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German Pages 50 Year 1869
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4. Niederſchleſiſchen
Infanterie -Regiments Nr. 51 an dem Feldzuge von 1866.
Als Beitrag zur Regimentsgeſchichte. Bearbeitet von
Schellwiß , TE
Seconde- lieutenant im Regiment.
TU Mit einer farte.
Berlin, 1869. Ernſt Siegfried Mittler und Sohn. Kiöniglide Hofbuchhandlung. Kochſtraße 69.
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Erſte Bewegungen. A18 Is
in den Tagen vom 5. bis 12. Mai 1866 der Telegraph die Mobilmachungsordres durch die Preußiſchen Lande trug , da be fanden ſich die einzelnen Truppentheile größtentheils noch in ihren Friedensgarniſonen. Von unſerem Regiment, welches den Mobil machungsbefehl am 6. Mai erhielt, ſtand der Stab und das 1. Ba taillon in Breslau, und das 2. Bataillon in Glaß.
Das Füſilier
Bataillon lag in Stantonnements - Quartieren in Glatz, wohin es be Hufs Unterſtüßung der dort ſtehenden Truppen beim Arbeitsdienſt zur Armirung der Feſtung ſeit dem 13. April berufen war.
Es rückte
jedoch am 7. Mai ſchon nach ſeiner eigentlichen Garniſon Silberberg zurück, um dort die Mobilmachung leichter ausführen zu können. Da zu dieſer Zeit noch nicht zu überſehen war, wer überhaupt außer Deſterreich in dem bevorſtehenden Friege Feind ſein würde, fo konnte die Aufſtellung der geſammten preußiſchen Streitmacht auch noch nicht feſtgeſtellt werden. Um aber für alle Fälle an den Grenzen kriegs
bereite Truppen verfügbar zu haben, ſo wurde durch die A.-S.-D. vom 8. Mai zunächſt beſtimmt, daß die einzelnen Armee-ſtorps kon
zentrirt würden, und zwar beim VI. Korps die 11. Diviſion in der Umgegend von Frankenſtein, die 12. bei Neiſſe. *) Nach beendeter Mobilmachung verließ daher zuerſt der Stab und das 1. Bataillon des Regiments am 14. Mai feine Garniſon und marſchirte nach der Grafſchaft Glat, wo ſie am 17. ej. die ihnen angewieſenen Quar tiere Rengersdorf, Eifersdorf und Maerzdorf erreichten. Das 2. Ba
taillon verblieb in Glaß, das Füſilier-Bataillon in Silberberg und dem angrenzenden Schönwalde. Zur genaueren Beobachtung und Sicherung der aus Deſterreich nach der Grafſchaft führenden Straßen * ) Die Ordre de bataille des VI. Armee -Korp8 ſtehe umſtehend. Smellwiß , 4. Nieberſ lef. Inf.-Regt. Nr. 51.
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erhielt darauf am 21. Mai der Oberſt Baris von Seiten der Divi ſion den Befehl, von dem 1. und 2. Bataillon ſeines Regiments und
einer 108 Pferde ſtarken Abtheilung des 8. Dragoner-Regiments ein zelne Detachements gegen die Grenze vorzuſchieben , um ſich durch
fleißigen Patrouillengang über etwaige feindliche Bewegungen genaue Kenntniß zu verſchaffen. Zu dieſem Zweck wurden am 21. Mai die Orte Lewin , Reinerz , Habelſchwerdt, Mittelwalde , Wilhelmsthal , Landek und Reichenſtein mit 1 reſp. 2 Zügen des 1. Bataiđons und einigen Pferden beſett, während die 5. und 7. Kompagnie nach Eiſers dorf, die 6. und 8. nach Schwedeldorf als Replis der vorgeſchobenen Detachements dislozirt wurden. In ähnlicher Weiſe war die öſter reichiſche Grenze von Wünſchelburg bis Waldenburg vom 6. Jäger Bataillon beſetzt und ihm diente das Füſilier-Bataiūlon des Regiments in Silberberg als Replis. In dieſer Aufſtellung ſtand das Re 1
Ordre de bataille des VI. Armee - Korps. Kommandirender General: General der Kavallerie v. Mutius.
11. Infanterie - Diviſion . Kommandeur : General-Lieutenant v . 3 aſtrow .
1. Schlefiſches Grenadier -Regiment Nr. 10, Oberſt Frhr. 21. Infanterie-Brigade : General-Major v . Hanenfeld.
v . Falkenſtein.
3. Niederſchleſiſches Infanterie- Regiment Nr. 50, Oberft v . Națmer.
Schleſiſches Füftlier-Regiment Nr. 38, Oberſt v. Wik leben.
22. Infanterie- Brigade: General-Major
4. Niederſchleſiſches Infanterie-Regiment Nr. 51, Oberſt Paris. Davon :
v . Hoffmann.
1. Bataillon : Major 1. Haine. 2. Bataillon : Major v. Oſtrowski.
Füfilier-Bataillon : Oberſt- Lieutenant v. Kontki. 2. Schleſiſches Dragoner-Regiment Nr. 8. 2. Fuß-Abtheilung Schleſiſchen Feld - Artillerie-Regiments Nr. 6.
12. Infanterie- Diviſion. Kommandeur : General-Lieutenant v. Prondzynski. kombinirte Infanterie- 1. Oberſchleſiſches Infanterie -Regiment Nr. 22. Brigade : General-Major 2. Oberſchleſiſches Infanterie-Regiment Nr. 23.
Schleſiſches Jäger-Bataillon v. Cranach. 2. Schleſiſches Huſaren -Regiment Nr. 6.
Nr. 6.
1. Fuß -Abtheilung Schleſtſchen Feld -Artillerie-Regiments Nr. 6.
Reſerve-Ravallerie. Reſerve-Artillerie.
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giment bis zum 26. Mai , ohne jedoch in irgend welche Berührung mit feindlichen Truppen zu kommen. Die Zeit wurde aber fleißig
zu Schieß- und Felddienſt-Uebungen benutzt, um die eingezogenen Re ſerve- und Landwehr-Mannſchaften in dieſen wichtigſten Dienſtzweigen von Neuem zu befeſtigen . Inzwiſchen war durch die diplomatiſchen Verhandlungen klar
geworden, daß Preußen den Krieg ohne mächtigere deutſche Bundes genoſſen würde führen müſſen. Das Werk unſeres Generalſtabes zeigt, aus welchen Rückſichten nunmehr der Entſchluß gefaßt wurde, den Schutz des weſtlichen Theiles der Monarchie dem General der Infanterie von Falkenſtein nur mit den Truppen der 13. Diviſton,
denen aus Schleswig Holſtein und aus den Bundesfeſtungen zu über geben, und wie es ferner den damaligen diplomatiſchen und ſtrategi fchen Verhältniſſen am meiſten entſprach, gegen Deſterreich und Sach ſen mehrere getrennte Ärmeen aufzuſtellen. Es wurde daher (nach den A.-L.-O. vom 16. und 17. Mai) das III. und IV. Armee
Korps , unter dein Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl, in der Nieder -Lauſitz als erſte Armee aufgeſtellt und das V. und VI. Armee Korps , unter dem Befehl des Kronprinzen , in Schleſien als zweite oder ſchleſiſche Armee vereinigt. Zur 1. Armee ſollten ſpäter noch das Garde- und das II, Armee-forps treten , während dem I, Ar mee-horps vor der Hand bei Görlit Kantonnements angewieſen wur den, um dort die Verbindung zwiſchen den beiden Hauptarmeen her zuſtellen und je nach Bedürfniß zur Verſtärkung für die eine oder die andere derſelben verfügbar zu bleiben. Zu beiden Seiten der Elbe endlich, an der fächſiſchen Grenze, wurde das VIII. Armee Korps und die 14. Diviſion, unter dem Befehl des General Her warth v. Bittenfeld , als Elbarmee konzentrirt. Unter der Voraus feßung, daß die feindliche Hauptmacht in Böhmen ſtände, wurde da
rauf am 24. Mai beſtimmt, um die bedeutende Entfernung der 1 . und 2. Armee von einander zu vermindern , daß das bisher bei
Schweidnitz liegende V. Armee-korps nach Landshut und das VI. von Frankenſtein nach der Umgegend von Waldenburg dislozirt werde. Dieſen Beſtimmungen entſprechend, rückten das 1. und 2. Bataillon des Regiments, unter dem Befehl des Oberſt Baris, am 27. Mai aus ihren Fantonnements in der Grafſchaft Glatz aus und es trafen am 30. ej. der Stab und das 1. Bataillon in Ober-, Nieder
Bögendorf und Seifersdorf, das 2. Bataillon in Dittmannsdorf und 1*
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Hohengiersdorf ein, woſelbſt ſie im Verbande der 11. Diviſion zum
Gros des VI. Armee-Rorps gehörten. Das Füſilier-Bataillon , wel ches ebenfalls von Silberberg reſp. Schönwalde am 27. Mai ab rückte, unternahm allein ſeinen Marſch in die Gegend von Friedland,
wo es am 29. e . die Kantonnements Roſenau , lang-Waltersdorf, Görbersdorf und Rheimswaldau bezog. Es gehörte hier zur Avant garde des VI. Armee-Rorps, unter dem Befehl des General- lieutenant
v. Brondzynski, und wurde mit dem 23. Regiment und dem Füſilier Bataillon des 50. Regiments zu einer Brigade, unter dem General
Major v. Cranach, vereinigt. Das Bataillon hatte hier in ähnlicher Weiſe, wie früher das 1. in der Grafſchaft, die über die Grenze führen
den Wege durch Patrouillen und ſpäter auch durch Feldwachen zu beobach ten. Es waren durch Fanale, Relais, Telegraphenlinien und ſchließ lich auch durch Unterbringung der Truppen während der Nacht in
Alarmbäuſern die äußerſten Vorſichtsmaßregeln getroffen, um durch ein plötzliches Erſcheinen des Feindes nicht überraſcht zu werden. Am 6. Juni beſichtigte der Kronprinz die Truppen des VI. Armee Korps in dieſer Stellung, welche hierzu, ſoweit es der Sicherheits dienſt irgend zuließ , auf der Chauſſee von Freiburg nach Friedland zuſammengezogen waren. Er ſprach ihnen Seine Freude darüber 1
aus, von Sr. Majeſtät zu ihrem Oberbefehlshaber ernannt worden zu ſein, und begeiſterte Hurrahs der Truppen dankten ihm dafür aus vollem Herzen. Für das 1. und 2. Bataillon des Regiments wurde darauf am
8. Junt nochmals eine Dislozirung nothwendig und zwar in das Thal der Weiſtrit in die ober- und unterhalb Ober - Weiſtrig gele genen Dörfer ( Breitenhain, Schleſierthal, Schenkendorf, Burkersdorf, Ohmsdorf, Esdorf und Schwengsfeld). Behufs noch größerer An näherung der 1. und 2. Armee war nämlich auch die 1. Armee nach Dſten geſchoben worden. Von ſeşterer hatte das III. Armee-Korps Görlitz erreicht.
Das I. Armee-Korps mußte alſo hier Plaß machen ,
es wurde am 7. Juni nach Hirſchberg und Schoenau inſtradirt und definitiv der 2. Armee zugetheilt. Der Kronprinz zog es darauf noch näher an ſeine beiden anderen Arinee-Rorps heran und deshalb muß
ten die Abtheilungen der letzteren etwas nach Oſten zu Raum geben.
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Stellung bei Meiſe.
Am 11. Juni war die öſterreichiſche Ordre de bataille und Dis lokation dieſſeits genau bekannt geworden, und da hiernach nur ein Öſterreichiſches Armee -Korps in Böhmen, 6 dagegen um Olmütz auf
geſtellt waren, ſo mußte die größere Annäherung der 1. und 2. dieſ ſeitigen Armee wieder aufgegeben werden. Sr. Majeſtät der König genehmigte deshalb die ſchon früher an Ihn gerichtete Bitte des
Kronprinzen , der am 1. Juni zum Gouverneur von Schleſien er: nannt worden war, zum Schuße dieſer Provinz mit der 2. Armee an der Neiſſe Stellung nehmen zu dürfen. Seine Armee wurde für dieſen Zweck nun auch noch durch das Garde-korps verſtärkt. Leta teres ſollte bei Brieg, das I. Armee-Korps bei Münſterberg, das V.
bei Grottfau und das VI. um Steinau bei Neiſſe kantonnements beziehen.
Die Bataillone des Regiments verließen demnach die
Gegend von Waldenburg und Friedland am 12. Juni; am 13. trat das Füſilier- Bataillon wieder in den Regimentsverband zurück. Die Märſche über das Eulenbirge hinweg und an ſeinem Nordabhange entlang, über Frankenſtein und Ottmachau waren ſämmtlich 4 5 Meilen ſtark und wegen der großen Hite ſehr beſchwerlich. Am 16. Juni erreichte das Regiment Neiſſe, wo es vor dem Kronprinzen,
der hier Sein Hauptquartier aufgeſchlagen hatte , defilirte. Ohne Aufenthalt wurde hierauf bei ſehr hohen Temperatur der Marſch bis in folgende Quartiere fortgeſetzt: das 1. Bataillon fam nach Steins
dorf und Schweinsdorf, das 2. Bataillon und der Stab nach Stei nau, das Füſilier-Bataillon nach Brockendorf. Die Leute , welche an
dieſem Tage ſtarke 6 Meilen zurücgelegt hatten, kamen auch in den Quartieren nicht lange zur Ruhe. Vom 1. und 2. Bataillon wur den ſofort nach Anordnung des Oberſt Baris Feldwachen gegen Neu ſtadt und Zülz (im Anſchluß an die des 38. Regiments gegen Zie
genhals ) ausgeſeßt, und Abends 5 Uhr wurden ſämmtliche Abthei
lungen in Alarmhäuſern untergebracht. Am Morgen des 17.
Juni
früh 1/23 Uhr bezog darauf die ganze 11. Diviſion auf einer freien
Erhebung nordöſtlich des Dorfes Oppersdorf ein Biwak. Das Re giment ſtand am linken Flügel des erſten Treffens ganz in der Nähe der Chauſſee. Nur die 4. Kompagnie hatte in Steinau, die 2. in Schweinsdorf und die 1. und 3. in Oppersdorf auf Vorpoſten zu rückbleiben müſſen. -- Durch das Wetter begünſtigt hatten die Mann
ſchaften der beiden anderen Bataillone Gelegenheit, die angenehmen
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geſelligen Seiten des Bimaklebens vom 17. bis 20. Juni kennen zu lernen . Binnen Aurzem waren an den Lagerſtellen der Leute voll ſtändige Straßen von Strohhütten entſtanden, in deren Ausſtattung
und ſcherzhafter Benennung die einzelnen Korporalſchaften wetteiferten. Die Hütten der Offiziere waren ſogar theilweiſe mit einem gewiſſen Lurus und Comfort ausgeſtattet. Die Vormittage gehörten zwar dem ſtrengen Dienſt, meiſt ward im Bataillon ererzirt. Die Nachmittage und beſonders die Abende aber wurden mit allerlei Beluſtigungen, zu denen die Muſik beſonders beitrug , hingebracht. Hier produzirte ſich ein Deflamator in komiſch pathetiſchem Ton , dort machten An dere vollſtändige Erercitien größerer Truppen -Abtheilungen durch, bei
denen beſonders kommandeur und Adjutant charakteriſtiſche Figuren bildeten . Durch aus Stroh verfertigte Rangabzeichen und dadurch, daß ſie auf den Schultern anderer Soldaten ritten , waren ſie kennt lich gemacht. Andere wieder zeigten ſich als Bärenführer und in allen möglichen ſonſtigen Maskeraden , während die große Maſſe in dichtem Kneuel jede ſolche Aufführung umgab und es an ſchallenden
Akklamationen bei möglichſt vielen Gelegenheiten nicht fehlen ließ. Zahlreiches Publikum aus dem nahen Neiſſe und von noch weiter her wurde durch ſolchfröhliches Leben herbeigelodt. Die Stimmung der Soldaten war beſonders genährt worden durch die Nachrichten von der Okkupation Holſteins und von dem Einrücken der Breußen
in Hannover, Caſſel und Dresden , was in jenen Tagen bekannt wurde. Vor Allem aber war es die Leutſeligkeit des Kronprinzen , der ſeine Truppen auch hier im Biwak wieder aufſuchte, die Art und Weiſe , wie er den Mannſchaften zeigte , daß er ihre Bedürfniſſe
kenne, ihre Freuden theile, wie er ſie aufforderte, mit Liebe an die bevorſtehende ernſte Arbeit zu gehen , was den Soldaten ihre Pflicha
ten zu Freuden umwandelte. Der denkwürdige Aufruf Sr. Majeſtät des Königs an Sein Volk, der zu jener Zeit zur Vertheilung kam , erweckte auch in Jedes Einzelnen Herz eine Begeiſterung für die bevorſtehenden Kämpfe, welche zu dem glücklichen Ausgange derſelben zweifellos beigetragen hat.
Mad Böhmen. Es war unterdeſſen am 14. Juni jener bedeutungsvolle Be fajluß des deutſchen Bundes in Frankfurt a/M. gefaßt worden , der keinen anderen Zweck hatte , als die Wehrkräfte aller Mittel- und
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Klein-Staaten zur Unterſtüßung Deſterreichs im Kampfe gegen Preu Ben aufzubieten. Der König hatte ſich daher ſofort entſchieden , den Arieg nun offenſiv zu führen und demnach die Vereinigung der noch bei Torgau, Görlitz und Neiſſe vereinzelt ſtehenden Theile Seiner Armee nach vorwärts in Feindes Land zu ſuchen. Auf dem kürzeſten Wege für alle 3 Armeen war dies in Böhmen zu erreichen und alle Nachrichten vom Feinde deuteten darauf hin , daß auch er eine Kon zentration im nördlichen Böhmen beabſichtige. Die Elb - Armee war nach der Okkupation Sachſens ſchon am 19. Juni unter den Befehl
des Prinzen Friedrich geſtellt worden. Bei dem weiteren Vorrücken gegen Böhmen mußte jedoch der Umſtand auch in Erwägung gezogen werden , daß eine feindliche Offenſive gegen Schleſien immer noch
möglich war , da ein Theil der öſterreichiſchen Armee ſich noch in Mähren befand , wenn auch meiſt in nordweſtlicher Richtung in Be wegung. Der Rechtsabmarſch der 2. Armee konnte alſo nur all mählich und verdeckt geſchehen. Während daher ſchon am 19. Juni das I. Armee-Korps von Münſterberg nach Landshut und das V. und Garde-corps nach der Linie Camenz, Silberberg inſtradirt wor den war, ſo ſollte das VI. Armee-Korps, als das nächſte am feind
lichen Gebiet, bei Neiſſe ſtehen bleiben und Demonſtrationen gegen Zuckmantel, Friedberg und Freiwaldau unternehmen. Für den Fall,
daß dieſes nun iſolirte Korps zum Rückzug gezwungen worden wäre, hätte es die oberhalb der Feſtung Neiſſe geſchlagenen Pontonbrücken benutzen müſſen. Die 11. Diviſion hatte in Folge dieſer Beſchlüſſe am 21. Juni aus dem Biwak bei Oppersdorf den erſten Vorſtoß in ſüdlicher
Richtung unternommen und darauf bei Polniſch -Wette ein neues Biwak bezogen, während die 12. Kompagnie des 51. Regiments an dem felben Tage nach der Pontonbrücke bei Glumpenau zur Beſetzung der Als nun nach dieſen Bewegungen kein Anzeichen auf ein beabſichtigtes Einrücken des Feindes in Schleſien
ſelben entſendet worden war.
hindeutete , ſo wurde am 22. Juni beſtimmt, daß die Armeen ihre Vereinigung in der Richtung auf Jicin in Böhmen aufzuſuchen hätten. Der Kronprinz disponirte daher, daß das I. Armee -korps von lands hut über Liebau, Trautenau nach Arnau, das Garde-Korps über Neu
rode, Braunau, Eypel nach Königinhof, das V. über Glatz, Reinerz, Nachod nach Gradlitz marſchiren und daſelbſt am 28. eintreffen ſollten, während das VI. Armee -Korps Befehl erhielt, noch ferner Demon ſtrationen gegen die öſterreichiſche Grenze zu unternehmen und dann
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Die 11. Diviſion verließ deshalb am 22. Juni Morgens 7 Uhr wiederum ihr Biwak bei Polniſch -Wette und ſchlug ein ſolches bei Köpernick auf. Am nächſten Tage veränderte ſie ihre Stellung nicht. Am 24. Juni ſollte eine größere Rekognoszirung durch das ganze VI. Armee - ſtorps unternommen werden. Da aber am Morgen dieſes Tages vom Armee -Ober -Sommando der Befehl erging, daß
dem V. zu folgen.
das Armee-Korps ſchon am 25. den Marſch nach Patſchkau anzus
treten habe, um dem V. zu folgen , ſo wurde die Bewegung (iſtirt und den Truppen Ruhe gewährt. Am Nachmittag des 24. wurde indeſſen
noch beſtimmt, daß die 22. Infanterie-Brigade (nebſt der 2. 4- und 2. 6pfündigen Batterie des 6. Feld-Artillerie -Regiments und dem 8.
Dragoner -Regiment) unter dem Befehl des General -Major v. Hoff mann , noch an demſelben Tage aufzubrechen habe. Dieſes Detache ment erhielt die Beſtimmung, dem V. Armee-Corps bei dem Marſche durch die Grafſchaft Glatz und bei dem Debouchiren aus dem Baß von Nachod als Flanken- und Rückendeckung zu dienen und wurde bis auf Weiteres unter direkten Befehl des Rommandeurs des V.
Armee-Rorps, des Generals der Infanterie v. Steinmetz geſtellt. Das Regiment trat den Marſch um 4 Uhr Nachmittags an. Der ſelbe war wegen der grundloſen , durch anhaltenden Regen aufgeweich ten Straßen ſehr beſchwerlich . Spät Abends erreichten die Bataillone die Quartiere , 1. Bataillon : Goſtitz und Kamit, 2. Bataillon : Alt- Batſch fau, Füſilier -Bataillon : Gefäß, woſelbſt bei ſtrömendem Regen Alarm häuſer bezogen und Vorpoſten gegen die öſterreichiſche Grenze aus
geſetzt wurden. Die 12. Rompagnie hatte Befehl erhalten , am 25., nachdem die Brücke bei Glumpenau nach Aufbruch des VI. Armee
Korps abgebrochen ſein würde, zu den Abtheilungen des Regiments
25. Iuni. zwiſchen Reichenſtein und Goſtiz zu ſtoßen. – Am 25. Juni Mor gens 8 Uhr berſammelte ſich das Detachement des General v. Hoff mann bei Reichenſtein. Daſſelbe hatte Befehl, auf Habelſchwerdt
zu marſchiren , wahrſcheinlich in Folge der Nachricht, daß bei Mittel walde feindliche Abtheilungen die Grenze überſchritten hätten, weshalb ſchon am 24. Juni Theile des V. Armee-Rorps nach Süden dirigirt worden waren. Da jedoch jene Abtheilungen des V. Armee-Morps bald Gewißheit erlangt hatten , daß nur vereinzelte Batrouillen auf
preußiſches Gebiet gekommen waren , ſo wurde auf einen ſpäter von dem General v. Steinmetz eingegangenen Befehl der Marſch nach Glat fortgefegt und daſelbſt auf dem Puhuberg ein Biwak bezogen.
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Das Füſilier -Bataiđon war indeſſen als Arrieregarde in Reichenſtein zurücgelaſſen worden , wo am Nachmittage des 25. Juni auch die 12. Kompagnie wieder eintraf. Das Regiment hatte hier ſeinen erſten, ſehr ſchmerzlichen Verluſt zu erleiden. Der Seconde-lieutenant
Biened , ein muſterhafter Offizier, wurde nämlich am Nachmittage des 25. Juni beim Scheibenſchießen mit Revolvern durch die Unvor
fichtigkeit ſeines Quartierwirths von einer Rugel in die Seite ge troffen und ſtarb am nächſten Tage unter großen Schmerzen , ehe es
ihm vergönnt geweſen war, einen Feind zu ſehen.
- Das Füſilier
Bataillon rückte am 26. Juni in das Biwak bei Glaß nach und am 26. Juni. Nachmittage bezog das ganze Regiment Quartiere in Alt-Wilmsdorf. Am 27. Juni mußten die Mannſchaften größtentheils ſchon gegen 27 , Juni.
2 Uhr früh wieder aus ihren Quartieren aufbrechen. Nachdem ſich die einzelnen Abtheilungen zwiſchen 4 und 5 Uhr am Ausgange von Alt
Wilmsdorf geſammelt hatten, marſchirte das Detachement des Gene ral v. Hoffmann, (außer dein 8. Dragoner-Regiment, welches ſchon am Nachinittage des 26. zum Gros des V. Armee -Rorps abgerückt war ), über Alt- und Neu -Heide, Neu-Wallisfurth, Rückerts nach Rei nerz. Das V. Armee-korps ſollte an dieſem Tage Nachod erreichen und die 22. Infanterie-Brigade bei Klein-Georgsdorf biwakiren. In Folge deſſen war ſchon von Reinerz aus das 2. Bataillon des Re giments nach der Ziegenanſtalt detachirt worden , um dort Stellung zu nehmen und Vorpoſten gegen Gießhübel auszuſetzen. Der größere Theil der Brigade ſetzte indeſſen den Marſch auf der Chauſſee nach Lewin fort, kam aber wegen der Kolonnen des V. Armee-korps, welche ebenfalls auf dieſer Straße in Bewegung waren und ſehr häufig in Stockung geriethen, nur äußerſt langſam vorwärts . Es war dies in Folge der herrſchenden drückenden Hitze um ſo läſtiger. Gegen 2
Uhr Mittags zog ein ſchweres Gewitter auf, deſſen Donner durch das Echo der Berge bedeutend verſtärkt und vervielfältigt wurde. Aber ſelbſt als die Blite nachgelaſſen hatten, war noch immer Don
ner zu hören, ſo daß man allmählich zu der Ueberzeugung kam , daß dieſer von Geſchützen herrühren müſſe. Der zweifache ernſte Schall machte einen tiefen Eindruck , aber das Wort, welches Bismark in Berlin am 29. Juni zu der vor ſeiner Wohnung ihm zujauch zenden Volksmenge ſprach, als grade bei dein Hoch , welches er auf die Armee ausbrachte, ein ſtarker Donner über die Verſammlung
hinrollte und hierdurch eine augenblickliche Spannung in den Ge
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müthern entſtanden war, ,,der Himmel ſchießt Salut" , traf auch hier zu. Der ſtarke Geſchüß- Donner, den man auf dem Marſche nach Lewin vernahm , rührte nämlich von den Höhen weſtlich von Nachod her. Hier war inzwiſchen das V. Arinee - Rorps bei dem Debouchiren aus dem Defilee von dem feindlichen VI. Armee Korps angegriffen und hart bedrängt worden , es hatte aber den noch, nachdem es ſich entwickelt, den Gegner mit vielem Verluſt bis 1
nach Skalitz zurückgeſchlagen und ſomit den erſten entſcheidenden Sieg errungen. In Folge dieſer Vorgänge wurde auch über die 22. Brigade anders disponirt. Sie erhielt Befehl in Sadiſch und Schlaney Quartiere zu beziehen. In legterem Orte langte das Re
giment, nachdem auch das 2. Bataillon von der Ziegenanſtalt wieder
heranbeordert worden war , gegen 4 Uhr Nachmittags an.
Die
Mannſchaften waren durch den 12 bis 14 ſtündigen Marſch ſehr er
ſchöpft, allein die Erzählungen der aus dem ſiegreichen Gefecht zu rückkehrenden Kameraden brachten binnen Kurzem die freudigſte Stim mung hervor und mehrere von dem 1. Ulanen - Regiment eroberte
feindliche Geſchütze, ſo wie 2 Standarten wurden mit unendlichem Jubel als die erſten Trophäen des Krieges begrüßt. Es war dem Regiinent auch hier nur eine kurze Ruhe von etwa 14/2 Stunde ver gönnt.
Noch waren die Mannſchaften mit dem Abkochen beſchäftigt
und erſt ein Theil war zum Eſſen gekommen, als die Brigade wieder alarmirt wurde. Gepäck und Helme wurden auf freiem Felde zu rückgelaſſen und ſo der Marſch nach dem Schlachtfelde angetreten. Jedes einzelne Mitglied des Regiments wird ſich der vielfach wech ſelnden Eindrücke dieſes Tages gewiß ſtets erinnern. Mit der ge wiſſen Hoffnung, nun auch bald die Feuertaufe zu empfangen, wurde der Marſch angetreten , mit lautem Hurrah die Grenze überſchritten und mit Ungeduld dem Schauplage des Kampfes entgegengegangen .
Gegen 1/28 Uhr Abends wurde die Stadt Nachod erreicht.
Sie
gewährte ein trauriges Bild der Dede und Verlaſſenheit ; nur der
Marktplatz war Kopf an Ropf voll von Öſterreichiſchen Gefangenen aller Truppengattungen. Die Gleichgültigkeit derſelben gegen ihr Schickſal war befremdend und berührte unangenehm.
Nicht weit hin
ter der Stadt gelangte das Regiment auf den eigentlichen Kampf plat. Bei dem Anblick der Leichen der eben Gefallenen, bei den Klagelauten noch hilfloſer Verwundeter mag wohl gar Manchen ein leifer Schauer oder doch eine ſtille Betrübuiß ergriffen haben. Ge
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wiß aber hat ein Jeder den Werth ſeines Berufes tiefer als je em pfunden und mit Ungeduld gewünſcht, den Enthuſiasmus und Stolz der lebenden Sieger, nach gleichen Thaten, theilen zu können. Gegen 11. Uhr Abends langte die Brigade auf der Höhe nördlich des Dor fes Wenzelsberg an ( ſiehe die Karte A).) Hier wurde. Halt ge macht und ohne Stroh und Holz ein Biwak bezogen , während das
V. Armee-Korps zum Theil bei Altſtadt biwakirte (B) , zum Theil Vorpoſten zwiſchen Wiſokow und Wenzelsberg ausgeſetzt hatte. Der 27. Juni war ein bedeutungsvoller und ſchwerer Tag für das Re
giment. Es hatte große Anſtrengungen und Entbehrungen zu ertragen gehabt, es war z. B. mit einer kaum 2ſtündigen Unterbrechung gegen
19 Stunden im Marſch geweſen, aber es hatte dennoch durch die Erlebniſſe an Thatkraft gewonnen und ging mit freudiger Hoffnung den kommenden Tagen entgegen .
Skalitz.*) Am Morgen des 28. Juni, früh 6 Uhr, wurde das Regiment 28. Yuni.
zur Ablöſung der Vorpoſten gegen Skalitz kommandirt. Nach An ordnung des Oberſten Paris beſetzte das 1. Bataillon auf dein rech ten Flügel das Dorf Wiſokow mit der 1. Kompagnie , welche eine Feldwache ( ſiehe die Sfizze , Wiſokom Wiſokow'" a) auf den nordweſtlich des Dorfes gelegenen , von der Eiſenbahn umſchloſſenen, kegelförmigen Berg, eine zweite (af) an den weſtlichen Ausgang des Dorfes auf die Straße und den Reſt der Kompagnie ( a ") ziemlich in die Mitte des Dorfes als Replis poſtirte. Die 3 anderen Kompagnien des 1. Bataillons (b) wurden als eine größere Unterſtütungs-Abtheilung geſchloſſen auf der Höhe ſüdlich von Wiſokow hinter einem Gehöft 2
* ) Die bisherigen ſowie die folgenden detaillirten Angaben über die Thä thigkeit des Regiments gründen ſich hauptſächlich auf die Kriegstagebücher der Ba taillone und auf die dienſtlichen Berichte der einzelnen Kompagnie- und Zugführer über ihre ſpezielle Thätigkeit während einer Detachirung oder eines Gefechtes. Dieſe haben dem Berfaſſer durch die Güte der betreffenden Herren Vorgeſegten ſämmtlich zu Gebote geſtanden, ebenſo das Tagebuch der 22. Infanterie-Brigade.
Anderes gründet ſich auch auf eigene Wahrnehmung und Anſchauung des Ver faffers, welcher während des ganzen Feldzuges bei der 12. Kompagnie (Hauptmann v. Albert) ſtand und ſpäter im Herbſt 1867 eine Reiſe nach Böhmen unternommen und dabei beſonders die Orte aufgeſucht hat, wo das 51, Regiment in Thätigkeit gekommen iſt.
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aufgeſtellt und von derſelben zur Sicherung der Front noch zwei einen Zug ſtarke Feldwachen (c und c “) der 4. Kompagnie in eine mit dem Höhenrande parallel laufende Einſenkung des Terrains vorgeſchoben . Das Füſilier -Bataillon beſette den Abhang bis zu dem Dorfe Wen zelsberg und zwar ſtellte die 11. Kompagnie eine Feldwache (d) in den evangeliſchen Kirchhof und ſpäter, als die linke Flanke gefährdet ſchien, eine zweite (d“) bei der Unterförſterei von Wenzelsberg , den Reſt ( d " ) aber als Replis in eine öſtlich7 des Dorfes liegende Obſtplan tage auf. Die 12. Kompagnie (e und e') beſegte die jüdweſtliche
Liſiere des nördlich von Wenzelsberg gelegenen Waldes und den Ab hang im Anſchluß an die Feldwachen des 1. Bataillons , während die 9. und 10. Kompagnie (f) geſchloſſen an den nördlichen Saum des Waldes aufgeſtellt wurden . Das 2. Bataillon (g) blieb ganz vereinigt mit dem 38. Regiment zuſammen im Gros dieſer Vorpoſten, in der Nähe der nordöſtlichen Ecke des gedachten Waldes. Die Höhen von Wiſokow geben eine ſehr gute Ueberſicht über das Terrain ſüdlich der Chauſſee bis nach Skalit. Gegen 10 Uhr Morgens wurden bei der Stadt und bei Spita größere Truppenbewegungen
bemerkbar. Das feindliche VIII. Armee-Korps löſte daſelbſt das VI. ab. Das 1. und Füſilier-Bataillon des dieſfeitigen Regiments be fegten daher die durch die Poſtenlinie bezeichnete Stellung mit Ti railleurs.
Schon erwachte die Hoffnung, daß das Regiment nunmehr,
als der vorderſte Theil des V. Arinee- Norps beſtimmt zur Aktion kommen würde, allein eine Offenſive des Feindes erfolgte nicht. Die ſchwierige und ehrenvolle Aufgabe, welche der 22. Brigade zugefallen wäre, wenn die Unſrigen, vom Feinde angegriffen , auf Nachod zu ge
drängt worden wären , die Aufgabe , den Feind dann von dem wei teren Bordringen in den Paß mit allen Kräften abzuhalten, die Aus ſicht auf einen ſolchen Kampf wurde mit der bald darauf ausgege benen Dispoſition des General v. Steinmetz vernichtet. Er ließ nämlich den größten Theil ſeines Korps über Studniß offenſiv gegen
Skalitz vorgehen und nahm für einen event. Rückzug ſeiner Truppen
Koſtelet in Ausſicht. Das Detachement des General v. Hoffmann wurde zur Reſerve beſtimmt, es ſollte zunächſt in der beſchriebenen
Stellung ſtehen bleiben und ſpäter nach eigenem Ermeſſen in das Gefecht eingreifen. Gegen 11 Uhr Morgens gaben die Batterien dieſer Detachements einige Schüſſe gegen vor Skalit ſich bewegende feindliche Abtheilungen ab. Dieſes Feuer wurde ſofort von den, auf
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den Höhen rechts und links der Chauſſee, am öſtlichen Ausgange der Stadt äußerſt vortheilhaft poſtirten Batterien der Geſchüt- Reſerve des feindlichen VIII. Armee-Rorps (C) erwidert und viele Granaten ſchlugen vor und hinter der vom Regiment beſetzten Linie ein , ohne
jedoch Verluſte herbeizuführen. Bald darauf richteten auch dieſe Bat terien ihr Feuer gegen die nördlich von der Chauſſee vorrückenden
Abtheilungen des V. Armee-Rorps. Dort war, wegen verſchieden artiger Erhebungen und Waldungen , der Gang des Kampfes nicht erkennbar, und da die feindlichen Batterien nahe an 3 Stunden ein
äußerſt lebhaftes Feuer unterhielten, ohne zu weichen, ſo war die Er wartung, wie ſich das Gefecht entſcheiden würde, bei den Abtheilungen des Regiments bis auf's Höchſte geſpannt worden. Bei Kleny hat ten ſich auch die Batterien des Detachement d. Hoffmann gegen die feindlichen ins Feuer geſetzt und einen heftigen Kampf mit ihnen ge führt, wobei die Dörfer Kleny und Spita in Brand gerathen waren.
Das endliche Weichen jener mächtigen Batterien bei Skalit , wurde daher mit außerordentlichem Jubel begrüßt. Als nun gegen 3 Uhr Nachmittags die Stellung bei Wiſokow durch das ſiegreiche Vorgehen unſerer Truppen immer mehr an Bedeutung verlor, trat der General V. Hoffmann, nachdem ſchon zwei Bataillone des 38. Regiments auf der Chauſſee vorgeſchickt worden waren und rühmlichen Antheil an dem Kampf genommen hatten , nun auch mit dem 2. Bataillon des 51. und dem 3. des 38. Regiments den Marſch nach Skalit an. Hier empfing er den Befehl, in der Linie von Rikow nach Jeſenit Vorpoſten auszuſeßen. Das 2. Bataillon , welches den rechten Flügel erhielt, traf
in dem Dorf Rikow auf feindliche Jäger. Nach der Angabe des Bataillons waren dieſelben vom 31. öſterreichiſchen Jäger-Bataillon . Wenn nun auch dieſes faſt bis zu alferlekt an dem Oſteingange von Skalik im Kampfe war, ſo nahm doch die Brigade Schulz, zu wel
cher es gehörte, über Trebelow ihren Rückzug und es konnten daher in Rikow nur Verſprengte des 31. feindlichen Jäger-Bataillons fich eingeniſtet haben. Dahingegen war von der Brigade Roſenzweig des
VI. öſterreichiſchen Armee-Rorps , welche zur Aufnahme des VIII, bei Trebefow eine Aufſtellung genommen hatte , zur Beobachtung der
Höhen auf dem linken Aupa-Ufer , eine Kompagnie des 17. Jäger Bataillons ſpeziell nach Rikow detachirt worden. Es iſt alſo wahr
ſcheinlicher, daß dieſe Rompagnie dem 2. Bataillon dieſſeitigen Re giments entgegengetreten iſt. Um nun die feindlichen Jäger zu ver
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treiben, ging die 6. und 7. Kompagnie (Premier-lieutenant v. Wal lenberg und Hauptmann Wich ura) auf der Dorfſtraße durch Rikow
durch, die 5. Kompagnie (Hauptmann liebe) links, die 8. Kompagnie (Hauptmann v. Wunſter) rechts um das Dorf herum . Bei der 6. Rompagnie, welche die vorderſte war, zeichneten ſich der Gefreite Wil denhof und der Musketier Felsmann durch Eifer und Umſicht bei Abſuchung der Gehöfte, bei der 8. Rompagnie der Musketier poppe
ebenſo beſonders aus. Durch einen der erſten Schüſſe wurde hier dein Major v . Oſtrowski das Pferd unter dem Leibe getödtet.
Er
ritt an der Spitze der 6. und 7. Kompagnie und dicht neben ihm der Generalv. Hoffmann. Außerdem verlor das Bataillon bei dieſer Gelegenheit 1 Todten und 4 Verwundete. Die beiden anderen Bataillone des Regiments rückten erſt Abends gegen 6 Uhr aus
ihrer Stellung bei Wiſokow ab. Dort wurde jedoch die 1. Kompag
nie (Hauptmann lange) zur ferneren Beſeßung dieſes ſo wichtigen Ausganges des Defilees von Nachod zurückgelaſſen. Der Marſch ging querfeldein nach der Chauſſee, an den brennenden Dörfern Kleny und Spita vorbei, über den Eiſenbahndamm , deſſen Gewinnung ſo viele Opfer gekoſtet hatte, und durch das halbzerſchoſſene Skalit hin durch nach demn , ſüdweſtlich der Stadt gelegenen , Rauſin - Walde. Hierher war auch das 2. Bataillon marſchirt, nachdem es in Rifow nur die 7. Rompagnie als Belegung zurückgelaſſen hatte.
Den dort
gefallenen Musketier Müller der 6. Kompagnie hatten ſeine Kame raden gleichfalls nach dem Walde gebracht, um ihn daſelbſt zu be graben, und als das Füſilier- Bataillon an der Leiche deſſelben vorbei marſchirte, kommandirte der Oberſt-Lieutenant 0. Kontzki , Tritt ge faßt" und , faßt das Gewehr an " , indem er laut darauf hinwies, daß der erſte Todte des Regiments nicht hoch genug honorirt wer den könne. An der nordweſtlichen Ecke dieſes Waldes , in der Nähe einer Ziegelei (D), bezog die Brigade, als Gros der Vorpoſten , ein Biwak gegen 77 Uhr Abends. Auch an dieſem Tage hatten die Mann ſchaften zum Theil nicht Zeit zum Abkochen gefunden ; feit 4 Uhr Morgens hatten ſie vielmehr unter dem Gewehr geſtanden, in der Erwartung, jeden Augenblick zum Kampfe verwendet zu werden. Hier im Biwak bei Stalit aber herrſchte Ueberfluß und ein Jeder labte ſich an dem durch Requiſition aus der Stadt herbeigeſchafften Fleiſch
und Wein und fand dann ein gutes lager auf reichlichem Stroh. 29. Juni. In der Nacht zum 29. Juni gegen 3 Uhr Morgens wurde durch
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einen lauten, die Erde erſchütternden final das ganze Biwak aus dem Schlafe aufgeſchreckt. Ausgeſchickte Patrouillen ermittelten indeſſen bald , daß derſelbe nur durch die Sprengung einer nahen Eiſenbahn brücke hervorgebracht worden war. Gegen 8 Uhr Morgens am 29. Juni begannen die in Doubrawit der Brigade gegenüberſtehenden
Vorpoſten des 30. feindlichen Jäger-Bataitons (IV. Korps) behufs einer Rekognoszirung die dieſſeitigen Boſten zu beſchießen. Das 2. Bataillon des Regiments befekte daher wieder das Dorf Rikow und
ließ durch den Unteroffizier Buchwald der 8. Kompagnie, während des feindlichen Schützenfeuers, die bei der Mühle über die Aupa füh rende Brüde abbrechen. Das Füſilier-Bataillon beſette die Höhen ſüdlich des Dorfes (E).) Beide Bataillone nahmen 2 Schützenzüge vor, welche durch ihr Tirailleurfeuer anrüdende feindliche Abtheilungen,
von der Stärke einer Kompagnie, in angemeſſener Entfernung hielten. Gradlik. Durch die ſtattgehabten Gefechte und durch aufgefundene Pa piere war dem General v. Steinmetz bekannt geworden , daß ihm
gegenüber drei feindliche Armee -Norps ſich befanden. Um deshalb
bei dem weiteren Vormarſch gegen Gradlitz ein abermaliges Gefecht möglichſt zu vermeiden, ſuchte er die Vorpoſten - Aufſtellung des Feind lichen IV. Armee -Rorps , die ſich von Trebelow bis Langwaſſer er
ſtreckte, zu umgehen und ſchlug mit dem größten Theile ſeiner Truppen den Weg über Zlic, Katiborik und Miskoles ein. Die 22. Brigade wurde abermals zur Reſerve beſtimmt und ſetzte ſich etwa um 3 Uhr, hinter der Reſerve-Artillerie des V. Korps, in Bewegung . Das 2.
und Füſilier-Bataillon des Regiments blieb hierbei iin Verbande der Brigade. Der Marſch wurde durch häufig eintretende Stockungen der Fahrzeuge in den engen und ſteilen Wegen , namentlich in dem
Defilee zwiſchen Weternik und Miskoles ſehr verzögert. Letzteres Dorf wurde daher erſt bei beginnender Dunkelheit erreicht. Die Ge höfte deſſelben lagen vou von Verwundeten , deren lautes Geſtähn Kunde davon gab, daß hier abermals ein blutiges Gefecht (das bei
Miskoles und Schweinſchädl) ſtattgefunden haben müſſe, was den neidiſchen Truppen der Reſerve auch durch zahlreiche Gefangene und durch die fröhlichen Sieger ſelbſt verkündet wurde. Auf dem Plateau ſüdlich von Miskoles ( F ) machte die Brigade einen kurzen
Halt, bis ſich die im Gefecht geweſenen Abtheilungen des V. Ar
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mee - Korps ausgeruht und wieder geſammelt hatten. Der langſame Marſch in der drückenden Hiße hatte eine große Ermüdung hervors gebracht, ſo daß wohl die Meiſten ſich hier einem kurzen Schlaf auf blan kem Ackerfelde hingaben, obgleich aus der Direktion von Joſephſtadt noch immer Artillerie-Feuer ertönte. Als ſich die Truppen des V. Korps zum Weitermarſch über Chwalkowiß und Wölsdorf wieder in Bewe gung geſetzt hatten, folgte auch die 22. Brigade in ihrem Verhältniſ als Arrieregarde. Am weſtlichen Ende von Wölsdorf , wo ſie etwa 1 Uhr Nachts anlangte, wurde den Mannſchaften , der großen Er müdung wegen und um das, behufs einer Rekognoszirung nach rück wärts entſendete 4. Dragoner-Regiment wieder aufzunehmen , aber mals eine kurze Ruhe auf einer Wieſe gewährt. Etwa uin 3 Uhr Morgens verbreitete ſich jedoch plößlich das Gerücht , die Bagage des V. Korps ſei im Rücken deſſelben vom Feinde überfallen wor den . Es wurde alarmnirt und der Marſch nach dem öſtlichen Aus gange von Wölsdorf angetreten. Das Gerücht des Ueberfalls er 1
wies ſich zwar ſehr bald als falſch, aber gleich darauf entſpann rich zwiſchen einigen Batterien des V. Korps und feindlichen , auf den Höhen ſüdlich von Kukus aufgeſtellten Batterien eine Kanonade, und es wurden auch ſonſtige größere Truppenbewegungen am jenſeitigen
Elbufer bemerkbar. Der General v. Hoffma'nn ließ deshalb die füd liche Liſiere von Wölsdorf durch das 2. und Füſilier-Bataillon des Regiments beſeßen (G) . Feindliche Granaten ſchlugen ziemlich zahl reich vor und hinter dem Dorfe ein , ſie verſanken indeſſen größten theils in dem weichen Boden, ohne zu krepiren und richteten ſo keinen Schaden an. Es erfolgte auch kein ſonſtiger feindlicher Angriff und die Brigade rüdte daher gegen 9 Uhr Morgens, bei ſtrömendem Re gen , auf den ihr nördlich von Gradlit , dicht bei einer daſelbſt be
findlichen Ruine , angewieſenen Biwakplatz (H). Trot der Ermü I
dung nach einein ſolchen Nachtmarſch und trotz des ungünſtigen Wet
ters fand ſich hier doch binnen kurzer Zeit Behagen und Fröhlichkeit wieder ein, nachdem eilig aus Thorflügeln und den im Ort reichlich vorhandenen Stroh ſchüßende Hütten erbaut und neue Lebensmittel von eben daher herbeigeſchafft worden waren. Das 1. Bataillon hatte inzwiſchen in der Nacht vom 29. zum 30. Juni noch bei Wei tem mehr Anſtrengung und Ruheloſigkeit zu ertragen gehabt. Am 29. Juni Nachmittags war von demſelben in Skaliß noch die 2. Kompagnie ( Sekonde-Lieutenant Walther) als Spezial-Bedeckung der -
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beiden zum Detachement von Hoffmann gehörigen Batterien detachirt worden. Die zwei noch übrigen Kompagnien (3. u. 4.) unter Be fehl des Major v. Haine erhielten den Auftrag, den weſtlichen Aus
gang von Sfalitz und den Aupa-Uebergang ſo lange befekt zu halten, bis ſämmtliche Kolonnen und die Bagagen des V. Korps die Stadt pafſirt haben würden und dann als äußerſte Arriere-Garde zu folgen .
Dies Halb-Bataiton konnte daher ſeinen Marſch erſt gegen 8 Uhr Abends antreten und war gegen 2 Uhr Nachts, nach einem außer ordentlich langſamen, durch ſehr häufige Stockungen unterbrochenen Marſh, bei dem Vorwerk Hermanit angekommen ( Z). Wegen der ungewöhnlichen Abſpannung der Mannſchaften mußte hier eine kurze
Raſt gemacht werden. Inzwiſchen hatten ſich nun gegen 12 Uhr Nachts 2
die Wagen der Bagage - Kolonnen in dem Defilee vor Miskoles ſo
verfahren, daß ſie den Marſch nicht fortſeşten konnten. Der Oberſt Paris wurde deshalb mit dem 2. Bataillon 38. Regiments, mit einer Schwadron des 8. Dragoner-Regiments und 2 Kompagnien des 5.
Fäger-Bataillons zur Bededung derſelben bei Miskoles zurückgelaſſen. Vom 51. Regiment waren auch die 2. Kompagnie , welche die Bat
terien bis auf die Höhe ſüdlich Miskoles begleitet hatte und die an der Queue der Rolonnen als Arrieregarde befindlichen zwei Kompag
nien des 1. Bataillons (3. 4. 4.) unter das Kommando des Oberſt Paris geſtellt worden. Mit Tagesanbruch ſollten die Kolonnen wie
der flott gemacht werden und dem V. Korps folgen. Bei den Was gen verbreitete ſich aber gegen 2 Uhr Nachts plötzlich das alar mirende Gerücht, daß ſie vom Feinde überfallen ſeien. Die Urſache
dazu hat ſich nicht feſtſtellen laſſen , aber der Alarm pflanzte ſich in unglaublich kurzer Zeit einerſeits, wie ſchon erwähnt, bis zu der am
weſtlichen Ausgange von Wölsdorf lagernden 22. Infanterie-Brigade, andererſeits aber bis nach Glatz hinein fort und durch die regtere Strömung wurden auch die beiden bei Hermanit kurz vorher ange langten Kompagnien gegen 1/23 Uhr Morgens wieder aufgeſchreckt. Dieſelben eilten daher, nach Zurücklaſſung des Gepäcks, im Dauer lauf bis in den Grund von Weternik, wo der Ueberfall ſtattgefunden
haben ſollte. Als ſich jedoch dort herausgeſtellt hatte, daß nicht das
Geringſte vorlag, langten ſie gegen 6 Uhr Morgens, bei ſtrömendem Regen , wieder bei Hermanitz an und lagerten daſelbſt bis gegen 1/211 Der Oberſt Baris hatte am frühen Morgen des 30. Juni
Uhr.
die Wagen durch Vorſpannen wieder in Gang gebracht, aber in Folge Schelwiß, 4. Niederſcleſ. Inf.-Regt. Nr. 51.
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des Gerüchtes, daß die Straße über Chwalkowitz nach Wörsdorf vom Feinde verlegt ſei, und da auch bald darauf Artillerie- Feuer aus je ner Gegend hörbar wurde, ſchlug er mit den Rolonnen von Mistoles
aus wieder den Weg nach Sfalitz ein und ging von dort über Zlic, Ratiboritz und Horica nach Kaile. Gegen 7 Uhr Morgens hatten die letzten Wagen Miskoles paſſirt und die 2. Kompagnie des Regi inents folgte nunmehr den Kolonnen als Arrieregarde auf dem ange gebenen Wege, da die 3. und 4. Kompagnie wegen des Gepäcks nach
Hermanit zurückgegangen und dort geblieben waren. Die 2. Roms pagnie hatte nämlich während der Nacht auf der Höhe ſüdlich von Miskoles mit gegen Süden vorgeſchobenen Feldwachen biwakirt und war dann nach dem falſchen Alarm ,, — wobei ſie von dem nördlich des Weges lagernden 2. Bataillon 38. Regiments momentan für den Feind gehalten wurde -- , an dem weſtlichen Ausgange von Miskoles (K ) zur Deckung des Abzuges der Kolonnen aufgeſtellt worden . In
der Gegend nördlich von Weſtez trafen gegen 11 Uhr Morgens am 30. Juni die drei Kompagnien des 1. Bataillons wieder zuſammen und langten gegen 8 Uhr Abends bei Raile an , wo ſie unter dem Schutze der von der Ravallerie- Diviſion der 2. Armee ausgeſetzten
Vorpoſten ein Biwak bezogen. Der Marſch bis hierher war wiederum ſehr langſam und beſchwerlich, da auf derſelben Straße auch das in zwiſchen nachgerückte VI. Armee-forps marſchirte und die Kompag nien des Regiments hin und wieder zwiſchen Abtheilungen dieſes Korps gerathen waren . Auch die Bagage des V. Armee-Korps war
am 30. Juni gegen Abend bei Kaile eingetroffen und von da auf Gradlig dirigirt worden. Der Oberſt Baris marſchirte darauf am 1. Juli. Morgen des 1. Juli mit den drei Kompagnien ſeines Regiments von Kaile ab und erreichte auf der Straße durch Prausnitz über Weiber fränke und Rettendorf gegen 12 Uhr Mittags das Biwak der 22. IN fanterie-Brigade bei Gradlitz. Hier traf an demſelben Tage auch das VI. Arniee-forps ein und die 22. Brigade trat daher zu demſelben zurück.
Während der Detachirung zum V. Armee-Rorps war dieſe
Brigade faſt ausſchließlich als Reſerve, zu Vorpoſten nach geſchlage ner Schlacht und als Arrieregarde verwendet worden. Das Regiment hatte in Folge deſſen nicht an einem eigentlichen Kampfe Theil neh inen können und noch nicht Gelegenheit gehabt ſich irgend welchen Ruhm zu erwerben, allein ſeine Leiſtungen während dieſer Zeit ſind deshalb keinesweges zu unterſchätzen, und was Strapazen und Ent
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behrungen anbetrifft, ſo hat es hierin gewiß mit am meiſten durch zumachen gehabt.
Königgrät . Durch ein gleich ſiegreiches Vordringen hatten bis zum 29. Juli auch das Garde- und das I. Korps die ihnen nach der Dispoſition
des Kronprinzen angewieſenen Orte Königinhof und Arnau erreicht und es war ſomit die Verbindung der einzelnen Theile der 2. Armee
hergeſtellt. Die 1. und die Elb- Armee waren von Norden und Nord
weſten gleichfalls unaufhaltſam in Böhmen eingedrungen und nach mehreren glücklichen Gefechten bis auf 4 Meilen (Kamenit) an die 2. Armee herangekommen , ſo daß nunmehr die geſainmte gegen Deſter
reich ins Feld gerückte Streitmacht gemeinſam verwendet werden konnte. Der König beſchloß nunmehr, ſich ſelbſt an die Spige der ſelben zu ſtellen und eine große Entſcheidungsſchlacht ſtand bevor. Am 30. Juni wurde befohlen , daß die 2. Armee zunächſt die Stellung an der Elbe zu behaupten habe , während die 1. und Elb-Armee in der Richtung auf Königgrätz weiter vorrüden ſollten. Für den 2. Juli 2. Juli. wurde darauf ſämmtlichen Truppen noch ein Ruhetag gewährt. Un dieſem Tage gegen Mittag traf der König in Jicin bei der 1. Armee
Man vermuthete die feindlichen Streitkräfte jenſeits der Elbe konzentrirt zwiſchen den Feſtungen Joſephſtadt und Königgrät. Um ein.
ſich nun über die Beſchaffenheit dieſer Poſition genaue Kenntniß zu verſchaffen, wurde beſchloſſen , am 3. Juli größere Refognoszirungen
gegen die beiden genannten Feſtungen zu unternehmen. Hiernach fotite dann entweder ein konzentriſcher Angriff gegen die feindliche
Aufſtellung verſucht, oder, wenn dieſer mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ſchiene, der weitere Vormarſch in der Richtung auf Bardu bitz angetreten werden . Am Abend des 2. Juli gegen 11 Uhr ging jedoch im Hauptquartier des Königs von dem Prinzen Friedrich Karl die Meldung ein, daß er beſtimmte Nachrichten von der Anweſenheit mehrerer feindlicher Armee-Korps zwiſchen der Elbe und der Biſtritz
erhalten und beſchloſſen habe , dieſelben am 3. Juli Morgens anzu= greifen. Er hatte auch ſchon direkt den Kronprinzen um Unterſtüßung dieſes Angriffes durch einen Theil ſeiner Armee gebeten ; der König aber faßte nach dieſen Meldungen ſogleich den Entſchluß, die noch vor
der Elbe befindlichen feindlichen Korps mit allen Kräften anzu greifen, und es wurde daher für den Kronprinzen der Befehl ausge 2*
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fertigt: ,,Er wolle ſogleich die nöthigen Anordnungen treffen, um mit allen Kräften zur Unterſtüßung der 1. Armee gegen die rechte Flanke
des vorausſichtlichen feindlichen Anmarſches vorrücken zu können und dabei ſobald als möglich eingreifen." Dieſen Befehl erhielt der Kron prinz in Königinhof am 3. Juli früh 4 Uhr und disponirte ſofort, daß das I. Armee- Korps auf Groß-Bürgliß , das Garde-Rorps auf Welchow ſich dirigire, während das V. als Reſerve folgen und bei Choteboreck Stellung nehmen ſollte. In den vorhergehenden Tagen der Ruhe hatten ſich die Truppen 3
bei Gradlitz inzwiſchen ausgeruht, die Verpflegungs-Trains waren nachgekommen und die eiſernen Beſtände an Lebensmitteln wieder er gänzt worden. Bei dem 51. Regiment war am Nachmittage des 2. Juli auch die 1. Rompagnie von Wiſokow wieder eingetroffen. *) 3. Juli. Am Morgen des 3. Juli zwiſchen 7 und 8 Uhr rückte nun das Regiment, freilich ohne jede Kenntniß über den Zweck des Marſches, aus dem Bi wak von Gradlitz ab. Es marſchirte im Verbande der Brigade auf ſchlech
ten Straßen über Schurz, Sibojed , Stern und Neujahrsdorf nach Welchow . Weſtlich dieſes Dorfes (L) vereinigte ſich die 22. Bri gade gegen 10 Uhr mit der 21. Brigade und beide traten unter das Kommando des General-lieutenant v. 3 aſtrow. Leşterer erhielt hier von dem General v. Mutius Befehl , mit ſeiner Diviſion in der
Richtung auf den Geſchüßdonner loszugehen . Schon von Sibojed an hatte man nämlich lebhaftes Artillerie- Feuer in der rechten Flanke
gehört, man war ihm jedoch nicht näher gekommen. General v. Zaſt row ließ nun, die 22. Brigade auf dem rechten Flügel, die 21. auf dem linken, als Echelon vorgezogen, zunächſt in der Rendezvousſtellung querfeldein auf Huſtiran avanciren. Bei der 22. Brigade kam das
38. Regiment in das erſte, das 51. in das zweite Treffen. Die Bataillone waren in Rompagnie -Kolonnen nach der Mitte formirt.
Gegen 1/211 Uhr in der Nähe von Huſtiran wurden ſie auf ganze Diſtanz auseinander gezogen , die Fahnen wurden enthüllt und mit freudiger Ungeduld ging es dem nun bald zu erwartenden Kampf entgegen. Nördlich von Racit pafſirte die Brigade den an *) Den Befehl zum Nachrücken in das Lager von Gradlitz hatte die Kompag nie noch am 1. Juli Abends durch den Protepeefähnrich Kriebel erhalten , der bes
ritten nach Gradlitz geſchickt worden war , um dieſen Befehl zu erbitten. So konnte alſo auch die 1. Kompagnie an der Schlacht noch Theil nehmen.
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geſchwollenen gegen 15' breiten Trotina - Bach , weshalb auf dem jenſeitigen Ufer, um die Bataillons wieder zu railliren, ein kur zer Halt gemacht werden mußte (M) . Hier erhielten dieſelben gegen 11 Uhr das erſte mit Verluſten verbundene feindliche Granatfeuer . Von den feindlichen Streitkräften war das fächſiſche Korps und das VIII. am linken Flügel bei Problus gegen die Elb-Armee im Kampf, das X. und III. Armee-Norps im Zentrum bei Langenhof und Lipa gegen die 1. Armee, das IV. und II. Armee-Rorps ſollte eigentlich
von Chlum bis zur Elbe die rechte Flanke der öſterreichiſchen Auf ſtellung decken, während das I. und VI. feindliche Korps ſüdweſtlich von Rosberitz als Reſerven aufgeſtellt waren. Das ungeſtüme Vor gehen der zur Armee des Prinzen Friedrich Karl gehörenden 7. In fanterie- Diviſion gegen den Swiep-Wald , ſüdlich von Benatek, und das zähe Feſthalten deſſelben , hatte jedoch das feindliche IV. Korps veranlaßt, bis in die Gegend von Ciſtowes und Maslowed vorzu 1
gehen und ſelbſt das II. feindliche Arinee- Korps , welches am äußer ſten rechten Flügel der öſterreichiſchen Aufſtellung ſtand, hatte ſich mit
3 Brigaden nördlich und weſtlich von Maslowed an dem Kampf um den genannten Wald betheiligt. Den von Norden und Nordoſten her anrückenden Abtheilungen der Armee des Kronprinzen konnten daher zunächſt nur 5 Batterien auf der Höhe von Horenowes , eine Bri
gade ( Henriquez) bei Trotina und die 2. leichte Kavallerie- Diviſion bei Lochenit entgegengeſtellt werden .
Zwar wurde nun von Seiten
des öſterreichiſchen Ober-Commando der Befehl erlaſſen, daß das IV. und II. Armee-Korps in die ihnen urſprünglich angewieſene Aufſtellung auf den Höhen zwiſchen Chlum , Nedeliſt und Sendraſit , mit der Anlehnung des rechten Flügels an die Elbe, zurückgehen ſollten, allein dieſe Bewegungeu kamen erſt ſo ſpät zur Ausführung, daß die unauf
haltſam vorgerückten Abtheilungen der preußiſchen 2. Armee es zu einer geordneten Beſetzung jener Höhen nicht mehr kommen ließen.
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Das erwähnte, von dem dieſſeitigen Regiment auf der Höhe nördlich von Racitz zuerſt erlittene Artillerie - Feuer rührte jedenfalls von der bei Horenowes am rechten Flügel ſtehenden Batterie Nr. 10 des feindlichen II. Armee-Korps her. Um den Mannſchaften bei dem nun auch bald zu erwartenden Infanterie -Gefecht etwas Erleichterung zu verſchaffen , wurden darauf die Torniſter *) abgelegt und demnächſt 2
*) Dieſelben waren am 29. Juni Vormittags in das Biwak bei Skalit durch Wagen wieder herbeigeſchafft worden .
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unter dem Feuer der ſüdlich Sendraſiß poſtirten, zur 2. leichten Ras vallerie - Diviſion gehörigen feindlichen Batterien (Nr. 2 und 3 des 9. Artillerie- Regiments ), der Marſch in ſüdlicher Richtung fortgeſeßt. Nachdem die Dörfer Raciß und Sendraſit , welche einzelne Abthei
(ungen der Brigade Henriquez beſeßt hatten , nach kurzem Rampfe durch die diefſeitige 21. Infanterie-Brigade genommen worden waren, marſchirte die 11. Diviſion, mit dem linken Flügel der 22. Brigade
dicht weſtlich an dieſen Dörfern vorbeipaſſirend, weiter gegen Nedeliſt, wobei beſtändig vereinzelte Granaten in die Bataillone einſchlugen . Durch dieſes energiſche Vorrücken gerieth das feindliche II. Armee
Korps in Gefahr, von den Elbbrücken bei Locheniß und Bredmerit theilweiſe abgeſchnitten zu werden. Die 2. leichte Kavallerie- Diviſion des Feindes marſchirte daher, um den ferneren Rückzug des II. Korps nach der Elbe zu decken, weſtlich von Cocheniß auf und bedrohte ſo
den linken Flügel der diefſeitigen 11. Diviſion. Dieſe erhielt des halb Befehl, Halt zu machen, bis die noch bei Trotina mit der Bri gade Henriquez im Kampf begriffene 12. Diviſion herangekommen ſein würde. Es war gegen 3 Uhr Nachmittags, als die 22. Brigade auf dem Plateau nördlich von Nedeliſt, unweit der daſelbſt aufges worfenen Schanzen, mit der Front gegen Lochenit, aufgeſtellt wurde (N) . Dicht vor dem 51. Regiment waren die 2. und 4. 6 pfündige Batterie des 6. Feld-Artillerie-Regiments aufgefahren und hatten ſich gegen die beiden feindlichen Batterien der 2. leichten Kavalerie-Di
viſion ins Feuer geſetzt. Dieſe antworteten auch ſehr bald, ihre Ge ſchoſſe ſchlugen zum Theil in die Abtheilungen des Regiments ein, und daſſelbe hätte bei längerem Verbleiben in dieſer Aufſtellung un
zweifelhaft ſehr große Verluſte erlitten . Allein der Aufenthalt hier war nur von kurzer Dauer.
Die preußiſche 1. Garde- Diviſion, welchevon Chotbeborek unaufhalt
ſam über Horenowes und Maslowed vorgerückt war, hatte ſich in über. raſchender Weiſe auch der im Centrum der feindlichen Aufſtellung befind fichen Dörfer Chlum und Rosberit bemächtigt und die Abtheilungen des feindlichen IV. Korps, welche dieſe Orte vertheidigt hatten , zum Rüdzuge gezwungen. Wenn ſie nun auch das Dorf und die Höhe von Chlum ge
gen die überlegenen Angriffe des zur feindlichen Reſerve gehörigen VI. Armee -Rorps behauptete, ſo hatte ſie doch Rosberit wieder aufgeben müſſen und bedurfte zum weiteren Vormarſch gegen dieſes Dorf und gegen
Sweti um ſo mehr einer Unterſtüßung, als nicht weit weſtlich von Rosberitz
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noch ein zweites vollſtändig intaktes (das I.) Armee-Rorps des Fein des in Reſerve ſtand. - Gegen 1/24 Uhr wurde dem General v. Mut
tius von dieſen Verhältniſſen beim Garde-Korps Mittheilung gemacht. Die 11. Diviſion erhielt daher ſofort Befehl, gegen die Dörfer Rog beritz und Sweti vorzugehen. Die 22. Brigade wurde auf Rosbe ritz, die 21. auf Sweti dirigirt. Hierbei mußte eine Rechtsſchwen kung ausgeführt werden und die 22. Infanterie-Brigade nahm bei dieſer Gelegenheit, in Folge einer Aufforderung des General v. Zaſt row , das 51. Regiment in das erſte Treffen. Vom 1. Bataillon deſſelben wurde, auf Befehl des General v. Hoffmann, die 1. und
4. Kompagnie (Hauptmann lange und v. Polent) bei Nedeliſt zurück gelaſſen, um zur Dedung einer etwaigen rückgängigen Bewegung der dort verbleibenden Batterien, ſüdlich des Dorfes eine Aufſtellung zu nehmen. Der Hauptmann Lange poſtirte das Halb-Bataillon mit zwei aufgelöſten halben Schützenzügen und deren Soutiens vor der
Front bei dem Schafſtalle ſüdlich von der Kirche (Siehe die Skizze ,, Königgrät " z). Das 2. und Füſilier-Bataillon des Regiments ent wickelte ſich weſtlich von Nedeliſt auf ganze Diſtanz auseinanderge
zogen ; das 2. Bataillon auf dem rechten, (y) das Füſilier-Bataillon auf dem linken Flügel ( x) die andere Hälfte des 1. Bataillons, (2.
und 3. Rompagnie als Halb-Bataillon formirt) unter Major v. Haine , erhielt Befehl rechts debordirend auf Halbe Treffendiſtanz zu folgen Bei (w) . Das 38. Regiment bildete das zweite Treffen ( v). dieſem Vorinarſch erhielt die Brigade zuerſt Feuer von den Batterien Nr. 5, 9 und 10 des X. feindlichen Artillerie-Regiments. Dieſelben gehörten zur Geſchütz -Reſerve des VI. Armee-Rorps und waren von 2
dieſem
zur Deckung des Rückzuges des IV. Armee-Rorps und
des eigenen Aufmarſches gegen Chlum – auf den Höhen zwiſchen Rosberitz, Wfeſtar und Sweti aufgeſtellt worden. Später hatten ſich auf denſelben Höhen auch Theile der 1. und 2. Diviſion der feinds lichen Armee- Geſchütz- Reſerve , nach ihrem Rückzuge aus der Linie Nedeliſt, poſtirt und theils gegen Chlum, theils gegen die Chlum
anrückende 11. preußiſche Diviſion ihr Feuer eröffnet. Endlich hatte auch die Batterie Nr. 5 des IV. Artillerie - Regiments , welche zur Geſchüß-Reſerve des öſterreichiſchen IV. Armee-Korps gehörte , etwa
zu dieſer Zeit weſtlich von Nedeliſt eine Aufſtellung genommen.
--
Als die 22. Brigade dieſem Artilleriefeuer näher rückte, befahl der General v. Hoffmann vor der zweiten Höhe weſtlich Nedeliſt, die
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Flügel-Kompagnien des erſten Treffens vorzuziehen. Vom 1. Bas taillon waren dieſe Kompagnien (1. und 4.) bei Nedeliſt detachirt und es konnten daher nur die Schütenzüge der 2. und 3. Kompagnie unter den Sekond-Lieutenants Edler und v. Humbracht von dem Major
V. Haine vor die Front des Halb-Bataillons genommen werden. Dieſelben führte der Hauptmann v. lindeiner raſtlos vorwärts gegen eine der oben erwähnten feindlichen Batterien, welche auf einer Höhe zwiſchen Nedeliſt und Wfeſtar aufgeſtellt war (wahrſcheinlich Nr. 5 des IV. Artillerie-Regiments ) (u). In der Entfernung von 800 bis 300 Schritt wurden unſere Schüßen durch das Granat- und Kar tätſch - Feuer derſelben getroffen. Auf 300 Schritt etwa machten ſie in einem kleinen Graben am Abhange der ſanft abfallenden Anhöhe Halt (t) und unterhielten etwa 10 Minuten lang ein lebhaftes Feuer
gegen die Beſpannung der fortwährend chargirenden Batterie. Als darauf das Feuer derſelben ſchwächer wurde, erſtürmten die Schüßen züge im Laufſchritt mit Hurrah die Höhe, wo ſie 5 Geſchüße, welche größtentheils von Bedienungsmannſchaften und der Beſpannung verlaſſen waren , in Beſitz nahmen . Ein ſechstes Geſchüß lag etwa60 Schritt weiter rückwärts in einem Graben. Beide Führer dieſer Schüßenzüge haben große Bavour hierbei an den Tag gelegt. Als Gruppenführer
zeichnete ſich der Unteroffizier Heudeshoffen aus, indem er die ein zelnen Schützen init beſonderer Ruhe und Umſicht im Graben ver theilte; ferner ſind auch die Gefreiten Tilch und Riefer der 2. und
die Musketiere Mai und Waage der 3. Kompagnie, welche die erſten bei den Geſchüßen waren, hervorzuheben . Nach dieſem Kampfe muß ten ſich die Schützenzüge, da ſie von der allgemeinen Direktion der Brigade etwas abgewichen waren, weit links wenden, um wieder zum
Halb-Bataillon zu gelangen. Als ſie es erreicht hatten , ſchloſſen ſie
ſich ihm , als Schügen in dem rechten Intervall wieder an.
Der
Major v. Haine blieb im weiteren Vormarſch gegen Rosberitz und ſchickte, als bei dieſem Dorfe ein Kampf wahrgenommen wurde , die
ſelben beiden Schüßenzüge und noch einen Zug der 2. Kompagnie ( 4.) unter dem Seconde-lieutenant Walther , als Tirailleurs, zur Er öffnung des Feuers gegen das Dorf voraus. - Bei den beiden
anderen Bataillonen waren gleichzeitig init dieſen Schüßenzügen , auf
das Kommando des General v. Hoffmann, ganze Kompagnien vor gezogen worden und zwar beim 2. Bataillon die 5. Kompagnie, unter Hauptmann liebe , (s) und die 8. Kompagnie , unter Hauptmann
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V. Wunſter (r), beim Füſilier-Bataitfon die 10. Kompagnie , unter Premier-Lieutenant Soeſt (q) und die 11. Kompagnie, unter Premier Lieutenant Chuchul (p). Geſchloſſen , als Halb - Bataillon forinirt, blieben vom 2. Bataillon die 6. und 7. Kompagnie unter dem Ma jor v. Oſtrowski, vom Füſilier - Bataillon : die 9. und 12. Rompag
nie inter Hauptmann v. Albert. Dieſe beiden Halb-Bataillone hiel ten, von dem 38. Reginient gefolgt und vom General 0. Hoffmann
geführt , die Direktion auf Kosberitz derart feſt, daß ſchließlich das des 2. Bataillons mit dem rechten Flügel der 6. Kompagnie bis
nahe an die ſüdöſtliche Liſiere des Dorfes herankam . Die vorgezo genen Kompagnien, mit ihren aufgelöſten Schüßenzügen vor der Front, hatten anfänglich dieſe Richtung ebenfalls bewahrt, ſo daß (voin rechten
Flügel angefangen) die 5. , 8. , 10. und 11. Kompagnie nebenein ander avancirten. Als jedoch das feindliche Artilleriefeuer von Wſeſtar her immer heftiger wurde, dirigirte der Oberſt-lieutenant v. Songki die 11. und 10. Kompagnie (Soeſt und Chuchul) gegen dieſes Dorf. Der Hauptmann D. Wunſter beſchloß gleichfaus, mit ſeiner Kompag nie (der 8.) Wſeſtar anzugreifen , und ſchwenkte daher links , wobei ſich auch der Schützenzug der 5. Kompagnie unter Lieutenant Knappe
ihm anſchloß. Der Reſt der 5. Kompagnie dagegen , unter Haupt mann liebe , blieb etwa 200 Schritt vor dem rechten Flügel ſeines Bataillons und wendete ſich dann gegen Rosberitz. Die gegen das letztgenannte Dorf Rosberit avancirten Zitge des Regiments (nämlich vom 1. Bataillon : die Schützenzüge Edler und v. Humbracht und der 4. Zug unter Lieutenant Walther , vom 2. Ba taiđon : zwei Züge der 5. Kompagnie unter Hauptmann liebe ) wur den von der feindlichen Brigade porch acher durch lebhaftes Infan
terie- Feuer aus der Liſiere des zum Theil in Brand gerathenen Dor fes empfangen. - Nachdem nämlich das feindliche VI. Arinee -Korps
die Wiedereroberung Chlum's aufgeben und den Rückzug nach Süden zu hatte antreten müſſen , war zulegt noch das feindliche I. Armee
Korps (ebenfalls zur Reſerve gehörig und bisher nicht im Kampf geweſen ) zu einem Verſuche, Chlum und Rosberit wieder zu ge winnen , gegen dieſe Dörfer entwickelt worden. Die Brigade Rin gelsheim wurde aus der Direktion von Langenhof und die Brigade
Boſchacher über Rosberitz gegen Chlum dirigirt, während die Brigade Leiningen aus ihrer urſprünglichen Aufſtellung zwiſchen Wreſtar und Streſetig in nördlicher Richtung als Reſerve folgte. Der letzteren
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(chloß ſich auch noch die Brigade Knebel, vom X. Armee-Rorps , an und betheiligte ſich bei dieſem leßten Angriff. In Rosberit hatten ſich nach dem Rückzuge des öſterreichiſchen VI. Armee -Rorps ſofort wieder einzelne Abtheilungen des preußiſchen 3. Garde - Regiments 2
feſtgeſetzt, jedoch dem überlegenen Angriffe der Brigade Poſchacher wieder weichen müſſen .
Dieſe Brigade beſtand aus den Infanterie
Regimentern Martini Nr. 30, König von Preußen Nr. 34, dem 18. Jäger-Bataillon und der Batterie Nr. 6 des I. Artillerie-Regiments ; ferner hatte ſich noch das zum VI. Armee -Korps gehörige 17. Jäger Bataillon der Brigade angeſchloſſen. Dieſelbe war ihrein Auftrage entſprechend von Rosberitz aus , noch gegen die Höhen von Chlum avancirt, mußte aber ſehr bald wieder nach den erſtgenannten Dorfe zurück. Denn die Brigaden Leiningen und nebel, ſowie die Brigade
Ringelsheim waren in der Front durch die in Chlum eingetroffene Avantgarde des dieſſeitigen I. Armee-Rorps und in der linken Flanke durch die gegen Lipa weiter vorgedrungenen Abtheilungen des Garde Korps ſo hart bedrängt worden, daß ſie die Wiedergewinnung Chlum's aufgaben und den Rückzug in ſüdlicher Richtung antreten mußten. Die Brigade Poſchacher konnte ſich ſoinit um ſo weniger nördlich von Rosberitz behaupten, da ſie auch von Oſten her durch das energiſche Vorrücken der 22. Brigade in ihrer rechten Flanke bedroht wurde. Es waren hierdurch auf einem ſehr kleinen Raume 4 feindliche Bri gade-Maſſen weſtlich von Rosberitz zuſammengedrängt, und um ihnen einen Rückzug überhaupt zu ermöglichen , ſegte ſich die Brigade Bo ſchacher in Rosberitz nochmals energiſch feſt und verſuchte, dieſes Dorf gegen die von Norden her anrückenden Abtheilungen des preußiſchen I. Armee- Rorps und gegen die von Oſten her avancirenden Abthei lungen der dieſfeitigen 22. Infanterie-Brigade hartnäckig zu verthei digen. Es war alſo das Feuer der Brigade Poſchacher, welches die am weiteſten vorausgeeilten, oben ſchon erwähnten Züge des 51 . Regiments aus Rosberitz begrüßte. Auf der Höhe, öſtlich des Dor fes, ſüdlich von dem nach Sweti führenden Wege , machten dieſelben ausgeſchwärmt Halt und zwar am äußerſten rechten Flügel die bei
den Schüßenzüge Edler und Humbracht (t'), weiter links der 4. Zug unter Lieutenant Walther (o) und am linken Flügel die beiden Züge der 5. Konpagnie unter Hauptmann liebe (s). Etwa 10 bis 15 Minuten lang unterhielten ſie hier ein wirkſames Schnellfeuer gegen
die in der Liſiere eingeniſteten feindlichen Schüßen. Der Hauptmann
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liebe wurde dabei durch einen Schuß in den Fuß erheblich verwundet und mußte zurückbleiben. Der Seconde-Lieutenant Freytag vom 10. Landwehr-Regiment übernahm daher die Führung der 5. Kompagnie und gewann bald darauf mit Hurrah die liſiere, wobei 6 Geſchüße,
jedenfalls von der zur Brigade Boſchacher gehörigen Batterie Nr. 5 des 1. Artillerie-Regiments, in ſeine Hände fielen und viele hundert Mann ſich gefangen gaben. Wohl ziemlich gleichzeitig waren auch die weiter nördlich befindlichen Züge des 1. Bataillons in das Dorf
eingedrungen und hatten ebenfalls eine ſehr bedeutende Anzahl von Gefangenen gemacht. Hierzu hatte größtentheils auch das unauf haltſame Vorgehen des Gros der 22. Infanterie-Brigade , wodurch den in Rosberitz befindlichen Truppen der Rückzug abgeſchnitten wurde, beigetragen. Die vorderſten Abtheilungen des Gros , die Halb -Ba taidone v. Oſtrowski und v. Albert, hatten Tambour battant die Höhe von Rosberitz erreicht, machten hinter derſelben , an dem aus dem Dorfe nach Wſeſtar führenden Wege halt , ließen in Linie aufmar (chiren und gaben lebhaftes Saldenfeuer gegen die dichten gewaltigen Maſſen des feindlichen I. Korps , welche ſich jenſeits der Chauſſee nach Süden zu bewegten, ab. Die Entfernung war zwar bedeutend, allein bei der Größe und Tiefe des Zielobjektes war dieſes Feuer
doch ganz außerordentlich wirkſam . Einige feindliche Bataillone woll ten ſich an der Chauſſee noch mals dem weiteren Vordringen dieſer Theile der 22. Infanterie- Brigade entgegenſtellen und gaben ein kur
zes unregelmäßiges Feuer gegen die Halb- Bataillone v. Oſtrowski und v. Albert ab , traten aber ſofort den Rückzug wieder an, als dieſe mit dem Gewehr zur Attacke rechts weiter avancirten. Eine große Zahl der feindlichen Infanteriſten ſah man ſogar die Gewehre fortwerfen und mit emporgehobenen Händen auf die Unſrigen zueilen.
Inzwiſchen waren die in das Dorf Rosberitz eingedrungenen Züge zum Theil an der weſtlichen Liſiere deſſelben angekommen und dort gelang es noch dem Lieutenant v. Humbracht durch das Feuer ſeiner
Schützen ein nach Süden abfahrendes Geſchütz und einen Munitions wagen zum Stehen zu bringen und davon Beſit zu ergreifen. Auch
hatte er gleich darauf, in Verbindung mit dem Schüßenzug des lieu: tenant Edler , noch Gelegenheit ein in nordweſtlicher Richtung vor
rückendes Kiraſſier-Regiment (höchſtwahrſcheinlich Heſſen -Müraſſiere von der 1. Reſerve- Ravallerie -Diviſion Holſtein ) ſo wirkſam durch Schnell
feuer auf etwa 300 Schritt zu beſchießen , daß einige Schwadronen ,
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in voller Unordnung nach Südweſten zurückjagten und ſelbſt vor ihnen Bei dem geſchil retirirende Infanterie- Abtheilungen überritten. derten Rampfe um Rosberitz hatten ſich bei der 5. Kompagnie der
Seconde- Lieutenant Dühring II. und der Feldwebel Riedel als Zug führer beſonders durch Umſicht und Eifer hervorgethan.
Die Ge
freiten Kober und Müller, obgleich erheblich verwundet, ließen fich erſt nach beendetem Gefecht verbinden , um dabei noch mitwirken zu können. Die eroberten Geſchüte waren leider von der Rompagnie nicht beſekt worden und ſind daher jedenfalls ſpäter in Rosberiş ein rückenden Truppen als Beute zugefallen. Bei dem Halb-Bataillon V. Oſtrowski iſt die Haltung des Sergeanten Benſch der 7. Rom pagnie anzuerkennen , da er , als eine Granate mehrere Reute der
linken Flügelfektion außer Gefecht ſeşte , ſofort durch Rechtsſchließen die Ordnung wieder herſtellte. Die Musketiere Riedel, Grindel und
Lur derſelben Kompagnie , welche trop der erlittenen Verwundungen nicht zurückblieben , haben ſich hierdurch ebenfalls ein ehrendes An denken geſichert. Bei dem Halb-Bataillon v. Albert endlich gab der Feldwebel Woike der 9. Kompagnie ein Beiſpiel echt ſoldatiſchen Be nehmens. Bei Beginn der Schlacht näinlich ſprang er troß ſeines ſchweren rheumatiſchen Leidens vom Krankenwagen, begab ſich zu ſeiner Stompagnie und verließ dieſelbe nicht wieder, auch als er durch einen Granatſplitter am Arm verwundet worden war. Von dem Halb-Ba
taillon v. Oſtrowski und dem Halb -Bataillon v. Albert muß hier im
Allgemeinen , als ein Zeichen ſehr guter militairiſcher Disziplin noch Folgendes erwähnt werden. Die Salven dieſer Halb-Bataillone ge gen die feindlichen Maſſen jenſeits der Chauſſee hatten nämlich, wegen des vielfachen anderweiten Gefnatters in der Nähe befindlicher Ti
railleurs, allmählich ihren Charakter verloren und waren in ein will fürliches Schnellfeuer der einzelnen Rotten übergegangen. Der Ges neral 6. Hoffmann befahl deshalb , daß bei dieſen Bataillonen das Feuer gänzlich eingeſtellt würde , um dann durch runde Salven wie der einen um ſo größeren Erfolg zu erzielen. Nach den Erfahrungen aller Ariege gehört es unſtreitig zi den größten Schwierigkeiten, im Feuern begriffene Abtheilungen zum Einſtellen deſſelben zu bringen, To lange ihnen noch der Feind vor Augen iſt. Es gelang aber hier dennoch den Bemühungen des Major v. Oſtrowski und des Haupt mann v. Albert ziemlich ſchnell, dies bei ihren Halb-Bataillonen zu
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erreichen und ſie gaben darauf einzelne Salven ab , welche auch die oben geſchilderte bedeutende Wirkung hatten.
Von den bei der Einnahme von Rosberit betheiligt geweſenen
Abtheilungen gingen die Schützenzüge von Humbracht und Edler, von der weſtlichen Liſiere aus , zunächſt auf langenhof zu und dran gen dann, ſich mehr nach Süden wendend, noch bis in die Gegend von Bor vor , ohne indeß anders als durch Artillerie - Feuer ferner vom Feinde berührt zu werden. Die beiden Züge der 5. Kompagnie ( lieu tenant Freytag ) und der 4. Zug des Halb-Bataillons v. Haine (Lieutenant Walther ) hatten ſich vom ſüdlichen Ausgange von Rosberitz aus gegen Nosnit gewendet, wo ſie mit den über Wfeſtar vorgegangenen Abtheilungen des Regiments zuſammentrafen, was ſpäter beſchrieben werden wird. Die Halb-Bataillone v. Oſtrowski und v. Albert, ge folgt von dem Halb -Bataillon v. Haine , waren, ſüdöſtlich von Rosberitz vorbei, in der Direktion auf den Brizer Wald vorgegangen und gelangten ungefähr bis in die Höhe von Rosnitz. Die von dem Halb-Bataillon 2
v. Albert nach dem Feuergefecht bei Rosberig vorgenommenen Schü
penzüge der 9. und 12. Kompagnie unter den Seconde - Lieutenants Böhm II. und Giſeke erreichten indeſſen noch die nördliche Liſiere des genannten Waldes.
Nicht minder bedeutend und ruhmvol waren die Erfolge, welche
inzwiſchen von denjenigen Abtheilungen des Regiments erfochten wur den, welche ſich gegen Wfeſtar gewendet hatten .
Es bedarf hier
zunächſt einer Bemerkung gegen die offizielle Beſchreibung von Oeſter reichs Kämpfe im Jahre 1866 " durch den öſterreichiſchen Generalſtab. Es heißt daſelbſt: „ die Brigade Hoffmann drang in den nördlichen Theil von Wſeſtar ein, welchen Ort einzelne Abtheilungen aller Trup
pen des öſterreichiſchen I. Korps vertheidigten ". Nun läßt es ſich zwar durch die Lage dieſes Dorfes , volle 3/4 Meilen hinter dem
Centrum der feindlichen Operationsfront und auf der geraden , durch die Chauſſee gebildeten, Rückzugslinie nach Königgrät, leicht erklären, daß vereinzelte Theile faſt aller feindlichen Korps ſich in Wfeſtar feſt geſetzt hatten, als das 51. Regiment gegen das Dorf vorging. In der That ſind auch Soldaten der verſchiedenſten feindlichen Regt menter von den Abtheilungen des dieſſeitigen Regiments in Wfeſtar
gefangen genommen worden. Allein , daß das Dorf von Truppeu des öſterreichiſchen I. Norps beſetzt geweſen ſei , muß doch bezweifelt werden. Denn als die erſten Abtheilungen des Regiments weſtlich von Wſeſtar angelangt waren, haben ſie noch vollſtändig geordnete
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bedeutende Truppenmaſſen feindlicher Infanterie in nordöſtlicher Rich tung gegen Rosberit vorrücken ſehen. Später in Wreſtar angelangte
Abtheilungen haben wiederum große feindliche Maſſen, welche ſich un geordnet von Rosberitz durch und weſtlich von Rosnitz vorbei , nach Südweſten bewegten , lebhaft beſchoſſen. Da nun die leşte feindliche Offenſiv - Bewegung von dem öſterreichiſchen I. Armee-forps inter
nommen worden iſt, ſo kann es nur dieſes Korps ſein, welches von den Unſrigen aus Wfeſtar im Avanciren und im Retiriren geſehen
worden iſt. Es können daher wohl kaum , ſchon vor der Offupation dieſes Dorfes durch das dieſſeitige Regiment , Theile des feindlichen 1. Korps in demſelben geweſen ſein. Die feindlichen Abtheilungen, welche Wjeſtar beſegt hielten, ſcheinen vielmehr zum größten Theil dem öſterreichiſchen VI. Armee-Korps angehört zu haben und zwar : der Brigade Waldſtädten (Infanterie - Regiment Hartmann Nr. 9, Frank Nr. 79, Jäger-Bataillon Nr. 6, Batterie Nr. 1 des X. Artillerie Regiments) und dem zur Brigade Hertwegh gehörenden Infanterie-Regi ment Kellner Nr. 41. Nach dem vergeblichen zweiten Angriff des feindlichen VI. Korps auf Chlum hatte zum Wenigſten die Brigade Waldſtädten den Befehl erhalten : „ Zurückzugehen und in und bei Wſeſtar wieder Aufſtellung zu nehmen ". Aűerdings fügt die Be ſchreibung des öſterreichiſchen Generalſtabes hinzu, daß es wegen des eiligen Rückzuges, wobei der taktiſche Verband ſich gelöſt hatte , nicht oder nur ſehr mangelhaft zu dieſer Beſetzung gekommen ſei. Ferner waren 2 Bataillone des Regiments Kellner , ſpeziell wegen des Vor rückens der preußiſchen Brigade Hoffmann, zur Sicherung der zwiſchen Wfeſtar und Sweti poſtirten Geſchütz -Reſerve des VI. Korps, auf die Höhe ſüdöſtlich von Rosberitz beordert worden. Hiernach iſt alſo anzunehmen, daß Wſeſtar in dem Augenblic, als die vorderſten Ab theilungen des 51. Regiments ſich dem Dorfe näherten , von feind lichen Truppen der verſchiedenſten Korps und Regimenter angefüllt, 1
daß es aber vom
feindlichen I. Korps entſchieden nicht beſegt war.
Eine geordnete Beſetzung durch einen beſtimmten Truppentheil hat überhaupt nicht ſtattgefunden. Die in der Viſiere eingeniſteten Schü şen gehörten jedenfalls Theilen der Brigade Waldſtätten an , welche
am weiteſten zurückgeblieben waren , oder welche ihrem Auftrage bis Dagegen waren , wie im Laufe der zulegt nachzufommen ſuchten.
Beſchreibung wiederholt erwähnt worden, die Höhen zwiſchen Rosbe ritz, Wreſtar und Sweti von außerordentlich großen Artillerie-Maſſen
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befekt worden. Es waren dorthin beordert: Die Geſchüt -Reſerve des feindlichen VI . Korps (5 Batterien à 8 Geſchüße ), die 1. und 2. Diviſion der Armee-Geſchütz -Reſerve (ie 4 Batterien) ; ſpäter auch die Geſchüt-Reſerve des öſterreichiſchen I. Armee -Korps. Namentlich die erſten hatten ſchon lange gegen den Anmarſch der preu Biſchen 11. Diviſion lebhaft im Feuer geſtanden. Bei dem weiteren Vor rücken der letzteren mögen einzelne Theile dieſer Artillerie-Abtheilungen ſich nach Süden zurückgezogen haben, andere aber festen ſich an der öſt
lichen Liſiere des Dorfes Wfeſtar feſt und eröffneten von hier aus ein mörderiſches Feuer. Wie ſchon oben geſagt, war eben hierdurch der Oberſt- Lieutenant v. Rongki bewogen worden die 11. und 10. Som pagnie gegen Wfeſtar zu dirigiren , was wiederum die 8. Kompagnie
und den Schüßenzug der 5. Kompagnie veranlaßte , der Bewegung zu folgen. Zu dieſem Zweck mußten ſämmtliche Abtheilungen ein wenig links ſchwenken , und ſomit hatte die am linken Flügel befind liche 11. Kompagnie den kürzeſten Weg bis zum Dorfe. Der ſehr brave Führer dieſer Kompagnie Premier-lieutenant Chuchul wurde hier als einer der Erſten durch einen Granatſplitter im linken Arm ſchwer verwundet, ſo daß der Lieutenant v. Gilgenheimb die Führung übernehmen mußte. Derſelbe ging darauf wegen des ſehr heftigen Granatfeuers im Trabe gegen das Dorf vor. Einige hundert Schritt vor demſelben ſtanden zwei ungeordnete feindliche Haufen Infanterie
von der Stärke etwa je einer Kompagnie, und gaben unregelmäßiges Feuer gegen ihn ab. Daſſelbe wurde aber , um ſich nicht aufzuhalten, wobei das viel wirkſamere Artillerie-Feuer um ſo mehr Verluſte ver urſacht haben würde, nicht erwidert und die erwähnten Infanterie Abtheilungent gaben ſich der unaufhaltſam weiter vorrückenden 11 .
Kompagnie größtentheils gefangen. Bald darauf erreichte der Lieute nant v. Gilgenheimb , mit zwei nebeneinander aufgelöſten Zügen und dem dritten Zuge unmittelbar dahinter, trotz einiger noch in nächſter Nähe
gegen ihn abgegebenen Kartätſchſchüſſe, die Liſiere des Dorfes in der Nähe
der Kirche (n) und nahm dafelbſt 7 Geſchüte. Dieſelben waren bis zum letzten Augenblic bedient worden und größtentheils noch beſpannt. Den 6. Zug führte hierbei ſehr brav der Seconde- lieutenant Mei
nede vom 10. Landwehr-Regiment , den Schügenzug der Feldwebel 1
Schoppe. Die Gefreiten Nork , Girndt und Rube waren die erſten bei den Geſchüßen und nahinen daſelbſt 8 feindliche Artilleriſten ge
fangen ; einer derſelben wollte noch im letzten Augenblick ſein Geſchütz
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losfeuern, wurde aber durch den Gefreiten Nork von demſelben fort geriſſen.
Der Fiiſilier Trautmann , der linke Flügelmann der 11 .
Kompagnie, ſprang ſofort auf das Vorderpferd eines noch beſpannten Geſchüßes und fuhr daſſelbe mit lautem Hurrah ab ; dieſem Beiſpiel folgten mehrere Andere, ſo daß bei einem etwaigen Wiederverluſt von Wſeftar 3 Geſchüte und 4 Munitionswagen in Sicherheit geweſen wären. Die 10. Kompagnie , unter Führung des Premier- lieute nant Soeſt, kam mit dem Schüßenzuge ſeiner Kompagnie (Lieutenant v. Garnier ) , wohl ziemlich gleichzeitig mit der 11. Kompagnie, an der nordöſtlichen Liſiere des Dorfes , aber näher bei dem nördlichen Ansgange deſſelben, an. Auch dieſer Zug war des heftigen Granat feuers wegen, neben dem das Klein -Gewehrfeuer kaum beachtet wurde, im Trabe vorgegangen und hatte darauf , näher herangekommen , ein lebhaftes Tirailleurfeuer auf die Beſpannung der ihm ſpeziell gegen über ſtehenden Batterie (m ) eröffnet. Dieſer gelang es indeſſen, nach dem ſie noch in großer Nähe eine Kartätſchladung auf den Zug des Lieutenant v. Garnier abgegeben hatte, abzufahren , bis auf 2 Ge ſchütze, deren Beſpannung gefallen war. Mit den übrigen 6 Ge 1
ſchügen nahm ſie auf der Höhe, weſtlich des Dorfes , eine neue Bo ſition (m) und wurde durch den 3. und 4. Zug der 10. Kompagnie,
unter Premier -lieutenant v. Boehn , angegriffen. Sie mußte hier noch 5 Geſchütze in den Händen der Sieger laſſen. Der 3. Zug , unter dem Portepee- Fähnrich leiſterer, betheiligte ſich ſpezielt bei der Wege nahme dreier Geſchüte und bei der Gefangennahme ihrer Bedienungs mannſchaften. Der 4. Zug, unter dem Feldwebel Friemer eroberte zwei Geſchüte. Auch die 10. Kompagnie hatte ſomit 7 Geſchüte ge nommen.
Die Füſiliere Stimpel und Bencher hatten auf den erſten
Schuß ihnen bezeichnete feindliche Führer außer Gefecht geſegt. Vor allen aber muß hier der Füſilier Friedrich Goldbach aus Striegau genannt werden, deſſen Andenken als das eines echten Soldaten von
ſeinen Kameraden für alle Zeiten hoch zu ehren iſt. Tödtlich durch
einen Schuß in die Bruſt getroffen , richtete er ſich noch einmal auf, ſagte zu einem ſeiner Kameraden : ,, Bruder nimm Dir noch meine Der Patronen , ich werde ſie nicht mehr brauchen" , und ſtarb. /
Hauptmann v. Wunſter endlich mit der 8. Lompagnie und dem Schüßenzuge der 5. Rompagnie ( Lieutenant Knappe ) hatte den wei teſten Weg bis Wreſtar, denn dieſe Rompagnie war bei dem oben
beſchriebenen Vorrücken der Brigade am weiteſten rechts ( r), während
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Wfeſtar links vorwärts lag. Es waren inzwiſchen, nördlich dieſes Dorfes , auch die Batterien Nr. 9 und 10. des feindlichen 1. Ar tillerie-Regiments (zu der Geſchütz -Reſerve des I. Armee-Rorps ge
hörig) aufgefahren und hatten ihr Feuer gegen die Abtheilungen der 22. Brigade eröffnet.
Bei dem raſtloſen Vorrücken derſelben ſcheinen
ſich dieſe Batterien zum Theil an dem nördlichen Ausgang des Dor fes à cheval der Chauſſee aufgeſtellt zu haben (1) . Jedenfalls erreichte die 8. Kompagnie dieſen Theil des Dorfes ſo ſchnell, daß ſie daſelbſt
( r") 3 Geſchüße der Batterie Nr. 10, welche noch bis auf etwa 200 Schritt mit Kartätſchen gegen ſie gefeuert hatten , in Beſitz nehmen
konnte, nachdem die Bedienungsmannſchaften derſelben theils nieder 1
geſtochen, theils gefangen genommen worden waren. Auch 2 Muni tionswagen fielen hierbei in die Hände der 8. Kompagnie. Beſonders durch das ungeſtüme Vorgehen des Seconde-Lieutenant v. Dresler,
der den vorderſten Zug, (den 7.) der 8. Kompagnie führte und durch das Verhalten des Sergeanten Wolff, des Gefreiten Hill mann und des Musketier Albel , welche ſich zuerſt auf die feindlichen
Artilleriſten ſtürzten waren dieſe Erfolge erreicht worden. Der Oberſt Paris , der das ganze, durch das 51. Regiment gebildete, erſte Treffen der 22. Brigade kommandirte , ſpeziell aber mit der 8. Kompagnie vorgeritten war, erhielt bei dem Angriff derſelben auf den nördlichen Uusgang von Wfeſtar einen Schuß an den Kopf, der jedoch durch
den Helmbeſchlag unſchädlich gemacht wurde. Bei dem Schützenzuge des Seconde-Lieutenant Knappe , welchem bei dieſer Gelegenheit eben falls eine Kugel das Bein ſtreifte, ſind die Gefreiten Herzig und Güttler , die trok ihrer Verwundungen den Zug nicht verlaſſen haben, beſonders namhaft zu machen. An der Oſtfront von Weſtar, dicht
ſüdlich von der Kirche, langte bald darauf auch das Halb -Bataillon Lange an ( 2'). Daſſelbe hatte aus ſeiner Stellung bei Nedeliſt (2), nachdem die dort aufgeſtellten dieſſeitigen Batterien nach vorwärts abge fahren waren, gleichfalls in ſüdlicher Richtung den weiteren Vormarſch angetreten und hatte hierbei unweit von Nedeliſt durch die zwiſchen Wſeſtar und Sweti aufgeſtellten feindlichen Batterien mehrere Ver luſte, namentlich bei der 4. Kompagnie erlitten. Auch der Führer der letzteren, Hauptmann v. Bolent , wurde durch einen Granatſplitter
im dicken Bein erheblich verwundet und mußte zurückbleiben. Von dieſem Halb-Bataillon erreichten die vorgeſchickten Schützenzüge der 1 . und 4. Kompagnie (die Seconde-Lieutenants v. lorenz und v. Hugo) Sellwig, 4. Niederſclef. Inf.-Regt. Nr. 51.
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zuerſt das Dorf Wſeſtar und machten daſelbſt zahlreiche Gefangene. Mittlerweile war der Lieutenant v. Gilgenheimb mit der 11. Rom pagnie durch Weſtar durchgegangen , und beobachtete von der weſtlichen
Liſiere deſſelben aus den Vormarſch vollſtändig geordneter großer In fanterie-Abtheilungen in der Richtung auf Rosberit , die jedoch bald wieder umkehrten und dann anderen bedeutenderen aber noch un geordneten feindlichen Maſſen folgten, welche durch Roßnitz und weſt ſich von dieſem Dorfe vorbei nach Süden zit it Bewegung waren.
Nachdem er daher ſeine Kompagnie weliſtch von Wfeſtar wieder ge fammelt hatte , wendete er ſich nach Süden auf Briza zu. Dabei wurde der Schüßenzug der 11. Kompagnie unter Seconde-lieutenant v. 3 aſtrow II. gegen Rosnitz detachirt ( p"). - Die 10. Rompagnie, unter Premier-Lientenant Soeſt, behielt ihre urſprüngliche Direktion
bei und gelangte ſchließlich (Kosnitz füdlich liegen laſſend) bis an den nördlichen Saum des Brizer-Waldes.
Der Schüßenzug dieſer Rom
pagnie (Lieutenant v. Garnier) war bis in den ſüdlichen Theil von Wſeſtar, beſtändig feuernd , vorgedrungen und hatte außerordentlich viele Gefangene gemacht. Er hatte ſich dabei aber vollſtändig ver (choſſen, und ließ darauf die eroberten Geſchüße durch Beutepferde nothdürftig beſpannen und abfahren , auch die Gefangenen nach rück wärts transportiren. Schließlich mußte er den Hauptmann lange bitten, ſtatt ſeines Zuges einen anderen weiter vorzuſchicken , worauf dieſer den Vizefeldwebel Blaſchke mit dem 8. Zuge der 4. Kompagnie nach Nosnitz (z ") entſendete. — Der Hauptmann v. Wunſter hatte dagegen noch Gelegenheit, die füdweſtlich Rosberitz retirirenden Maſſen, wahr 1
ſcheinlich der zulegt zurückgehenden Vrigade Poſchacher, zu beſchießen. Sobald er derſelben anſichtig wurde, djwenkte er am Nordende von
Wfeſtar mit ſeiner Kompagnie und dem Schützenzuge der 5. rechts ( r "), ließ die Züge in linie aufmarſchiren und gab auf etwa 300 Schritt zahlreiche, wirkſame Salven gegen jene Abtheilungen ab. Es war dies zu derſelben Zeit, als auch die Halb-Bataillone v. Oſtrowski und b. Albert ſüdöſtlich von Rosberit das oben beſchriebene Sal venfeuer unterhielten , ſo daß auch die 8. Rompagnie ſich einen Theil des erwähnten Erfolges zuſchreiben darf. Auch der Hauptmann lange entwickelte ſein Halb -Bataillon Links ſeitwärts der 8. Kom
pagnie (zº), weſtlich von Wfeſtar, gab Salven gegen jene Theile des feindlichen I. Korps ab und drang demnächſt noch bis an den Brizers Wald vor .
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Mit feindlicher Infanterie kamen hierauf nur noch die ſchon bezeichneten Abtheilungen des Regiments zuſammen, welche ſich theils von Rosberitz, theils von Wſeſtar aus, gegen Rośnitz gewendet hatten. Vom linken Flügel angefangen , der dem Dorfe Nosnitz auch ain nächſten war, drangen nämlich der Schützenzug der 11. Kompagnie,
(Lieutenant b. Zaſtrow , p " ), der 8. Zug der 4. Kompagnie (Vize feldwebel Blaſchke, z " ), der 1. und 2. Zug der 5. Kompagnie (Lien tenant Freitag , s “) und der 4. Zug der 2. Kompagnie (Lieutenant Walther , o “) von Nordoſten und Norden gegen das Dorf Rosnitz vor, indem ſie, beſtändig feuernd , ungeordnete Schwärme feindlicher Infanterie und Jäger vor ſich hertrieben. Sie machten in dem Dorfe,
welches von Abtheilungen aller Theile des feindlichen I. Korps buch ſtäblich gepfropft voll ſteckte, aber nicht mehr vertheidigt wurde, mehr als 1000 Mann zu Gefangenen . Unter dieſen befand ſich auch ſchwer verwundet der Oberſt Prinz Ludwig zu Hohenlohe Langenburg und der Rommandeur des Infanterie -Regiments Gyulai Nr. 33 Oberſt 2
Zerbs.
Von feindlicher Ravallerie war das Ulanen - Regi
ment Clam -Gallas Nr. 10 bis zuletzt auf dem Kampfplatze verblie Es war zur Bedeckung der noch bis zum legten Augenblick bei Wſeſtar und Sweti feuernden Batterien der Geſchütz -Reſerve des öſterreichiſchen VI. Korps kommandirt und ſuchte durch einige ver ben .
zweifelte Attacken dieſen Batterien den Abzug zu ermöglichen. Theile deſſelben trafen auch auf die weſtlich von Wſeſtar aufgeſtellte 8. Kom= pagnie , von der ſie jedoch, nach kurzem Feuer, zurückgeworfen und 1
ſelbſt verfolgt wurden. -- Die feindlichen Abtheilungen hatten in zwiſchen den Rückzug in ſüdlicher und ſüdöſtlicher Richtung eiligſt fort
geſetzt, während die 11. Diviſion nach Südweſten zu beſtändig avan cirt war. Der Feind war daher dem Geſichtskreiſe der 11. Diviſion vollſtändig entzogen, und die preußiſche Kavallerie hatte die weitere Verfolgung übernommen. Der General v . Zaſtrow ertheilte des halb gegen 7 Uhr Abends ſeinen ſämmtlichen Truppen den Be fehl, ſich bei Briza zu ſammeln , wo der 11. Diviſion für die Nacht ,
der Biwakplaß angewieſen war. Während des Marſches nach dieſem Plaße, (dicht nordweſtlich von Briza bei einer Ziegelei, i) hatten je
doch alle Abtheilungen des Regiments noch durch feindliches Artille riefeuer zu leiden. In der Linie Ribsko-Bohdanec-Kobily-Doly waren nämlich zu dieſer Zeit die meiſten noch kampffähigen feindlichen Bat terien aufgefahren, um dem ferneren Nachdringen der Unſrigen einiger 3*
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maßen Einhalt zu thun. Gegen Sonnenuntergang, alſo zwiſchen 8 und 9 Uhr Abends, trafen die einzelnen Abtheilungen des Regiments bei Briza ein und es wurden demnächſt vom 2. Bataillon Vorpoſten,
mit den Feldwachen in der Linie Plotiſt- Freihöfen und mit dem Gros bei Ziegelſchlag, bezogen. Hierbei erbeutete die 8. Kompagnie durch den Bortepee- Fähnrich Weidlich noch ein Geſchütz, welches einzelne
feindliche Nachzügler zurückzutransportiren verſuchten und außerdem ein dem Infanterie-Regiment Sokcewic Nr. 78 von der Erzherzo gin Giſela verliehenes prachtvolles Fahnenband. Nach Beendigung des Rampfes , als die einzelnen Theile des Regiments ſich wieder zuſammengefunden und ſich ihre Erlebniſſe erzählt hatten, da wurde es denſelben wohl klar, daß an dieſem Tage eine Hauptentſcheidung gefallen ſein müſſe. Die Einen waren in Rosberit mit Abtheilungen des diefſeitigen I. und Garde - Korps
zuſammengetroffen. Andere, bis nach dem Brizer-Walde vorgedrun gene Kompagnien waren dort ſogar auf Truppen des preußiſchen VIII. Arntee-Korps geſtoßen. Dieſes gehörte zur Elb -Armee und das Legte, was dem Regiment von derſelben bekannt geworden , war die Okkupation des Königreichs Sachſens. Was mußte alſo bis zu dem Zuſammen treffen im Brizer- Walde Alles vorgefallen ſein ! Vor Avem aber das
Erſcheinen Seiner Majeſtät des Königs Selbſt auf dem Schlacht felde, Der dort noch an demſelben Abende alle Seine Truppen aufſuchte, die gnädigen, rührenden Worte des Dankes , welche Er den Führern und Soldaten für die Leiſtungen dieſes Tages ſpendete, das erfüllte
jeden Einzelnen mit dem freudigen Bewußtſein , daß dieſe Entſchei dung auch günſtig für die preußiſchen Waffen ausgefallen ſei. Die vom Regiment eroberten Trophäen, beſtehend in 31 Geſchützen, eini gen 20 Munitionswagen, und gegen 2000 Gefangene bewieſen ferner wohl, daß das Regiment nicht unthätig und nicht erfolglos bei dieſer
Entſcheidung mitgewirkt hatte. Allein noch lange nicht war es bekannt und iſt es vielleicht zum Theil auch jetzt noch nicht, wie bedeutend die Er folge waren, die ſich das Regiment zum großen Theil zuſchreiben darf. In der offiziellen Geſchichte der Kämpfe Deſterreichs im Jahre 1866 iſt des Verluſtes des öſterreichiſchen I. Armee -Korps bei dem legten oben
erwähnten Angriff auf Chlum und Rosberitz mit folgenden Worten erwähnt: ,, Das I. Korps büßte in dem geſchilderten Kampfe, der etwa 20 Minuten gedauert haben mag und auf dem Rückzuge bei
Rosberitz und Wfeſtar von 20,000 Mann 279 Offiziere, 10,000
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Mann und 23 Geſchütze ein ".
Hiervon verlor nach den offiziellen
Berluſtliſten die Brigade Poſchacher ( circa 160 Offiziere, 7000 Mann ſtark), allein 72 Offiziere, 2820 Mann und ſämmtliche 8 Geſchüße. Wenn nun auch das feindliche I. Korps von Norden und Nordweſten her durch Abtheilungen des dieſſeitigen I. und Garde-Rorps gleichzei tig bekämpft worden war , ſo iſt doch unzweifelhaft, daß ſchon das
Erſcheinen der preußiſchen 11. Diviſion bei Wfeſtar und Sweti, faſt im Rücken des feindlichen Centrums, zur endgültigen Entſcheidung der
Schlacht ganz beſonders beigetragen hat. Von der 11. Diviſion war die 22. Brigade die nächſte an dem Mittelpunkt der Schlacht und von der 22. Brigade war das 51. Regiment zunächſt ain Feinde.
Mit Rückſicht hierauf müſſen alſo die Erfolge, die das 51. Regiment erfochten hat, erwogen werden. Andererſeits iſt es durch das Gefühl der Unſicherheit des Fein des , welches die Stellung der dieſſeitigen Abtheilungen und die Ad gemeinheit des Rückzuges bei ihm hervorbrachte, auch erklärlich , daß die Verluſte des Regiments verhältniſmäßig ſo gering waren . 16 Unteroffiziere und Mannſchaften blieben todt, 4 Offiziere und 82 Mannſchaften waren verwundet worden und zwar : 1
Beim 1. Bataillon : 2 Mann todt.
1 Offizier ( Hauptmann v. Bolený ), 27 Mann verwundet. 5 Mann vermißt . Beim 2. Bataillon : 10 Mann todt.
2 Offiziere (Hauptmann liebe , lieutenant Knappe), 37 Mann verwundet.
28 Mann vermißt .
Beim Filſilier-Bataillon : 5 Mann todt.
1 Offizier (Premier-lieutenant Chuchul), 25 Mann ver wundet.
17 Mann vermißt .
Die Vernißten haben ſich bis auf Wenige , die ſpäter für todt erklärt worden ſind, in den nächſten Tagen wieder bei ihren Bataillo nen eingefunden. In Gefangenſchaft gerieth Niemand. Erſt nach 10 Uhr Abends, als die nothwendigſten Lagerbedürf niſſe aus Briza herbeigeſchafft waren, fanden die Mannſchaften Ruhe
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im Biwak. Es war ihren Kräften an dieſem Tage viel zugemuthet Gegen 7 Uhr des Morgens waren ſie bei Gradlik worden. marſchfertig. Es regnete ziemlich ſtark und die Wege waren außer ordentlich ſchlüpfrig. Durch das Paſſiren der Elbbrücke bei Schurz, ſowie dadurch , daß die Brigade bis Neujahrsdorf ſchinale Dorf wege benutzte, wurde der Marſch verzögert und war daher um ſo ermüdender. Von Neujahrsdorf an geſchah der Marſch in der Gefechtsformation querfeld ein.
Das Terrain von dort bis zur
Trotinka bietet wegen ungewöhnlich vieler Hohlwege und Gräben der Bewegung große Hinderniſſe. Dazu kam das hohe Getreide oder dichte Gebüſche, welche durchſchritten werden mußten , was den vor marſchirenden Bataillonen bedeutende Anſtrengungen koſtete. Der Regen hatte zwar nach 9 Uhr ziemlich aufgehört, aber das Getreide lag durch denſelben noch ſchwer barnieder und durchnäßte die Mann
ſchaften vollſtändig bis über die Knie. Beim Ueberſchreiten brachlie gender Ackerfelder ballte ſich darauf der Boden ſchwer an die Stie fel und hinderte wiederum. Zwiſchen Luzan und Racit traf das Regiment auf den Trotinka -Bach. Derſelbe war ſtark angeſchwollen und das Waſſer war 12 bis 15 Fuß breit, die Ufer allerdings ziemlich feſt. Brücken ſah man nicht, hinüber mußte man und Zeit durfte nicht verloren werden. Die Offiziere, theils zu Pferde , theils zu Fuß verſuchten zuerſt durch einen Sprung das jenſeitige Ufer zu er reichen. Wenigen gelang es, die meiſten ſprangen ins Waſſer. Die viel ſchwerer bewaffneten Mannſchaften wateten nach und nach einzeln durch, wobei jeder Mann bis zur Bruſt ins Waſſer kam. Nur ein zelne Leute des 1. Bataillons konnten die Brücke bei Luzan benußen.
Nach kurzem Aufenthalt am jenſeitigen Ufer, der dazu benutzt wurde, um das Waſſer aus den Stiefeln zu entfernen, ging es dann (aller
dings von hier an ohne Gepäck) weiter durch die Schluchten und Hohlwege bei Sendraſitz auf Nedeliſt zu. Die Kaps- Felder um die
les Dorf herum boten den Mannſchaften die allergrößten Schwierig keiten. Die einzelnen Pflanzen mit mehr als fingerdicken Stengeln ſtanden äußerſt dicht und die ſchweren Schoten hatten ſich ſo darnieder
gebeugt, daß ſie faſt undurchdringlich waren und man bei jedem Schritt die Anie bis hoch an die Bruſt heben mußte, um überhaupt fortzu kommen.
Viele blieben hinter Nedeliſt wegen Krampfs in den Ober
ſchenkeln zurück. Andere ließen ſich ſtellenweiſe tragen , bis die ſonſt
ſo unbequemen Kartoffelfelder wieder ein bequemeres Gehen erlaubten.
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Unter ſolchen Verhältniſſen waren alſo die Mannſchaften von früh 7 bis Abends gegen 8 Uhr ohne irgend eine Raſt und größtentheils im feindlichen Feuer in Bewegung geweſen und trozdem waren gerade zuleßt noch durch das raſtloſe ungeſtüme Avanciren der einzelnen ſom pagnien und Züge die geſchilderten ſchönen Erfolge erfochten worden . An Nahrungsmitteln war natürlich am Abend im Biwak bei Briza auch nur das vorhanden, was jeder Einzelne mit ſich führte. Glück licher Weiſe hatten die Meiſten etwas Brot und Reis zu ſich geſteckt als bei Racitz die Kochgeſchirre an die Mäntel geſchnallt worden wa ren und ſo trat nun wenigſtens fein beſonders fühlbarer Nahrungs mangel ein. Nach kurzer Zeit herrſchte darauf die tiefſte Ruhe im
Lager. Das ſchöne Bewußtſein, nach beſten Kräften ſeine Schuldig keit gethan zu haben und mit ſo glänzendem Erfolge, das Gefühl der unbedingten Sicherheit für die folgende Nacht, hatte wohl jeden Ein zelnen, nach einem innigen Danke gegen Denjenigen, der Ades ſo ge fügt hatte, in einen Schlaf verſenkt , wie er gewiß ſchöner im Leben nicht vorkommt.
Mad Mähren und Oeſterreich. Für den 4. Juli wurde allen preußiſchen Heerestheilen ein Ruhe- 4. Juli. tag gewährt. Die Raiſerliche Armee war auf Olmüş zurüdgegangen und es wurde daher auch der Weitermarſch der dieſſeitigen Armee in dieſer Richtung befohlen. Um aber die Verbindung der 2. Armee
mit Schleſien zu ſichern, ſollte von derſelben das VI. Armee-Korps vorläufig vor den Feſtungen Joſephſtadt und Königgrätz ſtehen bleiben. Mit dem Kommandanten des letzteren Blakes waren Verhandlungen behufs Kapitulation angeknüpft worden und um dieſen Nachdruck zu geben, rückte die 11. Diviſion, welche bei Briza verblieben war , am Nachmittage des 4. Juli gegen die Feſtung bis nahe an die Prager
Vorſtadt heran. Sie kehrte aber, da die Verhandlungen nicht zum Abſchluß kamen, nach einigen Stunden wieder auf ihren Biwakplatz zurück. Am Morgen des 5. Juli wurden die Vorpoſten, welche nach 5. Juli. bis Kuklena ausgedehnt Abmarſch der übrigen Armee - ſtorps noch ans worden wareni, durch das 1., am Morgen des 6. Juli durch das 6. Juli. Füſilier-Bataillon abgelöſt. Der Reſt des Regiments benutzte indeſſen die Tage der Ruhe dazu, das Schlachtfeld in der nächſten Umgebung einigermaßen von den noch unbegrabenen Leichen zu ſäubern und das eroberte Kriegsmaterial einzuſammeln. Am 7. Juli Mittags wurde 7. Juli.
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das 2. Bataillon des Regiments zur ferneren Beſetzung von Pardubitz 8. Juli. dorthin detachirt. Am 8. endlich verließ die ganze 11. Diviſion das Biwaf bei Briza, um im Verbande der 2. Armee gegen die ſich bei
Olmütz wieder forinirenden feindlichen Streitkräfte eine Aufſtellung zu nehmen und ſo den weiteren Vormarſch der erſten und Elb-Armee gegen Wien zit decken. Dieſe Aufſtellung ſollte zuerſt in der , weſt lich von Olmüt, liegenden Linie Littau -Konitz, ſpäter ſüdlich der Fe ſtung, mit der Anlehnung des rechten Flügels an die March, in der Linie Brosniß -Urtſchitz, genommen werden . Das Regiment bezog an 9. Juli— 31. dieſem Tage zum erſten Male ſeit dem 26. Juni wieder Quar Auguſt. tiere und zwar in und um Bohrebocka. In den nächſten Tagen wurde der Marſch in der Richtung auf die Gegend von Littau fortgeſegt. Inzwiſchen traf am 12. Juli die 6. Kompagnie beim Regi ment wieder ein, nachdem ſie ein der Armee folgendes ſchweres Feld
lazareth von Bardubitz aus nach Landskron hatte eskortiren müſſen . In dieſem Städtchen war am 13. Ruhetag für das Regiment und es
kam auch die 5. und 8. Kompagnie dort wieder an , da zur Deckung der Magazine in Bardubitz die 7. Kompagnie für ausreichend erachtet worden war. Am 14. wurde das 1. Bataillon zur Beſetzung von Zwittau detachirt. Die ferneren Märſche erfolgten in der Richtung auf Prośnit. Als darauf aber die feindliche Armee aus ihrer Stellung bei Olmütz nach Süden zii abmarſchirte, ſo wurde auch für die dier ſeitige 2. Arinee der weitere Vormarſch gegen Wien beſchloſſen. Das
2. und Füſilier-Bataillon des Regiments ſchlugen daher von Gewitſch an, die Richtung auf Brünn eitt und paſſirten dabei die ſchönſten
Gebirgsgegenden Mähren’s. Die Hauptſtadt dieſes Aronlandes, Brünn, augenblicklich das Hauptquartier Seiner Majeſtät des Königs von Preußen, erreichten die Bataillone im Verbande der 22. Brigade
am 17. Juli. Seine Majeſtät ließ hier die Truppen derſelben an Sich vorbei defiliren und ernannte dabei perſönlich den Oberſtlieute nant v. Kongki zum Kommandeur des 28. Regiments. Am 21 . Juli langte die Diviſion in der Umgegend von Asparn an und als am 22. eine fünftägige Waffenruhe mit dem Feinde vereinbart wor den war, bezog das Regiment am 23. die ihm für dieſe Zeit angewieſenen
Das 2. Bataillon fam nach Hagenberg und das Füſilier-Bataillon nach Frettingsdorf. Am 26. Juli langte darauf auch das am 19. in Zwittau abgelöſte 1. Bataillon wieder beim Re giment an und wurde in Ehrnsdorf einquartirt. Gegen Ende der Rantonnements .
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Waffenruhe ſchien durch feindliche Bewegungen bei Roek und Pulkau die 2. Armee in der rechten Flanke bedroht zu werden .
Die 11 .
Diviſion wurde daher am 27. Juli früh 6 Uhr bei Laa konzentrirt, um daſelbſt den Ablauf der Waffenruhe abzuwarten. Als indeſſen
gegen 9 Uhr Morgens die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien und der Abſchluß eines vierwöchentlichen Waffenſtilſtandes bekannt
gemacht worden war, rückten die Truppen wieder in die am Morgen verlaſſenen Quartiere. Für die Dauer des Waffenſtillſtandes war dem VI. Armee-forps der nördliche Theil von Mähren und Deſter reich - Schleſien als Kantonnementsrayon angewieſen worden. Die Truppentheile deſfelben traten demgemäß am 30. Juli den Rückmarſch nach dieſer Gegend an.
Am 9. Auguſt trafen das 1. Bataillon in
Mähriſch - Trübau, das 2. in Brüſau und das Füſilier- Bataillon in Zwittau ein. In dieſen Kantonnements verblieb das Regiment bis
zum 31. Auguſt. Am 24. Auguſt war auch das, inzwiſchen aus dem Erſatz -Bataillon formirte 4. Bataillon des Regiments in Mähriſch Trübau eingetroffent.
Mit Sorge und Angſt hatten die Angehörigen daheim die Trup pen während ihres Vormarſches auf Wien verfolgt. Beruhigung brachte der Waffenſtillſtand und wohl ein Jeder glaubte, daß mit dem
Rückmarſche nach Mähren für die ſiegreichen preußiſchen Soldaten Gefahren und Beſchwerden ihr Ende erreicht hätten. Ganz anders
aber lag dies in Wirklichkeit. Die Aufnahme der Unſrigen imn feind lichen Lande war nach dem Schreden der erſten Tage des Feldzuges, welcher die Bewohner der böhmiſchen Dörfer in die Wälder getrieben hatte , im Allgemeinen durchweg freundlich. Auf dem Vormarſche der
preußiſchen Truppen gegen Wien trug hierzu viel der Reſpekt bei, der den raſtlos vorwärts eilenden Siegern von den Einwohnern nicht vorenthalten werden konnte. Es kam auch hinzu, daß die preu fiſchen Soldaten nicht, wie gefürchtet worden war, raubten und plün derten , ſondern alle ihre Bedürfniſſe mit blankem Silbergeld bezahl ten und überhaupt ſehr beſcheiden in ihren Anſprüchen waren . Daß man ſelbſt in Städten von einer ſolchen Furcht nicht frei geweſen, zeigten z. B. die an den Straßenecken zu Brünn angeſchlagenen Pro
klamationen , in denen der damalige Oberbürgermeiſter Gisfra die 1
Einwohner auffordert, die Stadt nicht zu verlaſſen , da den preußiſchen Soldaten, wie denen eines jeden anderen gebildeten Staates, zweifel los der Gedanke an Raub und Plünderung fern liege. Die Prokla
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mation ſchien gewirkt zu haben , denn es war in Brünn faum zu merken, daß man ſich in einer feindlichen Stadt befand. Alle Kauf läden waren geöffnet und auf das Geſchmackvollſte dekorirt. Der Verkehr war überall äußerſt lebhaft, Damen in gewählter Toilette bewegten ſich in den Straßen und das Theater war von Einheimiſchen und Fremden überfüllt. Das Quartier in Brünn brachte daher nach ſo mannichfachen Entbehrungen ein gewiſſes Behagen Hervor und ver ſette in die fröhlichſte Stimmung. Dieſe war überhaupt während des ganzen Vorinarſches herrſchend. Jeder Tag führte ja die preußiſchen Truppen näher an das Herz des Feindes und zeigte ihnen neue Gegenden, neue Städte. Auf dem Rücmarſche nach Mähren waren die Verhältniſſe dagegen viel ungünſtiger. Die Hoff nung auf weitere Siege war geſchwunden. Die eigene Stimmung half alſo nicht mehr über Unbequemlichkeiten hinweg und bei den öſterreichiſchen Landeskindern war das Gefühl der Bitterfeit des Haf
ſes gegen die Sieger, welche nunmehr unwiderrufliche Erfolge errun gen hatten, in den Vordergrund getreten. Auch die Furcht war bei ihnen geſchwunden, denn es war Waffenſtillſtand und der Friede ſtand bevor.
Die Aufnahme der Unſrigen war daher auf dem Rück
marſche bedeutend ſchlechter als auf dem Vormarſche. Die Einwoh
ner waren widerwillig und hartnäckig. Auch führte der Marſch das Regiment dicht an die ungariſche Grenze in arme , elende Gegenden.
Vor Allem aber war es die Cholera, die ſich unheimlich in unſere Reihen drängte, die Stimmung ſehr verdüſterte und von Neuem Ge fahren brachte, die durch perſönliches Verhalten nicht abgehalten wer den konnten. Schon in Ehrnsdorf, Hagenberg und Frettingsdorf hatte dieſe Krankheit einige Opfer gefordert; täglich griff ſie dann weiter un ſich und wüthete verheerender als die feindlichen Kugeln es gethan hatten in unſeren Reihen. In den erſten Tagen des Auguſt fehlten des Mor gens bei dem Antreten zum Weitermarſch oft 5 bis 10 Mann per Kompagnie, welche am vorhergehenden Tage noch ganz wohl und munter mitmarſchirt waren. Es waren ernſte Augenblicke, wenn die Korporarſchaftsführer dann meldeten : ,,Musketier M iſt geſtern Abend erkrankt, Musketier N heut früh geſtorben u. ſ. w . " Der Marſch
durfte natürlich deshalb nicht aufgehalten werden und ſo mußte es den Gemeinden überlaſſen bleiben, die Reichen zit beerdigen . Zuweilen
konnten untransportable Franke nicht einmal bis zum nächſten Laza
reth gebracht werden und in den Ortſchaften mögen ſie wohl nicht
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immer die freundlichſte Pflege genoſſen haben. So ſind nach ſiegreich überſtandenen Gefechten Viele dieſer Seuche erlegen und ruhen als
ebenſo brave Krieger, als die in der Schlacht gefallenen, doch ruhm los in freinder Erde. Im Ganzen forderte die Krankheit beim 1 . Bataillon des Regiments 37 Opfer, beim 2. Bataillon 29 und eben ſoviel beim Füſilier-Bataillon. - . Noch ein höchſt trauriges Ereigniß für das Regiment wie für ſämmtliche Truppen des VI. Armee-Korps fällt in dieſe Zeit. Sie hatten nämlich den Schmerz, ihren geliebten Führer den General der Kavallerie v. Mutins zu verlieren . Er ſtarb in Auſterlit in Mähren am 6. Auguſt..
Heimwärts. Der definitive Friede zwiſchen Preußen und Oeſterreich mit ſei nen herrlichen Reſultaten war am 23. Auguſt in Prag abgeſchloſſen und am 30. ratifizirt worden. Die preußiſchen Truppen begannen Schon daher am 1. September den Rückmarſch nach der Heimath.
in den Kantonnements Mähriſch-Trübai, Brüſau und Zwittau waren die Mannſchaften des Regiments durch die opferwillige Wohlthätigkeit und Dankbarkeit der Heimathlichen Vereine erfreut worden. Klei dungsſtücke, Nahrungsmittel 1, Cigarren, welche ſie geſpendet hatten, waren je nach Bedürfniß und Würdigkeit unter ſie vertheilt worden . Ueberwältigend aber war der Empfang im Vaterlande. Am 5. Sep
tember gegen 9 Uhr Morgens wurde auf der Straße von Rothwaſſer nach Mittelwalde ſüdlich von Bobiſchau , die preußiſche Grenze er reicht. Vor derſelben ſtellte der Oberſt Baris feine 4 Bataillone im Viereck auf und hielt eine ergreifende Anſprache an ſie. Mit kräftigen Worten gedachte er der rühmlichen Erlebniſſe und ſchloß unter präſentirtem Gewehr mit gewaltigein dreifachen Hoch auf den geliebten Kriegsherrn. Unter ebenſo freudigem Hurrah wie am 27. Juni der feindliche Boden bei Schlanen , wurde jetzt der heimathliche
wieder betreten . Erhebend waren die Zeichen der Liebe , der Ver ehrung für die Truppen . Zahlreiche Ehrenpforten mit den Inſchriften „ Willkommen ," ,, Dank" und
Chauſſee bis Bobiſchau.
Heil" waren errichtet ſchon auf der
In dieſem erſten preußiſchen Dorfe war kein
Haus, das nicht im Schmucke der preußiſchen Farben oder doch Freude verkündender Blumen und Reiſer prangte. Selbſt der Aermſte hatte nicht zurückſtehen wollen. Vor Allem aber das perſönliche Entgegen
kommen der Einwohner war es, was ſelbſt den rauheften Soldaten in
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eine weiche Stimmung berſetzen mußte. Groß und Klein wetteiferte, die Offiziere, die Mannſchaften zu bekränzen, Kinder kiißten die Hände, die Rodzipfel der heimkehrenden Krieger. In Mittelwalde , wo die erſten Quartiere auf preußiſchem Boden bezogen werden ſollten ,
wiederholte ſich dieſer Empfang in noch erhöhtem Maße. Die Würdenträger der Stadt , eine Deputation weißgekleideter Mädchen ſprachen in herzlichen poetiſchen Worten ihre Verehrung, ihren Dank aus und überreichten den Führern den Lorbeerkranz. - In derſelben
Weiſe, wie in einem dauernden Triumphzuge, ging der Marſch durch die Grafſchaft Glatz fort, die ja zum größten Theil ihre Söhne in die Reihen des Regimentes eingeſtellt hatte und ſie nun wiederfand.
So erreichten das 2. und das Füſilier - Bataillon ihre Garniſonen Glatz und Silberberg am 9. September. Dem Regimentsſtabe, fo wie dem 1. und 4. Bataillon war es jedoch vergönnt, am 18. Sep tember an dem feierlichen Einzuge in Breslau Theil zu nehmen , zu weldem der Kronprinz und Seine Majeſtät der König Selbſt beſon ders aus Berlin eingetroffen waren , um Sich dabei an die Spitze eines Theils der Truppen zu ſtellen, die Sie während des Feldzuges kommandirt hatten. Der großartige und auch hier wieder ſo begei ſterte und herzliche Empfang durch alle Theile der Bevölkerung er füüte Atle mit Dankbarkeit und mit hohem, freudigem Stolz.
Die in ſo kurzer Zeit erkämpften Erfolge , die zahlreichen Tro phäen gaben gewiß einem folchen Gefühl volle Berechtigung. Denn für alle Zeiten wird jedes Mitglied des 51. Regimients die Namen : „,Rosberity, Wſeſtar, Rosuitz" mit Freude nennen und mit Begeiſte rung erzählen, daß ſeine Kameraden von 1866 dem Feinde an einem Tage 22 Geſchüße im Feuer entriſſen haben , eine Zahl, die ſonſt kein anderes Regiment der preußiſchen Armee aufweiſen kann. Solche Reſultate zeigen, daß das Regiment von dem richtigen ſoldatiſchen Geiſte beſeelt war und es darf daher mit Genugthuung, mit Stolz auf das Jahr 1866 zurückblicken. Es wird deshalb nicht aufhören, zu empfinden , wie weit dieſes Gefühl der Befriedigung über ſolche allerdings große doch aber vereinzelte Erfolge hinter dem ſtolzen und erhabenen Bewußtſein zurücfteht, einer Armee anzugehören, von der ale Theile und faſt zu allen Zeiten Gleiches und noch Schwereres errungen haben.
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Im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von
E. S. Mittler & Sohn erſchienen folgende
Geſchichten einzelner Truppentheile. Blaenkner, J. (Lieut.) Die Neunundſechziger bei Hühnerwaſſer am 26. Suni
1866. Den Unteroffizieren und Soldaten erzählt. Mit einer Karte. 1868. Gr. 8. 6 Sgr.
Die Neunundſechsziger bei Kloſter und Münchengrätz am 28. Juli 1866. Den Unteroffizieren und Soldaten erzählt. Mit einer Karte. 1868. Gr.8. 71/2 Sgr. v. Bröcker, Rud. ( Oberſt -lt.) Erinnerungen an die Thätigkeit der 11. Sn = ---
fanterie-Diviſion und ihrer Artillerie während des Feldzuges 1866. Vor trag gehalten in der militairiſchen Geſellſchaft. Mit 2 Skizzen. 1867. 8. 6 Sgr .
v. Guretzky -Corniß , H. (Major). Geſchichte des 1. Brandenburgiſchen Ulanen Regiments (Kaiſer von Rußland) Nr. 3. Vom Jahre 1809-1859. Auf
Wunſch des Viegiments bearbeitet. Mit 1 Portrait und 2 Blatt Uniforms Abbildungen . 1866. Gr. 8. 449 Seiten. 2 Thlr. 10 Sgr. in Leinwand gebunden 2 Thlr. 20 Sgr. v. Kirchvatlj. ( Gen.-lt.) Die Theilnahme des 5. Armee-Korps an den frie geriſchen Ereigniſſen gegen Oeſterreich in den Tagen vom 27. Juni bis 3. Juli 1866, ſpezieller der 10. Infanterie-Diviſion. Eine Vorleſung, gehal ten vor der militairiſchen Geſellſchaft zu Poſen im Winter 1866 - 67. Gr. 8. 28 Sgr. Martini (Hauptmann ). Kurzer Abriß der Gedichte des 1. Rheiniſchen 31 fanterie - Regiment8 Nr. 25 ſeit 1813. Eine Erinnerungſchrift für die Mannſchaften des Negiments zur Feier des 50jährigen Regiments -Jubiläums zuſammengeſtellt. 1865. 8. 3 Sgr. Miduelis (Hauptmann ). Geſchichte der erſten Jahre des 7. Weſtphäliſden Infanterie -Regiments Nr. 56. Gr. 8. 24 Sgr. v. d. Oelsnit , A. C. (Hauptmann). Geſchichte des Königlich Preußiſchen
1. Infanterie -Regiments ſeit ſeiner Stiftung im Jahre 1619 bis zur Ge genwart. Nach urkundlichen Quellen im Auftrage des Regiments verfaßt. Mit dem Portrait Sr. Majeſtät des Königs , mit Illuſtrationen , 1 karte in Farbendrud und Facſimile's. 1855. Gr. 8. 4 Thlr. 15 Sgr.
P. Schöning, K. W. Hiſtoriſc) -biographiſche Nadzrišten zur Geſchichte der Brandenburgiſch - Preußiſchen Artillerie. Aus bisher unbenutzten Urkunden zuſammengeſtellt. 3 Bände. 1844. 1845. Gr. 8. Jeder Band 2 Thlr. 20 Sgr., complet 8 Thlr.
v. Troſchke, Thi., Freiherr . Die Beziehungen Friedrichs des Großen zu ſeiner Artillerie. Vortrag. 1865. Gr. 8. 9 Sgr. v . Verdy , L., Freiherr. Beiträge zur Geſchichte des Preußiſchen Heeres. I. Heft: Stamm-, Rang- und Quartierliſte des Königlich Preußiſchen 12. Infanterie - Regiments. Nebſt 1 Dislocationskarte und 1 Abbildung der Uniform . 1837. Gr. 8. 20 Sgr.
Berlin , Druck von E. S. Mittler u. Sohn, Wilhelmſtraße 122,
78
Von der Maas-Armee
Von
Dr. Max Bauer.
Salle , 6. E. M. Pfeffer . 1871 .