BRAUN-NIEHR widersprach der These, es handle sich beim abgebildeten Mörder um Gunther: „Der Mörder kann nur (agen sein. Auch wenn der von späterer Hand gezeichnete Federbusch und der Bart die Figur des Schützen verunstaltet, sitzt auf dem mit kleinen Locken versehenen Haarschopf eindeutig keine Krone. 180 Die Darstellung der ‚falschen‘ Mordwaffe beruht ihrer Meinung nach darauf, dass der )llustrator „das Nibelungenlied gar nicht selbst gelesen, sondern die Bildkompositionen allein aufgrund von Maleranweisungen entwickelt hat. Waren diese zu unpräzise formuliert, ließen sich Fehlinterpretationen kaum vermeiden .181 Als Eigeninterpretation des Illustrators kann man ebenso das Bild zur 14. Aventiure wie die kunigin ain ander schullten auffassen (fol. 51v), denn er gliedert den Streit der Königinnen aus dem öffentlichen Raum eines Turniers oder Münstervorplatzes aus und inszeniert ihn in der „intime[n] Sphäre des Privat-Persönlichen 182. Kriemhild und Brünhild sitzen sich in einem Raum gegenüber, sie scheinen in einer aufgebrachten Stimmung zu sein, da „die eine mit Demonstrativgestus nach r“ckwärts und Befehlsgebärde etwas gebiete[t], die andere die Hände ring[t] .183 Als Ursache ihres Streites ist Siegfried mit ins Bild gesetzt, der „nicht an der Konversation beteiligt und durch Größe und Blickrichtung regelrecht davon ausgeschlossen ist .184 Siegfried ist also nicht als reale Person in den Raum gestellt, sondern als eine Art Gedankenblase, die zum Verständnis des Bildes beiträgt. 185 Der Ausschluss der Öffent179 Jörg KASTNER, Das Nibelungenlied. In den Augen der Künstler vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Bibliothek Passau vom 2.5. bis 12.6.1986, Passau 1986, S. 46. 180 BRAUN-NIEHR, Die Federzeichnungen, S. 108. Auch HEINZLE interpretiert die dargestellte Figur des Mörders als Hagen, stellt jedoch das Erkennen bzw. Nichterkennen einer Krone in Frage: „(agen ist ein Verwandter der Könige, aber selbst kein König. Man könnte an einen Einfluss der mündlichen Erzähltradition denken: In den eddischen Texten ist (agen in der Tat einer der königlichen Br“der. Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, S. 145f.) 181 Ebd. 182 GRAFETSTÄTTER, Text und Bild, S. 182. Dagegen gliedert BRAUN-NIEHR (Die Federzeichnungen, S. 108) die Darstellung in den Turnier-Kontext ein, denn „f“r Betrachter des 15. Jahrhunderts war es höchstwahrscheinlich stimmig, dass die Königinnen, bevor sie auf der Sitzbank Platz nahmen, von einem höher gelegenen Raum aus auf die Kämpfenden herabgeblickt hatten . 183 JANZ, S. 436. 184 Ebd. 185 HEINZLE, Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, S. : „Vor den Frauen Siegfried. Die Figur ist im Maßstab zu klein. Damit dürfte angedeutet sein, dass Siegfried nicht physisch anwesend ist, sondern nur im Gespräch der Frauen vorkommt.
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lichkeit verstärkt das Motiv einer persönlichen Rivalität zwischen den beiden Königinnen, denn die den Streit auslösenden Worte Kriemhilds, die im Text der konkreten Turniersituation geschuldet sind (der Anblick Siegfrieds lässt Kriemhild unbewusst ein überhebliches Lob aussprechen), erhalten durch ihre Verlagerung in die Abgeschiedenheit eines Raumes bewusste Absicht. Damit könnte die Intention für den Ortswechsel des Königinnenstreites eine damit implizierte Unentschuldbarkeit der Initiatorin Kriemhild vorliegen. Es finden sich viele weitere Eigeninterpretationen des Illustrators: Als Gunther mit seinem kleinen Gefolge bei Brünhild in Îsenstein angekommen ist, sticht der vorderste Reiter durch sein dunkles Pferd aus der Gruppe heraus (fol. 24v). Im Text heben sich die beiden Könige Gunther und Siegfried durch ihre schneeweißen Pferde und ebensolches Gewand von den schwarz bekleideten Vasallen Hagen und Dankwart optisch ab. Auch im Bild zur vierten Aventiure wie Seyfrid mit Lüdegast strait (fol. 10r)186 fällt ein Unterschied zur textlichen Ebene auf: Siegfried erscheint im Bild mit einer Gruppe von Reitern, die wohl der burgundischen Seite zuzurechnen ist (im Text bildet Siegfried allein die Vorhut). Damit ist Siegfried nicht der im Alleingang siegende Held, sondern Teil der burgundischen Partei, die Lüdegast gegenübersteht. Ebenfalls nicht allein (wie im Text), sondern mit fünf Gefolgsmännern ist Siegfried bei seiner Ankunft im Nibelungenland dargestellt (fol. 30 r), wo er an das Burgtor klopft, hinter dem ein gerüsteter Pförtner steht. Eine weitere Abweichung vom Text bietet das Bild zur 15. Aventiure wie Seifrid verraten ward (fol. 56r). Es zeigt Siegfrieds Reaktion auf die fingierte Kriegserklärung, die in brieflicher Form von einem der burgundischen Könige vorgelesen wird. Dabei kann es sich nur um Gernot oder Giselher handeln, denn Gunther steht mit Brünhild daneben. Außer Siegfried, dessen Gesichtsausdruck äußerst bekümmert wirkt, sind fünf weitere Personen anwesend, die nicht näher identifiziert werden können. Im Text ist Siegfried bei der Überbringung der Nachricht nicht anwesend und erfährt von der angeblichen Kampfansage Lüdegasts und Lüdegers erst, als er zufällig den scheinbar heimlichen Kriegsberatungen Gunthers und seiner Männer beiwohnt. Deshalb 186 Das Bild zeigt exemplarisch die von Jörg KASTNER (S 46) konstatierte verhöfischte Darstellungsweise, „die der )llustrator hier dem Nibelungenlied aufpropft , so dass von „der brutalen, zerstörerischen Leidenschaftsglut der altgermanischen Heldendichtung […] nichts mehr zu ahnen [ist] : „Auch die Kampfszene mit Liudegast […] ist alles andere als das reckenhafte Toben des unverwundbar-übermütigen Siegfried unter zahlenmäßig überlegenen Feinden. Nur das Blut, das von Haupt und Schulter Liudegasts tropft, verrät, daß es sich hier nicht um eine zufällige Begegnung von zwei Rittern aus verschiedenen Lagern handeln kann.
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bleibt nach HORNUNG „unklar, ob die Übergabe des betr“gerischen Schreibens durch die von Hagen bestellten Boten dargestellt ist oder vielleicht der vorgetäuschte Kriegsrat, in dem Siegfried seine Hilfe anbietet. 187 Meiner Meinung nach hat der Illustrator beide Ereignisse verbunden und damit den Kausalzusammenhang zweier Handlungen als Ursache und Wirkung ins Bild gebracht: Als Folge der Kriegserklärung verspricht Siegfried seine Unterstützung. Ähnlich kann das Bild zur 23. Aventiure wie Kriemhilt warb, daz ir prüder zu der hochzeit chämen gedeutet werden. Es zeigt Kriemhild mit Etzel in einem Bett liegend, an dessen Fußende vier Spielmänner stehen, der vorderste eine Fiedel spielend (fol. 90 r . „Kriemhild nutzt, ganz wie es der Text vorgibt […] die liebende Umarmung des Gatten zur Betreibung ihrer Rachepläne 188 und überredet ihn eines Nachts, ihre Verwandten einzuladen. „Daß Kriemhild den Dialog dominiert, hat der Illustrator sehr deutlich gemacht. Ihr linker nackter Arm liegt locker auf des Königs Schulter, ihre energische Redegebärde macht ihn zum Zuhörer. 189 Dieser intime Moment wird durch die Anwesenheit der Spielleute gestört, die „zur Überbringung der Einladung schon bereit [stehen] .190 Wieder ist das Kausalgefüge zweier Handlungen verbildlicht: Kriemhilds diplomatisches Gespräch mit Etzel in der vertraulichen Sphäre des Ehebetts führt zur Entsendung der videlære Wärbel und Schwemmel nach Worms, um die Einladung zu einem Fest zu überbringen. Das von Peter Jörg BECKER als ‚Bettszene‘ deklarierte Bild191 ist eines der wenigen mit ‚spektakulärem‘ )nhalt,192 den JANZ dem Illustrator gänzlich absprechen wollte.193 Nicht ganz so spektakulär sind die Kampfabbildungen, die im zweiten Teil des Nibelungenliedes überwiegen. Entsprechend der Über187 188 189 190 191 192
HORNUNG, S. 46. JANZ, S. 439. Ebd. Ebd. BECKER, Handschriften und Frühdrucke, S. 152. Dazu könnte man auch das Bild zur 17. Aventiure wie Seifrid begraben ward (fol. 64r) zählen. Es zeigt den ermordeten Siegfried vor Kriemhilds Kemenatentür liegend. Kriemhild steht bei ihm und ihre heftige Klage wird über Handgebärden verdeutlicht. Um die Ecke nähert sich Sigmund mit seinem Gefolge, der sich nach den boesen maeren des Boten selbst vom Tod seines geliebten Sohnes überzeugen will. 193 „Daß der )llustrator mit dieser Szenenauswahl die Befriedigung der »Sensationsgier des Lesers« und der »Schaulust […] des Publikums« anstrebt, wie man in der Sekundärliteratur noch immer lesen kann, ist sicher nicht der Fall. Wäre das das Ziel, hätte er – wegen der fehlenden Bildtypen, genügend Erfindungsgabe vorausgesetzt – eher Brünhildes Hochzeitsnacht, Kriemhildes, im Hundeshagenschen Kodex sehr eigenes Ende und dergleichen Szenen illustriert. Ins Bild gesetzt werden aber gerade nicht solch spektakuläre Szenen, sondern häufig in, vor oder hinter Mauern stattfindende, mithin räumlich begrenzte Gesprächssituationen. JANZ, S. 441.
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schrift wie Gelphart erschlagen wart veranschaulicht das Bild zu dieser Aventiure die verschiedenen Stationen von Gelfrads Kampf (fol. 103r): Sein erster Gegner ist Hagen, mit dem er eine Tjost reitet. Repräsentativ dafür setzte der Illustrator einen solchen Zweikampf auf der hinteren Bildbühne in Szene, während auf der vorderen die zerbrochenen Speere den Ausgang der von Hagen und Gelfrad geführten Tjost dokumentieren. Der Kampf wird mit Schwertern fortgeführt und Gelfrad gewinnt die Oberhand, so dass Hagen seinen Bruder Dankwart um Hilfe ruft. Gelfrad erliegt letztendlich dem heftigen Schwertstreich Dankwarts, wie es im Bild festgehalten ist. Zudem weist er – nicht konform mit dem Text – eine abgeschlagene Hand auf.194 „Der Schild des gefällten Markgrafen und das Zaumzeug eines der Pferde zeigen die bayerischen Wappenfarben, ein blauweißes Rautenmuster. 195 Im weitesten Sinne eine Kampfabbildung ist das Bild zur 30. Aventiure wie sy schlaffen giengen (fol. 119v), das Hagen und Volker bei der Schildwache zeigt. Es hebt darauf ab, die drohende Eskalation eines Kampfes darzulegen. Ähnlich verhält es sich mit der Darstellung des turnierenden Volkers, der seinen hunnischen Gegner tötet. Dieser Vorfall löst bei den in einer erhöhten Fensternische sitzenden Zuschauern Etzel und Kriemhild unterschiedliche Stimmung aus: Während Kriemhild ein Lächeln aufweist, ist Etzels Miene äußerst betrübt. Kriemhild scheint sich über den Vorfall zu freuen, Etzel dagegen reagiert besorgt. Damit sind nicht nur die Turnierenden Gegenspieler, sondern auch die beiden königlichen Zuschauer. Ein erster Erfolg Kriemhilds stellt sich in der 32. Aventiure ein, als sie Etzels Bruder Blödel für ihren grausamen Rachefeldzug gewinnen kann. Er und seine Männer überfallen Dankwart und die burgundischen Knappen, die gerade zu Tisch sitzen. Dieser Überfall ist ins Bild gebracht: Die Burgunder wehren sich mit 194 Das Abhauen der Hand ist im Mittelalter eine der häufigsten Verstümmelungsstrafen. „)n den älteren Landfrieden erscheint es als Strafe verschiedener Verbrechen (z. B. Heimsuche, Raub, Diebstahl), die als Landfriedensbrüche aufgefaßt werden. Die späteren Quellen bedrohen mit Handverlust den Bruch eines höheren Friedens durch Gewalttat, besonders durch Wunden. So findet sich diese Strafe bei Bruch des örtlichen Sonderfriedens des Hauses, der Burg, der Stadt, des Kirchhofes, des Asyls, ferner bei Bruch des zeitlichen Friedens der Nacht oder der Feuersbrunst, bei Verletzung des Herrenfriedens, des Dingfriedens, des Lagerfriedens, des Marktfriedens, des persönlichen Sonderfriedens der Juden, endlich bei Bruch eines gelobten oder gebotenen Friedens oder einer S“hne. Rudolf HIS, Das Strafrecht des deutschen Mittelalters. Erster Teil: Die Verbrechen und ihre Folgen im allgemeinen, Leipzig , S. f. Diese Strafe „bezieht sich […] regelmäßig auf die rechte (and . Ebd., S. . )m Bild ist allerdings die linke (and abgeschlagen, so dass eine dementsprechende Interpretation nur bedingt gerechtfertigt ist. Geht man davon aus, dass die Handschrift aus Augsburg stammt, könnte das Bild auf das gespannte Verhältnis zu Bayern Bezug nehmen. 195 HORNUNG, S. 68.
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Schwertern und Sitzbänken gegen die Angreifer. Der Kampf findet gegen den Text im Freien statt, und im (intergrund gibt „eine T“röffnung den Blick in einen Raum frei, in welchem einige Personen [an einer gedeckten Tafel] sitzen ,196 darunter eine gekrönte, männliche Person (fol. 127r). Ein König ist allerdings laut Text bei dem Überfall nicht anwesend, womit davon ausgegangen werden kann, dass sich die Szene im Hintergrund auf das Parallelgeschehen im Festsaal bezieht, wo die burgundischen Könige – ahnungslos über den entsetzlichen Vorfall – mit Etzel speisen. Eine derartige Deutung erklärt auch die friedvolle Gelassenheit der zu Tisch Sitzenden, welche einen Kontrast zu den im Vordergrund agierenden Kämpfern bildet. Das Bild zur 34. Aventiure (fol. 133r) setzt den Titel wie sie die doten für den sal wurffen in Szene: Die Burgunder werfen die hunnischen Gefallenen aus dem Gebäude, wo der Kampf stattgefunden hatte. Davor will ein hunnischer Markgraf seinen Verwandten bergen, hebt ihn mit beiden Armen auf und bemerkt nicht den am Fenster stehenden Volker, der seinen gespannten Bogen auf ihn richtet. Wie schon im Bild zu Siegfrieds Ermordung ersetzt der Illustrator den im Text geschilderten Speer mit Pfeil und Bogen. Hier liegt allerdings tatsächlich – anders als im Falle Siegfrieds – die Tötung aus der Distanz vor. Der Ersatz des Speers mit einer anderen Waffe findet sich auch im Bild zur 35. Aventiure wie Jrring erschlagen ward (fol. 134v). Es zeigt Irings zweiten gescheiterten Versuch, Hagen zu töten. Der Kampf ist eingestellt und der schwer verwundete Iring steht mit gesenktem Schwert – dem Text zufolge sollte er mit einem Speer ausgerüstet sein – Hagen gegenüber, der als Sieger mit erhobenem Schwert auf einer Treppe steht. Hinter Iring befinden sich zwei ebenfalls mit Schwert bewaffnete Männer, in denen HORNUNG Hawart – den Lehnsherrn Irings – und den thüringischen Landgrafen Irnfrid vermutete.197 „)m (intergrund ist der Kampf der Burgunder mit den in den Saal eingedrungenen Dänen und Thüringern geschildert ,198 der nach dem Tod Irings anhebt und womit wieder zwei zeitlich getrennte Handlungen in ein Bild gefasst werden. Weniger Kampfabbildung sondern Schaubild einer im Kampf inszenierten hövescheit ist die Illustration zur 37. Aventiure wie Rüdiger erschlagen ward (fol. 142r). Gezeigt wird die interpretatorisch wichtige Szene wie Rüdeger Hagen seinen Schild “berreicht. R“degers „Dilemma ist bekannt; er ist beiden Parteien verpflichtet, der einen durch den Lehnseid, der anderen durch Verwandt- und Freundschaft .199 Wie 196 197 198 199
Ebd., S. 80. Vgl. ebd., S. 84. Ebd. JANZ, S. 438.
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auch immer er sich entscheidet, er muss gegen eine seiner triuwe-Bindungen verstoßen. Die Aufkündigung des Lehnsverhältnisses zu Etzel scheitert und Rüdeger ist gezwungen gegen die Burgunder zu kämpfen. Allerdings „gestaltet der Dichter mit symbolischen Mitteln eine Szene, die ihn in seinem Treuebruch moralisch entlastet . 200 Denn indem Hagen „R“deger um seinen Schild bittet, erlaubt er ihm, durch ein Geschenk auch der Verpflichtung gegenüber den vriunden gerecht zu werden .201 „Die Emotionen, die die Szene im Text begleiten – Tränen der Rührung, Trauer und Klage –, sind […] nicht ins Bild gebracht ,202 vielmehr herrscht formelle hövescheit vor. Diese zeigt sich auch in der Illustration zur Aventiure wie herrn Dietrich sein man erschlagen wurden (fol. 148v). Hildebrand steht mit sechs Gefolgsmännern Dietrichs den Burgundern gegenüber, die sich weigern, den zwischen ihnen am Boden liegenden Leichnam Rüdegers auszuhändigen. Während Gunthers Männer zu den Schwertern greifen, agiert Hildebrand mit hövescher Friedfertigkeit und erscheint barhäuptig mit abgestelltem Schild.203 Die letzte Aventiure weist zwei Bilder auf, die die Gegenspieler Dietrich bzw. Hildebrand und Kriemhild zeigen. Im ersten (fol. 154v) kniet Dietrich über dem bezwungenen, auf dem Rücken liegenden Hagen und fesselt ihn. Dahinter findet ein Schwertgefecht zwischen zwei Recken statt.204 Am linken Bildrand sitzt Kriemhild, die laut Text nicht bei der Überwältigung Hagens und Gunthers anwesend ist, und lächelt mit Genugtuung. Das ganze Ausmaß ihrer Bosheit schildert die zweite Illustration der Aventiure (fol. 158v), wo Kriemhild in Hagens Gefängnis „mit der rechten (and das abgeschlagene, noch blutende Haupt Gunthers an den (aaren gefaßt [hat], in der linken […] ein Schwert empor [hält] .205 Dazu erbrachte BRAUN-NIEHR den treffenden Verlgeich: „Kriemhild erscheint hier wie die biblische Judith, die nach ihrer Rache an dem assyrischen Feldherrn Holofernes, das Schwert in der Linken, 200 Ursula SCHULZE, Das Nibelungenlied (RUB 17604), Stuttgart 2003, S. 173. 201 Jan-Dirk MÜLLER, Das Nibelungenlied, in: Interpretationen. Mittelhochdeutsche Romane und Heldenepen, hrsg. von Horst BRUNNER (RUB 8914), Stuttgart 1993, S. 146–170, hier S. 168. 202 JANZ, S. 439. 203 JANZ (S. 440) deutete die zum Redegestus erhobene Hand Hildebrands als Griff zum Bart, was von HEINZLE (Beschreibendes Verzeichnis der Bilder, S. 156) berichtigt wurde. 204 Nach HORNUNG (S. 92) könnte es sich um Gunther und Hildebrand handeln. Im Text allerdings ist nicht von einem Kampf des burgundischen Königs mit Dietrichs Waffenmeister die Rede, sondern wird Gunther – wie Hagen zuvor – von Dietrich im Zweikampf besiegt. Die Möglichkeit, dass der Illustrator den der Gefangennahme Hagens vorausgehenden Kampf im Hintergrund darstellen wollte, scheint nicht gegeben zu sein, da die beiden Personen in Kleidung und Habitus nicht mit denen im Vordergrund übereinstimmen. 205 Ebd., S. 94.
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den abgeschlagenen Kopf ihres Feindes mit der rechten Hand präsentiert. 206 Nach KASTNER vermag das Schlussbild „nur bedingt das Grauen einer ins Teuflische totalisierten Rache ins Bild zu setzen. Nur das Antlitz der ‚valandinne‘ Kriemhild ist hier zur Grimasse verzerrt. 207 Ihr zugewandt steht Hildebrand, der sein Schwert gegen sie zieht, um Hagens Tod zu rächen. (inter den beiden „sitzt (agen mit gefesselten (änden und in den Block gespannten Beinen 208 und hält den Kopf gesenkt. Offensichtlich ist er noch am Leben und der Illustrator hat wieder zwei aufeinander folgende Handlungen simultan in Szene gesetzt. Das Bild weist wie einige andere auch „Zusätze [auf], mit denen ein späterer Zeichner in roher, höchst dilettantischer Weise vorwiegend Hagen – oder die Person, die er für Hagen hielt – ausgezeichnet hat .209 Es handelt sich hierbei überwiegend um Helmbüsche und Bärte, 210 seltener um Ausschmückungen der Schilde211 und nur singulär um Pfeile, welche in den getöteten Hunnen stecken, die aus dem sal geworfen wurden (fol. 133r). Von wem diese Zusätze stammen, wird an späterer Stelle zu erörtern sein.212 Zusammenfassend kann zu den Miniaturen gesagt werden, dass der Illustrator zum einen die spätmittelalterliche Perspektive umsetzte, Kriemhild als Gegenspielerin Dietrichs darzustellen und abzuwerten. Zum anderen hob er durch Darstellung und Szenenwahl den höfischen Aspekt des Nibelungenliedes hervor. So legen die zahlreichen Begrüßungs- und Abschiedsbilder sowie die im Vergleich mit der Textvorlage geringe Anzahl an Kampfszenen dar, dass sich das Bildprogramm an der Veranschaulichung höfischen Verhaltens ausrichtet. Selbst die we206 207 208 209 210
BRAUN-NIEHR, Die Federzeichnungen, S. 109. KASTNER, Das Nibelungenlied, S. 47. Ebd. HORNUNG, S. 94. Der erste Zusatz in Form von Helmbusch und Bart findet sich im Bild zu Siegfrieds Ermordung (fol. 58v) bei der Person, die ihn tötet. Im zweiten Teil häufen sich die Einzeichnungen, beginnend bei der Darstellung der Schlacht mit den Bayern, wo ein burgundischer Kämpfer, den man als Hagen identifizieren kann, mit einem Helmbusch versehen ist (fol. 103r). Während sich der Helmbusch noch des Öfteren bei Hagen findet (fol. 115v mit Volker auf der Bank sitzend, fol. 119v mit Volker Nachtwache haltend, fol. 134v im Kampf gegen Iring, fol. 142r Rüdegers Schild nehmend, fol. 154v von Dietrich besiegt, fol. 158v im Gefängnis) trägt ihn aber auch Volker, als er im Turnier an Etzels Hof gegen einen Hunnen antritt (fol. 122 r), sowie andere nicht namentlich zu identifizierende Burgunder (fol. 127r, 133r mit Bart zusätzlich, 138v, 148v). Mit nachträglichem Bart ist Hildebrand singulär in dem zum Texteinschub gehörenden Bild versehen (fol. 111v), ebenso der geköpfte Gunther (fol. 158v). 211 Zum einen wurde ein Sparren nachträglich eingezeichnet (fol. 122r und 134v), zum anderen eventuell singulär ein Kreuz (fol. 142r), wie HORNUNG vermutete (S. 88). 212 Vgl. Kap. Vermerke von Besitzern bzw. ‚Benutzern‘.
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nigen ins Bild gefassten Kampfszenen zeigen „die Stoa und Ataraxia dieser höfischen Ritter .213 Demgegenüber erzeugt die Einbindung der höfisch-stilisierten Personen in ein naturalistisches Umfeld einen Ausblick auf die reale spätmittelalterliche Welt. So finden sich z.B. „Rhein und Donau als Transport- und Reisewege mit entsprechenden Schiffen, Warenladungen und Aus- oder Einschiffungen ,214 die Jörg BECKER als Indiz für das Auftraggebermilieu der Handschrift wertete: „Den dargestellten Szenen zufolge könnte er [der Auftrag] städtischem Patriziat oder Großhandelsleuten zu verdanken sein, denn unter den 37 erhaltenen Miniaturen befinden sich fünf mit der Wiedergabe von Schiffen und Warenladungen .215
Damit würde sich eine denkbare Spur zur Eingrenzung des Auftraggebers ergeben, die für sich genommen jedoch wenig hilfreich ist. Auch Bernhard Hundeshagen – der Entdecker der Handschrift – war auf Spurensuche gegangen, die im nächsten Kapitel nachgezeichnet wird.
3. Der ‚Entdecker‘ Hundeshagen
3.1. Das ‚Universalgenie‘ Bernhard Hundeshagen Die Nibelungen-Handschrift b wird auch als Hundeshagenscher Kodex bezeichnet, nach ihrem ‚Entdecker‘ und zeitweiligen Besitzer Helfrich Bernhard Hundeshagen,216 einem ‚verhinderten Universalgenie‘ des 19. Jahrhunderts, das sich in der Ausübung seiner vielfältigen Talente aufrieb und letztlich durch „Zersplitterung der Kräfte – wie NOLL es ausdrückte217 – unterging. Obgleich Hundeshagen schon kurz nach seinem Tod „fast ganz der Vergessenheit anheimgefallen ist, war er zu Lebzei213 214 215 216
KASTNER, Das Nibelungenlied, S. 46. BECKER, Aderlass und Seelentrost, S. 49. BECKER, Handschriften und Frühdrucke, S. 152. Eine ausführliche Biographie findet sich bei Wolfgang WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, 1784–1858. Leben und Werk eines Romantikers, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 93 (1988), S. 111–128 und Julius NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen und seine Stellung zur Romantik, in: Jahresbericht des Königlichen Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums zu Frankfurt a. M., Ostern 1891, S. 3–45. 217 NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 6.
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ten „mit einer Reihe der bedeutendsten Männer seiner Zeit in persönlichem und brieflichem Verkehr , was vermuten lässt, „dass er von seinen Zeitgenossen mehr als gewöhnlich beachtet und geschätzt wurde .218 Er fand Unterstützung von berühmten und einflussreichen Männern wie Johannes Müller219 und dem Großherzog von Frankfurt, Karl Theodor von Dalberg, der zugleich Erzbischof von Mainz und Regensburg war220 und Hundeshagen zu einer Pension von 1200 Gulden verhalf.221 Der aus Hanau stammende Sohn einer angesehenen Familie studierte zunächst in Marburg (1802 bis 1803) – dort zusammen mit Jakob Grimm – und dann in Göttingen Rechtswissenschaft,222 vielleicht auf Wunsch des Vaters, der Regierungs- und Hofgerichtsrat war. Schon während der Studienzeit ging er seinen zahlreichen Interessen philologischer, kunsthistorischer und künstlerischer Art voller Eifer nach, was ihm seine Freunde als Unstetigkeit in Folge eines unruhigen Geistes auslegten.223 Einer seiner Zeitgenossen charakterisierte ihn folgendermaßen: „Er ist ein junger Mann von vielen guten Anlagen, der vieles verspricht, nur müsste er seine Unternehmungen nicht zu weit ausdehnen, weil er dann allein nicht die Sachen wird ausf“hren können . 224 Später, im Laufe der ersten beruflichen Tätigkeit als Hofgerichtsadvokat in seiner Geburtsstadt Hanau, konzentrierte sich Hundeshagen allmählich auf Studien mittelalterlicher und antiker Kunst – besonders im architektonischen Bereich. Ganz im Sinne der Romantik, deren Zeitgeist er atmete, trachtete Hundeshagen danach, die zu seiner Zeit noch 218 Ebd., S. 4. 219 „Joh. v. M“ller, der damals westfälischer Minister war, interessierte sich lebhaft f“r (. s Arbeiten, die sich auf die Denkmale altdeutscher Baukunst erstreckten, und machte auch hervorragende Zeitgenossen, unter ihnen Goethe, auf seinen Schützling aufmerksam. NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 7. 220 Ludwig LEHNHART, Dalberg v. Carl Theodor, in: Neue Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3, Berlin 1957, S. 489f. 221 (undeshagen widmete Karl von Dalberg, den er “beraus schätzte und „bei seinem Einzug in Hanau als die Erfüllung der Geschichte seines Vaterlandes feierte", seine historische Abhandlung ‚Geschichtsepochen der Stadt (anau‘ mit einer „Übersicht der Entwicklung der Stadt Hanau von der Urzeit bis auf Dalbergs Ankunft . Von Dalberg bekam er als „Lohn hierf“r […] eine Pension von Gulden . NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 15f. 222 Obgleich Hundeshagen in Marburg die Gelegenheit hatte, ein Schüler des berühmten Rechtshistorikers Friedrich Karl von Savigny zu sein, verließ er bereits 1803 die hessische Universität und setzte 1804 sein Studium im niedersächsischen Göttingen fort. Möglicherweise studierte er neben Jura auch Architektur. Vgl. WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 113f. 223 Ebd., S. 113. 224 Dies hielt Kindlinger in einer handschriftlichen Notiz fest, nachdem ihn Hundeshagen 1810 in Fulda besucht hatte. NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 6.
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weitgehend unbeachtete mittelalterliche Kunst zu erforschen und zu erhalten. Er publizierte neben zahlreichen Grundrissen und Plänen auch zwei Monographien über mittelalterliche Baudenkmäler.225 Zu Beginn des Jahres 1813 wurde er als Leiter der neu begründeten Nassauischen Landesbibliothek nach Wiesbaden berufen226 und machte sich dort zum Ziel, die Institution, die nur Staatsbeamten zugänglich war, für die literarisch interessierte Allgemeinheit zu öffnen.227 Die „erste Staatsbildungsanstalt wollte er schaffen, welche „als eine Universität betrachtet werden sollte.228 Aufgabe einer Bibliothek sei es seiner Meinung nach, „die edle Sorge für den öffentlichen Unterricht auch noch jenseits der ehernen Pforten des Schulzwangs, hinüber in das Gebiet des Lebens und der freien höheren Wirksamkeit zu verpflanzen .229 Für dieses Vorhaben stockte Hundeshagen den Bestand an Büchern und Zeitschriften beträchtlich auf und ließ auch einige Umbauarbeiten durchführen, ohne den begrenzten Etat der Bibliothek zu berücksichtigen. Die Folge waren erhebliche Auseinandersetzungen mit einem seiner Vorgesetzten, der ihm Willkür und Unbegabtheit in allen
225 Zum einen ‚Der alten gothischen Kapelle zu Frankenberg Grundriß, Aufriß und Durchschnitt, nebst Gedanken über die sogenannte gothische Kirchenbaukunst‘ (1808) und zum anderen ‚Kaiser Friedrichs ). Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen. Eine Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen und der Kunstbildung ihrer Zeit‘ (1819). Vgl. Adalbert ELSCHENBROICH, Hundeshagen, in: Neue Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10, Berlin 1974, S. 62f., hier S. 62 und WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 115–118. 226 Dieses Amt war mit verschiedenen wechselnden Nebenämtern verbunden, die Hundeshagen einerseits sowohl Zeit als auch Kraft für seine Haupttätigkeit als Bibliothekar abzogen, ihm andererseits aber zwei Ernennungen einbrachten, nämlich die zum ‚(auptmann der Landwehr‘ f“r die begonnenen Anfertigungen militärisch-topographischer Karten für das Frankfurter Generalbewaffnungskommando und 1816 die zum ‚Regierungskommissar‘ infolge einiger “bernommener Aufgaben beim Baupolizeiamt. Vgl. WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 119 und Franz GÖTTING/Rupprecht LEPPLA, Geschichte der Nassauischen Landesbibliothek zu Wiesbaden und der mit ihr verbundenen Anstalten 1813–1914. Festschrift zur 150-Jahrfeier der Bibliothek am 12. Oktober 1963 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 15), Wiesbaden 1963, S. 17. 227 Aus dem Edikt des Nassauischen Staatsministeriums zur Errichtung einer „ZentralRegierungsbibliothek vom . Oktober : „Obgleich zunächst die Regierungsbibliothek nur dem Gebrauch der Herzoglichen Staatsdiener gewidmet ist; so sollen darum nicht diejenigen Einwohner des Herzogthums Nassau davon ausgeschlossen sein, welche einen besonderen Beruf zur literarischen Bildung, oder einen besonderen Beruf zu literarischen Arbeiten haben. GÖTTING/LEPPLA, Geschichte der Nassauischen Landesbibliothek, S. 22. 228 Ebd., S.20. 229 Auszug aus der von Hundeshagen verfassten Präambel zum ‚Plan einer Bibliothek zum Gebrauche der Staats-Beamten des (erzogtums Nassau, in Wiesbaden‘, den er als Anlage seinem ersten Monatsbericht vom Juli 1813 beifügte. Ebd., S. 17.
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Verwaltungs- und Kassengeschäften vorwarf.230 Hundeshagen hingegen fühlte sich überfordert und beklagte sich über die „Aufopferung seiner Erholungsstunden, seiner Muße, seiner Gesundheit, seiner Studien, seiner Privatverhältnisse, ja auch oft seiner Privatbörse .231 In der Tat war Hundeshagens Tätigkeitsfeld sehr weit, weshalb er nicht allen Aufgaben idealerweise gerecht werden konnte. So oblag ihm neben der regulären Bibliothekarsarbeit und diversen Nebenämtern auch die Auflösung der Bibliotheken von sechs Mendikantenklöstern,232 die in Folge der Säkularisation in Staatsbesitz übergegangen waren. Dazu begab er sich persönlich in das jeweilige Kloster, sichtete den Bestand an Bänden, worunter auch viele wertvolle Handschriften und Inkunabeln waren, und traf eine Auswahl darüber, was er der Nassauischen Landesbibliothek einverleiben wollte. Da sich das Interesse der Landesbibliothek aufgrund ihrer Konzeption als Gebrauchsbibliothek, die in erster Linie für die Nutzung von Beamten vorgesehen war, an theologischen Werken sehr gering hielt, wurde der größte Teil des Bestandes zur Versteigerung ausgesondert oder als Makulatur verkauft. Hundeshagen erledigte den Auftrag zwar recht schnell, aber leider nur mangelhaft, was z.B. seine ungenauen Angaben über die Anzahl der mit Inkunabeln gepackten Kisten, die zur Landesbibliothek gesendet wurden, zeigen.233 Dieses Defizit in sämtlichen Buchführungsbereichen, verschiedene Streitigkeiten mit Mitarbeitern sowie eine Zuwiderhandlung gegen eine ihm aufgebürdete Verpflichtung der Landesregierung gegenüber führten dazu, dass Hundeshagen das Bibliotheksamt lediglich vier Jahre ausführen durfte und am 4. Dezember 1817 fristlos entlassen wurde.234 Während dieser kurzen Wiesbadener Zeit, die als Höhepunkt in Hundeshagens Leben gelten kann,235 knüpfte er viele Kontakte zu bedeutenden Persönlichkeiten, u.a. mit dem Komponisten Karl Friedrich Zelter und dem ‚Dichterf“rsten‘ Johann Wolfgang von Goethe. Zelter berichtete in einem an seinen langjährigen, guten Freund Goethe gewandten Brief vom 15. Juli 1814 von seiner neuen Bekanntschaft mit Hundeshagen:
230 Ebd., S. 40. 231 Ebd., S. 37. 232 Bereits im ersten Jahr seines Amtsantritts wurde (undeshagen beauftragt, die „Separation und Taxation der Bibliotheken der Franziskanerklöster Linz, Montabaur, Limburg und der Kapuzinerklöster Nothgottes, Thalehrenbreitstein und Bornhofen durchzuführen. Ebd., S. 77. 233 Ebd., S. 78. 234 Ebd., S. 43–45. 235 Vgl. WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 118.
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„Was das Gesellschaftliche betrifft, so habe ich vorerst den hiesigen Bibliothekar, den Hofgerichtsadvokaten Bernhard Hundeshagen, durch Wolf236 kennen lernen. Dies ist ein junger vielgeschickter Mann, der hübsch zeichnet, sich mit Antiquitäten, Botanik und besonders mit Landeshistorie beschäftigt; dieser wünscht sehnlich, Dir allerlei Raritäten der Natur und Kunst vorzuführen. 237
Der Wunsch Hundeshagens, den zu dieser Zeit bereits 65-jährigen Goethe persönlich kennenzulernen,238 erfüllte sich noch im selben Sommer des Jahres 1814, als der prominente Dichter gerade aufgrund eines Kurbadeaufenthalts in Wiesbaden verweilte. Goethe war von dem jungen, eifrigen Hundeshagen einerseits durchaus angetan und versprach sich von ihm Kenntnisaustausch und Zerstreuung. Andererseits betrachtete er dessen veröffentlichte Werke sehr kritisch, was aus einem Brief an seine Frau Christiane vom 1. August 1814 hervorgeht: „Hundeshagen wird mir zu viel Freude und Nutzen sein. Er ist viel besser als das, was er zu Markte bringt. Und das geht ganz natürlich zu. In der Gegenwart erkennt man sein redliches Streben, den Reichthum seiner Erwerbnisse; aber um alles dieß zusammenhänglich, anschaulich mitzutheilen, fehlt ihm, daß er den Stoff nicht ganz durchdringt und nicht Herr der Form ist; daher erscheint auf den Blättern Übertriebenheit und Leerheit, die seiner Unterhaltung keineswegs vorzuwerfen sind. 239
Es entwickelte sich – ausgehend von Hundeshagen – ein sporadischer Briefwechsel, in dessen Rahmen er Goethe nicht nur seine Arbeiten, wie etwa den ‚Topographisch-militärischen Plan der Stadt und Festung Mainz‘, zukommen ließ,240 sondern ihn auch über die neuesten Bege236 Hierbei handelt es sich um den mit Goethe und Zelter befreundeten Friedrich August Wolf, der Professor für klassische Philologie und Altertumswissenschaftler war. 237 Max HECKER (Hrsg.), Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs nach den Handschriften, Band 1: 1799–1818, Bern 1970, S. 395. 238 Eine Verbindung Hundeshagens zu Goethe ist schon 1808 nachweisbar, als er an den mit Goethe befreundeten Maler und Kunsthistoriker Johann Heinrich Meyer sein Manuskript über eine Theorie der griechischen Baukunst nach Analysen des Parthenons sandte, mit der Bitte: „Theilen Sie es gefälligst dem Hrn. G H R. v. Göthe mit. Vgl. Georg FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. Nebst einigen Briefen an Goethe, 1776–1834, in: Goethe-Jahrbuch 16 (1885), S. 95–147, hier S. 126. 239 Goethes Briefwechsel mit seiner Frau, hrsg. von Hans Gerhard GRÄF, Band 2: 1807– 1816, Frankfurt 1916, S. 316. In einem kurz darauf folgenden Brief vom 7. August 1814 berichtete Goethe: „(undeshagen gefällt mir immer besser. Er hat recht schöne Kenntnisse und viel Thätigkeit. Ebd., S. . 240 Aus einem Brief Hundeshagens an Goethe vom 15. Februar 1815: „Den ersten Abdruck meines Planes von Mainz, welcher aus meinen Händen kommt, lege ich verehrungsvoll in die Ihrigen nieder. FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe, S. 126. Goethe antwortete in einem Schreiben vom 27. Februar 1815
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benheiten unterrichtete, so dass er sich am 13. Januar 1816 mit folgender Mitteilung an Goethe wandte: „Mein Glück und Geschick, wie öfters sonst mein Unglück und Misgeschick giebt mir eine ersehnte Gelegenheit, mich E. Exc. in diesen Zeilen mit der freudigen Neuigkeit zu nähern, dass es mir gelungen, in den rheinischen Gegenden, ohnfern der Heimath der Helden selbst, einen codex der Nibelungen aufzufinden und dass ich mich in den Besitz desselben gesetzt habe. Was diesen codex noch besonders wichtig macht, sind die vielen Malereien, die denselben schmücken. Ich zeichne eines (!) durch und lege es ihnen bei. 241
Diesen ‚Codex der Nibelungen‘ hatte Hundeshagen am Neujahrstag des Jahres 1816 im nahe gelegenen Mainz entdeckt, wo er zusammen mit dem Baumeister Wetter unterwegs gewesen war,242 und fünf Tage später – also am 6. Januar243 – erworben. Darüber hielt er in einer seiner zahlreichen Notizen,244 die er zu der Handschrift anfertigte, fest: Nachstehende alte Handschrifft des Niblungen ward am 1sten Januar 1816 von mir in Maynz zum Ankauf als ein schätzbares und angenehm zu lesendes Denkmal der Schreiberei dargeboten und bald darauf auch um den Preis von 100 Duckaten erhandelt; ich gab mehr als ich damals zu Vermögen hatte, und soviel Freude mir auch der Besitz dieses höchst schätzbaren Kleinods machte, ebensoviel Sorge gab mir auch die Bezahlung der Schuld und der Neid über diesen Fund.245
Die teuer erkaufte Handschrift führte Hundeshagen alsdann mit sich über den Rhein nach Wiesbaden, und seine unsägliche Freude – ja geradezu feierliche Hochstimmung – über den eben gemachten Neuerwerb
241 242
243 244
245
Folgendes: „F“rwahr, es ist ein schönes Werk, welches wohl verdient, dem sämmtlichen Europa gewidmet zu werden. Ich hoffe, daß Ihre Bemühung nicht unbelohnt bleiben wird . Friedrich STREHLKE, Goethe s Briefe. Verzeichnis unter Angabe von Quelle, Ort, Datum und Anfangsworten. – Darstellung der Beziehungen zu den Empfängern. – Inhaltsangaben. – Mittheilung von vielen bisher ungedruckten Briefen, Band 1, Berlin 1882, S. 291. FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe, S. 127f. Auf dem Notizzettel II/8 (vgl. Anm. 244) hielt Hundeshagen fest: Baumeister Wetter, der mich begleitete, als ich zuerst den Codex sah. HORNUNG identifizierte Wetter als den Mainzer Stadtbaumeister Augustin Wetter, mit dem Hundeshagen wohl einige Jahre zuvor Bekanntschaft gemacht hatte, als er an seinem Plan von Mainz arbeitete. Vgl. HORNUNG, S. 10 und Anm. 7. Dieses Datum geht aus dem Notizzettel II/5 (vgl. Anm. 244) hervor, wo Hundeshagen allerdings das falsche Jahr angibt: Dazu gelangte ich am 6ten Januar 1817 durch Kauf in Mainz. Diese Notizzettel sind im Nachlass Hundeshagens unter der Signatur Mgf 854 in der Staatsbibliothek Berlin erhalten. Sie befinden sich in acht Kuverts, welche mit römischen Ziffern durchnummeriert wurden. Die Zettel selbst sind an der rechten oberen Ecke mit arabischen Ziffern versehen. Der Notizzettel II/5 ist also der fünfte in Kuvert II. Notizzettel II/13.
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fasste er in einem glorifizierenden, fast schon pathetisch zu nennenden Vergleich zusammen: Als ich den Kahn mit dem Codex bestieg suchte ich irgendein Vorbild um meinen Zustand zu beschreiben; ich blickte im Kahn nach dem Lande zurück, da sah ich den großen S. Christoph wie der das Kindlein Jesu, den Herrn, auf dem Waßer trug, angemalt an der Kirchwand des Klosters bei Maynz.246
Knapp einen Monat später veröffentlichte Hundeshagen den ersten Fundbericht im ‚Morgenblatt für gebildete Stände‘ vom 5. Februar unter dem Titel ‚Neu aufgefundener Codex des Nibelungenlieds, mit Mahlereyen aus dem dreyzehnten Jahrhundert‘. Neben den „Mahlereyen, die jedesmal mehr als die Hälfte der kl. Folio-Blätter einnehmend , nannte Hundeshagen als zweites Spezifikum, das ebenso die Einzigartigkeit der Handschrift darlegen sollte, „bedeutende Abweichungen und Zusätze auf textlicher Ebene. Er verwies allerdings nur auf den zweiten Zusatz am Ende des Lied-Teils, der Kriemhilds Tod durch Hildebrand beinhaltet.247 Zwei weitere Artikel zur Handschrift erschienen wenig später wiederum im ‚Morgenblatt‘, wovon der erste – eine kurze Mitteilung unter der Rubrik ‚Korrespondenz-Nachrichten‘ – in wenigen Zeilen über den Fund Hundeshagens referiert und ihn nach Wiesbaden verortet.248 Der zweite folgte als Berichtigung zum ersten, worin Hundeshagen selbst ausdrücklich klarstellte, dass die Handschrift „auf dem linken RheinUfer, und zwar in Maynz aufgefunden worden [sei] und er „zu deren Herausgabe […] den Plan entworfen habe.249 Seine Absicht zu einer Publikation teilte er auch Goethe mit in einem Brief vom 14. Juli 1816: „Mit meiner alten Handschrift des Nibelungen-Lieds bin ich nun nach Vergleichung der übrigen bekannten Handschriften mit derselben dahin gekommen, dass dieselbe wieder eine eigne Spezies bildet, welche obgleich am wörtlichsten mit der S. Galler übereinstimmend, doch manches mehr, manches weniger dem Inhalt nach enthält, in neuerer und rheinischer Rechtschreibung aber wieder gänzlich von derselben verschieden ist, und 246 Notizzettel VI/15. 247 Hundeshagen, Neu aufgefundener Codex des Nibelungenlieds, S. 124. 248 „(öchst erfreulich ist […] der so eben durch Bernh. (undeshagen im Morgenbl. Nro 31 näher angezeigte Fund einer fünften Handschrift, worüber ich aus einer Mittheilung Gloeckle s, der in Rom für die Denkmäler unsrer alten Dichtkunst sich so thätig bewiesen, noch Einiges hinzusetzen kann. Diese in Wiesbaden vorgefundene Handschrift sey nämlich aus dem Ende des 14ten Jahrhunderts, auf Pap. 179 Bl., mit 37 Gemählden; der Text häufig abweichend, der Schluß, so wie die Klage, sogar historisch reicher, z. B. in der Stelle von Ermordung der Chriemhilde. Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 47 vom 23.02.1816, S. 188. 249 Hundeshagen, Berichtigung der jüngsten Brief-Nachricht, meine rheinische alte Handschrift des Niblungen-Lieds betreffend, in: Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 75 vom 27.03.1816, S. 299.
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daher auch in dieser Hinsicht eine besondere Herausgabe, worin ich den gänzlich unveränderten Abdruck derselben gebe, verdient. Auch sollen diesem Abdruck Abbildungen in Umrissen von den Malereien beigefügt werden. 250
Zu diesem originalgetreuen Druck mit Kopien der Bilder ist es allerdings niemals gekommen, obgleich Hundeshagen die dazu nötigen Vorarbeiten in den folgenden Jahren leistete. 251 So fertigte er eine komplette Abschrift der (andschrift an, betitelt mit ‚Der Nibelungen Not und die Klage‘,252 ein ‚Facsimile eines Original-Bildes zur Nibelungen Noth‘ (die Kopien aller Miniaturen enthaltend)253 und ‚Das Originalwerk der Nibelungen in Abbildungen der Gemälde und des Textes‘ mit Ergänzungen der ersten Aventiure und zweier fehlender Bildseiten.254 Ende des Jahres 1818 berichtete er Goethe,255 dass er die Abschrift der Handschrift abgeschlossen und auch die Bilder kopiert habe.256 Lediglich eine kurze Textprobe von 24 ½ Strophen aus der dritten und vierten Aventiure erschien bereits 1817 in den ‚Wöchentlichen Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters‘ Johann Gustav BÜSCHINGs,257 der wie Hundeshagen Mitherausgeber der Zeitschrift ‚Sammlung f“r altdeutsche Literatur und Kunst‘ (1812) war.258 Ein Grund dafür, dass Hundeshagen den Gesamt250 251 252 253 254 255
256 257 258
FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe, S. 130. ELSCHENBROICH, Hundeshagen, S. 62. Erhalten in der Staatsbibliothek Berlin unter der Signatur Mgf 851. Mgf 853, Staatsbibliothek Berlin. Mgf 852, Staatsbibliothek Berlin, trägt die Datierung 1832. Ein von Hundeshagen entworfenes Bild am Schluss der von ihm ergänzten zweiten Aventiure ist bei HORNUNG (S. 12) abgedruckt. Ein früherer Brief Hundeshagens an Goethe vom 10. Mai 1817 gibt Auskunft darüber, dass er sich zu dieser Zeit ganz seiner Nibelungenhandschrift widmete: „Mein rheinischer Codex des Nibelungen-Gedichts hat mein literärisches Treiben während der Winterzeit unterhalten […]. Dass ich es unternommen, die Bilder meiner Handschrift zu copiren, mag beiliegende mit diplomatischer Genauigkeit gemachte Copie rechtfertigen und dass ich eben keine Zeit hier verschwende um meinen Codex abzuschreiben und an eine Herausgabe zu denken […]. FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe, S. 131f. Brief Hundeshagens vom 24. Dezember 1818: „[…] vollendete die Abschrift meiner alten rheinischen Handschrift des Nibelungen-Lieds und die Copieen der Gemälde beides zur (erausgabe derselben . Ebd., S. 132. Nachricht von der Handschrift der Nibelungen, die im Besitz des Herrn Hundeshagen, Band 3, S. 99–102. BÜSCHING hatte in der vorausgehenden Zeitschrift ‚Museum f“r altdeutsche Literatur und Kunst‘ (Band 2, Teil 1, hrsg. von Friedrich Heinrich VON DER HAGEN u.a., Berlin 1811), eine Besprechung zu Hundeshagens Monographie über die Kapelle zu Frankenberg verfasst (Der alten gothischen Kapelle zu Frankenberg Grundriß, Aufriß und Durchschnitt, nebst Gedanken über die sogenannte gothische Kirchenbaukunst, hrsg. durch Bernhard HUNDESHAGEN, Frankfurt a. M. 1808, S. 355–369), wo-
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text der Handschrift nie publizierte, mag seine Eigenart gewesen sein, sich vielen Dingen gleichzeitig zu widmen. Aber auch die finanzielle Notlage, in die er nach seiner Entlassung als Bibliothekar geraten war, hat vermutlich eine beträchtliche Rolle gespielt. Schon die Druckkosten für die Herausgabe seiner Monographie über den Kaiserpalast zu Gelnhausen im Jahre 1819259 stürzten Hundeshagen, der erst ein Jahr später wieder eine berufliche Tätigkeit finden konnte, in tiefe Schulden. Diese bestanden auch danach noch, denn die bis 1824 währende Dozentenstelle für theoretische und praktische Baukunst, die er an der preußischen Universität zu Bonn antreten konnte, brachte ihm nicht den Verdienst, um seine zahlreichen Gläubiger auszahlen zu können. Seine Hoffnung, eine ordentliche Professur zu erhalten, ging nicht in Erfüllung und Hundeshagen war auch sonst wenig Erfolg beschieden, worüber er aber niemals ‚seine‘ Nibelungen-Handschrift vergaß. So berichtete Zelter über eine zufällige Begegnung mit Hundeshagen in dieser Bonner Zeit: „Hundeshagen fing mich auf der Straße auf und schleppte mich auf seine Stube, woselbst er mir in der Tat hübsche Sachen vorzeigte und zwar von ihm selber. Er baut hier, zeichnet, disponiert und ist lesender Doktor an der Universität. Er hofft ordentlicher Professor hier zu werden, woran kein anderer glauben will, indem sie ihm allerlei zur Last legen. Sonderbar ist, daß es nirgend mit ihm fort will, wiewohl er ein recht geschickter Mensch ist. Er hat ein Manuskript des Nibelungenliedes, das er für echt hält und den Beweis zu führen glaubt; das Gedicht ist schön geschrieben und mit hübschen alten Bildern geziert. 260
Mit dem finanziellen Ruin ging eine schleichende geistige Erkrankung einher, die Hundeshagen zu einem „von seiner Umwelt bespöttelten Original 261 werden ließ und schon früh begonnen hatte. Bereits 1823 beschrieb Goethe ihn als einen „von jeher als wunderlich bekannten
rin er die zu knappe Beschreibung des Bauwerks kritisierte, „die wir etwas ausgeführter gewünscht hätten, um uns eine festere Idee dieses herrlichen Gebäudes machen zu können‘ und es sei auch in den Kupfertafeln ‚ein anderer Übelstand zu finden, nämlich dass Dinge der Phantasie beigefügt wurden, was einen Blick auf den realen Zustand verhindere. S. 368. 259 Diese Arbeit lag bereits Ende Oktober 1813 fertig gedruckt und auslieferungsbereit in der Waisenhausdruckerei von Hanau, als die Stadt im Zuge der Befreiungskriege von Napoleons Truppen beschossen wurde und dabei auch die Druckerei getroffen wurde und abbrannte. WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 116. Ebenso ging (undeshagens „noch in (anau unterhaltene Privatwohnung am Paradeplatz mit dem grössten Teil seiner Papiere und Zeichnungen in Flammen auf. NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 19. 260 Undatierter Brief an Goethe. Abgedruckt bei HECKER, Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter, S. 248. 261 WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 124.
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Manne ,262 nachdem er sich von ihm abgewandt hatte. Diese Krankheit, laut Hundeshagens Nichte Emilie handelte es sich um Größenwahn 263, schritt beständig fort, so dass er 1849 in eine private Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke in Endenich bei Bonn eingeliefert wurde, wo er die Gelegenheit hatte, mit berühmten Patienten, wie dem manischdepressiven Komponisten Robert Schumann und dem Maler Alfred Rethel, Kontakte zu knüpfen. Fast zehn Jahre verblieb Hundeshagen in der Anstalt, bis er im Oktober 1858 im Alter von 74 Jahren verstarb.264 Selbst oder gerade im Laufe seiner Krankheit beschäftigte er sich intensiv mit der Nibelungen-Handschrift, er konzentrierte sich gänzlich darauf. Davon zeugt ein Brief der Literatin Annette von Droste-Hülshoff an ihren Schwager Joseph von Laßburg aus dem Jahre 1837: „In Bonn sah ich Hundeshagen. […] Er ist wohl ein etwas verschrobenes Original? Er hat mir immer vom Nibelungenliede vorgeredet und glaubt, die Entdeckung gemacht zu haben, daß das Nibelungenlied ein Werk der letzten Jahrhunderte ist, offenbar später als Shakespeare und Raffael; denn man finde Darstellungen darin, die unleugbare Reminiscenzen aus den Werken dieser beiden seien. … Mir ist an diesem Unsinn am auffallendsten gewesen, daß gerade er ihn vorbringt, er, der nichts anderes sinnt und denkt, als seinen echten Codex, nicht anderes sein mag und will als Besitzer des echten Codex. 265
Es scheint, als habe Hundeshagen mit dem Besitz des Kodex eine ergiebige Nahrung für seinen vermeintlichen Größenwahn gefunden. Mehrmals findet sich auf seinen Notizzetteln niedergeschrieben, dass ‚seine‘ Nibelungen-Handschrift die beste sei, denn sie sei poetischer als alle übrigen266 sowie im Verhältniß zu den übrigen die Authentica267 und eine Originalhandschrifft letzter Hand 268. Doch woher hatte Hundes-
262 Brief von Goethe an Johann Heinrich Meyer vom 3. Januar 1823, abgedruckt bei FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe, S. 136. 263 Emilie Hundeshagen in einem Brief über die letzten Jahre ihres Onkels: In Bonn führte er viele Privatbauten aus, pflegte dabei seine wissenschaftlichen Studien, die letzten Jahre in Verbindung mit einem Herrn van Emden. Diesem vermachte Hundeshagen auch seinen sammtlichen literarischen Nachlass. …… (undeshagen hatte sich später noch verheiratet und lebte in kinderloser Ehe glücklich. Nach dem Tode seiner Frau, Anfang der 50er Jahre, nahm seine Anlage zum Grössenwahn zu, er verbrachte die letzten Lebensjahre in einer Privat-Irrenheilanstalt in Endenich bei Bonn, woselbst er auch starb und begraben liegt. Abgedruckt bei WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 124. 264 Vgl. ebd., S. 124–126. 265 Abgedruckt bei WAGNER, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 125. 266 Notizzettel VI/31. 267 Notizzettel VI/39. 268 Notizzettel VI/54.
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hagen die Handschrift, die er mit schwerem Gelde theuer erkauft und noch theurer verdient – durch Studium und Arbeit269 hat?
3.2. Woher hat Hundeshagen die Nibelungen-Handschrift? Wie Hundeshagen an die Nibelungen-Handschrift kam, ist nicht ganz klar, denn es gibt darüber nur spärliche, sich teils auch widersprechende Informationen. Als ziemlich sicher kann gelten, dass er die Handschrift in Mainz erwarb, nach einer privaten Aufzeichnung Hundeshagens von einem Sammler von Kunst, für einen ansehnlichen Preis, nachdem [sie] auf Neujahr 1817 mir von demselben in seinem Hause unter mehreren Manusscript vorgezeigt worden war.270 Offiziell gab Hundeshagen aber knapp zwei Monate nach dem Erwerb der Handschrift in einer Ausgabe des ‚Morgenblatts‘ vom 27. März 1816 an, er habe sie von dem bisherigen Eigentümer erkauft, der dieselbe seit langer Zeit als eine Kostbarkeit besaß und schätzte, deren Inhalt ihm jedoch als Ungelehrten nicht weiter bekannt war.271 Nähere Auskunft zu dem ‚bisherigen Eigentümer‘ lieferte Hundeshagen in dem Artikel allerdings nicht. Verfolgt man seine persönlichen Notizen weiter, so wäre die Handschrift zuletzt als Spiel und Unterhaltung in die Hände der Kinder eines Hauses in Mainz [gekommen], von da in den Besitz eines Sammlers und Händlers von alten Sachen, und ward dann durch Kauf [s]ein Eigenthum.272 Wiederum nannte Hundeshagen hier einen anonymen Sammler, der auch als Händler tätig gewesen sei und die Handschrift von einer Mainzer Familie erworben habe, wo sie von Kindern der Bilder wegen benutzt worden sei. Später erfuhr Hundeshagen offenbar, dass seine Handschrift die gesuchte sey, an der schon mehrere junge Männer vor ohngefähr 20 Jahren als Knaben sich vergnügt; dieselbe von Worms nach Maynz gekommen.273 Einen dieser Knaben konnte später Johann August ZEUNE274 angeblich in Berlin ausfindig machen, denn ein gewisser „Weinhändler Kreuser aus Mainz erzählte ihm, „daß er als Knabe diese Handschrift der hübschen Gemälde wegen oft im Hause der Bürgerfa-
269 270 271 272 273 274
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Notizzettel II/6. Notizzettel II/5. Morgenblatt für gebildete Stände Nro. 75, S. 299. Notizzettel II/2. Notizzettel II/13. Johann August ZEUNE gab 1814 eine ‚neudeutsche‘ Übersetzung des Nibelungenliedes in ungebundener Rede heraus.
milie Münzenberger in Händen gehabt, und daß Hundeshagen sie von daher besitze .275 ZEUNE hatte im Jahre 1816 die Handschrift bei Hundeshagen in Wiesbaden eingesehen, ein weiteres Mal 1835, als sie bereits restauriert worden war und „ein neues prächtiges Kleid von rothem Samt und glänzenden Goldschnitt bekommen 276 hatte. Wenig später, im Jahre 1837, wusste ZEUNE außerdem den anonymen Sammler und Händler zu benennen: „[…] daß Hundeshagen die Handschrift vom verstorbenen Maler Hoch gegen Gemälde eingetauscht, hörte ich auch in Mainz , wobei er sich mit ‚auch‘ auf einen Bericht BRAUNs in den ‚Quartalblättern des Vereins f“r Literatur und Kunst zu Mainz‘ aus dem Jahr 1831 berief. Hier heißt es, Hundeshagen habe die Handschrift von dem Maler Jakob Hoch, der sie wiederum von einem Antiquar namens Brentano gekauft habe.277 Woher BRAUN diese Informationen bezog, ist unbekannt, ebenso fraglich ist die Glaubwürdigkeit ZEUNEs, dessen Auskünfte sich lediglich auf Hörensagen gründen278 und zudem Hundeshagens eigener Aussage widersprechen, er habe für die Handschrift 100 Dukaten bezahlt.279 An Vermutungen über die Herkunft des Kodex mangelte es nicht und die erste findet sich bereits in Hundeshagens Erstveröffentlichung zum Fund der Handschrift: „Sie hat keines der Merkmale einer Klosterarbeit, sondern, nach Glöckle s Zeugniß, ist sie den pfälzischen Handschriften des Heldenbuchs in der Vatikanischen Bibliothek vollkommen ähnlich, und verdankt ihr ursprüngli-
275 Johann August ZEUNE, Ueber Erdkundliches im Nibelungenliede, in: Germania, Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde, Band 1, hrsg. von Friedrich Heinrich VON DER HAGEN, Berlin 1836, S. 99–106, hier S. 100f. 276 ZEUNE, Nibelungen in Mainz, S. 67. 277 Ebd., S. 68. 278 Vgl. HORNUNG, S. 17, Anm. 10. Dennoch wurde ZEUNEs These von der frühen Forschung wie selbstverständlich übernommen. Vgl. z.B. ABELING, Das Nibelungenlied und seine Literatur, S. : „Die (andschrift stammt wahrscheinlich aus dem Domkapitel zu Mainz und gelangte durch unbekannte Umstände an die Bürgerfamilie Münzenberger in Mainz, wo sie lange Zeit ihrer primitiven Gemälde wegen den Kindern des Hauses und ihren Bekannten als Bilderbuch diente. Von der Familie Münzenberger kam die Handschrift in die Hände des ihr nahe verwandten Malers Jacob Hoch, von dem sie Ende 1815 Bernhard Hundeshagen, Professor in Mainz, gegen Gemälde eintauschte. Auch die spätere Forschung verzeichnete noch zum Teil diese These. Vgl. RANFT, Diu Klage, S. XXII. 279 Zwar besaß Hundeshagen einst eine Sammlung von Bildern, jedoch bestand diese schon im Sommer 1815 nicht mehr, nachdem er „den einzigen Überrest seiner ehemaligen Gemäldesammlung , ein „schönes altes Bild – einen Churfürsten von Sachsen mit seiner Gemahlin darstellend , Goethe zum Geburtstag geschenkt hatte. FINSLER u.a., Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe, S. 127.
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ches Daseyn wol den hochherzigen Pfalzgrafen, den ruhmwürdigen Erhaltern und Beförderern der Künste und Wissenschaften am Mittelrhein. 280
Der hier erwähnte Ferdinand Glöckle, aus dem pfälzischen NiederIngelheim stammend, arbeitete in den Jahren 1807 bis 1814 in der Bibliotheca Apostolica Vaticana in Rom, um für Joseph von Görres und die Brüder Grimm deutschsprachige Palatina-Handschriften abzuschreiben.281 Diese Handschriften, die Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer wiederentdeckten, bedeutsamen Quelle für altdeutsche Dichtungen wurden und vor allem für Vertreter der Romantik, wie Clemens Brentano oder Ludwig Tieck, interessant waren,282 kamen ursprünglich hauptsächlich aus der Heidelberger ‚Bibliotheca Palatina‘. Wie die Heidelberger Bibliothek nach Rom gekommen war, ist hinreichend bekannt: Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges war 1622 die Kurpfalz von der katholischen Liga unter Führung des Feldherrn Johann Tserclaes Graf von Tilly, der im Dienst des bayerischen Herzogs Maximilian I. stand, erobert worden. Als Kriegsbeute wollte Maximilian die weltbekannte Bibliotheca Palatina mit sich nach München führen, musste sie jedoch auf Einforderung des Papstes Gregor XV. hin als Schenkung an die Vatikanische Bibliothek weiterreichen.283 Etwa 850 deutsche von insgesamt rund 3500 Handschriften gelangten so nach Rom, wo sie abgetrennt aufgestellt wurden, und in einigen wenigen Bänden nahm Glöckle Eintragungen vor – meist nur in Form seiner Unterschrift.284 Glöckles Arbeit war zwar sehr produktiv, so stellte er Handschriftenkataloge und zahlreiche Kopien verschiedener Texte der Handschriften her, z.B. Parzival, Gregorius vom Stein und Reineke Fuchs, doch war die Qualität seiner Abschriften eher mangelhaft. Grund dafür war zum einen seine fehlende Ausbildung, um die auch sein Förderer Görres 280 Morgenblatt Nr. 31, S. 124. 281 Ernst EMMERLING, Der Literat Ferdinand Glöckle aus Ingelheim, in: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte 44/45 (1949/50), S. 128–133, hier S. 128. 282 Vgl. dazu Armin SCHLECHTER, Populäre Fassungen oder wissenschaftliche Editionen? Ludwig Tieck, die Heidelberger Romantik, die Brüder Grimm und Ferdinand Glöckle, in: Wege zum Text. Überlegungen zur Verfügbarkeit mediävistischer Editionen im 21. Jahrhundert. Grazer Kolloquium 17.–19. September 2008, hrsg. von Wernfried HOFMEISTER und Andrea HOFMEISTER-WINTER (Beihefte zu editio 30), Berlin/New York 2009, S. 167–184. 283 Die Bände wurden in München mit einem Schenkungsexlibris Maximilians versehen und gelangten 1623 im Auftrag des päpstlichen Abgesandten Leone Allacci, der noch in Heidelberg eine Sichtung der Bestände bzw. eine Auswahl aus weiteren pfälzischen Bibliotheken vornahm, nach Rom. Vgl. Karin ZIMMERMANN (Hrsg.), Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181), bearbeitet von Karin ZIMMERMANN unter Mitwirkung von Sonja GLAUCH, Matthias MILLER und Armin SCHLECHTER, Wiesbaden 2003, S. XIVf. 284 Ebd., S. XV und XVII.
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wusste, der bedauerte, dass er Glöckle „nicht ein halbes Jahr in Heidelberg behalten [konnte] , damit dieser sich „die nöthigen Vorkenntnisse hätte erwerben können, wie er in einem Brief an Jakob Grimm vom 5. Oktober 1810 schrieb.285 Zum anderen lag es aber, was aus selbigem Brief hervorgeht, vor allem an Glöckles charakterlichen Eigenarten, die ihn als „unbeständig, wandelbar, leicht zu allerlei ausschweifendem Zeug geneigt auszeichneten. Ausschweifend war vor allem Glöckles Alkoholgenuss, der dazu führte, dass er ein in Rom stadtbekanntes Original war, das verächtlich il porco tedesco genannt wurde.286 Als 1816 die deutschen Handschriften in die Heidelberger Bibliothek zurückkehrten, waren die Originale wieder vor Ort greifbar und konnten mit den Kopien verglichen werden, welche Glöckle hergestellt hatte. Vor allem die Lohengrin-Abschrift, die im Auftrag Görres angefertigt und im Jahr 1813 herausgegeben worden war, erwies sich als äußerst fehlerhaft, so dass Görres in einem Brief vom 1. Mai 1817 an Wilhelm Grimm klagte: „Der Kerl hat ohne Zweifel immer halb besoffen geschrieben. Sie werden gesehen haben, wie er den Lohengrin zugerichtet. […] )ch weiß nicht, was ich mit dem Buche anfangen soll, da die Menge der Berichtigungen über die Mensur hinausgehen w“rde. 287
Trotz der offensichtlichen Mängel von Glöckles Abschriften fanden diese noch lange Zeit hohes Interesse bei Literaten und Germanisten und wurden als Grundlage für verschiedene Publikationen genutzt. Zuletzt bat Ludwig Uhland im Jahre 1827 um Einsicht in eine Kopie, die von Glöckle erstellt worden war,288 dem zur damaligen Zeit „besten Kenner des Handschriftenschatzes der ‚Palatina‘ in Rom .289 Wenn nun eine solche Koryphäe öffentlich äußerte, der Hundeshagensche Kodex sei den Handschriften der Bibliotheca Vaticana gänzlich ähnlich, wurde dieser Annahme bereitwillig Glauben geschenkt. Sie drang auch dem Direktor der Heidelberger Universitätsbibliothek, Friedrich Wilken, zu Ohren, der nun nicht ganz uneigennützig unterstellte, dass die NibelungenHandschrift folglich wohl aus der Bibliotheca Palatina geraubt worden sei, als sie sich noch in Rom befunden hatte und kurz vor ihrer Rückfüh285 EMMERLING, Der Literat Ferdinand Glöckle, S. 128. 286 SCHLECHTER, Populäre Fassungen oder wissenschaftliche Editionen?, S. 175 und EMMERLING, Der Literat Ferdinand Glöckle, S. 131. 287 EMMERLING, Der Literat Ferdinand Glöckle, S. 132. In einem Brief vom 15. Januar, der ebenfalls an Wilhelm Grimm gerichtet ist, schrieb Görres: Glöckle ist von Geburt ein Schwein, und von Erziehung ein Bruder Lüderlich und Sauffaus, weswegen man sich nicht wundern darf, wenn er voll des süßen Weines ein u für ein x gelesen. Ebd. 288 Ebd., S. 132f. 289 Ebd., S. 131.
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rung war. Mit dieser Ansicht stand Wilken nicht allein da, sondern „allgemein war damals die Meinung am Rein, daß Glöckle in Ingelsheim eine Handschrift des Nibelungenliedes aus dem Vatican mitgenommen und an Hundeshagen verkauft habe .290 Aufgrund dessen meldete Wilken Besitzansprüche der Heidelberger Universitätsbibliothek an, die noch zusätzlich dadurch gestützt wurden, dass sich die vage Mutmaßung hielt, es sei einst eine Nibelungen-Handschrift aus der Palatina in der Vatikanischen Bibliothek gewesen, um die auch Wilken wusste: „Ein vollständiges Nibelungenlied, welches unter den pfälzischen (andschriften, wie einige behaupten,291 gewesen seyn soll, findet sich zwar nicht unter den uns zur“ckgegebenen Manuscripten, […] und ob überall ein vollständiges Exemplar desselben, bis zu dem Jahre 1815, in der Bibliotheca Palatina gewesen sey, dies müssen wir bey der gänzlichen Ermangelung einer Spur desselben in den römischen Verzeichnissen so lange im Zweifel lassen, bis dafür bestimmtere Zeugnisse, als die bisher öffentlich bekannten, hervorgebracht werden. 292
Hundeshagen wehrte sich heftig gegen die Ansprüche der Heidelberger Universitätsbibliothek, die mit allen Mitteln versuchte, den NibelungenKodex in ihren Besitz zu bringen, und er berief sich wiederholt darauf, dass er die Handschrift auf legale Weise käuflich erworben habe, was er auch auf zwei Notizzetteln festhielt: Das Glück welches der Universität Heidelberg fast um dieselbe Zeit geworden, den Schatz alter deutscher Schrifften aus der Vatikana zurück zuerhalten, versuchte der Bibliothekar Wilken Vorschläge zu thun machen, worauf dieselbe mich gerichtlich zu befragen Anstalt traff, ob der von mir besessene Codex des Niblungen Lieds der ihr leider gerade fehlende sey, welchen ich verhehle, während sie mir von der andern Seite glänzende Versprechungen machten und von Vergütung sprechen ließ, wenn ich ihr denselben insgeheim als solchen abtretten würde. Ihr ward dafür eine […] Abfertigung, meine Verachtung ihrer schmeichlerischen Anerbietungen, und ich behielt meinen Codex, den sie mir noch zuletzt […] im Tausch gegen anderes geringfügers aus ihren Sachen abzulocken versuchte.293
290 ZEUNE, Ueber Erdkundliches im Nibelungenliede, S. 100. 291 Hier gibt WILKEN in einer Anmerkung ZEUNE an, der sich in der Vorrede zu seiner Ausgabe vom Nibelungenlied im Jahre 1815 diesbezüglich geäußert hatte. 292 Friedrich WILKEN, Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelbergischen Büchersammlungen. Ein Beytrag zur Literärgeschichte vornehmlich des fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts. Nebst einem meist beschreibenden Verzeichniß der im Jahr 1816 von dem Pabst Pius VII. der Universität Heidelberg zurückgegebenen Handschriften, und einigen Schriftproben, Heidelberg 1817. 293 Notizzettel II/11.
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Meine rheinische Handschrifft ist ein […] durch Kauf und Verkauf rechtlich erworbenes Eigenthum des Besitzes, an welches bona fide keine Ansprüche zu machen sind, und mala fide gar nicht von der anderen Seite zu erwarten sind. Mag dieselbe auch einmal unter den Handschrifften der Pfalzgräflichen Bibliothek gewesen seyn, wie kommt die Heidelberger Universität dazu, nach ihrem Gelüste darnach mala fide Ansprüche auf den Codex zu machen? 294
Schließlich gab die Heidelberger Universitätsbibliothek ihre Forderung gegenüber Hundeshagen auf, und wenig später – im Jahre 1820 – verlieh ihm die Universität gleichsam als Wiedergutmachung den Ehrendoktortitel.295 Glöckle, der als Hauptverdächtiger des Handschriftenraubs gegolten hatte, da ihm freier Zugang zur Bibliotheca Vaticana möglich war, versicherte gegenüber ZEUNE, diese Anschuldigung sei nichts weiter als ein Märchen. So zog ZEUNE die vormalige Behauptung bzw. Vermutung zurück, es habe in der Bibliotheca Vaticana eine vollständige Nibelungen-Handschrift gegeben, die mitunter zu dem von Willken eingeleiteten Anspruch der Heidelberger Universitätsbibliothek geführt hatte.296 Dennoch muss die Möglichkeit, dass die Handschrift in der Vaticana war, in Betracht gezogen werden, da sie nicht zweifelsfrei widerlegt werden kann. Zwar weist der Kodex keinerlei Indizien dafür auf, d.h. keine in der Vaticana vorgenommenen Eintragungen, doch könnten diese von Hundeshagen entfernt worden sein. So sind Handschriften, die nachweislich in der vatikanischen Bibliothek waren, meist mit einer sogenannten Capsanummer „auf dem erhaltenen Buchdeckel oder auf dem ersten Blatt des einbandlosen Buchblocks 297 versehen, welche die Transportkiste angibt, in der die Handschrift auf ihrer Reise von Heidelberg nach Rom war. Ebenso wurden „f“r die deutschen B“cher […] in Rom Registrierungssysteme mit Signaturen beziehungsweise einem ‚Numerus currens‘ entworfen , so dass drei- und vierstellige Signaturen „entweder vorne oder hinten auf einem Vorsatzblatt stehen. 298 Die Vorsatzblätter der Handschrift liegen jedoch nur in Kopien Hundeshagens vor, die Originale sind verschollen, vielleicht von Hundeshagen absichtlich vernichtet, um einen etwaigen Vermerk aus der Vaticana zu 294 Notizzettel II/12. 295 HORNUNG, S. 11 und Anm. 15. 296 „Im Jahre 1816 glaubte man noch allgemein das Märchen, daß Glöckle diese Handschrift aus dem Vaticane mitgenommen, (wo es aber nie eine vollständige Handschrift gegeben haben mag) und dieselbe an Hundeshagen verkauft habe. Glöckle s Versicherung gegen mich 1824 in Ingelheim widersprach ebenfalls jenem Märchen. ZEUNE, Nibelungen in Mainz, S. 67. 297 Karin ZIMMERMANN, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg, S. XV. 298 Ebd.
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tilgen. Wie die Handschrift allerdings in die Palatina gelangt sein könnte, ist ungewiss. DEGERINGs Annahme, sie sei „mit der Fuggerschen Bibliothek […] an die (eidelberger Bibliothek durch Vermächtnis “bergegangen ,299 kann nicht gestützt werden, da die Kataloge zu Ulrich Fuggers Büchersammlung keinen entsprechenden Titel verzeichnen. 300 Eine weitere These zur Herkunft der Handschrift findet sich in Hundeshagens Nachlass auf zwei seiner Notizzettel: Der rheinische Codex soll aus der Dalbergischen Bibliothek zu Worms, welche später nach Hernsheim, dem Hauptstammsitz der Edlen von Dalberg, dann über Maynz nach Höchst am Mayn gebracht, und endlich vor einigen Jahren gänzlich verkauft und zerstreut worden.301 Dasselbe rührt ursprünglich aus dem Nachlaß des Johann von Dalberg her, und gehörte wohl zu der Bibliothek desselben zu Ladenburg, und der Büchersammlung welche im Jahr 1815 zu Höchst am Mayn an einen Juden nach Frankfurt a/m. nach dem Gewicht verkauft wurde, woher ich auch das Heldenbuch und die Frankf. Gelehrten so manche seltene erste Drucke deutscher Dichter erhalten.302
Diese Spur soll im folgenden Kapitel nachverfolgt werden.
3.3. Die Dalbergsche Bibliothek Johannes Camerarius von Dalberg, aus einer mittelrheinischen Adelsfamilie 1455 in Oppenheim geboren, war in den Jahren 1482 bis zu seinem frühen Tod 1503 Bischof von Worms, zeitweilig Kanzler der Pfalz sowie der Universität Heidelberg303 und einer der größten deutschen Förderer des Frühhumanismus. Während seines Studiums im italienischen Pavia (1472–1475) hatte er neben den beiden dem Humanismus verbundenen Brüdern Johann und Dietrich von Plieningen auch den mit ihnen befreundeten „bedeutendsten nordeuropäischen Humanisten des 15. Jahrhunderts 304, Rudolf Agricola, kennengelernt. Diesen prominenten Gelehrten konnte er später für kleinere Vorträge an der Heidelber299 DEGERING, Der Nibelungen Not, S. III. 300 Vgl. Paul LEHMANN, Eine Geschichte der alten Fuggerbibliotheken, II. Teil: Quellen und Rekonstruktionen (Studien zur Fuggergeschichte 15), Tübingen 1960. 301 Notizzettel II/4. 302 Notizzettel II/3. 303 Burkhard KEILMANN, Johann von Dalberg und das Bistum Worms, in: Der Wormser Bischof Johann von Dalberg (1482–1503) und seine Zeit, hrsg. von Gerold BÖNNEN und Burkhard KEILMANN (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 117), Mainz 2005, S. 1–39, hier S. 7. 304 Peter WALTER, „)nter nostrae tempestatis Pontifices facile doctissimus . Der Wormser Bischof Johannes von Dalberg und der Humanismus, in: Der Wormser Bischof (vgl. Anm. 303) , S. 89–152, hier S. 95.
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ger Universität gewinnen und von ihm die griechische Sprache erlernen.305 Außer Agricola versammelte Dalberg noch viele weitere einflussreiche Frühhumanisten um sich. Konrad Celtis etwa, dessen Mäzen er war, und der die von Dalberg initiierte Gründung einer Heidelberger ‚Sodalität‘ humanistischer Gesinnungsgenossen nach italienischem Vorbild unterstützte.306 Daneben zählten zu diesem auserwählten Kreis, der regelmäßig zusammenkam, Jakob Wimpfeling, Johannes Trithemius von Sponheim und Johannes Reuchlin,307 der vor allem für seine glänzenden Hebräischkenntnisse bekannt war.308 Dalbergs Heidelberger Residenz, der Münzhof, den er aufgrund seines Amtes als kurpfälzischer Kanzler bezogen hatte und wo er mehr Zeit verbrachte als an seinem Bischofssitz in Worms, diente als Treffpunkt.309 Hier wurden auch humanistische Privatvorlesungen für Studenten abgehalten, da die Heidelberger Universität der neuen Geistesströmung noch weitestgehend ablehnend gegenüberstand.310 Welch herausragende Rolle Dalberg für den Humanismus gespielt hat – er galt unter anderem als princeps nicht nur der Heidelberger, sondern auch der ‚gesamtgermanischen‘ Sodalität311 – lässt sich mehreren an ihn gerichteten Widmungen von Werken bekannter Humanisten, wie etwa Sebastian Brant, entnehmen.312 Ebenso zeugt davon ein Brief des Johannes Vigilius, Mitglied der Sodalitas und Professor der Rechts305 1484 zog Agricola nach Heidelberg in Dalbergs Residenz. Vgl. Martina BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gönnerforschung des Spätmittelalters (Hermaea, Neue Folge 68), Tübingen 1992, S. 146f. 306 „Die Sodalitas ist eher als ein lockerer Zusammenschluß von humanistischen Gelehrten und Sympathisanten zu betrachten, die sich um eine Kerngruppe mit Celtis als Mittelpunkt scharte, welcher ‚einen jeden, der mit ihm bez“glich literarischer Fraugen Kontakt pflegte, an ihn Briefe oder Gedichte richtete, als Sodalis‘ betrachtete. Ebd., S. 103. 307 Zu Dalberg und seiner Verbindung zur Heidelberger Sodalitas: Hermann WIEGAND, Phoebea sodalitas nostra. Die Sodalitas litteraria Rhenana – Probleme, Fakten und Plausibilitäten, in: Der polnische Humanismus und die europäischen Sodalitäten. Akten des polnisch-deutschen Symposions vom 15.–19. Mai 1996 im Collegium Maius der Universität Krakau, hrsg. von Stephan FÜSSEL und Jan P)ROŻYŃSK) (Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance- und Humanistenforschung 12), Wiesbaden 1997, S. 187–209. 308 Ebd., S. 112. 309 BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert, S. 32 und 52. 310 Karl MORNEWEG, Johann von Dalberg, ein deutscher Humanist und Bischof, Heidelberg 1887, S. 346f. 311 WALTER, „)nter nostrae tempestatis Pontifices facile doctissimus , S. . 312 BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert, S. 52.
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wissenschaften an der Heidelberger Universität, an Celtis anlässlich Dalbergs Niederlegung des pfälzischen Kanzleramtes und dem damit zu befürchtenden Wegzug Dalbergs aus Heidelberg: „)ch f“rchte sehr, daß wir nächster Tage unseren Bischof von Worms verlieren. Was dann, wenn es geschieht? Weh‘ uns Gelehrten, uns Philosophen! Seine Sachen stehen nämlich so, daß er wohl genöthigt ist, anderswohin zu gehen und auf eine Rückkehr ist nicht zu hoffen. Möge Gott alles zum Guten wenden, besonders für die (umanisten! .313
Der Wunsch Vigilius wurde erfüllt, und Dalberg blieb den Humanisten in Heidelberg erhalten. So konnten sie in Dalbergs Zweit-Residenz zu Ladenburg am Neckar, nordwestlich von Heidelberg gelegen, auch weiterhin dessen berühmte Bibliothek nutzen, die sich vor allem durch eine enormen Anzahl lateinischer, griechischer und hebräischer Werke auszeichnete. Reuchlin fand hier ein stattliches Repertoire an hebräischen Bänden vor und pries die Büchersammlung als einen einzig in seiner Art dastehenden Schatz Deutschlands.314 Dalbergs Bibliothek übertraf im Jahr 1494 sogar die Heidelberger Universitätsbibliothek sowohl an Quantität als auch an Qualität des Bestands.315 Viele der bekannten griechischen und lateinischen antiken Klassiker ließ er ins Deutsche übersetzen, eine damals durchaus noch seltene Praxis, die durch Dalberg den „geschichtlich nachhaltigsten Anstoß erfuhr.316 Auch bereits vorhandene Verdeutschungen mittelalterlicher Literatur, die sich mit dem antiken Sagenkreis beschäftigt, gehörten in sein Sammelrepertoire: So besaß er das Buch von Troja des Guido de Columnis in einer Übersetzung des Hans Mair von Nördlingen und die deutsche Alexander-Dichtung Cronica Allexandri des grossen kunigs von Meister Wichwolt (früher Babiloth), beide Werke in einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert vereint.317 An mittelalterlichen deutschen Dichtungen sind aus Dalbergs Bibliothek noch folgende Texte nachweisbar:318 Der Schwanritter des Konrad von Würzburg, die beiden Mären Der Schüler von Paris und Die zwei Maler, die Dietrichepen Laurin und Der Rosengarten zu Worms (enthalten in Ms. germ. quart 2, Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt
313 MORNEWEG, Johann von Dalberg, S. 231. 314 Ebd., S. 233. 315 „[…] sei es nun an Seltenheiten, an guten (andschriften, an Kostbarkeit der einzelnen Werke, sei es an Bändezahl, gediegener Auswahl, Vollständigkeit auf einzelnen Gebieten, etc. Ebd., S. 239. 316 WALTER, „)nter nostrae tempestatis Pontifices facile doctissimus , S. . 317 Die aus dem oberdeutschen Raum stammende Handschrift befindet sich nun in London, University College, unter der Signatur Ms. Germ. 7. 318 Vgl. WALTER, „)nter nostrae tempestatis Pontifices facile doctissimus , S. f.
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am Main319) sowie mehrere Werke Hermanns von Sachsenheim, nämlich Die Mörin, Das Schleiertüchlein, Der goldene Tempel und Jesus der Arzt (Additional ms. 10010, Britisches Museum320). Wenn man davon ausgeht, dass sich Dalberg die beiden Handschriften nicht nur wegen der jeweils enthaltenen deutschen Cato-Bearbeitung zugelegt hat, so könnte man ihm ein Interesse für traditionelle mittelhochdeutsche Dichtung, auf die auch Hermann von Sachsenheim in seinen Werken immer wieder Bezug nimmt, unterstellen. Dass ein solches Interesse nicht in Opposition zu Dalbergs humanistischer Gelehrtheit stehen musste und allgemein für das Spätmittelalter nicht ungewöhnlich war, hat BACKES am Beispiel der Heidelberger Fürstenhöfe gezeigt: „Offensichtlich wurde alles gelesen, was unterhaltsam war oder lebenspraktische Orientierung versprach, seien es die Bearbeitungen alter chansons de geste, moderne französische Prosaromanübersetzungen oder humanistische Novellen und Traktate, ein Nebeneinander von alter und neuer Literatur, das schließlich nicht nur für die adligen Laien in Heidelberg, Rottenburg, Stuttgart und Urach oder an den italienischen Renaissancehöfen gilt, sondern sich sogar in der Bibliothek eines Gelehrten wie des kurpfälzischen Kanzlers Johann von Dalberg findet, der neben lateinischen, griechischen und hebräischen Büchern auch eine Reihe älterer deutscher Dichtungen, u.a. mehrere Heldenepen besaß, schwerlich nur aus ‚antiquarischem‘ )nteresse. 321
Einen Bibliothekskatalog, der Auskunft über den Gesamtbestand erteilen könnte, scheint es nicht gegeben zu haben, jedoch hatte Dalberg „selbst jeden Buchtitel seiner Bibliothek im Gedächtniß ,322 was – falls es stimmen würde – eine äußerst erstaunliche Leistung gewesen wäre. Einen Bibliothekar aber gab es: Johannes Vigilius, der treue Anhänger der Heidelberger Sodalitas, stellte sich für diese Aufgabe zeitweilig zur Verfügung und kümmerte sich um die Ausleihgeschäfte und um den An-
319 Die Handschrift enthält außerdem noch einen deutschen Cato und bietet mit dem Schwanritter und der Märe Die zwei Maler gleich zwei unikal überlieferte Texte. Auch der Rosengarten „liegt in einer unikal bezeugten Redaktion vor, die den Versuch unternimmt, die Versionen A und D durch Mischung zu konsolidieren . Ghislaine GRIMM, Heldendichtung im Spätmittelalter. Überlieferungsgeschichtliche Studien zu den skriptographischen, typographischen und ikonographischen Erscheinungsformen des ‚Rosengarten zu Worms‘ (Imagines Medii Aevi, Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung 22), Wiesbaden 2009, S. 58. 320 Die Handschrift aus dem 15. Jahrhundert enthält ebenso eine deutsche Cato-Bearbeitung und ist vor allem aufgrund der unikalen Überlieferung Hermanns von Sachsenheim Jesus der Arzt von Bedeutung. 321 BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert, S. 188f. 322 MORNEWEG, Johann von Dalberg, S. 239.
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kauf von Bänden.323 Als dieser ab dem Jahre 1496 die Verwaltung der Klosterbibliothek Lorsch antrat, übernahm Reuchlin das Amt.324 Um den Bestand seiner Bibliothek stetig zu vermehren, kaufte Dalberg Inkunabeln und Handschriften in Italien, dem Heimatland des Humanismus, als auch in Deutschland, so etwa bevorzugt auf der Frankfurter Messe,325 und ließ sich auch zahlreiche Abschriften aus verschiedenen anderen Bibliotheken erstellen.326 Dalbergs so entstandene reichhaltige Büchersammlung wurde nach seinem Tod allmählich in alle Winde zerstreut.327 Schon 20 Jahre nach seinem Ableben befand sich die Bibliothek in einem äußerst schlechten Zustand. 1529 ist wohl ein Teil des Bestandes in Herrnsheim untergebracht worden, während die Ladenburger Bibliothek aber noch bis mindestens zur Mitte des 16. Jahrhunderts weiterbestand. Für die Zeit danach gibt es unterschiedliche Thesen zum Verbleib der Dalbergschen Bibliothek: Nach einer von mehreren Quelle soll sie 1622 im Heidelberger Collegium Sapientiae gewesen und einem Brand zum Opfer gefallen sein. Nach einem anderen Bericht ist die Bibliothek Dalbergs in die Palatina übergegangen,328 und nach einer dritten Quelle schließlich ist sie bis 1810 in Ladenburg geblieben und dann vom badischen Staat nach ihrem Gewicht verkauft worden.329 Fakt ist, dass der Handschriftensammler Georg Kloss im 19. Jahrhundert einige Bände aus der ehemals Dalbergschen Bibliothek erwerben konnte, darunter die oben genannte Handschrift Ms. germ. qu. 2, welche u.a. die Texte des kleinen (L5) und großen Rosengarten (R7) enthält.330 Der um 1370/80 vermutlich in Worms entstandene Kodex in rheinfränkischem Schreibdialekt331 umfasst nur 60 Blätter, daher ist 323 324 325 326 327 328
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Ebd., S. 236. Ebd., S. 234. WALTER, „)nter nostrae tempestatis Pontifices facile doctissimus , S. . Vgl. Paul LEHMANN, Johannes Sichardus und die von ihm benutzten Bibliotheken und Handschriften (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 4,1), München 1911. Zum Verbleib der Dalbergschen Bibliothek vgl. ebd., S. 125–129. WILKEN, Geschichte der Bildung: „Auch diese Bibliothek des Bischoffs von Worms, wenn gleich nicht zuerst in Heidelberg, sondern in dem zwey Stunden entfernten Ladenburg aufgestellt, war den Gelehrten unsrer Universität geöffnet; und späterhin wurde sie mit einer der Heidelberger Bibliotheken vereinigt, wir wissen freylich nicht, ob mit der Bibliothek der heil. Geistkirche oder der Churfürstlichen, wie denn überhaupt über diese Vereinigung keine authentische Nachricht vorhanden ist. S. f. GÖTTING/LEPPLA, Geschichte der Nassauischen Landesbibliothek, S. 62. Dazu Ulrich-Dieter OPPITZ, Georg Kloss und seine Handschriftensammlung, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 22 (1997), S. 1–47, hier S. 37. Der Vorbesitzer Dalbergs ist unbekannt, es gibt lediglich spärliche Hinweise in Form von Federproben und Eintragungen einer Hand des 14. oder 15. Jahrhun-
„zu vermuten, dass die (andschrift urspr“nglich umfangreicher war und vor dem die Textsammlung eröffnenden ‚Schwanritter‘ Konrads von Würzburg weitere St“cke enthielt .332 Der Rosengarten nimmt mit 32 Blättern mehr als die Hälfte der Handschrift ein und „liegt in einer unikal bezeugten Redaktion vor, die den Versuch unternimmt, die Versionen A und D durch Mischung zu konsolidieren .333 Der als Mischredaktion C bezeichnete Text diente Wilhelm Grimm als Grundlage für seine 1836 erschienene Ausgabe des Rosengarte.334 Für eine Entstehung des Textes in Worms – und damit auch der Handschrift – spricht „besonders die Tatsache, dass das sogenannte Fergenabenteuer, die Auseinandersetzung der Berner mit einem Fährmann am Rhein bei Worms, besonders ausgestaltet ist .335 Dass die Handschrift aus dem Besitz Dalbergs stamme, vermerkte Kloss in einem Eintrag, der auch Auskunft über das Schicksal der Dalbergschen Bibliothek gibt: „Diese (andschrift wurde unter den B“chern der ehemaligen Bibliothek des Bischofs Johann von Dalberg zu Worms zerrissen und ohne Einband vorgefunden. Herr Dr. nachmals Bürgermeister Thomas, Herr Dr. Römer und ich waren Zeugen der Vernichtung dieser wertvollen Bibliothek, welche z. B. noch aus 1700 Folianten bestand. Die Handschrift war zuerst Eigentum des Herrn Dr. jetzt Landamtschreibers Römer, welcher sie mir um abtrat […]. 336
All diesen diskrepanten Angaben zum Verbleib der Bibliothek Dalbergs stehen wiederum Hundeshagens Aussagen in den Notizzetteln gegenüber, wonach der Bücherbestand von Herrnsheim nach Mainz, dann nach Höchst am Main und letztendlich 1815 nach Frankfurt zum Verkauf gelangte. Dieser Hergang kann sich aber nicht auf die Bibliothek des Johann Dalberg beziehen, sondern trifft genau auf die Dalbergsche Familienbibliothek zu, in die der Bischof allenfalls vereinzelte Bände einspeiste und welche laut Kloss zunächst aufgrund des Bombarde-
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derts. Am Ende der Handschrift und auf den Text des Rosengartens folgend (fol. 59v) finden sich Ausgabenotizen über Lohn und Tuch, was auf eine Entstehung im Kreis von bürgerlichen Kaufleuten hinweist, vgl. Ghislaine GRIMM, Heldendichtung im Spätmittelalter, S. 60–62. Ebd., S. 56f. Ebd., S. 58. „[…] der Text, wie ihn eine vordem in Frankfurt a. M. im Besitze des (n. D. Römer, späterhin des Hn. D. Kloß, befindliche, jetzt wahrscheinlich nach England verkaufte Papierhandschrift enthält; und welchen ich hier zuerst bekannt mache. Wilhelm GRIMM (Hrsg.), Der Rosengarte, Göttingen 1836, S. II. Ghislaine GRIMM, Heldendichtung im Spätmittelalter, S. . „Den Anstoß zur in der Handschrift […] vorliegenden Redaktion des ‚Rosengarten‘ wird das )nteresse des Auftraggebers an Lokalgeschichte und damit auch Lokal-Geschichten gegeben haben. In diesem Sinn wird der Text hier zur Wormser Lokalsage. Ebd. OPPITZ, Georg Kloss und seine Handschriftensammlung, S. 3.
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ments337 von Mainz nach Höchst gebracht worden war, dort in einer Scheune Aufbewahrung fand und später als Makulatur nach Frankfurt verkauft wurde.338 Interessant ist, dass Hundeshagen in seinem Notizzettel angibt, er habe bei jenem Juden in Frankfurt, der wohl ein Händler für Inkunabeln und Handschriften war, auch das Heldenbuch erworben. Mit Heldenbuch oder Heldengedicht bezeichnete er des Öfteren seine noch vor dem Nibelungenlied entdeckte Handschrift Alpharts Tod.339
3.4. Hundeshagens ‚erstentdeckte‘ Handschrift Alpharts Tod Hundeshagens Fund von Alpharts Tod war schon im Jahr 1810 publik geworden. Kurz nach Auffindung der Handschrift hatte Hundeshagen allerdings nicht ihre Provienz als ‚von einem Frankfurter Juden‘ angegeben wie in seinem Notizzettel, sondern in den öffentlichen Bekanntmachungen stand Folgendes zu lesen: „Hr. Bernhard Hundeshagen […] entdeckte unlängst auch dieses treffliche poetische Denkmahl jener großen Zeit, als ein köstliches, lange unbewußt besessenes Erbstück ,340 und zwar habe er es „am Todestage Johannes von M“llers in einem alten Schranke seiner Familie gefunden .341 Johann von Müller war, wie bereits erwähnt, Hundeshagens Gönner seit den frühen Jahren und f“r ihn vor allem „in materieller Beziehung […] von der grössten Bedeutung .342 Er verhalf Hundeshagen bei der Herausgabe seiner Werke, die aufgrund ihres Inhalts einen „nur verhältnismässig kleine[n] Kreis von Lesern finden w“rde[n] und damit auf Subskription gedruckt wurden, zu zahlreichen Abnehmern. Aufgrund Müllers guter Kontakte zu bedeutenden Persönlichkeiten enthielten die Vorbestellungslisten eine „verhältnismässig grosse Anzahl von subscribierenden Fürsten, Prinzen und Staatsmännern .343 Mit dem 337 Mainz wurde 1793 im Zuge der Französischen Revolutionskriege bombardiert. 338 LEHMANN, Johannes Sichardus und die von ihm benutzten Bibliotheken und Handschriften, S. 128f. 339 Hundeshagen bezeichnete Alpharts Tod im Morgenblatt 75, S. 299 als „zu den Dichtungen des Heldenbuchs gehörig , und im Morgenblatt 31, S. 124 schrieb er: „[…] nachdem ich mit dem Heldengedicht; Alpharts Tod, so glücklich gewesen . 340 Friedrich VON DER HAGEN, Berichte aus Deutschland. Alpharts Fahrt auf die Warte. Bruchstück eines von Herrn Hundeshagen neu entdeckten, zu dem Heldenbuch und den Nibelungen gehörigen Gedichtes, in: Vaterländisches Museum, Band 1, hrsg. von Friedrich PERTHES, Hamburg 1810, S. 216–229, hier S. 216. 341 Ludwig DENECKE, Bernhard Hundeshagen und Jacob Grimm, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 95 (1990), S. 197–206, hier S. 198. 342 NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. 15. 343 Ebd., S. 15.
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Tod Müllers verlor Hundeshagen nicht nur seinen größten Förderer, auch waren alle weiter geplanten Publikationen in Gefahr. Diesem materiellen Verlust ging noch der ideelle einher, denn wie Hundeshagen hatte sich Müller für mittelalterliche Kunst begeistert, hier speziell für die Dichtungen. Sein Hauptinteresse galt dem Nibelungenlied. Der bekannte Schweizer Geschichtsschreiber beschäftigte sich vor allem mit dem historischen Hintergrund des Nibelungenliedes und rezensierte dessen allererste Gesamtausgabe von Christoph Heinrich MÜLLER. Dort bekräftigte er die damals gegenwärtige These über die Analogie des Liedes zur griechischen Ilias Homers und forderte parallel zur homerischen eine eigene Nibelungen-Philologie.344 Nur durch eine solche sei die Voraussetzung für die dem Werk zu Recht zukommende Geltung als Nationalepos gewährleistet: „Dieses vortrefliche Gedicht, auf welches die Nation stolz thun darf, wird nie so allgemein bekannt werden, als es verdient, wenn ihm nicht gelehrte Hände den Dienst leisten, welchen Homer von denen empfieng, die ihn zuerst allen Griechen zum Lieblingsbuch machten. 345
„Der Nibelungen Lied könnte die teutsche )lias werden , schrieb Johann von MÜLLER 1786, wenn seine dargelegte Forderung erfüllt würde.346 Diesem berühmt gewordenen Vergleich von Nibelungenlied und Ilias wurde später auch Alpharts Tod hinzugesetzt, denn das Gedicht „verherrlicht seinen Helden […] wie die einzelnen Rhapsodien der Ilias und der Nibelungen , behauptete Friedrich VON DER HAGEN in der ersten Bekanntgabe über Hundeshagens Fund.347 Die zeitgenössische Literatur nannte, dem Vorbild VON DER HAGENs folgend, den Alphart und das Nibelungenlied in einem Atemzug: „Das Gl“ck hat sich g“nstig gezeigt und eine Handschrift auffinden lassen, welche in den grossen Cyklus der altdeutschen Nationaldichtung ein lebendiges Glied wieder aufstellt: das Lied von Alpharts Tod. […] Keins unter allen anderen noch übrigen schliesst sich im Geist so nahe an das Nibe-
344 Otfried EHRISMANN, Nibelungenlied. Epoche – Werk – Wirkung (Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte), 2., neu bearbeitete Auflage, München 2002, S. 171. 345 Johannes MÜLLER, Rezension zu ‚Der Nibelungen Liet. Ein Rittergedicht aus dem XIII. oder XIV. Jahrhundert. Zum erstenmale aus der Handschrift ganz abgedruckt. ‘, in: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter der Aufsicht der königl. Gesellschaft der Wissenschaften, Band 1, Göttingen 1783, S. 353–358, hier S. 354. 346 Johannes MÜLLER, Der Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft, Band 2, Leipzig 1786, S. 121. 347 Friedrich VON DER HAGEN, Alpharts Fahrt auf die Warte, S. 220.
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lungenlied, derselbe Odem, der jenes belebt, weht auch hier, es ist eine Frucht in derselben Sonne gereift, die in jenem geschienen. 348
Selbst im Briefwechsel der beiden Brüder Grimm wird die neu entdeckte Handschrift, die für reichlich Gesprächsstoff sorgte, beschrieben als „ein bisher ganz unbekanntes Gedicht, Alpharts Tod, aus dem altdeutschen Sagenkreise, was, wie es heißt, nach den Nibelungen zuerst zu nennen. Aufgefunden hat es Hundeshagen in Hanau ,349 sogar metrisch sei es „im Versmaß der Nibelungen 350 gestaltet. In diesem Kontext der Parallelsetzung von Nibelungenlied und Alpharts Tod erscheint die Behauptung Hundeshagens, er habe die Handschrift ausgerechnet am Todestag des ‚Nibelungenforschers‘ Johannes MÜLLER, also am 29. Mai 1809, gefunden, in einem fragwürdigen Licht. Diesbezüglich liegt die Vermutung nicht fern, dass er diesen prophetisch anmaßenden Zeitpunkt erfunden hat, um seine Entdeckung noch spektakulärer wirken zu lassen. Auch der angegebene Ort der Auffindung – in einem alten Schrank der Familie – ist nicht allzu glaubhaft. Auf die vom 5. Juli 1810 an Hundeshagen gerichtete briefliche Nachfrage Jacob Grimms, wo dieser die Handschrift gefunden habe, ging das Antwortschreiben überhaupt nicht ein, so dass Grimm enttäuscht zurückschrieb: „Die Auskunft, die Sie mir “ber das Gedicht von Alphart geben, ist freilich sehr unbefriedigend .351 Wahrscheinlich wollte Hundeshagen verschleiern, woher er die Handschrift hatte, wie er auch bei seinem zweiten Fund, dem des Nibelungenliedes, niemals den vermeintlichen Händler bzw. Sammler preisgegeben hat. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Handschriften auf eine nicht ganz legale Weise erworben wurden, wofür auch spricht, dass Hundeshagen beide Kodices unter strengstem Verschluss hielt und nur ganz wenigen Auserwählten eine Einsicht gewährte sowie der Forschung lediglich Abschriften zukommen ließ. 352 Bei der Spurensuche 348 Wilhelm GRIMM in seiner Rezension des von Friedrich VON DER HAGEN herausgegebenen ‚Der (elden Buch‘, das auch ‚Alpharts Tod‘ enthält. Veröffentlicht in ‚Heidelbergische Jahrbücher der Litteratur. Jahrgang V (1812), Band 2, No. 53. S. 833– 843‘. Abgedruckt in: Gustav HINRICHS (Hrsg.), Wilhelm Grimm, Kleinere Schriften, Band 2, Berlin 1882, S. 41–51, hier S. 41. 349 Brief Jacob Grimms an Benecke vom 13. August 1810, abgedruckt bei DENECKE, Bernhard Hundeshagen und Jacob Grimm, S. 198. 350 Brief Arnims an die Brüder Grimm vom 3. September 1810, abgedruckt bei DENECKE, Bernhard Hundeshagen und Jacob Grimm, S. 198. 351 Alle drei Briefe sind abgedruckt bei DENECKE, Bernhard Hundeshagen und Jacob Grimm, S. 200–203. 352 NOLL, Helfrich Bernhard Hundeshagen, S. : „[Die (andschriften] d“rften in den Besitz H. s auf eine Art gekommen sein, welche ihm die Mitteilung des Originals an die kompetenten Forscher bedenklich erscheinen liess. Denn höchst auffallend ist es, dass nicht nur H. selbst die beiden Originalhandschriften unter strengem Ver-
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könnte man lediglich im Falle Alpharts Tod weiterkommen, den Hundeshagen möglicherweise aus derselben Quelle bezog, aus der er später das Nibelungenlied erwarb. Alpharts Tod ist kein eigenständigen Kodex, sondern Faszikel einer Sammelhandschrift. Zwei weitere Faszikel dieser Sammelhandschrift, die vermutlich um die 200 Blätter umfasste und „etwa in der zweiten (älfte des . Jhs. oder um in Teile zerlegt worden war , konnten bereits identifiziert werden. 353 Dabei handelt es sich zum einen um die Nibelungen-Handschrift n (Handschrift 4257 der Darmstädter Landes- und Hochschulbibliothek), zum anderen um Johanns von Würzburg Wilhelm von Österreich (Handschrift 4314, ebenfalls Darmstadt), welche in dieser Reihenfolge Alpharts Tod folgten. Noch nicht gefunden wurden der Text bzw. die Texte, die dem Faszikel des Alphart vorangingen. Es könnte sich, wenn man die Anlage der Handschrift als ‚(eldenbuch‘ betrachtet, um Ortnit/Wolfdietrich D und Rosengarten D354 oder die beiden historischen Dietrichepen Dietrichs Flucht und die Rabenschlacht handeln.355 Beide Faszikel stammen aus der in die Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt eingegangenen Fideikommisbibliothek der Freiherren von Closen-Günderrode aus Höchst an der Nidder, wo zuerst das Nibelungenlied n im Jahr 1975 von Jürgen VORDERSTEMANN während der Katalogisierung des Darmstädter Altbestandes entdeckt wurde.356 Zehn Jahre später erst folgte der Fund des Wilhelm von Österreich, der direkt neben dem Nibelungenlied gestanden hatte.357 Die ClosenGünderrodesche Bibliothek kann einen recht stattlichen Bestand von
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schluss gehalten zu haben scheint, sondern auch der spätere Besitzer, van Emden in Bonn, die Nibelungenhandschrift – und wohl auch die von Alpharts Tod – nur sehr selten und gegen hohe Bezahlung einzelne Bevorzugte unter lächerlichen Feierlichkeiten sehen, nie aber abschreiben liess, so dass noch Martin im Jahre 1865 bei Herausgabe des Heldenbuchs auf die in der Berliner Bibliothek befindliche einzige Abschrift H.s, die dieser im Jahre 1810 von der Hagen überlassen hatte, angewiesen war. Kurt Hans STAUB, Birgitt WEIMANN-HILBERG, Johann von Würzburg (II), Wilhelm von Österreich. Ein neu aufgefundener Textzeuge in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, in: Miscellanea Neerlandica, Opstellen voor Dr. Jan DESCHAMPS ter gelegenheid van zijn zeventigste verjaardag, onder redactie van Elly COCKX-INDESTEGE en Frans HENDRICKX, Band 1, Leuven 1987, S. 263–271, hier S. 263 und 268. Gisela KORNRUMPF, Strophik im Zeitalter der Prosa: Deutsche Heldendichtung im ausgehenden Mittelalter, in: Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, hrsg. von Ludger GRENZMANN/ Karl STACKMANN (Germanistische Symposien. Berichtsbände 5), Stuttgart 1984, S. 316–340, hier S. 334f., Anm. 7. Elisabeth LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik. Untersuchungen zu ‚Dietrichs Flucht‘, ‚Rabenschlacht‘, ‚Alpharts Tod‘ (Texte und Studien zur mittelhochdeutschen Heldenepik 5), Berlin/New York 2010, S. 96. VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. IX. STAUB, Johann von Würzburg (II), Wilhelm von Österreich, S. 264.
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16.000 Bänden verzeichnen und geht vor allem auf Johann Maximilian von Günderrode zurück,358 der sich als wohlhabender Frankfurter Patrizier im 18. Jahrhundert eine große Büchersammlung leisten konnte. Seine Sammelleidenschaft umfasste hauptsächlich „seltene und kostbare Werke aus dem Gebiete des Rechts und der Staatswissenschaft , da er als Jurist tätig war, daneben aber auch historische Literatur mit dem Schwerpunkt regionale, hessische Landesgeschichte, außerdem verschiedene „Klassiker-Ausgaben des XVI. Jahrhunderts sowie „die französische Literatur des XV)). und XV))). Jahrhunderts .359 Als er 1766 das Gut Höchst erworben hatte, ließ er für seine umfangreiche Bibliothek einen Seitenflügel am Schloss anbauen, in dessen Obergeschoss er seine Bücher unterbringen konnte. Obgleich er das Ideal einer öffentlichen Bibliothek stets vor Augen hatte, scheiterte es „an dem abgelegenen Orte , so dass Johann Maximilians Sammlung, die bei seinem Tod 1784 an die 18.000 Bände zählte, über eine Privat- bzw. Familienbibliothek nicht hinauswuchs.360 Die Bibliothek ging zusammen mit dem Gut Höchst an seinen ältesten Sohn Philipp Maximilian als stattliches Erbe über, der mit seinem Vater die literarischen Neigungen teilte und die Sammlung noch weiter vergrößerte.361 Nach dessen Tod wiederum fiel beides Philipp Maximilians Sohn aus zweiter Ehe, Eduard von Günderrode, zu. Dieser verstarb allerdings 1876 kinderlos, so dass sein Erbe an den Urenkel von Philipp Maximilians Bruder Hektor Wilhelm ging, den Freiherrn Hektor von Closen-Günderrode, welcher „als letzter G“nderrode vom Stamm Johann Maximilians 362 die Linie beendete. Die nunmehr ‚Closen-G“nderrodesche‘ genannte Bibliothek war zunächst von 1922 bis 1924 als Leihgabe in die Darmstädter Bibliothek gekommen, bevor sie dort 1958 endgültig erworben werden konnte und gesondert 358 VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XIV. 359 Rudolf JUNG, Zur Geschichte der Familie von Günderrode, in: Alt-Frankfurt. Vierteljahrschrift für seine Geschichte und Kunst 5, Frankfurt 1913, S. 65–77 und 107– 114, hier S. 72f. 360 Ebd., S. 73: „ ließ er […] im ‚(anauischen Magazin‘ die Oeffentlichkeit auf seine Bibliothek aufmerksam machen und zu ihrer Benutzung auffordern, eine Einladung, die keine große Benutzung zur Folge haben konnte, da nach außerhalb keine B“cher verliehen werden durften. […] der Gr“nder und erste Besitzer ist zweifellos der eifrigste Benutzer gewesen. 361 Ebd., S. 74: Philipp Maximilian Günderrode war auch selbst literarisch tätig und veröffentlichte neben verschiedenen kleineren lyrischen Werken auch „eine Dichtung ‚in dem Don Quixotischen Geschmack‘, die in sieben Büchern das Leben eines Mannes schilderte, ‚den warmes Blut, Erziehung, Weib, Roman zum Schwärmer machten, den Mißgeschick und eigner Mut, noch mehr sein Freund zurück vom Irrweg brachten‘. Dieses in Dessau erschienene Gedicht ‚(olm genannt Salomo‘ hat die Kritik mit Schweigen übergangen; er ist mit anderen Früchten seiner Muse nicht mehr an die Öffentlichkeit getreten . 362 Ebd., S. 77.
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aufgestellt wurde.363 Außer den beiden Faszikeln enthält die ClosenGünderrodesche Bibliothek nur noch eine einzige Handschrift, und zwar die spätmittelalterliche Histori von dem grossen Alexander des Johann Hartlieb (Handschrift 4256). Diese mit 24 Federzeichnungen364 illustrierte Handschrift ist 1461 in Augsburg entstanden und enthält einen Bilderzyklus, der ursprünglich von Hektor Mülich entworfen worden war.365 Die Überlieferung der „erfolgreichsten aller mittelalterlichen deutschen Alexanderdichtungen 366 ist in Augsburg auffällig groß, gleich vier von 19 Textzeugen lassen sich dorthin verorten,367 was mitunter daran liegt, dass die Stadt eines der wichtigsten Zentren des Frühhumanismus war und „(artliebs Text sicherlich von der breiten Bildungsbewegung im Gefolge des (umanismus profitierte .368 Die Darmstädter Handschrift könnte – wie zwei der anderen Augsburger Hartlieb-Textzeugen – in einer „werkstattähnlichen Produktion gefertigt worden sein,369 vermutlich im „Umkreis der Br“der Völckhard und Konrad Landsperger .370 Auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels findet sich das Exlibris eines späteren Besitzers, nämlich des Frankfurter Juristen Johann Carl von Kayb (1684–1760), dessen Tochter einen Günderrode geheiratet 363 VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XIVf. 364 Die (andschrift enthielt urspr“nglich Federzeichnungen, „von denen vier herausgerissen sind . Jürgen VORDERSTEMANN, Johann Hartliebs Alexanderbuch. Eine unbekannte illustrierte Handschrift von 1461 in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (Hs. 4256). Mit Abbildungen und einem neuen Handschriftenverzeichnis (GAG 182), Göppingen 1976, S. 21. 365 Der Bilderzyklus findet sich erstmals in der Fassung des Alexander der Augsburger Brüder Georg und Hektor Mülich von 1455 (Cgm 581) mit 33 Federzeichnungen. Vgl. VORDERSTEMANN, Johann Hartliebs Alexanderbuch, S. 20 und Ewa GOSSART, Johann (artliebs ‚(istori von dem grossen Alexander‘. Zur Rezeption des Werkes am Beispiel der bebilderten Handschriften und Inkunabeln (Studien zur Kunstgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit 6), Korb 2010, S. 36. Dass sich die Mülichs für den Alexanderstoff begeisterten, zeigt sich auch daran, dass Hektor Mülich ebenfalls die Cronica Alexandri des Meister Wicholt besaß (Cgm 342). Vgl. Reinhard PAWIS, Johann (artliebs ‚Alexander‘ (MTU 97), München 1991, S. 43. 366 GOSSART, Johann (artliebs ‚(istori von dem grossen Alexander‘, S. 11. 367 Neben der Darmstädter Handschrift 4256 sind dies noch Mülichs Cgm 581 (datiert 1455), Cgm 338 (Schreiber: Konrad Landsperger, datiert 1461) und Ms. 782 der Pierpont Morgan Library New York (Schreiber: Völkhard Landsberger, datiert um 1460). Vgl. PAWIS, Johann (artliebs ‚Alexander‘, S. 12–14. 368 „)m Vordergrund stand hier […] ein aus dem Kontakt mit humanistischer Bildung erwachsenes, zumeist historisches )nteresse am Text. Ebd., S. 52 und 58. 369 Außer Handschrift 4256 nannte PAWIS noch Cgm 338 (M3) und Ms. 782, S. 44. Auch VORDERSTEMANN (Johann Hartliebs Alexanderbuch, S. 20f.) stellte zu Ms. 782 und Handschrift 4256 Folgendes fest: „Sie sind offensichtlich nicht mehr von einem Amateur für privaten Gebrauch, sondern professionell und arbeitsteilig (Schreiber – Rubrikator – Illustrator – Buchbinder) hergestellt worden. 370 VORDERSTEMANN, Johann Hartliebs Alexanderbuch, S. 15f.
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hat. Kaybs ansehnliche Bibliothek ging nach seinem Tod in die Günderrodesche über, so dass letztere um einen Großteil bereichert wurde. Wie eine Augsburger Handschrift in Kaybs Besitz kommen konnte, lässt sich – folgt man VORDERSTEMANN – anhand der Genealogie klären: Die Vorfahren Kaybs stammten aus dem schwäbischen Ulm und ein Angehöriger der Familie, Johann Kayb, hatte 1564 Jakobine Welser in Antwerpen geheiratet, die mit der gleichnamigen, reichen Augsburger Handelsfamilie verwandt war. Ihr Großvater Jakob II. Welser war 1493 aus Augsburg nach Nürnberg gezogen,371 wo Jakobines Vater (Jakob III. Welser) fünf Jahre später geboren wurde und im Zuge seiner Kaufmannskarriere in die niederländische Handelsmetropole Antwerpen372 zog. Zur Zeit der Entstehung der Handschrift, im Jahr 1461, lebten in Augsburg einflussreiche Mitglieder der patrizischen Welser, die „zu den am frühesten nachweisbaren Augsburger Familien zählen.373 Jakobines Urgroßvater Lukas I. Welser (um 1423/24–1494) war sehr erfolgreich im Handel tätig – wie auch der Rest der Familie – und avancierte dank seiner Geschäftstüchtigkeit zu einem der reichsten Bürger Augsburgs. Sein gleichnamiger Sohn Lukas II. (um 1460–1536) heiratete Ursula Gossembrot, die Enkelin des angesehenen Frühhumanisten und Bibliophilen Sigmund Gossembrot.374 Für die Augsburger Welser ist „eine immense Sammelleidenschaft von Büchern „zwischen dem Augsburger Religionsfrieden und dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges bezeugt.375 Ob diese aber schon 371 Jakob ). Welser ist f“r das Jahr als N“rnberger ‚Neub“rger‘ bezeugt und expandierte dorthin mit einer eigenen Handelsfirma. Vgl. Wolfgang VON STROMER, Welser Augsburg und Welser Nürnberg: Zwei Unternehmen und ihre Standorte, in: Die Welser. Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur des oberdeutschen Handelshauses, hrsg. von Mark HÄBERLEIN und Johannes BURKHARDT (Colloquia Augustana 16), Berlin 2002, S. 215–222, hier S. 216. 372 „Antwerpen spielte die Schl“sselrolle im (andel Europas allgemein und im Überseehandel Portugals und Spaniens im besonderen. […] Die Welser besaßen seit 1503 eine Faktorei in Antwerpen und beteiligten sich unter anderem am Export von Fertigwaren nach Spanien. Jörg DENZER, Die Welser in Venezuela – Das Scheitern ihrer wirtschaftlichen Ziele, in: Die Welser (vgl. Anm. 371), S. 285–319, hier S. 289. 373 Peter GEFFCKEN, Die Welser und ihr Handel 1246–1496, in: Die Welser (vgl. Anm. 371), S. 27–167, hier S. 32. 374 „)n den er Jahren begann Lukas [).], der seine Mittel vorrangig in den (andel investiert hatte, die Brüder dann rasch zu überflügeln. 1472 steuerte er mehr als sie alle zusammen und war 1475 sogar größter Augsburger Steuerzahler . GEFFCKEN, Die Welser und ihr Handel 1246–1496, S. 104. Lukas II. heiratete 1488 Ursula Gossembrot, die Erbtochter des Kaufmanns und Bürgermeisters Sigmund (III.) Gossembrot. Vgl. ebd., S. 107. 375 Hans-Jörg KÜNAST, Welserbibliotheken. Eine Bestandsaufnahme der Bibliotheken von Anton, Marcus und Paulus Welser, in: Die Welser (vgl. Anm. 371), S. 550–584, hier S. 551.
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zur Zeit der Entstehung der Handschrift bestand, ist unklar, da „f“r das 15. und 16. Jahrhundert Inventare von Welser-Bibliotheken fehlen .376 Dennoch schlussfolgerte VORDERSTEMANN: „Es ist sehr wohl möglich, daß man hier die Auftraggeber für die Anfertigung der illustrierten Handschrift zu suchen hat , denn „schließlich bezeugt die (andschrift (ector Mülichs ein Vorhandensein solcher Neigungen in der reichen Augsburger Kaufmannschaft .377 Wenn man dieser Vermutung folgt, so wäre die Handschrift also im Auftrag der Welser entstanden und könnte über familiäre Beziehungen in die Bibliothek der Günderrodes gekommen sein. Das gilt aber nicht für die anderen beiden Handschriften bzw. Faszikel aus Günderrodeschem Besitz. Sie enthalten weder ein Exlibris noch sonst einen Eintrag, der auf etwaige Vorbesitzer schließen ließe, was im Übrigen ebenfalls für Alpharts Tod als dritten Faszikel gilt. Ob die Günderrodes ursprünglich auch den Alphart besaßen und damit eventuell sogar die komplette Sammelhandschrift, kann nicht geklärt werden. Jedoch „ist denkbar, wenn nicht geradezu wahrscheinlich, daß […] Hundeshagen selbst direkten Verkehr mit der Familie Günderrode hatte und so entweder die (andschrift aus deren Besitz erwarb oder mit den Günderrodes eine gemeinsame Quelle nutzte.378 Diese Quelle könnte, wenn man dem Notizzettel Hundeshagens – der freilich in Widerspruch zu seinen anderen Aussagen steht – Glauben schenken will, jener Frankfurter Jude gewesen sein, der anscheinend Bücher aus der ehemaligen Dalbergschen Bibliothek veräußerte. Auch ohne diese Kenntnis vermuteten VORDERSTEMANN und LIENERT tatsächlich Johann von Dalberg als einen der möglichen Auftraggeber der Sammelhandschrift aufgrund ihrer Datierung und ihres Entstehungsraums.379 Die in rheinfränkischem Schriftdialekt abgefasste Handschrift könnte, wie VORDERSTEMANN annahm, in der Wetterau entstanden sein, „einem Überschneidungsgebiet, in dem osthessisch-thüringische Formen noch präsent sind, aber gleichzeitig die Einflüsse des Frankfurter und Mainzer Raumes sp“rbar werden .380 Die Datierung der Handschrift anhand der Wasserzeichen des verwendeten Papiers ergibt einen Zeitraum zwischen 1470 und 1480, wohingegen ein Zusatz am Ende des Nibelungenliedes n, der zugleich die letzte Strophe bildet, besagt:
376 Ebd., S. 350. 377 VORDERSTEMANN, Johann Hartliebs Alexanderbuch, S. 14. 378 Die Verbindung läuft über Karl Christian Wolfart, der sowohl zu Hundeshagen als auch zu den Günderrodes in Beziehung stand. Vgl. STAUB, Johann von Würzburg (II), Wilhelm von Österreich, S. 269. 379 VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XVII und LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 93. 380 VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XIII.
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Geschreben von Johanin Langen vnd geendet Am samstag in der fasten, am palmobent genenet, Da man zalt noch Crystus gebort, das yst war, Mcccc vnd in dem nun vnd viertzigsten jar. Rectum.381
Zu erklären ist die Divergenz der beiden unterschiedlichen Datenbefunde dadurch, dass der „Schreiber der siebziger Jahre auch das in der Vorlage enthaltene Kolophon mitkopiert hat. 382 Demnach ist Johann Lang der Schreiber der 1449 fertiggestellten Abschrift oder vielleicht sogar Urschrift der Fassung n des Nibelungenliedes, die der Handschrift 4257 als Vorlage gedient hat. Doch wer war eigentlich Johann Lang? Hierfür ist von Bedeutung, dass schriftsprachliche Phänomene des Nibelungenliedes n und des Alphart dafür sprechen, dass beider Vorlagen aus dem oberdeutschen Raum stammen. Vor allem der Text Alpharts Tod wurde einer eingehenden sprachlichen Analyse von ZIMMER unterzogen, in der er zu folgendem Ergebnis kam: „Mit Martins Annahme383 einer bairischen Entstehung des ‚Alphart‘, die von den Literaturgeschichten übernommen worden ist, sind alemannische Formen […] nicht zu vereinbaren. 384 So plädierte er für eine alemannische Vorlage – ungeachtet der bairischen Merkmale. Erst HEINZLE vermutete eine Entstehung im bairisch-schwäbischen Raum, die das Nebeneinander alemannischer und bairischer Formen erklären könnte.385 Für den Text des Nibelungenliedes n lässt sich nach VORDERSTEMANN „Zimmers ausführliche Beschreibung der sprachlichen Eigenheiten von ‚Alpharts
381 Strophe 901 nach der Edition von VORDERSTEMANN, S. 138. 382 Vgl. STAUB, Johann von Würzburg (II), Wilhelm von Österreich, S. 267. 383 Ernst MARTIN ging aufgrund von verschiedenen „dialectischen formen des Alphart davon aus, dass die Vorlage in einem „bairisch-österreichen dialecte verfasst worden war. Ernst MARTIN, Deutsches Heldenbuch. Zweiter Teil: Alpharts Tod, Dietrichs Flucht, Rabenschlacht, Berlin 1866 [Deutsche Neudrucke, hrsg. von Karl STACKMANN u.a., Frankfurt a. M. 1975], S. XXX und XXXIII. 384 ZIMMER nannte hier folgende alemannische Formen: kam, kâmen; die wale, reimendes gân, stân und van. Die schwäbische Diphthongierung wies er in aucht und gauten nach (S. 107). Für eine oberdeutsche Vorlage sprechen nach ZIMMER vereinzelte Diphthongierungen von î S. , „die zahlreichen Reime von –m auf –n, der nach Bedarf wechselnde Gebrauch von ungekürzten und apokopierten Formen bzw. Kurzformen in den Kadenzen von An- und Abvers. […] Oberdeutsch vereinzelt auch md.) ist die Verwendung der Form wâfen, auf die der Zäsurreim mit strâfen 95.2 schließen läßt, während die Handschrift unverschobenes wapen auff“hrt S. . „Die (s. bewahrt nur im Reim Formen von gân und stân; außerdem läßt sich erkennen, daß die 3.Sg.Ind.Prät. zumindest in der Abverskadenz gie gelautet haben muß. Letzteres ist allgemein obd. Der Reimgebrauch von gân, stân hingegen ist speziell bei alem. Dichtern nachzuweisen S. . Uwe ZIMMER, Studien zu ‚Alpharts Tod‘ nebst einem verbesserten Abdruck der (andschrift GAG 67), Göppingen 1972. 385 HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 140.
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Tod‘ […] im großen und ganzen “bertragen .386 Anhand der geographischen Eingrenzung der mutmaßlichen Vorlage und ihrer zeitlichen Fixierung auf das vom Schreiber angegebene Jahr 1449 schloss HEINZLE: „Mit der Möglichkeit einer oberdeutschen (erkunft der Vorlage wird f“r die Identifizierung des Schreibers ein Johann Lang aus Landsberg am Lech interessant, den Sigrid Krämer als Schreiber von Handschriften aus den Jahren , und nachgewiesen hat. 387
Dabei handelt es sich im Einzelnen um die Handschriften Clm 18728 (1442), Hs. 2° Cod. 413 der SStB Augsburg (1462) und Clm 2563 (1468), die HEINZLE folgendermaßen charakterisierte: „Es sind lateinische (ss. geistlichen, juristischen, humanistischen )nhalts. Der Johannes Lang des Clm 18728 nennt sich (Bl. 61r) de landtsperg, d. i. Landsberg am Lech; der des Clm 3563 hatte, wie man aus den Einträgen in der Hs., die ihm gehörte, schließen kann, in Leipzig studiert und war in Augsburg tätig. Da alle drei Hss. nach Augsburg weisen, liegt die Annahme nahe, daß es sich bei den drei Schreibern um ein und dieselbe Person handelt. 388
Obgleich für Lang nur lateinische Handschriften nachweisbar sind, wäre es dennoch vorstellbar, dass er ebenso Kopien deutscher Texte anfertigte, die aufgrund seiner Herkunft als auch seines Tätigkeitsfeldes in Augsburg „in einem bairisch-ostschwäbischen )diom 389 zu erwarten wären. Da sowohl das Nibelungenlied n als auch Alphart noch einen derartigen dialektalen Hintergrund durchscheinen lassen, kann angenommen werden, dass beide auf die 1449 datierte Vorlage von Johann Lang zurückgehen. Damit hätte das Nibelungenlied den Schlussteil einer größeren heldenepischen Sammlung gebildet, die mindestens noch den Alphart beinhaltete und „dann in den siebziger, achtziger Jahren in (essen kopiert wurde .390 Auffallend ist, dass der Text des Nibelungenliedes n abweichend von allen anderen Nibelungen-Handschriften – außer der nahe verwandten, um 1480/90 entstandenen Nibelungen-Bearbeitung k – statt sunewenden abent den Sant Johans abent (283,1) aufweist, an dem die Burgun386 VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XIII. Ebd.: „Bei den Langvokalen steht für a […] vereinzelt au […]. Nhd. Diphthongierungen kommen nicht in nennenswertem Umfang vor . Ebd., S. 157: Vor allem der Namen Gîselher zeigt sich dreimal diphthongiert als geyßeler (111,2), geyßelher (97,4) und geyßher (77,3) und auch heunen für mhd. hiunen (nhd. Hunnen) . Vgl. dazu auch Joachim HEINZLE, Rezension zu den beiden Editionen des Nibelungenlieds n (Göhler und Vorderstemann), in: ZfdA 135 (2006), S. 513f., hier S. 514, Anm. 19. 387 HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 140, Anm. 8. 388 HEINZLE, Rezension, S. 513f. 389 Ebd., S. 514. 390 Ebd.
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den Etzel besuchen,391 und noch einmal an späterer Stelle von sant Johans mynne (438,3) spricht. Vielleicht hat sich Johann Lang hiermit ein Denkmal gesetzt. Genauso denkbar ist es aber, dass diese Stellen erst mit dem Abschreiber von 1470/80 in den Text aufgenommen wurden und eine Reminiszenz an den möglichen Auftraggeber Johann von Dalberg darstellen. Doch inwiefern könnte Dalberg tatsächlich der Auftraggeber der Handschrift gewesen sein, wie gliedert sie sich in sein Sammelrepertoire ein? Betrachtet man die Sammelhandschrift inhaltlich, so präsentiert sie sich mit dem Alphart und dem Nibelungenlied als Heldenbuch, das ursprünglich wohl in der von Johann Lang geschriebenen Version vorlag. Der dritte Text, Johanns von Würzburg Wilhelm von Österreich, „könnte erst in der Abschrift von 1470/1480 aus einer anderen Vorlage dazugekommen sein .392 Dieser späthöfische Roman, dessen zentrale Themen tugende, âventiure und minne sind,393 mag auf den ersten Blick nicht so recht zu den vorangehenden, heldenepischen Texten passen. Cora DIETL charakterisierte Wilhelm von Österreich als ‚Minnerede, Roman und historia‘,394 wobei sich letztere dadurch zeige, „daß Johann historische Fakten und Personen in sein Werk integriert, aber dabei die wahrheitsstiftende Ordnung der historia bricht und das Historische in den Dienst des Fiktiven stellt .395 Gerade die Darmstädter Handschrift 4314 weise „eine Tendenz zur historia auf und lasse auf „ein Verständnis des ‚Wilhelm‘ als historisches Werk schließen. 396 Damit würde sich der Text über die Historie mit den vorausgehenden Heldenepen verbinden.397 Trotz der historischen Färbung des Textes darf aber nicht übersehen werden, dass er ebenso eine Minnerede ist und ein Interesse des Auftraggebers an dieser Gattung nicht grundsätzlich in Abrede gestellt werden kann, sondern vielleicht sogar ein Motiv für die Aufnahme des Werkes in die Sammelhandschrift war. Ein solches Interesse könnte 391 GÖHLER, Eine spätmittelalterliche Fassung des Nibelungenliedes, S. 20. 392 HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. . „Die Kolophonstrophe spricht daf“r, daß das mutmaßliche (eldenbuch mit dem ‚Nibelungenlied‘ endete, der ‚Wilhem von Österreich‘ also erst in (essen dazugekommen ist. HEINZLE, Rezension, S. 514. 393 Johann von Würzburg gibt in seinem Prolog die grobe )nhaltsangabe: „daz minne – und aventr / von mir würde getichtet / und tugende dar in gepflihtet V. 148), Cora DIETL, Minnerede, Roman und historia. Der ‚Wilhelm von Österreich‘ Johanns von Würzburg (Hermea 87), Tübingen 1999, S. 256. 394 Johann von W“rzburg gelang es, „eine Synthese aus Minnerede, selbstbewußt fingiertem Roman und Geschichtsdarstellung oder F“rstenpreis herzustellen . Ebd., S. 355. 395 Ebd., S. 243. 396 Ebd., S. 291. 397 Vgl. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 158, Anm. 71.
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man Dalberg tatsächlich unterstellen, denn mit der Mörin Hermanns von Sachsenheim besaß er eine Minnerede, die sich zudem an zwei Stellen auf den Wilhelm von Österreich bezieht.398 Während also der letzte Teil der Handschrift durchaus in Dalbergs Sammelrepertoire passen würde, stellt sich nun die Frage, ob dasselbe auch für die ersten beiden heldenepischen Teile gilt. Alpharts Tod wird wie Dietrichs Flucht und die Rabenschlacht zur historischen Dietrichepik gezählt. Deren stofflicher Schwerpunkt ist die „nach modernem Verständnis ‚unhistorische‘ Fluchtsage um Dietrich von Bern – die Sagenentsprechung des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen.399 Nach den geschichtlichen Fakten wurde der im 5. Jahrhundert lebende Theoderich, Sohn aus einer gotischen Herrscherdynastie, im kindlichen Alter von acht Jahren von seinem königlichen Onkel Valamer ins oströmische Byzanz gesandt, um dort als Geisel zur Sicherung eines Föderatenvertrages zu fungieren. Nach einem zehnjährigen Aufenthalt am dortigen Kaiserhof kehrte er in die Heimat zurück und wurde nach dem Tod seines Vaters zum Herrscher der Ostgoten. Zugleich besetzte er mehrere oströmische Ämter und brachte es sogar bis zum Adoptivsohn Zenos, des Kaisers von Ostrom. Auf dessen Einverständnis hin zog er mit einer starken Streitmacht nach Italien aus, um das Land von Odoaker, der den letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte, zurückzuerobern. Zu diesem Vorhaben waren mehrere Schlachten notwendig – darunter jene berühmte bei Verona – sowie eine mehrjährige Belagerung Ravennas, wohin Odoaker geflohen war. Nach seiner Niederlage sicherte Odoaker dem siegreichen Theoderich eine mit ihm gemeinsame Herrschaftsteilung vertraglich zu, die letzterer aber vereitelte, indem er den Bündnispartner und gleichzeitigen Konkurrenten eigenhändig tötete. Damit gewann er die Alleinherrschaft über Italien, die jahrzehntelang währte. Diese historischen Fakten sind in die Dietrichsage bzw. -epik eingeflossen, jedoch wurden sie neu geordnet, zum Teil umformuliert und verloren ihren Personenbezug. So wurde in der Sage Dietrichs historischer Gegner Odoaker durch Ermrich ersetzt, der ebenso auf ein historisches Vorbild zurückgeht. Der im 4. Jahrhundert belegte Ermanarich war wie Theoderich ein Gotenkönig, dessen Land allerdings von den Hunnen überrannt wurde. In der Sage werden beide in ein Verwandtschaftsverhältnis gesetzt, wobei der verwandtenfeindliche Onkel Ermrich seinen Neffen Dietrich aus dessen Herrschaftsgebiet Italien ver398 Während die erste Stelle einen nur motivischen Bezug darstellt, nennt die zweite Stelle den Titelhelden namentlich: Es glichet wol dem gros turnay, / Als Wilhelm tett der Osterman (V. 4894f.). Vgl. DIETL, Minnerede, Roman und historia, S. 352. 399 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. .
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treibt. Aus dem Eroberer wird also ein Vertriebener, der Zuflucht in fremden Landen sucht und ein 30-jähriges Exil bei dem Hunnenkönig Etzel auf sich nehmen muss, das vielleicht analog zur Geiselzeit des Theoderich in Byzanz steht. Jenes für die Heldensage spezifische Umstrukturieren historischer Fakten hat LIENERT explizit an der Dietrichepik veranschaulicht: „Dass die Konstellationen der Fluchtsage und -epen die historischen Ereignisse nicht (mehr) abbilden, sondern mittels literarischer Schemata transformieren, entspricht den für Heldenepik gattungstypischen Verfahren der Literarisierung (Erzählen nach traditionellen narrativen Mustern), Personalisierung (aus dem politischen Konflikt Theoderichs mit seinem historischen Gegner wird ein Familienkonflikt mit dem angeblichen Onkel), Synchronisierung des Ungleichzeitigen (Ermanarich ist bereits 375/ 376 umgekommen; mit dem 453 gestorbenen Hunnenkönig Attila ist der um / geborene Theoderich nie zusammengetroffen . 400
HEINZLE bezeichnete – anders als LIENERT – die Verfahren, wie sich Heldenepik historische Fakten zu eigen macht, als Assimilation (Anpassung an traditionelle Erzählschemata und Erzählmuster), Reduktion (die komplizierten geschichtlichen Ereigniszusammenhänge werden auf elementare menschliche Affekte und Konflikte zurückgeführt) und Koordination (zyklischer Zusammenschluss von Sagen eines Kreises zu einer Gesamterzählung). Letztgenanntes Phänomen führte zur Verknüpfung der beiden Sagenkreise um Dietrich und die Nibelungen, und es „entstand – um den Preis grober Anachronismen – das Bild eines geschlossenen Heldenzeitalters .401 Aus dieser „Symbiose […] von Dietrich- und Nibelungentradition entwickelte sich zugleich die Konkurrenz402 bzw. „Rivalität der Sagenkreise 403. Dietrich- und Nibelungenepik sind in erster Linie über den Komplex ‚Dietrichs Exil bei Etzel‘ verbunden, wo bekanntlich der Untergang der Burgunden stattfindet und auch Dietrich daran teilhat. Außerhalb dieses Grundkomplexes wurden vielfache Bezüge hergestellt, die meist auf ein Kräftemessen von Dietrich- und Nibelungenhelden abzielen. So flossen in die beiden historischen Dietrichepen Dietrichs Flucht und die Rabenschlacht zahlreiche nibelungische Figuren ein, die in den Schlachten überwiegend auf der Seite von Dietrichs Gegner Ermrich erscheinen. Genannt werden, wie LIENERT belegt hat, Lüdegast, Lüdeger, Rumolt, Gunther von Reine bzw. Wurms, Gernot, Volker von Alzey, Ortwin 400 401 402 403
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Ebd., S. 28. Joachim HEINZLE, Die Nibelungen. Lied und Sage, Darmstadt 2005, S. 30f. LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. . Michael CURSCHMANN, Zur Wechselwirkung von Literatur und Sage. Das ‚Buch von Kriemhild‘ und Dietrich von Bern, in: PBB , S. –410, hier S. 389.
von Metz, Hagen, Dankwart und Siegfried von Niederlant.404 Eine besondere Hervorhebung erfahren dabei die „ausgesprochen kläglichen Niederlagen Gunthers und Siegfrieds gegen Dietrich; die Gegner kommen eben noch mit dem Leben davon . 405 In einem Zweikampf unterliegt der niederländische Held Siegfried dem kampfestüchtigen Dietrich und muss um Gnade für sein Leben bitten. Auch Gunther und Gernot ergeht es nicht besser, sie erweisen sich sogar als ausgesprochen feige, als sie in der Schlacht von Bologna fliehen und auf diese Weise „den letzten Anstoß f“r Ermrichs und damit die allgemeine Flucht 406 liefern. Die Nibelungen werden also in ein deutlich schlechtes Licht gerückt, sie erleiden eine Abwertung und unterliegen in der direkten Gegenüberstellung mit Dietrich, halten dem Heldenvergleich somit nicht Stand. Die scheinbar überflüssige, da nicht handlungskonstituierende Integration der Nibelungen in die Auseinandersetzung Dietrich-Ermrich hat damit nicht nur eine repräsentative Aufgabe, sondern dient der Herausstellung Dietrichs als ‚Über-(eld‘. Dazu hat LIENERT festgestellt: „Dietrichs Kämpfe gegen Siegfried und die Burgunden in der ‚historischen Dietrichepik‘ sind in die Situation von Exil und R“ckkehrschlachten eingebunden, aber ohne sachliche Notwendigkeit, rein zitathaft: Sie indizieren in der Tat nichts als die bekannte ‚Rivalität der Sagenkreise‘ .407
Während der Wettstreit der beiden Sagenkreise um die Vorrangstellung in den Fluchtepen Dietrichs Flucht und Rabenschlacht sichtbar eingeblendet ist, wird er im Alphart überhaupt nicht thematisiert, und es sind keinerlei Nibelungen-Bezüge vorhanden – soweit man das anhand der erhaltenen Teile erkennen kann. Denn leider ist der Text nur fragmentarisch überliefert, es fehlt immerhin fast ein Drittel des ursprünglichen Umfangs, so dass nur 469 Langzeilenstrophen (in Hildebrandston und Nibelungenstrophen) verblieben sind.408 Konzeptionell ist der Alphart ein sekundär entstandenes Sprossepos zu den beiden Fluchtepen und berichtet von einem „der weniger prominenten Dietrichhelden .409 Die Figur des Alphart erscheint sowohl in Dietrichs Flucht – wo er gleich zweimal in derselben Schlacht von ver404 405 406 407 408
Genaue Angaben der Belegstellen bei LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. . Ebd., S. 175. Ebd. Ebd. „Der ‚Alphart‘-Teil ist sehr lückenhaft. Es fehlen nicht weniger als 14 von ursprünglich 46 Blättern (nämlich die Blätter 1, 18 und 23–34). Das heißt: wir kennen nur gut zwei Drittel des Werks, insgesamt 469 Strophen. Joachim HEINZLE, Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch), Berlin/New York 1999, S. 84. Vgl. auch die Handschriftenbeschreibung bei LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 92. 409 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. .
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schiedenen Gegnern getötet wird und Dietrich darüber eine Klage anstimmt – als auch in der Rabenschlacht.410 In beiden Werken spielt Alphart allerdings nur eine sehr geringe Rolle, er ist nicht mehr als ein Name unter vielen anderen. Ebenso ist eine lediglich namentliche Nennung (wohl sekundär zum Alphart) im aventiurehaften Dietrichepos Rosengarten D, F und P belegt sowie in einer Version der Virginal (V12w in Lienhart Scheubels Heldebuch411) und in der Heldenbuch-Prosa.412 Inhaltlich betrachtet lässt sich der Alphart grob in zwei Teile gliedern.413 Der erste Teil beginnt mit einer Unterwerfungsforderung des Kaisers Ermrich an seinen Neffen Dietrich, dem er unterstellt, er würde sich gegen das römische Reich auflehnen. Diese Forderung, die Ermrich mittels seines Gefolgsmanns Heime, einem einstigen Dietrichhelden, überbringen lässt, kommt einer Fehdeansage gleich. Und tatsächlich beabsichtigt Ermrich einen Angriff auf Dietrichs oberitalienisches Reich, das dazu benötigte Heer mit 80.000 Mann steht schon vor Bern bereit. Dietrich erwidert die Botschaft mittels einer Kriegserklärung, woraufhin sich der junge, unerfahrene Alphart als Späher anbietet, um einen etwaigen Überraschungsangriff rechtzeitig erkennen zu können. Obgleich man den kampfunerprobten Alphart zurückhalten will, reitet er alleine aus der Stadt. Hildebrand folgt ihm, um ihn zurückzuholen, indem er unerkannt gegen ihn kämpft und ihm eine Niederlage bereiten will. Doch Hildebrands erwarteter Sieg bleibt aus, er unterliegt Alphart und muss erfolglos nach Bern heimkehren. Auch gegen den von Ermrich ausgesandten Spähtrupp erweist sich Alphart als siegreich und vermag 73 Männer zu töten. Die acht verbliebenen können indes fliehen und berichten Ermrich von dem Vorfall. Ermrich will daraufhin einen neuen Spähtrupp zusammenstellen, jedoch finden sich keine Freiwilligen, und 410 In der Rabenschlacht wird Alphart im Rahmen der Rückschau erwähnt. Die genauen Belegstellen sind bei LIENERT (Die ‚historische‘ Dietrichepik) angeführt, S. 12. 411 Cod. 15478, Österreichische Nationalbibliothek Wien. Hier wird Alphart als Gast bei Dietrichs Hochzeit mit der Königin Virginal erwähnt (843,4). Vgl. George T. GILLESPIE, A catalogue of persons named in German heroic literature (700–1600). Including named animals and objects and ethnic names, Oxford 1973, S. 5. 412 ZIMMER (Studien zu ‚Alpharts Tod‘) zitierte eine der Belegstellen des Rosengarten S. und ging davon aus, dass es sich „um eine späte Einf“gung handelt, die das Epos von ‚Alpharts Tod‘ zur Voraussetzung hat S. 10). Zur Nennung Alpharts in der Heldenbuch-Prosa vermerkte er: „Auch die wahrscheinlich im . Jahrhundert geschriebene alte Vorrede zum ‚Deutschen (eldenbuch‘ erwähnt den Namen Alphart, doch handelt es sich hier um einen späten Versuch, die bekannten Helden genealogisch zu verkn“pfen S. . Alle Belegstellen finden sich bei GILLESPIE (A catalogue of persons named in German heroic literature), der zudem noch eine zusätzliche in der Virginal (Dietrichs erste Ausfahrt, vgl. Anm. 411) verzeichnete (S. 4f.). 413 Die Strukturierung der Inhaltsangabe orientiert sich an LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 121–123.
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Witege, der aus Dietrichs Lager gewechselt war, wird benannt, um sich der Aufgabe allein zu stellen. Der ebenso zu Ermrich übergelaufene Heime eilt Witege heimlich nach. Als Witege und Alphart zusammentreffen, muss sich ersterer schweren Tadel aufgrund seines Verrats an Dietrich anhören. Dann kommt es zum Zweikampf, wo Alphart den starken Gegner ohnmächtig schlägt, doch von einer Tötung absieht. Heime kommt nun dem wehrlosen Witege zu Hilfe und rät zum Abbruch des Kampfes. Als Alphart allerdings den bezwungenen Widersacher als Gefangenen einfordert, greifen der wieder zur Besinnung gekommene Witege und Heime zusammen den jungen Dietrichhelden an. Alphart bittet nach heftiger Gegenwehr um einen fairen Einzelkampf, der ihm zunächst auch gewährt wird, bis der in Not geratene Witege von Heime Beistand verlangt und beide gemeinsam in Todesangst auf Alphart von vorne und hinten losgehen. Mit der Tötung Alpharts durch Witege endet der erste Teil. Der zweite Teil schildert die Racheschlacht für Alpharts Tod, wozu Hildebrand Hilfstruppen in Breisach einholt. Dank dieser Verstärkung ist der Gegner dermaßen eingeschüchtert, dass Ermrich und sein Heer den Rückzug antreten. Dadurch endet die Schlacht erfolgreich, Dietrichs Vertreibung kann abgewendet werden und somit auch seine Flucht, das Exil und die Rückkehr – Lebensstationen Dietrichs, die bereits in den beiden Fluchtepen dargestellt wurden. Im Gegensatz zu den Fluchtepen bietet der Alphart einen wesentlich breiteren „Sagenhorizont ; so hat LIENERT erstaunlich viele Parallelen sowohl zur Thidrekssaga nachgewiesen – deren direkten Einfluss sie jedoch ausschloss und auf mündliches Sagenwissen als Quelle verwies – als auch zur aventiurehaften Dietrichepik.414 Als Bestandteil der ‚historischen Dietrichepik‘ betrachtet, behandelt der Alphart lediglich die Auseinandersetzung Dietrichs mit seinem verwandtenfeindlichen Onkel Ermrich, welche schon in Dietrichs Flucht thematisiert wurde. Allerdings „bietet ‚Alpharts Tod‘ in erster Linie eine Alternativversion zum Ausbruch des Konflikts zwischen Dietrich und Ermrich 415 und reiht sich mit dieser Neuinszenierung in die Trilogie der historischen Dietrichepen ein. Nicht der Dietrichepik zugehörig, doch erheblich ‚Dietrich-zentriert‘ fügte sich in der einstigen Sammelhandschrift die Fassung n des Nibelungenliedes an Alpharts Tod an. Diese Fassung bzw. Bearbeitung zeichnet sich hauptsächlich dadurch aus, dass sie sich auf den zweiten Teil des Nibelungenliedes konzentriert. Der erste Teil erscheint nur in einer knappen Zusammenfassung von 14 Strophen, wobei auch hier nur die 414 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 415 Ebd., S. 14.
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relevanten Sachverhalte genannt werden, wie sie f“r das „Verständnis der Rachehandlung des zweiten Teils 416 notwendig sind und als Einleitung zum Burgundenuntergang führen: der Königinnenstreit und die daraus resultierende Ermordung Siegfrieds. Hierbei fällt auf, dass beim Wortstreit der Königinnen die Rollen vertauscht sind, das heißt, Brünhild ist es, welche den Disput mit einer Provokation einleitet: ich han myr eynen man, an dem dyeße rych wol sycherlich musten stan (Str. 1,3f.).417 Kriemhild antwortet geradeheraus mit der Enthüllung des Brautnachtbetrugs: Syffert der vil kune dyr din magetum nam (Str. 2,3) und zeigt zum Beweis den Ring, den Siegfried Kriemhild in nämlicher Nacht entwendet hatte. Daraufhin sucht die zutiefst beleidigte Brünhild ihren Gatten Gunther auf, um ihm über den Vorfall zu berichten. Dieser fordert als Vergeltungsmaßnahme sogleich Siegfrieds Tötung, die bei einer Jagd des morges vor dem walde (Str. 6,2) stattfinden solle. Kriemhild jedoch weigert sich, der an sie gerichteten Bitte Gunthers und Hagen nachzukommen, ihnen den Ehemann f“r die Jagd ‚auszuleihen‘ – mit dem Verweis, dass Siegfried sie einst vß engstlicher not / vff dem trachensteyn (Str. 8,3f.) gerettet habe. Letztendlich aber, nachdem Hagen das Versprechen gegeben hat, dass er und Gunther Siegfried gesund wiederbringen werden, darf dieser mit auf die Jagd und wird von seinem swager [Hagen] zu den schultern hynden jne (Str. 10,2) ge- und erstochen. Den Leichnam lässt man in dye kemenaden (Str. 11,2) der schlafenden Kriemhild an yren arm (Str. 11,3) legen. Kriemhild erwacht, bemerkt zu ihrem Entsetzen, dass Siegfried tot ist, und schwört Siegfrieds Mörder Rache: ys muß jm an das leben gan (Str. 13,4). Das Begräbnis Siegfrieds findet unter großem jamer statt (Str. 14,1) und Kriemhilds unermessliches Leid wird als Ursache genannt, dass später vil manchem recken wart groß schade bereyt (Str. 14,4). Diese 14-strophige Textpassage zeigt erhebliche Abweichungen von der sonstigen Überlieferung des Nibelungenliedes: Zunächst wäre da die beiläufige Erwähnung der trachenstein-Episode zu nennen, also die Befreiung der entführten Kriemhild aus den Klauen des Drachen durch Siegfried. Solch eine Erzählung findet sich im Lied vom Hürnen Seyfrid und ist auch im Rosengarten A belegt sowie im Darmstädter Aventiurenverzeichnis m;418 wo sie sogar drei ganze, aufeinanderfolgende Aventiu416 HEINZLE, Wiedererzählen in de Heldendichtung, S. 141. 417 Ich zitiere nach der Edition von VORDERSTEMANN. 418 Das nur ein Pergamentblatt umfassende Inhaltsverzeichnis (Handschrift 3249 der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt) einer nicht erhaltenen, wohl in Mainz geschriebenen Nibelungen-Handschrift (datiert auf die Mitte bis zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts) verzeichnet als siebte Abinture, wie kriemilde nam ein willdir drache vnd furte sie uff einē hohin stein, als achte Abinture, wie siferit die juncfrauwe vō dem drachin steine gewan mit manchyr groszin arbeit und als neunte
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ren in Anspruch nimmt.419 Alsdann erscheint in der Fassung n des Nibelungenliedes Brünhild – an Stelle von Kriemhild – als Auslöserin des Königinnenstreites (indem sie zuerst das Wort erhebt) und Hagen wird als swager Siegfrieds bezeichnet, womit er genealogisch als Bruder Gunthers verortet wird. Dieselben Konstellationen weist auch die Thidrekssaga auf. Weitere Parallelen sind die Verbringung des toten Siegfrieds in Kriemhilds Bett (nicht nur an ihre Kemenatentür) als auch das Fehlen eines fingierten Krieges und der direkte Aufbruch zur Jagd.420 Es scheint, als habe der Verfasser der Bearbeitung n den ersten Teil des Nibelungenliedes aus dem Gedächtnis zusammengefasst,421 wobei er sich an einer mündlichen Sagentradition, wie sie auch der Autor der Thidrekssaga wiedergibt, orientierte.422 Das heißt also, die Vorgeschichte zum Burgundenuntergang ist im Sinne der Thidrekssaga gestaltet, „wo die Sagenkreise im umgekehrten Verhältnis zueinander stehen – eine Dietrichgeschichte, die Nibelungengeschehen mit einbegreift .423 Doch auch im weiteren Geschehen finden sich enge Parallelen zur Thidrekssaga. So wird etwa die betrügerische Einladung Kriemhilds damit motiviert, dass Konig Etzel wer verscheden, sin helff wer gar kranck (Str. 19,4). Nicht Kriemhilds scheinbarer Wunsch, die Verwandten wiederzusehen, ist für die Reise der Burgunden ausschlaggebend, sondern die Herrschaftsnot im hunnischen Reich. Wiederum berichtet ebenso die Thidrekssaga davon, dass das hunnische Herrscheramt unbesetzt sei, da Atlis hohes Alter ihn regierungsunfähig mache, seine Thronerben dagegen noch zu jung seien, um das anspruchsvolle Amt zu übernehmen.424 Entsprechend der Dietrichsage ist außerdem das Kriemhild-Bild noch negativer gestaltet als in der restlichen Überlieferung des Nibelungenliedes, ausgenommen der mit der Fassung n verwandten Nibelungen-Handschriften b und k (dazu später). Die einseitige Zeichnung Kriemhilds als reine Verkörperung einer vâlandinne ist charakteristisch für die Dietrichepik des 13. Jahrhunderts. Der Grund dafür ist laut CURSCHMANN, dass „Kriemhild als gefährlicher Eindringling gelten muß:
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422 423 424
Abinture, daz siferit dē drachin hatte vbir wondin vnd fur mit siner juncfrauwe an dem rin. Zitiert nach dem Abdruck von BATTS, S. 799. Vgl. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 145 und VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XXI. Dazu ausführlich HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 145f. Vgl. Edward R. HAYMES, Die Nibelungen im Spätmittelalter, in: Vom Mittelalter zur Neuzeit. Festschrift für Horst BRUNNER, hrsg. von Dorothea KLEIN zusammen mit Elisabeth LIENERT und Johannes RETTELBACH, Wiesbaden 2000, S. 447–461, hier S. 460. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 146. CURSCHMANN, Zur Wechselwirkung von Literatur und Sage, S. 389. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 149.
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die Königin, die dort zu Etzel und Dietrich gehört, ist (elche . 425 Somit wird Kriemhild als „Gegenspielerin Dietrichs dargestellt, „dem sagennotorisch alle Sympathie gilt .426 Diese Rolle Kriemhilds, die nach HEINZLE schon ansatzweise „im Grundtext des ‚Nibelungenliedes‘ angelegt ist,427 wird in der Fassung n massiv ausgebaut: In einem Einschub von 18 Strophen – den in ähnlicher Form auch die Nibelungen-Handschrift b aufweist – wird berichtet, wie Kriemhild gleich nach der Ankunft der Burgunden an Etzels Hof von Dietrich und Hildebrand fordert: So recht mych an Hagen, der myr Syfferden erschlug (Str. 168,3). Der Appell wird entschieden abgelehnt, und Dietrich befiehlt Hildebrand, zu den Burgunden zu reiten, die ein Feldlager errichtet haben, und ihnen auszurichten, sie sollen dort einstweilen bis zum nächsten Tag bleiben, er wolle ihnen dann raden des besten, das er mag (Str. 170,4). Hildebrand überbringt die Botschaft und nennt auch den Grund dafür, dass die Burgunder im Lager verweilen und nicht das für sie vorbereitete Quartier in Anspruch nehmen sollen: Das ist nämlich gebuwen myt sueln, dy sint alles hol (Str. 174,1), wobei die Hohlräume myt swebel vnd myt bech (Str. 174,2) gefüllt sind, was man anzünden wolle, um so die Burgunder in den Feuertod zu schicken. Als die drei Wormser Könige die Warnung gehört haben, weiß Gernot sofort, wer hinter dem geplanten Anschlag stecken muss: Wel vns also verleyden myn swester in den dot (Str. 175,2). Er verurteilt Kriemhilds Handeln als groß untruwe, die got nit vngerachen lat (Str. 175,4). Die Funktion der Zusatzstrophen ist zum einen die Verstärkung des negativen Kriemhild-Bilds, indem ihr ein (zusätzliches) hinterlistiges Attentat auf die Verwandten zugeschrieben wird, zum anderen wird die Rolle Dietrichs weiter ausgebaut, die ihn als Antagonisten Kriemhilds zeigt. Dietrich untergräbt Kriemhilds bösartigen Plan und verzögert somit das grausame Ende der Burgunden, das in einer Zusatzstrophe ganz am Schluss der Fassung n als das ende der fraw Cremhylten hochtzit (Str. 900,1) bezeichnet wird, gemachet in großem haß vnd nit (Str. 900,2). Aufschlussreich ist, dass sich Kriemhilden hôchzît – ein Kriemhildsfest – als „sprichwörtliche Redewendung im Spätmittelalter etabliert hat, um einen Tatbestand auszudrücken, der durch besondere Heimtücke und Grausamkeit charakterisiert ist. 428 Die Konzentration auf das blutige Fest Kriemhilds, den Untergang der Burgunden, an dem Dietrich durch sein Exil bei Etzel beteiligt ist, lässt vermuten, 425 426 427 428
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CURSCHMANN, Zur Wechselwirkung von Literatur und Sage, S. 388f. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 155. Ebd. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 155 und Curschmann, Wechselwirkung von Literatur und Sage, S. 396.
„daß der Bearbeiter mit einiger Wahrscheinlichkeit einen ganz bestimmten Überlieferungszusammenhang im Auge hatte, dem das ‚Nibelungenlied‘ an- und eingepaßt werden sollte, nämlich ein ‚Dietrichbuch‘ oder zumindest ein (eldenbuch mit dem Schwergewicht auf Dietrich. 429
Diese These CURSCHMANNs wird noch dadurch gestützt, dass die komprimierte Erzählung des ersten Teils des Nibelungenliedes des Öfteren der Dietrichsage folgt. Der Verfasser verbaute Sagenwissen, wie es in der Thidrekssaga überliefert ist, und zwar nicht nur im Nibelungenlied, sondern auch im Alphart, womit er einen „regelrechten Dietrichzyklus 430 schuf. Nun zurück zu der Ausgangsfrage, die sich neu formuliert so stellt: Wie passt ein ‚Dietrich-Buch‘ wenn man Johanns von Würzburg Wilhelm von Österreich einmal außer Acht lässt) in das Sammelrepertoire Dalbergs? Wie bereits dargelegt, besaß Dalberg eine Handschrift, die sowohl den Rosengarten als auch den Laurin enthielt. Beide Werke zählen zur ‚aventiurehaften‘ Dietrichepik, die – wie der Name schon sagt –, „stoffliche und strukturelle Nähe zum höfischen Aventiure-Roman 431 aufweist. Im Laurin, der hier als Text der älteren Vulgat-Version L5 vorliegt,432 sucht Dietrich bewusst nach der Herausforderung der Aventiure, indem er zusammen mit Witege den Rosengarten des Titelhelden betritt und absichtlich zertrampelt. Der dadurch herbeigerufene Laurin, ein listiger Zwergenkönig, fordert Witege und Dietrich zum Kampf, den nur Dietrich für sich entscheiden kann. Allerdings mischt sich Dietrichs Gefolgsmann Dietleib ein und rettet den Zwergenkönig, der ihm gesteht, er habe die Schwester Dietleibs verschleppt. Nach einem sich aus dieser Einmischung ergebenden kurzen Kampf Dietrichs mit Dietleib folgen beide mitsamt den restlichen Gefolgsmännern Dietrichs einer Einladung Laurins in dessen Berg. Dort verabreicht der hinterhältige Zwerg den Gästen einen Schlaftrunk und sperrt sie ein. Mit Hilfe Dietleibs Schwester können sie sich jedoch befreien, kämpfen erfolgreich gegen Laurin, dem fünf Riesen beistehen, und nehmen Laurin als Gefangenen und Dietleibs Schwester als Heimgeholte mit. Auch der zweite Text, der Rosengarten, hier in der unikal überlieferten Fassung C (R7), hebt in einem solchen an. Besitzerin des paradiesischen anger mit rôsen (V. 165433) ist Kriemhild, ein schœnez megetîn (V.
429 430 431 432 433
CURSCHMANN, Zur Wechselwirkung von Literatur und Sage, S. 406. HEINZLE, Wiedererzählen in der Heldendichtung, S. 157. HEINZLE, Einführung in die Dietrichepik, S. 33. HEINZLE, Mittelhochdeutsche Dietrichepik (1978), S. 23. Ich zitiere nach der Edition von Wilhelm GRIMM.
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14), das mit ihrem königlichen Vater Gibeche und ihren drei Brüdern 434 in Worms residiert. Der wunderschöne Rosengarten, ein Prachtexemplar eines locus amoenus, wird von zwölf Helden gepflegt und behütet, worunter Kriemhilds Vater Gibeche, ihre beiden Brüder Gunther und Gernot, Siegfried, Hagen von Tronje, Volker und auch vier Riesen zu finden sind. Wer auch immer den Zaubergarten zu betreten wagt, wird von den kampfesmutigen Hütern herausgefordert. Kriemhild verfällt der Idee, dass sich ihre Helden mit denen Dietrichs messen sollten, und schickt einen Boten, der Dietrich ihre Kampfaufforderung überbringt. Der Gewinner des jeweiligen Kampfes – geplant sind nach der Anzahl der Helden zwölf Einzelkämpfe – erhält von Kriemhild einen Kuss und einen Kranz aus Rosen. Während Dietrichs Gefolgsmänner Wolfhart und Witege über die Einladung bzw. Herausforderung verärgert sind und ihr ablehnend gegenüberstehen, nimmt sie Dietrich nach ein wenig Zureden von Seiten Hildebrands an. Hildebrand versammelt die zwölf auserwählten Helden und rät, König Etzel von der zu bestehenden Rosengartenaventiure wissen zu lassen. Dietrich reist deshalb zu Etzel und bekommt von ihm Heeresverstärkung, so dass er mit 60.000 Mann Richtung Rhein gen Worms ziehen kann. Bei der Überquerung des Rheins geraten sie an den Fährmann Norprecht, der als nicht geringen Lohn für die Überfahrt den rechten Fuß und die Hand haben will. Doch zum Glück kennt Hildebrand den Fährmann als einstigen treuen Kampfgefährten, so dass dieser um des trût gesellen (V. 867) willen von seiner barbarischen site (V. 865) absieht und die Reisenden unbeschadet übersetzt. Hildebrand belohnt ihn dafür mit reichlich Gold, Silber und Kleidern. Das Heer schlägt sodann bei Worms ein Zeltlager auf und sendet Rüdeger zu Kriemhild, der die Botschaft überbringt, die Dietrichmannen seien kampfbereit eingetroffen. Auf den Appell Kriemhilds hin reitet ihr Vater Gibiche mit 500 Rittern den Angekommenen zur Begrüßung entgegen und wird von Dietrich mit den Worten empfangen: wir müezen iuwer gespötte sîn, daz wir durch rôsen willen sîn komen an den Rîn […] daz brenget zuo mit hôchfart iuwer tohter Krîmhilt (V. 1051–1054). Dietrich fragt, wieso Gibiche seiner Tochter dies durchgehen lasse (war um lât ir den willen ir? war zuo hânt ir sie gezogen?), worauf er die Antwort erhält sie hât recken vil, die alle gerne fechtent: strîten ist ir spil. des lânt sie durch niemen um keiner hande drô (V. 1059–1061). Kurz nach Gibiche trifft auch Kriemhild im Zeltlager ein, prächtig herausgeputzt mit einer goldenen Krone, die in hellem Glanz erstrahlt. Als Wolfhart Kriemhild erblickt, reagiert er mit Unmut: Durch 434 Genannt werden nur Gunther und Gernot, der jüngste Bruder Giselher bleibt unerwähnt und erscheint auch im weiteren Verlauf des Werkes nicht.
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ire grôze hôchfart werd ich ir nummer holt: sie wænet daz wir nie gesâhen gesteine oder golt. komen ich ir alsô nâhe, ich geb ir einen backen slag (V. 1079–1081). Auch Dietrich zeiht in direktem Gespräch Kriemhild ihres anmaßenden Hochmuts: iuwer hôchfart wirt entgelten manec ritter gemeit (V. 1102) und unterstellt ihr Mordlust: ir sehent gerne morden die recken unverzeit (V. 1105). Kriemhilds widertrutze (V. 1107) entbehrt jeglichen Grundes, denn ihr ist von Dietrichs Seite keinerlei Leid widerfahren. Nach einer neuntägigen Frist ist am zehenden morgen (V. 1117) der Beginn der Kämpfe angesetzt, die auf Seiten der Wormser katastrophal verlaufen: Sie alle unterliegen den Dietrichmannen und auch der Siegerlohn, ein Kuss und ein Kranz aus Rosen von Kriemhild, wird zum Teil verschmäht.435 Den Höhepunkt der Reihenkämpfe bildet das Zusammentreffen von Dietrich und Siegfried, das zunächst einmal dadurch verzögert wird, dass sich Dietrich weigert, gegen einen Mann zu kämpfen, den kein swert versnîden kann (V. 1667). Er bestüende lieber viere, die besten von deme Rîn (V. 1665) und enwil mit ime nit strîten (V. 1672). Auch auf Drängen Hildebrands hin bleibt Dietrich bei seiner beharrlichen Weigerung: ich tar sîn nit bestân, brenge mir in den garten einen andern küenen man, der mit fleisch und mit gebeine sî wol mînem glîch (V. 1680–1682). Hildebrand weint vor Zorn über die Verzagtheit Dietrichs und überlegt sich eine List. Er schickt Wolfhart in eine Bergschlucht, wo dieser sich verstecken soll, und folgt ihm später mit Dietrich nach, welchem er zum Schein geraten hat, sich vor den Wormsern als krank auszugeben, um sich dem Kampf nicht stellen zu müssen. Dort angekommen stellt er Dietrich zur Rede und bezichtigt ihn der Feigheit, die er ihm mit der sehr eigenen Maßnahme austreiben will, ihm mit der Faust heftig auf den Mund zu schlagen. Tatsächlich gerät Dietrich darüber derart in Zorn, dass er Hildebrand mit einem Schwerthieb niederstreckt. Vom Klang der Schwerter herbeigerufen, wirft der sich in der Nähe aufhaltende Wolfhart Dietrich vor, er wäre zwar imstande mâg unt man (V. 1766) zu erschlagen, wage es aber nicht, gegen einen fremden recken vor frouwen (V. 1767) anzutreten. Nun ist Dietrichs Kampfgeist geweckt und Siegfried wird bestanden, unt wær er stehelîn (V. 1781). Doch das Duell beginnt für Dietrich denkbar schlecht, er trägt eine tiefe wunden in sîme stahelhuot (V. 1890) davon. Sein Zorn muss von Hildebrand erst noch weiter gereizt werden, indem er Dietrich vor435 Eckewart, der den Riesen Pusolt geköpft hat, verweigert die Annahme der Siegerehrung: dô wolde sie [Kriemhild] in küssen, ‚des enmag nit gesîn, daz mir daz widerfüere, daz wær mir ummer leit: ich lâze mich nit küssen ein ungetriuwe meit‘ (V. 1181–1183). Hildebrand, der gegen Gibeche gekämpft und gesiegt hat, nimmt zwar den Rosenkranz entgegen, jedoch verweigert er den Kuss: des ensal niht sîn, ich wil ez hin heim behalten der lieben frouwen mîn (V. 2041f.).
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wirft: scheme dich vor den frouwen, die sint an dem Rîn, […] unt spotten alle dîn (V. 1916f.). Diese schmählichen Worte bringen Dietrich zur Weißglut und lassen ihm einen wütenden Feueratem entfahren, der Siegfrieds Hornhaut, die mit drei Panzern geschützt ist, erweichen lässt, so dass sie den Schwerthieben nicht mehr Stand hält. Der vermeintlich Unverwundbare blutet und flieht vor Dietrich, der ihn im Rosengarten hin- und herjagt und ihn mit zahlreichen Schlägen aus den Panzern schält. Die von diesem Anblick zutiefst erschrockene Kriemhild eilt zwischen die Kämpfenden bzw. eher den Kämpfenden (Dietrich) und den Fliehenden (Siegfried) und fleht Dietrich an, von Siegfried abzulassen. Zugleich spricht sie ihm den Sieg zu: ir hânt wol gesiget ze Wormez an dem Rîn (V. 1955). Dietrich jedoch scheint Kriemhild gar nicht zu bemerken und kämpft wie besessen gegen Siegfried weiter, selbst als man stüele zwischen sie gewarf, die zerhiu der Berner (V. 1960f.). Erst Hildebrands Einschreiten bewirkt, dass sich Dietrich zur Beendigung des Kampfes bewegen lässt. Er empfängt zusammen mit seinen Männern als Siegeslohn Kriemhilds Kuss und einen Kranz von Rosen, aus jenem zauberhaften Garten, den Kriemhild nach dieser beschämenden Niederlage nicht mehr zu hegen gewillt ist. Wie die beiden Inhaltsangaben zeigen, weist der Rosengarten im Gegensatz zum Laurin einen offensichtlichen Bezug zum Nibelungenstoff auf, der derart weitschweifig und ausgeprägt ist, dass WISNIEWSKI die Frauge aufwarf, ob das Werk „mehr zu den Nibelungensagen oder mehr zu den Dietrichsagen zu stellen ist . 436 Obgleich allgemein zur Dietrichepik gezählt, bezeichnete HEINZLE den Rosengarten richtigerweise „als Sproßdichtung der Nibelungensage , die „ein dichtes Gewebe aus stofflichen, motivischen und sprachlichen Beziehungen zum Nibelungenlied zeige und dieses voraussetze.437 Der Text öffnet sich erst einem Verständnis, wenn man ihn in engstem Zusammenhang mit dem Nibelungenlied betrachtet: „Der ‚Rosengarten‘ ist – extrem gesprochen – ein Stück Rezeptionsgeschichte des ‚Nibelungenliedes‘. Er ist aus dem ‚Nibelungenlied‘ entworfen und in ständiger Assoziation mit ihm weiterentwickelt worden. Wie die Fassung C des ‚Nibelungenliedes‘ und die ‚Klage‘ Kriemhild exkulpiert haben, so hat sich der ‚Rosengarten‘ an die negativen Z“ge ihrer Rolle gehalten. 438
Die negative Gestaltung Kriemhilds beruht auf essentiellen Eigenschaften, die sie sich im Nibelungenlied selbst ‚erworben‘ hat: Überheblich436 Roswitha WISNIEWSKI, Mittelalterliche Dietrichdichtung (Sammlung Metzler 205), Stuttgart 1986, S. 248. 437 HEINZLE, Einführung in die Dietrichepik, S. 184. 438 HEINZLE, Mittelhochdeutsche Dietrichepik (1978), S. 261.
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keit im Sinne der superbia offenbart sie im Königinnenstreit, Befriedigung durch Blutvergießen erlangt sie beim Untergang der Burgunden bei Etzel. Beide Charakteristika sind konstitutiv für den Rosengarten und zeigen sich an Kriemhild, teilweise auch an ihren ‚Nibelungenhelden‘, als „übermuot und hochvart einerseits, als blutrünstige Freude an Mord und Totschlag andererseits .439 Kriemhilds superbia ist allgegenwärtig und wird dem Sprichwort gemäß ‚(ochmut kommt vor dem Fall‘ thematisiert. Denn am Ende versagen Kriemhilds Helden kläglich und sie selbst verabschiedet sich von Dietrich mit den einsichtigen Worten: swer ime selber koufet spot, der muoz die schande hân (V. 2051). Die anfangs „nach Kampf und Blut l“sterne Jungfrau 440 erscheint geläutert, statt des erwarteten Triumpfes bot sich ihr der Anblick eines vor dem Gegner fliehenden Siegfrieds, dessen Unverwundbarkeit widerlegt wurde. Kriemhilds êre, übermuot und hôchvart sind am Ende wie ihr Rosengarten in den Boden getreten durch die Füße der Dietrichhelden. Damit wird ersichtlich, dass das Werk mit Dietrich sympathisiert und sich gegen Kriemhild wendet, welche als die „beiden eigentlichen Gegenspieler 441 gelten können. Es handelt sich hierbei um eine Konstellation, die „besonders deutlich [zeigt], was auch sonst vielfach zu beobachten ist: daß man die Nibelungensage im Spätmittelalter wesentlich von der Dietrichsage her zu verstehen suchte .442 Dieselbe Tendenz weist die Fassung n des Nibelungenliedes auf, und eine weitere Parallele ist die Nähe zur Thidrekssaga. Denn im Rosengarten erscheint Kriemhilds Vater mit dem Namen Gibeche (nicht Dankrat), Siegfried als Verlobter Kriemhilds (nicht als Gatte), und Etzels Gattin wird Herche statt Helche genannt. Auch das Reihenkampf-Schema findet sich in der Thidrekssaga, nämlich als Thidrek mit seinen zwölf Gesellen ins Bertangenland zieht, um sich mit König Isung und seinen elf Söhnen zu messen.443 Der Rosengarten teilt sich somit mit dem Nibelungenlied n den Einfluss der Thidrekssaga sowie eine ‚Dietrichsche Sicht‘, die bedingt, dass Kriemhild als Antagonistin des Berner Helden erscheint – und unterliegt. Ein spätmittelalterlicher Rezipient der beiden Werke las demnach ‚Nibelungenstoff‘ im “bergeordneten Kontext der Dietrichsage, der sein Hauptinteresse galt, was sich auch am jeweiligen Überlieferungsverbund mit dem Laurin zum einen und dem Alphart zum anderen zeigt. Demnach hätte sowohl der Besitzer der Frankfurter Handschrift, 439 Ebd., S. 247. 440 Wilhelm GRIMM, Der Rosengarte, S. IV. 441 Helmut DE BOOR, Die literarische Stellung des Gedichtes vom Rosengarten in Worms , in: PBB , S. 371–391, hier S. 372. 442 HEINZLE, Einführung in die Dietrichepik, S. 27. 443 Ebd., S. 181.
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die den Kleinen und den Großen Rosengarten enthält, zwei dietrichepische Werke versammelt, wobei eines mit Nibelungen-Bezug vorliegt, als auch jener der Sammelhandschrift, die den Alphart und das Nibelungenlied n enthielt, wobei letzteres zwar nicht dietrichepisch aber äußerst ‚dietrichgeprägt‘ zu nennen ist. Nun läge es nicht fern, aufgrund der thematischen Übereinstimmungen der beiden Sammelbände ein und denselben Besitzer zu vermuten, der durch die eindeutige Zuschreibung der Frankfurter Handschrift Johann von Dalberg wäre, welcher ohnehin als Auftraggeber der rheinischen Sammelhandschrift (Alphart, Nibelungenlied n, Wilhelm von Österreich) in Frage gekommen war. Freilich kann diese These nicht über den Status einer Vermutung hinausgehen, denn stichhaltige Beweise gibt es nicht. Dennoch ist damit auch die Nibelungen-Handschrift b dem Sammelrepertoire Dalbergs nahegestellt, und es ist durchaus denkbar, dass Hundeshagens Notiz über die Herkunft des Kodex aus der Dalbergschen Bibliothek der Wahrheit entspricht. Dass Dalberg allerdings nicht als Auftraggeber der Handschrift in Frauge kommt, da diese vor seinen Lebzeiten entstanden ist, muss Hundeshagen gewusst haben, denn er kopierte sich ein Blatt, das „am Ende des Kodex eingeheftet war 444 und die Datierung 1437 aufweist. Diese Jahreszahl ist rot eingerahmt, darunter schließt sich ein ebenso gerahmtes t an, wobei beide Rahmen zusammen ein großes T bilden. 445 Darüber steht von Hundeshagens Hand, die eine Bastarda nachzuahmen versucht: Jn Rot die zal iʃt daz d. Bůch ward geschr ze eren ichs began. Dazu vermerkte er auf einem seiner Notizzettel (I.1): Signum in caloe . t . inter duas Parentheses – auch Goßenbrot Sigmunt. Hat Hundeshagen hier den Auftraggeber der Handschrift – über deren Geschichte er vielleicht mehr wusste, als er preisgeben wollte – genannt? Welche Indizien dafür sprechen, diese Frage positiv zu beantworten, soll im Folgenden dargelegt werden.
444 HORNUNG, S. 19, Anm. 47. Das Nachsatzblatt 192.a. ist nur noch in der Kopie Hundeshagens erhalten (Ms.germ.fol. 852), das Original ist verschollen. 445 Vgl. Abb. 3 bei HORNUNG, S. 14.
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4. Der Auftraggeber Sigmund Gossembrot
4.1. Die Gossembrotsche Urkunde Eine der wichtigsten Spuren, die zu der Augsburger Familie Gossembrot führt, ist die bereits mehrfach erwähnte Urkunde, die als Makulatur verwendet wurde. Zur Verstärkung der Lagenmitten der Handschrift, damit der Heftfaden nicht das feine Papier durchreißen konnte, waren schmale, parallel zu den Textzeilen zerschnittene Pergamentstreifen eingebunden, welche Hundeshagen bei der von ihm vorgenommenen Restaurierung des Kodex komplett entfernte. Jedoch bewahrte er die Streifen auf (erhalten in seinem Nachlass Mgf 854, auf Karton geheftet) und vermerkte auf jedem einzelnen die entsprechende Lage, in die er ursprünglich eingeheftet war. So lässt sich eruieren, dass die neun Streifen der Urkunde für die Lagen 1 und 9 bis 16 verwendet wurden.446 Diese Urkunde vom 30. Juni 1434447 kann fast vollständig wieder zusammengestellt werden – es fehlt lediglich ein Streifen, der zweieinhalb Zeilen umfasst haben muss – und sie betrifft die Augsburger Patrizierfamilie Gossembrot448, insbesondere deren Mitglied Hans Gossem446 BRAUN-NIEHR (Die Handschrift, S. 86–88) machte darauf aufmerksam, dass sich als weitere Makulatur in Hundeshagens Nachlass (Ms. germ. fol. 854) zum einen fünf Pergamentstreifen finden, die aus einer „Missale (andschrift aus der . (älfte des . Jh.s stammen, „mit Lesungen und Gesangsteilen f“r den Karfreitagsgottesdienst und Lektionen der Osternachtfeier . S. . Zum anderen „drei kleine Pergamentst“cke aus „einer kleinformatigen (andschrift aus dem fr“hen . Jahrhundert , S. dem „Liber lapidum des Marbodus, Bischof von Rennes S. . 447 Eine Abbildung der Urkunde findet sich bei HORNUNG, S. 13 und Jürgen VORDERSTEMANN, Die Herkunft, in: Das Nibelungenlied. Der Hundeshagensche Codex. Ms. germ. fol. 855 der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Kommentarband zum Faksimile, Gütersloh/München 2012, S. 89–100, hier S. 89. 448 Die Familie ist von 1327 bis 1500 in Augsburg nachweisbar, wobei laut der Gossembrotschen Familienchronik (Cgm 98) schon im Jahre 1316 ein Albrecht Gossembrot in Augsburg verstorben sein soll (fol. 25r). Ursprünglich aus einfachen Verhältnissen stammend, so ist ein Mitglied der Familie als Schuster bezeugt und es existierte ein zünftischer Familienzweig, fasste die Familie im Kaufmannsgeschäft erfolgreich Fuß und stellte mehrere Mitglieder für städtische Ämter. Erstmalig ist neben Marquard Gossembrot als Baumeister ‚von Z“nften‘ von bis 71 ein Johann Gossembrot als B“rgermeister ‚von herren‘ f“r das Jahr belegt. Mit Sigmund I., der 1404 mit einem kleinen Erbe begann, das fast ausschließlich lediglich das Stammhaus der Familie in der Judengasse umfasste, stieg die Familie mit Eintritt in den florierenden Barchenthandel zu einer der reichsten Augsburgs auf, deren wirtschaftlicher Rang unter 378 Familien aus der Augsburger Oberschicht Platz 14 einnahm. Vgl. Peter GEFFCKEN/Rudolf FRANKENBERGER, Gossembrot, in:
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brot. Er bezeugt hier urkundlich, dass er als einer der gesetzlichen Erben beim Ableben seiner Mutter Anna nicht gegen deren testamentarische Verfügungen zu Gunsten ihrer Geschwister vorgehen wird: (Zeile 1) Jch hanns Gossenbrott Sigmund Gossenbrotts säligen Sun Burger ze Augspurg Bekenn offenlich mit dem briefe fur (Zeile 2) mich vnd alle mein erben vnd Tůn kunt allermenglichem Als mein lieb elich Můter fraw Anna Gossenbrötin Burgerin ze Aug (Zeile 3) spurg Jren elichen geswister [gitten449 meinem lieben öhein Frantzen Sigharten Burger ze Augspurg…450] (Zeile 4) [...] (Zeile […]451 (Zeile 6) mugen vß besunder lieb nach Jrem tod vnd abgang von aller vnd yeglicher Jrer verlassen farenden hab vnd Barschafft wie die ge (Zeile 7) nant ist Als Sÿ die denn von dem obgenanten meinem vatter säligen ains tails ererbt ouch ersparet vnd erůberiget hatt noch (Zeile 8) erůberigen mag vnd nach Jrem tod verlasset ob Sÿ des erlebent oder wolliches vnder Jn sein Sum erlebet geordnet vermachet (Zeile 9) vnd verschaffet hatt zů den zeÿten vnd tagen da Sÿ des vollen gewalt hett vnd wol getun kund vnd mocht allez nach vßweyßung (Zeile 10) der versigelte geschäfftbrief darůber gemacht rc Also wann denn die benant mein můter söllich geschäfft wie wol Sÿ dez (Zeile 11) sunst wol gewalt gehebt hett vnd on meinen willen getan vnd vollfurt haben möcht und doch das voran mich bracht vnd (Zeile 12) mit meinem gůnst vnd gůtem willen getan vnd vollfurt hatt. Hierumb mit freÿem gůtem willen vnd wolbedachtem můt (Zeile 13) So versprich vnd gereden ich yetzo wissentlichen mit krafft ditz briefs die obgenanten mein můter bey Jrem leben vnd nach (Zeile 14) Jrem tod an sollichem geschäfft vngeenget vnd vngejrret zu beleyben lassen vnd die obgenanten mein Öhein vnd Můmen (Zeile 15) jr yeglichs das denn sollichs erlebt sein verschaffeten Sum alsdem zů seinen handen als sein aigenlich gůt entnemen vnd (Zeile 16) empfahen lassen sol vnd wil on all Jrrung vnd einträg von mir vnd menglichem von meinen wegen als wol billich ist (Zeile 17) getrewlich vnd ungevarlichen Vnd darůber zu merer vnd besser sicherhait gib ich Jn zů gůtem vrkundt Augsburger Stadtlexikon, 2. völlig neu bearbeitete und erheblich erweiterte Auflage, hrsg. von Günther GRÜNSTEUDEL, Günter HÄGELE und Rudolf FRANKENBERGER, Augsburg 1998, S. 449f. und Peter GEFFCKEN, Soziale Schichtung in Augsburg 1396– 1521, Beitrag zu einer Strukturanalyse Augsburgs im Spätmittelalter, München 1995, S. 165, Tabelle 15/1, S. 178, Tabelle 16/3 und S. 212. 449 Geschwistergit ist eine frühneuhochdeutsche Bezeichnung für Geschwister. Vgl. Deutsches Wörterbuch von Jakob und Wilhelm GRIMM, Band 5, Leipzig 1873, Sp. 4006. 450 Anhand der nur in Ansätzen erhaltenen Schriftreste ist der Name des öheins nicht mehr direkt zu lesen. Doch lässt sich anhand der noch erkennbaren Oberlängen erschließen, dass es sich nicht um Anna Gossembrots leiblichen Bruder Jörg Minner handeln kann, sondern um ihren Halbbruder Franz Sighart. 451 Hier fehlt ein Pergamentstreifen, der die letzte Hälfte der Zeile 3 sowie die Zeilen 4 und 5 umfasste und inhaltlich wohl u.a. die anderen beiden bzw. zumindest ein Geschwister der Anna Gossembrot benannte, vgl. Zeile 14, wo von den ‚obgenanten mein Öhein vnd Můmen‘ die Rede ist. Während die Nennung der Schwester můme) als sicher gelten kann, ist nicht entscheidbar, ob es sich bei Öhein um eine Singularoder Pluralform handelt, ob also auch der zweite Bruder Jörg Minner als Erbbegünstigter angeführt wurde.
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disen brief (Zeile 18) versigelten mit meinem aigen angehenckten Jnsigel vnd mit dez Ersamen weÿsen hainrich langenmantels dez eltern (Zeile 19) meins lieben öheins vnd ouch mit meins lieben vetters Jörgen Mynners Burger ze Augspurg Jnsigeln die Si durch (Zeile 20) meiner bete willen ouch daran gehenckt hant zůgezeugknuß Jn selbs vnd Jren erben on schaden Geben an mittwochen (Zeile 21) nach Sant peters vnd Sant Pauls der hailigen zwölfbotten tag do man zalt nach Cristy gebůrt viertzehen hundert (Zeile 22) Jar vnd darnach Jn dem vier und drevssigosten Jare.
Anna Gossembrot, Tochter des patrizischen Ratsherrn Johann Minner,452 war mit dem ebenfalls aus Patrizierkreisen stammenden Kaufmann Sigmund I. Gossembrot verheiratet,453 der bereits im Jahr 1418 verstorben war. Vermutlich schied er auf einer seiner zahlreichen Handelsreisen nach Italien hin,454 denn er leit zů vicencz in welschlant begraben.455 Nach dem frühen Tod ihres Mannes führte die Witwe das erfolgreiche Kaufmannsunternehmen456 weiter und legte einen großen Teil ihres Kapitals in die Handelsgesellschaft des Ulrich Artzt ein, die zu den führenden Augsburger Firmen im Italienhandel zählte.457 Als Artzt 452 Vgl. Friedrich BLENDINGER, Gossembrot, in: Neue Deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6, Berlin 1964, S. 648f., hier S. 648. 453 Der Zeitpunkt der Heirat ist um 1411 anzusetzen, da im Steuerbuch dieses Jahres im Haus Sigmund Gossembrots ein Johann Minner, Annas Vater, verzeichnet ist. 454 Belege für eine Handelstätigkeit Sigmund Gossembrots in Italien, insbesondere in Venedig, dem damaligen ‚(aupthandelsplatz der Welt‘ vgl. STIEDA, siehe unten, S. 5) sind zum einen aus zwei Briefen des Augsburger Rats vom 15. April und 4. Mai 1413 zu ersehen, worin dieser den Dogen von Venedig um Hilfe für die Wiederbeschaffung der Waren von „Sigismundo dicto Gossenprot bat, welche im (errschaftsgebiet von Venedig gestohlen worden waren. Gedruckt bei HENRY SIMONSFELD, Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen. Quellen und Forschungen, Band 1, Stuttgart 1887, unter Nr. 308 und 309, S. 158f. Zum anderen finden sich in einer das Jahr 1409 betreffenden Abrechnung der Lübecker deutsch-venetianischen Handelsgesellschaft Veckinchusen-Karbow die beiden Einträge: Item so betalde ik Zyghemunt Gossenbrot 400 minus 4 Gulden und Item so gaff ik Zygemunt Gossenbrot 638 rinss. Gulden. Gedruckt bei Wilhelm STIEDA, Hansisch-Venetianische Handelsbeziehungen im 15. Jahrhundert. Festschrift der Landes-Universität Rostock zur zweiten Säcularfeier der Universität Halle a. S., Rostock 1894, unter Nr. 44, S. 168. Siehe auch Jacob STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg, München u.a. 1935, S. 85. 455 Cgm 98, fol. 27r. 456 Sigmund Gossembrots Vermögen wuchs in den zehn Jahren seiner Kaufmannstätigkeit von 1408 bis 1418 um mehr als das fünffache an. Vgl. STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus, S. 88. 457 Ulrich Artzt betrieb wie Sigmund I. Gossembrot eine rege Handelstätigkeit mit Venedig (vgl. BLENDINGER, Gossembrot, S. 649) und wurde in Burkhard Zinks Augsburger Chronik unter der Überschrift Von ainem reichen man folgendermaßen beschrieben: Es was ain reicher, genant Ulrich Artzt, was ain kaufman und hett ain große gesellschaft an im; auch was er gwaltig, daß er gar oft burgermaister was. Karl
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1426 aufgrund seiner exzellent laufenden Geschäfte nach Nürnberg expandierte,458 vertraten sein gleichnamiger Sohn Ulrich (II.) zusammen mit Anna Gossembrot die Augsburger Handelsniederlassung.459 Aufgrund ihrer bemerkenswerten Geschäftstüchtigkeit konnte die Witwe ihr Vermögen stetig vermehren,460 welches sie im Falle ihres Todes nicht nur ihren Kindern, sondern auch ihren Geschwistern vermachen wollte. Dazu ließ sie sich in betreffender Urkunde im Jahr 1434, als ihr Anschlagvermögen461 im Zuge einer Augsburger Aufschwungphase das Maximum erreicht hatte,462 von ihrem älteren Sohn Hans vertraglich zusichern, dass dieser beim Vollzug ihres letzten Willens – der Erbteilung – dem Testamentsvollstrecker keinerlei Probleme bereiten würde. Es wäre möglich, dass auch der jüngere Sohn, Sigmund II., der ebenfalls einer der gesetzlichen Erben war, ein Dokument gleichen Inhalts ausgestellt hat. Allerdings befand er sich in der Zeit, als die Urkunde seines Bruders ausgestellt wurde, in Wien, wo er an der dortigen Universität im Jahre 1433 ein Studium aufgenommen hatte, das er im Todesjahr der Mutter abschloss (dazu noch später).
HEGEL (Hrsg.), Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg Band 2: Die Chronik des Burkhard Zink. 1368–1468 (Die Chroniken der deutschen Städte, hrsg. durch die Historische Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5), Leipzig 1866, S. 72. 1426 gibt Ulrich Artzt sein Bürgerrecht zu Augsburg auf und zieht nach Nürnberg, wie die Chronik des Burkhard Zink berichtet: Und als sie [Ulrich Artzt und Hans Herwart, welcher ebenfalls an der Artzt schen Handelsgesellschaft beteiligt war] gen Nürnberg kommen warn, da schickten sie ainem rat ain brief, darinn gaben sie burgrecht auf und ward der Ulrich Artzt Burger zu Nürnberg […]. Als nun das geschechen was, das was vil leuten laid […], und schickt man ein erbar potschaft zu im gen Nürnberg und ließ in fast bitten, daß er […] herwider käm […]. Es was nur umb das geld zu tuen, er wolt nicht herwider. S. 73. Vgl. STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus, S. 152 und BLENDINGER, Gossembrot, S. 649. Dies zeigen die wachsenden Steuereinnahmen, vgl. STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus S. 87. Das Anschlagvermögen ist eine aus den Steuerbüchern zu ermittelnde Rechnungsgröße, die sich aus der Multiplikation eines Steuerbetrages mit dem Kehrwert des Steuerfußes ergibt. Dieser Wert ist nicht identisch mit dem Realvermögen, da die ‚Fahrhabe‘ – das bewegliche Gut – mit vollem Wert, das ‚Liegend Gut‘ hingegen nur mit halbem Wert versteuert wurde. Die Steuerbücher nennen jedoch nur die Gesamtsteuer und führen nicht zwei gesonderte Steuerbeträge für die beiden Vermögensteile auf. Vgl. GEFFCKEN, Soziale Schichtung in Augsburg 1396–1521, S. 27. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung, die u.a. auf den Ausbau der Augsburger Barchentproduktion zurückzuführen ist, zu einem starken Vermögensanstieg, der im Jahr 1434 seinen Höhepunkt fand, so dass auch das Anschlagvermögen mehrerer Augsburger Bürger das Maximum erreichte. Dieses betrug bei Anna Gossembrot 9216 Gulden. Vgl. GEFFCKEN, Soziale Schichtung in Augsburg 1396–1521, S. 115f. und 139 (Tabelle 11/1).
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Als Geschwister der Anna Gossembrot lassen sich zwei Brüder und eine Schwester nachweisen, wobei nicht sicher ist, dass alle als Erbbegünstige eingesetzt wurden (vgl. Anm. 450 und 451). Ein Bruder ist der in Zeile 19 genannte Mitsiegler Jörg Minner,463 der hier eigentümlicher Weise als vetter bezeichnet wird, dem im 15. Jahrhundert geläufigen Titel f“r ‚Vaterbruder‘. Die Bedeutungserweiterung zum ‚Mutterbruder‘ sowie in allgemeinerem Sinne zum ‚Verwandten väterlicher- oder mütterlicherseits‘ setzte eigentlich erst in späterer Zeit ein.464 Den älteren, zweiten Bruder bzw. Halbbruder, Franz Sighart (II.), hatte Annas Mutter, eine Tochter des vermögenden Kaufmanns Johann Zottmann, aus ihrer ersten Ehe mit dem gleichnamigen Franz Sighart (I.) mitgebracht. Die Schwester erschließt sich über einen Eintrag im Steuerbuch des Jahres 1411, wo bei Johann Minner ein filiaster Ehinger vermerkt ist, welcher in einer Urkunde von 1437 über einen mit seiner Ehefrau Barbara gemeinsamen Verkauf eines Gutes zu Schwabmünchen als Bürger zu Ulm bezeichnet wird. Dieses veräußerte Anwesen hatte Barbara Minner als Aussteuer oder Erbe empfangen, da ein früherer Besitznachweis für Johann Zottmann, ihren Großvater mütterlicherseits, durch eine Urkunde von 1376 belegbar ist.465 Auch der als zweite Mitsiegler in Zeile 18 erwähnte Heinrich Langenmantel der Ältere auch ‚vom Sparren‘ genannt wird als Öhein des Hans Gossenbrot bezeichnet (Zeile 19). Jedoch kann hier nicht das Verwandtschaftsverhältnis ‚Mutterbruder‘ gemeint sein, sondern eine weitläufige, eher unbestimmte Familienzugehörigkeit,466 wie sie in diesem Falle auch tatsächlich vorliegt. Denn Heinrichs Großmutter väterli463 Jörg Minner wird namentlich in verschiedenen Dokumenten explizit als Bruder der Anna Gossembrot genannt. Vgl. Missivbücher des Stadtarchivs Augsburg, Band III, Brief Nr. 687 der Stadt Augsburg bezüglich einer Lehensangelegenheit aus dem Jahre 1431: […] Als wir ewch von vnsrer Burger Jörgen Minners vnd Annen gossenbrötin seiner swester von ettlicher lehen wegen geschriben […]. Vgl. auch die Briefe Nr. 678, 679, und 688. 464 Vgl. Germán RUIPÉREZ, Die strukturelle Umschichtung der Verwandtschaftsbezeichnungen im Deutschen. Ein Beitrag zur historischen Lexikologie, diachronen Semantik und Ethnolinguistik (Marburger Studien zur Germanistik 5), Marburg 1984, S. 89f. und S. 93. 465 Für diese Auskünfte danke ich Herrn Dr. Peter GEFFCKEN, der mir weiterhin mitteilte, dass f“r (artmann Ehinger, welcher spätestens ab als ‚der Ältere‘ bezeichnet wurde, drei Söhne nachweisbar sind, wobei einer von ihnen, Matheis Ehinger im Jahre 1485 eine Nachsteuer von 550 Gulden entrichtete, die er vnd sein gebrueder von dem Mynner säligen ererbet haben. Es handelt sich dabei um das Erbe ihres 1483 verstorbenen Onkels Jörg Minner, dem Bruder von Barbara (Minner-) Ehinger. 466 Schon seit mittelhochdeutscher Zeit ist für Oheim, was urspr“nglich den ‚Bruder der Mutter‘ bezeichnete, die Entsprechung als ‚Verwandter, dessen Verwandtschaftsverhältnis unbestimmt ist‘, belegbar. Vgl. Germán RUIPÉREZ, Die strukturelle Umschichtung der Verwandtschaftsbezeichnungen im Deutschen, S. 3 und 76.
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cherseits war eine Anna Minner, deren Bruder Konrad (III.) Minner wiederum ein Urgroßvater der Anna Gossembrot.467 Damit stammen beide Siegler aus dem Familienkreis, und auch die Urkunde selbst war ausschließlich für den familieninternen Gebrauch bestimmt, so dass sie – zumindest mittelfristig – im Besitz des Ausstellers bzw. des Familienarchivs blieb. Üblicherweise wurde das Dokument von den Testamentsexekutoren nach der rechtlichen Abwicklung der Erbteilung wieder den gesetzlichen Erben ausgehändigt und verblieb dort. Anna Gossembrot verstarb knapp zwei Jahre nach dem Ausstelldatum, wie die Familienchronik berichtet: Da man zalt dusent fierhundert sechs vnd dreissig iar 1436 da starb sigmund gossenprotz weip die minerin vnd verließ zwen sün hans vnd sigmund vnd anna ain dochter.468 Am Ende des Sterbejahres 1436 wurde noch das gesamte mütterliche Erbe von den zwei Söhnen gemeinsam versteuert, ein Jahr darauf jedoch versteuern beide selbstständig.469 Demzufolge war die Erbteilung spätestens Ende des Jahres 1437 470 abgeschlossen, womit die Urkunde keinerlei rechtliche Relevanz mehr besaß und sie sich also spätestens ab diesem Zeitpunkt wieder in den Händen der gesetzlichen Erben der Anna Gossembrot befunden haben musste. Dies gibt Grund zur Annahme, dass einer der beiden GossembrotSöhne den Auftrag zum Binden der Nibelungen-Handschrift b erteilte und dazu wertlos gewordene Pergamentstücke aus dem Familienbesitz als Makulatur zur Verfügung stellte.471 Doch inwiefern könnte einer der 467 Auch für diese Auskunft gebührt mein herzlicher Dank Dr. Peter GEFFCKEN, der auch noch eine engere Verbindung des oben genannten Heinrich Langenmantel zu den Gossembrots nachweisen konnte: Zum einen trat Sigmund I. Gossembrot bei der im Jahr 1412 erfolgten Erbteilung seines Schwagers Ulrich Tott als einer der Ratgeber auf – vgl. Richard HIPPER, Die Urkunden des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg. 1023–1440, (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte. Reihe 2a, 4), Augsburg 1956, Nr. 522, S. 203f. Zum anderen bürgte Sigmund II. Gossembrot laut einer Urkunde von 1443 für die Kaution des in das Chorherrenstift St. Moritz aufgenommenen Ulrich Langenmantel, dem vermutlichen Sohn Heinrichs (Vgl. Karl SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, ein Augsburger Kaufmann, Patrizier und Frühhumanist, Augsburg 1938, S. 8). Im Jahre 1447 wurde das recht weitschichtige Verwandtschaftsverhältnis fester geknüpft, als Heinrichs Enkelin Ursula Haller den Schwager Sigmund II. Gossembrots, Ulrich II. Artzt, heiratete. 468 Cgm 98, 27r–v. 469 Sowohl Hans als auch Sigmund Gossembrot werden erstmals im Jahre 1437 selbstständig zur Vermögenssteuer von 15 und 16 Gulden veranlagt, das entspricht den versteuerten Erbteilen von 3600 (Hans) und 3840 Gulden (Sigmund). Vgl. GEFFCKEN, Soziale Schichtung in Augsburg 1396–1521, S. 72, Tab. X (1434) / 1. 470 Die Steuererhebung fand jeweils zum Ende eines Jahres statt. Vgl. ebd., S. 46. 471 „Einbände von Codices in Privatbesitz enthalten nicht selten ältere Urkunden aus dem eigenen Archiv des Buchbesitzers stellte Karin SCHNEIDER (Paläographie/ Handschriftenkunde, S. 181) für das 15. Jahrhundert fest.
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beiden Brüder als Erstbesitzer bzw. Auftraggeber der Handschrift und somit als Interessent am Nibelungenlied in Frage kommen?
4.2. Die Brüder Hans und Sigmund Gossembrot Für den Urkundenaussteller Hans Gossembrot ist lediglich der Besitz eines einzigen Buches nachweisbar: Der Augsburger Stadtschreiber und Humanist Konrad Peutinger erwähnte in einem Brief an seinen Verwandten Hans Welser472 aus dem Jahr 1537, worin er über die Einsichtnahme in eine von Jakob Welser I. verfasste Familienchronik berichtete, dass Hans Gossembrot, den er noch in seiner jugend gekendt hab, […] auch ein buechlin hinder im verlassen hat, darin dieselben alten geschlecht mit iren zuonamen und wappen […], welliches buechlin herr Ulrich Relinger, alter burgermaister, mein lieber herr und vetter, noch bei handen hat.473 Dieses buechlin – eine schmale, nach PETZET474 um 1469 angelegte Pergamenthandschrift mit gerade einmal 31 Blättern – ist erhalten und liegt in der Bayerischen Staatsbibliothek München unter der Signatur Cgm 98. Es enthält außer den bereits von Peutinger erwähnten Augsburger Wappen noch eine Anleitung zur Wappenmalerei (fol. 20r–21v) und eine Familienchronik der Gossembrots (fol. 25r–31v). Auf den ersten Seiten (fol. 1r–7v) finden sich pro Blatt jeweils sechs Wappen gemalt und mit dem jeweiligen Geschlechternamen überschrieben. Dabei werden zuerst die Wappen von geschlechten angeführt, worauf die von den zünften folgen. Danach sind die Wappen der Ehefrauen der Gossembrots dargestellt (wen gossenbrott hand gehept ze weibern, fol. 8r–v) sowie der Ehemänner (wen gossenprötin ze mann gehebt haund, fol. 11v–12r). Im Anschluss werden die einzelnen Augsburger Wappen knapp beschrieben, wobei sich zwischen die geschlechter und zünfte die nur zwei Blätter umfassende Anleitung zur Wappenmalerei schiebt. Für die Familie Gossembrot sind zwei Wappen verzeichnet: Zum einen der man in rottes beklot, schlap weiß vnd schwarcz 472 Konrad Peutinger war mit Margareta Welser verheiratet, der Tochter von Anton I. Welser. Dessen Bruder Jakob I. Welser begründete die Nürnberger Linie der Familie, sein ältester Sohn Hans übersiedelte Ende der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts nach Augsburg und hatte zur Zeit der Abfassung dieses Briefes im Jahre 1537 das Bürgermeisteramt inne. Vgl. Erich KÖNIG, Humanisten-Briefe, Band 1: Konrad Peutingers Briefwechsel, Veröffentlichungen der Kommission für Erforschung der Geschichte der Reformation und Gegenreformation, München 1923, S. 482, Anm. 2. 473 Ebd., S. 483. 474 Erich PETZET, Die deutschen Pergament-Handschriften Nr. 1–200 der Staatsbibliothek in München (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 5,1), München 1920, S. 172.
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sein part, knöpf vnd schilt gel mit irer art (fol. 16v und 6v),475 zum anderen ein weißes T auf blauem Grund (fol 6v), wozu eine schriftliche Beschreibung fehlt. Dieses zweite Wappen ist insofern besonders interessant, da auf dem Vorsatzblatt I.b. der Nibelungen-Handschrift b die Jahreszahl 1437 und ein t jeweils in einen Rahmen gesetzt sind und beide Rahmen zusammen ein T bilden.476 Der Cgm 98 enthält zwischen den einzelnen Themenabschnitten zahlreiche leere Seiten (fol. 2r, 9r, 12v, 19v, 23v–24v) bzw. Seiten mit vorgezeichnetem Rahmen zur Einzeichnung von weiteren Wappen (fol. 9v–11r), so dass die Handschrift in ihrer Anlage ein Familienbuch darstellt mit der Möglichkeit einer Fortführung, die aber die Nachkommen des Hans Gossembrot offensichtlich nicht wahrgenommen haben. Nach seinem Tod ging das Buch in den Besitz des Ulrich Rehlinger über, welcher der Ehemann von Hans Enkelin Ursula war, und gelangte später in die Hände Peutingers,477 der die Familienchronik der Gossembrots mit folgendem Nachtrag (31v) fortsetzte bzw. beendete: Tausent vnd in dem funfhundersten iare auf andern tag septembris ist herr Sigmund gossembrot Burgermeister zü Augsburg gestorben und ligt zü sant Moriczen in der Minner vnd seiner Capellen. Tausend funfhundert vnd jm andern iare auf xiij tag Junij ist herr Georg Gossembrot kayserlicher rat vnd pfleger zü Erenberg gestorben vnd ligt zü Sant Mangen zü fuessen in seiner sondriß begrebnüs. Ch Peutinger Doctor manu propria scripsit.
In der Forschung – auch der neueren – wird die Handschrift größtenteils in den Besitz Sigmund Gossembrots verortet,478 obgleich bereits 475 Interessant ist, dass das Schlussbild der Nibelungen-Handschrift b Hildebrand mit einem roten Gewand bekleidet und eine rote Kappe tragend zeigt. Dieser Habitus Hildebrands erinnert stark an den im Familienwappen der Gossembrots dargestellten Mann. 476 Paul von STETTEN vermerkte, dass Georg Gossembrots Tochter Sibilla, die Enkelin des Sigmund Gossembrot (II.) einen Luzen von Freyberg (= Ludwig von Freyberg zu Oepfingen heiratete, und man „soll Sigilla von diesem Geschlecht finden, in welchen sie sich nur eines Zeichens T. an statt des Wappens bedient, es ist mir aber davon keines zu Gesicht gekommen . Paul von STETTEN, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs=Stadt Augsburg sowohl in Ansehung ihres besondern Standes als auch in Ansehung einer jeden einzlen Familie beschrieben und aus bewährten Geschicht-Schreibern und Urkunden gezogen, Augsburg 1762, S. 81. 477 Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 14. 478 Vgl. PETZET, Die deutschen Pergament-Handschriften Nr. 1–200 der Staatsbibliothek in München, S. 172f.; Sigrid KRÄMER, Scriptores possessoresque codicum medii aevi. Datenbank von Schreibern und Besitzern mittelalterlicher Handschriften, Augsburg 2006 [DFG-Nationallizenz 2007]; Peter JOHANEK, Geschichtsschreibung und Geschichtsüberlieferung in Augsburg am Ausgang des Mittelalters, in: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts (Studia Augustana 7), S. 160–182, Tübingen 1995, S. 172.
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SCHÄDLE darauf hingewiesen hat, dass die darin enthaltene Familienchronik „mehr Nachrichten “ber die Familie des (ans als die unseres Sigmund aufweist.479 Die Chronik setzt im Jahre 1316 ein, als der Ururgroßvater von Hans, Albrecht Gossembrot, starb und berichtet im Folgenden davon, wen gossenprot ze weiben gehebt haun, ach wen grossenprötin ze man gehebt haund vnd waß kind von in kumen sind von sünen vnd döchtern, vnd wenn sÿ dot sind vnd ir iarzal vnd wa sÿ ligent (fol. 25r). Demnach wurde Hans im Jahre 1416 am oberst ze nacht vmb acht ur geboren und heiratete 1437 dez luitoltz dochter den man nant hangenor (fol. 28r). Im selben Jahr băt er daz huß beÿ sant lienhart (28r) und vollbrachtz in aim iar (28v), denn 13 Jahre zuvor da man zalt dusent fierhundert vier vnd zwainczig iar da verbran dez gossenprotz huß beÿ sant lienhart am egg. Ein Bericht über diesen Brand in Hans Elternhaus, das sich „an der Ecke der heutigen Karolinen- und Karlstraße 480 befunden hatte, ist auch in Burkhard Zinks Chronik der Stadt Augsburg enthalten: Jn demselben iar verpran des Hansen Goßenprots haus, gelegen an der Judengasssen an dem egg gen sant lienhart […], da viel der halb schieß wol halber hernider auf die leut und schlueg 24 arm gesellen zu tod. Als Brandursache gab Zink an, dass die megt hetten haiß aschen auf das kornhaus getragen, die was noch glüent, und ließens also haiß ligen als lang, biß es darunder prinnen ward.481 Neben der Verzeichnung des Wiederaufbaus des Elternhauses finden sich noch andere Ereignisse, die Hans persönlich betrafen, der zunächst in der dritten Person genannt wird: Da man zalt 1455 iar, da saczt er ain regelbaum zů dem tor. Da man zalt 1448 iar, da saczt er den rosenstok (fol. 30v). Dann erfolgt ein Wechsel von der dritten in die erste Person: Da man zalt 1467 iar auf simon vnd iude tag malt mir der plank maler die klain stub (fol. 30v). Anno 1469 iar am 9 tag hornung macht ich den keler halb vnd die klain stub auf dem gang ob der schmit (fol. 31r). Diese Einträge in der Ich-Form – die sich nicht auf Sigmund beziehen können, da er bereits 1462 ins Johanniterkloster zu Straßburg gezogen war – belegen nicht nur, dass Hans der Besitzer der Handschrift war, sondern höchstwahrscheinlich auch ihr Schreiber. Vielleicht trug der Umstand, dass „(ans […] neben seinem Bruder keine bedeutende Rolle [spielte] 482 dazu bei, die Handschrift voreilig Sigmund 479 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 14. 480 Ebd., S. 3. Hier findet sich auch der Vermerk, dass Anna Gossembrot mit ihren drei Kindern nach dem Brand in den Bezirk ‚vom Dieppolt‘ zog, der „den (äuserblock zwischen Karolinenstraße, Spenglergäßchen und Mauerberg umfasste. (ier „kommt das (aus Karolinenstraße in Betracht. Vgl. hier auch Anm. . 481 Die Chronik des Burkhard Zink, S. 148. 482 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 12.
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zuzuweisen, der selbstverständlich auch innerhalb der Gossembrotschen Familienchronik genannt wird. Er wird hier als hansen brůder baid der minerin sün (29r) attribuiert, der 1417 geboren wurde und im Jahre 1436 v̊ lrich arczetz dochter vrsel heiratete vnd het bÿ ir dreÿ sün, v̊ lrich, sigmund, iörg,483 vnd fier töchter, anna, vrsel, siwil, agat (29v). Während die Kinder Sigmunds nur knapp eingeführt werden ohne Angabe des Geburtsdatums, finden sich über die beiden Söhne des Hans genauere Ausführungen: Da man zalt dusentfier hundert vnd neün vnd dreisig iar 1439 ward der erst suns hans gossenprot der hangenörin sun geborn am abent vmm fier vr am 26 tag october (28r). Dar nach da man zalt dusent fierhundert acht vnd fierczig iar 1448 da ward der ander sun wilhalm gossenprot ach der hangenörin sun geborn am fierden tag herbst vmm acht vr am morgen (29v).
Die präzisen Daten zur Geburt von Hans Söhnen und das damit dargelegte Interesse daran bestätigen wiederum, dass die Handschrift Eigentum des Hans Gossembrot war. Vielleicht war sie nicht die einzige Handschrift, die er besaß, aber uns sind keine weiteren bekannt. Dagegen wissen wir von seinem jüngeren Bruder Sigmund, dass er ein begeisterter Büchersammler war und sich eine private Bibliothek anlegte. Auch sein Bildungsstatus scheint gegenüber dem seines Bruders Hans ein höherer gewesen zu sein, da Sigmund ein Studium absolvierte, das Hans als dem Älteren vielleicht durch die Einbindung ins Familienunternehmen versagt blieb. Sigmund immatrikulierte sich im Wintersemester 1433 an der Universität Wien, wo er als Sigismundus Gossenprot de Augusta verzeichnet wurde und die Matrikeltaxe von 4 Groschen bezahlte, die für Studenten der Artes üblich war.484 Im Jahre 1436 schloss er mit dem Bakkalaureatsexamen ab 485 und kehrte nach 483 Die Einträge Peutingers beziehen sich auf die beiden Söhne Sigmunds (II.), den gleichnamigen Sigmund (III.) und Jörg (Georg). 484 Franz GALL (Hrsg.), Die Matrikel der Universität Wien. Im Auftrag des Akademischen Senats hrsg. vom Archiv der Universität Wien, Band 1: 1377–1450 (Publikationen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, VI. Reihe: Quellen zur Geschichte der Universität Wien, I. Abteilung), Graz-Köln 1956, S. 183. Die Immatrikulation erfolgte am 13. Oktober 1433. Sigmund Gossembrot ist unter der Nacio Renensium (rheinische Nation) aufgelistet, die an der Wiener Universität außerordentlich hoch vertreten war. „Der unverhältnismäßig hohe Anteil der rhein. Nation erklärt sich aus der Tatsache, daß die Wiener Universität bis zur Reformation als die erste Universität des Heiligen Römischen Reiches galt und einen Großteil der Studenten aus dem S“den und Westen Deutschlands an sich zog. Ebd., S. XX. 485 Vgl. SCHÄDLE, der aus der Wiener acta facultatis artium (Band 2) zitiert (Sigmund Gossenbrot, S. : „Primus ad recipiendum proxime examinatos pro baccalaureatu in artibus et ad dispensandum super petendis per aliquos ipsorum, si videbitur expedire, et pro tunc praesentabantur per examinatores 13 solares hoc ordine locati,
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Augsburg zurück, wo er nach dem Tod der Mutter heiratete. Die Ehefrau ist keine Unbekannte, sie ist die Tochter des Handelsgesellschafters Ulrich Artzt, mit dem Sigmunds Mutter Anna Gossembrot in geschäftliche Beziehungen getreten war. Doch „inwieweit diese (eirat deshalb durch geschäftliche Interessen bestimmt war, muß dahingestellt bleiben .486 Kurz nach der Heirat im Jahre 1437 zog Sigmund ins Haus seines Schwiegervaters Ulrich Artzt in den Bezirk ‚vom Ror‘, wo er bis zu seinem Wegzug 1462 wohnte.487 Sieben Kinder gingen aus seiner Ehe mit Ursula Artzt hervor: Die drei Söhne Georg, Sigmund (III.) und Ulrich sowie die vier Töchter Agathe, Anna, Sibylla und Ursula (II.). Der älteste Sohn Ulrich waß ain korherr zů sant moricen vnd starb da man zalt dusent fierhundert fünf vnd sechczig iar 1465 zů rom.488 Dieser war auch an der Wiener Kanzlei tätig.489 Während sich Ulrich dem geistlichen Leben widmete, war sein Bruder Sigmund in den weltlichen Geschäften überaus erfoglreich, sei es als vieljähriger Bürgermeister der Stadt Augsburg oder als Kaufmann. Als Sigmund (III.), „der reichste aller Gossembrot ,490 am 12. September 1500 verstarb, konnte er seiner Witwe Anna (geb. Rehlinger)491 ein immenses Vermögen vererben, das sie in Manier der Anna Gossenbrot „durch geschickte Unternehmungen noch zu vermehren wusste, um ihrem einzigen Kind Ursula und deren Ehemann Lucas Welser ein gewaltiges Vermächtnis zu hinterlassen. Der jüngste Sohn Georg war, wie Peutingers Eintrag in der Familienchronik verzeichnet, Pfleger zu Ernberg (Tirol) und kaiserlicher Rat Maximilians I. in finanziellen Belangen, wobei er sich unter „Maximilians ‚Finanzern‘ [als] einer der k“hnsten und t“chtigsten 492 erwies.
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primus Johannes Sensensmid de Nurnberga secundus Sigismundus Gossenbrodt de Augusta….. Ebd., S. 5. Ebd., Anm. 5. Cgm 98, 30r. Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 12. STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus, S. 89. Sigmund war in zweiter Ehe mit Anna Rehlinger verheiratet. Die erste Ehefrau, deß hemerlins tochter […] starb im da man zalt dusent fierhundert fünf vnd sechzig iar 1465 vnd ließ kain kind (Cgm 98, 29v). Hermann WIESFLECKER, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit, Band 5, Wien 1986, S. 240. Georg gab am 5. Juni 1470 aus beruflichen Gründen (bevor er im Dienst Maximilians stand, war er für Herzog Sigmund von Tirol in finanzieller Angelegenheit tätig) sein Bürgerrecht in Augsburg auf, um „dem Tiroler Bergbau näher zu sein STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus, S. 88), womit er das meiste Geld verdiente. Die Aufgabe des Bürgerrechtes sollte nur befristet sein, was sich der Chronik Zinks (S. 394) entnehmen lässt: „Uff afftermäntag vor dem hailgen pfingsttag a° 70 haut Jerig Gossemprot durch Lucaßen Herwortt an ainen raut pringen laußen, sein notdorfft seins gewerbs
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Über die vier Töchter Sigmunds ist weit weniger bekannt. So ist der Familienchronik über die jüngste Tochter Agathe zu entnehmen, dass sie ein geistliches Leben aufnahm und in ain closter gen kolmar am rein (fol. 30r) kam.493 Zu den anderen drei Töchtern lässt sich nicht viel mehr eruieren, als dass sie jeweils eine Ehe eingingen. Für Sibylla, welche dem Vater „wohl am nächsten stand und dessen „gelehrten Neigungen [sie] mit Verständnis begegnete ,494 ist als Ehemann Leonhard Langenmantel, genannt Radauer, nachweisbar, welcher schon „vor der Vermählung in verwandtschaftlichem Verhältnis zu Gossenbrot stand.495 Die älteste Tochter Anna heiratete Konrad Rehlinger, wobei auch zu dieser Familie bereits eine Verwandtschaftsbeziehung existiert hatte.496 Ursula hett ain grander (Cgm 98, 30r), nämlich den Kaufmann Georg Grander (II.), geehelicht.497 Es erstaunt nicht, dass sich Sigmunds Kinder – vor allem seine Söhne – zu bemerkenswerten Persönlichkeiten entwickelten, wenn man die Biographie des Vaters betrachtet: Sigmund avancierte zu einer „der profiliertesten Figuren der Reichsstadt um die Mitte des . Jh.s. . 498 Zwar scheint er in Finanzgeschäften weniger begabt oder auch schlicht nicht interessiert gewesen zu sein, da seine „Geschäftstätigkeit in der
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halb ervordre sich zway oder drew jaur an anndren ennden zů enthaltten und sein nottdorfft zů werden, deßhalb sein nottdorfft ouch für ain statt wär, das er, ob sich gebüren wurd, sagen und reden müge, den von Augspurg ichtes verwanndt noch verpflichtet sein, mit begern, in seiner burgerrecht pflicht allerding ledig zů zelen, so wölle er kain andern burgerrecht schirm dann alhie annemen und sich nauch außgang sölicher zeite wider in unser burgerrecht tůn und sich burgerlich beweißen rc. […] uff das der altt burgermeister Leonhart Radawer und Sigmund Gossembrot aim raut zůgesagt haben, Jergen Gossemprott seiner gebette zu gewern […]. Georg nahm jedoch das Augsburger Bürgerrecht nicht mehr auf, er gründete mit seiner Ehefrau Radegundis Eggenberger, einer begüterten Grazer Kaufmannstochter, eine neue Existenz in Tirol. Der Ehe entstammt eine Tochter, Sibylla mit Namen, die durch ihre Heirat mit Ludwig von Freyberg zu Oepfingen nach Baden-Württemberg zog. Vgl. WIESFLECKER, S. 241 und SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. . „Als Maximilian die Regierung von Tirol 1490 übernahm, bestätigte er Gossembrot als Pfleger von Ernberg und verwendete ihn dann bei seinen vielen Geldgeschäften, wobei Gossembrot einerseits als Vertreter des Kaisers, anderseits aber auch als dessen Bankier auftrat. Richard EHRENBERG, Das Zeitalter der Fugger – Geldkapital und Kreditverkehr im 16. Jahrhundert: 1. Band. Die Geldmächte des 16. Jahrhunderts, Bremen 2012, S. 191. Es handelt sich hierbei um das Dominikanerinnenkloster Unterlinden in Colmar. Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 6. Ebd., S. 7. Ebd., S. 8. Vgl. dazu auch Anm. 467. Die Schwester Sigmunds und (ans , Anna, heiratete einen Rehlinger, ebenso nahm Sigmunds gleichnamiger Sohn eine Rehlingerin zur Frau. Vgl. ebd., S. 8. Wolfgang REINHARD, Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts: Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500–1620, Berlin 1996, S. 194. GEFFCKEN/FRANKENBERGER, Gossembrot, in: Augsburger Stadtlexikon, S. 449.
Firma Artzt, der er bis angehörte, […] ohne besonderen Erfolg 499 war und sein zu versteuerndes Vermögen beständig zurückging,500 dafür besetzte er aber jahrelang mehrere städtische Ämter. Das Richteramt hatte er neben kleineren Ämtern von „ – […] fast ohne Unterbrechung inne,501 im Jahre 1458 wurde er Bürgermeister im Kleinen Rat. Was ihn jedoch zu einer ‚profilierten‘ Person machte, waren weder Ämter noch eine berufliche Karriere, sondern sein leidenschaftlicher Hang zum Frühhumanismus, der ihn zu einem der bedeutendsten deutschen Förderer dieser Geistesströmung werden ließ. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts scharte Sigmund Gossembrot einen kleinen Humanistenkreis um sich, zu dem bekannte Persönlichkeiten zählten, wie der Stadtarzt Hermann Schedel,502 Stadtschreiber Valentin Eber,503 Bischof Peter von Schaumberg,504 Leonhard Gessel,505 Heinrich Lur506 sowie die Auswärtigen Laurentius Blumenau,507 Ludwig
499 Franz Josef WORSTBROCK, Gossembrot, Sigismund, in: 2VL 3 (1981), Sp. 105–108, hier Sp. 105. 500 Seit dem Jahre 1438 bis 1461 hat sich das zu versteuernde Vermögen Sigmunds dahin entwickelt, dass es um etwa ein Viertel abnahm. Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 24f. und STRIEDER, Zur Genesis des modernen Kapitalismus, S. 3. 501 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 29. 502 Der Onkel des berühmten Hartmann Schedel kam um 1455 aus Eichstätt, wo er im Dienst des Bischofs Johann von Aich gewesen war, nach Augsburg. Sigmunds Sohn, Ulrich Gossembrot, „r“hmt ihn, dass er seinen Vater mit B“chern versorge . Paul JOACHIMSOHN, Die humanistische Geschichtschreibung in Deutschland. Heft I: Die Anfänge. Sigismund Meisterlin, Bonn 1895, wieder abgedruckt in: ders., Gesammelte Aufsätze zu Renaissance, Humanismus und Reformation, zur Historiographie und zum deutschen Staatsgedanken, Band 2, ausgewählt und eingeleitet von Notker HAMMERSTEIN, Aalen 1983, S. 121–461, hier S. 145f. 503 Der um 1420 geborene Valentin Eber absolvierte wie Sigmund Gossembrot ein Studium an der Universität Wien, das er im Jahr 1439 aufnahm und als Lizentiat des kanonischen Rechts abschloss. Spätestens seit 1454 war er bei der Stadt Augsburg tätig. Vgl. Franz Josef WORSTBROCK, Eber, Valentin, in: 2VL 2 (1980), Sp. 266f. 504 Der ursprünglich aus Oberfranken stammende Peter von Schaumberg hatte von 1424 bis 1469 den Augsburger Bischofsstuhl inne, seit 1450 war er auch Kardinal. Er studierte in Heidelberg und später in Bologna, wo er sich mit dem italienischen Humanismus vertraut machte. „Als (umanist bekundet er sich vor allem in seinen Reden. […] Wiederholt wurde er von kaiserlicher oder kirchlicher Seite als Redner vorgeschickt. Friedrich ZOEPFL, Der Humanismus am Hof der Fürstbischöfe von Augsburg, in: Historisches Jahrbuch, 62.–69. Jahrgang (1949), S. 671–708, hier S. 672. 505 Der Generalvikar des Bischofs Peter von Schaumberg nahm ein Studium in Wien auf (1435), das er in Bologna (1436) und Padua fortsetzte und 1440 mit dem ‚Examen privatum‘ in kanonischem Recht abschloss. Vgl. Franz Josef WORSTBROCK, Gessel, Leonhard, in: 2VL 3 (1981), Sp. 19f. 506 Der Geistliche Heinrich Lur studierte Artes und Theologie in Leipzig sowie kanonisches Recht in Padua. Bischof Peter von Schaumberg, den er 1451 kennenlernte, verlieh ihm eine Anstellung als Rat und Sekretär am bischöflichen Hof und übergab ihm 1453 die Pfarrei Dillingen. Als Danksagung hielt Lur eine bewegende Trauer-
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Rad508 und Hieronymus von Rotenpeck aus Rebdorf, „der in Gedichten auf Enea Silvio und Gossembrot viel Begeisterung bei geringem Talent zeigt[e] .509 Auch Sigmunds Tochter Sibylla stand dem Kreis nahe und „macht[e] Gedichte aus dem Stegreif , um die „nostre congregacionis socii, fratres et sorores – wie Blumenau sie in einem Brief an Schedel nannte510 – zu unterhalten. Diese Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, wobei außer Sibylla keine weitere bekannt ist, bildete eine der ersten humanistischen Sodalitäten, „wenn auch offensichtlich noch ganz ohne feste Formen .511 Eine zentrale Rolle spielte die Epistolographie, die „in heiterem, zuweilen höflicherem, zuweilen mehr polemisie-
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rede für seinen 1469 verstorbenen Gönner Peter von Schaumberg. Vgl. Franz Josef WORSTBROCK, Lur, Heinrich, in: 2VL 5 (1985), Sp. 1078–1082. Der um 1415 geborene Sohn einer Danziger Kaufmannsfamilie studierte in Leipzig, Padua (zusammen mit Gessel und Lur) und Bologna geistliches und römisches Recht und stand in den Diensten des Deutschen Ordens, dessen Geschäftsträger und Anwalt er war. Kurzzeitig hielt er sich in der Umgebung Peters von Schaumberg auf: 1452 ist ein Aufenthalt am bischöflichen Hof in Dillingen nachweisbar, 1457 ein weiterer in Dillingen und in Augsburg. Ende des Jahres 1457 ist er Rat des Herzogs Sigmund von Tirol. Blumenau verfasste bzw. begann eine lateinische Deutschordenschronik – sie besteht aus einer umfangreichen Einleitung – und widmete sie Peter von Schaumberg. Die Verbreitung des Werkes hielt sich weitestgehend in den Grenzen des Augsburger Humanistenkreises. So ist auch eines der beiden überlieferten Exemplare (Clm 529 und Clm 902) in den ehemaligen Besitz von Hermann Schedel zu verorten. Vgl. Hartmut BOOCKMANN, Blumenau, Laurentius, in: 2VL 1 (1978), Sp. 902f. und ders., Laurentius Blumenau. Fürstlicher Rat – Jurist – Humanist, ca. 1415–1484 (Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft 37), Göttingen 1965. Der Vorarlberger Kleriker Ludwig Rad (1420–1492) war bis 1451 Sekretär im Dienst des Bischofs Peter von Schaumberg, der ihm zwei Kanonikate (St. Stephan in Konstanz und Großmünster in Zürich) verschaffen konnte und ihn auch für diplomatische Aufgaben einsetzte, u.a. als bischöflichen Stellvertreter auf Reichstagen. Spätestens 1452 wechselte er in die kaiserliche Kanzlei Wien über, wo er sechs Jahre lang als Notar tätig war, um dann für zwei Jahre für den Erzbischof von Trier als Sekretär zu arbeiten. Um 1460 widmete er sich in Zürich vermehrt humanistischen Studien und stand in brieflichem Kontakt mit verschiedenen Frühhumanisten, z.B. mit dem bekannten Nikolaus von Wyle und Sigmund Gossembrot, dessen Kreis er nahestand. 1465 trat Rad in den Dienst Herzog Sigmunds ein und erhielt verschiedene Pfründe. Vgl. Karl Heinz BURMEISTER, Der Vorarlberger Frühhumanist Ludwig Rad (1420–1492), in: Innsbrucker historische Studien 5 (1982), S. 7–26. JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 145. Rothenpeck war Augustinerchorherr in Rebdorf bei Eichstätt und war mit Sigismund Meisterlin befreundet. Er verfasste „humanistische Gelegenheitsarbeiten , u.a. auch f“r Sigmund Gossembrots gleichnamigen Sohn. Vgl. Franz Josef WORSTBROCK, Rotenpeck, Hieronymus, in: 2VL 8 (1992), Sp. 265–270. Der Brief datiert auf den 11. Januar 1461 und ist in der Handschrift Clm 215, fol. 327v enthalten. Abgedruckt bei Joseph CHMEL, Reiseberichte II, Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien, Philosophisch-historische Klasse V, Wien 1850, S. 699f. BOOCKMANN, Laurentius Blumenau (1965), S. 233.
renden, oft belehrendem, manchmal wirklich herzlichem Ton 512 gehalten war. Der regelmäßige Briefverkehr innerhalb der concregacio war nicht nur eines der wichtigsten Kommunikationsmedien, sondern auch Ausdrucksmittel der „)mitatio antiker Vorbildlichkeit ,513 die darauf fußte, dass Briefe oder Reden italienischer Humanisten 514 als Vorlagen herangezogen wurden, um sie auszugsweise abzuschreiben und aus den Versatzst“cken einen ‚eigenen‘ Text zu erstellen. Diese gängige Praxis des deutschen Frühhumanismus, die den Brief als modellhafte Inszenierung der neuen Geistesrichtung nutzte, schuf der Augsburger concregacio ein „zentrales )nstrument ihrer Konstitution und Bewahrung . 515 Jedoch war der Kreis um Gossembrot nicht gänzlich dem italienischen Humanismus hingegeben, sondern hielt auch gleichzeitig an mittelalterlich Traditionellem fest, wie WORSTBROCK in seiner Untersuchung zum Augsburger Frühhumanistenkreis festhielt: „Der Dominat der )taliener, den die Augsburger in ihrer Epistolographie walten ließen, hatte bei ihnen in allem übrigen deutliche Grenzen. Die Literatur, mit der sie als Sammler und gelehrte Leser umgingen, entbehrte überhaupt einer distinkt humanistischen Selektion. Gossembrot und Schedel ließen, wie man den erhaltenen und rekonstruierten Beständen ihrer Bibliotheken abliest, mittelalterliche Traditionen gerade nicht abbrechen, sondern bewahrten sie in allen Bereichen des Wissens und der Belehrung, ohne schon Antike und Patristik als kritische Gegeninstanzen zu sehen. 516
Ebenso wies sich die Augsburger concregacio durch „eine besonders religiöse Note 517 aus, die auf die große Rolle der Geistlichkeit – allen voran Bischof Peter von Schaumberg – innerhalb des Kreises zurückgeführt werden kann. Auch Sigmund Gossembrot selbst sah eine „Kontinuität zwischen christlicher Spätantike, mittelalterlicher Klosterkultur
512 Ebd. 513 Franz Josef WORSTBROCK, Imitatio in Augsburg. Zur Physiognomie des deutschen Frühhumanismus, in: ZfdA 129 (2000), S. 187–201, hier S. 189. 514 „Leitendes Model waren die Briefe und Reden Guarinos und seiner Schule, die um 1450 in Oberitalien die verbreitetsten waren und den Ruf der besten Beispiele hatten. WORSTBROCK, Imitatio in Augsburg, S. 196. Auch Gossembrot besaß nach JOACHIMSOHN eine Sammlung Guarinos: Epistolae poeticales Guarini et aliorum. Paul JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, in: Centralblatt für Bibliothekswesen 11 (1894), hrsg. von Dr. O. HARTWIG, Heft 6 und 7, S. 249–268 und S. 297–307, hier S. 260. 515 WORSTBROCK, Imitatio in Augsburg, S. 192 und 196. 516 Ebd., S. 197. 517 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 41.
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und dem neuen (umanismus 518 und r“ckte „das religiöse Suchen und Ringen mit zunehmendem Alter immer mehr in den Vordergrund .519 So verband ihn eine lebenslange Freundschaft mit dem etwa 20 Jahre jüngeren Benediktinermönch Sigismund Meisterlin520 von St. Ulrich und Afra, die eine außerordentliche Frucht hervorbrachte: Das „erste humanistische Geschichtsbuch in Deutschland . 521 Gossembrot, der Küchlins zeitgenössische Chronik zur Augsburger Frühgeschichte als mangelhaft und unglaubwürdig beurteilte, beauftragte Meisterlin eine neue, umfangreichere und wahrheitsgetreuere Chronik zu verfassen. Am 20. Juni 1456 war die in Latein niedergeschriebene Chronographia Augustensium nach langen Vorarbeiten Meisterlins, die auf einer umfangreichen Quellensammlung und -auswertung beruhen, fertiggestellt.522 und umfasste ganze vier Bände. Die Anfangsbuchstaben der Kapitel der ersten beiden Bände bildeten das Akrostichon des Auftraggebers ‚Sigismunde Gossenprot‘, welchem auch ein Widmungsbrief523 galt. Meisterlins Ziel war es, mittels seiner Chronik „den b“rgerlichen Lesern, für die er schrieb, die Frühzeit ihrer Vaterstadt nahezubringen .524 Den Schwerpunkt legte er dabei auf die Gründungsgeschichte der Stadt Augsburg, die er völlig neu inszenierte und äußerst detailliert abhandelte, so dass sie „gut ein Drittel des Werks 525 ein518 WORSTBROCK, Imitatio in Augsburg, S. 197. 519 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 55. 520 Zu Meisterlin vgl. JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin und Katharina COLBERG, Sigismund Meisterlin, in: 2VL 6 (1987), Sp. 356–366. 521 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 250. 522 F“r seine Recherchen stand Meisterlin „in der Bibliothek seines Klosters [St. Ulrich und Afra] ein Großteil der wichtigsten Werke der Augsburger Geschichtsschreibung des Mittelalters zur Verfügung . (elmut GIER, Die Bibliothek der Reichsabtei St. Ulrich und Afra und ihr Schicksal, in: Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra in Augsburg (1012–2012). Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer ehemaligen Reichsabtei, Festschrift zum tausendjährigen Jubiläum, I. Textband, hrsg. von Manfred WEITLAUFF, Augsburg 2011 (Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 45,1), S. 1008–1034, hier S. 1021. 523 Der Brief, der in zwei Fassungen vorliegt, ist ediert bei Brigitte RISTOW‚ Untersuchungen zu Sigismund Meisterlins Widmungsbriefen an Sigismund Gossembrot, in: PBB 85 (1963), S. 206–252, hier S. 217f. und S. 219–222. 524 Karl SCHNITH, Mittelalterliche Augsburger Gründungslegenden, in: Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica München, 16.–19. September 1986, Teil I: Kongreßdaten und Festvorträge Literatur und Fälschung (Monumenta Germaniae Historica Schriften 33,I), S. 497–517, hier S. 497. 525 Gernot Michael MÜLLER, „Quod non sit honor Augustensibus si dicantur a Teucris ducere originem . Humanistische Aspekte in der Cronographia Augustensium des Sigismund Meisterlin, in: Humanismus und Renaissance in Augsburg. Kulturgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreißigjährigem Krieg, hrsg. von Gernot Michael MÜLLER (Frühe Neuzeit 144), Berlin/New York 2010, S. 237–273, hier S. 243.
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nimmt. War Küchlin noch dem an die lateinische Antike angelehnten, traditionellen mittelalterlichen Modell verpflichtet, die Stadtgründung mit der Zerstörung Trojas zu verknüpfen, um Augsburg in die Nachfolge Roms zu stellen,526 so wandte sich Meisterlin gänzlich von der trojanischen Herkunftssage ab, da es seiner Meinung nach „f“r die Augsburger keine Ehre [sei], von […] Fl“chtlingen abzustammen .527 Er führte stattdessen die Gründung auf das alteingesessene Volk der Schwaben bzw. Vindeliker zurück, die er als Nachkommen von Noahs Sohn Japhet verortete. Aufgrund dieser edlen Abkunft wies der Stamm die besten Tugenden auf und hob sich dadurch von den anderen germanischen Stämmen ab. Meisterlin berichtete „von der “berragenden Tapferkeit der Schwaben, die niemand zinsbar sein wollten und ihre Freiheit über alles stellten. Als die Römer ihr Weltreich aufbauten und die germanischen Stämme unterwarfen, hatten sie größte Schwierigkeiten, mit den Schwaben fertigzuwerden. Erst zur Zeit des Kaisers Augustus traten die Augsburger in das Römerreich ein. Sie wahrten weiterhin die Tugenden ihrer Väter. Deshalb konnte sich die Stadt durch die Jahrhunderte glanzvoll entwickeln. 528
Welche Motive Meisterlin zu dieser neuen Gründungsgeschichte führten, hat Gernot Michael MÜLLER j“ngst dargelegt. Demnach „deutet sich ein Bewusstsein von Konkurrenz und Wettbewerb an, in dem sich das Prestige eines Gemeinwesens über die Art seines Ursprungs definiert .529 Die Stadt, die als Konkurrenz gesehen wird, liegt im humanistischen )talien, wo „die Mitglieder des Augsburger Humanistenkreises um Sigismund Gossembrot ihre erste Berührung mit dem Humanismus erfuhren .530 Indem Meisterlin für Augsburg eine neue Gründungslegende kreierte, die bis ins biblische Zeitalter zu Noah sowie zu einer autochthonen Bevölkerung zurückreicht, fand eine Abgrenzung von Padua statt, das der ‚alten‘ Trojalegende anhing. Damit schuf er, so folgerte MÜLLER, „eine Geschichte Augsburgs, aus der die humanistische Sodalität zwischen Lech und Wertach die Gewissheit ableiten konnte, dass ihre Heimatstadt historisch alle Voraussetzungen habe, um sich zu einem bedeutenden Zen526 Auch Rom führte bekanntlich seine Gründung auf die Trojasage und Aeneas Nachkommen zurück. 527 JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 157. 528 SCHNITH, Mittelalterliche Augsburger Gründungslegenden, S. 498. 529 MÜLLER, Humanistische Aspekte in der Cronographia Augustensium, S. 265. 530 Ebd., S. 267. Während Sigmund Gossembrot in Wien studiert hatte, schickte er seine Söhne Ulrich und Sigmund zum Studium ins italienische Padua und Ferrara. Auch Meisterlin ging nach Fertigstellung der volkssprachlichen Chronik nach Padua, um ein Studium der Artes und des Kirchenrechts aufzunehmen. Vgl. JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 222 und 241.
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trum des Humanismus zu entwickeln und dabei ihren Initiationsort Padua auch noch zu “bertreffen .531
Zugleich zeigen sich darin auch deutliche Spuren von humanistischem Nationalismus, der “ber die Stadtgrenze hinaus auf die „Ruhmesgeschichte seines Volkes 532 gerichtet ist. „Meisterlin hat sich als erster die Frage vorgelegt, wie denn das alte Deutschland und die alten Deutschen ausgesehen haben 533 und schrieb ihnen eine Geschichte, die zur nationalen Ehre gereichen wollte. Er nahm als einer der ersten „den nationalen Wettkampfdiskurs 534 der Humanisten auf, indem er den Deutschen eine biblische und altväterliche Abkunft attestierte, die bis auf den Heilsplan Gottes zurückgeht. „Die Geschichte wird zum Schauplatz nationaler Konfrontationen und zum Prestigefundus für die Gegenwart , über die Historie definieren sich Nationen und treten in Konkurrenz, indem „sie nationale (eldentaten dem Vergessen entreißen . 535 Damit fungiert der Geschichtsschreiber bzw. Chronist als Schöpfer und Vermittler von Nationalbewusstsein – eine Rolle, der sich Meisterlin durchaus bewusst war, wie SCHNITH hervorhob: „Charakteristisch f“r den humanistischen Ansatz ist, daß Meisterlin eine enge Verbindung zwischen den Taten der Augsburger und der Leistung des Geschichtsschreibers herstellt. Die Bürger sehnen sich nach Ruhm und Lobpreisung angesichts ihrer kriegerischen und politischen Erfolge. […] Der Geschichtsschreiber verleiht ihren Taten Dauer. Er preist sie in seinem Werk und ziert die Vorfahren mit Tugend. 536
Adressat des Werkes war demgemäß in erster Linie die Augsburger Bürgerschaft, die allerdings nicht nur aus Lateinkundigen bestand, so dass Gossembrot nach Fertigstellung der lateinischen Fassung Meisterlin beauftragte, für den gemeinen Nutzen eine Übersetzung ins Deutsche vorzunehmen. Meisterlin stimmte dem neuen Auftrag nach längerem Zögern. Dazu JOACHIMSOHN: „Meisterlin […] lag der Gedanke einer größeren Verbreitung seines Werkes durch die Übertragung in die Volkssprache fern, er bekennt, dass er ‚teuʃch nit sonder, mehr in latein ge“bt‘ sei, und auch in den guten Lehren an den Rat, für weitere historische Aufzeichnungen zu sorgen [habe]. 537
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MÜLLER, Humanistische Aspekte in der Cronographia Augustensium, S. 273. JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 164. Ebd., S. 165. Caspar HIRSCHI, Wettkampf der Nationen. Konstruktionen einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Göttingen 2005, S. 254. 535 Ebd. 536 SCHNITH, Mittelalterliche Augsburger Gründungslegenden, S. 508. 537 JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 194.
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Im Januar 1457 war die volkssprachliche Fassung von Meisterlin beendet, und etwa zeitgleich wurde eine Kopie von Meisterlins Ordensbruder Heinrich Pittinger538 fertiggestellt, die schmuckvoller als das Original gestaltet ist und kunstfertige Initialen aufweist. Gleich zu Beginn des Textes (fol. 1r) findet sich ein Widmungsbild:539 Die große, goldene Eingangsinitiale W ist „in eine kleine [farbige] Miniatur hineingestellt, welche im Hintergrunde die Stadt Augsburg und vorn Meisterlin, Gossembrot sein Werk übergebend, zeigt. 540 Beiden ist zu den Füßen zur eindeutigen Identifizierung der dargestellten Personen sowohl der jeweilige Name als auch ein Wappen beigegeben: Gossembrot ‚der Mann in roter Kleidung‘, Meisterlin die Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens in Gelb auf rotem Grund. Weitere zahlreiche nicht von Gossembrot autorisierte Abschriften541 und Überarbeitungen folgten, und das „Werk wurde die Grundlage der Augsburger Stadtgeschichtsschreibung und machte sie zur reichhaltigsten der deutschen Städte der Zeit. 542 Wie groß die Wirkung der Meisterlin-Chronik war und welchen „hohen Wert die örtliche Obrigkeit der Abfassung seiner Stadtchronik beimaß, wird im Dedikationsbild am Anfang der (andschrift [Cgm ] deutlich .543 Dort übergibt der kniende Meisterlin seinem Auftraggeber Sigmund Gossembrot die Chronik in
538 Die Pergamenthandschrift befindet sich in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg unter der Signatur ° Cod. Aug. . „Dem Text voraus geht Meisterlins Widmung an den Rat und ein Register. Am Schluß desselben: ‚Diʃe marij iʃt gemacht worden von her Sigmund Meyʃterlin conuentual des gotthauß zů ʃant Vlrich vnd geʃschriben von mir brůder Hainrich Pittinger conuentual da ʃelben. Die bayde ʃind beʃchechen durch gepet des weyʃen manns Sigmund Gossemprot burger zů Augʃburg nach Christi gepurt tauʃend vnd vierhundert vnd ʃiben vnd funffczig jar an dem erʃten mäntags des ʃselben jars. .‘ Das ist der zweite Januar. JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 194f., Anm. 6. 539 Eine Abbildung findet sich im Ausstellungskatalog von Helmut GIER und Johannes JANOTA (Hrsgg.), Von der Augsburger Bibelhandschrift zu Bertolt Brecht. Zeugnisse der deutschen Literatur aus der Staats- und Stadtbibliothek und der Universitätsbibliothek Augsburg, Ausstellung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg anläßlich des Deutschen Germanistentags 1991 Augsburg, 4. Oktober bis 10. November 1991, Weißenhorn 1991, S. 197. 540 JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S. 194, Anm. 6. 541 Eine Auflistung der Handschriften bei Katharina COLBERG, Meisterlin, Sigismund, Sp. 358f. 542 Wolf GEHRT, Sigismund Meisterlin: Augsburger Chronik, in: Von der Augsburger Bibelhandschrift zu Bertolt Brecht, vgl. Anm. 539, S. 196–198, hier S. 196. 543 Ulrich MONTAG/Karin SCHNEIDER, Deutsche Literatur des Mittelalters. Handschriften aus dem Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München mit Heinrich Wittenwilers Ring als kostbarer Neuerwerbung, Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Ausstellung vom 28. Mai bis 24. August 2003 (Kulturstiftung der Länder – Patrimonia 249), München 2003, S. 91.
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Anwesenheit der Augsburger Räte.544 Zur Entstehungszeit dieser um 1480 von Konrad Bollstatter geschriebenen Handschrift war Gossembrot jedoch nicht mehr Bürger der Stadt Augsburg, sondern bereits seit etwa 20 Jahren in seinem ‚Exil‘ in Straßburg. Bereits wenige Jahre nach Vollendung der Chronik gab er sein Bürgerrecht auf. Wie das Ratsprotokoll des Jahres 1461 berichtet, ist vf aftermentag nach ʃant Thomans tag apostoli vor wyhennächten […] Sigmund Gossembrot alter burgermaister für ain rǎ t kommen, um sein burgerrëcht von im aufczenemmen. Um seiner sel sälikait wegen kehrte er der Heimatstadt den Rücken, übergab seinen kinden […] all sein hab vnd gůt545 und zog sich in das von Rulman Merswin gegründete Johanniterkloster zum Grünen Wörth in Straßburg zurück. Damit folgte er einem der ersten großen Humanisten, Francesco Petrarca, der in seinem Werk De Vita Solitaria eine bzw. seine Lebensform beschrieb, die der neuen Geistesströmung angemessen war: Der Rückzug aus der vita activa in die vita solitudo, die „sich durch gesteigerte geistige Lebendigkeit und vielfältige geistige Kontaktnahme aus[zeichnet], wozu auch das ‚Gespräch‘ mit B“chern gehört .546 Schon vor seinem Eintritt ins Johanniterkloster war Gossembrot oftmals dem städtischen Leben entflohen, um sich „auf sein[em] Landgut – Tusculum nannte er es selbst – in Untermeitingen 547 dem Studium verschiedener Bücher zu widmen. Manchmal begleitete ihn Meisterlin und „beide korrigier[t]en eifrig die Handschrift eines Kirchenvaters oder ein Stück des göttlichen Petrarka .548 Die Beziehung zwischen dem Chronisten und seinem Auftraggeber blieb auch bestehen, als Gossembrot nach Straßburg gegangen war, wie der regelmäßige Briefverkehr zwischen beiden belegt. Meisterlin folgte Gossembrot kurz nach dessen Wegzug in das Elsass, wo sich ihm im Kloster Murbach für fünf Jahre (1464– 1469) ein neues Tätigkeitsfeld eröffnete. Vor allem die dortige Kloster544 Ein weiteres Dedikationsbild findet sich in der 1457 entstandenen Meisterlin-Abschrift Hektor Mülichs (Cod. Halder 1 der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg). Hier allerdings fehlt Gossembrot, was nach Dieter WEBER eventuell auf „eine gewisse Rivalität bzw. Distanz zum Augsburger Frühhumanistenkreis um Gossembrot (S. 61) zurückzuführen ist, also privat begründet sein dürfte. Auch Hektors Bruder Georg fertigte sich zeitgleich eine Abschrift für die eigene Bibliothek an. Vgl. Dieter WEBER, Geschichtsschreibung in Augsburg. Hektor Mülich und die reichsstädtische Chronistik des Spätmittelalters (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg 30), Augsburg/Würzburg 1984, S. 59–61. 545 Der Eintrag im Ratsprotokoll ist vollständig abgedruckt bei JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 252. 546 Karl A. E. ENENKEL, Francesco Petrarca. De vita solitaria. Buch I. Kritische Textausgabe und ideengeschichtlicher Kommentar, Leiden u.a. 1990, S. 387. 547 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 35. 548 JOACHIMSOHN, Sigismund Meisterlin, S.227.
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bibliothek fand sein Interesse, wofür er ein systematisch geordnetes Bücherverzeichnis anlegte, „und wie Meisterlin in Murbach, so durchstöberte Gossembrot in Strassburg den Bücherschatz der Johanniter […], um seine eigenen […] Sammlungen zu vermehren .549 Das Johanniterkloster barg eine einzigartige Bibliothek, die durch ihren beträchtlichen Anteil an volkssprachlicher und vor allem auch weltlicher Literatur als „eine der merkw“rdigsten und bedeutendsten Sammlungen des späteren Mittelalters 550 gelten kann. Neben den Lehren der vier und zwantzig Alten und Meiʃter Eckhardes Bredien fanden sich Hartmanns Gregorius von dem Steine, Gottfrieds Mere von der Minne, die Romane Wolff Dietrich und Otuit König von Lombarden,551 um nur einiges an Bestand der „größte[n] der Straßburger Klosterbibliotheken 552 zu nennen, der „beinahe sämmtliche Wissenschaften, die Theologie, die Philosophie, das Recht, die Medizin, die Mathematik, die Astronomie [und] auch die Poesie 553 umfasste. Aus diesem reichhaltigen Fundus schöpfte Gossembrot vieles für seine eigene Bibliothek, deren Grundstock er aus der Heimatstadt mitgebracht hatte, wie Einträge bzw. Verweise in seinen aus Augsburger Zeiten stammenden Handschriften beweisen (dazu im folgenden Kapitel). Bis zu seinem Tod im Jahre 1493554 konnte sich Gossembrot so eine stattliche Büchersammlung schaffen, die als eine der großen privaten Frühhumanistenbibliotheken gelten kann. 555 Damit käme er als poten549 Ebd., S. 241. 550 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 298. 551 Die Werke sind zitiert nach Johann Jacob WITTER, Catalogus Codicum Manuscriptorum, in Bibliotheca Sacri Ordinis Hierosolymitani Argentorati asservatorum, Straßburg 1746, S. 4 und 15f. 552 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 65. 553 Charles SCHMIDT, Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker in Strassburg, Strassburg 1882, S. 17f. Die Bibliothek des Johanniterklosters ist 1870 Opfer eines Bombardements im Deutsch-Französischen Krieg geworden. Vgl. JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 298. 554 Während JOACHIMSOHN das Sterbedatum als unbekannt bzw. nach einem letzten Handschrifteneintrag Gossembrots um 1488 ansetzte (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 307), belegte SCHÄDLE (Sigmund Gossenbrot, S. 35) das genaue Datum anhand des Nekrologiums des Johanniterklosters, das 1493 einen dominus Sygismundus Gossenbrot olim magister civium civitatis Auguste verzeichnet. 555 Neben Gossembrot legte sich der ebenfalls dem Augsburger Humanistenkreis zugehörige Hermann Schedel eine bedeutende Privatbibliothek zu, wobei beide ihre Handschriften austauschten und „vor allem aber […] die Verbindungen zu den fr“hhumanistischen Freunden [nutzten], die sich in anderen Städten aufhielten, um die Bibliotheken um begehrte Werke zu erweitern . (elmut GIER, Kirchliche und private Bibliotheken in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, in: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, Tübingen, S. 82–99, hier S. 95. Auch der Stadtschreiber Valentin Eber besaß eine kleine Bibliothek und reiht sich damit in die „studierte stadtb“rgerliche Bildungselite ein, „auf die die ersten stattlichen Augsburger B“chersammlungen im Besitz von Laien zur“ckgehen . Ebd., S. f. Bi-
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tieller Besitzer bzw. Auftraggeber der Nibelungen-Handschrift b in Frage. Jedoch bleibt nun zu überprüfen, ob sich das Werk in sein Sammelrepertoire eingliedern lässt oder gänzlich außerhalb davon steht.
4.3. Die Bibliothek Sigmund Gossembrots Mit der Rekonstruktion der Bibliothek Sigmund Gossembrots hat sich Paul JOACHIMSOHN im ausgehenden 19. Jahrhundert beschäftigt,556 dessen Ausführungen später von Karl SCHÄDLE korrigiert und erweitert wurden. Aktuell läuft ein umfangreiches Online-Projekt von Erwin RAUNER zur Erschließung und Beschreibung der ehemaligen Bibliothek Gossembrots, das mit weitestgehender Beschränkung auf den lateinischen Bestand sowohl die einzelnen Werke (in alphabetischer Reihenfolge) als auch die Handschriften verzeichnet. 557 Die Verortung von Büchern in Gossembrots Besitz basiert auf zwei Charakteristika, die Gossembrots Umgang mit den Werken auszeichneten: Zum einen findet sich in einigen Bänden das Autograph Gossembrots, der sich viele Texte selbst kopierte und oftmals seinen Schreibervermerk darunter setzte. Zum anderen las Gossembrot nicht nur seine Bücher, sondern arbeitete intensiv mit ihnen und notierte sich in die Handschriften Verweise auf Textbezüge zu anderen Werken, die entweder Teil seiner eigenen Sammmlung waren oder der von Freunden – später auch der Johanniterbibliothek – angehörten. Die Verweise auf Werke aus seiner Privatbibliothek nennen sowohl den jeweiligen Band, der über eine farbliche Kennzeichnung definiert ist, z.B. codex bzw. liber russus, als auch die genaue Seitenangabe, die Gossembrot mit k. als Abkürzung für das lateinische karta bzw. carta zitierte.558 Mittels dieser Verweisstrukturen, die jedoch nicht in allen Bänden vorhanden sind und vor allem in den
schof Peter von Schaumberg „besaß eine reichhaltige Bibliothek, die er testamentarisch seinem Nachfolger überließ. Sie enthielt 27 juristische, 23 theologische Werke, Libri morales und deutsche B“cher . Eduard GEBELE, Augsburger Bibliophilen, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 52 (1936), S. 9–60, hier S. 16. Ebenso muss Schaumbergs Generalvikar Leonhard Gessel eine ansehnliche Bibliothek besessen haben, die überwiegend theologisch ausgerichtet war. Vgl. WORSTBROCK, Gessel, Leonhard, 19f. und GEBELE, S. 15f. 556 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, vgl. Anm. 514. 557 http://webserver.erwin-rauner.de/wwwroot/sigismundus_gossembrot.htm. Deutschsprachige Texte werden nur insofern genannt, wenn sie in lateinischen Sammelbänden enthalten sind. Zuletzt aufgerufen am 27.02.2015. 558 Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. : Gossembrot „zitierte […] seine Seiten nicht nach ‚folium‘, sondern sagte daf“r, wie namentlich die )taliener, ‚charta‘ .
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frühen und hauptsächlich volkssprachlichen Handschriften fehlen,559 erschloss JOACHIMSOHN einen umfassenden Katalog der einstigen Bibliothek Gossembrots. Viele der darin angeführten Werke bzw. Bände sind verschollen oder noch nicht mit einer entsprechenden Handschrift identifiziert – letzteres ein Desiderat, das zumindest für den lateinischsprachigen Teil von Erwin RAUNER aufgearbeitet wird. Einige konnten jedoch aufgefunden werden. Die meisten Handschriften aus Gossembrots Besitz befinden sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek München, wohin sie nach SCHÄDLE „auf zwei ganz verschiedenen Wegen gelangten : Der erste und größere Teil war Anfang des 19. Jahrhunderts aus der Augsburger Ratsbibliothek „bei der Übernahme der Stadt durch Bayern nach München gelangt. Dorthin kam auch der zweite Teil im Zuge der Säkularisation und zwar aus dem Prämonstratenserkloster Steingaden, das im Jahre 1649 Bücher aus Augsburg angekauft hatte, um seine Bibliothek, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, wieder aufzubauen. 560 Die Handschriften aus Steingaden sind daran zu erkennen, dass sie ein ineinander verschlungenes CS – die Anfangsbuchstaben von Canonia Steingadensis – eingestempelt haben. Den Stempelabdruck las JOACHIMSOHN irrtümlich als GS und deutete ihn demzufolge als Eigentumskennzeichnung von Sigmund Gossembrot, wodurch er auch zwei Handschriften ausschließlich aufgrund dieses Merkmals in die Gossembrotsche Bibliothek verortete.561 Bereits SCHÄDLE stellte JOACHIMSOHNs Fehler richtig, den die Forschung lange Zeit ungeprüft übernahm und der „ein zähes Leben zu haben scheint . 562 Wie zäh, konnte SCHÄDLE noch nicht erahnen, denn er ist selbst in der jüngeren Forschung weiterhin präsent563 und damit nicht der einzige. Auch SCHÄDLEs Korrekturen zur Herkunft des Cgm 402564 blieben teilweise unberücksichtigt.565 Diese 559 Bereits JOACHIMSOHN verwies darauf, dass „ein paar (andschriften […] ihrer Natur nach bei der gelehrten Citirarbeit weniger in Betracht kamen – Handschriften mit deutschem )nhalt . Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 257. 560 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 66f. 561 Dies betrifft Cgm und : „Sie sind nur dadurch als Gossembrots Eigenthum kenntlich, dass sich auf dem ersten Blatte ebenso wie in den lateinischen derselben Herkunft das verschlungene S. und G. findet. JOACHIMSOHN (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots), S. 257. 562 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 67. 563 Vgl. jüngst Sigrid KRÄMER (Scriptores possessoresque codicum medii aevi, siehe Anm. 478), die die beiden Handschriften aus Steingaden (Cgm 5271 und 5911) – JOACHIMSOHN folgend – in den Besitz Sigmund (II.) Gossembrots einreihte. Ebenso führte Bernhard SCHNELL nach dem „(inweis von Joachimsohn den Cgm auf Sigismund (II.) Gossembrot zurück. Bernhard SCHNELL, Thomas Peuntner. 'Büchlein von der Liebhabung Gottes'. Edition und Untersuchungen (MTU 81), München 1984, S. 142. 564 Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 68f.
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belegen, dass die um 1456/57 von Johannes Knaus – Klosterpförtner zu St. Ulrich und Afra – geschriebene Handschrift aus dem Besitz von Sigmunds gleichnamigem Sohn stammt. Das lässt sich aufgrund des Besitzeintrags Sigmund Gossenpretin zů Augspurg witwe gehert das půch (239r) und der Wappen der Gossembrots und Rehlingers – Sigmund (III.) war in zweiter Ehe mit Anna Rehlinger verheiratet – auf dem Innendeckel erschließen. Die Möglichkeit, die Handschrift könnte vormals in Besitz des Vaters gewesen sein und wäre als Erbe an den Sohn übergegangen,566 ist unwahrscheinlich, zumindest gibt es keinerlei Belege dafür. Zwar vererbte Gossembrot tatsächlich einen kleinen Teil der Bibliothek an seine Kinder, jedoch kennzeichnete er die betreffenden Bände mit einer testamentarischen Verfügung, die gewährleistete, dass der Erbbegünstigte das ihm zugedachte Buch erhielt. Nachweislicher Erbe von Sigmunds Büchern ist zum einen seine Tochter Sibylla, mit der er besonders durch das gemeinsame humanistische Interesse verbunden war. So z.B. ein Psalterium glossatum (Clm 3559)567, das auf einem Vorsatzblatt folgenden Eintrag Gossembrots aufweist: Diʃes bůch ist miner dochter Siwilla Radowerin nǎ ch minem tod.568 Zum anderen wurde auch der Sohn Sigmund testamentarisch be565 Vgl. KRÄMER (Scriptores possessoresque codicum medii aevi, siehe Anm. 478) und SCHNELL, der davon ausging, dass Sigmunds gleichnamiger Sohn nach dem Tod seiner früh verstorbenen Frau, einer geborenen Hemmerlin, nicht mehr heiratete und so keine Verbindung zu einer Rehlinger hergestellt werden kann (Thomas Peuntner, S. 162). Vgl. dazu Anm. 491. 566 Die These stammt von Ernst BEUTLER, der sie angeblich von JAOCHIMSOHN übernahm. Vgl. Ernst BEUTLER, Forschungen und Texte zur frühhumanistischen Komödie (Mitteilungen aus der Hamburger Staats- und Universitäts-Bibliothek 2), Hamburg 1927, S. 38. JOACHIMSOHN jedoch hatte die Handschrift in den Besitz von Gossembrots ältester Tochter Anna Rehlinger verortet (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 257). SCHÄDLE stellte sowohl JOACHIMSOHNs als auch BEUTLERs Irrtum richtig (Sigmund Gossenbrot, S. 69, Anm. 1). 567 Der um die Mitte des 15. Jahrhunderts (um 1452) entstandene Kodex eines Psalmenkommentars ist von Gossembrot selbst geschrieben und wurde von ihm intensiv durchgearbeitet, wie die äußerst zahlreichen Randbemerkungen und Verweise zeigen. Vgl. Erwin RAUNER, Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München I, Die Handschriften aus Augsburger Bibliotheken, Band 1: Stadtbibliothek (Clm 3501–3661), neu beschrieben von Erwin RAUNER mit einer Einleitung von Brigitte GULLATH (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 3,3,1), Wiesbaden 2007, S. 226–230. 568 Auch Clm 3561, der von mehreren Händen – auch die Gossembrots ist nachweisbar – geschrieben wurde, trägt den Vermerk Ditz bůch ist dochter Siwillen Radorin. Der codex albus – so nannte ihn Gossembrot in seinen Verweisen – ist ein Sammelband und vereint religiöse und humanistische Texte. Es finden sich u.a. das anonym überlieferte Speculum virginum, daneben Petrarca, Plutarch, Franciscus Barbarus, Laurentius Valla. Die um 1461 entstandene Handschrift muss Gossembrot mit nach Straßburg genommen haben, denn sie enthält nach JOACHIMSOHN (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 299) einen Verweis auf den Bibliotheksbestand des Johanniterklosters (Et habetur in libraria Johannitarum, fol. 239b). Desweiteren
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dacht und empfing zumindest ein Buch – weitere sind nicht nachgewiesen – nach dem letzten Willen des Vaters: Auf einem am Vorderdeckel angebrachten Schild einer Handschrift (Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel Guelf. 69.11 Aug 2°), die BEUTLER als Besitz Gossembrots identifizierte und auf die ich noch zurückkommen werde, findet sich der Vermerk Testa filio Sigmundo.569 Da der Cgm 402 keinen solchen Vermerk und auch keinerlei sonstige Hinweise aufweist, spricht zwar nichts dafür, die Handschrift in Sigmunds Besitz zu verorten, jedoch nach Andreas ERHARD Vieles dafür, dass Sigmund „den Auftrag f“r f“r die Zusammenstellung und Abschrift des Codex an Knaus erteilt hat , da er sich „ganz offenbar der Verpflichtung zum religiösen Unterricht seines Sohnes bewusst war.570 „Mit der Zusammenstellung des katechetischen Erbauungs- und Andachtsbuchs für seinen Sohn Sigmund d. J. setzte Gossembrot das seit Johannes Gerson (1363–1429) vorliegende kirchliche Bildungsreformkonzept vorbildlich in die Tat um, nach dem ‚die Kindererziehung der zentrale Ansatzpunkt einer Kirchenerneuerung‘ zu sein hatte. 571
Als Anhänger der Reformbewegung stellte Sigmund seinem Sohn dementsprechende Texte zusammen,572 wie etwa die des Johannes von Indersdorf573 und Thomas Peuntners.574 Das Besorgen der Texte bereitete Sigmund keine Probleme, denn die
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soll nach JOACHIMSOHN (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 256) und SCHÄDLE (Sigmund Gossenbrot, S. 66) auch Clm 3560 einen solchen Eintrag aufgewiesen haben, der aber später angeblich abgeschnitten wurde. Dieser Kodex, der durchgängig das Autograph Gossembrots enthält (in den Jahren 1444 und 1452 entstanden), thematisiert wie der Clm 3559 theologische Inhalte: Das Manipulus curatorum (ein Handbuch für Priester) des Guido de Monte Rocherii, die Werke des Nikolaus von Dinkesbühl De dilectione dei et proximi‚ De decem praeceptis decalogi, De tribus partibus poenitentiae, ein Sermo de matrimonio, daran thematisch anschließend lateinische Exzerpte zur Ehe und Keuschheit sowie zuletzt Auszüge aus dem Liber visionum der Elisabeth von Schönau. Vgl. dazu die Handschriftenbeschreibungen von RAUNER (Anm. 567). Der ehemalige Leiter der Herzog-August-Bibliothek Otto VON HEINEMANN hatte zuvor in seiner Beschreibung der Handschrift den Vermerk falsch als Testamento de fratre Sigmundo angegeben (vgl. Otto VON HEINEMANN, Die Augusteischen Handschriften, Band 3: Codex Guelferbytanus 32.7 Augusteus 2° bis 77.3 Augusteus 2° (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, die alte Reihe 6), Frankfurt 1966 [Nachdruck der Ausgabe Wolfenbüttel 1898], Nr. 2662, S. 346–348, hier S. 348), was von BEUTLER korrigiert wurde. Andreas ERHARD, Untersuchungen zum Besitz- und Gebrauchsinteresse an deutschsprachigen Handschriften im 15. Jahrhundert nach den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek München, München 2012, S. 147. Ebd., S. 155. Eine ausführliche Auflistung aller Texte und deren nähere Beschreibung findet sich bei ERHARD (vgl. Anm. 570). Johannes von )ndersdorf war „darum bem“ht im Sinne der kirchlichen Reformgedanken des Konstanzer Konzils (1414–1418) in den bayerischen Augustiner-Chor-
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„seit etwa den zwanziger Jahren des . Jahrhunderts im Geist der Reform- und Frömmigkeitstheologie nun neu entstehenden, als auch dieser Programmatik entsprechenden älteren volkssprachlichen Texte […] fanden sich in F“lle […] in St. Ulrich und Afra. Dort zeigte seit dem Jahr die vom österreichischen Kloster Melk ausstrahlende Reform […] ihre Wirkung. 575
Das populärste Werk der Handschrift ist der Passionstraktat Extendit manum des Heinrich von St. Gallen,576 der sich aufgrund seiner „monumentale[n] handschriftlichen Überlieferung […] einer außerordentlichen Beliebheit erfreut zu haben [scheint] 577 und „mit Abstand die bedeutendste Passionshistorie im deutschen MA 578 ist. So verwundert es nicht, dass sich dieser berühmte Traktat auch in der Bibliothek Sigmunds findet, nämlich in der religiösen Sammelhandschrift Cgm 437 579 (fol. 119r–165v), die um 1431 entstanden ist. Die Handschrift muss eine seiner ersten, wenn nicht die erste überhaupt gewesen sein. 580 Schreiber ist zum Großteil Sigmund selbst, der damals gerade einmal 14 Jahre
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herrenstiften wieder eine strengere, auf der rigiden Beobachtung der Ordensregel gründende geistliche Disziplin zu schaffen. Hierfür nahm er die Statuten des böhmischen Reformklosters Raudnitz als maßgebend, führte sie 1417 mit seinem Bruder Erhard zunächst in Indersdorf ein, um von dort aus mindestens 24 AugustinerChorherrenstifte des Landes im Sinne der Raudnitzer Observanz zu reformieren, darunter im Jahre 1427 auch die Augsburger Augustiner von St. Georg und Heilig Kreuz. Ebd., S. f. Thomas Peuntner gehörte der ‚Wiener Schule‘ an, die sich im Umfeld der Universität Wien „um die Professoren (einrich von Langenstein –1397) und Nikolaus von Dinkelsb“hl und deren Sch“ler formierte. Ziel der ‚Wiener Schule‘ war es, sich ganz bewusst der Volksfrömmigkeit anzunehmen und hierfür ihr in scholastischer Tradition verankertes theologisches Wissen unter dem Schwerpunkt einer pastoralen Theologie in die Volkssprache zu “bersetzen . Ebd., S. . Zur Wiener Schule vgl. Klaus WOLF, Hof – Universität – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Untersuchungen zum deutschen Schrifttum der Wiener Schule des Spätmittelalters (Wissensliteratur im Mittelalter 45), Wiesbaden 2006. Ebd., S. 155f. Vgl. dazu auch Klaus UNTERBURGER, Zwischen freier Reichsstadt und monastischer Reform. Leben und Gelehrsamkeit in St. Ulrich und Afra im 15. Jahrhundert, in: Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra in Augsburg (vgl. Anm. 522). S. 147–165. Den Text überliefert Cgm 402 allerdings nur unvollständig (fol. 119 r–143v). Kurt RUH, Der Passionstraktat des Heinrich von St. Gallen. Diss. Zürich, Thayngen 1940, S. XVIII. Die Überlieferung umfasst um die 180 Handschriften aus dem deutschen und niederländischen Sprachraum, wobei Heinrich von St. Gallen nur in einer einzigen (Wien, Cod. 12546, dat. 1462) namentlich genannt wird und so die Zuschreibung an ihn unsicher ist. Vgl. Hardo HILG/Kurt RUH, Heinrich von St. Gallen, in: 2VL 3 (1981), Sp. 738–744. HILG/RUH, Heinrich von St. Gallen, Sp. 741f. Karin SCHNEIDER bietet eine ausführliche Beschreibung der Handschrift. Vgl. Karin SCHNEIDER, Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München, Cgm 351–500 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 5,3), Wiesbaden 1973, S. 255–257. Vor 1431 sind keinerlei Handschriften für Gossembrot belegt.
alt war. Von seiner Hand stammen die ersten beiden Texte: Der erste ist die Auslegung der zehn Gebote des Marquard von Lindau (fol. 1r–100v), dem „produktivste[n] Autor des Franziskanerordens in Deutschland in der . (älfte des . Jh.s .581 Auf scholastischer Grundlage basierend hat „Marquard hier eine Lehre sittlichen Lebens entwickelt, die die Auseinandersetzung sowohl mit Eckhart als auch mit dem ‚Buch von der geistlichen Armut‘ sucht .582 Diese Lebenslehre fand eine weite Verbreitung und zählt zu „den wirkungsmächtigsten dt. religiösen Prosatexten des Spät-MAs .583 Die Handschrift Gossembrots überliefert den Dekalogtraktat in der Fassung C3, die umfangreiche Ergänzungen zum 5. und 8. Gebot enthält. Als Bestandteil der C-Redaktion zeichnet sich die Fassung zudem dadurch aus, dass sie „im . Gebot um eine Sterbelehre und Erörterungen “ber die Seelen im Fegefeuer erweitert ist.584 Gleich zu Beginn des Kapitels wie man sol lernen ʃterben (fol. 28v) heißt es, eʃ ist ein nücze edle kunʃt, der wol ʃterben kan. Diese Ansicht teilte Gossembrot ganz offensichtlich, denn er beschäftigte sich seit jungen Jahren intensiv mit der Ars Moriendi. Davon zeugt auch der zweite Text der Handschrift: Das Sterbebüchlein (Kapitel 21) aus dem Buch der ewigen Weisheit des Heinrich Seuse (fol. 101r–106v). Er verbindet die „ars moriendi mit einer ars bene vivendi – „einem Leben, das von Glaube, Hoffnung, Liebe und Umkehr geprägt ist – und zeigt auf, dass es im „Sterben […] um die Vollendung der Kunst rechter Gelassenheit gehe, womit „das Loslassen von allem )rdischen an sein Ziel komme.585 Es ist bezeichnend, dass Gossembrot diese Kunst des Sterbens bzw. Lebens tatsächlich umsetzte, indem er sich von seinem irdischen Hab und Gut trennte und sich ins Johanniterkloster zurückzog. War die erste Anregung dazu vielleicht Seuses Text, den sich Sigmund eigenhändig abgeschrieben hatte?586 Nach dem Sterbebüchlein erfolgt ein Schreiberwechsel und es reiht sich ein Auszug aus dem Johannesevangelium (13,1– 17,26) von anonymer Hand an (fol. 107r–118v). Hier wird vom Abschied Jesu von seinen Jüngern beim Abendmahl berichtet, bevor er die 581 Nigel F. PALMER, Marquard von Lindau, in: 2VL 6 (1987), Sp. 81–126, hier S. 81. 582 Uta STÖRMER-CAYSA, Gewissen und Buch. Über den Weg eines Begriffes in die deutsche Literatur des Mittelalters (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 14[248]), Berlin/New York 1998, S. 273. 583 Nigel F. PALMER, Marquard von Lindau, Sp. 89. 584 Uta STÖRMER-CAYSA, Gewissen und Buch, S. 276. 585 Peter BIRKHOFER, Ars Moriendi – Kunst der Gelassenheit. Mittelalterliche Mystik von Heinrich Seuse und Johannes Charlier Gerson als Anregung für einen neuen Umgang mit dem Sterben (Dogma und Geschichte 7), Berlin 2008, S. 116f. Hier findet sich auch eine Inhaltszusammenfassung von Seuses Sterbebüchlein. 586 Unterhalb des Textes von Seuse steht der Schreibervermerk: Anno domini M°CCCC° vnd in dem XXXI jar am suntag an sant Angnestag war das puch geschriben von mir Sigmundus Gossenprot (fol. 106v).
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Passion antritt. Den Schlussteil der Handschrift bildet der oben erwähnte Passionstraktat. Will man den Inhalt des Kodex zusammenfassen, so kann man sagen, dass er ein Sammelinteresse bezeugt, das auf eine Ars Moriendi ausgerichtet ist, die sich in mystischer Anlehnung als Vorbild die Passion und das Sterben Jesu nimmt. Zugleich zeigt sich an dieser Handschrift exemplarisch für den Gesamtbestand der Bibliothek ebenso ein enormes theologisches Interesse Gossembrots. Bereits JOACHIMSOHN stellte fest: „Betrachten wir […] die Sammlung als Ganzes, so sehen wir, dass Gossembrot mindestens ebenso sehr Theologe wie Humanist war. Mit einer für einen Laien höchst merkwürdigen Beflissenheit ist er bestrebt, die scholastische Litteratur aller Richtungen sich zu eigen zu machen. Und er begnügt sich nicht mit dem Sammeln und Abschreiben, sondern er arbeitet alles durch, vergleicht und macht seine Bemerkungen. 587
Es sind vor allem die lateinischen Texte, die Gossembrot sorgfältig durcharbeitete und die auch den Großteil seiner Bibliothek bildeten. Demgemäß weist der deutschsprachige Cgm 437 keinerlei Notizen oder Vermerke auf – im Gegensatz zu den lateinischen geistlichen Werke, derer Gossembrot eine Vielzahl besaß. Von ihnen möchte ich hier nur einige nennen, dabei nicht näher auf die einzelnen sie enthaltenden Handschriften eingehen – was generell für alle ausschließlich lateinischsprachigen Handschriften aus der Bibliothek Gossembrots gilt – und auf das Projekt RAUNERs verweisen. Repräsentativ legt z.B. der codex niger (Clm 17836)588 Gossembrots breites theologisches Sammelspektrum dar, das durch eine scholastisch-mystische Prägung sowie eine starke Präsenz von Reformschriftstellern charakterisiert ist: Der Kodex beginnt mit dem Breviloquium des Franziskaners Bonaventura als eine Art „Grundkurs Theologie , der das Basiswissen zur Auslegung der Heiligen Schrift vermittelt und „die klassischen Traktate der Dogmatik […] präsentiert: Gotteslehre, Schöpfungslehre, Christologie, Gnadenlehre, Sakramententheologie und Eschatologie .589 Daneben finden sich im Laufe der Handschrift noch zwei weitere, kürzere Texte Bonaventuras und ebenso ist Augustinus
587 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 300. 588 Die Bezeichnung codex niger stammt von Gossembrot, der in anderen Handschriften darauf verweist. Vgl. JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 264. Die Handschrift ist nur noch zum Teil erhalten, jedoch gibt ein darin enthaltenes Inhaltsverzeichnis Auskunft über die verschollenen Werke. 589 Bonaventura: Breviloquium, übertragen, eingeleitet und mit einem Glossar versehen von Marianne SCHLOSSER (Christliche Meister 52), Freiburg 22006, S. 11f.
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mit mehreren Schriften vertreten (De continentia, Soliloquium590). Desweiteren enthält der Kodex Thomas von Aquin, Albertus Magnus (De adhaerendo deo) und Johannes Gerson (Tractatus contra pusillanimitatem, scrupulositatem, diaboli consolationes et tentationes).591 Letzterer ist auch in der pastoralen Sammelhandschrift Clm 27419 überliefert (Tractatus de cognitione peccatorum mortalium a venialibus), die weitere Reformtheologen, z.B. Matthäus von Krakau592 und Johannes von Kastl593, Schriften über die Kunst des Sterbens (Speculum artis bene moriendi, De moriendo et morte) sowie diverse „katechetische Texte, geistliche Gedichte, Dicta und Proverbia umfasst.594 Gossembrots Vorliebe für Gerson zeigt sich auch im Clm 3564 (Donatus moralisatus) und im Clm 3562, der das Opusculum tripartitum enthält, dessen drei Teile eine Dekalogerklärung, eine Beichtanleitung und eine Ars Moriendi sind. Ebenso häufig begegnet der Reformer Johannes Nider595 mit verschiedenen Schriften: Das Dispositorium moriendi (Clm 3941596) behandelt 590 Mit dem Soliloquium schuf Augustinus etwas völlig Neuartiges, nämlich den ersten selbstbetrachtenden Dialog. Vgl. Carmen CARDELLE de Hartmann, Lateinische Dialoge 1200–1400. Literaturhistorische Studie und Repertorium (Mittellateinische Studien und Texte 37), Leiden u.a. 2007, S. 165. 591 Vgl. JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 264, hier besonders Anm. 1. 592 „Die Schriften des Theologen […] gehören in der (auptsache nicht dem Bereich der spekulativen Scholastik an, sondern sind vornehmlich christlicher Lebenspraxis und Seelsorge verpflichtet. WORSTBROCK, Matthäus von Krakau, in: 2VL 6 (1987) , Sp. 172–182, hier Sp. 176. 593 Der Benediktinermönch aus dem Oberpfälzer Kloster Kastl ist vor allem durch seinen äußerst umfangreichen Kommentar zur Benediktinerregel bekannt geworden, den er im Rahmen der Reformbewegung für seinen Orden schrieb. Der Clm 27419 enthält den Traktat Spiritualis philosophia. 594 Karin SCHNEIDER, Berufs- und Amateurschreiber, S. 21. Die Handschrift entstand vor und wurde „von Gossembrot und dem Ulmer Sch“ler Bernhard von Nördlingen vervollständigt und korrigiert ebd. und gelangte im . Jahrhundert nach Steingaden. Vgl. auch Hermann HAUKE, Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München: Clm 27270–27499 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 4,5), Wiesbaden 1975, S. 192–201. 595 Als Ordens- und Kirchenreformer (1380– „reagierte er auf aktuelle Probleme seiner Zeit. Dabei betonte er immer wieder, daß er nichts Neues vortragen, sondern nur die alten Lehren großer Philosophen, Kirchenväter und Theologen zusammenstellen wolle . Eugen HILLENBRAND, Nider, Johannes, in: 2VL 6 (1987), Sp. 971–977, hier Sp. 971. 596 Wilhelm WATTENBACH ordnete 1873 die Handschrift der Bibliothek Gossembrots zu: „Den Spuren des alten Gossembrot nachgehend, bin ich auf die M“nchener Handschrift Cod. lat. […] gerathen, welche von ihm gesammelt und theilweise geschrieben, überall mit Randbemerkungen seiner Hand versehen ist, welche noch ganz der alten Art folgend, mit Abk“rzungen “berladen, nicht leicht zu lesen ist. Wilhelm WATTENBACH, Sigismund Gossembrot als Vorkämpfer der Humanisten und seine Gegner, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 25 (1873), S. 36–69, hier S. 36. WATTENBACH analysierte den in der Handschrift enthaltenen Briefwechsel zwischen dem Humanisten Gossembrot und dem Wiener Professor für Theolo-
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die Kunst des Sterbens, der Tractatus de lepra moralii (Clm 3562, Exzerpte in Clm 3564) bietet eine Dekalogauslegung, die eine knappe Zusammenfassung der kirchlichen Ehelehre mitbeinhaltet; das seinerzeit außerordentlich beliebte Manuale Confessorum (Clm 3562) stellt ein Handbuch zur Beichte dar, und eine Hilfe für die Ängstlichen bietet das Consulatorium timoratae conscientiae (Clm 3564). Ferner besaß Gossembrot die beiden Schriften Meditationes de passione domini und Speciales breves ac particulares meditationes de passione Christi des Augustiners Silvester von Rebdorf (Clm 3564), wobei es sich bei der ersten um einen Passionstraktat handelt und die zweite als Anschluss zum Traktat – weniger als dessen Kurzfassung – 15 weitere Betrachtungen zur Passion Christi und den Leiden der Gottesmutter Maria bietet.597 Als letztes sei neben einer weiteren Ars Moriendi (Clm 3941), nämlich der des Zisterziensers Jacobus Carthuseinsis (alias Jacobus von Paradies),598 noch Johannes Schlitpachers (alias Johannes de Weilheim) erfolgreichstes Werk zu nennen, das Compendium lecturae Mellicensis Nicolai de Dinkelspuhel, das die Kernpunkte der populären, umfangreichen Schrift des Nikolaus von Dinkelsbühl in einer komprimierten Form versammelt (Clm 3564).599 Neben diesen Werken finden sich private Aufzeichnungen Gossembrots über Predigten des Ludwig Meisterlin, ein Bruder des gleichnamigen Sigmund (Clm 3559 und 17835).600 Weniger autorenspezifisch als thematisch sind die Handschriften Clm 17848 und 17835 angelegt, die fast ausschließlich Texte über die Gottesmutter Maria beinhalten, so z.B. verschiedene Predigten über Maria sowohl in Latein als auch in Deutsch sowie das Speculum Mariae. JOACHIMSOHN schloss daraus, dass die „besondere Liebe zur Jungfrau Maria […] Gossembrot, wie so viele seiner Zeitgenossen, beherrscht zu ha-
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gie Konrad Säldner. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass Gossembrot keinen Dualismus zwischen Humanismus und Theologie sah, sondern beide Disziplinen zusammenzuf“hren versuchte: „Gossembrot liegt es ganz fern, an der bestehenden Lehre in Kirche und Wissenschaft irgend zu zweifeln oder gar daran rütteln zu wollen; er sieht nur in der Kenntniß der lange vernachlässigten Autoren und dem nach ihrem Muster verbesserten Latein eine neue Zierde, und ist unwillig über Diejenigen, welche diese Studien geringschätzen oder befeinden. Er rechtfertigt die Poeten […] gegen die ihnen gemachten Vorwürfe; er weist nach, wie auch alte Kirchväter, ja der Apostel Paulus selbst sie hoch gehalten haben, wie ihre Kenntniß ganz nothwendig sei, und die Theologie selbst dadurch nur gewinnen könne. Ebd., S. . Vgl. Karin SCHNEIDER, Silvester von Rebdorf, in: 2VL 8 (1992), Sp. 1248–1253. Es handelt sich um das Werk De arte bene moriendi von 1451. Zu Jacobus von Paradies vgl. Dieter MERTENS, Jakob von Paradies, in: 2VL 4 (1983), Sp. 478–487. Vgl. WORSTBROCK, Schlitpacher, Johannes, in: 2VL 8 (1992), Sp. 727–748, hier Sp. 732. Vgl. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 56 sowie JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 300f.
ben [scheint] und „auch die Vorliebe f“r Bonaventura, den doctor seraphicus, […] damit zusammenhängen [kann] .601 Dieser kurze Blick auf die theologischen Schriften Gossembrots mag genügen, um eine Ausrichtung auf bestimmte Themen zu zeigen. Wie schon bei der Betrachtung des Cgm 437 aufgefallen ist, spielt die Ars Moriendi eine große Rolle, daneben Texte zur Auslegung der zehn Gebote und Passionsliteratur. Allgemein theologisches Wissen eignete sich Gossembrot bevorzugt in gerafften Fassungen an, man denke an das Breviloquium oder auch an Schlitpachers Kompendium. Betrachtet man die Autoren, so reicht die Liste vom alten Kirchenvater Augustinus602 über Bonaventura bis hin zu den zeitgenössischen Reformern wie Johannes Nider, Silvester von Rebdorf oder Johannes Schlitpacher, der im Übrigen 1441 St. Ulrich und Afra im Zuge der Melker Reform visitierte.603 Religiosität nahm sowohl in Gossembrots Bibliothek als auch in seinem Leben einen enormen Platz ein, der aber noch genügend Raum für seine humanistischen Neigungen ließ, die ohnehin weniger in Konkurrenz dazu standen als vielmehr in Einklang damit. So versammelte er in seiner Bibliothek nicht nur die großen Theologen, sondern auch die großen italienischen Humanisten mit den melodischen Namen Antonio Beccadelli, Leonardo Bruni, Guarino da Verona, Gianfrancesco Poggio Bracciolini, Francesco Petrarca und Lorenzo Valla. Ganz in Humanistenart sammelte Gossembrot außerdem Literatur zu den rhetorischen Artes, die er u.a. zur Abfassung seiner lateinischen Briefe herangezogen haben wird. Der Wolfenbütteler Codex 69.11 Aug 2° z.B. bietet die Ars dictandi ab Aristotele philosophorum principe, das bedeutende liber de dicendo et tacendo des Albertus Brixiensis und eine Sammlung von Eingangs- und Schlussformeln, Synonymen und Abkürzungen. 604 Seine Provenienz aus Gossembrots Bibliothek erschloss Ernst BEUTLER in seiner Untersuchung zur frühhumanistischen Komödie aufgrund der „Eigent“mlichkeit des Bandes, daß sich von Anfang bis zum Ende in ihm Marginalien finden, die auf entsprechende Stellen in anderen Büchern verweisen ,605 nachdem er vorher eine Eingrenzung auf Augsburg vor601 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 301. 602 „Der Humanismus war auch eine christliche Reformbewegung; führende Humanisten interessierten sich gerade für die frühe Kirche und die Väter. Sie erhofften durch historische Studien eine Verchristlichung der Gesellschaft, wobei Studien und historischer Beschäftigung eine versittlichende Kraft zugetraut wurde. UNTERBURGER, Zwischen freier Reichsstadt und monastischer Reform, S. 162. 603 Vgl. dazu Wolfgang AUGUSTYN, Historisches Interesse und Chronistik in St. Ulrich und Afra in Augsburg im Umfeld von monastischer Reform und städtischem Humanismus. Wilhelm Wittwer und sein „Catalogus abbatum , in: (umanismus und Renaissance in Augsburg (vgl. Anm. 525), S. 329–388, hier besonders S. 361. 604 Vgl. WORSTBROCK, Imitatio in Augsburg, S. 196. 605 BEUTLER, Forschungen und Texte zur frühhumanistischen Komödie, S. 36.
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genommen hatte. Hinweise zur lokalen Verortung lieferten ihm vor allem die lateinischen Briefformeln, die die Namen Andreas Kaufringer und Johannes Capistranus enthalten. Während sich Kaufringer als Augsburger Bürger identifizieren lässt, sind für den Wanderprediger Capistranus ebenfalls Bezüge zu Augsburg nachweisbar.606 Andererseits führen verschiedene Spuren auch in das Elsass, womit BEUTLER seine These zur Herkunft der Handschrift aus Gossembrots Besitz zusätzlich stützen konnte und allgemeine Zustimmung fand.607 Außer des rhetorischen Anteils bietet der Band das liber consolationis et consilii des bereits mit seiner erfolgreichen Rhetorikschrift vertretenen italienischen Juristen Albertus Brixiensis. Dieses um 1246 entstandene Buch des Trostes und des Rates ist ein lateinischer Traktat über die Frage nach der Legitimität von Rache und wurde in der im 15. Jahrhundert vorgenommenen deutschen Übersetzung unter dem Titel Melibeus und Prudentia bekannt und äußerst beliebt. Kernpunkt ist die Ablehnung der Selbstjustiz, die Melibeus nach dem alttestamentarischen Motto ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘ an den Peinigern seiner Frau Prudentia (und der Tochter) üben will. Doch Prudentia überzeugt ihn – ihrem Namen gemäß – von der Unklugheit seines hastigen Beschlusses, so dass er letztendlich sogar seinen Feinden verzeiht. Der Text zeichnet sich durch eine moralisch-didaktische Intention aus und ist damit dem Directorium vitae humanae alias parabolae antiquorum sapientum vergleichbar, das die Handschrift einleitet. Es handelt sich hierbei um eine ursprünglich aus Altindien stammende Fabelsammlung (Kalila und Dimna), die Johannes von Capua im 13. Jahrhundert nach 606 Für das Jahr 1454 ist ein Aufenthalt des Franziskaners bezeugt: Anno 1454 prediget průder Johann de Capistrano parfůßer orden hie auff dem fronhoff am morgen umb die sechsten stund und hett meß darvor auff seinem predigstůl, den hett man […] im auff gemacht und tet das acht tag an ainander. und die mann můssten all an ain ort sitzen und die frawen an dem andern ort und nach tisch gein aubent bestrich er all kranck leutt auch auff dem hof mit sant Bernharts hailigtumb. man verprannt auch auff dem fronhoff vil schliten und spilbreter und kartenspil ain grossen hauffen. auch wurden vor vier stat tor die bruggen gewelbt. Aus der Chronik von der Gründung der Stadt Augsburg bis zum Jahr 1469 in: Karl VON HEGEL (Hrsg.), Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg Band 1 (Die Chroniken der deutschen Städte, hrsg. durch die Historische Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4), Leipzig 1865, S. . „Daß sich auch Gossenbrot völlig von dem Zauber und der Macht dieser Persönlichkeit fesseln ließ, ist sicher; denn die zahlreichen Einträge in seinen Handschriften, die sich auf Capistrano beziehen, zeugen von einem außerordentlich lebhaften Interesse für diesen Mann und die Gedanken, die er vertrat. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 56. Ein entsprechender Eintrag in Clm 3560 ist bei JOACHIMSOHN abgedruckt, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 302. 607 Für das Elsass spricht u.a. der Eintrag Im Elsessz schrijbt man grafn also (fol. 303v). Vgl. BEUTLER, Forschungen und Texte zur frühhumanistischen Komödie, S. 35.
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einer hebräischen Vorlage ins Lateinische übertragen hatte. Zwei Jahrhunderte später nahm der Geistliche Antonius von Pforr eine deutsche Übersetzung vor, die den Titel Das Buch der Beispiele der alten Weisen trägt. In märchenhafter Form stellen die Fabeln „Überlegungen zu bestimmten Tugenden wie Frömmigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Menschenkenntnis und Treue sowie ferner der Staatskunst an.608 Die Hauptakteure sind entsprechend der Gattung Tiere, die wie Menschen agieren. „Das Werk will belehren […] und tut dies nicht allein im Sinne moralischer Besserung, sondern […] in dem der Förderung der Lebensklugheit: die Geschichten zeigen meist, wie “berlegtes oder listiges (andeln n“tzt, unbedachtes schadet . 609 Weniger moralgeprägt als vielmehr heiter unterhaltsam präsentiert sich ein anderer Text der Handschrift: Die frühhumanistische Komödie Cauteriaria des Antonio Barzizza handelt von der gescheiterten Ehe eines alten Mannes mit einer jungen Frau, welche ein heimliches Liebesverhältnis zu einem Priester pflegt. Während der Mann mit Hilfe eines Dieners den Schlichen seiner treulosen Frau auf die Spur kommen will, schmiedet sie geheime Pläne, wie sie den Geliebten treffen kann. Letztlich kann ihr Mann sie jedoch überführen und bestraft sie für die Untreue mit schwerer Züchtigung, aus der sie jedoch der Priester mit Unterst“tzung von Freunden erlösen und f“r sich gewinnen kann. „Die Cauteriaria ist die erste klar und systematisch durchgeführte )ntriguenkomödie des modernen Lustspiels 610 und ein weiteres Zeugnis dafür, wie vielschichtig Gossembrots Lektüre war. Das belegt auch der Inhalt einer Handschrift, die heute in der Universitätsbibliothek Basel liegt (Signatur O. I.10). Sie ist einer der Bände, die Gossembrot zusammen mit Meisterlin auf seinem Landgut ‚Tusculum‘ in Untermeitingen studiert und überarbeitet hat, was aus Einträgen jeweils am Ende dreier Texte hervorgeht, die sowohl den jewieligen Korrektor als auch das Datum 1459 nennen.611 Einer dieser Texte ist De consideratione ad Papam Eugenium III. des Bernhard von Clair608 Kalila und Dimna. Fabeln aus dem klassischen Persien/Nasrollah Monschi, hrsg. und übersetzt von Seyfeddin NAJMABADI und Siegfried WEBER (Neue orientalische Bibliothek), München 1996. 609 Udo GERDES, Das Buch der Beispiele, in: 2VL 1 (1978), Sp. 402–405, hier Sp. 404. 610 BEUTLER, Forschungen und Texte zur frühhumanistischen Komödie, S. 25. 611 Diese Einträge sind bei JOACHIMSOHN (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 254f.) zitiert und befinden sich zum ersten am Schluss der Institutiones dinvinae (Correctus foeliciter per peritum poetam et hystoriographum Sigismundum Müsterlin religiosum et me in rure kalendas septembris anno 1459), zum zweiten am Ende des De consideratione (Correctus per discursissimum peritumque Sigismundum Müsterlin religiosum ad. Mercurii 3. oct. in Mütingen anno 1459) und zum dritten unter einem Stück von Petrarca (Correctus is liber per expertissimum Sigismundum Müsterlin et me in rure achademico anno 1459 mensis octobr. die 4. jovis).
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vaux, worin der Zisterzienser seinem einstigen Schüler Ratschläge zur Ausführung des Papstamtes erteilte. „Bernhard sah ganz offensichtlich in Eugens Pontifikat die einmalige Chance, die Kirchenreform von oben durchzusetzen 612 und kritisierte die weltlichen Bestrebungen, derer sich die Kirche zu enthalten hätte und sich ganz auf die geistliche Ebene rückbesinnen solle. „)nsgesamt war seine Kritik […] freilich unzeitgemäß, und sie hat keinerlei Einfluß auf seinen Papst oder einen seiner Nachfolger gehabt ,613 jedoch großen Einfluss auf spätere Reformer, so dass die Schrift als Bernhards populärste gelten kann und breit überliefert ist. Diesem Werk geht ein Sermo de nativitate gloriosae virginis Mariae des Johannes Gerson voran, der schon mehrfach begegnete, und die Institutiones divinae des Lactanz. Neben theologischen Inhalten versammelt der Kodex humanistische Texte, wie etwa diverse Schriften Petrarcas, darunter den zu seinen Lebzeiten zurückgehaltenen Traktat Secretum meum, worin der Autor „nach dem Vorbild von Augustinus‘ Confessiones in die verborgensten Schichten des eigenen komplizierten )ch vorzudringen [sucht] .614 Im Dialog mit dem Seelenarzt Augustinus erfährt der kranke Franciscus die Diagnose: Er leide an Selbstvergessenheit und habe sich in der Vielheit verloren. Der Weg der Heilung sei dementsprechend die ‚Selbsterinnerung‘, die Konzentration aufs Ich und damit einhergehend das Sichabbwenden von Dingen wie weltlichem Dichterruhm und leidenschaftlicher Gebundenheit zu einer Geliebten. Der ‚Patient‘ m“sse sich durch Besinnung auf das Selbst in die Einheit rückführen. „Man könnte das Secretum durchaus als Versuch einer literarisch-psychologischen Selbstheilung betrachten ,615 der ausgesprochen positiv aufgenommen wurde, denn „keinem anderen [Werk Petrarcas] gelang es gleichermaßen, über die Jahrhunderte für die Leser ansprechend zu bleiben .616 Ferner enthält die Handschrift die um 1460 verfasste Abhandlung An viro sapienti uxor sit ducenda des Albrecht von Eyb, der „in vielen Schriften, insbesondere in literaturhistorischen Arbeiten, als der erste deutsche Frühhumanist [gilt] .617 Wie der Titel schon sagt, geht es da612 Peter DINZELBACHER, Bernhard von Clairvaux. Leben und Werk des berühmten Zisterziensers, Darmstadt 1998, S. 340. 613 Ebd., S. 356. 614 Karlheinz STIERLE, Francesco Petrarca. Ein Intellektueller im Europa des 14. Jahrhunderts, München/Wien 2003, S. 391. 615 Ebd., S. 397. 616 CARDELLE, Lateinische Dialoge, S. 184. 617 Maja EIB, Der Humanismus und sein Einfluss auf das Eheverständnis im 15. Jahrhundert. Eine philosophisch-moraltheologische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des frühhumanistischen Gedankenguts Albrechts von Eyb (Studien zur Moraltheologie – Abteilung Beihefte 9), Münster u.a. 2001, S. 47.
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rum, ob ein weiser Mann heiraten solle. Dies kann Albrecht uneingeschränkt empfehlen, nachdem er in „klassischer Form mit (ilfe der lebensfrohen Weisheiten des Altertums und des italienischen Humanismus […] die Frage der Ehe erörtert hat.618 Nicht von der Ehe, aber ihr thematisch nahegestellt handeln die Carmina amatoria, „die nur hier überlieferten erotischen Jugendgedichte des Jakob Wimpheling ,619 von der Liebe. Dem gleichen Thema widmet sich auch das mittelalterliche, elementare Werk des Andreas Capellanus De amore, das nach Rüdiger SCHNELL „eine Enzyklopädie “ber die Liebe dar[stellt] , worin „theologische, psychologische, medizinische, soziale, moralische und juristische Argumente und Aspekte “ber die Liebe […] zusammengetragen [werden] .620 Die Betrachtung der lateinischen Handschriften macht deutlich, dass Gossembrot zum einen eine äußerst vielfältige Sammlung besaß, welche theologische Traktate, Predigten, Fabeln, Liebeslyrik, eine humanistische Komödie, Selbstbetrachtungsdialoge, Rhetorikschriften, etc. umfasst. Zum anderen lassen sich aber thematische Schwerpunkte ermitteln, so dass die Texte zusammenfassend gegliedert werden können in moralisch-didaktische, theologische und humanistische. Ob dieser Befund auch auf die deutschsprachigen Handschriften seiner Bibliothek übertragen werden kann, soll nun geklärt werden. Die Anzahl der deutschen bzw. deutschsprachige Texte enthaltenden Handschriften, die als Gossembrots Besitz identifiziert wurden, ist mehr als überschaubar. Außer des bereits angeführten Cgm 437 sind es der Wiener Codex 3214 und der Cpg 314. Beide sind Sammelhandschriften, die Texte verschiedener Gattung und Intention enthalten. Auf den Codex 3214 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien wurde JOACHIMSOHN durch eine Beschreibung im vierten Band der Chroniken der deutschen Städte aufmerksam: „[…] auf Bl. 235a finden sich von einer spätern Hand des 15. Jh. Aufzeichnungen (aus Straßburg) zum J. 1473 und 1476 und von einer zweiten zum J. 1488: ‚Jtem anno dm. was als ain haysser stetter sumer, als nye kain man gedacht in 40 iă urn, und regnet den howmonat und den brachat (sic) und den augst 3 wochen nichcz umb Stră ssburg und hett ouch nit tow dez nachcz. der win was das vorgend iă r als wol geră ten, daz man 1 mă ß umb 1 dn. und umb 1 heldling gab, und an ettlichen enden wolt man in nit umbsunst, da schutt man in uß von der faß wegen uf das gegenwertig obgeschriben iă r, und fand man umb Birkheim zytig trübel am achtenden tag 618 Ebd. S. 76. 619 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 254. 620 Rüdiger SCHNELL, Andreas Capellanus. Zur Rezeption des römischen und kanonischen Rechts in ‚De Amore‘ M“nstersche Mittelalter-Schriften 46), München 1982, S. 171.
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nă ch sant Johans tag zů sinwenden, und all kornfrucht uff dem feld wă rn vor sant Johans tag aingefürt und als obs vergangen uf Jacobi bis an ettlich birn, öpfel, pfirsich, kütenen und trübel wă rn noch zůkünftig. […] Anno 1476 ward als süsser win im Elsă ß und ain gnügen als er in 10 iă rn darvor nye so gůt worden was rc. Jrem anno dm. 1488 ward fast sweer win, galt dennocht 16 in 18 gulden 1 fůder, und der alt win des vorgenden iă rs galt 20 in 30 guld. und was 1 warmer sumer und winter das es nye gefror bis in den mertzen, ußgenomen 2 oder 3 tag, und in dem hornung fyel fil schne‘.621
JOACHIMSOHN vermutete sogleich, dass der „Mann, der hier im Elsass Notizen macht und zugleich als Besitzer einer Augsburger Stadtchronik erscheint, […] Gossembrot [sei] , und nach Durchsicht der Handschrift konnte er die These bestätigen, denn „in der That zeigen die Einträge […] seine Hand und die Randnoten des Kodex gewähren uns neue Titel aus seinem Bibliothekskatalog .622 Diese von Jörn REICHEL als ‚(ausbuch‘ bezeichnete Sammelhandschrift,623 die noch den Original-Einband des 15. Jahrhunderts trägt,624 „kam wohl mit Fuggerschen Manuskripten nach Wien 625 und ist „nicht kontiniuierlich entstanden , sondern „nachträglich aus vielen unabhängig voneinander geschriebenen Faszikeln […] zusammengebunden worden .626 Insgesamt weist sie nach Hermann MENHARDT 18 Schreiberhände auf, wobei die Datierung der Niederschriften vom 14. bis ins 17. Jahrhundert reicht.627 Den überwiegenden Teil der Handschrift bilden 621 Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg Band 1, S. 19. 622 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 255. 623 „Ein dem Spätmittelalter eigentümlicher Überlieferungstyp sind Handschriften, in denen Texte der unterschiedlichsten Art gesammelt wurden: weltliche und geistliche, lateinische und deutsche, literarische und Gebrauchstexte. Diese heterogenen Sammlungen, die oft von mehreren Generationen eines Haushalts benutzt und weitergeführt wurden, können als Hausbücher bezeichnet werden, in die der jewielige Besitzer allerlei n“tzliche Verse und auch beliebte Dichtungen eintrug. […] Ihnen gemeinsam ist der ungeordnete Wechsel von literarischen und Gebrauchstexten. Jörn REICHEL, Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Literatur und Leben im spätmittelalterlichen Nürnberg, Stuttgart 1985, S. 34. Die Typisierung der Wiener Handschrift als Hausbuch begründete REICHEL damit, dass sie zwar nicht vom Besitzer angelegt wurde, als „Zusammenbindung völlig heterogener Texte läßt [sie] aber erkennen, daß der Sammler die gleichen Ziele verfolgt wie die Initiatoren der übrigen (ausb“cher . Ebd., S. . 624 Der Einband besteht aus mit braunem Leder bezogenen Holzdeckeln, worauf Rahmen- und Diagonalstriche sowie ein stilisiertes Kreuz gepresst sind. Vgl. Hermann MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Band 2 (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13), Berlin 1961, S. 882–885, hier S. 885. 625 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 255. 626 REICHEL, Der Spruchdichter Hans Rosenplüt, S. 35. 627 MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, S. 885.
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lateinischsprachige Texte. Thematisch divergieren die Werke sehr stark: Einen kurzen Abriss der römischen Geschichte bietet das Breviarium historiae Romanae des spätantiken Historikers Eutropius; elegisch präsentiert sich das Klagegedicht Versus in desolatione urbis des Humanisten Galeotus Martius Narniensis; ebenfalls humanistischer Art sind die Epistola de litibus Atheniensium et Lacedaemoniorum Guarinus Guarini Veronensis. Der Pauper Henricus zählt zu den „Produkte[n] mittelalterlicher Schulpoesie ,628 worin der italienische Dichter Henricus Septimellensis „über den Wechsel des Glückes und die Tröstungen der Philosophie klagt und stofflich außer auf die Antike auch auf das höfische Epos zurückgreift.629 Über den ‚Schwarzen Tod‘ berichtet der Tractatus contra pestem des Angelus medicus regis Angliae, daneben finden sich noch viele weitere lateinische Schriften, meist medizinischen und historischen Inhalts.630 Wenngleich die deutschsprachigen Texte der Sammelhandschrift in der Minderzahl sind, so lässt sich anhand ihrer dennoch die außerordentliche Themenvielfalt der Bibliothek Gossembrots vermehren. Sie können grob in zwei Gruppen gegliedert werden: Zum einen handelt es sich um Übersetzungen eines vorangestellten lateinischen Textes, zum anderen um rein volkssprachige Werke. Während sich am Schluss eines lateinischen Gedichtes nur der singuläre deutsche Vers Gloria, bantzer, eysenhůt, das ist vir den streit gůt631 findet (fol. 49r), folgen 60 Blatt weiter zwei Werke sowohl in lateinischer als auch in deutscher Fassung. Das erste ist der um 1340 entstandene Antigameratus des Frowin von Krakau, ein lateinisches „Lehrgedicht in ca. hexametrischen Versus differentiales .632 Der Titel setzt sich aus der griechischen Präposition anti und der latinisierten Form des altpolnischen Wortes gamrat, was nach Nikolaus HENKEL soviel wie „homo malus, vitiosus, turpis bedeutet, 633 zusammen. Damit wendet sich die Schrift also gegen den schlechten, feherhaften, schändlichen Menschen und intendiert 628 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 303. 629 Max MANITIUS, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Band 3: Vom Ausbruch des Kirchenstreites bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, unter Mitwirkung Paul LEHMANNs (Handbuch der Altertumswissenschaft Abteilung IX, 2,3), München 1931, S. 936. 630 Eine ausführliche Inhaltsangabe in Tabulae codicum manu scriptorum praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum, ed. Academica Caesarea Vindobonensis, Band 2: Cod. 2001–Cod. 3500, Wien 1868, S. 234f. 631 Zitiert nach MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, S. 882. 632 Hedwig HEGER, Frowin von Krakau, in: 2VL 2 (1980), Sp. 988–990, hier Sp. 988. 633 Nikolaus HENKEL, Deutsche Übersetzungen lateinischer Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verzeichnis der Texte (MTU 90), München 1988, S. 255.
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eine Anleitung zu moralischer Lebensart, die sich nicht nur allgemeingültig hält, sondern ausdrücklich bestimmte Stände anspricht, angefangen bei der hohen Geistlichkeit bis hin zum einfachen Bauern. Zeitkritisch wird der Sittenverfall beklagt, rechtes Benehmen bei Tisch gelehrt und auch die Verirrungen der neuen Mode, die „Ausw“chse in der Kleidertracht und die andern […] verspotteten Unsitten, die in Frankreich aufgekommen waren 634 eingehend thematisiert. Über die Funktion als ‚Benimmkatalog‘ hinaus fungiert „das gegen die Zuchtlosigkeit gerichtete Buch 635 zusätzlich als Grammatiklehre: Die Anhäufung von Homographen dient als Übung, „im Schriftbild gleich aussehende Wörter hinsichtlich Lautung, Quantität und Bedeutung zu unterscheiden .636 Deshalb wurde das Werk als optimales Schulbuch betrachtet, das außer Grammatik noch einen Leitfaden für gutes Benehmen bot. Vielleicht war gerade diese Kombination ausschlaggebend für die große Beliebtheit des Antigameratus, der in rund 40 Handschriften überliefert ist. Vier davon tradieren inklusive des lateinischen Textes „spätmhd. anonyme Übertragungen ; allein drei stammen aus der bairischen Region und sind „jeweils selbständige, aber durchgehend […] nur ziemlich mittelmäßige Leistungen .637 Bei allen erscheint der lateinische Text in zwei bis vier Verse zergliedert, worauf die deutsche Übertragung folgt, die knapp den doppelten Raum einnimmt, d.h. einem lateinischen Vers entsprechen meist zwei deutsche Verse, die ein Reimpaar bilden. Der Antigameratus-Text des Wiener Codex 3214 weist eine Verszählung auf, die Paul LEHMANN besonders bemerkenswert erschien, da sie gewöhnlich erst in späteren Handschriften häufiger auftritt: „Durchgehende Verszählung am Rande von Dichtungen ist noch in den Frühdrucken des . Jahrhunderts eine Seltenheit […]. )n mittelalterlichen Handschriften ist sie äußerst selten. Ich fand Verszählung von 10 zu 20 zu 30 usw. bisher nur im Vindobonensis 3214, wo der Augsburger Frühhumanist Sigismund Gossembrot fol. 109ff. die Verse des Antigameratus, fol. 140ff. die des mittellateinischen Gedichts De clerici moribus, Moribus et 634 Edwin HABEL, Der Antigameratus des Frowinus von Krakau, in: Studien zur lateinischen Dichtung des Mittelalters. Ehrengabe für Karl STRECKER zum 4. September 1931 (Heft 1 der Schriftenreihe zur Historischen Vierteljahrschrift. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft und für Lateinische Philologie des Mittelalters), Dresden 1931, S. 60–77, hier S. 61. Damit stellt der Antigameratus auch eine kulturhistorisch wichtige „Arbeit [dar], die uns einen Einblick in die Sitten und Gebräuche der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gewährt und unter mancher hausbackenen Weisheit auch h“bsche Beobachtungen aus dem täglichen Leben bietet . Ebd., S. 63. 635 Ebd., S. 62. 636 HENKEL, Deutsche Übersetzungen lateinischer Schultexte, S. 255. 637 HEGER, Frowin von Krakau, Sp. 989. Die betreffenden bairischen Übertragungen finden sich außer im Wiener Codex im Clm 19818 und Stuttgarter Cod. HB XII Poet. lat. 4. Vgl. ebd.
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vita quisquis vult esse facetus, fol. 145ff. des Cato vetus et novus, fol. 185ff. die Verse deutscher Dichtungen am Rand durchgezählt, bei jedem Gedicht neu beginnend. 638
Doch nicht nur die Verszählung stammt von Gossembrot, auch der gesamte Antigameratus (fol. 109r–140r) ist von seiner Hand zwischen 1440 und 1450 geschrieben,639 was auf ein reges Interesse an lateinischen Schultexten zurückgeführt werden kann, das sich bereits mit dem ebenfalls in der Handschrift enthaltenen Pauper Henricus angedeutet hatte. Beide Werke werden in der Forma discendi des Hugo von Spechtshart640 genannt, wo sie in den Kanon der Schullektüre eingereiht sind. „Was Spechtshart zur Empfehlung veranlaßt[e], ist teils der meist moralische )nhalt, teils das gute Latein, das sie bieten ,641 was sowohl der Pauper Henricus erfülle, der ‚freundschaftlich‘ lehre (bona dogmata dat ut amicus, cuius materiam debes bene discere totam, V. 581f.642), als auch der Antigameratus (fiet tibi dogmate gratus. Dogmata per varia quod dat pulcherrima verba, V. 583f.). Noch eine weitere Empfehlung Spechtsharts findet sich in der Sammelhandschrift: Der Cato, Novus Cato tradunt bene dogmata nato, sunt addiscenda bene dogmata primitus ista (V. 34f.). Er ist neben dem Antigameratus der zweite lateinisch-deutsche Text (fol. 145r–181r), der folgendermaßen aufgebaut ist: „Vorangestellt ist jeweils ein Distichon des ‚Cato‘, diesem folgt das entsprechende des ‚Cato novus‘ und diesem wiederum die Reimpaar-Übersetzung. 643 Nur eine weitere Übersetzung des Cato novus ist bisher bekannt, die allerdings ohne den lateinischen Text überliefert ist und ver-
638 Paul LEHMANN, Einzelheiten und Eigenheiten des Schrift- und Buchwesens. Zuerst erschienen in den Sitzungsberichten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Abteilung, Jahrgang 1939, Heft 9, in: Paul LEHMANN, Erforschung des Mittelalters. Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze, Band 4, Stuttgart 1961, S. 1–21, hier S. 18f. 639 Vgl. MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, S. 885 und SCHNEIDER, Berufs- und Amateurschreiber, S. 21. 640 Das Werk, das f“r junge Kleriker bestimmt war, bietet eine „Einweisung in die Praxis schulischen Lernens ‚Forma discendi‘ im engeren Sinne sowie in die Praxis des Schreibens ‚Forma scribendi‘ . Ulrike BODEMANN, Hugo von Spechtshart, in: 2VL 9 (1985), Sp. 35–39, hier Sp. 37. 641 Adolf DIEHL, Speculum Grammaticae und Forma discendi des Hugo Spechtshart von Reutlingen, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 20 (1910), S. 1–26, hier S. 12. 642 Zitiert nach der Teiledition von DIEHL (vgl. vorige Anm.). 643 HENKEL, Deutsche Übersetzungen lateinischer Schultexte, S. 275. Der Novus Cato ist eine mittellateinische Neubearbeitung der Disticha Catonis in Hexametern, die weit verbreitet war. Vgl. Franz Josef WORSTBROCK, Novus Cato, in: 2VL 6 (1987), Sp. 1239f.
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mutlich vom Handschrifteneigentümer selbst verfasst wurde.644 Analog dazu könnte auch die volkssprachige Fassung des Cato im Wiener Kodex 3214 von Sigmund Gossembrot stammen, wie gleichfalls die vorangehende Übertragung des Antigameratus, so dass beide ein Zeugnis seiner dichterischen Fähigkeiten darstellen würden. Der deutschen Dichtkunst war Gossembrot insgesamt nicht abgeneigt, denn er versammelte in der Handschrift gleich mehrere ihrer Vertreter: Hans Rosenplüt, Hans Zukunft und Erhart Tüsch. Der um 1400 geborene „Rosenpl“t ist […] der erste Vertreter eines neuen Autorentyps, des städtischen, genauer: Handwerkerdichters, wie er besonders in N“rnberg heimisch werden sollte .645 Eine Abschrift seiner geistlichen Erzählung bzw. Reimpaarrede Der kuge Narr646 findet sich vier Blätter nach dem Cato als eigenständiger Faszikel (fol. 185r–189v) und ist anhand der Wasserzeichen von Ring und Ochsenkopf „nur ungefähr auf die Jahre datierbar, da identische Belege nicht vorliegen. Am wahrscheinlichsten ist eine Beschriftungszeit noch in den f“nfziger Jahren .647 Der Text ist durch nordbairisch-ostfränkischen Schriftdialekt geprägt, enthält „“berdurchschnittlich viele Wortund Zeilenauslassungen und Schreiberunsicherheiten 648 und ist nach Jörn REICHEL in Nürnberg entstanden.649 Inhaltlich bietet er eine überaus humorvolle Moraldidaxe: Die Erzählung spielt in der Fastenzeit der Karwoche, die ein Bischof zum Anlass nimmt, seinen Dienern den absoluten Verzicht an allen leibs lusten650 aufzubürden, insbesondere das weinhawse, frawen und wurfelspiel zu meiden. Sollte sein Gebot nicht eingehalten werden, droht er mit einer unabwendbaren Vertreibung aus seinem Bistum. Von der offensichtlichen Besorgtheit des Bischofs um das Seelenheil der Diener berührt, überlegt sich der bischöfliche Narr im Gegenzug drei Dinge, die sein Herr in der Karwoche zu erfüllen habe: Fasten, beten, almusen geben. Der Bischof soll alle tag newn menschen bewirten: drei Kirchverweigerer, um sie über den Leidensweg Christi zu belehren, drei Spieler, um ihnen das Fluchen auszutrei644 Es handelt sich hierbei um den Codex 4117 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien (Mitte des 15. Jahrhunderts), der in Besitz des Mondseer Benediktiners Johannes Hauser war, welcher wahrscheinlich die Übersetzung ins Deutsche anfertigte. Vgl. HENKEL, Deutsche Übersetzungen lateinischer Schultexte, S. 276. 645 REICHEL, Der Spruchdichter Hans Rosenplüt, S. 11. 646 Ediert von Jörn REICHEL, Hans Rosenplüt. Reimpaarsprüche und Lieder (ATB 105), Tübingen 1990, S. 46–52. 647 REICHEL, Der Spruchdichter Hans Rosenplüt, S. 245. 648 Ebd., S. 57. 649 Vgl. ebd., S. . „Der Schreiber dieses Rosenpl“t-Teils schrieb auch den Wiener Cod. 13377 und den Teil der Wolfenbüttler Hs. Cod. Guelf. 76.3. Aug. 2°, der Die fünfzehn Klagen von Rosenpl“t enthält. 650 Ich zitiere hier wie im Folgenden nach der Edition von REICHEL.
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ben und drei gemeine weib, damit unterwegen bleib ir offenbar sunde in diser zeit. Zudem zieme es sich für den Bischof, jeden Tag die Hälfte seiner Mahlzeiten den Armen zu spenden und in das tägliche Gebet um sein eigenes Seelenheil auch das seiner Feinde und der Bauern, die für seine Nahrung sorgen, miteinzuschließen. Der Bischof ist von dem Rat des Narren hellauf begeistert: Alle doctores mochten mich nicht baß geleren! Die kurze Erzählung ist zum einen „eine Mischung von Witz und Commonsense, die für R[osenplüt] besonders typisch ist ,651 zum anderen verfolgt sie ein didaktisches Ziel, nämlich: Wer noch einen sollichen funde, der frolich die warheit getorst gesprechen und einem kunt sagen sein gebrechen, dieser kann sich glücklich schätzen, denn Got hat ein warhaftigen munt gezelt, der sei ein sueße clingende schell. Wer also die Wahrheit sagt, selbst auf die Gefahr hin, sich unbeliebt zu machen, und nicht schmeichlerische Lügen erzählt, dem ist Gott gefällig. Auch die Reimpaarrede Das Goldene Jahr des Hans Zukunft652 (fol. 195r–202r) ist moral-didaktisch geprägt. Der Verfasser, dessen Lebensdaten und Herkunft unbekannt sind,653 schildert hier zunächst die Ordnung der vier Jahreszeiten: Der Frühling bringt die Natur zum Erwachen, alles keimt und erblüht und gelangt im Sommer zur Reife, um im Herbst geerntet werden zu können. Der Winter friert alles Leben ein, und man zehrt von den eingeholten Früchten. Diesen göttlichen ordo des Goldenen Jahres überträgt Zukunft auf die menschlichen Lebensalter: In den ersten zwanzig Jahren seiner Jugend soll ein yettlicher mensch zum einen zucht und tugent lernen, zum anderen wirdikeit und er erwerben, um in den darauffolgenden zwanzig Jahren die damit angelegten Samen zur Seligkeit Früchte tragen zu lassen mit Werken der Nächstenliebe. So z.B. arm nackent lüt bekleiden, die hungerigen spisen, die ellenden in din herberg wisen, die siechen laben etc. Mit 60 Jahren, wenn die Zeit des Herbstes gekommen ist, soll der Mensch nach gottes hulde suchen, indem er in Reue Buße tut und alle mißtat lässt, damit er dann mit 80 Jahren des argen winters frist mit narung wol versorget ist. Im Winter des Lebens zeigt sich, ob der Mensch genügend gesammelt 651 Ingeborg GLIER, Rosenblüt, Hans, in: 2VL 8 (1992), Sp. 195–211, hier Sp. 202. 652 Ediert von Wilhelm BRAUNS/Gerhard THIELE, Mittelhochdeutsche Minnereden II. Die Heidelberger Handschriften 313 und 355, die Berliner Handschrift Ms. Germ. fol. 922 (DTM 41), Berlin 1938 [Nachdruck Dublin/Zürich 1967], S. 75–79. Im Folgenden danach zitiert. 653 Einen Hinweis erbringt lediglich die Überlieferung seiner beiden Werke Das Goldene Jahr und Der Priester und die Messe, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts einsetzt und auf den oberdeutschen Raum beschränkt ist. Die im Wiener Kodex 3214 erhaltene Abschrift ist in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden und in schwäbischem Schriftdialekt abgefasst. Vgl. Franz-Josef HOLZNAGEL, Zukunft, Hans, in: 2VL 10 (1999), Sp. 1594–1596, hier Sp. 1594.
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hat (und versorg och die sele din, als man den herbst tůt sameln in das man den wintter haben sol), um Gott gefällig zu sein und von ihm wunn und frd ön end gar zu erhalten. Auf die beiden Reimpaarreden folgt ein zweistrophiges, volkssprachiges Gedicht des Straßburger Hans Erhart Tüsch (fol. 202v), der vor allem als „Verfasser einer Reimchronik “ber die Burgunderkriege 654 bekannt ist. Das Reimkunststück, das nach JOACHIMSOHNs Beurteilung „an Unverständlichkeit und Künstelei mit schlimmen Proben späteren Meistersanges wetteifern kann ,655 ist Sigmund Gossembrot gewidmet, der es auch selbst in die Handschrift eintrug. „Die erste Strophe des syntaktisch locker gefügten Textes besteht aus imperativischen Moralsätzen, die zweite spielt mit Liebesthematik ,656 wobei die jeweils ersten Silben der Strophen den Namen Sigmund ergeben: Sig frig gen got, nit spot min (Str.1,1). Mund, grund der lieb: beklieb: mir (Str. 2,1).657 An das Gedicht Tüschs schloss sich in der Handschrift die lyrische Antwort Gossembrots an, die allerdings durch Blattverlust (das Blatt wurde herausgeschnitten) verloren ging. Erhalten ist aber noch die Überschrift Sequitur Carmen a me in praedictum insignem argentinensem priore super carmine editum (fol. 202v) und „ein die Form und ihre Bedeutung erklärendes, poetologisch aufschlußreiches Vorwort ,658 das Gossembrots Neigung zur Dichtkunst belegt: Disz nă chfolgn̄ d gedicht ist gemacht von III vnd IIII silbn̄ , darvm̄ sind der seczlin sybne. Helt yͤ tlichs XIIII silb, zway mol dry vnd zway mol IIII silb, kruͤczwysz durch einander gefuͤrt, vnd ist die meinung py den III silbn̄ verstă n zů gebn̄ die III goͤ tlichn̄ tugend, daz ist der glă b, die hoffnung vnd die lyͤ b, vnd py den IIII silbn̄ suͤlln̄ verstanden werden die IIII angeltugend, daz ist die sterk, die fuͤrsichtikeyt, die messikeyt vnd die gerechtikeyt, die mit wenig gůter vermanung durch einander vermischt werden vnd an einander nit bestă n muͤgen in kristn̄ licher saͤliger vͤ bung, vnd in dem letzstn̄ rym werden sy all sybn̄ betůt py den sybn glychhellenden wortn̄ .659
Nach diesen Dichtungen folgt ein Auszug aus der Chronik der Stadt Augsburg von 1368 bis 1406 (bzw. 1447), der im Jahr 1377 einsetzt und bis 1445 reicht (fol. 203r–233v). Er enthält u.a. einen kurzen Bericht
654 Frieder SCHANZE, Tüsch, Hans Erhart, in: 2VL 9 (1995), Sp. 1174–1179, hier Sp. 1174. 655 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 307. 656 SCHANZE, Tüsch, Hans Erhart, Sp. 1178. 657 Zitiert nach Thomas CRAMER, Die kleineren Liederdichter des 14. und 15. Jahrhunderts, Band 3, München 1982, S. 340. 658 SCHANZE, Tüsch, Hans Erhart, Sp. 1177. 659 Zitiert nach MENHARDT, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, S. 884.
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über den tragischen Tod von Sigmunds Großvater Hans Gossembrot im Jahre 1384: Darnach wurden 11 burger gefangen von Nördlingen, von Weiʃʃenburg und von Winʃhaim und den wurden die haubt abgeschlagen; dabei was Hans Goʃʃenbrott und half und riett darzů. darnach kom er haim gen […] Augspurg und wolt aines tages uff daz veld riten, do fiel ros und er zů huffen und im verʃchwal der hals, daz er weder ezzen noch trinken mocht, alʃo ʃtarb er hungers.660
Als letzte deutschsprachige Texte versammelt die Handschrift noch zwei unikal überlieferte medizinische Rezepte aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts. Zum einen handelt es sich um einen Kurztraktat über den grauen Star (fol. 306r), der sowohl die Diagnose erörtert als auch eine äußerliche Therapie vorschlägt. Medizinhistorisch interessant ist hierbei, „daß die Starbehandlung keineswegs alleine in der Hand der Chirurgen lag, sondern daß auch internistisch arbeitende Akademikerärzte sich in der Behandlung versuchten, wobei ihr Eingriff auf medikamentöse Verfahren beschränkt blieb .661 Zum anderen gibt ein Heinrich Renbold der Matzensüß Anweisungen, wie man einen Krampf behandeln kann (fol. 310v). Die beiden Gebrauchstexte runden die bunte Mischung an Texten ab, welche die Handschrift vereint, und stehen so neben mittelalterlicher Schullektüre, zeitgenössischen Dichtungen des 15. Jahrhunderts und zwei Stadtgeschichten. Während im Wiener Codex 3214 die deutschen Texte gegenüber den lateinischen in der Minderzahl sind, verhält es sich bei der Sammelhandschrift Cpg 314 gegenteilig. Sie wurde von SCHÄDLE in Sigmund Gossembrots Besitz verortet, nachdem er in einer Beschreibung der „besonders in Germanistenkreisen sehr bekannte[n] Handschrift von „Verweisungen auf ähnliche Stellen in anderen Büchern gelesen hatte, wie sie für Gossembrot charakteristisch sind.662 Hierbei ist vor allem ein Verweis aufschlussreich, der über einen deutsch-lateinischen Totentanz663 (fol. 79r–80v) gesetzt ist (fol. 79r; darüber die alte, durchgestrichene Foliierung 84): Vide de hoc in albo codice de commenda artium a picto picturas. Damit nahm Gossembrot auf seinen albus codices (Clm
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Die Chroniken der schwäbischen Städte, Augsburg Band 1, S. 75. Rainer RUDOLF, Magister Narcissus, in: 2VL 6 (1987), Sp. 856f., hier Sp. 856. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 58. Dem in Hexametern geschriebenen lateinischen Text folgt eine doppelt so lange deutsche Übertragung in vierzeiligen Strophen, die als Oberdeutscher vierzeiliger Totentanz bekannt ist. Dieser „bildet gewissermaßen den ‚Basistext‘, der fast allen Totentänzen aus dem oberdeutschen Raum zugrunde liegt . Susanne WARDA, Memento Mori. Bild und Text in Totentänzen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Pictura et Poesis 29), Köln u.a. 2011, S. 199.
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3941664) Bezug, wo sich fol. 14r bis 20v ein weiterer Totentanz findet, der illustriert ist.665 In diesem sind wiederum mehrere Rückverweise vermerkt, so z.B. fol. 18v: Coream mortis per omnem statum et generam vide iysopo vulgaris depicto a. k. 84. Der Titel Esopus vulgaris bezieht sich auf Boners Edelstein, der den ersten Teil des Cpg 314 bildet (fol. 1ra bis 50ra) und mit 90 kolorierten Federzeichnungen illustriert ist. JOACHIMSOHN hatte bereits einen liber russus mit dem Aesopus vulgaris depictus aus Gossembrots Verweisungen erschlossen.666 Dass es sich dabei um den Cpg 314 handeln muss, belegt der Verweis in Clm 3941 mit der Seitenangabe 84, die sich auf die ursprüngliche Foliierung des Cpg 314 bezieht. Die Neu-Foliierung nummeriert im Gegensatz zur alten nur die beschrifteten Blätter und wurde in der Palatina vorgenommen, wohin die Handschrift höchstwahrscheinlich über die Biblio664 Die zum Großteil von Sigmund Gossembrot geschriebene Sammelhandschrift, die JOACHIMSOHN als „humanistisches Konzeptbuch bezeichnet Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 306), enthält neben lateinischen Texten (hauptsächlich Schriften zur Rhetorik und Briefe) auch einige deutsche: Ein Carmen germanicum mit Totentanzbildern (14r–20v), eine Abhandlung über die ʃiben freyen kunʃten (Gramatica, Rethorica, Loyca, Ariʃmetrica, Geometria, Muʃica und Aʃtronomia) mit jrn eygenʃchaften (fol. 30r–32v) sowie ein lied von den künʃchten von Heinrich von Mügeln (34r–v). Vgl. Karl HALM u.a., Catalogus codicum latinorum Bibliothecae Regiae Monacensis, Band I,2: Codices num. 2501–5250 complectens, Editio altera emendatior (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis 3,2), München 1894, S. 154–156. 665 Dieser Totentanz bildet eine eigene, aus acht Blättern bestehende Lage, die dem Clm 3941 eingebunden wurde, und stellt nach WARDA ein „Unikum unter den Totentänzen […] sowohl in bildlicher als auch in textlicher (insicht dar Memento Mori, S. 222). Reinhold HAMMERSTEIN (S. 150) wies darauf hin, dass es sich hierbei um „keinen reinen Totentanztext, sondern um ein Verskonglomerat unterschiedlicher Art handelt, „die Bilder jedoch Totentanzzeichnungen [sind]. Sie befinden sich jeweils auf dem oberen Dritttel der Seite und sind als fortlaufende Reihe konzipiert. Der Text stammt in seinen Grundzügen aus der Artes-Literatur und lässt sich mit dem Werk Eine Vermahnung der geistlichen und weltlichen Stände Deutschlands identifizieren, wobei sich auch Versatzstücke aus der Totentanz-Tradition finden. „Zugrunde liegt der Gedanke einer Schule, in der die Herrschenden ihre Untertanen unterrichten. Diese wiederum verklagen die ihnen Übergeordneten der fehlerhaften Herrschaftsausübung bei dem als Richter fungierenden Tod. Die weltlichen und geistlichen Ständevertreter und ihre Wechselreden sind daneben unter Rückgriff auf die sieben freien Künste, das Schachspiel sowie das Schulwesen als Ordnungskriterien organisiert. In der Gossembrot-Fassung spielt allerdings das Schachspiel als Analogie keine Rolle mehr. Dafür fügte Gossembrot weitere (allegorische) Komponenten hinzu; so weist er den Kontrahenten teilweise zusätzliche Bezeichnungen im Sinne einer Psychomachie zu, z.B. Luxuria versus Castitas oder Acedia gegenüber Spirituale gaudium (WARDA, Memento Mori, S. 223). HAMMERSTEINs Vermutung, der „Augsburger Schreiber gab […] f“r den Miniator als Beispiel oder Muster für die Illustrationen einen dem Äsop eingebundenen doppelsprachigen illustrierten Totentanz an S. , ist falsch, da hier der Totentanz unbebildert ist. Reinhold HAMMERSTEIN, Tanz und Musik des Todes. Die mittelalterlichen Totentänze und ihr Nachleben, Bern/München 1980. 666 JOACHIMSOHN, Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 258.
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thek Ulrich Fuggers gelangt war.667 Zeitweilig war sie wie viele der Handschriften aus dem Palatina-Bestand in der Bibliotheka Vaticana. Dies belegt zum einen die auf dem Vorsatzblatt fol. 4*r eingetragene Capsanummer C.2, welche die Kiste benennt, „in der sich der Kodex auf seinem Transport nach Rom befand , und die nachfolgende Signatur 373, die der Handschrift „zur vorläufigen )dentifizierung in Rom zugewiesen [wurde] .668 Zum anderen ist der Text der Rabenschlacht nach der Handschrift Cpg 314 in einem Abschriftenband Tiecks enthalten, den dieser während seines halbjährigen Aufenthalts – von Dezember 1805 bis Ostern 1806 – in der Vaticana angefertigt hatte.669 Die Handschrift weist zwei Eintragungen Gossembrots670 auf, die scheinbare Indizien zu ihrer Herkunft liefern. Ein Verzeichnis von 667 Die beiden Fuggerkataloge von 1571 verzeichnen jeweils einen Æsopus deutsch Inn reinem weiß (Cod. Pal. lat. 1921, fol. 100r und Cod. Pal. lat. 1915, fol. 306r). Vgl. Karin ZIMMERMANN/Matthias MILLER, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304–495), Wiesbaden 2007, S. 56–66, hier S. 56. Ulrich Fugger zog 1567 aufgrund familiärer und finanzieller Probleme nach Heidelberg, nachdem ihm der Kurfürst Friedrich von der Pfalz seine Hilfe angeboten hatte. Ulrich nahm seine umfangreiche Bibliothek mit in die neue Heimat, so dass am 2. Mai 1567 vier Wagen mit einem Gewicht von 235 Zentnern die ersten Bücher brachten. Eine zweite Fuhre war notwendig, um den gewaltigen Gesamtbestand in Heidelberg zu versammeln. 1569 konnte die Bibliothek in einem eigenen Raum der Heiliggeistkirche untergebracht werden und 1571 begann die Katalogisierung, indem die Kisten geöffnet und die Bände verzeichnet wurden. Mit dem Tod Ulrichs am 25. Juni 1584 ging die Bibliothek in das Eigentum des Kurfürsten über und gelangte in die Palatina. Vgl. Paul LEHMANN, Eine Geschichte der alten Fuggerbibliotheken, I. Teil (Studien zur Fuggergeschichte 12), Tübingen 1956, S. 166–191. 668 Renate ACHENBACH, Handschriften und ihre Texte. Dietrichs Flucht und Rabenschlacht im Spannungsfeld von Überlieferung und Textkritik (Bayreuther Beiträge zur Literaturwissenschaft 26), Frankfurt am Main u.a. 2004, S. 118, Anm. 4. Bevor die Handschrift in den 80er Jahren restauriert wurde und einen Polymer-Einband erhielt, hatte sie einen Pergamenteinband des 17. Jahrhunderts. Dieser schlichte Einband rührte daher, dass die meisten Handschriften der Palatina ihres schweren Originaleinbands aus Holzdeckeln entledigt wurden, bevor sie ihren Transport nach Rom antraten. Der Originaleinband ist nicht mehr erhalten. Vgl. ebd., S. 121, Anm. 23 und ZIMMERMANN, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg, S. XVI. Die Spekulation, er sei nach seiner Bezeichnung als liber russus ein mit rotem Leder bezogener Holzeinband gewesen, ist äußerst unsicher, da einige nicht umgebundene Bände eine andere Farbe aufweisen, als ihre Betitelung vermuten lässt. JOACHIMSOHN (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 20) schloss daraus, dass die Bände eventuell Zettel mit den entsprechenden Farben aufgeklebt hatten, die heute verloren sind. 669 SCHLECHTER, Populäre Fassungen oder wissenschaftliche Editionen?, S. 170. 670 Die Einträge zeigen eindeutig Gossembrots Hand. Der singuläre Befund von Liselotte E. SAURMA-JELTSCH (Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung. Bilderhandschriften aus der Werkstatt Diebold Laubers, Band 1, Wiesbaden 2001, S. 240f.), die Hand der Einträge sei nicht identisch mit der Gossembrots, da sie mit den ebenfalls Gossembrot zugeschriebenen Glossen in Boners Edelstein divergiere, wurde von Christian KIENING widerlegt: „Die Möglichkeit, daß die Anzeige von Gossembrots (and […] stammen könnte, hat Saurma-Jeltsch […] verneint. Doch wird sie beson-
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Büchern, die bei Diebold Lauber in Hagenau erhältlich sind, findet sich auf Vorsatzblatt 4*r und enthält u.a. Wolframs von Eschenbach Parzival, Konrad Flecks Flore und Blanscheflur, Gottfrieds von Straßburg Tristan und Konrads von Würzburg Trojanerkrieg.671 Den Verdacht, die Handschrift stamme aus der berühmten elsässischen Werkstatt, konnte bereits KAUTZSCH im Jahre 1895 entkräftigen, als noch kein Zusammenhang zu Gossembrots Bibliothek gezogen wurde. Er verortete den Eintrag aufgrund der Schreibsprache als „von einem Schwaben, etwa Augsburger geschrieben, „der auf diese Weise sich die Quellen zu weiterem Bücherkauf anmerkte .672 Ebenso rückte er die Bilder des Cpg 314 in „das östliche )llustrationsgebiet , wonach „die ganze (s. nach Augsburg oder Umgegend zu versetzen [sei] . 673 Der zweite Eintrag auf dem Nachsatzblatt 200*v ist in Latein: Item accomodavi frydrico rabʃakstainer ʃcriptori judiciali in rain anno 1449 ad 24 marcij 2a feria poʃt letare vitam ʃancte brigite in albo libro modus quartalis articuli loco cuius accomodabit mihi reynhardum cum weʃchelyer et ywain in uno volumine zalt. Item mer hă t er ain bůch von floÿ r.
SCHÄDLE interpretierte den Text als Kaufnotiz.674 Es handelt sich hierbei jedoch wohl eher um eine Anmerkung Gossembrots über eine im Jahr
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ders durch den Vergleich mit einem auf f. 257r des Budapester Codex von Gossembrot eingetragenen Trostbrief […] erhärtet. Auch die lateinischen St“cke im Clm […] oder der kalligraphisch sorgfältigere Totentanzeintrag im Cpg können die Schreiberidentität bestätigen. KIENING stützte seine Annahme zusätzlich durch eine briefliche Auskunft Karin Schneiders, welche „“bereinstimmende Formen, die Gossembrots eigener (and angehören d“rften , verzeichnete. Christian KIENING, Schwierige Modernität. Der Ackermann des Johannes von Tepl und die Ambiguität historischen Wandels (MTU 113), Tübingen 1998, S. 61. Item zů hagenow py dypold lber ʃchreyber lert die kinder ʃind die bücher tütʃch Item geʃta romanorum gemlt Item parcifal gemlt Item floyr vnd blantʃcheflur gemlt Item morolf gemlt Item der herczog von öʃterrech Item wilhalm von orlentz vnd die ʃchön amel Item die ʃben maʃter gemlt Item daz biʃpl bůch genant der welt lff gemlt Item die guldin bull Item der akerman vnd belal gemlt Item daz guldin ʃpil vnd von allyn ʃpilen gemlt Item die 2 teyl der heyligen leben Item der heyligen dreyer künig büch gemlt Item die 24 alten Item Triʃtram Item ain hübsch bůch genant der graw rok und künk alexander Item Troen gemlt Item ʃant wlhalm in birmint Item wgalos gemlt. Rudolf KAUTZSCH, Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau, in: Centralblatt für Bibliothekswesen 12 (1895), Heft 1, S. 1–32 und 57–113, hier S. 16. Ebd. Als Charakteristikum der Bilder wies KAUTZSCH Folgendes aus: „[…] das kleine Format, Rahmen um die Bildchen, die kleinen untersetzten Gestalten mit den dicken Köpfen, die als kleine Ringe gezeichneten Augen, die Bemalung: alles nicht elsässisch, ja nicht einmal westschwäbisch. Dazu ist zu vermerken, dass die Bilder entgegen KAUTZSCHs Feststellung nicht gerahmt sind. „Von )nteresse ist noch, daß die (eidelberger Handschrift einen Eintrag Gossembrots enthält, demzufolge er sie von Friedrich Rabsaksteiner, dem Gerichtsschreiber in Rain (in der Nähe der Mündung des Lechs in die Donau), im Jahre 1449 gekauft hat. SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 71.
1449 gemachte „Ausleihe einer Vita der heiligen Brigitta in albo libro an Friedrich Rabsaksteiner, Gerichtsschreiber in Rain bei Augsburg. Im Gegenzug bekam er von ihm Renhardum cum wescheler und einen wain in einem Band geliehen .675 Neben der Datierung 1449 weist die Handschrift noch zwei weitere auf, die sich jeweils am Abschluss zweier Texte finden. So enden die Freidank-Sprüche (fol. 94rb) mit dem Eintrag Explicit fridankus in augusta domini M°CCCC°XLIII° und die Rabenschlacht als letzter Text der Handschrift schließt mit hie mit endet sich daz mere 1447 die 20 decembris (fol. 197vb). Damit ist die Sammelhandschrift in den Jahren zwischen 1443 und 1449 entstanden, wobei sie aus unterschiedlichen, selbstständigen Faszikeln zusammengebunden wurde. Um ein einheitliches Format herzustellen, wurden die Blätter unter Hinnahme von Textverlust, der sich jedoch gering hält, beschnitten.676 Ebenso deutet nach LIENERT die „unterschiedliche Datierung des Freidank- und des Heldenepik-Teils […] auf getrennte Entstehung [hin]; doch dürfte sich die Handschrift angesichts der […] Zuweisung der beiden Notizen fol. *r (Hinweis auf illustrierte Bücher aus der Werkstatt Diebold Laubers) und fol. 200*v (Hinweis auf Buchausleihe an und von Friedrich Rabsaksteiner […] an die Hand des Augsburger Patriziers Sigismund Gossembrot […] bereits in der vorliegenden Zusammenstellung in dessen Besitz befunden haben. 677
Als eigenständige Teile können durch „Lagenordnung, Wasserzeichen und Schriftanalyse nur […] vier Blöcke in Erwägung gezogen werden : fol. 4*r, fol. 16* bis 104, fol. 105 bis 197 (Heldenepik-Teil) und fol. 200*v.678 Dass diese Teile aber bereits als Sammelhandschrift verbunden waren, als sie noch in Gossembrots Besitz waren, belegt die alte, von ihm stammende Foliierung,679 die bis in den Heldenepik-Teil hineinreicht. Die Konzeption der Handschrift ließ Raum für Nachträge auf leeren Blättern, wo diese nicht ausreichten, wurden zusätzliche Blätter eingelegt.680 Das verwendete Papier ist fast durchgängig oberitalieni-
675 ZIMMERMANN/MILLER, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 11. 676 ACHENBACH, Handschriften und ihre Texte, S. 133. 677 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 81. 678 ACHENBACH, Handschriften und ihre Texte, S. 136. 679 Berndt JÄGER teilte der ersten Hand (A), welche heute als die Gossembrots identifiziert ist, folgende Texte zu: „A machte auch am Anfang und Schluß der Sammlung Notizen zu Büchereinkäufen (z.T. lat.), von dieser Hand stammen Randnotizen (z.T. lat.) […], sie hat die Blätter gezählt. Berndt JÄGER, Durch reimen gute lere geben. Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter (GAG 238), Göppingen 1978, S. 118. 680 Vgl. Hans-Joachim ZIEGELER, Kleinepik im spätmittelalterlichen Augsburg – Autoren und Sammlertätigkeit, in: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahr-
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scher Provienz und vermutlich auf der direkten Handelsroute nach Augsburg gelangt.681 Besonders interessant ist hierbei, dass das Papier des ersten Teils der Handschrift – den Edelstein und vier Kleindichtungen umfassend – das Wasserzeichen ‚Mohrenkopf mit Binde‘ aufweist. Dieses „ähnelt sehr dem der Donaueschinger (andschrift fürstl. Fürstenbergische Hofbibliothek 447 b und des Hundeshagenschen Kodex .682 Fast ebensoviele Schreiber wie Wasserzeichen finden sich innerhalb der Handschrift: Zunächst Gossembrot selbst, der neben Randnotizen, Verweisungen und Kapitelüberschriften auch verschiedene kürzere Texte, wie Sprüche, Fabeln, Bîspeln und den bereits angeführten Totentanz, geschrieben hat.683 Von den restlichen acht Schreibern ließ sich nur ein einziger identifizieren, nämlich Stephan Hüttaus für Boners Edelstein. Der Edelstein des Berner Dominikaners Ulrich Boner ist eine volkssprachige Übersetzung von Fabeln aus zwei lateinischen Sammlungen, den Äsopfabeln des Anonymus Neveleti und der Sammlung des Avian.684 In Reimpaaren gedichtet, rückt Boner „die Fabel als Vermittlerin pragmatischer Lebensklugheit (mitsamt der aus ihr gerechtfertigten pragmatischen Moral in den Mittelpunkt seiner Sammlung .685 Er transferiert „das g“ltige System von Normen und Werten, Tugenden und Lastern in eine „Schaden-Nutzen-Schematik , indem moralisches Handeln als erfolgsversprechend und klug gezeichnet wird, unmoralisches hingegen als dumm und erfolgsvernichtend.686 Fast jeder der 84 Fabeln ist eine oder auch seltener zwei kleine, kolorierte Federzeichnungen beigegeben, die meist der entsprechenden Fabel vorangesetzt sind. Alle Bilder stammen nach Hans WEGENER von dem gleichen Zeichner und sind stilistisch nach Augsburg zu verorten. Er bewertete die Arbeit als „recht plump und primitiv, doch gibt ihr die skizzenhafte Zeich-
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hunderts, hrsg. von Johannes JANOTA und Werner WILLIAMS-KRAPP (Studia Augustana 7), Tübingen 1995, S. 308–329, hier S. 322. Vgl. ACHENBACH, Handschriften und ihre Texte, S. 137. Folgende Wasserzeichen sind zu verzeichnen: Dreiberg mit Kreuz (nur innerhalb der ersten und letzten Lage, die in der Vaticana der Handschrift zugebunden wurden; vgl. ebd., S. 119, hier besonders Anm. 15), Stern mit Kreuz, Mohrenkopf mit Binde, Ochsenkopf in verschiedenen Variationen, Dreiberg, Stern und Turm. ZIMMERMANN/MILLER, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 56. ACHENBACH, Handschriften und ihre Texte, S. 119. ZIMMERMANN/MILLER, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 56. Klaus GRUBMÜLLER, Meister Esopus. Untersuchungen zu Geschichte und Funktion der Fabel im Mittelalter (MTU 56), München 1977, S. 297f. Ebd., S. 374. Ebd., S. 338.
nung etwas Lebendigkeit .687 Daneben enthält die Handschrift zwei unkolorierte Federzeichnungen, die WEGENER auf eine „Dilettantenhand zurückführte.688 Die Zeichnungen eines Taubenschlags (fol. 104v689) und eines Daches (fol. 200*v690) befinden sich jeweils unterhalb eines von Gossembrot geschriebenen Textes und weisen wie dieser die gleiche Tinte auf, so dass sie wohl von Gossembrot selbst stammen dürften. Bereits SCHÄDLE betonte Gossembrots Vorliebe für Malereien und Zeichnungen, die seine Handschriften belegen: „(ier finden sich nämlich neben ausgesprochenen Buchmalereien, eingeklebten Kupferstichen und Anweisungen für die zeichnerische Darstellung von bestimmten allegorischen Figuren, vor allem einfachere und ungeschickter ausgeführte Zeichnungen, die zum Teil wohl von Sigmund selbst herrühren. Aus diesen Neigungen heraus wird man eine Verbindung Gossenbrots mit den Kreisen der Maler und Zeichner anzunehmen haben. 691
Außerhalb Boners Edelstein finden sich bis auf die beiden höchstwahrscheinlich von Gossembrot stammenden Zeichnungen keine weiteren Bilder in der Handschrift. Neben dieser umfangreichen, illustrierten Fabelsammlung enthält sie noch einzelne weitere Fabeln: Henne und Fuchs692 (fol. 50vab) und Der Wolf an der Wiege693 (fol. 52rb–52va) sind von Gossembrots Hand eingetragen, Fuchs und Wolf im Brunnen694 (fol. 687 WEGENER, Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek, Leipzig 1927, S. 53. 688 Ebd. 689 Nach der alten Foliierung fol. 136v. Das Bild Gossembrots ist eine Abzeichnung aus dem Bilderzyklus im Edelstein (fol. 12v, alte Foliierung 25 abgeschnitten). 690 Das Bild ist ähnlich eines Details der Federzeichnung im Edelstein fol. 40v. 691 SCHÄDLE, Sigmund Gossenbrot, S. 7. 692 Der Text wird als byspyl eingeleitet, worin eine junge stolze Henne nicht auf den Rat eines weisen Hahnes hört, sich nicht zu weit vom Hof zu entfernen und somit Opfer eines in der Nähe lebenden Fuchses wird. Dies sollen junge weyb als Warnung und Mahnung an die Minnemoral verstehen, sich nicht ebenso zu verhalten wie die Henne, denn vil gern ʃy ʃich verkaufft, die dick vil gelaufft vnd nun will koppen in ir artt (koppen in ir art = in ihre alte, angeborene Art verfallen), die wirt zů jungʃt dem tuivel geʃpart. Ediert von Franz PFEIFFER, Altdeutsches Übungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen, Wien 1866, S. 139f. 693 Eine Mutter nimmt zur Feldarbeit ihr kleines Kind in der Wiege mit sich, setzt es ab und beginnt die Kornreihen entlangzugehen, um sie abzuschneiden. Nach einer geraumen Zeit fängt das zurückgebliebene Kind zu weinen an, was die Frau aufgrund der großen Entfernung nicht hören kann, jedoch ein herumstreifender Wolf. Dieser macht sich auf, den Ort aufzusuchen, woher das Weinen kommt, und findet das Kind. Er schaukelt die Wiege, damit das Kind sich beruhige, wird allerdings von in der Nähe weilenden Bauern beobachtet, die ihm Böses unterstellen und ihn mit Sensen und Stangen vertreiben. Der Wolf beklagt sich bitterlich über den ihm widerfahrenen Undank und gelobt, nie wieder Gutes zu tun. Der Wolf steht hier für den Bösen, dem man nichts anderes als böses Handeln zutraut. 694 Ein Fuchs kommt zu einem Brunnen und glaubt in seinem Spiegelbild im Wasser seine Gattin zu erkennen, so dass er in den Brunnen springt und gefangen ist. Als
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55rab) und Die Ratte695 (fol. 65ra–65va) stammen von einem Anonymus.696 Drei dieser Fabeln lassen sich nach Klaus GRUBMÜLLER einer kleinen Kollektion zuteilen, „die in der Tat der Fabel eine neue und auch später nicht wieder aufgenommene Rolle zuzuweisen versucht: sie macht sie zum )nstrument der Minnebelehrung . 697 Die gleiche Absicht verfolgt die Minnerede Die Minne vor Gericht (fol. 72ra–74va), worin der angeklagten Minne unstaete vorgeworfen wird, indem sie beständigen Minnedienst nicht belohnt und sich dagegen den Minneunwürdigen hingibt. Der Dichter tritt als Fürsprecher der Minne ein und bewirkt ihre Rehabilitation, wobei er „sein Werk als Mahnung an alle Damen, recht zu lieben, verstanden wissen [will] .698 Belehrsamkeit intendieren die meisten Texte der Handschrift. So ist der Stricker mit vier seiner Kleindichtungen vertreten. Der wahre Freund (fol. 53vb–54rb) handelt von einem Mann, der die Gunst seines Herrn verliert und die Anstrengungen, sie zurückzugewinnen, scheut. Als der Herr seinen Tod einfordert, sucht der Mann Hilfe bei seinen Freunden. Der erste Freund gibt ihm eine Augenbinde zur Hinrichtung, der zweite will ihn bis zum Tor des Herrn begleiten, der dritte jedoch – der ihm der minnist ist – rettet ihn. Die Geschichte wird in ein Gleichnis übergeführt, wo der Mann für den sterbenden Menschen steht, der vor Gott treten muss. Der erste Freund, sein irdischer Besitz, kann ihm lediglich ein swachez tuoch mitgeben, der zweite, die Familie, geleitet ihn zum Grab. Nur der dritte Freund, das sind die im Leben vollbrachten
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ein Wolf vom Durst getrieben an denselben Brunnen kommt, lügt ihm der Fuchs vor, wie schön es dort unten sei. So will auch der Wolf auf den Grund des Brunnens kommen, wozu ihm der Fuchs rät, in den oberen Eimer zu steigen. Der Fuchs platziert sich in dem unteren Eimer und der Wolf sinkt mit seinem schweren Gewicht in den Brunnen, wodurch der Fuchs in die Höhe gezogen wird und dem Brunnen entfliehen kann. Die Fabel gibt zwei Ratschläge: Zum einen, sich vor den Sinnesverwirrungen der Minne zu hüten, zum anderen, niemals einem hinterlistigen Gesellen zu vertrauen. Eine Ratte, die in einer Speisekammer haust, fühlt sich so überlegen, dass sie über die für sie aufgestellte Falle spottet und in ihrer Dreistigkeit soweit geht, die Falle zu benagen. Dadurch schnappt jedoch die Falle zu und die Ratte stirbt. „Die Fabel […] belegt […] die nachteiligen Folgen, die aus einer Überschätzung der eigenen Fähigkeiten entstehen und bietet eine weitere Auslegung, „in der die Gefahren, in die sich die Ratte zu ihrem Schaden begeben hat, mit denen verglichen werden, die den Männern durch die Minne drohen . GRUBMÜLLER, Meister Esopus, S. 386. JÄGER (Durch reimen gute lere geben) vermutete als Schreiber dieser Texte (fol. 54rb–80va) Stephan Hüttaus. Diese These wurde von ZIEGELER ungeprüft übernommen, allerdings mit dem Vermerk, dass JÄGERs Zuordnung vermutlich auf „(. Niewöhners Akademie-Beschreibung [basiere], die ich nicht eingesehen habe . ZIEGELER, Kleinepik im spätmittelalterlichen Augsburg, S. 323, Anm. 59. GRUBMÜLLER, Meister Esopus, S. 389. Alfred KARNEIN, Die Minne vor Gericht, in: 2VL 6 (1987), Sp. 553f., hier Sp. 553.
guten Taten, kann ihm die Huld Gottes wieder verschaffen.699 Auch Der Sünder und der Einsiedel erzählt von einem Mann, der Gottes Gunst durch grosse missetat verwirkt hat. Bei einem weisen Einsiedler erhofft er sich Hilfe und befolgt dessen Rat, nunmehr got gehorsam zu sein und gottgefällig zu handeln.700 Das kurze Gleichnis Der unfruchtbare Baum (fol. 65va) überträgt das Sinnbild eines Baumes, der voll von Blüten ist, aus denen jedoch keinerlei Früchte wachsen, auf den Lügner, der ebenso mehr verspricht, als er zu geben bereit ist. 701 Der letzte StrickerText, den die Handschrift überliefert, Der Tor und das Feuer (fol. 76vb– 77ra), ist eine Warnung vor der Spielsucht, die wie ein unersättliches Feuer ist, das nur ein Narr glaubt, stillen zu können.702 Ebenfalls warnenden bzw. mahnenden Charakter haben die drei Gedichte des Teichners: Von der Welt (fol. 71vb–72ra) berichtet Teichner, dass sie in untriuwe fiel und voll von Betrügern und heuchlerischen Menschen ist, vor denen man sich hüten solle. Eine Aufforderung, sein Dienstpersonal freundlich zu behandeln, wird in Herr und Gesinde formuliert (fol. 77ra– 77va). Des Löwen Atem (fol. 52vb–53va) veranschaulicht anhand eines Tierschwanks, dass man sich in einer Situation, die einen vor die Wahl stellt, entweder die unbequeme Wahrheit oder eine schmeichlerische Lüge zu erzählen, besser ans Schweigen hält.703 Neben weiteren Kleindichtungen, darunter Der gestohlene Schinken des Elsässischen Anonymus,704 Auszüge aus dem Gnaistli705 und Die Jagd des Lebens706, ent699 Ediert von Wolfgang Wilfried MOELLEKEN, Die Kleindichtung des Strickers, Band 5 (GAG 107), Göppingen 1978, S. 129–137. 700 Ediert von MOELLEKEN, Die Kleindichtung des Strickers, Band 3, Göppingen 1975, S. 338–345. 701 Ediert von MOELLEKEN, Die Kleindichtung des Strickers, Band 2, Göppingen 1974, S. 260f. 702 Ediert von MOELLEKEN, Die Kleindichtung des Strickers, Band 3, S. 350–352. Der Text des Cpg 314 bietet eine Kurzfassung, die mit zwei unikal überlieferten Versen abschließt. 703 Ediert von Heinrich NIEWÖHNER als Nr. 80, 248 und 566, Die Gedichte Heinrichs des Teichners, Band 1 (DTM 44), Berlin 1953, S. 91f., S. 272 und Band 3 (DTM 48), Berlin 1956, S. 93–95. 704 Ediert von Friedrich PFEIFFER unter dem Titel Das Maere vom Bachen, in: ZfdA 7 (1849), S. 102–105. Die Geschichte erzählt von einem armen Bauern, der Opfer seines hinterhältigen gevatters wird. Letzterer rät dem Bauern, der einen außergewöhnlich schönen Schinken besitzt, diesen zu verstecken, damit man nicht denke, er sei reich geworden und so mehr stiure zahlen müsse. Er solle behaupten, man habe ihm den Schinken gestohlen. Bevor der Bauer jedoch dem Rat folgen kann, entwendet der Gevatter unbemerkt den Schinken. Als sich der Bauer bei ihm über den Diebstahl beklagt, erhält er großes Lob, dass er dem Rat offensichtlich gefolgt ist und den Schinken öffentlich als gestohlen ausgibt. 705 Das gnaistli des gleichnamigen allegorischen Lehrgedichts ist „das F“nklein, das den Weg zu Vernunft und Tugend weisen soll. Tugend wird [hier] im aristotelischen Sinn als rechtes Maß in allen Dingen verstanden. Alle Werke (Haltungen) können also grundsätzlich sowohl zur Tugend als auch zum Laster werden . Chris-
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hält die Handschrift auch lateinische Kleinepik 707 sowie die Disticha Catos in einer deutschen Übertragung708 (fol. 66rb–70ra). Einen größeren Teil des Kodex nehmen verschiedene Sprüche Freidanks ein, die in vier unterschiedlich langen Textblöcken vorliegen (fol. 55va–62va, 70rb–71va, 74va–76vb, 82ra–94rb).709 Den Schlussteil bilden die beiden Dietrichepen Dietrichs Flucht (fol. 105ra–161vb) und die Rabenschlacht (fol. 162ra– 197vb), die fast die Hälfte der Handschrift umfassen. Diese Mischung an „Texten unterschiedlicher Art lässt eine „einheitliche Konzeption der Sammelhandschrift vermissen und darauf schließen, dass der Kodex die vielfältigen literarischen Interessen des
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tine STÖLLINGER-LÖSER, Das Gnaistli, in: 2VL 3 (1981), Sp. 72f., hier Sp. 73. Abgedruckt bei Joseph VON LASSBERG, Lieder-Saal. Das ist: Sammlung altteutscher Gedichte, aus ungedruckten Quellen, Band 3, Eppishausen 1825, S. 21–49. Abgedruckt bei LASSBERG, Lieder-Saal, Band 1, Eppishausen 1820, S. 251–255. In der Jagd des Lebens ist der Mensch Jäger und Gejagter zugleich. Er wird vom Tod verfolgt und gejagt, die Zeit nagt an seiner Lebenswurzel und der drohende Fall in die Hölle ist stets gegenwärtig. Diese Not kann nur die Minne erleichtern bzw. sogar gänzlich vergessen machen. So z.B. die Historia Neminis, eine Satire vom seligen Nemo im Stil einer Predigtparodie, eine Parodie contra abstinetiam et ieiunium und die Fabula de confessione, worin ein Beichtvater den Beichtenden missversteht und ihm fälschlich Sodomie unterstellt. Vgl. ZIMMERMANN/MILLER, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 6 und 10. Die Schwankgeschichte Fabula de confessione, die sich auf einem nachträglich eingelegten Blatt befindet, und als deren Schreiber Gossembrot zu identifizieren ist, gilt als Vorlage für Die missverständliche Beichte des Hans Folz. Allerdings muss Folz den Text einer anderen Handschrift benutzt haben, „denn daß Folz Zugang zum Cpg selbst hätte haben können, ist wohl nicht sehr wahrscheinlich – obwohl er, bevor er 1459 in Nürnberg das Bürgerrecht erwarb, in Augsburg gewesen ist . Vgl. ZIEGELER, Kleinepik im spätmittelalterlichen Augsburg, S. 325f. Diese Rumpfbearbeitung, so genannt, weil sie nur etwa zwei Drittel des lateinischen Originals “bersetzt, „erscheint in den (andschriften vom ausgehenden . Jahrhundert an ausschließlich im Verbund mit deutscher, nirgends mit lateinischer Literatur. Für den einsprachigen Laien im 13. Jahrhundert geschaffen und vom Laien abseits des Trivialunterrichts kontinuierlich und breit bis ins ausgehende 15. Jahrhundert tradiert, ist es die Rumpfbearbeitung, die die Bezeichnung »deutscher Cato« vor allen anderen verdient. Michael BALDZUHN, Von der praxisgeleiteten zur sprachenpolitischen Verwendung des Deutschen. Der Statuswandel der Volkssprache in den lateinisch-deutschen Cato-Handschriften und -Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Humanismus in der deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, XVIII. Anglo-German Colloquium Hofgeismar 2003, hrsg. von Nicola MCLELLAND u.a., Tübingen 2008, S. 53–87, hier S. 67. „Die Freidankteile kommen aus zwei Quellen: dem Liedersaalcodex und der als eigenständig empfundenen) lateinisch-deutschen Redaktion. JÄGER, Durch reimen gute lere geben, S. 119. Außer des bereits genannten Explicits weist der FreidankText auch eine Abänderung eines Verses auf, die auf Augsburg hindeutet: Auf den Vers e ich der lúte tor wolt syn folgt statt der üblichen Überlieferung (ich liez ê Rôme, und waer si mîn) die Lesart ich lieʃʃe augʃpurg vnd wer sij min (fol. 89ra). Vgl. JÄGER, Durch reimen gute lere geben, S. 40 und ZIEGELER, Kleinepik im spätmittelalterlichen Augsburg, S. 322.
Auftraggebers widerspiegelt.710 Somit repräsentiert die Handschrift „den Typ einer eigenständig zusammengestellten Textsammlung zum Privatgebrauch des Erstbesitzers .711 Während sich Gossembrots Vorliebe für moral-didaktische Texte bereits in anderen Handschriften aus seinem Besitz feststellen ließ, stehen die Dietrichepen singulär712 und erweitern somit Gossembrots umfangreiches Sammelrepertoire um die Gattung der Heldenepik. Im Folgenden soll ein näherer Blick auf die beiden Dietrichepen, ihre Überlieferung im Cpg 314 und ihren Zusammenhang mit dem Nibelungenlied und der Klage geworfen werden. Der Cpg 314 bietet die beiden Dietrichepen in einer gestrafften Fassung, wobei es sich „fast ausnahmslos um gezielte Eingriffe eines Bearbeiters [handelt], die vor allem dem Ideal der brevitas verpflichtet sind .713 Die Kürzung „trifft bevorzugt Wiederholungen, redundante )nformationen und formelhafte Wendungen. Füllwörter wie do, nv, gar, so etc. sind häufig getilgt, Eigennamen nicht selten durch Personalpronomina ersetzt. Handlungsabschnitte größeren Umfangs […] sind nur selten gek“rzt; dass ganze Episoden, Figuren, Gesprächsszenen oder Nebenhandlungsstränge gestrichen werden, kommt nicht vor. […] Auffällig allerdings ist bei der Rabenschlacht die partielle Abkehr von der Strophenform: P [= Cpg ] bietet offensichtlich keine sangbare Fassung, sondern einen Lesetext. 714
Traditionell lässt die Sammelhandschrift Dietrichs Flucht mit einer neuen Lage beginnen – wie fast alle Überlieferungsträger des Textes715 – worauf sich unmittelbar danach die Rabenschlacht in der Mitte einer Lage anschließt. Solch ein enger Zusammenschluss der beiden Fluchtepen als Doppelepos zeigt sich auch in allen anderen diese Texte enthaltenden Handschriften716 und ist mit dem Überlieferungsverbund 710 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. . 711 SCHNEIDER, Berufs- und Amateurschreiber. S. 8. 712 „Es ist unklar, inwieweit er [Gossembrot] Anhänger der Dietrichepik war. Es ist allerdings bekannt, daß die Bibliothek der Johanniter einen Wolfdietrich und einen Ortnit enthielt. ACHENBACH, Handschriften und ihre Texte, S. 144. Daneben verzeichnete JOACHIMSOHN (Aus der Bibliothek Sigismund Gossembrots, S. 298) auch einen Morolf. Vgl. dazu den Katalog der Johanniter-Bibliothek von Johann Jacob WITTER, Catalogus Codicum Manuscriptorum (siehe Anm. 551). 713 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 90. 714 Ebd., S. 91. 715 Eine Ausnahme bildet nur das Ambraser Heldenbuch, vgl. ebd., S. 96. 716 Von den Fluchtepen sind außer des Cpg 314 noch drei Vollhandschriften erhalten, nämlich die Riedegger Handschrift aus dem späten 13. Jahrhundert (Staatsbibliothek Berlin, Mgf 1062), die Windhager Handschrift aus dem 14. Jahrhundert (Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. 2779) und das Ambraser Heldenbuch aus dem 16. Jahrhundert (Österreichische Nationalbibliothek Wien, Cod. Series Nova . „Textgeographisch liegt der Schwerpunkt [der Überlieferung], weitgehend gattungstypisch, im bairischen Sprachraum […], nur Handschrift P [cpg 314] ist et-
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von Nibelungenlied und Klage vergleichbar. Das Ambraser Heldenbuch vereint sogar beide Doppelepen, so dass auf die Fluchtepen direkt das Nibelungenlied mit Klage folgt, was aufgrund der „stoffbedingten Überschneidungen von Nibelungen- und Dietrichsage nahe[liegt] .717 Denn somit entstand „ganz von selbst ein episches Dietrichleben […], das mit der Ahnenreihe und der Vertreibung aus Bern beginnt und mit der endgültigen R“ckkehr endet .718 Während die beiden Doppelepen hier im Konsens nebeneinanderstehen, darf jedoch nicht vergessen werden, dass die „Literarisierung der Dietrichsage […] in Anlehnung an ihre Vorgängerin, die Literarisierung der Nibelungensage 719 stattgefunden hat und sich an ihr messen lassen musste. So wurden das Nibelungenlied und die Klage auf der einen Seite als Muster und Vorbild genommen, auf der anderen Seite aber sollten sie aufgrund der Konkurrenz der Sagenkreise noch überboten werden. Vorbildgebend war mit Sicherheit die Anlage als Doppelepos und auch metrisch weisen die jeweils zusammengehörenden Texte Übereinstimmungen auf. So liegt jeweils ein Text in heldenstrophischer Form vor (Rabenschlacht und Nibelungenlied), der andere ist in Reimpaarversen verfasst (Dietrichs Flucht und Klage), wobei allerdings eine spiegelbildliche Verkehrung besteht. Damit ist das Dietrich-Doppelepos schon formal keine bloße Abbildung des Nibelungen-Doppelepos, sondern im Gegenteil dessen Reversion, was auch inhaltlich gestützt wird, indem „die Konzeption [...] gegen und über die pessimistische Perspektive des Nibelungenliedes gestellt wird .720 Bereits die Anfangspassage von Dietrichs Flucht (fol. 105ra in Cpg 314) verkündet in unüberhörbarem Anklang an die Programmstrophe der *C-Fassung des Nibelungenliedes: Welt ir nu hoͤ ren wunder · So kund ich eu besunder · Die starken newen maͤre (V. 1–3721). Im Unterschied und zur deutlichen Abgrenzung vom Nibelungenlied sind es die niuwen
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was weiter westlich in Augsburg zu situieren . LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 95. Ebd., S. 96. CURSCHMANN, Zur Wechselwirkung von Literatur und Sage, S. 395. Cordula KROPIK, Reflexionen des Geschichtlichen. Zur literarischen Konstituierung mittelhochdeutscher Heldenepik (Jenaer Germanistische Forschungen 24), Heidelberg 2008, S. 190. LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. . Die Vers- bzw. Strophenangaben basieren auf LIENERTs jeweiliger Edition von Dietrichs Flucht und der Rabenschlacht. Elisabeth LIENERT/Gertrud BECK, Dietrichs Flucht. Textgeschichtliche Ausgabe (Texte und Studien zur mittelhochdeutschen Heldenepik 1), Tübingen 2003, in den folgenden Zitaten abgekürzt mit DF; Elisabeth LIENERT/Dorit WOLTER, Rabenschlacht. Textgeschichtliche Ausgabe (Texte und Studien zur mittelhochdeutschen Heldenepik 2), Tübingen 2005, im Folgenden abgekürzt mit RS.
mære, die der Erzähler verkünden will, die zudem mit stark attribuiert werden und damit die alten mære übertrumpfen und herabsetzen. Etwas gewaltiges Neues soll geboten werden, das den Zuhörer bzw. Leser aber zugleich in der Form von wunder hœren auf die Vergleichsfolie des Nibelungenliedes verweist und ihm Bezüge eröffnet. Noch gewichtiger ist die paraphrastische Zitierung der ‚nibelungischen Eingangsstrophe‘ zu Beginn der Rabenschlacht (fol. 162ra in Cpg 314): Welt ir von alten meren / wunder horen sagen / von recken lobelichen (Str. 1,1–1,3), woran sich kurz darauf Nv solt ir horn von grozzer arbeit (Str. 4,1f.) anschließt sowie der Textpassus Nv hort michel wunder singen vnd sagen · vnd mercket alle besunder sich hebt weinen vnd klagen (Str. 5,1–5,4). Hier sind es die alten mære, die im Gleichklang mit dem Nibelungenlied von recken lobelichen (in Anlehnung an helden lobebæren), grôzer arebeit und weinen und klagen berichten. Und tatsächlich scheint die Rabenschlacht auch in ihrem weiteren Verlauf – nicht nur metrisch – ‚nibelungisiert‘, indem sie eine unheilvolle „Atmosphäre von Vorherbestimmtheit und Vergeblichkeit im Hintergrund stets präsent hat.722 Hingegen verwehrt sie sich aber dennoch der pessimistischen Grundhaltung des Nibelungenliedes und zeigt, dass trotz hereinbrechender Katastrophen und allgegenwärtigen Leids eine positive Perspektive möglich ist: „Das Böse bleibt unausrottbar, aber man muss und kann es immer bekämpfen .723 Somit schließt die Rabenschlacht mit einem zuversichtlich stimmenden Vro wart der Pernære (Str. 1139,5) ab und legt dar, dass die Kluft des vermeintlichen Untergangs überwindbar ist. Diese optimistische Tendenz zeigt sich noch stärker in Dietrichs Flucht, die als niuwe mære zudem auf „wesentliche konzeptionelle Unterschiede gegenüber dem Nibelungenlied bedacht ist. Das neue Konzept ist nach LIENERT insbesondere in der „Bewertung der Burgunden und Dietrichs Verhältnis zu ihnen verwirklicht, in dem Entwurf der Dietrichrolle und der „Erzähl- und Sinnstruktur , wobei eine geradezu „unnibelungisch moralisierende Erzählerrolle vorherrscht, wie sie allerdings auch gerade die Nibelungenklage aufweist.724 Eine unübersehbare Nähe zur Klage ist neben der Abfassung in Reimpaarversen zudem die eindeutige Aufgliederung des Personals in Gut und Böse im Sinne eines Schwarzweißkontrastes und damit die Verneinung jeglicher ambivalenter Charaktere. Dietrich ist als Held und Hauptprotagonist selbstverständlich das Sinnbild des Guten und mit ihm all seine Gefolgsleute, während sein Feind Ermrich das Böse verkörpert und die 722 KROPIK, Reflexionen des Geschichtlichen, S. 297. 723 LIENERT, S. 182. 724 Ebd., S. 180.
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untriuwe in die Welt gebracht hat.725 Innerhalb dieser Schwarzweißmalerei, die auch Merkmal der Rabenschlacht ist, sind die Nibelungen – zumindest fast alle – auf der Seite Ermrichs zu finden, für den sie in die Schlachten von Bologna und Raben gegen Dietrich ziehen.726 Wie bereits erwähnt, unterliegen sie Dietrich bei Weitem und etablieren dadurch seine Rolle als ‚(eld der (elden‘, der selbst den unbesiegbaren Siegfried im Zweikampf bezwingen kann. Obgleich die Nibelungen Dietrich und seinen Mannen letztendlich nicht gewachsen sind, werden sie dennoch zunächst als ernstzunehmende Gegner dargestellt. So ist Siegfried mit ellenthaftem muot (RS 645,6) ausgezeichnet und sogar Dietrich selbst het vil nach den ende genomen von Sifrides hende (RS 649,5f.). Ebenso wird Gunther der balde (RS 487,3) genannt, der chune (RS 488,3) und mit vil manlicher wer (RS 721,3) seine helde starcke (RS 487,5) anführt und seinen Bruder, den unverzagten Gernot (RS 722,1), bei sich hat. Genauso unverzagt in [..] muote (RS 704,1/6) ist Volker von Alzey sowie alle starchen Burgonis man […] waren unerschrecket in sturm und in striten (DF 9098/9101f.). Umso glorreicher muten die Siege über die starcken Guntheres man (DF 9205) an, wenn sogar ihr König fluchtlich wart [….] ab dem wal vor Dietriche (DF 9248f.) und Gernot der bruder seine (DF 9745) mit ihm do chom gerennet (DF 9743). Während jedoch Gunthers Flucht nur pointiert wiedergibt, was schon im Nibelungenlied angelegt war, nämlich die Kennzeichnung des burgundischen Königs als ‚Schwächling‘, hebt Siegfrieds völlige Niederlage gegenüber Dietrich im Zweikampf den ‚wahren (elden‘ hervor, den Siegfried in Todesangst anflehen muss: edel konig von Romische riche, nu la mich leben, so dust du furstekliche (RS 681,5f.). Vergleichbar mit Gunthers Flucht ist die Zeichnung Rumolts als ruhmvoller Kämpfer, was LIENERT als „Ansätze zur Parodie nibelungischer Rollenstereotype auslegt.727 Gerade Rumolt, der im Nibelungenlied von der Reise zu Etzel abrät und auch schon für eine Parodie Wolframs von Eschenbach herhalten musste,728 kämpft in den Fluchtepen mit herausragendem heldes
725 Ebd., S. 162. 726 Jedoch erscheint Nibelungenpersonal auch manchmal auf Dietrichs Seite, nämlich Lüdeger und Lüdegast, Ortwin von Metz, Hagen und Dankwart. Diese Unstimmigkeiten d“rften „schlicht ein Versehen sein und „sind in der Heldenepik vielfach zu beobachten und keineswegs ungewöhnlich oder interpretationsbedürftig . LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 174 und S. 144f. Allerdings fällt auf, dass Ortwin von Metz, Hagen und Dankwart immer zu Dietrichs Gefolge gezählt werden und niemals auf der gegnerischen Seite kämpfen. 727 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. 176. 728 Wolfram bezieht sich in seinem Parzival bekanntlich auf Rumolts Rat (V. 420,26– 30), wenn er den feigen Herzog Liddamur einen Kampf mit den Worten ablehnen lässt, er würde lieber wie Rumolt handeln, der Gunther davon abgeraten hatte, zu
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muote (RS 238,1) und mit manlichen siten (RS 238,4) und ist gar vil wol erchennet (RS 224,3), denn mit ellenthafter hant hat er bi sinen ziten wunder vil getan in manigen scharffen striten (RS 224,4–6). Die Darstellung des urspr“nglich ‚feigen‘ Rumolt als berüchtigter Kampfesheld ist ganz im Sinne der Verkehrung der Nibelungen-Epen gestaltet, die sich bereits anhand der metrischen Spiegelung zu den Fluchtepen abzeichnete. Ebenso ist die Konzeption der Siegfried-Figur zu deuten. Der (fast) unverwundbare, unbesiegbare Siegfried, der nur durch Hinterlist überwältigt werden kann, unterliegt im offenen Kampf und bittet um Gnade für sein Leben. Hagen, der sich als Mörder Siegfrieds der untriuwe schuldig gemacht hatte, kämpft nun auf der guten Seite, der Seite Dietrichs. Doch nicht nur nibelungisches Personal erscheint in einer konträren Rolle, sondern auch einzelne Motive werden gegensätzlich verwendet. So setzt die betrügerische Einladung Ermrichs, die seinen Neffen Dietrich zu ihm locken soll, damit er ihn ermorden kann, den Hauptteil von Dietrichs Flucht in Gang. In Anlehnung an das Nibelungenlied erfüllt die Einladung die Funktion der Initialzündung in die Katastrophe, jedoch wird die Erwartungshaltung enttäuscht, denn Dietrich folgt einer Warnung und lehnt ab. Die vergebliche Warnung, wie sie Hagen und Rumolt vor der Reise zu Etzel ausgesprochen hatten, wird nun erfolgreich realisiert und kann die Katastrophe zumindest mittelfristig verhindern. Eine endgültige Katastrophe gibt es in den Dietrichepen ohnehin nicht, was nach LIENERT daran liegt, dass hier ein grundlegend anderes Konzept von Gewalt und Untergang vorausgesetzt wird, woraus sich eine zyklische Struktur statt einer linearen ergibt: „Zu Gewalteskalation und Untergangsstruktur stellt die ‚historische‘ Dietrichepik […] eher einen Gegenentwurf dar: Gewalt wird nicht als unkontrollierbar eskalierend begriffen wie in ‚Nibelungenlied‘ *B, sondern entweder als Untat gebrandmarkt oder als (Defensiv-)Reaktion legitimiert […]. Eine Untergangsstruktur […] ist insofern nicht gegeben, als Dietrich grundsätzlich als überlebender Held gezeichnet ist und seinem Unglück dem Exil […] das Ende die R“ckkehr prinzipiell eingeschrieben ist. Strukturell auf Untergang ausgerichtet sind daher nur Einzelepisoden […]. [Die] zyklische Struktur immer neuer Versuche der Gegenwehr und Rückeroberung [ist] ein Gegenentwurf zur linearen Untergangsstruktur des ‚Nibelungenlieds‘. 729
Das ‚Neue‘ der Dietrichepen ist ein dem Nibelungenlied plus Klage entgegengesetztes Grundkonzept, das aber stets auf seinen literarischen den Hunnen zu ziehen, worauf ihm sein Gegner entgegnet, er würde dem Rat eines Kochs folgen. 729 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. .
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Vorgänger und Konkurrenten Bezug nehmen muss und sich so von ihm nicht lösen kann. Auf diese Weise dringen Motive, Personal, Formulierungen und Erzählmuster der alten mære in die Dichtungen ein und ‚vernibelungisieren‘ sie. Prophetische Vorausdeutungen fließen in den Erzählerkommentar ein730 und steigen auch in dem Traum Helches auf, der sie vom Tod ihrer Kinder wissen lässt,731 vergleichbar mit Kriemhilds und Utes unheilverkündenden Traumbildern im Nibelungenlied. Besonders auffällig ist der Einschub des Bluttrinken-Motivs, der vom Kontext nicht notwendigerweise gefordert wird. War es im Nibelungenlied der Saalbrand, der die Kämpfenden an den Rand des Verdurstens brachte, und ein Überleben nur mit Hilfe Hagens Rats möglich war, das Blut der Toten zu trinken, so erfolgt es in Dietrichs Flucht bei einer Schlacht auf freiem Felde ohne ersichtlichen Beweggrund. Damit „kann das Bluttrinken, zum Stärkungsmittel banalisiert, lediglich als literarische Reminiszenz gedeutet werden .732 Nicht nur als solche ist dagegen die Einflechtung Siegfrieds in Dietrichs Ahnenreihe zu sehen, die in Dietrichs Flucht (fol. 116ra in Cpg 314) über Siegfrieds Mutter Siglinde konstruiert wird: „die tochter hiez siglint jch mein sigheres kint die name sit der konig sigmunt daz ist vns allen wol kůnt DEr furt sie gen nidderlande Sigmunde man wol erkande der gewan bÿ Siglinten sit Ein labesames kint Syfriden den hochgemuten den starcken vnd den guten An dem sit grozzer mort geschach den hagen von tronge stach ob einem brunnen mortliche vil sere ruwet er mich (2044–2057)
Mit dieser Einbindung verschmilzt der Verfasser die genealogischen Zweige Dietrichs und Siegfrieds und formuliert ein Heldengeschlecht, das unter anderem auch den berühmten Ortnit sowie Wolfdietrich her730 Die Vorausdeutungen des Erzählers kündigen in erster Linie zukünftiges Leid an, nicht aber die dafür verantwortlichen Ereignisse, womit die „eigentliche Katastrophe zugunsten des aus ihr resultierenden Leids [ausgespart bleibt] . KROPIK, Reflexionen des Geschichtlichen, S. 268, hier auch einige Belegstellen. 731 ir troumte, wie ein wilder trach wære / gevlogen also balde / durch ir chemenaten dach / und nam ir mit gewalde / daz sie ez ir mit augen sach / owe ir liebe sune beide / Er furt si hin ouf eine breite heide […] Si sach in dem troume / daz si der grife zebrach (RS 123,6–125,4). 732 LIENERT, Die ‚historische‘ Dietrichepik, S. f.
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vorgebracht haben soll. Dietrichs hier geschilderte gemeinsame Wurzeln mit dem nibelungischen Helden Siegfried stehen sinnbildlich für die Assimilierung der Flucht- an die Nibelungen-Epen, die sich zwangsläufig aus der Vorbildfunktion ergab, so dass die anfangs verkündeten starken newen mære an den alten mæren verhaftet bleiben. Aufgrund dieser Konstellation sind sowohl Dietrichs Flucht als auch die Rabenschlacht „angesichts ihrer ‚Nibelungenlied‘-Reminiszenzen als Antwort auf das ‚Nibelungenlied‘ interpretierbar 733 und einem zeitgenössischen Leser bzw. Zuhörer war das wohl stets präsent. Die dargelegte enge Verknüpfung zwischen den beiden Dietrichund Nibelungen-Epen legt nahe, dass die Werke einen gemeinsamen Rezipientenkreis haben. Demnach kann für Sigmund Gossembrot geltend gemacht werden, dass er als Besitzer von Dietrichs Flucht und der Rabenschlacht am Stoffkreis der Dietrich- und Nibelungen-Sage interessiert war, und er somit begründet als Besitzer bzw. Auftraggeber einer Nibelungen-Handschrift in Frage kommt. Obgleich Gossembrot vor allem als Humanist bekannt ist, ließ sich anhand seiner umfangreichen Bibliothek nachweisen, dass er neben der neuen Geistesströmung auch dem Traditionellen verpflichtet war. „Daß dieses Nebeneinander von Altem und Neuem für den Augsburger Frühhumanismus dieser Generation charakteristisch war, zeigt die gleichgerichtete Sammeltätigkeit von (ermann Schedel ,734 mit dem Gossembrot Handschriften austauschte.735 Somit präsentiert Gossembrots Büchersammlung eine typische Augsburger Frühhumanistenbibliothek, die Helmut GIER folgendermaßen beschrieb: „Kennzeichnend f“r Gossembrots Bibliothek ist das Nebeneinander ganz unterschiedlicher geistiger und literarischer Richtungen und Strömungen; die Hinwendung zum Humanismus bedeutet noch keinen Bruch mit der Vergangenheit. So steht volkst“mliche deutschsprachige Literatur […] neben gelehrter lateinischer […], patristische und scholastische Autoren stehen neben klassischen und humanistischen, eine Vorliebe für Totentänze fällt ebenso auf wie die große Zahl rhetorischer und stilistischer Anweisungen zur Erlernung der neuen Schreibart der italienischen Humanisten. 736
Folglich kann der mögliche Einwand, Sigmund Gossembrot sei als Humanist nicht an einer Nibelungen-Handschrift interessiert gewesen, ausgeräumt werden – zumal sich schon anhand des Johann von Dalberg 733 Ebd., S. 259. 734 GIER, Kirchliche und private Bibliotheken in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, S. 95. 735 Ebd. 736 Ebd.
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gezeigt hat, dass deutsche Heldenepik durchaus in die Bibliotheken der Frühhumanisten Eingang fand. Es spricht demnach nichts dagegen, in Sigmund Gossembrot den Auftraggeber der Nibelungen-Handschrift b zu sehen, sondern im Gegenteil sprechen alle Indizien dafür – womit die bereits erwähnte These BECKERs, der Kodex sei „dem städtischen Patriziat oder Großhandelsleuten zu verdanken 737, verifiziert werden kann.
5. Vermerke von Besitzern bzw. ‚Benutzern‘ Degenfeld, First, Rudolf
Wie bereits erwähnt, enthalten zwei in Kopie Hundeshagens vorliegende Vor- und Nachsatzblätter drei Einträge, welche wahrscheinlich „die Namen von Vorbesitzern oder von Leuten an[geben], denen der Band in die (ände kam .738 Zum einen finden sich die beiden Vermerke Rudolff Sigmünd / mein hant geschrifft / 1496 und Jch bin och hie gwest / w v degenfeld auf dem Vorsatzblatt 1.b, zum anderen der Name e v first auf dem Nachsatzblatt 192.a. Eine Identifizierung der Namen mit zeitgenössischen Personen des Spätmittelalters versuchte HORNUNG und kam zu folgendem Ergebnis: „Während der Name »Rudolff Sigmünd« sich mit keiner bekannten Person des ausgehenden 15. Jahrhunderts in Verbindung bringen läßt, ist der Träger des Namens »w v degenfeld« greifbar als Angehöriger des Adelsgeschlechts von Degenfeld, das am Nordrand der Schwäbischen Alb, bei Geislingen/Steige seinen Stammsitz hatte. Es dürfte sich um Wilhelm von Degenfeld handeln, der 1533 in hohem Alter gestorben ist. Die Person, die sich als »e v first« einschrieb, scheint sich in dem Kodex noch in anderer Weise verewigt zu haben: In mehrere Miniaturen ist nachträglich hineingezeichnet worden, wobei meist eine der im Bild dargestellten Personen einen Bart und einen Helmbusch erhielt. Auch andere nachträgliche Zusätze finden sich, darunter heraldische Figuren, die auf vorhandene Schilde gezeichnet wurden und in drei Fällen […] einen sogenannten ‚Sparren‘ darstellen. Einen ‚Sparren‘ f“hrte nun die schwäbische Familie von First (Virst, Fürst) im Wappen, deren Stammburg bei Tübingen stand. Das Zusammentreffen der eingezeichneten Wappenfigur derer von First mit 737 BECKER, Handschriften und Frühdrucke, S. 152. 738 Ebd., S. 153.
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dem Namenseintrag »e v first« ist sicher kein Zufall. Man wird annehmen dürfen, daß der Kodex zeitweise im Besitz eines Herrn von First war, wobei an Ernst von First zu denken ist, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Hauptmann in württembergischen Diensten stand. 739
Damit konnten zwei der Einträge in den württembergischen Raum verortet werden, der dritte jedoch blieb ohne irgendeine Zuordnung. BECKER stellte daraufhin die Vermutung an, dass „vielleicht […] Rudolf und Sigmund als Vornamen aufzufassen [sind] ,740 woran sich VORDERSTEMANN anschloss und unter Berücksichtigung der als Makulatur verwendeten Urkunde der Familie Gossembrot zu weiterführenden Überlegungen kam: „Der bislang nicht identifizierte Besitzeintrag […] könnte auf ein Mitglied dieser Familie zu beziehen sein. Sigismund (1417–1493) hieß der Bruder dieses Hans. Er war ein bedeutender Förderer des Augsburger Frühhumanismus und besaß eine auch deutsche Literatur enthaltende Bibliothek. […] Ein weiterer Sigismund Gossembrot war –1500 Augsburger Bürgermeister. 741
Dieser letztere käme in Anbetracht der Jahreszahl 1496, die den Eintrag abschließt, in Frage. Jedoch ist für Sigmund (III.) Gossembrot kein zweiter Vorname belegt. Zudem ist zu berücksichtigen, dass im 15. Jahrhundert der Gebrauch mehrerer Vornamen äußerst selten und weitestgehend auf Adelskreise beschränkt ist.742 Bei Betrachtung der Schriftzüge fällt auf, dass Rudolff fast doppelt so groß geschrieben ist wie Sigmünd.743 Eine derartig markante Hervorhe739 740 741 742
HORNUNG, S. 16. BECKER, Handschriften und Frühdrucke, S. 153. VORDERSTEMANN, Das Nibelungenlied nach der Handschrift n, S. XV f. „)m späteren MA. wird beim Adel der Brauch üblich, Kindern zwei oder mehr Vornamen zu geben. Er breitet sich ab 1500 auch im Stadtbürgertum und von da weiter aus. Konrad KUNZE, dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, München 1998, S. 49. Eine ausführliche Untersuchung bietet Karl HEINRICHS, Studien über die Namengebung im Deutschen seit dem Anfang des XVI. Jahrhunderts (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker 102), Strassburg 1908. Nach dessen Belegen haben doppelte Vornamen ihren Ursprung in Fürstenhäusern, wo sie ab 1500 auftreten, und finden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Nachahmung beim Adel. In den Bürgerstand dringen sie nur langsam und setzen sich regional unterschiedlich durch. Ebd., S. f. Während „die neue Sitte in Köln bereits in den er Jahren des . Jahrhs. bekannt, doch nur sehr wenig verbreitet [ist] , ist sie in anderen Städten Rostock, Erfurt, (eidelberg fr“her belegt. „)n Bayern erscheinen im . Jahrh. nur vereinzelt Doppelnamen. Ebd., S. . 743 Oblgeich das Vorsatzblatt nur in einer Kopie Hundeshagens vorliegt, kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Größenverhältnisse der Schriftzüge dem Original entsprochen haben werden. Das belegt Hundeshagens Arbeitsprinzip, sehr genaue Kopien anzufertigen und den jeweiligen individuellen Schriftduktus nachzuahmen.
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bung des ersten Namens spricht für eine Deutung als Familienname.744 Damit würde sich der Eintrag auf einen Sigmund Rudolf beziehen. Ein solcher ist tatsächlich 1496 in München belegt und steht in einem verwandtschaftlichen Zusammenhang mit den Gossembrots. Die 1353 geborene ältere Schwester Sigmunds (I.) Gossembrot, Anna Gossembrot, war in dritter Ehe mit einem Rudolf verheiratet. Darüber gibt die Gossembrotsche Familienchronik Auskunft (Cgm 98, fol. 27v): Item des sigmunds gossenprotz fier schwestern der bechin sun745 / da hat die erst schwester gehebt dreÿ man stolhirsch vegelin růdolf.746 Die hier nicht namentlich genannte erste Schwester erscheint als Begünstigte eines für das Jahr 1367 belegten Kaufs eines Leibgedings 747 durch ihren Vater Johann bzw. Hans Gossembrot: Item Johans der Gossenbrot haut kaufft VIII libras vff Jungfrawen Annan, seiner Tohter, Libe, die da in dem XIIII Jar alt waz, III libras vff Elspethen, auch seiner Tohter, Libe, die da in dem XII Jar alt waz, und II libras vff Affren, auch siner Tohter, Liebe, die da in dem VII Jar alt waz.748
Bei einem erneuten Kauf eines Leibgedings im Jahr 1424 wird Anna nochmals neben ihrer Schwester Elsbeth begünstigt, wobei sie nun den Beinamen Rudolf trägt: Item Hans Gossemprot haut kauft VIII Guldin; der staund III Guldin vff Annen der Ruodolfin, siner Tochter, Lib. Vnd V Guldin vff Elspethen, seiner Tochter, Lib, zue Schoenenfeld.749 „Um / 86 verschwindet sie [Anna Gossembrot] aus den Augsburger Quellen, wohl infolge ihrer (eirat nach M“nchen 750 mit Johann I. Rudolf.751 Auch Johann bzw. Hans I. Rudolf war verwitwet, als er die Ehe mit Anna Gossembrot einging. Er hatte im Jahre 1378 Elisabeth Schrenck 744 Für diesen Hinweis danke ich Dr. Peter GEFFCKEN. 745 Gemeint ist Elisabeth Bach, mit welcher Hans Gossembrot verheiratet war. Vgl. Cgm 98, fol. 26v: hans der hat / ach ain weib gebt ain bechin / elisabet beÿ der het er ain / sun sigmund vnd fier döchter. 746 „Sie war in erster Ehe mit einem Stolzhirsch und in zweiter Ehe mit dem um / gestorbenen Bartholomäus Vögelin verheiratet gewesen. (elmuth STAHLEDER, Beiträge zur Geschichte Münchner Bürgergeschlechter im Mittelalter. Die Rudolf, in: Oberbayerisches Archiv 122 (1988), S. 135–218, hier S. 149. Vögelin war ein Enkel der Sabina Welser. Vgl. GEFFCKEN, Die Welser und ihr Handel 1246–1496, S. 45. 747 „)m Gegensatze zum ‚Ewiggeld‘ war das ‚Leibding‘ eine Leibrente von bestimmter, gleichbleibender Höhe gegen einmalige (ingabe eines ‚verlorenen‘ Kapitals; die Laufzeit eines Leibdings war an die Lebenszeit einer oder mehrerer Personen gebunden, mit deren Ableben die Leibrente erlosch, während das einst hingegebene Kapital, die Kaufsumme des Leibdingzinses, der Stadt verblieb. Albert HAEMMERLE, Die Leibdingbücher der freien Reichsstadt Augsburg 1300–1500, Privatdruck München 1958, S. 10. 748 Ebd., Nr. 320, S. 73. 749 Ebd., Nr. 910, S. 170. 750 STAHLEDER, Die Rudolf, S. 149. 751 Vgl. dazu auch GEFFCKEN, Die Welser und ihr Handel 1246–1496, S. 45.
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geheiratet,752 die wohl schon in jungen Jahren verstarb. Durch sie „kam Hans Rudolf an das Haus Rindermarkt 4, das fortan das Stammhaus aller spätern Rudolf in M“nchen wurde ,753 und wo er mit seiner zweiten Ehefrau Anna Gossembrot lebte. Als angesehener Bürger Münchens bekleidete er mehrere städtische und kirchliche Ämter754 und vergab Kredite an die Münchner Herzöge, die ihn mit weiteren Ämtern bezahlten.755 Daneben war er als Kaufmann tätig und handelte mit Kleidung, Schenkwein und Getreide.756 Als er im Jahre 1408 starb, hinterließ er acht Kinder,757 die anhand der urkundlichen Überlieferung nicht der jeweiligen Ehefrau bzw. Mutter zugeordnet werden können. Drei dieser Kinder blieben nach dem Tod des Vaters bei der Witwe Anna Rudolf am Rindermarkt 4: Heinrich IV., Hans II. und Peter. 758 Als finanzielle Unterstützung erhielt Anna für sich und ihre beiden Kinder Heinrich IV. und Anna Wilbrechtin von Herzog Ernst im Jahre 1409 „ Pfund M“nchner Pfennige Herbst- und Maisteuer des Abtes von Tegernsee als Leibgeding verschrieben .759 Auch Hans II. könnte ein leiblicher Sohn der Anna Rudolf sein, obgleich dessen Sohn Thomas I. in der SchrenckChronik als Enkel einer ‚Schrenckin‘ bezeichnet wird.760 Diese These basiert auf einer Beobachtung Peter GEFFCKENs, welche er mir schriftlich mitteilte: Da Hans II. noch im Jahre 1410 gemeinsam mit seinem Bruder Peter versteuerte761 und nach Art der Steuerleistung noch mindestens bis 1415762 unverheiratet war (eine Ehefrau ist erst 1422 sicher be-
752 STAHLEDER, Die Rudolf, S. 147. 753 Ebd. 754 „(ans ). Rudolf ist von bis als Stadtrat belegt und später wieder als Bürgermeister, 1407 als innerer geschworener Rat. An Stadtratsämtern bekleidete er 1383, 1387 und 1395 das Amt als 1. Steuerer, 1390 als 1. Kämmerer, 1375, 1377, 1391, 1392, 1395 und 1396 Kirchpropst von St. Peter, 1384, 1389 und 1390 Kirchpropst von Unserer Lieben Frau. 1407 ist er auch als Pfleger des Angerklosters belegt. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 146. 755 „ bis ist (ans Rudolf als Pfleger von Tölz belegt, von bis ist er Pfleger von Dachau. Wahrscheinlich darf man ihn deshalb auch zu den herzoglichen Räten zählen. Ebd., S. . 756 Ebd., S. 148. 757 Ebd., S. 150. 758 „)n den Steuerb“chern stehen bei Rindermarkt Nr. ab hinter der Witwe des (ans Rudolf ‚(einrich Rudolf ir sun‘ und ‚(ans und Peter die Rudolfen‘. Ebd., S. 154. 759 Ebd. 760 Ebd., S. 174. 761 „Zusammen mit Peter steht er […] seit 410 hinter dem Bruder Heinrich und der Mutter ‚relicta dez (annsen Rudolfen‘ beim (aus Rindermarkt in den Steuerb“chern, mit Peter zu gemeinsamer Steuer veranlagt. Ebd., S. . 762 „Noch ist er […] lediglich zu einer gnadenhalber ermäßigten [Steuer] veranlagt Pfund Pfennige . Ebd.
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legt763), sprechen die zeitlichen Zusammenhänge für eine Herkunft aus der zweiten Ehe, die bereits seit Mitte der 80er Jahre des 14. Jahrhunderts bestand. Wie sein Vater hatte Hans II. mehrere städtische Ämter inne und war herzoglicher Rat.764 Einer seiner Brüder, Ludwig Rudolf, „hat mit Anna Dillingerin das Burger=Recht zu Augsburg erheurathet, und hat um das Jahr gelebet .765 Ludwig war der Gründer der Augsburger Linie der Rudolf, die bis ins Jahr 1560 belegt ist. Diese Augsburger Rudolf entwickelten sich zu erfolgreichen Kaufleuten,766 die auch kleinere städtische Ämter bekleideten und 1538 ins Patriziat aufgenommen wurden.767
763 Es handelt sich um Margaret Winter von Dorfen, verwitwete Frägelin, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte. Ebd., S. 164. Eine der beiden Töchter, Anna Frägelin, heiratete Stephan I. Ridler, welcher der Sohn des Augsburger Bürgermeisters Gabriel Ridler ist. Für diese Auskunft danke ich wiederum Herrn Dr. Peter GEFFCKEN. 764 „(ans )). Rudolf war / . Steuerer und damit äußerer Stadtrat, von an ist er wiederholt als Bürgermeister belegt, als innerer Rat ausdrücklich ab 1437. 1426/27 und 1427/28 bekleidete er das Stadtratsamt eines Ungelters des Rats, von 1434 bis 1437 war er 1. Baumeister des Rats (damit also innerer Stadtrat), 1438/39 war er 1. Steuereinheber des Rats (und damit innerer Rat). Als innerer Rat findet man ihn letztmals im November belegt. […] Wie der Bruder Peter ). Rudolf war aber auch (ans )). herzoglicher Rat […]. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 162. 765 Paul VON STETTEN, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs=Stadt Augsburg, S. .„ bekam er [Ludwig Rudolf] vom Vater (ans ). ungarische Gulden (eiratgut und wurde hierbei bereits ‚von Augsburg‘ genannt. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 154. Peter GEFFCKEN (Rudolf, in: Augsburger Stadtlexikon, S. 766f.) setzte die Heirat im Jahre 1395 an. 766 Als Kaufleute sind auch die Münchener Rudolf belegt, die um die Mitte des 15. Jahrhunderts (1430–1460) im florierenden Salzgroßhandel tätig waren. Vgl. Fridolin SOLLEDER, München im Mittelalter, München und Berlin 1938, S. 155. 767 Ludwig I. Rudolf ist in Augsburg als Zwölfer der Kaufleutezunft und Richter belegt. Seine Kaufmannsgeschäfte, die er zusammen mit seinen beiden Söhnen Ludwig II. und Zacharias führte, erbrachten ihm anscheinend hohe Gewinne, so dass er im Jahr 1441 das sechstgrößte Augsburger Vermögen versteuerte. Die Söhne Ludwigs II., die ebenfalls Kaufleute waren, gaben alle (bis auf Ludwig III., der in Braunau ermordet wurde) ihr Augsburger Bürgerrecht auf und ließen sich in Ulm und Nürnberg nieder. Einer von ihnen, Anton, kehrte jedoch in den 1480er Jahren nach Augsburg zurück, wo er 1495 Ratsmitglied wurde. Dessen Sohn Wolfgang war Teilhaber einer Handelsgesellschaft und fand zusammen mit dem Bruder Anton II. 1538 Aufnahme ins Patriziat. Anton II. hatte mehrere städtische Ämter inne und verstarb 1560 als letzter Augsburger Rudolf. GEFFCKEN, Rudolf, in: Augsburger Stadtlexikon, S. 766f. Vgl. dazu auch Paul VON STETTEN, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs=Stadt Augsburg, S. 162: Ludwigs I. gleichnamiger „Sohn Ludwig war im Rath von der Zunft der Kaufleute und hatte Elisabeth Herwartin zur Ehe, mit welcher er Zacharias und Anton erzeuget hat, von welchen der Erste An. 1442, der Zweyte aber An. 1492, im grossen Rath von Kaufleuten gewesen ist. Dieser Anton und Elisabetha Walterin waren die Eltern Wolfgangs und Antons, welche unter die Geschlechter aufgenommen worden sind. Da keiner Kinder hinterlassen hat, so ist diese Familie schon A. 1560, mit Anton Rudolf widerum, jedoch nicht ohne Verdienste auch im Geschlechter Stand, ausgestorben.
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Gemäß der Familientradition war auch der oben bereits erwähnte Thomas Rudolf, ein Sohn des (ans ))., in „der Verwaltung der Stadt […] ständig an hervorragender Stelle tätig und herzoglicher Rat.768 Er „hatte aus seiner Ehe mit Veronika Schluder 15 Kinder. Wenn auch zehn davon im jugendlichen Alter ohne Leibeserben verstarben, so hatte ihr jüngster Sohn, der innere Ratsherr Hans Rudolf aus seiner Ehe mit der Tiroler Bergherrntochter Anna Füger allein 14 Kinder. 769 Dieser Hans V. übte nicht nur mehrere öffentliche Ämter aus,770 sondern war einer der Kapitalkräftigsten der Familie Rudolf. So konnte er aufgrund seiner guten Finanzlage einige Ewiggelder von der Stadt Augsburg erwerben771 und folgte damit seinem Vater Thomas, der dies zuvor schon – wenn auch in weitaus geringerem Maße – getan hatte.772 Demzufolge 768 STAHLEDER, Die Rudolf, S. . Thomas Rudolf ist „ als . Kämmerer – also äußerer Stadtrat – nachweisbar, 1451 und 1455 jeweils als 1. Kämmerer – und damit innerer Rat. Von 1459 bis zu seinem Tod 1491 ist er ununterbrochenes Mitglied des inneren Rats und nimmt damit turnusmäßig – wie jeder andere innere Rat auch – pro Jahr einen Monat lang das Amt des Amtsb“rgermeister wahr […]. )n dieser Eigenschaft hat er auch immer wieder Ratsämter inne, 1453 und 1454 als 1. Baumeister des Rats, 1459 als Schätzer der Rosse der Söldner und bei der Aufsicht über das Pferderennen am Rennweg beim Jahrmarkt Jakobi, 1457 bis 1490 ist er 1. Pfleger und Hochmeister des Heiliggeistspitals, 1467 und 1486 auch Pfleger des Angerklosters, 1488 vielleicht ebenfalls in dieser Eigenschaft, weil er hier einen Streit zwischen dem Angerkloster und dem Kloster Benediktbeuern schlichtet. Ebd., S. 175f. 769 SOLLEDER, München im Mittelalter, S. 529. 770 Er ist u.a. belegt als: 3. Kämmerer (1487 und 1490), 3. Steuerer (1488), Mitglied des äußeren Rats (1492 und 1493), Mitglied des inneren Rats (ab 1494 bis zu seinem Tod 1525), 2. Viertelhauptmann (1492 und 1493), 1. Viertelhauptmann (1500), Fleischschauer vom äußeren Rat (1493). Vgl. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 187. 771 „Eine große Anzahl M“nchner B“rger, vorwiegend aus der reichen Oberschicht und dem Patriziat stammend und dadurch mit den Augsburger Geschlechtern familiär verbunden, legte aus wohlbedachten Gründen ihr Kapital in der Reichsstadt Augsburg an, um einen Teil des Vermögens vor dem Zugriff ihrer geldbedürftigen Landesherren zu retten. Friedrich BLENDINGER, Münchner Bürger, Klöster und Stiftungen als Gläubiger der Reichsstadt Augsburg im 14. und 15. Jahrhundert, in: Archive und Geschichtsforschung. Studien zur fränkischen und bayerischen Geschichte. Fridolin SOLLEDER zum 80. Geburtstag dargebracht, Neustadt a.d. Aisch 1966, S. 80– 109, hier S. 108. 772 Thomas Rudolf „erkaufte sich um Gulden eine Ewiggült von 100 Gulden und ein „Ewiggeld von Gulden zusammen mit „Jörg Ridler und (ans Roellen um Gulden f“r ihr zehnjähriges Pflegekind (ans Zweng . BLENDINGER, Münchner Bürger, S. 105. Vgl. HAEMMERLE, Die Leibdingbücher, Nr. 1179, S. 221 und Nr. 1129, S. 211. Hans V. Rudolf hatte am 20.10.1481 110 Gulden Ewiggeld für 2500 Gulden gekauft bzw. abgelöst, das vom Kapitel Brixen von der Stadt Augsburg für 2700 Gulden erworben worden war (HAEMMERLE, Nr. 1754, S. 322). Im Jahre 1493 wurden ihm ebenfalls von der Stadt Augsburg 100 Gulden Ewiggeld überschrieben, das 1490 sein Schwiegervater Hans Fueger für 3000 Gulden erkauft hatte (HAEMMERLE, Nr. 1743a und 1743d, S. 221f.). Nochmals 100 Gulden Ewiggeld löste Hans V. Rudolf von Albrecht Froeschl zu Wasserburg ab, der es im Jahre 1475 für
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war es vor allem Hans Verdienst, dass „das Geschlecht der Rudolf mit 10 100 Gulden Kapital für Ewiggeldkäufe im 15. Jahrhundert an der Spitze der bürgerlichen Geldgeber der Reichsstadt aus München 773 lag. Von seinen Kindern sind „mindestens namentlich bekannt.774 Sechs davon nannte Paul VON STETTEN in seiner Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs=Stadt Augsburg (S. 163): „(ansens Söhne waren Sigmund, […] Dom=(err zu Freysingen, Ludwig, Augustin, Jakob, […] Thomas und Wolf. Der erstgenannte Sohn Sigmund Rudolf wurde auch von Prey erwähnt: „(err Symon Rudolph doctor hannsen und der fiegerin Sohn ist dombherr zu freysing worden .775 Die in den Quellen vorkommende Alternanz von Sigmund Rudolf und Simon Rudolf ließ Prey folgerichtig zu dem Schluss kommen: „Doctor Sigmund Rudolph ut puto Symon .776 Bevor Sigmund „anno die canonicat possession erthailt 777 bekam und damit wie sein Onkel Jakob I.778 Domherr zu Freisingen wurde, hatte er ab dem Wintersemester 1498 zusammen mit seinem Bruder Thomas an der Universität Ingolstadt studiert, wo bereits in deren Gründungsjahr 1472 der eben genannte Onkel ein Studium absolviert hatte.779 Fünf Jahre später „immatrikulierte er sich am 26. Dezember 1503, nunmehr zusammen mit seinem mutmaßlichen Bruder Jakob )). […], an der Universität Freiburg ,780 und
773 774 775
776 777 778
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780
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2600 Gulden erworben hatte (HAEMMERLE, Nr. 1221, S. 228). Vgl. zu den Ewiggeldkäufen des Hans V. Rudolf auch BLENDINGER, Münchner Bürger, S. 106. Ebd. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 188. Johann Michael von Prey, Bayrische Adels Beschreibung (Cgm 2290 der Bayerischen Staatsbibliothek München), Band XXIII, fol. 438v. Ein Digitalisat ist abrufbar unter www.bayerische-landesbibliothek-online.de/prey. Zuletzt aufgerufen am 27.02.2015. Ebd., fol. 439r. Ebd., fol. 438v. Jakob I. Rudolf war von 1477 bis 1525 Domherr zu Freising, 1501 Chorrichter und 1510 Domscholastikus. Seine Grabplatte im Dom trägt nach Joseph SCHLECHT die lateinische Inschrift Venerabilis. vir. ds. Jacobus. Ruodolff. Doctor. Canɂ. et. scolasticɂ. ecclie. fris. moritur. A.M.D. 25. die. 18. Januarij, was er folgendermaßen “bersetzte: „Der ehrw“rdige Mann, (err Jakob Rudolf, Doktor, Kanonikus und Scholaster der Freis. Kirche stirbt im J.d.(. am . Januar . Joseph SCHLECHT, Monumentale Inschriften im Freisinger Dom, in: Sammelblatt des historischen Vereins Freising 9 (1912), S. 1–34, hier S. 13. Im Jahr 1472 ist ein Iacobus Ruedolf de Monaco in den Matrikeln der Ingolstädter Universität verzeichnet, sechzehn Jahre später wurden Symon und Thomas Rudolf Monacenses immatrikuliert. Götz Freiherr VON PÖLNITZ, Die Matrikel der LudwigMaximilians-Universität Ingolstadt-Landshut-München, Teil 1: Ingolstadt, Band 1: 1472–1600, hrsg. in Verbindung mit Prof. Dr. Georg WOLFF, München 1937, Sp. 23, Zeile 25 und Sp. 269, Zeile 28f. Vgl. auch STAHLEDER, Die Rudolf, S. 197. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 197. Immatrikuliert als Simon und Jacobus Rudolfi ex Monaco. Die Matrikel der Universität Freiburg i.Br. von 1460–1650, im Auftrag der Akademischen Archivkommission bearbeitet und hrsg. von Dr. Hermann MAYER,
„ und schließlich findet man Simon Rudolf ‚ex Monaco‘ an der Universität Bologna 781. In Bologna wurde er am 22. August 1512 „zum Procurator der deutschen Nation – also zum Vertreter und Sprecher der deutschen Studenten – gewählt und promovierte dort vermutlich zum „Doctor beider Rechte .782 Nach dem Studium setzte der Beginn seiner geistlichen Laufbahn ein, in deren Verlauf er verschiedene kirchliche Ämter sowohl am Dom zu Freisingen als auch außerhalb inne hatte, welche STAHLEDER zusammenfasste: „ Domkapitular, später Custos, welches Amt er 1556 resignierte, 1546 Generalvikar, dazu seit 1528 Propst des Kollegiatstiftes St. Johann Baptist in Vilshofen (resiginert 1530). Am 15. Juli 1522 übernahm er auch das Tulbeck-Benefizium an der Frauenkirche in M“nchen. 783
Ein weiteres Benefizium kam ihm durch seinen Onkel Jakob I. zu, der Benefiziat der Thomaskapelle im Freisinger Dom war und sein Amt „mit bischöflicher Erlaubnis seinem Vetter Simon Rudolf am . Februar 1524 übertrug.784 Sigmunds Todesjahr ist nicht belegt, jedoch kann es um angesetzt werden, „denn in diesem Jahr ging sein erledigtes Kanonikat in andere (ände “ber .785 Ebenso ist sein Geburtsdatum unbekannt und kann nur grob errechnet werden. Da Sigmunds Eltern im Juli 1481 die Ehe schlossen,786 ist anzunehmen, dass er frühestens im Jahr 1482 geboren wurde. Betrachtet man das Datum seiner Immatrikulation an der Ingolstädter Universität, muss ein noch späteres Geburtsjahr angenommen werden: Sigmund nahm im Jahre 1498 das Grundstudium der artes liberales an der philosophischen Fakultät auf, dessen Abschluss die „Voraussetzung und notwendige Durchgangsstufe zur Immatrikulation in den drei anderen Fakultäten 787 der Universität bildete.788 Ein solches Studium der artes wurde im Altersdurchschnitt
781 782 783 784 785 786 787 788
Band 1, Teil 1, Freiburg im Breisgau 1907 (Nachdruck Nendeln/Liechtenstein 1976), S. 154. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 197f. Vgl. auch Gustav KNOD, Deutsche Studenten in Bologna (1289–1562). Biographischer Index zu den Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis (Neudruck der Ausgabe Berlin 1899), Aalen 1970, S. 465, Nr. 3149. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 198. Ebd. SCHLECHT, Monumentale Inschriften im Freisinger Dom, S. 13. KNOD, Deutsche Studenten in Bologna (1289–1562), S. 466. STAHLEDER, Die Rudolf, S. 188. Laetitia BOEHM/Johannes SPÖRL (Hrsgg.), Die Ludwig-Maximilians-Universität in ihren Fakultäten, Band 1, Berlin 1972, S. 27. Die Universität Ingolstadt wurde in den vier klassischen Fakultäten gegründet. Ebd., S. . „Die klassischen Fakultäten waren diejenigen der artes = artes liberales), der Medizin, des Rechts (oft geteilt in eine Fakultät des kanonischen und eine des zivilen Rechts) und der Theologie. Jaques VERGES, Grundlagen, in: Walter RÜEGG (Hrsg.), Geschichte der Universität in Europa, Band 1: Mittelalter, München 1993, S. 49–158, hier S. 52.
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von 14 bis 15 Jahren aufgenommen,789 womit für Sigmund ein Geburtsdatum um 1483/84 zugrundegelegt werden müsste. Im Jahre 1496, als er seinen Namen in die Handschrift eintrug, war er also noch minderjährig, was darauf hindeutet, dass er nicht Besitzer der Nibelungen(andschrift b war, sondern eher ein ‚Benutzer‘. Dafür spricht auch die Art des Eintrags, der mit dem Vermerk mein hant geschrifft als Schreibübung interpretiert werden kann. Sigmund könnte auch noch andere Benutzungsspuren hinterlassen haben: Die nachträglichen Einzeichnungen in die Miniaturen wies HORNUNG aufgrund des Sparrens, mit dem einige Schilde versehen wurden, First zu, da sich ein solcher auf deren Familienwappen befindet.790 Jedoch führte auch die Familie Rudolf einen Sparren in ihrem Wappen: „Der Schild ist durch einen Sparren in 3 Felder getheilt, wovon das obere blau, das untere roth und der Sparren selbst von Silber ist. 791 Demnach wäre denkbar, dass nicht First, sondern der jugendliche Rudolf f“r die „entstellenden Zusätze 792 verantwortlich war. Wie Gossembrots Urgroßneffe zweiten Grades an die Handschrift kam, muss allerdings wohl ungeklärt bleiben. Im Jahre 1496 war Sigmund Gossembrot bereits drei Jahre tot; wer die Handschrift geerbt hatte, falls sie zum Zeitpunkt seines Todes überhaupt noch in dessen Besitz war, ist unbekannt. Wenn sich der Kodex in Besitz der Rudolf befunden haben sollte, stellt sich die Frage, welches Mitglied der Familie an einem solchen Werk interessiert gewesen sein könnte, zumal kein Bibliophiler unter ihnen nachzuweisen ist. Genauso wenig Aufschluss über die Besitzverhältnisse der Handschrift bietet der zweite Eintrag, der unter die Zeilen Sigmunds gesetzt wurde. Hier notierte w v degenfeld: Jch bin och hie gwest. Auch dies weist nicht auf einen Besitzvermerk hin, sondern scheint dem Wortlaut zufolge eher eine Präsenzanzeige zu sein; so als wollte sich der Schreiber an einem Ort verewigen, wo er die Handschrift einsah. Damit ist die angenommene Wanderung der Handschrift zur Familie Degenfeld nach Württemberg in Frage gestellt. Wie HORNUNG bereits eruierte, dürfte sich hinter w v degenfeld ein Wilhelm von Degenfeld verbergen, dessen
789 Rainer C. SCHWINGES, Die Zulassung zur Universität, in: Geschichte der Universität in Europa (vgl. Anm. 788), S. 161–180, hier S. 171. 790 HORNUNG, S. 16. Das Wappen derer von First ist nach einer Archivurkunde aus dem Jahr 1451 ein blauer Schild mit einem silbernen Sparren. Vgl. Theodor SCHÖN, Die Gutsherren von Öschingen, in: Reutlinger Geschichtsblätter 2 (1891), S. 68–70, 81– 83, 98–101, 114–117, hier S. 69. 791 Otto Titan VON HEFNER, Die Siegel und Wappen der Münchner Geschlechter, aus dem Oberbayerischen Archiv Band XI, Heft 1 besonders abgedruckt, München 1849, S. 55. Dieses Wappen ist auch im Cgm 98 (fol. 11v) enthalten. 792 HORNUNG, S. 94.
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Grabmal in der Pfarrkirche ‚Mariä (immelfahrt‘ in Eybach ist.793 Die Degenfelds sind seit 1270 in der Region der Schwäbischen Alb belegt und waren „im . und . Jh. Dienstmannen der Grafen von Helfenstein, […] im . und . Jh. Ministerialen der (erren von Rechberg . 794 Der Stammsitz der Familie ist das Dorf Degenfeld, dessen halben Teil und die Burg Konrad II. von Degenfeld im Jahre 1360 von den Herren von Rechberg als Lehen empfing.795 Wilhelm von Degenfeld lebte jedoch in Eybach, wo er auch begraben wurde. Dieses Dorf hatte sein Großvater Hans II. von Degenfeld im Jahre 1456 mit der sich dort befindenden Burg für 8000 Gulden erworben.796 Über Wilhelm von Degenfeld ist nicht allzuviel bekannt: 1468 wurde er „auf der Tiberbr“cke in Rom zum Ritter geschlagen […], sodaß er um geboren sein muß . 797 Nach dem Ritterschlag trat er in württembergische Dienste und genoss offenbar hohes Ansehen, denn er befand sich im Jahr „unter den vielen Gästen […], die an der (ochzeit des ‚roten Utz‘, (erzog Ulrichs, mit Sabina von Bayern teilnahmen .798 Acht Jahre später wurde er nach der Eroberung der Reichsstadt Reutlingen zum Obervogt ernannt und dort eingesetzt.799 Als er 1533 verstarb, hinterließ er nur einen einzigen Sohn (Martin II.), da seine anderen mutmaßlichen sieben Kinder noch zu seinen Lebzeiten den Tod fanden. 800 Für Wilhelm ist ein gleichnamiger Großonkel bezeugt, der laut den Recherchen von Isidor FISCHER in 793 Eine Abbildung sowie eine kurze Beschreibung des Epitaphs der Eheleute Wilhelm von Degenfeld und Gertraud von Neuhausen finden sich bei Hans-Wolfang BÄCHLE, Herren und Freiherren von Degenfeld. Marie Luise Raugräfin zu Pfalz. Grafen von Degenfeld-Schonburg, Schwäbisch Gm“nd , S. f.: „Unter dem Kruzifix kniet betend ein Ehepaar, der Ritter im Harnisch, die Frau in festlichem Gewand. Am Fuß des Kreuzes zwischen den beiden Gestalten befinden sich ein Helm und zwei Vollwappen, ebenso zu beiden Seiten des Kreuzes. Die Wappen sind ungewohnt angeordnet: unten die Wappen des Ehepaares: Wilhelm von Degenfeld, † 24.8.1533; oben die mütterlichen Wappen: Wilhelm war der Sohn Martins I. von Degenfeld, vermählt mit Agnes von Zillenhardt, Gertraud die Tochter des Hans von Neuhausen (Fidler), vermählt mit Agnes von Berg zu Öpfingen (Alb-Donau-Kreis . 794 BÄCHLE, Herren und Freiherren von Degenfeld, S. 18. 795 Ebd., S. 13. 796 Der Vorbesitzer und Verkäufer war Wilhelm von Zillenhardt, dessen Tochter Agnes den Sohn des Hans, Martin I., heiratete. Vgl. BÄCHLE, Herren und Freiherren von Degenfeld, S. 19 und GENGENBACH, N.N., Aus der Geschichte der Grafen von Degenfeld. Ursula Degenfeld geborene Plieningen, in: Helfenstein. Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung 16 (1959), S. 118–10, hier S. 119. 797 Isidor FISCHER, Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1. Teil: Heimatgeschichte, Schwäbisch Gmünd 1927, 1. Reprintauflage Magstadt bei Stuttgart 1979, S. 47. 798 GENGENBACH, Aus der Geschichte der Grafen von Degenfeld, S. 119. 799 FISCHER, (eimatbuch f“r Weißenstein und Umgebung, S. . „Diese Stellung war freilich nur von kurzer Dauer, da Herzog Ulrich wegen dieses Landfriedenbruches im Fr“hjahr schon vom Schwäbischen Bund vertrieben wurde. Ebd. 800 Ebd.
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den Jahren von 1452 bis 1456 Chorherr zu Augsburg gewesen sein soll.801 Auch Albert HAEMMERLE verzeichnete einen Wilhelm von Degenfeld als Chorherr des Augsburger Domstiftes, jedoch divergieren die Jahresangaben: Er „erhielt 1445 das Augsburger Canonikat und hatte es bis zu seinem Tod am 4. Oktober 1465 inne.802 Als Schreiber des Vermerkes Jch bin och hie gwest kommt dieser Wilhelm I. nicht in Frage, da sich och höchstwahrscheinlich auf den darüberstehenden Eintrag des Sigmund Rudolf von 1496 bezieht. Jedoch erschließt sich anhand seines Amtes als Chorherr am Dom ein Bezug der Familie Degenfeld zu Augsburg, wie sich ein solcher auch im Fall des Sigmund Rudolf gezeigt hat. Damit ist nicht auszuschließen, dass sich die Handschrift noch zur Zeit der beiden Eintragungen in Augsburg befunden haben könnte. Inwieweit der dritte Eintrag eines e v first auf dem Nachsatzblatt als Besitzeintrag zu interpretieren ist, ist nicht entscheidbar, da der Name – anders als bei den anderen beiden Einträgen – singulär ohne einen näheren Zusatz steht. Der von HORNUNG identifizierte Ernst von First könnte ebenso nur ein ‚Benutzer‘ der (andschrift sein, wobei für ihn keinerlei Bezüge zu Augsburg fassbar sind. First urkundet erstmals im Jahre als Siegler eines „Lehenrevers des (ans M“ntz des J“ngern gegen das Kloster Bebenhausen und „wohnte in seinem Freihause zu T“bingen bis zu seinem Tod im Jahre 1551, wobei er mehrfach mit der Burg Fürst belehnt wurde,803 die nordöstlich des Dorfes Öschingen (heute Stadtteil von Mössingen) gelegen war. Im Jahr 1494 ist Ernst von First als württembergischer Diener belegt, 1496 und 1512 war er Mitglied des schwäbischen Bundes, „ war er auch Anf“hrer (auptmann der T“binger, als sie ins Remsthal wider den armen Conrad gezogen sind. Er drang mit 2 Fähnlein in das Thal vor und besetzte [am] 1. August 1515 in Gemeinschaft mit Herzog Ulrich [von W“rttemberg] die Stadt Schorndorf. 804
801 Ebd. Eine mögliche Quelle könnte für FISCHER die Beschreibung des Oberamts Gmünd von PAULUS gewesen sein, die einen Wilhelm von Degenfeld in den oben genannten Jahren als Chorherr von Augsburg nennt. Karl Eduard PAULUS der Ältere unter Mitarbeit von seinem Sohn Eduard – und für das Geschichtliche – von Hermann BAUER, Beschreibung des Oberamts Gmünd, Stuttgart 1870, S. 314. 802 Albert HAEMMERLE, Die Canoniker des hohen Domstiftes zu Augsburg bis zur Saecularisation, Privatdruck München 1935, Nr. 294, S. 62. Nach Karl KOSEL befindet sich eine „nicht sicher lokalisierte Grabstätte Willhelms von Degenfeld † . . im Augsburger Dom. Karl KOSEL, Der Augsburger Domkreuzgang und seine Denkmäler, hrsg. durch das Bischöfliche Ordinariat Augsburg Diözesenbauamt, Sigmaringen 1991, S. 478. 803 SCHÖN, S. 101. 804 Ebd.
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Zu dessen oben bereits erwähnter Hochzeit im Jahre 1511 war – wie Wilhelm von Degenfeld – auch Ernst von First geladen.805 Könnte die gemeinsame Teilnahme an diesem Ereignis zu einem Konnex der beiden geführt haben oder bestand er schon zuvor? Somit lässt sich für First zwar keine Verbindung zu Augsburg nachweisen, jedoch eine – wenn auch recht vage – zu Wilhelm von Degenfeld. Ist es demnach kein Zufall, dass sich beide Personen in der Handschrift verewigten? Bekam First von Degenfeld einen Hinweis, wo er die Handschrift einsehen konnte? Auffällig ist zwar, dass sich zwei Personen, die in württembergischen Diensten standen, in dieselbe Augsburger Handschrift eintrugen, aber dies ist keineswegs ein stichhaltiger Beweis dafür, dass der Kodex durch seine Besitzverhältnisse nach Württemberg geführt wurde. Somit könnte sein Weg an den Rhein auch ohne Zwischenstationen erfolgt sein. Geht man von der denkbaren Hypothese aus, er sei in Dalbergs Besitz gewesen, so wäre vorstellbar, dass Dalberg selbst die bebilderte Nibelungen-Handschrift in Augsburg erwarb.806 Für ihn ist tatsächlich im Jahre 1500 ein längerer Aufenthalt in Augsburg belegt: Zunächst besuchte er im Juni den Augsburger Reichstag und noch „am . September hielt sich Dalberg in Augsburg auf und war bei der Einwiehung der neuerbauten Kirche von St. Udalrich und Afra, sowie bei der feierlichen Grundsteinlegung zum Chor dieser Kirche zugegen .807 Zu dieser Zeit leitete in der Nachfolge Gossembrots Konrad Peutinger den Augsburger Humanistenkreis und sein „(aus bildete einen Mittelpunkt geistigen Lebens und gelehrten Treibens . 808 Dalberg, der ebenfalls Humanist war, könnte in „ diesem Kreise […] während seines Aufenthalts in Augsburg viel verkehrt haben. Peutinger hatte er wohl auf dem Reichstag zu Lindau kennen gelernt und freundschaftliche Beziehungen mit ihm unterhalten. 809 Verhalf ihm Peutinger, der selbst eine reichhaltige Bibliothek besaß, vielleicht zum Erwerb der Nibelungen-Handschrift? Eine weiteres Fragezeichen birgt ein von VORDERSTEMANN als faksimilierter Besitzeintrag gedeuteter Vermerk Hundeshagens auf seinem Notizzettel I/7: Liber Virginis glorise Jn Ebirbach. Hic ett Marie. (om.).:
805 Ebd. 806 Dagegen stellt sich VORDERSTEMANN, Die Herkunft, S. , die Frage: „Wenn die (andschrift wirklich dem Humanisten Sigmund Gossembrot gehört hat und er sie mit nach Straßburg genommen hat, könnte dieser Dalberg sie aus seinem Nachlass erworben haben. 807 MORNEWEG, Johann von Dalberg, S. 279. 808 Ebd., S. 280. 809 Ebd.
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Dieser entspricht genau dem eigenhändigen Exlibris des bibliophilen Eberbacher Abtes Martin Rifflinck, der 1498 bis 1506 dem allerdings rechtsrheinischen Kloster Eberbach vorstand und der auch volkssprachliche Texte in die Klosterbibliothek aufgenommen hat. Die Kopie ist allerdings unvollständig, worauf auch das in Klammern hinzugefügte om. (omisi?) hinweist. Wenn dieser Vermerk wirklich ursprünglich der Nibelungen-Handschrift zugehört und Hundeshagen ihn in seiner Kopie unterdrückt hat, bleibt die Frage, auf welchem Wege und zu welchem Zeitpunkt die Handschrift nach Eberbach gekommen ist. Ob da Rifflincks Beziehungen zum Humanistenkreis des Wormser Fürstbischofs Johann von Dalberg eine Rolle gespielt haben könnten?810
VORDERSTEMANN spielt die These durch, dass sich die Nibelungen-Handschrift tatsächlich in der Bibliothek Rifflinks befunden haben könnte, die im Jahr „ aufgelöst und / nach )dstein verbracht wurde.811 Über ihr weiteres Schicksal eruierte er: „ wurden die )dsteiner Bestände nach Wiesbaden geschafft, dort abgestellt und bis 1821 vergessen. Es wäre kein Wunder, wenn in diesen unsicheren Kriegs- und Nachkriegsjahren Bücher aus den Idsteiner Kisten entfremdet worden wären und dann im (andel auftauchten. 812
Hiermit knüpft sich eine weitere These an das lange Band von Vermutungen an, die lediglich durchgespielt werden können, deren Verifzierung bzw. Falsifizierung aber letztendlich aufgrund fehlender Zeugnisse nicht möglich ist. Was dagegen als ziemlich sicher gelten kann, ist, dass die Handschrift im Auftrag des Augsburger Patriziers Sigmund Gossembrot entstand und in die Hände seines Urgroßneffen Sigmund Rudolf, sodann in die des Wilhelm von Degenfeld und Ernst von First kam. Über ihr weiteres Schicksal bis zu ihrer Entdeckung durch Hundeshagen Anfang des 19. Jahrhunderts kann nur spekuliert werden.
810 VORDERSTEMANN, Die Herkunft, S. 95. 811 Ebd. 812 Ebd.
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6. Die Schreibsprache
6.1. Methodik Im Folgenden soll die Schreibsprache der Handschrift untersucht werden, wobei das Ziel der Analyse die Bestimmung des Schreibdialekts813 ist, der nach den bisherigen Ergebnissen zur Herkunft des Kodex – wahrscheinlich aus Augsburg – als ostschwäbisch zu vermuten steht. Die methodische Vorgehensweise hierbei folgt dem phonemorientierten Ansatz, der sich durch zahlreiche Arbeiten zur Untersuchung frühneuhochdeutscher Texte etabliert hat, z.B. Elvira GLASERs ‚Graphische Studien zum Schreibsprachwandel vom . bis . Jahrhundert‘ (1985)814, Rudolf STEFFENS‘ Auswertung der Graphemik domanialer Rechtsquellen aus Mainz (1988) und Sabine FREUNDs Analyse zum Kochbuch der Sabina Welserin (1991)815. Dieser Ansatz, der aufgrund seiner nachhaltigen Bewährung hier nicht erneut problematisiert werden muss,816 hat gegenüber anderen den Vorteil, dass er – wie Elvira 813 Die Bezeichnung ‚Schreibdialekt‘ f“r „diejenige Existenzform geschriebener Sprache, wie sie uns in lokal gebundenen Texten aus fr“hnhd. Zeit entgegentritt , erläuterte Rudolf STEFFENS folgendermaßen: „Der Terminus vereinigt zwei Merkmale dieser geschriebenen Sprache, nämlich das der Schriftlichkeit und das der regionalen Prägung und Bestimmtheit. Schreibdialekte sind keinesfalls mit einem real existierenden Dialekt identisch. Sie bilden weniger lokale als vielmehr kleinregionale Spracheigenheiten ab. Die kommunikative Reichweite von Schreibdialekten unterliegt arealen Begrenzungen […]. Die Distanz der Schreibdialekte von der gesprochenen Sprache ist durch die Eigengesetzlichkeit der Graphemsprache und durch die Einflüsse von Schreibtraditionen zu erklären. Im Gegensatz zum Begriff der Schreibsprache enthält der des Schreibdialektes den Aspekt der Schriftlichkeit auf regionaler Basis. Schreibsprache hingegen bezeichnet ein überregional gültiges, weniger regiongebundenes Schreibsystem mit großer kommunikativer Reichweite. Rudolf STEFFENS, Zur Graphemik domanialer Rechtsquellen aus Mainz (1315–1564). Ein Beitrag zur Geschichte des Frühneuhochdeutschen anhand von Urbaren (Mainzer Studien zur Sprach- und Volksforschung 13), Stuttgart 1988. 814 Elvira GLASER, Graphische Studien zum Schreibsprachwandel vom 13.–16. Jahrhundert. Vergleich verschiedener Handschriften des Augsburger Stadtbuches (Germanische Bibliothek 3), Heidelberg 1985. 815 Sabine FREUND, Das vokalische Schreibsystem im Augsburger Kochbuch der Sabina Welserin aus dem Jahre 1553. Ein Beitrag zur Graphematik handschriftlicher Überlieferung des 16. Jahrhunderts (Sprache – Literatur und Geschichte. Studien zur Linguistik/Germanistik 6), Heidelberg 1991. 816 Zur Problematisierung und Erörterung der verschiedenen Ansätze und Methoden zur Untersuchung frühneuhochdeutscher Texte vgl. GLASER, Graphische Studien zum Schreibsprachwandel, S. 26–36 (mit einem Abriss zur Geschichte graphematischer Forschungen), dies., Autonomie und phonologischer Bezug bei der Untersuchung älterer Schriftlichkeit, in: PBB 110 (1988), S. 313–331, FREUND, Das vokali-
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GLASER konstatierte – „eine praktische Analyse ohne sofortige phonologische )nterpretation der Schreibung erlaubt .817 Das zu analysierende Textmaterial wird nach einem Bezugs- bzw. Metasystem, dem sogenannten normalmittelhochdeutschen Phonemsystem – das eine hypothetische Rekonstruktion darstellt818 – geordnet. Der Rückgriff auf dieses System ist deshalb notwendig, weil „im Normalfall f“r den entsprechenden Untersuchungsort und die Epoche kein Phonemsystem bekannt [ist] 819 und zudem im Falle des hier zu analysierenden Textes ein Untersuchungsort nur spekulativ angesetzt werden kann bzw. erst als Ergebnis der Analyse zu filtrieren ist. Als erster Schritt wird das zugrundeliegende Textkorpus zunächst lemmatisiert nach normalmhd. Lexemen, so dass ein Bezug auf das jeweilige normalmittelhochdeutsche Vergleichsphonem ermöglicht wird. Dieses Verfahren „gewährleistet […] im gleichen Lexem die distributionelle )dentität graphischer Einheiten 820 und lässt auf graphische Variationen sowie Wortgebundenheit oder Positionsbeschränkung der jeweiligen Graphien schließen. „So kann z. B. festgestellt werden, daß in fr“hneuhochdeutschen Wortformen […], die solchen mit mhd. /i:/ entsprechen, die Graphien i, y, yͤ , ei, ie belegt sind, wobei etwa y auf die Auslautposition beschränkt ist und ei auf die Position vor Vokalgraphie. 821
Damit bietet die Methode ein präzises Ordnungsschema, das alle belegten Schreibungen für das jeweilige Metaphonem erfasst, ohne gleichzeitig dezidiert zu einer phonologischen Interpretation zu führen. So können z.B. die Graphien i und ie als Entsprechungen für das normalmittelhochdeutsche Phonem /i:/ graphische oder phonologische Variationen darstellen. „Graphemische Einheiten und Kontraste m“ssen bekanntlich keine lautliche Entsprechung haben , da „das graphemische System zwar einerseits in Alphabetschriften Bezüge zu phonologischen und/oder phonetischen Einheiten, andererseits aber auch von
817 818
819 820 821
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sche Schreibsystem, S. 15–20 und STEFFENS, Zur Graphemik domanialer Rechtsquellen aus Mainz, S. 9–12. GLASER, Autonomie und phonologischer Bezug, S. 317. „Während die Lautverhältnisse aller nhd. Varietäten direkter Beobachtung zugänglich sind, stellt das mhd. Phonemsystem ein meist von jeglicher regionaler, historischer, sozialer Variation abstrahierendes Konstrukt dar. Robert Peter EBERT/ Oskar REICHMANN/Hans-Joachim SOLMS und Klaus-Peter WEGERA, Frühneuhochdeutsche Grammatik (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, A. Hauptreihe Nr. 12), Tübingen 1993, § L1, I.1, S. 14. GLASER, Autonomie und phonologischer Bezug, S. 315. STEFFENS, Zur Graphemik domanialer Rechtsquellen aus Mainz, S. 10. GLASER, Autonomie und phonologischer Bezug, S. 318.
diesen unabhängige Eigenschaften aufweist .822 Demzufolge müssen die schriftliche und lautliche Ebene prinzipiell strikt getrennt werden, ohne allerdings letztere ganz außer Acht zu lassen, wie STEFFENS betonte: „Die historische Graphemik kann sich nicht auf die Analyse der graphischen Elemente beschränken, ohne den zugrundeliegenden phonemischen Hintergrund zu berücksichtigen. Andererseits ermöglicht die Phonemik historischer Sprachstufen oft erst die Erklärung graphemsprachlicher Phänomene. […] Trotz der Problematik beim R“ckschluß von der Schreibung auf die Lautung lassen sich in Einzelfällen doch Aussagen über die gesprochene Sprache machen. Methodisch genützt werden hierbei insbesondere die graphischen Direktanzeigen und hyperkorrekte Schreibungen. 823
Als graphische Direktanzeigen bezeichnete STEFFENS den „Versuch der Wiedergabe eines tatsächlich gesprochenen Lautes , z.B. die Verdumpfung von normalmhd. /a:/ zu /o:/ sowie Entrundungen der normalmhd. Vokalphoneme.824 Zu hyperkorrekten Schreibungen erklärte er: „(yperkorrektionen […] entstehen in Phonem- und Graphemsprache als – im Ergebnis fehlerhafter – Versuch eines Sprechers oder Schreibers, dialektale Eigenheiten beim Sprechen oder Schreiben auszuschalten. Ihnen liegen falsche Analogien und falsche Rekonstruktionen zugrunde. […] Sie [können] entstehen, wenn im Bewußtsein eines Sprachteilhabers konkurrierende Sprech- oder Schreibnormen […] existieren, von denen eine mit einem höheren Prestige belegt ist, gleichzeitig aber vom Sprecher/ Schreiber nur unvollkommen beherrscht wird. 825
Damit wird deutlich, dass Graphien nicht gänzlich abgekoppelt von ihrem lautlichen Wert betrachtet werden können, der jedoch – und das muss immer berücksichtigt werden – im Frühneuhochdeutschen wie in allen anderen vergangenen Epochen, aus denen wir keinerlei sprachliche Aufzeichnungen besitzen, nicht direkt erfassbar ist und lediglich hypothetisch angesetzt werden kann, z.B. über die rezenten Mundarten. Daraus folgt, dass sich streng genommen alle phonologischen Aussagen zu einer historischen Schreibung im Bereich der These bewegen, weshalb sie aber dennoch ihre Berechtigung haben. Deshalb gebe ich – wo es angebracht scheint – eine phonologische Interpretation bei, obgleich sie eigentlich entbehrlich wäre, da sich der Schreibdialekt ausschließlich über den regionalen Schreibusus, d.h. das verwendete Graphieninventar, definiert. Ein Grund dafür ist, dass der Verzicht auf bestimmte bewährte ‚lautlich geprägte‘ Termini wie Verdumpfung oder Entrun822 823 824 825
Ebd., S. 314. STEFFENS, Zur Graphemik domanialer Rechtsquellen aus Mainz, S. 11f. Ebd., S. 12. Ebd., S. 13.
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dung und ihre Umschreibung mit weniger aussagekräftigen Bezeichnungen unnötige Umständlichkeiten und Verkomplizierungen mit sich brächten. Auch wäre es defizitär – hier schließe ich mich STEFFENS Meinung an –, den phonologischen Hintergrund der Schreibungen gänzlich unberücksichtigt zu lassen. Von der Rekonstruktion eines Phonemsystems, wie es sich aus dem Text gewinnen ließe, sehe ich aber bewusst ab, da ein solches zum einen „nur zum Teil aus der schriftlichen Überlieferung abgeleitet werden [kann] und es […] wenig sinnvoll [wäre], eine derartige Hypothese anhand eines Einzeltextes aufzustellen; dies sollte nur auf der Grundlage zahlreicher Schreibsysteme und zusätzlicher sprachhistorischer Daten geschehen. 826 Zum anderen ist es für das Ziel der Arbeit, die Bestimmung des Schreibdialektes, ohne erkennbaren Nutzen. Wie bereits erörtert, stellt sich der Schreibdialekt durch einen regional gebundenen charakteristischen Schreibusus dar, der sich anhand bestimmter graphischer Phänomene zeigt. Um all diese Phänomene zu erfassen und eine vollständige Darstellung der Schreibsprache – unter Einbezug der niedrigfrequenten Graphien – sicherzustellen, habe ich das zu untersuchende Textkorpus sehr umfangreich angelegt. Es umfasst zunächst den Text des Nibelungenliedes ohne die Klage, die in einem zweiten Schritt untersucht wird. Grund dafür ist, dass sich die beiden Texte in ihrem Schriftdialekt unterscheiden könnten aufgrund verschiedener Handschriften-Vorlagen etwa. Weitestgehend unberücksichtigt bei der Untersuchung bleiben die Eigennamen, sofern sie keine besonders zu nennenden Merkmale aufweisen, die für die regionale Zuweisung wichtig oder sonst auffällig sind. Die Belege werden jeweils in eckigen Klammern in absoluten Zahlen angegeben, eine Umrechnung in Prozentwerte sowie jegliche statistische Auswertung unterbleibt, da eine solche nichts zur Feststellung der regionalen Merkmale der Schreibsprache beitragen würde. Zudem wären dadurch niedrigfrequente Phänomene, wie z.B. Hyperkorrekturen oder Rundungen, die besonders aufschlussreich für die Bestimmung des Schreibdialekts sind, an den Rand gerückt. Ebenso verzichte ich auf Stellenangaben für die einzelnen Belege, welche die Analyse unnötig anschwellen lassen würden. Aus demselben Grund sind nicht alle im Textkorpus enthaltenen Einzelbelege aufgeführt, hochfrequente Graphien sind exemplarisch an einer Auswahl von Belegen dargelegt. Untersucht werden die Haupttonvokale, die Nebentonvokale und die Konsonanten. Das zugrundeliegende Metasystem orientiert sich für den Haupttonvokalismus an dem normalmhd. Phonemsystem, wie es in 826 FREUND, Das vokalische Schreibsystem, S. 18.
170
der ‚Mittelhochdeutschen Grammatik‘ von Hermann PAUL827 zu finden ist, modifiziert und erweitert um den Diphthong /iu/, „der zumindest in weiten Teilen des Obd. mit phonematischer Geltung als Vertreter des ahd. nicht umgelauteten /iu/ weiterbesteht 828: /i/ /e/ /ε/ /ä/ /i ̄/ /ē / /ǟ/
/ie/ /ei/
Kurzvokale /ü/
/u/
/ö/
/o/ /a/
Langvokale /ǖ/ /ȫ/ Diphthonge /iu/ /üe/ /öü/
/ū / /ō / /ā/
/uo/ /ou/
Als (auptton werden alle Vokale verzeichnet, „die nach den Regeln der mhd. Akzentologie den Hauptton eines Wortes tragen bzw. in potentiell selbständigen Monemen tragen können . 829 Somit sind innerhalb von Komposita und verbalen Partikelbildungen mehrere Haupttonvokale zu registrieren, z.B. sind für hochzeit (mhd. hôchzît) die Haupttonvokale mhd. /ô/ und /î/ angesetzt, für antwurtten (mhd. antwürten) mhd. /a/ und /ü/. Als nichthaupttonig und damit nebentonig gelten unbetonte Präfixe wie be-, ge-, ver- sowie Derivations- und Flexionssuffixe als auch die Negationspartikel en-/-ne. Für diese Nebentonvokale wird kein eigenes Metasystem erstellt, es gelten dieselben Bezugsphoneme wie für die Haupttonvokale, sofern sie im Nebenton belegt sind. Das Metaystem für den Konsonantismus orientiert sich ebenfalls an GLASER und berücksichtigt die möglichen Positionen, die der jeweilige Konsonant belegen kann (z.B. bedeutet /p-/, dass der Konsonant in initialer Position steht, /-p-/ bzw. /-pp-/ zeigen die mediale Position an und /-p/ die finale Position). Demzufolge ist das Metasystem mit folgenden normalmittelhochdeutschen Phonemen angesetzt:
827 Hermann PAUL, Mittelhochdeutsche Grammatik, neu bearbeitet von Thomas KLEIN, Hans-Joachim SOLMS und Klaus-Peter WEGERA, mit einer Syntax von Ingeborg SCHÖBLER, neubearbeitet und erweitert von Heinz-Peter PRELL (Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, A. Hauptreihe Nr. 2), 25. Auflage, Tübingen 2007, S. 63. 828 GLASER, Graphische Studien zum Schreibsprachwandel, S. 51. 829 Ebd., S. 46.
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Plosive Affrikaten Frikative Halbkonsonanten Nasale
Liquiden
Labiale
Dentale
/b- -b-/ /p- -p-,-pp- -p/
/d- -d-/ /t- -t- -t/ /-tt-/ /tᴣ- -tᴣ-,-ttᴣ-tᴣ/
/pf- -pf-,-ppf- -pf/ /v-
-v-/ /-f-,-ff/w- -w-/
-f/
/m- -m- -m/ /-mm-/
/-ᴣ-,-ᴣᴣ- -ᴣ/
Alveolare
AleveoloPalatale
Palatale
Velare /g- -g-/ /k- -k-,-kk- -k/ /kχ- -kχ-,-kkχ--kχ/
/z- -z-/ /-ss- -s/
/h- -h-/ /-χ,χχ- -χ/
/š- -š-,-šš- -š/ /j- -j-/
/n- -n- -n/ /-nn-/ /l- -l- -l/ /-ll-/ /r- -r- -r/ /-rr-/
Auch die verwendete Terminologie ist an GLASER angelehnt. Demnach werden als Leitgraphien „die häufigsten Graphien, die mehr als dreimal so häufig wie die nächsthäufigste Graphie belegt sind ,830 bezeichnet. Damit ergibt sich, dass bei starker Konkurrenz von Graphien für dasselbe Phonem keine Leitgraphie angesetzt werden kann, sondern von konkurrierenden Graphien bzw. Varianten zu sprechen ist. Als Varianten werden auch alle Nebengraphien zur Leitgraphie bezeichnet, wobei zwischen freien Varianten, die als unabhängig von der Umgebung der Graphie und somit positionsungebunden zu klassifizieren sind, und positionsbeschränkten Varianten831 zu differenzieren ist. Positionsbeschränkung kann sowohl heißen, dass die Graphie jeweils ausschließlich in Kombination mit einer bestimmten vorangehenden oder nachfolgenden Graphie bzw. Graphienverbindung belegt ist, als auch, dass sie unabhängig von ihrer Graphienumgebung eine feste Stellung im Anoder Auslaut oder in medialer Position belegt. Oftmals muss dabei noch zwischen direkter und indirekter An- oder Auslautstellung unterschieden werden, wenn dafür unterschiedliche Graphien verwendet werden.
830 GLASER, Graphische Studien zum Schreibsprachwandel, S. 39. 831 Zur Differenzierung von freien und positionsgebundenen Varianten ist zu beachten, dass sie „von der Auswahl der zugrundegelegten Kriterien ab[hängt]. Untergliedert man in möglichst viele Positionen, wird sich die Komplementarität vermehren, faßt man viele Positionen zusammen, vermehrt sich die Variation. Durch Zusammenfassung mehrerer Positionen können sich Verschiebungen von der einen zur anderen Distribution ergeben. […] Unterteilt man sehr stark, liegen weniger Belege f“r eine Position vor, und es können übersichtliche Zusammenhänge verlorengehen. Im Extremfall könnten sich dann soviele Positionen wie Belege ergeben. Im allgemeinen wird daher eher mehr zusammengefaßt, um Überinterpretationen zu vermeiden. GLASER, Graphische Studien zum Schreibsprachwandel, S. 41.
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Liegt eine Variante nur innerhalb bestimmter Lexeme vor, so ist sie wort- bzw. lexemgebunden. Als Hilfsmittel habe ich hauptsächlich folgende Werke herangezogen: Die zweibändige ‚Fr“hneuhochdeutsche Grammatik‘ von Virgil MOSER832 (im Folgenden abgekürzt mit ‚Frnhd. Gr.‘) zum Haupttonvokalismus und den Konsonanten, welche als ‚Grammatik des Frühneuhochdeutschen‘ von Hugo MOSER und Hugo STOPP weitergeführt wurde (im Folgenden abgekürzt mit ‚Gr. des Frnhd.‘) und in drei Bänden833 zum Nebensilbenvokalismus vorliegt. Diese ausführliche und umfangreiche Darstellung des Frühneuhochdeutschen bietet zum einen den Vorteil, dass als Gliederungs- und Ordnungsschema ebenfalls ein normalmittelhochdeutsches Phonemsystem herangezogen wurde, zum anderen ist jeweils eine umfassende regional gegliederte Belegsammlung angeführt, welche die einzelnen schreibsprachlichen Phänomene veranschaulicht und auch deren phonologische Interpretation verzeichnet. Desweiteren ist die ‚Fr“hneuhochdeutsche Grammatik‘ von EBERT/REICHMANN/SOLMS/WEGERA (vgl. Anm. 818, im Folgenden als ‚EBERT‘ angeführt) zu nennen, die allerdings nach einem frühneuhochdeutschen Phonemsystem gegliedert ist und so den Bezug der für die vorliegende Arbeit angesetzten normalmittelhochdeutschen Lemmata erschwerte. Für den Haupttonvokalismus wurde zusätzlich die Arbeit Karl BOHNENBERGERs ‚Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert‘834 verwendet, die vor allem wegen ihrer Belegsammlung zu schwäbischen und speziell Augsburger Handschriften von Interesse war, wie auch Friedrich KAUFFMANNs ‚Geschichte der schwäbischen
832 Virgil MOSER, Frühneuhochdeutsche Grammatik, I. Band: Lautlehre, 1. Hälfte: Orthographie, Betonung, Stammsilbenvokale (Germanische Bibliothek. I. Reihe: Grammatiken 17), Heidelberg 1929 und ders., Frühneuhochdeutsche Grammatik, I. Band: Lautlehre, 3. Teil: Konsonanten, 2. Hälfte (Schluss) (Germanische Bibliothek. I. Reihe Sprachwissenschaftliche Lehr- und Elementarbücher), Heidelberg 1951. 833 Hugo MOSER/Hugo STOPP, Grammatik des Frühneuhochdeutschen. Beiträge zur Laut- und Formenlehre, I. Band, 1. Teil: Vokalismus der Nebensilben I, bearbeitet von Karl Otto SAUERBECK (Germanische Bibliothek. I. Reihe Sprachwissenschaftliche Lehr- und Elementarbücher), Heidelberg 1970. Dieses Werk tritt an die Stelle des fehlenden Mittelteils zwischen den Bänden I (1929) und 3 (1951) von Virgil MOSERs Frühneuhochdeutscher Grammatik. Dies., Grammatik des Frühneuhochdeutschen. Beiträge zur Laut- und Formenlehre, I. Band, 2. Teil: Vokalismus der Nebensilben II und I. Band, 3. Teil: Vokalismus der Nebensilben III, bearbeitet von Hugo STOPP, Heidelberg 1973 und 1978. 834 Karl BOHNENBERGER, Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert. Allgemeines und Vokale der Stammsilben, Tübingen 1892 [Neudruck Niederwalluf 1971].
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Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit‘,835 die neben dem Vokalismus den Konsonantismus umfasst. Die Lemmatisierung erfolgte nach den normalmittelhochdeutschen Lexemen, wie sie das Mittelhochdeutsche Handwörterbuch von Matthias LEXER836 verzeichnet (im Folgenden abgekürzt mit HWB), wobei stets der erste Artikeleintrag präferenziell war, Nebenformen aber bei Bedarf herangezogen wurden. So wird z.B. der Beleg jmmer auf die mittelhochdeutsche Nebenform immer zu iemer zurückgeführt und ist demzufolge unter dem Phonem /i/ angesetzt, findet aber auch eine Erwähnung unter dem Phonem /ie/ mit dem Verweis, dass die Graphie i auf eine Nebenform zu beziehen ist und damit keine graphische Entsprechung von /ie/ darstellt. Die flektierten Formen wurden nach den Angaben in PAULs Grammatik rekonstruiert.
835 Friedrich KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart im Mittelalter und in der Neuzeit mit Textproben und einer Geschichte der Schriftsprache in Schwaben, Strassburg 1890 [Nachdruck Berlin 1978]. 836 Matthias LEXER, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Zugleich als Supplement und alphabetischer Index zum Mittelhochdeutschen Wörterbuche von BENECKE – MÜLLER – ZARNCKE, I–III, Leipzig 1872–1978 [Neudruck Stuttgart 1979].
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6.2. Das Nibelungenlied 6.2.1. Die Haupttonvokale 6.2.1.1. Die hohen Kurzvokale mhd. /i/, /ü/, /u/ a) mhd. /i/
F“r mhd. /i/, das „im Obd. seine urspr“ngliche Qualität durchgehend gewahrt [hat] ,837 ist als Leitgraphie eindeutig i auszumachen. Daneben gebrauchte der Schreiber – dem frnhd. Usus gemäß – im Anlaut die Variante j 838 (die auch als Graphie für den Halbkonsonanten /j/ erscheint;839 vgl. Kapitel 5.3.4.b), wobei hier die Tendenz zu einer positionellen Beschränkung vor Nasal und r auffällt. Innerhalb dieser Beschränkung lässt sich noch weiter differenzieren:
/i/ vor Nasal wird in einsilbigen Lexemen wie mhd. im und in überwiegend mit der Leitgraphie i wiedergegeben (im [433 Belege] gegen jm [35 Belege], in [1114 Belege] gegen jn [107 Belege]840). Dagegen herrscht in mehrsilbigen Lexemen die Graphie j vor (ingeʃinde [10 Belege] gegen jngeʃinde [20 Belege]), die sich vor geminiertem Nasal als ausschließliche Schreibung durchsetzt (jmmer [99 von 100 Belegen], jnneklichen [alle 10 Belege], jnnen [alle 55 Belege], jnner [alle 3 Belege], jnnerthalben [alle 4 Belege]) und somit auch auf wortgebundene Festigkeit hindeuten könnte.841 Für /i/ vor r ist nur ein einsilbiges Lexem belegt: Das Pron. ir, welches unabhängig von der jeweiligen Flexion und damit entstehender Zweisilbigkeit (z.B. irem, ires, etc.) hauptsächlich mit i erscheint [1383 von 1584 Belegen]. Singulär belegt sind das Adj. jrre und das Verb irren (ein weiterer Beleg verirret, wobei hier i aber im indirekten Anlaut steht). Die Eigennamen Irnfrit und Irinc sind bis auf eine Ausnahme stets mit j geschrieben (jrnfrid [5 Belege], jrrenfrid [5 Belege], jrring [22 Belege], irring [1 Beleg]), was für eine wortgebundene Festigkeit spricht.
Abseits der positionellen Beschränkung vor Nasal und r benutzte der Schreiber für initiales /i/ weit weniger häufig die Graphie j, so dass in den restlichen Belegen die Graphie i führend ist (ich [910 Belege] gegen jch [247 Belege], icht [21 837 Frnhd. Gr. I.1, § 72, S. 130. 838 „Seit dem . Jh. zeichnet sich eine tendenzielle (nicht feste) graphische Regelung der Distribution von i und j ab. Das i-longa j findet sich für /i/ seit dem 14. und 15. Jh. […] zunehmend in initialer Position […]. Medial ist j sehr selten vertreten […]. Dagegen ist i initial etwa gleich häufig wie j vertreten, bei einigen Lexemen wie ich, in, ist dominiert i sogar meist […]. EBERT, § L 13, S. 43. 839 „i und j, welch letzteres Zeichen erst im 14. und besonders 15. Jh. stärker in Gebrauch kommt, sind dem Lautwert nach nicht voneinander verschieden, da beide während der ganzen frnhd. Zeit sowohl Vokal als Konsonanten bezeichnen. Frnhd. Gr. I.1, § 12, S. 23. 840 Der Schreiber differenziert dabei nicht zwischen dem Pronomen und der Präposition mhd. in, beide sind sowohl mit der Leitgraphie i als auch der Variante j belegt. 841 GLASER, die unter anderem die Schreibsprache einer Handschrift des Augsburger Stadtbuchs von 1483 untersuchte (Graphische Studien zum Schreibsprachwandel), kam zu einem ähnlichen Ergebnis: „Zu der Beschränkung auf den Anlaut kommt eine weitere doppelte Beschränkung auf die Position vor r und n […]. j ist damit als beschränkt freie Variante zu werten, die vielleicht zu wortgebundener Festigkeit tendiert (vgl. inne . S. .
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Belege] gegen jcht [2 Belege], iʃt [309 Belege] gegen jʃt [3 Belege], itwiʃʃen [singulär belegt]). Das Adj. iteniuwe – vom Schreiber meistens gegen die Vorlage durch ein anderes Lexem ersetzt – ist zweimal belegt, einmal als itnewer und einmal als jtnibes. In medialer Stellung findet sich in positioneller Beschränkung nach initialem ʃ neben der Leitgraphie i gelegentlich die Variante y, die der Schreiber ansonsten wie j auch für den Halbkonsonanten /j/ setzte842 (ʃich [234 Belege] gegen ʃych [3 Belege], ʃin bzw. Plural ʃinne und die Adjektivableitungen ʃinnelos bzw. ʃinneklich [21 Belege] gegen ʃynne [3 Belege], ʃite [33 Belege] gegen ʃyte [1 Beleg], ʃigmund [50 Belege] gegen ʃygmund [4 Belege], ʃindolt [5 Belege] gegen ʃyndolt [1 Beleg]). Daneben erscheint ʃtimme einmal als ʃtymme [1 von 5 Belegen]. Einen Ausnahmefall bildet das Personalpron. der 3.Sg.Fem. sowie der 3.Pl. Neutr., wo /i/ auch im Auslaut als y erscheint und dies in der Mehrheit der Belege (ʃy [1467 von 1531 Belegen], dazugenommen ʃys aus ʃy und es sowie ʃyen aus ʃy und Negationspartikel). In anlautender Position ist y nur zweimal belegt innerhalb des Pron. yr, das ansonsten neben der Leitgraphie i noch j aufweist (vgl. oben). Neben diesen typischen frnhd. Phänomenen treten folgende Besonderheiten auf:
Das Lexem mhd. ʃchif erscheint auch in der Nebenform mhd. ʃchef [5 von 31 Belegen].843 Dreimal ist /i/ als u wiedergegeben: 1) Der Mundschenk Sindolt ist einmal als ʃundolt belegt (sonst ʃindolt bzw. ʃyndolt, vgl. oben), wobei der Schreiber Eigennamen gerne variiert und somit die Form nur bedingt als Rundung (der Umlaut ist nicht bezeichnet, vgl. dazu Kapitel 5.1.1.b) zu interpretieren ist. 2) Das singulär vorkommende Substantiv mhd. gebirc ist als geburg verschriftlicht, dessen Umlaut ebenfalls nicht bezeichnet ist. Diese Variante zu gebirg ist in frnhd. Zeit „obd. […] stark in Gebrauch .844 3) Die Präposition hinz ist einmal als huntz belegt (sonst immer hintz), vermutlich Schreiberfehler Einmal ist das Personalpron. ich mit e belegt, was aufgrund der hohen Belegzahl von ich bzw. jch als Verschreibung gedeutet werden kann. Das Adv. ʃider erscheint in 12 von 15 Belegen in der diphthongierten Form ʃeyder bzw. ʃeider aus der Nebenform mhd. sîder und stellt demgemäß keinen Beleg für das Metaphonem /i/ dar. Die 1.Sg.Ind.Präs. von mhd. sehen ist einmal als siech belegt845
842 „Auch y besitzt schon seit dem 14. Jh. neben vokalischem einen konsonantischen Lautwert . Frnhd. Gr. ). , § , S. . Dieses wird als „drittes Zeichen f“r /i/, seltener für /j/ verwendet und „ findet sich vermehrt seit dem 14. Jh. bis ins 16. Jh. als freie Variante von i, j. Es erscheint “berwiegend medial […]. EBERT, § L 13, S. 43. 843 KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 74,1, S. 64) verzeichnete für das Schwäbische mhd. schif neben schëf […] auch in unsern denkmälern . 844 Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 65, Anm. 7, S. 105. 845 „Gedehntes i war obd. (hauptsächlich in geschlossener Silbe und einsilbigen Worten […] vor r […] und h (= χ schon frmhd. . Jh. > ie diphthongiert worden. Frnhd. Gr. I,1, § 72, Anm. 1, S. 130.
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Somit ergibt sich folgender Befund: /i/ ist – wie es für das obd. Gebiet gewöhnlich ist – hauptsächlich mit der Graphie i verschriftlicht, die entsprechend der frnhd. Schreibtradition in positioneller Beschränkung mit j und y variiert. Alle Formen, die eine andere Graphie zeigen, können anhand von Nebenformen, die wiederum ins Obd. weisen, oder Verschreibung (ech, huntz) erklärt werden.
b) mhd. /ü/ Das mhd. Metaphonem /ü/ wird vom Schreiber in klarer Distribution im Anlaut ausnahmslos als v̈ oder häufiger mit nicht bezeichnetem Umlaut als v verschriftlicht: v̈ bel [15 Belege] gegen vbel [25 Belege], v̈ ber [71 Belege] gegen vber [77 Belege],846 vnde847 [alle 4 Belege], vppikliche [singulär belegt]. In anderer Position ist dagegen die Graphie u dominierend, wobei der Umlaut hier noch weitaus seltener bezeichnet wird als in initialer Position. In den wenigen Fällen der Umlautbezeichnung verwendete der Schreiber zum einen die Graphie ü (die Tremata sind meist vertikal übergesetzt848), zum anderen u mit übergesetztem Akut (ú)849 ohne erkennbare Regelung, so dass sich für dasselbe Lexem bis zu drei Schreibweisen finden lassen, z.B. gürttel/gúrtel/ gurtel. Diese Konkurrenz der drei Varianten unterbleibt jedoch bei den meisten Lexemen, wo ausschließlich die Leitgraphie u erscheint, z.B. kunig, gelucke, prunne. Singulär setzte der Schreiber hůten für ansonsten hutten (Pl. zu mhd. hütte). Eine Besonderheit stellen die Subst. mhd. züge (Pl. zu mhd. zuc) und zühte (Pl. zu mhd. zuht, mit der adverbialen Ableitung zühteclîche) dar, die ausschließlich die Graphie ui aufweisen [16 Belege]. Hier liegt wortgebundene Festigkeit vor, wobei sich der sogenannte schwäb. /ui/-Diphthong gewöhnlich in Formen mit ursprünglich (ahd.) nichtumgelautetem /iu/-Diphthong findet (vgl. dazu Kapitel 5.1.7), wie z.B. zuicheʃt (2.Sg.Ind.Präs. von mhd. ziehen). Allerdings verzeichnete KAUFFMANN auch die Schreibung ui für etymologische Kürze /ü/ (z.B. huibscher, luitzel, zuicht), wie sie in diesen Fällen vorliegt.850 Zusammenfassend lässt sich aus den Belegen für /ü/ schließen, dass sich der Schreiber strikt an die frnhd. Gepflogenheit hielt, v bzw. v̈ im Anlaut zu verwenden,851 medial und im Auslaut dagegen u bzw. ü oder ú. Ebenso ist die fehlende Umlautbezeichnung für das Gesamtfrnhd. nicht ungewöhnlich, lediglich die Lexeme mit ui stellen ein signifikantes Merkmal dar, das in die schwäb. Region weist.
846 Dazu zählen auch alle Komposita wie z.B. mhd. übermuot, überwinden, überal, überreden, etc. 847 Die Belege gehören nur bedingt hierher, denn mhd. unde ist eine Nebenform zu mhd. ünde (nhd. Flut, Welle). 848 Dies gilt für die Umlautbezeichnungen aller Vokale und wird im Folgenden nicht mehr eigens angeführt. 849 „Neben den “bergeschriebenen beiden Punkten oder Strichen und dem “bergeschriebenen e werden in den Hss. (vor allem in den Urkunden) und Drucken des 14. und 15. Jhs. auch noch andere Indices gebraucht, so besonders (hauptsächlich beim Umlaut von u) der Akut (ú . Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. . 850 Vgl. KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § 87, S. 82. 851 Vgl. Frnhd. Gr. ). , § , S. „Das Zeichen v wird im Anlaut gewöhnlich auch für den Umlaut ü gebraucht (vbel, vber, vben […].
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c) mhd. /u/
Auch für mhd. /u/ gelten dieselben positionsabhängigen Distributionsregeln wie für /ü/, d.h. im Anlaut ausschließlich v, sonst u.852 Diese strenge Regelung zeigt sich besonders deutlich an Lexemen, die sowohl zusammengeschrieben als auch in getrennter Schreibweise belegt sind: dar vnder und dar vmb gegen darunder und darumb. Nur drei Belege ‚verstoßen‘ gegen die Regel: dar under, unde, uns. Der Schreiber gebrauchte außer v und u keine weiteren Graphien für mhd. /u/.
6.2.1.2. Die mittleren Kurzvokale mhd. /e/, /ε/, /ö/, /o/ a) mhd. /e/
Die Leitgraphie für den Primärumlaut /e/853 ist e. Daneben finden sich die Graphien ö und (mit nicht bezeichnetem Umlaut) o hauptsächlich in positioneller Beschränkung vor Liquid: behörn [singulär belegt], hobt [1 Beleg] gegen hebt [2 Belege] und heben [2 Belege], hold [57 Belege] bzw. höld [15 Belege] gegen held [173 Belege],854 hor [1 Beleg]/hörgeʃellen [1 Beleg] gegen her(es) [5 Belege]/hergeʃelle(n) [12 Belege], horbergen [1 Beleg]/hörberge [1 Beleg] gegen herberg(e) [21 Belege], Subst. hortte (Schulterblatt) [singulär belegt], Adj. hortten [1 Beleg] bzw. hört [1 Beleg] gegen hert(e) [9 Belege], wollen [26 Belege]/wöllen [6 Belege] gegen wellen [93 Belege], auʃerwöllten [1 Beleg] gegen auʃʃerwellte(n/r) [11 Belege].
Um die Mitte des 15. Jh.s sind diese gerundeten Formen vor allem in al. und schwäb. Hss. belegt855 (weniger in bair.) und gehen vermutlich auf eine lautliche Grundlage zurück.856 852 Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 14, S. 24f. „Schon die äfrnhd. Hss. und Drucke gebrauchen in der Regel v im Anlaut f“r Vokal […] und Konsonanten […], u aber im )nlaut. 853 Der Primärumlaut /e/ zu kurzem /a/, der auf die umlautbewirkende Funktion von /i, ī j/ in der Folgesilbe zuruckgeht und schon im Ahd. verschriftlicht wurde, zeichnet sich durch geschlossene Qualität aus und wird „auch im Frnhd. [vom] sekundäre[n] (erst mhd. erfolgte[n] Umlaut mit offnerer Qualität […] im wesentlichen voneinander geschieden . Frnhd. Gr. ). , § , S. . 854 Dazu zählen auch die Plural- und flektierten Formen helldes, hollde, höllden, etc., die nicht eigens aufgeführt werden. 855 Vgl. KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § , Anm. , S. : „Seit dem 14. Jh. begegnet ö für ẹ sehr häufig […]. Mit Angabe von Belegen, S. 51f. 856 Die „ungerundeten Vokale und Diphthonge e (ê), i, î, ei) [haben] schon seit dem Klmhd. öfter unter dem Einfluß gewisser umgebender Konsonanten Lippenrundung angenommen. […] Geschlossenes e […] wurde im Al. wenigstens seit dem Anfang des 13. Jhs. (vielleicht auch schon früher), schwäb. und ofr. seit Anfang und md. seit Mitte des 14. Jhs., bair wohl nicht später > ö nach w, vor Labialen, sch (= š) und l […]. Al. und schwäb. sind die oͤ -Formen schon im 14. und 15. Jh. sehr häufig (zwoͤlf, schwäb. oft auch woͤlch, woͤllen, erwoͤlen, al. woͤren, [mit ursprünglichem ë] schwoͤster; loͤwe [loͤb], froͤmd, hoͤben, oͤpfel, schoͤpffen, loͤffel, schoͤ ffel, al. kloͤpffen mhd. klepfen zu klapf; loͤschen, al. [mit ë] troͤschen dreschen; zoͤlen, schwäb auch die koͤlt, stoͤllen, gesoͤllen), dagegen sind sie ofr. noch beschränkt (woͤllen; froͤ md, der schoͤpfe,
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Zwei Lexeme sind mit der Graphie ä belegt: Zum einen die Pl.-form häuen [singulär belegt] zu dem Subst. mhd. haven (hier könnte die Schreibung auf etymologischem Ausgleich beruhen857), zum anderen das Subst. chämmenaten [1 Beleg] bzw. chämaten [1 Beleg], das auch singulär mit nicht bezeichnetem Umlaut als chamnoten belegt ist [gegen 7 Belege mit e], und ebenso etymologisch erklärt werden kann als Angleichung zu kamer oder aber auch über die Nebenform mhd. kamenâte. Auch die rivalisierenden Schreibungen ot/et [1 gegen 6 Belege] und ʃanfte/ʃenfte [16 gegen 7 Belege] sind über Nebenformen zu erklären.858 Damit verbleiben als Charakteristikum der schriftlichen Umsetzung von /e/ lediglich gerundete Formen mit ö/o, die sich positionsbedingt neben den regulären Formen mit der Leitgraphie e finden und im obd. Raum (allerdings weniger im Bair.) häufig belegt sind.
b) mhd. /ε/
Das sogenannte german. /ε/ weist im Gegensatz zum Primärumlaut /e/ ursprünglich eine offenere Qualität auf, fällt aber im Bair. schon an der Wende des 12./13. Jh.s mit dem Primärumlaut zusammen, während es sich im Schwäb. positionsabhängig zum überoffenen /ä/ (in geschlossener Tonsilbe) oder Diphthong /äǝ/ in offener Tonsilbe sowie vor Nasal zu /e/ entwickelt.859 Die Leitgraphie für /ε/ ist e. Drei Lexeme zeigen Schreibungen mit ö bzw. o: dögen [3 Belege]/dogen [3 Belege] gegen degen [257 Belege], verdorben [2 Belege] gegen verderbe(n/t) [4 Belege], döt [14 Belege]/dot [44 Belege] gegen det(e) [2 Belege] (mhd. tët(e), 3.Sg.Ind.Prät.860)
Hier unberücksichtigt ist hilffe [5 Belege] als Nebenform zu helffe [11 Belege]. Der Schreiber gebrauchte dieselben Graphien wie für den Primärumlaut, wobei die Rundungsschreibungen auf die „im Laufe des . Jhs. immer mehr zunehmende Vermischung der beiden Zeichenreihen [ö, œ, ü, iu und e, ê, i, î] zurückgeh[en], die „einerseits f“r die Labialvokale die Zeichen der ungerundeten […] und andererseits (hauptsächlich obd.) für ungerundete Vokale die für die gerundeten Vokale “blichen Zeichen 861 erscheinen lässt.
857
858 859 860 861
schoͤpfen neben meist schephen, loͤ ffel), bair. (zwoͤlf, woͤllen [beide aber meist -e-], und md. (zwolff; vromde und oft der schoppe) noch selten. Frnhd. Gr. I.1, § 66, S. 106f. Die „Vermischung der urspr“nglichen Qualitäten [der verschiedenen kurzen eLaute] (spätestens seit dem 14. Jh.) [ist] teilweise auch auf analogischem und etymologischem Weg vor sich gegangen, indem der Ausgleich der beiden Umlautsvokale (mhd. e und ä) innerhalb einer Formenkategorie bald zugunsten der geschlossenen bald der offenen Qualität stattfand (letzteres ist hauptsächlich bei den Plur. der Subst. […] der Fall. Frnhd. Gr. I.1, § 70, Anm. 3, S. 118. Vgl. HWB I, Sp. 515 und II, Sp. 880. Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 70, S. 118. Ferner ist das Lexem mhd. tët(e) auch einmal als dät belegt, was aber auf eine Verwechslung mit der Konj.Prät.-Form mhd. tæte zurückgeführt werden kann. Vgl. Frnhd. Gr. ). , § , S. . Ursache des Phänomens ist, dass die „labialisierten Vokale und Diphthonge [/ö, œ, “, ü:, iu/] auf dem ganzen hd. Gebiet mit Ausnahme des Hchal., Ofr., Nürnb. und Rip. schon seit der Mitte des 12. Jhs. und dann im
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c) mhd. /ö/
Die Leitgraphie für mhd. /ö/ ist o, d.h. der Schreiber bezeichnet den Umlaut in der Regel nicht, z.B. knopff (Pl.), locher, roche (Pl. zu mhd. rock). Nur sechs Belege mit Umlautsbezeichnung ö sind zu verzeichnen, die dreimal das Lexem möhte und dreimal das Lexem ʃölch betreffen. Es gibt sonst keinerlei Varianten.
d) mhd. /o/
Die Leitgraphie für mhd. /o/ ist o: z.B. betrogen, beuolhen, bogen, pote, doch, dort, ermordet, gloggen, gold, got, hold, horn, lobleich, mochten, morgen, oben, offen, ros, ʃorge, ʃtoltze, dochter, verlorn, vogel, wol, etc.
Gelegentlich finden sich lexemgebunden die Varianten a und u: a:
u:
Die Senkung von /o/ zu /a/ – ein typisch bair. Merkmal – zeigen durchgängig die Lexeme mhd. wonen [4 Belege: wan, want (2), wanten] und mhd. gewonheit [4 Belege: gewanheit] sowie mhd. ungewon [singulär belegt als vngewan].862 Nur jeweils ein Beleg findet sich für die vier Lexeme mhd. dorfte (darft), mhd. mohte (macht), mhd. noch (nach), mhd. vorchte (varcht), mhd. wolde (walt), wohingegen für mhd. ob viermal ab gegen die Leitform ob [56 Belege] steht. Das Part.Prät. zu mhd. nemen und vernemen ist in jeweils vier Belegen mit u zu finden (genumen [2 Belege], benumen [2 Beleg] gegen genomen bzw. benomen [52 Belege], vernumen [4 Belege] gegen vernomen [25 Belege] bzw. ohne Präfix nomen [1 Beleg]). Diese Formen, die sich in Analogie nach den starken Verben der Ablautklasse IIIa bildeten, sind im Frnhd. „neben der regelhaften Inflexion von o […] bis in das . Jh. hinein belegt.863 Während sie im 15. Jh. im Ostfränkischen ausschließlich verwendet werden, erscheinen sie in den anderen Regionen (außer im Elsässischen, wo die Zahl der Belege recht hoch ist) nur selten, wie im Bair., oder gar nicht (Westmd.).864 Auch das Verb mhd. komen weist im Part.Prät. gelegentlich die Graphie u auf, die aber auch in den Infinitiv kumen und in die 3.Pl.Präs. kument gedrungen ist. Nicht zu berücksichtigen sind hier die Formen ʃullen, die sich aus der Nebenform mhd. suln herleiten lassen.
weitren Verlaufe des Mhd. [begannen] durch Aufgabe der Lippenrundung in e, ê, i, î (ei , […] ie “berzugehen […]. )n der Schriftsprache kommt dies durch die im Laufe des 15. Jhs. immer mehr zunehmende Vermischung der beiden Zeichenreihen zum Ausdruck, indem einerseits für die Labialvokale die Zeichen der ungerundeten erscheinen […] und andererseits hauptsächlich obd. f“r ungerundete Vokale die f“r die gerundeten Vokale “blichen Zeichen gesetzt werden . Ebd. 862 „Bair. war o schon sehr früh vor r und Nasalen > offenem geworden, wodurch es mit mhd. a zusammenfiel […]. Manche äfrnhd. (ss. schreiben demgemäß sehr häufig a (z.B. das wart, gestarben, gewarben, warden geworden, ervarschet, gefadert gefordert, achs Ochse, tachter, […] , andere – besonders spätere – verwenden es nur beschränkt vor r und Nasal (wart, dart, wanen wohnen, gewan gewohnt . Frnhd. Gr. I.1, § 73.1, S. 133. 863 Gr. des Frnhd. IV: Flexion der starken und schwachen Verben, von Ulf DAMMERS, Walter HOFFMANN und Hans-Joachim SOLMS, hrsg. von Hugo MOSER, Hugo STOPP (†) und Werner BESCH, Heidelberg 1988, § 127, S. 384. 864 Ebd., S. . „Nach einem seltenen Schwanken einer neben o auch a und u im Part. )) zulassenden )nflexion in bairischen Texten noch im fr“hen . Jh. […], wird in bairischen und schwäbischen Hss. seit dem ausgehenden 15. Jh. und bis in die zweite Hälfte des 16. Jhs. die u-Variante häufig im Part. )) zugelassen.
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Singulär ist ö in hört (mhd. hort) belegt, ansonsten immer hort [15 Belege], so dass man von einer Verschreibung ausgehen kann. Die Formen ʃölich(e/r) [3 Belege] gegen ʃolich [28 Belege] erklären sich anhand der Nebenform mhd. sölch. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die lexemgebundene Variante u zur Leitgraphie o nur flexionsabhängig bei zwei starken Verben der Ablautreihe IV belegt ist, deren Niedrigfrequenz innerhalb der Gesamtbelege in den bair. Raum deutet. Ebenso ist das Phänomen der Senkung von /o/ zu /a/, das sich vor allem anhand des Lexems mhd. wonen zeigt, ein bair. Merkmal.
6.2.1.3. Die tiefen Kurzvokale mhd. /ä/, /a/ a) mhd. /ä/
Der Sekundärumlaut /ä/865 ist mit der Graphie ä, singulär á – auch mit unbezeichnetem Umlaut (a) – umgesetzt; daneben auch häufig die freie Variante e. Während einige Lexeme entweder ausschließlich ä bzw. a aufweisen (jäger/jägere [10 Belege] bzw. jager866 [3 Belege], däglichen [2 Belege] bzw. daglichen [3 Belege], träher [5 Belege]) oder ausschließlich e (Pl. gedencken [3 Belege] zu mhd. gedanke,867 kref(f)tiklich(en) [11 Belege], Sg./Pl. pferd(e) [7 Belege]),
wechseln bei den meisten Lexemen die beiden Varianten: härmein [1 Beleg] gegen hermine [1 Beleg] (mhd. härmîn), mägt [1 Beleg] bzw. magte [16 Belege] gegen megte [4 Belege]868 (mhd. mägede), mägedein [2 Belege]/magetein [6 Belege] gegen megetein [12 Belege] (mhd. mägedîn), ʃätel [5 Belege]/ʃátlen [1 Beleg] bzw. ʃatel [2 Belege] gegen ʃedle [1 Beleg],869 wägen [2 Belege] bzw. wagen [1 Beleg] gegen wegne [1 Beleg] (Pl. zu mhd. wagen),870 zäher [1 Beleg] gegen zehern [1 Beleg]. 865 Der Sekundärumlaut /ä/, der jüngere Umlaut von /a/, erscheint dort, wo der Primärumlaut positionsbedingt verhindert wurde (vor /xt/, /xs/, obd. auch vor einfachem h und /x/), in Formen, deren Umlautung von der zweitfolgenden Silbe verursacht wurde, vor den Suffixen -lîch und -lîn und selten auch vor folgendem ahd. /iu/ wie älliu als Nebenform zu alliu sowie in jüngeren etymologisch bedingten Neubildungen wie schämen, zämen, etc. Seine Wurzeln reichen bis ins Ahd. zurück, doch erst im Mhd., seit dem 12. Jh., wird er konsequent schriftlich umgesetzt, wobei er regional abhängig vom Primärumlaut unterschieden wird und zuerst in bair. Hss. als aͤ und æ belegt ist. Vgl. PAUL, § L 30, S. 89f. 866 Dazu zählt auch das singulär belegte Kompositum jagermaister. 867 „Einige alte a-Stämme haben im Plur. neben den unumgelauteten Formen wie die iDekl. ebenfalls den Umlaut angenommen; im 14./15. Jh. nimmt diese Erscheinung mehr und mehr zu. Es stehen nebeneinander gedanc – gedanke und gedänke, satel – satele und sätele, schalk – schalke und schälke, wagen – wagene und wägene […]. So bekommt der Umlaut in der deutschen, besonders dann in der nhd. Dekl. immer mehr die Funktion eines Bildemittels f“r den Plural. Karl WEINHOLD, Kleine mittelhochdeutsche Grammatik, fortgeführt von Gustav EHRISMANN, neu bearbeitet von Hugo MOSER, 18. verbesserte Auflage, Wien 1986, § 90, S. 59. 868 Nicht eigens angeführt, jedoch in die Belege eingerechnet, sind die flektierten Formen als auch Formen mit lenisiertem Dental. Dies gilt auch für mhd. mägedîn. 869 Vgl. Anm. 867. 870 Vgl. Anm. 867.
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Einen Sonderfall bildet das Lexem mhd. schädelîche, das in 3 von 6 Belegen die Graphie o zeigt gegen sonst ä. Der Befund zeigt, dass der Schreiber zwischen Primär- und Sekundärumlaut unterschied, indem er für letzteren sehr häufig die Graphien ä/a setzte, die für den Primärumlaut nur bei zwei Lexemen – wo sich zudem etymologisch eine aSchreibung rechtfertigen lässt – belegt sind. Diese schriftliche Kennzeichnung des Sekundärumlauts wird innerhalb des 15. Jh.s regional unterschiedlich umgesetzt: Während sie in den md. und ostfränk. Hss. fast gänzlich fehlt, in den al. nur selten belegt ist, wird sie in den bair. und schwäb. Hss. überwiegend durchgeführt.871
b) mhd. /a/ Die Leitgraphie für mhd. /a/ ist a: adel, achten, alle, bewarn, dagen, danck, daz, gantz, geʃchach, gewalt, hand, klagen, lachen, land, magt, man, nagel, nacht, pfaffen, pfand, ʃagen, ʃaz, ʃchade, ʃchaffen, ʃcham, ʃchatz, ʃtarck, ʃchwartz, tranck, vart, wachen, warnen, etc.
Nur drei Lexeme weisen von a abweichende Graphien auf: Zum einen ist e 872 und ä jeweils singulär belegt für das Lexem mhd. valte (st. Fem., Aufbewahrungsort für Kleider) im Dat.Sg. velte und im Dat.Pl. vällten. Zum anderen findet sich jeweils ein singulärer Beleg für die Graphien ö und o in positioneller Beschränkung vor Liquid: pölder als Komparativ des Adj.-Adverbs873 balde (im Positiv ausschließlich mit a belegt) und erʃcholte (3.Sg.Ind.Prät.). Einen Sonderfall bildet das Lexem mhd. tarnkappe, das singular als torkapp belegt ist. Will man es nicht als eigene – scherzhafte – Lesart des Schreibers deuten, so könnte Verdumpfung vorliegen. Wie die wenigen Belege für Varianten zeigen, ist die Leitgraphie a fast durchgängig umgesetzt. Die singulären Belege für e bzw. ä lassen sich nach dem etymologischen Prinzip als Umlaut zu /a/ deuten, die beiden verdumpften Formen
871 Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 70, S. 119–123 sowie EBERT, § L 12, S. 40f., hier S. : „)m . Jh. dominert aͤ gegenüber e in zahlreichen Texten im Bair. und Oschwäb. […], der konkurrierende Gebrauch setzt sich aber […] bis zum Ende des . Jhs. fort. 872 Das Präfix an(t)- ist singulär in der abgeschwächten Form ent- in entfange belegt, sonst immer mit a: angeseher, angesigen, anstrich, antlútze, antuang(e), antwurt(e/en). Nicht zu den Belegen mit e werden die Lexeme herte [13 Belege], sedel [11 Belege], schemel [1 Beleg] und wenne [3 Belege] gezählt, die als reguläre Nebenformen zu harte [90 Belege], satel [4 Belege], schamel [1 Beleg] und wanne [2 Belege] außer Acht gelassen werden können. Ebenso wird das Lexem wend (starkes Fem., Dat.Sg.) als Nebenform zu want nicht berücksichtigt. Zur Rundung von herte vgl. Kapitel 5.1.2.a. 873 Diese umgelautete Form erscheint merkwürdig, da man sie ohne Kontext als die gerundete Form des mhd. belder (Komparativ des Adj. balt) interpretieren würde. Der Textzusammenhang weist jedoch die Form eindeutig als Adj.-Adverb aus: daz sy dester pölder chamen v̈ ber der důnawe flůt (102r). „Da der Komp. des Adj.-Adv. im Ahd. mit dem Suffix -ōr, nie mit -ir gebildet wurde, hat die entsprechende mhd. Form keinen Umlaut. PAUL, § M 38, S. 208.
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mit o allerdings sind ein regional bedingtes Phänomen, das vor allem in bair. Hss. zu finden ist.874
6.2.1.4. Die hohen Langvokale mhd. /i ̄/, /ǖ/, /ū / a) mhd. /i ̄/
Der Langvokal mhd. /ī/ erscheint diphthongiert bis auf geringe Reste, die folgende Lexeme betreffen: mhd. lîp [1 von 206 Belegen], mhd. nîgen [2 von 2 Belegen], mhd. mîn [1 von 382 Belegen875], mhd. nît [1 von 9 Belegen], mhd. sît (nhd. später) [3 von 78 Belegen], mhd. sî (1./3.Sg.Konj.Präs. von sîn) [1 von 67 Belegen], mhd. vlîzen [singulär belegt]876, mhd. wîcgewant [singulär belegt], mhd. wîp [9 von 228 Belegen], mhd. itewîzen [singulär belegt], mhd. wîzet [1 von 4 Belegen], mhd. wît [2 von 50 Belegen].
Die Leitgraphie ist ei.877 Daneben findet sich häufig die Variante ey878 (eÿ nur singulär in ʃeÿt879 und weÿp), die nur bei ʃey880 [67 Belege881] und bey [209 Belege] wortgebundene Festigkeit erreicht,882 sonst in freier Konkurrenz zu ei steht: beyten [4 von 8 Belegen883], drey [27 von 38 Belegen], dreyʃʃig884 [3 von 24 Belegen], eylen [7 von 13 Belegen], geyʃel [5 von 12 Belegen], greys [2 von 3 Belegen], meyden [1 von 4
874 „Mhd. a blieb nur im Hchal. als wesentlich reines und im Schwäb. als überoffenes (überweites) a erhalten. Im Bair. war es dagegen schon Ende des 12. Jhs. spontan in offenes ǫ übergegangen und auch im Ndal. hatte es seit dem 13./14. Jh. eine Verdumpfung zu stark geschlossenem ạ erfahren; nürnb., ofr. und größtenteils md. (am wenigsten mfr. und pfälz.) war ein Übergang > ǫ wohl um dieselbe Zeit (mfr. schon im 12. Jh.) durchgehend bloß bei gedehntem a, bei kurzgebliebenem nur durch Ausgleich innerhalb des Paradigmas erfolgt. […] Bair. sind deshalb äfrnhd. neben der gewöhnlichen Beibehaltung des a, die in sorgfältigen Hss. fast ganz herrscht, Schreibungen mit o (besonders in Urkunden) vor allem vor Nasalen und Liquiden ziemlich häufig. Frnhd. Gr. ). , § , S. . 875 Die Beleganzahl umfasst nur die unflektierte Form, die flektierten Formen sind durchgängig diphthongiert, drei Belege zeigen Verwechslung mit dem Substantiv mhd. minne. 876 Das Substantiv vlîz erscheint im Gegensatz zum Verb durchgehend diphthongiert. 877 „Die neuen Diphthonge , und werden graphisch meist von den alten Diphthongen , , unterschieden. PAUL, § L 17, S. 75. Dies gilt zumindest für den obd. Raum. 878 „Als Schreibung ohne jeden Lautwert wird es entsprechend dem Gebrauch von y […] neben ei im 14. Jh. (nachdem es schon im 12. und 13. Jh. vorkommt) häufig [angewandt] und steht ganz regellos in jeder Stellung. Frnhd. Gr. ). , § , S. . 879 Hierbei handelt es sich um die 2.Pl.Ind.Präs. von mhd. sîn. 880 Ebenso ist die 1./3.Pl.Konj.Präs. seyen nur mit ey belegt, sofern das Lexem zweisilbig ist; bei Einsilbigkeit immer sein. 881 Dazu ist die singulär belegte nicht diphthongierte Form nicht gezählt. 882 Nicht dazu gezählt werden die nur singulär belegten Lexeme beweysen, eysnin, heyrat, vermeyde sowie aufgrund der geringen Belegzahl weyslich(en) [3 Belege] und kurtzweyle [5 Belege]. 883 Zu den acht Belegen zählt auch der singuläre Beleg mit ai. 884 Dagegen dreizehen [alle 2 Belege].
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Belegen], preyʃen [1 von 2 Belegen885], reyten [11 von 109 Belegen], ʃeyde [10 von 17 Belegen], ʃeyt [12 von 194 Belegen]886, ʃeyte [1 von 7 Belegen], ʃpeyʃe [4 von 13 Belegen], ʃtreyt bzw. ʃtreyten [10 von 91 Belegen], vleys [7 von 31 Belegen], vrey [2 von 4 Belegen], weyt [4 von 50 Belegen], weys [5 von 17 Belegen], zweyfel [1 von 4 Belegen], weygant [1 von 2 Belegen], weyʃen [13 von 18 Belegen].887
Vereinzelt tritt die Graphie ai auf,888 die sonst regelmäßig für den ‚alten‘ Diphthong /ei/ verwendet wird:889 baitent [1 von 8 Belegen], enbaiʃʃen [1 von 1 Beleg], hainat [1 von 12 Belegen], laidet [1 von 8 Belegen], pfay [1 Beleg], ʃtraiten [1 von 92 Belegen], waiʃʃen [2 von 6 Belegen].
Einen Sonderfall nimmt mhd. wîlent ein, das der Schreiber stets als wielat oder wielant wiedergab. Der Befund zeigt, dass der Schreiber die Diphthongierung von /ī/ weitestgehend konsequent umsetzte. Nicht diphthongierte Formen zeigen sich nur vereinzelt, wobei sie bei den betroffenen Lexemen (außer mhd. nîgen) die Ausnahmen zu den regulär diphthongierten Formen bilden. Die Diphthongierung der hohen Langvokale, die bekanntermaßen einen regionalgebunden unterschiedlich einsetzenden und verlaufenden Prozess darstellt, ist um die Mitte des 15. Jh.s im gesamten bair. und ostfrk. Sprachgebiet durchgeführt, nicht jedoch im Schwäbischen: „Auffallend […] ist die Resistenz des schwäbischen Gebietes westlich des Lechs, auch noch in der 2. Hälfte des 15. Jhs. Die Diphthonge sind hier auf ihrem Weg nach Westen offensichtlich nur langsam und z. T. erst im 16. Jh. durchgedrungen. […] Augsburg nimmt eine Sonderstellung ein insofern, als sich hier die diphthongierenden und nicht diphthongierenden Gebiete verzahnen. 890
885 Das Substantiv ist immer preis. 886 Der Schreiber differenziert hier nicht zwischen Verb (3.Pl.Präs. von mhd. sîn), Konjunktion und Adverb, so dass auch die Anzahl der Belege alle drei Lexeme miteinschließt. 887 Alle Belege sind in der unflektierten Form angeführt. 888 „Ganz isolierte ai (z.B. noch in bair. Drucken des 17. Jhs.) sind als reine Schreib- und Druckversehen zu betrachten. Frnhd. Gr. ). , § , S. . 889 Vgl. EBERT, § L , S. : „ai […] dient im Obd. bis ins . Jh. – mit unterschiedlicher und insgesamt zeitlich (im Verlauf des Frnhd.) und räumlich (außerhalb des bair. Kerngebietes) abnehmender Konsequenz – zur graphischen Wiedergabe des mhd. /Ɛe/ im Unterschied zur Kennzeichnung des neuen (aus mhd. /i:/ entstandenen) Diphthongs /ae/ durch die e-Graphien (ei etc. . 890 Werner BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert. Studien zur Erforschung der spätmittelhochdeutschen Schreibdialekte und zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache (Bibliotheca Germanica II), München 1967. S. 75f. Kaj B. LINDGREN belegte in seiner Untersuchung zur nhd. Diphthongierung bis 1500, dass im Innerschwäb. bis Mitte des 15. Jh.s nur vereinzelt Diphthonge auftreten, im schwäb.-al. Grenzgebiet diese völlig fehlen. Zur Sonderstellung von Augsburg bemerkte er: „Dass sich am Lech eine so markante Dialektgrenze abzeichnet, ist recht überraschend, wenn wir berücksichtigen, dass gerade an dieser Grenze die mittelalterliche Grosstadt Augsburg liegt. Oben liess sich feststellen, dass in der Stadtmundart sowohl bairische als auch schwäbische Züge nebeneinander auftreten, dass also dort Einflüsse von beiden Seiten zusammengeströmt sind. Auf Grund dessen hätte man erwarten können, dass Augsburg für die Diphthonge ein Einfallstor ins Schwäbische bildete und einen starken Strahlungsherd für die
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Kaj B. LINDGREN belegte, dass in Augsburg „die Diphthongierung um 1290 in den Urkunden gerade einsetzte und spätestens um die Mitte des 15. Jhs. durchgef“hrt war , wobei „der Durchbruch der Diphthongierung […] in die erste (älfte des 15. Jhs. fällt ,891 was BESCH im Wesentlichen bestätigte, jedoch für die Mitte des 15. Jh.s noch resthafte i-Schreibungen verzeichnete.892
b) mhd. /ū /
Der Langvokal mhd. /ū / schließt den Umlaut des ahd. Langvokals /ū / und des ahd. Diphthongs /iu/ mit ein, nicht jedoch den nichtumgelauteten ahd. Diphthong /iu/,893 der gesondert behandelt wird (vgl. Kap. 5.1.7). Grund dieser Differenzierung ist die regional unterschiedliche Entwicklung des ahd. Diphthongs, der im Md., Al. und Ostfränk. schon in mhd. Zeit mit /ū / zusammengefallen ist, nicht aber im Bair. und Schwäb. Hier war /iu/ bereits noch gegen Ende der ahd. Zeit zu /üu/ übergegangen, das sich im Bair. zu /oi/ weiterentwickelte, ebenso im Schwäb. positionsbeschränkt vor Nasal, in anderer Stellung zu /ui/.894 Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Schreibsprache: „Dementsprechend geben bair. (ss. des . und der ersten (älfte des . Jhs. umgelautetes iu wie die aus ǖ, öu und eu enstandenen Diphthonge […] mehr oder minder regelmäßig durch aͤu (ëu […] wieder […], während sie nichtumgelautetes iu davon streng durch die feste Schreibung eu (ew unterscheiden […]. Die schwäb. Schriftsprache aber bringt den Unterschied dadurch zum Ausdruck, daß die Hss. des 14. und 15. Jhs. für umgelautetes iu durchaus ü (uͤ , u) und diphthongiert (gerade umgekehrt wie im Bair.) eu gebrauchen […], dagegen f“r das nichtumgelautete sehr häufig daneben das mundartliche ui […]. 895
Auch der Schreiber der Nibelungen-Hs. b differenzierte zwischen ahd. Diphthong /iu/ und dem Langvokal /ū /, indem er ersteren vorwiegend als ew, letz-
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Neuerungen darstellte. Das ist aber nicht der Fall, sondern die Dialektgrenze bleibt bestehen: die neuen Diphthonge dringen zwar sehr früh in die Stadtmundart ein, aber sie strahlen während des folgenden Jahrhunderts von dort nur sehr zögernd ins Land hinaus. Die Ausbreitung der nhd. Diphthongierung bis Annales Academiae scientiarum fennicae 123,2), Helsinki 1961, S. 37. Ebd., S. 34f. „Nach Lindgren […] ist die Unsicherheit spätestens um die Mitte des . Jhs. beseitigt, sind die Diphthonge in Augsburg voll durchgedrungen. Folgt man ihm in diesem zeitlichen Ansatz, so sind die resthaften i in den dortigen Handschriften eventuell von den alemannischen? Vorlagen her zu erklären. BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, S. 76. LINDGREN verzeichnete aber auch in den von ihm untersuchten Augsburger Texten, die um 1445 bis 1460 datiert sind, noch bis zu 20 % nicht diphthongierte Formen (vgl. LINDGREN, S. 34f.). „Der Diphthong iu war im Bair., Schwäb., Nürnb. und auch in Teilen des Hchal. (so in Bern) und Ofr., in welchen Gebieten er nicht wie anderwärts schon an sich mit dem Umlaut von û (bzw. diesem selbst) zusammengefallen war [….], durch ein folgendes i > ǖ umgelautet worden, wodurch Zusammenfall mit dem Umlaut von û erfolgte. Unterblieben ist dieser Umlaut vor w, r (z.T. auch g) und in der . .Sg.)nd.Präs. der . starken Verbalklasse durch Angleichung an die .Sg. Frnhd. Gr. I.1, § 63, S. 101. Vgl. auch Victor MICHELS, Mittelhochdeutsche Grammatik, 5. Auflage, hrsg. von Hugo STOPP (Germanische Bibliothek. Neue Folge 1. Reihe: Grammatiken), Heidelberg 1979, § 67e, S. 71. Vgl. EBERT, § L 29, S. 60 und Frnhd. Gr. I.1, § 82, S. 209. Frnhd. Gr. I.1, § 82, S. 209f.
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teren als eu schriftlich umsetzte, wobei sich allerdings schon Tendenzen zu einer Vermischung der beiden Graphien zeigen. Die am häufigsten belegte Variante für mhd. /ū / ist eu, d.h. der mhd. Langvokal erscheint vorwiegend diphthongiert. Daneben weisen vier Belege die freie Variante au auf:896 dauchtens897 [1 Beleg] gegen deucht(e) [2 Belege] (Konj.Prät. von mhd. dünken), paul [singulär belegt] (mhd. biule), grauʃlich [1 von 2 Belegen, wobei der zweite Beleg Entrundung aufweist, vgl. unten].
In drei Belegen findet sich die Digraphie eü: deütʃchen [singulär belegt], heünen [1 Beleg] gegen heunen [3 Belege] (die anderen Belege mit monographischer Schreibung), leüte [1 von 61 Belegen, sonst lewte bzw. leẅte].
Die Graphien ew und eẅ,898 die der Schreiber regulär für den ahd. Diphthong /iu/ gebrauchte, finden sich bei folgenden Lexemen: lewt(e) [49 Belege], leẅt(e) [11 Belege] (hier liegt wortgebundene Festigkeit vor899), lewttent (3.Pl.Ind.Präs. von mhd. liuten) [singulär belegt], newn [3 Belege] gegen neun [2 Belege], trewten [3 Belege: trewteʃt, trewtet, getrewtet] gegen dreuten [1 Beleg].
Drei Belege zeigen Entrundung:900 greylich901, peitelein [singulär belegt = mhd. biutelîn] und pleig [singulär belegt, mhd. bliuc]. Monographische Schreibung u bzw. mit bezeichnetem Umlaut ü oder ú902 weisen folgende Lexeme auf: 896 Die geringe Anzahl der au-Schreibungen erklärte MOSER (Frnhd. Gr. I.1, § 82, Anm. , S. so: „zu der bair. Scheidung aͤu : eu konnten sich bei dem späten Eintritt der Diphthongierung im Schwäb. nur ganz geringe Ansätze in Augsburg bilden. Die bair. Hss. des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jh.s setzen für umgelautetes /iu/ aͤu, für nichtumgelautetes dagegen eu (Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 82, S. 209). 897 Hier könnte auch eine Verwechslung mit dem Indikativ (mhd. dûhten si) vorliegen. 898 „Die Schreibungen mit Index über dem w zur Kenntlichmachung seines vokalischen Charakters kommen öfter in Hss. des 14./15. Jhs. und zuweilen noch in Drucken bis Ende des . Jhs. vor. Frnhd. Gr. ). , § , S. 33. 899 Der singuläre Beleg mit eü könnte auch ein Schreiberversehen sein. 900 Die entrundeten Formen kommen vor allem im Bair. vor, basierend auf /oi/ (dagegen schwäb. /ui/ . Vgl. Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. : „Eine Nachwirkung des mundartlichen Unterschieds [zwischen dem Bair. und Schwäb.] ist es auch, wenn die entrundete Schreibung ei regelmäßig bloß für umgelautetes iu gebraucht wird […]. 901 Vgl. Anm. 861. 902 Auch BOHNENBERGER (Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert, S. 102f.) und FUJII verzeichneten für Augsburger Hss. neben digraphischen Schreibungen die Monographen ü und u: „Unsere Augsburger Schreiber setzen einerseits verschiedene Digraphe ein: eẅ, eu, eú, eü, und äw. Andererseits ist das Monograph ü bei Hätzler die am häufigsten erscheinende Graphie. Layder verwendet sogar keine anderen Zeichen als ü. Auch im Belial G. M“lich kommen die Monographe ü und u verhältnismäßig oft vor. Akihiko FUJII, Günther Zainers druckersprachliche Leistung. Untersuchungen zur Augsburger Druckersprache im 15. Jahrhundert (Studia Augustana 15), Tübingen 2007, S. 135.
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hunen [70 Belege], hünen [10 Belege], húnen [6 Belege] gegen diphthongierte Formen [4 Belege]; hüte(n) [2 Belege], húten [1 Beleg] (Pl. und Dat.Sg. von mhd. hût); crutze [1 Beleg] gegen kreutze [1 Beleg]; ruche [singulär belegt] (mhd. riuhe).
Nicht berücksichtigt sind die Eigennamen mhd. Liudegast und Liudegêr, die der Schreiber überwiegend mit der Graphie u wiedergab, singulär lwdiger903 sowie růzzen (Nebenform mhd. rûzen zum Pl. riuze des Subst. rûz = nhd. Russe904).
c) mhd. /ū/
Der Langvokal mhd. /ū / ist weitestgehend konsequent diphthongiert, Leitgraphie ist au: z.B. auf, aus, auʃʃerwellten, dauʃent, hauʃe, kaum, laucht, laut, mauren, praut, raumen, ʃaumten, ʃtrauchet, traut.
Für vier Lexeme ist neben au auch aw belegt: trawen [14 Belege] gegen trauen [1 Beleg], trawrig [1 Beleg] gegen traurig [20 Belege], trawte (Subst.) [1 Beleg] gegen traute [5 Belege], trawtinne [1 Beleg] gegen trautinne [8 Belege]. Die hohe Belegzahl der aw-Graphie in trawen geht darauf zurück, dass diese Schreibung positionsbeschränkt vor w bereits im Mhd. als graphische Verkürzung gebräuchlich war und im Frnhd. ganz allgemein regulär wurde.905 Nur selten ist monographische Schreibung u belegt:906 hut [singulär belegt], kume [1 Beleg] gegen kaum [8 Belege], rumen [1 Beleg] gegen raumen [15 Belege], vielleicht Verwechslung mit mhd. rüemen907, truten (Verb) [2 Belege] gegen trauten [13 Belege], vz/vzzer908 [6 Belege] gegen aus [131 Belege], 903 Außer als Konsonant wird w seit dem 14. Jh. sowohl in- als auch auslautend als Vokal u verwendet. Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 15, S. 26. 904 Vgl. HWB II, Sp. 560. 905 Vgl. Frnhd. Gr. ). , § , S. : „)n den Fällen, wo den Diphthongen au, äu, eu, ou, öu ursprünglich ein w folgte […], sind diese schon im Mhd. als graphische Verk“rzung gebräuchlichen) Schreibungen (bawen, schawen, hawen, saw, fraw; […] während des ganzen Frnhd. allgemein Regel. Aber auch in andern Fällen, von hier aus […] übertragen, (maw(e)r(en), trawrig, haws, brawt, awf, aws, glawb, bawm, awch […] erscheinen sie nicht nur in den Hss. des 14. und 15. Jhs. sondern auch in vielen Drucken des 16. und 17. Jhs. häufig neben den meist aber (besonders später) gewöhnlichern au, aͤu, eu […]. 906 Unberücksichtigt ist der zweimalige Beleg trůt, der auf Reimzwang (hůt bzw. blůt) basiert. Auch nicht angeführt ist das aus dem Französischen entlehnte mhd. bûhurt, das zweimal diphthongiert als bauhart belegt ist, sonst immer buhurt [11 Belege]. 907 daz wir ane schande rumen Praunhillden land (fol. 23r). 908 Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 77, Anm. 5, S. 160: „Einige Worte machen auch später eine Ausnahme von der allgemeinen Diphthongierung […]. Meist ist eine frühzeitige Kürzung des langen Vokals die Ursache […]. KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § , : „)n einzelnen fällen scheint mhd. ū durch u vertreten zu sein: […] in den ableitungen von mhd. ūz aus […], indem […] ūz […] sich in pro- oder enclitischer stellung zu […] uz schon sehr früh verkürzt [hat], und auf diese verkürzten formen sind die […] nicht diphthongierten zur“ckzuf“hren. Die Form vß wird in den Hss. (ausgenommen den bair.) bis ins 16. Jh. gebraucht. Auch in den Augsbur-
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der Eigenname prunhilt gegen praunhild [7 zu 97 Belegen].
Jeweils singulär sind a in cam (mhd. kûme, nhd. kaum) belegt, das auf Verschreibung zurückgehen wird (sonst kaum bzw. kume, vgl. oben), und ou in our (mhd. ûr, nhd. Auerochse).
6.2.1.5. Die mittleren Langvokale mhd. /ē/, /ȫ/, /ō / a) mhd. /ē/ Leitgraphie für mhd. /ē / ist e (z.B. cle, ere, erʃt, ger, herlich, kert, lert, mert, ʃchne, ʃele, ʃere, verkert, wenig), die zur Kennzeichnung des Langvokals selten auch verdoppelt als ee erscheint (ee [2 von 135 Belegen], ergee [1 von 7 Belegen], ʃee [1 von 9 Belegen], wee [1 von 28 Belegen]), eine Praxis, die bis in die ahd. Zeit zurückgeht, im Mhd. kurzzeitig außer Gebrauch kam, sich später aber „an der Wende des 14./15. Jhs. bereits verhältnismäßig oft [findet und] am Ausgang des 15. Jhs. besonders im Obd. schon eine ziemliche Ausdehung erreicht hat .909 Die beiden Eigennamen mhd. Gîselhêr und Gunthêr weisen recht häufig die Graphie ö bzw. o auf.
b) mhd. /ȫ/
Leitgraphie für mhd. /ō / ist o, d.h. der Umlaut wird in der Regel nicht bezeichnet. Umlautbezeichnende Graphien ö und ó sind nur in etwa ¼ aller Belege zu finden: z.B. böʃen/boʃen [1 zu 7 Belegen], hóchʃten/hochʃten [1 zu 5 Belegen], hören/ horen [10 zu 26 Belegen], frölichen(frólichen)/frolichen [28(1) zu 25 Belegen], etc.
Singulär zeigen zwei Belege des Lexems mhd. mœre Entrundung: mere.
c) mhd. /ō/ Die Leitgraphie für mhd. /ō / ist o: z.B. prot, groʃʃe, hohe, horte, chrone, kos, not, oren, roren, roʃenvarber, ʃchos, ʃo, ʃtos, tod, troʃt, verlos, fro, zoch, etc.
Daneben ist die Graphie a jeweils singulär für die Lexeme mhd. lôn910, rôt911, schôn (Adverb), schônte (3.Sg.Ind.Prät.) belegt, die sonst immer die Leitgraphie aufweisen, so dass es sich um Verschreibungen handeln könnte. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass im Bair. „während des 14. und 15. Jh. die ger Hss. des 15. Jh.s ist diese Form belegt. Vgl. BOHNENBERGER (Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert, § 63, S. 93), FUJII (Günther Zainers druckersprachliche Leistung, S. 127, 131f.) und GLASER in ihrem Vergleich zweier Augsburger Hss. aus dem 15. Jh. (Elvira GLASER, Schreibsysteme zweier Augsburger Handschriften des 15. Jahrhunderts, in: Studien zum Frühneuhochdeutschen. Emil Skála zum 60. Geburtstag am 20. November 1988, hrsg. von Peter WIESINGER (GAG 476), Göppingen 1988, S. 113–129, hier S. 124). 909 Frnhd. Gr. I.1, § 7, S. 16. 910 Eine Verwechslung mit mhd. lân ist auszuschließen: nun lan im got sprach gunthör daz er den dienst sein so williklich enpeütet (fol. 77v). 911 Auch hier kann eine Verwechslung mit mhd. rât ausgeschlossen werden: von lieben augenplicken ward seifrids varbe rat (fol. 38v).
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Schreibung a […] durch den Zusammenfall von mhd. â und ô in letzterm Laut […] veranlaßt wurde ,912 womit es sich auch um hyperkorrekte Schreibungen handeln könnte. Unberücksichtigt bleibt das Adv. mhd. dô, das sich bereits im 14. Jh. mit mhd. dâ vermischt hat und sowohl temporal als auch lokal eingesetzt werden konnte, wobei der Schreiber überwiegend die Form da verwendete.913
6.2.1.6. Die tiefen Langvokale mhd. /ǟ/, /ā/ a) mhd. /ǟ/ Für mhd. /ǟ/ sind die freien Varianten e und ä belegt, wobei die letztere etwa genauso oft mit unbezeichnetem Umlaut als a erscheint, seltener mit darübergesetztem Akut zu finden ist (á).914 Diese Graphien konkurrieren innerhalb der meisten mehrfach belegten Lexeme bzw. Morpheme: prechte, prächte, prachte; enperen (Inf.), enpär (1.Sg.Ind.Präs.); geb, gäb, gáb; geberde, gepärde, gebard; gelege, gelage; genedig, genadiklichen, genädiklichen; jemerlich, jamerlich, jämerlichen; lere, läre; maʃʃlichen, vnmeʃʃiklichen, pflege, pfläge, pflag; ʃelde(n), ʃällde(n); ʃtete, ʃtäte, ʃtate; wege, wäge.
Überwiegend oder ausschließlich e weisen mhd. mære [198 von 199 Belegen], spæhe [6 von 7 Belegen], swære/beswæret [18 von 19 Belegen/7 von 8 Belegen], wænen [47 von 53 Belegen], wære(n) [209 von 211 Belegen] und wærlîche [alle 33 Belege] auf.915 Umgekehrt sind dagegen viele Lexeme auch (fast) ausschließlich mit a-Schreibungen (a, ä, á) belegt916: gewaffen [3 Belege], gräuvin(ne) [7 Belege], gráuinne [1 Beleg], grauinne [9 Belege] gegen greffine [1 Beleg]; chäme(n) [5 Belege], chäme [1 Beleg], cham(e/en) [8 Belege], nächʃte(n) [2 Belege], náchʃten [1 Beleg], nachʃten [4 Belege]; nä(t/ten) [3 Belege], genat [1 Beleg]; entnäme [1 Beleg], nam(e/en) [11 Belege] gegen neme [1 Beleg]; ráte [1 Beleg], rate [3 Belege] (Pl. zu mhd. rât), gerat [1 Beleg]; (ge)ʃähe(n) [7 Belege], ʃáhe [2 Belege], geʃah(e) [2 Belege] gegen geʃehe [1 Beleg]; drate(n) [3 Belege] gegen trete [1 Beleg]; ʃälig [2 Belege], ʃálig [1 Beleg]; beʃäʃʃe/ʃáʃʃe [jeweils singulär belegt]; däte(n) [15 Belege], daten [1 Beleg], dáte(n) [3 Belege]; (ge)wäte [6 Belege], wate/gewat [16 Belege] gegen wete [1 Beleg]; gezämen [2 Belege], zäme [2 Belege] bzw. zame [4 Belege].
b) mhd. /ā/
Die Leitgraphie für mhd. /ā / ist a: z.B. abend, an, paten, pracht, da, dachten, drate, gabe, genade, gra, graue, har, jamer, jar, lagen, mal, nach, pflagen, ʃahen, ʃazzen, ʃprachen, ʃtraffen, ʃchwaben, frage, wan, waren. 912 Frnhd. Gr. I.1, § 78, S. 167. 913 Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 75, Anm. 6, S. 147. 914 „Die am häufigsten verwendeten Zeichen zur Wiedergabe von /æ:/ im Frnhd. sind e und – zunächst nur im Bair., Schwäb. und Hchalem. – aͤ und ä. EBERT, § L 20, S. 52. 915 Nur singulär belegt ist die Konj.Prät.-Form geneʃen. 916 Nur singulär belegt sind die Konj.Prät.-Formen pát, geʃchähe, jähe, ʃprache, verhäle sowie die Subst. geläʃʃe und häle und das Adj. gahes.
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Daneben findet sich wortgebunden bei den beiden Wurzelverben mhd. gân und stân sowie den kontrahierten Verben mhd. hân und lân des Öfteren die Digraphie au im Infinitiv, in der 3.Pl.Präs. sowie in der 1.Sg.Präs.: gaun (Inf.) [28 Belege], gaund (3.Pl.Ind.Präs.) [4 Belege] gegen gan [209 Belege917]; ʃtaun (Inf.) [2 Belege] gegen ʃtan [246 Belege918]; haun (Inf., 1.Sg./3.Pl.Präs.) [3 Belege], haund (3.Pl.Präs.) [7 Belege] gegen han [417 Belege919]; laun (Inf.) [11 Belege], laund (3.Pl.Präs.) [1 Beleg] gegen lan [161 Belege920].
Auch zur vollen Form mhd. lâzen finden sich zwei Belege: lauʃʃ (1.Sg.Konj.Präs.) [1 Beleg], lauʃʃe (3.Sg.Konj.Präs.) [1 Beleg] gegen laʃʃen [96 Belege].
Diese auf einen Lautwandel von /a:/ zu /ao/ basierende schwäbische Diphthongierung921 ist schriftlich seit der 2. Hälfte des 13. Jh.s im Ostal. und Schwäb. belegt922 und „in den schwäb. Denkmälern und Urkunden des 14. und 15. Jhs. wird dieses charakteristische au […] ganz gewöhnlich gebraucht .923 So weisen auch frnhd. Augsburger Handschriften regelmäßig die Digraphie au auf,924 „die Kanzlei Augsburgs hat das dialektische au im . und . Jh. sehr häufig […]. Von den Augsburger drucken haben nur die ältesten noch au vor .925 Die beiden Wurzelverben mhd. gân und stân sind auch vereinzelt – vor allem in Konj.- und Imp.-Formen – mit der Graphie e belegt: mhd. gân:
ge (3.Sg.Konj.Präs. und 1.Pl.Konj.Präs.926) [5 Belege], zerge (3.Sg.Konj. Präs.) [1 Beleg], get (Imp.Pl. und 3.Sg.Ind.Präs.) [4 Belege], gent (3.Pl.Konj. Präs.) [1 Beleg], gende (Part.Präs.) [1 Beleg],
917 Die Belege umfassen alle Flexionsformen (hauptsächlich Inf., selten 1./3.Pl.Präs. und singulär Part.Prät. gan [141 Belege]; Inf. und singulär 3.Konj.Präs. ergan [23 Belege]; Inf. zergan [3 Belege]; 3.Sg.Präs. gat [21 Belege] bzw. begat [1 Beleg] und ergat [2 Belege]; Part.Prät. gegan [15 Belege] bzw. began [3 Belege]). 918 Folgende Formen sind belegt: Inf. und selten 1.Sg./3.Pl.Präs. ʃtan [111 Belege], Inf. abgeʃtan; 3.Pl.Präs. ʃtant [3 Belege]; Inf., Part.Prät. und 1.Sg.Präs. beʃtan [65 Belege]; Inf. und singulär Part.Prät. geʃtan [7 Belege]; Inf. vnderʃtan [7 Belege]; Inf. und singulär 3.Pl.Präs. verʃtan [9 Belege]; 3.Sg.Präs. und singulär Imp.Pl. ʃtat [40 Belege]; 3.Sg.Präs. beʃtat [4 Belege]. 919 Die Graphie a ist im Inf., 1.Sg./1.Pl.Präs. han [229 Belege], 2.Sg.Präs. haʃt [20 Belege], 3.Sg.Präs. hat [160 Belege], 3.Pl.Präs. hand [6 Belege], Inf. gehan [2 Belege] belegt. Die Prät.-Formen werden mit e gebildet (hett, hete, heten etc.), die 2.Pl.Präs. nach der vollen Form haben. 920 Die Belege setzen sich folgendermaßen zusammen: Inf. lan [59 Belege]; 3.Sg./ 2.Pl.Präs. und Imp.Pl. lat [78 Belege]; 3.Sg.Präs. erlat/verlat [jeweils singulär belegt]; Part.Prät. gelan [5 Belege] bzw. erlan [1 Beleg]; Inf. und Part.Prät. verlan [9 Belege] und Imp.Sg. la [7 Belege]. 921 Vgl. dazu Frnhd. Gr. I.1, § 75, S. 145, BOHNENBERGER, Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert, § 12, S. 23–27, KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § 60, S. 44f. 922 Vgl. PAUL, § L 37, S. 96. 923 Frnhd. Gr. I.1, § 75, S. 145. 924 Belege bei KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § 61, Anm. 5, S. 47f. 925 Virgil MOSER, Historisch-grammatische Einführung in die frühneuhochdeutschen Schriftdialekte, Hildesheim/New York 1971 (Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Halle 1909), § 57, S. 126. 926 Zum Ausfall der Flexionsendung -n in der 1.Pl. vgl. Anm. 1002.
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mhd. stân:
beʃten (3.Pl.Konj.Präs.) [1 Beleg], ʃte (3.Sg.Konj.Präs./ 1.Pl.Konj.Präs.) [2 Belege], ʃtet (Imp.Pl.) [1 Beleg], ʃtende (Part.Präs.) [1 Beleg].
Nicht berücksichtigt ist die Nebenform quele zu mhd. quâle. Die Graphie o ist singulär in veruon belegt, was entweder auf einen Schreiberfehler zurückgeht oder eine im Bair. und Schwäb. gewöhnliche positionsbeschränkte Schreibung darstellt.927 Der Befund zeigt, dass der Schreiber die Leitgraphie a weitestgehend konsequent umsetzte. Dialektale Züge, die ins Schwäb. weisen, zeigen sich lediglich wortgebunden an der Digraphie au und eventuell auch noch an der singulär belegten – und damit nur sehr bedingt aussagekräftigen – Form veruon.
6.2.1.7. Der hohe Diphthong ahd. /iu/ Eine Differenzierung zwischen dem ahd. Diphthong /iu/ und dem mhd. Langvokal /ū / ist daran erkennbar, dass der Schreiber unterschiedliche Graphien bevorzugte. Während er für mhd. /ū / überwiegend eu setzte (vgl. Kapitel 5.1.4.b), verschriftlichte er Lexeme, die im Hauptton auf den ahd. Diphthong /iu/ zurückgehen, hauptsächlich mit ew bzw. eẅ.928 Ausschließliche Schreibung ew/eẅ weisen folgende Lexeme auf: ew/eẅ (in allen Flexionsformen), newe/newlichen, ʃteẅre, tewre, trewe/treẅe (auch alle Ableitungen davon).
Die Graphien eu/eü sind für folgende Lexeme belegt: (en)peut (1./3.Sg.Ind.Präs. von mhd. bieten) [3 Belege] gegen (en)pewt [6 Belege]; dreuzehen [1 Beleg] gegen drew [5 Belege] euch [137 Belege], eüch [6 Belege] gegen ewch [28 Belege]; heut(e) [3 Belege] gegen hewt [25 Belege]; keus (1.Sg.Ind.Präs. von mhd. kiesen) [2 Belege], keüs [1 Beleg]; gereüen (Inf.) [1 Beleg] gegen rewen (in allen Flexionsformen) [11 Belege] und reẅen [3 Belege]; deufel [1 Beleg] gegen dewfel [9 Belege]; verleuʃt (3.Sg.Ind.Präs. von mhd. verliesen) [1 Beleg] gegen verlews (1.Sg.Ind.Präs.) [1 Beleg]; freunt [4 Belege] gegen frewnt [8 Belege], wobei die restlichen Belege monographische Schreibung aufweisen (vgl. unten); 927 „Schreibungen mit o (etc.) anstelle von mhd. langem â finden sich nahezu im gesamten hd. Sprachgebiet, bes. im Bair., Ndalem., Böhm., Ofrk. und im gesamten Md., von Beginn des Frnhd. an […]. )m Ndalem. sind o-Schreibungen dominant […]. Erst gegen Ende des 16. Jhs beschränken sich o-Schreibungen hier auf die Stellung vor Nasal, wie dies im Bair. bereits seit dem . Jh. der Fall ist. […] )m Schwäb., wo /a:/ wohl zu /ao/ diphthongiert […] und dann im größten Teil des Gebietes wieder zu /o:/ monophthongiert wurde, erscheint o häufiger erst seit dem 16. Jh. – allerdings zunächst beschränkt auf pränasale Stellen […]. EBERT, § 22, S. 54f. Dagegen verzeichnete KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 61,2, Anm. 1, S. 46) im Schwäbischen schon für das 15. Jh. zahlreiche Schreibungen mit o vor Nasal. 928 Da der Schreiber nicht zwischen den rein vokalischen Stämmen (z.B. mhd. viur, stiur) und den w-Stämmen (z.B. triuwe, niuwe) unterschied, werden diese zusammen behandelt.
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feur [18 Belege], feür [2 Belege].
Der schwäb. Diphthong /ui/ erscheint lexemgebunden in erzuigen, gezuige, zuicheʃt und singulär in chuiset (3.Sg.Ind.Präs.). Singulär ist üi in enlüige belegt. Monographische Schreibung ü bzw. ú und u (mit nicht bezeichnetem Umlaut) zeigt sich in folgenden Lexemen: (en)püt (1./3.Sg.Ind.Präs.) [2 Belege], enput [1 Beleg] gegen dipthongierte Formen [9 Belege]; entʃchlüʃʃ (Imp.Sg. von mhd. entsliezen) [singulär belegt]; frünt [9 Belege], frunt [143 Belege] gegen frewnt/freunt [12 Belege]; genüst (3.Sg.Ind.Präs. von mhd. geniezen) [singulär belegt].
Der Artikel bzw. das Relativ-/Demonstrativpron. mhd. diu erscheint in 47 von 2036 Belegen in der diphthongierten Form dew, die im Obd. noch bis zur Mitte des 15. Jh.s belegt ist.929 Dagegen ist das Personalpron. mhd. siu ausschließlich als ʃi/ʃy930 belegt, ebenso das Interrogativpron. zwiu als zwe. Das mhd. Subst. urliuge ist zweimal belegt und erscheint als vrlauge, abgeleitet von der Nebenform mhd. urlouge (vgl. Kapitel 5.1.9.c). Die Schreibungen jtnibes für mhd. iteniuwe [1 von 2 Belegen, der zweite itnewer] und nieban für mhd. niuwan [1 Beleg, der Schreiber setzte sonst stets nun wann] lassen sich über ihre jeweiligen Nebenformen itniwe931 und niwan932 erklären. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die Graphien eu/eü neben ew/eẅ am häufigsten belegt sind. Die Formen mit ui und der monographischen Schreibung ü/u weisen ins Schwäb.,933 wo „das mundartliche ui [auch als] als ü erscheint,934 wie es gleichfalls für Augsburg belegt ist.935 Die Belege zu mhd. vriunt als frünt bzw. frunt gehen dagegen auf eine frühzeitige Kürzung des Langvokals zurück, die im Gesamtfrnhd. stattgefunden hat.936 929 Vgl. EBERT, § M 68, S. 219. 930 „Beim Fem. ist die flexivische Unterscheidung von Nom. siu und Akk. si/sie/sî schon in mhd. Zeit nicht mehr gänzlich erhalten; es kommt zum Ausgleich sowohl des Akk. als auch häufiger des Nom. […]. Entsprechend ist sie in Nom./Akk. seit Beginn des Frnhd. dominierend. […] )m Nom./Akk.Pl. ist die mhd. frequentielle Genusunterscheidung (Mask./Fem. sie/si/sî, Neutr. vorwiegend siu […] schon zu Beginn des Frnhd. aufgehoben: neben vorwiegendem und genusübergreifendem si […] erscheint das neutr. siu auch in Mask./Fem. […]. EBERT, § M 63, S. 213f. 931 Vgl. HWB I, Sp. 1462. 932 Vgl. HWB II, Sp. 91. 933 Vgl. KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § , S. : „Das gemeinschwäb. hat mhd. iu teils […] bewahrt, teils aber abweichend zu ui oder u entwickelt. (ier auch Belege aus Ostschwaben, S. f. Ebenso verzeichnete FUJII (Günther Zainers druckersprachliche Leistung, S. 135) in Augsburger Hss. des 15. Jh.s f“r „nichtumgelautetes /iu/ ui ([er] beʃluiʃʃet, [es] buit, drui, [es] fluicht, fuir, [es] genuißt, ʃtuir, tuifel, [er] verluißet, zuigen, zuihen . 934 Frnhd. Gr. I.1, § 82, Anm. 7, S. 211. 935 Vgl. BOHNENBERGER, Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert, § 87, S. 119 und GLASER, Graphische Studien zum Schreibsprachwandel, § 75, S. 115. 936 Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 50, Anm. 5, S. 81. Auch GLASER (vgl. Anm. 935) verzeichnete für mhd. vriunt häufig die Graphie ü, die sie innerhalb der Chronik von 1483 als ausschließliche Graphie f“r das Lexem vorfand und auf „starke Wortbindung verwies.
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6.2.1.8. Die fallenden Diphthonge mhd. /ie/, /üe/, /uo/ a) mhd. /ie/
Die Leitgraphie für den Diphthong mhd. /ie/, der im Obd. seine Qualität erhalten hat,937 ist die Digraphie ie. Monographische Schreibung weisen nur wenige Lexeme auf:938 enbitent [1 Beleg] und verbiten [1 Beleg] gegen bieten [25 Belege939], lichte (Adj.) [1 Beleg] und licht [Subst.] gegen liecht [65 Belege940], ni [1 Beleg] gegen nie [134 Belege], ninder(t) [5 Belege] gegen niendert [4 Belege], riten [1 Beleg] gegen rieten/riet/geriet [29 Belege] (vermutlich Verwechslung mit Prät.form von mhd. rîten941), ʃchir [1 Beleg] gegen ʃchier(e/ʃte) [50 Belege], fridel [alle 4 Belege].
Während innerhalb dieser Lexeme die Graphie i meist die Ausnahme zur regulären digraphischen Schreibung darstellt, ist sie für mhd. vriedel ausschließlich belegt, was auf eine Kürzung der Tonsilbe hindeutet.942 Ebenso weist mhd. niendert auffallend viele monographische Belege auf, hier allerdings ist als Ursache die schon in mhd. Zeit belegte Nebenform nindert anzunehmen.943 In initialer Stellung verwendete der Schreiber meist die Digraphie ye, seltener je (niemals ie), wobei y und j sowohl einen konsonantischen als auch einen vokalischen Wert bezeichnen können, hier aber wie auch für mhd. /i/ zur Verschriftlichung des Vokals dienen:944 ye [72 Belege], ye doch [2 Belege] gegen je doch [2 Belege], yeman(ds/t/tz/t) [63 Belege], yen(d)ert [6 Belege], yegliche (in allen Flexionsformen) [19 Belege] gegen jegleich [1 Beleg], yetweder(s) [7 Belege] gegen jetweder [1 Beleg], yetzo [1 Beleg].
937 „)m gesamten Obd. mit Ausnahme des Nbair. […] sind mhd. ie, uo, üe in ihrer ursprünglichen diphthongischen Gestalt erhalten geblieben. Frnhd. Gr. ). , § , S. 190. 938 Nicht berücksichtigt sind hier die Lexeme mhd. iemer und niemer, die stets in den Nebenformen mhd. immer bzw. nimmer belegt sind und unter Kapitel 5.1.1.a behandelt wurden. 939 Die Belege umfassen alle Flexionsformen von mhd. bieten. 940 Die Belege beinhalten sowohl das Adj. in allen Flexionsformen als auch das Subst. 941 Im Kontext rieten die Freunde dem Hunnenkönig Etzel, dass er um Kriemhild werben solle. Jedoch kann die Textstelle ohne den weiteren Kontext auch so gelesen werden, dass die Freunde Etzels zur Witwe Kriemhild ritten: do riten sein frunde in der burgonde lant zu ainer stoltzen witwen die waz fraw kriemhilt genant (fol. 74r). 942 „)n einigen Worten ist obd. ie infolge von (z. T. schon mhd.) Zusammenziehung und Verkürzung oder Abschwächung lautgesetzlich > i geworden. Frnhd. Gr. ). , § , Anm. 2, S. 194. 943 Vgl. HWB II, Sp. 77. 944 „Das Adv. je und die von ihm abgeleiteten Pron. und Adv. (jeder, jeglich, jeman(d), jedoch, jetz [-o, -t] haben ihre ursprüngliche Aussprache (trotz der gewöhnlichen Schreibung mit j […] auf dem gesamten hd. Gebiet während der ganzen frnhd. Zeit durchgehend bewahrt (d. h. die Aussprache ist im Obd. diphthongisches iǝ, im Md. und den übrigen Monophthonggebieten langes ī . Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. 207.
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Singulär ist die Digraphie ye auch medial in tyer belegt, wobei das Lexem in weiteren 10 Belegen die Leitgraphie ie aufweist. Die Graphie e findet sich zweimal belegt, zum einen in ʃchmelen (mhd. smielen), was sich durch Schreiberflüchtigkeit – das Vergessen einer Haste – erklären könnte, zum anderen in ret (im Vergleich mit den anderen Nibelungen-Hss. müsste es 3.Sg.Ind.Prät. zu mhd. râten sein), wobei es sich hier wohl wahrscheinlicher um die kontrahierte Form des Lexems redete handelt und der Beleg damit herausfällt.945 Singulär ist die Graphie u belegt in der hyperkorrekten Form mut (mit unbezeichnetem Umlaut, mhd. miete).946 Nicht berücksichtigt ist das Personalpron. mhd. sie aufgrund der schwachbetonten Nebenform mhd. si.947
b) mhd. /üe/
Die am häufigsten belegte Variante für mhd. /üe/ ist u, d.h. der Schreiber unterschied nicht zwischen dem Diphthong /üe/ und dem Monophthong /ü/. Dies ist nicht ungewöhnlich, denn von „den äfrnhd. (ss. und Drucken machen vielfach auch diejenigen, welche uo mehr oder minder streng bezeichnen, eine nur ganz ungenügende oder gar keine graphische Unterscheidung zwischen üe und ü .948 Nur zum Teil (in weniger als der Hälfte der Belege) findet sich der Umlaut bezeichnet und als ü (selten gegen die Gewohnheit – zwei vertikal übergesetzte Punkte – mit zwei horizontal übergesetzten Punkten) oder ú wiedergegeben: z.B. hütten [5 Belege], hútten [3 Belege] neben hutten [11 Belege]; küne [14 Belege], chúne [3 Belege] neben kune [69 Belege]. Die Graphie ů ist für das Lexem mhd. vüeze dreimal belegt (sonst füʃʃe(n) [2 Belege], fúʃʃe(n) [10 Belege], fuʃʃen [3 Belege]), außerdem erscheint die Konj.Prät.Form von mhd. müezen einmal als můʃt im Sg. und einmal im Pl. als můʃten, was auf Verwechslung mit dem Indikativ zurückgehen könnte. Ferner ist die Graphie im Eigennamen růdiger belegt, den der Schreiber auch in den Variationen mit ü und u wiedergibt. Singulär ist die Graphie ou in gebouʃʃe (mhd. gebüeze) belegt.
c) mhd. /uo/
Für mhd. /uo/ gebrauchte der Schreiber überwiegend die Graphie ů, die „in den al. und meist auch schwäb. Hss. seit Beginn des Frnhd. das durchaus herrschen-
945 Nur positionsbeschränkt vor Nasal sind „ie, uo, üe im Bair. […] und Schwäb. […] > eɐ (ẹǝ), oɐ (oǝ), öɐ (öǝ) übergegangen. Diese Diphthonge werden äfrnhd. vor allem schwäb. nicht eben selten unter Vernachlässigung des zweiten Bestandteils durch e […] zum Ausdruck gebracht . Frnhd. Gr. I.1, § 81, Anm. 6, S. 195. 946 „Mhd. ie scheint nur bei eingetretener Verkürzung > i im 13. Jh. vor Nasal > ü gerundet worden zu sein […], al. und besonders md. sehr häufig, schwäb. und ofr. seltner im . und . Jh. Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. . Dagegen hat üe ohne Positionsbeschränkung Entrundung erfahren. Vgl. Anm. 861. 947 Vgl. PAUL, § M 41, S. 213f. 948 Frnhd. Gr. I.1, § 81, S.192f.
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de Zeichen ist, während dagegen „ue […] in den bair. (ss. und Urkunden bereits seit dem 15. Jh. die […] herrschende Schreibung des Diphthongs bildet.949 Daneben findet sich aber sehr oft als freie Variante die Graphie u ohne ein diakritisches Zeichen, was dem Schreibusus im Schwäb. und Bair. entspricht: „uo wird vielfach in bair. und schwäb. (viel seltner auch in al.) Hss. des 14. und 15. Jhs. infolge von Schreibernachlässigkeit nicht konsequent durch ein besonderes Zeichen, sondern teilweise auch durch bloßes u wiedergegeben .950
Gelegentlich sind auch die Graphien ü und ú belegt, die der Schreiber sonst vor allem zur Umlautbezeichnung des Kurz- und Langvokals /u, û/ benutzte,951 wobei auffiel, dass er dafür auch selten umgekehrt die Graphie ů heranzog. Das lässt auf eine lautliche Nähe zwischen dem Umlaut /ü/ bzw. /ū / und dem Diphthong /uo/ schließen, die darauf zurückzuführen ist, dass „der zweite Bestandteil des Diphthongs eine leichte Abschwächung (> ǝ, ɐ) erfuhr: „bair. trat diese schon frmhd. vielleicht schon ahd. , schwäb. und ndal. wohl erst spmhd. […] ein .952 Während die schwäb. Hss. an der traditionellen Schreibung ů festhalten, dominieren in den bair. Hss. die Graphien ue und u>, die der Schreiber überhaupt nicht verwendete; die Graphien ü und ú werden allerdings sowohl im Schwäb. als auch im Bair. gebraucht.953 Die vier Graphien ů, u, ü, ú sind oftmals für dasselbe Lexem belegt, z.B.: genůg [71 Belege], genug [8 Belege], genüg [1 Beleg], genúg [1 Beleg]; grůʃte [2 Belege], gruʃʃte [2 Belege], grüʃʃten [1 Beleg], grúʃʃten [1 Beleg];954 hůb [30 Belege], hub [8 Belege], hüb [1 Beleg], húb [2 Belege]; můs [26 Belege], mus [25 Belege], müs [1 Beleg], mús [1 Beleg].
Etwa die Hälfte der mehrfach belegten Lexeme weist jedoch ausschließlich die Graphie ů im Wechsel mit u auf: plůmen/plumen [1 gegen 3 Belege], plůt/plute [42 gegen 20 Belege955], grůs/grus [3 gegen 3 Belege], hůben/huben [4 gegen 5 Belege], hůte/hute (Subst./Verb) [8 gegen 3 Belege], můter/muter [18 gegen 9 Belege], flůt/flut [14 gegen 3 Belege], etc. 949 Frnhd. Gr. I.1, § 25, S. 36f. Vgl. auch EBERT, § L , S. : „)m Schwäb. / Alem. ist ů von Beginn des Frnhd. an dominant und hält sich hier bis ins 17. Jh. Im Bair. dominiert seit dem 15. Jh. ue, das hingegen im Schwäb. und Ostfrk selten belegt ist. Dem Zeichen ue liegt hier möglicherweise eine veränderte Lautung des Diphthongs /ue/ zugrunde. 950 Frnhd. Gr. I.1, § 81, S. 190. 951 Daneben auch für den ahd. Diphthong /iu/ (vgl. Kapitel 5.1.7) und den Diphthong /üe/ (vgl. Kapitel 5.1.8.b). 952 Frnhd. Gr. I.1, § 81, S. 190. 953 BOHNENBERGER Zur Geschichte der schwabischen Mundart im XV. Jahrhundert, § , S. vermerkte: „Den Diphthong sollen weiter ausdrucken die mancherlei )ndices u, uͤ , ủ, ú . Dazu auch BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, S. : „)n den Augsburger (ss. sowie in den bairischen Texten […] überwiegt noch die diphthongische Wiedergabe, sei es in Form von ů, uͤ […]. Einfaches u tritt daneben immer wieder auf, z. T. auch ü. 954 Hier könnten die Belege mit ü, ú, eventuell auch u, auf die im älteren Frnhd. einsetzende Aufhebung des Rückumlauts bei den ehemaligen ahd. -jan-Verben zurückzuführen sein, die im Obd. schon in der Mitte des 14. Jh.s einsetzte. Vgl. Gr. des Frnhd. IV, § 160, S. 495.
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Singulär ist die Graphie ẘ in rẘe [1 von 15 Belegen] belegt. Die Graphie a findet sich aufgrund analogischen Ausgleichs zweimal belegt in den Prät.-Formen ʃtanden und vnderʃtanden, wobei das Lexem in den anderen 75 Belegen mit dem der mhd. Ablautreihe VI gewöhnlichen Wurzelvokal /uo/ (stets u) erscheint.956
6.2.1.9. Die steigenden Diphthonge mhd. /ei/, /öu/, /ou/ a) mhd. /ei/
Die Leitgraphie für mhd. /ei/ ist ai957 in Abgrenzung von dem jüngeren aus mhd. /î/ entstandenen Diphthong, den der Schreiber in digraphischer Schreibung überwiegend mit ei wiedergab.958 Diese für das Bair. und Schwäb. charakteristische Schreibung geht bis in die mhd. Zeit zurück, als sich der erste Bestandteil des Diphthongs /ei/ durch Öffnung zu /ai/ entwickelte. „Die diesem Lautwandel entsprechende, f“r die bair. und schwäb. besonders oschwäb.) Schriftsprache schon im Verlaufe des Mhd. typisch werdende Schreibung ai im Gegensatz zur Schreibung ei für den aus î entstandenen jungen Diphthong […] reicht in ihrer festen (schwäb. allerdings nie ganz erreichten) Durchführung bis in die zweite (älfte des . Jhs. […]. ai für mhd. ei wird in den bair. Hss. und Urkunden des 14. und 15. Jhs. regelrecht durchgeführt […]. Auf schwäb. Boden wird die Schreibung ai äfrnhd. in Augsburg am konsequentesten durchgef“hrt […]. Die wschwäb. Denkmäler und Urkunden zeigen von Anfang an neben gewöhnlichem ai auch ei (einige aber auch immer ai . 959
Neben der Leitgraphie ai verwendete der Schreiber gelegentlich die freie Variante ay:960 bayde(n/r)/baid(e/en/er) [3 gegen 106 Belege], beraytten/beraitten [1 gegen 14 Belege], brayt/prait(en) [1 gegen 31 Belege], aylften/ailf [jeweils singulär belegt], ayd(e/en)/ aid(e/en) [8 gegen 9 Belege], hayʃʃ/haiʃʃ bzw. hais [1 gegen 44 Belege961], kayʃer [singulär belegt], layd-/laid- [2 gegen 271 Belege962], mayen/maie [jeweils singulär belegt], rays bzw. rayʃe/rais bzw. raiʃe [11 gegen 34 Belege], taylen/tailen [2 gegen 7 Belege], getaylet/ getailet [1 gegen 2 Belege], frayʃliche/fraiʃlich(e/en/er/es) [1 gegen 10 Belege], ways/wais (1./3.Sg.Ind.Prät.) [1 gegen 26 Belege], zway(er)/zwai(er) [11 gegen 2 Belege].
955 Die Belege umfassen das Verb, Subst. und Adj. in allen Flexionsformen. 956 EBERT, § M , S. : „Die Flexion des Prät. von stehen erfolgt im Rahmen der Lexeme der mhd. Klasse VI: stuond-. Die im Nhd. normierte Flexion stand- kommt im Frnhd. nur selten vor, vor handelt es sich um ‚zufällige Entgleisungen‘ […]. 957 Der Diphthong bleibt im Obd. erhalten, während er im Md., Ostfränk. und Nürnbergischen monophthongiert wurde. Vgl. Frnhd. Gr. I.1, § 79, S. 178 und EBERT, § L 27, S. 57f. 958 Vgl. Kapitel 5.1.4.a. 959 Frnhd. Gr. I.1, § 79, S. 168f. 960 „Die Schreibungen ay, aͤy usw. werden als […] bedeutungslose Varianten […] vom . und besonders vom . Jh. an bis zum Ende des Frnhd. […] verwandt. Frnhd. Gr. I.1, § 19, Anm. 2, S. 31. 961 Die Belege umfassen das Verb mhd. heizen in allen Flexionsformen. 962 Die Belege umfassen Verb (1./3.Sg.Ind.Prät. von mhd. lîden), Subst., Adj. und Adv.
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Die eigentlich dem aus mhd. /ī/ entstandenen ‚neuen‘ Diphthong vorbehaltene Graphie ei bzw. ey findet sich für folgende Lexeme belegt: ein(e/en) (Art./Numerale) [6 von 614 Belegen], eyʃlicher [singulär belegt], eide [1 von 18 Belegen], gemeit [1 von 46 Belegen], gereitte [1 von 5 Belegen], leich [singulär belegt], leinten [1 von 8 Belegen], leiden (Subst.)/vnleideliche [5 von 278 Belegen], meinlichen [1 von 3 Belegen], meiʃt [1 von 7 Belegen], gereit [1 von 57 Belegen], ʃeine (Adj.) [singulär belegt], (vn)verdeit (Kontraktion aus mhd. (un)verdaget) [4 von 6 Belegen], vermeit [singulär belegt], weigerlichen [singulär belegt], verweiʃet/verweyʃe(nt/t)/weyʃen [4 Belege].
Das Lexem mhd. beide ist viermal [von 115 Gesamtbelegen] als bede belegt, eine besonders im Bair. verwendete kontrahierte Form.963 Die Graphie ä bzw. á ist bei drei Lexemen belegt: im Part.Prät. gewägert zu mhd. weigern [singulär belegt] und innerhalb der kontrahierten Formen säte (= mhd. seite aus sagete) [1 von 2 Belegen] und drát bzw. trát (= mhd. treit aus traget) [2 von 8 Belegen]. Diese monographischen Schreibungen gehen darauf zurück, dass sich „ai […] sowohl im Bair. wie im Schwäb. schon fr“h lautlich weiterentwickelt [hat:] In der höhern städtischen Ma. wurde ai […] schon seit mhd. Zeit . Jh. monophthongiert als überoffenes ạ gesprochen: […] dies erscheint schriftsprachlich nur sehr beschränkt als a […] oder […] etwas häufiger als aͤ .964
b) mhd. /öu/
Eine führende Graphie bzw. Variante ist aufgrund der wenigen Belege und der stark variierenden Graphien für mhd. /öu/ nicht zu bestimmen. Neben den Graphien ew/eẅ und eu, die der Schreiber auch für den ‚neuen‘, aus mhd. /ū / entstandenen Diphthong gebrauchte, treten die Schreibungen äw/aw hinzu, die vor allem wieder für das Bair. und Schwäb. typisch sind:965
963 „)n be(e)de neben beide, von denen ersteres gerade obd. (vor allem bair.) und nürnb. noch während des ganzen Frnhd. sehr häufig und auch ofr. noch im 17. Jh. in Gebrauch ist, […] beruht das ê auf schon alter ahd. Kontraktion. Frnhd. Gr. ). , § 79, Anm. 25, S. 185. 964 Frnhd. Gr. I.1, § 79, Anm. 6, S. 171f. 965 Auch der Diphthong mhd. /öu/ erfuhr im Bair./Schwäb. eine Öffnung des ersten Bestandteils (vgl. Frnhd. Gr. I.1, § , S. . Dementsprechend ist „öu […] in den bair. Hss. offenbar schon zu Beginn des Frnhd. ganz durch eu, aͤu […] verdrängt; letzteres ist entsprechend der lautlichen Entwicklung bereits im 14./15. Jh. das herrschende Zeichen, doch verwenden noch Hss. vom Ende des 15. Jhs. auch nur eu, das auch in den spätern (ss. nicht ausstirbt. […] Auf schwäb. Gebiet sind zwar der Augsburger Kanzlei eu, aͤu ebenfalls schon bei Beginn des Frnhd. bekannt, verdrängen aber oͤu erst in der ersten Hälfte des 15. Jhs. und erst in ihrer zweiten ist dann hier aͤu zu allgemeiner (errschaft gelangt . Frnhd. Gr. ). , § , S. . Dazu auch EBERT, § L , S. : „e-/ä-Varianten vs. o-Variante: Von Beginn des Frnhd. an sind im Bair. die e-/ä-Varianten dominierend. Im Oschwäb. (Augsburger Kanzlei) verdrängen sie die o-Graphie im 15. Jh., im Wschwäb. im 16. Jh. in den Hss. und Urkunden; […] die ä-Graphien [sind] auf das Bair. begrenzt […]. Dort dominieren sie im . Jh. in (ss. […] )m Schwäb. ist die ä-Variante bereits im 14. Jh. bekannt, die eVariante dominiert aber bis ins . Jh.
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geʃtreut [1 Beleg], freud(en) [2 Belege], frewd-966 [47 Belege], freẅden [1 Beleg], freẅdenloʃer [1 Beleg], frewen [1 Beleg], frewt(en) [12 Belege], gefrewet [1 Beleg], (vnge-)freut [2 Belege], frawten [1 Beleg], fräwten [1 Beleg].
Singulär treten die Graphien ou (getrout [1 Beleg]) und oy auf; letztere ist für das Lehnwort mhd. flöute und dem davon abgeleiteten Verb belegt: floyden [1 Beleg], floyturen [1 Beleg].967 Vereinzelt sind die monographischen Schreibungen ä, á und singulär e belegt, die wiederum ins Bair./Schwäb. weisen:968 dráen [1 Beleg], fräte [1 Beleg], frä [1 Beleg], zäen [singulär belegt].
c) mhd. /ou/
Die Leitgraphie für mhd. /ou/ ist au. Daneben findet sich positionsbeschränkt die Graphie aw, die nur bei Lexemen zu finden ist, wo im Mhd. auf den Diphthong ein w folgte:969 frawe [399 Belege], ge-/verplawen [2 Belege], geraw [2 Belege gegen 1], haw [1 gegen 25 Belege], schawen [3 gegen 19 Belege]. Die monographischen Schreibungen a und weit weniger häufig o (dazu Anm. 968) sind des Öfteren belegt: a: gelaben [1 von 18 Belegen], habet [10 von 32 Belegen], lagen/ lagnot/verlagnen [5 von 12 Belegen], ach970 [5 von 398 Belegen], rach [singulär belegt], ʃame(/r/re)971 [5 von 6 Belegen], ʃam- [5 Belege972], ʃtaben [1 von 7 Belegen], tagen/dagenlichen [2
966 Die Belege umfassen das Subst. frewd(e/en) sowie die Adj. frewdelosen und frewdenreich(e). 967 „Das Zeichen für den Diphthong /öü/ findet sich in Entlehnungen aus dem Frz. neben , z.B. in vloite, ‚Flöte‘ […] . PAUL, § L 47, S. 105. 968 Frnhd. Gr. I.1, § 79, Anm. 9, S. 172f.: „Auch ou, öu erfuhren Veränderungen. Im Bair. wurden sie bereits mhd. (12./13. Jh.) vor Labialen und ch > überoffenem monophthongiert: dieser Wandel zeigt sich schriftsprachlich als a oder […] als aͤ, e verhältnismäßig häufig in Hss. vom 14.– .Jh. […] Schwäb. wurden ou, öu schon vor ihrer Wandlung vor m > ō , ȫ (ē), oschwäb. außerdem später (jedenfalls schon im 15. Jh.) au, äu vielfach (vor Labialen?) > ā, ǟ und dann weiter ebenfalls ō , ȫ (ē). In den wschwäb. Hss. des 14. und 15. Jhs. findet sich nun sehr häufig o bzw. oͤ […], die Augsburger Hss. haben zunächst gleichfalls o, oͤ, in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. jedoch dann regelmäßig a (auch aͤ), aͤ (e) (z. B. zam, hapt, laffen oder der traͤmb, aͤch; die paͤm, die traͤmb, glaͤbig, leff . Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. : „Formen mit Verkürzung des aͤu > aͤ durch den folgenden Labial […] finden sich sehr häufig in bair. (ss. und Drucken bis ins zweite Viertel des . Jhs. […]; auch in Augsburg erscheinen diese nicht selten in Hss. des 15. Jhs. (fraͤd fraͤen, straͤen . An Augsburger Belegen (vor allem aus dem Liederbuch der Hätzlerin) führte KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 95,2, Anm. ohne Nr., S. 96) u.a. folgende Formen an: erfrät, fräden, fräen, dräwen. FUJII (Günther Zainers druckersprachliche Leistung, S. vermerkte, dass „in den Wörtern ‚vröude‘ oder ‚vröuwen‘ […] die Graphie ä (bzw. ae, äe am häufigsten gesetzt [wurde] . 969 Vgl. Anm. 905. 970 Die Form ach verzeichnete auch FUJII häufig für Augsburger Hss. des 15. Jh.s (Günther Zainers druckersprachliche Leistung, S. 137). 971 Mhd. soume bzw. soumære (nhd. Lastpferd/e). 972 Die Belege umfassen das Verb mhd. soumen (ʃamen, aufgeʃamet) als auch das Subst. mhd. soum (capelʃame, ʃamʃchreinen).
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von 20 Belegen], getramet [1 von 5 Belegen], zame (Subst.)973/zamte (Verb) [4 von 8 Belegen]. o: poge [1 von 8 Belegen], enowe [singulär belegt], ʃchlof [singulär belegt], ʃtob [2 von 7 Belegen], floch [sinuglär belegt].
Nur gering belegt ist die Graphie u in abluffe [singulär belegt], pug(e) [2 von 8 Belegen], ʃtuben [2 von 7 Belegen] und zumen/zunen (Pl. zu mhd. zoum) [2 von 8 Belegen]. Singulär erscheint die Graphie ou in poug. Als Ergebnis bzw. regionale Auswertung kann festgehalten werden, dass die Leitgraphie au während des 15. Jh.s im obd. Raum für das Bair. (mit dem Ostschwäb.) und Ostfränk. belegt ist, dagegen herrscht im davon westlich gelegenen Gebiet die Graphie ou vor.974 Die monographischen Schreibungen mit o jedoch weisen ins Schwäb. Beide Charakteristika zusammen sind nur für das Ostschwäb. belegt.
6.2.2. Die Nebentonvokale a) mhd. /i/
Die Derivationssuffixe mhd. -isch und -linc finden sich in den wenigen Belegen, die der untersuchte Text aufweist, ausschließlich mit der Graphie i (abariʃchen, arabiʃchem, haidniʃchen, haimiʃch, hüniʃchen, jungeling), dagegen ist mhd. -nisse, das nur singulär belegt ist, mit der Graphie ú wiedergegeben in grebnúʃʃe.975 Die Endsilbe mhd. -lich ist für mhd. solich immer mit der Graphie i belegt, während der singuläre Beleg für mhd. weliche Vokalschwund zeigt: welche. Beide Befunde sind für obd. Hss. typisch.976 Innerhalb der schon im Mhd. alternierend gebrauchten Derivationssuffixe -ic(-) und -ec(-)977 ist durchgängig die i-Variante belegt, die sich im Obd. schon im 14. Jh. durchgesetzt hat:978 chundig, gewaltig, grimigem, krefftige, kunʃtigen, ledig, liʃtige, manig, plůtigen, ʃälig, trawrig, vnmúʃʃig, wenig, willigen, zornig, etc.
973 Die Form zam fand auch KAUFFMANN für eine Augsburger Hs. des 15. Jh.s belegt, vgl. Geschichte der schwäbischen Mundart, § 61, 3b, Anm. 5, S. 47. 974 Vgl. Karte 3 bei BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, S. 81 und KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § , S. : „Die schreibung ou ist durchaus die regel; ostschwäbisch au […]. 975 „Die Typen -nus, -nüs gehen in althochdeutscher Zeit (graphisch als -nuss-) vielleicht vom Bairischen aus […], sind mittelhochdeutsch aber auch im Alemannischen verbreitet und später vor allem seit dem 15. Jahrhundert in größerem Maß auch ins Mitteldeutsche “bernommen worden […]. Gr. des Frnhd. ). , § , S. f. 976 Vgl. Gr. des Frnhd. I.3, § 16, S. 64–71. 977 „F“rs Mittelhochdeutsche wird das Nebeneinander von -ec(-) und -ic(-) in den Handbüchern konstatiert, ohne daß räumlich-zeitliche Angaben über die Verbreitung dieser Typen gemacht w“rden. […] Das Durchdringen von i in -ig wird des öfteren der Entwicklung des -g zur palatalen Frikativa zugeschrieben […]. Gr. des Frnhd. I.2, § 27, besonders Anm. 3, S. 125. 978 Vgl. Gr. des Frnhd. I.2, § 27, S. 126.
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Analaog zum Derivationssuffix -ic/-ec ist auch der Monemausgang von mhd. künec ausschließlich mit i belegt; ebenso weist das Suffix der Zehnzahlen bis auf eine Ausnahme (zwainzech) stets die Graphie i auf: achtzig, dreyʃʃig, ʃechtzig, viertzig, zwaintzig. Dagegen zeigen Lexeme mit dem Suffix mhd. -iclich(-) bzw. -eclich(-) neben der Graphie i auch des Öfteren die Graphie e:979 ausschließlich Graphie i: fleiʃʃiklich(-) [12 Belege], fluchtiklichen [1 Beleg], genädigklich(-) [3 Belege], gerniklich [1 Beleg], gewalltiklich(-) [4 Belege], hertziklich(-) [2 Belege], hurtiklichen [1 Beleg], krefftiklich(-) [11 Belege], lediklich(-) [2 Belege], miltiklichen [1 Beleg], ʃtätikliche [1 Beleg], ʃuʃʃiklich [1 Beleg], trauriklich(-) [5 Belege], vnmeʃʃiklichen [1 Beleg], vppikliche [1 Beleg], zorniklich(-) [4 Belege], zuichtiklich(-) [6 Belege], Graphie e/i alternierend: jnneklich(-)/jnniklich(-) [5 gegen 4 Belege], minneklich(-)/ minniklich(-) [55 gegen 14 Belege], volleklichen/volliklich(-) [1 gegen 4 Belege], willeklich/williklich(-) [1 gegen 16 Belege], ausschließlich Graphie e: grimmeklich [2 Belege], ʃchnelleklichen [1 Beleg], ʃinneklichen [1 Beleg], wunneklich(-) [7 Belege].
In zwei Belegen ist der Vokal synkopiert: kunklichen und geʃelklichen.
b) mhd. /u/
Die Präfixe un- und ur- sind nach der Distributionsregel für die Schreibung von mhd. /u/ (vgl. Kapitel 5.1.1.b/c) jeweils ausschließlich mit der Graphie v belegt: z.B. vnbehuot, vnchunden, vngefuge, vngemach, vngern, vngerochen, vngeʃchaiden, vngeʃcholten, vngeʃunden, vngetailet, vngewan, vnmaʃʃlich, vnmüʃʃe, vnmúʃʃig, vnnahe, vnuerdaget, vnuerzait, vrlaub, etc.
c) mhd. /a/
Die Derivationssuffixe mhd. -haft, -sam sowie -schaft sind durchgehend mit der Graphie a belegt: lobeʃam, ʃeltzʃame, dugenthaften, ellenthaften, jamerhafte, zornhaftes, fruntʃchaft, maiʃterʃchaft, potʃchaft, ritterʃchaft, veintʃchaft, wirtʃchaft, etc.
Auch in den Monemausgängen mhd. hînat, ieman, nieman, wîgant ist mhd. /a/ durchwegs erhalten und mit der Graphie a wiedergegeben, wohingegen die Ortsadverbien mhd. dannan, innan und wannan sowohl mit a als auch mit e begegnen (dannan/dannen [14 gegen 6 Belege], jnnan/jnnen [5 gegen 14 Belege], wannan/wannen [1 gegen 2 Belege]). Das Subst. mhd. vîant ist nur singulär mit der Graphie a belegt, die restlichen Belege verzeichnen die schon im Mhd. vorkommende Form vîent bzw. vînt, die diphthongiert erscheint (dazu Kap. 5.1.4.a). Ebenfalls singulär ist die volle Form valant belegt, das insgesamt viermal belegte Lexem weist sonst die abgeschwächte Form auf: valent/ valendinne/valenteinin.
979 „Es fällt auf, daß sich in den Entsprechungen von mhd. -eclich(-), -iclich(- […] der eTyp länger gehalten hat als in denjenigen von mhd. -ec(-), -ic(- . Gr. des Frnhd. ). , § 27, S. 126f. Neben den Leitformen mit der Graphie i finden sich im 15. Jh. nur noch vereinzelt Formen mit der Graphie e im obd. Raum. Vgl. ebd.
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d) mhd. /i ̄/
Das Derivationssuffix -lîch(e) erscheint zum einen diphthongiert mit der Digraphie ei: dugentleichen, fleiʃʃikleichen, fruntleichen, gewonleich, gezogenleich, grimleich, haimleiche, jegleich, innekleichen, klegleichen, kriʃtenleichen, lobeleich, minnikleiche, ritterleichen, ʃchädleich, ʃicherleichen, tagleichen, daugenleichen, vnmugleich, willikleichen, etc.
Zum anderen sind neben diesen digraphischen Schreibungen, die vor allem im Bair. vorherrschen,980 überwiegend monographische mit der Graphie i belegt: degenlichen, fleiʃʃiklichen, frewntlichen, genädiklichen, gezogenlichen, grimlichen, groʃlichen, herlichen, jnneklichen, lauterlichen, mortlichen, pitterlichen, ritterlichen, ʃicherlichen, trauriklichen, veintlichen, weltlichen, wunnekliche, zierlichen, zuichtiklichen, etc.
Das Diminutivsuffix mhd. -lîn erscheint bis auf eine Ausnahme (1 Beleg ʃchiffelin) diphthongiert, wie es im 15. Jh. wiederum typisch für das Bair. ist:981 kindelein [5 Belege], ʃchiffelein [2 Belege], peitelein [singulär belegt], vingerlein [2 Belege].982
Ebenfalls diphthongiert ist mhd. -rîch(e)983 und -în(-): frewdenreich(e) [3 Belege], tugentreich(e) [3 Belege], magetein [18 Belege], kunigein [17 Belege], margäuein [2 Belege], valenteinin [1 Beleg], guldein [1 Beleg], arabein [1 Beleg], härmein [1 Beleg].
Während -rîch in den wenigen Belegen immer diphthongiert ist, finden sich für die zahlreicher belegten Lexeme zu mhd. -în(-) auch monographische Schreibungen: guldin [3 Belege], hermine [1 Beleg], ʃtachelinen [1 Beleg]. Es fällt auf, dass alle diphthongierten Formen außer härmein und valenteinin ausschließlich als Reimwörter belegt sind und außerhalb des Reimzwangs in Stellung im Versinneren stets -in(-) (bzw. -inne) steht,984 was ins Schwäb. weist.985
980 „Typ -leich. Diese typisch bairische Form des Suffixes wird […] im Bairischen selbst und in Nürnberg bis einschließlich . Jahrhundert […] oft geschrieben. Außerhalb dieser Gebiete ist -leich im ganzen selten, kommt jedoch z.T. bis ins 17. Jahrhundert vor […]. Es muß betont werden, daß in den bairischen Quellen so gut wie immer auch -lich vorkommt […]. Gr. des Frnhd. I.3, § 38, S. 177. Anhand der dort angeführten Belege (S. 179) findet sich -leich auch in Augsburger Hss. Dazu auch MOSER, Historisch-grammatische Einführung, S. 143, Anm. ohne Nr.: „Wie weit das als Bayrisch angesprochene -reich, -weic, -leich, -ein (fem. und stoffadj.) auch dem Schwäb. angehört, mag dahingestellt sein. In Augsburg kommen gleichzeitig (z. b. bei der Hätzlerin) diese formen wohl vor; vielleicht liegt aber hier einfluss des angrenzenden Bayern vor. 981 Während im 15. Jh. -lein im hochdeutschen Gebiet noch auf das Oobd. beschränkt ist, findet im . Jh. „die Ausbreitung der Diphthongschreibung in -lein auf das gesamthochdeutsche Gebiet [statt], wo ei nur im Hochalemannischen noch nicht alleing“ltige Leitform ist. Gr. des Frnhd. ). , § , S. f. 982 Auch diphthongiert ist gelegentlich der Eigenname plödlein, singulär werbelein. 983 Diphthong weisen auch des Öfteren die Eigennamen dietreich, elmreich und helfreich auf. 984 Die Substantive sind jeweils mit -inne belegt, das sich in drei Belegen abweichend von der Distributionsregel für die Schreibung von mhd. /i/ (vgl. Kap. 5.1.1.a) mit
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Das zweimal belegte Lehnwort mhd. mettîn erscheint einmal als mettin986 und einmal in der abgeschwächten Form metten.
e) mhd. /ǖ/ Das Flexionsmorphem mhd. -iu, das innerhalb der Flexion der Pron. und der starken Deklination der Adj. in Nom.Sg.Fem. und Nom./Akk.Pl. Neutr. auftritt, ist sowohl in der abgeschwächten Form mit e belegt, z.B. er horte ʃagen mere wie ain ʃchone maid jn burgunden were, jch wen ir dehaine lutzel můʃʃe gewan, des gicht ir vil die lewte vber alle land, er nam im ʃeine land, wir haben reiche land, diʃe ʃüne iʃt mir von hertzen laid, vil edle kuniginne ʃeyt man ewchs ʃagen ʃol
als auch gelegentlich mit vollem Vokal, der jeweils diphthongiert als ew erscheint, was charakteristisch für das Oobd. ist:987 es waren wol zway weltlichew chint, diʃe ʃtarckew hochzeit hůb ʃich frölichen an, ja ʃult ir holde hie tragen andrew claid, ʃeydenew fürwage, des heten hollde mage nach in groʃlichew ʃer.
Ebenfalls mit diphthongischer Schreibung sind die aus dem Französischen entlehnten Lexeme mhd. âventiure und covertiure belegt: Während sich couerteüre nur singulär findet, sind für mhd. âventiure drei Digraphien belegt: ew [29 Belege], eu [1 Beleg], und eü [2 Belege].
f) mhd. /ō / Die ausschließlich belegte Graphie für mhd. /ō / im Nebenton ist o innerhalb des Suffixoids mhd. -lôs: freẅdenloʃer, ʃinneloʃe, ʃigloʃen.
g) mhd. /ǟ/ Das Derivationssuffix mhd. -ære der Nomina agentis ist ausschließlich in abgeschwächter Form mit e988 belegt: burgere, kamrere, kocher, portner(e), ʃamere, ʃchachere, ʃchaffere, ʃchreibere, videlere.
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der Graphie j findet: kunigjnne [3 von 149 Belegen]. Die anderen drei Lexeme zeigen immer i: margräuinne [16 Belege], trawtinne [9 Belege], valendinne [1 Beleg]. Das Adjektivsuffix mhd. -în ist in diphthongischer Schreibung -ein für das Oobd. belegt (Vgl. Gr. des Frnhd. I.3, § 32, S. 153), dasselbe gilt für das Substantivsuffix mhd. -în (ebd., § 34, S. 167). Die „fr“hneuhochdeutsche Graphie -i(n) der femininen Substantive [ist] in erster Linie ein schwäbisch-alemannisches Phänomen […]. Gr. des Frnhd. ). , § , S. . (ier ist auch belegt, „daß das Bairische im ganzen nur e […], das “brige Oberdeutsche auch häufig e neben i aufweist. Gr. des Frnhd. ). , § , S. : „Diphthongische Graphien des Typ blindeu […] sind in erster Linie bairisch, daneben in etwas größerem Umfang partiell ostschwäbisch und n“rnbergisch belegt, und zwar vor allem einschließlich des . Jahrhunderts. „Das bildungssuffix f“r nomina agentis -aere besass schon im klass. Mhd. eine geschwächte form -er, besonders für die prosa. Durch den stärkern abfall des -e wurde die erstere form zu -aer (Bayr. dichter ende des 13. jh.) gekürzt, von wo aus der schritt zur völligen aufgabe der vollen form nicht mehr weit war: nach 1400 kommt eine solche wohl nicht mehr vor […] . MOSER, Historisch-grammatische Einführung, S. 148.
h) mhd. /ā/
Der Nebentonvokal mhd. /ā /: erscheint verdumpft in kemnot [6 von 9 Belegen].
i) mhd. /ei/
Der Diphthong mhd. /ei/ der Derivationssuffixe -heit und -keit wird ausschließlich – analog zu /ei/ im Hauptton (vgl. Kap. 5.1.9.a) – mit der Graphie ai wiedergegeben: degenhait(e), frumkhait, gewanhait, húbʃchait, reichait, ʃchnellikait, ʃicherhait, valʃchait, warhait.
Das Gleiche gilt für die Monemausgänge der Lexeme mhd. arbeit und alleine, die durchgehend als arbait, allain(e) belegt sind. Dagegen weist das Lexem mhd. œheim in drei Belegen die dem aus mhd. /î/ entstandenen Diphthong vorbehaltene Graphie ei auf, ein vierter Beleg zeigt die abgeschwächte Form öhen.
j) mhd. /uo/
Das Derivationssuffix mhd. -tuom ist nur zweimal belegt und erscheint jeweils mit der Graphie u: hailtum, magtum. Auch für das Adv. mhd. iezuo gibt es nur zwei Belege. Es ist einmal in der obd. Form yetzo989 und einmal in der apokopierten Form yetz belegt.
k) mhd. /ie/
Singulär ist der Nebentonvokal /ie/ innerhalb des französischen Lehnworts mhd. flöutieren mit der Rundungsschreibung u (mit unbezeichnetem Umlaut) belegt: floyturen.
l) mhd /e/
Die Leitgraphie ist analog zu den Haupttonvokalen e. Die Präfixe be-, ge-, en-, er-, ver, ze(r)- weisen ausschließlich die Graphie e auf, die für den obd. Raum charakteristisch ist:990 bechant, beclaid, bedenckent, beginnen, behallten, beʃtan, engegen, engellten, enpfangen, ergetzen, erkennen, errungen, gebietent, gegan, gewinnen, geworcht, verdienen, verdros, verlieʃen, verʃagen, zerhauen, zerprach, zerrunnen, etc.
Auch die Negationspartikel en-/-ne ist ausschließlich mit e belegt, wie es im 15. Jh. gesamtfrnhd. üblich ist.991 Synkope des e tritt nur vereinzelt bei den Präfixen ge- (hier lexemgebunden) und be- auf:992
989 Vgl. Gr. des Frnhd. I.2, § 26, Anm. 8, S. 121f. sowie I.3, § 58, S. 290 und Anm. 7, S. 292. 990 „Die Graphie e ist in den einzelnen Präfixen zu verschiedenen Zeiten gesamthochdeutsche schriftsprachliche Norm geworden […]. )m Oberdeutschen gilt seit dem 14. Jahrhundert fast durchgehend die Leitgraphie e […]. )m Mitteldeutschen dagegen finden sich in großer Anzahl die Graphien i [y] […] und o […]. Gr. des Frnhd. I.2, § 1, S. 23f. 991 Vgl. Gr. des Frnhd. I.2, S. 62.
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gnad(e)993 [3 von 20 Belegen], gnůg [5 von 81 Belegen], pleiben994 [1 von 58 Belegen], pliben (Prät.Pl.) [1 von 6 Belegen], prait995 (Prät.Sg.) [1 von 77 Belegen], bstan [1 von 66 Belegen].
Das Flexionsmorphem mhd. -et der Verben in der 3.Sg.Präs. sowie im Part.Prät (der schwachen Verben) und mhd. -ete(-) der schwachen Verben (mit Bindevokal) im Prät. ist des Öfteren in der vollen Form -ot belegt: badot, erzurnot, fragot, gewaffnot, gewarnot, knieot, lagnot, laidot, můʃot, nachnot, plickot, redot, richtot, ʃagot, wartot, vnuermelldot, zurnot.
Diese Formen, die auf die ahd. Klasse der schwachen ôn-Verben zurückgehen, sind im Wobd. einschließlich des Ostschwäb. häufig anzutreffen, während sie für das Bair. nur vereinzelt belegt sind,996 wo die Graphie at vorherrscht, die sich im untersuchten Textkorpus dreimal findet: geʃarchat (Part.Prät.), ladaten (3.Pl.Prät.) und trauat (3.Sg.Prät., mhd. trouwete).997 Ebenfalls weist das Superlativmorphem mhd. -est(-) – wo der Vokal nicht ausfiel – die Graphie o auf, was wiederum für den wobd. Raum typisch ist: gröʃʃoʃten, jungoʃten, voderoʃt, weissoʃte.998 Im Monemausgang ist für mhd. maget singulär magot belegt, das in den restlichen 13 Belegen mit der Graphie e erscheint. Die Mittelsilbe des Lexems mhd. arebeit ist – wo sie nicht synkopiert wurde – mit der Graphie i wiedergegeben: aribait. Synkope und Apokope von mhd. /e/ ist sehr häufig belegt, wie es für die obd. Region gewöhnlich ist.999 Dabei nimmt der Schreiber keine Rücksicht auf die Metrik und greift auch in die klingenden Kadenzen der Anverse ein: 992 „Das e in den Präfixen ge- und be- verstummt in den obd. Maa. meistens. Trotzdem wird es in den Schreibsprachen weitgehend beibehalten. […] )n ver- und ze(r)- fällt das e nur selten aus. Gr. des Frnhd. I.1, § 1, S. 1. 993 „)n genade […] ist der Vok. von ge- vielleicht deshalb im Frnhd. so oft ausgefallen, weil noch zwei Dentale folgen. Gr. des Frnhd. I.1, § 2, S. 3. 994 „Im Frnhd. wird mhd. belîben allmählich von nhd. bleiben verdrängt. Die Formen blîben und bleiben stehen in vielen frnhd. Quellen, in denen be- sonst durchweg beibehalten bleibt. Gr. des Frnhd. I.1, § 3a, S. 47. 995 „Vor r und l wird be- im Frnhd. besonders oft durch b- ersetzt. Gr. des Frnhd. ). , § 3, S. 43. 996 Vgl. Gr. des Frnhd. I.2, § 59, S. 232f. und KAUFFMANN, Geschichte der schwäbischen Mundart, § 114, S. 127, der für Augsburg zahlreiche Belege anführte. 997 „Typ -at. Er erscheint nur im Oberdeutschen, namentlich auch im Osten, im 15. Jahrhundert als Leitform, im 14. und 16. Jahrhundert weniger häufig. Gr. des Frnhd. I.2, § 57, S. 225. Die dort verzeichneten Belege umfassen vor allem bair. Quellen, für Augsburg und das Schwäb. ist at nur in geringem Maße belegt. 998 Vgl. MOSER, Historisch-grammatische Einf“hrung, § , S. : „Während bei der komparation im steigerungssuffix des komparativs der vollvokal (der schon Mhd. nicht mehr häufig sich gerettet hatte) bereits vor beginn unserer zeit meist geschwunden ist (doch lässt sich z. b. -or noch zuweilen anfang des 14. jh. in Augsburger urkunden belegen, hat der superlativ seine vollern formen (die auch Mhd. nicht selten geblieben waren) noch tief in unsere zeit erhalten. Hier lässt sich zunächst noch der alte dialektunterschied wahrnehmen, wonach dem Alem.-Schwäb. -ost eignet. )n Augsburg hält sich diese form bis zum beginn des . jh. 999 „)n Oberdeutschland ist der vokalschwund schon in Ahd. zeit weiter gegangen als in Mitteldeutschland. Im klass. Mhd. war er in Bayern bereits zu erheblichem um-
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z.B. waz eren an im wůchs, von ʃein ʃelbes tugent, der wirt hies da ʃideln, dauon er manig ʃchwer, daz ʃy dehainen wolt, jch erwirbe da mein hertz, daz ʃo ʃtoltze degen, etc.
Synkope tritt in folgenden Fällen auf:
innerhalb des Superlativmorphems -est(-): groʃten, hochʃten, jungʃten, minʃten, ʃchierʃte, etc. innerhalb des Derivationssuffixes -eclich(-)/-iclich(-) [vgl. oben] vor den Derivationssuffixen -lîch(-)/-lôs(-): grimleich, klegleichen, loblich, ʃchädleich, ʃchamlichen, zagliche, ʃigloʃen, etc. in den Mittelsilben -el(-), -en(-), -er(-): bugglen, edlen, geʃidle, machlen, niblung, taulen, vble, degne, kemmnot, lugnere, wolgezogner, portnere, andre, kamrer, etc. innerhalb des Flexionsmorphems -es: ains, dewfels, feurs, frolichs, gütz, jamers, liechtz, niemands, pruders, ratz, ritters, ʃchlaffs, ʃelbs, ʃolichs, ʃtreitz, vrlaubs, zorns, etc. in den Endsilben -en, -el: andern, geparn, ʃätl, unʃern, etc. in den Vorsilben be-, ge- [vgl. oben] in den Endungen -et(-) der Subst. sowie in den Verbformen der 3.Sg.Präs./2.Pl.Präs./ Imp.Pl. und Prät./Part.Prät. der schwachen Verben: ampt, angʃt, clagten, erledigt, erzürnt, gebt, haubt, jagten, legten, lobte, magte, pfligt, tragt, vogt, wegte, zogt, etc. in der Flexionsendung -(est) der Verben der 2.Sg.Präs.: gábʃt, gewinʃt, habʃt, etc. in der Mittelsilbe -eg(-) vor allem bei mhd. maneg(-): mang(-); lediglich zweimal belegt ist kunges. nach ll:1000 allthalben, willchomen, etc.
Apokope tritt noch wesentlich häufiger als Synkope auf und kann prinzipiell jedes auslautende e betreffen, wobei dessen Funktion einflussnehmend ist.1001 Sie ist bevorzugt für die folgenden Fälle belegt:
1000
1001 1002
1003
bei Verben1002 der 1.Sg.Ind./Konj.Präs./Prät. und 3.Sg.Ind./Konj. Prät.:1003 jch beuilch euch, ʃo pflig ich, waz ich ew pit, des pring ich, des antwurt volker, ʃy kuʃt ir frund, da pracht er ʃeinen frunden, darumb geb ich dir gold, ob er vns woll enthallten, waz im enbut ʃein herre, wer húlff danne mir, gedorʃt ich haiʃʃen liegen, etc. fang gelangt, ende des 13. jh. wohl völlig durchgedrungen […]. )n Alemanien dagegen scheint er erst im 14. und 15. jh. zur herrschaft gekommen zu sein, während er sich in Mhd. zeit auf die gewöhnlichen fälle beschränkte […]. Am ende der ältern Frnhd. zeit ist jedenfalls in ganz Oberdeutschland die heutige ausdehnung des vokalschwunds durchgef“hrt gewesen. MOSER, Historisch-grammatische Einführung, § 89, S. 149. Es handelt sich hier um Fälle, wo im Mhd. nicht synkopiert wurde, d.h. nach Doppelkonsonanz. Nicht berücksichtigt sind demzufolge die schon in mhd. Zeit synkopierten Belege, die als Normalform gelten, z.B. behörn, erkorn, erwern, geborn, gefarn, ʃchwern, verlorn, etc. Vgl. EBERT, § L 40, S 80f. Nicht berücksichtigt sind die Verben der 1.Pl.Präs., deren Flexionsendung -en gänzlich fehlt: des pring wir euch jnnen, des hab wir jmmer frummen, nun raum auch wir den dan, sull wir nit recken füren, so erwerb wir die frawen, etc. Dazu Gr. des Frnhd. )V, § , S. : „)m Mhd. ist in der .Pl. beider Tempora unter der Bedingung der Inversion, bei nachgestelltem Personalpronomen wir, Ausfall von -n bzw. -en möglich […]. Damit ergibt sich, dass bei den schwachen Verben die Präs.- und Prät.-Formen nicht mehr unterscheidbar sind. Vgl. dazu Gr. des Frnhd. I.1, § :, S. : „Das Prät. fällt formal mit dem Präs. zusammen, wenn -t sowohl aus -et als auch aus -ete entsteht. In einigen Texten werden diese überhaupt nicht mehr unterschieden, sondern auch bei den st. Verben wechseln Präs. und Prät. wahllos.
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bei Substantiven in allen Deklinationsformen, z.B. Nom.Sg./Pl.: do ʃprach der pot, da erplút ir liechte varb, Gere waz irr ʃipp, ʃich hub da kurtzweil; Gen.Sg./Pl.: ʃo wol mir diʃer mer; do pracht man der held drew dauʃent oder mer; ʃeit ir mir meiner frund habt ʃo vil benomen; Dat.Sg./Pl. zů ir kemmnot, er iʃt vor mangem tag begraben, Akk.Sg./Pl. jm het der reck hagen daz grimme end getan, lat die clag beleiben, ʃo enpfieng ich doch vil gerne gab von ewrer hand bei der Konjunktion mhd. unde bei Adjektiven: der ʃchnell degen, die hunen die ʃind bos, die höld chun vnd her, die waz vnmaʃʃen ʃchon, etc. bei Numeralen: daz drit daz ʃey hagen, die zwen grimm chunen man, etc.
Während Synkope und Apokope zahlreich belegt sind, findet sich der Sprossvokal e nur positionsbeschränkt zwischen Liquid und Nasal hauptsächlich bei den mhd. Verben, die e nach kurzem Wurzelvokal mit folgendem Liquid getilgt hatten: bewaren, geren (mhd. begern), holen, quelen, ʃpilen, ʃüllen, varen, verholen, weren, etc. Diese Verben sind jedoch auch noch synkopiert belegt (vgl. Anm. 1000). Auch das Subst. mhd. zorn sowie das Adv. mhd. gern sind neben den gewöhnlichen Formen mit Sprossvokal belegt: zoren [1 gegen 21 Belege], geren [9 gegen Belege].1004 Außerhalb dieser Belege gibt es keine weiteren für einen Sprossvokal, auch nicht innerhalb der Lexeme, die ihn zwischen neu entstandenem Diphthong und r schon sehr früh – zumindest im Bair. noch zu Beginn des Frnhd. – aufwiesen:1005 awenteur, veirtagen, feur, maure, trauren.
6.2.3. Die Konsonanten
6.2.3.1. Die Plosive /b/, /p/, /d/, /t/, /g/, /k/ a) mhd. /b/
In initialer Stellung konkurrieren für mhd. /b-/ die beiden Varianten p und b, wobei erstere häufiger belegt ist. Die Mehrzahl der betroffenen Lexeme weist entweder ausschließlich oder überwiegend die Graphie p auf: ausschließlich p: überwiegend p:
pet(t)e(n) (Sg./Pl., nhd. Bett), pilde(n) (Sg./Pl., nhd. Bild), pitten, plicken, plůt(e), prand/prende, praunen, pringen, prot, prunne1006, etc. pald(e) [65 von 77 Belegen1007], pat (1./3.Sg.Prät. zu mhd. bitten) [45 von 51 Belegen], peʃt(e/en) [61 von 63 Belegen], peʃʃer [19 von 23 Belegen], pillich(en) [10 von 11 Belegen], pin (1.Sg.Ind.Präs. von
1004 KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 110,5, Anm. 1, S. 118) verzeichnete mehrere Belege für den Sprossvokal zwischen Liquid r und Nasal n in Augsburger (ss. mit der Bemerkung „Svarabhaktientwicklung ist in den ostschwäb. denkmälern reichlich nachweisbar […]. 1005 Vgl. Gr. des Frnhd. I.1, § 36, S. 269. Im Schwäb. sind dagegen Formen ohne enthetisches e noch um 1500 häufig. Ebd., S. 270. 1006 Die Belege umfassen die beiden Subst. mhd. brunne und brünne. 1007 Die Belege umfassen sowohl das Adv. mhd. balde als auch das Adj. mhd. balt.
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mhd. sîn) [40 von 44 Belegen], port(e/en) [15 von 16 Belegen], pot (1./3.Sg.Prät. zu mhd. bieten) [21 von 22 Belegen], pot(e/en/ʃchaft) [119 von 127 Belegen], pracht(e/en/ent) (Prät. zu mhd. bringen) [59 von 60 Belegen], prait [30 von 31 Belegen], pruder (Sg./Pl.) [82 von 88 Belegen], etc.
Dagegen sind nur wenige Lexeme ausschließlich oder mehrheitlich mit der Graphie b belegt: z.B. berg(e) [14 von 17 Belegen], bey1008 [208 von 209 Belegen], baide [113 von 114 Belegen], bis [alle 14 Belege], biʃchof [10 von 11 Belegen], baz [74 von 78 Belegen], burg(e)/ bürg (Sg./Pl. mhd. burc) [35 von 42 Belegen], buten (Pl.Prät. von mhd. bieten) [5 von 7 Belegen].
Diese Schreibungstendenz ist darauf zurückzuführen, dass „[a]nlautendes b im Obd., wo es durch die ahd. Konsonantenverschiebung zur Fortis p geworden war, schon seit dem spahd. eine Rückbildung zur stimmlosen Lenis b erfahren [hatte], wodurch sich besonders seit dem Mhd. ein Schwanken zwischen der historischen Schreibung p und der fränkischen b ergab[…]. Doch ist dieser Wandel in mhd. Zeit offenbar nur im Al. und Schwäb. durchgedrungen, während im Sbair. die Fortis p auch weiterhin erhalten blieb, im Mbair. und vielleicht auch im Nbair. aber als ein mehr oder minder zur Fortis neigender Verschlußlaut wohl noch während der äfrnhd. Zeit […] fortdauerte .1009
Demzufolge herrscht im Anlaut die Graphie p in den bair. und auch Augsburger Hss. des 15. Jh.s vor, während die westschwäb. Hss. die Regelgraphie b aufweisen.1010 Eine Ausnahme bildet das Präfix mhd. be-, das „selbst im oobd. Kerngebiet der p-Schreibungen nur selten als pe- [begegnet] 1011 und im untersuchten Textkorpus durchgängig mit der Graphie b belegt ist: bedorffte, beuilch beginnen, behallten, beiagen, bechant, belangen, beleiben, beraytten, berichtet, berunnen, beʃunder, bewant, bewegen, etc.1012
1008 (ier „hat die Unbetontheit […] fr“hzeitig die Beseitigung der Fortis bewirkt […] infolge häufiger proklitischer Stellung im Satz (bey meist schon äfrnhd. und dann in den Drucken und (ss. durchweg . Frnhd. Gr. ). , § 137, Ia, Anm. 2, S. 105. 1009 Frnhd. Gr. I.3, § 137, S. 103. 1010 „Entsprechend schreiben nun die bair. (ss. und meist auch Urk.en des . und . Jh.s im unmittelbaren Anlaut […] durchgehend oder doch regelmäßig p […]. Auf schwäb. Gebiet zeigen nur die Augsburger Hss. des 14. und ganzen 15. Jh.s teils regelmäßig anlautendes p, teils mit b wechselnd […]. Demgegen“ber f“hren die wschwäb. Hss. des 14. und 15. Jh.s von Anfang an b völlig durch, lediglich in Ulm erscheint daneben ganz beschränkt p. Frnhd. Gr. ). , § 137, S. 104f. Vgl. auch KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § , S. : „F“r das ostschwäb. ist “berhaupt wie bereits in ältester zeit […] anl. p- characteristisch mit Belegen . 1011 EBERT, § L 44, S. 85. Dazu auch Frnhd. Gr. I.3, § 137, Anm. , S. : „Eine feste Ausnahme von der bair. und oschwäb. p-Schreibung macht die Vorsilbe be-, deren Labial sich infolge seiner Stellung in unbetonter Silbe schon früh (spahd.) erweicht hatte und daher bereits seit Beginn des Frnhd. durchaus mit b (häufig auch durch w […] wiedergegeben wird. Nur in einer geringen Zahl von (ss. und Urk.en, vorzüglich aus dem Sbair. und südlichen Mbair., erscheint daneben im Äfrnhd. zum Teil regelmäßig oder durchgehend die Schreibung pe-. 1012 Diese Regelung tritt auch dann ein, wenn das Präfix in indirekter Initialstellung steht, z.B. wolbechant, wolberait, etc.
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Nur in drei Belegen ist das Präfix aufgrund von Synkopierung mit p zu finden (pliben, pleiben, prait), singulär ist die Graphie w1013 in wewegen belegt. Auch In indirekter Initialstellung dominiert die Graphie p, allerdings ausnehmend geringfügiger als im direkten Anlaut, so dass hier die Variante b deutlich häufiger belegt ist: ausschließlich oder überwiegend b: enbaren [2 Belege], gebaren/gebaret [3 von 4 Belegen], erbarmen [5 Belege], (-)baiʃʃen [8 von 10 Belegen], erbait(e/en/ot) [6 Belege], gebard/geberde [2 von 3 Belegen], verbarg/verbergen [jeweils singulär belegt], (-)bieten(t) [11 von 19 Belegen], videlbog [3 von 4 Belegen], verborgen [3 Belege], (-)bunde(n) [12 Belege], enbut/enputen [2 von 3 Belegen], etc. ausschließlich oder überwiegend p: enpär1014, enperen, geplaʃen, lindenplat, (-)prach [4 Belege], enpran, (-)praʃt [9 von 10 Belegen], halʃperge(n) [4 Belege], gepreʃte(n) [2 Belege], geplawen, verplawen, vnpillen, vnpilleich, erplichen [2 Belege], augenplicken, enpring, verbringen, (-)pewt [12 von 14 Belegen], geporn [11 von 14 Belegen], auferporten, (-)pot(e/en) [65 von 71 Belegen], erplút, gepuʃʃet, enprunnen
In medialer Stellung hingegen ist für mhd. /-b-/ die Leitgraphie b belegt, die nur in wenigen Lexemen mit der Graphie p konkurriert, vornehmlich positionsbeschränkt vor synkopierter Endsilbe -et(e),1015 z.B. haupt, lept, lopt. Positionsbeschränkt vor /m/ findet meist Assimilation statt: zimern/gezimert, chumer/kumerlichen, trumeln, dumen.1016 Eine Ausnahme dazu bildet das Lexem mhd. (-)umb(-), das nur singulär im Beleg allume assimiliert erscheint, während sonst stets (-)vmb(-) belegt ist [115 Belege]. In 8 Belegen findet sich die Graphie w (werwenden, werwent, ewer [2 Belege], ewerschwein, ewen, fürwuge = mhd. vürbüege, werwel = Eigenname Werbel), die vor allem für das Bair. charakteristisch ist.1017 1013 Vgl. Anm. 1011. 1014 Die angeführten Lexeme ohne ausgewiesene Belegzahl sind nur singulär belegt. 1015 „)n vorkonsonantischer )nlautsstellung ging b bei nachfolgender stammhafter Fortis […], die dahin erst durch Synkope eines dazwischenliegenden -e- gelangt war […], im Obd. seit dem Mhd. und Äfrnhd. > p über, ohne daß dieses letztere in den Schriftsprachen […] durchgef“hrt wurde mhd. amb(e)t, houb(e)t, […]. Dabei treten die p- Schreibungen im Al., vorzüglich Hchal., am stärksten hervor und dringen bei einigen Worten in den Drucken des 16. und 17. Jh.s am konsequentesten durch, während in den bair. noch im ausgehenden Frnhd. überall die b-Formen danebenstehen. […] Vorkonsonantisches b mit folgender Fortis der Flexionsendung hat […] schon äfrnhd. nur noch in den al. Hss. und Drucken regelmäßig, in den wschwäb. Urk.en häufig Verhärtung > p erfahren (z. B. gipst, gipt, lepte, lopte, gelopt, gehapt […] . Frnhd. Gr. ). , Anm. , S. 120–122. 1016 „Die Schreibung mb für etymologisches mb (umbe, krumbe, kumber) wechselt im gesamten Frnhd. medial und final mit m oder mm, auch wenn für die südlichen Gebiete des Obd. eine gewisse Häufung und längere Erhaltung des mb festzustellen ist […]. EBERT, § 44,4, S. 87. 1017 „)nlautendes einfaches b zwischen Vokalen und zwischen Liquida und Vokal, bei dem schon im Laufe des Ahd. auf dem gesamten obd. Gebiet (also auch im Bair.) eine R“ckbildung der Fortis zur Lenis stattgefunden hatte […], blieb nur im (chal. und Schwäb. sowie im Nieder- und Mittelschles. als Verschlußlaut […] erhalten. Dagegen ging dieser im Bair. und Ndal. schon in mhd. Zeit […] > bilabialen Reibelaut w “ber […]. Frnhd. Gr. ). , § , .a., S. . Dazu auch Eberhard KRANZMAYER, Historische Lautgeographie des gesamtbairischen Dialektraumes, Wien 1956, § 25 a 3, S. : „Um entdecken wir […] die allerersten ‚falschen‘ -w-Schreibungen für
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b) mhd. /p/
In initialer und medialer Stellung ist für mhd. /p- bzw. -p-/ ausschließlich die Graphie p belegt, die im Frnhd. „mit Abstand üblichste Schreibung […] in allen Stellungen außer in den Verhärtungspositionen :1018 jaʃpis, palaʃ(t), pantel, permid, pirssen, porte/portner1019, preis, prieʃter, prúfen, punas, puʃaunen, ʃchapel, ʃpanne, ʃparn, geʃpenge, ʃpeyʃe, ʃpieʃʃen, ʃpil, ʃporn, ʃpot, ʃprich, ʃpringen, ʃpruche, ʃprunge, ʃpürhund, etc.
In der finalen Verhärtungsposition erscheint dagegen häufig b, d.h. die mhd. Auslautverhärtung wird nicht mehr konsequent gekennzeichnet. Hier zeigt sich, dass das phonologische Schreibprinzip allmählich vom morphologischen verdrängt wird, wie es sich im Frnhd. immer mehr durchsetzt:1020 begrub, belaib, diep, erlaub, (er)warb, (er)ʃtarb, gab, gelaub, halb, hub, leib/leip [112 zu 84 Belegen], lieb/liep [42 zu 2 Belegen], lob, raub, ʃtob, (ver)traib, trüb, vrlaub, weib/weip [134 zu 57 Belegen], etc.
Die Digraphie pp für die mhd. Geminate /-pp-/, die vor allem noch im Obd. begegnet,1021 ist regelmäßig belegt und erscheint auch dort, wo sie durch Apokope von e in den Auslaut gerückt ist: ʃipp(e), darnkappen, kappen, torkapp, knappen, vppikliche, cappelan1022, wappenhemde, (ge-)entwappnot, wappnent,1023 etc.
1018 1019
1020
1021 1022 1023
altes -b- und umgekehrt auch die ersten ‚falschen‘ -b-Schreibungen für altes w. Doch werden diese Buchstabenvertauschungen erst seit etwas allgemeiner. Vgl. EBERT, § L 45, S. 88. „)m Obd. zeigt sich unverschobenes p gewöhnlich in porte portner (prtner) noch durchs ganze Frnhd. gegenüber dem im Md. (auch wmd. seit dem 16. Jh.), Nürnb. und scheinbar sogar Nrdd. herschenden pforte pfortner (pfrtner), wobei es sich um eine nochmalige jüngere (mhd.) Entlehnung des lat. Wortes im Obd. neben der schon ältern (ahd.) handelt. Auch sonst kommt obd. unverschobenes p zuweilen in Lehnwörtern durch Anlehnung an das Grundwort vor […]. Frnhd. Gr. ). , § , )a, Anm. 1, S. 124. „)m Konsonantenbereich hat die Nichtkennzeichnung der Auslautverhärtung etymologischer b, d, g morphologische Gründe. Es handelt sich dabei um eine Erscheinung, die bereits in den (andschriften des Mhd. […] begegnete, im . Jh. eine deutliche Tendenz zur Regelhaftigkeit erkennen lässt und sich bis ins 16. Jh. als Regel durchsetzt. EBERT, § L 1.7.3, S. 23. „Die intervokalische (wgerm.) Geminate bb erscheint […] im Obd., wo sie ihre Verschiebung zur Fortis von alters her bewahrt hatte […], während des ganzen Frnhd. fast durchaus als pp […]. Frnhd. Gr. ). , § , b, S. 119. Die Belege capelan, capelanes, caplan, capel ʃame lassen sich über die Nebenform mhd. kapelân erklären. Vgl. HWB I, Sp. 1514. Diese Nebenformen stehen den in der Überzahl verwendeten Formen waffen, gewaffnet, etc. gegen“ber. Dazu Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. : „Schon seit dem Klmhd. hatten sich vom Ndl. aus die Formen wapen wappen ‚Waffe, R“stung‘ und ‚Wappen‘ und wap(n)en wapp(n)en ‚waffnen‘ “ber die Schriftsprachen des gesamten hd. Gebietes verbreitet, woneben aber allezeit die heimischen Formen waffe(n) (in den gleichen Bedeutungen) waffnen (in der nichtritterlichen, besonders der prosaischen Literatur sogar vorherrschend) gebraucht wurden, bis sich dann beim Subst. in der 1. Hälfte des 16. Jh.s eine Scheidung von wap(p)en und waffe(n) nach der Bedeutung durchsetzt […].
209
c) mhd. /d/
Die Leitgraphie ist in initialer als auch medialer Stellung für mhd. /d-, -d-/ d: initial:
degen, dehainer, dencken, der, dicke, dienen, ding, diʃer, doch, done, dort, drate, du, dullden, durch, durʃt, etc. medial: beʃunder, biderbe, binden, edel, endliche, erden, fremder, fridel, geberde, geʃidel, guldein, hinder, holden, mellden, orden, růder, ʃchieden, vnde, videl, wunder, etc.
Nur sehr selten tritt die Variante t auf, initial stets vor Liquid /r/, medial ist aufgrund von nur zwei Belegen keine Aussage zu einer möglichen Positionsbeschränkung zu treffen: initial vor /r/:1024 trey [1 von 37 Belegen], truckt [1 von 2 Belegen], trungen [1 von 5 Belegen]. medial: ʃtate (mhd. stade) [singulär belegt], veinten [1 von 31 Belegen].
Singulär ist Schwund von mhd. /-d-/ in yenert belegt, das in den anderen 4 Belegen als yendert erscheint.
d) mhd. /t/
Der Graphiengebrauch für mhd. /t-, -t-, -t/ unterscheidet sich je nach Position. Im Anlaut ist neben t auch sehr häufig die Graphie d belegt, die innerhalb einiger Lexeme wortgebundene Festigkeit aufweist:1025 diʃch [27 Belege], dochter [28 Belege], drincken [7 Belege], dür [6 von 8 Belegen], durn [2 von 3 Belegen], dugent [13 von 21 Belegen], dumm(er/en) [10 von 11 Belegen], daglichen [3 von 5 Belegen], dauʃent [58 von 63 Belegen], dier [8 von 10 Belegen], etc.
Dagegen findet sich in medialer Stellung durchgängig die überregionale Regelschreibung t:1026 1024 „Anlautendes d ging […] im Obd. […] vor r noch während der mhd. Zeit […] > t über […]. Dementsprechend wird in den obd. (ss. des . und . Jh.s bes. al. häufig anlautendes tr für dr geschrieben (vor allem in traube, trut(e ‚die Drude‘, trey, der tritt(e), tregen ‚drehen‘, treschen, tringen, trwen, trucken […]. Frnhd. Gr. ). , § 142, 1 a, S. 143f. 1025 „Am häufigsten im Nalem., seltener im Schwäb. jeweils seit Beginn der Epoche , weniger frequent seit dem 15. Jh. im mittleren und nördlichen Teil des Oobd., häufig im Nordobd. seit der zweiten Hälfte des 15. Jhs., relativ selten und spät im Omd. erscheint regelrechtes t als d: dag, dochter, dun, duch, drinken, dreten. EBERT, § L 46, S. 91. KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 166, S. 219) verzeichnete zahlreiche Belege mit initialem d auch für Augsburger Hss., z.B. det, dochter, dot, drinckt. 1026 Vgl. EBERT, § L 47,2, S. 93. Dazu auch MOSER genauer: „Nach Vokalen blieb inlautendes t auf obd. Boden durchweg im Sbair., meist auch im Hchal. und teilweise im Mbair. und Nbair. als (nichtaspirierte) Fortis erhalten; auf den übrigen obd. Gebieten ging es hingegen noch mhd. > (stimmloser) Lenis d “ber […]. Die obd. Schriftsprachen zeigen jedoch das ma.liche d schon während des Äfrnhd. recht selten […]. Frnhd. Gr. I.3, § 143, 2e α, S. . Zur postkonsonantischen Position: „Nach Geräuschkonsonanten blieb t […] in den Schriftsprachen unserer Zeit “berall durchgehend erhalten. Ebd., § , c d, S. . „Nach l war […] inlautendes t im Obd. offenbar zur mhd. Zeit noch regelmäßig erhalten geblieben […]. Deshalb behauptet es sich auch in den obd. Schriftsprachen durchgehend während des ganzen frnhd. Zeitraums […]. Ebd., § , b α, S. . „F“r inlautendes t nach r gilt obd. fürs Mhd. das gleiche wie im vorigen Fall […], weshalb auch hier das t schriftsprachlich von Anfang an regelmäßig erhalten blieb. Ebd., § , c α, S. . Zu den Lexe-
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achten, allter, awenteur, behallten, borte, elter, gellten, geʃichte, gewaltig, krefte, lauchte, mentel, miete, millte, můter, prachte, ʃchellten, ʃchlachte, ʃenften, ʃtete, vater, zuchte, etc.
Auch in finaler Position, wo es sich um keine Verhärtung aus /d/ handelt, ist bis auf eine singuläre Ausnahme (ʃeyd1027) stets die Graphie t belegt: angeʃt, aʃt, bunt, dienʃt, durʃt, erwelt, eylt, fauʃt, geʃt, got, heruart, hundert, icht, kalt, kemnot, knecht, legt, leicht, mocht, not, offt, pot, recht, ʃanft, ʃchwert, ʃtreit, wat, wort, zeit, zucht, etc.
Die Auslautverhärtung wird dagegen in der Mehrheit der Fälle nicht schriftlich umgesetzt:1028 begund/begunt [40 zu 1 Beleg], gold/golt [45 zu 6 Belegen], held/helt [142 zu 4 Belegen], kund/kunt [24 zu 5 Belegen], pfand/pfant [3 zu 2 Belegen], ʃchuld/ʃchult [5 zu 1 Beleg], vand/vant [117 zu 4 Belegen], veld/velt [10 zu 3 Belegen], wald/walt [8 zu 3 Belegen], etc.
Eine Ausnahme dazu bilden die drei Lexeme mhd. schilt, hant und lant, die überwiegend mit der Graphie t belegt sind: ʃchilt/ʃchild [72 zu 1 Beleg], hant/ hand [154 zu 67 Belegen], lant/land [271 zu 103 Belegen]. Die Digraphie dt1029 ist dreimal belegt in finaler Position: hardt, ʃeyfridt, todt. Die für das Frnhd. charakteristische Konsonantenverdopplung tritt häufig bei medialem, seltener bei finalem /t/ auf:1030 antwurtten, beittet, gürttel, hartt, hütt, lautter, nertten, pietten, plutten, rattent, ʃaitten, trautten, wartten, wintter, witten, wolbehertten, wittwen, wütten, etc.
Assimilation von /t/ findet sich singulär für das Zahlwort mhd. ahtzec belegt (achzig [1 von 4 Belegen]). Die mhd. Geminate /-tt-/ erscheint gelegentlich in Simplexschreibung: drit/dritte [2 zu 4 Belegen], pete(n)/pette(n) [9 zu 9 Belegen], pit bzw. (ge)piten/pitten [19 zu 9 Belegen].
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1030
men awenteur, mentel: „fremdes t nach Nasalen […] wird frnhd. fast durchaus bewahrt. Ebd., § , Anm. , S. . ʃeyd (mhd. sît, nhd. später) könnte auch als Kurzform von ʃeyder aufgefasst werden. „Der Verdrängungsprozeß der normalmhd. Verhärtungsschreibung -t durch morphologisch motiviertes -d hat im 15. Jh. seinen Höhepunkt, zieht sich aber bis weit ins . Jh. hin […]. EBERT, L , S. . „)m unmittelbaren Auslaut einer Haupttonsilbe begann stammhaftes t sowohl obd. wie md. bereits seit dem Spmhd. (Anfang des 14. Jh.s) allmählich dem d zu weichen, doch dauert t überall (selbst md.) bis ins 3. Viertel des 15. Jh.s ganz gewöhnlich fort (z. B. hant, lant, tant, want, grunt, phunt, die stunt, feint, frünt, neben hand usw. […]. Frnhd. Gr. ). , § , a, S. 185. „dt ist für das Gesamtfrnhd. belegt, begegnet aber erst seit der 2. Hälfte des 15. Jhs. mit einer allerdings in allen Zählungen unter 3% aller t-Graphien liegenden relativen (äufigkeit. […] am häufigsten final nachvokalisch (eidt, liedt) und nachkonsonantisch, und zwar […] besonders nach n (kindt, wandt, landt), aber auch nach l (feldt, waldt) und r (mordt . EBERT, § L 47,2, S. 94. „[…] das Doppelgraph [begegnet] in intervokalischer Stellung nach K“rze bretter, geschnitten) seit Beginn der Epoche in folgender Landschaftsverteilung (nach Frnhd. Gr. 1.1, 48f.): 13. Jh. ndalem.; seit dem 14. Jh. allgemein obd. zunehmend […] Gleichzeitig dringt tt seit Beginn der Epoche, verstärkt im 15. Jh., auch in die Medialstellung nach Langvokal (gütter), nach Diphthong (leitten), nach Konsonant (richtter), ferner in alle Finalpositionen (ratt, hartt […]. EBERT, § L 47, S. 95.
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Während Schwund von mhd. /t/ nur selten in Finalstellung belegt ist1031 (dauch [1 von 15 Belegen], lew [1 von 19 Belegen], nich [1 von 349 Belegen]), findet sich die Epithese bzw. Epenthese von t1032 häufiger: anderthalb [4 von 5 Belegen], jnnerthalben [3 von 4 Belegen], niemant [15 von 23 Belegen], niendert [4 Belege], palaʃt [19 von 21 Belegen], ʃuʃt [1 von 16 Belegen], yemant [60 von 62 Belegen], yendert [6 Belege], etc.
Initiales mhd./tw/ wird durchgängig als zw wiedergegeben, wie es im Schwäb. im 15. Jh. üblich ist:1033 zwang, zwingen, gezwungen, gezwerg, etc. Singulär ist die im Gesamtfrnhd. zu findende Graphie th in ʃthan belegt.1034
e) mhd. /g/
Für mhd. /g/ ist in allen Positionen, also sowohl initial als auch medial, ausschließlich die Graphie g belegt:1035 initial:
gar, geben, gegen, gelogen, gelt, gelucke, gern, geʃelle, geʃunt, got, gram, greiffen, grüʃʃen, grunt, guldein, gunnen, etc. medial: aigen, arge, bergen, bewegen, bogen, burge, degen, jäger, legen, nagel, pflegen, ʃchlegen, ʃtiegen, tragen, tugent, vogel, volgen, wagen, wegen, zogen, etc.
Lediglich das Lexem mhd. herberge ist einmal als herberben belegt, was wohl auf einen Schreiberfehler zurückzuführen ist.1036
1031 „Schwund des t, auch des Flexivs der 3. Pers. Ind., begegnet gesamtfrnhd. in direkter und indirekter Finalstellung mit auffallender (äufigkeit […]. EBERT, § L 47, S. 97. 1032 Ebd.: „Kennzeichnend f“r das Gesamtfrnhd. ist Epenthese bzw. Epithese von t (selten seiner Variante d nach vielen Konsonanten […]. Als Bedingung f“r viele dieser Fälle werden neben der jeweiligen Distribution Nebenton der betroffenen Silbe, Ausspracheerleichterung […], f“r die Komposita bessere Signalisierung der Morphemgrenze […] angegeben vgl. generell: Frnhd. Gr. , , – . 1033 „)nitiales mhd. tw- (in twingen, twahen usw.) entwickelt sich […] im . und . Jh. zunächst im schwäb., danach im oobd. und nordobd. Raum zu zw-: zwingen, zwerch, zwagen, zwehel; für zwischen ist die Entwicklung bereits im Mhd. fortgeschrittener. EBERT, § L , , S. . „Am fr“hesten ist der Wandel im Schwäb. nachzuweisen: hier war er vielleicht schon frmhd. (Anfang des 12. Jh.s), jedenfalls aber im 13. Jh. eingetreten […] )n den (ss. der frnhd. Zeit ist die Schreibung z wohl von Anbeginn Regel und jedenfalls in allen seit Mitte des 15. Jh.s durchgef“hrt. […] Auf bair. Boden, und zwar in oberbayr. Urk.en, soll z gleichfalls schon smhd. oder doch wenigstens im Laufe des . Jh.s erscheinen […]. )ndes zeigen es erst in der . (älfte des 15. Jh.s zunächst sbair. Hss. gewöhnlich neben noch immer vorkommendem t, während die gleichzeitigen mbair. letzteres noch durchgehend bis Mitte des Jh.s bewahren und in solchen noch zu Ende starkes Schwanken […] herrscht. Frnhd. Gr. I.3, § 144, 1 a, S. 199. 1034 „th begegnet quantitiativ gegenüber t sehr stark (unter 4 % aller t-Graphien) abfallend, dennoch in allen Stellungen und unabhängig von der Quantität des voraufgehenden oder folgenden Vokals im gesamten Frnhd. EBERT, § L 47, 2, S. 94. 1035 Vgl. EBERT, § L , , S. : „Als Regelgraph fungiert in allen […] Positionen mit sehr hohen Prozentwerten (97–99%) das Zeichen g. 1036 Allerdings verzeichnete auch GLASER innerhalb einer Augsburger Hs. für mhd. /g/ einen singulären Beleg mit der Graphie b (bebangen, hier /g/ im indirekten Anlaut), den sie „als verschrieben betrachtet . Graphische Studien zum Schreibsprachwandel, § 209, S. 243.
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f) mhd. /k/
Das mhd. Metaphonem /k/ ist ausschließlich in initialer Position bei wenigen Lehnwörtern belegt. Hier findet sich die Graphie c wortgebunden bei mhd. kappelân/kapelân (cappelan [1 Beleg]/capelan [2 Belege], capelanes [1 Beleg], caplan [1 Beleg]) und mhd. covertiure (couerteüre [singulär belegt]). Drei Lexeme weisen neben c die Variante k auf (klöʃter/cloʃter [1 zu 1 Beleg], kreutze/ crutze [1 zu 1 Beleg], kriʃten/criʃt(en) [3 zu 8 Belegen]).1037 Die Graphie ch, die der Schreiber häufig f“r die Affrikate /kχ/ setzte (vgl. Kapitel 5.3.2.c), überwiegt in den beiden aus dem Lateinischen entlehnten Subst. mhd. kamer(ære) und mhd. kemenâte, die sonst noch mit k belegt sind: chamer(ere)/kamer(ere) [7 zu 6 Belegen], chämnaten/kemnoten [9 zu 2 Belegen]. Nicht zu berücksichtigen ist gollter als reguläre Nebenform zu mhd. kolter.1038 Die Fälle von Auslautverhärtung aus urspr“nglich /g/ sind zur Affrikate /kχ/ gestellt.1039
6.2.3.2. Die Affrikaten /pf/, /tӡ/, /kχ/ a) mhd. /pf/
Die Leitgraphie für mhd. /pf/ ist im direkten und indirekten Anlaut pf, daneben ist zweimal die überregional gebrauchte Variante ph1040 im indirekten Anlaut belegt: pf: ph:
pfaffen, pfannen, pfant, pfelle, pferd, pfingʃtag, pflegen, pflicht, enpfalch, enpfangen, enpfinde, gepflegen, etc. enphan [1 von 16 Belegen], gephlegen [1 von 9 Belegen].
Dagegen überwiegt in medialer und finaler Position die Graphie pff, wie es für das Gesamtfrnhd. typisch ist:1041 medial: gekapffet [singulär belegt], knopffe [singulär belegt], opffer [5 Belege], ʃcharpffe(n/r/s)/ ʃcharpfe [8 zu 1 Beleg], ʃchimpffen [singulär belegt]. final: knopff [singulär belegt], ʃcharpff/ʃcharpf [3 zu 2 Belegen]. 1037 Vgl. Anm. 1045. 1038 „Bei einigen Fremdwörtern stehen Formen mit /g/ und /k/ nebeneinander: gollier/kollier ‚Koller‘, […] gulter, golter, gûter / culter, kolter, kûter aus afrz. coultre ‚Steppdecke‘ […]. PAUL, § L 105, Anm. 2, S. 159. 1039 „)m Auslaut wird /g/ im Großteil des Mhd. zu [k] , im Bair. aber zu [kχ] […] verhärtet […]. PAUL, § L 105, S. 158. Die Belege zeigen die Verhärtung zur Affrikate (vgl. Kapitel 5.3.2.c). 1040 „Die Leitgraphie f“r die Affrikata ist insgesamt in allen Distributionen pf. Daneben begegnet ebenfalls in allen Stellungen regelmäßig ph. Besondere geographische Lagerungen für beide Digraphe lassen sich trotz der Tatsache, daß ph in der Sekundärliteratur immer wieder als eher md., pf als eher obd. charakterisiert wird, nicht ausmachen. […] Unter zeitlichem Aspekt begegnet ph vorwiegend im älteren Frnhd. […] nach zunehmend pf […]. EBERT, § L 58,2, S. 128. 1041 Ebd., § L , , S. : „Die mit drei und mehr Buchstaben geschriebenen Varianten erklären sich teils als Kompromißschreibungen, teils als Doppelungen von pf und ph bzw. ihrer beiden Graphe. Am häufigsten begegnet pff, und zwar für das gesamte Frnhd. und mit der Tendenz zur Bindung an die medialen (z. B. schimpffen, schöpffen) und finalen (z. B. kopff, stumpff Positionen […].
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Eine Besonderheit bzw. Ausnahme bilden die beiden Eigennamen Gelphrat und Helphereich, die entweder mit ph oder f bzw. ff belegt sind. Diese Verschiebung von /pf/ zu /f/ zeigt sonst nur das Lexem mhd. gelpf, das einmal als Adj. gelffen (Bezugswort muot) und einmal als Subst. gelffe belegt ist. Auch das Adj. ʃcharpff erscheint ausnahmslos mit der Affrikate pf bzw. pff, die sich im 15. Jh. im schwäb. Raum findet, während sich im Bair. der Frikativ ff durchgesetzt hat.1042
b) mhd. /tӡ/ Die Leitgraphie f“r mhd. /tӡ/ ist je nach Position unterschiedlich. In direkter und indirekter initialer Stellung ist fast ausnahmslos (die Ausnahme bildet das Numerus-Suffix mhd. -zic) die Graphie z belegt, wie sie „frnhd. […] im Gebrauch fast ganz auf den Anlaut beschränkt ist :1043 darzů, (er)zurnen, (ge)zelt, gezemen, verzagt, wolgezam, zagliche, zaichen, zaigen, zal, zehen, zeit, zerbrochen, ziehen, zimpt, zorn, zucken, zuige, zweyfel, zwelf, etc.
Alternanz der Graphien z/tz zeigen in indirekter Initialstellung die beiden Zahlwörter viertzig/vierzig [2 zu 1 Beleg] und zwaintzig/ zwainzech [1 zu 9 Belegen]. Für mhd. ahtzec ist dagegen durchgängig z belegt (achtzig/achzig [4 zu 1 Beleg]), während mhd. sehzec in allen 6 Belegen als ʃechtzig erscheint. In medialer Stellung steht ausschließlich die Digraphie tz: ergetzen, ertzney, hertzen, hertzog, hitze, kertzen, kreutze, kurtzen, lutzel, nutze, raitzen, ʃchützman, ʃchwartzen, ʃitzen, ʃtoltze, yetzo, etc.
Auch in finaler Position ist abgesehen von dem singulären Beleg vndtz (mhd. unz) durchgängig tz belegt: ditz, ergetz, gantz, glantz, hertz, hintz, kurtz, ʃchatz, ʃchwartz, witz, etc.
Der Befund zeigt somit die für das Frnhd. typische Distributionsregel zur Schreibung der Affrikate mhd. /tӡ/: initial z, medial und final tz.1044
c) mhd. /kχ/ Die Leitgraphie f“r mhd. /kχ/ unterscheidet sich wiederum je nach Position. In initialer Stellung ist die Graphie k am häufigsten belegt, daneben tritt zum einen die Variante c positionsbeschränkt vor Liquid1045 vielfach auf: 1042 Vgl. BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, Karte 27, S. und : „Die (ss. […], die reine Spirans schreiben, liegen in Th“ringenObersachsen und z. T. in Bayern, sporadisch im übrigen obd. Gebiet. Das gesamte Alem., Augsburg und N“rnberg haben fast nur die Affrikate. 1043 Frnhd. Gr. I.1, § 45,1, S. 68. 1044 Vgl. EBERT, § L 59, 2, S. 131f. 1045 „c wird anlautend für k bei deutschen Worten in Hss. und Drucken der äfrnhd. Zeit noch sehr häufig wie im Mhd. vor l und r gebraucht (z. B. clagen, cleid, clein, crafft, cranck, crieg); dann ist es aber hier durch k verdrängt […]. Dagegen bleibt es in Lehn- und Fremdwörtern ganz regelmäßig bis zum Ausgang des Frnhd. (so in [den schon ahd. entlehnten] capitel, capelle, cammer, costen, closter, creutz, äfrnhd. auch crist […]; [in den ahd.-mhd. Entlehnungen] cantzel [-ler], crone […]. Frnhd. Gr. ). , § 33, S. 58. Vgl. dazu auch KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 178, S. 247), der zahlreiche Belege für cl und cr in initialer Position aus Augsburger Hss. anführte.
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kapel ʃame [singulär belegt], klagen/clagen [5 zu 67 Belegen], klaid/claid [6 zu 72 Belegen], klainen/clain(e/en/es) [1 zu 13 Belegen], klang/clang [3 zu 13 Belegen], cle [3 Belege], klingen/erclingen und clungen [1 zu 2 Belegen], kradem/cradem [1 zu 1 Beleg], chron/kron(e) [3 zu 23 Belegen], etc.
Zum anderen findet sich häufig die Variante ch in initialer prävokalischer Stellung:1046 chäme/käme [4 zu 1 Beleg], chan/kan [21 zu 26 Belegen], chaum/kaume [6 zu 1 Beleg], cheren/kerten [1 zu 2 Belegen], (ver)chieʃen/(ver)kieʃen [3 zu 12 Belegen], chint/kint [87 zu 17 Belegen], chomen/komen [135 zu 3 Belegen], chund/kund [42 zu 24 Belegen], chune/kune [83 zu 129 Belegen], chunig(inne)/kunig(inne) [16 zu 719 Belegen], etc.
In medialer und finaler Stellung steht dagegen fast durchgängig die Digraphie ck, die „mediale und finale Regelgraphie […] im Gesamtfrnhd. 1047 ist: medial: final:
dencken, dicke, drincken, gelucke, mercken, plicken, recke, rucken, ʃchencken, ʃchicken, ʃencken, ʃtecken, ʃtercke, ʃtucken, wecken, zucken, etc. (ge)danck, dick, drinck, erʃchrack, geluck, kranck, marck, panck, planck, peck, reck, rock, ʃtarck, tranck, werck, etc.
Die Variante ch ist medial und final nur selten belegt: plichen [1 von 8 Belegen], puchs [singulär belegt], march (nhd. Grenzland) [3 von 8 Belegen], brach [1 von 3 Belegen], roche [singulär belegt im Pl., im Sg. 2 Belege rock].
Ebenso findet sich die Variante k nur in 14 Belegen: bukeln [1 von 2 Belegen], marke (nhd. Grenzland) [1 von 8 Belegen], wolke [3 Belege], volk [9 Belege].
Vereinzelt ist die Digraphie gg sowohl in ursprünglicher Geminationsstellung – typisch für das gesamte Obd.1048 – als auch außerhalb (ein Merkmal des Schwäb.1049) belegt:
1046 „Bair. und sehr beschränkt auch schwäb. wohl nur in Augsburg dient [ch] anlautend und z. T. auch in- und auslautend in den Hss. des 14. und 15. Jhs. noch wie mhd. als gewöhnliche Bezeichnung der gutturalen Affrikate kχ […] z. B. chind, chünig, chomen, becheren, chnecht, chlain, chrafft; chranchen, sinchen, er tranch, junchfraw […]. Frnhd. Gr. ). , § , , S. . 1047 EBERT, § L 49,2, S. 101. 1048 „)nlautendes geminiertes wgerm. gg war in einem großen Teil des Obd. […] als Lenis erhalten geblieben, wobei es von der […] Fortis kk, k […] lautlich geschieden blieb, während es bei seinem Übertritt in den Auslaut durch Verhärtung und Weiterwandlung […] vielfach mit letzterer zusammenfiel […]. Entsprechend zeigen die obd. Schriftsprachen nach einfachem (meist ursprünglich kurzen) Vokal häufig die Schreibung gg daf“r vor allem in […] egge ‚Eck e ‘ […], buggel […], rugg(en ‚der R“cken‘ zu (ze) rugg […]. Frnhd. Gr. ). , § 148, 2b, S. 246f. 1049 „Die aspirationslos gewordene Verschlußfortis k, kk erfuhr im Ndalem. und Schwäb. schon zu Beginn des Frnhd. […] eine Erweichung zur stimmlosen Verschlußlenis g, gg […]. Diese kommt ziemlich häufig auch in der ndal. und schwäb. Schriftsprache des 14. und 15. Jh.s (in letzterer noch in den ältesten Drucken) durch die Schreibung g, gg zum Ausdruck (z. B. ndal. kalg, volg, starg, werg, sag, blig, erschrag, selten auch inlautend den seggen; schwäb. versengt, kalg, agger, verdegt, geschigt, zugt, ambligg, strigg, vnglig […]. Frnhd. Gr. I.3, § 149, Anm. 34, S. 273.
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bugglen [1 von 2 Belegen], eggen [3 von 4 Belegen], eggewart [2 Belege], ruggen [2 Belege], ze rugg(e) [2 Belege], gloggen [2 Belege], volgger [11 von 81 Belegen], wergg [1 von 5 Belegen].
Die Auslautverhärtung ist in den meisten Fällen nicht schriftlich gekennzeichnet, so dass die Graphie g vorherrscht (vgl. Anm. 1020): berg, burg, enfieng, enwag, ding, (ge)drang, genůg, geʃang, gieng, hieng, jung, krefftig, kunig, ledig, mag, naig, pflag, ʃälig, ʃchlag, ʃchweig, ʃig, traurig, vaiglich, vieng, wenig, zwang, etc.
Wo sie geschrieben ist, begegnen die Varianten ch und ck (auch im indirekten Auslaut), die auf den Wandel von auslautendem /g/ zu /kχ/ zurückzuführen sind, wie er im Bair. stattgefunden hat:1050 ch: bezoch [singulär belegt], floch [singulär belegt], ʃpranch [1 von 35 Belegen], wach [1 von 5 Belegen], zwainzech [1 von 10 Belegen]. ck: clenck [singulär belegt], ganck (Subst.) [singular belegt], junckfrawe [30 Belege].
Die Digraphie gk1051 findet sich zweimal belegt: Einmal im direkten Auslaut (langk [1 von 37 Belegen]) und einmal im indirekten Auslaut (sorgklich [3 von 4 Belegen]). Das Suffix mhd. -eclich(-) bzw. -iclich(-) ist bis auf eine Ausnahme (willeclichen1052 [1 von 17 Belegen]) stets mit der Graphie k belegt: genädiklichen, geʃellekleichen, gewaltiklichen, hurtiklichen, inneklichen, kreftiklich, lediklichen, minneklich, trauriklichen, vppikliche, volliklichen, wunnekliche, etc.
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Graphie ch zur Wiedergabe der Affrikate in bair. und Augsburger Hss. belegt ist, ihre Verwendung für im Auslaut verhärtetes /g/ ist ein bair. Merkmal. Die Digraphie gg weist hingegen in den schwäb. Raum.
1050 „)m Sbair. und Mbair. war wie im erstern noch heute das im Auslaut verhärtete g […] schon spahd. > Affrikate kχ geworden […], wodurch Zusammenfall mit der aus k entwickelten Affrikate […] eintrat. Infolgedessen schreiben die bair. (nicht nur sbair. sondern auch mbair.) Hss. und Urk.en des 14. und 15. Jh.s für auslautendes g […] häufig zunächst wie mhd. noch bis in die . (älfte des . Jh.s ch (z. B. junchfraw, tach, dinch, perch, pruch). Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. . 1051 „gk findet sich obd. schon Ende des 13. Jhs., md. seit Mitte des 14. Jhs. öfter, breitet sich jedoch erst im Laufe des . Jhs., besonders in der zweiten (älfte, aus […]. Sein eigentliches Verwendungsgebiet findet es beim auslautenden g als vermittelnde Bezeichnung f“r dessen Verhärtung […]: im . und . Jh. noch ohne recht erkennbaren Unterschied (sorgklich, ergklich, zergengklich, gefengkniss […], langk, dingk, ringk, […] . Frnhd. Gr. ). , § , , S. . 1052 „Die im Mhd. “bliche Schreibung c […] im Auslaut f“r k (und verhärtetes g) findet sich nur noch bis zur Wende des 14./15. Jhs. (und zwar scheinbar bloß md.) ziemlich häufig […], dann kommt sie öfter nur mehr aber auch obd. bei -iclich in Hss. und selbst einzelnen Drucken der äfrnhd. Zeit vor. Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. 59.
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6.2.3.3. Die Frikative /v/, /f/, /ӡ/, /z/, /s/, /š/, /h/, /χ/ a) mhd. /v/ Das mhd. Phonem /v/ geht zurück auf germ. */f/, das sich zum einen im Zuge der ahd. Frikativenschwächung in intervokalischer Stellung und zwischen Sonorant und Vokal, zum anderen durch Lenisierung in initialer Stellung (9. Jh.) zu /v/ entwickelte.1053 Für /v/ in initialer Position zeigen die Belege die schon in mhd. Zeit gültige Schreibungstendenz, dass vor Vokal außer mhd. /u, ü, , û, ů, “e/ die Graphie v vorherrscht, während in präkonsonantischer Stellung die Variante f überwiegt:1054 überwiegend bzw. ausschließlich v: vand/fand [124 zu 5 Belegen], varb(e) [22 Belege], var(e)n/far(e)n [33 zu 9 Belegen], vater [28 Belege], veind(e/en) [55 Belege], verge/ferge [22 zu 1 Beleg], videlere [43 Belege], vil [1094 Belege], vinden/finden [17 zu 2 Belegen], vol [13 Belege], volgen [20 Belege], vorchten/forcht [28 zu 5 Belegen], etc. überwiegend bzw. ausschließlich f: feur [18 Belege], flos/vlos [8 zu 2 Belegen], frag(-)/ vragte [43 zu 1 Beleg], fraw(e/en) [359 Belege], frid(e/es)/vrides [17 zu 1 Beleg], fridel/vridel [4 zu 1 Beleg], fro/vro [18 zu 2 Belegen], frunt(-) [221 Belege1055], für [114 Belege], fürʃt(e/en) [63 Belege], etc.
In medialer und indirekt initialer Position ist die Graphie v gemäß der Distributionsregel ihrer Verwendung, die sich sowohl auf den Vokal /u/ als auch auf den Konsonanten /v/ bezieht (vgl. dazu Anm. 852), nicht belegt. Stattdessen findet sich dementsprechend die Graphie u,1056 die mit der freien Variante f konkurriert. Während die Graphie f medial nur gelegentlich belegt ist, dringt sie in indirektem Anlaut weiter vor und belegt auch Positionen, die sich außerhalb der Verwendungstendenzen für den direkten Anlaut befinden: medial:
couerteüre [singulär belegt], dewfel [10 Belege], (-)graue/margrafen [53 zu 1 Beleg], häuen [singulär belegt], houe/hofe [45 zu 2 Belegen], nefe [3 Belege], taulen [singulär belegt], zweifel [3 Belege], etc. indirekt initial: veruahen, heruart, beuiengen, beuinden, beuolhen, enuicht, geuallen/ gefallen [3 zu 3 Belegen], geuangen/gefangen [1 zu 5 Belegen], geuar, miʃʃeuar, 1053 Vgl. PAUL, § L 100, S. 154. 1054 Vgl. ebd. „Die Schreibung des anl. /v/ […] hängt stark vom Folgelaut ab […]: . f“r /v/ im Anl. vor a, æ, o, œ, e, ei […] ist die Regelschreibung […]; . auch bei anl. /v/ vor i ist die Regel […]. . Vor u- und ü-Lauten […] ist dagegen im S“den, vor allem im Ostobd., die Normalschreibung […]. . ähnlich im Anlaut vor Liquid, wobei im Süden (bes. ostalem.) und stärker konkurrieren. Dazu auch Frnhd. Gr. ). , § , S. : „f und v […] sind im Anlaut zwei völlig gleichwertige Zeichen f“r ein und denselben Labialspiranten […]. F“r den graphischen Gebrauch der beiden Zeichen gilt in den Hss. und Drucken des 14. und 15. Jhs. noch vielfach die mhd. Schreibregel, daß gewöhnlich f vor Konsonanten (l, r) und u (uo), ü (iu, üe), dagegen v vor allen “brigen Vokalen […]. Aber schon von Anfang an und dann im Laufe des 15. Jhs. immer mehr zunehmend beginnt daneben f auch in die letztern Stellungen vorzudringen […]. 1055 Die Belege umfassen alle Flexionsformen des Subst. mhd. vriunt als auch dessen Ableitungen, z.B. vriuntlîche. 1056 „u steht jeweils fakultativ in beiden Initialstellungen sowie medial für mhd. v […]. Die größte Häufigkeit und Verbreitung bis ins 17. Jh. erreicht u in indirekter Initialstellung. EBERT, § L 51, S. 108.
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gefaren, erfellet, geuelʃchet, geuidelt, wauon, gefolgen, gefloʃʃen, gefragt, gefrieʃch, gefriʃten, gefrummet, gefuge, gefullet, gefuren, etc.
Die Graphie w ist nur lexemgebunden für das Lehnwort mhd. âventiure belegt, was auf die Entwicklung zu nhd. Abenteuer zurückzuführen ist, womit sie keine Variante zu /v/ darstellt.
b) mhd. /f/
Das mhd. Phonem /f/ umfasst das im Auslaut sowie innerhalb der Verbindungen /ft/ und /fs/ bewahrte germ. */f/ und das bei der zweiten Lautverschiebung aus germ. */p/ hervorgegangene /ff/ bzw. /f/. Während für mhd. /v/ die Graphien v und f belegt sind, findet sich die erstere für mhd /f/ nicht. Dafür begegnet hier die Digraphie ff sehr häufig: affter, auf, biʃchof, darf, funff, ellenthafte/ellenthaffter, entʃchlaft, graf, greiffen, half, helffen, krefte/kreffte, offen, offt, pfaff, ʃanft, ʃchefte/ʃcheffte, ʃchiff, ʃchlaffen, warff, werffen, wirtʃchaft, zwelf, etc.
Der Befund zeigt, dass die beiden Phoneme mhd. /v/ und /f/ in der schriftlichen Umsetzung unterschieden werden: Während die Graphie f für mhd. /f/ als auch /v/ belegt ist, dringt umgekehrt die Graphie v nicht in den Bereich von /f/ ein. Allerdings lassen sich daraus keine engeren regionalen Eingrenzungen ableiten, denn sowohl „die bair. (ss. [halten] die beiden f-Qualitäten vielfach noch durchs ganze Frnhd. als f (im 14. und 15. Jh. z. T. noch als v […] und ff auseinander , als auch „die schwäb. Denkmäler [haben] eine gewisse Scheidung der zwei f-Laute bewahrt: Zunächst schreiben die (ss. […] f“r mhd. v noch wechselnd v, f, für mhd. f aber durchgehend f […] .1057
c) mhd. /ӡ/ Für mhd. /ӡ/, das auf germ. */t/ zurückgeht, sind folgende Graphien belegt: In finaler Stellung:
überwiegend s: as (Sg.Prät. zu mhd. ezzen), aus, bas, begos, das, erdos, vlais, gros, has, hies, mas, můs, nas, plos, sas, schus, schwais, stos, verdros, vergas, wais, was, etc. z hauptsächlich innerhalb der beiden Lexeme mhd. daz und waz, die des Öfteren aber auch mit der Variante s belegt sind: daz/das [2022 zu 114 Belegen] waz/was [707 zu 41 Belegen]; daneben ist z nur vereinzelt belegt, wie z.B. baz/bas [3 zu 75 Belegen] saz, schoz häufig ʃʃ: búʃʃ, diʃʃ, entschlúʃʃ, gehaiʃʃ, groʃʃ, grüʃʃ, laʃʃ, lieʃʃ, můʃʃ, schuʃʃ, stieʃʃ, vleyʃʃ, etc. 8 x belegt ist zz: fůzz, grözz, sazz, vzz1058, lazz (Kurzform von lazzen), schozz (3.Sg. Ind.Prät. zu mhd. schiezen),schozz (mhd. schôz), wizz (Kurzform von mhd. wizze) 5 x belegt ist ʃz: groʃz, grůʃz, hirʃz1059, můʃz, waiʃz singulär belegt ist tz in datz
In medialer Stellung, die mhd. /ӡ/ nach Langvokal und mhd. /ӡӡ/ nach Kurzvokal umfasst:
überwiegend ʃʃ sowohl nach mhd. Langvokal (z.B. auʃʃen, besäʃʃe, dreiʃʃig, fúʃʃe, groʃʃer, müʃʃen, saʃʃen, süʃʃe, straʃʃe, vleyʃʃe) als auch nach mhd. Kurzvokal, wo die
1057 Frnhd. Gr. I.3, § 140, 2a, S. 135f. 1058 Ein weiterer Beleg findet sich in indirektem Auslaut bei vzzerwelten. 1059 „Die Graphemfolge rs (vereinzelt altes rӡ) variiert im Gesamtfrnhd. mit rsch , hirsch setzt sich allerdings erst seit dem 16. Jh. durch. EBERT, § L 54,4, S. 117f.
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Geminate mhd. /ӡӡ/ folgte z.B. eʃʃen, geseʃʃen, haʃʃes, keʃʃel, peʃʃer, schlüʃʃel, vaʃʃen, vergeʃʃen, vermeʃʃen, wiʃʃen) daneben findet sich in 13 Belegen die Graphie zz für zum einen mhd. /ӡ/ (plozzer, fúzze, sazzen, vzzer [2 Belege], und zum anderen für mhd. / ӡӡ/ ezzent, pezzer, vlizzen, wazzer [5 Belege]) singulär s in genüst, nicht berücksichtigt ist dabei gröslichen im indirekten Auslaut singulär tz in ketzel
Die Belege zeigen, dass der Schreiber mhd. /ӡ/ und /s/ weitestgehend unterschied. Während er für ersteres die Graphien z, zz und ʃʃ verwendete, sind diese für mhd /s/ nur vereinzelt nachzuweisen (vgl. Kap. 5.3.3.e). Die Unterscheidung dieser beiden Frikative lässt sich in medialer Stellung in der ersten Hälfte des 15. Jh.s sowohl in bair. als auch schwäb. Hss. belegen, jedoch findet sich der Gebrauch der Graphie zz nur im bair. Raum und in Augsburg: „Die bair. (ss. scheiden s und ӡ (ӡӡ) bis in die erste Hälfte des 15. Jh.s noch gewöhnlich als s (ʃ) und zz […], woneben f“r letzteres auch schon ss (ʃʃ) [steht]. Im Schwäb. kommt für mhd. s bereits spmhd. die Schreibung z und umgekehrt für mhd. ӡ auch s vor, doch steht für letzteres in der Regel ss (sz) (auch nach Langvokal und Diphthong), woneben sich aber wenigstens in Augsburg (also vielleicht unter bair. Einfluß) nicht selten bis in die 1. Hälfte des 15. Jh.s auch zz hält. 1060
In finaler Stellung wurde die Unterscheidung der beiden Frikative schon frühzeitiger aufgehoben, was auch die hier häufig belegte Graphie s zeigt. Sie hält sich aber wiederum im Bair. am längsten.1061
d) mhd. /z/ Das Phonem mhd. /z/, das PAUL als ein „Allophon [ž] von /s/ ansetzte, „ist in der ahd. Frikativenschwächung entstanden, als s zwischenvokalisch und zwischen Sonant und Vokal und später wohl auch im Anlaut zu [ž] lenisiert wurde , und ist im Mhd. „demgemäß im Silbenanlaut vor Vokal positioniert .1062 Die fast durchgängig belegte Graphie ʃ entspricht dem frnhd. Schreibusus für mhd. /z/, das „initial prävokalisch […] gesamtfrnhd. regelhaft durch das Zeichen ʃ wiedergegeben wurde ,1063 (z.B. ʃagen, ʃanft, ʃatel, ʃaumen, ʃein, ʃellten, ʃeyt, ʃich, ʃingen, ʃinne, ʃoliche, ʃorge, ʃult, ʃunder), was ebenso für den indirekten Anlaut gilt (z.B. geʃehen, verʃagen). Dabei nicht berücksichtigt ist das Lexem mhd. versolt (nhd. verschuldet), das zweimal als verʃolt und viermal in der Nebenform verʃcholt belegt ist. Auch in medialer Position herrscht die Graphie ʃ vor:1064 z.B. baʃe, geiʃel, geneʃen, gewachʃen, hauʃe, kieʃen, loʃen, rayʃe, riʃen, vnʃer, weyʃen.
Neben der Leitgraphie ʃ ist zweimal die Digraphie ʃʃ in pirʃʃen1065 und weiʃʃoʃte belegt, singulär ʃz in vnʃzer. 1060 1061 1062 1063 1064
Frnhd. Gr. I.3, § 146, 2a, S. 210. Vgl. Frnhd. Gr. I.2, § 146,3c, S. 218. Vgl. PAUL, § L 121, S. 170. EBERT, § L 52,3, S. 113. Vgl. EBERT, § L 52 und L 53, S. 110– und Frnhd. Gr. ). , § , S. : „Die Zeichen ʃ […] und s […] werden seit dem . Jh. in der Weise voneinander getrennt, daß ersteres regelmäßig im An- und Inlaut, letzteres im Auslaut geschrieben wird. Vgl. auch Frnhd. Gr. I.3, § 146, 2a, S. 209f.
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Innerhalb der mhd. Geminate /-zz-/ ist ausschließlich die Digraphie ʃʃ belegt: gewiʃʃem, kúʃʃen, miʃʃevar, roʃʃen, etc.
e) mhd. /s/ Auch für mhd. /s/ zeigen die Belege den frnhd. Schreibusus. So ist in medialer Position ausschließlich die Graphie ʃ belegt (z.B. fúrʃten, geʃte, iʃt, liʃten, peʃten, schweʃter, veʃter), im Auslaut – bis auf zwei Ausnahmen – dagegen stets s (z.B. ains, als, deines, hals, kuniges, leibes, ros, vaters, wuchs). Die beiden Ausnahmen betreffen das Adv. mhd. sus, das zum einen mit der Digraphie ss innerhalb von 14 Belegen erscheint, zum anderen dreimal mit zz und singulär als sus belegt ist, sowie die 1./3.Sg.Ind.Prät. von mhd. sîn, die gelegentlich mit z belegt ist und sich damit graphisch nicht mehr vom Interrogativpron. mhd. waz unterscheidet. In anlautender präkonsonantischer Position (direkter und indirekter Anlaut) verwendete der Schreiber für mhd. /s/ innerhalb der Verbindungen /sp/ und /st/ die traditionellen Graphien ʃp und ʃt: z.B. ʃpanne, ʃpehen, ʃpeise, ʃpengen, geʃpenge, ʃper, (ge)ʃprechen, ʃpil, ʃpringen, geʃprang, ʃpruche, ʃtahel, geʃtaine, (ge)ʃtan, ʃtangen, ʃtercke, ʃterben, ʃtete, ʃtich, ʃtille, ʃtimme, geʃtriten, ʃtund, ʃturm, etc.
In den anderen Positionen /sl, sm, sn, sw/ ist dagegen die Graphie ʃch belegt:1066 ʃchlachte, ʃchlaffen, ʃchlahen, geʃchlagen, ʃchlaich, beʃchloʃʃen, ʃchlug, verʃchmahen, ʃchmal, ʃchmiegen, ʃchnaid, geʃchniten, ʃchne, ʃchnell, ʃchwang, ʃchwartz, ʃchwebel, geʃchwechen, ʃchweʃter, geʃchworn, etc.
Nur 5 Belege weisen hier statt ʃch die Graphie ʃ auf: ʃla, ʃwam, ʃwachem [1 von 3 Belegen], ʃwert [2 von 92 Belegen]. Dazu stellte BESCH fest:„sl, sm, sn, sw > schl, schm, schn, schw […]: Die sch-Schreibung ist im 15. Jh. zunächst eine ostalem.-augsburgische, dann z. T. auch eine bairische Eigenheit. 1067
f) mhd. /š/ Für mhd. /š/ ist ausschließlich die Graphie ʃch belegt, welche die Regelschreibung im Gesamtfrnhd. darstellt:1068 1065 Die Form pirschen ist erst im 16. Jh. des Öfteren belegt. Vgl. EBERT, § 54,4, S. 118. 1066 „Anlautendes s ging seit der 2. Hälfte des 13. Jh.s in der Stellung vor Konsonanten (w, m, n, l; p, t auf dem ganzen hd. Gebiet […] > š “ber. […]. Die schriftsprachliche Wiedergabe dieses Wandels durch sch reicht vor den sonoren Konsonanten (w, m, n, l) zwar in ihren ersten Spuren (obd. und md.) schon in die 2. Hälfte des 13. Jh.s zurück, bleibt aber bis in die . (älfte des . Jh.s ziemlich selten […]. Am ehesten setzte sich die Schreibung sch wohl in den obd. Privathss. durch, wo sie mindestens in bair. und schwäb. der 2. Hälfte des 15. Jh.s scheinbar regelmäßig oder doch überwiegend durchgeführt wurde […]. Frnhd. Gr. ). , § , a, S. . „Demgegen“ber ist die traditionelle Schreibung s vor p, t entgegen der lautlichen Entwicklung allezeit und auf allen Gebieten durchgehend erhalten geblieben […]. Frnhd. Gr. ). , § 147, 1b, S. 225. 1067 BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, S. 345, vgl. auch die Karten 17–20. 1068 Vgl. EBERT, § L 54,2, S. 116.
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initial: ʃchencken, ʃchickten, ʃchif, ʃchilt, ʃchimpffen, ʃchirm, ʃchult, ʃchus, etc. medial: biʃchof, eʃcheinen, gemiʃchet, leʃchen, viʃche, wiʃchte, zwiʃchen, etc. final: diʃch, flaiʃch, haimiʃch, harnaʃch, hübʃch, wunʃch, etc.
g) mhd. /h/
Der in initialer Position stehende Hauchlaut /h/ ist ausschließlich mit der Graphie h belegt: haimliche, haus, heben, heint, held, helle, helme, hemd, hende, hertze, hewte, himel, hitze, hof, hort, hullde, hundert, etc.
Dagegen findet sich in medialer Position neben der Leitgraphie h (z.B. fliehen, gahen, gemahel, geweihet, hohe, jehen, nahent, ohein, ʃchlahen, ʃchweher, ʃehen, ʃpehen, vahe, verzeihen) selten auch die freie Variante ch, die vor allem in obd. Hss. belegt ist:1069 hoche [1 von 61 Belegen], machlen, ruche, ʃtachel(inen) [2 von 5 Belegen], trächer [1 von 3 Belegen], verʃchmachent [1 von 3 Belegen].
h) mhd. /χ/ Der Reibelaut /χ/ ist in finaler Position ausschließlich mit der Digraphie ch belegt (ach, anʃtrich, auch, beuilch, dach, dich, doch, fliech, gach, gemach, hoch, ich, jach, mich, nach, noch, plaich, ʃchlaich, ʃprich, verch, etc.). Auch in medialer Position ist die Graphie ch führend, die im Gesamtfrnhd. als Regelgraphie gelten kann.1070 Daneben finden sich in 21 Belegen die positionsbeschränkte Variante h vor Liquid1071 (beuolhen [7 Belege], enpfolhen [singulär belegt], welhe [10 von 11 Belegen]) sowie die Digraphie ck1072 (wackten [1 von 3 Belegen], dracken [singulär belegt] und druckʃázzen [singulär belegt]). Schwund des Reibelauts weist lediglich das Lexem mhd. niht auf, das sich in 223 von 572 Belegen als nit findet, der vor allem im westobd. Gebiet verwendeten Regelform, wohingegen im bair. Raum die Form nicht vorherrscht. Der Augsburger Raum nimmt hierbei eine Mittelstellung ein, wo sowohl das typisch schwäb. nit als auch das bair. nicht belegt sind.1073
1069 „ch findet sich vor allem in Texten des älteren Frnhd. obd. generell häufiger als md.: öcheim, sachen ‚sahen‘, lechen ‚liehen‘, gemachel […]. EBERT, § L 57,2, S. 125. 1070 „Als Regelgraphie f“r den Reibelaut fungiert unabhängig von dessen (erkunft und seiner Distribution seit Beginn der [frnhd.] Epoche und in allen Räumen die Graphenverbindung ch. EBERT, § L , , S. . 1071 „)m )nlaut […] nach Liqiden wird [h] vor allem obd., vielfach im Äfrnhd. und teilweise noch in Drucken bis gegen Mitte des 16. Jhs. wie mhd. für den gutturalen Reibelaut ch gebraucht […] solher, welher, die forht . Frnhd. Gr. ). , § , , S. . 1072 Nicht berücksichtigt sind das zweimal belegte zuckte(n), das auf das Verb mhd. zücken bzw. zucken zurückgeht sowie das zweimal belegte druckt als Prät.-Form zu mhd. drücken. Die Graphie ck für mhd. /χ/ ist nach MOSER vor allem im Ndal. und Omd. belegt und hält sich „bei trucksetz(e) –sess al. und rhfr. durchs . [Jh.]. Frnhd. Gr. I.3, § 150,2, S. 281. 1073 Vgl. BESCH, Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. Jahrhundert, Karte 57 und S. 201f.
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6.2.3.4. Die Halbkonsonanten /w/, /j/ a) mhd. /w/
Die Leitgraphie für mhd. /w/ ist in allen Positionen w, wie es im Gesamtfrnhd. üblich ist:1074 initial (direkt und indirekt): wäge, bewaren, beweyʃen, wellen, erwelt, wichen, wider, will, wilde, willen, wincken, erwirbe, wittwen, wochen, wol, wunder, wütten, wunʃchen, wurcken, etc. medial: geʃchwigen, geʃchwinde, geʃchworn, gezwerg, ʃchwang, ʃchweʃter, ʃchwimmen, zeʃwe, zwingen, etc.
Daneben ist vereinzelt die Variante b belegt, wie sich umgekehrt w für mhd. /b/ findet (vgl. Kap. 5.3.1.a), eine vor allem in bair. Hss. häufig zu findende Schreibung:1075 albar1076, jtnibes (mhd. iteniuwez), nieban (mhd. niuwan), obe, rubende. Nicht hierher gehören garbt(en)/gerbten, ʃalben, varbe, wo /w/ allgemein noch in mhd. Zeit zu /b/ überging.1077 Singulär ist die Graphie v in mhd. warte belegt, die als Schreiberfehler interpretiert werden kann, obgleich „v insgesamt selten, aber für den Gesamtraum und speziell f“r die ältere Zeit initial […] belegt 1078 ist. Schwund von mhd. /w/ ist innerhalb der Verbindungen mhd. /ouw (öuw), uow, iuw/ belegt in hauen, gerauen, gereüen, ʃchauen, růe sowie in ewren, frawe, frawten, geplawen, newe, rewen, ʃchawen, trewe, etc. wo die Graphie w als vokalischer Bestandteil des Diphthongs zu sehen ist.1079 Nicht berücksichtig ist der Beleg zeʃem als Nebenform zu mhd. zeswem.1080
b) mhd. /j/
Die Leitgraphie für mhd. /j/, das im Textkorpus fast nur in initialer Position belegt ist, ist j, die in frnhd. Zeit „in allen Landschaften […] am häufigsten ge-
1074 „Die mit Vorkommensfrequenzen von “ber % nachgewiesene Regelgraphie f“r die w-Laute ist w. EBERT, § L 50,2, S. 104. 1075 „Wenn sich […] b für w in […] Maa., wo altes b umgekehrt als Reibelaut w erscheint, oft nach Vokal findet (vor allem bair. und nürnb. […] und nach Liquiden […], so beruht das teils auf umgekehrter Schreibung […] teils auf rein graphischer Angleichung an die vorkonsonantische Stellung und den Auslaut […]. Frnhd. Gr. ). , § 131,3, Anm. 13, S. 88. Vereinzelte Belege für inlautend w verzeichnete KAUFFMANN (Geschichte der schwäbischen Mundart, § 144,2, S. 174f.) auch für den (ost-) schwäb. Raum. 1076 „b als rein graphisches Zeichen für den bilabialen Reibelaut w erscheint im Anlaut seit dem Spmhd. und weiterhin während des Äfrnhd. überaus häufig in den bair. und n“rnb. (ss […]. Frnhd. Gr. ). , § , S. f. 1077 „Mhd. w wird nach l und r bereits vor Beginn der frnhd. Zeit […] im Gesamtgebiet oft zu b: schwalbe, falbe, gelbe, alber, farbe, mürbe, sperber […]. EBERT, § L 44,4, S. . „Dieser Übergang wird Ende des . Jh.s im Schwäb. sichtbar […]. Paul, § L86, S. 144. 1078 EBERT, § L 50,2, S. 105. 1079 „)n den Verbindungen aw […], ew […], ow […] ist der zweite Bestandteil des Diphthongs stets vokalisch […]. Frnhd. Gr. ). , § , S. . 1080 Vgl. HWB III, Sp. 1097.
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brauchte Schreibung :1081 ja, jamer, jar, jaʃpis, jeger, jehen, jugent, junckfrawen, jung, jungeling, etc. Daneben ist vereinzelt die Variante i in direkter und vor allem indirekter1082 Initialstellung – in letzterer ist sie die ausschließliche Schreibung – bei den drei Lexemen mhd. jâ, (er)jagen und jehen belegt: ia/ja [1 zu 156 Belegen], eriagten [singulär belegt], geiag(et) [3 Belege], iach [3 von 12 Belegen], iech [singulär belegt], iehen/jehen [22 zu 15 Belegen], iehent [singulär belegt], geiehen [singulär belegt], veriehen [8 Belege].
Nur in zwei Belegen für das Lexem mhd. jener findet sich die Variante y:1083 yener/jener [2 zu 2 Belegen]. Schwund von mhd. /j/ zeigt sich singulär intervokalisch in glüent.1084 Der Beleg enen für mhd. jenen erklärt sich dagegen über die Nebenform mhd. enen.1085
6.2.3.5. Die Nasale /m/, /n/ a) mhd. /m/
Die Leitgraphie für mhd. /m/ ist in allen Positionen m, die im direkten und indirekten Anlaut die ausschließliche Schreibung darstellt: gemachet, mage, maid, gemalet, man, manig, gemant, meiden, mein, mellden, mere, mich, michel, milte, minne, geminnet, mir, gemiʃchet, mit, möchten, morgen, mugen, münʃter, munde, müʃʃen, můt, můter, etc.
In medialer als auch finaler Position ist neben der Leitgraphie m (z.B. dem, erbarmen, fremd, gadem, geʃchmeide, gezämen, helme, himel, jm, jamer, etc.) vereinzelt die Digraphie mm belegt:
final postvokalisch: (al)ʃamm/(al)ʃam [28 zu 31 Belegen], grimm/grim [6 zu 4 Belegen], chumm/chum (1.Sg.Ind.Präs. von mhd. komen) [3 zu 2 Belegen], vomm/vom [2 zu 24 Belegen], frumm/frum [1 zu 2 Belegen], zemm/zem (= Zusammenziehung von ze dem) [1 zu 1 Beleg] final postkonsonantisch: armm/arm [1 zu 4 Belegen] medial intervokalisch: kemmenote bzw. kemmenaten/kemenoten [4 zu 1 Beleg], ʃaumme (3.Sg.Konj.Präs. von mhd. sûmen) [singulär belegt], ʃummer [3 Belege], (-)frumm(-)/(-)frum(-) [4 zu 9 Belegen1086], zeʃammen/zeʃamen [3 zu 3 Belegen] infolge von Assimilation aus mhd. mb: dumme(n/r)/dumen [9 zu 2 Belegen]
1081 EBERT, § L 55,2, S. 119. 1082 „)m innern Anlaut gilt im allgemeinen i vor Vokal (zuiagen, geiagt; veriagen, hoffiungkfraw […]. Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. 24. 1083 „Die Schreibungen mit y (veryehen, yener […] begegnen gegen“ber denjenigen mit i und j deutlich seltener […]. EBERT, § L 55,2, S. 119. 1084 „)nlautend kann zwischenvokalisches /j/ schon im Mhd. fehlen, z. B. in dræjen ‚drehen‘, sæjen ‚säen‘, müejen ‚quälen‘ […]. PAUL, § L 87, S. 145. 1085 Vgl. HWB I, Sp. 1479. 1086 Die Belege umfassen das Subst. mhd. frummen/frumen [1 zu 1 Beleg] und frumkhait [singulär belegt], das Adj. frumme/frumer [1 zu 1 Beleg] sowie das Verb im Prät.Sg./Pl. frummte/(ge)frumte(n) [1 zu 5 Belegen] und Part.Prät. gefrummet [singulär belegt].
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Die Digraphie mm steht ebenso für die mhd. Geminate /-mm-/, die sich nur innerhalb von zwei Lexemen mit der Simplexschreibung m findet: grimm(-)/grim(-) [50 zu 7 Belegen1087], jmmer [100 Belege], nemen [singulär belegte Nebenform zu mhd. nennen1088], ʃtimme [5 Belege], ʃchwimmen [2 Belege], flammen [2 Belege].
Die sechs Belege nimer gehören nicht hierher und erklären sich als Nebenform zu nimmer [98 Belege]. Die Digraphie mp findet sich, wie im Gesamtfrnhd. üblich, häufig positionsbeschränkt vor /t/, vor allem das t-Flexiv der Verben betreffend: 1089 frumpt, kumpt, nempt, nimpt, (en)zimpt, ʃampt, ʃaumpt, ʃchampt, traumpt, etc. Fünf Lexeme zeigen die Variante n zum einen in direkter und indirekter finaler Stellung (hain1090/haim [1 zu 28 Belegen], ludens1091 [singulär belegt], öhein bzw. ohein1092/öhem [2 zu 2 Belegen]), zum anderen medial (ʃnid1093 [singulär belegt], zunen/zumen (mhd. zoumen) [1 zu 1 Beleg]).
b) mhd. /n/
Die Leitgraphie für mhd. /n/ ist in allen Positionen n: initial: nacht, nächʃte, nagel, naigen, neit, newe, niemant, nicht, noch, nutze, etc. medial: arnen, frewnde, funf, kind, knecht, krone, lugenere, mantel, münch, praunen, ʃchniten, ʃternen, vanen, vinʃter, wunder, zürnen, etc. final: ain, an, bin, bogen, degen, dein, eben, jn, man, nun, parn, ʃchön, ʃein, ʃelten, ʃiben, ʃun, von, zorn, etc.
Die Digraphie nn als historisch nicht berechtigte Konsonantenverdoppelung ist nur selten belegt: denn (best. Artikel) [1 von 1388 Belegen], hünnʃchen [1 von 6 Belegen], mann [3 von 529 Belegen], ʃchannden [1 von 3 Belegen], ʃennden [1 von 7 Belegen], wannte (3.Sg.Ind.Prät. von mhd. wenden) [singulär belegt], wenndet [1 von 4 Belegen], winne [3 von 4 Belegen].
Die Degeminierung von mhd. /nn/ in finaler Position ist bis auf zwei Ausnahmen (gewann [2 von 92 Belegen]) beibehalten. Wo die Geminate allerdings durch Apokope in den Auslaut trat, ist stets die Digraphie nn belegt: erkenn, jnn (mhd. innen), hinn (mhd. hinnen), minn, prunn, kuniginn, zerrinn. 1087 Die Belege umfassen die Adj. grimme/grime [41 zu 3 Belegen], grimmig/grimigem [5 zu 1 Beleg], das Adj./Adv. grimmelich/grimlich [1 zu 3 Belegen] bzw. grimmeklichen [2 Belege] und das Subst. grimme [singulär belegt]. 1088 Vgl. HWB II, Sp. 54. 1089 „Einschub des Labialverschlußlauts b p zwischen den Labialnasal m und alle Dentalkonsonanten […] erfolgte seit dem . Jh. schriftsprachlich in ausgedehntem Maße […]. Frnhd. Gr. ). , § , , S. . EBERT verzeichnete als Regelgraphie mb, wohingegen mp „deutlich seltener als mb vorkomme. Vgl. § L , , S. f. 1090 „Direkt und indirekt finales m von Tonsilben wechselt – vor allem wobd. im 14. und 15. Jh. – mit n: heim […] neben hein […]. EBERT, § L 62,4, S. 140. 1091 Gen.Sg. von mhd. ludem (Name eines unbekannten Tieres, das nur im Nibelungenlied belegt ist. Vgl. HWB I, Sp. 1976). 1092 „Auch im Auslaut nebentoniger Silbe ging m gleichzeitig > n über, was sich äfrnhd. noch häufig […] zeigt. Frnhd. Gr. ). , § , Anm. , S. . 1093 Akk.Pl. von mhd. smit (nhd. Schmied). Hier ist von einem Schreiberfehler auszugehen, zumal der Schreiber anlautendes /sn/ immer als ʃchn wiedergab.
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Die Graphie m ist singulär in puʃaum (mhd. pusûn) belegt. Auf einen Schreiberfehler kann die Graphie u in guade [1 von 10 Belegen] und uie [1 von 135 Belegen] zurückgeführt werden. Die mhd. Geminate /-nn-/ ist bis auf wenige Ausnahmen (9 Belege weisen Simplexschreibung auf: kunigine [6 von 124 Belegen], entwene [2 Belege], Adv. wenen [1 von 3 Belegen]) erhalten und mit der Digraphie nn wiedergegeben: beginnen, berunnen, chinnen, dannen, entrinnen, erkennen, gewinnen, gunnen, hinnen, jnneklichen, kunne, minne, prunne, ʃinne, ʃpanne, wunne, zinnen, etc.
Der singuläre Beleg nemen ist – wenn man ihn nicht als Schreiberfehler wertet – über die mhd. Nebenform nemmen zu nennen zu erklären, weshalb der Beleg im Kapitel zu mhd. /mm/ angeführt wurde.
6.2.3.6. Die Liquiden /l/, /r/ a) mhd. /l/
Die Leitgraphie für mhd. /l/ ist in allen Positionen l, die im direkten und indirekten Anlaut als ausschließliche Schreibung belegt ist: lachen, ladet, lag, laid, gelan, lang, laʃʃen, laut, leben, gelegen, leib, leicht, leihen, leʃchen, lewt, liechten, lieffen, liet, liʃt, loben, lon, gelonet, lüft, lutzel, etc. In medialer Position findet sich neben l sehr häufig die historisch nicht berechtigte Konsonantenverdopplung ll, wie es gesamtfrnhd. Usus ist.1094 Sie tritt positionsbeschränkt vor den Dentalen /d, t/ (bis auf die Ausnahmen dullme und ʃullen) und meist vor Kurzvokal auf (allte, dullden, eillte, engellten, gellten, gewallte, golldes, hellden, hullde, mellden, ʃällden, ʃchillte, vellde, wallde, willde, etc.) In finaler Position ist die Digraphie ll für mhd. /l/ dagegen nur für wenige Lexeme belegt: all [65 von 69 Belegen], ʃchnell [4 von 5 Belegen], ʃull1095 [3 von 197 Belegen] will [16 von 201 Belegen], woll (mhd. wol) [1 von 477 Belegen]. Die mhd. Geminate /-ll-/ ist in der Regel erhalten (Ausnahmen: wilkumen [13 von 15 Belegen], elen [1 von 18 Belegen]), auch in den Fällen, wo sie durch Apokope bzw. Schwund der Endsilbe in den Auslaut geriet (z.B. hell, pfell, ʃtill, woll): allein, ellenthafte, erfellet, erhellen, gefallen, geʃelle, helle, pfelle, pillich, ʃchallen, ʃchnelle, ʃtille, vallen, volleklichen, wellen, williklichen, etc.
b) mhd. /r/
Die Leitgraphie für mhd. /r/ ist in allen Positionen r: initial: raiʃe, rat, raumten, recht, recken, reich, reiten, rewen, richten, ritter, roʃʃe, rot, rucken, rümen, růffen, etc. medial: arme, burg, darf, durʃt, ere, frawen, gern, hertzen, kirchen, mercken, mere, piderbe, pringen, ʃchwert, ʃturm, trauren, verge, vorchten, etc. final: beʃunder, dar, er, groʃʃer, mir, můter, nider, oder, ʃchweʃter, wir, etc. 1094 „Das f“r die Graphie des /l/ typische Nebeneinander von l und ll ist medial vorkonsonantisch und final nachvokalisch großenteils fakultativ […]. EBERT, § L 64,2, S. 147. 1095 Erfasst sind nur die Belege der 1./3.Sg.Präs., nicht aber die der 1.Pl.Präs., wo mhd. /l/ durch Schwund der Flexionsendung in den Auslaut gekommen ist, z.B. ʃull wir.
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Die Digraphie rr als historisch nicht berechtigte Konsonantenverdopplung ist in acht Lexemen belegt:1096 herrte (Adj.) [1 von 9 Belegen], irr (Personalpron.) [2 von 2110 Belegen], geuerrte [1 von 2 Belegen], traurriklichen [1 von 6 Belegen], verrte [10 von 14 Belegen], vberral [1 von 18 Belegen], warrte (Subst.) [1 von 2 Belegen], werrlichen [9 von 36 Belegen].
Für die mhd. Geminate /-rr-/ steht die Digraphie rr regelmäßig (z.B. dirre, jrre, verirret, herre, verre, geuerret), wovon drei Ausnahmen abweichen: turen [2 Belege] und geweren [2 von 3 Belegen]
6.3. Die Klage
Die Untersuchung des Textes der Klage b ist in der schriftlichen Ausführung wesentlich knapper gestaltet als beim Nibelungenlied-Text, da – um es gleich vorweg zu nehmen – die gleichen schreibsprachlichen Phänomene belegt sind. Statt einer numerischen Auflistung der einzelnen normalmhd. Phoneme sind die signifikanten Befunde z.B. diphthongische Schreibung der mhd. Phoneme /ī, ū , ū /, Rundungsschreibungen) komprimiert zusammengestellt: Mhd. /i/ ist überwiegend als i umgesetzt. Im Anlaut ist dem frnhd. Schreibusus entsprechend die Variante j belegt, die weitestgehend der positionellen Beschränkung vor Nasal und r unterliegt, wobei sich auch hier wieder folgende Tendenz ausmachen lässt: Einsilbige Lexeme weisen in der Mehrheit der Belege die Leitgraphie i auf: im [68 Belege] gegen jm [22 Belege], in [247 Belege] gegen jn [51 Belege], ir [157 Belege] gegen jr [49 Belege]. Mehrsilbige Lexeme zeigen dagegen fast ausschließlich die Graphie j: jngeʃinde [alle 3 Belege], jmmer [alle 21 Belege], jnnekleichen [1 Beleg], jnnan [1 Beleg], jnner [1 Beleg], jnnerthalben [1 Beleg]. Die Eigennamen Jrrenfrid und Jrring sind stets mit j belegt.
Abseits dieser positionellen Beschränkung ist j nur noch selten belegt, so etwa jch [37 Belege] gegen ich [160 Belege], singulär jʃt (sonst iʃt). Daneben ist gelegentlich die Graphie y belegt, hauptsächlich in allen Formen von mhd. sin (Subst.) und si (Pron.). Auch für mhd. /ü/ und /u/ gilt die frnhd. Regelung: im Anlaut v̈ bzw. v, sonst u, ú, der Umlaut ist meist nicht bezeichnet. Eine Ausnahme bildet der singuläre Beleg chonden, der auch auf Verschreibung beruhen könnte. Rundungsschreibungen zeigen vor allem Lexeme mit Primärumlaut /e/ in positioneller Beschränkung vor Liquid:
1096 Nicht dazu zählt der singuläre Beleg herre für das Adj. mhd. hêr(e) (sonst stets here geschrieben), das vom Schreiber eventuell als Subst. mhd. herr aufgefasst wurde: des ward der kunig herre mit grossen sorgen behaft (fol. 13r).
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hold [24 Belege] und höld [3 Belege] für mhd. helt, höll [1 Beleg], woll [1 Beleg] und wöll [1 Beleg] (1.Sg.Konj.Präs. von mhd. wellen), ernört(e) [2 Belege], horte [1 Beleg] (Subst. Fem.), horter [1 Beleg] (Adj.), mör [1 Beleg].
Daneben ist ferner die 3.Sg.Ind.Prät. mhd. tët mit german. ε als döt [4 Belege] und dot [11 Belege] belegt. Diese Rundungsschreibungen, vor allem von mhd. /e/, fanden sich auch im Nibelungenlied und weisen in die schwäbische Region. mhd. /ö/: Der Umlaut ist nur sehr selten bezeichnet, die Leitgraphie ist o, die auch als solche fur mhd. /ō / belegt ist. (ier ist der Umlaut allerdings weitaus öfter bezeichnet, z.B. hör, nöt (Pl. zu mhd. nôt), frölichen, ʃchöne, tröʃten. Die für bair. Handschriften charakteristische Senkung von mhd. /o/ zu /a/ ist innerhalb der Lexeme gewanhait [3 Belege] und macht(e/en) [8 Belege] belegt. Hyperkorrekte Schreibungen von mhd. /ō / als a finden sich dagegen nicht. Der Sekundärumlaut /ä/ ist schriftlich vom Primärumlaut abgesetzt, indem er überwiegend mit der Graphie ä bzw. a wiedergegeben wird. Es fällt auf, dass das Lexem mhd. schädeliche wie schon im Nibelungenlied mit o belegt ist [2 Belege: ʃchodlicher, vnʃchodlich]. Solche ‚verdumpften‘ Formen, wie sie sich häufig in bair. Handschriften finden, lassen sich für mhd. /a/ nicht belegen, hier steht durchgängig die Graphie a. Das Flexionsmorphem mhd. -et erscheint in 4 Belegen in der vollen Form -ot: gewagot, gebarot (Reimstellung), gewendot, erbarmot. Nur singulär ist das Superlativmorphem mhd. -est als -ost belegt (nidroʃten) fur mhd. /ē / ist nur innerhalb der Eigennamen mhd. Gîselhêr und Gunthêr die Graphie ö belegt (Geiʃelhör, Gunthör bzw. Günthör), sonst e mhd. /ā / ist mit den Graphien e und ä (auch ohne Umlautbezeichnung) umgesetzt, e zeigt sich vermehrt bei den Lexemen mhd. mære, swære, wære. Singulär ist moren für mhd. mæren belegt, wobei hier die Reimstellung zu Geiʃelhören eine Rolle spielen wird die schwab. Diphthongierung von mhd. /ā / findet sich wortgebunden bei folgenden Lexemen: mhd. gân: gaund (3.Pl.Ind.Präs.) [1 Beleg] mhd. hân: haun (1.Sg.Ind.Präs.) [1 Beleg], haund (3.Pl.Ind.Präs.) [4 Belege] mhd. lân: laun (Inf.) [2 Belege]
Die hohen Langvokale mhd. /ī, ū , ū / sind fast durchgangig mit diphthongischer Schreibung belegt: mhd. /ī/: Leitgraphie ei, daneben häufig ey und selten eӱ (in Abgrenzung von mhd. /ei/ als ai), das Lexem mhd. wîlent ist singulär als wielant belegt. Auch mhd. /ī/ im Nebenton erscheint zum Teil mit Digraphie. Das Suffix mhd. -în ist nur in Reimstellung mit Digraphie belegt (z.B. kunigein, margrauein, trächtein), außerhalb davon stets in(ne) mhd. /ǖ /: Leitgraphie eu, daneben ew meist wortgebunden (vor allem lewte, trewten) und eẅ innerhalb des Lexems mhd. liute (leẅt [1 Beleg], leẅten [2 Belege]) mhd. /ǖ /: Leitgraphie au, singulär aw (trawrens) und a (kame, mhd. kûme)
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Nur wenige Lexeme weisen monophthongische Schreibung auf, z.B. lip [1 von 46 Belegen], sit (Adverb) [2 von 28 Belegen], wip bzw. wib [3 von 46 Belegen], wortgebunden hünen bzw. hunen und alle Ableitungen davon (nur 1 Beleg heunen). der ahd. Diphthong /iu/ ist überwiegend mit der Digraphie ew, seltener eẅ belegt, z.B. drew, enpewt/enpeẅtet, ew/eẅ, newes/ neẅes, rewe/reẅe, trewe/treẅe. Daneben auch eu, z.B. deufel, euch, feure. Monographische Schreibung findet sich hauptsächlich bei mhd. vriunt und allen Ableitungen davon (frunt, fruntleiche, etc.). mhd. /ie/ ist vor allem im Anlaut mit ye belegt: ye, yedoch, yeglichem, yemant, etc. Weniger häufig findet sich je innerhalb derselben Lexeme. Abseits der Initialstellung ist die Leitgraphie ie. mhd. /üe/ ist in der monographischen Schreibung u bzw. seltener ü belegt: chunen/chün, geprüfet, truge/trüg, wutten, etc. für mhd. /uo/ ist als Leitgraphie ů belegt, daneben häufig u, selten ü bzw. ú, z.B. güt, plüt. Die für bair. Handschriften typischen Graphien uͤ bzw. ue sind nicht belegt der ‚alte‘ Diphthong mhd. /ei/ ist vom jungeren aus mhd. /ī/ hervorgegangenen unterschieden. Leitgraphie ist ai, daneben in 5 Belegen ay: bayde, frayse, schray [2 Belege], zway. Singulär ist o im Zahlwort zwo belegt. Das Lexem mhd. beide findet sich zweimal in der kontrahierten Form bed. für mhd. /öü/ ist als Leitgraphie ew belegt, sonst singulär ee in fleen und eẅ in freẅt für mhd. /ou/ sind folgende Graphien belegt: meist au (z.B. auch, augen, kauflewte, laugen, traume), selten a (z.B. ach, gelabten, habet), zweimal ist u belegt in betruck und luck (Reimstellung). Wo im Mhd. auf den Diphthong ein w folgte, findet sich die Graphie aw (z.B. frawe, gepawen, getrawen), singulär äw (fräw) mhd. /b/ ist in Initialstellung (einschließlich indirekter Anlaut) mit den Varianten p und b belegt, medial dagegen nur b. Für mhd. /p/ stets p. Die Epenthese von p ist positionsbeschränkt zwischen m und t belegt, z.B. chumpt, gezimpt, vernimpt für mhd. /t/ gilt im Anlaut die Varianz der Graphien t und d, medial immer t. Dagegen ist mhd. /d/ stets mit d belegt. Die Konsonantenverbindung mhd. /tw/ ist in direkter und indirekter Initialstellung bis auf eine Ausnahme (twerhen) stets als zw umgesetzt, z.B. zwingen, zwang, bezwungen. Des Öfteren findet sich die Epithese bzw. Epenthese von t, z.B. jnnerthalben, niemant, palaʃt, yemant mhd. /g/ ist immer g; mhd. /k/ ist mit den Graphien k, c und ch belegt: krist(en) [8 Belege], cristen(-) [6 Belege], couertur [1 Beleg], crutze [1 Beleg], chamer [1 Beleg], chemenaten [1 Beleg] Die Affrikate mhd. /pf/ ist von Eigennamen abgesehen nur einmal in medialer Position belegt innerhalb des Lexems ʃcharpff, sonst ist /pf/ nur in direkter
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und indirekter Initialstellung belegt und immer mit der Graphie pf umgesetzt. Der Eigenname Helphenreich zeigt singulär die Graphie ph f“r mhd. /tȝ/ gilt folgende Distributionsregel: z in direkter und indirekter Initialstellung, tz in medialer und finaler Stellung Auch mhd. /kχ/ ist positionsbedingt unterschiedlich umgesetzt: im Anlaut neben k in positioneller Beschränkung vor Liquid sehr häufig c (z.B. claid(-) [2 Belege], vngeclaidet [1 Beleg], clag(-) [74 Belege] gegen klag(-) [6 Belege], clainen [1 Beleg] gegen klaine [1 Beleg]). Abseits davon findet sich der singuläre Beleg cint. in anlautender prävokalischer Position ist vielfach neben k die Graphie ch belegt, z.B. chind, chomen, chunig, chunne in medialer und finaler Position fast ausnahmslos ck, z.B. danck, recken, werck. Daneben k (ʃtaik, ʃaik), ch (faichlichen, kranchen, marche, ʃarch), gg (prugg, rugg)
für mhd. /v/ ist in initialer prävokalischer (außer /u, ü, ū , ū , üe/) Position die Leitgraphie v belegt, daneben die Graphie f, die in initialer präkonsonantischer Position vorherrscht. In medialer und finaler Stellung neben f auch u. Dagegen ist für mhd. /f/ die Graphie v nicht belegt, sondern f und ff mhd. /ȝ/ ist in finaler Stellung hauptsächlich mit der Graphie s umgesetzt, daneben auch häufig ʃʃ, meist wortgebunden (besonders daz, waz) z, singulär ʃz in auʃz. Medial stets ʃʃ. Dagegen ist mhd. /z/ durchgängig mit der Graphie ʃ belegt, die auch für mhd. /s/ in medialer Position ausschließlich Verwendung findet. Final steht für mhd. /s/ überwiegend die Graphie s, daneben ss (ʃuss [2 Belege]) und häufiger waz (mhd. was als Prät. zu sîn). Die Konsonantenverbindungen mhd. /sp, st/ sind ausschließlich mit ʃp und ʃt belegt. /sl, sm, sn, sw/ sind als ʃchl, ʃchm, ʃchn, ʃchw umgesetzt bis auf drei Belege (ʃlan, ʃwert, geʃwie). Ausnahmslose Schreibung f“r mhd. /š/ ist ʃch für mhd. /h/ setzt der Schreiber initial ausnahmslos die Graphie h, medial in zwei Belegen ch (nachent, stachlin). Die Regelgraphie f“r mhd. /χ/ ist ch, daneben nur in wenigen Belegen h (verzeh, welhem, welhen). Das Lexem niht konkurriert mit nit Schwund von mhd. /w/ findet sich medial sehr häufig in ursprünglich intervokalischer Position, z.B. gerůen, ʃchauen, frawen. Singulär ist für mhd. /w/ die Graphie b in obe belegt, sonst immer w Der Halbkonsonant mhd. /j/ ist bis auf eine Ausnahme (singulär i in veriehen) durchgängig mit der Graphie j belegt für mhd. /m/ ist ausnahmslos die Graphie m belegt, für mhd. /n/ stets n. Auch mhd. /l/ und /r/ sind durchgängig mit den Regelgraphien l und r belegt Konsonantenverdopplungen sind für mhd. /m, n/ äußerst selten belegt, z.B. ʃamm, ʃummer, vonn. Wesentlich häufiger finden sie sich für mhd. /f/ (z.B. hauff, helffen, offt, jamerhaffte), /l/ (z.B. allʃus, allte, behallten, hellden , /ȝ/ (z.B. auʃʃerwellter, groʃʃer, laʃʃen, ʃaʃʃen) und /t/ (z.B. behütten, beraittet, laitten, verwittwet) die Auslautverhärtung ist häufig nicht mehr gekennzeichnet, z.B. lieb, weib, chund, held, gieng, schlůg
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6.4. Zusammenfassung und Auswertung
Wie die Untersuchungen zu den jeweiligen normalmhd. Phonemen dargelegt haben, zeigt die Schreibsprache der Nibelungen-Hs. b zum einen entsprechend der Entstehungszeit der Handschrift typisch frnhd. überregionale Merkmale, zum anderen regionale Besonderheiten, die ins schwäbisch-bairische Grenzgebiet weisen. Als charakterisitisch für das Gesamtfrnhd. sind folgende Phänomene zu verzeichnen: Die Distribution der Graphien u und v, die sowohl den Konsonanten mhd. /v/ als auch die Vokale mhd. /u/ und /ü/ repräsentieren, ist abhängig von deren jeweiliger Position. So ist initial jeweils v belegt (für den Umlaut /ü/ entsprechend v̈ bzw. mit unbezeichnetem Umlaut v), medial und final dagegen u (zusätzlich ü oder ú für den Umlaut). Ebenso sind die Graphien i, j und y für den Vokal /i/ als auch den Halbkonsonanten j nach der frnhd. Distributionstendenz belegt, so dass die Graphien i und y überwiegend in medialer Position verwendet werden, j dagegen in initialer Stellung. Als Ausnahmen sind die Lexeme mhd. ich, ist, icht zu verzeichnen, die – auch das ist ein gesamtfrnhd. Phänomen – vorherrschend i aufweisen, sowie das Personalpronomen si, das als einziges Lexem y im Auslaut zeigt (und das in der Mehrheit der Belege). Eine weitere frnhd. Distributionstendenz weisen die Graphien für die verschiedenen s-Laute auf, die wiederum positionsabhängig ist: initial und medial ʃ, final s. Die Frikative mhd. /z/, /s/ und /ȝ/ werden größtenteils graphisch nicht mehr unterschieden. Während die ersten beiden gänzlich zusammengefallen sind, wird der in der zweiten Lautverschiebung aus /t/ entstandene Frikativ /ȝ/ nur noch selten mit den traditionellen Graphien z und zz verschriftlicht, welche auch für mhd. /s/ bei zwei Lexemen belegt sind (suzz, waz). Die Ligatur ʃz ist für mhd. /ȝ/ positionsbeschränkt für den Auslaut belegt, findet sich aber – wenn auch nur singulär – ebenfalls für /s/ in medialer Stellung (vnʃzer). Die Schreibung der Affrikate mhd. /tȝ/ ist ebenso positionsbedingt: in initialer Position ist sie ausschließlich mit der Graphie z belegt, in medialer und finaler Stellung dagegen mit der Digraphie tz. Die Graphien v und f für den Frikativ treten nach der seit mhd. Zeit geltenden Distributionsregel auf: f präkonsonantisch sowie vor den Vokalen /u,ü, ū , ū , ů, üe/ und v vor den übrigen Vokalen. An weiteren Merkmalen ist zu verzeichnen: Die Kürzung des Langvokals erfolgt in mhd. vriunt recht konsequent, in mhd. ûz bzw. ûzer ist Entsprechendes allerdings nur in 6 von 137 Belegen (alle im Lied-Teil) zu verzeichnen. Historisch nicht berechtigte Konsonantenverdopplungen sind vor allem für mhd. /f, l, ȝ, t/, weniger für mhd. /m, n/ zu verzeichnen. Innerhalb der Konsonantenverbindung mhd. /rw/ geht /w/ zu /b/ über (gerbten/garbten, varbe). Die Assimilation von mhd. /b/ positionsbeschränkt vor /m/ findet sich häufig. Lediglich das Lexem mhd. vmb(e) bildet hier eine Ausnahme.
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Die intervokalische Tilgung von /w/ zeigt sich häufig, z.B. in den Belegen hauen, gerauen, schauen, frawe, newe. Der Ausfall von /j/ zeigt sich an dem singulären Beleg glüent. Die Epithese bzw. Epenthese von t ist häufig belegt, z.B. in anderthalb, yemant, jnnerthalben, niemant, niendert, palaʃt, ʃuʃt, yendert, etc. Ebenso tritt die Epenthese von p positionsbeschränkt zwischen m und t vor allem bei Verben auf (z.B. frumpte, kumpt). Die häufigen Belege von da für mhd. dô zeigen die schon seit dem 14. Jh. einsetzende Vermischung des lokalen dâ(r) und des temporalen dô. Die Auslautverhärtung wird graphisch meist nicht mehr bezeichnet, was auf den Wechsel des Schreibprinzips vom phonologischen zum morphologischen zurückzuführen ist. Etymologischer Ausgleich findet sich nur selten, z.B. die Pl.-Form häuen des Subst. mhd. haven. Ebenso sind Belege, die auf analogischen Ausgleich zurückgehen, nur vereinzelt zu verzeichnen, z.B. die Prät.-Form standen (mehrheitlich aber stunden). Während diese Merkmale im Gesamtgebiet des Frnhd. belegt sind und damit nichts über den Schreibdialekt der Handschrift aussagen, lassen sich an regionalen Eigenheiten die nachstehenden belegen: Der Primärumlaut /e/ und der Sekundärumlaut /ä/ werden graphisch getrennt, indem letzterer überwiegend mit den Graphien ä/a verschriftlicht wird. Diese sind für den Primärumlaut (Leitgraphie e) lediglich in zwei Lexemen belegt und lassen sich in einem Beleg als morphologischer Umlaut zu /a/, im anderen Beleg als Reflex einer Nebenform erklären. Die Unterscheidung der beiden Umlaute wird um die Mitte des 15. Jh.s im schwäb. und bair. Raum durchgeführt. Für den Hauchlaut mhd. /h/ ist in medialer Stellung neben der Leitgraphie h die Variante ch belegt, wie sie im obd. Raum gebräuchlich ist. Die mhd. Langvokale /ī, ū , ū / sind weitestgehend diphthongiert, was sich nicht nur innerhalb der Haupttonvokale, sondern auch der Nebentonvokale zeigt. So sind z.B. die Suffixe -lîch(e), -rîch(e), -lîn, -în und das Flexionsmorphem -iu mit diphthongischer Schreibung ei (mhd. /ī/) bzw. ew (mhd. /iu/) belegt. Daneben sind aber auch geringe monophthongische Restschreibungen zu verzeichnen, die den bair. Raum ausschließen, wo um die Mitte des 15. Jh.s die diphthonigschen Schreibungen mit großer Konsequenz durchgeführt wurden. Umgekehrt finden sich diphthongische Schreibungen zu dieser Zeit in den westschwäb. Hss. fast gar nicht. Lediglich das Ostschwäb. nimmt eine Sonderstellung ein und weist neben monophthongischen mehrheitlich diphthongische Schreibungen auf, wie BOHNENBERGER darlegte und für die entsprechenden Langvokale folgende Befunde verzeichnete: mhd. /ī/: „)n Augsburg wird ei schon zu Ende des . Jh. s geschrieben, in unserem [15.] Jh. ist es dort von Anfang das vorherrschende. In Ulm ist es auch zu Beginn des Jh. s vorhanden. Weiter im Westen kommt ihm erst von der Mitte des Jh. s an Bedeutung zu. 1097
1097 BOHNENBERGER, Zur Geschichte der schwäbischen Mundart im XV. Jahrhundert, § 41, S. 69.
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mhd. /ǖ /: „Augsburg kennt […] schon Ende des . Jh. s ou und au, aber sonst finden wir den Diphthong erst sehr spät. In unseren Quellen, soweit dieselben nicht Augsburg angehören, wird derselbe bis Mitte des Jh. s gar nicht geschrieben […]. 1098 mhd. /ǖ /: „Unter den Belegen aus Urkunden ist […] allein Augsburg mit Diphthong vertreten […]. Das fr“he Auftreten des Diphthongs in Augsburg wird durch bairischen Einfluss veranlasst sein. 1099
Der aus mhd. /ī/ entstandene Diphthong wird vom ‚alten‘ Diphthong mhd. /ei/ graphisch getrennt durch die unterschiedliche Schreibung ei bzw. ey für /ī/ und ai bzw. ay für /ei/, die sowohl im Bair. als auch im Ostschwäb. (vgl. Anm. 959) konsequent durchgeführt wurde. Die diphthongische Schreibung ui für den ahd. Diphthong /iu/ einserseits und den Umlaut /ū / andererseits (nur im Lied-Teil belegt) – hier lexemgebunden mhd. zühte und zühteclîche sowie die Pl.-Form züge des Subst. mhd. zuc, singulär in der 3.Sg.Ind.Präs. von mhd. kiesen) – ist ein gesamtschwäbisches Merkmal. Ebenso weisen die monographischen Schreibungen ü bzw. u für mhd. /iu/ (z.B. entschlüss, püt) ins Schwäb. und sind auch in Augsburger Hss. belegt (vgl. Anm. 850, 934 und 935). Gleichfalls als schwäb. Merkmal ist die diphthongische Schreibung au für den Langvokal mhd. /ā / zu werten, die lexemgebunden innerhalb der Wurzelverben mhd. gân und stân sowie der kontrahierten Verben mhd. hân und lân belegt ist. Diese ‚schwäbische Diphthongierung‘ findet sich auch in Augsburger Hss. um die Mitte des 15. Jh.s. Die für den Diphthong mhd. /uo/ überwiegend belegte Graphie ů weist in den schwäb. Raum und bildet dort die „häufigste Schreibung […], sehr häufig erscheint aber auch blosses u ,1100 das als freie Variante auftritt. Im Bair. ist die Regelgraphie dagegen ue bzw. uͤ, die in der Hs. nicht belegt ist. Die im Textkorpus belegten vollen Formen des Flexionsmorphems mhd. -et (z.B. badot, erzurnot) sowie des Superlativmorphems mhd. -est (z.B. jungoʃten, nidroʃten) weisen ins Schwäb., wohingegen für das Bair. die Schreibungen at bzw. ist charakteristisch sind, wovon nur at belegt ist nur innerhalb von drei Belegen des Nibelungenlieds. Die gerundeten und ungerundeten Vokale erscheinen gelegentlich vermischt. Rundungsschreibungen sind zum einen für den Primärumlaut /e/ meist positionsbeschränkt vor Liquid belegt, z.B. höld, wöllen bzw. wollen, wie es vor allem in schwäb. Hss. der Fall ist, zum anderen auch für das german. /ε/, z.B. dögen bzw. dogen, döt bzw. dot und für den mhd. Diphthong /ie/ (mut, floyturen). Entrundete Formen begegnen nur sehr selten für mhd. /ū / (greylich, peitelein, pleig) und /ō / (mere). Die Konsonantenverbindungen /sl, sm, sn, sw/ werden graphisch nahezu konsequent mit schl, schm, schn, schw umgesetzt. Diese Schreibungen beschränken sich im 15. Jh. noch auf den schwäb. Raum einschließlich Augsburgs, nicht aber weiter östlich. Die initiale Konsonantenverbindung mhd. /tw/ ist bis auf eine Ausnahme (twerhen) konsequent als zw wiedergegeben, was um die Mitte des 15. Jh.s für 1098 Ebd., § 65, S. 95. 1099 Ebd., § 73, S. 104. 1100 Ebd., § 101, S. 135.
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schwäb. Hss. typisch ist, wohingegen die bair. Hss. noch zum Teil die traditionelle Schreibung tw beibehalten (Vgl. Anm. 1033). Für mhd. /t/ setzte der Schreiber in initialer Position häufig die Graphie d, was charak-teristisch für das Westobd. einschließlich Augsburgs ist. Das Adj. mhd. scharpf ist durchgängig mit der Affrikate pf bzw. pff belegt, was den bair. Raum eher ausschließt, wo der Frikativ ff vorherrscht. Die alternierenden Formen nicht und nit weisen ins schwäb.-bair. Grenzgebiet, da in schwäb. Hss. die Form nit die Regelschreibung ist, dagegen in bair. Hss. die Form nicht. In Augsburger Hss. sind beide Formen belegt. Die für das Bair. typische Senkung von /o/ zu /a/ ist hauptsächlich lexemgebunden für mhd. wonen und die Ableitungen gewonheit bzw. ungewon belegt, daneben innerhalb der Klage für mhd. machen. Sonst findet sie sich nur singulär und als Ausnahmeschreibung bei einzelnen Lexeme, z.B. ab, nach, walt. Vereinzelte verdumpfte Formen wie pölder (Komparativ zu mhd. balde), erscholte und schodlichen sind ebenfalls ein bair. Merkmal. Desgleichen die Schreibung au für mhd. /ou/, die sich im Schwäb. nicht findet und statt ihrer ou steht, ausgenommen des Ostschwäb., wo die „konsequente a-haltige Graphie vor allem eine „Augsburger Tradition ist.1101 Die ebenfalls belegte Schreibung o für /ou/ weist ins Schwäb., die häufiger belegte Variante a begegnet sowohl in den schwäb. als auch bair. Hss., jedoch die beiden Graphien o und a zusammen sind nur in ostschwäb. Hss. belegt. Auch die Graphien ä, á, a für den umgelautenden Diphthong /öü/ lassen sich in die „mit dem bairischen Gebrauch übereinstimmende […] Augsburger (aupttradition 1102 eingliedern. Die hochfrequente Graphie p für initiales mhd. /b/ ist sowohl in bair. als auch Augsburger Hss. des 15. Jh.s belegt. Dabei bildet das Präfix be- eine Ausnahme und erscheint nur in der synkopierten Form mit p (pliben, pleiben, prait). Die bair. Vermischung der Graphien w und b findet sich für mhd. /b/ singulär in initialer Position bei dem Präfix be- (wewegen), achtmal in medialer Stellung (werwenden, werwent, ewer [2 Belege], ewerschwein, ewen, fürwuge und der Eigenname werwel) und sechsmal für mhd. /w/ (albar, jtnibes, nieban, obe [2 Belege, davon 1 in Klage], rubende). Die Graphie ch für die Affrikate mhd. /kχ/ ist in prävokalischer Initialstellung die Regelschreibung und ein Kennzeichen des bair. Raums einschließlich Augsburgs. In präkonsonantischer Initialstellung konkurrieren die Graphien k und c – auch das ist für Augsburger Hss. belegt. Eine weitere Variante für die Affrikate stellt die Digraphie gg dar, die im gesamten obd. Raum für Lexeme, die auf die vorahd. Geminate *gg zurückgehen, belegt ist, sich aber außerhalb davon, wie in den Belegen wergg und volgger, nur im Westobd. findet.
Damit ist als Ergebnis der Untersuchung festzuhalten, dass der Schreibdialekt der Handschrift mit größter Wahrscheinlichkeit als ostschwäb. – wohl augsburgisch – zu bestimmen ist. Der Abgleich mit Untersuchungen zu verschiedenen Augsburger Hss. aus dem 15. Jh. hat ergeben, dass der Text der Handschrift dieselben Schreibtraditionen aufweist. 1101 Vgl. GLASER, Schreibsysteme zweier Augsburger Handschriften des 15. Jahrhunderts, S. 125. 1102 Ebd.
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7. Edition
7.1. Editionsprinzipien Die Edition ist nach dem Prinzip größtmöglichster Handschriftennähe auf eine buchstabengetreue Wiedergabe des Textes ausgerichtet. Eingriffe in den Text werden nur bei offensichtlichen Fehlern vorgenommen, die sinnentstellend wirken und somit nicht als Lesartvarianten gewertet werden können.1103 Diese Korrekturen sind kursiv markiert und in Apparat 1 mit Angabe des Wortlauts der Handschrift verzeichnet. Fälschliche Wortwiederholungen sind getilgt, im Apparat aber vermerkt. Ergänzungen werden nur dort vorgenommen, wo der Schreiber eine Aussparung im Text ließ und sind kursiv in spitze Klammern gesetzt, z.B. . Fehlende Textstellen, hauptsächlich durch Blattverlust entstanden, werden mit spitzen Klammern dargestellt. Die Interpunktion ist weitestgehend nach den Regeln der Gegenwartssprache gesetzt, wobei aber auch Eigenarten der mhd. bzw. frnhd. Syntax beachtet werden müssen, so dass z.B. nachgestellte Attribute bzw. Appositionen nicht durch ein Komma abgetrennt vom jeweiligen Bezugswort erscheinen. Die Groß- und Kleinschreibung ist entgegen der Handschrift, wo die Kleinschreibung vorherrscht, geregelt: Groß geschrieben werden alle Eigennamen, die in der Handschrift nur zum Teil mit Majuskel beginnen, in der Klage die Initialen, die den Text in Abschnitte gleidern, und im Nibelungenlied jeweils das erste Wort einer Strophe und deren zweiter Langzeile, wie es auch in der Handschrift zumeist durchgeführt ist. Eine optische Signalisierung des Strophenbeginns mit dem AlineaZeichen ¶ ist analog zur Handschrift gestaltet, womit von einer weiteren visuellen Absetzung der einzelnen Strophen abgesehen werden kann. Die Langzeilen sind mit Zäsur wiedergegeben, die in der Handschrift nur gelegentlich an einigen sporadischen Virgeln und größeren Spatien erkennbar ist. Die Getrennt- und Zusammenschreibung der einzelnen Lexeme ist nicht geregelt und folgt der Handschrift. Die regelmäßig gebrauchten Abbreviaturen sind ohne Kennzeichnung im Text aufgelöst. Dazu zählen der Nasalstrich, welcher für m (z.B. 1103 Ausgenommen sind Eigennamen, die in ihrer breiten Schreibungsvarianz wiedergegeben werden. Vgl. dazu das Namenverzeichnis von Walter KOFLER, Nibelungenlied Redaktion D, S 482–498.
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chum̄, sam̄, sā ), n (z.B. dan̄ e, hetē, mā , sprā g), e (z.B. betrogn̄ , degn̄ , wegn̄ ) und d bzw. t (vn̄ , vn̄ e) stehen kann, sowie der r-Haken für r (z.B. he̾ tz, verlo̾ n) und er (z.B. docht ̾, m ̾, vnu d ̾ aget). Ebenfalls aufgelöst ist die nur singulär belegte Abbreviatur dz für daz (Str. 2333,2) und das zweimal belegte wz für waz (Str. 1225,2 und 2038,2). Nicht aufgelöst ist hingegen die signifikante Abkürzung · S · für Siegfried. Die Umsetzung der diakritischen Zeichen ist wie folgt geregelt: Vertikal übergesetzte Doppelpunkte, die der Schreiber gelegentlich zur Umlautbezeichnung von a, o und u sowie zur Kennzeichnung des vokalischen Wertes von w (in der Verbindung ew etwa) verwendete, werden horizontal übergesetzt wiedergegeben als ä, ö, ü bzw. v̈ und ẅ. In gleicher Weise wird die Umlautbezeichnung mit Akut bzw. einfachem Punkt gehandhabt, d.h. auch für á steht ä, für ó steht ö. Eine Ausnahme bildet dabei die Graphie ú, da der Akut hier eine zweifache Funktion hat: Zum einen kennzeichnete der Schreiber damit den Umlaut, zum anderen aber auch den Diphthong, so dass die Graphie ú in der Edition sowohl als Umlaut ü als auch als Diphthong ů wiedergegeben wird. Die Umlautbezeichnung an sich folgt strikt der Handschrift, d.h. sie bleibt ungeregelt, so dass fehlende Bezeichnungen nicht ergänzt und umgekehrt fälschliche Bezeichnungen nicht getilgt werden. Zu Gunsten der Lesbarkeit wird jedes Schaft-s (ʃ) als Rund-s wiedergegeben sowie ʃz als ß. Außerhalb dessen findet kein Graphienausgleich statt. Die Strophenzählung im Liedteil stellt sich wie folgt dar: Die erstgenannte Zahl gibt den tatsächlichen Strophenbestand der Handschrift an, d.h. die durch Blattverlust fehlenden Strophen bleiben unberücksichtigt. Dieser Strophenzählung folgen alle Angaben in Apparat 1 und Apparat 2 (= Lesarten-Apparat). Die darauf folgende mit Schrägstrich abgetrennte Zahl verzeichnet den hypothetischen Strophenbestand, der sich unter Hinzuziehung der fehlenden Strophen errechnen lässt. Für die fehlende erste Âventiure sind demnach als hypothetischer Strophenbestand 19 Strophen anzusetzen, da die Handschrift der Mischfassung *D angehört (18 Strophen mit C und Zusatzstrophe A 3). In runden Klammern ist jeweils die Fassung bzw. deren handschriftlicher Repräsentant A, B oder C verzeichnet, dem die entsprechende Strophe folgt. Generell betrachtet lässt sich der Text im Anfangsteil bis Strophe 270 der Fassung *C (= B 267) zuteilen, ab dann der Fassung *B.1104 Wo
1104 Innerhalb der Forschung wird der *C-Anteil bis Str. 271 verzeichnet, womit der *BAnteil mit Str. 269 beginnt. Jedoch muss man den Wechsel bereits eine Strophe früher ansetzen, da diese in der letzten Langzeile (b des hůb sich michel frewde in Guntheres lant) die Lesart der Hs. B bietet (B des huop sich michel vreude über al
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einzelne Strophen einer anderen Fassung (meist *A) folgen, steht die Zählung nach C bzw. B in geschweiften Klammern. Die Zuteilung zur entsprechenden Fassung wird mit der jeweiligen Lesartenkonformität begründet (vgl. Lesarten-Apparat). Folgende Strophen bzw. Langzeilen fehlen im Nibelungenlied b: C 1–18 und A 3 (Blattverlust der 1. Âventiure), C 32,3–43 (Blattverlust), B 883, B 1160, B 1238,3f. und B 1239,1f., B 1241, B 1381, B 1391,3 (Auslassung des Schreibers, wobei ein Leerraum für die fehlende Langzeile ausgespart wurde), B 1454,2–4 und 1455,1, B 1460,4, B 1488,2f., B 1489,3f., B 1633,3f. und B 1634,1f., B 1635,2–4 und B 1636,1, B 1692, B 1697, B 1703,2–4, B 1725,4, B 1726,1–3, B 1944,4 bis B 1955,2 (Blattverlust), B 2080, B 2373,3f. und B 2374,1f.
An Plusstrophen sind zu verzeichnen: C 532 (zwischen B 521 und 522), Einschub von 23 Strophen zu Beginn der 28. Âventiure (parallel zum 18-strophigen Einschub in Hs. n), Einschub von drei Strophen (unikal überliefert) zwischen B 2373,2 und B 2374,3
Die Klage, die in der Handschrift fortlaufend geschrieben ist und deren einzelne Versgrenzen mit Reimpunkten markiert sind, wird in Verse abgesetzt. Die Verszählung sowie der Bestand der Verse folgen bis Vers 268 in Übereinstimmung mit Handschrift D der Fassung *C. Ab Vers 269 divergiert die Zählung, so dass die Versangaben nach D (der Ausgabe BUMKEs folgend1105) zusätzlich beigegeben sind (bis zum Ende der *D-Fassung Vers 733 bzw. D 737). Ab Vers 734 folgt der Text der *BFassung (= B 682). In der Klage fehlen folgende Verse: C 253f. (= D 269f.), C 272 (= D 288), C 665 (= D 701), B 1103–1106 (mit N), B 1679–1682, B 1990–1997 (mit D), B 2177 (mit D), B 2389–2394, B 2720 (mit D), B 3149–3815 (Blattverlust), B 3885f., B 3929f., ab B 3958 (Blattverlust)
Der Lesarten-Apparat verzeichnet alle relevanten Abweichungen von der jeweiligen Fassung, der die Handschrift folgt, mit Angabe der Parallelüberlieferung – falls vorhanden (z.B. 811,1 fraw] mit CDa gegen diu schoene.). Die Strophenangaben richten sich hierbei stets nach der erstgesetzten Strophenzählung. Nicht relevant – und damit unberücksichtigt – sind:
Syntaktische Umstrukturierungen (z.B. Auflösung eines Relativsatzes)
daz Gunthers lant) gegen Hs. C (des huop sich michel wunne über al daz Gunthers lant). 1105 Joachim BUMKE, Die Nibelungeklage . Synoptische Ausgabe aller vier Fassungen, Berlin/New York 1999.
236
Austausch der verschiedenen Modalverben Austausch von Synonymen für Standesbezeichnungen, besonders degen, fürst, helt, herr, künec, mannen, recken, ritter Tilgung bzw. Einschub von Standesbezeichnungen vor Eigennamen (vrouwe, hêrre, künec), wozu auch die häufige Ersetzung des Adjektivs küene durch das Substantiv künec (seltener auch umgekehrt) zählt Ersetzung des Verbes sîn mit werden (häufig wart statt was) häufige Wiedergabe des Genitivobjekts es als sein eingeschobene bzw. getilgte ‚Füllwörter‘, d.h. Wörter ohne relevante Bedeutung, deren Fehlen bzw. Zusatz nicht sinnverändernd ist, z.B. al(sô), dâ(r), dann, dicke, doch, gar, harte, her, hey bzw. ey, hie, ie, jâ (oft mit dâ ersetzt), mêr (hauptsächlich in Verbindung mit den Adverbien nie/ie bzw. iemer/niemer), noch, nie (als Ausdruck der Verstärkung im negierten Satz), nûn, ouch, rehte, schiere, sô, und, vil, wol, etc. Hinzufügung bzw. Auslassung von vil bzw. aller bei gesteigerten Formen (z.B. aller beste, vil guote) Hinzufügung bzw. Auslassung von Possessivpronomen und Artikeln und deren beliebiger Austausch im gleichen Genus Ersetzung von dehein mit kein(e) oder niemen Austausch von man und iemen bzw. niemen sowie von waz und daz Ersetzung von ietslîcher mit yeglicher Austausch von Präpositionen sofern nicht sinnverändernd, (z.B. wie mit/in, in/an, vor/von, hinz/unz/bis) Aufhebung der Kennzeichnung einer Generalisierung bei Interrogativpronomen (z.B. swie als wie) Austausch von Singular und Plural der Substantive lant und sturm Wechsel von Präsens- und Präteritalformen der Verben Einfügung von beide (nhd. sowohl als auch) bei zweigliedrigen Aufzählungen die gelegentlich auftretende Form des ‚Duzens‘ statt des ‚)rzens‘ die regelmäßige Ersetzung des Adjektivs bzw. Adverbs waetlîch(e) mit weltlich(e) regelmäßiger Ersatz von niuwan durch nun wann bzw. wann
237
7.2. Das Nibelungenlied Bild: Kriemhilds Traum vom Falken, oben links: MS.Germ.Fol.855
[3r]
(2) Abentewr von Seyfrid dem starcken 1/20 (C 19)
2/21 (C 20)
3/22 (C 21)
4/23 (C 22)
5/24 (C 23)
6/25 (C 24)
7/26 (C 25)
8/27 (C 26)
9/28 (C 27)
7,4
238
Da wuchs in Niderlande ains edlen kuniges chint, des vaters hies Sygmund, sein muter Sigelint, In ainer burge reiche, witten wol erkant, niden bey dem Reine; die waz genant. ¶ Seyfrid waz gehaissen der schnell degen gůt. er versůcht vil der recken durch ellenthafften můt. Durch seines leibes stercke ersůcht er fremde land. hey waz er schneller degen zu den Burgonden vand! ¶ E daz der degen kune wol gewuchs ze man, da het er soliche wunder mit seiner hand getan, Da von man jmmermere mag singen vnde sagen, des wir von disen stunden müssen vil von im vertagen. ¶ Jn seinen besten zeiten, bey sein jungen tagen, man macht michel wunder von Seyfriden sagen, Waz eren an im wůchs vnd wie schön waz sein leip. des heten in ze minnen die weltlichen weib. ¶ Man zoch in mit dem fleysse, als seinem adel wolgezam. [3v] von sein selbes tugent waz zucht er an sich nam! Des wurden seyt gezieret seines vaters land, daz man in zu allen dingen so recht herlichen vand. ¶ Vil selten an hůte man reyten lie daz chint. in hies mit wat zieren sein můter Sigelint. Sein pflagen auch die weysen, den ere waz bechant. des mocht er wol gewinnen bayde lewt vnd land. ¶ Nun waz er in der stercke, daz er wol waffen trůg. wes er darzů bedorffte, des lag an im genůg. Da begunden sinne werben vnd so schön ain weib, die truge wol mit eren ain weltlichen leip.1106 ¶ Do hies sein vater Sigmund kunden seinen man, er wolt hochgemute mit seinen frunden han. Dew mere man da fůrte in ander kunige lant. den frawen vnd den chunden gab man ros vnd gewant. ¶ Swa man vand dehainen, der ritter solte sein von art der seinen mage, der edlen kunigein, Ladet man zu dem lande durch die hochzeit. mit sampt dem jungen chunige swert genamen sy sit. leip] lep
10/29 (C 28)
11/30 (C 29)
12/31 (C 30)
13/32 (C 31)
14/33 (C 32)
¶ Von der hochzeite man mocht wunder sagen. Sigemund vnd Syglint die kunden wol gehagen1107 Mit gůt michel ere. daz dailte wol ir hand. des man vil sach der fremden zů in reyten in daz land. ¶ Vier hundert schwert degen, die solten tragen klaid mit dem jungen kunige. vil mange schone maid Mit werck waz vnmasslich, wann sy im waren hold. vil der edlen staine die frawen legten in daz gold, ¶ Wie sy mit porten wolten wurcken auf ir wat den stoltzen schwert degen. des enwas nit rat. Der wirt hies da sideln mangen kunen man zu ainen sunwenden, da er die hochzeit wolt han. ¶ Da gie zu ainem munster vil manger reicher knecht vnd vil der edlen recken. die weysen heten recht, Daz sy den dummen dienten, als in waz e getan. sy heten kurtz weyle vnd auch vil manger frewden wan. ¶ Got man da ze eren ain messe sang. da ward von den lewten ain michel gedrang.
Durch Blattverlust (fol. 4) fehlen 11½ Strophen
(3) Awentewre wie Seyfrid ze Wurms cham 15/45 (C 44)
16/46 (C 45)
17/47 (C 46)
18/48 (C 47)
19/49 (C 48)
10,2
[5r]
Den herren, den mut sellten dehain hertzen laid. er horte sagen mere, wie ain schone maid Jn Burgunden were, ze wunsch wolgetan. dauon er manig schwer vnd auch frewd gewan. ¶ Jr schon an masse waz vil weyt erkant, vnd ir vil hochgemüte zů der selben stund An der junckfrawen so manig held erwand. er lat vil der geste in Guntheres land. ¶ Swas man nach ir minne der werwenden sach, Kriemhilt in irem můte ir selber nie veriach, Daz sy dehainen wolt zů ainem trawte han. er waz ir noch vil fremde, dem sy waz seyder vndertan. ¶ Da gedacht auf hohe minne daz Sigelinde chint. es waz ir aller werben wider in ain wint. Er mocht wol verdienen schoner frawen leip. seyt ward die edel Kriemhilt des starcken Seyfrids weip. ¶ Jm rieten seine mage, genůg seine man, seit daz er auf minne sich fleissen began, Daz er aine name, die im mocht gezämen. do sprach der herr Seyfrid: „so wil ich Kriemhilden nemen, Syglint] aiglint
239
20/50 (C 49)
21/51 (C 50)
22/52 (C 51)
23/53 (C 52)
24/54 (C 53)
25/55 (C 54)
26/56 (C 55)
27/57 (C 56)
28/58 (C 57)
29/59 (C 58)
20,2 22,1 22,2
240
¶ Die edlen junckfrawen aus Burgunde land durch grosse schone. von sage ist mir bechant,1108 Nie kayser ward so reiche, der wolte haben weip, jm zam wol ze minnen der schonen Kriemhillden leip. ¶ Dew selben mere vernam da Sigmund. er redet sein gesinde, dauon ward im kunt Der will seines kindes. es waz im grimme laid, daz er werben wolt die vil herlichen maid. ¶ Es gefriesch auch Siglint, des edlen kuniges weib.1109 sy het grosse sorge vmb irs kindes leip, Den vorchten sy verliesen von Guntheres man.1110 den gewerb man da dem degen vil sere layden began. ¶ Do sprach der starck Seyfrid: „vil lieber vater mein, an der edlen frawen minne wolte ich nimmer sein, Jch erwirbe, da mein hertz vil grosse liebe hat. waz man reden chunde, daz ist dehainer schlachte rat. ¶ „Seit du nit wild erwinden , sprach der kunig do, „so pin ich deines willen werlichen fro, Vnd wil dirs helffen fugen, so ich aller peste kan. doch hat kunig Günther vil mangen vbermütigen man. ¶ Ob es anders niemat were wann Hagen der degen, der kan mit vbermute der hochferte pflegen, Daz ich vil ser fürchte, daz es vns werd laid. ja ist mir solicher mere dick vil von im gesait. ¶ „Swas mag vns daz geweren? , sprach da Seyfrid. „waz ich frewntlichen nit ab in erbit, Daz mag doch mit ellend erwerben wol mein hand. jch traw im angewinnen baide lewt vnd land. ¶ Do sprach Sigimund: „die red ist mir laid. wann wurden dise mere an dem Rein gesait, Du endorfftest nimmer reyten in daz land. Gunther vnd Gernot sind mir lang wol erkant. ¶ Mit gewalte niemat erwerben mag die maid , sprach der kunig Sigmund, „ist mir wol gesait. Wild aber du mit recken reiten in daz land, vnsern pesten frewnden sol die rayse werden bechant. ¶ „Des ist mir wol ze můte , sprach da Seyfrid, „daz mir ze Reine sullent recken volgen mite Durch dehain heruart, daz wer mir vil laid, da ich mit solt erzwingen die herlichen maid.
sage] sagt Siglint] Sigling Den] Der
[5v]
30/60 (C 59)
31/61 (C 60)
32/62 (C 61)
33/63 (C 62)
34/64 (C 63)
35/65 (C 64)
36/66 (C 65)
37/67 (C 66)
38/68 (C 67)
39/69 (C 68)
¶ Sy mag wol sus erwerben da mein aines hand. jch wil mit zwelf gesellen in Guntheres land. Dar sult ir mir helffen, vater Sigemund. da gab man seinen degnen ze claider gra vnd bunt. ¶ Nun vernam auch dise mere sein můter Sigelint. sy begund trauren vmb ir vil liebes chint. Ja vorcht sy vil sere des Guntheres man. die edel kunigine darumb wainen began. ¶ Da gie der herr Seyfrid, da er die frawen sach. wider sein můter er gutlichen sprach: „Jr sult nit wainen durch den willen mein. ja wil ich ane sorge vor allen weyganden sein. ¶ Nun helffent mir der rayse in Burgunde land, daz ich vnd mein recken haben solich gewant, Daz so stoltze degen mit eren mugen tragen. des wil ich genade eẅ mit trewen jmmer sagen. ¶ „Seit du nit wild erwinden , sprach da Siglint, „so hilf ich dir der rayse, mein ainiges chint, Mit der peste wate, die ritter ye getrůg, dir vnd deinen degen. ir sült ir furen genůg. ¶ Des naigt ir mit zuichten der vil chune man. er sprach: „ich will ze verte niemat mere han, Nun wann zwelf recken, den sol man prüfen wat. ich wil versuchen, wie es vmb Kriemhillden stat. ¶ Da sassen schone frawen nacht vnde tag. jch wen, ir dehaine lutzel můsse gewan noch pflag, Vntz sy geworchten Seyfrides gewat. er wolt seiner verte han dehainer schlachte rat. ¶ Sein vater hies im zieren sein ritterlich gewant, da mit er varen sollte in Burgande land. Die vil liechten prunne wurden auch berait, jr vil liechte helme, ir schilte schön vnd brayt. ¶ Da nachnot in die rayse ze Burgonden dan. sy heten vmb in sorge, wie es im sölt ergan, Ob sy nimmer kumen solten in daz land. da sant man den degnen dannan waffen vnd gewant. ¶ Jr ros die waren schone, ir geraitte goldes rot. lebt yemant vbermůte, des enwas nit not, Danne da were Seyfrid vnd sein man. vil schon er vrlaubs gerte ze den Burgenden dan.
[6r]
241
40/70 (C 69)
41/71 (C 70)
42/72 (C 71)
43/73 (C 72)
44/74 (C 73)
45/75 (C 74)
46/76 (C 75)
47/77 (C 76)
48/78 (C 77)
49/79 (C 78)
40,2 47,2
242
¶ Jn gewerte trauriklichen der kunig vnd sein weib. er droste minniklichen do ir bayder leib.1111 Er sprach: „ir sult nit wainen durch den willen mein. jmmer ane sorge mugt ir wol meines lebens sein. ¶ Es waz vil laid den recken. es waint manig maid. jch wene, in het recht ir hertze daz gesait, Daz in so vil ir frewnde dauon gelege tod. von schulden sy do clagten, des gie sy endliche not. ¶ An dem sechsten morgen ze Worms in daz land riten die vil kunen. alles ir gewant Waz von rotem golde, ir geraite wol getan. ir ros giengen eben des herren Seyfrids man. ¶ Jr schilt waren newe, starck vnde prait, darzů vil liecht ir helme. da ze houe rait Seifrid der vil küne in Guntheres lant. man sach an degnen nie so herlich gewant. ¶ Die ort ir schwert giengen nider auf die sporn. [6v] sy furten scharpfe gern die ritter ausserkorn. Seyfrid der furt ain wol zwayer spanne prait, der zů seinen eggen hart frayslichen schnaid. ¶ Die goldroten zame furtens an der hand, seydenew fürwage, suss chamens in daz land. Daz volk sy allthalben kapffen an began. auch lieffen in engegen des kunig Güntheres man. ¶ Die hochgemůten recken, ritter vnde knecht, die sprungen gen den gesten, daz waz vil michel recht, Vnd enpfiengen die degen in ires herren land. sy namen in die mer vnd ir schilt von der hand. ¶ Die ros sy wollten dannan ziehen an iren gemach. Seyfrid der starcke zů den helden sprach:1112 „Lat noch die mere ain weyle stan! wir wöllen schier von hinnen, des ich gůten willen han. ¶ Man sol auch vnser schillte niendert von vns tragen. wa ich den kunig vinde, daz sult ir mir sagen, Gunthern den reichen von Burgande lant? da sagt es im ainer, dem es rechte waz erkant: ¶ „Welt ir den kunig gesprechen, daz mag wol geschehen. auf ainem sal weyten mugt ir in yetzo sehen Bey den seinen degnen. welt ir zů im gaun, jr mugt vor im vinden mangen ausserwällten man.
do ir] do er ir helden] hellen
50/80 (C 79)
51/81 (C 80)
52/82 (C 81)
53/83 (C 82)
54/84 (C 83)
55/85 (C 84)
56/86 (C 85)
57/87 (C 86)
58/88 (C 87)
59/89 (C 88)
60/90 (C 89)
¶ Do waren auch dem kunig die mere nun gesait, daz auf seinem houe weren ritter vnuerzait, Die furten liechte prunne vnd herlich gewant. sy erkant niemat in der Burgonde land. ¶ Den wirt nam des wunders, von wann er wer chomen dar den herlichen recken in wer liecht geuar Mit also schonen schillten, new vnde prait. daz im daz niemat sagte, daz waz Guntheren laid. ¶ Do sprach zů dem kunige von Metze Ortwein, starck vnd vil kune der recke mocht gesein: „Seit wir sy nit erkennen, so sult ir haissen gan nach meinem ohein Hagen. den sull wirs sehen lan. ¶ Dem sind kund die reiche vnd auch die fremden land. mag er si erkennen, daz důt er vns bechant. [7r] Jn bat der kunig pringen, mit im seine man. man sach in zuichtiklichen ze houe fur den kunig gan. ¶ Waz sein der kunig wolte, des fragot da Hagene. „es sind in meinem hause fremde degene, Die niemat hie erkennet. ob ir sy e gesehen habt in fremden landen, des sult ir palde mir veriehen. ¶ „Daz tůn ich sicherlichen. an ain venster er do gie. seine augen wencken er zů den gesten lie. Wol behagt im ir geuerrte vnd alles ir gewant. sy waren im vil fremde in der Burgunde land. ¶ Er sprach: „von wann füren die recken an den Rein, es mochten selbe fursten oder fursten poten sein. Jre ros sind so schone, ir claider harte gůt. von wannen sy auch reyten, sy sind hochgemůt. ¶ Aber sprach da Hagne: „als ich mich kan verstan, wie ich Seyfriden noch nie gesehen han, So wil ich doch getrawen, wie es sich gefüget hat, so ist es der recke, der dort so herlich stat. ¶ Er pringet newe mere her in daz land. die chünen Nibelunge schlug des helldes hand, Schiltung vnd Niblung, die recken, kuniges kint. er frumpte michel wunder mit seiner grossen krefte sint. ¶ Da er allaine an alle helffe rait, er vand vor ainem berge, daz ist mir wol gesait, Bey Nibelunges horde vil mangen künen man. die waren im e fremde, vntz er ir kunt gewan. ¶ Hört der Nibelunge der waz gar betragen aus ainem hohen perge. nun horent wunder sagen, Da in taylen wollten der Nibelunge man, daz sach der degen Seyfrid. den held des wundren began.
243
61/91 (C 90)
62/92 (C 91)
63/93 (C 92)
64/94 (C 93)
65/95 (C 94)
66/96 (C 95)
67/97 (C 96)
68/98 (C 97)
69/99 (C 98)
70/100 (C 99)
62,3
244
¶ Er kam zü jn so nahent, daz er die recken sach vnd auch in die degne. jr ainer vnder in sprach: ‚Hie kumpt der starck Seyfrid, ain held von Niderland.‘ vil seltzsame mere er an den Nibelungen vand. ¶ Die recken in wol enpfiengen, Schilbung vnd Niblung. mit irer manne rate die edlen fursten jung Den schatz paten in tailen, den vil kunen man,1113 [7v] vnd paten also lange, vntz er ins loben began. ¶ Er sach so vil gestaines, so wir horen sagen, hundert gantz wägen mochtens nit getragen, Noch mer des roten goldes von Nibelungen land. daz solt in alles taylen des künen Seyfrids hand. ¶ Da gabens im ze minne des Nibelunges schwert. sy wurden mit dem dienest vil vbel gewert, Den in da laisten sollte der vil kune man. er kund es nit verenden, da wurden sy von im bestan. ¶ Den schatz er vngetailet beleiben můste lan. da begunden mit im streyten der zwayer kunige man. Mit irs vaters schwerte, daz Palmung waz genant, er tailt ab in der chune den hort vnd Nibelunge land. ¶ Sy heten da ir frewde, zwelf kune man, die starck als risen waren. daz kund sy daz vervan. Die schlug seit mit zorn des Seyfrides hand, vnd recken sibenhundert zwang er von Niblunge land. ¶ Darzü die reichen kunig, die schlug er bayde tot. er kam von Albriche seit in grosse not. Der wante seinen herren rechen da ze hant, vntz er die grossen stercke seyd an Seyfriden vand. ¶ Da kund im nit gestreyten daz starcke gezwerg. als die lewt wilde sy lieffen an den berg, Daz er die darnkappen Albriche an gewan. da ward des hordes herre Seyfrid der küne man. ¶ Die da gedorsten streiten, die lagen all erschlagen. den schatz hies er da palde furen vnde tragen, Da in e da namen die Nibelunges man. Albrich der vil starcke da die kamer gewan. ¶ Er můst im schwern ayde, er dient im samm ain knecht. aller hande dienst waz er im gerecht. So sprach von Troye Hagen: „daz hat er getan. also grosse kreffte nie mer reck gewan.
kunen] kumen
71/101 (C 100)
72/102 (C 101)
73/103 (C 102)
74/104 (C 103)
75/105 (C 104)
76/106 (C 105)
77/107 (C 106)
78/108 (C 107)
79/109 (C 108)
80/110 (C 109)
73,4 77,4
¶ Doch wais ich an im mere, daz ist mir wol erkant. ainen linttracken schlug des helldes hand. Des badot er in dem plute, des ist der held gemeit von also vester hüte, daz in dehain waffen nie verschnaid. ¶ Nun sullen wir den recken enpfahen dester bas, [8r] daz wir nicht verdienen den seinen grossen has. Sein leib ist so kune, man sol in holden han. er hat mit seinem ellend manig wunder getan. ¶ Do sprach der kunig reiche: „du macht wol haben war. nun wie degenliche er gat gen streytes wat, Er vnd die seinen degen, der wunder kune man. wir sullen im engegen hin zů dem recken gan. 1114 ¶ „Daz mügt ir , sprach Hagen, „wol mit eren tůn. er ist von hohem kunne, ains reichen kunigs sun. Er stat in der gebard, mich dunckt, ways crist, es enseyen nit claine mere, darumb er herchomen ist. ¶ Do sprach der wirt des landes: „nun sey vns willechomen. er ist edel vnd chüne, daz han ich wol vernumen. Des sol er auch geniessen in Burgunde land. da gie der kunig Günthör, da er Seyfriden vand. ¶ Der wirt vnd sein recken enpfiengen so den gast, daz in an iren zuichten wenig icht gebrast. Des begund in nigen der vil kune man. man sach in zuichtiklichen mit den seinen recken stan. ¶ „Mich wundert diser mere , sprach der wirt zehant, „von wann ir, edler Seyfrid, seyt kumen in daz land, Oder waz ir werwent ze Wurms an dem Rein. do sprach der gast zum wirte: „daz sol ew vnuerdaget sein.1115 ¶ Mir ward gesaget mere in meines vaters land, das hie bey ew weren, daz het ich gern erkant, Die kunsten recken, des han ich vil vernomen. daz ich ir hie kunt gewunne, dar vmb pin ich her chomen. ¶ Auch hort ich eẅ selbe der degenhaite jehen, daz man nie kunig ze Hünen kuner hab gesehen. Des gicht ir vil die lewte vber alle land. nun wil ich nit erwinden, vntz es mir werd erkant. ¶ Ich pin auch ain recke vnd solt die krone tragen. jch wil gern fugen, daz sy von mir sagen, Daz ich han von rechte lewt vnd auch die land. darumb sol mein ere vnd haubet wesen ze pfand.
dem] der daz] daz daz
245
81/111 (C 110)
82/112 (C 111)
83/113 (C 112)
84/114 (C 113)
85/115 (C 114)
86/116 (C 115)
87/117 (C 116)
88/118 (C 117)
89/119 (C 118)
90/120 (C 119)
86,4 90,1
246
¶ Nun ir seyt so chune, als mir ist gesait, [8v] ja enrůch ich, ist es yemant lieb oder laid, Jch wil ab eẅ erzwingen, waz ir mugent han. land vnde burge, daz sol mir wesen vndertan. ¶ Den kunig het wunder vnd sein man alsam vmb dise mere, die er hie vernam, Daz er des het willen, er nam im seine land. daz horten sein degen. da ward in zurnen bechant. ¶ „Wie het ich daz verdienet , sprach Gunther der degen, „des mein vater lange mit eren hat gepflegen, Daz wir daz sollten verliesen von yemands kraft? wir liessen vbel scheinen, ob wir auch pflegen ritterschaft. ¶ „Jch wil sein nicht erwinden , sprach aber der kune man, „es mug von deinem ellend dein land danne fride han, Jch wil sein alles walten. vnd auch der erbe dein, ich erwirbs ab dir mit streite, die sullen von recht wesen mein. ¶ Dein land vnd auch daz mein sullen geleich ligen. welher vnser ainer dem andern mag angesigen, Dem sol es alles dienen, die lewt vnd auch die land. daz widerret allain der herr Gernot ze hant. ¶ „Wir haben des nit gedingen , sprach aber Gernot, „daz wir nit land erzwingen, darumb yemant tod Gelig von reckenhanden. wir haben reiche land, dew dienent vns von rechte, zu niemen sind sy bas gewant. 1116 ¶ Jn vil grimem mut standen die frunde sein. da waz ach darunder der degen Ortwein. Er sprach: „dise süne ist mir von hertzen laid. ew hat der starcke Seyfrid an schulde widersait. ¶ Ob ir vnd eẅr pruder icht hettent die wer, vnd ob er dannen furte ain michel kuniges her, Jch trawe wol erstreyten, daz der kune man so grossen vbermüte von waren schulden mus lan. ¶ Des zurnet hart sere der held von Niderlant. „sich sol nit vermessen wider mich dein hand. Jch pin ain kunig reiche, so pistu kuniges man. ja zimet dir nit mit streyten dehainen meinen genos bstan. ¶ Nach schwerten růft sere von Metzen Ortwein.1117 er mocht Hagen schwesterman von Troy wol sein. [9r] Daz der so lang dagte, daz waz dem kunig laid. da vnderstund es Gernot, der degen kun vnd gemait.
niemen] nemen Nach] nch
91/121 (C 120)
92/122 (C 121)
93/123 (C 122)
94/124 (C 123)
95/125 (C 124)
96/126 (C 125)
97/127 (C 126)
98/128 (C 127)
99/129 (C 128)
100/130 (C 129)
101/131 (C 130)
¶ Er sprach zü Ortwein: „lat ewr zurnen stan! vns hat der herre Seyfrid solichs nit getan, Wir mugen es wol schaiden mit zuichten, ist mein rat, vnd haben in ze frunde, daz vns vil loblich stat. ¶ Des antwurt Hagen: „vns mag wol wesen laid, allen ewren degen, daz er ye gerait Durch streit her zemm Reine. er solt es haben gelan. im heten mein herren solich laid nit getan. ¶ Da sprach aber Seyfrid, der kreftige man: „müt ew daz, her Hagen, daz ich gesprochen han, So sol ich lassen kiesen, daz die hende mein wellent vil gewaltig hie ze Burgonden sein. ¶ „Daz sol ich aine wenden , sprach da Gernot. allen seinen degnen reden er verbot Jcht mit vber müte, daz im were laid. da gedacht auch Seyfrid an die herlichen maid. ¶ „Wie zam vns mit eẅ streyten? , sprach da Gernot, „waz held nun darunder müsten ligen tod, Wir hettens lutzel ere, ob ir es wolltet tůn. des antwurt Seyfrid, des kunigs Sigemundes sun: ¶ „Darumb pittet (agen vnd auch Ortwein, daz er nit streytet mit den frunden sein, Der er also mangen hie ze lande hat. sy mussen red vermeyden, daz waz Genotes rat. ¶ „Jr sult vns wesen wilkumen , sprach Geyselher daz kint, „vnd ewr her gesellen, die mit ew chomen sind. Wir sullen ew gern dienen, ich vnd die mage mein. da hies man den gesten schencken Guntheres wein. ¶ Do sprach der wirt des landes: „alles daz wir han, geruchent irs nach eren, daz sey eẅ vndertan, Vnd sey mit eẅ getaylet leib vnd gůt. da ward der herr Seyfrid ain lutzel senfter gemůt. ¶ Da hies man im behallten alles sein gewant. [9v] man gab in herberge, die pesten, die man vand. Seyfrides knappen den schůf man gut gemach. den gast man vil gern da ze Burgonden sach. ¶ Man pot in michel ere darnach ze mangen tagen, dausent stund mere danne ich ew kan gesagen. Daz het versolt mit ellen. ir sult wol wissen daz, jn sach vil lutzel yemant, der im wer gehas. ¶ Sich flissen kurtzweyle die kunig vnd auch ir man. da waz er ye der peste. waz man da began, Des döt er ye daz pest, so michel waz sein kraft. sy pflagen vor den frawen durch ir hubschait ritterschaft.
247
102/132 ¶ Der kurtzweil sy pflagen durch ir degenhait. (C 131,2–4) da sach man gern den held vil gemait. Er het auf hohe minne der sinne vil gewant. (C 132,1f.1) ze houe die frawen vragte, wie er wer genant. 103/133 ¶ „Sein leip der ist schön, vil reich ist sein gewant. da sprachen ir genug: „er ist kunig in Niderland. (C 133) Swes man da begunde, des waz sein leip berait. er trug in seinem mute ain vil wunnekliche mait, 104/134 ¶ Vnd auch in ain frawe, die in noch nie gesach,. dew im in haimliche vil dicke gutlich sprach. (C 134) Wann auf dem houe spilen wolten da die chint, ritter vnde knappen, daz geschach vil dicke sind. 105/135 ¶ Daz sach durch die venster die kunigine her. dehainer kurtzweyle bedörft sy da nit mer. (C 135) Vnd west in daz er sähe, die er in hertzen trůg,1118 da het er kurtzweyle jmmer vil genůg. 106/136 ¶ Solt auch er sy schauen, ir sult wissen daz, daz im in dirre welte jmmer wurde bas, (C 136) Wann er bey den recken auf dem houe stund, als noch die lewte durch kurtzweyl dicke tůn. 107/137 ¶ Do stund so minnekliche daz Sigelinde chint,1119 daz im durch hertze liebe manig frawe traute sind. (C 137) Er gedacht auch manig weyle: wie sol daz geschehen, daz ich die magt edel mit augen mug gesehen, 108/138 ¶ Die ich von hertzen minne vnd dick han getan, die ist mir noch vil fremde, des müs ich trawrig stan. (C 138) So die kunig reiche reittent in ir land, so müssent ye die recken mit in alle ze hand. 109/139 ¶ Damit rait auch Seyfrid, daz waz den frawen laid. er het durch hohe minne dick michel aribait. (C 139) Sunst want er bey den herren, daz ist alles war, in Guntheres lande volliklichen ain jar, 110/140 ¶ E daz er die minneklichen die zeit nie gesach, von der im seyt vil liebe vnd auch laid geschach.
[10r]
Bild: Siegfrieds Kampf mit dem Dänenkönig Lüdegast
1
Die letzte Langzeile der Strophe fasst die ersten beiden Langzeilen der folgenden, nur in C und D überlieferten Strophe C 132 zusammen (C: Ze hove die schoenen vrouwen vrâgeten mêre, wer der stolze vremde recke waere). Dadurch setzt die nächste Strophe mit den letzten beiden Langzeilen von C 132 an, so dass im Folgenden eine Verschiebung um eine halbe Strophe auftritt.
105,3 107,1
248
er daz in] in daz er so] sy
(4) Awenteür wie Seyfrid mit Ludegast strait 111/141 (C 140)
112/142 (C 141)
113/143 (C 142)
114/144 (C 143)
115/145 (C 144)
116/146 (C 145)
117/147 (C 146)
118/148 (C 147)
119/149 (C 148)
120/150 (C 149)
D O kamen fremde mere in Guntheres land von boten, die jm verre waren dar gesant Von vnkunden recken, die im trugen has. da sy die red vernamen, laid waz in jnneklichen daz. ¶ Die will ich ew nemen: es waz Ludeger aus Sachsen lande, ain reicher furste vil her, Vnd auch von Tennenmarck der kunig Ludegast, an dem seiner frunden gantzer helffe nie geprast. ¶ Jr poten chomen waren in Burgonde lant, die ir wider winnen hetten dar gesant. Da fragot man der mere die vnchunden man. da pracht man sy palde fur den kunig ze houe stan. ¶ Do sprach der kunig Günthör: „nun seyt wilkumen. wer eẅ hab hergesendet, des han ich nit vernumen. Daz sult ir lassen horen, daz der ritter gůt. da vorchten sy vil sere des grimen Gunthers můt. ¶ „Welt ir vns, kunig, erlauben, daz wir eẅ mer sagen, die wir ew da pringen, so soll wir nit vertagen, Wir nemen eẅ die herren, die vns her haben gesant: Ludigast vnd Lwdiger wellent suchen in ewr lant. ¶ Jr habt iren has verdienet, ir sult gelaben das, daz eẅ die recken baid tragent veintlichen has. Die wollent herfertten ze Worms an den Rein. jn hilffet vil der degen, des sult ir ane zweyfel sein. ¶ Es sol in kurtzen stunden ir rayse geschehen. habt ir yendert freunde, die lat vil balde sehen, Die ew befriden helffen burg vnd ewr land. hie wirt von in verhauen manig herlicher rant. ¶ Oder welt ir mit im dingen, so pietent es im dar. so reyten eẅ so nahent nit die starcken schar Ze Wurms zu der veste auf hertzeliche lait, dauon verderben mussen die guten ritter gemait. ¶ „Nun beytent ain weyle , sprach der kunig gůt, „vntz ich mich bas versinne. ich chund eẅ meinen můt. Han ich getrewes yemant, den sol ich nit vertagen. dise starcke mere sol ich meinen frunden klagen. ¶ Dem kunig dise mere waren laid genůg, die er in seinem hertzen taugenlichen trůg. E er bat gewinnen Hagen vnd ander sein man vnd bat auch harte palde ze houe nach Gernoten gan.
[10v]
[11r]
249
121/151 (C 150)
122/152 (C 151)
123/153 (C 152)
124/154 (C 153)
125/155 (C 154)
126/156 (C 155)
127/157 (C 156)
128/158 (C 157)
129/159 (C 158)
130/160 (C 159)
124,3
250
¶ Da kamen im die pesten, waz man ir da uand. er sprach: „man wil suchen her in vnser land Mit starcken heruerten. daz lat eẅ wesen laid. es ist gar ane schulde, daz sy vns habent widersait. ¶ „Daz weren wir mit schwerten , sprach da Gernot. „da sterbent nun die vaigen, die mussent ligen tot. Darumb ich nit vergessen mag der eren mein. die vnsern wider winnen sullen vns wilkumen sein. ¶ Do sprach der starck Hagen: „daz duncket mich nit gůt. Ludegast vnd Ludiger, die tragent vbermůt. Wir mugen vns nit besenden in so kurtzen tagen. do sprach der küne recke: „mugt irs her Seyfriden sagen? ¶ Die boten herbergen hies man in die stat. wie veint man in wäre, doch schon man ir pflegen bat Gunthör der reiche, daz waz wolgetan,1120 vntz er erfand an Seyfriden, wier sy liesse reyten dan. ¶ Dem kunig in seinen sorgen waz ye doch vil lait. da sach in traurende ain degen vil gemait, Der nicht wissen chunde, waz im waz geschehen. da pat er im der mere den kunig Gunthern iehen. ¶ „Mich wundert hart sere , sprach da Seyfridt, „wie ir so habt verkert die frolichen sit, Der ir mit vns alher lang habt gepflegen? des antwurt im Günther, der vil zierliche degen: ¶ „Ja mag ich allen leẅten die schwer nit gesagen, die ich můs dagenlichen in meinem hertzen tragen. Man sol steten frunden clagen hertze not. die Seyfrides varbe ward baid plaich vnd rot. ¶ Er sprach zü dem kunige: „daz habt auf mein ayd, jch sol ew helffen wenden alle eẅr layd. Welt ir frunde sůchen, der sol ich ainer sein [11v] vnd traw es wol mit eren verpringen vntz an daz ende mein. ¶ „Nun lon ew got, her Seyfrid, die red mich duncket gůt. vnd ob mir nimmer helffe ewr ellend gedůt, Jch frä mich doch der mere, daz ir mir seyt so hold. leb ich dehain weyle, es sol eẅ wesen wol versolt. ¶ Jch wil eẅ lassen hören, warumb ich traurig stan: von boten meiner veinde ich daz vernumen han, Daz sy mich suchen wollent mit horuerten hie. daz gedaten vns noch degen her zů disen landen nie.
waz] wol
131/161 (C 160)
132/162 (C 161)
133/163 (C 162)
134/164 (C 163)
135/165 (C 164)
136/166 (C 165)
137/167 (C 166)
138/168 (C 167)
139/169 (C 168)
140/170 (C 169)
141/171 (C 170)
¶ „Daz lat ew achten ringe , also sprach Seyfrid, „vnd senftet ewr gemüte, vnd důt, waz ich ew pit: Lat mich eẅ erwerben ere vnd den frumen, e daz ewr veind her zů disen landen chomen. ¶ Wann ewr starcke veind ze helff mochten han dreyssig dausent degen, so wolt ich sy bestan, Vnd het ich nun wann dausent. des lat euch an mich. do sprach der kunig Gunther: „des dien eẅ jmmer ich. ¶ „So haissent mit gewinne dausent ewr man, seit daz ich der meinen bey mir nit enhan Nun wann zwelf recken, so wer ich eẅr land. eẅ sol jmmer dienen mit trewen Seyfrides hand. ¶ Des sol vns helffen Hagen vnd ach Ortwein, Danckwart vnd Sindolt, die kunen recken dein. Auch sol da mit reyten Volgger der küne man, der sol den vanen furen, bas ich sein niemat gan. ¶ Nun lat die poten reyten wider in ir lant. daz sy vns da sehen schier, daz in werd bechant, So daz vnser burge frid mugen han. da hies der kunig besenden bayde mag vnd man. ¶ Die poten Ludigeres ze hof giengen do. daz sy ze land solten, des waren sy vil fro. Da bot in reiche gabe der edl kunig gut, vnd schůf in sein gelaitte. des stund in hoch der můt. ¶ „Nun sagent , sprach Gunther, „den veinden mein, sy mugen mit ir rayse wol da haimat sein. Wollen si mich aber suchen her in meine land, mir zerrinn dann meiner frewnd, in wirt aribait bekant. ¶ Den boten reiche gabe man da fur trůg. der het in ze geben der reiche kunig genug. Die gedorsten nit versprechen die Lundegeres man. vrlaub sy da namen vnd furen frolich dan. ¶ Da die boten waren ze Dennemarck chomen, vnd der kunig Ludegast het daz vernumen, Wie sy ze dem Rein retten, als im daz waz gesait, jn starckem vbermute, waz im ane masse laid. ¶ Man sagt in, daz sy hetten mangen kunen man. darunder sach man ainen vor Gunthern stan, Der waz gehaissen Seyfrid aus Niderlant. es laidot Ludigaste, da er die mere recht eruand. ¶ Da die von Dennenmarck ditz horten sagen, do eylten sy der helfe dester mer beiagen, So daz der kunig Ludegast sein mag vnd seiner man wol zwaintzig tausent degen zů der rays gewan.
[12r]
251
142/172 (C 171)
143/173 (C 172)
144/174 (C 173)
145/175 (C 174)
146/176 (C 175)
147/177 (C 176)
148/178 (C 177)
149/179 (C 178)
150/180 (C 179)
151/181 (C 180)
152/182 (C 181)
252
¶ Da besant auch sich von Sachsen der kunig Rüdiger, vndtz sy viertzig dausent heten oder mer, Mit den sy wollten reyten in Guntheres lant. da heten sich auch hie haime die drey kunig besant ¶ Mit den Burganden vnd ander ir hohen man, die sy durch vrlauge wollten furen dan. Sy eylten sich beraytten, des gie die held not. darunder musten degen von irem streyt ligen tod. ¶ Sy flissen sich zů der rayse. da sy wollten dan, Volgger dem kunen beuolhen ward der van. Da sy varen wollten ze Wurms vber Rein, Hagen der starcke můst ir scharmaister sein. ¶ Damit rait Sindolt vnd Haunolt, die wol gedienen kunden reicher kunig sold. Danckwart der schnelle vnd auch Ortwein, die mochten wol mit eren in der heruerte sein. ¶ „Her kunig, seit hie haime , sprach da Seyfrid, „seit daz ewr recken mir wollent volgen mit, Beleibent bey den frawen vnd habent hohen müt. ich traw eẅ wolbehertten baide er vnd güt. ¶ Die eẅ da wolten suchen ze Wurms an dem Rein, ich sol eẅs wolbehütten, daz sy ew schade sein. Wir sullen in reyten so nahent in ir land, daz in ir vbermüt werd in sorge gewant. ¶ Vom Rein sy durch Hessen mit iren hellden riten gegen der Sachsen lande. da ward seyt gestriten. Mit raub vnd auch mit prand wůsten sy daz land, daz es den fürsten bayden ward in arbait erkant. ¶ Sy kamen auf die march. die knecht zogen dan. Seyfrid der vil starcke fragen da began: „Wer sol vns des gesindes hütten hie? ja ward den Sachsen geriten schodlicher nie. ¶ Sy sprachen: „lat der dummen hütten auf den wegen den vil kunen marschalk, der ist ain schneller degen. Wir verliesen dester minner von Ludigeres man. lat in vnd Ortweinen die nacht hie hutten lan. ¶ „So wil ich selb reiten , sprach Seyfrid der degen, „vnd wil der wart gen den veinden pflegen, Vntz ich vil recht eruind, wa die recken sind. da ward gewaffnet balde der schonen Siglinden kind. ¶ Daz volk beualch er Hagen, da er wollte dan, vnd auch Gernoten, den zwen kunen man. Da rait er aine da nider in der Sachsen land, da er die rechten mere wol mit elen seyt bewant.
[12v]
153/183 (C 182)
154/184 (C 183)
155/185 (C 184)
156/186 (C 185)
157/187 (C 186)
158/188 (C 187)
159/189 (C 188)
160/190 (C 189)
161/191 (C 190)
162/192 (C 191)
160,4
¶ Er sach ain her grosse, daz auf dem velde lag, daz wider seine helfe vngefuge wach. Des waz wol vierzig dausent oder dannoch bas. der held in hohem můte sach vil frölichen das. ¶ Da hat auch sich ain recke von den veinden dar erhaben auf die varte. der was ze fleysse gar. Den sach der herr Seyfrid vnd in der chune man. jetweder da des andern mit neide gaumen began. ¶ Jch sag ew, wer der were, der hie der warrte pflag: [13r] ain liechter schilt von golde im vor der hende lag. Es waz der kunig Ludegast, der hute seiner schar. dirre gast vil edler rant herlichen dar. ¶ Nun het auch in her Ludegast veintlichen erchorn. jre ros sy namen baide ze den seytten mit den sporn. Si naigten auf die schillte die scheffte mit ir kraft. des ward der kunig herre mit grossen sorgen behaft. ¶ Dew ros nach stichen trůgen die reiches kuniges chint mit hurtten fur ain ander samm der wint. Mit zumen ward gewendet vil ritterlichen dan. mit schwerten es versuchten die ausserwellten kunen man. ¶ Da schlug der herre Seyfrid, daz all das veld erdos. da stuben aus den helmen samm von prenden gros Die roten feüres flammen von des recken hant. da strait krefftiklichen der vogt aus Niderland. ¶ Da schlůg auch im der Ludegast vil mangen geschwinden schlag. jr yetweders ellen auf dem schilte vaste lag. Da heten dar gehüttet dreyssig seiner man. e im die helffe chäme, den sig doch Seyfrid gewan ¶ Mit drein starcken wunden, die er dem kunig schlug durch ain liechte prunne, die waz gůt genůg. Daz schwert mit seinen egkken pracht aus wunden plůt. des gewan der kunig here ainen traurigen můt.1121 ¶ Er pat sich leben lassen vnd pot im seine lant vnd sagt im, daz er were Ludigast genant. Da kamen sein recken, die heten wol gesehen, was da von in baiden auf der warte was geschehen. ¶ Da er in dannen fůrte, da ward er angerant von dreissig seiner mannen. da wert des helldes hand Seinen reichen geisel mit vngefugen schlegen. seit dot schaden mere Seyfrid der werlich degen.
des] de
253
163/193 (C 192)
164/194 (C 193)
165/195 (C 194)
166/196 (C 195)
167/197 (C 196)
168/198 (C 197)
169/199 (C 198)
170/200 (C 199)
171/201 (C 200)
172/202 (C 201)
173/203 (C 202)
254
¶ Die dreissig er ze tod vil werlichen schlůg. er liess ir leben ainen. bald er rait genůg Vnd sagt hin die mere, waz hie waz geschehen. auch mocht man die warhait an seinem roten helm sehen. ¶ Den von Dennenmarken waz von hertzen laid. jr herre waz gefangen. da in daz ward gesait, Man sagt es Ludigern. toben der began [13v] von vngefugem zorn, wann im waz laid getan. ¶ Ludegast der reiche waz gefuret dan von freundes gewallte, von Guntheres man. Er beualch in Hagen, der kune recke gůt. da er vernam die mere, da ward er frolichs gemůt. ¶ Er hies den Burganden den vanen binden an. „wolauf , sprach Seyfrid, „hie wirt noch mer getan, E sich der tag volendet, sol ich han den leip, daz müt in Sachssen lande ettliches gůten recken wip. ¶ Jr hellde von dem Reine, ir sult mein nemen war. jch kan ew wol gelaitten in Ludigeres schar. Da secht ir helm hauen von guter recken hant, e daz wir wider wenden in der Burgonden lant. ¶ Ze den rossen gacht Gernot vnd auch seine man. Volgger der küne furt den fanen dan, Der starcke videlere, da rait er vor der schar. da ward auch daz gesinde ze streite herlichen gar. ¶ Sy furten doch nit mer nun wann dausent man, daruber zwelf recken. stieben da began Die mollten von den stainen. sy riten vber land. da sach man vor in scheinen mangen herlichen rant. ¶ Nun waren auch die Sachssen mit irer schar chomen, mit schwertten wol gewachsen, als wir seit haben vernomen. Jre schwert die schniten sere den recken an der hand. da wollten sy den gesten weren Burgonde lant. ¶ Der herren schar maister daz volk furten dan. da waz auch chomen Seyfrid mit denn seinen man, Die er da mit im prachte ausser Niderland. des tages ward in sturmen vil manig plutiger rant. ¶ Sindolt vnd Hounolt vnd auch Gernot, die frumten in den sturmen mangen degen tot, E sy da recht erfunden, wie chune wer ir leip. daz müst seit bewainen vil manig weltliches weip. ¶ Volgger vnd Hagen vnd auch Ortwein, die laschten in dem streit vil manges helmes schein Mit fliessendem plute. es weren chune man. da ward von Danckwartten vil michel wunder getan.
174/204 (C 203)
175/205 (C 204)
176/206 (C 205)
177/207 (C 206)
178/208 (C 207)
179/209 (C 208)
180/210 (C 209)
181/211 (C 210)
182/212 (C 211)
183/213 (C 212)
174,1 176,3 180,3
¶ Die von Dennenmarck versůchten wol ir hand.1122 da hort man von ir hurtte erdiessen mangen rant, [14r] Vnd auch von starcken schwerten, der man da vil durch schlůg. die streit kunden Sachssen döten auch schaden genug. ¶ Do die von Burgonde drungen in den streit, von in ward gehauen manig wund weit. Da sach man vber sätl fliessen daz plůt. suzz wurben nach den eren maniger ritter gůt. ¶ Man hort da laut erhellen den hellden an der hand die vil starcken waffen, da die von Niderland Drungen nach irem herren in die herten schar.1123 sy kamen degenlichen mit sampt Seyfriden dar. ¶ Volgen der vom Reine niemant man im sach. man mocht kiesen fliessen den plutigen pach Durch die vil liechten helm uon Seyfrides hant, vntz er Ludigern von seinen hergesellen vand. ¶ Drey widerchere het er genomen des heres an ain ende. nun waz auch Hagen chomen, Der half im wol erfollen jn streite seinen můt. des tages must ersterben manig ritter gůt. ¶ Do der starcke Ludiger Seyfriden vand, vnd daz er so hohe trug an seiner hand Daz vil starcke waffen, da mit er mangen schlug, darumb ward der kune zornig genůg. ¶ Da ward ain michel klingen von grözz der schwerte clang, da ir ingesinde zu ain ander trang. Da versůchten sich die degen baidenthalben bas.1124 die schar begunden weichen. sich hüb da gröslicher has. ¶ Dem vogt von den Sachsen ward daz wolgesait, sein pruder wer gefangen. daz waz im hartt laid. Wol west er daz es däte der Sigelinde chint. man zech sein Gernoten. wol beuand man es sind. ¶ Die schleg Ludigeres, die waren also starck, daz im vnder dem satel strauchet daz marck. Daz sich daz ros erhollte, der kune Seifrid gewan in dem sturm ainen fraislichen sit. ¶ Des halff im wol Hagen vnd Gernot, Ortwein vnd Volgger. des lag ir vil da tot. Sindolt vnd Hůnolt, die zwen kunen man, [14v] von den manig frawe schaden grossen da gewan.
wol] von irem] iren baidenhalben] baidenhaben
255
184/214 (C 213)
185/215 (C 214)
186/216 (C 215)
187/217 (C 216)
188/218 (C 217)
189/219 (C 218)
190/220 (C 219)
191/221 (C 220)
192/222 (C 221)
193/223 (C 222)
194/224 (C 223)
256
¶ Jn sturm vngeschaiden waren die kunig her. da sach man vber helme fliessen mangen ger Durch die liechten schillte von der degen hant. man sach da var nach plůte mangen herlichen rant. ¶ Jn dem starcken sturme erbaisset manig man nider von den rossen. ain ander lieffens an, Seyfrid der kůne vnd auch Ludiger. da straiten wol nach eren die degen kun vnd her. ¶ Da floch daz schilt gespenge von Seyfrides hant. den sig gedacht er werben, der held von Niderland An den chunen Sachssen, die dolten vngemach. hei, waz da liechter ringe der kune Danckwart zeprach. ¶ Da het der herr Ludiger auf ainem schilt erkant gemalet ain krone von Seyfrides hand. Wol west er, daz es were der vbermüte man. der hielt zů den seinen, vil laut růffen er began: ¶ „Gelaubet ewch des streites, mag vnd meine man! sun des Sigemundes ich hie gesehen an, Von Niderlant den starcken han ich hie bechant. jn hat der vbel dewfel her zů den Sachssen gesant. ¶ Die vanen wurden lassen in dem sturme nider. vrides er da gerte, des wert man in seyder. Doch mus er werden geysel in Guntheres land. daz hat ab im erzwungen des kunen Seyfrids hand. ¶ Mit gemainem rat liessen sy den streit. durchel vil der helme vnd der schillte weit Sy laiten von den handen. waz so man der vand, sy trugen plutes varbe von der Burgonde hand. ¶ Sy viengen, wen sy wollten, des heten sy gewalt. Gernot vnd Hagen, die kunen recken pald, Die wunden hiessen paren vnd furten mit in dan zu den Burganden geuangen wol funf hundert man. ¶ Die siglosen recken ze Tennenmarcke riten. da heten auch die Sachsen so hohe nit gestriten, Daz man in lobes jähe. daz waz den hellden laid. da wurden auch die vaigen von frewden ser geklait. ¶ Sy hiessen daz gewaffen wider samen an den Rein. es het wol geworben mit den recken sein Seyfrid der starck het ain gůtz getan, des im jehen müsten alle Gunthors man. ¶ Gegen Wurms sant der herr Gernot. haim zů seinem lande den herren er enpot, Wie im gelungen were vnd den seinen man. es heten die vil kunen wol nach eren getan.
[15r]
195/225 (C 224)
196/226 (C 225)
197/227 (C 226)
198/228 (C 227)
199/229 (C 228)
200/230 (C 229)
201/231 (C 230)
202/232 (C 231)
203/233 (C 232)
204/234 (C 233)
205/235 (C 234)
¶ Die gar zů lieffen, von den ward es gesait. da frewten sich die frawen, die e heten laid, Der vil lieben mere, die in waren chomen. da ward von edlen frawen michel frage genomen, ¶ Wie gelungen were des reichen kuniges man. man hies der poten ainen zu Kriemhillden gan. Daz geschach vil taugen, ia getorstens vber laut, wann sy het darunder ires lieben hertzen traut. ¶ Da sy den poten chomen zů ir kemmnot sach, Chriemhilt die schone minniklichen sprach: „Sag an liebe mere. ja gib ich dir mein gold. tüstu es an triegen, ich will dir jmmer wesen hold. ¶ Wie schied aus dem sturme mein pruder Gernot vnd ander vnser frewnde? jst ir icht manger tot? Wer dot da daz peste? kanstu mir daz gesagen? da sprach der pot biderbe: „wir heten ninder ainen zagen. ¶ Ze voderst an dem streit rait niemat also , vil edle kuniginne, seyt man ewchs sagen sol, So der gast vil edel ausser Niderlant. da worcht michel wunder des kunen Seyfrids hand. ¶ Was die recken alle an streyte hand getan, Danckwart vnd Hagen vnd ander des kuniges man, Striten nach eren, daz waz gar ain wint wider Seyfriden, der schonen Sigelinde chint. ¶ Sy frumten in dem sturme der hellde vil erschlagen. doch kund ew niemat daz wunder vol gesagen, Waz da Seyfrid worchte, wann er ze sturme rait. den frawen an iren magen frumpt er vngefüge lait. ¶ Suss můs da beleiben vil manges weibes traut. sein schleg man hort auf helmen also laut, [15v] Daz sy von wunden prachten daz fliessende plůt. er ist an allen dugenden ain ritter k“n vnd gůt. ¶ Do het auch vil begangen von Metze Ortwein. waz er ir mocht erlangen mit dem schwert sein, Die musten wund beleiben oder aller maiste tod. da dot ewr pruder die aller grössosten not, ¶ Die nimmer in dem sturm chunde sein geschehen. man mus der warhait dem ausserwelten jehen: Die stoltzen Burgonden habent so gefarn, daz sy vor schande ir ere chunden wolbewaren. ¶ Man sach dauon iren handen mangen satel plos, davon den liechten schwertten daz veld vil laut erdos. Die recken von dem Rein die haun so gestriten, daz es iren veinden pesser wer vermiten.
257
206/236 (C 235)
207/237 (C 236)
208/238 (C 237)
209/239 (C 238)
210/240 (C 239)
211/241 (C 240)
212/242 (C 241)
213/243 (C 242)
214/244 (C 243)
215/245 (C 244)
213,4
258
¶ Die chunen Tronier, die daten grosse laid, da man mit volkes kreften zu ain ander rait. Da frumte mangen doten des kunen Hagens hant, des vil ze sagen were her ze Burgonde lant. ¶ Syndolt vnd Hunolt, die Gernotes man, vnd Runolt der kune, die haund es so getan, Daz es Ludigere mag nimmer wesen laid, daz er meinem herren ze Reine her het wider sait. ¶ Streit den aller höchsten, der yendert da geschach ze jungst vnd ze erste, den niemat gesach, Den dot vil williklichen des kunen Seyfridz handz. er pringet reiche geysel in das Guntheres lant. ¶ Die zwang mit seinem ellend der weltliche man, des auch der kunig Ludengast schadens vil gewan Vnd auch von den Sachsen sein pruder Ludiger. nun horent fremde mere, vil edle kunigin her: ¶ Sy hat gefangen baide des Seyfrides hant. es ward nie manger geysel pracht in ditz lant, So nun von seinen schullden chumet an den Rein. jr chundent dise mere nimmer lieber gesein. ¶ „Man pringet der gesunden funf hundert oder bas, vnd auch der verch wunden, frawe wissent das, Wol achtzig roter pare in der Burgonde lant, [16r] den meist tail hat verhauen des kunen Seyfrids hand. ¶ Die durch iren vbermut widersagten an den Rein, die mussent nun gefangen des Guntheres sein. Die pringet man mit frewden her in ditze lant. da erplüt ir liechte varb, da sy die mere recht erkant. ¶ Es ward ir antlütze vor liebe rosen rot, daz so wol waz geschaiden aus der grossen not Der minnekliche recke, Seifrid der junge man. si frewt auch sich vor frewden, daz waz von schullden getan.1125 ¶ Do sprach die frewdenreiche: „du hast mir wol gesait. du solt haben darumb ze miet reiche claid Vnd zehen marck von golde haiss ich dich tragen. des mocht man soliche mere reichen frawen gern sagen. ¶ Man gab im seine mut, gold vnde claid. da giengen an die venster vil mange schone maid. Sy wartten auf die strasse. reiten man da vand vil der hochgemůten in der Burgonden lant.
si] sich
216/246 (C 245)
217/247 (C 246)
218/248 (C 247)
219/249 (C 248)
220/250 (C 249)
221/251 (C 250)
222/252 (C 251)
223/253 (C 252)
224/254 (C 253)
225/255 (C 254)
216,1
¶ Da chamen die gesunden, die wunden taten sam.1126 Sy mochten grüssen horen von frunden ane scham. Der wirt gen seinen gesten vil frolichen rait. mit frewden waz verendet ir vil vngefüges lait. ¶ Da enpfie er wol die seinen, die fremden dot er sam, wann dem reichen kunige anders nit gezam Wann dancken gutleichen die da waren chomen, daz sy den sig nach eren in sturmen heten genomen. ¶ Gunthör pat im mere von seinen frunden sagen, wer im an der rayse ze tod wer erschlagen. Da het er verlorn nun wann sechtzig man. verclagen man die můse, so seit hellde sind getan. ¶ Die gesunden prachten verhauen mangen schilt vnd helm vil verschroten durch den kunig milt. Sy stunden vor den frawen nider fur den sal zů liebem entfange. man hort frölichen schal. ¶ Da hies man herbergen die weg müden man. der kunig seinen gesten danckes vil began. Er hies der wunden hütten vnd schaffen gut gemach. wie wol man sein tugent an seinen frunden sach. ¶ Er sprach zu Ludigern: „nun seit wille chomen. jch han grossen schaden von ewr schuld genomen. Der wirt mir nun gepusset, ob ich gelucke han. got lone meinen frunden, sy haund mir lieb getan. ¶ „Jr mugt in gern dancken , sprach da Ludiger, „also hohe geysel gewan nie chuner her. Vmb schone hute wir pieten michel gůt, daz ir genädiklichen an mir vnd meinen frunden důt. ¶ „Jch wil ew ledig lassen , sprach der kunig, „gen. daz meine veind hie bey mir besten, Des wil ich haben purgen, daz sy meine lant jcht raument ane hullde. die sichert da ir baider hant. ¶ Man pracht sy ze rů vnd schůf in gůt gemach. den wunden man petten vil gutlichen sach. Man schanckt dem gesinde moras vnde wein. da chunt daz gesinde nimmer frölicher sein. ¶ Jr zerhauen schilt man zů behallten trůg. blůtiger sätel der waz da genůg. Die hies man auch verbergen, das wainten nit die weib. da chamen vil mude manges chunen recken leip.
[16v]
taten] raten
259
226/256 (C 255)
227/257 (C 256)
228/258 (C 257)
229/259 (C 258)
230/260 (C 259)
231/261 (C 260)
232/262 (C 261)
233/263 (C 262)
234/264 (C 263)
235/265 (C 264)
236/266 (C 265)
260
¶ Der wirt pflag seiner geste vil groslichen wol. der fremden vnd der chunden waz daz land so vol. Man hies der wunden so wol ze fleis pflegen. da waz ir vbermůte hart ring gelegen. ¶ Die ertzney kunden, den pot man grossen sold, silber ane wage, darzü daz liechte gold, Das sy die held nertten nach des streites not. der kunig den gesten gab grosslichen pot. ¶ Die wider ze haus haim heten můt, die pat man noch beleiben, als man frunt důt. Der kunig hies im raten, wie er lonte seine man. sy heten seinen willen nach grossen eren getan. ¶ Do sprach der herr Gernot: „man sol sy reiten lan. vber sechs wochen, sey in chund getan, Daz sy chumen wider zu ainer hochzeit. so ist gehailet manger, der ser wunder leit. ¶ Da gert auch vrlaubes der held aus Niderland. da der kunig Gunthör den willen sein erfand, Er pat in dugentleichen noch bey im bestan. wann durch Chriemhild, so were es nimmer getan. ¶ Darzů waz er ze reich, daz er icht name sold. er het daz wol verdienet. der kunig was im hold, Sam waren seine mage. die hetten daz gesehen, waz von seinem ellen in den sturmen waz geschehen. ¶ Durch der schonen willen gedacht er noch bestan, die er vil gern sähe. seit ward es getan, All nach seinem willen ward sy im wol bechant. seit rait er frewdenreich haim in seins vaters lant. ¶ Der wirt hies ze allen zeiten der ritterschefte pflegen. daz dot vil williklichen manger junger dögen. Die weil hies er sideln vor Worms an dem sant den, die im chumen solten in der Burgande lant. ¶ Jn den selben zeiten, da sy nun solten chomen, da het die fraw Kriemhilt die mere wol vernomen, Er wolt hochzeiten mit magen vnd mit man. da ward vil michel vleissen von schonen frawen getan ¶ Mit wat vnd mit gepende, daz sy solten tragen. V̊ te die vil reiche die mere auch horte sagen Von den stoltzen degen, die da solten chumen. da ward aus der velte gůter wat vil genomen. ¶ Durch ir chinde liebe hies sy beraitten claid. da mit ward gezieret vil frawen vnd maid, Vnd vil der guten recken ze Burgonde land. da ward auch den fremden berait herlich gewant.
[17r]
Bild: Sigfrieds erste Begnung mit Kriemhild
[17v]
(5) Awentewr wie Seifrid Chriemhilden erste sach 237/267 (C 266)
238/268 (C 267)
239/269 (C 268)
240/270 (C 269)
241/271 (C 270)
242/272 (B 2681)
243/273 (B 269)
244/274 (B 270)
245/275 (B 271)
M An sach sy däglichen reiten an den Rein, die zů der hochzeite geren wollten sein, Die durch der kunige liebe chamen in daz lant, den gab man sumelichen baide ros vnd gewant. ¶ Jn waz ir gesidel allen wolberait, den hochsten vnd den pesten, als vns ist gesait, Zwen vnd dreissig fursten da zu der hochzeit. da ziert sich engegen vil manig junckfraw gemait. ¶ Es waz vil vnmüssig Geyselher daz chind. die fremden vnd ir mage vil gutlichen sind Enpfangen von Gernote vnd auch ir baider man. ja grüssten sy die dögen, als es nach eren waz getan. ¶ Die golduarben satel sy prachten in daz land, die zierlichen schillte vnd herlich gewant Durch des wirtes liebe zů der hochzeit. vil mangen vngesunden sach man frolich seit. ¶ Die in den peinen lagen vnd heten wunden rot, die můsten des vergessen, wie herrte waz der tot. Die siechen vngesunden můsten sy verclagen. sy frewten sich nun alle gen der hochzeiten tagen, ¶ Wie sy nun leben wollten zů der wirtschaft. wein ane masse mit frewden vber kraft Hetten alle leẅte, waz man ir da vand. des hůb sich michel frewde in Guntheres lant. ¶ An ainem pfingst morgen sach man für gaun geclaidet wunneklichen vil mangen kunen man, Funff dausent oder mere, da zů der hochzeit. sich hub da kurtz weil an mangen enden widerstreit. ¶ Der wirt het die synne, im waz daz wol erkant, wie recht hertziklichen der held von Niderland Sein schwester traute, wie er sy nie gesach, der man so grosser schöne vor allen junckfrawen jach. ¶ Do sprach zů dem kunig der degen Ortwein: „welt ir mit vollen eren zů der hochzeit sein, So sult ir lassen schauen die wunneklichen chint, die mit grossen eren hie zů den Burgonden sind.
1 Der Text folgt bis Strophe
[18r]
241 der Fassung *C (C 270), dann *B (B 268).
261
246/276 (B 272)
247/277 (B 273)
248/278 (B 274)
249/279 (B 275)
250/280 (B 276)
251/281 (B 277)
252/282 (B 278)
253/283 (B 279)
254/284 (B 280)
255/285 (B 281)
256/286 (B 282)
262
¶ Was mocht senendem manne frewen den leip, es endäten schöne magte vnd herliche weip? Lassent ewr schwester fur ewr geste gaun. der rat waz ze liebe vil mangem held getan. ¶ „Des wil ich gern volgen , sprach der kunig do. all die es erfunden, die waren sein vil fro. Er enpot es frawen V̊ ten vnd ir dochter wolgetan, daz sy mit iren megden hintz houe sollten gaun. ¶ Da ward aus den schreinen gesuchet gut gewant, was man in den vällten der edlen wate vant. Die poge mit den porten, des waz in vil berait. sich ziert vil fleissiklichen manig weltliches weib. ¶ Vil manger dummer des tages het můt, daz er an ze sehen den frawen were gůt, Daz er darfur nicht name ains reichen kuniges . sy sahen die vil gerne, die sy nit heten bechant. ¶ Do hies der kunig reiche mit seiner schwester gan, die ir dienen sollten, wol hundert seiner man, Jr vnd seiner můter. die trugen schwert enhant. daz waz daz hofgesinde von der Burgonden lant. ¶ V̊ ten die vil reichen sach man mit ir chomen. die het schon frawen gesellklich genomen, Wol hundert oder mere, die trugen reiche claid. auch gie nach ir dochter vil manig weltliche maid. ¶ Von ainer chamnoten sach man sy alle gan. da ward vil michel dringen von höllden da getan, Die gedingen heten, ob chunde daz geschehen, daz sy die magt edle sollten frölichen sehen. ¶ Nun gie die minnikleiche, als samm die morgen rot düt aus trüben wolken. da schied von manger not Der sy da traut in hertzen vnd lange het getan. der sach sy minniklichen nun vil herlichen stan. ¶ Jr laucht von ir wate vil manig edel stain. jr roten rosen varbe vil minniklichen schain. Ob yemant wunschen solte, der chunde nicht iehen, daz er ze dirre werld het nit schoners gesehen. ¶ Samm der liechte man vor den sternen stat, des schein so lauterlichen ob den wolken gat, Dem stund sy nun geleiche vor manger frawen gůt. des ward da wol gehohet den zieren hellden ir můt. ¶ Die reichen kamrer sach man vor ir gan. die hochgemůten degene wollten daz nit laun, Sy trungen da sy sahen die wunneklichen maid. Seyfriden dem herren ward baide lieb vnd laid.
[18v]
257/287 (B 283)
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¶ Er dacht im in seinem můte: wie chund daz ergan, daz ich dich minnen sollte? daz ist ain dummer wan. Sol aber ich dich fremden, so wer ich senfter tod. er ward von den gedencken vil dick plaich vnd rot. ¶ Do stund so minneklichen daz Siglinde chind, samm er entworffen were an ain permid Von gutes maisters listen, also man im jach, daz man halt dehainen nie so schonen gesach. ¶ Die mit der frawen giengen hiessen von den wegen weichen allenthalben. daz laiste manig degen. Dew hochtragenden hertzen frewten mangen leip. man sach in hohen zuichten manig herliches weip. ¶ Do sprach von Burgonden der herr Gernot: „der ew seinen dienste so gutlichen pot, Gunther, vil lieber pruder, dem sult ir tůn allsam vor allen disen recken. des ratz ich jmmer mich geschäm. [19r] ¶ Jr haissent Seifriden zu meiner schwester chomen, daz in die magt grüsse. des hab wir jmmer frummen. Die nie grusste recken, die sol in grüssen pflegen, da mit wir haben gewunnen den vil herlichen dögen. ¶ Do giengen des wirtes mage, da man den held vand. sy sprachen zů dem recken ausser Niderlant: „Ew hat der kunig erlaubet, ir sult ze hof gan. sein schwester sol eẅ grüssen, daz ist ze eren eẅ getan. ¶ Der herr in seinem mute ward des vil gemait. da trug in dem hertzen lieb ane laid, Daz er sehen solte der schonen V̊ ten chint. mit minneklichen dugenden sy grůst Seyfriden gesind. ¶ Da sy den hochgemüten staun vor ir sach, da enzunt sich sein varbe. die schone maget sprach: „Seit willchomen, her Seifrid, ain edl ritter gůt. da ward im von dem grůsse vil wol gehocht der můt. ¶ Er naigt ir fleissiklichen, bey der hend er sy vie. wie recht minnikleichen er bey der frawen gie! Mit lieben augen plicken ain ander sahens an, der herr vnd auch die frawe. daz ward vil taugenlich getan. ¶ Wart da nicht fruntlichen gezwungen weisse hant von hertze lieber minne, daz ist mir nicht bechant. Doch kan ich nit gelauben, daz es werd gelan. si het im hollden willen chunt vil schier getan. ¶ Bey der summer zeite vnd bey des mayen tagen dorft er in seinem hertzen nicht mer getragen So vil der hohen frewden, als er sy da gewan. do im die gie enhende, die er ze traute wolte han.
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268/298 (B 294)
269/299 (B 295)
270/300 (B 296)
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271,1 271,3
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¶ Da gedacht manig recke: hei, wer mir sam geschehen, daz ich ir gieng enneben, als ich han gesehen, Oder bey ze ligen, daz liess ich ane has! es gedient noch nie recke nach ainer kunigin baz. ¶ Von welher kunig lande die geste chumen dar, die namen all geleiche nun ir zwayer war. Jr ward erlaubt küssen den weltlichen man. jm ward in diser welt nie so wol getan. [19v] ¶ Der kunig von Dennenmarcke der sprach sa ze stund: „ditz vil hohes grüssen leit manger vngesunt, Des ich vil wol enpfinde, an Seyfrides hand. got lausse jn nimmer mere chomen in Dennenmacker lant. ¶ Man hies da allenthalben weichen von den wegen1127 der schonen Chriemhillden. mangen chunen degen Sach man gezogenlichen ze kirchen mit ir gan.1128 seit ward von ir geschaiden der vil weltlich man. ¶ Do gie sy zů dem munster. ir volgt manig weib. da waz auch so gezieret der kuniginne leip, Daz da hoher wunsche vil manger ward verlorn. sy waz ze augenwaide mangem recken erkorn. ¶ Vil kaum erbait Seifrid, daz man da gesang. er mocht seinen sellden des nimmer sagen danck, Daz im die waz so wäge, die er im hertzen trůg. auch waz er der schonen hold von schullden genůg. ¶ Da sy cham aus dem munster, als er e het getan, man hies den degen kunen aber zů ir gan. All erst begund im dancken die minnekliche mait, daz er vor mangen recken so recht herlichen strait. ¶ „Nun lon eẅ got, her Seyfrid , sprach daz vil schone chint, „daz ir daz habt verdienet, daz ew die recken sint So hold mit rechten trewen, als ich sy höre iehen. da begund er minniklichen an frawen Chriemhillden sehen. ¶ „Jch sol ew jmmer dancken , also sprach der degen, „vnd enwil mit haubet jmmer e gelegen, Jch werb nach ewrem willen, sol ich mein leben han. daz ist nach ewren hullden, mein fraw Kriemhild, getan. ¶ Jn tagen zwelfen, der tag als jegleich, sach man bey dem degen die maget lobeleich, So sy ze houe solt vor iren frunden gaun. der dienst ward dem recken durch grosse lieb getan.
den wegen] über degen geschrieben kirchen] kriechen
278/308 (B 304)
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¶ Frewde vnd wunn, vil gröslichen schal sach man daglichen vor Guntheres sal, Daraus vnd auch darjnne, von mangem chunen man. Ortwein vnd Hagen vil gross wundern began. ¶ Wes yeman pflegen solte, des waren sy berait [20r] mit volliklicher masse, die höllde vil gemait. Des wurden von den gesten die hold wolbechant. dauon waz gezieret alles Guntheres lant. ¶ Die da wund lagen, die sach man fur gaun. sy wollten mit dem gesinde kurtzweyle haun, Schirmen mit den schillten vnd schiessen mangen schaft. des hulffen im genůge, sy heten grossliche kraft. ¶ Jn der hochzeite der wirt hies ir pflegen mit der pesten speyse. er het sich bewegen Aller schlachte schande, die nie kunig gewan. man sach in fruntlichen zu den seinen gesten gan. ¶ Er sprach: „ir gůten recken, e daz ir schaident hin, so nempt ir mein gabe. also stat mein sin, Daz ichs jmmer diene, verschmachent nicht mein gůt. daz wil ich mit eẅ tailen, des han ich willigen můt. ¶ Die von Dennenmarcke, die sprachen so ze hant: „e daz wir riten wider haim in vnser lant, Wir geren stäten süne, des ist vns recken not. vns ist von ewren degen maniger lieber frunde tot. ¶ Ludegast gehailet seiner wunden was. der vogt von Sachssen des streitz vil wol genas. Eteliche toten sy liessen da enlant. da gie kunig Gunthör, da er Seyfriden vand. ¶ Er sprach zů dem recken: „nun rat, waz ich tů. die vnsern geste wollent reiten morgen frů, Vnd gerent stäten sune an mich vnd mein man. nun rate, degen Seyfrid, waz dich des duncket gůt getan. ¶ Waz mir die herren pieten, daz wil ich dir sagen: waz funf hundert more goldes mugen getragen, Die gebent sy mir gern, wil ich sy ledig laun. da sprach der starck Seyfrid: „daz wer vil vbel getan. ¶ Jr sult sy lediklichen von hinnan lassen varen, vnd daz die recken edel jmmer wol bewarn Veintlichen reiten her in eẅre lant, des lat ew geben sicherhait hie der baider herren hant. ¶ „Des ratz wil ich dir volgen. da mit sy giengen dan. [20v] den seinen veinden ward daz chunt getan, Jrs goldes gerte nieman, daz sy da buten e. da haim iren lieben frunden waz nach dem hermüden we.
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289/319 (B 315)
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¶ Manig schild newe man dar mit schatze trůg. er tailt es an wage den seinen frunden genůg, Bey funfhundert marcken vnd etlichem bas. Gernot der vil kune riet Guntheren daz. ¶ Vrlaub sy da namen, als sy wollten dan, doch sach man die geste fur Chriemhillden gan, Vnd auch da fraw V̊ te, die kunigine, saz. es wurden mer degen geurlaubet baz. ¶ Die herberg wurden läre, da sy von dannen riten. noch bestund da haime mit herlichen siten Der kunig mit seinen magen vnd manig edel man. die sach man daglichen zů fraw Kriemhillden gan. ¶ Vrlaub da nemen wollte Seifrid, der held gůt. er trauat nicht erwerben, des er da het můt. Der kunig sagen horte, daz er wolte dan. Geyselher der junge in von der raise gar gewan. ¶ „Wa woltent ir nun reiten, vil edler Seyfrid? beleibent bey den recken, düt des ich eẅ pit, Bey Gunthör, dem kunige, vnd bey seinem man. hie ist vil schoner frawen, die sol man ew gern sehen lan. ¶ Do sprach der starck Seyfrid: „die ros lassent stan! jch wolt von hinnan reiten, daz wil ich abe laun. Vnd tragent hin die schilt. ja walt ich in mein lant. des hat mich her Geyselher mit grossen trewen ermant. ¶ Suss belaib der kune durch fremde lieb da. ja wer er in den landen nindert anderswa Gewesen also sanft. dauon daz geschach, daz er nun tagleichen die schonen Kriemhillden sach. ¶ Durch ir grosse schöne der herre da belaib. mit manger kurtzweile man da die zeit vertraib, Wann daz in zwang ir minne, die gab im dicke not. dauon seit der chüne lag vil jamerlichen todt.
Bild: Aufbruch nach Island
(6) Awenteur wie Gunthör ze Jslande nach Praunhilld fůr 297/327 (B 323)
298/328 (B 324)
266
J T newer mere chamen vber Rein. man saget, daz da were manig schones megetein. Der gedacht jm aine erwerben Gunthor, der kunig gůt. da von begund dem recken vil sere hohen der můt. ¶ Es waz ain kuniginne gesessen verr vber se. jr geleich dehaine west man nindert me. Die waz vnmassen schon, vil michel waz ir kraft. sy schozz mit schnellen degen vmb minne den schaft.
[21r]
299/329 (B 325)
300/330 (B 326)
301/331 (B 327)
302/332 (B 328)
303/333 (B 329)
304/334 (B 330)
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307/337 (B 333)
308/338 (B 334)
308,1
¶ Den stain, den warff sy verre, darnach sy weit sprang. wer ir minne gerte, der můst ane zwang Drew spil angewinnen der frawen wolgeporn. geprast im an dem ainen, er het daz haubt verlorn. ¶ Des het die junckfrawe an massen vil getan. daz hort bey dem Reine ain ritter wolgetan, Der wannte sein synne an daz schöne weip. darumb musten hellde seit verliesen den leip. [21v] ¶ Do sprach der vogt vom Reine: „ich wil wider an den see hin zu Praunhillden. wie es mir ergee, Jch wil durch irer minne wagen meinen leip. den wil ich verliesen, dann sy werd mein weip. ¶ „Daz wil ich widerraten , sprach da Seyfrid, „ja hat die kuniginne so fraisliche sit, Wer wirbet vmb ir minne, daz es ir hoche stat. des mugt ir der rais wol haben werrlichen rat. ¶ „So wil ich ew daz raten , also sprach da Hagen, „jr pittent Seifriden mit eẅ ze tragen Die vil starcken schwere, daz ist nun mein rat, seit im ist so chundig, wie es vmb Praunhillden stat. ¶ Er sprach: „wiltu mir helffen, vil edler Seifrid, werben die minneklichen? dust du, des ich dich pit, Vnd wirt mir ze traut daz minnekliche weip, jch wil durch deinen willen wagen ere vnde leip. ¶ Des antwurt Seyfrid, des Sigmundes sun: „gäbstu mir dein schwester, so wolt ich es tůn, Die schonen Kriemhild, ain kunigine her. jch ger dehaines lones nach meinen arbaiten mer. ¶ „Daz lob ich , sprach da Gunthör, „Seyfrid, an dein hant. vnd chumpt die schone Braunhild her in ditz lant, So wil ich dir ze weibe mein schwester geben. so macht du mit der schönen jmmer frolichen leben. ¶ Des schwůren sy da aide, die recken vil her. des ward irer aribaite vil dester mer, E daz sy die frawen prachten an den Rein. des můsten die vil kunen seit in grossen sorgen sein. ¶ Seyfrid můst füren die kappen mit im dan,1129 die der held vil chüne mit sorgen da gewan Ab ainem gezwerge, daz hies Alberich. sich beraitten zů der vertte die recken kun vnd reich.
kappen] über knappen (ohne Streichung).
267
309/339 (B 335)
310/340 (B 336)
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312/342 (B 338)
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318/348 (B 344)
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¶ Also der starcke Seifrid die tarnkappen trůg, so het er dar jnne kreffte vil genůg, Wol zwelf mann stercke zu sein selbs leip. er erwarb mit grossen listen daz vil herliche weip. ¶ Auch waz die selbe torkapp also getan, [22r] daz dar jnne worchte ain yeglicher man, Waz er selb wollte, daz in doch niemat sach. suss gewann er Braunhillden, da von im laid geschach. ¶ „Nun sag mir, degen Seyfrid, daz mein vart erge, daz wir mit vollen eren chomen an den se, Sull wir nit recken füren in Braunhillden land? dreissig dausent degen werdent schier gesant. ¶ „Wie vil wir volkes füren , sprach aber Seifrid, „es pfligt die kuniginne so fraisliche sit, Die můsten doch ersterben von irem vbermůt. jch sol ew bas beweysen, degen kun vnd gůt. ¶ Wir sullen in recken weise ze tal varen den Rein. die wil ich dir nennen, die daz sullen sein: Selb vierde degen var wir an den se. so erwerb wir die frawen, wie es vns darnach erge. ¶ Der gesellen bin ich ainer, daz ander soltu wesen, daz drit, daz sey Hagen, wir mugen wol genesen. Der vierd, daz sey Danckwart, der vil kune man. vns bedurffen ander dausent mit streiten nit bestan. ¶ „Dis mere wais ich gern , sprach der kunig do, „e daz wir von hinnen furen, des wer ich harte fro, Waz wir claider sollten für Praunhillden tragen, die vns wol gezämen. daz sult ir Gunther sagen. ¶ „Wat die aller pesten, die yemant vand, die trait man ze allen zeiten in Braunhillden lant. Des sull wir reiche claider vor der frawen tragen, daz wirs nit haben schande, so man die mere hore sagen. ¶ Do sprach der degen kune: „so wil ich selber gan zu meiner lieben můter, ob ich erwerben chan, Daz vns ir schonen maide prüfen helffen claid, die wir tragen mit eren fur die herlichen maid. ¶ Do sprach von Trone Hagen mit herlichem siten: „wes welt ir ewr můter solicher dienste pitten? Lat ewr schwester horen, wes ir habent můt, so wirbet ew ir dienst zů diser hofraise gůt.
319/349 (B 345)
320/350 (B 346)
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322/352 (B 348)
323/353 (B 349)
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328/358 (B 354)
1
1 Da enbot er seiner schwester, daz er sy wolte sehen [22v] vnd auch der degen Seyfrid. e daz waz geschehen, Da het sich die frawe ze wunsche wolbeclait. daz komen des vil kunen waz ir masslichen lait. Do waz ir gesinde geziert, als in wol gezam. die fursten chamen baide. da sy daz vernam, Do stund sy von dem sedel. mit zuchten sy do gie, da sy den gast vil edlen vnd auch iren pruder enpfie. „Willechomen sey mein pruder vnd der geselle sein. die mere west ich gern , so sprach daz mägedein, „Waz ir herren wellen, seit ir ze houe gat. daz lasset mich hören, wie es ew edlen recken stat. Do sprach der kunig Gunthör: „fraw, ich will ewchs sagen. wir mussen michel sorg bey hohem můte tragen. Wir wollen hubschen reiten verr in fremde lant. wir solten zů der raise haben zierlich gewant. „Nun sagt mir, lieber pruder , sprach des kuniges kint, „nun lat mich recht horen, wer die frawen sind, Der ir da gert ze minne in ander kunige lant. die ausserwelten baide nam die fraw bey der hant. Da gie sy mit in baiden, da si ee sas, auf matraz die vil reiche, ich will wol wissen das, Geworcht mit gůten pilden, mit gold wol erhaben. sy mochten bey den frawen gute kurtzweil haben. Fruntliche plicke vnd gutliches sehen, des macht von in baiden hart vil geschehen. Er trůg sy in dem hertzen, er waz ir als der leib. seit ward die schone des starcken ·S· weib. Do sprach der kunig reiche: „vil liebe schwester mein, an dein hilffe kan es nit gesein. Wir wollen kurtzweilen in Praunhillden lant. da bedurff wir ze haben vor frawen herlich gewant. Do sprach die junckfrawe: „vil lieber pruder mein, waz der meinen helffe daran chan gesein, Des pring ich dich wol jnnen, daz ich eẅ pin berait. versagt eẅ anders yemant, daz wer Kriemhillden lait. Jr sult mich, ritter edel, nit sorgende piten. jr sult mir gepieten mit herlichem siten. [23r] Waz ew von mir gefalle, des pin ich ew berait, vnd tun es williklichen , so sprach die minnekliche mait.
Capitulum-Zeichen fehlen fol. 22v und 23r. Rubrikator überblätterte vermutlich ein Blatt versehentlich.
269
329/359 (B 355)
330/360 (B 356)
331/361 (B 357)
332/362 (B 358)
333/363 (B 359)
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335/365 (B 361)
336/366 (B 362)
337/367 (B 363)
338/368 (B 364)
339/369 (B 365)
270
„Wir wollen, liebe schwester, tragen gut gewant. daz sol helffen prüfen ewr edle hant. Daz volziehen ewrer magte, daz es vns rechte stat, wann wir der wat haben dehainer schlachte rat. Do sprach die junckfrawe: „nun merckent, waz ich sag: jch han selb seyden, nun schaffent daz man trag Gestain vns auf den schillten, so wurck wir die claid. des willen waz da Gunthör vnd auch ·S· berait. „Wer sind dein gesellen , sprach die kunigein, die mit ew geklaidet sullen ze houe sein? Er sprach: „ich selb viert, zwen meine man, Danckwart vnd Hagen, sullen ze houe mitt mir gan. Jr sult vil recht mercken, waz ich ew, frawe, sag: daz ich selb vierde ze veirtagen trag Je dreyer hand claider vnd also gut gewant, daz wir ane schande ramen Praunhillden land. Mit gůtem vrlaub die herren schieden dan. da hies die junckfrawe dreissig maide gan Aus ir kemmenaten, Kriemhilt die kunigein, die zů solichem wercke heten groslichen schein. Die arabischen seiden, weis als der schne, vnd von Zazamant der guten, grun als samm der cle, Darein sy legten staine. des wurden gute claid. selb schnaid sy Kriemhild, die vil herliche maid. Von fremden vische hüten bezoch, wol getan ze sehen fremden lewten, waz man der gewan, Die dackten sy mit seyden, so sy sollten tragen. nun horent michel wunder von der liechten wate sagen: Von Marroch aus den landen vnd auch von Lybran die aller pesten seyden, die ye mer gewan Dehaines kuniges chunne, der heten sy genůg. wol lie daz scheinen Kriemhild, daz sy in holldem willen trůg. ¶ Seit sy der hohen verte heten nun gegert, [23v] hermine veder die dauchten sy vil wert. Pfell darob lagen, schwartz als ain kol, daz nach schnellen hellden stund in hochzeiten wol. ¶ Vz arabischem golde vil gestaines schain. der frawen vnmüsse waz da nit ze clain. Mer dann siben wochen beraitten sy die claid. da was auch es den gůten recken als gar berait. ¶ Da sy beraitte waren, da was in auf den Rein gemachet vleissiklichen ain starckes schiffelein, Das sy tragen solte vol nider auf den se. den edlen junckfrawen waz von arbaite wee.
340/370 (B 366)
341/371 (B 367)
342/372 (B 368)
343/373 (B 369)
344/374 (B 370)
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346/376 (B 372)
347/377 (B 373)
348/378 (B 374)
349/379 (B 375)
350/380 (B 376)
¶ Da sagt man den recken, in were nun berait, daz sy da furen solten, ir zierliche claid. Also sy da gertten, daz waz nun getan. da wolten sy nit langer bey dem Reine bestan. ¶ Nach den hergesellen ward ain pot gesant, ob sy wollten suchen newes ir gewant, Ob es den hellden were ze kurtz oder ze lang. es waz in rechter masse, des sagten sy den frawen danck. ¶ Fur alle die sy chomen, die musten in des jehen, daz sy zů der wellte pessers heten nit gesehen. Des mochten sy ze houe geren tragen. von pesser recken wate chund niemat nicht gesagen. ¶ Vil grosses dancken ward da nicht verdeit. da gerten vrlaubes die hellde vil gemait. Jn ritterlichen zuichten die herren daten das. des wurden liechte augen von wainen trüb vnd nas. ¶ Si sprach: „vil lieber bruder, ir mochtet noch bestan vnd wurbet an der frawen, das hies ich wolgetan, Da ew so sere enwag stund der leip. jr mugt hie nachner vinden ain als hochgeporn wip. ¶ Jch wen, ir saget ir hertze, daz in dauon geschach. sy wainten all geleiche, was yemant da sprach. Daz gold in vor den brusten ward von trähern sal, die vielen in genote von den augen ze tal. ¶ Si sprach: „her Seifrid, lat ew beuolhen sein [24r] auf trew vnd auf gnade den lieben pruder mein, Das im icht gewerbe in Brunhillden land. daz lobt der vil chüne frawen Kriemhild an die hand. ¶ Do sprach der degen reiche: „ob mir leben bestat, so sult ir aller sorgen, frawe, haben rat. Jch pring in gesunden her wider an den Rein, daz wissent sicherlichen. im naigt daz schöne megetein. ¶ Jr gold varben schillte trůg man in auf den sant. darnach man zu in prachte alles ir gewant. Die ros hies man dar ziehen. sy wollten reiten dan. da ward von schonen frawen vil michel wainen getan. ¶ Da stunden in den venstern die wunneklichen chint. jr schif mit den segeln daz rurt ain hoher wint. Die stoltzen her gesellen sassen auf den Rein. do sprach der kunig Gunthör: „wer sol ewr schefmaister sein? ¶ „Das wil ich , sprach Seifrid, „ich kan eẅ auf der flůt von hinnan wol furen, daz wissent, hellde gůt. Die rechten wasser strasse, die sind mir wol bechant. sy schieden fröleichen ausser Burgonde lant.
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¶ Seifrid da balde ain schallten gewan. von stat begunde schieben der kreftige man. Gunther der chüne selb ain růder nam. da huben sich vom lande die schnellen ritter wolgetan. ¶ Sy furten reiche speise, darzů den guten wein, den pesten, den man chunde vinden vmb den Rein. Jre ros, die stunden schone. sy heten gut gemach. jr schef, daz gieng vil eben. vil lutzel laides in geschach. ¶ Jr starcken segel saile wurden in gestracht. sy fůren zwaintzig meile, ee daz es wurde nacht, Mit ainem gůten winde nider gegen dem se. jr starckes arbaitten dot seit den hochgemůten we. ¶ An dem zwelfften morgen, so wir hören sagen, heten sy die winde werde dann getragen Gegen Ysenstaine in Brunhillden lant. daz was ir dehainem nieban Sifrid erchant. ¶ Da der kunig Gunther so vil der burge sach, vnd auch die weiten marcke, wie pald er da sprach: „Sagt mir, frund Seifrid, ist ew daz bechant, wes sind dise burge vnd herliches lant? ¶ Des antwurt Seifrid: „es ist mir wolbechant. es ist Praunhillden baide land vnd lewt Vnd Ysenstain die veste, als ir mich horent iehen. da mugt ir noch hewt schone frawen vil wol sehen. ¶ Vnd wil ew hellden raten, ir habt ainen můt, jr iehent geleiche, ja duncket es ew gůt: Wann wir noch hewt fur Praunhillden gan, so müssen wir mit sorgen vor der kunigin stan. ¶ So wir die minnikleichen bey irem gesinde sehen, so sult ir, held mere, wann ainer rede jehen: Gunther sey mein herr vnd ich seine man. des er da wil beginnen, daz wirt alles getan. ¶ Des warens im berait, waz er sy loben hies. durch iren vbermůte ir dehainer daz lies, Sy jahen, wes er wollte. da von im wol geschach, da der kunig Gunther die schonen Praunhillden sach. ¶ „Ja lob ichs nit so verre durch die liebe dein, so durch dein schwester, daz schöne megetein. Die ist mir samm die sele vnd mein selbes leip. jch wil daz geren dienen, daz sy werd mein weip.
Bild: Ankunft in Island
272
[24v]
(7) Awenteür wie Seifrid Prunhilden gewan 361/391 (B 387)
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368,1
I N den selben zeiten da waz daz schif gegan der burg also nahent, da sach der kunig stan Oben in dem venster vil manig schone mait. daz er ir nicht erchante, daz waz Gunthoren laid. ¶ Er fragt Seyfriden, den gesellen sein: „jst ew daz nicht chund vmb daz magetein, Die dort her gen vns schauent her nider auf die flůt? wie ir herre hiesse, sy sind vil hoch gemůt. ¶ Do sprach der herre Seifrid: „nun sult ir taugen spehen vnder den junckfrawen, vnd sult nit danne jehen, Welhe ir nemen wolltet, vnd hett irs gewalt. „daz tun ich , sprach Günther, ain ritter chün vnd pald. ¶ „Ja sich ich aine in ainem venster stan jn schne weysser wate. die ist so wolgetan, Die wollent meine augen durch ir schonen leip. ob ich gewalt des hete, sy mus werden mein weip. ¶ „Dir hat vil recht erwelt deiner augen schein. es ist die schone Braunhild, daz edel magetein, Nach der dein hertz ringet, dein sin vnd auch dein můt. alle ire gepärde daucht Guntheren gůt. ¶ Da hies die kuniginne aus den venstern gaun jr herlichen maide. sy sollten da nit stan, Den frawen an ze sehen. des waren sy berait. waz da die frawen daten, daz ist vns seider auch gesait. ¶ Gen den vnchunden strichen sy iren leib, des ye seit hetten weltlichen leib. An die engen venster chamen sy began, da sy die held sahen, daz ward durch schawen getan. ¶ Jr weren nun wann viere, die choment in daz lant.1130 Seifrid der kune ain ros zoch auf daz sant. Daz sahen durch die venster die weltlichen weip. des dauchte sich gefrewet des kunig Guntheres leip. ¶ Er habt in da bey zame die ritterlichen marck, gut vnd schön, vil michel vnde starck, Vntz der kunig Gunthor in den satel gesas. also dient im Seifrid, des er seit vil gar vergas. ¶ Da zoch er auch daz seine von dem schiffe dan. er het solichen dienst vil sellten e getan, Daz er bey stegraiffen stund ye hellden mer. da sahen durch die venster die frawen schön vnd her.
[25r]
[25v]
daz] da
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¶ Recht in ainer masse den hellden vil gemait von schne plancker varbe ir ros vnd auch ir claid Waren vil geleiche. ir schillte wolgetan, den lauchten von den handen den weltlichen man. ¶ Jr satel wolgestainet, ir furwage schmal, sy riten herlichen fur Praunhillden sal, Daran hiengen schellen von liechtem gold rot. sy kamen zu dem lande, als er in allen gepot. ¶ Mit sporn newgeschliffen, mit schwerten wolgetan, die auf die sporn giengen den weltlichen man. Die furten die vil chunen, scharpff vnd dar zů prait. daz sach alles Praunhilt, die vil herliche mait. ¶ Mit im cham da Danckwart vnd auch Hagene. wir horen sagen mere, wie die degene Von raben schwartzer varbe trugen reiche claid. jr schilt waren schon, michel, gůt vnd prait. ¶ Von Jndia dem lande man sach sy staine tragen an irer reichen wate vil herlichen wagen. Sy liessen an der hůte daz schif bey der vlůt. suss riten zu der burge die hold kun vnd gůt. ¶ Sechs vnd achtzig türn sahens darumbe stan, drey palast weit vnd ainen sal wolgetan Von edlem marbelstaine, grüne als samm ain gras, dar jnne Praunhild selbe mit irem gesinde waz. ¶ Dew burg waz entschlossen, vil weit auf getan. da lieffen in engegen der Praunhillden man Vnd enpfiengen dise geste in ir frawen lant. jre ros hies man behallten vnd ir schilt vor der hant. ¶ Do sprach ain kamrere: „ir sult vns geben die schwert vnd auch die liechten prunne. „des seit ir vngewert , Sprach von Troye Hagen, „wir wellens selber tragen. da begund im Seyfrid dauon die rechten mere sagen: ¶ „Man pfligt in diser purge, daz wil ich ew sagen, daz dehain geste hie waffen sullen tragen. Nun lat sy tragen hin, daz ist wolgetan. des volget vil vngern Hagen, Güntheres man. ¶ Man hies den gesten schencken vnd schůf in gemach. vil mangen schnellen recken man da ze houe sach Jn furstenlicher wäte allenthalben gan. doch ward michel schauen an die vil chunen getan. ¶ Da ward fraw Praunhild gesagt mit meren, daz vnchunde recken chumen weren Jn herlicher wate geflossen auf der flůt. dauon begund fragen die magt schöne vnd gůt.
[26r]
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¶ „Jr sult mich lassen horen , sprach die kunigein, „wer dise vil vnchunden recken mugen sein, Die in meiner burge so herlichen stant, vnd durch wes liebe die herren hergefaren hand. ¶ Do sprach ain ir gesinde: „fraw, ich mag wol iehen, daz ich ir dehainen nie mer han gesehen, Wann geleich Seifriden ainer dar under stat. den sult ir wol enpfahen, daz ist mit trewen mein rat. ¶ Der ander der gesellen ist so lobeleich, ob er gewalt des hete, wol wer ain kunig reich Ob weiter fursten lande, ja mocht er die gehan. man sicht in bey den andern so recht herlichen stan. ¶ Der dritte der gesellen ist so grimleich vnd doch mit schonem leibe, kuniginne reich, Von geschwinden sinnen plicken, der er so vil důt, er ist an seinem sinne, ich wän, ain grimmen můt. ¶ Der jungst darunder, der ist so lobleich. magtlicher zuchte sich ich den degen reich Mit gutem gelässe so minneklichen stan. wir mochtens alle fürchten, het in yemant nichtz getan. ¶ Wie pald er pflag der zuichte vnd wie schon sey sein leip, [26v] er mocht wol erwerben vil weltliche weip, Wann er begunnet zürnen. sein leib ist so gestalt, er ist an allen dugenden ain degen kun vnd pald. ¶ Do sprach die kuniginne: „nun pring mir mein gewant. vnd ist der starck Seyfrid chomen in daz lant Durch willen meiner minne, es gat im an den leip. jch furcht in nicht so sere, daz ich werde sein weib. ¶ Praunhilt die schone ward schier wol beclaid. da gie mit ir dannen vil mange schone maid, Wol hundert oder mere, gezieret waz ir leib. sy wolten sehen die geste, die vil weltlichen weib. ¶ Da mit giengen degen da aus Yselant. die Praunhillde degen trůgen schwert enhant, Fünf hundert oder mere, daz waz den gesten laid. da stunden von den sideln die held chun vnd gemait. ¶ Da die kuniginne Seifriden sach, nun mugt ir gern horen, wie die maget sprach: „Seit willechomen, Seifrid, her in ditz lant. waz mainet ewr rayse? gern het ich daz bechant. ¶ „Vil michel ewr ere, mein frawe Praunhild, daz ir mich růchent grüssen, fursten dochter milt, Vor disem edlen fursten, der hie vor mir stat, wann der ist mein herre. der eren het ich gern rat.
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393/423 (B 419)
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¶ Er ist geporn vom Reine. waz sol ich dir sagen mer? durch dein liebe sey wir gefarn her. Der wil dich gern minnen, waz im da von beschicht. nun dencke dichs enzeit, mein herr erlat dich sein nit. ¶ Er ist gehaissen Gunthör vnd ist ain kunig her. erwurb er deine minne, so gert er nichtes mer. Ja gepot mir her ze varen der recke wol getan. möcht ich es han gewägert, ich het es gern gelan. ¶ Sy sprach: „ist er dein herre, vnd pistu sein man, die spil ich im erzale, vnd dar er die bestan, Behabt er die maisterschaft des, so wird ich sein weib. vnd ist daz ich gewinne, es gat ew allen an den leib. ¶ Do sprach der von Troy: „fraw, lat vns sehen [27r] ewr spil die starcken. e daz ew müste jehen Gunther, mein herre, ja must es herte sein. er trauet wol erwerben ain also schones magetein. ¶ „Den stain sol er werffen vnd springen darnach, den geren mit mir schiessen. lat ew nit sein ze gach. Jr mugt hie wol verliesen die ere vnd auch den leib. des bedenckent ewch vil ewen , sprach daz minnekliche weib. ¶ Seifrid der vil kune zů dem kunig trat. allen seinen willen er in reden pat Gen der kuniginne. er solt an angst sein. „jch sol ew wol behutten vor ir mit den listen mein. ¶ So sprach der kunig Günther: „kuniginne her, nun tailt waz ir gebietent. vnd wer sein dannoch mer, Daz bestan ich alles durch ewren schonen leip. mein haubt wil ich verliesen, ir werdent dann mein weip. ¶ Do die kuniginne sein rede vernam, der spil pat si gahen, als ir da gezam. Sy hies gewinnen ze streite gut gewant, ain prunne rotes goldes vnd ainen guten schilltes rant. ¶ Ain wappenhemde seydin, daz legt an die maid, daz in dehainem streite waffen nie verschnaid, Von pfelle aus Libeo. es waz vil wolgetan. von porten liecht geworcht, daz sach man scheinen dan. ¶ Die zeit waz disem recken in gelffe vil getrout. Danckwart vnd Hagen, die waren vngefreut. Wie es dem kunig ergieng, des sorget in der můt. sy dachten: vnser raise, die ist vns recken nicht ze gůt. ¶ Die weil waz auch Seifrid, der weltliche man, e es yemant erfunde, in daz schif gegan, Da er sein kappen verborgen ligent vand. darein schlof er vil schiere, da waz er niemat erkant.
404/434 (B 430)
405/435 (B 431)
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¶ Er eillte hin wider, da er vil recken vande vil, da die kuniginne tailt ir hohe spil. Dar gie er taugenlichen, von listen daz geschach, alle die da waren, daz in niemat ensach. [27v] ¶ Der ring waz bezaichent, da daz spil solt beschehen vor mangem chunen recken, die daz wollten sehen, Mer dann sibenhundert, die sach man waffen tragen, wem an dem spil gelunge, daz es die hellde sollten sagen. ¶ Da waz chumen Praunhild. gewaffnot man die vand, als ob sy solt streiten vmb aller kunig land. Ja trůg sy ob den seiden vil mange goldes zain. jr minnekliche varbe herlichen darunder schain. ¶ Da cham ir gesinde. die trugen dar enhant von all rotem golde aines schilltes rant Mit stachelinen spangen, michel vnde prait. darunder spilen wolte die vil minnekliche mait. ¶ Der frawen schiltvessel ain edel port was. darauf lagen staine grun als samm ain gras. Der lauchte manger hande mit schein wider daz gold. er můst wesen vil ch“ne, dem die frawe wurde hold. ¶ Der schilt waz vnder bugglen, als vns ist gesagt, wol dreyer spanne dicke, den tragen solt die magt. Von stahel vnd von golde reich waz er genůg, den ir chamerere selb viert kume getrůg. ¶ Also der starck Hagen den schilt dar tragen sach, mit grimigem můte der hold von Troy sprach: „Wa nun, kunig Günthör, wie verliesen wir den leib! die ir da gert ze minnen, die ist des dewfels weib! ¶ Vernempt noch von ir wete: der het sy genug. von Azagruch der seiden ainen waffenrock sy trůg, Edel vnde reiche, ob des varbe schain von der kuniginne vil manig herlicher stain. ¶ Da trug man dar der frawen, schwer vnde gros, ainen ger vil starcken, den sy allzeit schos, Starck vnd vngefüge, michel vnde prait, der ze seinen eggen also fraislichen schnaid. ¶ Von des gers schwere hort man wunder sagen. wol vierd halb messe waz darzu geschlagen. Den trůgen chaume dreye Braunhillde man. [28r] Gunther der edle vil vaste sorgen began.
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414/444 (B 440)
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¶ Er dacht in seinem můt: waz sol ditz wesen?1131 der dewfel aus der hell dauor nicht kund genesen. Wer ich ze Burganden mit dem leben mein, sy můsten hie vil lange vrei vor meiner minnen sein. ¶ Do sprach Hagen pruder, der chune Danckwart: „mich rewet jnnekleichen dise houe vart. Nun hiessen wir ye recken, wie verliesen wir den leip, sullen vns in disen landen nun verdorben die weip? ¶ Mich mut hart sere, daz ich cham in daz lant. vnd het mein pruder Hagen sein waffen an der hand, Vnd auch ich daz meine, so mochten sanfte gan mit irem vber můte alle Braunhillden man. ¶ Daz wissent sicherleichen, es mus sein verlorn. vnd het ich dausent ayde zu ainem frid geschworn, E daz ich sterben säche den lieben herren mein, ja mus den leib verliesen daz vil schone magetein. ¶ „Wir solten vngefangen wol raumen dise land , sprach da sein pruder Hagne, „heten wir daz gewant, Des wir ze not bedurffen, vnd auch die schwert vil gůt, so wurde wol gesenftet der frawen Braunhillden můt. ¶ Woll hort die magt edle, waz der degen sprach mit seinem ellenden munde. sy vber achsel sach: „Nun er duncke sich so chüne, so tragt in ir gewant. jr vil scharpffen waffen gab den recken an die hand. ¶ Do sy die schwert genumen, als in die maid gepot, der vil kune Danckwart ward vor frewden rot. „Nun spilen, wes sy wellen , sprach der kune man. „Gunther ist vnbezwungen, seit wir vnser waffen han. ¶ Dew Praunhillden stercke vil grauslichen schain. man trůg ir zů dem ringe ainen schweren stain, Gros vnd vngefüge, michel vnde wel. jn trůgen chaum zwen hellde kün vnde schnel. ¶ Den warf sy ze allen zeiten, da sy den ger verschos. der Burgonde sorge wurden harte gros. „Waffen , sprach da Hagen, „waz habt ir kunig getraut! ja solt sy in der helle sein des vblen dewfels praut! ¶ An ir weysse arme sy den ermel wand. sy begund vassen den schilt an der hant. Den ger sy hoch zuckte. da gie es an den streit. Gunthor vnd Seyfrid die vorchten Praunhillden neit.
Er] R
[28v]
424/454 (B 450)
425/455 (B 451)
426/456 (B 452)
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430/460 (B 456)
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432/462 (B 458)
433/463 (B 459)
434/464 (B 460)
¶ Vnd were im Seyfrid nicht schier ze hilffe chomen, so het sy dem kunig seinen leip genomen. Er gie gar taugenlichen vnd rurt im sein hant. Gunther sinne liste vil hart sorgklich eruand. ¶ Waz hat mich gerüret? dacht der chune man. da sach er allenthalben. er vand da niemat stan. Er sprach: „ich pin es, Seifrid, der liebe frunde dein. vor der kuniginne soltu gar an angste sein. ¶ Den schilt gib mir enhende vnd la mich den tragen, vnd mercke rechte, daz du mich horest sagen: Vnd hab du die geberde, die werck wil ich began. da er in erchante, es waz im lieb getan. ¶ „Nun hil du mein liste, die soltu niemat sagen. so mag die kuniginne lutzel icht beiagen An dir dehaines rumes, des sy doch willen hat. nun sich du, wie die frawe vor dir vnforchtlich stat. ¶ Da schwang vil krefftiklichen die herliche mait auf ainen schilt newen, vil michel vnde prait. Den trůg an seiner hende daz Siglinde chint. daz feur sprang von dem stahel, als samm es wer der wint. ¶ Des starcken geres schneide all durch den schilt geprach, daz man das feur lagen aus den ringen sach. Des schusses baid erforchten die kreftigen man. wann die tarn kappe, sy weren tod da bestan. ¶ Seyfrid dem vil kunen von dem mund prach daz plůt. vil pald sprang er wider. da nam der helld gůt Den ger, den sy geschossen im het durch den rant. den frumpt da hin wider des starcken Seifrids hant. [29r] ¶ Er gedacht: ich wil nit schiessen daz schone megetein. er kert des geres schneide hinder den ruggen sein. Mit des geres stangen er schos auf ir gewant, daz es erclang vil laute von seiner ellenthafften hant. ¶ Daz feur stob aus ringen, als es traib der wint. den schus schos mit ellend daz Sigemundes chint. Sy macht im mit ir krefte des schusses nit gestan. es het der kunig Gunthor entrewen nimmer getan. ¶ Prunhilt die frawe wie pald sy auf sprang. „Gunther, ritter edle, des schusses habe danck. Sy wante, daz er hete ez mit seiner kraft getan. es waz darnach geschlichen ain verr kreftiger man. ¶ Da gie sy hin vil palde, zornig waz ir můt. den stain hůb sy vil hohe, dew edel maget gůt. Sy schwang in krefftiklichen vil verre von der hand. da sprang sy nach dem wurffe. da erclang alles ir gewant.
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435/465 (B 461)
436/466 (B 462)
437/467 (B 463)
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441/471 (B 467)
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443/473 (B 469)
444/474 (B 470)
1
¶ Der stain waz gefallen wol zwelf klafter dan. den wurf prach mit sprunge die maget wolgetan. Dar gie der herre Seifrid, da der stain gelag. Günther in da wegte, der held in werffen pflag. ¶ Seifrid waz chune, vil krefftiklich vnd lang. den stain warf er verrer, darzů er wider sprang. Von seinen schönen listen er het kraft genůg, daz er mit dem sprung den kunig Guntheren trůg. ¶ Der sprung waz ergangen, der stain waz gelegen. da sach man anders niemat wann Gunthor den degen. Brunhilt die schöne ward in zorn rot. Seifrid het geuerret des kunig Gunthern tod. ¶ Zü irem ingesinde ain tail laut sy sprach, da sy ze end des ringens den held gesunden sach: „Vil pald chumpt her naher, ir mag vnd mein man. jr sult dem kunig Gunthor alle wesen vnderdan. ¶ Da legten die vil chunen die waffen von der hand. si buten sich ze fůssen aus Burgonde lant [29v] Gunthör dem reichen, vil manig kuner man. sy want, daz er het die spil mit seiner kraft getan. 1 Er grůst sy minnekleichen, ja waz er tugentreich. do nam in bey der hande die maget lobeleich. Sy erlaubt im, daz er sollte haben da gewalt. des frewt sich da Hagen, der degen kun vnd pald. Sy pat den ritter edel dannan mit ir gaun jn den palast weiten. also daz ward getan, Da erpot mans den recken mit dienste dester bas. Danckwart vnd Hagen, die můsten lassen ane has. Seifrid der schnelle, weis er waz genůg. sein tarnkappen er aber behallten trůg. Da gie er hin wider, da manig frawe sas. er sprach zu dem kunig, vnd dot vil williklichen daz: „Wes pittent ir mein herre, daz ir beginnent nit der spil, der ew die kuniginne tailet also vil? Vnd lat vns pald schauen, wie die seyen getan. recht als er sein nit weste der listige man. Do sprach die kuniginne: „wie ist daz geschehen, daz ir habt, her Seifrid, der spil nit gesehen, Die hie hat errungen des Guntheres hant? des antwurt ir Hagen vzzer Burgonden lant.
Capitulum-Zeichen fehlen fol. 29v und 30r.
280
445/475 (B 471)
446/476 (B 472)
447/477 (B 473)
448/478 (A 445) {B 474} 449/479 (B 475)
450/480 (B 476)
451/481 (B 477)
452/482 (B 478)
453/483 (B 479)
Er sprach: „ja het ir, frawe, betrubet vns den můt, da waz bey vnserm scheffe Seifrid, der held gůt, Da der vogt vom Reine die spil ew angewan. des ist es im vnchundig , sprach da Guntheres man. „So wol mir diser mer , sprach Seyfrid der degen, „daz ewr hochferte sind hie also gelegen, Daz yemant lebt, der ewr maister mug gesein. nun sult ir, magt edel, von hinn vns folgen an den Rein. Do sprach die wolgetane: „des mag noch nit ergan. es mussen e beuinden mag vnd mein man. Ja mag ich also leicht geraumen nicht mein land, die meinen pesten frunde mussent werden es besant. Do hies sy poten reiten allenthalben dan. sy besant ir frund, mag vnde man. [30r] Die pat sy zu Eysenstaine chumen vngewant, vnd hies in geben allen reich vnd herlich gewant. Sy riten taglichen spat vnde frů der Praunhillden schar vaste zů. „Jarya , sprach Hagen, „waz haben wir getan? wir erbaiten hie vil vbel der Praunhillden man. Da sy da mit krefften kamen in daz lant, der kuniginne weile ist vns vnbechant. Was, ab sy alle zurnet, daz wir sein verlorn? so ist vns die maget edel zu grossen sorgen geporn. Do sprach der starck Seyfrid: „daz sol ich vnderstan. des ir da habt sorge, des lass ich nicht ergan. Jch sol ewch helffen pringen her in ditz lant von ausserwellten recken, die eẅ ye wurden noch erkant. Jr sult nach mir nit fragen. ich wil hin farn. got muss ewr ere die zeit wolbewaren. Jch chumm schier wider vnd pring ew dausent man der aller pesten degen, der ich ye chund gewan. „So seit auch nicht ze lange , sprach der kunig do, „wir seyen ewrer hilff vil williklichen fro. „Jch chumm ew wider in vil kurtzen tagen. daz ir mich habt gesenndet, daz sult ir Praunhillden sagen.
Bild: Ankunft Siegfrieds bei den Nibelungen
(8) Awenteur wie Seifrid nach seinen mannen fůr 454/484 (A 451) {B 480}
[30r]
D Annan gie da Seifrid zu der porten auf den sand jn seiner darnkappen, da er ain schifflin vand. Daran so stund vil taugen daz Sigmundes chind. er furt es pald dannan, als ob es wer der wint.
281
455/485 (B 481)
456/486 (B 482)
457/487 (B 483)
458/488 (B 484)
459/489 (B 485)
460/490 (A 457) {B 486} 461/491 (B 487)
462/492 (B 488)
463/493 (B 489)
464/494 (B 490)
465/495 (B 491)
282
¶ Den schif maister sach niemat. daz schif vil sere flos von Seyfriden kreften, die waren also gros. Sy wanten, daz es fůrte ain sunder starcker wint. nain, es furt Seyfrid, der schonen Siglinde chint. ¶ Bey des tages zeiten vnd in der ainen nacht kam er zu seinem lande mit grosslicher macht, Wol hundert lang raste vnd dannocht bas. da hies es Nibelunge, da er den grossen has besas. ¶ Der held allaine fur auf ainen werd vil prait. daz schef pand vil palde der ritter vil gemait. Er gie zu ainem berge, darauf ain burg stund, vnd suchte herberge, so noch die wegmuden tünd. ¶ Da kam er für die portten. verschlossen im die stund. ja hutten sy ir eren, so noch vil lewte tünd. An daz tor begunde possen der vnchunde man. daz waz vil wolbehuttet. da vand er jnnerthalben stan ¶ Ainen vngefugen, der der burge pflag, bey dem ze allen zeiten sein gewaffen lag. Der sprach: „wer ist da possent so vast an ditz dor? da wandelt sein stimme der herre Seifrid da vor. ¶ Er sprach: „ich pin ain reck. entschlüss auf daz dor. jch erzurn ettlichen noch hewt davor, er gern sanft lage vnd hete sein gemach. da můt den portnere, da daz her Seifrid sprach. ¶ Nun het der ris chune sein waffen angetan, seinen helm auf sein haupt. der vil starcke man Den schilt vil palde zuckte, daz dor er auf schwief. wie recht grimlichen er an Seifriden lieff! ¶ Wie er gedorste wecken so mangen chunen man! da wurden schleg geschwinde von seiner hand getan. Da begund im schirmen der herliche gast. da schůff der portnere, daz sein gespeng zerprast ¶ Von ainer eysnin stangen. des gie den held not. ain tail begund fürchten Seifrid den grimen tot, Do der portner so kreftiklichen schlůg. darumb waz im vnwege sein herr ·S· genůg. ¶ Sy striten also sere, daz all die burg erhal. da hort man daz diessen in Nibelungen sal. Er zwang den portnere, daz er in seit gebant. dew mere wurden chant in alle Nibelungen lant. ¶ Da hort daz grimme streiten verr durch berg Albrich der vil chune, ain willdes gezwerg. Da waffnot er sich palde vnd lieff, da er in vand, disen gast vil edlen, da er den risen vaste band.
[31r]
466/496 (B 492)
467/497 (B 493)
468/498 (B 494)
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470/500 (B 496)
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472/502 (B 498)
473/503 (B 499)
474/504 (B 500)
475/505 (B 501)
¶ Albrech waz vil grimme, starck waz er gemůt. helm vnde ringe er an dem leibe trůg, Vnd ain gaisschwer von gold an seiner hand, lieff er hart geschwinde, da er Seifriden vand. ¶ Siben knopff schwere hiengen vor daran, da mit er von der hende den schilt dem kunen gewan, Schlůg so pitterlichen, daz im daz vil ze prast. des leibes cham in sorge da der weltliche gast. ¶ Den schirm er von der hende gar zerbrochen schwang. da stiess in die schaide sein waffen, daz waz lang. Seinen chamrere wolt er nit schlahen tod. er schante seiner zuchte, als im dugent daz gepot. ¶ Mit starcken seinen handen lief er Abrichen an. da vie er bey dem parte den alt greisen man. Er zoch in vngefuge, daz er vil laut schre. zucht des jungen helldes, dew dot Albrichen we. ¶ Laut so růft der chune: „nun lassent mich genesen! vnd mocht yemantz aigen an ainem recken wesen, Dem schwür ich des aide, ich were im vndertan, jch dient eẅ e ich sturbe , sprach der listige man. ¶ Er bant auch Alberichen als samm den risen e. die Seyfrides krefte daten im vil we. [31v] Daz gezwerg begunde fragen: „wie seit ir genant? er sprach: „ich haiss Seifrid. ich want, ich wer eẅ bechant. ¶ „So wol mich dirre mere , sprach Albrich daz gezwerg. „jch han wol erfunden die degenlichen wergg, Daz ir von waren schulden mugt landes herre wesen. jch tun, waz ir gepietent, daz ir mich lassent genesen. ¶ Do sprach der herre Seifrid: „ir sult vil palde gan vnd pringent mir der recken, der pesten die wir han, Dausent Niblunge, daz mich die hie gesehen. warumb er des gerte, des hort man nieman veriehen. ¶ Dem risen vnd Alberichen lost er da die pant. da lieff Albrich palde, da er die recken vand. Er wachte sorgende der Nibelunge man. er sprach: „wolauf, ir hellde, ir sult zů Seyfriden gan. ¶ Sy sprungen von den peten. sy waren vil berait. dausent ritter schnelle, die wurden da beclaid. Sy giengen, da sy funden Seifriden stan. da ward ain schon grussen ain tail mit wercken getan.
283
476/506 (B 502)
477/507 (B 503)
478/508 (B 504)
479/509 (A 476) {B 505} 480/510 (A 477) {B 506} 481/511 (B 507)
482/512 (B 508)
483/513 (B 509)
484/514 (A 481) {B 510} 485/515 (B 511)
476,1 485,2
284
¶ Vil kertzen ward enzundet. man schanckt im lautter tranck.1132 da sy so schier chamen, des sagot er in danck. Er sprach: „ir sult von hinn mit sampt mir vber flůt. des vand er vil berait die held kun vnd gůt. ¶ Wol dreissig hundert recken, die waren schier chomen. aus den wurden dausent der pesten da genomen. Den pracht man ir helm vnd ander ir gewant, wann er sy furen wolte in Praunhilden lant. ¶ Er sprach: „ir guten ritter, daz wil ich ew sagen: jr sult vil reiche claider da ze houe tragen, Wann vns da sehen müssen vil minnekliche weib. darumb sult ir zieren mit guter wat ewren leib. ¶ An ainem morgen frů huben sy sich dan. waz schneller geuertten Seifrid da gewan! Sy fůrten ros die gůten vnd herlich gewant. sy chamen weigerlichen in daz Praunhilden lant. ¶ Da stunden an den zinnen die minneklichen chint. do sprach die kuniginne: „wais aber yemant wer die sind, [32r] Die ich dort sich fliessen so verr auf dem se? die fürent segel weisse, sy sind noch weisser dann der schne. ¶ Do sprach der kunig vomm Reine: „es sind meine man. die het ich an der verrte hie nahent bey gelan. Die han ich besendet, die sind nun, frawe, chomen. der herlichen geste ward groslichen war genomen. ¶ Da sach man Seifriden vor an dem scheffe stan jn herlicher wate, vnd ander mangem man. Do sprach die kuniginne: „her kunig, ir sult mir sagen, sol ich die gest enpfahen oder sol ich es vertagen? ¶ Er sprach: „ir sult engegen in fur den palast gan, ob wir sy sehen gern, daz sy daz wol verstan. Da dot die kuniginne, als ir der kunig riet. Seifrid sy mit dem grusse von den andern schied. ¶ Man schůf in herberge vnd behielt in ir gewant. da waz so vil der geste chomen in daz lant, Daz sy sich allenthalben trungen mit den scharen. da wolten die vil kunen haim gen Burgonden varn. ¶ Do sprach die kunigjnne: „ich wolt im jmmer wesen holt, der getailen chunde mein silber vnd mein gold1133 Mein vnd des kunigs gesten, des ich so vil han. des antwurt Dantwart, des künen Günthers man:
tranck] track mein silber] mein mein silber
486/516 (A 483) {B 512} 487/517 (A 484) {B 513} 488/518 (B 514)
489/519 (B 515)
490/520 (B 516)
491/521 (B 517)
492/522 (B 518)
493/523 (B 519)
494/524 (B 520)
495/525 (C 531) {B 521}
488,3
¶ „Vil edel kuniginne, lat mich der schlüssel pflegen. jch traw es wol getailen , sprach der kune degen, „Waz ich erwerbe schande, daz lat mein aine sein. daz er milt were, des döt er groslichen schein. ¶ Da sich Hagens pruder der schlussel vnderwand, so manig reiche gabe pot des helldes hand, Wer ainer marck gerte, dem ward so vil gegeben, daz die armen alle mussen frolichen leben. ¶ Wol bey hundert pfunden gab er ane zal. genůg in reicher wate, die giengen fur den sal, Die vor hie nie getrugen so herliche claid.1134 daz gefriesch die kunigin, es waz ir weltlichen lait. ¶ Do sprach die kuniginne: „her kunig, ir het sein rat, daz ewr kamrere mir vil der meinen wat [32v] Lassen nicht beleiben. er schwendet mir mein gold. der es noch vnderstunde, dem wolt ich wesen jmmer hold. ¶ Er geit so grosse gabe, ja wanet des der degen, jch hab gesant nach dem tode. ich wil noch lenger pflegen. Auch traw ich wol verschwenden, waz mir mein vater lie. so millten kamerere gewan kuniginne nie. ¶ Do sprach von Troy Hagen: „fraw, daz sey ew gesait, es hat der kunig vom Rein gold vnd claid Also vil ze geben, daz wir des haben rat, daz wir von hinnen furen nicht der Praunhillden wat. ¶ „Nain, durch mein leibe , sprach die kunigein, „lassent ew erfullen zwaintzig lewt schrein Von gold vnd auch von seiden, daz geben sol mein hand, so wir chumen werden vber in Guntheres lant. ¶ Mit edlem gestaine man ladet ir den schrein. jr selbes chamerere da mit můste sein. Sy wolt es nit getrawen dem Guntheres man. Gunthör vnd Hagen darumb lachen began. ¶ Da sprach die junckfrawe: „wem lass ich mein lant? die sol e hie bestifften mein vnd ewr hand. Do sprach der kunig edel: „nun haissent her gan der ew darzů geualle, den sull wir vogt dar vber laun. ¶ Ein ir hochsten mage die fraw bey ir sach. er waz ir muter pruder, zu dem die maget sprach: „Nun lat ew sein enpfolhen die burg vnd mein lant, vntz daz hie richtet des kunig Gunthers hant.
nie] uie
285
496/526 (C 532)
497/527 (B 522)
498/528 (B 523)
499/529 (B 524)
500/530 (B 525)
¶ Da weltes ir gesindes zwaintzig hundert man, die mit ir varen solten ze Burgonden dan, Zu yenen dausent recken aus Nibelunge lant.1135 sich richten zu der verrte, man sach si reiten auf den sant. ¶ Sy fůrten mit ir danne sechsundachtzig weib, darzů wol hundert mägt, schön waz ir leip. Sy saumten sich nit lenger, sy wollten gahen dan. da sy da haim liessen, waz der wainen began! ¶ Jn daugelichen zuchten sy raumten ir aigen lant. [33r] sy kust ir frund die pesten, die sy da bey ir vand. Mit gutem vrlaub sy kamen auf den se. ze jres vaters lande so kam die frawe nimmer mer. ¶ Do hort man auf der verte manger hande spil. aller kurtzweile, der heten sy vil. Da kam in zů ir rayse ain rechter wasser wint. sy furen von dem lande mit vil grossen frewden sind.1136 ¶ Da wolt sy den herren nicht minnen auf der vart. es ward ir kurtzweile vntz in sein haus gespart, Ze Wurms zů der burge, zů ainer hochzeit, da sy vil frewdenreiche kamen mit iren hellden seit.
Bild: Siegfried als Bote in Worms
(9) Awenteur wie Seifrid gen Wurms gesant wart 501/531 (B 526)
502/532 (B 527)
503/533 (B 528)
504/534 (B 529)
496,3 499,4
286
D O sy gefaren waren, wol newn tag, do sprach von Troy Hagen: „nun hort, waz ich ew sag: Wir saumen vns mit den meren ze Worms an den Rein. die ewren poten solten nutze ze den Burgonden sein. ¶ Do sprach der kunig Gunthor: „ir habt mir war gesait. vnd vns wer zů der verrte niemat so berait Als ir, frund Hagen. nun reittent in mein lant. die vnsern houe raise, die důt niemat bas bechant. ¶ Des antwurt Hagen: „ich pin nit pote gůt. lat mich pflegen der chamer vnd pleiben auf der flůt. Jch wil bey den frawen hutten ir gewant, vntz wir sy pringen in der Burgonde lant. ¶ Nun pitent Seifriden furen die potschaft. er kan so wol gewerben mit ellenthaffter kraft. Versag er ew die raise, ir sult mit gutem siten durch ewr schwester liebe der pet in fruntlichen piten.
yenen] enen frewden] freden
[33v]
505/535 (B 530)
506/536 (B 531)
507/537 (B 532)
508/538 (B 533)
509/539 (B 534)
510/540 (B 535)
511/541 (B 536)
512/542 (B 537)
513/543 (B 538)
514/544 (B 539)
506,2
¶ Er sant nach dem recken. er kam, da er in vand. er sprach: „seit daz wir nachnen haim in mein land, So solt ich poten senden der lieben schwester mein vnd auch meiner muter, daz wir nachnoten an den Rein. ¶ Des ger ich an ew, Seifrid. nun laistent meinen můt, daz ich es jmmer diene , sprach der degen gůt.1137 Da wider rett Seifrid, der vil kune man, vntz in Gunthor ser flehen began. ¶ Er sprach: „ir sult reiten durch den willen mein vnd durch Kriemhillden, daz schone mägetein, Daz es mit mir verdiene die herliche maid. do daz horte Seifrid, da waz der reck vil berait. ¶ „Nun gebiet in, waz ir wellent, des wirdet nicht verdagt. jch wil es werben gerne durch die vil schonen magt. Wes solt ich dich verzeihen, die ich in hertzen han. waz ir durch sy gepietent, daz ist alles getan. ¶ „So sagt meiner můter, V̊ ten der kunigein, daz wir an diser vertte in hohem mute sein. [34r] Lat wissen meinen pruder, wie wir geworben han. jr sult auch vnser frunde dise mere horen lan. ¶ Die meinen schonen schwester sult ir nit vertagen, mein vnd Praunhillden dienst sult ir ir sagen, Vnd auch dem gesinde vnd allen meinen man. darnach ye rang mein hertze, wie wol ich da verendet han. ¶ Vnd sag Ortweine, dem lieben nefen mein, daz er haiss sideln ze Worms an den Rein. Vnd ander mein mage, die sol man wissen lan, jch wil mit Praunhillden grosse hochzeit han. ¶ Vnd sag auch meiner schwester, so sy daz hab vernomen, daz ich mit meinen gesten sey ze lande chomen. Daz sy mit fleyss enpfahe die trauttinne mein. daz wil ich jmmer dienen vmb Krienhillden sein. ¶ Seifrid der herre pald vrlaub nam von frawen Praunhilden, als im daz wol gezam, Vnd ze allem irem gesinde. da rait er an den Rein. es kund in aller welt ain pot nit pesser sein. ¶ Mit vierundzwaintzig recken ze Worms an den Rein des kuniges kam er an. da daz ward gesait, Alles daz gesinde můte jamers not. sy vorchten, daz ir herre wer dort beliben tot.
degen] gegen
287
515/545 (B 540)
516/546 (B 541)
517/547 (B 542)
518/548 (A 511) {B 543} 519/549 (B 544)
520/550 (B 545)
521/551 (B 546)
522/552 (B 547)
523/553 (B 548)
524/554 (B 549)
525/555 (B 550)
288
¶ Da erbaisten sy von rossen, hoch stund ir můt. vil schier kam Geiselher, der jung kunig gůt, Vnd Gernot, sein pruder. wie pald er do sprach, da er den kunig Gunther nit bey Seifriden sach: ¶ „Seit wille chomen, Seyfrid! ir sult mich wissen lan, wa ir meinen pruder, den kunig, habt verlan. Die Praunhilde streiche, ich wen, vns hat genomen. so wer ir hohe minne vns ze grossem schaden chomen. ¶ „Die angst lat beleiben. ir vnd die mage sein vnd eẅ enpewt sein dienst der her geselle mein. Den liess ich wol gesunden. er hat mich her gesant, daz ich sein pot were mit meren her in ditz lant. ¶ Jr sult daz achten schier, wie so daz geschech, [34v] daz ich die kuniginne vnd ewr schwester sech. Die sol ich lassen hören, waz in enboten hat Gunthor vnd Praunhilt. ir ding in baiden hohe stat. ¶ Do sprach der jung Geiselher: „ja sult ir zů ir gan. da habt ir meiner schwester vil liebe angetan. Sy trait doch michel sorge vmb den pruder mein. dew magt sicht ew gern, des wil ich eẅr burge sein. ¶ Do sprach her Seifrid: „waz ich ir dienen chan, daz sol vil williklichen mit trewen sein getan. Wer sagt nun den frawen, daz ich wil dar gan? des ward da pot Geiselher, der vil weltliche man. ¶ Geiselher der schnelle zu seiner muter sprach vnd auch zů seiner schwester, da er sy baide sach: „Vnd ist chumen Seifrid, der hold aus Niderlant. jn hat mein bruder Gunthor her ze Rein gesant. ¶ Er pringet vns die mere, wie es vmb den kunig stat. nun sult ir im erlauben, daz er ze houe gat. Er sagt die rechten mere her von Yselant. noch waz den edlen frawen michel sorg bechant. ¶ Sy sprungen nach jr wate. da legten sy sich an. sy paten Seifriden hin ze houe gaun. Daz dot er willikleichen, wann er sy gern sach. Criemhild die vil edle zu im gütlichen sprach: ¶ „Seit willechomen, her Seifrid, ritter lobeleich. wa ist mein pruder, der edel kunig reich? Von Praunhilden krefte den, wen, wir han verlorn. owe mir armen megde, daz ich zu der welt ye ward geporn. ¶ Do sprach der ritter chune: „nun gebt mir poten prot, jr vil schonen frawen wainent ane not. Jch liess in wol gesunden, daz tun ich ew bechant. sy habent mich ew baiden mit den meren her gesant.
526/556 (B 551)
527/557 (B 552)
528/558 (B 553)
529/559 (B 554)
530/560 (B 555)
531/561 (B 556)
532/562 (B 557)
533/563 (B 558)
534/564 (B 559)
535/565 (B 560)
536/566 (B 561)
¶ Nun enbitent holden dienst er vnd die winne sein mit trewlicher liebe, vil edle kunigein. Nun lassent ewr wainen, sy wollent schier chomen. sy heten in mangen zeiten lieber mere nie vernomen. ¶ Mit schne weissen geren ir augen wol getan wischte si nach trähern. dancken sy began Dem boten dirre mere, die im da waren chomen. da waz ir michel trauren vnd wainen benomen. ¶ Sy pat den poten sitzen. der waz des vil berait. do sprach die minnekliche: „mir were nicht ze lait, Ob ich ew ze boten miete solt geben mein gold. darzů seit ir ze reiche, ich will ew jmmer wesen hold. ¶ „Ob ich nun aine hete , sprach er, „dreissig lant, so enpfieng ich doch vil gerne gab von ewrer hand. Do sprach die dugentreiche: „nun sol es sein getan. sy hies ir kamere nach der poten mere gan. ¶ Vier vnd zwaintzig purge mit gestaine gůt, die gab sy im ze miete. da stund des helldes můt, Er wolt des nicht behallten, er gab es sa ze hant jr nachsten jngesinde, da er zer kemenoten vand. ¶ Jr můter pot iren dienst in vil gutlichen an. „jch sol ew sagen mere , sprach der küne man, „Wes euch pittet Gunthör, so er chumpt an den Rein. ob ir, fraw, im daz laistent, er wil ew jmmer wege sein. ¶ Die seinen reichen geste, des hort ich in gern, daz ir die wol enpfahent, vnd sult in des gewern, Daz ir gen in reittent für Wurms auf den sant. des seyt ir von dem kunig mit rechten trewen gemant. ¶ Do sprach die minnekleiche: „des pin ich vil berait. waz ich kan gedienen, daz ist in vnuersait. Mit fruntlichen trewen sol es sein getan. da merte sich ir varbe, die sy vor liebe gewan. ¶ Es ward nie pot enpfangen dehaines fursten bas. gedorste sy in kussen, die frawe dote daz. Wie recht minneklichen er von der frawen schied! da daten die Burganden, als in her Seifrid geriet. ¶ Sindolt vnd Honolt vnd Rounolt der degen, vil grosser vnmůsse můsten sy da pflegen, Richten daz gesidel fur Wurms auf den sant. des kunigs schaffere man mit arbaitten vand. ¶ Otwein vnd Gernot, die wolten daz nicht lan, sy santen nach den frunden allenthalben dan. Sy kunten in die hochzeit, die da solte sein. da zierten sich engegen die vil stoltzen magetein.
[35r]
[35v]
289
537/567 (B 562)
538/568 (B 563)
539/569 (B 564)
540/570 (B 565)
541/571 (B 566)
542/572 (B 567)
543/573 (B 568)
544/574 (B 569)
545/575 (B 570)
546/576 (B 571)
547/577 (B 572)
290
¶ Der palas vnd die wende waz alles vber al gezieret gen den gesten. der Guntheres sal, Der ward vil wol gezimert durch mangen fremden man. dise starckew hochzeit hůb sich frölichen an. ¶ Da riten allenthalben die weg durch daz lant der dreyer kunig man. die het man besant, Daz sy sollten warten, die in sollten chomen. da ward aus der vallde vil reicher wat genomen. ¶ Do sagt man die mere, daz man reiten sach die Praunhilden frunde. da hůb sich vngemach Von des volkes krefte in Burgonde lant. heya, waz man kuner degen da ze Burgonde vand! ¶ Do sprach die schon Chriemhild: „ir mein megetein, die an dem anfange mit mir wollent sein, Die suchen aus den kisten die aller pesten claid. so wirt von vns den gesten lob vnd ere gesait. ¶ Da chamen auch die recken. die hiessen tragen dar die herlichen sedle von rotem golde gar, Die frawen solten reiten ze Wurms an den Rein. besser pferd geraite da chunde nimmer gesein. ¶ Hey, waz da liechtes goldes von den moren schain! jn lauchte von den zunen vil manig edel stain. Die guldin schamel ob liechten pfellen gůt, die pracht man den frawen. sy waren frolich gemůt. ¶ Auf dem hof waren der frawen pferd berait den edlen junckfrawen, als ich ew han gesait. Die schmalen für wuge sach mere tragen, von den pesten seyden, die yemant kunde sagen. ¶ Sechs vnd achtzig frawen sach man fur gan, die gepende trugen. zů Krienhillden dan Chamen da vil schone vnd trugen reiche claid. da kam auch wol gezieret manig weltliche maid. ¶ Funfzig vnd viere von Burgonden lant. es waren auch die pesten, die man da yendert vand. Da sach man val vache vnder liechten portten gan. des e der kunig gerte, daz ward mit fleyss getan. ¶ Sy trugen reiche pfelle, die pesten, die man vand, vor den fremden recken, so manig gut gewant, Da ir gefůg stunde vnd ze recht wol gezam. er wer in swachem můte, der ir dehainer were gram. ¶ Von zobel vnd von harme vil claider man da vand. da ward vil wol gezieret manig arm hand Mit baugen ab den seiden, die sy da sahen tragen. enchund ir vlizzen ze ende nieman gesagen.
[36r]
548/578 (B 573)
549/579 (B 574)
550/580 (B 575)
¶ Vil manig gurtel spehe, reich vnde lang, vber liechte claider vil manig hand gezwang Vf edel roche furtens von gold aus Araby. den edlen junckfrawen waz vil hoher frewde bey. ¶ Es ward in zier gespenge manig schone mait genat vil minneklichen. es mocht ir wesen laid, Der vil liechte varbe nicht leuchte gen der wat. so schones jngesinde nun nicht kuniges kunne hat. ¶ Da die vil minnikleichen nun trugen ir gewant, die sy da furen sollten, die chamen dar ze hant, Der hochgemüten recken ain vil michel kraft. man trůg darein ir schilte, vil mangen escheinen schaft.
Bild: Brünhilds Ankunft in Worms
[36v]
(10) Awenteur wie Prunhilt enpfangen ward 551/581 (B 576)
552/582 (B 577)
553/583 (B 578)
554/584 (B 579)
555/585 (B 580)
556/586 (A 541) {B 581} 557/587 (B 582)
U Nderhalb des Reines sach man mit mangen scharen den kunig mit seinen gesten zu dem state varn. Auch sach man da bey zame laiten manig mait. die sy enpfahen solten, die waren alle berait. ¶ Da die von Yslande ze schiffen chomen dan vnd auch von Nibelunge des Seifrides man, Si gachten zů dem land, vnmussig waz ir hant, da man des kuniges frunde anderthalben an dem gestat vand. ¶ Nun hort auch dise mere von der kunigein V̊ ten, der vil reichen, wie sy die magetein Gefrumte von der burge, da sy selbe rait. da gewan ain ander chunne vil manig ritter vnd mait. ¶ Der hertzog Gunthör Kriemhillden zamte dan nun wann fur die burge tor. Seifrid, der kune man, Er můs yr furbas dienen. sy waz ain schones chint. des ward im wol gelonet von der junckfrawen sint. ¶ Ortwein der vil kune bey frawen Vten rait [37r] vil geselklichen manig ritter vnde mait. Zů so grossem antuange, des wol mugen iehen, ward nie so vil frawen bey ain ander gesehen. ¶ Vil mangen buhart reichen sach man dann getreiben von hollden lobleichen, es wer nit wol beliben, Von Kriemhild der schonen zů den schiffen dan. da hub man von den moren manig frawen wolgetan. ¶ Der kunig waz chomen vber vnd manig werder gast. hey, waz starcker schäffte vor den frawen prast! Man hort da von schillten mangen grossen stos. hey, waz reicher bukeln vor gedrang laut erdos!
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558/588 (B 583)
559/589 (B 584)
560/590 (B 585)
561/591 (B 586)
562/592 (B 587)
563/593 (B 588)
564/594 (B 589)
565/595 (B 590)
566/596 (B 591)
567/597 (B 592)
559,1
292
¶ Die vil wunneklichen stunden anderthalb. Gunther mit seinen gesten gie von den schiffen ab. Er fůrte Praunhillden selb an seiner hant. da lauchten vnder ain ander vil liechte frawen vnd gewant. ¶ Mit vil grossen züchten fraw Kriemhild da gie,1138 da sy frawen Praunhillden vnd ir gesind enpfie. Man sach da schapel rucken mit liechten henden dan, da sy sich kusten baide. daz ward durch ir zucht getan. ¶ Da sprach gezogenleich Kriemhild daz megetein: „jr sult zů disen landen vns wilkumen sein, Mir vnd meiner můter vnd alle, die wir han. der getrewen frunde ward da naigen getan. ¶ Die frawen sy beuiengen mit armen dicke hie. so minneklich enpfahen hort man doch seit hie nie, So die frawen baide der praut daten chunt. fraw t vnd ir dochter, die kusten dick iren roten mund. ¶ Da Praunhillden frawen volkamen auf den sant, da ward vil minneklichen genomen bey der hant Von weltlichen recken manig weib wol getan. man sach die schonen magt vor fraw Praunhillden stan. ¶ E daz ir grus ergieng, da waz ain lange stund. ja ward da geküsset manig rosenuarber mund. Noch stunden bey ain ander die kunigine reich, da liebet an ze sehen manigen recken lobeleich. ¶ Da spechten mit den augen, die da horten iehen, [37v] daz sy also schones nicht heten gesehen So die frawen baide. des iach man ane lug. auch kos man an irem leibe chainer schlachte trug. ¶ Die frawen spehen chunden vnd minnikliche weip, die lobten durch ir schone des Gunthers weib. Do sprachen die weysen, die heten bas gesehen, man mochte Kriemhillden wol fur Praunhillden iehen. ¶ Wider ain ander gieng magt vnde weib. man sach da wolgezieret mangen schonen leib. Da stunden seydin hütten vnd manig reich gezelt. der was da gar erfullet vor Wurms alles veld. ¶ Von des kuniges magen ward grüssen getan. da hies man Praunhillden vnd Kriemhillden gan, Vnd mit in all die frawen, da man schaten vand. da prachten sy die degen aus Burgonde land.
Mit] Mit mit
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569,2
¶ Nun waren auch die geste ze rossen alle chomen. vil manig reiche dieost durch schilt ward genomen. Daz veld begund sam ob all daz lant stieben mit longe wer enprunnen vnder die schilt schmiegen. ¶ Wes da die recken pflagen, daz vil manig mait. mich duncket, daz her Seifrid mit seinen degen rait1139 Vil manig wider chere fur die hütten dan. er furt der Nibelunge tausent weltlicher man. ¶ Da cham von Troy Hagen, als im der wirt riet. den buhurt minnekleiche der held geschiet, Daz sy vngestaubet liessen die minneklichen chint. des ward da von den gesten gefolget gutlichen sint. ¶ Do sprach der herr Gunther: „die ros lassent stan, vntz es begunne kulen, so sull wir ane van Dienen den schonen weiben fur den palast weit. so der chunig well reiten, das ir vil beraite seit. ¶ Da der buhart waz ergangen vberal daz veld, da giengen kurtzweilen vnder manig hoch gezelt Die ritter zů den frawen auf hoher frewde wan. da vertriben sy die stunde, vntz man reiten wolte dan. ¶ Vor abendes, da die sunne wider nider gie vnd es begunde kůlen, nit lenger man da lieb, Sich huben gen der burge manig man vnd weib. mit augen ward getrewtet manger schonen frawen leib. ¶ Da ward von gůten hellden vil klaider abgeriten von den hochgemůten nach des landes siten, Vntz fur den palast der kunig dar nider stund. da ward gedienet frawen so hochgemut hellde tund. ¶ Da wurden auch geschaiden die reichen kunigein. fraw t vnd ir dochter, die giengen baide hin Mit irem jngesinde in ain weites gadem. da hort man allenthalben ze frewden groslichen kradem. ¶ Berichtet ward gesidel. der kunig wollte gan ze disch mit den gesten. da sach man bey im stan Die schonen Praunhilden. krone sy da trůg jn des kunigs lande. ja was sy schön genůg. ¶ Vil manig her gesidle mit guten taulen prait, vil speyse ward gesetzet, als vns daz ist gesait. Des sy da haben solten, vil lutzel des geprast! da sach man bey den gesten mangen herlichen gast.
[38r]
mich] mit
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¶ Des wirtes kamrere ain peck von golde rot, daz wazzer für trugen. des wer lutzel not, Ob ew daz yemant saite, daz man diente bas da ze fursten hochzeit, ich wolt nicht gelauben daz. ¶ E daz der vogt vom Reine wazzer da genam, da döt der herr Seifrid, als im da wolgezam. Er mant in seiner trewen, wes er im veriach, e daz er Praunhillden da haim ins lande sach. ¶ Er sprach: „ir sult gedencken, des mir schwůr ewr hand, wann daz fraw Praunhild cham in ditz land, Jr gäbt mir ewr schwester. wa sind die aide chomen? jch han an eẅr raise michel arbait genomen. ¶ Do sprach der kunig zu dem gaste: „ir habt mich recht ermant. ja sol nicht mein aid werden des mein hant. Jch wil ewchs helffen fügen, so ich aller peste kan. da hies man Kriemhillden ze hof für den kunig gaun. [38v] ¶ Mit ir vil schonen maiden sy chomen fur den sal. da sprang an ainer stieg Geiselher ze tal. „Nun haissent wider wenden dise megetein. nu wann mein schwester aine sol hie bey dem kunig sein. ¶ Da pracht man Kriemhillden, da man den kunig vand. da stunden ritter edel von manger fursten lant Jn dem sal weite. da hies man stille stan. da waz die frawe Praunhild vol hin vntz an den disch gan. ¶ Do sprach der kunig Günthor: „schwester vil gemait, durch dein selbes dugent nun lose meinen ayt. Jch schwůr dich ainem recken, vnd wirt der dein man, so hastu meinen willen mit gantzen trewen getan. ¶ Do sprach die maget edel: „vil lieber pruder mein, jr sult mich nicht flehen, ja wil ich jmmer sein Wie ir mir gepietent. daz sol sein getan. jch wil im loben gerne, den ir mir, herre, gebt ze man. ¶ Von lieben augenplicken ward Seifrids varbe rat. ze dienst sich der recke frawen Kriemhillden pot. Man hies sy zu ainander an den ring stan. man fraget, ob sy wollte den vil weltlichen man. ¶ Jn magtlichen zuchten sy schamte sich ain tail. je doch waz geluckes vnd Seifrides hail, Da sy in nit wollte versprechen da ze hant. auch lobte sy ze weibe der edel kunig aus Niderlant. ¶ Do er sy gelobte vnd auch in die mait, gutlichen vmb vahen daz waz vil berait Von Seifrides armen daz minnekliche chint. vor hellden ward gechüsset die schone kunigin sint.
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596,3
¶ Sich tailte daz gesinde. da daz geschach, an dem gegen sidele man Seifriden sach Mit Kriemhillden sitzen. da dient im manig man. man sach die Nibelunge mit sampt Seifriden gan. ¶ Der kunig waz gesessen vnd Praunhild die mait. da sach sy Chriemhillden, ir ward nie so laid, [39r] Bey Seyfriden sitzen. wainen sy began. jr vielen haisse zäher vber liechte wange dan. ¶ Do sprach der wirt des landes: „waz ist ew, frawe mein, daz ir so lassent trüben liechter augen schein? Jr mugt ew, frawe, drosten, wann ew ist vndertan mein land vnd mein burge vnd manig weltlicher man. ¶ „Jch mag wol pald wainen , sprach aber die raine mait. „vmb die deinen schwester ist mir von hertzen lait. Die sich ich sitzen nahent dem aigen holldem dein. daz mus ich jmmer wainen, sol sy also verderbet sein. ¶ Do sprach der kunig Gunthor: „ir mugt wol stille tagen. jch wil ew ze andern zeiten die mere recht sagen, Warumb ich mein schwester Seifriden han gegeben. ja mag sy mit dem recken jmmer frolichen leben. ¶ Sy sprach: „mich jamert jmmer ir schon vnd ir zucht. west ich, wa ich mocht, ich het gern flucht, Daz ich ew jmmer wolte geligen nahent bey, jr sagt mir, wauon Kriemhild die winne ·S· sei. ¶ Do sprach der kunig edel: „ich tůn ews wol bechant. er hat als wol purg als ich vnd weite lant. Daz wissent sicherlichen, er ist ain kunig reich. darumb gan ich im minnen die schonen magt lobleich. ¶ Swas ir der kunig sagt, sy het doch truben můt. da gacht von dem disch vil manig ritter gůt. Jr buhurt ward so hort, das all die purg dos.1140 den wirt bey seinen gesten vil hart ser verdros. ¶ Er dacht: ich lig sanfter der schonen frawen bey. da waz des kunigs gedingen nit gar in hertzen frey, Jm můsse von iren schullden liebes vil geschehen. er begund fruntlichen an frawen Praunhillden sehen. ¶ Die ritterschaft der geste pat man abelaun. der kunig mit seinem weibe ze pette wollte gan. Vor des sales stiegen gesamten sy sich da seit, [39v] Chrimhild vnd Praunhild. noch was es an ir baider neit.
dos] erhal dos.
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600/630 (A 582) {B 627} 601/631 (B 626)
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¶ Do cham ir ingesinde. die saumten sich des nit, jr reichen kamrere prachten in die liecht. Sich dailten da die recken der zwaier kunig man. da sach man vil der degen mit Seifriden gaun. ¶ Die herren chamen baide, da sy sollten ligen. da gedacht ir yeglicher mit minnen angesigen Den weltlichen frawen. daz senftet in den můt. Seifrides kurtzweil ward groslichen gůt. ¶ Da der herr Seifrid bey Kriemhillden lag vnd er so minneklichen der junckfrawen pflag Mit seinen edlen minnen, sy ward im als sein leip. er nam fur sy aine nit dausent andre weip. ¶ Jch sag ew nicht mere, wie er der frawen pflag. nun hort dise mere, wie Gunthor gelag Bey frawen Praunhillden, der zierliche degen. er het dicker senfter bey andern frawen gelegen. ¶ Das volk waz im entwichen, frawen vnde man. da ward die kemnote vil pald zů getan. Er want, er solt trauten iren minneklichen leib. ja was es noch vnnahe, e daz sy wurd sein weip. ¶ Jn sabem weissem hemde sy an daz pete gie. do dacht der ritter edel: nun han ichs alles hie, Des ich ye da gerte in allen meinen tagen. sy must im durch ir schone von grossen schullden wol behagen. ¶ Dew liecht begund bergen des edlen kuniges hant. da gie der degen küne, da er die frawen vand. Er legt sich ir nahent. sein frewd, dew was gros. die vil minneklichen der held mit armen vmb schlos. ¶ Minneklichen trauten, des kund er vil began, ob in die edel frawe het lassen daz getan. Da zurnt sy so sere, daz in gemüte das. er wante vinden fründe, da vand er veintlichen has. [40r] ¶ Sy sprach: „ritter edel, ir sult es lassen stan, des ir da habt gedingen, ja mag es nit ergan. Jch will noch magt beleiben, ir sult wissen daz, vnd ich die mere erfinde. da ward ir Gunthör gehas. ¶ Da rang er nach ir minne vnd zerfurt ir die claid. da graif nach ainem gürtel die herliche maid. Daz waz ain seydin port starck, den sy vmb ir seitten trůg. da döt sy dem kunig grosse laid genůg. ¶ Die fůzz vnd auch die hende sy im ze samen pand. sy trůg in zů ainem nagel vnd hie in an die wand, Da er sy schlaffs nit irtte. die minne sy im verpot. da het er von iren kreften vil nahent gewunnen den tod.
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619/649 (B 644)
611,1 618,2
¶ Da begunde flehen, der maister wande sein: „nun losent mein gebende, vil edle kunigein. Jch traw eẅ, schone frawe, doch nimmer angesigen, vnd sol eẅ hart sellten so nahent mer geligen. ¶ Sy entrůchet wie im were, wann sy vil sanft lag.1141 dort můst er alles hangen die nacht vntz an den tag, Vntz der liechte morgen durch die venster schain. ob er ye kraft gewunne, die waz an seinem leibe clain. ¶ „Nun sag mir, her Gunthor, ist dir daz nicht lait, ob man ew gebunden vindet , sprach die schone maid, „Die ewren kamrere von ainer frawen hant? do sprach der ritter edel, daz wurd ir vbel bewant. ¶ „Auch het ich sein lutzel ere , sprach der schnelle man, „durch ewr selbes dugent nun lat mich zů ew gan. Daz seit ir minne minne sind so starcke lewt, jch sol mit meinen handen nimmer geruren ewr claid. ¶ Da lost sy in auf palde. da sy in verlie, wider an daz pete er zů der frawen gie. Er legt sych so verre, daz er ir schonen wat dar nach vil sellten růrte. des wolt auch sy da haben rat. ¶ Da cham auch ir gesinde. daz pracht in newe claid. der waz im an dem morgen hart vil berait. Wie wol man da gebaret, draurig waz gemůt [40v] der herre von dem lande, wie er des tages die krone trůg. ¶ Nach syten, der sy pflagen vnd man durch recht begie, Gunthör vnd Praunhild nit lenger daz enlie, Sy giengen zů dem munster, da man die messe sang. dar cham auch Seifrid. sich hůb ain gross gedrang. ¶ Nach kunklichen eren was in da berait waz sy haben sollten, ir chron vnd auch ir claid. Do wurden sy geweihet. do daz ward getan, da sach mans alle viere vnder der kron frölichen stan. ¶ Vil junger schwert da namen, sechs hundert oder bas, den kunigen all ze eren, ir sult wol wissen das.1142 Sich hub vil michel frewde in Burgonde lant. man hort da scheffte hellen an der schwert degen hant. ¶ Da sassen in dem venster die edlen megetein. sy sahen vor in leuchten vil manges schilltes schein. Da het sich geschaiden der kunig von seinem man. wes yemant anders pflege, man sach in traurigen gan.
lag] lagg eren] erer
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630/660 (B 655)
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¶ Jm vnd Seifriden vngeleich stund der můt. wol wesste, waz im were, der edel ritter gůt. Da gie er zů dem kunig, fragen er began: „wie ist eẅ heint gelungen, sult ir mich wissen lan. ¶ Do sprach der wirt zů dem gaste: „ich han laster vnd schaden. jch han den vblen dewfel hain ze haus geladen. Da ich sy want minnen, ser sy mich pant. sy trůg mich zu ainem nagel vnd hie mich an die wand. ¶ Da hieng ich angstlichen die nacht vntz an den tag, e daz sy mich enbunde. wie sanft sy do lag! Daz sey dir fruntleichen auf gnad hie geclait. do sprach der starck Seifrid: „daz ist mir werrlichen lait. ¶ Des pring ich dich wol jnnen. vnd last dus an neit, jch schaff, daz sy heinat nahent bey dir leit, Daz sy dich ir minne gesaumet nimmer mer. der red waz da Gunthör nach seinen arbaiten her. ¶ Do sprach der herr Seifrid: „du macht vil wol genesen. [41r] jch wen, vns vngeleiche hainat sey gewesen. Mir ist dein schwester Kriemhild lieber dann mein leib. es mus die frawe Praunhild noch heint werden dein weib. ¶ Er sprach: „ich chumm noch hewt zu der kemmenote dein also daugenleichen in der darn kappen mein. Daz sich meiner liste niemat mag verstan, so la dein kamerere zů ir herbergen gan. ¶ So lesch ich den chinden die liecht an der hant, daz ich sey dar jnne, dar bey sey dir bechant, Daz ich dir gern diene, so zwing ich dir dein weib, daz du die heinat minnest, oder verlews meinen leip. ¶ „An daz du nicht trewtest , sprach der kunig do, „die meinen lieben frawen, anders pin ich fro. So dů ir waz du wellest. vnd nemest ir den leip, daz sol ich wol verchiesen, sy ist ain fraisliches weib. ¶ „Daz tůn ich , sprach Seifrid, „auf die trewe mein, daz ich ir nicht enminne. die schonen schwester dein, Die ist mir vor in allen, die ich noch nie gesach. wie wol gelaubt es Gunthör, waz ·S· do sprach. ¶ Da waz von kurtzweile frewd vnde not. buhurt vnde schallen alles man verpot, Da die frawen sollten gen dem sal gaun. da hiessen kamrere die lewt von dem wege staun. ¶ Von rossen vnd von lewten geraumet ward der hof. der frawen yegliche furt ain bischof, Do sy vor den kunigen ze disch sollten gan. jn volgt an daz gesidel vil manig weltlicher man.
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640,1
¶ Der kunig in gutem wane da vil frölichen sas. daz im gelobt Seyfrid, vil wol gedacht er daz. An seiner frawen minne stund aller sein gedanck. der ain tag ich dauchte wol dreissig tage lang. ¶ Er erbait vil chaum, daz er vom dische gie. die schonen Praunhillden man da chomen lie, Vnd auch Kriemhild, sy baid an iren gemach. hei, waz man schneller degen vor der kuniginne sach! [41v] ¶ Seifrid der herre vil minneklichen sas bey seinem schönen weibe mit frewden ane has. Sy trug sein hend mit ir wol weissen hand, vntz er ir vor den augen, syen wesse wenen, verschwand. ¶ Da sy mit im spilt vnd sy in nit mer sach, zů seinem gesinde die kuniginne sprach: „Mich hat daz michel wunder, wa der chunig sey chomen. wer hat die seinen hende aus den meinen genomen? ¶ Die red lie sy beleiben. er waz hin gegan, da er vil kamrere vand mit liechtern stan. Die begund er leschen den chinden an der hant. daz es Seifrid were, daz waz Gunthern bechant. ¶ Wol wesset, waz er wolte. da hies er dannan gaun magt unde frawen. daz was da getan. Der reich kunig da selbe vil wol beschlos die dür. vil starcker rigel zwene warf er selb da für. ¶ Dew liecht verbarg er schier vnder der pet wat. aines spils begunde, des waz nit rat, Seifrid der vil starcke vnd auch die schone mait. daz selb was dem kunig baide lieb vnd lait. ¶ Seifrid sich nachent legt der frawen bey. sy sprach: „nun lat es, Gunthör, als lieb ich ew sey, Daz ir nicht arbait leident als samm e. seit dot die frawe dem kunig Seifriden we. ¶ Do hal er sein stimme, daz er nit ensprach. Günther vil wol horte, wie er sein nicht ensach, Daz haimlicher dinge da von in nit geschach. sy hetten an dem pette vil hart gůten gemach. ¶ Er gebaret, samm es were Gunthor, der kunig reich.1143 er vmb schlos mit armen die maget lobeleich. Sy warff in aus dem pete da bey auf ain panck, daz im sein haubt vil laute an ainem schemel erclang.
Er] R
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644,3
300
¶ Wider auf mit kreften sprang der vil kune man. er wolt es bas versůchen. do er des began, Daz er sy wolt zwingen, darumb ward im vil we. solich wer von ainer frawen, ich wen, nimmer erge. [42r] ¶ Da er nit wolt erwinden, die magt da auf sprang. „jr sult mir nicht zerfuren mein hemd also planck. Jr seit vil vngefuge, daz sol eẅ werden lait. des pring ich ew wol jnnen , sprach die weltliche mait. ¶ Sy beschlos mit armen den trewlichen degen. da wolt sy in gebunden als samm den kunig legen, Daz sy an dem pette mocht han gemach. daz er ir ir wat zerfůrte, die fraw es gröslichen rach. ¶ Daz halff sein gross stercke vnd auch sein michel kraft. sy erzaigt dem degen irs leibes maisterschaft. Sy trug in mit gewalt, daz müst et also sein,1144 vnd daucht in vngefüge zwischen der wend vnder ainen schrein. ¶ We, dacht der reck, sol ich nun meinen leib von ainer magt verliesen, so mugen alle weib Hernach jmmer mere tragen gelffen můt gegen irem manne, die es sunst nimmer gedůt. ¶ Der kunig es wol horte. er angstet vmb den man. Seifrid sich schampt ser. zurnen er began. Mit vngefuger krefte satzt er sich wider. er versůcht es angstlichen an frawen Praunhild seider. ¶ Den kunig es daucht lange, e daz er sy bezwang. sy truckt im sein hende, daz aus den nageln sprang Daz plůt im von der krefte. daz waz dem held lait. seit pracht er an ain laugen die vil herlichen mait ¶ Jr vngefuges wellen, des sy e da jach. der kunig es alles horte vnd doch nicht ensprach. Er druckt sy an daz pete, daz sy vil laut schre. jr daten sein krefte hart grosslichen we. ¶ Da graif sy hin zů seitten, da sy den portten vand. sy wolt in han gebunden, daz erwert da sein hant. Daz ir die gelider krachten vnd auch aller ir leib. da ward der streit geschaiden. da ward sy Guntheres weib. ¶ Sy sprach: „kunig edel, du solt mich leben lan. es wirt vil wol versunet, waz ich dir han getan. Jch gewere dich jmmer mere der edlen minne dein. [42v] jch han daz wol enpfunden, daz du frawen maister wol kanst sein.
et] er
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652/682 (B 677)
653/683 (B 678)
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659,3
¶ Seifrid stund danne. ligen lie er die mait, als er von im ziehen wollte die seinen claid. Er zoch ir ab der hende ain guldin vingerlein, daz sy sein nie ward jnnen, die edel kunigein. ¶ Darzů nam er ir gurttel. daz waz ain port gůt. jch enwais, ob er daz däte durch seinen hohen můt. Er gab es seinem weibe. daz ward im seider laid. da lagen bey ain ander Gunthor vnd die schone mait. ¶ Er pflag ir minnekliche, als im wol gezam. da můst sy verkiesen iren zorn vnd ir scham. Von seiner haimeliche sy ward ain lutzel plaich. hey, waz ir von der minne ir grossen kraft entwaich! ¶ Do waz auch sy nit anders dann ain ander weib. er trautte minnekliche den iren schonen leib. Ob sis versůcht mere, waz chund daz veruon? daz het ir alles Gunthor mit seiner minn getan. ¶ Wie recht minnekleiche sy da bey im lag mit fruntlicher liebe vntz an den liechten tag. Nun waz der herre ·S· wider aus gegan, da er ward wol enpfangen von ainer frawen wol getan. ¶ Er vnder stund ir frage, der sy doch het gedacht. er hal sy seit vil lange, daz er ir het pracht, Vntz daz sy vnder der chron in seinem lande gie. waz er ir geben solte, vil lutzel ers beleiben lie! ¶ Der wirt ward an dem morgen verrer bas gemůt, dann er daruor were. des ward die frewde gůt Jn allem seinem land von mangem edlen man. die er ze haus ladet, den ward vil dienst getan. ¶ Die hochzeit werte vntz an den vierzehenden tag, daz in aller weile nie der schal gelag Von aller hande frewden, der man solte pflegen. da ward des kuniges koste vil hart hoch gewegen. ¶ Des edlen wirtes mage, als es der kunig gepot, die gaben durch sein ere claider vnd golde rot, 1145 Ros vnd silber vil mangem werden man. die herren, die dar chamen, die schieden frolichen dan. ¶ Vnd auch her Seifrid ausser Niderland mit dausent seinen mannen, alles daz gewant, Daz sy dar prachten, da ward gar hin gegeben, vnd auch die ros mit sätlen. sy chunden herlich leben.
[43r]
rot] y rot
301
661/691 (B 686)
¶ E daz man die reichen gabe alle da verschwang, die haim ze land wollten, die daucht es gar ze lang. Es enward nie gesindes bas gepflegen. so endet sich die hochzeit. daz wolt Gunthör der degen.
Bild: Siegfrieds Rückkehr nach Xanten
(11) Awenteür wie Seifrid haim ze lande für 662/692 (B 687)
663/693 (B 688)
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670/700 (B 695)
302
[43v]
D O die gest alle waren haim gefarn, do sprach zů seinem gesinde das Sigemundes parn: „Wir sullen auch uns beraitten haim in meine lant. lieb waz es seinem weibe, da es die frawe recht ervand. ¶ Sy sprach zů irem manne: „wann sullen wir varn? daz ir so hart gahent, daz sol ich wol bewaren. Mir sullen e mein pruder dailen mit die lant. laid was es Seifrid, da ers an Kriemhilden eruand. ¶ Die fursten zů im giengen vnd sprachen all drei: „nun wissent daz, her Seifrid, daz ew jmmer sey Mit trewen vnser dienst berait vntz in den tod. do naigt er den degen, da man in dienst gutlichen pot. ¶ „Wir sullen auch mit im tailen , sprach Geiselher daz chind, „land vnde burge, die vnser aigen sind. Vnd waz der weiten reiche vns ist vndertan, der sult ir tail vil gůten mit sampt Kriemhilden han. ¶ Sun der Sygemundes zů den fursten sprach, da er der herren willen horte vnd sach: „Got lass ew ewr erbe jmmer sälig sein, vnd auch die lewt dar jnne. es gedüt die winne mein ¶ Des tailes wol ze rate, den ir ir wolltent geben. da sy sol tragen die krone, vnd sol ichs geleben, Sy mus werden reicher dann yemant lebender sy. was ir sunst gebietent, des pin ich ew dienstlich bey. ¶ Do sprach die frawe Kriemhilt: „habt ir der erbe rat, vmb Burgonde degene so leicht es nicht enstat. Sy mug ain kunig gern furen in sein land. sol sy mit mir tailen meiner lieben pruder hand! ¶ Do sprach der herr Gernot: „nun nim dir, wen du wil. die gern mit dir reiten, der vinst du hie vil. Von dreissig dausent recken wir geben dir tausent man. die seyen dein haim gesinde. Kriemhild sennden da began ¶ Nach Hagen von Troy vnd nach Ortwein, ob die vnd auch ir mage Kriemhillden wollten sein. [44r] Da gewan darumb Hagen ain zorniges leben. er sprach: „ja mag vns Günthör in der welt nieman geben.
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¶ Ander ewr gesinde daz lat ew volgen mit,1146 wann ir doch wol bechennent der Troyer sit. Wir mussen bey dem kunig hie an dem hof bestan. wir sullen in lenger dienen, den wir allher gefolget han. ¶ Daz liessen sy beleiben. da beraitten sy sich dan. jr edel jngesinde fraw Kriemhild zů ir nam, Zẘ vnd dreissig maid vnd funf hundert man. Eggewart der graue der volget Kriemhillden dan. ¶ Vrlaub sy alle namen, baide ritter vnde knecht, mag vnde frawe. daz waz vil michel recht. Geschaiden kussende wurden sy ze hand. sy raumten frolich des kunig Gunthörs land. ¶ Da beliben sein magen vil verr auf den wegen. man hies in allenthalben ir nacht sollde legen, Wa sy es gern namen durch der kunig lant. da wurden poten palde Sigemunden dan gesant, ¶ Daz er daz wissen solte vnd auch fraw Sigelint, daz sein sun chomen wolte, vnd auch fraw ten chint, Kriemhild die vil schone, von Wurms vber Rein. do chunden in die mere nimmer lieber gesein. ¶ „So wol mich , sprach Sigemund, „daz ich gelebet han, daz Kriemhild die schone sol hie gekronet gan. Des mussen wol getewret sein die erbe mein. mein sun, der edel Seifrid, sol hie selb kunig sein. ¶ Do gab fraw Siglint vil mangen samat rot, silber vnde gold vil schwere was ir peten prot. Sy freut sich der mere, die sy da vernam.1147 sich klaidet ir ingesindes mit fleis wol als es in gezam. ¶ Man fraget, wer da käme mit in in daz land. da hiessen sy gesidel richten sa ze hant, Darzu er gekronet fur frunde solte gaun. da riten im engegen des kunig Sigmundes man. ¶ Jst yemant bas enpfangen, daz ist mir vnbechant, dann die held mere in Sigmundes lant. Siglind die schone Kriemhild engegen rait mit manger schonen frawen, ir volgten ritter gemait, ¶ Jn ainer tagwaide, da man die geste sach. die chunden vnd die fremden liten vngemach, Vntz das sy chamen zů ainer burge weit, dew waz gehaissen Sante, da sy trugen krone seit.
[44v]
Ander] Vnder vernam] verman
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¶ Mit lachendem munde Siglind vnd Sigemunt, die kusten Kriemhilde durch liebe manig stund, Vnd auch Seifriden. in waz ir laid benomen. alles ir gesinde waz in gros willchomen. ¶ Man pat die geste pringen fur Sigmundes sal. die schonen junckfrawen hůb man da ze dal Nider von den moren. da waz vil manig man, da man den schonen frawen mit fleiss dienen began. ¶ Wie gros ir hochzeit bey dem Rein waz erkant, noch gab man hie den hellden vil pesser gewant, Dann sy ye getrugen bey allen iren tagen. man mocht michel wunder da von reichait horen sagen. ¶ Da sy in iren eren sazzen vnd heten vil genug, was gold varber gern ir ingesinde trůg, Pfell vnd edel gestaine gewurcket wol darein. suss pflag ir fleissikleichen Siglint die edel kunigein. ¶ Do sprach von seinen frunden der Sigemunt: „den Seifrides magen důn ich allen chunt, Er sol vor disen recken die meinen krone tragen. dew mer horten gerne die von Niderlande sagen. ¶ Er beualch im sein krone, gericht vnd auch sein lant. seit was er ir aller maister, die er ze rechte vand, Vnd daz er richten solte, daz was also getan, daz man vil sere vorchte der schon Kriemhillden man. ¶ Jn disen grossen eren lebt er, daz ist war, [45r] vnd richt auch vnder krone vntz an daz zehende jar, Do die schon frawe ainen sun gewan. da waz des kunigs mage nach irem willen wol getan. ¶ Den eylt man da tauffen vnd gab im ainen namen, Gunthor, nach seinem öhen. des darft er sich nicht schämen. Geriet er nach den magen, daz wer im wol ergan. da zoch man in mit fleisse. daz was mit schullden getan. ¶ Jn den selben zeiten starb fraw Siglint. da het den gewalt mit alle der edlen ten chint, Der so reichen frawen ob landen wol gezam. daz clagten sy genüg, da sy der tod von in genam. ¶ Nun het auch dort bey Reine, so wir horen sagen, bey Gunther dem reichen ainen sun getragen Braunhild die schone in Burgonde lant. durch des helldes liebe ward er Seifrid genant. ¶ Wie recht fleissiklichen man sein hutten hies. Gunthor der edel in magtzogen lies, Die es wol ziehen chunden zů ainem biderman. hey, was die magt reiche seit der frunde an gewan!
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¶ Mer zu allen zeiten, der ward vil gesait, wie recht lobeleichen die recken vil gemait Lebten ze allen zeiten in Sigemundes lant. alsam dot auch Gunther mit seinen magen ausserkant. ¶ Daz land ze Nibelunge Seifriden diente hie, dehain seiner mage ward noch reicher nie, Vnd auch Schibunges recken vnd ir baider gůt. des trůg der vil kune destern höhern můt. ¶ Hort den aller maisten, den ye held gewan, an die sein e pflagen, het der chune man, Den er vor ainem berge mit seiner hand erstrait. darumb er schlug ze tod vil mangen ritter gemait. ¶ Er het den wunsch der eren, wer des nit geschehen, so mus man vor schullden dem edlen recken jehen, Daz er wer ainer der peste, der ye auf ros gesas. man forcht sein sterck vnd dot vil pillichen das.
[45v]
Bild: Gere überbringt Gunthers Einladung
(12) Awentew wie Gunthör Seifrid ze der hochzeit pat 696/726 (B 721)
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N vn gedacht auch alle zeite des Gunthöres weib: wie trewtet also hohe fraw Kriemhild den leip? Nun ist doch vnser aigen Seifrid ir man. er hat vns nun vil lange lutzel dienst getan. ¶ Ditz trůg sy in irem hertzen vnd ward auch wol verdeit. daz sy ir fremd waren, daz was ir harte lait, Daz man ir so sellten dient von Seifrides lant. wa von daz chomen were, daz het sy geren bechant. ¶ Sy versucht es an den kunig, ob es mocht geschehen, daz sy Kriemhillden noch zu ainem mal solt sehen. Si rett es haimliche, daz sy da hete můt. da daucht den herren die rede mässlichen gůt. ¶ „Wie mocht wir sy pringen , sprach der kunig reich, „her zu disem lande? daz wer vnmügleich. [46r] Si sitzen vns ze verre. ich dar sis nit gepiten. des antwurt im Praunhild in ainem kunstigen siten: ¶ „Wie hoch reich were dehaines kuniges man, waz im enbut sein herre, den solt er nit lan. Des erscholte Gunthör, da sy daz gesprach. er jachs im nicht ze dienste, als dicke er sy sach. ¶ Sy sprach: „vil lieber herre, durch den willen mein, so hilff mir, das Seifrid vnd auch die schwester dein Chomen ze disem lande, daz wir sy hie gesehen. so chunde mir ze ware nimmer lieber geschehen.
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¶ Deiner schwester zuchte vnd ir wolgezogner můt, wann ich daran gedencke, wie sanft mir daz důt, Wie wir ensampt sassen, da ich erst ward dein weib. sy mag mit eren minne des chunen Seifrids leib. ¶ Sy gert sein also lange, vntz daz der kunig sprach: „nun wissent, daz ich geste so gern nie gesach. Jr mugt mich sanft flehen. ich wil die poten mein nach in baiden senden, daz sy vns chomen an den Rein. ¶ Do sprach die kuniginne: „so sult ir mir sagen, wann ir sy welt besenden, oder in welhen tagen Vnser lieben frunde sullen chumen in daz lant. die ir dar wellent senden, die lat mir werden bechant. ¶ „Daz tůn ich , sprach der furst. „dreissig meiner man wil ich dar haissen reiten. vnd hies sy fur sy stan. Bey den enbot er mere in des Seifrides lant. ze lieb gab in Praunhilt hardt herlich gewant. ¶ Do sprach der kunig Günthor: „ir sult von mir sagen, waz ich dar enbieten, des sult ir nit vertagen, Dem starcken Seifriden vnd auch der schwester mein, daz endarf zu der welt mir nimer lieber gesein. ¶ Vnd pite, daz sy baide zu vns chumen an den Rein. daz well ich vnd mein frawe jmmer dienen sein. Vor disen süwenden sol er vnd sein man sehen hie vil mangen, der in grosser eren gan. [46v] ¶ Dem kunig Sygemunde sagt den dienst mein, daz ich vnd mein frunde jm jmmer wege sein. Vnd sagt auch meiner schwester, daz sy nit lasse das, sy rit zů iren frunden. ir gezam nie hochzeite bas. ¶ Praunhild vnd t vnd waz man da frawen vand, die enbuten allen iren dienst in Seifrides land Den minneklichen frawen vnd mangem chunem man. mit des kuniges rate die poten huben sich von dan. ¶ Sy furten reileichen ir pferd vnd ir gewant, da waz in chumen allen. da raumten sy daz lant. Jn zogt wol der vertte, dar sy da wollten varen. der kunig hies mit gelaitte die poten fleissiklich bewaren. ¶ Sy kamen in drein wochen geriten in daz lant ze Nibelunges burge, dar wurden sy gesant. Zer herberge in der marche, da funden sy den degen. dew ros den poten waren vil mud von den langen wegen. ¶ Seifrid vnd Kriemhild ward baiden da gesait, daz ritter weren chumen, die trugen soliche claid Samm zů Burgonde man da der site pflag. sy sprang von ainem pette, daran sy rubende lag.
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¶ Da pat sy ze ainem venster aine magot gaun. dew sach den kunen Geren an dem hofe stan, Jn vnd die gesellen, die waren dar gesant. gen irem hertzen laide wie liebe mere sy beuand! ¶ Sy sprach zů dem kunig: „nun secht ir, wa sy stand, die mit dem starcken Geren auf dem houe gaund, Die vns mein pruder sendet her nider den Rein. do sprach der starck Seifrid: „die sullen vns willchomen sein. ¶ Alles das gesinde lief, da man sy sach. jr yeglicher besunder vil gutlichen sprach Daz peste, daz sy chunden, zů den poten dan. Sigmund der herre was ir kunfte hartte fro. ¶ Da ward geherberget Ger vnd sein man. [47r] dew ros man hies behallten. die poten giengen dan, Da der herr Seifrid bey Kriemhillden sas. jn waz ze hof erlaubet, dauon daten sy daz. ¶ Der wirt mit seinem weibe stund auf ze hant. wol ward enpfangen aus Burgonden lant Mit seinen hergesellen, die Guntheres man. Geren den vil reichen pat man an den sedel gan. ¶ „Erlaubet vns die potschaft, e daz wir sitzen gan. vns wegmüden gesten, lat vns die weile stan. Wir sullen ew sagen mere, die er enpoten hat, Gunthör vnd Praunhild, der ding vil hochlichen stat, ¶ Vnd auch, waz fraw te, ewr můter, her enpot. Geyselher der junge vnd auch Gernot Vnd ewr pesten mage, die hand vns her gesant. die enpietent ewr ir dienst ausser Gunthern land. ¶ „Nun lon im got , sprach Seifrid, „ich getraw in harte wol trauren vnde gutes, als man frunden sol. Allsam důt auch ir schwester. ir sult me sagen, ob vnser lieben frunde da haim nit hohes mutes tragen. ¶ Seit daz wir von in schieden, hat man in icht getan, den meinen chunen magen, daz sult ir mich wissen lan. Daz wil ich in jmmer mit trewen helffen tragen, vntz daz ir veinde den meinen dienst müssen clagen. ¶ Do sprach der margraf Gere, ain reck vil gůt: „sy sind in aller dugende so rechte hochgemůt. Sy ladent euch zum Reine zu ainer hochgezeit. sy sehent euch vil gerne, daz ir des ane zweifel seit. ¶ Vnd pittet mein frawen, sy sull dar mit ew chomen. wanne daz der wintter ain ende hab genomen, Vor disen suwenden, so woltens euch gesehen. do sprach der starcke ·S·: „daz chunde mülich geschehen.
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¶ Do sprach aber Gere von Burgonde lant: [47v] „ewr můter t, die hat ew gemant, Gernot vnd Geyselher, ir sult nit versagen. daz ir in seit so verre, daz hör ich däglichen clagen. ¶ Praunhild mein frawe vnd all die megetein, die frewten sich der mere. ob daz mocht gesein, Daz sy ewch noch sähen, daz gäb in hohen můt. do dauchten dise mere die schonen Kriemhillden gut. ¶ Gere waz irr sipp. der wirt in sitzen hies. den gesten hies man schencken, nit lenger man daz lies. Do waz auch chomen Sigemund, da er die poten sach. der herre früntliche zu den selben poten sprach: ¶ „Seit willkumen, ir recken, ir Gunthores man! seit daz Kriemhillde ze weibe gewan Seyfrid mein sun, man solt auch dicker sehen hie in disem lande, wolt er vns fruntschäfte iehen. ¶ Sy sprachen, wann er wollte, sy sollten gern chomen. jn ward ir michel mude mit frewden vil benomen. Die poten pat man sitzen. die speis man in trůg. der hies da geben Seifrid seinen gesten genůg. ¶ Sy mussen da beuollen beleiben newn tag. des hetten endliche die schnellen ritter clag, Daz sy nit solten reiten wider in ir herren lant. da het der kunig Seifrid nach seinen frunden gesant. ¶ Er fragt, was sy rieten, ob sy solten an den Rein.1148 „es hat nach mir gesendet Gunther, der frunde mein, Er vnd sein mage, durch ain hochgezeit. nun kam ich im vil gerne, wann daz sein land ze verre leit. ¶ Vnd pittent Kriemhillden, daz sy mit mir var. nun ratent, lieben frunde, wie sol ich chumen dar? Vnd solt ich heruertten durch sy in dreissig lant, da můs geren dienen hin die Seifrides hand. ¶ Do sprachen sein recken: „habt ir der raise můt hin zů der hochzeiten, wir raten, was ir důt: [48r] Jr sult mit dausent recken reiten an den Rein. so mugt ir wol mit eren da ze den Burgonden sein. ¶ Do sprach von Niderlande der herre Sigemund: „welt ir zů der hochzeite, wann důt ir mir daz chant? Ob es ew nicht verschmahet, so reit ich mit eẅ dar. jch für hundert degen, damit mer ich ewr schar.
Er] eR
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¶ „Vnd welt ir mit vns reiten, vil lieber vater mein , sprach der küne Seifrid, „fro sol ich des sein. Jnner tagen zwelfen so raum ich mein lant. all die sein da gerten, den gab man ros vnd gewant. ¶ Do der kunig edel der raise het můt, da hies man wider reiten die schnellen degen gůt. Den seinen chonen magen enpot er an den Rein, er wolt hart gern da ze hochzeiten sein. ¶ Seifrid vnd Kriemhild, als wir horen sagen, so vil den poten gaben, daz sis nicht mochten tragen Jr mor haim ze lande. er waz ain reicher man. jr starcken samere traib man frolichen dan. ¶ Jr volk, daz claidet Seifrid vnd auch Sigmund. Ekewart der graue hies da an der stund Frawen claider suchen, die pesten die man vand. oder yenert kund erwerben vber Seifrides land. ¶ Die sätel zů den schillten beraitten man began. rittern vnde frawen, die mit in wolten dan, Den gab man, was sy wollten, daz in nicht enprast. da pracht er seinen frunden manigen herlichen gast. ¶ Den poten zogt sere ze land auf den wegen. da cham von Burgonde Gere der degen. Er ward vil wol enpfangen. da erbaisten sy ze tal von rossen vnd von moren fur den Guntheres sal. ¶ Die dummen vnd die weysen giengen, so man důt, fragen vmb mere. do sprach der ritter gut: [48v] „Wann ich sag dem kunig, da horet sy ze hant. er gie mit den gesellen, da er Gunthoren vand. ¶ Der kunig durch grosse liebe von dem sedel sprang. daz sy so pald chamen, des sagt man in danck Praunhilt die schöne. Gunthor zů dem poten sprach: „wie gehabt sich Seifrid, von dem mir liebes vil geschach? ¶ Do sprach der chune Gere: „ja ward er frewden rot, er vnd ewr schwester. fruntlich da enpot So getrewe mere dehainer schlachte man, als der herr Seifrid vnd auch sein vater hat getan. ¶ Do sprach zu dem marggrauen des edlen kuniges weib: „nun sagt, chumpt vns Kriemhilt? hat noch ir schoner leib Behallten nicht der zuchte, der sy wol kunde pflegen? „sy chumpt ew sicherlichen , sprach Gere do, der degen. ¶ t pat da drate die poten fur sy gaun. da mocht man an ir frage hart wol verstan, Daz sy daz horte gerne, waz Kriemhild noch gesunt. er sagt, wie er sy funde, vnd daz sy chäm in kurtzer stund.
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¶ Auch ward von im die gabe ze hof nicht verdait, die in gab her Seifrid. gold vnd auch die claid Da pracht man ze sehen der dreyer kunig man. der ir vil grossen millte ward in dancken getan. ¶ „Er mag , sprach da Hagne, „von im sanfte geben.1149 er chund des nicht verschwenden, vnd solt er jmmer leben. Hort der Nibelunge beschlossen hat sein hant. hey, solt der chomen jmmer in der Burgonde lant! ¶ Alles daz gesinde frewte sich darzů, daz sy chumen solten. spat vnde frů Waren vil vnmussig der dreyer kunig man. vil manig her gesidel man da richten began. ¶ Hunolt der kune vnd Sundolt der degen, die heten vil vnmůsse. die zeit sy můsten pflegen Drucksäzzen vnd schencken, die richten mange panck. [49r] des half in auch her Örtwein. des sagt im Gunthör danck. ¶ Rumolt der kucher maister, wie wol er richte seit die seinen vndertanen! vil mangen ketzel weit, Häuen vnde pfannen, hey, waz man der da vand! da berait man da speyse den, die chamen in daz lant.
Bild: Geres Rückkehr nach Burgund
(13) Awenteur wi sy ze der hochzeit fůren an den Rein 750/780 (B 775)
751/781 (B 776)
752/782 (B 777)
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746,1 752,2
310
Alle ir vnmůsse lassen wir nun sein vnd sagen, wie fraw Kriemhild vnd ir megetein Gen dem Rein fůren von Nibelunge land. nie getrugen more so recht herlich gewant. ¶ Vil der schonen schreine man schickte zu den wegen. da rait mit seinen frunden Seifrid der degen Vnd auch die kuniginne, da sy het frewden wan. seit ward es in allen zu grossem laid getan. ¶ Da haim sy da liessen Seifrides kindelein vnd sun der Kriemhilden. da mus er also sein.1150 Von ir houe raise jmmer stunde michel ser. seinen vater vnd sein muter gesach daz kind nimmer mer. ¶ Do rait auch mit in danne der herre Sigemunt. solt er recht wissen, wie es darnach stund Ze der hochzeit ergienge, er het ir nicht gesehen. jm chund an lieben frunden nimmer laider sein geschehen.
Er] Ir der] den
[49v]
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755/785 (A 726) {B 780} 756/786 (B 781)
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761/791 (B 786)
762/792 (B 787)
763/793 (B 788)
759,4
¶ Die poten man fur sante, die die mer sagten dar. da rait auch in engegen ain vil michel schar, Vil der ten frunde vnd der Guntheres man. der wirt gen seinen gesten sich ser fleissen began. ¶ Er gie zů Praunhillden, da er sy sitzen vand. „wie enpfieng ew mein schwester, da ir chompt in dise lant, Allsamm sult ir enpfahen des Seifrides weib. „daz tun ich , sprach sy, „gerne von schullden. hold ist ir mein leib. ¶ Do sprach der kunig reich: „sy chumpt vns morgen fro, welt ir sy enpfahen, da greiffent pald zů, Daz ir wir in der burge nicht erbieten hie. mir chamen in allen weylen so rechte lieb geste nie. ¶ Jr magt vnd ir frawen hies sy sa ze hant suchen gůte claider, die pesten die man vand, Die ir ingesinde vor gesten solten tragen. daz daten sy doch gerne, daz man leichte gesagen. ¶ Auch eylten in do dienen des Gunthöres man. alle seine recken der wirt darzů sy gewan. [50r] Do rait die kuniginne vil herlichen dan. da ward vil michel grüssen den lieben gesten getan. ¶ Seit wie getanen frewden die hold man enpfie. sy daucht, daz fraw Chriemhild frawen Praunhild nie So recht wol enpfie in Burgonde land. die sy nie gesahen, den ward vil hohes mutes erchant.1151 ¶ Do waz auch chumen Seifrid mit den seinen man. man sach die hellde wenden wider vnde dan Des veldes allenthalben mit vngefugen scharn. dringen vnde staben chund nieman da bewarn. ¶ Do der wirt des landes Seifriden sach vnd auch Sigemunden, wie minneklich er sprach: „Nun seit mir gros willchomen vnd all den frunden mein. der ewren houe raise sullen wir alle hochgemůte sein. ¶ „Nun lon eẅ got , sprach Sigmund, der ere gerende man, „seit daz mein sun Seifrid euch ze frund gewan, Da rieten mein sinne, daz ich euch solt sehen. do sprach der kunig Gunthör: „nun ist mir lieb beschehen. ¶ Seifrid ward enpfangen, als im auch wol gezam, mit vil grossen eren. in waz da niemat gram. Des half mit grossen zuchten Geyselher vnd Gernot. jch main, daz man gesten so gutlich nie mer erpot.
gesahen] geschahen
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764/794 (B 789)
765/795 (B 790)
766/796 (A 737) {B 791} 767/797 (B 792)
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770/800 (B 795)
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773/803 (B 798)
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¶ Do nachten zů ain ander der zwayer kunig weib. da ward vil satel lere. manger schoner frawen leib Ward von helldes handen erhaben auf daz gras. die frawen geren dienten, waz der vnmussiger waz! ¶ Do giengen zu ain ander die minneklichen weib. des waz in grossen frewden vil manges ritters leib, Daz ir baider grüssen ward all da getan. do sach man vil der recken bey den junckfrawen stan. ¶ Daz herlich gesinde vie sy bey der hand. jn zuchten grosses naigen, des man vil da vand, Vnd kussen minnekleichen von frawen wol getan. daz waz lieb ze sehen Gunthers vnd Seyfrides man. [50v] ¶ Sy piten da nit lenger, sy riten zu der stat. der wirt den seinen gesten daz wol erzaigen pat, Daz man sy gern sähe in Burgonde land. vil mangen punas reichen man vor den junckfrawen vand. ¶ Von Troy Hagen vnd auch Ortwein, daz sy gewalltig waren, daz doten sy wol schein. Waz sy gepieten wollten, daz dorst niemat gelan. von in ward michel dienst den lieben gesten getan. ¶ Vil schilt hort man schellen da zu dem burge dor von stichen vnd von stossen. lange habt dar vor Der wirt mit seinen gesten, e daz sy chamen darein. ja gie in die stunde mit grosser kurtzweil hein. ¶ Fur den palast reichen mit frewden sy da riten. mangen pfell spehe, gut vnd wolgeschniten, Sach man vber satle der frawen wol getan allenthalben hangen. da kamen Gunthores man. ¶ Die gest hies man furen pald an iren gemach. vnder weylen plicken man Praunhillden sach An frawen Kriemhilden, die waz schön genůg. jr varb gen dem gold den schein vil herlichen trůg. ¶ Allenthalben schallen ze Worms in der stat hort man da jngesinde. Gunthör da pat Danckwartten, seinen marschalk, daz er ir solte pflegen. da begund er daz gesinde hart gutlichen legen. ¶ Daraus vnd auch dar jnne speisen man sy lie. ja ward fremder geste pas gepflegen nie. Alles, des sy gerten, waz man in berait. der kunig waz so reiche, daz da niemat icht ward versait. ¶ Man dient fruntliche vnd an allen has. der wirt da ze dische mit seinen gesten sas. Man bat Seifriden sitzen, als er e het getan. da gie mit im ze sedel vil manig werder man.
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¶ Wol zwelf hundert recken an dem ringe sein da ze disch sassen. Praunhild die kunigein [51r] Gedacht, daz aigen holde nicht reicher chunde wesen. sy waz im noch so wäge, daz sy in gern lie genesen. ¶ Jn ainem abend, do der kunig sas, vil der reichen claider ward von wainen nas, Da die schencken wolten zů dem dische gan. da ward vil voller dienst mit grossem vleyss getan. ¶ Do man ze hochzeiten lange hat gepflegen, frawen vnde magte, die hies man schon legen. Von wann sy dar chamen, der wirt in willen trůg. jn gutlichen eren man gab in allen genůg. ¶ Da die nacht het end vnd der tag erschain, aus den sam schreinen vil manig edel stain Erlaucht in gůter wate. die rurte frawen hant. da ward her für gesůchet vil manig herlich gewant. ¶ E daz es vol ertage, da kamen fur den sal vil ritter vnde knechte. da hůb sich aber schal Vor ainer frumesse, die man dem kunig sang. da riten jung helld, des in der kunig säte danck. ¶ Vil kreftiklichen manig pusaum laut erdos. von trumeln vnd von floyten ward der schal so gros, Datz Wurms dew vil weite darnach laut erhal. die hochgemuten recken ze rossen chamen vberal. ¶ Da hůb sich in dem lande vil hart hoch ain spil von mangen guten recken. der sach man da vil, Den ire tumme hertze gaben hohen můt. der sach man vnder schillte vil mangen zieren recken gůt. ¶ Jn die venster sassen die herlichen weib vnd vil der schönen magte. gezieret waz ir leib. Sy sahen kurtzweile vnd mangen kunen man. der wirt mit seinen gesten selbe reiten began. ¶ Als vertriben sy die weile, dew daucht sy nit lang. man hort da zů dem tume manger gloggen klang. Da chamen in die mere. die frawen riten dan. [51v] den edlen kuniginne volget manger chuner man. ¶ Sy stunden vor dem münster nider auf daz gras. Praunhild iren gesten dannoch vil wege waz. Sy giengen vnder der chrone in daz munster weit. dew lieb ward seit geschaiden. daz frummte grosser neit. ¶ Do sy gehorten messe, sy fůrten wider dan mit vil mangen eren. man sach sy seider gan Ze dische fröleiche. frewde nie gelag da ze der hochzeite vntz an den aylften tag.
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Bild: Der Streit der Königinnen
(14) Awenteur wie die kunigin ain ander schullten 786/816 (B 811)
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[52r]
V Or ainer vesperzeit hůb sich grosser vngemach, daz von mangen recken auf dem hof geschach. Sy pflagen ritterschefte durch kurtzweile wan. da lieffen dar durch schauen manig weib vnd man. ¶ Ze sammen da gesassen die kunigine reich. sy gedachten zwayer recken, die wären lobeleich. Do sprach die schone Chriemhild: „ich han ainen man, daz alle dise reiche in seinen handen solten stan. ¶ Do sprach die fraw Praunhild: „wie solt daz gesein? ob anders yemant lebte wann dein vnde sein, So mochten im die reiche wol wesen vndertan. die weil lebet Gunther, kund es nimmer ergan. ¶ Do sprach aber Kriemhild: „nun sichstu, wie er stat. wie recht herlichen er vor den recken gat, Als samm der lichte man vor den sternen důt! des mus ich von schulden tragen frolichen můt. ¶ Do sprach die fraw Praunhild: „wie weltlich sey dein man, wie pider vnd wie schön, so můstu fůr in lan Gunther den reichen, den edlen pruder dein. der můs vor allen kunigen, daz wissent, wertlichen sein. ¶ Do sprach die fraw Kriemhild: „so tewr ist wol mein man, daz ich in ane schulde nicht gelobet han. An vil mangen dingen so ist sein ere gros. gelaubest du daz, Praunhild, er ist wol Guntheres genos. ¶ „Da soltu mirs, Kriemhild, ze arge nicht verstan, wann ich ane schulde die red nit han getan. Jch hort sy jehen baide, do ich sy erst an sach, vnd daz des kunigs wille an meinem leib geschach, ¶ Vnd do er mein minne so ritterlich gewan, da jach dein Seifrid selbe, er wer des kuniges man. Des han ich in fůr aigen, seit ich in hort jehen. do sprach die schone Kriemhild: „so wer mir vbel geschehen. [52v] ¶ Wie heten so geworben die edlen pruder mein, daz ich aigens mannes weib solte sein? Des wil ich dich, Praunhilt, vil fruntlichen piten, daz du die red lassest durch mich mit gutlichem siten. ¶ „Jch mag ir nicht gelassen , sprach aber des kuniges weib. „wes solt ich verkiesen so manges ritters leip, Der vns mit dem degen dienstlich ist vnder tan? Kriemhild die vil schone ser zurnen began.
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¶ „Du must in verchiesen, daz er dir jmmer bey wan mit dehainem dienst, der dewrer danne sey Gunthor mein pruder, der vil edel man. du solt mich des erlassen, daz ich von dir vernomen han. ¶ Vnd nimpt mich jmmer wunder, seit er dein aigen ist, vnd daz du vber vns baide so gewalltig pist, Daz er dir so lange den zins versessen hat. der deinen vber müte solt ich pillich haben rat. ¶ „Du zuichest dich ze hoch , sprach da des kuniges weip. „nun wil ich sehen gerne, ob man den deinen leip Hab ze solichen eren, samm man den meinen důt. die frawen wurde baide vil ser zornig genůg. ¶ Da sprach die fraw Kriemhild: „daz můs nun geschehen. seit du des meinen mannes fur aigen hast geiehen, Nun můs man hewt kiesen baider kunig man, ob ich vor kuniges weibe ze munster dur gegan. ¶ Nun můst du hewt schawen, daz ich pin adel frei, vnd daz mein man ist dewrer dann der deine sey. Damit wil ich doch selbe vngeschollten sein. du solt noch hewt kiesen, wie die aygen dienen dein ¶ Ze hofe ge vor recken in Burgonde lant.1152 jch wil selb wesen dewrer dann yemant hab erkant Dehain kuniginne, die krone ye getrůg. da hub sich vnder frawen des grossen neides genůg. [53r] ¶ Do sprach aber Praunhild: „wilt du nit aigen sein, so must du dich schaiden mit den frawen dein Von meinem ingesinde, da wir ze munster gan. des antwurt Kriemhild: „entrewen, daz sol sein getan! ¶ Nun klaident ewch, ir megte , sprach Seifrides weib, „es mus ane schande beleiben hie mein leib. Jr sult wol lassen schauen, vnd habt ir reiche wat. sy mag sein gern verlagnen, des Praunhild hie veriehen hat. ¶ Man mocht in leicht geraten. man sucht in reiche claid. da ward vil wol gezieret manig fraw vnd maid. Nun gie mit irem gesinde des edlen kuniges weip, da ward auch wol gezieret der schonen Chrimhilden leip, ¶ Mit drey vnd viertzig magten, die prachtens an den Rein. die trugen liechte pfelle geworcht in Arabein. Suss kamen zů dem munster die magte wol getan. jr warten vor dem hause all Seifrides man.
Ze] E
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¶ Die lewt nam des wunder, wa von daz geschach, daz man die kuniginne also geschaiden sach, Daz sy bey ain ander nit giengen als samm e. da von ward mangem degen seit sorgkliche we. ¶ Hie stund vor dem munster daz Gunthers weib. da het kurtz weile vil manges ritters leib Mit der schonen frawen, der sy da namen war. da kam die frawe Kriemhild mit manger herlichen schar. ¶ Waz claider ye getrůgen edler ritter chint, wider ir gesinde daz waz gar ain wint. Sy waz so reich des guten, daz dreissig kunigs weip nicht mochten erzuigen, daz döt Kriemhillden leip. ¶ Ob yemant wissen wollte, der kund nicht gesagen, da man so reiche claider gesach ye mer getragen, Als da ze stunde trugen ir maid wol getan. wann ze laid Praunhilt, Kriemhild het es wol verlan. [53v] ¶ Zesamen sy da chamen vor dem munster weit. es dot die hausfrawe durch ainen grossen neit, Sy hies vil vbelichen Kriemhilt stille stan: „ja sol vor kuniges weibe nimmer aygen dew gegan! ¶ Do sprach fraw Kriemhild, zornig waz ir můt: „chundest du geschweigen, es wer noch alles gůt. Du hast geschendet selbe den deinen schonen leip. wie mochte mannes kebse jmmer werden kuniges weib? ¶ „Enhast du hie gekebset? , sprach aber des kuniges weyp. „daz tůn ich dich , sprach Kriemhilt, „den deinen schonen leip, Den minnet erst Seifrid, der mein vil liebe man. ja was es nit mein průder, der dir den magtum an gewan. ¶ Wa chamen dein sinne? es waz ain arger list! zwe liessest du in minnen, seit er dein aigen ist? Jch hor dich , sprach Kriemhild, „an alle schult clagen. „entrewen , sprach da Praunhild, „daz wil ich Gunthörn sagen. ¶ „Was mag mir daz geweren? vbermůt hat dich betrogen. du hast mich ze dienste mit red an dich gezogen. Daz wizz in rechten trewen, es ist mir jmmer laid. getrewet haimleiche sol er dir wesen vnberait. ¶ Praunhild da wainte. Kriemhild nit lenger lie, vor des kuniges weibe sy in daz munster gie Mit irem jngesinde. da hůb sich grosser has. des wurden liechte augen vil starck trüb vnd nas. ¶ Wie vil man got gedient oder yeman da gesang, des daucht Praunhild die weile gar ze lang, Wann ir waz vil trübe der leib vnd auch der můt. des můst seit engellten manig held k“n vnd gůt.
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¶ Praunhild mit iren frawen gie fur daz munster stan. sy sprach: „mich mus Kriemhild mer horen lan. Des mich so laut zeichet daz mort rosse weib, hat er sich gerumet, es gat an Seifrides leib. [54r] ¶ Da kam die edel Kriemhild mit mangem kunen man. do sprach die frawe Praunhilt: „ir sult noch stille stan. Jr jahent mein ze kebse, daz sult ir lassen sehen. mir ist von ewren spruchen, daz wissent, laid geschehen. ¶ Do sprach die fraw Kriemhild: „ir mocht mich lassen gan. jch erzuig es mit dem golde, daz ich an der hende han. Daz pracht mir mein fridel, da er erst bey ew lag. nie gelebt Praunhild dehainen laidigern tag. ¶ Sy sprach: „ditz gold vil edel, daz ward mir verstolen vnd ist mich hart länge vil vbel da verholn. Jch chumm sein an ain ende, wer mir es hat genomen. die frawen waren baide in gross vnmüt bechomen. ¶ Do sprach aber Kriemhild: „ich wil nit wesen diep. du mochtest noch getagen wol, vnd wer dir ere lieb. Jch erzaig es mit dem gurttel, den ich vmb han, daz ich nicht enlüige. es wurd Seifrid dein man. ¶ Von Nimenew der seiden sy den portten trug mit edlem gestaine. ja waz er gut genůg. Do den gesach fraw Praunhild, wainen sy began. daz mus gefristen Gunthör vnd alle Burgonde man. ¶ Do sprach die kuniginne: „haissent her gan den fursten von dem Reine. ich will in horen lan, Wie mich hat gehunet seiner schwester leip. sy sagt hie offenlichen, ich sey Seifrides weip. ¶ Der kunig kam mit recken. wainen er do sach die seinen trauttinne. vil gutlich er do sprach: „Sagt, liebe frawe, wer hat eẅ getan? sy sprach hintz dem kunig: „ich můs vnfrolich stan. ¶ An allen meinen eren mich die schwester dein gern wolt schaiden. dir sol geklaget sein, Si gicht, mich hab gekebset Seifrid ire man. do sprach der kunig Gunthör: „so het sy vbel getan. [54v] ¶ „Sy trait hie meinen gürttel, den ich da han verlorn, vnd mein gold so rote. daz ich ye ward geborn, Daz reẅet mich vil sere, du entredest mich der vil grossen schande. daz dien ich jmmer vmb dich. ¶ Do sprach der kunig Günthor: „er sol her fur gaun. vnd hat er sich gerumet, daz sol er horen lan, Oder sein mus laugnen der aus Niderland. den Kriemhilden vridel hies man pringen zehant.
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¶ Do der herr Seifrid die vngemůten sach, er enwest nicht der mere. wie pald er do sprach: „Waz wainent dise frawen? daz het ich gern erkant. oder nach welhen schulden der kunig hab nach mir gesant. ¶ Do sprach der kunig Günthör: „ja ist mir hart laid. mir hat mein fraw Praunhild ain mere hie gesait, Du habst dich gerümt, daz du iren schonen leib von erst habst geminnet. so sagt Kriemhild dein weib. ¶ Do sprach der starcke Seifrid: „vnd hat sy daz gesait, e daz ich erwinde, es sol ir werden lait. Vnd wil ir daz enpfuren vor allen deinen man mit meinem hohen ayde, daz ich ir nit gesaget han. ¶ Do sprach der kunig vom Rein: „da soltu lassen sehen den aid, den du da paittest. vnd mag daz hie geschehen, Aller valschen dinge wil ich dich ledig laun. da sach man zü dem ringe die stoltzen Burgonde gan. ¶ Seifrid der vil edle zů dem aide pot die hant. do sprach der kunig: „mir ist nun wol bechant Ewr gross vnschullde. ich wil ew ledig laun, des ewch mein schwester zeichet, daz ir daz nit habent getan. ¶ Do sprach aber Seifrid: „genüsset es mein weib, daz sy hat betrübet der Praunhilden leib, Daz ist mir sicherlichen ane schulde laid. da sahen zu ain ander die guten riter gemait. [55r] ¶ „Man sol die frawen ziehen , sprach Seifrid der degen, „daz sy vppikliche spruche lassen vnder wegen. Verbewt es deinem weibe, der meinen tů ich sam. jr grossen vngefüge ich mich werlichen scham. ¶ Mit red waz geschaiden manig schönes weib. da trauret also sere der Praunhilden leib, Daz es erbarmen müst des Gunthöres man. da kam von Troye Hagen zu seiner frawen gegan. ¶ Er fragt sy, waz ir were. wainent er sy vand. da sagt sy im die mere. er lobt ir sa ze hant, Daz es erarnen müsse der Kriemhillden man, oder er wolte jmmer darumb frolich bestan. ¶ Zu der rede chamen Ortwein vnd Gernot, da die held rieten den Seifrides dot. Darzu kam auch Geyselhör, der edlen Ů ten chint. do er ir red erhorte, er sprach getrewlichen sind: ¶ „Jr vil gůten recken, warumb dut ir daz? ja gedienet Seifrid vmb ew nie solichen has, Daz er darumb solte verliesen seinen leib. ja ist es hart leicht, darumb zurnent die weib.
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¶ „Sull wir gähe ziehen? sprach aber Hagene. „des habent lutzel ere so gůte degene. Daz er sich hat gerumet der lieben frawen mein, darumb wil ich sterben, es ge im an daz leben sein. ¶ Do sprach der kunig selbe: „er hat vns nicht getan, nun wann gůt vnd ere. man sol in leben lan. Was daut, ab ich dem recken were nun gehas? er waz ye getrewe vnd dot vil weyslichen daz. ¶ Do sprach von Metz der degen Ortwein: „ja kan in nicht gehelffen die grosse stercke sein. Erlaubet mirs, mein herre, jch getun im also lait. da heten im die hellde ane schuld wider sait. ¶ Sy geuolgten alle nun, waz Hagen riet. ze allen zeiten Gunthor den degen schriet. Ob Seyfrid nicht enlebte, so wurd im vndertan vil der kunig lande. der kunig des drauren began. ¶ Do liessen sy beleiben spil, die man do sach. hey, waz man starcker scheffte vor dem munster prach Vor Seifrides weibe all zů dem sale dan! da waren in vngemůte genug Gunthores man. ¶ Der kunig sprach: „lat beleiben den mortlichen zorn. er ist vns zu sällden vnd ze eren hie geporn. Auch ist so grimm starcke der wunder chune man, ob er sein jnnan wurde, ir dorst in nimmer bestan. ¶ „Nain er , sprach da Hagen, „ir sult wol stille dagen. jch getraw es haimlichen also wol angetragen. Daz Praunhilden wainen sol im werden laid. ja sol im von Hagen jmmer werden vnder sait. ¶ Do sprach der kunig Gunthör: „wie mag daz ergan? des antwurt Hagen: „ich wil euchs horen laun. Wir haissen poten reiten zů vns in daz lant widersagen offenlichen, daz hie niemat sey genant. ¶ So jecht ir vor den gesten, daz ir vnd ewr man welt heruertten. als daz ist getan, So gelopt er dar dienen. so verleust er den leip, so erfar ich vns die mere vmb des kunen recken weib. ¶ Der kunig geuolgt vbel Hagen seinem man. die starcken vntrewe begund er tragen an, E yemant daz erfunde, der ritter ausserkorn. von zwayer frawen pagen ward vil manig held verlorn.
Bild: Die falsche Kriegserklärung
[55v]
[56r]
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(15) Awentewr wie Seifrid verraten ward 849/879 (B 874)
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854/884 (C 890) {B 879} 855/885 (B 880)
856/886 (A 827) {B 881} 857/887 (B 882)
858/888 (B 884)
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A N dem vierden morgen zwen vnd dreissig man sach man ze hof reiten. daz ward da chund getan Gunthor dem vil reichen, jm wer wider sait. von lugen erwuchsen die aller grosten lait. ¶ Vrlaub sy gewunnen, da sy solten fur gaun, vnd jahen, daz sy weren des Ludigeres man, Den e da het bezwungen des Seifrides hant vnd in ze geysel prachte in Gunthores lant. ¶ Die poten er da grusste vnd hies sy sitzen dan. jr ainer sprach dar vnder: „herre, lat vns stan, Vntz wir gesagen mere, die ew enpoten sind. [56v] ja habt ir ze veinde, daz wissent, manger můter chint. ¶ Ew widersagt Ludegast vnde Ludeger, den ir da wielat datent dew gramelichen ser. Die wollent zü ew reiten mit wer in ditz lant. der kunig begund zurnen, da er die mere beuand. ¶ Do hies man die main zů den herbergen varn. wie mocht her Seifrid sich dauor bewarn, Er oder anders yemant, daz sy da trugen an? daz ward seit im selbe ze grossem laid getan. ¶ Er chund mit seinen frunden frwende gie. Hagen von Troyen in nie gerůen lie. Doch het es geschaiden genůg des kuniges man. da enwolt Hagen des rates nie abe gaun. ¶ Aines tages Seifrid sy růende vand. da begund fragen der held von Niderlant: „Wie gat so trauriklichen der kunig vnd sein man? daz hilff ich jmmer rechen, hat im yemat icht getan. ¶ Do sprach der kunig Gunthör: „von schullden ist mir lait. Ludegast vnd Ludiger, die haund mir wider sait. Sy wellent offenlichen reiten in mein land. do sprach der degen chune: „daz sol des Seifrides hant ¶ Nach allen ewren eren mit fleisse vnderstan. jch tůn noch den recken, als ich e han getan.1153 Jch gelege wüsten, ir burg vnd auch ir land, e daz ich erwinde. des sey mein haubt ewr pfand. ¶ „So wol mich diser mere , sprach der kunig do, als ob er ernstlichen der hellffe were fro, Jn valscher naig im dieffe der vngetrewe man. do sprach der herre Seifrid: „ir sult vil claine sorge han. als] als als
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867/897 (A 839) {B 893} 868/898 (B 894)
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¶ Do schickten sy die raise mit den knechten dan. Seifriden vnd den seinen ze schaden es was getan. Da hies er sich beraitten den von Niderlant. [57r] die Seifrides recken suchten streitlich gewant. ¶ Do sprach der starck Seifrid: „vater, her Sigemund, jr sult hie beleiben. wir chumen in kurtzer stund, Geit vns got geluck, her wider an den Rein. jr sult bey dem kunig hie frolichen sein. ¶ Dew zaichen sy an punden, als sy wollten dan. da waren da genůg der Guntheres man, Die westen nicht der mere, wa von es waz geschehen. man mocht gross gesinde da bey Seifriden sehen. ¶ Jr helm vnd auch ir prunne sy punden auf die marck. sich berait von dem lande manig ritter starck. Da gie von Troye Hagen, da er Krömhillden vand, vnd pat in geben vrlaub. sy wollten raumen daz lant ¶ „Nun wol mich , sprach Kriemhild, „daz ich ye gewan den man, der meinen lieben frunden so wol dar vor gestan, Als mein herr Seifrid důt den frunden mein. des wil ich hohes můtes , sprach die kuniginne, „ sein. ¶ Vil lieber frund Hagen, gedencke ane daz, daz ich ew gern diene, noch nie ward gehas. Des lassent mich geniessen an meinem lieben man. er sol des icht engellten, han ich Praunhillden icht getan. ¶ Daz hat mich seit gerauen , sprach daz edel weib. „auch hat er so geplawen dar vmb meinen leib. Daz ich ye geret, daz ir beschwart den můt, daz hat vil wol gerochen der kune recke gůt. ¶ Er sprach: „ir wert versunet wol nach disen tagen. Kriemhild, liebe frawe, ja sult ir mir sagen, Wie ich ew mug dienen an Seifrid ewrem man. daz tůn ich, fraw, vil gerne, wann ich sein niemat bas gan. ¶ „Ewch wer alle sorge , sprach daz edel weib, „daz im entnäme in sturmen seinen leib, Ob er nicht wolte volgen seiner vbermůt, [57v] so were jmmer sicher der degen kun vnd gůt. ¶ „Frawe , sprach Seifrid, „vnd habt ir des wan, daz man in mag verschneiden, ir sult mich wissen lan, Mit wie getanen listen ich da sull vnder stan. jch wil im ze hůte jmmer reiten vnde gaun. ¶ Sy sprach: „du pist mein mage vnd auch der frunde mein. jch beuilch dir mit trewen den hollden fridel mein, Daz du mir wol behüttest den meinen lieben man. sy sagt im chunde mere, die pesser wer verlan.
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877/907 (B 903)
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870,4
322
¶ Sy sprach: „mein man ist chune vnd darzů starck genůg. da er den lint tracken an dem berge schlůg, Ja padot sich in dem plůte der reck vil gemait, da von in seit in sturmen nie kain waffen verschnaid.1154 ¶ Je doch pin ich in sorgen, wann er in streiten stat vnd vil der gere schüsse von hellden handen gat, Daz ich da verliese den meinen lieben man. ey, waz ich grosser laide dick vmb Seifriden han! ¶ Jch meld es auf genad, vil lieber frunt, dir, daz du dein trew behalltest ane mir. Da man mag verhauen den meinen lieben man, daz lauss ich dich hören, daz ist auf genad getan. ¶ Da von des dracken wunden flos daz haisse plůt, vnd sich dar jnne padot der chüne recke gůt, Da viel im zwischen die hortte ain lindenplat vil prait. da mocht man in verschneiden, des ist mein sorge prait. ¶ Do sprach von Troye Hagen: „auf daz sein gewant nät ir ain claines zaichen, da bey ist mir bechant, Wa ich in müg behutten, so wir in sturmen stan. sy want den held da fristen. es waz auf sein tod getan. ¶ Sy sprach: „mit klainen seyden nä ich auf sein gewan ain taugenliches kreutze. da sol, held, dein hand Den meinen man behütten, so es an die hertte gat, wann er in den sturmen vor seinen veinden stat. [58r] ¶ „Daz tůn ich , sprach Hagen, „vil liebe frawe mein. do want auch daz die frawe, es solt im frumme sein. Da waz weit verraten der Kriemhillden man. vrlaub nam da Hagen. da gie er frolichen dan. ¶ Des kuniges jngesinde waz alles vngemůt. jch wene, nimmer rechte dehainer man gedůt So grosse mein rate, im dauon ergie, da sich an sein trewe Kriemhild die kunigin lie. ¶ Des andern morgens mit dausent seiner man rait der herr Seyfrid vil frolichen dan. Er want, er solt rechen der seinen frunde lait. Hagen mit im rait so nahent, daz er im schaut die claid. ¶ Als er gesach daz pilde, do schied er taugen dan. do sagten ander mere zwen seiner man, Mit frid solt beleiben da Gunthores lant, vnd sy het Ludiger zü dem kunig gesant.
verschnaid] verschaid
880/910 (B 906)
881/911 (B 907)
882/912 (B 908)
883/913 (B 909)
884/914 (B 910)
885/915 (B 911)
886/916 (B 912)
¶ Wie vngern Seifrid da hin wider rait, er het ettwaz errochen seiner frunde lait. Wann in vil chaum erwanden die Gunthores man. da rait er zu dem kunig. der wirt im dancken began. ¶ „Nun lon ew got des willens, frund Seifrid. daz ir so willikleichen düt, des ich ew pit, Daz wil ich jmmer dienen, als ich von recht sol. fůr all mein frunde so getraw ich ew wol. ¶ Nun wir der heruertte ledig worden sein, nun wil ich jagen reiten pern vnde schwein Hin zu dem Wasigen walde, als ich vil dick han. daz het geraten Hagen, der vil vngetrewe man. ¶ „Allen meinen gesten, den sol man daz sagen, daz sy vil frü reiten. die wollen mit mir jagen, Daz sy sich beraitten. die aber hie bestan hubschen mit den frawen, das sey in lieb getan. ¶ Do sprach der starck Seifrid mit herlichem sit: „wann ir jagen reittent, da wil gerne mit. So sult ir mir leihen ainen schütz man vnd ettlichen pracken, so wil ich reiten in den tan. ¶ „Welt ir nicht nemen einen? sprach der kunig ze hant. „jch leihe ew, welt ir, viere, den vil wol ist bechant Der walt vnd auch die staine, wa die diere hine gaund, die euch nicht verweise ze den herbergen reiten laund. ¶ Do rait zů seinem weibe der reck vil gemait. schier het Hagen dem kunig gesait, Wie er gewinnen wolte den trewlichen degen. suss grosser vntrewen solte nimmer man gephlegen.
[58v]
Bild: Siegfrieds Tod
(16) Awenteur wie Seifrid erschlagen ward 887/917 (B 913)
888/918 (B 914)
889/919 (B 915)
[59r]
G vnthör vnd Hagen, die recken vil bald, die lobten mit vntrewen ein pirsen in den wald. Mit iren scharpffen geren sy wollten jagen schwein, bern vnde wisende. waz mocht chuners gesein? ¶ Da rait auch Seifrid mit herlichem sit. manger hande speise die fůrt man in mit. Zu ainem kallten prunnen verlos seit den leib. es het geraten Praunhild, des kunig Gunthers weip. ¶ Do gie der degen chune, da er Kriemhilden vand. da was im aufgesamet vil manig preis gewant, Sein vnd der gesellen, sy wollten vber Rein. do endorft Kriemhild nimmer laider gesein.
323
890/920 (B 916)
891/921 (B 917)
892/922 (A 864) {B 918} 893/923 (A 865) {B 919} 894/924 (B 920)
895/925 (B 921)
896/926 (A 868) {B 922} 897/927 (B 923)
898/928 (B 924)
899/929 (B 925)
894,4
324
¶ Die seinen trawtinne kust er an den mund. „got lass mich dich, frawe, gesehen noch gesunt, Vnd mich die deinen augen. mit hollden magen dein soltu kurtzweilen. ich mag hie haim nit gesein. ¶ Do gedachtens an die mere, sy gedorst ir nit gesagen, dew sy da Hagen sagte. da begund er clagen Dew edel kuniginne, daz sy ye gewan den leib. do waint ane masse des herren Seifrides weib. ¶ Sy sprach zu dem recken: „lat ewr jagen sein. mir traumt heint laide, wie euch zwai willde schwein Jagten vber die haide. da wurden plumen rot. daz ich so sere waine, des gat mich werlichen not. ¶ Jch furcht hart sere etlichen rat, ob man der dehainen missedienet hat, Die vns gefügen chundent veintlichen has. beleibet, lieber herre, in trewen rat ich eẅ das! ¶ Er sprach: „mein trautinne, ich chumm in churtzen tagen. jch wais hie nit der lewte, die mir hasses tragen. Alle dein mage sind mir gemain hold. jch han auch an degen hie anders nicht verscholt. 1155 ¶ „Naina, her Seifrid, ja furcht ich deinen val. [59v] mir traumpt heint laide, wie ob dir ze tal Vielen zwen berge. ich gesach dich nimmer mer. wiltu von mir schaiden, daz důt mir in dem hertzen we. ¶ Er vmbuieng mit armen daz dugentreiche weib. mit minneklichem kusse trutt er iren schonen leip. Mit vrlaub er dannan schied in kurtzer stund. sy gesach in laider darnach nimermer gesunt. ¶ Da riten sy von danne in ainen dieffen wald durch kurtzweile willen. vil manig ritter bald Volgen Gunthörn vnde seinem man. Gernot vnd Geyselhor waren da heym bestan. ¶ Geladen vil der rosse cham vor in an den Rein, die den jagesellen prot trugen vnde wein, Daz flaisch mit den vischen vnd mangen rat, den ain kunig vil reiche hart pillichen hat. ¶ Sy hiessen herbergen für den grunen wald gen des willdes abluffe, die stoltzen jager pald, Daz sy da jagen solten auf ainen wert vil prait. do was auch chomen Seifrid. da ward dem kunig gesait.
hie] unter der Langzeile nachgetragen
900/930 (B 926)
901/931 (B 927)
902/932 (B 928)
903/933 (B 929)
904/934 (A 876) {B 930} 905/935 (B 931)
906/936 (B 932)
907/937 (B 933)
908/938 (B 934)
909/939 (B 935)
910/940 (B 936)
¶ Von den jag gesellen wurden gar bestan die ward an allen enden. do sprach der kune man: „Seifrid der vil starcke, der sol vns in den wald weysen nach dem wild, der hold chun vnd pald. ¶ „Wellen wir vns schaiden , sprach da Hagen, „e daz wir beginnen hie ze jagenen? Da bey wir mugen bechennen, ich vnd die herren mein, wer die pesten jäger an der walt raise sein. ¶ Lewt vnd gehunde sull wir tailen gar. so cher yeglicher, wa er gern var. Der danne jag das peste, des sol er haben danck. da ward der jäger beiten bey ain ander nit ze lang. ¶ Do sprach der herre Seifrid: „ich han der hunde rat, nun wann ainen pracken, der so genossen hat, [60r] Daz er die vert erchenne der tier durch den tan. wir chomen wol ze jagte , sprach der Kriemhilden man. ¶ Do nam ain allter jäger ainen spürhund. er pracht den herren in ainer kurtzen stund, Da sy vil diere funden. waz der von legere stund, die eriagten die gesellen, so noch güte jäger tund. ¶ Was ir der prack erspurte, die schlug mit seiner hant Seifrid der vil chune, der hold von Niderlant. Sein ros, das lief so sere, daz im nit entran. den lob er vor in allen an dem geiag gewan. ¶ Er waz an allen dingen biderb genůg. sein tyer waz daz erste, daz er ze tod schlůg, Ain vil starckes halpful mit der seinen hand. darnach er vil schiere ain starcken leon vand. ¶ Do den der brach ersprangte, den schos er mit dem bogen. ain scharpffe strale het er darein gezogen. Der leo lief nach dem schuss wann dreier sprunge langk. die seinen jaggesellen sagten Seifriden danck. ¶ Darnach schlug er schier ainen wisent vnd ain elch, starcker our viere vnd ainen grimmen schelch. Sein ros trůg in sobalde, das er in nicht entran. hirß vnde hinden kunden im wenig nicht engan. ¶ Ainen ewer grossen vand der spür hund, als er bgund fliehen, da cham er an der stund, Des selben jagtes maister, vnd bestund in auf der sla. daz schwein vil zorniklichen lief an Seifriden sa. ¶ Do schlug in mit dem schwerte der Kriemhillden man. es het ain ander jager so sanfte nicht getan. Da er in het erfellet, man vie den spur hund. da ward sein geiägt daz reiche wol den Burgonden chunt.
325
911/941 (B 937)
912/942 (B 938)
913/943 (B 939)
914/944 (B 940)
915/945 (B 941)
916/946 (B 942)
917/947 (B 943)
918/948 (B 944)
919/949 (B 945)
920/950 (B 946)
911,4
326
¶ Do sprachen sein jägere: „mügt es mit füg wesen, so lat vns, her Seifrid, der dier ain tail genesen. [60v] Jr tůt vns heẅt läre den perg vnd auch den wald. des begund schmielen der degen kün vnde pald.1156 ¶ Do hortens allenthalben ludem vnde dos. von lewten vnd von hunden der schal, der was gros, Daz in dauon antwurt der berg vnd auch der dan vnd zwainzech růr die jägere heten alle da verlan. ¶ Da můsten vil der dier verliesen da daz leben. da wänten sy daz fugen, daz man in solte geben Den preis von dem geiagte. des enchund nicht geschehen, da der starck Seifrid da ze der feurstat ward gesehen. ¶ Daz geiäg was ergangen vnd doch nicht gar. die zů der feurstat wollten, die prachten mit in dar Vil manger tier hüte vnd willdes genůg. hey, was des zů der kucher des kunigs ingesinde trůg! ¶ Do hies der kunig kunden den jägern ausserkorn, daz er enbaissen wolte. do ward vil laut ain horn Zu ainer stund geplasen, damit in ward erchand, daz man den fürsten edele da zů den feursteten vand. ¶ Do sprach ain Seifrides jäger: „herr, ich han vernomen von aines hornes dusse, daz wir nun sullen chomen Zů den horbergen. antwurtten ich das wil. do ward nach den gesellen gefraget plasende vil. ¶ Do sprach der herr Seifrid: „nun raum auch wir den dan. sein ros, daz trug in ewen. sy eilten mit im dan. Sy ersprangten mit ir schalle ain dier vil gerniklich. daz was ain per wilde. do sprach der degen hinder sich: ¶ „Jch wil vns hergesellen gůter kurtz weil wern. ja sich ich – lat den pracken – ainen grossen pern. Der sol mit vns von hinnen zü den herbergen varn. er fliech dann vil sere, er chan sich nimmer bewarn. ¶ Der prack ward gelassen. der per sprang von dan. do wolt in erreiten der Kriemhillden man. Er kam in ain gefelle. do chund es nicht wesen. [61r] der starcke ber da wolte vor dem jäger genesen. ¶ Do sprang von seinem rosse der ritter vil gůt. er begund im nach lauffen. das dier waz vnbehůt, Es enchund im nicht entrinnen. er vieng es sa ze hand. an aller schlachte wunden der held es schier gebant.
schmielen] schmelen
921/951 (B 947)
922/952 (B 948)
923/953 (B 949)
924/954 (B 950)
925/955 (B 951)
926/956 (B 952)
927/957 (B 953)
928/958 (A 898) {B 954} 929/959 (B 955)
930/960 (B 956)
921,1 927,4 928,3
¶ Kratzen, peissen kund es nicht den man.1157 er band es zu dem satel auf. auf saz der schnelle san. Er pracht es zu der feurstat durch seinen hohen můt zu ainer kurtzweile, der reck kün vnd gůt. ¶ Wie recht herlichen er zu den herbergen rait! sein ger waz vil michel, starck vnde prait. Jm hieng ain zier waffen hin nider auf den sporn. von vil rotem golde fůrt der held ain schones horn. ¶ Von pesserm pirs gewat hort ich nie gesagen. ainen rock von schwartzem pfelle, den sach man in tragen, Vnd ainen hůt von zobel, reich was der genůg. hey, was er reicher portten an seinem kocher trůg! ¶ Von ainem pantel daruber was gezogen ain hut durch die schüsse. auch furt er ainen bogen, Den man mit antwerchen můste ziehen dan, der in spannen solte, der het es selb getan. ¶ Von ainer ludens hůte was alles sein gewant. vom haubt vntz auf die hende gestreut man darauf vand. Vzz liechten ruche vil manges goldes zain ze baiden seinen seitten dem chunen jagermaister schein. ¶ Do fůrt er Balmungen, ein zier waffen prait. da was also scharpf, das es ir nicht vermeit, Wa man es auf helme schlůg, sein elffe waren gůt. der herliche jäger, der was hohe gemůt. ¶ Nit daz ich ew die mere gar beschaiden sol, jm was sein edel kocher vil gůter strale vol, Von guldinen dullen, die sachs wol hende prait. es muste bald ersterben, was er da mit verschnaid. [61v]1158 ¶ Do rait der ritter edel vil waidenlichen dan. jn sahen zů in chomen des kunig Güntheres man. Sy lieffen im engegen vnd enpfiengen im daz marck.1159 da furt er bey dem saile ainen bern gros vnd starck. ¶ Als er gestund vom rosse, da lost er im die pand von fůs vnd auch von munde. da erlautte da ze hant Vil gros daz gehunde, was des den pern sach. daz dier ze wald wolte. die lewt heten vngemach. ¶ Der ber von dem schalle durch die kucher geriet. hey, waz er kucher knechte von dem feure schied! Vil kessel ward geruret, zerfüret manig prant. hey, waz man guter speyse in der aschen da vand!
Kratzen] Krarzen verschnaid] verschaid lieffen] liessen
327
931/961 (B 957)
932/962 (B 958)
933/963 (A 903) {B 959} 934/964 (B 960)
935/965 (B 961)
936/966 (B 962)
937/967 (B 963)
938/968 (B 964)
939/969 (B 965)
940/970 (B 966)
935,1 939,2
328
¶ Do sprungen von dem sedel die herren vnd ir man. der ber begund zürnen. der kunig hies da lan Alles daz gehunde, daz an den sailen lag. vnd wer es wol verendet, sy heten frolichen tag. ¶ Mit bogen vnd mit spiessen, nit lenger man daz lie, da lieffen dar die schnellen, do der bere gie. Da waz so vil der hunde, daz da niemat schos. von dem lautten schalle daz geburg alles erdos. ¶ Der ber begund fliehen vor den hunden dan. jm chund nicht gefolgen wann Kriemhillden man. Der erlief in mit dem schwerte. ze tod er in schlůg. hin zu dem feur man den bern wider trůg. ¶ Do sprachen die daz sahen, er wer ain kreftig man. die stoltzen jaggesellen hies man ze dische gaun. Auf ainen schonen anger sas ir da genůg. hey, was man reicher speise den edlen jagern trůg! ¶ Die schenke chomen seine, die tragen solten wein.1160 es enchund bas gedient nimmer hellden sein. Heten sy darunder nicht so valschen mut, so wern wol die recken vor allen schanden behůt. ¶ Do sprach der her Seifrid: „wunder mich des hat, [62r] seit man vns von der kucher geit so mangen rat, Warumb vns die schencken pringen nicht den wein. man pfleg bas der jager, ich will nit jag geselle sein. ¶ Jch het wol verdienet, daz man mein bas nam war. der kunig von seinem dische sprach in valsche dar: „Man sol ews gern püssen, was wir gepresten han. daz ist von Hagen schulden, der wil vns gern erdursten lan. ¶ Do sprach von Troye Hagen: „lieber herre mein, jch want, daz pirssen hewte solte sein Da ze dem Spechharte. den wein, den sant ich dar. sey wir hie vngetruncken, wie wol ich mer daz bewar. ¶ Do sprach her Seifrid: „ir leib, der hab vndanck! man solt mir siben samer met vnde lautter getranck1161 Haben her gefurt. da des nicht mocht gesein, da solt man vns gesidelt haben nachent an den Rein. ¶ Do sprach von Troye Hagen: „ir edlen ritter pald, jch wais hie pey nahent ainen prunnen kalt. Daz ir nicht enzurnet, da sull wir hin gaun. der rat ward mangem degen ze grossen sorgen getan.
seine] darüber Markierung II, die sich am linken Blattrand wiederholt: II süene. met] mer
941/971 (B 967)
942/972 (B 968)
943/973 (B 969)
944/974 (B 970)
945/975 (B 971)
946/976 (B 972)
947/977 (B 973)
948/978 (B 974)
949/979 (B 975)
950/980 (B 976)
949,2
¶ Seifrid den recken zwang des durstes not. den disch er dester zeiter dannen rucken pot. Er wolte fur die berge zů dem prunnen gaun. do was der rat mit maine von den recken getan. ¶ Dew dier man hies auf wagen füren in die lant, die da het verhauen des Seifrides hant. Man jach im grosser eren, wer es ye gesach. Hagen sein trewe ser an Seifriden prach. ¶ Do sy wollten dan zů der linden prait, do sprach von Troy Hagen: „mir ist des vil gesait, Daz nicht geuolgen chünne dem Kriemhillden man, wann er wolte gahen. hey, wolt er vns daz sehen lan! ¶ Do sprach der von Niderland, der kün herr Seifrid: „daz mug wir wol versuchen, welt ir mir lauffen mit [62v] Zů wette zů dem prunnen. so das ist getan, dem sol man jehen danne, den man sicht gewunnen han. ¶ „Nu wollen auch wirs versuchen , sprach Hagen der degen. do sprach der starck Seifrid: „so wil ich mich legen Für die ewren füzze nider in das gras. do er daz erhorte, vil lieb es Gunthörn waz. ¶ Do sprach der degen chüne: „nun wil ich eẅ mer sagen: alles mein gewäte wil ich mit mir tragen, Den ger mit dem schillte vnd all mein pirs gewant. den kocher mit dem schwerte vil schier er vmb gepant. ¶ Da zugen sy die claider von dem leibe dan. jn zwain weissen hemden sach man sy baide stan. Sam zway wilde pantel sy lieffen durch den cle. doch sach man bey dem prunnen den kunen Seyfrid e. ¶ Den preis an allen dingen trůg er vor mangem man. daz schwert lost er schiere, den kocher lait er dan, Den starcken ger er laint an der linden ast. bey des prunnen flusse stund der herliche gast. ¶ Die Seifrides tugent, die waren harte gros. den schilt, den legt er nider, all da der prunne flos.1162 Wie hart in da durste, der hold doch nit tranck, e daz der kunig gedruncke. des sagt er im vil bösen danck. ¶ Der prunn, der waz kule, lautter vnde gůt. Gunthör sich da naigte nider zu der flůt. Als er het gedruncken, da richt er sich von dan. alsam het auch gerne der kune Seifrid getan.
schilt] schilt schilt
329
951/981 (B 977)
952/982 (B 978)
953/983 (B 979)
954/984 (B 980)
955/985 (B 981)
956/986 (B 982)
957/987 (B 983)
958/988 (B 984)
959/989 (B 985)
960/990 (B 986)
961/991 (B 987)
330
¶ Da engalt er seiner zuchte. den bogen vnd daz schwert, daz trug alles Hagen von im dannan wert. Do sprang er hin wider, da er den geren vand. er sach nach ainem pilde an des chunen gewant. ¶ Do der herr Seifrid aus dem prunnen tranck, er schos im durch daz crutze, daz von der wunden sprang Daz plut im von dem hertzen vast an die Hagns wat. [63r] so gross misse wende ain hold noch nimmer mer begat. ¶ Den ger im gegen dem hertzen stecken er do lie. also grimmelichen ze fluchte Hagen nie Gelief noch in der welt vor dehainem man. do sich her Seyfrid der starcken wunden versan, ¶ Der herre toblichen von dem prunnen sprang. jm raget von dem hertzen ain ger starck vnd lang. Der furst wante vinden bogen vnde schwert. so muse wesen Hagne nach seinem dienste gewert. ¶ Do der ser wunde des schwertes nicht enuand, da enhet er nicht mere wann des schilltes rant. Er zuckt in von dem prunnen vnd lieff Hagen an. da chund im nicht entrinnen des kunig Gunthors man. ¶ Wie wund er waz zů dem tode, so kreftiklich er schlůg, daz ausser dem schillte trete genůg Des edlen gestaines. der schilt im gar zerprast. sich het gern gerochen der herliche gast. ¶ Do waz gestrauchet Hagen von seiner hand ze tal. von des schlages krefte der wirt vil laut erhal. Het er daz schwert enhende, so wer es Hagen tot, so ser zurnet der wunde. des gie in werlichen not. ¶ Erplichen waz sein varbe, er chund nicht gestan. seines leibes stercke, die můst gar zergan, Wann er des dodes zaichen in liechter varbe trůg. seit ward er gewainet von schonen frawen genůg. ¶ Da viel in die plůmen der Kriemhillden man. daz plůt von seiner wunden sach man vil vaste gan. Da begund er schellten, des gie in grosse not, die auf in geraten heten den vngetrewen tod. ¶ Do sprach der verch wunde: „ir vil bosen zagen, waz helffent meine dienst, daz ir mich habt erschlagen? Jch waz ew ye getrewe, des ich engolten han. jr habt an ewrem magen laider vbel getan. [63v] ¶ Die sind dauon beschollten, was ir wirt geporn, herr, nach disen zeiten. ir habt eẅren zorn Gerochen also sere an dem leibe mein. mit laster ir geschaiden sult von guten recken sein.
962/992 (B 988)
963/993 (B 989)
964/994 (B 990)
965/995 (B 991)
966/996 (B 992)
967/997 (B 993)
968/998 (B 994)
969/999 (B 995)
970/1000 (B 996)
971/1001 (B 997)
968,1
¶ Die ritter alle lieffen, da er erschlagen lag. es waz ir genugen ain freẅdenloser tag. Die ir trewe heten, von den ward er geclaid. daz het wol verdienet der ritter chun vnd gemait. ¶ Der kunig von Burgonden claget seinen tod. do sprach der verch wunde: „daz ist ane not, Daz der nach schaden wainet, der in hat getan. der dienet michel schellten. da wer vil pesser verlan. ¶ Do sprach der grimme Hagen: „ja wais ich, was ir clait. es hat nun alles ende, vnser sorg vnd vnser lait. Wir vinden ir vil lutzel, die turen vns bestan. wol mich, daz ich seiner herschaft han ze rat getan. ¶ „Jr mugt eẅ leichte rümen , sprach da Seifrid, „het ich an ew erkennet den mortlichen sit, Jch het wol behallten vor ew meinen leib. mich rewet nicht so sere so fraw Kriemhild mein weib. ¶ Nun muss got erbarmen, daz ich gewan ye den sun, dem man daz it wissen sol nach disen zeiten tůn, Daz sein mag yemant hab mortlichen erschlagen. mocht ich , so sprach ·S·, „daz solt ich pillichen clagen. ¶ Do sprach jamerlich der verch wunde man: „welt ir, chunig edel, trauren nicht began Jn der welt an yemant, lat euch beuolhen sein auf ewr genade die hollden trauttin mein. ¶ Vnd lat sy des geniessen, daz sy ewr schwester sey.1163 durch aller fürsten tugent want ir mit trewen bey. Mir mugen lange wartten mein vater vnd mein man. es ward nie frawen laider an liebem manne getan. ¶ Die plumen allenthalben von plute wurden nas. range mit dem tode, vnlange töt er das, Wann des dodes waffen ye ze sere schnaid. da macht gereden nicht mere der held kun vnd gemait. ¶ Do die herren sahen, daz der held waz tod, do legtens in auf ainen schilt, der waz von golde rot, Vnd wurden des ze rate, wie daz solt ergan, daz man es verhäle, daz es Hagen het getan. ¶ Do sprachen ir genůge: „vns ist nit wol geschehen. jr sult es helen alle vnd sult geleiche iehen, Da er rait jagen aine, der Kriemhilden man, jn schlügen schachere, da er für ain durch den dan.
[64r]
daz] daz daz
331
972/1002 (B 998)
¶ Do sprach von Troye Hagen: „ich pring in in daz lant. mir ist vnmere, vnd wirt es ir bechant, Dew so hat betrübet den Praunhilden můt. es achttet mich vil ringe, waz sy wainens gedůt.
Bild: Siegfrieds Leiche vor Kriemhilds Tür
(17) Awenteur wie Seifrid begraben ward 973/1003 (B 999)
974/1004 (B 1000)
975/1005 (B 1001)
976/1006 (B 1002)
977/1007 (B 1003)
978/1008 (B 1004)
979/1009 (B 1005)
980/1010 (B 1006)
981/1011 (B 1007)
332
D O erbiten sy der nacht vnd fůren vber Rein. von höllden jmmer wirser kund geiaget sein. Ain dier, daz sy da schlůgen, daz wainten edle chint. ja musen sein engellten vil gůt weigande sint. ¶ Von grossem vbermůte mugt ir horen sagen, vnd von eyslicher rache. da hies Hagen tragen Seifrid also doten von Nibelunge lant fur ain kemnoten, da man Kriemhilden vand. ¶ Er hies in taugenlichen legen an ir tür, daz sy in solte vinden, so sy gieng dar für Hintz der mettin, e daz es wurde tag, der die frawe Kriemhild dehaine sellten verlag. ¶ Man laute zů dem münster nach der gewanhait. fraw Kriemhild die schone wachte mange mait. Ain liecht hies sy ir pringen vnd auch ir gewant. da kam ain kamrere, da er Seifriden vand. ¶ Er sach in plutes rotten, sein wat was alle nas. daz es sein herre were, nicht enwesste das. Hintz der kemnoten licht trůg er an der hant. von dem vil laide mere frawe Kriemhilden bevand. ¶ Do sy mit irem weibe ze munster wolte gan, do sprach der kamrere: „ja sult ir stille stan. Es ligt vor disem gadem ain ritter ze dot erschlagen. do begunde Kriemhild vil laute vnmessiklichen clagen. ¶ Daz sy recht erfunde, daz es wer ir man, an die Hagen frage dencken sy began, Wie er in solt fristen. da ward ir erste lait. von ir waz allen freẅden mit seinem tode wider sait. ¶ Do saig sy zu der erden, das sy nit ensprach. die schonen frewdelosen man da ligen sach. Kriemhilden jamer waz ane masse gros. do erschre sy nach vnkreften, daz all die kemnot erdos. ¶ Do sprach daz gesinde: „ob es ist ain gast? daz plůt ir aus dem munde vor hertzen jamer prast. Do sprach sy: „es ist Seifrid, der mein vil lieber man. es hat geraten Praunhild, daz es hat Hagen getan.
[64v]
[65r]
982/1012 (B 1008)
983/1013 (B 1009)
984/1014 (B 1010)
985/1015 (B 1011)
986/1016 (B 1012)
987/1017 (B 1013)
988/1018 (B 1014)
989/1019 (B 1015)
990/1020 (B 1016)
991/1021 (B 1017)
992/1022 (B 1018)
¶ Dew fraw hies sich weysen, da sy den held vand. sy hůb sein schön habet mit ir vil weyssen hant. Da lag vil jemerlich der ser verhauen degen. wie rot er was von plute, sy het in schir erwegen. ¶ Do rieft vil trauriklichen die kuniginne milt: „owe mir deines laides! nun ist dir dein schilt Mit schwertten nicht verhauen. du pist ermordet. west ich, wer daz täte, ich riet im immer an den tod. ¶ Alles ir gesinde klaget vnde schre mit ir lieben frawen, wann in waz harte we Vmb iren lieben herren, den sy heten verlorn. da het gerochen Hagen vil hart Praunhillden zorn. ¶ Do sprach die jamerhafte: „ir kamrer, ir sult hin gan vnd weckent hart palde die ·S· man. Jr sult auch Sigemunden meinen jamer sagen, ob er mir helffen wolle den kunen Seifrid clagen. ¶ Do lief ain pot pald, da er sy ligen vand, des Seifrides held von Nibelunge lant. Mit den vil laiden meren ir frewd er in benam. si mochtens nicht gelauben, vntz man die warhait vernam. ¶ Der pot kam auch schiere, da der kunig lag, Sigmund der herre, der schlaffens nicht enpflag. Jch wen, sein hertz im sagte, daz im waz geschehen. er mochte seinen lieben sun nimmer lebentig gesehen. ¶ „Wachet, herr Sigmund, mich pat nach ew gan Kriemhild mein frawe. der ist ain laid getan, Daz ir vor allem laide an ir hertze gat. daz sult ir clagen, wann es ew vil ser bestat. ¶ Auf richte sich da Sigmund. er sprach: „waz sind die laid der schönen Kriemhilden, die du mir hast gesait? [65v] Der pot sprach mit wainen: „ich kan euch nit vertagen, ja ist von Niderlande der kunig ·S· erschlagen. ¶ Do sprach der kunig Sigmund: „la dein schimpffen sein vnd also bose mere durch den willen mein, Daz ir daz sagent yemant, daz er sey erschlagen, wann ich enchund jn nimmer vor meinem tod verclagen. ¶ „Welt ir mir nicht gelauben, daz ir mich horent sagen, so mugt ir selb horen Kriemhillden clagen Vnd alles ir gesinde den Seifrides dot. vil ser erschrack do Sigmund. des gie in werlichen not. ¶ Mit hundert seinen mannen er von dem pete sprang. sy zuckten zů den handen die starcken waffen lang. Sy lieffen zů dem wůfe vil jamerlichen dan. do cham dausent recken des kunigs Seifrids man.
333
993/1023 (B 1019)
¶ Do sy so jamerlichen die frawen horten clagen, da wante sumeliche, sy sollten claider tragen. Ja mochte sy die sinne vor laid nicht gehaben. jn ward vil michel schwere in irem hertzen begraben. 994/1024 ¶ Do kam der kunig Sigmund, do er Kriemhilden vand. (B 1020) er sprach: „owe der raise her in ditz lant! Wer hat mich meins chindes vnd auch des ewren man bey also gůten frunten so mortlich an getan? 995/1025 ¶ „Hey, solt ich in chennen , sprach daz vil edel weip, (B 1021) „hold enwurd jm nimmer mein hertz vnd auch mein leip. Jch geriet im als laide, das die frunde sein von den meinen schullden müssent wainende sein. 996/1026 ¶ Sygemunt der herre den fursten vmbe schlos. (B 1022) do ward von seinen frunden der jamer also gros, Daz von dem starcken wůffe palast vnd der sal vnd auch die stat ze Wurms von irem wainen erschal. 997/1027 ¶ Do kund niemat trösten das Seifrides weip. (B 1023) man zoch aus den claidern den seinen schonen leip. Man wůsch im sein wunden vnd legt in auf den re. [66r] da waz den seinen leẅten von grossem jamer starcke we. 998/1028 ¶ Do sprachen sein recken von Nibelunge lant: (B 1024) „jn sol jmmer rechen mit willen vnser hant.1164 Er ist in dirre burge, der es hat getan. da eylten nach den waffen all Seifrides man. 999/1029 ¶ Die ausserwellten degen mit schillten chamen dar. (B 1025) ailf hundert recken, die het an seiner schar Sigemund der herre. seines sunes tod, den wolt er gern rechen. des gie in werrlichen not. 1000/1030 ¶ Sy westen, wen sy solten mit streit da bestan, (B 1026) sy daten es dann Gunthör vnde seine man, Mit den der herre Seifrid an daz geiaide rait. Kriemhild sach si gewaffent. daz was ir gröslichen lait. 1001/1031 ¶ Wie michel wer ir jamer vnd wie starck ir not, (B 1027) doch forcht sy vil harte der Nibelunge tod Von irs pruders mannen, daz sy es vnderstund. sy erwant es fruntlichen als frewnde guten frunden tund. 1002/1032 ¶ Do sprach der jamers reiche, mein herr Sigmund: (B 1028) „wes wolt ir beginnen? euch ist nit rechte chunt, Ja hat der kunig Gunthor so mangen kunen man, jr welt euch all verliesen, welt ir die recken bestan.
998,2
334
rechen] recher
1003/1033 ¶ Mit auferporten schillten waz in ze streite not. (B 1029) die edel kuniginne pat vnd auch gepot, Daz sis meiden solten, die recken vil gemait. das sis nit lassen wollten, daz waz in werlichen lait. 1004/1034 ¶ Sy sprach: „her Sigemund, ir sult es lassen stan, (B 1030) vntz es sich bas gefüge. so wil ich meinen man Jmmer mit ew rechen. der mir in hat genomen, wird ich des beweyset, es sol im schodlichen chomen. 1005/1035 ¶ Es ist der vbermüten hie bey dem Reine vil, (B 1031) da von ich eẅ des streites raten nicht enwil. Si habent wider ainen wol dreissig man. [66v] nun lass in got gelingen, als sy vmb vns verdienet han. 1006/1036 ¶ Jr sult hie beleiben vnd dolt mir die lait. (B 1032) als es dagen beginne, held vil gemait, So helffent mir bersarchen meinen lieben man. do sprachen die degen: „daz sol werden getan. 1007/1037 ¶ Nun enkund niemat daz wunder vol gesagen. (B 1033) von rittern vnd frawen, wie man die hort clagen, So daz man des wůffes ward in der stat gewar. die edlen Burgonde, die kamen gahende dar. 1008/1038 ¶ Sy clagten mit den gesten, wanz in was harte lait. (B 1034) die Seifrides schulde in niemant het gesait, Durch was der edel recke verlur den seinen leib. da wainten mit den frawen der guten burgere weib. 1009/1039 ¶ Schmid hies man gahen vnd wurcken ainen sarch1165 (B 1035) von silber vnd von golde, michel vnde starck. Man hies in vast spengen mit stahel, der waz gůt. da waz allen lewten hart traurig der můt. 1010/1040 ¶ Die nacht waz zergangen. man sagt, es wolte tagen. (B 1036) do hies die edel frawe zů dem munster tragen Seifriden den herren, ir vil lieben man. waz er da frunde hete, die sach man wainende gan. 1011/1041 ¶ Da sy in zu dem munster prachten, vil der gloggen clang. (B 1037) do hort man allenthalben vil der pfaffen gesang. Do cham der kunig Gunthor mit den seinen man vnd auch der grimme Hagen zu dem wůffe gegan. 1012/1042 ¶ Er sprach: „vil liebe schwester, owe der laide dein, (B 1038) daz wir nicht enchunden an den grossen schaden sein. Wir müssen clagen jmmer den Seifrides leip. „daz důt ir ane schuld , sprach daz jamerhafte weip.
1009,1
Schmid] Snid
335
1013/1043 ¶ „Wer euch darumb laide, so wer sein nicht geschehen. (B 1039) jr hetent mein vergessen, des mag ich noch wol iehen, Da ich da ward geschaiden vnd mein lieber man. daz wolte got , sprach Kriemhild, „wer es mir selb getan. 1014/1044 ¶ Sy buten vast ir laugen. Kriemhild begund jehen: (B 1040) „welher sey vnschulldig, der lass daz nun sehen. Der sol zů der bare mit den lewten gan. da bey mag man die warhait harte schier verstan. 1015/1045 ¶ Daz ist ain michel wunder, vil dick es noch geschicht: (B 1041) wa man den mort mailen bey dem doten sicht, Da plutten im die wunden, als auch da geschach. dauon man die schulde da ze Hagen gesach. 1016/1046 ¶ Die wunden vlussen sere, als samm sy daten e. (B 1042) die e da sere clagten, des ward nun michel me. Do sprach der kunig Gunthör: „ich wils ew wissen lan: jn schlugen schachere. Hagen hat es nit getan. 1017/1047 ¶ „Mir sind die schachere , sprach sy, „wol erchant. (B 1043) nun lass es got errechen noch seiner frunde hant. Gunthör vnd Hagen, ja habt irs getan. die Seifrides degene heten da gein streite wan. 1018/1048 ¶ Do sprach aber Kriemhild: „nun tragt mit mir die not. (B 1044) da kamen dise baide, da sy in funden dot, Gernot ir pruder vnd Geiselhör das chint. jn trewen sy in clagten mit den andern sint. 1019/1049 ¶ Sy wainten jnniklichen den Kriemhilden man. (B 1045) man solt messe singen. zů dem closter dan Giengen allenthalben weib vnde chint. die sein leicht enbaren, die wainten ·S· sint. 1020/1050 ¶ Gernot vnd Geiselhor, die sprachen: „schwester mein, (B 1046) du droste dich nach dode, als es nun mug gesein. Wir wollen dich sein ergetzen die weil wir nun leben. da kund ir trost dehainen in der wellte gegeben. 1021/1051 ¶ Ain sarch, der waz beraittet wol vmb mitten tag. (B 1047) man hůb in von der bare, da er auf lag. Jn wolt noch die frawe lassen nicht begraben. des můsten alle lewte michel arbaite haben. 1022/1052 ¶ Jn ainen reichen pfelle man den doten wand. (B 1048) jch wene, man da yemant ane wainen vand. Da clagt in hertziklichen Ů t ain edel weib vnd alles ir gesinde, den seinen weltlichen leib. 1023/1053 ¶ Do man daz gehorte, daz man zů dem munster sang, (B 1049) vnd man in gesarchat het, da hůb sich gross gedrang. Durch willen seiner sele waz opffers man dar trůg. er het bey den veinden da gůter frund genůg.
336
[67r]
[67v]
1024/1054 ¶ Kriemhild die arm zů irem kamrer sprach: (B 1050) „si sullen durch mein liebe leiden vngemach, Die jm icht gůtes gunnen vnd mir wesen hold. durch Seifrides sele sol man tailen daz gold. 1025/1055 ¶ Dhain kind waz so claine, daz witz mocht gehaben. (B 1051) daz můste gan zu dem opffer. e daz er ward begraben,1166 Bas dann hundert messe des tags man da sang. von Seyfrides frewden ward da grosser gedanck. 1026/1056 ¶ Do man da het gesungen, daz volk hůb sich von dan. (B 1052) do sprach fraw Kriemhilt: „ir sult nicht eine lan Heint mich bewachen den ausserwellten degen. es ist an seinem leibe all mein frewd gelegen. 1027/1057 ¶ Drey tag vnd drey nacht wil ich in lassen stan, (B 1053) vntz ich mich geniet meins vil lieben man. Wais, ab got daz gepewtet, daz mich auch nimpt der tod? so wer wol verendet mein armer Kriemhillden not. 1028/1058 ¶ Zu den herbergen giengen die lewt von der stat. (B 1054) pfaffen vnd münch sy beleiben pat, Vnd alles daz gesinde, daz des heldes pflag. sy heten nacht vil arge vnd vil mülichen tag. 1029/1059 ¶ An essen vnd an drincken belaib da manig man. (A 999) die es da nemen wollten, den ward es getan. {B 1055} Daz mans enuollen gäbe, daz schůf her Sigemund. [68r] do waz den Nibelungen vil michel arbaitten chunt. 1030/1060 ¶ Die drey tag zeite, so wir hören sagen, (B 1056) die da kunden singen, daz sy müsten tragen Vil der arbaite. waz man in opffers trůg! die vil arme waren, die wurden reich genůg. 1031/1061 ¶ Waz man vand der armen, die es nicht mochten han, (B 1057) die hies man doch zů dem opffer mit dem golde gan Vz sein selbes chamer. da er nicht solte leben, vmb sein sele ward manig dausent marck gegeben. 1032/1062 ¶ Erbor auf der erden tailtens in die lant, (B 1058) wa man die klöster vnd gute lewte vand. Silber vnde wäte gab man den armen genůg. sy dot dem geleiche, daz sy im hollden willen trůg. 1033/1063 ¶ An dem dritten morgen ze rechter messe zeit, (B 1059) do waz bey dem munster der kirchhof so weit Von den landz leẅten wainens also vol. die dienten im nach tode, als man lieben frunden sol.
1025,2
ward] warb
337
1034/1064 ¶ Jn den tagen vieren, man hat gesaget daz, (B 1060) ze dreissig dausent marcken oder dannocht bas Ward durch sein sele den armen da gegeben. da waz gelegen ringe sein schon vnd auch sein leben. 1035/1065 ¶ Da got da ward gedienet, daz man wol gesang, (B 1061) mit vngefugem laide vil des volkes rang. Man hies in zů dem grab aus dem munster tragen. die sein vngern enbaren, die sach man wainen vnd clagen. 1036/1066 ¶ Vil laut schreyen die lewt giengen mit im dan. (B 1062) vro enwas da niemat, weder fraw noch man. E daz man in begrůb, man sang vnde las. hey, waz gůter pfaffen bey seiner grebnüsse waz. 1037/1067 ¶ Da zu dem grab cham des Seifrides weib, (B 1063) da rang mit solichem jamer der ir getrewer leip, Das man sy mit dem prunne vil dick da begos. [68v] es waz ir vngemüte vil hart groslichen gros. 1038/1068 ¶ Es waz ain michel wunder, das sy genas. (B 1064) mit pflag ir helffende da manig frawe waz. Do sprach die kuniginne: „ir Seifrides man, jr sult durch ewr trewe an mir genade began. 1039/1069 ¶ Lat mir nach meinem laide ain claines lieb beschehen, (B 1065) daz ich sein schön haubet noch ainsten mug gesehen. Da pat sy also lange mit jamer also starch, daz man ze prechen muste den herlichen sarch. 1040/1070 ¶ Do pracht man die frawen, da man in ligen vand. (B 1066) sy hub sein schones haubet mit ir wol weissen hant Vnd kuste also doten den edlen ritter gůt. die iren vil liechten augen vor laide wainten plůt. 1041/1071 ¶ Ain jamerliches schaiden ward da getan. (B 1067) da trůg man sy von danne. sy mocht nit gegan. Da vand man sinnelose daz herliche weib. vor laide mocht ersterben der ir vil herliche leib. 1042/1072 ¶ Do man den edlen herren het nun begraben, (B 1068) laid ane masse sach man die alle haben, Die mit im chumen waren von Nibelunge lant. vil sellten frölichen man da Sigemunden vand. 1043/1073 ¶ Da waz etlichem, der dreyer tage lang (B 1069) vor dem grossen laide nicht as noch entranck. Doch mochten sy den leib so gar geschwechen nit, sy nerten sich nach sorgen, so noch gnůgen geschicht. Bild: Sigmunds Aufbruch von Worms
338
[69r]
(18) Awenteur wie Sigemund haim ze land fůr 1044/1074 D Er schweher Kriemhillden gie, da er sy vand. (B 1070) er sprach: „kuniginne, wir sullen in vnser land. Wir weren vnmer geste hie bey dem Reine sein. Kriemhild, vil liebe frawe, nun fart ir zu dem lande mein. 1045/1075 ¶ Seit daz vns vntrewe hat angetan (B 1071) hie in disen landen den ewren edlen man, Des sult ir nicht engellten. ich wil eẅ wege sein durch meines sunes liebe vnd durch des lieben kindes dein. 1046/1076 ¶ Jr sult auch haben, frawe, allen den gewalt, (B 1072) den eẅ e chunt dete Seifrid, der degen bald. Daz land vnd auch die krone, daz sey ew vndertan. ew sullen gern dienen all ·S· man. 1047/1077 ¶ Do sagt man den knechten, sy solten reiten dan. (A 1016) da ward ain michel gahen nach rossen getan. {B 1073} Bey iren starcken veinden waz in daz leben lait. [69v] frawen vnde magte hies man suchen die claid. 1048/1078 ¶ Do der kunig Sigmund wolt sein geriten, (B 1074) da begund Kriemhild den iren frunde piten, Daz sy bey ir muter solte da bestan. do sprach die frawe: „herre, daz chunde nimer ergan.1167 1049/1079 ¶ Wie mocht ich den mit augen jmmer angesehen, (B 1075) von dem mir armen weibe so laid ist geschehen? Do sprach der jung Geiselher: „vil liebe schwester mein, du solt durch dein trewe hie bey deiner můter sein. 1050/1080 ¶ Die dir beschwert habent vnd bedrubet den můt, (B 1076) der darftu nicht ze dienste. zer nun mein aines gůt. Sy sprach zů dem recken: „ja mag es nit geschehen. vor laid müst ich sterben, wann ich Hagen solte sehen. 1051/1081 ¶ „Des tun ich dir rate, vil liebe schwester mein, (A 1020) du solt bey deinem pruder Geiselhern sein. {B 1079} Ja wil ich dich ergetzen deines mannes tot. do sprach die gotes arme: „des wer mir Kriemhilden not. 1052/1082 ¶ Do es ir der junge Geiselher so lieplich erpot, (B 1078) da begund flehen fraw Ů t vnd Gernot Vnd ir getrewe mage. sy paten sy da bestan, sy het lutzel kunne vnder Seifrides man. 1053/1083 ¶ „Sy sind ew alle fremde , so sprach Gernot. (B 1079) „es enlebt so starcker niemant, er mus ligen tod. Daz bedenckent, liebe schwester, vnd drostent ewren můt. beleipt bey den frunden, es wirt ew werlichen gůt. 1048,4
frawe] frawe frawe
339
1054/1084 ¶ Sy lopt Geyselheren, sy wolt da bestan. (B 1080) die ros gezogen waren den Sigemundes man, Als sy wolten reiten zu der Nibelunge lant. nun waz auch aufgesamet als der recken gewant. 1055/1085 ¶ Do gie der herr Sigemund ze Kriemhilden stan. (B 1081) er sprach zu der frawen: „die Seyfrides man, Sy warttent bey den rossen. nun sult ir reiten hin, [70r] wann ich vil vngern bey den Burgonden pin. 1056/1086 ¶ Do sprach die frawe Kriemhild: „mir rattent frunde mein, (B 1082) waz ich han der getrewen, ich sull hie bey in sein. Jch hab niendert mage in Nibelunge lant. vil laid was es Sigemunden, da ers an Kriemhilden vand. 1057/1087 ¶ Do sprach der her Sigmund: „daz lat ew niemat sagen. (B 1083) vor allen meinen magen sult ir die krone tragen Vil gewaltiklichen, als ir habt e getan. jr sult des nicht engellten, daz wir den held verlorn han. 1058/1088 ¶ Vnd fart auch mit vns wider durch ewr kindelein. (B 1084) daz sult ir, fraw, nit verweysent lassen sein. Wann ewr sun gewachset, er tröst eẅ wol den můt. die weil sol ew dienen manig held kun vnd gůt. 1059/1089 ¶ Sy sprach: „herre Sigemund, ja mag ich reiten nit. (B 1085) jch mus hie beleiben, waz halt mir beschicht, Bey den meinen magen, die mir helffent clagen. da begunden dise mere dem gůten recken missehagen. 1060/1090 ¶ Sy sprachen all geleiche: „so mochten wir wol iehen, (B 1086) daz vns aller erst laid wer geschehen, Wolltent ir beleiben bey vnser feinden hie.1168 so geriten hof raise noch hollde sorklicher nie. 1061/1091 ¶ „Jr sult ane sorge got beuolhen varn. (A 1030) man geit ew gut gelaitte, ich haiss euch wol bewarn, {B 1087} Ze ewrem lande. mein liebes chindelein, daz sol auf ewr genade eẅ allen beuolhen sein. 1062/1092 ¶ Do sy wol vernomen, daz sy nit wollte dan, (B 1088) da wainten all gemaine des Sigemundes man. Wie recht jamerlichen schied da Sigemund von frawen Kriemhilden! vngemůt was im chunt. 1063/1093 ¶ „So we der hochzeite , sprach da der kunig her. (B 1089) „es geschicht von kurtz weile hinfur nimmer mer [70v] Kunigen noch seinen magen, das vns ist geschehen. man sol vns nimmer mere hie zů den Burgonden sehen.
1060,3
340
feinden] gebessert aus frunden
1064/1094 ¶ Do sprachen offenlichen des Seifrides man: (B 1090) „es mocht noch die raise in ditz land ergan, So wir den recht erfunden, der vns den herren schlůg. sy habent von seinen magen starcker veind genůg. 1065/1095 ¶ Er kuste Kriemhillden. wie jamerlich er sprach, (B 1091) do sy beleiben wolte, vnd er daz rechte sach. Er sprach: „nun reitent frewden haim in vnser land. alle mein sorge sind mir erst bechant. 1066/1096 ¶ Sy riten an gelaitte von Wurms an den Rein. (B 1092) sy mochten wol irs můtes vil sicherlichen sein, Ob sy in veintschefte wurden angerant, daz sich weren wolten der kunen Nibelunge hant. 1067/1097 ¶ Sy gerten vrlaubes von dehainem man. (B 1093) da sach man Gernoten vnd Geyselheren stan Zu in minnikliche. in waz ir schade lait. des prachten sy wol jnnen die held kun vnd gemait. 1068/1098 ¶ Do sprach gezogenlichen der herr Gernot: (B 1094) „got wais daz wol von himel, an Seifrides tod Gewan ich nie die schullde, daz ich daz horte sagen, wer im hie veind were. ich solt in pillichen clagen. 1069/1099 ¶ Do gab in gut gelaitte Geiselher daz chint. (B 1095) er pracht in sorgende aus dem lande sint, Den kunig vnd sein recken, haim ze Niderlant. wie lutzel man der mage dar jnn frölichen vand! 1070/1100 ¶ Wie sy nun gefůren, daz chan ich nit gesagen. (B 1096) man hort hie Kriemhilden ze allen zeiten clagen, Daz ir niemat droste daz hertz vnd auch den můt, es endäte Geiselher. der was trew vnde gůt. 1071/1101 ¶ Praunhild die schöne mit vbermůte sas. (B 1097) waz ye gewaint Kriemhild, vnmere waz ir das. Sy ward ir guter trewen nimmer mer berait. seit gedot auch fraw Kriemhild ir hertzenliche laid.
[71r]
Bild: Der Nibelungenhort wird nach Worms gebracht
(19) Awenteur wie der Nibelung hort ze Wurms pracht ward 1072/1102 D O die edel Kriemhild also verwittwet wart, (B 1098) bey ir in dem lande der graf Ekkewart Beleipt mit seinen mannen. der dient ir zu allen tagen. der half auch seinen herren der frawen Kriemhilden clagen.
341
1073/1103 ¶ Ze Wurms bey dem munster ain gezimer man ir schlos, (B 1099) wit vnde michel, reich vnde gros,1169 Da sy mit irem gesinde seit an frewde sas. sy waz ze kirchen gern vnd döt vil gutlichen daz. 1074/1104 ¶ So man begrub ir fridel, wie sellten sy daz lie, (B 1100) mit traurigem můte sy alle zeit dar gie. Si pat got den gůten seiner sele pflegen. [71v] vil dick ward bewainet mit gůten trewen der degen. 1075/1105 ¶ Ů te vnd ir gesinde sy trosten ze aller stund. (B 1101) da was ir daz hertze so groslichen wunt, Sy chund nicht veruahen, waz man ir trostes pot. sy het nach lieben frewden die aller grösten not, 1076/1106 ¶ Die lieben manne ye mer weib gewan. (B 1102) man mocht ir michel dugent kiesen wol daran, Sy clagt vntz an ir ende, die weil wert ir leib. seit rach sych wol mit ellen des kunen Seifrids weib. 1077/1107 ¶ Suss sazz sy nach irem laide, daz ist alles war, (B 1103) nach jrs mannes tode wol vierdhalb jar, Daz sy zů Gunthörn nie kain wort gesprach vnd auch iren veind Hagen in der zeit nie gesach. 1078/1108 ¶ Do sprach der hold von Troy: „mocht ir daz getragen an, (B 1104) daz ir ewr schwester ze freund mochtent han, So cham zu disem lande daz Nibelunges gold. des mocht ir vil gewinnen, wurd ew die kunigin hold. 1079/1109 ¶ Er sprach: „wir sullen versuchen. mein pruder sind ir bey. (B 1105) die sullen sy piten, daz sy vnser frunt sey, Vnd ob wir irs angewinnen, daz sis gern sech. „ja traw ich sein nit , sprach Hagen, „daz es nimmer geschech. 1080/1110 ¶ Do hies er Ortweinen hintz houe gaun (B 1106) vnd den margraf Geren. do daz ward getan, Man pracht auch Gernoten vnd Geiselher daz chint. sy versůchtens fruntlichen an frawen Kriemhillden sint. 1081/1111 ¶ Do sprach von Burgoni Gernot: (B 1107) „fraw, ir clagt ze lange den Seyfrides tod. Nun wil der kunig richten, daz er sein nit hat erschlagen. man hort ew zů allen zeiten so groslichen clagen. 1082/1112 ¶ Sy sprach: „des zeicht in niemat. in schlug des Hagens hant. (B 1108) wie er in verhauen solte, da ers an mir eruand, Wie mocht ich des getrawen, daz er im truge has? [72r] jch het wol behüttet , sprach die kunigin, „das,
1073,2
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michel] mich
1083/1113 ¶ Daz ich nit het vermelldet den seinen schonen leip. (B 1109) so liess ich nun mein wainen, ich vil armes weip. Hold wird ich jm nimmer, der es hat getan. da begunde flehen Geyselhör, der chune man. 1084/1114 ¶ „Jch will den kunig grussen , do sy im des veriach, (B 1110) mit seinen pesten frunden man in vor ir sach. Do gedorst Hagen fur sy nit gegan. wol west er sein schulde. er het ir laid getan. 1085/1115 ¶ Da sy verkiesen wolte ze Gunthor den has, (B 1111) ob er sy chussen wolte, es zam im dester bas. Wer ir vor seinem rate laide nicht getan, so mocht er freylichen zů Kriemhillden gan. 1086/1116 ¶ Es enward nie sun mit so vil trähern me (B 1112) gefuget vnder frunden. ir dot der schade we. Sy verchos auf sy alle, wann auf den ainen man. jn het erschlagen niemat, het es Hagen nit getan. 1087/1117 ¶ Darnach vil vnlange, da trugen sy daz an, (B 1113) daz die frawe Kriemhild den grossen hort gewan Von Nibelunge lande vnd furt in an den Rein. er waz ir morgengabe. er solt ir pillichen sein. 1088/1118 ¶ Darnach fur dar Geiselher vnd auch Gernot. (B 1114) achzig hundert mannen Kriemhild da gepot, Daz sy in holen solten, da er verborgen lag, da sein der degen Albrich mit seinen pesten frunden pflag. 1089/1119 ¶ Da man die von dem Reine nach dem schatz komen sach, (B 1115) Albrich der vil chune zů seinen frunden sprach: „Wir geturen ir des hordes vor gehaben nicht, seit sein zu morgengabe die edel kunigin gicht. 1090/1120 ¶ Doch enwurd es nimmer , sprach Albrich, „getan, (B 1116) nun wann daz wir vble da verloren han [72v] Mit sampt Seifriden den guten tarn hůt, wann die trůg ze allen der schonen Kriemhilden trůt. 1091/1121 ¶ Nun ist es Seifrid laider vil vbel chomen, (B 1117) daz vns die tarnkappen het der held genomen, Vnd daz im muste dienen alles ditze lant. do gie der chamrere, da er die schlussel vand. 1092/1122 ¶ Es stunden vor dem berge der Kriemhilden man (B 1118) vnd auch ain tail ir mage. den schatz hies man tragen dan1170 Zu dem se an die guten schiffelein. den fůrt man auf den vnden vntz ze berg an den Rein.
1092,2
ir mage] ir mage ir mage
343
1093/1123 ¶ Nun mugt ir von dem hord wunder horen sagen: (B 1119) waz zwelf gantz wegne maiste mochten tragen Jn vier tagen vnd nacht von den bergen dan, auch waz ir yeglicher des tages dreystund gegan. 1094/1124 ¶ Es enwas nicht anders wann gestain vnd gold. (B 1120) vnd ob man all die welt dauon het gesolt, Sine wer nimmer nit ainer marck wert. ja enhet es ane schulde nicht gar Hagen gegert. 1095/1125 ¶ Der wunsch, der jach darunder: von gold ain peitelein, (B 1121) der es het erkennet, der mocht wol maister sein Wol in aller welt vber ain yeglichen man. der Albriches mage cham vil mit Gernoten dan. 1096/1126 ¶ Do sy den hord behielten in Gunthores lant (B 1122) vnd sich die kuniginne des alles vnderwant, Kamer vnde durn, die wurden vol getragen. man hort nie daz wunder von gut gesagen. 1097/1127 ¶ Vnd wer sein dausent stunde noch als vil gewesen, (B 1123) vnd solt der herr ·S· gesunder sein genesen, Bey im wer Kriemhild hemde plos bestan. getrewer weibes chunne ain held nie mer gewan. 1098/1128 ¶ Do sy den hort nun hetten, da prachtens in daz lant (A 1067) vil vnkunder recken. ja gab der frawen hant, {B 1124} Daz man so grosser millt mere nie gesach. sy pflag vil grosser dugent, des man der kunigin jach. 1099/1129 ¶ Den armen vnd den reichen begund sy nun geben, (B 1125) daz da rett Hagne, ob sy solt leben Noch dehain weyle, daz sy so mangen man jn irem dienst gewunne, daz es in laider můss ergan. 1100/1130 ¶ Do sprach der kunig Gunthor: „ir ist leib vnde gůt. (B 1126) warumb solt ich daz wenden, waz sy da mit důt? Ja erwarb ich daz vil kaume, daz sy mir ward hold. nun enrůch wir, wa sy taile ir silber vnd ir gold. 1101/1131 ¶ (agen sprach zů dem kunig: „es solt ain frumer man (B 1127) dehain ainem weibe nicht des hordes lan. Sy pringet es mit gab noch hintz auf den tag, daz vil wol gereüen die chunen Burgonden mag. 1102/1132 ¶ Do sprach der kunig Gunthör: „ich schwůr ir ainen ait, (B 1128) daz ich ir gedäte nimmer mere lait, Vnd wil sein furbas hutten. sy ist die schwester mein. do sprach aber Hagen: „lat mich den schulldigen sein. 1103/1133 ¶ Jr sumelicher eide waren vnbehůt. (B 1129) da namen sy der wittwen daz kreftige gůt. Hagen sich der schlüssel aller vnderwant. daz zurnot ir pruder Gernot, da er daz rechte beuant.
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[73r]
1104/1134 ¶ Do sprach der herr Geiselhör: „Hagen hat getan (B 1130) vil laides meiner schwester. ich solt es vnderstan. Wer er nicht mein mag, es gieng im an den leib. jtnibes wainen dot da des Seifrides weib. 1105/1135 ¶ Do sprach der herre Gernot: „e daz wir jmmer sein (A 1074) gemüt mit disem golde, wir soltens in den Rein {B 1131} Alles haissen sencken, daz sein nimmer wurde man. si gieng vil klegleichen fur ir pruder Geiselhern stan. 1106/1136 ¶ Si sprach: „vil lieber průder, du solt gedencken mein. (B 1132) baide leibes vnd gutes soltu mein vogt sein. Do sprach er zů der frawen: „daz sol sein getan, als wir nun chumen wider. wir haben reitenes wan. 1107/1137 ¶ Der kunig vnd sein mage, die raumten do daz lant, (B 1133) die pesten darunder, die man yendert vand, Nun wann Hagen allaine, der belaib da durch has, den er trüg Kriemhillden, vnd dot vil williklichen das. 1108/1138 ¶ Daz der chunig wider were chomen, (B 1134) die weil het Hagen den schatz gar genomen. Er sanckt in da ze Loch allen in den Rein. er want, er solt in niessen. des enchund nicht gesein. 1109/1139 ¶ Die fursten chomen wider, mit in vil manig man. (B 1135) Kriemhild iren schaden grossen clagen da began Mit megten vnd mit frawen. in waz harte lait. gern wer ir Geiselhor aller trewen berait. 1110/1140 ¶ Do sprachen sy gemaine: „ir habt vbel getan. (B 1136) er entwaich der fursten zorn also lange dan, Vntz er gewan ir huld. sy liessen in genesen. da enchund im Kriemhild nimmer veinder sein gewesen. 1111/1141 ¶ Daz von Troni Hagen den schatz also zerprach, (B 1137) da heten sy geuestent mit ayden also starch, Daz es verholen were, vntz ir ainer mocht geleben. seit enchunden si in noch anders nieman gegeben. 1112/1142 ¶ Mit irem newen leiden beschweret ward ir můt, (B 1138) vmb irs mannes ende, vnd da man ir daz gůt Also gar benomen. do gestund ir clag des leibes jmmer mere vntz an den jungsten tag. 1113/1143 ¶ Nach Seifrids tode, daz ist albar, (B 1139) sy want in mangem sere dreuzehen jar, Daz sy des recken dode kund vergessen nicht. sy maint in mit trewen, des ir die maiste menge gicht. Bild: Etzels Werbung
[73v]
[74r]
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(20) Awenteur wie Etzl nach Kriemhillden sante 1114/1144 D As waz in ainen zeiten, daz fraw Helche starb, (B 1140) vnd daz der kunig Etzel vmb ain ander frawen warb. Do riten sein frunde in der Burgonde lant zu ainer stoltzen witwen, die waz fraw Kriemhilt genant. 1115/1145 ¶ Seit daz erstorben were der schonen Helchen leip, (B 1141) sy sprachen: „welt ir jmmer gewinnen ain edel weip, Die hochsten vnd die pesten, die kunig ye gewan, so nempt die edlen frawen. der starcke ·S· waz ir man. 1171 1116/1146 ¶ Do sprach der kunig reiche: „wie möcht das ergan, (B 1142) seit ich pin haiden vnd des dauffes nicht enhan? So ist die frawe kristen. da von so lopt sy nit. es mus sein ain wunder, ob es also geschicht. 1117/1147 ¶ Do sprachen aber die schnellen: „waz, ob sis leichte tůt (B 1143) durch ewren namen den hohen vnd auch ewr michel gůt? [74v] So sol mans doch versuchen an das vil edel weib. jr mugt vil gern minnen den iren weltlichen leib. 1118/1148 ¶ Do sprach der kunig edel: „wem ist nun bechant (B 1144) vnder ew die leẅt bey Rein vnd auch das lant? Do sprach von Pechlar der gute Rüdiger: „jch han erchant von chinde die edlen kunigin her. 1119/1149 ¶ Geiselhor vnd Gernot, die edlen ritter gůt, (B 1145) der drit haisset Gunthor. ir yeglicher, der důt, Was er der pesten eren vnd dugent mug began. auch habent ir elter mage noch her daz selb getan. 1120/1150 ¶ Do sprach aber Etzel: „frunt, du solt mir sagen, (B 1146) ob sy in meinem lande die kron solte tragen. Vnd ist ir leip so schone, so mir ist gesait, den meinen pesten frunden solt es jmmer werden laid. 1121/1151 ¶ „Si geleicht sich wol mit schöne der lieben frawen mein, (B 1147) Helchen der vil reichen. ja chunde nicht gesein Jn dirre welt schöner dehaines kuniges weip. den sy lobt ze frunde, der mocht wol trosten seinen leip. 1122/1152 ¶ Er sprach: „so wirb es, Rüdiger, ain edel ritter gůt. (B 1148) sol ich von Kriemhillden jmmer werden wolgemůt, Des will ich dir lonen, so ich aller peste chan. so hastu meinen willen so recht verre getan. 1123/1153 ¶ Aus der meinen chamer so haiss ich dir geben, (B 1149) daz du vnd dein gesellen mugent frolichen leben, Von rossen vnd von claidern alles daz du wil. des hayss ich ew beraitten zu der botschafte vil. 1115,4
346
frawen] frawer
1124/1154 ¶ Des antwurt Rudiger, der margraue reich: (B 1150) „gert ich deines gůtes, daz wer vnpilleich. Jch wil dein pot gern wesen an den Rein mit mein selbes gůte, daz ich han von der hende dein. 1125/1155 ¶ Do sprach der kunig reiche: „wann welt ir varn 1172 (B 1151) nach der minnekleichen? got sol euch bewarn Der rais an allen eren vnd auch die frawe mein. des helff vns gelucke, das sy vns genädig müsse sein. 1126/1156 ¶ Do sprach aber Rüdiger: „e wir raumen daz lant, (B 1152) wir müssen e beraitten waffen vnd gewant, Also daz wir sein ere vor fursten mugen han. jch wil zů dem Reine füren funfhundert weltlicher man. 1127/1157 ¶ Wa man zu Burgoni mich vnd die meinen sech, (B 1153) jr yeglicher danne dir des wol iech, Daz nie kunig dehainer nie so mangen man so verre bas gesante, dann du ze Reine hast getan. 1128/1158 ¶ Ob du daz, kunig reiche, nicht wild darumbe lan, (B 1154) sy waz dem pesten manne, Seifriden, vndertan, Dem Sigemundus chinde. den hastu hie gesehen. man mocht im manger eren mit rechter warhait iehen. 1129/1159 ¶ Do sprach der kunig Etzel: „waz sy des recken weip, (A 1098) so waz wol also tewr des edlen fursten leip, {B 1155} Daz es nicht verschmahen der kuniginne sol. durch ir grosse schone so geuelt sy mir wol. 1130/1160 ¶ Do sprach der margraue: „so wil ich ew daz sagen, (B 1156) daz wir vns heben von hinnen in vier vnd dreissig tagen. Jch enpeut es Gotlinden, der lieben frawen mein, daz ich nach Kriemhillden selb pot wolle sein. 1131/1161 ¶ Ams Pechlaren do sante Rudiger. (B 1157) da ward die margrauinne traurig vnde her. Er enpot ir, daz er sollte dem kunig werben weib. si gedacht minneklichen an der schonen Helchen leip. 1132/1162 ¶ Do die margrauinne die potschaft vernam, (B 1158) ein tail waz ir laide. wainens sy gezam, Ob sy gewinnen solte frawen alsam e. da sy gedacht an Helchen, da dot ir jnniklichen we. 1133/1163 ¶ Rudiger von Vngern in siben tagen rait. (B 1159) des waz der kunig Etzel fro vnd auch gemait. Da zů der stat zů Wien prait man im die wat. do enmocht er seiner raise furbas nit lenger haben rat.
1125,1
[75r]
[75v]
der kunig] der kunig der kunig
347
1134/1164 ¶ Daz der edel Rüdiger zů Pechlaren rait (B 11611) vs der stat zů Wien, waren im die claid Recht volliklichen auf den sine chomen. sy furen in der masse, daz in ward wenig nicht genomen. 1135/1165 ¶ Do sy ze Pechlaren chamen in die stat, (B 1162) die seinen rais gesellen herbergen pat1173 Der wirt vil minneklichen vnd schůf in gemach. Gotlint die reiche den wirt sy geren kumen sach, 1136/1166 ¶ Als sam dot ir dochter, die jung margrauein. (B 1163) den enchunde nimmer lieber chomen sein. Die held aus Hunenlande, wie gern sy si sach! mit lachendem munde die edel junckfrawe sprach:1174 1137/1167 ¶ „Nun sey vns gros wilkumen mein vater vnd sein man. (B 1164) da ward schones dancken mit fleyss da getan Der jungen margräuinne von mangem ritter gůt. vil wol weste Gotlint des herren Růdigeres můt. 1138/1168 ¶ Do sy des nachtes nahent bey Rüdigern lag, (B 1165) wie gutlicher frage die margreffine pflag, War in gesendet hete der kunig von Heunen lant. er sprach: „mein fraw Gotlint, ich tůn dirs gern bechant. 1139/1169 ¶ Ja sol ich meinem herren werben ain ander weib, (B 1166) seit da ist erstorben der schonen leib. Jch wil nach Kriemhillden reiten an den Rein. die sol hie ze den Hunen gewaltige frawe sein. 1140/1170 ¶ „Daz wolt got , sprach Gotlint, „vnd mocht daz geschehen, (B 1167) seit daz wir ir so manger eren hören jehen. Si ergatzt vns meiner frawen leicht in allen tagen. auch mochten wir sy gern ze den Hunen krone lassen tragen. [76r] 1141/1171 ¶ Do sprach der margraf Rudiger: „trautinne mein, (A 1111) die mit mir sullen reiten von hinnan an den Rein, {B 1168} Den sult ir minniklichen pieten ewr gůt. so hold varent reiche, so sind sy hochgemůt. 1142/1172 ¶ Sy sprach: „es ist dehainer, ders gern von mir nimpt, (B 1169) jch engeb ir yeglichem, waz ir wol gezimt, E daz ir von hinnan schaident vnd auch ewr man. do sprach der margraue: „daz ist mir liebe getan. 1143/1173 ¶ Hey, waz man reicher pfell von ir kamer trug! (B 1170) der ward den edlen recken ze tail da genůg, Erfullet fleissikleichen vom hals huntz auf die sporn. die im darzů gefielen, die het im Rudiger erkorn.
Strophe B 1160 fehlt mit a. 1135,2 gesellen] geselben 1136,4 mit] mich 1
348
1144/1174 ¶ An dem sibenden morgen von Pechlaren rait (B 1171) der wirt mit seinen recken. waffen vnde claid Furten sy den vollen durch der Pair lant. sy wurden auf der strasse durch rauben sellten angerant. 1145/1175 ¶ Jnner tagen zwelfen sy chamen an den Rein. (B 1172) do enchunden die mere nicht verholn sein. Man sagt es dem kunig vnd auch seinem man, da kamen fremd geste. der wirt da fragen began, 1146/1176 ¶ Ob yemant sy erkante, daz man ims solte sagen. (B 1173) man sach ir samere so rechte schwere tragen. Daz sy vil reiche weren, daz ward da wol erkant. man schůf in herberge in der weiten stat ze hant. 1147/1177 ¶ Do die vil vnchunden waren ein chomen, (B 1174) da ward der selben herren vast war genomen. Sy wundert, wannan füren die recken an den Rein. der wirt nach Hagen sante, ob sy im kundig mochten sein. 1148/1178 ¶ Do sprach der höld von Troy: „ich han ir nicht gesehen. (B 1175) als wir sy nun beschauen, so chan ich ew veriehen, [76v] Von wann sy reittent her in ditz lant. sy mussen sein vil fremde, ich hab sy schier bechant. 1149/1179 ¶ Den gesten herbergen waren nun genomen. (B 1176) jn vil reichen claidern waz der pote chomen Vnd sein hergesellen. ze houe sy da riten. sy fůrten gute claider vil hart spech geschniten. 1150/1180 ¶ Do sprach der schnelle Hagen: „als ich mich kan verstan, (B 1177) wann ich der herren lange nicht gesehen han, Sy farent wol geleiche, als es sey Rudiger von hünischen landen, der degen chun vnde her. 1151/1181 ¶ „Wie sol ich daz gelauben , sprach der kunig ze hant, (B 1178) „daz der von Pechlare chum in ditz lant? Also der kunig Günthör die rede volsprach, Hagen der chune den gůten Rudigern sach. 1152/1182 ¶ Er vnd die seinen frunde lieffen alle dan. (B 1179) da sach man von den rossen funf hundert ritter stan. Da wurden wol enpfangen die von Hünen lant. poten nie getrugen also herlich gewant. 1153/1183 ¶ Do sprach hart laute von Troni Hagene: (B 1180) „nun seit got willchumen dise degene, Der vogt von Pechlaren vnd alle sein man. der antuang ward mit eren den schnellen Hunen getan. 1154/1184 ¶ Des kunigs nächsten mage, die giengen da man sach. (B 1181) Ortwein von Metze zů Růdigern sprach: „Wir haben in aller weile mere nie gesehen geste hie so gerne. des wil ich werrlichen iehen.
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1155/1185 ¶ Des grůsses sy da danckten den recken vber al. (A 1125) mit dem gesinde sy giengen in den sal, {B 1182} Da sy den kunig funden bey mangem chunen man. der herre stund vom sedle. daz waz durch grosse zucht getan. 1156/1186 ¶ Wie recht zuichtiklichen er zů dem poten gie. (A 1126) Gunthor vnd Gernot vil fleissiklich enpfie [77r] {B 1183} Den gast mit seinen mannen. als im das gezam, den gůten Rudigeren er bey der hend genam. 1157/1187 ¶ Er pracht in zu dem sedel, da er selbe sas. (B 1184) den gůten hies man schencken, vil gern döt man das, Met den vil gůten vnd den pesten wein, den man chunde vinden in dem land all vmb den Rein. 1158/1188 ¶ Geiselhör vnd Gernot, die waren baide chomen. (B 1185) Danckwart vnd Volgger heten auch vernomen Vmb dise geste. die waren hochgemůt. sy enpfiengen vor dem kunige die ritter edel vnd gůt. 1159/1189 ¶ Do sprach von Troni Hagene: (B 1186) „es solten jmmer dienen dise degene, Daz vns der margraue zů liebe hat getan. des solte lon enpfahen der schonen Gotlinde man. 1160/1190 ¶ Do sprach der kunig Gunthor: „ich chan daz nit vertagen, (B 1187) wie sich gehaben baide, daz sult ir mir sagen, Etzel vnd Helche ausser Hunen lant. do sprach der margraue: „ich tůn ewchs gern bechant. 1161/1191 ¶ Do stund er von dem sedel mit allen seinen man. (A 1131) er sprach zu dem kunig: „vnd mocht daz sein getan, {B 1188} Daz ir mir, furst, erlaubte, so wolt ich nit vertagen dew mer, die ich pringe, sol ich ew willichen sagen. 1162/1192 ¶ Er sprach: „was man vns mere bey eẅ enpoten hat, (B 1189) die erlaub ich ew ze sagene an frunde rat. Jr sult sy lassen hören mich vnd meine man, wann ich ew aller eren hie ze werben gan. 1163/1193 ¶ Do sprach der pot piderbe: „eẅ enpeüt an den Rein (B 1190) getrewlichen dienst der grosse vogte mein, Darzů allen frunden, die ir mugent han. auch ist dise potschaft mit grossen trewen getan. [77v] 1164/1194 ¶ Ew pat der kunig edel clagen seine not. (B 1191) sein volk ist ane frewde, sein fraw die ist tot, Helch die vil reiche, meines herren weip. an der nun ist verweyset vil manger junckfrawen leip,
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1165/1195 ¶ Kind der edlen fürsten, die si gezogen hat,1175 (B 1192) da von es in dem lande vil jemerlichen stat. Die haund nun laider niemant, der ir mit trewen pfleg. des wen auch sich vil seine des kuniges sorge geleg. 1166/1196 ¶ „Nun lan im got , sprach Gunthör, „daz er den dienst sein (B 1193) so williklich enpeütet mir vnd den frunden mein. Den seinen grus ich gern vernomen han. daz sullen gern dienen baide magt vnde man. 1167/1197 ¶ Do sprach von Burgoni der recke Gernot: (B 1194) „dew welt mag jmmer rewen der schonen Helchen tot Durch ir vil manig tugende, der sy da chunde pflegen. der red gestund im Hagen, darzů vil manig werder degen. 1168/1198 ¶ Do sprach aber Rüdiger, der edel pote her: (B 1195) „seit ir mir, kunig, erlaubet, ich will ew sagen mer, Waz euch mein lieber herre her enpoten hat, seit im sein ding nach Helchen so recht kumerlichen stat. 1169/1199 ¶ Man saget meinem herren, fraw Kriemhild wer an man, (B 1196) her Seifrid sey gestorben. vnd ist daz so getan, Welt ir ir des gunnen, so sol sy krone tragen vor Etzeles recken. da hies ir mein herre sagen. 1170/1200 ¶ Do sprach der kunig reiche, wolgezogen waz sein můt: (B 1197) „sy hort meinen willen, ob sy es gerne tůt. Den wil ich ew chunden in disen drein tagen. e ichs an ir funde, zwe solt ich Etzeln versagen? 1171/1201 ¶ Die weil man den gesten hies schaffen gůt gemach. (B 1198) jn ward da so gedienet, da Rudiger des iach, Daz er da het frunde vnder Guntheres man. Hagen im diente gerne. er het im es allsam getan. [78r] 1172/1202 ¶ Alsus belaib da Rudiger vntz an den dritten tag. (B 1199) der kunig nach rat sante, vil weyslich er pflag, Vnd ob es sein mage deuchte gut getan, daz Kriemhild nemen solte den kunig Etzeln ze man. 1173/1203 ¶ Sy rieten all geleiche nun wann Hagene. (B 1200) der sprach zů Gunthern dem degene: „Habt ir rechte sinne, so wirt es wol behůt, vnd ob sis volgen wolte, daz irs nimer entůt. 1174/1204 ¶ „Warumb , sprach da Gunthör, „solt ich sein volgen nit? (A 1144) waz der kuniginne liebes noch beschicht, {B 1201} Des solt ich ir wol gunnen, wann sy ist die schwester mein. wir solten selbe werben, ob es ir ere mochte sein.
1165,1
Kind] Sind
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1175/1205 ¶ Do sprach aber Hagen: „nu la die rede stan. (B 1202) het ir Etzeles kunde, als ich sein chunde han, Sol sy in danne minnen, als ich hore iehen, so ist erst von schulden vns ze sorgen geschehen. 1176/1206 ¶ „Warumb? , sprach da Günthör, „ich kund wol bewaren daz, (A 1146) daz ich im chäm so nahent, daz ich dehainen has {B 1203} Von im dullden muste, wurde sy sein weib. do sprach aber Hagen: „daz geratet nimmer mein leip. 1177/1207 ¶ Man hies nach Gernoten vnd Geiselhoren gan, (A 1147) ob die herren baide deuchte gůt getan, {B 1204} Daz Kriemhild solt nemen den reichen kunig her. noch widerrett es Hagen vnd niemat mer. 1178/1208 ¶ Do sprach von Burgoni Geiselher der degen: (B 1205) „nun mugt ir, freunt Hagen, noch der trewen pflegen. Jr ergetzt sy der laide, die ir ir habt getan. an we ir wol gelunge, daz sult ir ir gelieben lan. 1179/1209 ¶ Jr habt meiner schwester getan so mange lait , (B 1206) do sprach aber Geiselher, der reck vil gemait, „Daz sy des hete schulde, das sy im were gram. niemat der dehainer frawen noch mer frewden benam. [78v] 1180/1210 ¶ „Daz ich daz wol bechenne, daz tůn ich ew chunt. (B 1207) vnd sol sy nemen Etzeln, vnd gelebt sy an die stund, Sy tund vns noch vil laide, wie sys getragen an. ja wirt ir dienen vil manig weltlicher man. 1181/1211 ¶ Des antwurt da kunig Gernot: (A 1151) „es mag also beleiben vntz an ir baider tod, {B 1208} Daz wir nicht chumen in daz Etzeln lant. wir sullen ir sein getrewe, da ist den eren vns bewant. 1182/1212 ¶ Do sprach aber Hagen: „mir mag niemat daz gesagen. (A 1152) vnd sol die edel Kriemhild die Helchen krone tragen, {B 1209} Sy gedůt vns laide, wie sy fuget daz. jr sult euchs laun beleiben, zimt euch recken michel bas. 1183/1213 ¶ Mit zorn sprach da Geiselher, der schonen Ů ten sun: (B 1210) „wir sullen doch nicht alle meinlichen tůn. Was eren ir geschehe, fro sull wir des sein. waz ir geratent, Hagen, ich dien ir durch die trewe mein. 1184/1214 ¶ Do daz hort Hagne, da ward er vngemůt. (B 1211) Gernot vnd Geiselher, die stoltzen ritter gůt, Vnd Günthör der reiche ze jungst rieten das, ob es Kriemhilt lobte, sy wollten lassen ane has. 1185/1215 ¶ Do sprach der furst Gere: „ich wils der frawen sagen, (B 1212) daz sy ir den kunig Etzel lassen behagen. Dem ist so manig recke mit vorchten vndertan, er mag sy wol ergetzen, waz sy laides ye gewan.
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1186/1216 ¶ Do gie der schnell recke, do er Kriemhillden sach. (B 1213) sy enpfieng in gutliche. wie pald er do sprach: „Jr mugt mich geren grussen vnd geben peten prot. euch wil gelucke schaiden vil schier aus aller ewr not. 1187/1217 ¶ Es hat durch ewr minne, frawe, her gesant (B 1214) ain der aller peste, der ye kuniges lant Gewan mit vollen eren oder krone solten tragen. es werbent ritter edle. das hies eẅ eẅr pruder sagen. 1188/1218 ¶ Do sprach die jamerliche: „ew sol verbiten got (B 1215) vnd allen meinen frunden, daz ich dehainen spot An mir armen weibe. waz sol ich ainen man, der ye hertzen liebe von gůten weiben gewan? 1189/1219 ¶ Sy widerret es sere. do cham aber sint (B 1216) Gernot, ir průder, vnd Geiselher daz chint. Sy patens jnniklichen vnd drosten ir den můt. ob sy den kunig name, daz wer werrlichen gůt. 1190/1220 ¶ Vberwinden chunde nieman do daz edel wib, (A 1160) daz sy minnen wolte dehaines mannes leib. {B 1217} Do paten sy die degene: „nun lassent doch geschehen, ob ir anders nicht gedůt, daz ir den poten růchet sehen. 1191/1221 ¶ „Daz wil ich nicht versprechen , sprach daz edel weib, (A 1161) „jch sach vil gerne des Rudigeres leib {B 1218} Durch sein manig tugent. wer er nicht her gesant, wers ander poten were, ich wer in nimmer vnbechant. 1192/1222 ¶ Sy sprach: „ir sult in morgen haissen her gan (B 1219) zu meiner chämaten. ich wil in hören lan Vil gar den meinen willen sol ich im selbe sagen. jr ward entrawet ir grosliches clagen. 1193/1223 ¶ Do gert auch nit anders der edel Rudiger, (B 1220) wann daz er gesähe die kuniginne her. Er weste sich so weysen, ob es jmmer solt ergan, daz sy sich den recken vberreden můste lan. 1194/1224 ¶ Des andern morgens frů, da man die messe sang, (B 1221) die edlen poten chamen, da ward da gross gedreng, Die mit Rudigern zů hof wollten gan. der sach man da geclaidet vil mangen herlichen man. 1195/1225 ¶ Kriemhild die vil here waz vil traurig gemůt, (B 1222) sy ward Rudigeren, dem edlen poten gůt. Der vand sy in der wäte, die sy alle tage trůg. da bey trůg ir gesinde reicher claider genůg. 1196/1226 ¶ Sy gie im engegen zů der dure dan (B 1223) vnd enpfie vil gutlichen den Etzeln man. Nun wann selb zwelfte er zů ir gie. man pot in grossen dienst. in chamen hoher poten nie.
[79r]
[79v]
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1197/1227 ¶ Man hies den herren beiten vnd auch sein man. (B 1224) die zwen margrauen sach man vor ir stan, Eggewart vnd Geren, die zwen recken gůt. durch die hoffrawen sy sahen niemat wolgemůt. 1198/1228 ¶ Sy sahen vor ir sitzen manig schones weip. (B 1225) da pflag nun wann jamers der Kriemhilden leib. Jr wag waz vor den prusten der haissen träher nas. der edel margraue wol sach an Kriemhillden daz. 1199/1229 ¶ Do sprach der pot here: „vil edles kuniges kint, (B 1226) mir vnd mein gesellen, die mit mir chomen sind, Sult ir daz erlauben, daz wir vor ew stan vnd ew sagen die mere, war nach wir her geriten han. 1200/1230 ¶ „Nun sey ew erlaubet , sprach die kunigein. (B 1227) „waz ir redent wollet, also stat mein sin, Daz ichs gern höre. ir seit ain pot gůt. die andern da horten den vnwilligen můt. 1201/1231 ¶ Do sprach von Pechlar der furste Rudiger: (B 1228) „mit trewe grosse liebe Etzel, ain chunig her, Hat ew enpoten, frawe, her in ditz lant. er hat nach ewr minne vil güt recken hergesant. 1202/1232 ¶ Er enpeut euch minneklichen minn ane lait. (B 1229) stäter fruntschaft der sey er eẅ berait, Als er e dot Hölchen, die im ze hertzen lag. ja het er nach ir dugenden vil dick vnfrölichen tag. 1203/1233 ¶ Do sprach die kuniginne: „margraf her Rudiger, (B 1230) wer yemant, der erchante meine grosse ser, [80r] Er pät mich nit trauten noch dehainen man. ja verlos ich aine den pesten, den ye fraw gewan. 1204/1234 ¶ „Was mag ergetzen laides , sprach der vil kune man, (B 1231) „wann fruntliche schwere, die kan began, Vnd der dann aine chuiset, der im ze recht chunt, fur hertzenliche laide nicht so grösslichen frunt. 1205/1235 ¶ Vnd gerůchet ir ze minnen den edlen herren mein, (B 1232) zwelf vil reicher kunig sult ir gewelltig sein. Darzů geit ew mein herre wol dreissig fursten lant, die alle hat bezwungen sein vil ellenthafte hant. 1206/1236 ¶ Jr sult auch werden frawe vber mangen man, (B 1233) die meiner frawen Helchen waren vndertan, Vnd vber mange frawen, der sy het gewalt, von hoher fursten chunne , sprach der chune degen pald. 1207/1237 ¶ „Darzů geit euch mein herre, daz haist er euch sagen, (B 1234) ob ir geruchent krone bey dem kunig tragen, Gewalt den aller hochsten, den ye Helch gewan. den sult ir gewaltiklichen han vor Etzeln man.
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1208/1238 ¶ Do sprach die kuniginne: „wie mochte meinen leip (B 1235) jmmer des gelusten, das ich wurd helldes weip? Mir hat der tod an ainem so recht laid getan, daz ich vntz an mein ende mus vnfrölichen stan. 1209/1239 ¶ Do sprachen aber die Hunen: „kuniginne reich, (B 1236) ewr leben wer bey Etzeln so lobeleich, Daz sein jmmer wunnet, ist, daz es ergat, wann der kunig reiche vil mangen zieren degen hat. 1210/1240 ¶ Welliche junckfrawen vnd ewr megetein, (B 1237) solten die bey ainander ain gesinde sein, Da bey recken mochten werden hochgemůt. lat ewchs, frawe, raten, es wirt e“ch werlichen gůt. 1211/1241 ¶ Si sprach in iren zuichten: „nun lat die rede stan (B 1238,1f. vntz morgen frů, so sult ir her gan [80v] 1176 +B 1239,3f.) Vnd auch nach muter. den peden sagt sy daz, daz sy gezame wainen vnd nicht anders bas. 1212/1242 ¶ Do sprach ir brůder Geiselher: „schwester, mir ist gesait, (B 1240) vnd wils auch gelauben, daz alle deine lait Der kunig Etzel wende, nimest in zů ainem man. waz man anders ratet, so duncket es mich gůt getan. 1213/1243 ¶ Sy sprach: „mein lieber pruder, zwe ratest du mir daz? (B 1242) clagen vnde wainen mir nimmer zame bas. Wie solt ich vor recken da ze houe gan? ward mein leib ye schone, des pin ich an getan. 1214/1244 ¶ Do sprach die fraw Ů te irr lieben dochter zů: (B 1243) „waz deine prüder raten, liebes chint, daz dů. Volge deinen frünten, so mag dir wol geschehen. jch han dich doch so lange mit grossem jamer gesehen. 1215/1245 ¶ Do pat sy got vil dicke fugen ir den rat, (B 1244) daz sy ze geben hete gold, silber vnd die wat, Samm e bey irem manne, do er noch waz gesunt. si gelebt doch nimmer mere seit so frölichen stund. 1216/1246 ¶ Sy gedacht in irem sinne: „vnd sol ich minnen leip (B 1245) geben ainem haiden? ich pin ain cristen weip.1177 Des můs ich zů der welt jmmer schaden han. geb er mir alle reiche, es ist von mir vngetan. 1217/1247 ¶ Da mit lie sis beleiben. tracht vntz an den tag, (B 1246) die fraw an irem pette mit gedencken lag, Die ir vil liechten augen, getrewlichen ye, vntz da sy an dem morgen aber ze metten gie.
1211,3 1216,2
sagt] sagt sagt ain] ain ain
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1218/1248 ¶ E rechter messe zeite die kunige waren chomen, (B 1247) sy heten aber ir schwester vnder die hand genomen. Sy rieten ir ze minnen den kunig von Hünen landen. die frawen ir dehainer lutzel frölichen vand. 1219/1249 ¶ Da hies man dar gewinnen die Etzeln man, [81r] (B 1248) die nun mit vrlaube weren gerne dan Geworben oder geschaiden, wie es mochte sein. ze hof kam da Rüdiger. die hellde riten wider ein, 1220/1250 ¶ Daz man recht erfüre des edlen fursten můt, (B 1249) vnd däten daz enzeite. daz dauchtens alle gůt. Jr wege weren verre wider in ir lant. man pracht Rudigere, da er Kriemhillden vand. 1221/1251 ¶ Vil minneklichen pitten er da began (B 1250) die edlen kunigjnne, sy solt in horen lan, Waz sy enbieten wolte in Etzeln lant. er an ir nit anders nun wann laugen vand, 1222/1252 ¶ Daz sy nimmer minnen wolt mer dehainen man. (B 1251) do sprach der margraue: „daz wer misse tan. Wes wolt ir verdorben ain also schonen leip? jr mugt noch mit eren werden guter manne weip. 1223/1253 ¶ Nicht half, daz sy gepaten, vntz an Rüdiger (A 1195) gesprach haimliche die kuniginne her, {B 1252} Er wolt sy ergetzen, waz ir ye geschach. ain tail begund ir senften der ir vil groß vngemach. 1224/1254 ¶ Er sprach zu der kuniginne: „lat ewr wainen sein. (B 1253) ob ir ze den Hunen hetent niemat danne min, Getrewer meiner mage, vnd auch der meinen man, er mus sein engellten, hat ew yemant icht getan. 1225/1255 ¶ Da von ward da geringet wol der frawen můt. (B 1254) sy sprach: „so schwert mir ayde, waz mir yemant gedůt, Daz ir seit der nächste, der pusse meine lait. do sprach der margraue: „des bin ich ew, fraw, vil berait. 1226/1256 ¶ Mit allen seinen mannen schwůr ir da Rüdiger (B 1255) mit treẅen jmmer dienen, vnd daz die recken her Jr nimmer nicht versagen aus Etzeln lant. [81v] des sy ere habent, des sichert sy Rudigeres hant. 1227/1257 ¶ Do gedacht die getrewe: „seit ich frunt han (B 1256) also vil gewunnen, so sol ich reden lan Die lewt, waz sy wellent, ich jamerhaftes weib. waz ab noch wirt errochen des meinen lieben mannes leib? 1228/1258 ¶ Sy gedacht: „seit daz Etzel der recken hat so vil, (B 1257) sol ich den gepieten, so tůn ich, was ich wil. Er ist auch wol so reiche, daz ich ze geben han. mich hat der laidig Hagene meins gůtes angetan.
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1229/1259 ¶ Sy sprach zů Rudigern: „het ich daz vernomen, (B 1258) daz er nicht wer ain haiden, so wer ich gern chomen, Swa er het willen, vnd nam in zů ainem man. do sprach der margraue: „fraw, ir sult die rede lan. 1230/1260 ¶ Er hat so vil der recken in kristenlicher e, (B 1259) daz ew bey dem kunig nimmer wirdet we. Waz ob jr verdienet, daz er tauffet seinen leip? des mugt ir gern werden des kunigs Etzeln weib. 1231/1261 ¶ Do sprach ir pruder: „nun lob es, schwester mein. (B 1260) ewr vngemůt, daz sult ir lassen sein. Sy paten also lang, vntz daz ir trauriger leib lobte vor den hellden, sy wurd Etzeln weib. 1232/1262 ¶ Sy sprach: „ich wil ew volgen, ich vil arme kunigein, (B 1261) so ich var zů den (ünen, so daz mag gesein, Wann ich han die frund, die mich füren in daz lant. des pot do vor den hellden die fraw Kriemhild ir hand. 1233/1263 ¶ Do sprach der margraue: „habt ir zwen man, (B 1262) darzů han ich ir mere. es wirt wol getan, Daz wir euch wol nach eren pringen vber Rein. jr sult nit, frawe, lenger hie ze den Burgonden sein. 1234/1264 ¶ Jch han funf hundert manne vnd auch der mage mein, (B 1263) die sullen euch hie dienent vnd auch da haime sein, Fraw, wie ir gebietent. ich tun es selb alsam, [82r] wann ir mich mant der mere, der ich mich nimmer gescham. 1235/1265 ¶ Nun haisent eẅ beraitten ewr pferd claid. (B 1264) die Rudigeres ritter ew nimmer werdent laid. Vnd sagt es ewren magen, die ir da furen wölt. ja chumpt auf der strasse vil manig ausserwellter holt. 1236/1266 ¶ Sy heten noch geschmeide, daz man da vor rait (B 1265) bey Seifrides zeiten, da sy vil manig mait Mit eren mochten furen, wann sy wolten dan. hey, waz man guter sätel den schonen frawen gewan! 1237/1267 ¶ Ob sy e getrůgen dehain reiche claid, (B 1266) der ward zů ir verrte vil manges nun berait, Wann im von dem kunig so vil gesaget wart. sy schlussen auf die kisten, die stunden wol bespart. 1238/1268 ¶ Sy waren vil vnmussig wol funfthalben tag. (B 1267) si suchten aus den valten, des vil dar jnne lag. Kriemhilt da ir chamer entschliessen began. si wolt machen reiche all Rudigeres man. 1239/1269 ¶ Sy het noch des goldes von Nibelungen lant. (B 1268) sy want, es zů den Hunen tailen solt ir hant. Es enchunden hundert more dannocht nit getragen. dew mer hort da Hagen von Kriemhillden sagen.
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1240/1270 ¶ Er sprach: „seit mir fraw Kriemhilt wirdet nimmer hold, (B 1269) so můs auch hie beleiben das Seifrides gold. Zwe solt ich meinen veinden lassen so michel gut? jch wais vil wol, waz Kriemhild mit disem schatze gedůt. 1241/1271 ¶ Ob sy in pracht hinne, ich gelaub es nicht an wagen, (B 1270) sy haund auch nicht der rosse, die in solten tragen. Er wurde doch getailet auf den meinen has. jn wil behallten Hagene. Kriemhild die sol wissen das. 1242/1272 ¶ Do sy gehort die mere, do waz ir grimme lait. (B 1271) es ward auch den kunigen allen drein gesait. [82v] Sy wolltens gern wenden. do des nit geschach, Rudiger der edel hart frölichen sprach: 1243/1273 ¶ „Reiche kuniginne, zwe klagt ir daz golt? (B 1272) ew ist der kunig Etzel grösslichen hold, Gesehent euch seine augen, er geit euch also vil, daz ir verschwendent nimmer. des ich eẅ, frawe, schweren wil. 1244/1274 ¶ Do sprach die kuniginne: „vil edler Rüdiger, (B 1273) es gewan kuniges dochter nie reichait mer, Danne der mich Hagen hat angetan. da kam ir pruder Gernot zů der kemmenot began. 1245/1275 ¶ Mit gewalt des kunigs den schlüssel stiess er an die dür. (B 1274) gold daz Kriemhillden raicht man dar für, Ze dreyssig dausent marcken oder dannocht bas. er lie es nemen die geste. lieb waz Gunthoren das. 1246/1276 ¶ Do sprach von Pechlare der Gotlinden man: (B 1275) „ob es mein fraw Kriemhild alles mochte han, Waz sein ye ward gefüret von Nibelunge lant, sein solt lutzel rüren mein oder der kuniginne hant. 1247/1277 ¶ Nun haissent es behallten, wann ich sein nit wil. (B 1276) ja furt ich von dem lande des meinen also vil, Daz wir sein auf der strasse haben gůten rat, vnd vnser kost haime hart herlichen stat. 1178 1248/1278 ¶ Da vor aller weyle, gefullet zwelf schrein (B 1277) des aller pesten goldes, daz niendert mocht gesein, Hetent ir magte. daz fůrt man vor in dan, vnd gezierd vil der frawen, daz sy zwar sollten han. 1249/1279 ¶ Gewalt des grimmen Hagen dauchte sy ze starck. (B 1278) sy het ir opffer goldes noch wol dausent marck. Sy tailt es vmb die sele irem vil lieben man. daz daucht Rüdigern mit grossen trewen getan.
1247,4
358
hart] hart harte
1250/1280 ¶ Do sprach die clagent frawe: „wa sind die frunde mein, [83r] (B 1279) die durch mein liebe wellent ellende sein? Die sullen mit mir reiten in der Hünen lant, die nemen schatz den meinen vnd kauffen ros vnd gewant. 1251/1281 ¶ Do sprach zu der kuniginne der margraf Ekewart: (B 1280) „seit daz ich all erste ewr gesinde wart, So han ich ew mit trewen gedienet , sprach der degen, „vnd wil vntz an mein ende des selben jmmer bey eẅ pflegen. 1252/1282 ¶ Jch wil auch mit mir furen funf hundert meiner man, (B 1281) der ich ew ze dienst mit rechten trewen gan. Wir seyen vngeschaiden, es tü dann der tod. der rede naigt im Kriemhild. des gie sy werlichen not. 1253/1283 ¶ Da zoch man in die more. sy wolten varen dan. (B 1282) da ward vil michel wainen von frewnden getan. Ů te die vil reiche vnd manig schone mait, die erzaigten, daz in were nach frawen Kriemhild laid. 1254/1284 ¶ Hundert reiche magte fůrt sy mit ir dan. (B 1283) die wurden wol geclaidet, als in das wol gezam. Da vielen in die trächer von liechten augen nider. seit gelebt vil der frawen auch bey Etzeln sider. 1255/1285 ¶ Da kam der herr Geiselher vnd auch Gernot (B 1284) mit irem gesinde, als in ir zucht gepot. Da wolten sy belaitten ir liebe schwester dan. da fůrten sy ir recken wol dausent weltlicher man. 1256/1286 ¶ Do cham der herre Gernot vnd auch Ortwein. (B 1285) Rumolt der kuchermaister da mit můste sein. Sy schuffen die nacht sollde vntz an die Důnaw stat. da rait nit furbas Gunthor, wann ain lutzel fur die stat. 1257/1287 ¶ Da sy vom Reine fůren, sy heten fur gesant (B 1286) jr poten hart schnelle in der Hunen lant, Die dem kunig sagten, daz im Rudiger ze weibe het erworben die edlen kuniginn her. Bild: Kriemhilds Einkehr in Passau
[83v]
(21) Awenteur wie Kriemhild Etzeln gefürt ward 1258/1288 D Ie poten lassen reiten. wir sullen ew tůn bechant, (B 1287) wie die kuniginne gefure durch das lant Oder wa von ir schiedent Geiselher vnd Gernot. sy heten in gedienet, als in ir trewe gepot. 1259/1289 ¶ Vntz an die Tůnaue ze vergen sy do riten. (B 1288) sy begunden vrlaubs die kuniginne piten, Wann sy wider wolten reiten an den Rein. do enmocht es an wainen zwischen frunden nicht gesein.
359
1260/1290 ¶ Geiselher der schnelle sprach zu der schwester sein: (B 1289) „wenne daz du, frawe, bedurffen wellest mein, Ob dir icht werde, daz tů mir bechant.1179 so reit ich dir ze dienste in daz Etzeln lant. 1261/1291 ¶ Die ir mage waren, die kustens an den munt. (B 1290) vil minnekliches schaiden sach man an der stund Von Rüdigern, des margrauen man. da fůrt dew kuniginne vil manig maget wolgetan, 1262/1292 ¶ Hundert vnd viere, die trugen reiche claid (B 1291) von gemalt reichem pfelle. vil der schillte prait Fůrt man bey den frawen nahent auf den wegen. da kert von ir danne manig herlicher degen. 1263/1293 ¶ Sy zogen nider palde dann durch Pair lant. (B 1292) da sagt man die mere, da waren für gerant Vil vnchunder geste, dannoch ain kloster stat, vnd da daz Jn mit flusse in die Tůnaue gat. 1264/1294 ¶ Jn der stat zů Passaw sas ain pischof. (A 1236) die berge wurden lere vnd auch des kuniges hof. {B 1293} Sy eilten palde auf in Pair lant, da der bischof Pillgerein die schonen Kriemhillden vand. 1265/1295 ¶ Den recken von dem lande waz da nicht ze lait, (B 1294) da sy ir volgen sahen so manig schone mait. Da růrt man mit augen der edlen ritter chint. gůt herberge gab man da den gesten sint. 1266/1296 ¶ Der bischof mit seiner jnffel ze Passawe rait. (B 1295) do daz den burgeren von der stat wart gesait, Daz dar chame Kriemhild, des fursten schwester chint, dew ward wol enpfangen von den kauflewten sint. 1267/1297 ¶ Daz sy beleiben wolte, der bischof het des wan. (B 1296) do sprach der herre Ekewart: „es ist vngetan. Wir müssen varen nider in Rudegeres lant. vns warttent vil der degen, es ist in allen wolbechant. 1268/1298 ¶ Dew mere nun wol weste die schone Gotlint. (B 1297) si berait sich mit fleisse vnd ir vil edel chint. Jr het enpoten Rüdiger, daz in daz dauchte gůt, da sy dem kunige da mit troste den můt, 1269/1299 ¶ Daz sy ir rit engegene mit den seinen man (B 1298) auf zů der Ense. do daz ward getan, Da sach man allenthalben die weg vnmüssig stan. sy begunden gen den gesten baide reiten vnde stan.
1260,3
360
mir] nr
[84r]
[84v]
1270/1300 ¶ Nun waz die kuniginne ze Euerdinge chomen. (B 1299) gnůg aus Bair lande, solten han genomen Der raub auf der strasse nach ir gewanhait, so heten sy den gesten da getan vil liechte lait. 1271/1301 ¶ Daz waz wol vnderstanden von dem margrauen her. (B 1300) er fůrt dausent ritter vnde dannoch mer. Do waz auch chumen Gotlint, Rudigers weib, mit ir chamen herlichen manges edlen recken leib. 1272/1302 ¶ Da sy vber die Tůnau chamen bey Ense auf daz velt, (B 1301) da sach man auf gespannen hutten vnd gezelt, Da die geste solte die nacht sollde han. dew kost waz den gesten da von Rüdiger getan. 1273/1303 ¶ Gotlint die schone die herberge lie (B 1302) hinder ir beleiben. auf den wegen hie Mit klang manig pferd wolgetan. der antuang liep waz Rudiger getan. 1274/1304 ¶ Bey in zů den pesten zeiten chomen auf den wegen, (B 1303) die riten lobeleiche. daz waz vil manig degen. Sy pflagen ritterscheffte. daz sach vil manig mait. auch waz der ritter dienst der kuniginne nicht ze lait. 1275/1305 ¶ Do zu den gesten chomen die Rudigeres man, (B 1304) vil der trumm zorne sach man ze berge gan Von der recken hant mit ritterlichem siten. da ward vor den frawen wol ze preis geriten. 1276/1306 ¶ Daz liessen sy beleiben. da grůste manig man (B 1305) vil gutlich ain ander. da furten sy von dan Die schonen Gotlinde, da si Kriemhillden sach. die frawen dienen chunden, die heten clainen gemach. 1277/1307 ¶ Der vogt von Pechlaren zů seinem weibe rait. (B 1306) der edlen margrauinne waz daz nicht ze laid, Daz er so wol gesunder von dem Rein waz chomen. jr waz ain tail ir schwere mit grossen frewden benomen. 1278/1308 ¶ Do sy in het enpfangen, er hies sy auf das gras (B 1307) erbaissen mit ir frawen, waz ir da bey ir waz. Da ward vil vnmussig manig edel man. den frawen ward dienst mit grossem vleiss getan. 1279/1309 ¶ Do sach die fraw Kriemhild die margräuinne stan (B 1308) mit irem gesinde. sy lie nicht nach ir gan. Daz pferd mit dem zaum zucken sy began, vnd lie sich schnelleklichen heben von dem satel dan. 1280/1310 ¶ Dem bischof sach man weysen seiner schwester chint, (B 1309) jn vnd Ekewartten, zů Gotlinde sint. Da ward vil michel weichen an der selben stund. da kust die ellende an fraw Gotlinden munt.
[85r]
361
1281/1311 ¶ Do sprach vil minneklichen daz Rudigeres weip:1180 (B 1310) „nun wol mich, liebe frawe, daz ich ewren schonen leip Han in disen landen mit meinen augen gesehen. mir chund an disen zeiten nimmer liebers geschehen. 1282/1312 ¶ „Nun lon ew got , sprach Kriemhild, „vil edle Gotlint. (B 1311) sol ich gesunt beleiben vnd Potelunges chint, Es mag ew chumen ze liebe, daz ir vns habt gesehen. jn baiden waz vnchunde daz seider můst geschehen. 1283/1313 ¶ Mit zuichten zů ain ander gie vil manig mait. (B 1312) da waren in die recken mit dienste vil berait. Sy sassen nach dem grůsse nider auf den cle. sy gewunnen manger kunne, die in vil fremde waren e. 1284/1314 ¶ Man hies den frawen schencken. es waz wol mittertag. (B 1313) daz edel jngesinde da nit lenger lag. Sy riten, da sy funden manig hutten prait. da was den edlen gesten vil michel dienste berait. 1285/1315 ¶ Die nacht sy heten růe vntz an den morgen frů. (B 1314) die von Pechlaren beraitten sich da zů, Wie sy behallten wolten manigen werden gast. wol het geschaffen Rudiger, daz in nicht geprast. 1286/1316 ¶ Die venster an den mauren sach man offen stan. (B 1315) dew purg ze Pechlaren sach man offen stan. Do riten in die geste, da man sy gerne sach. den hies der wirt vil edel schaffen gůten gemach. 1287/1317 ¶ Die Růdigeres dochter mit irem gesinde gie, (B 1316) da sy die kuniginne vil minneklich enpfie. Da waz auch ir muter, des margrauen weib. mit lieb ward gegrusset manger junckfrawen leib. 1288/1318 ¶ Sy viengen sich behende vnd giengen dan (B 1317) jn ain palast weiten, das waz vil wol getan, Da dew Tůnaue vnder hine vlos. sy sassen gegen den lufften vnd heten kurtzweile gros. 1289/1319 ¶ Wes sy da mer pflagen, daz chan ich nicht gesagen. (B 1318) daz in so vbel zogte, daz hort man da clagen Die Kriemhillden recken, wan es waz in lait.1181 hey, waz da gůter degen mit in von Pechlar rait! 1290/1320 ¶ Vil minnekliches dienst Rudiger enpot. (B 1319) do gab die kuniginne zwelf arme poug rot Der Gotlinden dochter vnd also gůt gewant, daz sy nit pessers brachte in des Rüdigers lant.
1281,1 1289,3
362
sprach] sprich wan] waz
[85v]
1291/1321 ¶ Wie ir genumen were daz Nibelunge gold, (B 1320) all die sy gesahen, die machten sich ir holt Noch mit dem clainen gůte, daz sy dannocht mochte han. des wirtes jngesinde, dem ward gross gab getan.1182 1292/1322 ¶ Da wider pot da ere die frawe Gotlint [86r] (B 1321) den gesten von dem Reine so gutliche sint, Daz man der frawen harte wenig vand, si trugen ir gestaine oder ir herlich gewant. 1293/1323 ¶ Do sy enpissen waren, vnd daz sy solten dan, (A 1265) von der hausfrawen ward gepoten an {B 1322} Getrewlicher dienst daz Etzeln weib. da ward vil getrauttet der schonen junckfrawen leib. 1294/1324 ¶ Sy sprach zu der kunigin: „wann euch nun duncket gůt, (B 1323) jch wais wol, daz es gern mein lieber vater důt, Daz er mich zů euch sendet in der Heunen lant. daz sy ir getrew wer, wie wol es Kriemhild eruand. 1295/1325 ¶ Die ros beraittet waren vnd von Pechlaren chomen. (B 1324) do het die kuniginne vrlaub da genomen Von Rudigeres weibe vnd von der dochter sein. des schied auch sich mit grůsse manig schones megetein. 1296/1326 ¶ Ain ander sy vil sellten gesahen nach den tagen. (B 1325) ausser Maidelich auf handen ward getragen1183 Vil manig golduas reiche. dar jnne pracht man wein den gesten zů den strassen. můsten wille chumen sein. 1297/1327 ¶ Ain wirt waz da gesessen, Astolt waz der genant. (B 1326) der weyste sy die strasse in das Osterlant Gegen Mautarn die Důnaue nider. da ward vil wol gedienet der edlen kunigin sider. 1298/1328 ¶ Der bischof jnneklichen von seiner niftel schied. (B 1327) daz sy sich wol gehabte, wie vast er ir daz riet, Vnd daz sy ir ere chaufte, als Helch het getan. hey, waz sy grosser eren sint ze den Hunen gewan! 1299/1329 ¶ Zu der Trisem pracht man die geste dan. (B 1328) jr pflagen fleissikleichen die Růdigeres man, Vnd da die Hunen riten vber lant. da ward der kuniginne michel ere bechant. [86v] 1300/1330 ¶ Die den Krisem heten, der kunig von Hunen lant, (B 1329) ain burg vil reiche, die waz wol bechant, Gehaissen Krisem maure. fraw Helch sas da e vnd pflag so grosser tugent, daz weltlich nimmer erge,
1291,4 1296,2
dem] unter der Langzeile nachgetragen auf] aus
363
1301/1331 ¶ Es endäte danne Kriemhild, die also sollte geben. (B 1330) sy mocht nach irem laide daz lieb wol geleben, Daz ir auch jahen ere des Etzeln man, der sy sint grossen vollen bey den hellden gewan. 1302/1332 ¶ Die Etzeln herschaft so weiten waz erkant, (B 1331) daz man ze allen zeiten an seinem houe vand Die kunsten, von den ye ward vernomen vnder kristen vnd vnder haiden, da waren mit alle chomen. 1303/1333 ¶ Die im waz ze allen zeiten, daz weltlich nit mer erge, (B 1332) kristenlicher orden vnd auch der haiden e. Jn wie getanem leben sich yeglicher betrůg, das schůf des kuniges millte, die in allen gab genůg. Bild: Etzel empfängt Kriemhild
(22) Awenteur wie Chriemhild enpfangen ward 1304/1334 Sy waz ze Zeissen maure vntz an den vierden tag. (B 1333) die molt auf der strasse die weil nie gelag, Sy stob, als es allenthalben prunne, dan. da riten durch Osterreiche die kunig Etzeln man. 1305/1335 ¶ Do waz auch dem kunig vil recht wol gesait, (B 1334) daz im von gedencken schwunden seine lait, Wie herlichen chame Kriemhild durch die lant. der kunig begund gahen, da er die wolgetanen vand. 1306/1336 ¶ Von vil mangen sprachen sach man auf den wegen (B 1335) vor Etzeln reiten vil mangen kunen degen, Von kristen vnd von haiden vil mange weite schar, da sy die frawen funden. sy chamen herlichen dar. 1307/1337 ¶ Von Růzzen vnd von Kriechen rait da vil manig man. (B 1336) den Polan vnd den Polachen sach man geschwinde gan Jr ros die vil gůten, da sy mit kreften riten. waz sy schilt heten, der ward vil wenig vermiten. 1308/1338 ¶ Von dem land ze Clibern rait da vil manig degen (B 1337) vnd die willden Potschiuere. da ward vil gepflegen Mit den bogen schiessen zu den vogeln, die da flugen. die pfeile sy vil sere vil vast zů den wenden zugen. 1309/1339 ¶ Ain stat bey der Tůnaue leit in Osterlant, (B 1338) dew ist gehaissen Dullme. da ward ir bechant Vil manig sit fremder, den sy nie gesach. sy enpfiengen da genůg, den sit leit von ir geschach. 1310/1340 ¶ Vor Etzeln dem kunig ain gesinde rait, (B 1339) vro vnd vil reiche, hübsch vnd gemait, Wol vier vnd zwaintzig fursten, reich vnde her. daz sy ir frawen sahen, da fur gerten sy nit mer.
364
[87r]
1311/1341 ¶ Der hertzog Ramung ausser Walachen lant, (B 1340) mit siben hundert mannen cham er vor in gerant. Sam fliegende vogel sach man si varn. [87v] da kam der furst mit herlichen scharen. 1312/1342 ¶ Hornbog der schnelle wol mit dausent man (B 1341) chert gen dem kunig von seiner frawen dan. Vil laut ward geschallet nach des landes siten. von der Hunen mage ward auch ser geriten. 1313/1343 ¶ Da kam von Dennenmark der kune Hawart, (B 1342) vnd Iring der schnelle, vor valschait wol bewart, Vnd Jrrenfrid von Durgen, ain weltlicher man. sy enpfiengen Kriemhillden, des sy ere můsen han, 1314/1344 ¶ Mit zwelf hundert mannen. sy furtens in ir schar. (B 1343) da kam der herr Plodel mit drew dausent dar, Des Etzeln pruder ausser Hunen lant. der cham vil herlichen, da er die kuniginne vand. 1315/1345 ¶ Do cham der kunig Etzel vnd auch her Dietreich (B 1344) mit allen seinen gesellen. daz vil lobeleich Manig ritter edel, piderb vnde gůt. des ward Kriemhillden vil wol gehocht der můt. 1316/1346 ¶ Do sprach zů der kuniginne der herre Rüdiger: (B 1345) „fraw, ich wil enpfahen hie den kuneg her.1184 Wen ich euch haisse kussen, daz sol sein getan. ja mügt ir nit all geleiche grüssen Etzeln man. 1317/1347 ¶ Da hůb man von dem more die kuniginne her.1185 (B 1346) Etzel der vil reiche baitte da nit mer, Er stund von seinem rosse mit mangem kunen man. man sach in frölichen gegen Kriemhillden gan. 1318/1348 ¶ Zwen fursten reiche, als vns ist gesait, (B 1347) bey der frawen gende trůgen reiche claid, Da ir der kunig Etzel engegen gie, da sy den fursten edel mit kussen enpfie. 1319/1349 ¶ Auf ruckt sy ir gebende. ir varb wol getan, (A 1291) die laucht ir aus dem golde. da waz vil manig man. {B 1348} Sy jahen, daz fraw Helche nicht schöner chunde sein. da bey da stund vil nahent des kuniges pruder Plodelein. [88r] 1320/1350 ¶ Den hies kussen Rudiger, der margraue reich, (B 1349) vnd auch den kunig Gibichen. da stund auch her Dietreich. Der recken kusten zwelf daz vil edel weib. da enpfieng sy sunst manges ritters leip.
1316,2 1317,1
kuneg] kunet her] gůt her
365
1321/1351 ¶ Alle die weile Etzel bey Kriemhillden stund, (B 1350) da daten die dummen, als noch die lewte tund. Vil manigen punas reichen sach man da reiten. daz daten kristen hold vnd auch die haiden nach irem siten. 1322/1352 ¶ Wie recht ritterleichen die Dieteriches man (B 1351) die scheffte liessen fliegen mit traum zaine dan, Hoch vber die schilt gůter ritterhant! von den deütschen gesten ward durchel manges schilltes rant. 1323/1353 ¶ Da ward von scheft prechen vil michel dos vernomen. (B 1352) dar waren von dem lande die recken alle chomen, Vnd auch des kunigs geste, vil manig edel man. da gie der kunig reiche mit frawen Kriemhild dan. 1324/1354 ¶ Sy sahen bey in stende ain herlich gezelt. (B 1353) von hutten waz erfullet alles das veld, Da sy solten růen von ir arebait. von hellden ward geweiset darunder vil manig schone mait 1325/1355 ¶ Mit der kuniginne, dar sy sint gesas (B 1354) auf reiches stul gewerte. der margaue das Er het wol geschaffet, das man es vand vil gůt, daz gesinde Kriemhild. des frewt sich Etzeln můt. 1326/1356 ¶ Daz da redet Etzel, daz ist mir vnbechant. (B 1355) jn der seinen zeswe ir vil weisse hant. Sy gesassen minnekleichen, da Rüdiger der degen, der nicht wolte lassen Kriemhild haimliche pflegen. 1327/1357 ¶ Da hies man lan beleiben den bauhart vberal. (B 1356) mit eren ward verendet da der grosse schal. Da giengen zů den hůten Etzeln man. man gab in herberge weit allenthalben dan. [88v] 1328/1358 ¶ Der tag het nun ain ende. sy schuffen iren gemach, (B 1357) vntz man den liechten morgen aber scheinen sach. Da waz zů den rossen chomen manig man. hey, waz man kurtzweile dem kunig ze eren began! 1329/1359 ¶ Der kunig es nach den eren die Heunen schaffen pat. (B 1358) da riten sy von Tulme ze Wien in die stat. Da funden sy gezieret vil manger frawen leib. sy enpfiengen wol mit eren des kunigs Etzels wip. 1330/1360 ¶ Mit hart grossem vollen so ward in berait, (B 1359) waz sy haben sollten. vil manig held gemait Sich frewt von dem schalle. herbergen man began. des kunigs hochzeit hůb sich frölichen an. 1331/1361 ¶ Sy mochten nicht herbergen all in der stat. (A 1303) die nit geste waren, Rudiger die pat, {B 1360} Daz sy herberge namen in daz lant. jch wen, man ze allen zeiten Kriemhilden bey dem kunig vand.
366
1332/1361 ¶ Der herr Dietrich vnd ander manig degen (A 1304) sy heten sich der rẘe mit arbait wewegen, {B 1361} Durch daz sy den gesten drosten wolten den můt. her Rudiger vnd sein frunde heten kurtzweile gůt. 1333/1363 ¶ Die hochzeit waz geuallen an ainen pfingstag, (B 1362) da der kunig Etzel bey Kriemhilden lag Jn der stat ze Wiene. ich wen, sy ye so mangen man bey irem ersten manne ye ze dienst gewan. 1334/1364 ¶ Si kund sich mit gabe, dem der sy nie gesach. (B 1363) vil manger darunder zu den gesten sprach: „Wir wanten, daz fraw Kriemhild nicht gutes mochte han. nun ist hie mit ir gabe manig wunder getan. 1335/1365 ¶ Die hochzeit wert sibenzehen tag. (B 1364) jch wen, man von dehainem kunig mere sag, Des hochzeit grosser were. daz ist vns vnuerdeit. alle, die da waren, die trugen newe clait. 1336/1366 ¶ Jch wen, so in Niderlant da vor nie gesaz [89r] (B 1365) mit so mangem recken. da bey gelaubt ich das, Waz Seifrid reich des gůtes, des er nie gewan so mangen recken edle, so sy sach vor Etzeln stan. 1337/1367 ¶ Euch gab nie dehainer ze sein selbes hochzeit (A 1309) so mangen reichen mantel, tief vnde weit, {B 1364} Noch so gůter claider, der sy mochten han, die durch Kriemhillden willen alle wurden verdan. 1338/1368 ¶ Jr frunt vnd ir geste heten ainen můt, (A 1310) da sy da nicht ensparten dehainer schlachte gůt. {B 1367} Wes man an sy gerte, des waren sy berait. des gestund da der degen vil milte plos an claid.1186 1339/1369 ¶ Wie sy ze dem Reine sässe, sy gedacht an das, (B 1368) bey irem edlen manne, ir augen wurden nas.1187 Sy het es vaste häle, das es niemat chunde sehen. jr waz nach mangem laide grosse ere beschehen. 1340/1370 ¶ Waz yemant dot mit milte, daz waz gar ain wint (B 1369) vntz an Dietreichen. waz vor Lunges chint Jm gegeben het, daz waz gar verschwant. auch begie da michel wunder des millten Rudigers hant. 1341/1371 ¶ Vnd auch aus Vngerlande der furst Plodlein, (B 1370) der hies da lere machen vil mangen vollen schrein Von silber vnd von golde, daz ward da hingegeben. man sach des kunges hellde so recht frölichen leben.
1338,4 1339,2
degen] gegen wurden] wunden
367
1342/1372 ¶ Werwel, Swämlin, des kuniges spile man, (B 1371) jch wän, ir yeglicher zů der hochzeit gewan Wol zu dausent marcken oder dannocht bas, do die schone Kriemhild bey Etzel vnder der krone sas. 1343/1373 ¶ An dem achzehenden morgen von Wien sy do riten. (B 1372) da ward mit ritterschefte schillte vil verschniten Von spern, die da furten die recken an der hant. suss cham der kunig Etzel vntz in daz hünisch lant. 1344/1374 ¶ Ze Heimburg der allten sy waren vbernacht. (B 1373) da enchunde niemat wissen des volkes acht, Mit wie getaner krefte sy riten vber lant. hey, waz schoner frawen man an seiner haimferte vand! 1345/1375 ¶ Ze Misenburg der reichen da schiften si sich an. (B 1374) daz wasser ward verdecket von rossen vnd von man, Als samm es erde were, waz man sein fliessen sach. die weg müden frawen heten sanft rů vnd gemach. 1346/1376 ¶ Ze sammen waz geflossen vil manig schif gůt, (B 1375) daz in nicht enschadet die vnde auf der flůt. Daruber waz gespannen vil manig gůt gezelt, als ob sy noch heten baide land vnd veld. 1347/1377 ¶ Do chamen dise mere ze Etzeln burg von dan. (B 1376) da frawten sich dar jnne weib vnde man. Des Etzeln jngesinde, des e die frawe pflag, sy gelebten bey Kriemhillden seit vil frölichen tag. 1348/1378 ¶ Da stunden wartende vil manig edel mait, (B 1377) die nach Helchen tode heten mange laid. Siben kuniginne dochter noch Kriemhild da vant, von den waz gezieret alles Etzeln lant. 1349/1379 ¶ Die junckfrawe noch des gesindes pflag, (B 1378) dew Helchen schwester, an der vil tugende lag, Dew gemahel Dietriches, ains edlen kuniges chint, dew dochter Nentweines. die het vil der eren sint. 1350/1380 ¶ Gegen der geste chunfte fräte sich ir nicht. (B 1379) auch waz darzů beraittet vil kreftige pflicht. Wer chund auch des beschaiden, wie sint der kunig sas? sy gelebten zů den (ünen nie mit kuniginne bas. 1351/1381 ¶ Da der kunig mit seinem weib von der stat rait, (B 1380) wer yegliche were, daz ward da wol gesait. Die edel Kriemhild sy grůste dester bas. hey, wie gewalltiklichen sy seit an Helchen stat gesas! 1352/1382 ¶ Auch wurden ir mit dienst vndertan (B 1382) all des kuniges mage vnd alle seine man, Daz die frawe Helche nie so gewalltig ward, so sy nun müssen dienen frawen Kriemhild alle vart.
368
[89v]
[90r]
1353/1383 ¶ Da stund mit solichen eren der hof vnd auch daz lant, (B 1383) daz man da ze allen zeiten die kurtzweile vand, Warnach yeglichen daz hertz trůg den můt, durch des kuniges lieb vnd auch der kuniginne gůt. Bild: Kriemhild bittet Etzel, ihre Brüder einzuladen
(23) Awenteur wie Kriemhilt warb, daz ir prüder zu der hochzeit chämen 1354/1384 M it grossen eren, daz ist war, (B 1384) wanten sy mit ainander vntz in daz sibent jar. Die zeit die kuniginne ains kindes waz genesen. des chund der kunig Etzel nimmer frölicher wesen. 1355/1385 ¶ Sy wolten nicht erwinden, sy erwurben sint, (B 1385) daz getauffet wurde des Etzeln chint Nach kristenlichem rechte. es ward Ortlieb genant. des ward vil michel frewde vber all Etzeln lant. 1356/1386 ¶ Was e guter tugent an frawen Helchen lag, (B 1386) da flais mein frawe Kriemhild darnach vil mangen tag. Die seit sy lerte Herrat, die mait. die heten nach fraw Helchen taugenlichen grosse lait. 1357/1387 ¶ Den fremden vnd den chunden waz sy wol bechant. (B 1387) die jach, daz nie fraw besässe kuniges lant Besser vnd milt. daz het sy fur war. daz lob trůg sy ze den (unen bis an daz dreizehent jar. 1358/1388 ¶ Nun het sy wol erchunt, daz ir niemat wider stund, (B 1388) als so noch fursten weibe kuniges recken tund, Vnd daz sy allzeit zwelf kunig vor ir sach. sy gedacht auch manger laide, die ir da haim geschach. 1359/1389 ¶ Sy gedacht auch manger von Nibelunge lant, (B 1389) der sy waz gewalltig vnd ir die Hagens hant Mit Seifrides tode heten gar benomen. ob im daz jmmer mocht ze laide chomen. 1360/1390 ¶ „Daz geschach, ob ich in mochte pringen in daz lant. (B 1390) jr traumt, daz ir vil dicke gieng an der hant Geiselher ir pruder. sy chust in ze aller stund vil offt in dem schlaffe. seit ward in arbait chunt. 1361/1391 ¶ Jch wen, der vbel valant Kriemhilt daz geriet, (B 1391) daz sy sich mit fruntschaft von Gunthorn schied,
da begund aber ir salben von trähern ir gewant. 1362/1392 ¶ Es lag ir an dem hertzen baide spat vnd frů, (B 1392) wie man sy ane schulde prächte dar zů, Daz sy müste nemen ainen haidnischen man. die not het ir Hagen vnd auch Gunthor getan.
[90v]
369
1363/1393 ¶ Des willens in irem hertzen kam sy vil sellten ab. (B 1393) si gedacht: „ich pin so reiche vnd han so grosse hab, [91r] Daz ich meinen veinden noch gefug ain lait. des wer ot ich von Troni Hagen gern berait. 1364/1394 ¶ Als den vngetrewen jamert daz hertze mein. (B 1394) die mir da laid gedaten, mocht ich da bey gesein, So wurd wol errochen meines frundes leib, des ich chaum erbaite , gedacht daz edel weib. 1365/1395 ¶ Do sy nun het all des kuniges man, (B 1395) die Kriemhillden recken. daz waz vil wol getan. Der chamer, der pflag Ekkewart. da von er frunt gewan. den Kriemhillden willen chund niemat vnderstan. 1366/1396 ¶ Sy gedacht zu allen zeiten: „ich will den kunig piten , (B 1396) daz er ir des gunde mit gütlichem siten, Daz man ir frund prachte in der Hunen lant. den argen willen niemat an der kuniginn erkant. 1367/1397 ¶ Da sy aines nachtes bey dem kunig lag, (B 1397) mit armen vmbe vangen het er sy, als er pflag Die edlen frawen trauten, sy was im als sein leip, da gedacht an ir veinde daz vil herliche weip. 1368/1398 ¶ Sy sprach zu dem kunige: „vil lieber herre mein, (B 1398) jch wolt euch piten gern, mocht es mit hulden sein, Daz ir mich liessent schauen, ob ich daz het verscholt, ob ir den meinen frunden werent jnneklichen holt. 1369/1399 ¶ Do sprach der kunig reiche, getrew waz sein můt: (B 1399) „jch pring ewch des wol jnnen, wa lieb vnde gůt1188 Den recken wider fůre, des můste ich ere han, wann ich von weibes minne pezzer frewde nie gewan. 1370/1400 ¶ Do sprach die kuniginne: „ew ist daz wol gesait, (B 1400) jch han vil hoher mage. darumb ist mir lait, Daz mich die so sellten gerüchet hie gesehen. jch hort mich die leẅte wann nun fur ellende iehen. 1371/1401 ¶ Da sprach der kunig Etzel: „vil liebe frawe mein, (A 1344) deucht es euch nicht ze verre, so lůd ich vber Rein, [91v] {B 1401} Welhen ir gern sehent, her varn in mein lant. des frewt sich die frawe, da sy den willen sein eruand. 1372/1402 ¶ Sy sprach: „welt ir mir treẅe laisten, lieber herre mein, (B 1402) so sult ir poten senden ze Wurms vber Rein. So enpüt ich meinen frunden, daz ich da habe můt. so kumpt vns her ze lande manig edel ritter gůt.
1369,2
370
lieb] leib
1373/1403 ¶ Er sprach: „wann ir gebietent, so lat es geschehen.1189 (B 1403) jr enchundent ewr frunde so gern nicht gesehen, Als ich sy gesähe, der edlen Ů ten chint. mich mut daz hart sere, daz sy vns lang fremde sind. 1374/1404 ¶ Ob es dir wol geualle, vil liebe frawe mein, (B 1404) so wolt ich gern senden nach den frunden dein Die meinen videlere in Burgonde land. die guten videlere hies er pringen ze hant. 1375/1405 ¶ Sy eilten hart schnelle, da der kunig sas (B 1405) bey der kuniginne. er sagt in baiden das, Die sollten poten werden in der Burgonde lant. da hies er in beraitten hart herlich gewant. 1376/1406 ¶ Vierundzwaintzig recken berait man die claid. (B 1406) auch ward jn von dem kunig die potschaft gesait, Wie sy dar laden solten Gunthör vnd sein man. Kriemhild die frawe sy sunder sprechen began. 1377/1407 ¶ Do sprach der kunig reiche: „ich sag ew, wie ir důt. (B 1407) jch enpüt meinen fründen lieb vnd alles gůt, Daz sy gerůchen reiten her in mein lant. jch han so liebe geste hart wenig noch erkant. 1378/1408 ¶ Vnd ob sy meines willen wellent nicht began, (A 1351) der Kriemhillden mage, daz sy des nicht enlan, {B 1408} Sy chumen in disem summer zů meiner hochzeit, wann vil der wunne an meinen chunen magen leit. 1379/1409 ¶ Do sprach der videlere, der stoltze Swämmelin: (B 1409) „wann sol ewr hochzeit in disen landen sein, Daz wir daz ewren magen kunnen dort gesagen? [92r] do sprach der kunig edel zů den nachsten seinen magen. 1380/1410 ¶ „Wir tůn, waz ir gebietent , sprach da Werbelin. (B 1410) jn ir chämmenaten pat sy die kunigein Dringen taugenlichen, da sy den poten sach. da von vil mangem degen seit vil laid geschach. 1381/1411 ¶ Sy sprach zu den poten baiden: „nun dienent vm mich gůt, (B 1411) daz ir meinen willen vil gutlichen dut, Vnd sagt, was ich enpiete, haim in vnser lant. jch mach ewch gütes reiche vnd gib ewch herlich gewant. 1382/1412 ¶ Vnd waz ir meiner frunde jmmer mugt gesehen (B 1412) ze Wurms bey dem Reine, den sult ir nicht veriehen, Daz ir noch nie besähent betrubet meinen můt, vnd sagt meinen dienst den hellden kun vnd gůt.
1373,1
Er] Sy
371
1383/1413 ¶ Pitet, daz sy laisten, daz in der kunig enpot, (B 1413) vnd mich da mit schaiden von aller meiner not. Die Hunen wellent wänen, daz ich an frunde sey. ob ich ritter hete, er wer mir entwene bey. 1384/1414 ¶ Vnd sagt auch Gernoten, dem edlen pruder mein, (B 1414) daz im zů diser welt niemat hollder mag gesein. Pittent, daz er mir pring her in ditz lant vnser pesten frunte, daz es vns ze eren sy gewant. 1385/1415 ¶ So sagt auch Geiselher, daz er gedenck daran, (B 1415) daz ich von seinen hullden nie laides nicht gewan. Des sehen in zů den (unen gern die augen mein. jch het in hie vil gerne durch die grossen trewe sein. 1386/1416 ¶ Sagt auch meiner můter die ere, die ich han, (B 1416) vnd ob von Troni Hagen dort woll bestan, Wer sy danne weisen welle durch die lant. dem sind die weg von chinde her ze den Hunen wol bechant. 1387/1417 ¶ Die poten nicht enwesten, von we daz waz getan, (B 1417) daz sy von Troni Hagen nicht sollten lan [92v] Beleiben bey dem Rein. es waz in seider lait. mit im ward mangem degen ze dem dode wider sait. 1388/1418 ¶ Trewe vnde potschaft waz in nun gegeben. (B 1418) sy fůren gůtes reiche vnd mochten schone leben. Vrlaub gab in Etzel vnd auch sein schones wip. jn waz von gůter wate wol geziert der leip. Bild: Etzel läßt die Burgunderkönige zu Gast laden
(24) Awenteur wie Etzel nach den Burgonden sant 1389/1419 D O Etzel zů dem Reine sein poten sant, (B 1419) da flugen dise mere von land ze lant. Mit poten hart schnelle er pat vnd auch gepot zu seiner hochzeite. des holt da manger den tod. 1390/1420 ¶ Die poten danne fůren vzzer Hunen lant. (B 1420) zu den Burgonden dar wurden sy gesant. Nach den edlen kunigen vnd auch nach iren man sy solten chomen. die potschaft gahen began. 1391/1421 ¶ Hin ze Pechlaren chamen sy geriten. (A 1364) ja dient man in gern, daz ward da nit vermiten. {B 1421} Rudiger seinen dienst enpot vnd Gotlind bey in hin ze Reine, vnd auch ir baider chint. 1392/1422 ¶ Sy liessen sy an gabe nicht schaiden dan, (B 1422) daz dester bas gefuren des Etzeln man. Ů ten vnd iren chinden enpot do Rüdiger, sy enheten nicht so wege dehainen margrauen mer.
372
[93r]
1393/1423 ¶ Sy enputen auch Praunhilden dienst vnd alles gůt, (B 1423) stätikliche trewe vnd willigen můt. Da sy die red venomen, daz die poten wollten faren. sy pat die margräuinne got von himel bewarn. 1394/1424 ¶ Die poten chamen vollen durch Pair lant, (A 1367) Werbel der vil schnelle die guten bischof vand. {B 1424} Daz er do seinen frunden hin zum Rein enpot, daz ist mir nit gewissen, wann nun sein gold also rot 1395/1425 ¶ Gab er den poten ze minne. reiten er sy lie. (B 1425) do sprach der Pillgrein: „solt ich sy sehen hie, Mir wer wol ze mute, der schwester sune mein, wann ich mag vil sellten zů in chumen an den Rein. 1396/1426 ¶ Wellich wege sy furen ze Reine durch die lant, (B 1426) des kan ich nicht beschaiden. ir silber vnd ir gewant, Des ennam in niemat. man vorcht iren hortten zorn. ja waz gewalltig der edel kunig hochgeporn. 1397/1427 ¶ Jnner tagen zwelfen chamens an den Rein, (B 1427) ze Wurms zu dem lande, Wärbel, Schwämbelin. Da sagt man die mere den kunigen vnd iren man, da chamen fremde poten. Günthör da fragen began. 1398/1428 ¶ Do sprach der vogt vom Reine: „wer důt vns das bechant, [93v] (B 1428) von wannen dise poten reiten in daz lant? Daz enweste niemant, vntz daz sy gesach Hagen von Troni da zů Gunthorn sprach: 1399/1429 ¶ „Vns chument fremde mere, daz wil ich euch veriehen. (B 1429) die Etzeln videlere, die han ich hie gesehen. Sy hat eẅr schwester gesendet an den Rein. die sullen vns durch ir herren gros wilkumen sein. 1400/1430 ¶ Sy riten all berait fur den palast dan. (A 1373) es gefůren herlicher nie fursten spileman. {B 1430} Des kuniges jngesinde enpfie sy ze hant. man gab in herberge vnd hies behallten ir gewant. 1401/1431 ¶ Jre rais claider waren reich vnd wol getan, (B 1431) ja mochten sy mit eren wol fur den kunig gan. Sy wolten ir nicht mere da ze houe tragen. ob ir yemant gerte, die poten hiessen daz sagen. 1402/1432 ¶ Jn der selben masse man auch lewte vand, (B 1432) die es vil geren namen. den ward es gesant. Da legten an die geste verr pesser wat, als es kuniges poten ze tragen herlichen stat. 1403/1433 ¶ Da gie mit vrlaub, da der kunig sas, (B 1433) daz Etzeln gesinde. gern sach man das. Hagen züchtiklichen zů den poten spranch vnd enpfie sy minneklichen. des sagten im die knappen danck.
373
1404/1434 ¶ Durch die chunden mere fragen er began, (B 1434) wie sich Etzel gehabte vnd die seinen man. Do sprach der videlere: „daz land gestund ni bas noch so fro die leẅte, wissent endlichen das. 1405/1435 ¶ Sy giengen zu dem wirte. der palast der waz vol. (B 1435) do enpfie man die geste, so man von rechte sol Gütlichen grussen in ander kunige lant. Werbel vil der recken bey Gunthoren vand. 1406/1436 ¶ Der kunig gezogenlichen grüssen si began: (A 1379) „seit wilchomen baide, ir Hunen spilman, {B 1436} Vnd ewr hörgesellen. wer hat euch hergesant? Etzel der vil reiche zu der Burgonde lant? 1407/1437 ¶ Sy nigen dem kunig. do sprach Werbelin: (B 1437) „dir enput hollden dienste der liebe herre mein, Vnd Kriemhilt, dein schwester, in ditze lant. sy habent vns recken durch rechte trew her gesant. 1408/1438 ¶ Do sprach der furst reich: „der mer pin ich fro. (C 1469) wie gehabt sich Etzel , sprach der kunig do, {B 1438} „Vnd Kriemhild, mein schwester, ausser Hunen lant? do sprach der videlere: „die mere tůn ich eẅ bechant, 1409/1439 ¶ Daz sich noch nie gehabten dehaine lewte bas, (A 1382) dann sy sich gehaben baide, ir sult wol wissen das, {B 1439} Vnd alles daz gesinde, die magt vnd ir man, fräwten sich der mere, da wir schieden von dan. 1410/1440 ¶ „Gnade seiner dienst, die er mir enpoten hat1190 (B 1440) vnde meiner schwester, seit es allso stat, Daz sy leben mit frewden, der kunig vnd sein man, wann ich der mere sorgende gefraget han. 1411/1441 ¶ Die zwen jung kunige, die waren chomen. (B 1441) sy heten dise mere aller erst da vernomen. Durch seiner schwester liebe die poten gern sach Geiselher der junge da zů in minneklichen sprach: 1412/1442 ¶ „Jr poten, ir sult vns gros wilkumen sein. (B 1442) ob ir dicker wolltent her reiten an den Rein, Jr vindent hie die frunde, die ir mugt gern sehen. ja soltu hie ze lande vil wenig laides sehen. 1413/1443 ¶ „Wir getrawen ew wol eren , sprach da Swemblin. (B 1443) „jch chund euch nit gedencken mit den sinnen mein, Wie recht minneklichen ew Etzel enpoten hat vnd ewr schwester, der ding in hohen eren stat.
1410,1
374
Gnade] Guade
[94r]
[94v]
1414/1444 ¶ Genad vnd trewe mant euch des kuniges weib, (B 1444) vnd daz er ye waz wäge ewr hertz vnd ewr leip, Vnd zu voderst dem kunig sey wir her gesant, daz ir gerůchet reiten in daz Etzeln lant. 1415/1445 ¶ Da wir ewch des pitten, vil vast vns da gepot (B 1445) Etzel der reiche ew allen daz gepot, Ob ir euch ewr schwester nicht sehent wolltet lan, so wolt er doch gern wissen, was er ew het getan, 1416/1446 ¶ Daz ir in also fremdet vnd auch seine lant. (B 1446) ob ew die kuniginne nie wer bechant, So mocht er doch verdienen, daz ir in ruchet sehen. swenne daz ergienge, so wer im lieb geschehen. 1417/1447 ¶ Do sprach der kunig: „beittet vber siben nacht, (B 1447) so chünd ich ew die mere, wes ich mich han bedacht Mit den meinen frunden. die weile sult ir gan an ewr herberge vnd sult vil gute růe han. 1418/1448 ¶ Do sprach aber Werbel: „vnd mochte daz geschehen, (B 1448) daz wir mein frawen e möchten sehen, Ů ten die vil reichen, e wir schaffen gemach? Geiselher der edel vil zuchtiklichen sprach: 1419/1449 ¶ „Des sol euch niemat wenden. welt ir fur sy gan, (B 1449) jr habt meiner můter willen gar getan, Wann sy sicht euch gerne durch die schwester mein, frawen Kriemhilt. ir sult ir willechomen sein. 1420/1450 ¶ Geiselher sy prachte, da er die frawen vand. (A 1393) die poten sach sy gerne von der Hunen lant. {B 1450} Sy grůst in minneklichen durch ir dugenthaften můt. da sagten ir die mere die poten hubsch vnde gůt. 1421/1451 ¶ „Da antwurt ir mein frawe , so sprach Swemmelin, (B 1451) „dienste vnde trewe. vnd mochte daz gesein, Daz sy euch gesehe, jr sult gelauben das, [95r] so wer ir in der welt mit dehainen frewden bas. 1422/1452 ¶ Do sprach die kuniginne: „daz mag nit gesein. (B 1452) wie ich gern sähe die lieben dochter mein, So ist mir laider ze verre des edlen kuniges weib. daz sy jmmer sälig sey vnd auch Etzeln leib. 1423/1453 ¶ Jr sult mich lassen wissen, e irs geraumet hie, (B 1453) wann ir wider wendet, ich gesach so gerne nie Poten in langen zeiten, dan ich euch han gesehen. sy ir daz lobten, daz sy daz liessen geschehen. 1424/1454 ¶ Ze den herbergen furen die von Hunen lant. (B 1454,1 + daz rieten im die pesten, die er dar vnder vand, B 1455,2–4) An Hagen allaine. dem waz es grimme lait. er sprach zů dem kunig taugen: „ir habt euch selb widersait.
375
1425/1455 ¶ Nun ist euch doch gewissen, waz wir han getan. (B 1456) wir mugen jmmer sorge zů Kriemhillden han. Jch schlůg ir ze tode iren man mit meiner hant. wie dorst wir gereiten in des Etzeln lant? 1426/1456 ¶ Do sprach der kunig reiche: „mein schwester lie den zorn (B 1457) mit chus minnekleiche. sy hat auf vns verchorn, Daz wir ir ye gedaten, e sy von hinnan rait, es ensey et Hagen alters aine wider sait. 1427/1457 ¶ „Nun lat euch betriegen , sprach Hagen, „wes halt iehen (B 1458) die poten von den Hunen. welt ir Kriemhillden sehen, Jr mugt da wol verliesen die ere vnd auch den leip. es ist vil lang räche des kunigs Etzeln weib. 1428/1458 ¶ Do sprach zů dem rate der furst Gernot: (B 1459) „seit daz ir von schullden furchtet da den tod Jn hunischen landen, solt wir darumbe lan? wir sehen vnser schwester, es wer vble getan. 1429/1459 ¶ Do sprach der furst Geiselher zu dem degene: (B 1460,1–3)„seit ir euch schulldig wissent, frunt Hagene, So sult ir hie beleiben vnd euch wol bewarn. [95v] 1430/1460 ¶ Da begund zurnen von Troni Hagen: (B 1461) „jch wil nit, daz ir yemant furen auf den wägen, Der mit ew geture reiten ze houe baz. seit ir nit welt erwinden, ich sol ew wol erzaigen das. 1431/1461 ¶ Do sprach der kuchermaister, Rumolt der degen: (B 1462) „der fremden vnd der chunden mocht ir wol haissen pflegen Nach ewrem willen, wann ir habt vollen rat. jch wen nit, daz Hagen euch noch vergeiselt hat. 1432/1462 ¶ Welt ir nit volgen Hagen, so redet Rumolt, (B 1463) wann ich pin ewch mit trewen dienstlichen holt, Daz ir sult beleiben durch den willen mein, vnd lat den kunig Etzel dort bey Kriemhillden sein. 1433/1463 ¶ So chund euch in der welt jmmer senfter wesen? (B 1464) jr mugt vor ewren veinden hart wol genesen. Jr sult mit guten claidern wol zieren den leip, drinckent wein den pesten vnd minnent weltlliche weip. 1434/1464 ¶ Darzů gibt man eẅ speise, die pesten die er ye gewan, (A 1408) jn der welt chunig dehainer. ob des nicht mocht ergan, {B 1465} Jr soltet noch beleiben durch ewrs schönes weip, e ir so kintlichen solltent wagen den leib. 1435/1465 ¶ Des rat ich euch beleiben. reich sind ewre land. (A 1409) man mag bas erlosen hie haimat die pfant {B 1466} Danne da ze den Hunen. wer wais, wie es da stat? jr sult beleiben, herre, daz ist Roumoldes rat.
376
1436/1466 ¶ „Wir wollen nicht beleiben , sprach da Gernot. (A 1410) „seit daz vns mein schwester so fruntlich enpot {B 1467} Vnd Etzel der reiche, durch waz sull wir das lan? der nicht varen wolle, der sol hie haim bestan. 1437/1467 ¶ Des antwurt Hagen: „lat euch vnpillden nicht (B 1468) mein red darumbe. wie halt euch geschicht, Jch rat euch mit gantzen trewen: welt ir euch bewarn, so sult zů den Hunen vil gewalltiklichen varen. [96r] 1438/1468 ¶ Seit ir nicht welt erwinden, so besendet ewr man, (B 1469) die pesten, die ir vindent oder yendert mugt gehan. So wil ich aus in allen dausent ritter gůt. so mag nit gewerren der argen Kriemhillden můt. 1439/1469 ¶ „Des wil ich gern volgen , sprach der kunig ze hant. (B 1470) da hies er poten senden weit in seine lant. Do pracht man der held drew dausent oder mer. sy wanten nicht ze werben als grossliche ser. 1440/1470 ¶ Sy riten frolichen in Gunthores lant. (B 1471) man hies in allen geben ros vnd auch gewant, Die da sollten varen von Burgonde dan. der kunig mit gůtem willen der vil mangen gewan. 1441/1471 ¶ Do hies von Trone Hagen Danckwart, den pruder sein, (B 1472) jr baider recken achzick furen an den Rein. Sy chamen ritterlichen. harnasch vnd gewant furten die vil schnellen in daz Gunthors lant. 1442/1472 ¶ Da kam der kun Volker, ain edel spil man, (B 1473) zu der hof raise mit dreissig seiner man. Die hetten sölich wate, sy mocht ain kunig tragen. daz er zů den (unen wolte, daz hies er Gunthorn sagen. 1443/1473 ¶ Wer der Volger were, daz wil ich ew wissen lan: (B 1474) er waz ain edel herre. im waz auch vndertan Vil der guten recken in Burgonde lant. durch daz er videln chunde, waz er spilman genant. 1444/1474 ¶ Hagen welte dausent. die het er wol erchant, (B 1475) waz in starcken sturmen gefrummet het ir hant, Oder waz sy ye begiengen, des het er vil gesehen. den chund yemant anders nicht wann frumckhait iehen.1191 1445/1475 ¶ Die poten Kriemhillden ser da verdros, (B 1476) wann die vorcht der zier herren, die waz harte gros. Sy gerten taglichen vrlaubs von dan. des engund in nicht Hagen. daz waz durch list getan.
1444,4
frumckhait] frunckhait
377
1446/1476 ¶ Er sprach zů seinen herren: „wir sullens wol bewarn, [96v] (B 1477) daz wir sy lassen reiten, e daz wir selbe varen Darnach in siben tagen in Etzeln lant. drät vns yemant argen willen, daz wirt vns dester bas bechant. 1447/1477 ¶ So mag auch fraw Chriemhilt sich nit beraitten darzů, (B 1478) daz vns durch ir rate yemant schaden tů. Hat aber sy den willen, es mag ir ze laid ergan. wir füren mit vns von hinnen mangen ausserwelten man. 1448/1478 ¶ Schilt vnde sätel vnd alles ir gewant,1192 (B 1479) daz sy furen wolten in Etzeln lant, Daz was vil gar beraittet mangem kunen man. die poten Kriemhilden hies man fur den kunig gan. 1449/1479 ¶ Da die poten chamen, do sprach Gernot: (B 1480) „der kunig wil volgen, des im Etzel her enpot. Wir wollen chomen gerne zů seiner hochzeit vnd sehen vnser schwester, daz ir des an zweifel seit. 1450/1480 ¶ Do sprach der kunig Gunthör: „mugt ir vns gesagen, (B 1481) wenne sy die hochzeit oder in welhen tagen Wir dar chumen sullen? do sprach Swembelin: „ze den nächsten sunwenden so wil sy werrlichen sein. 1451/1481 ¶ Der kunig in erlaubt, daz was noch nicht geschehen, (B 1482) ob sy wollten geren frawen Kriemhild sehen, Daz sy fur sy sollten mit seinem willen gan. daz vnderstund da Volker. daz waz ir liebe getan. 1452/1482 ¶ „Wa ist mein frawe Praunhilt nun nicht so wol gemůt, (B 1483) daz ir sy nicht mugt schauen , sprach der ritter gůt. „Baitent bis morgen, so lat euch sy sehen. da sy wanten schauen, da enchund es nicht geschehen. 1453/1483 ¶ Do hies der furst reiche, er waz den poten holt, (B 1484) durch sein selbs dugent tragen dar daz golt Auf den praiten schillten. des mocht er vil han. auch ward in reiche gabe von seinen frunden getan. [97r] 1454/1484 ¶ Geiselhör vnd Gernot, Gere vnd auch Ortwein, (B 1485) daz sy auch milt weren, daz daten sy wol schein. Also reich gabe sy puten die poten an, daz sy es dorsten vor iren herren enphan. 1455/1485 ¶ Do sprach zu dem kunig der pot Werbelein: (B 1486) „herre, her kunig, lat ewr gab hie ze lande sein. Der mug wir nicht gefuren, mein herr es vns verpot, daz wir icht gabe namen. es ist auch hartte lutzel not.
1448,1
378
Schilt] silt
1456/1486 ¶ Da ward der vogt vom Reine da von vil vngemůt, (B 1487) daz sy versprechen wollten so reiches kuniges gůt. Doch můsten sy enpfahen sein gold vnd sein gewant, daz sy mit in fůrten seit Etzeln lant. 1457/1487 ¶ Sy wollten sehen Ů ten, e daz sy schieden dan. (B 1488,1+4 waz sy eren heten, daz wer ir lieb getan. + B 1489,1f.) Do hies die kuniginne ir poten vnd ir gold geben durch Kriemhillden. der waz sy mit trewen holt. 1458/1488 ¶ Vrlaub genomen heten die poten nun von dan, (A 1433) von weiben vnd von mannen. als ich gesagen chan, {B 1490} Sy fůren vntz in Schwaben. daz hies sy Gernot sein helde belaiten, daz in niemant misse pot. 1459/1489 ¶ Do sich die von in schieden, die ir da solten pflegen, (B 1491) herschaft die Etzlen sy fridet auf den wegen. Des ennam in niemant ros noch ir gewant. sy eilten hart balde in daz Etzeln lant. 1460/1490 ¶ Wa sy des frund nicht westen, den daten sy daz chunt, (B 1492) daz die von Burgonde in kurtzer stund Chomen her vom Reine in der Hunen lant. dem bischof Bilgereine ward daz mer auch bechant. 1461/1491 ¶ Da sy von Pechlare die strasse nider riten, (B 1493) man sagt es Rüdigern. daz ward nicht vermiten, Vnd auch Gotlinde, des margrauen weib, daz sy si sehen sollte, des ward vil frölichen ir leib. 1462/1492 ¶ Gahen mit den maren sach man die spilman. (B 1494) Etzeln sy funden in seiner stat ze Gran. Dienst vber dienst, der man in vil enpot, sagten sy dem kunig. vor lieb ward er frewden rot. 1463/1493 ¶ Da die kuniginne die mere recht ervand, (B 1495) daz ir pruder sollten chomen in daz lant, Da waz ir wol ze můte. sy lont dem spilman mit vil grosser gabe. daz waz ir er getan. 1464/1494 ¶ Sy sprach: „nun sagent baide, Werblin vnd Swemelin, (B 1496) welhe mein mage wellent ze hochgezeiten sein, Der pesten, der wir ladaten her in ditze lant? nun sagt, waz rett Hagen, da er die mer beuand? 1465/1495 ¶ „Er cham zů der sprache an ainen morgen frů. (A 1440) lutzel guter räte riet er darzů. {B 1497} Da sy die raise lobten her in ditze lant, daz waz dem grimmen Hagen da ze dem tod gewant. 1466/1496 ¶ Es kument ewr prüder, die kunig alle drey, (B 1498) jn herlichem můte. wer mer da mit sey, Der mer ich endlichen wissen nicht enchan. es lobt mit in reiten Volker, der kune spilman.
[97v]
379
1467/1497 ¶ „Des enpär ich harte leicht , sprach des kuniges weip, (B 1499) „daz ich nimmer hie gesach des Volkers leip. Hagen pin ich wege, der ist ain hold gůt. daz wir in hie sehen mussen, des stat mir hoch der můt. 1468/1498 ¶ Do gie die kuniginne, da sy den kunig sach. (B 1500) wie recht minneklichen fraw Kriemhild do sprach: „Wie gefallent euch die mere, vil lieber herre mein? des ye mein will gerte, daz sol nun wol verendet sein. 1469/1499 ¶ „Dein will ist mein frewd , sprach der kunig do. (B 1501) „jch enward mein selbes nie so rechte fro, Ob sy jmmer chomen her solten in mein lant. durch lieb deiner frunde so ist mein sorg verschwant. 1470/1500 ¶ Des kuniges amptlewt hies man vber al (B 1502) mit gesidel richten palas vnde sal Gegen den lieben gesten, die in da sollten chomen. sit ward von im dem kunige michel frewd benomen.
[98r]
Bild: Die Abfahrt der Burgunder ins Hunnenland
(25) Awenteur wie die Niblung zů den (“nen fůren 1471/1501 N vn lazz wir das beleiben, wie sy geparn hie. (A 1446) hochgemüter recken, die gefůren nie {B 1503} So recht herlichen in chaines kuniges lant. was sy wollten, baide waffen vnd gewant. 1472/1502 ¶ Der vogt von dem Reine claidet seine man, (B 1504) sechtzig vnd dausent, als ich vernomen han, Vnd neun dausent knecht gegen der hochzeit. die sy da haime liessen, die bewainten es auch seit. 1473/1503 ¶ Da trug man daz geraite ze Wurms auf den hof. (B 1505) do sprach da von Speyre ain allter bischof Zů der schönen Ů ten: „vnser frunt wellent varn gen der hochzeite. got můss ir ere bewarn. 1474/1504 ¶ Do sprach zů irem chinde die edel Ů te: (B 1506) „jr solltent hie beleiben, ritter gůte. Mir ist getramet hewt von angstlicher not, wie alles daz geunge in disem lande were tod. 1475/1505 ¶ „Wer sich an traume wenndet , sprach do Hagene, (B 1507) „der wais die rechten mere nicht ze sagene, Wie es in zů den eren volliklichen ste. jch wil, daz mein herre ze houe nach vrlaube ge. 1476/1506 ¶ Wir sullen gern reiten in Etzeln lant. (B 1508) da mag wol dienen kunigen guter hollde hant, Daz wir da schauen müssen Kriemhillden hochzeit. Hagen riet ir raise, ye doch geraw es in seit.
380
[98v]
1477/1507 ¶ Er het es wider raten, wann daz Gernot (A 1452) mit vngefůge im also misse pot. {B 1509} Er mant in Seifrids, frawen Kriemhillden man. er sprach: „da von wil Hagen die grossen hofraise lan. 1478/1508 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „durch vorcht ichs nit getů. (B 1510) wann ir geraten, hollde, so sult ir greiffen zů. Ja reit ich mit ew gern in daz Etzeln lant. seit ward von im verhauen manig helm vnde rant. 1479/1509 ¶ Die schif beraittet waren. da waz manig man. (B 1511) waz sy claider heten, die trůg man dar an. Sy waren vil vnmüssig vor abendes zeit. sy huben sich von hause vil hart frolichen seit. 1480/1510 ¶ Die zelt vnd auch die hutten spien man an das gras (B 1512) anderhalb des Reines. do daz geschehen waz, Den kunig pat noch beleiben sein vil schones weip. sy trute noch des nachtes seinen vil weltlichen leip. 1481/1511 ¶ Pusaunen vnd floyturen hůb sich des morgens frů. (A 1456) da sy da varen sollten, da griffen sy dar zů. {B 1513} Wer het liep an arme, der traute frundes leib. [99r] des schied sind vil mit laide des kunigs Etzeln weip. 1482/1512 ¶ Die chind der schonen Ů ten, die heten ainen man, (B 1514) kunen vnd getrewen. da sy wollten dan, Da sagt er dem kunig tagen seinen můt. er sprach: „des můs ich trauren, daz ir die hofraise důt. 1483/1513 ¶ Er waz gehaissen Runolt, ain hold zů sein hant. (B 1515) er sprach: „wem welt ir lassen lewt vnde lant? Daz niemat kan erwenden ew recken ewren můt! die Kriemhillden liste gedauchten ewch nie gůt. 1484/1514 ¶ „Daz land sey dir beuolhen vnd auch mein kindelein, (B 1516) vnd dein frawen, daz ist der wille mein. Wann du die sehest wainen, so dröst ir iren leip. ja gedůt vns nimmer laide des kunigs Etzels weip. 1485/1515 ¶ Die ros beraittet waren den kunigen vnd ir man. (B 1517) mit vil minneklichem kusse schied vil manger dan, Dem in hohem můte lepte da der leip. daz můst seit bewainen manig weltliches weip. 1486/1516 ¶ Do man die schnellen recken sach ze rosse gan, (B 1518) da lie man vil der frawen drauriklichen stan. Daz in vil langes schaiden saget wol der můt. auf grossen schaden ze chomen daz hertze niemant sanfte důt. 1487/1517 ¶ Die schnellen Burgonden sich aus hůben. (B 1519) da ward in dem lande ain michel lůgen. Baidenthalb der weg waint baide weib vnd man. wie dort jr volk gedäte, sy füren frolichen dan.
381
1488/1518 ¶ Die Nibelunge hellde, die chamen mit in dan (B 1520) jn dausent halsspergen. ze haus heten sy lan Manig schöne frawen, die sy gesahen nimmer mer. die Seifrides wunden daten Kriemhilden wer. 1489/1519 ¶ Da schickten sy die raise gegen der Důnau dan, (B 1521) auf durch Oster Francken, des Gunthöres man. Dar laite si da Hagen, dem was es wol bechant.1193 jr marschalk waz Danckwart, der held aus Burgonden lant. 1490/1520 ¶ Da sy von Oster Francken gen Schwanueld riten, [99v] (A 1465) do mocht man sy kiesen an herlichem siten, Die fursten vnd ir mag, die hold vnuerzait vnd lobesam. an dem zwelfften morgen der kunig zer Tůnaue kam. 1491/1521 ¶ Do rait von Troni Hagen ze aller vodorst. (B 1523) er waz den Nibelungen ain hilflicher drost. Da erpaist der degen chune nider auf den sant. sein ros er hart balde ze ainem paum gepand. 1492/1522 ¶ Daz wazzer het er gossen, die schif verborgen. (B 1524) es ergie den Nibelungen ze grossen sorgen, Wie sy chamen vber den wag, der waz in ze prait. da erpaist zů der erden vil manig ritter gemait. 1493/1523 ¶ „Laide , so sprach Hagen, „mag dir hie geschehen, (B 1525) vogt von dem Reine. nun macht du selbe sehen, Daz wasser ist erflossen, vil starck ist im sein flůt. ja wen wir hie verliesen noch hewt vil mangen held gůt. 1494/1524 ¶ „Waz weisset ir mir, Hagen? sprach der kunig her. (B 1526) „durch ewr selbs tugent vndröstet vns nicht mer. Den furt sult ir vns sůchen hin vber an das lant, daz wir von hinnan pringen baide ros vnd gewant. 1495/1525 ¶ „Da enist mir , sprach Hagen, „mein leben nicht so laid, (B 1527) daz ich mich wöll erdrencken in disem vnden prait. E sol von meinen handen ersterben manig man jn Etzeln lande, des ich vil gůten willen han. 1496/1526 ¶ Beleibent bey dem wasser, ir stoltzen ritter gůt. (B 1528) jch wil die vergen suchen selbe bey der flůt, Die vns pringen vber in Gelphrades lant. da nam der starcke Hagen seinen gůten schilltes rant. 1497/1527 ¶ Er waz vil wol gewappnot. den schilt er dannan trůg, (B 1529) seinen helm aufgebunden, liecht waz er genůg. Da trůg er ob der prunne ain waffen also prait, daz zů baiden eggen hart fraislichen schnaid.1194
1489,3 1497,4
382
si] sich schnaid] schaid
1498/1528 ¶ Do sucht er nach dem vergen wider vnde dan. (B 1530) er hort wasser giessen, losen er began, [100r] Jn ainem schonen prunnen. daz daten weise weip. die wollten sich da kulen vnd baden iren leib. 1499/1529 ¶ Hagen ward ir jnnen. er schlaich in taugen nach. (B 1531) do sy daz versunnen, da waz in dannan gach. Daz sy im entrunnen, des waren sy vil her. er nam in ir gewäte, der hold enschadet in nicht mer. 1500/1530 ¶ Do sprach daz aine mer weib, Hadburg waz sy genant: (B 1532) „edler ritter Hagen, wir tůn ew hie bechant, Wann ir vns, dogen chune, gebt wider vnser wat, wie euch ze den Hunen die hofrais ergat. 1501/1531 ¶ Sy schwebten samm die vogel vor im auf der flut. (B 1533) des dauchten in ir sinne starck vnde gůt. Waz sy im sagen wollten, er gelobt in dester bas. des er da hintz ir gerte, wie wol beschaint sy im das. 1502/1532 ¶ Sy sprach: „ir mugt wol reiten in Etzeln lant. (B 1534) des setz ich ew ze burgen mein trew hie ze hant, Daz hellde nie gefuren in chain reiche bas nach also grossen eren. gelaubt werlichen das. 1503/1533 ¶ Der red der waz da Hagen in seinem hertzen her. (B 1535) da gab er in ire claider vnd saumpt sich nit mer. Da sy da angelegten ir wunderlich gewant, do sagten sy im rechte die rais in Etzeln lant. 1504/1534 ¶ Do sprach daz ander mer weib, die hies Sigelint: (B 1536) „jch wil dich warnen, Hagen, das Adreanes chint. Durch der wat liebe hat mein můme dir gelogen. kumstu zů den Hunen, so pistu ser betrogen. 1505/1535 ¶ Da soltu cheren wider, es ist an der zeit, (A 1480) wann ir hold kune also geladet seit, {B 1537} Daz ir ersterben mussent in Etzeln lant. welhe dar gereitent han den tod an der hand. 1506/1536 ¶ Do sprach aber Hagen: „ir triegent mich an not. (B 1538) wie mocht es sich gefügen, daz wir alle tot [100v] Sollten da beleiben durch yemantz has? sy begunden im mere kuntlichen sagen daz. 1507/1537 ¶ Do sprach aber die aine: „daz můs also wesen, (B 1539) daz ewr dehainer chan da nicht genesen, Nun wann des kuniges cappelan, daz ist vns wol bechant. der chumpt wider gesunder in des kunig Gunthors lant. 1508/1538 ¶ Do sprach jn grimmem můte der kun Hagen: (B 1540) „daz wer meinem hertzen mulich ze sagen, Daz wir ze den Hünen sollten verliesen all den leip. nun zaig vns vber daz wasser, daz aller weissoste weib.
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1509/1539 ¶ Sy sprach: „seit du der verrte nicht wellest haben rat, (B 1541) wa oben bey dem wasser ain herberge stat, Darjnne ist ain verg vnd niendert anderswa. der mer, der er fraget, der gelaubet er sy da. 1510/1540 ¶ Dem vngemůten recken sprach die aine nach: (A 1485) „beytent noch, her Hagen, ja ist ewch vil ze gach. {B 1542} Vernempt noch bas die mere, wie ir choment vbersant. dirre marck herre der ist also genant. 1511/1541 ¶ Sein průder ist gehaissen der herr Gelfrat, (B 1543) ain herr in Bairlande. wie mülich es ew stat, Welt ir durch sein march. ir sult euch wol bewarn vnd sult auch mit dem vergen so beschaidenlichen varn. 1512/1542 ¶ Der ist so grimmes mutes, er lat euch nit genesen, (B 1544) jr enwelt dann mit sinnen bey dem held wesen. Welt ir, daz er euch füre, so gebent im den solt. er huttet dises landes vnd ist Gelfraten holt. 1513/1543 ¶ Vnd chumpt er nicht bey zeite, so ruffent vber flut (A 1488) vnd jehent, es sey Elmreich, der ist ain hold gůt, {B 1545} Der durch veintschefte raumet dise lant. so chumpt euch der verge, wann im der nam wirt bechant. 1514/1544 ¶ Der vbermůte (agen da der frawen naig. (A 1489) er redot nicht mere, dann daz er still schwaig. {B 1546} Da gie er bey dem wazzer hoher an den sant, da er anderthalben ain hörberge vand. [101r] 1515/1545 ¶ Er begund vast ruffen vber die flůt: (B 1547) „nun hol mich hie, verge , sprach der degen gůt, „So gib ich dir ze miete einen bont von golde rot. ja ist mir dirre verrte, daz wiss, werlichen not. 1516/1546 ¶ Der verg waz so reiche, daz er nicht ze dienen zam, (B 1548) dauon er lon vil sellten von yemant genam. Auch waren sein knechte vil hoch gemůt. noch stund alles Hagen allaine bey der flůt. 1517/1547 ¶ Do růft er mit kreften, daz all der wald erdos1195 (B 1549) von des helldes stercke, die waz michel vnde gros: „Nun hol mich, Elmrichen! ich pins, der Elsen man, der durch starcke veintschaft von disem land entran. 1518/1548 ¶ Vil hoch an ainem schwerte bug er im pot, (B 1550) liecht vnde schön waz er, von golde rot, Daz man in vberfurte in Gelphrates lant. der vbermůte ferge nam selb daz růder in die hant.
1517,1
384
erdos] erhal dos
1519/1549 ¶ Auch waz der selbe schifman mülich gesait. (A 1494) dew gir nach grossem gůte vil boses ende geit. {B 1551} Do wolt er verdienen des Hagen gold so rot. des laid er von dem degen den swer grimmigen tod. 1520/1550 ¶ Der verg fůr genote hin vber an den sant. (A 1495) den er sich nennen horte, do er des nicht enuand, {B 1552} Do zurnot er angstlichen, do er Hagen sach. vil hart grimmeklichen er zů dem hellde sprach: 1521/1551 ¶ „Jr mugt wol sein gehaissen bey namen Eloirich. (B 1553) des ich mich hie verwante, dem seit ir vngeleich. Von vater vnd von muter waz er der pruder mein. nun ir mich betrogen habt, ir müst disshalben sein. 1522/1552 ¶ „Nain, durch got den reichen , also sprach da Hagen, (B 1554) „jch pin ain fremder recke vnd zog mit ainen degen. Nun nempt hin fruntlichen, herre, meinen solt, [101v] daz ir mich vberfürent. ich pin euch werrlichen hold. 1523/1553 ¶ Do sprach aber der verge: „des mag nit gesein. (B 1555) es habent viend die lieben herren mein, Darumb ich niemant fremden für in ditz lant. so lieb dir sey ze leben, so trit vil pald aus an den sant. 1524/1554 ¶ „Nun düt es nicht , sprach Hagen, „draurig ist mein můt. (B 1556) nempt von mir ze minne ditz gold vil gůt, Vnd fürt vns vber dausent ros vnd als mangen man. do sprach der grimme verge: „daz wirt nimmer getan. 1525/1555 ¶ Er hůb ain starckes růder, michel vnde prait. (B 1557) er schlůg auf (agen, des ward er vngemait, Daz er in dem schiff straucht auf seine knie. so recht grimmer verge cham dem Tronianre nie.1196 1526/1556 ¶ Da wolt er bas erzurnen den vbermůten gast. (B 1558) er schlůg auf in ain schallten, daz die gar zerprast, Hagen vber daz habet. er waz ain starcker man. da von der Elsen verge grossen schaden gewan. 1527/1557 ¶ Mit grimmigem můt graif Hagen ze hant (B 1559) zu seiner schaide, da er ain waffen vand. Er schlůg im ab daz habet. er warff es in den grunt. die mere wurden schiere den stoltzen Burgonden chunt. 1528/1558 ¶ Jn der selben stunde, da er den schifman schlůg, (B 1560) das schif vlos enowe. daz waz im laid genůg. E er es gerichte, müden er began. da zoch vil kreftiklichen des kunig Gunthörs man.
1525,4
Tronianre] Troni anre
385
1529/1559 ¶ Mit zuigen hart geschwinde chert es der gast, (B 1561) bis im daz starcke růder an der hende prast. Er wolt zů den recken aus an den sant. da was dehaines mere. hey, wie schier er das gepant 1530/1560 ¶ Mit ainem schilt vessel! daz waz ain porte schmal. (B 1562) gegen ainem wallde da kert er hin ze tal. Da vand er seinen herren an dem weg stan. da gieng im hin engegen vil manig weltlicher man. 1531/1561 ¶ Mit grůß in wol enpfiengen manig ritter gůt. (B 1563) da sahens in dem schiffe fliessen daz plůt Von ainer starcken wunden, die er dem vergen schlůg. da ward von dem degen Hagen gefragt genůg. 1532/1562 ¶ Do der kunig Günthör daz haisse plůt ersach (B 1564) schweben in dem schiffe, wie pald er do sprach: „Sagent ir mir, Hagen, wa ist der verge chomen? ewr starkes ellende wer im daz leben hat benomen. 1533/1563 ¶ Er sprach zuichtiklichen: „da ich daz schif vand (B 1565) bey ainer willden weiden, da lost es mein hant. Jch han kainen vergen hewten hie gesehen. es ist auch niemat laide hie von meiner hand geschehen. 1534/1564 ¶ Do sprach von Burgonde der herre Gernot: (B 1566) „hie mus ich sorgen auf lieber frunde dot, Seit wir der schif lewte beraiter nicht enhan, wie wir vber chomen, des mus ich trauriger stan. 1535/1565 ¶ Vil laute rieff da Hagen: „legt nider auf das gras, (B 1567) jr knechte, daz gereitte. ich gedenck, daz ich waz Der aller hochsten verge, den man bey dem Reine vand. ja traw ich ewch wol pringen vber in Gelphardz lant. 1536/1566 ¶ Daz sy dester pölder chamen vber der Důnawe flůt, (B 1568) die ros sy an schlugen. der schwimmen der ward gůt, Wann die starcken vnde dehaines da benam. ettliches ab schwebt verre, als es ir müde wol gezam. 1537/1567 ¶ Da trugen sy zů den schiffen ir gold vnd ir wat, (B 1569) seit daz sy der verrte nicht habent rat. Hagen waz da maister. des fůrt er auf den sant vil mangen reichen recken in daz vnchunde lant. 1538/1568 ¶ Zu der stete pracht er vber dausent recken her, (B 1570) darnach die seinen ritter. dannocht waz ir mer. Nun wann knechte, die fůrt er an daz lant. des waz vnmussig des kunen Tronieres hant. 1539/1569 ¶ Da er sy wol gesunde pracht vber die flůt, (B 1571) da gedacht fremder mere der schnelle degen gůt, Die im da e sagten die willden mer weib, die heten dem caplan nahent verlorn den leib.
386
[102r]
[102v]
1540/1570 ¶ Bey dem capel same er den pfaffen fand. (B 1572) ob dem hailtum er laint an seiner hant. Des mocht er nicht geniessen, da in Hagen sach, der gotes arme priester můst leiden vngemach. 1541/1571 ¶ Er schwanckt in aus dem schiffe, darzů waz im gach. (A 1516) da rieft ir genůge: „vahe, herre, vach! {B 1573} Geiselher der junge zurnen da began. er wolt es doch nit lassen, er het im laid getan. 1542/1572 ¶ Do sprach von Burgonde der herre Gernot: (B 1574) „was hilffet ew nun, Hagen, des capelanes tod? Dät es anders yemant, es solt im wesen lait. vmb wellich schullde habt ir dem priester widersait? 1543/1573 ¶ Der pfaff swam genote. er wolt sein genesen, (A 1518) ob jm yemant hulffe. des mocht da nit wesen, {B 1575} Wann der starcke Hagen vil zornig waz sein můt. er ensties in zů dem grunde. daz endaucht niemat gůt. 1544/1574 ¶ Do der arm pfaffe der helffe nicht ensach, (B 1576) da kert er wider vber. des laid er vngemach. Wie er nit schwimmen chunde, im half die gotes hant, da er cham gesunder hin aus an daz lant. 1545/1575 ¶ Da stund der arm priester vnd schutte sein wat. (B 1577) da bey sach wol Hagen, daz sein nicht were rat, Da ims fur war sagten die willden mer weib. er dacht: „dise degen müssent verliesen all den leib. 1546/1576 ¶ Da sy die schif entlatten vnd gar getrůgen dan, (B 1578) waz darauf heten der dreier kunige man, Hagen es schlůg ze stucken vnd warff es an die flut. des hetten michel wunder die höld kun vnd gůt. 1547/1577 ¶ „Zwe düt ir daz, pruder? , also sprach Danckwart, (A 1522) „wie sull wir chumen vber, so wir die wider vart {B 1579} Reiten von den Hünen wider an den Rein? sint da sagt im Hagen, daz es enchunde sein. 1548/1578 ¶ Do sprach von Troni der held: „ich tůn es auf den wan, (B 1580) ob wir an dirre raise dehainen zagen han, Der vns entrinnen welle durch zagliche not, der mus an disem wage doch leiden schamlichen tot. 1549/1579 ¶ Sy furten mit in ainen aus Burgonde lant, (B 1581) ain held zů seinen handen waz Volgger genant. Der rett spechlichen allen seinen můt. waz ye begie Hagen, daz dauch den videlere gůt. 1550/1580 ¶ Jr ros beraittet waren, ir saum wol geladen. (B 1582) sy heten an der verrte noch dehainen schaden 1579 Genumen, der sy můt, wann an dem caplan. der můst auf seinen f“ssen hin wider zů dem Reine gan.
[103r]
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Bild: Der Kampf mit den Bayern
(26) Awenteur wie Gelphart erschlagen wart
[103v]
1551/1581 D A sy nu komen waren alle auf den sant, (B 1583) der kunig begunde fragen: „wer sol vns durch daz lant Die rechten wege weysen, daz wir nicht jrre varen? da sprach der starck Volker: „daz sol ich ain wol bewarn. 1552/1582 ¶ „Nun enthalt euch , sprach Hagen, „ritter vnde knecht. (B 1584) man sol frunden volgen, ja duncket es mich recht. Vil vngefuge mere tůn ich euch bechant: wir chumen nimmer mere in der Burgonden lant. 1553/1583 ¶ Daz sagten mir zway mer weib hewt an morgen frů, (B 1585) daz wir nicht wider chamen. nun rat ich dar zů, Daz ir euch waffent, hollde, ir sult euch wol bewarn. wir haben hie starck veinde, daz wir gewerlichen varen. 1554/1584 ¶ Jch want an luge vinden die weisen mer weib. (A 1529) si jahen, daz gesunder vnser chaines leib {B 1586} Nimmer ze lande chäme nun wann der capelan. darumb ich in wollte so geren hewt erdrencket han. 1555/1585 ¶ Do flugen dise mere von scharn ze scharn. (B 1587) des wurden schnelle held vor laide misseuarn, Da sy begunden sorgen auf den hertten tot an diser houe raise. des gieng in werrlichen not. 1556/1586 ¶ Da ze Moringe sy waren vber chomen, (B 1588) da dem edlen vergen der leib ward benomen. Do sprach aber Hagen: „seit daz wir veinde han verdienet auf der strasse, wir werden schädlich bestan. 1557/1587 ¶ Jch schlůg den selben morgen, hewt an morgen frů. (A 1532) sy wissent wol die mere. nun greiffent palde zů. {B 1589} Ob Gelphart vnd Else hewt hie bestan vnser jngesinde, daz es in schädlich ergan. 1558/1588 ¶ Jch erchenn sy so chune, es wirdet nicht erlan. (B 1590) die ros sult ir lassen dester senfter gan, Daz des niemat wene, wir fliehen auf den wegen. „des rates wil ich volgen , so sprach Geiselhör der degen. 1559/1589 ¶ „Wer sol daz gesinde weysen vber lant? [104r] (B 1591) sy sprachen: „daz tü Volker, dem sind wol bechant Steig vnde strasse, der chüne spil man. e daz man sein gerte, man sach in wol gewaffnet stan. 1560/1590 ¶ Dem schnellen videlere den helm er auf pand. (B 1592) jn herlicher varbe waz sein weit gewant. Er band auch zů ainem schaffte ain zaichen, daz waz rot. seit kam er mit dem kunig vil in grossliche not.
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1561/1591 ¶ Do waz pot des Gelphrades chomen (B 1593) mit gewissem mere. do het es auch vernomen Else der vil starcken. es waz den haiden lait. sy santten nach iren hollden. die waren schier berait. 1562/1592 ¶ Jn vil kurtzen zeiten, ich wil euch horen lan, (A 1537) sach man zů in reiten, die schaden heten getan {B 1594} Jn starcken vrlaugen, vil vngefuge schar. der chomen Gelphrade wol sibenhundert ze hilffe dar. 1563/1593 ¶ Da sy iren grimmen veinden begunden reiten nach, (B 1595) ja leiten sy ir herren. dem waz ain tail ze gach Nach den kunen gesten: sy wollten anden iren zoren. des ward des herren frunden seider mere verlorn. 1564/1594 ¶ Do het von Troni Hagen wol gefuget das, (A 1539) wie mocht seiner mage ain held gehutten bas, {B 1596} Er pflag der nach hůte mit den seinen man vnd Danckwart vorn. daz waz vil williklich getan. 1565/1595 ¶ Endes was des tages, des heten sy nit mer. (B 1597) er vorcht an seinen frunden laid vnde schwär. Sy riten vnder schillten durch der baider lant. darnach in kurtzer weile die hold wurden angerant. 1566/1596 ¶ Baidenthalb der strasse vnd hinden vaste nach (B 1598) sy horten hůf klaffen. den leẅten was ze gach. Do sprach der kune Danckwart: „man wil vns hie bestan. nun pindent auf die helm, daz ist ritterlich getan. 1567/1597 ¶ Sy hielten ab ir verrte, als es můste sein. [104v] (B 1599) sy sahen in der vinster der liechten schillte schein. Da wolt Hagen nicht lenger vertagen: „wer jagt vns auf der strasse? daz müste Gelphrat do sagen. 1568/1598 ¶ Do sprach der margraue ausser Pair lant: (B 1600) „wir suchen vnser veinde vnd sind in nach gerant. Jch wais nicht, wer mir hewt meinen vergen schlůg. der waz ain hold ze den handen. daz ist mir laid genůg. 1569/1599 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „waz der verge dein? (B 1601) der wolt vns nicht füren. des ist die schulde mein. Da schlůg ich den recken. des war des gie mir not. jch het von seinen handen nachent gewunnen den tod. 1570/1600 ¶ Jch pot im ze miete gold vnd auch gewant, (B 1602) daz er vns vberfůrte, held, in deine lant. Da zurnet er so sere, daz er mich da schlůg mit ainer starcken schallten. des ward ich grimmig gemůt. 1571/1601 ¶ Da kam ich zů dem schwerte vnd wert im seinen zorn (B 1603) mit ainer starcken wunden. des ward der held verlorn. Daz pring ich ewch ze sůne, wie euch duncket gůt. da gie es an ain streiten. sy waren hert gemůt.
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1572/1602 ¶ „Jch west wol , sprach Gelphrat, „da hie fur gereit (B 1604) Geiselher vnd sein gesinde, daz vns däte lait Hagen von Troni. nun sol er nicht genesen. von des vergen ende der held der můs hie burge wesen. 1573/1603 ¶ Sy naigten vber die schillte nun die sper, (B 1605) Gelphrand vnd Hagen waz ze ain ander ger. Else vnd Danckwart vil herlichen riten. sy versůchten, wer sy weren. da ward vil grimm gestriten. 1574/1604 ¶ Wie mochten sich versůchen jmmer hellde pas? (B 1606) von ainer starcken dioste hinder sich gesas Hagen der küne von Gelhprades hant. jm prast daz furgebüge. des ward im streiten bechant. 1575/1605 ¶ Von irem geschwinde kracht der schefte schal. (B 1607) da erholt sich auch Hagen, der e waz ze tal, [105r] Cham dem stiche nider an das gras. jch wen, er vnsenftes můtes wider Gelphraden waz. 1576/1606 ¶ Wer in die ros behielt, daz ist mir vnbechant. (B 1608) sy waren zů der erden chomen auf den sant. Hagen vnde Gelphrat ain ander lieffen an. des hulffen ir gesellen, daz in ward streit kunt getan. 1577/1607 ¶ Wie pitterlichen Hagen zů Gelpheriten sprang, (B 1609) der edel marggraue des schilltes hin in schwang Ainen michel stich, daz feur drate dan. des waz vil nahent erstorben des künen Gunthors man. 1578/1608 ¶ Do begunde Hagen vil vaste ruffen an: (A 1553) „hilf, lieber pruder! ja hat mich bestan {B 1610} Ain held von seinen handen. der lat mich nit genesen. do sprach der kune Danckwart: „des sol ich schaider wesen. 1579/1609 ¶ Der held da sprang naher vnd schlůg im ainen schlag (B 1611) mit ainem scharpffen waffen, dauon er tod gelag. Else wolte gern rechen da den man. er vnd sein gesinde schieden schodlichen dan. 1580/1610 ¶ Jm waz erschlagen der pruder, selber waz er wunt. (A 1555) wol achzehen seiner degene beliben da ze stund {B 1612} Mit dem grimmen tode. der herre můste dan fluchtiklichen wenden von den Gunthores man. 1581/1611 ¶ Da die von Pairlande wichen von dem weg, (B 1613) da hort man nach hellen die fraislichen schleg. Da jagten die von Troni iren veinden nach. die sein nicht engullten, den waz allen ze gach. 1582/1612 ¶ Do sprach an ir fluchte Danckwart der degen: (B 1614) „wir sullen wider wenden pald auf disen wegen, Vnd lassen wir sy reiten. sy sind von plut nas. gahen wir zů den fr“nten, ich rat werrlichen daz.
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1583/1613 ¶ Da sy hin wider chomen, da der schad was geschehen, (B 1615) do sprach von Troni Hagen: „herr, ir sult besehen, [105v] Wes vns hie gepreste oder wen wir haben verlorn hie in disem streite durch den Gelphrates zorn. 1584/1614 ¶ Sy heten verlorn viere, die můsten sy verclagen. (B 1616) die waren wol vergollten: da wider waz erschlagen Der von Bairlande wol hundert oder bas. des waren den von Troni ir schilt trüb vnd nas. 1585/1615 ¶ Ain tail schain aus den wolken des liechten manes prehen. (B 1617) do sprach aber Hagen: „niemat sol veriehen Den meinen lieben herren, waz wir hie han getan. lat sy vns morgen ane sorge bestan. 1586/1616 ¶ Do sy nun nahent chamen, die dort striten e, (A 1561) da det dem jngesinde die müde harte we. {B 1618} „Wie lang sull wir reiten? des fraget man. do sprach der küne Danckwart: „wir mugen nicht herberge han. 1587/1617 ¶ Jr mussent all reiten, vntz es werde tag. (B 1619) Volgger der schnelle, der des gesindes pflag, Bat den marschalk fragen: „wa sull wir heint sein, da gerasten die more vnd auch die lieben herren mein? 1588/1618 ¶ Do sprach der kunig Danckwart: „ich kans eüch nicht gesagen. (B 1620) wir m“gen nicht gerůen, e es beginne tagen. Wa wir es danne vinden, leg wir vns an das gras. do sy die mere horten, wie laid es sumelichen was! 1589/1619 ¶ Sy pliben vnuermelldot des haissen plutes rot, (B 1621) vntz das die sunne ir liechtes scheinen pot Den morgen vber perge, das es der kunige sach, daz sy gestriten heten. der hold vil zorniklichen sprach: 1590/1620 ¶ „Wie, frunt Hagen, ich wen euch verschmahet das, (B 1622) daz ich bey ew were, da ew die ringe nas Suss sind worden von dem plůt. wer hat daz getan? er sprach: „daz dot Else. die het vns nachent bestan. 1591/1621 ¶ Durch den seinen vergen wir wurden angerant. (B 1623) do schlůg Gelfraden meines pruders hant. [106r] Sint entran vns Else. des waz im not. jr hundert vnd vnser viere in dem streit beliben tot. 1592/1622 ¶ Wir kunnen beschaiden, wa si sich legten nider. (B 1624) alle die lantlewte gefrieschen es sider, Da ze houe fůren der edlen Ů ten chint. die wurden wol enpfangen von den ellenden sint. 1593/1623 ¶ Der edlen kunige öhein, der bischof Pilgerein, (B 1625) dem ward vil wol ze můte, da er die nefen sein Mit also vil recken sach chomen in daz lant. daz er in willig were, daz döt er in vil schier bechant.
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1594/1624 ¶ Sy wurden wol enpfangen von frunden auf den wegen. (B 1626) da zů Passaue man chund ir nicht gepflegen. Sy můsten vber daz wasser, da sy funden veld. da wurden aufgespannen baide hutten vnd gezelt. 1595/1625 ¶ Sy můsten da beleiben ainen gantzen tag (B 1627) vnd danckten wol enuollen, daz man ir schone pflag. Darnach sy můsten reiten in des kuniges lant. dem wurden auch die mere darnach schier bechant. 1596/1626 ¶ Da die weg müden růe genomen, (B 1628) vnd sy dem land nachent bechamen, Da funden sy auf der marck schlaffen ainen man, dem von Troni Hagen ain starckes waffen angewan. 1597/1627 ¶ Es waz gehaissen Ekkewart der selbe ritter gůt. (B 1629) er gewan darumbe ainen traurigen můt, Daz er verlos daz waffen von der hellde vart. die marcke Rudigeres, die funden vbel bewart. 1598/1628 ¶ „We mir diser schannden , so sprach Ekkewart. (B 1630) „ja rewet mich vil sere der Burgonde vart. Seit ich Seifriden verlos, da waz mein frewd zergan. owe, her Rüdiger, wie han ich wider dich getan. 1599/1629 ¶ Da hort vil wol Hagen des edlen recken not. [106v] (B 1631) er gab im wider sein waffen vnd sechs pauge rot. „Die hab dir, held, ze minne, daz du mein frunt seist. du pist ain degen chüne, wie aine du auf der haide leist. 1600/1630 ¶ „Got lon eẅ ewr puge , sprach da Egkewart. (B 1632) „doch rewet mich so sere ze den Hunen ewr vart. Jr schlugent Seifriden. man ist ew gehas. daz ir euch wol huttent, in trewen rat ich ew das. 1601/1631 ¶ „Nun müss vns got behutten , sprach da Hagene. (B 1633,1f.+ „ja haben wir mer sorge dise degene, B 1634,3f.) Wir finden nichtes vail. vns wer wirte not, der vns noch hewt gäbe durch die tugent sein daz prot. 1197 1602/1632 ¶ Do sprach aber Ekewart: „ich zaig ew ainen wirt, (B 1635,1+ dem ir ye chompt ze hause, sein hertze dugende pirt, B 1636,2–4) Alsam der grüne maie daz gras mit plumen důt. wann er sol dienen hollden, so ist er frölich gemůt. 1603/1633 ¶ Do sprach der kunig Günthör: „wolt ir mein pot sein, (B 1637) ob er vns woll enthallten durch den willen mein Mein lieber frund Rudiger, mein mag vnd vnser man? daz wil ich jmmer dienen, so ich aller peste chan.
1601,4
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tugent] tugen
1604/1634 ¶ „Der pot pin ich gerne , sprach da Ekkewart. (B 1638) mit vil gůtem willen hub er sich an die vart Vnd sagt da Rüdigern, als er het vernomen. jm waz in allen zeiten so liebe mere nicht bechomen. 1605/1635 ¶ Man sach zü Pechlaren eilen ainen degen. (B 1639) selb erchant in Rüdiger. er sprach: „auf disen wegen Dort her gahet Ekewart, ain Kriemhillden man. er want, daz im die veinde laide heten getan. 1606/1636 ¶ Da gieng er fur die porte, do er den poten vand. (B 1640) daz schwert er abgurte vnd laint es von der hand. Die mere, die er pracht, die wurden nicht verdagt dem wirt vnd seinen frunden, dem ward es schier gesagt. [107r] 1607/1637 ¶ Er sprach zů dem margrauen: „mich hat zu euch gesant (B 1641) Gunthör, der herre von Burgonde lant, Vnd Geiselhör sein průder vnd auch Gernot. der recken yeglicher seinen dienste eẅ enpot. 1608/1638 ¶ Daz selbe hat auch Hagen vnd Volgger (B 1642) mit trewen fleissiklichen. noch sag ich eẅ mer: Daz ew des kuniges marschalk bey mir enpot, den gůten knechten wer ewr herberge not. 1609/1639 ¶ Mit lachendem munde sprach da Rüdiger: (B 1643) „daz auch des kuniges marschalk hat enpoten her, Geruchent sy meiner dienste, der pin ich in berait. choment sy mir ze hause, des pin ich fro vnd gemait. 1610/1640 ¶ „Danckwart, der marschalk, der hies euch wissen lan, (B 1644) wann ir ze hause mit in solltet han, Sechtzig schneller recken vnd dausent ritter gůt vnd newn dausent knecht. da ward er frolich gemůt. 1611/1641 ¶ „Nun wol mich dirre geste , sprach da Rüdiger, (A 1588) „daz mir chument ze hause dise recken her, {B 1645} Den ich noch vil sellten nicht gedienet han. nun reittent in engegen baide mag vnd man. 1612/1642 ¶ Da eylten zů den rossen ritter vnde knecht. (B 1646) waz in gebot ir herre, daz dauchte sy alle recht. Da liessens in der dienste zäen dester bas. noch west es nicht fraw Gotlint, die in ir kemnot sas. Bild: Ankunft der Burgunder in Bechlaren
[107v]
(27) Awenteur wie sy ze Pechlaren chomen 1613/1643 D A gie der marggraue, da er die frawen vand, (B 1647) sein weib mit seiner dochter, vnd sagten ze hant Die vil lieben mere, die er het vernomen, daz in ir frawen pruder da ze hause sollten chomen.
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1614/1644 ¶ „Vil liebe trautinne , sprach da Rüdiger, (B 1648) „jr sult vil wol enpfahen die edlen kunig her, So sy mit irem gesinde her ze hause gan. jr sult auch schon grüssen Hagen, Gunthores man. 1615/1645 ¶ Mit in chumpt auch ainer, haisset Danckwart, (B 1649) der ander haisset Volgger, an züchten wol bewart. Die sechs sult ir kussen vnd die dochter mein, vnd sult bey den recken mit zuchten gütlichen sein. 1616/1646 ¶ Daz lobten da die frawen vnd waren sein berait. [108r] (B 1650) sy suchten aus der kisten die herlichen clait, Dar jnne sy den recken engegen wollten gan. da ward vil michel fleissen von schonen frawen getan. 1617/1647 ¶ Geuelschet frawen varbe vil lutzel man da vand. (B 1651) sy trůgen auf irem habet von golde liechte bant, Da waren schapel reiche, daz in ir schone har ze fůrten nicht die winde. daz ist vil warlichen war. 1618/1648 ¶ Jn solichen vnmůssen sull wir die frawen lan. (B 1652) hie ward vil michel gahen vber daz veld getan Von Rudigeres frunden, da man die herren vand. sy wurden wol enpfangen in des margrauen land. 1619/1649 ¶ Do sy der margraue zů im chomen sach, (B 1653) Rudiger der schnelle, wie frölich er sprach: „Seit willechomen, ir herren vnd auch ewr man, hie jn meinem lande. wie gern ich ew gesehen han. 1620/1650 ¶ Do nigen im die recken mit trewen ane has. (B 1654) daz er im willig were mit trewen erzaigt er daz. Besunder grůst er (agen, den het er e bechant. sam dot er Volkern ausser Burgonde lant. 1621/1651 ¶ Er enpfieng auch Danckwarten. do sprach der kune degen: (B 1655) „seit ir vns wert berůchen, nun wer sol danne pflegen Des vnsern jngesinde, daz wir haben pracht? do sprach der margraue: „ir sult haben gute nacht, 1622/1652 ¶ Vnd alles ewr gesinde. waz ir sein in daz lant (B 1656) habt mit euch gefuret, ros vnd auch gewant, Dem gib ich soliche hůte, daz sein nit wirt verlorn, daz ir tze schaden choment gegen ainem minsten sporn. 1623/1653 ¶ Spannent auf, ir knechte, die hutten an daz velt. (B 1657) waz ir verliesent, des wil ich wesen gelt. Ziehent ab die zaume, die ros, die lassent gan. da heten chainer dauon vil sellten getan. [108v] 1624/1654 ¶ Des frewten sich die geste. da daz geschaffet waz, (B 1658) die herren riten dannan. sich legten in daz gras Vberal die knechte. sy heten gut gemach. jch wen, in an der verrte nie so sanft geschach.
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1625/1655 ¶ Die edel margrauinne waz fur die burg began (B 1659) mit ir vil schonen dochter. da sach sy bey ir stan Die minneklichen frawen vnd manig schone mait. die trugen vil der pauge vnd auch herliche clait. 1626/1656 ¶ Daz edel gestaine laucht verre dan (B 1660) aus ir vil reichen wate. sy waren wol getan. Da kamen auch die geste vnd erbaisten so ze hant. hey, waz man grosser zuchte an den Burgonden vand! 1627/1657 ¶ Sechs vnd dreissig magte vnd auch ander weip, (B 1661) den waz wol ze wunsche geschaffen der leip, Die giengen engegen mangem chunen man. da ward ain schön grüssen von den frawen getan. 1628/1658 ¶ Die jung margräuinne kust die kunig alle drey. (B 1662) alsam dot ir můter. da stund auch Hagen bey. Jr vater hies in chussen. da sach si in an. er daucht sy so vorchtlich, daz sy es gerne het verlan. 1629/1659 ¶ Doch must sy daz laisten, daz ir der wirt gepot. (B 1663) gemischet ward ir varbe, plaich vnde rot. Sy chust auch Danckwartten, darnach den spileman. durch seines leibes ellend ward im daz grüssen getan. 1630/1660 ¶ Die jungen margrauinne nam bey der hant (B 1664) Geyselher den recken von Burgonde lant. Alsam dot ir můter Gunthor dem chunen man. sy giengen mit iren hollden hart frölichen dan. 1631/1661 ¶ Der wirt gie bey Gernote in ainen weiten sal. (B 1665) ritter vnde frawen, die sassen da ze tal. Da hies man pald schencken den gesten gůten wein. ja dorfften hellde nimmer bas gehandelt sein. 1632/1662 ¶ Mit lieben augen plicken ward gesehen an [109r] (B 1666) Rudigeres dochter. die waz so wol getan, Ja trauttens in den synnen manig ritter gůt. da chund auch sy verdienen. sy waz hochgemůt. 1633/1663 ¶ Sy gedachten, wes sy wollten, des mocht aber nicht geschehen. (B 1667) hin vnd her wider ward da vil gesehen An magde vnd an frawen, der was da genůg. dem edlen videlere der wirt hollden willen trůg. 1634/1664 ¶ Nach gewanhait da schieden sy sich do. (B 1668) ritter vnde frawen giengen anderswa. Da richtot man die dische in dem sale weit. den vnchunden gesten man diente herlichen seit. 1635/1665 ¶ Durch der geste liebe hintz dische gie (B 1669) die edel margräuinne. ir dochter sy da lie Beleiben bey den chinden, da sy von rechte sas. die gest sy nicht ensahen. sy můt werlichen das.
395
1636/1666 ¶ Da sy gedruncken heten vnd gessen vber al, (B 1670) da weist man die schonen wider in den sal. Gemelicher spruche wart da vil verdeit. der redet vil da Volker, ain degen kun vnd gemait. 1637/1667 ¶ Do sprach offenlichen der edel spilman: (B 1671) „reicher margraue, got hat an ew getan Vil genädiklichen, wann ew hat gegeben ein weib so recht schone, darzů ain wunnekliches leben. 1638/1668 ¶ Ob ich ain furst were , sprach der spilman, (B 1672) „vnd solte tragen krone, ze weib ich wollte han Die ewren schonen dochter, des wunschet mir der můt, die schön ze sehene, darzů edel vnde gůt. 1639/1669 ¶ Do sprach der margraue: „wie mochte daz gesein, (B 1673) daz jmmer furste gerte der lieben dochter mein? Wir seyen hie ellende, baide ich vnd mein weib. was hilff grosse schone der gůten junckfrawen leib? 1640/1670 ¶ Des antwurt Gernot, der wolgezogen man: (B 1674) „vnd solt ich trauttinne nach meinem willen han, [109v] So wolt ich solichs weibes jmmer wesen fro. des antwurte Hagen vil gutlichen do: 1641/1671 ¶ „Du solt, mein herr Geiselher, doch nemen ain weib. (B 1675) es ist so hoher mage der margrauinne leip, Daz wir jm gern dienen, ich vnd seine man, vnd solt sy vnder der krone da ze den Burgonden gan. 1642/1672 ¶ Die red Rudigern dauchte harte gůt, (A 1617) vnd auch Gotlinde. da frewt sy in den můt. {B 1676} Seit trugen an die hellde, daz sy ze weibe nam Geiselhor der edel, als es kunig gezam. 1643/1673 ¶ Was sich sol gefugen, wer mag daz vnder stan? (B 1677) man pat die junckfrawen hin ze houe gan. Da schwůr man im ze geben daz minnekliche weib. da lopt er auch ze minnen den iren weltlichen leip. 1644/1674 ¶ Man beschied der junckfrawen burg vnde lant. (B 1678) des schied da mit aiden des edlen kuniges hant Vnd auch der herre Gernot. do daz waz getan, do sprach der margraue: „seit ich der burgen nicht enhan, 1645/1675 ¶ So sol ich ew mit trewen jmmer wesen holt. (B 1679) jch gib zů meiner dochter silber vnde golt, So hundert samere maist mugent getragen, daz es des helldes magen wol nach eren mag behagen. 1646/1676 ¶ Da hies man sy baide stan an ainen ring (A 1621) nach gewanhait. manig jungeling {B 1680} Mit frölichem mute ir ze gegen stund. sy gedachten in irem sinne, so noch die dummen gerne tund.
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1647/1677 ¶ Do man begunde fragen die minneklichen mait, (B 1681) ob sy den recken wolt, ain tail waz es ir lait, Vnd dacht doch ze nemen den weltlichen man. sy schamte sich der frage, so manig maget hat getan. 1648/1678 ¶ Jr riet ir vater Rudiger, daz sy sprache ja, (B 1682) vnd daz sy in gerne neme. vil schier waz do da Mit seinen weissen handen er sy vmbe schlos, Geiselhör der edel, wie lutzel sy sein da verdros. 1649/1679 ¶ Do sprach der margraue: „ir edlen kunige reich, (A 1624) als ir nun reitent, ist gewonleich, {B 1683} Haim zů Burgonden, so gib ich ew mein chint, daz ir sy mit ew furent. daz gelobten sy sint. 1650/1680 ¶ Was man da schales horte, den můsten sy da lan. (B 1684) man hies die junckfrawen zů ir kemmenote gan, Vnd auch die gest schlaffen vnd růen vntz an den tag. da berait man die speise. der wirt ir gutlich pflag. 1651/1681 ¶ Da sy enbissen heten, sy wollten dannan farn (A 1626) gegen der Hunen lande. „daz haiss ich wol bewarn , {B 1685} Sprach der wirt vil edel, „ir sult noch hewt bestan, wann ich solicher geste sellten hie gewunnen han. 1652/1682 ¶ Des antwurt Danckwart: „ja mag es nit gesein. (B 1686) wa nemet ir die speise, prot vnd auch den wein, Daz ir so mangen recken noch hewt müssent han? do daz der wirt erhorte, er sprach: „ir sult die rede lan. 1653/1683 ¶ Mein vil lieben herren, ir sult mir nit versagen. (B 1687) ja gib ich ew die speise ze vierzehen tagen, Mit allem dem gesinde, daz mit ew her ist kumen. mir hat der kunig noch vil wenig icht genomen. 1654/1684 ¶ Wie sy sich werten, sy můsten da bestan (B 1688) vntz an den vierden morgen. da ward daz getan Von des wirtes millte, daz verre ward gesait. er gab den seinen gesten baide ros vnd claid. 1655/1685 ¶ Es kund nicht weren lange, sy můsten dannan varn. (B 1689) Rüdiger der chune kund vil wenig nicht gesparn Vor der seinen milte. waz yemant gerte nemen, da versagt er niemat. es mocht in allen wol gezamen. 1656/1686 ¶ Der edeln ingesinde prachten fur daz dor (B 1690) gestalt vil der more. da cham zů in vor Vil der fremden recken. sy trůgen schuld enhant, wann sy wollten reiten in des Etzeln lant. 1657/1687 ¶ Der wirt da sein gab pot vberal, (B 1691) e daz die edlen geste chamen fur den sal. Er chunt miltiklichen nach grossen eren leben. die seinen dochter schöne, die het er Geiselhern geben.
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[110v]
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1658/1688 ¶ Da gab er Genoten ain waffen gůt genůg, (B 1693) daz er seit in sturmen vil herlichen trůg. Der gab im wol gunde des margrauen weib, da von der gůte Riediger seit můst verliesen den leib. 1659/1689 ¶ Gotlind pat Hagen, als ir wol gezam, (B 1694) jr minneklichen gabe, seit sy der kunige nam, Daz er auch an ir steẅre zů ir hochezeit von ir nicht varen sollte, doch widerret es seit. 1660/1690 ¶ „Alles, des ich ye gesach , sprach da Hagene, (B 1695) „so gert ich nit mere von hinnan ze tragene, Nun wann meines schilltes dort an yener want. den wolt ich gern furen in des Etzeln lant. 1661/1691 ¶ Do die margräuinne Hagens red vernam, (B 1696) es mante si irs laides. wainen sy began. Do gedacht sy vil tewre an Nidunges tot. den het erschlagen Witge, da von so het sy jamers not. 1662/1692 ¶ Die edel margräuinne von dem sidel gie. (B 1698) mit vil weissen henden sy den schilt geuie. Die frawe trůg in (agen, er nam in an die hant. die gab waz mit eren an dem recken bewant. 1663/1693 ¶ Ain liecht hulfter von pfelle ob seiner varbe lag, (B 1699) besser schilt dehainen belauchte nie der tag, Von edlem gestaine. wer sein het begert ze chauf, an der koste waz er wol dausent marcke wert. 1664/1694 ¶ Den schilt hies da Hagen von im tragen dan. (A 1641) da begunt Danckwart hin ze houe gaun. {B 1700} Dem gab vil reiche claider des margrauen chint. [111r] die trůg er da zů den (unen frölichen sint. 1665/1695 ¶ Alles, daz der gabe von in ward genomen, (B 1701) jn ir dehaines hende wer ir nicht bechomen, Wann durch des wirtes liebe, der es in schone pot. seit wurdens im so veinde, daz sy in müsten schlahen tod. 1666/1696 ¶ Volker der schnelle mit seiner videln dan (B 1702) gie gezogenlichen fur Gotlinden stan. Er videlt süsse done vnd sang ir newe liet. da mit nam er vrlaub, da er von Pechlaren schiet. 1667/1697 ¶ Er hies die margrauinne ain lade tragen. (B 1703,1 + „wann ir wider wendet, daz ir mir muget sagen, B 1704,2–4) Wie ir mir habt gedienet da ze hochzeit. des die frawe gerte, vil wol laist er daz seit. 1668/1698 ¶ Do sprach der wirt ze den gesten: „ir sult dester senfter varn. (B 1705) jch wil euch selb belaitten vnd wil euch bewarn, Daz ew auf der strasse niemat mug geschaden. da wurden seine same hart schier geladen.
398
1669/1699 ¶ Der wirt, wol beraittet mit funf hundert man, (B 1706) mit rossen vnd mit claidern, die fůrt er mit im dan Vil hart fröleichen zů der hochgezeit. dehainer mit dem lebene kam ze Pechlaren seit. 1670/1700 ¶ Mit kuss minneklichen der wirt von dannan schied. (B 1707) also döt auch Geyselhor, als im sein dugent geriet. Mit vmbschlossnen armen sy trautten schone weib. daz můst seit bewainen vil manger junckfrawen leib. 1671/1701 ¶ Da wurden allenthalben die venster auf getan. (B 1708) der wirt mit seinen mannen ze rosse wollte gan. Jch wänt, ir hertz in sagte ir kreftige lait. da waint vil der frawen vnd manig weltliche mait. 1672/1702 ¶ Nach iren lieben frunden genůg heten sy ser, (B 1709) die sy ze Pechlaren gesahen nimmer mer. Ze dal bey der Tůnaw in daz haimisch lant (B 1709,4) doch riten sy mit frewden nider vber sant. (B 1709,3) [111v] 1673/1703 ¶ Do sprach ze den Burgonden ain ritter vil gemait, (B 1710) Rudiger der edel: „ew sol nit sein verdait Vnser mere, daz wir ze den Hunen chomen. jm hat der kunig Etzel so liebes nie vernomen. 1674/1704 ¶ Ze dal durch Osterreiche der pot palde rait. (A 1652) den lewten allenthalben ward daz wol gesait, {B 1711} Daz die hold chamen von Wurms vber Rein. des kuniges jngesinde chund es nit laider gesein. 1675/1705 ¶ Die poten furstrichen mit den meren, (B 1712) daz die Nibelunge zů den (unen weren. „Du solt sy wol enpfahen, Kriemhild, frawe mein, dir nach grossen eren, die vil lieben pruder dein. 1676/1706 ¶ Kriemhild die frawe in ain venster stund. (B 1713) sy wart nach den frunden, als frund noch frunde tund. Von ires vaters lande sach sy mangen mag. da der kunig gefriesch der mere, lachen er began. 1677/1707 ¶ „Nun wol mich meiner frund , sprach Kriemhilt, (B 1714) „hie pringent mein mage mangen newen schilt Vnd weisse halssperge. wer nemen welle golt, der gedenck meiner laide, ich wil im jmmer wesen hold. Bild: Hildebrand warnt die Burgunder (Bild zum Einschub)
(28) Awenteur wie die Burgonden ze den Hünen chomen
[112r]
1678/1708 D O die Burgonde chomen auf daz veld, (n 162) auf schlůg man drey kunigen so herlich gezelt. Sy stiessen auf die vanen, die waren von golde rot. da westen nicht die herren, daz in so nahent waz der dot.
399
1679/1709 ¶ Da gieng die frawe Kriemhild an ain zinnen hin dan. (n 163) da sach sy auf dem velde reiten mangen man. Des frewt sich taugenlichen die wunder schone mait: „aller erst so wirt gerochen des kunen Seifriden leip, 1680/1710 ¶ Der mir so mortlichen ze tod ward geschlagen. (n 164) daz chan ich vntz an mein ende nimmer mer verclagen Obe der grossen eren, die ich verlorn han! es gelag an frawen arme nie so dugenthaffter man. 1681/1711 ¶ Sein vil grosse dugent macht mir hertzenlait. (n 165) wann ich daran gedencke, als er von mir rait Mit so gar gesundem leib, so mert sich mein clag. mir darf niemat weisen, waz ich gross laides trag. 1682/1712 ¶ Got het mir in zů ainem mann aus aller welt erkorn. wer dausent mann dugende an ainem man geborn, Dannoch waz ir mere, den Seifrid aine trůg. die frawe clagt vil sere, zu dem hertzen sy sich schlůg. 1683/1713 ¶ Schier wurden dem Bernere die mere chunt getan. (n 166) man sach in da vil drate vber den houe gan, Mit im Hillpranden nach riterlichem siten. „vil edle kuniginne, daz solt ir lassen vermiten, 1684/1714 ¶ Daz man euch nicht sach wainen zů dirre hochzeit. (n 167) vnd habt her besendet aus fremden landen weit Vil mangen werden recken vnd mangen piderman. daz man euch sicht wainen, daz stat eẅ vbel an! 1685/1715 ¶ „Jch man dich deiner trewe, herre Hillteprant, (n 168) ob du ye gab enpfiengd von meiner gebenden hant, So rich mich an Hagen. darumb geb ich dir gold vnd bin dir vntz an mein ende mit gůten trewen hold. 1686/1716 ¶ Do sprach der Berner: „ir seit ain vbel weib, [112v] (n 169) daz ir ewren magen ratent an den leip, Vnd habt so mangen poten zum Rein nach in gesant. so sind sy ew chomen ze hause mit werlicher hant. 1687/1717 ¶ Naina, her Hillteprant, als lieb ich ew sey, (n 170) nun enpfach mir von dem Reine die kunig alle drey, Vnd hais sy ligen zů vellde vntz morgen, so es werd tag, so waren ich sy mit treẅen, des aller pesten, so ich mag. 1688/1718 ¶ Hart gezogenlichen rait maister Hillteprant, (n 171) da er die drey kunig von dem Reine vand. Er enbaist vil ritterlichen vnd lie sich auf die knie, daz er die drey kunig von dem Rein enpfie. 1689/1719 ¶ „Bis wilkumen, Günthör, kunig von dem Rein, (n 172) sam sey Gernot, der liebe pruder dein, Vnd Geiselher der junge, vnd Hagen, ain starcker man, vnd manig schneller recke, der ich aller nit genennen kan.
400
1690/1720 ¶ Ew enbewt der Berner, der liebe herre mein, fruntschaft vnd hullde vnd gantzen dienst sein, Vnd haist ew ligen ze vellde, vntz es werde tag. so warnt er ew mit trewen, des pesten des er mag. 1691/1721 ¶ Got müss euch behutten vor aller schlachte not. vor vierdhalbem jare waz euch berait der tot. Es hat ewr schwester Kriemhild geschworn vil mangen ait, daz sy an ew wöll rechen die iren grossen hertzenlait. 1692/1722 ¶ Er enpewt ew, daz ir meident, als lieb ew sey daz leben, (n 173) daz newe haus bey der Tůnaw ist eẅ herberge geben. Daz sult ir mir gelauben, vnd chäm ewr darein ain hor, jr müstent alle sterben vnd cham eẅr kainer ze wer. 1693/1723 ¶ Da gent1in drein roren, die sind jnnan hol, (n 174) die sind geworcht schone mit schwebel vnd mit kol. Die sol man an zunden, so die dische sind berait. daruor sult ir euch hütten, ir stoltzen hold vil gemait. 1694/1724 ¶ Des erschrack der kunig sere. die red waz im lait. „nun lon dir got, Hilltenprant, daz du vns hast gesait, [113r] Daz du hast gewarnet vns ellende man. ach, daz wir hie zů den (ünen lutzel trewen funden han! 1695/1725 ¶ Des erlachten die jungen vnd heten es für spot, do sprachen die weysen: „daruor behüt vns got! Wir seyen durch grosse trewe geriten in daz lant. sy hat vil mangen poten hin zum Rein nach vns gesant. 1696/1726 ¶ Nun sprach gezogenlichen der kunig Gernot: (n 175) „hat vns mein schwester Kriemhilt geladen in den dot, Wir seyen durch grosse trewe geriten zů der stat, wann vns mein schone schwester von dem Rein ze hause pat. 1697/1727 ¶ Do sprach der videlere, der chune Volker: (n 176) „jch pin von dem Reine durch gab geriten her, Der wil ich mich verzeihen , so sprach der spil man, „jch videl mit dem schwerte, daz aller peste, daz ich kan. 1698/1728 ¶ Jch erzaig in mein done, daz sy müssent auf hoher stan. vnd wellent sy nicht erwinden, es mag in also ergan, Jch schlach ir ettlichem ain geschwinden geigenschlag, vnd hat er liebe mage, den er es wol clagen mag. 1699/1729 ¶ Als Hillteprant der allte wollte dannan1gan, (n 177) Geiselher der junge pat in stille stan. Er gab im ainen mantel, den er im zů den eren trůg. fur dreissig marck golldes het er pfandes genůg.
1693,1 1699,1
Da gent] Sagent dannan] dannan si
401
1700/1730 ¶ Als zü im genam den mantel maister Hillteprant, (n 178) er rait gezogenlichen, da er den von Pern vand. „Secht ir den reichen mantel, den ich an mir han? den gab mir Geiselher der junge, da ich von im wolte gan. 1701/1731 ¶ Wolfhart der schnelle hies pringen die marck. (B 1716) da rait mit Dietreiche vil manig degen starck, Da ers enpfahen wolte, zu im auf daz velt. da heten sy auf geschlagen manig herlich gezelt. 1702/1732 ¶ Da sy von Troni Hagen verrest reiten sach, [113v] (B 1717) zů seinen herren gezogenlich er1sprach: „Nun sult ir schnellen recken von dem sidel stan, vnd get in hin engegen, die eẅ wellent enpfanhen sthan. 1703/1733 ¶ Da chumpt her ain gesinde, daz ist mir wol bechant. (B 1718) es sind vil schnelle degen von Ammelunge lant. Die furet der von Bern. sy sind vil hoch gemůt. jr sult nicht verschmahen, waz man ew dienste gedůt. 1704/1734 ¶ Sy stunden von den rossen, daz waz michel1recht, (B 1719) enneben Dietrichen manig ritter vnde knecht. Sy giengen zu den gesten, da man die vellde vand. sy grüssten minniklichen die von Burgonde lant. 1705/1735 ¶ Da sy her Dietrich gegen im chumen sach, (B 1720) hie mugt ir gern horen, waz da der degen sprach Zů den Ů ten chinden. die rais was im lait. er want, es weste Rudiger, das er ins het gesait. 1706/1736 ¶ „Seit willechomen, ir herren, Gunthör vnd Geiselhör, (B 1721) Gernot vnd Hagen. sam dů auch Volker Vnd Danckwart der schnelle! ist ew daz nicht bechant? Kriemhild noch sere waint den degen aus Niderlant. 1707/1737 ¶ „Sy mag wol lang wainen , sprach do Hagen, (B 1722) „er ligt vor mangem tage zů tod erschlagen. Den kunig von den Hünen sol sy nun hollden haben. Seifrid chumpt nit wider, er ist vor mangem tag begraben. 1708/1738 ¶ „Seifriden wunden lassen wir nun stan. (B 1723) sol leben fraw Kriemhild, es mag noch schad ergan , So redet von Bern der herre Dietereich, „trost der Nibelungen, dauor hütte du dich. 1709/1739 ¶ „Wie sol ich mich h“tten? sprach der kunig her, (B 1724) „Etzel vns poten sant, wes sol ich fragen mer, Daz wir zů im sollten reiten in daz lant. auch hat vns manig mere mein schwester Kriemhilt gesant.
1702,2 1704,1
402
gezogenlich er] gezogenlicher michel] mich
1710/1740 ¶ „Jch kan euch bas geraten , sprach aber Hagen, (B 1725,1–3 „nun pitent euch die mere bas ze sagen + B 1726,4) Den herren Dieterichen vnd sein hellde gůt, [114r] wie den sey gewissen vmb der kuniginne můt. 1711/1741 ¶ Do sprach der vogt von Bern: „waz sol ich euch mer sagen? (B 1727) jch hör alle morgen wainen vnde clagen Mit jämerlichen sinnen daz Etzeln weib got dem vil reichen des starcken ·S· leib. 1712/1742 ¶ „Es ist ir vnuerendet , sprach der kune man, (B 1728) Volker der videler, „daz wir nomen han. Wir sullen ze hof reiten vnd sullen lassen sehen, waz vns vil schnellen zů den Hunen mug geschehen. 1713/1743 ¶ Die kunen Burgonden hin ze houe riten. (B 1729) sy kamen herlichen nach ires landes siten. Da wundert da zů den (unen mangen kunen man vmb von Troni Hagen, wie der wer getan, 1714/1744 ¶ Durch daz man saget mere, des waz im genůg, (B 1730) daz er von Niderlande Seifriden schlůg, Sterckesten aller recken, den Kriemhillden man. des ward vil michel frage ze hof nach Hagen getan. 1715/1745 ¶ Der held waz wol gewachsen, daz ist war. (B 1731) gros was er zů den pr“sten, gemischet waz sein har Mit ainer greysen varbe. seine pain warn langk, grauslich sein gesichte, ain herlichen ganck. 1716/1746 ¶ Do hies man herbergen die Burgonde man. (B 1732) Guntheres gesinde, daz ward gesundert dan. Daz riet die kuniginne, die im vil hasses trůg. da von man seit die knechte an der herberge schlůg. 1717/1747 ¶ Danckwart, Hagens pruder, der waz marschalk. (B 1733) der kunig im sein gesinde vil vleissiklich enpfalch, Daz er ir schon pfläge vnd in gäb genug. der held von Burgonden in allen gůten willen trůg. 1718/1748 ¶ Kriemhild die schöne mit irem gesinde gie, (B 1734) da sy die Nibelungen mit valschem můt enpfie. Sy kust Geiselhören vnd nam in bey der hant. [114v] daz sach von Troni Hagene. den helm er vester band. 1719/1749 ¶ „Nach suzz getanem grůsse , sprach Hagene, (A 1676) „mugent sich verdencken schnelle degene. {B 1735} Man grüsset sunderleiche ir kunig vnd ir man. wir haben nicht gůter raise ze der hochzeit getan. 1720/1750 ¶ Sy sprach: „nun seit wilkumen, wer euch gerne sicht. (B 1736) durch eẅers selbers fruntschaft grüss ich eẅer nicht. Sagt, waz ir mir pringent von Wurms vber Rein, darumb ir mir so gros sind wilkumen sein.
403
1721/1751 ¶ „Waz sind dise mere , so sprach Hagene, (A 1678) „daz ew sollten gabe pringen degene? {B 1737} Jch west euch wol so reiche, ob ich mich kan verstan, daz ich ew meiner gabe nicht her ze land gefüret han. 1722/1752 ¶ „Nun sult ir mich der mere mer wissen lan. (B 1738) hort der Nibelungen, wa habt ir den getan? Der was doch mein aigen, daz ist ew wolbechant. den solltent ir mir furen her in Etzeln lant. 1723/1753 ¶ „Entrewen,1fraw Kriemhilt, des ist manig tag, (B 1439) daz ich hort der Niblung nie nicht gepflag. Den hiessen mein herren sencken in den Rein. da můs er werrlichen vntz an den jungosten sein. 1724/1754 ¶ Do sprach die kuniginne: „ich han es wol bedacht, (B 1740) jr habt mir noch vil wenig her ze lande pracht, Wie er mein aigen were vnd ich sein wielant pflag. des han ich seit gewunnen mangen draurigen tag. 1725/1755 ¶ „Jch pring ew den dewfel , sprach aber Hagen. (B 1741) „jch han an meinem schillte so vil ze tragen Vnd an meiner prunne, meinen helm liecht, daz schwert an meiner hende, des enpring ich ew nicht. 1 1726/1756 ¶ Do sprach die kuniginne zů den recken vberal: (B 1742) „man sal kain waffen tragen in den sal. Jr held, ir sult mirs auf geben. ich wil ewchs behallten lan. [115r] „entrewen , sprach da Hagen, „es wirt nimmer getan. 1727/1757 ¶ Da ger ich nicht der eren, fürsten veine, milt, (B 1743) daz ir ze herberge trügent meinen schilt Vnd ander mein gewäte. ir seit ain kunigein. daz lert mich nit mein vater. ich wil selber kamrer sein. 1728/1758 ¶ „We mir meiner laide , sprach da Kriemhilt. (B 1744) „warumb wil mein bruder vnd Hagen seinen schilt Nicht lassen behallten? sy sind gewarnot. vnd west ich, wer es het getan, ich wolt im raten den tod. 1729/1759 ¶ Des antwurt ir mit zorn der herre Dietreich: (B 1745) „jch pin der gewarnot hat die edlen fursten reich Vnd Hagen den künen, den Burgonde man. nun, du valenteinin, du solt michs nicht geniessen lan. 1730/1760 ¶ Des sich vil sere schamet des Etzeln weib, (B 1746) dew vorcht pitterlichen den Dietrichen leib. Do gie sy von im palde, daz sy nicht ensprach, wann daz sy geschwinde plicken an ir veinde sach.
1723,1 1725,4
404
Entrewen] Entrwen nicht] niecht
1731/1761 ¶ Bey henden sich da viengen zwen degene. (B 1747) daz ain waz her Dietrich, daz ander Hagene. Do sprach gezogenleichen der reck vil gemait: „daz ewr chumen zů den (unen ist mir werlich lait, 1732/1762 ¶ Durch daz die kuniginne also gesprochen hat. (A 1689) do sprach von Troni Hagen: „des wirt1alles rat. {B 1748} Suss retten mit ainander die zwen kune man, daz sach der kunig Etzel, darumb er fragen began: 1733/1763 ¶ „Die mer ich weste gerne , sprach der kunig reich, (B 1749) „wer yener reck were, den dort her Dietreich So fruntlich enpfahet. er trät hohen můt. wer sein vater were, er mag wol sein ain hold gůt. 1734/1764 ¶ Des antwurt dem kunig ain Kriemhillden man: (B 1750) „er waz geporn von Troni, sein vater hies Alldrian. Wie pleig er hie gebaret, er ist ain grimmer man. jch lass euch daz wol schauen, daz ich nicht gelogen han. 1735/1765 ¶ „Wie sol ich daz erchennen, daz er so grimme ist? (A 1692) dannoch er nicht enweste vil mangen argen list, {B 1751} Den seit die kuniginne an iren magen begie, daz sy ir nie dehainen von dem haus kumen lie. 1736/1766 ¶ „Wol erchant ich Alldrianen, der waz mein man. (A 1693) lob vnd michel ere er bey mir hie gewan. {B 1752} Jch macht in ze ritter vnd gab im mein gold. vmb daz er getrewe waz, waz ich im von hertzen hold. 1737/1767 ¶ Dauon ich wol erkenne alles Hagene sint. (A 1694) es waren wol zway weltlichew chint, {B 1753} Er vnd von Spane Walthör, die wuchsen hie ze man. Hagen sant ich wider, Walthör mit Kungund entran. 1738/1768 ¶ Er gedacht lieber mere, die waren e geschehen. (A 1695) seinen frunt von Troni het er recht ersehen, {B 1754} Der im in seiner jugent starcken dienst enpot. seit frumpt er im im allter vil mangen lieben frunde dot.
[115v]
Bild: Kriemhild stellt Hagen zur Rede
(29) Awenteur wie Kriemhilt Hagen verwais, daz er Seifrid erschlagen het [116r] 1739/1769 Da1schieden sich die zwen recken lobeleich, (B 1755) Hagen von Troni vnd auch her Diettreich. Da plicket vber die achsel der Günthores man nach ainem her gesellen, den er vil schier gewan.
1732,2 1739,1
wirt] wir Da] D (zwei Zeilen hohe Initiale) Da
405
1740/1770 ¶ Do sach er Volkern bey Geiselheren stan. (B 1756) den spähen videlere pat er mit im gan, Wann er vil wol erkante seinen grimmen můt. er waz an allen dingen ain ritter chun vnd gůt. 1741/1771 ¶ Doch liessen die herren auf dem houe stan. (B 1757) nun wann die zwen sach man allaine gan1198 Vber den hof vil verre fur ainen palast weit. die vzzerwellten degen vorchten niemands leip. 1742/1772 ¶ Sy sassen vor dem hause gegen ainem sal, (B 1758) der waz Kriemhilde, auf ainem panck ze dal. Da lauchte von irem leibe ir herlich gewant. gnůg sy sahen, die hetens gern erkant. 1743/1773 ¶ Als samm dier wilde wurden sy gekapffet an, (B 1759) die vber můten hellde, von den Hunen man, Die ersach durch ain venster daz Etzeln weib. des ward aber betrübet der schonen Kriemhillden leib. 1744/1774 ¶ Es mante sy irs laides. wainen sy began. (B 1760) des het michel wunder die Etzeln man, Waz ir so schier hete beschweret iren můt. sy sprach: „daz hat Hagen, ir held kun vnde gůt. 1745/1775 ¶ Sy sprachen zü der frawen: „wie ist daz geschehen? (B 1761) wann wir euch newlichen frolich haben gesehen. Nie niemat ward so chune, der es hat getan, haissent ir vns rechen, es sol im an sein leben gan. 1746/1776 ¶ „Daz wolt ich jmmer dienen, wer reche meine lait. (B 1762) alles des er gerrte, des wer ich im berait. Jch pewt mich euch ze fůssen , sprach des kuniges weip, „rechent mich an Hagen, daz er verlies den leip. 1747/1777 ¶ Da garbten sich ir balde sechtzig kuner man (B 1763) durch Kriemhillden willen. sy wollten hine gan Vnd wollten schlahen Hagen, den vil kunen man, vnd auch den videlere. daz ward mit rat getan. 1748/1778 ¶ Da die kuniginne ir schar so claine sach, (B 1764) jn ainem grimmen můte sy zů den hollden sprach: „Des ir habt gedingen, des sult ir abe gaun. ja durffent ir so ringe nimmer Hagen bestan. 1749/1779 ¶ Wie starck vnd wie chune von Troni Hagen sey, (B 1765) noch ist verr stercker der im sitzet bey, Volker der spilman. er ist ain vbel man. ja sult ir die hollde nicht so leichtiklich bestan.
1741,2
406
gan] aus stan gebessert
[116v]
1750/1780 ¶ Do sy daz erhorten, do gerbten sich ir mer, (B 1766) vier hundert schneller recken. die kuniginne her Waz des vil genot, daz sy in dote lait. da von ward den degen seit manig sorg berait. 1751/1781 ¶ Da sy vil wol gewaffnot daz ir gesinde sach, (B 1767) zů den schnellen recken die kuniginne sprach: „Nun beytent ain weile. ja sult ir stille stan. jch wil vnder der krone zů meinen frunden gan. 1752/1782 ¶ Vnd horet yetz weise, waz mir hat getan (B 1768) Hagen von Troni, der Gunthores man. Jch wais in so vbermůten, daz er mir lagnot nicht. so ist auch mir vnmere, waz im darumb beschicht. 1753/1783 ¶ Do sach der videlere, ain kuner spilman, (B 1769) die edlen kuniginnen ab ainer stiegen gan Nider ab ainem hause. do er daz gesach, Volker der vil kune zů seinem hergesellen sprach: 1754/1784 ¶ „Nun schaua, frunt Hagen, wie sy dort her gat, (B 1770) die vns an trewe her geladet hat. Jch gesach mit kunig weibe nie so mangen man, die schwert enhende trůgen vnd als streitlichen gan. 1755/1785 ¶ Wissent ir, frunt Hagen, ob sy ew sind gehas, (B 1771) so wil ich euch raten, ir hütt euch dester bas Des leibes vnd der eren. ja duncket es mich gůt. als ich mich versinne, sy sind zornhaftes můt. 1756/1786 ¶ Vnd sind auch semliche ze den prüsten also weit, (B 1772) wer sein selbes hütten woll, der tü es an der zeit. Jch wene, sy die liechten prunn an tragen. waz sy da mit mainen, daz kan ich niemat gesagen. 1757/1787 ¶ Do sprach in grimmem můt Hagen, der kune man: (B 1773) „jch waiß wol, daz es alles ist auf mich getan, Daz sy die liechten waffen tragent an der hant. dauon mocht ich gern reiten in der Burgonde lant. 1758/1788 ¶ Nun sagt mir, frunt Volker, ob ir mir welt bestan, (B 1774) vnd wellent mit mir streiten die Kriemhilden man. Daz lassent ir mich horen, als lieb ich ew sey. jch wan ew jmmer mere mit trewen dienstlichen bey. 1759/1789 ¶ „Jch hilff ew sicherlichen , sprach der spilman, (B 1775) „ob ich vns engegen hie sach den kunig gan Mit allen seinen recken, die weil ich leben mus, so entweich ich ew durch vorchte nimmer ainen fůs. 1760/1790 ¶ „Nun lon ew got von himel, vil edler Volker. (B 1776) ob sy mit mir streiten, wes bedorft ich danne mer? Seit ir mir helffen wellent, als ich han vernomen, so sullen dise recken vil gewerlichen chomen.
[117r]
407
1761/1791 ¶ „Nun ste wir von dem sedel , sprach der spileman. (B 1777) „sy ist ain kuniginne, vnd lat sy fure gan. Bietent ir die ere, sy ist ain edel weib. da mit ist auch getewret vnser yetweders leib. 1762/1792 ¶ „Nain, durch mein liebe , sprach aber Hagene, (B 1778) „so wollten sich versinnen dise degene, Daz ichs durch vorcht däte, vnd solt ich hine gan. [117v] jch wil durch ir chainen nimmer von dem sedel stan. 1763/1793 ¶ Da zimpt vns baiden bas lassen das. (B 1779) warzů solt ich eren, der mir da draget has? Daz getun ich nimmer, die weil ich han den leib. auch enrůch mich, daz mich neidet des kunigs Etzels weib. 1764/1794 ¶ Der vbermüt legt vber seine bain (B 1780) ain vil liechtes waffen. im aus dem knopffe schain Ain vil liechter jaspis, vil gruner dann ain gras. wol erkant es Kriemhild, das es Seifriden waz. 1765/1795 ¶ Da sy daz schwert erkante, da gie sy traurens not. (B 1781) sein vessel seidin, sein schaid ain porte rot. Es mante si irs laides. wainen sy began. jch wän, es het darumbe der kune Hagen getan. 1766/1796 ¶ Volker der schnelle zoch nachner auf der banck (B 1782) ainen videlbogen starck, michel vnde lang, Geleich ainem schwerte michel vnde prait. da sassen ane vorchte die zwen degen gemait. 1767/1797 ¶ Nun dauchten sich vil here die zwen kunen man, (B 1783) daz sy nicht enwollten von dem sedel stan Durch niematz vorcht. des gie in an den fůs die edel kuniginne vnd pot in veintlichen grůs. 1768/1798 ¶ Sy sprach: „her Hagen, wer hat nach ew gesant, (B 1784) daz ir gedorstent reiten her in ditz lant, Vnd ir daz wol erkente, waz ir mir habt getan? het ir gute witze, ja solt ir es verborn han. 1769/1799 ¶ „Nach mir ensantte niemat , so sprach Hagene, (B 1785) „man ladet her ze lande drey degene, Die sind meine herren, vnd ich pin ir man. dehainer hofraise bin ich sellten an sy bestan. 1770/1800 ¶ Sy sprach: „nun sagt mir mere, zwe dat ir das, (B 1786) daz ir das habt verdienet, daz ich ew pin gehas? Jr schlůgent Seifriden, den meinen lieben man, [118r] des ich an mein ende jmmer gnüg ze clagen han. 1771/1801 ¶ Er sprach: „waz sol die mere? der red der ist genůg. (A 1728) jch pin ot aber Hagen, der Seifriden schlůg, {B 1787} Den held mit meinen handen. wie ser er des engalt, daz die frawe Kriemhild die schonen Praunhilt schalt!
408
1772/1802 ¶ Es ist ane lagen, kuniginne reich, (B 1788) jch han es alles schullde, den schaden schädleich. Nun rech es, wer der woll, es sey weib oder man. jch wolt ew danne liegen, ich han ew laides vil getan. 1773/1803 ¶ Sy sprach: „daz hort, ir recken, wann er mir lagnot nicht (B 1789) aller meiner laide. waz im darumb beschicht, Daz ist mir vil vnmere, ir Etzeln man. die vber muten recken sahen all ain ander an. 1774/1804 ¶ Wer den streit da hüb, so wer geschehen, (B 1790) daz man den zwain gesellen der eren můste iehen, Wann sy es dick in sturmen heten wol getan. des sich yen vermassen, durch vorcht můsten sy es lan. 1775/1805 ¶ Do sprach ainr der recken: „wes secht ir mich an? (B 1791) daz ich e da lobte, des wil ich abe gan, Durch niemandz gabe verliesen meinen leib. ja wil vns verlaitten des kunigs Etzels weib. 1776/1806 ¶ Do bey sprach auch ainer: „des selben han ich můt. (B 1792) der mir gäb ain durne von rotem golde gůt, Disen videlere, den wolt ich nit bestan, durch sein geschwindes plicken, daz ich von im gesehen han. 1777/1807 ¶ Auch erkenn ich Hagen von seinen jungen tagen. (A 1734) des mag man von den recken leichte mir gesagen: {B 1793} Jn zway vnd zwaintzig sturmen han ich in gesehen, da vil manger frawen von im laid ist geschehen. 1778/1808 ¶ Er vnd die andern draten mangen streit, (B 1794) da sy hie bey Etzel vachten mange weit Ze den eren dem kunig. des ist vil geschehen. [118v] darumb mus man Hagen der eren billichen jehen. 1779/1809 ¶ Dannoch waz der reck der jar gar ain chint. (B 1795) daz die dummen waren, die nun greyse sint. Nun ist er chumen ze witzen vnd ist ain grimmer man. auch trait er Balmungen, daz er vil vbel gewan. 1780/1810 ¶ Da mit waz geschaiden, daz niemat da strait. (C 1840) da ward der kuniginne vil hertzenliche lait. {B 1796} Die hold kerten dannan. ja vorchten sy den dot von dem videlere. des gie sy werlichen not. 1781/1811 ¶ Do sprach der videlere: „wir haben daz wol ersehen, (B 1797) daz wir hie vinden, als wir e horten iehen. Wir sullen zů dem kunige hin ze hof gan. so getar mit streit vnser herr niemat bestan. 1782/1812 ¶ Wie dick ain man durch vorchte manig ding verlat, (B 1798) vnd wa frunt bey frunde fruntlichen gestat, Vnd hat er gute sinne, daz er daz nit endůt. schad vil manges mannes wirt von sorgen wol behůt.
409
1783/1813 ¶ „Nun wil ich ew volgen , sprach da Hagene. (B 1799) sy giengen, da sy vunden ziere degene Jn grossem antuange an dem houe stan. Volker der vil kune laut sprechen began 1784/1814 ¶ Zü den seinen herren: „wie lang welt ir stan, (B 1800) daz ir euch lasset dringen? ir sult ze houe gan Vnd horent an dem kunige, wie der sey gemůt. da sach man sich gesellen die höld kun vnde gůt. 1785/1815 ¶ Der furste von Bern nam da an die hant (B 1801) Gunthor den vil reichen aus Burgonde lant. Jrrenfrid nam Gernoten, den vil kunen man. da sach man Rudigern ze hof mit Geiselhören gan. 1786/1816 ¶ Wie yemant sich gesellet vnd auch ze houe gie, (B 1802) Volker vnd Hagen geschieden sich do nie, Nun wan in ainem sturme an ir endes zeit. daz musten edel frawen beweinen gröslichen seit. [119r] 1787/1817 ¶ Da sach man mit dem kunig hin ze houe gan (B 1803) jr edeln ingesinde, tausent kuner man, Darüber sechtzig recken, die waren mit in chomen. die het in seinem lande der kune Hagen genomen. 1788/1818 ¶ Haunwart vnd Jrring, zwen ausserwellte man, (B 1804) die sach man gesellekleichen bey dem kunig stan. Danckwart vnd Wolfhart, zwen tewrliche degen, da sach man durch die dugent vor den andern pflegen. 1789/1819 ¶ Da der vogt vomm Reine in daz palast gie, (B 1805) Etzel der reiche lenger nicht enlie, Er sprang von seinem sidel, da er sy kumen sach. ain grůs so recht schone von kunigen nie mer geschach. 1790/1820 ¶ „Seit willechomen, her Gunthor vnd auch Gernot, (B 1806) vnd ewr brůder Geiselher. mein dienst ich eẅ enpot Mit trewen williklichen ze Wurms vber Rein, vnd alles ewr gesinde sol mir willkumen sein. 1791/1821 ¶ Nun seit vns gros wilkumen, ir zwene degene, (B 1807) Volker der vil kune vnd auch Hagene, Mir vnd meiner frawen her in ditze lant. sy hat eẅ poten mangen hin zem Rein gesant. 1792/1822 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „des han ich vil vernomen. (B 1808) wer ich durch mein herren zu den Hunen nicht kumen, So wer ich ew zů eren geriten in daz lant. da nam der wirt vil edel die geste an die hant. 1793/1823 ¶ Er pracht sy zů dem sedel, da er selbe sas. (B 1809) da schanckt man den gesten, mit willen dot man daz, Jn weyten golldes schalen moras vnde wein, vnd pat die edlen gross wilkumen sein.
410
1794/1824 ¶ Do sprach der kunig Etzel: „des wil ich ew veriehen: (B 1810) mir chund in dirre welt nicht lieber geschehen, Danne an ewch höld, daz ir mir seÿt bechomen. des ist der kuniginne vil michel trauren benomen. [119v] 1795/1825 ¶ Mich nimpt des jmmer wunder, waz ich eẅ hab getan, (A 1752) so mangen gast vil edel, den ich gewunnen han, {B 1811} Daz ir nie geruchet ze kumen in mein lant. daz ich ew nun gesehen han, daz ist ze frewden mir gewant. 1796/1826 ¶ Des antwurt im Rudiger, ain ritter hochgemut: (B 1812) „jr mugt sy sehen gerne. ir trewe ist so gůt, Der meiner frawen mage so schon chunnen pflegen. sy pringent euch ze hause mangen herlichen degen. 1797/1827 ¶ Ze ainen sunwenden die herren waren chomen (B 1813) jn Etzeln hof des reichen. vil sellten ist vernomen Von so hohem grůsse, als er die held enpfie. nun was es essens zeit. der kunig mit den gesten gie. 1798/1828 ¶ Ain kunig bey seinen gesten schoner nie gesaz. (B 1814) man gab in volleklichen drincken vnde mas. Alles, des sy gerten, des waz man in berait. man het von den hellden vil michel wunder gesait. Bild: Hagen und Volker halten Nachtwache
(30) Awenteur wie sy schlaffen giengen
[120r]
1799/1829 D Er tag het nun ende vnd nachnot in die nacht. (B 1815) den wege müden recken die sorge ane vacht, Wann sy sollten růen vnd an ir pette gan. daz beredet Hagen, es ward im schier chunt getan. 1800/1830 ¶ Gunthor sprach zu dem wirte: „got lass euch wol geleben. (B 1816) wir sullen varen schlaffen. ir sult vns vrlaub geben. Wann ir vns gepietent, so chum wir morgen frů. er schied von seinen gesten hart frölichen do. 1801/1831 ¶ Dringen allenthalben die gest man da sach. (B 1817) Volker der kune zů den (unen sprach: „Wie gedürt ir den recken fur die füsse gaun? vnd welt ir es nit meyden, so wirt ew laid getan. 1802/1832 ¶ So schlach ich ettlichem ain so schweren geigen schlag, (B 1818) hat er getrewers yemant, daz ers bewainen mag. Ja weichet ir vns recken! daz duncket mich gůt. es haissent alles degene vnd sind geleiche nit gemůt. 1803/1833 ¶ Da der videlere so zorniklichen sprach, (B 1819) Hagen der kune hinder sich do sach. Er sprach: „nun redet rechte der chüne spilman. jr Kriemhillden hollde, ir sult zů den herbergen gan.
411
1804/1834 ¶ Wes ir da haben willen, ich wen, es yemant dů. (B 1820) welt ir ichtes beginnen, so kument morgen frů Vnd lat vns ellende heint haben gemach. da wen es von hollden mit solichem willen nie geschach. 1805/1835 ¶ Da pracht man die geste in ainen weiten sal. (B 1821) da funden sy den recken berichtet vberral Mit vil reichen peten, lang vnde prait. jn riet die frawe Kriemhild die aller grosten lait. 1806/1836 ¶ Vil mangen gollter spehe von Arras man da sach, (B 1822) der vil liechten pfelle vnd manig pette dach Von abarischen seyden, die pesten mochten sein. [120v] darauf lagen leisten, die gaben herlichen schein. 1807/1837 ¶ Werdeklachen härmein man vil da sach (B 1823) vnd von schwartzen zoblen, dar vnder sy ir gemach Des nachtes schlaffen sollten, vntz an den liechten tag. ain kunig mit seinem gesinde nie so herlich gelag. 1808/1838 ¶ „Owe der nacht selde , sprach Geiselher daz chint, (B 1824) „vnd owe meiner frunde, die mit vns chumen sint. Wie es ot vns mein schwester so gutlich erpot, jch fürchte, daz wir mussen von ir leiden den tod. 1809/1839 ¶ „Nun lassent ewr sorge , sprach Hagen der degen, (B 1825) „jch wil noch selbe heint der schiltwachte pflegen. Jch traw vns wol behütten, bis vns kumpt der tag. des seit gar an angest. so genese aber, wer denn mag. 1810/1840 ¶ Da nigen sy im alle vnd sagten im des danck. (B 1826) sy giengen zů den petten. die weile waz in nit langk, Daz sich geleget heten die weltlichen man. Hagen der chüne, der held, sich waffnen began. 1811/1841 ¶ Do sprach der videlere, Volker der degen: (B 1827) „verschmacht es euch nicht, Hagen, so wolt ich mit ew pflegen Der schiltwacht heinte hintz morgen frů. der held vil minnekleiche danckt Volkern dů. 1812/1842 ¶ „Nun lon ew got von himel, vil edler Volker, (B 1828) zů allen meinen sorgen so gert ich niemantz mer Nun wann euch allaine, wann wa ich hete not. jch sol es wol verdienen, mich erwende dann der tot. 1813/1843 ¶ Da garbten sy sich baide in ir liechtz gewant. (B 1829) da nam ir yetweders den schilt an die hant Vnd giengen aus dem hause für die türe stan. da pflagen sy der geste. daz waz in treẅen getan. 1814/1844 ¶ Volker der schnelle zů des sales want (B 1830) seinen schilt den gůten laint er von der hant. Er gie hin wider, die vidlen er genam. [121r] da dient er seinen frunden, als es den hellden gezam.
412
1815/1845 ¶ Vnder die dür des hauses sas er auf ainen stain. (B 1831) chüner videlere ward noch nie dehain. Vnder saiten done so sussiklich erclang, die stoltzen ellenden sagten Volkern danck. 1816/1846 ¶ Da clungen sein saitten, daz all daz haus erdos. (B 1832) sein ellen zů der fůge, die baide waren gros. Ye süsser vnde senfter vidlen er began. da entschlaft er an dem pete mangen sorgenden man. 1817/1847 ¶ Da sy entschlaffen waren, vnd er daz eruand, (B 1833) da nam der degen wider den schilt an die hant Vnd gie aus dem gadem fur die tür stan, vnd hüt der ellenden vor der Kriemhillden man. 1818/1848 ¶ Des nachtes enmitten, ich wais, ob es geschach, (B 1834) daz Volker der kune ain Hünischen sach Verr aus ainer vinster. der Kriemhillden man, die wollten an den gesten schaden gern han getan. 1819/1849 ¶ Do sprach der videlere: „frunt Hagene, (B 1835) vns zimpt dise sorge ensampt ze tragene. Jch sich gewaffnot leẅte vor dem hause stan. als ich mich versinne, ich wen, sy wellen vns bestan. 1820/1850 ¶ „So schweiget , sprach Hagene, „lat vns her naher bas, (B 1836) e sy vnser werden jnnen, e wirt helm nas Verrucket mit den schwerten von vnser zwayer hant. sy werdent Kriemhillden hin wider vbel gesant. 1821/1851 ¶ Ainer der Hunen recken vil schier daz ersach, (B 1837) daz die dur waz behůt. wie pald er da sprach: „Des wir da heten willen, ja mag es nit ergan. jch sich den videlere an der schilt wachte stan. 1822/1852 ¶ Er trait auf seinem haubt ainen helm glantz, (B 1838) lauter vnde starck, hert vnde gantz. Auch glüent jm die ringe, sam daz feure důt. bey im stat auch Hagen. des sind die geste wol behůt. 1823/1853 ¶ Ze hand sy kerten wider. da Volker daz ersach, (B 1839) wider sein gesellen er zorniklichen sprach: „Nun lat mich aus dem hause zu den recken gan, jch wil fragen mere der frawen Kriemhillden man. 1824/1854 ¶ „Nain, durch mein liebe , sprach da Hagene. (B 1840) „kument von dem hause, die schnellen degene Pringent euch mit schwertten leicht in söliche not, daz ich euch müst helffen, wer aller meiner mage tot. 1825/1855 ¶ So wir danne baide chumen in den streit, (A 1782) jr zwen oder viere in ainer kurtzen zeit {B 1841} Sprungen zů dem hause vnd daten vns die leit an den schlaffenden, die nimmer wurden verclait.
[121v]
413
1826/1856 ¶ Do sprach aber Volker: „so lat doch daz gesehen, (B 1842) daz wir sy pringen jnnen, daz wir sy han gesehen, Daz sein nicht haben laugen die Kriemhillden man, daz sy vntrewlich vil gern heten getan. 1827/1857 ¶ Ze hant da růft in Volker engegene: (B 1843) „wie gat ir suss gewaffnet, ir schnellen degene? Welt ir schaden reiten, ir Kriemhillden man, so sult ir mich ze hilffe vnd mein gesellen han! 1828/1858 ¶ Des antwurt im niemat. zornig waz sein můt: (B 1844) „pfay, ir zagen bosen , sprach der held gůt, „Wolt ir schlaffende vns ermordet han? daz ist guten hellden sellten mer getan. 1829/1859 ¶ Do ward der kuniginne vil rechte daz gesait, (B 1845) daz ir poten nicht erwurben. daz waz ir harte lait. Da fugt sy es anders. vil zornig waz ir můt. des můsten sind verderben hellde chun vnde gůt.
(31) Awenteür wie sy des morgens ze dem münster giengen
[122r]
Bild: Das Turnier 1830/1860 „M Jr kulent die ringe , so sprach Volker, (B 1846) „jch wen, vns nicht welle die nacht weren mer. Jch keüs es an dem lufte, es ist schier tag. da wackten sy vil mangen, der noch schlaffende lag. 1831/1861 ¶ Do erschain der liechte morgen den gesten in den sal. (B 1847) Hagen begunde wecken die ritter vberal, Ob sy zů dem munster ze messe wollten gan. nach siten kristenleichen man lewten began. 1832/1862 ¶ Sy sungen vngeleiche, daz da vil wol schain, (B 1848) cristen vnde haiden, die waren nit enain. Da wollten zů den kirchen die Gunthores man. sy waren von dem pete all geleich gestan. 1833/1863 ¶ Da näten sich die recken in also gůt gewant, (B 1849) daz nie holde mere in dehaines kuniges lant, Die pesser claider prachten. daz waz Hagen lait: „ja sult ir holde hie tragen andrew claid! 1834/1864 ¶ Ja sind ew doch genugen die mer wol bechant. (B 1850) nun tragent fur die rosen die waffen in der hant, Fur schapel wol gestainet die liechten helme gůt, seit wir wol erkennen der argen Kriemhillden můt. 1835/1865 ¶ Wir müssen hewt streiten, daz wil ich eẅ sagen. (B 1851) jr sult fur die hemde die halssperge tragen Vnd fur die mentel die guten schilt weit. ob yemant mit ew zürne, daz ir vil werlichen seit.
414
[122v]
1836/1866 ¶ Mein vil lieben herren, darzů mag vnde man, (C 1900) jr sult vil willeklichen hintz kirchen gan, {B 1852} Vnd clagent got dem reichen eẅr sorg vnd not, nun wissent sicherlichen, daz vns nachnot der dot. 1837/1867 ¶ Jr sult nicht vergessen, waz ir habt getan, (B 1853) vnd sult vil williklichen gegen got da stan. Des wil ich eẅ warnen, recken vil her, es welle got von himel, ir horent messe nimmer mer. 1838/1868 ¶ Sust giengen zů dem munster die herren vnd ir man. (B 1854) auf dem fronen freithof, da hies sy stille stan Hagen der chune, daz sy sich schieden nicht. er sprach: „ja wais noch niemat, waz vns zů den Hunen geschicht. 1839/1869 ¶ Setzent, meine frunde, die schilt fur den fůs (B 1855) vnd gelt, ob ew yemant piete schwachen grůs, Mit dieffen verch wunden. daz ist Hagen rat, daz ir so werdent funden, daz es ew loblichen stat. 1840/1870 ¶ Volker vnd Hagen, die zwen giengen dan (B 1856) fur daz weite munster. daz ward durch daz getan, Daz sy das wol westen, das des kuniges weip můst sich mit in dringen. ja waz vil grim ir leip. 1841/1871 ¶ Da cham der wirt des landes vnd auch sein weip. (A 1798) mit reichem gewande gezieret waz ir leip, [123r] {B 1857} Der vil schnellen recken, die man sach mit im varn. da kos man hohe stauben von den Kriemhillden scharn. 1842/1872 ¶ Do der kunig reiche so gewappnot sach (B 1858) die kunig vnd ir gesinde, wie pald er da sprach: „Wie sich ich frund minne vnder helme gan? mir ist laid, auf mein trewe, hat in yemant icht getan. 1843/1873 ¶ Jch sol in gern büssen, wie sy duncket gůt, (B 1859) hat yemant in beschwaret daz hertz vnd auch den můt. Des pring ich sy wol jnnen, daz es mir ist vil laid. waz sy mir gebietent, des pin ich alles in berait. 1844/1874 ¶ Des antwurt Hagen: „vns hat niemat nicht getan. (B 1860) es ist sit meiner herren, daz sy verwaffnet gan Ze allen hochzeiten zů vollen drein tagen. waz man vns hie gedäte, daz sull wir Etzeln clagen. 1845/1875 ¶ Vil wol horte Kriemhild, waz Hagen do sprach. (B 1861) wie recht veintlichen sy im vnder die augen sach! Sy wolt doch nit mellden den siten von irem lant, wie lang sy den hete bey den Burgonden erkant. 1846/1876 ¶ Wie grimm vnd wie starck sy im veind wer, (A 1803) het yemant gesaget Etzeln die rechten mer, {B 1862} Er het wol vnderstanden, daz doch seit geschach. durch iren starcken vbermüt ir kainer es im nit veriach.
415
1847/1877 ¶ Da gie vil grosse menge mit der kuniginne dan. (B 1863) da enwollten doch die zwene nicht auf hoher stan Zwayer hand prait. daz waz den Hunen lait. ja můsten si sich dringen mit den hellden gemait. 1848/1878 ¶ Etzeln kamrere daucht daz nicht gůt. (B 1864) ja heten sy den recken erzurnet sa den můt, Wann daz sy gedorsten vor dem kunig her. da ward vil michel dringen vnd doch nicht anders mer. [123v] 1849/1879 ¶ Da man got gediente, vnd da sy wollten dan, (B 1865) vil pald cham ze rosse manger kuner man. Da waz bey Kriemhillden manig schone mait. wol siben dausent degen bey der kuniginne rait. 1850/1880 ¶ Kriemhild mit iren frawen in die venster gesaz (B 1866) zů Etzeln dem reichen. lieb waz im daz. Sy wollten schawen reiten die held vil gemait. ey, waz fremder degene vor ir auf dem houe rait! 1851/1881 ¶ Da waz auch der marschalk mit den knechten chomen, (B 1867) Danckwart der kune het zů im genomen Seines herren jngesinde von Burgonden lant. die ros man wol gesatelt den kunen Nibelungen vant. 1852/1882 ¶ Da sy ze den rossen chamen, die kunig vnd auch ir man, (B 1868) Volker der starcke raten daz began, Sy sollten buhurdieren nach ires landes siten. des ward von den hollden seit vil herlich geriten. 1853/1883 ¶ Der held het in geraten, daz sy doch nicht verdros. (B 1869) der buhurt vnd daz schallen, die baide waren gros. Auf den hof vil weiten dar kam manig man. Etzel vnd Kriemhild daz selbe schauen began. 1854/1884 ¶ Auf den buhart kamen sechs hundert degen (B 1870) her Dietriches recken den gesten hin ze gegen. Sy wollten kurtzweile mit den Burgonde han. het er es in gefüget, sy het es gern getan. 1855/1885 ¶ Hey, waz guter recken in da nach rait! (B 1871) dem herren Dietreiche, dem ward daz gesait. Mit Guntheres mannen daz spil er in verpot. er vorcht seiner manne. des gie in sicherlichen not. 1856/1886 ¶ Do dise von Pern geschaiden waren dan, (B 1872) da chamen von Pechlaren die Rudigeres man, Funf hundert schillte, fur den sal geriten. lieb wer dem margrauen, daz sy heten vermiten. [124r] 1857/1887 ¶ Da rait er weyslich zů in durch die schar (B 1873) vnd sagt seinen degen, sy weren des gewar, Daz jn vnmůte weren des Günthores man. ob sy den buhurt liessen, daz wer im lieb getan.
416
1858/1888 ¶ Da sy von in geschieden, die held vil gemait, (B 1874) da chomen die von Durgen, als vns ist gesait, Vnd der von Dennenmarcken wol dausent chuner man. von stichen sach man fliegen vil der trumzame dan. 1859/1889 ¶ Jrrenfrid vnd Hunwart in den buhart riten. (B 1875) jr heten die vom Rein vil stoltzlich erbiten. Sy buten mangen dieost den von Durgen lant. des ward von stichen dürchel manig herlicher rant. 1860/1890 ¶ Da kam der herr Plodel mit drein dausent dar. (B 1876) Etzel vnd Kriemhilt, die namen sein wol war, Wann vor in baiden die ritterschaft geschach. Kriemhild es gerne durch laid der Burgonden sach. 1861/1891 ¶ Schrutan vnd Gibche in den buhart riten, (B 1877) Ramung vnd Hornbog, nach hunischem siten. Sy eylten gen den hellden von Burgonde lant. die scheffte burten hohe vber des kuniges sales want. 1862/1892 ¶ Wes da yemant pflege, da waz nun wan schal. (B 1878) man hort von schillten diessen palast vnde sal, Hart laut erdiessen von Güntheres man. den lob sein gesinde mit grossen eren gewan. 1863/1893 ¶ Do waz ir kurtzweile so michel vnd so gros, (B 1879) daz durch die couerteüre der starcke schwais da flos Von den vil guten rossen, die die held da riten. sy versuchten an die Hunen mit vil herlichem siten. 1864/1894 ¶ Do sprach der küne recke, Volker der spil man: (B 1880) „jch wen, vns dise recken nicht duren bestan. Jch hort ye sagen mere, sy weren vns gehas. nun chund es sich zware nimmer gefugen bas. 1865/1895 ¶ Da sy ze den herbergen waren, sprach aber Volker: (B 1881) „man pfleg vns der more vnd reiten dan mer1199 1894 Hin gegen abent, wann des wirdet zeit. waz, ob die kuniginne daz lob den Burgonden geit? 1866/1896 ¶ Da sahens ainen1ritter so rechte weigerlichen hie, (B 1882) daz es all der Heünen gedöt kainer nie. Ja mocht er wol in den zeiten han hertzen trůt. er fůr so wol geklaidet als ains edlen ritters plut. 1867/1897 ¶ Do sprach aber Volker: „wie mocht ich daz verlan? (B 1883) jener traut der frawen můss ain gebousse han. Es kund niemat geschaiden, es gat im an den leip. ja entrůch ich, ob es zurnet des kunigs Etzels weib.
1865,2 1866,1
[124v]
vns] aus vnd gebessert. ainen] ainer
417
1868/1898 ¶ „Nain, durch mein liebe , sprach der kunig san, (B 1884) „es waissent vns die lewte, ob wir sy bestan. Jr lat es heben die Hunen, daz fuget sich noch bas. dannoch kunig Etzel bey frawen Kriemhild sas. 1869/1899 ¶ „Jch wil den buhart meren , sprach da Hagene, (B 1885) „lat die frawen schauen vnd die degene, Wie wir kunnen reiten. daz ist wol getan. man gibt doch lob dehaines dem kunig Guntheres man. 1870/1900 ¶ Volker der schnelle den bauhart wider reit. (B 1886) daz ward seider manger frawen groslichen lait. Er stach dem reichen Hunen daz sper durch den leib. daz sach man baid bewainen, baide maget vnde weib. 1871/1901 ¶ Vil hart hurtiklichen Hagen vnd seine man (A 1827) mit sechtzig seiner degen reiten er began {B 1887} Nach dem videlere, da daz spil geschach. Etzel vnd Kriemhild es beschaidenlichen sach. 1872/1902 ¶ Da enwolten die drey kunig iren spileman [125r] (B 1888) bey den veinden nicht ane hůte lan. Da ward von dausent hellden kunstenlich geriten. sy daten, waz sy wollten, in vil hochfertigem siten. 1873/1903 ¶ Do der reiche Hune ze tod ward erschlagen, (A 1829) man hort sein mage wainen vnde clagen. {B 1889} Da fragot daz gesinde: „wer hat es getan? „daz hat der videlere, Volker, der kune spilman. 1874/1904 ¶ Nach schwerten vnd nach schillten riefftens da zehant, (B 1890) des margrauen lewte von der Hunen lant.1 Sy wollten Volker ze tod erschlagen han. der wirt aus ainem venster vil pald gahen began. 1875/1905 ¶ Da hůb sich von den lewten allenthalben schal. (B 1891) der kunig vnd ir gesinde erbaisten für den sal. Die ros ze rugg stiessen die Burgonde man. da kam der kunig Etzel. der herr es schaiden began. 1876/1906 ¶ Ain des Hunen recken er da bey im fant, (B 1892) ain vil starckes waffen prach er im von der hant. Do schlug ers alles widere, wann im waz vil zorn. „wie het ich meinen dienste an disen lewten verlorn? 1877/1907 ¶ Ob ir hie bey mir schlugent disen spil man , (A 1833) sprach der kunig Etzel, „daz were misse tan. {B 1893} Jch sach vil wol sein reiten, da er den Hunen stach, daz waz an sein schullde. von ainem strauch es beschach.
1874,2
418
Hunen] am Versende nachgetragen
1878/1908 ¶ Jr mussent meine geste frid lassen han. (B 1894) da ward er ir gelaitte. die ros zoch man dan Zu den herbergen. sy heten mangen knecht,1 die yn mit fleysse waren zu allem dienste gerecht.1 1879/1909 ¶ Der wirt mit seinen gesten in den palast gie. (B 1895) zorn mer dehainen er nicht werden lie. Da richt man die dische, daz wazzer man dar trůg. da heten die vom Reine starcker veind genůg. 1880/1910 ¶ E die herren gesassen, des waz harte lang. (B 1896) die Kriemhillden sorge sy ze sere zwang. Sy sprach: „furst von Bern, ich such deinen rat, hilff vnd genade. mein ding mir angstlichen stat. 1881/1911 ¶ Des antwurt ir Hillteprant, ain reck lobeleich: (B 1897) „swer schlecht die Nibelunge, der důt es an mich, Durch kaines schatzes liebe. es mag im werden laid. sy sind noch vnbezwungen, die selben riter gemait. 1882/1912 ¶ Do sprach in seinen zuchten darzů her Dieterich: (B 1898) „die pete la beleiben, kuniginne reich. Mir habent deine mage der laide nicht getan, daz ich die degen chune mit streite welle bestan. 1883/1913 ¶ Dew pet dich lutzel erent, vil edles kuniges weib, (B 1899) daz du deinen magen ratest an den leib. Die sind auf genade her chumen in ditz lant. Seifrid ist vngerochen von Dietriches hant! 1884/1914 ¶ Da sy die vntrewe an dem Perner nicht vand, (A 1840) da lobt sis also pallde in Plodlins hant {B 1900} Ain weyte marke, die Neidung e besas. seit schlůg in da Danckwart, daz er der gab vergas. 1885/1915 ¶ Sy sprach: „du solt helffen mir, herre Plodlein. (B 1901) ja sind in disem hause die veinde mein, Die Seifriden schlugen, meinen lieben man. wer mir den hilffet rechen, dem pin ich jmmer vndertan. 1886/1916 ¶ Des antwurt ir Plodel: „frawe, wissent daz, (B 1902) ja dar ich in vor Etzeln geraten kainen has, Wann er die deinen mage, fraw, vil gerne sicht. dät ich in nicht ze laide, der kunig vertr“g mir sein nicht. 1887/1917 ¶ „Naina, her Plodel, ich pin dir jmmer holt. (B 1903) ja gib ich dir ze miete silber vnde golt Vnd ain magt schone, des Neydunges weib. so macht du gern dreuten den iren minneklichen leib.
1878,3 1878,4
[125v]
[126r]
herbergen] herberben yn] aus im gebessert
419
1888/1918 ¶ Daz land ze den Burgonden wil ich dir alles geben. (B 1904) so macht du, ritter edel, mit frewden lange leben, Gewinst du die marck, da Neidung jnn saz. waz ich dir gelobe heute, mit trewen laist ich dir daz. 1889/1919 ¶ Da der herre Plodel die mere vernam, (B 1905) vnd daz im durch ir schone die frawe wol gezam, Mit streit want er dienen daz minnekliche weib. darumb můst der recke da verliesen den leib. 1890/1920 ¶ Er sprach zů der kuniginne: „get wider in den sal. (B 1906) e es yemant jnnen werde, so hobt sich ain schal. Es můs erarnen Hagen, hat er euch icht getan. jch antwurt euch gebunden des kunig Gunthors man. 1891/1921 ¶ Nun waffnent euch , sprach Plodel, „alle die ich han. (A 1847) wir sullen den veinden in die herberge gan. {B 1907} Des wil mich nit erlassen des Etzeln weib. darumb sull wir hellde alle wagen den leib. 1892/1922 ¶ Da die kuniginne Plodlin lie (B 1908) in des streites willen, ze disch sy da gie Mit Etzel dem kunig vnd mit seinem man. sy het geschwinde rate an die gest getan. 1893/1923 ¶ Da der streit nicht anders chunde sein erhaben, (B 1909) Kriemhillden laid, daz allte, in ir hertz waz begraben, Da hies sy tragen ze dische des Etzeln sun. wie chund weib durch rache jmmer fraislicher tůn? 1894/1924 ¶ Dar giengen an die stunde vier Etzeln man. (A 1850) sy trugen Ortlieben, den jungen chunig, dan {B 1910} Zu der fursten dische, da auch Hagen sas. des můst daz kind ersterben durch seinen mortlichen has. 1895/1925 ¶ Do der kunig reiche seinen sun ersach, (B 1911) zů seinen lieben magen er gütlichen sprach: „Nun secht, ir frund meine, daz ist mein ainig sun, [126v] vnd auch ewre schwester. daz mag eẅ allen werden frum. 1896/1926 ¶ Gerat er nach dem kunig, er wirt ain kuner man, (A 1852) reich vnd vil edel, starck vnd wol getan. {B 1912} Leb ich kain weile, ich gib im zwelf lant. so mag ew wol gedienen des jungen Ortliebes hant. 1897/1927 ¶ Darumb pit ich gerne lieben freunde mein, (B 1913) wann ir ze lande reitent an den Rein, So sult ir mit ew furen ewrer schwester sun, vnd sult auch an dem chinde vil genadiklichen tůn. 1898/1928 ¶ Vnd ziecht in ze eren, bis er werde ze man. (B 1914) hat euch in den landen yemant icht getan, Daz hilffet er eüch rechen, gewachst im sein leib. die red hort auch Kriemhild, des kunigs Etzels weib.
420
1899/1929 ¶ „Jm sollten wol getrawen dise degene, (B 1915) gewuchs er zů ainem manne , so sprach Hagene, „Doch ist der chunig junge so vaiglich getan. man sol mich sellten ze hof nach Ortlieben gan. 1900/1930 ¶ Der kunig an Hagen plickte. die red waz im lait. (B 1916) wie nicht darumbe rette der held vil gemait, Es betrubet im sein hertze vnd beschwert im den můt. do waz der weille Hagene ze kurtzweil nicht ze gůt. 1901/1931 ¶ Es dot den fursten allen mit dem kunig we, (B 1917) daz Hagen von seinem chinde het gesprochen e. Daz siß vertragen sollten, daz waz in vngemach. sy westen nicht der mere, waz von dem degen geschach. Bild: Der Überfall auf die Burgunderknechte
[127r]
(32) Awenteür wie Danckwart Plödlin schlůg 1902/1932 P lödelines recken, die waren alle gar. (B 1918) mit dausent halsspergen hůben sy sich dar, Da Danckwart mit den knechten ob dem dische sas. da hůb sich vnder frunden der aller groste has. 1903/1933 ¶ Also der herre Plodel fur die dische gie, (B 1919) Danckwart der schnelle in fleissiklich enpfie: „Willechomen ze hause, mein herr Plodlein! da wundert mich der mere. waz sol die rede sein? 1904/1934 ¶ „Ja durft ir mich nit grussen , so sprach Plödlein, (B 1920) „wann ditz chumen daz meine, daz můs dein ende sein Durch Hagen deinen průder, der Seifriden schlůg. des engiltest du zů den Hunen vnd ander degen genůg. 1905/1935 ¶ „Naina, her Plodel , sprach da Danckwart, (B 1921) „so mage vns wol palde reẅen dise vart. Jch waz ain claines kindelein, da Seifrid verlos den leib. [127v] jch wais nit, waz mir wisset des kunigs Etzels weib. 1906/1936 ¶ „Ja wais ich dir der mere nicht mer ze sagene, (A 1862) es daten deine mage, Günthör vnd Hagene. {B 1922} Nun wert euch, vil edlen, ir kunnent nicht genesen, jr mussent mit dem tode pfand der Kriemhillden wesen. 1907/1937 ¶ „Da wolt ir nicht erwinden , so sprach Danckwart, (B 1923) „so rewet mich mein, daz wer bas verspart. Der schnelle degen chune von dem dische sprang. er zoch ain scharpffes waffen, daz waz michel vnd lang. 1908/1938 ¶ Do schlug er Plodlein ain starcken schwerstes schlag, (B 1924) daz im daz haubet schier vor den fussen lag. „Daz sey dein morgengabe , sprach Danckwart der degen, „zů Neidunges praute, der du mit minne wolltest pflegen.
421
1909/1939 ¶ Man mag sy morgen machlen ainem andern man. (B 1925) wil er die praut miet, im wirt also getan. Ain vil getrewer Hune het im daz gesait, daz im die kuniginne riet so gröslichew lait. 1910/1940 ¶ Da Plodlins mann sahen, daz ir herr waz erschlagen, (B 1926) da wollten sy den gesten des lenger nicht vertragen. Mit aufgeburten schwerten sy sprungen fur die chint jn grimmigem můte. daz geraw vil mangen sint. 1911/1941 ¶ „Vil lauft , rieft da Danckwart daz gesinde an. (B 1927) „jr secht wol, edlen knechte, wie es wil ergan. Nun wert euch, ir ellenden! bis war, des get vns not, wie vns die edel Kriemhild so recht gutlich enpot. 1912/1942 ¶ Die nicht schwert enheten die raichten fur die panck, (B 1928) vnd hůben von den fůssen mangen schemel lang. Der Burgonden knechte in wollten nicht vertragen. da ward mit schweren stülen paul geschlagen. 1913/1943 ¶ Wie grim sich da werten die ellenden chint, (B 1929) sy triben aus dem hause die dar jnne sint. Doch belaib ir dot dar jnne funfhundert oder bas. do waz daz jngesinde von plůt rot vnd nas. 1914/1944 ¶ Dise starcken mere wurden dan gesait (B 1930) den Etzeln lewten. es waz in grimme lait, Daz erschlagen waren Plodel vnd sein man. daz het des Hagens pruder mit den knechten getan. 1915/1945 ¶ Des der kunig erfunde, die Hunen durch iren has, (B 1931) der garbten sych zway dausent oder dannocht bas. Sy giengen zů den knechten, daz můst et also wesen,1200 vnd liessen des gesindes nindert ain genesen. 1916/1946 ¶ Die vngetrewen prachten für daz haus ain michel her. (B 1932) die ellenden knechte stunden wol ze wer. Waz half ir palldes ellend? sy můsten ligen tod. darnach in kurtzen stunden sich hůb ain fraislich not. 1917/1947 ¶ Wie mugt ir wunder horen die vngefugen sagen: (B 1933) neun dausent knechte die lagen tod erschlagen, Daruber zwelf der Danckwartes man. man sach in allters ain noch bey den veinden stan. 1918/1948 ¶ Der schal was geschwigen, daz dos waz gelegen. (B 1934) ja plicket vber die achsel Danckwart der degen. Er sprach: „owe der frunde, die ich verlorn han. nun mus ich laider aine bey meinen veinden stan.
1915,3
422
et] er
[128r]
1919/1949 ¶ Die schwert genote vielen auf sein aines leib. (B 1935) daz můst seit bewainen vil manges helldes weip. Den schilt ruckt er hoher, den vessel nider bas,1201 da frumpt er der ringe mit plůt vil den hellden nas. 1920/1950 ¶ „Owe mir dirre laide , sprach Adrianes chint, (B 1936) „nun weichent, (üne recken, vnd lat mich an den wint, Daz die lüft erkülen mich sturm müden man. da sach man den recken vil hart herlichen stan. [128v] 1921/1951 ¶ Also der streites müde aus dem hause sprang, (B 1937) waz der praunen schwerte auf seinem helm erklang! Die nicht gesehen heten, waz wunders dot sein hant, die sprungen im engegen von der Burgonde lant.1 1922/1952 ¶ „Nun wolt got , sprach Danckwart, „daz ich den poten mochte han, (B 1938) der meinen pruder Hagen kunde wissen lan, Daz ich vor disen recken stan in solicher not, der hulff mir von hinnen oder gelage bey mir tot. 1923/1953 ¶ Do sprachen der Hünen recken: „der pot můstu sein, (B 1939) so wir dich tragen toten fur den pruder dein. So sicht im erst laide der Gunthores man. du hast dem kunig Etzel hertzen laides vil getan. 1924/1954 ¶ Er sprach: „nun lat daz dräen vnd stat auf hoher bas. (B 1940) ja getun ich ettlichem noch die ringe nas. Jch wil die mere selber hintz houe sagen1202 vnd wil auch meinen herren meinen chumer selber clagen. 1925/1955 ¶ Er laidet sich so sere ir Etzeln man, (B 1941) daz sy mit den schwerten in dorsten nicht bestan. Da schussen sy der gere so vil in seinen rant, daz er den schilt durch schwere must lassen aus der hant. 1926/1956 ¶ Da wanten sein vberwinden, da er nit schilltes trůg. (B 1942) ey, waz dieffer wunden er durch die helm schlůg! Des můst vor im strauchen vil manig kuner man. darumb lob vil grosse der kune Danckwart gewan. 1927/1957 ¶ Ze baiden seitten sprungen sy im zů. (B 1943) ja kam etlicher in den streit ze frů. Da gie er vor den veinden, als ain ewerschwein ze wald důt vor den hunden. wie mocht er küner gesein? 1928/1958 ¶ Sein wat ward ernewet von haissem plute nas. (B 1944) wie ain ainiger nimmer mocht gestreiten bas Mit seinen veinden, als er het getan! Blattverlust fol. 129 – Es fehlen insgesamt 10 ¾ Strophen. 1919,3 1921,4 1924,3
nider bas] niderbas sprungen] spungen sagen] aus tragen gebessert
423
(33) Awenteur wie die Burgonden mit den Hünen striten (Die Überschrift ging mit dem Beginn der Âventiure verloren, sie wurde aus Hs. A übernommen)
1929/1969 (B 1955,3f.) 1930/1970 (B 1956)
1931/1971 (A 1897) {B 1957} 1932/1972 (A 1898) {B 1958} 1933/1973 (B 1959)
1934/1974 (B 1960)
1935/1975 (B 1961)
1936/1976 (A 1902) {B 1962} 1937/1977 (B 1963)
1938/1978 (B 1964)
424
So pflig ich der stiege nach den eren mein. [130r] den Kriemhillden degen chund laider nicht gesein. ¶ „Mich nimpt des michel wunder , sprach aber Hagene, „waz nun hie jnnan raunen der Hunen degene. Jch wen, des leicht enperen, an der dur stat, vnd die houe mere gesagt den Burgonden hat. ¶ Jch han vernomen lange von Kriemhillden sagen, daz sy ir hertzenlaide wolt nicht vertragen. Nun drincken wir die minne vnd gellten des kuniges wein. der jung von den Hunen můs der aller erste sein. ¶ Da schlůg daz chind Ortlieben Hagen der helt gůt, daz im gegen den henden am schwert flos daz plůt, Vnd daz der kuniginne daz haubt sprang in die schozz. da hůb sich vnder den degen ain mort grimm vnd gros. ¶ Darnach schlůg er dem magtzogen ainen geschwinden schlag mit beden seinen handen, der des kuniges pflag, Daz im daz habet schiere vor dem dische lag. ainen jamerlichen lon er dem magtzogen wag. ¶ Er sach vor Etzeln dische ainen spilman. Hagen in seinem zorn gahen dar began. Er schlůg im ab der videl ab die zesem hant. „daz hab dir zů potscheft in der Burgonde lant. ¶ „So we mir meiner hende , sprach Werbel der spilman, „her Hagen von Troni, waz het ich eẅ getan? Jch fůr durch grosse gab in ewr herren lant. wie clenck ich nun die done, seit ich verloren han die hant? ¶ Pagen achtet ringe, geuidelt er nimmer mer. da frumpt er in dem hause die verwunden ser An den Etzeln recken, der er so vil erschlůg. da pracht er in dem hause ze dem tod recken genůg. ¶ Volker der vil schnelle von dem dische sprang. sein videlpog an seiner hand laut erclang. [130v] Da videlt vngefüge Gunthors spileman. ey, waz er im ze veinde der chunen Hunen gewan! ¶ Auch sprungen von den dischen die drey kunig her. sy wolltens gern schaiden, e daz geschähe mer. Des mochtens mit iren sinnen doch nit vnderstan, da Volker vnd Hagen so sere wütten began.
1939/1979 ¶ Da sach der vogt vom Reine vngeschaiden den streit. (B 1965) da schlůg der furst selbe mange wunden weit Durch die liechten ringe den veinden sein. er waz ain höld ze den handen, daz dot er gröslichen schein. 1940/1980 ¶ Da kam auch zů dem streit der starck Gernot. (B 1966) ja frumpt er der Hunen mangen hold dot Mit ainem scharpffer schwerte, daz gab im Rüdiger. den Etzeln recken dot er grosse ser. 1941/1981 ¶ Der jung von fraw Ů ten zu dem streite sprang. (B 1967) sein waffen herlichen durch die helm erclang Den Etzeln recken aus der Hunen lant. da dot vil michel wunder des chunen Geiselhors hant. 1942/1982 ¶ Wie frumm die kunig weren vnd auch ir man, (B 1968) doch sach man vor in allen Geiselheren stan Gegen den veinden. er waz ain hold gůt. er frumt damit wunden vil mangen vallend in daz plut.1 1943/1983 ¶ Auch werten sich vil sere die Etzeln man. (A 1909) da sach man auch die geste hauende gan {B 1969} Mit den vil liechten schwerten in des chunges sal. da hort man allenthalben von waffen groslichen schal. 1944/1984 ¶ Da wollten die aussen zu iren frunden sein darein. (B 1970) die namen an den duren vil clainen gewin. Da waren die dar jnne vil gern fur den sal. Danckwart liess ir kainen die stiegen auf noch ab. 1945/1985 ¶ Des hůb sich vor den duren vil starcker gedrang [131r] (B 1971) vnd auch von den schwerten grosser helm clang. Da kam der kün Danckwart in ain grosse not. daz besorget sein pruder, als im sein treẅ daz gepot. 1946/1986 ¶ Vil laut rieft da Hagen Volkern an: (B 1972) „secht ir dort, geselle, meinen průder stan Vor hunischen recken vnder starcken schlegen? frünt, nert mir den pruder, e wir verliesen den degen. 1947/1987 ¶ „Daz tůn ich sicherlichen , sprach der spilman. (B 1973) er begunde videlende durch den palast gan. Sein hertes schwert im offte an der hand erclang. die recken von dem Reine jm sagten grosslichen danck. 1948/1988 ¶ Volker der kune zu Danckwarten sprach: (B 1974) „jr habt erliten heute vil grossen vngemach. Mich bat ewr pruder, durch helffe zů ew gan.1 welt ir nun sein da aussen, so wil ich jnnerthalben stan.
1942,4 1948,3
frumt] frunt bat] hat
425
1949/1989 ¶ Danckwart der schnelle stund ausser halb der dür. (B 1975) er wert in die stiegen, waz ir cham da für. Des hort man waffen hellen den recken an der hant. sam döt jnnerthalben Volker von Burgonde land. 1950/1990 ¶ Der kune videlere rieft vber die menge: (B 1976) „der sal ist wol beschlossen, frunt Hagene. Ja ist also verschacket die Etzeln dür von zwayer helde hande, da gent wol dausent rigel für. 1951/1991 ¶ Da von Troni Hagen die dur sach so behůt, (B 1977) den schilt warf da ze rugge der mere degen gůt. Aller erst begund er rechen, daz im da waz getan. da heten seine veinde zů dem leben dehainen wan. 1952/1992 ¶ Da der vogt von Reine rechte daz ersach, (B 1978) daz Hagen der starcke so mangen helm prach, Der kunig der Amelunge sprang auf ain panck. er sprach: „hie schencket Hagen daz aller wirst gedranck. [131v] 1953/1993 ¶ Der wirt het gross sorge, als im wol gezam, (B 1979) waz man im lieber frunde vor seinen augen nam, Wann er vor seinen veinden chaum da genas. er sas vil angstlichen. waz half in, daz er kunig waz? 1954/1994 ¶ Kriemhild die reiche rieft Dieterichen an: (A 1920) „nun hilf mir, ritter edel, mit dem leibe dan, {B 1980} Durch aller fursten dugent, aus Ammelunge lant, wann begreift mich Hagen, ich han den tod an der hant. 1955/1995 ¶ „Wie sol ich euch helffen? sprach da Dietreich, (B 1981) „edle kuniginne, nun sorg ich vmbe mich. Es sind so ser erzürnet die Gunthores man, daz ich an disen zeiten niemat wolgefriden kan. 1956/1996 ¶ „Naina, her Dietrich, edler ritter gůt, (B 1982) lassa hewt erscheinen deinen dugenthaften můt, Daz du mir helffest von hinnen oder ich gelige tod. der sorge Kriemhillden gie vil sorgkliche not. 1957/1997 ¶ „Daz wil ich versuchen, ob ich ewch helffen kan, (B 1983) wann ich in langen zeiten nie gesehen han So pitterlich erzurnet mangen ritter gůt. ja sach er durch die helm von schwerte springen daz plůt. 1958/1998 ¶ Mit kraft begunde růffen der degen ausserkorn, (B 1984) daz sein stymme erlaute als ain grimmes horn,1203 Vnd daz die burg so weite von seiner kraft erdos. die stercke Dietriches waz vnmassen gros.
1958,2
426
erlaute] erlauchte
1959/1999 ¶ Da gehort Gunthor rüffen disen man. (B 1985) jn disem herten sturm losen er began. Er sprach: „Dietriches stimme ist in meine oren chomen. jch wen, im vnser degene etzwen hand genomen. 1960/2000 ¶ Jch sich in auf dem dische wincken mit der hant. (B 1986) jr frunt vnd ir mage von Burgonde lant, Gehabet auf des streites. lat horen vnde sehen, [132r] waz hie disem degene von meinen recken sey geschehen. 1961/2001 ¶ Da der kunig Günthör pat vnd auch gepot, (B 1987) sy habten auf mit schwerten in des streites not. Da waz gewalt vil grosser, da niemat nicht enschlůg. ja fragt er den von Perne der mer schiere gnůg. 1962/2002 ¶ Er sprach: „vil edler Dietrich, waz ist eẅ getan (B 1988) von den meinen frunden? willen ich des han, Bůss vnde süne pin ich ew berait. waz euch yemant däte, daz wer mir jnniklichen lait. 1963/2003 ¶ Do sprach her Dietrich: „mir ist nicht getan. (B 1989) lat mich aus dem hause mit ewren frunden gan Von disem herte streite mit dem gesinde mein. daz wil ich sicherlichen jmmer dienen sein. 1964/2004 ¶ „Wie flehent ir so sere? sprach da Wolfhart, (C 2046) „ja hat der videlere die dür nie so verspart, {B 1990} Wir entschliessen sy so weite, daz wir wol fur gan. „nun schweig , sprach Dietrich, „du hast den deufel getan. 1965/2005 ¶ Do sprach der kunig Gunthör: „erlauben ich ew wil, (B 1991) furent aus dem hause lutzel oder vil, An meine veinde, sullent hie bestan. sy haund mir hie ze den Hunen harte laide getan. 1966/2006 ¶ Da er daz behort, vnder armm er beschlos (B 1992) die edel kuniginne. ir sorge, die waz gros. Da fůrt er anderthalben Etzeln mit im dan, es gieng auch mit her Dietrichen sechshundert weltlicher man. 1967/2007 ¶ Do sprach der edel margraf Rudiger: (A 1933) „sol aber aus dem hause niemat chumen mer, {B 1993} Die ew doch gern dienen, daz lat vns vernemen. so sol auch fride stäte von gůten frunden wol gezemen. [132v] 1968/2008 ¶ Des antwurt Geiselher von Burgonde lant: (B 1994) „fride vnde sune sey ew von vns bechant, Sind ir seyt trewen stete, ir vnd ewr man. jr sult vngestlichen mit ewren frunden haime gan. 1969/2009 ¶ Da Rudiger der herre geraumet den sal, (B 1995) funfhundert oder mere volgten im vberal Der von Bechlaren, frunt vnd sein man. da von kunig Gunthör seit grossen schaden gewan.
427
1970/2010 ¶ Da sach ainen Hunen recken der Etzeln man (B 1996) bey Dietrichen nachent. genossen wolt ers han. Dem gab der videlere ainen solichen schlag, daz im vor Etzeln füsse daz habet schier gelag. 1971/2011 ¶ Do der wirt des landes cham fur daz haus gegan, (B 1997) da kert er sich hin wider vnd sach Volkern an: „Owe mir der geste, daz ist ain grimme not, daz alle mein recken süllen vor in ligen tod. 1972/2012 ¶ Ach we der hochzeit , sprach der kunig her, (C 2054) „da vichtet ainer jnne, der haisset Volker, {B 1998} Allsam ain ewer willde, vnd ist ain spil man. jch danck es meinem haile, daz ich dem valent entran. 1973/2013 ¶ Sein leich lewttent vble, sein zuige die sind rot.1204 (B 1999) ja vellent seine done vil mangen hold dot. Jch wais nicht, was vns weiset der selbe spilman, wann ich gast dehainen so recht laide nie gewan. 1974/2014 ¶ Sy heten die sy wollten gelassen fur den sal. (B 2000) da hůb sich jnnerhalben ain gröslicher schal. Die gest sere rachen, daz in e geschach. Volker der vil kune, hey, waz er helm da zerprach! 1975/2015 ¶ Sich kert gen dem schalle der kunig Günthör: (B 2001) „hört ir die done, Hagene, die dort Volker Videlt mit den Hunen, der zů den d“ren gat? es ist ain roter anstrich, den er ze videlbogen hat. 1976/2016 ¶ „Mich rewet ane masse , so sprach Hagene, (B 2002) „daz ich mich han geschaiden von disem degene. Jch was sein geselle vnd auch er der mein, cham wir haim jmmer, daz solt wir noch vil gerne sein. 1977/2017 ¶ Nun schaua, chunig here, Volker ist dir holt. (B 2003) er dienet willeclichen dein silber vnd dein gold. Sein videlbog im schneidet durch die stachel zan. er prichet auf die helme, die yeschinen schan. 1978/2018 ¶ Jch gesach videlere so herlich nie gestan, (B 2004) als der degen Volker hewt hat getan. Die seinen streich hellent durch helm, schilt vnd rant. ja sol er reyten gůte ros vnd tragen herlich gewant. 1979/2019 ¶ Waz der Hunen mag in dem sal waz gewesen, (B 2005) der waz nun kainer dar jnne genesen. Des waz der schal erschwigen, daz niemat enstrait. die schwert von den handen legten die recken gemait. Bild: Die Toten werden aus dem Saal geworfen
1973,1
428
Sein] Mein
[133r]
(34) Awenteür wie sie die doten für den sal wurffen
[133v]
1980/2020 Die herren nach ir mude gesassen da ze tal.1 (B 2006) Volker vnd Hagen giengen fur den sal. Sich lainten vber die schillte die vber můten man. da ward red vil spehe von in baiden getan. 1981/2021 ¶ Do sprach von Burgonde Geiselhör der degen: (B 2007) „ja mugt ir, lieben frunde, ach růe nicht gepflegen. Jr sult die doten lewte aus dem hause tragen. wir werden noch bestanden, ich wil ewchs werlichen sagen. 1982/2022 ¶ Sy süllen vnder den füssen hie nit lenger ligen. (B 2008) e dann vns die Hunen mit sturm angesigen, Wir hauen noch die wunden, die nicht sanfte důt. des han ich , sprach da Geiselher, „ainen steten můt. 1983/2023 ¶ „So wol mich soliches herren , sprach do Hagene, (B 2009) „der rat zam niemat wann ainem degene, Den vns mein junger herre hewt hat getan. des mugt ir Burgonde all frölichen stan. 1984/2024 ¶ Da volgten sy dem rate vnd trugen fur die dur (B 2010) siben tausent toden wurffen sy darfur. Vor des sales stiegen vielen sy ze tal. da hůb sich von iren magen ain vil klaglicher schal. 1985/2025 ¶ Es was ir ettlicher so mässlichen wunt, (B 2011) der sein senfter pflege, er wurde wol gesunt, Der von dem hohen valle můste ligen tot. daz clagten da ir frunde. des gie sy werlichen not. 1986/2026 ¶ Do sprach der videlere, Volgger, ain hold gemait: (B 2012) „nun keus ich die warhait, als mir ist gesait, Die Hunen, die sind bos, sy clagent samm die weib. ja solten sy berůchen der vil ser wunden leip. 1987/2027 ¶ Da want ain margraue, er ret es durch gůt. (B 2013) er sach seiner mag ainen doten gefallen in daz plůt. Er beschlos in mit den armen vnd wolt in tragen dan. den schoz ob im ze dode der vil kune spil man. [134r] 1988/2028 ¶ Ainen ger er auf gezuckt, vil scharpff vnd vil hart,1 (B 2014) der von ainem Hunen zů im darauf geschossen wart. Do daz die andern sahen, die flucht hůb sich dan. sy begunden alle fliehen den vil kunen spilman.
1980,1 1988
Die] D (Initiale) die. Der ersten und dritten Langzeile ist jeweils ein a vorangesetzt, um die Vertauschung der Reimpaare zu kennzeichnen.
429
1989/2029 ¶ Den schos er kreftiklichen durch die purt dan, (B 2015) vber daz volk verre. den Etzeln man Gab er herberge höher von dem sal. sein vil starckes ellend die leüte vorchten vberal. 1990/2030 ¶ Da stunden vor dem hause vil manig dausent man. (B 2016) Volker vnd Hagen reden da began Mit Etzeln dem kunig allen iren můt. des chamen seit in sorge die hold ch“n vnde gůt. 1991/2031 ¶ „Es zäm , so sprach Hagen, „vil wol volkes trost, (B 2017) daz die herren vachten ze aller voderost, Also der meinen hie yeglicher hat getan. sy hauent durch die helm, daz daz plůt nach den schwerten ran. 1992/2032 ¶ Etzel der waz küne, er vast seinen schilt. (B 2018) „nun vart gewaltlichen , sprach fraw Kriemhilt, „Vnd pietten ir den recken daz gold vber rant, erraichet ew dort Hagen, ir habt den tot an der hant. 1993/2033 ¶ Der kunig waz so chüne, er wol erwinden nicht, (B 2019) daz von reichen fursten vil sellten nun geschicht. Man můst in bey dem vessel ziehen wider dan. Hagen der grimme in aber hauen began. 1994/2034 ¶ „Es waz ain verre sippe , sprach Hagen der degen, (B 2020) „der Etzel vnd Seifrid zesammen hand pflegen. Er minnet Kriemhillden, e si gesahe dich. chunig vil bose, warumb meidest du mich? 1995/2035 ¶ Dise red erhorte des edlen kuniges weib. (B 2021) des ward in vnmůte der Kriemhillden leib, Daz er sy dorst schellten vor Etzelen man. [134v] darumb sy aber raten an die gest began. 1996/2036 ¶ Sy sprach: „der von Troni Hagen schlüg (B 2022) vnd mir sein haubet fur mich trüg, Dem fult ich rotes goldes den Etzeln rant. darzů gib ich im ze miete baide burg vnde lant. 1997/2037 ¶ „Nun enwais ich, wes ich beyte , sprach der spilman, (A 1963) „jch gesach nie helde so gezogenlichen stan, {B 2023} Da man horte pieten also grossen solt. ja ensolt in Etzele darumb nimer werden holt. 1998/2038 ¶ Die hie so lasterlichen ezzent des fursten prot (B 2024) vnd im nun geschweigent in so grosser not, Der siech ich hie vil mangen ze geleichen stan, vnd wellent doch sein chune. sy müssent sein jmmer schaden han. Bild: Irings Kampf mit Hagen
430
(35) Awenteür wie Jrring erschlagen ward
[135r]
1999/2039 D A rieft von Tennenmarcken der margraf Irring: 1 (B 2025) „jch han auf ere lassen nun lang meine ding Vnd han in volkes sturme des pesten vil getan. nun pringent mir mein waffen. ja wil ich Hagen bestan. 2000/2040 ¶ „Daz wil ich wider raten , sprach da Hagene. (B 2026) „so haiss auf hoher weichen die Hunen degene. Gespringent eẅr zwen oder drey in den sal, sa sende ich ew vngesunde die stiegen wider ze tal. 2001/2041 ¶ „Darumb ich sein nit lasse , sprach da Jrring, (B 2027) „jch han auch e versuchet sam vorchtliche din. Ja wil ich mit dem schwerte aine dich bestan. waz hilft der vbermute, den du mit rede hast getan? 2002/2042 ¶ Da ward gewappnot palde der degen Jrring (B 2028) vnd Jrrenfrid von Durgen, ain chüner jungeling, Vnd Haunwart der starck, wol mit dausent man. wes Jrring begunde, sy wollten im all bestan. 2003/2043 ¶ Do sach der videlere ain vil grosse schar, (B 2029) die mit Jrringen gewappnot chamen dar. Sy trůgen auf gebunden vil mangen helm gůt. da ward der chune Volker ain tail vil vbel gemůt. 2004/2044 ¶ „Secht ir, frunt Hagen, dort Jrringen gan, (B 2030) der ew mit dem schwerte lobet ain bestan? Wie zimet held liegen? ich wil ew preysen daz, es gaund mit im gewappnot wol dausent recken oder bas. 2005/2045 ¶ „Nun haissent mich nit liegen , sprach Haunwartes man. (B 2031) „jch wil es geren laisten, daz ich gelobet han. Durch kain vorchte wil ich sein abe gaun, wie greylich sey nun Hagen, ich wil in ain bestan. 2006/2046 ¶ Ze fussen pot sich Jrring magen vnde man. (A 1972) daz sy in ain liessen den recken bestan, {B 2032} Daz daten sy vngerne, wann in waz wol erkant [135v] der vber můte (agen ausser Burgonde lant. 2007/2047 ¶ Doch pat er sy so lange, daz es seit geschach, (B 2033) do daz jngesinde den seinen willen sach, Daz er warb nach eren. da liessen sy in gan. des ward da von in baiden ayn grimmes streiten getan.
1999,1
von] am Ende der Langzeile nachgetragen und mit zwei vertikalen Strichen gekennzeichnet, die sich auch vor Tennenmarcke finden.
431
2008/2048 ¶ Jrrung von Dennenmarck vil hoch trug den ger. 1 (B 2034) sich dackte mit dem schillte der tewr degen her. Da lief heraus Hagen vast für den sal. da hub sich von degen ain groslicher schal. 2009/2049 ¶ Da schussen sy die gere mit kreften von der hant (B 2035) durch die vesten schillte durch liechtes ir gewant, Daz die gere stangen vil hoch dranten dan. da griffen zů den schwerten die zwen grimm chunen man. 2010/2050 ¶ Des starcken Hagen ellend, daz waz starck vnd gros. (B 2036) da schlůg er auch auf Jrring, daz all diss haus erdos. Palast vnde durn hullen nach iren schlegen. da chund es nicht volenden nach seinem willen der degen. 2011/2051 ¶ Jrring, der lie Hagen da vnuerwundet stan. (B 2037) zu dem videlere gahen er began. Er want, er mocht in dringen mit sein geschwinden schlegen. daz chund wol beschirmen der herliche degen. 2012/2052 ¶ Da schlug der videlere, daz vber des schilltes rant (B 2038) drate daz gespenge von Volkern hant. Den liess er da beleiben, er waz ain vbel man. da lieff er Gunthören von den Burgonden an. 2013/2053 ¶ Da waz ir yetweder ze streit starck genůg. (B 2039) waz Gunthör vnd Jrring auf ain ander schlůg, Da pracht nit von wunden daz fliessende plůt. daz behüt ir gewaffen, daz waz schon vnd gůt. 2014/2054 ¶ Gunthör der lie beleiben vnd lief Gernoten an. (B 2040) daz schwert auf den helm hauen er began. Da het von Burgonden der starck Gernot [136r] den chunen Jrringen geschlagen nachent ze dot. 2015/2055 ¶ Do sprang er von den fursten. schnell er waz genůg. (B 2041) der Burgonde viere der hold vil palde schlůg, Des edlen jngesindes von Wurms vber Rein, da enchund Geiselher nimmer zorniger sein. 2016/2056 ¶ „Got wais wol, her Jrring , sprach Geiselhör daz chint, (B 2042) „jr m“ssent ye mir gellten, die vor ew dot sint Gelegen hie ze stunde. da lief er in an. er schlůg den Dennenlander, daz er můst da bestan. 2017/2057 ¶ Er schos vor seinen handen nider in daz plůt, (B 2043) daz sy alle wanten, daz der held gut Ze streit nimmer mere geschlůg dehainen schlag. Jrring doch ane wunden hie vor Geiselheren lag.
2008,1
432
von] aus vnd gebessert
2018/2058 ¶ Von des helmes dosse vnd von des schwertes clang (A 1984) waren seine witze hart worden kranck, {B 2044} Daz sich der degen chune des lebens nicht versan. daz het mit seinen kreften der starck Geiselhör getan. 2019/2059 ¶ Da im begund entweichen von dem haubt der dos, (B 2045) den er da dolte von den schlegen gros, Er gedacht: „ich pin noch lebent vnd nindert wund. nun ist mir aller erste daz ellend Geiselhörs chund. 2020/2060 ¶ Do hort er baidenthalben die viande stan. (B 2046) westen sy die mere, im wer mer getan. Auch het er Geyselhören da bey im vernomen. er dacht, wie er sollte von den veinden chomen. 2021/2061 ¶ Wie tobelichen er aus dem plůte sprang! (B 2047) seiner schnellikait er mocht sagen danck. Da lief er aus dem haus, da er aber Hagen vand, vnd schlůg im schleg geschwinde mit seiner ellenthaften hant. 2022/2062 ¶ Do gedacht Hagen: „du můst des dodes wesen. (B 2048) dich ner der vbel dewfel, du chanst nun nit genesen. [136v] Doch wunt Jrring Hagen durch seinen helm gůt. daz dot der hold mit Wasken, daz waz ain waffen gůt. 2023/2063 ¶ Do der herr Hagen der wunden enpfand, (B 2049) da erwagt im vngefuge daz swert an seiner hant. All da můst im entweichen der Hanwartes man her nider von der stiegen jm volgen began. 2024/2064 ¶ Jrring der vil kune den schilt vber daz habet schwang. (B 2050) vnd wer die selbe stiege noch dreyer stiegen lang, Die weil liess in Hagen nie schlahen ainen schlag. hey, waz roter flammen ob seinem haubt gelag! 2025/2065 ¶ Nider zů den seinen cham Jrring wol gesunt. (B 2051) da wurden dise mere Kriemhillden rechte chunt, Waz er von Troni Hagen mit stercke het getan. des im die kuniginne hoch dancken began. 2026/2066 ¶ „Nun lon dir got, Jrring, vil merer held gut, (B 2052) du hast mir wol gedrostet mein hertz vnd auch mein můt. Nun sich ich rot von plůt Hagen sein gewant. Kriemhild nam im selbe vor lieb den schilt von der hant. 2027/2067 ¶ „Jr mugt ze massen dancken , sprach da Hagene, (A 1993) „welt ir es noch versůchen zu dem degene, {B 2053} Cham er danne widere, so wer er ain chuner man.1 die wunden frumpt euch chlaine, die ich von im enpfangen han.
2027,3
wer er] werr
433
2028/2068 ¶ Daz ir von meiner wunden secht die ringe rot, (A 1994) daz hat mich erraitzet auf mages helldes dot. {B 2054} Jch pin aller erst erzürnt, wan ich lutzel schaden han. mir hat der degen Jrring noch vil clain getan. 2029/2069 ¶ Do stund gen dem winde Jrring von Dennenlant. (B 2055) er chult sich jnn ringen, den helm er ab pant. Do sprachen all die lewte, sein ellend were gůt. des hat der margraue ainen reichen hohen můt. 2030/2070 ¶ Aber sprach da Jrring: „mein frunt, wissent daz, (B 2056) daz ir mich waffnent pald. ich wils versůchen bas, [137r] Ob ich noch müg bezwingen den vber můten man. sein schilt waz zerhauen. ain pessern man im gewan. 2031/2071 ¶ Vil schier ward der recke da gewaffnet bas. (B 2057) ainen ger vil starcken nam er durch den has, Da mit er wolt aber Hagen dort bestan. da wartot im veintlichen der mort grimme man. 2032/2072 ¶ Dem enmocht nicht erbaiten Hagen der degen.1 (B 2058) er lief im hin engegen mit schüssen vnd mit schlegen Die stieg bis an ain ende. sein zurnen daz waz gros. Jrring seiner stercke da vil lutzel genos. 2033/2073 ¶ Sy schlůgen durch die schillte, daz es laugen began (B 2059) von feur roten wunden den Heunwartes man, Ward er von Hagen kreften hart sere wunt durch schilt vnd auch durch die prunne, daz er ward vngsunt. 2034/2074 ¶ Do der degen Jrring der wunden da enpfand, (B 2060) den schilt er do pas rucke vber des helms pant. Der schad in daucht der volle, den er da gewan. seit dot im aber mere des kunig Gunthors man. 2035/2075 ¶ Hagen vor seinen füssen ain ger ligen vand. (B 2061) er schos auf Jrringen, den kunig von Tennemarck, Daz jm von dem habet die stang raget dan.1 jm het der reck Hagen daz grimme end getan. 2036/2076 ¶ Jrring můst entweichen zu den von Tennenlant. (B 2062) e daz man da dem degen den helm abgebant, Man prach den ger von dem haubt. da nachnot im der dot. daz wainten seine mage, des gie sy werlichen not. 2037/2077 ¶ Da cham die chuniginne vber in gegan. (B 2063) den starcken Jrringen sy clagen da began. Sy waint sein wunden, es waz ir grimme lait. do sprach vor seinen magen der reck kun vnd gemait:
2032,1 2035,3
434
nicht] nich raget] ratet
2038/2078 ¶ „Lat die clag beleiben, vil herliches weib. [137v] (B 2064) waz hilffet ewr wainen? ja můs ich meinen leib Verliesen von den wunden, die ich enpfangen han. der tod wil mich nit lenger eẅ vnd Etzeln dienen laun. 2039/2079 ¶ Er sprach zů den von Durgen vnd den von Tenelant: (B 2065) „die gab sol enpfahen eẅr dehaines hant Von der kuniginne, ir liechtes golt vil rot. vnd bestat ir Hagen, ir müssent kiesen den tot. 2040/2080 ¶ Sein varb waz erplichen. des dodes zaichen er trůg, (B 2066) Jrring der vil chune. es waz im lait genůg. Genesen nicht enchunde der Haunwartes man.1 da můst es an ain streiten von den von Dennenmarcke gan. 2041/2081 ¶ Jrnfrid vnd Hawart, die sprungen fur daz gadem (B 2067) mit dausent recken. vil vngefugen cradem Hort man allenthalben, krefftig vnde gros. hey, waz man starcker gere zů den Burgonden schos! 2042/2082 ¶ Jrnfrid der chune lief an den spilman, (B 2068) des er da schaden grossen von seiner hant gewan. Der edel videlere den margrauen schlůg durch ainen helm veste, ja was er grimm genug. 2043/2083 ¶ Da schlug der herr Jrrenfrid den chunen spilman, (B 2069) daz im můsten presten die ringes gespan, Vnd daz sich beschutte die prunne feur rot. da viel der margraue vor dem videlere tot. 2044/2084 ¶ Hawart vnd Hagen ze samen waren chomen. (B 2070) er mocht wunder chiesen, der es het war genomen. Die schwert genote vielen den hellden an der hant. Hawart můst von den aus Burgonde lant. 2045/2085 ¶ Da die Dennen vnd die Durgen ir herren sahen tot, (B 2071) da hub sich vor dem hause ain fraisliche not. E sy die dür gewunnen mit ellenthaffter hant, des ward da verhauen maniges helms vnd rant. 2046/2086 ¶ „Nun weichent , sprach da Volker, „lat sy her ein gan. [138r] (B 2072) es ist sunst vnuerendet, des sy da habent wan. Sy müssen dann ersterben in vil kurtzer zeit. sy arnent mit dem dode, daz in die kuniginne geit. 2047/2087 ¶ Da die vbermůten chamen in den sal, (B 2073) vil mangem ward daz habet genaiget da ze tal, Daz er můst ersterben von iren geschwinden schlegen. wol strait der kunig Gernot, sam dot auch Geiselhör der degen.
2040,3
enchunde] euchunde
435
2048/2088 ¶ Dausent vnd viere chamen in daz haus. (B 2074) von schwerten sach man plichen vil mangen geschwinden puchs. Seit wurden da die recken all dar jnn erschlagen. man mocht michel wunder von den Burgonden sagen. 2049/2089 ¶ Darnach ward ain still, da der schal erdos. (B 2075) daz plůt allenthalben durch die locher flos Vnd von den rigelstainen von den doten man. daz heten die vom Reine mit grossem ellend getan. 2050/2090 ¶ Da sassen aber růen die von Burgonden lant, (B 2076) die waffen mit den schillten legten von der hant. Do stund noch vor dem durne der chune spilman. er wart, ob yemant wollte zů in mit streite gan. 2051/2091 ¶ Der chunig clagt sere, sam dot auch sein weib. (B 2077) magt vnde frawen, die quellten da iren leip. Jch wen, des der tod het da auf sy geschworn. des ward noch vil der recken von den gesten verlorn. Bild: Der Saalbrand
[138v]
(36) Awenteur wie der sal ob in pran 2052/2092 „N vn pindent ab die helme , sprach Hagen der degen. (B 2078) „jch vnd mein geselle, wir sullen ewr pflegen. Vnd wellent es noch versůchen die Etzeln man, so warn ich mein herren, so ich schierste chan. 2053/2093 ¶ Do entwappnot daz haubt manig ritter gůt. (B 2079) sy sassen auf die wunden, die vor in in dem plůt Waren ze dem dode von iren handen chumen. des ward der edlen geste vil vbel war genomen. 2054/2094 ¶ Sich hůb ain sturm herte zů den gesten san. (B 2081) Danckwart, Hagens pruder, der vil schnelle man, Sprang von seinen herren zů den veinten fur die dür. man want, er wer erstorben. er cham gesunder dar für. 2055/2095 ¶ Der hört streit werte bis in die nacht benam. (B 2082) da werten sich die geste, als in wolgezam, Der Etzeln manne den summer langen tag. ey, waz kuner degene vor in vaige gelag! 2056/2096 ¶ Zü ainen sunwenden der grosse mort beschach, (B 2083) do die fraw Kriemhilt ir grosse laid ersach An iren nachsten magen vnder mangem man, dauon der kunig Etzel nun nit frewd mer gewan. 2057/2097 ¶ Jn was des tags zerrunnen. sorge gie sy not. (B 2084) sy dachten, daz in pesser wer ain kurtzer tot, Dann lang darzů zir quelen auf vngefuges lait. aines frides sy da gerten, die stoltzen ritter gemait.
436
[139r]
2058/2098 ¶ Sy paten, daz man prechte den kunig zu in dar. (B 2085) die plut varben schillte vnd auch harnasch var Draten aus dem hause die trey kunig her. sy westen, wem ze clagen ir grosliche ser. 2059/2099 ¶ Etzel vnd Kriemhild kamen baide dar. (B 2086) daz lant waz ir aigen, des merte sich ir schar. Er sprach zů den gesten: „nun sagt, waz welt ir mein? jr wenent frid gewinnen. daz mag mülich gesein 2060/2100 ¶ Zu schaden also grossen, den ir mir habt getan. (B 2087) jr sult sein nicht geniessen, sol ich daz leben han. Mein chind, daz ir mir schlugent, vnd vil der mage mein! frid vnd sün sol ew vil gar versaget sein. 2061/2101 ¶ Des antwurt Gunthor, des zwang in grosse not: (B 2088) „alles mein gesinde lag vor deinen hollden dot An der herberge. wie het ich daz verscholt? jch kam zů dir auf trewe. ich want, du werest mir holt. 2062/2102 ¶ Do sprach von Burgonde Geiselhör daz chint: (B 2089) „jr Etzeln höllde, die noch hie lebendig sind, Waz waissent ir mir, recken? waz han ich eẅ getan? wan ich fruntlichen in ditz lant geriten han. 2063/2103 ¶ Sy sprachen: „deiner güte ist all die purg vol [139v] (B 2090) mit jamer zů dem lande. ja gund wir dir wol, Daz du nie chomen werest von Wurms vber Rein. daz land habt ir verweiset, du vnd auch die pruder dein. 2064/2104 ¶ Do sprach in zornigem můte Günthor der degen: (B 2091) „welt ir des starcken hasses ze ainem sune legen Mit vns ellenden recken, daz ist baidenthalben gůt. es ist ane schullde, waz vns Etzel gedůt. 2065/2105 ¶ Do sprach der wirt zů den gesten: „mein vnd ewr lait, (B 2092) die sind vil vngeleiche. die michel aribait Des schaden zů den schanden, die ich han genomen, des sol ewr dehainer nimmer lebentig von hinnan chomen. 2066/2106 ¶ Do sprach zů dem kunig der starck Gernot: (A 2033) „so sol ew got gebieten, daz ir früntlichen tot. {B 2093} Schlacht vns ellenden vnd lat vns zů ew gan hin nider an die weite. daz ist ew erlich getan. 2067/2107 ¶ Waz vns geschehen chunde, daz lat kurtzlich ergan. (B 2094) jr habt so vil gesunder, vnd durentz vns bestan, Daz sy vns sturmm muden lassent nicht genesen. wie lang sull wir recken in disen arbaiten wesen?
437
2068/2108 ¶ Die Etzeln recken heten es nahent getan, (B 2095) daz sy si wollten lassen für den palast gan.1 Daz erhort Kriemhilt, es waz ir hart laid. des ward den ellenden der frid ze gahest widersait. 2069/2109 ¶ „Nain, ir Hunen recken, des ir habent můt, (B 2096) jch rat an rechten trewen, daz ir des nicht endůt, Daz ir die mort recken lassent fur den sal. so müssent ewr mage leiden den dotlichen val. 2070/2110 ¶ Ob ir dehainer lebte wann nun die Ů ten chint, (B 2097) den meinen edlen pruder, vnd chumentz an den wint, Vnd chülent sy die ringe, so seit ir all verlorn. es wurden chuner recken zů dem land nie mer geporn. 2071/2111 ¶ Do sprach der jung Geiselher: „vil liebe schwester mein, [140r] (B 2098) des traut ich dir vil vbel, da ich vber Rein, Lůdest her ze lande jn so grosse not. wie han ich an den Hünen hie verdient den tot? 2072/2112 ¶ Jch waz dir ye getrewe, nie dot ich dir lait. (A 2039) auf solichen gedingen ich her ze houe rait, {B 2099} Daz du mir hold werest, vil edle schwester mein. gedenck an vns genaden, es mag nit anders gesein. 2073/2113 ¶ „Jch mag ewch nit genaden. vngenad ich haun. (B 2100) mir hat von Troni Hagen so grosse laid getan, Jr müst sein all engellten , sprach daz edel weib, „es ist vil vnuersunet, die weil ich han meinen leib. 2074/2114 ¶ Welt mir Hagen ainen zů ainem geisel geben, (B 2101) so wil ich ew versprechen, ich wil ew lassen leben, Wann ir seit mein prüder vnd ainer můter chint. so red ich eẅ ze sune mit disen recken, die hie sind. 2075/2115 ¶ „Nun enwelle got von himel , sprach da Gernot. (B 2102) „ob vnser dausent weren, wir legen e alle dot, Der sipp deiner mage, ob wir dir ainen man gegeben hie ze geisel. es wirt nimmer getan. 2076/2116 ¶ „Wir müssen doch ersterben , sprach da Geiselher. (B 2103) „vns entschaidet niemant von ritterlicher wer. Wer gern mit vns vechte, wir seyen ot aber hie, wann ich kainen frund an trewen nie verlie. 2077/2117 ¶ Do sprach der kune Danckwart, im zäme nicht ze tagen, (B 2104) „ja stat noch nit aine mein průder (agen. Die hie den frid versprechent, es mag in werden lait. des pring wir euch jnnen, daz sey ew werlich gesait.
2068,2
438
si] sich
2078/2118 ¶ Do sprach die kuniginne: „ir held vil gemait, (B 2105) nun get der stiege nachner vnd rechent meine lait. Daz wil ich jmmer dienen, als ich von rechte sol. [140v] des Hagens vbermüte des gelon ich ew vil wol. 2079/2119 ¶ Lat ainen aus dem hause nicht chumen vberal. (B 2106) so haiss ich an vier enden zunden an den sal. So werdent wol errochen alle meine lait. die Etzeln degen wurden schier berait. 2080/2120 ¶ Die nach hinaussen stunden, die tribens in den sal (B 2107) mit schlegen vnd mit schüssen. des ward vil gros der schal. Doch wollten sich nie schaiden die fursten vnd ir man. sy chunden von iren trewen an ain ander nicht verlan. 2081/2121 ¶ Den sal den hies da zunden des Etzeln weib. (B 2108) da quelt man den recken mit feur den iren leib. Daz haus von ainem winde vil pald enpran. sy chunden von iren trewen ain ander nicht verlan. 2082/2122 ¶ Gnůg růfften dar jnne: „owe dirre not! (B 2109) wir mochten michel gerne sein in sturmen tot.1 Es mocht got erbarmen, wie sey wir all verlorn. nun richt vngefuge an vns die kunigin iren zorn. 2083/2123 ¶ Ainer sprach dar jnne: „wir m“ssen all leiden den tot. (B 2110) waz hilffet vns daz grüssen, daz vns der kunig enpot? Mir důt vor grosse hitze der durst so rechte we. des wen ich, mein leben so schier in disen sorgen zerge. 2084/2124 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „ir edlen ritter gut, (B 2111) wen zwinge durstes not, der drinck hie daz plůt. Daz ist in solicher hitze noch pesser dann der wein. es mag an disen zeiten ot nun nicht pessers gesein. 2085/2125 ¶ Da gie der recken ainer, da er ainen doten vand. (B 2112) er knieot im zů der wunden, den helm er im ab pand. Da begund er drincken daz fliessende plůt. wie vngewan es were, es daucht in gröslichen gůt. 2086/2126 ¶ „Nun lon ew got, her Hagen , sprach der müde man, (B 2113) „daz ich von ewr lere so wol getruncken han. Mir ist noch vil sellten geschenckt besser wein. leb ich dehain weile, ich sol ew jmmer wege sein. [141r] 2087/2127 ¶ Do die andern horten, daz es in dauchte gůt, (B 2114) do ward ir michel mere, die druncken plut. Da von gewann vil krefte ir yegliches leib. des engalt an lieben frunden seit vil manges weib.
2082,2 sturmen] strurmen
439
2088/2128 ¶ Daz feur viel genote auf in in den sal. (B 2115) da laiten sis mit schillten von in hin ze tal. Der rach vnd die hitze daten in baiden we. jch wen, daz der jamer an hollden nimer erge. 2089/2129 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „stet zü des sales want. (A 2056) lat nicht die prende vallen auf der helm pant. {B 2116} Dret sy mit den füssen dieffer in daz plut. es ist ain vbel hochzeit, die vns die kuniginn dut. 2090/2130 ¶ Jn sunst getanem leiden in do der nacht zeran. (B 2117) noch stund vor dem hause der küne spile man Vnd Hagen sein geselle, gelainet vber rant. sy wartten schaden mere von den aus Etzeln lant. 2091/2131 ¶ Do sprach der videlere: „nun ge wir in den sal. (B 2118) so wenent des die Hunen, daz wir sind vberal Dot von dirre quele, die an vns ist getan. sy sehent vns noch engegene in vil streitlichen stan. 2092/2132 ¶ Do sprach von Burgende Geiselhor daz chint: (B 2119) „jch wen, es tagen welle, sich hebt ain küler wint. Nun lass vns got von himel noch liebe zeit geleben. vns hat mein schwester Kriemhilt ain arge hochzeit geben. 2093/2133 ¶ Do sprach aber ainer: „ich keuse nun den tag. (B 2120) seit daz es nun pesser vns nicht werden mag, So wappnent ir euch, höllde. gedenckent an den leib. ja chumpt vns aber des kunigs Etzels weib. 2094/2134 ¶ Der wirt wolt wenen, die geste weren tot (B 2121) von iren arbaiten vnd von des feüres not. [141v] Da lebt ir noch dar jnne sechs hundert chuner man, daz nie kunig kainer pesser recken gewan. 2095/2135 ¶ Der ellenden hute het wol ersehen, (B 2122) daz noch die geste lebten, wie vil in waz geschehen Ze schaden vnd ze laide, den herren vnd irem man. man sach sy in dem gadem noch vil gesunde stan. 2096/2136 ¶ Man saget Kriemhillden, ir wer vil genesen.1 (B 2123) do sprach die kuniginne: „es kund nimmer gewesen, Daz ir kainer lebte von des feures not. jch wil des bas getrawen, daz sy all sind gelegen tot. 2097/2137 ¶ Doch genesen gerne die fursten vnd ir man, (A 2064) ob noch yemant genade wolt an in began. {B 2124} Der chunden sy nicht vinden in der Hůnen lant. da rachen sy ir sterben mit irer willigen hant.
2096,1 genesen] gesnesen
440
2098/2138 ¶ Des tages wider morgen grüssen man in pot (A 2065) mit hertem vrluge. des chamen held in not. {B 2125} Da ward zů in geschossen manger starcker ger. sich werten ritterlichen die höld chun vnd her. 2099/2139 ¶ Dem Etzeln gesinde erweget waz der můt, (A 2066) daz sy wollten dienen daz Kriemhillden gůt. {B 2126} Darzü sy wollten laisten, daz in der kunig gepot. des můst manger kiesen von in schier den dot. 2100/2140 ¶ Von gehaiss vnd auch von gab man mocht wunder sagen. (B 2127) sy hies daz gold darzů mit schillten tragen. Sy gab es, wer sein růchte vnd der es wolt enpfan. ja ward nie grosser sollde auf veind getan. 2101/2141 ¶ Ain michel kraft der recken darzů gewaffent gie. (B 2128) do sprach der kune Vollger: „wir seyen ot aber hie. Jch gesach auf vechten nie recken gerner chumen, die das gold des kuniges vns ze vare hand genomen. 2102/2142 ¶ Da riefften ir genůge: „nacher, hellde, bas, (B 2129) daz wir da süllen verenden, bey zeite dů wir das! Hie beleibt yemant, dann der da sterben sol. [142r] da sach man ir schillte stecken gere schüsse vol. 2103/2143 ¶ Waz mag ich sagen mere? wol zwelf hundert man (B 2130) die versůchten es vil sere wider vnde dan. Da kůlten mit den wunden die gest wol iren můt. es mocht nie geschaiden. des sach man fliessen daz plůt 2104/2144 ¶ Von verch dieffer wunden ward da vil geschlagen. (A 2071) yeglichen nach den frunden hort man da clagen. {B 2131} Die piderben sturben alle in des kuniges her. des heten hollde mage nach in groslichew ser. Bild: Hagen empfängt Rüdegers Schild
(37) Awenteur wie Rüdiger erschlagen ward
[142v]
2105/2145 E s heten die ellenden wider morgen gůt getan. (A 2072) wine der Gotlinde cham ze hof gegan. {B 2132} Da sach er baidenthalben die groslichen ser, da waint jnneklichen der vil getrew Rüdiger. 2106/2146 ¶ „Owe mir , sprach der recke, „daz ich den leib ye gewan, (B 2133) daz disen grossen jamer niemat kan vnderstan! Wie gern ichs friden wolt, der kunig důt sein nicht, wann er seiner laide ye mer vnd mere sicht. 2107/2147 ¶ Nun sant an Dietriche der gůte Rüdiger, (A 2074) ob sis noch chunden wenden an dem kunig her. {B 2134} Da enpot im der von Pern: „wer mag es vnderstan? es enwil der kunig Etzel niemat schaiden lan.
441
2108/2148 ¶ Da sach ain Hune recke Rüdigern stan (B 2135) mit wainenden augen, vnd het es vil getan. Der sprach: „kuniginne, nun secht, wie er stat, der doch gewalt den maisten hie bey Etzeln hat, 2109/2149 ¶ Vnd dem es alles dienet, baide lewt vnd lant. (A 2076) wa ist so vil der burge an Rüdiger gewant, {B 2136} Der er von dem kunig vil mange haben mag! er geschlůg in disem sturme noch nie loblichen schlag. 2110/2150 ¶ Mich duncket, er enruche, wie es hie vmbe gat, (B 2137) seit daz er den vollen nach seinem willen hat. Man gicht, er sey chuner dann yemant mug gesein. daz ist in disen sorgen worden boslichen schein. 2111/2151 ¶ Mit traurigem můte der vil getrewe man, (A 2078) da er die red erhorte, da plickt er in an. {B 2138} Er gedacht: „du solt es arnen. du gichst, ich sey verzait. du hast die deinen mere ze hof ze laut gesagt. 2112/2152 ¶ Die faust begund er zwingen, da lieff er in an (B 2139) vnd schlůg da kreftiklichen den hunischen man, Daz er im vor den füssen schier gelage tot. do waz aber gemeret des kunig Etzeln not. 2113/2153 ¶ „(in da, lugnere , sprach da Rüdiger. (B 2140) „jch han doch genůg laid vnde ser. Daz ich hie nicht enuicht, warzů waist du mir daz? ja wer ich den gesten ane schuld gehas. 2114/2154 ¶ Alles, daz ich mochte, daz han ich in getan, (B 2141) vnd daz ich sy gefuret her zů den (unen han. Ja waz ich ir gelaitte in meines herren lant, des ensol mit in nit streiten mein ellende hant. 2115/2155 ¶ Do sprach zů dem margrauen Etzel der kunig her: (B 2142) „wie habt ir vns geholffen, vil edler Rüdiger? Wann wir der vaigen hie so vil ze lande han, wir bedurffen ir nicht mere. ir habt vil vbel getan. 2116/2156 ¶ Do sprach der ritter edel: „ja beschwert ir mir den můt (A 2083) vnd habent mir verwisen er vnde gůt, {B 2143} Des ich von deinen handen han so vil genomen. daz ist dem lugenere ain tail ze vnstaten chomen. 2117/2157 ¶ Do kam die kuniginne vnd het es auch gesehen, (B 2144) daz von des helldes zorne dem Hunen waz geschehen. Sy clagt es vngefüge. jre augen wurden nas. sy sprach zü Rüdigere: „wie haben wir verdienet daz,
442
[143r]
2118/2158 ¶ Daz ir mir vnd dem kunig merent vnser lait? (B 2145) nun habt ir, edler Rüdiger, alles her gesait, Jr wolltent durch vns wagen die er vnd auch daz leben. jch hort auch vil der recken ewren preis gröslichen geben.1205 2119/2159 ¶ Jch man euch der genaden, vnd ir mir habt geschworn, (B 2146) da ir mir zů Etzeln rietent, ritter ausserkorn, Daz ir mir wolltet dienen an vnser aines tot.1 des ward mir armen weibe nie so gröslichen not. 2120/2160 ¶ „Es ist ane laugen, ich schwůr eẅ, edel weib, (B 2147) daz ich durch euch wagte er vnd auch den leip. Daz ich die sel verliese, des han ich nicht geschworn. zů dirre hochzeit pat ich die fursten hochgeporn. [143v] 2121/2161 ¶ Sy sprach: „gedenck, Rüdiger, der grossen trewe dein, (B 2148) der stet vnd auch der ayde, daz du den schaden mein Jmmer wolltest rechen vnd alle meine lait. do sprach der margraue: „ich han ew sellten versait. 2122/2162 ¶ Etzel der reiche flehen auch began. (B 2149) da buten sy sich baide ze fussen für den man. Den edlen margrauen vnmůtes man da sach. der vil getrewe recke hart jemerlichen sprach: 2123/2163 ¶ „Owe mir gotes armen, daz ich daz gelebet han! (B 2150) aller meiner eren, der mus ich abgestan, Trewen vnde zuichte, der got an mir gepot. owe got von himele, daz nichtzt wendet der dot! 2124/2164 ¶ Welhes ich nun lasse vnd daz ander began, (B 2151) so han ich bosliche vnd vil vbel getan. Lass aber ich sy baide, mich schilltet alle diet. nun růche mich ze weisen, der mir ze lebene geriet. 2125/2165 ¶ Da paten sy geleiche, der kunig vnd seine wib.1 (A 2092) des můsten seider recken verliesen den leib {B 2152} Von Rüdigeres handen, da auch der held erstarb. jr mugt es hie wol horen, daz er vil jamerlichen warb. 2126/2166 ¶ Er weste schaden gewinnen vnd vngefüge lait. (C 2213) er het dem kunig vil gerne versait {B 2153} Vnd auch der kuniginne. vil ser er vorchte daz, ob er ir ainen schlüge, daz jm die welt trüge has. 2127/2167 ¶ Do sprach zů dem kunig der vil kune man: (B 2154) „her kunig, nempt hin wider alles, daz ich von ew han, Daz land mit den burgen, daz sol ew nit bestan. jch wil auf meinen füssen in daz ellende gan.
2118,4 2119,3 2125,4
der] der der tot] ttot wib] man wib.
443
2128/2168 ¶ Do sprach der kunig edel: „wer h“lff danne mir? (B 2155) daz lant zů den leẅten daz gib ich alles dir, Daz du mich helffest rechen an den veinden mein. [144r] du solt ain kunig gewalltig hie neben Etzeln sein. 2129/2169 ¶ Do sprach aber Rudiger: „wie sol ichs an van? (A 2096) haim zů meinem hause ich sy geladen han. {B 2156} Drincken vnde speise ich in gütlichen pot vnd gab in mein gabe. wie sol ich raten in den dot? 2130/2170 ¶ Die lewt wenent leichte, daz ich sey verzagt. (B 2157) dehainen meinen dienst han ich in widersagt, Den vil edlen fursten vnd den iren man. auch rewet mich die fruntschaft, die ich mit in geworben han. 2131/2171 ¶ Geyselhör dem degen gab ich die dochter mein. (B 2158) sy chund in diser werlt nit bas verwendet sein Auf zucht vnd auf ere, auf trew vnd auf gůt. jch gesach nie kunig so jungen so recht dugentlich gemůt. 2132/2172 ¶ Do sprach aber Kriemhild: „vil edler Rüdiger, (B 2159) nun la dich erbarmen vnser baider ser, Mein vnd auch des kunigs. gedenckt wol daran, daz nie wirt kainer so laide gest gewan. 2133/2173 ¶ Do sprach der margraue wider daz edel weib: (B 2160) „es můß heut gellten des Rudigeres leib, Waz ir vnd auch mein herre mir liebes habt getan. darumb můs ich sterben, es mag nit lenger gestan. 2134/2174 ¶ Jch wais wol, daz noch heẅt mein bürg vnd mein lant (B 2161) erledigt müssent werden von etliches hant. Jch beuilch ewch auf genade mein weib vnd auch mein chint vnd auch die vil ellenden, die zů Pechlare sint. 2135/2175 ¶ „Nun lon dir got, R“diger , sprach der kunig do. (B 2162) er vnd die kuniginne, sy wurden baide fro. „Vns sullen dein lewte vil wol beuolhen wesen,1 auch traw ich meinem haile, daz du selb wol macht genesen. 2136/2176 ¶ Nun liess er die wage sel vnde leib. [144v] (B 2163) da begunde wainen des kunig Etzels weib. Er sprach: „ich můs ew laisten, als ich gelobet han. owe der meinen frund, die ich lass vngern bestan. 2137/2177 ¶ Man sach in von dem kunig traurriklichen gan. (A 2104) da vand er sein recken vil nahent bey im stan. {B 2164} Er sprach: „ir sult euch waffen, alle mein man. die künen Burgonden můs ich laider bestan.
2135,3
444
wol] wo
2138/2178 ¶ Si hiessen balde springen, da man ir waffen fand. (B 2165) ob es der helm were oder des schilltes rant, Von ir gesinde ward es dar getragen. sy horten laide mere die stoltzen Burgonde sagen.1 2139/2179 ¶ Gewaffent ward da Rüdiger mit funf hundert man. (B 2166) darüber zwelf recken ze helffe er gewan, Die wollten preis erwerben in des sturmes not. sy enwesten nicht der mere, daz in so nahent der tot. 2140/2180 ¶ Do sach man Rudigeren vnder hellme gan. (A 2107) es trůgen schwert die scharpffen des margrauen man, {B 2167} Darzů vor iren handen die liechten schillte prait. daz sach der videlere, er waz in groslichem lait. 2141/2181 ¶ Do sach der jung Geiselher seinen schweher gan (B 2168) mit aufgebundem helme. wie mocht er das verstan, Waz er da mit wainte, nun wann alles gůt? des waz der kunig edele so recht wol gemůt. 2142/2182 ¶ „Nun wol mich sölicher fr“nde , sprach Geiselher der degen, (B 2169) „die wir han gewunnen auf disen wegen. Wir sullen meines weibes vil wol geniessen hie. mir ist lieb, auf mein trewe, daz ye der heyrat ergie. 2143/2183 ¶ „Jch wais, wes ir euch drostent , sprach der spileman. (B 2170) „wa gesacht ir ye durch sůne so mangen held gan Mit aufgebunden hellmen, die trůgen schwert enhant? an vns wil dienen Rüdiger sein purg vnd auch sein lant. 2144/2184 ¶ E daz der videlere die red volende sprach, (A 2111) Rüdiger den edlen man vor dem hause sach. [145r] 1 {B 2171} Seinen schilt den gůten satzt er fur der hant. da můst er seinen frunden versagen dienst vnd grůs. 2145/2185 ¶ Der edel margraue růft in den sal: (B 2172) „jr k“nen Nibelunge, nun wert euch vberal. Jr solltent mein geniessen, nun engelt ir mein. e wart ir mein frewnde, der trewen wil ich ledig sein. 2146/2186 ¶ Da erschrackten dise mere die nothafftigen man, (B 2173) wann ir dhainer frewd da von gewan, Daz mit im wollten streiten, dem sy da waren hold. sy heten von iren veinden michel laid gedolt. 2147/2187 ¶ „Nun enwolle got von himel , sprach Gunther der degen, (B 2174) „daz jr euch genade sult an vns bewegen Vnd der vil grossen trewe, der wir heten můt. jch wil ew des getrawen, daz ir es nimmer mer gedůt.
2138,4 2144,3
laide] baide der hant] nach d radiert aber nicht gebessert
445
2148/2188 ¶ „Ja enmag ichs nit gelassen , sprach der chune man, (B 2175) „jch mus mit euch streiten, wann ichs gelobet han. Nun wert euch, kunen held, so lieb ew sey der leib! mich wolt des nicht erlassen des kunigs Etzels weib. 2149/2189 ¶ „Jr wider sagt vns ze spat , sprach da der kunig her. (B 2176) „nun m“ss euch got vergellten, vil edler Rüdiger, Trew vnde minne, die ir vns habt getan, ob ir es an dem ende wolltent gütlicher lan. 2150/2190 ¶ Wir solltens jmmer dienen, daz ir vns habt gegeben, (B 2177) jch vnd mein mage, ob ir vns liessent leben. Der herlichen gab, da ir vns prachtent her jn Etzeln land mit trewen, des gedenckent, Rudiger. 2151/2191 ¶ „Wie wol ich eẅ des gunde , sprach Růdiger der degen, (B 2178) „daz ich ew mein gabe mit vollen sollte wegen Also williklichen, als ich des hete wan, so wurde mir darumbe jmmer schellten getan. 2152/2192 ¶ „Erwendet, edler Rüdiger , sprach da Gernot, (B 2179) „wann es wirt dhainen gesten nie so wol enpot So recht minneklichen, als ir vns habt getan. [145v] des sult ir wol geniessen, ob wir bey leben bestan. 2153/2193 ¶ „Daz wolt got , sprach Rüdiger, „vil edler Gernot, (B 2180) daz ir ze dem Rein werent, vnd ich were dot Mit ettlichen eren, seit ich euch můs bestan. es ward noch nie von hellden wirs von frunden getan. 2154/2194 ¶ „Nun lon ew got, her Rudiger , sprach aber Gernot, (B 2181) „der vil reichen gabe. mich rewet ewr dot, Sol an eẅ verderben so dugenthaffter můt. hie trag ich ewr waffen, daz ir mir gabent, helde gůt. 2155/2195 ¶ Daz ist mir nicht gewichen in aller dirre not. (B 2182) vnder seinen ecken ligt manig höllde dot. Es ist lautter vnd stete, herlich vnde gůt. jch wen, so reiche gabe ain recke nimmer mer getůt. 2156/2196 ¶ Vnd welt ir nicht erwinden, ir welt zů vns gan, (A 2123) schlacht ir mir nicht der frunde, die ich hie jnnan han, {B 2183} Mit ewr selbes schwerte benim ich ew den leib. so rewend yr mich, Rüdiger, vnd ewr herliches weib.1206 2157/2197 ¶ „Daz wolt got, her Gernot, vnd mocht daz ergan, (B 2184) daz aller ewr wille were hie getan, Vnd daz genesen were ewr frunde leib. ja sol ew wol getrawen baide mein dochter vnd mein weib.
2157,4
446
weib] beib
2158/2198 ¶ Do sprach von Burgonden daz edel Ů ten chint: (B 2185) „wie düt ir so, her Rüdiger? die mit ew kumen sint, Die sind ew alle wege. ir greiffent vbel zů. die ewren schonen dochter welt ir verwittwen ze frů. 2159/2199 ¶ Wann ir vnd ewr recken mit streit mich bestat, (B 2186) wie recht fruntlichen ir daz scheinen lat, Daz ich ew wol getrawe fur alle ander man, dauon ich zů ainem weibe ewr dochter mir gewan. 2160/2200 ¶ „Gedenckent ewr drewen, vil edel ritter her. (B 2187) gesent euch got von hinnan , so sprach Růdiger. „Lat die junckfrawen nicht engellten mein. durch ewr selbes dugent so růchent ir genedig sein. 2161/2201 ¶ „Daz dät ich pillichen , sprach Geiselher daz chint. (B 2188) „die hollden, mein mage, die noch hie jnnan sind, Sullen die von eẅ ersterben, so můs geschaiden sein die vil stäte fruntschaft zů dir vnd der dochter dein. 2162/2202 ¶ „Nun můs vns got genaden , sprach der kune man. (B 2189) da hůben sy die schillte, als sy wollten gan Streiten zů den gesten in Kriemhillden sal. da růft vil laut (agen von der stiegen ze tal: 2163/2203 ¶ „Beleibet ein weile, vil edler Rüdiger , (B 2190) also sprach Hagen, „wir wollten reden mer, Jch vnd mein herren, als vns des zwinget not. waz mag gehelffen Etzeln vnser ellender tot? 2164/2204 ¶ Jch stan in grossen sorgen , sprach aber Hagene, (A 2131) „den schilt, den mir fraw Gotlint gab ze tragene, {B 2191} Den habent mir die Hunen zehauen von der hant, den fůrt ich fruntlichen in der Etzeln lant. 2165/2205 ¶ Das des got von himel gerůchen wollte, (B 2192) daz ich schilt so gůten noch tragen sollte, So du dann hast vor henden, vil edler Rüdiger. so dorft ich in dem sturme dehaines halssperes mer. 2166/2206 ¶ „Gern ich dir were gůt mit meinem schillte, (B 2193) dorst ich dir in gegeben vor Kriemhillde. Doch nim in hin, Hagen, vnd trag in an deiner hant. ey, vnd solltest in furen in der Burgonde lant! 2167/2207 ¶ Do er im so williklichen den schilt ze geben pot, (B 2194) da ward genůger augen von haissen zehern rot. Es waz die leste gabe, die seit jmmer mer gepot dehainem recken von Pechlaren Rüdiger. 2168/2208 ¶ Wie grimm Hagen were vnd zornig genůg, (A 2135) ja erbarmet in die gabe, die der helt gůt {B 2195} Bey seinen lesten zeiten so nahent het getan. vil manig ritter edel mit jm trauren began.
[146r]
[146v]
447
2169/2209 ¶ „Nun lon euch got von himel, vil edler Rüdiger. (B 2196,1 + wie halt gegen ew gebaren dise recken her, 2198,2–4) Daz immer ewch gereüttet in streit hie mein hant, ob ir sy all schlügent, die von Burgonde lant. 2170/2210 ¶ Des naigt in mit zuchten der margraf Rüdiger. (A 2139) sy wainten allenthalben, daz dise hertzen ser {B 2199} Niemat geschaiden chunde. daz waz ain michel not. vater aller dugent gelag an Rudigern tot. 2171/2211 ¶ Do sprach von dem hause Volker der spilman: (A 2140) „seit mein geselle (agen den frid hat getan, {B 2200} Den sult ir also stete han von seiner hant. daz habt ir wol verdienet, da wir chamen in daz lant. 2172/2212 ¶ Vil edler margraue, ir sult mein pote sein. (B 2201) dise rote pauge gab mir die margräuein, Daz ich sy tragen solte hie zü der hochzeit. die sult ir selbe schauen, daz ir mein gezuige seit. 2173/2213 ¶ „Daz wolte got von himel , sprach da Rüdiger, (B 2202) „daz eẅ die margraffinne solte geben mer. Die mere sag ich gerne der trautinne mein, gesach ich sy gesunde. des sult ir an zweifel sein. 2174/2214 ¶ Als er im daz gelobte, den schilt hůb Rüdiger. (B 2203) des můtes er erdobte, da enbaitot er nicht mer, Da lief er zů den gesten ainem degen geleich. mangen schlag vil geschwinden schlůg der margraf reich. 2175/2215 ¶ Die zwen stunden höher, Volker vnd Hagen, (B 2204) wann es im e gelobten die chunen degen. Noch vand er also chune bey den kunigen stan, daz Rudiger des streites mit grossen sorgen began. 2176/2216 ¶ Durch mort rachen willen so liessens in darein, (B 2205) Günthör vnd Gernot. sy heten hellde sein. Do stund auf hoher Geiselher. zwar wann es waz jm lait. [147r] er versach sich noch des lebens, darumb er Rüdigern mait. 2177/2217 ¶ Do sprachen aus den veinden des margrauen man. (B 2206) man sach sy nach jrem herren vil degenlichen gan.1207 Die schneidenden waffen sy fůrten an der hant. des prast da vil der helme vnd manig herlicher rant. 2178/2218 ¶ Da schlugen die vil müden mangen herten schlag (B 2207) den von Pechlaren, der ewen vnd dieffe wag, Durch die liechten ringe vast bis auf daz verch. sy daten in dem sturme die vil serlichen werch.
2177,2
448
degenlichen] degelichen
2179/2219 ¶ Daz edel jngesinde waz chomen gar dar ein. (B 2208) Volker vnd Hagen, die sprungen pald da hin. Sy gaben frid niemat wann dem ainem man.1 von iren baiden handen daz plůt vom helm nider ran. 2180/2220 ¶ Vil recht grimmeklichen vil schwert dar jnn erclang. (B 2209) vil der schilt spangen von den schlegen sprang. Des rais ir schilt gestaine vor in in daz plůt. sy vachten also grimme, daz man es nimmer mer gedůt. 2181/2221 ¶ Der vogt von Pechlaren gieng wider vnde dan, (B 2210) also der mit ellend in sturmen werben chan. Dem gat des dages Rudiger hart geleich, daz er ain recke were vil kün vnd auch lobeleich. 2182/2222 ¶ Wie stunden dise recken, Günthör vnd Gernot: (A 2151) sy schlůgen in dem streit vil mangen held ze tot. {B 2211} Geiselhör vnd Danckwart, die es vil ring wag. des frumten sy vil mangen recht auf den iren jungsten tag. 2183/2223 ¶ Sy wol erzaigt Rudiger, daz er waz starck genůg, (B 2212) chun vnd wol gewaffent. hey, waz er hellde schlůg! Daz sach ain Burgonde, zorns gieng in not. da von begund nachnen des edlen Rüdigers tot. 2184/2224 ¶ Gernot den starcken die held růft er an. (B 2213) er sprach zů dem margrauen: „welt ir mir meiner man [147v] Nicht genesen lassen, vil edler Rüdiger, daz müt mich an massen. ich mags nicht angesehen mer.1208 2185/2225 ¶ Ew mag eẅr gabe wol ze schaden chomen, (B 2214) seit ir mir meiner frund habt so vil benomen. Nun wendent euch herumbe, vil edler chuner man! ewr gab wirt verdienet, so ich aller hochste chan. 2186/2226 ¶ E daz der margraue zů im wol chame dar, (B 2215) des můsten liechte ringe werden misseuar. Do sprungen zů ain ander die ere gerende man, jr yetweders schirmen vnd starck wunden began. 2187/2227 ¶ Jre schwert so scharpff waren, es chund nicht gewegen. (B 2216) da schlůg Gernoten Rüdiger der degen Durch helm seins hertten, daz nider flos daz plůt. daz vergalt im schier der ritter chün vnd gůt. 2188/2228 ¶ Die Rüdigeres gab an hende hoch er wag. (B 2217) wie wund er wer zum dode, er schlůg im ainen schlag Durch den schilt vil gůten bis auf den helm gespan. da von můst ersterben der schonen Gotlinden man.
2179,3 2184,4
dem ainem] gebessert aus dehainem. angesehen] angeseher
449
2189/2229 ¶ Da ward nie wirs gelonet so reicher gabe mer. (B 2218) da vielen baid erschlagen, Genot vnd Rüdiger, Geleich an dem sturm von ir selbers hant. allerst erzurnot Hagen, da er den grossen schaden vand. 2190/2230 ¶ Do sprach der hold von Troni: „es ist vns vbel chumen. (B 2219) wir haben an in baiden grossen schaden genomen, Den nimmer vberwindet ir lewt vnd auch ir lant. die Rüdigeres hellde sind vnser ellende pfant. 2191/2231 ¶ „Owe meines průders, der tot ist hie verwunt! (B 2220) waz mir der leiden were zů allen zeiten kunt! Auch mus mich jmmer rewen der edel Rüdiger. der schad ist baidenthalben vnd die vil groslichen ser. 2192/2232 ¶ Da Geiselhor der herre sach seinen schweher dot, (B 2221) die da dar jnne waren, die můsten leiden not. Der dot der sůcht sere, daz sein gesinde waz. der von Bechlaren da laider ainer nit genas. 2193/2233 ¶ Da Günthör vnd Geiselhör vnd auch Hagen, (B 2222) Danckwart vnd Volker, die gůten degene, Die giengen, da sy funden die zwen doten man. da ward da von den hollden mit jamer wainen getan. 2194/2234 ¶ „Der dod vns sere raubet , sprach Geiselhör daz chint. (A 2163) „nun lassent ewr wainen vnd ge wir an den wint, {B 2223} Daz vns die ringe, ir sturm müden man. ja wene ich, got vns nicht lenger hie ze leben gan. 2195/2235 ¶ Den sitzen, disen leinen, sach man mangen degen. (B 2224) sy waren aber müssig. da waren dot gelegen Die Rüdigeres höld. vergangen waz der dos. so lang wert die stille, daz sein Etzeln verdros. 2196/2236 ¶ „Owe dirre dienst , sprach des kuniges wib. (A 2165) „die sind nicht so stete, daz vnser veinte leib {B 2225} Müge des engellten von Rüdigeres hant. er wil sy wider pringen in der Burgende lant. 2197/2237 ¶ Waz hilffet, chunig Etzel, daz wir getailet han (B 2226) mit im, waz er wollte? der held hat missetan. Der vns da solt rechen, der wil des sunes pflegen. des antwurt Volker, der zierliche degen: 2198/2238 ¶ „Der red ist so nicht laider, vil edles kuniges weib. (B 2227) gedorst ich haissen liegen ain so edeln leib, So het ir trügenlichen an Rüdigern gelogen. er vnd die seinen degene sind an der sun betrogene.
450
[148r]
2199/2239 ¶ Er dot so williklichen, waz im der kunig gepot, (A 2168) daz er vnd sein gesinde sind gelegen dot. {B 2228} Nun secht allume, Kriemhild, wem ir gebieten wölt. ew hat an end gedienet Rüdiger der helt.1 2200/2240 ¶ Welt ir des nicht gelauben, man sol euch sehen lan. (B 2229) durch ir hertzen laide, so ward daz getan: Man trůg den hold verhauen, da in der kunig sach. den Etzeln degen so recht laide nie geschach. 2201/2241 ¶ Da sy den margrauen sahen doten tragen, (A 2170) es kund ain schreibere weder geprüsen noch gesagen, {B 2230} Die sich von hertzen jamer allda zaigen began.1
[148v]
Bild: Hildebrand bittet um den Leichnam Rüdegers
(38) Awenteur wie herrn Dietrich sein man erschlagen wurden
[149r]
2202/2242 D a hort man allenthalben jamer also gros,1 (B 2232) daz palast vnde durne von dem wurf erdos. Da hort es auch von Berne ain Dietriches man. durch dise starcken mere wie pald er gahen began. 2203/2243 ¶ Do sprach er zů dem fursten: „hort, mein her Dietreich, (B 2233) waz ich noch her gelebet han, so recht vnmügleich Gehort ich clag nie mere, als ich han vernomen. jch wen, der kunig Etzel selb ist zů dem schaden chomen. 2204/2244 ¶ Wie mochten sy anders haben soliche not?1 (A 2174) der kunig oder Kriemhild, der aines daz ist dot {B 2234} Von den chunen gesten durch ir nit gelegen. es wainet vngefůge vil manig zierlicher degen. 2205/2245 ¶ Do sprach der herr von Pern: „mein vil lieben man, (B 2235) nun gahent nicht ze sere. waz sy hie haund getan, Die ellenden recken, des gat sy michel not, vnd lat sy des geniessen, daz ich in meinen fride pot. 2206/2246 ¶ Do sprach der küne Wolfhart: „ich wil dar gan (B 2236) vnd wil der mere fragen, waz sy han getan, Vnd wil euchs sagen danne, vil lieber herre mein, als ich dort eruinde, waz die clage muge sein. 2207/2247 ¶ Do sprach der herr Dietrich: „wa man zornes sich versicht, (A 2177) ob vngefüges fragen danne da beschicht, {B 2237} Daz betrübet recken leicht den iren mut. ja wil ich nicht, her Wolfhart, daz ir die frag gen in důt. 2199,4 2201,3 2202,1 2204,1
helt] degen helt. Vermerk aus am linken Blattrand: dritte Langzeile und die Schluss-Strophe der Âventiure fehlen. Da] D (Initiale) da. Wie] Sy
451
2208/2248 ¶ Da pat er Elmreichen vil pald dar gan (B 2238) vnd hies recht eruinden an Etzeln man Oder an den gesten selber, waz were geschehen. da het man von lewten so grossen jamer nie gesehen. 2209/2249 ¶ Der pot begunde fragen, waz were da getan. (B 2239) do sprach ainer: „pruder, hie ist gar zer gan, Was wir frewden heten in der Hünen lant. hie ligt erschlagen Rudiger von der Burgonde hant. [149v] 2210/2250 ¶ Die mit jm darein chomen, der ist ainer nit genesen. (B 2240) da enchund Heffereichen nimmer laider gewesen. Ja gesagt er mere so recht vngerne nie. der pot zů Dietriche vil sere wainende gie. 2211/2251 ¶ „Waz habt ir vns erfunden? sprach her Dietreich, (B 2241) „wie wainent ir so sere, degen Helffenreich? Do sprach der edel recke: „ich mag wol palde clagen. den gůten Rüdigeren hand die Burgonden erschlagen. 2212/2252 ¶ Do sprach der held von Pern: „daz sol nit wöllen got! (B 2242) daz wer ain starcker rache vnd auch des dewfels spot. Wa mit het Rudiger an in daz verscholt? ja ist mir daz wol chund, er ist den ellenden holt. 2213/2253 ¶ Des antwurt Wolffhart: „vnd habent sy daz getan, (B 2243) so solt es in allen an ir leben gan. Ob wir es vertrügen, so wer geschant. ja hat vns vil gedienet des gůten Rüdigers hant. 2214/2254 ¶ Der vogt der Ammelungen hies es versuchen bas. (B 2244) vil hart sinneklichen er in ain venster sas. Da pat er Hilltepranden zů den gesten gan, daz er an in erfüre, waz da wer getan. 2215/2255 ¶ Der sturm küne recke, maister Hillteprant, (A 2185) weder schilt noch waffen trůg er an der hant. {B 2245} Er wolt in seinen züchten zů den gesten gan. von seiner schwester chinde ward im ain straffen getan. 2216/2256 ¶ Do sprach der grimme Wolffhart: „welt ir dar plozzer gan, (B 2246) so enmügt ir an ain schellten nimmer wol gestan Vnd müssent lasterlichen důn die widerfart. kumpt ir dar gewaffent daz etlicher wol bewart. 2217/2257 ¶ Da garbt sich der weise durch des dumen rat. (B 2247) e daz ers jnnen wart, da waren in ir wat Alle Dietriches recken, die trůgen schwert enhant. dem held waz es laid, er het es gern erwant. 2218/2258 ¶ Er fraget, waz sy wollten. „wir wellen mit eẅ dar. [150r] (B 2248) was, ob von Troni Hagen dester wirs gefar Gegen ew mit spote, des er chan wol pflegen? do er daz erhorte, da gestat sein in der degen.
452
2219/2259 ¶ Do sach der kune Volker wol gewaffnet gan (B 2249) die recken von Bern, die Dietriches man, Gegurte mit den schwerten, trůgen schilt enhant. er sagt es seinem herren aus der Burgonde lant. 2220/2260 ¶ Do sprach der videlere: „ich sich dort here gan (B 2250) so recht veintlichen die Dietriches man, Gewaffnet vnder helmen. sy wellent vns bestan. jch wen, es an daz vbele vns ellenden welle gan. 2221/2261 ¶ An den selben zeiten kam auch Hillteprant. (B 2251) da satzt er für die füsse seines schilltes rant Vnd begunde fragen die Günthores man: „wa nun, gůten recken, waz het ew Rüdiger getan? 2222/2262 ¶ Mich hat mein herr Dietrich zů euch her gesant. (B 2252) ob in erschlagen hete ewr dehaines hant, Den edlen margrafen, als vns ist gesait, so chund wir vberwinden nicht die groslichen lait. 2223/2263 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „daz mer ist vngelogen, (B 2253) wie wol ich ew des gunde, het ew der pot betrogen, Durch Rudigeres liebe, daz lebet noch sein leip, den jmmer mugen wainen baide man vnd weib. 2224/2264 ¶ Do sy daz recht erhorten, daz er were dot, (B 2254) da clagten in die recken, als in ir trew gepot. Den Dietriches recken sach man träher gan vber part vnd vber chinne. in waz vil laid getan. 2225/2265 ¶ Der hertzog aus Perne, Sigstab, do sprach: (A 2195) „nun hat gar ain ende vnser gemach, {B 2255} Den vns ye fůget Rudiger nach vnser leiden tagen. vreud ellender diet ligt von ew recken erschlagen. [150v] 2226/2266 ¶ Do sprach von Ammelunge der degen Wolfelin: (A 2196) „vnd ob ich hewt sehe dot den vater mein, {B 2256} Mir wurd nimmer laider dann vmb seinen leib. owe, wer sol nun drösten des guten margrauen weib? 2227/2267 ¶ Do sprach in zornes můte der degen Wolfhart: (B 2257) „wer weyset nun recken so mange herfart, Also der margraue vil dick hat getan? owe, du edler Rudiger, daz wir dich so verlorn han! 2228/2268 ¶ Wolffhart vnd Helphenreich vnde Helmnot (A 2198) mit allen iren frünten sy wainten seinen dot. {B 2258} Vor seuften enmocht fragen nicht mer Hillteprant. er sprach: „nun dut, ir degen, darnach mein herre hat gesant. 2229/2269 ¶ Gebt vns Rüdigern also doten aus dem sal, (A 2199) an dem gar mein jamer leit, vnßer freuden val. {B 2259} Lat vns an im dienen, waz er hie hat getan an vns vil grosse trewe vnd andrem mangem man.
453
2230/2270 ¶ Wir sein auch ellende als Rüdiger der degen. (B 2260) wes lasset ir piten? lat in vns affter wegen Tragen, daz wir nach dode lonen noch dem man. wir heten es vil pillich bey seinem leben getan. 2231/2271 ¶ Do sprach der kunig Günthör: „nie dienst ward so gůt, (B 2261) so dem ain frunde frund nach dem dode důt. Daz hies ich stete trewe, wer die chan began. jr lonent im von schullden. er hat ew lieb getan. 2232/2272 ¶ „Wie lang sull wir flehen? sprach Wolffhart der degen. (B 2262) „seit vnser trost der peste ist von eẅ dot gelegen, Vnd wir sein laider mere mugen nicht gehaben, lat vns in tragen von hinnen, daz wir den recken begraben. 2233/2273 ¶ Des antwurt Volker: „niemat in eẅ geit. (B 2263) nempt in in dem hause, da der degen leit Mit starcken verch wunden, geuallen in daz plůt. so ist es ain voller dienst, den ir Rudigern důt. [151r] 2234/2274 ¶ Do sprach der kune Wolfhart: „got wais, her spileman, (B 2264) jr durft vns nit raitzen. ir habt vns lait getan. Dorst ich vor meinem herren, ja chament ir in not. des müssen wir es lassen, wann er vns streiten hie verpot. 2235/2275 ¶ Do sprach der videlere: „der vorcht ist gar ze vil, (B 2265) waz man verpeutet, der es alles lassen wil. Da chan ich nicht gepreisen rechter hellde můt. die red dauchte Hagen von seinem hergesellen gůt. 2236/2276 ¶ „Des lat euch nit belangen , sprach aber Wolfhart. (B 2266) „jch entricht ew die seitten, wann ir die widerfart Reitent gen dem Reine, daz irs wol mugent sagen. ewr vbermůte mag ich mit eren nit vertragen. 2237/2277 ¶ Do sprach der videlere: „wann ir die seitten mein (B 2267) verirret gůter done, der ewer helme schein Der můs vil tr“be werden von der meinen hant, wie halt ich gereite in der Burgonde lant. 2238/2278 ¶ So wolt er zů im springen, wann daz in nicht enlie (B 2268) Hillteprant sein öhem, wie vast er in geuie: „Jch wen, du wolltest durch deinen dumen zorn meines herren hullde haben jmmer verlon. 2239/2279 ¶ „Lat ab den leo, der held ist grim gemůt. (B 2269) chumpt aber er mir ze handen , sprach Volker, der degen gůt, „Het er die welt alle mit seiner hand erschlagen, jch sag in, daz ers wider spil nimmer mer darf gesagen. 2240/2280 ¶ Des ward vil hart erzurnet des Berneres můt. (B 2270) den schilt zuckt Wolffhart, ain schneller degen gůt. All samm ain leo wilde lief er vor in dan. jm ward ain gahes volgen von seinen frunden getan.
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2241/2281 ¶ Wie weiter sprung er pflag vor des sales want, (B 2271) doch ergacht in vor der stiege maister Hillteprant. Er wolt in nicht vor im lassen kumen in den streit. sy funden, daz si sůchten, an den ellenden seit. 2242/2282 ¶ Do gesprang zů (agen maister Hillteprant. (B 2272) die schwert man hort erclingen an ir baider hant. Sy waren bed erzürnet, daz macht man kiesen sint. von iren baiden schwerten gie der feur rot wint. 2243/2283 ¶ Sy wurden da geschaiden in des streites not. (B 2273) da daten die von Berne, als in ir kraft gepot. Ze hand da ward Hillteprant von Hagen widertan. da lief der starck Wolfhart den kunen Volkern an. 2244/2284 ¶ Er schlůg den videlere auf den helm gůt, (B 2274) daz des schwertes eke vntz an die spange wůt. Da vergalt im mit ellend der kune spilman. da schlůg er Wolfharten, das es stieben began. 2245/2285 ¶ Des feurs aus den ringen hauen sy genůg. (B 2275) has ir yeglicher dem andern da trůg. Da schied der von Pern der degen Wolfewein. ob er ain höld nicht were, des enchund nicht gesein. 2246/2286 ¶ Gunthör der recke mit ellenthaffter hant (B 2276) enpfie die höld mere von Amelunge lant. Geiselhör der herre, der liechten helme vas der frumpt er da vil mangen von plute rot vnd nas. 2247/2287 ¶ Danckwart, Hagens průder, waz ain grimmer man. (B 2277) waz er dauon hete in streiten getan Den etzeln recken, daz waz gar ain wint. nun vacht vil dobelichen des kunen Adrianes chint. 2248/2288 ¶ Reichart vnd Gebhart, Helfreich vnd Wickhart, (B 2278) die heten in mangen sturmen vil sellten sich gespart. Des prachten sy wol jnnen die Gunthores man. da sach man Wolfferanden in streiten herlichen gan. 2249/2289 ¶ Da vacht, als samm er wůte, der alt Hillteprant. (B 2279) vil der gůten recken von Wolfrandes hant Mit tod můsten vallen vonn schwerten in daz plůt. suzz rachen Růdigeren, den recken ch“n vnd gůt. 2250/2290 ¶ Da vacht der Sigstab, als im sein ellent riet. (B 2280) ey, waz er in dem streyte guter helme schriet Den seinen veinden, Dietriches schwesters sun! er chund es in dem sturme nimmer pesser getůn. 2251/2291 ¶ Volker der starcke, do er daz gesach, (B 2281) daz Sigstab der kune den plůtigen pach Haw aus hertten ringen, daz waz im harte zorn. er sprang im hin engegen. da het Sigstab verlorn
[151v]
[152r]
455
2252/2292 ¶ Von dem videlere vil schiere da daz leben. (B 2282) er begund seiner chunste ain solich dail da geben, Daz er von seinem schwerte můste ligen tot. daz rach der alt Hillteprant, als im sein ellend gepot. 2253/2293 ¶ „Owe meines herren , sprach maister Hillteprant, (B 2283) „der hie ligt erstorben von Volkeres hant. Nun sol der videlere lenger nicht genesen. Hillteprant der küne, wie kund er grimmer wesen? 2254/2294 ¶ Da schlůg er Volkern, daz im des helms pant (B 2284) stuben allenthalben zů des sales want Von helm vnd auch von schillte, den künen spilman. dauon der starcke Volker da den ende gewan. 2255/2295 ¶ Da trungen zů dem streite die Dietriches man. (B 2285) sy schlugen, daz die ringe verre traten dan, Vnd daz man ort der schwerte vil hoch fliegen sach. sy holten aus den helmen den haissen fliessenden pach. 2256/2296 ¶ Do sach von Troni Hagen Volkern tot. (A 2226) daz waz zů der hochzeit die aller gröste not, {B 2286} Die er da het gewunnen an mag vnd auch an man. obe, wie hart Hagen den held da rechen began! 2257/2297 ¶ „Nun sol sein nit geniessen der alt Hillteprant! [152v] (B 2287) mein helff ligt erschlagen von des helldes hant, Der peste hergeselle, den ich ye gewan. den schilt ruckt er hoher. da gie er hauende dan. 2258/2298 ¶ Helphereich der starcke Danckwarten schlůg. (A 2228) Gunthör vnd Geyselhör, den waz es lait genůg, {B 2288} Da sy in sahen vallen in der starcken not. er het mit seinen handen wol vergollten den tot. 2259/2299 ¶ Do weile gie da Wolffhart wider vnde dan, (B 2289) alles hauende die Gunthores man. Er waz die dritte chere chumen durch daz wal, da viel von seinen handen manig reck ze tal. 2260/2300 ¶ Do rieft der herre Geiselhör Wolfharten an: (B 2290) „owe, daz ich so grimme veind ye gewan! Edler ritter chune, nun wendent wider mein. jch will es helffen enden. es mag nit lenger gesein. 2261/2301 ¶ Zu Geyselhör do cherte Wolfhart in den streit. (A 2231) da schlůg ir yetweder manig wunden weit. {B 2291} So recht kreftiklichen er zů dem kunig drang, daz im vnder den füssen daz plut auf vber daz habet sprang. 2262/2302 ¶ Mit geschwinden schlegen grimme der schonen Ů ten chint (B 2292) enpfieng Wolfharten, den chunen degen, sint. Wie starck der held were, er chund doch nicht genesen. es endorfft chunig so junger nimmer chuner gewesen.
456
2263/2303 ¶ Da schlůg er Wolfharten durch ain prunne gůt, (B 2293) daz im von den wunden nider flos daz plůt. Er wunte zů dem dode die Dietriches man. es enhet an ainem recken zwar niemant getan. 2264/2304 ¶ Als der kun Wolffhart der wunden enpfand, (A 2234) den schilt den liess er vallen. hoher an der hant {B 2294} Hůb er ain starckes waffen, daz waz scharpf genůg. durch helm vnd durch ringe der held Geyselhern schlůg. 2265/2305 ¶ Sy heten baid ainander den grimmen tod getan. (A 2235) nun lebt auch nit mere der Dietriches man. {B 2295} Hillteprant der allte Wolffharten vallen sach. jch wen, vor seinem dode im so laide nie geschach. 2266/2306 ¶ Do waren gar erstorben die Gunthores man (B 2296) vnd auch die Dietriches. Hillteprant der waz gegan, Da Wolfhart lag geuallen nider in daz plůt. er beschlos mit armen den recken kun vnd gůt. 2267/2307 ¶ Er wolt in aus dem hause mit im tragen dan. (B 2297) er waz ain tail ze schwere. er můst in ligen lan. Da plickot aus dem plůte der růwende man. er sach wol, daz im gerne sein nefe het geholffen dan. 2268/2308 ¶ Do sprach der tod wunde: „vil lieber öhem mein, (B 2298) jr mugt an disen zeiten mir nicht frum gesein. Nun hüttent euch vor Hagen, ja duncket es mich gůt. er trait in seinem hertzen ain grimmigen můt. 2269/2309 ¶ Vnd ob mich mein mage nach tod wellen clagen, (B 2299) den nachsten vnd den pesten, den sult ir von mir sagen, Daz sy nach mir nit wainen. daz ist ane not. von aines kuniges handen lig ich herlichen tot. 2270/2310 ¶ Jch han auch so vergollten hie jnne meinen leib, (B 2300) daz es wol mugen wainen der guten ritter weib. Ob euch des niemat frage, so mugt ir palde sagen, von mein aines handen ligen wol hundert erschlagen. 2271/2311 ¶ Do gedacht ach Hagen an den spil man, (B 2301) dem der chüne Hillteprant sein leben an gewan. Do sprach er zů dem degen: „ir gelltent meine lait. jr habt vns hie benomen mangen recken gemait. 2272/2312 ¶ Er schlůg auf Hilltepranden, daz man wol vernam (B 2302) Palmung erdiessen, daz er Seifriden nam, Hagen der kune, da er den höld schlug. da wert sich der allte, wann er waz kun genůg. 2273/2313 ¶ Der held Dietriches schlůg ain waffen prait (B 2303) auf den hold von Troni, daz auch vil sere schnait. Da enchund er nicht verwunden den Gunthores man. da schlůg in aber (agen durch ain prunne wol getan.
[153r]
[153v]
457
2274/2314 ¶ Do der alt Hillteprant der wunden enpfant, (B 2304) da varcht er schadens mere von Hagens hant. Den schilt warf vber ruggen der Dietriches man.1209 mit der starcken wunden der held da Hagen entran. 2275/2315 ¶ Do waz niemant lebende aller der degene (B 2305) nun wann die zwen, Gunthor vnd Hagene. Mit plůt gieng berunnen der alt Hillteprant. er pracht laide mere, da er Dietrichen vand. 2276/2316 ¶ Da sach er trauriklichen hie sitzen den man. (B 2306) der laide michel mere der furst da gewan. Er sach ach Hilltepranden in seiner prunne rot. da fragt er in der mere, als im sein sorg gepot: 2277/2317 ¶ „Nun sagt mir, maister Hillteprant, wie seit ir so nas (B 2307) von dem verch plůte, oder wer dot ew daz? Jch wen, ir mit den gesten ze haus habt gestriten. jch verbot es ew so sere, daz ir es pillich hett vermiten. 2278/2318 ¶ Do sagt er seinem herren: „es dät Hagene. (B 2308) der schlůg mir dise wunden in dem gademe, Da ich von dem recken wolt wenden dan. mit dem meinen lebene dem dewfel ich cham entran. 2279/2319 ¶ Do sprach der Bernere: „vil recht ew ist geschehen, (B 2309) da ir mich fruntscheffte den recken hortent jehen, Daz ir den frid prachent, den ich in het gegeben. het ichs nit jmmer schande, er müst verliesen daz leben. 2280/2320 ¶ „Nun zurnent nicht so sere, mein herr her Dietrich, (B 2310) an mir vnd meinen frunden der schad ist also reich. Wir wollten Rudigern han getragen dan, des wollten vns nicht gunnen des künig Gunthores man. 2281/2321 ¶ „Owe mir dirre laide! ist Rudiger dot! (B 2311) daz můs mir sein ain jamer vor aller meiner not. Gotlint die edel ist meiner basen chint. owe der armen weysen, die da ze Pechlaren sint! 2282/2322 ¶ Trauren vnde laides man in da sein dot. (B 2312) er begund starck wainen. des gie den hold not. „Owe getrewer helffe, die ich verlorn han! ja vber wind ich nimmer des kunigs Etzels man. 2283/2323 ¶ Mugt ir mir, maister, die rechten mere sagen, (B 2313) wer der reck were, der in da het erschlagen? Er sprach: „daz dot mit kreften der starck Gernot. von seinen henden ist auch der held gelegen tot.
2274,3
458
der] den
[154r]
2284/2324 ¶ Er sprach zů (illtepranden: „nun sagent meinen man, (B 2314) daz sy sich pald waffnen, wann ich wil dar gan, Vnd haissent mir gewinnen liechtes wick gewant. jch selb will fragen die hold aus Burgonde lant. 2285/2325 ¶ Do sprach maister Hillteprant: „wer sol mit ew gan? (B 2315) waz ir habt der lebenden, die secht ir vor ew stan. Daz pin ich allters aine. die andern die sind dot. da erschrack er der mere. des gie in werlichen not, 2286/2326 ¶ Wann er lait zů der welt so grosses nie gewan. (B 2316) er sprach: „vnd sind erstorben alle mein man, So hat mein got vergessen, ich armer Dietreich. jch was ain kunig here, vil gewalltig vnde reich. 2287/2327 ¶ Wie chund es sich gefugen , sprach aber Dietreich, (B 2317) „daz sy alle sind erstorben, die hellde lobeleich, Von den streit wunden, die doch heten not? wann durch mein vngelucke, jn wer fremd der dot. 2288/2328 ¶ Seit daz mein vnsällde nicht lenger chund entwesen, (A 2258) nun sag mir, ist der recken noch kainer genesen? {B 2318} Do sprach maister Hillteprant: „wais got, niemant mer, niem wain Hagen allaine vnd Günthor der kunig her. 2289/2329 ¶ „Owe, lieber Wolffhart, sol ich dich han verlorn, (B 2319) so mag mich jmmer reẅen, daz ich ye ward geborn, Sigstab vnd Wulfwein vnd auch Wolfrant! wer sol mir danne helffen in der Ammelunge lant? 2290/2330 ¶ Wolffreich der vil chüne, vnd ist mir der erschlagen, (B 2320) Gehart vnd Wickhart, wie sol ich die verclagen? Daz ist an meinen frewden mir der leste tag. owe, daz vor laide niemat gesterben mag!
[154v]
Bild: Dietrich von Bern überwältigt Hagen
(39) Awenteur wie her Dietrich mit Gunthör vnd mit Hagen strait [155r] 2291/2331 D O sucht der herre Diettrich selbe sein gewant. (B 2321) jm half, daz er sich waffent, maister Hillteprant. Da clagten also sere die kreftigen man, daz daz haus erdiessen von seiner stimme began. 2292/2332 ¶ Da gewan er wider rechten helldes můt. (B 2322) jn grimme ward gewaffnet der degen gůt. Ainen schilt vil vesten nam er an die hant. sy giengen pald dannen, er vnd maister Hillteprant. 2293/2333 ¶ Do sprach von Troni Hagen: „ich sich dort here gan (B 2323) den herren Dietrichen. der wil vns bestan Nach seinem starcken laide, daz im hie ist geschehen. man sol noch hewt schauen, wem man daz pesten müge iehen.
459
2294/2334 ¶ Ja duncket sich von Bern her Dietreich (B 2324) nie so starck des leibes vnd auch so grimleich, Vnd wil ers an vns rechen, daz im ist getan , also ret Hagen, „ich traw in recht wol bestan. 2295/2335 ¶ Dis rede horte Dietrich vnd auch Hillteprant. (B 2325) er cham, da er die recken baide stande vand Aussen an dem häuse, gelainet an den sal. seinen schilt den gůten satzt Dietrich ze tal. 2296/2336 ¶ „Vnleideliche sorge , sprach da Dietreich, (B 2326) „wie habt ir so geworben, Gunthör kunig reich, Wider mich ellenden? waz het ich eẅ getan? alles meines drostes, des můs ich ane stan. 2297/2337 ¶ Euch endaucht nicht der volle an der grossen not, (B 2327) da ir vns Rüdigern den held schlugent ze dot. Nun habt ir mir benumen alle meine man. ja het ich euch hollden solich laid nicht getan. 2298/2338 ¶ Gedenckent an eüch selber vnd an ewr laid, (B 2328) dot der ewren frunde vnd auch der arebait, Ob es ew gůten recken schweret icht den můt. [155v] owe, wie recht vnsanft mir der dot Rüdigeres důt! 2299/2339 ¶ Es geschach zů diser wellte nie manne laider mer. (A 2269) jr gedacht vbel an mich vnd meine ser. {B 2329} Was ich frewde het, die ligt von ew erschlagen. ja enchan ich nimmer mere mein mag verclagen. 2300/2340 ¶ „Da sey wir nicht so schulldig , sprach sich Hagene, (B 2330) „es giengen zů dem hause ewr degene Gewaffnet wol mit fleisse mit ainer schare prait. mich duncket, daz die mere euch nicht recht sey gesait. 2301/2341 ¶ „Waz sol ich gelauben mer? mir sagt es Hillteprant, (B 2331) ob mein recken gerten von Ammelunge lant, Daz ir in Rudigern gabent aus dem sal, da putent ir in nun spote, den gůten recken hin ze tal. 2302/2342 ¶ Do sprach der kunig vom Reine: „sy jahen, sy wollten tragen (B 2332) Rudigern hinnan. den hies ich in versagen Etzeln ze laide vnd nicht den deinen man, bis daz Wolfhart darumbe schellten began. 2303/2343 ¶ Do sprach der held von Pern: „es můsot also sein. (B 2333) Gunthor, kunig edel, durch die zuichte dein Ergetz mich der laide, die mir von dir sind beschehen, vnd sün es, ritter chüne, daz ich dir vnschullde müsse iehen. 2304/2344 ¶ Ergib dich mir ze geisel, du vnd deine man, (B 2334) so wil ich behütten, so ich peste chan, Daz dir hie ze den Hünen niemat nichte důt. du solt an mir nit vinden nun wann trew vnd gůt.
460
2305/2345 ¶ „Daz enwelle got von himel , sprach da Hagene, (B 2335) „daz sich dir ergeben zwen degene, Die noch werlichen gegen dir gewaffnet stant vnd noch so lediklichen vor iren veinden gaund. 2306/2346 ¶ „Jr ensult es nicht versprechen , so redet Dietreich, (B 2336) „Gunthor vnd Hagen, ir baide habent mich So ser beschweret, daz hertz vnd auch den můt, [156r] welt ir mich nicht ergetzen, daz ir doch pillich důt. 2307/2347 ¶ Jch gib eẅ mein trew vnd sicherliche hant, (B 2337) daz ich mit ew reit haim in ewr lant. Jch belait euch nach den eren, oder ich gelig darumb dot, vnd wil durch euch vergessen der meinen groslichen not. 2308/2348 ¶ „Nun můtent sein nicht mere , sprach aber Hagen, (B 2338) „von vns enzimpt daz mere nicht ze sagene, Daz sich euch ergeben zwen also chune man. nun sicht man bey eẅ yemant wann ain Hillpranden stan. 2309/2349 ¶ Do sprach maister Hillteprant: „got wais, her Hagene, (A 2279) der ew den frid püte mit ew ze tragene, {B 2339} Es chumpt noch an die stunde, daz ir in mochtent nemen, der sůn meines herren, ob im sein danne wollte zemen. 2310/2350 ¶ „Da nam ich e die sůne , so sprach Hagene, (B 2340) „e ich so lasterlichen aus ainem gademe Flüch, maister Hillteprant, als ir habt getan. jch want, daz ir pas kundent gegen veinden stan. 2311/2351 ¶ Des antwurt Hillteprant: „zwe verweiset ir mir das? (B 2341) nun waz der auf ainem schillte vor Walsem staine sas, Da im von Spane Walthor so vil der frunde schlůg? auch habt ir noch zů zaigen an ew selb genůg. 2312/2352 ¶ Do sprach der herre Dietrich: „daz zimpt nicht helldes lip, (B 2342) daz er sulle flůchen samm die allten weib. Jch verpeüt eüch, Hillteprant, daz ir nicht sprechent mer. mich ellenden recken zwinget grösliche ser. 2313/2353 ¶ La hören , sprach da Dietrich, „reck Hagene, (B 2343) waz ir baide sprachent, schnelle degene, Da ir mich gewaffnet sahent zů euch gan. jr jahent, daz ir mich aine mit streit wolt bestan. 2314/2354 ¶ „Ja lagnot eẅ des niemat , sprach Hagen der degen, (B 2344) „jch wil es versůchen mit den starcken schlegen, Es ensey dann, daz mir ze preste des Nibelunges schwert. [156v] mir ist zorn, daz vns baider hie ze geisel ist begert. 2315/2355 ¶ Do Dietrich erhorte den grimmen Hagen můt, (B 2345) den schilt vil pald zuckte der schnell degen gůt. Wie pald gegen im Hagen von der stiegen sprang! Nibelunges schwert daz gůte vil laut auf Dietrich erclang.
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2316/2356 ¶ Da weste wol her Dietrich, daz der chůne man (B 2346) vil grimmes můtes were. schirmen er began Der herr von Bern der angstlichen schlegen. wol erkant er Hagen, den zierlichen degen. 2317/2357 ¶ Auch forcht er Palmungen, ain waffen starck vnd gůt. (B 2347) vnder weilen Dietrich mit listen wider schlůg, Bis daz er Hagen mit streit doch bezwang. er schlůg im aine wunden, die waz dieff vnd lang. 2318/2358 ¶ Do gedacht der herre Dietrich: „du pist in not erwigen. (B 2348) jch han sein lutzel ere, solt du dot vor mir ligen. Jch wil es suzz versůchen, ob ich ettwan chan dich mir zů ainem geisel. daz ward mit sorgen getan. 2319/2359 ¶ Den schilt liess er vallen. sein stercke die waz gros. (B 2349) Hagen von Troni mit armen er vmb schlos. Des ward da bezwungen der vil chune man. Gunthör der edele darumb trauren began. 2320/2360 ¶ Her Dietrich bant da Hagen vnd fůrt in, da er vant (B 2350) die edlen kuniginne, vnd gab er in bey der hant, Den künesten recken, der ye schwert getrůg. nach jrem vil starckem laide da ward sy frölich genůg. 2321/2361 ¶ Vor lieb naigt dem degene des Etzeln weib: (B 2351) „jmmer sey dir sälig dein hertz vnd auch dein leib! Du hast mich wol ergetzet aller meiner not. daz sol ich verdienen, mich ennsaumme dann der dot. 2322/2362 ¶ Do sprach der herre Dietrich: „ir sult in laun genesen, (B 2352) edle kuniginne. vnd mag daz noch wesen, Wie wol er eẅ ergetzet, daz er euch hat getan. er sol des nicht engellten, daz ir in gebunden sehent stan. [157r] 2323/2363 ¶ Da hies sy Hagen füren an sein vngemach, (B 2353) da er lag beschlossen, vnd da er niemat sach. Gunthör, der kunig edel, rüffen da began: „wa cham der höld von Berne? der hat mir lait getan. 2324/2364 ¶ Da gie im hin engegen der herr Dietereich. (B 2354) des kuniges ellende waz vil lobeleich. Da bait er auch nit mere. er lieff fur den sal. von ir baider schwerten hůb sich groslicher schal. 2325/2365 ¶ Wie vil der herre Dietrich lang waz gelobt, (B 2355) Günthör waz so sere erzurnet vnd erdobt, Wann er nach starckem laide sein hertzen veind waz. man sagt noch ze wunder, daz her Dietrich genas. 2326/2366 ¶ Jr ellend vnd ir stercke baide waren gros. (B 2356) palast vnde durne von den schlegen erdos, Da sy mit schwerten hauen auf die helme gůt. es het der kune Günthör ainen herlichen můt.
462
2327/2367 ¶ Nit zwang in der von Pern, sam Hagen e geschach. (B 2357) daz plůt durch die ringe dem held man fliessen sach Von ainem scharpffen schwerte, daz trůg her Dietreich. da het gewert Gunthör nach grosser müde lobleich. 2328/2368 ¶ Der herr ward gebunden von Dietriches hant, (B 2358) wie kunig nicht ensollten leiden soliche pant. Er gedacht, ob er sy liesse, den kunig vnd seinen man, all, die sy erfunden, die můsten dot von in bestan. 2329/2369 ¶ Dietrich von Bern, der nam in bey der hant. (B 2359) da fůrt er in gebunden, da er Kriemhillden vand. Da waz mit seinem laide ir sorgen vil gewant. sy sprach: „wilkumen, Gunthör aus der Burgonde lant! 2330/2370 ¶ Er sprach: „ich sol ew nigen, vil edle schwester mein, (B 2360) ob ewr grüssen mocht genedig sein. Jch wais eẅ, kunigjnne, so zornig gemůt, daz ir mir vnd Hagen vil schwaches gr“ssen důt. 2331/2371 ¶ Do sprach der held von Bern: „vil edles chuniges wip, [157v] (A 2301) des enward geisel nie mer so gůter ritter leip, {B 2361} Als ich ew, fraw, hie an in geben han. nun sult ir die ellenden mein vil wol geniessen lan. 2332/2372 ¶ Sy iach, sy dät es gerne. da gie her Dietrich (B 2362) mit wainenden augen von den hellden lobelich. Seit errach sich Kriemhilt, des Etzeln weib: den ausserwellten degnen nam sy baiden den leib. 2333/2373 ¶ Sy liess sy legen sunder durch ir vngemach, (B 2363) daz seit yetweder den andern nit gesach, Bis sy irs průders haubt fur Hagen getrůg. der Kriemhillden rach ward an in beden genůg. 2334/2374 ¶ Da gieng die kuniginne, da sy Hagen sach. (B 2364) wie recht veintlich sy zů dem held sprach: „Wolt ir mir geben wider, daz ir mir habt benomen, so mugt ir noch wol lebende hain zů den Burgonden chomen. 2335/2375 ¶ Do sprach der grimme Hagen: „die pet sind gar verlorn, (B 2365) vil edle kuniginne. ja han ich des geschworn, Daz ich den hort nicht zaige, die weil ich leb, chainer meiner herren. so sol ich in nieman geben. 2336/2376 ¶ „Jch pring es an ain ende , so sprach daz edel weib. (A 2306) da hies sy irem bruder benemen den leib. {B 2366} Man schlůg im ab daz haubt. bey dem har sy in trůg für den held von Troni. da ward im laid genůg. 2337/2377 ¶ Also der vngemůte seins herren haubet sach, (B 2367) wider Kriemhillden da der recke sprach: „Du hast nach deinem willen es ze ende pracht, vnd ist auch euch ergangen, als ich mir het erdacht.
463
2338/2378 ¶ Nun ist von Burgonde der edel kunig dot, (A 2308) Geiselher der junge vnd auch Gernot. {B 2368} Des schatz ist nun niemant, wan gotes vnd mein. der sol dich, valendinne, jmmer verholen sein. 2339/2379 ¶ Sy sprach: „so habt ir vbels gelltes mich gewert. (B 2369) so wil ich doch behallten des Seifrides schwert. [158r] Daz trůg mein hollder fridel, da ich in jungste sach, an dem mir hertzen laide von ewren schullden beschach. 2340/2380 ¶ Sy zoch es von der schaide. er chund es nicht erwern. (B 2370) do dacht sy den recken des leibes wol behörn. Sy hůb es mit iren handen, daz haubt sy im abschlůg. daz sach der kune Etzel. es waz im laid genůg. 2341/2381 ¶ „Waffen , sprach der fürst, „wie ist nun tot gelegen (B 2371) von aines weibes handen der aller peste degen, Der ye cham ze sturme oder ye schilt getrůg! wie veind ich im were, es ist mir laid genůg. 2342/2382 ¶ Do sprach der alt Hillteprant: „ja genüst sy sein nit, (B 2372) daz sy in schlahen dorste. waz mir da von beschicht, Wie er mich selb prachte in angstliche not, ye doch so wil ich rechen des kunen Dronieres tot. 2343/2383 ¶ Hiltprant mit zorn zů Kriemhillden sprang. (B 2373,1f.) er schlůg der kuniginne ainen schweren schwertes schwang Enmitten, da der borte iren leib het vmb geben. da můst die kuniginne verliesen ir werdes leben. 2344/2384 ¶ Daz schwert daz schnaid so drate, daz sy sein nit enpfant, daz sy het gerüret vnsanft. sy sprach ze hant: „Dein waffen ist verplawen. du solt es von dir legen. es zimpt nicht wol ze tragen aim als zierlichen degen. 2345/2385 ¶ Da zoch er von dem vinger ain ring rot guldein. er warf ir in für die füsse. er sprach: „hebt ir daz vingerlein Auf von der erden, so habt ir war, edel wip. sy naigt sich nach dem gold. da viel enzway ir werder leib. 2346/2386 ¶ Nun ist auch gelegen Kriemhilt, owe der not! wie recht gar vnmüssig waz da der dot. (B 2374,3f.) Dietrich vnd Etzel ser wainen da began. sy clagten jnneklichen baide weib vnde man. 2347/2387 ¶ Die vil michel ere waz da gelegen dot. (B 2375) die lewt heten alle jamer vnde not.1210 [158v] Mit laide waz verendet des kuniges hochzeit, als ye die lieb laide ze aller jungste geit.
2347,2 lewt] lew.
464
2348/2388 ¶ Jch kan eüch nicht beschaiden, waz seyder da geschach, (B 2376) wann ritter vnde frawen wainen man da sach, Dar zů die edlen knechte, ir lieben fründe dot. da hat daz mer ain ende. daz ist der Nibelunge not. hie hat der Streit ain ende Bild: Kriemhilds letzter Wortwechsel mit Hagen und Hildebrand
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7.3. Die Klage [159r] Hie hebt sich die austragung vnd die clag der doten Hie hebt sich an ain mere, daz ist vil redenbere vnd ach vil güt ze sagen, nun wann das es ze clagen 5 den lewten also gezimpt. (C 5) wer es ze ainem mal vernimpt, der můs es jamerlichen clagen vnd jmmer jamer davon sagen. het ich nun die sinne, 10 daz sy es gar ze minne (C 10) heten, die es erfunden! es ist von allten stunden für die warhait her gesagt.1211 ob es jemant missehagt, 15 der sol es lassen ane has (C 15) vnd hör die rede fürbas. ditz vil allte mere het ain schreibere wielant an ain bůch geschriben 20 latein. des ist es nicht beliben, (C 20) es sey auch noch dauon bechant, wie die von Burgonde lant mit frewden in jren zeiten jn mangen landen weiten 25 ze hohem preis waren chomen, (C 25) als ir vil dick habt vernomen, die grosser eren mochten wallten, heten es seit behallten. Nun ist nach sag wolbechant: 30 ze den Burgonden waz ir lant, (C 30) dauon sy herren hiessen. die in die erbe liessen, die sol ich ew benennen, daz man sy mug erkennen, 35 die vns daz půch gesaget hat. (C 35) ain kunig der hies Danchrat, sein schones wib fraw Ů te. baide an hertz vnd an gůt waz sy dugentlich gemůt. 40 dew da kron bey im trůg, (C 40) drey sun von im gewan vnd ain dochter wolgetan, die waz fraw Kriemhilt genant. 13
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für] ffür
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jr prüder namen sind auch erkant. die dochter die was minnekleich, von hohen dugenden lobeleich. dew nam seider ainen man, dauon sy prüfen began vil manges gůtes helldes not, vnd daz er selbe den dot gewan von andern recken vbermůt, also noch vil manger důt, der andern lewten traget has, er enwais selb vmbe waz. des dot ye doch Seyfrid nicht. ditz mere jm grosser dugent gicht, daz er diemütig were vnd alles valsches lere. man het in lieb, daz waz recht. es wer ritter oder knecht, armen vnd reichen kund er sich wol geleichen. er waz auch ain starker man, chün vnd wolgetan. er het auch gůter dugende hort. [159v] sint ward der reck ermort nun wann durch has vnd durch neit, als vns ist gesaget sit. vnd ist vns von den bůchen chunt, sein vater der hies Sigemunt vnd sas da ze Sanden, der kunig von Niderlanden. sein můter die hies Sigelint. Seifrid hies ir baider chint. Da Kriemhild verwittwet wart, si pracht der jamer an die vart, daz sy sich frewden gar verzeh. von clag sy darzů gedech, daz ir vil chaum stund der leip. sint ward sy aines recken wip, des chunen Potelunges sun, durch rache můst sy daz tůn vnd durch kain minne nicht, als die abenteüre gicht, der kunig von Hünen reiche, mit dem sy doch herleiche nach jrem jamer seit gesas. der rede maister hies daz auch richten an dem mere, wie reich der kunig were. Etzel hies der kunig reich. er het aller dagleich
(C 44) (C 45)
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zwelf kunig vnder im. von der warhait ich daz nim: die dienten im mit eren. man gefriesch nie man so heren vnder haiden vnd vnder kristen. genůg, die daz wisten, die riten zů im in sein lant. daz ist vns auch wol bechant, wie der kunig het ain weib, daz dugentlicher frawen leib bey iren zeiten niemant vand. Helch so waz sy genant. nun ist gesagt dicke daz, wie fraw Kriemhild seit gesas ze den Hunen als fraw Helche. doch döt ir zu allen zeiten we, daz sy ellende hies. der jamer sy vil sellten liess gerůen ainen halben tag, wann ir an dem hertzen lag, wie sy verlos ir wunne. jr aller nachste chunne heten ir iren lieben man genomen. nun was es an die rede chomen, daz man ir vorchteklichen jn hunischen reichen, sam sy frawn Helchen daten. sy het in ir chemenaten, swanne sy sy solt schauen, mer megt vnde frawen dann in irs vaters lande. der gůten weigande het sy vil gross kraft vnd dägliche ritterschaft, die ire augen an sahen. daz enchund nicht veruahen, es wainet ane laugen mit kraft irs hertzen taugen. seit pracht sy es daran, daz sy den gewalt gewan jn hunnischen reichen, daz sy vil taugenleichen der starcken rach gedachte, daz sy doch sint volbrachte vmb Seifriden [160r] jren lieben man. dauon laider sint gewan vil manig edel man den dot. der rache zwang sy grosse not, daz sy verlos den weigant,
(C 85)
(C 90)
(C 95)
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wann er het wol alle lant mit seiner kraft verchert. dauon was gesert baide ir hertz vnd ir můt. es daucht sy vil sellten gůt,1212 waz man frewde chunde pflegen. sy het es alles sich erwegen. Swie daz geschehe, daz Kriemhilt vor ir sehe zwelf kunig vnder der krone stan, die ir auch waren vnder tan mit dienst vnd wie sy gerůchte vnd sy es an sy versuchte, daz waz jr alles sam ain wint. sy het daz Sigelinde chint mit grosser lieb pracht darzů, daz sy baide spat vnd frů gedacht an Sigelinde, wie sy mit irem chinde lebt in grosser wunne. ja enkund ir baider chunne den willen nicht erwenden, sy enhete mit jren henden,1213 ob sy mocht sein ain man, jr schad, als ich mich verstan, errochen manig stunde. geschehen es nicht enchunde, wann sy auch hete frawen leib.1214 es trůg daz jamerhaffte weib den willen starck in irem můt. daz kam dem nicht ze gůt, von den sy den schaden nam. den geschach sint alsam.1215 des ensol sy niemat schellten. wann solt er des engellten, der rechter trewen chunde pflegen, der het schier sich bewegen, daz mit rechten dingen mochte nicht volbringen kainen getrewen steten můt. trewe die ist darzů gůt: si machet werd des mannes leib vnd erent auch also schone weip,
(C 135)
(C 140)
(C 144) (C 145)
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gůt] gůt gůt enhete] enheten hete] heten geschach] gesach des] den
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185
230
daz ir zucht noch ir můt nach schanden nimmer nicht endůt. also auch Kriemhild geschach, der von schullden nie gesprach valsch wort dehainem man. wer ditz mere mercken kan, der sagt vnschuldig wol iren leip, wann daz vil edel werde weib dät nach ir trewe jr rach in grosser rewe. vns ist daz dick wol gesagt, wie Etzel het bedagt vil fursten lobeleich haim in seinem reiche zů ainer grossen hochzeit, daz weder e noch seit enhain dorft werden1217 nider auf der erden mit so grosser ritterschaft vnd also starcker herschaft, durch Kriemhillden het, daz der kunig vil gern det. er schůf in grosser wirtschaft, wann durch der hellde kraft [160v] den zaigen wollte seinen preis.1218 da waz die frawe also weis, daz sy es mit listen so an vie, daz sy der nicht beleiben lie, die sy ze der hochzeit gern sach, den da vil laides sint geschach. da sy chamen in daz lant, Etzel der weigant erpot in willigen můt. so wolgelobten hellden gůt man bey ain ander nie gefand als aus der Burgonde lant mit im prachte Gunther, Danckwart vnd Geyselhör, Hagen vnd Gernot. daz Kriemhilde gollde rot sy heten zum Rein gelassen. die weil sy verwassen, daz sy sein ye gewunnen chunde! jch wen, sy ir allten sunde engulten vnd nicht mere. Etzel der kunig here
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enhain] erhain wollte] wollten
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mit zuchten gegen den gesten gieng, da er sy minneklich enpfieng mit frewden in seinem reiche. seinen dienst fruntleiche er den hellden da gehies, den in volaisten nicht enlies Kriemhild die kunigein. daz müss got geclaget sein, da sy die hold ye gesach; da von laide da geschach vil manger můter chinde. des Etzeln jngesinde sich frewt ir kunfte sere. sy wanten, daz ir ere noch were gestanden, die seider in den landen vil jamerlich erlag. es waz ir vrtailes tag kumen nun ze nahent. die sy vil gern sahen, vnd sy ir dienst puten an, vil manig ausserwellter man, daz waz yedoch ain michel not, daz die von in gelagen dot. Was in gedienet het der es vil gern dät, Etzel der kunig reiche, vnd dem sy auch pilleiche jr dienste solten pringen, nun můst in misselingen1219 von ainen allten schulden. es het wider ir hullden geworben also sere Hagen der vber here, daz sy es nicht lassen chunde, sy müsten bey der selben stunde rechen alles, daz ir was, da von vil wenig der genas. da sturben wol viertzig tausent man, da sich rechen began Kriemhild nach irem sinne. der dot het ir minne, die da sterben sollten, sy wollten oder enwollten, si mochten noch enchunden, wann es het an den stunden den sig so verr genomen
(C 215)
(C 220)
(C 225)
(C 230)
(C 235)
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(C 245)
(C 250) (C 255/D 271)
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můst in] můsten
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der rat, der da waz bechomen von Kriemhillden munde, daz sich zů [161r] der stunde kunden schaiden nicht her dan. da von Etzel da gewan die aller grosten not, die ye kunig ane tot gewan an seinem leibe . daz hies man alles schreiben, vnd waz ir von den leiben wurde da geschaiden, vnd wie begunden laiden jn daz leben allen. ja můsten sy der gallen jr hertzen da gefallen. sy wurden ser erbolgen den kunen Rein francken, als ob in sein solt dancken Etzel der kunig mer, ob es sein wille wer. do waz es dem kunige lait. es waz in allen berait auf ainen feichlichen tag. wie schon ir der wirt pflag,1221 daz enchund nicht veruahen. die in da sassen nahent vnd fruntlichen bey in giengen vnd e vil minneklich enpfiengen, die můsten bey in ligen tot. daz waz ain jamer vor aller not. Fvr werd sol man es jmmer sagen, daz so vil held ward erschlagen1222 von aines weibes zorn. die recken auserkorn, die e waren vil weltleich, die der herre Dieterich gefuret het in daz lant als vns nicht mere ist bechant, der beliben sechs hundert do.1223 wie herlich sy anderswa jn volkes sturmen herte vnd sich dicke wol erwerten, die můsten nun ersterben vnd hie den tod erwerben. tot] not wirt] wir daz so vil] daz so vil daz so vil hundert] hunder
(C 265/D 281)
(C 270/D 286)1220 (C 273/D 289) (C 275/D 291)
(C 280/D 296)
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da verlos auch der furst Plödlein der mag vnd auch der frunde sein wol drew dausent seiner man. er vieng es boslichen an durch aines weibes lere. seinen leib vnd auch sein ere jn den trewen ward verlorn. die er zů frawen het erchorn, der dient er nach hullden, so daz er von den schullden der erst můste wesen pfant, wann die von Burgonde lant sich werten also sere, daz man jns jach für ere. der hertzog Herman, ain fürst aus Polan, vnd Sigaher von Walachen vil williklichen rachen der frawen Kriemhillden lait. zway dausent ritter gemait sy prachten zů der wirtschaft, der von der kunen geste kraft alle wurden sint verschwant. dar het durch Kriemhillden lant pracht aus Durckey Walbor der frey zwelf hundert [161v] seiner man. die můsten alle da bestan, waz ir von Kriechen dar waz chomen vnd waz die heten da vernomen der Kriemhillden goldes vnd Etzeln solldes. den dienten sy vil geschwinde. von ir vil manges chinde ward seit gewainet sere. sy wanten werben ere: da wurben laider sy den dot, wann die vil schedliche not het den sig an in genomen. die auf genad waren chumen Etzel dem reichen, die dienten angestlichen. als vns ist gesaget seider, da kam nie kainer wider. Der wil ich ew nennen drey, daz alle land des waren frey, daz niemat kuner dar jnne wer dann Jrrenfrid der mer vnd Haunwart vnd Jrring.
(C307/D325) (C 310/D 328)
(C 315/D 333)
(C 320/D 338)
(C 325/D 343)
(C 330/D 348)
(C 335/D 353)
(C 340/D 358)
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(C 355/D 373)
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den waren chumen so ir ding wol vor zwaintzig jaren, daz sy vertriben waren von ir selber lande werrlich ane schande vnd mit in manig kuner man. si heten als vil getan wider des kaisers hullden, daz in von den schullden chund gehelffen chain man. da můsten sy keren dan zu den Hunen fluchtikleichen, zů Etzeln dem reichen, der sy vil minneklich enpfie vnd in nicht gepresten lie jn also mangen jaren, vnd sy bey im waren. mit gab pracht er sy darzů, daz sy spat vnde frů daten, waz er wollte. da man rechen sollte der frawen vnd des kuniges lait, des waren die hold vil berait vnd daten, was Etzel gepot. des můsten sy da beleiben tot bey im in ellende von der Burgonde hende. jch sag ew, als ich han vernomen, von wann sy waren chumen. Jrrenfrid, der held wol erkant, het geraumet Dirgen lant, dann er lantgraf hies, da in der kaiser da versties. Hanwart, der degen starck, waz vogt in Tennenmarck. da waz ain marck in Dennenlant, dauon Jrring der margraf waz genant. sy heten dar gesundert drew vnd dreissig hundert jn des Etzeln lant. der ward von volkes hant also manger seit erschlagen, daz mans ze wunder wol mag sagen. auch [162r] schlug der hold mere, der spech videlere, Jrrenfrid den reichen jn sturmen lobeleichen. auf der stiegen vor dem palast, da die not ergangen waz,
(C 358) (D 377) (D 378) (C 359) (C 360/D 380) (D 383) (D 385)
(D 390) (C 365/D 391)
(C 370/D 396) (D 397)
(C 371/D 401)
(C 375/D 405)
(C 380/D 410)
(C 385/D 415)
(C 390/D 420)
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Hagen schlůg Jrringen. der waz in dem gedingen, daz niemat chuners sollte leben. da het im vollen lon gegeben, den er da wolt schlahen tot, Hagen, der sint in grosser not bestund bis hin zů dem lesten bey den werden gesten. Haunwarten, den schlůg Danckwart, des ellend sellten ward gespart jn kainer schlachte not. mich wundert des, daz in der dot je dorste bestan, wann er het da getan, daz man es sagt ze mere, ob es zwelfen were also kunen geschehen, daz mans f“r wunder můste jehen. Von wann sy dar waren chomen oder wa man sy het genomen mit potschaft in den landen, zů der Burgonden handen waren sy all geborn. des volks ward so vil verlorn von der Gernotes hant, daz man durch dreissig kunige lant wol gefriesch die mere, wellich sein ellend were. der schlůg auch Rudigern, den margrauen heren, da sy in sturmen waren. da sach man sy gebarn, Rüdigern den reichen, daz er vil manleichen den starcken Gernoten schlůg. jn sturmen da baidenthalb genůg jr baider mag vnd man. funf hundert riter wolgetan mit im dar prachte Rüdiger, der lebt chainer nit lenger, fur daz sy in den sturm sprungen,1225 wie dick in so waz gelungen bey Etzeln dem reichen. die schlůgen gewalltikleichen die von Burgonde lant, daz die stachlin pant
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were] weren fur] ffur
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(C 420/D 450)1224
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draten von den schwerten. die sy da zwingen gerten, die werten sich vil sere. Geiselher der here den hais plůtigen pach vil vngern fliessen sach an den selben stunden von Rüdigeres wunden. waz des schaden funden ward, den sy von der houart ze den Hunen genomen, die zů Etzeln komen, daz waz ain not ob aller not, daz den Geiselheres tot niemat kund [162v] erwenden, der mit rat noch mit henden1226 nie kain schuld gewan an Seifrid seiner schwester man. des enchund er nicht geniessen, wann sy ainander nicht enliessen. des můsten sy ersterben vnd in der schuld verderben. man clagt auch Gernoten, den ser verschroten, von der Burgonde lant, daz von der Růdigeres hant da vil jamerlich gelag, der mit eren mangen tag1227 lebt bis an die stunde, daz im got nicht engunde beliben in der schuld. seiner schwester hulde chunt Gunthör nicht erwerben. ja riet er, daz er sterben můst Seifrid, der erster man. da von er den has gewan, daz im der leib ward benomen. es waz auch dishalb also chomen, daz ir ir cind ward erschlagen. daz wollten in nicht vertragen, die es da rechen sollten vnd auch dienen wollten Etzeln dem reichen, dem sy nit entweichen mochten in der starcken not. der gelag auch so vil dot mit] fehlt mit] über der Zeile nachgetragen
(C 440/D 470)
(C 445/D 475)
(C 450/D 480)
(C 455/D 485)
(C 460/D 490) (C 464/D 493) (C 463/D 494) (C 465/D 495)
(C 470/D 500)
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von den gesten in dem sal, daz es waz gar ane zal. Wer solte des getrawen, daz Kriemhilt der frawen selber sterben da geschach? den schaden vnd den vngemach geprüfet het ir selbes munt. nun ward ir sterben mit in chunt,1228 die gern weren auch genesen. des enmocht laider nit gewesen, wann sy heten als vil getan, daz es niemat vnderstan mocht noch enchunde. des můsten in der stunde baide claider vnd leben von der hochzeit da geben. waz man jamers e da vand, da der alt Hillteprant durch seines grimmen hertzen zornn schlůg die frawen wol geporn, daz es Etzel der kunig an sach, da hůb sich erst vngemach aler hande diet. dem jamer ward ze miet sein hochster stůl gesetzet. an frewden ward geletzet da vil manger frawen leip. es wer magt oder weib, jr wunn in můst entweichen. Etzeln den kunig reichen, den sach man vil jamerlichen stan. es waz nun alles daz getan, daz da ze tůn was, wann ir kainer da genas, die da gedorsten waffen tragen. die lagen samm daz vich [163r] erschlagen vnd geuallen in daz plůt. damit beschweret waz der můt den, die mit frewden wanten leben. die gab waz in da gegeben, daz man da anders nicht enpflag baide nacht vnde tag, nicht wann wainen vnde clagen. vndanck sol man der weyle sagen, jn der die not beschehe, vnd das Kriemhild ye gesähe des herren Seifrides leib.
(D 515) (C 483/D 517) (C 485/D 519)
(C 490/D 524)
(C 495/D 529)
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(C 505/D 539)
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dauon so manig schon weib von liebe ward geschaiden. es ward den namen baiden, haiden vnde cristen, von ir ainer listen also laid getan, daz baide weib vnde man gelauben wil der mer, daz sy zů der helle wer von der vil grossen schullde, vnd daz sy wider gotes hullde geworben het so verre, daz got vnser herre jr sele nicht enwollte. der daz bewaren solte, der můs hin zů der helle varen. daz haiss aber ich vil wol bewarn, daz ich nach dem selben mer zů der höll nicht pote wer. des bůchs maister sprach da e,1229 daz dem getrewen vntrew tůt we, vnd sy gross drew darzů traib, daz sy durch trew da tot belaib, so hat vns got den drost gegeben, daz sy in trewen verlos ir leben. wes leip mit trewen ende nimpt, daz der zů dem himelreiche zimpt, des wais man die warhait wol. durch daz niemat den andern sol vertailen zů der helle, der selb dar nicht enwelle, wann es ist vil grosse sunde. von welhem vrchunde mag er des gewishait han, so der mensch hie mus lan daz leben, war er danne var?1230 sich selber niemat also gar sol vnschuldig machen von suntlichen sachen. wie rain er sey vnd wie gůt, wer wais, was got mit im důt? des sol man sy geniessen lan. waz yemant vbele hat getan, dannoch ist genade me, dann yemant sunder bege. sind sy mit grossem jamer ranck maister] maisters war] wer
(C 530/D 564)
(C 535/D 569)
(C 540/D 574)
(C 545/D 579)
(C 550/D 584) (C 549/D 583) (C 552/D 586) (C 551/D 585) (C 553/D 587) (C 555/D 589)
(C 560/D 594)
(C 565/D 599)
(C 570/D 604)
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vnd sy grosse trewe zwanck, die sy trug nach jrem lieben man, als wir von ir vernomen han, daz sy pflag grosser trewe durch lieb vnd durch trewe, daz sy zwo sel vnd ainen leip waren, als man vnd weip [163v] mit rechter e süllen sein. dauon die edel kunigein von schulden der rach gezam, den sy vmb iren man seit nam, als vns seit dick ist gesait. vnd het sy wissen die warhait, sy het es also nit gedacht. sy het es vil gern darzů pracht, daz nun wann der ainig man, der ir daz laid hät getan, den leip het verlorn. so můst ir schwer vnd ir zorn aller damit ain ende han. da wollten in nicht schlahen lan sein herren vnd sein mage, die in des dodes wage1232 baide leib vnd leben baide dar můsten geben. da ir nicht anders dochte, da liess sis gan, als es mochte, mit irem willen vnd an iren danck. sy waren chün oder kranck, jr chund ainer nicht genesen. daz můst sy da lassen wesen. Das haus waz verprunnen gar ob der vil herlichen schar, die durch streiten chamen darein. dem wirt gie sein zeit hin mit jamer vnd mit sere. sein hohes lob vnd ere waz vil verr nider chumen mit fursten vesten het genumen jn des fursten hertzen mit biterlichem schmertzen. an dem vil eren lag, betrübet ward sein liechter tag. frewd im waz zerrunnen. der schein von der sunnen jm nicht mer scheinen wollte.
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sy] sein des] de
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(C 580/D 614) (D 615) (D 616) (C 581/D 617) (C 582/D 618) (C 585/D 621)1231
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die frewd, die da sollte von lieb in seinem hertzen wesen, der můst er aine nun genesen, wann er anders nicht ensach wann mangen fliessenden pach von verch dieffen wunden, die jm in kurtzen stunden frewd heten benomen. aus seinen augen waz im chumen vil minnekliches an sehen. von des dodes schuld waz geschehen an mannen vnd an magen, die da erschlagen lagen. die im die nachsten sollten wesen, der waz ainer nicht genesen. dauon im jamer ward bekant. er begund haubt vnde hant winden also sere, daz es nie kunig mere1233 weder e noch seit ist geschehen. man můs kunig Etzel des jehen, daz also ser geclait wurd mit der warhait nie von kainer schlachte man. wie laut er růffen began, als ob man hört ains wisentz horn! dem edlen fursten wolgeporn die stimm aus seinem munde erdos in der stunde,1234 da er so sere clagt, daz dauon er[164r]wagt baide durn vnd palast. wie lutzel frewd e da waz, jr waz nun verr dester minn. er het verwandelt den sin, daz er bey der stunde wissen nicht enchunde, ob es im laster were. da half im sein schwere vil mangen ritter weise clagen. welt jr nun wunder horen sagen, so merckent vnbeschaidenhait. waz ye ze der welt ward geclait, daz waz vil gar da wider ain wint. so manger werden můter chint clagen nun begunde, es] er erdos] er daz
(C 620/D 656)
(C 625/D 661)
(C 630/D 666)
(C 635/D 671)
(C 640/D 676)
(C 645/D 681)
(C 650/D 686)
(C 655/D 691)
(C 660/D 696)
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als man in an der stunde. vil manger junckfrawen hant alwindent ward zerprochen. da ward sellten nicht gesprochen, wann ach vnd we. swie laut e der kunig schre, die frawen schriren alles mit. es ist auch noch der lewte sit, wa ainem lait zů hertzen gat, daz der ander bey im frewde lat, sam ward da gelassen. daz volk mit vnmassen die clag ye grosser machten. die lewt vil laut erkrachten an manger frawen henden. sy clagten die ellenden, die reichen vnd auch die armen. es mocht ain stain erbarmen! daz lant volk lief alles nů vil ser schreyende zů. da sy gehorten mere, waz da geschehen were, sy zugen alle vast dahin, sumliche durch gewin, die andern durch wainen vnd durch clagen, den ir frunt da waren erschlagen. Etzeln můt waz schwere. da schůf der Bernere mit dem lantuogt vberal, daz sy da raumten zů dem sal ainen weg mit den doten. der lag da vil verschroten ain hauff ane masse hoch. vil mangen man dannan zoch, die man vor dem hause vand, die des Volkeres hant vnd Hagen ze tot het erschlagen. die hies man von dem hause tragen also verre hin dan, daz ain yeglicher man zu dem sal mochte chumen. der tod het in da benomen also vil ir wunne: was ir chaines chunde bey dem streit gewesen, die noch da waren genesen, die weren auch nun gern mit in dot. man sach vil mangen ring rot ziehen ab den wunden.
(C 664/D 700) (C 666/D 702)
(C 670/D 706)
(C 675/D 711) (C 679/D 714) (C 680/D 715) (D 716) (D 717) (D 718) (C 681/D 719)
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von in ward enpunden vil manig durch helm vas rot, plutig vnde nas, so waz alles ir gewant. mangen herlichen rant sach man bey in verschroten. den vil reichen werden toten, der ward so vil von dann getragen, [164v] alle, die es auch horten sagen, daz sy des michel wunder nam, ob yeman frewden da gezam jn allem dem lande. die gůten weygande vil lutzel můt, waz man sprach. vil manig magt vom habet prach mit grossem jamer daz har. vil maniges trautinne auch dar vil laut schreyende ging, die von wunden enpfieng daz plůt an iren geren. die armen zů den heren waren also gelegen, daz der plutige regen sy het all gemachet nas. wellich weib das versas, daz sy den vngesunden bewainet nicht erwunden, daz waz vnweiplicher můt. (illteprant der helt gůt, der hort laut waffen. vil kreftiklichen raffen hort er daz gesinde. der schonen Ů ten chinde lag hie aines vor dem sal. von des wunden ze tal bracht da von laugen vil träher aus den augen. daz waz die kuniginne, die mit vnsinne het auch erschlagen Hillteprant, wann sy von Burgonde lant (agen auch zů dode schlůg. des het man jamers genůg da von, stat es noch ze sagen, wie daz cham, daz Hagen sturb von ainem weibe, wann er mit seinem leibe so vil wunders het getan. die lewt redent sunder wan
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nach, daz es ain luge sey. so ist daz der warhait bey, daz in des zwang her Dietreich, daz der höld lobeleich jn seinen banden gelag. da schlůg im ainen schwertes schlag mit ir hant des kuniges weib. durch das verlos auch sy den leip von Hillteprant an not. man clagt der kuniginne tot, des wär von allem rechte. riter vnde knechte, die daten es pilleiche. jamers also reiche wurden alle, die man vant vber des Etzeln lant. Do kam der herre Dietrich mit ainem můt cleglich, da er Kriemhillden vand. er pat die lewt ze hant, daz sy ir wainen liessen. wie vil sy im des gehiessen, jedoch endaten sy sein nicht. also gros waz die geschicht, die sy heten gesehen vnd die da vor in waz geschehen, daz sich da niemat kunde gerüren bey der stunde. do sprach der herre Dietrich: „ja han ich fursten mage rich vil gesehen bey meinen tagen. [165r] jch gehort nie mer gesagen von schonerem weibe. owe, daz deinem leibe der tod noch schier noch sollte chomen! wie mir der tod hab genomen mein aller pestes chunne, jch můs mit vnwunne clagen dich vnd mich. des wer daz důn ich mit also grosser rewe, daz ich dich deiner trewe nicht sol laun engellten. du hast mir vil sellten versagt, des ich dich ye gepat. nun ist es chumen an die stat, daz ich es, fraw, verdienen sol.
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da mit wirt aber mir nicht wol, was ich nach deinem tot getů. so graif der ellenthaffte zů vnd hies sy schier baren die lewt, die da waren. Da mans gelegt auf den re, der furst het ir habet e zů dem leib hin wider getragen. da hort man Hilltepranden clagen, der sy schlůg mit seiner hant. da kam aus der Hunen lant Etzel der jamers reiche, dem jamer wol geleichen, vnd als es im da dochte. niemat vor jamer mochte gelassen, er enhülff im clagen. vndanck begund er sagen seinem grossen vnhaile, wann im waz ze taile nun worden vngelückes hort. dew ye vnfalschliche wort het bey irem leibe, seinem werden weibe viel er an die prust. jr weisse hende er kust, vil senlichen er claget. aller erst dem kunig saget Dietrich die rechten mere. „owe meiner schwere! sprach Etzel der wolgeporn, „wie han ich armer man verlorn beyde mein weib vnd mein chint! darzů mangen werden leib aus meinem hohen kunne vnd meiner augen wunne an meiner lieben frawen magen, die auch vil grosser eren pflagen die weil, daz sy mochten leben!1236 vnd bin ich müdinck nun gegeben jn also grosse rewe. het ich die gantzen trewe an irem vil werden leibe erkant, jch het mit ir alle lant geraumt, e ich sy het verlorn. ey, getrewer weib ward nie geporn von kainer můter mere. wirt] wir weil] weib
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owe fursten here, Gunthör vnd die lieben pruder dein vnd auch die hohen recken mein, mein bruder vnd mein mage, die mit des dodes lage wunderlich sind erschlagen! wie chünd ich jmmer die verclagen, die guten weigande, [165v] die ich von mangem lande1237 ze dirr hochzeit her gewan? dar zů alle meine man, der ich nun nit chan beschaiden vnder kristen vnd vnder haiden, von den mein ere nie vaste staik? nach der clag er nider saik, recht als ob er wer entschlaffen. darumb begund in straffen1239 von Bern der herre Dietrich. er sprach: „ir důt dem vngeleich, daz ir seit ain weyser man. daz euch nicht veruahen kan, daz sult ir lan, daz ist mein lere. „nun saument euch nicht mere , sprach der degen gůter, „tragt zu seiner můter ditz wenig kindelein! die poten giengen do darein, da sy Ortlieben funden mit ainer starcken wunden jn dem plůt ligen haubtlos. owe, waz da Etzel verlos an im der grossen ere! es gewinnet nimmer mere dehain kunig soliche not. an den Plödelines tot der wirt auch da gedacht. er schůf, daz man im pracht toten zů disen baiden. wie sy waren haiden, da waz zerbarmen vmm sy. daz volk dort vnd hin1240 waffens vnd schreiens pflag. vil mangen grossen prust schlag schlůgen sich die werden weib.
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von] vor der] dir in] über er dort] hin dort
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vil manig wunneklicher lip waz mit grossen laiden von lieb da geschaiden. Aines gepotes sy wol gedachten, daz sy Plodlin prachten, da in der kunig selb sach. der sun Potelunges sprach: „owe, lieber pruder mein, meine lant vnd die dein, die ligent nun vil aine. die heruerte seine sait man in den reichen. du dät vngütleichen, vil lieber pruder, an mir. wie solt ich getrawen dir, daz du meinen gesten, den degen aller pesten, erzurnest so den můt, daz sy dich, merer helt gůt, dauon zů tot hand erschlagen? die selben hold můs ich clagen, wann ich in het gesant mein poten in ir lant, daz sy mich sehen sollten. die trew haben wollten vnd die getrew wollten wesen, die solten sy lassen han genesen. wie sollten sy es vermiten han, vnd wie sollten sy han getan, die vil weltlich waren ye, da man sy streites nicht erlie, die hold werten auch sich? daz sy daz verdagten mich, daz cham von irem vber můte. jch [166r] het auch daz vil wol behůte, daz hie icht geschehen wer. auch soltest du, held mer, sy vil pillich han verborn vntz dann, ob ainen allten zornn auf sy trůg daz vil edel weib? so ensoltest doch eren vnd leib darumb so leicht nit gewagot han. daz ew Hagen het getan, das west ich wol die mere. wie lieb sy mir were, jch het in nimmer doch erschlagen. ob er vor mir zů dausent tagen solte han geschlaffen, so enhet ich mein waffen
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nimer vber in erzogen. brůder, nun hat dich betrogen dein vil tumlicher můt. waffen , schray der kunig gůt, „daz ich ye ward geporn! waz ich drostes han verlorn an in vnd an den meinen! Gunthor mit den seinen weren mir gestanden mit willigen handen alles, des ich wollte. waz ain kunig solte an gůten recken han begert, des wer ich wol an in gewert. nun ist des laider nicht geschehen. owe, daz niemat mir veriehen wolt der rechten mere, daz in so veint were Kriemhild ir schwester! der schad vnd mein lester, die sind baide wol so gros,1241 wie mich ze leben nie verdros, nun verdrüsset mich so sere, daz ich nimmer mere gern geleb kainen tag, wann es ist der gotes schlag vber mich ergangen. nun ligen sy geuangen, die sein gewalt bezwungen hat. je wolt ich des haben rat, daz in nicht ensollte furchten nach enwollte. Nun schilt ich mein abgot, seit des gewalltigen gepot gezurnet hat so sere. wa ist nun die ere, die Machmet vnd Machauen so lang liessen her gestän? was ich erreiten chunde, daz waz bey meiner stunde alles gar von mir bediet. der mir ze lebene geriet, baide juden vnd kristen mit gotlichen listen hies erscheinen den tag, mit den seinen er mein pflag,
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gros] dot gros enwollte] ewollte
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samm ich sein aigen were. nun riet mir mein schwere, ob er mein ruchen wollte, ob ich mich aber becheren solte, ob er mir wolt helffen darzů. nun furcht ich, das er es nicht entů, wan ich in auch e betruck. mein abgot schuffen, daz ich luck, daz [166v] jch liess die cristenhait seiner starcken gothait. daz ist ane zweyfel war: jch waz kristen wol funf jar. doch geschůffen sy daz seyder, daz ich mich vernoygert wider vnd ward in als e vnder getan. ob ich nun gern wolt enpfan cristenliches leben vnd die rechten e, daz wirt mir wider nimmer mer. wann ich han mich vnerforcht so ser wider in verworcht, daz er mein laider nun nit wil. dausent kunig heten zů vil an mein aines schwere. jch west wol, daz er were von dem aller hochsten luft vnd an die nidrosten gruft gewalltig, wes er wollte. dem ich da dienen solte, fur den traw ich nimmer chumen. ditz laid hat mir benomen frewd vnd all den hohen můt. mich duncket nun nicht so gůt, so mit den ligenden hie ligen tot. der kunig ersauft, des gie in not. michel lauter er erschre. daz dot herren Dietrichen we, dem fursten von Berne. er hort es vil vngerne. Er vnd maister Hillteprant giengen, da sy den kunig vand. als er Etzeln ersach, dem geleichen er do sprach, samm im nicht arges were: „ach, owe dirre mere, gefraischet man die in daz lant, daz ir mit windender hant stet als ain plod weib, frewd] ffrewd
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die ir zucht vnd ir leib nach frundes ere hat gesenet! des sey wir von ew vngewenet, daz ir vnmanlichen důt. nun sult ir, edler kunig gůt, trosten fruntliche mich armen Dietereichen. er sprach: „wie sol ich geben drost? wann ich pin alles des belost, daz ich zů der welt ye gewan, nicht wann daz ich den leip han an gůt synn. mich hat mit vnminn der gotes has bestanden. jch was in meinen landen gewalltig, her vnd reiche. nun stan ich jamerleiche, recht als ain arm man, der nie helff gewan. do sprach der Bernere: „her kunig, lat ewr schwer vnd důt dem geleiche, als ob ir Dietriche welt helffen von der not. sy sind mir all erschlagen tot, die mir da helffen sollten vnd mich pringen wollten wider an mein ere. ja rewet sy mich sere, die not gestalen mein. ja rewent sy mich sere, die not gestalen meine. ja macht [167r] du, kunig, die deinen vil wol vber winden. du macht noch mangen vinden, der dich nit vnderwegen lat. vmb mich es laider also stat, als du selb hie macht wol schawen. ja ligent sy ser verhauen, gefallen dieff in daz plůt, die durch mich baide leib vnd gůt satzten auf die wage. jn ist an ainer lage1244 der tot vil jemerlich chomen vnd hat sy alle mir genumen. der künig sprach: „des mus ich jehen: jch han gehort vnd gesehen
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jn] jü
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vnd gesaget von vil grosser not, daz der gemainlich tot den gewalt nie mer gewan. der kunig hies da tragen dan baide sein chint vnd sein weip vnd seines faigen pruders leib, geparet auf die re. den lewten, den ward allen we, die es mit in sahen, von dem hause trahen. noch vil manger vaige lag, den ir vaiglicher tag daz leben het da benomen. nun waz auch der kunig chumen, da er Jrringen vand, den mit williger hant des můtes vnuerdrossen Hagen het erschossen, da er im angstlichen entran. wie doch der Hauwartes man wol strait mit den kunen degen, vnd wie doch der starcke Hagen von im wund were, der küne Droniere het den held ze tod erschlagen. den begund da clagen mit Etzeln dem reichen also clagleichen der furst von Berne. sy sahen vil vngerne die seinen dieffen wunden. auch clagt in an den stunden der alt maister Hillteprant also, daz man es wol erfand. auch hulffen clagen in die weib, des vil kunen Dennen leip, daz er so herlichen warb vnd also genädiclichen erstarb vor so manges recken augen. sy wolltens nicht gelauben, daz er Hagen dorste bestan. het es der held seyder lan, so mocht er wol sein genesen. do sprach der kunig: „es sollte wesen! ja wer es anders mir gesait, jr not vnd mein aribait het ich als wol vnderstan. herr, waz het ich getan Gunthör vnd den seinen?
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nun haund sy mir der meinen allersamt enbunnen. nun ist auch in [167v] ze runnen des lebens vnd der ere. der kunig klaget sere des starcken Jrrings ellen vnder seinen gesellen. jn hies der wirt auch tragen dan vnd mit jm dreissig seiner man, die bey jm zů den stunden auch tot waren funden. da man sy gebarot dannan trůg, als er gepot, da vand der kunig here noch der recken mere, Gunthör den kunig reichen ligen jamerleichen, da jm daz haubt waz abgeschlagen. den begunden sy da clagen. also in Etzel der kunig sach, der furst seniklichen sprach: „owe, lieber geswie mein, solt ich dich wider an den Rein wol gesunden senden! daz ich mit meinen henden het daz eruochten, da sy selb nicht enmochten, des wolt jch jmmer wesen fro. her Dietrich der sprach do:1245 „her kunig, von seinen schullden nach ewren grossen hullden rang ich also sere, daz ich den held nicht mere wol gesparn mochte, wann es mir nicht endochte. do sy vns alle vnser man heten an getan, da schalt mich von dem sal Hagen der vber můt her ze tal zů allem meinem sere, daz ich nicht mere laider chund vertragen. da mir mein volk lag erschlagen vnd ew, herr, ewr man, den kunig ich flehen began, daz er es redet zů der sunne. Hagen der kunne
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do] doch
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des frides nicht enwollte. er sprach, warzů er im sollte, sint daz die baide lagen tot, Geyselhor vnd Gernot, vnd daz mein alter Hillteprant het von Burgonde lant Volkern ze tod erschlagen. er begunde sere clagen, daz im Hillteprant entran, da er die wunden gewan, wann die schlůg im von Troni (agen hie auss vor dem gadem durch die flins herrten ringe, dem kunen Gotlinge. da pat ich Günthoren, daz er durch sein ere gedacht an alle mein not, daz ich bis an meinen tot seinen frid bäre, daz er dein geisel were vnd auch, kunig, der minne, daz ich in zů dem Rine gesunden wolt pringen. da het er des kainen gedingen, er liess niemant hie genesen. daz mocht auch wol sein gewesen, wer gerastet jm sein hant. ja schlug mich der weigant, daz wissent, [168r] dreystund nider, so daz ich vil kame wider mich erholt meiner kraft. da ernört mich mein maisterschaft vnd mein wol gerůet hant, daz ich den fursten gebant mit ainer verch wunden. jch beualch in zů den stunden Kriemhild meiner frawen. wie mocht ich des getrawen, daz sy den held hies schlan? jch het vngern daz getan, daz ich in gab in den tot. es waz gemeret jm sein not von seiner schwester zorne. hie leit der wolgeporne. Der kunig da wainende sprach: „owe, daz es ye geschach, mein grüssen im vnd seinem man! vnd wer es mir e chunt getan, sy můsten alle sein genesen.
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deürer held kunden wesen nindert auf der erde. jch wen, auch jmmer werde so manger kuner weigant. des ligen alle meine lant jn jamer vnd in frayse. des ist vil manig weise dahaim in ir reiche, die sy nun pilleiche mit frewden sollten enpfan. nun mag ich vngeclaidet lan nicht den meinen veynt. 1246 do sprach maister Hillteprant: „herr, nun lassent ewr clagen vnd haissent den fursten hin tragen! do sprach aber her Dietreich: „ein hold also lobleich wann ye wurd geporn so der edel ausserkorn vnd enwirt auch nimmer mer. des rewet er mich ser. do sprach aber Potlunges sun: „laider ja můsten sy es tůn, daz mir ze schaden ist bechumen. auch habent sy sein clainen frumen, da sy wurden bestanden von meinen weiganden. nun rewent mich die baide. von schullden ist mir laide vmb mein recken vnd vmb sy, daz ich so mangen recken hie het, die es verdagten, daz sy mirs nicht ensagten. do sprach maister Hillteprant: „nun secht, wa der valant liget, der es alles riet. daz mans mit gůt nicht enschiet, daz ist von Hagens schullden. zů meiner frawen hullden sy mochten wol sein bechomen. her kunig, ja het wir vernomen hart wol die mere, wir heten ewr schwere vil wol vnderstanden. meiner [168v] frawen anden den wollte rechen Plödelein. des solt nicht geschehen sein.
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hie ist vbel gepawen. wer solt des getrawen, daz also manig küner man hie den leip solte lan durch den Seifrides dot, vnd daz die vngefuge not jn ewrem hof solt ergan? jch kan mich es nit anders verstan, wann daz die hold ausserkorn den fraislichen gotes zorn nun lang her verdienet han. da enchund es lenger nicht gestan vber ir zil ainen tag. da můsten sy den gotes schlag leiden durch jren vbermůt. des leit hie manig held gůt, der jn mangem sturme herrte sich dick wol het ernörte. nun sind sy hie erstorben, daz haund sy selb erworben. Do sprach der kunig reiche jn laid gütleiche: „nun haisse pald (agen zů Gunthoren seinem herren tragen vnd zu den andern hin. obe, daz ich yendert lebentig pin! daz můss got erbarmen, vnd lass mich vil armen leben nun nicht mere jn disem grossen sere. daz mich hin nem der dot, des wer mir , sprach der kunig, „not. da die lewt Hagen sahen, sy begunden zů im gahen. jm ward geflůchet sere. jr frewd vnd auch ir ere, der waz vil von im verlorn. die lewt retten durch jren zorn, jr wer von seinen schullden. wider yemantz hullden het er da nichtes nicht getan. het die kuniginn daz ein gelan, daz sy Plodeline (agen den průder sein ze tod nicht het haissen slan, so enwer es anders nicht getan. da wert auch sich der weigant, daz die von Burgonde lant můsten chumen in den streit.
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dauon vil manig wunden weit seyder ward gehauen. es waz also gepauen von des deufels schullden. nach niemantz hullden kunden sy gewerben. des můsten sy ersterben. Mit der red giengen dan der kunig vnd die zwen man mit waffendem laute, da her Dietrich seiner trawte1247 mangen recken ligen vand. vssen vor des sales want sach er ainen hie ligen. sein ring durch sigen waren von dem plůte. do sprach der held gůte: „Hillteprant, wer ist daz? er antwurt ane has: „herre, daz ist Volker, der vns [169r] die grössten ser hat mit seinen handen gefrumpt in den landen. er hat gedienet so den solt, daz ich der sel nimmer holt wol werden enmag. er schlůg mir ainen nit schlag auf die meinen ringe, daz der mein geding zů dem leben waz vil klaine. der held mich aine, het ich in bestanden. kuner hold ze den handen videlens er auch nie began. het mich nit geschaiden her dan Helphenreich, daz wil ich ew sagen, so het mich Volker erschlagen. „owe , sprach der kunig reich, „sein zucht, die waz lobeleich, vnd auch so manig gemůt, daz es mir jmer we důt, daz er noch solt ersterben, vnd so gachs verderben. Etzel der fraget mere, von wann er geporn were. do sprach maister Hillteprant:
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her] er sach] sag
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„er het bey Reine daz lant mit Gunthörn besessen. der held vil vermessen waz von Alary geporn. sein manhait ausserkorn, die ist all zů frů gelegen. da clagt her Dietrich den degen. durch seinen trewlichen můt bewaint in auch der held vil gůt. „was klagt ir? sprach da Hillteprant. „vns hat die Volkeres hant geschadet hie so sere, daz wir es jmmer mere kunden vber winden. der deinen jngesinden er aine hat wol zwelf erschlagen. got wil ich des genade sagen, daz er lenger ye genas. da ich bey im in sturmen waz, so ser wert sich der degen: es dos als samm von donner schlegen. je doch haut ich in seit. dise wunden also weit jm schlůgen mein hende. daz er in ellende vor mir vaiger ist gelegen, des můs ich seuftzen vmb den degen, wann ich auch ellende pin. sein vil hochfartig sinn, der geschadet vns nimmer mere. er warb nach grossere er. durch daz er vidlen chunt, daz volk in zů aller stund hies nicht wann ainen spilman. als ich ew wol gesagen chan, er waz von freyen lewten chomen vnd het sich darzů angenomen, daz er dient schönen frawen. nun leit hie von im verhauen so manig edel weigant, daz nie videleres hant daz wunder mer geworcht, [169v] als der vnerforcht jn disen sturmen hat getan. des můs mein hertz frewde lan. Der kunig hies in dannan tragen, da der wůf vnd daz clagen da bey den andern waz. ey, waz man ir sint las,
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der stoltzen held gůte, darnach auß dem plůte! die funden sy dar jnne. mit laid in vnsinne gie da der Bernere1249 vnd clagt sein schwere. den ersten, den er nun da vand, daz waz von Burgonden lant Hagen pruder Danckwart, der vil mangen ring schart gemachet dar jnne. man sagt, daz vil grimme der Troner wer vberal. doch schlůg in dem sal Danckwart der zier mer dann Hagen vier. „aber rewet mich , sprach her Dietreich, „sein můt, der waz so lobleich. ob es der kunig were, so enmocht der hold mere nicht erlicher haben getan. „jr m“gt in vngelobet lan , sprach da aber Hillteprant. „secht ir daz, waz ew sein hant hat gedienet an seinen lesten tagen, so mus ew dester wirs behagen, waz er ellend ye gewan. wann ich des wissen nicht enkan, ob ir chainer mere hab geschadet so sere. der kunig Etzel da pald beualch von Reine vmb den marschalk, daz man in aus den andern trůg. da waint der kunig genůg. die den held sahen, sich hůb von in allen gahen ain newes růffen, vil gremeliches wůffen. do sprach man vnd weip: „der benam Plödlin den leib. der kunig den schal horte. sein trewes hertz im storte bayde ditz waffen vnde clagen. hie mugt ir wunder horen sagen. er trat in den palast, da die not geschehen waz. da vand er ligen ainen man.
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seine ringe wolgetan jm lauchten aus dem plůte. jm waz der helm gůte verhauen durch die rimen. daz enhat jm anders niemant nicht wann Danckwart getan. es waz ain Dietriches man vnd waz gehaissen Wolffhart. da erchant auch in der weigant, der edel Bernere. aller seiner schwere der gehaugt er da bey. er ward auch aller frewden frey, die sein hertz ye gewan. der held mit laide began wainen all [170r] sein sere. des half im der kunig sere. Etzel vor Dietrichen sprach: „owe mir, daz ich ye gesach geligen disen hold tot! er ist in manges sturmes not so dick fräuenlich gewesen. jn wes helf er sollte wesen, der möcht es vil gůten trost han. sy enchunden es auch nicht verlan, sy wainten hart sere. es enwirdet nimmer mere, jch wen, geclagt so grimme noch mit so lauter stimme, so ward geclagt Wolfhart.1250 bey dem recken man da vand Sigestab den reichen ligen jämerleichen vnd der hertzog von Berne. liecht als die sterne jm lauchten stain durch die wat. „wer waz, der dich erschlagen hat? sprach der her Dietreich. „held, nun rewest du mich, drewer degen vil gůter! mein vater vnd mein můter die waren aines vaters chint. wie dief dir dein wunden sind, edler reck here! wie vil du meiner ere vber rugg hast getragen! „jn hat Volker erschlagen ,
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sprach da maister Hilteprant. „darumb schlug auch in mein hant. jch stund da bey in baiden. jch enchund es nicht geschaiden, nun wann mit dem ende. „owe mein ellende! sprach der Bernere. „daz ich erstorben were! so het mir got wol getan. waz ich arm man verlorn han frunt, daz es got erbarme! den schilt von dem arme er Sigstab nemen hies. vil manig träher er nider lies, Dietrich von Pern vnd Hillteprant. Etzeln frewd waz gewant mit in an daz minnest. sy heten anderst kainen list wann vngefuge hertzen sere. da waz nicht kurtz weile mere. Do bechant er Wolffwine bey des helmes scheine, den der held auf trůg. der waz lauter genůg vnd waz nas von plůte. ja waz der degen gute tot geuallen an die want. do sprach maister Hillteprant: „herr, daz ist der nefe mein vnd der burgraue dein, sun des kunen Neren. nie hold so gar vnherren1251 jch gesach bey meiner zeit. nun secht, wie den flus geit daz plůt von seinen wunden! der recke ward nie funden [170v] an dehainer schlachte zaghait. an disem sturm er hie strait wol ainem degen geleiche. da schlůg er den kunig reiche, Geiselhör den jungen, vogt von Nibelungen. er schlůg auch R“digeren, den edlen vnd den heren. da er sy erfallte baide, er döt vns vil zů laide. er sprach zů Gebhartten.
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die hold nicht ensparten die scharpffen waffen an der hant. da flugen in der helme pant hoch in rotem feure. Geyselhör der vngeheure schlůg die hold all drey. auch ligt in hie neben bey der vil küne Wiknant. den schlůg die Gunthöres hant, der held aus Burgonden. daz nicht erwenden chunden die helff aller deiner man, daz er wer chomen dan. auch schlug er Geyselhören, ainen degen moren, vnd auch den kunen Wickharten. sy baid da lutzel sparten jn dem sturm die hende. jr baider ellende můs vns jmmer mer vor gan. vil dick seuftzen da began mit jamer der herr Dietreich vnd auch Etzel der kunig reich den lufte mit lůt erschuffte. sein wuffen gen dem luffte mit kraft erschal so sere, daz ob dem kunig here von seiner clag der vesten daz haus mocht nider presten. Do sy genůg geclagten die,1252 die sy frund heten hie, da sahen sy, daz der palast gemauret allenthalben waz von den verch wunden. wa sy wurden funden, danne hies sy tragen Dietereich. jr laid daz waz so jamerleich vnd so groslich erschlagen, daz es niemat kan gesagen. hie aus wainten die weip. vil manger junckfrawen leib stund mit grossem laide gegen trüber augenwaide es waz ain wunderlich geschicht. da waz sol vil der manne nicht, die die doten zugen aus der wat, die man da vaig funden hat. die] di
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nun secht, wie erwert daz ir leip, daz so schone magt vnd weib entwaffen müsten die doten? vil mangen ring roten sach man von frawen abgezogen. der maist sagt, daz vngelogen sein dise mere. jn hertzenlicher schwere vnd mit jamerhafftigem [171r] siten die frawen die riemen auf schniten, der sy nit entstricken kunde. da der kunig het daz erfunden, daz sy schniten aus der wat, swas er bis her gewainet hat, daz waz alles noch entwicht. vngemüte het gepflicht seiner vngetailten spil. er sach gesunder manne vil, die dar chomen durch die not, daz sy ir magt funden dot. die straft der kunig sere: „welt ir des haben ere, daz frawen mit den doten vmb gaund, vnd daz ir hie gesunde stand, daz irs pillicher daten? er gepot, daz sy entnätent die recken aus den ringen. der wirt chunde pringen daz volk ze grossen sorgen. ja můsten sy im borgen vil hert dienst an iren danc. jr witze waren darzů ze kranck, wie sy sy prachten aus der wat. der kunig het nit zornes rat von geitiger so ze hant. da er von Bern Dieterichen vand, vnmussig waz herr Dietrich. ja sach er ligen vmbe sich der lewt samm der sterne. ye doch trůg er nicht gerne die sorg der von Berne. der kunig sach vngerne seinen schaden also gros. daz plůt allenthalben flos durch die ring her nider. sy giengen her oder wider, sy funden nicht wann doten vnd den sal mit plůt roten sach man von den wunden.
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die vil wol gesunden wurden siech von der clag. es wurd bey nie dehainem tag gewütet also sere. acht hundert oder mere waren ir ausgetragen. da hůb sich sunder newes clagen. daz vbet maister Hillteprant,1253 da er Wolfharten vand. als er seinen neuen sach, zů seinem herren er do sprach: „nun secht, vil edler Dietereich, wie der dot vmm sich mit kreften hat gepawen. wie solt ich des getrawen, daz aines so tummen mannes hant als Geyselhor der weigant schlug disen volk degen? nun sind bed hie gelegen, der kunig vnd auch der nefe mein. daz mus got geclaget sein, daz sy in sturmes stunden je ain ander funden. her Dietrich schaut seinen man. wie hart jamern er in began! da sach er Wolfharten mit (171v) roselatem parte gefallen nider in daz plůt. da mant es den held gůt aller seiner laide. da wainten sy aber baide jn angstlichen sorgen. die helff vnuerborgen man da an Etzeln vand. da stund mit windender hant daz schwert in sturmen herter not, wie auch der hold were tot, daz Dietrich vnd Hillteprant jm daz schwert aus der der hant1255 enchunden nicht geprechen, dem zorn můtes frechen, bis daz sy es mit zangen aus seinen vingern langen můsten klossen dem man. da man daz waffen gewan, vbet] vber angstlichen] angtlichen der] der der
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„owe , sprach herr Dietrich, „ey, gůtes schwert, wer sol dich nun also herlichen tragen? nun wirdest nimmer mer geschlagen so vil bey kunigen reichen, als dich vil lobeleichen1256 hat geschlagen Wolfhart. we, daz ich ye geborn ward! wie mir helff ist benomen! wa sol ich ellender chumen! Wolfhart vor deinen weiganden mit durch pissen zanen noch lag in dem plůte. man hies den held gůte heben aus der aschen. sein hertz hies in waschen vnd fleen aus den ringen. vil grosses gedingen waz hart vil an im gelegen. da stund er vber den werden degen. sein dot im jamer prachte. hey, waz er gedachte des im gedienet het der man! da von er reden da began: „Owe , sprach her Dietrich, „mich müt, daz du, held, mich nun pringest nimmer mer ze sturm in solich er. got hat vbel mich bedacht, daz er mich hat in jamer pracht, daz er dich nicht leben lie. wa es an die horte gie, da wert du nie neben mein. nun gedorst ich mich dein laider nimmer mere. Etzel der kunig her hat mangen sig von dir genomen. nun ist es laider also chomen: dein helff ist vns geschwichen. dein varb ist dir zerblichen von Geyselhores wunden. west ich an disen stunden, an wem ich rechen sollte, wie gern ich dir wollte dienen, dugent[172r]hafter man, als du mir dick hast getan.
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Als dich vil lobeleichen] · hat geschlagen · So vil bey kunigen reichen · Als dich vil lobeleichen
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des enmag laider nicht sein. aller der trost mein (B 1740) der ligt hie an dem ende. mein langes ellende hat vast sich gemert. der tag sey geunert, daz ich nie geschied von Berne! (B 1745) jr wart bey mir gerne, mein mag vnd mein man. waz ich ze tůn ye gewan, des hulft ir mir gemaine. nun stan ich allters aine. (B 1750) Do sprach maister Hillteprant: „owe, vil edel weigant, wann lat ir ewr clagen stan? solt wir des frumen han, so clagt ich jmmer mere (B 1755) disen degen here. er waz meiner schwester sun. herr, ir ensult es nicht tůn. von jamer wendet ewren můt! clag ze gros die ist nit gůt. (B 1760) den recken man da hin trůg. er ward geschauet genůg von den land lewten. sy begunden trewten den held nach seinem ende. (B 1765) von manger weyssen hende ward der höld gegriffen an. es wer weib oder man, die in e bechanten, mit zu gedruckten handen (B 1770) wainten sy in sere. sol des yemant haben ere, der nach tode wirt geclait, so het er mit der warhait1257 eren vil erworben. (B 1775) an im lag verdorben vil manger geschwindes schwerstes schwang. clagt man dausent jar lang, so můs man es doch vergessen. der wirt waz gesessen (B 1780) vnder die dür in daz plůt. so ser clagt der held gůt, daz jn niemant drosten chunde. sint ward in kurtzer stunde funden der edel weigant, (B 1785) mit] mir
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Geyselhor von Burgonde lant, do er da Wolfharten schlůg. bey im lag ir doch genůg,1258 die er auch het erschlagen. da begunden sy ir veinde clagen, her Dietrich vnd auch Hillteprant. sy sprachen: „owe, daz dein lant von dir nun erblose leit! owe, daz dein golt geit nun nieman, so du däte! du ward so eren stäte, daz dich des nie daucht ze vil, waz du ze frewden vnd ze spil der welt kündest machen. du pist von [172v] hohen sachen chumen vntz an dein ende. vns haben deine hende der laid hie so vil getan, daz nie chuner held began sich rechen also sere. dreyssig oder mere schlůg mit den ellen mere der kun Bernere. owe! wann wer daz ergan, als im riet der spil man, der kun degen Volker, so wer der jung kunig her worden der margrauinne man. mit rat trugen sy daz an, da sy zů Pechlaren bey Rüdigeren waren. er lobt sy ze weibe zu irem lanckleibe. ze traut lobt auch sy den degen. nun ist er vil vbel gelegen, jr geding vnd die frewd mein. jch solt vil vnuertriben sein von kunigen im nie mere, ob lebt der degen here. Die margräuinne Gotlint, dew ist meiner basen kint. dauon erbet sy mich an. nun ist die magt wolgetan verwittwet laider allze frů. nun enwais ich anders, waz ich tů, jch pit es got verenden. mit krachenden henden
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man hůb den held mär. er waz ain tail ze schwer. er enpfiel in wider in daz wal. vor wuff erdos aber der sal von weiben vnd von mannen. je doch trůg man jn dannen, da man Günthörn vand. die chint von Burgonde lant hies man ze samme pringen. daz geschach auf den gedingen, durch daz sy waren kristen. jr engel vil wol wisten, war ir sel sollten chumen. ward e wuffens vil vernomen von hertzelichem laide, daz rieten im die baide, die kristen vnd die haiden. jr clag waz vnbeschaiden. da vand man Gernoten so seren verschroten mit ainer verch wunden. gegen den prüsten vnden waz sy wal ellen weit geschlagen. wie wol zů schirm chunde tragen der reck seines schilltes rant, jn het die Rüdigeres hant verwundet also sere, daz der held nicht mere der wunden nicht mocht genesen. da von můst er doder wesen, wann [173r] jn het bestanden ain held ze seinen handen, Rüdiger von Bechlaren, da sy in sturmen waren. auch hat er Rudigern erschlagen, den kan man nimmer verclagen ze dirr welt chunde bis an die lesten stunde. do sach der alt Hillteprant die gab jn Gernotes hant, die jm Rudiger het getan. het es der held verlan, waz ob er wer genesen? niemant dorft chuner wesen dann der herr Gernot. man sach im noch daz schwert rot von plůt nas an seiner hand. da sach maister Hillteprant nas des schwertes ecken.
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scharten noch flecken er da nindert an vand, wann des Rüdigeres hant chunde wunneklichen geben. er het alles sein leben geflissen sich auf ere. man klagt in dester mere. Do sprach der kunig reiche zu herren Dietreiche: „solte dirre held leben, so het ich alles mein geben an meinem sun wol bewant. nach dem von Burgonde lant het daz kint geraten, die ye daz peste daten. sam het auch mein sun getan. dem het ich mein land gelan. der wer wol so reiche, daz sy all geleiche heten trost an den degen. nun ist sein chunn alles gelegen, daz pest, daz er ye gewan. owe, daz ich nicht erwenden chan dein wunden vnd dein not, vil dugenthafter Gernot! des můs mir mein leben laiden. js het wol geschaiden Kriemhild Hagen von in drein, nun wann daz lutzel weibes sein die leng fur die spanne gat. an ir tumen hertzen rat so haund sy sinne mere dann yemant mer auf erde seine hütten chunde. daz ist an dirre stunde an meiner trautin worden schein, daz sy ze weyse wollten sein, daz mit sinnen ain leichter man ain bessers hete getan. Da hies er Gernoten, den schuldhafften doten, wegen [173v] auf mit handen, der von allen schanden het gewendot seinen můt. auch gepot der kunig gůt, daz man in tragen sollte dan. wolgewachsen waz der man an gross vnd an lenge. die dür ward in ze enge,
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da man den doten aus trůg. e da waz er schnell genůg, der edel vnd der mere, wie schwer er aber nun were. da sy in prachten aus der dür, zů im giengen da f“r die ere gerende frawen, die in da wollten schauen. es wer in e gezäme bas, von schulden wil ich sprechen daz, do er het noch daz leben. got der wolt es in nicht geben, daz in daz lieb geschähe, daz in chaine sähe bey seinem gesunden leibe. er ward von mangem weibe geclagt hart sere. daz enwas er nun nicht mere, nun wann wainen vnde clagen. die dummen, daz wil ich ew sagen, die clagten mit den weisen. die doren mit den greisen clagten all gemaine, daz sich die maur staine machten klieben her dan. da pracht man den chunen man verrer an die weite. darnach in kurtzer zeite da vand man Rüdeger. daz ain hold so ser ze der welt nie mer ward geclait! an dem waz mit warhait verlorn der welt wunne, daz aus ainem chunne so vil eren nie verdarb, als da der margraf erstarb. Nun lassen wir die schwere vnd sagen die mere, waz nun redet Dietrich, da er den margrauen reich jn seinem schilt ligen vand, er vnd maister Hillteprant. do sprach der herr von Berne: „nun mocht ich also gerne sein vor zwelf jaren tot. nun hast mich lassen in der not, daz mir besser wer begraben. zu wem sol ich nun trost haben? mein aller peste chunne,
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mein frewd vnd mein wunne, jst an dir ain gelegen. es ward nie getrewer degen vnd, wen, daz auch auf erde jmmer chainer geporn werde. daz dot du mir wol schein, daz ich den frewnden mein můs raumen [174r] meine lant, die trew ich nindert da erfand wann an dir, edler Rüdiger! da Etzel, der gewalltig kunig her, dich e můst hahen, e du mich liessest vahen. da erwurbt du mir hulde,1259 daz Etzel meiner schulde also grosser vergas. mit trewen dot du das. du het mein auch laugen den, die mich mit iren augen bey dir vil dick sahen. jch waz Etzel nahent, helt, in deiner hůte, vnd fraw (elch die gůte, die edel kuniginne, an der des ward jnnan, daz du mich enthilt in not. der frawen ir dugent daz gepot, daz sy sich jmmer mere begunde fleissen sere, wie sy daz bedacht, daz sy mich zů hullden prächt mit irm tugenthaften man, vnd alles truge du daz an, hin zu Etzeln dem reichen, daz er genädikleichen jn sein hulde mich enpfie. darzů verliessest du mich nie mit trewen aus den genaden dein. wes mir vnd den mannen mein geprast in ellende, dein milt vnd deine hende daten mir sein alles půs. owe, der mir deinen grůs so ferre nun gefremdet hat! der hat mir allen meinen rat aus meiner chamer genomen. dein sterben ist vil vbel chomen1260
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da] du; dem Vers folgt: daz Etzel meiner hulde
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mir vil ellendem man. got der het wol getan, het er dich leben lassen. mit schriben ane massen so laut waint her Dietrich, daz Etzel der kunig reich dauon vil ser erschrack, als er von schulden machte. Do sprach der furst here: „ja sol ich Rudigern mit ew vil williklichen clagen. sein trew hat mich enbor getragen, als samm die vedern důt der wint. es enward nie mer můter chint so recht gar getrewe[174v]los. jch wän, auch kunig ye verlos chainern kunern man. seit ich sein chund ye gewan, da missriet er mir nie, wann er an mein sprache gie. wes mich der held danne pat, daz můst ich laisten an der stat. daz ist nun gar zergangen. mein hertz daz ist geuangen mit manger hand schwere. vnd ob er noch lebentig were, so wer er wol so milt, daz in des nicht beuilt, waz dausent kunig mochten han, daz het er aine wol vertan. owe, daz niemat ersterben mag, vntz im chumpt sein lester tag! so wer auch ich nun tot gelegen, seit ich so mangen deuren degen hie also doten vor mir sich. si ligent recht als daz vich, daz erpissen haben die leon. si mugent mir leicht nun getrawen, die mir e waren gram. den pin ich allen worden zam. do sprach der herr Dietrich: „edler kunig, bedencke dich nach dem grossen dienste sein vnd auch an der lieben niftelen mein
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(B 2050)
(B 2055)
(B 2060)
(B 2065)
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(B 2075)
dem Vers folgen die gestrichenen Verse 2073 und 2066–2072: mir vil ellenden · dein milt vnd deine hende · daten mir sein alles pů s · Owe der mir deinen grů s · So verre nun gefremdet hat · der hat mir allen meinen rat · Aus meiner chamer genommen · sein sterben ist vil vbel chomen
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vnd an Rüdigeres kinde, die deinem hofgesinde jetzo den eren waren vnd dir lobes vil geparen. do sprach der Potelunges sun: „daz solt ich pillichen tůn, vnd pat ir des nicht, her Dietrich. sy sullen jmmer ane mich gedingen, samm ich sey ir vater. da Hilltepranden pat er, daz er den hold gůt h“b aus dem plůt. wund waz auch selb Hillteprant: das dot des chunen Hagens hant. da sich naigt der man, sein wunden pluten began. daz müt den hold mere. jm waz ain tail ze schwere Rüdiger der lobes reiche. er trůg in angestleichen. da er in pracht zů der d“r, jn chund der hold nicht da für vor grossen vnkreften pringen. es mocht noch misselingen mit sölichem dienst ainem man. der kunig sach den recken an. dem waz sein kraft entwichen vnd auch die varb erplichen. er saig zů R“digeren. des ercham vil sere der edel Bernere. es waz im harte schwere. [175r] Nach wasser man da sante, daz man Hillteprante seiner kreft hülffe wider. der kunig Etzel der nider fur in chniet in daz plůt. da begos er den held gůt. sich erschamt da Hillteprant. sein haubt auf des kuniges hant vil hart schwaissig er lag. dem er da dient mangen tag, der dient im nun von schulden. er het nach seinen hullden vil hart dick wol geriten. es wer vbel vermiten, daz Etzel het getan.
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chniet] chinnet
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Hillteprant der pat da lan wurd offen der sal. sich hůb vngef“ger schal hie aus von dem mere, so man saget, waz da were. sy saumten sich nit mere. da trůg man Rüdigere, vater manger dugende, daz in allter zů der jugende getrewer niemant was bechomen. da ward schweigen gar benomen vil manger muter chinde. alles daz gesinde mit vngeleichem munde schreyen da begunde. sy růften all geleiche, baide arm vnd reiche, gar an frewdenhaftem synn, daz die erde vnder in sich mocht haben auf getan. maide, weib vnde man, die clagten Rüdigeren so hertzenlichen sere, daz die durn vnd palast, vnd waz da gemauret waz, antwurt von dem schalle. der augen grunt walle von hertzen da den flos trůg. man sach da sinnelos genůg vil der schönen weibe. die wät von irem leibe waz in ze reissen sere. vil manig maget here von jrem habet prach daz har. jr het der vngenaden var ober hant gewunnen. mit dem plůt berunnen manig antlutz man da vand. da ward von manger weissen hant gegen hertzen geschwungen. die allten zů den jungen wuften also sere, daz es nimmer mere wirt von lewten mer vernumen, als ob kranchen weren chomen schreient in daz reiche. Etzel vnd auch Dietereiche den ward gemeret da ir lait jn schodlicher warhait.
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Da hies man baren ze hant, was man der pesten vand: sibenzehenhundert cristen vnd haiden. die lieben [175v] vnd die laiden wurden gelegt auf den re. waz da waz geklaget e, daz waz alles gar ain nicht da wider, vnd nun hie geschicht von mangem edlen chinne. daz reich hof gesinde mit jamer an wunne, der hohen kunige chunne, der cham dar mit laide wol sechs vnd achtzig maide, die fraw Helch het erzogen, den e auf den regenpogen mit frewden waz gebauen. wer mocht des getrawen, daz sy nider sollten chumen? jn waz ir kreft trost gar benomen. ain tail ich ew der nenne, die ich von sag bechenne, wann sy an geschriben sind. dar gieng fraw Helchen schwester chind, fraw Herrat die reiche. da mert sich Dietreiche sein vngefuge hertzen ser. nach kam der hochgeboren mer, des kuniges Nitgeres chint, dew minnekliche Siglint. dar cham durch lait schaue Goldrung die schone frawe, aines kuniges dochter her. der was gehaissen Ludiger vnd sas in Franckenreiche, dem het minnekleiche Helch erzogen sein chint. mit der junckfrawen sint cham Hilltepurck vnd Herlint, zwaier reichen fursten chint. Hildepurg die aller schanden frey waz geborn von Normandei. Herlint waz von Kriechen. von clag man vil die siechen vnder den frawen vand. nach den cham da ze hant die hertzogin Adlint, des chunen Sinkrames kint.
(B 2175) (B 2178) (B 2180)
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den held man wol bechante. er sas bey Osterlande. ain haus an Vnger marcke stat, Priten noch den namen hat. da wuchs von chind die magt, von der ich hie han gesagt. sy sind vns all nicht erchant, die Helche zoch in Hunen lant vnd Kriemhild kamen an. Etzeln man sy sante dan vnd Helchen ze eren. niemant also heren man in allen landen vand, dem Helchen dugent waz erchant, er liess ir gern dar ir chint. wol achtzig grauen dochter sint chamen zů dem schalle. die wittwen chamen alle, der man vnd mag da lagen tot. sich hůb die aller maiste not, die man zu der welt ye gefand. des ward des kunigs Etzels lant alles frewden lär. von disem grimmen mere hůb sich [176r] dar die landschaft mit vil klaglicher kraft. baide spat vnd frů die lewt sigen allenthalben zů. sy giengen sůchende ir frunde ze stunde allenthalben auf dem wal, vor dem haus vnd in dem sal, samm auf ainem marckt durch die kramen. der dot het seinen samen gesät vil weite in die lant. da yeglicher den seinen vand, wa er tot waz nider geschlagen, genůg sach man danne tragen jr frund aus dem plůte. da huben frawen gůte jr clag zů den stunden, samm sy e nie begunden. Jr trewe man bey jamer vand. man sach von junckfrawen hant vnd auch von mangem edlen weibe geprochen von jrem leibe manig wolgezieret claid. sy enwolten nicht, ir laid dem gold zame.
(B 2225)
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wie recht vngeneme die doten sein den lewten, kussen vnde trewten sach man mangen doten, ze verhe verschroten. erlaret waz der palast, der e so vol der vaigen waz. die enchund niemant gedrosten, die pesten noch die bosen. waz yemant e hat geclait oder von clag her gesait oder noch klagen kunden, der clag, daz er gunde, waz alles auf ain ander chomen. da het her Dietrich vernomen der schonen Herraten munt. wie vil im laides were chunt, je doch erbarmot in ir lait. sy vnd anders manig mait můsten důn, daz er gepot. ain tail schied er sy von der not. er pat sy laitten von dan, die grosser vnmusse da gewan, her Dietrich vnd Hillteprant. sy hiessen sarhen sa ze hant die drey kunig reiche. got lon Dietriche, daz er die trew ye gewan, da man sy sundert dan, die edlen vnd die reichen! daz dot man willikleichen. der kunig gie sa ze hant, da er sein weib ligen vand vnd sein chint an dem re. vor jamer ward im also we, daz er viel in vnmacht. jn het der jamer darzů pracht, daz im an der stunde aus oren vnd aus munde begund presten daz plůt. so sere clagt der höld gůt, daz es [176v] ain gross wunder waz, daz er der clag ye genas. wer chundet clag da vertagen? sy begunden all mit im clagen, die den jamer můsten schauen. ritter vnde frawen jm jamer clageleiche baten den kunig reiche,
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daz er den leib nicht verlür vnd daz er pessern trost erkür. daz wer in baidenthalben gůt. da trosten sy den hold den můt. Da waz beraittet in ain sarch, der waz weit vnd auch starck, da man sy einlegen solte. ain pfell von rotem golte, deür vnd reich, gemachet spechlichen, vnd auch pracht vil verr aus der haiden lant, da man sy baide eine want, sein chint vnd auch sein wib. da bestetet man ir baider leib wol nach kunicklichen eren, vnd auch durch ir hail ze meren, sy paten got der sele pflegen. sam daten sy Plodlin dem degen, des werden Potelunges sun. waz macht her Dietrich nun getun, wann als sein trew dochte? waz man der vinden mochte, die messe sollten singen, die hies er palde pringen. also kund er es da schaffen: den cristen ir pfaffen. die haiden, der auch in gezam. darnach man da ze hand nam den guten Rudigeren, mit dem vil michel eren ward geleget in sein grab. da sach man mangen crutze stab trugen die pfaffen an der hant. waz man ir vnder stol vand, die paten jnnekleichen got von himelreichen vnd sant Michel ze genaden all ir sel. die da fursten hiessen, nicht lenger sy da liessen, sy prachten sy zu der erde. die kunig wurden werde bestat in mangen sarch. Hagen der starcke vnd sein gesell Volker vnd Danckwart der degen her, die wurden da alle drew iren herren nahent geleget bey. Haunwart den starcken,
(B 2325)
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den kunig von Dennenmarcken, Jrring vnd Jrrenfrid, die drey wurden auch begraben herlich da mit, bestatet herlichen. (B 2375) die dar aus andern reichen zů der hochzeit waren chomen, der ward auch da wargenomen [177r] mit gutlichen dingen. man eylte sy all pringen, (B 2380) die kunden vnd die geste, zü ir langen reste. daz volk da trawrens nicht enpflag. daz wert vntz an den dritten tag, e man begrůb die herren. (B 2385) jr m“de můst sich meren, e die andern wurden begraben. die můsten auch ir recht haben, (B 2388) so dieff vnd also weite, (B 2395) daz mans ze yeglicher zeite wol verenden chunde. der chunig schůf da ze stunde, daz die lant lewte nun griffen all gemaine zu (B 2400) vnd grůben ain grůb sit, siben sperscheft weit vnd als dieff in die erden. jch wen, jmmer werde mit solichem jamer mer begraben. (B 2405) die knecht wurden auf erhaben, daz gesind von dem Reine, die Gunthor vnd die seinen mit in prachten in daz lant. neundausent man der vand, (B 2410) an den sich erst hůb die not. den lewten jamer daz gepot. durch ir ellende so wunden sy ir hende. man vand da vaiger mere. (B 2415) mit laid vnd mit sere, als ich ew dick han gesait, so wurdens in daz grab gelait. da sy all ze stet waren chomen, da ward aller erst vernomen (B 2420) von den, die giengen von dem grab, die aller maist vngehab, der sy zů kainen stunden da vor noch ye begunden. es waz ain grimmes schaiden (B 2425) von cristen vnd von haiden.
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die clagten also sere, daz man jmmer mere dauon mer sagen mag bis an den jungsten tag. seit in frewd nicht gezam, niemant des andern war nam der, die da lebentig waren. Etzelen sach man geparen vnd auch vil vngutlichen vant. da er ze twerhen seiner hant der guten recken nicht ensach. wider herren Dietrich er do sprach, den fursten von Berne: „ja het ich noch vil gerne mangen, des ich mich anen můs. mir hat mein vngelucke bůs vnd aller frewden an getan. her Dietrich sprach: „ja sult ir lan ewr gross vngehaben. sy sind nicht noch all [177v] begraben, die ew zů dienst sind gewant. her kunig, ja mugt ir ewr land mit hollden wol besetzen. got mag ew wol ergetzen gnädikleich der laide. jr habt doch noch vns baide, mich vnd Hillteprant, bey ew in dem lande. „waz hilft daz? sprach er do. „jch enchan nimmer mer werden fro, vnd solt ich dausent jar leben. wer chund mir danne můt gegeben oder wer mocht mir daz geraten, daz die mit willen daten? die sind laider gelegen tot. waz sol mir nun mein gold rot oder chainer schlachte reichtum? gewalt oder weltlich rům, daz ist an mir verdorben. meine man sind erstorben, darzu chint vnd weip. warzů solt mir der leib, zepter vnde krone? die mir e so schone stund in allen meinen tagen, die wil ich nimmer mer getragen. frewd, er vnd werdes leben, daz wil ich alles auf geben vnd wil es alles nider legen,
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des ich ze der welte solte pflegen, seit es mir alles misse zimpt. jch enrůch, wann mich der dot nimpt! Si wanten trösten im den můt. daz waz dehain gůt, wann er het ze vil verlorn. vber in het er geschworn seines leibes vnhail. jm waz der aller maiste tail seiner vngenaden chumen, wann es in allen waz benumen, daz er des pesten ye gewan. der kunig wainen began, samm er es aller erste pflag. ain tail auch nider gelag herrn Dieteriches vester můt. vor m“di der held gůt sich in ain venster lainet nider. Hilprant sprach syder dem herren Dietrich zů: „herr, waz baitent ir nů? ja rat ich , sprach der weygant, „seit verw“stet ist daz lant, waz sull wir nun dar jnne? das Helch die kuniginne ew gab, vil edel Dietrich, daz duncket mich nun rätlich, da mit raum wir das lant. ewr ellend vnd mein hant, die bed sullen beraten mein frawen Herraten, wann wir sein schwuren [178r] baide. wir sullen durch vnser laide der trewen nicht vergessen. wie nider sey gesessen ewr frewd vnd die mein, doch sull wir jmmer die sein, die stäter trewen kundent pflegen. „daz tun ich gern sprach der degen. „wie sol ich von disen leiden mit eren nun geschaiden, seit ich den schaden han gewunnen? owe, waz laider mere chomen mus hin wider auf den wegen, von dann ain yeglicher degen rait zů dirre hochzeit! ach we, waz gůter schwert leit herrenlos in disem sal, prunnen vnd helm ane zal!
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die enwiss wir, wem nun geben, seit daz die nicht sollten leben, die sy da e hand getragen. got wil ichs jmmer clagen, daz ich so werden man mus doten hie beleiben lan. „wir sullen , sprach da (illteprant, „der guten recken gewant haissen waschen aus dem plůt vnd auch ir gewaffen gůt haissen wol behallten. wil Etzel witze wallten, es mag im leicht noch gefrumen vnd auch ze grossen staten chumen. Do der kunig daz vernam vnd der rat recht fur cham, da ensaumpt er sich nit mer. nach ir baider ler hies er behallten daz gewant, vnd die pesten swert, die man vand, hies er da behallten tragen. herr Dietrich sprach: „ich will euch sagen, vil edel kunig reiche, welt ir nun lobeleiche tůn nach grossem laide, so rat wir ew baide, jch vnd maister Hillteprant, daz ir in yeglich lant sult wider den weysen senden, des enlat euch niemant wenden, waz von iren landen her sey chomen, die der tot hie hat genomen. des gewinnet ir noch ere. die jungen mugen ew mere gefrumen dann die Sarabat, die hie der dot erloset hat. do sprach der Potelunges sun: „daz sol ich pillichen tůn vnd volg ew von rechte. die Rudigeres knechte hies man aller erste pringen. den sach zäher dringen von den augen ze tal. zů [178v] Etzel ir chomen fur den sal siben vnd nicht mere. do sprach der kunig here: „wie ir nun welt, her Dietrich, so enpietet der margräuinne reich hin ze Pechlaren!
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alle, die da warn, den beschwert es den můt. je doch dot es der held gůt. Rudigeres schwert vnd sein gewant vnd sein ros, daz man da vand, hies man pald pringen. we, mocht misselingen jmmer frawen leibe so ser als seinem weibe, da man ir sagt mer, wie es ergangen wer? Do sprach maister Hillteprant: „wer sol in Burgonde lant dirre mere bote wesen, seit ir chainer ist genesen der ritter noch der knechte? der kunig sol von rechte sein selbes poten vber Rein senden. „daz sy Schwemelein , sprach der kunig da ze hant, dem sind die weg wol bechant. darzů schůf er zwelf man, die daz gewaffen furten dan mit dem videlere, daz die hold mere jn sturm heten da getragen, vnd daz die poten sollten sagen da ze Rein mere, wie es geschehen were. die herren wurden des enain, daz man der poten kain liess nicht beleiben, man sant sy iren weiben mit den mern haim ze lande vnd auch mit dem gewande, daz die vaigen trügen e. jren frunden ward dort also we samm auch disen e waz von clag. sy machten jmmer den tag fluchen, daz die wirtschaft so manges deures helldes kräft mit tod het geletzet. sy wurden gar entsetzet, waz sy frewd sollten han, den es chund ward getan. die da solten an den Rein, mit den gieng da Schwemelin für Etzeln den kunig stan. er sprach: „nun sult ir nicht enlan,
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jr sagt beschaidenleichen Praunhillden der vil reichen, wie es alles sey ergangen vnd wie mir sey beuangen mein land mit grossem sere, vnd daz nie geste mere gewunnen wirt so laide. des ensullen sy doch baide nicht engellten , sprach der gůt, „Praun[179r]hild vnd auch fraw V̊ t. er sprach: „ir sult auch nit vertagen, mein vnschuld sult ir in sagen, den pesten da ze Reine, daz ich noch die maine nie verdienten solich not, wann ich es in gutlich enpot, vnd dot vil pillichen daz. dar wider erzaigt sy mir das, waz ich des schaden hab genomen, daz ist auch in ze schaden chomen. Do sprach der vidler: „als vnwerde mer die gefůrt ich noch nie mere. der land frewd vnd ere, vnd ist nun gar verschwunden. die ye mit wunnen chonden wol leben vnd schone, die dick vnder chrone mit frewden sind gegangen, von den ward mir enpfangen so gschwinde dise potschaft, daz ich in meiner sinne kraft han michel sorg dar zů, wie ich dem mer so getů, daz ich mug den leip bewarn. der kunig sprach: „ja sult ir varn mit den von Pechlaren. berait sy vil schier waren. do sprach der herr Dietrich: „mere also vnfruntlich, die mus ich laider senden. owe, mocht ich es erwenden mit mein selbes leibe, daz ich dem edlen weibe jr hertzenlait enpieten sol! damit enwirt mir nimmer wol. jr sult haissen , sprach her Dietrich, „ditz mer also jamerleich allenthalben auf den strassen,
(B 2625)
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die lewt nicht wissen lassen, des schaden werden jnne, so ir nun schaidet hinne. so můten sy auch ze sere. jr sult von Rudigere niemant sagen seinen dot. es wirt doch lang werdende not, wann es in recht wirt gesait. so mussen sy mit arbait dar nach wainen mangen tag. die mein e gutlichen pflag, der sult ir sagen den dienst mein, vnd daz ich jmmer welle sein, wie mir gepeüt Gotlint vnd auch des margrauen chint, mein nifel die her. frag sy von Rüdiger, wann er ze haus welle chomen, so sagt ir, ir habt vernomen, der kunig wöll in nit kumen lan, [179v] vnd daz sey da von getan, daz er da müss peyten, bis daz die gest reyten mit ir gezogen an den Rein. der gelaite mus er sein. daz ist in meinem synne: so wil ich die margrauinne mit sampt Rüdigeren sehen. jr sult auch Gotlinde jehen, vnd ob des nicht muge sein, so woll ich doch die nefe mein gesehen in vil kurtzen tagen. jn ir hertz waz begraben den poten manig schwere. da liess den Bernere mit mangem hertze laide die poten von in schaiden. auch liessen sy da hinder in, des sult ir vil gewis sein, zergangen wunne, vil jamerhaftes kunne, frewd vnd mage in des dodes lage, sumlich, die noch lebten vnd mit dem dode strebten, mit drieffendem barn, die noch nicht tod waren. die andern waren nun begraben. da liessens auch den marckman.
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man zoch schreiende dan vil lewt ane masse seine ros auf der strasse. da sy riten vber lant, mit frag es niemat erfand recht, waz in were. ja heten sy die mere gesagt vil offt gerne. da het es der von Berne verpoten yeglichem knechte. da liessen sis von rechte. niemand ward es noch gesait, vntz in Osterreiche rait daz Rudigeres gesinde. von manger muter chinde ward gahen durch gewanhait, da Swembelin der videlere rait. sy wanten der mere, daz es der kunig were oder Rudiger der reiche. daz volk gemainleiche fraget da den spilman: „wa habt ir den kunig gelan? Do sprach der videlere, daz der herre were noch in seinem lande mit mangem weigande. daz gelabten, die da wollten. die mer fragen solten, der waz so vil noch bey dem weg, daz paide prugg vnde steg alles was bestanden. von hunischen landen, da sy ze Wien chamen in die stat. mit zuchten sy ze hause pat ain fraw, sas dar jnne, ain reiche hertzoginne Jsal, [180r] ain vil schone magt. der enchund es werden nit verdagt. an den poten sy es eruand. sy ward so jamerhaft ze hant vnd so traurig gemůt, daz ir von hertzen daz plůt drat aus dem munde. ach, wie vbel sy gunde dem poten dirre sage! von der junckfrawen clage erhal es seit vil weiten. man begund an allen seitten
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jn der stat vberal horen als ain grossen schal, die armen mit den reichen, daz sich die clagleichen wol mochte so vil vahen, die dort die clag sahen, vnd auch mit clag schieden dan. die clag ze helff da gewan, daz sy nun fůr mit praiten scharen. die poten chunden es nicht bewaren. da erschal ditz mer vnder die burger vnd vnder der kauflewte kint. die gůte stat, die ward sint alle vil gar traurens vol. da liessen in die poten wol von Wien zogen aus der stat. als er, Dietriche, pat, vnsanft laisten sy daran, wann in da vil manig man widerrait auf der strasse, der in geleicher masse můs helffen tragen ir laid. suss furens in der aribait bis hin ze Dreisenburge. riter noch gebaure je beuant die mere, bis daz der videlere ze Bechlaren zů rait. nicht nach ir gewanhait noch nach irem allten rechte die Rüdigeres knechte riten in die marche. ja můt sy vil starcke, daz sy verschweigen solten, daz sy doch sagen wolten. auf bey der Tůnaue het Gotlint die frawe die strass lang wol bechant, die poten furen in ir lant, da sy dauor vil dick ir man sach reiten frölichen dan. Mit der margräuinne gestanden an die zinne waz vil manig schone mait, vnd sy riten in grosser arebait, da sy die poten sahen dem haus also nahen, daz sy ainen stab erchanten
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jn Rüdigeres lanten nach all der gewanhait. da sprach vil manig schöne [180v] mait: „wir sehen dort lewte reiten von den hochzeiten. lob sey dir, herre trächtein! nun schauent, fraw margrauein, da chumpt vnser herre! der drost waz in vil verre da ze den Heunen bestanden von kunig Gunthors handen, vnd vil ir hertzen wunne. der lantlewt minne chomen siben man von dem margrauen dan. die fůrten sein gezame. Gotlint die frawe het auch die mere nun vernomen. sy waz zů ir dochter chomen vnd wanten baide lieb an laide enpfahen, als e dicke von lieben augen plicken. da enpfiengen sy nun wann hertzenlait vnd lang werent aribait. die knappen waren in den siten, so sy ze Pechlar vor des riten, daz sy fůren alle mit frölichem schalle. dem waz es nun vil vngeleich. es het seit ir yegleich nider gedruckt auf daz marck, wann ir jamer waz so starck, daz sy nicht singen chunden, als e ze mangen stunden. Rudigeres ros Roymunt, wider sehent an der stund gieng es dem knecht an der hant. der sit waz an im bechant: so es seinen herren nicht ensach, daz es vil oft den zam prach vnd lief wider fur auf den wegen. nun waz er laider gelegen, der es het dar geriten vnd dick darauf gestriten, also von recht ain edel man. sein dochter mercken da began der knappen gepere. da erseüft sy ze were.
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do sprach des Rüdigeres chint: „vil liebe můter Gotlint, daz ist doch sellten geschehen, daz ich so wenig hab gesehen her bey meinen zeiten meines vaters poten reyten. wann aber sy her chomen, wie wol wir daz vernomen, daz sy waren wol gemůt! wer ot die hochzeit gůt gewesen meiner frawen! des mag ich vbel getrawen. Do sprach die alt margräuin: „gerůcht es got, so sol sy sein vns allen vnschodlich ergan. nun wann daz ich von traume haun erliten vil der sere. deinen [181r] vater Rüdigere sach ich heint gar gra. sein gesind bey im da, da het beuallen gar ain schne, von ainem regen ward in we. da von wurden sy alle nas. du solt gelauben, dochter, daz: mein haubet waz von hare plos, daz ich aines hares gros meines flaches nicht entrůg. ain gadem vinster genůg, da hies mich dein vater eingan. jch vand in jnnerthalben stan. zů schlůg er do die d“r. jmmer mer chamen wir dar für. vngern waz ich dar jnne. suss sprach die margrauinne. do sprach des Rüdigeres chint: „liebe můter, traume sint sumlich senft, die andern starck. jch sach meines lieben vaters marck jn traume ser springen vnd laut an im erclingen sein couertur silbrein. nun merck, liebe můter mein: aines wassers es getranck. sa ze stund es da versanck. Ainander sy nicht mere sagten, wann mit sere giengen sy baid ensampt dan. da waren, als ich gesaget han, die poten chumen so nahent,
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daz sy all die lewt sahen. zů jrem marstal sy do riten. nindert nach irem allten siten gebarten do die knechte. aber nach des houes rechte die ritter giengen gegen in vnd paten wille chomen sein den Etzeln videlere. wol grůsten die held mere die poten vonn der Hunen lant. darnach enpfiengen sy ze hant jr herren jngesinde. mit gedruckten worten geschwinde hort man sy antwurt pflegen. ja waz es alles gelegen, dauon sy heten hohen můt. ja enchund sy chain gůt von der wirtschefte sagen. harnasch sach man tragen die knecht von den rossen dan. Gotlind erplicket an der knappen gepäre. sy ward in mangem jare nie so traurig gemůt. sy sprach: „ich näm kain gůt nicht fur die mere, daz ich west, wie jm were. do sprach der pest vnder in: „ew enpewtet trew vnd grůs sein, gnad vnd michel ere Etzel der kunig here vnd hollden willen stäte.1262 der werck vnd auch der räte sey er ew jmmer berait. [181v] daz wissent in der warhait. auch enpewt ew mein herre, er enkam ew nie so verre, er wer ew doch mit trewen bey. jr sult wissen, daz er sey ew holt vor allen weiben, vnd wil also beleiben an seinen jungsten tag. er enwais nicht, ob er chumen mag wider haim in langer zeit. der kunig im alles an leit, er sol im laisten ain heruart, die lang e gesprochen wart. willen] willden
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die ist mein herre nun gefarn. sy sprach: „nun můs in got bewarn vnd alles himlsch her! er var land oder mör, welhen enden er kere, durch seines gewaltes ere müss in krist behütten, daz Etzeln veind wutten mir nicht enbunnen meines man. die magt da fragen began: „sagent mir, poten gůt, wie ist im so ze můt, meinem vater Rüdigere? daz müt mich hart sere, wann mir ze voderst , sprach die mait, „die mer ye wurden gesait, wann er sant in sein lant.1264 so zornig ich in nie gefand, mir encham sein mere.1265 von schulden ist mir schwere. Die magt da wainen began. da sach sy ir můter an, vnd erwainten da baide. jch wen, sy der ere mande da ir hertze. jr nachent grosser schmertze. der pot sprach: „lat ewr clagen! jch sol ew mer mere sagen, die euch fruntliche1266 von Bern her Dietriche sint enpoten in daz lant. vns gepot der weigant bey den seinen hullden, daz wir von waren schullden ew sagen den dienst sein. er enpeut euch, edle margräuein, lieb vnd alles gůt, trew vnd stäten můt. jr endurft auch des nit fragen, ob ir vnder ewren magen hollder ye wurd ain man. vnd haisset euch daz wissen lan, daz sull wir ew, fraw, sagen, daz er jnner zwelf tagen
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wil euch hie ze Bechlaren sehen. „daz wolte got, mocht daz geschehen , sprach die margräuinne. „von allem meinen sinne frewt als hart sich mein můt. do sprach die junge magt gůt: „sagt vns der mer mere, wie Kriemhild die here enpfieng ir pruder vnd auch ir man, oder [182r] wie waz der grůs getan, den sy sprach gegen Hagene? wie gebaret sy gegen dem degene oder gegen Gunthör? ob sy noch nit ser zurn gegen in baiden? oder wie ist daz geschähen? der pot sprach: „die kunigin gieng mit frewden gegen in vnd enpfieng sy minnekleiche. sy dot dem wol geleiche, daz sy in hold were. Etzel der kunig mere, der enpfieng die herrn also, sam er ir kumens were fro, er vnd alle sein man. nieman ich da gesehen han, der in tr“g dehainen has. sy sprach: „nun sag myr, vmbe waz liess daz der kunig Geyselher, daz mir der jung furste her her wider bey euch nicht enpot? der frag mich zwinget not. seit er mir nicht enpoten hat, jch furcht, wie es dar vmbe stat, jch gesäch in laider nimmer mer. ja saget mir der kunig her, er wolt mich ze traut han. „die red sult ir, frawe, lan. wir liessen in vil wol gesunt. sy kument auch her in kurtzer stund, daz wissent, edle margrauein, so sy wider reitent an den Rein. darumb sult ir sorgen nicht, der kunig euch vil gerne sicht. so er nun reitet in sein lant, so wil er eüch, fraw, allzehant mit jm furen an den Rein. da s“lt ir kunigjnne sein. Ditz lugenliche mere
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ze schirmen in ir schwere, daz dot ir ainem also we, daz er nicht lenger mochte me vertragen in seinem hertzen den schaden vnd den schmertzen. jm erwainten die augen, wie geren ers het laugen. dar nach er wainet mere. dew margräuinne her jr träher nider fliessen sach. jr dochter da zů hant sprach: „ach we, vil liebe muter mein, jch wen, wir gar geschaiden sein von frewden vnd von wunne. mein fraw hat ir kunne laider vil schmech enpfangen. es ist in vbel ergangen. wir mügen wol wissen von recht not: sy vnd mein vater sind werlich tot. jr ainem, da sy daz gesprach, ain wůf aus seinem halse prach mit zů getanem munde. er want, daz er da ze stunde es da mit verhelen mochte. kainem hertzen endochte, daz daz verschweigen chünde. [182v] da prach aus seinem munde daz schreien mit dem plůt. da der knapp gůt ane danck so laute schre, da ward den andern also we, daz sy erwainten all geleiche. die margrauin reiche, die sprach: „owe mir, armes weib, daz ich ye gewan den leib! waz ich nun verlorn han der frewden, der ich hete wan! dew můs nun mit dem laide mein gar von mir geschaiden sein. jr poten, durch ewr trewe lat mich nit in der rewe, jch wais von schullden vmb waz! sagt mir beschaidenlichen daz: wie schiedent ir von meinem man? da můst die lug ain ende han. do sprach der videlere, Swemelein der mere: „fraw, wir wollten euch vertagen, daz man ew doch můs sagen,
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wann es niemat verhelen chunde. jr gesehent nach dirre stunde den margrauen Rudiger lebentig nimmer mer. vil laut hort man sy da clagen: „herr, wer hat in erschlagen? er sprach: „daz döt Gernot. sy schlůgen baid ain ander ze tot. Da schray die můter vnd die maget. ward ye nach frewden mer geclaget, daz enist mir nicht bechant. waz bey ir lewt man da vand oder sy chamen zů dem schalle, die erwuften alle. da zů den Hunen von der hellde dot ward nie grosser nöt. von dem jamer also vesten der margräuinne presten begund von dem munde daz plüt vnd auch ir edlen tochter gůt. sy vielen baid in vnkraft, so daz ir züchte maisterschaft vergas vil gar ir synne. die lewt waren jnne worden wol der warhait. waz ye mer in ward gesait, des gesatzt sy ditz mere aus frewden in alle schwere. jrs hertzen jamer ward so gros, daz man mit wasser sy begos vnd natzt sy vnder den augen. jr leip begund laugen, ob sy recht synn ye gewan. daz bewaint weib vnd man vnd alle, die da waren jn der stat ze Bechlaren. von den andern man sy trůg. da waren nothaft genůg baide die margrauinne. sy lagen in vnsinne. man hort vnrecht lewte haben nach [188r] die drey kunig seit. da můst es gan vber al. da ward vil michel der schal von der schwert clingen. vil vngefüge dringen Textverlust fol. 183–187
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sach man die recken zů der not. des lagen sy alle samot tot, jene dort vnd dise hie. es enwart so horter sturm nie jn der welt gefochten, die weil sy leben mochten. von Allse Volker döt vil michel sere mit willigen handen. ewr mag anden der hold so grimmeklichen rach. vil michel wunder da geschach. da chund niemant bey gestan, der icht ere wollte han, der můst geuneret jmmer sein. durch den kunig vnd die kunigein so můsten alle streiten. jn vil angstlichen zeiten ward doch geschaiden her dan her Dietrich vnd sein man, der vogt da von Berne, wann er sach vil vngerne beidenthalb die schwere. Rüdiger der hold mere lie auch beleiben den has. durch Geyselhoren dot er das, der het geuestent im sein chint. daz half in doch vil lützel sint, wann sy so vil der frund verlurn vnd den grossen schaden churn. da griffen sy all gemain zů. daz volk allenthalben nu must streiten durch die not. Etzel pat vnd auch gepot, daz man rache nun sein chint. auch warb die kuniginne sint mit pet an Rüdigere, daz er der degen here mit streit auch můst bestan. des můst er vnd sein man jn dem sturm ligen tot. er vnd der herr Gernot baid ain ander schlůgen.1268 dauon in has da trůgen die kunen Bernere. do sprachen die hold mere, sy wolten rechen Rüdigeren.
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da het es verpoten sere den seinen her Dietrich. da waz Wolfhart so grimmelich, daz er sy nicht wolt erlan, sy můsten ewr volk bestan. e es her Dietrich da beuand, der von Amelunge lant der waz ainer nit genesen, der in schaden möchte wesen, nie wann der allte Hillteprant. ewrs volkes man auch da vand kainen lebenden mer, niwan der kunig Gunthör vnd Hagen den Tronere. Hillprant dise mere mit ainer wunden [188v] můste sagen, die het im geschlagen Hagen, da von er kam vil ser her Dietrich, wann sein schad waz vnmasslich an magen vnd an seinem man. ze hand gieng der held dan, da er die recken baide vand, er vnd maister Hillteprant, mit jamer vnd mit sere. ja het der degen here dannoch ernert, er sy baide. da enwollten sy vor laide nach den andern nicht genesen. da macht es auch nit wider wesen, sich räch da her Dietrich. Gunthor der kunig reich bestund in müder als ain degen. seit zwang in mit schwert schlegen also der Bernere, daz der hold mere zů ainem geisel gewan. darnach bestund in sein man, Hagen, in kurtzen stunden. da hat man wol enpfunden, sy enheten e niemat laun genesen, solten sy gerůet wesen, wann sy heten da vor gefochten, daz sy nicht mer enmochten, die zwen summer langen tag. es ist war, daz ich ew sag. die fursten vnd ir recken her, dreissig dausent oder mer, hat ir ellent da verschwant. waz ir ye helm auf gepant
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der pesten weigande, die von mangem lande dem chunig Etzel waren chomen, die haund ir end von in genomen. vor den Hünen sy weren wol genesen, weren die kristen nicht gewesen. die prachtens in die arbait, als ich ew e han gesait, daz sy ainander schlugen, wann sy in nicht vertrůgen. da zwang sy Dietrich baide, jn vil grossem laide Hagen vnd Gunthör mochten nicht gestreiten mer, vnd antwurt sy der kunigein. die hies sy baid furen hin vnd rach sich fraislichen an den recken lobeleichen. den hies sy nemen den leip. darumb daz edel weib schlůg maister Hillteprant. niemant mer man da vand, die da sterben solten. erlichen die wollten mit den andern wesen tot. allsus lie ich sy in der not, von den ich her pin gesant. jr lewt huben ze hant von clag hart grossen wůf. jr jamer es da also schůf, sy gedachten schaden vnd not. seit clagt V̊ t bis auf den dot, V̊ t die reiche, nach den hellden jamerleiche, jr vil lieben chinden. niemant mocht erwinden, daz getrösten chund
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(B 3933) (B 3934) (B 3931) (B 3932) (B 3935)
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8. Lesarten-Apparat
8.1. Das Nibelungenlied 5,1 als seinem adel] ähnlich D (als siner edel) gegen als im daz. 7,3 Lesart der Langzeile nur b gegen do begunder sinnen werben vmb so schon ein weib. 8,2 hochgemüte] gegen hôchgezîte; seinen] gegen lieben. – 3 ander] mit restl. Überlieferung gegen vremder. – 4 frawen] statt des Antonyms zu chunden, vielleicht Verlesung aus fremden. 9,2 künigein] mit Ih gegen kindelein. 10,2 gehagen] (nhd. behagen, gefallen) gegen beiagen (nhd. erwerben). 11,3 vnmasslich] (nhd. maßlos) gegen unmüezec (nhd. beschäftigt, fleißig). 12,1 Wie] gegen die. 15,4 manig schwer] mit D gegen sît vil arebeit. 16,3 erwand] mit Dd gegen ervant. – 4 er lat] gegen ez ladete, ähnlich d er ladet. 17,2 můte] gegen sinne. 21,2 er] gegen ez. 23,3 erwirbe] ähnlich h wirbe; es wäre enwirbe in der exzipierenden Konstruktion zu erwarten. 24,2 werlichen] mit ABIdh gegen inneclîchen. 25,4 im] Singular mit D gegen Plural in. 26,4 angewinnen] mit D gegen ertwingen. 29,1 wol] mit D gegen niht. 32,1 gie] mit restl. Überlieferung gegen kâm. 38,3 nimmer] gegen immer. – 4 sant] gegen soumte. 42,1 in daz land] gegen ûf den sant. 45,2 fürwage] gegen fürbüege (Vorderzeug der Pferde). Laut Grimms Wörterbuch (Bd. 4, Sp. 927) Bezeichnung für den Ausschlag des Wagebalkens beim Wiegen. Diese Bedeutung ergibt im Kontext allerdings wenig Sinn, womit eher an eine schriftliche Variation von vorwage (Gestell an der Spitze der Deichsel, an dem weitere Pferde angeschirrt werden, Bd. 26, Sp. 1873) zu denken ist. Warum der Schreiber fürbüege ersetzte ist unklar, denn zum einen belegt Grimms Wörterbuch die Form fürbuog noch 1521 in einem Augsburger Vokabular (Bd. 4, Sp. 671), zum anderen findet sich in Str. 543,3 fürwuge (vermutlich die dialektale Entsprechung von mhd. fürbüege). Vgl. auch Str. 372,1. 46,2 gen den gesten] mit D gegen in begegene. – 3 degen] mit D gegen geste. 48,2 Lesart des Abverses abweichend von C (kan mir daz iemen sagen) und näher zur restl. Überlieferung (daz sol man mir sagen). 49,1 gesprechen] mit D gegen vinden. – 2 Lesart des Abverses mit D; C (mit restl. Überlieferung) hân ich in gesehen. 50,2 vnuerzait] gegen vil gemeit. 51,1 von wann er wer] gegen von wanne koemen, er bezieht sich wohl auf Siegfried, von dem Gunther aber noch nichts wissen kann. – 2 wer] (nhd. Rüstung, Brustwehr) mit restl. Überlieferung (außer d war) gegen waete; den recken] als Objekt gegen die recken (Subjekt); er] als Subjekt zu komen eingefügt (die denkbare Verbindung mit den recken unterbleibt. Vorstellbar wäre, dass hier ein Satz beginnt: den herlichen recken, in (Pronomen, Bezug auf recken) wer (Verb) lieht geuar (attribuiertes Substantiv). – 4 Nennung von Gunther mit restl. Überlieferung gegen C im groezlîche. 54,4 palde] mit D gegen Hagene. 55,3 alles] mit D gegen ouch. 58,3 recken] gegen rîchen. – 4 michel] mit D gegen starkiu.
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59,1 er] gegen der helt. 62,2 Lesart des Anverses mit D; C mit gemeinem site, restl. Überlieferung mit gemeinem rate. 64,1 minne] mit D gegen miete. – 4 Rollentausch (Abvers) nur b, C do wart der helt von in bestan. 65,4 tailt] gegen streit, Strophe überliefert nur C und D. 66,1 frewde] gegen friunde. – 2 Lesart des Abverses nur b; C waz kund sy daz vervan. 68,2 lewt] gegen lewen. 72,2 grossen] gegen starken. 73,2 Lesart der Langzeile nur b; C nû sich, wie degenlîche er stêt gein strîtes var. Strophe überliefert nur BCD. 74,4 herchomen] gegen her geriten. Strophe überliefert nur BCD. 77,4 wirte] mit Dlh gegen kunige. 78,4 Lesart des Anverses mit D; C (mit restl. Überlieferung) die ie künic gewünne. 79,2 die Erwähnung eines künig ze Hünen (nhd. König der Hunnen) macht hier keinen Sinn; C (mit restl. Überlieferung) daz man künec deheinen küener habe gesehen. – 3 ir] gegen iu. 84,3 Rollentausch, in restl. Überlieferung und ouch diu erbe mîn, erwirbestuz […], die sülen von rehte wesen dîn (die sülen dir undertaenec sîn ABIdh). 86,2 nit] gegen icht im daz-Satz, abhängig vom Hauptsatz und positiv zu verstehen. 87,4 an schulde] mit D gegen unverdienet. 88,3 erstreyt in] gegen erstreiten. 90,2 schwesterman] (Schwager) gegen restl. Überlieferung swestersun (Neffe). 95,3 ir] gegen wir. 96,1 Darumb pittet (nhd. darum bittet) gegen Warumb bîtet (nhd. warum zögert); Darumb mit d, pittet mit h. 97,2 Lesart des Abverses mit restl. Überlieferung; C die hie mit iu sint. 100,3 mit] gegen sîn. 101,3 Lesart des Anverses nur b; C (mit restl. Überlieferung) des kunde im volgen niemen. – 4 Lesart der Langzeile nur b; C (mit restl. Überlieferung) sô si den stein wurfen (D ob si wurfen den stein) oder schuzzen den schaft. 104,4 geschach] mit d gegen sach. Deshalb erscheint sach in der folgenden Langzeile. 106,1 wissen] mit restl. Überlieferung gegen gelouben. – 2 Lesart des Abverses nur b; C (mit ABD) kunde nimmer (d immer) werden baz, Ih nimmer sîn gewesen baz. 107,2 im] gegen in. – 3 weyle] gegen zîte. 108,1 dick] gegen lange. – 2 Lesart der Langzeile mit ABIh; C diu ist mir vil vremde, des muoz ich dicke trûric stân. 109,3 sunst] gegen sus mit dh. 112,1 nemen] ist hier Parallelform zu nennen (vgl. auch 115,3). 114,3 daz] im Abvers gegen sprach. 116,2 veintlichen] mit D gegen grôzen. 117,1 Lesart des Anverses mit D; C (mit restl. Überlieferung) inre (Ih in disen) zwelf wochen. – 2 yendert] gegen iemen. 118,1 im] Singular im Anvers gegen Plural, bezieht sich nur auf Lüdeger. – 3 zu der veste] mit D gegen zuo dem Rîne. 119,3 getrewes] gegen getrewer. – 4 klagen] mit ABDLd gegen sagen. 120,2 er] gegen rede. – 3 E er bat] ähnlich D (er bat im) gegen er hiez. 121,2 fehlendes Objekt uns in der direkten Rede mit D. 122,2 nun] müsste nur heißen, vgl. wan in restl. Überlieferung (außer Ih niun bzw. niu). 124,2 man] im Abvers eingefügt; Subjekt zu Prädikat bat pflegen ist eigentlich Gunther. man könnte aus vorhergehender Zeile übernommen worden sein durch Augensprung. – 4 Lesart der Langzeile nur b; C (mit restl. Überlieferung) unz er ervant an vriunden (Ih Sîfrit), wer im wolde gestân. 129,4 ew wesen] gegen werden. 133,1 mit gewinne] gegen mir gewinnen.
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134,2 künen] mit D gegen lieben. 135,2 daz in werd] gegen daz tuo man (D wir) in. 136,3 der edl kunig gut] mit D gegen Gunthêr der künec guot. 139,4 jn starkem v̈ bermute] gegen ir starkez übermuoten; bezieht sich darauf, wie sie am Rhein redeten (retten). 142,1 Rüdiger] ist Verwechslung mit Lüdeger. 143,4 Lesart des Abverses nur b; C (mit restl. Überlieferung) sider kiesen den (D grimmen) tôt. 145,2 sold] gegen gold. 150,4 Lesart des Abverses nur b; C (mit restl. Überlieferung) hie die nâchhuote (A naht huote) hân. 152,2 Lesart des Abverses mit D; C dem vil küenem man, womit nur Gernot attribuiert wird. – 3 da nider] gegen dannen. – 4 wol mit elen bewant mit D (hier allerdings als Verb ervant), C wol mit eren sit ervant. ABIdh bieten einen gänzlich anderen Text in der Langzeile: des wart von im verhouwen des tages (Ih vil) manec helmbant. 153,2 die Präposition mit nach helfe fehlt mit D. 154,2 varte] mit D gegen warte. 156,4 herre ist ursprünglich attributiv nachgestelltes Adj. (mhd. hêre) zu künig, hier vermutlich Subst. nhd. Herr. 157,2 Lesart des Abverses nur b; C (mit restl. Überlieferung) sam si waete ein (D der) wint. – 4 ausserwellten künen] mit D gegen zwên grimme starke. 158,3 Lesart des Anverses mit D (hier aber funken gegen flammen); C die heizen viures vunken und ABIdh die viuwerrôten vanken. – 4 krefftiklichen] gegen vil mehteclîchen; AB ir ietweder den sînen an dem andern vant. 159,1 der] gegen her; geschwinden] gegen grimmen. 162,4 werlich] gegen ûz erwelte (D waetlîche). 164,1 von hertzen] gegen vil grimme. 165,2 Lesart der Langzeile nur b; C (mit restl. Überlieferung) von Sîvrides gewalte zuo Gunthêres man. 168,2 furt den vanen dan] mit D gegen den vanen zucte dan. 169,3 stainen] mit D gegen strâzen. – 4 vor] gegen von. 170,4 Burgonde] gegen burge vnd. 172,2 Lesart der Langzeile teilweise mit D (die vrumten in dem sturme vil manege recken tôt); C die vrumten (ABILdh sluogen) in dem strîte vil manegen helt tôt. 173,3 weren] gegen waren. 174,3 starcken] mit D gegen scharpfen. – 4 streit kunden] gegen strîtküenen. 175,4 maniger ritter guot] gegen die ritter küen unde guot. 178,4 verkürzte Lesart des Abverses nur b; C von in vil manec ritter guot. 179,3 starcke] mit D gegen scharpfe. – 4 zornig] gegen vor leide zornec. 180,1 klingen von] gegen dringen vnd. 181,4 man] mit D gegen er. 182,3 Daz] gegen dô. 184,2 fliessen] gegen vliegen. 186,4 küne] mit ABILdh gegen snelle. 187,2 von] mit restl. Überlieferung gegen vor. – 4 hielt] gegen helt, wohl als Verb aufzufassen; vil laut] mit D gegen starke, ABILd lûte. 188,1 streites] mit AD gegen sturmes. – 2 an] gegen hân. 190,4 hand] mit BDILdh gegen lant. 191,2 Lesart der Langzeile folgt mit D weitestgehend AB Gernôt und Hagene, die recken vil balt; C Gernôt der hêrre und Hagene, ein degen balt. – 4 Lesart der Langzeile folgt mit DS zum Teil C zuo den Burgonden fünf hundert waetlîcher man, zum Teil AB gevangen zuo dem Rîne fünf hundert werlîcher (A waetlîcher) man. 192,4 frewden] gegen vriunden. 193,3 ain gůtz] gegen ez guot. 194,2 herren] mit D gegen vriunden.
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195,1 gar zu] gegen garzûn (nhd. Edelknabe, Page). – 2 die frawen] mit D gegen die schoenen. 196,3 Negation im Abvers fehlt mit ldh. 197,2 minniklichen] mit D gegen güetlîchen. 198,1 sturme] mit Dlh gegen strîte. – 2 ir] mit D gegen mir. 199,1 also] gegen alsô wol. – 3 edel] mit restl. Überlieferung gegen küene. – 4 kunen] mit restl. Überlieferung gegen herren. 200,3 Anvers ist mit D gekürzt aus swaz iemen (B si) streit (B striten) nâch êren. – 4 Lesart des Abverses mit DS; C (mit restl. Überlieferung) des künec Sigemundes kint. 201,2 vol] gegen wol. – 4 vngefüge] mit D gegen groezlîchen. 202,1 Suss] mit lh gegen ouch. 203,2 mit dem schwert] mit restl. Überlieferung gegen mit den handen. 204,1 nimmer] gegen immer. – 4 schande] mit D gegen allen schande. 205,1 dauon] mit AD gegen dâ vor. 207,2 es so] mit D gegen sô guot. – 3 nimmer] gegen immer. 208,2 niemat] gegen ieman. – 3 kunen Seyfridz] gegen Sîvrites. 209,3 sein pruder] mit restl. Überlieferung gegen der küene. – 4 fremde] mit D gegen mîniu. 211,3 roter pare] mit restl. Überlieferung gegen roze baere. – 4 meist tail] mit D gegen meistec. 213,2 daz so wol] mit Dlh gegen dô mit liebe. – 4 vor frewden] gegen ir vriunde. 214,1 frewdenreiche] mit D gegen minneclîche. 215,1 mut] (Umlaut nicht bezeichnet) ist die gerundete Form zu miet. 216,4 vngefüges] mit D gegen groezlichez. 218,3 nun wann] ähnlich d wann gegen niemen niuwan. – 4 Lesart des Abverses mit A; C sô sit nâch helden ist getân. 219,1 schilt] mit D gegen rant. – 2 Lesart des Abverses mit D durch den vürsten milt; C (mit restl. Überlieferung) in Gunthêres lant. – 3 vor den frawen] gegen von den rossen. 220,4 frunden] gegen vienden. 221,1 Objekt mir im Abvers fehlt mit lh. 222,2 chuner her] gegen künec mêr. 223,4 die] gegen des. 224,3 dem gesinde] gegen den gesunden infolge von Augensprung auf die nächste Langzeile; moras vnde wein] mit D gegen met und guoten wîn. 226,3 Lesart der Langzeile mit D; C (mit restl. Überlieferung) man hiez (ABIdh er bat) der sêre wunden vil güetlîche pflegen. 227,4 Langzeile beginnt in restl. Überlieferung mit dar zuo (lh darumb). 228,3 hies im raten] mit D gegen gie ze râte. 230,3 dugentleichen] gegen minneclîche. 232,3 willen] mit ABDIdh gegen muote. – 4 frewdenreich] mit D gegen vroelîche. 236,1 beraitten] mit ABDIdh gegen snîden. – 2 maid] mit Ad gegen manec meit. – 3 guten] mit D gegen jungen. 237,4 sumelichen] mit ABDIdh gegen genuogen. 238,4 gemait] gegen sît. 241,1 peinen] gegen peyen (D poyen), rot] gegen nôt. – 4 nun alle] mit D gegen der maere. 242,2 wein] mit D gegen wunne. – 4 in] gegen über al daz. 246,1 Lesart der Langzeile nur b; B (mit restl. Überlieferung) Waz waere mannes wunne, des vröute sich sin lîp (A wîp). 247,2 waren sein vil] mit D gegen wârens harte. 248,4 weib] gegen meit. 249,1 dummer] gegen recke tumber. – 3 am Ende des Abverses fehlt lant. 250,3 můter] mit D gegen mâge. 253,3 traut] gegen truoc. 254,4 nit] gegen iht. 258,1 Siglinde] mit ADlh gegen Sigmundes.
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259,1 frawen] Singular mit Dd gegen Plural. 260,4 jmmer] gegen nimmer. 261,4 herlichen] mit D gegen zierlîchen. 263,2 Subjekt er fehlt mit D. – 4 gesind] gegen sint. 265,1 er sy] Rollentausch, in restl. Überlieferung si in. 266,1 nicht] gegen iht. 269,2 nun] mit d gegen niuwan. – 4 wol] gegen liebe. 270,3 an] gegen von. – 4 Dennenmacker] mit AD gegen mîniu küneges (C mîniu vürsten). 273,2 nimmer] gegen immer. 274,2 hies] gegen bat; aber] mit D gegen wider. 276,1 ew] mit AD gegen in; dancken] mit D gegen dienen. – 2 mit] gegen mîn; jmmer] gegen nimmer. – 3 exzipierende Konstruktion mit fehlender Negation. 278,4 wundern] gegen wunder. 279,3 hold] (Umlaut nicht bezeichnet; gerundete Form von held) mit D gegen recken. 281,3 nie] gegen ie. 283,4 vns ist] gegen wir hân. 284,2 des streitz] mit restl. Überlieferung (außer D der sint) gegen nâch strîte. 285,2 geste] mit AD gegen widerwinnen. 287,2 jmmer ] gegen mêre (A fürbaz). 288,4 hermüden] Singular gegen Plural. 289,1 newe] mit D gegen volle. 290,1 da] mit Ah gegen alle. – 2 doch] gegen do. – 4 Negation fehlt. 294,2 laun] gegen gân. – 4 ermant] mit D gegen erwant. 295,1 fremde] gegen vriunde. 296,1 grosse] gegen vnmâzen. 297,1 chamen] gegen sich huoben. 298,1 verr] eingefügt mit D. 299,2 zwang] gegen wanc. 301,1 wider] mit D gegen nider; impliziert, dass Gunther schon einmal da war. 302,3 ir] im Abvers gegen im, falscher Bezug auf Brünhild. 307,2 vil] mit D gegen verre. 310,1 torkapp] ähnlich a (hier tarnkappen) gegen restl. Überlieferung tarnhût; D tornhaut. 311,1 daz] gegen ê daz; DIh ê wie. – 3 nit gegen iht. 316,4 nit] gegen iht. 317,1 kune] gegen guoter. – 2 erwerben] mit CD gegen erbitten. 318,4 wirbet] gegen wirdet. 319,3 frawe] mit Dlh gegen schoene. – 4 kunen] Singular gegen Plural. 323,1 sagt mir] mit D gegen sitzet. – 3 ze] mit ADlh gegen mit. 325,2 von] mit A gegen da; (D do von). – 3 er waz ir] Rollentausch mit D (hier allerdings er was sam der lîp) gegen si was im. – 4 schone] mit lh gegen schoene Kriemhilt. 328,4 minnekliche] gegen wunneclîche (C hêrlîche). 329,4 wat] mit D gegen verte. 331,1 dein] gegen die. 332,2 veirtagen] mit Dd gegen vier tagen. 333,2 die] gegen ir. – 4 schein] gegen sin. 337,2 vil wert] mit AD (lh wert) gegen unwert. 338,2 ze clain] mit A gegen niht klein. – 3 mer dann] gegen inre. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B dô was ouch ir (A ir fehlt) gewaefen (Ih al ir wapen) den guoten recken (C degen) bereit. D dô was ouch die degen harte snellîch bereit. 341,2 suchen] gegen schouwen. – 3 oder] mit ADlh gegen und ouch. 344,2 an der] gegen ander. 344,3 Negation fehlt. 345,1 ir] gegen in, bezieht sich auf Kriemhild. 346,3 gewerbe] gegen gewerre, hier im Sinne von „für ihn geworben wird .
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347,1 mir leben] gegen mir mîn leben; D mir daz leben. – 3 in] mit D gegen iu (A iu in). 348,2 darnach] mit D gegen und. – 3 dar] gegen in. 349,1 wunneklichen] mit d gegen minneclîchen. – 4 ewr] gegen nû. 351,4 wolgetan] gegen lobesam. 352,1 den] mit D gegen vil. 354,2 werde] (nhd. zur Freude, herrlich) gegen verre. – 4 nieban] = niuwan, das der Schreiber sonst als nun wann umsetzt. 356,2 baide land vnd lewt] gegen liute und lant; D beide lewt und land. – 4 Lesart des Abverses nur b; B vil (AC vor gesehen) schoener vrouwen gesehen. 357,2 ew] gegen mich. 358,4 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung außer C) des er dâ hât gedingen. 359,3 im] Singular gegen Plural; bezieht sich wohl auf Gunther. 362,2 nicht] gegen iht; magetein] Singular gegen Plural, der sich anschließende Relativsatz bezieht sich aber auf Pluralform. 363,2 nit] gegen mir. 364,1 aine] gegen ir aine. 365,2 schone Braunhild daz edel magetein] mit D gegen edel Prünhilt daz schoene magedîn. 366,3 frawen] gegen vremden; wohl in Folge Abirrens des Auges auf die nächste Langzeile. 367,2 seit] gegen site; leib] gegen weib. 367,3 began] gegen gegan; Präfix ge- generell oft mit be- vertauscht. 368,4 gefrewet] gegen getiuret. 369,1 in] Plural gegen Singular im. 370,4 da] gegen daz. 371,4 den] gegen die. 372,4 er in allen] gegen ez ir ellen in (B in fehlt). 373,1 sporn] gegen spern (entweder gerundete Form zu spern mit nichtbezeichnetem Umlaut oder sporn aus der folgenden Langzeile). – 3 dar zů] eingefügt mit CDa. 374,1 im] Singular mit CDa gegen Plural. 375,2 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) dô (CDladh die) kôs man an ir waete. 376,1 darumbe] gegen drinne. – 3 marbelsteine] Parallelform zu mhd. marmelsteine. 377,4 vor] mit A gegen von. 380,4 doch] mit Aldh gegen do. 384,2 wer ain kunig] gegen waere er ein künec. 384,3 ja] gegen und (lh und fehlt); C ob. 385,1 grimleich] mit a gegen griulîch; CDldh graemelîch. – 3 sinnen] gegen sînen. 385,4 ain grimmen můt] gegen grimme gemuot (lh genuoc). 386,4 in] Plural mit Da gegen Singular im; nichtz] gegen iht(s). 387,1 pald] gegen blîde (d vil). – 2 erwerben] gegen erweinen. 392,1 ere] gegen genâde. 395,2 erzale] gegen teile. 396,1 der von Troy] gegen von Tronege Hagene. 400,3 hies gewinnen] mit D gegen hiez ir gewinnen. 401,4 Abvers folgt C, außer dann für dar an. 402,1 recken] Singular mit D gegen Plural; in] mit Ad gegen mit (D in strît). 403,3 kappen] gegen tarnkappen (D helkappen). 404,1 da er vil recken vande vil] gegen dô vant er recken vil. 407,1 enhant] gegen zehant. – 3 stachelinen] mit D gegen stahele herte. 412,2 starcken] mit Da gegen scharpfen. – 4 also] gegen vil harte. 413,4 vaste] gegen harte. 414,2 Lesart des Abverses nur b; B (mit CDad) wie kund er dâ vor genesen, lh moht dâvor niht genesen. – 4 sy] Plural gegen Singular.
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415,4 verdorben] mit restl. Überlieferung (außer a vertreiben) gegen überwinden. 417,1 Lesart des Abverses nur b; B (mit restl. Überlieferung außer Ih) si soldenz wol bewarn, lh si mohten(s) hân verboren. 418,4 Lesart des Abverses mit D (hier übermuot gegen muot); B (mit restl. Überlieferung) der starken (A schoenen) vrouwen übermuot. 419,2 seinem ellenden] mit D gegen smielenden. – 4 gab] es müsste eine Imperativ-Form stehen. 420,1 genumen] gegen gewunnen. – 3 kune] mit Alh gegen vil (C vil fehlt) schnelle. 421,1 grauslichen] gegen groezlîchen. – 4 zwen] gegen zwelfe. 422,3 Lesart des Abverses nur b (Beginn mit D waz habt ir); B (mit restl. Überlieferung) waz hât der künig ze trût. 423,1 ir] gegen vil (A ir vil). 424,4 sinne] gegen sîne; vil hart] mit CDad gegen vil (A harte). 426,1 enhende] mit D (in hende) gegen von hende 427,4 vnforchtlich] mit d gegen unsorglîchen. 428,1 schwang] mit D gegen schôz. – 4 wer] gegen waete. 429,3 erforchten] mit D gegen strûchten. 430,1 prach] mit ad gegen brast. – 3 im] mit restl. Überlieferung gegen dem helde. – 4 da] mit AD gegen ir dâ. 432,3 im] eingefügt mit D. 433,1 frawe] gegen schoene (D juncvrouwe). 434,2 sy] eingefügt mit CDlh. 436,2 wider] gegen wîter. 438,2 den held] mit restl. Überlieferung gegen Gunthêren. 441,3 dester] mit restl. Überlieferung (B dester fehlt). – 4 im Abvers fehlt das Objekt ez mit A. 442,2 aber] mit CDad gegen abe. – 4 williklichen] mit D gegen wîslîche. 443,1 pittent] gegen bîtet; Lesart des Abverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) wan beginnet ir der (d daz) spil. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B sam ers niht enwesse, gebârte der listege man, DIdh im Anvers recht (Idh recht fehlt) sam (d ob) er drum (Ih sîn gegen drum) niht (d nihts) weste, a im Anvers er tet sam er niht dâ gewesen, C sam ob er ir niht ensaehe. 444,4 ir] mit CDad gegen in. 447,4 es] gegen ê. 448 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der ersten Langzeile dô wol mich dirre maere sprach Sîvrit der degen. 449,2 schar vaste] gegen bürge scharhaft. 450,2 weile] gegen wille. – 3 alle] gegen alsô. 451,4 Langzeile wörtlich mit C; B vil erwelten recken, die iu noch nie wurden bekant. 453,2 williklichen] mit h gegen billîchen. – 3 Einleitung der wörtlichen Rede er sprach fehlt mit D. 454 mit A: B (mit restl. Überlieferung) gegen A im letzten Abvers alsam ez waete der wint. 456,4 da hies es] gegen die hiezen (Ba); Ad daz hiez, C daz hiez zen, D daz hiez in, Ih daz waz ze; haz] gegen schatz. 460 mit A: B gegen A im ersten Abvers nûn entsliuz ûf daz tor (mit restl. Überlieferung außer Ca), im zweiten Anvers ich erzürne ir etslîchen (mit restl. Überlieferung, C abweichende Lesart). – 4 da] gegen daz. 463,2 grimen tot] mit AD gegen tôt. 464,1 erhal] mit Ih gegen erschal. 465,3 da] im Anvers eingefügt; dritte und vierte Langzeile mit AD, B er wâfende sich balde. dô lief er, dâ er vant disen gast vil edelen, dâ er den risen gebant. 466,1 gemůt] gegen genuoc. – 3 gaisschwer] gegen geisel swaere. – 4 hart (ge)schwinde] mit ADIdh gegen harte snelle. 467,2 von der hende] mit d gegen vmb der (A die) hende; C von den hende, Dlh vor der hende, a vor den hende.; gewan] gegen man.
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468,1 von] mit restl. Überlieferung gegen vor. – 2 Subjekt er im Anvers fehlt. 470,2 Subjekt ich fehlt. 473,4 man] gegen in. 475,1 sy] gegen und (Dd die). 476 mit A. B gegen A (und D) im letzten Anvers si kômen ritterlîche. – 2 da] gegen daz. – 3 sampt] eingefügt mit ADd. 480 mit A. B gegen A (und D) im letzten Anvers si füerent segele rîche. – 2 aber] eingefügt. 482,4 es] mit A gegen grüezen (hier aber im Anvers sol ich die geste grüezen). 484 mit A: B gegen A im dritten Abvers in der scharn und im letzten Abvers heim ze lande varn. 485,1 jmmer] eingefügt; – 4 künen Günthers] gegen künec Gîselhêres (d künen, DIh Guntheres). 486 mit A: B gegen A (und restl. Überlieferung außer a) im letzten Abvers daz tet der degen schîn. 487 mit A. B gegen A (und D) in der zweiten Langzeile sô manege gâbe rîche gap des heldes hant. 488,4 weltlichen] gegen waerlîche. 489,1 kuniginne] mit AD gegen vrouwe hêre. Strophe weitgehend nach A bis auf eine Lesart im dritten Abvers: A (mit DIdh) er schwendet gar mîn golt gegen B er schwendet mir mîn golt (mit b). 490,1 grosse] mit D gegen rîche. – 2 im Abvers fehlt Objektsgenitiv es zu pflegen. 491,4 nicht] gegen iht. 492,1 leibe] gegen liebe. – 2 lassent ew] gegen lâzet mich (A mir); lewt schrein] gegen leitschrîn. 493,1 schrein] Singular gegen Plural. 494,4 dar v̈ ber] gegen wesen. 495 mit C. B (und A) gegen C (mit restl. Überlieferung) in der letzten Langzeile si rihten sich zer verte. man sach si rîten ûf den sant. 496 mit C. Strophe überliefert nur CDIabdh. – 1 zwaintzig hundert] mit DIdh gegen tûsent küener. – 2 Lesart der Langzeile mit restl. Überlieferung außer a; C die mit ir ze rîne solden varn dan. 497,4 da ] gegen die. 498,1 daugelichen] (mhd. tougenlîchen) gegen tugentlîchen. 501,4 nutze ze] gegen nû ze. 502,4 Lesart des Anverses ähnlich A (mit DIdh) unser hovereise; B die mîne hovereise. Im Abvers fehlt das Dativobjekt in. 504,2 so] gegen si. 505,1 er in vand] gegen man in vand. – 2 Lesart der Langzeile mit CDIdh; B er sprach sît wir heim nâhen in mîniu lant. 508,1 gebiet in] gegen enbietet. – 3 dich] einfügt; könnte Verlesung von die (Dad) sein. C allerdings bietet dir. – 4 durch sy] eingefügt mit restl. Überlieferung. 509,3 pruder] Singular gegen Plural. 510,4 da] gegen daz. 512,3 trauttinne] mit restl. Überlieferung gegen lieben triutinne. – 4 dienen] müsste im Partizip Präsens stehen, vgl. B diende und D dienend. 513,4 aller] mit DC (in allen landen) gegen dirre. 514,1 an den Rein] gegen er dô reit. 515,2 kam] gegen kâm in. 516,3 streiche] gegen sterke; ich] mit d gegen in (dadurch fehlt das Akkusativobjekt zu genomen). 517,2 her geselle] ähnlich restl. Überlieferung (hergeselle) gegen liebe hergeselle. – 4 ditz] ähnlich Ih (daz) gegen iuwer. 518 mit A. B gegen A (und DIdh) im letzten Abvers ir dinc in hôhe stât. 521,3 Vnd] gegen uns. 524,2 pruder] mit a gegen bruoder Gunther.
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524,3 wen] gegen ich waen. 526,1 Nun] gegen iu. – 2 trewlicher] gegen vriuntlîcher. – 4 lieber] mit restl. Überlieferung gegen liebez. 527,3 im] gegen ir (a inn). 528,3 ew] gegen dem. 529,4 mere] gegen miete. 530,1 purge] gegen bouge. – 4 da] gegen die. 531,4 im] eingefügt. 532,3 in] mit DIh gegen im. 533,2 in] Plural mit D gegen Singular. 536,1 Gernot mit lh gegen Gere. – 4 stoltzen] mit D gegen schoenen. 537,1 alles] eingefügt mit restl. Überlieferung außer d. 538,2 man] mit a gegen mâge. 539,4 ze Burgonde] gegen ze beiden sîten; wohl durch Augensprung auf die Langzeile darüber. 540,2 anfange] gegen antpfange. – 4 Rollenumkehrung, restl. Überlieferung uns von. 541,4 nimmer] mit AI gegen niender. 542,2 zunen] = zoumen. 543,3 im Abvers fehlt das Subjekt man. 544,3 reiche] mit AD gegen liehtiu. 545,2 pesten] mit CD gegen hoehsten. – 3 val vache] gegen valvahse. Es könnte sich um das Farbadjektiv val und das Substantiv Fache (gefachte Wolle, vgl. Grimm, Bd. 3, Sp. 1221) handeln. 546,3 Anvers ähnlich D daz ir gefuoge zustunde; B daz ir genuoge schoene. 547,2 arm hand] gegen arm und hant. – 3 sahen] mit D gegen solden. 548,2 gezwang] gegen swanc. – 3 furtens] gegen ferrans; gold] gegen pfelle. 549,1 zier gespenge] gegen fürgespenge. 550,3 Langzeile bildet in B einen Hauptsatz mit dem Verb was. – 4 darein ir] gegen dar mit. 551,1 Underhalb] gegen anderthalp. 552,4 an dem gestat] gegen des stades. 553,4 chunne] gegen kunde. 554,1 Gunther gegen Gere. 555,3 im Abvers fehlt das Subjekt wir mit D. 556 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers wart da getriben. – 3 von] gegen vor. 557,3 Lesart der Langzeile nur b; B man hôrte dâ hurteclîchen von schilden manegen stôz, D man hôrt ouch von schilden manegen herten stôz. 558,1 wunneklichen] gegen minneclîchen; anderthalb] mit d gegen an der habe. – 4 vnder] gegen wider; frawen] gegen stein (D wengel). 559,2 vnd] mit ADIdh gegen von. 560,3f. Lesart der letzten beiden Langzeilen nur b; B und allen die wir hân der getriuwen vriunde dô wart nîgen getân. 561,1 sy] gegen sich. – 2 doch seit hie] gegen noch. – 4 roten] mit D gegen süezen. 562,1 Praunhillden frawen] mit restl. Überlieferung gegen vrou Prünhilt. 563,1 da] gegen daz. – 3 kunigine] mit D gegen küneges töhter. – 4 da] gegen daz. 564,2 heten] mit restl. Überlieferung gegen mêr heten. 565,1 weip] gegen lîp. – 3 bas] gegen ez baz. – 4 wol fur] mit CD gegen vor vroun. 566,4 alles] mit D gegen daz; A allez daz. 567,1 Von] mit restl. Überlieferung gegen vor; grüssen] gegen dringen. 568,3 Langzeile umgestellt. B daz velt begunde stiuben, sam ob al daz lant. – 4 Anvers mit B außer longe gegen louge; Abvers nur b gegen dâ wurden helde wol bekant. 569,1 im Abvers fehlt das Verb sach. 570,3 minneklichen] mit Ca gegen vil schoenen. 571,1 Gunther gegen Gernot. – 2 begunne] (Konj.Prät.) gegen beginne (Konj. Präs.).
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572,2 hoch] eingefügt mit ADIdh. – 4 man] mit ADIdh gegen si. 573,1 abendes] mit D gegen âbendes nâhen; wider nider] gegen nider. – 2 lieb] gegen lie. 574,3 dar nider] mit CDad (da nider) gegen nider. 576,4 schön] gegen rîch. 577,2 Vil] mit D gegen von. – 3 vil lutzel] gegen wie wênec (D vil wênec; Ih trinken darzuo ezzen vil lützel in gebrast). – 4 den gesten] mit D gegen dem künege. 578,1 ain] mit D gegen in. 579,4 ins lande] gegen in Îslande. 583,3 im Abvers fehlt das Objekt si. – 4 vol] mit d gegen wol. 584,4 gantzen] gegen vil grôzen. 585,4 im] gegen in. 586,1 rat] entweder Verschreibung oder hyperkorrekte Schreibung von mhd. rôt. – 3 stan] mit restl. Überlieferung gegen dô gân. – 4 wollte] mit restl. Überlieferung gegen gerne naeme. 587,2 hail] mit restl. Überlieferung gegen vil geil. – 3 Da] gegen daz. 588,4 vor] mit ADd gegen von; kunigin] mit restl. Überlieferung gegen Kriemhild. 589,3 im] eingefügt mit CDd, A in. 590,4 zäher] mit a (nhd. Tropfen, Zähre) gegen trehene. 591,1 Lesart des Abverses mit restl. Überlieferung; B vil liebiu vrouwe mîn. – 3 frawe drosten] gegen vröun balde. 592,1 aber die raine] gegen diu schoeniu. 594,3 jmmer] gegen nimmer. – 4 in der exzipierenden Konstruktion fehlt die Negation. 596,2 disch] Singular mit Da gegen Plural. 597,1 ich] mit D gegen er. – 2 des kunigs] gegen er des. 598,1 Die ritterschaft der geste] mit A(die fehlt)DIh gegen ir ritterschaft die geste. 599,4 mit] mit Aad gegen danne mit. 600 mit A. B gegen A (und Ih) im dritten Anvers den minneclîchen vrouwen. – 2 ir yeglicher] mit ad gegen ir ietweder. 602,4 frawen] mit DIah gegen wîben. 607,4 vnd] gegen unz. 608,3 seydin port starck] gegen starker porte. 609,3 Negation im Anvers eingefügt. 610,1 im Anvers fehlt das Subjekt er mit DIadh. 611,1 Sy entrůchet] gegen sine ruochte. 612,2 man] eingefügt; sinnstörend, da es das Subjekt kamrere im dritten Anvers ersetzt. 612,4 ir] gegen iu. 613,1 lutzel] mit CIah gegen wênec. – 3 Daz seit ir] gegen seit iu daz; minne minne] = mîne minne; lewt] gegen leit. 614,1 auf] gehört eigentlich zu verlân des Abverses. 615,2 im] Singular gegen Plural in. – 3 gemůt] gegen genuoc. 618,1 schwert] mit Dad gegen degen swert. 619,1 venster] Singular gegen Plural; edlen] gegen schoenen. – 4 in] mit restl. Überlieferung gegen den künec. 621,4 an] gegen hôhe an. 626,4 im Abvers fehlt das Subjekt ich. 627,1 nicht] gegen iht. – 2 ich] mit CDad gegen ich es. 628 mit A. B gegen A im ersten Anvers daz nim ich (mit D), im letzten Anvers vil wol geloubte der künec Gunther (mit Dd). – 3 nie] gegen ie. 631,3f. dritte und vierte Langzeile vertauscht. – 4 ich] gegen in. 632,1 Er] gegen man. – 3 sy baid] mit CDIdh gegen beide. – 4 vor der kuniginne] mit Dd gegen vor den künegen (A den küniginnen). 633,2 schönen weibe] mit ADIdh gegen wîbe. – 3 trug] gegen trûte. 634,4 hat] mit ADIdh gegen hât im. 635,4 es] mit ACDIah gegen er. 636,1 wesset] gegen wesse er. – 4 selb] mit D gegen snelle.
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637,4 daz selb] mit D gegen daz; kunig] mit CDIadh gegen künec Gunthêr. 638,1 frawen] mit DIh gegen juncvrouwen. – 3 nicht] mit CDa gegen iht. 639,4 gůten] gegen kleinen. 641,4 Lesart des Abverses mit ADIh; B diu waene immer mêr ergê. 643,1 trewlichen] gegen tiuwerlîchen. 644,1 Daz] gegen waz. – 4 daucht] gegen dructe; vngefüge] mit restl. Überlieferung gegen gefuoge. 646,2 Verben des An- und Abverses sind vertauscht mit ADd, B Sîvrit zurnte sêre. schamen er sich began. 648,1 wellen] gegen willen. 650,3 dich jmmer] gegen mich nimmer. 651,2 die seinen] mit D gegen vil gar sîniu. 653,1 wol] mit D gegen daz. 654,1 anders] gegen sterker. 656,4 vil] gegen wie. 659 mit A. B gegen A (und D) im letzten Anvers die dâ gâbe gerten. – 3 werden] mit D gegen küenen (B vremden). 660,3 da] gegen daz; gar] mit restl. Überlieferung gegen allez. 661,2 haim] mit Ih gegen wider; es gar ] gegen des . – 3 gesindes] mit AD gegen geste; bas] mit a gegen mêre baz. 662,1 haim] gegen dan. 663,2 ir] gegen ich; sol] mit DIh gegen heiz. 664,3 Lesart des Abverses mit ACDad; B bereit rehte vnz an den tôt. – 4 in dienst] ähnlich D (im dienst) gegen imz sô. 665,1 im] gegen iu. 669,3 dausent] mit DIh gegen hundert. 671,3 kunig] Singular mit D gegen Plural. 672,2 nam] mit CD (genam) gegen gewan. – 4 Kriemhild mit AD gegen Siegfried. 673,2 mag] gegen megede. 674,1 Lesart des Anverses nur b; B dô beleiten si ir mâge. 677,2 peten prot] = botenbrôt. Vgl. auch 1186,3 678,1 fraget] mit D gegen sagete. 684,1 eren] mit a gegen hôhen êren. – 3 gewurcket] gegen verwieret. 685,1 von] gegen vor. 686,3 richten] mit DIQadh gegen rîten; daz] gegen dar. 687,4 getan] mit IQah gegen ergân. 689,4 sy] gegen dô. 691,2 in] mit D gegen im. – 4 Lesart des Anverses mit D; B hey waz im ungelücke. 692,3 zeiten] gegen stunden. 693,3 Schi(l)bunges] mit ADIdh gegen Nibelunges. 695,3 ainer] mit d gegen ein (nhd. alleine). 696,2 trewtet] gegen treit êt. 697,4 chomen were] mit CDIdh gegen waere. 698,2 noch zu ainem mal] gegen noch. 699,4 kunstigen] mit D gegen listegen. 700,2 den] gegen daz. – 3 erscholte] (von schelten) gegen ersmielte. – 4 sy] mit D gegen Sîvrit. 702,4 minne] gegen minnen, müsste Infinitiv zu mac sein. 705,2 haissen] mit Ih gegen lâzen; Lesart des Abverses nur b; B die hiez er für sich gân. 706,1 ir] mit Ih gegen ir recken. – 4 mir nimer lieber] gegen in niemen (A niemer) holder. 707,2 dienen] müsste eigentlich Partizip Präsens sein. – 3 süwenden] gegen sunewenden, das in Str. 752,3 noch einmal erscheint (hier ohne Umlautbezeichnung). Mit Sicherheit handelt es sich um ein anderes Lexem als sunewenden, möglich wäre eine hyperkorrekte Form (mit Wechsel von b zu w) von sibenden (tac). 708,2 mein frunde] mit ADd gegen die mîne.
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709,4 rate] mit AD gegen vriunde râte. 710,1 reileichen] als Kurzform zu rîchelîchen mit Ih gegen reislîche. – 2 da] gegen daz. 711,3 herberge] mit D gegen Norwaege. 714,3 pruder] gegen bruoder Gunthêr. 715,3 dan] gegen dô. 717,2 Subjekt Gêre fehlt mit D. 718,3 die er] gegen waz iu. 720,1 im] Singular gegen Plural in. – 2 trauren] gegen triuwen; wohl in Opposition zu guotes. – 3 me] mit d gegen maere. – 4 nit] gegen iht. 721,2 chunen magen] mit Dd gegen konemâgen. 724,3 im Abvers fehlt das Objekt in. 726,2 man] mit C gegen er. – 4 den selben poten] gegen den Burgonden. 727,3 auch] gegen iuch. – 4 er] gegen ir. 729,1 beuollen] hier als bevolchen auf beleiben bezogen. In restl. Überlieferung zu niun tage gehörend (bî vollen). – 3 herren lant] gegen lant. 733,2 chant] gegen kund. 735,2 degen] mit D gegen boten. 737,4 yenert] gegen iender (Ih ienar, C iemen, A inner). 740,3 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt si. 741,2 man] eingefügt; sinnstörend, da das Subjekt Praunhilld folgt. – 4 geschach] mit CDIdh gegen gesach. 742,2 fruntlich da] gegen nie vriunde baz. 743,3 nicht] gegen iht. 745,1 im] Singular gegen Plural in. – 3 Da] gegen daz. 748,3 die] mit D gegen ze. – 4 im] Singular mit D gegen Plural in. 750,4 recht herlich] ähnlich D (so herlich) gegen manec rîche. 751,1 schonen schreine] mit Dd gegen soumschrîne. 752,3 jmmer stunde] gegen im erstunde. 753,2 darnach stund] mit Ih (dar nah gestunt) gegen nâch der stunt. 754,2 Lesart des Abverses nur b; B mit wunneclîcher schar, D ein minneclîche schar. 755 mit A. In B fehlt gegen A (und DIdh) in der letzten Langzeile der Einschub sprach si, Ca sprach diu vrouwe. 756,1 fro] gegen vruo. – 3 erbieten] gegen erbîten. 757,4 im Abvers fehlt das finite Verb mac. 758,2 darzů sy] gegen zuo sich. 759,1 Seit] mit d gegen mit; hold] mit DIQh gegen geste. 762,4 lieb] mit DQ gegen lieb dar an. 763,2 in] Plural gegen Singular im. – 4 main] gegen waene; nie mer] gegen noch nie. 765,3 all da] mit D gegen sô schône. 766 mit A. B gegen A im ersten Abvers daz vie sich bî der hant. – 1 sy] gegen sich. 768,1 Von] gegen ûzer. 769,1 schellen] mit CD gegen hellen. – 4 hein] aus hin aufgrund Reimzwang zu darein. 770,1 mit frewden] mit restl. Überlieferung gegen mit vrouwen. 771,4 schein] mit Ca gegen glanz. 772,2 da jngesinde] gegen daz gesinde. 773,4 icht] gegen nicht. 774,1 Dativobjekt in zu dienen fehlt. – 4 werder] gegen waetlîcher. 776,2 wainen] gegen wîne (nhd. Wein). 781,4 der] mit ACDId gegen dâ. 782,3 vnd] mit I gegen von. – 4 gesten] mit D gegen vriunden. 783,1 Als] ähnlich Ca (alsô) gegen sus. 788,2 yemant] gegen niemen. 790,2 pider] mit ACDIdh gegen edele. – 3 reichen] gegen recken. – 4 wertlichen] gegen waerlîche. 792,4 daz] mit D gegen dâ.
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793,3 im Abvers fehlt das Akkusativobjekt ez. 794,2 weib] mit Da gegen wine. 795,1 sprach aber] mit Dd gegen sprach. 796,2 der] gegen er ist. 797,4 pillich] mit D gegen von rehte. 798,3 samm] ähnlich Ca (als) gegen sô. – 4 genůg] mit A gegen gemuot. 799,3 man] sinnstörend, da es das eigentliche Subjekt baider kunig man verdrängt, das hier als Objekt zu kiesen erscheint. 800,4 dienen] ähnlich D (dienerin) gegen diu. 804,1 man sucht in] gegen si suochten. 805,1 prachtens] Plural gegen Singular brâhte si. 807,3 frawen] Singular gegen Plural; Bezug auf Kriemhild. 808,4 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt ez mit C. 809,1 wissen] mit D gegen wünschen. 811,1 fraw] mit CDa gegen diu schoene. – 2 Lesart des Abverses nur b; B daz waere dir guot. 812,1 Lesart der Langzeile nur b; anders als in B spricht hier noch Kriemhild. Ähnlich d den hâst du hie gekebset; aber] eingefügt mit D. 814,4 er] gegen ich, bezieht sich vermutlich auf Gunther. 817,2 sprach] mit D gegen gedâhte. – 3 mort rosse] mit D (nhd. mordgierig) gegen wortraeze. 818,3 ir] mit restl. Überlieferung gegen ir mich. 822,4 gefristen] (nhd. aufschieben) gegen vreischen. 823,3 gehunet] (von mhd huohen, nhd. verspotten, verhöhnen) gegen gehoenet. 824,3 Sagt] mit D gegen sagt mir; getan] mit DIh gegen iht getân. 825,1 An] gegen von. 826,3f. Anrede künec fehlt im dritten Abers (mit C) sowie im vierten (mit restl. Überlieferung). 827,3 der] gegen der helt. 830,3 ir] gegen dir. – 4 ir] mit CD gegen es (AIdh irs). 831,1 da] gegen daz. – 2 paittest] (von mhd. beiten, nhd. drängen, zwingen) gegen biutest. 832,1 edle] gegen küene. – 2 kunig] gegen künec rîche. 833,3 schulde] gegen mâze. 836,1 fragt sy] mit D gegen vrâgete. – 4 jmmer] gegen nimmer. 838,2 vmb ew] eingefügt. 839,1 gähe] mit h gegen gouche; entweder Adverb (nhd. eilig, unbesonnen) oder Substantiv (nhd. Unbesonnenheit). 840,3 daut] gegen touc; vielleicht Verschreibung aus daugt (ad). – 4 weyslichen] mit D gegen willeclîche. 842,1f. Lesart der Langzeilen nur b (schriet, nhd. beklagte); B sîn gevolgete niemen, niuwan daz Hagene geriet in allen zîten Gunthêr dem degene. – 4 künig] mit h gegen helt. 843,1 im Anvers ist das Akkusativobjekt ez mit spil ersetzt; B Dô liezen siz belîben. spiln man dô sach. – 4 genug] mit ADd gegen alle. 844,4 Lesart des Abverses nur b; B sô torste in niemen bestân. 845,4 vnder sait] gegen widerseit. 846,3 reiten] eingefügt mit restl. Überlieferung. – 4 Lesart des Abverses nur b; B die hie niemen sîn bekant. 847,3 er] im Anvers gegen er iu. – 4 vmb] gegen ab. 848,2 begund er] gegen begunden. – 3 ritter] Singular gegen Plural. 849,4 Dativobjekt vrouwen Kriemhilde fehlt mit D. 850 mit C. B gegen C im ersten Anvers als Verb nâmen (ACDad gewunnen, Ih dô wurben), im zweiten Anvers si ez (mit A) gegen si. 851,1 dan] gegen gân. 852 mit A. B gegen A (und CDad) im zweiten Abvers diu groezlîchen sêr. – 3 wer] gegen her.
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853,1 main] gegen meinraeten. – 4 im selbe] Singular (Bezug auf Siegfried) gegen Plural in selben. 854 mit C. B gegen C (und restl. Überlieferung) im letzten Abers nie des tages ab gegân. – 1 Er chund] gegen der künec; würde den Infinitiv gân verlangen; frwende] gegen rûnende. – 3 Doch] gegen noch. 855,4 im Anvers fehlt das Dativobjekt im mit ACDd. 856 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers dô sprach der hêrre Gunthêr. 858,3 Jn] mit AIdh gegen mit; ursprüngliches Substantiv valsche als Adjektiv zu naig gesetzt (substantiviertes Verb), so dass der Satz ohne Prädikat ist. 859,2 schaden] gegen sehen. 862,4 in] Plural mit a gegen Singular im. 864,2 An- und Abvers in restl. Überlieferung mit und verbunden. – 4 icht] gegen niht. 867 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers sô waere im sicher bietet. – 1 Lesart des Anverses nur b; A (mit restl. Überlieferung) ich waere ân (C an fehlt) alle sorge. – 2 entnäme] gegen iemen naeme. 868,1 hier müsste Hagen sprechen wie in restl. Überlieferung. – 3 da] gegen daz. 869,1 Lesart des Abverses nur b; B und ich bin der dîn. – 2 Lesart des Abverses mit D; B den lieben wine mîn, C den holden wine mîn. – 3 lieben] mit restl. Überlieferung gegen holden. 871,4 laide] mit restl. Überlieferung (außer A) gegen sorge. 872 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers vil lieber vriunt mîn. 876,3 weit] gegen dâ mit. 877,2f. Lesart der Langzeilen nur b; B ich waene, immer recke mêr deheiner tuot sô grôzer meinraete, sô dâ von im ergie. 878,4 im] im Abvers eingefügt. 882,3 han] mit AIdh gegen hân getân. 883,4 in] gegen mir (D mit). 884,1 starck] mit ADd gegen hêrre. – 2 im Abvers fehlt das Subjekt ich. – 3 schütz man] gegen suocheman (nhd. Jäger zum Wildaufspüren). 885,3 staine] gegen stîge. 886,3 trewlichen] gegen tiuwerlîchen. – 4 grosser] mit restl. Überlieferung gegen getâner. 888,1 Da] gegen dâ mit. – 3 Subjekt er fehlt. 889,2 Lesart nur b; B dô was nû (Ih im) ûfgesoumet sîn edel (D vil manec) pirsgewant. 891,1 gedachtens] Plural gegen Singular, Bezug müsste aber auf Kriemhild sein. – 2 er] als Subjekt eingefügt; verdrängt das ursprüngliche Subjekt dew edel kuniginne zum Objekt, wobei die volle Form dew (aus mhd. diu diphthongiert) eigentlich den Nominativ vorgibt. 892 mit A. B gegen (und restl. Überlieferung) im zweiten Anvers mir troumte hînat. 893 mit A. B gegen A im zweiten Anvers deheinem (Singular mit Ih) und im vierten Abvers mit rehten triuwen rât ich daz (gegen restl. Überlieferung). 896 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers mit handen gegen mit armen. 897,3 man] Singular gegen Plural. 898,3 mangen] gegen manegen andern. 899,3 Daz] gegen dâ. – 4 da] gegen daz. 900,3f. Lesart der Langzeilen nur b; die direkte Rede ist Gunther in den Mund gelegt und beginnt bereits mit dem dritten Abvers. )n restl. Überlieferung spricht hier Siegfried: „wer sol uns in den walt wîsen nâch dem wilde, ir helde küene und balt? . 904 mit A. B gegen A im ersten Abvers einen guoten spürhunt (und restl. Überlieferung außer Ab) und beginnt den letzten Abvers mit als (mit Ih) gegen so. 905,1 erspurte] gegen ersprancte. – 3 im Abvers fehlt der Genitiv ir (zu nit bzw. niht). 906,4 starcken leon] mit h gegen ungefuegen lewen. 907,2 scharpffe] mit ACDad gegen starke. 908,3 in] Plural gegen Singular im. – 4 wenig nicht] mit Cd (wênec iht) gegen wênec.
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909,2 er] als Subjekt im Abvers eingefügt mit Ih (hier der). – 4 Seifriden] gegen den helt. 912,4 vnd zwainzech] gegen vier unt zweinzec. 914,4 des] gegen man des. 915,4 feursteten] gegen herbergen. 917,3 gerniklich] gegen griuwelîch. 918,2 Lesart der Langzeile nur b; B ir sult den bracken lâzen, jâ sich ich einen bern. 919,4 Lesart des Anverses nur b; B daz starke tier dô wânde. 920,1 ritter] gegen stolze ritter. – 2 Dativobjekt im eingefügt mit DIdh. 924,2 schüsse] mit d gegen süeze. – 4 der] im Abvers gegen er. Es müsste aber Siegfried gemeint sein, damit die exzipierende Konstruktion, der die Verneinung fehlt, Sinn macht. 925,2 auf die hende] gegen an daz ende. 926,2 da] gegen daz; ir] im Abvers eingefügt. – 3 elffe] gegen ecke. Ein einziger Schlag des Schwertes Balmung ist so gut wie elf Schläge eines anderen Schwertes. 927,1 Nit] gegen sît. 928 mit A. B gegen A (und Ca) im zweiten Anvers in sâhen dort komen her (D zum künige, Ih zuo in rîten, d zuo ine komen her). – 4 saile] gegen satel. 930,4 da] mit S gegen ligen (D ligen fehlt). 933 mit A. B gegen A (und Ih) in der letzten Langzeile hin wider zo dem fiuwere den ber man dô sider truoc. 943,1 Linde im Singular mit restl. Überlieferung gegen Plural. 944,2 wir] gegen ir. 945,2 starck] mit ACa gegen snelle. 953,4 starcken] mit CDad gegen grôzen. 954,2 ger starck und lang] gegen gêrstange lanc. 956,3 im] mit D gegen vil. 957,2 wirt] gegen wert (nhd. Halbinsel). – 4 in] mit I gegen im; stets Akkusativ für Dativ bei der Wendung in gât nôt eines dinges. 960,3 ew] eingefügt mit restl. Überlieferung. – 4 magen] Singular mit d gegen Plural. 961,2 herr] mhd. hêrre gegen her. 962,3 ir] gegen iht. 963,4 da] gegen ez; vielleicht Verschreibung für daz. 964,1 ja wais ich] Negation fehlt mit Idh. – 3 lutzel] mit Ih gegen wênec. 967,2 Lesart des Abverses nur b; B triuwen iht begân. 971,1 ir] eingefüft als Genitiv zu genůge mit restl. Überlieferung (außer Ih); nit wol] gegen übel. – 4 ain] eingefügt. 973,2 jmmer] gegen nimmer. 976,3 hies] mit D gegen bat. 977,2 im Abvers fehlt das Subjekt er. 978,1 irem weibe] gegen ir vrouwen. – 4 laute] gegen harte. 979,1 Daz] gegen ê daz mit D. 981,1 ob] gegen waz ob. 982,3f. Langzeilen sind vertauscht. – 3 der ser verhauen degen] gegen der helt von Nibelunge lant. – 4 erwegen] (nhd. emporheben) gegen erkant. 983 Die Strophe vereint Lesarten von ABC. Im ersten Abvers kunigînne mit AC gegen B vrouwe, im dritten Abvers du pist mit A gegen BC du lîst und im letzten Anvers wer daz täte mit C gegen AB wer ez hete getân. 984,3 lieben] mit DIah gegen edelen. 986,4 die warhait] mit D gegen daz weinen. 988,4 clagen] gegen klagen helfen. 992,2 starcken] mit Ih gegen scharpfen. 1000,1 Sy westen] mit Ad ohne Negation. 1001,4 erwant es] mit DIh (nhd. ließ davon ab) gegen warnte; fruntlichen] gegen güetlîche. 1002,1 der] es müsste diu (Femininum) jamers reiche heißen, da Kriemhild spricht.
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1003,1 auferporten] (von mhd. erboeren = nhd. erheben) gegen ûf erbunden. – 4 in] gegen ir. Vermutlich ist der letzte Abvers auf Sigmunds Männer bezogen. 1004,1 stan] mit restl. Überlieferung gegen understân. – 4 es] mit ADIh gegen ich. 1005,3 zu Beginn des Abverses fehlt ie mit d. – 4 sy] im Abvers eingefügt mit restl. Überlieferung. 1007,1 Dativobjekt iu fehlt. 1009,3 der] mit ADIdh gegen daz. 1011,2 der] mit DIQh gegen maneges. 1012,2 enchunden] eingefügt mit DILdh. 1014,3 mit] mit D gegen vor. 1018,1 tragt] mit DIQadh gegen habt. 1019,3 im Abvers fehlt man (nhd. Männer) mit DIQh. 1020,2 du] gegen nû. – 4 Subjekt niemen fehlt. 1022,3 in] als Objekt zu klagen eingefügt; Wiederholung des Objekts in der folgenden Langzeile den seinen weltlichen leib. 1025,4 Lesart der Langzeile nur b; B von Sîvrides vriunden wart dâ grôzer gedranc. 1027,3 Wais] gegen waz. 1029 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Abvers vil arbeite kunt. – 2 getan] gegen kunt getân. – 3 enuollen] gegen in den vollen. 1032,1 erbor] abgeschwächte Form von mhd. urbor. 1034,4 schon] ohne Attribut grôziu mit a. 1036,2 fraw] gegen wîp. – 4 grebnüsse] gegen bîvilde. 1037,4 groslichen] mit D gegen unmaezlîchen. 1038,2 pflag] gegen klage. 1039,3 im Anvers fehlt das Objekt es zu pat mit ad; jamer also] gegen jâmers sinnen. 1040,1 man] mit a gegen si. 1041,4 herliche] gegen wunneclîcher. 1043,3 Lesart der Langzeile nur b; B dô mohten si dem lîbe sô gar geswîchen (nhd. im Stich lassen) niht. 1044,2 kuniginne] Anrede gegen ze der küniginne (restl. Überlieferung) als Teil der Redeeinleitung. – 3 weren] (Konj. Prät. von sîn) gegen waen, ähnlich d sein. 1045,1 angetan] gegen âne getân nhd. „ohne gemacht“, im Sinn von beraubt). – 4 Abvers ähnlich A und des edelen kindes sîn und D und durch des edeln kindes dîn gegen B des sult ir âne zwîvel sîn. 1047 mit A. B gegen A (und ILh) im dritten Abvers was in ze wesen leit. 1048,2 den iren frunde] müsste im Nominativ stehen, da die Freunde Kriemhild bitten, nicht umgekehrt. Lesart fründe mit Ca. – 4 herre] gegen hêre (Attribut zu vrouwe). 1051 mit A. B gegen A (und CDa) im letzten Abvers des waere (mir fehlt) Kriemhilde nôt. 1052,1 lieplich] gegen güetlîch. 1053,2 Negation im Abvers fehlt mit ADIadh. 1054,4 als] gegen all(ez). 1055,3 sult ir] Bezug auf Kriemhild gegen sul wir (Bezug auf Sigmund und dessen Gefolge). 1056,3 niendert] lokaler Bezug auf das Nibelungenland gegen niemen (nhd. keine, Bezug auf mâge). 1061 mit A. B gegen A (und DV) im dritten Anvers ze Sigemundes lande. 1062,2 all gemaine] mit CDVad gegen al gelîche. 1064,1 Seifrides] mit restl. Überlieferung gegen Sigemundes. 1065,3 frewden] gegen vröuden âne. 1067,2 stan] gegen gân. – 3 in] Plural im Anvers mit DVd und im Abvers mit CDIVad gegen Singular im; ir] mit DV gegen sîn. – 4 sy] mit DV gegen in. 1074,4 guoten] mit D gegen grôzen. 1075,4 frewden] gegen vriunde. 1076,1 lieben manne] gegen nâch liebem manne. 1078,4 ew] mit D gegen uns.
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1079,1 im Anvers in der direkten Rede fehlt das Akkusativobjekt ez. – 2 Lesart des Anverses nur b; B die sul wir ez bitten werben. – 4 nimmer] mit h gegen immer. 1081,1 Abvers verkürzt aus der küene Gêrnôt. – 3 Nun] mit D gegen iu. 1082,2 wie] mit D gegen wâ. – 3 truge] mit restl. Überlieferung gegen waere. 1083,1 schonen] als Attribut zu leip mit ADIh. – 3 Kriemhild nennt nur Hagen (Singular) anders als in der restl. Überlieferung (nur a bietet im Anvers im, im Abvers aber den Plural die), wo sie als Siegfrieds Mörder Hagen und Gunther (Plural) anführt. – 4 chune] gegen vil waetlîche. 1085,3 vor] gegen von. – 4 freylichen] gegen unzwîvellîchen, AD vrevelîchen. 1090,3 den guten tarn hůt] gegen die guoten tarnhût. – 4 allen] gegen allen zeiten. 1092,3 se] mit AIdh gegen schiffe. 1093,2 gantz wegne] für kanzwegene (nhd. Wagen für Lasten), auch in Str. 63,2 als gantz wägen. 1094,3 nimmer] mit d gegen minner. 1095,1 jach] gegen lac; peitelein] (mhd. biutelîn) gegen rüetelîn. – 2 erkennet] mit D gegen ekunnet. 1096,4 im Abvers fehlt das Adverb mêre. 1097,2 genesen] mit Aa gegen gewesen. – 3 hemde plos] mit D gegen hendeblôz. 1098 mit A. B gegen A (und CDa) im letzten Anvers si pflac vil guoter tugende. 1100,2 warumb] gegen zwiu. 1101,3 hintz auf den tag] mit a gegen ûf den tac (ACDd unz ûf den tac). 1104,4 jtnibes] aus iteniuwez. 1105 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Abvers daz waere wol getân und im letzten Abvers Gunther, vor den Kriemhild tritt. 1107,4 williklichen] mit CDIdh gegen vlîzeclîche. 1108,1 Daz] gegen ê daz. – 3 sanckt] mit restl. Überlieferung gegen schutte. 1110,1 ir habt] gegen er hât. 1111,1 daz] gegen ê daz; zerprach] gegen verbarc, vgl. auch Str. 1137,1. 1112,1 irem newen] gegen iteniuwen. – 2 man] gegen si. – 4 jmmer] mit Cah gegen nimmer. 1113,1 albar] = alwâr. – 4 Lesart des Anverses mit D; B si was im getriuwe. 1115,4 edlen] gegen selben. 1116,3 im Abvers fehlt das Akkusativobjekt ez. – 4 also] gegen immer. 1118,4 kunigin] mit CDIadh gegen künege. 1119,1f. Reihenfolge der genannten Könige mit D, auch hier wird an erster Stelle Geiselher statt Gunther angeführt. – 4 elter] (Komparativ von alt) gegen alten. 1120,4 jmmer] mit h gegen nimmer. 1122,1 Lesart des Abverses nur b; B als liep als ich dir sî. – 2 Lesart des Abverses nur b; B immer geligen bî. 1124,2 vnpilleich] mit DIh gegen unlobelîch. 1125,4 vns] im Anvers mit Ih gegen mir. 1128,2 Lesart des Anverses mit AD; B si was in edelen minnen. 1129 mit A. B gegen A (und D) im ersten Anvers künec edele. – 3 es] gegen ich. 1130,2 Anzahl der Tage mit 34 mit D gegen 24. 1131,1 Ams] gegen hin ze. 1132,4 da] gegen daz. 1133,4 furbas] gegen dô. 1134,1 daz] gegen ê daz. – 3 sine] gegen soumen. – 4 nicht] gegen iht. 1135,3 gemach] gegen guot gemach. 1136,2 den] Plural gegen Singular der; Bezug auf Gotelind und ihre Tochter. 1139,2 der schonen] gegen Helche (C vrouwen). – 4 gewaltige frawe sein] ähnlich A vrouwe vil gewaltec sîn; B gewaltec sîn. 1140,3 allen] mit Ih gegen alten. 1141 mit A. B gegen A (und D) keine namentliche Nennung des Markgrafen im ersten Anvers.
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1148,4 Negation im Abvers fehlt mit AIadh. 1150,2 herren] Plural mit CDIadh gegen Singular. 1155 mit A. B gegen A (und CDIVdh) im dritten Abvers bî manegem hêrlîchen man. – 2 dem gesinde] gegen den hergesinden. 1156 mit A. B gegen A (und DIVdh) im zweiten Anvers Gîselhêr gegen Gêrnôt. – 1 poten] Singular mit I gegen Plural. 1157,2 gůten] mit V gegen gesten. 1158,1 Gernot mit DV gegen Gere. – 3 hochgemůt] mit Ca gegen vrô gemuot. 1159,1 Langzeile ist gekürzt aus dô sprach ze sînem hêrren von Tronege Hagene. 1161 mit A. B gegen A (und DIh) im letzten Abvers sol ich iu vroelîche sagen. 1164,2 sein] mit V gegen mîn. 1166,1 lan] für lôn ist entweder Verschreibung bzw. Verlesung oder hyperkorrekte Schreibung. 1167,2 dew welt] mit restl. Überlieferung gegen in (die werlt ausradiert und mit in überschrieben). – 4 werder] gegen ander. 1169,4 da] gegen daz. 1171,2 da] gegen daz. – 4 es] gegen ê. 1173,1 all geleiche] mit Ih gegen al gemeine. – 4 im Anvers fehlt das Objekt iu mit ACD. 1174 mit A. B gegen A im zweiten Abvers liebes geschiht (mit DV) und beginnt den dritten Abvers ohne kausales wan (mit Vd). – 4 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt ez. 1175,3 im Abvers fehlt das Akkusativobjekt iuch. – 4 vns] gegen iu. 1176 mit A. B gegen A im ersten Abvers ich behuote vil wol daz (mit DV) und im dritten Abvers und waere si sîn wîp (mit Vad). 1177 mit A. B gegen A (und CDVa) im dritten Anvers daz Kriemhilt solde minnen. 1178,4 an we] gegen an swiu; ir gelieben] mit DV gegen ungeveht (A beliben). 1179,3 im] mit V gegen iu. 1181 mit A. B gegen A (und V) in der ersten Langzeile des antwurte Hagenen der küene Gêrnôt. 1182 mit A. B gegen A (und DV) am Ende des ersten Abverses widersagen gegen gesagen. – 4 im Abvers fehlt das Subjekt daz. 1183,4 geratent] gegen geredet. 1184,3 rieten] mit AC(gerieten)DVd gegen reiten (Kurzform von redeten). – 4 im Abvers fehlt das Akkusativobjekt ez. 1185,3 mit vorchten] mit restl. Überlieferung (außer Ca) gegen unde grôzen vorhten. – 4 Lesart des Abverses mit restl. Überlieferung (außer Ca); B swaz ir leides ist getân. 1188,1 jamerliche] mit a gegen jâmers rîche. – 2f. Der Nebensatz setzt als Subjekt ich gegen si an (mit V) und statt des Verbs üeben eine Substantivergänzung (weibe mit D) zu mir armer, wobei armer bzw. armen zum Attribut wird. B daz si deheinen spot an mir armer üeben. 1189,4 im Abvers fehlt das Objekt ir. 1190 mit A. B gegen A (und DV) im ersten Abvers dô daz (edele fehlt) wîp. 1191 mit A. B gegen A im ersten Anvers daz eine wil ich niht versprechen (mit restl. Überlieferung) sowie Steigerung vil zu edel im ersten Abvers (mit DIVh). – 4 nimmer] mit a gegen immer. 1192,4 entrawet] gegen er(ite)niuwet. 1195,2 ward] = warte. 1196,2 Etzeln] mit restl. Überlieferung (außer A) gegen edeln. – 4 in] im Anvers Plural mit Iah gegen Singular im; in] im Abvers mit ADIVdh gegen irn. 1197,1 beiten] gegen sitzen (V bitten). – 3 zwen] gegen edeln. – 4 hoffrawen] gegen hûsvrouwen. 1198,3 wag] (hier vermutlich als der ougen wac, also nhd. Tränen) gegen wât. 1202,1 minneklichen] mit ADIVah gegen inneclîchen. 1203,2 grosse] gegen starken. 1204,2 schwere] gegen liebe swer. – 3 chunt] gegen kumt. – 4 frunt] gegen vrumt. 1205,2 kunig] mit DV gegen krône.
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1209,3 wunnet] mit Dd gegen wundert. 1210,1 Welliche] gegen Helchen (Eigenname). 1213,2 nimmer] gegen immer. 1216,1 minnen] = Possessivpronomen mînen. 1217,1 tracht] (von trahenen, nhd. weinen; Bezug zu augen in der dritten Langzeile) gegen die naht. – 3 getrewlichen ye] gegen getruckenten nie. 1218,1 E] mit Ih gegen ze. 1219,4 wider ein] mit ADIgh gegen under in (h ein). 1221,1 er] gegen der recke. – 4 er] gegen er waen. 1222,3 Wes] mit D gegen zwiu. 1223 mit A. B gegen A im zweiten Anvers si (fehlt auch in restl. Überlieferung) gesprach in (in fehlt auch Dg) heimlîche. – 3 geschach] mit restl. Überlieferung (außer B) gegen gesach. 1231,3 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt si mit D. 1232,4 fraw] mit D gegen schoene. 1234,3 es] gegen iu. 1235,2 ritter] mit D gegen raete. – 3 magen] gegen magedîn. – 4 im Anvers fehlt das Objekt uns. 1237,3 im] mit ag gegen in. – 4 im Abvers fehlt ê mit g. 1239,3 Lesart der Langzeile mit ADg ez enkunden hundert moere (A meule) dannen niht getragen gegen B daz ez wol hundert moere niender kunden tragen. 1241 Lesart des ersten Abverses nur b; B ich wil gelouben daz. Vertauschung der zweiten und dritten Langzeile, weshalb der erste und vierte Abvers aufgrund von Reimzwang abgeändert wurden. Lesart des vierten Abverses gegen B daz sol man Kriemhilde sagen. 1243,4 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt ez. 1245,4 lie] gegen hiez. 1247,4 haime] gegen hinnen. 1248,1 vor] gegen vor in. – 2 niendert] gegen iender. – 3 vor in] gegen von. – 4 zwar] mit D (= ze wâr) gegen zir verte. 1253,1 in] gegen dan. 1254,4 Lesart des Anverses nur b; B si gelebte vil der vröuden. 1256,1 Gernot wird hier fälschlicherweise noch einmal genannt, es müsste sich (vgl. restl. Überlieferung) um den snellen Gêre handeln. 1257,1 Da] gegen ê. 1258,4 in gedienet] gegen ir gedienet. 1259,4 zwischen] gegen von guoten. 1260,3 werde] gegen gewerre; mir] mit ACDVag gegen dû mir. 1264 mit A. B gegen A (und D) in der dritten Langzeile si îlten gegen den [gesten fehlt] ûf in Beyerlant. – 2 kuniges] mit Ih gegen fürsten. 1265,3 růrt] (Prät. von rüeren, nhd. berühren, treffen) mit D gegen trûte. 1266,1 jnffel] (nhd. Bischofsmütze) mit dh gegen nifteln (nhd. Nichte). 1267,1 sy] Singular mit Dg gegen Plural. 1268,4 da sy] gegen daz si; dem kunege] mit DV gegen der küneginne. 1269,4 stan] gegen gân; Wiederholung des Reimworts der vorhergehenden Langzeile. 1272,1 Donau gegen Traun mit DIgh. 1273,2 hie] gegen gie, womit das Verb des Satzes fehlt. – 3 Anvers verkürzt aus mit klingenden zoumen. – 4 Anvers (B der antpfanc wart vil schône) stark verkürzt und mit Abvers (B liep was ez Rüedegêr getân) zu einer syntaktischen Einheit verschmolzen. 1274,1 Lesart des Anverses nur b gegen B die in ze beiden sîten. 1275,2 trumm zorne] (trum = nhd. Splitter) gegen trunzûne (nhd. Lanzensplitter). 1279,2 nach ir] mit A gegen nâher. – 4 lie] gegen bat. 1282,3 vns] mit DV gegen mich. 1283,4 kunne] gegen künde. 1285,3 werden] mit restl. Überlieferung (außer a) gegen vremden. – 4 nicht] mit D (hier nichtez) gegen wênec iht.
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1286,2 Wiederholung des ersten Abverses; B diu was ûf getân. 1289,4 in] Plural mit restl. Überlieferung (außer g) gegen Singular im. 1290,1 Dativobjekt in fehlt mit D. – 4 des Rüdigers lant] mit g gegen diz lant. 1291,2 machten sich] gegen machete si. 1292,3 frawen] mit D gegen vremden. 1293 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Abvers der juncvrouwen lîp. 1295,2 kuniginne] mit Ca gegen edel küneginne (Ih vrouwe küneginne). 1296,2 maidelich] gegen Medeliche (nhd. Melk). – 4 im Abvers fehlt das Subjekt si. 1298,1 jnneklichen] gegen minneclîche. 1299,3 Vnd] gegen unz. 1300,1 Lesart des Anverses nur b; B bî der Treisem hete. – 3 Krisem maure] gegen Zeizenmûre. – 4 weltlich] gegen waerlîch (ACDHIgh waetlîch). 1302,3 Anvers verkürzt aus küensten recken. – 4 da] gegen die; mit] mit Dg gegen mit im. 1303,1 Die] mit d gegen bî. 1307,2 Polachen] ähnlich a (Polanenn) gegen Walachen. – 4 schilt] gegen site. 1308,1 Clibern] gegen Kiewen (nhd. Kiew). 1309,3 nie] gegen ê nie. 1310,1 gesinde] mit CDIah gegen ingesinde. – 3 reich] mit ACDag gegen tiuwer. 1311,4 im Anvers fehlt der Eigenname Gibeche mit D (ersetzt mit selbe). 1312,2 Vertauschung der Präpositionen gen und von. B kêrte von dem künege gegen sîner vrouwen dan. 1313,3 Durgen] bzw. Dürgen des Öfteren gegen Düringen. 1315,2 im Abvers fehlt das Verb was. 1318,4 enpfie] mit a gegen güetelîch enpfie. 1319 mit A. B (mit restl. Überlieferung) gegen A zu Beginn des dritten Anverses die gegen si. 1320,1 kussen] mit Da gegen si küssen. – 3 Rollentausch: Während hier das Küssen von den zwölf Recken ausgeht, ist es in der restl. Überlieferung Kriemhild, die diese ehrerbietige Form des Grüßens vollzieht. – 4 sunst] gegen sus mit gruoze. 1322,2 traum zaine] gegen trunzûnen (nhd. Lanzensplitter). 1324,2 alles] mit D gegen alumbe. 1325,2 stul gewerte] ähnlich D (stul geverte) gegen stuolgewaete. – 4 gesinde] gegen gesidele. 1326,2 Verb lac fehlt. – 4 der] mit D gegen den künec. 1327,1 bauhart] = bûhurt. – 3 hůten] = hütten. 1331 mit A. B gegen A im letzten Abvers bî dem (CIahl frouwen, d die vrouwe, D Etzeln bî gegen dem) Kriemhilde vant – fortgesetzt in der nächsten Strophe – den hêrren Dieterîchen und anderen manegen degen. 1332 mit A. B gegen A im ersten Anvers Den herren Dieterîchen und ander manigen degen als Objekt zu 1331,4 (mit restl. Überlieferung außer D Her Dieterich der herre vnd ander manec degen) und im dritten Abvers trôsten wol den muot (mit restl. Überlieferung). – 2 wewegen] = bewegen. 1333,3 ich wen si ye] mit D gegen si waen. – 4 ye] mit D gegen nie. 1336,1 Jch wen] gegen si wen (D ich waen si). 1337 mit A. B gegen A (und D) in der letzten Langzeile sô si durch Kriemhilde heten alle getân. – 1 Euch] gegen ouch. 1338 mit A. B gegen A (und DIh) im dritten Abvers gâben gegen wâren. – 2 da] mit D gegen daz. 1339,3 niemat] mit DIdh gegen iemen. – 4 grosse] mit D (grôzer êren vil) gegen sô vil der. 1340,2 vor Lunges] gegen Botelunges. 1341,2 vollen schrein] gegen leitschrîn. 1344,4 haimferte] gegen heinmüete. 1345,4 sanft rů] gegen senfte. 1346,1 geflossen] gegen geslozzen. 1348,3 kuniginne] gegen künege.
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1349,1 junckfrawe] gegen juncvrouwe Herrat (D juncvrouwe edel). – 2 schwester] gegen swester tohter. 1350,1 nicht] gegen muot. – 2 kreftige pflicht] gegen kreftigez guot. – 3 auch] gegen iu. 1351,1 der stat] gegen dem stade. – 3 grůste] mit D gegen gruoztens. 1352,1 im Abvers fehlt sider. – 3 Lesart des Abverses nur b; B sô gewalteclîch gebôt. – 4 Lesart des Abverses nur b; B vnz an den Kriemhilde tôt. 1354,2 wanten] = wonten. – 3 kindes] gegen suns. 1355,1 Sy] Plural gegen Singular (auch im Abvers). 1356,1 e] gegen ie. – 2 mein] gegen sich nû. – 3 seit] gegen site; Abvers verkürzt aus diu ellende meit. – 4 die] Plural gegen Singular; taugenlichen grosse] mit D gegen grôziu. 1357,2 die] Singular gegen Plural. – 3 milt] gegen Komparativ milter; sy] Singular gegen Plural. 1359,1 manger] gegen maneger êren. 1360,4 dem schlaffe] mit D gegen senftem slâfe. 1361,2 Gunther mit DIdh gegen Geiselher. – 4 trähern] gegen heizen trehen. 1362,3 nemen] gegen minnen. 1363,4 ot] = hyperkorrekte Form von et. 1364,1 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) nâch den getrewen jâmert. – 2 da bey gegen bî den. – 4 edel gegen Etzelen (D edeln küneges). 1365,1 Lesart des Anverses ähnlich D sint si dô hete; B (mit restl. Überlieferung) ze liebe si dô heten. 1366,4 erkant] gegen ervant. 1368,3 schauen] mit DIh gegen sehen. 1369,3 ere] mit D gegen vröude. – 4 frewde] mit Da gegen vriunde. 1371 mit A. B gegen A (und M, D her fehlt) im dritten Abvers her in miniu lant. – 2 euch] mit a gegen si. 1372,1 lieber herre] mit D gegen herre. 1375,1 schnelle] gegen balde. – 3 Die] gegen si. 1378 mit A. B gegen A (und Dl) im letzten Abvers konemâgen. – 1 nicht] mit D gegen iht. – 3 Negation fehlt mit Idh. 1379,3 magen] gegen vriunden. – 4 kunig edel] mit D gegen künec Etzel; Lesart des Abverses nur b gegen B, wo bereits die wörtliche Rede ze naehesten sunwenden tagen einsetzt. 1380,3 Dringen] gegen bringen. Lesart des Abverses nur b; B dâ si die boten sprach. – 4 vil laid] mit D gegen wênec liebes. 1381,1 vm mich] gegen michel. 1383,1 der kunig] mit CDIKadhl gegen Rüdegêr. 1385,2 hullden] gegen schulden. – 3 zů den Hunen] mit D gegen hie. 1387,1 von we] gegen wâ von. – 4 dem dode] mit D gegen grimmem tôde. 1388,1 Trewe] gegen brieve. 1390,3 den] gegen drîn. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B si solden komen Etzele. des man dô gâhen began. 1391 mit A. B gegen A (und DM) im letzten Abvers und ouch ir beider liebez kint. 1392,1 nicht] gegen von in niht. – 4 nicht] gegen in. 1393,1 alles gůt] mit D gegen guot. 1394 mit A. B gegen A (und CDadl) in der ersten Langzeile ê daz die boten kômen wol durch Beyerlant. – 1 im Anvers fehlt ê daz. – 2 bischof] Plural gegen Singular. – 3 Daz er] gegen waz der. 1395,2 Pillgrein] gegen bischof Pilgrîm (B bischof über der Zeile nachgetragen). 1396,3 hortten] gegen hêrren. – 4 hochgeporn] mit dl gegen wol geborn. 1398,2 poten] gegen vremden. 1399,1 fremde] gegen niuwe. 1400 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers man gap in schoen herberge.
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1401,4 gerte] mit D gegen ruochte; im Abvers fehlt das Akkusativobjekt ez (B) bzw. daz (A mit restl. Überlieferung). 1406 mit A. B (mit C) gegen A im dritten Abvers hât iuch her gesant (wer fehlt). 1407,3 in] gegen her in. – 4 vns recken] gegen uns iu recken; rechte trew] mit D gegen guote triuwe. 1408 mit C. C (mit ADad) bietet im ersten Anvers den Titel fürste gegen künec, im zweiten Abvers (mit DIah) künec gegen degen. 1409 mit A. B gegen A (und DNd) zweiter Abvers verkürzt als wizzet daz, gegen A (und D) dritter Abvers die mâge und ouch ir man. – 3 gesinde] mit DINhl gegen gedigene. – 4 mere] gegen verte. 1412,4 sehen] gegen geschehen; die Anrede im Anvers im Singular statt Plural abweichend von restl. Überlieferung. 1413,2 gedencken] gegen bediuten. – 4 schwester] gegen edel swester. 1414,2 er] gegen ir. 1415,1 Da] gegen daz, auch im Abvers. 1417,1 kunig beittet] mit DN gegen künec Gunthêr. 1418,3 wir schaffen] gegen wir schüefen uns. 1420 mit A. B gegen A (und DN) im dritten Abvers durch ir tugende muot. – 3 in] Singular gegen Plural si. 1421,1 Lesart des Anverses nur b; B jâ enbiutet iu mîn vrouwe. 1423,2 wendet] mit DN gegen wellet. – 4 sy] mit D gegen die knappen. 1426,4 alters aine] gegen danne iu einem. 1427,1 im Anvers fehlt die Negation mit DN; halt] gegen si ähnlich A (si halt). 1428,3 landen] mit Dl (hier im Singular) gegen rîchen; im Abvers fehlt das Akkusativobjekt ez. – 4 im Anvers fehlt die Negation mit l. 1430,1 Hagen] gegen der degen. 1431,3 ewrem] gegen iuwer selbes. 1432,1 redet] gegen iu raetet. 1433,1 So] gegen wie. 1434 mit A. B gegen A (und IKNdh) im ersten Abvers die besten die ê gewan. –1 er ye] gegen ie. 1435 mit A. B gegen A im dritten Abvers gestât gegen stât (A mit DN) und im letzten Anvers gegen die restl. Überlieferung herren im Plural. – 2 im Anvers fehlt das Dativobjekt iu mit D. 1436 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers minneclîch gegen vriuntlîche. – 3 durch waz] gegen zwiu. – 4 varen] mit DIKNh gegen gerne. 1437,3 mit gantzen] gegen an den (D mit guoten). – 4 Subjekt ir fehlt; gewalltiklichen] gegen gewerlîche. 1438,3 wil] gegen wel (nhd. wähle). – 4 Dativobjekt iu fehlt. 1439,2 senden] mit Ih gegen rîten. 1444,2 sturmen] mit restl. Überlieferung gegen strîten. – 4 yemant] gegen niemen. 1445,2 Lesart des Anverses nur b; B wande ir vorhte zir hêrren. 1446,1 herren] Plural mit DK gegen Singular. 1448,4 den kunig] gegen Gunthêren. 1449,2 im] mit D gegen uns. 1451,2 Kriemhild gegen Brünhild. 1452,1 Wa] gegen jâ. – 2 Negation im Anvers eingefügt. – 3 sy] gegen mans. – 4 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt si. 1454,4 Negation fehlt mit D. 1455,2 herre her] mit D gegen hêr. 1457,3 poten] gegen porten. – 4 Lesart des Abverses mit D; B wand der was si holt. 1458 mit A. B gegen A (und D) im zweiten Abvers vroelîch si dô dan. – 2 Lesart des Abverses mit D, verkürzt aus vroelîch als ich nû sagen kan. 1460,1 nicht] gegen iht; frund] Singular gegen Plural; chant] gegen chunt. 1462,3 in] Plural mit A gegen Singular im.
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1463,3 spilman] Singular mit Dh gegen Plural. 1465 mit A. B gegen A (und D) in der ersten Langzeile er sprach zur Einleitung der wörtlichen Rede. – 2 räte riet] gegen sprüche redet. – 3 ditze] gegen Hiunen. 1467,2 nimmer] gegen immer. 1469,2 selbes] mit D gegen selbes mâge. 1470,4 im] Singular gegen Plural in; frewd] mit Dl gegen weinen. 1471 mit A. B gegen A (und CDl) in der ersten Langzeile nû lâze wir belîben wie si gefuoren hie. – 4 Anvers verkürzt aus si heten swaz si wolden. 1474,1 chinde] Singular gegen Plural. – 3 hewt] gegen hînte. – 4 geunge] (collectivum zu mhd. unke, nhd. Schlange) gegen gefügele. 1475,3 in] Plural gegen Singular im. 1476,3 Daz] gegen dâ. 1477 mit A. B gegen A (und d, D mit grôzer unvuoge) im zweiten Anvers mit ungefüegen worten. 1478,2 geraten] gegen gebietet. 1481 mit A. B gegen A (und CDKd) im zweiten Abvers dâ bereiten si sich zuo. 1482,3 tagen] = tougen. 1483,1 Lesart des Abverses nur b; B und was ein helt zer hant. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B diu Kriemhilden maere nie gedûhten mich guot. 1484,2 dein] gegen diene wol den. – 3 Lesart der Langzeile nur b; B swen dû sehest weinen, dem troeste sînen lîp. 1486,2 lie] gegen kôs. 1487,2 lůgen] gegen uoben. – 3 weg] gegen berge. 1488,4 wer] gegen wê. 1489,1 Donau gegen Main. 1490 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers Salvelde gegen Schwanfelde (d Schwaben). – 3 vnuerzait vnd lobesam] gegen lobesam. 1492,1 Lesart des Abverses nur b; B daz wazzer was engozzen. 1493,3 erflossen] gegen engozzen. 1498,1 vergen] Singular mit D gegen Plural. 1499,1 ir] als Objekt eingefügt mit restl. Überlieferung. 1501,3 gelobt in] gegen geloubtez. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B des er dô hinz in gerte, vil wol bescheideten si im daz. 1505 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers daz ist dir an der zît. 1506,1 triegent mich] mit D gegen trieget. – 4 daz] gegen baz. 1508,2 hertzen] mit n gegen herren (Parallele der Hss. b und n, die außerhalb des gemeinsamen Texteinschubs liegt). 1509,4 sy] gegen sich. 1510 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Anvers vernemet noch diu maere. – 4 also] gegen Else (Eigenname). 1512,2 mit sinnen] gegen mit guoten sinnen. 1513 mit A. B gegen A (und Dl) im letzten Abvers genant gegen erkant. – 2 Lesart des Anverses nur b; A (mit restl. Überlieferung) und jehet ir heizet Amelrîch. 1514 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers wan daz er vaste sweic. 1515,3 bont] (nhd. Pfund) gegen bouc (nhd. Armreif). 1516,3 Lesart des Abverses mit ADd gegen B vil harte hôchgemuot. – 4 Lesart des Abverses nur b; B eine disehalp der vluot. 1517,1 wald] gegen wâc; – 2 Lesart der Langzeile mit AD gegen B wan des heldes sterke was michel und grôz. 1519 mit A. B gegen A (und Dl) in der ersten Langzeile ouch was der selbe verge niulîch gehît. – 1 gesait] gegen gesit. – 4 swer] (als Steigerung zu grimmigen) gegen swert. 1520 mit A. B gegen A (und D) im ersten Anvers îlte gegen vuor, im dritten Abvers als gegen dô (D und dô) und im letzten Abvers degen gegen helde.– 2 sich nennen] mit D gegen dannen (d da nennen, l da nemmen). – 3 angstlichen] gegen êrlîche (B ernslîchen).
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1522,2 Lesart des Abverses nur b; B und sorge ûf degene. – 3 herre] mit D gegen hiute. 1527,2 Anvers verkürzt aus vil balde ze sîner scheiden. 1528,3 gerichte] mit d gegen gerihte widere. 1530,3 weg] gegen stade. 1531,1 manig] mit D gegen die snellen. – 2 fliessen] gegen riechen. – 4 degen] Singular gegen Plural. 1532,4 wer] gegen ich waen. 1533,1 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) dô sprach er lougenlîche. – 4 von meiner hand] gegen von mînen schulden. 1535,3 hochsten] gegen beste. 1536,1 v̈ ber der Důnawe flůt] gegen über fluot. – 3 Wann] mit DLg gegen wand in. – 4 ab schwebt] gegen ouwete; Lesart des Abverses mit restl. Überlieferung gegen B als ez müeden began. 1537,1 schiffen] Plural gegen Singular. 1538,1 Zu der stete] gegen zem êrsten. – 3 knechte] gegen tûsent knechte. – 4 des] gegen des tages; kunen Tronieres] mit restl. Überlieferung gegen Tronegeres. 1541 mit A. B gegen A (CDHd ähnlich daz was im (Hd in) leit getân) im letzten Abvers ir deheinen understân. – 1 schwankt] gegen swanc. 1542,3 im] gegen iu. 1543 mit A. B gegen A (und D) im dritten Abvers vil zornec was gemuot. 1544,4 da] gegen daz; hin] gegen hin wider. 1547 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Anvers wie sul wir über und im letzten Anvers gegen Adg sît dô sagete in Hagene. – 3 wider] mit D gegen ze lande. 1550,3 an dem] gegen des küneges. 1552,4 nimmer mere] mit D gegen nimmer wider. 1553,2 dar zů] gegen waz man tuo. 1554 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers diu wilden merwîp, im dritten Anvers gegen A wider ze lande koeme. 1556,2 edlen] gegen Elsen (Eigenname). – 3 wir] gegen ich. – 4 schädlich] mit L gegen sicherlîch. 1557 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung außer L) im zweiten Abvers nû grîfet, helde, zuo. – 1 morgen] gegen vergen. 1558,3 niemat] gegen iemen. 1559,4 man sein] gegen mans vollen. 1560,2 weit gewant] gegen wîcgewant. – 4 kunig] Singular mit Dg gegen Plural. 1561,1 pot des] gegen tôt des vergen. – 3 den haiden] gegen in beiden. 1562 mit A. B gegen A im ersten Abvers ich wilz iuch hoeren lân (ez fehlt AHdg), im dritten Abvers vil ungefüegiu her (ADg schar), im vierten Abvers wol siben hundert oder mêr (ADg zuo helfe dar). 1563,2 dem] Singular gegen Plural den. 1564 mit A. B gegen A (und Dg) im letzten Abvers daz was vil wîslîch getân. – 4 vorn] gegen sîn bruoder. 1565,1 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) in was des tages zerrunnen. – 2 schwär] gegen sêr. – 3 baider lant] gegen Beyer lant. 1566,4 Lesart des Abverses nur b; B daz dunket mich (ist gegen dunket mich in restl. Überlieferung) raetlîch getân. 1567,3 Objekt si fehlt. – 4 im Abvers fehlt das Dativobjekt im mit DN. 1568,2 sind in] gegen haben her. 1570,4 gemůt] mit N gegen genuoc. 1573,1 Abvers verkürzt aus ze stichen nû diu sper. 1574,2 sich] gegen daz ross. 1575,1 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) von ir ingesinde. – 3 Cham] gegen komen von. – 4 jch wen er] mit Al gegen er waene. 1577,3 Ainen michel stich] gegen ein michel stücke.
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1578 mit A. B gegen A (und Nadl) im zweiten Anvers hilf mir, lieber bruoder. – 1 Lesart mit DN gegen A dô begunde er rüefen Dancwarten vil vaste (vil vaste fehlt B) an. 1580 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers vlühteclîchen (wenden fehlt). – 2 achzehen] mit DN gegen ahzec. 1581,4 engullten] gegen engelten wânden. 1583,2 herr] gegen helde. 1584,4 nas] mit DN gegen bluotes naz. 1586 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Abvers sprach manec man. – 1 nahent] gegen nâch in. – 3 Abvers verkürzt aus des vrâgte manec man. 1588,1 kunig] gegen küene. 1588,4 es] gegen in. 1590,1 ich wen euch] mit Nd gegen iu waen. – 4 die] Plural gegen Singular der; nachent] gegen nehten. 1591,2 B gegen restl. Überlieferung im Abvers mîns bruoder Dancwarten hant. – 3 Lesart des Abverses nur b; B des twanc in michel nôt. 1592,1 im Anvers fehlt die Negation. – 4 Lesart des Abverses mit N gegen restl. Überlieferung dâ ze Pazzouwe sint. 1593,2 da er] mit l gegen dô. – 3 Lesart des Abverses mit Ihl; B (sach fehlt) kômen zuo zim in daz lant. – 4 döt er] gegen wart. 1594,4 baide hutten] mit DINdh gegen hütten. 1595,1 ainen gantzen] gegen allen einen. – 2 Lesart der Langzeile nur b; B und ouch die naht mit vollen. wie schône man ir pflac. – 3 des kuniges] mit DN gegen Rüedegêres. 1597,1 der selbe] mit Adl gegen der starke. – 4 im Abvers fehlt das Subjekt si. 1599,4 haide] gegen marke. 1601,2 wir mer] gegen niht mêre. – 3 nichtes] gegen ez niender. 1604,4 allen] gegen manegen. 1606,2 laint es] gegen leitez. 1609,1 sprach da] mit DIah gegen antwurte. – 2 Lesart der Langzeile nur b; B (mit restl. Überlieferung) nû wol mich dirre maere, daz die künege hêr. – 3 Lesart des Abverses ähnlich a (mit dienste bin ich in bereit) gegen B (mit restl. Überlieferung) der wirt in niht verseit. 1610,2 wann] gegen wen. 1611 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers geste gegen recken. – 3 nicht] gegen iht. 1612,3 zäen] (mhd. zawen mit lâzen = nhd. eilig sein, eilen) mit D (hier zouwen) gegen zogen. 1614,3 hause] mit D gegen hove. 1615,1 ainer] mit Ih gegen einer der. 1616,4 frawen] mit Iagh gegen wîben. 1617,4 vil warlichen] mit D gegen an den triuwen. 1620,1 mit trewen] mit D gegen vil wol. – 2 im] Singular gegen Plural in. 1621,2 wert] gegen welt. 1622,3 gib] gegen schaffe. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B daz iu ze schaden bringe gegen einigem (D einen minnisten mit b) sporn. 1623,4 Lesart der Langzeile nur b; B daz hete in wirt deheiner dâ vor vil selten getân. 1625,2 sy] gegen man. 1627,1 auch] gegen manec. – 3 mangem] gegen mit manegem. – 4 den] mit Iah gegen edelen. 1628,1 jung] mit ACDadg gegen edele. – 3 sach] gegen blicte. 1632,4 da] gegen daz. 1633,3 was] mit D gegen saz. – 4 Subjekt und Objekt vertauscht, so dass die Wohlgesonnenheit vom wirt Rüdeger ausgeht. 1636,3 vil] gegen niht. 1637,3 im Abvers fehlt das Subjekt er. 1638,4 Lesart des Anverses nur b; B diu ist minneclîch ze sehen.
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1642 mit A. B gegen A (und Dg) im zweiten Abvers jâ vröute sich in der muot, gegen ACDad im dritten Anvers dô truogen an die helde. 1643,3 minnekliche] mit Dag gegen wunneclîche. – 4 weltlichen] ähnlich DIh (hier waetlîchen, Entsprechung in b stets weltlichen) gegen minneclîchen. 1644,2 schied] gegen sicherte. 1646 mit A. B gegen A (und CDIgh) im dritten Abvers in zegegen stuont. 1648,4 da verdros] gegen doch genôz. 1649 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Anvers heim hin zen Burgonden. – 2 reitent] gegen wider rîtet. 1651 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Abvers ir sult ouch hie bestân. – 3 hewt] gegen hie. – 4 solicher] mit D gegen sô lieber; hie] mit Dadg gegen hie iht. 1653,4 kunig] gegen künec Etzel. 1654,1 Wie] gegen wie sêre. – 2 daz] gegen dâ. 1655,1 lange] gegen Komparativ langer. – 2 nicht] gegen iht. – 4 da] gegen daz. 1656,2 gestalt] gegen gesatelt. 1656,3 schuld] (mit unbezeichnetem Umlaut) = gerundete Form zu schilt. 1659,1 pat] gegen bôt. – 4 im Abvers fehlt das Subjekt er. 1660,3 meines] gegen jenes bzw. eines (DIdh). 1661,2 began] mit a gegen gezam. 1663,1 liecht hulfter] gegen liehtem pfelle. 1664 mit A. B gegen A (und CIadhl) im ersten Abvers tragen vor im dan, gegen A (und D) im letzten Abvers vil harte hêrlîche (A vil vroelîchen, D harte vroelîchen) sint. 1666,3 newe] gegen sîniu. 1668,2 wil euch] gegen heizen wol. 1669,1 wirt] gegen wirt wart. – 3 fröleichen] mit restl. Überlieferung gegen hêrlichen. 1672,3 haimisch] gegen Hiunische. 1673,2 ew] gegen jâ. 1674 mit A. B (mit restl. Überlieferung) im letzten Abvers lieber gegen leider. 1675,1 furstrichen] gegen für strichen. – 4 im Anvers fehlt das Verb koment. 1676,2 frunden] gegen mâgen. – 3 mag] gegen man. – 4 Abvers verkürzt aus vor liebe er lachen began. 1677,1 frund] mit DIh gegen vröuden. 1678 Beginn des 23strophigen Texteinschubs, teilweise mit n. 1680,3 Obe] = owê. 1701,3 enpfahen] mit CD gegen grüezen; im] Singular gegen Plural in. – 4 geschlagen] gegen gebunden. 1702,4 enpfanhen sthan] gegen enpfân. 1704,3 vellde] gegen helde. 1706,2 dů] gegen sî. 1707,2 vor mangem tage] gegen von manegem jâre. – 4 vor mangem tag] gegen vor maneger zît. 1710,1 bas] gegen wol. – 4 den] gegen dir. 1711,1 ich euch] mit CDad gegen ich. – 3 sinnen] mit ADIdh gegen siten. – 4 Lesart des Anverses nur b; B (mit restl. Überlieferung) dem rîchen got von himele. 1712,1 Lesart des Anverses nur b; B ez ist et unerwendet. – 2 nomen] gegen vernomen. 1715,4 grauslich] gegen eislîch; gesichte] mit Dad gegen gesihene; ain] gegen er hete. 1717,3 schon] gegen wol. 1718,4 vester] mit ad gegen vaste. 1719 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung außer a fürsten) im dritten Abvers die küene und ir man. – 3 ir] gegen die. 1721 mit A. B gegen A (und D) im ersten Anvers hete ich gewest diu maere, in der dritten Langzeile ich waere wol sô rîche, hete ich mich baz verdâht, in der letzten Langzeile daz ich iu mîne gâbe her ze lande hete brâht. – 3 kan] mit D gegen baz kan. 1724,4 seit gewunnen] gegen alle zîte. 1727,1 veine] gegen wine (d weine, A tohter). – 3 gewäte] mit AD gegen gewaefen.
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1728,4 Lesart des Abverses ähnlich A (mit a) ich riete im immer sînen tôt gegen B der müese kiesen den tôt. 1732 mit A. B gegen A (und DIdh) im ersten Abvers daz gesprochen hât, in der letzten Langzeile gegen A (und restl. Überlieferung) daz der künec Etzel dar umbe vrâgen began. 1734,4 pleig] (entrundete Form von mhd. bliuc, nhd. schüchtern, zaghaft) gegen blîde (a still). 1735 mit A. B gegen A (und D) in der letzten Langzeile daz si mit dem lebene deheinen von den Hiunen lie. – 4 dem haus] gegen den Hiunen. 1736 mit A. B gegen A (und D) in der letzten Langzeile Helche diu getriuwe was im inneclîchen (A des muoz im wesen ich, D sô was ich im von herzen) holt. 1737 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers allererst wer si sint, gegen A (und Dad) im zweiten Anvers ez wurden mîne gîsel – 4 wider] mit Iah gegen wider heim; Kungund] gegen Hiltegund. 1738 mit A. B gegen A (und D) im ersten Anvers langer maere. 1741,1 Akkusativobjekt si fehlt. – 2 die zwen] gegen si zwêne; gan gegen dannen (Ih die) gân. – 4 leip] gegen nît. 1742,4 Lesart mit restl. Überlieferung gegen B genuoge, dâ si sâzen, si heten gerne bekant. 1744,3 beschweret] mit D gegen betrüebet. 1745,3 im Abvers fehlt das Dativobjekt iu. – 4 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt ez. 1747,1 garbten] = garweten (B bietet die Kurzform garten), nhd. rüsten. Vgl. auch 1813,1, 1915,2 und 2217,1. 1749,3 spilman] gegen videlaere. 1750,1 gerbten] = gerweten (Parallelform zu garweten, vgl. 1747,1). 1751,4 frunden] gegen vîanden. 1752,1 yetz weise] gegen itewîze. 1754,1 wie] mit D gegen wâ. – 2 her] gegen inz lant. 1756,1 semliche] Parallelform zu mhd. sümelîche. – 3 an tragen] ähnlich A (an in tragen) und D (an ir lîbe tragen) gegen nû dar under tragen. – 4 waz] mit Ca gegen wen. 1757,1 grimmem] gegen zornes. – 4 dauon] gegen vor den; gern] gegen noch. 1759,2 kunig] mit ACDad gegen künec selbe. 1763,1 Lesart der Langzeile nur b; B jâ zimet ez uns beiden ze wâre lâzen daz (A baz). – 2 da draget] gegen ist. 1764,1 v̈ bermüt] gegen übermüete Hagene. 1765,2 Lesart des Anverses nur b; B sîn gehilze daz was guldîn. 1766,3 michel] mit D gegen vil scharpf. – 4 ane vorchte] mit Iah gegen unervorhte. 1768,3 erkente] ähnlich D (erkennet) gegen erkandet. – 4 witze] mit Ih gegen sinne; Lesart des Abverses nur b; B ir soldet ez billîche lân. 1769,3 sind] mit D gegen heizent. – 4 an sy] gegen hinder in. 1770,4 an] gegen unz an; clagen] mit D gegen weinen. 1771 mit A. B gegen A (und CDIK) im zweiten Anvers ich binz aber, gegen A (und restl. Überlieferung) in der letzten Langzeile daz diu schoene Kriemhilt die vroun Prünhilden schalt. – 2 pin] gegen binz. 1775,3 Durch] mit restl. Überlieferung außer I gegen daz ich durch. 1776,1 Lesart des Anverses nur b; B dô sprach dâ bî ein ander. 1777 mit A. B gegen A im letzten Abvers ist herzeleit geschehen. – 4 laid] mit DKd gegen herzeleit. 1778,1 Lesart der Langzeile nur b; B er und der von Spânje tâten manegen stich. – 2 weit] mit d gegen wîc. 1780 mit C. B (und AIah) im letzten Abvers sicherlîchen gegen C waerlîche. 1781,2 im Anvers fehlt das Akkusativobjekt vîande. – 3 kunige] Singular gegen Plural. 1782,4 vil manges mannes] mit restl. Überlieferung gegen vil maneges; sorgen] gegen sinnen. 1787,1 kunig] Singular mit D gegen Plural. 1788,2 Lesart des Abverses mit a; B bî den künegen gân. – 3 zwen] mit D gegen ein (Pl. mit best. Artikel IKh). – 4 da] gegen die.
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1789,3 sy] Plural mit a gegen Singular in. 1790,3 williklichen] mit AIKdh gegen vlîzeclîchen. 1792,4 die geste] gegen die lieben geste. 1793,2 willen] gegen vlîze. – 3 met fehlt mit a. – 4 edlen] mit D (hier edlen geste)gegen ellenden. 1795 mit A. B gegen A (und Dd) im ersten Anvers michel. 1796,4 herlichen] mit K gegen waetlîchen. 1797,1 Lesart des Anverses nur b; B an sunewenden âbent. – 4 Lesart des Abverses nur b; B der Rüedegêr (künec ADIKdh) mit in ze tische gie. 1798,1 kunig] mit Ca gegen wirt. 1799,4 im] Singular gegen Plural in. 1800,3 vns] mit a gegen daz. 1801,4 ir es] mit Ih gegen irs iuch. 1803,3 nun redet] gegen iu râtet (K iu redet). 1804,2 kument] mit IKah gegen kumet uns. – 4 nie] mit D gegen ie. 1806,3 abarischen] = arâbischen. 1807,1 Lesart der Langzeile nur b; B diu decklachen hermîn vil manegiu man dâ sach. 1808,4 Lesart des Abverses nur b; B von ir schulden ligen tôt. 1809,3 bis vns] mit ACIK gegen unz (h unz uns). – 4 Lesart des Abverses nur b; B sô genese, swer der mac. 1812,1 edler] mit CIKah gegen lieber. – 3 wann wa] gegen swâ. 1814,2 laint] mit restl. Überlieferung gegen leite. – 4 hellden] Plural mit D gegen Singular. 1815,3 Lesart des Anverses nur b; B dô im der seiten doenen. 1816,3 senfter] mit restl. Überlieferung gegen süezer. – 4 entschlaft] gegen entswebte. 1818,1 Lesart des Abverses nur b; B ine weiz (Ih ich weiz) ez (D ob ez, Ih wie ez) ê (ê fehlt Ih) geschach. – 2 ain Hünischen] gegen einen helm schînen. 1820,2 Lesart des Abverses nur b; B sô wirt hie helmvaz (Ih helm naz). 1822,3 glüent] mit Da gegen lohent. 1824,2 im Anvers fehlt das Subjekt ir. – 4 wer] gegen wer ez. 1825 mit A. B gegen A (und CDa) im letzten Anvers slâfenden recken. 1826,1 gesehen] gegen geschehen. – 2 wir] mit ADIah gegen ich. 1827,3 schaden] mit Ca gegen schachen. – 4 gesellen] gegen hergesellen. 1828,4 mer] gegen her. 1829,2 Lesart des Abverses nur b; B von schulden was ir leit. – 3 zornig] mit D gegen grimmec. 1833,3 Die] gegen ie. – 4 zu Beginn der wörtlichen Rede fehlt er sprach. 1835,2 die hemde] gegen sîden hemde. – 3 mentel] gegen rîchen mentel. 1836 mit C. B (und Ad) gegen C (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers mîne (A vil) lieben. 1837,2 williklichen] mit Dd gegen vlîzeclîche. – 4 horent] mit D gegen vernemet. 1839,1 Setzent] gegen leget. 1841 mit A. B gegen A (und Dd) in der dritten Langzeile und ouch vil schneller recken, die man sach mit ir (Ad im) varn, gegen Ad (und Idh) im letzten Abvers von der Kriemhilde scharn. – 1 weip] gegen schoene wîp. 1842,3 minne] gegen mîne. 1844,4 clagen] mit DIh gegen sagen. 1845,2 vnder die augen] mit restl. Überlieferung gegen under. 1846 mit A. B gegen A (und CDad) im zweiten Anvers hete im iemen gesaget. – 1 im] Singular mit Dad gegen Plural in. 1848,3 Negation fehlt mit DIh. 1849,2 kuner man] gegen Hiunen man. 1850,4 ir] Singular mit D gegen Plural in. 1854,4 Lesart der Langzeile nur b; B hete ers in gegunnen, si hetenz gerne getân. 1856,3 schillte] gegen under schilde. – 4 im Abvers fehlt das Akkusativobjekt ez. 1858,4 trumzame] (nhd. Stücke der Zäume) gegen trunzûne.
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1861,3 eylten] mit D gegen hielten. – 4 burten] (Prät. mhd. bürn = nhd. erheben) gegen draeten. 1862,2 diessen] mit D gegen stoezen (a erdozzen). 1863,2 starcke] gegen blanke. – 4 versuchten] gegen versuochtenz; herlichem] gegen hôchvertegen. 1865,1 Lesart des Anverses nur b; B bietet als Beginn der wörtlichen Rede Volkers zen herbergen füeren. – 2 Lesart des Anverses nur b; B sol man uns die moere. 1866,4 plut] gegen brût. 1868,4 frawen Kriemhild] gegen der küneginne. 1869,3 wol] mit N gegen guot. 1870,4 baid] gegen sît. 1871 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Abvers gesach. 1872,3 kunstenlich] mit CDIadh (N kuntslich) gegen krefteclîch. 1873 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Anvers dô ruofte al daz gesinde. – 2 wainen] mit Ca gegen ruofen. 1874,2 lewte] mit Ih gegen mâge. – 4 pald] gegen harte. 1876,1 recken] gegen mâge. – 4 lewten] gegen helden. 1877 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der letzten Langzeile daz ez von einem strûche ân sîne schulde gesach. 1879,1 gesten] mit DN gegen vriunden. 1881,4 selben] gegen snellen. 1884 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Anvers eine rîche marke. 1886,4 nicht] gegen iht. 1888,1 Burgonden] gegen bürgen. – 2 lange] gegen immer. 1889,1 mere] mit DN gegen miete. 1890,2 hobt sich] gegen heb ich. – 3 Lesart des Abverses nur b; B daz er iu hât getân. 1891 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung außer C) im ersten Abvers alle mîne man. 1892,3 seinem man] Singular gegen Plural sînen man. 1894 mit A. B bietet im Unterschied zu A (und restl. Überlieferung außer a vil) im ersten Abvers die Etzelen man. 1895,2 lieben magen] gegen konemâgen. 1896 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Abvers edelen als Attribut zu Ortlieb. – 1 Gerat] mit d (D gerett) gegen gevaehet; kunig] mit d gegen künne. 1897,2 reitent] gegen rîtet wider. 1899,4 mich] gegen mich sehen. 1900,4 weille] gegen wille. 1901,4 im Abvers fehlt das Adverb sît. 1902,4 frunden] gegen helden (a degenen). 1903,2 schnelle] gegen marschalc. 1905,2 vart] mit N gegen hovevart (Ih her ze hov diu vart). – 3 claines] mit DN (a vil kleiner) gegen wênec. 1906 mit A. B gegen A (und D) im ersten Abvers niht ze sagene. – 3 edlen] mit D gegen ellenden. 1907,2 mein] gegen mîn vlêhen. 1908,1 starcken schwerstes] gegen swinden swertes. 1910,1 waz] mit D gegen lac. 1911,1 lauft] gegen lûte. – 3 bis war] gegen deiswâr. 1912,4 Abvers verkürzt aus durch helme biulen vil geslagen (A biulen harte vil geslagen). 1913,2 dar jnne] gegen gewâfenten. 1914,2 lewten] gegen recken. 1915,1 Des] gegen ê es; kunig] mit ADIh gegen küneginne. 1917,1 Wie] gegen hie. – 3 zwelf] gegen ritter zwelfe. 1918,1 geschwigen] ähnlich Ih (gesweiget) gegen geswiftet. 1919,4 Lesart des Abverses nur b; B mit bluote vliezende naz. 1920,4 stan] mit DIh gegen gân.
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1921,2 der praunen] gegen iteniuwer. – 4 von der] gegen dem von. 1923,4 hertzen laides vil] gegen sô grôzen schaden hie. 1924,1 stat auf] mit CDa gegen wîchet. – 4 chumer selber] gegen grôzen kumber. 1925,1 ir] gegen den. – 4 den schilt] gegen in. 1926,2 helm] mit restl. Überlieferung gegen schilde. – 4 kune] mit restl. Überlieferung (außer D degen) gegen starke. 1928,1 wat] gegen vart. – 2 Lesart der Langzeile nur b; B jâne kunde ein einec recke gestrîten nimmer baz (A wie kund ein einec recke gestrîten immer baz). 1930,3 Jch] gegen si; im Abvers fehlt zu Beginn der. 1931 mit A. B gegen A (und DIah) im letzten Abvers der muoz der êrste sîn. – 4 der jung] gegen der junge vogt. 1932 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der dritten Langzeile und daz dem künege daz houbet spranc in die schôz. 1933,2 kuniges] gegen kindes. – 3 lag] mit Ich gegen nider lac. 1935,3 Lesart des Anverses nur b; B ich kom ûf grôze triuwe. 1936 mit A. B gegen A (und D) im letzten Abvers liutes ze tôde genuoc. – 1 Pagen] (vielleicht mhd. bâgen, nhd. Streiten, Zanken) gegen Hagen. – 2 verwunden] ähnlich D (verch wunden) gegen werchgrimme. 1938,2 geschähe] mit h gegen schaden geschaehe. 1940,4 Abvers verkürzt aus tet er diu groezlîchen sêr. 1941,1 der jung von] gegen der junge sun. 1942,1 Lesart der Langzeile nur b; B swie vrum si alle waeren, die künege und alle ir man. 1943 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers houwende stân. – 4 von waffen] (nhd. Weherufen) gegen von wuofe. 1944,4 Lesart des Abverses nur b; B die stiegen ûf unde ouch ze tal. 1950,2 Abvers verkürzt aus mîn vriunt hêr Hagene (mit Ca). – 3 verschacket] gegen verschranket. 1951,4 dehainen] gegen deheiner slahte. 1953,1 wol] gegen dô daz. 1954 mit A. B gegen A (und I) im zweiten Abvers mit dem leben dan. – 4 begreift] gegen erreichet. 1956,3 gelige] gegen belîbe. – 4 sorgkliche] gegen harte groezlîche. 1957,2 langen] mit ACD gegen manegen. 1958,2 grimmes] gegen wisentes. 1959,4 Lesart des Abverses mit A (haben etwen benomen). 1961,3 da] gegen daz dâ. 1963,2 ewren frunden] gegen iuwerem vride. 1964 mit C. B (und Ah) gegen C im ersten Anvers wie vliehet ir sô schiere. 1965,3 zu Beginn des Abverses fehlt das Relativpronomen die. – 4 harte] mit Da gegen sô rehte. 1967 mit A. B (und restl. Überlieferung) gegn A in der ersten Langzeile dô sprach der marcgrâve, der edel Rüedegêr. – 2 niemat] gegen iemen. – 4 von gůten frunden wol] gegen guoten vriunden. 1968,4 vngestlichen] gegen unangestlîchen; haime] gegen hinnen. 1969,4 Gunther mit restl. Überlieferung gegen Rüdeger. 1970,1 Lesart der Langzeile nur b; B dô sach ein Hiunen recke Etzelen gân. 1972 mit C. B (und restl. Überlieferung außer a) gegen C im letzten Abvers tiuvel. 1973,1 lewttent] (mhd. liutent) gegen lûtent. 1975,1 Lesart des Abverses nur b; B Gunthêr, der künec hêr. 1976,2 Lesart der Langzeile mit D (daz ich mich ie geschiet von disem degen); B daz ich ie gesaz in dem hûse vor dem degene. – 4 Lesart der Langzeile nur b; B und kome wir immer wider heim, daz suln wir noch mit triuwen sîn. 1977,2 willeclichen] mit restl. Überlieferung gegen vlîzeclîche. – 3 die stachel zan] gegen den herten stâl. – 4 Lesart des Abverses nur b; B diu liehte schînenden mâl; schan] = mhd. schôn.
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1978,3 streich] gegen leiche; helm, schilt vnd rant] mit D gegen helme und rant. 1979,3 erschwigen] ähnlich Ih (gesweiget) gegen geswiftet; enstrait] gegen mit in streit. – 4 die recken] gegen die küenen recken. 1982,1 vnder] mit D gegen uns under. – 3 nicht] gegen mir. 1987,1 ret] mit A gegen riet (C reit, D redet). – 2 seiner mag ainen doten] gegen einen sînen mâc. 1988 ,4 fliehen] mit h gegen vluochen. 1989,1 purt] (Nebenform zu mhd. port, nhd. Pforte) gegen burc. 1991,3 der meinen] gegen der mînen hêrren; hat getan] gegen tuot. – 4 Lesart des Abverses nur b; B nâch swerten vliuzet daz bluot. 1992,2 gewaltlichen] gegen gewerlîche. 1993,4 hauen] gegen hoenen. 1994,4 meidest du] gegen raetest an. 1996,4 baide] mit Ih gegen vil guote. 1997 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers nû weiz ich. – 1 ich beyte] gegen si bîtent. – 2 gezogenlichen] gegen zagelîchen. – 3 grossen] mit D gegen hôhen. 1998,2 geschweigent] gegen geswîchent; in so grosser not] mit D gegen in der groezesten nôt. – 3 ze geleichen] gegen zagelîche (D zegelichen). 2000,4 Lesart der Langzeile nur b; B die sende ich vil ungesunde die stiegen wider hin ze tal. 2001,1 sein] gegen ez. – 2 vorchtliche din] gegen sorclîchiu dinc. 2003,4 v̈ bel] gegen zornec. 2004,3 ew preysen] gegen unprîsen. 2006 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der zweiten Langzeile dô in eine liezen und gegen ADd die recken bestân. 2008,3 heraus] gegen er ûf ze. 2009,3 dranten] (3.Pl.Ind.Prät. von draen) ist Parallelform zu draeten. 2010,1 starcken] mit Ca gegen küenen. – 2 er auch auf] gegen ouch ûf in. 2011,3 dringen] gegen twingen; geschwinden] gegen herten. – 4 der herliche] gegen Volkêr der (AC der vil zierlîche, DIdh der zierlîche). 2012,3 er] mit ADa gegen ez. 2013,3 Da] gegen daz. – 4 schon] mit AD gegen starc. 2014,1 der] gegen er. – 2 Lesart der Langzeile nur b; B daz fiuwer ûz den ringen (D ûz dem helme) er houwen im began. 2015,1 fursten] Plural gegen Singular. 2016,2 ye mir] gegen mir die. 2018 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers von des swertes dôze. 2019,2 da] gegen ê dâ; schlegen] Plural mit Ih gegen Singular. 2021,1 Anvers verkürzt aus wie rehte tobelîche. – 4 geschwinde] mit ACD (a swinde) gegen grimme. 2022,2 ner] mit Ih gegen envride (C enner). – 3 helm gůt] mit AD gegen helmhuot. 2023,4 jm] gegen Hagene im. 2024,1 v̈ ber daz habet] ähnlich ADIah (über houbet) gegen über. – 4 flammen] gegen vanken. 2025,1 Nider] gegen wider. – 3 stercke] gegen sînem strîte. 2027 mit A. B gegen A (und D) im dritten Anvers koeme er danne hinnen. – 1 ze] gegen im. – 2 ir] gegen er; zu dem] gegen daz zaeme. 2028 mit A. B gegen A (und D) im dritten Abvers als ein unverzaget man, im letzten Abvers schaden kleinen noch getân. – 2 mages] gegen maneges; helldes] mit D gegen mannes. – 3 aller erst] mit BCDad gegen erst. 2030,2 pald] mit DIh (Ca vil balde) gegen schiere. – 4 man im] gegen er. 2032,4 lutzel] gegen wênec. 2033,3 Lesart der Langzeile mit D (er fehlt hier); B wart von Hagen swerte krefteclîchen wunt. – 4 Lesart des Abverses mit D (hier vil ungesunt).
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2035,2 Tennemarck] gegen Tenelant. 2040,2 im] mit a gegen in. 2041,4 starcker] mit CDa gegen scharpfer. 2042,3 margrauen] gegen lantgrâven 2043,4 margraue] gegen lantgrâve. 2044,4 můst] gegen muoste ersterben. 2046,3 dann] gegen drinne. 2048,2 puchs] (mhd. buc, nhd. Schlag, Stoß) gegen sûs. 2052,3 Abvers verkürzt (mit Ih) aus zuo zuns die Etzelen man. 2053,4 war] mit DIh gegen goum. 2055,2 Lesart des Abverses mit Ca (als ez in wol gezam); B als guoten helden zam. 2056,2 Lesart des Abverses nur b; B ir herzeleit errach. – 3 vnder] gegen unde anderem. 2058,2 schillte] gegen helde. – 4 sy westen] ohne Negation mit d. 2061,1 Lesart des Abverses mit Ih; restl. Überlieferung: Beginn der wörtlichen Rede des twanc uns grôziu nôt. 2066 mit A. B gegen A (und DNd) im zweiten Abvers daz ir vrümelîchen tuot. – 2 tot] gegen tuot. 2068,4 widersait] mit ACINah gegen verseit. 2069,3 mort recken] gegen mortraezen (CNad mortrechen). 2070,1 dehainer] ähnlich Ih (keiner) gegen niemen. – 2 chumentz] gegen koment si. – 4 zů dem land] gegen zer werlde. 2071,1 liebe] mit CIah gegen schoeniu. – 2 ich dir] mit D gegen ich; da ich] gegen daz dû mich. 2072 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers ich her ze lande reit. – 3 edle] mit restl. Überlieferung gegen liebiu. 2073,3f. Langzeilen sind vertauscht mit N. 2074,1 Welt] gegen welt ir. – 2 im Anvers fehlt die Negation. – 4 eẅ] gegen ez. 2077,4 wir] mit restl. Überlieferung gegen ich. 2078,4 ew] gegen im. 2079,2 so haiss ich] mit ACDNa (d so hayss) gegen si hiez. 2081,4 Wiederholung der letzten Langzeile der vorigen Strophe mit N; B ich waene, daz volc enheinez grôzer angest nie gewan. 2083,1 Ainer] gegen ir einer; all leiden den] gegen ligen. – 3 grosse] gegen starker. 2087,4 manges] mit N gegen manec waetlîch. 2089 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im dritten Abvers nider in daz bluot. 2091,4 in vil streitlichen] gegen in strîte ir etelîchen. 2093,4 aber] mit N gegen aber schiere. 2095,3 man] Singular gegen Plural. 2097 mit A. B gegen A (und CIadh) im letzten Abvers mit vil werlîcher hant. 2098 mit A. B gegen A (und Dad) im dritten Abvers vil manec herter gêr. 2099 mit A. B gegen A (und Idh) in der zweiten Langzeile daz si wolden daz Kriemhilde guot. 2100,2 daz gold darzů] gegen golt daz rôte dar în. 2102,2 verenden] mit ADd (Ca enden) gegen verdienen. 2103,4 nie] gegen niemen. 2104 mit A. B gegen A (und DIdh) im zweiten Abvers hôrte man sêre klagen. – 3 Lesart des Abverses mit Ih; A (mit BC) dem rîchen künege hêr. 2105 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Abvers der vil guote Rüedegêr. – 4 da] mit D gegen daz. 2107 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung außer C) im zweiten Abvers an den künegen hêr (Plural gegen Singular). 2108,3 kuniginne] gegen zer küniginne. 2109 mit A. B gegen A (und Iah) in der letzten Langzeile er gesluoc in disen stürmen nie lobelîchen slac. – 1 baide lewt und lant] mit D gegen liut und lant. – 2 wa] mit D gegen wie. 2110,3 gicht] gegen giht im.
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2111 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers dû hâst disiu maere. – 2 Lesart der Langzeile nur b; A den er daz reden hôrte, der helt der blickte in an. 2113,1 Lesart des Anverses nur b; B hin, dû zage maere. – 4 ane schuld] ähnlich D (von unschulden) gegen von grôzen schulden. 2114,2 Lesart der Langzeile nur b; B niuwan daz ich die recken her gefüeret hân. 2116 mit A. B gegen A (und DIh) im letzten Abvers ein teil unstaetelîche komen. – 1 ir] gegen er. – 2 verwisen] mit Ca gegen geitewîzet. 2118,2 im Abvers fehlt das Dativobjekt uns. 2120,4 hochgeporn] mit Ih gegen wol geborn. 2123,1 daz] mit D gegen ie ditze. – 4 nichtzt] gegen mich es niht. 2124,4 ze weisen] mit a (C ze wisen) gegen bewîsen. 2125 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers dô bâten si in genôte. – 1 geleiche] gegen genôte. 2126 mit C. B gegen C (und restl. Überlieferung, A abweichend diu werlt trüege im darumbe haz) im letzten Abvers daz im diu werlt würde gehaz. 2127,3 ew] gegen mir. 2128,1 edel] gegen Etzel. – 3 helfftest rechen] mit D gegen rechest Rüedegêr. 2129 mit A. B gegen A (und Da) im ersten Abvers wie sol iz ane vân. 2130,2 widersagt] mit CDa gegen versaget. 2131,4 recht dugentlich] mit restl. Überlieferung gegen tugentlîch. 2134,2 Lesart der Langzeile nur b; B iu müezen ledec werden von ir etelîches hant. 2136,1 die wage] gegen an die wâge. – 4 lass] ähnlich D (lâze hie bestân) gegen vil. 2137 mit A. B gegn A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers vil nâhen vor im stên. 2138,3 gesinde] mit D gegen ingesinde. – 4 sy] mit Ih gegen sît; Burgonde] gegen ellenden. 2139,4 der mere] mit restl. Überlieferung gegen des. 2140 mit A. B gegen A (und C) im zweiten Abvers die Rüedegêres man. – 4 Lesart des Abverses nur b; A ez was im groezlîchen leit. 2141,3 wainte] gegen meinte. – 4 wol] gegen vroelîch. 2143,1 Jch wais] ohne Negation mit Aah. 2144 mit A. B (mit C) gegen A (und Iah, D Ddaz)im ersten Anvers bedaz der videlaere. 2145,4 wart ir mein] gegen wâren wir. 2146,3 im] mit A gegen in. – 4 laid] gegen arbeit. 2150,2 jch] mit restl. Überlieferung gegen ir. – 3 da] mit AD gegen die. – 4 Rudiger] gegen edel Rüedegêr. 2151,2 wegen] mit CD gegen geben. – 4 jmmer] gegen nimmer. 2152,2 nie so wol enpot] gegen nie erbôt. 2153,4 von hellden] gegen an helden. 2155,1 nicht gewichen] gegen nie geswichen. 2156 mit A. B (mit C) gegen A erster Abvers mit Negation. – 2 nicht] gegen iht. 2157,4 getrawen] mit restl. Überlieferung gegen getrûtet. 2158,1 daz edel] ähnlich Ca (der edeln) gegen der schoenen. – 2 ew] gegen mir. 2159,2 fruntlichen] gegen unvriuntlîche. 2160,1 ritter] mit D gegen künec. 2161,2 hollden] gegen hôhen. – 3 von] mit restl. Überlieferung gegen vor. 2162,2 gan] gegen dan. 2164 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung außer C ich fuort in minneclîchen her in Etzelen lant) in der letzten Langzeile ich vriuntlîche in daz Etzeln lant. 2165,4 sturme] Singular mit AIch gegen Plural; halssperes] gegen halsperge. 2166,2 gegeben] mit D gegen bieten. – 4 in] mit restl. Überlieferung außer D gegen heim in. 2167,2 zehern] mit h gegen trehen. 2168 mit A. B gegen A (und D) im ersten Abvers und swie herte gemuot. – 1 genůg] gegen gemuot. 2169,3 gereüttet] (mhd. riuten, nhd. roden, ausreuten) gegen gerüeret.
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2170 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers vater maneger tugende. – 1 in] Plural gegen Singular im; margraf Rüdiger] gegen guote (Ca der marcgrave hêr). 2171 mit A. B gegen A (und Da) im dritten Anvers den sult ouch ir staete. – 3 seiner] gegen mîner. 2175,3 den kunigen] gegen dem turne. 2176,2 sein] gegen sin. 2177,1 aus] gegen zuo. – 3 fůrten] gegen truogen 2178,4 serlichen] gegen hêrlîchen. 2180,1 Vil] gegen wie. – 3 vor in] gegen verhouwen. 2181,3 gat] gegen tet. 2182 mit A. B gegen A (und CDa) im zweiten Anvers si sluogen in dem sturme. – 1 Wie] gegen hie. – 3 die mit DN gegen die zwêne. – 4 recht auf gegen hinz ûf. 2183,1 Sy] gegen vil. 2184,1 den starcken] mit D gegen der starke; held] Plural gegen Singular. 2185,4 hochste] mit ACN gegen beste. 2186,4 vnd] gegen für. 2187,3 seins hertten] gegen vlinsherten. 2189,3 selbers] mit C(selber)INh gegen beider. 2191,1 verwunt] gegen gevrumt. – 2 were] gegen maere. 2192,3 daz] mit Na gegen dâ. – 4 laider] gegen langer. 2193,3 die zwen doten] gegen ligen die zwên. 2194 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers ja waen uns got von himele. – 3 im Anvers fehlt das Verb erküelen; ir] gegen uns. 2196 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers daz vîende lîp. 2197,3 des sunes] gegen der suone. 2198,3 trügenlichen] gegen tiuvelîchen. 2199 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Anvers er tet sô volleclîche. – 4 an end] gegen vnz (fehlt DN) an den (sîn Iah) ende. 2200,1 im Abvers fehlt das Objekt ez. 2201 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der zweiten Langzeile ez enkunde dehein schrîber gebrieven noch gesach. – 2 weder geprüsen] gegen gebrieven. 2202,2 wurf] gegen wuofe. 2204 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers haben sölchen muot. – 1 anders] gegen anders alle. 2207 mit A. B gegen A (und Ih) in der dritten Langzeile daz betrüebet lîhte den guoten recken ir vil hôhen muot. 2208,1 Elmreichen] gegen Helpfrîchen; ab 2210,2 ist der Name desselben Boten aber Heffereichen bzw. Helffenreich (2211,2). – 2 recht] gegen in daz. 2209,2 pruder] mit N gegen drunder. 2213,3 es] gegen ez in; im Abvers fehlt das Subjekt wir. 2214,1 versuchen] mit D gegen ervinden. – 2 sinneklichen] gegen snelleclîche. – 4 erfüre] mit ADIh gegen erfünde. 2215 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im letzten Anvers von swester kinde. 2216,2 ir] mit D gegen er. 2218,1 waz] mit Dh gegen war. – 3 mit spote] gegen mit spotte sprechen. 2221,4 wa nun] mit D gegen ouwê ir. 2225 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im ersten Abvers ze Sigestap dô sprach und im letzten Abvers lît an Rüedegêr erslagen. – 2 ain ende] mit DZ gegen ein ende genomen. 2226 mit A. B gegen A (und CDIah) im letzten Abvers des edelen marcgrâven wîp. 2227,4 du] gegen vil. 2228 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) im zweiten Abvers klagten sînen tôt. 2229 mit A. B gegen A (und IZah) im dritten Abvers daz er ie hât begân. – 2 mein] gegen mit.
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2230,2 im Anvers fehlt das Objekt uns. 2234,3 ir] gegen irs. 2235,2 im Anvers fehlt das Objekt im mit Ih. 2235,3 Lesart des Anverses nur b; B mit restl. Überlieferung daz kan ich niht geheizen. 2238,3f. Lesart der Langzeilen nur b; B ich waene, dû woldest toben durch den tumben zorn. mînes hêrren hulde hetes dû immer mêr verlorn. 2239,1 der held] gegen meister er (D meister der held). – 4 sag] gegen slahe; wider spil] (nhd. nach dem Kampf) gegen widerspel (nhd. Wiedererzählung). 2240,1 des Berneres] Singular gegen Plural der Bernaere. 2241,2 maister] mit D gegen der alte. 2242,3 bed] gegen sêre. – 4 baiden schwerten] gegen zweier swerten. 2243,1 streites] mit ACDa gegen sturmes. – 2 da] mit D gegen daz. – 3 ward] gegen wante. 2244,3 Da vergalt im] mit D gegen daz vergalt. – 4 es] mit DIh gegen er. 2245,3 Da] mit CDa gegen die. – 4 er] mit CIa gegen ez. 2246,1 ellenthaffter] gegen vil willeger. 2247,2 dauon] gegen dâ vor. 2249,2 von] mit Dg gegen vor. – 4 den] gegen die. 2251,3 im harte] ähnlich D (in harte) gegen dem helde. 2252,2 begund] gegen begunde im. 2253,1 meines] mit D gegen liebes. 2254,3 den] mit a gegen dem. 2256 mit A. B (mit restl. Überlieferung) gegen A im zweiten Abvers sîn aller meistiu nôt. – 2 die] mit D gegen sîn. 2258 mit A. B gegen A (und CDZag) im ersten Anvers Helpfrîch der küene. 2259,1 Do] gegen die. – 3 durch daz wal] mit AD gegen durch den sal. 2260,3 wider mein] gegen gegen in. 2261 mit A. B gegen A (und CDZa) im zweiten Anvers ir ietwederer. 2262,2 enpfieng] mit ADh gegen enpfie er. 2263,3 man] Plural mit D gegen Singular. – 4 an ainem] gegen ân einen. 2264 mit A. B gegen A (und CIah) im dritten Abvers daz was starc genuoc. 2265 mit A. B gegen A (und Iah) im letzten Anvers im waene. – 4 laide] mit Ih gegen rehte leide. 2267,3 růwende] gegen rêwende. 2270,3 niemat] gegen iemen. 2271,4 hie benomen] ähnlich a (hinne benomen) gegen hinne enbunden. 2276,4 fragt er in] mit restl. Überlieferung gegen vrâgete er. 2279,4 er] gegen ir. 2282,1 Trauren] mit DIh gegen triuwen; man in] mit restl. Überlieferung gegen mant mich (die Langzeile ist in B noch Teil der wörtlichen Rede). 2283,1 maister] mit DIh gegen meister Hildebrant. – 4 seinen henden] mit D gegen Rüedegêres henden. 2287,3 streit wunden] gegen strîtmüeden. 2288 mit A. B gegen A (und D) im ersten Anvers sît daz es mîn unschulde. – 2 recken] gegen geste; kainer] gegen iemen. – 4 niem wain] gegen niuwan. 2289,2 jmmer] mit D gegen balde. 2290,1 Wolffreich] gegen Helpfrîch. 2291,3 man] Plural gegen Singular. – 4 seiner stimme] mit restl. Überlieferung gegen sînen kreften. 2294,2 grimleich] mit restl. Überlieferung außer a gegen griuwelîch. – 4 traw] mit D gegen tar. 2296,1 Vnleideliche sorge] gegen in leideclîchen sorgen. 2297,3 benumen] gegen erbunnen. 2299 mit A. B gegen A (und CDIKah) in der dritten Langzeile swaz ich vriunde hete, die sint von iu erslagen. – 2 mich vnd meine ser] mit D gegen mîn und an iuwer sêr. 2300,1 sich] gegen dô.
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2301,2 ob] gegen dô. – 4 gůten recken] mit D gegen küenen helden (A mînen recken). 2303,4 Lesart des Abverses nur b; B daz ich des künne dir gejehen. 2306,4 nicht ergetzen] gegen ergetzen. 2308,4 yemant] gegen niemen. 2309 mit A. B gegen A (und DIh) im dritten Abvers daz ir möhtet nemen. – 4 Lesart der Langzeile nur b; A die suone mînes herren möht ir iu lâzen zemen. 2310,1 nam ich e] mit restl. Überlieferung außer K gegen naeme ich. 2311,2 waz] gegen wer was. 2312,2 er sulle flůchen] mit D gegen si suln schelten. 2314,2 Negation fehlt mit Ih. 2317,1 vnd gůt] gegen genuoc. 2318,3 ettwan] gegen ertwingen. 2319,3 bezwungen] gegen betwungen von im. 2321,4 verdienen] gegen immer dienen. 2324,2 des kuniges] gegen daz Gunthêres. 2326,1 baide] mit ACIKYh gegen beider. 2327,1 Nit] gegen Sît. – 4 Lesart des Abverses mit D; B nâch müede lobelîche sich. 2330,1 edle] mit CDKa gegen liebiu. 2331 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der zweiten Langzeile gîsel mêre. 2332,3 Kriemhilt] mit D gegen grimmeclîchen. 2335,3 ich leb] mit K gegen si leben. – 4 chainer] gegen deheiner. 2336 mit A. B gegen A (und restl. Überlieferung) in der zweiten Langzeile dô hiez si ir bruoder nemen sînen vil schoenen lîp. 2337,3 ze ende] mit D gegen vil gar zeinem ende (vil gar fehlt in restl. Überlieferung). 2338 mit A. B gegen A in der dritten Langzeile den schatz, den weiz nû niemen wan got, âne mich und gegen A (und Ka) im letzten Abvers verborgen gegen verholn. 2340,3 Lesart mit restl. Überlieferung gegen si huop im ûf daz houbet. mit dem swerte siz ab sluoc. 2346,4 weib] mit IYh gegen mâge.
8.2. Die Klage 1 hebt sich an] mit D gegen hebt sich. 5 also] gegen allen sô (a allen alsô). 21 es sey] mit A gegen ez ensî. 25 hohem] mit D gegen grôzem. 27 die grosser] gegen daz si vil. 28 es] gegen siz. 29 Nun] gegen iu. 30 waz] mit D gegen hiez. 34 man sy mug] gegen ir si muget. 35 die] gegen als. 37 sein schones wib] gegen sîn wîp hiez. 38 gůt] gegen muote. 39 gemůt] gegen genuoc. 44 jr prüder namen sind] mit D gegen ir name wîten ist; auch] eingfügt (ähnlich D iuch). 45f. eingefügt mit D (hier ir swester die was minniclich). 48 sy] gegen sich. 51 recken] mit D gegen liute. 53 andern] mit D gegen guoten. 65 auch gůter] mit D gegen grôzer. 74 Seifrid hies ir baider] mit D gegen er was ir einigez. 75–84 mit D gegen Sît nam si einen helt junc. des vater der hiez Botelunc. 89 richten] gegen tihten. 91 hies] eingefügt mit D. 96 nie man] mit D gegen nie. 105 nun ist gesagt] ähnlich D (iuch ist gesaget) gegen ir habt vernomen. 107 Helche] mit D gegen Helche ê. 117–119 mit D; C 107f. fehlt. 120 sy het] mit D eingefügt. 121 swanne sy sy solt] ähnlich D (swenne si si wolde) gegen mohte si dâ. 129 es wainet] gegen irne weinten. 130 mit kraft] mit D gegen diu ougen. 132 gewalt] mit D gegen grôzen gewalt. 137 lieben man] gegen man mit ABJdh. 148 erwegen] gegen bewegen. 149 swie] gegen swie dicke. 153f. mit D eingefügt. 156 Sigelinde] mit D gegen Sigemundes. 157 grosser lieb] mit D gegen sînem dienste. 166 ich mich] mit ABDJh gegen ichs. 171 willen starck] gegen willen. 172 dem] mit a gegen den. 174 den geschach sint alsam] mit D gegen wandez ir rechen gezam. 179 Subjekt er fehlt. 189 dehainem] (Dativ) gegen dehein (Nom.). 195 vns] gegen iu. 198 seinem] (Dativ) mit D gegen sîniu (Akk.). 199–204 mit D eingefügt. 205 het] mit D gegen bete. 221 mit im prachte] mit D gegen het gevüeret. 231 gesten] gegen vürsten. 236 voleisten] mit D gegen leisten. 237
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kunigein] gegen edel künegîn. 239 da] gegen daz. 242 jngesinde] mit ABd gegen gesinde. 245 noch were] ähnlich D (noch hôch waer) gegen nû hôhe waere. 252 ausserwellter] mit D gegen waetlîcher. 264 v̈ ber hêre] mit D gegen übermüete hêre. 266 sy] Plural gegen Singular. 269 viertzig] mit ABDJdh gegen drîzec. 292 gefallen] gegen gefolgen. 296 kunig] mit D gegen vil. 308 werd] gegen wunder. 312 weltleich] gegen werlîch. 315 Lesart des Verses ähnlich D (als uns mit meren ist bekant) gegen und ouch meister Hildebrant. 316 beliben] gegen belâgen. 320f. mit D (hier daz die da ersturben und den tot erwurben) eingefügt. 332 der erst] mit D gegen alrêrste. 343 kunen] mit D gegen edelen. 344 sint] mit ABd eingefügt. 345 Kriemhillden] gegen kriechischiu. 351 vernomen] gegen genomen. 364 vns ist] mit D gegen man uns hât. 374f. mit D eingefügt. 378 kaisers] mit ABDd gegen rîches. 379 von den] mit D gegen in den starken. 380–387 mit D eingefügt, C 363f. fehlt mit D 383 dem reichen] gegen D dem künec rîchen). 388 Lesart des Verses mit D; C Etzele vil wol brâht dar zuo. 393 Lesart des Verses mit D; C des wâren si willic und bereit. 394–397 mit D eingefügt. 407 margraf] mit D gegen grâve. 411 volkes] gegen Volkêres. 417 lobeleichen] mit D gegen hêrlichen. 425 in grosser not] gegen in der nôt. 443 des volks] mit D gegen des liutes. 447 ellend] gegen ellen. 451 sy] mit D gegen sô. 452 Rüdigern den] mit D gegen den marcgrâven. 453 manleichen] mit D gegen lobelîchen. 455 jn sturmen] gegen ir starp. 459 nit lenger] gegen lenger mêr. 464 lant] mit restl. Überlieferung, fehlt in C. 483 Lesart des Verses mit D; C an dem Kriemhilde man. 490f. Lesart mit D gegen C von Rüedegêres hant der voget von Burgonden lant. 500 der] gegen ir. 505 in] gegen jene. 509–513 mit D eingefügt, C 482 fehlt 510 starcken] gegen D grôzen). 525 můsten] mit D gegen muosens. 541 dem kunig] gegen den vil. 576 dem selben] gegen dem. 580–584 Verse der Reimpaare sind gegen CD vertauscht. 601 v̈ bele] mit D (fehlt in C). 602 genade] gegen gotes genâden. 603 sunder] gegen sünden. 605 zwanck] mit D gegen jâmers twanc. 608 trewe] gegen riuwe. 611 als man vnd] mit D gegen dô si was sîn. 612f. mit D eingefügt. 614f. Lesart der Verse mit D; C dâ von si von schulden zam der râche, die si umbe in nam. 617 vnd het sy wissen] gegen nû wizzet für. 620 ainig] gegen eine. 624 aller] mit D gegen allez. 628 baide] mit D gegen liezen. 630 ir] mit D gegen in. 635 můst sy da lassen] mit D gegen liez ouch si dô. 643 fursten] gegen siuften; Fehler durch Augensprung auf den nächsten Vers. 649 der sunnen] gegen sîner sunnen. 653 aine] mit D gegen âne. 675 růffen] gegen wuofen. 690 ritter] gegen rîcher. 694 vil gar da wider] mit D gegen allez her. 696 nun] gegen nie. 697 in an] gegen in. 698 vorangehender Reimvers fehlt; CD bî Etzeln weinende vant. 699 alwindent] gegen mit winden. 700 nicht] gegen iht. 707 Subjekt vreude fehlt. 710 leẅt] gegen lit. 712–714 mit D. 721 die andern] mit D gegen sumelîche. 725 lantuogt] gegen lantvolke. 730 vil mangen man] mit D gegen vil gar man si. 740 chaines chunde] gegen deheines künne. 747 durch helm vas] gegen dürkel helmvaz. 756 da] gegen iht. 759 lutzel] gegen wênec. 772 erwunden] gegen ir wunden. 775 waffen] gegen ruofen. 776 raffen] (nhd. raufen) gegen wuofen. 781 bracht] mit D gegen brach; von] gegen âne. 782 augen] mit D gegen schoenen ougen. 788 jamers] mit D gegen immer. 789 stat es noch] gegen noch. 805 des wär] gegen deiswâr. 815 sy] mit D gegen sy durch got. 822 gerüren] mit D gegen gevreun. 830 der tod] mit D gegen dîn rât. 834 des wer] gegen deiswâr. 849 hin wider getragen] gegen getragen. 873 weib vnd mein chint] gegen kint und mîn wîp. 877 meiner lieben frawen magen] gegen mînen konemâgen. 889 lieben pruder] gegen brüeder. 893 erschlagen] gegen beslagen. 901 nie] gegen ie. 903 recht als] gegen als. 909 sult ir lan] gegen lat. 924 im] mit d gegen in. 925 toten] mit D gegen tôt. 928 das volk dort vnd hin] gegen daz liut dort und hie. 929 waffens] ähnlich d (Waffen) gegen wüefens. 932 wunneklicher] mit D gegen minneclîcher. 935 Aines] mit d gegen Sînes. 936 daz] gegen dô. 943 sait] (kontrahierte Form von saget) gegen sihet. 959 es] eingefügt mit D. 961 weltlich] gegen werlîch. 963 werten] gegen enwerten (Dd erwerten). 970 vntz dann] gegen waz danne. 973 so leicht nit] gegen nicht. 974 ew] gegen ir. 984 schray] mit D gegen sprach. 1011 Subjekt ich fehlt. 1016 ere] gegen michel êre. 1031 mir] mit ADd (fehlt B). 1035f. Verse sind vertauscht mit A. 1052 vnd] gegen
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unz; nidrosten] mit AD gegen understen. 1059 hie ligen tot] ähnlich D (sô mit den ligen, die hie ligen tôt) gegen hie der tôt. 1066 sy] (Plural, bezieht sich auf Dietrich und Hildebrand, Verb nicht kongruent) gegen er. 1075 frundes ere] gegen vriunden sêre. 1089 gewalltig her] gegen gewaltec. 1092 helff] gegen huobe. 1110 also] mit D gegen anders. 1112 ser verhauen] gegen verhouwen. 1117 jemerlich] gegen griuwelîche (AD gremliche). 1129 in] Plural mit N gegen Singular im. 1130 von] gegen vor; trahen] gegen nâhen. 1141 den kunen degen] gegen dem degen. 1153 maister Hillteprant] mit ADNd geggen Hildebrant. 1157 Die Verse B 1103–1106 fehlen mit N. 1167 als wol vnderstan] gegen ez wol allez understan (ez fehlt ADNd). 1176 vnder seinen gesellen] gegen und sîner hergesellen (DN und der sînen gesellen). 1190 seniklichen] mit N gegen senlîche. 1191 geswie] gegen swâger (gleichbedeutend). 1210 ich] gegen ich in. 1216 kunne] gegen küene. 1218 warzů er im] mit DN gegen zwiu er in. 1227 von Troni Hagen] gegen Hagen. 1237 minne] für das Possessivpronomen mîne. 1240 kainen gedingen] gegen gedingen. 1247 meiner] gegen mit meiner. 1248 ernört] mit D gegen nerte. 1263 man] Singular gegen Plural. 1268 jch wen] mit DN gegen ez waene. 1276 vngeclaidet] gegen ungeklaget. 1283 wann] mit d gegen ich waene. 1330 ernörte] mit D gegen erwerte. 1351 jr] gegen ez. 1352 yemantz] gegen niemens. 1353 nichtes nicht] gegen niht. 1358 anders] gegen alles. 1364 gepauen] gegen gebrouwen. 1371 waffendem] gegen wuofendem. 1380 Dativobjekt im fehlt. 1386 nimmer] mit DNd gegen immer. 1392 Verb bestuont fehlt. 1395 er auch nie] gegen nie mêr. 1401 manig] gegen manlîch. 1420 jmmer] gegen nimmer. 1424 genade] mit DN gegen danc. 1425 ye] gegen niht. 1437 nimmer] mit DN gegen immer. 1438 grossere] ähnlich DNd (grôzer) gegen ganzer. 1441 hies nicht wann] mit DN gegen hiez. 1443 leẅten] gegen liden. 1449 mer] mit DNd gegen nie. 1461 clagt] mit N (hier die dô der Bernaere klagete und sîne swaere) gegen schouwete. 1469 der Troner] mit DN gegen von Tronege Hagen. 1470 doch schlůg] mit DNd gegen dô sluoc ir. 1471 der zier] gegen der degen ziere. 1473 aber] gegen er. 1474 lobleich] gegen tugentlîch. 1475 der kunig] gegen ein künec. 1477 erlicher] gegen hêrlîcher. 1479 sprach] gegen vil wol sprach. 1486 Dativobjekt uns fehlt. 1487 kunig Etzel] gegen künec. 1489 aus] gegen ze. 1490 da waint der kunig] gegen dô begunde weinen der. 1493 neẅes] gegen iteniuwez. 1494 gremeliches] mit DN gegen griulîchez. 1498 trewes] gegen trüebez. 1499 waffen] gegen wuofen. 1502 geschehen] mit DN gegen gewesen. 1508 jm] eingefügt mit ADNd. 1515 gehaugt] ist diphthongiert aus gehüget. 1520 sere] gegen hêr. 1522 owe mir] gegen ôwê. 1525 fräuenlich] (nhd. kühn, unerschrocken) gegen vrümeclîch; gewesen] mit DN gegen genesen. 1537 vnd der hertzog] ähnlich D (und den herzogen) gegen den herzogen. 1543 drewer] mit A (getriuwer) gegen tiuwer. 1544 mein muoter] gegen dîn muoter. 1559 het mir] mit A gegen hete. 1564 er nider] gegen nider. 1565 Dietrich von Pern] gegen Dietrîch. 1587 dehainer schlachte] mit AD gegen deheiner. 1590 er] gegen in, Vertauschung von Subjekt und Objekt. 1593 er] gegen der; Rüdigeren] gegen Nîtgêre. 1597 sprach] mit A gegen spranc. 1611 Geyselhören] gegen Sigehêre. 1617 vor] gegen nâch. 1621 lufte] gegen sûft. 1628 frund] gegen vunden. 1635 erschlagen] gegen ir klagen. 1636 es] gegen iu daz. 1650 maist] gegen meister. 1657 sy] gegen si si. 1658 bis her] gegen her. 1659 entwicht] gegen ein niht (gleichbedeutend). 1664 daz] gegen dâ; magt] gegen mâge. 1667 frawen] gegen wîp. 1668 ir] als direkte Anrede gegen manne. 1669 daz irs] gegen die ez. 1679 geitiger] gegen in er gie; Substantiv in der abgeschwächten Form von mhd. gîtegaere (nhd. Habgierige, Geizige). Vgl. Lexer, HWB, Bd. 1, Sp. 1024. 1680 von Bern Dieterichen] gegen aber Dietrîchen; aber fehlt auch in A. 1683 sterne] gegen steine. 1684 gerne] gegen eine. 1689 ring] gegen rigelloch (D ringel boge). 1697 gewütet] gegen gewuofet. 1718 er in] gegen in. 1720 roselatem] (nhd. rosenrot) gegen roetelohtem (nhd. rötlich). 1749 deinen] gegen den, womit der Vers noch als Teil der wörtlichen Rede aufzufassen ist. 1754 hertz hies] gegen herr bat. 1757 hart vil] gegen im (ähnlich Dd vil). 1768 daz er mich hat in jamer] gegen sô du mich dicke hâst mit Bezug auf Wolfhart (syntaktisch zu den Versen 1763–1766 gehörend). 1771 wert] gegen waere; nie] gegen ie. 1772 gedorst] gegen getroest. 1781 ich] gegen ichz.
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1791 nie] gegen ie. 1806 clag ze gros] gegen klage; nit] gegen niemen. 1817 si in] mit ADd gegen si. 1824 geschwindes schwerstes] gegen swinder swertes. 1830f. sint ward] mit D, AS (sît wart) und d (seyt war) gegen dar nâch; funden der] mit ADSd gegen vunden si den. 1850 chuner] gegen tumber. 1853 mit den] gegen mir dein. 1864 irem] gegen liebem. 1866 ist er] gegen ist. 1869 im nie] gegen immer. 1885 Günthörn] mit DS gegen Kriemhilde. 1892 vil] gegen iht. 1894 rieten im] mit DS gegen tâten nû. 1906 nicht mere] mit ADSd gegen maere. 1914 kan man] gegen man; die Einfügung führt zu einer Dopplung des Modalverbs (1915 chunde). 1927 nas] gegen nâch. 1929 er] mit ADSd gegen man. 1931 wunneklichen] mit D gegen wunschlîche. 1940 dem] Singular gegen Plural den. 1948 alles] gegen hie. 1951 not] gegen tôt. 1956 sein] gegen sin. 1961 seine] gegen sinne; hütten] (mhd. hüeten, nhd. achthaben) mit D gegen hurten. 1963 worden schein] mit C gegen schîn. 1964 ze] gegen sô. 1977 doden] Singular gegen Plural, bezieht sich auf Gernot. 1990 chaine] gegen deheiniu. 1994 daz enwas er] gegen dâne was et. 2013 wir] gegen sîn (ähnlich D wir sîn). 2014 sagen] gegen sagen iu. 2022 nun] gegen du. 2027 ain] gegen einem. 2030 jmmer] gegen mêr (ähnlich AD nimmer); geporn werde] gegen werde. 2032 frewnden] gegen vîanden. 2035 edler] gegen einem. 2036 gewalltig kunig] gegen künec. 2048 vnd] mit D gegen unz. 2050 der] gegen dir. 2057 irm tugenthaften] gegen dir vil tugenthafter. 2076 schriben] gegen schrîwen. 2083 williklichen] gegen billîche. 2087 getreẅe los] gegen untriuwenlôs. 2118 deinem] gegen in dînem. 2119 jetzo den] gegen dir zen. 2130 chunen] gegen grimmen. 2139 grossen vnkreften] gegen unkreften. 2145 saig] mit ADd gegen seic nider. 2157 schwaissig er] gegen sweizigez. 2165 wurd offen der] gegen wîter offen den. 2172 zů] gegen von 2188 gemauret] mit D gegen gemiuwers. 2191 flos] gegen vluz (gleichbedeutend). 2195 ze reissen] gegen zerizzen. 2217 vnd die] gegen zu den. 2222 chinne] (vielleicht entrundete Form von mhd. künne) gegen kinde. 2233 ir kreft trost] gegen ir trôst. 2245 schone frawe] gegen vrouwe. 2254 aller schanden] gegen schanden. 2276 ir chint] gegen sîn kint. 2281 huob] gegen huop von klage. 2289 lewt] Plural gegen Singular. 2298 wa er tot waz nider] gegen swâ er nider. 2303 sy] mit Dd gegen sis. 2319 bosen] gegen boesten. 2323 daz er gunde] gegen daz urgründe. 2339 da] mit DP (dô) gegen daz. 2341 willikleichen] gegen billîchen. 2354 chundet] gegen kunde. 2360 nicht] gegen iht. 2363 hold] Plural gegen Singular. 2367 rotem golde] gegen golde. 2368–2370 Lesart der Verse mit D; B tiuwer und rîche, geworht vil spaehelîche, verre brâht ûz heidenlant. 2377 daten sy] mit PS (D taten die) gegen tet man. 2380 sein trew] gegen ez triuwen. 2392 trugen die] gegen dâ den. 2394 jnnekleichen] mit DS gegen al gelîche. 2399 da] mit DS (dô) gegen die. 2411 begraben herlich da mit] gegen dâ mit. 2419 reste] gegen bettereste. 2420 trawrens] gegen ruowens. 2431 all gemaine] gegen alle samt. 2441 der] mit ADSd gegen dâ. 2465 sach man] gegen man. 2466 vnd auch vil] gegen vil. 2467 twerhen] (nhd. zwischen) gegen ietweder. 2474 vnd aller frewden an] mit DS gegen aller vreuden. 2510 wanten] mit DS gegen wolden. 2513 het er] gegen het. 2517 in allen] gegen im allez. 2535 ellend] gegen ellen. 2547 nun] gegen mîn. 2548 gewunnen] gegen genomen. 2560 werden] gegen manegen werden. 2565 auch ir gewaffen] gegen diu zieren wâfen. 2571 vnd der rat recht fur cham] gegen den rât er vür guot nam (D der rat im vil wol gezam). 2590 Sarabat] (Großschreibung deutet auf Eigenname hin) gegen sarwât. 2594 volg] gegen volges. 2597 Subjekt man fehlt. 2611 we] gegen wie. 2612 jmmer] mit D gegen harter. 2613 so ser als] mit D gegen danne. 2626 er] mit D gegen man. 2645 deures helldes] gegen heldes. 2660 gewunnen] mit D gegen getâten. 2670 pillichen] gegen willeclîche. 2671 erzaigt sy mir das] gegen zeigeten si mir haz. 2678 vnd] Relativpartikel gegen diu. 2679 ye] mit ADd gegen ê. 2687 mer] (mhd. maere) Singular gegen Plural. 2700 haissen] (nhd. sagen, erzählen) gegen heln (nhd. geheimhalten). 2703 die lewt] gegen daz liut. 2706 auch] gegen iuch. 2709 werdende] gegen werndiu. 2721 habt] gegen habt von im. 2731 Gotlinde] gegen Dietelinde. 2733 nefe] gegen nifteln. 2737 den] gegen der, womit Dietrich zum Objekt wird. 2739 in] gegen im; Bezug auf poten. 2744 vreud] gegen vriunde. 2753 lewt] mit ADd gegen lût. 2768 Swembelin der videlere] gegen der videlaere. 2796 ach]
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gegen ach wê. 2797 dem poten] gegen den boten. 2799 erhal] mit D gegen erschal. 2802 horen als ain] gegen üeben alsô. 2804 clagleichen] mit D gegen klage gelîchen. 2805 vil vahen] (nhd. sich fassen, halten) gegen si jâhen. 2808 ze] mit D gegen ir. 2815 vil gar traurens] mit D gegen ungemüetes. 2818 als er Dietriche pat] gegen hern Dietrîches bete. 2827 je] gegen nie. 2835 sy] gegen siz. 2846 vnd sy riten] gegen rîten. 2851 all der] gegen alter. 2860 Gunthors] mit D (Gunthêrês landen) gegen Gêrnôtes. 2862 minne] gegen künne. 2863 siben man] gegen niuwan siben man. 2865 gezame] (mhd. gezöume, nhd. Zaumzeug) gegen gezouwe (nhd. Rüstung). 2876 vor des riten] gegen riten. 2878 frölichem schalle] mit D gegen vreuden unde mit schalle. 2880 seit] gegen sich. 2896 mercken] mit D gegen goumen (gleichbedeutend). 2898 were] mit A (waere) gegen wâre. 2913 vns] gegen in. 2919 da] gegen daz. 2925 flaches] gegen vahses. 2927 dein vater] mit D gegen er. 2929 schlůg] mit D gegen slôz. 2930 jmmer] gegen nie (AD nimmer). 2932 suss sprach] mit ADd gegen sprach. 2936 lieben vaters] gegen vater. 2942 stund] mit D gegen stete. 2974 jm] mit Dd gegen in. 2976 trew und grůs sein] gegen triuwebernden sin. 2993 sol im laisten] gegen leitet (D sulle im leiten). 3018 ere] gegen leide. 3020 jr] Singular gegen Plural in. 3024 Bern] gegen dem. 3034 ir] gegen iu. 3052 nit] mit d gegen iht. 3054 geschähen] gegen gescheiden. 3061 also] gegen alle sô (AD alle alsô). 3073 laider nimmer] gegen nimmer. 3083 so] mit D gegen swenn. 3091 vertragen] mit D gegen verdulten (gleichbedeutend). 3095 er wainet] gegen erweinte ir. 3103 vil schmech] (nhd. sehr schmählich) gegen swache. 3104 in] mit D gegen uns. 3105 wissen] mit D gegen weinen. 3106 werlich] mit ADd gegen waetlîche. 3112 Subjekt ez fehlt. 3114 prach] mit Ad gegen brast (gleichbedeutend). 3129 Negation fehlt mit A. 3146 frewden] gegen vriunden. 3148 ir] gegen in. 3149 sy chamen] gegen sît kom. 3150 alle] gegen alsam alle. 3151 da] mit D gegen daz; von] mit D gegen umbe. 3152 Adverb ê fehlt mit D. 3166 wasser] mit D gegen brunnen. 3177 lewte] gegen lûte. 3180 da] gegen des. 3194 grimmeklichen] mit d gegen griuwelîche. 3198 geuneret] mit Ad gegen gewert. 3200 muosten] gegen muosens. 3211 vil lützel] gegen wênec. 3218 nun] gegen im. 3233 grimmelich] mit d gegen griuwelîch. 3234 sy] gegen sis. 3248 Vers vereint den Anfang von B 3885 dâ von er kûme und das Ende von B 3887 vil sêre her Dietrîch. Die fehlenden Verse sind durch Augensprung zu erklären (B 3885 er kûm – B 3887 erkom). 3249 vnmasslich] gegen vreislîch. 3250 man] Singular mit A gegen Plural. 3256 er sy] gegen si. 3259 wider] gegen anders. 3260 Negation fehlt mit d (erraeche). 3265 der] gegen er den. 3269 da] gegen daz. 3270 e niemat] gegen in nimmer. 3277 dreissig] gegen vierzec. 3294 antwurt sy] gegen antwurte er si. 3297 an den] gegen den. 3298 nemen] gegen beiden nemen. 3301 mer man da] gegen dâ mêre mit A. 3303 erlichen] gegen etelîche. 3311 V̊ t] Eigenname eingefugt. 3315 erwinden] (nhd. aufhören, ruhen) gegen ervinden.
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9. Abkürzungsverzeichnis Adj. Adv. ahd. Ahd. Akk. al. Al. Art. bair. Bair. Dat. d.h. Fem. fränk. frnhd. Frnhd. Gen. german. Hs. Hss. Imp. Ind. Inf. Jh.
10.
Adjektiv Adverb althochdeutsch das ‚Althochdeutsche‘ Akkusativ alemannisch das ‚Alemannische‘ Artikel bairisch das ‚Bairische‘ Dativ das heißt Femininum fränkisch frühneuhochdeutsch das ‚Fr“hneuhochdeutsche‘ Genitiv germanisch Handschrift Handschriften Imperativ Indikativ Infinitiv Jahrhundert
Jh.s Konj. Mask. md. Md. mhd. Mhd.
Jahrhunderts Konjunktiv Maskulinum mitteldeutsch das ‚Mitteldeutsche‘ mittelhochdeutsch das ‚Mittelhochdeutsche‘ Neutr. Neutrum Nom. Nominativ normalmhd. normalmittelhochdeutsch obd. oberdeutsch Obd. das ‚Oberdeutsche‘ Part. Partizip Pl. Plural Präs. Präsens Prät. Präteritum Pron. Pronomen schwäb. schwäbisch Schwäb. das ‚Schwäbische‘ Sg. Singular Subst. Substantiv z.B. zum Beispiel
Literaturverzeichnis
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Zum Buch Die spätmittelalterliche Nibelungen-Handschrift wurde im frühen 19. Jahrhundert in Mainz (wieder)entdeckt. Sie rückt das Nibelungenlied stärker in den Kontext der Dietrichepik und legt die spätmittelalterliche Rezeption des Stoffkreises um Siegfried und Kriemhild dar. Ihr Ursprung liegt jedoch in Bayerisch-Schwaben: Zahlreiche Spuren führen nach Augsburg, insbesondere zur dort ansässigen Patrizierfamilie Gossembrot und ihrem herausragenden Mitglied Sigmund (1417–1493). Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter und Förderer des deutschen Frühhumanismus und besaß eine umfang-reiche Privatbibliothek, in die sich die Nibelungen- Handschrift plausibel verorten lässt. Weitere Indizien sprechen dafür, dass er zudem Auftraggeber der Handschrift war, deren Entstehung in Augsburg durch den Befund einer hier erstmals vorliegenden Untersuchung ihrer Schreibsprache gestützt wird.
Zur Autorin Michaela Eser, geb. 1973, studierte Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie. Dieser Band ist ihre Dissertationsschrift.