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German Pages 102 Year 1869
Erlebniſſe des
Litthauiſchen
Dragoner-Regiments Nr.1 ( Prinz Albrecht von Preußen) im
Feldzuge von 1866 in Oeſterreich. KÖNIG GRAV
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JULI
1886
Auf BefehlSeiner Röniglichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen für die Unteroffiziere und Dragoner des Regiments zuſammengeſtellt.
Berlin, 1869. Druck von A. W. Hayn's Erben. ( 6. Sayn , Hof - Buchdrucker.)
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Feldzuge von 1866 in Oeſterreich. KÖNIG VERKTY
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1000 Auf Befehl Seiner Röniglichen Hoheit des Prinzen Afbredi pon Preußen für die Interoffiziere und Dragoner des Regimients zuſammengeſtellt.
Berlin , 1869 . Druck von A. W. Hayn's Erben . ( C. $an, Hof . Buchdruder .)
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Vorwort.
Die in den nachſtehenden Blättern enthaltenen Erleb niſſe des , Litthauiſchen Dragoner -Regiments" in dem Feldzuge von 1866 werden dem Regimente ein neuer Beweis des gnädigen Wohlwollens und der treuen Für
jorge ſeines erhabenen Chefs , des prinzen Albrecht von Preußen, Königliche Hoheit, ſein, auf Höchſtdeſſen Befehl dieſelben nach Aufzeichnungen der Offiziere mög.
lichſt unter wortgetreuer Benugung zuſammen getragen ſind, als ein „ Erinnerungs -Blatt“ für alle die jenigen braven Unteroffiziere und Dragoner, welche in jener glorreichen Zeit um die Eſtandarte des Regiments
geſchaart waren , als ein „ Denkmal “ für diejenigen
Tapferen , die dem 150 Jahre alten Ruhme des Regi inentes neue Lorbeeren durch ihren Heldenmuth zugeführt haben. Mögen dieſe Blätter aber auch kommende Ge.
ſchlechter zu gleicher Tapferkeit und Treue , mit Gott für König und Vaterland“ anregen, mögen durch ſie die Na men derer , die ihre Trenie durch den Heldentod beſiegelt haben, im Regiment fortleben ! Geſchrieben im Jahre 1869 .
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Alm 24. April erhielten 5 Corps der Armee Befehl, fich auf Kriegsſtärke zu fegen; am 4. Mai erging an jene Corps die
Mobilmachungs - Ordre, die anderen 4 Corps, mit ihnen das lit thauiſde Dragoner - Regiment, erhielten Weiſung, ſich auf Kriegs ſtärke zu augmentiren. Noch an demſelben Tage gelangte der Befehl auf telegraphiſchem Wege an das Regiment, dahin lau tend : ,,daffelbe folle fich an Mannſchaften und Pferden auf Kriegs ſtärke feßen, feine Fahrzeuge beſpannen und eine Erſas - Eskadron in der vorläufigen Stärke von 150 Pferden formiren." Das gab ein arges Leben und Treiben ; 253 Pferde ſollten burch freihändigen Ankauf Seitens des Regiments beſchafft wer
den. Täglich langten Beurlaubte, Reſerven, Pferde an, die ein gekleidet und eingeſtellt wurden , gingen Transport-Kommandos ab , um von den auswärtigen Märkten , welche außer in Tilfit in Nagnit , Heinrichswalde, fnſterburg, Gumbinnen , Stallupönen und Pillkallen anberaumt waren , die daſelbſt von Offizieren des Negiments angekauften Pferde herbeizuholen. Bereits am 16. Mai konnte dem General - Rommando die
Meldung gemacht werden , daß die 5 Feld - Eskadrons des Regi ments marfd bereit ſeien ; am 18ten Nachmittags rückte das Regi ment zum erſten Male in voller Kriegsausrüſtung und mit ſämmt
lichen Fahrzeugen auf den Ererzierplaß aus in der Stärke von : 28 Offizieren, 80 22 126 524
Unteroffizieren, Trompetern , Gefreiten, Dragonern,
13 Beamten,
43 Trainſoldaten ,
105 Offizier- und Beamten =Pferden (für Doctoren ,
Roß - Aerzte, Lazarethgehülfen), 752 Dienſt - Reitpferden, 18 Dienſt - Wagenpferden , zuſammen 836 Köpfen, 875 Pferden, 8 Fahrzeugen . 1
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Am 20ſten ging endlich der langerſehnte Marſchbefehl ein, wonach das Regiment in der Zeit vom 22. bis 28. Mai nach Königsberg und Umgegend marſchiren ſollte, um am 29ſten per Eiſenbahn nach Görliß, dem Concentrations -Punfte des I. Armee - Corps, transportirt zu werden.
Am feſtgelegten Tage früh 7 Uhr ſammelte ſich die 1ſte, 3te,
4 te und 5 te Eskadron auf dem Anger, - ein donnerndes Hurrah dem Könige ! – und unter den luſtigen Klängen eines heiteren Marſdes ging es hinaus zu friſchem fröhlichem Reiten, wie lange
feines den braven litthauern zu Theil geworden. Bei Bendig . laufen ſchloß ſich die 2 te Eskadron dem Regimente an. Das Regiment war nuumehr mit Offizieren, Aerzten, Wachtmeiſtern ?c. wie folgt beſeßt: Regiments - Commandeur: Oberſt - lieutenant von Bern bardi.
Etatsmäßiger Stabs - Offizier : Major Gregorovius . Regiments - Adjutant: lieutenant Sadersdorff. Zum Stabe gehörig : Stabs -Arzt Dr. Hochgeladen. Feld - Zablmeiſter Reuſer. 1ſte Eskadron : 2
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Rittmeiſter Hagen. Lieutenant von Kleiſt. Schmidt.
von Buch bolz , von der Landwehr. von Scheffer. Wachtmeiſter: Sergeant Hecht. Quartiermeiſter Herfdel. 2
2te Estabron :
Premier -lieutenant von Dppeln - Bronikowski, Führer. lieutenant von Kolfenberg , von der Landwehr. Kalau von Hofe. von Stoientín.
Portepée - Fähnrich von Maffenbach. Wachtmeiſter Pepelberger. Quartiermeiſter Thiem. 3te Eskadron : Major von Jaſtrz emboti.
Lieutenant von Wulffen. Sorenther , von der Landwehr. Gamp.
Nettke , von der Landwehr.
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Wachtmeiſter Schönwald. Quartiermeiſter Ruſchinski. 4te Eskadron :
Rittmeiſter Werner. Lieutenant von Drefler.
Sperber , von der Landwehr. Dehlmann . Portepée - Fähnrich Gramasti.
Wachtmeiſter Soldat. Quartiermeiſter Kurpjuweit . 5te Eskadron :
Rittmeiſter von Detinger. Lieutenant Freiherr von Wrangel , von der Landwehr. Voigt.
Leiner , von der Landwehr. von Wittich. Wachtmeifter Blank. Quartiermeiſter Hutter. =
Erfah - Eskadron : Premier - lieutenant von Dunker , Führer. Treurd von Buttrar. 2
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Lieutenant von Drigalski . Thoma .
Zahlmeifter Schädlicy. Wadytmeifter Zimmermann.
Quartiermeiſter Ewert. Abkommandirt waren vom Regiment:
1) Rittmeiſter von Keltſch , 2) Premier lieutenant von Seemen ,
3) Lieutenant von Mandelslob , von Alt- Stutterheim , zum 1ſten Landwehr Huſaren - Regiment,
5) Rittmeiſter Kähler als Adjutant bei der 12 ten Infanterie Diviſion, 6) Lieutenant von Seemen Il. als Adjutant bei der 4ten Ravalerie - Brigade.
Anmerkung. Nach der am 27. Juni erfolgten Verwundung des Majors von Jaſtrzembeti führte Lieutenant Freiherr von Wrangel die 3. Eskadron bis zur Beendigung des Feldzuges. 1*
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Bald nach dem Ausmarſche erfolgte die Ernennung des Oberſts Lieutenant von Bernhardi zum Oberſt.
Die mobile 1ſte Eskadron beſtand faſt ausſchließlich aus Frei
willigen, zum großen Theile waren es Söhne von wohlhabenden Bauern und kleinen Gutsbefißern. Naum wird eine zweite Eska dron mit ſo viel gebildeten und wohlhabenden Leuten ins Feld gerüdt ſein. Dem Offizier, welchem das Verdienſt dieſer ſo
günſtigen Zuſammenſtellung der Eskadron gebührt , war es nicht beſchieden , im entſcheidenden Moment die Früchte ſeines hierauf
verwendeten Fleißes einzuerndten. Der Chef der 1ſten Eskadron, von ſeinen Untergebenen ganz beſonders geliebt , rückte in cine böhere Stelle, und ſo verlor die Eskadron wenige Tage vor dem Ausmarſch ihren verehrten Führer. Nicht weniger als der Eskadron - Chef wurde von der Eskadron
ihr alter Wachtmeiſter Zimmermann geliebt ; er war jedem Dragoner ein väterlicher Freund, faſt 30 Jahre gehörte er dieſem
Truppentheil an. Auch von ihm mußte man Abſchied nehmen, ſeine Invalidität erlaubte es nicht, ihn in's Feld mitzunehmen. In der Stellung des Quartiermeiſters trat aus einige Tage vor dem Ausmarſch ein Wechſel ein , ſo daß die unmittelbaren Vorgeſegten den Leuten gänzlich fremd waren. Am Tage vor dem Ausmarſch wurde die Eskadron befragt,
ob Jemand aus Kräntlichkeit oder anderen Rücfichten zurück zubleiben wünſche. Wie zu erwarten war, meldete fich Niemand, jedoch wurde dem Rittmeiſter vom Beritt -Unteroffizier der Dra
goner Niederſtraßer gemeldet, daß derſelbe an bösartigen Geſchwüren leide, die ihm unerträgliche Schmerzen verurſachten .
Es wurde in Folge deſſen angeordnet, einen Mann der Erſak Eskadron gegen ihn auszutauſchen ; den rührenden Bitten und
felbft Thränen des Niederſtraßer konnte jedoch nicht wider ſtanden werden, er marſchirte mit, machte den Feldzug mit, ohne je ſein Pferd zu drücken.
Am 29. Mai, früh 5 Uhr, begann der Eiſenbahn - Transport des Regiments vom Königsberger Bahnhofe aus nach Görliß , zunächſt des Stabes und der 1ften Eskadron ; die übrigen 4 Eska
drons folgten nach ihrer Nummer von 2 zu 2 Stunden, jede mit einem beſonderen Zuge , ſo daß um 24/2 Uhr Nachmittags die 5 te Eskadron ben Bahnhof verließ. Die Pferde waren in Wagen
zu je 6 mit Sattel und Zeug untergebracht und wurden abgeſattelt, in jedem Pferdewagen befanden ſich 2 Mann, die übrigen Mann ſchaften fuhren in Güterwagen, welche durch Einlagen von Sißen
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für die Perſonen - Beförderung bergerichtet waren ; die Offiziere in Perſonenwagen . Die Rampen, ſowie alle übrigen erforderlichen Vorkehrungen
waren vortrefflich eingerichtet, ſo daß jede Eskadron nur 1/2 Stuude zur Einwaggonirung brauchte. Die 4 erſten Eskadrons erhielten am 29ſten in Dirſchau warmes Effen , in Schneidemühl Kaffee, die 5 te Eskadron in
erſterem Orte Kaffee, in legterem warmes Effen. Am 30ſten Vormittags erreichte der Stab und die 1 fte Ess kadron Frankfurt a. D., wo ihrer eine freudige Ueberraſchung wartete. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, der Chef
des Regiments, hatte ſich zur Begrüßung deſſelben von Berlin aus nach Frankfurt begeben und empfing den erſten Zug auf
dem dortigen Bahnhofe. Die Mannſchaften wurden auf dem Perron geſammelt und ihrem hohen Chef vorgeſtellt. Derſelbe ging burch ihre Reihen , ließ an jeden Mann Cigarren ver theilen und berfammelte dann die Offiziere zu einem Frühſtück in der Bahnhofs - Reſtauration. Außerdem erhielt jeder Mann des ganzen Regiments ein Geldgeſchenk in der Höhe des gewöhn lichen Revue - Geſchenkes. Als der Zug nach einem Aufenthalte
von 15 Minuten wieder zur Abfahrt bereit war, richtete der Prinz an die Eskadron noch innige gnädige Worte, die er mit der Auf forderung fchloß, wie echte litthauiſche Dragoner zu fechten !" Die Dragoner antworteten unaufgefordert mit einem donnernden Hurrah auf ihren geliebten Chef, während der Zug den Bahn hof verließ. Die 4 erſten Eskadrons erhielten an dieſem Tage in Guben warmes Effen, die 5te dafelbft Kaffee. Um 101/2 Uhr , Abends, traf Stab und 1ſte Eskadron in
Görliß ein und bezog, nachdem bei ftrömendem Regen in einer halben Stunde ausgeſchifft war, in der Stadt Quartiere ; legtere waren freilich bei der ſpäten Abendſtunde ſchwer zu finden, überall aber fanden die Dragoner freundliche und gaſtliche Aufnahme. Die anderen 4 Eskadrons trafen erſt im Laufe des 31ften in Görlit ein und marſchirten ſofort in ihre Kantonnements, die 2te nach Niklasdorf ,
die 3 te nad Taudriß und Nidris, die 4te nach Nadmerig und Böbrau , die 5 te nach Nieder- und Ober - Rudelsdorf und Bells 11
mannsdorf.
Stab und 1ſte Eskadron bezogen am 31. Mai Kantonnes ments in Heidersdorf.
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Jeßt wurde fleißig ererzirt, Felddienſt geübt, auch mitunter
alarmirt, ſchon auf dem Marſche von Tilſit nach Königsberg wurden täglich , ſo auch ießt, einige Evolutionen ausgeführt, wo
es das Terrain zuließ , ein Graben geſprungen, eine Attacke ges macht und zur Uebung ſtets wie in der Nähe des Feindes mar
ſhirt. Die Pferde waren übrigens in den nächſten Tagen durch die 48ſtündige Eiſenbahnfahrt ein wenig ſteif in den Beinen, zeig ten aber ſonſt keine Symptome von Angegriffenheit. Gegen die in Böhmen fich ſammelnde öſterreichiſche Armee wurden preußiſcher Seite 3 größere Armeen gebildet : 1 ) die Elb - Armee, unter General Herwarth von Bitten feld , ſammelte fich zwiſchen Halle und Torgau, 2) die 1. Armee, befebligt durch Seine Rönigliche Hoheit den Prinzen Friedrich Carl, nahm Stellung zwiſchen Hoierss werda und Görliß , endlich,
3 ) die II. Armee, unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen , nahm Aufſtellung zwiſchen Görliß , Hirfdberg und Landshut bis an das Eulengebirge ; zu ihr gehörte , außer dem Iſten , das Garde- , V. und VI. Armee - Corps. Das Litthauiſche Dragoner - Regiment gehörte zur 1ſten Infanterie - Diviſion unter General - Lieute nant von Großmann .
Einige Regimenter der Diviſion waren alte Kriegsgefährten des Litthauiſchen Dragoner -Regiments ; die Fahnen der Grena dier - Regimenter Nr. 1 und 3 batten auch ſchon zu Zeiten des
großen Königs ſiegreich auf den Schlachtfeldern Böhmens und Schleſiens geweht.
Mit dem 7. Juni begann eine Reihe von Märſden, welche zunächſt die Concentration der II. Armee nach ihrem linken Flü gel hin bezweckten , ſie dann in die Stellung nördlich des Neiffe
Fluſſes, geſtüßt auf die Feſtung gleichen Namens, führten. Dieſe Märſche wurden in völlig friegsmäßiger Formation gemacht, wo bei das Regiment mit der 1ften Infanterie - Brigade die Avant Garde des I. Armee - Corps bildete ; ſelbſtredend waren dieſelben bei der anhaltenden Hiße, den Gebirgswegen und dem kurzen Shritt , den man hinter der Infanterie reiten mußte, für das Regiment ſehr anſtrengend , am 9. Juni erreichten wir Hermo dorf bei Warmbrunn , woſelbſt das Regiment in der Umgegend bis zum 12 ten ſtehen blieb, die 3 te Estadron hatte den Auftrag, die Grenze von Søreiberbau aus durch kleine Patrouillen zu beobachten .
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Am 12 ten wurde der Marſch auf Reiffe fortgefeßt. Den 12. Juni ſollte die 1ſte Eskadron nach Ablersruh ins Quartier kommen , die Truppen marſchirten heute für ſichy; wie prächtig marſcirte es fich nun ohne Infanterie, es wurde fleißig ge trabt, der ,,Cauſeſchritt", wie ihn die Leute nannten, war vergeſſen,
die herrliche Gegend, das prächtigſte Wetter, verlegte jeden in die heiterſte faune. Die Pferde fühlten ſich heute nach der Ruhe in Hermsdorf beſonders friſch, der ſtolze Name Ad Tersruh ſchien ſchöne Quartiere zu verheißen und fo verſtummte heute der Ge
fang, felbft beim Trabe nicht. Die gehofften guten Quartiere wurden jedoch nicht gefunden, im Gegentheil meldeten die Duar
tiermacher, daß es eine Unmöglichkeit fei, die Eskadron einzuquar tieren, und fo wurde denn bei Adlersruh ein Bivouat bezogen. Der nächſte Marſch, beſſen Ziel Salzbrunn war, mußte wieder
in Gemeinſchaft mit den anderen Truppen gemacht werden . Es war fengend heiß und der Marſch ſehr weit. Die erſte Bivouaks nacht, die Hiße , der Staub , und vor Allem der „ lauſeſchritt“,
hatten heute den Humor etwas herabgeſtimmt, die Feldflaſche war leer, der Taback ſchmeckte nicht mehr. Schon war die Eskadron 8 Stunden im Sattel, und wurden die Einwohner befragt, wie weit es noch bis Salzbrunn fei,
ſo hieß es : ,,Zwei ſtarke Meilen ," dieſelbe Auskunft, die ſchon ſeit 3 Stunden auf dieſe Frage gegeben wurde. Die Offiziere ermahnten zum Geradeſigen , der Sergeant Gandraß /, immer beiteren Muthes , verſuchte lieber anzuſtim men , doch vergeblich, ſehr bald ſtockte der Geſang , und , da die Augen To Manchem zufielen, ſo ſteigerte ſich die Gefahr, daß der
Marſch viele gedrüdte Pferde liefern würde. Da ertönt plößlich mitten aus der Eskadron prächtiger Nachtigallenſchlag. Ein vor beireitender Infanterie -Offizier parirt ſein Pferd und ſieht nach den ziemlich kahlen Chauſſeebäumen, doch je mehr er ſich nach
allen Seiten umſiebt, deſto lauter läßt die Nachtigall ihren Ge fang erſchalen.
Dragoner Kueßner , ein muſterhafter Soldat, beſaß die Fertigkeit , die Stimme der Nachtigali täuſchend nachzuahmen,
und hatte die Eskadron ſchon oft damit beluftigt. Heute war der Gefang, ſowie das Ausſpähen nach der ver meintlichen Nachtigal von dem fremden Offizier, der ſpäter noch einen Augenkneifer zu Hülfe nahm , von magiſcher Wirkung , es tam Leben und Heiterkeit in die Esfabron. Als der Eskadron
Chef am Abend die Rüden der Pferde nachfah und nur geringe
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Drudſhäden vorfaud, ſagte er zum Wachtmeiſter: , die Nachtigal fann öfter ſchlagen " . Die Eskadron batte auf dem Marſch von Adlersruh bis Salzbrunn 13 Stunden im Sattel zugebracht. Die Witterung war andauernd fehr beiß, wodurch die Mär fche um ſo ermüdender wurden , als man vom Feinde durchaus
nichts zu ſehen bekam , Niemand erfuhr, welchen Zwed das ewige Marſciren habe , da in den höheren Stäben ein muſtergültiges Schweigen über die beabſichtigten Operationen beobachtet wurde. Die ungewöhnten Nahrungsmittel, das bergige Terrain, woll ten den an fräftige Speiſen gewöhnten Litthauern gar nicht be bagen , und gab einer derſelben auf die Frage , wie es ihm in
Schleſien gefalle, dem allgemeinen Mißbehagen in ſeiner platten Mundart durch die Worte Ausdruck : ,,Dat jift joa nuſcht Or dentlichet to freeten , immer Kielfe un Soloat un Soloat un
Kielfe ; un denn de verfluchtige Barge, dat geit de utgeſchlagne Dag Barg up un Barg runn, dat fann dem Diewel gefalle !!! Am 17. Juni batte man Frandenſein und Umgegend
erreicht, dicht vor , in den ſüdlich gelegenen fchleſiſchen Grenz gebirgen hatten ſich feindliche Huſaren ſehen laſſen, das Gerücht vergrößerte ihre Zahl , man ſprach von ſtärkeren Infanterie Maſſen, die in den engeren Thälern verſteckt ſeien. Lieutenant von Scheffer erhielt daher den Auftrag , mit
22 ausgeſuchten Dragonern der 1ſten Eskadron den Wartha Paß zu befeßen, um eine etwaige Annäherung des Feindes von den bortigen ſchleſiſchen Grenzgebirgen her rechtzeitig zu melden und die Verbindung mit der Feſtung Glaß offen zu halten. Ein munterer Ritt bei vorzüglichem Wetter bradyte das Rom mando bald an den Ort ſeiner Beſtimmung. Das Ausſeßen der
Vedetten und das Ermitteln einer zweckmäßigen Stellung für das Picket, machte wegen des ſehr coupirten und bebauten Terrains viele Schwierigkeiten, welche jedoch bei dem Eifer der Leute und der guten Beſchaffenheit der Pferde in , verhältniſmäßig kurzer Zeit überwunden wurden .
Vedette Nr. 1 mußte gemſenartig einen hohen Berg erklettern, um Einſicht ins Vorterrain zu gewinnen. Nach eingenommener Stellung, und nachdem die Pferde gefuttert, getränkt und umge ſattelt waren, wurde Unteroffizier Goffing mit 2 Dragonern nach Glaß geſchickt, um dem Commandanten die Anweſenheit des Pickets
in Wartba zu melden. Lebensmittel wurden in leßterem Orte requirirt, Frauen ſchafften dieſelben herbei, und viele andere Neu
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gierige, welche ſich einmal preußiſche Dragoner , und noch dazu Litthauer, anſehen wollten, ſchloffen fich Erſteren an. Das Effen
war ſchmackhaft zubereitet und Feder freute ſich bereits auf eine gute Mahlzeit, als ſich der Himmel plöglich verfinſterte und ein Unwetter losbrach , wie es nur in Gebirgsgegenden vorkommt;
Sturm , Regen und Hagelſchlag vereinigten ſich, um das ſchöne Effen in Kurzem zu vernichten und außerdem die Leute bis auf die Haut zu burchnäſſen. Die herbeigeeilten Zuſchauer flüchteten fidh eiligſt nach der Stadt, die Dragoner ſuchten fich durch Um Herlaufen ſoviel als möglich zu erwärmen. Den armen Pferden war der plöbliche Umſchlag des Wetters am unzuträglichſten ge weſen, ſo daß Lieutenant von Scheffer das Picket in der Nacht in einer nächſt der Stadt gelegenen Scheune unterbrachte, wo
ſelbſt man den Dragonern Raffee und Butterbrode brachte. Unter offizier Goffing kehrte nach einem ſehr anſtrengenden Nitt über den Wartha -Paß nach Glas Nachmittags 4 Uhr zurück, ohne etwas Neues melden zu können. Die Nacht verlief ohne jegliche
Störung, und ſchon am anderen Morgen brachte eine Ordonnanz den Befehl, zur Eskadron nach Morch wiß , woſelbft dieſelbe am 18ten Quartier genommen, zurückzukehren. Naddem man ſo am 19ten die Gegend von Patfoy kau und Reiffe erreicht hatte, marſhirte man am 20ſten wieder zu rück in die vorher am 17ten innegehabten Quartiere; der Grund
hierzu war , daß Se. Königliche Hoheit der Kronprinz den Befehl erhielt, nur mit dem VI. Armee - Corps in der Stellung bei Neiffe zu verbleiben, mit den anderen drei aber rechts um zu machen und eine Stellung bei Landshut berart zu nehmen, daß er gleichzeitig zum Einrücken in Böhmen , wie zur Unter ſtüßung des VI. Armee - Corps bereit ſei. Bereits am 16. Juni waren die Erb- und I. Armee in das
ebenfalls feindliche Sachſen eingerückt, deſſen Truppen ohne den geringſten Widerſtand zu verſuchen , nach Böhmen abmarſchirten und fich hier der großen öſterreichiſchen Nord -Armee anſchloſſen. Mit dem 20ſten war das ganze land befest, Preußens Armeen ſtanden an den Grenzen Böhmens zum Einmarſch bereit. Am 21ſten verbreitete ſich die Nachricht, der Krieg ſei er klärt 2, auf Befehl Sr. Majeſtät des Königs wurde in der
That an dieſem Tage durch einen Offizier des bei Neiſſe zu rückgelaffenen VI. Armee - Corps an den gegenüberſtehenden öſter reichiſchen Vorpoſten - Commandeur eine ſchriftliche Erklärung ab
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gegeben , dahin lautend: „ Preußen halte durch das Vorgehen Deſterreichs am Bunde, den Kriegszuſtand für thatſächlich aus
gebrochen und habe ſeine Truppen demgemäß inſtruirt!" An demſelben Tage wurde den Truppen der vom 18ten datirte Aufruf des Königs „ An mein Volk!" befannt gemacht. Edle fönigliche Worte, die ſich tief in die Bruſt jeden Hörers fenften , die Erinnerung an große längſt vergeſſene Tage erwed ten , in welchen aus der König rief und Adle , Adle famen , die Waffen muthig in der Hand. Während des Marſhes am 23. Juni wurde ben Eskadrons des Regiments eine Anſprache Sr. Königlichen Hoheit des Krons prinzen mitgetheilt, welche wie folgt lautete: ,,Soldaten der II. Armee! Ihr habt die Worte unſeres Königs und Kriegsherrn vernommen ! Die Bemühungen Sr. Majeſtät, dem Lande den Frieden zu erhalten , waren vergeb lich. Mit ſchwerem Herzen, aber ſtark in dem Vertrauen auf
die Hingebung und Tapferkeit ſeiner Armee, iſt der König entídloffen , zu kämpfen für die Ehre und die Unabhängigkeit Preußens, wie für die machtvolle Umgeſtaltung Deutſchlands. Durch die Gnade und das Vertrauen meines Königlichen Ba ters an Eure Spige geſtellt, bin ich ſtolz darauf, als der erſte Diener unſeres Königs mit Eudy Gut und Blut einzuſeßen für die heiligſten Güter unſeres Vaterlanded !
,,Soldaten ! Zum erſten Male ſeit über 50 Jahren ſteht unſerem Heere ein ebenbürtiger Feind gegenüber. Vertraut auf Eure Kraft, auf unſere bewährten vorzüglichen Waffen und denkt, es gilt denſelben Feind zu beſiegen, den einſt unſer größter König mit einem kleinen Heere ſchlug. Und nun vor
wärts mit der altpreußiſchen Loſung: „11 Mit Gott , für König und Vaterland !!!
Neiffe , den 20. Juni 1866. gez. Friedrich Wilhelm .“ Der 23. und 24. Juni führte das Regiment über Salz brunn nach der Umgegend von Landshut. Die 1ſte Eskadron bei Trautenau. Am 24. Juni bezog die Eskadron Quartier in Hartmannsdorf ; daſelbſt wurde beim Appell der Armee - Befehl Beneded's vorgeleſen , welcher
allgememes Hohnlachen erregte. Bei ſtrömendem Regen erreichte die Eskadron am 25. Juni liebau und überſchritt am 26ſten um
7 Uhr Abends mit donnerndem Hurrah die öſterreichiſche Grenze. Bei ſchönſtem Wetter bezog die Eskadron auf einem reizend
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gelegenen Plaß in einem üppigen Kleefelde, unweit der Grenze, ein Bivouak. Kaum dunkelte es ,1 als große Feuer angezündet wurden , um die ſich die Dragoner lagerten. Jeder war der An ficht, daß es morgen zum Zuſammenſtoß mit dem Feinde kommen
würde, und ſo bezogen ſich die Geſpräche der Dragoner faſt aus ſchließlich auf dieſen Gegenſtand; alle möglichen Vermuthungen und Ahnungen wurden ausgeſprochen und über das Leiſtungs Vermögen der Pferde hin und her geſtritten. Angenehm zu Hö ren war es , daß faſt jeder fein Pferd herausſtrich. Nur wenige waren mit den ihrigen nicht zufrieden. Von dieſen ſuchten audy
noch einige den Rittmeiſter zu bewegen, ihnen ein anderes Pferd zuzutheilen.
Kaum graute der Tag, als auch zum Satteln geblaſen wurde. Der Marketender hatte bereits in einem großen Keſſel für die Eskadron von den empfangenen Portionen ſchönen, ſtarken Kaffee
gebraut, er war in ſolchemUeberfluſſe da, daß die Leute, auf An rathen der Offiziere, die Feldflaſchen füüten , für die Mehrzahl das Einzige, was in den nächſten 36 Stunden über ihre lippen kam.
Die 1ſte Eskadron wurde dem Seitendetachement, welches über Scaglar ging, zugetheilt, der 4te Zug bildete die Avant garde des Detachements; derſelbe war aus den beſten Pferben und den findigſten Leuten der Eskadron formirt. Die Ge wandtheit, Umfidt, Schnelligkeit und Verwegenheit im Nehmen von Hinderniſſen oder beim Abſuchen des Terrains von den Dra gonern dieſes Zuges war bewundernswerth. Mit klarem Blick erkannten fie ftets die Punkte , welche eine weite Ausſicht geſtat teten ,1 und auf dem fürzeſten Wege , kein Hinderniß fdeuend, jagten fie dorthin, um dann mit vollſtändiger Rube unb Ueber legung ihre Beobachtungen zu machen. Die anderen 3 Züge
folgten nicht unmittelbar ihrem 4ten Zuge, ſondern mnßten hinter der Infanterie marſhiren. Nach einem Maríd von kaum einer Meile bieß es plößlich, ein Zug feindlicher Ravallerie marſchirt in der linken Flanke,
body ergab es ſich bald , daß der vermeintliche Feind ein Zug der 3ten Eskadron war.
Die erſte öſterreichiſche Stadt, Scaglar , wurde paſſirt, das Terrain wurde , beſonders für den Kavalleriſten ,1 immer un heimlicher, rechts ein ſteiler Fels , links ein fenfrechter Abgrund. Jeder Dragoner fagte ſich, daß es leicht geweſen wäre , dieſen 1
Paß zu ſperren ; die Spannung ließ nach, als ſich nichts vom Feinde fehen ließ, die Hoffnung, ihm noch heute ins Auge zu
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feben , war gänzlich geſchwunden. Bei Sdaklar wurde der 3te Zug als linke Seitendedung abgeſchickt.
Vor Trautenbach wurde Rendez -vous gemacht, Hiße und Staub ,1 der böſe kurze Schritt und das bergige Terrrain hatten Leute und Pferde ermüdet. Während es des Morgens beim Ausrücken nur frobe Ge
ſichter gab , ſo traf jeßt das Auge auf viele ſchläfrige Geſtalten, und faum war abgeſeſſen, als die Mehrzahl der Leute, die Ran
tarenzügel am Arm, neben den Pferden anfing zu ſchlafen. Das war aber nicht des ſtets fidelen Kueßner Geſchmack, er fletterte
auf eine Anhöhe und ſchmettert herrlicher denn je feinen Nachti gallenſchlag in die ſchwüle Luft, mit einer Kraft, daß der Schlä fer, wie electriſirt, ſein müdes Haupt erhob. -- leider war es Kueßner's Schwanengeſang, denn nach kaum einer Stunde wurde er im Handgemenge tödtlich verwundet. - hieß es plößlich, das ,, Der Feind hat ſich gezeigt" -
machte noch munterer , als der Schlag der Nachtigali. Jeder ſprang auf, faßte nach den Gurten und , nachdem dieſe für feſt befunden , klopfte mancher ſeinem nunmehr treueſten Freunde fchmeichelnd auf den Hals. - Die Nachricht war richtig, der 4te Zug war auf eine feindliche Patrouille geſtoßen. Die Spiße hatte von der leßten Höhe vor Trautenbad in der Dorfſtraße 15 feindliche Dragoner wahrgenommen.
Dragoner Guſtav Albat , der zur Spiße gehörte , jagte mit feiner flüchtigen Hora " auf dieſelben los und gab einige Karabinerſchüſſe auf fie ab. Eine durch Wagen verbarrifas dirte Brüde der Aupa trennte ihn vom Feinde. Sofort fehrte er mit der betreffenden Meldung zurück , auf welche hin durch eine Pionier -Sektion die Brüde paffirbar gemacht wurde. So batte Albat durch fein fühnes Vorreiten und ſchnelles Melden
den Truppen einen längeren Aufenthalt erſpart. Der 4te Zug feste fid nun ſofort in Marſch und ſtieß noch mals auf die feindliche Patrouille, als er die nad Pillnitau führende Chauſſee erreicht hatte. Die Windiſgrae $ - Dra 2
goner, denn als ſolche waren ſie von den Bewohnern Trauten bad's bezeichnet worden 1, batten Deckung hinter den Chauſſee bäumen genommeu und gaben Feuer. Nachdem einige Schüſſe
erfolglos gewechſelt waren , ging der 4te 3 : 3 in Marſch - Marſch über den breiten Chauſſeegraben auf den flanfirenden Feind los,
der Rehrt machte und hinter die nächſte Höhe eilte, wo ſeine Infanterie ſtand.
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Während der 4te Zug dieſes Gefecht lieferte, waren der 1ſte und 2te Zug jenſeits der Aupa , rechts von der Straße, heraus
geritten, um die rechte Flanke aufzuklären. Einzelne ſchroff eingeſchnittene Hohlwege mußten umritten werden , ſonſt erlaubte es das Terrain , in ſchneller Gangart zu reiten , und ſo hatten die beiden Züge bald Trautenau , daf felbe links liegen laſſend, hinter ſich. Kleine Patrouillen deckten von allen Seiten die Eskadron.
Einige tauſend Schritt links feitwärts wurde die 3te und 4te Eskadron des Regiments wahrgenommen, faſt gleichzeitig auf faum 600 Schritt 14%2 bis 2 Eskadrons vom Regiment
Windiſchgrät. Die 1ſte Eskadron, 3 Züge ſtark, nachdem fich der 4te wieder angeſchloſſen , marſcirte fofort auf und ritt, nachdem die 3te und 5te Eskadron von der Abſicht zu attadiren benachrichtigt war, zur Attacke an . Der Signal- Trompeter Otto Thimm blies das Galoppfignal ſo rein , wie auf dem rerziers plag. Da der Feind in einer tiefen Terrainfalte hielt, fo bekamen die Leute ihn erſt wenige hundert Schritt vor dem Zuſammenſtoß zu leben.
Zuerſt erblickten ſie die eigenthümlich geformten Herme, jegt die grünen Röcke, die breiten Schultern und derben Geſichter, noch ein kurzer Moment und man ſieht ſich Auge in Auge. Der
Galopp wird immer ſtärker, der Rittmeiſter Hagen , an der Spige der Eskadron , giebt ſeinen Leuten das Zeichen zum Ein bauen, und mit lautem Hurrah brauſten die braven litthauiſchen Jungen hinter ihrem Führer in den Feind. Doch ſo leichten Raufs ſollten ſie nicht den Gegner erreichen, noch eine ſchwere Probe war ihrer bewährten Reiterkunft vorbehalten. Etwa 80 Schritt vor der feindlichen linie ſtießen ſie auf einen breiten Hohlweg und dicht hinter dieſem auf eine ſteile, etwa 4 Fuß hobe
Terraſſe. In fliegendem Sprunge nahm der brave Rittmeiſter beide Hinderniſſe, dicht hinter ihm ſeine Eskadron. Mancher kam babei zu Falle, des mächtigen Sprunges nicht gewärtig. In demſelben Augenblick fauſte eine Ravallerie - Salve der Deſterreicher
über die Köpfe der Litthauer bahin , während jene gleich darauf zur Gegenattacke anſeßten. Die Windiſchgräßer ſchienen über raſcht, fie mochten wähnen, daß der Hohlweg unnehmbar ſei. Man hört beim Feinde kein Kommando , fein Signal zum Anreiten ; doch der Führer, der auf dem rechten Flügel hält, wahrſcheinlich um der Salve nicht hinderlich zu ſein , reitet auf ſchwerfälligem
Roſſe im Galopp an, ihm folgen ſeine Leute in kurzer Gangart.
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Zornſprühenden Auges führt er einen gewaltigen Hieb nach dem Rittmeiſter Hagen , der dieſen parirt und glücklich erwiebert. Die litthauer brechen durch, fie find daran gewöhnt, beim Marſch. Marſch zu reiten , was die Riemen halten , doch es ſcheint ihnen fremd, daß Reiten und bauen zuſammen erſt den Erfolg fichert,
ſie brechen durch , ohne ihre Klingen zu gebrauchen. Die Pferde ſind nach der wüthenden Karriere nur ſchwer zu pariren , der 4te Zug unter lieutenant von Scheffer iſt der erſte, der rechts
um kehrt ſchwenkt und dem Feinde den Rücken bearbeitet, die anderen Züge folgen ſeinem Beiſpiele. Jegt im Handgemenge wiſſen die litthauer guten Gebrauch von ihren Klingen zu machen, 1
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finden aber zu ihrem Erſtaunen, daß oft ſelbſt ein gut geführter
Hieb den Feind nicht aus dem Sattel wirft. Die Windiſdgräß Dragoner ſind nicht minder brav, fie machen ungeſchicte Paraden, hauen aber mächtige Hiebe, während die gewandten preußiſhen
Reiter auf ihren leichten Pferden troß der mehr als zweifachen Ueberlegenheit ihrer ſchlechter berittenen Feinde, dieſen auch nicht Es war ein vollſtändiges Durcheinander, Schüſſe und helltönende Hiebe wechſelten mit
einen Zoll breit Boden räumten. einander ab.
Die Litthauer haben nicht allein die Grünröde im Auge fie feben, ſo viel es geht, ihren Offizieren nabe zu kommen, um fie zu ſüßen. Viele umſchwärmen ihren Rittmeiſter und web
ren jeden Hieb von ihm ab ; die Gefreiten Guſtav Neumann , Ernſt Fanton , Dragoner Guſtav Paurat und viele Andere drängen ſich dicht an ihn beran, die drei Genannten werden blef firt. Der Unteroffizier Albert Gerlac will fich zu ſeinem
Rittmeiſter durchauen, ein feindlicher Offizier ſhießt ihm durch den linken Arm, doch er läßt ſich nicht aufhalten, Hiebe bekommt er auf Kopf, Naden und Arm , das Pferd bekommt einen Hieb über die Mähnen, doch vorwärts drücken den braven ,,Belt " die Sporen des jugendlichen Helden , troß ſeiner ſchweren Bleſſuren hält er ſich im Sattel und iſt einer der legten , der aus dem
Gefecht reitet. Der lieutenant von kleift, der ſchon ſchwer ver wundet iſt, aber ſich dennoch einen Haufen Feinde vom Leibe
hält, haut der dienſtthuende Wachtmeiſter, Sergant Otto Hecht, mit Hülfe des Gefreiten Otto Weichkallnies und des Dra goners Adam Hermonies heraus, alle drei wurden verwundet, ale brei haben ſchwere Hiebwunden , dod fie bleiben im Sattel
und haben manchen Deſterreicher aus dem Sattel gehoben , Reis
nem von ihnen fällt es ein , die Schußwaffe aufzunehmen. Die
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Windiſdgräßer bedienen ſich vielfad, ihres Karabiners. Während Erſtere fich noch mit Glück berumbauen, ſo daß ſogar der tapfere Sergeant Hecht das Pferd eines feindlichen Offiziers am Zügel
nimmt, um dieſen zum Gefangenen zu machen, ſchießen die Win 1
diſchgräßer auf nächſter Diſtance den Wefchkallnies und Herr
monies von den Pferden, dem Hecht erſchießen ſie das Pferd. Hedyt iſt von fechs feindlichen Reitern umringt, er fämpft zn Fuß weiter ; burdh den Blutverluſt geſchwächt, iſt er kaum mehr ſeiner Sinne mächtig. Aus dieſer peinlichen Situation befreien ihn der Unteroffizier Johann Schirr , die Gefreiten Mathias Maerkert und Chriſtian Henkies, ſchleppen ihn aus dem Getümmel und betheiligen ſich dann weiter am Gefecht. Diefen ſchließt fich Jofeph Jablonski an ; von ihm erzählt Lieutenant Schmidt: „ Von den Dragonern, die das Regiment in Böhmend Erde gelaſſen, hat auf mich der Tod feines Andern einen ſo weh
müthigen Eindruck gemacht, als der des Dragoners Jablonski. Als Stockmaſur, nicht eines deutſchen Wortes mächtig , war er
zum Regiment gekommen , zeigte aber ſo überaus regen guten Willen und Fleiß, daß er ſehr bald in der Inſtructionsſtunde beffer Beſcheid zu geben wußte , als mancher Andere. Id un terhielt mich öfters mit ihm, weil ex manchmal febr komiſche Eins fälle hatte. Einige Tage vor dem Ausmarſch begegnete ich ihm auf der Straße und fragte ihn , ob er fidh fehr auf den Krieg
freue. Er war ſehr kriegeriſch geſtimmt und äußerte nur den Wunſch nach einem anderen Pferde. Allerdings gehörte ſein etwas ſtruppirter Kappe mit dem ſtolzen Namen „ Emir nicht zu den Zierben der Eskadron. ,,38 fonſt gut Pert" , ſagte er,
awer fummſt an Grave,1 beft verlore!" Dbgleich Stodmaſur, doch ein tapferes deutſches Herz in der Bruſt, ſtürzt fich fa blonski in ben dichteſten Haufen der Feinde, benfies verläßt ihn nicht; fobald ſie etwas Luft bekommen, forbert Henfies den mehrfach verwundeten Jablonski auf, zurüdzureiten, doch dieſer drängt vorwärts und ſagt: „Nich torrück, warſcht haue, To lang wie kannſt, ftaruft hiede oder morge!"" er haut verzweifelte Hiebe, eine Rugel bringt ben Braven aus dem Sattel. Den lieutenant von Scheffer verlaſſen ſeine beiden Flügel
Unteroffiziere Sergeant Emil Gandras und Unteroffizier 30 bann Goſſing feinen Augenblick. Beide führen ausgezeichnete Rlingen, Goffing , der einmal ſtart in der Klemme ift, wird durch den Dragoner Paupers kräftig unterſtüßt, ſie werden Beide ſchwer bleſſirt, feßen aber den Kampf fort. Leider verhinderte
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die ziemlich ſchwere Schulterwunde den Unteroffizier Goffing , an der Fortfeßung des Krieges Theil zu nehmen , gewiß bätte er noch öfter Gelegenheit geſucht und gefunden , feinen ausgezeich neten Muth zu bewähren und ſich noch mehr Lorbeern zu erwer
ben. Es iſt ein heißes Fechten, weder der Preuße noch der Deſter reicher will weichen, noch immer bewegt ſich das Gefecht auf dem ſelben Plaß, auf dem es engagirt ift; der Feind ſcheint Verſtärkung
zu erhalten, man erblickt einzelne öſterreichiſche Ulanen unter den Kämpfenden. Gefreiter Maerkers wird durch einen Lanzenſtich verwundet , einen Moment ſchwankt er im Sattel , doch gelingt es ihm bei einem zweiten Angriff des Ulanen dieſem die Lanze
ſeitwärts zu ſchlagen , ſein feuriger „ Brennus" trägt ihn nun mit einem Sprunge an die Seite des Ulanen , den ein fräftiger
Hieb aus dem Sattel wirft. Der Kampfplaß iſt mit Leichen, Verwundeten und vielen Pferden bedeđt , reiterloſe Pferde um (dwärmen den fedytenden Haufen, der durch Nichts mehr zu ent wirren möglich ſcheint. Es gelingt noch einmal einen kleinen Schwarm zu ſammeln ; derſelbe ſtürmt dorthin , wo die meiſten blanken Helme ſichtbar 1
ſind, doch ſofort löft er ſich wieder auf, um den Einzelnkampf zu beginnen. Traurig ergeht es bei dieſer Gelegenheit dem Dra goner Julius Bauszat ; mit einigen ſeiner Kameraden iſt er gegen eine Ueberzahl im Gefecht, als er einen Theil der Eska
dron fidy ſammeln ſieht. Seine Kameraden jagen dabin, er vcr ſuchte daſſelbe, doch ſein Pferd flebt am Feinde, trok aller Mübe
fann er es nicht fortbekommen. Ein Deſterreicher ruft ihm zu : ,,Wart ', ich werde Dir helfen , preußiſcher Hund" und doß auf das Pferd des Bauszat, welches ferzengrade in die Höhe ſteigt
und jählings zuſammenſtürzt. Hülflos an der Erde liegend, zum Theil durch das Pferd bedeckt, wird er durch drei Stiche ver
wundet , doch nicht genug vom Feinde fo trattirt zu werden ; die geſammelte Schaar ſeiner Rameraden brauſt über ihn fort, befreit ihn zwar von ſeinen grauſamen Feinden, doch tritt ihn das Pferd eines Kameraden ſo unglücklich, daß er eine ſchwere Rückenmarfs verlegung davonträgt. Der Dragoner Albert Niederſtraßer war im Hohlwege
geſtürzt, welches Schickſal er mit 10 anderen Dragonern theilte, ſein Pferd hatte ſich das Genic abgeſtürzt. Dieſes verhinderte ihn jedoch nicht, thätigen Antheil am Gefechte zu nehmen. Mit aufgenommenem Karabiner miſcht er ſich unter die Kämpfenden , den gut geführten Hieb eines feindlichen Unteroffiziers , der mit
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den Worten : „ Stirb, preußiſcher Hund begleitet wird, parirt er mit ſeinem Karabiner und ſchießt denſelben vom Pferde. Die Litthauer gebrauchten ſonſt die Schußwaffen im Gefecht gar nicht, während die Deſterreicher viel ſchoſſen. Die Schmiede der Eskadron zeichneten ſich durch große Bravour aus. Der Ges freite Gottfried Grenz , die Dragoner Franz Birniski, Friedrich Wilhelm Gramaski und der ſchon erwähnte Pau .
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pers , ſämmtlich Schmiedegeſellen, brachten manchen Deſterreicher zu Fall, doch auch ſie wurden fchwer bleſſirt; der fchon genannte Gefreite Weczkallnies und Dragoner Schadnies hatten ſich
ſchon ſeit längerer Zeit mit Todesahnungen , ohne dabei irgend wie verzagt zu erſcheinen, herumgetragen. Erſteren täuſchte ſeine 1
Ahnung nicht, er kämpfte wie ein Löwe, wurde jedoch durch Schuß und Hieb tödtlich verwundet. So acknies war ſo feft von Tei nem Tode überzeugt, daß er wenige Tage vor dem Trauten : auer Gefecht den Rittmeiſter erſuchte, an ſeine Familie zu ſchreis ben , um dieſe auf feinen Tod vorzubereiten. Doch verhinderte
ibn dieſe Ueberzeugung nicht, heute ebenſo wacker den Säbel zu fdwingen , wie in ſeinem Civilverhältniß die Nadel. Er machte
geſund und vergnügt den Einzug in Tilſit mit, der Todesenger war aber nahe bei ihm vorbeigezogen , denn ſowohl bei Trau
tenau , als auch bei Königgräß verlor er ſeine Pferde. Die kleinen Patrouillen , welche die Eskadron vor dem an
griff umſchwärmt hatten , jagten , als dieſe ſich zur Attacke fora mirte , zur Eskadron , um ihre Säbel mit in die Waagſchale zu werfen. Noch mehr hervorgehoben verdient zu werden ,1 daß der Gefreite Carl Nitídy, welcher bei dem Hauptmann Schlutius als Ordonnanz kommandirt war und von Ferne die Aufmarſch Bewegung der Eskadron fab , feinem Schimmel die Eiſen ein :
Feste und wirklich noch zur Zeit kam , um bei der Attacke rühm lichen Antheil zu nehmen .
Der Unteroffizier George Friedrich Bogdahn , ein Mann, der ſeiner Beſcheidenheit, Pflichttreue und ſeines ſtillen, gefegten Weſens wegen bei Kameraden , Untergebenen und Vorgelegten
gleich beliebt war, hatte Tags vorher fich ein anderes Pferd, den Scharnhorſt ", erbeten. Diefes war ein gutes , aber heftiges Pferd, das beſonders bei der Attacke fchon im Frieden ſchwer zu halten war. Aufgeregt durch den mächtigen Sprung über den Hohlweg, durch die Salve des Feinded, vielleicht aud von einer Kugel getroffen, konnte Bogdab n des Thieres nicht mehr Herr werden , es trug ihn in die nächſten Schwadronen des Feindes. 2
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Mit unzähligen Wunden bebedt 1, wurde ſeine Leiche erſt ſpät aufgefunden. Die ,, Minerva ", welche er vorher geritten hatte, brachte ihren Reiter unverſehrt aus dem Gefecht. Nur einzelne Unteroffiziere und Leute ſind bis jeßt genannt, doch alle wiſſen ihre Klingen zu gebrauchen, Jeder thut ſeine
Schuldigteit; der Gefreite Albat , Neumann , Janson , Erzs berger I., die Dragoner Jedemzig , Berg , Kirchhoff, liebr, Knoch , Lupp , Neßlinger , loerßer , Ehlert , Forſtreuter,
Adomeit , Kueßner , Paurath kämpften mit Todesverachtung, faſt alle von ihnen ſind mit ebrenvollen Wunden bededt, die drei
Zuleßt Genannten überleben nur wenige Tage ihren Ehrentag. Viele Refruten, die von den alten bärtigen Dragonern wäh rend des Marſches oft etwas geringſchäßig beurtheilt wurden, benahmen fich prächtig. Die Dragoner Jablonski , Bunſas ,
Dieffel , Hohlwein , Raul , John , Diſohn , Deligrand , Laatſch , Erzberger II . , Beder und noch Andere wußten ſich im vollſten Maße die Achtnng ihrer älteren Kameraden zu erwer ben und trugen ehrenvolle Wunden davon , Raul und Dieffel blieben auf dem Felde der Ehre.
Der Refrut, Dragoner Jobann Lapp , ein ſcheinbar ſchwächs liches Rerlchen , hatte ſeinen Säbel dermaßen in öſterreichiſches Blut getränkt, daß , als ihm derſelbe in die Scheide geſtedt wurde
er war ſo ſchwer verwundet , daß er es ſelbſt nicht thun
konnte - das Blut , wie die Leute ſich ausdrüdten , roben her ausgluderte und die Scheide überſtrömte.
Noch immer wogt der Kampf hin und her , jeder Dragoner iſt ſo heftig engagirt , daß er nicht weiß und merkt, daß unweit des linken Flügels der Eskadron die anderen beiden Eskadrons des Regiments (die 3 te und 5 te) gleichfalls kämpfen. Plößlich ſtockt der Kampf, viele Pferde ſtürzen, manch hart Bedrängter ſieht plößlich feinen, ihm bisher überlegenen Gegner im Sattel ſchwanken, ein Kugelregen überſchüttet die Kämpfenden. Es iſt, als wenn gegen dieſen gemeinſamen Feind Frieden geſchloſſen wird, Feind und Freund läßt vom Gegner ab, um ſich
dem Infanteriefeuer zu entziehen. Der Hohlweg iſt überſprun gen, er gewährt einen grauenvollen Anblic, er liegt voller Leichen und tobter Pferde. Da wird man ſich erſt bewußt, daß es zurücks Halt! geht. Appell! – Front! – Die Offiziere pariren, gleichzeitig mit ihnen der rechte Flügel- Unteroffizier Sdattauer feine , Lene" und figt ſtramm und vorſchriftsmäßig im Sattel, -
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wie nach einer Schwärm -Attacke auf dem Tilſiter Sande. Nur
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unvorſchriftsmäßig erſcheint ſein Waffenrod , der, durch einen Hieb auf der Bruft zerſchnitten, die Wattirung ſeben läßt. An Schattauer reiht ſich Mann an Mann, und im Augen
blich iſt die Eskadron geſammelt, auch der Feind bat inzwiſchen das Gefechtsfeld geräumt. – Jegt erſt wird die Eskadron ge wahr, daß die Kameraden der 3ten und 5ten Eskadron nicht un
thätig geweſen ſind, denn auch ſie ſind im Rangiren begriffen, auch ſie haben heiße Arbeit gehabt. Manches Beutepferd wird an Kameraden der beiden genann
ten Eskadrons, die im Gefecht ihre Pferde verloren haben, abge
geben, Keiner denkt an das Beutegeld, er giebt es gern auf, um einem Kameraden aus der Noth zu helfen. Doch der Plas , auf
dem rangirt iſt, muß verlaſſen werden , denn das Gewehrfeuer ift unerträglich. Die 3 Eskadrons vereinigen fich jeßt, der 3te
Zug ſtößt hier zur Eskadron ; ſie nehmen Aufſtellung zur Dedung einer Fuß - Batterie und werden ſpäter in die Reſerve beor: bert.
Der Gefreite Daumloehner, Eskadrons - Schuhmacher, war als Ordonnanz beim Oberſt von Tresdow kommandirt. Daum loebner , durchaus kein Goliath von Geſtalt, wird zur Recogs . noscirung vorgeſchickt, er bemerkt 3 feindliche Ulanen, reitet fofort auf dieſelben los , ſchießt Einen vom Pferde und greift die Pin deren, mit dem Säbel in der Fauſt, an, baut den Zweiten, der
ibn leicht verwundet , vom Pferde herunter 1, worauf der Dritte ausreißt. Bald darauf wird Daumloebner durch eine ſtarke, feindliche Ulanen - Patrouille zum Zurückgeben gezwungen, er rei tet querfeldein, fein Pferd ſtürzt, er ſcheint verloren, doch gerade zur rechten Zeit giebt Infanterie Feuer auf die Ulanen , die ſich demſelben durch die Flucht entziehen . Daumloebner batte fich arg die Bruſt beſchädigt, doch blieb er bei der Eskadron und
wurde hinfort, um ſich ſchonen zu können, zur Ueberwachung des Marketenders kommandirt.
Heute verſa ) dieſen Poſten der Gefreite fem hoefer, dem
aufgetragen war, den Marketender nicht aus den Augen zu laſſen und dafür zu ſorgen, daß er der Eskadron folge. lem höfer hatte dieſen Befehl zu wörtlich ausgeführt, denn
als die Eskadron im Nangiren begriffen war , kam er herange ſprengt und meldete dem Rittmeiſter die Ankunft des Marketen ders. Die Eskadron befand ſich, wie ſchon geſagt, im Bereich des feindlichen Infanterie- Feuers und fahrillende Granaten muſis cirten über ſie hinweg. 2*
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Die beiden Frauenzimmer auf dem Martetender - Wagen freiſchten und baten flehentlich, zurüdfahren zu dürfen ; natür lid wurde ihnen dieſes zugeſtanden , aber es erregte allgemeine
Heiterkeit, wie der alte Braune des Marketenders im dlanfen Galopp , von der Peitſche Feines Herrn derb bearbeitet, zurüds jagte. Spät am Abend erhielt der Marketender zur Belohnung
für ſeine allerdings nicht freiwillig gezeigte Bravour ein durch Verwundung für den Dienft unbrauchbar gewordenes Beutepferd, einen Fuchs, der nun in Geſellſchaft des Braunen den Marke: tender - Wagen zog.
Nach Beendigung des Ravallerie- Gefechts erhielt der Ges
freite Janson mit einigen Dragonern den Auftrag , die Ver wundeten vom Gefechtsfelde wegzuſchaffen. Janson wußte ſich zwei große Wagen zu beſorgen , die Fuhrleute waren nur durch
die kräftigſten Drohungen mit der Waffe zum Fahren zu bewegen. So gelang es dem braven Janßon , einem muſterhaften Sol. daten, im Bereich des feindlichen Feuers die verwundeten Kame raden in Sicherheit zu bringen und nach dem Verbandplaß zu ſchaffen.
Dem Dragoner Johann Friedrid Lange , Eskadrong . Riemer, war , nachdem er tüchtige Hiebe ausgetheilt hatte , fein Pferd unterm Leibe erſchoſſen worden. Durch ſeine Wunden entkräftet, ſowie durch den Sturz mit dem Pferde betäubt, bleibt er auf dem Schlachtfelde liegen . Bald rafft er ſich auf und ſieht
die Eskadron zurüdgehen , ein herrenloſes öſterreichiſches Pferd graſt neben ihm. Eben will er ſich auf daſſelbe ſchwingen, als er einen Offizier des Regiments auf der Erde liegen ſieht, der mit dem Taſchentuch winft. - Seine eigenen Schmerzen ver
geffend, eilt er zu dem Offizier und erkennt in ihm den verwun deten Major von Jaſtrzembski; ſein Entſchluß iſt ſchnell ge faßt, er trägt den Verwundeten mit Hilfe ſeiner lebten Kräfte aus dem Bereich des feindlichen Feuers , innerhalb deſſen er je doch manche Ruhepauſe zu machen genöthigt war, denn der Mas
jor iſt ſchwer, ſeine Kräfte faſt erſchöpft und dieſe kurzen Aufent halte im feindlichen Feuer recht wenig erquickend. Schließlich geſellen ſich ihm noch einige andere Dragoner
bei , mit deren Hilfe man den Major von Zaſtrzembskí auf den Verbandsplan brachte.
Raum hatte die Erregung nach dem Gefecht etwas nachgelaſſen , faum hatten ſich Lungen von Mann und Pferd einigermaßen be
ruhigt, legtere ohne Ausnahme ſchäumten über und über, da fühlt
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ſo mancher erſt ſeine Wunden , viele wurden erſt durch andere auf ihre oft ſogar ſchweren Bleſſuren aufmerkſam gemacht, mancher
vermißt erſt jeßt feinen Nebenmann, mancher ſucht vergeblich ſeis nen Freund. Zeichen , wie zerfekte Kleider , zerbauene Helme, verbogene oder gebrochene Waffen brachte faſt Jeder aus dem Rampfe mit. Es war ein heißes Fechten und alle Leute waren brav ! Das iſt das einſtimmige Urtheil fämmtlicher in dem Ges fechte betheiligter Offiziere des Regiments , der Offiziere und Mannſchaften anderer Truppentheile, welche dem Kampfe von
ferne zuſchauten. Selbſt der Gegner kann nicht umbin, dem muthigen Angriffe der Litthauer ſeine Anerkennung zu zollen, wenn er ſich auch ſchließlich fälſchlicher Weiſe den Sieg vindi cirte. Kein Gefangener war in den Händen des Feindes geblie ben . Die Dragoner , welche im Gefecht ihre Pferde verloren, fämpften zu Fuß mit dem Karabiner in der Hand weiter und ſuchten ſich beritten zu machen, was ihnen auch größtentheils ge
lang. Lieutenant von Kleiſt war der erſte, der zunächſt ſeinem Nittmeiſter in die Reifen der feindlichen Dragoner hineinritt, ein öſterreichiſcher Offizier ſprengte ihm entgegen , ſeinen Leuten
zurufend : „ Gebt den preußiſchen Hunden keinen Pardon !" . Mit den Worten : Wer bittet Euch um Pardon ?" bieb kleift ihn
mit gewaltigem Hieb vom Pferde. Sein Eskadron - Chef erzählt von ihm , er babe fich wie ein Löwe berumgehauen. Wir haben bereits geſeben , wie er durch 3 Säbelhiebe im Hinterkopf ver wundet wurde, trosdem blieb er bis zulegt im Gefecht und ritt ſpäter, nur leicht verbunden , noc 24/2 Meile bis nach liebau , wo er ſich in das Lazareth begab. Der Haupt - Antheil an dem Ruhme der fühnen Ritterthat, durch die der Geſchichte der preußis
fchen Ravallerie, beſonders aber des alten braven litthauiſchen Dragoner - Regiments ein ſchönes Blatt hinzugefügt, gebührt dem braven Nittmeiſter Hagen für ſein entſchloſſenes Anreiten. Der Drben pour le mérite lohnte ſeine echt reitermäßige Bravour und Kühnheit.
Von der Eskadron verblieben tobt auf dem Plaße : 1 ) Unteroffizier George Ferdinand Bogdahn aus Guda wallen ,
2) Dragoner Johann Carl Raul aus Tuppen , Cbriftoph Diebel aus Weinotben. 3) Schwer verwundet waren :
1 Offizier, 3 Unteroffiziere , 23 Dragoner, son welchen ihren Wunden erlagen :
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1 ) Gefreiter Martin Adomeit aus r. Wabbeln,
Otto Weszfall nies aus Plidlauglen , 3) Dragoner Joſeph Jablonski aus Stamſtewo,
2)
4)
Eduard Ruefner aus Baeblad ,
5) 6)
Adam Hermonies aus Rudienen.
Chriſtoph Paurath aus Gesehmen , Invalide wurden von den Schwerverwundeten :
1 Unteroffizier, 15 Dragoner. leicht verwundet wurden : 1 Offizier, 18 Dragoner,
von welchen 14 Dragoner bei der Esfadron blieben, die Mehrzahl derſelben wurde, um ihre Wunden und Contuſionen ſchonen zu fönnen , als Aufſichts - Perſonal zu den Handpferden fommandirt. In den nächſten Tagen ſchon waren ſie wieder dienſtfähig. Man hörte von feinem Verwundeten eine Klage, wohl aber oft die Bitte ausſprechen , als ſie in Trautenau abfißen muß ten, um verbunden zu werden, ihr Pferd gut in Acht zu nehmen. Mit wenigen Ausnahmen wurden die Bleſſirten in Trau tenau untergebracht, und nahmen die Deſterreicher denſelben am
nächſten Tage nicht allein ibre Waffen ab, ſondern beraubten fie auch ihres Geldes und ihrer Uhren. Auf dem Rendez - vous - Plaß angekommen , machte es den
Dragonern Scherz, das eigenthümliche Sattelzeug der Beute Pferde zu unterſuchen , die Pelz - Padtaſchen zu durchwühlen und
die weißen Mäntel anzupaſſen. Merkwürdig erſchien es, daß die Schäße, welche in den Padtaſchen vorgefunden wurden, eine barg fogar eine filberne Gabel, von Reinem begehrt wurden.
Selbſt als ihnen von den Offizieren geſagt wurde, die Beute wäre ihr Eigenthum, ließ ſich nur ſchwer ein Liebhaber dazu fin Das Beutemachen war ihnen fremd oder es war ihnen nicht anſtändig.
Als Janson vom Attacenfelde zurückehrte und nun von
Vielen erzählte, die ſchon als todt beklagt waren , hob ſich bald die durch die herben Verluſte etwas gedrüdte Stimmung. ,,Das Corps tritt den Rückzug an ! " Wer will das Gefühl bes ſchreiben , welches ein braves Soldatenberz bei ſolcher Nachricht empfindet? - Tobtmüde erreichte die Eskadron in der Nacht ben alten Bivouaksplas in der Nähe von liebau.. – Wenige Stun den Schlaf erfriſchen den Menſchen merkwürdig. – Schon am frühen Morgen fab man viele Dragoner an ihre Angehörigen -
ſchreiben, um dieſe von banger Sorge zu befreien.
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Nach dem 36 ſtündigen Faſten wurde dem Marketender tüchtig zugeſprochen , und als am Nachmittage fich im Bivouak das Ges rücht verbreitete, Trautenau ſei von den Preußen genommen , da herrſchte wieder der alte Frohſinn.
Der Unteroffizier Bod übernahm in Stelle des bleſſirten Sergeanten Hecht die Wachtmeiſtergeſchäfte, der einjährig Frei willige, Unteroffizier Tinney verſab von jeßt ab Offizierdienft, in Stelle des ebenfalls fchwer bleffirten Lieutenant von kleift.
Am Morgen des 29. Juni verließ die Eskadron das Bivoual bei liebau , der kommandirende General, Ercellenz von Bonin , ſprach hier der Estabron in freundlichen Worten ſeine Anerken . nung für das am 27ſten d. M. gelieferte Gefecht aus. -- Tros der brüdendften Hiße marſcirte es fich heute gar luſtig, denn
während des Marſches bekam die Eskadron von den jüngſten Er folgen der Preußen zu hören. Mehrere Trupps gefangener Deſterreicher kamen der Eskadron entgegen , was nur dazu beis trug, die Stimmung noch mehr zu erbeitern. Hinter Trautenau wurde den Leuten das Glück zu Theil,
ihren erhabenen Befehlshaber, Se. Königliche Hoheit den Krons prinzen , zu ſehen. Mancher Dragoner äußerte ſein Erſtaunen
darüber , daß der Kronprinz faſt ſo wie ein anderer General ausſehe, welche Neußerung große Heiterkeit erregte. Faſt aus ſchließlich drehte fich nur die Unterhaltung um den Prinzen und
ſein Pferd. Manche Reſerviſten wollten ſogar an der polniſchen Grenze mit dem Kronprinzen geſprochen haben , was indeſſen ziemlich ungläubig aufgenommen wurde. Unter ſolchen Geſprächen, die Alles wad und munter erhielten , erreichte die Eskadron ends
lich Pilnikau und bezog Bivouaks bei Pilsdorf , nachdem fie mehr als 18 Stunden im Sattel geſeffen hatte. Die 3 te und 5te Eskadron bei Trautenau . ,,Ein Hunds fott, der mir nicht nachreitet, wo ich vorreite," ſagte einſt der Rittmeiſter von Detinger zu feiner Eskadron , der 5ten , als die Wahrſcheinlichkeit, mit den Deſterreichern zuſammen zu ftoßen,
immer näher und näher rückte. Daß dieſe kräftigen Worte nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen waren , ſollte ſich am heutigen Tage glänzend bewahrheiten.
Nach den getroffenen Dispoſitionen gehörte die 3 te und 5 te Eskadron zur Avantgarde des 1. Armee- Corps unter dem Befehl des Oberft von Beerent; um 2 ' / Uhr Morgens verließ die Vors
hut der Avantgarde, an deren Spiße fich die 3te Eskadron unter
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dem Major von Jaſtrz embski und an deren Queue fich die 5 te Eskadron befand, das Bivouat der Vorpoſten und trat ben ihr befohlenen Marſch auf Golden018 und Trautenau an.
Sobald die Sonne fich über die boben Bergfämme erhob und ihre Strahlen in das enge Thal ſenfte durch das die Straße dahinzieht, wurde es glühend heiß, eine dichte Staubwolfe lagerte
ſich über der langen Kolonne, Mann und Pferd faſt den Athem benehmend, beide auf das höchſte ermattend. Bei dem nördlichen Ausgange von Goldeno els ſtieß der
4te Zug der 3ten Eskadron (Lieutenant Gamp ) , welcher die äußerſte Spiße der Vorhut bildete, auf eine ungefähr gleich ſtarke Abtheilung des öſterreichiſchen Dragoner - Regiments Windiſch 3
gräß und ging ſofort mit vorgezogenen Flanfeurs zum Angriff über. Wenige Schüſſe der Litthauer genügten , den Feind mit Hinterlaſſung zweier getödteter Pferde und eines Dragoners, der im Sattel gefangen genommen wurde , zum Abzug zu bewegen. Auch die Litthauer hatten 2 Pferde todt und vermißten einen Dragoner, der ſich zu weit vorgewagt und wahrſcheinlich in die
Hände des Feindes gefallen war. Der Vormarſch der Vorhut war durch dies freine Renfontre nicht einen Augenblick verzögert worden und ging ohne Störung bis zu dem Punkte , wo die Straße nördlich von Parſchniß in ein breiteres Thal tritt, durch den Zuſammenfluß der Aupa und litſchna gebildet. Während dieſes Vormarſdes hatten die Dra
goner Ragofefi und klaffte der 3 ten Eskadron die äußerſte Spiße des Vortruppes und flankirten ſo glücklich auf die nach Trautenau zurückgehende Abtheilung der Windiſchgräser, daß fie ihr 7 Pferde tödteten . Um ſich zu rächen , legten Regtere
den beiden Litthauern einen Hinterhalt , aus welchem dieſe nur die Schnelligkeit ihrer Pferde rettete. Von den verfolgenden Deſterreichern war ihnen namentlich ein Wachtmeiſter dicht auf,
der ſich im Eifer der Verfolgung von ſeinen Leuten weit ents fernt hatte. Dies bemerkend , warf Rogofski fein Pferd aus potlem lauf berum , ließ die Zügel fallen , ſchlug den Karabiner an , zielte faltblütig und tödtete das Pferd jenes Wachtmeiſters durch einen glücklichen Schuß , ſo daß dieſe kleine Affaire dem Gegner 10 Pferde koſtete. Es war mittlerweile 10 Uhr Vormittag geworden , die Ins
fanterie und Artillerie der Kolonne, durch die bergige Straße und brennende Sonnenhiße ſo ermattet , daß fie der ſchnell vor aneilenden Dragoner -Eskadron nicht mehr folgen konnte. Oberft
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von Beeren hielt es daher für geboten , eine längere Ruhe zur Erholung der Truppen eintreten zu laſſen. Den Litthauern follte jedoch von dieſer Ruhe nichts zu Theil werben, Major von Jaſtrzembski erhielt den Auftrag, mit ſeiner und der 5ten
Eskadron nad Trautenau hineinzugeben , bort für 300 Mann Lebensmittel und Erfriſchungen , ſowie die zur Fortſchaffung der
ſelben erforderlichen Wagen zu requiriren , den ganzen Trans port demnächſt der Vorhut zuzuführen.
Zwar waren die Dragoner und namenilich ihre Pferde kaum weniger ermattet, als die übrigen Truppen und Thiere der Vor but, jedoch wann bätte jemals bei ihnen Müdigkeit oder Ermat tuug zum Vorwande gedient, ſich einer ehrenvollen Aufgabe zu entziehen , und ſo trabten denn auch die beiden Eskadrons, eins gedent der Ueberlieferung ihres alten ruhmreichen Regiments, alsbald munter gegen Trautenau vor. Dicht vor der Stadt überſchreitet die Straße vermittelft einer kleinen Brücke das Aupa . Flüßchen. Dieſe Brüde war leicht verbarrikadirt und durch 6 ab:
geſeſſene öſterreichiſche Dragoner befest , welche die Spige der Litthauer mit einigen unſicheren Schüffen empfingen und dann in den nächſten Häuſern verſchwanden , ohne fich auf ein weiteres Gefecht einzulaſſen . Major von 3 aftrzem boli nahm Anſtand, ohne Rückhalt an
Infanterie, in den engen, augenſcheinlich vom Feinde belegten Ort
hineinzugehen, ließ daber ſeine beiden Eskadrons halten, vorläufig die Barrikade aufräumen und begav ſich perſönlich zu dem Oberſten
von Beeren , um ihm feine Bedenken mitzutheilen. Dieſer ver harrte aber bei dem ertheilten Befehle, und ſo ging es denn ohne Zögern weiter im ſcharfen Trabe unangefochten durch die Stadt
hindurch bis zu dem ſüdweſtlichen Ausgange. Dicht vor demſel ben trennten ſich zwei Chauffeen, die in ihrem weiteren Verlaufe nach Pilnikau und Gradlig führen , das Terrain ſteigt ſteil zu bedeutenden Höhen an, und geſtattet durchaus feine Ueberſicht.
In der gewiß ſehr richtigen Erwägung, daß er ſich gegen etwaige Ueberraſchungen von dieſer Seite ber ſicher ſtellen müffe,1 bevor er an die weitere Ausführung feines Auftrages geben könne, um
To mehr als er, wie erwähnt, ganz iſolirt und ohne Rückhalt vor geſendet war , chob ber Major die 3te Eskadron auf der nach
Pilnikau , die 5 te auf der nach Gradlig führenden Chauſſee vor and begab ſich ſelber mit einem Trompeter und einigen Drs
donnanzen auf die von den beiden Straßen umſchloſſenen Höhe, um Einblick in das vorliegende Terrain zu gewinnen.
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Raum hatte er den Kamm erreicht, als plößlich auf allen Höhen umber feindliche Infanterie, ſowie auf einigen entfernteren
Punften feindliche Artillerie in Poſition ſichtbar wurden ; ebenſo waren 2 feindliche Eskadrons in einer Entfernung von ungefähr 1500 Schritt aufgeſtellt, während 2 andere fich aus einem das hinter liegenden Dorfe den beiden erſteren im Schritt näherten und die aus Trautenau vertriebene feindliche Dragoner - Abtheilung,
ungefähr ein Zug, eiligſt dorthin zurüdtrabte. Es waren dies Truppen der als Avantgarde des X. Öſter reichiſchen Armee- Corps - Gablenz
gegen Trautena u
vorgeſchobenen , durch das Dragoner - Regiment Windiſchgräß verſtärkte Brigade Mondi.
Eine Meldung über das Geſchebene wurde an Oberſt von Beeren geſendet und um Unterſtüßung gebeten. Kaum waren die Spigen der beiden litthauiſchen Eskadrons auf der Chauſſee für die feindliche Infanterie ſichtbar, als dieſe
auch ein lebhaftes Feuer auf ſie richtete, dem ſich die Artillerie anſchloß. Major von Jaſtrzembski ließ Kehrt blaſen und ging mit den beiden Eskadrons, von einem Hagel feindlicher Ges ſchoſſe begleitet , der jedoch weiter feinen Schaden that , hinter eine große Scheune zurück, welche dicht vor der Stadt, weſtlich der Pilnifauer Chauſſee belegen, einige Dedung gewährte, ohne die Freiheit der Bewegung zu hindern. Wiederholte Bitte um Verſtärkung durch Infanterie blieb ohne den gewünſchten Erfolg ; endlich, nach etwa einer Stunde, erſchien eine Füſilier - Compagnie
und warf ſich in die vorliegenden Kornfelder, das Gefecht mit der feindlichen Infanterie aufnehmend.
Ein Augenzeuge aus den Reihen der 5ten Eskadron erzählt feine perſönlichen Eindrücke bei den bisher geſchildertrn Erlebs niſſen der 3ten und 5ten Eskadron wie folgt: In der Avantgarde des J. Armee - Corps ſaben wir am 27. Juni, etwa 10 Uhr Vormittags, das Städtchen Tra nau
auf Büchſenſchußweite vor uns liegen . Wir machten Halt und faben uns die große Wieſe links der Chauſſee an , prüfenden Blicks den Plaß muſternd, wo auch wir , wie die Ulanen , Hus ſaren, Müraſſiere 2c. es eben thaten, unſer Bivouak beziehen ſoll ten. Aus dieſem holden Wahn riß uns plößlich das Kommando „Marſch!" In ſcharfer Gangart ging es durch die Vorſtadt
und über den Ring des Städtchens. Das friedliche Bild , wie eben unſer Avantgarden - Rommandeur ein Glas erfriſchenden Bieres vor dem Gaſthofe des Städtchens leerte, blieb mit dieſem
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felbft hinter uns; erſt etwa 1500 Schritt jenſeits, auf der Chauſſee nach Gradlig , machten wir Halt. Uns folgte gleich darauf die 3te Eskadron und nahm vor uns Stellung. Alles blieb in ruhigſter Stimmung; die Defter reicher in weiter Ferne, die lange Dauer bis zum Einrücken ins
Bivouak, gewaltige Hiße und noch größerer Durſt, dies mögen wohl die Hauptgedanken in der Seele der Mannſchaften während jener Stunde unſeres Feſtſtehens geweſen ſein. In unſerer lin ken Flanke, unmittelbar an der Berglehne und dem Kirchhofe, hatte eine Infanterie - Abtheilung 1ſten Regiments unter Haupt mann von Heyking Poſto gefaßt. Die Guten ſaben auf uns,
wir auf ſie. Wenn wir uns noch gegenſeitig hätten ins Auge feben können , man bätte in Jedes Antlig die Frage gelefen : 1
„ Und was nun ? "
Plößlid knackt ein Infanterieſchuß vor uns, dann noch einer
und in kleinen Zwiſchenräumen immer mehr. Ein ziſchender Ton berührte das Ohr, als ob eine Wespe im ſchnellſten Fluge dicht bei demſelben vorübergezogen fei. Wenn unſere alten oſtpreußis
fden Ohren auch noch keine Kugel pfeifen gehört hatten , jeßt ſchien einem Jeden die Bedeutung dieſer Pfiffe febr bald klar 1
zu werden. Ein Jeder , obwohl der Tod ihm in einer halben Stunde wohl hundertfach an der Naſe vorüberzog, faß ruhig und feſt im Sattel. Wie aus Erz gegoſſen hielten die Eskadrons, fein Pferd unterbrach dieſen erhabenen Moment der Feuertaufe
durch die geringſte Bewegung. Mann und Noß ſpigten die Dhren und harrten - der weiteren Dinge. Da plößlich der Ruf : „ Ein Geſchüß!" Auf einem etwa 1500 Schritt entfernten Hügel bemerkten wir ein gar reges Trei
ben ; der Zweck deſſelben blieb uns nicht lange verborgen. — Bum — dröhnt es durch die Luft, der erſte eiſerne Kanonengruß aus Feindes Mund war da , hinter uns wirbeln kleine Sands und Rauchwölfchen auf, die öſterreichiſche Granate that dem Dragoner- Regiment feinen weiteren Schaden , als daß fie den
weiter rückwärts aufgeſtellten Trainſoldaten mit den Handpferden einen kleinen Schreck einjagte. Es folgte ein zweiter und dritter Souß , unſere Stellung war allerdings ftarf beläſtigt durch die
unangenehmen Piten, die wir ſchlucken ſollten. Ein kurzer Kriegs rath unſerer beiden Chefs ließ die beiden Eskadrons eine anders
weitige feitwärts, rückwärts gelegene Poſition einnehmen. Un thätig bier einen Befehl abwarten , ſchien unſeren Führern nicht
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rühmlich, Wachtmeiſter Blank wurde abgſchidt, um von der Höhe vor uns einen Blick ins freie Land zu thun. Im Galopp ritt er hin, in der Carriere fehrte er zurück mit der Meldung , daß die öſterreichiſche Infanterie gegen Trautenau vorrüde. – Soweit unſer Augenzeuge . In der That hatte der Major von 3 aſtrzem boli das Vorgeben der 1ſten Eskadron unter Rittmeiſter Hagen in ſeiner rechten Flanke bemerft und erhielt bald darauf von Legterem die 1
Aufforderung, ihn bei ſeiner beabſichtigten Attacke auf die, wie er annahm, nur 2 Eskadrons ftarfen feindlichen Dragoner zu uns terſtüßen ; es blieb feine Zeit mehr , Rittmeiſter Hagen über die ganze Situativn und die Stärke des Gegners , die er von feinem Standorte aus nicht völlig batte überſehen fönnen , auf zuklären. Major von Jaſtrzem befi faßte ſofort den Entſchluß, zum Angriff vorzugehen, und beorderte die 5te Eskadron, auf ſeis nem linken Flügel als Echelon zu folgen. Auf dem Gefechtsfelde angefommen , warf der Major fich, feinen Leuten weit voraus , in demſelben Augenblide auf den Feind, als Rittmeiſter Hagen eben bemüht war, feine Leute zu einem erneuten dritten Angriffe zu ſammeln ,1 rollte den ganzen Knäuel der Kämpfenden auf und trug ihn in eine neue eben berangefommene dritte öſterreichiſche Dragoner - Esfabron hinein. Beinahe gleichzeitig regte Rittmeiſter von Detinger mit der 5ten Eskadron zur Attacke an , batte aber glüdlicher Weiſe
noch Zeit , 2 öſterreichiſche Dragoner - Eskadrons , welche plößlich in ſeiner linken Flanke erſchienen , wahrzunehmen, gegen dieſelben
einzuſchwenken und ſich ihnen entgegenzuwerfen. Dieſe beiden feindlichen Eskadron ( 4te und 5te) attadirten in vollem Laufe gegen unſere linke Flanke. Unſer ſchon einmal citirter Augenzeuge fagte über dieſe Ats ade: In ſcharfem Galopp ging es die fanfte Anhöhe hinan, das Kommando zum Aufmarſch erſcholl, wie der Bliß war daſ ſelbe ausgeführt. Marſch -Marſch ! ertönte die volle Stimme unſeres Rittmeiſters und mit einem Hurrab durchbrachen wir die
Glieder der ſtolzen Windiſchgräßer. Die Hünengeſtalt unſeres Rittmeiſters und ſeine blißende Klinge waren unſere Eſtandarte. Fiel auch mancher in den Staub , fant auch manch gutes Pferd zuſammen in dem hin und her wogenden Getümmel des Gefechte, die muthige Reiterſchaar fand doch wieder den Ausweg aus dem Knäuel der Verwirrung , der Freund und Feind zuſammenges halten.
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Schließlich fammelte der wadere Trompeter Roggenbrodt
durch ſein heltönendes Signal die zerſprengten Glieder der Ess fadron. Ein fefter Kern ſtand wieder da um unſeren Rittmeiſter geſchaart.
Wenn es ihm eingefallen wäre, ſeine frühere Anrede zu er gänzen , hätte er mit Befriedigung ſagen können : „ Ihr habt Euch brav geſchlagen , außerdem ſeid ihr wie der Teufel dahin 1
nachgeritten , wo ich Euch vorritt. Hundsfötter giebt es unter Eud feine!"
So unſer Augenzeuge.
Die 5te Eskadron hatte bei dem Zuſammenſtoß mit dem
Feinde, wie bereits geſagt, den Anprad zweier Dragoner - Eska drons und eines Zuges feindlicher Ulanen , der ſich dem Feinde angeſchloſſen, auszuſtehen, und wurde durch dieſe überwältigende Uebermacht bis gegen das Gefechtsfeld der 3ten und 1ſten Esfa
bron getragen, wo eben Major von Jaſtrzembski im Begriff war , ſeine Eskadron geſammelt von Neuem vorzuführen. Auch
hier war ein furchtbares Kampfgewühl, in welchem der Major umgeritten und an der Erde liegend mehrfach verwundet wurde. Doch die Litthauer bieben fich wacker herum und wichen nicht
zurüđ , bis Infanterie- und Artillerie - Feuer beide kämpfenden Theile zum gleichzeitigen Abbrechen des Gefechtes zwang. Die fes Feuer rührte son preußiſcher und öſterreichiſcher Infanterie her , die ſich mittlerweile dem Kampfplaße der Reiter genähert E
batte.
Die nach dem Gefecht vereinigten 3 litthauiſchen Eskadrons
ſtellten ſich hierauf neben der Batterie Magnus , welche auf einer nördlich des Gefechtsfeldes gelegenen Höhe placirt war,
zum Schuße derſelben auf und blieben hier ſo lange halten, bis die Batterie abfuhr, worauf auch die 3 Eskadrons auf Trau . tena u zurüdgingen. 23/4 Esfabrons des litthauiſchen Dragoner - Regiments batten
ſomit 4 feindlichen Eskadrons gegenüber geſtanden , ſie hatten feinen Sieg errungen, denn das war unter den obwaltenden Um ftänden nicht zu leiften – aber fie hatten glänzend gefochten und den Zweck der preußiſchen Infanterie, das Debouchiren aus Traus tenau zu erleichtern , volftändig erreicht, ſie waren dabei der
Ueberlegenheit feineswegs gewichen und erſt zurückgegangen , als der Feind vom Rampfe abließ.
Die Geſchichte des Regiments darf daher mit vollem Recht dieſen Tag als einen Ehrentag für daſſelbe bezeichnen , die lita thauer des Jahre$ 1866 haben in dieſem Gefecht dieſelbe Kühn
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heit und Entſchloffenheit an den Tag gelegt, wie ihre Väter und Großväter in den Schlachten bei Reffelsdorf, Torgau , Frei . burg , an der Raßbach und bei Mödern. Eine Reihe einzelner Züge wird auch hier am Beſten bars
thun , von welchem Kampfeseifer Atles beſeelt war, mit welcher
Bravour vom Offizier bis zum Dragoner gefochten , mit welcher felbſtverläugnenden Hingabe die Leute ihren Offizieren folgten, dieſelben dedten und zu ſchüßen ſuchten. Dragoner Schwarz
fiebt ſeinen Zugführer, den lieutenant von Wittich, von meh reren Feinden umringt, er ſtürzt fich hinein und es gelingt ihm
durch ſeine Bravour, ſeinen Offizier zu retten, trägt aber hierbei eine ſchwere, über das ganze Geſicht geſchlagene Wunde davon.
Ebenſo gelang es dem Trompeter Roggenbrodt , welcher bei der Attade hart neben ſeinem Estadronchef, Rittmeiſter von
Detinger ritt und denſelben im Handgemenge nicht verließ, einen gegen legteren geführten gewaltigen Hieb eines feindlichen Dragoners glüdlich zu pariren. Der Unteroffizier Dorguth , als Ordonnanz zu dem General
lieutenant von Großmann kommandirt, befindet ſich bei Beginn der Attade in der Nähe der 5ten Eskadron, freiwillig ſchließt er fich dem linken Flügel des 4 ten Zuges an, führt eine gute Klinge,
bearbeitet manden Windiſchgräßer, wurde jedoch auch ſeiner ſeits durch einen Stich in die rechte Lende verwundet.
,,Ajar", fchon einige Jahre vom Unteroffizier Rud beim Ererzieren geritten , geht demſelben bei der Attacke durch und manövrirt fich vom rechten Flügel 4ten Zuges bis vor den rechten
Flügel der Eskadron, wo er in gleicher Höhe mit dem Eskadron Chef vorgeht.
Ein kräftiges Thier , dabei brillanter Läufer, wird er von
mehreren feindlichen Kugeln durchbohrt und ſtürzt mit ſeinem Reiter zuſammen. Ein anderes Pferd, unmittelbar neben „ Ajar “
erſchoſſen, ſtürzt auf den Unteroffizier und begräbt mit ſeiner laſt deſſen Schulter. Ein feindlicher Dragoner, welcher den Kud bei ſeinem vergeblichen Bemühen, unter dieſer Laſt bervorzukommen, bemerkt, ſprengt mit den Worten : ,,Stirb preußiſcher Hund !" auf ihn zu und will ibn eben niederſchmettern , als eine wohls
gezielte Kugel auch ihn zu Boden ſtreckt. Endlich nach langen Mühen gelingt es Kud , ſich aus ſeiner peinlichen Lage zu bes freien. Er eilt der Stadt zu , um aus dem Bereich der feinds lichen Infanterie zu kommen . Unterwegs trifft er einen andern Dragoner, greift mit deſſen Hilfe den alten „ Emir " auf, ſattelt
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denſelben mit einem öſterreichiſchen Gepäck, und kommt fo wohl behalten bei der Eskadron an. Der Wachtmeiſter Sdoenwald der 3ten Eskadron bemerkte erft, als die Eskadron fich wieder fammelte , daß ſein Eskadron Chef, Major von Jaſtrzembski fehlt; ſogleich begab er fich in dem beftigſten Infanterie - Feuer zurück auf den Rampfplas, um ſeinen Major zu ſuchen. Derſelbe war jedoch ſchon durch die treue Hingebung des Dragoners Lange der 1ſten Eskadron mit Hilfe des Dragoners Gronwald und des Gefreiten Lenkeit aus dem feindlichen Feuer nach dem Verbandplaß gebracht, wo ihn
Schönwald antraf und die weiteren Anordnungen für ſeine Weiter ſchaffung traf. Der Gefreite Lenkeit , deffen Pferd erſchoſſen war, und der
einen bedeutenden Hieb in die Schulter erhalten hatte , welcher ihn ſpäter nöthigte , mehrere Wochen im Lazareth zu verbleiben , hatte ſich doch vorſorglicher Weiſe ſeinen Karabiner vom todten
Pferde losgeſchnallt, um für alle Fälle eine Waffe bei fich zu haben. Er ſieht, wie ein Windiſchgräßer auf ſeinen Major attadirt, legt ſchnell beſonnen an und holt denſelben auf etwa
150 Schritt Entfernung vom Pferde herunter. Später, nachdem er mit lange und Gronwald den Major in Sicherheit ge bracht hatte, ſchließt er ſich der am Fuße des Kapellenberges fecha tenden Infanterie an und kämpft trop der brennenden Wunden noch einige Stunden zu Fuß mit.
Unteroffizier Deglau und Trompeter Arndt, welchen bei den die Pferde unterm Leibe gefallen waren, retiriren , da fie von einigen feindlichen Dragonern verfolgt werden, binter einen Baum an der Pilnikauer Chauſſee. Von hier aus geht Deglau der
Eskadron nach, kommt jedoch erſt an, nachdem dieſelbe die Aupa bereits paſſirt hat. Da Deglau ſich beim Sturz mit dem Pferde die Bruſt bedeutend gequetſcht hat , fo feßt er fich am Flußufer hin , um auszuruhen. Hier treffen ihn Sergeant Prange und Dragoner Soleit , der einen öſterreichiſchen Schimmel am Zügel
mitführt. Beiden reicht er in ſeinem Helm Waſſer und nachdem der brennende Durſt geſtillt, wird er auf den Schimmel gehoben und ſo glücklich durch die Aupa geſchafft. Jedoch drüben ange kommen , verlaſſen Deglau die Kräfte, er muß vom Pferde ge hoben werden und findet in einem Gehöfte, wo der ſchwerver wundete Sergeant echt und Lieutenant Schlenther bereits liegen, ein gutes Unterkommen.
Nachmittag um 4 Uhr , als die Deſterreicher gegen Trau
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tenau weiter vorzubringen anfingen , wurden fie in einem vier ſpännigen Wagen abgeholt und nach liebau zurückgefahren.
Treu dem Ausſpruche des alten Majors von Praten : „ Ein Hundsfott, wer bei der Attade ſeine Pfeife ausgehen läßt!" hatte Unteroffizier Helmdach auch während der Attacke ſein Felds pfeifchen unverdroſſen weiter geraucht, und nach Beendigung ders Telben brannte es noch ſo fräftig, daß er mehreren Rameraden, die nicht ſo glüdlich wie er geweſen waren , aus feinem Pfeifenkopf Feuer zur Genüge verabfolgen konnte. Dem Dragoner Wolff
wurde im Handgemenge das Naſenbein derartig quer durchges ſchlagen, daß der ganze untere Theil des Geſichts berabbing; troß der wütbendſten Schmerzen ſchleppte er ſich mit furzen Uns
terbrechungen ,1 um wieder Athem zu ſchöpfen, über das ganze Attadenfeld nach Trautenau zurüd, um nicht in Gefangenſchaft zu gerathen. Von Trautenau wurde er Nachmittags nach lies bau mit mehreren anderen Verwundeten gefahren ; ſpäter wurde er mehrere Monate in der langenbedt'ſchen Rlinit in Berlin behandelt und kehrte von dort zwar geheilt, aber mit offenem Naſenbein zum Regiment zurüd. Dem Dragoner Harder wird ebenfalls das Pferd erſchoſſen , er macht ſich daher zu Fuß auf den Rückweg. Er fommt an die Aupa , und da er in der Nähe feine Brüde fieht, ſo macht er ſich ſchnell entſchloſſen daran, den Fluß zu durchwaten. Defter ſtürzt er bin und nur mit vieler Mühe gelingt es ihm, das jenſeitige Ufer zu erreichen, hier ſieht er ein herrenloſes Pferd ohne Sattel herumlaufen, das ſich ſpäter als eine alte Remonte der 1ſten Estadron berausſtellte.
Mit
Mühe gelingt es ihm, das Pferd zu erbaſchen. Später findet er
noch eine Kandare und einen Woyladi, legt lepteren auf das Pferd, benußt die Kandarenzügel als Gurt, ſchwingt ſich auf den Braunen und kommt wohlbehalten bei der Eskadron in der Rendez - vous -Stellung des Regiments an. Lieutenant von Wulffen ordnete nach der Berwundung
feines Eskadron - Chefs, Major von 3 aftrzem befi die 3 te Ess kadron mit vieler Umſicht, Energie und Schnelligkeit. Er vers blieb noch mit der Eskadron im lebhafteſten feindlichen Granaten feuer zur Bededung der Batterie des Hauptmanns Magnus , aud, nachdem die 1ſte und 5 te Eskadron zur Reſerve - Ravallerie der Avant - Garde herangezogen worden waren , und ging erft
ſpäter mit dieſer Batterie zurück. Eine ganz beſondere Bravour entwickelte der Gefreite Medenus ; derſelbe ſtürzte mit ſeinem Pferde, ſchwang ſich jedoch ſchnell auf ein herrenloſes Defterreichis
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ſches und legte fo den Kampf weiter fort; jedoch auch dieſes Pferd büßte er ein, da es ihm unterm Leibe erſchoffen wurde. Freilich war er außer Gefecht geſeßt, jedoch auch in dieſer Lage wußte er ſich auszuzeichnen, indem er 4 Verwundete nach dem Lazareth fchaffte und am 28ften Abends mit einer Eskadron des 12 ten Ulanen -Regiments wieder bei der Eskadron eintraf. Die Berlufte der beiden Eskadrons , wenngleich nicht ſo be deutend , als die der 1 ften Eskadron , waren immerhin ſchmerz lich genug ; außer den beiden bereits genannten verwundeten Offi zieren verlor:
die 3te Eskadron 2 Unteroffiziere, 11 Dragoner verwundet, die 5 te Eskadron 1 Unteroffizier, 1 Trompeter und 12 Dra goner verwundet. Beide Eskadrons verloren an todten und verwundeten Pfer den 40 Stück, und lieferten dagegen 7 Beutepferde ab. Die 2 te und 4te Eskadron bei rautenau.
Dieſe beiden Eskadrons bildeten an dem Gefechtstage mit 3 Eskadrons des oſtpreußiſchen Ulanen - Regiments Nr. 8 , unter ihrem Kommandeur Oberſt- lieutenant von Below , der nod bis vor Kurzem ein langverehrtes Mitglied des litthauiſchen Dragoner Regiments geweſen war , bie Referve - Kavallerie für die Avants Garde des I. Armee - Corps, und ſtanden dieſe 5 Eskadrons unter dem Befehl des Oberſt von Bernhardi. Hinter der Infan terie der Avantgarde marſchirend , mußte dieſe Kavallerie, als das Infanterie - Gefecht begonnen hatte , etwa 800 Schritt nörd lich von Trautenau halten bleiben und ſpäter auf beſonderen Befehl noch weitere 600 Schritt zurüdgeben. Sobald die preußi ſche Infanterie Terrain gewonnen hatte und das Gefecht ſich in füblicher Richtung entfernte,1 ritt Oberſt von Bernhardi für
feine Perſon vor, um zu recognosciren , ob für die unter ſeinem Befehl ſtehenden Eskadrons nicht auch ein Feld der Thätigkeit
zu finden ſei. Das heftige Feuer aber, ſowie das der Kavalerie höchſt ungünſtige Terrain, machten eine erfolgreiche Verwendung derſelben unthunlich , und hätte ein weiteres Vorgehen ſie nur unnüßen Verluſten ausgeſeßt.
Von dieſer Recognoscirung zurückkehrend, bemerkte der Oberft das Vorgeben der 4ten Infanterie -Brigade unter General - Major von Buddenbrock, auf dem linken Flügel der Avantgarde.
Dieſe Brigade hatte gar keine Kavallerie bei fich, der Oberſt be gab ſich daher dahin, überzeugte ſich von der Möglichkeit, Kavalle 3
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rie in dem freilich äußerſt ſchwierigen Terrain durchzubringen und detacirte den Major Gregorovius mit den 6 Zügen des Regis
ments (4te und halbe 2 te Eskadron ; leptere batte 2 Züge zur Artillerie - Bedeckung detachirt) nad jener Richtung. 418 Major Gregorovius auf dem Marſch begriffen war, meldete ihm der Wachtmeiſter Soldat der 4ten Eskadron , daß eine feindliche
Infanterie- Patrouille ziemlich in derſelben Richtung, welche die Eskadron zu nehmen habe , in einem Graben verſtedt fei; ders
felbe erhielt den Befehl, mit einer Patrouille vorzugeben und den Feind zu vertreiben.
Soldat erhielt zu dieſem Zweck eine
Patrouille von 1 Unteroffizier ( Sergeant lettau) und 12 Dras
gonern der 2ten Eskadron , und entledigte ſich ſeines Auftrages mit vieler Bravour und Umſicht. Indem er zunächſt hinter die beiden Eskadrons zurückging, benußte er eine daſelbſt befind
liche Schlucht, um längs derſelben die Aufſtellung der feind =
lichen Infanterie - Patrouille zu umgeben. Von hier aus ging er mit ſeinen Dragonern, Karabiner in Hang und den aufgenommes nen Säbel in der Fauſt, im Marſch - Maríd auf die feindlide Infanterie los , deren Stärke ihm noch nicht bekannt war. Als die Dragoner auf ungefähr 50 Scritte an den Feind berantamen, bemerkten fie, daß der Feind in wohl doppelter Stärfe anwe.
ſend und daß der vermeintliche Graben ein breiter Hohlweg ſei; jedoch die Litthauer ließen ſich hierdurch keineswegs aufhalten, ſondern ſprengten, die Sporen einſeßend, mit Hurrab den 5 Fuß tiefen Abhang des Hohlweges herab und bieben wader auf die beſtürzten öſterreichiſchen Jäger ein , welche verwirrt die Waffen wegwarfen und ſich gefangen gaben . Es waren 1 Hauptmann, 2 Offiziere, 25 Mann , welche Sergeant lettau als Gefangene ablieferte. Als Leşterer fich zu ſeiner Eskadron zurückbegeben wollte , fand er dieſelbe auf dem früheren Plaß nicht mehr vor,
vielmehr war dieſelbe ſchon weiter vorgerückt. Als er derſelben folgte und einen Dragoner als Spiße vorſchidte , meldete dieſer ihm , daß in einem unweit gelegenen Gebüſd feindliche Infans terie marſire. Nachdem Pettau feine Leute mit wenigen Wors
ten inſtruirt batte , ging er in der Karriere mit ſeinen Leuten auf den Feind los und umzingelte denſelben , der feindliche fom mandirende Offizier bat um Pardon, ließ ſeine Leute die Waffen niederlegen und gab ſich gefangen.
Eine andere Recognoscirung führte der lieutenant Debl mann gegen ein ſüdlich des Kapellen - Berges auf einer hohen
Fels- Terraſſe belegenes Wäldchen. Als er ſich mit ſeinem Zuge
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bis auf etwa 300 Schritte bem Fuße der Terraſſe genähert hatte, traten feindliche Tiralleurs aus dem Walde und begannen , fich völlig ſicher glaubend , die Dragoner zu beſchießen. lieutenant
Dehlmann entdecte gleichzeitig einen engen ſteilen Fußpfad, der im Rücken der öſterreichiſchen Schüßen auf die Terraſſe führte,
ließ ſeine Leute abfißen , die Pferde am Zügel den Fels erklim men , oben angelangt, wieder auffisen und attacirte die ?über .
raſchten Gegner mit ſo gutem Erfolge,1 daß er die größte Zahl
derſelben gefangen der Eskadron zuführen konnte, ſelber nur leicht durch einige Streifſchüſſe verlegt, und ohne einen Mann oder ein Pferb einzubüßen. So wurden durch Kühnheit der Dragoner der 2 ten und 4ten
Estabron im Ganzen 3 Offiziere und 57 Mann , theils Jäger, 1
theils Infanterie, als Gefangene abgeliefert.
Als Major Gregorovius mit ſeinen 6 Zügen die ſtei len Höhen öftlich Trautenau hinter der Brigade Budden : brod erreicht hatte, wurde ihm vom General von Clauſewig
der Befehl ertheilt, die Sicherung der Batterie Boenfe auf dem linken Flügel der Diviſion zu übernehmen. Er nahm links dieſer Batterie, welche ben Geſchüßen des Feindes erfolgreich antwors tete, eine gebedte Stellung. Nach 1 / ſtündigem Geſchüßkampf ſteigerte fich das feinds
liche Feuer bedeutend ; neue feindliche mo Batterien fubren auf, ſo daß eine Zeit lang 24 feindliche Geſchüße gegen die Batterie Boente thätig waren.
Die Batterie batte Berluſte an leuten und Pferden , und vermochte nicht länger dem überlegenen feindlichen Feuer zu be gegnen ; ſie nahm eine weiter rückwärts gelegene Stellung, wo bin ihr die Dragoner folgten. Die zurüdfehrende Infanterie des linken Flügels, bas 4te , 44fte und 45ſte Regiment ſammelten fich hinter dieſer Stellung zum weiteren Rückzuge. Um 5 Uhr Nachmittag zog ſich die Batterie unter dem Schuße der Dras goner ab. Legtere hatte während des ganzen Gefechts ein ziems lich beftiges Geſchüßfeuer auszuhalten, kam jedoch durch umſichtige Benußung des Terrains ohne jeden Verluſt davon. Auch die zur Dedung der reitenden Batterie detachirten 2 Züge der 2ten Ess kadron kamen mit dieſer in das feindliche Geſchüßfeuer, ohne je doch durch daſſelbe zu leiden. Um 6 Uhr Abends waren die 5 Estadrons des litthauiſchen Dragoner - Regimento etwa 1000 Sdiritt nördlich Trautenau vereinigt und traten gegen 8 Uhr von hier aus den Rückzug in 3*
AL
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der Richtung auf Liebau an. Südlich Goldenoe18 nahm bie nunmehr wieder vereinigte Avantgarde des Armee - Corps , jeßt
in das Verhältniß einer Arrièregarde tretend , eine Aufnahme Stellung, ließ die übrigen Truppen durch und folgte dieſen, nach.
dem die Gliederung der Nachhut, welcher die 5te Eskadron des Regiments zugetheilt wurde, vollendet war.
Erſt nach Mitternacht erreichte das Regiment , leute und Pferde ſehr ermüdet, die am Morgen des 27 ſten verlaſſenen Bivouaf& pläge füdlid liebau.
„ War das Reſultat des Tages auch fein glüdlichesi , po ſchreibt 1
ein Berichterſtatter über die Ereigniſſe jener benkwürdigen Tage fo fönnen doch die im Gefecht geweſenen oſtpreußiſchen Regi.
menter mit Stolz auf daſſelbe zurückblicken, denn der alte Rubm derſelben ging unbefleckt daraus bervor.
Sie hatten unter den allerſchwierigſten Verhältniffen geleiſtet, was König und Vaterland von ihnen zu erwarten berechtigt waren " . Sämmtliche Corps der II. Armee erhielten den Befehl , am
29ften ihren Marſch gegen die Eibe in der Richtung auf Ro . nigin bof fortzuſeßen ; dem 1. Armee - Corps wurde hierbei die
Straße über Pilnifau angewieſen , und ihm der Auftrag er: theilt, die Verbindung mit der I. Armee zu eröffnen. Die Avantgarde des Corps und mit ihr das litthauiſche
Dragoner- Regiment brach daher am 29ſten, früh 5 Uhr, bei reg. neriſch trübem Wetter aus den Bivouaks auf und marſchirte über
Trautenau auf Pilnikau.
Ein Seiten - Detachement unter
Oberſt von Robilinski , bei demſelben die 5te Eskadron des
Regiments, ſchlug zur Dedung der rechten Flanke den Weg über Schaßlar, Trübenwaſſer , Jungbud , Silberſtein , Wild . füß auf Pilnífau ein und traf Nachmittags 5 dlhr, ſehr er müdet durch den weiten anſtrengenden Marſch auf ſchlechten Ges birgswegen, in dem Bivouat der Avantgarde ein, welches dieſelbe bereits 1 Uhr Nachmittags bei dem Dorfe Pilsborf genommen.
Bei der Vorhut der Avantgarde hatte die 4 te Eskadron die Tête, einen Zug (Lieutenant Dehlmann) rechts , einen anderen (lieu. tenant Sperber) links betadirt, welche Züge fich bei Trau . tenau der Eskadron wieder anſchloſſen. Von hier aus wurde Lieutenant Sperber mit ſeinem Zuge rechts über Wildſchüß entſendet, und ſtieß erſt gegen 6 Uhr Abends in dem Bivouaf zu der Eskadron, da das bergige, größtentheils mit Wald beſtandene Terrain ſeinem Marſch große Sdwierigfeiten bot. Die 4te Ess
fadron , bei ihrem Eintreffen vor Pilnikau nur 3 Züge ftark,
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mußte fofort auf Vorpoſten ziehen und dieſe bis 5 Uhr Nachmit tagø , zu welcher Zeit fie erſt durch Infanterie verſtärkt wurde, ganz allein befeßen. Bei dem Detachement des Oberſten von Robilinski batte die 5 te Eskadron des Regiments die Tête, ihren 4ten Zug (Lieus
tenant von Wittich) rechts detachirt. Derſelbe ſtieß nördlich Sils berſtein auf einen Trupp verſprengter feindlicher Infanterie, der ſich bei ſeiner Annäherung in ein nahes Gehölz und einzelne daran liegende Gebäude warf. Lieutenant von Wittich ließ ſofort abs fißen, drang an der Spige eines Theils ſeiner Leute in die Häu Fer, machte mehrere Gefangene und erſchoß einen feindlichen Offizier mit dem Revolver , als derſelbe durch ein Fenſter eben auf ihn anſchlug ; ein Paar ſehr ſchöne Piſtolen , welche dieſer Offizier geführt, fielen ihm als Siegesbeute in die Hände, zw der feindlichen Infanteriſten ſuchten aus den Häuſern nach dem
Gehölz zu entfommen, Dragoner Alerander bemerkte dies und folgte ihnen. Mittlerweile wollte Lieutenant von Wittich weis ter marſchiren , vermißte jedoch den Alerander , der auch weder durch Rufen noch durch Blaſen zu ermitteln war, bis auf einmal zwei Schüffe fallen , wie es chien , ein Flinten- und ein Kara
binerſchuß.
In der That hatte Alerander , nachdem die bei
den Deſterreicher vergeblich auf ihn geſchoffen , den einen der
ſelben durch einen Karabinerſchuß niedergeſtređt, den anderen gefangen genommen.
Nach 7 Uhr Abends war endlich das ganze Regiment im Bivouaf , da auch die 4te Eskadron in das Gros der Vorpoſten
zurückgezogen wurde, man hoffte nach den Anſtrengungen des Tages der Ruhe pflegen zu können. Doch kaum waren die Pferde abgezäumt, als Befehl fam , 2 Offiziere , 80 Dragoner fofort auffißen zu laſſen, um mit dem Füfilier - Bataillon 41 ften Regiments nach Arnau und Neuſchloß zu marfdiren und die dortigen Uebergänge über die Elbe zu befeßen. Bom Regiment wurden die lieutenants Schmidt und Gamp mit je 40 Pferden der 1ſten und 3ten Eskadron commandirt. Ueber das Ende des braven Gefreiten Weszfallnies und des Dragoners Paurat , welche
chwer verwundet von Trau .
tena u ber im Lazareth zu liebau lagen , ſagt ein Privatbrief von dort : „Gefreiter Weszkalinies und Dragoner Paurat
ſind ihren Wunden in einem hieſigen Hospital leider erlegen ; die liebevollſte Pflege einer grauen Schweſter und die Kunſt des
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Arztes ( Kreis - Wundarzt Sander ) fonnten beide nicht retten. Beszfallniex batte 5 Säbelbiebe im Ropf und an der rechten Hand, er ertrug feine Leiden mit vieler Geduld bis zum 13. Juli, Paurat dagegen lebte noch bis zum 12. Auguft , und ic fann
verſichern, daß ein folcher Heldenmuth, mit dem er die unſäg. lichen Schmerzen von 9 Hiebwunden in Kopf, Arm ic. ohne jede Klage über 6 Wochen lang erduldet, ſeine ganze Umgebung, mich und meine Familie eingeſchloſſen , auf das Innigfte ergriffen und gerührt hat ; die graue Schweſter Eufebia , welche Beide mit
wahrhaft chriſtlicher Aufopferung Tag und Nacht gepflegt, beweint den Leßteren wie ihren Bruder und hat ſich an ſeiner Pflege, nad Adler Urtheil, mehr als einen Gotteslohn für alle Zeit auf
Erden erworben. Wir hoffen, daß es uns möglich ſein wird, allen hier beſtatteten Kämpfern ein oder zwei gemeinſchaftliche Denkmäler zu errichten und werden darauf die Namen jener bei den tapfern Krieger ein dauerndes, ehrenvolles Andenken finden." A18 ein Beweis der Findigkeit und Anhänglichkeit der lit
thauer an ihre Offiziere mag hier noch folgender Zug des Dras goner Kurioth erwähnt werden.
Lieutenant leiner erzählt hierüber : ,,Nachdem die Eskadrons fich während des Gefechts bei Traus tenau wieder rangirt hatten, eilte ich zum Lazareth, um mir eine kleine Stichwunde, die jedoch beftig blutete , verbinden zu laſſen. Das Lazareth war in einer großen Zuderfabrik im ſüdlichen Theile der Stadt etablirt. Das Comtoir war das einzige leere Zimmer des Gebäudes, aſſe übrigen waren mit Verwundeten und Aerzten angefüllt. Ich repte mich einen Augenblick hier nieder und be: nußte die Gelegenheit, einen Brief an meine Angebörigen in der Heimath zu ſchreiben , ein anweſender Arzt verſprach mir , dieſen Brief ſofort nach liebau in Sülefien zu befördern. Aus der Antwort der Meinigen erfah ich, daß der Brief nicht
unter der von mir geſchriebenen Adreſſe, ſondern unter einer ſolchen von Dragoner Kurioth geſchriebenen, daſelbſt eingetroffen war. Auf dieſer Adreſſe war der Vermerk gemacht: „Abſender Dragoner Kurioth.
Als Aufklärung über die Bewandtniß dieſer von ihm ges ſchriebenen Adreſſe fanden fich am Schluſſe meines Briefes fol gende von dem genannten Dragoner geſchriebene Zeilen : , 3ch der Dragoner Kurioth von der 5ten Esfadron lits
thauiſden Dragoner-Regiments kam am 27. Juni Abends vers
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wundet und gefangen unter öſterreichiſcher Bewachung in das Lazareth zu Trautenau. In einem Zimmer deffelben lag ein
Brief, von den Deſterreichern erbrochen und an die Erde ge worfen . Ich hob ihn auf, durchſah den Inhalt und ſteckte ihn, da ich den Herrn Lieutenant leiner genau fenne, in der Abs ficht ein , ſobald als möglich ſeine Weiterbeförderung zu ver
anlaſſen. Am 28. Juni fam die Garbe an , warf die Defter reicher aus Trautenau und ich, wieder frei, ging nach lands ,
but, woſelbſt ich dieſen Brief auf die Poft gegeben habe." Dem Kurioth gebührt mein Dank für die gewiſſenhafte
ſchnelle Beförderung, durch ſie wurden den Meinigen viele Stun den der Sorgen erſpart." Wie tüchtig und gewandt fich die Litthauer in der Avants garde ftets zeigten, bewies die Vorliebe, deren fie ſich bei den an deren Waffen des I. Armee - Corps erfreuten, von denen ſie ſtets
mit Freude und Hurrah begrüßt wurden , wenn ſie den Mariah. ficherungsdienft übernahmen. Ra, wenn wir die Dragoner vorn / haben, iſt's ſchon gut," ſagte dann der Oſtpreußiſche Füſilier oder Jäger ; die Leute benahmen ſich aber auch ſehr gewandt und
findig im Terrain und ſchreckten fobald nicht vor den Schwierig. feiten deſſelben zurüc. Als ein Zug der 1ſten Eskadron aus dem Bivouaf bei Pilsdorf am 29. Juni Abends unter lieutenant Schmidt mit einer Kompagnie nach Arnau marſchirte und wie immer den Vortrupp bildete, wurde dem Dragoner liebr eine
bewaldete Höhe, jenſeits einer Wieſe gelegen, bezeichnet, um die ſelbe abzuſuchen. Liehr ritt ab, doch ſah man ihn plößlich einen Augenblick vor etwas ſtußen, gleich darauf zurückreiten und einen auffallend weiten Sprung ausführen. Wie fich ſpäter ergab, hatte derſelbe einen 10 Fuß breiten, tiefen Waſſergraben mehr als genügend genommen, eine gewiß anzuerkennende Leiſtung mit einem feldmäßig bepacten Pferde in dem zur Zeit ſchon ſehr mangelhaften Futterzuſtande. Liebr war Geſtütswärter in Tra
fehnen geweſen, als Reſerviſt eingezogen und ſtarb in der Schlacht von Königgräß einen ſehr ſchnellen Tod durch das Sprengſtüd einer Granate.
Im Bivouak zu Pilsdorf bei Pilnika u. Am 29. Juni
gab es keine Victualien , es wurde baber der Marketender der iſten Eskadron beauftragt, für leßtere Spedmuß zu kochen. Eben war das Eſſen fertig, und fab recht appetitlich aus, die Dragoner
batten ſich bereits mit den Rodgeſdirrbedeln um den dampfenden
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Reifel gedrängt, denn der Magen fnurrte nach dem weiten Marſch Das ganze Lager gewaltig , da hieß es : ,,An die Pferde !"
wird allarmirt. – Noch ein verliebter Abſchiedsblic wird dem ſchönen Spedmuß zugeworfen und dann der Sattel auf das müde Pferd gelegt.
Bald ergab es fich, daß es nur blinder lärm ſei,
und ſo wurde abgeſattelt und zum Marketender geeilt, doch dieſer war fort; unbeachtet vom Gefreiten Daumloebner , der zur Tränke geritten war, hatte er ſich während des Alarms aus dem Staube gemacht. Mand fräftiger Fluch wird dem Marketender nadgeſchickt und jeder ergiebt ſich ſchon in das Schidſal, heute zu hungern, doc Daumloebner , der auch eben feine Schmeicheleien über ſeine unzeitige Abweſenheit zu hören bekam, weiß den Marketen der aufzufinden. Dieſer hatte durchaus nicht bie Abſicht gehabt,
zu deſertireu, ſondern wollte nur nicht wieder wie bei Trautenau Zeuge eines Gefechts werden. Kluger Weiſe hatte er die Zeit benußt , Brod und Butter einzukaufen , dem nun tüchtig zuges ſprochen wird.
Von Dragonern anderer Esfabrons, felbſt von Infanteriſten wurde der Marketender oft ſo hart bedrängt, daß Poſten um den
Wagen geſtellt werden mußten, denn derſelbe darf nur an Leute der Eskadron verkaufen, die Vorräthe find zu klein, um noch An deren helfen zu können . Mancher Dragoner umgebt das Verbot, er fauft für fein Geld und denkt das Gekaufte einem oft gänz lich unbekannten hungernden Kameraden. Wie ſich nun der Marketender erbietet , ein noch beſſer ab gemachtes Specmuß zu fochen , um ſein Anſehen wieder herzu
ſtellen , denn auch er iſt Soldat und Kavalleriſt geweſen , und ſchämt ſich jegt, ausgekniffen zu ſein – da wird gelacht und ge ſcherzt. Es wird Waſſer und Holz herbeigeholt und dem Mar ketender, der heute merkwürdig aufmerkſam iſt, beim Auffeßen des Eſſens hülfreiche Hand geleiſtet. Bereits neigt es ſich zum Abend, das Waſſer beginnt zu kochen. Da iſt wieder Alarm, der ernſter Natur zu ſein ſcheint. Das Regiment faß eiligſt auf und rückte eskadronsweiſe,
ſowie dieſelben fertig wurden 1, in der Richtung, aus welcher der .
Feind zu erwarten war, vor ; derſelbe fam jedoch nicht, an ſeiner
Stelle nach einiger Zeit die Meldung , es habe auch hier ein Mißverſtändniß obgewaltet, in Folge deſſen das Regiment wieder einrückte.
Dieſes Mal hatte der Marketender Stand gehalten und die
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Suppe ſchmeckte prächtig. Bald herrſcht lautloſe Stitle im Bis vouaf, nur hin und wieder wird fie durch ein pruſtendes oder
buſtendes Pferd unterbrochen. Die Stallwachen haben heute feine Mühe ; fein Pferd verſucht fich los zu machen, die armen Thiere mußten auch in den letten Tagen gar viel leiſten .
Der 30. Juni war ein heißer Tag, ſchon bevor ſich die Sonne erhob; bereits um 5 Ubr fattelte das Regiment, um 7 Uhr fam jedoch der Befehl, es folle abgeſattelt werden, das Regiment habe
auf 24 Stunden Ruhe zu rechnen. – Sofort wurde abgeſattelt und das ſpät in der Nacht eingetroffene Fleiſch gefodt. Von der Hiße war das Fleiſch zwar verdorben , doch hoffte man, es werde
gefocht noch genießbar fein. Das Effen war endlich gahr , da kommt der Befehl, ſofort auszurücken, das Eſſen muß fortgegoſſen werden. Die Avantgarde des I. Armee - Corps, mit ihr das Dra goner-Regiment, rückt bis Kolwiß , wo ein ſehr hübſches Bivouak
im Grunde auf einer ſchönen Wieſe bezogen wurde. Ein üppiges kleines Kleeſtück lag unfern des Bivouakplaßes , daſſelbe wurde ſofort abgemäht, und die Pferde fonnten ſich nun gütlich thun.
Den Leuten ging es nicht ſo gut, die Marketender waren ziemlich ausfouragirt, doch gab es gegen Abend gute Víctualien. Mehr noch als durch dieſe wird die 1ſte Eskadron durch die Ankunft des Sergeanten andraff erfreut; derſelbe hatte am 29ſten beim Marſch burch Trautenau im Verein mit dem Gefreiten Neß linger, einem gleichfalls vorzüglichen Soldaten, den Auftrag ers balten ſich nach den Verwundeten in Trautenau umzuſeben und die transportablen , wenn irgend möglich, über die Grenze zu
bringen. Durch unermüdliche Thätigkeit gelang es ihm , faft lämmtliche Dragoner in drei Wagen nach liebau zu bringen, wo ſie die ſchönſte Pflege, größtentheils bei Gutsbeſigern in der Näbe der Stadt fanden.
Die Dankbarkeit der Verwundeten
wußte Gandraſf nicht genug zu ſchildern 1, von Allen und an Alle hatte er Grüße zu beſtellen . Mit weicher Stimme ſchilderte der beitere , ſonft fo lebensluſtige Mann die leiden ſo mancher
Rameraden; auch hatte er den Attackenplaß aufgeſucht, und die arg verſtümmelte und gänzlich beraubte Leiche des Unteroffiziers Bogdahn gefunden . Man hatte ihm von allen Kleidungsſtücken nur den Waffenrock gelaſſen , und ſelbſt von dieſem die Treffen abgeſchnitten. Manche Thräne ſtahl fich heute über die gebräuns
ten Geſichter in den ſtruppigen Bart. Singen und fröhliches färmen gab es heute nicht bei der Eskadron ; in kleinen Gruppen lagerten die Leute und wurden nicht müde , ſich dieſes und jenes
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von den Verwundeten zu erzählen , bis die Offiziere zur Nacht ruhe mahnten .
Als am 29. Juni die 4te Eskadron auf dem Marſche nach Pilnikau fich bei der Vorbut der Avant- Garde befand, batte der Dragoner Mertſch derſelben den Verbindungo - Poften der rechten Seiten - Patrouille. Als ſolcher fand er zwiſchen Traus tenau und Pilnikau in einem Roggenfelde 3 Deſterreicher, die
ihre Gewehre bei Seite gelegt hatten und feſt dliefen. Mertſch fab ſofort ab , hing fich die beiden Gewehre um , beſtieg feine ,,Griſeldis" wieder, wedte die Feinde und brachte felbige zur Ess kadron. Es war ein Fähnrich, ein Tambour und ein Gemeiner,
erſterer ein blutjunger Mend, mit einer ſchweren goldenen Rette geſchmüđt. - Mertſo erhielt den Befehl, die Gefangenen der Infanterie zu übergeben ; bei ſeiner Rüdfebr wurde er befragt,
ob er den Leuten Geld und Uhren abgenommen I, worauf er er wiederte : ,, Nein , der Infanteriſt und der Tambour batten aud nicht mehr Geld als ich - und das Jungschen , der Fähnrichy,
wollte ſich durchaus nicht als Gefangener ergeben ; er bot mir ſeine goldene Uhr und Kette nebſt ſeinem Portemonnaie , worin ein 25 - Guldenſchein war, an und bat mich, ihn nur wieder lau
fen zu laſſen." — Als ich darauf nicht einging und ihn mitnahm, hat er ſo bitterlich geweint , daß mir das arme Jungchen leid that und ich ihm auch ſpäter Nichts abnahm !" Als die 4te Eskadron am 29. Juni rautenau paffirt
hatte, erhielt der Sergeant Staginnis genannter Eskadron Bes febl, mit dem 2 ten Zuge als linke Seiten - Patrouille die Vers
bindung mit dem Garde - Corps, welches gegen Königinbof vor gedrungen war, aufzuſuchen ; als Ziel des Marſdes war ihm die Catharinen - Capelle bezeichnet. „ Wir hatten einen mühſamen und beſchwerlichen Marſch , " fo erzählt Staginnis , „ denn die boben Berge, der lichte Wald und die kleinen , fich oft theilenden Wege führten uns oft irre. Als wir jedoch eine halbe Stunde marfchirt waren , begegneten wir einem Transport theils verwundeter, theils gefangener Defters
reicher, deſſen Begleit- Kommando uns den Weg ungefähr anzu geben vermochte , ſo daß wir nun ficherer fortzumarſchiren im Stande waren ; bald hörten wir heftiges Geſchüßfeuer vor uns,
dem wir im weiteren Verlauf des Marſches ſcheinbar näher kamen. In der Nähe eines Waldes , in dem ſich die Spuren
eines nicht längſt verlaſſenen öſterreichiſchen Bivouaks zeigten,
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wurbe Halt gemacht, wir fanden öſterreichiſche Rochgeſchirre, un ter benen bas Feuer noch brannte , auch lagen Gewebre, Tors nifter, Holz, Brod zc. maſſenhaft im Getreide umber. Indem ich mit dem Zuge außerhalb des Waldes halten blieb, fchichte ich den
Unteroffizier Buchholz mit 2 Dragonern links vom Wege , los wie den Unteroffizier Großmann mit dem Gefreiten Sperber und Dragoner Braungarth rechts des Weges in den Wald,
um denſelben abzuſuchen. Als ? die beiden Patrouillen vielleicht mehrere Süffe hintereinander fielen waren, geritten Schritt 200 im Walde, audi fam Sperber angeſprengt und meldete, daß 7 ungariſche Huſaren auf ſie geſchoſſen haben. Mit Freude und
Rampfesluſt nach echt' litthauiſcher Manier gings nun vorwärts bis zu der von Sperber bezeichneten Stelle , doch die Huſaren waren bereits verſchwunden ; 10 Dragoner , welche ich zu ibrer Verfolgung nachſchickte, konnten fie nicht mehr einholen und kehrs
ten zum Zuge zurück. Der Marſo nach Königinbof wurde nunmehr fortgelegt und , nachdem wir ungefähr 2 Stunden im Walde fortmarſdirt waren, erreichten wir das Ende deſſelben und befanden uns eine halbe Meile von unſerem Beſtimmungsorte, von wo wir deutlich das Blißen des Geſchüpfeuers ſeben konnten ,
Por mir lag eine Ortſchaft, wohin ich den Trompeter Juft ſchickte, um fich bafelbft zu erkundigen, ob der Ort vom Feinde befekt ſei; Juſt brachte die Nachricht, daß vor einer Viertelſtunde eine Estas
dron ungariſcher Huſaren das Dorf verlaſſen habe. Gleichzeitig fielen in der Richtung, wo fich meine linke Seiten - Patrouille bes fand , einige Schüſſe, auch trabte eine Eskadron von Königin
bof gegen uns her ; als ſie meinen Zug bemerkte , marſchirte fie in Front auf, und theilte ſich in zwei gleiche Theile, um mich von 2 Seiten anzufallen , als fie näher kamen , erkannte ich deutlich, daß es Garde - Huſaren feien und der Rittmeiſter jener Eskadron, der ſich beim 1ſten und 2 ten Zuge befand, ſprengte ſeinen Leuten voran, erkannte uns und ließ halten, der 3te und 4 te Zug jedoch ſtürzte ſich in voller Karriere mit Hurrah auf uns los, kein Zu
rufen des Rittmeiſters, kein Blaſen des Trompeters wurde gehört, noch zur rechten Zeit klärte fich auch bei ihnen das Mißverſtänd niß auf. Die Garde - Huſaren -Eskadron hatte ebenfalls den Auf trag gehabt, die Verbindung mit dem J. Armee - Corps aufzuſuchen, der gegenſeitige Zweck wurde alſo durch dieſe unblutige , höchft komiſch endende Attade erreicht. Die Schüſſe, welche wir vorher
gehört hatten , waren ebenfalls von Seiten der Garde - Huſaren gefallen und zwar von deren rechter Seiten - Patrouille, welche
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unſere Dragoner wegen ihrer geſchwärzten Helme für Feinde hielt. Nach kurzer Ruhe reßte ich nunmehr meinen Marſch nach der Catharinen -Kapelle fort , woſelbſt ich ſchon den 1ſten Zug der Eskadron vorfand, meldete dem General von Pape , daß
die Garde bei Königinhof im Gefecht ſei und ſchloß mich der Eskadron wieder an .“
Das Regiment hatte am 1. Juli noch nicht den Bivouaks. Plaß erreicht, als es mit Ausnahme der 2 ten Eskadron den Bes
fehl erhielt, nach Neu - Pada zu marſciren , um hier die Ber bindung mit der Armee des Prinzen Friedrich Carl aufzuſuchen. Die 1ſte Eskadron fam zur Avantgarde. Der Marſch war , ba
fleißig getrabt werden mußte, ſehr angenehm ; vom Feinde wurde aber Nichts geſehen. Nicht weit von Neu - Pada bemerkte die
Spiße einen Planwagen auf der Chauſſe plößlich Kehrt machen und davon jagen. Sehr bald ſchleuderte jedoch der Wagen in den Chauſſeegraben hinein und wurde dann von 2 Leuten ver laſſen , die , was ſie nur laufen konnten , das Weite ſuchten .
Es war ein preußiſcher Marketenderwagen. Derſelbe wurde mit genommen , um ihn fommenden Falls dem unglücklichen Markes
tender , der die Dragoner , ihrer geſchwärzten Helme halber , für
Feinde gehalten hatte, abzugeben. Im Bivouaf meldete ſich ſpäter der Marfetender und erbot fich, der Eskadron für die Mühe, die ſie mit ſeinem Wagen gehabt , Cigarren zu verabfolgen. Das nahm man gerne an , denn Tabac und Cigarren waren ſchon knapp. Als die Cigarren abgeliefert waren und ein Officier dem Marketender dieſelben bezahlen wollte, fagte der großmüthige
Jude , denn als ein ſolcher entpuppte er ſich, zu dem Offizier: „ Gnädiger Herr, machen Sie ſich kein Gewiſſen daraus, es find gerequirirte Cigarren “ und fuhr lachend davon , ohne Bezahlung zu nehmen.
Am 1. Juli ſollte das litthauiſche Dragoner - Regiment Mors gens um 3 Uhr auf dem Rendez - vous - Plage ſtehen, nachdem es die Nacht bei Arnau - Kottwiß bivouafirt hatte ; bereits um 1 Uhr dampfte der fertige Kaffee. Die Leute wurden gewedt, oft feine kleine Sache, denn mancher ſchlief einen todtenähnlichen Schlaf; ſo war der Dragoner Vogelreuter der 1ſten Eskadron ſelbſt durch Stöße nicht zu ermuntern. Da er aber tros ber kräf tigſten Hilfsmittel ſeiner Kameraden immer wieder in den Schlaf zurüdfiel, fo richtete ihn einer auf, während ihm zwei andere :
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„ Guten Morgen , Vogelreuter" in die Dhren poſaunten. Das half, er ſprang auf und machte ein ſo verzweifelt erſtauntes und bummes Geſicht, daß Keiner ſich des Lachens erwehren konnte. Dies
fes ,,Guten Morgen Vogelreuter" , bürgerte fich als ein oft ſich wiederholender Wiß bei der Eskadron ein, der immer allgemeinen Spaß machte, wenn er bei richtiger Gelegenheit angebracht wurde.
Vogelreuter , im Uebrigen ein ganz brauchbarer Soldat, war fein beſonderer Anhänger des Mäßigkeits - Vereins und hatte dieſer Umſtand wahrſcheinlich ſeine ſonſt fehr ſchöne und klare Stimme ftarf umflort. Dieſes, ſowie ſeine übrige Perſönlichkeit
forderte die Kameraden zu Neckereien beraus. Kurz, wenn es auch, wie es oft der Fall war , lange vor Tagesanbruch ans Futtern
und Pußen ging, ſchallte ſehr bald durch die in Folge des furzen Schlafs ſehr übernächtigen Reiben ein ſehr lebhaftes: ,,Guten Morgen Vogelreuter ", das vielſeitig aufgenommen wurde und ſchnell allgemeine Munterkeit verbreitete. Dieſe Höflichkeit wurde jedoch mit der Zeit zu ſtark geübt , ſo daß fie verboten wurde, aber dennoch hörte man ſie manchmal, wenn die Gelegenheit da zu günſtig war. Eine zweite Redensart, die ſtets eine ähnliche Wirkung auss
übte, war eine Erinnerung an einen früheren allgemein geliebten und verehrten Offizier der Eskadron und lautete : ,,Nun Kinder, feid nur munter !" - im ſchönſten gewählteſten Hochdeutſch ges
rufen. Wenn die Mittagshiße gar zu beiß und erſchlaffend auf
Roß und Reiter berniederbrannte, und den militairiſchen Siß et was zu beeinträchtigen begann, rief einer: „Nun Kinder, feid nur munter !" und das war immer von großer Wirkung.
Am 29. Juni Abends 7 Uhr im Bivouak bei Pilsdorf, erhielt der Lieutenant Sperber mit dem 1ſten Zuge der 4 ten Eskadron ben Auftrag, die 1. Armee, welche man in der Gegend
von Eiſenbrod vermuthete, aufzuſuchen, ſich dort bei dem Prins zen Friedrich Carl zu melden , ihm von den Ereigniſſen bei der II. Armee Mittheilung zu machen und ſich ſeine Befehle zu erbitten .
Die Pferde hatten ſeit früh 5 Uhr nichts gefreſſen und wur den kurz vor dem Aufbruch zum erſten Male getränkt. Lieute nant Sperber berichtet über dieſen Ritt, wie folgt: ,,Es war 9 Uhr Abends, als ich von Pilnifau abritt und meinen Weg über Wildfüß nach Leopold nahm, welches nach zweiſtündigem Ritt erreicht wurde. Zwiſchen Leopold und
Mobrau ließ ich in einem Walde die Pferde füttern, dann ging es immer im (darfen Trabe weiter, über Herrmannſeifen und
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Mittelstangenau nach Hohenelbe , woſelbft ich die Elbe paffirte. 3d traf einen Mann auf der Straße, den ich nach dem Wege auf Starfenbad fragte. Er war äußerſt erſdredt und
erwiderte: „ Wenn Ihnen Ihr Leben lieb iſt, reiten Sie dieſen Weg nicht, vor einer halben Stunde iſt eine Abtheilung Ulanen in ſcharfer Gangart durch die Stadt geritten und lagert hinter derſelben , neben der Straße nach Starfenbach ."
Auf meine
Frage, was es denn für Ulanen geweſen , ſagte er : „ Na preus Bifche!" – Er batte uns alſo in der Dunkelheit für Deſterreicher -
oder Sachſen gehalten. --- Ich 3c antwortete ibm, er möge mir den
Weg nur zeigen , ich würde mich den Preußen mit der größten Vorſicht nähern und ſehr auf meiner Hut fein . Erſt nach langem
Zureden entſchloß er ſich endlich, mir den Weg zu zeigen. 30 trabte weiter, ohne auf preußiſche Ulanen zu ſtoßen , über Hens nersdorf und Hattendorf nad Starfenbad , ritt durch die
Stadt, ließ mir den Weg nach Puppersdorf zeigen, langte dort um 3 Uhr Morgens an, ließ die Pferbe tränfen und regte meinen
Weg über Nawarow bis Eiſenbrod fort. Nirgends war ich auf preußiſche, oder überhaupt welche Truppen geſtoßen , auf meine Fragen , ob man dergleichen in der Gegend geſehen, erhielt ich keine Antwort , da die Einwohner mich nicht verſtanden . Von dem Punkte , auf welchem ich mich befand , hatte ich einen Ueberblick
von mehreren Meilen , konnte aber nirgends die geringſte Spur von Truppen entdecken. Die I. Armee fonnte ſich daher unmög . 1
lich in dieſer Gegend befinden, und da ich den ganz beſtimmten Auftrag hatte, fie bei Eiſenbrod aufzuſuchen, dieſelbe hier nicht fand, auch nicht den geringſten Anhalt gewinnen konnte , wo ſie fich ſonſt aufhalten fönnte, überzeugte ich mich von der Unmög lichkeit, meinen Auftrag auszuführen, und beſchloß, den Rüdweg
anzutreten. Um aber wenigſtens noch einen Verſuch zu machen, ob ich nicht irgend ein Zeichen ihrer Anweſenheit auffinden könnte,
ſchlug ich nicht denſelben Weg ein , den ich gefommen , ſondern ritt in ſüdöſtlicher Richtung auf Laukow zu. Vor dieſem Drte fütterte ich in einem Walde und ritt dann nach der Ifer binab, fand jedoch keine Brücke und mußte daher auf ſehr befowerlichen Bergpfaden bis nach Semil zurüd , wo eine Brüde war, auf der ich über den Fluß ging , begleitet von der ganzen Bevölkes rung des Orts. Ich gelangte an eine zerſtörte Eiſenbahn , fand .
aber keinen Weg , der mich weiter geführt hätte. Nach langem, vergeblichen Hin- und Herfragen ſtieß ich endlich auf einen alten
Mann, der mich verſtand , ich erkundigte mich bei ihm nach dem
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Wege auf Starfenbad und erhielt zur Antwort, einen ſolchen
in direkter Richtung gebe es nicht, ich müßte zurück nach Eiſen brod und dann über Puppersdorf nach Starfenbach , bis wohin es auf dieſem Wege noch 4 Meilen ſei. Auf mein drins gendes Fragen, ob es denn gar keinen näheren Weg gebe, erfuhr
ich endlich, es führe ein Fußſteig über das Gebirge, der kaum balb fo weit, aber für Pferde wegen der ſteilen Fußpfade gänz lich unpaffirbar fei. Wir hatten bereits einige Uebung im Berg
klettern gewonnen, und beſchloß ich denn dieſen Fußpfad zu wählen, den Mann als Führer mit mir nehmend. Nach 4 bis 5 Stunden
erreichte ich auf ſchmalen Bergpfaden , wo nur ein Mann hinter dem andern reiten konnte , die ſteilften Felsparthieen hinan und
hinab, an ſchwindelnden Abhängen vorüber, bei Rundratis die große Straße und ſtieß hier auf eine beträchtliche Anzahl vera laſſener öſterreichiſcher Bivouakspläße. Gegen Mittag erreichte
ich Starfenbach und traf hier lieutenant Voigt vom Regiment mit ſeinem Zuge , der denfelben Auftrag wie ich erhalten hatte, und, trosdem ich ihm die Vergeblichkeit deſſelben mittheilte, feinen Marſch fortfeßte. Nachmittags wurde die Hiße faſt unerträglich, die Leute waren ſo erſchöpft, daß fie ſämmtlich auf ihren Pferden ſchliefen und kaum zu erwecken waren. In jeder Stadt, in jedem Dorfe, burd welche wir ritten, wurde geläutet, anfänglich beunruhigte mich dies, nachdem ich mich
aber erinnert, daß es Sonnabend, und wir in einem katholiſchen lande ſeien, achtete ich nicht weiter darauf. Zwiſchen Hobenelbe und Mobrau , ließ ich in einem Walde abfißen, um zu füttern. Raum waren die Freßbeutel den Pferden umgebangen, ſo verſant atles in einen todtenähnlichen Schlaf, ich felbft wagte nicht ab. zufißen, da es mir fonft nicht anders ergangen wäre. Nach einer Stunde gelang es mir, die Leute zu wecken und war dies feine kleine Aufgabe, denn die Dragoner waren ſo ermattet, daß fie immer wieder umſanken und fich nicht ermuntern konnten . 30 ritt weiter über Mobrau und Wildfüß nad Arnau , traf hier die 2 te Eskadron des Regiments, erfuhr von derſelben, daß
die 4te bei Rottwiß bivouatire, wo ich am 30ften um 9 Uhr Abends anlangte. 3 war alſo vom 29ften früb 3 Uhr bis 30 ften Abends 9 Uhr in 42 Stunden von liebau bis Pillni: tau , von hier nach Eiſenbrod und wieder nach Kottwiß , zu
ſammen 23 Meilen geritten. Der legte Ritt nad Eiſenbrod hatte gerade 24 Stunden in Anſpruch genommen , und hatte ich während deſſelben 20 Meilen zurückgelegt."
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Eine ausgezeichnete anerkennenswerthe Leiſtung ift dieſer Ritt von Mann und Pferd, und nur zu beklagen , daß alle dieſe An .
ſtrengungen vergeblich geweſen. Die I. Armee war bereits weit über Eiſenbrod hinaus und ſchlug an demſelben Tage den 29ften , den Feind zum 3ten Male in dem blutigen Gefecht bei Jicin .
Lieutenant Boigt , welchen Lieutenant Sperber bei ſeinem Rüdmarſche bei Startenbad getroffen , war ihm am 30ſten früh 2 Uhr mit 25 Pferden und demſelben Auftrage nachgeſendet
worden ,1 auch er ritt vergeblich jene 20 Meilen ; er febrte am 1. Juli Nachmittags in das Bivouat des Regiments bei Neu Pada von ſeiner Erpedition zurück , auch er war nirgends auf den Feind geſtoßen, hatte aber auch ebenſowenig die I. Armee in
der ihm vorgeſchriebenen Richtung treffen fönnen. Sein , für Mann und Pferd fo anſtrengender Ritt war daber eben ſo er folglos geweſen , als der des lieutenant Sperber ; beide batten
aber doch die Gewißheit gebracht, daß der nordöſtliche Theil Böhmen vom Feinde gänzlich geräumt ſei und dieſe war von Werth für die Klärung der Sachlage. Als die 1ſte, 3te , 4te und 5te Eskadron des Regiments 1
am 1ſten Juli, 11 Uhr Morgens, im Bivouaf von Neu - Pada ankam , wurde lieutenant Dehlmann mit 25 Pferden ſofort weiter nach Ficin geſchickt, um einige wichtige Depeſchen an den Prinzen Friedrich Carl zu befördern. Nach einer balben Stunde bereits ging von dem genannten Offizier die Meldung ein ,1 daß er auf die Vortruppen der I. Armee geſtoßen und ſo .
mit die glüdliche Ausführung feines Auftrages nicht mehr zweis felhaft fei. Er traf den Prinzen in Jicin , wurde von demſelben febr gnädig empfangen und bewirthet, ſowie mit einem Schreiben an Se. Königliche Hobeit den Kronprinzen wieder entlaſſen .
Die Wichtigkeit dieſes Schreibens wurde dem Offizier durch die Weiſung des Prinzen an das Herz gelegt , daſſelbe lieber aufzueffen, als in die Hände des Feindes fallen zu laſſen. Nach mittag$ 4 Uhr traf Lieutenant Deblmann wieder in dem Bis
vouat des Regiments bei Neu -Pada ein und ſogleich ging Lieutenant Schmidt mit einem Dragoner ab , um das beregte Schreiben an Se. Rönigliche Hobeit den Kronprinzen weiter zu befördern . Er überlieferte es in Neuſchloß dem Kommandeur der Ravalerie -Diviſion, der es durch einen Offizier weiter ſchickte.
Se. Majeſtät der König traf am 2 ten Zuli in Ficin ein , um ſich an die Spiße der Armee in Böhmen zu feßen ;
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gleichzeitig wurde nachſtehender Gruß an die Armee den Truppen mitgetheilt: ,,Soldaten meiner Armee ! 3 begebe Mich heute zu Euch, Meinen im Felde ſtehenden braven Truppen , und biete Euchy
Meinen Königlichen Gruß. In wenigen Tagen ſind durch Eure Tapferkeit und Hingebung Reſultate erfochten worden, welche ſich würdig anreiben an die Großthaten unſerer Väter. Mit Stolz blicke ich auf fämmtliche Abtheilungen Meines treuen Heeres und febe den nächſten Krisgsereigniffen mit freu diger Zuverſicht entgegen. Soldaten ! Zahlreiche Feinde fteben
gegen uns im Kampfe. Laßt uns indeß auf Gott den Herrn, den Lenker aller Schlachten , und auf unſere gerechte Sache
bauen. Er wird durch Eure Tapferkeit und Ausdauer die fieg gewohnten preußiſchen Fahnen zu neuen Siegen führen. gez. Wilhelm ."
Auch Se. Königliche Hoheit der Kronprinz erließ an ſeine
Corps einen Armee- Befehl, in welchem er ihnen in kurzen Wor ten ein Bild ihrer Thaten entrollte , ihnen für das Geleiſtete in gnädigen Worten ſeinen Dank , ſeine Zufriedenheit zu erken nen gab. Dieſer Armee - Befehl lautet :
,,Nur wenige Tage ſind vergangen , ſeitdem wir die Grenze Böhmens überſchritten haben, und bereits bezeichnen,wiederholte
glänzende Siege unſer glückliches Vordringen, ſo wie das Ers reichen unſeres erſten Ziels , die Elb - Uebergänge zu beſeßen und mit der 1. Armee vereinigt zu ſein.
,,Das tapfere V. Armee - Corps, unter Leitung ſeines hels denmüthigen Führers, ſchlug 3 Tage hintereinander je ein neu herangeholtes feindliches Corps mit bewunderungswürdiger Aus zeichnung. Die Garden beſtanden zwei glückliche Gefechte und warfen den Feind in glänzender Weiſe zurücf; das I. Armees Corps flug fich mit außerordentlicher Tapferkeit unter den allererſchwerendſten Umſtänden. 1,5 Fahnen , 2 Eſtandarten, 20 Geſchüße, 8000 Gefangene find in unſeren Händen und viele tauſend Todte und Verwun dete beweiſen, wie groß der Verluſt des Feindes ſein muß. Leider haben wir den Verlaft mander braven Kames raden zu beklagen, die theils tobt, theils verwundet, in unſeren Reiben fehlen. Aber der Gedanke , für unſeren König und das Vaterland zu fallen , vereint mit dem Bewußtſein, geſiegt zu haben, wird ihnen Troft im Sterben, Linderung im Leiden 4
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gewähren.
Möge Gott nun auch fernerhin unſeren Waffen
den Sieg verleiben.
3d dante den Herren Generalen und
Offizieren, ſowie den Soldaten der II . Armee für ihre Tapfer teit im Kampfe und ihre Ausdauer im Ueberwinden der ſchwie's rigſten Verhältniſſe, indem ich mich ſtolz füble, folche Truppen zu führen !
Hauptquartier Prausniß , den 1. Juli 1866. geg. Friedrich Wilhelm, Kronprinz.“
Die 1ſte Eskadron bei Königgräß. Am frühen Morgen des 3. Juli hieß es im Bivouat bei Chroaftow , es foule Rube.
tag fein , man begann deshalb in einem großen Reifel Reis mit Sped für die Eskadron zu fochen ; faum war das Effen gar, als alarmirt wurde ; es konnte nicht gegeſſen werden , denn es ging ſehr eilig fort. General von Bonin tam beim Bivouak des
Regiments vorbeigeritten und mahnte zur Eile, noch mehr mahnte dazu der Ranonendonner , der zwar gedämpft, aber deutlich ver ftändlich den Dragonern ans Dhr ſchlug. In wenigen Minuten war Atles fertig , mit Ungeduld wurde dem Kommando ,,Marſd " entgegengeſehen. Dies läßt nicht lange auf fich warten , wie aber bem immer deutlicher werdenden Ras
nonendonner entgegenmarſchirt wird, ruft ein Dragoner, dem die Infanterie wohl etwas zu langſam marſcirte : , Infanterie
Tra -- a - 6 !" welches Kommando fo vielfältig aufgenommen wird, daß Stille geboten werden muß.
Die Eskadron war zur Bedeđung der 1ſten reitenden Bat terie kommandirt. Viele Stunden wird marſchirt, die Infanterie geht heute einen beſſeren Schritt, als auf den Reiſemärſchen in Schleſien ; endlich iſt das Schlachtfeld erreicht, es marfirt fich burd brennende Dörfer und Gehöfte. Bald trifft man auf ein zelne verwundete Deſterreicher, Dragoner reichen den hülflos auf
der Erde liegenden ihre Feldflaſchen , mancher Feind ſtößt ſie unwillig zurück.
Die Batterie proßt ab und feuert , doch die Diſtance iſt zu weit, im Galopp geht es vor. — Wieder prost die Batterie ab und feuert auf den Feind , der öſtlich von Chlum fteht. Eine Oranate Glägt unweit der Eskadron ein und überſchüttet einen Theil derſelben mit Erde. Einige Granaten geben ſchwirrend über die Schwadron hinweg, viele Dragoner machen unfreiwillige Büdlinge, was allgemeine Heiterfeit erregt. Dieſe wird plößlich
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unterbrochen , eine volle Granate trifft die „ Gefion “, das Pferb des Dragoners Droeſe , welches einige Schritt aus der Eska bron herausgeſchleudert wird. Das Pferd iſt fredlich zerriſſen, Droere , der Esfabrons - Schneider, eine allgemein beliebte Per fönlichkeit, liegt unter ſeiner Stute, nachdem er ſich aber wieder
hervorgearbeitet und nur den Verluſt eiues Stiefelabraßes zu beklagen bat, berrſcht wieder der beſte Humor. Gott ſei Dank, es geht weiter vor. Die Erde iſt mit Todten
und Verwundeten bedeckt, unzählige öſterreichiſche Gewehre, Tor niſter, Räppi's, Jägerhüte liegen auf dem Boden, ſelbſt eine gelbe umgeſtürzte Proße wird angetroffen. Ein Adjutant fommt an den Rittmeiſter Hagen beran geritten und fragt im Auftrage des Kronprinzen , ob die Eskas dron bei der Attacke gegen die Windiſchgräßer Dragoner zugegen geweſen iſt.
Die Dragoner haben die Frage des Adjutanten gehört , fie glauben den Kronprinzen in der Nähe und ſuchen ihn zu er richtig ſpäben bort hält ihr hoher Feldherr und ſieht nach der Estabron bin. Plößlich wird ſeine Aufmerkſamkeit von
der Eskadron abgelenkt, er reitet im Galopp ſeitwärts ab Gott ſei mit ihm ! -- von dieſem ftillen Gebet begleitet, wendet -
fich das Auge der Dragoner wieder dem Feinde zu. Die Deſter reicher ſchießen gut, Granate auf Granate ſchlägt ein , doch zum Glück frepiren nur wenige. Der brave Dragoner Carl Liebr ſinkt entſeelt vom Pferde, ein Sprengſtück, welches ſeinen Kopf getroffen hat , bereitet ihm einen ſchnellen Tod , gleichzeitig wer: den mehrere Pferde tödtlich verwundet. Die Pferde ſcheinen jeßt erſt den Ernſt der Lage zu fühlen , fie ſchnarchen und ſcharren , troß des fühlen Wetters und des feinen falten Regens find ſie mit Schaum bedeckt. Die Eskadron wechſelt ihren Plaß, doch ohne Glück Kaum ſteht ſie, ſo ſchlägt eine Granate ein , verwundet die Dragoner Borneif und Erd mann fo beftig , daß ſie aus dem Gefecht müſſen , und tödtet mehrere Pferde. In der Schwadron iſt alles ſtil geworden. Die Pferde, welche noch vor wenigen Minuten ſcharrten und nicht +
ruhig ſtehen wollten , drängten ſich jeßt zitternd aneinander , als wenn ſie beim Nebenpferde Schuß ſuchen wollten . Der Dragoner
Vogelreuter hat die Augen halb zugekniffen, aber heute wahrs ſcheinlich nicht um zum Schlafen, - da ruft der Dragoner fofu Joſu peit , ein Stodlitthauer: ,,Gode Morge Bogelreuter !" Der
Rittmeiſter, der dieſen Scherz nicht gern hörte, was den Leuten bes 4*
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tannt war , dreht ſich um und lacht, wie ſie den laden leben , lachen ſie auch und es kommt wieder leben in die Eskadron .
Das Feuer ſcheint auch nachzulaſſen , wenigſtens ſchießen die Deſterreicher mit weniger Glüc. Wer noch einen Tropfen in der Flaſche hat, nimmt einen Schluck , auch brennt fich hier und
dort einer die Pfeife an und raiſonnirt über ſchlechten öſterreichis iden Tabad.
Die Batterie geht vor — fie ſteht jeßt febr erponirt, weder vorwärts noch ſeitwärts fiebt man Truppen ; da überſchüttet die
Eskadron ein hölliſches Feuer , gleichzeitig tauden vor der Front feindliche Ravalerie - Maſſen auf. Eine Granate ſchlägt mit fürchterlichem Getöſe in die Eskadron ein , frepirt und tödtet
6 Pferde. Die Dragoner Poepping und Rorittfi werden fchrecklich verſtümmelt, mehrere andere leicht verwundet – noch eine Granate, deren Sprengſtüde den Eskadron -Chef leicht ble firen und das Pferd des Trompeters Thimm verwunden. Gleich darauf wird der Gefreite Albrecht tödtlich verwundet,
2 Pferde wälzen ſich init deußlichen Zuckungen an der Erde, der alte ,, Cyrus' , dem die Hinterbeine zerſchmettert find , macht vergebliche Verſuche , aufzuſtehen. Das Pferd des lieutenant von Scheffer, ,,liſette' , tödtete ein Granatſplitter , der ihm dicht am rechten Fuß des Reiters in den Leit eindrang; daſſelbe machte wüthende Lançaden, um ſich im Todeskampfe ſeines Reis ters zu entledigen .
Ein Fuche, der ſeinen Reiter abgeworfen und dem das Blut aus der Bruſt ſtrömt, trabt mit elevirten Tritten, bobem Schweif
und weit aufgeſperrten Nüſtern um die Eskadron berum, plößlich bricht er zuſammen. Die Schmerzen von Poepping und Ro , rittfi müſſen ſchrecklich ſein , Lesterer ruft: 30 brenne , ich
brenne!" Der Zündſaß einer Granate muß feine Hoſen in Brand geſeßt haben , ſie werden gelöſcht, Poepping flebt ſeinen Rittmeiſter an, ihn zu erſchießen. Einzelne Weißmäntel erſchienen auf einer fernen Höhe, offenbar ſind es recognoscirende Ravalleries Offiziere. Sofort löjt ſich eine Patrouille von der Eskadron ab , um ſie zu vertreiben . Vorwärts , rückwärts, ſeitwärts, obgleich das Terrain ziemlich überſichtlich, iſt fein Preuße zu ſehen. Die einzelnen Reiter auf der Höhe jagen fort, doch die Ravalleries Maſſen bewegen ſich noch immer vor der Front, man fiebt fie 1
deutlich Evolutionen ausführen . Die Batterie feuert mit Shrapnels, den Batterie - Chef
bört man rufen , Kartätſchen bereit zu halten. Das mörderiſche
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Feuer des Feindes ſcheint einer Angriff vorbereiten zu ſollen.
Wiederum werden einige Pferde getödtet , unter ihnen -- merts würdiges Geſchick - 2 Deſterreicher, bei Trautenau gemachte Beutepferde. Lautloſe Stitle herrſcht in der Esfabron , feine Furcht, aber tiefer Ernſt lagert auf jedem Geficht. Der Dragoner Ennulat giebt ſeinem Nebenmann Fein Geld (über 70 Chaler) und ſagt: ,, Sheilt es, Kameraden, wenn ich bleibe !" andere flüftern : ,, Grüße die Meinen dabeim !"
Der Rittmeiſter reitet um die Eska
dron herum und ruft: ,,Kinder , ſeid brav , die Batterie dürfen wir nimmer verlaſſen !" Da ruft der Unteroffizier Tinney mit
überzeugender Stimme : „Nein, die verlaffen wir nimmer!" ,, Nim mer, nimmer!" tönt es echoartig durch die gelichteten Reihen, und wer ſich vorher auf fein Pferd geneigt, fißt jeßt ſtramm , um zu zeigen, daß es ießt einer ſolchen Mahnung nicht mehr bedarf. Die feindliche Ravallerie verfdwindet, das Feuer wird wä. cher, alle Bleſſirten , mit Ausnahme von Poepping und Kos
rittki, haben ſich fortgeſchleppt, dieſe beiden leiden ſchrecklich. Wie beneidenswerth erſchienen im Vergleich zu ihnen die Traus
tenauer, welchen es vergönnt war, den ſchönen, ſchnellen Reiter tob zu ſterben. Poepping iſt jegt völlig gefaßt, beinahe freudig fagte er zu feinem Rittmeiſter, der ihn zu tröſten ſucht: ,,Es geht ſchon beſſer, bald wird es zu Ende fein , das Blut fließt don ab
Der Batterie - Chef kommt in dieſem Augenblick heranges
ſprengt, zeigt auf ein Kornfeld und theilt mit, daß daſſelbe feind liche Infanterie birgt, die auf die Batterie feuert. Die Eska dron reitet zur Attade an , graue Mäntel werden ſichtbar, aber
ſchon auf 100 Scritt winken die Deſterreicher mit weißen Tüchern, knieen hin und ſchreien: „ Jeſus Maria , Gnade,1 Gnade!" Es wurden etwa 50 Mann Verſprengter, verſchiedener feindlicher
Regimenter auf dieſe Weiſe, ohne daß dieſelben einen Schuß ges than batten, gefangen genommen.
Mittlerweile waren die anderen Truppen näher herangekom men, das Feuer der feindlichen Batterien, welche die Eskadron und
die reitende Batterie bisher ausſchließlich bedacht hatten , wurden jeßt mehr abgelenkt, was Lettere benußt , um ſofort vorzugehen. Un einzelnen feindlichen Geſchüßen, die meiſtens in Hohlwegen lies gen, kommt man vorüber, doch bald ſtehen ſie nicht mehr vereins gelt da , 2-3 1, ja ſelbſt 4 Geſchüße ſieht man zuſammen ſtehen . 1
Die reitende Batterie und die Eskadron haben die Genug
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thuung , die erſten zu ſein , die auf dieſem Theile des Schlachts
feldes die Niederlage des Feindes fehen , denn ſie ſind die näch ſten am Feinde.
Es iſt bereits zwiſchen 6 und 7 Uhr Abends , die Batterie iſt unweit Stoeſſer aufgefahren , das Feuer nimmt wieder zu, die öſterreichiſchen Batterien bewerfen die Esfabron jest mit Gras naten aus einer Aufſtellung, die gänzlich gebedt ift, fein Geſchüß des Feindes iſt zu ſehen .
Der Feind hat hier eine große Anzahl Geſchüße placirt, um feinen Rückzug zu deden . Die glatte Batterie nimmt dreift den ungleichen Kampf an , um ſo mehr, als 500 Schritte hinter ihr
jeßt Garde - Batterieen auffahren. Die Geſchoffe der legteren *
geben mit einem donnerähnlichen Lärm über die Röpfe der Dras goner fort, die reitende Batterie feuert lebhafter denn je und der Feind bleibt feine Antwort fchuldig. Es iſt ein fredliches Ges töfe, das durch die einſchlagenden Granaten nod verſtärkt wird.
Das Pferd des Dragoners Jofupeit wird erſchoffen , er ſtößt alle möglichen litthauiſchen Schimpfworte aus und droht mit der Fauſt nach der öſterreichiſchen Batterie bin. Die Granaten ſdhlas gen wieder dicht bei der Eskadron ein, drei Pferde werden tödts
lich getroffen, die Stimmung wird wieder kleinlaut. Das Pferd des Junker von Bernhardi der jüngſte Soldat in der Eskadron , ſowohl an Jahren als an Dienſtzeit, er dient heute erſt den 6ten Tag – die ſchöne ,, Duenna " , ſtürzt, von einem Sprengſtück getroffen zuſammen.
Schaurig iſt der Todeskampf der heftigen ,, Jefſonda" anzus ſehen , die den Dragoner l'upp bisher wader getragen hatte. Auch einzelne Leute erhalten durch Sprengſtücke Verwundungen,
To baß der 4te Zug , der mit vollen 10 Rotten am Morgen in die Schlacht gerügt iſt, und von dem nur noch 9 Pferde übrig find, mit dem 3ten vereinigt werden muß. Die Eskadron fteht wieder dicht beiſammen, ein Granatſtüd
reißt dem Dragoner Beder den Beſchlag vom Helm fort, un willkürlich faßt er nach Ropf und Hals, es fiebt aus , als wolle er fich überzeugen , ob der Ropf noch auf dem Rumpfe fißt, was einige Heiterkeit hervorbringt, um ſo mehr 1, als gleichzeitig der Dragoner Ziepert I., ein tüchtiger Dragoner des erſten Zugess mit fräftiger Stimme ruft: „ Nun Kinder, feid nur munter." — Der alte Scherz verfehlte aud jeßt feine Wirkung nicht und von dieſem Moment gaben es die öſterreichiſchen Granaten auch auf, die gute Stimmung der Eskadron von Neuem auf die Probe zu
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ſtellen.
Sie fchlagen zwar oft noch unweit der Eskadron ein,
doch ohne Schaden anzurichten. Die Batterie, die bis jegt vom Glüd merkwürdig begünſtigt wurde, da unzählige Granaten in die Geſchüß - Intervallen einſchlugen, ohne erhebliche Verluſte zu verurſachen , verliert jeßt aud Leute und Pferde. Das rechte Flügelgeſchüß wird durch eine Granate umgeworfen, doch bald ift das Feuer der feindlichen Batterie unſicherer, es buntelt bereits, das Zielen daber beeinträchtigt.
Nachdem die Garde -Batterieen bereits ihre Stellung ver laſſen hatten, fährt auch die reitende Batterie nad 8 Uhr Abends zurück nach dem Bivouaksplas. Die Eskadron batte von 2-8 Uhr im beftigſten Granatfeuer
geſtanden, ſie iſt arg zuſammengeſchmolzen , doch aller Jammer iſt vergeſſen, als ſie in's Bivouak reitet.
i,Sieg ! großer Sieg !"
tönt es von allen Seiten , und unwillfürlich ſucht das Auge den Himmel, um dem Schöpfer zu danken. Da ſtimmt ein Mufitchor: „ Nun danfet Alle Gott an. Heilige Stille tritt ſofort in dem
nocy ſoeben lärmenden Bivouat ein . Jedem ein unvergeßlicher Moment ; jeder Dragoner danfet aus vollem Herzen ſeinem Schöpfer für Preußens größten Sieg , er danket für ſeine wun. berbare Erhaltung. Die Eskadron batte folgende Dpfer zu beklagen : Todt war Carl liebr aus Gurdszen.
Schwer verwundet 5 Dragoner, von welchen ihren Wunden erlagen :
Gefreiter Jobann Albrecht aus Scmilgen ,
Dragoner Gottlieb Poepping aus Aftrawiſoten, Korittki aus Markowen .
Leicht verwundet: 1 Offizier (Nittmeiſter Hagen ) und 7 Dras goner.
Auf dem Schlachtfelde ließ die Eskadron 22 Pferde, 4 Pferbe waren außerdem bleſſirt, von welchen 2 im Bivouat bei Königs gräß erſchoſſen werden mußten.
Raum war abgeféffen, es war nun bereits völlig dunkel, als fich die Dragoner Friedrid fupp und George Sdroeder zu Fuß auf den Weg machten , um die Verwundeten aufzuſuchen ; ber Unteroffizier Soirr begleitete fte zu Pferde. Woylachs
wurden von ihnen mitgenommen, um die Verwundeten nach dem Bivouat tragen zn können .
Wahrlich eine anerkennenswerthe
Chat, wenn man bebenkt, was dieſe Leute heute fchon, ohne einen
Biffen gegeffen zu haben, geleiſtet hatten . Der Boben war burda
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den anhaltenden Regen ſtart aufgeweicht, ſo daß das Geben mit den ſchweren Reithoſen febr ermüdete. Das Herumſuchen auf dem Schlachtfelde in dunkler Nadt , wo der Fuß oft über eine Leiche ſtrauchelte und das Stöhnen der Verwundeten grauſenhaft an ihr Dhr ſchlug, konnte manchen, ſelbſt mit ſtarken Nerven bes
gabten an dem begonnenen Unternehmen, deſſen Erfolg ſehr zweis felhaft war , abbringen. Doch die beiden braven Dragoner beiden waren heute die Pferde unterm Leibe erſchoſſen
-
ließen
in ihren Bemühungen nicht nach, es gelang ihnen , Poepping und Korittfi aufzufinden und dieſelben nach dem Bivouak zu bringen. Beide wurden am nächſten Morgen durch Kranken
wärter fortgeſchafft, Poepping ſtarb nach wenigen Stunden, Rorittfi mußte fich leider noch einen Tag länger quälen ; Beide ruben auf dem Königgräßer Schlachtfelde. Weder für Mann noch Pferd gab es heute etwas zu beißen ,
doch wenn die Nacht auch unheimlich kalt war, was um ro fühl. barer wurde , da der zwar feine, aber anhaltende Regen ſchließ lidh doch durchgedrungen war , wenn auch der Magen fich unan. genehm meldete, ſo fam heute wahrlich keine Klage über die Lips pen der Dragoner, wohl aber wurde noch manches Dankgebet im Stillen zum Himmel geſandt.
Die 2te, 3te, 4te und 5 te Eskadron bei Königgräß. Bes reits ſeit 8 Uhr hörte man in dem Bivouaf bei Chroaſtow von Süden her dumpfen Kanonendonner berübertönen ; bald darauf fam der Befehl zum Aufbruch.
Im Laufe des 2. Juli hatten nämlich Recognoscirungen Seitens der I. Armee ergeben , daß der Feind weſtlich Rönig . gräß , hinter dem fumpfigen Thale der Biſtriß auf den Höben von Sadowa eine Stellung genommen .
Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl hatte in Folge deſſen von Sr. Majeſtät die Erlaubniß erbeten und erhalten, am 3ten gegen dieſe Stellung vorgehen zu dürfen, Se. Rönigliche Hobeit der Kronprinz in der Nacht vom 2ten zum 3 ten Befehl erhalten, dieſen Angriff durch einen Vormarſch feiner ganzen Armee gegen die rechte Flanfe des Feindes zu unterſtüßen. Das I. Armee - Corps erhielt im Verfolg dieſer Ereigniffe
Drdre, ſofort aus ſeinem Bivouaf aufzubrechen nnd über 3 abres und Groß - Trotin gegen Groß - Bürgliß zu marſchiren. Um 10 Uhr Vormittags trat die Avantgarde an und mar.
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chirte über Milletin nach Süden ab. Die 5 Esfabrons des
Regiments waren mit 3 Eskadrons des Ulanen- Regimeuts Nr. 8 .
und der 1 ften reitenben Batterie unter Befehl des Oberften von
Bernhardi zu einer Brigade formirt und folgten in dieſer For
mation der 1ſten Infanterie - Brigade, die 1ſte Eskadron zur Dedung der Batterie. Es war ein grauer , trüber Tag, in der Nacht hatte es ftark geregnet, der fette Lehmboden war daher fo
erweicht, daß Pferde und Fuhrwerke nur ſehr langſam vorwärts kamen. Je weiter der Marſch gen Süden vorrückte, deſto deut licher wurde der an Heftigkeit ftets zunehmende Kanonendonner, bis er endlich in ein ununterbrochenes Rollen überging , ſo daß fein Zweifel mehr obwalten konnte , daß es ſich um eine große Schlacht handele. Nur nicht zu ſpät zu kommen, noch am Rampfe Theil nehmen zu können, war die einzige Beſorgniß, der einzige 1
Wunſch, der jede Bruſt erfüllte, und ſo ging es denn unaufhalt ſam vorwärts, troß des bergigen Terrains, des aufgeweichten Bos dens , größtentheils querfeldein, dem Sælachtendonner entgegen. Von Groß - Bürgliß , welches gegen Mittag erreicht war, ging der Marſch weiter gegen Bigelow es und Wrchowniß bei Horenoves , weftlich vorbei auf Maslowed , wo die 1ſte In fanterie - Brigade gegen 72 Uhr Mittags zuerſt und mit feind licher Infanterie in das Gefecht fam , welche Restere jedoch im
Marſchfchritt geworfen wurde ; und weiter ging es auf die fern bin ſichtbare Höhe von Chlum zu. Als der Höhenrüden füblich Maslowed erſtiegen war, er öffnete ſich das ganze furchtbar ſchöne Panorama der Schlacht. Um die Höhen von Chlum ( chien fich der Kampf zu concentriren, dorthin ſtürmten die braven Regimenter der 1ften Infanterie Brigade, Kronprinz Nr. 1 und Nr. 41 , den tapfer ringenden Ka meraden von der Garde eine erwünſchte und rechtzeitige Hülfe. Gleichzeitig wurde die 5te Eskadron des Regiments entſendet,
dieſen die Kunde von der herannabenden Unterſtüßung zu bringen. Die Eskadron ſtieß bei dieſem Ritt auf eine augenſcheinlich ab geſchnittene Abtheilung des öſterreichiſchen Huſaren - Regiments ,, Rönig von Preußen " , es mochten die Reſte von 2 Eskadrons
fein, griff diefelben ſofort an, zerſprengte fie und nahm 6 Mann als Gefangene mit.
Unterdeß hatte die Infanterie der Avantgarde Chlum er reicht, in Gemeinſchaft mit Abtheilungen der 1ſten Garde - Diviſion den leßten verzweifelten Verſuch des Feindes, dieſe Poſition wies der zu nehmen , abgeſchlagen , die kombinirte Kavalerie - Brigade
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von Bernhardi erhielt den Auftrag , nach Heranziehung ihrer 5ten Eskadron mit der reitenden Batterie öftlich bei Chlum
vorbei, auf Rosberig vorzugeben und ſich ein Feld der Thätig keit zu ſuchen ; die Infanterie - Brigade bei ihrem Kampfe um Rosberiß aber nicht aus den Augen zu laſſen . lepterer Bes fehl wurde beim Beginn einer Vorwärtsbewegung erneut einges ſchärft. 3m Trabe ging es die Höhen hinan ; auf dem Rüden angelangt, erhielten die Eskadrons jedoch ein ſo heftiges Granat feuer aus etwa 40 Geſchügen, daß ein weiteres Borgehen zunäcft nicht thunlich erſchien , um ſo mehr , als ein Attaden - Objekt in dem Bereich des Auges nicht vorhanden war und der Erfolg des
Angriffs unſerer Infanterie auf Rosberig abgewartet werden mußte ; die reitende Batterie wurde daber unter Bededung der 1 ften Eskadron vorgezogen , während die übrigen 4. Eskadrons zum Schuße der avancirenden 1ſten Infanterie -Brigade in glei cher Höhe mit dieſer folgten. Nachdem dieſe Brigade Rosberiß mit Sturm genommen hatte, gingen bie öſterreichiſchen Geſchüße zurüd , durch die Res ſerve - Artillerie des V). Armee - Corps , welche weſtlich Sweti gegen Rosberig hin auffuhr,1 in die Flanke genommen . Die
combinirte Kavallerie- Brigade ging nun über Rogniß bis Bor vor. Geſchloſſene Abtheilungen des Gegners waren nicht mehr zu erreichen.
Kleinere Abtheilungen Verſprengter ergaben ſich
ohne Widerſtand. Eine Menge feindlicher Geſchüße, Cheile jener Batterie , welche unſeren Truppen das Avanciren gegen Rosa beriß lo erſchwert hatte , waren hier vom Feinde zurüdgelaffen worden .
Die Brigade war durch dieſen Vormarſd allen anderen Truppen des Armee - Corps vorausgekommen und verblieb bis
zuleßt im lebhaften Artillerie - Feuer des Feindes, als ſie gegen 8 Uhr Abends Befehl erhielt, nicht weiter vorzugehen.
Bald darauf trafen die Infanterie der Avantgarde und der
Reſt des Armee - Corps ein und bezogen hierauf ſämmtliche Trup pen und ſo auch das Regiment das große Bivouak. Soweit das Auge reichte, war das Schlachtfeld mit Trüm mern, Cobten und Verwundeten bebedt, ſchauerlich ſchwebten die
dunkeln Rauchſäulen der brennenden Dörfer, Geiftern gleich, über die Hügel und Wälder bin , die rothen Oluthen beleuchteten , verſchmelzend mit den goldenen Strahlen der untergebenden Sonne, das grauſige Tobtenfeld.
In volſter Auflöſung, theilweiſe in wilder Finot, wälzten
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fich die Schaaren des gänzlich geſchlagenen Feindes gegen Kö niggräß und Pardubiß hin , geleitet von den Geſchoffen der
preußiſchen Artillerie. Einer der glänzendſten Siege , den die Kriegsgeſchichte fennt, war erfochten ; Deſterreich batte feine Nord Armee mehr. Ihre geſammten fieben Corps und die Sachen waren im Feuer geweſen, in 12 ſtündiger Schlacht aus einer durch das Terrain in hobem Maaße begünſtigten , durch alle Mittel der Kunſt verſtärkten , von einer formidablen Artitlerie perthels
digten Poſition geworfen und gänzlich zerſprengt. 11 Fahnen und Eſtandarten, 174 Geſchüße, über 20,000 Gefangene blieben in den Händen des Siegers, von deffen Armee 50,000 Mann feinen Schuß gethan, nicht den Säbel gezogen hatten. Der Gegner berechnet feinen Geſammtverluſt felbft auf 40,000 Mann, während der der Preußen nicht über 9000 Mann
betrug.' Die 4 Eskadrons des Regiments verloren durch das Granatfeuer 4 Pferde, das eine derſelben war das Pferd des
Gefreiten Hotopp der 2 ten Eskadron ; derſelbe beſchloß, da er zur Stelle keinen Erſaß für Fein erſchoſſenes Pferd fand, das Gefecht bei der Infanterie fortzufeßen , welcher er fich , mit Feinem Karabiner bewaffnet, anſchloß. Jedoch ſeine fchweren Reithofen hinderten ihn , den ſchnellen Bewegungen der leicht
füßigen Infanterie zu folgen ; dieſes, ſowie die ſpöttelnde Redens art eines Infanteriſten : ,,Dragoner, die Schafe werden Dich
freffen !" beftimmte Hotopp , die Infanterie zu meiden und ſich einer reitenden Batterie anzuſchließen , welche einige Mannſchaf
ten durch feindliches Feuer verloren hatte. Freilich waren feine Hülfeleiſtungen als Bedienung eines Geſchüßes von ſehr zweifel haftem Nußen , und man vertraute ihm daher den Poſten eines Vorderreiters eines der Geſchüße an. Als ſolcher wieder einigers
maßen in ſeinem Element, machte Hotopp die Schlacht bis zum Abend mit.
Se. Majeſtät der König , unter deffen perſönlicher Füh
rung dieſe größte der preußiſchen Schlachten geſchlagen, burdhritt die Reihen ſeiner braven fiegreichen Truppen, überall von ihrem
Hurrahruf und den Victoria -Fanfaren der Trompeter begrüßt. E
,,Nun banket alle Gott !" das alte Dant- und Siegeslied der
Preußen , (dalite tauſendftimmig von Bivouať zu Bivoual , fich fortpflanzend über das weite Siegesfeld dahin , den Dank des Herzens emportragend zu dem Herrn der Heerſchaaren ., ber ihre Waffen geſegnet, mit ihnen im Rampfe geweſen , ihren Fahnen den Sieg verliehen .
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Eine falte regneriſche Nacht Tenfte ſich auf das Schlachtfeld, obne Strob und Holz, ohne weitere Lebensmittel, als die Sattels taſche fie beherbergte , war die Ruhe auf dem durchweichten Bo den die einzige Erholung, welche fich den todtmüden Mannſchaf ten bot, doch das Bewußtſein des Sieges bettete ſie weich ! Der 4te Juli war ein Wisatag auf dem Schlachtfelde, die Marfetender fanden ſich ein , auch etwas Fleiſch wurde vertheilt, nur an Salz war großer Mangel, nach welchem meilenweit geſchidt werden mußte. Das unabfebbare große Bivouaf , beſonders von den dahinter liegenden Höben aus betrachtet, wird wohl jedem Dra goner unvergeßlich ſein. Gegen Mittag begann das Leichenfeld 1
umber ſich durch ſeine Ausdünſtungen in unangenehmer Weiſe geltend zu machen , trofdem Attes geldab , daß die verweſenden Körper beſeitigt wurden . Der auch den 4ten über anbaltende Regen machte den Aufenthalt in den Bivouafs höchſt läſtig , der Befehl zum Aufbruch für den 5ten wurde daber allſeitig als eine Erlöſung beirachtet. Beim ſchönſten Wetter wurde am 5ten Juli Morgens 7 Uhr das Bivouaf verlaffen – ein altes Bivouaf verläßt man gar gerne. -- Das Regiment gehörte wie
der zu der Avantgarde des I. Armee - Corps. Alles war guter Dinge und mit jeder Meile , die zurückgelegt wurde, nahm die gute Stimmung zu, denn aus den zurückgebliebenen Spuren des Feindes wurde man erſt gewahr, wie regellos ſeine Flucht ges
weſen ſein mußte. Stehen gebliebenes Fuhrwerk aller Art, ſtarke Gefangenen - Transporte ?c. lieferten den beſten Beweis. Der Marſch ging über Stößer , Placiß auf Ceperfa , bei welchem legteren Orte Bivouaf, Nachmittags 3 Uhr, bezogen wurde. Die Eskadron der Vorbut bezog die Vorpoſten ; es wurden heute viele Lebensmittel requirirt , weshalb fein Mangel berrſchte, nur die armen Pferde blieben wieder ohne Hafer.
„ Am 5. Juli", fo erzählt Sergeant Bieſaldfi der 4ten Ess fabron, wurde Mittags ein Kommando von 1 Offizier, 2 Unters offizieren und 8 Dragonern , bei welchem ich mich auch befand,
zur Requiſition von Lebensmitteln abgeſchickt. In einem Dorfe, unmittelbar vor Königgräß, wurde Halt gemacht, ohne daß die erſte Durchſuchung Erfolg batte. Endlich entdeckte der Dragoner Neu , ein gewißter und umſichtiger Soldat , eine Kellerthür, die zu einem reichen Vorrath von Wein- und Bierfäſſern führte. Während ein Theil bayon in Beſchlag genommen und bewacht
wurde, begab ich mich mit 3 Dragonern nach einigen weiter ab
gelegenen Bauergehöften , um lebensmittel oder Futtter aufzu
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treiben. Der Erfolg war lohnend , und ein junger fetter Stier
wurde unter Anderem gegen Quittung in Beſchlag genommen. Der Transport deſſelben machte aber einige Schwierigkeiten , oba
gleich Neu beſondere Bemühungen anſtellte, ihn zu bändigen. Nachdem Neu ' mehrere Male ſehr unſanft zu Boden geworfen
war, warf er ihm , kurz entſchloſſen, eine Schlinge durch's Maul, ſchwang fich rittlings hinauf und fort ging's in voller Karrière. Am Eingange des Dorfes angekommen , fam ihm ein Kommando des 1ſten Leib - Huſaren- Regiments entgegen ; der Stier , in fei ner Verzweiflung, links ein tiefer Graben, vor fich die Huſaren, rechts ein tiefes Waſſerloch, ſpringt in Lesteres. Nachdem ſich
Neu unter allgemeinem Gelächter aus der Pfüße herausgear beitet, bemühten wir uns vergeblich, den Stier ebenfalls herauss zubringen. Es blieb nur übrig, die übrigen Dragoner zur Unter ftübung herbeizuholen ; dieſen Moment benugten die Huſaren, um
fich des Stiers zu bemächtigen, denn bei unſerer Rückehr fanden wir ihn aus dem Moraft befreit. Es entſpann ſich nun ein hefs tiger Streit über das Beſiktbum des unglücklichen Stiers, der von
den Dragonern an den Hörnern, von den Huſaren am Schwanz gezerrt wurde , bis dieſer Streit durch das Dazwiſchentreten von uns Unteroffizieren zu unſeren Gunſten geſchlichtet wurde" . Am 6. Juli wurde Morgens 6 Uhr aus dem Bivoual bei Ceperfa aufgebrochen, bei Pardubiß , der erſten größeren öſters
reichiſchen Stadt, auf einer von den preußiſchen Pionieren ge ſchlagenen Pontonbrücke die Elbe paſſirt, über Chrudim nach Slatinan marſchirt und dort um 1 Uhr Mittags Bivouaks bes zogen. Von Chrudim paffirte das Regiment dieſelbe Gegend in der es vor 124 Jahren mit der Armee des großen Könige geſtanden ,1 um von hier aus zu der ebenfalls den Feldzug enta fcheidenden Schlacht bei Chotufig zu marſhiren , der erſten, in welcher es ſeit ſeiner Errichtung gefochten. 3m Bivoual bei Slatinan mußten 2 Pferde getödtet wers
den , da ſie vor völliger Ermattung nicht mehr weiter konnten ; die Pferde ſitten ungemein und Fahen, namentlich in Folge des
gänzlichen Mangels an Hartfutter, ſehr beruntergekommen aus. Am 7ten, einem ſehr regneriſchen Tage, ging es weiter in öſtlicher Richtung über Craft nach luze , woſelbſt nach einem böchſt beſchwerlichen Marſche in dem bergigen Terrain 8 Uhr Abends ins Bivouaf gerügt wurde.
Bisher hatte man vom Feinde nichts als die Spuren ſeiner
eiligen Flucht, ſtehen gebliebene Fahrzeuge, fortgeworfene Waffen
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und Ausrüſtungsgegenſtände, todte Pferde und Menſchen ange. troffen ; an dieſem Tage ſtieß die 4te Estabron, welche auf Be fehl des Oberſt von Beeren als rechte Seitenbedung über Sfuc
und Reichenberg auf luze marſchirte, dicht vor jenem Drte auf eine feindliche Infanterie - Abtheilung, welche bei Annäherung der Eskadron eiligſt die naheliegenden Wälder zu erreichen ſuchte, ohne einen Schuß.zu thun . Eine bald darauf berankommende feinds
liche Dragoner- Patrouille wurde von dem als Avantgarde vors geſchobenen 4 ten Zug unter Lieutenant Dehlmann ſofort ans gegriffen und mit Verluſt eines Mannes davon gejagt. Die
feindlichen Dragoner zogen ſich ſüdöſtlich Reichenberg, hinter einer Anhöhe zurück, welche an den von Infanterie bereßten Wald ſtieß, während die 4 te Eskadron nördlich der Straße von Stucs
Reichenberg Stellung nahm und dem Dberft von Beeren die Meldung ſchickte, daß der Wald ſüdlich von Reichenberg von feindlicher Infanterie beſest ſei, worauf der Befehl eins
ging, den Feind zu beobachten und Weiteres abzuwarten. Später kamen in Reichenberg das 5te Infanterie - Regiment und 2 Es kadrons ifte Huſaren an , und nachdem eine Recognoscirung des Waldes vorgenommen war, die ein verlaſſenes feindliches Bivouaf
dafelbft zeigte, wurde der Weitermarſch angetreten. Im Bivouak bei Luze eingetroffen , mußte die Eskadron noch bis zur Auf ſtellung der Vorpoſten im Vorterrain patrouilliren, feine kleine
Aufgabe in dem gebirgigen Lande , bei der ſie wiederholt ges nöthigt war , zu Einem die Pferde am Zügel die ſteilen Fels
pfade hinauf und hinabzuflimmen . Erſt nach Mitternacht rüdte ſie mit völlig ermatteten Pferden in das Bivouat.
Am 8. Juli ging der Marſch des Regiments von luze nach Leutomiſl, woſelbft man Mittags 1 Uhr eintraf. Weber geſteen bei luze , noch heute bei Leutomiſdl fonnte Safer gefüttert werden. Das grüne Futter, die legten febr falten Nächte , das Regenwetter, ſowie die anſtrengenden Märfde bat
ten die Pferde ſehr heruntergebracht, einen traurigen Anblick ges währten ſie namentlich des Morgens ., wenn zur Tränke geritten wurde. Am 9. Juli feit das Regiment ſeinen Marſch über Janss Dorf nach 3 wittau fort; auf dem in der Nähe befindlichen Bahnhofe legte das Regiment auf eine Anzahl feindlicher gefüll ter Proßen und Vorrathslaffetten Beſchlag. Das Bivouaf wird
dicht neben der Eiſenbahn , öftlich der Stadt, bezogen. Die 4 te Eskadron, welche über lauterbach und Carlsbrunn als rechte
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Flankendedung auf Zwittau marſchirte, nahm dicht vor der Stadt einen Wagenpark mit beträchtlichen Vorräthen an Hafer und Zwieback, ſowie eine Feldſchmiede weg und erbeutete 2 Pferde, ſpäter bezog ſie Borpoſten. Ein Rommando der 1ſten Eskadron erhielt den Auftrag, für das Regiment zu fouragiren. Blöde war man nicht, und ſo wurde Hafer zur Genüge herbeigeſchafft; es gab heute nicht allein ſatte Pferde, ſondern auch gefüllte Futterſäde, ein lange nicht genoffener Anblic .
Die weißen Zwiebace famen den Dragonern auch nicht un gelegen und , wenn ſie auch etwas hart waren , ſo ſtrömte heute
vom Himmel dod genug Regen herab, um ſie aufzuweichen. Gerüchte, welche in der Gegend von Trübau und Brüfau nocy beträchtlichere geſchloſſene feindliche Truppen -Abtheilungen vermuthen ließen , geboten erhöhte Vorſicht und ſo mußten die Pferde geſattelt bleiben , um ſo mehr, als man vor dem Defilee
der Stadt Zwittau ſtand. Um 7 Uhr Abends rückten die 2 te und 5te Eskadron mit einigen Compagnien Infanterie, unter Führung des Majors Oregorovíus zu einer weiter ausgreifen den Recognoscirung in den vorhin bezeichneten Richtungen ab und febrten , ohne auf beträchtlichere feindliche Truppen geſtoßen zu fein , um 1 Uhr früh in das Bivouak zurück. Bei der Beſchlagnahme des bedeutenden öſterreichiſchen Hafers Magazins und der Mundvorräthe bei 3wittau am 9ten Juli
durch die 4te Eskadron, ſo erzählt Wachtmeiſter Soldat, durfte Lestere als Erfas für den anſtrengenden Ritt einen Wagen mit
Bekleidung$ - und Ausrüftungsſtücken als Beute mit ſich führen. Da die Eskadron zur Verfolgung des Feiudes vormarſchiren mußte, ertheilte mir der Rittmeiſter Werner den Befehl, den Wagen
nach dem Bivouak des Regiments zu führen. Hier angefommen, erfuhr ich , daß meine Eskadron zu den Vorpoſten kommandirt lei und begab mich daher zu dieſen , unter Zurücklaſſung des Beutewagens ; bei der Eskadron fragte man mich , wo der Vic
tualienwagen geblieben ſei, den man ſehnlichſt erwarte , und der jedenfalls im Regiments - Bivoouak ſich noch befinde. Da es ſchort dunkel war , ich aber den Weg zum Gros der Avantgarde fannte , machte ich mich abermals auf den Weg , um den Wagen mit den Victualien und den Beutewagen herbeizuſchaffen. Die finſtere Nacht und das Regenwetter ließen mich beim Zurüdreis ten in dem bei 3wittau durch unendlich viele Fohlwege durch fanittenen Terrain den richtigen verfehlen und ich gerieth ſammt
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meinen Wagen über die Vedetten - Rette hinaus ; ſobald ich dies bemerkte , ließ ich die Wagen halten und ſuchte mich zu orien
tiren ; aus einem Hohlwege herausbiegend, bemerkte ich auf kaum 5 Scritte eine 3 Mann ſtarke feindliche Patrouille, welche ſofort auf mich Feuer gab und mir den Mantel bei der kurzen Ent fernung verſengte. Da bier feine Zeit zum Ueberlegen war, 30g ich meinen Säbel, kommandirte Marſch ! Marſd ! und ſtürzte auf
Jene los ; meine Kriegsliſt gelang, die feindliche Patrouille machte Kehrt und ſprengte davon. Bei der Verfolgung gelang es mir, einem der feindlichen Reiter nabe zu kommen , ich choß mein Piſtol nad ihm ab , doch in demſelben Augenblid donnerte mir
ein Halt, Werda ! entgegen und ich gewabrte einen mir entgegen geſtredten Gewehrlauf ; glüdlicherweiſe war es eine Infanteries Patrouille unſerer Vorpoſten und nach Aufklärung des kleinen Mißverſtändniſſes reichte einer der Musketiere mir ſeine Flaſche mit den Worten : ,, Beſſer fo, Ramerad, als anders!"
Nach den Meldungen der bereits weiter vorpouſfirten Res
ſerve - Kavallerie, welche in aufgefangenen Dispoſitionen des Feine des ihre Beſtätigung fanden , hatte fich die flüchtende feindliche Armee getrennt. Ein kleinerer Theil war ſüdlich auf Wien auss
gebogen , ihre Hauptmaſſe hingegen hatte in dem verſchanzten lager bei Dllmüß Schuß und die zur Retablirung ſo erforder liche Ruhe geſucht.
Gegen dieſen Theil des Gegners wurde die II. Armee diri girt , um ihn nicht zu Athem fommen zu laſſen , ſowie weitere Dperationen im Auge zu behalten , während die . und Elb Armee in füblicher Richtung direkt auf Wien marſcirten.
Bei der geringen Schlagfähigkeit des Gegners glanbte Se. Königliche Hoheit der Kronprinz die unter andern Umſtänden
gewagte Aufſtellung ſüdweſtlich Dllmäß von Coniß über Plus menau bis urticüß nehmen zu dürfen, in welcher er ſich einem Marſch des Gegners auf Brünn auf dem rechten Ufer der March direkt vorlegte, einen Abzug auf dem linken Fluß-Ufer auf Wien wirkſam flankirte und ſich dabei, ſoviel die Erfüllung
ſeiner Aufgabe dies zuließ , der gegen Süden ziebenden Armee näherte.
In Folge dieſer Dispoſitionen feſte das I. Armee - Corps, welches an der Tête der Jl . Armee marſchirte, am 10. Juli ſeine
Bewegungen in der bisherigen Richtung fort. Die Avantgarde, mit ihr das Dragoner- Regiment, brach um 5 Uhr Morgens von Zwittau auf und marſchirte bis Mährifch - Trübau , woſelbft
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bei Ranigsdorf Bivouak bezogen wurde; die 5 te Eskadron 30g auf Vorpoſten, die 3 te beſefte mit Anbruch der Nacht die Stra Ben nach Dilmäß und Turnaut ; Dberft von Bernhardi übernahm das Kommando der Vorpoſten. Es regnete ſchon ſeit einigen Tagen , die Kleider wollten nicht mehr trodnen , doch die Leute hielten fich noch tapfer, zwar
waren einzelne ſchrecklich ermüdet, doch der Geſundheitszuſtand war noch immer ein günſtiger zu nennen, die Pferde litten mehr als die Menſchen.
Am 11. Juli war Ruhetag im Bivouak von Ranjigsdorf, doch ift es nur ein Ruhetag für die Pferde zu nennen, leider ift
der Zwittauer Hafer ſchon verzehrt, um ſo mehr Grünes wird den Thieren zugeſchleppt. Die Leute haben viel zu thun, um ihre Sachen in Stand zu regen , Pferde zu fühlen und zu be
ſchlagen. Unermüdlich arbeitet der pflichttreue Stabs -Roßarzt Bendtlandt mit allen Schmieden som früheſten Morgen bis zum ſpäten Abend .
Die 2 te und 4te Eskadron beziehen die Vorpoſten.
Am 12. Juli ging der Marſch 6 Uhr früh von Mäyriſch Trübau über Turnau , Kornis und Gewitſd auf Jaros
mirziß , die 2 te und 3 te Eskadron klärte das Terrain in der linken Flanke auf , Lieutenant Sperber mit 10 Pferden der 4ten Eskadron wurde in dem waldigen Terrain zur Aufrecht erhaltung der Verbindung mit jenen Eskadrons entſendet. Das
Bivouak wurde um 1 Uhr bezogen , die 1ſte Eskadron kam auf Vorpoſten. Faſt die ganze Eskadron war unterwegs , auf Feld wache und Patrouille ; eine größere Patrouille geht nach dem 1
mehr als 2 Meilen entfernten Conig und entdeckt daſelbſt ein großes feindliches Bivoual, da ſie jedoch die Stärke deſſelben nicht anzugeben vermag, ſo geht eine zweite Patrouille unter dem
unerſchrockenen Unteroffizier Gottlieb Rüßner dahin ab. Zwar dunkelt es bereits , als er unweit Conis eintrifft, doch iſt das
Bivouak mit ſeinen Laubbuben deutlich ſichtbar, einzelne Weiß mäntel ſcheinen vorgeſchoben zu ſein.. Einen Theil ſeiner Pa trouille hier zurüdlaffend, umreitet er Coniß und ſucht dem Bivouak in den Rüden zu kommen , der Umgang iſt ſehr weit, die Pferbe find matt und müde. Vorſichtig reitend, oft ſpäbend und horchend, erreicht er endlich daffelbe, findet es jedoch ver laſſen. Die erſte Patrouille, welche vom Feinde vermuthlich be merkt wurde, hatte ihn bewogen, ſchnell aufzubrechen . 5
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Eine dritte Patrouille von wenigen Pferden geht in ſpäter Nacht noch auf Befehl des Vorpoſten - Rommandeurs nach Conis ab ; daſelbſt angekommen und durch die Nachricht des Unteroffi ziers Küßner ſicher gemacht, ſteigen fie vor einem Wirthshauſe ab , um daſelbft Raffee zu trinken . Es iſt bereits Morgen , der Marketender war der Eskadron in das Vorpoſten - Bivouaf nicht
gefolgt und ſo hatte Mander ſeit 24 Stunden Nichts genoſſen, der Nachtritt nad Coniß den Appetit um ſo reger gemacht. Dieſes mildert zwar den Leichtſinn der Patrouille, entſchuldigt ihn jedoch nicht und die Strafe follte nicht ausbleiben .
Ein
Dragoner, der vor dem Gaſthauſe die Pferde hält , ſtürzt in die Gaſtſtube mit dem Ruf: ,,Ulaners, Ulaners!" Eine halbe Esta
dron öſterreichiſcher Ulanen iſt nur wenige Schritte von den Dras gonern entfernt, während ſie auffißen , werden ſie faſt von den feindlichen Lanzen erreicht, nur ihren ſchnellen Pferden allein baben ſie ihre Rettung zu verdanken.
Das Pferd des Dragoners Bajorath iſt lahm , es ſcheint ſtürzen zu wollen, er reitet querfeldein , um ſich in einem Korn felde zu verbergen. Die Ulanen , in der Verfolgung begriffen,
jagen bei ihm vorbei, nur ein Ulan hat ihn geſehen und ſprengt auf ihn ein , Bajorath ſchießt ihn vom Pferde. Durch den Schuß aufmerkſam gemacht, fehrt ein Theil der Ulanen um,
blu
tige Rache an ihm zu nehmen , doch ein öſterreichiſcher Offizier ſchlägt die langen ſeiner Leute zurück. Bajorath wird gefangen genommen.
Am 13. Juli ging der Marſch bis nach Wachtel, wobei die 1ſte Eskadron die Avantgarde hatte, am 14ten über Broded und Ptin bis Leſcau , % Meile füblich Roftele , am 13ten war die 3 te Eskadron , am 14. Juli die 2 te bei den Vorpoſten. Spät am Abend, bei völliger Dunkelheit, erhielt Lieutenant von
Stojentin den Auftrag, mit 14 Pferden der 2 ten Eskadron zur Deckung der linken Flanke über lattotein hinaus vorzugehen.
Es gelang ihm hierbei, eine Abtheilung ruhender, feindlicher In fanterie zu überraſchen und zu Gefangenen zu machen .
Gefecht bei Tobitfchau , den 15. Juli. Eingegangene Mel dungen gaben die Gewißheit , daß die bisher bei Dllmüß con centrirten Corps der feindlichen Armee im Begriff feien, auf dem
linken Ufer der March ihren Abmarſd nach Wien zu bewerk, ftelligen.
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Es lag in der Aufgabe der II. Armee, dieſen Abmarſch, wenn auch nicht zu verhindern, fo doch zu ftören, und nach Möglichkeit zu erſchweren. Deshalb erhielt das 1. Armee - Eorps für den 15 ten
Befehl, die Defileen von Tobitfoau und Traubeck zu beleben und dadurch den Weg auf Prerau zu öffnen. Bei dieſem Orte überſchritt die von der öſterreichiſchen Armee eingeſchlagene Straße
reſp. Eiſenbahn das fumpfige Chal der Beczwa. – Es war dies baber ein febr geeigneter Punkt, der defilirenden Armee Hinder niffe in den Weg zu legen, reſp. bedeutenden Abbruch zu thun.
Während in Erfüllung dieſes Auftrages die 3 te Infanteries Brigade gegen Tobitſchau vorging, marſchirte die Avantgarde des Corps am 15 ten früh 5 Uhr aus dem Bivouak bei leſchau in der Richtung auf Weiſd fow is ab , nachdem eine auf Vor poften befindliche Compagnie des 3ten Regiments, verſtärkt durch einen Zug der 2ten Eskadron Litthauer, am frühen Morgen ein
glüdliches Gefecht gegen 3 Compagnien und 2 Eskadrons Ulanen des Feindes gehabt, welche Leştere eine Recognoscirung der preus biſchen Aufſtellung beabſichtigten ,1 jedoch mit einigen Verluſten unverrichteter Sache abziehen mußten. Dem falten Regenwetter war ſeit einigen Tagen eine gren Zenloſe Hiße gefolgt, fie drückte fchwerer auf Mann und Pferd, als die Näſſe. Das Beden der Leute in den Bivouaks, ja felbft
auf den Rendez - vous - Pläßen wurde zu einer ſchweren Arbeit, mit aller Macht mußte gegen den Schlaf auf den Pferden ange 2
kämpft werden ; die armen Thiere , von welchen Viele lahm und
gedrüđt waren , gewährten den traurigſten Anblick. Troßdem waren fie noch leiſtungsfähig, was der heutige Tag zeigen ſollte. Unweit Proßnis , bei Weifch fowiß , wurde Halt gemacht; ein deutlich hörbarer Ranonendonner goß den größtenteils ſchlas fenden Dragonern Geift und Leben in die Abern , endlich hat man
ben Feind zum Stehen gebracht, eine Hoffnung, die ſchon ziem lid aufgegeben war. Während fich die Avantgarde zum Gefecht formirte, wurde Oberſt von Bernhardi mit der 1 ften und 3ten Estabron des
Regiments, 2 Eskadrons 8ter Ulanen und der 3ten reitenden Batterie gegen Dttonowiß vorgeſchickt, um den dortigen Ueber gang über die Wallowa zu befeßen und zu halten, bis das Gros
der Avantgarde beran ſei. Die Dertlichkeit zeigte ſich jedoch hierzu ſo wenig geeignet, daß der Oberft bis auf die Höhen von Hrubfcüß vorging, und dort bei einer Kapelle Stellung nahm. Weldh' ein erhebendes Schauſpiel wurde unterwegs den Dragos 5*
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nern zu Theil! 16 öfterreichiſche Geſchüße mit Bedienung und
Beſpannung kommen ihnen entgegen , ſoeben haben ſie die 5 ten Rüraſſiere genommen und hierher in Sicherheit gebracht, die Dra goner bringen den tapferen Küraſſieren ein fräftiges Hurrah; ver ächtliches Lächeln erregt es, daß die gefangenen Defterreicher, die nody theilweiſe zu Pferde figen, in den Ruf mit einſtimmen . Die Dragoner gönnen den braven Küraſſieren von Herzen ihr Glück, doch der Gefreite Neumann der 1 ften Eskadron meint, es wäre
ihm lieber, wenn dies den Litthauern gelungen wäre, Teßte aber gleich hinzu, hoffentlich finde fich die Gelegenheit noch. Nachdem das Gros der Avantgarde bei Srubſd üß einges
troffen iſt, erhält die 1ſte Eskadron Befehl, über Biskupiß auf Dub vorzugeben , um zu recognosciren. In weiter Ferne über lepteren Ort hinaus , ſieht man mit Hilfe des Glaſes ftarke Co lonnen, theils marſcirend , theils haltend, man weiß nicht, find's
Deſterreicher oder Preußen , die 1ſte Esfabron folt es erkunden. Eile wird ihr anempfohlen ; find's Deſterreicher, ſo fönnte die Reſerve - Artillerie einmal Arbeit bekommen . Die Eskadron trabt ſofort an , Biskupiß wird vom Feinde unbeſeßt gefunden , von den Einwohnern verlaſſen. Die Blatta ſcheint den Marſch der
Eskadron aufhalten zu wollen , eine Brüde iſt nirgends zu er ſpähen , man ſieht jeßt die marſchirenden Colonnen ſchon mit bloßem Auge ; Eile iſt empfohlen, daber kein Beſinnen, man reitet
durch den ſumpfigen Fluß , der legte Zug hat es am ſchwerſten, nur wenige ſchwache Pferde bleiben liegen . Auf die weiße Rirche von Dub zu wird nun weiter getrabt, eine Heerde Fohlen ſchließt fich der Eskadron an und trabt mit , unweit Dub ſcheuen die Pferde vor einzelnen Pferde -Kadavern , preußiſchen Küraffier Pferden vom 1ſten Regiment. Noch immer weiß man nicht, ob man Feind oder Freund vor ſich hat , in der linken Flanke wer den einige Käppi's geſehen , Sergeant lippold wird mit einer Patrouille dahin abgefandt, die Eskadron trabt weiter. Plößlich heißt es Halt !" der Feind iſt als ſolcher erfannt. Raum bat die Eskadron Rehrt gemacht, als fie mit Granaten überſchüttet wird, gleichzeitig meldet Sergeant lippold , daß er von öſterreia childer Infanterie Feuer bekommen habe. Die Fohlenbeerde ſtäubt auseinander, eine Hammelbeerde, welche friedlich auf der Wieſe gegraſt hatte , tritt gleichfalls ihren Rückzug auf Biskupiß an, 2
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ſie trabt unweit der Eskadron.
Die erſten Granaten gehen zu weit, dod, gleich darauf ſchlägt Granate auf Granate neben , vor und hinter der Eskadron ein,
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feine frepfrt, alle bleiben in den fumpfigen Wieſen ſtecken. Das
Pferd des Dragoners Roszatis wird auf eine kaum glaubliche Entfernung von einer Gewehrkugel getroffen. Raum iſt die Blatta pafſirt, als die öſterreichiſche Batterie die Eskadron fei nes Schuffes mehr würdigt. Nur dem gütigen Schickſal hat es die 1ſte Estabron heute zu verdanken, daß fie mit ſo unerheblichem
Verluſt davonkommt, ſie hat nur ein Pferd verloren, einige Dra goner haben ein unfreiwilliges Bad in der ſchmugigen Blatta genommen und geringe Contuſionen davongetragen. Die Eskadron
ſtieß zum Negiment, welches bei Biskupig angetroffen wurde. Die Avantgarde eröffnete von hier aus ein lebhaftes Artilleries Feuer auf den Feind, welches von demſelben in gleicher Weiſe erwidert wurde. Nachdem das Regiment lange im beftigften Granatfeuer geſtanden hatte1, erhielt Oberſt von Bernhardi Befehl, mit der 1ſten , 3ten und 4 ten Eskadron des Regiments
Biskupiš ſüdlich zu umgeben, unter dem Schuße der jenſeitigen Höhen gegen Dub vorzugehen und den abziehenden Feind zu be obachten , ihm unter fidh etwa bietenden Umſtänden Abbruch zu thun. Die Eskadrons pafſirten den fumpfigen Blatta-Fluß nicht ohne Schwierigkeiten und gingen bei Wierowan auf Dub vor. Das Regiment marfchirt auf, ein feindliches Ulanen -Regiment
foll im Anmarſch ſein. Ein prächtiges Gefechtsfeld, 3 Eskadrons unter einem Kommando vereinigt, verſprechen guten Erfolg 1, die Rittmeiſter ermahnen ihre Leute, feſt geſchloſſen zu bleiben . Der Trompeter Berger , ein Sachſe, der die Stelle des beim Ueber gang über die Blatta geſtürzten Trompeters Thimm vertritt und beim Rittmeiſter Hagen reitet, fagt in treuherzigem Ton zu dieſem : ,, Ich werde Sie bei Leibe nicht verlaſſen, Herr Ritt meiſter!"
Leider war es dem Regiment nicht beſchieden, in dieſem Kriege noch eine Attacke zu machen, die feindlichen Ulanen hatten das Ge
fechtsfeld geräumt und verſchwanden hinter Dub über die March Um eine in derſelben Richtung abziehende Infanteriemaſſe,
etwa eine Brigade, anzugreifen , waren die Terrain - Verhältniſſe zu ungünſtig und beſchränkten ſich die Eskadrons daber auf eine Bes obachtung des Feindes, der nach Ueberſchreitung der Brücke über die Mard lettere abbrannte.
Die Eskadrons kehrten hierauf
zur Avantgarde zurück , welche öftlich Hrubfüs Bivouaks be zogen hatte, die 5te Eskadron rückte beim Regiment ein, die 4te
zog auf Vorpoſten zwiſchen Biskupiß uud Klopotowiß unter Befehl des Oberſten von Bernhardi.
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Am 16. Juli blieb die Avantgarde des I. Armee - Corps bis 2 Uhr Nachmittags in ihren Bivouats fteben und marſdirte dann bei ſengender Hiße über Widlißer Hof und Tobitſdau bis jenſeit Traubed , wo fie eine Aufnahmeftellung für die gegen Prerau vorgegangene 2te Diviſion nahm . Da lepterer Drt fich unbelegt erwies, ging die Avantgarde wieder über die Mard und
Blatta zurück und bezog bei Biskupiß Bivouat , die 2te Es fadron des Regiments zog auf Vorpoſten . Noc in dem Bivouak bei Hrubfdüß erhielt Rittmeiſter von Detinger den Auftrag, mit der 5 ten Eskadron über Rojetein bis Kremſier vorzugehen und zu erkunden, ob, wieviel und welche feindliche Truppen dieſe Orte paffirt hätten. Derſelbe berichtet über dieſen ſeinen Ritt: ,,Die Eskadron regte ſich über Tobitfoau mit Vorſichts
maßregeln in Marſch. Unteroffizier Kreußberger mit dem 1ften Zuge als Avantgarde vorauf; der Marſd ftieß nirgends auf Hinderniſſe. In lobodiß und Kojetein fragte ich Bürger und Landleute in Bezug auf meinen Auftrag und bekam übers
einſtimmende Auskunft. Vor Kremſier angekommen , ließ ich 1
3 Züge unter Lieutenant Voigt vor der Stadt halten und ging
ſelber mit einem Zuge in die Stadt hinein, ſie war vom Feinde nicht mehr beſeßt. 3o ließ mir den Bürgermeiſter kommen, um von ihm das Nöthige zu erfahren ; anfänglich erhielt ich nur aus weichende Antworten, gab ihm daber 15 Minuten Bebenfzeit und ließ unterdeß die andern Züge auf den Markt rüden . Nad Ber lauf von 15 Minuten fehrte der Bürgermeiſter zurüd und übers
reichte mir einen ausführlichen Bericht, deſſen Inhalt mit dem in lobodiß und Kojetein von mir in Erfahrung gebrachten in der Hauptfache übereinſtimmte. 3d trug nunmehr nachſtehende Meldung zuſammen, die ich durch Unteroffizier Prange und Dra goner Glanert an Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen nach Pridliß ſchickte, wo, wie ich unterwegs erfahren, das Haupt
quartier ſich befand. Die Meldung langte richtig in die Hände Seiner Königlichen Hoheit. Nachdem dies erledigt war , requirirte ich Lebensmittel für
die Eskadron, die ich mir außerhalb der Stadt liefern ließ, ſtellte Poſten aus und verpflegte die Eskadron gehörig. Um 8 Uhr
Abends trat ich den Rüdmarſch an, Unteroffizier Mad mit dem 2ten Zuge als Nachhut. Bei Rojetein wurde gefuttert und
getränkt, der Marſch bis Tobitro au fortgeſegt und daſelbſt der Anbrud des Tages erwartet. Nachdem ich hier abermals ges futtert, feßte ich meinen Marſch bis Eraubed fort, woſelbft id
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die 1ſte Diviſton zu treffen glaubte. Sie war nicht dort, wohl aber Truppen der 2 ten Diviſion , bei welchen ich einen ſolchen Ueberfluß an Lebensmitteln fand, daß ich dort zu bleiben beſchloß,
bis ich ſichere Nachricht darüber erhalten bätte, wo die 1ſte Divi: fion fich befände. Nachmittags 2 Uhr brach die 2 te Diviſion auf und erfuhr ich gleichzeitig , daß die 1ſte in Weiſchkowit
fantonnire, woſelbſt ich denn auch um 7 Uhr Abends das Regis ment traf."
Die von dem Rittmeiſter von Detinger in ſeinem Berichte erwähnte Meldung an Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen lautete :
,,Nach übereinſtimmenden Nachrichten find folgende Truppen bes Feindes in Kremſier angekommen und haben die Stadt paffirt:
Vom 12 ten bis 13 ten Bagage und Futterwagen, Artillerie und Brücken - Einrichtungen.
Am 15. Juli 3 Uhr früh: Durchzug von 2 Regimentern Ka valerie und 2 Batterieen Sachſen nad 3daured.
Am 15. Juli : Ankunft des II . Armee - Corps und Lager auf 3 Seiten der Stadt; Infanterie, Ravalerie, Artillerie, zu leßt Sachſen.
Am 16. Juli früh 1 Uhr : Aufbruch des II. Armee - Corps in der Richtung auf Rwaßis, Nachbut Sachſen.
Im Ganzen ſind 30,000 Mann durchgekommen .'' Der Abzug der öſterreichiſchen Truppen von Ollmäß war bis auf eine geringe Feſtungs - Befaßung fomit vollſtändig erfolgt und trat daher auf dieſem Theile des Kriegsſchauplaßes eine ges wiffe Ruhe ein ,1 die ſich auch bald durch größere Schonung der Truppen geltend machte.
Unteroffizier Prange , der som Rittmeiſter von Detinger von Kremfier aus mit der Meldung an das Haupt- Quartier ab geſchickt war, ließ, da er des Weges unkundig, von dem Bürger meiſter in Rojetein einen Führer anweiſen ; dieſer hält einen im Drt anfäffigen Schneider hierzu am geeignetften und über weiſt ihn dem Prange. Die Meldung bat Eile , es wird ein
Pferd requirirt, in Ermangelung von Sattel und Zaum dieſem ein Strid durch's Maul gezogen und das Schneiderlein auf das blante Pferd gefeßt. ,,Schneiderlein, Eskadron Trab !" tönt es dem ſchon halb Bewußtloſen in die Dhren und fort geht es in die fühle Nacht.
Der Unglüdliche, von dem Unteroffizier und Dragoner Glas
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nert in die Mitte genommen , ergreift frampfbaft die rettende
Mähne und legt unter entfeßlichen Grimaſſen die ihm endlos ſcheinenden Trabrepriſen zurück. Endlich iſt das Hauptquartier des Kronprinzen erreicht; man hebt den vollſtändig ſteifen und halb gelähmten vom Pferde, doch keine Drohungen und Bitten fönnen den durchgerittenen Schneider bewegen , fein Roß zum Rückmarſd wieder zu befteigen , er zieht es vor , die 3 Meilen
zu Fuß zurüđzuwandenn, fein Pferd am Strid führend, während Prange und Glanert nach halbſtündiger Raft munter zur Es fadron zurüdtraben .
Als das Regiment am 16. Juli Tobitídau pafſirt hatte, wurde die 4 te Eskadron auf Prerau dirigirt; Rittmeiſter Wer : ner beauftragte den Sergeant Sueder mit dem 1ften Zuge bis nad Prerau vorzugeben , daſelbſt die Verbindung mit der 2 ten Diviſion berzuſtellen und dem Kommando derſelben ein Schreis
ben zu überbringen. Die 2te Diviſion wurde in Prerau ans getroffen und hatte bei Ankunft des Dragonerzuges foeben einen großen Train mit Tabad und Lebensmitteln auf dem Bahnhofe mit Beſchlag belegt ; felbftredend wurde der Zug reichlich mit Tabac und Cigarren verſehen , dem Diviſions - Kommandeur das 2
Sdreiben überreicht und , nachdem abgefüttert war , wurde nach
Sonnenuntergang nach dem Beſtimmungsorte aufgebrochen. Nicht
weit von Prerau theilt ſich die Chauſſee, und da kein Menſch in der Nähe aufzutreiben war, welcher den Weg nach Cobitſchau
bätte zeigen können, ſo ſchlug der Zug die Chauſſee zur linten ein. Nach zwei Stunden fam man an ein großes Dorf und da Sergeant Sueder ernſtlich erkrankte und derſelbe Waffer ver langte, beſchloß Unteroffizier Bieſalsti , ber jeßt das Kommando übernahm , an eins der Häuſer heranzureiten. Biefalsfi erzählt die ferneren Erlebniſſe dieſer Nacht- Patrouille wie folgt: ,, 30 trat an ein Fenfter, lauſchte, jedoch Niemand antwortete, wohl
aber hörte ich das Geflüfter mehrerer Stimmen, man fodle nicht aufmachen . Das Fenſter wurde eingeſchlagen ,1 dies hatte zur Folge, daß die Thür geöffnet wurde und man uns zurief, es ſei kein Waſſer im Hauſe. Einer der Dragoner machte licht und wir fanden 15 Deſterreicher im Zimmer , die Tags zuvor von
ihrem Truppentheil deſertirt waren und ſich hier aufhielten ; fie waren ſelbſtredend in die tödtlichſte Angſt verſest. — In Anbe tracht des erkrankten Sueder , der finſteren Nacht und des uns
ficheren Weges , fagte ich ihnen, daß fie ruhig ihres Weges zie
ben fönnten , ſollten mir jedoch den richtigen Weg nach Tobit .
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dau zeigen ; nach einem längeren Gemurmel in verſchiedenen
unverſtändlichen Sprachen trat ein kleiner entſchloſſener Jäger vor und ſagte, daß hinter dem Dorfe die Straße an einem Weg weiſer rechts abbiege und von dort in einer Stunde nach To bitſchau führe. Sergeant Sueder mußte mit 4 Dragonern in der Nähe des Dorfes zurückgelaſſen werden , ich aber ſchlug mit dem Zuge den bezeichneten Weg ein. Wir waren nicht lange marfchirt, ſo hörte der Weg auf und wir geriethen in ein Torf bruch , bas hin und wieder mit Waſſer gefüllt war. Kurz ent
foloſſen , machte ich Kehrt und ritt mit meinen Leuten nach dem Dorfe zurüd, dort gelang es mir, des Nachtwächters habhaft zu werden und von ihm nicht nur den richtigen Weg über Prerau
zurück nach Tobitſdau zu erfahren, ſondern auch gleichzeitig zu vernehmen , daß jener uns von den Jägern bezeichnete Weg direkt zum Feinde führe, der nicht weit davon ftebe. Jeßt hieß es, den
unverſchämten Jäger nach litthauiſcher Art zu ſtrafen ; vor den bekannten Hauſe angekommen, faß ich mit einer Anzahl Dragoner ab, ſchlug die Thür ein , machte Licht, entfernte die noch vorhan denen feindlichen Gewehre und die Erecution begann. 25 nach
echt litthauiſcher Manier mit dem Obergurt applizirte Hiebe war die dem über den Tiſch gelegten Jäger zuerkannte Strafe. Dies crregte Murren Seitens der Deſterreicher, wobei ſich namentlich ein langer Korporal auszeichnete, ſo daß ich noch 8 meiner Dra goner ins Zimmer holte, die Eingänge mit dreien derſelben mit geſpannten Karabinern beſefte und nun die Eretution mit dem langen Korporal vornehmen ließ. Dieſer ſträubte fich zwar, aber 5 litthauiſche Hiebe machten ihn windelweich ; ſeinen Kameraden erging es ähnlich, und ſo entſtand ein Heidenlärm im Hauſe; auf der Straße hörte man den Ruf: „ Der Feind iſt da". Trupps von anderen deſertirten Deſterreicheru famen herbeigeſtürzt, ſo
daß wir, als das Strafgericht vorbei war, unſere Pferde beſtiegen und nach dem Ausgang des Dorfes ritten. Hier hörten wir noch lange das Gefdrei: ,,der Feind iſt da, wo iſt er geblieben ? " und freuten uns königlich, daß es uns gelungen war, den Deſterreichern
in aller Freundſchaft nach preußiſcher Art die Jacke auszubauen. Bald waren wir in Prerau und trafen die 2 te Diviſion auf dem
Marſche nach Tobitſdau , wir ſchloſſen uns derſelben an, quar tierten uns jedoch ſpäter, da die Pferde ſebr ermüdet waren , in einem Bauernhofe ein. Das Innere deſſelben war noch erleuch tet, ich flopfte baber ans Thor und bald erſchien ein alter Mann und ließ uns ein ; auf meine Frage, warum das Haus noch er
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leuchtet ſei, antwortete er , der Teufel ſei darin und wolle nicht heraus. Schallendes Gelächter der Dragoner begleitete dieſe ganz
ernſthaft geſprochene Antwort, wir ahnten nicht, daß ein General mit ſeinem Adjutanten für dieſe Nacht in demſelben Bauernhauſe Quartier genommen habe. 3. trat ins Zimmer und bat eine daſelbſt fißende alte Frau um eine Hand - laterne; biefe fagte jes doch, es ſei ein General im Hauſe, ich habe nichts hier zu ſuchen. 3
Da ich immer noch die Anweſenheit des Generals nicht wußte,
die Redensart der Frau auch nur als eine gute Manier, mich ab zuweiſen , aufnahm , ſo rief ich : ,,Der Teufel hole den General, ich bin der General ſelbſt!" Inzwiſden trat der Mann ein und beſtürzt ſagte ihm die Frau : „Siehſt du, Cafimir , es hat ſeine
Richtigkeit, dieſer Preuße hat es aus geſagt, der Teufel fou ihn holen. Inzwiſchen öffnete ſich langſam die Thür , der General batte Atles mit angehört und hatte herzlich über den Spaß ge
lacht. Sein Adjutant trat ein und ſagte uns in vergnügtem Tone, daß der General nicht geſtört ſein wolle, wir möchten uns einen
andern Ort zum Futtern ausſuchen. Wir ritten frohen Muthes vor das Dorf, futterten daſelbſt und trafen Morgens 8 Uhr bei der Eskadron ein , wo uns auch unſer Glücksftren nicht verließ, denn es wurde ſoeben Brod, Getränk und Taback an die Mann ſchaften vertheilt. Am 17. Juli wurde in den Bivouafs abgekocht und Nach
mittags 2 Uhr in der Richtung auf Beiſokowiß aufgebrochen, während Major Gregorovius mit der 3ten und 4ten Estabron eine Recognoscirung gegen Dilmüş ausführte, auf der er bis
Groß - Seniß gelangte, ohne mit dem Feinde in Berührung zu kommen. Um 10 Uhr Abends fehrte er nach Weildfowiß zurüd, woſelbſt die 2 te und 5 te Eskadron bereits am Nachmittage zum erſten Male nach 3 Wochen Quartier bezogen hatte. Die 1ſte Eskadron bezog die Vorpoſten , Front gegen Oll
müß ; jedoch die OÜmüßer verhielten ſich ruhig. Ein ſchlimmerer Feind nabte ſich der Eskadron, die Cholera, die ſchon ſeit einiger Zeit in der Armee wüthete ; zwar war die 1ſte Eskadron von
derſelben bis jeßt verſchont geblieben, doch litten ſehr viele Dra goner an heftigem Durchfall. In den leßten Tagen war der Ab gang an Kranken ziemlich erheblich. Der lieutenant Schmidt, Stabsroßarzt Wendtlandt batten das Regiment wegen ſchwerer Krankheit bereits verlaſſen müſſen.
Der Dragoner Wilhelm Joſhka bekam die Cholera und rubt in böhmiſcher Erde. Der Unteroffizier Bod , der den Wacht
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meiftergeſchäften mit Fleiß und Eifer vorgeſtanden hatte, konnte fich faum mehr auf dem Pferde halten. Der Sergeant Gandraß
war ſtill und ruhig geworden , ein tiefes leiden prägte fich auf feinem fonft fo munteren Geſicht ab. Gandraß war tros ſeiner Jugend und kurzen Dienſtzeit einer der beſten und brauchbarſten Unteroffiziere der Eskadron ; er war Soldat durch und durch, Ravalleriſt mit Leib und Seele, ein fühner, unerſchrockener Reiter,
dem kein Pferd zu ſchwierig, kein Ritt zu weit oder zu gefahrvou Bei Trautenau war er auf ſeiner flotten Stute einer der erſten , die mit dem Feinde Handgemein wurden und fich wader mit ihm herumgefchlagen ; manchen Windiſch gräßer mag er da vom Pferde gehauen haben , denn er führte eine ſcharfe
war .
Klinge und ſtand feinen Mann. Strapazen und Müdigkeit waren Dinge , die er nicht kannte ; bei der drückendften Hiße, bei den anſtrengendſten Märcher faß er ftets ſtolz im Sattel und ermuns
terte feine Kameraden bald durd fernigen Zuruf, bald durch einen gut angebrachten Scherz, der allgemeines Gelächter zu erregen nie verfehlte. Ueberhaupt trug er viel zur Aufrechterhaltung der
guten Stimmung in der Eskadron bei. Wenn Morgens aus dem Bivouak gerückt wurde, ſtimmte er alsbald mit ſeiner hellen, klang votlen Stimme eines jener bekannten Soldatenlieber an , in das bald die ganze Eskadron einſtimmte, und wenn ein Lied zu Ende war, fing er immer wieder ein Neues an, denn ſein Vorrath war unerſchöpflich. Leider war es ihm nicht vergönnt, als tapferer Reitersmann auf dem Felde der Ehre zu ſterben; den feindlichen
Klingen bei Trautenau und dem mörberiſoen Feuer bei Ro niggräß war er glüdlich entgangen , aber gegen den Tod ift
kein Kraut gewachſen – der Brave wurde vom Typhus ergriffen , dem er in wenigen Tagen in Prerau erlag. Viele Pferde waren mehr oder weniger verſchlagen.
Die
Eskadron , ſeit Königgräß nur in drei Zügen rangirt, obgleich fie nach der Schlacht durch 7 Drogoner von anderen Eskadrons verſtärkt war, bildete nur noch ein kleines Häuflein , nur noch ein Offizier ritt vor dem Zuge. Dem Marketender chien die Nähe von Dllmüş heute uns
bequem geweſen zu ſein , oder er hatte das Bivouak nicht aufge funden , kurz und gut , es gab nichts zu beißen und zu brechen. Um dieſem Uebel abzuhelfen , wurde ein Requiſitions- Commando
abgeſchidt; ein Stück Vieh war bald aufgetrieben, der Dragoner Roßatis follte es nach dem nahen Bivouat bringen. Der Dahle wollte ſich nicht gut führen laſſen , auch war dem Dragoner das
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Geben unangenehm , er ſchwingt ſich daber auf den Doſen und iſt erfreut, wie ſich das Thier reiten läßt. Einige Wagen haben
die Straße verfahren, die Deichſel eines Wagens ſperrt den Beg ab. Da der Doſe fo herrlich geht, nimmt Roßatis feinen An
ſtand, dieſen Barrierenſprung zu verſuchen ; der Doſe, durch zwei derbe Sporenſtiche wild gemacht, fürzt vorwärts , fällt über die Deichſel, rafft ſich auf und läuft in wahnſinniger Eile unaufhalt ſam querfeldein. Der abgeworfene und geſchundene Roßatis fou den Dohſen noch heute nach dem Bivouat bringen ; die Hoff
nung, heute noch Fleiſch zu eſſen, war vereitelt. Die Requiſition hatte aber noch Gerſte, Bier , Zuđer, Brod und Butter ergeben und ſo wurde am Abend und nächſten Morgen ſchöne warme Bierſuppe gegeſſen , es war dieſes ein Hodgenuß, denn die
Suppen von dem eben geſchlachteten Bieb, deſſen Fleiſch in der Regel noch warm ins Rochgeſchirr wanderte, erregten ſchon bei Vielen Efel, um ſo ſchöner fchmedte es heute und um ſo groß müthiger wurde dem vielgeneďten Dchſenreiter fein ſpaßhafter Ritt verziehen . 3n Folge der durch den Abmarſch der öſterreichiſchen Armee
von Dilmüß nach der Donau gänzlich veränderten Kriegslage
war ein Theil der II. Armee nach dem Süden gefolgt, und nur das I. Armee - Corps vor Dllmüş ftehen geblieben , um dieſe Feſtung zu beobachten , zu welchem Zwed die Truppen in einzel nen Detachements aller Waffen auf der ganzen Linie füdlich und öſtlich der Feſtung vertheilt wurden. 3
Die 1ſte, 3te und 4te Eskadron marſchirte am 18ten früh 5 Uhr mit einem Theile der iften Diviſion in der Richtung auf Cobitſdau ab , während die 2te und 5te Estadron mit einem Detachement unter Führung des General - Majors von Barne fow die Richtung über Biskupiß nach Wierowan und Dub einſchlugen, in welchen resteren beiden Orten Quartiere bezogen wurden .
Der Stab und die 1ſte Eskadron nahmen in Tobitſdau Quartier, die 3te in Widlißer Hof, die 4te in Klopotowi . Am 19. Juli blieb Ates fteben , am 20ſten marſchirten die 3te und 4te Estabron früh 5 Uhr nach Kralis und Wittonis und
ſtießen hier mit dem Füfilier - Bataillon 3ten Regiments und der 3ten 6pfändigen Batterie zuſammen, welches Detachement unter Oberſt von Bernhardi trat.
Die 1ſte Eskadron foute am 18ten Cantonnement in Tobit
fdha u beziehen. Man glaubt zuerſt, nicht recht gebört zu haben,
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denn der fühne Gedanke, unter Dach und Fach zu kommen, war Reinem aufgetaucht.
Die Eskadron wurde in der Vorſtadt in ſchlechten kleinen Bauerhäuſern untergebracht, die Pferde fanden Aufnahme in Ställen und Scheunen.
Die Wirthe waren ganz arm und ausfouragirt, ſie hatten noch weniger als die Dragoner, die von dem Wenigen oft den hungernden Deſterreichern abgaben. Die Quartiere waren in feiner Weiſe verlockend. Auch der Ruhe durfte man fich nicht überlaſſen und das war ein Glück, denn wer nach den Stra pazen , uach dem langen Leben unter freiem Himmel in dieſer Cholera und Typbusſtadt fich unthätig verhält, nicht mit aller
Kraft und Macht des Geiftes gegen die Müdig- und Mattig keit, von der jeder befallen wird, ankämpft, der ift verloren. Ein Theil der Eskadron mußte Gerſte vom Felde holen , ein anderer dieſe ſchneiden oder drefchen ; viele waren mit dem Beſchlagen der Pferde, viele mit dem Kühlen der Druckſchäden beſchäftigt. Schneider und Schuhmacher, Riemer und Schmiede wurden
gegen Bezahlung gemiethet und arbeiteten unter Aufſicht der Eskadrons - Handwerker und der Unteroffiziere, denn es war viel
in Stand zu feßen ; überall herrſchte Thätigkeit. Dennoch bricht mancher zuſammen , der Unteroffizier Bock legt ſich zuerſt, Unteroffizier Schirr und manche Dragoner for gen, auch der Junker von Bernhardi, der troß ſeiner Jugend bis jest tapfer ausgehalten hatte, muß die Eskadron verlaſſen. Mehr oder weniger ſind dieſe Kranken von typhöſen Leiden be
fallen. Auch die Cholera verlangt ihren Tribut, das erſte Dpfer ift der tapfere Gefreite Henfies. Dieſer war wegen ſeiner bei Trautenau erhaltenen Wunden ins Lazareth gekommen , kaum
geheilt,1 eilte er der Eskadron nady, in Tobitſdau meldete er fich, nach 24 Stunden war er eine Leiche. Am 20. Juli marſchirte Lieutenant von Scheffer mit
40 Pferden der Eskadron nach Rojetein , um daſelbſt zu kan tonniren und Patrouillen nach Kremfier zu machen. Die 1ſte Eskadron gehörte zur Reſerve des I. Armee-Corps und
ſtand unter Befehl des Oberſt von Beeren. Obgleich die Pferde in Tobitſchau vom 17. bis 24. Juli keinen Hafer erhielten, ſo ers
holten ſich dieſelben in dieſen wenigen Tagen doch ſchon ſichtbar, mit Ausnahme von 7 Pferden, die ſo verſchlagen waren, daß ſie nicht aus dem Stat gezogen werden konnten. Alle Sorgfalt, die ihne
zu Theil wurde, half nichts, fie mußten ſchließlich getödtet werden.
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Für die Leute gab es nur Fleiſd , tein Brod , zweimal wäb rend des Aufenthaltes in Tobitſdau Reis, Kaffee und Schnaps. Der Marketender hatte in einer Scheune mitten im Revier der
Eskadron fein Lager aufgeſchlagen , er machte weite Ercurſionen zu feinen Fouragirungen und war auch ſo glücklic , faſt immer
mit guten Victualien , beſonders mit Brod , welcher Artikel ſebr geſucht war, heimzukehren.
Der Begräbnißplaß in Dub. Von Proßnig nach DII
müß führt die alte berühmte Kaiſerſtraße, ein Wert Raiſer Jos feph des II.; allmählig zieht ſie mit der Erhöhung des Terrains aufwärts, um dann eine halbe Meile von der Feftung wiederum in eine Thalſenkung hinunterzuſteigen. An der rechten öftlichen
Seite der Straße, zwiſchen beiden genannten Städten, liegt das große und ſaubere Kirchdorf Dub. Wer dort im Kantonnement gelegen, vergißt es gewiß ſein Lebtag nicht. Hoch ragen die zwei ſtattlichen weißen Thürme der ſchönen Kirche über die fruchtbare
Ümgebung; der verſtorbene Erzbiſchof von Dilmäß hatte fich gerade dieſen Punkt zur Gründung eines Denkmals augerforen,
zum Bau dieſer Kirche, deren großartige und elegante Ausführung, ſowohl von dem Geſchmack, als auch von dem Reichthum des Gründers ein glänzendes Zeugniß ablegt.
Unweit der Rirde,
an der Mündung der Dorfſtraße in die Raiſerſtraße, deckt der grüne Raſen manchen braven Dftpreußen.
War es denen , die hier ſchlummern , auch nicht vergönnt, auf dem Schlachtfelde den Heldentod zu ſterben , ſo ſtarben fle doch nicht minder ruhmvol für König und Vaterland.
Mit
furchtbarer Gewalt trat hier die Prüfung an den preußiſchen Soldaten , fie erprobte mehr noch als Kugel und Schwerdt bie Kraft und Stärke bes Mannes.
Auch die 5 te Eskadron hinterließ hier einen tüchtigen Ka meraden, den Gefreiten Pilzeder , deſſen Beſtattung am 22. Juli
Morgens 9 Uhr die Eskadron mit den Offizieren an ſeiner leß ten Ruheſtätte verſammelte. Rittmeiſter von Detinger ſprad ein kurzes Gebet, die Waffengefährten weihten dem Entſchlafenen eine Hand vol Erde und fchieden dann von dem Plaß , den er mit mandem landsmanne als legte Rubeſtätte theilt.
Wer dieſem erſten militairiſchen Leichenbegängniffe in der Campagne mit beiwohnte, wird gewiß mit einem Seufzer an den
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Kirchhof von Dub zurückdenken , der ihm des Krieges Ernſt ſo deutlich und ſchwer vor Augen geführt. Die 2 te Eskadron, erzählt Unteroffizier Vogelreuter , war am 17. Juli in das Kantonnements - Quartier Wierowan ein
gerückt, nad einem mehrtägigen Aufenthalt, während deſſen es uns recht gut ergangen , da Fleiſch, Brod und Bier in hinrei dender Menge vorhanden waren, fingen die Victualien an knapp
zu werden und ich begegnete gerade unſerem Wachtmeiſter Peßels berger , der vergeblich nach einem Stück Vieh geforſcht. Da mir eine Wirtſchaft befannt war , in der noch ein dreijähriger
Bulle, ein Ralb und ein Schwein vorhanden war, ſo beſchloſſen wir, jenes Pract - Eremplar in Augenſchein zu nehmen und zu a
requiriren. Wir traten in den Stadt und fanden den feiſten Burſchen ganz wohlgemuth fein Heu freſſend , ich ſchlinge ihm einen Strick um die Hörner, rede ihn mit allen möglichen Schmei cheleien an , um ihn in gutem Einvernehmen nach ſeinem Bes
ftimmungsort transportiren zu können , doch mein Buưe ſcheint zu merken , daß unfer Rommen nichts Gutes bedeutet und ſträubt ſich entſchieden , bis ihm der Wachtmeiſter einige derbe Lungen
hiebe mit einer Peitſche überzog. Aber nun gings wie die wilde Jagd zur Thüre hinaus, ich binterdrein , den Strick nicht log lafſend; fo arbeitete der Bulle einige Male mit mir im Hofe herum , daß mir Hören und Sehen vergeht, aber es iſt der leßte Biffen im Dorfe, ich muß aushalten. Viele Weiber und Mäds den aus dem Dorfe, die auf dem Hofe verſammelt waren , um dem Befißer des Bullen ihr Beileid über den zu erwartenden Berluft zu bezeugen , freiſchten und klatſchten in die Hände und riefen : ach, wenn er ihm doch durchgeben wollte! Endlich wußte
fich der arme Burſche nicht mehr zu helfen und ging mit mir auf einen Zaun los ; doch hier ſollte er erſt recht wild werden , denn auf demſelben hingen eine Anzahl Milchkannen ,1 welche bei dem Anrennen des Bullen unter großem Geräuſch zur Erde ſtürz ten und zerbrachen. Als wenn der Teufel hinter ihm wäre, ging
der Butle nun mit mir die Dorfftraße lang, bis er in ſeiner blinden Wuth glüdlicher Weiſe fich in einem Fenſter feſtrannte, ſo daß es mir nun mit Hülfe des Wachtmeiſters und einiger Dragoner gelang, Herr unſeres armen Schlachtopfers zu werden." Am 24. Juli marſcirte auch die 2te Diviſion nach dem Süden ab , den weiten Blachfeldern der Donau zu , wo man
preußiſmerfeits aule irgend disponiblen Streitkräfte zuſammenzog,
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für den legten Entſcheidungskampf, den der Gegner hier noch einmal annehmen zu wollen dien. Dieſer Anmarſch der 2ten Diviſion machte eine veränderte Auf ſtellung der vor Dllmüß zurüdbleibenden 1ſten Diviſion erfor derlich und rüdte in Folge beffen die 1ſte und 3 te Estadron des Regiments mit einem Detachement unter Dberft von Beeren nach Prerau reſp. Traubed , der Stab und die 4te Estadron nad Tobitſchau unter Dberft von Blumenthal , während die 2 te und 5 te Eskadron in Wierowan reſp. Dub verblieben.
In dieſen Cantonnements wurde die Verpflegung der Mann ſchaften endlich geregelt, indem ſie aus Magazinen das Erforder liche erhielten , mit der Fourage blieb es jedoch nach wie vor ſchlecht beſtellt, hin und wieder gab es etwas Hafer, der Haupt
ſache nach war man darauf angewieſen , was die nächſten Felder boten. Die Bevölferung ſtellte ſich im Allgemeinen ſehr feind
ſelig gegen die Truppen, und wenn auch keine direkten Thätlich keiten vortamen , traten doch einzelne Fälle ein, wo der Berdacht von Bergiftungsverſuchen zwar nicht erwieſen , aber doch ſehr dringend war. Wenn in dieſer Zeit die Cholera , welche unter den Eins wohnern und Truppen in heftigſter Weiſe graſfirte, von dem Re
giment nur verhältnißmäßig geringe Opfer forberte – 11 Mann im Ganzen - ſo war dies wohl der großen Sorgſamkeit zuzu
ſchreiben, mit der die Geſundheitspflege bei demſelben gehandhabt wurde. Nach Möglichkeit abgeſondert von der Bevölkerung, lebten bie Dragoner mit ihren Pferden in den Scheunen der Vorſtädte und kochten ihre Bictualien im Freien. Die gewöhnlichen Aborte wurden nicht benußt, ſondern eigene Latrinen angelegt, dieſe ſorg fältig desinficirt und bei dem geringſten Anzeichen der Krankheit
die Haul'ſchen Tropfen angewendet, welche ihre Wirkung nie verſagten.
Namentlich bei der 4ten Eskadron wurden dieſe Maßregeln ſehr ſtrenge gehandhabt und fam bei derſelben in Folge beffen fein ernſtlicher Erfrankungsfati vor.
Während deſſen waren bereits am 20. Juli in dem þaupts quartier Sr. Majeftät des Königs zu Nidolsburg von
Defterreid Verhandlungen wegen einer längeren Waffenruhe eingeleitet ; die vom 22ſten ab zur Ausführung kamen . Dieſer
Waffenruhe folgte ein am 26 ten abgeſchloſſener, mit dem 2. Auguſt beginnender Waffenſtillſtand auf 4 Wochen, gleichzeitig wurden unter der Vermittelung Frankreichs Friedenspräliminarien ver
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einbart, ſo daß , wenn nicht ganz unvorhergeſehene Zwiſdenfälle eintraten, der Krieg als beendet angeſehen werden konnte, um ſo mehr, als auch die Verbündeten Defterreich's,1 die ſüddeutſchen Staaten, von der preußiſchen Main -Armee unter General Vogel von Faldenſtein überall in glänzender Weiſe geſchlagen , bei Sr. Majeſtät dem Könige um Frieden baten. Und dieſer gnädige Herr gab ihren Bitten nady,1 bewilligte ihnen dieſen Fries den, unter Bedingungen, ſo milde, wie ſie die Weltgeſchichte bisher eben ſo wenig gekannt, als den Glanz der preußiſchen Siege. Die
Bedingungen des Waffenſtilſtandes ſepten unter Anderem feſt,
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daß die preußiſche Armee bis zum definitiven Abſchluß des Fries dens in Böhmen 1, Mähren und öſterreichid Schleſien ſtehen bleiben und von Defterreich nach preußiſchen Normen verpflegt werden ſollte. Jedem Armee - Corps wurde in Folge
deſſen ein beſtimmter Rayon angewieſen , in welchem er ſeine Truppen cantonnementsmäßig bequem unterbringen konnte. Der 1ſten Diviſion wurde der nordöſtliche Theil von öfter reichiſch Slefien und Mähren ,1 zwiſchen Troppau , Obers berg , Napagedel , Neu - Titfchein und Sternberg als Nayon angewieſen , innerhalb beffen die 1ſte, 3te und 4te Eskadron unter Befehl der 1ſten Infanterie - Brigade, die 2 te und 5te Eskadron
unter den der 2 ten Infanterie- Brigade trat ; am 2ten resp. 3 ten Auguft trafen die Eskadrons in ihren Quartieren ein und zwar der Stab in Schloß Fulned , die 1ſte Eskadron Erb - Sedinig , die 2 te Giebau , 3te Zauchtel, 4te Stadenwald , 5 te Sd meil.
Die Verpflegung zunächſt von den Quartiergebern , ſpäter aus Magazinen geliefert, war für Mann und Pferd reichlich und gut , die weit auseinander , größtentheils im Gebirge belegenen Kantonnements begünſtigten den Geſundheitszuſtand, welcher denn auch ſehr bald nichts mehr zu wünſchen übrig ließ. Der Feldzug war kurz und glänzend , aber auch im höchſten 1
Grade anſtrengend geweſen. Bom 12. Juni ab batte das Re giment bis in ſeine jebigen Kantonnements , alſo fin 53 Tagen,
die beſonderen Erpeditionen einzelner Escadrons und Detachements nicht mit eingerechnet, 109 Meilen zurückgelegt, welches auf den Tag mehr als durchſchnittlich 2 Meilen beträgt. Während dieſer
ganzen Zeit war es faſt ununterbrochen in der Avantgarde und auf Vorpoſten geweſen. Dabei hatte mit dem 1. Juli jede regels
mäßige Verpflegung aufgehört. Kaffee, Salz und Fleiſch gab es ftets ausreichend, dagegen fehlte es ſehr an Brod und Branntwein. 6
1
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Vom 1. Juli bis 5. Auguft erhielten die Pferde nur einige Male Hafer und mußten ſich hauptſächlich mit halbreifer Gerſte, grünem Hafer und Roggen , friſchem Klee und Seu begnügen. In der Zeit vom 1ften bis 15. Juli mußte Alles zur Verpflegung Erforderliche durch Requiſitions- Rommandos herbeigeſchafft wers
den , welche in dem vom Feinde bereits ausgeſogenen lande oft weit auszugreifen hatten, baduro für Mann und Pferd ſehr ans
ſtrengend, für die Offiziere durch die Härte, mit welcher den bes klagenswerthen Einwohnern oft das leßte genommen werden mußte, recht peinlich waren. Jedoch verdankte das Regiment Alles, was es in der beregten Zeit erhielt , nur dieſen Kommandos unter Führung von Dffizieren , da die zu demſelben Zwed entſendeten Intendantur-Beamten ſtets mit leeren Händen zurückebrten . 3m weiteren Verlauf des Waffenſtilſtandes famen noch einige 1
Kantonnements -Wechſel der einzelnen Eskadrons vor, ſo rüdte am 8. Auguft die 1ſte nad Stiebnig , die 5te nach Bodens ſtadt, am 14ten die 4te nad Dittersdorf und Waltersdorf
ſüdlich liebau ; auch wurden Seitens des Regiments zahlreiche Brief-Relais an verſchiedenen Orten ſtationirt, oder einzelne Züge zur Dedung der Etappenſtraßen entſendet; ſo ichidte die 5 te Eskadron am 8. Auguſt nad Dilfpiß , am 15 ten die 3 te Eskadron den Lieutenant Nettfe mit 25 Pferden nach Bölten ,
die 1ſte den lieutenant von Scheffer nach Stauding. Die 1ſte Eskadron bezog, wie bereits erwähnt, am 3. Auguſt
Sedlniß als Kantonnement , die Quartiere waren beſſer als in Tobitſchau und Prerau , doch waren die Quartiergeber nicht ſo wohlhabend , um den Leuten die vorgeſchriebenen Portionen
verabfolgen zu fönnen. Wein und Fleiſch follte jeder Dragoner zur Genüge zu fordern haben , doch die geringe Wohlhabenbeit der Wirthe anerkennend, waren die Leute mit dem Wenigen, das
ihnen gegeben wurde, nicht allein zufrieden , fondern halfen mit verdienen, indem ſie ihre Wirthe in der Arbeit unterſtüßten. Die große Herzensgüte und edle Selbſtverläugnung wurde natürlich öfter gemißbraucht und gegen den Willen der Dragoner wurde von den Offizieren mitunter gegen die Bewohner eingeſchritten.
So war es zur Kenntniß derſelben gekommen , daß die Leute in einem Quartier ohne Fleiſch geblieben waren ; das Eſſen wird am nächſten Tage revidirt, und da e$ vollſtändig unzureichend iſt, nach dem Bürgermeiſter geſchickt. Die Dragoner dieſes Quar tiers, Leute, die zu Hauſe an gute, nahrhafte Roft gewöhnt waren, bitten den Offizier um Nachſicht, einer verſichert treuberzig, daß
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die Buttermild - Suppe ihnen ganz gut ſchmecke, zwar gebe es fein Fleiſch und feinen Wein , aber Fleiſch ſchmede bei dieſer
Hiße gar nicht ſo gut und das Waſſer im Brunnen wäre herrlich fühl und geſunder als der ſaure Wein. Wenn die Namen dieſer braven Menſchen auch nicht angegeben werden können, ſo hat fich dieſes edle Benehmen tief in das Herz ihrer Vorgeſepten einge
prägt und hat auf ſie einen bewältigenden Eindruck gemacht, einen größeren , als ihr tapferes Benehmen bei Trautenau , als ihre faltblütige Ausdauer bei Königgräß. Der hier erzählte Fall ſteht nicht vereinzelt ba. - So bandelten die als Mordbrenner bezeichneten Preußen ! Den 6. Auguft wurde der Eskadrons - Schneider Dröfe in
Freiberg , einem Städtchen unweit Sediniß , wohin er zum Einkaufen von Tuch geſchickt war, von öſterreichiſchen Ulanen ge
fangen genommen , man hielt ihn für einen Ungarn ; nachdem er 24 Stunden eine ſcheußlich gemeine Behandlung zu erbulden hatte, wurde er an die Eskadron abgeliefert.
Vom 8. Auguſt bis 3. September lag die Eskadron in Stib ning , einem geſunden Orte, die kranken Leute erholten ſich hier
gänzlich, die Pferde ſprangen wieder ſo munter , daß ein Ra valleriſtenherz fich daran erfreuen konnte, auch waren ihre Rücken wieder ſämmtlich feil. Die Einwohner hatten den Feind mit Ideelen Blicken beim Einmarſch angeſehen , doch bald waren fie mit den Dragonern, mit den Preußen ausgeföhnt. Ueberall, wo
die Dragoner in Defterreid im Quartier geſtanden haben, hat man wiederholt ausſprechen hören , daß man dieſen Feind
lieber beberberge, als die eigenen vaterländiſchen Truppen . Am 1ften September wurde den Truppen der am 23. Auguſt
zu Prag abgeſchloſſene Friede mit Defterreich bekannt gemacht. Durch denſelben hatte Deſterreich aufgehört, die Vormacht Deutſchlands zu ſein, der deutſche Bund zerfiel, eine neue lebens kräftige Vereinigung der norddeutſchen Staaten unter Preußens Führung war angebahnt und ermöglicht. Der Befiß von Hans
noser , Kurbeffen , Naſſau , Schleswig - Holſtein und Frankfurt a. M. war für Preußen geſichert; es erwuchs ihm hieraus eine Gebietserweiterung von 1300 Quadratmeilen mit beinabe 5 Millionen Einwohnern , jener Reil fremder Staats gebiete, welcher fich bisher trennend zwiſchen eine öftlichen und weſtlichen Provinzen cob , war für immer beſeitigt, die Rüften
der Nordſee und damit ſeiner jugendlichen Marine ein friſcher Aufſchwung eröffnet, ſeine Herrſchaft im nördlichen Theile Deutſch 6*
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lands feſt begründet. Außerdem zahlte Deſterreich eine Kriegs Contribution von 20 Millionen Thalern. Im Laufe des Seps tember ſchloſſen ſich dieſem Friedensſchluſſe die übrigen füddeut.
ichen Staaten an , welche außer Gebiets -Erweiterungen noch 31 Millionen Thaler an Kriegs - Contribution zahlen mußten . Es fonnte wohl ein ftolzes Gefühl ſein , mit dem die preußis ſchen Heerſchaaren ſich nunmehr zur Heimkehr in das theure Vater land anſchichten, den Siegesfeſten entgegenzogen, welche ihnen die Dabeimgebliebenen in dankbarer Begeiſterung für ihre Helden thaten bereiteten , die beimathlichen Gebiete betraten , deren blü . bende Fluren, Dank ihrer Tapferkeit, von den Gräueln des Aries
ges verſchont geblieben waren. Gott der Herr war wieder einmal mit Preußens Fahnen geweſen. Groß war die Zeit und unvergeßlich Jedem , der fie mit erleben durfte, fein Mafel haftete an Preußens Wappen ſchilde, fühn und fiegreich war der Krieg geführt, aber auch menſch.
lich und edel ; knirſchend mußte das ſelbſt der niedergeworfene Gegner eingeſtehen. Keine Fahne, feine Eſtandarte war in Feins des Hand geblieben , alle wehten ſie wieder der lieben Heimath zu , geſchmüct durch manchen neuen Lorbeer , kein Geſchüß fonn ten die Gegner als Siegestrophäe in ihre Zeughäuſer führen, nur wenige Hundert Gefangene hatten ſie für die vielen Tau
fende zu bieten , welche Preußens Feſtungen bewahrten. Bis in die Zeiten der Römer zurück muß man die Blätter der Welts geſchichte umſchlagen , wil man von Siegen leſen , wie Preußen fie in dieſem Feldzuge von ſieben Wochen errungen. Auch das alte litthauiſche Dragoner -Regiment hatte water zu dieſen berrlichen Erfolgen beigetragen , es war ihm vergönnt, wieder einmal mit Stolz aus einem öſterreichiſchen Kriege heims
zukehren. Ein fchöner Abſchluß einer 150jährigen ruhmreichen Geſchichte! Nachdem die Eskadrons ihre detachirten Kommandos einges zogen hatten, wurden dieſelben nach Oderberg dirigirt, woſelbſt am 6ten der Stab und die 1ſte Eskadron, am 7ten die 3 te Es
faðron, am 8ten die 2 te, 4te und 5 te Eskadron in je einem Zuge einwaggonnirt und direkt bis Infterburg transportirt wurden. Die 1ſte Eskadron beſchreibt ihre Heimfahrt wie folgt: ,,Der Befehl zum Abmarſch iſt da - es geht beim - welche Freude ! -Den 4. September verließ die 1ſte Eskadron Stibning , es war das berrlichſte Wetter , der Himmel freut ſich mit den jubelnden Dragonern, Alt -Preßna war das erſte Marſd - Quartier.
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Den 5. September überſchritt die Eskadron mit endloſen Hur rabe die Grenze, ben mit Laub - Gewinden geſchmüdten ſchwarz weißen Grenzpfahl möchte jeder umarmen und füffen. In 3 abel . fau fam die 1ſte Eskadron ins Quartier ; hier lagen die Truppen
dicht zuſammen gedrängt, doch wer fragt heute danach, ob das Quars tier gut oder ſchlecht iſt, morgen trägt ihn ja ſchon das ſchnelle Dampfroß in die Heimath. In der Nacht vom 5. zum 6. Sep tember marſcirte die Eskadron von Zabelfau nach Oberberg und wurde hier eingeſchifft; im erſteren Orte batte fich Lieutes nant Schmidt, in Prera u bereits lieutenant von Buchholz der Eskadron wieder angeſchloſſen.
Wer wil die Blumenſträuße, Lorbeerkränze, die Hurrahs und Hoch’s zählen , die jeßt auf jeder Station den Dragonern zugeworfen und zugerufen wurden ?!
Auf einer Station glaubt man ſich plößlich wieder in den Krieg verſeßt, denn der ganze Bahnhof wimmelt von öſterreichis fchen Soldaten aller Waffen ; es ſind die Gefangenen , auch fie werden nach der Heimath befördert, dod mit wie anderen Ges fühlen müſſen ſie ihr entgegenſehen ! Breslau iſt erreicht, zwei alte Bekannte bewillkommen hier die Eskadron , es iſt der Stabs - Roß - Arzt Wendtlandt und
der Einjährig - Freiwillige Gerrad, den Arm in der Binde. 1
Die edlen Damen Gräfinnen von Ziethen und Oriolla , deren aufopfernder Pflege Gerlach ſeinen Arm , vielleicht auch ſein
Leben zu danken hat, begleiten ihren Pflegling und beſchenken die Eskadron mit Cigarren.
Doch weiter, weiter! Je näher man der Heimath kommt, deſto langſamer ſcheint der Zug zu gehen. Bereits wird geſattelt, Alles pußt und macht fidh fein , denn der 1ſten Eskadron fot bald die Ehre zu Theil werben , vor ihrem erhabenen Chef zu paradiren. Der Zug bält in Norfitten , vorbei dampft der Schnellzug,
welcher den Prinzen nach Infterburg führt. Hurrah! Hurrrah! Hurrab ! – Auch infterburg iſt erreicht, die Eskadron wird ohne jeden Unfall ausgeſchifft und zur Parade aufgeſtellt; nach
Beendigung derſelben richten Seine Königliche Hoheit gnädige Worte an die Eskadron. Unvergeblich wird jedem Dragoner die Onade der Begrüßung durch den Prinzen ſein. Wer wird, wer
kann's vergeſſen, daß der hohe Herr, der kaum nach anſtrengendem Feldzuge ſein Schwerdt in die Scheide geſteckt, die weite Reiſe nach dem fernen Oſten unternahm , um ſein Regiment auf bei: mathlichem Boden zu begrüßen.
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Wer kann's je vergeſſen , als Seine Königliche Hoheit die Worte ſprach : ,,Seine Majeſtät iſt mit Euch zufrieden geweſen !" Nach der Anſprache hatte der Prinz die Gnade, an der Spige
der Eskadron bis auf den Markt zu reiten , hier wurde die Es , fadron nach einem Vorbeimarſch entlaſſen und in Georgenburg
bei 3nfterburg einquartiert. Die Offiziere und Wachtmeiſter wurden zu Sr. Röniglichen Hoheit zum Diner befohlen. In der Zeit vom 9ten bis 11. September trafen die ans deren Eskadrons, ebenfalls vom Hohen Chef empfangen, in Jn ſterburg ein und fepten , wie der Stab und die 1ſte Eskadron ihren Marſch nach Tilſit fort. Der ganze Marſch war ein Siegeszug geweſen , überall hatten die Einwohner Ehrenpforten errichtet und thaten Atles, um die heimkehrenden Truppen feſtlich zu bewirthen . Einer der ſchönſten dieſer an Ehren und Freuden ſo reichen Tage ſollte jedoch der 14. September werden, an wels chem die 4 in Tilſit garniſonirenden Eskadrons dort ihren feiers lichen Einzug hielten . Denſelben war für dieſen Tag das eine halbe Meile vor Tilſit belegene Dorf Bendigla uken als Rendez -vous gegeben, wo ſie pünktlich um 10 Uhr zuſammenſtießen. Der Wirth des 1
Offizier - Caſino's, Holm , hatte den Offizieren hier ein Dejeuner veranſtaltet, nach deſſen Einnahme fich die Eskadrons in Marſch festen, gleich hinter dem Dorfe von dem berittenen Fleiſchergewert empfangen, welches gekommen war, fie einzuholen. Das Offiziers
Corps und die Eſtandarte voran , erreichte das Regiment um 101/2 Uhr, auf dem ganzen Wege von der zahlreich herbeigeſtröms
ten Bevölkerung der Umgegend jubelnd begrüßt , mit Blumen und Kränzen geſchmüct, die Stadt ; dicht vor derſelben hielt die Erfaß - Eskadron auf einem Felde feitwärts der Chauſſee, ſalutirte
das Regiment und ſchloß fich alsdann dem Zuge an. An dem boben Thore war ein mächtiger Triumph -Bogen in
antitem Style errichtet, von einer coloſſalen Statue der Boruſſia gekrönt , auf einer daneben befindlichen Tribüne hatte das Feſts
Comité Plaß genommen, an ſeiner Spiße als Sprecher der Obers bürgermeiſter Rieffel, welcher das Regiment mit einer herzlich patriotiſch gehaltenen Anrede begrüßte, darauf die Eftandarte und ben Kommandeur mit Lorbeer - Kränzen ſchmüdte. Nachdem Oberſt von Bernhardi dieſe Begrüßung mit einigen Worten erwiedert, regte das Regiment unter Vorritt des Fleiſchergewerts 1, geführt
durch das Feft- Comité, welches Wagen beſtiegen hatte , ſeinen
Einmarſch fort. Sämmtliche Häuſer der Stadt waren durch Flag
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gen in den preußiſchen und litthauiſchen Farben, Kränze, Feſtons
und Blumen auf das Feftlichſte geſchmüdt, in den beiden Haupt . ftraßen , der hohen und deutſchen , waren von 30 zu 30 Schritt
mächtige ſchwarzweiße Maftbäume errichtet, an denen abwechſelnd ſchwarz -weiße Fahnen und Banner mit dem preußiſchen Adler 2
Idwebten, Eichen - Feftons berbanden dieſe coloſſalen Standarten unter einander.
3u beiden Seiten der Straßen bildeten die Süßengilde
und ſämmtliche Gewerke mit ihren Fahnen und Emblemen Spa lier. Die Fenſter der Häuſer, die Straßen, ja felbft die Dächer
waren mit Menſchen erfült, die ihrer Freude durch unaufhörliches Hurrabrufen, ſowie durch einen Regen von Kränzen und Blumen Ausdruck gaben.
Nicht allein die ganze Bevölkerung der Stadt, ſondern auch folche, weit her aus der Umgegend, war herbeigeſtrömt, ihr altes Regiment zu begrüßen.
Der Marſch ging die hohe Straße Herauf bis zu dem Holz markt, dann die deutſche Straße entlang , zum deutſchen Thore hinaus 1, woſelbft ein ähnlicher Triumphbogen ſtand, wie an dem
hohen Thore, auf den ſogenannten Anger, von wo die Eskadrons in ihre Quartiere entlaſſen wurden. Am Tage nach dem Einzuge - 15 ten -· Mittags 1 Uhr wurs ben die Mannſchaften der 5 in Tilſit garniſonirenden Estadrons - mit der Erfaß - Eskadron wohl 800 Röpfe – in dem Parfe von Jakobsruhe feftlich bewirthet. An das reichliche Mittags. brob ſchloß fich ein Concert an , und dieſem folgte ein Tanzfeſt, welches bis tief in die Nacht währte.
Am 16. September hielt das Landwehr - Bataillon Dilfit ſeinen Einzug, wurde ebenfalls feſtlich empfangen, die Mannſchaft mit einem auf dem Anger arrangirten Frühſtück bewirthet. Nach mittags 2 Uhr fand in den Räumen des Caſino's ein Diner ſtatt, zu welchem fämmtliche Offiziere, Wachtmeiſter und Offizier- Ass
piranten des Negiments und Bataillons eingeladen waren ; eine große Anzahl anderer Perſonen betheiligten ſich bei dem in un. geſtörteſter Heiterkeit bis ſpät in die Nacht dauernden Feſte. Bei allen dieſen Gelegenheiten wurden mit patriotiſchen Worten Sr. Majeſtät dem Könige unter endloſem Jubel bes geiſterte Hoch's ausgebracht.
Die beträchtlichen Geldmittel, welche dieſe verſchiedenen Feſt lichkeiten in Anſpruch nahmen, waren unter Leitung eines Comis
tés durch freiwillige Beiträge aufgebracht worden , die in Bes
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trägen von 5 Sgr. bis zu 100 Thirn. in reichlichem Maße ber.
zufloſſen. Alle Schichten der Bevölferung, alle politiſchen Pars teien hatten ſich dabei mit gleichem Eifer , mit gleicher Bereits willigkeit betheiligt, dieſe ſchönen Feſttage zu echt vaterländiſchen Gedenktagen für alle, die an ihnen Theil genommen, zu machen.
Nicht minder herzlich und nach Verhältniß glänzend als in Tilſit war der Empfang , welchen Ragnit der dort garniſonis renden 2 ten Eskadron des Regiments bereitete. Aber nicht allein nach ſeiner fiegreichen Rüdfehr aus dem .
Feldzuge bethätigte ſich die Anhänglichkeit der Einwobner an das Regiment, auch in das Feld hinaus waren ihm zahlreiche Zeichen fürſorgender Liebe geſendet worden .
Es erhielt von dem Frauen - Verein zu Tilſit 242 Hemden, 93 Unterbeinkleider, 504 wollene Leibbinden, 103 Paar Strümpfe und Fußlappen. Von einem gleichen Verein zu Ragnit 245 Hems den, 197 Paar Strümpfe und Fußlappen.. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht 144 Thlr. zur Unterſtüßung der Hülfebedürftigen Frauen in das Feld gerüdter Mannſchaften. Von dem Rittergutsbefißer Gamp auf Maffaunen , deſſen Sohn als Offizier im Regiment ſtand, ſowie von dem Stadtrath Knippel zu Tilſit je 100 Thlr. zur beſſeren Verpflegung der Mannſchaften und Unterſtüßung der Verwundeten. Von dem Amtsrath Behr und Juſtizrath Hubert zu In
ſterburg je 25 Thlr. für 2 Dragoner , welche ſich durch beſons bere Tapferkeit auszeichnen würden. Der brave Gefreite Daum löhner und der Dragoner lange der 1ſten Eskadron erhielten dieſe Prämien. Viele Freude , viele Ehre erwuchs bem Regiment aus all dieſen Beweiſen der Anerkennung, der Anhänglichkeit; die größte
Auszeichnung jedoch , die ihm widerfahren konnte , war die , daß Se. Majeſtät der König es mit zu den Regimentern zählte,
welche durch Deputationen vertreten , mit Theil nehmen ſollten an feinem feierlichen Einzuge in die Haupt- und Reſidenzſtadt Berlin .
Schon einmal , vor mehr als 100 Jahren , war dem Regi.
giment durch den großen König eine ähnliche Auszeichnung zu Theil geworden für ſeine Leiſtungen während des ſiebenjähs rigen Krieges, indem er es mit in die Zahl derjenigen Regis menter aufnahm , welche auch ferner alle Eingaben in Perſonal Angelegenheiten, mit Uebergebung der Inſpecteure, direkt an ſeine
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Perſon gelangen laſſen durften. Der glänzende Feldzug von 7 Wochen, weniger verluſtreich und weniger anſtrengend, als jener fiebenjährige, aber faum minder groß in den burch ihn errungee
nen Erfolgen , hatte ihm wieder Gelegenheit geboten ,1 ſich einen Plaß unter denjenigen Regimentern zu erwerben , welche der Rönigliche Kriegsberr beſonderer Auszeichnung würdig er achtete.
Am 15ten September bereits war Lieutenant von Kleift
mit der Eſtandarte- des Regiments und einem Kommando von 4 Unteroffizieren, 1 Trompeter , 33 Dragonern , 38 Pferden per Eiſenbahn von Tilſit abgegangen. Es waren dies : Von der 1ften Eskadron :
1) Wachtmeiſter Hecht, 2) Gefreiter Neumann , 3) 4)
Janson , Nitro , 5) Dragoner lupp , Pange , 6) 7) loerser , 3
8) 9)
Laatſch , Werner.
Von der 2ten Eskadron :
1 ) Sergeant lettau , 2) Befreiter Riemann , 3) Albin , 4 ) Dragoner Ehlert, 5) Senett , Melzner,1 6) 7) Hotopp. Von der 3ten Eskadron :
1) Sergeant Willumat ,
2) Gefreiter Terner , 3) Dragoner Rogowski , 4) 5) 6) 7)
Raralus ,
Mueller , Weiß ,
Noesel Von der 4ten Estadron :
1 ) Wachtmeiſter Soldat , 2) Dragoner Richter, 3) Ruens el I.,
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4) Dragoner Szobries , Thierfeldt ,
5)
Bart.
6)
Von der 5ten Eskadron :
1 ) Trompeter Roggenbrodt , 2 ) Gefreiter Deglau , Medenus , 3) Lenkeit , 4) 5) Beffer ,
6) Dragoner Glanert , 7) Podszuweit. Am 17ten , Vormittags 11 Uhr, traf dies Rommando in Berlin ein und marſcirte direkt nach Charlottenburg , wo ſelbſt die Pferde in der Naſerne der Gardes du Corps, die Manns ſchaften bei den Bürgern untergebracht wurden. Die Eſtandarte tam in das Königliche Schloß , lieutenant von Kleiſt mußte
auf ausdrücklichen Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht in deffen Palais in Berlin Quartier nehmen. Am 20 ſten wohnte Lekterer, ſowie Wachtmeiſter Hecht und Gefreiter Neumann dem Diner im Herrenhauſe bei , an welchem auch Se. Majeſtät der König und fämmtliche Prinzen Theil nahmen .
Am 21. September ſtieß das Rommando mit gleichen Rom mando's des iften und 5ten Küraffier , des Sten Dragoner- und 1 ften Ulanen - Regimento zu einer combinirten Eskadron unter Führung des Majors von Cofel vom 9. Huſaren - Regiment zu
ſammen und erhielt ſeinen Plaß auf dem rechten Flügel. Die Eskadron ſtand um 10 Uhr Vormittags in Parade auf dem Königs- Plaße, links neben dem 2ten Garde-Ulanen -Regiment. 3
Um 11 Uhr erſchien Se. Majeſtät, die Fronten der Truppen herunterreitend.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht ritt voraus, be
grüßte die Deputation des Regiments und nahm auf dem rechten Flügel derſelben Stellung. Der König blieb , als er beranfam , halten und beglückwünſchte den Lieutenant von kleift in gnä. bigfter Weiſe für die erhaltene Dekoration.
Hierauf folgte der Einzug, der Vorbeimarſch bei dem Könige, das Tedeum, bei welchem die Deputation hinter dem 2 ten Gardes
Dragoner - Regiment, Rüden nach der Schloßbrücke , Aufſtellung nahm. —
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Um 5 Uhr fand Diner im Königlichen Schloſſe ſtatt, zu wel chem Lieutenant von Kleiſt ebenfalls befohlen war und dabei die Ehre hatte, von der Königin angeredet zu werden. Auf Befehl des Prinzen ftand die Deputation des Regiments am 21. September Mittag $ 12 Uhr zu Pferde im Park des prinz lichen Palais , dicht bei den Ställen . Se. Rönigliche Hoheit er: idien zu Fuß, beſichtigte das Rommando, ließ die Bleffirten vor :
reiten und unterhielt ſich gnädigſt mit denfelben . Nachdem das Kommando zu einem bei dem Prinzen vorbeigeritten , die Pferbe in der Reitbahn gekoppelt und an hierzu bereit gehaltene Stall
knechte abgegeben waren , wurden die Mannſchaften nach dem Palais geführt, wo ihrer ein in dem Wintergarten ſervirtes Diner wartete. Der Prinz nahm zwiſchen Lieutenant von Kleift und Wachtmeiſter Hedt an der Tafel mit Plaß und unterhielt fich mit beinahe ſämmtlichen Mannſchaften in ſo kameradſchaftlich hers ablafſender Weiſe, daß dieſe bald die Scheu der ungewohnten Situation überwanden.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht Sohn erſchien ſpäter und blieb bis zum Ende der Tafel. Der prinzliche Chef des Regiments brachte ein Hoch auf Se. Majeſtät und dann auf das Regiment aus, worauf Lieutenant von kleift die Ehre hatte , dem Dank des ganzen Regiments für des hohen Chefs Onade und Güte in einem Toaſt auf denſelben wärmſten Auss
bruck geben zu dürfen. Nach beendetem Mable wurden die Dra goner noch durch das ganze Palais und den Part geführt und rüdten dann, von dem Prinzen noch reich mit Cigarren beſchenkt, burd feine Gnade wahrhaft außer ſich vor Freude , nach Chars lottenburg zurück. Um 4 Uhr Nachmittag8 nahmen Lieutenant von Kleiſt, die
Sergeanten Willumat und lettau an dem von der Stadt in ber Turnhalle arrangirten Feſte Theil. Am 23ſten früh 71/2 Uhr begab ſich das Kommando per Eiſenbahn nach der Garniſon zurüc. Am 17. September wurde durch Rabinets -Ordre die Auf löſung des Oberkommando's der IJ . Armee befohlen. Se. Kös nigliche Hoheit der Kronprinz verabſchiedete ſich von den Truppen, denen die Ehre zu Cheil geworden , unter der Führung ihres fünftigen Königs für Chron und Vaterland zu fechten , durch folgenden Armee - Befehl: „ Der Friede mit Defterreid iſt geſchloſſen. Ein Feld
zug , wie ihn die Geſchichte nicht glänzender aufzuweiſen vers
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mag, iſt in weniger als 3 Monaten ruhmvoll zu Ende geführt. Preußens Anſehen und Stellung find mächtig gehoben , für Deutſchlands Geſchide die Grundlage einer, Yo Gott will, ges deiblichen und glüdlichen Entwidlung genommen. Die Jl. Armee hat einen entſcheidenden Antheil an den Erfolgen dieſes Feldzuges gehabt. Durch die Kämpfe von Nadod und Sfalis , von Schweinſdaedel, Sorr und Königinhof hatten wir zugleich die ſchöne Provinz Schleſien vor einem feindlichen Einfalle bewahrt , vier öſterreichiſche Ar
mee - Corps hinter einander geſchlagen nnd die Vereinigung mit der I. Armee herbeigeführt, als in der unter unſeres Rönigs
Oberbefehl gewonnenen ruhmreichen Schlacht von Königgräß der 11. Armee die Ehre zu Theil ward , den Sieg zu entſcheis den. Als wir dann, den geſchlagenen Feind raſtlos und unauf haltſam verfolgend, bei Tobitſchau und in der Umgegend von Dllmüß mehrere fiegreiche Gefechte beſtanden hatten, waren wir endlich vor den Thoren der feindlichen Hauptſtadt
angelangt, als Deſterreich Unterhandlungen zum Abſchluß des Friedens begann.
Mit gerechtem Stolze dürft ihr auf Eure Leiſtungen zurück blicken ; ein Jeder von Euch hat im vollen Sinne des Wortes
Feine Schuldigkeit gethan und die Thaten der II. Armee reiben fich würdig der größten unſerer an Ruhm und Ehre reichen Geſchichte an. Ich danke Gott mit Euch , der uns von Sieg
zu Sieg nach kurzem glänzendem Kriege zu einem ebrenvollen Frieden geführt! So lange 3ch lebe , wird es Mir ein erbes
bendes Gefühl und eine theure unvergeßliche Erinnerung bleis ben , während dieſes denkwürdigen Kampfes an der Spiße der braven Garde , 1ſten, 5ten und 6ten Armee - Corps geſtanden zu haben.
Indem Ich Meiner braven und Mir fo theuren II . Armee ein herzliches Lebewohl zurufe, banke 3ch den Herren Generalen und Offizieren , den Unteroffizieren und5 ?Soldaten für ihre Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue und ſpreche die Erwars
tung aus , daß auch während des Friedens ein Jeder beſtrebt ſein wird , den alten auf's Neue glänzend bewährten Ruf des
preußiſchen Heeres ungetrübt und ungeſchmälert zu behaupten. Berlin , ben 8. September 1866.
gez. Friedrich Wilhelm, Kronprinz. General der Infanterie, Oberbefehlshaber der II. Armee und Militair -Gouverneur von Schleſien.
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Zum 4. Oktober, dem Geburtstage Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht, unterließ der Regiments - Commandeur
nicht, dem hohen Chef in althergebrachter Weiſe die Glückwünſche Des Offizier - Corps- Idhriftlich darzubringen, welche nach der großen jüngſt burchlebten Zeit, in welcher der Prinz dem Regimente fo wiederholte Beweiſe feiner gnädigen Geſinnung hatte zu Theil werben laſſen , einen ganz beſonderen Ausdruck der Dankbarkeit und treuefter Ergebenheit, erhalten mußten. Se. Königliche Hobeit beantwortete dieſe Glückwünſche bereits
unter dem 7ten in nachſtehender, für das Regiment höchſt ebren bollen Weiſe :
Lieber Dberſt von Bernhardi ! 3d danke Ihnen für die Wünſche, die Sie im Namen des Offizier - Corps Mir ausgeſprochen haben. - Die Thaten Meis
nes Regiments , die glänzende Bewährung ſeines alten guten
Reiterrufes beglücken Mich in hohem Grade und hat es Mir daber wahre Befriedigung gewährt , nach ſo glorreicher Zeit, nach fo rubmvollen Gefechten das brave Regiment auf Heimath lichem Boden wiederzuſehen , und Sr. Majeſtät des Königs Gruß und Anerkennung ihm ausdrücken zu dürfen.
Dem Offizier- Corps Meinen kameradſchaftlichen Gruß. Berlin , den 7. Oktober 1866.
Ihr wohlgeneigter (gez. ) Albrecht, Prinz von Preußen.
An den Königlichen Oberſt und Kommandeur Meines litthauiſchen Dragoner - Regiments Herrn von Bernhardi ! Bereits am 12. December batte Seine Majeſtät der
König fämmtlichen Truppentheilen , welche an dem Feldzug von 1866 Theil genommen , an ihren Fahnen und Eſtandarten das Band des Erinnerungs - Kreuzes mit den vorſchriftsmäßigen Quaften in Silber und Schwarz
ſofern ſie an Gefechten
Theil genommen hatten , mit zwei aufrecht übereinander ſtehen per den Schwertern von Metal oberhalb der beiden Quaften lieben. Die Truppentheile, an deren Eſtandarten und Fahnen bes reits das Band der Denkmünze für die Feldzüge von 1813-1815 befindlich, zu denen , wie bekannt, auch die Eſtandarte des Regi. ments gehört , führen das neue Band unter jenem. Dieſe Bän der ſollten laut Rabinets - Drdre vom 20. December überall durch einen feierlichen Gottesdienſt, bei welchem die mit den Bändern
neu bekleideten Ehrenzeichen neben dem Altar aufzuſtellen ſind, geweiht werden.
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Zu jener Feier in Potsdam , bei welder gleichzeitig die in dem Feldzuge erbeuteten Fahnen und Eftandarten in der dors
tigen Garniſon - Kirche aufgehängt wurden , waren , außer der höheren Generalität , auch fämmtliche Ritter des Drdens pour le mérite befohlen , unter ihnen war das litthauiſche Dragoner Regiment durch den Rittmeiſter Hagen vertreten. Und ſo möge es immer fein und bleiben, ſo lange die Adler
Banner des preußiſchen Heeres weben, daß das litthauiſche Dra
goner- Regiment Nr. 1 (Prinz Albrecht von Preußen ) mit dabei iſt, wo es die Ehre und den Ruhm des Königs und des Vater landes gilt, wo die Helden gefeiert werden, welche ſieg . und glor reid für Preußen Größe und Gebeiben fochten !
An Gefangenen hatte das Regiment abgeliefert: Aus dem Gefecht bei Trau . tenau ..
3 Offiziere, 60 Mann, 16 Pferde.
Aus der Schlacht bei König . gräs ..
106
11
18
3
Aus verſchiedenen Vorpoſten
Gefechten
Summa : 3 Offiziere,184 Mann, 30 Pferde. Seine Verluſte betrugen : An Todten , resp. ihren Wunden Er. Offiziere, 12 Mann. legenen An Krankheiten (Cholera, Cyphus) ge 15 ſtorben . An Verwundeten
.
87 4 8
5
An Gefangenen An Vermiften (wabrſcheinlid todt) ..
Summa: 5 Offiziere, 126 Mann .
An Pferden todt oder wegen Wunden getödtet .. 87 Pferde. An Krankheiten abgeſtorben, resp. wegen Entkräf tung getödtet .. Verwundet und ſpäter gebeilt .
69 63
Summa : 219 Pferde.
An Auszeichnungen wurden dem Regiment zu Theil : der Orden pour le mérite : dem Rittmeiſter Hagen ; der Kronen - Drden 3ter Klaſſe mit Schwertern : dem Oberft von Bernhardi ; der Kronen - Orben 3ter Klaſſe am weißen Bande : dem Ober
Stabø- Arzt Dr. von Stüdradt ;
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der Rothe Adler - Orben 4 ter Klaſſe mit Schwertern : dem Ma. E
jor von Jaſtrzembski,1 den Rittmeiſtern von Detinger
und Raebler , den Secondes lieutenants von Kleift und Dehlmann.
den Kronen - Drden 4ter Rlaffe mit Schwertern : den Secondes lieutenants Sadersdorf, von Scheffer und Shien ther, dem Stabsarzt Dr. Hochgeladent; 3
eine Belobigung: dem Seconde- Lieutenant von Dreßler ; bas Militair - Ehrenzeichen 1ſter Klaſſe: dem Wachtmeiſter Schönwald der 3ten Eskadron , dem Sergeanten Hecht, dem Unteroffizier Gerlach der 1ſten Eskadron, dem Troms peter Roggenbrod der 5ten Eskadron ; 20 Militair - Ehrenzeichen 2 ter Klaſſe: für die Mannſchaften, welche in nachſtehender Weiſe vertheilt wurden : 2
1ſte Eskadron :
1 ) Trompeter Thimm wegen Auszeichnung in dem Gefecht bei Trauten au und der Schlacht bei Königgräß ;
2) Unteroffizier Maerkert wegen Auszeichnung in dem Ge fecht bei Trautenau ;
3) Unteroffizier Tinney wegen Auszeichnung in der Schlacht bei Königgräß ;
4) Unteroffizier Goßing wegen Auszeichnung in dem Gefecht bei Prautenau ;
5) Gefreiter Neumann besgl.; 6) Nitfd besgl.;
7) Dragoner lange desgl.;
8) Unteroffizier Rueßner für Auszeichnung in einem Vor poftengefecht bei Conis. 2te Eskadron :
9) Sergeant lettau nahm unter Beiſtand des Wachtmeiſters oldat mit 36 Dragonern der 2ten und 4ten Eskadron
während des Gefechts bei Trautenau 3 Offiziere und 57 Infanteriſten des Feindes , welche einen Buſch befest hielten , gefangen . 3te Estabron :
10) Sergeant Klein und 11 )
Willumat für Auszeichnung in der Attade auf feindliche Ravallerie bei Trautenau ;
12) Dragoner Klafffe ; 13 )
Rogofski für Auszeichnung in dem Avantgardens
Gefecht bei Goldenöls und in der Trautenauer Attade.
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4te Estadron :
14) Wachtmeiſter Soldat nahm unter Beiftand des Sergeanten Pettau mit 36 Dragonern der 2ten und 4ten Eskadron während des Gefechts bei Trautenau 3 Offiziere und 57 Infanteriſten des Feindes , welche einen Burd belegt hielten, gefangen ; 15) Sergeant Süder für Auszeichnung in einem Vorpoſten . Gefecht bei Reichenberg. 16) Unteroffizier Dreßler für Auszeichnung in der Schlacht bei Nöniggräß , namentlich in dem Rampf um Chlum und Rosberis. 5te Eskadron :
17) Unteroffizier Mad und 18) (
Dorguth für Auszeichnung in der Attade auf feindliche Ravallerie bei Trautenau und Röniggrät ;
19) Gefreiter Penfeit ; 20)
Medenus für hervorragende Bravour in der Attade auf feindliche Kavallerie bei Trautenau.
Das Erinnerungs- Kreuz erhielten ; 1 ) Mit der Inſchrift: Königgräß den 3. Juli 1866" 23 Offis
ziere, 72 Unteroffiziere und im gleichen Range ſtehende Bes amte, 21 Trompeter, 676 Dragoner ; 2) Mit der Inſchrift: ,,Treuen Kriegern 1866" 44 Offiziere,
15 Unteroffiziere, 1 Trompeter, 119 Dragoner ; 3) Mit der Inſchrift Pflichttreue im Krieger 2 Aerzte, 1 Zahl. meiſter, 1 Regiments - Sattler, 1 Regiments -Büchſenmacher. Für 30 abgelieferte Beute - Pferde wurde die Prämie von je 18 Thalern ausgezahlt. FODE71