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German Pages 216 [213] Year 2023
Heiko K. Voss
Artenvielfalt im naturbelassenen Garten Eine Entdeckungsreise
Artenvielfalt im naturbelassenen Garten
Heiko K. Voss
Artenvielfalt im naturbelassenen Garten Eine Entdeckungsreise
Heiko K. Voss Groß Niendorf, Deutschland
ISBN 978-3-662-66198-7 ISBN 978-3-662-66199-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-66199-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature 2023 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Einbandabbildung: Heiko K. Voss Planung/Lektorat: Stefanie Wolf Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany
Im Angedenken an meinen Vater und an Rüdiger Nehberg. Ich denke, Euch hätte das Buch gefallen.
V
Naturparadies eigener Garten VORWORT Im heimischen Garten Wunderwerke entdecken? Tiere beobachten, von deren Existenz und Lebensweisen die meisten Menschen nichts wissen? Pflanzen voller Anmut und Einfallsreichtum für Überleben und Vermehrung kennenlernen? Dazu möchte ich Sie ermuntern und Sie mitnehmen auf eine Entdeckungsreise. Denn nicht nur in tropischen und subtropischen Gebieten gibt es exotische Tiere: Die gibt es auch bei uns, wir müssen sie nur wahrnehmen, sie beobachten, und wenn man sich Wissen über diese Tiere und Pflanzen aneignet, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus! Seit 40 Jahren fotografiere ich die Natur, Pflanzen und Tiere. Doch seit mir das Artensterben von Vögeln, Insekten und vielen anderen Tierarten immer bewusster wird, hat sich mein fotografischer Ansatz verändert. Zunehmend verstehe ich meine Fotografie als Dokumentation der Vielfalt vor der Haustür, und wie eindrucksvoll man die Biodiversität durch enthaltsames Gärtnern steigern und bewahren kann. Meine Frau Agnes und ich haben 2015 mitten in Mecklenburg-Vorpommern ein altes Bauernhaus mit großem Garten gekauft, hatten zuerst alle Hände voll zu tun mit Entrümpelung, Umbau, dem Freilegen des verwilderten Obstgartens und dem Gestalten einer Ziergartenfläche. Der Großteil des Grundstücks blieb zunächst unbearbeitet, mittlerweile machen wir das vorsätzlich. Wir legen zwar besondere Klein-Biotope an (Totholzstapel, Brennnesselstreifen, Distelfläche, Trockenbeet, freie Sandareale, Wasserstellen etc.), pflanzen heimische, ökologisch wichtige Bäume, Sträucher und Blumen, doch in erster Linie lassen wir der Natur ihren Lauf. Lediglich Wege werden in die Vegetation gemäht. Im Frühjahr gibt es einen allgemeinen Schnitt, über den Sommer haben die Tiere dann jedoch Ruhe vor Mähmaschinen. Nach nur wenigen Jahren sehen wir schon, wie gut sich die Natur regeneriert und sich ein selbstregulierendes Gleichgewicht ergeben hat. Welche Diversität an Insekten, Vögeln, Reptilien und Amphibien sich einstellt, hätten wir nicht zu träumen gewagt! Ich fotografiere und recherchiere diese Flora und Fauna unseres Gartens, sodass eine Art ästhetische Naturdokumentation mit Hintergrundwissen entstanden ist. In der mir eigenen Sprache, die mitunter einen leicht archaischen Märchenton pflegt, verfasste ich zu den entstandenen Bildern Texte, in denen sich Kurzweil, persönliche Ansprache und wissenschaftliche Fundiertheit nicht ausschließen. Mögen Sie beim Lesen ebenso viel Freude haben wie ich beim Schreiben! Begleiten Sie mich nun durch unseren Garten und durch die Jahreszeiten und fühlen Sie sich ermutigt, selbst aktiv in Ihrem Garten Rückzugsplätze für die kleine oder große Tierwelt zu schaffen. Es lohnt sich! HEIKO K. VOSS VII
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Blick in die Kristallkugel Farbenpracht und Formenvielfalt Neues aus dem Raritätengarten Unkenrufe Lärchenblüte Tiefe Einblicke Blindschleichen Blitzmerker und Blender Schneckenglanz Obstblüte Amsel, Drossel, Star und Fliegenschnäpper Der große Unterschied Blattwespenraupen Die Spinne Nimmersatt? Farbenfülle Ringelnatter und Frosch Intime Momente Schattenspiele Nachts unterm Kirschbaum Roter Punkt Incognito ergo sum Gartenbilder – fast ohne Krabbelgetier Fotoshooting mit Eidechsen Oh Schreck, die Grillen! Fruchtkörper Raupen und Augen Treffen sich zwei Unser Naturgarten Schmetterling mit gütigem Lächeln Rauptiere und solche mit b Die Große Königslibelle Birkenspannerraupe auf Brombeere C-Falter im Juli Kletterkünstler Von prallen Höschen, leeren Hemden, Rosenraupen und Trauermänteln Schlafgewohnheiten Wer Disteln sät, wird Insekten ernten Tapfere Tiere Orange Schlupfwespe Von beschwerlichen Wegen und verschlungenen Pfaden Fliegenakrobatik Gewitterfront schmälert unsere Ernte Herbsttag Nach dem Regen im Oktober Von den Größten zu den Kleinsten und allerhand dazwischen Winzlinge Kalte Nächte, klare Tage Winterlicher Garten Monduntergang Frostnacht in unserem Garten
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Winterfütterung Neujahrsüberraschung Von der Totalen zur Nahaufnahme Frühlingserwachen Nistplätze in Menschennähe Im Schafspelz Sind Fliegen Paarhufer? Knospen Rote Beine, langer Stachel Haarige Zeiten Perfekte Tarnung, großes Jagdglück Aus der Haut gefahren Die Pillenwespe Flechten auf Bäumen Raupen sind Insekten? Gartenrundgang Skorpionsfliegen Gesellige Gesellen Wespe mit Fliege Spinnenpaarung Tagpfauenaugen Bunte Wildfrüchte und gut getarnte Raupen Anmut und Ideenreichtum „Mein Schatz“ Schnecken im Garten Zwischen Wasser und Eis Luft unter dem Blatt Raupen im Schnee Kurz vor der Wintersonnenwende Hoffnung
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Blick in die Kristallkugel Beim Blick in eine Kristallkugel, die in Wirklichkeit natürlich ein Wassertropfen ist, habe ich einer Schwarzweißen Erdwanze über die Schulter geschaut. Ob sie einen Blick in die Zukunft erhaschen konnte, blieb mir verborgen, genauso wie ihr unverständliches Gemurmel, mit dem sie die Aussichten kommentiert hat. Lassen wir uns überraschen, was wir beim Gang durch unseren Garten noch alles entdecken können.
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Ein 22-PunktMarienkäfer im Dickicht einer Löwenzahnblüte.
Farbenpracht und Formenvielfalt 2
Das Frühjahr hält sich mit den Temperaturen noch eher zurück, doch viele Farben und Formen sind schon auszumachen. Dabei hilft es sehr, ganz nah ranzugehen, ansonsten bekommt man von dem Zauber nichts mit. Oder wer hat schon einmal vor kürzlich ausgetriebenen Ackerschachtelhalmen gelegen, frisch geschlüpfte Fichtenzapfen betrachtet oder gar in den Kelch einer Tulpe geschaut? Nun, ich habe das gemacht, und da ich nicht mehr so gut kieken kann, hilft mir die Makrofunktion der Kamera. Das Motiv muss ich allerdings selber ausfindig machen. Auch wenn ich schon seit vielen Jahren fotografiere, zieht mich die heimische Farben- und Formenvielfalt immer wieder an, und noch immer entdecke ich Neues. Besonders jetzt im Frühjahr sind die Übergänge zwischen Austrieb, Knospe und Blüte höchst interessant und sehenswert.
Neben vielen anderen frühen Schmetterlingen haben wir einen einzigen Bläuling im Garten gesichtet. Auf einer Stachelbeerblüte habe ich ihn erwischt.
Ein tiefer Blick in besagten Tulpenkelch. Das Licht war gut und erzeugte ein ungewöhnliches Farbspiel in der Blüte. 3
Drei frische Sporenähren des Ackerschachtelhalms – eine konstruktive Meisterleistung der Natur.
Sechs auf einen Streich. An nur einem Stiel dieser Narzisse befinden sich gleich sechs Blüten.
So sieht ein Fichtenzapfen in seiner Kindheit aus. Das Schuppenmuster ist schon klar zu erkennen, nur die Farbe ist ungewohnt. Die Nadeln daneben geben einen Größenvergleich.
Diese Frühe Adonislibelle hat Mut zur Farbe. Grün, Gelb und Rot sind hier kein politisches Bündnis, sondern eine traumhaft schöne Farbkombination.
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Neues aus dem Raritätengarten Erstmals habe ich einen neuen Gast in unserem Garten gesichtet. Er sah aus wie eine Mischung aus einer Hummel und einem Maikäfer, mit Flügeln wie eine Libelle. Er flog von Blüte zu Blüte des Immergrüns, landete kurz, saugte Nektar und machte sich dann fliegend auf zu neuen Blütenufern. Um welch sonderbares Wesen geht es hier? Es ist ein Hummelschwärmer! Ein harmloser Schmetterling, der sich das wehrhafte Aussehen einer großen Hummel zugelegt hat.
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Drei entzückende Unkengesichtchen in einer Reihe.
Unkenrufe
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In den ersten Jahren in unserem Garten haben wir die Gesänge der Frösche und der Laubfrösche laut und deutlich hören können. Obwohl der kleine Naturteich weit genug vom Haus entfernt ist, konnten wir manchmal nur mit geschlossenem Fenster schlafen, denn es war sehr, sehr geräuschvoll, was die Amphibien da nachts von sich gegeben haben.Vor einem Jahr mischte sich dann eine andere Lautäußerung ins Froschkonzert hinein, die wir zunächst nicht zuordnen konnten. War es ein Vogel? Oder ein verletztes Säugetier? Nein, diese zarten Rufe kamen von Unken, um genau zu sein: von Rotbauchunken. Die Erzeuger dieser Laute dann noch im Kraut und zwischen den Wasserpflanzen auszumachen, war die zweite Herausforderung. Doch über den Sommer hatten wir dann einen kleinen Bestand an Unken, haben uns an ihren Stimmen und an ihren zarten Gesichtern im Teich erfreut. Sie haben eine ganz andere Färbung und Haut als die Teichfrösche und sind auch deutlich kleiner. So sieht der direkte Größenvergleich vom Teichfrosch zur Rotbauchunke aus. Die Unke ist ausgewachsen, der Frosch könnte noch ein wenig zulegen.
Dies ist eine typische Ruheposition im Freiwasser: möglichst viel Körperoberfläche der Sonne aussetzen. Der Winter kommt noch früh genug.
Typisch für Unken ist die herzfömige Pupille, die man hier ganz gut erkennen kann. Die Libellenhochzeit aus nächster Nähe zu beobachten ist sicherlich der Unken Begehr nicht, aber bei all der Zeit, die ich am Teich verbracht habe, habe ich eins doch nie gesehen: dass Libellen von Unken oder Fröschen gefangen werden. Wie die Libellen es schaffen, Sicherheitsabstand zu halten, ist mir völlig schleierhaft. 7
Lärchenblüte 8
Die Lärche ist in unseren Breiten hauptsächlich als Lieferant wetterfesten Holzes bekannt, und auch dafür, dass dieser Nadelbaum (anders als Kiefer und Fichte) nach dem ersten Frost die Nadeln abwirft. Lärchenwälder stehen folglich im Winter nadellos da, erfreuen uns im Frühjahr dann aber umso mehr durch das frische, hell leuchtende Grün des neuen Austriebes. Bei einem genauen Blick auf die Zweige einer Lärche in unserem Garten sind die neuen Nadeln schon in Arbeit. Aus der Ferne ist noch kein grüner Schimmer zu erkennen; geht man jedoch dicht heran, tut sich schon einiges auf Zweigen und Ästen. Weibliche und männliche Blüten sind nebeneinander am gleichen Baum vorhanden, sodass die Fortpflanzung hausintern geregelt werden kann. Das ist praktisch, falls weit und breit keine andere Lärche für ein Stelldichein zu haben ist.
Hier sehen wir eine Reihe männlicher Blüten.
Eine weibliche Blüte, ein zukünftiger Lärchenzapfen, in voller Schönheit.
Oben: Blüten beiderlei Geschlechts und dazu noch ein rasierpinselartiges Bündel aus frischen Nadeln. Linke Seite: Eine weibliche Blüte neben alten Zapfen. Die Blüte wird demnächst auch ein Zapfen. Nach der Befruchtung durch die männlichen Blüten vergehen bis zur Reife vier bis sieben Monate. Ab da kann der Wind die Samen erfassen und verteilen. Der Zapfen kann noch jahrelang am Baum bleiben. 9
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Tiefe Einblicke Knospen und Blüten aus kurzer Distanz zu betrachten, öffnet manchmal den Blick für ungeahnte Strukturen, Farbverläufe und Muster in und um die Blüten. Selbst Rosenknospen können äußerst haarig daher kommen, bevor sie sich zur vollen Blüte öffnen. Bei vielen Knospen kann man unmöglich auf die spätere Form und die Farben der Blüten schließen. Auf den nächsten Seiten einige Nahansichten. Linke Seite: Rainfarn Rechts: Glockenblume Unten: Aurikel Seite 12 oben: Sterndolde Seite 12 unten: Schöllkraut
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Blindschleichen Die Blindschleiche heißt auf lateinisch Anguis fragilis, was so viel heißt wie „Zerbrechliche Schlange“. Nur ist sie mit diesem Namen in der falschen Schublade gelandet, denn sie ist keine Schlange, sondern eher eine Eidechse ohne Beine. Blind ist sie selbstredend nicht, wohl aber farbenblind. Doch „Farbenblindschleiche“ wäre wahrlich ein komischer Name. Doch warum heißt sie eigentlich „Zerbrechliche Schlange“? Nun, sie hat an ihrem Schwanz ein paar Sollbruchstellen. Wenn die Blindschleiche von einem ihrer vielen Feinde (u. a. Schlangen, Katzen, Vögel, Igel, Marder) gepackt wird, kann sie einen Teil ihres Schwanzes abtrennen. Der zappelt dann noch eine Weile herum, um den Angreifer zu verwirren, und die Schleiche in der Kurzschwanzversion kann sich in der Zeit eventuell in Sicherheit bringen. Anders als bei Eidechsen wächst der Schwanz nicht wieder
nach, verheilt aber an der Abbruchstelle. Im Gegensatz zu Schlangen haben Blindschleichen Ohröffnungen und bewegliche Augenlider. Wie Schlangen züngeln sie um zu riechen, nur tun sie das mit leicht geöffnetem Mund. (Schlangen können das mit geschlossenem Mund.) Die Farbe kann von silbernen und goldenen Tönen über Hellbraun, Dunkelbraun und Grau bis zu Schwarz variieren. Den Winter verbringen Blindschleichen gerne gesellig in frostfreien Quartieren. Was gibt es noch zu sagen? Ach ja, sie war das Reptil des Jahres 2017 in Deutschland. Blindschleichen sind nicht selten, aber dennoch geschützt. Wenn sie einen passenden Lebensraum haben, können sie sich gut ernähren und vermehren. Gibt es etwas, das Blindschleichen überhaupt nicht mögen und vertragen? Ja, Rasenmäher!
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Ein erster Blick in die Brutröhre.
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Blitzmerker und Blender Geschichten könnte ich erzählen! Ich staune seit Tagen über eine Truppe geflügelter Gartenbewohner. Seit Jahren haben wir an der Scheunenwand ein Gestell mit aufgestapelten Scheiten verschiedenster Hölzer: Von Fichte über Eiche, Esche und Holunder ist alles dabei. Da ich in einem anderen Gartenbereich ein paar Eichenstämme mit Bohrungen versehen und für kleine Bienen und Wespen aufgestellt hatte, kam mir in den Sinn, auch die Hölzer in diesem Holzstapel anzubohren. Dabei musste ich ins Hirnholz bohren, was eigentlich falsch ist, aber das Holz lag nun mal in dieser Ausrichtung. Ich also gar nicht faul, bohre kräftig Löcher in 4, 5, 6 und 7 mm Durchmesser ins Holz, immer so tief, wie der Bohrer lang ist und nur in die Harthölzer, damit sich die Besucher nicht ihre zarten Flügelchen an den Fasern des Weichholzes verletzen. Gedacht, getan! Flugs waren einige Hölzer gebohrt. Am nächsten Morgen waren die ersten Wespen vor Ort und inspizierten im Sonnenschein die Löcher. Einige der Tierchen waren so klein, dass sie vorwärts in ein 5 mm großes Loch krochen und ebenso vorwärts wieder heraus kamen. Das heißt, sie hatten in einem Gang von 5 mm gewendet! Also mussten kleinere Bohrungen gesetzt werden: 4, 3 und 2,5 mm. Ich ging zur Arbeit, und als ich nachmittags wiederkam, waren viele verschiedene Grabwespen und kleine Bienchen vor Ort, untersuchten die Behausungen und machten sich emsig daran zu schaffen. Frage Nr. 1: Woher wussten die, dass da plötzlich Legeröhren existieren? Das Holz liegt da seit fünf Jahren! Dann bohre ich ein paar Löcher und schwupp!... sind Insekten da, die genau diese Löcher brauchen. Wo kommen die plötzlich her? Und es kommt noch besser. Am nächsten Tag waren die ersten Kammern verschlossen.
Die Wespe schlüpft rückwärts in das Loch, um ein Ei abzulegen.
Eine Wespe am verschlossenen Loch. 15
Die holzbrütenden Grabwespen sammeln nämlich Futter zusammen, bringen es in die Brutröhre, legen Eier hinein und verschließen den Eingang. Wenn nun das neue Insekt schlüpft, hat es erstmal was zu futtern, um sich zu stärken. Denn um aus der engen Behausung zu schlüpfen, muss es den geklebten oder zugemauerten Verschluss der Röhre zunächst frei bohren. Es gibt Kandidaten, die legen die ganze Röhre mit Eiern voll, und im Anschluss wird jedes Futter-/Eipaket sogar noch mit einer Trennwand zum Geschwisterchen versehen. Wer zuletzt gelegt wurde, muss zuerst schlüpfen, sonst funktioniert das System nicht. Für so ein kleines Insektengehirn ist das ja wohl eine grandiose logistische Leistung! An Tag 2 stellten sich dann erste Parasiten, nämlich Blaue Goldwespen, ein. Diese nutzen die kurze Abwesenheit der Wespe oder Biene, schlüpfen in die Röhre, legen ein Ei und Tschüss! So eine Art Kuckuck also in sehr klein. Die Blauen Goldwespen waren plötzlich vor Ort. Frage Nr. 2: Woher zum Henker wussten die das? Goldwespen kommen in glänzender Rüstung daher, tun völlig unbeteiligt, um in einem günstigen Moment ihr Ei an fremdes Essen zu legen. Wenn dann die rechtmäßigen Gangbewohner vorzeitig heimkommen, rollen sie sich zur Kugel ein, diese schillernden Helden. Und falls das nicht mehr gelingt, sind sie durch einen undurchdringlichen Panzer (in coolem Metallicglanz) vor den Stichen der Wespen und Bienen geschützt. Alles in allem also unsympathische Zeitgenossen. Doch auch sie haben natürlich einen Platz im System der Natur, sonst gäbe es sie nämlich nicht. Nach drei Tagen waren über 30 Kammern verschlossen. Ich habe auch Halme von Schilf, Karde und Holunder zwischen die Scheite gesteckt, und auch die wurden angenommen und verschlossen.
Die glänzende Blaue Goldwespe.
Eine Blaue Goldwespe inspiziert ein Loch und sondiert, ob schon alles fürs Kuckucksei bereitet ist.
Eichenscheit, in dem alle Löcher unauffällig verschlossen wurden. 16
Hier wird wohl mit Harz verschlossen.
Schneckenglanz Wenn ich mit der Kamera durch den Garten streife, schaue ich nach rechts und links, nach oben und unten. Ich suche, ohne zu wissen wonach. Meine Augen sind geübt darin, Dinge zu sehen, die man normalerweise nicht sieht. Mal ist es eine Verfärbung auf einem Blatt, ein ungewöhnlicher Schatten oder ein Farbspiel, das ungewöhnlich glänzt. Eine Schnecke war über Nacht über die abgeblühte Sterndoldenblüte gekrochen, hatte ihren Schleim dort hinterlassen, und am Morgen hat sich das Licht darin gebrochen wie auf einer Seifenblase.
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Obstblüte
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Unsere größten Kirschbäume ragen hoch hinaus.
Es ist jedes Jahr wieder überwältigend, wenn die Obstbäume blühen. Zuerst die Pflaumen, dann kommen Kirschen, Äpfel und Birnen dazu, sodass der Garten eine Zeitlang vor lauter Weiß- und Rosatönen nur so strahlt. Bienen und Hummeln summen unablässig von Blüte zu Blüte, sammeln Nektar, und erledigen sozusagen im Fluge die Bestäubung. Das frische Grün der Blätter ergibt den perfekten Kontrast zu den Blüten. Wenn dann noch die Sonne lacht, und der Himmel blau über dem Garten strahlt, ist es kaum auszuhalten vor Schönheit!
Krasse Farben, wie sie nur der Frühling hervorbringt: Der Kirschbaum in voller Blüte vor einem kräftig blauen Himmel.
Ein Neuzugang im Frühjahr 2022: eine Mispel. Eingefasst mit einem Eisenring, unterpflanzt mit Blutrotem Storchschnabel und durch Gitter geschützt vor hungrigen Rehen.
Eine Benjeshecke und ein Rosenbogen trennen bei uns zwei Gartenbereiche. Doch auf beiden Seiten leuchten die Blüten der Kirsch-, Apfel- und Birnbäume. 19
Amsel, Drossel, Star und Fliegenschnäpper 20
Ich habe mich nicht ganz an den Text des Volksliedes gehalten, und so wäre es absolut unsingbar, doch diese Vögel sollen das Kapitel ausfüllen, auch wenn kein Fink dabei ist. Und apropos Gesang und Noten: Mit Bildern lassen sich die Töne nicht zu den Ohren transportieren, und mit Worten werde ich den Gesängen nicht gerecht. In punkto Noten können wir bei diesen Vieren lediglich Haltungsnoten geben. Die Amsel sitzt im Geäst des Apfelbaumes, schaut sich nach einem Apfel um, damit sie im Winter ein paar frische Happen bekommt. Wir ernten die Apfelbäume nie ganz ab, denn die Früchte geben Amseln, Meisen und Wacholderdrosseln wichtige Nahrung in der kalten Jahreszeit. Die Singdrossel ist ein Zugvogel. Wenn der Winter bei uns vorbei ist, kommt sie für ein paar Monate in den Norden, um hier den Sommer zu verbringen, Junge aufzuziehen und uns nebenbei noch mit ihrem Gesang zu erfreuen. Der Graue Fliegenschnäpper hat Zwischenstation auf einem Bauernjasminzweig gemacht. Von dort hält er Ausschau, ob die Luft rein und kein Feind in Sichtweite ist. Nachdem er ein wenig abgewartet hat und alles unverdächtig erscheint, fliegt er zu seinem Nest.
Wie der junge Star auf dem obersten Draht des Zaunes balanciert, ist bewundernswert. Und es sieht nicht so aus, als ob er sich dabei anstrengen müsste. Er ist bräunlich gefärbt, hat auch noch nicht die Statur eines erwachsenen Vogels, doch wenn er im nächsten Frühjahr zurückkehrt, ist er dunkler und viel kräftiger.
Auf dem First unserer Scheune gibt die Singdrossel ihr Konzert. Sie sucht gerne hohe freiliegende Plätze auf, damit ihr Gesang schön weit übers Land schallt. Sie hat ein unglaubliches Repertoire an Melodien und Tonfolgen auf Lager, singt, als gäbe es kein Morgen, und bisweilen imitiert sie auch Handy-Klingeltöne.
Der Graue Fliegenschnäpper ist ein zartes Persönchen und äußerst elegant gefärbt. 21
Der große Unterschied
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Für Insekten ist die Zugänglichkeit einer Blüte maßgeblich dafür, ob sie diese nutzen können (sei es für Nektar oder für Pollen). Sie ziehen daher offene Blüten vor und können mit den gefüllten Formen vieler unserer gezüchteten Zierarten nichts anfangen. Obwohl wir sehr viele Pflanzen nach diesem Kriterium angepflanzt und ausgesät haben, gibt es doch auch ein paar Zierpflanzen, die wir haben, damit sie unsere Herzen erfreuen können. Wie wunderschön können Rosenblüten geformt und gefärbt sein, und welche Vielfalt an Düften lässt uns bei jedem Gartenrundgang an ihnen schnuppern! Dass die Insekten bei diesen Blüten leer ausgehen, ist schade für sie, doch da unser Garten hauptsächlich auf ihr Wohl ausgerichtet ist, müssen sie nicht weit fliegen, um andere offene Blüten zu finden. Unten: Die Rose Leo Ferré erfreut uns durch kräftige Farben und einen wunderbaren Farbverlauf. Für Insekten ist sie unbrauchbar.
Oben: Heckenrose – offen präsentiert sich diese Blüte für Insekten. Linke Seite: Ghislaine de Féligonde.
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Zwei Raupen befinden sich an der Blattachse, um ein neues Futterblatt in Angriff zu nehmen. Schön synchron, und wer zuerst an der Spitze ankommt, hat gewonnen.
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Blattwespenraupen
Bevorzugt auf Birken, in Wassernähe, und dann schön gemeinsam, so speisen die Raupen der Blattwespen am allerliebsten. Gesellig finden sie sich an den Blatträndern ein, schön eine auf der anderen, aber jede kommt ans Futter. Ist das Blatt dann bis auf die Mittelader abgefressen, machen sich die Raupen auf den Weg zu neuem Essen, also einem neuen Blatt. So einträchtig wie die Raupen futtern, so gleichmäßig heben sie auch ihre Hinterteile, wenn sie angegriffen oder gestört werden. Alle Raupen richten sich auf, das Blatt sieht dann aus wie ein wehrhafter Igel, und wenn die Gefahr vorüber ist, legen sie sich wieder aufeinander und fressen munter weiter.
So sieht es aus, wenn die Raupenwelt in Ordnung ist. Geselligkeit ist den Raupen ein Anliegen, und auch, dass alle gleichmäßig Zugang zum Blatt haben.
Doch was tun, wenn die erste Raupe an der Blattspitze angekommen ist? Dort gibt es nichts mehr zu holen; so macht die vorderste Raupe kehrt, und da man nicht über das Essen latscht, klettert diese Raupe über ihre Geschwister zurück, um ein neues Blatt als erste anzuknabbern.
Bei Aufregung stellen alle Raupen ihr Hinterteil auf, um als Gesamtbild abschreckend zu wirken. 25
So sieht es aus, wenn die Raupenbande sich an einem Blatt gütlich getan hat.
Bei einer einzelnen Raupe wirkt die Abschreckung nicht so gut, doch sie bekommt gute Haltungsnoten.
Diese zwei Raupen fangen schon einmal an zu fressen. Die Geschwister kommen sicher bald hinterher.
Sehr deutlich kann man erkennen, dass alle Raupen Zugang zum Blatt haben.
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Die Spinne Nimmersatt? Auf dem Blatt einer Wilden Karde habe ich ein sehr ungewöhnliches Szenario entdeckt: Eine Spinne hatte ein Blattwanzengelege eingesponnen und bewachte es aufmerksam. Wollten die geschlüpften Wanzen ausbüxen, eilte sie herbei, um jeden wieder auf seinen Platz zu verweisen. Das Gelege war zusätzlich mit einem Netz überzogen, um eine Flucht der Gefangenen zu verhindern. Wenn alles ruhig war, hielt sich die Spinne etwas tiefer auf dem Blatt auf, war aber sofort zur Stelle, wenn sie eine Bewegung an ihrem gesponnenen Alarmfaden spürte. Ich weiß nicht, wie diese Geschichte zu Ende ging, doch das, was ich gesehen habe, hat mich wieder über die Natur staunen lassen. Rechts: Alle Blattwanzen sitzen brav zusammen, und die Spinne hat sich ein wenig zurückgezogen. Es ist deutlich zu sehen, dass das komplette Gelege mit Spinnenfäden überzogen ist. Unten: Die Spinne kontrolliert, ob alles in ihrem Sinne ist.
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Farbenfülle
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Wie der Name schon andeutet, ist die Indianernessel ursprünglich nicht von hier. Aber in Gärten wird sie gerne gepflanzt. Und wenn man sich die Nahaufnahme der Blüte ansieht, weiß man, warum: Sie bereichert unsere Gärten durch ihre Farben und ihre Struktur.
Die Tiere, Pflanzen und Blüten unserer Breiten sind eigentlich eher in der gedeckten Variante zu haben. Wenn Blüten von Obstbäumen und Wildpflanzen ihre breite Palette an Weißtönen krachen lassen, ist das schon viel. Ein Hauch Rosa oder Rot gilt bei uns fast schon als gewagt. Blumen zeigen natürlich auch mal stärkere Farbtöne wie Gelb, Blau oder Orange, doch da weiß man manchmal nicht, ob diese das Ergebnis von Züchtungen sind. Oh, grüne Blüten habe ich ganz vergessen! So schön unauffällig! Ton in Ton mit den Blättern! Verglichen mit tropischer Farbenfülle ist es hier eben eher introvertiert und norddeutsch. Doch wie diese Bilder beweisen, können wir auch ganz anders! Unten: Ein kleiner Heuhüpfer in lebensfrohem Rosa. Eigentlich sind die gelblich, grün bis bräunlich. Doch dieses Exemplar hat Mut zur Farbe! Dadurch fällt die Tarnung weg, das Tierchen muss besser aufpassen; eventuell ist sein Leben durch die auffällige Farbe auch kürzer, doch auf jeden Fall ist es bunter – mal mit Menschenaugen gesehen. Biologen würden von einer Farbmorphe sprechen.
Hier das Sauerampfer-Grünwidderchen, das ich farblich als blaumetallic bezeichnen würde. Mit coolen Antennenfühlern.
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Dieser Prachtkäfer mit irisierendem Panzer leuchtet schön im Sonnenlicht. Um nicht Opfer von Fressfeinden zu werden, tarnen sich viele Tiere durch Unauffälligkeit. Einige machen genau das Gegenteil. Wie zum Beispiel stachelbewehrte Wespen. Welche Geheimwaffe dieser kleine Käfer hat, weiß ich nicht.
Der Rosenglanzkäfer hat einen bunt schillernden Panzer. Das Ganze auf dem schlichten Blütenuntergrund der Wilden Möhre.
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Auch Spinnen können gekonnt mit Farben umgehen. Grau war gestern.
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Ringelnatter und Frosch 32
Meine Frau und ich saßen unweit des Teiches und tranken Kaffee in der Nachmittagssonne. Plötzlich herrschte am Teich Unruhe, Halme bogen sich, Frösche sprangen ins Wasser, dann war es wieder ruhig. Die Kamera hatte ich griffbereit, ging langsam um den Teich und entdeckte den Grund der Unruhe. Eine große Ringelnatter hatte sich einen ausgewachsenen Teichfrosch geschnappt und versuchte, ihn zu schlucken. Da ihre Augen größer als ihr Mund waren, gestaltete sich die Aktion entsprechend schwierig. Um große Beute zu sich nehmen zu können, haken Ringelnattern ihren Unterkiefer aus. Dadurch erweitert sich das Größenspektrum der jagbaren Beute enorm, und auch unsere Schlange hätte ohne diesen Unterkiefer-Trick den dicken Frosch nie und nimmer verspeisen können. Die Ringelnatter hatte ordentlich mit ihrer Beute zu schaffen: Sie fasste immer wieder nach und drehte den Frosch im Maul, aber noch bevor sie ihn ganz verschluckt hatte, wurde ihr die Beobachtung wohl zu viel und sie glitt erhobenen Hauptes, mit einem Froschkopf aus dem Maul schauend, in die nahen Brombeeren – sozusagen immer der Froschnase nach.
Der Kampf ist entschieden. Die Schlange hat den Frosch zum großen Teil geschluckt, und man kann sehr gut sehen, dass der Unterkiefer ausgehakt wurde, um ausreichend Platz für den dicken Brocken zu schaffen. Durch diesen Fang muss die Ringelnatter sicher drei Wochen nicht mehr jagen, denn so ein dicker Frosch macht lange satt.
Oben: Die ausgewachsene Ringelnatter hat den Frosch gepackt und sich schon dem Brombeergestüpp zugewandt. Unten: Die Beute muss sicher gepackt werden, denn es kann immer noch sein, dass der Frosch entkommt.
Wenn sich eine Ringelnatter dem Teich nähert, so geschieht das völlig lautlos. Lautes Platschen verrät ihre Ankunft allerdings, denn alle Frösche des Teiches verlassen ihren Uferplatz in der Sonne und springen kopfüber ins Wasser. Dabei spielt die Länge der Ringelnatter keine Rolle. Ob sie (frisch geschlüpft) 20 Zentimeter lang ist oder (ausgewachsen) gut 1,5 Meter: Die Frösche tauchen erstmal unter. Das hilft aber auch nur bedingt, denn die Ringelnatter gehört zu den Wassernattern und jagt unter Wasser genauso erfolgreich wie an Land. 33
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Intime Momente Uns Menschen steht bei gewissen Beschäftigungen unsere natürliche oder anerzogene Scham im Wege, sie in aller Öffentlichkeit zu vollziehen. Diese Hürde haben Tiere nicht, sie futtern, scheiden aus und vermehren sich bei Tageslicht und gut sichtbar – selbst wenn man ihnen mit der Kamera nahe kommt. Ich habe aus den Fotos der letzten Zeit ein paar Beispiele herausgesucht, gucke dabei mit meiner Kamera direkt ins Geschehen und ich bin nicht einmal rot dabei geworden. Ohne Makroobjektiv und ohne den richtigen Augenblick bekommt man davon nichts mit. Linke Seite: Die kleinen Käferchen, innig verbunden, sind auf einem dünnen Zaundraht unterwegs. Und das so schnell wie ihre Füßchen sie tragen. Der obere Käfer lässt sich chauffieren, genießt während des Aktes die Aussicht und den kühlenden Fahrtwind. Ein sprichwörtlicher Drahtseilakt.
Eine Spinne hat eine Blattlaus gefangen. Da hat sie sich was vorgenommen. Wenn man die Dimensionen auf uns Menschen umrechnet, hat man schnell den Ruf als Fresssack weg. Guten Appetit!
Die Wasserläufer haben sich zur Paarung auf das Blatt einer Seerose begeben. Alleine sind sie auf der Wasseroberfläche unterwegs. Als Doppelpack ist dann wohl das Gewicht zu viel für die tragende Oberflächenspannung. Ist ja auch blöd, bei der Paarung Wasser in Mund und Nase zu kriegen.
Eine Beerenwanze beim Ausscheiden ihres Stoffwechsel-Endproduktes. Wanzen haben weder Beißnoch Kauwerkzeuge. Nur einen mehrteiligen Rüssel – das Rostrum. Unter ihnen, die zur zoologischen Ordnung der Schnabelkerfe gehören, gibt es Vegetarier, Mischköstler und reine Fleischfresser. Mit dem Rostrum können sie nur flüssige Nahrung aufnehmen und folglich ist, was hinten ausgeschieden wird, auch flüssig. 35
Schattenspiele 36
Wie entsteht für mich ein gutes Bild? Maßgeblich für Klarheit und volle Farben ist das Licht. Dann sind es besondere Motive, ungewöhnliche Perspektiven, und oft ist es eine Frage von Sekunden, ein Bild in den Kasten zu bringen, denn Tiere lassen sich nicht zum Stillsitzen überreden. Unabhängig von besonderen Tieren oder Pflanzen mache ich bisweilen Bilder, die hauptsächlich durch ihr Licht wirken. Besonders schöne Schatten werden durch frühes Tageslicht oder auch durch die Zeit der güldenen Sonnenuntergangsstrahlen am späten Nachmittag geworfen. Dann habe ich ein Motiv im Motiv, also zum Beispiel einen klaren Schatten, mit der Blume, die dieses Bild durch Form und Nähe zum Hintergrund gestaltet. Blattstrukturen kommen im Gegenlicht besonders gut heraus, und ein Insekt, das auf der Sonnenseite des Blattes sitzt, ist der Bonus des Fotografen.
Der Schmetterling wirft einen klaren, grafischen Schatten auf dem Baumstamm.
Linke Seite: Gerne würde ich damit angeben, dass ein ganz besonders seltener Schmetterling auf dem Blatt der Kapuzinerkresse gesessen hat. Das könnte ich dann in den buntesten Farben ausschmücken, und niemand könnte es kontrollieren. Doch auch wenn die Fantasie bisweilen mit mir durchgeht, bleibe ich lieber bei der Wahrheit. Es war ein Kohlweißling, und wir erkennen, dass auch weiße Schmetterlinge graue Schatten werfen.
Oben: Die struppige Knospe des Nelkenwurzes wirft einen ebensolchen Schatten.
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Ein Rosenblatt im Morgentau hat den Schatten eines anderen Blattes in der Blattachse. Dadurch sind auf der beschatteten Blatthälfte die Tautropfen hervorragend zu sehen.
Eine Fliege versucht sich durch die frühen Sonnenstrahlen zu wärmen. 38
Auf der Sonnenseite hat sich eine Fliege niedergelassen.
Eine junge Brennnessel hat schon eine ausdrucksstarke Blattstruktur.
Diese Spinne hat auf dem Rand eines Blattes ihr Netz gesponnen und lauert auf der Innenseite auf Beute. Den Fokus habe ich auf den Schatten gelegt, so dass alle, die Spinnen nicht so sehr mögen, hauptsächlich einen Spinnenschatten sehen, der weniger furchteinflößend sein sollte.
Zwischen Knospe und Blüte liegt dieses Zwischenstadium einer Margarite. Durch die Nähe zur Mauer kommt die Kontur schön scharf heraus. 39
Nachts unterm Kirschbaum
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Da unsere Kirschbäume voller reifer Früchte hängen, habe ich gestern, um den Staren zuvorzukommen, Kirschen geerntet, und davon 7 kg Kirschmarmelade gekocht. Am Baum sieht man nicht, dass ich gepflückt habe. Nun fallen manchmal Kirschen zu Boden, und weil ich wissbegierig bin, habe ich meine Wildkamera über Nacht unterm Baum aufgestellt. In der Nacht zuvor auch schon an einem anderen Standort und mit anderer Perspektive. Wer alles Kirschen futtert! Von Waschbären, Mardern, Dachsen, Igeln und Füchsen wusste ich das bereits. Jetzt weiß ich neuerdings, dass auch Rehe den Boden sehr genau nach Kirschen absuchen und sich kräftig daran laben. Seit letzter Nacht weiß ich auch, dass wir zwei kräftige Dachse im Garten haben. Sie sind fast die ganze Nacht über im Bild zu sehen. In kurzen Pausen kam mal ein brandmagerer Fuchs vorbei, dann wieder ein Dachs, dann eine Ricke, dann ein Dachs, dann ein Rehbock, dann Dachs, dann Marder, dann Dachs, dann Katze, und irgendwann waren schließlich zwei Dachse auf dem Bild. Voll die coole Wildnis haben wir hier! 30 Meter vom Haus entfernt. Heute beim ersten Gang durch den Garten konnte ich eine große Blindschleiche beobachten. Wunderbar war das! Auf dem Bild mit dem einzelnen Dachs sieht man übrigens im Hintergrund zwei leuchtende Augen. Da hat jemand Sicherheitsabstand gehalten. Eine Katze? Ein Waschbär vielleicht? Gar ein Fuchs?
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Roter Punkt
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Inmitten des üppigen Grüns der frühsommerlichen Pflanzen stach mir ein kleiner roter Punkt ins Auge. Die Kamera war natürlich schnell zur Hand, ich habe Bilder aus verschiedenen Winkeln und Entfernungen gemacht, ohne erkennen zu können, was ich da eigentlich gerade fotografiere. Zuerst war es nur ein roter Punkt, dann wurde daraus ein rotoranges Insekt, das sich ein wenig hierhin und dorthin auf dem Blatt bewegte. Die Größe des Insekts war mittlerweile auch so, dass ich es als ein solches erkennen konnte. Linke Seite: Das Insekt schlüpft aus dem vorigen Erscheinungsstadium. Was sich dort aus der alten Hülle schält, ist die Larve einer Wanze. Also immer noch nicht das „Endprodukt“. Aus Eiern schlüpfen Nymphen, die sich bis zu fünf Mal häuten, und im Aussehen damit dem der ausgewachsenen Wanze (Imago) immer mehr annähern.
Hier ist die Larve soeben geschlüpft, und es ist kaum zu glauben, dass sie bis vor ein paar Minuten noch in die Nymphenhülle des vorherigen Stadiums gepasst hat.
Die Wanzenlarve präsentiert sich in voll entfalteter Größe. Es sieht so aus, als ob eine Languste aus einer Mückenhaut geschlüpft wäre. 43
Incognito, ergo sum
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Da es dieses lateinische Zitat nur so ähnlich gibt, würde ich es in dieser Version folgendermaßen übersetzen: Ich mach’ mich unsichtbar, und deshalb lebe ich noch! Tarnung ist für viele Tiere eine überlebenswichtige Strategie. Es gibt auch Tiere, die hauen alle möglichen Farben raus, sind weithin sichtbar, genießen demnach einen anderen Schutz als die, die sich in Form oder Farbe der Umgebung anpassen. Mannigfaltig sind ihre Fähigkeiten der Tarnung. Einige Raupen liegen auf Blättern in U-Form herum, sehen somit aus wie Vogelkot, und die Fressfeinde (meist Vögel) suchen lieber weiter, als so ein merkwürdig geformtes Teil zu essen. Einige Falter haben die gleiche Färbung wie ihre Lieblingsbäume und sind dort kaum zu entdecken. Viele Fische sind an der Oberseite dunkel und am Bauch hell. So kann man sie von oben gegen den dunklen Untergrund nicht sehen, und von unten besehen sind sie hell wie der Himmel über der Wasseroberfläche. Im Laufe der Evolution haben es viele Tiere zur Perfektion der Tarnung geschafft.
Auf trockenen Blättern hat sich ein Tagpfauenauge niedergelassen. Mit geschlossenen Flügeln ist er zwar dunkler als die Blätter, doch die Struktur und die Umrisse seiner Flügel verleihen ihm eine gute Tarnung.
Linke Seite: Dieser Distelbock ist zwar nicht gut getarnt, aber er ist immer auf der Rückseite des Stängels geblieben, um sich zu verbergen. Dadurch konnte er mich nicht sehen, und somit konnte ich ihn – nach seiner Käferlogik – auch nicht sehen.
Die Sichelschrecke ist nur in dieser Nahaufnahme gut zu erkennen. Inmitten der Wiesenpflanzen ist sie aus größerer Entfernung perfekt getarnt. 45
Auch hier ist die kleine, schlafende Eidechse nur zu sehen, weil ich mit der Kamera ganz nah dran war. Wäre das Bild aus größerer Distanz aufgenommen, hätte ich daraus ein Suchbild machen können: Findet die Eidechse im trockenen Astwerk!
Stöckchenmimese heißt die Strategie, wenn eine Raupe einen Stock in Form und Farbe imitiert und somit als Vogelfutter uninteressant ist. 46
In Farbe und Textur passt diese Kohlweißlingraupe perfekt unter die Blätter der Kapuzinerkresse. 47
Die untergehende Sonne von unserem Garten aus betrachtet.
Bei meinen Streifzügen durch unseren Garten fotografiere ich hauptsächlich Insekten. Aber natürlich auch Spinnen. Diese achtbeinigen, faszinierenden Tiere gibt es in diesem Kapitel nicht. Also sind pro Tier maximal sechs Beine im Bild. Auch davon habe ich diesmal nur eines, und das muss sein, denn diese Libelle ist der Hammer!
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Gartenbilder – fast ohne Krabbelgetier
Anfangen werde ich mit einem Vierbeiner. Von der Anzahl der Beine her also ein Säugetier, ausgenommen Menschen oder Reptilien, so sie denn Beine haben wie zum Beispiel Eidechsen. Dieses Tier ward bisher noch nicht in unseren Breiten erblicket, so nahm ich mir die Freiheit, es nach mir zu benennen. Der Name sei: steinbockus vossii*. Ein Steinbock also in unseren Breiten. Welch ein Glücksfund! Und davon gleich mehrere. Entdeckt habe ich sie an den Knospen des Baldrians. Wie wir alle wissen, neigen kleine Steinböcke zur inneren Unruhe und zur Schlaflosigkeit. Instinktiv haben sie den Baldrian gewählt. Außerdem werden die Knospen diese kleinen Kerle an Schneefelder erinnern, die als genetische Prägung über Millionen von Jahren den Steinböcken zu eigen ist. So geschickt sind sie, dass sie sogar über Kopf an den Schneebällen des Baldrians hängen können, ohne dass ihre Mutter es ihnen gezeigt hätte. Die habe ich nämlich nirgends entdeckt. Erstaunlich ist, dass diese kleinen Böckchen schon über voll ausgeprägte Hörner verfügen. Die haben sie zur Abschreckung weit auseinandergespreizt. Und es hat gewirkt. Sie sahen so wehrhaft aus, dass kein Adler es gewagt hat, sie vom Baldrian
wegzufangen. Wenn man genau hinschaut, kann es sein, dass hinter den beiden dunklen Beinen noch zwei helle Beine sind, aber wie es bei wildgeborenen Säugetieren normal ist, dass nach ein paar Tagen die Nabelschnur eintrocknet und abfällt, werden auch die überflüssigen Beine abfallen. Denn über Kopf kann man nur als junger, sechsbeiniger Steinbock an schneeweißen Blüten hängen. Wer hat schon mal einen erwachsenen Steinbock über Kopf an einem Gletscher hängen sehen? Einzigartige Bilder sind es, die um die Welt gehen werden!
* Seriöse Wissenschaftler werden meiner Hypothese von den kleinen Steinböckchen wahrscheinlich nicht zustimmen. Eventuell sind das tatsächlich Langhornmotten (Adela reaumurella).
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Nach einem kurzen Regenguss kam die Sonne heraus, und ich konnte Bilder mit Wassertropfen machen. Immer wieder gerne als Fotomotiv genommen. Kann auch zu viel werden, mir aber nicht.
Oben: Die fantastische Farbenpracht einer Mohnblüte.
Hier schauen wir in die Blüte einer Iris. Andere Blumen haben funktionale Staubgefäße, Pollenspender und Nektarquellen, um Insekten mit dem Nektar anzulocken und sie dann mit einer Ladung Pollen zur nächsten Blüte zu schicken, um ebendiese zu befruchten. Diese Iris hat neben dem praktischen Nutzen auch noch einen unglaublichen Sinn für Schönheit. Ist dieser Farbverlauf wohl atemberaubend?
Unten: In der Margeritenblüte wirken die Tropfen wie Vergrößerungsgläser.
Oben: Etwas ruhiger kommt die Blüte einer Wildrose daher. Sie ist eine stille Schönheit; durch ihre Offenherzigkeit können Bienen wunderbar landen und sich laben. 50
Oben: Hier kommen wir zu den eingangs angekündigten sechs Beinen. Libellen haben Stammplätze, von denen aus sie alles im Umfeld im Blick haben, und von wo aus sie auf Jagdflug gehen. Als ich den Platz dieses wunderschön gefärbten Plattbauchs entdeckt hatte, war es eine Frage der Geduld, bis mir dieses Bild geglückt ist.
Links: Besonders beeindruckt hat mich diese Gehäuseschnecke durch ihr einwandfreies Fahrverhalten auf dem Blatt. Da sie links abzubiegen gedenkt, fährt sie vorher einen leichten Rechtsschwenk, nicht ohne den nachfolgenden Verkehr mittels Schulterblick zu beobachten. Das rechte Auge hat die Verkehrsrowdys im Blick, die unerlaubt rechts überholen wollen. Damit ist diese Schnecke ein Vorbild für alle Verkehrsanfänger. 51
Fotoshooting mit Eidechsen
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Linke Seite: Hier war das Glück mein Verbündeter. Diese Waldeidechse hat sich auf einem Holzstapel gesonnt. Man kann sehr schön erkennen, wie lang der Schwanz im Vergleich zum Körper ist.
Wie bei Fotoshootings mit kleinen Kindern, so ergeht es einem auch bei jungen Tieren. Das Schlafbedürfnis ist groß, und sie pennen da ein, wo sie gerade stehen oder liegen.
Diese kleine Eidechse ist auffallend dunkel gefärbt.
Tierfotografie in freier Wildbahn, zu der wir unseren Garten durchaus zählen können, ist kaum vorhersehbar. Insekten sind meist nur für kurze Augenblicke an einem Ort, manchmal sind sie so rastlose Gesellen, dass sie es kaum Sekunden an einer Stelle aushalten. Wenn dann die Kamera nicht gezückt, der Standort und das Licht gut sind, war es das mit der Aufnahme. Bei Eidechsen verhält es sich ähnlich wie bei Insekten. Zwar sind sie nicht so flatterhaft, doch auch bei ihnen ist es gut, die Kamera stets griffbereit zu haben. Sonnen sie sich auf Holzstapeln, Steinen oder Halmen, sind sie sehr exponiert und somit leichte Beute für Katzen, Vögel oder Ringelnattern. Folglich sind sie dann besonders aufmerksam. Hat man sie einmal aufgeschreckt, kommen sie jedoch nach einiger Zeit wieder zurück an den Sonnenplatz, denn die Wärme tut ihnen gut. Also ist Geduld angesagt. Manchmal auch Glück, und manchmal beides. Unten: Ohne Größenvergleich ist nicht zu erkennen, ob dieses Tier groß wie ein Komodowaran ist oder nur ein paar Zentimeter. Dieses Exemplar war sehr jung und tatsächlich nur ca. sechs Zentimeter lang, aber schon voll ausgebildet mit allem, was dazugehört. Mit langem Arm habe ich mich ihm genähert und dann aus nächster Nähe dieses Bild machen können.
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Oh Schreck, die Grillen!
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Grillen tun wir schon lange nicht mehr, dafür haben wir umso mehr davon im Garten. Ich habe mir heute viel Zeit genommen, bin durch den Garten gegangen, gekrabbelt und gekrochen. Das kann man sich trefflich bei diesen Tieren abschauen. Nur mit meiner Sprungkraft komme ich nicht mal in die Nähe der Schrecken und Grillen. Hatte ich mich langsam rangerobbt, konnte ich schöne Nahaufnahmen machen. Doch eine falsche Bewegung, und sie waren weit weg im hohen Gras verschwunden. Letzteres ist übrigens einer der Gründe, weshalb wir so eine große Vielfalt an Hüpfern im Garten haben. Wenig Mähen ergibt sichtbare Diversität in Qualität wie Quantität. In einem Kurzschnittrasen haben diese Tiere keinen Lebensraum, und wenn der Mäher mit seinen Kreiselmessern kommt, bleibt nichts mehr von all den Insekten übrig. Außer vielleicht als Heubeilage für unsere Kaninchen, aber die brauchen Grillen genausowenig wie wir. Die Vielfalt der Schrecken und Grillen in unserem Garten ist überraschend groß.
Hier haben wir einen alten Kämpen, der ein wenig grimmig dreinschaut. Es ist ein Männchen der Gewöhnlichen Strauchschrecke, doch sieht er aus, als hätte er manch schwere Schlacht geschlagen. Vom Leben und vom Alter gezeichnet, aber ein richtig kerniger Kerl.
Linke Seite: Das Weibchen der Gewöhnlichen Strauchschrecke. Die Weibchen verfügen über einen Legestachel, mit dem sie die Eier in den Boden legen.
Fast so groß wie ein Blauwal (naja, jedenfalls fast) wird das Grüne Heupferd. Dieses hatte gute Nerven und hat mich nah an sich herangelassen. Man staune über all die Details des Körperbaus. Die Beine, der Kopf, der Nackenschild, die Flügel usw. Die Eier liegen eineinhalb bis fünf (!) Jahre im Boden, bis daraus ein kleines Heupferd schlüpft. Im Vergleich dazu: Der oben genannte Blauwal bringt seinen Nachwuchs schon nach elf Monaten zur Welt. Im Reich der Insekten muss man in anderen zeitlichen Dimensionen rechnen, um Nachwuchs und eine stabile Population zu erhalten. 55
Dieses schöne Exemplar gehört der Art ›Roesels Beißschrecke‹ an. Eigentlich soll sie häufig sein, doch hier habe ich sie erstmals vor die Kamera bekommen. Und dann gleich so schön!
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Oben: Auf diesem Bild sehen wir einen Gemeinen Grashüpfer, und fies war er nicht, auch wenn er gemein heißt. Fies und gemein war unabsichtlich ich, weil ich ihn bei der Verrichtung seiner Notdurft abgelichtet habe.
Rechts: Zum Schluss ein Suchbild. Die Tarnung hat besonders gut funktioniert, weil sich dieser Heuschreck nicht aufschrecken ließ. 57
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Fruchtkörper Auf einem Stück Teichfolie und einigen darauf liegenden Steinen wachsen Flechten. Wären da nicht ihre pilzförmigen Fruchtkörper, würde man sie nicht entdecken, wenn man nicht gerade auf den Knien mit einer Lupe unterwegs ist und just diesen winzigen Teil des Gartens betrachtet. Flechten sind das Musterbeispiel einer Symbiose. Einer oder mehrere Pilze tun sich mit einer oder mehreren Algen zusammen, und das ist dann die Flechte, die wir sehen können. Der eine sorgt für Feuchtigkeit und Festigkeit, während der andere sich um Photosynthese und Nährstoffe kümmert. Einer alleine könnte nicht existieren. Doch zu zweit sind sie unschlagbar, leben auf lebensfeindlichen Untergründen, in Wüsten und im Eis, und bei uns eben auf Folie und Steinen. Wären die Fruchtkörper nicht so winzig (ca. ein Zentimeter), sondern in Baumgröße, würde ich nur zu gerne durch solch wundersamen Wald lustwandeln, von einem zum anderen gehen und die besondere Atmosphäre dieses schönen Ortes genießen. Seien Sie eingeladen, in Gedanken ebenfalls durch diesen Zauberwald zu spazieren.
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Raupen und Augen
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Allerlei Möglichkeiten gibt es für die Gestaltung eines Raupenkopfes. Da gibt es schwarze Kopfkapseln, gelbe oder solche, die die Körperfarbe aufgreifen und gar nicht als Kopf wahrzunehmen sind. Auch gibt es, wohl als Warnsignal, die angedeuteten Augen, die besonders groß sind, aber sich schon gar nicht mehr im Bereich des Kopfes befinden. Und dann gibt es noch Raupen, die Augen haben, damit einen „Gesichtsausdruck“, und für mich macht es einen großen Unterschied, ob ich diese Augen sehe (auch wenn sie vielleicht gar keine echte Funktion haben) oder eine Kopfkapsel. Ich habe bewusst die Namen der Raupen weggelassen, um den Fokus auf die Köpfe und Augen zu lenken.
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Treffen sich zwei 62
Immer wieder ergeben sich Bilder, auf denen zwei verschiedene Tiere zu erblicken sind. Und die sind keineswegs nur aus dem Reich der Insekten! Diese zwei Tiere sind halt auf dem gleichen Blatt gelandet, sonnen sich auf derselben Pflanze oder begegnen sich auf den Wegen, die sie eingeschlagen haben. Ob sie voneinander wissen? Ob sie Kontakt aufnehmen möchten oder lieber alleine sein würden? Wir wissen es nicht, können es der Mimik der Tiere auch nicht entnehmen, aber dennoch können wir die Bilder der Zusammentreffen genießen.
Linke Seite: Diese zwei Turtelschneckchen haben über die Nacht gemeinsam den Stängel in ihrer Mitte kahl gefressen. Wenn jetzt die Sonne zu heiß wird, steht irgendwann die Frage im Raum: „Geh’n wir zu dir oder zu mir?“. Doch die Antwort ist klar, denn nur eine hat ein Haus.
Hier kreuzen sich die Wege einer Spinne und einer Raupe. Die Spinne hatte keinen Appetit auf haarige Raupen, so dass beide die Begegnung unbehelligt überstanden haben.
Wenig Distanz herrscht zwischen der Fliege und dem Marienkäfer. Wobei der Käfer pennt und die Fliege ihn neugierig von allen Seiten beäugt hat. 63
Auf einem Zierahorn genießen ein Schmetterling und eine Libelle die wärmenden Sonnenstrahlen.
Verabredet oder zufällig getroffen? Fliege und Käfer auf einer Distel.
Der Größenunterschied zwischen den beiden lässt den Käfer doch eher vorsichtig sein. Ob er sich gefahrlos der Wespe nähern kann? 64
Kaum zu glauben: Bläulinge müssen nicht unbedingt blau sein. Hier haben sie sich auf einem Rainfarn getroffen.
Zwei halbwüchsige Grüne Stinkwanzen erkunden die Welt mit vorsichtigen Schritten, denn sie haben ihre Reise auf einem Brennnesselblatt begonnen. 65
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Linke Seite: Rechts Gräser, links des Weges ein großer Brombeerhag und dazu ein riesiger Kirschbaum. Die Vielfalt der Pflanzen ist ein Eldorado für Tiere.
Unser Naturgarten Unten: Ein Totholzstapel, über die Zeit aufgestapelt, ein wenig Erde darüber, Laub dazu, und schon haben Insekten, Reptilien und Amphibien ein geschütztes Winterquartier.
In unserem Garten hat die Natur einigermaßen freie Hand. Dinge, die in anderen Gärten problemlos gehen, funktionieren bei uns nicht. Golfspielen ist ganz schlecht, und versteckte Ostereier findet man manchmal erst im Jahr darauf, wenn der Frühjahrsschnitt gemacht wird. Im Laufe des Jahres mähe ich Wege frei, und wenn dann irgendein Kraut über Sommer völlig durchdreht und alles andere überwuchert, setze ich die Sense an. Das ist natürlich arbeitsintensiv, denn das Mähgut muss von Hand aufgehoben und dann weggefahren werden. Für alle Lebewesen, die auf den gemähten Halmen sitzen, garantiert das aber ihr Überleben. Besonders invasiv sind Brennnesseln und Brombeeren unterwegs. Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist die wichtigste Raupennahrung der meisten unserer großen Schmetterlinge. Folglich halte ich mich bei ihr zurück. Brombeeren hingegen wachsen so ungeniert, dass man sie ab und zu kürzen muss, damit sie nicht alle Flächen einnehmen. Doch auch dort muss ich Bedacht walten lassen, sind doch viele Raupen in den Brombeeren unterwegs. Rasen, würde ich meinen, haben wir nirgends. Nur Gras, das ab und zu gemäht wird. Wenn ich im Sommer die Wege entlanggehe, springen überall Grashüpfer und Heuschrecken auf. So wie in meiner Kindheit. Wäre bei uns Tag und Nacht ein Mähroboter unterwegs, gäbe es diese Insektenvielfalt im Gras nicht. Und auch keine Erdkröten, Blindschleichen oder Weinbergschnecken.
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Wir haben uns für den Naturgarten entschieden, weil Tiere ungestörte Lebensräume und auch Rückzugsorte brauchen. Und nun können wir eine schier unglaubliche Artenvielfalt beobachten, hauptsächlich bei den Insekten. Davon handelt dieses Buch in erster Linie. Ich will aufzeigen, wie gut sich Tierbestände unter guten Bedingungen entwickeln können, denn Schädlinge gibt es nicht, wenn das Natursystem in Ordnung ist. Insekten oder deren Raupen haben Lieblings-Futterpflanzen. Die Mütter legen auf den Blättern dieser Pflanzen die Eier ab, und wenn die Larven (Raupen) geschlüpft sind, können sie gleich losfuttern. Dadurch sehen einige Bäume und Sträucher zeitweise furchtbar gerupft aus. Doch nachdem die verfressene Bande groß genug geworden ist, erholen sich die Pflanzen wieder, und alles ist in bester Ordnung. In einem intakten Ökosystem würden Tiere niemals ihre Futterpflanzen endgültig leerfressen und damit abtöten. Dann wäre ja die nächste Generation der Insekten dem Tode geweiht, denn ihre Leibspeise gibt es nicht mehr. So blöd sind Tiere nicht. Bei den Menschen bin ich mir da nicht so sicher. Ich habe im Gras sogar einen Wildwechsel entdeckt. Das heißt, dass einige Tiere (ich denke, es sind Dachse) immer diesen Weg nehmen.
Gräser, Winden und Disteln bilden die grüne Oberfläche zwischen den Obstbäumen. Der Weg ist einigermaßen erkennbar. 68
Was haben wir noch für die Tiere getan? Hier und dort eine kleine Wasserstelle und ein paar ökologisch wertvolle Blumen, Bäume und Sträucher haben wir gepflanzt. Faulbaum, Salweide, Rote Heckenkirsche, Liguster, Geißblatt und Vogelbeere, um ein paar zu nennen. In den ersten Jahren waren einige kräftig abgefressen, was aber zeigt, dass der Bedarf an genau dieser Pflanze groß ist. Mittlerweile sind die Pflanzen größer, doch dadurch, dass sie da sind, haben wir wieder neue Insekten im Garten. Ich staune ständig über all die Lebewesen, die hier kreuchen und fleuchen. Natürlich brauchen Raubtiere Beute, der Tod ist Teil des Lebens, doch wenn ein Gleichgewicht herrscht, kippt es nie in die eine oder andere Richtung. Ich habe ein paar Fotos von unserer Gartenlandschaft gemacht, die Anfang Oktober entstanden sind. Blühende Blumen sind keine zu sehen, doch die Wege durch den Wildwuchs erkennt man gut.
Schmetterling mit gütigem Lächeln Der Ampferspanner ist eigentlich dämmerungs- und nachaktiv, doch wenn er aufgescheucht wird, fliegt er auf, landet auf Pflanzen in der Nähe und verbirgt sich dann wieder. Da er aber so auffällig hell ist, kann man ihn gut verfolgen, erkennen und fotografieren. Dieser Ampferspanner hat so ein wunderbar gütiges, mildes Lächeln auf den Flügeln.
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Rauptiere und solche mit b
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Wieviel Unterschied doch ein Buchstabe machen kann! Mein Computer mault zwar, weil er das Wort nicht kennt, der ist aber sprachlich auch kein Stück kreativ. Und der geneigte Leser soll ja auch nicht gleich bei der Überschrift einschlafen. Also, was habe ich heute zu bieten? Nichts für schwache Nerven! Spinnen sind für einige Mitmenschen der Inbegriff von Anti-Kuscheltier. Nach meinen Beobachtungen sind sie in diesem Jahr sehr stark zurückgegangen. Und das in unserem Naturgarten! Ein paar Spinnen habe ich trotzdem vor die Linse bekommen, und ich finde, es sind faszinierende Wesen.
Die Veränderliche Krabbenspinne ist relativ häufig. Auf diesem Bild kann man ihre Augen gut erkennen. Ich habe nicht genau nachgezählt, denke aber, dass pro Bein ein Auge vorhanden ist. Acht also. Ob die Augen jeweils ein bestimmtes Bein kontrollieren, konnte ich nicht beobachten. Auf jeden Fall kann kein Bein klammheimlich etwas beiseite schaffen. Irgendein Auge guckt immer.
Linke Seite und oben: Die Wespenspinne hat fette Beute gemacht. Auf einem Kamerastreifzug ist ein Grashüpfer vor mir davon gesprungen, über einen Rosenbusch direkt in ein Spinnennetz. Als ich auf der anderen Seite der Rose war, fand ich etwas vor, was aussah wie ein Werk von Christo. Innerhalb einer halben Minute hatte die Spinne den Grashüpfer komplett eingewickelt, und es war ihm unmöglich zu entkommen. Die Geschwindigkeit, in der das passierte, hat mich total verblüfft. Dieses Wunderwerk von Spinnenfaden ist ja auch direkt nach dem Ausscheiden voll belastbar, so das der arme Heuschreck mit seinen kräftigen Beinen keine Chance mehr hatte. Auf dem Bild links hat die Spinne sich dezent entfernt, damit der Hüpfer (rechts oben im Hintergrund zu sehen) seinen Geist aufgibt, und dann kann sie sich ungefährdet sattfuttern. Das sollte für ein paar Mahlzeiten reichen.
Beim diesem Bild haben wir die gleiche Art, doch hier hat ihre Tarnung gewirkt, und sie hat sich einen Falter gefangen, den es jetzt zu verspeisen gilt. Guten Appetit! 71
Diese prächtige Raupe hat vier Häutungen hinter sich, futtert nach Kräften Brennnesselblätter und ist mit ihren unzähligen Geschwistern in einem frischen Brennnesselfeld unterwegs. Allein der Anblick dieser Raupe ist doch schon atemberaubend, oder? Schwarz, nachtblau und ein ganzer Sternenhimmel. Es ist die Raupe des Tagpfauenauges.
Diese Ampfer-Rindeneule kommt in einem komplett anderen Outfit daher. Andere Form, andere Farben, anderer Haarschnitt. Und als Futterpflanze dient ihr eine Iris. Die Geschmäcker sind bei den Raupen sehr verschieden. 72
Livebeobachtung der Häutung dieser Raupe. Sie saß auf der Unterseite eines Meerrettichblattes. Das Innenleben der Blüte einer Herbstanemone. Das ist ein sehr kraftvoller Mix aus Formen und Farben. Und sie haben schon im Juli geblüht, was viel zu früh ist. Aber sehr schön.
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Im „Gesicht“ der Exuvie sind Augen, Mund und Fühler noch klar erkennbar. Das sieht bei der fertigen Libelle dann allerdings ganz anders aus.
Die Große Königslibelle 74
Als die größte Libelle in unseren Breiten kommt die Große Königslibelle mit bis zu elf Zentimetern Flügelspannweite daher. In ihrem lateinischen Namen Anax imperator entdecken wir das Wort imperator, was soviel heißt wie „Herrscher“. Und so benimmt sich diese Libelle auch. Sie kann stundenlang in der Luft bleiben, beansprucht ein eigenes Revier, und jeder, der dort nicht willkommen ist, wird verjagt oder aufgefressen. Königslibellen sind wahre Raubtiere der Luft, und neben Fliegen und Mücken erbeuten sie auch andere Libellen und sogar Schmetterlinge. Die Große Königslibelle fliegt von Juni bis August. Die Paarung erfolgt in der Luft, und das Weibchen legt dann seine Eier an Wasserpflanzen unter der Oberfläche ab. Aus den Eiern bilden sich Larven, die auch schon räuberisch leben und alles futtern, was sich erbeuten lässt. Nach ein bis zwei Jahren unter Wasser klettert die Larve an Stängeln von Wasserpflanzen aus dem Wasser, hält sich dort gut fest, und aus einer Öffnung im Rücken steigt die Libelle heraus. Das Tier, das dort schlüpft, hat in Form und Größe nichts mehr mit der Larve zu tun. Wenn man die leere Larvenhaut (Exuvie) neben der geschlüpften Libelle sieht, kann man kaum verstehen, wie dieses große Insekt in diese Hülle gepasst hat. Zuerst noch ein wenig farblos und mit zerknitterten Flügeln entfaltet und färbt sich die Große Königslibelle, um dann als Herrscherin der Lüfte über ihrem Revier zu fliegen.
Frisch geschlüpft hängt die Libelle neben ihrer leeren Exuvie. In diese kleine Hülle hat sie bis gerade eben hineingepasst? Die Flügel müssen noch glatt und hart werden, ein wenig mehr Farbe schadet auch nicht, dann geht es auf zum Jungfernflug über den Teich.
Aus diesem Loch im Rücken der Larve ist die Libelle geschlüpft. Alleine das ist schon ein Wunder. Rechts: Voll entfaltet und in schönster Färbung – was für ein prachtvolles Tier! 75
Ein Blick auf die Kopfkapsel in Nahaufnahme.
Birkenspannerraupe auf Brombeere 76
Die Raupe des Birkenspanners verdient besondere Beachtung, denn sie ist ein Wesen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Und da sie wegen dieser Fähigkeiten eine Meisterin der Tarnung ist, will ich meine Motivsuche erläutern, und auch, weswegen wir unseren Garten so natürlich belassen. Zunächst zu den besonderen Begabungen dieser Raupe: Sie hält sich bevorzugt auf Brombeeren auf; der Schmetterling, der aus ihr entsteht, sucht die Bäume auf, nach denen er benannt ist – Birken. Dort ist sie mit ihrer Färbung hervorragend getarnt. Denn diese Raupe kann mit der Haut Farben sehen! Sie sucht sich Zweige und Blätter, die ihrer Farbe entsprechen. Stimmt der Farbton nicht ganz oder gar nicht, ändert sie ihre Farbe. Das können nicht viele Tiere auf der
Welt, am bekanntesten sind Chamäleons und Kraken. Und auch die Birkenspannerraupe kann das. Wissenschaftlern war diese Fähigkeit ein Rätsel, denn wie die Raupe mit ihrer Kopfkapsel Farben und Strukturen erkennt, war nicht bekannt. Forscher haben die Augen abgedeckt, die Raupe auf gelbe, blaue oder rote Halme gesetzt, und die Farbe änderte sich trotzdem. Die Raupe kann also mit ihrer Haut Farben sehen und diese dann zum Zwecke der Farbanpassung weitergeben. Man stelle sich vor, jemand stünde mit verbundenen Augen im Ankleidezimmer und suchte sich zielsicher Kleidung für ein Sommerfest, eine Beerdigung oder ein Beachvolleyballturnier aus. Hut ab vor dieser Raupe! Wenn ich mit der Kamera durch den Garten streife, suche ich nach Anomalien. Helle Flecken
Kothaufen zeigen die Anwesenheit von Raupen an, nur wo stecken sie? Können Sie sie erkennen?
Auch bei verändertem Blickwinkel ist es noch immer nicht einfach, die Raupe zu entdecken. 77
Mit ihren vier Bauchbeinen hält sie sich am Brombeerzweig fest, am Blatt darüber frisst sie.
Sehr gut getarnt und unauffällig ist die Raupe gut vor hungrigen Fressfeinden geschützt.
auf dunklen Blättern, Fraßspuren, fehlende Blattstücke, ungewöhnliche Formen. Doch wonach hält man Ausschau, wenn man nicht weiß, wonach man sucht? Im Falle der Birkenspannerraupe haben sie ihre Kothaufen auf den Brombeerblättern verraten. Kotbällchen gibt es nur dort, wo etwas gefressen und verdaut wurde. Dass diese Kothaufen von Raupen waren, konnte ich erkennen. Doch wo waren die Raupen? Eine Weile habe ich Zweige und Blätter mit den Augen abgesucht, einzelne Blätter umgedreht, und irgendwann habe ich eine Raupe erspäht, kurz darauf die zweite. Und obwohl sie farblich nicht genau zu den Zweigen passten, war ihre Tarnung umwerfend gut.
So ist die Situation der Brombeerranken, auf denen ich die Raupen des Birkenspanners entdeckt habe. Wir haben Anfang Oktober 2021, und eigentlich würden wir demnächst den Wildwuchs der Brombeeren zurückschneiden und die Zweige auf einem Strauchhaufen aufschichten. Nebenbei habe ich heute zwei weitere Raupenarten auf Brombeereblättern entdeckt. Würden wir die Zweige schneiden, müssten die Raupen verhungern. Folglich machen wir den Schnitt im Spätwinter des nächsten Jahres und haben dadurch den Raupen die Chance zum Fressen und Verpuppen gelassen. Im nächsten Jahr können wir uns dann an neuen Schmetterlingen und später im Jahr wieder an den Raupen erfreuen. 78
C-Falter im Juli Pünktlich zum 1. Juli habe ich ein weiteres Wunderwerk der Natur bei uns gesichtet und abgelichtet. Ich hatte einen Trog extra mit Weißem Mauerpfeffer (Sedum alba) bepflanzt, um den Roten Apollo anzulocken, denn die Pflanze ist die einzige Nahrung, welche die Raupen futtern. Allerdings müsste natürlich erst einmal ein erwachsener Apollo dort seine Eier ablegen, aber das kommt schon noch. Nun zu dem, der dort gelandet war: ein C-Falter. Also nur knapp daneben meinerseits. Der Name kommt übrigens von dem weißen C auf der Außenseite der Flügel. Der Name ist nicht sonderlich originell, aber treffend. Dafür ist der Falter eine Augenweide.
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Flugfähigkeit wäre hier gegeben. Diese Weichkäfer sind in der Pflanzenwelt unterwegs, erklimmen Halme und Blüten und paaren sich noch dabei.
Kletterkünstler
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Nicht jedes Insekt kann fliegen, und selbst wenn es das kann, geht es bisweilen zu Fuß. Da Schnecken ohnehin nicht als Insekt durchgehen, stellt sich ihnen die Frage nicht, und doch begeben sie sich bisweilen in luftige Höhen, sodass ich manchmal davorstehe und mich frage, wie die Schnecke dorthin gekommen ist. Den Stängel hochzukriechen ist das eine, aber auf der Stelle zu wenden, ist die große Schwierigkeit. Doch die Schnecke hat es souverän gemeistert, ist wieder unterwegs Richtung Erdboden, und ihr knurrt sicherlich der Magen, denn der Halm hat nichts Essbares hergegeben. Erstaunlich viele Tiere krabbeln und gehen lieber, obwohl sie fliegen könnten. Die Fortbewegung zu Fuß ist wohl weniger kräftezehrend, und fliegen kann man immer noch, wenn man vor einem Fressfeind fliehen muss.
Diese Wanze ist auf dem Samenstand des Indischen Springkrautes unterwegs. Wenn der Samenstand reif ist, explodiert er, und die Samen werden weit verstreut. Sollte das passieren, wenn die Wanze ganz an die Spitze kommt, wird sie aber Augen machen.
Gemeine Sichelschrecken sind hervorragende Flieger. Aber es spricht auch nichts gegen einen Kletterspaziergang durch die Wiese im Sonnenschein.
Dieser Grashüpfer tut gut daran, keine allzu großen Sprünge zu machen, denn dann kann er schnell auf den Stacheln der Brombeere landen. 81
Von prallen Höschen, leeren Hemden, Rosenraupen und Trauermänteln
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Was als Titel zuerst etwas anrüchig daherkommt, ist es nicht. Das mit dem leeren Hemd dagegen kann wörtlich genommen werden, wenn auch nicht in unserem Verständnis des Kleidungsstückes. Das mit dem Höschen passt auch, nur wieder nicht in unserem Sprachgebrauch. Doch gemach! Das wiederum ist derzeit nicht so einfach, denn der Garten ist voller Motive, kleiner biologischer Wunder, und ganz nebenbei voller Arbeit. Denn auf Schlag sind fast alle Früchte reif, die Kartoffeln müssen geerntet werden, die Zwetschgen sind irgendwo zwischen steinhart und überreif, und man muss das Zeitfenster der Erntereife genau abpassen. Während ich hier schreibe, sind Birnenscheiben im Dörrautomaten, und im Laufe des Tages wollen wir noch Fliederbeeren ernten, entsaften und daraus Gelee kochen. Gestern hatten wir Besuch aus Berlin, und die Natur hat alle Register gezogen: ein Reh im Garten am hellichten Tag ein Adler in der Luft, direkt über uns, ein Trauermantel, ein Taubenschwänzchen, Raupen, eine zugeflogene Brieftaube, Heupferdchen, und zu hören waren Zaunkönige und Laubfrösche. Willkommen in unserem Naturgarten! Doch nun zu den Bildern und den Tieren darauf.
Meine Skulpturenwiese im Nachbarort war zu DDR-Zeiten eine Tankstelle. Die Gebäude wurden irgendwann abgerissen, aber die Fundamente blieben im Boden. Darüber wurden Schotter und Kies gestreut und Gras gesät. Der Boden ist also sehr mager und trocken, und die Pflanzen, die dort wachsen, kommen damit klar. Ich mähe nur Wege um die Skulpturen frei, der Rest ist Spielwiese für Insekten, Schmetterlinge und Bienen. Von den Bienen habe ich erstmals bewusst eine ganze Kolonie entdeckt. Doch sind es Solitärbienen, und jede baut ihr eigenes Häuschen unter der Erde. Dabei bewegen diese kleinen Tiere unglaubliche Mengen an Sand. Es kommt ihnen entgegen, dass es so ein magerer Boden ist, in dem man zwar buddeln kann, aber bei dem die Gänge nicht zusammenfallen. Wäre also der Boden nicht von dieser Beschaffenheit, wären die Bienen nicht da. Sind sie aber, und davon viele! Und jetzt kommen die besagten Höschen ins Spiel: Die habe ich nämlich nicht fotografiert, und wir müssen sie uns denken. Die Bienen sammeln Pollen für ihren Nachwuchs, und da sie die vorderen Beine fürs Sammeln brauchen, kleben sie die Pollen an ihre haarigen Hinterbeine. Und wenn ich haarig sage, dann meine ich es auch. Wenn sie mit der kostbaren Fracht zurückkommen, sind sie blitzschnell in ihrem Bau verschwunden. Folglich habe ich nur Bilder mit nackten, haarigen Beinen (und insgesamt sehr haarigem Körper), doch ich finde diese kleinen, fliegenden, fleißig buddelnden Pelztiere so schön, dass ich gleich drei Bilder von ihnen zeige.
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Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Trauermantel gesehen habe, doch gestern war einer bei uns im Garten. Auf einem Mosaiktischchen hat er sich ausgeruht, und schnell war dieses Bild gemacht. Welch schönes Tier!
„Das leere Hemd“ ist nicht etwa ein schlechter Romantitel, sondern beschreibt dieses Bild. Bei einem Streifzug durch den Garten habe ich ein Natternhemd entdeckt. Auf einem Distelstiel hat eine Ringelnatter offenbar den richtigen Platz für ihre Häutung gefunden. So eine Schlangenhaut wächst nicht mit und muss regelmäßig abgelegt werden, damit die Schlange in die nächste Konfektionsgröße schlüpfen kann. 84
An den wilden Rosen entdeckte meine Frau diese Raupen der Rosenblattwespe. Da es für uns keine Schädlinge gibt, dürfen sie weiter Rosenblätter fressen, und für uns sind sie doch auch eine Augenweide.
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Schlafgewohnheiten
Auf Stockrosen hat sich diese Hummel gebettet.
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Der Begriff „ins Gras beißen“ bekommt bei einigen Bienen eine ganz neue Bedeutung. Denkt man doch, es geht um den langen, letzten Schlaf, so ist es im Reich der Insekten – hauptsächlich der Bienen – eine Art, die Nacht zu verbringen. Mit ihren Maulzangen beißen sich die Bienen an Halmen fest, sodass sie entweder senkrecht nach oben oder unten stehen oder hängen oder sogar waagerecht in der Luft liegen. Als ich es
auch einmal an meinem Bettrahmen versucht habe, brauchte ich am nächsten Tag einen Termin beim Zahnarzt. Doch nicht alle Bienen schlafen so. Andere ziehen sich in den Schwarm oder in die Erde zurück. Unterschiedliche Insekten habe ich im Schlaf fotografiert. Da sie ihre Augen nicht schließen können, konnte ich nur an ihren fehlenden Fluchtreflexen erkennen, dass sie im Reich der Träume befanden.
Diese Wespe schläft am Stamm einer Weigelie.
Eine schwarze Wildbiene hat ganz am Ende eines Grashalmes ihren Schlafplatz gefunden. 87
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Wer Disteln sät, wird Insekten ernten
Eine Hummel schläft an der ungeöffneten Blüte der Wilden Karde. Nektarsuche kostet schließlich Kraft. Linke Seite: Eine Fliege hat Schutz unter einer Distelblüte gefunden, auch wenn das für uns bedrohlich aussieht.
Zumindest Insektenbilder ... – Bei uns dürfen wilde Disteln an ausgesuchten Stellen großräumig wachsen. Platz genug haben wir; das lassen sich die Pflanzen nicht zweimal sagen und gedeihen prächtig! Hauptsächlich wachsen hier Große Klette, Acker-Kratzdistel, Gewöhnliche Kratzdistel, Mariendistel und die Wilde Karde. Deren Blüten gehen nach und nach auf. Somit ist eine ganze Weile für Futter gesorgt. Die Wilde Karde hat es so eingerichtet, dass selbst an einer Blüte nicht alle Nektargefäße gleichzeitig blühen. Die offenen Blüten sind ringförmig um den Distelkopf angeordnet und öffnen sich peu à peu nach oben. Die Insekten lieben Wilde Karden! Aber auch die Acker-Kratzdistel ist sehr beliebt. Die Bilder sprechen für sich. Was ich nicht fotografiert habe, sind Weinbergschnecken an der Großen Klette, denn dafür hätte ich nachts fotografieren müssen. Die Kletten sind wirklich kräftige Pflanzen mit mehr als 1,5 Metern Höhe. Eines Tages waren Bissspuren an den Blättern zu sehen, aber keiner der beißt. Abends dann kamen sie raus, die Distelfresser: Weinbergschnecken. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Keine Disteln, keine Weinbergschnecken. Mit schnödem Gras geben die sich nicht zufrieden.
Die oben erwähnte Weinbergschnecke mit dem großen Appetit. Sie hängt unter dem Blatt einer Kratzdistel und hat schon kräftig zugelangt. Der aktuelle Bissen verleiht ihr einen Satz spitzer Zähne. Jedenfalls solange, bis sie auch die verspeist hat. 89
Ein Kohlweißling steckt seinen Trinkrüssel tief in die offenen Blütenkelche.
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Eine durstige Wespe trinkt im „Wasserbehälter“ einer Karde.
Ein Weichkäfer sucht im Inneren der Distelblüte nach Nektar.
Ein Bienenkäfer an der Blüte der Acker-Kratzdistel.
Eine Blattwanze findet hier Schutz und Nahrung. 91
Tapfere Tiere 92
Linke Seite: Der rückwärtige Blick auf den kleinen Heuschreck lässt erkennen, dass ein Fühler kürzer ist. Das scheint die Lebensfreude nicht zu beeinträchtigen. Als Jugendlicher habe ich einmal auf dem Schulweg eine tote Schleiereule gefunden. Ich habe sie an eine markante Stelle neben dem Fahrradweg gelegt, um sie dann nach der Schule mit nach Hause zu nehmen. Ich wollte sie mir präparieren lassen (das ging damals noch problemlos), denn sie hatte nur ein Bein. Der Präparator hatte so etwas noch nie gesehen. Die Eule muss sehr jung ein Bein verloren haben und hatte sich damit arrangiert, denn sie kannte es ja nicht anders. Sie war eine ausgewachsene Eule und gut im Futter. Und dann ist ihr ein Auto zum Verhängnis geworden. Manchmal habe ich Tiere vor der Kamera, mache Bilder und stelle dann später in der Vergrö-
Ein Heupferd hat ein Sprungbein verloren und ist dadurch zu einem wahren Kletterexperten geworden. Dass es ein Weibchen ist, sieht man am Legestachel, und auch der ist arg in Mitleidenschaft gezogen, als hätte es einen schweren Kampf gegeben.
ßerung am Bildschirm fest, dass etwas fehlt. Insekten haben eine Unzahl von hungrigen Fressfeinden, und für Eidechsen ist das Leben nicht minder gefährlich. Vögel, Katzen, Marder, Igel, Schlangen und allerlei anderes Getier stellen den Insekten und kleineren Reptilien nach. Nicht immer kommen die Opfer mit dem Leben davon, doch wenn es gelingt, dann sind sie manchmal vom Angriff schwer gezeichnet. Die Eidechsen haben für den Fall eines Angriffs eine Sollbruchstelle im Schwanz angebracht. Diese ausgeklügelte Technik heißt Autotomie. Stürzt sich also ein Angreifer auf den Schwanz der Eidechse, bricht dieser ab, und die schwanzlose Eidechse kann sich im besten Fall in ein Versteck retten. Das Schwanzende zappelt dann noch ein wenig vor sich hin und fesselt damit die Aufmerksamkeit des Angreifers. Aus dem Stumpf am hinteren Ende der Eidechse wächst ein neuer Schwanz, der allerdings nicht mehr so lang wie das Original wird. Man kann nicht alles haben! Es sind mir ein paar Tiere mit fehlenden Gliedmaßen vor die Linse gekommen, und darüber will ich in diesem Kapitel berichten.
Klettern ist offenbar gut für die Bauchmuskeln. Hier hängt das Heupferd kopfüber, und man kann das Sixpack bewundern. 93
Der nachgewachsene Schwanz ist erheblich kürzer und kompakter als das Original.
Die Bruchstelle des Schwanzes ist klar erkennbar. 94
Ganz klar ist hier zu sehen, dass ein Sprungbein fehlt.
Das gleiche Schicksal hat diese Gemeine Strauchschrecke ereilt. Bei einem Kampf hat sie nicht nur ein Bein verloren, auch ihr Panzer ist aufgebrochen.
Diese Gehäuseschnecke hat ein Auge verloren. Der Stumpf ist gut verheilt. Das Auge hat seine normale Position, auch wenn das rechte Auge fehlt. Die Schnecke könnte das Auge auch in der Mitte führen, sozusagen als Zyklopenschnecke, doch sie kam so klar, wie es war. 95
Orange Schlupfwespe
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Linke Seite: Um mir auszuweichen, ist die Schlupfwespe bis zur nächsten Pflanze geflogen, hat sich dort aber nur sehr notdürftig vor mir verborgen. Unten: Zwischenlandung auf einer Eisenstange.
Diese schlanke Wespe ist ein rechter Klettermaxe. Wie sie sich auf dem Stahl (vom Durchmesser 8 mm als Größenvergleich) und in der Pflanze bewegt hat, war sehenswert. Einen Preis für ihr schlichtes, zweifarbiges Outfit kriegt sie noch obendrauf! Auf dem Bild unten kann man sehr deutlich ihr drittes Auge mitten auf dem Kopf erkennen. Damit orientiert sie sich im Flug.
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Von beschwerlichen Wegen und verschlungenen Pfaden
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Fauna und Flora halten wieder einmal einige überraschende Ein- und Ansichten bereit. Hier war ich wieder nah bis sehr nah an den Objekten, denn wie nimmt man etwas auf, das kleiner als klein ist? Die Blattstrukturen waren eher großflächig, die abgebildeten Tierchen aber bestachen durch ihre Winzigkeit. Und das bei meinen alten Augen! Kommen wir jetzt zu noch viel kleineren Tieren. Sie selbst habe ich nicht entdecken können, doch ihre Spuren dafür umso besser. Die Rede ist von Miniermotten. Selbige legen Eier unter die äußere Schicht (Epidermis) von Blättern. Daraus entwickelt sich eine Larve. Und diese schiebt und futtert sich unter der Epidermis entlang, bis sie meint, dass es reicht und sie das Stadium erreicht hat, um das Blatt zu verlassen. Für uns hinterlassen diese Winzlinge mehr oder minder schöne Muster auf Blättern.
Linke Seite: Diese junge Gehäuseschnecke hat ein großes Problem: Eine Birne war schon zum großen Teil aufgefuttert, die Innenfläche bis zum Kerngehäuse war freigelegt, und einige Nackt- und Gehäuseschneckenjünglinge tummelten sich dort – wenn „tummeln“ auch ein merkwürdiges Wort für diese eher behäbigen Tiere sein mag. An der Grenze zwischen Fruchtfleisch und Schale kam schalenseits ein Nacktschneck des Weges, um zum leckeren Inneren der Frucht zu gelangen. Der Kopf und die Fühler ragten zuerst über den Rand. Was dann kam, war ein mühsames Unterfangen: das Schneckenhaus zog nach unten, und die Schnecke kam und kam nicht über den Rand. Ist ja auch eine riesige Anstrengung. Ich wollte ihr den Schweiß von der Stirn tupfen, hatte aber leider kein sauberes Taschentuch dabei.
Auf dem Blatt einer Pappel habe ich dieses Muster entdeckt. Mein erster Gedanke galt den Steinzeichnungen von Nazca, nur im Miniaturformat. Die Larve wird sich weder Gedanken noch eine Zeichnung gemacht haben, aber diese Struktur ist doch wohl sehenswert!
Rechts: Solche Muster sind zu sehen, wenn die Larve der Miniermotte ihr Blattrevier sehr systematisch mit Gängen durchzieht. 99
Hier sehen wir einen Gang der Miniermottenlarve. Durch ihren Weg wurde die Nährstoffzufuhr zum Blattbereich unterbrochen. Rundherum ist das Blatt intakt und grün, doch der Bereich, den der Gang abgrenzt, zersetzt sich bereits.
Auf einem anderen Blatt habe ich zwei unterschiedliche Arten der Minen entdeckt. Da gibt es einen Gang und daneben eine sogenannte Platzmine, also einen separaten Blattbereich, der von einer Motte befallen war und keine Verbindung zu einem Gang hat.
Was tun mit dem, was vom Essen übrig bleibt? Die Miniermottenlarven fressen die chlorophyllgefärbten Bereiche auf. Zurück bleibt die helle Farbe der Epidermis, und in diesem Falle eine durchgehende Kotspur.
Ein Insekt möchte von einem taubenetzten Brennesselblatt zum anderen gelangen. Einen rechten Spagat muss es dafür machen, hat auch ein paar Anläufe gebraucht, doch schließlich hat es den Abgrund zwischen den Blättern überwunden. 100
Fliegenakrobatik Eine Goldfliege putzt sich. Die Beine. Mit den Beinen. Und da heute die vier Hinterbeine dran sind gesäubert zu werden, putzen die sich gegenseitig. Und vorne steht die Fliege auf den zwei Vorderbeinen, als wäre nichts selbstverständlicher als das. Soviel Kraft und Gleichgewichtssinn muss man erstmal haben!
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Gewitterfront schmälert unsere Ernte Am Vortag sah alles absolut friedlich aus, doch dann kam urplötzlich Sturm auf. Wir haben die Wäsche von der Leine genommen, die Tiere in den Stall verfrachtet und die herumfliegenden Gießkannen in Sicherheit gebracht. Bei einem letzten, prüfenden Blick über den Garten brach direkt vor uns ein starker Ast des Pfirsichbaumes ab. Soweit zur Pfirsichernte dieses Jahres. Der benachbarte Baum trägt allerdings auch gut und wird uns mit ein paar Kilogramm Früchten für Marmelade reichlich versorgen. Ein Pflaumenbaum hat das gleiche Schicksal erlitten. Die Bäume sind rappelvoll mit Früchten, aber durch die Trockenheit haben die Bäume keinerlei Elastizität. Bei einem Mirabellenbaum hängen die Äste auf den Boden. Viele, viele Früchte, aber kein Halt mehr im Holz. Bisher habe ich 11 kg Kirschmarmelade eingekocht, und das ist erst der Auftakt zur Einkochsaison. Brombeeren, Pflaumen, Äpfel und Birnen kommen demnächst. Die Früchte sind sehr klein, aber dadurch extrem aromatisch. Nur die Kirschbäume haben unbeirrt von der großen Trockenheit sehr stark getragen und große, leckere Früchte hervorgebracht. Ein Blick auf die unreifen Brombeeren verheißt auch eine fantastische Ernte. Keine Ahnung, woher sie nach diesem trockenen Sommer die Kraft nehmen.
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Herbsttag 104
In dieser Woche hatten wir schon den ersten Nachtfrost. Der nächste Vollmond steht vor der Tür, dann wird es wohl wieder klarer und kälter, doch erstmal haben wir noch frostfreie Tage, und im Sonnenschein tanzen noch die Mücken, ein paar Fliegen und Wespen sonnen sich auf warmem Backstein, und die letzten Tagpfauenaugen und Admirale sind noch auf der Suche nach Nektar und einem geschützten Überwinterungsplatz. Das Obst ist geerntet, aus einer Mischung von Birnen, Äpfeln und Quitten haben wir 110 Liter leckersten Saftes erhalten, jetzt muss ich noch ein paar Kartoffeln ausbuddeln, dann ist die Ernte abgeschlossen, und es kommen ein paar ruhigere Monate. In der Zeit müssen die Brombeeren stark eingekürzt und die Obstbäume geschnitten werden. Aber alles in großer Ruhe. Da Tiere kaum mehr zu entdecken sind, habe ich heute fast nur Bilder von Pflanzen im Angebot, doch so ganz stimmt das auch nicht. Linke Seite: Tautropfen im Spinnennetz. Altweibersommer, diesige Luft, und allerorten sind Tropfen, die sich abgesetzt haben. Einige Spinnennetze sind nur an solchen Tagen zu sehen. Im Normalfall sind einige Netze schlichtweg nicht zu entdecken. Man kann auch wunderbar die Haltefäden sehen, an denen das Netz aufgehängt ist. Architekten (z. B. Antonio Gaudi) haben diese Technik genutzt, um schwierige Schwünge und Bögen sichtbar zu machen. Danach wurden die dann gezeichnet und gearbeitet.
Ein Feuerwerk aus Herbstfarben beim Wilden Wein.
Eichen sind ein Lebensraum für sehr viele Tiere, hauptsächlich Insekten. An den Blättern kann man diverse unterschiedliche Gallen entdecken. Auf dem Bild sieht man die Seidenknopfgallen der Pfennig-Gallwespe. In jeder dieser Gallen sitzt ein Ei oder eine Larve. Wenn das Blatt jetzt demnächst zu Boden fällt, überwintern die Gallen im Schutz des Laubes, und im Frühjahr schlüpft die nächste Generation der Gallwespen. 105
Kennt Ihr das Gefühl, etwas wahrzunehmen, obwohl man nur die Spur eines Schattens bemerkt? Hier habe ich das Spiegelbild des Antlitzes eines traurigen Wolfes entdeckt. Der Wolf ist wohl hungrig durch unseren Garten gestreift. Weder Hühner noch Kaninchen waren für ihn als Mahlzeit zu erreichen, und so ist er hungrig wieder abgezogen. Und das Abbild seines traurigen Gesichtes blieb zurück.
Auch dieses Kleeblatt hatte eine auffällige Herbstfärbung. Ich habe nur eines von drei Blättern fotografiert, damit die Struktur besser zu erkennen ist. Links: Dieses Ahornblatt hat eine interessante Herbstfärbung. Die Flecken sind wohl auf Pilze zurückzuführen, denn die normale Herbstfärbung hat diese Punkte nicht. Rechte Seite: Der Blick in die Blüte der Wegwarte offenbart die Details im Inneren.
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Nach dem Regen im Oktober Zwei Wildbienen labten sich an den letzten Skabiosenblüten, dann kam der Regen. Bei den Temperaturen im Oktober sind Insekten ohnehin nicht sehr beweglich, und wenn sie dann durchgeregnet sind, geht gar nichts mehr. Die armen Tierchen haben die Blüten nicht verlassen. Da es Futterspezialisten bei den Bienen gibt, kann es sein, dass sie unbedingt den Nektar der Skabiosen für ihre Ernährung brauchen. Und zwar ausschließlich. Also wird das Ungemach des Regens und die Ungemütlichkeit der Wassertropfen in Kauf genommen, um nach dem Verdunsten des Wassers gleich wieder an der Futterquelle zu sein.
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Von den Größten zu den Kleinsten, allerhand dazwischen und vom Abschied
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Wir haben Ende November und allmählich sind Insekten die einzigen Tiere, die man bei uns tagsüber im Garten noch entdecken kann. Und da Raupen auf ihre Art auch dazu gehören, denn ihrer gibt es noch viele an Grün- und Rosenkohl, sind es sogar eine ganze Menge. Trotz Nieselregen, Wind und Feuchtigkeit sind aber auch
in der Luft und am Boden noch immer Insekten auszumachen. Das sind schon erstaunliche Tierchen! Selbst nach einer Frostnacht, wenn die Sonne einige Gartenbereiche über Tag wieder erwärmt hat, tanzen plötzlich lauter Mücken in der Luft.
Linke Seite: Der König der Lüfte. Als ich kürzlich Äpfel für den Dörrautomaten geschält und geschnitten habe, hörte ich einen ungewohnten Ruf am Himmel. Völlig vertieft in meine Arbeit, musste sich die Fremdheit des Lautes erst einmal gegen die Konzentration der Apfelverarbeitung durchsetzen. Als ich aufblickte, flogen zwei Adler in relativ geringer Höhe (ca. 80 Meter) auf mich zu. Die apfelsaftigen Finger in den Arbeitsklamotten abwischen, die Kamera vom Makro- zum Telebereich umstellen und die Vögel am Himmel in den Sucher zu bekommen, war eine Bewegung. Just in dem Moment trennten sich ihre Flugwege, aber einen Adler habe ich noch ganz gut erwischt. Adlertage sind bei uns keine Seltenheit, und doch ist es jedes Mal ein erhebendes Gefühl, diese majestätischen Vögel am Himmel zu beobachten.
Oben: Hierbei hätte ich eigentlich in die Mikrofotografie wechseln müssen. Gestern im Garten segelte so etwas wie ein erloschener Funke an mir herunter. So als wäre Papier verbrannt worden und ein winziger Schnipsel würde zu Boden sinken. Doch dann hat der „Schnipsel“ noch ein paar Runden gedreht und ist auf einem herbstgefärbten Haselnussblatt gelandet. Dem gelandeten Objekt bin ich mit der Kamera auf den Grund gegangen: es handelte sich um eine Mottenschildlaus. Die Maximalgröße beträgt zwei Millimeter. 111
Oben links: Eine Fliege präsentiert sich im Gegenlicht auf der herbstlichen Kardenblüte. Oben rechts: An der Wilden Karde ist dieses Bild entstanden. Man könnte es durchaus in einem Ordner namens „Kunstformen der Natur“ abspeichern, da aber Karl Blossfeldt sich diesen klangvollen Titel vor knapp 100 Jahren schon für eines seiner Bücher ausgesucht hat, genießen wir ohne Titel diese ruhige und gleichzeitig chaotische Symmetrie der Pflanze. Rechts: Mit ein wenig Fantasie erkennt man hier einen Katzenkopf. Oder vielleicht ein Monster aus der Muppet-Show. Davor war es die Blüte einer Indianernessel. 112
Winzlinge Falls jemand denkt, die Schildlaus-Motte aus dem vorigen Kapitel wäre klein, soll er sich mal meine heutige Beute ansehen! Auf dem oberen Bild mit dem ganzen Haselblatt: Links neben dem oberen, dunklen Fleck sieht man einen braunen Punkt. Das ist eines dieser winzigen Insekten, die auf dem unteren Bild zu sehen sind. Es sind Kugelspringer aus der Familie der Springschwänze. Die Tierchen, welche Beine, Flügel und aufgeweckte Äuglein haben, sind im Ökosystem so wichtig wie Schmetterling, Wildschwein oder Pottwal.
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Kalte Nächte, klare Tage
Unterwegs habe ich diese frühe Frost-, Dunst- und Sonnenstimmung eingefangen. 114
Der Frost hat sich schon seit einigen Nächten über das Land gelegt, Blätter und Gräser mit Eiskristallen überzuckert, doch im Laufe der Vormittage hat die Sonne das zarte Eis geschmolzen. Im Schatten haben die Temperaturen nur ausgereicht, den Aggregatzustand von fest auf flüssig zu verändern. In sonnigen Bereichen werden Pflanzen und Boden trocken, im Schatten bleibt alles dauerhaft feucht. Da kommt mein Faible für Wassertropfen ganz groß raus, aber Bilder gibt es davon diesmal nicht. Mit der Kamera im Garten unterwegs war ich eher aus Gewohnheit, nicht gezielt, um Naturbilder zu machen, denn die meisten Insekten
sind im Winterschlaf oder mausetot. Die Pflanzen tragen noch ihr Herbstlaub, doch insgesamt ist alles im Vergehen begriffen. Dachte ich. Doch weit gefehlt! Und es hat sich herausgestellt, dass es gut ist, im Herbst nicht mehr zu mähen, denn Gräser und Brennnesseln sind noch immer voller Tiere. Folglich lasse ich vor dem Rückschnitt erst den Winter vergehen, damit auch die letzten Trödelliesen sich verpuppen oder verkriechen können. Im Frühjahr dann, bevor die Tier- und Pflanzenwelt erwacht, wird alles einmal gestutzt, und dann haben die Tiere wieder ein Jahr Ruhe, um sich zu entfalten.
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Bei den Eichen sieht man Abgang und neuen Auftritt direkt nebeneinander. Die Blätter sind herbstlich gefärbt, teilweise schon zu Boden gefallen, und an des Zweiges Spitze warten bereits die Knospen der neuen Blätter auf den Frühling. Die alten Blätter werden komplett vom Baum fallen; die Knospen gehen in die Winterruhe. Wenn das neue Jahr mit ausreichend Sonnenstunden und höheren Temperaturen aufwartet, entfalten sich die Knospen zu neuem Blattwerk.
Oben kann man sehr deutlich sehen, woher der Name Storchschnabel kommt. So sieht es nach der Blüte aus. Und auch hier beeindruckt mich der WaldStorchschnabel wieder! Der Stängel war rechtwinklig abgeknickt, und viele andere Pflanzen hätten es dabei belassen. Der Storchschnabel nimmt den Abknicker zur Kenntnis, dreht den Stiel nach oben, blüht, und bildet dann diese Fruchtkörper aus. Nicht schlecht, Herr Specht!
Offenbar kälteunempfindlich war diese Raupe. So als Nackedei-Ausführung hat sie keinerlei Schutz, hat aber trotzdem noch wacker an den Brennesseln herum gefuttert. Langsam sollte sie sich ein Winterlager suchen. 116
Rechts: Die meisten Pflanzen ziehen sich im Winter zurück, haben jetzt reife Samenkapseln, die sich in nächster Zeit leeren werden. Doch es gibt auch ein paar unbeugsame, kleine Pflänzchen, die ihre eigenen Vorstellungen von Blütezeiten und Ruhephasen haben. „Im Winter wird nicht geschwächelt“, wird dieser WaldStorchschnabel (Geranium sylvaticum) denken. „Ich blüh’ mir meine Welt, wie sie mir gefällt“. Dieses wackere, winzige Pflänzchen haut noch mal richtig Farbe raus und hat dafür meinen tiefen Respekt. Was sind schon frostige Nächte, wenn man unbedingt noch einmal blühen will. Recht so.
Unten: Dieses Modell hat einen dicken, wehrhaften Winterpelz angezogen. Das sieht jedenfalls etwas gemütlicher aus als so ganz ohne Haare.
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Schöne Kristalle auf Brombeerblättern. 118
Winterlicher Garten Endlich ist ein wenig Winter eingekehrt. Wenn man das nach zwei Tagen Dauerfrost schon so nennen darf. Auf jeden Fall ist das Schmuddelwetter vorbei, rutschig ist es auch, aber anders. Auf unserem kleinen Teich ist eine Eisfläche von ca. einem Zentimeter Dicke. Schlittschuhlaufen ist noch nicht. Schöne Motive habe ich auf diversen Pflanzen gefunden, weil die Eiskristalle sehr unterschiedlich daher kommen. Die Inuit haben viele Wörter für Schnee, die Schotten haben mit 421 Wörtern für Schnee sogar noch mehr. Mein Sprachschatz gibt Schnee und Eiskristalle her, viel mehr fällt mir dazu nicht ein. Nein halt, Pulverschnee kenne ich noch. Das war es denn auch. Wisst Ihr mehr? Unsere Schneekultur konnte man in den letzten Jahren schließlich wenig pflegen, da fehlen einem dann die Worte. Nächstes Jahr fällt mir dann nur noch Schne ein, 2023 Schn, 2024 bleibt Sch und drei Jahre weiter ist vorbei mit dem Schneesprachschatz. Dann brauchen wir stattdessen einen größeren Wortschatz für Trockenheit und Hitze.
Die sonnenzugewandte Seite der Wilden Karde ist schon geschmolzen.
Der Stachel einer Brombeere mit Kristallen. 119
Das Blatt der Haselnuss.
Das Blatt des Wolligen Schneeballs. 120
Eisblumen waren früher auf einfachen Glasscheiben ein eindeutiges Zeichen für den Wintereinbruch. Auf Isolierglas funktioniert das nicht. Hier habe ich eine einfache Glasscheibe mit schönem Muster entdeckt.
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Der Hunger der Amsel war größer als ihre Scheu.
Amselspuren im Schnee. 122
Monduntergang Es gibt Lichtstimmungen, die einmalig sind. So auch dieser Monduntergang. Inmitten eines geradezu unwirklichen Farbverlaufes begibt sich der Vollmond langsam in die Unsichtbarkeit, während das erwachende Tageslicht alle Register zieht, ihm diesen Abschied zu verschönern.
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Frostnacht in unserem Garten Sternenklare Nächte hatten wir, und es war bibberkalt (Dank an Nichte Emma für dieses Wort)! Wassertropfen auf Grashalmen waren eingefroren, die herbstlichen Blätter der Laubbäume mit Reif überzogen, und auf vielen Oberflächen hatten sich interessante Muster gebildet (zum Beispiel auf der geflochtenen Sitzfläche eines Gartenstuhls, siehe Bild Mitte rechts). Als ich mit der Kamera draußen war, hatte die Sonne schon die ersten Bereiche angetaut, andere lagen noch durchgefroren im Schatten.
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Winterfütterung Winter 2021, minus 10 Grad und eine dünne, aber größtenteils geschlossene Schneedecke. Für Vögel ist kaum Nahrung zu finden, und da ich vier Futterstellen im Garten eingerichtet habe, war der Zulauf entsprechend. Verglichen mit der Vogelanzahl und der Anzahl verschiedener Arten ist es in diesem Winter nur ein Bruchteil dessen, was wir noch vor drei Jahren beobachten konnten. Zwei Futterhäuser und zwei Plätze auf dem Boden werden mit meiner Spezialmischung bestückt. Im großen Futterhaus ist so viel Platz, dass sogar Ringeltauben, Spechte und Eichelhäher einfliegen. Wenn die sich dort eine Weile bedient haben, kann ich schon wieder Futter nachlegen, denn was die wegfressen, ist eine andere Größenordnung als bei Meisen oder Spatzen. In Hausnähe habe ich eine Fütterung, die einerseits den Vögeln hilft und andererseits uns die Beobachtung ermöglicht. Im Obstgarten war ein Apfelbaum noch voller Äpfel. Als die nun alle durchgefroren waren und, die Wacholderdrosseln sich in Scharen über die Äpfel hergemacht haben, sind fast alle Früchte zu Boden gefallen. Genau an dieser Stelle habe ich auch Futter gestreut. Hauptsächlich Amseln und Meisen waren dort zu sehen, an einem Morgen gab es aber auch Spuren von Rehen. Das wollte ich mit meiner Wildkamera im Bild festhalten, habe die Kamera abends dort aufgestellt und war sehr überrascht, wer nachts am Obst und an den Körnern herumknabbert.
Ein Amselweibchen und Spatzen stehen mitten im Futter.
Ein Kleiber ist gelandet. Schaut man auf seine Füße, wird verständlich, dass er damit an Baumstämmen kopfüber und kopfunter gleichermaßen laufen kann.
Vier Schaufeln dieser Größe habe ich täglich ausgestreut. Es ist ein Gemisch aus Sonnenblumenkernen, Körnern, Samen, Rosinen, Erdnüssen und Mehlwürmern. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Linke Seite: Die letzten Äpfel am Baum sind durchgefroren und morgens mit Raureif überzogen.
Kohlmeisen sind wohl die häufigsten Gäste an der Futterstelle. 127
Mit diesem imposanten Schnabel kann der Kernbeißer weit mehr als nur Sonnenblumenkerne knacken.
Statt des erwarteten Rehs hatte ich einen Fuchs vor der Wildkamera.
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Dieser Steinmarder hat viel Zeit an der Fütterung verbracht. Was auf dem Bild wie Schneebälle aussieht, sind herabgefallene Äpfel.
Neujahrsüberraschung Am 31. Dezember 2021 habe ich abends meine Wildkamera aufgestellt, um die Elfen und Gartengnome bei ihrer Feier zum neuen Jahr zu filmen. Wie sie sich gegenseitig Glühwürmchen zuwerfen und damit ein Leuchtfeuerwerk ohne Knaller erzeugen, ist nach uralten Überlieferungen ein sehenswertes und ungewöhnliches Ereignis. In der Hoffnung, einen günstigen Standort gefunden zu haben, richtete ich die Kamera in einem Fichtendurchgang mit Blick auf eine Engelsskulptur aus. Doch wie mit allem, was nicht fassbar ist und unseren normalen Sinnen nicht zugänglich, blieben mir glücklicherweise die Bilder versagt. Hätte ich Fotos machen können, wäre der Zauber der Gartenwesen schließlich dahin. Vielleicht war auch der Termin falsch. Für Naturwesen ist doch die Wintersonnenwende der eigentliche Grund zum Feiern! Was interessiert diese Wesen schon der Menschenkalender? Weder Elf, noch Gnom bot sich mir dar, doch ein kleiner Igel ging mir in die Falle. Am 1. Januar! Durch den Wetterwechsel (Temperaturunterschied von minus zehn auf plus zehn Grad innerhalb von vier Tagen) hat es den kleinen Kerl aus dem Winterschlaf gelockt, und er begab sich in der Nacht auf Futtersuche. Hoffentlich übersteht er den Winter, jetzt, wo es wieder kalt ist.
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Von der Gesamtansicht bis zur Nahaufnahme 130
Betrachten wir die Gemeine Hasel (Corylus avellana) aus gebührender Entfernung, sehen wir einen großen Strauch, aufrecht strebend, wenig verästelt und in einer harmonischen Gesamterscheinung. Ich habe diese Bilder im Winter gemacht, denn im Sommer ist der Haselstrauch ein kompaktes, grünes Gebilde. Doch jetzt, Ende Januar, erkennt man die Struktur der Stämme, Äste und Zweige, und vor allem sind jetzt die männlichen Blüten die weithin leuchtenden Teile der Hasel. Über den Herbst bis in den frühen Winter sind die Haselkätzchen in ihrer Form schon angelegt, doch im Januar (was fast 20 Tage früher als in den 1950er Jahren ist) strecken sich die männlichen Blüten zu ihrer vollen Länge von bis zu zehn Zentimetern, um sich später im Wind zu versamen. Pro Kätzchen fliegen ungefähr zwei Millionen Samenkörner durch die Luft. Dadurch ist die Befruchtung und damit das Wachstum einer Nuss sehr wahrscheinlich. Im Gegensatz zu den Haselkätzchen sind die weiblichen Blüten nur aus direkter Nähe zu entdecken.
Unterschiedliche Entwicklungsstadien der männlichen Blüten.
Direkt neben den männlichen ist hier eine weibliche Blüte zu sehen. Noch ist sie nicht voll geöffnet, doch in wenigen Tagen, bei ein wenig mehr Tageslicht und etwas höheren Temperaturen, wird sie voll entwickelt sein. Erst dann fliegen auch die männlichen Pollen durch die Luft.
Der Blick nach oben an einem klaren, stürmischen Tag zeigt die im Wind tanzenden Haselkätzchen. Linke Seite: Der große Haselstrauch im Winter. Die männlichen Blüten leuchten weit. Das Laub entwickelt sich erst ab März.
Nahaufnahme einer weiblichen Blüte. 131
Frühlingserwachen
In der Kategorie „Heikos Wassertropfenfimmel“ geht heute eine Narzisse an den Start.
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Der Frühling lässt sich nicht mehr aufhalten, was allerdings nach dem schlappen Winter auch kein Kunststück ist. Die ersten Frösche quaken wieder im Teich, die Hummelköniginnen sind erwacht und fliegen auf der Suche nach Nektar ihre Runden, die Vögel sind jetzt paarweise unterwegs auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Wir hatten über den Winter jeweils eine Ringel- und eine Türkentaube als Singles am Vogelhaus, aber auch die zwei haben einen Partner gefunden und turteln nach Taubenlust. Die Ringeltauben haben sich eine große Fichte an der Nordseite der Scheune ausgeguckt. Einige Konfektionsgrößen weniger haben die Zaunkönige, und auch die sind fleißig beim Bau einer Nistmöglichkeit. Im letzten Jahr haben sie in einem verlassenen Schwalbennest gebrütet. Wer hat schon einmal gesehen, wie ein Ahornbaum schlüpft? Schlüpfen ist wohl fachlich falsch, aber wenn ich mir die Bilder so ansehe, passt das schon. Dann noch ein wenig entfalten, und schon startet das kleine Ahornbäumchen ins Leben.
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Nistplätze in Menschennähe
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Spatzen und Hausrotschwänze sind Wildvögel, haben aber keine Scheu, menschengemachte Plätze zu ihren Nistplätzen zu wählen. Dadurch verlieren sie keineswegs die nötige Distanz zu den Menschen und fliehen, wenn man ihnen zu nahe kommt, doch solche vortrefflichen, sicheren Orte machen das Vogelleben erheblich einfacher. Ein paar Gräser, Federn und Moos werden herbeigeholt, das Nest wird daraus geformt, und sollte so ein Mensch des Weges kommen, fliegt man eben kurz auf, meckert ein wenig, um sich gleich, wenn die Luft wieder rein ist, wieder in das gemachte Nest zu setzen und dort die Eier auszubrüten. Unten: Die Spatzen haben den Nistkasten bezogen, doch bevor sie es sich darin gemütlich machen, putzen sie sich selbst erst einmal ausgiebig.
Linke Seite und oben: Die Rotschwänze haben leere Sortierkästen in meiner Werkstatt entdeckt und dort vier Küken großgezogen. Das Weibchen brütet, schaut neugierig, aber keineswegs angstvoll in die Kamera.
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Im Schafspelz Nach menschlichen Maßstäben ist das hier beschriebene Insekt ein Schuft, ein regelrechter Schurke! Scheinheilig kommt es daher, in flauschigen Pelz gewandet, unschuldig aussehend wie ein Lamm. Doch die lange Nase verrät den Lügenerzähler und dann noch dieses hämische Grinsen in den Augen. Und um seine Herkunft zu verschleiern, hat er mindestens vier Pseudonyme, unter denen er auftritt. Höchst verdächtig! Da der Natur aber menschliche Denkweisen unbekannt sind, haben wir es plötzlich mit einem faszinierenden Wesen zu tun. Der Wollschweber, Trauerschweber, Hummelschweber oder auch Trauerfliege genannte Flieger ist ein Zweiflügler und gehört zu den Fliegen. Ohne richtig zu landen, steht der Wollschweber im Schwirrflug (wie die Kolibris) vor den Blüten und saugt mit seinem langen Rüssel Nektar und Pollen aus ihnen heraus. Dabei stehen die Hinterbeine nach hinten oben, die anderen vier Beine zeigen nach vorne. Besonders interessant ist das parasitische Verhalten der Larven. Es gibt über 30 Arten dieser Schweber in Deutschland,
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und jede Art hat ihre Eigenheiten. So nehmen einige Wollschweber-Mütter feinen Sand auf, bekleben das fertige Ei damit und schießen es im Flug vor die Eingänge der Wirtstiere. Durch den Sandpanzer ist das Ei vor Fraßfeinden und großer Hitze geschützt. Wenn nun die Larve schlüpft, macht sie sich auf den Weg in die Brutkammern solitärer Bienen und Wespen oder auch zu Heuschrecken und Raupen. Noch besser wird es, wenn die Larven sich an andere Parasiten heranmachen, um von ihnen zu leben. Das nennt sich dann Hyperparasitismus. Bei Erdbienen und Erdwespen futtern die Wollschweber-Larven zuerst das Nahrungspaket auf, das deren Mutter mühevoll für ihren Nachwuchs herbeigeschafft hatte. Ist das verputzt, werden die Bienen- und Wespenlarven selbst auch noch aufgefressen. Die Larven ändern während ihrer Entwicklung mehrfach ihr Aussehen in Form und Farbe (Polymetabolie). Wieder so ein schönes Fremdwort für die Fähigkeiten dieses kleinen Insektes. Wie mögen sich all diese Verhaltensweisen entwickelt haben?
Sind Fliegen Paarhufer? Diese Fliege sieht nicht wirklich schön aus, ist aber gut fürs Leben gerüstet. Dank des Makroobjektivs sieht man Details, die unseren Augen verborgen bleiben. Auffällig ist, dass die Füße der Fliege aussehen wie von einem Paarhufer. Vielleicht sind es aber auch güldene Söckchen, welche die Fliege über ihre Zweizehenfüßchen gezogen hat. Bleibt die Frage, welche Beine sie nutzt, um die Söckchen an die anderen Füße zu ziehen. Und mit welchen angezogenen Beinen zieht sie wiederum die zwei verbliebenen Füßchen an? Fragen über Fragen.Was weiß man schon!
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Knospen Im Sommer sieht man im Naturgarten eine unscheinbare Pflanze – den Spitzwegerich. In der Nahaufnahme kommt die Schönheit dieses Heilkrautes voll zur Geltung.
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Blüten von Kräutern, Blumen oder Bäumen leuchten meist weithin sichtbar. Und wenn gerade vieles gleichzeitig blüht wie etwa eine Wiese voller Löwenzahn und die Obstbäume, dann sind einzelne Blüten nur immer ein kleiner Teil des Ganzen. Doch auch, bevor es mit dem Blühen losgeht, wissen die Knospen durch ihre Struktur und ihr vielfältiges Farbenspiel zu punkten. Es lohnt sich, mal etwas dichter heranzugehen!
Das ist schon fast ein Rätselbild, denn man kann die spätere Blüte nicht einmal erahnen, weil alle Hüllblätter der Blüte noch stramm um die Knospen gelegt sind. Ist zu erkennen, dass dies einmal eine leuchtend weiß-gelbe Margaritenblüte wird?
Auch hier beim Löwenzahn kann man das Gelb höchstens unter der Lupe oder mit guten Augen in der Mitte der Knospe sehen. Die bereits aufgeklappten Hüllblätter haben nur in diesem Blütenstadium diese wunderschöne Fliederfarbe.
Es ist doch geradezu unglaublich, wieviele Wassertropfen sich auf diesem Kleeblütenstand im Morgentau gesammelt haben.
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Rote Beine, langer Stachel
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Selbst wenn man eine ausgefeilte Strategie gefunden hat, bei anderen zu schmarotzen, kann man dabei immer noch von anderen beobachtet werden, um wiederum von diesen dann selbst parasitiert zu werden. So kann es der Rotbeinigen Holzschlupfwespe ergehen. Sie ist ein großes, schwarzes Insekt mit einem langen Stachel. Doch was auf den ersten Blick wie ein Stachel aussieht, ist nur die Stachelscheide, die kräftige Schutzhülle für einen sehr feinen Legestachel. Diese Wespe kann Insektenlarven im Totholz riechen. Sie stellt sich über den Eingang der verschlossenen Brutröhre, zückt ihren langen Bohrstachel aus der Stachelscheide und bohrt ein Zugangsloch zu der gerochenen Larve. Dieser Vorgang kann fünf Minuten, aber auch eine Stunde dauern. Hat sie das Loch gebohrt, die Larve mit dem Stachel erreicht, legt sie ein Ei in ihr Opfer. Also ernährt sich die Larve der Holzschlupfwespe von der Larve des Insekts, das in der Brutröhre lag. Könnte klappen, muss aber nicht. Wenn nun Kleptoparasiten den Bohr- und Legevorgang der Wespe beobachten, warten sie bis die Luft rein und die Rote Holzschlupfwespe verschwunden ist. Dann nutzen sie die Bohrung, um jetzt ihrerseits Eier dort abzulegen. Wer jetzt zuerst schlüpft, kann sich von der Larve ernähren. Mich hat die Genauigkeit beim Suchen des Zuganges zu der Brutröhre erstaunt. Der Lege- und Bohrstachel ist nicht viel dicker als ein Haar, und doch führt die Wespe ihn zielgerichtet zu der Stelle, an der die Bohrung entstehen soll, um ein winziges Loch zu bohren. Wenn sie eine Pause eingelegt hat, kam sie wieder an die gleiche Stelle zurück und hat genau dort weitergemacht, wo sie zuvor aufgehört hatte. Ein sehr faszinierendes Schauspiel war das.
Oben: Man sieht sehr deutlich das Verhältnis von Körperlänge zu Stachellänge. Obwohl hier nur die Stachelscheide zu sehen ist, kann man davon ausgehen, dass der Stachel die gleiche Länge hat. Linke Seite: Der Zugang ist gebohrt, der Stachel tief eingeführt, und im Inneren der Röhre wird sie jetzt zielgenau ihr Ei ablegen. Unten: Jede Zugangsmöglichkeit wird genutzt. Wie es aussieht, haben schon andere Insekten dort gebohrt.
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Haarige Zeiten
Linke Seite und unten: Zwei nahe Blicke habe ich auf die Knospen vom Mohn in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung geworfen. Die kann man sehr lange betrachten bei dieser Fülle an Details. Kleine Kunstwerke kurz vor der Öffnung zur roten Mohnblüte.
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Oben: Erstaunlicherweise sind viele Pflanzen, Knospen und Blüten voller Haare, geradezu voller Wolle. Nicht umsonst heißt der Pfirsich auf Plattdeutsch „Plünnappel“, was „Stoffapfel“ – in der Bedeutung von „Textilapfel“ – heißt. Links: Ein Ausschnitt aus einer Akeleiblüte. Ein Traum in sanften Farben! Rechte Seite oben: Die Knospen des Storchschnabels haben neben Härchen auch noch winzige Tröpfchen an selbigen. Mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Rechte Seite unten: In der Tierwelt geht es auch haarig oder borstig zu. Hummeln sind regelrechte Pelztiere, doch die abgebildete Igelfliege hat wohl eher Borsten. Ist anscheinend gut für die Aerodynamik. Das ganze Insekt ist kein Sympathieträger, aber sehr sehenswert. Das Fahrwerk, die Flügel, die Augen, der Panzer. Und einen blonden Vollbart hat sie auch. Insgesamt hat diese Fliege einen Designpreis verdient, finde ich. 144
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Das Netz ist hier auf ein Efeublatt gespannt. Eine Schwebfliege ist der Spinne ins Netz gegangen.
Perfekte Tarnung, großes Jagdglück 146
Die Grüne Kräuselspinne (Nigma walckenaeri) ist nur an wenigen Orten in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen – einer davon ist unser Garten. Diese Spinnen ziehen mit ihren Fäden Blätter am Rand nach oben, spannen darüber ein durchscheinendes Gespinst, lassen ein Eingangsund ein Ausgangsloch, hinterlassen vor dem Eingangsloch noch ein paar Fangfäden, und schon ist die perfekte Insektenfalle fertig. Durch das Gespinst und die grüne Grundfärbung ist die Spinne kaum zu sehen, und wenn ich mir meine Bilder so ansehe, ist das eine äußerst erfolgreiche Strategie.
Oben rechts: Das Fangen ist das eine, doch damit ist die Beute noch nicht in Sicherheit. Die Spinne zieht an der Fliege, obwohl diese an den Fangfäden festhängt. Der Fang ist fette Beute, doch gegen die Festigkeit der eigenen Fäden anzuziehen ist offenbar mühsam. So ein gutes Mahl will erarbeitet sein. Mitte rechts: An einem der vorderen Blätter eines Zierflieders hat sich diese Kräuselspinne ihr Netz gebaut. Sehr gut kann man die zwei Öffnungen erkennen. Sie lauert auf neue Beute, obwohl am Fangplatz noch die Reste des letzten Essens liegen. Unten: Dies war ein fotografischer Glücksmoment. Diese Grüne Kräuselspinne hat ihr Netz auf ein Rosenblatt gesponnen. Das Fangloch befindet sich in der Mitte des Blattes. Von großem Jagdglück gesegnet – für die Spinne und mich – waren drei Fliegen gleichzeitig im Netz. Die linke Fliege war gefangen und hat gezappelt, in der Mitte wurde eine weitere Fliege verspeist, und ganz rechts sehen wir die sterblichen Überreste der Mahlzeit vom Vortag.
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Aus der Haut gefahren
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Bei Menschen hat diese Redewendung mit Aufregung und schlechter Laune zu tun. Raupen hingegen kümmern sich nicht um Laune, aus der Haut fahren sie dennoch einige Male. Schlüpfen sie aus ihren Eiern, sind sie sehr klein. Da ihre Mutter die Eier vorausschauend an die Lieblingsfutterpflanze des Nachwuchses gelegt hat, können die kleinen Raupen gleich losmampfen. In Ermangelung anderer Interes-
sen fressen sie die ganze Zeit, wachsen dabei, und nehmen an Umfang und Länge zu. Doch was tun, wenn die Raupenhaut zu eng geworden ist? Die Natur hat es eingerichtet, dass sich die nächste Kleidergröße unter der Haut gebildet hat. Nun muss man nur noch diese enge, unbequem gewordene Hülle loswerden. Davon wurde ich Zeuge, als ich eigentlich das Schlüpfen von Blattwanzen an Akeleien fotografieren wollte.
Eine Raupe des Stachelbeerspanners hat sich am Stiel eines leergefressenen Stachelbeerblattes festgehalten, die Kopfkapsel ist abgestreift, und die Raupe schlüpft langsam aus ihrer alten Hülle.
Die Raupe schaut in die Kamera. Sie sieht aus wie vorher – nur größer, blasser und mit erkennbaren Augen.
Fast geschafft. Die abgetragene Raupenhaut ist nach hinten abgestreift und bleibt am Stängel zurück. 149
Die Farben werden langsam kräftiger, die Raupe macht sich auf den Weg zu ihren zahlreichen Geschwistern und zu neuer Nahrung. Der Dorn des Stachelbeerstrauches vermittelt einen guten Eindruck der Raupengröße.
Ein paar akrobatische Übungen werden vollführt. 150
In der Gruppe angekommen, geht die Raupe gleich ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: fressen.
Die Pillenwespe Pillenwespen sind wahre Maurermeister. Auf Steinen, Halmen oder Baumstämmen errichten sie aus Lehm pillenförmige Bauten, in die sie mit ihrem verjüngten Hinterteil ein Ei an die Rückwand legen. Damit die kleine Wespe nach dem Schlüpfen keinen Kohldampf kriegt, fängt Mutti schlanke Raupen, steckt sie durch die Öffnung und mauert die „Pille“ dann zu. Unten: Die Pillenwespe hat sich eine Raupe gefangen. Die Beute wird hin und her gedreht, bis sie abflugbereit verstaut ist, dann fliegt die Wespe zu ihrer selbstgemauerten Pille und steckt die Raupe dort hinein – als Babynahrung für die geschlüpfte Pillenwespe.
Diese Pille habe ich an einem Stein im Garten entdeckt.
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Flechten auf Bäumen
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Flechten sind Musterbeispiele für Symbiosen. Eine oder mehrere Algen und ein oder mehrere Pilze tun sich zusammen, um als Flechte einen Lebensraum zu bewohnen, der alleine nicht bewohnbar wäre. Wir sehen hier nur solche Arten, die auf unseren Bäumen vorkommen. Flechten können aber auch auf nacktem Stein, hoch im Gebirge, in Wüsten, auf Permafrostböden und sogar im Meer leben. Sie zählen nicht zu den Pflanzen, sind auf Bäumen keine Schmarotzer und nehmen Wasser nur aus der Luftfeuchtigkeit auf. Sie wachsen sehr langsam und können uralt werden. So faszinierend Flechten von ihrer Biologie her sind, so vielfältig sind sie in ihren Erscheinungsformen. Was manchmal grün zwischen den Flechten wächst, sind Moose. Herzlich willkommen zu einer kleinen Bilderreise durch die Welt unserer Baumflechten!
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Raupen sind Insekten? Erstmals muss ich etwas schreiben, was mir komplett gegen den Strich geht. Und um Zeit zu schinden, könnte ich noch stundenlang irgendwelche nichtssagenden Sätze zu Papier bringen, würde damit lediglich eine Menge heißer Luft umschaufeln und der Wahrheit möglichst lange aus dem Weg gehen. Doch nun nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und spreche es aus, was mir so viel Unbehagen bereitet:
Raupen sind Insekten! Dass Raupen nach dem Schmetterlingsei die nächste Stufe vor der Verpuppung sind, ist mir schon klar. Und wenn die Puppe sich dann voll entwickelt hat, dass daraus der fertige Schmetterling schlüpft, ist auch klar. Doch bereits Raupen als Insekten zu bezeichnen, wäre mir bisher nicht eingefallen und fällt mir auch immer noch schwer. Denn was zeichnet Insekten und in diesem Falle Schmetterlinge aus? Zuerst sind da drei Beinpaare, also sechs Beine. Raupen haben manchmal fünf Beinpaare, und einige von ihnen haben Beine am gesamten Raupenleib entlang. Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte, saugen Nektar und schillern mit ihren bunten Flügeln im Sonnenschein. Raupen dagegen können zwar auch sehr schön gefärbt sein, sind manchmal nackt und manchmal voller Haare, mümmeln sich von Blatt zu Blatt und sind wahrlich kein Ausbund an gaukelnder Eleganz und Schnelligkeit. Wenn man ohne biologische Kenntnisse Raupen und Schmetterlinge nebeneinander stellen würde, käme man nie im Leben auf den Gedanken, dass sie im Grunde das gleiche Wesen sind, nur in anderer Erscheinungsform. Denn das ist für mich eines der größten Wunder: Aus einem winzigen Ei schlüpft eine klitzekleine Raupe. Diese Raupe sitzt durch die Schlauheit der eierlegenden Mutter schon auf der richtigen Futterpflanze. Nun fängt sie an zu futtern, wächst dabei täglich, und da die Raupenhaut nicht mitwächst, häutet sie sich mehrfach, bis sie eine ausgewachsene Raupe ist. Wenn ihre Zeit gekommen ist, verlässt sie die Futterpflanze, sucht sich einen passenden Ort, verpuppt sich dort, und nach einer Weile schlüpft daraus der fertige Schmetterling. Wenn das kein Wunder der Natur ist, weiß ich auch nicht! Und doch: Raupen als Insekten zu bezeichnen, fällt mir noch immer schwer ...
Linke Seite: Die Raupe der Zackeneule ernährt sich von Weidenblättern und ist dort hervorragend getarnt.
Eine Raupe des Kleinen Kohlweißlings, perfekt getarnt auf Kapuzinerkresse. 157
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Oben: Ein Kleiner Kohlweißling. Rechts: Diese Zackeneule hatte sich ins Haus verirrt und wurde nach dem Fotoshooting wieder nach draußen gesetzt.
Linke Seite unten: Raupe des Kleinen Fuchses. Linke Seite oben: Ein Kleiner Fuchs. 159
Hier treffen sich zwei verschiedene Schwebfliegen auf der Blüte einer Japan-Anemone. Der Sommer neigt sich zwar langsam dem Ende entgegen, doch die Farben sind noch immer überwältigend.
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Gartenrundgang Es gibt Arbeitstage, die verlangen mir alles ab. Nach Feierabend schnappe ich mir dann meine Kamera und lasse mich sehr geruhsam durch den Garten treiben. Der Körper mag müde sein, doch die Augen sind hellwach. Das Durchschnittstempo entspricht dann dem der Nacktschnecken. Ich lasse sie passieren und schaue nach Fotomotiven aus. Dadurch habe ich viel Zeit, seltene oder gut getarnte Tiere zu entdecken. Um das bei einer Raupe zu demonstrieren, habe ich sie von der Seite und in der Draufsicht abgebildet. Die perfekte Tarnung! Und nur auszumachen, wenn man sehr langsam unterwegs ist. Unten: Am Kandelaber-Ehrenpreis haben sich zeitgleich Raupen und eine Hummel aufgehalten. Raupen ernähren sich eigentlich eher von Blättern und Stielen der Pflanzen. Diese hier ernähren sich von oder aus den Blüten.
Diese Braunwurz-Blattwespe ist ein Musterbeispiel für Mimikry. Sie sieht aus wie eine wehrhafte, stechende Wespe, ist aber im Grunde ihres Herzens ein friedliebendes Insekt. Das Fehlen der Wespentaille könnte die Folge eines guten Nahrungsangebotes in diesem Sommer sein, ist es aber nicht, denn Blattwespen sind nicht so figurbetont wie echte Wespen. Sie hoffen offensichtlich darauf, dass Querstreifen schlank machen, oder es ist ihnen schlichtweg egal, irgendwelchen Schlankheitsidealen zu genügen. Diese Wespe schien mir sehr zufrieden mit sich zu sein, war sehr leutselig und hat meine Kamera mit viel Interesse betrachtet.
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Eine Schwebfliege auf der Blüte einer Wilden Karde.
An was denkt man wohl zuerst, wenn man „Wilde Winde“ hört? An einen Segeltörn um Kap Hoorn bei entfesselten Böen, die die Segel zu zerreißen drohen? An den Tag nach dem Verzehr einer Bohnensuppe? Oder gar an ein zartes Pflänzchen, das in Weiß und Zartrosa daherkommt? Da alle drei Antworten richtig sind, kann man sich ein Bild machen, was auf dieser Aufnahme zu sehen ist. 162
Rechts: Dieses Tier trägt den klangvollen Namen Traubenkirschen-Gespinstmotte. Ganz schlicht in weiß mit schwarzen Tupfen gekleidet, ist es doch ein wunderschönes Tier.
Die angekündigte Raupe in der Draufsicht. Viele kleine Weidenzweige an unserem Teich waren von unerkannten Wesen an- bis abgeknabbert, ohne dass man ihre Spuren entdecken konnte. Es hat einige Minuten gedauert, bis ich diese hervorragend getarnte Raupe erblickt habe. Sie ist nicht viel dicker als der Weidenstängel und farblich hervorragend getarnt.
Die Raupe im Profil, immer noch schwer zu entdecken. Es ist übrigens die Raupe der Zackeneule, eines farbenfrohen, mittelgroßen Schmetterlings. 163
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Skorpionsfliegen Die Gemeine Skorpionsfliege gehört zu den Schnabelfliegen und war in Deutschland im Jahr 2018 das Insekt des Jahres. Bei den Skorpionsfliegen haben Weibchen und Männchen nicht das gleiche Aussehen (Geschlechtsdimorphismus). Das Männchen hat als Hinterteil einen Greifstachel, der aussieht wie der Stachel eines Skorpions, daher stammt auch der Name. Die bevorzugte Nahrungsbeschaffung geschieht durch Diebstahl – es wird geklaut, was Spinnen in ihren Netzen gefangen haben. Und wenn Paarungszeit ist, muss das Männchen besonders leckere und ausreichend Nahrung beschaffen, sonst weigert sich das Weibchen. Auch hier geht die Liebe durch den Magen.
Das Foto zeigt ein Weibchen (vorn) und ein Männchen (hinten) der Gemeinen Skorpionsfliege. 165
Das gesellige Zusammentreffen der Rotgelben Weichkäfer geht weit über ein gemeinsames Essen und ein anregendes Gespräch hinaus. Der Blütenflor, auf dem sie sich getroffen haben, ist ja auch sehr anregend. Da sollen wohl romantische Gefühle entstehen.
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Gesellige Gesellen Es ist ein wenig kühler geworden, Regen fiel, es nieselte, und da tun Insekten, was auch wir tun. Enger zusammenrücken, kuscheln und die Zeit für einen kleinen Plausch nutzen. Rechts: Auf einem Weinblatt unter einem darüberliegenden Weinblatt trafen sich zwei Florfliegen. Sie gehören zu den Haften und sind Netzflügler, was man unschwer erkennen kann. Sie haben im Schutz der Blätter den Regen gemeinsam abgewartet. Als vorwitziger Fotobomber lugt am Blattrand eine Raupe ins Bild. Unten: Zwei Goldfliegen habe ich auf regennassem Klee entdeckt.
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Oben: Direkt nach einem Regenschauer sammelten sich viele Schwebfliegen auf den nassen Mohnblüten. Im Sonnenschein wurden die Blüten nicht annähernd so stark angeflogen. Nun findet man sich als Schwebfliege dort ein und hat offenbar genug zu essen und ausreichend Gesprächsstoff.
Links: Diverse kleine Blattkäfer belagern derzeit die Blüten der Malven. Auch hier ist wohl Nahrung zu finden. Sie sind übrigens ziemlich klein. Ich schätze sie auf eine Länge von 5 bis 6 Millimeter. 168
Hier sehen wir in die Komplexaugen und die drei Nebenaugen (Ocellen) einer kleinen Wildbiene. Diese Bienen sind solitär unterwegs, aber auch immer so fleißig, dass wenig Zeit für soziale Kontakte bleibt. Jedenfalls nicht bei der Arbeit. Sie gönnt sich mitten auf der Blüte eine Pause und uns damit ein schönes Foto. 169
Wespe mit Fliege Es ist nicht immer angenehm, was ich durch den Sucher der Kamera sehe, doch neben all der Schönheit im Reich der Tiere und Pflanzen gibt es auch die andere Seite des Jagens und Tötens. Auf dem Blatt eines Schneeballstrauches war der Kampf schon ausgefochten, aber die Wespe war noch voll im Kampfmodus, hat die Fliege an ihrem Saugrüssel gepackt und sie hin- und hergeschleudert. So etwas hatte ich bisher nur von Hunden mit ihrem Spielzeug gesehen. Die Fliege wurde geschüttelt, gedreht, abgetastet und zuletzt auf den Rücken gelegt. Die Wespe hat sich darüber gestellt, hat sie gepackt und ist mit ihr davongeflogen.
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Spinnenpaarung Auf trockenen Halmen, recht exponiert, habe ich dieses Pärchen der Kleinen Scheintarantel (Alopecosa pulverulenta) bei der Paarung entdeckt.
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Tagpfauenaugen
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Der komplette Lebenszyklus der Tagpfauenaugen ist nicht mit ein paar Zeilen und Bildern geschildert, sodass ich mir dafür etwas mehr Raum nehme. Mit ihrem Lebensverlauf stehen diese wunderschönen Falter dann aber auch für viele andere Schmetterlinge, deren Leben ähnlich verläuft. Dass ich die Tagpfauenaugen gewählt habe, hat mit der Entdeckung eines Geleges zu tun. Dieses habe ich beobachtet, immer wieder aufgesucht und natürlich viele Fotos davon gemacht. Meine kleine Dokumentation beginnt bei winzigen Eiern und endet in einem Abschiedsbild. Hier nun erstmal die amtlichen Daten: Name: Tagpfauenauge (Aglais io) Familienzugehörigkeit: Edelfalter Flügelspannweite: bis zu 55 Millimeter Verbreitung: Von Mitteleuropa bis nach Japan Besonderheiten: Augenflecken. Bei Gefahr klappen die Tagpfauenaugen ihre Flügel ruckartig mit einem zischenden Geräusch auf. Angreifende Vögel werden von den großen Augenflecken abgeschreckt, Mäuse hingegen durch das Zischgeräusch.
Nach dem Schlüpfen geht es drunter und drüber bei den jungen Raupen. Sie haben zwar schon ihre schwarze Kopfkapsel, aber der Körper ist noch grünlich.
Im zweiten Stadium sind die Raupen schon schwarz gefärbt, aber noch immer recht klein.
Dieses Gelege habe ich auf der Oberseite (normalerweise ist es immer an der Unterseite) eines Brennnesselblattes entdeckt. Die winzigen Eier sind hellgrün und sehen ein wenig aus wie Kiwis.
Hier sieht es aus, als ob jemand Strampelanzüge zum Trocknen aufgehängt hätte. Das stimmt auch fast, doch es sind Raupenhäute, die zu eng geworden sind. Die Raupen haben ihre Hinterteile am Blatt befestigt, die alte Haut aufgesprengt und sind dann mit der nächsten Kleidergröße davon gezogen, um weiter Brennnesseln (Urtica dioica) zu fressen. Fehlen diese Pflanzen im Garten, gibt es keinen Tagpfauenaugen-Nachwuchs. Die Raupen fressen ausschließlich diese haarigen und für uns brennenden Pflanzen. 173
Bis die Raupen ihre volle Größe erreicht haben, bleiben sie zusammen. Und gemeinschaftlich werden einzelne Brennnesselpflanzen ratzeputz kahl gefressen.
Hier haben wir ein paar mittelgroße Raupen. Bis sie ihre volle Größe erreicht haben, häuten sich die Raupen des Tagpfauenauges vier- bis fünfmal.
Zum Schutz vor Fressfeinden und Parasiten (hauptsächlich Schlupfwespen) spinnen die Raupen ein dichtes Gespinst. In diesem Falle spannt es sich über mehrere Pflanzen. 174
Die letzte Häutung vor der Verpuppung ist abgeschlossen, und Kopfkapsel und Stacheln sind noch kurze Zeit hell, bevor sie sich wieder dunkel färben.
Alle Blätter sind weggefressen, nun machen sich die Raupen noch über die Samen der Brennnesselpflanzen her. Rechts: Nahaufnahme des Kopfes mit seinen Mundwerkzeugen. 175
Raupe in der Seitenansicht. Hier kann man die Beine gut erkennen. Vorne sehen sie eher aus wie Greifhaken, dahinter kommen dann die richtigen Beine, und ganz hinten befinden sich die sogenannten Nachschieber.
Was mögen diese zwei bereden? Kurz bevor die Raupen die Futterpflanzen zur anstehenden Verpuppung verlassen, stecken diese beiden Turtelräupchen ihre Köpfe zusammen. Machen sie Pläne, um sich Seite an Seite zu verpuppen? Verabreden sie sich für einen Rundflug nach dem Schlüpfen? Legen sie einen Treffpunkt zur Paarung oder zur gemeinsamen Eiablage fest? Das alles können wir nur mutmaßen, denn demnächst werden sie komische Kopfbewegungen machen, die Brennnesseln hinab kriechen, um sich an trockenen Halmen oder Zweigen in den nächsten Lebensabschnitt zu begeben. 176
Eine Puppe am Stängel einer Brennnessel.
Normalerweise greife ich nie in die Natur ein. Eventuell biege ich einmal ein paar Grashalme zur Seite, um ein besseres Foto machen zu können, mehr aber nicht. Um die Komplettverwandlung (Holometabolie) der Tagpfauenaugen vollständig zu dokumentieren, habe ich jedoch ein paar Raupen, die gerade eine Asphaltstraße überquert haben, aufgesammelt und sie in eine Plastikwanne gesetzt. Darin waren Brennnesselblätter, Steine, Erde und reichlich trockene Zweige. In der Wanne haben sie sich aufgehängt, verpuppt und sind dann später auch geschlüpft, um ihr Leben als Flugkünstler in Freiheit zu genießen. Wir sehen hier eine fertige Puppe sowie eine Raupe, die kurz vor der Verpuppung steht. Das Grün schimmert schon durch.
Links: Die Puppe kriegt es irgendwie hin, die Raupenhaut nach oben abzustreifen. Es ist das gleiche Wesen wie zuvor, nur in anderer Erscheinungsform. Ich finde, diese beiden Formen haben optisch rein gar nichts miteinander zu tun. Gewöhnlich fällt die alte Haut herunter. Hier ist sie am Aufhängepunkt der Puppe hängengeblieben. Rechts: Selbst nachdem der Schmetterling geschlüpft war, war die Raupenhaut noch an Ort und Stelle. 177
Dieser große Schmetterling kommt aus so einer kleinen Puppe? Das ist unfassbar, doch sehr klar zu sehen. Nachdem der Schmetterling sich zu seiner vollen Größe entfaltet hat, die Flügel fest und stabil geworden sind, startet er seinen ersten Flug durch den Garten.
Kaum im Garten angelangt, ist das Tagpfauenauge auf einer Blüte gelandet und hat mit seinem Saugrüssel Nektar zur Stärkung getrunken.
Ein Tagpfauenauge in voller Größe und Schönheit.
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Ein Blick auf das Hinterteil zeigt uns, dass auf den Flügeln auch Haare wachsen. Welch ein Wunderwerk der Evolution!
Das Detailfoto des oberen Flügels zeigt uns, dass die Färbung durch die Anordnung farbiger Schuppen entsteht.
Nach vielen Flugstunden, Wind und Regen ist die Färbung verblasst, doch das Leben in der Luft, von Blüte zu Blüte war hoffentlich für diesen Schmetterling ein erfülltes. Im Spätherbst suchen sich die Falter einen geschützten Ort für die Überwinterung, um sich dann im zeitigen Frühjahr einen Artgenossen für die Paarung zu suchen. Nach ein paar Wochen und den Weg über das Ei, die Raupe und die Puppe ist im Mai die erste Generation von Tagpfauenaugen wieder im Garten zu entdecken.
Abgesang auf einen Gaukler der Lüfte.
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Ein voll bepackter Weißdorn vor blauem Herbsthimmel.
Bunte Wildfrüchte und gut getarnte Raupen 180
Die Tage werden merklich kürzer, die Sonne hat nicht mehr die Kraft, den Morgentau im Schatten der Bäume über Tag zu verdunsten. In sonnenbeschienenen Partien aber werden Halme und Blätter trocken, und dort finden sich noch allerlei Insekten und ein paar Schmetterlinge ein. Sehr erstaunlich finde ich die Tatsache, dass immer noch Raupen zu sehen sind. Vor ein paar Tagen hatten wir lediglich fünf Grad Celsius, doch die Raupen sind trotzdem noch wacker unterwegs, wenn auch sehr bedächtig (und sie sind ohnehin eher im Tempo der Plattentektonik unterwegs). Besonders viele Raupen gab es natürlich im Nutzgarten. Ich habe ein paar Reihen Kartoffeln aufgenommen, und dabei die kommende Ernte von Grün- und Rosenkohl inspiziert. Allein auf dem Rosenkohl habe ich vier verschiedene Arten entdeckt: die Raupen von Kleinem Fuchs, Kleinem Kohlweißling, Hausmütterchen und Achateule. Kohl ist eben lecker und gesund! Da wir beim Rosenkohl nur die Röschen essen, können die Raupen gerne die Blätter haben. Der Grünkohl wird ihnen wohl zum Opfer fallen. Auf dem Rückweg von der Erntearbeit habe ich noch eine gut getarnte Raupe entdeckt, ihren Namen muss ich noch ermitteln. Aber wie gut sie doch getarnt ist! Steht dort wie ein grünes Stöckchen, und das schon so lange, dass sich Spinnenweben an ihrem Kopf verfangen haben. Farblich gibt es bei den Wildpflanzen jetzt ein regelrechtes Feuerwerk, denn sie müssen auf sich aufmerksam machen. Dann kommen Vögel, fressen die Früchte, und nach dem Weg durch den Verdauungstrakt gelangen die Samen an einen neuen Ort, wo dann ein neuer Baum oder Strauch entsteht. Auch eine schlaue Verbreitungsstrategie.
Die Samen des Ahorns werden bald zu Boden segeln. Das ist äußerst effektiv: Überall bei uns im Garten laufen Ahornbäume auf.
Auf einem Rosenkohlblatt sitzt eine Raupe des Großen Kohlweißlings.
Das Pfaffenhütchen hat Mut zur Farbe. Rosa und Orange, das ist ganz schön knallig zusammen! Die Samen sind orange, erscheinen den Vögeln dadurch vielleicht schmackhafter als die rosafarbene Kapsel, und damit wäre das Ziel der Verbreitung wieder erreicht.
Dieser Geselle müsste die Raupe eines Spanners oder einer Eule sein. Auf jeden Fall ist die Raupe bestens getarnt und fällt somit nicht so leicht ins Auge. 181
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Anmut und Ideenreichtum Von der Natur um mich herum bin ich oft begeistert. Diese Farben, die Vielfalt der Formen, so unterschiedliche Blattstrukturen und ebenso viele Grüntöne von Stängeln und Blättern! In erster Linie spreche ich hier natürlich von Blumen, Wiesenpflanzen, Disteln, Gräsern und allem, was hier so wächst. Der Sommer war die hohe Zeit der Blüten. Mit Farben, Blütenformen und Düften locken sie Insekten zur Bestäubung an. Ausgeklügelte Mechanismen einiger Blüten platzieren die Pollen an den Insekten, die bei der Landung auf der nächsten Blüte für die Bestäubung sorgen. Um die Flieger anzulocken, gibt es Nektar als Belohnung. Hat alles geklappt mit der Bestäubung, bilden sich Samen heran, und wenn sie reif sind, wird es Zeit für die Verbreitung, um im nächsten Jahr eine neue Pflanze auszubilden. Womit wir beim praktischen Teil des Kapitels wären: Fortpflanzung. Das ist das Ziel sämtlicher Lebewesen, denn wenn man sich nicht vermehrt, stirbt man früher oder später
aus. Also müssen Strategien her, um die eigenen Gene zu verbreiten und für den Fortbestand der Art zu sorgen. Doch das kann man so oder auch ganz anders machen, womit wir beim ästhetischen Teil angelangt wären, denn es gibt Pflanzen, die sich mit einer unglaublichen Eleganz dem Abschied ihrer Samen widmen. Gerne wird der Wind als Transporteur genutzt. Aber die Vorbereitung, die Herstellung filigraner Flugobjekte, die Konstruktion der Fruchtkörper und die Beachtung des richtigen Zeitpunktes lassen auf durchdachte strategische Planungen schließen – wenn man mit menschlichem Gehirn denkt. Die Pflanzen haben, ganz ohne sichtbares Gehirn, so unglaublich schöne Samenstände entwickelt, dass es einem den Atem verschlagen kann.
Linke Seite: Die Samen dieses Grases sind reif. Sie befinden sich in der Grasähre, um vom Wind herausgeschüttelt zu werden.
Besonders anmutig versamt sich der Storchschnabel (Geranium). Hier fehlt zwar ein Arm, doch die Samenkapsel wird wacker nach oben gehalten, damit die Samenkörner hinausfallen können.
Hier sind beide Arme vorhanden, die Kapseln sind geleert, und nach einem Jahr vom Aufwachsen über’s Blühen bis zur Reife und dann abschließend zur Versamung war es ein weiter Weg. Nun bleibt die Welke des Stängels und damit der endgültige Abschied dieser kleinen, schönen Pflanze. Mit dem Ausbringen der Samen ist das Lebensziel erreicht. 183
Die Samenkapsel des Leimkrautes ist sprichwörtlich ein Füllhorn voller Leben. Bis zum Rand gefüllt mit Samenkörnern kann jetzt ein kräftiger Wind die Arbeit der Verbreitung übernehmen.
Auch die Mohnkapsel ist voller Körner. Am oberen Rand sind die Öffnungen für die Verbreitung vorgesehen. 184
In einem Meer von Samenschirmen scheinen die letzten ungeöffneten Blütenstände zu baden. Welch ein Überfluss in diesem Bild, welche Kraft schickt die Ackerkratzdistel in die Welt hinaus.
Der Klassiker und bekannteste Samenschirmverbreiter schlechthin – der Löwenzahn. Hier ist nur noch ein Windhauch nötig, um auch den letzten Flugschirm auf seine Reise ins Ungewisse zu bringen.
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Das Weidenröschen hat eine sehr ungewöhnliche Methode entwickelt. Sie spaltet die obersten Teile ihrer Stängel auf, und heraus kommen Samenkörner an reisefertigen Fallschirmen. Grazie und Effektivität in einem: Ein wahres Meisterwerk der Evolution!
Die gewundenen Samenkapseln dieser Kleeart sind ein Kunstwerk für sich. Wenn die Zeit gekommen ist, wird das Samenkorn zu Boden fallen. 186
„Mein Schatz“ Eine Baumsichelwanze steht über einer toten Raupe. Ob sie diese getötet hat, oder ob sie die tote Beute so auf dem Blatt vorgefunden hat, weiß ich nicht. Was ich aber sehe, ist ein Tier, dass um nichts in der Welt diese Beute hergeben will. Die Hinterbeine sind in Löchern im Blatt festgekrallt, die Vorderbeine halten die Raupe links und rechts fest, und mit ihrem Körper steht sie schützend über ihrem Fang. In Gedanken höre ich sie „my precious“ oder „mein Schatz“ flüstern ...
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Schnecken im Garten
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Schnecken, ob nackt oder mit Gehäuse, sind natürlicherweise auch Teil unserer Gartenwelt. Im Ziergarten sind sie wenig zu sehen. Im Gemüsegarten habe ich auch nur wenige entdeckt, und da wir keinen Salat anbauen, kann ich keinen Verbiss von Schneckenzähnen am Gemüse entdecken. Als Fotomotiv sind Schnecken sehr gutmütige Mitarbeiter, anders als emsige Insekten, die nicht zwei Sekunden auf einer Stelle stehen können. Kommt man Ihnen zu nahe oder fühlen sie sich bedroht, ziehen die Nacktschnecken ihre Augenfühler ein, und die Gehäuseschnecken verkrümeln sich für kurze Zeit komplett in ihr Schneckenhaus. Da Geduld der zweite Name des Naturfotografen sein muss, ist die Zeit überschaubar, bis die Fühler wieder hervorkommen und die Schnecke in ihrem gemächlichen Tempo erneut unterwegs ist.
Kletterpartie auf der Fetthenne (könnte ein schwieriger Berghang sein, ist aber eine schöne Gartenpflanze: Sedum telephium).
Die Regelmäßigkeit der Spiralmuster von Schneckenhäusern sind von Mathematikern anhand des Goldenen Schnitts nachgewiesen worden. Soviel mathematisches Verständnis gibt mein Kopf nicht her, aber die perfekte Geometrie lässt mein ästhetisches Herz höher schlagen.
Ein tiefer Blick in ein Loch im Fallobst. Die Nacktschnecke hat eine Stelle im Apfel gefunden, wo sie direkt ans Fruchtfleisch kommt. Linke Seite: Manchmal ergeben sich Muster und Konstellationen, die nur wenige Augenblicke existieren. Wäre ich ein paar Minuten früher oder später des Weges gekommen, hätte ich dieses Bild der Schnecke auf dem Grashalm vor dem Apfel nicht entdeckt.
Mitten auf einem freien Gartenstück liegt ein angepicktes Amselei. Mit großem Interesse wird es von der Nacktschnecke inspiziert. 189
Zwischen Wasser und Eis
An der Spitze eines Brennnesselblattes ist der Übergang vom Eis zum Wasser zu erkennen.
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Ein klarer Morgen Ende November. Die Nacht war sternenklar, und Frost hat sich über einige Bereiche des Gartens ausgebreitet. Durch den Regen der Vortage sind noch allerorten Wassertropfen auf Blättern und Halmen. Doch vom Frost durchdrungen, bestehen diese Tropfen nun aus klarem Eis. Die Tropfen sind nicht mehr kugelrund und es haben sich noch allerhand andere, interessante Formen gebildet. Blätter sehen aus wie überzuckert, die Kappe eines Pilzes ist mit kleinen Eiskristallen bedeckt. Doch sobald die Sonne diese Bereiche beleuchtet, verwandelt sich der Zauber wieder in Wasser zurück. Ein Kabinett der Kristalle, das nur denen sichtbar ist, die am frühen Morgen im raubereiften Gras vor den Eisgebilden der Nacht hocken. Unten: Dieses Blatt sieht aus wie mit Hagelzucker bestreut. Wie entstehen solche Muster? Hier sind es einzelne Punkte, auf anderen Blättern liegt Reif auf der gesamten Fläche. Warum gefriert Wasser auf Blättern in so unterschiedlichen Erscheinungsbildern? Es gibt noch vieles zu entdecken!
Diese Kristalle auf dieser Pilzkappe sind am Vorabend noch Wassertropfen gewesen. Bald werden sie tauen, den Pilz über Tag zieren, um in der kommenden Nacht wieder zu gefrieren.
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Die Härchen auf diesem Stängel sind von Reif überzogen.
Ahornblätter, von Frost zusammengeeist und dann mit einer zarten Schicht Reif überzogen.
Die Sonne bahnt sich schon ihren Weg, die ersten Lichtstrahlen sind im Bild zu erkennen. Doch noch sind die Grashalme in der Froststarre der Nacht gefangen.
Dieser Wassertropfen auf dem Ahornblatt ist schön klar durchgefroren, hat ein paar Luftblasen eingeschlossen, und durch die Umwandlung in Eis hat er keine gleichmäßige Kugelform mehr.
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Den genauen Übergang von Eis zu Wasser zu finden, ist mir hier gelungen. Der Tropfen war zwischen zwei Halmen eingefroren. Jetzt sind beide Berührungspunkte an den Halmen schon getaut, während der Kern dazwischen noch immer Eis ist. Nur Sekunden nach dem Bild war davon nichts mehr übrig.
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Ein Eisgebilde wie ein Mondfisch hat sich an einem Grashalm entwickelt.
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Luft unter dem Blatt Bisweilen ergeben sich Konstellationen in der Natur, die man sich nicht schöner denken könnte. Ein Ahornblatt des letzten Jahres liegt im Randbereich unseres Teiches. Es hat schon sichtbar an Substanz verloren, scheint durchsichtig und durchlässig, und doch sammeln sich darunter Luftblasen. Dieser Anblick hat mir ein ungewöhnliches Bild beschert.
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Raupen im Schnee 196
Raupen des Großen Kohlweißlings überwintern für gewöhnlich als Puppe. Folglich muss die Herbstgeneration als Raupe rechtzeitig vor dem Frost einen ruhigen Ort für die Verpuppung finden, um dort ungestört und geschützt den Winter zu verbringen. In milden Wintern können auch die Raupen den Winter überleben. Doch was, wenn man unverhofft einschneit? Ahnt ja keiner, dass es im Dezember schneit! Bei uns auf dem Rosen- und Grünkohl habe ich ein paar Kandidaten im Schnee fotografiert. Sie waren bewegungslos (sie sind schließlich wechselwarme Wesen), saßen auf den abgefressenen Blattadern ihres Kohls und mussten ertragen, was kam. Offenbar waren die Eltern extrem spät unterwegs in Sachen Nachwuchs, und die Kinder bibbern jetzt im Schnee. Linke Seite: Die Raupe sitzt auf dem kahlgefressenen Rosenkohlblatt – halb im Schnee, halb draußen.
Oben: Nahaufnahme des Raupenleibes mit aufgetautem Schnee als Wassertropfen. Unten: Die Sicht dieser Raupe dürfte getrübt sein, denn die Kopfkapsel ist in einen Wassertropfen gehüllt.
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Kurz vor der Wintersonnenwende
Ein lichtbringender Winterblüher ist der Winterjasmin. Einige Sorten stehen bereits in Blüte, bei unserem sind bisher nur Knospen zu sehen. Doch dieses zarte Farbspiel tut gut, wenn alles rundum grau und braun ist.
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Heute war wieder ein Adlertag. Wir haben ein wenig im Garten rumgewurschtelt, und irgendwann hat meine Frau mich auf den Adler über uns aufmerksam gemacht. Das ist immer wieder schön. Die Kamera lag im Haus, und so habe ich den Anblick ohne den Blick durch den Sucher genossen. Ansonsten war heute ein lichtloser Tag. Und was mir aufgefallen ist: Noch nie kam mir die dunkle Jahreszeit so dunkel vor. Morgens ist es noch ewig lange Nacht, bevor die Sonne sowieso nicht aufgeht, und nachmittags um halb fünf ist es schon wieder zappenduster, und es fühlt sich an wie abends um neun. Es war vorhin gerade so viel Licht, dass ich mich im Garten nicht verlaufen habe (okay, das ist etwas dick aufgetragen), doch bei ein paar Bildern musste ich den Blitz dazu nehmen, um ein wenig Farbe in das Bild zu bekommen. Eine große Menge gibt der Tiermarkt nicht her, aber immer noch erstaunlich viel. Sogar Schnecken habe ich jeden Tag gesehen. Im Dezember! An den zwei Futterhäusern sind Meisen, Spatzen, Amseln und manchmal Kleiber zu beobachten. Das sind sehr wenige Arten für diese Jahreszeit. Was ich so viel wie noch nie entdecke, sind Mini-Insekten wie zum Beispiel Zikaden. Da sind meine Augen und sogar die Technik der Kamera am Ende. Ich kann sie entdecken, weil sie herumfliegen und -hüpfen, aber klarer wird ein Foto dann auch nicht. Die Natur hat im Herbst und Winter ihre Ruhe. Blätter, Blumen und Gräser zersetzen sich, die Vegetation hält inne, und doch sind überall schon Boten des erwachenden Lebens zu entdecken. Was wären die Kraft und der Farbrausch des Frühlings, wenn nicht vorher eine Zeit der Ruhe und Entspannung geherrscht hätte?
Oben: Dieses kleine Blatt ist auf einem Stein gelandet, löst sich dort auf und geht wieder in den Kreislauf des Lebens ein. Unten: Die Ahornsamen sind auf einem Wackerstein gelandet. Auch bei ihnen hat die Zersetzung eingesetzt, doch mit viel Glück fallen die Samen auf den Boden und können dort austreiben.
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Oben: Ein starker Fliederstamm ist gerissen, gebrochen, geborsten. Kaum zu glauben, dass in diesem Stamm noch Saft und Kraft fließen.
Links: Aus einem alten Holunderstamm schauen schon zwei Asttriebe heraus. Auch sie warten auf ausreichend Sonnenstunden und höhere Temperaturen, um sich in die Höhe zu recken.
Rechte Seite: Hier sehen wir, wieviel Lebenswillen immer noch in diesem Flieder steckt. Es sind zwar weniger als sonst, aber immerhin sind welche da – Knospen! Sie sind schon voll ausgebildet und erwarten in diesem Stadium den Frühling. Für solche Fälle fällt mir immer ein Zitat aus Jurassic Park ein: „Das Leben findet einen Weg“. Wo wir diesen Stamm wohl längst abgeschrieben hätten, findet die Natur immer noch Wege, wie es weitergehen kann. 200
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Hoffnung 202
Nach langer Zeit klirrender Kälte, ausdauernden Schnees und garstiger Winterwinde zeigt die Natur uns immer wieder Zeichen des Lebens, des Aufbruchs und der Hoffnung, dass die widrigen Umstände irgendwann überstanden sein werden. Solche Zeiten sind naturgegeben wichtig und völlig normal, doch ist es in dunklen und lebensbedrohlichen Zeiten schön, einen Lichtstreif am Horizont in Form von unbeugsamen Pflanzen zu entdecken.
Hagebutten mögen durch und durch geVon der Last des Schnees gebeugt ist dieser hellgrüne Grashalm. froren sein, ein Farbtupfer im Winter sind „Durchhalten“ ist die Devise. Das nächste Frühjahr kommt sie dennoch. bestimmt. Unten: Woher diese Löwenzahnpflanze die Unverfrorenheit nimmt, im verharschten Schnee bei Eiseskälte, überzogen von Eiskristallen, eine Knospe aus dem Schnee zu strecken und mit der Reflektion des Sonnenlichtes auf den Kristallen einen Lichtstrahl der Hoffnung auszusenden, bleibt ein Rätsel.
Der Immergüne Efeu widersteht dem Frost selbst in langen Wintern. Durch seine dunkle Blattoberfläche fangen sich dort die Sonnenstrahlen. Halb ist das Blatt noch gefroren, halb schon getaut. Linke Seite: In den braunen Samenständen der Spirea hatte sich Schnee gesammelt, war angetaut und ist dann wieder gefroren. Im Gegenlicht der frühen Wintersonne glitzern Eis und Kristalle am Rand. 203
Über den Autor Heiko K. Voss, Jahrgang 1961, ist Kunstschmied und metallgestaltender bildender Künstler mit Werkstatt östlich von Schwerin. Seine Eisenbilder und Skulpturen stellt er in der eigenen Galerie und auf seiner Skulpturenwiese aus. Neben der Kunst schlägt sein Herz für den Erhalt der Natur und der Artenvielfalt. Die Sorge über das Artensterben hat in den letzten Jahren zu einer verstärkten Hinwendung zu ökologischen Themen geführt. Die Vielfalt und der Reichtum der Tierwelt im eigenen Garten ist Thema seines ersten Buches. Darüber hält er auch Vorträge.
Danksagung Ich danke allen, die mich zum Schreiben dieses Buches ermutigt haben. Besonderer Dank gilt meiner Frau Agnes für ihr Lektorat. Rainer Baumann hat aus meinen Bildern und Texten das Buch gesetzt und gestaltet. Großartig – vielen Dank. Ich danke Kristin Zscheile und Udo Steinhäuser für ihre Beratung aus Sicht der Biologen. Tobias Schirrmeister und seinem Team sei herzlich für ihre Beratung und ihr Engagement gedankt. Großer Dank gebührt Stefanie Wolf vom Springer-Verlag. Sie hat mich vom ersten Kontakt bis zum fertigen Buch sehr herzlich und verbindlich begleitet und mir die Scheu vor einem Buchprojekt genommen.
www.heiko-k-voss.de 204
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