Geschichte des Füsilier-Regiments General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73. 1866 - 1891


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Table of contents :
Front Cover
Abschnitt
Das erste Lebensjahr des Regiments
Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn
Der Krieg gegen Frankreich 1870-1871
Die Schlacht bei Colombey •
Die Schlacht bei Gravelotte
Die Einschließung von Meß
In Meh und auf den Forts
Nach Süden
Bei der Südarmee
Von der Schweizer zur Belgischen Grenze
Abschnitt
Verdun
Luneville, Raon l'Etape, Blamont
Anhang zum II und III Abschnitt
Das Regiment in der Provinz Hannover 1873-1891
Ein Jahrzehnt in Hannover
Unter Kaiser Friedrich III und Wilhelm II
von Preußen, Regent von Braunschweig ·
Uebersicht der höheren Vorgeseßten, der Regiments- und Bataillons-
Nachweisung der 1870–71 verliehenen Orden
Vorgeschichte der in das Regiment übernommenen vier alten
Angaben über die nichtdeutſchen Infanterie-Regimenter Nr 73 •
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Geschichte des Füsilier-Regiments General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73. 1866 - 1891

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500

Weschichte des

Füfilier -Regiments General - Feldmarschall Prinz Albrecht pon Preußen

(Hannoversches) Nr. 73. 1866-1891 .

о

Geschich

te

des

Füsilier -Regiments

General

Feldmarschall

Prinz Albrecht von Preußen

(Hannoversches) Nr. 73. 1866-1891.

Im Auftrage des Regiments bearbeitet

Don

Emel Breyding, Oberft-Lieutenant 3. D. und Vorſtand des Bekleidungsamtes des X. Armeekorps , früher Bataillons. Kommandeur im Hannoverschen Füsilier- Regiment Nr. 73.

von Korkfleisch, Hauptmann und Kompagnie - Chef im Braunschweigischen Infanterie - Regiment Nr. 92, früher Adjutant des Hannoverſchen Füßilier, Regiments Nr. 73.

Berlin 1891. Verlag von

R.

Eisenschmidt.

Im Geschäftshause des Offizier - Vereins.

*

einer Königlichen Hoheit

dem

General Feldmarschall

Prinzen

Friedrich

lbrecht

Wilhelm

von

Nikolaus

Sreußen,

Regenten des Herzogthums Braunschweig,

dem hohen Chef des Regiments,

ehrfurchtsvoll und

unterthänigst zugeeignet.

Inhaltsverzeichnißz.

I. Abschnitt . Erste Friedensjahre 1866-1870 .

1. Errichtung des Regiments 2. Das erste Lebensjahr des Regiments 3. Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn

Seite 1 15 29

II. Abschnitt. Der Krieg gegen Frankreich 1870-1871.

Von der Mobilmachung bis vor Meż Die Schlacht bei Colombey • Die Schlacht bei Gravelotte . Die Einschließung von Meß . In Meh und auf den Forts Nach Süden Bei der Südarmee

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Von der Schweizer zur Belgischen Grenze

46 68 99 112 151 173 189 216

III. Abschnitt. Die Okkupation in Frankreich 1871-1873 . 12. Longwy, Montmédy. Briey . 13. Verdun 14. Luneville, Raon l'Etape, Blamont

240 251 271

Anhang zum II . und III . Abschnitt. 15. Das Ersatz - Bataillon 1870 - 1873

291

IV. Abschnitt. Das Regiment in der Provinz Hannover 1873-1891. 16. Hannover und Osnabrück 17. Ein Jahrzehnt in Hannover . 18. Unter Kaiser Friedrich III. und Wilhelm II.

301 319 348

Anlagen. J. Lebenslauf Sr. Königl. Hoheit des Regiments- Chefs Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig · II. Uebersicht der höheren Vorgeseßten, der Regiments- und BataillonsKommandeure nebst Adjutanten, sowie der Kompagnie Chefs • und Feldwebel • III. Ranglisten für 1866, 71 , 76 , 81 , 86 und 91 IV. Offizier Stammliſte 1866–91 . • · V. Nachweisung der Aerzte und Zahlmeister VI. Nachweisung der Reserve - Offiziere . VII. Marschtafel für den Feldzug 1870–71 VIII. Nachweisung der 1870–71 verliehenen Orden • IX. Verlustliſte für den Feldzug 1870-71

373

385 390 397 432 434 437 441 446 471

X. Uebersicht der Krankenbewegung im Feldzuge 1870-71 XI. Nachweisung der beim Eisenbahnunglück zu Forbach am 18. Juli 472 1871 Verunglückten XII. Vorgeschichte der in das Regiment übernommenen vier alten • 474 Kompagnien .. XIII. Angaben über die nichtdeutſchen Infanterie - Regimenter Nr. 73 • 480

Bilder, Karten und Pläne. Bildniß Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen. Abbildung des Denkmals bei Colombey, nebst den Bildern der 1870-71 ge= fallenen Offiziere. (Seite 81). Karte Nr. I : Uebersicht der Märsche des Regiments in Frankreich 1870–73. Plan Nr. II : Gefechtsfeld vom 14. Auguſt 1870 bei Colombey. " Nr. III : Gefechtsfeld vom 18. August 1870 bei Gravelotte. Skizze " IV: Umgegend von Meg " " V: Umgegend von Quingey } auf Karte Nr. I.

Erster Abschnitt.

Erſte Friedensjahre 1866–1870 .

1.

Errichtung des Regiments.

D as Füsilier- Regiment General - Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen ( Hannoversches ) Nr. 73 verdankt seine Entstehung der Gebietsvergrößerung, welche der fiegreiche Krieg des Jahres 1866 dem preußischen Staate gebracht hatte.

Am 16. August hatte König Wilhelm I. in einer Bot-

schaft an den Landtag Seinen Entschluß zur Einverleibung von Hannover, Kurhessen, Naſſau und Frankfurt öffentlich verkündet. Am 27. September 1866 erließ Allerhöchstderselbe zu Schloß Babelsberg die Kabinets - Ordre ,

welche

zuwachs von 4 Millionen Seelen Heeres anordnete.

eine dem Bevölkerungs-

entsprechende Verstärkung des

Es hieß in diesem Allerhöchsten Erlaß wörtlich :

„Die laut Meiner Ordre vom 6. September cr. auf 5 Kompagnien per Bataillon augmentirten Infanterie - Regi= menter geben pro Bataillon je eine noch näher zu bezeichnende Kompagnie zur Formation neuer Regimenter ab ,

und zwar

werden gebildet aus den abgegebenen Kompagnien : 1.

2.

des 1. Oftpr. Gren . Rgts . Nr. 1 Kronprinz = = = 3 = 2. = = = = 41 = 5. Inf. 6. = 43 = ፡ ፡

ein Regiment.

pp." (betrifft die Errichtung des Infanterie- Regiments Nr. 74.)

Diesem aus den vier Regimentern der 1. Division zu bildenden Regimente gab eine zweite Kabinets - Ordre vom 2. Oktober 1866 den Namen „ Infanterie - Regiment Nr . 73 “ und

eine dritte 1

2

1.

Errichtung des Regiments .

Rabinets - Ordre vom 10. Dktober 1866 die Garnisonen : 1. und Füfilier-Bataillon Münster, 2. Bataillon Coesfeld.

Stab, Gleich-

zeitig wurde es dem VII. Armee-Korps und zwar der 13. Divifion zugetheilt, in welcher es

mit dem 1. Westfälischen Infanterie-

Regiment Nr. 13 die 25. Infanterie-Brigade bilden sollte. Die Ausführungs-Bestimmungen des Kriegsministeriums vom 18. Oktober 1866 seßten fest, daß grundsäßlich die neu errichteten 5ten Kompagnien zur Abgabe gelangen sollten.

Nur wo Kompagnie-

Chefs eines der Stammregimenter zu dem neuen Regiment verseßt würden, sollten ihnen ihre Kompagnien mitgegeben werden und in deren Stelle die betreffenden 5ten Kompagnien einrücken . Da die Leitung der Neuformation in die Hand der DivisionsKommandeure gelegt war ,

erließ am 25. Oktober der General-

Major v. Barnekow in Vertretung des dienstlich abwesenden Kommandeurs der 1. Divifion das folgende

Abgebender Truppentheil

Untoffz Schreib .als HEtatsm . oboisten && Unteroffiziere Schreiber Untoffz .als Bataillons -Tambour Spielleute Gemeine Handwerker Unteroffiziere .als Untoffz Schreiber -Lambour Bataillons Spielleute Gemeine Handwerker Unteroffiziere Schreiber .als Untoffz -Lambour Bataillons Spielleute Gemeine Handwerker Bemerkun gen .

Formations -Tableau für das Infanterie - Regiment Nr. 73 .

für den für das 1. Bat. für das 2. Bat. Regi MannMannments schaften Stab schaften d. Jahrg. b. Jahrg 1864 11. 1864 11. 1865 1865

33

.

1. Cftpr. Gren.Regt. im 3 1 1 Nr. 1 Kronpring Ganzen bto. 1. Bat. 13 4 73 2 bto. 2. Bat. 13 478 2 bto. Fus. Bat. im 5. Oftpr.Inf.Reg. Nr. 41 Ganzen 1 2 bto. 1. Bat. • 18 4 73 2 bto. 2. Bat. 13 73 2 bto. Füs. Bat. 2. Oftpr.Gren.Regt. im Nr. 3 Ganzen bto. 1. Bat. 13 bto. 2. Bat. 13 bto. Füs. Bat. 6. Oftpr.Inf. Regt. im Nr. 43 Ganzen bte. 1. Bat. 13 bio. 2. Bat. 13 bto. Füs. Bat.

für das 8. Bat. Mann schaften d. Jahrg 1864, 11. 1865

1 Rp. . 2 4 73 29

83

.

3 4 73 210

4 73 2 4 73 2 8

6 73 211 ,

20

T 73 2 4 73 2

Grundlegende Kabinets - Ordres .

Weiteres konnte noch nicht befohlen werden ,

3

da die Aller-

höchste Bestimmung über die Zuſammenſeßung des Offizier - Korps noch ausstand, und hiernach erst die abzugebenden Kompagnien der alten Regimenter bezeichnet werden konnten. Die in der ganzen Armee mit Spannung erwartete KabinetsOrdre wurde am 30. Oktober 1866 vollzogen und als Beilage zum Militär -Wochenblatt vom 3. November

veröffentlicht.

Die Zu-

ſammenſeßung des Offizier - Korps des Infanterie-Regiments Nr. 73 war hiernach die folgende : Kom . Oberst Ranisch , bisher Ob. Lt. im 1. Ostpr. Gren. R. Nr. 1 Kronprinz, 1. Maj . v . Blumenthal , bisher im 1. Ostpr. Gren . R. Nr. 1 Kronprinz. = 2. v. Langen, bisher im 5. Ostpr. Jnf. R. Nr. 41, : 3. v. Deutsch, bisher im 6. Ostpr. Jnf. R. Nr. 43,

4.



Schulz , bisher Hptm. im 4. Oſtpr . Gren. R. Nr. 5,

1. Komp. Chef Hptm. v. Edartsberg , bisher im 5. Ostpr. Inf. R. Nr. 41, 1:3 = 2. d'Arrest, bisher aggr. dem Kaiſer Franz Garde Gren. R. Nr. 2, =

=

v. Bardeleben, bisher Leib -Garde- R.,

4.

=

=

Senff, bisher im 7. Pomm. Inf. R. Nr. 54,

5.

=

=

v. Dstau , bisher im 2. Ostpr. Gren. R. Nr. 3,

=

Krause, bisher im 1. Ostpr. Gren. R. Nr. 1 Kronprinz,

=

Hilchenbach, bisher im Kurheff. LeibGarde -R.,

"1

3.

6.

=

7.



8.

=

=

3

v. Klüfer, bisher im 6. Ostpr. Jnf. R. Nr. 43,

9.

Moldenhawer,

bisher im 4. Westf.

Inf. R. Nr. 17, v. Petersdorff, bisherP. L. im 1. Ostpr. Gren. R. Nr. 1 Kronprinz,

10.

11.

im Kurhess.



=

v. Schmid, bisher P. 2. im 4. Garde Gren. R. Königin, 1*

1.

4 12. Komp.

Errichtung des Regiments .

Chef Hptm. v . Struensee, bisher P. L. i. 1. Cber-

schles. Inf. R. Nr. 22 . 1. P. L. Taured, bisher im 1. Oftpr. Gren. R. Nr. 1 Kronprinz. 2. = = Schlüter, bisher in dems. R. , unter Belassung als

5.

:

Adjutant bei der 6. Inf. Brigade, = Schröder, bisher aggr. dem Kurhess. Jäg . Bat., = v. Massenbach, bisher im 2. Ostpr. Gren. R. Nr. 3, = Bar. v. Koschkull , bisher in dems. R.,

6.

=



Nitschmann , bisher S. L. im 5. Oſtpr. Jnf. R. Nr. 41,

1. =

:

Schmidt, bisher S. L. im Kurhess. 2. Jnf. R. Landgr.

8.

=

3.

=

+6

"

4.

unterBelaſſung als Adjutant bei der 20. Jnf. Brig.,

Wilhelm v. Heſſen, "

Linde, bisher S. L. im 4. Pos. Inf. R. Nr . 59,

=



Strecker, bisher S. L. im 7. Ostpr. Jnf. R. Nr. 44,

10.

=

=

Melzer, bisher S. L. i . 2. Schles . Gren. R. Nr . 11 ,

11.

=



v. Kaldstein , bisher S. L. im 1. Ostpr. Gren R. Nr. 1. Kronprinz.

=

:

v. Korzfleisch, bisher S. L. im 2. Ostpr. Gren . R. Nr . 3 .

12 .

"

9.

1. S. L. Schöning ,

im

2. Westf. Inf. R. Nr. 15

11

= v. Schmid , bisher im Kurhess. 1. Inf. R. Kurfürst, = Stroedel, bisher im 5. Dstpr . Jnf. R. Nr. 41,

"

3.

1"

2.

bisher

(Prinz Friedrich der Niederlande), Braun , bisher im 2. Ostpr. Gren. R. Nr. 3,

=

- Athenstädt , bisher in dems. Regiment, = Kleinhans , bisher im Kurhess. 1. Inf. R. Kurfürst, = v. Stolzenberg , bisher im 2. Westf. Jnf. R. Nr. 15

4. 5. = 6. =3 7

(Prinz Friedrich der Niederlande), 8.

=

9. ፡ 10. = 11. ፡ 12.

=

13.

= =

14. 15.

3

=

v. Rehbinder , bisher im 1. Ostpr . Gren. R. Nr. 1

Kronprinz, = Kern, bisher im 5. Ostpr . Inf. R. Nr. 41, ፡ v. Keber, bisher im 6. Ostpr. Inf. R. Nr. 43, = Pastenaci, bisher in dems. Regiment,

፡ Dittrich, bisher im 1. Ostpr. Gren . R. Nr. 1 Kronpr. = Müller, bisher im Nass. 1. R. =- Nehring , bisher im 7. Pomm. Inf. R. Nr . 54, = v. Usedom , bisher Kronprinz,

im

1. Ostpr. Gren. R. Nr. 1

Offizier Korps.

5

Ueberwiesene Kompagnien.

16. S. L. Marenski , bisher im 6. Ostpr. Inf. R. Nr. 43, 17. = = Pulch, bisher im Naſſ. 1. R., = Ritter, bisher im 7. Pomm. Jnf. R. Nr. 54, 18 . = -

19. = = ፡

- v. Spies , bisher im 1. Oſtpr. Gren. R. Nr. 1 Kronpr., ፡ Fischer, bisher im 6. Ostpr. Inf. R. Nr. 43, = - v . Rekowski , bisher im 2. Westf. Jnf. R. Nr. 15

22. =

(Frinz Friedrich der Niederlande), = Frh. v. Spiegel zum Deſenberg , bish. in demſ. R.

20. 21.

Nunmehr konnten die abzugebenden Kompagnien in Gemäßheit der Kriegsministeriellen Verfügung vom 18. Oktober bestimmt werden . Unter den Hauptleuten des neuen Regiments befanden sich vier, die bereits in den Stammregimentern Kompagnie - Chefs waren, nämlich die Hauptleute v . Edartsberg , v . Ostau , Krause und v. Klüfer.

Demzufolge wurden an

alten Kompagnien an das

Regiment 73 abgegeben : die 3. Kompagnie Grenadier-Regiments Nr. 1, = = 5. = = 41, Infanterie= 6. = ፡ Grenadier3, = = = 9. 43, InfanterieIn der

3. Kompagnie des Kronprinz - Grenadier - Regiments

Nr. 1 hatte das Regiment Nr. 73 die Ehre ,

eine

der

ältesten

Kompagnien der Armee zu übernehmen , das genannte Regiment rüstete sich bereits zur Feier seines 250 jährigen ruhmvollen Bestehens.

Auch das Grenadier-Regiment Nr. 3 sah bereits auf eine

bald 200 jährige ruhmreiche Laufbahn zurück, während die Regimenter Nr. 41 und 43 erst vor sechs Jahren errichtet waren, aber inzwischen ihre Tüchtigkeit bereits vor dem Feinde erprobt hatten. Diese vier alten Kompagnien, über deren Vorgeschichte die Anlage Nr. XII

Näheres

mittheilt ,

wurden

als

1. , 4. ,

Kompagnie in das neue Regiment übernommen .

6. und

12.

Die übrigen zur

Abgabe gelangenden Kompagnien, nämlich die 14. und 15. Kompagnie des Grenadier-Regiments Nr. 1 , = 13. = = 1:3 15. ፡ 41, - Infanterie= 15. : Grenadier= = 13 . = 3, = = = = Infanterie= 13. 14. 43, = konnten erst auf ein zweimonatliches Bestehen zurückblicken.

Der

Demobilmachungs-Befehl vom 3. September 1866 hatte über ihre

6

1.

Errichtung des Regiments .

Errichtung festgesezt : Sämmtliche Infanterie-Regimenter formiren zunächst unter Zuhülfenahme der jüngsten Rekruten und soweit es nöthig

der

Dienstaltersklassen

aus

der

Einstellung

von

1862

5te Kompagnien auf dem Friedensfuß, dergestalt daß die Bataillone, sobald eine ihrer Kompagnien zu

anderweitiger Formation_ver-

wendet wird, die etatsmäßige Stärke behalten. Regimenter behalten zunächst

Alle Infanterie-

noch den jüngsten Jahrgang ihrer

Reserven (Einstellung 1862), um behufs erhöhter Kriegsbereitschaft je drei 5te Kompagnien in der normalen Friedensstärke an Unteroffizieren, jedoch nur zu zwei Dritteln des Mannschaftsstandes, und zwar ein Drittel der Einstellung 1865 und

ein Drittel der

von

1864, zu errichten. “ Auf Grund dieser Festseßungen

waren die

13.,

14.

und

15. Kompagnien der Ostpreußischen Regimenter bei der Demobilmachung am 11. September 1866 errichtet worden , und hatten seitdem in emfiger Friedensarbeit an ihrer inneren Einrichtung und Festigung gearbeitet.

Nur zwei Monate bestanden sie unter dieſer

Bezeichnung. Am 5. November traten sie , soweit sie nicht in die Stellen und Nummern der zur Abgabe gelangenden Kompagnien der alten Regimenter einrückten, zum Infanterie-Regiment Nr. 73 über und zwar die 14. Kompagnie des Grenadier-Regiments 1 als 2. Kompagnie 15. = = ፡ ፡ 1 = 9. = 13 . = = Infanterie= 41 = 3. = 15 . : ፡ = 41 = 10. 13 . C : Grenadier: 1:3 3 = 5. ፡ = = 15. ፡ 3 = 11.

=

13 .

=

14.

=

=

Infanterie=

43

=

7.

=

43

=

8.

=

Unter dem 3. November 1866 erließ der Diviſions-Kommandeur, General-Lieutenant v. Bentheim , welcher zuvor die in Königsberg anwesenden Offiziere des Regiments in seiner Wohnung versammelt und um ihre Wünsche befragt hatte , den Befehl über die Vertheilung der Offiziere auf die Kompagnien des Regiments, sowie folgende Anordnungen über den Zuſammentritt : "Die in Königsberg

garnisonirenden Kompagnien treten vom 4. d . Mts .

aus dem Verbande ihrer respektiven Regimenter und Bataillone 2c.,

Ueberwiesene Kompagnien.

die

übrigen Kompagnien

Montag den 5. und seitens der Division gemustert.

bei

Offiziervertheilung.

ihrem

Dienstag

Eintreffen

den 6.

7

in Königsberg .

werden

die Kompagnien

in Betreff der Bekleidung

und Ausrüstung

Mittwoch den 7. wird das neu formirte Regiment von

mir inſpizirt. “ regelt worden :

Die Vertheilung der Offiziere war wie folgt ge=

Bestimmungen über die Formation des Infanterie - Regiments Nr. 73. Rgts . kom.: Oberst Ranisch.

Adj.: P. L. Taured.

1. Bataillon . kom.: Maj. v. Deutsch. Etatsm . Stabs-Offz.: Maj . Schulz. 1. Kompagnie : gebildet aus der früheren 3. Kompagnie 1. Ostpreußischen Grenadier - Regiments Nr. 1 Kronprinz. Chef: Hptm . P. L. S. L. = =

Krause. Taured, Rgts . Adj. v. Schmid.

v. Usedom. 2. Kompagnie :

gebildet aus der 14. Kompagnie 1. Ostpreußischen GrenadierRegiments Nr. 1 Kronprinz. Chef: Hptm. v. Petersdorff. P. L. v. Kaldstein. S. L. Müller. =

=

v. Spies .

3. Kompagnie : gebildet aus der 13. Kompagnie 5. Ostpreußischen InfanterieRegiments Nr. 41 .

Chef: Hptm. v. Bardeleben . P. 2. Melzer. S. L. Stroebel. =

=

Nehring.

1.

8

Errichtung des Regiments.

4. Rompagnie : gebildet aus der 5. Kompagnie 5. Ostpreußischen InfanterieRegiments Nr. 41 . Chef: Hptm. v . Edartsberg . P. L. Nitschmann , Adj. d. 20. Inf. Brig. S. L. Schöning. = = Athenstädt.

2. Bataillon.

kom.: Maj . v . Langen .

5. Kompagnie : gebildet aus der 13. Kompagnie 2. Ostpreußischen GrenadierRegiments Nr. 3. Chef: Hptm . Moldenhawer . P. L. v. Kortfleisch , k. z . Kr . Akad . S. L. Ritter. = v. Spiegel.

=

6. Kompagnie : gebildet aus der 6. Kompagnie 2. Ostpreußischen GrenadierRegiments Nr. 3. Chef: Hptm . v . Ostau. P. L. v. Massenbach. S. L. Pulch. = = v. Rekowski.

7. Kompagnie : gebildet aus der 13. Kompagnie 6. Ostpreußischen InfanterieRegiments Nr. 43.

Chef: Hptm. v. Struensee. P. 2. Linde, k. als Bez. Adj . in Wiesbaden. S. L. v . Keber. =

- Fischer.

Offiziervertheilung.

8. Kompagnie : gebildet aus der 14. Kompagnie 6. Ostpreußischen InfanterieRegiments Nr. 43. Chef: Hptm. v . Schmid . P. L. Streder.

S. L. v. Stolzenberg . = Marenski.

Füfilter - Bataillon.

Kom .: Maj. v. Blumenthal.

9. Kompagnie : gebildet aus der 15. Kompagnie 1. Ostpreußischen GrenadierRegiments Nr. 1 Kronprinz. Chef: Hptm . Senff. P. L. Schröder. S. L. v . Rehbinder. = = Dittrich.

10. Kompagnie : gebildet aus der 15. Kompagnie 5. Ostpreußischen InfanterieRegiments Nr. 41 . Chef: Hptm. Hilchenbach. P. L. Schlüter, Adj . d . 6. Inf. Brig. S. L. Braun. = = Kern .

11. Rompagnie: gebildet aus der 15. Kompagnie 2. Ostpreußischen Grenadier-

Regiments Nr. 3. Chef: Hptm . d'Arrest. P. L. v. Koschkull. S. L. Kleinhans .

9

10

1.

Errichtung des Regiments .

12. Kompagnie : gebildet aus der 9. Kompagnie 6. Ostpreußischen InfanterieRegiments Nr. 43.

Chef: Hptm. v . Klüfer. P. L. Schmidt. S. L. Pastenaci.

Nachdem diese wichtige Frage erledigt war, traten die Stäbe beim Regiment sofort in Thätigkeit.

Zu Bataillons - Adjutanten

wurden Sekond-Lieutenant Stroedel , Premier-Lieutenant Strecer und Premier-Lieutenant v . Kaldstein ernannt. Mit dem 4. November Jest trafen auch die beginnen die Parolebücher des Regiments . Kompagnien desselben , soweit sie nicht schon in Königsberg in Garnison lagen, am Formirungsorte ein. Die 9. Kompagnie des Regiments Nr. 43 wurde mit Dampfschiff von Memel über das Kurische Haff geſeßt und marſchirte von Cranz unter ihrem Chef Hauptmann v. Klüfer nach Königsberg . Die 14. Kompagnie desselben Regiments führte Hauptmann Kanter auf der Eisenbahn Die 15. Kompagnie des Grenadier-Regiments

von Pillau heran.

Nr. 3 langte mit Fußmarsch unter Premier Lieutenant Schliewen von Lözen an und wurde in Königsberg vom Premier-Lieutenant Die 6. und 13. Kompagnie des v. Koschkull übernommen . Nr. 3 unter Hauptmann v. Ostau und Premier Lieutenant v. Massenbach trafen am 4. November mit der Eisenbahn von Gumbinnen und Insterburg ein. Die übrigen Grenadier- Regiments

Kompagnien waren bereits in Königsberg, und zwar unter folgenden Führern : 3. Komp. d. Gren. Rgts . Nr. ፡ 14. = ፡ =

15.

13.



5. 15.

= 3

13.



1 : Hptm. Krause. 1 : P. L. v . Kaldstein.

=

=

=

=





Inf. =



= 1 : Hptm. Peters . = : 41 : Schlutius . ፡ = 41 : v. Ecartsberg.

=

=

=

: 41 :

=



:

Hagen. 43 : S. L. v . Reber.

Am 4. November bei der Garnison-Parole auf dem Paradeplag meldeten sich die in Königsberg anwesenden Offiziere beim Oberst Ranisch und sodann mit dieſem gemeinsam bei den Generalen

11

Zusammentritt des Regiments.

der Garnison. Zufolge höherer Festseßung war der 5. November 1866 Formirungstag des Regiments .

An diesem Tage er=

schien die in vier anderen Europäiſchen Heeren¹ ) längst beſtehende Regimentsnummer 73 zum ersten Male auf den Schultern preußischer Infanterie. Die Röcke waren sämmtlich schon bei den Stammregimentern mit den

Abzeichen

des

neuen Regiments

versehen

worden, die am 13. Oktober 1866 auf Allerhöchsten Befehl vom Kriegsministerium feſtgeſeßt waren ,

nämlich weiße Achselklappen

mit der rothen Nummer 73 und an den Aermelaufschlägen gelbe Pattenvorstöße. Am 7. November Vormittags von 9 Uhr an wurde das junge Regiment durch den Divisions - Kommandeur General - Lieutenant v. Bentheim gemustert und zwar des Regenwetters

wegen in

den Exerzirhäusern bei Herzogsacker , das 2. Bataillon im neuen, das 1.

und Füfilier- Bataillon

im

alten Ererzirhause .

legteren wurde nach beendigter Musterung das

In dem

ganze Regiment

vereinigt und durch den Diviſions -Kommandeur dem Oberst Ranisch feierlich übergeben.

Hierbei erſcholl zum ersten Male aus Dreiund-

fiebziger - Kehlen der Ruf, der seitdem mit allen wichtigen Momenten in der Geschichte des Füsilier-Regiments Prinz Albrecht unauflöslich verknüpft ist, der Ruf : „ Es lebe Seine Majestät der König !" Gleichfalls

am 7. November fand

in der Königshalle das

Abschiedsessen statt , zu welchem alle in Königsberg

anwesenden

Offiziere des Regiments Nr. 73 von den vereinigten Offizier-Korps der Regimenter Nr. 1 und 41 eingeladen waren. Oberst-Lieutenant v. Schlichting vom Grenadier-Regiment Kronprinz sprach herzliche Worte des Abschiedes zu den scheidenden Kameraden und gab der Zuversicht Ausdruck , daß dieselben als Träger des altpreußischen Geistes auch in ihrem neuen Kreiſe befruchtend wirken würden. Dienstlich gab es bis zur Abreise

von Königsberg noch in

Hülle und Fülle zu thun, und troßdem waren einigermaßen fertige Zustände noch nicht zu erzielen . Die Reihen des Offizier-Korps waren noch so lückenhaft, daß selbst die Bataillons- Adjutanten als

1) Frankreich, Rußland , Desterreich und Großbritannien besaßen bereits vor 1866 Infanterie- Regimenter Nr. 73. Seit 1871 giebt es dieſe Regimentsnummer auch in Italien. - Da es für den preußischen 73 er nicht ohne Intereſſe ſein wird, auch von den Thaten dieser fremden 73er Einiges zu erfahren, so sind ⚫die darüber gesammelten Angaben als Anlage Nr. XIII beigefügt.

12

1.

Errichtung des Regiments .

Kompagnie-Führer oder Fourieroffiziere verwandt werden mußten. Gleichwohl mußten drei Offiziere von den Stammregimentern, die Hauptleute Peters und Schlutius , sowie der PremierLieutenant Graf v. Rittberg , dem Regiment bis zur Ankunft in Münster als Kompagnie Führer belassen werden. Die übrigen noch kommandirten Herren traten am 7. November zu ihren Regimentern zurück. Aerzte fehlten gänzlich ; für die Reise wurden daher drei Aerzte von Ostpreußischen Regimentern

kommandirt.

Als Zahlmeister war , da der ernannte Regiments - Zahlmeister Kohlke vom Regiment Nr. 44 nicht eintraf, nur der ZahlmeisterAspirant Wenig da. Die laut Formations - Uebersicht gestellten Hoboisten wurden , da sie zufällig fast sämmtlich Posaunenbläser waren, nach dem wenig erbaulichen Ergebniß einer im Ererzirabgehaltenen Probe am 8. November wieder zu ihren Truppentheilen zurückgeschickt und nur der vom Grenadier-Regiment Nr. 1 überwiesene Stabshoboist Kohn beim Regiment belassen.

hause

Die Bekleidung und Bewaffnung blieb vorläufig eine überaus mangelhafte.

Zu dem gelieferten Tuchanzuge 3. Garnitur gab es

keine Helme, sondern nur Feldmüßen , da die Regimenter der 2. Infanterie-Brigade die Neubeschaffung der erforderlichen Anzahl Helme nicht hatten bewerkstelligen können . Statt der Kalbfelltornister waren Drillichtornister vom Haupt-Montirungs-Depot ge= liefert.

Kochgeschirre und

Schanzzeug

wurden

auf Antrag des

Regiments den Stammregimentern wegen der sehr ungleichmäßigen und vom Kriege her mangelhaften Güte zurückgegeben. Mit Seitengewehren waren nur die Unteroffiziere und zwar leihweise versehen. worden.

Die Gewehre blieben ganz aus .

Artillerie-Regiment Nr. 1 Weiſung ,

Zwar hatte das Festungs-

dem Regiment vor dem Ab-

marsch 1600 Zündnadelgewehre M/41 zu übergeben ; dieselben trafen aber zur See in Folge ungünstigen Windes erst am 9. November aus Danzig ein, weshalb vom General-Lieutenant v. Bentheim angeordnet wurde, das Regiment solle ohne Gewehre abfahren und dieselben nachgeschickt erhalten. So machte das Regiment noch einen recht unfertigen Eindruck, als es am 9. November den Formationsort Königsberg verließ. In dem beschriebenen unvollständigen Anzuge , die Offiziere in Waffenrock, Achſelſtücken und Müße ,

nur die Stabsoffiziere und

Adjutanten mit Schärpe, rückte das Regiment um 4½ Uhr Nach-.

Ausrüstung und Reise.

mittags auf den Schloßhof,

woselbst

13

es das Offizier -Korps

Garnison Königsberg bereits versammelt fand .

der

General-Lieutenant

v. Bentheim in Vertretung des noch nicht eingetroffenen neuen Kommandirenden Generals Vogel v. Faldenstein verabschiedete das Regiment in einer kurzen Ansprache, die mit einem Hoch auf Seine Majestät den erhabenen Stifter des Regiments schloß. Nachdem das Regiment im Parademarsch beim Kommandeur vorbeimarschirt war , Grenadier- Regiments Kronprinz

rückte

Divisions-

es mit der Musik des

an der Spiße zum Bahnhof und

trat um 5 Uhr 58 Minuten Nachmittags die weite Reise nach Westfalen, seiner neuen Heimath, an.

Die Fahrt war lang und

bei der herrschenden scharfen Kälte sehr anstrengend .

Der zur

Ueberführung des Regiments in seine neuen Garnisonen benußte Sonderzug hielt am 10. November zur Mittagspause in Schneidemühl , durchfuhr am Abend Frankfurt und langte mitten in der Nacht in Berlin an. Der Zug umfuhr die Nordseite der Hauptstadt auf der Gürtelbahn und setzte nach halbstündiger Raft auf dem Potsdamer Bahnhofe die Reise fort. empfindlich,

Die Kälte war so

daß durch ein aus Berlin erlassenes Telegramm ein

Mann mit Filzschuhen in Burg woselbst er großen Absaß fand . das Mittagessen in

Buckau

an den Bahnhof bestellt wurde, Der 11. November,

bei Magdeburg

an welchem

eingenommen und

sodann die neupreußische Provinzialhauptstadt Hannover und die altpreußische Festung Minden durchfahren wurden, war der Allerhöchsten Orts festgesezte Tag des allgemeinen Friedens- und Dankfestes , das in allen Kirchen der Monarchie mit Gottesdienst und Tedeum feierlich begangen wurde.

Das Regiment merkte natürlich

nichts von der Feier. Laut Eisenbahn- Fahrttafel sollte es um die Mitternachtsstunde vom 11. zum 12. November Münster erreichen . Aber erst am 12. früh zwischen 7 und 8 Uhr traf es daselbst ein. Es fand keinerlei Empfang statt. Nur der Brigade- Adjutant Premier-Lieutenant v. Scheel — nachmale Kommandeur des Regiund die bereits in Münster eingetroffenen Angehörigen

ments !

des Regiments waren am Bahnhofe.

Es waren dies die Fourier-

offiziere Lieutenants Stroedel und v. Usedom , welche mit 1 Unteroffizier und 2 Mann von jeder Kompagnie vorausgefahren waren und unterwegs die Verpflegung sicher gestellt hatten ; ferner die aus

westlichen Garnisonen dem Regiment überwiesenen Offiziere,

14

1.

Errichtung des Regiments .

darunter auch die übernommenen Kurhessen und Nassauer.

Diese

waren in ihrem Pflichteifer zumeist ohne dienstliche Weisung, auf Zeitungs- und andere Nachrichten hin zu den Regimentern geeilt, und so hat es vorkommen können , daß der eigentlich für das Infanterie-Regiment Nr. 74

beſtimmte Lieutenant Müller vom

Naſſauischen 1. Regiment zum Regiment Nr . 73 kam und auch dreiundzwanzig Jahre hindurch bei demselben verblieben ist, während der eigentlich für dieses Regiment bestimmte gleichnamige Offizier zu seinem Tode dem Regiment Nr. 74 angehört hat. Die Ueberweisungspapiere wurden zwischen beiden Regimentern ausgetauscht. In Begleitung der neuen Kameraden marschirte das

bis

Regiment durch die Straßen Münsters , die sich in der Morgenstunde bei starkem Regen nicht allzu freundlich ausnahmen, nach der ihm zugewiesenen Aegidii-Kaserne. Das neue Heim war

erreicht .

Noch am selben Tage ging

Oberst Ranisch mit dem ganzen Offizier -Korps von 112 Uhr Vormittags an zur Meldung zum Brigade- Kommandeur GeneralMajor v. Kummer und zum Diviſions - Kommandeur GeneralLieutenant v. Goeben , deſſen Thaten in den Feldzügen 1864 und 66 an der Spiße der 13. Division noch frisch in Aller Munde waren, und unter dessen Befehl das Regiment daher mit besonderem Stolze trat. Der bisherige Kommandirende General Vogel v. Falckenstein war nicht mehr anwesend , und sein Nachfolger General = Lieutenant v. Zastrow hatte das General -Kommando noch nicht übernommen , was 12. November geschah.

aber noch am selben Tage den

Den Tag beſchloß ein um 2 Uhr beginnen-

des Festmahl im Infanterie -Kasino mit dem Offizier-Korps des 1. Westfälischen-Infanterie-Regiments Nr . 13 . Das 2. Bataillon seßte am 13. November den Marsch nach seiner neuen Garnison zu Fuß fort.

Lieutenant Stroedel , obgleich

Adjutant des 1. Bataillons, ging als Fourieroffizier dem 2. Bataillon voraus, welches am 13. November in Appelhülsen Ortsunterkunft bezog und am 14. November Mittags 12 Uhr, wiederum bei ſtarkem Regen, in Coesfeld einrückte. Obgleich kein Gewitter herrschte und auch kein Bliz bemerkt worden war, erkrachte gerade in dem Augenblic, als das Bataillon das Gewehr abnahm, ein furchtbarer Donnerschlag , was seinen eigenthümlichen Eindruck auf jeden Einzelnen gerade in diesem Augenblick nicht verfehlte.

Münster.

2.

15

Das erste Lebensjahr des Regiments.

Seine neuen Garniſonen Münſter und Coesfeld brachten dem Regiment durch ihre westfälisch - katholische Eigenart gänzlich neue und ungewohnte Verhältniſſe, verglichen mit denen der ostpreußischen Heimath. Münster, mit damals gegen 25 000 Einwohnern, die Hauptstadt der Provinz Westfalen , Siß des General -Kommandos , des Ober-Präsidiums und eines Bischofs , liegt in ziemlich reizloser Gegend

an der Aa.

Unter seinen Bauwerken zeichnet sich am

meisten das Rathhaus aus , die Stätte des Westfälischen Friedens von 1648. Am Neuplaß , woselbst jeden Sonntag die Parade stattfand, lag das Königliche Schloß mit dem General -Kommando Unter Münsters zahlreichen Gottesund dem Ober - Präsidium. Lamberti-Kirche mit den berühmten die und Dom häusern sind der Wiedertäufer-Käfigen die bemerkenswerthesten . Außer seinem Kirchenreichthum trugen ein Priesterseminar und eine katholische Akademie dazu bei, Münster als die Hochburg des westdeutschen Katholizismus zu kennzeichnen.

Auch das Regiment blieb von diesen Verhält-

Nachdem beim 2. Bataillon in nissen nicht ganz unberührt. Coesfeld Mißhelligkeiten mit der Bevölkerung vorgekommen waren, erhielt es Vorschriften über kirchlichen Aufzügen.

Das

das Verhalten beim Begegnen von Allerheiligste sollte durch Abnehmen

der Müße bezw . militärischen Gruß am Helm geehrt werden . Das 1. und Füsilier-Bataillon theilten die Garniſon Münster mit einem Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 13, drei Eskadrons des neu errichteten Ulanen - Regiments Nr. 14 , einer Fußabtheilung des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 7 und dem Train-Bataillon Nr. 7. Die dem Regiment überwiesene Aegidii-Kaſerne lag in der Aegidienstraße dicht neben der Aa - Brücke mit dem heiligen Nepomuk, an deſſen Anblick die des Abends lustig aus dem Kafino heimkehrenden jungen Offiziere sich nicht konnten.

ohne heitere Zwischenfälle

gewöhnen

Die Kaserne faßte nur 4 Offiziere 933 Mann , so daß

noch 147 Mann in Bürgerhäusern untergebracht werden mußten. Als Einzel - Exerzirplaß diente bei der unzureichenden Größe des Kasernenhofes der Neuplag . Für größere Uebungen war die Loddenauf welcher auch die Schießstände lagen. Der Wacht-

heide da ,

dienst, an welchem das Regiment vom 3. Dezember ab theilnahm,

16

2.

Das erste Lebensjahr des Regiments.

erforderte nicht viel Kräfte, nur 3 Unteroffiziere 76 Mann.

Den

besonderen Charakter einer großen Garniſon erhielt Münster durch die Anwesenheit einer zahlreichen Generalität ; es ſtanden daſelbſt die Stäbe des General-Kommandos, der 13. Division, der 25. und 26. Infanterie-, 13. Kavallerie- und 7. Artillerie-Brigade. Wie ganz anders sah es in Coesfeld aus !

Dieses Land-

städtchen von 4000 Einwohnern, halbwegs zwischen Münster und der holländischen Grenze an der Berkel gelegen , Siß eines Landrathsamts und

eines Kreisgerichts ,

war in jeder Hinsicht ganz

kleinstädtisch und bekam erst durch die Wiederverleihung der Garnison einiges Leben.

Das 2. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 53

war daselbst im Mai 1860 errichtet worden und bis zum dänischen Kriege in Garnison

geblieben.

Trozdem

war

von

Garniſon-

Anstalten kaum eine Spur. Das ganze Bataillon mußte in Bürgerhäuser ziehen, wurde übrigens gut aufgenommen . Gegessen wurde in einem für zwei Kompagnien ausreichenden Speisesaal aus einer gemeinschaftlichen Küche.

Das

frühere

Arbeitshaus

wurde zu

Kammern und Handwerkerstuben eingerichtet. Turngeräthe fehlten ganz und gar ; ebenso ein bedeckter Ererzirraum . Zwar hatte der Magistrat im Einverständniß mit dem Major v . Langen mehrere zur Crohn'schen Dampfmühle gehörige Schuppen Ererzirhäuser

gemiethet ;

da

aber in den westlichen Provinzen nicht vorschrifts-

mäßig waren, so versagte die Korps-Intendantur ihre Zuſtimmung. Auch die Frage des Ererzirplaßes machte Schwierigkeiten. Man einigte sich auf eine 300 Schritt lange, aber nur 20 Fuß breite unbenußte Promenade vor dem Viehthore. Jm April 1867 wurde das gemiethete Popp'sche Grundstück auf der sogenannten Zitadelle als Einzel - Exerzirplay hergegeben .

Einen Schießſtand erhielt das

Bataillon erst im Mai 1867 an einer Fichtenschonung westlich der Stadt.

Die katholischen Landesſitten machten sich in ihrer unſeren

Leuten ungewohnten Strenge auch in Coesfeld geltend und führten sogar leider zu Mißhelligkeiten mit der Bevölkerung , von denen weiter unten genauer gesprochen werden muß. Derart waren die Garnisonen beschaffen, in welchen das junge Regiment sein

erstes Jahr verlebte .

Dieses

erste Lebensjahr

war ein rechtes Arbeitsjahr.

Wie viel Unfertiges war zu ordnen

und in Gang

wie

zu

bringen,

viel Fremdartiges

zusammen-

zuschweißen, bis aus den viele 100 Meilen aus der Heimath ver-

Coesfeld. - Waffen und Ausrüstungsstücke.

17

pflanzten Kompagnien ein einheitliches Regiment nach altpreußischem Schnitt geworden war! Zuerst fehlte es ja noch am Nothwendigsten , sogar an den Gewehren.

Das Kriegsministerium, welchem das Ausbleiben der=

selben telegraphisch gemeldet worden war , hatte die beabsichtigte Nachſendung der Gewehre von Königsberg nicht genehmigt, ſondern das Artillerie - Depot in Minden mit der Lieferung der Gewehre beauftragt.

Von hier ging am 27. November die erste Hälfte,

800 Gewehre, in Münſter ein ; am 30. November und 4. Dezember folgte in zwei Sendungen die andere Hälfte. die Seitengewehre,

deren

Dagegen wurden

leßte erst im Februar 1867 eintrafen,

vom Artillerie-Depot Königsberg geliefert.

Da noch kein Büchsen-

macher da war , mußten ſolche vom Infanterie - Regiment Nr. 13 vom Ulanen - Regiment Nr. 14 zum Nachsehen und zur

und

Stempelung der Waffen erbeten werden. Erst vom Januar bis Mai 1867 trafen die dem Regiment zugetheilten Büchsenmacher Bode, Zeller und Dahl ein. Ebensolange wie mit der Bewaffnung dauerte es mit der Bekleidung. Zu der mitgebrachten 3. Tuchgarnitur erhielt das Regiment die übrigen Garnituren

erst Ende November von den Stamm-

regimentern nachgesendet.

Aus den verschiedensten Himmelsgegenden

gingen die Ausrüstungsstücke ein ,

3029 Helme vom Montirungs-

Depot Düſſeldorf, etwa ebensoviele Kochgeschirre vom Train-Depot Münster,

das Schanzzeug

Drillichtornistern blieb ausgerüstet.

Unter

vom

Train - Depot Berlin .

Mit den

das Regiment noch über ein Jahr lang

solchen Verhältnissen hatte

die

Regiments-

Bekleidungs-Kommiſſion unter Major Schulz keinen leichten Dienst, zumal fie den ganzen November hindurch ohne Dekonomie - Zahlmeiſter arbeiten mußte. kam

nicht ;

erst unter

Kommando des

Der dazu beſtimmte Zahlmeister Kohlke dem 27. November wurde vom General-

I. Armee -Korps

der Zahlmeister Parlow vom

1. Landwehr - Huſaren-Regiment, früher im 3. Küraſſier - Regiment, als ein

sehr tüchtiger, umsichtiger und fleißiger Beamter" — wie -für das Regiment beſtimmt.

in der Verfügung ausgesprochen war

Derselbe traf am 1. Dezember in Münster ein und hatte durch die an den Tag gelegte außerordentliche Arbeitskraft, Umsicht und Gewissenhaftigkeit sehr bald bewiesen , wie richtig er beurtheilt worden war. Er hat 23 Jahre lang alle guten und schlimmen 2

18

2.

Das erste Lebensjahr des Regiments.

Tage mit dem Regiment durchlebt und war jederzeit eine allgemein herzlich gern gesehene Persönlichkeit.

Gar mancher Offizier hat zu

seiner Sachkenntniß und Gefälligkeit wie zu seinem freundlichen Rath seine Zuflucht genommen . Am 1. Oktober 1889 trat er seiner durch rastlose Arbeit erschütterten Gesundheit wegen zu allgemeinem Bedauern mit dem Charakter als Rechnungsrath in den Ruhestand. Wenn es mit der Fertigstellung der äußeren Ausstattung des Regiments dergestalt langsam von Statten ging, so konnte folgerecht auch der eigentliche Dienstbetrieb nur allmählich in das richtige Gleise überführt werden.

Rastlos thätig ,

Alles mit erfahrenem

Blick ordnend, leitete Oberst Ranisch die Einrichtung des Dienstbetriebes .

Alle Aktenstücke jener Zeit weisen in langen, von seiner

schönen und kräftigen Hand seines emsigen Waltens

auf.

geschriebenen Erlassen die Spuren Erst am 7. Dezember erhielt das

Regiment seine zuständigen Druckvorschriften .

Die Schießübung

wurde nicht nur sofort aufgenommen , sondern es gab sogar aus der im Kriegsjahre 1866

merkwürdigerweise

erzielten Patronen-

ersparniß einen Zuschuß für das Schießjahr 1867, indem allen vor dem

1. Oktober 1865

eingestellten Offizieren und Mannschaften

15 v. H., den später Eingestellten 30 v . H. des jährlichen Munitionsſazes zur Nachhülfe und zu besonderen Uebungen mehr bewilligt wurden. Eine besondere Schwierigkeit für die Ausbildung ergab sich aus der am 9. Dezember 1866 beginnenden Uebernahme hannoverscher Soldaten, welche bis zur Auflösung der hannoverschen Truppen in dieser Armee nach anderen Dienſtvorschriften ausgebildet waren und sich theilweise schon fest in dieselben eingelebt hatten. Die Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 13. Oktober 1866 hatte die allgemeine Wehrpflicht, den Grundpfeiler der preußischen Größe, auch in den neuen Provinzen eingeführt .

Das General-Kommando des

X. Armee-Korps regelte am 4. Dezember 1866 die Ueberweisung des Näheren auf Grund der eingeforderten Rekruten-Bedarfs -Nachweisungen.

Das Regiment Nr. 73 erhielt zunächst 24 Mann aus

dem Bezirk Celle ; demnächst folgten etwa ebensoviel aus Lüneburg und Nienburg und 170 Mann aus Lingen, zuſammen 220 Mann, meist vom Hannoverschen 7. Infanterie-Regiment (Osnabrück), zum Theil auch vom 2. Infanterie-Regiment ( Celle) .

182 Mann hatten

19

Uebernahme der Hannoveraner.

nur 3 Monate, 11 Mann noch gar nicht gedient , lettere waren aber durch die hannoversche Militärbehörde vereidigt worden.

Als

nach dem Eintreffen der ersten 24 Mann aus Celle zu deren Vereidigung geschritten werden sollte, weigerten sie sich sämmtlich, den Schwur zu leisten, da ſie vom Könige Georg V. ihres Eides noch nicht entbunden waren.

Da man die Beweggründe dieſer Handlungsweise

achtete, so wurde von jedem Druck Abstand genommen.

Doch wurden

den Leuten die Kriegsartikel zum zweiten Mal vorgeleſen und ihnen eröffnet,

daß fie auch ohne Eidesleistung als preußische Soldaten

angesehen werden würden.

Sie erklärten hierauf, sie würden sich

dieſen Anordnungen fügen

und in allen Stücken gehorsam sein.

Nunmehr wurde ihnen auf Befehl des General -Kommandos nach drittmaliger Vorlesung der Kriegsartikel durch gerichtliche Verhandlung eröffnet, daß sie auch ohne Eidesleistung die Rechte und Pflichten preußischer Soldaten übernommen hätten und unter den preußischen Militärgeſeßen ſtänden. sich

bei

allen

übrigen

Derselbe Vorgang wiederholte

Hannoveranern ;

nur

ein

Mann

des

2. Bataillons leistete den geforderten Fahneneid.

Am 16. Dezember

entwichen sechs Hannoveraner gemeinsam und Grund an, daß ihnen die Kost nicht schmecke,

gaben später als übrigens ein Um-

stand, der als zutreffend anerkannt wurde und zu Abhülfemaßregeln führte. Die nächsten Monate brachten noch einige Fälle von Fahnenflucht; doch war dies durch die Verhältnisse wohl erklärlich ; der weitaus größte Theil der übernommenen Hannoveraner fand sich mit großer Anstelligkeit und anerkennenswerthem Pflichteifer in die gewiß sehr schwierige Lage.

Auch war das gegenseitige Verhältniß

zwischen Hannoveranern und Ostpreußen ein durchaus gutes.

Unter

den übernommenen Hannoveranern befanden sich 7 Unteroffiziere, denen der Rang als solche zugestanden wurde. Freilich waren auch noch Korporals 2. Klasse" darunter, welche die Treffen ebenfalls getragen hatten, aber nur etwa unseren Gefreiten gleichſtanden und auch in Pensionssachen zu den Gemeinen zählten .

Man ließ ihnen

die Treffen, sette ihnen aber solche neuernannte Unteroffiziere im Dienſtalter voran, welche früher zu Gefreiten befördert waren, als jene zu Korporals 2. Klasse .

Am 11. Februar 1867 trafen weitere

244 Mann aus Lingen und Nienburg ein. So hatte das Regiment also zum ersten Male seinen Ersaß aus den Bezirken erhalten, aus denen es sich späterhin vorwiegend ergänzen sollte.

Die Offiziere 2*

20

2.

Das erste Lebensjahr des Regiments.

merkten bald, daß sie alle Ursache hatten, mit dem neuen Ersage zufrieden zu sein .

Ein

noch im Dezember 1866

Bericht lobt den guten Willen ,

eingereichter

die geistige Beanlagung ,

Schul-

bildung und Anstelligkeit der Leute, hebt auch ihren troß kleiner, unscheinbarer Figur unleugbar geſunden und kräftigen Körperbau hervor.

Derselbe Bericht fährt aber fort: „ Die körperliche Haltung

der gedienten Mannschaft läßt durchaus nicht ahnen ,

daß dieſe

Leute bereits 3 Monate und darüber bei der Fahne gewesen sind. " Zu dem ostpreußischen Stamm und dem hannoverschen Zuwachs kamen bald westfälische Freiwillige, so

daß sich im Ganzen eine

recht zusammengewürfelte Mannschaft ergab , große Schwierigkeiten hatte. der

Hannoveraner

der

deren Ausbildung

Nachdem schon vor dem Eintreffen

Brigade - Kommandeur

General - Major

v. Kummer um Mitte Dezember eine genaue Besichtigung der Kompagnien vorgenommen hatte, folgte im Januar der RegimentsKommandeur mit einer gleichen Prüfung.

Die eigentliche Rekruten

Besichtigung fand Ende März und Anfangs April, die KompagnieVorstellung Ende April , die Bataillons - Besichtigung am 20. und 28. Mai statt. Die Bataillone in Münster wurden durch den Kommandirenden General, das einzeln stehende Bataillon durch den Divisions - Kommandeur zur vollen Zufriedenheit dieser Vorgesezten gesehen. Die auch für Coesfeld in Aussicht genommene General der Infanterie Bataillons = Besichtigung durch den v. Zastrow mußte wegen des später zu erwähnenden Ausrückens des 2. Bataillons ausfallen.

Die Coesfelder Garnison-Einrichtungen

hatte der kommandirende General bereits am 26. März gesehen. Wenn ſo in jeder Beziehung mit gutem Erfolge an der einheitlichen Ausbildung der verschiedenartig zusammengesezten Mannschaft gearbeitet wurde , so geschah solches nicht minder in Betreff der Offiziere. Welche Buntscheckigkeit herrschte erst im Offizier-Korps ! Die im 1. Kapitel mitgetheilte Kabinets - Ordre vom 30. Oktober 1866 hatte demselben die folgende Zusammensetzung gegeben: 30 Offiziere vom I. Armee-Korps, 3 vom Regiment Nr. 54, 4 vom Regiment Nr. 15, 2 vom Garde-Korps, 4 von andern preußischen Regimentern, 5 Kurhessische und 2 Nassauische Offiziere. Freilich ist es in dieser Weise nie zusammengetreten , denn die PremierLieutenants Schlüter , Nitschmann , Lincke und v. Korgfleisch waren

vorerst

abkommandirt,

und

der Kurhesse

Hauptmann

21

Zusammensetzung des Offizier Korps.

Hilchenbach ist überhaupt nicht beim Regiment eingetroffen, sondern nahm sofort Urlaub und reichte seinen Abschied ein , welcher ihm unter dem 14. November bewilligt wurde.

Für den ersten Nach-

wuchs des Offizier -Korps war schon durch die Errichtung gesorgt. Portepee -Fähnrich v. Beeren war mit der 3. Kompagnie des Grenadier-Regiments Nr . 1 und der am 10. Dezember in die Zahl der Avantageure überführte Einjährig - Freiwillige Wolff vom Die Veränderungen, Grenadier -Regiment Nr. 3 übernommen . welche im Laufe der Zeit im Offizier - Korps eintraten , haben im Allgemeinen im Tert dieser Regimentsgeschichte keine Erwähnung gefunden, sondern sind in der als Anlage IV beigefügten OffizierStammliste zuſammengestellt.

Hier sei nur noch einer besonders

bedeutungsvollen Veränderung gedacht : durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 9. März 1867 wurden dem Regiment drei vormals Königlich Hannoversche Offiziere überwiesen : Frh.

v.

Regiment ,

Bülow ,

vordem

Sekond-Lieutenant

im

Premier-Lieutenant

Hannoverschen

6.

Infanterie-

Meyer vom Hannoverschen Leib-

Regiment und Sekond-Lieutenant v. Linsingen vom Hannoverschen 3. Infanterie - Regiment.

Am 25. März , bezw . 28. März und 2. April leisteten diese drei Offiziere, welche vom Könige Georg hres Dienstes entlassen waren, ihrem neuen Kriegsherrn den Eid der Treue.

Keine vier Jahre sollten vergehen, bis zwei von ihnen

die Seiner Majestät

angelobte Treue mit ihrem Blute

besiegelt

hatten ! Hauptmann v . Bülow ruht in franzöſiſcher Erde ; PremierLieutenant Meyer hat dem deutschen Vaterlande ein Glied seines Körpers zum Opfer Leider ist

gebracht und den Dienst verlaſſen

auch Lieutenant v . Linsingen

müſſen.

nicht lange in den

Reihen des Regiments verblieben. Jeder Einzelne des derart zusammengewürfelten Offizier-Korps fühlte die Verpflichtung und das Bedürfniß zum engsten Aneinanderschluß. Zunächst bot der gemeinſame Mittagstisch das Mittel zum Bekanntwerden. Die Garnison Münster hatte ihr InfanterieKaſino in dem Hintergebäude der Aegidii- Kaserne, welches im Volksmunde die Patrontasche hieß.

Die neu eingetroffenen Bataillone

fanden das Kaſino in sehr unfertigem Zustande vor , denn das 2. und Füsilier - Bataillon des Regiments

Nr. 13 hatten ihren

Antheil an der Ausstattung mit nach Soest und Hamm ge nommen und die Bataillone Nr. 73 brachten nichts mit. Daher

22

2.

Das erste Lebensjahr des Regiments.

wurde schon im November eine Beihülfe aus Staatsmitteln zur Beschaffung

des

Erforderlichen

beantragt.

Kabinets -Ordre vom 11. Januar 1867

Durch Durch

Allerhöchste

wurden diesem Antrage

entsprechend 400 Thaler aus dem Servisfonds bewilligt , jedoch mit der Maßgabe, daß die daraus beschafften Gegenstände Staatseigenthum bleiben und

eintretenden Falls zurückgegeben werden .

sollten. Das Essen wurde vom Dekonom Frank für 7 Silber. groschen geliefert. Der Abend fand das Offizier - Korps meist in den Bierschenken von Stienen , Midi

oder

Berkemeier ver-

einigt, wenn nicht Familiengeselligkeit die Kameraden loďte oder das von Vertretern aller Offizier-Korps - vom Regiment PremierLieutenant v. Kaldstein - eingerichtete monatliche Kränzchen die Tanzluſtigen in Midi's

Hotel

oder bei

Mutter

Schwarz

ver-

einigte. Ferner fanden Kasino-Abende statt , an welchen sich eine angeregte, gemischte Gesellschaft zuſammenfand, da zahlreiche Beamte ständige Mitglieder des Kasinos waren . In Coesfeld hatte das Offizier-Korps bei einem Herrn Weiling einen geſchloſſenen und gesonderten Mittagstisch für 7½ Silbergroſchen. Für den Abend wurde jedesmal bei Tisch ein Wirthshaus verabredet, in welchem dann in der Regel kein Kamerad fehlte. Der Stand an Aerzten wurde nur langſam ergänzt.

Zunächſt

hatte das Regiment nach der Rückreise der von Königsberg kommandirten Aerzte nur einen einjährig-freiwilligen Arzt Dr. Krüger, welcher ihm durch Verfügung des General- Stabsarztes der Armee vom 10. November zugetheilt war. Demnächst traf der am 1. Dezember ernannte Bataillons -Arzt des 2. Bataillons Stabsarzt Dr. Uerdingen ein ; ſodann Stabsarzt Dr. Brunzlow in gleicher Stellung beim Füsilier-Bataillon. Zulegt kam zum 1. Bataillon der Oberstabs- und Regiments - Arzt Dr. Becht, bislang im 11. Jäger - Bataillon ; er wurde erst durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 19. März 1867 ernannt und hat seine Stellung in gewissenhaftester Pflichterfüllung fast 24 Jahre lang versehen . Am 26. Oktober 1890 wurde ihm als Generalarzt 2. Kl. der Abschied Mit Zahlmeiſtern war das Regiment Ende Mai 1867 vorschriftsmäßig besett ; die Zahlmeister Parlow, Wenig und Horst waren den drei Bataillonen des Regiments zugetheilt. bewilligt.

Viel Schwierigkeiten machte die Neuschaffung des Muſikkorps . War doch von Königsberg nur der Stabshoboist Kohn mit-

Sanitäts- Offiziere.

Musikkorps.

23

gekommen ! Am 29. Dezember 1866 genehmigte das GeneralKommando des VII. Armee-Korps die Bildung einer Janitscharenmusik an Stelle

der Hornmusik.

Mittel dazu bereit ,

Das Offizier - Korps stellte die

und die Musik - Kommiſſion ging sofort im

Januar an die Anwerbung der Musiker.

Doch war dies keine

leichte Arbeit, da der Zulauf bei der großen Menge der neu errichteten Truppentheile nur schwach war.

Erst im Herbst 1867

konnte das Musikkorps als vollzählig bezeichnet werden . So reiften die Zustände in diesem arbeitsvollen ersten Lebensjahre des Regiments in jeder Beziehung sicher und auch verhältnißmäßig schnell der Fertigstellung entgegen. In Folge des

vor Kurzem beendigten glorreichen Krieges,

welchem das Regiment sein Entstehen verdankte und für welchen zahlreiche Offiziere schon vor der Verſeßung in das Regiment mit Auszeichnungen bedacht worden waren, ging noch beim Ordensfeſt 1867 eine Reihe Allerhöchster Gnadenbeweise ein . Major v. Blumenthal , die Hauptleute v . Ostau und v. Petersdorff und Lieutenant v. Rehbinder erhielten den Rothen Adler-Orden 4. Kl. mit Schwertern, die Premier-Lieutenants Braun und Melzer Allerhöchste Belobigungen.

Als fernere Folge des Krieges von 1866

trafen im Laufe des Jahres 1867 die Erinnerungskreuze für dieſen Feldzug von den Stammregimentern ein, zusammen 499 Stück. Am 22. März wurde der höchste Festtag des preußischen Soldaten , Königs - Geburtstag ,

beim Regiment zum ersten Male

festlich begangen. Seine Majestät vollendete an diesem Tage Sein fiebentes Jahrzehnt, nachdem des hohen Herrn sechzigjähriges Dienſtjubiläum bereits am 1. Januar von der Armee durch Ueberreichung einer Ehrensäule gefeiert worden war . In Münster fand am Abend des 21. März großer Zapfenstreich, in der Frühe des 22. März großes Wecken (Reveille) statt. Zur Kirche waren sämmtliche Offiziere und Abordnungen der Kompagnie zur Stelle. Hierauf folgte eine vom General-Major v. Kummer kommandirte Parade der Garnison

auf dem Neuplas , wobei Oberst Ranisch das

Kommando der Infanterie hatte. Hierbei hörte der größere Theil des Regiments sein glockenklares Kommando zum ersten Mal. Die im Februar eingestellten Refruten waren als Zuschauer anwesend.

Beim Festmahl der Offiziere wurde mit patriotischem

Hochgefühl auf das

beispiellos herrliche Jahr im Leben des be-

24

2.

Das erste Lebensjahr des Regiments.

jahrten Kriegsherrn zurückgeschaut und Allerhöchstdessen Wohl mit vollster Begeisterung ausgebracht. Der Abend wurde mit Fest= erleuchtung und Soldatenvergnügungen begangen. Auch in Coesfeld fand Zapfenstreich, Wecken , Kirche und um 12 Uhr Parade auf dem Marktplat statt. Von hier begab sich das Offizier-Korps in das Gymnasium,

um der Festrede des Gymnasial- Direktors

Schlüter beizuwohnen.

Das Festmahl wurde in Gemeinschaft mit 36 Bürgern und Beamten in der Ressource eingenommen . Die Mannschaftsfestlichkeiten am Abend mußten kompagnieweiſe an vier verschiedenen Orten abgehalten werden. Das nach Umgestaltung Privat- Unternehmen

des Militär - Wochenblattes in ein

eingeführte Armee - Verordnungsblatt brachte

gleich in seiner ersten Nummer vom 8. April 1867 die KabinetsOrdre, welche einen

neuen Helm mit rundem Vorderſchirm und

ohne Hinterschiene, einen rundum rothen Waffenrockkragen mit abgerundeter Vorderecke und eine neue Mantelprobe mit Klappkragen einführte, welche Aenderungen baldigst durchgeführt wurden. Die ökonomische Musterung , welche der Brigade-Kommandeur am 11 . und 12. April in Münster, am 1. Mai in Coesfeld abhielt, legte von den Leistungen des Regiments in der kurzen Zeit seines Beſtehens ein rühmliches Zeugniß ab. Am Charfreitag den 20. April kam es leider in Coesfeld anläßlich der von der Jesuitenkirche ausgehenden KreuzwegsProzession zu nicht völkerung seitens

und

unerheblichen Mißhelligkeiten

Geistlichkeit.

Zwar

mit der Be-

waren

Herausforderungen

der Soldaten nirgends vorgekommen ,

doch berührten ſie

die religiöse Empfindlichkeit der Einwohner schon dadurch, daß sie nicht vor der Prozession die Müße abnahmen, was sie als evangelische Ostpreußen nicht gelernt hatten, und daß sie auch wohl rauchend dem Vorbeischreiten des Zuges zuſahen. Dies wurde mit Thätlichkeiten erwidert, man schlug ihnen die Müßen vom Kopf und die Zigarren aus dem Munde, und so kam es wiederholt zu Schlägereien. Zwei deswegen eingehende Beschwerden der Geistlichkeit beantwortete Major v. Langen soldatiſch, aber in versöhnlichem Sinne ; Oberst Ranisch erließ ein ernst ermahnendes Schreiben an das 2. Bataillon ; höheren Orts wurde, wie schon früher erwähnt, das Verhalten der Soldaten beim Begegnen von kirchlichen Aufzügen geregelt,

wobei

übrigens

auch festgesezt wurde, daß die Zivil-

25

Mißhelligkeiten in Coesfeld.

bevölkerung zum Abnehmen der Kopfbedeckung beim Abendgebet der Wachen anzuhalten sei. So dauerte es nicht lange , bis das 2. Bataillon sich wieder im besten Einvernehmen mit der Bewohnerschaft Coesfelds befand. In dieser Zeit herrschte

eine sehr kriegerische Stimmung im

Regiment wie im ganzen Lande. Schon im März waren Gerüchte von Verhandlungen zwischen der niederländischen Regierung und Frankreich wegen Abtretung des Großherzogthums Luxemburg aufgetaucht.

Der Norddeutsche Bund trat dieser Absicht

entgegen, und zu Ende April hatte es

entschieden

ganz den Anschein ,

als

sollte das Regiment schon jezt Gelegenheit erhalten, ſeine Leistungsfähigkeit vor dem Feinde zu erproben . Ostpreußen beurlaubter Offizier,

Ein krankheitshalber nach

Lieutenant Kern ,

bat bereits

schriftlich darum , nicht dem Ersaß-Bataillon zugetheilt zu werden, da er sich Angesichts des Krieges wieder gesund fühle. Da stimmte die Nachricht von dem am 11. Mai abgeschlossenen Londoner Ver= trage, welcher zwar die geplante Abtretung Luremburgs an Frankreich verhinderte, aber gleichzeitig den Frieden sicherte, die kriegerisch gehobene Stimmung plößlich herab . Dem 2. Bataillon wurde ein keineswegs ausreichender Erſaß für die fehlgeschlagenen Kriegshoffnungen dadurch zu Theil,

daß

es am 23. Mai den Befehl zum Ausrücken nach der holländischen Grenze erhielt.

Im Königreich der Niederlande herrschte schon

seit dem Jahre 1866 die Rinderpest und war preußischerſeits an der Grenze ein militärischer Schußgürtel gezogen worden , um die Einschleppung der Seuche zu verhindern .

Da der Grenzdienst an-

ſtrengend und der ſonſtigen militärischen Ausbildung nicht förderlich war, so ordnete das General - Kommando des VII . Armee -Korps von Zeit zu Zeit die Ablösung der dort kommandirten Truppen an. Am 1. Juni 1867 sollte wiederum ein solcher Truppenwechsel auf zwei Monate eintreten und war hierbei vom GeneralKommando besonders befohlen : „ Das Infanterie-Regiment Nr. 73 betheiligt sich an der Grenzbeſeßung.“ Gleichzeitig war seitens des Ober- Präsidiums von Westfalen und des General-Kommandos eine Verminderung der Truppen

an der

Grenze

der Provinz

Gelderland beschlossen worden, dergestalt daß der bisher von einem Bataillon besezte Kreis Ahaus durch zwei Kompagnien , der mit zwei Kompagnien belegte Kreis Borken nur noch durch eine Kom-

26

Das erste Lebensjahr des Regiments .

2.

pagnie zu bewachen sei . Hiernach mußte eine Kompagnie in Coesfeld zurückbleiben ,

wozu vom Regiment die 8. Kompagnie unter

Hauptmann v. Schmid befehligt wurde. wurde

die

7.

Kompagnie

29. Mai von Coesfeld 31.

in

den

bestimmt.

nach Borken ,

Grenzbezirk,

woselbst

Für den Kreis Borken Dieselbe

marschirte

am

am 30. nach Bocholt, am sie

zur

Absperrung

einer

512 Meile langen Grenzstrecke in sechs kleinen Orten untergebracht wurde. An Offizieren lag Hauptmann v . Struensee mit 3 Unteroffizieren 24 Mann

in Stenern

und Bocholt , Lieutenant Ma-

renski mit 3 Unteroffizieren 36 Mann in Barlo und Diepenbrock, Lieutenant Fischer mit 1 Unteroffizier 18 Mann in Suderwick. Am 30. Mai verließen die 5. und 6. Kompagnie unter Major v. Langen Coesfeld.

Sie hatten beim Marsch nach Ahaus den

Tod der Musketiere Klug und Grawether der 5. Kompagnie am Sonnenstich zu beklagen.

Am 31. Mai gelangten die Kom-

pagnien in das Grenzgebiet.

Die 5. Kompagnie wurde in neun

Orten zerstreut

untergebracht.

Der Kompagnie - Führer Premier-

Lieutenant v. Massenbach lag anfänglich mit dem Lieutenant v. Rekowski

und

1 Unteroffizier 17 Mann

in Glanerbrücke,

legte sich aber bald zum größeren Theile der Kompagnie (4 Unteroffiziere 33 Mann) nach Gronau, welchen Unterkunftsort auch der Kompagnie-Chef Hauptmann Moldenhawer nach seiner Rückkehr vom Urlaub bezog ; Lieutenant Ritter lag mit 1 Unteroffizier 9 Mann in Altstätte. Die 6. Kompagnie hatte sieben Orte belegt. Von ihren Offizieren

lag

Hauptmann v. Oſtau mit 3 Unter-

offizieren 23 Mann in Vreden , Lieutenant Pulch mit 1 Unteroffizier 11 Mann in Südlohn . Die 5. und 6. Kompagnie hatten je 4 Meilen zu sichern. Major v. Langen, der mit seinem Stabe (Lieutenant v .

Keber

und

auch Stabsarzt Dr. Uerdingen )

Zahlmeister in Ahaus

Wenig ,

lag ,

später

war Befehls-

haber der Besaßungstruppen beider Kreise, zu welchen auch eine Abtheilung des 8. Husaren - Regiments unter Lieutenant v. Fürstenberg III. gehörte. Nachdem der Grenzdienst am 1. Juni mit den abzulösenden Truppen des Infanterie-Regiments Nr. 13 gemeinſam verſehen war, wurde er am 2. Juni selbständig übernommen. Aller Verkehr von Personen und Sachen aus Holland ins Preußische war auf einige Zollstraßen beschränkt, an denen in dem Bereich unseres

An der holländischen Grenze.

27

Bataillons Glanerbrücke, Sandersküper, Oldenkott, Zwillbrock, Kotten, Hemden, Suderwick und Gr. Argena als Uebergangsorte lagen . Landwirthe, Viehhändler, Schlächter u . dgl . wurden auch hier nicht eingelassen.

Jede Einfuhr von Hornvieh ,

Schafen ,

Schweinen,

Ziegen, Hunden und Federvieh sowie von frischem Fleisch, Häuten, Rauhfutter, Stallgeräth , gänzlich untersagt.

gebrauchten Kleidern und Lumpen war

Wolle, alte Häute, Borsten, Düngpulver und

Aehnliches durfte nur nach Entſeuchung ( Desinfizirung) auf den -----genannten Zollstraßen eingelassen werden . Die Absperrungstruppen, welche in Inspektionen eingetheilt waren, gaben nach den Zollämtern der Einfuhrstraßen Wachen von je 1 Gefreiten und 3 Mann, welche einen Posten

an einem aus Stroh errichteten

Schilderhause auf der nach Holland führenden Straße ausseßten. Im Uebrigen wurde der Grenzdienst bei Tage durch die Husaren, bei Nacht durch die 73 er lediglich durch regen Patrouillengang bewirkt, wobei die nächtlichen Patrouillen im Kreise Ahaus unter Führung von Grenzaufsehern gingen.

Die Inspektions-Offiziere,

welchen die Ueberwachung des Dienstes oblag, traten mit den OberKontroleuren in mannigfache Wechselbeziehung.

Die Mannschaften

thaten ihren Dienst in Müße mit Gewehr und zwei losen Patronen in der Tasche.

Sie durften dabei rauchen.

Die Patrouillen mußten

so gehen, daß fie die Grenze stets sehen konnten ;

doch war jedes

Ueberschreiten derselben auf das Strengste verboten.

Eine Prüfung,

wer zurückzuweiſen oder zu entseuchen sei, ſtand ihnen nicht zu ; ſie hatten Jeden, den fie antrafen, anzuhalten und auf das Zollwachthaus zu bringen.

Die Patrouillen wurden ganz unregelmäßig ent-

sendet und waren durch Wachtbücher und Patrouillenzettel unter Aufsicht.

Auch beim Entseuchungsgeschäft fanden Soldaten Ver-

wendung. Diese Art Dienst, bei welcher der Mann durchschnittlich jede zweite bis dritte Nacht auf Wache oder Patrouille war , war sehr anstrengend und machte eine genügende militärische Weiterbildung der Leute fast zur Unmöglichkeit.

Zwar fanden häufig

Appells statt; auch wurde so viel als angängig einzeln ererzirt, rottenweiſe Schüßendienſt geübt und Unterricht abgehalten . waren Scheiben und für den Mann

Ferner

60 scharfe Patronen mit-

genommen und wurde die Schießübung unter großen Schwierigkeiten fortgesett; zum Theil wurden sogar Schießstände nothdürftig hergestellt.

Aber natürlich war dies Alles nur ein schwacher Noth-

28

2.

Das erste Lebensjahr des Regiments.

behelf. - Die Quartiergeber in den Unterkunftsorten mußten die volle Verpflegung für ihre Einquartirung hergeben und empfingen dafür täglich 712 Silbergroschen. Die Mannschaften erhielten zu ihrer Löhnung, dem Brotgeld und dem Verpflegungszuſchuß nach dem Saße der Garniſon Weſel noch eine tägliche Zulage aus Ziviltassen im Betrage von 5 Silbergroschen 9 Pfennigen für den Gemeinen, 6 Silbergroschen 9 Pfennigen für den Unteroffizier, 15 Silbergroschen für den Lieutenant, 20 für den Hauptmann und 25 für den Major. Die unberittenen Offiziere erhielten ferner für einer Meile eine Vergütung von 15 Silbergroschen für die Meile, ſo daß das Kommando nach dieſer Richtung gar nicht ungünstig war. Desto schlimmer ſah es in Dienstgänge

von

mehr

als

geistiger und geselliger Beziehung aus .

Das vereinzelte Liegen in

den düstern Grenzdörfern der flachen Heidegegend war auf die Dauer kaum zu ertragen. Am 17. Juni marſchirte Lieutenant v. Fürstenberg mit der Husaren-Abtheilung ab und ließ in jedem der beiden Kreise nur 1 Unteroffizier 5 Reiter zum Meldedienſt zurück. Major v. Langen bereiſte darauf den ganzen Bezirk und regelte den nunmehr noch erheblich schwereren Dienstbetrieb des Bataillons, für welches die Stunde der Heimkehr erst fünf Wochen Am 17. Juli erklärte das Ober-Präsidium der Provinz sich in Folge Erlöschens der Rinderpest mit der gänzlichen Zurückziehung der Grenztruppen einverstanden. Demgemäß wurden dieselben am 24. Juli in Ahaus bezw. Bocholt gesammelt und

später schlug.

marschirten nach Coesfeld zurück,

wo die 5. und 6. Kompagnie

am 25., die 7. Kompagnie am 26. Juli einrückte.

Wenige Tage

darauf wurden die Reserven entlaſſen. Beim 1. und Füsilier-Bataillon war unterdessen alles seinen ruhigen Gang gegangen.

Schon

am 6. Juni vereinigte Oberst

Ranisch zum ersten Male seine beiden Bataillone zu einer gemeinſamen Felddienstübung, am 6. Juli zu einem Regiments-Exerziren auf der Loddenheide. Dies blieb aber das einzige Ererziren in größerem Verbande in diesem Jahre. das Herbstmanöver fielen aus .

Das Brigade-Ererziren und

Dafür fanden vom 15. bis 27. Juli

gemeinſame Felddienstübungen der Garniſon zwiſchen Münſter und Warendorf statt, welche der General - Major v . Kummer leitete und denen am 22. und 23. auch der Kommandirende General beiwohnte.

An diesen beiden Tagen wurde biwakirt.

Abschluß des ersten Dienstjahres.

29

Das Prüfungsschießen hatten die beiden Bataillone in Münſter schon am 10. und 11. Juli erledigt.

Beim 2. Bataillon wurde

es durch den Major v . Langen kompagnieweise vom

16.

bis

19. Juli abgehalten , und zwar 5. Kompagnie bei Epe, 6. Kompagnie

auf dem von ihr hergestellten Schießstande bei Vreden,

7. Kompagnie bei Bocholt,

8. Kompagnie bei

Coesfeld .

Das

Abtheilungs-Schießen des 2. Bataillons fand erst am 3. Oktober bei Paderborn statt.

Troß der Schwierigkeiten ,

welche die neue

und gemischte Zuſammenſeßung des Regiments und das anfängliche Fehlen der Gewehre der Schießausbildung geboten hatten, hielt fich das Regiment in

allen Stücken

über dem Durchschnitt der

Division. Daß das Ergebniß des 2. Bataillons gegenüber den anderen etwas zurückstand , war durch das Kommando an der holländischen Grenze mehr als erklärt. Am 22. Juni machte die Beförderung des Premier-Lieutenant Taured zum Hauptmann die Ernennung eines neuen RegimentsAdjutanten erforderlich. Oberst Ranisch wählte hierzu den PremierLieutenant Streder. Am 31. Juli entließ das Regiment zum ersten Male die Reservisten.

Hauptmann v. Edartsberg führte sie

mit

noch

4 Offizieren in einem großen Transport von 444 Mann von Münster nach Ostpreußen zurück. Es kann dies als der Abschluß des ersten Dienst- und Lebensjahres des Regiments angesehen werden.

Drei Begebenheiten von hervorragender Bedeutung , die

Verleihung von Fahnen , die Verlegung des 2. Bataillons nach Paderborn und die Umwandlung zum Füsilier- Regiment, leiten einen neuen Abschnitt in der Geschichte des Regiments ein und werden deshalb im folgenden Kapitel eingehender besprochen werden .

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn .

Unter dem 24. Juni 1867 erließ Seine Majestät der König folgende Kabinets-Ordre :

„ Ich habe beschlossen, den im verfloſſenen

Jahre neu errichteten Truppentheilen schon jezt, 3. Juli, dem Jahrestage der

ewig

und zwar

am

denkwürdigen Schlacht von

Königgräß, Fahnen resp. Standarten zu verleihen .

Ich hege hierbei

die Erwartung, daß dieſelben dieſe ihnen in Gnaden anvertrauten

30

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn.

Paniere stets in hohen Ehren halten und

durch alle Wechselfälle

der Zukunft, dem Vaterlande zum Heile und der Armee zum Ruhme führen werden." Zur Weihe und feierlichen Uebergabe der Fahnen befahlen Seine Majestät die betreffenden Regiments - Kommandeure mit den Fahnenträgern nach Potsdam . So fuhr denn am 30. Juni der Oberst Ranisch mit den drei Fahnenträgern, Sergeant Quednau, Unteroffizier Zademack und Sergeant Briz, von Münster ab, um die Feldzeichen des Regiments aus den Händen des Allerhöchsten Kriegsherrn zu empfangen. Am 2. Juli Nachmittags fand im Marmorſaale des Stadtschlosses zu Potsdam die Nagelung der 57 Fahnen und 16 Standarten statt. Denselben gegenüber standen die Regiments-Komman= deure, jeder mit einem Hammer versehen , und die Fahnenträger, die des Regiments Nr. 73

am Flügel.

Punkt

6 Uhr

erschien

Seine Majestät mit sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen, ſowie einem glänzenden Gefolge

von Generalen

und begann mit der

Nagelung, nachdem Er zu den Abordnungen der Regimenter die Worte gesprochen hatte : „Ich verleihe Euch Fahnen. Ich hoffe, Ihr werdet sie in Ehren halten und mit Blut und Leben vertheidigen."

Oberst Ranisch überreichte Allerhöchstdemselben den

Hammer, und Seine Majestät schug den ersten Nagel in die Fahne des 1. Bataillons Infanterie-Regiments Nr. 73.

Oberst Ranisch

empfing sodann den Hammer zurück und übergab ihn nach einander den anwesenden Prinzessinnen und Prinzen des Königlichen Hauſes, sowie den anwesenden fremden Prinzen und dem Feldmarschall Graf v. Wrangel.

Dieser gab den Hammer an die übrigen zur

Nagelung befohlenen Generale weiter.

Genau derselbe Hergang

wiederholte sich bei den übrigen Fahnen und Standarten ; doch begaben sich Seine Majestät sowohl

wie die Nachfolgenden stets

sogleich nach Einschlagung des betreffenden Nagels zur folgenden Fahne.

Im Ganzen erhielt jede der drei Fahnen des Regiments

98 Messingnägel ,

wovon 69 das Fahnentuch an der Stange be-

festigen, 9 einen Kranz oberhalb und 20 zwei Kränze von je 10 Stück unterhalb des Tuches bilden. Am 3. Juli, dem Ehrentage der Preußischen Armee, welchen auch das Regiment in Münster durch Festgottesdienst und Parade der ganzen Garnison auf dem Neuplak, sowie Liebesmahl des

31

Fahnenweihe in Potsdam.

Offizier-Korps festlich beging, fand im Lustgarten zu Potsdam die Weihe und Uebergabe der Fahnen in feierlichster Weise statt. Die ganze Potsdamer Garnison wohnte mit Fahnen und Standarten der Feier bei.

General-Lieutenant v . Alvensleben kommandirte

das Ganze, Oberst v . Kessel die Infanterie, General-Major Prinz Albrecht (Sohn) die Kavallerie.

Um 10 Uhr holte

die Leib-

Kompagnie des 1. Garde - Regiments zu Fuß die neuen Fahnen und Standarten aus dem Schloß. Dieselben rückten, in vier Glieder eingetheilt, die des Regiments Nr. 73 am rechten Flügel des ersten Gliedes ,

vor die Mitte der Leib - Kompagnie ,

welche sie bis auf

40 Schritt vor den in der breiten Allee zwischen dem Lustgarten und den eroberten Geſchüßen errichteten Altar brachte.

Hier nahmen

die Fahnen hinter ihren Regiments - Kommandeuren Aufstellung. Rückwärts derselben stand in Kompagniefront-Kolonne das LehrInfanterie-Bataillon, bei welchem sich auch bereits vier 73 er be fanden.

In dem Raum zwischen den Fahnen

und dem Altar

befand sich Seine Majestät der König mit Seinem Gefolge.

Als

des Königs Gaſt war auch Kronprinz Humbert von Italien anwesend. Hofprediger Rogge hielt die Weiherede über den Tert Psalm 20, 6 : „Wir rühmen, daß Du uns hilfft; und im Namen unseres Gottes

werfen

wir Panier auf! "

Zum Segen

wurden

fämmtliche 73 Feldzeichen gesenkt und zwar die der 1. Bataillone durch die Regiments -Kommandeure. Der Weihespruch lautete : „Ich hebe meine Hände ſegnend empor im Ausblick zu dem , von

dem

aller Segen kommt, und weihe diese Fahnen und Standarten kraft meines Amtes als ein berufener und verordneter Diener des Wortes zu einem unverleßlichen und hehren Eigenthum der Truppentheile, denen sie nach dem Willen des Königs übergeben werden, zu bleibenden Denkzeichen der Hülfe des Herrn, zu heiligen Mahnzeichen der Treue bis in den Tod für Alle, die zu ihnen schwören sollen,

zu ruhmvollen Ehren- und Siegeszeichen für die spätesten

Geschlechter unseres Vaterlandes . Der Segen Gottes des Allmächtigen, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, komme über Euch und ruhe auf Euch, jezt und immerdar !

Amen !"

Nach dem Segen rückten die geweihten Fahnen, während von sämmtlichen Musikkorps und Spielleuten der Präsentirmarsch erschallte,

unter dreimaligem Hurrah aller Truppen vor das Lehr-

Infanterie-Bataillon, welches sie unter präsentirtem Gewehr empfing

32

3.

Drei Friedensjahre in Münſter und Paderborn.

und zum Vorbeimarsch vor Seiner Majestät auf die Mitte des Luftgartens führte.

Nach beendetem Vorbeimarsch begaben sich die

Fahnen wieder zur Leib - Kompagnie des 1. Garde - Regiments zu Fuß, welche sie zum Schloß zurückbrachte. Die dem Oberst Ranisch in so feierlicher Weise übergebenen Fahnen bestehen aus dem 3, 20 m langen , schwarzlackirten Stock und dem Fahnentuch. Dieſes, aus schwarzer Seide, 1, 40 m lang und ebenso breit, zeigt in der Mitte ein orangefarbenes Schild mit dem preußischen schwarzen Adler, über welchem ein blaues Band die Inschrift Pro gloria et patria trägt. Auf dem von einem umgebenen Schilde ruht eine Krone. Von diesem Schilde führen nach den vier Eden des Fahnentuchs breite weiße

Lorbeerkranz

Streifen, welche zuſammen gleichsam ein schrägrechtes Kreuz bilden ; in den Ecken derselben befindet sich je ein Lorbeerkranz mit der Krone und dem verschlungenen Namenszuge F. W. R. Die Mitte jeder der vier Seiten des Fahnentuches zeigt eine Granate.

Die

bronzirte Fahnenspiße enthielt damals den Namenszug F. W. R. der messingene Fahnenring die Inschrift J. R. Nº 73 I B, bezw. II B und F. B. Am 4. Juli kehrte Oberst Ranisch mit den Fahnen nach Münster zurück, woselbst fie fortan in der Dienstwohnung des Kommandirenden Generals im Königlichen Schloß aufbewahrt wurden.

Am 6. Juli holte die 4. Kompagnie unter Hauptmann

v. Edartsberg

die Fahnen des 1. und Füsilier - Bataillons zum

ersten Male zum Regiments- Ererziren ab.

Die beiden Bataillone

nahmen auf der Loddenheide unter präsentirtem Gewehr und mit begeistertem

Hurrah die Feldzeichen

entgegen ,

die

des Königs

Gnade ihnen verliehen, nachdem Oberst Ranisch dem festen Vorfaße des Regiments, den Fahnen jederzeit Ehre zu machen, beredten Ausdruck verliehen hatte. Die Fahne des 2. Bataillons blieb, da dieses Bataillon sich gerade an der niederländischen Grenze befand, vorläufig in Münster.

Premier-Lieutenant v. Kortfleisch traf zur

Abholung derselben am 12. September mit einem Kommando von 3 Unteroffizieren, 1 Horniſt, 18 Musketieren des 2. Bataillons in Münster ein. Dieses Kommando wurde am 14. September früh mit Mannschaften des 1. Bataillons zu

einer Kompagnie unter

Hauptmann v. Petersdorff zusammengestellt , welche die Fahne aus dem Schloß abholte und unter zahlreicher Begleitung aus

33

Empfangnahme der Fahnen. Münster hinausbrachte.

Vor der Stadt wurden die Mannschaften

des 1. Bataillons entlassen, und Premier-Lieutenant v. Korßfleisch brachte die Fahne mit dem Kommando des 2. Bataillons in zwei Märschen nach Coesfeld .

Hier erwartete am 15. September

das ganze Bataillon an der Berkel - Brücke vor dem Münsterthor sein Feldzeichen und

nahm

es

unter

präsentirtem Gewehr mit

freudigem Hoch auf Seine Majeſtät den König in Empfang. Am 27. Juli 1868 wurde angeordnet, daß die neu verliehenen Fahnen andere Spißen erhalten sollten , verschlungenen Namenszuge W. R.

nämlich solche mit dem

Die Befestigung derselben ge-

schah ohne Förmlichkeit. Zufolge Kriegsministerieller Verfügung vom 9. November 1868 wurden auch die Ueberzugskappen durch andere mit dem Namenszuge W. R. erſeßt. Ein zweites wichtiges Ereigniß des Herbstes 1867 war die Verlegung des 2. Bataillons nach Paderborn, welche Seine Majestät der König durch Kabinets-Ordre vom 22. August 1867 verfügte . Wäre das Bataillon auch jedem Allerhöchsten Befehle willig und gern gefolgt, so wurde doch gerade dieser am 12. September in Coesfeld eingehende Erlaß mit besonderem Jubel begrüßt ;

denn

das kleine Städtchen ohne Eisenbahn , welches dem Bataillon_bisher als Garnison gedient hatte, bot doch in geistiger und gesellschaftlicher Beziehung gar zu wenig, um auf die Dauer befriedigen zu können, wenngleich seine engen Verhältnisse für das erſte Kennenlernen und Nähertreten der Offiziere recht förderlich gewesen waren. Auch waren die dienstlichen Verhältnisse der unfertigen GarniſonEinrichtungen wegen gar zu mangelhaft. So verließ das Bataillon am 23. September zwar in gutem Einvernehmen mit der Bürgerschaft, aber doch nicht ungern Coesfeld, um seiner neuen Heimath zuzumarschiren. Nottuln war das erste Marschquartier , Münster das zweite. Hier holten am 24. September die Offiziere der anderen Bataillone das 2. Bataillon ein , und fand des Nachmittags im Kaſino das erste, lange entbehrte gemeinſame Liebesmahl des ganzen Offizier-Korps seit dem Bestehen des Regiments statt. größerer Uebertritt von Offizieren des Bataillon

und

2. Bataillon

umgekehrt

Nachdem ein

2. zum 1. und Füsilier-

stattgefunden

hatte,

marschirte

das

am 26. September bis Warendorf, von wo nach

einem Ruhetage der Marsch nach Rheda fortgesezt wurde .

Als

lezte Etappe folgte Delbrück, und am Sonntag den 29. September 3

34

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn.

rückte das Bataillon in Paderborn

ein.

Der

überaus festliche

Empfang, den ihm die Stadt bereitete, ließ sofort ahnen, wie an= genehm die Verhältnisse sein würden, welche in der neuen Garnison des Bataillons harrten. Schon in dem benachbarten Neuhaus be= gannen die Begrüßungen von Seiten der dort stehenden HusarenOffiziere. Die Stadt Paderborn war reich beflaggt und bekränzt ; an einer am Neuhauser Thor errichteten Ehrenpforte wartete der Bürgermeister Wördehoff mit den Stadtverordneten , sowie der Landrath Grasso

des Bataillons ,

und

letterer hieß es in ſehr

herzlicher Rede willkommen. Oberst v . Rangau , der Kommandeur des 8. Husaren-Regiments, holte mit sämmtlichen Offizieren der in Paderborn und Neuhaus stehenden drei Eskadrons, sowie mit seiner Regiments-Musik das Bataillon ein.

So hielt dasselbe seinen fest-

lichen Einzug in Paderborn sogar unter klingendem Spiel , was , da es Sonntag Vormittag war , von der gestrengen Geistlichkeit evangelischer Konfession nicht unbemerkt blieb, während katholischer= seits den Verhältnissen verständig Rechnung getragen wurde. Loeffelmanns

Hotel wurde

In

in Gemeinschaft mehrerer Husaren-

Offiziere das erste Mittagessen eingenommen. Paderborn, Kreisstadt im Regierungsbezirk Minden und Sit eines Appellations - Gerichts sowie eines Bischofs, in hübscher, hügeliger Gegend an der Pader gelegen, ist eine freundliche Provinzialstadt von damals gegen 14000 Einwohnern, Station der Eisenbahn Soest - Altenbeken . Es besißt ein interessantes altes Rathhaus und 7 katholische Kirchen, darunter den herrlichen , uralten Dom mit den Gebeinen des heiligen Liborius . Paderborn war vom Regimentsstabe und der 1. Eskadron des 1. Westfälischen HusarenRegiments Nr. 8 belegt, während die 2. und 5. Eskadron in dem kaum 20 Minuten entfernten Neuhaus standen, in dessen vormals dem Hochstift gehörigen Schloß sich auch das Huſaren-Kaſino befand. Ferner war Paderborn Siz des Bezirks -Kommandos, damals noch des 2. Bataillons des Landwehr-Regiments Nr. 15. Bis zum Herbst 1864 hatte das Füſilier-Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 56 in Paderborn in Garnison gelegen; deshalb war vom General-Kommando

angeordnet, daß dessen gesammte Quartierund sonstigen Räume jezt auf das 2. Bataillon Nr. 73 übergehen sollten. Doch war es mit der Unterkunft nicht allzu gut bestellt. In der Kavallerie-Kaserne konnten nur 10 Unteroffiziere, 70 Mann

Paderborn.

untergebracht werden. pagnie ,

35

Diese gab anfänglich die 5. und 8. Kom-

deren Rest in kleineren Bürgerhäusern unterkam.

Die

ganze 6. Kompagnie lag in dem großen Hauſe der Wittwe Menne, die 7. Kompagnie im Bewerungenschen Einquartierungshause. Von den kleinen Quartieren wurden nach und nach soviel wie möglich aufgegeben.

Mit der Kasernenbelegung

trat

1869 ein

Wechsel ein, derart daß die 6. und 7. Kompagnie die KavallerieKaſerne und die noch beibehaltenen kleineren Stadthäuſer erhielten, während die 5. Kompagnie in das Haus Nr. 556 an der Pader und die 8. Kompagnie in das Quartier der Wittwe Menne gelegt wurde.

Die Kammern, Handwerkerstuben und sonstigen unentbehr-

lichen Räume befanden sich in der Kavallerie-Kaserne ; ebendaſelbſt wurde auch die Bataillons-Küche eingerichtet .

Lazareth und Arreſt-

gebäude waren für die Garnison gemeinsam. Garnison-Gottesdienst

war

beim Mangel

Zum evangeliſchen

einer

proteſtantiſchen

Kirche die katholische Bußdorfs -Kirche frei gegeben.

Die Schieß-

stände, anfänglich nur drei an der Zahl, lagen auf der Paderborner Stadtheide, die auch als Ererzirplay diente.

Zum kleinen Dienst

wurde die Promenade am Liborii-Plaß und der Gymnasial-Turn= plaz zur Verfügung gestellt.

Ferner waren das Ererzirhaus und

der Hof der Kavallerie-Kaserne zu gemeinsamer Benußung mit der Husaren-Eskadron verfügbar. Eine Schwimmanſtalt im Bärenteich wurde erst im Sommer 1868 fertig . So mangelhaft alles dieses war , nach den noch viel unfertigeren Coesfelder Verhältnissen fühlte man sich in Paderborn äußerst behaglich. Dazu kam außer Dienst ein geselliges und kameradschaftliches Leben, wie es nicht leicht ein Offizier-Korps schöner haben kann. Wie gemüthlich und harmonisch verliefen die Mittagsstunden im Hotel zum Preußischen Hof, wo die kleine Mutter Bentler, unter dem Spitznamen „Kastemännchen" weit und breit bekannt, den Offizieren des Bataillons ein durchaus zufriedenstellendes Essen für 8 Silbergroschen lieferte ! Wie vergnügt ging es Abends im Hotel Loeffelmann her ! Wie tadellos harmonisch,

ohne jeden Mißklang , war das Zuſammenleben mit

den Kameraden vom Husaren-Regiment ! Sogar mit den 55ern der Garnisonen Hörter und Detmold entwickelte sich ein so reizender Verkehr, wie er nicht oft zwischen Offizier-Korps verschiedener Garnisonen vorkommen mag.

Und somit bezeichnet die Verlegung des 3*

36

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn.

2. Bataillons nach Paderborn für dasselbe den Beginn eines überaus schönen Zeitabschnittes . Als drittes wichtiges Ereigniß des Herbstes 1867 ist die Umwandlung des Regiments zum Füsilier - Regiment zu nennen. Durch Kabinets - Ordre vom 7. November 1867 befahl Seine Majestät der König folgendes : „ Auf den Mir gehaltenen Vortrag beſtimme Jch, daß die Infanterie-Regimenter Nr. 73, 80 und 86 in FüſilierRegimenter umzuformen find. Zugleich will Jch den nachbezeichneten Truppentheilen folgende Provinzialnamen beilegen : InfanterieRegiment Nr. 73- Hannoversches Füsilier-Regiment Nr. 73 2c. “ Gleich nach dem Eingange dieses Erlasses befahl Oberst Ranisch durch Parolebefehl vom 22. November die Führung des Namens in allen Dienstschriftstücken ,

neuen

die Abänderung der Dienst-

ſiegel, die Umbenennung des Füfilier-Bataillons als 3. Bataillon, die Bewaffnung der Offiziere des 1. und 2. Bataillons mit Säbeln und das Hornsignal bei der Vergatterung ; auch wandte er sich an den Kommandeur des Garde-Füfilier-Regiments, Oberſt-Lieutenant v. Tießen, welcher ihm in einem ausführlichen Schreiben die verschiedenen Besonderheiten der Füsilier-Regimenter mittheilte, als 3. B. die Signale „ Seitengewehr pflanzt auf“ und „ Seitengewehr an Ort" , das Tragen des Gewehrs unter dem Arm auf Posten und beim Marsch ohne Tritt, das Anbringen der Säbeltroddel am Koppel u. s. w.

Alles dieses wurde in gleicher Weise auch beim

Füsilier-Regiment Nr. 73 eingerichtet und unter dem 30. Dezember 1867 Festsetungen

über die Handhabung

des Füsilier-Gewehrs

erlaſſen, welche auf den Allerhöchsten Bestimmungen vom 4. Juli 1861 beruhten. Denn bereits unter dem 28. November 1867 war die Verfügung des Königlichen Kriegsministeriums erschienen, welche die Neubewaffnung der Regimenter Nr. 73, 80 und 86 mit dem Zündnadel-Füsilier- Gewehr nebst Seitengewehr M/60 anordnete. Gleichzeitig wurde die Ausgabe aptirter Hirschfänger zu Thouveninschen Jägerbüchsen für die Musik und Spielleute und der Eintauſch der Feldwebel-Degen gegen Säbel verfügt. Daraufhin wurden am 25. Dezember pro Bataillon 533 Gewehre M/60 vom ArtillerieDepot Münster empfangen und die alten Waffen dafür abgegeben . Das neue Gewehr,

welches kürzer und leichter war als das bis-

herige, sich auch durch die Schrauben- und Schieberbefestigung des Laufes am Schaft von dem M/41 unterschied, wurde schnell beliebt ;

37

Umwandlung zum Füsilier - Regiment.

namentlich galt das Fehlen des Bajonetts als ein Vorzug.

Die

Einkleidung in schwarzes Lederzeug wurde vom Regiment vorläufig derart geregelt,

daß sämmtliches

beim 3. Bataillon befindliches

schwarzes Lederzeug am 4. Dezember im Wege des Looses gleichmäßig an die drei Bataillone vertheilt wurde.

Die Ergänzung des

Bedarfs an schwarzem Lederzeuge für die volle Kriegsstärke geschah Ende Dezember, theils durch Ueberweisung vom Montirungs-Depot Berlin und von den übrigen Infanterie- Regimentern des VII . ArmeeKorps , theilweise auch durch Selbstbeschaffung seitens ments .

des Regi-

Das verfügbar gewordene weiße Lederzeug wurde gemäß

Kriegsministerieller Verfügung vom 17. Februar 1868 an die Hanseatischen Regimenter Nr . 75 und 76 behufs Ausstattung der Landwehr-Bataillone Bremen und Hamburg überſandt. Nachdem so das Regiment äußerlich zum Füsilier - Regiment geworden war, mußte es dahin streben, auch in seinen Leiſtungen zu einem solchen zu werden .

Denn wenn

auch allerdings die

Praris des leßten Krieges eine wesentlich andere Verwendung der Füsilier-Regimenter gegenüber der übrigen Infanterie nicht gezeigt hatte, so war doch die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 4. Auguſt 1860 in voller Gültigkeit, welche festgesezt hatte, daß die FüsilierRegimenter zur leichten Infanterie zu rechnen und denselben nur solche Ersagmannſchaften zuzuführen seien , die bei geringer Größe durch natürliche Körperkraft, Gewandtheit, Geschick und Anstelligkeit, sowie durch ihre bisherige Beschäftigungsart und ihren Bildungsgrad zu ihrer Bestimmung am geeignetsten erscheinen.

Hiernach

unterlag es keinem Zweifel , daß die Umformung des Regiments zum Füfilier-Regiment als ein Allerhöchster Gnadenbeweis anzusehen sei , und wurde es nunmehr das Bestreben Aller , durch erhöhten Eifer bei der Ausbildung im zerstreuten Gefecht und im Felddienst das Regiment in diesen Dienstzweigen auf eine hohe Stufe der Gewandtheit und Beweglichkeit zu bringen , sich des Allerhöchsten Vertrauens würdig beweiſe.

damit es

Der erste Ersat, den das Regiment als Füsilier-Regiment aus allen vier Brigade - Bezirken des X. Armee - Korps mit Ausschluß von Oldenburg und Braunschweig erhielt, waren die am 4. November 1867 eingestellten Rekruten. Schon hier und noch mehr in den folgenden Jahren zeigte sich als Folge der Umformung zum FüſilierRegiment ein entſchiedenes Kleinerwerden des Ersages .

Was aber

38

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn.

die Gewandtheit und Anstelligkeit des Füsilier- Ersages betraf, so wurden die Rekruten von 1867 und 68 nicht allen Ansprüchen gerecht, so daß das Regiment im Frühjahr 1869 in diesem Sinne berichtete. Das General - Kommando des X. Armee- Korps machte deshalb im

Mai

1869

seine Brigaden

besonders

darauf auf-

merksam , bei ihren Aushebungen auf gute Beschaffenheit des Erſaßes für das Füsilier-Regiment Nr. 73 mehr als bisher Bedacht zu nehmen. Mit jedem Jahre verließ nun ein weiterer Theil des ostpreußischen Stammes das Regiment ; am 15. September 1868 führte Premier-Lieutenant Strecker einen Transport von 256 Reſervisten nach Königsberg zurück.

So war das Regiment bald nur

noch in den Offizier- und Unteroffizier-Chargen

ein überwiegend

ostpreußisches, in den Mannschaften aber bereits ein hannoversches geworden.

Dem

altpreußischen Lehrpersonal

erwuchs

nun die

dankbare Aufgabe, die guten Eigenschaften des hannoverschen Erſages, Folgsamkeit, Nüchternheit, anständige Denkart, Pflichttreue, stille aber zähe Ausdauer , zu pflegen und zur Entwickelung zu bringen und gegen

die niedersächsischen Erbfehler

anzukämpfen,

unter denen eine gewiſſe Langſamkeit im Erfaſſen und Ausführen des Dienstes ſtehen.

und ein Mangel an Begeisterungsfähigkeit obenan-

In dieser stillen und wichtigen Friedensarbeit verlebte das

nunmehr völlig eingerichtete Regiment faſt drei Jahre. Den Offizieren des Regiments erwuchs aus ihren Garnisonen der hoch anzuschlagende Vortheil, daß jedes Jahr ein Theil von ihnen durch Offiziere des 14. Ulanen- bezw. 8. Husaren-Regiments Reitſtunden erhielt.

An

erwähnenswerthen Vorkommniſſen aus dieser Zeit sind folgende zu nennen : Im August 1867 brach in Münster eine Ruhrſeuche aus, welche nicht nur zahlreiche Opfer auch unter der Garniſon forderte, sondern auch zu verschiedenen vorbeugenden Maßregeln Veranlassung gab ,

namentlich zu Kostverbesserungen ,

zu welchem Zwecke dem

1. und Füsilier - Bataillon im Oktober ein besonderer Zuschuß bewilligt wurde.

Die Seuche

loschen zu betrachten.

war erst im Frühjahr 1868 als er-

Zu dieser Zeit wurde den Aerzten des Regi-

ments eine ehrende Anerkennung durch folgenden Garnison-Befehl zu Theil: „Nachdem nunmehr die leßten Ruhrkranken aus dem

hiesigen Lazareth

entlassen werden , nehme ich gern Ver-

Ruhrseuche. - Uniformänderung.

39

anlaſſung, den Mitgliedern der Lazareth -Kommiſſion , ſowie allen Aerzten, namentlich denen des Hannoverschen FüsilierRegiments Nr. 73 , nicht minder auch den barmherzigen Schwestern, für die aufopfernde Thätigkeit, welche sie während der Dauer der Epidemie an den Tag gelegt haben, und welcher unzweifelhaft der verhältnißmäßig ſo günſtige Verlauf derselben zuzuschreiben

ist ,

meinen

anerkennenden

Dank

öffentlich hierdurch auszusprechen . Münster, den 11. März 1868 .

v. Zastrow ." Die Aerzte des Regiments, denen dieses Lob galt, waren : der Oberstabs- und Regiments - Arzt Dr. Becht, der Stabs- und Bataillons-Arzt des 3. Bataillons ,

Dr. Brunzlow und die ein-

jährig freiwilligen Aerzte Dr. Mekus und Dr. Stoeps . Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 27. November 1867 wurden für diejenigen Infanterie-Regimenter, welche sich aus dem Bezirk des X. Armee-Korps ergänzten, endgültig weiße Achselklappen und ein hellblauer Vorstoß an den Aermelpatten festgeseßt. Da das Regiment bisher gelbe Pattenvorstöße getragen hatte , so war in dieser Beziehung ein Wechsel nothwendig. Das Regiment bewirkte im Januar .868 einen Austausch von 4377 Vorstößen mit dem in Hanau stehenden 2. Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 82, welches sich in umgekehrter Lage befand. Eine weitere BekleidungsAenderung wurde durch die Kriegsministerielle Verfügung vom 5. November 1867 angeordnet, nämlich die Ausrüstung des Regiments mit Kalbfelltorniſtern . Dieſelben wurden hauptsächlich vom IV. Armee-Korps hergegeben, nämlich von den Regimentern Nr. 27, 67, 31, 71 und 72 und sieben Landwehr-Bataillonen der Provinz Sachsen. Dazu kamen noch 104 Stück aus den Beständen des aufgelösten Lippe - Detmoldischen Kontingents und einige wenige anderweitige Zuschüsse , sogar vom Landwehr - Bataillon Gnesen . Auch das Montirungs- Depot Düsseldorf gab 250 Stück her. Alle dieſe Tornister, zuſammen 2910, gingen in der Zeit vom November 1867 bis März 1868 ein. Die Drillichtornister kamen zur Abgabe an die Landwehr-Bataillone Münster, Borken, Warendorf, Detmold und Paderborn. Zur ökonomischen Muſterung des Jahres 1868, welche in Paderborn am 14. Mai, in Münster am

40

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn.

5. und 6. Juni stattfand, waren alle dieſe Bekleidungs - Aenderungen durchgeführt. Mit dem 1. Januar 1868 trat für den ganzen Norddeutschen Bund eine neue Eintheilung der Landwehrbezirke in Kraft. Das bisherige 2. Bataillon (Borken) des 1. Westfälischen LandwehrRegiments Nr. 13, bei welchem das Regiment seit dem 16. April 1867 den Lieutenant v. Rehbinder als Bezirks - Adjutant kommandirt hatte, erhielt hierbei die Benennung „ 2. Bataillon (Borken) 5. Westfälischen Landwehr - Regiments Nr. 53 ". Das BezirksKommando Paderborn wurde zum 2. Bataillon (Paderborn) 6. Westfälischen Landwehr - Regiments Nr. 55 " umbenannt. dem bisherigen Landwehr - Bataillon Hannover wurde

Aus

in Berück-

sichtigung der Umformung des Regiments zum Füsilier - Regiment ein „Reserve-Landwehr-Bataillon (Hannover) Nr. 73 ", welches aber ſeinen Adjutanten zunächst noch vom 2. Hanseatischen InfanterieRegiment Nr. 76 behielt ; erst vom 15. Juni 1869 ab stellte das Füsilier-Regiment Ritter, dorthin.

den Adjutanten ,

zunächst

Sekond - Lieutenant

Königs - Geburtstag wurde 1868 in Münster ähnlich wie im gefeiert ; in Paderborn hielt Oberst v. Rangau die

Vorjahre

Parade der Garniſon

ab und ſpeiſten die beiden Offizier -Korps

gemeinsam mit den Spißen der Bürgerſchaft im Hotel Loeffelmann . Das Armee-Verordnungsblatt vom 14. Juli 1868 veröffentlichte die Allerhöchste Kabinets -Ordre vom 18. Juni über die Gewährung von Geschüß- Douceur-Geldern an 27 Regimenter der Armee. Unter diesen befand sich auch das 5. Ostpreußische Infanterie - Regiment Nr. 41, welchem 360 Dukaten für sechs in der Schlacht von KönigOberst gräß eroberte österreichische Geschüße bewilligt waren. Ranisch wandte sich in Folge dessen unter dem 19. Juli mit der Frage an das Regiment Nr. 41 , wie über die Gelder verfügt ſei ; 270 Mann des Regiments , die 3. und 10. , vor Allem aber die 4. Kompagnie, seien wohl mit zu berücksichtigen . Lettere hatte mit dem Regiment Nr. 41 die Eroberung von Maslowed, woselbst die feindliche Batterie genommen war, als deſſen geschlossene 5. Kompagnie mitgemacht. Die 1. Diviſion, an welche dieſer Antrag des Regiments zur Vorlage gelangte, entschied unter dem 28. Juli, daß ein Anrecht der ausgeschiedenen Kompagnien

nach dem genauen

Wortlaut der Allerhöchsten Kabinets Ordre vom 7. Februar 1867

Erstes Manöver.

nicht als begründet angesehen werden könne.

41

Ob einzelne Mann-

ſchaften aus der zu begründenden Stiftung Unterſtüßungen erhalten könnten, werde von den noch zu entwerfenden Saßungen abhängen. Am 7. Juli 1868 ernannte Seine Majestät der König den Kommandeur der 25. Infanterie-Brigade, General-Major v. Kummer , zum Inspekteur der Beſaßung von Mainz . Er war dem Regiment jederzeit ein wohlwollender Vorgeseßter gewesen und blieb mit demselben durch verwandtschaftliche Bande auch fernerhin in Beziehung. Sein Nachfolger, Oberst Baron v. d . Often gen. Sacken , bisher Kommandeur des 4. Garde - Regiments zu Fuß, übernahm das Kommando der Brigade am 22. Juli.

mit.

Im Herbst 1868 machte das Regiment ſein erstes Manöver Das 2. Bataillon rückte am 7. August aus Paderborn aus

und traf am 11. in Münster ein, wo es während des RegimentsErerzirens vom 12. bis 19. und des Brigade-Ererzirens vom 20. bis 24. August in den Vorstädten und nächsten Dörfern untergebracht blieb.

Am 26. August rückte das Regiment zum Manöver ab.

Die von dem Kommandeur der 13. Kavallerie - Brigade, GeneralMajor Graf zu Dohna , geleiteten Detachements-Uebungen ſpielten fich westlich Herford , bei Enger und Bünde ab.

Das Regiment

bildete mit dem Jäger-Bataillon Nr. 7, zwei Ulanen-Eskadrons und zwei Batterien das Ost-Detachement, welches im Anmarſche von Hörter gedacht war, um der bedrohten Festung Minden die Verbindungen mit dem Rhein offen zu halten .

Der Regimentsſtab lag während

dieser Zeit mit dem Stabe des 1. Bataillons

in Herringhausen,

das 2. Bataillon um Laer, das 3. Bataillon in der Stadt Herford selbst und deren nächstgelegenen hübschen Umgebungen . eine Stadt,

Dies war

mit der das Regiment in steten Beziehungen war,

indem es zur Bewachung des dortigen Zuchthauses beständig ein Kommando in der Stärke von 1 Offizier, 3 Unteroffizieren, 1 Horniſt und 44 Füfilieren gab. Gegenwärtig war Premier-Lieutenant Schröder Kommandeur dieses Wachtkommandos . Westlich Herford leitete General - Lieutenant v. Goeben vom 4. bis 10. September in seiner weit und breit berühmten , klaren , nußbringenden Weise das Divisions-Manöver, während deſſen das Regiment den Bezirk Dornberg -- Schildesche - Werther belegt hatte. Am 11. September rückten die Bataillone nach dreitägigem Rückmarsch wieder in Münster und Paderborn ein.

42

3.

Jm

Drei Friedensjahre in Münſter und Paderborn .

März

1869

wurde

dienstlich mitgetheilt ,

daß Seine

Majestät für den Herbst 1870 die Verlegung der neu errichteten Regimenter in diejenigen Bezirke, aus denen ſie ſich ergänzten, in Aussicht genommen hätten. nachrichtigung ein , daß

Ein Jahr darauf ging aber die Be-

diese

Verlegung

bis zum Herbst 1871

hinausgeschoben sei. Niemand ahnte, daß das Schicksal es noch anders beschlossen hatte. Die Feier des

Geburtstages Seiner

Majestät des Königs

wurde 1869 auf den 20. März verlegt, da der 22. in die Charwoche siel.

Im Sommer 1869 sollte dem Regiment das Glück zu

Theil werden , seinen geliebten König und Herrn zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht zu

sehen.

Schon für

den 21. Mai

war das Eintreffen Seiner Majestät in Münster angesagt ; es wurde aber mehrmals, zuleßt auf den 7. Juni, verschoben.

Am 8. Juni

sollte die Garnison Münster vor Seiner Majestät in Parade er scheinen ; am 9. wollte Allerhöchstderselbe bei der Durchreise durch Paderborn auch das

2. Bataillon sehen.

Leider wurden dieſe

Hoffnungen nicht erfüllt. Seine Majestät mußte eines Unwohlseins wegen bis zum 13. Juni in Berlin bleiben und konnte sodann nur Hannover und Osnabrück besuchen , Münster und Kaffel aufgegeben wurde.

während die Reise nach

Der 3. Juli 1869 war ein Festtag für die ganze Armee und besonders für

das

Füsilier - Regiment Nr. 73.

Deſſen Stamm-

regiment , das Grenadier - Regiment Nr. 1 Kronprinz , das älteste Regiment der Armee, feierte das Jubelfest seines 250jährigen Beſtehens.

Zu dieser Feier erhielten alle Offiziere ,

welche bei dem

genannten Regiment gestanden hatten, Einladungen, arßerdem aber auch 3 Unteroffiziere des Regiments Nr. 73 ,

um die von dort

übernommene 1., 2. und 9. Kompagnie bei dem Feste zu vertreten. Vom Regiment fuhren dazu nach Königsberg : Oberst Ranisch, Major v. Langen , die Lieutenants v . Rehbinder und v . Spies, sowie Feldwebel Briß der 9. Kompagnie, welchem dazu eine Unterstüßung vom Kriegsministerium bewilligt war. Die Hinsendung der übrigen geladenen Unteroffiziere mußte leider unterbleiben, da für dieselben Unterſtüßungen nicht bewilligt waren.

Die Festlichkeiten

verliefen vom 2.-4. Juli in Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen , dessen Namen das Regiment seit diesem Tage als „ Grenadier - Regiment Kronprinz“ führte,

in der groß-

Füsilier Mehmel. - Korps-Manöver.

artigsten Weise.

43

Die aus dem Regiment hervorgegangenen drei Kom-

pagnien des Regiments Nr . 73 gedachten auch in Münſter in dieſen Tagen lebhaft ihres ruhmreichen Mutterregiments . Am 9. Juli 1869 rettete Füfilier Mehmel der 1. Kompagnie auf der Dermannschen Schwimmanſtalt in Münſter den Gymnaſiaſten Bolste vom Ertrinken, indem er ohne Zögern, wie er war, angekleidet und erhißt, in die 9 Fuß tiefe Aa sprang, den ſchon Untergegangenen glücklich ergriff und an das 12-15 Fuß entfernte Ufer brachte, obwohl derselbe sich derart an ihn anklammerte, daß die Rettung schließlich nur mit Hülfe Taues gelang.

eines

ihm zugeworfenen

Für diese muthige That wurde der inzwischen zum

Gefreiten beförderte Mehmel durch Allerhöchste Kabinets -Ordre vom 23. November 1869 mit der Rettungs - Medaille am Bande belohnt. Das Jahr 1869 brachte dem VII. Armee - Korps Manöver im

Lippe - Ruhr - Bezirk.

Zwischen

Camen

ein Korpsund Lünen

fanden vom 1. -3. September die Detachements - Uebungen unter Leitung des

General - Majors

Regiment lag

v. d . Osten - Sacken statt.

während dieser Zeit in und um Dortmund.

Das Die

Uebungen drehten sich vorzüglich um den Lippe- Uebergang bei Lünen. Das vom General-Lieutenant v. Goeben geleitete DivisionsManöver spielte sich in derselben Gegend , zwischen Lanstrop und Lünen ab.

Am 10. und 11. September folgte das Korps -Manöver

unter General der Infanterie v. Zastrow.

Die 13.

Division war von Münster aus über Hamm entsendet,

oder Oft= um die

linke Flanke ihres Korps gegen die von Düsseldorf her über die Ruhr anrückende 14. oder West-Diviſion zu ſchüßen. Das Regiment lag um Unna ; das Manöver fand an der Ruhr in der Gegend von Holzwickede statt.

Der Rücktransport nach Münſter und Pader-

born geschah diesmal am 11. September gleich nach Schluß des Manövers mit der Eisenbahn von Camen bezw. Unna aus . Am 3. Oktober 1869 feierte General der Infanterie v. Zastrow sein 50jähriges Dienſtjubiläum.

Seine Majestät der König zeichnete

ihn durch Verleihung des Kronen-Ordens 1. Klasse am Bande des Rothen Adler -Ordens mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe aus . Im Namen der Offiziere des Armee - Korps überreichte ihm General = Lieutenant v. Goeben einen Ehrendegen. General v. Zastrow dankte für dieses Geschent in einem Schreiben vom 11. Oktober, welches mit der Versicherung schloß, er werde keinen

44

3.

Drei Friedensjahre in Münster und Paderborn .

höheren Wunsch hegen, als den , seinen Ehrendegen an der Spiße des VII. Armee-Korps auf dem Schlachtfelde zu ziehen.

Der Tag,

an dem dies geschehen sollte , war näher , als Jedermann glaubte. Im Herbst 1869 beschloß das Offizier - Korps des Regiments die Gründung eines Regiments - Albums . Der Gedanke erwies sich als ein überaus glücklicher.

Es

war gerade noch Zeit ,

Bilder, auch die der bereits Abgegangenen ,

zu beschaffen .

Januar 1870 waren dieselben fast vollzählig beiſammen .

alle Ende

Lieutenant

v. Beeren schnitte eigenhändig einen schönen Kasten aus Eichenholz zur Aufbewahrung des Regiments - Albums. Dasselbe ist seitdem stets fortgeführt worden und bietet in seiner Vollständigfeit ein überaus anschauliches und übersichtliches Bild der Entwickelung des Offizier - Korps .

Es wird

von demselben

als

ein

werthvoller Schaß in hohen Ehren gehalten und im RegimentsKasino aufbewahrt. Das

1888 wurde es erneuert.

ewig denkwürdige Jahr 1870

verlief in seiner ersten

Hälfte so friedlich und gewöhnlich, daß sich soviel wie nichts davon berichten läßt.

Die Ausbildung geschah unverändert nach der be-

währten altpreußischen Methode .

Die Besichtigungen gingen bis zu

der Anfangs Juni erfolgten Bataillons - Besichtigung ihren herkömmlichen Gang. Die ökonomische Muſterung wurde, wie alle zwei Jahre, --im Monat April — Mai vom Brigade - Kommandeur abgehalten. Das einzige Abweichende war, ganzen Armee ausfallen sollte.

daß das Prüfungsschießen in der Dagegen waren für das Manöver

bereits alle Anordnungen getroffen und sogar die Karten bestellt, wofür später im Frühjahr 1871 die Beträge unter großen Schwierigkeiten eingezogen wurden.

Am 6. August sollte das 2. Bataillon

seine Garnison verlassen, am 25. August das 1. und 3. Bataillon die ihrigen.

In

der Gegend von Bielefeld sollten die Herbst-

übungen stattfinden. Wer konnte ahnen , Gegend von Metz dafür ausersehen hatte !

daß die Vorsehung die Und doch war dem so-

der Ausbruch des gewaltigsten Krieges der Neuzeit ſtand ganz dicht bevor.

Wenige Wochen noch,

und

die Kriegserklärung bereitete

dem ersten Abschnitt in der Geschichte des Regiments , seiner Friedenszeit in den westfälischen Garnisonen, ein jähes Ende! Auch die Thätigkeit des Oberst Ranisch in und mit dem

Regiment schloß mit diesem Abschnitt ab.

Die Allerhöchste Kabinets

Ordre vom 18. Juli 1870 über die Stellenbeseßung des mobilen

45

Scheiden des Oberst Ranisch.

Heeres stellte ihn an die Spiße der 4. Landwehr-Infanterie-Brigade, zum großen Leidwesen des Regiments ,

welches

ausnahmlos

den

Wunsch hegte, die Feuertaufe unter seinem allverehrten ersten Kommandeur beſtehen zu dürfen .

Was es im Felde geleistet hat,

das verdankt es zu allermeiſt ſeinem erziehenden Einfluſſe. Major Ranisch, am 20.

März

General-

1871 zum Kommandeur der

20. Infanterie-Brigade ernannt, wurde am 16. Juni 1871 in den Adelsstand erhoben, trat am 10. Februar 1872 in den Ruhestand und starb am 12. Dezember 1873 zu Potsdam . Niemals wird die Dankbarkeit für seine großen Verdienste um das Werden und die innere Festigung des Regiments in dieſem ſchwinden.

46

4.

Von der Mobilmachung bis vor Meg.

Zweiter Abschnitt.

Der Krieg gegen Frankreich 1870-1871.

4.

Von der Mobilmachung bis vor Met.

ie Verhandlungen ,

welche zwischen Preußen

und Frankreich

aus Anlaß der Berufung des Erbprinzen von Hohenzollern-Sigmaringen auf den Thron Spaniens stattfanden , nahmen durch die von der französischen Regierung erhobenen Ansprüche mehr und mehr an Schärfe zu .

So friedlich man

deutscherseits

finnt war, zu demüthigenden Zugeſtändnissen ,

auch ge=

wie sie schließlich

von Frankreich verlangt wurden, konnte man sich nicht herabwürdigen, und ganz Deutschland jubelte Preußens greisem Herrscher zu,

als

Er in würdiger und mannhafter Weise in Ems die übermüthigen französischen Forderungen

abwies .

Damit war der Würfel ge-

fallen, die Verhandlungen der Diplomaten waren zu Ende, das Handeln der Soldaten begann. Am 15. Juli kehrte König Wilhelm von Ems nach Berlin zurück, begeistert auf allen Stationen und in der Hauptstadt begrüßt. Niemand verhehlte sich, daß es zum Kriege kommen müsse ; wußte man doch längst, daß Frankreich dazu rüste und daß es bereits Reserven und Mobilgarden einberufe.

Dem gegenüber hätte ein

längeres Zögern verhängnißvoll werden können .

Am 16. erging

der Allerhöchste Befehl zur planmäßigen Mobilmachung der ge= sammten Norddeutschen Bundesarmee mit Bestimmung des 16. Juli als ersten Mobilmachungstages .

Doch nicht Norddeutschland allein

ſollte den Kampf mit dem Erbfeinde beſtehen ; auch die Süddeutſchen Staaten, treu dem mit Preußen geschlossenen Bündniß und in gerechter Entrüstung über die französischen Anmaßungen ,

machten

Veranlassung des Krieges . - Mobil !

fich kriegsbereit.

47

Baden und Bayern am gleichen Tage wie Preußen,

Württemberg am 17. Juli mobilisirten ihre Truppen und unterstellten sie dem Oberbefehl des Königs Wilhelm. So zum ersten Male einig wie nie zuvor, trat Deutschland dem Feinde entgegen. Mobil!

Welches Soldatenherz schlüge nicht höher beim Klang

dieses Wortes !

Des Friedensdienstes immer gleich gestellte Uhr

hebt gleichsam aus zu hellem, lauten Schlage, der wie ein frischer Hauch in sommerlicher Gluth belebend und elektrisirend wirkt. Wie ein Gewitter in dem Völkerleben weckt ja der Krieg im Menschenherzen so viele der edlen Regungen, die verborgen schliefen.

Vater-

landsliebe, Begeisterung, edle Ruhmbegierde, Aufopferung und treue Hingebung, sie werden

angefacht und sind die Quelle mancher

schönen und kühnen That. Dem Regiment ging

der Befehl zur Mobilmachung früh

gegen 3 Uhr, in Paderborn gegen 7 Uhr zu, und sofort begann die fieberhafteste Thätigkeit , laſſend, es ermöglichte ,

die , kaum wenige Nachtſtunden aus-

daß die sprüchwörtlich gewordenen kurzen

zehn Tage der Mobilmachung mehr als genügend erschienen, um die Bataillone marschfertig zu machen. Wohl Jeder war in diesen Tagen der Ansicht, daß, da Frankreich mit solcher Absichtlichkeit zum Kriege gedrängt hatte, es gewiß auch längst vorbereitet und gerüstet sei und sofort losschlagen werde, daß es also um so mehr gelte, die deutsche Mobilmachung auf das Aeußerste zu beschleunigen, um den Franzosen nicht einen zu großen Vorsprung oder wohl gar den Einbruch in deutsches Land zu gestatten.

Wie glänzend hat sich damals unſere Organiſation bewährt

und welchen Triumph über die französischen Einrichtungen davon= getragen. Wie ist aber auch in jenen Tagen gearbeitet und wie genau und planmäßig die Mobilmachung ausgeführt worden ! Zunächst wurde ein beträchtlicher Theil der Unteroffiziere und Offiziere entsendet, theils um für das Regiment die Reſerven aus der Provinz Hannover und aus Westfalen herbeizuholen, theils um von den Bezirks - Kommandos in Westfalen die Reserven anderen Regimentern zuzuführen ,

theils

um zu den

neu zu bildenden

Truppentheilen als Ersaß- und Besaßungs -Bataillon überzutreten. Zum Ersatz - Bataillon des Regiments wurden bestimmt : Als Kommandeur Major Brandis , Adjutant Sekond -Lieutenant Kleinhans , als Kompagnie- Führer Hauptmann Krause, Chef der 1. Kompagnie,

48

4.

Von der Mobilmachung bis vor Meg.

Hauptmann v. Schmid , Chef der 8. Kompagnie, Premier-Lieutenant v. Roschkull von der 10. Kompagnie und

Premier Lieutenant

Caprano von der Landwehr, ferner die Sekond-Lieutenants Nehring, König, Pastenaci vom Regiment. Das Ersaß - Bataillon trat am 20. Juli zusammen . Seine Schicksale während seines dreijährigen Bestehens sind im 15. Kapitel dargestellt. Zu den Besaßungs -Bataillonen Wesel und Borken wurden je 8 Unteroffiziere des Regiments gestellt. verhältnißmäßig wenig abzugeben.

Sonst hatte das Regiment

Da es noch keine hannoverschen

Landwehrbataillone gab , fielen die Abkommandirungen an solche, wie bei den älteren Regimentern der Fall, weg und das Regiment war so glücklich, den größten Theil seiner Offiziere und Unteroffiziere in den gewohnten Verbänden mit ins Feld nehmen

zu können .

Zu den verschiedenen Stabswachen wurden kommandirt : Zur Stabswache des großen Hauptquartiers der Gefreite Rudolphi der 8. und der Füsilier Spellig der 1. Kompagnie. Zur Stabswache des General -Kommandos je ein Mann des 1. und des 2. Bataillons. Zur Divisions- Stabswache der Sergeant Schestokat der 5. Kompagnie . Am 18. empfing das Regiment die zu seiner vollen Stärke ihm noch fehlenden Waffen und die Kriegsmunition aus dem Artillerie-Depot und am selben Tage trafen schon die ersten Reſerven ein, am nächsten Tage der Haupttransport aus Hannover unter Premier Lieutenant Braun . Die Reserven aus Lüneburg brachte Lieutenant Pulch , aus Lingen Lieutenant

v . Rekowski ,

aus

Osnabrück Lieutenant v . Usedom, aus Göttingen und Hildesheim für das 2. Bataillon Premier Lieutenant Schöning und Lieutenant Meyer.

Die Kameraden , welche zur

Abholung in Hannover

gewesen, berichteten von großem Enthusiasmus und patriotiſcher Gesinnung, die sie dort in der neuen Provinz gefunden hatten. Auch unsere sonst so ruhigen Münsterländer waren in diesen Tagen der hochgehenden Begeisterung kaum wiederzuerkennen . Ueberall in der Stadt hörte man patriotische Reden und Gesänge, wiederholt wurden dem Kommandirenden General v . Zastrow Kundgebungen vor dem Schloß dargebracht ,

mit dem größten Eifer wurden auf

der Straße und in allen Lokalen die franzöſiſchen und die deutſchen Militärverhältnisse

erörtert,

die

Aussichten

des

bevorstehenden

Kampfes besprochen und die abenteuerlichsten Gerüchte von schon

Abschluß der Mobilmachung. stattgehabten Zuſammenſtößen , von zu des Auslandes und dergl . erzählt.

49

erwartender Einmischung

Einen feierlichen Eindruck machte im Volk wie im Heer die Kunde, daß Seine Majestät der König am 19. Juli das Eiserne Kreuz hatte wieder aufleben laſſen , jenes ehrwürdige Wahrzeichen einer großen Zeit , neues Band bildete ,

welches

an Hoch und Niedrig verliehen

Heere mit einander verknüpfte. Die auswärts Rommandirten

giment zurück.

ein

welches Führer und Soldaten im deutschen

kehrten

inzwischen zum Re-

Lieutenant Meyer mit 6 Unteroffizieren ,

welche

zur Erlernung des Feldpionierdienstes in Deuß waren , 4 Leute vom Lehr - Infanterie - Bataillon , die Portepee -Fähnriche John , Griepenkerl, Werner , Böhm , Giese, Jasper von der Kriegsschule, das Wachtkommando bei der Strafanstalt in Herford unter Lieutenant v. Schmid. Manche und hart empfundene Veränderungen brachten die Mobilmachung

dem

Regimente .

Feldzüge von 1864 und 1866 der

Der hochverehrte,

berühmt

durch

die

gewordene Kommandeur

13. Division General - Lieutenant v. Goeben , unter

Führung man sicher war zu fiegen , wurde zu

deſſen

einem höheren

Wirkungskreise als Kommandirender General des VIII. Armee-Korps berufen;

an seine Stelle trat der General - Major

v. Glümer.

Wie schon im vorigen Kapitel angegeben , verlor das Regiment auch seinen verehrten Kommandeur, den Oberst Ranisch. Er verließ, zum Kommandeur der 4. Landwehr-Brigade ernannt , am 22. Juli das Regiment und schmerzbewegt ,

wenn

auch über die

ihm gewordene Anerkennung und Beförderung erfreut , sahen ihn Alle scheiden. Nur einmal während des Krieges hat ihn ein Theil des Regiments wiedergesehen, als er an der Spize ſeiner Brigade die Einschließungslinie von Mez kreuzte und Ortſchaften berührte, welche vom Regiment belegt waren.

An seine Stelle wurde zum

Kommandeur des Regiments der Oberſt-Lieutenant v. Loebell ernannt, bis dahin Bataillons -Kommandeur im Infanterie-Regiment Nr. 25. Unter den Sanitäts -Offizieren des Regiments traten folgende Veränderungen ein : Der Oberstabs- und Regiments - Arzt Dr. Becht übernahm das Feldlazareth Nr. 6 , an seine Stelle trat als stellvertretender Regiments - Arzt der Stabsarzt des 2. Bataillons 4

50

4.

Dr. Ar.

Es

Von der Mobilmachung bis vor Mez .

wurden

außerdem zum Regiment kommandirt die

Aerzte der Landwehr Dr. Fabricius und Dr. Meiſenbug zum 2. Bataillon, Dr. Gröne zum 3. Bataillon. Gleichzeitig mit diesen Veränderungen wurde dem Regiment die von Sr. Majestät befohlene Ordre de Bataille der einzelnen Armeen mitgetheilt, welche am 24. Juli in Kraft zu treten hatte. Es wurden gebildet : die I. Armee: VII. und VIII . (ſpäter auch I. ) Armee-Korps mit der 3. Kavallerie - Division unter dem General der Jnfanterie v. Steinmetz, die II . Armee : Garde, III . , IV. , X. Armee -Korps , ſowie 5. und 6. Kavallerie-Diviſion unter dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen, die III. Armee: V. und XI., I. und II. bairisches Korps, württembergische und badische Diviſion und 4. KavallerieDivision unter dem Kronprinzen von Preußen. Als Reserve diente das IX. und XII . Korps .

Das I., II.

und

VI. Korps, die 1. und 2. Kavallerie- Diviſion, die 17. InfanterieDivision und

vier Landwehr - Divisionen blieben vorläufig noch

zurück, theils zur Sicherung der Küsten gegen etwaige französische Unternehmungen,

theils weil der Transport noch nicht so rasch

bewerkstelligt werden konnte, hauptsächlich wohl auch, Desterreichs noch nicht ganz sicher war. Die Versammlung der Armeen sollte

weil man

bis zum 3. Auguſt er-

folgen und zwar für die I. Armee auf der Linie Saarlouis -Merzig, für die II. Armee bei Völklingen - Saarbrücken -Saargemünd, für die

III. Armee

bei

Landau -Karlsruhe,

bei Kaiserslautern - Homburg - Zweibrücken.

für die Reserve Dem entsprechend

waren den verschiedenen Korps die Marsch- und Fahrtübersichten zugegangen . Das Regiment erfuhr , daß es voraussichtlich bis Call in der Eifel mit der Eisenbahn fahren und von da an marschiren werde.

Als Avantgarde der Division wurde das Infanterie-

Regiment Nr. 13, das 8. Huſaren-Regiment und die 6. 4 pfündige Batterie Gasch unter dem Kommando des Brigade-Kommandeurs General-Majors Baron v. d . Often - Sacken beſtimmt. Der Führer der I. Armee , General v. Steinmeß erließ unter dem 22. Juli an die beiden ihm unterſtellten Korps folgenden Armeebefehl :

Ordre de Bataille. - Armeebefehl des Gen. v . Steinmez.

51

„ Nachdem Se. Majestät der König mich Allergnädigst zum Ober-Befehlshaber der ersten Armee, bestehend aus dem VII. und VIII. Armee-Korps, ernannt hat, sehe ich dem geeigneten Zeitpunkt entgegen , an welchem ich dies ehrenvolle Kommando antreten kann. Zunächst drängt es mich aber, meine volle Befriedigung darüber auszusprechen, daß ich an die Spize zweier Armee-Korps gestellt bin , denen das beste Renommee zur Seite steht. Ich bringe deshalb auch beiden Armee-Korps meinerseits

mein vollstes Vertrauen entgegen und rechne

auf das ihrige.

Wir übernehmen damit gegen-

seitig eine Verpflichtung, die wir in dem uns bevorstehenden Kampfe durch unser Verhalten einzulösen haben. Soldaten! Euer Ober-Befehlshaber wird stets bei Euch sein, wo Ruhm und Ehre zu

erwarten

ist.

Beide

wollen

aber erworben

werden unter Beschwerden, selbst Entbehrungen und muthigem Verhalten auf dem Kampfplat. Seht auf Eure Führer ; sie werden Euch mit dem besten Beispiel vorangehen. Der Kampf, der uns bevorsteht, ist ein Ehrenkampf , wir haben in demselben die Ehrenkränkung, welche unser großſprecheriſcher Gegner sich gegen uns erlaubt hat , von uns abzuwaschen. Unser Allerhöchster Kriegsherr , das engere wie das weitere Vaterland sehen auf uns, wie wir den Kampf mannhaft zu bestehen bestrebt sein werden.

So laßt uns denn muthig vorwärts gehen mit Gott für König und Vaterland und darauf bauen, daß der Allmächtige der gerechten Sache , die, wenn je, auf unserer Seite ist, den Sieg verleihen werde. Posen, den 22. Juli 1870. v. Steinmez."

Am 23. Juli bereits, nachdem auch die erforderlichen Trainsoldaten und Pferde eingetroffen, die in der Garnison kommandirten Mannschaften durch das Erſaß-Bataillon abgelöſt und eine dreitägige durch die Mannschaften zu tragende Portion beschafft war, konnten die Bataillone dem Regiment melden , daß sie marschfertig seien. Die bis zum Ausmarsch noch bleibende Zeit wurde fleißig zu Uebungen in den Kompagnien und Bataillonen benußt. Am 24. gingen die Fouriere voraus , vom 1. Bataillon Lieutenant v. Stolzenberg , vom 2. Lieutenant v . Schmid , vom 3. Lieutenant 4*

4.

52 Pulch.

Von der Mobilmachung bis vor Meg.

Der 25. Juli vereinigte zu

einer ernsten Feier die pro-

testantischen Familien und viele Angehörige des Regiments und der Garnison in der evangelischen Kirche, wobei von dem MilitärOberpfarrer Hohenthal das heilige Abendmahl gespendet wurde .

Von der Garnison bis zur Grenze. Am

10.

Mobilmachungstage,

dem 26. Juli ,

Regiment seine Garnisonen Münster und Paderborn ; denken können ,

daß es auf immer geschah !

verließ das wer hätte

Jedes Bataillon be-

Pferde

anspruchte mit seinen Wagen und Pferden einen vollen Zug. Die Ausrückestärke betrug :

und . .. . .

322

Regimentsstab I. Bataillon II. Bataillon III. Bataillon

23 20 19

71 51 54

17 17 17

62 176 (einschl. 6 Offig = Dienstthuer.)

51

908 2 915 2 916 2 2739

6

1 1 1

1 4 25 41 1093 42 1 4 21 1032 36 1 4 22 • 1036 36

3 3 12 68 44 3161 114

Die Fahrt wurde in Münster vom 1. Bataillon um 5 Uhr, vom 3. Bataillon um 7 Uhr früh, in Paderborn vom 2. Bataillon um 7 Uhr früh angetreten.

In Schaaren geleitete an beiden Orten

die Bevölkerung die Bataillone zur Bahn, in der herzlichsten Weiſe sich von ihnen verabschiedend .

Die Stimmung der Truppen war

freudig und siegesgewiß ; mit Stolz und Vertrauen sahen die Zurückbleibenden sie ziehen ; durch seine Leistungen hat das Regiment dies Vertrauen gerechtfertigt. Unter den Klängen der Wacht am Rhein begann die Fahrt. Sie glich einem Triumphzuge.

Wo immer die Züge hielten ,

da

drängte sich das Volk heran, in jubelndem Zuruf die Krieger als die Retter des Vaterlandes preisend , Ruhm und Sieg ihnen verheißend. Die Stimme der Wehmuth über die Scheidenden , von denen ja so Mancher nicht wiederkehren , sondern in fremder Erde sein frühes Grab finden sollte, der Schmerz der Angehörigen, welche

Fahrt bis Call .

53

Oberſt-Lieutenant v. Loebell.

Söhne, Brüder, Gatten und Väter der Gefahr entgegenziehen sahen, sie wurden opferfreudig unterdrückt oder von dem Jubel der Begeisterung übertönt. Auch blieb es nicht bei Worten und Zurufen allein. Der Tag war sehr heiß und die Luft in den überfüllten Wagen drückend ; ganz besonders lag das Ruhrthal in drückender Schwüle. Schwer empfand man selbst bei ruhigſtem Verhalten die Hiße, die Feldflaschen waren bald geleert und die Zunge klebte am Gaumen. Da waren Erfrischungen hoch willkommen, und überall, wo auch nur ein kurzer Halt gemacht wurde, wurden sie in Menge und in der liebenswürdigsten Weise dargeboten. Ganz besonders zeichneten sich darin Elberfeld über Hamm,

Hagen ,

und Köln aus .

Elberfeld ,

Die Fahrt ging

Düsseldorf nach Köln ,

wo die

Bataillone eine einstündige Raft hatten und geſpeiſt wurden, was nach der langen Fahrt recht nöthig war. Hier empfing die einzeln eintreffenden Bataillone der neue Regiments-Kommandeur OberstLieutenant v. Loebell mit kräftiger Anſprache und übernahm das Regiment vom Oberſt-Lieutenant v. Blumenthal, der es bis dahin geführt hatte.

Mit denselben Abständen,

wie sie gekommen, ver-

ließen die Bataillone Köln, um die Fahrt über Düren bis Call in der Eifel fortzuſeßen . Hier langten sie erst im Dunkeln an , das 1. Bataillon gegen 9, das 3. gegen 11 , das 2. um 3 Uhr.

Die

Hiße des Tages war gegen Abend durch einen erfrischenden Regenschauer etwas abgekühlt worden , doch war immerhin der Marsch in die Unterkunftsorte des 1. und 3. Bataillons bei herrschender Dunkelheit und auf rauhen Gebirgswegen für die von der langen Eisenbahnfahrt ermüdeten Leute recht beschwerlich. Dem 2. Bataillon, welches mit dem anbrechenden Morgen in Call anlangte, ging ſogar die kurze Nachtruhe, welche die beiden anderen Bataillone gehabt hatten, verloren ; doch hatte es nur einen kurzen Marsch. Die erſten Unterkunftsorte des Regiments waren Keldenich (3. Bat.) , Soete= nich, Rinnen (2. Bat.) ,

Dahlbenden , Steinfeld, Urft ( 1. Bat.) .

Die Belegung war schon kriegsmäßig.

Vielfach hatten die sämmt-

einer Kompagnie nur ein Zimmer und ein Bett, meist Strohlager. Die Mannschaften wurden bis zu 40 und sogar 70 in einem Gehöft untergebracht, und die Gehöfte in dieſer armen

lichen Offiziere

Gebirgsgegend sind klein und dürftig und erregten das Erstaunen unſerer an die weitläufigen niedersächsischen Bauernhöfe gewöhnten Die Verpflegung war dementHannoveraner und Westfalen.

54

4.

Von der Mobilmachung bis vor Meş.

sprechend, die armen Leute hatten selbst nur wenig,

boten aber

dies freudig dar. Nach kurzer Nachtruhe wurde am anderen Morgen zeitig auf gebrochen ; die Ortschaften mußten für die nachfolgenden Truppen frei gemacht werden . bald

Die Gegend ,

den Charakter der Hochebene

Anfangs sehr wellig , an.

wechselte mit dürrer Heide und wenigen,

nahm

Schwachwüchsiger Wald kümmerlich bestandenen

Getreidefeldern . Es war die rauhe Eifel , die man durchwanderte. Die Märsche der nächsten Tage über Stadtkyll , Esch, Kirchweiler, Hinterweiler waren im Durchschnitt 24—27 km lang, für die vielen des Marschirens ungewohnten , von der langen Eisenbahnfahrt und der kurzen Nachtruhe ermüdeten Leute recht an= greifend.

Dazu die Julihiße, die besonders in dem engen Kyllthal

drückend war, und die rauhen, vielfach steilen Wege, die auch den Gespannen der Bataillonswagen viele Mühe machten . es doch dem Munitionswagen des 2. Bataillons ,

Begegnete

daß die wohl

noch nicht gut eingefahrenen Pferde einen steilen Weg nicht gleich zu

erklimmen vermochten und sammt Wagen und Trainſoldaten

ſeitwärts den steilen Hang hinabrollten. Niemand dabei ernstlich zu Schaden.

Wunderbarer Weise kam

Es kostete Mühe, alle Leute

mit vorwärts zu bringen , und einzelne blieben auch zurück.

Am

29. und 30. wurden deshalb sogar die Tornister gefahren und den Bataillonen gestattet, ſelbſtändig zu marſchiren. In Manderscheid, einem freundlichen, wohlhabenden Städtchen in schöner, theilweise romantischer Gegend mit herrlicher Burgruine, war nach einem Marsch von 28-29 km zum ersten Male seit dem Ausmarsch das Regiment vereinigt und troß der engen Belegung sehr gut untergebracht.

Vom Divisions-Kommando wurde

hier mitgetheilt , daß von Diedenhofen aus eine starke französische Kolonne die Grenze überschritten habe und im Marsch auf Trier sei. Zugleich war angeordnet , daß die eiserne Portion , wo schon angegriffen, zu ergänzen und eine weitere Portion und Ration einzufordern und auf Wagen, bezüglich in lebenden Häuptern mitzuführen sei.

Die Division vereinigte sich in und um Manderscheid

in enger Ortsunterkunft, theilweise sogar schon in Biwaks . Die Nachricht von der Grenzüberschreitung wirkte belebend.

Nun hoffte man,

schon in den nächsten Tagen an den Feind zu kommen , und erwartete,

am selben Tage noch einen zweiten Marsch machen zu

Märsche durch die Eifel. - Trier.

55

müssen, aber schon am selben Abend kam die enttäuschende Nachricht, daß seien. So werden.

die Franzosen wieder über die Grenze zurückgegangen mußte die Hoffnung auf Kampf und Sieg vertagt

Der Marsch am 30. ,

obwohl noch nicht in der vereinigten

Diviſion, war beſonders lang und beschwerlich, für das 3. Bataillon bis zu 32 km. Dazu steile, rauhe Wege, große Hiße , besonders drückend in den engen Thälern . Die Unterkunftsorte Herforſt, Beilingen, Speicher wurden erst Nachmittags gegen 4 Uhr erreicht, verschiedene Leute fielen hatte sogar

ohnmächtig um , und das 3. Bataillon

einen Todten an Hißschlag,

der 12. Kompagnie aus Borken . Tage in Speicher.

den Füsilier Wübbels

Er fand ſein Grab am nächſten

Der großen Hize wegen wurde am nächsten Morgen zeitig aufgebrochen.

Schon

um 7 Uhr vereinigte sich die Diviſion am

sogenannten Rothen Hauſe an der Chauſſee von Herforst nach Trier und marschirte von hier geschlossen unter Führung ihres Kommandeurs, den das Regiment heute zum ersten Male sah. Marsch bei schwüler Witterung

ward

Nach flottem

an der Einmündung der

Kyll in die Mosel bei Ehrang das Moselthal erreicht und in dieſem der Marsch nach Trier fortgeseßt.

Gegen 122 Uhr traf das Regi-

ment daſelbſt ein und erhielt in der Stadt ſelbſt gute Quartiere. Sehr willkommen war auch die Nachricht von dem für den 1. Auguſt angeordneten Ruhetag, dem ersten seit dem Ausmarsche. Es war ein reges Leben an dieſem Tag in der alten Augusta Trevirorum und die römischen Krieger , welche dort ihren Standort hatten und ihre leßte Ruhestatt gefunden ,

würden ihre Freude an dem

kriegerischen Treiben gehabt haben. Die berühmten Denkmäler und Bauten aus jener Zeit , wie die herrliche Porta nigra, waren beständig umschwärmt von Besuchern , und vollends in dem weiten Amphitheater und

an

den verfallenen römischen Bädern tönten

Kommandoworte und Signale und der Hurrahruf übender preußischer Soldaten.

Denn

nach guter,

Ruhetag nicht unbenußt gelaſſen .

preußischer Sitte wurde der

Mit längeren Appells zu gründ =

lichem Nachsehen der Waffen und Munition, der Ausrüstung und Bekleidung, sowie der eisernen Portion, wechselten Gefechts -Uebungen in Kompagnie-Kolonnen ,

um die vielen des Dienstes nicht mehr

gewohnten Reserve-Mannschaften wieder an die militärischen Formen

56

4.

Von der Mobilmachung bis vor Mez.

zu gewöhnen , den Kompagnien einen festeren Halt zu geben und sie besser in die Hand ihrer Führer zu bringen.

So brachte der

Ruhetag den doppelten Nußen der Stärkung der ermüdeten und der Schulung der ungeübten Soldaten. Wie schon in den letzten Tagen die Märsche in den geſchloſſenen Divisionen hatten erkennen laſſen , befanden sich die Truppen der deutschen Armee mit dem Schluß des Monats Juli bereits nahe an den ihnen

bestimmten Versammlungspunkten ,

der Aufmarsch

der deutschen Heere nahte seiner Vollendung . Dem gegenüber waren die Franzosen seit der Kriegserklärung, die übereilten Transporte nach der Grenze abgerechnet ,

nicht viel weiter gekommen,

ihre anfänglich zweifellose Ueberlegenheit änderte sich mit jedem Tage mehr zu Gunsten der Deutschen. Hatte man vorher aus dem Umstande,

daß die französischen

Truppen eiligst nach der Grenze befördert wurden, ohne ihre Mobilmachung zu beenden ,

ohne das Eintreffen ihrer Reserven zu er-

warten, mit Recht schließen müssen ,

daß sie beabsichtigten , durch

rasches Vorbrechen in deutsches Gebiet und durch ihre damals entschiedene Ueberlegenheit

einen

größeren Theil

deutschen Landes,

vielleicht bis zum Rhein , zu beseßen , jedenfalls aber die deutsche Mobilmachung empfindlich zu stören, so war dieſe Gefahr jeßt beseitigt.

Die schwachen ,

deutſcherseits

bis

an die Grenze vorge-

schobenen Abtheilungen hatten sich dort überall behauptet, mancher kühne Streifzug war von deutschen Reitern weit in französisches Land hinein unternommen worden und hatte wichtige Nachrichten gebracht.

Mit jedem Tage mehr näherten die deutschen Heere sich

der französischen Grenze. Die I. Armee, welcher , wie wir oben sahen , das Regiment angehörte, befand sich mit Schluß des Monats Juli in etwa fol= gender Stellung :

Das VII . Armee-Korps stand am 31. Juli in

und um Trier mit Avantgarden über Saarburg und Conz hinaus . Das

VIII. Armee-Korps ,

größtentheils

auf den Fußmarsch an-

gewiesen , war mit seiner Hauptmacht wenig weiter zurück, mit seinen vorgeschobenen Abtheilungen von Saarbrücken bis Saarlouis dicht an der Grenze.

Das

I. Korps ,

welches

bald

auch zur

1. Armee stoßen sollte , sammelte sich um diese Zeit noch bei Berlin.

Versammlung der Armeen an der Grenze.

57

In ähnlicher Weise befanden sich auch die Il . und III . Armee gegen die Grenze vorgeschoben , und von allen drei Ober-Kom= mandos war der 3. August als der Tag bezeichnet ,

an welchem

die gemeinsamen Bewegungen beginnen könnten . Dem gegenüber standen die Franzosen mit ihrem IV . Korps bei Diedenhofen, II . Korps bei Forbach, III . Korps bei St. Avold, Garde-Korps bei Meß, V. Korps bei Bitsch, I. Korps bei Straßburg und Hagenau . Am frühen Morgen des 2. August verließ das Regiment das gaftliche Trier.

Bei Trier sammelte sich die Diviſion und marſchirte

nun schon troß vorgeschobener Avantgarde mit Vorsichtsmaßregeln nach Saarburg.

Das schöne Saarthal fand aber wenige Bewunderer,

wenigstens unter den Fußgängern, denn eine drückende Hiße lagerte darin und machte den Marsch sehr beschwerlich. Troß mehrerer Rasten, troz krystalliſirter Zitronensäure und Waſſertrinkens wurden viele Leute schwach, und man war froh, als gegen 1 Uhr Saarburg erreicht wurde, wo das Regiment glücklich genug Unterkunft erhielt. Einige Truppentheile der Diviſion mußten ſchon biwakiren. Durch Korpsbefehl war enge und kriegsmäßige Unterkunft, wo dies nicht zu erreichen, Biwak befohlen .

Ebenso war darauf aufmerkſam

gemacht, daß Vorsicht in Gesprächen

über die Bewegungen der

deutschen Truppen zu beobachten sei, um solche nicht zur Kenntniß des Gegners kommen zu lassen. beginne, bewies

Daß der Ernst des Krieges bereits

die am Abend eingegangene Nachricht über das

am selben Tage stattgehabte Gefecht des II . franzöſiſchen Korps gegen die schwache, aus 3 Kompagnien und 1 Eskadron be stehende Besagung von Saarbrücken . aber Jeden,

Um so freudiger berührte es

daß die kleine preußische Schaar

Massen Stand

den franzöſiſchen

gehalten und nur wenig deutschen Boden ihnen

überlassen hatte. Freilich warf es auch auf die Entschiedenheit der französischen Kriegsführung kein glänzendes Licht. Der nächste Tag , große Anforderungen.

der

3. August, stellte an das Regiment

Um 4 Uhr früh von Saarburg aufgebrochen,

erreichte es erst Nachmittags 4 Uhr ſein Ziel im Städtchen Merzig. Aber seltsamer Weise, während der Marsch vom Tage zuvor bei nur 20 km Länge viele Kranke und Marschunfähige gebracht hatte, war dies jezt bei einem Marsch von etwa 30-32 km durchaus nicht der Fall ,

und auch später während des Feldzugs kam ein

58

Von der Mobilmachung bis vor Meg.

4.

Zurückbleiben und Marschunfähigwerden von Leuten nie mehr vor. Die Schlacken waren eben abgestoßen .

Allerdings war an diesem

Tage auch die Witterung günstig, denn statt der vorhergegangenen Hiße war es kühl und regnerisch . Es sei hier erwähnt , daß auf diesem Marsch bei dem Orte Mettlach die Infanterie der Division durch einen Eisenbahntunnel von 30 Minuten Länge marschirte, während die Artillerie und Kavallerie den Weg über den Berg benußte. Viel gewonnen wurde durch den Marsch im Dunkeln übrigens

nicht, häufig stolperten

oder stürzten Leute über die

Schwellen und Schienen, stießen sich an den Wänden, die Abthei= lungen kamen sehr auseinander, Stockungen entstanden, kurz, jeder war froh ,

als

er den Tunnel hinter sich und die feste Straße

wieder unter sich hatte.

Merzig war mit Truppen überfüllt.

Nähe der französischen Grenze wegen wurde

Der

außer den gewöhn-

lichen Vorsichtsmaßregeln während der Nacht noch eine Kompagnie jedes Bataillons in ein Alarmhaus gelegt.

Von ſeinem Kommando

als Adjutant des Bezirks -Kommandos Hannover abgelöst , traf in Merzig der Lieutenant Ritter beim mobilen Regiment ein und wurde der 10. Kompagnie zugetheilt. Hier sah das Regiment zum ersten Mal den Führer der I. Armee, den General v. Steinmez. Daß die I. Armee einen energischen, schlachtgewohnten Führer habe, war vom Feldzuge 1866, in welchem er das V. Korps geführt hatte, hinreichend bekannt ; ſein persön= liches Auftreten und der entschiedene Ton seiner Erlaſſe zeigten den straffen Soldaten.

Die schärfste Marschzucht wurde den Truppen

zur Pflicht gemacht ; auf dem Marsch zurückbleibende Kranke mußten mit einem schriftlichen Ausweis ihres Kompagnie - Chefs versehen sein, anderenfalls wurden sie arretirt. Ein kleiner Marsch brachte am 4. das Regiment gegen Mittag in die Unterkunftsorte Außen und Bettingen, die aber wenig beſſer als ein Biwak waren. Verpflegung war in den Orten nicht zu erlangen, denn die Bewohner hatten selbst nichts mehr, kaum daß So mußten schleunigst nach

einige Kartoffeln vorhanden waren .

dem Einrücken einige Stücke Vieh geschlachtet werden, und kaum abgekühlt wurde das Fleisch zubereitet , freilich ein mehr als zweifelhafter Genuß, um so mehr als auch jede Art von Gewürz fehlte. Troß der von ihnen gebrachten Opfer waren die Bewohner freundlich und entgegenkommend . Alle kleinen Leiden waren aber

Armeebefehl Sr. Majestät des Königs .

59

vergessen, als am Abend die Nachricht von dem Siege des Kronprinzen bei Weißenburg mit Theilen der III. Armee über eine Division des französischen I. Korps eintraf. So schrecklich auch der einheimische Wein war, so wurde doch manches Glas auf das Wohl des hohen Siegers und auf das fernere Waffenglück der deutschen Heere geleert. Gleichzeitig erhielt hier das Regiment Kenntniß von dem

Armeebefehl

Sr.

an das

Majestät des Königs

gesammte

Derselbe lautete :

deutsche Heer.

" An die Armee ! Ganz Deutschland steht einmüthig in den Waffen gegen einen Nachbarstaat, den Krieg

der uns überraschend und ohne Grund

erklärt hat.

Es gilt die Vertheidigung des be-

drohten Vaterlands, unſerer Ehre, des eigenen Heerdes . Ich übernehme heute das Kommando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in den Kampf, den unsere Väter einst ruhmvoll bestanden. Mit Mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch.

Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein. H.-D. Mainz , den 2. August 1870. Wilhelm. "

Unerwartet wurde dem Regiment in seinen dermaligen Unterkunftsorten ein Ruhetag zu Theil , der emfig zu Gefechtsübungen benußt

wurde.

War

man

doch schon

etwas

neidisch auf die

III. Armee, daß sie eher als die I. an den Feind gekommen ſei, den man ja wie bekannt so nahe hatte. Der Wunsch sollte bald erfüllt werden. - Auch einige Beförderungen hatte der Ruhetag gebracht.

Der Kommandeur der

13.

Diviſion ,

General- Major

v. Glümer , war zum General-Lieutenant, die Kommandeure des 1. und 2. Bataillons v. Deutsch und v. Langen zu OberstLieutenants ernannt. Der 6. August brachte wieder etwas Bewegung. Die I. Armee befand sich in Berührung mit den II. Armee. I. Armee,

anmarſchirenden Korps

Um Störungen zu vermeiden , das VII. Korps auf dem rechten ,

wurde deshalb

der die

das VIII . auf dem

linken Flügel , etwas weiter gegen die Grenze vorgeschoben.

Das

VII. Korps sollte Avantgarden gegen Völklingen und Saarbrücken

60 vorsenden.

4. Die

Von der Mobilmachung bis vor Mez . Korps

und der

1. Kavallerie-Division zur I. Armee wurde jezt bekannt.

endgültige Zutheilung

des

I.

Aus den

eingegangenen Meldungen glaubte man auf ein Zurückgehen des Gegners aus seinen Stellungen an der Saar schließen zu dürfen . Das Regiment marſchirte am 6. August im Diviſionsverbande. Beabsichtigt war ein Biwak bei Püttlingen ;

als aber hier keine

Nachrichten über bedrohliche Nähe des Feindes eingingen, wurden die Truppen in Quartiere gelegt ,

das Regiment erhielt die Orte

Rittenhofen, Kölln, Engelfangen, die es etwa um 11/2 Uhr erreichte. Aber kaum in den Quartieren angelangt, erscholl das Alarmsignal und in kürzester Frist waren die Bataillone wieder marſchbereit. Bei Püttlingen sammelte sich die Brigade ,

die 26.

war voraus .

In beschleunigtem Tempo wurde der Marsch nach Süden auf der Straße nach Völklingen angetreten. Alle waren in der gehobenſten Stimmung, Jeder der frohen Zuversicht, nun werde man bald an den Feind kommen .

Es wurde schon nicht mehr marſchirt, es wurde

förmlich gelaufen , so sehr drängten Alle wurde der Eifer noch mehr angeregt.

nach vorwärts .

Bald

In der linken Flanke der

Marschrichtung wurde deutlich der in dichten Wolken aufsteigende Dampf von feuernden Geſchüßen und die später so wohlbekannten, durch das Zerspringen der französischen Granaten und Shrapnels hervorgerufenen

kleinen

Dampfwölkchen

beobachtet.

der Schüsse vernahm man dagegen nicht.

Den Schall

Nach den Karten und

den Aussagen der Landeseinwohner lag in der fraglichen Richtung Saarbrücken in gerader Linie

etwa

11/2 Meilen

entfernt

und

alle Anzeichen ließen auf einen heftigen Kampf daselbst schließen. Nun war man schon gleich nach 2 Uhr aufgebrochen und konnte mit Grund hoffen, daß man noch rechtzeitig auf dem Schlachtfelde erscheinen würde, denn von dem Eifer der Leute war jede Marschleistung zu erwarten. allgemeiner Enttäuschung

Aber

es

kam

leider ganz

anders .

Zu

wurde bei Völklingen in der Brigade

das Biwak bezogen ; unluſtiger ist wohl nie ein solches eingerichtet worden. Beitreibungs -Kommandos unter den Lieutenants v . Keber Meyer und v. Schmid wurden entsendet, um für die ausgefallene Verpflegung Ersaß herbeizuschaffen ; aber wer hatte Lust zum Kochen, während in geringer Entfernung ein heißer Kampf tobte ? Kaum war das Gepäck abgelegt , die Gewehre zusammengesezt, so eilte Mann für Mann nach dem Damm der vorbeiführenden Chauſſee,

Schlacht bei Spicheren.

um nach den Zeichen des Gefechts

61 In lebhafter

auszuschauen.

Weise wurden die Meinungen ausgetauscht, wie weit es wohl nach dem Kampfplaß sein möge ,

wo man am besten

marschire

und

namentlich , warum man nicht marschire, zugleich mit dem sehnlichsten Wunsche, daß man doch marschiren möchte.

In der Ver-

muthung, daß es die 14. Divifion des VII. Korps und vielleicht Theile des VIII. Korps ſein würden , welche im Kampf begriffen täuschte man sich bekanntlich nicht.

ſeien,

Im Laufe des Nach-

mittags erregte eine falsche Alarmirung die frohesten Hoffnungen, aber um so größer war die Betrübniß , als die schon ergriffenen Endlich um 7 Uhr Gewehre wieder zusammengesezt wurden . Abends schlug die Erlösungsstunde , aber die Befürchtung, daß man

nun nicht mehr zum Kampfe selbst

treffen

würde, dämpfte

etwas

die Freude.

zu rechter Zeit einDas Gepäck wurde

unter Aufsicht der Wachen zurückgelaſſen , nur die Patronen den Tornistern entnommen und in den Brotbeuteln , die ja ohnehin Für die noch nicht zurückgekehrten

leer waren, untergebracht. Beitreibungs - Kommandos Gepäck

wurde der Befehl zurückgelassen , das

auf Wagen den Bataillonen nacheinbrechender Dunkelheit war im beUm 8 Uhr bei

am anderen Morgen

zubringen.

schleunigten Marsch die Grenze bei Groß- und Klein-Rosseln erreicht, leßteres Dorf schon auf französischem Gebiet auf dem rechten Ufer des Rosselbaches gelegen.

In der Richtung auf Forbach ver,

nahm man noch den Lärm des Gefechts , in dem sich die Avantgarde der Division ,

Regiment Nr. 55,

7. Jäger-Bataillon

und

ein Theil des 8. Husaren-Regiments befand . Auch die 26. Brigade, in bergigem und waldigem Gelände lagernd, hatte von dem Kampf bei Saarbrücken-Spicheren nichts vernommen und war erst gegen Abend in ihrem Biwak

alarmirt worden.

Im Vormarsch auf

Forbach war sie am sogenannten Kaninchenberg bei einbrechender Dunkelheit auf den in starker Stellung stehenden Gegner gestoßen und hatte sofort lebhaft angegriffen .

In Rosseln traf man die

erſten Verwundeten und vernahm von ihnen den günſtigen Stand der Schlacht.

Das 3. Bataillon erhielt den Befehl, die Ausgänge

des Dorfes Klein-Rosseln in der Richtung auf Forbach zu besetzen, das 1. und 2. Bataillon wurden weiter vorgezogen .

Aber auch

fie gelangten auf der Chaussee nur bis in die Nähe der noch feuernden Batterien Gasch und Schreiber vom VII. Korps , alten

62

4.

Von der Mobilmachung bis vor Met .

Bekannten aus Münster ; dann machte die Dunkelheit dem ferneren Kampf ein Ende.

Nur die Krankenträger des Regiments kamen

noch in Thätigkeit, die Bataillone selbst wurden nach Roſſeln zurückgezogen und verblieben dort die Nacht in Alarmhäusern. Troß der späten Stunde gelang es durch Nachsuchen im Dorfe, den Mannschaften , die seit dem Morgen nichts genossen hatten, etwas Brot und Speck zu verschaffen .

So

endete der mit so schönen

Hoffnungen begonnene Tag.

Von der Grenze bis vor Met. Der Schluß des Gefechts am 6. Abends hatte den Eindruck hinterlassen, daß man den Gegner wohl zurückgedrängt habe, daß man aber darauf gefaßt sein müſſe , ihn am nächsten Morgen in geringer Entfernung wieder anzutreffen, ein neuer ernſterer Kampf also bevorstehe. Von dem Ergebniß der Schlacht bei Spicheren war den Truppen noch nichts bekannt. Mit Tagesanbruch am 7. Auguſt bereiteten sich die Truppen zum neuen Kampf. Dichter Nebel bedeckte die Erde, so daß man nicht 100 Schritt weit sehen konnte. Forbach, das erste Ziel, war am frühen Morgen

noch besezt gefunden worden und sollte ge-

nommen werden . Nahe an der Abends zuvor von der Avantgarde der Division genommenen feindlichen Stellung am Kaninchenberge stellte sich die Brigade auf.

Daß

man ernstlich ein Gefecht er-

wartete, ging schon daraus hervor, daß auf dem Sammelplaß die Feldgeistlichen beider Bekenntnisse entsprechende Ansprachen an die Truppen richteten.

Daß man sich auf

dem Kampfplay

vom

gestrigen Tage befand, zeigten die noch mehrfach daliegenden Leichen der Gefallenen. Das Regiment erhielt seine Aufstellung mit dem 1. Bataillon rechts, mit dem 2. und 3. Bataillon links der nach Forbach führen: den Straße nahe hinter den französischen Verschanzungen. Auf der Höhe des Kaninchenberges in dem dortigen Judenbegräbnißplaß war die Batterie Gostkowski aufgefahren und ihr zur Bedeckung die 12. Kompagnie des Regiments , Hauptmann v. Klüfer , zugetheilt. Die Kompagnie entwickelte sich mit je einem Zuge rechts und links vorwärts der Batterie,

ein Zug in Reserve, und fand in den von den Franzosen angelegten tiefen Schüßengräben eine

63

Forbach.

vortreffliche Deckung. Db gutes Schußfeld vorhanden, konnte man freilich vorerst nicht sehen, denn der Nebel verhinderte dies gänzlich. Soviel gestattete er jedoch zu sehen, daß die Franzosen ihre Stellung trefflich verstärkt hatten.

Tiefe Schüßengräben von starkem Profil

zogen sich zu beiden Seiten der Straße auf der Höhe des Berges entlang, auf der Chauſſee selbst befand sich hinter starker Brustwehr ein Geſchüßſtand für 2 Geschüße oder Mitrailleusen, von wo die Chaussee nach Rosseln weithin bestrichen werden konnte. Daß die Vertheidigung auch lebhaft geweſen ſein mußte, zeigten die zahllosen Patronenreſte, welche umherlagen , und daß die Räumung zuleßt etwas hastig geschehen sein mochte , Tornister und

bewiesen die zurückgelassenen

anderweitigen Ausrüstungsstücke .

Mit Spannung

lauſchte man auf den ersten Schuß; die im Nebel natürlich nicht weit vorgeschickten Patrouillen brachten auch keine Aufklärung, alles blieb ruhig .

Endlich gegen 8 Uhr verzog sich der Nebel und

Forbach lag auf etwa 800 Schritt vor uns, vom Feinde aber war weit und breit nichts mehr zu sehen. Zu gleicher Zeit setzte sich die Brigade in Bewegung, um links durch den Forbacher Wald zu marſchiren, die Batterie und die 12. Kompagnie sollten folgen. Dies gelang jedoch nicht recht, die Batterie konnte auf den ſumpfigen Waldwegen nicht vorwärts

kommen , machte deshalb kehrt und

marſchirte nun auf der Chaussee direkt nach Forbach, die 12. Kompagnie mit ihr ; auf dem Biwaksplaß am Bahnhof vereinigten beide sich wieder mit den übrigen Truppen. Das Städtchen Forbach zeigte, obgleich es selbst nicht Gegenſtand eines Kampfes gewesen war , vielfache Spuren des Krieges . Viele Häuser waren verlassen, weil die Bewohner unnöthiger Weise geflohen waren plündert.

und in diesen hatten französische Nachzügler ge=

Auf dem Bahnhof war die Verwüstung am ärgsten, dort

war absichtlich zerstört worden, um die Preußen an der Benutzung der Telegraphen zu hindern . In der Stadt befand sich ein großes Lazareth, angefüllt mit Hunderten französischer Verwundeter vom Tage zuvor , außerdem große Magazine mit Vorräthen jeder Art, die, für den beabsichtigten Einmarsch nach Deutschland angelegt, nun den deutschen Truppen zu Gute kamen. in und am Bahnhof unendliche Vorräthe

Außerdem lagerten von

allerlei Armee-

material, von Lebensmitteln, Wein, Zucker, Kaffee , Taback, Hafer und dergleichen .

Ganze beladene Züge standen noch da, darunter

64

4.

Von der Mobilmachung bis vor Mez.

einer mit einem vollständigen Brückentrain, kurz, es war eine reiche Beute, welche gemacht wurde. mehrere Tage knapp

Den Mannschaften,

welche schon

verpflegt waren und an den beiden lezten

Tagen kaum ein Stück Brot gehabt hatten ,

kamen diese reichen

Vorräthe sehr zu Statten und nachdem schleunigst im Biwak Vieh geschlachtet worden war , herrschte den ganzen Tag ein eifriges Kochen und Braten im Lager. Die größte und nachhaltigste Freude aber über die in Forbach erbeuteten Sachen hatten gewiß die armen Kompagnie Packpferde des Regiments, denn mit solchen waren viele Bataillone damals noch versehen. Diesen bedauernswürdigen Geschöpfen wurde

von ihrer Last

geholfen .

Zu Dußenden nämlich

fanden sich auf dem Bahnhof nagelneue franzöſiſche , zweirädrige Packkarren mit Geschirr für ein Pferd. Mitgefühl für die armen Pferde und praktiſcher Sinn

machten sich zugleich geltend und

kaum eine Stunde nach der gemachten Entdeckung waren alle Kompagnien des Regiments mit Packkarren versehen und die Packpferde sahen ordentlich stolz aus in ihren neuen Geschirren. Nun konnte man das Kompagnie- und Offiziergepäck bequem bei den Kompagnien unterbringen, einige Vorräthe an Kaffee, Wein und dergleichen mit sich führen, die sogenannte eiserne Portion den Leuten abnehmen, zeitweilig einmal einen Erkrankten mit fortbringen und auch bei schlechtem Wetter der Kompagnie - Chef

schließlich fand

einmal ein trockenes Pläßchen zum Ruhen.

Daß

dem früheren

Packpferd der beladene Wagen nicht zu schwer wurde, dafür wurde gesorgt, es wurde bald genug ein zweites Pferd zu dem ersten ge= funden, in Meß wurden aus den zweirädrigen Karren vierrädrige und im Südfeldzug fuhr manche Kompagnie mit 3 ſtolzen Percherons. Jm Biwak bei Forbach erfuhr man bald auch Näheres über die Schlacht von Spicheren und besonders über die Thaten der 14. Diviſion. Beklagte man auch die • schweren Verluste, die die Truppen erlitten hatten, darunter einen früheren Angehörigen des Regiments, Premier Lieutenant Schmidt vom 77. Regiment, so war man doch zugleich stolz auf die Kameraden der befreundeten Diviſion, die, obwohl in der Minderzahl, die Franzosen aus ihren starken Stellungen geworfen hatten. Nun beklagte man erst recht, daß es der 13. Diviſion

am Tag vorher nicht vergönnt

gewesen war, rechtzeitig auf dem Kampfplaß zu erscheinen , um die Niederlage des französischen II. Korps zu einer vollſtändigen zu machen .

Die Regiments -Musik erobert Forbach.

65

Als nun aber zu dieser Siegesnachricht auch noch die von der Schlacht bei Wörth und dem glänzenden Sieg des Kronprinzen über den Marschall Mac Mahon kam, da war der Jubel groß und brausendes Hurrah klang von einem Bataillon zum andern durchs ganze weite Biwak. Späterhin wurde bekannt , daß auch diese Schlacht einem früheren Regimentskameraden das Leben geMajor v. Edartsberg, im Regiment seinerzeit Chef

kostet habe.

der 4. Kompagnie, starb am 23. August an seinen in der Schlacht von Wörth in den Reihen des 95. Regiments erhaltenen Wunden. Bei dem Besprechen der Erlebnisse des Tages erfuhr man auch, wie leicht am frühen Morgen das Regiment hätte ſein Musikkorps einbüßen können, und der kleine, dicke Kapellmeister Rohn mußte es oft anhören, daß man ihm solchen Heldenmuth gar nicht zugetraut habe, allein mit ſeinem Hoboiſtenkorps eine Stadt erſtürmen zu wollen. Die Sache verhielt sich folgendermaßen. Jm Biwak bei Völklingen war mit dem Gepäck auch die Regiments-Musik zurückgelaſſen worden . Als nun in der Nacht die Beitreibungs-Kommandos des Lieutenants v. Keber und der beiden anderen Herren zurückkehrten, erkundigte sich der Kapellmeister Kohn , wo er wohl am Morgen das Regiment wieder antreffen werde und ward auf die Straße nach Forbach verwiesen.

Pflichteifrig

brach er nun am frühesten Morgen auf

und marschirte wohlgemuth auf der Chauffee nach Forbach. Er traf daselbst zu früher Stunde ein, und während das Regiment und die übrigen Truppen der Brigade schußbereit auf dem Kaninchenberge standen und nur das Verziehen des Nebels erwarteten , um das Feuer gegen Forbach zu eröffnen, stimmte am Thor der Stadt das Musikkorps seine Instrumente, um dem Regiment beim Einmarsch voran zu blasen . Als nun das Regiment gar zu lange auf fich warten ließ, begab sich der Kapellmeister mit seinem Korps in die Stadt hinein, um Erkundigungen einzuziehen, vielleicht auch um nach etwas Frühstück auszuschauen. Aber o Schrecken, statt preußischer Helme sahen ſie Käppis und rothe Hoſen und räumten ſchneller, als fie gekommen, die Stadt wieder. Glücklicherweise hatten es die französischen Nachzügler eben so eilig nach der entgegengesetzten Seite und so kam das Musikkorps ungefährdet davon , zog sich nun aber weit genug aus dem Bereich der gefährlichen Stadt zurück, bis mit dem Fallen des Nebels das herannahende Regiment ihm die gewünschte Sicherheit brachte. 5

66

4.

Von der Mobilmachung bis vor Mez.

Der Ruhe im Biwak bei Forbach am 7. August folgten noch einige wenig anstrengende Tage. Die I. Armee, der rechte Flügel unſeres Gesammtheeres, sollte nur um ein Geringes vorrücken und in sich aufschließen , schwenkung

während die II . und III . Armee eine Rechts-

ausführten .

Man erwartete damals die Vereinigung

der gesammten französischen Armee bei Meß, wohin man auch das Korps Mac Mahon nach der Schlacht von Wörth zurückgegangen. glaubte, ein Irrthum , der sich erst nach einigen Tagen aufklärte. Aus solcher Veranlassung hatte das Regiment am 8. Auguft nur einen sehr kleinen Marsch nach Groß- Rosseln , in deſſen Nähe die 25. Brigade das Biwak bezog , wärts auf Vorposten befand .

während sich die 26. weiter vor-

Auf dem Marsche dahin berührte

man wieder die französische Verschanzung auf dem Kaninchenberge, welche am Abend des 6. die Vorhut der Division angegriffen hatte, und konnte nun am hellen Tage sehen, wie stark gebaut und zweckmäßig angelegt dieselbe

war.

Auch daß sie am 6. Abends zum

Theil von abgeſeſſener Kavallerie (7. Dragoner) beſeßt geweſen war, welche nach der Räumung in halber Dunkelheit sogar einen tollkühnen Angriff auf unsere Schüßen versucht hatten , hatte man inzwischen erfahren.

Das Biwak bei Roſſeln, dem sich am 9. ein

Ruhetag anschloß , war nicht sehr behaglich,

es regnete während

beider Tage ziemlich ununterbrochen und die Stroh- und Strauchhütten boten Offizieren

wie Mannschaften

nur

geringen Schuß.

Etwas besser wurde es am 10. auf dem Marsch nach Carling, wo abermals die französische Grenze überschritten wurde und nahe bei einander das VII . ,

VIII .

und I. Korps lagerten .

Aber Abends

begann der leidige Regen wieder und dauerte mit geringen Unterbrechungen auch noch den nächsten Tag, der abermals ein Ruhetag war. Wie nahe die Armeen sich bereits waren, zeigte sich daran, daß Berührungen mit Truppen des III. Armee - Korps stattfanden und selbst noch in der Nacht eine Kavallerie-Diviſion auf der das Biwak durchschneidenden Straße vorging.

Während des Ruhetages

wurde den Truppen der Befehl Seiner Majestät vom 8. Auguſt über das Verhalten im nunmehr betretenen feindlichen Lande, sowie die entsprechenden Anordnungen des Ober-Kommandos der I. Armee mitgetheilt. Ersterer lautete :

Vormarsch zur Nied.

67

"„ Soldaten ! Die Verfolgung des nach blutigen Kämpfen zurückgedrängten Feindes hat bereits einen großen Theil unserer Armee über die Grenze geführt. Mehrere Korps werden heute und morgen den französischen Boden betreten. Ich erwarte, daß die Mannszucht , durch welche Ihr Euch bisher ausgezeichnet habt, sich auch besonders auf feindlichem Gebiete bewähren werde. Wir führen keinen Krieg gegen die friedlichen Bewohner des Landes, es ist vielmehr Pflicht jedes ehrliebenden Soldaten, das Privateigenthum zu ſchüßen und nicht zu dulden, daß der gute Ruf unseres Heeres auch nur durch einzelne Beispiele von Zuchtlosigkeit angetastet werde.

Ich baue auf den guten Geist, der die Armee beseelt,

zugleich aber auch auf die Strenge und Umsicht aller Führer. H.-D. Homburg , den 8. Auguſt 1870 . Wilhelm ." Zugleich wurde da ,

wo die Verpflegung durch Beitreibung

erfolgte, die Portion auf 1 Pfund Fleisch nebst 1/2 Liter Wein und 3 Loth Taback oder 6 Zigarren festgeseßt. Am 12. glaubte man die feindliche Armee in der Stellung an der Französischen Nied zu treffen , aber bald stellte sich heraus, daß auch diese Linie aufgegeben und der Gegner auf Meß zurückgegangen sei. konnte

hatte,

Daß ursprünglich eine andere Absicht vorgelegen man aus den verlassenen Lagern und den zur

nachdrücklichsten Vertheidigung eingerichteten Stellungen und Ortschaften ersehen, sowie auch daraus schließen, daß die meisten Dörfer aus Furcht vor dem erwarteten Zusammenstoß von der Mehrzahl ihrer Bewohner verlassen worden waren. Das Biwak wurde bei Zondrange bezogen und war, einen wolkenbruchartigen Regenguß abgerechnet , trocken. Das 1. Bataillon des Regiments und zwei Bataillone des 13. Regiments waren so glücklich, in Marange und Zondrange Unterkunft zu finden .

Eine an diesem

Tage abgehaltene Prüfung der Patronen ergab leider, daß dieselben in ihren Papierhülsen durch die naſſe Witterung vielfach schon gelitten hatten und

zum

Theil bereits

gegen

trockene

aus

den

Patronenwagen umgetauscht werden mußten , eine Entdeckung , die immerhin Besorgniß erregend war, wie sich leider bald beſtätigen sollte. 5*

5.

68

Die Schlacht bei Colombey.

Ueber Vionville und Courcelles - Chauſſy

ward

am

nächſten

Morgen der Marsch fortgesezt. Bei Courcelles fand eine Kreuzung des VII. Korps mit dem I. und deshalb eine längere Stockung statt. Das Regiment traf hier viele frühere Kameraden aus den Stammregimentern und Verwandte von Offizieren, für so manchen das lezte Wiedersehen.

Die 13. Division verließ die direkte Straße

nach Meß, um über Chevillon, Maizeroy nach Pange zu marſchiren. Hier wurde das Biwak der 25. Brigade bezogen ; die 26. war wieder auf Vorposten ; das 3. Bataillon des Regiments war so glücklich, nach Pange selbst in Ortsunterkunft zu kommen.

Zwar war das

Dorf stark belegt und thörichter Weise von einem großen Theil seiner Einwohner verlassen.

Immerhin bot der wohlhabende Ort

nach so vielen naſſen Biwaks ein sehr behagliches Unterkommen. Auch die beiden anderen Bataillone des Regiments hatten an geschüßter Stelle vor dem Ort einen ziemlich günstigen Biwaksplag gefunden.

Der Rest des Tages und

die Nacht verliefen ruhig,

obwohl den diesseitigen Vorposten der 26. Brigade die Franzosen auf kurze Entfernung gegenüberstanden .

5.

Die Schlacht bei Colombey.

Allgemeine Verhältnisse. Durch die Nachrichten der lezten Tage war festgestellt ,

daß

die Franzosen mit ihren Hauptkräften noch bei Met standen . Von den deutschen Heeren war die I. Armee am weitesten gegen Meg vorgeschoben, die II. , mit ihrem rechten Flügel sich an die I. anlehnend, führte eine Rechtsschwenkung aus, um sich der Mosellinie südlich von Meß zu bemächtigen und nach Erforderniß auf dem rechten oder linken Moselufer vorgehen zu können . Je nachdem die Franzosen etwa gegen die eine der beiden Armeen vorbrechen würden, sollte die andere gegen die Flanke des Feindes wirken. Die I. Armee befand sich am Abend des 13. August mit dem 1. und VII. Korps an der Französischen Nied, Avantgarden über den Fluß gegen Meß vorgeschoben, das VIII. Korps als Reserve hinter den beiden andern. Sie sollte im Wesentlichen den Gegner beob achten und nur eingreifen , wenn derselbe sich etwa gegen die II. Armee wenden würde. Vom VII . Korps stand die 13. Division

69

Kriegslage vor Meg.

bei Pange, die 14. bei Domangeville, die Avantgarde des Korps, 26. Brigade

unter General - Major

Freiherr

Vorposten bei Laqueneri und Villers-Laqueneri .

v. d . Golz ,

auf

Colligny war, um

die Lücke zwischen den Vorposten des VII . und I. Korps auszufüllen, von einem Bataillon des 13. Regiments beseßt. Inzwischen war von der franzöſiſchen Heeresleitung , die ſeit dem 12. August vom Kaiser Napoleon auf den Marschall Bazaine übergegangen war, beschlossen worden, die Armee nach Verdun zurückzuführen.

Am 13. wurde der Befehl dazu erlaſſen, am 14.

ſollte der Abmarsch beginnen und wurde in der That gegen Mittag von mehreren Korps angetreten. Die Bewegungen in den franzöſiſchen Lagern blieben den Avantgarden des I. und VII . Korps nicht verborgen.

Beim I. Korps

vermuthete man einen beabsichtigten Angriff gegen das VII . Korps ; es wurde deshalb um 2 Uhr Mittags alarmirt und gefechtsbereit gehalten. Auch die Beobachtung des Hauptmanns v. Jaroßky vom Generalstabe der 2. Diviſion, nachmals Bataillons -Kommandeur im Regiment, daß Vremy und das Gelände westlich dieses Drtes geräumt sei, konnte noch keine volle Klarheit schaffen .

Bei der

Avantgarde des VII. Korps aber erkannte man die Bewegung der Franzosen als eine rückgängige. Der Kommandeur derselben beschloß den Abzug der franzöſiſchen Truppen aufzuhalten und ging deshalb um 3½ Uhr zum Angriff vor, gleichzeitig das I. Korps, ſowie die 13. und 14. Division des eigenen Korps von seiner Absicht benachrichtigend. vollständig.

Der Plan , um dies

gleich vorauszuschicken ,

gelang

Nicht nur die noch östlich von Meß stehenden franzöſiſchen

Truppen wurden festgehalten , sondern auch die schon im Abzug begriffenen Korps machten zum größten Theil kehrt und rückten in die kaum verlassenen Stellungen wieder ein.

So ging der feind-

lichen Armee ein kostbarer Tag verloren, die II . Armee konnte sich der feindlichen Rückzugslinie mehr und mehr nähern und die Siege von Mars la Tour und Gravelotte rechtfertigten die Opfer des Tages von Colombey. General v. d. Golt hatte mit

der 26. Infanterie - Brigade

(Regimenter 15 und 55), dem 7. Jäger-Bataillon, dem 8. HuſarenRegiment und der 5. und 6. leichten Batterie über Marſilly und Aubigny vorgehend, den Gegner auf der von Colombey nach Bellecroir ziehenden Höhe in befestigter Stellung gefunden .

Es war

.

Colombey

bei

Schlacht

Die

5.

70 70

ihm gelungen, die vorderſten feindlichen Abtheilungen zurückzuwerfen , fich Colombey's

zu

bemächtigen

und

nach Ueberschreitung des

Baches sich am Fuß der genannten Höhe bis zur Saarbrüder Straße bei la Planchette festzuseßen . Den Feind von der Höhe selbst zu vertreiben war nicht möglich gewesen ; nur die gewonnene Stellung konnte in längerem , verlustreichem Gefechte gegen die wiederholten Angriffe

des

Gegners

mühsam

behauptet werden.

Als gegen 6 Uhr der Gegner ſich mit weit überlegenen Kräften zum allgemeinen umfassenden Angriff anſchickte, kam die längst ersehnte Hülfe. Alle die Truppentheile, denen General v . d . Golt seine Absicht mitgetheilt und von denen er Unterſtüßung erbeten hatte, leisteten sie bereitwilligſt . An und nördlich der Saarbrücker Straße ging das I. Korps zum Angriff vor, von seinen Biwakspläßen an der Nied rückte in beschleunigtem Marsch das VII . Korps heran. Theilnahme des Regiments an der Schlacht. Der Morgen des 14. August war dem Regiment in seinem Biwak bei Pange ruhig vergangen . Es war evangelischer Gottesdienst abgehalten und

von

dem Oberpfarrer Hohenthal

heilige Abendmahl ausgetheilt worden .

das

Gegen Mittag vereinigten

sich viele Kameraden bei der 2. Kompagnie, deren Chef Hauptmann v. Petersdorff seinen Geburtstag feierte. Am Nachmittag um 312 Uhr wurde alarmirt und

in der

Hoffnung auf Kampf und Sieg eilte Alles freudig an die Gewehre. In kürzester Zeit waren die Bataillone marschbereit, auch das 3. war aus seinen Duartieren in Pange vor den Ort gerückt ; da kam der niederschlagende Befehl , wieder abzuhängen und wegzutreten. Während dies geschah, brachte ein Unteroffizier vom 8. Husaren-Regiment, der den Divisions - Kommandeur GeneralLieutenant v . Glümer suchte , die Meldung des Generals v . d . Golk, er habe ein Abziehen der Franzosen beobachtet und sei ſoeben mit der Avantgarde vorgegangen, um den weichenden Feind anzugreifen und am Abzuge zu hindern . " General v. Glümer war mit dem Brigade -Kommandeur in das vorliegende Gelände geritten und wurde wahrscheinlich nicht so rasch gefunden, denn es dauerte fast eine Stunde, bis zum zweiten Male das Alarmſignal ertönte ; aber diesmal rief es zum blutigen Ernst.

Das 3. Bataillon in Pange.

71

Schnell waren die Bataillone auf dem Biwaksplaße zum Abmarsch bereit, aber nur das 1. und 2. Bataillon durften wirklich zum Kampfe abrücken, dem 3. Bataillon wurde leider der Befehl, zur Deckung des General - Kommandos bei Pange stehen zu bleiben. Nordrand

von Pange ,

und

des Flußüberganges

Drei Kompagnien besezten den

nämlich die 10. Kompagnie , Hauptmann

v. Bülow , am rechten Flügel ein an der Chaussee nach Colligny vorgeschoben

liegendes

Gehöft ;

demnächst

die

12.

Kompagnie,

Hauptmann v. Klüfer , einen großen mit Mauern eingefaßten Garten an der Eisenbahn ; am linken Flügel die 11. Kompagnie, Hauptmann Taured, den Eisenbahndamm.

Die 9. Kompagnie,

Hauptmann Senff, war an der Brücke über die Nied aufgestellt. Mit welch schmerzlichen Gefühlen

an der Einrichtung und Ver-

stärkung der Stellungen gearbeitet wurde, während immer lauter der Lärm des Gefechts

herübertönte, in das die Avantgarde unter

General v. d . Golß schon eingetreten war, ist leicht zu ermeſſen . Inzwischen eilten in beschleunigtem Marsch das 1. und 2. Bataillon dem Kanonendonner zu . Bis Marsilly wurde in der Marschkolonne marſchirt. Hier wurde Halt gemacht, um das Gepäck abzulegen. Kaum gönnte man sich die Zeit, um aus den abgelegten Tornistern die Patronenpacete herauszunehmen , so sehr wurde von Allen zum Weitermarsch gedrängt. brannten vor Begier

Führer wie Mann

an den Feind zu kommen.

Schon konnte

man von der Höhe bei Marsilly einen Theil des Schlachtfeldes bei Colombey

erblicken

und

vernahm deutlich

das

ununterbrochene

Rollen des Kleingewehrfeuers, das Knarren der Mitrailleuſen und den Donner der Geschüße.

Jezt wurden Halbbataillone gebildet

und die Fahnen unter entsprechender Ansprache der Kommandeure von den Fahnenträgern Sergeant Binder der 1. Kompagnie und Sergeant Basner der 5. Kompagnie entfaltet. Sie wurden mit ſolchem jubelnden Hurrah der Leute begrüßt, daß das zurückgebliebene 3. Bataillon bei Pange es hörte. weiter.

Bei Coincy

Unaufhaltsam

ging

es

dann

geriethen die Bataillone in den Bereich der

feindlichen Artillerie, welche sich im heftigen Kampf mit den preußischen auf dem diesseitigen Rande des Colombey - Thales Batterien befand , doch verursachten

aufgefahrenen

die mehrfach um die Ba=

taillone einschlagenden Granaten keine Verluste, nur von verirrten Chassepotkugeln wurden

einige Leute verwundet.

Bald war der

5. Die Schlacht bei Colombey.

72

Thalgrund des Colombey-Baches erreicht, und die dichte waldartige Pflanzung zu beiden Seiten desselben schüßte zunächst etwas gegen das feindliche Feuer von der jenſeitigen Höhe. Schwache Abtheilungen des 1. Bataillons 13. Regiments befanden sich am jenseitigen Rande bereits im Feuergefecht gegen den überlegenen Gegner. Der Schauplatz für den hier beginnenden Kampf des Regiments ist der von der Saarbrücker Straße bis etwa halbwegs nach Colombey sich erstreckende Theil der sogenannten Höhe von Borny .. Diese fällt gegen den Colombey-Bach anfangs sanft, zulegt etwas ſteiler ab, so daß die nächste Umgebung der wie schon erwähnt mit dichter Pflanzung eingefaßten Bachufer von der Höhe nicht Der wenig wasserreiche Bach fließt eingesehen werden kann. in tief eingeschnittenem Bett mit steilen Rändern . Den Kamm der Höhe bezeichnet ziemlich genau ein von Colombey nach der Saarbrücker Chaussee führender, tief eingeschnittener und zu beiden Seiten mit starken Pappeln bepflanzter Fahrweg , welcher nach dem Kriege den bezeichnenden Namen „ Todtenallee“ erhalten hat. Von diesem Wege springt östlich gegen den Thalgrund mit damals etwa

300 Schritt Länge und 80

aus mittelstarken Stämmen wäldchen vor. Der Kamm der Höhe Franzosen.

Es

bis

100 Schritt Breite

ein

und Unterholz bestehendes Kiefern-

war die stark beseßte Stellung der

war die vom General Metman geführte 3. Di-

vision des III. Korps ,

welche sich hier eingenistet hatte.

Dieſelbe

bestand aus den Linien - Regimentern Nr. 7, 29, 59 und 71 und dem Jäger-Bataillon Nr. 7.

Die zu beiden Seiten des erwähnten

Fahrweges befindlichen Dämme und das Kiefernwäldchen bildeten natürliche Stützpunkte,

die durch zahlreiche

Schüßengräben

starkem Profil noch erheblich verstärkt worden waren.

mit

Zudem war

das Schußfeld vor dieser Stellung auf 6-800 Schritt fast völlig frei ; nur einige wenige geringe Vertiefungen und Mulden gewährten unvollkommene Deckung. Sogar die Tageszeit war dem Angriff ungünstig .

Die Fran-

zosen mit der Front nach Osten hatten die Sonne im Rücken, während unseren Truppen die untergehende Sonne in das Gesicht schien und ihnen das Erkennen des Feindes sehr erschwerte . Gar mancher erhielt die tödtliche Kugel, ohne vom Gegner auch nur etwas geſehen zu haben.

73

Vormarsch des 1. u . 2. Bataillons zur Schlacht.

In dem Thale des Colombey-Baches angelangt, erhielten die Bataillone des Regiments von dem Brigade-Kommandeur GeneralMajor v. d. Often - Sacken die Richtung auf das Kiefernwäldchen und die Pappelallee.

In Halbbataillonen, das 1. Bataillon unter

Oberst-Lieutenant v. Deutsch voran, wurde der Bach und das ihn einfassende Wäldchen , in welchem mehrfach Verhaue angebracht waren, durchschritten. Diese zu überwindenden Schwierigkeiten verursachten, daß die Bataillone zu großen Abstand gewannen. Während das 1. Bataillon bereits gegen die Höhe vorging, befand sich das 2. Bataillon noch zurück und im Uebergang begriffen. das 1. Bataillon den Kampf zunächst allein bestehen.

So mußte Bei ihm be-

fanden sich außer dem eigenen Kommandeur der Regiments-Kom= mandeur Oberst Lieutenant v. Loebell und der Brigade-Kommandeur General v. d . Often - Saden mit ihren Adjutanten.

Nach

dem Ueberschreiten des Baches war das Bataillon zunächst noch in Halbbataillonen, voran die 2. und 3. Kompagnie unter Hauptmann v. Bardeleben , dahinter die 1. und 4. Kompagnie unter Hauptmann Schlüter, vorgerückt.

Bald aber zwang das feindliche Feuer

zum Auseinanderziehen der vorderen Kompagnien und zu stärkerer Schüßenentwickelung.

Die 3. Kompagnie, Hauptmann v. Barde=

leben , erhielt die Richtung auf die Ostfront des Kiefernwäldchens, die 2. Kompagnie, Hauptmann v. Petersdorff, auf die Nordoſtecke desselben.

Als

der einigermaßen Deckung gewährende Thalgrund

durchſchritten und der Rand des Abhanges erstiegen war, befanden ſich die Kompagnien sofort im

heftigsten feindlichen Feuer.

Die

2. Kompagnie hatte zuerst einen, dann zwei Züge unter den Lieutenants Müller und Fischer , die 3. Kompagnie ebenso unter dem PremierLieutenant Braun und Sekond-Lieutenant v. Beeren als Schüßen entwickelt und das Feuer hauptsächlich gegen das Kiefernwäldchen aufgenommen.

Es gelang Boden zu

gewinnen ,

auch fand die

2. Kompagnie in einer unbedeutenden Mulde einigermaßen Deckung, aber auch die Verluste nahmen immer mehr zu . Zugleich machte fich sehr störend der Umstand geltend, daß viele Patronen versagten. Durch die vorangegangenen regnerischen Tage war eine große Anzahl unserer damals in Papierhülsen befindlichen Patronen ver dorben, das naß gewesene Pulver war hart geworden und ließ beim Abdrücken die Nadel nicht bis zur Zündpille durchdringen. Nun mußten die Leute im heftigsten feindlichen Feuer erst den

74

5.

Die Schlacht bei Colombey.

Entladestod lösen und mit demselben die unbrauchbare Patrone aus dem Lauf herausstoßen. So mancher , der zu diesem Zwec fich aufrichtete, sank im nächsten Moment von der feindlichen Kugel getroffen zurück. Wo nur ein Kopf sich zeigte, da schlugen hageldicht die feindlichen Geschosse ein .

Aber troß solcher Schwierigkeiten

und ungeachtet der großen Verluste bewahrten die Leute durchweg große Ruhe, ja viele zeigten große Kampfesfreudigkeit und häufig wurden selbst Scherzworte vernommen , namentlich wenn ein Schuß besonders gut gelungen war. Leider sind nicht alle solche Vorkommnisse aufbewahrt worden und nur ein Theil wird später ErAber es war auch ein leuchtendes Vorbild, wähnung finden. welches die Führer den Untergebenen gaben. Der Brigade -Kommandeur General v. d . Often - Sacken erhielt in der Schüßenlinie einen Schuß durch den Oberarm , blieb aber deſſen ungeachtet an der Spiße der stürmenden Truppe und verließ auch in den Der Brigade - Adjutant nächsten Wochen seinen Posten nicht. Premier Lieutenant Herwarth v. Bittenfeld mußte schwerverwundet vom Kampfplaß getragen werden. Neben dem RegimentsKommandeur Oberst- Lieutenant v. Loebell wurde der BataillonsKommandeurOberst-Lieutenant v. Deutsch schon beim ersten Vorgehen von einem Schuß durch den Hals verwundet ; aber er blieb beim Bataillon, bis gegen Schluß der Schlacht der Blutverlust ihn zwang, ſich zum Verbandplaß bei der Mühle von la Planchette zu begeben ; von da ritt er noch in der Nacht nach dem Lazareth in Pange Dem Chef der 2. Kompagnie Hauptmann v. Petersdorff brachten die feindlichen Schüßen Geburtstagsgrüße eigener Art, aber erst die dritte Kugel , von der er getroffen wurde, vermochte zurück.

ihn zum Verlassen des Schlachtfeldes zu bewegen. Der Chef der 3. Kompagnie Hauptmann v. Bardeleben , tödtlich von einer Kugel durch den Leib verwundet, ermunterte noch im Niedersinken Dem Lieutenant Fischer der seine Leute, tapfer vorzugehen. 2. Kompagnie,

einem wegen seines unverwüftlichen Humors und

seiner geistigen Frische allgemein beliebten Kameraden, zerſchmetterte ſchon in der erſten Feuerstellung eine Kugel den rechten Arm, aber er nahm den Säbel in die linke Hand ,

unterstüßte mit derselben

den zerschossenen rechten Arm und blieb bei seinen Schüßen , bis beim weiteren Vorgehen zwei Schüsse durch die Brust ihn todt niederstreckten.

75

Erſtürmung des Kiefernwäldchens durch das 1. Bataillon.

Wir haben die 2. und 3. Kompagnie verlaſſen, als sie beim Vorgehen gegen das Kiefernwäldchen unter großen Verlusten bis auf etwa 60 Schritt an dasselbe herangekommen waren . Bereits waren die dritten Züge dieſer beiden Kompagnien unter den Feld= webeln Riesewetter und Renfert ebenfalls in die Feuerlinie gezogen worden, um die entstandenen Lücken auszufüllen, doch vermochten diese beiden Kompagnien allein nicht weiter vorzudringen. Jezt aber traf Unterſtüßung ein . Das andere Halbbataillon, 1. und 4. Kompagnie unter Hauptmann Schlüter , war Anfangs der 2. Kompagnie gefolgt, hatte sich dann aber hinter den linken Flügel der 3. Kompagnie gezogen und ging nun gegen die Südostecke des Kiefernwäldchens vor, während ein Halbbataillon des 2. Bataillons hinter der 2. Kompagnie folgte.

Die 4. Kompagnie, Hauptmann

Schlüter, hatte als besonderes Ziel einen neben dem Wäldchen angelegten Schüßengraben, die 1. Kompagnie, Premier-Lieutenant Schröder, die Südostecke des Wäldchens . Auch diese beiden Kompagnien waren durch das feindliche Feuer zu starker Schüßenentwickelung genöthigt worden , doch wurden ihre Verluste etwas dadurch gemildert, daß eine Einsenkung

des Bodens ihnen zeit-

weilig Deckung gewährte , ſo daß die meisten feindlichen Geschosse über sie hinweggingen .

Längst hatten die in der vordersten Linie

stehenden Leute das Gefühl, daß nur ein Angriff mit der blanken Waffe die Entscheidung bringen könne ; gegeben und

als

war, nun

hatte die

fast Jeder ersehnten

noch ehe ein Kommando

das Seitengewehr Unterstüßungen

aufgepflanzt,

herannahten,

da

stürzten sich Alle mit lautem Hurrah auf das Wäldchen . Der Feind hielt lange Stand, noch dicht vor dem Wäldchen wurde der Lieutenant v. Beeren ( 3. Komp .) durch den rechten Oberschenkel, Lieutenant v. Kortfleisch (4. Komp.) durch das linke Handgelenk geschoffen, Lieutenant der Reſerve Gerlach (4. Komp .) einen Granatſplitter

am

linken Arm

verwundet.

durch

Im Wäldchen

selbst kam es in dem dichten Unterholz theilweise zum Handgemenge. Aus nächster Nähe wurden in dem hin und her wogenden Gefecht Premier Lieutenant Braun ( 3. Komp .) durch einen Schuß in den Oberschenkel

mit Knochenzerschmetterung ,

(1. Komp .) durch einen Schuß

Lieutenant v.

Keber

ins rechte Fußgelenk schwer ver-

legt. Für wenige Augenblicke befanden sich Beide sogar in feindlicher Gewalt und wurde Ersterer nur durch das Einschreiten eines

76

5.

Die Schlacht bei Colombey.

französischen Offiziers davor bewahrt, von einem feindlichen Schüßen mit dem Bajonett durchbohrt zu werden. Zum Wegbringen der verwundeten Offiziere wurde den Franzosen

allerdings nicht Zeit

gelassen, vielmehr wurden sie bis zu dem Wege Colombey - Bellecroir zurückgedrängt. Aber auch ein bedrohlicher Augenblick sollte nicht ausbleiben. Das Wäldchen freilich war zum größten Theil mit großer Tapferkeit im ersten Ansturm genommen, aber zu beiden Seiten desselben hielt der Gegner noch Stand und überschüttete es mit einem Hagel von Geschossen. Dazu kam in dem theilweise dichten Walde die erschwerte Führung, die durch das Ineinanderkommen von Mannschaften verschiedener Kompagnien , selbst des 13. Regiments , noch vermehrt wurde. So entstand Unsicherheit und Stockung, und als in diesem Augenblick die Fahne des 1. Bataillons , getragen vom Sergeanten Binder ,

aus dem Walde nach rückwärts

wieder

heraustrat, weil der Bataillons-Kommandeur, um sie den Wechselfällen des Waldgefechts nicht auszuseßen, dies angeordnet hatte, da hielten viele Leute dies für das Zeichen eines befohlenen Rückzuges und während von allen Kompagnien des Bataillons Leute noch im Wäldchen im Gefecht blieben,

der Zug des Premier-

Lieutenants v. Stolzenberg (4. Komp . ) sogar faſt bis an den Westrand durchgedrungen war ,

gingen

andere

nach dem Thal-

grunde des Colombey-Baches zurück, dadurch auch das eine Halbbataillon des 2. Bataillons zur Umkehr veranlassend . Im Thalgrunde stellte sich bald das Unnöthige der rückwärtigen Bewegung heraus ; ein Theil der Leute lief, als sie auf der Höhe das Gefecht fortdauern sahen , sofort von selbst

die Höhe wieder hinan nach

dem vorher erſtürmten Wäldchen , die übrigen wurden durch das entschlossene Eingreifen

der Führer und

nach Anordnungen des

Brigade- und des Regiments -Kommandeurs bald wieder gesammelt und in das Gefecht zurückgeführt. In Verbindung mit dem 2. Bataillon, welches später als das

1. aus dem bewaldeten Thalgrunde herausgetreten war und mit zwei Kompagnien , 5. und 8. unter Hauptmann Moldenhawer und Premier Lieutenant v. Massenbach, rechts neben der 2. Kompagnie sich gegen die Pappelallee entwickelt hatte ,

wurde der so

glücklich eingeleitete Angriff fortgeſeßt. Auch diese beiden Kompagnien hatten, nachdem sie den Thal-

Wegnahme der Todtenallee.

77

grund verlaſſen und die Höhe erstiegen hatten , schwere Verluste erlitten. Ihr besonderer Gegner lag in dem tief eingeschnittenen Wege Colombey - Bellecroir völlig gedeckt und bestrich das durchaus offene Gelände mit heftigem Feuer. Als die Kompagnien des 1. Bataillons in das Kiefernwäldchen eindrangen, befanden sich die 5. und 8. Kompagnie ihrerseits noch etwa 450 Schritt vom Feinde und obwohl auch sie Boden gewannen, konnten sie doch nicht verhindern, daß ein Theil des feindlichen Feuers sich flankirend gegen die in das Wäldchen

eingedrungenen Kompagnien richtete .

Als

nun bald darauf beim 1. Bataillon die Stockung und theilweise rückwärtige Bewegung eintrat, war es von großer Wichtigkeit, daß die beiden Kompagnien des 2. Bataillons ihre Stellung festhielten und dadurch den Gegner verhinderten , umfassend gegen das Wäldchen vorzugehen und die darin noch fechtenden Abtheilungen abzuschneiden. Nunmehr traten aber auch die 6. und 7. Kompagnie, Hauptmann v. Ostau und Hauptmann Fischer , die bisher als Halbbataillon hinter der 2. Kompagnie gefolgt waren und eine kurze Strede die rückgängige Bewegung beim 1. Bataillon mitgemacht hatten, neben

der 5. und 8.

in Thätigkeit.

behielt als Ziel das Kiefernwäldchen,

Das 1. Bataillon

gegen welches von Südost

her auch das 2. Bataillon des Regiments Nr. 13 vorging ; die Kompagnien des

2. Bataillons seßten

Pappelallee fort.

In gleicher Höhe

den

Angriff gegen

mit ihnen

die

an der Chauſſee

von Saarbrücken gingen zwei Kompagnien des 15. Regiments gegen die Höhe vor,

und dicht an

und nördlich der Chauſſee stürmten

die Kompagnien des 1. Jäger-Bataillons und des Regiments Nr. 43 vom I. Armee-Korps . Troß des hartnäckigsten Widerstandes von Seiten der Franzoſen wurde die Todtenallee genommen und auch das heißumstrittene Kiefernwäldchen

gänzlich vom Feinde gesäubert ,

welcher

in der

Richtung auf Borny zurückging . Aus der nunmehr uns günstigen Stellung amWege Colombey -Bellecroir wurde dem Gegner lebhaftes Feuer, soweit als es die Tragfähigkeit des Zündnadelgewehres ge= stattete, nachgesandt und ſein Rückzug dadurch beschleunigt.

Jm

Kampfeseifer drangen einzelne Abtheilungen sogar über die eroberte Stellung hinaus vor und veranlaßten dadurch einige französische Kürassier-Schwadronen ,

gegen fie anzureiten .

Dieſelben wurden.

78

5.

Die Schlacht bei Colombey .

aber durch wirksames Schüßenfeuer, an dem sich auch eine Kompagnie des 1. Jäger-Bataillons betheiligte, zu schleuniger Umkehr bewogen. Die zurückgehende franzöſiſche Infanterie wurde durch mehrere Batterien wirksam unterſtüßt , welche ein sehr lebhaftes Feuer auf die Pappelallee

und

das

Wäldchen richteten.

Glücklicherweise

gingen die Granaten meist über die Allee hinaus ſachten auch im Wäldchen nur wenig Schaden ,

und

verur-

da auch hier die

Leute dicht am Westrande lagen und so meist überschossen wurden. Geschlossene tiefere Abtheilungen aber, denen das Geſchüßfeuer am meisten hätte schaden müssen, waren hier nicht vorhanden. Gewiß mochten die Franzosen eine größere Wirkung ihres Artilleriefeuers vermuthet haben, denn nachdem dasselbe kurze Zeit gedauert hatte, machten sie mit mehreren Bataillonen von Borny und Bellecroix her vorgehend nehmen.

den Versuch , die verlorene Stellung

wieder zu

An dem wirksamen Feuer unserer Abtheilungen scheiterte

aber dieser Versuch. Die vorgehenden französischen Schüßen sowohl als die ihnen folgenden Kolonnen

kamen bald zum Stehen und

gingen nach kurzem, heftigem Feuergefecht wieder zurück.

Das

gab eine willkommene Pauſe , die eifrigſt dazu benußt wurde, die durcheinander gekommenen Mannſchaften wieder in den gewohnten Verbänden nothdürftig zu sammeln. Nun erst ließen sich auch einigermaßen die Verluste übersehen. Das 1. Bataillon hatte die feinigen hauptsächlich beim ersten Vorgehen erlitten , dem 2. brachte sie die endgültige Erſtürmung der Todtenallee. Wahrhaft wunderbar erscheint es, daß der Kommandeur des 2. Bataillons Oberst-Lieutenant v. Langen , der mit ſeinem Adjutanten Lieutenant v . Spies während der ganzen Schlacht zu Pferde geblieben war, unverlegt blieb, während allerdings sein Pferd von mehreren Kugeln getroffen wurde, zum Schluß des Gefechts zu

ihn aber doch bis

tragen vermochte.

Dagegen blieb

von den Kompagnie-Führern des Bataillons nur einer, der Hauptmann Moldenhawer,

am Leben ;

der Chef der 7. Kompagnie

Hauptmann Fischer fiel beim Vorgehen gegen die Pappelallee durch einen Schuß in die Brust ; der Chef der 6. Hauptmann v. Ostau wurde in derselben

Allee durch mehrere Schüsse in

Mund, Brust und Kopf, der Führer der 8. Kompagnie PremierLieutenant v. Massenbach ebendaselbst von einem Schuß durch

79

Verlust des 2. Bataillons an Offizieren.

die Brust getödtet. Von den übrigen Offizieren des Bataillons wurde der Premier Lieutenant Linde der 5. Kompagnie schon zu Anfang durch einen Schuß in die Brust verwundet, der Lieutenant der Landwehr Erdmann (6. Komp.) durch einen Schuß in den Unterleib getödtet ; die Lieutenants Kraetke und Busz ,

(beide

5. Komp.) von Schüssen durch den linken Oberschenkel, Lieutenant v. Rehbinder Schienbein,

(6. Komp . )

von einem

Streifschuß

Lieutenant Krüger (7. Komp .)

durch den linken Arm , einem Schuß durch das

von

Lieutenant Meyer rechte Bein schwer

Portepee - Fähnrich Giese der

am rechten

einem

Schuß

(8. Komp.) von Den verwundet.

6. Kompagnie streckte

ein Schuß

durch die Brust todt nieder. Dieſe unverhältnißmäßig großen Verlufte an Offizieren

erklären sich dadurch,

völliger Nichtachtung der

Gefahr

daß diese Herren in

ihren Leuten

das

leuchtendste

Beiſpiel der Unerschrockenheit und Aufopferungsfreudigkeit gaben. Als gälte es nur eine Felddienstübung im Frieden , so bewegten fich die Führer in der Schüßenlinie, lenkten und berichtigten das Feuer, stellten häufig selbst die Viſire, eilten beim Vorgehen ihren Leuten weit voran und begeisterten so ihre Untergebenen zu ähnlichen Leistungen . Mit der endgültigen Behauptung Pappelallee erstarb nach und

des Wäldchens

nach das Gefecht.

und der

Die Dunkelheit

brach mehr und mehr herein und wenn auch vereinzelt noch hier und da Schüsse aufblißten, ſo verstummte doch allmälig der Lärm der Schlacht. Aber man wußte dem Gegner sich noch nahe gegen= über und traf deshalb Maßregeln , um nicht etwa im Dunkel der Nacht unvermuthet überfallen werden zu können. Das Gewehr im Arm blieben die Kompagnien, nach Möglichkeit wieder geordnet, in der gewonnenen Stellung liegen.

Gegen den Feind wurden auf

kurze Entfernung Feldwachen vorgeschoben . Als mit einer solchen, aus rasch zusammengerafften Leuten bestehend, auf Anordnung des Regiments-Kommandeurs der Regiments-Adjutant Premier-Lieutenant Streder auf der Straße nach Bellecroir eine kurze Strede vorging, sah er im Dunkeln einen Trupp auf der Chauſſee ſtehen . Im Glauben,

eine befreundete Abtheilung , etwa vom I. Korps,

zu treffen, reitet er heran und fragt : „ Von welchem Regiment ſeid Jhr ?" Da belehren ihn franzöſiſche Rufe und zahlreiche Schüſſe, wen er vor sich habe. Durch 5 Kugeln wird das Pferd unter ihm

Die Schlacht bei Colombey.

5.

80

getödtet, ebenso werden mehrere Mannschaften seiner Feldwache und einer der beiden ihn begleitenden Huſaren verwundet, aber glücklicherweise sind die Franzosen ebenso überrascht durch dies Zuſammentreffen wie unsere Leute und verschwinden rasch in der Dunkelheit, ſo daß Lieutenant Streder mit Hülfe ſeiner Leute sich unter dem todten Pferde hervorarbeiten und ſeinen Auftrag weiter ausführen kann.

Am nächsten Tage mußte er sich an den Folgen des Sturzes

ins Lazareth begeben

und

wurde in seiner Stellung durch den

Lieutenant v . Usedom vertreten .

Der Vorfall zeigte ,

wie nahe

sich die Gegner standen. Nachdem auf dieſem Theil des Schlachtfeldes die nothwendigste Sicherung nach vorn geschaffen war, übernahmen zwei Kompagnien des 7. Pionier -Bataillons ( 2. und 3.) , die noch nicht zur Verwendung gekommen waren, die Besetzung der Pappelallee. Die übrigen im Gefecht geweſenen Truppen wurden dicht dahinter ge= sammelt, die Halbbataillone des Regiments auf dem rechten Flügel, zunächst der Saarbrücker Chaussee.

Wie waren sie aber an Zahl

geschmolzen in dem kurzen Abendgefecht ! Noch ließen sich die Verluste nicht mit Sicherheit feststellen, denn viele Leute waren in dem Durcheinander des Gefechts und schließlich in der Dunkelheit von ihren Kompagnien abgekommen , hatten sich anderen angeschlossen und fanden sich erst am nächsten Morgen wieder ein , zum Theil erst in dem Biwak bei Pange ; aber in das stolze Gefühl über den errungenen Sieg mischte sich doch auch der wehmüthige Gedanke an die schweren Opfer,

welche er gekostet hatte.

begreiflicher Weise nicht zu denken ;

An Ruhe war

galt es doch in erster Linie,

die Krankenträger in ihrem traurigen Beruf zu unterſtüßen und das Schlachtfeld nach den armen Verwundeten abzusuchen . So viel als möglich waren dieselben schon während der Schlacht nach dem im Thalgrunde bei der Mühle von la Planchette errichteten Verbandplaß gebracht und, je nachdem es ihr Zuſtand geſtattete, noch weiter rückwärts in die Lazarethe von Colligny, Pange, Courcelles Chauffy u. s. w. weiter befördert worden .

Aber es gab doch

noch viele , denen Hülfe gebracht werden mußte und die in der Dunkelheit so rasch nicht gefunden wurden. Manche freilich verließen troß Verwundung ihren Posten nicht. So hatte z. B. der Feldwebel Renfert der 3. Kompagnie durch einen Schuß, welcher ihm das Leibriemenſchloß zerschmetterte, eine schwere Quetschung

C

Filiber

14Angub1878

Sifshe

Das Denkmal bei Colombey und die 1870-71 gefallenen Offiziere des Regiments.

Bestattung der Gefallenen.

81

des Leibes erlitten, aber erst nach mehreren Tagen, als die Schmerzen unerträglich wurden , begab er sich in das Lazareth.

Der Unter-

offizier Moenke der 4. Kompagnie war durch einen Schuß in den rechten Oberschenkel verlegt, aber er blieb in Reih und Glied und konnte nur mit Mühe am nächsten Tage bewogen werden, sich ins Lazareth zu begeben. Aehnliche Fälle sind noch viele vorgekommen, aber nicht alle aufgezeichnet . Als die Verwundeten versorgt waren, galt es, die Gefallenen zu sammeln

und zu beerdigen ,

denn vom Ober-Kommando der

I. Armee war befohlen, daß am nächsten Tage die Truppen wieder in die Stellungen zurückgehen sollten , welche sie vor der Schlacht innegehabt hatten ,

da man sie nicht der Gefahr ausseßen wollte, in ihrer weit vorgeschobenen Stellung unter den Kanonen der Festung Met möglicherweise von überlegenen Maſſen des Feindes angegriffen zu werden. Die 3. Kavallerie- Division, welche noch in der Nacht auf das Schlachtfeld vorgeschoben wurde, sollte inzwischen die Beobachtung gegen Meß und die Sicherung der Lazarethe übernehmen . Eine ernste Feier vereinigte noch während der Nacht die übriggebliebenen Offiziere des Regiments an dem Grabe der gefallenen sechs Kameraden v. Ostau , Fischer, v. Massenbach, Fischer, Erdmann und Giese. In ergreifenden Worten hielt der Regiments-Kommandeur Oberſt-Lieutenant v . Loebell ihnen die Grabrede, anknüpfend an das alte Dichterwort : „ Kein schönrer Tod ist auf der Welt, als wer vorm Feind erschlagen. “ Inmitten des mit ihrem Blute erkämpften Schlachtfeldes , nun wieder deutschem Boden, ruhen sie im gemeinsamen Grabe, treue Kameraden auch noch im Tode. Auf freier, ringsum das Schlachtfeld überschauender Höhe ist ihr Grabhügel unter einer mächtigen Platane bereitet, und auf ihm ragt stolz das Denkmal des Regiments , ihrem An= denken und dem der 141 treuen Unteroffiziere und Soldaten, welche

mit ihnen

den

Heldentod gestorben ,

geweiht.

In den

Kasernen des Regiments find Aller Namen auf Ehrentafeln verzeichnet, und jährlich an dem Gedächtnißtage wird in treuer Liebe besonders ihrer gedacht und den jüngeren Mannschaften von ihrer Treue und Tapferkeit erzählt . So leben sie immerdar fort im Regiment, den künftigen Geschlechtern ein leuchtendes Vorbild . Die Bilder der gefallenen Offiziere sind dieſem Buche, um das Denkmal von Colombey vereinigt, als Abbildung beigefügt. 6

5.

82

Die Schlacht bei Colombey.

Die unbeabsichtigte Schlacht von Colombey hatte ein neues Siegesreis dem Ruhmestranze der deutschen Armeen hinzugefügt. Daß ihre Erfolge nicht noch größer waren, lag in den beſonderen Verhältnissen. Die Franzosen waren in die Festung Meß zurückgeworfen, konnten zwar nicht verfolgt werden, hatten aber immerhin durch die Schlacht einen kostbaren Tag auf dem rechten Moselufer verloren.

Die Früchte des Sieges vom 14. August wurden

auf dem linken Moselufer in den Schlachten von Mars la Tour und Gravelotte geerntet. Die Verluste in der Schlacht waren bedeutend ,

im Ganzen

auf preußischer Seite etwa 5000 Mann , darunter 222 Offiziere, auf französischer 200 Offiziere

und 3400 Mann.

Der größere

preußische Verlust erklärt sich dadurch, daß die Truppen gegen die in guten Deckungen liegenden Franzosen angreifend vorgingen, und dadurch, daß die einzelnen Bataillone, sowie sie gerade herankamen, einzeln ins Gefecht geworfen wurden und dann gegen bedeutende Ueberlegenheit fechten mußten. Der Verlust des Regiments, über welchen Anlage IX genaue Auskunft ertheilt, beziffert sich auf 19 Offiziere, 484 Unteroffiziere und Gemeine. Dies sind, die Stärke der beiden Bataillone zu 43 Offiziere 1950 Mann angenommen, 44 v. H. oder fast die Hälfte der Offiziere, 25 v . H. oder ein Viertel der Mannschaft. Er vertheilt sich auf die beiden Bataillone folgendermaßen : 1. Bataillon : todt und an den Wunden gestorben 3 Offiziere : Hauptmann v. Bardeleben ( 3. Komp. ), Premier Lieutenant Braun (3. Komp.) und Lieutenant Fischer (2. Komp.) ; verwundet 6 Offiziere : Oberst-Lieutenant v. Deutsch, Lieutenant v. Keber ( 1. Komp.) , Hauptmann v . Petersdorff (2. Komp.), Lieutenant v. Beeren (3. Komp.), Lieutenant v. Korzfleisch

(4. Komp.) , Lieutenant der

Reserve Gerlach (4. Komp.) 1. Kompagnie : todt 22 Unteroffiziere und Gemeine, verwundet 45 Unteroffiziere und Gemeine, darunter Feldwebel Heß. 2. Kompagnie : todt 24 Unteroffiziere und Gemeine, verwundet 73 Unteroffiziere und Gemeine, darunter Feldwebel Kiesewetter. 3. Kompagnie : todt 27 Unteroffiziere und Gemeine, verwundet 45 Unteroffiziere und Gemeine, darunterFeldwebel Renfert.

Verluste des Regiments.

83

4. Kompagnie : todt 15 Unteroffiziere und Gemeine, verwundet 31 Unteroffiziere und Gemeine.

2. Bataillon : todt 4 Offiziere : Hauptmann v. Oftau (6. Komp . ), Lieutenant der Reserve Erdmann (6. Komp. ), Hauptmann Fischer (7. Komp .), Premier-Lieutenant v . Maſſenbach (8. Komp.) ; verwundet 6 Offiziere : Premier-Lieutenant Linde , Lieutenant Buß, Lieutenant der Reſerve Kraetke (5. Komp .), Lieutenant v . Rehbinder (6. Komp.) , Lieutenant Krüger (7. Komp .), und Lieutenant Meyer (8. Komp .) 5. Kompagnie : todt 12 Unteroffiziere und Gemeine, darunter Feldwebel Laser , verwundet 32 Unteroffiziere und Gemeine. 6. Kompagnie: todt 17 Unteroffiziere und Gemeine, darunter Portepee-Fähnrich Giese, verwundet 39 Unteroffiziere und Gemeine. 7. Kompagnie : todt 10 Unteroffiziere und Gemeine, verwundet 35 Unteroffiziere und Gemeine. 8. Kompagnie : todt 14 Gemeine, verwundet 43 Unteroffiziere und Gemeine. Nachstehend sollen die Namen

derjenigen Unteroffiziere und

Mannschaften Erwähnung finden, die sich in der Schlacht besonders hervorgethan haben, soweit dies noch hat festgestellt werden können ; manche schöne That ist leider nicht aufgezeichnet worden und deshalb nicht mehr nachzuweisen.

1. Kompagnie. Der Fahnenträger des

Bataillons

Sergeant Binder trug

ftolz die entfaltete Fahne bei dem Sturm auf das Kiefernwäldchen voran, die neben ihm Marschirenden zu strammem Marsch und aufrechter Haltung anfeuernd .

In dem Durcheinander des Wald-

gefechts ging er bis in die vorderste Schüßenlinie vor, so daß der Bataillons-Kommandeur, um die Fahne nicht zu ſehr zu gefährden, ihn zurückschicken mußte. Der Regiments -Tambour Sergeant Stechert zeigte in der Schlacht große Kaltblütigkeit. Zweimal bereits beim Vorgehen verwundet, wich er nicht von seinem Plaß, bis er von einer dritten Kugel, welche ihm den linken Unterschenkel zerschmetterte, niedergestreďt wurde.

Er ist an seinen Wunden gestorben.

5.

84

Die Schlacht bei Colombey.

Unteroffizier Golücke war

beim Sturm

auf das Kiefern-

wäldchen einer der Ersten, welche in dasselbe eindrangen. Während des Waldgefechts selbst war er unaufhörlich bemüht, die ihm nächſten Leute mit sich fortzureißen, um möglichst bald bis an den jenſeitigen Waldrand zu gelangen .

Deckung für seine Person zu suchen, ver-

schmähte er vollständig. Der

Gefreite

mehreren

anderen

Püttmann Verlegten.

lag Er

schwer

sagte

zu

verwundet einem

neben

derselben,

seinem Jugendfreunde : „ Ich habe nicht lange mehr zu leben, grüße meine Verwandten und sag' ihnen , sie sollten sich nicht grämen, ich sei für eine heilige und gerechte Sache gefallen." Der Einjährig-Freiwillige Marquardt sollte am 14. August krankheitshalber ins Lazareth aufgenommen werden ; als jedoch das Alarmſignal ertönte, wollte er um keinen Preis dem Gefecht fern bleiben . Er rückte mit dem Bataillon vom Biwaksplaß bei Pange ab, hat an der Schlacht bis zum Schluß theilgenommen und sich wiederholt durch große Unerschrockenheit ausgezeichnet. Füsilier Kaczmirsky wurde gegen Ende der Schlacht von einer Kugel in den Unterleib getroffen .

Troß der großen Schmerzen,

welche ihm die Wunde verursachte, und der Gewißheit, tödtlich sei, war es doch seine einzige Sorge, ständiger Sieg errungen sei.

daß sie

ob auch ein voll-

Als ihm dies versichert wurde, ver-

schied er getrost und ohne ein Wort der Klage. Den Füsilier Neumann streckte eine Kugel an einer Stelle nieder, wo

auch ein verwundeter Franzose lag.

Als Neumann

sich seine Wunde nothdürftig verbunden hatte, bemerkte er, daß des schwerverwundeten Feindes Blicke sich sehnsüchtig auf seine Feldflasche richteten. Obgleich selbst vom Durst geplagt, reichte er doch zuerst dem Franzosen die Flasche , der sich in langen Zügen daraus labte. Dann versuchte Neumann, sich wieder aufzurichten und bediente sich dazu des feindlichen Chassepot-Gewehres als Stüße. In seiner Schwäche mochte er damit wohl unvorsichtig umgegangen sein,

denn dasselbe entlud sich und das Geschoß nahm ihm zwei

Finger der rechten Hand. Der Jüfilier Peters I. wurde bald, nachdem das Bataillon den Thalgrund des Colombey -Baches durchschritten hatte, von einer Kugel am Knie getroffen ; er blieb gleichwohl in Reih und Glied,

85

Züge von Tapferkeit.

bis er später im Schüßengefecht noch einen Schuß in die Schulter erhielt, der ihn kampfunfähig machte. Dem

Füsilier Weber zerschmetterte eine Kugel den linken

Unterſchenkel ; aber obwohl er die furchtbarsten Schmerzen empfand, Als im Lazareth, wo ließ er kein Wort der Klage laut werden. auch Franzosen lagen, der Arzt, dem er selbst behülflich war , die Knochensplitter aus der Wunde zu entfernen, ihm sagte, er möge nur bei den entseßlichen Schmerzen

laut schreien,

erwiderte er :

„ Nein, da müßte ich mich ja vor den Franzosen schämen, ein preußischer Soldat muß seine Schmerzen verbeißen können. " Tambour Rasch ließ sich durch das heftigste feindliche Feuer nicht abhalten, sich in die vorderste Schüßenlinie zu begeben und hier nach Kräften nüßlich zu machen. Als mehrfach Munitionsmangel eintrat, ließ er es sich angelegen sein, von Gefallenen und Verwundeten Patronen herbeizuholen und sie an seine feuernden Kameraden zu vertheilen . Bei dieſer Beſchäftigung wurde er durch einen Schuß in den rechten Unterschenkel schwer verwundet .

2. Kompagnie. Ein herrliches Beispiel von Vaterlandsliebe hat der Sergeant Brozio gegeben. Er wurde schon zu Anfang der Schlacht verwundet, ließ sich aber dadurch nicht zurückhalten .

Beim Sturm auf das

Kiefernwäldchen erhielt er die zweite Kugel ; ihn nicht.

auch diese bewältigte

Erst als ihn in der Allee die dritte und vierte gleichzeitig

trafen, sank er zu Boden .

Schwer verwundet wurde er in das

Feldlazareth gebracht , und nur wenige Lebenstage unter großen Schmerzen waren ihm noch vergönnt.

Als er sein Ende heran-

nahen fühlte, raffte er noch einmal alle Kraft zuſammen und rief mit vollster Begeisterung : „ Es Dann sank er sterbend zurück.

lebe mein König Wilhelm ! "

Der Unteroffizier der Reſerve Koch hatte sich, obwohl schwächlich und

freiwillig

ge=

meldet und hielt mit großer Willenskraft alle Strapazen aus .

kurzsichtig ,

beim Ausbruch des Krieges

Er

führte seine Schüßengruppe im dichteſten feindlichen Feuer mit größter Ruhe und Unerschrockenheit und verschmähte jede Deckung. Zwei Kugeln durchbohrten ſeinen Helm, zwei seine Beinkleider und Stiefeln ; er selbst blieb unverlegt, von seiner Schüßengruppe aber waren die meiſten todt, von den Ueberlebenden keiner unverwundet geblieben .

86

5.

Die Schlacht bei Colombey.

Füsilier Barnsdorf kannte den Krieg schon von seiner Dienstzeit in der hannoverschen Armee. Er zeigte sich hervor ragend tapfer und unerschrocken.

Eine Fleischwunde im linken

Oberschenkel achtete er nicht ; eine ebensolche im rechten Bein vermochte nicht, ihn zum Aufgeben des Kampfes zu veranlassen ; erst ein dritter Schuß durch die linke Hüfte machte ihn kampfunfähig. Füsilier Fischer, (nach dem Kriege mehrere Jahre Droschkenkutſcher in Hannover) , zeichnete sich durch besonders ruhiges und kaltblütiges Schießen und Beobachtung seiner Schüsse aus . Er gab fast stets Ziel und Abkommen an, machte seine Nebenleute aufmerkſam , wie und wohin sie zielen sollten , bezeichnete, wen er treffen wollte, und meldete, wenn ihm dies gelungen, in munterem Tone war.

Figur", wie er es auf dem Scheibenstande zu thun gewohnt Als guter Schüße hatte er auch wiederholt Treffer und blieb

selbst glücklicherweise unverlegt. Füsilier Strueß erhielt bei dem Vorgehen gegen das Kiefernwäldchen einen Schuß durch den rechten Oberarm, sodaß es ihm unmöglich wurde,

das Gewehr wie gewohnt in Anschlag zu

bringen. Er wollte aber den Kampfplaß nicht verlassen , lehnte deshalb den verwundeten rechten Arm an einen Baum und lud und schoß links .

Nach Schluß der Schlacht mußte ſein Zugführer

ihm ausdrücklich befehlen, zum Verbandplaß zu gehen.

3. Kompagnie. Der Sergeant Kruse war, als das Bataillon aus dem Biwak abrücken sollte, zur Bewachung eines Arrestanten kommandirt ; aber untröstlich, daß er aus dem Gefecht zurückbleiben sollte, bat er so lange, bis ihm das Kommando wieder abgenommen wurde. Mit wahrer Freudigkeit ging er mit seiner Schüßengruppe ins Gefecht, aus dem er leider nicht wiederkehren sollte. Sergeant Lemmel hatte das Feuer seiner Schüßengruppe in vorzüglicher Weise geleitet, aber als die feindliche Stellung endlich genommen war, begann es an Patronen zu fehlen . Lemmel schaffte Rath.

Während er seine Leute hinter guter Deckung sich

hatte niederlegen und ein ruhiges Feuer unterhalten lassen, verließ er selbst die Deckung , schaffen ,

um von Gefallenen Munition herbei zu

obgleich nicht allzu fern feindliche Kavallerie mit einem

Angriff drohte.

Als dieser sodann wirklich erfolgte, hatte Lemmel

87

Züge von Tapferkeit.

schon so viel Patronen herbeigeholt , daß er der Kavallerie einen warmen Empfang bereiten konnte, was diese zur schleunigen Umkehr bewog. Sergeant Pape war während des ganzen Gefechts glücklich davon gekommen, obgleich er nie an eine Deckung für sich gedacht hatte. Als die Schlacht zu Ende und die Dunkelheit bereits hereingebrochen war, wurde er als Befehlshaber einer Feldwache über die Der Regiments - Adjutant eroberte Stellung hinaus vorgesendet. Premier-Lieutenant Strecker begleitete diese Abtheilung. Wie schon erwähnt, stieß die Feldwache unerwartet auf eine französische Abtheilung ,

von der sie heftiges Feuer erhielt.

Pape erhielt dabei

einen Schuß durch den Arm, half aber deſſen ungeachtet vor allen Dingen dem Premier- Lieutenant Streder unter seinem getödteten Pferde hervor, so daß dieser vor dem Schicksal, in feindliche Gefangenschaft zu gerathen, bewahrt blieb. Sergeant Schulz führte ſeine Schüßengruppe ſo ruhig und sicher wie auf dem Ererzirplaß , wußte sie beim Vorgehen stets in möglichst gute Deckung zu bringen, stellte durch Probeschüsse Entfernung und Visir fest und leitete das Feuer seiner Schüßen mit großer Ruhe und Umsicht, ohne im Geringsten an die Deckung seiner Person zu denken. Hervorragend unerschrocken benahm sich der Lazarethgehülfe Unteroffizier Jke.

Als sei es unmöglich, daß auch ihn eine Kugel

treffen könne, war er stets da, wo sie am dichtesten einschlugen und die meiſten Verwundungen vorkamen .

Dann verband er mit einer

Ruhe, als gälte es nur eine friedliche Krankenträgerübung, sprach den Verwundeten Muth ein und bewirkte, wo es nöthig wurde, in der ſorgſamſten Weiſe den Transport nach dem Verbandplay . Unermüdlich in und nach dem Gefecht für die Verwundeten thätig, war er ein Muster treueſter und hingebendster Pflichterfüllung .

Er

hat dem Regiment noch bis zum Jahre 1882 angehört und wegen ſeiner hervorragenden Pflichttreue die allgemeinſte Achtung genossen. Hornist Hagemann gefiel sich auf seinem Plaz bei dem Zugführer nicht lange, er nahm bald das Gewehr und die Patronen eines Gefallenen und schoß fleißig mit, dazwiſchen holte er aus den Patrontaschen Gefallener und Verwundeter wiederholt Patronen und vertheilte sie mit großer Unerschrockenheit in der Schüßenlinie, als es dort anfing daran zu fehlen.

88

5.

Die Schlacht bei Colombey.

Füsilier Starke war einer der Vordersten bei dem Sturm auf

das

Kiefernwäldchen ,

die rechte Schulter traf.

als

ihn

eine

feindliche Kugel

in

Er blieb ruhig stehen, zog, während die

feindlichen Kugeln um ihn herum einschlugen, seinen Rock aus und untersuchte die Wunde. Als er sah, daß kein Knochen verlegt war ,

eilte er schleunigst seinen inzwischen weiter vorgedrungenen

Kameraden nach.

Aber kaum hatte er sie wieder

eingeholt ,

da

warf ihn eine tödtliche Kugel in den Unterleib zu Boden . Aehnlich benahm sich der Füsilier Fricke, der, obwohl schon zu Anfang verwundet, doch bis zum Schluß der Schlacht aushielt. Ferner zeigte sich Füsilier Schulz besonders furchtlos ; troß der dicht um ihn einſchlagenden feindlichen Kugeln nahm er keine Deckung und belebte durch Wort und Beiſpiel ſeine Kameraden .

Ein Granat-

splitter brachte ihm fast zulezt noch eine schwere Verwundung des rechten Oberschenkels .

4. Kompagnie. Der Feldwebel Scheffler war

bei dem Angriff auf das

Kiefernwäldchen als der Erste seines Halbzuges gedrungen.

in dasselbe ein=

In dem dichten Unterholz des Waldes drang er dann

so rasch und unerschrocken

vor ,

daß

er zwischen die feindlichen

Schüßen gerieth und in großer Gefahr war, gefangen zu werden. Nur der Umstand , daß der größte Theil seines Halbzuges ihm dicht gefolgt war, bewahrte ihn vor einem solchen Schicksal. In

vortrefflicher Weise

führten

ihre

Schüßengruppen

der

Sergeant Preuß und die Unteroffiziere Puschke, Stinsky und Moenke, ihren Untergebenen zugleich ein leuchtendes Beispiel der Unerschrockenheit und Ausdauer gebend . Alle drei wurden verwundet, Preuß und Moenke sogar zweimal, aber fie blieben bei der Kompagnie und halfen

die Schlacht zum siegreichen

Ende

führen.

Stinsky begleitete seine Verwundung sogar mit einem Scherzwort. In einer Weise, die an die Helden des Alterthums erinnert, benahm sich der Einjährig-Freiwillige Rommel. Beim Sturm auf das Kiefernwäldchen ward er von mehreren Kugeln tödtlich getroffen und rief im Niedersinken : „ Ach, wie iſt es ſo ſüß, für ſein VaterLand zu sterben. " Wie traurig, daß ein Herz, in dem solche begeisterte Vaterlandsliebe lebte, sogleich aufhören mußte zu schlagen ! In hervorragender Weise benahm sich der Füsilier Heinemann.

89

Züge von Tapferkeit.

Nicht nur, daß er persönlich in der unerschrockenſten Weiſe vorging und so ruhig zielte und feuerte, als gingen ihn die feindlichen Kugeln durchaus nichts an, er war dabei auch in der aufmerkſamſten Weiſe bedacht, die Befehle und Anordnungen des Kompagnie- Chefs nicht nur für seine Person zu befolgen, sondern auch dafür zu sorgen, daß sie in weiterem Kreise bekannt wurden . Unaufgefordert an der Schüßenlinie entlang eilend, brachte er den Zugführern die von dem Hauptmann gegebenen Befehle oder rief sie laut den Leuten zu ,

um

dann baldigst wieder in die Nähe des Hauptmanns zurückzukehren und auf weitere Gelegenheiten, sich nüßlich zu machen, zu warten . Sein Benehmen war derartig , daß es ſeinen sämmtlichen Vorgesezten bis zum Brigade- Kommandeur hinauf auffiel und belobt wurde.

Heinemann war der erste Mann des Regiments, welcher

mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde und

erhielt wegen

seines fortgesett braven Verhaltens später auch den von Seiner Majeſtät dem Kaiser von Rußland dem Regiment zur Verfügung gestellten St. Georgsorden 5. Klasse . daß Heinemann ,

Es mag hier noch erwähnt werden,

der später der Kompagnie als Unteroffizier an-

gehörte, als er sich als Wachthabender im Laboratorium zu Hannover befand, bei einer Pulvererplosion im Verein mit dem Unteroffizier Gierlichs

sich

derartig

brav

daß er von dem Herrn Kommandanten Lobt wurde.

und

umsichtig

benahm ,

durch Parolebefehl be=

In ähnlicher Weise wie Heinemann zeichnete sich im Gefecht der Gefreite Busche aus .

Auch er überbrachte wiederholt und mit größter Ruhe in der Schüßenlinie die Befehle des KompagnieChefs, auch zu den rückwärtigen Abtheilungen , kehrte stets schnell zu seinem

Hauptmann zurück und

bewies namentlich in

dem

Waldgefecht außer unerschütterlicher Kaltblütigkeit große Findigkeit. Füsilier Schacht sank beim Ersteigen der Anhöhe tödtlich verwundet zu Boden, ermunterte aber dennoch seine Kameraden zum braven

Vorwärtsgehen

und

rief ihnen

zu :

„Ich habe mein

Theil, macht's gut und zeigt den Hallunken von Franzosen, was deutsche Hiebe find . “ Füfilier Thiele wurde, als er im Waldgefecht hinter einem

Baum liegend unaufhörlich feuerte und troß des Zurufs seiner Kameraden seinen Plaß nicht aufgeben wollte, von den unerwartet vordringenden Franzosen gefangen genommen. Als gleich darauf

90

5.

Die Schlacht bei Colombey .

aber die Franzosen wieder zurückgedrängt wurden, benußte Thiele die Gelegenheit, sich wieder freizumachen, sollte sich dessen aber nicht lange freuen können, denn im weiteren Verlauf der Schlacht erhielt er einen tödtlichen Schuß in den Hals, an dem er am 29. August verstarb. Der Füsilier Thies, der sich während der Schlacht sehr brav benommen hatte, war, als dieselbe beendet schien, eifrig damit beschäftigt, für die zahlreichen Verwundeten in ſeinem Kochgeschirr Wasser herbeizuschaffen. Wasserholen zurück,

Zum vierten Male kehrte er eben vom

da begann das schon fast ganz verstummte

feindliche Feuer für einen Moment noch einmal mit der früheren Heftigkeit. Brust und jähes Ende.

Leider

traf hierbei

machte

seinem

eine Kugel Thies tödtlich in die menschenfreundlichen

Wirken

ein

5. Kompagnie. Feldwebel Laser hielt in seinem Zuge mit großer Energie auf ſtrenge Ordnung und namentlich auf ruhiges Schießen.

Selbst

ein Streifschuß am Kopf vermochte nicht ihn davon abzuhalten, er blieb vielmehr bis zum Schluß der Schlacht auf seinem Posten. Leider sollte die anscheinend nicht schwere Verwundung ihm ſpäter durch hinzugetretene Gehirnentzündung den Tod bringen. Der Fahnenträger des Bataillons , Sergeant Basner, befand fich bei dem Vorgehen des Halbbataillons 6. und 7. Kompagnie auf seinem Plaß in der Mitte. Troß der häufigen in das Halbbataillon einschlagenden Geschosse hielt er genau die ihm angegebene Richtung und rief im Vorgehen wiederholt in die Züge hinein, fie sollten stramm im Tritt marſchiren, wie es sich bei der Attacke gehöre. Unteroffizier der Reserve Kius , ein eben von der Universität gekommener junger Mann , benahm

sich

in

dem

mörderischen

feindlichen Feuer so ruhig und kaltblütig und wirkte so vortheilhaft auf seine Leute ein, daß der Kompagnie- Chef Hauptmann Moldenhawer dies besonders lobend anerkannte. Dem Füfilier Giesen wurde seine schon oft bewiesene gute Laune durch das Gefecht nicht gestört.

Wenn er nicht gerade schoß,

rief er seinen Nebenleuten Scherzworte zu und machte wiederholt so gute Wige, daß seine Kameraden troß der ernsten Lage lachen mußten.

91

Züge von Tapferkeit.

Füfilier Jürgens war immer einer der Vorderſten im Kampfe ; selbst ein Schuß durch den linken Oberschenkel hinderte ihn daran nicht; erst ein zweiter Schuß, der ihm das rechte Auge raubte, bewog ihn, sich zum Verbandplaß zu begeben. Füsilier Köppelmann wurde beim Vorgehen

gegen

die

Pappelallee von einem Schuß durch den linken Oberschenkel niedergestreckt. Er rief seinen weitergehenden Kameraden zu, er könne nun nicht mehr schießen, deshalb sollten sie für ihn mitſchießen und vertheilte zu dem Zweck seine Patronen an sie.

6. Kompagnie. Der Unteroffizier der Reserve Thöl erhielt gleich beim Ersteigen der Anhöhe einen Schuß durch den linken Oberarm , Troßdem blieb eine stark blutende Wunde verursachte. nachdem er sich nothdürftig

der er,

mit seinem Taschentuch den Arm

verbunden hatte, noch über eine Stunde im Gefecht, bis eine zweite Kugel, welche ihm, als er gerade im Anschlag lag,

den Schulter-

knochen zerschmetterte, ihn kampfunfähig machte. Unteroffizier Dierßen wurde von einem Granatstück, welches ihm den rechten Troßdem

Oberschenkel zerschmetterte,

schwer

verwundet.

war seine erste Frage an die Krankenträger,

Schlacht stehe,

wie die

und als er erfuhr, daß wir geſiegt , brach er un-

geachtet seiner Schmerzen in lauten Jubel aus und ließ sich dann erst nach dem Verbandplay bringen. Ein musterhaftes Beispiel des Ausharrens

war der Unter-

offizier Klingholz, der troß dreimaliger Verwundung nicht zurückblieb und erst durch den ausdrücklichen Befehl des Bataillons-Kom= mandeurs bewogen wurde, sich nach dem Verbandplaß zu begeben. Der Hornist Stork war zur Person des Bataillons-Komman=

deurs kommandirt.

Wie er auf dem Ererzirplaß beim Bataillons-

Exerziren gewohnt war, so verhielt er sich auch hier. Horn zum Blasen bereit erhoben und

Stets das

in vollster Aufmerksamkeit

auf die Winke und Befehle seines Kommandeurs, begleitete er denselben auf Schritt und Tritt und ließ sich durch das mörderische Feuer, dem sich der Bataillons-Kommandeur ausseßte, gleich diesem in keiner Weise beirren. Füfilier Fascher befand sich stets in nächster Nähe seines Zugführers , des Lieutenants v. Rehbinder . Als er sah, daß

92

5.

Die Schlacht bei Colombey .

Leute der Kompagnie durch das Zurückgehen von Mannschaften des 1. Bataillons aus dem Kiefernwäldchen veranlaßt wurden, ein Gleiches zu thun, unterſtüßte er die Bemühungen ſeines Zugführers, die Leute davon abzuhalten, auf das Entſchiedenste und rief wiederholt laut : zurückgehen werde er nicht, er wolle lieber fallen, Er blieb auch,

als zurückgehen.

während

allerdings der größte

Theil des Zuges etwas zurückgegangen war, vorn und konnte kaum durch den Lieutenant v . Rehbinder bewogen werden , sich einigermaßen zu decken. Aehnlich wie Fascher benahm sich der Füsilier Hagenah. Auch er wich nicht von seinem Zugführer und erklärte mehrmals : „Herr Lieutenant, wir Beide wollen zusammen bleiben."

Bis zum

Tode blieb er seinem Vorsaß getreu, denn gegen Ende der Schlacht streckte ihn ein Schuß durch die Brust todt nieder. Ein vor Allen leuchtendes Beispiel gab der Füsilier v . Heimburg.

Von einer Kugel

in den rechten Oberschenkel

getroffen,

ſank er in die Kniee ; doch mit der rechten Hand ſich auf das Gewehr stüßend , hob er die Linke hoch und brach mit dem Rufe „ Hoch lebe König Wilhelm" zusammen.

7. Kompagnie. Sergeant

Luschen

behielt

auch

Kampfes seine Schüßengruppe fest in

während

des

heftigsten

der Hand und leitete das

Feuer derselben mit der größten Bestimmtheit und Umsicht. mal

erhielt

gleichzeitig

die

Gruppe

von vorn

und

im

Vorgehen

gegen

Ein-

die Pappelallee

von

der Flanke her heftiges Feuer. Das machte die Leute einen Augenblick ſtußig und mancher hätte sich wohl gern dem Feuer entzogen, aber Luschen schritt sofort kräftig ein. Indem er sich selbst an die gefährdetste Stelle begab, duldete er nicht, daß auch nur ein Mann seinen Plaß verließ. Durch wohlgezieltes Feuer gelang es ihm wirklich, das feindliche Feuer zu dämpfen und das weitere Vorgehen zu ermöglichen. Den Sergeanten Heyse streckte auf halbem Wege eine Kugel schwer verwundet zu Boden,

aber schon

richtete er sich halb wieder auf und

im

nächsten Augenblick

rief seinen Leuten zu ,

„er

könne nun nicht mehr mit, ſie ſollten aber recht fest drauf losgehen und die Franzosen zum Teufel jagen." Mit den vorgehenden Schüßen war sofort auch der Lazareth-

93

Züge von Tapferkeit. gehülfe Warnede gegangen , weil er mit Recht annahm , ſeine Anwesenheit bald nöthig ſein würde. reichlich zu thun .

daß

Er bekam auch schnell

Mit der größten Unerschrockenheit hielt er sich

dicht hinter der Schüßenlinie im stärksten feindlichen Feuer auf, und wo ein Mann verwundet zu Boden sank, da war er sofort zur Stelle, um ihm, soviel es ihm möglich war, Beistand zu leiſten und Verband anzulegen . Dabei sprach er den Verwundeten Troſt und Muth ein und feuerte

auch die übrigen fechtenden Leute

durch ermuthigenden Zuruf an. Der Einjährig-Freiwillige Jorns wurde schon zu der Schlacht am Unterschenkel verwundet, blieb aber, ihm

das

Anfang obgleich

Gehen sehr schwer wurde und viele Schmerzen ver=

ursachte, in der Reihe seiner Kameraden

und

ermunterte fie,

während er selbst sich nur mühsam mitſchleppte, zu unerschrockenem Vorgehen, bis niederwarf.

ein Schuß durch die Brust ihn schwer verwundet

Der Füsilier Hase zeichnete sich im Gefecht als besonders ruhiger und besonnener Schüße aus . Nicht nur, daß er selbst ungeachtet der ihn umſchwärmenden feindlichen Kugeln ruhig zielte und schoß, er machte auch seine Kameraden wiederholt aufmerkſam, wenn sich ein gutes Ziel zeigte und rief ihnen zu , müßten. Seine Schüsse hatten stets guten Erfolg.

wie sie halten

8. Kompagnie. Der Feldwebel Schulz hatte sich in dem heißen Gefecht durch Umficht und Unerschrockenheit derartig hervorgethan,

daß

er als

einer der ersten mit dem Eisernen Kreuz geschmückt und auch für würdig erachtet wurde, zum Kaiserlich Russischen St. Georgsorden vorgeschlagen zu werden. Der Vizefeldwebel Großkurth, die Gefreiten Fährmann und Frank waren ihren Leuten beim Vorgehen stets voran und erreichten beim Sturmanlauf auf die Pappelallee diese zuerſt.

Als

es dann in der befeßten Stellung anfing an Munition zu mangeln und feindliche Gegenangriffe drohten, trugen sie eiligst von Todten und Verwundeten Patronen herbei und vertheilten dieselben in der Schüßenlinie, so ein unausgesettes Feuern ermöglichend. Troß seiner Jugend zeigte sich der Portepee- Fähnrich John besonders

unerschrocken und tapfer.

Er benahm sich im stärksten

94

5.

Die Schlacht bei Colombey .

feindlichen Feuer kaltblütig wie ein alter erfahrener Soldat und ermunterte die Leute in seiner Nähe zu energiſchem Vorgehen und zu ruhigem Zielen und Schießen .

Als er den Premier-Lieutenant

Lincke mit durchschossener Brust am Boden liegen und in deſſen Nähe die feindlichen Kugeln unaufhörlich einſchlagen ſah, ſo daß der Schwerverwundete beständig in Gefahr war, nochmals getroffen zu werden, trug er ihn mit Hülfe des Füsiliers Huke hinter einen fleinen Rain, der ihm Schuß vor den Kugeln gewährte und verließ ihn erſt, als er ihn hier verhältnißmäßig gesichert wußte und die Krankenträger herannahten. Er selbst eilte wieder in die Schüßenlinie. Durch besonders gutes und ruhiges Schießen zeichnete sich der Sergeant Braun aus, allerdings von jeher ein vortrefflicher Schüße, den seine oft bewährte Kaltblütigkeit auch jezt nicht verließ. Den Unteroffizier Cub hatten sich die feindlichen Schüßen, wie es schien, besonders als Ziel genommen. ſeine Kleider, ein Streifschuß an

Fünf Kugeln durchbohrten

der Lippe verwundete seinen

Körper, aber unbeirrt und kaltblütig wie auf dem Ererzirplaß ging er seinen Schüßen voran und leitete ihr Feuer mit großer Umſicht. Ebenso schoß der Füfilier Ziegler besonders ruhig und gut, sobald er bemerkte,

daß sein Schuß getroffen, rief er es seinen

Nebenleuten zu und machte sie aufmerksam, wie sie halten müßten, um einen gleichen Erfolg zu erreichen . Wie schon erwähnt wurde, ist die Zahl der Mannschaften, welche sich in der Schlacht vom 14. August durch ihr braves Verhalten hervorgethan haben, eine weit größere, als die vorſtehend angegebene, aber es ist leider nicht mehr möglich gewesen, die Einzelheiten festzustellen und

haben deshalb nur diejenigen besonders

hier aufgezählt werden können , bei denen dies mit Sicherheit der Fall war. Das als Anlage VIII beigefügte Verzeichniß der mit dem Eisernen Kreuz geschmückten Mannschaften , von denen bei weitem die Meisten diese Auszeichnung für ihr Benehmen am 14. Auguſt erhalten haben, wird einen Maßstab abgeben können für das Verhalten der Hannoverschen Füsiliere

an ihrem Ehrentage,

dem

14. August 1870.

Von Colomben bis Gravelotte. Die Nacht vom 14. zum 15. Auguft verlief ohne weitere Störung. Die Franzosen hatten sich unter die Kanonen von Meg zurück-

95

Rückkehr in das Biwak von Pange.

gezogen;

die Truppen vom VII . und I. Armee - Korps

blieben,

Gewehr im Arm, die Nacht über auf dem blutig errungenen Schlachtfelde. Die Verwundeten waren noch während der Nacht aufgesammelt und, soweit sie transportfähig waren, nach rückwärts gesandt, die übrigen in den nächsten Dörfern untergebracht worden. Die Todten wurden theils schon während der Nacht, theils am nächsten Die weitere Aufräumung des Schlachtfeldes und den Schuß der Lazarethe übernahm vom Morgen des 15. Auguſt an die 3. Kavallerie- Division, während die übrigen Truppen nach

Tage beerdigt.

dem Befehl des Ober - Kommandos der I. Armee in ihre Tags zuvor innegehabten Stellungen zurückkehren sollten. So traten denn auch die beiden stark gelichteten Bataillone des Regiments am frühen Morgen den Rückmarsch in das Biwak bei Pange an, wo sie etwa um 82 Uhr alten Lagerpläße bezogen.

eintrafen und ihre

Das 3. Bataillon war fast die ganze

Nacht hindurch mit Einrichtung der Häuser von Pange zur Aufnahme von Verwundeten

und mit Unterbringung derselben be-

schäftigt gewesen und hatte dann ebenfalls

am Morgen seinen

vorher innegehabten Biwaksplaß wieder bezogen.

Im Schloß zu

Pange war das General-Kommando des VII. Korps untergekommen ; die übrigen Räume des weitläufigen Gebäudes dienten als Lazareth. Den vom Schlachtfelde zurückgekehrten Bataillonen that vor allen Dingen Ruhe noth, danach entsprechende Beschäftigung ,

um die

Eindrücke des vergangenen Tages sich etwas abschwächen zu laſſen. Dementsprechend wurde nach der nöthigsten Ruhe alsbald zum Abkochen und zum Neuordnen der hart mitgenommenen Kompagnien geschritten.

Im Lauf des Vormittags kamen immer

noch kleine

Abtheilungen vom Schlachtfeld im Biwak an, die theils mit dem Transport Verwundeter oder der Beerdigung Gefallener beschäftigt gewesen,

theils

auch während der Schlacht und im Dunkel der

Nacht von ihren Kompagnien ab und zwischen andere Truppentheile gekommen

waren.

Bis Mittag

etwa waren

alle Leute,

welche zurückkehren konnten, wieder zur Stelle und die Kompagnien konnten nun völlig wieder geordnet werden.

Auch die Bekleidung,

Ausrüstung, Bewaffnung und Munition wurde ergänzt, soweit fie im Gefecht verloren gegangen , beschädigt oder verbraucht worden war. Eine genaue Untersuchung war namentlich bei der Munition nöthig, da viele Patronen unbrauchbar geworden waren, was sich,

5.

96

Die Schlacht bei Colombey.

wie schon erwähnt, in der Schlacht sehr unangenehm fühlbar gemacht und mehrfach Mangel an Munition verursacht hatte. Am schwersten zu ergänzen war das Schanzzeug, dessen Ersaß erst nach und nach, besonders Allem

auf dem

Schlachtfelde

von

Gravelotte gelang.

Vor

wurden nun die Verluste genau festgestellt und bei den

Uebriggebliebenen nach dem Verbleibe der Fehlenden geforscht, um sowohl die Verlustlisten mit den Gefechtsberichten aufstellen , als die Angehörigen in der Heimath benachrichtigen zu können . Mit großer und berechtigter Theilnahme erschienen im Biwat des 1. und 2. Bataillons die Offiziere und der größte Theil der Mannschaften des 3. Bataillons, die der Schlacht hatten fern bleiben müssen und ließen sich von den Erlebnissen und Thaten der glücklicheren Kameraden erzählen. Die größte und dazu völlig unverhoffte Freude wurde aber

dem Regiment zu Theil , als Mittags Seine Majestät der König auf der Fahrt nach dem Schlachtfelde im Biwat erschien. Jubelnde Begeisterung begrüßte den greisen Königlichen Helden, der huldvoll die Meldung des Regiments = Kommandeurs Oberst = Lieutenant entgegennahm und demselben in gnädigster Weise Seine vollste Anerkennung für das brave Verhalten des Regiments im Kampfe aussprach. Unvergeßlich wird Jedem, dem damals

v. Loebell

das Glück zu Theil wurde, den Königlichen Herrn von Angesicht zu Angesicht zu schauen, dieser Moment geblieben sein. Am Nachmittag traf im Biwak durch den Burschen des am Tage vorher schwer verwundeten Hauptmanns v. Bardeleben die fichere Nachricht von dem Hinscheiden dieses Offiziers ein.

Derselbe

war in dem Schlosse von Colombey untergebracht geweſen , daſelbſt am Morgen des 15. Auguſt ſeiner schweren und schmerzhaften Wunde erlegen und im Parke von Colombey bestattet worden . Neben der von Ziegelsteinen hergestellten Grabeinfassung hatte eine freundliche Hand auf einfachem Holzkreuz die Inschrift angebracht : Gott tröste seine „Hauptmann v. Bardeleben , Regiment 73. arme Frau und seine Kinder. "

Als

das Regiment später im

Verlauf der Einschließung nach Colombey zurückkam , fand sich daneben der franzöſiſche Zusaß „A tous les coeurs bien nés ! Repos aux tombeaux des braves " ,

welcher in der Zwischenzeit,

als die Franzosen Colombey wieder besetzt hatten , in ungelenken Zügen und ebenfalls in Blei darunter gesezt war.

Der 15. August.

97

Zwei andere verwundete Herren des Regiments , Hauptmann v. Petersdorff und Sekond-Lieutenant v. Beeren , ersterer durch drei Schüsse am rechten Arm und linken Oberschenkel verwundet, paſſirten am Nachmittag auf dem Wege nach der Eisenbahnstation Courcelles das Biwak des Regiments .

Auch sie hatten das Glück

gehabt, von Seiner Majestät dem König im Dorfe Coincy, wo sie während der Nacht untergebracht geweſen, angetroffen, angeredet und nach den näheren Umständen ihrer Verwundung befragt zu werden. Die schweren Verluste ,

welche das Regiment namentlich an

älteren Offizieren erlitten hatte, bedingten eine Neubeſeßung vieler Stellen. Für den verwundeten Oberst - Lieutenant v. Deutsch übernahm die Führung des 1. Bataillons der Hauptmann Senff, für den verwundeten Hauptmann

v. Petersdorff die Führung

der 2. Kompagnie der Premier-Lieutenant Stroedel , die Führung der 3. Kompagnie an Stelle des gefallenen Hauptmanns v. Bardeleben der Premier -Lieutenant Breyding .

Beim

2.

Bataillon

übernahmen an Stelle der gefallenen Hauptleute v. Ostau, Fischer und des Kompagnie - Führers Premier Lieutenant v.

Massenbach

die Führung der 6. Kompagnie Premier-Lieutenant v . Kaldstein , der 7. Kompagnie Premier-Lieutenant v. Schmid , der 8. Kompagnie Premier-Lieutenant v. Stoltenberg . Der Rest des 15. August verging

ruhig .

Der vom Ober-

Kommando ergangene Befehl, daß das VII. und I. Armee-Korps das Schlachtfeld des 14. August wieder beſeßen sollten , wurde in Folge der im Laufe des Tages eingehenden Meldungen , den Abzug des franzöſiſchen Heeres von Meß ſtätigten, abgeändert.

welche

nach Westen be-

Der I. Armee ging vielmehr der Befehl zu,

mit Zurücklaſſung eines Armee- Korps

bei Courcelles - Chauffy sich

an die Mosel heranzuziehen, um erforderlichen Falls die II . Armee, welche diesen Fluß überschreiten und gegen die Straße nach Verdun vorrücken sollte ,

unterstüßen zu

verblieb hiernach bei Courcelles ,

können.

Das I. Armee- Korps

das VII. und VIII. sollten am

nächsten Morgen nach der Mosel aufbrechen ,

die 3. Kavallerie-

Diviſion die Verbindung zwischen den beiden Heerestheilen erhalten. Im Verbande der Diviſion marſchirend, verließ das Regiment am 16. früh 9 Uhr das Biwak bei Pange ; zur Bewachung des dortigen

Lazareths

blieb mit

Lieutenant Kern zurück.

einer Abtheilung

des

Regiments

War auch der Marsch nicht groß , so 7

5.

98

Die Schlacht bei Colombey.

war er doch sehr beschwerlich. Große Hize herrschte und durch die Begegnung und Kreuzung mit dem VIII. Korps bei Cherisey und Pournoy wurden viele ermüdende Halte verursacht. Ueber Cour celles und Verny erreichte das Regiment gegen 6 Uhr Abends die Gegend von Pommerieur an der Seille , wo in der Division das Schlimm sah es mit der Verpflegung aus. en Die Wagen der Trupp , welche auf Nebenwegen auf der von Met abgewendeten Seite marschirt waren , hatten am Abend die Biwak bezogen wurde.

Truppentheile nicht erreicht ; die sogenannte eiserne, von den Mannschaften getragene Portion war bei früheren Gelegenheiten verbraucht und noch nicht genügend wieder ergänzt, so daß Schmalhans Küchenmeister war. Glücklicherweise lieferten einige in der Nähe des Biwakplates gelegene Felder etwas Kartoffeln, sodaß wenigstens der dringendsten Noth etwas abgeholfen werden konnte. Ebenso dürftig war es mit Stroh bestellt , sodaß kaum für die Offiziere, die mit den Wagen auch die Mäntel entbehrten , ein Windschirm hergestellt werden konnte, während die Uebrigen ohne einen solchen auf der bloßen Erde lagerten. Beitreibungs - Kommandos waren noch am Abend entfendet worden,

aber sie kehrten spät in der Nacht

nur wenige Brote , ebensowenig Speck und ein Paar Flaschen Wein mit, sodaß nur Einigen geholfen werden fonnte. Glücklicherweise war die Nacht nicht sehr kalt, denn auch

zurück und brachten

an Holz war nur das zum Abkochen Allernöthigste vorhanden. Am

anderen

Morgen

mußten wiederum

einige Kartoffeln

und der erfreulicher Weise noch vorhandene Kaffee als Frühstück dienen , dann ging es mit knurrendem Magen weiter. Bei Pommerieur wurde die Seille überschritten und nun über Sillegny und Fey die Richtung nach der Mosel genommen. Am Tage vorher hatte man während des letzten Theiles des Marsches wiederholt Kanonendonner vernommen ; heute erfuhr man , bedeuten gehabt habe.

Noch ehe Corny

was das zu

an der Mosel

erreicht

wurde, begegnete man langen Zügen von leicht Verwundeten der II. Armee, auf dem Marsch nach der nächsten Eisenbahnſtation, besonders

vom 11., 52., 8. und 48. Regiment , untermischt mit

Transporten von Hunderten französischer Gefangener. Auch erfuhr man , daß am 16. der Prinz Friedrich Karl mit Theilen der II. Armee in blutiger Schlacht die Franzosen zurückgedrängt habe. Genaueres war natürlich noch nicht zu erfahren.

Ueber die Mosel.

99

Bei Corny wurde die Mosel auf einer von Pionieren herüber Ancy gestellten Pontonbrücke überschritten und dann Um 2 Uhr moselabwärts bis Ars an der Mosel marſchirt. Mittags war dies freundlich gelegene Städtchen erreicht, an dessen Weſtausgang an

der

nach Gravelotte führenden Straße in der

Brigade das Biwak bezogen wurde. mehrfach in

Während dies geschah, wurde

verschiedenen Richtungen

thalaufwärts Gewehrfeuer

vernommen , und nach den Erfahrungen vom 14. Auguſt glaubte man noch am Nachmittag zum Gefecht zu kommen , aber bald wurde es wieder ruhig und man hätte zum Abkochen schreiten können , wenn nämlich etwas zum Kochen da gewesen wäre.

Die

Trains hatten natürlich weit zurück bleiben müssen , und so fehlte es an Allem , was nach den Entbehrungen des Tages zuvor besonders empfindlich war.

Wohl hatten einige Kompagnie-Führer bei

dem Marsch durch Ars an mehreren Stellen Brot gekauft und es während des Marsches schon vertheilt ,

aber es reichte dies doch

nicht zur völligen Sättigung hin. Natürlich mußte sofort requirirt werden und das Städtchen bot wenigstens genügende Hülfsquellen. Etwas Brot, Speck, Wein stillten das dringendste Bedürfniß, denn das beigetriebene Vieh mußte doch erst geschlachtet werden und das Fleisch sich etwas

abkühlen ,

ehe

es

zubereitet

werden

konnte,

ein fragwürdiger Genuß, aber doch besser als nichts . So mußten wieder nahegelegene Kartoffelfelder aushelfen. Es wurde Abend, ehe das Kochen beendet war und die ermüdeten Leute sich zur Ruhe begeben konnten.

Dem Mangel für den nächsten Tag half

eine in der Nacht eintreffende Proviantkolonne ab.

6.

Die Schlacht bei Gravelotte.

Allgemeine Verhältnisse. Durch die Schlacht vom 14. Auguſt war erreicht worden, was Die französische Armee war in ihrem Ab-

man beabsichtigte.

marsch von Mez um einen Tag aufgehalten worden, und ſo vermochte die II . Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl wenigstens mit einem Theil ihrer Kräfte die Mosel rechtzeitig zu überschreiten. 7*

6.

100

Die Schlacht bei Gravelotte.

und sich der Rückzugslinie der Franzosen nach Verdun zu nähern. Mit ihren vordersten Korps, dem III. und X., stieß sie bei Vionville und Mars la Tour auf die im Abmarsch begriffene franzöfische Armee, und in blutigem Ringen gegen die Uebermacht gelang es, dieselbe nicht nur zum Stehen zu bringen, sondern sogar etwas gegen Meß zurückzudrängen.

Für den 17. wurde ein er

neuter Versuch der Franzosen, nach Verdun durchzubrechen, erwartet, der dann aber auf die vereinigte II . Armee gestoßen wäre.

Doch

er blieb aus und die Franzosen hielten nur bis zum Mittag des 17. Rezonville und Gravelotte beseßt.

Noch war man sich jedoch

über die Absichten der französischen Heeresleitung

nicht klar und

vermuthete mehr als ein Standhalten bei Meß einen Abmarſch auf der nördlichen über Briey führenden Straße. Für den 18. war daher zunächst ein Vorrücken der II. und I. Armee in nördlicher Richtung angeordnet ,

wobei

das VII. Korps

auf dem rechten

Flügel die Flanke der Armee gegen einen etwaigen Vorstoß von Met her sichern, das am 17. bei Gorze eingetroffene VIII. Korps fich den Bewegungen der II. Armee anschließen sollte. Das I. Korps sollte an diesem Tage durch einen Scheinangriff gegen Meg von Courcelles Lenken.

her

des Gegners Aufmerksamkeit

Erst am Morgen des 18. ,

auf sich

während sich die einzelnen Korps

schon im Marsch befanden, wurde festgestellt, daß der Gegner nicht an den Abzug

dachte, sondern in starker Stellung auf dem von

St. Privat über Amanvillers und die Meierhöfe Leipzig, Moskau bis Rozerieulles sich erstreckenden Höhenzuge den Angriff erwartete. Aus dem Marsch nach Norden wurde nun eine Rechtsschwenkung, bei der das VII . Korps den Stüß- und Drehpunkt bildete und die beiden Korps der I. Armee, das VII . und VIII ., bestimmt waren, den vor ihnen befindlichen linken Flügel des Gegners zu beschäftigen und festzuhalten,

während der Hauptangriff gegen

den rechten

Flügel der franzöſiſchen Stellung gerichtet werden sollte. Das VII. Korps hatte, als es am Mittag des 17. mit seiner Vorhut (28. Brigade) bei Ars eintraf, die waldigen Abhänge zu beiden Seiten des nach Gravelotte hinführenden Mance-Thales besezt ge= funden und vom Feinde gesäubert, war aber nicht über den Nordbezw . Ostrand des Bois des Ognons und des Bois de Vaur hinausgegangen.

In dieser Stellung

befand

es sich am Morgen des

Kriegslage am 17. Auguft. 18. mit der 14. Diviſion ,

während

die

101

13. Division mit der

25. Brigade am Westausgang von Ars, mit der 26. zwischen Ars und Vaur vorgeschoben stand.

Das benachbarte VIII. Korps ging

gegen Gravelotte, welches es geräumt fand, und gegen die jenseits gelegene Höhe von Moskau -Point du Jour vor. Seit dem frühen Morgen war bei der 14. Division der Kampf entbrannt, doch verhielt dieselbe sich den vom Ober-Kommando gegebenen Weisungen entsprechend im Wesentlichen vertheidigend gegen die von der Höhe auf das Bois de Vaur von Zeit zu Zeit ohne beſondere Kraft unternommenen Vorstöße der Franzosen. Es blieb beim Feuergefecht auf weite Entfernung. Die Artillerie der 14. Diviſion war auf der Höhe zwischen dem Dorfe Gravelotte und dem Bois des Ognons aufgefahren und ſtand im Feuer gegen die auf der gegenüberliegenden Höhe sehr vortheilhaft aufgestellten französischen Batterieen. Gegen Mittag schloß sich hier auch die Artillerie der 13. Division und Nachmittags gegen 3 Uhr die Korps-Artillerie des VII. Korps an.

So blieb die Lage bis zum

späten Nachmittag unverändert. Theilnahme des Regiments an der Schlacht. Um 4 Uhr früh stand die Brigade marschbereit , rückte aber nur wenige hundert Schritte über den Biwaksplaß hinaus vor und blieb dann in Bereitschaft, die Gewehre zusammengeseßt, die Leute dabei liegend, halten. Da von dem rechten Thalrande herüber lebhaftes Gewehrfeuer schallte, wurde der Sekond-Lieutenant Ritter mit einem Zuge der 9. Kompagnie auf dem von der Papierfabrik durch den Wald auf die Höhe führenden Wege bis an den Rand des Bois de Vaur entsendet , unterrichten.

um sich über die dortige Lage zu

Er hatte, was hier gleich erwähnt sein mag , einen

sehr interessanten Posten , übersah einen großen Theil der franzöfischen Stellung auf der Höhe bei Point du Jour und das Gefecht, in dem sich besonders das 7. Jäger-Bataillon und das Regiment 53 befanden. Er schickte dem entsprechend wiederholt wichtige Meldungen . Es wurde dann auch eine Verstärkung dieses Postens nöthig und wurden deshalb Mittags 1 Uhr zwei Bataillone des 13. Regiments dahin entsendet. Uebrigens war beim Regiment von der entbrannten Schlacht nicht viel zu vernehmen, was seinen Grund in der Aufstellung in

102

6.

Die Schlacht bei Gravelotte.

dem tief eingeschnittenen Mance - Thal haben mochte.

Erst gegen

Mittag wurde das Geschüß- und Gewehrfeuer deutlicher hörbar und dicke, dunkle Rauchwolken schienen auf brennende Gehöfte zu deuten. Eine kleine Abwechselung gewährte der Anblick einiger verirrter französischer Infanteristen , die von dem bewaldeten Abhang zur Linken herabkamen und sich bereitwillig gefangen nehmen ließen . Ein Durchsuchen des Waldes erhöhte ihre Zahl auf etwa 20, die wahrscheinlich von dem Gefecht des Tages vorher sich dort versteckt gehalten hatten. Am Regiment vorbei gingen um Mittag die Batterien der Diviſion und später der Korps-Artillerie, lauter bekannte Kameraden aus Münster , lotte vor.

auf dem Wege nach Grave=

Endlich, nachdem das Regiment faſt 12 Stunden auf derselben Stelle in Erwartung gelegen hatte, schlug Nachmittags 3 Uhr die Erlösungsstunde ; es wurde zum Vormarsch angetreten .

Am west-

lichen Abhange des Mance-Thales führt durch den Wald allmählich ansteigend der Fahrweg von Ars

nach Gravelotte.

Ihm folgte

das Regiment und hatte auf dem kurzen Wege durch den dichten Wald, weit vom Feinde und ohne von dieſem auch nur im mindeſten gesehen zu werden, durch verirrte Kugeln schon mehrere Verwundete. Da , wo der Weg aus dem Walde heraus auf die Höhe füdlich Gravelotte tritt, stellte sich das Regiment in ſeinen Bataillonen auf, Front gegen das Mance-Thal, etwas rechts vorwärts von der südöstlich Gravelotte im Feuer stehenden Artillerielinie des VII . Korps . Aber es sollte hier nicht lange vereinigt bleiben , denn kaum war der Aufmarsch aus dem Waldengwege beendet , so 2. und 3. Bataillon Befehl ,

den

erhielten das

eben gekommenen Weg wieder

zurückzugehen und im Grunde des Mance - Thales bei der gleichnamigen Mühle vorläufig Aufstellung zu nehmen . Das 1. Bataillon erhielt die Bestimmung, auf der Höhe zu bleiben und zum Schuß der Artillerie zu dienen .

Wiederum wie am 14. Auguſt war alſo

das Regiment getrennt und

können

wir die Thätigkeit der auf

zwei ziemlich weit von einander liegenden Bataillone nur nach einander verfolgen.

Pläßen

fechtenden

Das 1. Bataillon. Dieses Bataillon

erfüllte seine

Aufgabe,

die Deckung der

Artillerie zu bilden, derart, daß es mit der 2. und 3. Kompagnie,

Im Mance - Thal .

103

Premier Lieutenants Stroedel und Breyding, zunächst auf dem wo es sich befand , stehen blieb , die 1. und 4., PremierLieutenant Schröder und Hauptmann Schlüter , bis an den Plaze ,

ſteilen bewaldeten Abhang des Mance-Thales und Patrouillen bis in den Thalgrund vorschob. So blieb längere Zeit die Stellung unverändert.

Vom Gegner auf der gegenüberliegenden Höhe von

Point du Jour war faſt nichts zu ſehen ; seine nach der diesseitigen Artillerie gesendeten Granaten schlugen häufig in der Nähe der Gewehr im Arm

am

Boden liegenden Kompagnien

jedoch Schaden anzurichten ,

dagegen

wurden

ein,

ohne

durch verirrte In-

fanterie- Geschosse ein Mann getödtet und fünf verwundet. Ein Ueberblick über das Schlachtfeld war leider nicht möglich ; nur nach dem Feuer ließ sich einigermaßen der Stand des Gefechtes er= kennen. Vom 60., 67., 77. Regiment sammelten sich zeitweilig Theile bei dem Bataillon, etwas Näheres war aber auch von ihnen Gegen Abend ließ das Infanteriefeuer etwas

nicht zu erfahren .

nach, das Geschüßfeuer dagegen hielt fortwährend an, und von links über Gravelotte herüber schallte beides in unverminderter Heftigkeit. Da fuhren plöglich gegen 7 Uhr Abends auf dem rechten Flügel der Artillerie neue Batterien auf und II. Korps gehörig erkannt.

wurden als zum

Seine Majestät der König hatte um

512 Uhr von Seinem Standorte auf der Höhe nordwestlich Gravelotte dieſem Armee-Korps Befehl gesandt, von Rezonville zur Unterſtüßung der I. Armee vorzurücken. Nun seine Korps -Artillerie eingetroffen war, begann der Geschüßkampf von beiden Seiten mit immer steigender Heftigkeit.

Um 71/2 Uhr sah man an Gravelotte

vorbei die Kolonnen des II. Korps vorrücken, voran das 2. JägerBataillon.

Da das Mance - Thal wegen seiner steilen Abhänge

nicht durchschritten werden konnte , so drängte sich Alles nach der Stelle , wo die Chaussee Gravelotte-Meß auf hohem Damm die Schlucht überschreitet und die Ränder des Thales sich etwas abflachen. General-Major v. Woyna ritt an das Bataillon heran und befahl dem Führer, Hauptmann Senff, sich dem allgemeinen Vorrücken, welches von Seiner Majestät angeordnet ſei, anzuschließen. Mit Freuden wurde dem Befehl gefolgt.

Schnell war das Bataillon

vereinigt und folgte, jezt noch in Kolonne nach der Mitte, am Rande

6.

104

Die Schlacht bei Gravelotte.

des Mance-Thales entlang marſchirend, den vordersten Abtheilungen des II. Korps . Die französische Artillerie ergoß einen Hagel von Granaten und Shrapnells über die im flotten Schritt vorrückenden Bataillone, aber nicht allzuviele trafen, und wo eine Granate oder der eiserne Regen eines Shrapnells ein Loch in die Kolonne gerissen, da schloß es sich schnell wieder und Alles blieb im raschen Vorgehen.

Dem 1. Bataillon erging es unverhofft gut ;

die be-

sonders gefährdeten Stellen ließ der bis jest immer noch zu Pferde befindliche Führer im Laufschritt durchschreiten, und mit geringen Verlusten erreichte das Bataillon nahe der Chaussee die Thalsohle. Ja, die Führer der 2. und 3. Kompagnie hatten sogar beim Vorrücken noch Zeit gefunden, von den vorangehenden Truppen weggeworfenes Schanzzeug aufzunehmen und an ihre Kompagnien zu vertheilen, um ſo das am 14. verlorene wieder zu ergänzen. Im Thalgrunde war vorübergehend Sicherheit vor den feindlichen Geſchoſſen. Hier erhielt das Bataillon vom General - Major v . Hartmann den Befehl , sich in Kompagnie : Kolonnen auseinander zu ziehen und zur Erſtürmung der Höhe von Point du Jour mitzuwirken.

Rasch wurde der erste steile Abhang des Thales erstiegen.

Nach einem Augenblick Raſt,

um Athem zu schöpfen ,

ging

es

weiter, die 2. und 3. Kompagnie als Halbbataillon in der Mitte, die 1. und 4. rechts und links daneben . Als Zielpunkt diente das brennende Gehöft Point du Jour. Schon war es so dunkel, daß man von der feindlichen Stellung nur den flackernden Feuerstreifen sah.

Point du Jour war ursprünglich vom französischen 3. Jäger-

Bataillon besezt gewesen,

welches aber inzwischen durch das 32.

und 55. Linien - Regiment verstärkt worden war , sſo daß sich jezt die ganze Brigade Valazé des II . Korps dortselbst befand .

Auch

der Gegner schoß mehr aufs Gerathewohl, denn troß der hageldicht fliegenden Geschosse waren die Verluste nicht sehr bedeutend . In der Richtung nach Point du Jour sah man auf dem flach an= steigenden

Abhang

mehrere

geschlossene

Trupps

halten ,

einen

davon mit zwei Fahnen ; an ihnen vorbei nahm das Bataillon seine Richtung, jest nur noch drei Kompagnien stark ; die 4. war in der Dunkelheit etwas zu weit links gekommen und dann an der Chauffee von dem General v. Hartmann festgehalten worden. Ein seltsamer Anblick bot sich bald darauf dem Bataillon,

welches im Glauben

an

ein gemeinschaftliches Vorrücken wacker

Vorgehen des 1. Bataillons auf Point du Jour.

105

vorwärts ging und Schüßen vom II . Korps vor sich zu haben glaubte. Fünf Geſchüße einer Batterie des VII . Korps standen unthätig da, aber freilich die Mannschaften, welche sie hätten bedienen sollen, lagen todt oder verwundet daneben, und die Pferde, welche fie hätten davonführen

können, theilten daffelbe Schicksal oder

waren im Schmerz der Verwundung davongejagt. Wie sich später herausstellte, war die Batterie zu kühn über den Mance- Grund vorgegangen und dabei in vernichtendes Infanterie- und Mitrailleusenfeuer gerathen.

Ueber diese stumme Batterie hinaus vorgehend,

mußte der Führer des Bataillons bald die Entdeckung machen, daß er sich in der That allein mit seinen drei Kompagnien vor der etwa noch 200 Schritt entfernten feindlichen Stellung befand . Zudem richtete sich das feindliche Feuer in Folge der Kommandorufe und weil die Leute zu frühzeitig Hurrah zu rufen begannen, besonders auf dieſe Truppe und Granate schlug zu plazen.

in die

verursachte erhebliche Verluste . 2. Kompagnie ein ,

Auch eine

glücklicherweise ohne

Hauptmann Senff ließ deshalb das Bataillon halten

und niederknieen ,

wodurch die Verluste sich sofort bedeutend ver-

ringerten, wie denn überhaupt die feindlichen Geschosse an diesem Abend meist zu hoch gingen. In der Erwartung , daß die Abtheilungen, an welchen man vorbeigegangen , bald herankommen würden , hielt das Bataillon kurze Zeit und ging dann , weil Hauptmann Senff ein so völlig vereinzeltes Vorgehen für aussichtslos hielt, in fester Haltung und guter Ordnung wieder etwas zurück. Sobald man in Höhe der rückwärts stehen gebliebenen Abtheilungen anlangte,

wurde sofort

wieder Front gemacht. Als bald darauf ein gemeinschaftliches Vorgehen angeordnet zu ſein ſchien, trat auch das Bataillon wieder an, sah sich aber nach einiger Zeit wiederum allein, nur von einer Schüßenabtheilung des 14. Regiments unter einem jungen Offizier begleitet. Etwa 150 Schritt vor der feindlichen Stellung hielt das Bataillon abermals, aber diesmal sollte es noch unbehaglicher werden. Während von französischer Seite das Feuer hauptsächlich nach dieser Truppe, deren Nähe man hören konnte, sich richtete, begannen nun auch die weiter zurückgebliebenen preußischen Abtheilungen, die in der Dunkelheit wahrscheinlich das Weitervorgehen des Bataillons nicht bemerkt hatten, zu feuern und schlugen ihre Kugeln mehrfach in die Kompagnien ein.

Das Zurücksenden von

106

6.

Unteroffizieren,

Die Schlacht bei Gravelotte.

welches

Hauptmann Senff anordnete, fruchtete

nichts, bis folgendes eigenthümliche Mittel angewandt wurde.

Die

am Boden ſizenden Leute wurden veranlaßt, einen Vers der „Wacht am Rhein“ zu fingen, und wirklich wurde der Vers mit ziemlich kräftigen Tönen gesungen.

Das half etwas, das Feuer von rück-

wärts hörte auf; aber die Franzosen, die den Gesang vielleicht für Hohn halten mochten, feuerten nun desto lebhafter, glücklicherweise ohne große Wirkung. Zur Durchführung des Angriffs kam es nun nicht mehr. Mit dem Bataillon bezw. den drei Kompagnien allein gegen die feindliche Stellung

anzulaufen ,

wäre

aussichtslos

gewesen ;

deshalb blieb das Bataillon auf seiner vorgeschobenen Stelle und vermied lautes Geräuſch , auf sich zu ziehen .

um nicht unnöthig das feindliche Feuer

Aehnlich wie dieſem Bataillon mochte es wohl

auch anderen ergangen sein, denn von St. Hubert her erſchollen plöglich und rasch von allen Hornisten nachgeblasen die Signale ,,das Ganze halt", „ Gewehr in Ruh" und „ Sammeln ". Es war wie am Schluß eines Manövertages

und der Bataillons-Führer

erklärte auf die scherzende Frage eines Kompagnie-Führers, daß er nun wohl zur Kritik reiten müsse. Aber so ruhig wie beim Manöver nach dem Signal verlief es hier doch nicht ; im Gegen= theil, es ging noch recht lärmend und unordentlich zu .

Von allen

Seiten fielen noch Schüsse, von vorn das durchaus noch nicht oder wenigstens

nur für kurze Pausen nachlassende französische Feuer,

dazwischen immer wieder Signale und das Rufen und Kommandiren beim Ordnen der anscheinend sehr durcheinander gekommenen Truppen.

Es war ein häßlicher Wirrwarr.

Jezt zeigte es sich

recht, wie gut es gewesen war, das Bataillon zuſammen zu halten. Wenn auch durch die feindlichen Kugeln Lücken gerissen waren und

in der Dunkelheit

der Eine oder der Andere

abgekommen

war, so waren die Kompagnien doch ziemlich vollzählig . In guter Ordnung und Haltung ging das Bataillon bis an den bewaldeten Ostrand des Mance-Thales zurück. des

Hier traf es mit einem Bataillon

Grenadier- Regiments Nr. 2 zusammen ,

ebenfalls geschlossen und Ordnung war.

welches

anscheinend

geblieben und deshalb in guter Verfaſſung In dieser Stellung verblieb das Bataillon

längere Zeit, während das Feuer allmählich mehr und mehr erstarb

107

Abbruch des Kampfes vor Point du Jour.

und nun hauptsächlich die Krankenträger mit Fackeln ihren traurigen Dienst begannen.

Vom Ober-Kommando der I. Armee war angeordnet worden, daß der Rand des Mance - Thales

von den Truppentheilen des

II. Armee - Korps beseßt bleiben , die übrigen Truppen des VII. und VIII. Korps sich dahinter sammeln sollten . Dementsprechend marschirte auch das Bataillon nach dem Ort zurück ,

wo

es

am

Nachmittag gestanden und wo es vor dem Vorrücken das Gepäck abgelegt hatte. Es gerieth auf dem Rückwege beim Durchschreiten des Mance-Thales leider in das Gewirr der hier sich sammelnden und sehr durcheinander gekommenen Truppen und wurde dadurch getheilt.

Der größere Theil marschirte unter Führung des Haupt-

manns Senff nach dem Plaß zurück ,

von wo man Nachmittags

abgerückt war ; der kleinere Theil , die 1. Kompagnie und einige Leute der 3. Kompagnie, wurden auf die Chauſſee von Gravelotte abgedrängt und blieben bei und in diesem Ort über Nacht.

Der frühe

Morgen vereinigte jedoch das Bataillon wieder bei seinem Gepäck. Die Verluste des Bataillons bei dem nächtlichen Gefecht waren, eben in Folge der Dunkelheit ,

die die meisten feindlichen

Geschosse zu hoch gehen ließ, nicht sehr bedeutend. am Feinde gewesen ,

ist daraus ersichtlich ,

daß

Wie nahe man ein Mann durch

Kolbenschlag , ein anderer durch Bajonettstich verwundet worden war. Der Gesammtverlust an Todten bezüglich an den Wunden Gestorbenen beträgt 12 Mann , 21 Mann.

der Verwundeten 1 Unteroffizier,

Von Offizieren war der Führer der 3. Kompagnie,

Premier-Lieutenant Breyding , durch einen Granatſplitter am rechten Oberarm verwundet, der Sekond -Lieutenant der Reſerve Wichmann derselben Kompagnie durch einen Stein am rechten Knie verlegt. Die Haltung der Mannschaften war durchweg eine gute ; besonders

ausgezeichnet durch Unerschrockenheit und

gutes Beiſpiel

haben sich der Sergeant Heß der 1., Unteroffizier Koch und Füsilier Hohmann der 2., Sergeant Lemmel und Füsilier Maschmeyer der 3., sowie Füsilier Wieking I der 4. Kompagnie. Das 2. und 3. Bataillon. Diese beiden Bataillone hatten, nachdem sie sich vom 1. Bataillon getrennt, zuerst im Mance - Thal an der dort gelegenen Mühle Aufstellung genommen . Von hier wurde bald darnach das

6.

108

Die Schlacht bei Gravelotte.

3. Bataillon , welches ja noch nicht im Feuer gewesen war , zur Besetzung des Ostrandes des Bois de Vaur gegenüber der franzöfischen Stellung an der Mezer Chaussee vorgezogen.

Es befanden

fich dort bereits seit dem Morgen Theile der 14. Division, besonders das Regiment Nr. 53 , zwei Bataillone das

7. Jäger- Bataillon

Lieutenants Ritter im Stellung

gegenüber

nebst dem Gefecht ,

Vortheile

dieselben

erwähnten Zuge des

ohne der starken französischen

erringen zu

französischen Vorstöße zurückweisend . Anschluß an

des 13. Regiments und

oben

können ,

jedoch

alle

Das 3. Bataillon beseßte im

einen einspringenden Winkel

des Wald-

randes und betheiligte sich lebhaft am Feuergefecht. So blieb die Lage bis Abends nach 7 Uhr.

Um diese Zeit

war nach Anordnung des Generals v . Steinmeß in der Vorausſeßung, daß der Gegner hinreichend erschüttert ſei, ein allgemeiner Vorstoß des VII. und VIII. Korps befohlen worden. Das 2. Bataillon wurde deshalb nahe an den Waldrand rechts neben das 3. Bataillon gezogen. Unter persönlicher Führung des Brigade-

Kommandeurs , General - Majors v. Often - Sacken , wurde nun, während die 5., 7., 8. Kompagnie den Waldrand besetzt hielten und nur durch Feuer wirkten , mit allen Uebrigen gegen die Steinbrüche südlich von Point du Jour und die Chaussee vorgebrochen . In einem Treffen nebeneinander stürmten die fünf Kompagnien des Regiments , die 6. auf dem rechten Flügel , gegen die feindliche Die Aber man hatte den Gegner unterschäßt . Stellung an. Division Bastoul des II. Korps , welche die Steinbrüche vertheidigte, hatte, wie es schien ,

diesen Augenblick erwartet und ihre Unter-

ftübungen herangezogen . Batterien , die längere Zeit geschwiegen , begannen wieder lebhaft zu feuern und das Gewehrfeuer rollte unaufhörlich mit größter Heftigkeit . An manchen Stellen versuchte der Gegner sogar mit Schüßenschwärmen aus seiner Stellung vorzubrechen . Der Verluste ungeachtet blieben die Kompagnien im Vorgehen und gelangten bis auf etwa 100 Schritt an die feindliche Stellung.

Hier

aber wurde das Feuer derartig überwältigend, daß die Kompagnien sich niederwarfen und zu feuern begannen .

Der Gegner zeigte sich so

wenig erschüttert, daß sein Feuer vielmehr immer noch an Heftigkeit zunahm.

Ohne die mehr und mehr hereinbrechende Dunkelheit

würden die Kompagnien von dem feindlichen Feuer zerschmettert worden sein.

Todesmuthig hielten zwar Alle in dem vernichtenden

109

Vorstoß vom Bois de Vaur gegen die Steinbrüche.

Feuer aus, aber die Führer erkannten, daß Angesichts der feindlichen Kräfte der Vorstoß keine Aussicht auf Gelingen habe. zur

Stelle befindliche Kommandeur der

Lieutenant v. Glümer befahl deshalb ,

Der selbst

13. Division

General-

daß die Truppen in die

vorher innegehabte Stellung am Waldrande zurückgehen sollten . Es

war

ein gefährlicher Moment ,

kurze Entfernung

von

Am Tage würden haben ,

dieſes Zurückgehen

auf

einer stark beſeßten feindlichen Stellung.

wohl Wenige den Waldrand wieder

erreicht

aber die Dunkelheit kam den Braven zu Statten.

ruhigen Schritt wurde zurückgegangen ,

die

Im

geschlossenen Trupps

im Tritt, die Schüßen von Zeit zu Zeit wieder Front machend und feuernd . dahin ,

Zwar raffte das feindliche Blei noch Manchen

aber unerschüttert erreichte doch die große Mehrzahl den

Deckung gewährenden Wald . welche an Stelle des

Als leßte räumte die 9. Kompagnie,

am 15. zur Führung des

1.

Bataillons

kommandirten Hauptmanns Senff der Premier-Lieutenant v. Korzfleisch führte, die Stellung und zog sich in muſterhafter Ordnung auf den Waldrand zurück. pagnien

des

Regiments

Das hatten

gleiche Schicksal wie die Komdie

übrigen

Bataillone

des

VII. Korps , welche aus dem Bois de Vaux vorgebrochen waren . Sie wurden sämmtlich bis an den Waldrand wieder zurückgenommen, welcher stark beseßt wurde, und gegen den alle Vorſtöße der Franzosen erfolglos blieben. Mit dem völligen Eintritt der Dunkelheit erstarb die Schlacht auch hier nach und nach. Doch blieben die Truppen in vollster Gefechtsbereitschaft am Waldrande die Nacht hindurch liegen, in der Erwartung , daß der nächste Tag eine Erneuerung des Kampfes bringen würde. So lagen auch auf dieſem Theil des Schlachtfeldes die beiden Gegner sich auf nahe Entfernung gegenüber und das Geräusch veranlaßte Schießen.

sofort

ein

allerdings

meist

geringste

ungefährliches

Besonders ungünstig war dies für die die Verwundeten

aufsuchenden Krankenträger ,

da

die Ersteren

beiden Schüßenlinien lagen und man so Feuer erwarten konnte.

meist zwischen den

von beiden Seiten her

Die Verluste der beiden Bataillone , über welche Anlage IX das Nähere enthält , entsprechen ihrer Betheiligung am Gefecht. Das 2. Bataillon hatte nur 6 Todte bezw. an ihren Wunden Verstorbene , sowie 2 Unteroffiziere und 13 Mann Verwundete.

6.

110

Die Schlacht bei Gravelotte.

Vom 3. Bataillon verlor : die 9. Kompagnie 5 Unteroffiziere 32 Mann, davon 13 todt. : = = ፡ ፡ 10. 5 8 13 = = : = = ፡ = 11 . 1 26 8 = = : = = 12. ፡ 10 1 29 = Außerdem war der Sekond Lieutenant Freusberg der 11. Kompagnie durch einen Granatsplitter an verwundet worden .

der linken Seite

Unter den Gefallenen der 9. Kompagnie befand

fich der Offizier Aspirant v . Loebell , ein Anverwandter des Regiments-Kommandeurs . Auch in dieser Schlacht haben sich eine Anzahl Leute durch ihr Verhalten besonders ausgezeichnet und mögen auch ihre Namen nachstehend folgen :

2. Bataillon. Von der 5. Kompagnie that sich der Sergeant Skauradzun durch die Ruhe und Energie hervor , mit der er das Feuer seiner Schüßengruppe leitete. Von der 6. Kompagnie fiel seinen Vorgesezten der Füsilier Buch bei dem Vorgehen gegen die feindliche Stellung und während des Aushaltens

im stärksten feindlichen Feuer durch seine große

Ruhe und durch sein heiteres Wesen auf, welches auf seine Nebenleute sehr vortheilhaft einwirkte. Bei

der

7.

Kompagnie

zeichnete sich

wiederum

wie

am

14. Auguft der Lazarethgehülfe Unteroffizier Warnecke durch die große Unerschrockenheit aus, mit der er sich im heftigsten feindlichen Feuer der Verwundeten annahm und für ſie ſorgte.

9. Kompagnie. Bei dieser Kompagnie

that sich der Feldwebel Penkwitt

als Zugführer besonders hervor.

Er hielt in seinem Unterſtüßungs-

zuge derartig auf Ordnung und Haltung , daß der Zug wie auf dem Ererzirplay marschirend der Schüßenlinie folgte.

Nachher mit

dem Zuge in die übrigen Schüßen eingeschoben, wußte er deren Feuer in sehr ruhiger und umsichtiger Weise zu leiten. Der Gefreite Jagemann war bei dem Vorgehen der Erste, welcher aus dem Walde vorsprang ; Kameraden immer

voraus

er

war überhaupt seinen

und nur beim Zurückgehen , dem

sehr widerwillig folgte, der Lezte.

er

Züge von Tapferkeit.

111

Ebenso benahm sich der Füsilier Niedweßky ; dieser ging so weit, daß er jede Deckung verschmähte, über die Anderen, welche fich deckten, lachte und nur stehend feuerte ; er erhielt dabei einen Schuß in den rechten Oberschenkel ,

welchen er aber längere Zeit

gar nicht berücksichtigte. Der Bataillonsschreiber Sergeant Holz konnte es nicht über fich gewinnen, der Schlacht fern zu bleiben ; er erbat sich die Erlaubniß, daran theilnehmen zu dürfen und zeigte sich dann als einer der Bravsten und Unerschrockensten.

10. Kompagnie. Den Unteroffizier Bade vermochte selbst eine dreifache Verwundung nicht zu bewegen , sich aus dem Gefecht zurückzuziehen ; erst nachdem die Schlacht längst beendet war und er großen Blutverlust gehabt hatte, begab er sich nach dem Verbandplay. Feldwebel Beber , Unteroffizier Behrends und Füsilier Menke

zeigten eine wahrhaft auffallende Ruhe und Gleichgültigkeit gegen die einschlagenden Geschosse. Letterer erbot sich nach Schluß der Schlacht freiwillig , an dem Aufsuchen der Verwundeten theilzunehmen, die theilweise nahe an der franzöſiſchen Stellung und unter dem Feuer des Feindes lagen.

11. Kompagnie. UnteroffizierFlohr war außerordentlich thätig in seiner Schüßengruppe,

wußte seine Leute stets

vortheilhaft unterzubringen und

leitete ihr Feuer sehr geschickt und unerschrocken. Beim Vorwärtsgehen schwer in der linken Seite verwundet, brach er zusammen, rief aber doch noch seinen Leuten ermunternde Worte zu. Von den Unteroffizieren der 11. Kompagnie zeigten sich ferner Feldwebel Rimke und Sergeant Grund hervorragend unerschrocken und thätig im Aneifern der Leute. Von den Mannschaften bewiesen sich als besonders brav der Gefreite Siebrecht , die Füsiliere Milius , Andree und Ahrens I. Ahrens wurde fünfmal von Kugeln getroffen, von denen zwei nur seine Kleider durchdrangen, drei aber ihn verwundeten, ohne daß er aus dem Feuer gewichen wäre. Andree erbot sich nach Abbruch des Gefechts freiwillig zum Aufsuchen der Verwundeten, die zwischen den beiderseitigen Stellungen lagen, wo die feindlichen Kugeln den

6.

112

Die Schlacht bei Gravelotte.

Aufenthalt zu einem sehr gefährlichen machten ,

und half mehrere

derselben nach dem Verbandplaß zurücktragen. Der Hornist Gefreite Friedrichs erwarb sich die höchste Anerkennung seines Bataillons-Kommandeurs, des Oberſt-Lieutenants v. Blumenthal, den er ,

das Horn zum Blasen fertig erhoben,

wie beim Bataillons - Exerziren

stets

in nächster Nähe begleitete,

lediglich auf die Winke und Befehle seines Vorgeseßten ,

nicht im

Geringsten auf die feindlichen Kugeln achtend.

12. Kompagnie. Der Feldwebel Busse , der beste Schüße der Kompagnie, bewährte auch hier, so lange es noch hell genug war, seine Meisterschaft, zeigte durch sein Beispiel seinem Zuge, wie man gut zielen und treffen könne, und inſtruirte so ruhig und heiter , wie er es auf dem Schießſtande in Münſter gethan hatte. Dies

Beispiel

seines

Zugführers

ahmte

der

Unteroffizier

Turowsky eifrig nach, er behielt dabei aber auch die Leitung des Feuers in seiner Schüßengruppe feſt in der Hand, als dieselbe ſich im

heftigsten

Feuer in nächster Nähe des Feindes befand.

energischsten aber zeigte

er sich,

Am

als das Zurückgehen nach dem

Waldrande befohlen wurde ; nicht anders als im ruhigen Schritt gestattete er seinen Leuten zu gehen und bestimmte dabei von Zeit zu Zeit, wer stehen bleiben und schießen sollte. Besonders brav und unerschrocken benahmen sich die Füfiliere Wittmund, Bielstein und Roß , welchen letteren sogar eine zwei malige Verwundung nicht bewegen konnte, vom Gefecht abzustehen . So hatte nun auch das 3. Bataillon ſeine Feuertaufe erhalten und wohl bestanden.

Auch hier, wie am 14. Auguſt beim 1. und

2. Bataillon hatte das Beispiel der Offiziere die Mannschaften zu den schönsten Leiſtungen begeistert.

7.

Die Einschließung von Mek .

Ars , Fleury nnd Verny. Während der Nacht vom 18. zum 19. August hörte man bei dem Gegner, der ja nicht weit entfernt war, viel Leben, namentlich viel Fahren, doch fanden die Patrouillen die feindliche Stellung vom Abend vorher immer noch besetzt,

und es kam während der

Am Tage nach der Schlacht.

113

Nacht bei den Vorposten des II. Korps noch wiederholt zu kurzen Zuſammenſtößen . Erst am frühen Morgen des 19. Auguſt wurde die Höhe geräumt und zogen sich die französischen Truppen gegen Mek, bezw . unter die Kanonen der vorgeschobenen Werke ab, das ſo heiß bestrittene Schlachtfeld in unseren Händen laſſend . Eine Division des II. Korps beſeßte die Hochfläche von Point du Jour, während die übrigen

Truppen hinter das Mance-Thal zurück-

genommen wurden und südlich Gravelotte Biwaks bezogen , das VIII. Korps unmittelbar bei diesem Dorfe , eine Diviſion des II. Korps rechts daneben, und auf dem rechten Flügel das VII. Korps, von welchem jedoch die 26. Brigade in der von ihr Tags vorher genommenen Stellung bei Vaur und Juſſy verblieb. Das Regiment erhielt seinen Plaß auf dem rechten Flügel des VII. Korps

zunächst dem Bois des Ognons und suchte sich nach

Möglichkeit einzurichten. Am 18. hatte natürlich nicht abgekocht werden können ; um so mehr beeilte man fich damit am 19. Von dem

mitgeführten Vieh wurde vor

allem schleunigst geschlachtet ;

Mittags langte glücklicherweise eine Proviantkolonne an ,

welche

Brot und Speck lieferte ; die Kartoffeln gaben benachbarte Felder. So konnte ein ausreichendes und kräftiges Mittagsmahl hergestellt werden, was nach den Anstrengungen und Entbehrungen der vergangenen Tage durchaus nothwendig war. Schlimmer als mit der Nahrung war es mit dem Lager bestellt. nicht zu haben.

Stroh war durchaus

Was in Gravelotte nicht für die vielen Verwundeten

nothwendig war, das hatten die nächstgelegenen Truppentheile in Befit genommen; so mußte man sich anderweitig behelfen. Der benachbarte Wald gewährte wenigstens die Möglichkeit, aus Zweigen Windschirme herzustellen, die immerhin etwas nüßten .

Dabei waren

die Nächte im Gegensatz zu dem heißen Wetter der lezten Tage schon recht empfindlich kalt ; aber müde, wie man war, schlief man doch herrlich. Am nächsten Tage, dem 20., wurde bekannt, daß die I. und II. Armee unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl beſtimmt seien, Meß vollständig einzuschließen.

Das Regiment erhielt

am Mittag den Befehl, mit einem Bataillon eine Vorpostenſtellung auf der Hochfläche südwestlich Rozerieulles Vaur zu beziehen.

vorwärts des Bois de

Das 1. Bataillon wurde dazu bestimmt und

rückte Nachmittags um 3 Uhr dahin ab.

Die 1. und 4. Kompagnie 8

114

7.

Die Einschließung von Meg.

wurden zur eigentlichen Vorpostenſtellung, die 2. und 3. Kompagnie als Repli beſtimmt, und nahmen erstere auf der Höhe oberhalb des Dorfes Vaux, lettere am Ostrande des Bois de Vaur Aufstellung . Nach kurzer Zeit jedoch erhielten sie andere Bestimmung.

Die

25. Brigade hatte Befehl bekommen , füdlich von Ars ſur Moſelle im Moselthal ihr Biwak zu beziehen ; das 2. und 3. Bataillon waren bereits dahin abgerückt , das 1. Bataillon folgte und traf Abends etwa um 7 Uhr dort ein.

Die 26. Brigade der Division befand sich

im Moselthal bei Vaur und Juſſy auf Vorposten ; die 14. Diviſion stand auf dem rechten Moſelufer in gleicher Höhe wie die 13. auf dem linken. Der Biwaksplaß des Regiments lag etwa eine Viertelſtunde südlich Ars in der Nähe der großartigen Reste der alten römischen Waſſerleitung zwischen der Eisenbahn und dem von Ars nach dem Dorf Rongueville führenden Wege.

Als Beitreibungsbezirk waren dem

Regiment die drei in geringer Entfernung hinter dem Biwaksplag gelegenen Dörfer

angewiesen .

In der Erwartung , daß man in

diesem Biwak voraussichtlich längere Zeit verweilen würde , wurde mit allen Kräften dahin gestrebt , dasselbe so wohnlich als möglich einzurichten und vor allen Dingen für die Leute möglichst dauerhafte Unterkunftsräume zu schaffen , wozu gelegentliche Regengüſſe noch beſonders mahnten .

Aus den benachbarten Ortschaften wurde

nach Möglichkeit herangeholt, was irgend bei der Anlage von Hütten nüßlich sein konnte, und gelang es einzelnen Kompagnien , z. B. der 3., schon am ersten Tage einen Unterkunftsraum mit Bretterbedachung darbot.

zu beschaffen , der eine ziemlich wettersichere Wohnung An Stroh fehlte es glücklicherweise nicht, so daß auch für

genügend weiches und warmes Lager gesorgt war.

Hand in Hand mit den Arbeiten zur Einrichtung der Lagerpläße ging der Arbeitsdienst zur Verstärkung und Sicherung der Einschließungslinie. Es war den einzelnen Korps aufgegeben, mit möglichster Beschleunigung in ihren Bezirken sich zur nachhaltigsten Vertheidigung einzurichten und mit allen Kräften dafür zu sorgen, daß der französischen Armee ein Vorbrechen aus der Festung auf das Aeußerste erschwert werde. Träte der lettere Fall ein, so habe das angegriffene Korps sich auf das Nachdrücklichste zu vertheidigen, die benachbarten aber sofort zu seiner Unterstüßung herbei zu eilen. Unter Leitung der Ingenieur-Offiziere wurden die bezüglichen Arbeiten

Biwal bei Ars.

mit allen verfügbaren Kräften betrieben.

115 Die Straßen wurden auf

weiten Strecken durch umgehauene Chauſſeebäume gesperrt,

an

geeigneten Stellen außerdem abgegraben. Wo irgend Wälder oder ſonſtige Baumpflanzungen sich befanden, wurden breite Verhaue angelegt, denen namentlich im Moſelthal Hunderte von Obstbäumen zum Opfer fielen ; an geeigneten beherrschenden Punkten legte man Schanzen oder Geſchüßſtände an, ausgedehnte Schüßengräben ſtarken Profils ermöglichten eine kräftige Infanterievertheidigung, Kolonnenwege durchkreuzten die bezüglichen Abschnitte, um in möglichst gedeckter Weise die Truppen heranbringen zu können ; kurz, es geschah Alles ,

um die eigenen Stellungen nach Möglichkeit zu verstärken,

dem Gegner das Herankommen zu erschweren . Jede Feldwache richtete sich so günſtig als angängig ein, stellte die Entfernungen fest, beseitigte Gegenstände , welche die Feuerwirkung beeinträchtigen konnten, und verstärkte die eigenen Deckungen täglich mehr, um im Fall des Angriffs möglichst lange widerstehen zu können.

Die Stelle,

wo das Regiment in dieser Weiſe thätig war, war vorwärts Vaux, von der Mosel bis zu der nördlich des Dorfes gelegenen Höhe. Gleichzeitig hatten die Korps in ihrem Bereich das Aufräumen

des Schlachtfeldes ,

Sammeln der Waffen , Beerdigen der Leichen

und der Pferdekadaver mit möglichster Beschleunigung und unter Zuhülfenahme der Zivilbevölkerung zu bewirken . An Beschäftigung fehlte es also im Biwak nicht , auch war die Verpflegung reichlich und gut; nur begannen bereits als eine Folge der vorhergegangenen Entbehrungen und Anstrengungen Krankheiten, namentlich Durchfall, aufzutreten, der sich leider bald zur Ruhr steigern sollte. Der Aufenthalt in dem immer besser eingerichteten Biwak zu Ars sollte indessen nicht von langer Dauer sein.

Am 22. Abends

war im Lager schon Alles zur Ruhe, als plöglich um 11 Uhr der Befehl erging, sich marschbereit zu machen . Nachricht eingegangen sein ,

Angeblich sollte die

daß in der Nacht die Franzosen mit

starken Kräften einen Ausfall in der Richtung auf Gravelotte zu machen gedächten und daß deshalb die Diviſion sich bei Vaur vereinigen solle, um dem Ausfall entgegentreten zu können . In kürzester Zeit waren die Bataillone marschbereit und rückten mit Zurücklaſſung des Gepäcks nach der nördlich Vaur gelegenen Höhe ab. Bald nach 12 Uhr langte man dort an und blieb daselbst die Nacht über, natürlich ohne Feuer anzuzünden, Gewehr im Arm, in Bereitschaft 8*

116

7.

liegen.

Die Einschließung von Meß.

Der Aufenthalt auf der dem Winde sehr ausgeseßten Höhe

bei schon

empfindlicher Nachtkühle war nicht sehr angenehm und

wäre ein kleines Gefecht, um sich zu erwärmen, gar nicht unerwünscht gewesen. Aber die Nacht verging vollständig ruhig. Als der Tag anbrach ,

mußte man befürchten, daß von dem

gegenüber hochgelegenen Fort St. Quentin die Ansammlung der Truppen bemerkt und unter Granatfeuer genommen werden würde, und zog deshalb die Brigade in den nahe gelegenen Wald zurück. Auf die Kühle der Nacht folgte leider am Tage Regen ,

und die

dadurch verschlechterte Stimmung wurde nicht besser, als man erfuhr, daß man vorläufig hier bleiben solle.

Nachmittags wurde das Ge-

päck von dem alten Biwaksplaß herangeholt und nothdürftig im Walde abgekocht . die dicht

Fort St. Quentin sandte dazu einige Granaten,

am Walde

einschlugen ,

glücklicherweise aber Niemand

verlegten ; doch hatte dies zur Folge, daß verboten wurde, während der Nacht Feuer anzuzünden , um sich nicht noch mehr solcher ungebetenen Gäste zuzuziehen. Für die Nacht mußte man sich in Ermangelung von Stroh wieder mit Hütten aus Zweigen behelfen, die aber gegen den Regen nicht völlig schüßten . Der nächste Tag brachte neben der gewohnten Schanzarbeit die kleine Abwechselung, daß der Biwaksplaß in das schmale Thal neben dem Dorfe Vaur

verlegt wurde ,

und die freudige Ueber-

raschung, daß unter Führung des Hauptmanns v. Schmid , des Lieutenants Marenski und des Lieutenants Mantell ein Transport Ersagmannschaften

in der

Stärke

von

20 Unteroffizieren,

darunter Fähnrich v. Rekowski , 8 Spielleuten, 469 Mann eingetroffen war. Wieviel gab es da zu fragen und zu erzählen, und wie wurden die Nachrichten aus der alten Garniſon mit Jubel begrüßt, freilich auch manches Dahingegangenen mit Wehmuth gedacht. Durch die Ankunft dieser Verstärkung wurden die Bataillone wieder auf die Zahlen von

886 erstes ,

859 zweites und 884 drittes

Bataillon gebracht. Die neuen Ankömmlinge lernten das Biwaksleben gleich von seiner Schattenſeite kennen, denn der Regen hielt an, Stroh gab es nicht, die Zweighütten waren keineswegs wasserdicht und der Boden des Lagerplazes tief aufgeweicht. Am 25. wurde dem Regiment der nachstehende Armeebefehl Sr. Majestät des Königs bekannt gemacht :

117

Schanzarbeit bei Vaur.

„Nachdem nunmehr alle drei Armeen Gelegenheit gehabt haben ,

in einer Reihe von blutigen ,

aber stets siegreichen

Kämpfen dem Feinde entgegen zu treten, iſt es Mir Bedürfniß, sämmtlichen dem großen Armeeverbande angehörigen TruppenKorps für die überall an den Tag gelegte ausgezeichnete Bravour und Hingebung Meinen tiefgefühltesten Königlichen Dank auszusprechen.

Wir haben mit Gottes Hülfe in kurzer

Zeit große Vortheile errungen , Kämpfe bevor.

doch stehen uns noch ernſte

An der Spiße solcher Truppen sehe Jch indeß

allen ferneren kriegerischen Ereignissen mit vollſter Zuversicht und mit der Ueberzeugung entgegen, daß wir das uns vorgesteckte Ziel, die Erkämpfung eines dauerhaften Friedens für das Vaterland, erreichen werden. H.-Q. Pont à Mouſſon, den 21. August 1870 .

Wilhelm." Bis zum 27. blieb das Regiment vor Vaur bei fast ununterbrochen anhaltendem Regen und täglicher Schanzarbeit auf der Höhe nördlich des Dorfes , wo Batterieſtellungen auch für schweres Geschüß, sowie Schüßengräben angelegt wurden.

Zur Beschleunigung

der Arbeit wurden dazu auch Zivilarbeiter aus den benachbarten Ortschaften herangezogen , die natürlich unter militärischer Aufsicht arbeiteten.

Gelegentlich schickten

während der Arbeit französische

Patrouillen auf große Entfernung über die diesseitigen Vorposten hinweg ihre Kugeln, auch das Fort St. Quentin warf einige Male Granaten;

aber von beiden ,

obwohl sie häufig nahe genug ein-

schlugen, wurde glücklicherweise Niemand verleßt. Der Krankenstand dagegen mehrte sich. Am 26. verließ auch der Kommandeur Oberst- Lieutenant v. Loebell , an Rheumatismus erkrankt, das Regiment ; die Führung desselben erhielt der OberstLieutenant v. Blumenthal. An dessen Stelle übernahm der Hauptmann v. Klüfer die Führung des 3. Bataillons, Lieutenant v. Stolzenberg die der

12.

Kompagnie.

Die Führung der

8. Kompagnie hatte mit seinem Eintreffen der Chef derselben, Hauptmann v. Schmid , der von seinem Sturz mit dem Pferde am 14. August wieder hergestellte Premier-Lieutenant Streder die Geschäfte als Regiments- Adjutant wieder übernommen.

Das Kom-

mando der Division ging für den erkrankten General-Lieutenant

118

7.

Die Einschließung von Mez.

v. Glümer auf den Kommandeur der 25. Brigade, General-Major v. d. Often- Saden über, der selbst noch an seiner Verwundung vom 14. August litt. Am 27. erhielt das Regiment den mit Freuden aufgenommenen Befehl , in das alte Biwak bei Ars an der Moſel wieder zurückzukehren. Der gute Eindruck wurde noch vermehrt, als an diesem Tage auch der Regen einmal ausseßte und die Sonne wieder zum Vorschein kam . Dazu ging das Gerücht, daß die Armee des Kronprinzen abermals einen Sieg gegen den Marschall Mac Mahon erfochten habe, was die freudige Stimmung noch erhöhte. Der Rückmarsch nach Ars wurde, um das Feuer des Forts St. Quentin nicht herauszufordern , nicht wie gewöhnlich durch das Moſelthal, sondern durch den zwischen Vaur und Ars liegenden Wald auf ziemlich schlechten, steilen und schmalen Wegen genommen . Gegen Abend traf man auf dem alten Biwaksplaß ein und fand zu Aller Freude die früher getroffenen Einrichtungen, die Hütten u . s. w. noch in gutem Zustande,

einige sogar verbessert vor.

Nun hatte

man doch wieder ein wenigstens gegen die Näſſe von oben ſicherndes Unterkommen, nur an Stroh war etwas Mangel. Die Beschäftigung blieb die seitherige.

Was

nicht schanzte,

das ererzirte, kochte oder baute an den Hütten, ſodaß die Zeit stets nüßlich angewendet wurde.

Mit Strenge wurde auf die größte

Ordnung und Reinlichkeit im Lager gehalten , die Abfälle des ge= schlachteten Viehs und des Kochens sofort vergraben, die Latrinen entfernt genug

angelegt und die Pläße dafür von Zeit zu Zeit

gewechselt. Besonders gewarnt wurde vor dem Genuß des massenhaft vorhandenen halbreifen Obstes ; das Betreten der neben dem Lager befindlichen Weinberge war bei Strafe verboten. Höchst willkommen und für den Gesundheitszustand förderlich war es, daß die Nähe des kleinen Städtchens Ars und der nahegelegenen Dörfer Gelegenheit bot , die für die Zubereitung der Speiſen nöthigen Gewürze, von denen ja nur das Salz geliefert wurde, zu erlangen, auch konnte man es ab und zu ermöglichen, für die Leute ein Glas deutschen Bieres oder einen Schluck franzöſiſchen Weines zu beschaffen ,

obgleich der in der Nähe gewachsene nicht

gerade von besonderer Güte war.

Dadurch daß Ars Eisenbahn-

verbindung nach Pont à Mousson und Nancy

hatte, gelang

es

auch den bei den Truppen befindlichen Marketendern , öfters ihre

Wieder im Biwak von Ars .

119

Vorräthe zu ergänzen, so daß die Leute ihre kleinen,

oft schwer

entbehrten Bedürfnisse an Taback und dergleichen befriedigen konnten. Auch langten jest dann und wann Sendungen aus der Heimath, sogenannte Liebesgaben an , besonders in wollenen Bekleidungsstücken , bestehend.

Tabad,

Sogar

Zigarren

französischen

und

Rothwein

bittern erhielt

Branntweinen einmal das

1. Bataillon von einigen Bremer Herren, die das Lager besuchten, sodaß nicht nur an die Offiziere, sondern auch an die Unteroffiziere des Bataillons davon gegeben werden konnte , bei dem wieder eingetretenen Regen doppelt willkommen. Ein schlimmer Gaſt hatte sich um diese Zeit bei den um Mek verſammelten Truppen eingefunden, der die Verpflegung sehr beeinflußte. Mit den aus dem Osten, namentlich aus Südrußland und Ungarn herangetriebenen Heerden war die Rinderpest eingeschleppt worden und brach bald in bösartiger Weise aus .

Auf das Ener-

gischste wurde dagegen eingeschritten und ganze Heerden

getödtet.

Am 28. erschossen zwei Kompagnien des Regiments bei Ancy an der Mosel mehrere Hundert Stück schöner ungarischer Ochsen und ließen mit Beihülfe von aufgebotenen Zivilarbeitern die Kadaver verscharren.

Hammelfleisch mußte nun wochenlang die gewohnte

Fleischportion ersehen, nicht zur Freude der Empfänger. Am 29. August ging beim Regiment eine höchſt willkommene Nachricht ein. Das General-Kommando hatte in Berücksichtigung des schlechten Wetters und des dadurch verursachten hohen Krankenſtandes der Truppen angeordnet , daß jeder Mann mindestens die vierte , wenn möglich die dritte Nacht unter Dach zubringen solle. Dem Regiment war zu diesem Zweck das nahe hinter dem Biwaksplak gelegene Dorf Rongueville zugewiesen , und wurde dasselbe von nun an täglich von 4 Uhr Nachmittags bis 10 Uhr früh mit einem Bataillon

belegt.

Rongueville war ein anscheinend wohl-

habendes , freundlich am Nordabhang des Moselthales

gelegenes

Dorf, dessen Bewohner zum Theil thörichter Weise nach Met ge= flüchtet waren ; die Zurückgebliebenen empfingen die Einquartierung freundlich und kam es in Folge der strammen Mannszucht auch zu keinerlei Unzuträglichkeiten.

Wein gab es in Menge, so daß

sämmtlichen Leuten davon mitgetheilt werden konnte. unter Dach war übrigens ,

Das Schlafen

nachdem man seit Wochen nur im

Biwak gelegen hatte, Offizieren wie Mannschaften

etwas derart

120

7.

Die Einschließung von Mez.

Ungewohntes, daß Viele die erste Nacht nicht die erquickende Ruhe fanden, die sie gehofft hatten.

Höchst erwünscht war dagegen für

die Leute die Gelegenheit, sich

einmal gründlich umziehen und

an Körper und Kleidern eine allgemeine Reinigung vornehmen zu önnen. Am 30. vereinigte mit Ausnahme der auf Schanzarbeit Abwesenden ein Feldgottesdienst sämmtliche Kompagnien im Lager ; für die katholischen Mannschaften hatte er in der Kirche von Ars stattgefunden. Der lezte Tag des Monats brachte wieder helles , sonniges Wetter und trocknete den zum Sumpf gewordenen Lagerplaß. Seit Mittag ließ sich von der Ostseite von Mez her lebhaftes Geschützfeuer vernehmen, und von der Höhe neben dem Biwak sah man über Met hinweg den Dampf der feuernden Geſchüße in dichten Wolken, auch die jenseitigen Forts schienen dabei mitzuwirken . Man vermuthete, und wie sich später herausstellte mit Recht, einen Ausfall der Franzosen gegen das I. Korps . Am nächsten Morgen begann schon sehr zeitig das Feuer von Neuem und heftiger als Tags vorher, auch glaubte man zu beobachten , in

östlicher Richtung

entferne,

I. Korps schließen ließ.

was

daß sich dasselbe

auf ein Zurückweichen des

Gleichwohl blieb im Lager Alles ruhig,

und die Kompagnien rückten wie gewöhnlich zur Schanzarbeit nach der Höhe bei Vaux, von wo sie nun noch beſſer als bei Ars dem fernen Gefecht zusehen

konnten .

Man

machte sich im Ganzen

wenig Sorge um den Ausgang , umsomehr als die Nachricht bekannt wurde, daß die Armee - Abtheilung des Großherzogs

von

Mecklenburg bei Meß eingetroffen und der I. Armee zugetheilt sei. Aber Nachmittags wurden die arbeitenden Kompagnien plöglich zurückberufen , das Regiment hatte sich marschfertig zu halten und brach wirklich um 6 Uhr auf. aufwärts

Der Marsch ging zunächſt moſel-

bis Ancy ; hier überschritt man

den Fluß auf einer

Pontonbrücke und rückte dann über Coin les Cuvry nach Fleury, wo sich die Brigade im Biwak vereinigte. unangenehm.

Der Marsch war sehr

Es wurde bald dunkel, der Weg war sehr staubig,

außerdem marschirte die gesammte Korps -Artillerie des VII. Korps auf demselben Wege an der Infanterie vorbei, und endlich wurde der Weg noch durch vieles entgegenkommende Fuhrwerk versperrt. Gegen 11 Uhr wurde das Biwak bei Fleury erreicht, und nachdem

121

Die Siegesbotschaft von Sedan. für die ermüdeten Leute Wasser geholt worden war,

ohne Stroh

zur Ruhe gegangen. Am

anderen

Morgen

erwartete

man

zeitig

aufbrechen

zu müſſen , um zur Unterſtüßung an das I. Korps heranzurücken , aber Alles blieb ruhig. fertig

geworden.

Das I. Korps war allein mit den Gegnern

Mit Zuhülfenahme der

einigen Kartoffeln konnte

eisernen Portion und

abgekocht werden.

Nachmittags

kam

dann der Befehl , wieder in das Biwak bei Ars abzurücken .

Bei

argem Staub und drückender Hiße wurde derselbe Weg wie gestern zurückgelegt ; das 1. Bataillon rückte sofort nach dem Dorfe Nongueville ab. Auf dem Rückmarsch wurden schon allerhand unbeſtimmte Gerüchte laut von einer fiegreichen Schlacht bei Sedan , aber noch war nichts Sicheres zu erfahren . Am nächsten Tage, der leider schon wieder durch Regen getrübt war, traf die amtliche Nachricht über die glorreichen Ereignisse von Sedan ein.

Oberst-Lieutenant

v. Blumenthal versammelte sofort das Regiment und theilte demselben die Gefangennahme Napoleons der Mac Mahon'schen Armee mit.

und

die Uebergabe

Ein begeistertes Hoch

Se. Majestät bildete den Schluß seiner Rede.

ohne Gleichen und das Hurrahrufen im Lager wollte nehmen.

auf

Der Jubel war kein Ende

Sanguiniker sahen schon den Krieg beendet und die Rück-

kehr in die Heimath bevorstehend ; aber wie sollte das noch so anders kommen !

Das Offizier-Korps im Lager zur Feier zu verſammeln,

dazu fehlte es an einem ausreichenden Raum; daher vereinigten sich am Abend die Offizier - Korps der Bataillone bei ihren Kommandeuren zum gemeinsamen Punsch. Dabei mußte man sich freilich behelfen, denn an Geschirr fehlte es überall . Beim 1. Bataillon 3.

B. goß

man den Glühwein aus Gießkannen in die Trink-

gefäße

und diese letteren

vaſen ,

die man

bestanden zum Theil aus

Blumen-

in Ermangelung von Gläsern aus dem benach-

barten Rongueville herbeigebracht hatte.

Auch für die Mann-

ſchaften konnte eine Feier veranstaltet werden, umſomehr als gerade wieder von

einem Hamburger Ausschuß Liebesgaben überbracht

worden waren, auch bei den Marketendern Bier, ein sehr begehrter Artikel, beschafft werden konnte.

Bis zum 5. September verblieb das Regiment in dem Biwak bei Ars bei leider häufig wechselnder Witterung.

Ein Befehl des

122

7.

Die Einschließung von Meg.

General-Kommandos bestimmte in diesen Tagen, daß künftig die Gefechtsformation der Bataillone in Halbbataillonen sein solle und zwar je ein Halbbataillon aus den Flügel-, eines aus den Mittel Kompagnien gebildet.

Der jeweilig älteste der beiden Kompagnie-

Führer solle das betreffende Halbbataillon führen , ohne Rücksicht darauf, ob bei dem anderen Halbbataillon etwa ein älterer Offizier Kompagnie-Führer sei. Bei den Uebungen, welche in diesen Tagen vorgenommen wurden, wurde demgemäß auch schon fleißig in den Halbbataillonen ererzirt. Am 5. gegen Mittag erhielt das Regiment Marschbefehl, bedingt durch eine Verschiebung in den Einschließungstruppen . VII. Korps

wurde

ganz

Das

auf das rechte Moselufer verlegt und

dehnte deshalb seinen Bezirk nach rechts aus .

Mittags 112 Uhr

verließ das Regiment das trop mancher Schattenseiten doch ihm lieb gewordene und allmählich ziemlich gut eingerichtete Lager bei Ars, um nicht wieder dahin zurückzukehren.

Auf der Pontonbrücke

Nr. 5 in Höhe von Jouy aur Arches wurde die Mosel überschritten und hinter einem Gehölz bei Augny das Biwak in der Brigade bezogen.

Stroh war vorläufig nicht vorhanden , deshalb wurden

schleunigst wieder Zweighütten gebaut, die bei dem ausnahmsweise einmal milden und trockenen Wetter auch völlig ausreichten. Zur Abendmahlzeit gab es Kartoffeln und Kaffee, bereits zur Ruhe zu gehen , Aufbruch befohlen wurde.

und Alle begannen

als plöglich um 9 Uhr abermaliger

Ueber Fey und Coin les Cuvry ging es

nach Fleury, um auf dem schon bekannten Plaz südlich des Dorfes abermals das Biwak zu beziehen.

Der helle Mondschein begünstigte

das Einrichten, Stroh fand sich in Menge vor, auch etwas Holz hatten die Vorgänger zurückgelassen, die Nacht blieb mild und so war Alles bald in tiefem Schlaf. Nur die 1. und 4. Kompagnie fanden hier noch nicht Ruhe, sie marschirten sofort noch eine halbe Meile weiter bis Verny , Sie sollten zur Bedeckung

kamen aber dafür dort in Unterkunft. des

in diesem Dorfe untergebrachten

General-Kommandos des VII. Korps dienen. Die Tage des Biwaks während der ganzen

bei Fleury

waren die schlimmsten

Einschließung von Meß.

Am Nachmittag

nach der Ankunft daselbst begann der Regen von Neuem und zwar am ersten Tage gleich wolkenbruchartig und dauerte dann Tag und Nacht während der ganzen Zeit des dortigen Aufenthalts fort.

Biwal bei Fleury. Der Plaz , auf dem

123

die ganze Brigade lagerte,

war bald ein

Schlammmeer ; die aus Zweigen erbauten Hütten ſchüßten in keiner Weise, wurden durch den Sturm sogar theilweise umgeriſſen ; jeder Mann war bis auf die Haut durchnäßt.

Kein Wunder also, daß

die Krankheiten zunahmen, die schon bei Ars ausgebrochene Ruhr immer heftiger

auftrat und

auch der Typhus mehr

und

mehr

fich zeigte. Was irgend zum besseren Schuß der Leute geschehen konnte, geschah, und die Noth machte erfinderiſch.

Am zweiten Tage entdeckte

ein umherspähender Kompagnie-Führer des Regiments in einer nahen Ziegelei große Vorräthe von Dachziegeln ; auch Latten , Stangen, Pfosten und Bretter waren vorhanden oder wurden durch raschen Abbruch einiger Schuppen gewonnen, und nun begann ein eifriges Bauen im Lager. Bald erhoben sich eine Reihe schräger , mit Ziegeln behangener Schußwände , Schuß

gegen den

unter denen die Leute zunächst

unaufhörlich herabströmenden Regen fanden,

dann pflasterte man den aufgeweichten Boden darunter mit Ziegelſteinen und schuf so ein einigermaßen trockenes Lager , schließlich wurde die noch offene Vorderseite bis auf die nothwendigen Eingänge durch Flechtwerk geschlossen, und so waren verhältnißmäßig behagliche Unterkunftsräume

geſchaffen ,

in denen man theilweise

sogar das Gepäck und die Gewehre mit unterbringen konnte.

So

war es wenigstens bei der 3. Kompagnie gelungen, die zunächst der bewußten Ziegelei lag und daher das meiste Material hatte herbeischaffen können .

Wo

man das Gepäck nicht mit in die

Hütten nehmen konnte, da mußte man den Tornistern im Freien wenigstens eine starke Unterlage von Zweigen oder Steinen geben, sonst versanten dieselben buchstäblich im Schmuß . Als das dringenste Bedürfniß

der Unterbringung

der Leute gedeckt war,

begann man auch Fußsteige von Ziegeln durch das Lager zu legen,

um beim Verkehr zwischen den einzelnen Hütten nicht der

Gefahr des Steckenbleibens ausgesezt zu sein.

Als die Vorräthe

der Ziegelei aufgebraucht , der Bedarf aber noch lange nicht gedeckt war, wurden an einigen verlaſſenen Häusern die Dächer abgedeckt,

um

neues Material zu schaffen .

In allzu großem und

blindem Eifer hatten Pioniere sogar begonnen ,

ein Haus

ab-

zudecken, in welchem der Brigadestab untergebracht war, ein Unternehmen,

welches

bald

ein schnelles Ende fand

und einen be-

124

Die Einschließung von Meg.

7.

schleunigten Rückzug

der

allzu

Thätigen zur Folge hatte.

Beschäftigung durch Ererziren , wie es

An

in dem früheren Biwak

mehrfach hatte stattfinden können, war hier nicht zu denken ; ſelbſt das Kochen gelang nur ausnahmsweise, weil das durchnäßte Holz sich nicht entzünden ließ, oder der Regen die Feuer auslöschte; da war es denn beinahe willkommen, wenn es statt des Fleiſches nur Speck gab, der roh verzehrt werden konnte. so

nöthig hätte gebrauchen können ,

Liebesgaben, die man

kamen gerade hier nicht an.

Eine sehr erwünschte Verbesserung der Verpflegung aber trat durch die Allerhöchst befohlene Verabreichung von Taback und Zigarren ein, womit am 8. September der Anfang gemacht wurde.

Zwar

ließ die Güte der gelieferten Zigarren oft viel zu wünschen übrig, und einige Male wurden sogar fasſt geſundheitsschädliche, widerwärtig schmeckende verabfolgt ; aber den eifrigen Rauchern , und das war jest fast Jeder , war doch dadurch ein Genuß bereitet ,

der über

manche andere Unannehmlichkeit hinweghalf. Eine besonders große Freude erregte im Regiment das Eintreffen

der

ersten

Eisernen Kreuze.

von

Sr.

Majestät

waren der Oberst - Lieutenant 1. Bataillons ,

Allergnädigst

verliehenen

Die Glücklichen, welche damit geschmückt wurden, v.

Deutsch,

Kommandeur

des

damals noch an seiner Wunde krank in Münster,

der Feldwebel Penkwitt der 9. der 4. Kompagnie.

und

der Füfilier Heinemann

Den beiden Leßteren wurde mit entsprechender

Feierlichkeit und Ansprache vor dem ins Gewehr getretenen Bataillon die Auszeichnung überreicht. Mit Thränen der Rührung und Freude im Auge empfingen diese Braven den Lohn ihrer Tapferkeit. Heinemann zog sofort nach Empfangnahme des Kreuzes auf Ehrenposten vor dem Kommandirenden General v . Zastrow und wurde dort von Sr. Excellenz und dem ganzen Stabe beglückwünscht . Am 9. September ging das Biwakiren bei Fleury zu Aller aufrichtigster Freude zu Ende. Für diesen Tag war man schon mit Tagesanbruch gefechtsbereit. Es war der Jahrestag , an welchem seinerzeit in der Krim bei der Belagerung von Sebastopol die Franzosen den ſiegreichen Sturm auf das ruſſiſche Werk Malakoff unternommen hatten , und bei der Neigung der Franzosen, solche Erinnerungstage durch besondere Unternehmungen zu feiern, wartete man für diesen Tag einen Ausfall. jedoch ruhig .

Für

den Abend

war diesseits

er-

Der Tag verging ein Unternehmen

125

Verny und Pournoy . vorbereitet.

Auf Befehl

des Ober- Kommandirenden ,

Prinzen

Friedrich Karl, sollten an diesem Tage Abends von 7—8 Uhr von der gesammten Feldartillerie rund um Meß die französischen Zeltlager außerhalb der Stadt beschossen werden. Die Batterien des VII. Korps waren zu diesem Zwed in vorbereiteten Stellungen zwischen

Fleury

und

Pouilly

aufgefahren

und

strömendem

Regen zu der bestimmten Zeit das

antworteten

die schweren Geſchüße

eröffneten Feuer.

des Forts Queuleu

unerwarteten Gruß und man sah

am

verursachte

glücklicherweise

auf den

nächtlichen Himmel die

französischen Granaten ihre leuchtenden Bahnen ziehen , Einschlagen

bei Bald

keine Verluste ,

einige derselben nicht allzufern vom Dorfe niederfielen .

aber ihr obwohl Mit Ein-

bruch der Dämmerung war das Regiment aus dem Biwak in das Dorf Fleury mit

gerückt und hatte hier in einem großen Meierhof

weitläufigen Scheunen

und

Ställen

Unterkunft

gefunden,

zwar völlig marschbereit, aber doch wenigstens im Trockenen, auch verlief die Nacht ohne jede Störung . Der nächste Morgen brachte die frohe Nachricht, daß das Regiment in Ortsunterkunft

abrücken solle

und zwar die 2. und

3. Kompagnie zu der 1. und 4. nach Verny , nach Cherisey , das 3. Bataillon nach Pournoy. die Mittheilung ,

das

2. Bataillon

Zugleich erfolgte

daß das Regiment während der nächsten Tage

zum Begleiten französischer Gefangener,

die von Sedan her im

Fußmarsch eintreffen sollten, Verwendung finden werde. In Verny , wo nun das 1. Bataillon wieder vereinigt war, lagen außerdem noch mehrere Kompagnien der Landwehr - Regimenter 24 und 64 , die aber am nächsten Tage wieder abrückten, außerdem das Feldlazareth Nr. 6 und die 3. Eskadron des 1. Westfälischen Huſaren-Regiments Nr. 8.

An

Stelle

der

Ab-

rückenden traf das 2. Bataillon von Cherisey in Verny ein. Die Gefangenen- Transporte begannen gleich mit dem Tage des Eintreffens in Verny . dazu kommandirt.

Täglich war ein Bataillon des Regiments

Eine Kompagnie besorgte das Kochen für die

eintreffenden Gefangenen, drei Kompagnien begleiteten die noch am selben Tage weitergehenden Transporte .

Täglich kamen und gingen

drei bis vier Transporte in der Stärke von 1500-3000 Mann. Ablieferungsort war die Eisenbahnstation Remilly, wo zugleich das General-Etappen-Kommando der II . Armee sich befand.

7.

126

Die Einschließung von Meg.

Die Transporte an sich machten wenig Schwierigkeit.

Die

Gefangenen waren willig und offenbar froh, in die Gefangenſchaft abgeführt zu werden und damit den ferneren Gefahren des Krieges zu entgehen. Nur ihre Marschfertigkeit ließ nach den vorangegangenen Anstrengungen viel zu wünschen übrig . So hatte man

nur

die

Noth ,

den

Transport

einigermaßen

geſchloſſen

und im gleichmäßigen Fortschreiten zu erhalten ,

was

namentlich

bei

am

Nachmittag

den

Abends

angetretenen

Märschen

der

in Verny eingetroffenen Transporte viel Mühe machte. Die besten Dienste leisteten dabei die jedem Transporte in beschränkter Zahl beigegebenen schweren Landwehrreiter ,

vor

deren

stattlichen Gestalten im weißen Küraffierrock die Franzosen große Achtung hatten.

Als Kurioſum ſei erwähnt, daß eines Tages ein

Transport mit einer größeren Anzahl in Remilly ankam, von Verny mitgenommen hatte. ein Trupp Gefangener,

die von dem

transport abgekommen waren

als er

Unterwegs nämlich schloß sich vorhergegangenen Nacht-

und ohne Begleitungsmannſchaften

in einem Wäldchen übernachtet hatten, freiwillig der herankommenden Kolonne an. So wenig Neigung zum Davonlaufen war vorhanden.

In Remilly drängten sie sich dann mit großem

Eifer in die Eisenbahnwagen , troßdem ihre Unterbringung darin oft eine sehr mangelhafte war. bei

Tage, herrschte sehr

bald

Auf dem Marſche ſelbſt, namentlich ein freundschaftliches Verhältniß

zwischen Gefangenen und Begleitmannschaften, bei denen besonders die häufig dazwischen befindlichen Elsässer das Bindeglied bildeten . Man hatte nur dafür zu sorgen, daß nicht etwa um einen deutschredenden Gefangenen sich zu viele Begleitmannschaften sammelten, die dann gern die Gelegenheit wahrnahmen , ihre Kriegserlebniſſe auszutauschen und die übrigen Gefangenen sich selbst überließen . Für unsere Mannschaften boten die Transporte nach Remilly immerhin eine kleine Abwechselung. Die Marschleistung bis dahin war keine bedeutende, nach dem Transporte wurde entweder biwakirt oder in einem benachbarten Dorfe Ortsunterkunft bezogen. Die in Remilly

empfangene Verpflegung

brachte

eine

angenehme Ab-

wechselung zu der gewöhnlichen . Hier lernte man z . B. zuerst die eine Zeit lang so sehr gerühmte Erbswurst kennen, deren Beliebtheit aber nicht lange anhielt. Bahnstation

Auch sonst war in Remilly als

mit regem Verkehr nach Deutschland

Manches

zu

127

Gefangenen-Transporte nach Remilly . holen ,

was

man

in den bisherigen Quartieren und Biwaks

schmerzlich vermißt hatte und womit man sich bei dieser Gelegenheit versorgte. In Verny und Pournoy füllten die Zeit, welche die Transporte nicht beanspruchten, fleißige Uebungen in Kompagnie-Kolonnen, der Wachtdienst (täglich 70 Mann) und die eifrige Thätigkeit zur Wiederherstellung der durch die naſſen Biwaks ſehr mitgenommenen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke aus. Anerkennung nicht.

Auch fehlte

dafür

die

Wiederholt sprach sich der Kommandirende

General v. Zastrow , der in Verny sein Hauptquartier hatte, lobend über das gute Aussehen und die straffe Haltung der Mannschaften des Regiments aus. Am 16. September kehrten freudig begrüßt schon einige der am 14. August verwundeten Offiziere genesen zurück, nämlich der Hauptmann v. Petersdorff und und v. Korzfleisch II.

die Lieutenants

v. Beeren

Mit ihnen traf aus Münster ein Transport

von 5 Unteroffizieren, 41 Mann an Genesenen und 5 Vizefeldwebel, 1 Unteroffizier und 199 Mann als Erſaß ein. Am selben Tage trat I. Armee ein.

eine Veränderung im Kommando der

Der bisherige Oberbefehlshaber , General der Jn-

fanterie v. Steinmek ,

wurde durch Allerhöchste Kabinets - Ordre

vom 13. zum General - Gouverneur in Posen

und Schlesien

er

nannt, das Ober - Kommando der I. Armee aber dem Führer der II. Armee, dem Prinzen Friedrich Karl , übertragen .

In zweiter Linie. Mit dem 17. September waren die Gefangenen-Transporte zu Ende und damit auch der Aufenthalt in Verny und Pournoy . Am 18. kam der Marschbefehl.

Das Regiment rückte in die sogenannte zweite Linie der Einschließungs -Armee und erhielt Unterkunft in Orny ( 1. Bataillon, 9. und 10. Kompagnie), Pierrejeur (11. und 12. Kompagnie) , Pluche , Grève -haute und Grève - baſſe (2. Bataillon).

Durch Armeebefehl des Prinzen Friedrich Karl vom 10. September war angeordnet worden, daß das VIII . ArmeeKorps den Raum zwischen Mosel und Seille , das VII . den von der Seille bis Mercy le Haut, das I. Armee-Korps und die Division Kummer von Mercy le Haut bis wieder zur Mosel sichern solle. Der I. Armee fiel somit das ganze rechte Moselufer zu.

128

7.

Die Einschließung von Mey.

Der Marsch nach den neuen Unterkunftsorten war ein sehr geringer, nach dem weitesten kaum 11/2 Stunden. Das An= genehmste aber war die Aussicht , da nach einer Verfügung

des

etwas

länger dort zu bleiben,

Ober - Kommandos

weitere Ver-

schiebungen der Einschließungstruppen vorläufig nicht zu erwarten waren. Eine kleine Veränderung trat allerdings bei dem 2. Bataillon doch schon nach wenigen Tagen ein, indem es mit drei Kompagnien die schlechtere Unterkunft in Grève - haute und Grève - baſſe gegen die bessere in dem nahe dabei gelegenen Dorfe Pontoy vertauschte . Sonst blieb aber das Regiment bis zum 1. Oktober in dieſen Dörfern. Am 20. September wurde das Regiment zum zweiten Male durch Verleihung von vier Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. Dieſelben wurden dem

Kommandeur

des

2. Bataillons

Oberst-Lieutenant

v . Langen, sowie den Hauptleuten Moldenhawer und Schlüter und dem Premier Lieutenant v . Korzfleisch zu Theil. Mit dem Bewußtsein ,

längere Zeit verweilen zu

können,

wurde natürlich mit größerer Freudigkeit an die Einrichtung Sie waren im Ganzen gut, der neuen Standorte gegangen . weniger für die Offiziere als für die Mannschaften . Die wenigen nicht geflohenen Einwohner verständigten sich bald mit ihren Gästen und wurden, da sie sich freundlich und entgegenkommend zeigten, bereitwillig von unseren Leuten mit in dieser ganzen Zeit reichlich und

ernährt, deren Verpflegung gut war.

Durch die strenge

Ordnung , welche stets in den Kompagnien gehalten wurde, ge= wannen die Dörfer bald ein sehr freundliches Ansehen . Das Kochen, soweit es nicht in den Häusern selbst stattfinden konnte, geschah in den hinter denselben gelegenen Gärten .

Die Dorfstraßen

und die Zugänge zu den Häusern wurden peinlich ſauber erhalten und sogar die nach französischer Sitte vor den Häusern zu beiden Seiten der Straße lagernden Düngerhaufen in eine gefällige Form gebracht. Die Nähe der Eisenbahnstation Courcelles kam unseren Leuten sehr zu statten; denn dort war ein Johanniter - Depot, und dort langten häufig Sendungen von Liebesgaben aus Deutschland an . Den Bemühungen der öfter nach Courcelles entsendeten Offiziere und Aerzte gelang es , erhebliche Mengen solcher Gaben für das Regiment zu erlangen.

Besonders wurden

wir von einem Aus-

Orny, Pierrejeur, Pontoy.

129

schuß Hannoverscher Herren bedacht, welche mit großen, allerdings zunächst für das X. Korps bestimmten Vorräthen anlangten, dann von eben solchen aus Berlin und Kaiserslautern , so daß am 21. September fast jeder Mann wollenes Unterzeug hatte und außerdem sehr viele Strümpfe , Tabackspfeifen, Fleischwaaren und dergleichen vertheilt werden konnten . An Spirituosen war so viel vorhanden, daß die Kompagnien nach genügender Ausgabe noch Vorräthe zurückbehielten.

Rothwein dagegen , der am meisten,

namentlich von den Offizieren entbehrt wurde, war weit und breit nicht zu erlangen, selbst gutes Bier nicht allzu häufig. An Beschäftigung fehlte es nicht .

Vom Ober-Kommando war

angeordnet, daß außer der vorderſten nach jeder Richtung hin verstärkten Einschließungslinie noch eine zweite weiter rückwärts gelegene eingerichtet werden sollte ,

um für den Fall ,

durch übermächtigen Angriff genommen sei , Rückhalt zu haben . In

und

bei

dieſem

Diese Linie Dorfe

daß die erſte

noch einen zweiten

erstreckte sich auch über Drny .

wurde

demnach fleißig

gearbeitet,

Außer gründlicher Einrichtung des Dorfes wurde die Höhe, welcher dasselbe lag ,

auf

mit zahlreichen Geſchüßständen und ſtarken

Schüßengräben versehen ,

die vorliegenden

Gehölze theils

ganz

niedergelegt, theils , soweit sie zu groß waren, durch breite Verhaue ungangbar gemacht ;

kurz ,

es wiederholte sich die Thätigkeit, der

man im Anfang der Einschließung im Moſelthal bei Vaur obgelegen hatte.

Ausgeführt wurden die Arbeiten theils von Mannschaften,

theils von aufgebotenen Zivilarbeitern , währten Tagelohn von 22 Franks Leifteten.

welche für den ihnen ge-

die verlangte Arbeit willig

Außer solcher Beschäftigung ruhte auch die militärische Ausbildung nicht. Die Kompagnien, welche nicht schanzten, exerzirten und machten Gefechtsübungen, sogar im Bataillon ; ja es ging das immer zuversichtlicher auftretende Gerücht, es seien nächstens Kompagnie-Besichtigungen zu erwarten und , schrecklicher Gedanke, eine ökonomische Musterung stehe bevor ! So friedlich dachte man schon. Da war es denn ganz gut , daß man von Zeit zu Zeit einmal wieder an den Ernst der Lage und daß man vor dem Feinde stehe, erinnert wurde. Am 22. Mittags um 2 Uhr wurde plößlich alarmirt und sofort abgerückt.

Bei Courcelles sammelte fich das Regiment und ging 9

130

7.

Die Einschließung von Meg.

bis auf eine Höhe nördlich dieſes Ortes vor , wo es in Schüßengräben bereits Landwehr vom 68. Regiment und eine Batterie des VII. Rorps aufgefahren fand. Auf dem Marsch dahin traf der von seiner Krankheit genesene Regiments - Kommandeur OberstLieutenant v. Loebell wieder ein und übernahm das Kommando. Zum Gefecht kam es jedoch nicht. Zwar sah und hörte man gegen Met hin eine Zeitlang lebhaftes Geſchüß- und Gewehrfeuer, erfuhr auch, daß die Vorposten des Schwesterregiments Nr. 13 im Gefecht ständen, aber zur Verwendung kam man nicht. Die französische fouragirende Abtheilung war nach kurzem Gefecht wieder zurückgegangen. Diesseits waren die Verluste nicht bedeutend ; unter Anderen war Hauptmann Ritter 13. Regiments am Oberschenkel leicht verwundet. Um 6 Uhr Abends ward das Einrüden befohlen und um 8 Uhr war man schon wieder in den Quartieren. Am nächsten Tage ging es ähnlich. Abends 6 Uhr wurde alarmirt. Das Regiment sammelte sich auf dem Alarmplaß der Diviſion bei Cheval Rouge an der Chaussee Château-Salins - Meß, tehrte aber nach halbstündigem Verweilen wieder in seine Ortſchaften zurüð. Etwas ernster schien es am 27. September werden zu wollen. Schon am Morgen während des Exerzirens ſah man von der Höhe bei Drny Geschüßfeuer aus den Forts von Meß und hörte auch Mitrailleusen- und Kleingewehrfeuer. Um 10 Uhr wurde alarmirt. Vom allgemeinen Sammelplag bei Cheval Rouge rückte das Regiment nach Champel bei Courcelles . Auf dem Wege dahin sah man die Rauchwolken des brennenden Mercy le Haut. Bald schwieg der Lärm des Gefechtes wieder, und nachdem man bis 3 Uhr Nachmittags bei Champel gelegen , zogen das 2. und 3. Bataillon wieder in ihre Dörfer ab , das

1. Bataillon sollte auf Vorposten

kommen, bezw . zur Unterstüßung der schon stehenden eine Aufnahmestellung nehmen . Es rückte an den Nordrand des zwischen Courcelles und Mercy le Haut liegenden Waldes und nahm dort zu beiden Seiten des den Wald durchschneidenden Weges in Halbbataillonen Aufstellung . In den kleineren Gehölzen vorwärts standen die Feldwachen der 7. Jäger, rechts in Ars Laquenery die 13er, links bei Mercy le Haut die 15er. Die Stellung am Waldrande war durch tiefe Schüßengräben verstärkt, vor der Front weites und freies Schußfeld. Aber dieses selbst und der Waldrand waren durchfurcht von französischen Granaten, und zahllose Splitter von

Ausfall vom 27. September.

131

schweren Geschossen lagen umher. Die Festungsgeschüße schienen diesen Plaß besonders zum Ziel genommen zu haben. Nun erfuhr man auch etwas Näheres über das Gefecht. Die Vorposten des 15. Regiments waren von den Franzosen, Brigade Duplessis des III. Korps, überraschend angegriffen worden, was das Gelände allerdings sehr begünstigte , sodaß namentlich der vorgeschobene Posten in Mercy le Haut hatte aufgegeben werden Dabei waren eine größere Anzahl Leute verwundet und

müſſen.

ein Theil, welcher zu lange Stand gehalten, abgeschnitten und ge= fangen worden.

Den Angriff hatten die französischen Forts sehr

wirksam unterſtüßt.

Ueber Mercy le Haut gelangten übrigens die

Franzosen nicht hinaus ,

vielmehr gingen sie bald wieder zurück, nachdem sie zuvor das schöne Schloß in Brand gesteckt hatten. Aehnlich war es bei dem benachbarten Dorfe Peltre zugegangen.

Hier griffen die Franzosen das von zwei Kompagnien 55er beſeßte Dorf anfangs in der Front an, führten dann aber in einem Eiſenbahnzuge das 12. Jäger- Bataillon bis dicht an das Dorf heran und faßten die 55er überraschend

auch in der Flanke.

herannahenden Unterſtüßungen Hülfe bringen

Ehe die

konnten , war die

eine Kompagnie unter erheblichen Verluften zurückgedrängt , andere am weiteſten vorgeschobene

die

aber zum größeren Theil ab-

geschnitten worden, so daß hier 3 Offiziere und gegen 100 Mann in Gefangenschaft geriethen. Die vorher deutscherseits besezte Höhe jenseits Peltre blieb in franzöſiſchem Beſiß ; aus dem Dorf hatten die Franzosen nach Möglichkeit die dort noch befindlichen Vorräthe an Heu, Stroh und dergleichen weggeschafft. Solches für die Zukunft zu verhindern, wurden von nun an unsererseits die in und vor den Vorposten belegenen Gehöfte , welche dergleichen Vorräthe enthielten und von uns nicht ausgeräumt oder sicher behauptet werden konnten , bei feindlicher Bedrohung gezündet oder in Brand geschossen. Bis 6 Uhr Abends verblieb das

ohne Weiteres

an-

1. Bataillon in seiner

Stellung am Waldrande, dann erhielt es den überraschenden, aber nicht unangenehmen Befehl, wieder nach Orny zurückzukehren. In der Dunkelheit über Frontigny etwas ummarſchirend, langte es gegen 10 Uhr dort an und hatte unterwegs den traurigen Anblick mehrerer brennender Ortschaften, welche theils von uns, theils von den Franzosen angezündet waren .

9*

132

7.

Die Einschließung von Meß.

Die nächsten Tage vergingen wieder ruhig.

Eine kleine Ab-

wechselung brachte in diesen Tagen eine Jagd auf einen Luftballon, der von Met heranschwebte. Der Regiments - Adjutant Premier-Lieutenant Streder und der Führer der 3. Kompagnie, Premier Lieutenant Breyding , folgten ihm in flottem Ritt, mußten ihn aber bei Pouilly Kameraden des 39. Regiments, bei denen er niederfiel , überlassen. flamationen.

Er enthielt übrigens nur Briefe und Pro-

Ein besonders freudiger Tag war der 25. September , Sonntag .

ein

An diesem wurden dem Regiment verschiedene Aller:

höchste Gnadenbeweise zu Theil.

Es erhielten das Eiserne Kreuz

die Hauptleute Senff und v . Petersdorff , die Premier-Lieutenants Schröder und Strecker, der Sekond = Lieutenant Meyer, die Sergeanten Heß ( 1.

Komp . )

ſowie der Unteroffizier Koch

und

Baltruschat

( 2. Komp .).

( 11. Komp .),

Ferner wurden be-

fördert : die Premier Lieutenants Schröder , Baron v . Koschkull und Linde zu Hauptleuten, die Sekond -Lieutenants Kleinhans , v. Stolzenberg , v. Rehbinder und Kern zu Premier-Lieutenants , die

Portepee - Fähnriche

Werner,

John ,

Jasper ,

Böhm ,

Griepenkerl zu Sekond- Lieutenants, der Unteroffizier v. Blumenthal zum Portepee- Fähnrich.

Hauptmann Schröder wurde zum

Chef der 6. Kompagnie (behielt aber während des mobilen Ver: hältnisses

die

1. ) , Hauptmann v. Koschkull zum Chef der 3.

(blieb aber vorläufig beim Ersaß-Bataillon) , zum Chef der 7. Kompagnie ernannt.

Hauptmann Linde

Stellvertretender Adjutant

des 1. Bataillons für den erkrankten Lieutenant v. Rekowski wurde der Lieutenant v. Beeren. Noch anderweitige Veränderungen traten in dieſen Tagen ein, indem der Chef der 5. Kompagnie Hauptmann Moldenhawer , schwer an Ruhr und Gelenkrheumatismus erkrankt , das Regiment verlassen mußte ; seine Kompagnie übernahm zuerst der Premier Lieutenant Stroedel , dann der Premier Lieutenant der Landwehr Arnold.

Am 26.

kehrte der

von seiner am 14. August erhaltenen Wunde geheilte Lieutenant Busz zu seiner Kompagnie, der 5., zurück. Am 30. endlich wurde der unlängst erst von seiner dreifachen Wunde geneſene Hauptmann v. Petersdorff zum Ersaß-Bataillon nach Münster verseßt. Seine Kompagnie, die 2. , übernahm wieder der Premier - Lieutenant Stroedel.

In und bei Ogy.

133

Der Schluß des Monats September brachte dem Regiment einen abermaligen Ortswechsel.

Schon am 29. war das 2. Bataillon

nach Laquenery und Ars Laquenery verlegt worden, am 1. Oktober brachen auch die beiden anderen Bataillone auf und marschirten zunächst nach Colligny.

Dieses Dorf war jedoch derartig belegt

und noch mit Verwundeten vom 14. Auguſt angefüllt , daß es nicht möglich war, Plaß zu finden. Das Regiment, dem sich auch das 2. Bataillon wieder angeschloffen hatte, bezog deshalb in dem benachbarten Ogy Ortsunterkunft. Hier lagen außerdem noch eine Batterie, die Intendantur des VII. Korps und die Feldpost, sodaß es daselbst recht knapp zuging. In Folge dessen wurde auch zwei Tage ſpäter das 1. Bataillon anderweitig untergebracht . Es erhielt mit dem Stab und zwei Kompagnien ( 1. und 3.) in Puche, einem Gut, wo auch das General-Kommando des VII. Korps ſich befand, mit zwei Kompagnien (2. und 4. )

in dem Gehöft Maiſon isolée an

der Mez- Saarbrücker Straße Unterkunft, die gegen die in Orny verlassene bedeutend zurückstand . Doch war man bei dem allmälig wieder schlechter werdenden Wetter immerhin froh, zu sein.

unter Dach

Dieser Wechsel war die Folge einer abermaligen durch Armeebefehl vom 30. September veranlaßten Verschiebung des VII. ArmeeKorps, welches nunmehr in den Abſchnitt Montoy —Laquenery einrückte.

Ein Befehl des

General - Kommandos

vom

1.

Oktober

regelte die neue Vertheilung der Truppen des VII. Korps, welches in ſeiner bisherigen Stellung durch das VIII. Korps abgelöst wurde. In diesen Orten verblieb das Regiment bis zum 10. Oktober. Die Beschäftigung war dieſelbe wie in Orny und Pontoy. Täglich gingen starke Kommandos zum Schanzenbau hinter der Vorpostenlinie bei Aubigny , die übrigen Leute exerzirten und übten Felddienst. Namentlich wurde der Feldwachtdienst theoretisch und praktisch durchgenommen, weil das Regiment demnächst die Vorposten beziehen sollte.

Sogar die im Frieden gebräuchlichen schriftlichen

und praktischen Prüfungen der Einjährig-Freiwilligen behufs Be= förderung zum Unteroffizier bezw. Gefreiten fanden statt. Viele Offiziere benußten die freie Zeit , um das nur etwa eine Stunde entfernte Schlachtfeld vom 14. August zu besuchen und fich die Erlebnisse jenes Tages wieder in das Gedächtniß zurückzurufen , die Kameraden vom 3. Bataillon ,

die ja nicht an der

134

7.

Die Einschließung von Met.

Schlacht Theil genommen hatten , um überhaupt das Gefechtsfeld des Regiments kennen zu lernen. Auch die Lazarethe in Colligny und Pange wurden viel besucht , um über die dort befindlichen Verwundeten des Regiments Erkundigungen einzuziehen . In Pange befanden sich von den verwundeten Offizieren noch zwei, der Lieutenant Meyer, Lieutenant Braun ,

am Bein

amputirt,

und der Premier-

mit zerschmettertem Oberschenkel darnieder-

liegend, letterer später ( 25. November) daselbst gestorben . Selbstverständlich fehlten auch die gewohnten Alarmirungen

nicht. Von dem hoch gelegenen Puche und namentlich von dem Ausguck in dem Giebel eines der Gutsgebäude hatte man bei hellem Wetter, wie es wenigstens mitunter eintrat, eine weite Uebersicht nach Meß hin , erblickte die französischen Zeltlager bei Vantour, Vallières und an der Höhe des Forts St. Julien und vermochte größere Truppenbewegungen daselbst deutlich zu erkennen. Das regelmäßige Schießen von den Festungswerken war Jeder gewohnt und beunruhigte sich nicht weiter darüber. Am 7. Oktober aber sah man mehr. Es war zu erkennen, daß zahlreiche französische Truppen am Fort St. Julien vorbei in der Richtung nach dem Moſelthal marſchirten, wo nach diesseitiger Ansicht das X. Korps und die Landwehr - Division des Generals v. Kummer stehen mußten. Auch gewahrte man, daß von den Forts in dieser Richtung lebhafter als gewöhnlich gefeuert wurde. Bald hörte man auch von dort her den Lärm des Gefechtes . Da konnte man doch nicht ruhig

in den Quartieren bleiben ! Um 3 Uhr Nachmittags etwa wurde alarmirt , die Brigade sammelte sich bei Maison isolée und rückte um 4 Uhr in nordwestlicher Richtung an Flanville vorbei

vor. Bei der Brauerei zwiſchen Montoy und Noisseville an der Straße Meß -Saarlouis wurde

Halt gemacht. Die von den Festungswerken, namentlich den Forts St. Julien und les Bordes , erwarteten Granaten blieben aus ; nur einzelne verirrte Chaſſepotkugeln kamen, wahrscheinlich von den Vorposten , aber ohne Schaden zu thun. Das Gefecht im Moselthal ſchien mit sinkendem Tage abgebrochen zu sein , doch glaubte man in der Dämmerung zurückgehende französische Kolonnen zu bemerken.

Zwei Batterien fuhren deshalb auf und eröffneten das Feuer, das 3. Bataillon nahm zum Schuß derselben weiter vorwärts eine Aufstellung ,

die Feldgeistlichen beider Bekenntnisse hielten

Ausfall vom 7. Oktober. an die Truppen Ansprachen.

135

Doch kam es

nicht zum Gefecht.

Der Feind, es war wieder die Division Metman , unser Gegner vom 14. Auguft, antwortete nicht auf unser Feuer, und die mittlerweile einbrechende Dunkelheit machte demselben ohnehin ein Ende.

Noch stand man eine Zeit lang in Gefechtsbereitschaft,

aber als Alles ruhig blieb , durften die Truppen wieder in ihre Ortschaften abrücken. Aber was heute nicht geschehen, erwartete man für den nächſten Tag.

Noch in der Nacht kam der Befehl ,

am anderen Morgen

um 4 Uhr wieder bei Maiſon isolée bereit zu sein.

Man schien

einen Ausfall in der Richtung gegen das rechts neben uns ſtehende I. Korps zu erwarten . Noch im Dunkeln rückte deshalb die Division auf Umwegen über Flanville und Retonfay bis in die Nähe des Plazes , wo sie Tags zuvor gestanden hatte, und nahm hier eine nach Möglichkeit verdeckte Aufstellung. Man gedachte offenbar, die Franzosen, wenn sie den erwarteten Vorstoß am frühen Morgen ausführen würden ,

recht

kamen einfach nicht.

Wohl mußte etwas von unseren Bewegungen

unangenehm zu

beim

Feinde beobachtet ,

sein ,

denn die Forts St. Julien

Anzahl

Granaten ,

die

aber Niemand verleßten .

vielleicht auch

in

überraschen ,

aber sie

nur vermuthet worden

und les Bordes schickten

geringer

Entfernung

eine

einschlugen,

Anscheinend glaubte man uns an dem

gestrigen Plaße, denn nach dieſem ſchienen die Schüſſe gerichtet. Bis Nachmittags 3 Uhr stand man so in gespannter Erwartung bei allmälig immer stärker strömendem Regen, dann gab man die Hoffnung auf und wandte sich wieder den Quartieren zu. Das Beſte aber war : das I. Korps , dem angeblich der Ausfall gelten sollte, hatte sich überhaupt nicht in seiner Ruhe stören lassen. Auch in diesen Tagen gingen dem Regiment wieder Allerhöchste Gnadenbeweise zu. Es wurden am 4. Oktober mit dem Eisernen Kreuze geschmückt : der Oberst-Lieutenant v. Blumenthal, Kommandeur des 3. Bataillons ,

Premier-Lieutenant Schöning, Sekond-Lieutenant v . Rehbinder und 7 Unteroffiziere und Gemeine. Das Nähere über diese sowie über die späteren Ordens-

verleihungen enthält die Anlage VIII. Gleichzeitig trat eine Veränderung in der Führung der Diviſion ein. Der bisherige Kommandeur , unter dem das Regiment ſeine Schlachten geschlagen hatte, General-Lieutenant v . Glümer , wurde

7.

136

Die Einschließung von Meg.

am 30. September zur Badischen Feld-Division verseßt. An seine Stelle trat der General-Lieutenant v. Bothmer. Bis zu deſſen Eintreffen führte der Brigade - Kommandeur General v. d. OftenSacken die Diviſion. Auf Vorposten. Der 10. Oktober brachte dem Regiment

eine Verwendung,

die es in dem Feldzuge noch nicht gehabt hatte : Mittags brachen die Bataillone

die Vorposten.

aus ihren Ortschaften auf,

bei

Flanville sammelte sich das Regiment und rückte nach Montoy, dem Mittelpunkt der einzunehmenden Vorpostenstellung. Zum größeren Theil war es bekanntes Gelände, denn die Schlacht vom 14. August fand auf dieſem Boden statt, und das 1. und 2. Bataillon hatten dort ihre Feuertaufe erhalten. Vorposten - Kommandeur

war der Regiments - Kommandeur,

Oberſt-Lieutenant v. Loebell.

Die Anordnung für die Aufstellung

der Vorposten war folgende : Ein Bataillon bezog zu beiden Seiten der nach Mez führenden Chaussee die eigentlichen Vorposten, sodaß eine Kompagnie den Abschnitt nördlich der Straße bis zu dieſer, eine andere den Abschnitt südlich erhielt.

Nördlich schloffen sich

auf der Höhe zwischen la Planchette und Lauvallier die Vorposten des I. Korps, südlich bei Colombey die der 14. Division an. Die genaue

Gliederung

anlangend ,

schnitt die Feldwache Nr. 1

stand

in

dem

in dem Weinberge

nördlichen

Ab-

auf der Höhe

östlich von la Planchette mit drei Unteroffizierpoſten, einer im Thalgrund gegen Lauvallier zu ,

einer auf der Höhe unmittelbar an

der Chauffee und einer an der südlich der Chauffee in gleicher Richtung mit dieser

führenden Baumreihe ,

Regiments errichtet wurde.

wo später das Denkmal des

Das Repli Nr. 1 , aus dem Rest der

betreffenden Kompagnien bestehend, hatte seinen Plaß auf der Höhe zwischen Montoy und der Brauerei in einem Weinberge in gleicher Linie mit dem Westrande von Montoy . Jm südlichen Abschnitt befand sich die Feldwache Nr. 2 in dem Kiefernwäldchen , welches am 14. August der Angriffspunkt des Regiments gewesen war und deſſen Gewinnung so schwere Opfer gekostet hatte. Zwei Doppelpoſten standen am Westrande des Wäldchens ; ein Unteroffizierposten am Wege nach Colombey stellte die Verbindung mit den Vorposten der 14. Division her. Das Repli Nr. 2 hatte seinen Plaz genau

Vorposten bei Montoy.

137

öftlich der Feldwache Nr. 2 in dem Wäldchen am Colombey-Bache. Als besondere Unterstüßung für die beiden Vorposten-Kompagnien waren die beiden leßten Kompagnien des bezüglichen Bataillons in dem südlich von Montoy an der Chauffee liegenden Gehöft untergebracht, welches wegen der häufig in seiner Nähe einschlagenden Granaten allgemein nur Maiſon bombardée genannt wurde. Dieſe beiden Kompagnien tauschten nach 24 Stunden mit den beiden auf Vorposten stehenden Kompagnien, ſodaß jedesmal ein Bataillon für zwei Tage die eigentlichen Vorposten gab. Die Ablösung der Vorposten erfolgte früh 3 Uhr , und während dieſe ſtattfand , ſtanden ftets zwei weitere Kompagnien des Regiments im Alarmhaus bereit. Ein anderes Bataillon war zur zweiten Gefechtslinie beſtimmt, gab die Wachen in Montoy und in den angrenzenden Verſchanzungen und hatte die Aufgabe, nöthigenfalls

das Dorf zu beſeßen und

zu vertheidigen. Das lezte Bataillon blieb als Reserve verfügbar. Mit dem jeweiligen Dienst der Bataillone wechselten auch die be= züglichen Unterkunftsräume.

Die Reihenfolge der Bataillone war

derartig festgesetzt, daß zuerst das 3. Bataillon die Vorposten bezog, das 1. zur zweiten Gefechtslinie, das 2. zur Reserve beſtimmt wurde. Nach zwei Tagen zog dann das 1. Bataillon auf Vorposten , das 2. in die zweite Gefechtslinie, das 3. in Reserve und so fort. Montoy war von dem größten Theil seiner Einwohner verLaffen, die wenigen Zurückgebliebenen standen mit ihrer zahlreichen Einquartierung auf gutem Fuße und wurden von dieſer ernährt. Nur in ihrer Bewegungsfreiheit waren sie wie alle Bewohner des Vorpostenabschnitts

etwas

beschränkt.

Ein Verkehr zwischen den

einzelnen Ortschaften durfte nur in militärischer Begleitung und mit schriftlicher Erlaubniß finden.

des jeweiligen Ortsbefehlshabers ſtatt-

Selbstverständlich war ein Betreten der von den Truppen

angelegten Verschanzungen, sowie eine Bewegung in der eigentlichen Vorpostenlinie ſtrengstens verboten.

Das Kartoffelernten auf den

zwischen den beiderseitigen Vorpoſtenlinien liegenden Feldern war Anfangs nachsichtiger Weise geduldet worden, wurde aber bald ebenfalls verboten und besonders den von feindlicher Seite dahin sich Das Begebenden nöthigenfalls durch die Schußwaffe verwehrt. Dorf war gründlich, namentlich auf der Seite nach Meß hin zur Vertheidigung eingerichtet und wurde während der nächsten Tage nach dieser Richtung hin noch möglichst vervollkommnet. Der Dorf-

138

7.

Die Einschließung von Mez.

rand , vor dem bis auf 600 Schritt freies Feld sich befand , war zu einer geſchloſſenen Vertheidigungslinie , die Gebäude in jedem Stockwerk durch Anlage von Schießscharten, Blendung der Thüren und Fenster eingerichtet, die freien Stellen durch Verhaue ungangbar gemacht, Schüßengräben mit starkem Aufwurf waren angelegt, breite Verbindungswege durch die Gärten hergestellt, die Eingänge durch Barrikaden geschlossen , kurz , jede Verstärkung der eigenen Stellung und Behinderung feindlicher Annäherung vorgenommen. Namentlich der mit steinerner Mauer eingefaßte , über den Dorfrand vorſpringende Park des Schloſſes war zu einem ſtarken Stüßpunkt der Vertheidigung gemacht worden. Dazu befanden sich auf den Höhen zu beiden Seiten des Dorfes Erdwerke zu Geschüß- und Gewehrvertheidigung mit anschließenden ausgedehnten Schüßengräben, sodaß ein Angriff dem Feinde schwere Opfer gekostet haben Diese Stellungen sollten aber auch nach Anordnung des

würde.

Ober-Kommandos bis und im Fall

eines

auf den Angriffs

leßten Mann vertheidigt werden die benachbarten Korps

dem an=

gegriffenen stets mit der ganzen Korps-Artillerie und mindestens einer Division zu Hülfe kommen. Daß es nicht leicht sei , eine solche Linie zu durchbrechen , selbst als sie noch nicht so stark befestigt war wie jezt, hatte der mißlungene Versuch Bazaine's in der zweitägigen Schlacht von Noisseville gegen das I. Korps be= wiesen. Den diesseitigen gegenüber befanden sich die französischen Vorposten in der ungefähren Linie Moulin de la Tour ,

Bellecroix,

Borny, mit starken Stüßpunkten in den beiden leßtgenannten Orten, zahlreiche kleine Abtheilungen auf allen Wegen darüber hinaus vorgeschoben.

Das Gehöft Bellecroir besonders war nach jeder Rich-

tung hin verstärkt ,

mit Geſchüßen versehen und durch breite und

tiefe Gräben zu einem völlig sturmfreien Werk gemacht.

Alle Feld=

wachen und kleineren Abtheilungen, namentlich alle einzelnen Poſten ſtanden in guten Erddeckungen , sodaß ſelten etwas von ihnen zu ſehen gewesen wäre, wenn sie nicht bei jeder sich nur irgend bietenden Gelegenheit und auf die kleinsten Ziele sofort ein äußerst leb= haftes Feuer unterhalten hätten .

Insbesondere trat dies mit großer

Regelmäßigkeit bald nach Tagesanbruch ein.

Dann pflegten die

Franzosen ihre während der Nacht etwas zurückgenommenen Poſten wieder vorzuſchieben und auf alle etwa sichtbaren Patrouillen und

139

Feindliche Vorpoſten.

Posten mitunter sogar Salven ganzer Abtheilungen zu schießen . Ließ sich dann ein diesseitiger Posten oder eine Patrouille darauf ein, das meist auf sehr große Entfernung abgegebene Feuer zu erwidern, so nahm das unnüße und ziemlich ungefährliche Knallen so bald kein Ende. Um übrigens doch in der Lage zu sein , den Franzosen auch auf größere Entfernung, als die Zündnadelgewehre eingeschossen waren, einen bleiernen Gruß ſenden zu können, waren jeder Feldwache

eine Anzahl Chaſſepotgewehre mit Munition zu-

getheilt, die von den besseren Schüßen zu dem gedachten Zweck dann und wann in Gebrauch genommen wurden. Aehnlich freigebig wie die französische Infanterie war auch die Besaßung der beiden Forts les Bordes und St. Julien mit ihrer Geschüßmunition . Es mußte ausdrücklich verboten werden, in den Dorfeingängen und vorwärts des Dorfes sich in größerer Zahl aufzuhalten, um nicht die feindlichen Granaten herauszufordern . Auf dem hochgelegenen Repli Nr. 1 durfte sich Niemand auf dem Kamm der Anhöhe zeigen , selbst der Posten vor Gewehr daſelbſt verſah seinen Dienst bei Tage auf einem Stuhle fißend, denn sobald sich nur einige Helme über der Höhe bemerkbar machten , schweren Granaten von St. Julien geflogen .

kamen die

Außerdem konnte man

zu gewissen Tageszeiten bestimmt auf solchen Besuch rechnen . Im Lauf des Vormittags schickte stets Fort les Bordes einige Granaten nach Maison bombardée und der dahinter liegenden , im Bau begriffenen Schanze, und Nachmittags kamen mit völliger Sicherheit von St. Julien die Kaffeegranaten, ſo genannt, weil sie stets zum Nachmittagskaffee eintrafen. Wißbegierige Kameraden wollten mit dem Glase beobachtet haben , Gesellschaft auf den Wällen

daß um diese Zeit sich zahlreiche von St. Julien

darunter nicht wenige Damen ,

und so

einzufinden pflege,

kam man auf die Ver-

muthung, daß dieser Munitionsverbrauch zu deren Ergözung vorgenommen werde.

Galanter Weise gönnte man den Damen dieſen

Zeitvertreib von Herzen, denn gestört haben uns die Granaten beim Kaffee niemals und geſchadet haben sie auch Niemandem.

Verwünſcht

hat sie wohl nur der Bursche des Kameraden A., Premier-Lieutenant der Landwehr, wenn er seinem auf Granatſplitter sehr begierigen Herrn helfen

mußte, die eingeschlagenen Geſchofſe auszugraben ;

waren sie doch manchmal bis zu 10 Fuß in die feste Erde eingedrungen.

7.

140

Die Einschließung von Met .

Am 10. Mittags gegen 1 Uhr in Montoy eingetroffen, bezogen sogleich die 10. und 11. Kompagnie die Vorposten und löften Kompagnien vom 77. Regiment ab ; die 9. und 12. Kompagnie rückten in das Alarmhaus Maiſon bombardée. Das Unterkommen in letterem war sehr eng und dürftig, aber doch bei den nun schon recht kalten Nächten willkommen.

Auf Repli Nr. 1 befand sich ein

kleiner, unzureichender, nicht ganz waſſerdichter Schuppen , der zwar nicht alle Leute faßte, aber doch besser als nichts war und wenigstens das Lagerstroh

etwas trocken erhielt ;

auf dem Repli Nr. 2 half

man ſich mit nothdürftigen Hütten aus Baumzweigen ,

nur der

Kommandeur saß unter freiem Himmel in einem Sammetpolſterſtuhl und ſchrieb an einem Mahagoniſchreibtiſch ſeine Meldungen . Beide Möbelstücke waren aus dem nahen, zerstörten Schloß Colombey gerettet. Die Feldwachen und Unteroffizierposten befanden ſich natürlich unter freiem Himmel und hatten sich nach Möglichkeit ihre Stellungen durch Aufwerfen von Wällen verstärkt. Am Tage des Beziehens von Montoy trafen dort zwei Offiziere des Regiments aus Münster ein, der von seiner Halswunde 1. Bataillons genesene Kommandeur des 1. Bataillons ,, Oberst- Lieutenant v. Deutsch, und der bisher beim Erfaß - Bataillon geweſene nunmehrige Chef der 3. Kompagnie, Hauptmann Baron v. Koschkull. In Folge dessen trat der Hauptmann Senff von dem Kommando des 1. Bataillons zurück und übernahm für den erkrankten OberſtLieutenant v. Blumenthal die Führung des 3., Premier-Lieutenant Breyding statt der 3. die Führung der 9. Kompagnie. Gleich der erste Morgen, an dem das Regiment auf Vorposten ſtand,

wurde durch lebhaftes Schießen der Franzosen bezeichnet.

Wahrscheinlich waren unsere Kompagnien etwas unvorsichtiger als ihre Vorgänger gewesen und hatten den Franzosen ab und zu ein Ziel geboten , was

diese sich nicht entgehen ließen.

Das viele

Schießen hatte aber ein geringes Ergebniß ; nur ein Mann der 10. Kompagnie, Füfilier Schrage, wurde durch einen Schuß in beide Beine verwundet. Etwas

mehr Leben brachte der

früher erwähnt,

12. Oktober.

Wie schon

waren von erhöhten Punkten einige französische

Zeltlager deutlich sichtbar. Eines derselben , bei Vallières gelegen, wurde von der Höhe bei geſchäßt.

Montoy

etwa 6000

Schritt entfernt

Um nun den Feind daselbst aus seiner Ruhe aufzuftören,

Beschießung von Vallières am 12. Oktober.

141

hatte der Kommandirende General v. Zastrow befohlen, daß dieses Lager von der bei Montoy auffahrenden Korps-Artillerie beschossen werden solle.

Mittags 12 Uhr begann das Feuer.

Von dem hoch-

gelegenen Repli Nr . 1 konnte man genau das Ziel und das Ergebniß des Schießens beobachten .

Zu dem Zweck waren dorthin

zwei Offiziere, Lieutenant Gräm vom Pionierbataillon Nr . 7 und Lieutenant Prinz Sayn - Wittgenstein vom 15. Huſarenregiment, mit Ferngläsern entsendet, denen sich als freiwilliger Beobachter der Kommandeur des Replis , Führer Lieutenant Breyding , anschloß.

9. Kompagnie,

der

Premier-

Es war deutlich zu sehen , daß

schon die ersten Granaten ins Lager einschlugen.

Bald wurde es

darin so lebendig wie in einem Ameisenhausen, und als in rascher Folge noch eine Anzahl Granaten ankamen, wurde in beschleunigtem Tempo, mit vorläufiger Zurücklaſſung der Zelte, das Lager geräumt und erst

am Nachmittag ,

nachdem das Schießen seit mehreren

Stunden beendet war, wieder bezogen .

Es mag hier gleich erwähnt

werden, daß ſpäter in dem Etappen-Gefangenenlager von les Etangs durch Aussagen

einiger Gefangener die gemachten Beobachtungen

bestätigt und namentlich erzählt wurde, daß bereits die erste Granate in ein Offizierzelt gefallen ſei und mehrere Personen getödtet und verwundet habe. Der Schrecken über die unerwartete Beschießung, bei der man anfangs gar nicht entdeckt habe, von wo sie gekommen , sei

nicht gering gewesen .

Natürlich blieben auch die

Forts nicht müßig , in les Bordes schien man aber über die Aufstellung unserer Batterien nicht im Klaren zu sein, denn seine Schüsse waren

alle

nach der Brauerei

bei Noisseville gerichtet.

Dagegen schoß Fort St. Julien nach Montoy und ſo kam es, daß seine Granaten mit denen von les Bordes sich über dem Repli Nr. 1

kreuzten

und man dort jeden Augenblick das Einschlagen

derselben erwartete.

Doch ging alles gut ab, keine der vielen Gra-

naten richtete Schaden an, selbst das Dorf Montoy wurde nicht getroffen. Diese Beschießung hatte Nachmittags noch ein kurzes Nachspiel. Schon um 1 Uhr meldeten die Patrouillen der 9. Kompagnie den Anmarsch mehrerer feindlicher Kompagnieen in der Richtung auf Lauvallier; um 2 Uhr begann dort auch das Gewehrfeuer, zunächst gegen die Abtheilungen des I. Korps. Nach einiger Zeit zeigten fich auch in dem von Lauvallier nach la Planchette führenden

142

Die Einschließung von Meg.

7.

Grunde feindliche Schüßen , offizierposten

Nr. 1 ,

gegen welche sich zunächſt der Unter-

Vizefeldwebel

Gärtner, entwickelte.

Feuergefecht blieb einige Zeit lang ein stehendes ,

Das

von feindlicher

Seite sowohl gegen den Unteroffizierposten Nr. 1 im Grunde, als gegen Nr. 2, Sergeant Sakaußky , auf der Höhe an der Chauſſee gerichtet.

Letzterer wurde dabei in der Flanke, ja wegen der schrägen

Front der ganzen Vorpostenſtellung fast im Rücken beſchoffen und nahm deshalb seine Aufstellung hinter dem Straßendamm. Bald wurde er durch den Unteroffizierposten Nr. 3, Vizefeldwebel Der = mann, unterſtüßt, während die Feldwache Nr. 1 , Sekond-Lieutenant Ronneberg, den Unteroffizierposten Nr. 1 verstärkte.

Damit war

dem weiteren Vordringen des Feindes , der auf ungefähr eine bis anderthalb Kompagnien geſchäßt wurde, ein Ziel gesezt. Er unterhielt noch einige Zeit ein heftiges Feuer, aber ehe noch das Repli Nr. 1 in Thätigkeit trat, und während eine Abtheilung der 12. Kompagnie unter Hauptmann v . Klüfer von Repli Nr. 2 her gegen die Chauffee im Anmarsch war , trat er den Rückzug nach Lauvallier an, mehrere Verwundete mit sich hinweg führend. Um 1/2 4 Uhr war das Gefecht bereits zu Ende, und auch bei dem benachbarten I. Korps

fielen um diese Zeit nur noch einzelne Schüsse.

groß die Verluste des Gegners gewesen , werden ;

der unsere

betrug

1

Verwundeten vom Unteroffizier-

poſten Nr. 2, Füfilier Wöhrmann, linken Oberschenkel

Wie

konnte nicht festgestellt

erhalten hatte ,

der einen Schuß durch den an welcher Wunde

er

nach

11/2 Jahren gestorben ist. Bei der Feldwache des I. Korps vom Regiment Nr. 45 betrug der Verlust 1 Todten und 2 Verwundete. Um

4

Uhr fanden

unsere

Patrouillen

auch

Lauvallier

vom

Feinde frei. Dieses kurze Gefecht und das noch kürzere, welches die 10. Kompagnie am ersten Morgen bestanden, blieben die einzigen Zuſammenstöße mit dem Feinde, auf Vorposten stand.

welche vorkamen ,

während das Regiment

Dagegen wurden die Nachbarn

26. Brigade bei Colombey zweimal Nachts überraschend angegriffen

von der

von den Franzosen

und für den Augenblick zurückgedrängt.

Das dortige sehr bedeckte Gelände begünstigte allerdings das Herankommen des Feindes sehr ,

und als ,

um dies zu erschweren , die

dortigen Abtheilungen vom 53. Regiment während der Nacht etwas zurückgenommen wurden, war die Lage für unsere Feldwache Nr. 2

143

Gefecht zwischen Lauvallier und la Planchette. dadurch eine um so schwierigere,

da fie nunmehr auch ihre linke

Flanke besonders sichern mußte. Doch ist durch große Aufmerkſamkeit und strenge Wachſamkeit jede Ueberraschung verhindert worden ; vielmehr hat jedesmal das Eingreifen dieser Feldwache den Abzug des Gegners von Colombey beschleunigt.

Die Ueberfälle wurden übrigens immer nur von schwachen Abtheilungen ausgeführt , die mit lautem Geſchrei anstürmten , die Feldwache der 55 er zurüďdrängten, einmal die dort gebauten Hütten in Brand steckten, aber

jedesmal beim Eingreifen

der Unterſtüßungen schleunigst wieder

verschwanden. Am 14. Oktober ging dem Regiment ein Allerhöchster Erlaß zu, welcher aus Anlaß der bei der Uebergabe von Laon franzöſiſcherseits bewirkten Sprengung

der dortigen Zitadelle,

wodurch eine

große Anzahl Todesfälle und Verlegungen deutſcher Soldaten verursacht worden waren, die größte Achtsamkeit und Vorsicht bei ähnlichen Vorfällen vorschrieb

und

namentlich bestimmte, daß eine

Uebernahme derartiger Punkte stets nur im Beisein der bisherigen feindlichen Besaßung ſtattzufinden habe. Uebrigens mehrten sich in dieser Zeit die Anzeichen , daß es mit der französischen Armee in und bei Meß übel stände. Gefangene, die gelegentlich gemacht wurden,

Einzelne

erzählten von den

großen Entbehrungen , die den Truppen auferlegt würden, Ueberläufer stellten sich immer häufiger ein, auch Zivilperſonen versuchten durchzukommen, sodaß befohlen wurde, zunehmen, sondern sie

keine derselben mehr an=

nöthigenfalls mit Gewalt zurückzutreiben.

Alle Gefangenen wurden genau verhört und mußten sogar in das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl nach Corny Mosel gebracht werden, um dort vernommen zu werden.

an der Doch ließ

man sich durch die Gerüchte über die immer mehr abnehmende Schlagfertigkeit der französischen Armee keineswegs in Sicherheit wiegen, sondern bewachte mit größter Sorgfalt den eingeſchloſſenen Gegner und war vielmehr auf verzweifelte Ausfälle vorbereitet. Ein Armeebefehl des Prinzen Friedrich Karl vom 16. Oktober gab für das Verhalten in solchem Falle die allerbestimmtesten Vorschriften. Zugleich war in Folge vorgekommener meuchleriſchen Anfälle aus Weinbergen und Wäldern die Abnahme jeglicher Waffen von den Bewohnern und das häufige unregelmäßige Absuchen der Wälder und Weinberge befohlen worden .

144

7.

Die Einschließung von Met .

Der 15. Oktober brachte dem Regiment wieder Ehrenzeichen, indem 14 Angehörigen deſſelben das Eiserne Kreuz verliehen wurde. Vergl. Anlage VIII. Die Verpflegung ließ in dieser Zeit Manches zu wünschen. Das immer noch vorwiegend gelieferte Hammelfleisch war den Leuten sehr zuwider. Erbswurst war einige Male, wohl in Folge von schlechtem Fett, fast ungenießbar. Etwas Abwechselung und namentlich die für die Gesundheit ſo nöthigen Suppenkräuter und Gemüſe zu beschaffen, hielt sehr schwer. Stundenweit wurden gewandte Unteroffiziere und Leute mit den Padpferden der Kompagnien entsendet, um nach noch nicht völlig abgeernteten Feldern und Gärten zu suchen. Jeder Kohlkopf und jede Zwiebel wurde mit Jubel begrüßt, aber sie wurden leider immer seltener. Kartoffeln zu finden, gelang eher, namentlich wenn man ſie zwiſchen den Vorposten ſuchte und die unvermeidlichen blauen Bohnen nicht scheute . Für Liebhaber von Weintrauben waren die Verhältnisse besonders günstig. Zwischen den Vorposten

befanden sich einige sehr gut bestandene

Weinberge, und da das Betreten derselben immer mit einiger Gefahr verbunden war, so waren die Trauben besonders reif und süß geworden. Sobald diese Beobachtung aber gemacht war, fanden ſich unter den Kameraden genug ,

die troß

des unfreundlichen

Schießens der franzöſiſchen Poſten ſich die Trauben herrlich schmecken ließen; ja , einige nahmen sich sogar die Zeit , soviel Trauben zu pflücken, daß sie ihren Angehörigen nach Deutschland davon schicken fonnten. In dritter Linie. Am 20. Oktober wurden die Vorposten wieder von der 14. Division bezogen ; in unsere Stellung rückten die 53er.

Das Regiment

marschirte Mittags 12 Uhr von Montoy ab ; die auf Vorposten befindlichen Kompagnieen, 1. und 4., folgten ihrem Bataillon jedoch erst am anderen Morgen nach der Ablösung. Der Regimentsstab und das 1. Bataillon kamen nach Maizery, das 3. Bataillon nach Landremont, das 2. Bataillon nach Courcelles-Chauſſy (heute Kurzel genannt) und Chevillon ; das leştere diente dort zugleich zur Bedeckung der Korps -Artillerie. Die Unterkunft war nur leidlich zu nennen ; namentlich entbehrten die Leute, die unter dem kalten , regnerischen Wetter der

145

Maizery, Courcelles - Chauffy , Landremont.

letten Zeit gelitten hatten, sehr die deutschen Heizungseinrichtungen. An den ausschließlich vorhandenen Kaminen vermochten sich immer nur wenige Leute auf einmal und dann auch nur auf einer Seite zu wärmen und zu trocknen . So war es nicht zu verwundern, daß der Gesundheitszustand sich nicht

besserte ,

sondern immer mehr

verschlechterte. Ruhr und Typhus griffen mehr und mehr um sich, und am 31. Oktober z . B. hatte das Regiment außer 418 noch nicht geheilten Verwundeten auch noch 876 Kranke, also einen Gesammtabgang von 1294 Mann, beiläufig erwähnt noch nicht die höchste erreichte Ziffer. (Vgl . Anlage X.) Glücklicherweise war in dieſer ganzen Zeit die Verpflegung reichlich und gut, wenn auch etwas einAuch wurden mit Rücksicht auf die eingetretene kältere Witterung jeder Kompagnie 48 wollene Decken überwiesen. Die Beschäftigung in den neuen Unterkunftsorten war ähnlich

förmig.

wie in den früheren .

Ererzir- und Felddienstübungen ließen sich

freilich nicht vornehnen, denn es regnete fast jeden Tag und man war dadurch auf die engen Quartiere beſchränkt, aber der Inſtandsezung der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke konnte man sich mit mehr Ruhe widmen. Leider wurde durch das schlechte Wetter der Schanzenbau nicht behindert ;

wenigstens mußten ihn das 1 .

und 3. Bataillon von ihren Standorten aus Coincy leisten. Meist in strömendem Regen

bei

Aubigny und

11/2 Stunde weit

hin und zurück marſchirend, ſtanden die Leute bei der Arbeit ſelbſt bis über die Knöchel in dem aufgeweichten Lehmboden. Das 2. Bataillon hatte es dadurch , daß es zur Sicherung der Korps-Artillerie in seinen Dörfern bleiben mußte, etwas beſſer ; nur einzelne Abtheilungen durchstreiften öfters die benachbarten Wälder, um sie nach etwaigen Franktireurs abzusuchen, deren jedoch keine gefunden wurden. Günftig gegen früher war es, Alarmirungen verschont blieb.

daß man wenigstens

mit

Nur am 26. früh mit Tagesanbruch

mußten die Truppen auf ihren Alarmpläßen gefechtsbereit stehen . Man erfuhr später , daß am 25. die eingeleiteten Verhandlungen gescheitert seien und daß man deshalb erwartete , der französische Feldherr würde noch einen leßten verzweifelten Durchbruchsversuch wagen. Dies zu hindern war am 26. früh die gesammte Einschließungs-Armee unter den Waffen. Das Regiment war aus seinen Ortschaften zum Theil noch vor Tagesanbruch aufgebrochen und 10

146

7.

traf gegen 7 Uhr isolée ein.

Die Einschließung von Meß.

auf dem Alarmplaß der Diviſion bei Maiſon

In strömendem Regen auf tief durchweichtem Boden

standen hier die Truppen bis gegen 2 Uhr Mittags , als Alles ruhig blieb, wieder abzurücken.

um dann,

In der Erwartung, daß es am nächsten Morgen ebenso gehen würde , war man schon früh marschbereit , aber der Tag verging ruhig .

Niemand wußte ja, wie nahe

Einschließung schon war .

das Ende der

Da kam am späten Abend die Nachricht

an, daß am Nachmittag im Schloß Freskaty die Kapitulation ab- geschlossen sei ,

daß die ganze Armee des Marschalls Bazaine

ſammt der Festung Met sich dem Prinzen Friedrich Karl ergeben habe und daß die endgültige Uebergabe am nächsten Tage erfolgen werde.

Mit welchem Jubel dieſe Nachricht begrüßt wurde, kann

nur der recht würdigen , welcher sich zu vergegenwärtigen vermag, unter welchen

namenlosen Entbehrungen und Anstrengungen die

I. und II . Armee unter ihrem heldenmüthigen Führer den eisernen Ring um Mez gezogen und geschlossen erhalten hatten. Der schönste Lohn für das tapfere Ausharren war ja

geworden ,

und mit be-

rechtigtem Stolz vernahm Jeder den Armeebefehl , den Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl im Hauptquartier Corny am denkwürdigen 27. Oktober erließ. Er lautete :

Soldaten der I. und II. Armee ! Ihr habt Schlachten geschlagen und den von Euch be siegten Feind in Meß 70 Tage umschlossen, 70 lange Tage, von denen aber die meisten Eure Regimenter an Ruhm und Ehren reicher, keiner fie daran ärmer machte! Keinen Ausweg ließt Ihr dem tapferen Feinde , bis er die Waffen strecken würde. Es ist so weit. Heute endlich hat diese Armee von noch voll 173 000 Mann ,

die beste Frankreichs ,

über

fünf ganze Armee-Korps, darunter die Kaiser-Garde mit 3 Marschällen von Frankreich, mit über 50 Generalen und über 6000 Offizieren kapitulirt und mit ihr Meß, das

niemals

zuvor genommen !

Mit diesem Bollwerk, das wir Deutſchland zurückgeben , find unermeßliche Vorräthe an Kanonen, Waffen und Kriegsgeräth dem Sieger zugefallen.

147

Kapitulation von Meg.

Diesen blutigen Lorbeer, Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noiſſeville und in den Gefechten um Meß, die zahlreicher find, als die es rings

umgebenden Ortschaften,

nach denen Ihr diese

Kämpfe benennt ! Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber nicht sie allein. Beinahe höher stelle Ich Euren Gehorsam und den Gleichmuth, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beschwerden vielerlei Art.

Das

kennzeichnet den guten Soldaten .

Vorbereitet wurde der heutige,

große und denkwürdige

Erfolg durch die Schlachten, die wir schlugen, ehe wir Mez einschlossen und — erinnern wir uns dessen in Dankbarkeit — durch den König selbst, durch die mit Ihm darnach abmarſchirten Korps und durch alle diejenigen theuren Kameraden, die den Tod am Schlachtfeld starben , oder ihn sich durch geholte Leiden zuzogen. Dies ermöglichte erst das große Werk, das Ihr heute mit Gott vollendet seht, nämlich

hier

daß Frankreichs Macht gebrochen ist. Die Tragweite des heutigen Ereignisses ist unberechenbar. Ihr aber, Soldaten, die zu dieſem Ende unter Meinen Befehlen vor Meß vereinigt wart,

Ihr geht nächstens

ver-

ſchiedenen Bestimmungen entgegen . Mein Lebewohl also den Generalen , Offizieren und Soldaten der I. Armee und der Division v.

Kummer und ein

Glück auf" zu ferneren

Erfolgen .

H.-D. Corny, den 27. Oktober 1870. Der General der Kavallerie Friedrich Karl."

Die Uebergabe von Meg. Die für den 28. Oktober angesezte Uebergabe von Metz und die Entwaffnung der französischen Armee wurden um 24 Stunden verschoben.

Die amtliche Bekanntmachung von dem erfolgten Ab-

schluß der Kapitulation ging an diesem Tage den Truppen zu mit der Nachricht, daß der General v . Kummer zum Kommandanten von Mez

ernannt sei.

Zugleich wurde der Premier Lieutenant

v. Kaldstein vom Regiment als Ordonnanz-Offizier zum General 10*

7.

148

Die Einschließung von Mez.

v. Kummer, seinem Schwiegervater , kommandirt und ging sofort nach Met ab. Die Führung der 6. Kompagnie übernahm ſtatt seiner der Premier Lieutenant v. Stoltenberg. Den Anblick des

eigentlichen Waffenstreckens

der Franzosen

an dem denkwürdigen 29. Oktober hatte das Regiment leider nicht. Es war nur aus seinen Ortschaften gerückt, um die ausmarschirenden gefangenen Franzosen in dem zu empfangen bewachen.

für dieselben angeordneten Biwak

und sie bis zur fertigen Einrichtung deſſelben zu

Jedes

der Bataillone hatte einen

anderen Auftrag.

Das 1. Bataillon marschirte über Ogy , Marsilly , Ars Laquenery nach Grigy, trat hier unter die Befehle des Generals v . d . Golk von der 26. Brigade, blieb zur Bewachung des dortigen Gefangenenlagers, II . Franzöſiſches Korps, bis 3 Uhr Nachmittags stehen und kehrte dann nach Maizery zurück, die 1. Kompagnie zur Bedeckung von Artillerie in Colligny zurücklaſſend. Das 2. Bataillon rückte zu demselben Zweck nach Marsilly . Auch hier war ein Lager für 2400 Gefangene abgesteckt. Während dies von Mittags 2 Uhr an von den in langem Zuge eintreffenden Franzosen bezogen wurde , stand das Bataillon zu beiden Seiten der schußfertig aufgefahrenen Korps - Artillerie (36 Geſchüße) in Um 5 Uhr war die Einrichtung des Lagers beendet, eine Brigade der 14. Diviſion mit 2 Batterien und 2 Eskadrons übernahm nunmehr die Bewachung und, wie gewöhnlich im Regen

Bereitschaft.

marſchirend , traf das Bataillon etwa 1/2 8 Uhr wieder in seinen Duartieren ein. Das 3. Bataillon kam näher an Meß heran.

Es wurde be-

ſtimmt, mit einer Batterie und zwei Zügen Huſaren unter Kommando des Regiments-Kommandeurs Oberst - Lieutenants v . Loebell nach dem Ausrücken der Franzosen, hauptsächlich III. Korps, das Fort les Bordes , das befestigte Gehöft Bellecroig und die nächste UmBei schon eingetretener Dunkelheit gebung beider zu beseßen. wurde der Befehl ausgeführt und verblieb das Bataillon bis zum nächsten Morgen in dieser Stellung ,

worauf es wieder in seine

hisherige Unterkunft nach Landremont zurückging . Das Beziehen der verschiedenen Lager seitens der französischen

Truppen ging ohne die geringste Störung und in voller Ruhe und Die Mannschaften , bei denen sich nur die Unteroffiziere von den Adjutanten und den Sergeant-Majors ab-

Ordnung vor sich.

149

Waffenstreckung der Franzosen.

wärts befanden , dem

zeigten eine durchaus würdige Haltung und bei

Einrichten der Biwaks

großes

Geschic.

Sehr zu statten

kamen ihnen bei dem anhaltend regnerischen Wetter die von den Leuten mitgeführten kleinen Zelte.

Ihr durchweg vortrefflicher Be-

kleidungszustand erregte vielfach den Neid unserer durch die vielen naſſen Biwaks in der Bekleidung schon stark heruntergekommenen Mannschaften. In besonders angenehmer Erinnerung blieb dieser 29. Oktober einer großen Anzahl ,

nämlich 35

Angehörigen des Regiments

durch die ihnen an diesem Tage zu Theil gewordene Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuze. Die beiden Premier Lieutenants v. Kaldstein und Breyding hatten an diesem Tage sogar eine dreifache Ursache zur Freude : die Uebergabe von Meß, die Verleihung des ersehnten Eisernen Kreuzes und ihre Geburtstagsfeier. Für die ganze bis dahin um Meg vereinigt geweſene Armee aber war es eine freudige Genugthuung , daß Se. Majestät der König aus Anlaß des hochwichtigen Ereignisses der Uebergabe von Meß den hohen Führer der Einschließungs-Armee , Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Karl , zugleich mit Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen marschall ernannte.

am

28. Oktober zum General-Feld-

Das bezügliche Telegramm Sr. Majeſtät an den Prinzen lautete : „Ich habe die in der Nacht eingetroffene Meldung der Vollziehung der Kapitulation von Mez abgewartet , bevor Jch Dir Meinen herzlichsten Glückwunsch, sowie Meine Anerkennung für die Umsicht ,

Ausdauer und zu den Siegen

ausspreche, die Deiner Führnng während der langen und beschwerlichen Einschließung der Bazaine'schen Armee in Meß

gebührt.

braven Armee,

Die gleiche Anerkennung zolle ich Deiner die durch Tapferkeit und Hingebung einen

Erfolg herbeiführte ,

wie

er

kaum in der Kriegsgeschichte

dagewesen ist. Die Ereignisse vor Meß sind unvergleichliche Ehrentage und Glanzpunkte der Armee. Du hast dies Anerkenntniß zur Kenntniß der Truppen zu bringen.

Um Dich

und die Armee für so große Leistungen zu ehren , ernenne Jch Dich hierdurch zum General-Feldmarschall, welche Auszeichnung Jch gleichfalls Meinem Sohne dem Kronprinzen verleihe. Wilhelm. "

150

7.

Gleichzeitig

Die Einschließung von Meg.

erließ Se. Majestät

nachstehenden Armeebefehl :

,,Soldaten der verbündeten deutschen Armee ! Als wir vor drei Monaten ins Feld zogen gegen einen Feind, der uns zum Kampf herausgefordert hatte, sprach Ich Euch die Zuversicht aus , daß Gott mit unserer gerechten Sache sein würde. Diese Zuversicht hat sich erfüllt. Seit . dem Tage von Weißenburg, wo Jhr zum ersten Male dem Feinde entgegen tratet, bis heute, wo Jch die Meldung der Kapitulation von Meß erhalten , sind zahlreiche Namen von Schlachten und Gefechten in die Kriegsgeschichte unvergänglich eingetragen worden. Ich erinnere an die Tage von Saarbrücken, an die blutigen Schlachten um Meß, an die Kämpfe bei Beaumont, Sedan, Straßburg und Paris. Jeder ist für uns ein Sieg , wir dürfen mit dem stolzen Bewußtsein auf diese Zeit zurückblicken , Krieg geführt worden ist. daß Ihr Eures Ruhmes

daß noch nie ein ruhmreicherer

Ich spreche es Euch gern aus, würdig seid , Ihr habt alle die

Tugenden bewährt, die den Soldaten besonders zieren , den höchsten Muth im Gefecht , Gehorsam , Ausdauer , SelbstMit der verleugnung bei Krankheit und Entbehrung. Kapitulation von Meß ist nunmehr die leßte der feindlichen Armeen, welche uns beim Beginn des Feldzuges entgegen traten, vernichtet worden . Diesen Augenblick benuße Jch, um Euch Allen und jedem Einzelnen vom General bis zum Soldaten Meine Anerkennung und Meinen Dank auszusprechen. Ich wünsche Euch Alle auszuzeichnen und zu ehren, indem Jh heute Meinen Sohn , den Kronprinzen von Preußen, und den Prinzen Friedrich Karl von Preußen, die Euch in dieser Zeit wiederholt zum Siege geführt haben, zu General Feldmarschällen befördere. Was auch die Zukunft bringen möge, Ich sehe ruhig dem entgegen, denn Ich weiß, daß mit solchen Truppen der Sieg nicht fehlen kann , daß wir unsere bisher so ruhmreich geführte Sache auch ebenso zu Ende führen werden.

H.-D. Versailles, den 28. Oktober 1870. Wilhelm. " Gleichzeitig erhob Se. Majestät Seinen großen Strategen, den General v . Moltke, in den Grafenstand.

151

Prinz Friedrich Karl Feldmarschall.

Recht zur Zeit war Meß gefallen und die Armee Bazaines entwaffnet worden .

Die bis jezt vor Mez festgehaltenen Armeen

waren auf dem westlichen Kriegsschauplatz, wo bei der Einschließung von Paris und zur Sicherung derselben gegen Norden und Süden die Aufgaben für die Truppen immer schwieriger wurden , bereits dringend nöthig.

In genauer Kenntniß

der Zustände in Met

waren daher schon am 23. Oktober vom Großen Hauptquartier die Anordnungen für die nunmehrige Verwendung der I. und II. Armee ergangen.

Bereits

am 26. Oktober war das II . Armee - Korps

gegen Paris in Marsch geſeßt, eine Diviſion unter Benußung der Eisenbahn.

Nach Uebergabe der Festung Met sollte sodann

gesäumt die II . Paris

Armee zur

Sicherung

der

und zum Vormarsch nach Süden

brechen.

Von der I. Armee , zu deren

Einschließung

unvon

gegen die Loire aufFührer

gleichzeitig der

General der Kavallerie Frh. v . Manteuffel ernannt worden war, sollte ein Korps Mez beseßen und die Ueberwachung sowie den Transport der Gefangenen übernehmen ,

die beiden

anderen die

Festungen an der Belgischen Grenze erobern und sich gegen die im Norden von Paris in der Bildung begriffene französische Armee wenden.

Der Auftrag, vorläufig bei Meß zu verbleiben, fiel dem

VII. Armee-Korps zu, dessen 26. Brigade bereits am 29. Oktober als erste Besatzung in Meß eingerückt war.

8.

Jn Metz und auf den Forts.

Den 30. und 31. Oktober verbrachte das Regiment in seinen bisherigen Unterkunftsorten und diese zwei Tage sorgloser Ruhe waren wohl verdient.

Am 1. November früh kam der Befehl , mit dem

1. und 3. Bataillon nach Meß zu rücken, mit dem 2. Bataillon die Bewachung des Gefangenenlagers bei les Etangs zu übernehmen . Um 8 Uhr brachen das 1. und 3. Bataillon auf und ſtanden um 10 Uhr zum Einmarsch in Meß bereit bei les Bordes .

Der Weg bis zum Ein-

gang in die Stadt durch die Porte des Allemands führte zwischen verlassenen französischen Lagern hindurch und bot ein trauriges Bild des Krieges. Zahlreich waren die zerstörten Häuſer, ſei es daß sie aus Rückfichten der Vertheidigung abgebrochen oder von den Truppen zerstört waren, um das Holz als Brennmaterial zu verwenden .

Die Lager-

152

8. In Meg und auf den Forts .

pläße waren tiefe Kothflächen, auf denen sogar mehrfach unbeerdigte menschliche Leichname , in großer Zahl dagegen die Körper ge= fallener Pferde oder die Jammergeſtalten verendender solcher Thiere umherlagen, untermiſcht mit allerlei theilweise zerbrochenem Armeegeräth und Gärten

rostigen,

im Schlamm

oder Pflanzungen sah

widerstandsfähig,

halb

versunkenen

man nirgends .

Was

war von den hungrigen Pferden

Wurzeln abgefressen ,

Waffen.

nicht allzu bis

auf die

an den noch stehenden Bäumen die Rinde,

ſoweit überhaupt ein Pferd zu reichen vermochte, bis auf das feſte Holz

abgenagt ;

hatten doch die unglücklichen Thiere sich gegen-

ſeitig ſelbſt die Mähnen und Schweife abgefressen . licher,

von

den vielen

faulenden

Ueberresten

Ein unerträg-

und Thierleichen

stammender Geruch verpestete die ganze Umgegend und ließ es nur zu natürlich erscheinen, daß die Reihen der Franzosen durch Krankheiten stark gelichtet waren, wie denn überhaupt die Entbehrungen namentlich in den lezten mußten.

Tagen

außerordentliche

gewesen sein

Hatten doch die um Met lagernden Truppen in der

legten Zeit faſt nur noch Pferdefleischsuppe ohne Brot und Salz als Nahrung

gehabt.

Da

wurde freilich Vielen der Wunsch,

solchem Elend zu entrinnen und sich lieber gefangen nehmen zu Lassen, sehr nahe gebracht. Die Stadt selbst hatte durch die Einschließung fast gar nicht gelitten und die am Tage des Bekanntwerdens der Kapitulation von

den

Einwohnern

schreitungen waren unerheblich gewesen. deutschen Truppen verhielten sich doch ruhig.

verübten Aus-

Nach dem Einmarsch der

die Einwohner zwar

grollend,

Der Noth in der Stadt war deutscherseits sehr rasch

durch einige schon vorräthig gehaltene Züge mit Lebensmitteln und durch Zuführen geschah für

von

Schlachtvieh

abgeholfen

worden .

Ebenso

gründliche Reinigung und Entseuchung zunächst der

Stadt alles Erforderliche.

In der Umgegend freilich konnte nur

Langsam aufgeräumt werden

und dauerte es

noch Wochen ,

bis

hier ausreichend geholfen war. Das Unterkommen in der Stadt bot immerhin einige Schwierig-

keiten. Zunächst lagen in Meß noch über 20 000 Kranke und Verwundete, die natürlich, da hierfür die Lazarethe nicht genügten, in den Kasernen und anderen öffentlichen Gebäuden untergebracht waren. Aber dies reichte noch nicht aus , und so hatte man noch zu anderen Auskunftsmitteln gegriffen .

So war z . B. der stattliche

153

Einmarsch in Met.

freie Plaß der Esplanade zu einem großen Lazareth umgewandelt. Unzählige Eisenbahnwagen ,

theils Güter

theils Personenwagen,

bedeckten in langen Reihen den weiten Plaß und zwiſchen ihnen waren zahlreiche Zelte aufgeschlagen, alle angefüllt mit Verwundeten und Kranken.

Allmählich erst konnten dieſe in bessere Unterkunfts-

räume gebracht werden.

Doch war ,

als der Winter mit Kälte

und Schnee eintrat, für Alle gesorgt. In der Stadt wimmelte es von Tausenden franzöſiſcher Offiziere, denen es nach der Kapitulation gestattet worden war, vorläufig in Meß zu bleiben, und welche erst nach und nach mit der Bahn nach Deutschland befördert wurden .

Sie füllten einen großen Theil der

des Hotel

Lokale mit Ausnahme

de l'Europe

und

des

Café

de la Poste, wo vornehmlich die preußischen Offiziere verkehrter, und welche aus diesem Grunde von jenen Herren gemieden wurden. Auf der Straße, wo sie sich zahlreich bewegten, benahmen sich viele von ihnen anmaßend und ist es hauptsächlich dem Takt unserer Offiziere zu danken , daß es nicht häufig zu unliebsamen Zuſammenſtößen kam. Wo man dagegen etwa im Quartier mit einzelnen von ihnen zusammentraf, betrugen sie sich höflich und Auf die Uebergabe von Meh durfte man allerdings weder mit ihnen noch etwa mit einem Zivileinwohner zu sprechen kommen ; da war stets Bazaine ein Verräther,

zeigten angenehme Formen.

der gar nicht nöthig gehabt hätte zu kapituliren ; da hätte sich Mez und die Armee noch lange halten können ; da wurde behauptet, die Vorräthe, mit denen die deutsche Verwaltung der Stadt ſofort zu Hülfe kam , seien solche, die Bazaine den Deutschen verrätherischer Weise überlassen habe ; kurz, sie waren nie besiegt, sie waren stets nur verrathen worden. Wahrhaft zu verwundern ist es , daß in jenen erſten Tagen in Meß nicht Unglücksfälle, ſei es durch Fahrlässigkeit, sei es durch bösen Willen, vorkamen. Werke

waren

zwar

Die äußeren Forts und die geſchloſſenen

besezt

und

standen

unter

Aufsicht

von

Posten und Patrouillen , aber die eigentliche Stadtumwallung entbehrte deren desto

mehr.

Da lagen

auf den Wällen ,

die

auf

lange Strecken direkt von belebten Straßen zugänglich waren , an welche die Häuser fertigen Granaten ,

oft fast unmittelbar

anstießen , tausende

in Haufen geschichtet.

traversen zwischen den

Geschüßständen ,

von

Da waren die Hohlangefüllt

mit

Geſchüß-

154

8.

In Met und auf den Forts .

kartuschen in offenen Fässern mit Friktionsschlagröhren und ähnlichem Zündungsmaterial, entweder gar nicht oder nur so schlecht verschlossen, daß sie leicht zu erbrechen waren , was offenbar auch bei mehreren solche

geschehen

Gelegenheiten

daran erkennen ,

war.

nicht

Daß sich aber

hatte

die liebe Jugend

entgehen lassen ,

konnte

man

daß es nichts Seltenes war , Kinder auf offener

Straße mit Pulver spielen und dasselbe in kleinen Häuschen auf dem Straßenpflaster

entzünden zu sehen.

Daß solche

Zustände

auch noch vorlagen , nachdem Met bereits zehn Tage in deutschen Händen war, beweist , welche ungeheure Arbeitslast auf der verhältnißmäßig schwachen Besaßung lag, die zunächſt noch dringendere Uebelstände zu beseitigen hatte. des

Die Unterbringung der beiden in Meß eingerückten Bataillone Regiments erfolgte nur zum Theil in Kasernen . Das

3. Bataillon war so glücklich, in der Ecole d'Application (der jeßigen Kriegsschule) ein Kasernenquartier zu erhalten ; das 1. Bataillon kam mit der 1. Kompagnie im Lycée Impérial, mit der 2. in der Ecole des

Jesuites, mit der

Capucins unter. des

1. Bataillons

3.

und 4. in dem

Institut

des

Die Unterkunft des 3. Bataillons war gut , die nur nothdürftig ;

sie entbehrte

vielfach

des

Lagerstrohs und der Decken, doch war man wenigstens unter Dach und konnte gemeinschaftlich kochen. Kaum waren die Kompagnien in ihren Wohnungen einigermaßen untergebracht , so begann nach guter preußischer

Sitte

ein eifriges Pußen .

Die Waffen hatte

man selbst beim schlechtesten Wetter immer noch gut im Stand erhalten und ihre Behandlung war ja auch einfach, aber die Bekleidung und Ausrüstung hatte sehr gelitten und ſah vielfach recht unansehnlich aus . Da fand sich denn manches Auskunftsmittel. In dem großen Arsenal lagen noch neue franzöſiſche Uniformen, namentlich Tuchhosen mit breiten rothen Streifen. Die Leute waren nicht wenig stolz , denen solche verpaßt wurden ,

aber sie

hatten sich zu früh gefreut ; die Hosen allerdings durften fie behalten, aber die rothen Streifen wurden abgetrennt und zur Aufbesserung

der

Kragen

verwandt .

Noch

fehlte

aber zum

großen Kummer manches braven Sergeanten das eigentliche Pußmaterial und war auch in Met so bald nicht zu haben , obgleich die Militär- Effekten - Handlung

von

nach wenigen Tagen einen Laden

Mohr

und

eröffnet hatte.

Speier schon Gepußt aber

Unterkunft in Met.

mußte nach so langer Versäumniß

doch

155

endlich werden ;

daher

schickten die Bataillone Unteroffiziere nach Mainz und ließen einkaufen, was fehlte.

Nun währte es nur wenige Tage, da waren

die Füsiliere wieder so blank und schmuck, wie sie vor dem Kriege gewesen waren . Im Uebrigen bestand

die Beschäftigung lediglich im Wacht-

und Arbeitsdienst, letterer namentlich im Arsenal. kam man nur sehr wenig. und die Arbeiter .

Zum Ererziren

Täglich gab ein Regiment die Wachen

Außer einer Hauptwache von 1 Offizier 5 Unter-

offizieren 120 Mann waren sieben Wachen an den Thoren

von

je 1 Offizier 2 Unteroffizieren 30 Mann , auf dem Bahnhof (2 Kompagnien) und zur Bewachung der Bahnlinie Sablon und Montigny ausgestellt ; die Außenforts waren ſelbſtverſtändlich durch be= sondere Abtheilungen besezt.

Zahlreiche Patrouillen durchstreiften

Tag und Nacht die Stadt und ihre nächste Umgebung ; kein Mann durfte in der ersten Zeit ohne Gewehr seine Wohnung verlassen, und jeden Morgen hatten die Ronde-Offiziere dem am 31. Oktober ernannten Gouverneur General-Lieutenant v. Löwenfeld zu melden, wie sie auf ihrem mehrstündigen Rondengang die Stadt gefunden. hatten. Doch kamen keinerlei Störungen vor. An Arbeitern be anspruchte der Bahnhof täglich 400, das Arsenal 200 Mann . Dem Mangel in der Stadt war bald abgeholfen worden. Nach wenigen Tagen schon konnte man auf dem Markt und in den Läden alles Mögliche finden und mancherlei Leckerbissen lockten den, der solches lange entbehrt hatte. Aber die Preise , die dafür von den Händlern verlangt wurden , waren auch dementsprechend. Wurde doch für eine frische Semmel von Weißbrot , für die man in der Heimath

3

1 Frank (80 Pf.)

Pfennige zu zahlen verlangt.

gewohnt war, bis zu

Solchen Preisen gegenüber war es

eine Nothwendigkeit, daß den Offizieren eine Beihülfe gewährt wurde, und sie bestand

darin, daß die Stadt Metz jedem Offizier und

Offiziervertreter eine tägliche Zulage von 6 Franks zu zahlen hatte, wovon der Betrag für die etwa in Natur empfangene Verpflegungs portion mit 75 Pfennigen abgezogen wurde. Diese Portion aber bezogen so ziemlich Alle weiter, denn selbst mit Zuhülfenahme der erwähnten 6 Franks war es kaum möglich, sich im Gasthause verpflegen zu lassen, sodaß die Offiziere mancher Kompagnie sich wie früher im Biwak ihre Portion von den Burschen zubereiten ließen

156

8.

In Meg und auf den Forts.

und sich damit nicht am schlechtesten standen.

Von den Burschen

war ohnehin mancher ein ganz geschickter Koch geworden . Nach wenigen Tagen schon, am 4. November, trat ein theilweiser Wohnungswechsel ein.

Die 3. und 4. Kompagnie bezogen

das Fort Queuleu.

Damit hatten sie freilich keinen guten Tauſch gemacht, denn das Fort befand sich in einem unglaublichen Zustande. An und für sich war es ein ausgedehntes und starkes Werk mit

trockenen bis zu 60 Fuß tiefen und breiten Gräben , mit einer Geſchüßausrüstung von 70 Stück und berechnet für eine Besaßung von 2-3 Bataillonen .

Aber welcher Zustand im Innern !

den Kasematten waren erst einige gereinigt,

Von

um die geringe Be-

sagung von zwei Kompagnien aufnehmen zu können ; die übrigen be= fanden sich noch in einem unerhörten Schmutzustande. Der Hof des Forts war eine große Kothmasse und darin lagen tausende von Gewehren, Karabinern, Säbeln, untermiſcht mit Torniſtern, Lederzeug, Trommeln , Musikinstrumenten , Schanzzeug , allerlei Armeegeräth, Faschinen , Schanzkörben, Bauholz ; ebenso fah es in den Gräben und in den nicht bewohnten Kasematten aus . Was aber das bedenklichste war, auch Munition, sowohl für Geſchüß als für Kleingewehr lag aufsichtslos in Maſſen überall umher , dazwischen Schlagröhren, Zündschnur und ähnliches Material, ſodaß die größte Vorsicht geboten war. mußten

zunächst

die

Um die dringendste Gefahr zu beseitigen, im

Freien umherliegenden Gewehre ge= sammelt werden ; die in Kasematten befindlichen hielt man unter Verschluß.

Die Gewehre wurden sämmtlich geladen vorgefunden, mußten also alle erst entladen und dann in regelmäßigen Haufen aufgestapelt werden, die lose Munition wurde außerhalb des Forts in Gruben geworfen und durch Begießen mit Waſſer unbrauchbar gemacht, die uneröffneten Patronenpackete in Kasematten aufgehäuft. So wurde nach und nach etwas mehr Ordnung und Sauberkeit im

Fort

geschaffen und damit auch die Gefahr verringert ; zur völligen Aufräumung waren allerdings Wochen nöthig . Für die artilleristische Ordnung sorgte die bald eintreffende Festungsartillerie-Kompagnie und der Feuerwerker. Während so das 1. und 3. Bataillon in Meß untergebracht und beschäftigt waren, hatte das 2. Bataillon eine anderweite Verwendung gefunden . Am 1. November , als die beiden anderen Bataillone nach Meß abrückten , ging dem 2. der Befehl zu , nach

Fort Queuleu .

157

Das 2. Bataillon nach les Etangs .

les Etangs zu marſchiren und dort die Bewachung eines Gefangenenlagers zu übernehmen . Das Bataillon sammelte sich um 10 Uhr bei Courcelles- Chauſſy und erreichte nach 11/2 stündigem Marsch das Dorf les Etangs , wo bis dahin ein Bataillon des 45. Regiments die Bewachung der Gefangenen gehabt hatte.

Kommandant der

Etappe war der Oberst - Lieutenant Bauer vom 19. Regiment. Der Dienst geschah in der Weise, daß jedes Mal zwei Kompagnien die Bewachung des Lagers hatten, in welches täglich 10-12 000 Franzosen in 4-5 Transporten, von St. Barbe kommend, einrückten, um am anderen Morgen nach Bolchen (damals Boulay), der nächsten Etappe, weiter befördert zu werden.

Der Lagerplay war nördlich

des Dorfes auf einer erhöhten Fläche abgesteckt und schloß in sich ein Wäldchen, welches das Holz, und einen Bach, welcher das Wasser lieferte,

ringsum

natürlich

von Posten

umstellt.

Die

Haupt-

schwierigkeit war immer , die einzelnen Transporte , die oft fast gleichzeitig anlangten, so lange auseinander zu halten, bis die Austheilung der Verpflegung erfolgt war. Dann wurden die zwischen den einzelnen Transporten aufgestellten Posten eingezogen und sie konnten sich nach Belieben ließen sich übrigens

untereinander

bewegen .

Die Leute

leicht leiten und wurden möglichst in ihren

gewohnten Truppenverbänden gelassen. Sehr wesentliche Dienste leisteten die französischen Unteroffiziere, besonders die Adjutanten und Sergeant Majors (unseren Feldwebeln entſprechend) und lag es auch in unserem Interesse, diesen ihre Vorgeseztenstellung nach jeder Richtung hin zu erhalten. Das Meiste ordnete man durch Signale. War ein Transport eingetroffen, so wurden zunächst durch Signal die Adjutanten und Sergeant-Majors zusammenberufen und ihnen die nöthigen Befehle ertheilt ;

dann erfolgte ebenfalls auf Signal

das Aufschlagen der Zelte, der Empfang der Lebensmittel , Holzholen, Waſſerholen u . s. w .

das

Eintreffende Marketender wurden

den einzelnen Abtheilungen zugetheilt und überwacht, und ſo ging Alles ruhig ab.

Die einzelnen Transporte enthielten nach Mög-

lichkeit geschlossene Truppentheile; so bildete z . B. am 2. November den ersten Transport hauptsächlich das 60. Infanterie - Regiment, den zweiten Huſaren und Dragoner, den dritten drei Regimenter Chaſſeurs d'Afrique, das 2. und 10. Regiment der Chasseurs à Cheval und Theile des 19. Artillerie : Regiments , den vierten das 100. und Theile des 12. Infanterie- Regiments und

158

8.

In Meg und auf den Forts .

etwas Artillerie , den fünften das 73. Infanterie - Regiment und Theile des 9. und 12.

Mit beſonderer Theilnahme betrachteten

unsere Leute ihre eigene Regiments- Nummer auf den Kragen und Käppis des 73. regiment de ligne .

Von allen Transporten waren

stets am besten geordnet und in guter Haltung die Jäger und die Artillerie , dann die Infanterie und am wenigsten die Kavallerie. Unter den Gefangenen befanden sich, namentlich unter der Reiterei, viele Elsässer und Lothringer, die deutsch redend mit großer Wißbegierde bei unseren Leuten sich nach den deutschen Militärverhältnissen erkundigten.

Sie nahmen

als selbstverständlich

an ,

daß

Elsaß und Lothringen wieder zu Deutschland kommen würde und wünschten zu erfahren, wie es nun wohl mit ihnen werden würde. Viele waren sogenannte Rengagés ,

d.

h. Leute ,

die sich

nach

Ablauf ihrer Dienstpflicht gegen Geldentſchädigung zu einer ferneren Dienstzeit verpflichtet oder, wie sie es sehr bezeichnend ausdrückten, ſich verkauft hatten.

Auch sonst fand viel Verkehr, ſelbſt Handel mit den

Gefangenen statt.

Um sich Geld zu verſchaffen, verkauften viele der

alten Soldaten ihre Kriegsdenkmünzen aus den früheren Feldzügen. Medaillen vom Krimfeldzuge und von den Kriegen

in Italien,

in China und Meriko waren zahlreich vertreten und ihre Besizer konnten manches

Interessante davon

berichten.

Auch über die

Schlachten bei Meß und über die Leiden der langen Einschließung. wußten sie viel zu erzählen, und wenn sie auf Bazaine zu sprechen kamen, begann wieder das alte Märchen vom Verrath.

Bazaine

habe 30 Millionen für die Uebergabe bekommen , Meß sei noch für zwei Jahre verproviantirt gewesen ,

die Lebensmittel ,

welche

den Gefangenen gereicht würden, stammten alle aus Meß und was des blühenden Unsinns mehr war. Am 6. November kamen die leßten Transporte an, im Ganzen etwa noch 5000 Mann, darunter einige Hundert, die ohne jede Begleitung eintrafen , sich vorschriftsmäßig meldeten und mit nach Deutschland geschickt zu werden verlangten.

Ob sie vergessen worden

waren oder sich von einem früheren Transport verloren hatten, war nicht festzustellen ; jedenfalls wurde ihr Wunsch, mit nach Deutschland zu kommen, erfüllt.

Begleitet wurden die Gefangenen-

Transporte von Landwehrmannschaften der Division Kummer. glücklicher Umstand war es ,

Ein

daß sich während dieser Gefangenen-

bewachung und Begleitung das Wetter gebessert hatte.

War es

Gefangenenlager von les Etangs.

159

auch ziemlich kühl und während der Nächte sogar empfindlich kalt, so war es doch trocken und deshalb leichter zu ertragen. Auch kamen die Leute immer nur einen Tag um den anderen zur Bewachung, da die beiden Halbbataillone 6. und 7. , 5. und 8. Kompagnie damit täglich wechselten. Am 7. gingen die leßten Transporte , welche übrigens viele Kranke enthielten, von les Etangs ab und zugleich dem Bataillon der Befehl zu , zu stoßen.

am nächsten Tage in Mez wieder zum Regiment

Fouriere marschirten noch am selben Tage ab.

Ueber

die Verwendung für die nächste Zeit waren die verschiedensten Vermuthungen verbreitet.

Nach den Einen ſollte das Regiment in Met

bleiben, nach den Anderen Diedenhofen belagern, nach noch Anderen nach Nancy in Garnison kommen. Bei kühlem, windigem Wetter wurde am Morgen des 8. November der Marsch nach Meß angetreten über St. Barbe, Noiſſe= ville, Lauvallier, Bellecroir.

Bei letterem Orte fand ein längerer

Halt statt, um das dicht daneben liegende Schlachtfeld vom 14. Auguſt und besonders die Ruhestätten der gefallenen Kameraden zu besuchen. Daß dabei die damaligen Erlebnisse noch einmal gründlich besprochen . wurden, war natürlich ; hatte doch das Bataillon einen hervorragenden Antheil an dem ſiegreichen und blutigen Kampfe genommen. Der Anblick, welchen die Gegend vor der Stadt bot, war noch fast derselbe, wie ihn damals beim Einrücken das 1. und 3. Bataillon gehabt hatten ; nur menschliche Leichname sah man nicht mehr auf den Feldern liegen, Pferdekörper dagegen noch vielfach. Am Eingang

von Meß

an der Porte des Allemands ,

wo

der Regiments -Kommandeur Oberst - Lieutenant v. Loebell das Bataillon begrüßte, ging dieſem ſeine neue Bestimmung zu . Die 6. und 7. Kompagnie sollten die 3. und 4. auf dem Fort Queuleu ablösen und rückten sofort dahin ab. Welche Verhältnisse sie dort vorfanden, haben wir oben bei den zuleßt genannten Kompagnien gesehen; die 5. und 8. erhielten Unterkunft in der Stadt, die aber zum Theil sehr mangelhaft war ; so kam z. B. die 5. Kompagnie in ein kaiserliches Tabacksmagazin in der Rue de Cambaret, welches fich durch Mangel an Allem , auch den nothdürftigsten Bequemlichkeiten, wie Lagerstroh, Decken, Holz und dergleichen auszeichnete. Am zweiten Tage bezog deshalb die Kompagnie Stadtquartier bei den Bürgern .

160

8.

In Meg und auf den Forts.

Beschäftigung und Dienst blieben zunächst noch wie oben geschildert.

Eine Veränderung

ein, welches

trat

am

13. für das 1. Bataillon

zur Bedeckung der Korps-Artillerie bestimmt wurde,

die in den Ortschaften des Moselthals zwischen Meß und Diedenhofen untergebracht war.

Es rückten demgemäß der Bataillonsſtab

mit der 2. Kompagnic, Premier-Lieutenant v. Kortfleisch, nach Maizières, die 1. Kompagnie, Hauptmann Schröder , nach Hagondange, die 3., Hauptmann v. Koschkull , nach Ay , Hauptmann Schlüter , nach Ennery . die Verpflegung gut. als

in Meg

und

immer rechtzeitig

und die 4.,

Diese Drte waren leidlich,

Für die Offiziere war es erheblich billiger

dadurch, daß die Marketender ihre Bestände aus Saarbrücken

ergänzen konnten ,

auch mit

hinreichender Abwechselung. Die Quartiere des 1. Bataillons bezogen die 5. und 8. Kompagnie und kam namentlich erstere in dem Lycée Impérial recht gut unter. Dieses war als Lazareth eingerichtet und nachher von der 1. Kompagnie belegt gewesen.

In Folge deſſen

konnte die

Kompagnie kasernenmäßig untergebracht werden und als Wichtigſtes fanden sich genügende Küchenräumlichkeiten vor , die sofort zum gemeinschaftlichen Kochen benutzt wurden.

Aber die Freude über

dessen schnelle und saubere Einrichtung der

das gute Quartier , Regiments-Kommandeur bei einer Besichtigung lobend anerkannte, sollte nicht lange dauern. Am 13. bezogen , mußte es schon am 18. wieder gewechselt werden . Das neue Ziel war das Fort Plappeville, welches die 5. und 8. Kompagnie beseßen sollten, wie die 11. und 12. das benachbarte Fort St. Quentin schon seit dem 7. bewohnten.

Die beiden Forts ,

jezt Fort Alvensleben und Veſte

Friedrich Karl genannt, liegen auf dem nordwestlich von Met steil aus dem Moselthal ansteigenden Berge St. Quentin und beherrschen einestheils das Moſelthal, andererseits den Höhenzug, deſſen südliches Ende der Berg St. Quentin ist. Die Anlage der Werke war dieselbe wie damals bei allen Forts um Meß : eine zuſammenhängende, an den Flügeln zurückgebogene Front von mehreren Bastionen mit breiten und

tiefen ,

größtentheils

in Felsen ge-

hauenen oder gemauerten Gräben ; dahinter ein hoher Kavalier, auf dem sich die zweite Reihe der Geschüße und in welchem ſich die Kaſematten zur Unterbringung der Besaßung und die Pulvermagazine befanden ; die Kehle durch hohe Traversen und eine starke Mauer

Das 1. Bataillon als Bedeckung der Korps -Artillerie.

161

geschlossen. Die Verhältnisse und Zustände auf den verschiedenen Forts waren überall fast die gleichen ; deshalb sollen eingehender nur diejenigen des Forts Plappeville besprochen werden, welche dem Regiment so unheilvoll geworden sind. Nach etwa 11/4stündigem Marsch trafen am 18. November die 5. Kompagnie unter Premier-Lieutenant Breyding , die 8. unter Hauptmann v. Schmid auf dem Fort Plappeville ein und lösten daselbst eine Kompagnie des 15. Regiments unter Premier-Lieutenant v. Ditfurth ab. Von einem Unterkommen beider Kompagnien konnte übrigens keine Rede sein ; so blieb denn die 5. im Fort, die 8. bezog Unterkunft in dem am Fuß des Berges gelegenen Dorfe Plappeville . Außer der 5. Kompagnie befand sich im Fort als Besaßung die 7. Kompagnie des Westfälischen Festungsartillerie-Regiments Nr. 7 unter Hauptmann Zimmermann und als weniger angenehme Zugabe 220 franzöſiſche Kriegsgefangene, die wahrscheinlich in den Dörfern um Met versteckt gewesen und nach und nach aufgefunden worden waren. Der Zustand des Forts war natürlich nicht mehr ein so trostloser, wie ihn z. B. die 3. und 4. Kompagnie gleich nach der Uebergabe in Queuleu vorgefunden hatten, aber er war doch noch schlimm genug.

Die Waffen allerdings und die Munition waren

in verschlossenen Räumen untergebracht, was auch Angesichts der Gefangenen, die im Werk frei umhergingen, dringend nöthig war ; aber im Uebrigen sah es im Hofe des Forts noch sehr wüst aus. Haufen von Ausrüstungsstücken , Wagen , Proßen , den Wohnräumen ,

Unrath aus

welche die Franzosen in einem unglaublichen

Zustande zurückgelassen hatten , Brenn- und Bauholz , Faschinen, Schanzkörbe

und

weiſe in Haufen

dergleichen

bedeckten

zusammengebracht.

herliegenden Patronen

nicht

den Boden , Daß

die

mehr gebrauchsfähig

erst

theil-

maſſenhaft umwaren,

dafür

ſorgte der Schlamm, welcher den Boden überzog und durch welchen erst in einigen der nothwendigsten Richtungen feste Wege angelegt waren. Als Unterkunftsräume dienten Kasematten, die in zwei Stockwerken übereinander in dem Kavalier sich befanden. Sie waren auf Unterbringung von zwei Bataillonen berechnet und hatten ihre Zugänge in einer großen Treppe, welche in der Mitte, und zwei kleineren,

welche an den Enden in die oberen Räume führten. 11

162

8.

In Met und auf den Forts.

In der Mitte zu beiden Seiten der großen Treppe wohnten im ersten

Stock die

5. Kompagnie,

französischen

Gefangenen ,

rechts

links die Festungs -Kompagnie.

daneben die

Die ganze lange

Reihe der unteren Kasematten war zum größten Theil mit Waffen, namentlich Gewehren, mehrere Kasematten bis unter die Decke mit Patronen angefüllt.

Ein Raum in der Mitte diente als Kantine.

Einige Räume waren noch nicht zu gebrauchen, weil aus denselben noch nicht das darin liegende faulende, mit allerlei Unrath vermiſchte Stroh entfernt war.

Küchen, Brunnen und Heizmaterial genügten.

Die Einrichtung der Mannschafts -Kasematten war vollſtändig kasernenmäßig und Dank den Bemühungen unserer Vorgänger auch ziemlich sauber ; gekocht wurde gemeinschaftlich.

Die Offizierwohnung

befand sich etwa 100 Schritt davon am Ende des Hofes in einem Kavalier, in welchem zugleich ein großes Magazin Geſchüßmunition lag.

mit fertiger

Derselbe war zweckmäßig und ausreichend

ausgestattet und namentlich auch mit

einer Küche versehen , ein

den Burschenköchen sehr willkommener Umstand .

Im Freien an

offenen gemauerten Feuerstellen kochten nur die franzöſiſchen Kriegsgefangenen. Kommandant des Forts war der Hauptmann Zimmermann. Mit beiderseitigem Einverständniß wurde der Dienſt dahin geordnet, daß der Infanterie im Besonderen die Bewachung des Werkes und der Gefangenen , das Aufräumen und Reinigen der Kasematten, Entladen und Aufſtapeln der Gewehre, Wegschaffen der Infanterie-Munition, der Festungs-Kompagnie die artilleriſtiſche Arbeit oblag . Die Aufräumung und Säuberung des Hofes wurde durch Zivilarbeiter mit Zuhülfenahme eines Theiles der franzöſiſchen Gefangenen besorgt. An Wachen wurden täglich von der Infanterie 2 Unteroffiziere 30 Mann gestellt : eine Wache von 1 Unteroffizier 18 Mann am Haupteingang des Forts , eine von 1 Unteroffizier 12 Mann an dem zweiten Eingang, wo der Schienenweg und die Wasserleitung auf einer schwachen Holzbrücke den Graben überPosten standen außer an den Eingängen und vor den Gefangenen je einer in den vier Bastionen . Die nicht auf Wache

schritten.

befindlichen Leute durchstreiften theils als Patrouillen das Gelände um das Fort und nach dem Fort St. Quentin zu, theils waren sie mit den oben erwähnten Arbeiten beschäftigt. Besondere Sorgfalt wurde dabei auf das Entladen der Gewehre und das Beseitigen

Fort Plappeville. der Munition verwendet,

denn

163

es wäre doch zu günstig für die

Franzosen gewesen, wenn sie bei einem etwaigen Ausbruchsverſuch gleich die geladenen Gewehre zur Hand gehabt hätten. So wurde denn dieses Geschäft mit besonderem Eifer betrieben, die Gewehre sogleich nach dem Entladen in übersichtliche Haufen von je 500 Stück gelegt, die Patronen mit den Händen in Schiebekarren gelegt, ſo aus dem Werk hinausgefahren, draußen in Gruben geschüttet, mit Waffer übergoffen und dann mit Erde bedeckt. Am 20. Morgens fand eine eingehende Besprechung der Verhältnisse in dem Fort durch die drei Kompagnie-Führer, Hauptmann v. Schmid , Hauptmann Zimmermann und Premier-Lieutenant Breyding statt und daran anschließend eine genaue Besichtigung des ganzen Werkes unter Zuziehung des Oberfeuerwerkers Stroth und des Wallmeisters Vogt.

Dabei kamen die vielfach noch vor-

handenen Uebelſtände und die Art, wie dieſen allmälig abzuhelfen sei, gründlich zur Sprache. Das Fort selbst zeigte sich als ein zwar noch nicht völlig ausgebautes , aber sturmfreies und starkes Werk von vier ganzen und zwei halben Bastionen mit dahinter liegendem Kavalier und

einer Geſchüßausrüstung

von 82 Stück.

Besorgnißerregend waren die Mittheilungen, welche dabei der Oberfeuerwerker Stroth über die Zustände in den Hohlräumen, besonders in den fünf vorhandenen Pulver- bezw. Geſchoßmagazinen machte. Danach befanden sich dieselben größtentheils noch in einem geradezu unerhörten Zustande , da auch die angeſtrengteſte Arbeit bisher nur einen kleinen Theil hatte in Ordnung bringen können. Da

lagerten z.

B.

in den

Magazinen

die

Pulvertonnen

in

5-6 Reihen übereinander geschichtet, ohne die erforderlichen Filzoder Haardecken dazwischen , manche schadhaft , sodaß Pulver herausgelaufen war ; auf dem Fußboden lagen verstreute InfanteriePatronen, loſes Pulver, Friktionsschlagröhren, Zündschnur u . dgl. umher ; dazu war die vorgeschriebene Sicherheitslaterne zerbrochen, die Thüren nur nothdürftig aus Brettern zusammengenagelt und undicht, kurz Alles in einem so verwahrlosten Zustande,

daß es wohl begreiflich war, wenn der Oberfeuerwerker nach seiner eigenen Aeußerung jedesmal ein unheimliches Gefühl des Grauſens empfand, wenn er ein Magazin betreten mußte ; ein Unglück herbeiführen . schrecklich bestätigen.

konnte doch jeder Schritt

Leider sollten sich diese Befürchtungen

11*

164

8.

In Meh und auf den Forts.

Am nächsten Morgen, Montag den 21. November, hatte um 8 Uhr früh der gewöhnliche Dienst begonnen . Ein Theil der 5.

Kompagnie befand sich

Skauradzun,

auf Wache

unter dem

Sergeanten

ein Theil war mit den gewohnten Arbeiten des

Gewehrentladens und Wegschaffens der Munition beschäftigt , ein anderer Theil endlich sollte behufs Prüfung der Einjährig - Freiwilligen Unteroffiziere Cramer und Kraft eine Felddienstübung machen . Der Kompagnie-Führer Premier Lieutenant Breyding und der Vizefeldwebel Domeyer hatten den Beginn und richtigen Fortgang der Arbeiten beaufsichtigt und waren soeben

in ihre Kase-

matte zurückgekehrt. Die beiden anderen Offiziere der Kompagnie, Premier-Lieutenant Kern und Lieutenant der Reserve Mantell , waren nach Meß beurlaubt.

Der Oberfeuerwerker Stroth hatte

vor wenigen Augenblicken im Hofe des Werks sich von dem SekondLieutenant Schmidt der Festungsartillerie-Kompagnie getrennt mit dem Bemerken, daß er sich in das den Kasematten zunächst gelegene sogenannte Verbrauchs -Pulvermagazin begeben wolle, in dessen Vorraum 16 Mann der Artillerie arbeiteten, und konnte dasselbe wohl eben erreicht haben, da erschütterte plößlich bald nach 9 Uhr einem Erdbeben gleich ein furchtbarer Knall ,

dem

nach wenigen Sekunden

ein zweiter folgte, das ganze Werk, während zugleich durch Pulver dampf und Staub der Tag zur Nacht gemacht wurde. Ein dichter Hagel von Erdstücken, Mauersteinen,

Balken, Faschinen praſſelte

auf den mit Menschen gefüllten Hof hernieder, alle, die durch die furchtbare Gewalt noch nicht weggeschleudert waren , zu Boden schmetternd .

Das Verbrauchs - Pulvermagazin , welches der Ober-

feuerwerker vermuthlich eben betreten hatte ,

war in die Luft ge-

flogen und hatte eine entseßliche Verwüstung im Fort angerichtet, eine Menge Menschenleben vernichtet. Wodurch das Unglück entstanden sein mag, wird nie aufgeklärt werden können ; diejenigen, welche dem Drte der Entzündung zunächst waren , der Oberfeuerwerker und die Artilleristen , kamen alle dabei um, theils durch die Gewalt des Luftdrucks hinweggeschleudert, theils durch die Erdmassen verschüttet.

Der Kommandant des Forts , Hauptmann Zimmermann , stand im Augenblick der Explosion auf dem Kavalier nicht sehr fern der Unglücksstätte.

Er wurde, zum Glück durch eine Traverse etwas

geschüßt, zu Boden geschleudert und blieb eine Zeit lang bewußtlos,

Explosion auf Plappeville.

erholte sich aber nach einiger Zeit wieder .

165

Der Führer der 5. Kom-

pagnie, Premier -Lieutenant Breyding , befand sich im Moment des Unglücks in seiner Kasematte , im Begriff sich zum Kaffee niederzuseßen . Er wurde durch die Erschütterung des Gebäudes zu Boden geworfen, raffte sich aber sofort auf und stürzte , den abgelegten Säbel rasch an sich reißend , aus der Wohnung . Im Dunkeln durch einen Hagel von Steinen und Balken eilend , die um ihn herum niederfielen , blieb er wie durch ein Wunder unverlegt. Beim Kompagnie-Revier angelangt, fand er Alles in der heillosesten Verwirrung . Todte und Verwundete lagen in Menge umher ; aus den Wohnräumen der Kompagnie drang durch die zerstörten Fenster dicker Qualm, untermiſcht mit Feuerschein ; aus den Kasematten im Erdgeschoß, wo die Patronen gelegen hatten, schlugen die Flammen und erfolgten Schüsse . Zunächst trieb nun Premier-Lieutenant Breyding Alle, die ſich noch lebend im Hofe befanden oder verwundet gehen konnten, aus demselben hinaus , neue Entzündung

eines

denn jeden Augenblick konnte man eine der

anderen Pulvermagazine erwarten ;

ſollten dieſe doch, wie der Zivilbaumeister, welcher das Fort gebaut hatte, noch am Tage vorher erzählte , durch eine doppelte Leitung untereinander in Verbindung stehen.

Vor dem Eingang des Werkes

ließ dann der Kompagnie-Führer die französischen Gefangenen, die von der Wache umstellt

in

einer Vertiefung zusammengetrieben

worden waren, ordnen und zur Unterbringung in Scheunen u . s. w. nach dem Dorfe Plappeville hinabführen ;

ebendahin wurden die

Verwundeten, soweit sie schon aus dem Fort heraus waren, theils geführt, theils getragen.

Diese Anordnungen des Kompagnie-Führers

brachte der in dieſem Augenblick aus Meß zurückgekehrte PremierLieutenant Kern zur Ausführung ,

während

gleichzeitig der Rest

der Kompagnie ohne Waffen und Ausrüstung gesammelt und ge= ordnet wurde.

Noch befanden sich aber Verwundete im Werk und

zu deren Rettung, während im Uebrigen das Betreten des Forts verboten wurde, forderte Premier-Lieutenant Breyding Freiwillige Mehr als nöthig meldeten sich ,

darunter zeichneten ſich be-

sonders der Unteroffizier Niemeyer,

auf.

die Füsiliere Wilde und

Eigner, sowie die Einjährig-Freiwilligen Brörken und Hültje aus. Mit diesen, sowie dem Lieutenant der Reserve Mantell und dem Vizefeldwebel Domeyer begab sich Premier-Lieutenant Breyding

166

8. In Meß und auf den Forts .

wiederholt in das Fort und gelang es so, noch eine Anzahl Verwundeter, ohne Unterschied Deutsche, Franzosen und Zivilarbeiter, herauszuschaffen und der ärztlichen Pflege zu übergeben. Dieſe Beschäftigung war nicht ohne Gefahr , denn wenn auch keine Pulverentzündung mehr erfolgte, so durchkreuzten doch zahlreiche Geschosse aus den in den Kasematten verbrennenden Gewehren den Hof und selbst aus

den brennenden Patronenpacketen schlugen

Geschosse mit großer Gewalt gegen die Mauern des Hofes.

Glück-

licherweise jedoch wurde bei dem Rettungswerk Niemand mehr verlegt.

In unerschrockenster Weise betheiligten sich hierbei auch

der von Woippy herbeigeeilte Assistenzarzt Dr. Tenholt vom 8. Feldlazareth und der Pfarrer des Dorfes Plappeville, Mr. Lennuyeur.

Erst als nach wiederholtem Durchsuchen des

ganzen Werkes keine Verwundeten mehr, sondern nur noch Todte gefunden wurden, und nachdem schließlich der Kommandant Hauptmann Zimmermann auf das Bestimmteste das fernere Betreten des Forts verboten hatte, wurde dasselbe von den Obengenannten geräumt und von der 8. Kompagnie in weitem Umkreise mit Posten umstellt. Der Zustand des Forts im Innern war ein grauenhafter.

Die Befestigungswerke an sich hatten zwar nur geringen

Schaden genommen .

An der Stelle, wo das Pulvermagazin fich

befunden, gähnte ein etwa 40 Fuß tiefer, auf der Sohle 30 Schritt langer und 20 Schritt breiter Trichter, der sich nach dem Hofe zu öffnete, wohin die Pulvergase des mit 70 Centner Pulver gefüllt geweſenen Magazins

ihren Ausweg

gefunden hatten.

Nach dieser

Richtung hatten sie denn auch , während das Werk nach seitwärts und rückwärts wenig gelitten hatte, mit furchtbarer Gewalt gehaust. Der Hof des Forts war überſäet mit Erdklumpen , Mauersteinen, Balkenstücken, Faschinentheilen , und aus diesem Chaos fahen da und dort die zerschmetterten Glieder zahlreicher Umgekommener hervor, beleuchtet von den Flammen der in Brand gerathenen verschiedenen Holzschuppen , welche sich im Hofe befanden. Dazu fnatterte in den Kasematten, wo die geladenen Gewehre durch die entzündeten Patronenhaufen in Brand gerathen waren, ein ununterbrochenes Gewehrfeuer. entwickelt, mag Folgendes

Von der Gewalt , ein Beispiel sein.

welche die Gaſe Ein 24 pfündiges

Geschüß hatte gerade über dem Magazin auf dem Kavalier gestanden ; das Rohr desselben war über das ganze Werk hinweg

Nach der Exploſion.

167

etwa 300 Schritt weit geschleudert und stand , bis an die Schildden felfigen Boden eingedrungen , aufrecht da. Ein

zapfen in

12 Pfünder war mit der Lafette etwa 120 Schritt weit bis in die entgegengesette Ecke des Hofes geworfen und dort zwischen dicken Baumstämmen fest eingeteilt. Weit in der Umgegend hatte man den Donner der Erplosion vernommen . Nach Meß gelangte die erſte beſtimmte Nachricht durch den unlängst von seinem Kommando als Ordonnanz - Offizier zurückgekehrten Führer der 6. Kompagnie, Auf einem Ritt zufällig in

Premier Lieutenant v. Kaldstein.

der Nähe von Plappeville , sah er das Ereigniß und brachte, in vollem Roſſeslauf zurückeilend , dem Bataillons- und RegimentsKommandeur, sowie dem Gouverneur die Meldung. Bald waren diese und ein Sanitäts-Detachement zur Stelle, als erstes ein von englischen Aerzten geleitetes , welches in seinen Wagen die unglücklichen Verlegten nach Meß in das im Lycée Jmpérial eingerichtete Lazareth brachte. Die Art der Verlegungen zeigte sich sehr verschieden. Ein Theil der Leute, namentlich solche, welche im Hof be= schäftigt gewesen, hatten, fortgeschleudert, Knochenbrüche und schwere Quetschungen, ein anderer Theil ebensolche durch herabfallende Steine und Balkenstücke erlitten ;

Andere

wieder hatten sich bei

dem Sprung oder Sturz aus den Fenstern verlegt ; diejenigen Leute endlich, welche sich in der Nähe der Patronenvorräthe befanden, waren zum Theil in schrecklicher Weise verbrannt ; Verschiedene endlich hatten durch losgehende Gewehre oder aus den Patronenpacketen geschleuderte Geschosse Schußwunden davongetragen. Das Fort war zunächst unbewohnbar geworden. Plappeville gewährte nicht Plaß genug ; so

rückte ,

Das Dorf

während

die

8. Kompagnie mit der Festungs - Kompagnie dort blieb und das Fort durch eine Postenkette absperrte, die 5. Kompagnie nach Met ab und erhielt im Lycée Impérial , wo die 6. Kompagnie bereits lag, Unterkunft, von dieſer in der freundlichsten Weise aufgenommen und verpflegt.

Die französischen Gefangenen waren von Plappe-

ville nach Montigny gebracht worden ,

um demnächst mit der

Eisenbahn nach Deutschland befördert zu werden . Am anderen Tage war es zunächst die Aufgabe der 5. Kompagnie, wenn möglich aus dem Fort Plappeville, deffen Betreten im Uebrigen auch seitens des Gouvernements verboten worden war, die Waffen und Ausrüstungsstücke der Kompagnie zu holen und ihre

168

In Met und auf den Forts .

8.

Todten zu sammeln.

Schon um 6 Uhr früh rückte der Kompagnie-

Führer mit dem Premier Lieutenant Kern , dem

Vizefeldwebel

Domeyer und 30 Mann ab ; geſchlafen hatte nach den Aufregungen des Tages vorher ohnehin Niemand. Im Fort fand sich noch Alles, wie Tags zuvor verlaſſen, vor ; in der einen Wohnkasematte

der Kompagnie brannte

es sogar

noch; in den unteren Räumen , wo die Patronenvorräthe gelegen hatten, war das Feuer erloschen und nur die Reste derselben und die Eisentheile von einigen tausend Gewehren lagen umher.

Von

den Wohnräumen zeigte sich nur die eine Kasematte durch Feuer beschädigt.

Von der Entzündung der darunterliegenden Patronen

war der steinerne Fußboden drei mal geborſten und hatte ſich dadurch das Feuer dem oberen Raume mitgetheilt.

Die Betten und das

Gepäck, sowie die Helme und Ausrüstungsstücke in diesem Zimmer waren verbrannt, die auf dem Flur aufbewahrten Gewehre, sowie die übrigen Kasematten vom Feuer jedoch nicht erreicht worden, der am Material

angerichtete Schaden

war somit nur gering.

Mit Zuhülfenahme der Sachen von den Todten und Verwundeten konnten deshalb vollständig

alle

dienstfähigen Leute der Kompagnie wieder

ausgerüstet werden .

Das Wohngebäude selbst hatte

mit Ausnahme der zertrümmerten Fenster und der

einen

be-

schädigten Kasematte nicht gelitten ; die zwischen demselben und dem aufgeflogenen Magazin gelegene Poterne , in der auch die Treppe nach den Kasematten mündete, zeigte in ihren Mauern breite Riffe und von der Treppe waren mehrere der steinernen Stufen aus ihrer Lage gerückt .

Auffallender Weise war sogar die noch näher

an dem Pulvermagazin gelegene Stallkasematte, in der die Pferde des Kompagnie-Führers standen,

fast gar nicht beschädigt.

Mit

großer Unerschrockenheit hatte unmittelbar nach der Explosion der Trainsoldat Gleiß die geängstigten, an allen Gliedern zitternden Thiere aus dem Stalle und aus dem Fort geführt. Mit dem Ausräumen der Kasematten begann gleichzeitig das Zusammensuchen der unglücklichen Opfer. Sie boten einen erschütternden Anblick dar. Die nicht in der Nähe der Unglücksstätte sich befunden hatten und durch die herabfallenden Steine und Balken getödtet waren, zeigten zwar vielfach entseßliche Verlegungen und Verstümmelungen , kenntlich ;

aber sie waren doch meist noch

wahrhaft grauenvoll aber war der Anblick derjenigen,

Opfer der Exploſion.

169

welche die volle Gewalt der Explosion getroffen hatte.

Manche,

im

hohen Bogen über das Fort hinweg geschleudert , lagen im Graben, ja jenseits desselben ; theilweise mußten sie brennend dahin

gelangt sein.

Andere waren mit solcher Gewalt gegen Mauern geworfen, daß buchstäblich nicht ein Knochen im Körper ganz ge= blieben; noch Andere waren vollständig zerrissen, so daß die einzelnen Stücke zusammengesucht werden Kompagnie machten

es

nur

mußten.

Bei sechs Leuten der

die gefundenen Erkennungsmarken

möglich, festzustellen, wer hier sein Ende gefunden hatte, da ſelbſt die nächsten Bekannten die verstümmelten Körper nicht wiederzuerkennen vermochten. Ein besonders tragisches Geschick hatte willigen Unteroffizier Cramer ereilt. ſollten an dieſem Tage ,

den Einjährig -Frei-

Die Einjährig - Freiwilligen

wie oben erwähnt , bei einer Felddienst-

übung ihre Befähigung zur Weiterbeförderung darthun . Um ſich dafür noch etwas vorzubereiten , saßen die beiden Einjährig= Freiwilligen Unteroffiziere Kraft und Cramer am Fenster ihrer Kasematte und studirten im Inſtruktionsbuch , erfolgte.

als die Exploſion

Beide wurden durch den Luftdruck in das Zimmer zurück-

geschleudert.

In der Verwirrung und durch den eindringenden

Pulverdampf behindert, der Kasematte

lief Cramer statt zur

Ausgangsthür

nach der auf den Flur hinter den Wohnräumen

führenden Thür . durchzugs wegen

In diesen

Gängen

befanden

sich

des

Luft-

im Fußboden eingelassene starke eiserne Gitter.

Eines derselben war durch die Erschütterung aus seiner Lage geriffen und in den Gang des Erdgeschosses hinabgefallen . Durch diese Deffnung stürzte in der Dunkelheit Cramer auf den Steinboden des unteren Flures hinab ,

erlitt einen Schädelbruch und

wurde dann durch die Flammen der entzündeten Patronenvorräthe noch halb verbrannt. Seinem Kameraden Kraft erging es glücklicher. Dieser eilte im ersten Schrecken auch nach der dem Ausgange entgegengeseßten Seite, lief durch die sämmtlichen Kasematten und suchte nach der Seite, wo die französischen Gefangenen lagen, einen Ausweg . Als er hier Alles verschlossen fand , kehrte er wieder um und verließ auf dem gewöhnlichen Wege die Kasematten, wo, wie schon erwähnt, die Treppe zwar beschädigt, aber doch noch gangbar war.

Er kam so völlig unverleßt davon . Nicht alle Verunglückten konnten schon an diesem Tage auf-

170

8.

In Mez und auf den Forts .

gefunden werden, da eine Anzahl derselben, wie z. B. die meisten der umgekommenen Artilleristen, verschüttet worden war. hier gleich die Gesammtzahl

der

Gebliebenen

Doch sei

mitgetheilt.

Die

5. Kompagnie hatte an sofort Getödteten 1 Unteroffizier und 15 Mann, 4 Mann starben noch in den nächsten Tagen, 1 erst nach neun Monaten; verwundet waren außerdem 2 Unteroffiziere, 1 Lazareth= gehülfe und 21 Mann. (Siehe Verlustliste Anlage IX . ) Von der Artillerie wurden getödtet : 1 Oberfeuerwerker, 2 Unteroffiziere,

14

Mann ,

verwundet

dagegen

Niemand.

Von

den

französischen Kriegsgefangenen blieben todt 20 Mann, verwundet wurden 5. Zivilarbeiter starben 18, verwundet wurden 2. Geſammtverlust also 4 Unteroffiziere 72 Manntodt , 3 Unteroffiziere 28 Mann verwundet. Die Braven , welche in treuer Pflichterfüllung ein ſo jähes Ende gefunden hatten, sollte ein gemeinschaftliches Grab auf dem Friedhofe des Dorfes Plappeville vereinigen .

Dem widerfette sich

merkwürdiger Weise der Pfarrer Lennuyeur , der sich bei dem Unglück selbst so menschenfreundlich benommen hatte, aus dem Grunde, weil sich unter den Verunglückten Nichtkatholiken befänden. Als alle gütlichen Vorstellungen nichts fruchteten ,

ließ Premier-

Lieutenant Breyding troß seines Widerspruchs das Grab an einer noch nicht benußten Stelle des Kirchhofs herrichten.

Am 24. fand

dort die Beiseßung der bis dahin gefundenen Opfer der Explosion, 13 von der 5. Kompagnie, 2 Artilleristen und 3 franzöſiſche Soldaten mit aller militärischen Feierlichkeit statt, zu welcher alle nicht dienstlich verhinderten Offiziere und viele Angehörige des Regiments erſchienen.

Selbst Se. Excellenz der Gouverneur General-Lieutenant

v. Löwenfeld

wohnte mit seinem Stabe der Beerdigung

Die Leichenparade und die Träger stellte die 8. Kompagnie. einfaches Denkmal bezeichnet jezt die Stätte , Kameraden ruhen ; Gefallenen

bei. Ein

wo unsere braven

ihre Namen sind gleich den in der Schlacht

auf den Gedenktafeln des Regiments

verewigt.

Es

ſind : Der Einjährig - Freiwillige Unteroffizier Cramer, die Gefreiten Thies und Szerbinsky , der Einjährig - Freiwillige Rüggeberg , die Füfiliere Gerke, Pape, Sander, Gläseder, Rudolph, Winter, Harßig , Schrader , Algermiſſen , Kreth, Alsmeyer , und Dörge.

Fredmann ,

Horn ,

Rose,

Fröhlich,

Lücke

Auf den östlichen Forts. Die nächstfolgenden Tage gewohnten Beschäftigung .

171

vergingen dem Regiment in der

Das 1. Bataillon befand sich noch bei

der Korps-Artillerie zwischen Meß und Diedenhofen.

Die 2. Kom-

pagnie hatte am 17. mit Geſpannen, welche für einen Belagerungstrain bestimmt waren,

einen Marsch nach Verdun gemacht und

kehrte von dort am 23. zum Bataillon zurück , die 3. Kompagnie hatte ebenso einmal einen kurzen Abstecher nach Diedenhofen gehabt. Der Premier Lieutenant Stroedel war , an den Blattern erkrankt, ins Lazareth gekommen.

Das 2. und 3. Bataillon ver-

sahen den Dienst in Meß wie seither. Am 24. wurde dem Regiment durch Gouvernements-Befehl Mittheilung von dem am 19. stattgehabten Ueberfall des LandwehrBataillons Unna und der 2. Eskadron des Reserve - HusarenRegiments Nr. 5 in Châtillon, welche einen Verlust von 120 Mann, namentlich an Gefangenen ,

erlitten hatten ,

eine Mahnung zu

größter Wachsamkeit im Fall einer Entsendung. Der 1. Dezember brachte wieder

eine kleine Abwechselung .

Während schon bekannt geworden war, daß die 13. Division demnächst

nach Süden abrücken würde , indeß die 14. noch mit der

Belagerung der Festungen an der Belgischen Grenze beschäftigt war, erhielt das 2. Bataillon unerwartet wieder den Befehl , die Forts zu Forts

beseßen

und zwar mit der 5. und 8. Kompagnie die

St. Julien und

les Bordes

(heute v .

Manteuffel und

v. Zastrow), mit der 6. und 7. Kompagnie Queuleu und St. Privat bei Montigny (heute v. Goeben und Prinz August von Württemberg) .

Das 3. Bataillon verblieb mit der 9. und 10. Kompagnie

in Mek, mit der 11. und 12. auf dem Fort St. Quentin.

Der

Aufenthalt auf den hochgelegenen Forts war um diese Zeit schon nicht mehr behaglich, denn der Dezember hatte mehrere Grad Kälte und ziemlich viel Schnee

gebracht.

Die 6. und 7. Kompagnie

kamen auf Queuleu in gewohnte Verhältnisse ,

nur daß dieselben

fich gegen früher erheblich gebeſſert hatten ; die Unterkunft im Fort St. Privat war ebenfalls befriedigend. Die 5. und 8. Kompagnie erreichten nach einſtündigem Marſch das Dorf St. Julien, nach welchem das nahegelegene Fort benannt war und lösten dort eine Kompagnie des 55. Regiments ab. Vertheilung wurde 1 Offizier und

derart geregelt ,

30 Mann

erhielten ,

daß

die

beiden

Die

Forts

je

1 Offizier und 60 Mann

172

8. In Meg und auf den Forts.

Schloß und Meierei Grimont beſeßten, der Rest der 5. Kompagnie in St. Julien, der der 8. in Vallières untergebracht wurde.

Das

Unterkommen war in den beiden Dörfern gut, namentlich nachdem am Abend die 55 er die Wohnungen geräumt hatten , der Meierei Grimont,

ebenso auf

leidlich auf dem Fort les Bordes , dürftig

auf dem Fort St. Julien.

Dies lettere , welches dem Regiment,

als es bei Montoy auf Vorposten stand, täglich seine unfreundlichen Granatgrüße gesandt hatte, zeigte sich jezt zu Aller Erstaunen als ein durchaus

unfertiges

Werk.

In der Anlage ganz

ähnlich

Queuleu und Plappeville, stand es im Uebrigen weit hinter diesen zurück.

Nicht einmal die Gräben waren vollendet, und das Werk

somit nicht sturmfrei .

Die Wälle der Bastionen hatte man ziemlich

fertiggestellt und mit einigen 30 Geſchüßen beſeßt ,

der Kavalier

befand sich erst im Entstehen begriffen und demgemäß auch die Unterkunftsräume. Leichte Holzbaracken, die beim ersten Schuß in Brand gerathen wären , versahen deren Stelle. So hätte das Fort kaum einer Beschießung aus Feldgeschüßen widerstehen können . Geschüßt wurde es allerdings durch die theilweise vor demselben lagernde französische Armee. Verhältnißmäßig viel besser eingerichtet war die seitwärts des Forts gelegene Meierei Grimont. Hier zeigte sich wieder das unleugbare Geschick der Franzosen für solche Anlagen. Das steinerne Gebäude der Meierei , in der eingehendsten Weise

zur Vertheidigung hergerichtet

sprechende Maßregeln

auch

und

durch ent-

gegen Geschüßfeuer widerstandsfähig

gemacht, lag als Reduit in einer darum aufgeworfenen Schanze mit sturmfreien Wällen von starken Abmessungen mit einer Geschüßausrüstung von sechs Stück und für eine Beſaßung von drei bis vier Kompagnien bestimmt.

Im Anschluß daran war der theilweise

von einer Mauer umgebene Park ebenfalls zur nachhaltigſten Vertheidigung eingerichtet. Zustände

wie seiner Zeit

auf Queuleu

wurden auf St. Julien nicht mehr gefunden ,

und

Ordnung geschaffen und herrschte ziemliche Sauberkeit. suchen des

Dorfes

nach Waffen hatte

Plappeville

es war hier schon Das Durch-

aber doch noch Erfolg ;

wenigstens wurden in einem Keller unter Sand verborgen mehrere hundert französische Granaten und einige fünfzig Gewehre, größtentheils Chaffepots , sowie einige Zündnadelgewehre gefunden. Der Aufenthalt auf den Forts sollte aber nicht von langer

173

Neue Verwendung des VII . Armee-Korps. Dauer sein.

Schon

Kompagnien Befehl ,

am 3. Dezember Nachmittags wieder

nach Meg

55. Regiments traten an ihre Stelle.

erhielten die

abzurücken.

Theile

des

In Meß kam das 2. Bataillon

zum größeren Theil in der Chasseur-Kaserne, zum Theil in Bürgerhäusern, das 3. in der Ecole d'Application unter.

Zugleich erfuhren

fie, daß ihnen eine neue Verwendung bevorstehe, zu welcher das 1. Bataillon bereits abgerückt war.

9. Der Kommandirende

Nach Süden. General

des

VII.

Korps

General

v. Zastrow hatte am 27. November vom Großen Hauptquartier zu Versailles den Befehl erhalten, nach Süden abzurücken und sich zwischen das bei Dijon stehende Korps des Generals v. Werder und die gegen die Loire vorrückende II . Armee einzuſchieben. Für diese Aufgabe war zunächst nur die 13. Diviſion , die KorpsArtillerie und das seit der Uebergabe von Meß dem Korps zugetheilte 5. Reserve-Ulanen-Regiment verfügbar. lag

noch ihrer

Aufgabe ,

Eroberung

der

Die 14. Diviſion

französischen

Grenz-

festungen und Freimachung der nördlichen Eisenbahnlinie Paris ob.

nach

Selbst das Abrücken der 13. Division war nur je nach

dem Eintreffen der zur Besaßung von Meß bestimmten LandwehrBataillone möglich und erfolgte deshalb in verschiedenen Staffeln . Dem Regiment brachte die neue Bestimmung leider wieder eine getrennte Verwendung

der

einzelnen Bataillone.

Zunächſt

aber galt es , fich für den betreffenden Winterfeldzug vorzusehen. Rechtzeitig waren vom Ersatz - Bataillon

aus Münster Nachschübe

an Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken bezogen

worden.

Aus

dem in Meß errichteten Divisions - Magazin wurde das etwa noch Fehlende entnommen, ſo daß jeder Mann außer ausreichender Bekleidung und Ausrüstung auch mit warmem Unterzeug an wollenen Hemden, Halstüchern und Strümpfen versehen war, eine Vorsicht, die der ungewöhnlich strenge Winter des Jahres 1870 nur zu ſehr gerechtfertigt hat. Zuerst kam das 1. Bataillon des Regiments zur Verwendung. Es wurde mit dem 13. Regiment, dem 8. Huſaren-Regiment und den Batterien

Gasch

und

Schreiber

der

vom

General - Major

174

9.

Nach Süden .

v. d. Often- Saden befehligten Avantgarde der Division zugetheilt und verließ Meß bereits am 29. November Nachts mit der Eisenbahn. Seine Erlebnisse bis zur nächsten Wiedervereinigung mit dem Regiment sollen hier zunächst Erwähnung finden. Ueber Pont à Mouſſon, Frouard, Toul gelangte das Bataillon am Mittag des 30. nach Bar le Duc, wo es von dem EtappenKommando warm gespeist wurde.

Nachmittags 4 Uhr wurde die Fahrt

über Blesmes bis St. Dizier fortgeseßt. Hier blieb das Bataillon über Nacht, aber leider nicht in Ortsunterkunft, sondern in den Eisenbahnwagen, bei der strengen Kälte ein sehr unbehaglicher Aufenthalt.

Am nächsten Morgen um 7 Uhr ging nach Verabreichung

von Kaffee die Fahrt weiter bis Joinville, wo die 3. Kompagnie, Hauptmann v. Koschkull , zur Sicherung des dortigen Magazins vorläufig zurückblieb. Donjeur , bis

Die anderen Kompagnien fuhren weiter bis

wohin damals die Bahn nur fahrbar war.

Hier

wurde die 2. Kompagnie unter Premier-Lieutenant v . Korßfleisch zur Deckung der Eisenbahnbrücken zurückgelassen. Die beiden anderen Kompagnien marschirten noch bis Soncourt weiter , wo sie etwa Abends 6 Uhr eintrafen.

In St. Dizier blieb

der Führer der

1. Kompagnie Hauptmann Schröder , in Soncourt der Lieutenant der Landwehr Sieg erkrankt zurüď. Am 2. Dezember erhielten die Kompagnien nach kleinem Marſch Unterkunft in Jonchery.

Am 3. marschirten sie als Nachhut des

Detachements bis Latrecy . Unterwegs wurde den beiden Kompagnien der Auftrag, das Dorf Montribourg, wo sich wiederholt Franktireurbanden gezeigt hatten , zur Strafe auszufouragiren .

Unter dem

Schuß der 4. Kompagnie, welche eine geeignete Aufstellung nahm, führte die 1. Kompagnie

den Befehl aus .

Einige

mit Lebens-

mitteln beladene Wagen ,

mehrere Stück Schlachtvieh und einige

Pferde, die als Ersatz für unbrauchbare Zugpferde beigetrieben wurden, waren das Ergebniß. Für Franktireurs war allerdings die dortige Gegend sehr geeignet.

Das sehr durchſchnittene ,

mit

ausgedehnten Waldungen bedeckte Gelände begünstigte das unerwartete Erscheinen und rasche Verschwinden solcher Abtheilungen in hohem Grade, denen überdies die damals noch nicht eingeſchloſſene, sondern

nur schwach beobachtete Festung Langres

Rückhalt gewährte.

einen sicheren

Große Wachsamkeit war daher geboten und

wurde in gründlichster Weise geübt.

Der 4. Dezember vereinigte

Marsch des 1. Bataillons nach Süden.

175

den größten Theil des Detachements Often - Sacken in Brion sur Durce. Am 5. wurde Châtillon sur Seine zu mehrtägigem Aufenthalt erreicht,

ohne daß hierdurch eine Erleichterung eingetreten wäre.

Eingedenk des vor Kurzem hier stattgehabten Ueberfalls der Etappentruppen durch Ricciotti Garibaldi wurde der Wachtdienst mit großer Strenge gehandhabt und die Kompagnien Abends stets im Alarmhaus vereinigt.

Hierzu waren

besonders

die

frei

auf

einem

Plaß gelegene, mit einer niedrigen Mauer umgebene Mairie und einige an demselben Plaß befindliche Kaffeehäuſer mit geräumigen Sälen

geeignet.

Bei

wohner, die durch die

der

feindseligen

Gesinnung

vieler

Ein-

auferlegte starke Straffumme noch mehr

erbittert waren, und bei der Lage der Stadt zwischen Bergen war große Aufmerksamkeit doppelt nothwendig. Am 9. wurde Châtillon gegen das Städtchen Laignes vertauscht. Das bis dahin dort befindliche 2. Bataillon des 13. Regiments rückte nach Ravières ; mit demselben wurde durch KavalleriePatrouillen Verbindung gehalten.

Am 12. nahm mit Ausnahme

dieſes 2. Bataillons das ganze Detachement Often-Sacken in Laignes ſehr enge Quartiere ; die Verhältniſſe waren faſt dieſelben wie in Beim General-Kommando war inzwiſchen vom Großen Hauptquartier die Weisung eingetroffen, die wichtige von Châtillon Châtillon.

über Nuits sur Armançon nach Joigny führende Eisenbahn , die Etappenlinie der II. Armee , zu schüßen . Es wurde deshalb am 13. die Avantgarde bis Ravières und Nuits vorgeschoben, während der Rest der Division sich in und bei Châtillon sammelte. Fleißiger Patrouillengang, namentlich in südlicher Richtung, ſicherte gegen unvermuthete feindliche Annäherung . Am 17. vereinigten sich die bisher zurückgebliebene 2. und 3. Kompagnie in Ravières wieder mit dem Bataillon. Um diese Zeit erwartete man beim Ober-Kommando noch ein zuſammenwirkendes Vorgehen der beiden französischen Loire-Armeen gegen Paris und namentlich die Armee des General Bourbaki von Bourges her im Anmarsch.

Dem VII. Korps

ging

deshalb

der Befehl zu, sich näher an die II . Armee heranzuziehen, um diefelbe erforderlichen Falls unterſtüßen zu können . General v . Zastrow feßte deshalb, unter Zurücklaffung einer Abtheilung bei Châtillon zum Schuß der Etappenlinie, seine Truppen auf Auxerre in Marsch.

9.

176

Nach Süden.

Das 1. Bataillon verließ im Verbande der Avantgarde Nuits am 19. und traf über Lesigne und Poinchy am 21. in Auxerre ein, hier mit dem Tags zuvor angelangten Regiment sich wieder vereinigend . Sehen wir, wie es unterdessen dieſem ergangen war . Am 3. Dezember wurde dem 2. und 3. Bataillon ihre demnächstige Bestimmung bekannt. Durch Korpsbefehl war mitgetheilt, daß Armee-Korps aus dem Verbande der 1. Armee ausscheiden und nach Süden abmarſchiren werde. Zugleich waren die beiden Bataillone an drei Detachements vertheilt , welche die wenig be das

neidenswerthe Aufgabe hatten , hinter allen übrigen Truppen der Diviſion zu folgen. Detachement Nr. I unter Befehl des RegimentsKommandeurs Oberst - Lieutenants v . Loebell bestand aus der Korps - Artillerie mit Zubehör und 1/2 Sanitäts - Detachement Nr. 3 unter Bedeckung des 3. Bataillons und 11/2 Eskadrons des Das Detachement Nr. II führte der OberſtLieutenant v. Langen ; es umfaßte eine Proviantkolonne, die Feldlazarethe Nr. 5 und 6, das Pferdedepot und eine Bäckereikolonne 8. Husaren -Regiments .

unter Bedeckung von einer Pionier-Kompagnie mit Brückentrain, der 6. und 7. Kompagnie des Regiments und 1/2 Eskadron des 8. Huſaren-Regiments . Detachement Nr. III unter Major v . Fragſtein enthielt die Artillerie-Munitions kolonne Nr. 3 und 5, die InfanterieMunitionskolonne Nr. 2 und 4 , eine Proviantkolonne und als schlimmes Ende

einen Fuhrenpark von 130 Wagen , unter BeDas schlimmste Loos hatte das

deckung der 5. und 8. Kompagnie.

Detachement III, alſo die 5. und 8. Kompagnie, gezogen. Während die anderen Detachements lediglich gut bespannte Kolonnen von militärischer Zucht und Ausbildung hatten , machte der schlecht bespannte und zuchtlose Zivilfuhrenpark namentlich der am Ende der ganzen Kolonne marschirenden 5. Kompagnie außerordentlich viel Last. Die drei Detachements brachen am 4. Dezember von Mez bezw. Montigny und Ars an der Mosel auf, um im Fußmarsch zunächſt bis Joinville zu marschiren.

Dort sollte weiterer Befehl erfolgen.

Das Wetter war so ungünstig wie möglich. Starker Froſt und reichlicher Schneefall hatte die Straßen , besonders als man das Moselthal verließ und in die Berge gelangte, sehr glatt gemacht. Die Wagen konnten deshalb, namentlich an steileren Stellen, oft nicht von der Stelle, zumal die meisten Pferde nicht scharf be=

Das 2. und 3. Bataillon als Kolonnen-Bedeckung.

177

schlagen waren, und mußten dann mit Hülfe der Infanterie über die schwierigsten Stellen hinweg gebracht werden. bei Vaucouleurs ,

welches die Kolonnen am

So verursachte

7.

paſſirten ,

ein

steiler Hang dicht hinter dem Städtchen stundenlangen Aufenthalt, weil besonders die elenden Fahrzeuge des Fuhrenparks ihn ohne Hülfe nicht zu erklimmen vermochten.

Hier blieb auch eine größere

Anzahl der zu dieſem gehörigen Wagen zurück und kam sammt den sie begleitenden Infanterie- und Trainmannschaften erst nach mehreren Tagen wieder heran .

Als dann

nach einigen Tagen

plötzlich Thauwetter eintrat, waren die Verhältnisse fast noch übler. In den ersten Tagen spiegelglatt,

waren die Straßen dann sehr

aufgeweicht und zerfahren. Schlimm sah es auch mit dem Unterkommen aus . Zahl der Pferde machte es besonders schwierig.

Die große

War am späten

Nachmittag das angegebene Marschziel erreicht, so fuhren die Fahrzeuge in großem Parke auf, die Beſpannung wurde unter InfanterieBedeckung auf die nächsten Ortschaften vertheilt , und man hatte dann oft noch 8-10 Kilometer Landweg besonders zurückzulegen. Am meisten wurde davon die am Ende der Kolonne marſchirende und ohnehin immer spät anlangende Kompagnie betroffen. 5. Kompagnie z. B. , marſchirte

und

welche bei dem Detachement III

überdies in Folge des Unglücks

Die

am Ende

auf Plappeville

nur 80 Mann stark war, kam mehrere Male auf 2-3 Ortschaften Das Schicksal dieser und nie vor Dunkelheit ins Quartier. Kompagnie war überhaupt ein äußerst ungünstiges . Da in der langen Kolonne naturgemäß häufig Stockungen und Störungen vorkamen, so genommen.

war die Kompagnie eigentlich immer in Anspruch

Bald mußte Wagen, die nicht aus der Stelle konnten,

geholfen, bald anderen , die einen Unfall

erlitten hatten, bei-

gesprungen werden ; war dann die augenblickliche Stockung beseitigt, so fuhren die Wagen ,

um die unterbrochene Verbindung wieder-

herzustellen, in raſchem Tempo weiter und die Kompagnie mußte im beschleunigten Marsch folgen, um nicht ganz abzukommen. Dadurch gingen ihr die Ruhepausen in der Regel gänzlich verloren und sie war während des ganzen Tages faſt ununterbrochen in Thätigkeit.

Die Ortschaften, welche man am späten Abend erreichte , gewährten auch nicht gerade Behaglichkeit.

Der Unsicherheit der 12

9.

178

Nach Süden.

Gegend wegen, namentlich als man in die Nähe der nicht eingeschlossenen Festung Langres kam , lagen die Mannschaften Nachts fast immer im Alarmhaus ; scharfer Wachtdienst wurde gehalten, so daß die Leute oft mehrere Tage nicht aus den Kleidern und dem Schuhwerk kamen.

Da auch wirklich mehrmals durch Schießen

auf Posten oder Patrouillen nächtliche Beunruhigungen vorkamen, sahen die Leute die Nothwendigkeit der strengen Wachsamkeit ein und waren mit seltenen Ausnahmen sehr aufmerksam und gewiſſenGegen Ueberfälle Seitens der Dorfbewohner sicherte wohl

haft.

am Besten die sofort nach dem Einrücken dem Maire gemachte und möglichst weiter verbreitete Mittheilung, daß man in solchem Falle unbedingt das Dorf in Brand stecken würde. Da außerdem gleichzeitig auf die strengste Ordnung gehalten und keinerlei Ausschreitung einzelner Leute geduldet wurde, so stellte sich das Verhältniß mit den Einwohnern meist ziemlich freundlich. Die Verpflegung durch die Quartierwirthe war in den meist wohlhabenden Ortschaften glücklicherweise

reichlich

ſtrengungen um so

und gut und konnten

eher ertragen werden .

deshalb die An-

Besonders hatte der

regelmäßige Genuß guten Rothweins sehr günstigen Einfluß. War es oft recht mühsam, in die Quartiere zu gelangen, so war es in der Regel am anderen Morgen nicht weniger schwierig, die Kolonne wieder in Gang zu bringen. Mit den Munitionsund Proviantkolonnen hatte es keine Noth, die waren militärisch geordnet und in strenger Zucht , aber der Fuhrenpark ! Dieſe Biedermänner, zum größten Theil aus sehr zweifelhaften Elementen bestehend, zögerten beim Aufbruch absichtlich in jeder Weise, in der Hoffnung , zurückbleiben und dann im Rücken der abmarschirten Abtheilung ein wenig plündern zu können. Doch diese Absicht wurde bald erkannt und der Versuch im Entstehen unterdrückt, wobei allerdings nicht gerade sanft verfahren werden konnte und öfters die Klinge des Kompagnie-Führers ein Wort mitreden mußte. Getraute sich doch nach eigener Aussage der Rendant des Fuhrenparks den Aufenthalt unter seinen Pflegebefohlenen nur mit dem geladenen Revolver in der Tasche.

Der Marsch der Kolonnen folgte der allgemeinen Marschrichtung des Gros der Division über Toul ,

Vaucouleurs

nach

Joinville. Hier ging der Befehl zur Fortseßung des Marsches ein, während ein Theil der Kolonnen Ruhetag hatte. Chaumont wurde

Mit den Kolonnen bis Châtillon.

179

am 12., Château-Vilain am 13., Châtillon und Umgegend am 15. erreicht. Von Chaumont aus hatten die 9. und 10. Kompagnie einen kleinen Streifzug in der Richtung auf die Festung Langres in

mitgemacht und

einem

Dorfe ,

in

welchem

wohnern auf Kavallerie-Patrouillen geschossen

von den

Ein-

war ,

eine

worden

Strafbeitreibung vorgenommen. In dieser Gegend war man begreiflicher Weise besonders vorsichtig und begriff es eigentlich nicht recht, daß von Langres aus nicht einmal ein Versuch gemacht wurde, die Kolonnen aufzuheben . Die Witterung hatte recht auffallend

gewechselt.

Nachdem

man bei ſtrenger Kälte und hohem Schnee Met verlassen hatte, war bei Chaumont schon Thauwetter und bald sogar Regen eingetreten.

Am 16. Dezember, als die Kolonnen bei Châtillon lagen

und Ruhetag hatten, war das Wetter so milde und frühlingsartig, daß man den Kaffee nach Tisch im Freien trinken konnte. Mit viel mehr Jubel aber als das gute Wetter wurde eine Nachricht begrüßt, die an diesem Tage eintraf, daß nämlich das 2. und 3. Bataillon die Kolonnen verlassen und wieder zur aktiven Diviſion abrücken sollten .

Einer Anzahl Kameraden wurde übrigens

an diesem Tage auch noch eine andere Freude zu Theil , indem die am 28. November verfügte Beförderung von elf Vizefeldwebeln zu Reserve -Offizieren fiehe Anlage VI.

des Regiments

bekannt

gegeben

wurde ;

Am 17. Morgens vereinigten sich bei Cérilly die Bataillone wieder mit der Division und erhielten in der Marschordnung den lezten Plaz ;

an der Spize

marschirte das 7. Jäger - Bataillon.

Nach kleinem Marsch wurde Mittags das Städtchen Laignes erreicht und dort von dem größten Theil der Division Unterkunft bezogen. Die Quartiere waren natürlich sehr eng ; Abends bezog von jedem Mit den übrigen Bataillon eine Kompagnie ein Alarmhaus . Unterkunftsorten der Division , namentlich denen der Avantgarde, wurde, auch während der Nacht, durch Kavallerie-Patrouillen Verbindung gehalten. Der 18. brachte Quartiere in Tonnerre,

zwei Kompagnien

in Tanlay. Ersteres war ein freundliches Städtchen von etwa 5-6000 Einwohnern mit einer interessanten alten Kirche im Rundbogenstyl.

Das Städtchen war sehr dicht belegt und darum

das Unterkommen

beschränkt.

Die Lage

des

Ortes war für 12*

Nach Süden.

9.

180

einen Ueberfall wie geschaffen . Die Stadt lag am Zuſammenſtoß mehrerer schmaler Thäler zwischen steilen Berghängen. Die Straßen streckten sich in den Thälern

weit hin und verliefen

schließlich in einzelnen Häusern , die zum Theil schon in dem dicht angrenzenden Walde lagen. Wo nicht Wald war, be= deckten Weinpflanzungen die Berge, ſo daß die ganze Umgebung äußerst schwer zu übersehen und ein eigentlicher Abſchluß der Stadt nirgends vorhanden war.

Das Schußmittel ,

auch während

der

Nacht auf den Landstraßen Kavallerie - Patrouillen vorzusenden, wurde auch hier angewandt und bewährte sich wie immer. Daß man nicht ganz ohne Berührung mit dem Feinde war, zeigte der nächste

Tag .

Bei

Chablis

erhielten die Kavallerie-

Patrouillen wiederholt Feuer, doch zogen sich die Gegner (Mobilgarden) beim Heranziehen der Infanterie schleunigst zurück. An den Straßen hatte der Feind mehrfach Abgrabungen vorgenommen oder Bäume über den Weg gemacht.

gelegt und sich damit viel Mühe

Meist waren dieſe Hinderniſſe ganz

an den richtigen

Stellen angebracht, um uns längeren Aufenthalt zu verursachen, wenn sie gleichzeitig nirgends der Fall.

vertheidigt worden wären ;

aber

das

war

So trieb denn die Avantgarde, sobald sie an

solche Stellen kam, schleunigst aus den nächsten Ortschaften eine Anzahl Arbeiter zuſammen und ließ von ihnen die Wege wieder gangbar machen, oft wurden so die Hinderniſſe raſcher wieder beseitigt,

als sie wohl vorher angelegt waren.

Dafür sorgte schon

die Androhung einer Strafsumme für die am nächsten gelegenen Orte. Am Nachmittag wurde Chablis erreicht, ein wohlhabendes Städtchen von etwa 3000 Einwohnern, welches den größten Theil der Division

aufnehmen

mußte.

Straßen ein heiteres Bild . rothen Wein bekommen

Da zeigte sich bald auf den

Bisher hatten die Leute immer nur

und sich an diesen sehr gewöhnt, sodaß

nicht leicht Berauschungen vorkamen ; jezt in Chablis sahen sie nur weißen Wein und hielten dieſen für eine besonders leichte Sorte, wie etwa unsere Moselweine ,

glaubten

also

um so

licher, eine größere Menge davon trinken zu können. der Erfolg war ein ganz unerwarteter.

unbedenk-

Aber o weh,

Zwar kam keinerlei Aus-

ſchreitung vor, aber die Zahl der schwankenden Gestalten war doch eine unheimlich große und es war ein Glück, daß Zeit blieb, die Wirkung des tückischen Weines

von Chablis

abzuwarten.

Am

Chablis .

181

Beschießung von Aurerre.

nächsten Tage war der Kopfschmerz

ein sehr verbreitetes Leiden

bei Hoch und

Niedrig . Niemand war froher als die Führer und 8. Kompagnie, die gleich nach dem Eintreffen die Wachen an den Thoren und in dem Alarmhaus der Mairie be=

der 5.

zogen hatten und so an der Bachusfeier nicht theilnehmen konnten . Das Ziel des nächsten Tages sollte die Departements -Hauptstadt Auxerre am Yonne-Fluß sein.

Auf dem Wege dahin waren

die Straßensperrungen noch zahlreicher als Tags zuvor , aber fast alle waren schon durch Zivilarbeiter wieder beseitigt , war noch damit beschäftigt, sei

stark mit

als die Division herankam .

Infanterie beseßt ,

meldete

Aurerre

die Patrouille

Grafen v. Jßenpliß vom 8. Huſaren - Regiment Kameraden des 2. Bataillons von Paderborn.

oder man

des

den Garnison-

So schien es denn

zum Gefecht kommen zu sollen und im flotten Marsch strebte Alles nach vorwärts , das

2. Bataillon mit der 5. und 8. Kompagnie

an der Spiße des Gros der Division .

Die 6. und 7. Kompagnie

waren unter Hauptmann Lincke zur Bedeckung der Bagage vorläufig bei Poinchy stehen geblieben .

Auf dem Höhenzuge

an-

gekommen, welcher östlich das Thal der Yonne begleitet, zogen sich die beiden Kompagnie-Kolonnen auseinander, um in das Thal hinabzuſteigen und den Angriff gegen den auf dem östlichen Ufer der Yonne liegenden Bahnhof und die dortige Vorstadt zu beginnen . Gleichzeitig fuhren, während einige Jäger - Abtheilungen im Thale schon gegen die ersten Häuſer plänkelten, die Batterien Gostkowski und Schreiber auf der erwähnten Höhe auf und begannen Granaten in die Stadt zu werfen . man erwartete.

Dies hatte einen rascheren Erfolg,

als

Kaum waren etwa 30 Schuß gefallen, als plößlich

auf allen Thürmen die weißen Fahnen erschienen und das Infanteriefeuer erlosch.

Ungesäumt rückte man nun heran und beseßte zu-

nächst den auf dem rechten Stadt, den Bahnhof und

östlichen Ufer liegenden Theil der

die über den Fluß führende steinerne

Brücke, während eine Batterie unter Bedeckung der 12. Kompagnie des Regiments schußbereit auf der Höhe blieb und auch die nächste Nacht dort zubrachte. Vom Feinde war nirgends mehr etwas zu sehen und nach einiger Zeit erst stellte die verfolgende Kavallerie fest, daß anscheinend ein Mobilgarden-Bataillon in ſüdwestlicher Richtung abgezogen war. Die Stadt Auxerre wurde nunmehr vollends

beseßt und Vorposten

auf beiden Ufern

des

9.

182

Nach Süden.

Flusses und um die Stadt , auf den das Flußthal einſchließenden Höhen ausgesezt, auf dem westlichen Ufer vom Regiment Nr. 55, auf dem

östlichen von der

10. und 12. Kompagnie Regiments

Nr. 73.

Spät am Abend traf auch das 13. Regiment und mit

ihm der General v. d . Often - Sacken von Ravières her ein und bezog Biwak auf den Straßen und Pläßen der Stadt. Das Regiment Nr. 73 mit Ausnahme der beiden

auf Vorposten be-

findlichen Kompagnien kam in der Vorstadt am rechten Yonne-Ufer nothdürftig unter . Es wurde aber gegen 12 Uhr Nachts, ehe Alle untergebracht waren und mit der Beköstigung sah es an diesem Abend so übel aus , mußte.

daß

die eiserne Portion angegriffen werden

Am nächsten Morgen bezogen abermals zwei Kompagnien des Regiments, die 5. und 11., auf dem rechten Yonne-Ufer die Vorposten und lösten die versah den

Dienst

10. und 12. ab .

wieder

das

55.

Auf dem linken Ufer

Regiment ,

13. Regiment die Wachen in der Stadt

und

während

das

die Beſaßung der

Mairie gab. Kommandant der Stadt war der Oberst - Lieutenant v. Blumenthal, Kommandeur des 3. Bataillons . Von den Einwohnern mußten sämmtliche Waffen auf der Mairie abgegeben werden, wo dieselben unbrauchbar gemacht bezw. kurzer Hand zerschlagen wurden. nichtet.

So manches schöne Jagdgewehr wurde da ver-

An diesem Tage traf auch das 1. Bataillon, von Nuits

kommend, in Aurerre ein und vereinigte sich nach langer Trennung wieder mit dem Regiment. Aurerre

blieb

13. Diviſion.

für

die

nächsten Tage

der

Standort

der

Um die Verbindung mit der II . Armee herzustellen,

wurde die bisherige Avantgarde unter General v . d. Often - Saden, 13. Regiment,

7. Jäger - Bataillon ,

8. Husaren - Regiment,

die

6. leichte Batterie und 1 Pionier-Kompagnie, 3 Meilen weit nach dem Flecken Touch entsendet.

Die völlige Verbindung nach der

Loire hin unterhielten starke Offizier-Patrouillen der Kavallerie, denen dabei sehr bedeutende Leistungen zugemuthet wurden . Der Dienst der Kavallerie in dieser Zeit war überhaupt ein äußerst beschwerlicher.

Tag für Tag stellten weite, häufig nächtliche Ritte

an Mann und Roß starke Anforderungen ,

besonders

als in der

Weihnachtszeit wieder strenge Kälte und hoher Schnee eintrat. Dazu stand das Franktireur-Unwesen in höchster Blüthe,

dem bei

Die 13. Diviſion in Aurerre. der vereinzelten Lage der Division gesteuert werden konnte.

auch nicht

183

entschieden

genug

So erhielten die Kavallerie - Patrouillen

fast in jedem Dorfe Feuer, und mancher brave Reiter fiel der heimtückischen Kugel aus dem Hinterhalt zum Opfer oder wurde, sobald er den Rücken wandte , von einem Menschen erschossen, der eben noch freundlich mit ihm gesprochen hatte. Da war es denn nicht zu verwundern, daß die Huſaren mit den „Pisangs “, die sie etwa im freien Felde

oder im Walde antrafen , auch nicht viele Aber troß aller Schwierigkeiten und Gefahren versahen die wackeren westfälischen und pommerschen Reiter ihren Umstände machten .

Dienst in vorzüglicher Weise und sicherten durch ihr unerschrockenes Vorreiten auf meilenweite Entfernungen die anderen Truppen am besten gegen jede feindliche Ueberraschung . War es einmal für die Patrouillen gar zu schwierig, durchzukommen , so wurde ihnen wohl ein Wagen mit Infanteristen mitgegeben , und dann war ihnen gar rasch das Feld frei gemacht , denn vor dem preußischen. Zündnadelgewehr hatten die Herren Franktireurs eine ganz be= deutende Achtung. für kurze Zeit.

Freilich half solche Unterſtüßung immer nur besonders erschwert war durch diese Ver-

Ganz

hältnisse der Dienst der Feldpost, die so treulich den Verkehr mit der fernen Heimath vermittelte. In diesem sehr durchschnittenen, waldreichen Landstrich genügte die Begleitung von einigen Reitern die Sicherheit der Transporte, es mußten Infanteristen bis zu 10 Mann beigegeben werden ; aber troß dieſer

bald nicht mehr für

doppelten Bedeckung kam die Post mituuter nicht durch, sondern mußte umkehren oder weite Umwege machen , um ihr Ziel zu erreichen. Der Abtheilung des Generals v. d. Often - Saden war zugleich die Herstellung der Straßen in der Richtung nach der Loire aufgetragen, die in so gründlicher Weise ungangbar gemacht waren, daß der Marsch der Division nach dort hin jedenfalls sehr bedeutende Verzögerungen hätte erleiden müssen .

Natürlich wurden

zu diesen Arbeiten die Landeseinwohner herangezogen. Auxerre,

eine

freundliche wohlgebaute

Stadt

von

etwa

28000 Einwohnern,

mit mehreren schönen Kirchen im gothiſchen Bauſtyl und einem Denkmal des Marschall Davoust, bot dem Regiment für die Tage jenes Aufenthalts durchgehends gute Unterkunft und Verpflegung .

Im ersten Schrecken bei der Beſchießung

9.

184

Nach Süden.

waren zwar alle Läden geschlossen worden und die Straßen verödet ;

aber sobald

man merkte,

daß die Preußen

nicht die ge-

fürchteten Barbaren ſeien, für die man sie ausgegeben hatte, öffneten sich die verschlossenen Läden und Thüren und der Verkehr mit der

Bevölkerung nahm rasch einen friedlichen Charakter an. Anfangs schienen die Ladenbesißer sich allerdings zu wundern, daß man etwas Gekauftes auch wirklich bezahlte , fie mochten es wohl anders erwartet haben ; dann aber wurden sie um so vertrauender. Die besten Geschäfte machte ein Buchhändler, in dessen Laden ein Kamerad zufällig die Karte des Departements Yonne und einiger angrenzenden entdeckte. Er wurde alle Exemplare sofort los und beeilte sich nun ,

alle möglichen Sorten von Karten ans Schau-

fenster zu hängen, in der Hoffnung , auch diese unterzubringen Mehrere Kameraden ließen sich photographiren, bezahlten sofort und erhielten die Bilder später pünktlich durch die Feldpost zu= geschickt. Der Vorpostendienst gestaltete sich bald weniger anstrengend . Am Tage versahen wenige Vedetten der Kavallerie auf den bes herrschenden Höhen den Beobachtungsdienst, während einzelne PiketKompagnien in vorgeschobenen Gehöften sich bereit hielten , aber doch ruhen konnten. Bei Nacht schlossen die Vorposten der Jnfanterie ſich dicht um die Stadt ,

während Kavallerie - Patrouillen

bei Einbruch der Dunkelheit bis drei Meilen weit auf den Haupt= straßen entsendet wurden . Die Witterung war leider wieder ungünstig geworden .

Mit

dem Tage des Einrückens begann es schon wieder kälter zu werden, und in den Weihnachtstagen war, nachdem zuvor reichlicher Schnee gefallen war, die Kälte bis zu 18 Grad Réaumur gestiegen . Schlafen war dabei auf Vorposten nicht zu denken , vielleicht nicht wieder

erwacht sein ,

um so mehr,

fast gar nicht, Holz nur sehr spärlich vorhanden war.

An

man würde als

Stroh

Intereſſant

war es , daß man Nachts auf den Höhen bei der klaren , dünnen Luft und bei günstiger Windrichtung dumpf aber doch wohl zu unterscheiden, das Feuern der schweren Geschüße von Paris her vernehmen konnte , während Meilen entfernt war.

dasselbe doch etwa 20-22 deutſche

Auch den 24. Dezember, Regiment noch in Aurerre.

den heiligen Abend,

verlebte das

Zwei Kompagnien des 3. Bataillons

185

Weihnachten in Auxerre. waren allerdings auf Vorposten ,

die übrigen aber konnten dieſes

Freilich echt deutsche Fest den Umständen entsprechend feiern . fehlte der deutsche Weihnachtsbaum mit seinem Lichterglanze, denn in der kahlen ,

nur von Weinbergen bedeckten Umgebung

von

Auxerre war nirgends ein Tannen- oder Fichtenbaum aufzutreiben. Auch fiel die eigentliche Bescheerung recht dürftig aus, denn sowohl die Mittel für waren viel

als

eine solche

nur spärlich vorhanden .

als

möglich

um ihre Nacht ,

fromme Lied " Stille

dafür nöthigen Gegenstände

die

Doch waren die Kompagnien so

Offiziere

versammelt

heilige Nacht "

wurde

worden,

das

mit wahrer

Inbrunst gesungen und während der Ansprachen der Führer , die an die Bedeutung des Tages und an die ferne Heimath erinnerten, rollte manche Thräne über die gebräunten Wangen der Krieger, die in stiller Wehmuth des heimischen Weihnachtsfestes und der Doch, nachdem dem Ernſte

fernen, trauernden Lieben gedachten . der Zoll Rechte.

gebracht war,

trat auch der Frohsinn

Das Gefühl des

Stolzes

wieder in seine

und der Freude , mitten im

feindlichen Lande als Sieger das Weihnachtsfest feiern zu können, wallte mächtig auf, und bei französischem Wein klangen noch lange deutsche Lieder, ernste und heitere, durch die Nacht. Der nächste Morgen , der 1. Weihnachtsfeiertag, theilte schon wieder das Regiment.

Wie

oben erwähnt ,

war man

über die

Stellung der Bourbaki'schen Armee noch nicht im Klaren und hielt noch immer ein Vorstoßen dieser Armee von Nevers her gegen Paris für möglich.

Um ein solches vorkommenden Falls möglichst

zeitig zu erfahren, wurde am 25. Dezember das 2. Bataillon mit der 1. Schwadron des 5. Reserve-Ulanen-Regiments 25Kilometer weit auf der Straße nach Nevers bis Gy l'Evêque entsendet.

Täglich

gingen von hier aus Kompagnien zur Aufklärung und Entwaffnung der Ortſchaften ab, und namentlich die Kavallerie hatte beständig, auch Nachts ,

Patrouillen unterwegs ,

Franktireurbanden

antrafen.

die aber immer nur kleine

Auch die Infanterie fand nirgends

ernſten Widerſtand ; vor ihr verschwanden die Franktireurs ſofort, so daß daraus nicht auf die Absicht ernsteren Widerstandes oder gar des Angriffs geschlossen werden konnte. Diese täglichen Unternehmungen, die sich bis zu Märschen von einigen 30 Kilometern ausdehnten, waren bei der strengen Kälte, dem hohen Schnee und den häufig schlimmen Wegen sehr

beschwerlich.

Am 26. wurde bei

9.

186

Nach Süden.

einer solchen Unternehmung in Coulanges und Courson die TeleBei letterem Ort kam es hierbei zu

graphenvorrichtung zerstört. einem kurzen Gefecht,

welches aber mit dem raschen Abzuge des

Gegners endete und diesseits keine Verluste brachte. Am 27. verließen auch die beiden anderen Bataillone des Regiments Aurerre. Die Aufklärungen richteten sich nun mehr nach Südosten gegen Dijon . General v . Zastrow hatte mit dem VII. Korps , dem

allerdings

noch die 14. Division fehlte ,

dem

aber dafür die Brigade Dannenberg (Regimenter 60 und 72) zugetheilt war, einen Vorstoß gegen die Saône beschlossen. Ein Vorschieben der 13. Diviſion in dieser Richtung fand statt.

Ueber

Moussy , Vermenton , l'Isle sur Serain ( 2. Bataillon) , Lichères, Noyers ( 1. und 3. Bataillon) marschirend , vereinigte sich das Regiment am 30. Dezember in und bei Etivey . Auf dem Marsche dahin hatte das 2. Bataillon mit dem 7. Jäger - Bataillon , dem Reserve-Ulanen-Regiment und zwei Batterien das Dorf Courſon, wo am Tage zuvor auf eine Kavallerie - Patrouille geschossen und ein Mann getödtet worden war, in Strafe genommen . aus welchem geschossen worden war,

gemacht, der Schüße aber leider nicht gefunden. außerdem eine starke Lieferung leisten. war wohl eines

der

engsten des

Das Haus,

wurde dem Erdboden gleich Das Dorf mußte

Das Quartier dieses Tages

ganzen Krieges .

Das Dorf Moussy, in einem schmalen Thale gelegen, umfaßte nicht viel über ein Dußend Häuſer, und in dieſen ſuchte mit Ausnahme der auf den umgebenden Höhen stehenden Feldwachen das ganze Detachement Unterkommen. Da kam es denn freilich vor , daß in dem mäßig großen Offizierquartier der 5. Kompagnie nach und nach fast das ganze Offizier-Korps des 7. Jäger - Bataillons mit dem

Prinzen Hermann von Schaumburg - Lippe Plaz fand und man sich zur Nachtruhe in zwei Reihen, auf und unter dem Billard, einrichtete.

Aber die draußen herrschende grimmige Kälte von faft 20 Grad ließ mit dem dürftigſten Unterkommen vorlieb nehmen . Das große und anscheinend wohlhabende Dorf Etivey nahm zehn Kompagnien des Regiments auf und lieferte gute Unterkunft und Verpflegung. Nur die 3. und 4. Kompagnie blieben im nächsten Nach deutscher Weise eine halbe Stunde entfernten Dorfe Aisy . wurde der Sylvesterabend begangen , die meiſten Kameraden ver-

Vormarsch gegen Dijon.

187

Neujahr.

einigten sich zu gemeinschaftlicher Feier, die um so fröhlicher war, als dieser Tag ein Ruhetag gewesen war. Das alte Jahr hatte für das Regiment in angenehmer Weise geschlossen , der Ruhetag in guten Quartieren war wohl verdient. An diesem Tage traf auch ein Erſaßtransport unter Führung des Lieutenants Nehring ein , der außer der sehr erwünschten Verstärkung dem Regiment Nachrichten und Liebesgaben aus Von den Ersaßmannschaften erhielt der Garnison mitbrachte. einen verhältnißmäßig großen Theil, 70 Mann, die 5. Kompagnie, die deren nach dem Unglück von Plappeville am meisten bedurfte. Auch sonst widerfuhr dem Regiment an diesem Tage Angenehmes . Der

Chef der

9. Kompagnie Hauptmann Senff

wurde

überzähligen Major befördert und dem Regiment aggregirt.

zum Zum

Chef der 9. Kompagnie wurde der bisherige Regiments-Adjutant, der leider gerade an den Folgen eines Sturzes mit dem Pferde darnieder

liegende Premier - Lieutenant

Strecker

ernannt.

Die

Führung der 9. Kompagnie übernahm einstweilen der PremierLieutenant v. Rehbinder. Lieutenant v. Usedom.

Regiments - Adjutant wurde der Sekond-

1871. Mit dem ersten Tage des neuen Jahres begann auch wieder die kriegerische

Thätigkeit.

Der Vormarsch gegen Dijon

fortgesezt und brachte erhebliche Marschleistungen.

wurde

Der Avantgarde,

gebildet aus der Brigade Dannenberg unter Beigabe des ReserveUlanen-Regiments und zweier Batterien , folgte das Regiment an der Spize des Gros und gelangte an diesem Tage über Montbard mit dem 1. Bataillon nach les Granges und Château - Dorain, mit dem 2. nach les Laumes und Venarez, mit dem 3. und dem Regimentsstabe nach Seigny. Hier blieb am nächsten Tage das 3. Bataillon, während das 1. und 2. Bataillon mit einer Eskadron des 1. Reserve - Huſaren - Regiments und der 5. leichten Batterie unter Befehl des Oberst-Lieutenants v. Loebell den Marsch fort= ſeßten.

Dies Detachement war beauftragt, der weiter gegen Dijon

vorgerückten Brigade Dannenberg zu folgen und nöthigenfalls als deren Unterſtügung

zu dienen .

Die Vorhut übernahm Premier-

Lieutenant Breyding mit der 5. Kompagnie und der Schwadron. Die Verbindung mit der Brigade Dannenberg

wurde hergestellt

9.

188

Nach Süden.

und während des Marsches erhalten. Sonst ereignete sich nichts von Bedeutung, obgleich , wie sich später herausstellte, am ſelben Tage die Brigade Ricciotti Garibaldi der Vogesen-Armee in derselben Richtung, nur durch einen hohen, bewaldeten Bergzug von der vorgeschobenen Brigade getrennt, marſchirt war. Beide Abtheilungen hatten wegen der Ungangbarkeit des zwischen ihnen befindlichen Geländes

nichts

von

einander erfahren.

Das Detachement des

Oberst Lieutenants v. Loebell bezog an diesem Tage in der kleinen Stadt Vittcaur Ortsunterkunft , das 3. Bataillon übernahm die Sicherung nach außen, das 2. im Innern des Ortes . General v. Dannenberg war bis auf 35 Kilometer an Dijon herangegangen und hatte dort das Garibaldi'sche Korps in starker Zahl und guter Stellung angetroffen. Den weiteren Bewegungen gegen Dijon aus dem Großen Hauptquartier ein Ende.

machte ein Befehl

Nachdem

anfänglich

ein gemeinschaftliches Vorgehen des VII. und XIV. Korps gegen Dijon in Aussicht genommen war, machte die Annahme, daß sich General Bourbaki mit der I. Loire-Armee doch noch bei Bourges und Nevers

befinde,

eine Aenderung

nöthig .

Am

1. Januar

wurde der II. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl aufgegeben,

in raschem

Vorstoß die französische Westarmee unter

General Chanzy zu schlagen. Damit dies ungehindert vor einem etwaigen Vormarsch des Generals Bourbaki geschehen könne, sollte 1

das VII. Armee-Korps wieder bei Auxerre Aufstellung nehmen und außerdem das II. Armee-Korps von Paris nach Montargis rücken. Am 3. Januar brach das Regiment von Vitteaux auf und erreichte nach theilweise starken Märschen bis zu 40 Kilometern am 6. wieder die Gegend von Aurerre, wo es in Beine, Quenne und Venoy untergebracht wurde und am 7. einen Ruhetag erhielt. Die 13. Division war mit der Korps - Artillerie des Armee - Korps hier wieder versammelt , während zur fortgeseßten Sicherung nach Süden und namentlich zum Schuß der Eisenbahnlinie Chaumont— Nuits -Tonnerre die Brigade Dannenberg mit zwei Batterien und drei Eskadrons zurückgelassen war. In diesen Tagen wurde endlich Klarheit über den Verbleib der Bourbaki'schen Armee erlangt. gehabte Gefecht Armee Bourbakis

Das am 5. bei Vesoul statt-

bestätigte die Anwesenheit gehörigen Truppentheilen

von zahlreichen , zur vor der Front des

" 1

Nach Auxerre zurück. - Bildung der Südarmee.

189

XIV. Armee - Korps , eine Nachricht , die gleichzeitig durch aus der Schweiz eingegangene Telegramme bekräftigt wurde. Sofort erging aus dem Großen Hauptquartier an das II. und VII. ArmeeKorps der Befehl, sich in östlicher Richtung, das erstere bei Nuits fur Armançon,

das

lettere bei Châtillon zu verſammeln .

Zum

VII. Korps stieß in diesen Tagen auch die bisher mit der Eroberung

der

französischen

Grenzfeftungen

beschäftigt

geweſene

14. Division , deren erste Truppen am 7. Januar mit der Bahn in Châtillon eintrafen .

Zugleich verfügte Se . Majestät , daß die

nunmehr auf dem südöstlichen Kriegsschauplas

auftretenden

drei

Armee-Korps , das II ., VII . und XIV. , eine Armee unter dem Namen „Südarmee" bilden

und

unter den Befehl des

Kavallerie Freiherrn v. Manteuffel, habers der 1. Armee, treten sollten.

10.

Generals

der

bisherigen Ober-Befehls-

Bei der Südarmee.

In Ausführung dieser Bestimmungen verließ das Regiment am 8. Januar Nachmittags die Gegend von Auxerre und erreichte auf bekannten Straßen über Chablis , Tonnerre, Laignes am 11 . Châtillon, wo es glücklich genug wieder einen Ruhetag hatte, der aber auch für längere Zeit der einzige blieb.

Kommandant von

Châtillon , wo auch das Landwehr - Bataillon Aschersleben sich befand , wurde Oberst - Lieutenant v. Loebell.

Verhalten und Vor-

sichtsmaßregeln waren dieſelben, wie beim ersten Aufenthalt daselbst, eher noch gesteigert.

Der Wachtdienst wurde mit aller Strenge

versehen; täglich mit Einbruch der Dunkelheit bezogen 5 Offiziere 300 Mann die verschiedenen Alarmhäuſer. In Voraussicht der zu erwartenden Anstrengungen wurden aus den Magazinen die Bestände

an

Bekleidungs- und Aus-

rüſtungsstücken, beſonders aber an wollenem Unterzeug, Strümpfen, Halstüchern und wollenen Decken ergänzt . Zugleich ordnete ein scharfer Befehl des General - Kommandos die Beschränkung der Truppenfahrzeuge

auf die unentbehrlichsten an ,

denn im Laufe

des Krieges hatte sich doch so manches Fahrzeug bei den Truppen angefunden, deſſen Besit zwar sehr angenehm, aber durchaus nicht

10.

190

Bei der Südarmee.

war und den Troß bedeutend vermehrte. Auch das Regiment ließ mehrere Wagen in Châtillon zurück, doch waren vorschriftsmäßig

glücklicherweise zur Fortschaffung der wollenen Decken für jedes Bataillon zwei Wagen bewilligt. Am 12. Januar Abends traf der Ober-Befehlshaber der Südarmee

General der Kavallerie v. Manteuffel in Châtillon ein

und übernahm mit folgendem Armeebefehl das Kommando : ,,Se. Majestät der König haben mir bei Uebergabe des Kommandos ausgesprochen , die Aufgabe der Armee ſei eine sehr schwierige, aber Allerhöchstderselbe kenne Seine Truppen. Soldaten der Südarmee ! Wir wollen mit Gottes Hülfe das Vertrauen unseres Herrn und Königs rechtfertigen. Ich trete hiermit mein Kommando an. H. D. Châtillon, den 12. Januar 1871 . v. Manteuffel . " Die neue Verwendung stellte an die Truppen nicht geringe Anforderungen.

Es galt möglichst rasch dem im Kampf mit der

überlegenen Armee Bourbaki's begriffenen General v . Werder Unterstüßung zu bringen und wurde deshalb für den Marsch die nächſte Linie auf die feindliche Armee, Richtung Châtillon —Veſoul, gewählt. Aber dieser nächste Weg war leider nicht der beste. Er führte über den südlichen Theil der rauhen Hochebene von Langres . Gute Straßen in der Richtung auf Vesoul waren nicht vorhanden, denn die beſſeren Wege laufen alle in den tief eingeſchnittenen Thälern, die südlich zu hinziehen ,

den Flußgebieten der Seine und der Saône sich

also nicht zu benußen waren.

Der Marsch mußte fie

und die flußartigen Bäche auf tief verschneiten , häufig unterbrochenen, steilen und glatten Landwegen durchkreuzen.

Dazu war

Verbindung zwischen den einzelnen Kolonnen in den ausgedehnten, bergigen Waldungen nicht zu ermöglichen ; jede mußte ſelbſtändig für ihre Sicherung sorgen, was um so nothwendiger war, als die beiden in den Flanken liegenden stark beseßten feindlichen Stellungen Langres und Dijon zu Unternehmungen gegen die Marſchkolonnen förmlich herausforderten.

Gegen Langres sicherte in den ersten

Tagen des Marsches die auf dem linken Flügel des VII. Korps marſchirende 14. Division , welche die Vortruppen mit Verlust in die Festung zurückwarf ;

dann

des Gegners

übernahm

das

Das 2. und 3. Bataillon zur Avantgarde der Division.

191

in Châtillon mit seinen schwachen Kräften diese Aufgabe. Gegen Dijon und die aus südlicher Richtung drohenden feindlichen Abtheilungen, in der Hauptsache das GariEtappen -Kommando

baldi'sche Korps ,

wurde die 8. Brigade des

II . Korps

unter

General-Major v. Kettler unter Beigabe von 2 Schwadronen und 2 Batterien verwendet, der es in der That gelang, den weit überlegenen Feind so zu beschäftigen, daß er sich nur vertheidigend verhielt. Die bisher dieſem Zweck dienende Brigade Dannenberg war statt der Brigade Kettler dem II. Korps zugetheilt worden. Am

13. Januar brach das Regiment von Châtillon

Leider blieb es nicht vereinigt.

auf.

Dem 1. Bataillon war wieder die

Aufgabe geworden , die Korps -Artillerie und später die Trains zu bedecken, und hat es in Folge deſſen an den späteren kriegerischen Erlebnissen des Regiments bis zum Schluß des Feldzuges nicht mehr theilnehmen können . Glücklicher waren das 2. und 3. Bataillon , welche mit dem 7. Jäger - Bataillon , der 3. und 4. Eskadron des 8. Husaren - Regiments , der 5. leichten Batterie und 1 Feld- Pionier - Kompagnie unter dem Befehl des BrigadeKommandeurs Generals v . d . Often - Sacken die Avantgarde der 13. Division bildeten.

Die

zu überwindenden

Schwierigkeiten

waren nicht gering . Strenge Kälte , die bis zu 15 Grad stieg, hoher Schnee, unebene und glatte Wege machten den Marsch sehr beschwerlich.

Die Quartiere waren äußerst eng, da meist die ganze

Avantgarde in einem Ort untergebracht wurde,

und nur im

äußersten Nothfall die vorgeschobenen Abtheilungen biwakirten. In der Regel wurden selbst die Feldwachen in die äußersten Häuser der Ortschaften gelegt, aufhörlichen ,

und die beste Sicherung bildeten die un-

auch nächtlichen

Patrouillen der Kavallerie.

Die

Verpflegung war glücklicher Weise immer reichlich und gut, und war namentlich mit Rücksicht auf die unvermeidlichen Anstrengungen die Fleischportion auf ein Pfund erhöht und jede außerordentliche Anordnung , die eine verbesserte Verpflegung der Truppen be zweckte, vom Ober-Kommando im Voraus genehmigt. Erfahrungsmäßig befindet

man sich ohnehin bei der Avantgarde in dieser

Beziehung immer am besten.

Leider erlitt das Regiment in diesen Tagen einen schmerzlichen Verlust. Der Lieutenant Griepenkerl , vor Kurzem erst von schwerer Krankheit genesen, vermochte die Anstrengungen der ſtarken

10.

192

Bei der Südarmee.

ertragen , mußte nach Châtillon zurückgebracht werden und starb dort nach mehrwöchigem Leiden am 6. März. Märsche nicht

zu

Die täglich erwarteten Zuſammenſtöße mit dem Gegner blieben einstweilen aus .

Man fand wohl mehrfach die Spuren, aber der

Gegner war immer schon rechtzeitig abgezogen.

Am 17. endlich

schien es bei Piémont zum Gefecht kommen zu sollen . liche Abtheilung ,

anfangs

Eine feind-

für die Vorhut einer größeren ge=

halten , wurde im Marsch von Gray nach Langres

angetroffen .

Das Jäger- Bataillon entwickelte sich rechts der Straße , das 3. Bataillon links, und beide schritten zum Angriff, während die Batterie auffuhr und

das Feuer

eröffnete.

Der Gegner hatte

einige, die Straßen zu beiden Seiten beherrschende Waldstücke besezt und begrüßte die Vorgehenden auf weite Entfernung heftigem Feuer.

Aber

einige einschlagende

mit

Granaten und das

stetige Vorrücken der diesseitigen Schüßen ließen ihn bald anderen Sinnes werden.

Ehe noch die Unsrigen auf wirksame Schußweite

heran waren , schwieg das feindliche Feuer und der Gegner zog im Walde ab , in welchem später beim Absuchen 10. Kompagnie unter Lieutenant Marenski kurze Zeit zu Schuß

kam.

ein Zug

der

noch einmal

auf

Bald war der Gegner

schwunden und anscheinend die schwache Abtheilung

völlig

ver-

gänzlich zer-

streut. Zwei leicht Verwundete der Jäger waren diesseits ganze Verlust.

der

Während aber vorn das Gefecht noch im Gange war , kam plöglich von der rechten Flanke her von der Husaren -Patrouille des Lieutenants Rocholl die Meldung, daß in dem etwa 5 Kilometer südlich der Straße gelegenen Dorfe Drain theilung von 4-500 Mann sich befinde,

eine feindliche Ab-

von welcher er Feuer

erhalten habe. Zur Vertreibung derselben wurde die 5. Kompagnie, Premier-Lieutenant Breyding , abgeschickt mit dem Auftrage, sich ſpäter in Champlitte, dem Unterkunftsort der Avantgarde, wieder an diese anzuschließen. Die Hoffnung, zum Gefecht zu kommen, wurde auch hier nicht verwirklicht.

Als die Kompagnie nach Durchschreitung des Forêt

de Louches das Dorf Drain auf etwa 500 Schritt vor sich liegen sah und im Begriff war, sich dagegen zu entwickeln, gewahrte man gleichzeitig auf der jenseitigen Höhe die feindliche Abtheilung im Begriff, im Walde zu verschwinden.

Die nachgesandte Huſaren-

193

Gefecht bei Piémont. Patrouille bestätigte den unaufhaltſamen Abzug des Gegners südlicher Richtung.

in

Als einzige Beute wurde ein betrunkener Nach-

zügler, Mobilgardist, aufgegriffen. Gegen Abend traf die Kompagnie in dem Städtchen Champlitte bei der Avantgarde wieder ein, unterwegs der 9. Kompagnie des Regiments begegnend , die zu ihrer Unterſtüßung entſendet worden war. Bei mildem Frühlingswetter wurde

am

18.

nach kurzem

Marsch Pierrecourt, am 19. das Saône-Thal erreicht und der Fluß auf einer nicht völlig zerstörten eisernen Brücke bei Savoyeur überschritten, in welchem Orte die beiden Bataillone des Regiments Unterkunft erhielten.

Am 18.

wurde den Truppen bekannt ge=

macht, daß der General v . Werder am 15. und 16. von der französischen Ostarmee unter dem General Bourbaki angegriffen worden sei , den Gegner

aber zurückgeschlagen habe.

Am

19.

endlich erfuhr man , daß auch der dritte Versuch Bourbakis am 17. gegen das XIV. Korps vergeblich gewesen , worden sei, zurückzugehen .

Befehlshaber der Südarmee veranlaßt , eine andere Richtung

und er genöthigt

Diese Nachrichten hatten den Ober-

anzuweisen.

dem II. und VII. Korps

Nunmehr galt es nicht mehr,

fich mit dem XIV. Korps zu vereinigen, sondern dem über Besançon zurückweichenden Gegner die Rückzugslinie auf Lyon abzuschneiden und ihn entweder in einer abermaligen Schlacht zu vernichten oder in die Schweiz zu drängen. Das Unternehmen war kühn und gewagt, mußte aber auch, wenn gelungen, von entscheidendem Erfolge sein. Den neuen Weiſungen entſprechend, wurde am 20. der Marſch nicht mehr in östlicher , sondern in südlicher Richtung fortgesetzt, eine Rechtsschwenkung der Südarmee vorgenommen, bei welcher das II. Korps

den Drehpunkt bildete.

War die Lage schon vorher

schwierig gewesen , so wurde sie es nun in noch höherem Grade. Im Rücken die Festung Langres ,

zu beiden Seiten die stark be-

ſeßten und befestigten französischen Stellungen Dijon und Besançon, vor sich Flußläufe und das rauhe Juragebirge, dazu die Aussicht, eine etwaige Schlacht mit verkehrter Front unter Aufgeben aller Verbindungslinien ſchlagen zu müſſen gegen einen Feind, der zwar erschüttert , aber immerhin an Zahl weit überlegen war, das Alles waren wohl zu berücksichtigende Gesichtspunkte.

Aber vom

Führer kühn entworfen, wurde der Plan von den Truppen glücklich ausgeführt. 13

10.

194

Nach Ueberschreitung

Bei der Südarmee.

der Saône fand

die Avantgarde den

nächsten Widerstand am Ognon - Fluß bei Marnay, etwa 20 Kilometer westlich Besançon gelegen. Der Nähe dieser starken Festung wegen war an diesem Tage die Avantgarde noch um zwei Bataillone 13. Regiments und eine Batterie verstärkt worden.

Der Gegner,

wie sich später herausstellte , ein von Besançon dahin entsendetes Mobilgarden - Bataillon , hatte das Dorf Marnay am rechten Ufer des Ognon besetzt und Abtheilungen weiter vorgeschoben ,

die auf

den bewaldeten Höhen zu beiden Seiten der Straße Aufstellung genommen

hatten .

Die

Avantgarde

entwickelte sogleich

starke

Kräfte , da es galt, den feindlichen Widerstand möglichſt bald zu brechen und den Flußübergang zu gewinnen .

Das Jäger-Bataillon

fäuberte, an der Straße vorgehend, die nächstgelegenen Höhen vom Feinde, das 3. Bataillon des Regiments entwickelte sich unter seinem Kommandeur Oberst-Lieutenant v. Blumenthal rechts der Straße zum

umfassenden

13. Regiments

Angriff

gegen

Marnay ,

in gleicher Weiſe links .

das

2. Bataillon

Dem etwas weit aus-

holenden 3. Bataillon folgte als Unterſtüßung die 5. und 8. Kompagnie des 2. Bataillons, während die 6. und 7. Kompagnie nebst dem Füfilier - Bataillon Nr. 13 blieben .

an der Straße in Reserve ver-

Die Batterien fuhren links der Chauſſee auf und eröffneten

das Feuer auf das anscheinend stark befestigte Marnay .

Gegen-

über der entschiedenen Ueberlegenheit des Angreifers ließ sich der Vertheidiger nicht auf langen Widerstand ein .

Die vorgeschobenen

Abtheilungen gingen nach kurzem Feuergefecht in den Waldstreifen auf Marnay zurück , eine Anzahl Gefangener in den Händen des 3. Bataillons zurücklaffend . Das Dorf schien der Gegner halten zu wollen, aber die einschlagenden Granaten und die sprungweiſe von drei Seiten dagegen vorgehenden Schüßen ließen ihn bald davon zurückkommen .

Ehe noch das Zündnadelgewehr recht wirksam

zu werden vermochte,

verstummte mehr und mehr das Feuer der

Vertheidiger und bald verrieth eine aufsteigende Dampfwolke und ein dumpfer Knall , daß eine Sprengung vorgenommen worden war.

Marnay wurde nun ohne weiteren Widerstand erreicht und

beſeßt; die über den Ognon führende ſteinerne Brücke fand sich Το unvollständig gesprengt, daß die Schüßen der Fäger und des 3. Bataillons sie ohne Aufenthalt überschreiten und auf das andere Ufer gelangen konnten.

Dies beschleunigte den

weiteren

Gefecht bei Marnay.

195

Rückzug des Gegners, der anfangs versucht hatte, am linken Ufer nochmals Stellung zu nehmen und namentlich gegen die 13 er über den Fluß hinüber noch eine kurze Zeit das Feuer unterhielt. Nach wenigen Stunden war die Brücke wieder so weit hergestellt ,

daß

sämmtliche Truppen der Avantgarde sie überschreiten und dem abgezogenen Gegner folgen konnten.

Noch ehe dies geſchah, traf in

Marnay eine Patrouille Badischer Dragoner ein , vom Korps des General v. Werder über Vesoul entsendet. Somit war die erste Verbindung zwischen den beiden bis dahin getrennten Heerestheilen der Südarmee hergestellt. Die Marschziele des Tages, Lavernay und Lantenne,

wurden gegen 10 Uhr Abends

erreicht

und in ihnen noch einige Nachzügler des Feindes zu Gefangenen gemacht, die, nicht vermuthend, daß man so weit verfolgen würde, sich schon behaglich in den Quartieren eingerichtet hatten . Der Verlust im Gefecht von Marnay war für das Regiment unbedeutend ; nur ein Mann der 10. Kompagnie, Füſilier Ohlendick, war im Waldgefecht leicht verwundet worden ; ebenso hatten die Jäger nur einen Verwundeten, die 13 er dagegen, weil in offenerem Gelände vorgehend, 2 Todte und 9 Verwundete. An Gefangenen wurden etwa 50 Mann eingebracht , meist bei dem Säubern der Waldstücke durch die Jäger und die Kompagnien des 2. Bataillons ergriffen. Wiederholt war es dabei vorgekommen, daß die Franzosen noch auf nächste Entfernung gefeuert, dann aber die Gewehre weggeworfen und um Gnade gebeten hatten. Troßdem waren unsere Leute sehr milde

und ſelbſt

mit den Gefangenen umgegangen,

Franktireurs , die sich darunter befanden ,

wurden

mit größter

Schonung behandelt. Am 22. wurde die Straße nach Besançon wieder und nach Süden weitermarschirt.

verlaſſen

Bei St. Vit südwestlich Besançon

traf man auf die Eisenbahn Besançon -Dôle und zerstörte dieſe ſowie die Telegraphenleitung Wagen mit Lebensmitteln

gründlich ,

erbeutend .

gleichzeitig

eine Anzahl

Dampierre und Ranchot,

wohlhabende Dörfer am Doubs , waren die Marschziele dieses Tages . Die Uebergänge über diesen Fluß waren nicht zerstört und wurden zur Sicherheit sogleich besezt. Für den 23. hatten das II. und VII . Korps die Aufgabe, nach Ueberschreitung des Doubs die direkte südliche Straße und Eisenbahn von Besançon nach Lons - le - Saunier zu gewinnen und zu 13*

10.

196 beseßen.

Bei der Südarmee.

Das VII. Korps sollte mit einer Division bei Dampierre

am Doubs stehen bleiben, gehen, unterwegs

mit der

anderen bis Quingen vor=

die Eisenbahn bei Byans und Abbans- Dessous

zerstören, sich in Quingey feſtſeßen und aufklären , was zwischen Besançon und der Schweizer Grenze an französischen Truppen befindlich sei.

Letterer Auftrag fiel der 13. Diviſion zu.

Die durch zwei Bataillone 13. Regiments und eine Batterie verstärkte Avantgarde trat am 23. früh von Dampierre den Marsch auf Byans an. Der Unübersichtlichkeit des Geländes wegen wurde das 2. Bataillon mit einer Schwadron 8. Husaren als rechte Flankendeckung durch den ausgedehnten Wald von Chaur entſendet mit der Bestimmung , sich in Byans wieder an die Avantgarde heranzuziehen. Die auf dem direkten Wege über den bewaldeten Höhenrücken vorrückende Avantgarde erhielt, als die an der Spite befindlichen Jäger von der Höhe in das Thal nach Byans hinabstiegen, aus diesem Orte Feuer und entwickelte sich dagegen.

Die

Stärke des Feindes konnte vorerst noch nicht erkannt werden. Dem Jäger- Bataillon

wurde der Auftrag , die Westfront von Byans

anzugreifen. Das 3. Bataillon ſollte verdeckt im Walde um den linken Flügel der Jäger herumgehen, sich gegen den Nordeingang von Byans entwickeln und sich zugleich möglichst in den Besiß der Eisenbahnbrücke

über den Doubs

seßen.

Auf dem Wege durch

den Wald hatten die im ersten Treffen befindliche 9. und 11. Kom= pagnie je einen Verwundeten, die Füsiliere Schäper und Wiese. Die Batterie der Avantgarde, Hauptmann Schreiber , fuhr auf der Höhe westlich Byans auf.

In diesem Augenblick verließ ein

Eisenbahnzug den Bahnhof Byans , um in südlicher Richtung abzufahren. Hauptmann Schreiber ließ ihn sofort unter Feuer nehmen, und nach wenigen Schüssen war er zum Stehen gebracht. Eine Granate hatte die eine der beiden Lokomotiven , zwei andere die folgenden Wagen getroffen.

Es war ,

wie sich bald heraus-

stellte, ein Zug mit etwa 400 Halbgeneſenen , die, von Besançon kommend, hier in Gefangenschaft geriethen.

Zum Infanterie-Angriff

auf Byans kam es nicht mehr ; der Gegner räumte das Dorf rechtzeitig und zog sich auf die östlich gelegenen Höhen zurück.

Um dieſe

Zeit traf das 2. Bataillon bei Byans ein , welches den Lärm des Gefechts vernommen und deshalb den Marsch über Fourg be= schleunigt hatte, um noch in Thätigkeit zu kommen .

Es wurde ihm

197

Gefecht bei Quingey.

indessen der Befehl, mit zwei Kompagnien den Bahnhof zu beſeßen, mit den beiden anderen als Reserve vorläufig bei Byans stehen zu bleiben. Inzwischen hatte

sich das

vor seinem Herankommen links

vom Dorfe

Gegner hielt Chauffee.

gegen

eine Höhe

3. Bataillon ,

geräumt war ,

da Byans schon

durch den Thalgrund

die jenseitigen Höhen

entwickelt.

nördlich der nach Duingey

Der

führenden

Ihm gegenüber beſeßte die 10. Kompagnie, Hauptmann

v. Bülow , ebenfalls eine Höhe.

Die 11. Kompagnie, Hauptmann

Taured, ward hinter einem Höhenzug gedeckt nach einer Anhöhe südlich der Chauſſee nach Quingey

entsendet, um von hier aus

möglichst des Gegners linken Flügel zu umfaſſen .

Die 12. Kom-

pagnie, Hauptmann v . Klüfer , blieb vorläufig verdeckt hinter der 10. Kompagnie in Reſerve.

Die 9. Kompagnie endlich, Premier-

Lieutenant v. Rehbinder,

erhielt den Auftrag , längs der Eisen-

bahn nach dem Deſſous

unweit der Doubs-Brücke gelegenen Dorfe Abbans-

zu marſchiren , um dieses sowie die Eisenbahnbrücke zu

beſeßen. Der Gegner unterhielt gegen seine sonstige Gewohnheit ein verhältnißmäßig

ruhiges Feuer , welches

der

beträchtlichen Ent-

fernung wegen von der 10. Kompagnie nur mit einzelnen Schüſſen erwidert wurde, ihr aber die Verwundung der Füsiliere Fricke I und Schedwill brachte. Nur als der Oberst-Lieutenant v. Blumenthal mit seinem Adjutanten Lieutenant Pulch die Stellung der 10. Kompagnie verließ , um sich zu der im Marsch befindlichen 11. Kompagnie zu begeben und dabei meist über freies Feld ritt,

begleitete ihn auf dem

glücklicherweise Stellung.

erfolgloses

ganzen Wege ein lebhaftes , aber aus der französischen

Schnellfeuer

Die 10. Kompagnie war

angewiesen, das Eintreffen

der 11. Kompagnie abzuwarten, ehe sie selbst geradeaus zum Angriff vorginge. zu erfahren ,

Inzwischen aber war es dringend wünschenswerth, ob das fast in der Verlängerung

der französischen

Stellung liegende kleine Dorf Abbans -Deſſus ebenfalls vom Feinde beſetzt sei , da von dieſem schossen werden

können.

aus der Angreifer hätte ſeitwärts beZu einer Patrouille dahin

freiwillig der Unteroffizier Mönningmann

erbot sich

der 10. Kompagnie.

Er führte mit zehn ebenfalls freiwillig sich meldenden Leuten den Auftrag so gut aus , daß er, jede Unebenheit des Geländes be-

Bei der Südarmee.

10.

198

nußend, völlig unbemerkt nach Abbans-Dessus gelangte . Er fand das Dorf unbeseßt, begnügte sich damit aber nicht , sondern beſeßte nun seinerseits den nach der Stellung der Franzosen zu gelegenen Südrand des Dorfes .

Von hier

aus

eröffnete

er voll-

ständig überraschend ein so lebhaftes und anscheinend ſo wirksames Feuer auf die rechte Flanke des Gegners , daß dieser in dem Glauben ,

er

werde

von

einer

stärkeren

schleunigst die besezte Höhe räumte und

Abtheilung

bedroht,

in der Richtung der

Straße nach Quingey zurückging , so der gleichzeitig vorgehenden 10. Kompagnie keinerlei Widerstand mehr leistend.

Dem Unter-

offizier Mönningmann wurde als Lohn für sein geschicktes und unerschrockenes Verhalten das Eiserne Kreuz zu Theil. Die 11. Kompagnie Jägern die Verfolgung

übernahm nunmehr zugleich mit den

an und auf der Straße nach Quingey,

während das wieder gesammelte Bataillon auf dieser folgte.

Auf

etwa 600 Schritt an Quingey herangekommen, erhielt die 11. Kompagnie von dort Feuer, beseßte zunächst einen mit einer Steinmauer eingefaßten Garten und

ging dann im Verein mit den

Jägern gegen den Eingang des Städtchens vor. Während des Vorgehens ließ das feindliche Feuer schon nach und verstummte bald

ganz ,

so

daß

die

11.

Kompagnie

ohne

Widerstand

in den Ort eindrang. Beim Absuchen der Häuser wurden noch 30 Chaffepotgewehre gefunden und 22 Mann Gefangene gemacht. Der Gegner, die Brigade Minot des XV. Korps, war , wie feft= gestellt wurde, in fluchtähnlicher Weise nach Quingey zurückgegangen und hatte auch in den Händen der Jäger eine Anzahl Gefangener zurückgelaſſen. Quingey wurde beſeßt und fand die gesammte Avantgarde darin Unterkunft. Die Aufgabe des Tages war erfüllt. Die direkte südliche Straße und Eisenbahn von Besançon nach Lyon war dem Gegner abgeschnitten, die Eisenbahn durch die von der Pionier-Kompagnie vorgenommene Sprengung der Brücke bei

Abbans - Dessous

un-

brauchbar gemacht ; auf der Hauptstraße mit der verstärkten Avantgarde in Quingey stand die Division bereit , einem etwa den Durchbruch versuchenden Gegner den äußersten Widerstand entgegen= zuseßen.

Dieser Erfolg war mit geringen Opfern erreicht worden,

das Regiment hatte in den Gefechten bei Byans - Quingey nur einen Verlust von 4 Verwundeten erlitten. Auch die benachbarte

199

In Quingey.

14. Division hatte an diesem Tage nördlich des Doubs im Feuer gestanden , deſſen aufsteigenden Dampf man von den Höhen bei Byans sehen konnte.

Es war aber dort nur zu einem Geſchüßkampf bei Dannemarie mit zwei franzöſiſchen Diviſionen gekommen , welche den beabsichtigten Vorstoß auf Dôle sehr rasch wieder

aufgaben . In Quingey verblieb das Regiment mehrere Tage, doch nicht unthätig. Auch von dem so lange entfernt geweſenen 1. Bataillon kamen zwei Kompagnien,

die 2. und 3. ,

wieder näher heran .

Seit dem 20. waren zum Schuß des Trains nur noch die 1. und 4. Kompagnie belaſſen ,

die

2. und 3.

Korps-Artillerie beſtimmt worden . und bei Byans .

aber zur Bedeckung der

Sie befanden sich mit dieſer in

Die Stellung von Quingen

wurde vom Tage

des Eintreffens an nach jeder Richtung hin verstärkt , um in ihr nachhaltigen Widerstand leiſten zu können.

Auf den Höhen seit

wärts der Stadt legte man Batterieſtellungen und Schüßengräben an. Der Nordrand des Städtchens wurde durch Anlage von Hinderniſſen, Einrichtung der Häuſer und Gärten zur Vertheidigung hergerichtet,

die Brücke

Hinderniß geschlossen .

über

die Loue

durch ein bewegliches

Die beste Sicherung freilich gewährten, wie

immer, die fortwährenden Patrouillen der Kavallerie ; doch waren in täglicher Erwartung

eines feindlichen Angriffs

stets

mit Tages-

anbruch die gesammten in Quingey stehenden Truppen gefechtsbereit, die Pferde gesattelt und geschirrt.

Täglich gingen außerdem

starke Aufklärungs-Abtheilungen in den verschiedensten Richtungen vor, durch welche beschwerliche Märsche bis zu 28 Kilometern in das Jura Gebirge ausgeführt wurden.

Zudem hatte sich im Ge-

birge der Winter wieder eingestellt. Am 24. gingen die 5. und 8. Kompagnie des Regiments zur etwa erforderlichen Unterſtüßung der behufs Aufklärung des Geländes

und Herstellung

der Verbindung mit dem

II. Korps

entſendeten Kavallerie in südlicher Richtung bis la Chapelle. Die 8. Kompagnie, Hauptmann v . Schmid , folgte dabei der im Thale der Loue führenden Straße ; die 5. Kompagnie, Premier-Lieutenant Breyding, wurde links davon durch das Gebirge entsendet .

Nach

äußerst beschwerlichem Marsch durch fußhohen Schnee auf ſteilen und glatten Wegen, die das Reiten unmöglich machten, und ohne in den

einſamen Gebirgsdörfern erhebliche Spuren vom Feinde

10.

200

Bei der Südarmee.

gefunden zu haben, aber entschädigt durch den Anblick der bei aller Rauheit großartigen Gebirgswelt , traf die Kompagnie am Nachmittag in la Chapelle mit der 8. Kompagnie wieder zusammen, die unterdessen vollauf Zeit gehabt hatte, abzukochen und zu ruhen. Für die 5. Kompagnie war dies bei dem kurzen Wintertage nicht mehr möglich und so ward der Rückweg , nachdem auch die entsendeten Kavallerie- Patrouillen wieder eingetroffen, sofort angetreten. Erst am Abend langten die Kompagnien in Duingey wieder an. Hier war unterdessen der Armcebefehl Sr. Majestät vom 18. Januar aus Versailles eingetroffen und alle Müdigkeit war vergessen, als die denkwürdigen Worte verlesen wurden : „ An dem heutigen , für Mich und Mein Haus denkwürdigen Tage nehme Jch, im Einverständniß mit allen Deutschen Fürsten und unter Zustimmung

aller Deutschen

Völker, neben der Mir durch Gottes Gnade vererbten Stellung des Königs von Preußen auch an.

die eines Deutſchen Kaiſers

Eure Tapferkeit und Ausdauer in dieſem Kriege , für

welche Ich Euch wiederholt Meine vollste Anerkennung aussprach, hat das Werk der inneren Einigung Deutschlands beschleunigt, ein Erfolg, den Ihr mit Einſeßung Eures Blutes und Eures Lebens erkämpft habt. Seid stets eingedenk, daß der Sinn für Ehre, treue Kameradschaft, Tapferfeit und Gehorsam eine Armee groß und siegreich macht. Erhaltet Euch dieſen Sinn , dann wird das Vaterland stets wie heute mit Stolz auf Euch blicken und Ihr werdet immer sein starker Arm ſein . H. D. Versailles, den 18. Januar 1871 . Wilhelm. " Mit jubelndem Hurrah auf Se. Majestät den Kaiser wurde dieses Ereigniß begrüßt, welches das ſtete Sehnen und den Lieblingswunsch unseres Volkes so herrlich erfüllte. Nach den bisherigen Beobachtungen mußte man als sicher annehmen, daß bei Besançon und südlich davon noch starke Kräfte des Feindes sich befänden .

Der Divisions -Kommandeur General-

Lieutenant v. Bothmer befahl deshalb das Ausseßen förmlicher Vorposten in dem Raum zwischen der Loue und dem Doubs, welche theils von der Avantgarde in Quingey, theils

von dem

Die Kaiser-Proklamation.

201

Gros bei Abbans - Deſſous und Abbans - Deſſus zu

geben waren .

Außerdem ordnete er das Vortreiben stärkerer Aufklärungs - Abtheilungen in der Richtung auf Vorges und Buſy an, um Genaueres

über

erfahren.

die Stärke

des Gegners in

diesem

wurde

Zu

Regimentes

Zweck

die

dieſem Abſchnitt zu 10.

Kompagnie

auf der Straße nach Vorges und die

nach Busy entsandt.

des

11. auf der

Beide Kompagnien verließen mit Tagesanbruch

am 25. Duingey. Die 10. Kompagnie, unter Hauptmann Freiherr v . Bülow auf dem direkten Wege nach Vorges vorgehend, gelangte unangefochten bis auf etwa 11/2 Kilometer an dieses Dorf heran . fie vorläufig in

Hier

nahm

einem Walde verdeckte Aufstellung und sandte

nach vorwärts und seitwärts Patrouillen aus , nach dem westlich in der Richtung auf den Doubs gelegenen Dorfe Boussières eine ſolche in der Stärke eines Halbzuges unter dem Lieutenant Marenski. Bald meldeten die ausgesandten Patrouillen östlich Vorges

eine feindliche Feldwache und mehrere hundert Schritt

hinter dieser eine stärkere, auf ein Bataillon geschäßte Abtheilung ; gleich darauf wurden auch auf dem östlich Vorges zwiſchen dieſem und der Loue sich hinziehenden Berge mehrere geschlossene Abtheilungen feindlicher Infanterie , zwei Schwadronen und einige Geſchüße im Anmarsch gesehen.

Noch war Lieutenant Marenski aus Boussières

nicht zurückgekehrt , als in der Front der Feind mit anscheinend zwei Kompagnien erschien . Der bisher besezte Wald bot keine günstige

Vertheidigungsstellung ;

deshalb

verließ

Hauptmann

v. Bülow denselben und stellte auf einer Höhe etwas rückwärts den Schüßenzug unter dem Vizefeldwebel Koch mit dem Auftrage auf, diese Stellung jedenfalls zu behaupten , bis Lieutenant Marenski mit seiner Patrouille zurückgekehrt sei ;

die

beiden

anderen Züge der Kompagnie wurden noch etwas weiter zurück in Von den bisherigen besonders günstiger Stellung entwickelt. Beobachtungen

wurde

Meldung zurückgesandt.

durch einen

der

mitgegebenen

Husaren

Gegen den Zug des Vizefeldwebel Koch

ging bald darauf der Feind in sich immer mehr verstärkenden Schüßenschwärmen unter lebhaftem Feuer vor. hinter den feindlichen Schüßen Kolonne bald noch eine zweite.

außer

der

Auch zeigte sich

früher

beobachteten

Vizefeldwebel Koch leitete indeſſen

das Feuer seines Zuges in so umsichtiger und kräftiger Weise, daß

10.

202

Bei der Südarmee .

dem feindlichen Vorgehen Halt geboten und wiederholte Anläufe des Gegners , der dabei einmal bis auf 120 Schritt herankam, abgeschlagen wurden.

Inzwischen war auch Lieutenant Marens ti

von Bouſſières , welches er unbeſeßt fand , herangekommen, hatte sich dem Zuge des Vizefeldwebel Koch angeschlossen Kommando über diesen mit übernommen.

und

das

Gleichzeitig verstärkte sich aber auch der Gegner immer mehr und dehnte sich nach den Flügeln hin aus .

Einen Versuch,

den

diesseitigen rechten Flügel zu umfassen, hatte zwar die eben herangekommene Abtheilung des Lieutenant Marenski durch Schnellfeuer noch abgewiesen.

Als bald darauf aber der Versuch auf

beiden Flügeln abermals drohte , ging um so mehr, als die Aufgabe des vorgeschobenen Zuges nunmehr erfüllt war, Lieutenant Marenski mit seinen Schüßen auf die Hauptstellung der Kompagnie zurück. Gegen diese richtete sich nach kurzer Pause der erneute Angriff des Feindes , deſſen Stärke sich nunmehr schon auf mehrere Bataillone erkennen ließ. Aber er fand einen heißen Empfang. Sein wiederholter Ansturm wurde durch das kalt= blütig

abgegebene und

abgeschlagen.

vortrefflich geleitete Feuer

der Füsiliere

Doch wäre gleichwohl die Stellung

nicht zu be-

haupten gewesen, da der Feind, in der Front durch heftiges Feuer festhaltend , sie auf den Flügeln zu umfassen begann . im rechten Moment die Hülfe.

Da nahte

Auf die rechtzeitig zurückerstatteten

Meldungen waren aus Quingey mehrere Kompagnien des eigenen und des 13. Regiments zur Unterſtüßung entſendet worden .

Links

neben der 10. Kompagnie rückte eine Kompagnie des 2. Bataillons 13. Regiments in die Gefechtslinie und brachte dort den feindlichen Angriff zum Stehen.

Auf dem rechten Flügel hatte der Feind

die 10. Kompagnie bereits umfaßt, als auf dem Berge , der zwischen den beiden Straßen nach Vorges und Busy sich hinzieht, die 5. Kompagnie erschien und durch ihr ,

obwohl auf bedeutende

Entfernung abgegebenes Feuer den Feind zum schleunigen Zurückgehen veranlaßte.

Doch versuchte er deſſen ungeachtet noch mehr-

mals gegen die Stellung der 10. Kompagnie vorzugehen, ohne bei diesen Anläufen wesentlich Raum zu

gewinnen.

Vielmehr ließ

allmählich das Feuer an Heftigkeit nach, und als bald darauf das Abbrechen des Gefechts anderen

Kompagnien

und des

das Zurückgehen in eine von zwei 13. Regiments

beſeßte

Aufnahme-

Gefecht bei Vorges . stellung

befohlen

wurde, folgten

203

nur eine kurze Strecke

weit

französische Patrouillen. Leider hatte die 10. Kompagnie in dem rühmlichen Gefecht gegen große feindliche Uebermacht

empfindliche Verluste

erlitten,

vor allem ihren unerschrockenen Führer und Chef, den Hauptmann Freiherrn v. Bülow , verloren.

Er fiel,

als

er in der zweiten

Stellung, die seine brave Kompagnie fast zwei Stunden lang behauptet hat, in der Schüßenlinie mit der größten Kaltblütigkeit seine Befehle ertheilte , durch einen sofort tödtlichen Schuß in den Unterleib. Sergeant Wilhelm , der sich an diesem Tage nach jeder Richtung hin hervorgethan hatte,

trug ihn aus dem

heftigen, feindlichen Feuer nach dem Verbandplay.

Außer ihrem

Führer hatte die Kompagnie noch einen Verlust von 8 Todten, bezw. Vermißten oder an ihren Wunden Verstorbenen, 5 Schwer , 13 Leichtverwundeten. befand sich der

Unter den an ihren Wunden Verstorbenen

Unteroffizier Seltier ;

außer ihm

waren noch

drei Unteroffiziere verwundet , nämlich Sergeant Runge schwer, Unteroffizier

Mönningmann

und

Vizefeldwebel

Koch

leicht.

Letterer, der Führer des Schüßenzuges, hatte sich schon als Unteroffizier bei der

2. Kompagnie am 14. August hervorgethan und

dafür das Eiserne Kreuz

erhalten .

Er blieb auch hier troß der

Verwundung , Fleischschuß am Oberschenkel , Gefechts auf seinem Posten.

bis zum Schluß des

Drei Mann der Kompagnie waren in Gefangenschaft gerathen, darunter der durch einen Schuß in den Oberschenkel verwundete Füsilier Rudolph II .

Es

waren dies mit einem an demselben

Tage in Feindes Hand gefallenen Mann der 11. Kompagnie die einzigen Gefangenen , verloren hat.

welche das Regiment im ganzen Feldzuge

Sie wurden bis zu ihrer am 17. Februar erfolgten

Auslieferung in der Festung Besançon in Gewahrſam gehalten. Bei der anderen Aufklärungs -Abtheilung hatten sich die Verhältnisse günstiger gestaltet.

Die 11. Kompagnie ging unter Haupt-

mann Taured im Thale der Loue vor.

Zug französischer Kavallerie an , warf.

auf der Straße nach Busy

Sie traf zunächst nur Patrouillen und Vedetten, dann einen die sie mit leichter Mühe zurück-

Im weiteren Vorgehen wurde am Ausgang des engen Thales

zwischen der Loue und dem sie begleitenden steilen Bergzuge, da, wo die Loue in scharfem Bogen sich nach Osten wendet, ein größeres

10.

204

Bei der Südarmee.

Biwak von mindestens einem Bataillon beobachtet, welches auf die Nachrichten der zurückgegangenen Kavallerie sich sofort in Gefechtsbereitschaft sette und an dem bewaldeten Abhange und an der Straße Aufstellung nahm. Dieser Ueberlegenheit gegenüber und angesichts der Unmöglichkeit, anders als geradeaus unter den ungünstigsten Verhältnissen dagegen vorzugehen , sandte Hauptmann Taured entsprechende Meldung zurück, ließ eine kleine Abtheilung zur Beobachtung an der Straße, einen Halbzug auf halber Höhe des Berges und bezog etwa 500 Schritt dahinter , wo das Thal erbreiterte und an dem bewaldeten Bergabhang eine breite Lichtung sich befand, eine Stellung mit der Kompagnie. Der Feind hielt sich dem gegenüber, einige Patrouillen abgerechnet, ziem=

sich etwas

lich unthätig. Auf die nach Duingey an den Kommandeur der Avantgarde gelangte Meldung verfügte dieser ,

daß die 5. , 9. und 12. Kom-

pagnie des Regiments sofort zur Unterſtüßung der 11. Kompagnie, das 2. Bataillon des 13. Regiments zur 10. Kompagnie abrücken sollten.

Die 8. Kompagnie hatte den Nordausgang von Quingey

zu besezen. Die 6. und 7. Kompagnie befanden sich seit dem frühen Morgen zur Aufklärung auf dem linken Ufer der Loue. Den Befehl über die Kompagnien des Regiments auf der Straße nach Busy erhielt der Major Senff mit dem Auftrage, ſich nicht in ein ernſtes Gefecht einzulassen . Quingey ab.

Er rückte mit

denselben um

11 Uhr von

Bei der Stellung der 11. Kompagnie angekommen , fand er die Lage noch fast unverändert ; nur zeigte sich etwas mehr Bewegung beim Feinde, und über den Berg herüber schallte der Lärm des bei der 10. Kompagnie entbrannten Gefechts . Major Senff schickte sofort die 5. Kompagnie, Premier-Lieutenant Breyding , auf die Höhe

des Berges links der Straße mit dem Auftrage,

ein Vor-

dringen des Feindes auf der Höhe zu verhindern, im Uebrigen ſich den Bewegungen der im Thal befindlichen Kompagnien oben bleibend anzuschließen und möglichst die Verbindung mit der 10. Kompagnie herzustellen. der

9.

beseßten

Die 11. Kompagnie und zwei Züge

an der Straße und

am unteren Abhange des

Berges eine geeignete Stellung , von der aus sie das Thal unter Feuer halten konnten .

Die 12. Kompagnie, Hauptmann v. Klüfer,

blieb vorläufig in Reserve an der Straße.

205

Gefecht bei Busy.

Als die 5. Kompagnie die Höhe des Berges erreicht hatte, erhielt sie über die vorliegende, etwa 250 Schritt breite, mit kleinen Büschen bestandene LichtungFeuer, beseßte mit einem ausgeschwärmten Zuge unter dem Lieutenant der Reserve Rundspaden den diesseitigen Rand der Blöße und

begann

ein ruhiges Feuer.

Die

beiden anderen Züge der Kompagnie blieben geſchloſſen und verdeckt an dem auf der Höhe laufenden Wege stehen ; eine Patrouille wurde den jenseitigen steilen Abhang hinab zum Aufſuchen der Verbindung zurückkam ,

mit

der 10. Kompagnie entsendet.

wurde die Verbindung durch das

Ehe diese jedoch Auge

hergestellt.

Man sah über den schmalen Thalgrund hinüber auf der jenseitigen Höhe die Stellung der 10. Kompagnie und erblickte gleich darauf auch einen Schwarm feindlicher Schüßen, der, im Thale vorgehend, fich schon in gleicher Höhe mit dem rechten Flügel der 10. Kompagnie befand und dieſen zu umfassen drohte. machten, hatte sie verrathen.

Der Lärm, den sie

Premier Lieutenant Breyding ließ

sofort die beiden geschlossenen Züge unter dem Lieutenant der Reſerve Mantell und dem Vizefeldwebel Kraft nach der linken Flanke ſich entwickeln und, begünstigt durch einige Lichtungen des Waldes, ein lebhaftes Feuer auf die feindlichen Schüßen abgeben. Dieselben wurden dadurch höchlichst überrascht und gingen rascher, als sie gekommen waren ,

wieder zurück.

hergestellte Verbindung

mit der

Meldung über die solchergestalt 10. Kompagnie wurde an den

Major Senff erstattet.

Nunmehr aber verstärkte sich auch der Feind vor der Front, ohne daß deshalb eine Vermehrung der diesseitigen Schüßen nöthig geworden wäre. Auch im Thal bei der 11. und 9. Kompagnie hatte das Feuern begonnen, doch machte der Feind keinerlei Miene, zum Angriff vorzugehen . In der Hoffnung, daß es nun diesseits dazu kommen würde, hatte die 5. Kompagnie auf der Höhe be= gonnen , ihre Schüßen etwas mehr vorzuschieben , wozu die mit Büschen bewachsene Lichtung gute Gelegenheit bot. Auch war das feindliche Feuer entschieden etwas gedämpft worden , obwohl auch diesseits Verluste nicht ausgeblieben waren. Besonders unerschrocken und jede Gelegenheit benußend, einen Schuß anzubringen, zeigten sich der Sergeant Wolff und der Einjährig-Freiwillige Brörken . Lekterer wurde , nachdem er mehrere gute Schüsse gethan hatte, durch einen Streifschuß an der rechten Bruſt verwundet.

10.

206

Bei der Südarmee.

Zum Angriff kam es auch diesseits nicht mehr.

Ein ernſtes

Gefecht sollte auf Befehl der Diviſion vermieden werden , und ein solches wäre unausbleiblich gewesen, wenn die Kompagnien weiter vordrangen. Daher beschloß Major Senff, das Gefecht abzubrechen . Die Nachricht davon erreichte die 5. Kompagnie auf der Höhe durch das Signal „langsam zurück“, dem der mündliche Befehl nachfolgte. Den Moment, als die Kompagnien im Thale zurückgingen , schien der Feind benußen zu wollen, um nachzudrängen, aber das Feuer der 5. Kompagnie von der Höhe herunter verleidete ihm den Versuch.

Als lezte ging dann dieſe Kompagnie auf der Höhe durch

den Wald zurück. Von dem gegenüberstehenden Feinde folgte ihr nicht einmal eine Patrouille . Jenseits des Waldes auf der Höhe über dem Dorfe Chouzelot hatte Major Senff zur etwa erforderlichen Aufnahme der 5. Kompagnie und zur Beherrschung des Thalgrundes an der Loue zwei Züge der 9. Kompagnie unter Premier-Lieutenant v. Rehbinder und einen Zug der 12. Kompagnie unter Lieutenant Gottbrecht aufgestellt.

Der 5. Kompagnie war der Feind nicht gefolgt und

blieben deren Patrouillen im Walde.

Aber im Thale auf der

Straße machte der Gegner nochmals einen Versuch vorzukommen . Das gemeinschaftliche Feuer der Züge der 9., 12. und 5. Kompagnie nöthigte ihn jedoch zum schleunigen Zurückweichen.

Die nach-

gesandten

wieder

Patrouillen

bestätigten ,

daß

der

Feind

die am Morgen innegehabte Stellung zurückgegangen sei. war das Gefecht auf allen Punkten zu Ende,

in

Damit

und die Batterien,

welche in ihre Stellungen gefahren waren, ſowie die 8. Kompagnie, welche den Eingang von Duingey besezt hatte , kamen nicht mehr zur Verwendung. Die Verluste der auf dieser Seite im Gefecht geweſenen Kompagnien waren nicht beträchtlich.

Die 11. Kompagnie hatte einen

Todten und einen Gefangenen, die 12. Kompagnie zwei Verwundete, die 5. Kompagnie einen Todten, drei Verwundete und einen Vermißten, der, weil nicht wieder eingetroffen, wohl als todt anzunehmen ist ; die 9. Kompagnie hatte keinen Verlust erlitten. des Feindes

Der Verlust

konnte nicht festgestellt werden ; daß er jedoch nicht

ganz unerheblich gewesen sein muß, mag daraus hervorgehen, daß bei dem am nächsten Tage mit stärkeren Kräften unternommenen

Aufklärung gegen Châtillon an der Loue. Vorstoß

207

allein vor der von der 5. Kompagnie im Walde inne-

gehabten Stellung noch zehn todte Franzosen gefunden wurden . Wie schon erwähnt, waren an diesem Tage auch die 6. und 7. Kompagnie des Regiments auf Erkundung ausgesendet worden. Durch Kavallerie-Patrouillen ,

welche täglich in östlicher Richtung vorgingen, war in Erfahrung gebracht worden, daß der Gegner im Allgemeinen an der in tief eingeschnittenem , meist von Felswänden eingefaßtem Thale fließenden Loue stehe , die Uebergänge besezt halte , aber auf das linke Ufer des Flusses nur schwache Abtheilungen vorgeschoben habe. Genaueres hierüber festzustellen, wurden am Morgen des 25. die 6. und 7. Kompagnie unter Führung des Hauptmann Linde über Courcelles gegen Châtillon an der Loue entsendet.

Sie fanden schon diesseits Courcelles feindliche Infanterie und Kavallerie-Patrouillen, welche auf Courcelles und Châtillon zurückgingen.

Bei Courcelles war der Uebergang über den Fluß an dem rechten überhöhenden Ufer ſtark beſeßt und keine Aussicht, in Besitz desselben gelangen zu können. Die 6. Kom-

pagnie blieb vorläufig beobachtend und patrouillirend bei Courcelles ſtehen, während die 7. gegen Châtillon weiterging und einen Zug unter dem Lieutenant der Reserve Cremer nach dem Uebergang bei der Fabrik von Châtillon vorschickte. Der Zug erhielt aber bald von den bewaldeten Höhen des linken Ufers wie auch von den steilen Abhängen des rechten Ufers ein so heftiges Feuer, daß es ihm unmöglich war , der Weg längs

bis an die Brücke zu gelangen ,

der Felswand

des

zu welcher linken Ufers im wirksamsten

Schußbereich vom rechten Ufer her lag.

Wiederholte Versuche,

auf anderem Wege dahin zu gelangen , welche Hauptmann Linde unternahm , scheiterten theils an der Ungangbarkeit des Geländes, theils an dem kräftigen Widerstande ,

welchen der Gegner leistete. Nachdem es auch einzelnen Patrouillen nicht gelungen war, die feindliche Stellung zu umgehen und einen Einblick in dieselbe zu bekommen, kehrte gegen Abend Hauptmann Lincke mit den beiden Kompagnien nach Duingen zurüď. Hier waren unterdeß einige das Regiment betreffende Veränderungen bekannt geworden. vom

18. Januar

1871

Durch Allerhöchste Kabinets -Ordre

war der Kommandeur des Regiments

Oberst-Lieutenant v. Loebell zum Oberst, der Premier-Lieutenant Streder zum Hauptmann und Kompagnie- Chef ( 9. Kompagnie),

10.

208

Bei der Südarmee.

die Sekond-Lieutenants v . Keber und Müller I (dieser vom Landwehr-Bataillon Breslau und zum Regiment kommandirt) zu PremierLieutenants ernannt worden.

Durch Regiments - Verfügung wurde

der nunmehr älteste Premier-Lieutenant v . Kaldstein zur Führung der 10., Premier-Lieutenant Kern zur Führung der 6. Kompagnie tommandirt. Am nächsten Morgen ,

dem 26., fand auf dem Kirchhofe zu

Quingen die feierliche Beerdigung des am Tage zuvor gefallenen Hauptmann v. Bülow, sowie der mit ihm in den Tod gegangenen Füsiliere statt. Die trauernde 10. Kompagnie stellte ihrem verehrten, zu früh dahingeschiedenen Chef und ihren braven Kameraden die Trauerparade , Hauptmann v . Klüfer trug die Ehrenzeichen des Gebliebenen .

Das Gefolge

bildeten

Kommandeur die

sämmtlichen Offiziere

außer dem Regimentsund

Mannschaften

des

3. Bataillons in voller Feldausrüstung , da man jeden Augenblick den Befehl zum Aufbruch erwarten mußte. Ein steinernes Kreuz, vom Offizier-Korps des Regiments gestiftet , ziert jezt den Grabhügel des zu früh geschiedenen, tapferen Kameraden .

Es trägt die Jn-

schrift : „Hier ruht Freiherr Adolf v . Bülow , Königlich Preußischer Hauptmann und Chef der 10. Kompagnie Hannoverſchen FüſilierRegiments Nr. 73, Ritter des Eisernen Kreuzes 2. Klasse . mit Gott für König gegen Vorges

am

25. Januar 1871.

und die mit ihm gefallenen Offizier-Korps. "

Er fiel

und Vaterland im Rekognoszirungsgefecht Zur Erinnerung

an ihn

6 Füsiliere des Regiments .

Das

Nach wenigen Wochen schon war das Denkmal,

von dem der Regiments-Kommandeur Oberst v. Loebell selbst dem Bildhauer die Inschrift aufgezeichnet hatte, errichtet.

Später

fand es die trauernde Wittwe mit dem Grabe im besten Zustande vor ; auch wurden ihr von der Bevölkerung in Quingey alle Rückfichten und Zeichen der Theilnahme erwiesen. Durch Befehl der Division waren erneute Aufklärungen in den Richtungen wie Tags zuvor , aber mit stärkeren Kräften, angeordnet, welche ohne ernstere Gefechte feststellen sollten , ob die gestern gemachten Beobachtungen völlig richtig seien, bezw. ob der Gegner sich noch in derselben Stellung und Stärke zeige. Gegen Busy waren dazu unter Kommando des General v. d. Often= Saden vier Bataillone (7. Jäger-Bataillon , 2. Bataillon des 13. Regiments, 1. Bataillon des 15. Regiments und 2. Bataillon

Beerdigung des Hauptmann v . Bülow.

209

des 55. Regiments), eine Eskadron des 8. Huſaren-Regiments und vier Geschüße der 5. leichten Batterie verwendet.

Sie trafen den

Feind in denselben Stellungen , wie Tags zuvor die 10. und 11. Kompagnie, erfuhren kräftigen Widerstand, der auf die Anwesenheit zahlreicher Truppen schließen ließ, und erlitten in längerem Feuergefecht einen Verlust von 1 Offizier und 33 Mann. Mit 50 dem Feinde abgenommenen Gefangenen kehrten sie am Nachmittag zurück. Sie hatten gegen die 1. und 2. Diviſion des franzöſiſchen gefochten , welche bei Busy in verschanzter Stellung Inzwischen war in Quingey das 3. Bataillon des Regi-

XV. Korps standen.

ments gefechtsbereit zurückgeblieben ; das 1. Bataillon des 13. Regiments befand sich auf Vorposten.

Dem 2. Bataillon des Regiments war der Auftrag geworden, mit der 2. Eskadron des 8. Husaren-Regiments und zwei Geschüßen der 5. leichten Batterie unter dem Bataillons -Kommandeur OberstLieutenant v. Langen in der Richtung auf die Straße BesançonOrnans vorzugehen , um in Erfahrung zu bringen , ob auf dieser Truppenbewegungen der Franzosen stattfänden. Es brach dazu um 6 Uhr früh auf. Den nächsten Weg marschirend, langte es schon zu früher Stunde bei Courcelles an, fand aber hier die Brücke über die Loue zerstört und das jenseitige Ufer vom Feinde stark beſeßt. Das gleiche Ergebniß hatten die ausgesandten Patrouillen bei Charnay , Rouhe und Châtillon. Ueberall waren seit dem gestrigen Tage die Brücken zerstört worden und die Höhen des rechten Den tiefen und reißenden Fluß zu über-

Flußufers stark beseßt. schreiten ,

war ohne Uebergänge nicht möglich. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen , eine Stelle zu finden, wo wenigstens eine

Kavallerie- Patrouille übergehen bezw. durchschwimmen könnte, mußte der Auftrag

als unausführbar

getreten werden.

angesehen und der Rückweg an= Fast hätte das Bataillon noch von den eigenen

Truppen Feuer bekommen .

Während nämlich das 2. Bataillon ſich eine inzwischen aus Quingey

noch bei Courcelles befand , hatte

vorgerittene Husaren - Patrouille bei Charnay Infanteriefeuer bekommen, wahrscheinlich von einer in einem Kahn über die Loue gesezten Patrouille der Franzosen, und hatte dies nach Quingey zurückgemeldet. Als nun nach einiger Zeit das Bataillon, welches man so früh noch nicht zurück erwartete, scheinbar aus der Richtung von Charnay her über den Berg nach Quingey hinabstieg, wurde 14

10.

210

Bei der Südarmee.

es für eine feindliche Abtheilung gehalten.

Die auf der jenſeitigen

Höhe in Stellung befindliche Batterie richtete ihre Geschüße darauf; das 3. Bataillon besezte die Loue-Brücke , sowie die Häuſerzam rechten Ufer, und das Feuer sollte eben begonnen werden, da wurde zum Glück der große Schimmel des Oberſt-Lieutenant v . Langen fichtbar und daran der Irrthum erkannt. Die Nachrichten der lezten Tage hatten es fast zur Gewißheit werden laſſen, daß die Armee Bourbakis sich schon ganz auf dem linken Ufer des Doubs , zwischen Besançon ,

dem Loue - Abschnitt

und der Schweizer Grenze befand . Ein Durchbrechen der Franzosen nach Westen hin, etwa gegen Dijon, wo noch immer Garibaldi mit 25 000 Mann stand und sich durch die Brigade Kettler festhalten ließ ,

war nicht mehr zu befürchten .

immer wichtiger ,

Es

wurde deshalb

auch noch die übrigen durch das Jura - Gebirge

nach Süden führenden Straßen zu sperren , mehrere Mobilgarden - Bataillone und Kavallerie entkommen waren.

auf welchen

schon

ein Theil der franzöſiſchen

Zu dem Zweck mußten das II . und

VII. Korps tiefer in das Gebirge gegen die Schweizer Grenze vorgeschoben werden. Das XIV. Korps hatte sich in der Verfolgung Bourbakis den beiden anderen Korps mehr und mehr genähert und konnte am 27. Januar die 14. Diviſion am Doubs ablösen , ſo daß diese hinter der 13. Diviſion vorbeimarſchirend, sich gegen die Loue-Linie vorbewegen konnte.

Am 28. wurde auch die 13. Division in ihrer

Stellung bei Byans und Quingey von der 1. Badiſchen Brigade abgelöst und schloß sich nunmehr dem Vorgehen der 14. Diviſion in der Richtung auf Pontarlier an . Auf die Nachricht von dem Einrücken der 14. Division in ihre neue Stellung war noch am 27. Mittags das 2. Bataillon mit einer Schwadron 8. Huſaren unter dem Kommando des Oberſt-Lieutenant v. Langen entsendet worden mit dem Auftrage, im Anschluß an die Vorposten der 14. Division, welche von Bartherans bis Gour ſtanden, die Orte Palantine, la Grange de Battant und Ceſſey zu beſeßen und gegen die Loue zu patrouilliren .

Das

3. Bataillon

und der Regimentsstab, welche anfänglich noch in Quingey bleiben ſollten ,

wurden am späten Nachmittag , sogar mit Unterbrechung

des begonnenen Feldgottesdienstes , nach Châtillon an der Loue in Marsch gesezt, wo sie Abends gegen 9 Uhr eintrafen und in großen Fabrikräumlichkeiten ein nothdürftiges Unterkommen fanden .

In den Jura.

211

Die dem General v . d. Often - Sacken gestellte Aufgabe, mit der Avantgarde die Loue zu überschreiten und gegen die Straße Besançon Pontarlier vorzugehen, mindestens aber seine Kavallerie dahin vorzutreiben, war, obwohl der Feind den Abschnitt räumte, schlechterdings nicht auszuführen, da sämmtliche Uebergänge zerstört und der Fluß ohne solche nicht passirbar war. Nur eine Patrouille des

3. Bataillons gelangte noch am Abend auf das jenseitige

Ufer.

Der Unteroffizier Meerkamp 10. Kompagnie, der sich zu dem gewagten Unternehmen freiwillig erboten hatte, entdeckte am diesseitigen Ufer einen schadhaften Kahn und seßte in diesem in Begleitung einiger Füsiliere seiner Korporalschaft nach dem anderen

Ufer über , wo sich kurz vorher noch Bewaffnete gezeigt hatten. Er gelangte indeſſen nicht nur glücklich hinüber , sondern dehnte ſeine Patrouille sogar bis zu dem jenseits gelegenen Dorfe Rurey aus. Er holte sich aus demselben den Maire und einen Notar heraus und brachte dieselben über den Fluß zurück nach Châtillon, wo er sie dem Regiments-Kommandeur Oberst v. Loebell vorführte.

Die Aussagen der Beiden gaben wichtige Aufklärungen und den Verbleib der bis vor Kurzem in dieſer

über die Zahl

Gegend geweſenen Truppen des französischen XV. Korps . Am 28. Abends war die gesammte 13. Diviſion an die 14 . herangezogen worden, das Armee-Korps vereinigt ; die am weitesten vorgeschobenen Abtheilungen , bei ihnen das Regiment , erreichten an diesem Tage Saiſenay. Das Eindringen in das Hochgebirge hatte begonnen. Die Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, zeigten sich bald.

Strenge Kälte, hoher Schnee, steile und bald

sehr glatte Straßen ermüdeten die Truppen sehr , so daß bei den kurzen Wintertagen und dem langsamen Vorwärtskommen immer schon der Abend hereingebrochen war, wenn die Marschziele erreicht wurden.

Daß man dabei die französischen Truppen vor sich her

drängte, zeigten die bisweilen stundenweit an den Straßen im tiefen Schnee sich hinziehenden Lagerpläße, auf denen man oft noch die glimmenden Kohlen der Lagerfeuer und manchmal halb erfrorene Leute fand. Diesseits wurden alle Vorkehrungen getroffen, um die Truppen gegen die Unbilden der Witterung zu schüßen. Niemand biwakirte ohne die dringendſte Nothwendigkeit ; eng zuſammengedrängt lagen die Truppen in den Ortschaften , die Feldwachen in den äußersten Häusern, nur Posten und Patrouillen auf den Straßen 14*

10.

212

Bei der Südarmee .

vorgeschoben ; Kavallerie- Patrouillen gingen beständig des Nachts auf den Straßen , und wer hätte in diesem Gelände auch anders als auf den Straßen kommen wollen ?

Die Neigung dazu war bei

den Franzosen durchaus nicht vorhanden, vielmehr die größte Luſt, sich in den Ortschaften zu verstecken und, wenn entdeckt, sich ruhig gefangen nehmen zu lassen. Fast jede Patrouille, besonders Nachts , fand weggeworfene Mobilgardenanzüge, oft auch Gewehre. Die Verpflegung fand in dieser Zeit ausschließlich im Wege der Beitreibung statt. Die Avantgarde, zu der die Bataillone des Regiments gehörten , hatte es dabei naturgemäß am günstigsten, obwohl die Ortschaften meist dicht genug belegt wurden.

An Fleisch

war nie Mangel , denn Vieh war immer genug vorhanden. Ge schlachtet wurde stets Nachmittags nach dem Einrücken und das Fleisch auf dem Wagen mit in das nächste Quartier genommen, wo dann sofort die Austheilung und Zubereitung beginnen konnte. Kartoffeln und anderes Gemüse waren oft spärlich ; portion wurde dann um so reichlicher bemessen.

die Fleisch-

Ebenso knapp waren .

bisweilen Kaffee und Salz, namentlich als im Jura die rückwärtige Verbindung sehr mangelhaft wurde, ſo daß beſondere Wirthschaftlichkeit mit diesen Stoffen durch Divisionsbefehl besonders empfohlen wurde.

Am fühlbarſten war der zeitweilige Mangel an Brot, aber

auch dem wurde nach Kräften abgeholfen.

Mehl fand sich ja faſt

immer; so wurde denn gleich nach dem Einrücken davon eingefordert, in der Nacht von den Bäckern der Kompagnien gebacken und das Brot, wenn noch nicht genügend erkaltet , am anderen Morgen auf den Wagen mitgenommen . So war die Ernährung troß der großen Anstrengungen, die den Mannschaften schon seit dem Ausmarsch aus Meß hatten zugemuthet werden müssen, eine reichliche und gute gewesen. Nicht wenig trug dazu der regelmäßige und nicht unbedeutende Genuß des guten Rothweins bei, den die Mannschaften zu jeder Mahlzeit erhielten und den die durchwanderten Gebiete in unglaublicher Menge hervorbringen. kommene Verbesserung ihrer Bezüge Premier- und Sekond-Lieutenants,

Eine sehr will-

erhielten in dieser Zeit die

deren Feldzulage durch Aller-

höchste Verfügung von 20 auf 30 Thaler erhöht wurde. Für den 29. Januar hatte General v. Manteuffel ein allgemeines Vorrücken der Südarmee in der Richtung auf Pontarlier angeordnet, wohin allen

eingegangenen Meldungen zufolge

die

213

Verfrühte Waffenſtillſtands - Nachricht. französischen Korps sich zurückgezogen hatten.

Nach

langem,

an=

ſtrengendem Marsch von über 30 Kilometern, auf welchen wegen der ſteilen und glatten Wege die Artillerie und die Fahrzeuge nicht zu folgen vermochten, erreichten das 2. und 3. Bataillon des Regiments an dieſem Tage zu später Stunde die Unterkunftsorte, das 2. Bataillon mit dem Brigade- und Regimentsstabe, dem 7. Jäger-Bataillon, zwei Schwadronen 8. Husaren und einer Batterie zusammen in Sept= Fontaines , das 3. Bataillon mit einer Eskadron , der PionierAus Kompagnie und dem Sanitäts-Detachement in le Souillot. beiden Orten waren französische Truppen erst bei Annäherung der diesseitigen entwichen ;

die für sie zubereiteten Mahlzeiten

kamen

den Unſrigen zu Gute. Kaum eingerückt, wurden indeß die Truppen noch einmal aufgeschreckt durch lebhaftes Feuer , welches von den weiter gegen Pontarlier vorgegangenen Abtheilungen der 14. Division herüberschallte,

untermischt mit häufigen franzöſiſchen Signalen.

Es schwieg aber bald wieder und die Nachtruhe wurde nicht weiter Am frühen Morgen , noch ehe es völlig Tag ge= beeinträchtigt. worden, verbreitete sich in den Standorten des Regiments die Nachricht von einem abgeschlossenen Waffenstillstande, ohne daß jedoch noch etwas Bestimmtes bekannt wurde. Die Nachricht wurde begreiflicher Weise mit Freuden begrüßt , denn um eine damals der Kriegsbedarf war bei gebräuchliche Redensart anzuwenden , Jedermann vollständig gedeckt." In den Dörfern rief die Kunde bei den Einwohnern unbeschreiblichen Jubel hervor und hatte eine eigenthümliche Wirkung . Urplößlich tauchten überall aus den Häusern, Scheunen, Ställen französische Soldaten auf, die sich am Abend dort versteckt hatten und nun mit dem Freudenrufe „ Armistice !" ihre bisherigen Feinde begrüßten. Ein angeordnetes Nachsuchen förderte einige Hundert solcher Kriegesmüden zu Tage, welche vorläufig, da die Nachricht vom Waffenstillstand noch nicht beglaubigt war, in Verwahrung genommen wurden. Auch über das Gefecht vom Abend

vorher erfuhr man nun , daß in dem

nahen Dorfe

Sombacourt ein Bataillon 77. Regiments die Franzosen überfallen und ihnen eine große Anzahl Gefangene und Geschüße abge= nommen habe. Für den 30. früh war die Versammlung der 13. Division bei Levier an der Straße nach Pontarlier angeordnet. Als das 2. Bataillon sich als leßter Truppentheil auf dem Marſche dahin

214

10.

Bei der Südarmee.

befand, die 5. Kompagnie als Nachhut, ertönten plößlich von rückwärts französische Hornsignale,

und

dem

entgegenreitenden Führer der

5. Kompagnie Premier Lieutenant Breyding stellte sich ein franzö fischer Oberst als Parlamentär mit der Nachricht des eingetretenen Waffenstillstandes vor. Als derselbe nach Levier zumKommandirenden General v. Zastrow geleitet war, ergab sich bald, daß der Waffenstillstand allerdings abgeschlossen , die Departements Doubs, Jura und Côte d'Or jedoch, in denen sich die deutsche Südarmee und die französische Ostarmee befanden , davon ausgenommen seien. Die Südarmee sollte vielmehr ihre Bewegungen bis zur vollständigen Entscheidung fortseßen.

Der Gegner wurde davon benachrichtigt,

der Vormarsch an diesem Tage jedoch nicht weiter fortgesezt ; nur schlossen die Divisionen in sich etwas mehr auf. Das 2. Bataillon erhielt mit einer Schwadron Unterkunft in dem Dorfe l'Abergement du Navois, das 3. Bataillon in Levier, wo an diesem Tage auch die Korps- Artillerie mit den beiden zu ihrer Bedeckung kommandirten Kompagnien des 1. Bataillons

eintraf.

Ein kleiner Marsch bei

mildem Frühlingswetter und gute Quartiere in herrlicher Gegend begünstigten die in Aussicht

auf einen baldigen Waffenstillstand

fröhliche Stimmung. Am 31. wurde der Vormarsch um so kräftiger wieder aufgenommen; das VII . Korps schob seine Truppen bis auf 4 Kilometer an Pontarlier vor und beſeßte die Gebirgsabhänge vor der dortigen Das 3. Thalerweiterung und das Thal des Drugeon - Baches . Bataillon rückte mit dem Regimentsstabe im Verbande der Avantgarde nach Amathay , die beiden Kompagnien des 1. Bataillons blieben mit der Korps-Artillerie in Levier , den Trains in Déſervillers und Eternoz. eine besondere Verwendung .

die zwei

anderen mit

Das 2. Bataillon erhielt

Da noch immer feindliche Abtheilungen

zwischen dem Loue - Fluß und der Straße Levier - Pontarlier sich befanden, so wurde unter dem Oberst v. Deliz , Kommandeur des 15. Regiments , ein Detachement, bestehend aus dem 1. und Füfilier-Bataillon 15. , dem 2. Bataillon 73. , der 1. Eskadron 8. Husaren-Regiments und der 5. leichten Batterie entsendet, um diesen Abschnitt vom Feinde zu säubern. liche Abtheilungen angetroffen ,

geblichen Waffenstillstand sich weigerten , Ortschaften zu räumen .

Wiederholt wurden feind

die unter Berufung auf den andie von ihnen belegten

Zunächst wurde stets der wahre Sachver-

Uebertritt der Franzosen auf Schweizer Gebiet.

215

halt klargelegt und dann mit Anwendung von Waffengewalt gedroht. Sobald schließlich die Batterie auffuhr , erklärte regelmäßig der Gegner, abziehen zu wollen und so wurde der Auftrag zwar langDas Bataillon bezog sam aber ohne Blutvergießen ausgeführt. am 31. Abends Unterkunft in Bolandoz . Hier waren schon Tags vorher Quartiermacher des 1. Bataillons mit solchen französischer Dragoner zuſammengetroffen und auf die Nachricht von dem Waffenstillstande friedlich in demselben Orte verblieben . Am 1. Februar führte die Abtheilung Deliß ihren Auftrag weiter aus, stieß nach Beendigung desselben bei Sombacourt wieder zur Diviſion schloß sich dem Vormarsch derselben gegen Pontarlier an. Vom Regiment waren zwei Kompagnien mit einer halben Schwadron Huſaren

des

und

3. Bataillons

unter Major Senff zur

Beſeßung des Engpaſſes bei la Grange Maillot und Beobachtung gegen Ornans, welches noch vom Feinde beſeßt sein sollte, entsendet, die beiden anderen blieben als Reserve zur Verfügung der Diviſion . Vom

1. Bataillon

langten

die 2. und 3. Kompagnie mit der

Korps -Artillerie auf dem Sammelplaß der 14. Diviſion an, die beiden anderen blieben mit den Trains in ihren Unterkunftsorten . Nur das 2. Bataillon

erschien geschlossen bei der Division,

welche sich bei Pontrouge am Drugeon vereinigte, wo auch, Norden kommend ,

von

die Diviſion v. Schmeling des XIV. Korps

eintraf. Zum Kampfe kam es jedoch für das VII. Korps an diesem Tage nicht mehr ; der Gegner hatte sich zum Rückzug auf Schweizer Gebiet entſchloſſen und nur das nachdrängende II . Korps hatte jenseits Pontarlier bei dem Engpaß von la Cluse noch ein ziemlich verlustreiches Gefecht.

Von der Ostarmee, auf welche die

Franzosen so große Hoffnungen gesezt hatten , welche den Krieg hatte nach Süddeutschland tragen sollen, waren nur geringe Reſte nach Südfrankreich entkommen . Mit dem wohlverdienten Gefühl, abermals einen großen Erfolg errungen zu haben, trennten sich die Truppen . Das 2. Ba= taillon mit dem Regimentsstabe und zwei Kompagnien

des

3.

Bataillons belegten Bians , die beiden anderen Kompagnien des 3. Bataillons Dommartin, das 1. Bataillon wieder seine bisherige Unterkunft.

Hier hatten die Bataillone am 2. Februar einen

Ruhetag, wie sie ihn eigentlich seit dem Abmarsch von Châtillon nicht gehabt hatten.

Mit dem freudigen Gefühl der Genugthuung

216

11.

Von der Schweizer zur Belgiſchen Grenze.

über die Anerkennung ihrer Leistungen vernahmen fie den beim Appell vorgelesenen Armeebefehl ihres Ober - Befehlshabers, Generals v . Manteuffel:

des

,,Soldaten der Südarmee! Eure Märsche und Kämpfe

bei Schnee und Eis im

hohen Jura sind nicht vergeblich gewesen. schüße ,

7 Mitrailleusen ,

15 000

2 Adler, 12 Ge-

Gefangene,

worunter 2 Generale und viele Offiziere, viele tausend Proviantwagen,

viele tausend Chassepots sind in Euren Händen. Dijon ist zurückerobert, und soeben erhalte ich von Berlin die telegra phische Nachricht, daß 80 000 Mann der französischen Armee bei Verrières in die Schweiz übergetreten sind ,

d. h. daß

ſie dort die Waffen ablegen und bis zum Friedensſchluß internirt bleiben. Die Armee Bourbakis ist außer Kampf gesezt und auch ihre Reste in den Gebirgen werden Euren Waffen bald verfallen sein. Soldaten der Südarmee! ich spreche Euch meinen Glückwunsch und meine volle Anerkennung aus. H.-Q. Pontarlier, den 2. Februar 1871 . v. Manteuffel. " Mit dem Verschwinden der französischen Ostarmee hatten die kriegerischen Ereignisse auch auf diesem Theile des Kriegsschauplages ein Ende. Die wenigen im Gebirge noch verstreuten Reste der französischen Armee ließen sich entweder willig gefangen nehmen oder traten auf Schweizer Gebiet über.

Die das Hochgebirge in

den nächsten Tagen durchstreifenden preußischen Abtheilungen fanden nur zahlreiches auf den Straßen zurückgelaſſenes Heergeräth, Waffen und Geschüße.

Die Südarmee konnte nun an ihre lezte Aufgabe,

die völlige Befignahme der vom Waffenstillstand drei Departements, gehen.

11.

ausgeschlossenen

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

Am 3. Februar begannen die Heerestheile der Südarmee sich von Neuem in Bewegung zu seßen.

Bei Pontarlier blieb zunächſt

die Division Schmeling des XIV . Korps behufs Abführung der

217

Lezte Aufgabe der Südarmee.

Gefangenen und Bergung des geräthes.

massenhaften französischen Heer-

Die übrigen Theile des Korps ſezten die Belagerung

von Belfort fort, hielten Besançon umſchloſſen, hatten sich Dijons bemächtigt und beobachteten die kleine Festung Auronne. Das II. und VII. Korps wandten sich nach Südwesten , wo bei Lons le Saunier noch französische

unter

Truppen

das

General

VII . , links

Auf dem rechten Flügel daneben das II. Korps, rückte die Südarmee in breiter Front vor. Es war nicht wahrscheinlich, daß der Gegner Stand halten werde, und so konnte den Truppen durch weitläufigere Unterkunft mehr

Pelissier standen.

Bequemlichkeit gewährt werden ; auch waren die Märsche meist von mittlerer Länge und einzelne von 30 und 34 Kilometern wurden von den im Winterfeldzuge gut einmarschirten und abgehärteten Leuten ohne Mühe geleistet. Zudem begünstigte das eingetretene Frühlingswetter, das freilich die Straßen sehr aufgeweicht hatte, die Truppen , und die Verpflegung in den Orschaften war stets reichlich und gut. Das Regiment marſchirte am 3. Februar zum ersten Male seit langer Zeit wieder in dem alten Regiments- und Brigadeverbande. Die 25. Brigade unter ihrem bewährten Führer General v. d. Often- Sacken vereinigte sich bei le Souillot der Straße nach Levier.

Zugetheilt waren ihr das

an

7. Jäger-

Bataillon, das 8. Huſaren-Regiment, die 6. leichte und 3. schwere Batterie, sowie eine Pionier-Kompagnie. Das Regiment kam mit seinen Bataillonen - das 1. war leider noch immer zur Bedeckung der Korps-Artillerie und der Trains abkommandirt

nach Cour

vières, das 1. nach Lemuy und Thésy. Am 4. wurde die Brigade getheilt.

Das 2. und 3. Bataillon,

das 7. Jäger-Bataillon und das Füsilier-Bataillon 13. Regiments marschirten selbständig unter dem Kommando des Obersten v. Loebell.

Sie benußten für den größten Theil des Weges den Damm der nach Arbois führenden Eisenbahn . In der Nähe von Supt

wurde dieselbe verlassen und in dem 3 Kilometer südlich der Bahn gelegenen Dorfe Chappois

von den beiden Bataillonen mit zwei

Schwadronen Husaren Unterkunft bezogen .

Hier war am nächsten

Tag schon wieder ein Ruhetag, der dazu benußt wurde, in der Umgegend Beitreibungen von Mehl,

Brot und Hafer vorzunehmen,

denn an allen diesen hatte es in lezter Zeit häufig gefehlt.

Das

218

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

11.

1. Bataillon, welches mit seinen Trains und der Korps - Artillerie weiter voraus war , lag am Sonntag , den 5. , schon in der Umgegend von Arbois. Die 3. Kompagnie, Hauptmann v . Koschkull , wechselte an diesem Tage von ihrem Unterkunftsorte Mesnay aus einige erfolglose Schüsse

mit der Besaßung

waren die leßten Kugeln , zuge verschoß.

von Salins .

Dies

welche das Regiment in diesem Feld-

Der 6. Februar brachte einen stärkeren Marsch. Die Brigade sammelte sich um 9 Uhr bei Andelot an der Straße nach Arbois . Bei Arbois, einer herrlich am Abhang der Berge gelegenen Stadt, verließ man das

eigentliche, hier schroff abfallende Gebirge und

stieg in das Hügelland hinab . Wohl wandte sich mancher Blick nochmals dahin zurück, wo der rauhe Jura seine schneebedeckten Gipfel und schroffen Wände aufthürmte und freute sich des herrlichen Anblicks ,

aber

doch war

auch Jeder froh ,

dieſe

steilen Wände nicht mehr durchklettern zu müssen und in mildere Gegenden zu

gelangen.

Bei Arbois stieß zum Regiment eine

größere Abtheilung Mannschaften ,

welche von Krankheiten

oder

Wunden genesen zum Regiment zurückkehrten , unter Führung des Premier Lieutenants Stroedel , der die Blatternkrankheit überstanden hatte. brachten außer

Sie waren

ein willkommener Zuwachs und

manchen Liebesgaben und Nachrichten

fernen Garnison Münster dem Regiment auch

aus

der

eine Anzahl von

Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken mit, von denen namentlich das Schuhwerk sehr erwünscht war.

Leßteres hatte, nachdem in

dem Winterfeldzuge ganz außerordentliche

Anforderungen daran

gestellt worden waren, und es im Ganzen gut ausgehalten hatte, doch erheblich gelitten und besserung.

bedurfte in

erster Linie

der Auf-

Bei den raſtlosen Märschen war wenig Zeit zu gründ-

lichen Ausbesserungen gewesen und die Beschaffung von franzöſiſchem Schuhzeug , theils durch freiwilligen Ankauf, weise Erwerbung hatte wenig geholfen , meist zu schmal war.

theils durch zwang-

da es für unsere Leute

Mit der Abtheilung unter Premier Lieutenant

Stroedel, welcher die Führung der 1. Kompagnie übernahm, kamen als genesen der Lieutenant Böhm und als versezt vom ErſaßBataillon zum mobilen Regiment der Lieutenant v. Linsingen an. Die Marschziele wurden erst am späten Nachmittag erreicht, in Grozon lag der Brigadestab, das 2. Bataillon und eine Eskadron,

219

In das Departement Côte d'Or.

in Pupillin der Regimentsſtab und das 3. Bataillon mit einer Schwadron ; das 1. Bataillon befand sich weiter nördlich in Vadans und Montmalin. Als eine Eigenthümlichkeit der Gegend lernte man den wohlschmeckenden, weißen, perlenden Wein von Arbois kennen, der,

nachdem man seit Wochen

nur Rothwein gesehen und ge=

trunken hatte, eine sehr willkommene Abwechſelung bot. Am 7. Februar war die Aufgabe , die drei Departements zu beſeßen, erfüllt. Mit Ausnahme der festen Pläße Besançon, Auronne und

des

täglich seinem Fall

entgegensehenden Belfort

hatten die französischen Truppen das Gebiet geräumt ,

ohne daß

es noch einmal zu einem Zuſammenstoß gekommen wäre.

Nunmehr

konnte den Truppen die durch telegraphischen Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs vom 5. Februar angeordnete , großen Erfolgen wohlverdiente Ruhe gewährt werden.

nach so

In voller

Kriegsbereitschaft zwar und unter Sicherungsmaßregeln gegen das vom Feinde beſeßte Gebiet, wurde den Armee-Korps eine bequemere Ausbreitung gestattet. Zu diesem Zweck wurde einem jeden der drei Armee - Korps

ein

Departement

zugetheilt,

dem

II. Korps

Departement Jura, dem VII. Côte d'Or, dem XIV . Doubs .

Die

Belagerung von Belfort wurde gleichzeitig kräftig fortgeseßt und Maßregeln getroffen, um auch die bis jezt verschont gebliebene und manchmal störend gewesene Festung Langres einzuschließen , deren Kommandant die Anerkennung

des Waffenstillstandes

verweigert

hatte, nach einigen Tagen aber sich eines Besseren besann .

Mit

der Vertheilung der Bezirke an die beiden Diviſionen im Departement Côte d'Or

war der 25. Brigade Dijon

als demnächſtiger

Aufenthaltsort zugefallen . In dieser Richtung wurde nun der Marsch fortgeseßt. Abermals wurden der Doubs und die Saône überschritten ; über le Deschaur, Dôle, Charrey , Magny sur Tille marſchirend, traf die Brigade am 11. Februar in Dijon ein. Ihr Kommandeur General v. d . Often - Sacken übernahm die Geschäfte als Kommandant der Stadt. Dem Regiment war mit dem neuen Standort sehr gewünschte Vereinigung geworden . nur

der Regimentsstab ,

der

Stab

nicht die ſo

Nach Dijon selbst kamen und

1. Bataillons, sowie das 2. Bataillon .

ein

halber Zug

des

Das 3. Bataillon erhielt

mit einer Schwadron Unterkunft nordöstlich der Stadt in Arc sur Tille, Remilly sur Tille und Couternon .

Das 1. Bataillon be-

220

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

11.

hielt leider noch seine Verwendung bei der Korps - Artillerie und den Kolonnen und wurde dadurch ganz zerstückelt. Südlich von Dijon kam die 3. Kompagnie, Hauptmann v . Koschkull , mit der Reitenden Abtheilung in Longvic, Chevigny , Fenay, Saulon la Rue und den umliegenden

einzelnen

Gehöften ,

die

2.

Kompagnie,

Premier Lieutenant v. Stolzenberg , mit der 2. Fuß-Abtheilung in Marsannay la Côte, Brochon unter.

Perrigny les Dijon ,

Die 1. und 4. Kompagnie,

Duges ,

Firey und

Premier- Lieutenant

Stroedel und Hauptmann Schlüter , belegten mit den Kolonnen zusammen nördlich

und

nordöstlich

von Dijon die Ortschaften

St. Apollinaire , Varois , Quétigny , St. Sauveur , Mirande und la Motte. Auch für das 2. Bataillon sollte der Aufenthalt in Dijon nicht lange währen ; wendung zur

Sicherung

schon am 13. erhielt es andere Verder

Eisenbahnlinie Dijon- Montbard.

An seiner Stelle rückte das 3. Bataillon in Dijon ein.

Daſelbſt

waren außer den Truppen der 25. Brigade untergebracht :

das

Ober-Kommando

des

der

Südarmee ,

VII. Korps , die Stäbe der

das

General - Kommando

13. Diviſion und der 25. Brigade.

General

v . Manteuffel bewohnte das

Mairie,

General v. Zastrow die Präfektur.

stattliche Gebäude der Die Offiziere des

Regiments hatten zum ersten Mal wieder ſeit langer Zeit einen gemeinsamen Mittagstisch, an welchem auch der Regiments-Kommandeur Oberst v. Loebell Theil nahm , in dem Hotel de la Cloche . auswärts Untergebrachten

kamen

der

Die

geringen Entfernung ihrer

Ortschaften wegen sehr häufig zum Besuch nach Dijon. Mit dem Eintreffen der Truppen in ihren nunmehrigen

Standorten wurde ihnen die Allerhöchste Kabinets Ordre bekannt, welche befahl, daß die Zeit des Waffenſtillſtandes auf das Gründlichste zur Ergänzung und Wiederherstellung

der Truppen zu benußen Ganz besonders sei schleunigst der erforderliche Ersaß heranzuziehen, damit die Truppen am Ende des Waffenstillstandes

sei.

wieder ihre volle Kriegsstärke erreicht hätten.

Das Ober-Kommando beſtimmte ferner, daß nach drei bewilligten Ruhetagen die Thätigkeit der Truppentheile nach der von Sr. Majestät befohlenen Richtung mit aller Entschiedenheit zu erfolgen habe. Um einen nachtheiligen Einfluß der Ruhe auf die Gesundheit zu verhüten, seien öfters kleine Märsche und Patrouillen anzuordnen, wozu die vorzunehmenden Beitreibungen und das Absuchen der nicht be-

Dijon.

221

legten Ortschaften nach Waffen die erforderliche Veranlaſſung geben würden.

Der Dienst und die Beschäftigung der nächsten Zeit ge=

schahen im Sinne des angeblich bei solcher Gelegenheit von einem alten Sergeanten der versammelten Korporalschaft gegenüber

ge-

thanen Ausspruchs : „ So, nun ist der Spaß zu Ende, nun beginnt wieder der Ernst und die Propreté ,

wonach Ihr Euch zu richten

habt". Die Einwohner der belegten Orte sahen zu ihrem höchſten Staunen, daß die Sieger nicht auf ihren Lorbeeren ruhten, sondern mit größtem Fleiß und strengem Ernst sich daran machten , durch Uebungen jeder

Art

und

gründliche Vornahme

der Einzelaus-

bildung die theilweise etwas verloren gegangene Haltung der älteren Leute wieder herzustellen, und sie den im Kriege nachgesandten Rekruten anzuerziehen.

Der langſame Schritt und die Einzelgriffe

traten wieder in ihre Rechte und fanden viel staunende Zu schauer. Am schlimmsten hatte es mit dem Dienstbetrieb das 1. Bataillon , welches wegen seiner vielfachen Theilung fast nur auf Einzelübungen angewiesen war. Mit Rücksicht darauf und weil

es ohnehin durch den langen Dienst bei der Artillerie und

den Kolonnen benachtheiligt gewesen war, durfte es dann auch auf Antrag des Regiments = Kommandeurs mit dem 3. Bataillon tauschen. Am 27. Februar wechselten Dienst und Standorte. Die Verhältnisse

in Dijon ,

Hauptstadt des alten Burgund , bequemlichkeit.

der schönen

und intereſſanten

brachten im Anfang manche Un-

Die Bevölkerung war nichts weniger als freundlich

gesinnt, deshalb ein Bataillon

diese beiden Bataillone

starker

Wachtdienst

nothwendig .

Täglich gab

die Wachen und die nothwendigen Arbeiter.

jedem Bataillonsrevier war

ein Alarmhaus eingerichtet ,

am Abend mit 100 Mann unter

einem Offizier

In

welches

belegt wurde .

Die Mannschaften durften nur bewaffnet die Straßen betreten ; zu dem am Tage nach dem Eintreffen angeordneten allgemeinen Gottesdienste (für die Katholiken in der Kathedrale, für die Evangelischen in dem großen Saale des Palais de Justice) erſchienen die Truppen mit Gewehr ;

alle halbe Stunde durchzogen Patrouillen

von der Hauptwache nach den verschiedenen Thorwachen hin die Stadt.

Am Bahnhof standen die Posten mit geladenem Gewehr

und dem Befehl , den

Schienen

auf Jeden zu schießen ,

oder

Weichen zu

schaffen

der sich unbefugt mache ,

oder

an

etwas

222

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

darauf lege.

Mit dem 14. jedoch wurden diese Maßregeln ge-

mildert und die Wachen

verringert. Die Alarmhäuſer wurden nicht mehr bezogen , doch mußte der Rest des auf Wache befindlichen Bataillons in steter Bereitschaft sein . An diesem Tage ging nämlich die telegraphische Benachrichtigung aus Verſailles ein, daß nunmehr der Waffenstillstand auch für die Südarmee abgeſchloſſen, ſowie daß die Uebergabe von Belfort erfolgt ſei ; die Feindseligkeiten seien nunmehr einzustellen . General v. Manteuffel machte dies durch folgenden Armeebefehl den Truppen bekannt : „ Soldaten der Südarmee! Ich habe die Freude ,

Euch wohlverdiente Ruhe ge-

währen zu können . Se. Majestät der Kaiser und König haben auch für die Südarmee Waffenstillstand abschließen laſſen ; aber selbst bei dieſem Abſchluſſe ſpringen die Folgen Eures fiegreichen Schlagens bei Belfort , Eures unaufhaltsamen Marsches über den hohen Jura , durch den Ihr im blutigen Kampfe die lezte feindliche Armee über die Grenze warft, in die Augen. Ihr räumtet keine der eingenommenen Positionen.

Alle drei Departements , bis Lons le Saunier

hinunter , blieben von Euch beſeßt , und die ſtarke Festung Belfort hat ihre Schlüssel überliefern müſſen. Soldaten der Südarmee ! An Euch ist es jest, nach

Euren großen Waffenthaten der Welt zu zeigen, daß die wahre Bildung in den germanischen Völkerſtämmen wohnt. Sitte, Milde, Schonung, Rücksichtnahme dem überwundenen Feinde gegenüber thut dies . H. D. Dijon, den 14. Februar 1871 .

v. Manteuffel." Am gleichen Tage

erfolgte eine Allerhöchste Kabinets - Ordre,

welche aufs Neue die unausgeseßte großmüthige Fürsorge Sr. Majestät befundete.

Es wurde nach derselben allen mobilen Offizieren

und Beamten bis zum Bataillons -Kommandeur aufwärts , soweit sie sechs Monate mobil gewesen, die abermalige Zahlung des etatsmäßigen Mobilmachungsgeldes als Beihülfe zur Erneuerung ihrer Feldausrüstung gewährt. Am 16. erhielt das Regiment die Nachricht, daß durch Allerhöchste Rabinets - Ordre vom 7. Februar der Premier - Lieutenant

223

Waffenstillstand. v. Kaldstein

zum

Kompagnie = Chef,

der

Sekond = Lieutenant

Pastenaci zum Premier Lieutenant ernannt sei. Hauptmann v. Kaldstein wurde Chef der 10. Kompagnie , welche er bereits in Quingen

nach dem Tode des Hauptmanns nommen hatte.

v. Bülow

über-

Am 17. wurde die Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 24. und die Ausdehnung desselben

auf ganz Frankreich be

kannt gemacht. Mit welchen Hoffnungen auf Frieden und Heimkehr man sich damals schon trug, läßt sich aus den Worten ent= nehmen , welche als Losung für die Tage vom 18. - 27 . Februar ausgegeben wurden .

Es

war Losung für

den 18. Waffenruhe,

für den 19. Friedensschluß, den 20. Heimfahrt, den 21. Einzugsmarſch, den 22. Wiedersehen, den 23. Vaterhaus , den 24. Muttersegen, den 25. Eichenlaub, den 26. Siegesfeier, den 27. Krönungsfeft.

Das Regiment machte in einem Befehl darauf aufmerkſam,

daß auf dem Eisenbahntransport nach der Heimath keine außer etatsmäßigen Fahrzeuge oder Pferde befördert werden dürften, oder daß wenigstens die betreffenden Besißer dies auf ihre Kosten thun müßten.

So nahe glaubte man schon die Rückkehr ,

die für das

Regiment erst zwei und ein halbes Jahr später erfolgen sollte. Inzwischen gab man sich gleichwohl nicht der Sorglosigkeit hin.

Als der Waffenstillstand sich seinem Ende näherte, wurde die

vollständige Marschbereitschaft der Truppen für den angeordnet.

24. Mittags

Die Munition war gleich in der ersten Zeit aus den

Beständen der Kolonnen

ergänzt worden ;

nun wurde auch die

dreitägige eiserne Portion für Menschen und Pferde, die natürlich längst aufgebraucht war, wieder erneuert. Doch erfolgte abermals eine Verlängerung der Waffenruhe bis zum 26. Nachts 12 Uhr . Auch hinsichtlich der Ausrückestärke der Bataillone hatte das Regiments-Kommando reichtzeitig gesorgt .

Am 23. traf vom Erſaß-

Bataillon ein starker Transport Ersaßmannſchaften und Geneſene unter Premier-Lieutenant Kleinhans

ein

und

wurde zu etwa

gleichen Theilen an die Bataillone vertheilt, welche dadurch wieder eine Stärke von 945 Köpfen erreichten. Mit dem Transport zugleich waren auch die von Krankheit geneſenen Sekond-Lieutenants Schmidt und Geiger angelangt, sowie kurz zuvor der von seinem Sturz mit dem Pferde wieder hergestellte Hauptmann Streder, Chef der

9. Kompagnie.

Premier-Lieutenant Kleinhans

blieb

224

11.

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

beim mobilen Regiment und übernahm die

6. Kompagnie.

Die

neu angekommenen Mannschaften waren nicht nur für ihre Person mit Kleidung und Ausrüstung

gut versehen , sie brachten dem

Regiment auch eine genügende Anzahl von Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken mit, um alle Mannschaften des Regiments, welche eines Erſages bedurften, damit zu versehen .

So war das Regiment,

als der Waffenſtillstand seinem Ende nahte, wieder vollständig an Zahl und kriegsmäßig

ausgerüstet und entsprach so genau den

Erwartungen Sr. Majestät. Als am 26. Nachts der Waffenstillstand abgelaufen war, waren

alle Vorbereitungen für den Vormarsch nach Süden getroffen.

Das

1. Bataillon ſollte vorläufig bis zur Ablösung durch Truppen des XIV. Korps als Besaßung in Dijon bleiben, Oberst v. Loebell Kommandant der Stadt sein, auch das 2. Bataillon seine Aufstellung an der Eisenbahn Dijon Nuits behalten, das 3. Bataillon mit der Artillerie und den Kolonnen marſchiren. Am 27. aber traf rechtzeitig die Benachrichtigung ein, daß ein Präliminarfrieden abgeschlossen und der Waffenstillstand einstweilen bis zum 12. März verlängert ſei. Die Truppen, welche schon näher zusammengezogen waren, kehrten darauf wieder in ihre bisherigen Standorte zurück, sich in diesen nunmehr möglichst ausbreitend .

Die Grenzen der behufs Beitreibung angewiesenen Bezirke wurden behufs besserer Verpflegung der Truppen erweitert, dabei aber ein möglichst schonendes Verfahren angeordnet. Am 3. März theilte das Ober-Kommando die Nachricht von der am 1. März auf dem Longchamps von Sr. Majestät abgehaltenen Parade und von dem darauf erfolgten Einzuge der Truppen

in Paris

mit.

Zugleich sprach General v. Manteuffel dem VII . Armee-Korps nochmals seine vollſte An-

erkennung und den Dank für die von demselben mit Hingebung und unüberwindlicher Treue erzielten Leistungen und Erfolge aus. Am 4. wurde die Ratifikation der Friedenspräliminarien bekannt. Der Siegespreis , das ganze Elsaß, ein Theil von Lothringen mit Met und 5 Milliarden Franks Kriegskosten , Kampfes würdig.

war des

heißen

Ehrenvollen Antheil hatte das Regiment an dem gewaltigen Kampfe genommen ,

aber groß und schmerzlich waren auch die

Opfer, die es gebracht hatte .

9 Offiziere, 34 Unteroffiziere, 303 Ge

meine waren gefallen , tödtlich verwundet , vermißt oder den An-

225

Friedensschluß.

ſtrengungen erlegen, 15 Offiziere, 50 Unteroffiziere, 457 Gemeine verwundet.

Aber gleich groß war auch die Anerkennung und der

Lohn, welche dem Regiment zu Theil wurden.

183 Eiserne Kreuze,

7 anderweitige Deutsche Orden und 1 Ruſſiſcher St. Georgsorden zierten die Brust ihrer tapferen Träger. Auf die Nachricht vom Friedensschlusse wurden

die noch in

den Händen der Garniſon befindlichen franzöſiſchen Kriegsgefangenen freigelassen , die Wachen vermindert, aber immer noch fleißig in der Stadt patrouillirt, beſonders um etwaige Streitigkeiten zwiſchen Deutschen und Franzosen zu verhindern bezw. zu Die Verpflegung

erfolgte von

diesem

unterdrücken .

Tage an aus den ein-

gerichteten Magazinen und durften nur noch durch die DiviſionsDen Truppen Kommandos Beitreibungen angeordnet werden. wurde das Telegramm Sr. Majestät an die Kaiſerin und Königin vom 2. Februar vorgeleſen : Soeben habe Jch den Friedensschluß ratifizirt, nachdem er schon gestern in Bordeaur von der National-Versammlung angenommen ist . Soweit ist also das große Werk vollendet, welches durch siebenmonatliche siegreiche Kämpfe errungen wurde, Dank der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Theilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes . Der Herr der Heerschaaren hat überall unsere Unternehmungen sichtbar gesegnet und daher diesen ehrenvollen Frieden in Seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee und dem Vaterlande laſſen. mit tief erregtem Herzen Meinen Dank. Wilhelm. " Der Aufenthalt des Regiments in Dijon nahte in Folge der durch den Friedensschluß eintretenden Veränderungen seinem Ende. Er war jedenfalls der angenehmste Theil des Feldzuges. Der Dienst, im Wesentlichen Wachtdienst , war nicht allzu anstrengend, und für die reichlich vorhandene freie Zeit bot die schöne, in herrlicher Gegend gelegene Stadt genug der Abwechselung . Stolze Kirchen, prächtige öffentliche Gebäude, große Pläße, sowie schöne Parks und Anlagen schmückten die Stadt, die überdies eine Menge hochintereſſanter alter Bauwerke , bis auf die Römerzeit zurückreichend, aufzuweisen hatte. Zudem begünstigte das meist milde, 15

226

11.

Von der Schweizer zur Belgiſchen Grenze.

heitere Frühjahrswetter den Aufenthalt im Freien und ließ Bäume und Sträucher bereits zu einer Zeit ergrünen, wo man in unſerem Norden noch Schnee und Eis zu sehen gewohnt ist. So waren, als das Regiment Dijon verließ, die Rosen fast am Erblühen, selbst für das dortige Klima etwas frühzeitig. Unterkunft und Verpflegung waren gut.

Zwar konnten die

Mannschaften nur zum Theil in Kasernen untergebracht werden, da dieſe meist zu Lazarethen eingerichtet waren und sich voll Kranker und Verwundeter befanden; aber auch die Bürgerquartiere genügten völlig den

Ansprüchen .

Die Verpflegung

erfolgte grundsäglich

durch die Wirthe und nur, wo diese dazu nicht im Stande waren, aus den im Wege der Beitreibung

gefüllten Magazinen.

Für

Dijon selbst gebot dies die Nothwendigkeit, denn die an sich reiche Stadt war durch die lange Beſeßung theils von deutſchen Truppen, theils von der Vogesen-Armee unter Garibaldi sehr in Anspruch genommen worden .

Doch hielt es nicht schwer ,

habenden Umgegend

durch Beitreibung

aus

der

wohl-

das Magazin in Dijon

immer gefüllt zu erhalten , so daß die Truppen keine Noth litten. Die Verpflegungsfäße blieben

die durch frühere Verfügung be-

stimmten erhöhten, und es trat dazu noch die regelmäßige Lieferung von 1/2 Liter Wein täglich, der

allerdings

den Leuten von der

Kriegsgewohnheit her schon zum Bedürfniß geworden war. Offizieren und Beamten gewährten die neben der Naturalverpflegungs -Portion aus französischen Abgaben für die Dauer des Waffenstillstandes gezahlten Portionsgelder

von 15 Franks

täglich die Möglichkeit

des sorgenlosen Daseins und fröhlichen Genusses . der größeren Ruhe mögen wohl

In dieser Zeit

regelmäßiger als sonst von den

Mannschaften Nachrichten in die Heimath gesendet worden sein, welche Schilderungen des bisher Erlebten enthielten.

Diese müſſen

bisweilen den Angehörigen etwas unwahrscheinlich erſchienen ſein. Dafür spricht wenigstens

ein Brief,

welcher

aus

dem Großen

Hauptquartier dem Regiment zur Erledigung zuging und welcher wegen seiner wunderlichen Faſſung hier mitgetheilt sei : Essen, den 8. März 1871 .

An den König Wilhelm. Ich bin so frei

mich gütigst

an ihnen zu wenden um

Meinen Sohn Barkhoff früher in Münster bei die drei und

Das 2. Bataillon zum Eisenbahnschuß.

227

siebziger beim General v. Saschtroh nicht übel nehmenth nicht recht weiß wo er ist. Da mir die Briefe etwas unglaublich vorkommen möchte bitten um Antworth vom König selbst um unanhnehmlichkeithen vorzubeugen. Frau Wittwe Barkhoff. Weniger gut als die beiden anderen hatte es das 2. Bataillon getroffen. Ihm war aufgegeben, die Eisenbahnlinie Dijon - Nuits auf der Strecke von Verrey bis zur Brücke von Buffon zu sichern und mit einer Kompagnie Giſſey, mit drei Kompagnien Montbard zu belegen.

Beigegeben

8. Husaren - Regiments

war dem Bataillon die halbe 3. Eskadron unter dem Premier Lieutenant Freiherrn

v. Fürstenberg I, von welcher ein Zug in Giſſey, einer in Montbard bleiben sollte. Das Bataillon kam damit in keine unbekannte Gegend; in den ersten Tagen des Jahres hatte man sie auf dem Marsch nach Vitteaur schon

einmal durchzogen .

Seitdem hatten

während des Südfeldzugs die Garibaldianer hier ihr Wesen getrieben und einige Brücken zerstört, die mit Mühe wieder hergestellt waren und nun gegen ähnliche Versuche geschüßt werden sollten. Das Bataillon verließ Dijon am 13. Februar Nachmittags

in zwei Zügen. Der erste mit dem Bataillonsstabe und der 5. und 6. Kompagnie fuhr ohne Aufenthalt nach Montbard ; der zweite mit der 7. und 8. Kompagnie machte einen Halt auf Station Darcey, wo die 8. Kompagnie, Hauptmann v . Schmid , ausstieg, um nach Gissey zu marschiren, und brachte dann die 7. Kompagnie , Hauptmann Lincke, ebenfalls nach Montbard . Die Sicherung der Bahnlinie hatte der Bataillons- Kommandeur Oberſt-Lieutenant v . Langen folgendermaßen angeordnet : Die 8. Kompagnie beseßte mit einer starken Wache unter einem Offizier den Bahnhof Darcey und unterhielt von hier einen lebhaften Patrouillengang auf dem Bahnkörper in der Richtung nach Dijon bis zum Zuſammentreffen mit den Patrouillen des Füfilier - Bataillons 13. Regiments , ſowie in der Richtung auf Montbard bis halbwegs les Laumes. Auf dem Bahnhof in Montbard befand sich eine starke Wache der dortigen Kompagnien, welche ebenfalls nach beiden Seiten häufig Patrouillen gehen ließ. Endlich waren noch nach Buffon und les Laumes Abtheilungen von je 1 Offizier und 40 Mann von Montbard aus entsendet.

Die Abtheilung in Buffon, dem Geburtsort des gleich15*

228

11.

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

namigen Naturforschers, war hauptsächlich zum Schuß der dortigen Brücke über den Armançon bestimmt und in deren nächster Nähe untergebracht. Sie hielt durch Patrouillen Verbindung mit der Etappe des 49. Landwehr - Regiments in Nuits und mit der Bahnhofswache in Montbard ; die Abtheilung in les Laumes that dies nach Montbard und Darcey hin. Später, als einige Male Störungen des Verkehrs durch auf die Schienen gelegte Steine und Balken versucht worden waren , wurde noch eine dritte Abtheilung nach Faie gelegt. Die Abtheilungen wurden, ausgenommen die Offiziere, alle 48 Stunden abgelöst, da ihr Dienſt ziemlich anstrengend war. Daß eine gründliche Beaufsichtigung der Bahnstrecke nothwendig war, zeigte sich sofort. Eine der ersten Patrouillen, welche von Montbard

gegen les Laumes

unter den Schienen

einige Dynamitpatronen,

durch den Druck des

stand

hinweggefahren

welche vermuthlich

Durch irgend einen Zufall mochten fie

oder der regenfeuchte Boden

geleistet haben ;

die Kompagnien

an einer Stelle

darüber rollenden Zuges hatten zur Ent-

zündung kommen sollen. sich verschoben

ging , fand

nicht genug Wider-

jedenfalls waren die beiden Züge ,

nach Montbard

brachten ,

welche

ungefährdet darüber

und so großes Unglück verhütet

worden.

Daß

nach solcher Entdeckung die Aufmerksamkeit eine besonders lebhafte war ,

ist wohl begreiflich.

Außer den Infanterie - Patrouillen an

und auf dem Eisenbahndamm durchstreiften zahlreiche HuſarenPatrouillen zu wurde

beiden Seiten

außer dem

der Eisenbahn

Vorerwähnten

nichts

die Gegend ,

Verdächtiges

doch

entdeckt.

Selbstverständlich waren auch die Bewohner der an der Eiſenbahn liegenden Ortschaften davon in Kenntniß gesezt worden, daß man fie für etwa vorkommende Beſchädigungen mit zur Verantwortung ziehen würde. Das Unterkommen des Bataillons in seinen neuen Standorten war leidlich. Die 8. Kompagnie lag in dem wohlhabenden Ort Giffen ziemlich gut, die Kompagnien in Montbard weniger. Das Städtchen von etwa 1800 Einwohnern enthielt viele arme Leute, denen die Einquartierung sehr schwer fiel ; doch war die eine entgegenkommende. Die Offiziere fanden sämmtlich freundliche Wirthe, besonders der Bataillonsſtab ; doch beschränkte sich der Verkehr nur auf die Häuser; auf der Haltung durchweg

Straße verhielten sich die sonst freundlichsten Leute kühl und ab-

Montbard.

weisend.

229

Ein Versuch, den einige Offiziere unternahmen, bei einem

in der Nähe wohnenden reichen Guts- und Fabrikbesizer Namens Montgolfier, einem Sohne des Erfinders der nach ihm benannten Luftballonart, Verkehr anzuknüpfen , fand eine höfliche aber be= stimmte Ablehnung . Die Verpflegung sollte durch die Wirthe geliefert werden ; doch war Montbard nicht im Stande, dies auf die Dauer zu leisten.

Auch war es nicht mehr als billig , daß die umliegenden

Ortschaften zu den Lasten mit herangezogen wurden.

So gingen

denn einen Tag um den andern Beitreibungs-Kommandos in die benachbarten Dörfer , um Schlachtvieh, Wein , Mehl , Hafer , Heu und Stroh herbeizuschaffen.

Als

aber die Nachrichten von den

Friedensverhandlungen eintrafen, weigerten sich die Bewohner, die Lieferungen ferner zu leisten, und es mußten ganze Kompagnien ausgesendet werden , um der Forderung Nachdruck zu verleihen . Sonst blieb jedoch die Stimmung der Bevölkerung eine gute, und unbelästigt durchstreiften oft die berittenen Herren des Bataillons die nähere und weitere Umgebung , wobei die malerische Ruine des Schlosses Montfort und Alise St. Reine,

das Denkmal des Vercingetorir bei

dem Alesia der Römer,

beliebte Anziehungs-

punkte waren. Der Dienst war in dieser Zeit derselbe wie wohl

überall .

Wer von den Leuten nicht auf Wache und Patrouille war, ererzirte oder pußte.

In Montbard war es der Plaß am Bahnhof,

der

zum Ererzirplaß gemacht wurde und namentlich im Anfang viele Zuschauer der militärischen Uebungen sah.

Den Verkehr mit der

übrigen Welt vermittelte für Montbard lediglich der BataillonsAdjutant Lieutenant v. Spies , der jeden zweiten Tag zum Befehlsempfang nach Dijon fuhr und bei der Rückkehr den neugierigen Kameraden die unglaublichsten Erlebnisse zu schildern wußte. Ein besonderes Verdienst um das Bataillon erwarb dieſer Offizier durch die Einrichtung einer

auf den

Kommandeurs ins Leben gerufenen Bataillons -Musik.

sich

Wunsch des Musikkundige

waren unter den Mannschaften genügend vorhanden ; die Auswahl und

Einübung

wurde

dem

Sergeanten

Schwertfeger

der

8. Kompagnie übertragen, und bald erklangen täglich im Garten des Stabsquartiers die vorläufig allerdings ohrenzerreißenden Töne der Uebenden. Instrumente wurden theils käuflich er-

230

11.

Von der Schweizer zur Belgiſchen Grenze.

worben , theils stammten sie aus Beständen franzöſiſcher Militärmusiken ; selbst das Fort Plappeville unheilvollen Angedenkens hatte einige geliefert ; Noten wurden aus Deutschland bezogen und durch Abschreiben

vervielfältigt.

Nach einigen Wochen war die

Musik schon in der Lage , wenngleich mit Zugabe verschiedener Mißtöne, Marschmusik zu leisten, und in der Folge auf dem Marsch nach Norden und während des Aufenthalts in Montmédy iſt dieſe kleine, fleißig übende Kapelle dem Bataillon oft sehr angenehm gewesen. Daß die ausgewählten Mannschaften dabei ihrem sonstigen Dienst nicht völlig entzogen wurden , iſt ſelbſtverſtändlich ; auf den Märschen z . B. erschienen sie zwar ohne Gepäď, aber mit umgehängten Gewehren . Am 24. Februar wurde eine sehr unangenehme Entdeckung Eine Kommiſſion von Roßärzten hatte bei zwei Pferden des Huſarenzuges in Montbard die Rozkrankheit festgestellt. Die Pferde wurden getödtet und nun die sämmtlichen Pferde des gemacht.

Bataillons ebenfalls untersucht. Leider stellte sich dabei bei einem Pferde der 5. Kompagnie ebenfalls der Rog heraus, und nun wurden alle Pferde dieser Kompagnie, lichen Stall gestanden hatten ,

die in einem gemeinschaft-

erschossen.

Einer

der drei stolzen

Percherons , welche die Kompagnie vor ihrem Packwagen hatte, mochte wohl die Krankheit eingeschleppt haben. Bei dieser Ge= legenheit verloren der Kompagnie-Führer Premier-Lieutenant Breyding zwei während des Krieges gekaufte Pferde mit sämmtlichem Sattel- und Zaumzeug, der Lieutenant der Reserve Mantell ein eigenes Pferd mit voller Ausrüstung und

endlich der krank ab-

wesende Chef der 5. Kompagnie, Hauptmann Moldenhawer , sein zurückgelassenes eigenes, sowie sein Stellenpferd . Die Pferdekörper wurden tief verscharrt , alles Sattel-, Zaum- und Pußzeug, die Decken und sogar die Stiefel der Reiter verbrannt. Den gleichen Unfall hatte in derselben Zeit in Dijon der Major Senff mit seinen Pferden erlitten ; er wurde mit dem Pferde des gefallenen Hauptmann v. Bardeleben und Stellenpferde des Regiments entschädigt.

einem

verfügbaren

Der abgeschlossene Präliminarfrieden brachte abermals Veränderung.

Der Artikel III

desselben

bedingte,

daß sämmtliche

deutsche Truppen, welche bis zum endgültigen Friedensschluß und bis zur gänzlichen Bezahlung der Frankreich auferlegten Kriegs-

Nach den nördlichen Departements.

231

entschädigung auf franzöſiſchem Boden blieben, das linke Seineufer zu räumen hatten . In Ausführung dieser Bestimmung trat eine neue Vertheilung der verschiedenen Korps ein. Zugleich war angeordnet , daß sämmtliche Reserve- und Landwehr-Truppentheile, welche sich in Frankreich oder den neu erworbenen Landestheilen befanden, in die Heimath zurückkehren sollten. Statt ihrer sollten den Dienst im Rücken der Armee das VII . und XII . Korps , sowie die Württembergische Feld-Diviſion übernehmen und zu dieſem Behuf unmittelbar unter die Befehle des Großen Hauptquartiers treten . Dies bedingte naturgemäß ein Ausscheiden aus ihren bisherigen Verbänden . An Stelle des VII. Korps wurde der Südarmee, welche im Allgemeinen in ihrer Aufstellung verblieb, das V. Korps überwiesen, bis dann später am 31. März die Auflöſung der Südarmee und ihre Vereinigung mit der II . Armee erfolgte. Dem VII . Korps waren zur Beſeßung die Departements Meuse, Vosges und die französisch gebliebenen Theile der Departements Meurthe und Moselle zugetheilt. nach Norden an.

Es trat vom 7. März an den Marsch Kommandant von Dijon blieb bis zum Ein-

treffen seines vom II. Korps ernannten Nachfolgers der General v. d . Often-Sacken ; die 25. Brigade führte inzwischen der Oberst v. Loebell. Am 7. brach das 1. Bataillon von Dijon auf, während das 3. vorläufig noch seine Bestimmung als Bedeckung der KorpsArtillerie und der Kolonnen behielt und mit diesen marschirte. Dem 2. Bataillon , welches am 8. Montbard verließ, war eine Marschrichtung vorgeschrieben , welche es nach einigen Tagen mit den übrigen Truppen vereinigen sollte. Dem 1. Bataillon wurde die Auszeichnung zu Theil, beim Ausmarsch aus Dijon von dem bisherigen Ober-Befehlshaber General v. Manteuffel begrüßt und besichtigt zu werden. Er sprach dem Kommandeur ſeine Freude über die gute Haltung des Bataillons und dem versammelten Offizier-Korps nochmals seine vollste Anerkennung und seinen Dank für die Leistungen des Regiments aus . Gefühl wurde der Marsch angetreten.

Mit

dieſem

erhebenden

Die ersten Märsche wurden

im Brigadeverbande zurückgelegt, waren nicht anstrengend und nur durch das Wetter wenig begünstigt, da es fast jeden Tag regnete. Die Unterkunft war ausreichend , die Truppen ziemlich weitläufig untergebracht; nur mit der Verpflegung sah es übel aus. Die

232

11.

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

Ortschaften hatten selbst erheblich im Kriege gelitten , zeigten auch nicht viel guten Willen, und so mußte in den ersten Tagen die eiserne Portion zu Hülfe genommen werden.

Beitreibungen

an-

zuordnen war durch Korpsbefehl nur den Behörden vom BataillonsKommando aufwärts gestattet und das vorschriftsmäßige Ausstellen von Bons vorgeschrieben. Je weiter man sich von Dijon entfernte, um so besser wurde es damit. Am 10. theilte die Division mit, daß bei der Vertheilung der zu beseßenden Departements

der 13.

Division das Departement

Meuse und der französische Theil des Departements Moselle zugetheilt sei.

Standort des General-Kommandos werde Nancy, des

Divisionsstabes

Bar le Duc, des Brigadestabes Verdun.

Das

Regiment komme mit dem Stabe und dem 1. Bataillon nach der Festung Longwy , mit dem 2. Bataillon nach der Festung Montmédy , mit dem 3. Bataillon nach Briey und Audun le Roman. Am gleichen Tage ward verfügt, daß das 3. Bataillon von der Bedeckung der Korps - Artillerie

abgelöst werde

und wieder zum

Regiment zurücktrete, und gleichzeitig den Truppentheilen überlaſſen, auf Grund der mitgetheilten Eintheilung ihren Marsch von nun an ſelbſtändig fortzuseßen. erleichtert.

Dadurch wurden die Märsche wesentlich

Ueberhaupt waren die Schwierigkeiten in dieſer Periode

nicht sehr bedeutend. Kamen auch Märsche bis zu 36 Kilometer vor, so war dies doch für die gut einmarschirten und abgehärteten, jezt auch wieder gut ausgerüsteten Mannschaften eine unschwer ertragene Leistung ; überdies war jeder vierte Tag ein Ruhetag. Die Wege waren meist gute Straßen, und nachdem die Hochebene von Langres überschritten war, fanden sich auch keine erheblichen Schwierigkeiten im Gelände mehr.

Die Witterung allerdings war sehr wechselnd .

Als man von Dijon aufbrach , war dort voller Frühling ; die berüchtigte Hochebene von Langres brachte hohen Schnee und strenge Kälte ;

dann folgte nach wenigen Tagen Thauwetter mit glatten,

dann Regen mit aufgeweichten Straßen und zum Schluß mildes Frühlingswetter bis zum Eintreffen in den neuen Standorten. Auch die Verpflegung war nur im Anfange schwierig ;

nach

wenigen Tagen schon wurde den Truppen für den Kopf und Tag der

Betrag

sich

die

von

1/4

Verpflegung

Franks gut

zur

und

waren die Bewohner, sobald sie

Verfügung

reichlich

gestellt,

bestreiten

erfuhren,

ließ.

womit Auch

daß sie Bezahlung

Märsche des 1. und 3. Bataillons nach Norden.

233

erhielten, bedeutend bereitwilliger und entgegenkommender als im Anfang, wo

nur Bons

gegeben

wurden.

Die Unterbringung

machte nur selten Schwierigkeiten ; die vorausgesandten Fouriere hatten hinlänglich Zeit, Alles vorzubereiten , und das beliebte Mittel, mit der angeblichen Anwesenheit von Blatternkranken Befreiung von der Belegung zu erlangen, fand meiſt keinen Glauben. Mit Ruhetagen am 10., 14., 18. , 22. marſchirten das 1. und 3. Bataillon und mit ihnen der Regiments - Kommandeur über Prauthon unweit von Langres ,

Bourbonne

les

Bains,

Neuf-

château, Domremy die Heimath der Jungfrau von Orleans , Vaucouleurs und Commercy . In diesen Tagen schied ein Offizier vom Regiment, der demselben seit seiner Errichtung

angehört hatte.

Dem Hauptmann

Schlüter, Chef der 4. Kompagnie, ging am 16. bei Neufchâteau der Befehl zu, sich sofort zur Vertretung eines erkrankten Adjutanten zum General-Kommando des VII. Korps nach Nancy zu begeben. Er ist nicht wieder zum Regiment zurückgekehrt, hat aber demſelben in seiner zu

Aller Freude raschen militärischen Laufbahn stets

treue Theilnahme bewahrt.

Die Führung seiner Kompagnie über-

nahm der Premier-Lieutenant Stroedel. Auch einige Beförderungen wurden in dieſen Tagen dem Regiment zu Theil.

Durch Allerhöchſte

Kabinets-Ordre vom 5. war der Portepee-Fähnrich v. Rekowski zum Sekond-Lieutenant , die Vizefeldwebel Dermann und v. Glafey zu Sekond - Lieutenants der Reserve ernannt und der SekondLieutenant der Reserve Heise als Linienoffizier in das Regiment eingestellt. Am 21. März

erreichten

die Bataillone die Gegend

Herbeville (1.) und Harville (3. Bat. )

und

von

begingen am 22.,

dem lezten Ruhetage des Marsches , den schönsten Festtag der Armee, den Geburtstag unseres geliebten Kaisers , nach deutscher Weise. Auf einer Hochfläche bei Herbeville hatte bei herrlichstem Frühlingswetter der Regiments -Kommandeur Oberst v. Loebell die beiden Bataillone zur Parade versammelt und führte in feurigen, Aller Herzen packenden Worten das Bild des greiſen Kaiserlichen Helden vor Augen. Dann braufte ein Hurrah durch die Reihen, wie es begeisterter wohl nie aus den Kehlen deutscher Soldaten geklungen, und tiefbewegten Herzens stimmten Alle in die von der RegimentsMusik vorgetragene Nationalhymne ein. Hieran schloß sich ein

234

11.

Von der Schweizer zur Belgiſchen Grenze.

Parademarsch, und mit strammem Tritt, daß die französische Erde dröhnte, zogen die Kompagnien an dem zufrieden nickenden Kommandeur vorüber ; wollte doch Jeder zu Ehren des Tages ſein Bestes leisten !

Zum Schluß wurde den Bataillonen der Armee-

befehl, welchen Se. Majestät am Tage der Abreise nach Deutschland erlassen hatte, vorgeleſen, und mit freudigem Stolze lauschte Jeder den gnädigen Worten des Kaiserlichen Kriegsherrn : „Soldaten der Deutschen Armee ! Ich verlasse an dem heutigen Tage den Boden Frankreichs ,

auf welchem

kriegerische Ehren

dem deutschen Namen so viele neue

erwachsen ,

theures Blut geflossen ist.

auf dem

aber

auch so viel

Ein ehrenvoller Friede ist jet

gesichert und der Rückmarsch der Truppen in die Heimath hat zum Theil begonnen. Ich sage Euch Lebewohl und Jch danke Euch nochmals mit warmem und gehobenem Herzen für Alles , was Ihr in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer geleistet habt.

Ihr kehrt mit dem ſtolzen Bewußt-

ſein in die Heimath zurück, daß Ihr einen der größten Kriege siegreich geschlagen habt, den die Weltgeschichte je geſehen, daß das theure Vaterland vor jedem Betreten durch den Feind geschüßt worden ist, und daß dem Deutschen Reiche jezt Länder wiedererobert worden sind , die es vor langer Zeit verloren hat.

Möge

die

Armee

des

nunmehr

geeinten

Deutschlands dessen stets eingedenk sein , daß sie sich nur bei stetem Streben nach Vervollkommnung auf ihrer hohen Stufe erhalten kann ; entgegen sehn.

dann können wir der Zukunft getroſt

H. D. Nancy, den 15. März 1871 .

Wilhelm. " Nach der Parade vereinigte sich das Offizier-Korps zum feſtlichen Mahl in Herbeville ; auch den Mannschaften wurde durch besondere Spendung von Wein eine Feier bereitet, der nur die Heimath und die deutschen Mädchen fehlten. Lieder gesungen. Unglücksfall

Desto

fleißiger wurden deutsche

Leider sollte der Freudentag nicht ohne einen

vorübergehen.

In Hannonville,

wo die 3. und 4.

Kompagnie lagen, gerieth in der Dunkelheit der Füfilier Beißner

235

Armeebefehl vom 15. März 1871 .

der 4. Kompagnie in den ziemlich waſſerreichen Dorfbach und ertrank darin . Erst am späten Abend wurde seine Leiche ge= funden und am anderen Morgen bestattet.

auf dem Friedhofe des Dorfes

Am nächsten Tage schon erreichte das 3. Bataillon sein Ziel. Es langte nach einem Marsch von 34 Kilometern in dem ihm als Standort angewiesenen

Städtchen

Briey

an und

verlegte

am

nächsten Tage die 11. Kompagnie, Hauptmann Taureck, nach dem unfernen Etappenort Audun le Roman.

Das 1. Bataillon hatte

noch drei Marschtage bis zu der dicht an der Belgischen Grenze gelegenen Festung Longwy. Es traf am 25. daselbst ein. Das 2. Bataillon hatte am 6. März in Montbard telegraphisch den Befehl bekommen , sich marschbereit zu halten und, sobald es durch ein Bataillon des 72. Regiments

abgelöst sei , abzurücken .

Der Aufbruch von Montbard erfolgte am 8. März gegen 9 Uhr Die Verabschiedung von den bisherigen Quartiergebern war eine sehr herzliche ; während der ganzen Zeit des Aufenthalts in Montbard war das gute Einvernehmen mit der Bevölkerung

früh.

niemals gestört worden. Die Offiziere des Bataillons ließen beim Abmarsch recht erhebliche Spenden für die Armen des Städtchens Das erste Marschziel , das Städtchen Baigneur les zurück. Juifs , wurde bei strömendem Regen Nachmittags gegen 3 Uhr erreicht, nächsten

und dies ungünstige Wetter hielt leider auch die beiden Tage hindurch an , an welchen Montmoyen und Recey

ſur Durce mit Umgegend das Bataillon beherbergten. Am 11. gelangte man bis nahe an Langres heran, und der Einfluß der nicht belagert geweſenen Festung machte sich in dem Verhalten der Bewohner der Umgegend geltend. ſeinen Nachbardörfern

verweigerte

In Aprey und

man dem Bataillon die Auf-

nahme und Verpflegung unter der Angabe, daß der Kommandant von Langres solches angeordnet und nöthigenfalls seinen Beistand zugesichert habe.

Durch entschiedenes Auftreten gelang es jedoch,

die Leute zur Besinnung zu bringen , in

diesen

Unterkunftsorten

weitere Störung vor.

einen

und obwohl das Bataillon Ruhetag

hatte,

kam

keine

Hier ging dem Bataillon seine neue Be-

stimmung als Besaßung der kleinen an der Belgischen Grenze ge= legenen Festung Montmédy , sowie der Auftrag zu,

auf Grund

der mitgesandten Marscheintheilung ſelbſtändig dahin abzurücken .

236

11.

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

Die Marschrichtung wurde damit aus der bisher nordöstlichen eine nördliche.

In Arc en Barrois nahm am nächsten Tage ein Schloß

des Prinzen von Joinville den Bataillonsstab auf. Chaumont, als Unterkunft für den 14. beſtimmt, diese Hoffnung

vereitelte

wiederum , wie schon einmal im Dezember des

vergangenen Jahres .

Das Bataillon erhielt auf Veranlassung des

Etappen-Kommandos ſeine Quartiere in den 8-10 Kilometer weiter gelegenen Dörfern Condes, Bretenay und Jonchery.

Doch bekam

man diesmal bei hellem Frühlingssonnenschein die Stadt wenigstens zu sehen.

Bewunderung erregte auch jest wieder die mächtige

Thalüberbrückung der Eisenbahn, aus vier gewaltigen, übereinander liegenden, gemauerten Bogenreihen bestehend. Den durch die dritte Bogenreihe

in

Thurmhöhe

führenden

Fußweg

konnten sich einige der berittenen Herren

zu

durchreiten,

des Bataillons nicht

versagen. Zum Theil auf denselben Straßen wie im vergangenen Winter marschirend, gelangte das Bataillon über Vignory , Joinville, Brauvilliers am 19. nach Bar le Duc und hatte hier am 20. Ruhetag, der zur Besichtigung der mittelgroßen , intereſſanten alten Stadt und einiger Schaumweinfabriken benußt wurde. Dabei entstand ein Plan , der in den nächsten Tagen zur Ausführung kam und allgemeinen Beifall fand . Pretz und Niaucourt waren die Unterkunftsorte des 21. März ; für den 22., leider ein Marschtag , war die Stadt Clermont bestimmt. Des Marsches wegen mußte von einer Feier dieses Tages , wie sie die beiden anderen Bataillone abhielten , abgesehen werden ; aber es fand doch eine solche statt und zwar in einer Weise, wie sie wohl noch kein Bataillon abgehalten hat .

Bei Beginn des Marsches wurde

zunächst die Fahne enthüllt und von dem Bataillon ,

dem sie an

manchem heißen Tage vorangeweht, mit jubelndem Hurrah be grüßt ; während des ganzen Tages wurde sie entfaltet dem Bataillon vorangetragen.

Nach

zwei

Drittheilen

Frühlingswetter begünstigten Marsches

vom

des

wurde

herrlichsten

an einer geschüßt

am Waldrande gelegenen Stelle die Ruhepause gemacht. An das in Kompagniefront -Kolonne aufgestellte Bataillon hielt sodann der Kommandeur Oberst-Lieutenant v. Langen

eine begeisterte

Ansprache und lieh den Gefühlen der unwandelbaren, treuesten Hingebung an den Kaiserlichen Kriegsherrn Worte, die in Aller

Champagnerfrühſtück des 2. Bataillons .

237

Herzen

lebten . Nachdem sodann der Abschieds- Armeebefehl Sr. Majestät vom 15. März verlesen worden war , beendete der Oberst-Lieutenant v. Langen seine Rede mit den Worten : „ Nun

sollt Ihr aber auch in dem edelsten Wein Frankreichs auf das Wohl unseres Kaisers trinken . " Auf den Wink des Kommandeurs fuhren die Wagen des Bataillons heran und entleerten vor den staunenden Blicken ihren Inhalt .

Da

kamen nach mächtigen

Schinken und reichlichem Weißbrot Hunderte von Flaſchen französischen Schaumweins in immer wachsender Anzahl zum Vorschein . Bald entwickelte sich nun ein fröhliches Bild . In weiser Vorsicht war angeordnet worden , daß zum Frühstück nur je zwei Mann eine Flasche des schäumenden Getränks erhielten ; die zweite wurde erst im Quartier zum Mittagsmahl ausgegeben ; aber auch dies reichte vollständig hin, um die fröhlichſte Stimmung hervorzurufen . Bald klangen patriotische deutsche Lieder, und die junge BataillonsMusik bemühte sich nach Kräften , das Ihrige zur Erhöhung der Freude beizutragen . Ueberdies war der Plaz des Frühstücks so günstig gewählt, daß in seiner nächsten Nähe an der Chauffee fich von dem vorausgegangenen Schneefall noch einige mächtige Schneewehen befanden , die in ausgiebigſter Weiſe dazu benut wurden, den Sekt kalt zu stellen .

Es war eine Feier so eigener Art, daß sie wohl jedem der Theilnehmer unvergeßlich sein wird. Aber woher stammten die Mittel , um ein Bataillon von faſt 900 Köpfen in Champagner frühſtücken laſſen zu können ? Das war das Verdienst der Stadt Paderborn ! Jhrer wackeren Füsiliere gedenkend, hatte die ferne Garnisonstadt des Bataillons während des Feldzuges eine Summe von mehreren Hundert Thalern an den Kommandeur gesandt, mit der Bestimmung , dieselben bei paffender Gelegenheit für das Bataillon im Ganzen zu verwenden . Oberſt -Lieutenant v . Langen gab dem bis dahin nicht verausgabten Gelde in der geschilderten Feier eine Verwendung , die gewiß dem Sinne der Geber entſprach. Die Stadt Clermont beherbergte an diesem Tage nur drei Kompagnien des Bataillons ; die 8. war in einem nahen Dorfe untergebracht.

Clermont hatte im Sommer des Jahres zuvor die

Ehre gehabt, das Große Hauptquartier Sr. Majestät auf dem Marsch gegen Sedan vom 26. bis 29. Auguſt aufzunehmen, und mit

einem

gewissen

Stolz

zeigten

die Bewohner ,

wo Kaiser

238

Von der Schweizer zur Belgischen Grenze.

11.

Wilhelm, wo Fürst Bismarck und Graf Moltke gewohnt hatten. Dazu waren die Quartiere, denen solche Ehre widerfahren war, weder besonders

geräumig ,

noch sehr bequem eingerichtet.

Die

der beiden leztgenannten Herren dienten diesmal zur Aufnahme Die am der Kompagnie - Führer der 6. und 5. Kompagnie. Morgen so erfolgreich begonnene Feier des Kaiſer - Geburtstages fand am Nachmittag ihre Fortseßung in dem festlichen Mahle des vereinigten Offizier-Korps .

Es war darum ganz angenehm, daß der

Marsch des nächsten Tages nur ein kleiner von 16 Kilometer war, denn Mancher hatte in der vergangenen Nacht nur wenig geschlafen. Der neue Unterkunftsort war wieder ein geschichtlich denkwürdiger.

Das Bataillon kam mit dem Stabe und

pagnieen nach Varennes , In Varennes

mit der

drei Kom=

5. Kompagnie nach Cheppy.

wurde bekanntlich der unglückliche Ludwig XVI.

von Frankreich auf der Flucht erkannt , nach Paris zurückgeführt.

gefangen genommen und

Das am Markt gelegene frühere Post-

gebäude, jezt Hotel de la Poste, war der Schauplaß dieses unheilvollen Ereignisses und wurde mit gebührendem Intereſſe in Augenschein genommen . In Varennes und Cheppy hatte das Bataillon seinen lezten Ruhetag

vor dem Eintreffen in der neuen Garnison.

Am 25.

marschirte es nach Dun, wo der Stab und drei Kompagnieen, und Milly, wo die 5. Kompagnie unterkam . 26., sollte das Bataillon seinen

Am nächsten Tage, dem

neuen Standort beziehen ;

doch

konnten zunächst nur die 7. und 8. Kompagnie in die Stadt ge= legt werden ; die 6. Kompagnie blieb in dem nahen Dorfe Thonne les Près, die 5. quartierte nach dem etwa 3/4 Stunden entfernten Dorfe Fresnoy .

Hier bei dem gleichnamigen Besißer des Schlosses

einquartiert, stellte sich zu Aller Erstaunen eine gewiſſe Beziehung zu der Garnison des Regiments, zu Münster heraus. Die Großmutter des Herrn v . Fresnois nämlich ,

eine troß ihres hohen Alters

geistig noch sehr rüstige Dame, hatte , während in Frankreich die Republik

und Napoleon

I. herrschten ,

mit

ihren

Eltern

als

Emigrantin in Münster gelebt, sich eine ziemlich deutliche Erinnerung bewahrt und freute sich ungemein, einmal wieder von Münſter erzählen zu hören. Am 27. verließ das Landwehr-Bataillon Simmern Montmédy und konnte nunmehr das 2. Bataillon mit Ausnahme der halben 6. Kompagnie in der Festung vereinigt werden.

239

Lehte Märsche. Nachdem

alle drei Bataillone des Regiments

die ihnen für

voraussichtlich längere Zeit zugewieſenen Standorte erreicht hatten, begann der schon in Dijon und Montbard erfolgreich begonnene Friedensdienst in seine vollen Rechte zu treten.

Aber wenn auch

die Zeit des Krieges mit ihren gewaltigen Anforderungen vorüber war, so lebte doch in der Erinnerung die große ereignißvolle Zeit immer wieder auf und war der beständige Gegenstand der Unterhaltung bei Mannschaften und Offizieren.

Jeder war stolz und

glücklich, ein Mitkämpfer gewesen zu ſein an dem glorreichen Kriege gegen Frankreich.

240

12.

Longwy, Montmédy, Briey.

Dritter Abschnitt.

Die Okkupation in Frankreich 1871–1873.

12.

Longwy, Montmédy, Briey.

Mit dem Einrücken in Longwy, Montmédy und Briey begann für das Regiment

ein neuer, von der bewegten Kriegs- und Marschzeit wesentlich verschiedener Zeitabschnitt : die Okkupation.

In dieser denkwürdigen Periode wurden die Lebens- und Dienstverhältnisse denen der Friedensgarnison möglichst angepaßt, während doch der mobile Zustand und die stete Kriegsbereitschaft fortdauerten.

Welche außerordentlich lange Dauer dieses eigenartige

Mittelding zwischen Krieg und Frieden haben sollte, ahnte damals noch Niemand. Das VII. Armee- Korps , welchem die Beseßung der Departements Meuse, Vosges und der französisch gebliebenen Theile von Meurthe und Moselle übertragen war , hatte hierzu während der Monate April, Mai und Juni folgende Vertheilung eingenommen :

General-Kommando : Nancy . Stab der 13. Infanterie - Division : Bar le Duc. 25. Infanterie ፡ Brigade : Verdun. Infanterie- Regiment Nr. 13 : Verdun und Clermont (später

Etain) Füsilier- Regiment Nr. 73 : Longwy, Montmédy, Briey. 26. Infanterie- Brigade : Bar le Duc.

Infanterie-Regiment Nr . 15 : Bar le Duc und Ligny . Commercy, Vaucouleurs, Infanterie Regiment Nr. 55 : St. Mihiel.

Standorte des VII . Armee-Korps.

241

Longwy.

Jäger- Bataillon Nr. 7 : Longuyon. Huſaren- Regiment Nr. 8 :

Bar le Duc, Commercy , St. Mihiel,

Revigny . 3. Abtheilung Feldartillerie-Regiments Nr. 7. Bar le Duc, Verdun, Ligny, Fain.

Stab der 14. Infanterie - Division : Nancy. 27. Infanterie -Brigade : Nancy. Füfilier-Regiment Nr. 39 : Nancy, Pont à Mousson, Toul. Infanterie-Regiment Nr. 74 : Nancy .

28. Infanterie-Brigade : Epinal. Infanterie- Regiment Nr. 53 : Luneville, Neufchâteau, Damlevières . Infanterie-Regiment Nr. 77 : Epinal, Charmes. Husaren-Regiment Nr. 15 Luneville, Pont à Mouſſon, Epinal. 1. Abtheilung Feldartillerie - Regiments Toul.

Stab der Korps -Artillerie

Nr .

7:

Nancy ,

Epinal,

Nancy .

2. Abtheilung : St. Nicolas .

Reitende Abtheilung : Luneville.

Von diesen Standorten betrachten wir nun des Näheren die des Regiments : Longwy ,

Longwy, Montmédy und Briey . eine kleine Grenzfestung am Chiers mit damals

etwa 3500 Einwohnern, Station der Eisenbahn Longuyon —Arlon, hatte sich 1870-71 bis in den Januar hinein tapfer gegen die preußischen Belagerungstruppen gehalten und war nach dem Kriege zum Departement Meurthe geschlagen. Longwy besteht aus der offenen Unter- und der befestigten Oberstadt.

In ersterer wurde

nach dem Einrücken die 3. , in letterer die 2. Kompagnie untergebracht.

Die anderen Kompagnien legte der seitherige Kommandant

Oberst Bauer zunächst nach Cutry und Pierrepont.

Nachdem am

folgenden Tage das Landwehr-Bataillon Rawitsch abmarſchirt war, rückten auch die 1. und 4. Kompagnie ein, wurden aber nochmals in Ortsunterkunft nach Mont St. Martin und Rehon gelegt, bis am 30. das ganze Bataillon in den vorhandenen , inzwiſchen gründlich gereinigten Kasernen untergebracht werden konnte. Zum Einzelererziren war ein Kasernenhof und der Plaz vor dem 16

12.

242

Longwy, Montmédy, Briey.

Hotel de Ville, für die größeren Uebungen der Ererzirplaß vor der Porte de Bourgogne vorhanden ; Schießstände bis zu 300 Schritt lagen in den Festungsgräben . Mit dem Stabe und dem 1. Bataillon des

Regiments

theilte

eine

Kompagnie des

Festungsartillerie-

Regiments Nr. 7 die Garnison, deren Kommandanturgeschäfte der Oberst Lieutenant v. Deutsch übernommen hatte . 131 Geschüße und über 200 Centner Pulver lagerten in der Festung, welche durch die Beschießung an den Festungswerken sehr großen , an Privathäusern weniger Schaden erlitten hatte. Die Verhältnisse in Longwy waren durchaus geordnet und friedlich. Der Maire und die Einwohner bewiesen das größte Entgegenkommen ; die Spißen der Stadt, unter Anderen ein ehemaliger Kommandant von Longwy Oberst Rittier, machten dem Oberst v. Loebell ihre Aufwartung und sprachen den Wunsch nach gutem Einvernehmen

aus.

Die

Offiziere verkehrten hauptsächlich bei Harel- Dumoulin und entwickelte sich hier ein überaus vergnügtes Leben, wobei die Lustigkeit sogar bisweilen etwas überschäumte ; (das Karrouſſel vor Café Fréſier weiß davon zu erzählen).

Die am 9. April erfolgende besuchsweise

Ankunft der Familie des Regiments - Kommandeurs gab den willkommenen Anlaß zu geselligen Vergnügungen von mehr gesitteter Art. Montmédy , der Standort des 2. Bataillons, ist wie Longwy eine kleine Grenzfestung

am Chiers .

Es hatte damals weniger

als 2000 Einwohner, war Station der Eisenbahn Diedenhofen Sedan und Arrondissements - Hauptstadt im Maas

Departement.

Auch Montmédy zerfällt in eine offene Unter- und eine befestigte Oberstadt, lettere auf hohem Felsen gelegen und im Spätherbst 1870 stark zusammengeschossen . Montmédy, als deſſen Kommandant Oberst Lieutenant v. Langen ernannt wurde , war vorher vom Landwehr-Bataillon Simmern belegt. Nach dem Einrücken des Bataillons wurde die 5. Kompagnie in der Kavallerie-Kaserne, die 7. und 8. in Bürgerhäusern der Unterstadt (Médy bas) untergebracht. Der 6. Kompagnie war die Oberstadt zugewiesen ; doch blieb die halbe Kompagnie vorläufig noch in Ortsunterkunft in Thonne

les

Près , bis

die zerschossenen Häuser

nothdürftig wiederhergestellt waren.

der Oberstadt

Die andere Hälfte der Kom-

pagnie war im Zivilgefängniß der Oberstadt untergekommen .

Ein

kleiner Einzel - Exerzirplay lag vor der Kavallerie - Kaserne in der

Montmédy und Briey.

243

Unterstadt ; den Haupt- Ererzirplaß bildete eine Wiese dicht bei der Porte de Meß ; der Schießstand lag auf dem sogenannten Haut des Forêts. Montmédy war preußischerseits mit 600 Centnern Pulver unterminirt. Daß die Zündschnur abgenommen war und die verstopften Zugänge der Minen durch Posten bewacht wurden, machte den Aufenthalt nur um ein Geringes

behaglicher.

Im

Mai wurde das Pulver aus den Minen geschafft ; auch fanden an den baufälligsten der zerschossenen Festungswerke Sprengungen statt. Das Verhalten der Behörden und der Bürgerschaft war auch hier durchaus löblich ; die Zustände waren nach erfolgter Wiedereinseßung der französischen Verwaltungsbehörden , Gendarmerie völlig geordnet.

des Tribunals

und der

Auch in Montmédy entwickelte sich

ein angenehmes kameradschaftliches Leben , welches sich außer im Café St. Nicolas hauptsächlich in dem vom Offizier- Korps schnell hergerichteten Kaſino abspielte.

Hier fanden auch

die auf dem

Rückmarsch nach Deutschland begriffenen Offiziere anderer ArmeeKorps

eine freundliche Aufnahme.

Offizieren ,

Und

sogar

mit

Belgischen

welche zur Grenzbewachung gegen die Rinderpest ge-

hörten , wurde Verkehr angeknüpft. Die Nähe des Schlachtfeldes von Sedan lockte zu zahlreichen Ausflügen. Das 3. Bataillon war mit dem Standquartier Briey am schlechtesten gefahren .

Dieser kleine Landort an der Mance , seit

dem Friedensschluß französisches Grenzstädtchen an der Chauſſee Met- Dun, hatte nur 275 belegbare Häuſer, ſo daß nur die 9. , 10. und 12. Kompagnie daselbst untergebracht werden konnten. Die Aufnahme seitens der Einwohner und das Verhalten des Maire waren

keineswegs

entgegenkommend .

Sogar

der

recht

gute

Ererzirplaz konnte auf gütlichem Wege nicht erlangt werden , ſo daß Oberst Lieutenant v. Blumenthal sich denselben durch entschiedene Forderung beschaffen mußte.

Die Kranken mußten beim

an Lazareth Einrichtungen nach Meg geschafft werden. Bahnverbindung hatte Briey nicht. Die 11. Kompagnie war in der kleinen Station Audun le Roman der Eisenbahn völligen Mangel

Diedenhofen

Longuyon , sowie in Fontoy und Knutange unter-

gebracht. In Audun le Roman befanden sich auch vier Wagen der Proviantkolonne, welche die Zufuhr nach Briey vermittelte. Da die Unterkunftsorte des 3. Bataillons durchaus gar keine Abwechselung boten , verkehrten die Offiziere viel in Mez. Auch 16*

244

12.

Longwy, Montmédy, Briey.

wurde das Schlachtfeld von St. Privat-Gravelotte häufig besucht und die Gräber der Gefallenen mit Kreuzen geschmückt. In diesen Standorten verblieb das Regiment ein Vierteljahr lang ;

eine wichtige Zeit , insofern darin die Ausrüstung sowohl,

wie auch der Dienstbetrieb geordneten Friedensverhältniſſen erheblich näher geführt wurden. Am 1. Mai trafen die vom Ersaß-Bataillon herangezogenen Bekleidungsstücke , darunter eine ganze Garnitur Drillichjacken, in Longuyon ein, wo sie durch den Premier-Lieutenant v. Rehbinder an die Bataillone vertheilt wurden.

Bald darauf

gingen die entsprechenden ausgemusterten und sonst entbehrlichen Stücke nach Münster ab. - Die Verpflegung, welche bis zum 1. April Unternehmern übertragen war, mußten zufolge Vertrages vom 11. März 1871 die Truppen von diesem Tage an selbst übernehmen, wozu das Feldmagazin der 13. Division in Longuyon die erforderlichen Rohstoffe Bataillone verabfolgte.

ausschließlich der Kartoffeln

an die

Die gesammten Lieferungen waren einem

Armee-Verpflegungs-Konſortium zu Nancy übertragen . In Montmédy wurden auch die franzöſiſchen Bestände aufgebraucht und das daselbst eingerichtete Haupt - Armee - Etappenmagazin herangezogen. Viele Schwierigkeiten machte den Bataillonen die Einrichtung des Badbetriebes. Die französische Regierung zahlte zur Beschaffung der Verpflegung eine Vergütung von 1 Frank 75 Centimes für die Portion . Hieraus mußte nicht nur die Küche unterhalten werden, sondern es waren daraus noch 212 Silbergroschen an den Gemeinen, 4 Silbergroschen an den Unteroffizier , 11/3 Thaler an den Offizier baar auszuzahlen . Dagegen wurden 15 Franks Die tägliche Portionsgelder den Offizieren außerdem gewährt. Lezteren waren also recht günstig gestellt, und die meiſten konnten während der Okkupation Ersparniſſe machen oder doch Rückstände in der Heimath tilgen. - Den Dienstbetrieb wieder in die volle Strammheit des altpreußischen Friedensdienstes überzuführen, zumal die mitunter nicht ausreichende Einzelausbildung nachzuholen, war das eifrigste Bestreben aller Offiziere, und wirkte Oberst v . Loebell bei einer im April abgehaltenen Besichtigungsreise aufs Entschiedenste dahin, auf diesem Wege fortzufahren .

Im Mai nahm die Schieß-

übung ihren Anfang, wozu die Scheibenstände in Briey und Stenay neu erbaut wurden , während in Montmédy und Longwy die erforderlichen Einrichtungen vorhanden waren. Die Munition wurde

Dienstbetrieb. - Wiedereinsehung der französischen Behörden. den Kriegsbeständen entnommen Munitions-Kolonnen erseßt. Wie

die preußischen

und

Truppen ,

halbmonatlich

so

konnten

245

aus

sich

den

auch die

französischen Behörden in dieser Zeit ordnungsmäßig wieder einrichten. Am 8. April übergab der deutsche Maas : Präfekt v. Stühmer

die

Zivilverwaltung

franzöſiſchen Nachfolger Vimont.

des

Departements

seinem

Gleichzeitig trat die franzöſiſche

Gendarmerie bewaffnet wieder in Thätigkeit. Ihre altfränkischen Uniformen verseßten unsere Leute anfänglich nicht wenig in Erstaunen. Das preußische Militär und die franzöſiſche Gendarmerie wurden zu gegenseitigem Gruß nach Maßgabe des Dienſtranges verpflichtet, was auch bei beurlaubten französischen Soldaten streng aufrecht erhalten wurde.

Bis Anfang Juni übten die Garniſonältesten die

Zenſur über die franzöſiſchen Zeitungen aus ; die Einreichung eines Pflichteremplars blieb auch über diesen Zeitpunkt hinaus bestehen . Die französische Tabadsregie trat am 1. Mai wieder in Kraft ; für die Truppen ſorgte außerdem das Militär-Tabacks-Depot von Kopfer in Nancy. Auch gingen immer noch ab und zu Liebesgaben ein, 3. B. im April 232 Tabackspfeifen aus Köln. - Als Relaisposten zwischen den einzelnen Standorten und den Diviſions- und BrigadeStabsquartieren Bar le Duc und Verdun waren anfänglich kleine Husaren - Abtheilungen von 4 Mann in Longuyon , Azannes und Ifſoncourt eingerichtet ;

dieselben

wurden aber nach Einführung

der regelmäßigen Feldpostverbindung eingezogen. Ebenso hörte die Entsendung von Offizier Patrouillen nach und nach auf, welche anfänglich geschah, um eine etwaige Anſammlung von Mobilgarden zu verhindern.

Doch ging schon am 29. März die Weisung ein,

den Zuſammentritt und Bahntransport von Mobil- und Nationalgarden ohne Waffen nach Versailles zu dulden, da der franzöſiſchen Regierung die Anſammlung eines Heeres von 100000 Mann zur Bekämpfung des Kommune- Aufſtandes vertragsmäßig zugestanden sei.

Am 2. Mai ging die Weisung ein , Truppendurchzüge nach

Verſailles von nun an nicht mehr zu gestatten , da die franzöſiſche Regierung ihre vertragsmäßige Heeresstärke bereits erreicht habe. Mit Spannung verfolgte man in den franzöſiſchen Städten den Kampf der Versailler gegen den Pariser Pöbel ; mit allgemeiner Genugthuung wurde im Mai der endgültige Sieg Mac Mahons begrüßt.

Auch einzelne Offiziere des Regiments , welche Urlaub

12. Longwy, Montmédy, Briey.

246

nach der deutscherseits noch beseßten Umgebung von Paris hatten, wurden von St. Denis aus Augenzeugen des schrecklichen Bürgerkrieges. Wenn die Verhältnisse in Paris sich wieder befestigt hatten und der endgültige Frieden geschlossen war, konnte auf die Zurückziehung der deutschen Korps nach der Heimath gerechnet werden, und in der That ging

dem VII. Korps bereits im April die

Nachricht zu, es sei unter diesen Voraussetzungen beſtimmt, zuerst den Rückmarsch auf der großen Straße über Saarlouis anzutreten. So war denn also anscheinend gegründete Aussicht , Frankreichs

bald zu

verlassen.

den Boden

Daß die drei Monate in den

jezigen Standorten erst der neunte Theil der Okkupationszeit des Regiments sein könnten, kam Niemandem in den Sinn. Ein Allerhöchster Befehl vom 5. März ordnete die Entlaſſung der über den Etat vorhandenen Reserve- und Landwehr - Offiziere zum 1. April an.

Es waren dies 8 Herren vom mobilen Regiment,

5 vom Ersatz - Bataillon .

Die den Jahrgängen 1853-57

an=

gehörigen Leute des Mannschaftsstandes wurden im Monat Mai gleichfalls entlassen. Am 20. April rückte in Montmédy die 2. Feld-Pionier-Kompagnie mit Schanzzeugwagen ein.

Tags zuvor waren die 7. und

8. Kompagnie nach Stenay verlegt worden , einer Stadt an der Straße Verdun

Sedan, deren Besetzung wegen der dortigen Maas-

brücke wünschenswerth erschien .

In Montmédy wurden durch dieſe

Verlegung die Quartierverhältnisse für die 6. Kompagnie, welche nun

auch die Unterstadt belegte,

etwas besser.

Kompagnie aber fanden in Stenay

Die 7. und 8 .

vorzügliche Unterkunft ; die

Bewohner thaten alles, um die Truppen zufrieden zu stellen. Belegung von Stenay wurde aber doch durch

Die

einen Zwischenfall

gestört, indem am 30. April durch den Ortsältesten , Hauptmann Linde, ein Strafkommando von 1 Offizier 107 Mann in das be= nachbarte Dorf Laneuville gelegt werden mußte, woselbst ein Soldat angefallen und mißhandelt worden war .

Nach Ermittelung und

Verhaftung der Thäter wurde das Kommando zurückgezogen . Mit dem Ablauf des Monats April wurde die 11. Kompagnie

nach Briey herangezogen . In Audun le Roman blieb nur ein Kommando von 1 Offizier 50 Mann zurück, welches am 11. Mai eingezogen wurde, da die Bestände des Magazins nach Briey

Stenay. -

überführt worden waren. Plaz zu machen ,

247

Frankfurter Friede.

Die 9. Kompagnie war , um der 11 .

nach Moutiers und Auboué verlegt worden,

lezteres das Nachbardorf des berühmten St. Marie aur Chênes . Am 10. Mai fand zum Besten des bei Colombey durch beide Augen geschossenen Füfilier Persiel der 2. Kompagnie eine thea= traliſche Aufführung in Longwy statt.

Dieſelbe brachte 103 Thaler

ein, aber nicht mehr dem Erblindeten selbst , welcher drei Tage vorher in Garstedt verstorben war, sondern deſſen Hinterbliebenen. Zahlreiche Kameraden aus den anderen Standorten des Regiments waren

zu

der

gymnastischen

Vorstellung

Vorführungen

hinübergekommen . zwei

erschütterlich“ und „ der Prozeß “ .

Es

Benedir'sche

gab

Lustspiele

außer „ Un-

In leßterem Stück erregte es

große Heiterkeit, als ein Nachtwächter in einer ſelbſtverfaßten Einlage alle nächtlichen Ruhestörer von Longwy entlarvte und dabei auch sich selbst keineswegs schonte. Am 10. Mai unterzeichneten Fürst Bismarck und Miniſter Jules Favre zu Frankfurt am Main den endgültigen Friedensvertrag auf der Grundlage des Präliminarfriedens vom 26. Februar.

Nun erst war der gewaltige Kampf wirklich beendigt und

abgeschlossen. Und nun wähnte man auch die Stunde der Heimfehr gekommen . Daß dieselbe nicht mit dem VII. Korps angetreten würde, stand freilich schon fest ; denn das Armee =- Verordnungsblatt vom 2. Mai, welches die von Sr. Majestät am 11. April genehmigte neue Friedens -Eintheilung der Armee bekannt gab, hatte bezüglich des Regiments bestimmt : fanterie-Brigade, und

X. Armee-Korps, 19. Diviſion, 38. Jn-

als Garnisonen :

Stab , 1. , 2. Bataillon

Hannover, 3. Bataillon Osnabrück. Hierhin wähnte man, schon in nächster Zeit abzugehen. Oberst v . Loebell wandte sich bereits wegen der Kasernen an die Kommandantur Hannover und erhielt den Bescheid, das Regiment werde die Kasernen des 16. Regiments beziehen. Schon kreiste bei den Bataillonen der Plan von Hannover ; schon war am 11. Mai die Offiziervertheilung nach da zeigte sich plöglich, daß dieſe der Demobilmachung befohlen, Maßnahmen verfrüht waren .

Das Regiment erhielt am 18. Mai

die Weisung, mit dem X. Korps noch in Frankreich zu verbleiben. Hinsichtlich dieses Korps bestimmte der Befehl des Großen Hauptquartiers

vom

16.

Mai Folgendes :

„ Das

X. Armee - Korps,

248

12.

Longwy, Montmédy, Briey.

welchem fortan die Okkupation des bisher von dem VII. ArmeeKorps besezt geweſenen Gebietes mit zufällt , hat die InfanterieRegimenter 16, 56, 57 dem VII . Armee-Korps zuzuführen, welches dafür die Infanterie-Regimenter 73, 74, 77 zurückläßt. “ Am 22. Mai begann der Rückmarsch des VII . Armee-Korps . Zur Ablösung der zwei Bataillone des Infanterie-Regiments Nr. 13, welche die Festung Verdun beseßt hielten, waren das 3. Bataillon des Regiments Nr. 73 und das Füfilier-Bataillon des Regiments Nr . 74 beſtimmt.

Bei dem erstgenannten Bataillon ging am 18. Mai ter

telegraphische Marschbefehl von der 13. Diviſion ein. Es marſchirte demgemäß am 20. Mai von Briey ab, nächtigte in Etain und rückte am 21. Mai in Verdun ein. Die 3. Kompagnie rückte am

27. Mai zur

Ablösung

des

Etappentruppe nach Longuyon .

Jäger-Bataillons

Am 1. Juni

Nr.

7

als

erfolgte der Aus-

tritt des Regiments aus dem VII. Armee-Korps, welchem es vierundeinhalb unvergeßliche Jahre angehört hatte.

Die bisherigen

Vorgesetzten widmeten dem Regiment zum Abschiede Worte hoher Anerkennung.

Der Kommandirende General v. Zastrow erließ

folgenden Korpsbefehl : „ Nachdem Königs

vom

Regiment

auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und 11. April d . J.

Nr.

73

aus

dem

das

Hannoversche Füsilier-

diesseitigen

Korpsverbande scheidet, um in den des X. Korps überzutreten, ergreife ich die Gelegenheit, dem von uns scheidenden 73. Regiment in meinem wie im Namen des ganzen VII. Armee - Korps ein kameradschaftliches Lebewohl zu sagen. In den

herzliches ,

zahlreichen Gefechten und sonstigen Ereignissen des blutigen Krieges 1870-71 , denen das Regiment in so ruhmreicher Weise beiwohnte, hat dasselbe alle jene Tugenden entwickelt, welche

den

kriegerischen

Heldenmüthig im Gefecht,

Ruf

einer

kaltblütig

Truppe unter

begründen.

allen Wechsel-

fällen des Schlachttages, ausdauernd bis zum leßten Hauch bei unerhörten Anstrengungen ,

gehorsam und pflichtgetreu,

hat das Regiment hochwesentlich zu den ehrenvollen Erfolgen beigetragen , die das VII. Armee - Korps errang. Mit tiefempfundenem, schmerzlichem Bedauern sehe das

daher ich und ganze Armee Korps Euch von unserem Korpsverbande

249

Uebertritt zum X. Armee -Korps.

scheiden. Unsere besten Wünsche begleiten Euch , und wohin das Schicksal Euch führen mag , wir werden im Geiste bei Euch sein.

H. D. Nancy, den 26. Mai 1871 . v. Zastrow. " Aehnlich

hatte

sich der

Diviſions - Kommandeur

General-

Lieutenant v. Bothmer unter dem 23. Mai ausgesprochen.

Er

sagte unter Anderem : „ Nur wenige Jahre hat das junge Regiment der 13. Division angehört ; aber es ist ein denkwürdiges, inhaltsschweres Stück seiner Geschichte, welches diese Jahre umfassen. Nach nur kurzer Zeit des Vildens und Lernens ist es dem Regiment vergönnt geweſen, im blutigsten Ringen die Feuerprobe zu bestehen. Mit unvergeßlichen Opfern hat es die Treue gegen Der König und Vaterland am 14. August 1870 besiegelt. " Brigade- Kommandeur General - Major v. d . Often - Sacken versicherte in seinem Erlaß vom 30. Mai insbesondere das OffizierKorps des Regiments seiner vollsten Anerkennung für seine außerordentlichen Leistungen in treuer Pflichterfüllung und Opferwilligkeit unter den schwierigsten Umständen , wie solches die großen Verluste des Offizier - Korps während des leßten Krieges bewiesen. Der Kommandeur der 38. Infanterie-Brigade General-Major v. Wedell besichtigte, kurz nachdem das Regiment unter seinen Befehl getreten war, die Kompagnien in Verdun, Longwy, Montmédy und Stenay. Der Divisions- Kommandeur General-Lieutenant v. Schwarzkoppen und der Kommandirende General v . VoigtsRhet konnten das Regiment vorläufig nicht sehen, da sie sich noch in den weit entfernten Stabsquartieren Bar le Duc und Troyes befanden. Am 16. Juni 1871 fand der feierliche Einzug des Garde-Korps mit dem Kaiserlichen Kriegsherrn an der Spiße in die Haupt- und Residenzstadt Berlin statt.

Zur Theilnahme an dieſem Einzuge

waren Abordnungen sämmtlicher Truppentheile befohlen und zu einem Bataillon zusammengestellt.

Das Regiment entſandte hierzu

den Feldwebel Heß der 1. Kompagnie, Gefreiten Heinemann der 4. Kompagnie, Füfilier Hake der 5. Kompagnie und Füsilier Lippert der Kreuzes.

11. Kompagnie, sämmtlich Inhaber des Eisernen.

250

12.

Longwy, Montmédy, Briey.

Zu Anfang Juni trat in Montmédy, namentlich in der Kaserne, die Egyptische Augenkrankheit

auf.

In

Folge

deſſen

wurden

1 Offizier und 65 Mann der 5. Kompagnie am 8. Juni wiederum nach Fresnois verlegt.

Es gelang, die Seuche auf einen mäßigen

Umfang zu beschränken ; doch mußten, um die Krankheit nicht in Verdun

einzuschleppen ,

28 Mann in Montmédy zurückgelaſſen

werden, als am 19. Juni der Abmarsch erfolgte. Das Regiment verbrachte den Monat Juni in fortdauernder Ungewißheit, da über seine Unterkunft in kurzer Aufeinanderfolge eine ganze Reihe sich abändernder Befehle ergingen .

Zur Aus-

führung gelangte schließlich der Korpsbefehl vom 9. Juni „für den Fall ,

daß die 20. Division abrückt, "

wonach das Regiment mit

zwei Bataillonen Verdun, mit einem Bataillon Montmédy und Longwy besezen sollte .

Am 16. Juni traf die telegraphische Weisung zur

Ausführung dieses Ortswechsels ein.

Es blieben nun die 1. und

4. Kompagnie mit dem Bataillonsstabe in Longwy , die 2. und 3. Kompagnie rückten am 18. Juni nach Montmédy, von wo das 2. Bataillon am 19. nach Damvillers und Umgegend ,

am

20 .

nach Ornes und Umgegend marſchirte, um am folgenden Tage Verdun zu erreichen . Die Märsche wurden bei unaufhörlichem Regen ausgeführt, und auch als das Bataillon mit dem Regimentsstabe am 21. Juni um 11½ Uhr seinen Einzug in Verdun hielt, strömte der Regen heftig vom Himmel herab. Die Besetzung Longwys und Montmédys durch das 1. Bataillon dauerte, da der Abschnitt nördlich der Straße Mez - Verdun der

24. Division zugewiesen war, nur so lange , bis das Königlich Sächsische Infanterie - Regiment Nr. 106 daselbst eintraf. Dies geschah wegen der anderweitigen Truppendurchzüge erſt gegen Ende des Monats . Am 29. Juni rückten die 2. und 3., am 30. Juni auch die 1. und 4. Kompagnie nach zweitägigem Marſch aus Montmédy bezw . Longwy in Verdun ein . In Longwy hielt der Maire dem scheidenden Bataillon eine fast herzlich zu nennende Abſchiedsrede. -- Das Regiment war nunmehr in der Garnison vereinigt, in welcher es als Bestandtheil der neugebildeten Okkupations -Armee anderthalb schöne Jahre verleben sollte.

Bildung der Okkupations - Armee.

13.

251

Verdun.

Die Bildung der Okkupations - Armee

geschah zufolge Aller-

höchster Kabinets - Ordre vom 20. Juni 1871 , welche festsette : „Die sämmtlichen auf französischem Boden befindlichen deutschen Truppen treten von jeßt ab in einen Truppenverband unter der Benennung Oberbefehl.

Okkupations - Armee in Frankreich und unter einen Zum Ober-Befehlshaber dieser Armee ernenne Jch

Meinen General-Adjutanten, den General der Kavallerie Freiherrn v. Manteuffel." Die noch in Frankreich verbliebenen Truppen waren die 1., 2., 4., 6., 11., 19. , 22., 24. und 2. Bayerische Division, nachdem am 5. Juni die Rücksendung der 3. und 20. Division mit den General-Kommandos des II. und X. Armee-Korps verfügt und die Einschiffung derselben im leßten Drittel des Monats Juni bewirkt war. Die zurückbleibenden Diviſionen bestanden aus ihrer Infanterie und Kavallerie nach der Friedens - Eintheilung, nebst 1 ArtillerieAbtheilung, 1 Feld - Pionier - Kompagnie und den entsprechenden Munitions-Kolonnen und Trains . Sie schieden für die Dauer der Okkupation aus ihrem

Korpsverbande aus ;

die Befugnisse der

General-Kommandos gingen aufdas Ober-Kommando der OkkupationsArmee über. Die Okkupationstruppen blieben , auch was Feldfahrzeuge, Pferde, Kriegschargirung u . s. w. anbetrifft, völlig mobil. Die ganze Okkupationszeit über hatten die Trainsoldaten des Regiments

ihren Reitdienst unter

den

Bataillons - Kapitänd'armes

Sergeanten Thulke, Muselick und Antonat , welche dafür bei den anderen Unteroffizieren

nur

Schleppsäbel, hohen Stiefeln ,

Rittmeister" hießen und mit

Sporen und mächtigem Schlüssel-

bunde stolz genug einhergingen. Die seit Forbach benußten franzöfischen Kompagnie = Packwagen wurden mit höherer Erlaubniß beibehalten.

Das Ersaß - Bataillon blieb bestehen ;

doch durfte das

Regiment den Ersaß nicht mehr unmittelbar von ihm fordern, ſondern mußte den Dienstweg durch die mobile Division und das heimische General - Kommando inne halten.

Der Kriegsstand an Mannschaften wurde nicht aufrecht erhalten ; am 22. Juni traf der Befehl ein , die Bataillone auf 802 Köpfe zu sehen. Es kamen nun die ältesten Jahrgänge, 1863 und älter, zur Entlassung

und gingen am 26. Juni in großem

252

13.

Verdun.

Transport von etwa 450 Mann von Verdun nach Met ab, von wo sie mit der Eisenbahn zum Zwed ihrer Entlassung zum ErſaßBataillon nach Hannover überführt wurden.

Den als nothwendige

Verstärkung bei der Fahne einbehaltenen Reſerviſten wurden durch Allerhöchsten Befehl die Uebungen während ihrer ferneren Reservezeit erlaſſen und außerdem ihre Landwehr - Dienstzeit um 2 Jahre verkürzt. Im Oktober genehmigte Se. Majestät die Zurückführung der Bataillone der Okkupations - Armee auf die Friedensstärke der alten Garde-Regimenter von 682 Köpfen . Nachdem die Jahrgänge 1864 und 65 schon im Monat Juli entlassen und gegen jüngere Mannschaften vom Ersaß - Bataillon eingetauscht waren, gelangten jezt auch die Jahrgänge 1866 und 67 zur Entlassung und verließen am 9. Oktober Verdun , Heimath entlassen zu werden.

um

von Hannover

aus in ihre

Der Stand von 682 Köpfen blieb

bis zum Schluß der Okkupation in Geltung. In allen beseßten Departements galt der Belagerungszuſtand nach dem französischen Gesez vom 9. August 1849. Die deutsche Militärbehörde hatte hiernach alle polizeiliche Gewalt sowie das Ausweisungs- und Haussuchungsrecht in Händen . Alle Verbrechen und Vergehen gegen die öffentliche Ordnung wurden ebenso wie die gegen die Sicherheit der Truppen

von

den Militärgerichten

nach den deutschen Strafgesetzen abgeurtheilt.

Zu den Befugniſſen

der Garnisonältesten gehörten ferner das Waffen- und Versammlungsverbot, die Unterdrückung von Zeitungen und die Verhängung von Maßregeln gegen widerseßliche Ortschaften. Jeder unbotmäßige Franzose konnte jederzeit in Untersuchungsarrest abgeführt und zur kriegsgerichtlichen Aburtheilung gebracht werden . Im September wurden für die Festungen Kommandanten ernannt, für Verdun Oberst- Lieutenant v. Baumbach. Diese Kommandanten unterstanden unmittelbar dem Ober-Kommando und hatten die Gerichtsbarkeit der Garnisongerichte, aber ohne eigenes Justizpersonal. Das Regiment mußte alle die eigene Gerichtsbar keit überschreitenden Thatberichte der Kommandantur einreichen, welche dann den Divisions - Auditeur Ritter aus Nancy zum weiteren Verfahren anforderte. Kein Offizier durfte ohne Genehmigung des Kommandanten beurlaubt werden. Die Divisionen waren gehalten, von wichtigeren Befehlen an die unterstellten Regimenter gleichzeitig den Kommandanturen Mittheilung zu machen.

253

Das Offupationsgebiet.

Das Okkupationsgebiet umfaßte bis zum Monat Oktober 1871 im Großen und Ganzen die Departements östlich der Seine ; auch um die Hauptstadt Paris schloß sich bis zum Monat September noch in ziemlich engem Halbkreise der deutsche Truppenring und blieben auch die östlichen Forts beseßt. Nachdem bis zum 8. September 11/2 Milliarden Kriegskosten bezahlt waren, wurden zunächst das I. Armee-Korps und die 22. Division nach der Heimath zurückgesandt, welchen Ende Oktober in Folge nachträglichen Vertrages die 11. und 24. Division folgten. Nunmehr hatte die leßte Okkupationsperiode begonnen ;

nur

die 4., 6., 19. und 2. Bayerische Division standen noch in Frankreich und hielten sechs Departements beseßt. Die Vertheilung der Okkupations -Armee, deren Ober-Kommando am 14. September von Compiègne nach Nancy übersiedelte, war zufolge DislokationsUebersicht vom 21. Oktober in folgender Weise geregelt : 2. Bayerische Division beseßt das Ardennen - Departement, die Arrondissements Montmédy Meurthe - Mosel - Departement

und Briey vom Maasund

das

Lager

von

bezw.

Châlons.

Divifionsstab Charleville ; Brigadestäbe Sedan und Longwy. 6. Division besezt das Marne- Departement .

Divisionsstab

und Brigadestäbe : Rheims, Châlons, Epernay. 19. Division beseßt das Maas- und das Meurthe - Departement ohne Montmédy und Briey ; Divisionsstab Nancy, BrigadeStäbe : Bar le Duc und Nancy. 4 Division beseßt das Haute Marne- und Vogesen-Departement, sowie Belfort. Divisionsstab : Epinal ; Infanterie - Brigadeftäbe : Chaumont und Epinal ; Kavallerie- Brigadestab : Luneville. Hauptgarnisonen : Belfort, Epinal, Luneville . Die 19. Division war wie folgt vertheilt : Diviſionsstab : Nancy. 37. Infanterie-Brigade : Bar le Duc. Regiment Nr. 78 : Bar le Duc und Nancy .

Regiment Nr. 91 : Toul und Luneville. 38. Infanterie-Brigade : Nancy. Regiment Nr. 73 : Verdun . Regiment Nr. 74 : Nancy . 19. Kavallerie-Brigade : Nancy .

Dragoner- Regiment Nr. 9 : Pont à Mousson.

13.

254

Verdun.

Dragoner-Regiment Nr. 19 : St. Mihiel. Ulanen-Regiment Nr. 14 : Luneville. 1. Abtheilung

Feldartillerie

des

Regiments

Nr. 10 :

Nancy, Verdun, Toul. 2. Feld- Pionier-Kompagnie : Verdun. Von diesen Standorten haben wir unser näheres Augenmerk auf Verdun zu richten und

wird eine etwas eingehendere Er-

innerung an diese Stadt um so mehr am Plaße sein, Regiment vom Juni 1871

bis zum November 1872,

als das also fast

11/2 Jahre daselbst in Garnison gelegen und eine überaus schöne Zeit verlebt hat, an welche gewiß jeder Theilnehmer mit freudiger Erinnerung zurückdenkt.

Die uralte

Stadt an der Maas ,

in

welcher vor einem Jahrtausend die Trennung des Frankenreiches beschlossen wurde, war jezt

als Arrondissements -Hauptſtadt im

Departement Meuse und Siß einer Sous - Präfektur eine Provinzialstadt von 14 000 Einwohnern .

Den Brennpunkt der recht eng,

winkelig und bergig gebauten Stadt bildet die Place St. Croix, ein mit dem Standbilde des Generals Chevert geschmückter viereckiger Plaz an der Maasbrücke ,

auf deren

anderer Seite die

Hauptwache liegt. Deren Nachbargebäude war Café Labordère, damals täglicher Vereinigungspunkt unserer Offiziere zur Kaffeestunde.

Gegenüber lag

neben der Konditorei von Henry - Bony

jener viel benußte Comestibles - Laden von Derode,

aus dem der

Offizier seine Delikateſſen zu beziehen pflegte, und den der Soldatenwig

Kommißstiebel" getauft hatte.

Von diesem Brennpunkte aus

führen die Straßenzüge nach allen Richtungen auseinander.

Nach

Norden ging man durch die ladenreiche Rue Mazel zur PaulsKaserne und zu der alterthümlich schönen Porte d'Etain, in deren Nähe wieder ein vielbesuchtes Offizierlokal lag , die sogenannte „ Loge“, ein kleines anspruchsloses, eigentlich Hotel de la Bannière benanntes Gasthaus, welches seine Bezeichnung davon hatte, daß auf seinem Schilde „loge à pied et à cheval" stand ! davon lag der Martin.

durch

seine

vortreffliche

Die Pauls-Kaserne war

Küche

anfänglich

Unweit

bekannte Petit

von der 7.

und

8. Kompagnie belegt, wurde aber sodann dem 1. Bataillon überwieſen und

am

3. bezw. 5. Juli

von ihm bezogen .

Von hier

führte die breite Rue St. Pierre, in welcher Oberst v . Loebell im Gebäude der Subdiviſion ſeine Dienstwohnung hatte, nach der

Verdun.

255

Porte de France hinan, durch welche man zum Bahnhof und zum großen Ererzirplaß gelangte. Esplanade und

Neben der Porte de France waren die

die Zitadelle gelegen .

Diese ,

wie die

übrigen

Festungswerke Verduns Ende des 17. Jahrhunderts von Vauban ausgebaut, enthielt die Kaserne des 2. Bataillons . Uebrigens waren nur die eigentlichen Kasernengebäude wohnlich wieder hergestellt, welche am 22. Juni von der 5. und 6. Kompagnie bezogen , während die zuerst in die Pauls-Kaserne gelegten Kompagnien erst nach dem Einrücken des 1. Bataillons in die Zitadelle übersiedelten . Am 4. Juli wurde das Offiziershaus ebendaselbst von vier Herren bezogen.

Im Uebrigen war die Zitadelle

wenig mehr als ein Trümmerhaufen .

Wennschon die ganze Stadt

die Spuren der Beschießung vom November 1870 noch deutlich an sich trug, war doch naturgemäß nirgends eine so grauſe Verwüstung wie gerade hier angerichtet.

Auf dem Zitadellenhofe ſtand in einer

Reihe aufgefahren eine Anzahl der französischen Geschüße, welche in dieser Festung laut Uebergabevertrag französisches Eigenthum blieben.

Zwischen der Zitadelle und dem bischöflichen Palast dehnte

fich der von Baumreihen umgebene ebene Plaß der Esplanade aus, der vom 2. Bataillon als Ererzirplaß benußt wurde. Von hier führte ein äußerst steiler Bergweg nach der Porte neuve und zur Nikolaus-Kaserne hinab, in welcher das 3. Bataillon und die Artillerie untergebracht waren , standen.

wo

auch die Pferde des Regiments

In der Nähe dieser Kaserne lag die Kirche, wenn dieser

Name für den Zeughausschuppen erlaubt ist , in deſſen oberem Stockwerk ein ziemlich geräumiger Waffenſaal zum Gottesdienst unſerer Truppen

eingerichtet war.

Hier versammelte der Feld-

prediger Klein die Mannschaften evangelischen Glaubens um sich und richtete sogar einen Liturgie-Sängerchor ein, der am 17. Dezember zum ersten Mal in Thätigkeit trat. Kahl genug sah es in diesem Gotteshause aus . Soldaten hatten den Altar und die Kanzel zurecht gezimmert ; das schöne Altartuch aber war unserem preußischen Gotteshause, in welchem übrigens auch der katholische Militärgottesdienst stattfand , von dem greisen und edlen Bischof von Verdun geſchenkt ! Auch lieh der duldsame Prälat zu unseren Abendmahlsfeiern bereitwilligst die schwersilbernen Kelche der Kathedrale. Von hier leitete die Rue St. Louis mit der Kommandantur zur Hauptwache zurück.

Endlich führte vom St. Croix-Plaze noch

13.

256

Verdun .

ein langer Straßenzug der am südwestlichen Ende Verduns gelegenen Porte St. Victor zu ; dies war die Rue de l'Hotel de Ville, Rue St. Sauveur und Rue St. Victor. des Plazes

Hier lag auch unweit

das Hotel des trois Maures, wo die Offiziere für

3 Franks einen guten Mittagstisch hatten.

Der im Frühjahr 1872

vergrößerte Ererzirplaß der Garniſon lag vor der Porte de France, zwischen dieser, dem Bahnhof und Jardin - Fontaine.

Die Schieß-

ftände, die zum Theil ausgebaut oder neu angelegt werden mußten, lagen für nahe Entfernungen in den Gräben der Zitadelle und bei Porte neuve sowie bei Jardin - Fontaine und Thierville , weite Entfernungen

bei

Haudainville ,

Somge und

für

Sombieux.

Eisenbahnverbindung hatte Verdun damals nur über St. Menehould mit Châlons, während die Bahn über Conflans nach Met erst im Bau war. An erwähnenswerthen Vorkommniſſen erlebte das Regiment während der 12 Monate seines Aufenthalts in Verdun folgende : Zunächst wurde das Regiment in den Stabsoffizier- Chargen völlig umgestaltet.

Die drei dem Regiment bei ſeiner Errichtung über-

wiesenen Bataillons-Kommandeure waren alter hinaufgerückt.

nach und nach im Dienſt-

Hatte das Regiment doch den ganzen Feldzug

über 4 Oberst-Lieutenants gehabt !

Jest waren sie Obersten ge-

worden, und die Zeit war herangekommen, wo sie Regimenter er= hielten, und zwar Oberst v. Langen am 20. Juni 1871 das Infanterie-Regiment Nr. 81 , Oberst v. Blumenthal am 4. November 1871 das Grenadier-Regiment Nr. 10, Oberst v. Deutsch am 29. Februar 1872 das Grenadier-Regiment Nr. 4.

Mit großem

Bedauern sah das Regiment fie scheiden, da sie sich sämmtlich hochverdient um daſſelbe gemacht und allgemeine Liebe erworben hatten . Die Neubesetzung der Bataillone war die folgende : 1. Bataillon Major v. Schtopp , bisher im Generalstabe der 11. Division ; 2. Bataillon Major Brandis ,

bislang Kommandeur des Ersatz-

Bataillons ; 3. Bataillon Major Drenkhahn, vom Jäger-Bataillon Nr. 14 in das Regiment verseßt. Kommandeur des Ersatz-Bataillons war vom 15. September ab. Major Senff. Die Entlassung von Reſerve-Offizieren nahm ihren Fortgang und wurden, um den Etat voll zu erhalten, am 14. Dezember 1871 6 Offiziere vom VII . Armee-Korps zur Dienstleistung zum Regiment kommandirt und zwar : vom Regiment Nr. 13 Lieutenant Freih.

Kommandirte Offiziere vom VII. Armee-Korps.

257

Spiegel von und zu Peckelsheim; vom Regiment Nr. 15 Lieutenant Haehling v. Lanzenauer ;

vom

Regiment Nr. 39 Lieutenant

Gropp ; vom Regiment Nr. 55 Lieutenant Kluck ; vom Regiment Nr. 56 Lieutenant Märder ; vom Regiment Nr. 57 Lieutenant Cleve. Cleve

Von

diesen

wurden

die Lieutenants v . Spiegel und

noch vor Schluß der Okkupation durch die Lieutenants

Weinhagen und Gaddum erseßt. Die Uebrigen blieben als willkommene und liebe Kameraden bis zur Rückkehr nach Deutschland beim Regiment, ebenso der erst später kommandirte PremierLieutenant v. Colomb des 10. Jäger-Bataillons . Eine fernere erhebliche Veränderung für das Offizier-Korps und ſeine Lebensverhältniſſe trat durch das Nachziehen der Familien ein, welches durch Kabinets-Ordre vom 29. Juli 1871 unter Ge währung von Umzugskosten gestattet wurde. Zur Zahlung des Servises zur Selbſteinmiethung Verheiratheter war die französische Regierung nach Artikel 10 und 20 des Vertrages vom 11. März 1871 verpflichtet. Die Sehnsucht nach der Wiedervereinigung mit ihren Frauen war bei den Ehemännern groß , und so dauerte es gar nicht lange, bis ein ganzer Kranz von Regimentsdamen in Verdun vereinigt war ; Frau v. Klüfer war die Erste auf dem Plan.

Großen Dank sind wir unſern Damen dafür schuldig, daß

sie unser halbes Lagerleben so lange

getheilt haben.

Der

an=

regende Verkehr mit ihnen machte die lange Trennung von der Heimath erst erträglich. Die Damen ihrerseits mußten manche Entbehrung mit in den Kauf nehmen, denn Verkehr gab es einzig und allein mit den anderen Militärfamilien. Höchstens mit der Familie des französischen Hauswirthes stand Einer oder der Andere auf dem Besuchsfuße. erste

Gesellschaft

unnahbar ;

Im Uebrigen war die französische die beseßten Departements hielten

keine öffentliche Luftbarkeit fand statt, die Damen erschienen nur in schwarzer Kleidung ; die ganze Bevölkerung beobachtete eine durchaus würdige Zurückhaltung , welche dem Sieger

Landestrauer ;

Auch den verheiratheten Unteroffizieren wurde zu Ende des Jahres das Heranziehen ihrer Familien gestattet, so daß nach und nach 26 Frauen beim mobilen Regiment eintrafen. Achtung abnöthigte.

Am 26. Juni 1871 vereinigte eine ernſte und erhebende Feier eine Abordnung der Offiziere und Mannschaften aus allen drei Garnisonen des Regiments, nämlich den Oberſt-Lieutenant v . Langen 17

13.

258

Verdun.

nebst Gemahlin, die Premier-Lieutenants Schröder und Stroedel, die Sefond Lieutenants v. Beeren und Heise ,

auf der denk-

würdigen Stätte von Colombey . Mehr Beurlaubungen waren des mobilen Zustandes wegen nicht für angängig erachtet worden. Es galt der Einweihung des Denkmals , welches das Offizier-Korps seinen Gefallenen auf deren Grabe gesezt hatte. Oberst v. Loebell hatte die Errichtung dieses Denkmals frühzeitig in Anregung ge bracht und bereits im November 1870 in Meß persönlich die er forderliche Erlaubniß des Besizers von Colombey erwirkt. Der stieg durch Beiträge der Offiziere auf über Am 26. Juni 1871 um 51/2 Uhr Nachmittags fand

Denkmalsfonds 400 Thaler.

die Einweihung des Denkmals statt.

Nachdem der das Monument

krönende Adler mit den Kränzen geschmückt war, welche die Hinterbliebenen eigens für diese Feier geschickt hatten, betrat der aus Verdun mit herübergekommene Prediger Klein den Grabhügel. Er erinnerte in seiner Ansprache an die glorreichen Erfolge des Regiments am Tage jener Schlacht, wies auf die zahlreichen Gräber hin ,

welche den Hügel bis zur Todtenallee bedecken und

mit ihren weißen Kreuzchen das Kampffeld bezeichnen, und weihte zum Schluß das Denkmal in feierlichster Weise zu der Gefallenen Gedächtniß.

Es besteht aus einem viereckigen Sockel

und

einer

darauf ruhenden runden Säule mit achtkantigem Fuße, auf deren kuppelartig gewölbter Spiße sich ein fliegender Adler befindet. Die Säule enthält auf drei Tafeln die Namen der gebliebenen Offiziere. Der achtkantige Fuß trägt die Inschrift : „ Sie starben den Heldentod mit Gott für König und Vaterland am 14. August 1870 im Gefecht von Meß. Jhrem Gedächtniß und den in demselben Gefecht gebliebenen 15 Unteroffizieren und 136 Füfilieren desselben Regiments weiht dieſes Denkmal das Offizier-Korps . " Das Denkmal wird beſchattet von der prächtigen alten Platane, unter welcher die gefallenen Offiziere begraben wurden . Weithin sichtbar, hat es einen sehr schönen Plat, ist aber nicht leicht zugänglich , da Das epheubewachsene Grab unter der alten Platane bietet einen friedlichen und würdigen Anblick, der durch das allmälige Heranwachsen von vier angepflanzten Lebensbäumen kein Weg hinführt.

bis zur vollen Denkmalshöhe nicht wenig verschönt wird . Ein einfaches Eisengitter schließt es ein . Da die gefallenen Kameraden sehr flach beerdigt waren , konnte der Grundstein des Denkmals,

Denkmal bei Colombey.

259

ohne ihre Ruhestätte zu stören, gleichfalls nur flach gelegt werden. Eine Folge dieses Umstandes war , daß das Denkmal sich so erheblich nach Süden senkte, daß es bereits 1873 durch den Verfertiger Petit Mangin zu Meß gerichtet werden wenig hat es sich seitdem abermals gesenkt. der Witterung hat sich das

aus Sandstein

wenig widerstandsfähig bewiesen ;

Ein

gefertigte Denkmal

es verwitterte im Verlauf von

noch nicht 1/2 Jahrzehnten derart , zu entziffern war.

mußte.

Gegen die Einflüſſe

daß die Inſchrift kaum noch

Das Offizier-Korps ließ es daher im Juni 1885

völlig wieder herstellen . Nur zu bald folgte den Opfern des Feldzuges ein allgemein beliebter Offizier nach.

Hauptmann v . Korzfleisch verstarb am

26. August 1871 zu Verdun an einer Knochenhautentzündung, ein Offizier, dessen Verlust im Dienst wie im kameradschaftlichen Leben schmerzlich empfunden wurde. Am 28. wurde er auf dem im Kriege angelegten Soldatenkirchhof auf dem Festungswalle neben der Porte de France feierlich beerdigt. Auch ihm ſeßte das OffizierKorps ein Denkmal , welches mit den sterblichen Ueberresten des Hauptmanns v. Korzfleisch im Jahre 1877, als die französische Regierung den Soldatenkirchhof zu Verdun eingehen laſſen mußte, nach Meß überführt worden ist, wo es auf dem Chambière-Friedhofe wieder aufgestellt wurde. Ein sehr trauriges, mit zahlreichen Verlusten verbundenes Ereigniß für das Regiment war das Eiſenbahnunglück am 18. Juli 1871 im Forbacher Bahnhofe. Ein Ersaß - Transport für das Regiment hatte am 16. Juli Vormittags , vereinigt mit einem ſolchen für das Regiment Nr. 74 und dem Kommando des Hauptmann Runkel dieſes Regiments unterſtellt , Hannover verlaſſen. Von Seiten des Regiments Nr. 73 bestand das Begleit-Kommando aus dem Premier - Lieutenant der Reserve des 77. Regiments Richter, 9 Unteroffizieren , 1 Horniſten.

Die dem Regiment zu=

geführte Ersagmannschaft betrug

11 Unteroffiziere , 689 Mann, deren größerer Theil von den Infanterie-Regimentern Nr. 77 und 79 erst bei deren Demobilmachung zum diesſeitigen Erſaß-Bataillon verſegt waren, um die Ergänzung der mobilen Bataillone auf 802 Köpfe auch bei Entlassung der älteren Jahrgänge zu ermög= lichen. Als dieser Transport am 18. Juli früh 11 Uhr an den denkwürdigen Stätten der Spicherer Höhe und von Stieringen17*

13.

260

Wendel vorbeigekommen war

Verdun..

und mit voller Fahrgeschwindigkeit

durch den Forbacher Bahnhof fahren wollte,

kam eine falsch ge=

leitete Rangirmaschine schräg von der Seite in den Zug hineingefahren.

Die ersten Wagen , vorwiegend vom Regiment Nr. 74

belegt, kamen mit einer starken Erschütterung davon ; die folgenden zehn Wagen aber wurden vollständig zertrümmert, wobei eine große Menge von Verlegungen aller Art und leider auch einige Todesfälle vorkamen. Da man vorher bemerkt zu haben glaubte, daß Kinder auf dem Felde den vorüberfahrenden Soldaten die Geberde des Halsabschneidens gemacht hätten, ſo glaubte man in der Aufregung an ein absichtliches Verbrechen, was dadurch bestärkt wurde, daß der Führer und der Heizer der Rangirmaschine im ersten Schrecken durch den Schönebecker Wald nach Frankreich flüchteten.

Die Folge dieser

irrthümlichen Annahme war eine furchtbare Aufregung ; die Soldaten griffen zu den Gewehren, und erst nach etwa einer Viertelstunde war es den Offizieren und Behörden gelungen, die Ordnung herzustellen und das Rettungswerk zu beenden .

Premier-Lieutenant Richter

stellte die Namen der Todten und Verwundeten des Regiments fest . Es waren 2 Unteroffiziere, 69 Mann, über welche Anlage XI das Nähere enthält.

Die Schwerverleßten, von welchen drei auf dem

Transport starben, wurden in das noch vom Kriege her vorhandene Hospital Bauer, die Leichtverwundeten in das Evakuations -Lazareth in der Realschule geschafft und unter der Leitung des Stabsarztes Dr. Gillmeister verpflegt.

Die Stadt Forbach erklärte sich in

dankenswerther Weise sofort bereit, alle außerordentlichen Bedürfnisse der Verwundeten zu befriedigen ; auch stellten viele Bewohner Erfrischungen für dieselben bereit.

Am

20.

Juli wurden die

Todten auf dem Forbacher Friedhofe am Kaninchenberge

mit

militärischen Ehren beerdigt. Es waren ein Musketier des Regiments Nr. 74 und die Füsiliere van Beek, Bramstedt, Brinkmann, Brun, Knieriem und Marris des Regiments Nr. 73. Das Evaluations - Kommando des Infanterie Regiments Nr. 60 unter Lieutenant Loos gab die Trauerparade, sämmtliche deutschen Beamten folgten ;

der

katholische

Erzpriester Karst ſegnete die

Leichen ein, auch die des einen mitverstorbenen Proteſtanten.

Kleine

weiße Stabkreuze bezeichneten die Namen der auf ſo traurige Weiſe Umgekommenen. der Inschrift:

Heute erhebt sich dort ein hohes Holzkreuz mit 7 Soldaten des Hannoverschen Füsilier-Regiments

Eisenbahnunglück zu Forbach.

261

Nr. 73". Die Gesunden und Leichtverleßten des Transportes seßten nach Forträumung der Trümmer um 2 Uhr Nachmittags die Reiſe nach Verdun fort. In schöner und erhebender Weise beging das Regiment den Jahrestag der Schlacht von Colombey . Am Morgen des 14. Auguſt um 8 Uhr standen die Bataillone in offenem Viereck auf dem Exerzirplay ; vor jedem Bataillon waren die Offiziere und dekorirten Unteroffiziere und Mannschaften vorgezogen.

In der Mitte be=

fanden sich die drei entrollten Fahnen. Auf der offenen Seite des Vierecks war aus Trommeln ein Altar gebaut, hinter welchem die Musik und Abordnungen der Garnison aufgestellt waren.

Luthers

Heldenlied „ Ein feste Burg ist unser Gott" eröffnete die Feier. Sodann hielt Pfarrer Klein die Festrede, in welcher es nach einer Erinnerung an die im heiligen Kampfe Gefallenen hieß : „ Viel Klagen und Trauern wird heute zu Hause von Müttern, Frauen, Kindern, Bräuten um die theuren Entschlafenen sein. Unser Wunsch, unser Gebet ist heute : daß der treue Gott tröste, schüße und rathe, Alles herrlich und wunderbar hinausführe , die Ehre gegeben wird !"

damit Ihm alle Zeit

Das Lied „ Vater, kröne Du mit Segen

unsern König und ſein Haus “ und der Segen schloffen den GottesNach Beendigung desselben vertheilte Oberst v . Loebell

dienst.

die am selben Morgen eingetroffenen Kriegsdenkmünzen , welche durch Kabinets-Ordre vom 20. Mai 1871 gestiftet worden waren. Das Regiment erhielt 1500 Denkmünzen für Kombattanten , 56 für Nichtkombattanten. Nach deren Aushändigung brachte der Regiments-Kommandeur in weithinſchallender, der Bedeutung des Tages gedenkender Rede Seiner Majestät dem Könige, dessen Besuch und gnädige Worte im Biwak von Pange er besonders hervorhob, ein dreimaliges Hoch, in welches das Regiment unter präſentirtem Gewehr jubelnd einstimmte. Ein Parademarsch in Kompagniefronten schloß die schöne Feier. Am 19. September wurde dem Regiment in der Perſon ſeines Kommandeurs eine Auszeichnung zu Theil , indem dem Oberſten v. Loebell durch Rabinets = Ordre von diesem Tage das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe verliehen wurde.

Die gleiche Auszeichnung war

bereits am 24. März dem damaligen Oberſt-Lieutenant v . Langen zu Theil geworden. Am 18. August war der Divisions = Kommandeur General-

13.

262

Verdun.

Lieutenant v. Schwarzkoppen

als

Chef der Landgendarmerie

und Kommandant nach Berlin berufen worden.

Das Regiment

hatte ihn nur einmal geſehen, als er im Juli zur Besichtigung in Verdun anwesend war.

Die Diviſion erhielt den General - Major

Freiherrn v. Schlotheim zum Führer. In Verdun wurde der Dienstbetrieb in sämmtlichen Dienstzweigen troß aller erschwerenden Umstände mit der

erforderlichen

Straffheit angefaßt und die jezt eintreffenden neuen Druckvorschriften, welche merkwürdigerweise alle schon vor dem Kriege vollzogen waren, zur Richtſchnur der Ausbildung genommen.

Im Auguſt ging die

am 3. August 1870 genehmigte neue Ausgabe des Ererzir-Reglements ein, im September die Garnisondienst-Instruktion

vom 9. Juni

1870, im Oktober das neue Grüne Buch, die Verordnungen für die Ausbildung der

Truppen im

Felddienst vom 17. Juni 1870 .

Nachdem Oberst v. Loebell am 30. Auguſt die Bataillone besichtigt hatte, nahm er am 2., 9. und 23. September das Regiment zum Ererziren zusammen .

Der Brigade-

und Divisions -Kommandeur

hielten im Oktober Bataillons - Besichtigungen ab. schriften

der Schieß - Inſtruktion

angepaßtes

Ein den Vor-

Bedingungsschießen

wurde schon Ende Juni 1871 von der 19. Division

angeordnet

und wurden dazu zunächst 85 Patronen für den Kopf der mitschießenden Jahresklassen 1866-70 bewilligt, älteren Jahrgänge 20

Patronen

während für die Demnächst

gewährt wurden .

wurde der verfügbare Munitionsſaß erheblich erhöht ; im September sette das Kriegsministerium die Munition für 1871 auf 150 Patronen fest.

Im August hatte das Regiment auch wieder Plaß-

patronen empfangen . Als ganz neuer Dienstzweig trat der Festungsdienst und das Geschüß - Ererziren hinzu .

Am 12. August 1871

und 17. Januar 1872 fanden Festungsmanöver mit vorausgehender Alarmirung statt,

was einen eigenen kriegerischen Reiz ausübte.

Ein schweres Festungsgeschüß gab den Signalschuß ab, worauf der Generalmarsch durch die Spielleute in der ganzen Stadt verbreitet wurde.

Nun wurden die Wachen verstärkt und mit Offizieren be-

sezt, die Thore geschlossen , die Brücken aufgezogen , die Wälle abschnittsweise beseßt , die General = Reserve auf dem NikolausKasernenhofe versammelt; auch die französische Gendarmerie mußte vollzählig heraus , und bald erſcholl ein betäubendes Krachen aus den Wallgeschüßen, welches die Einwohner lebhaft an die Schrecken

Dienstbetrieb.

263

der überstandenen Beschießung erinnern mochte, zumal die vor der Festung aufgefahrenen Feld-Batterien den Feind andeuteten , gegen welchen ein Ausfall der Garnison zur Durchführung kam. Im Oktober 1871 war die Armirung Verduns gegen den gewaltsamen Angriff Allerhöchsten Orts befohlen worden ; dies hatte zur Folge, daß die 4. Kompagnie der Hannoverschen Festungsartillerie-Abtheilung Nr. 10 in Meß wieder mobil gemacht und nach Verdun verlegt wurde, woselbst bei ihr 6 Offiziere , 24 Unteroffiziere, 380 Füsiliere des Regiments eine zwölftägige Uebung in Bedienung der Festungsgeschüße durchmachen mußten . Am 14. Oktober trafen in Verdun

unter Führung des

Premier Lieutenants Müller 343 Rekruten ein.

Dieselben waren am 20. Juli beim Erſaß-Bataillon eingeſtellt und dort ausgebildet, wurden aber beim mobilen Regiment zum zweiten Male ausgebildet und besichtigt. Am 7. November langten ferner 77 Mann vom Ostpreußischen Füsilier = Regiment Nr. 33 in Verdun an, welche dort überzählig geworden und durch Kriegsministerielle Verfügung dem Regiment überwiesen waren. Von demselben Regiment wurden am 1. Oktober 1872 32 Kapitulanten übernommen , da bei den Okkupationstruppen Unteroffiziermangel einzutreten begann . Am 23. November 1871 wurde die 1867 abgeschaffte Hinter schiene am Helm wieder eingeführt und gleichzeitig eine neue Probe Mantelkragen mit Kapotte und ein blaumelirter Hosenstoff eingeführt. Am 26. November 1871 fand zufolge Allerhöchster Anordnung

im ganzen Reich und auch im Bezirk der Okkupations - Armee eine kirchliche Feier zum Gedächtniß der Gefallenen statt , beſtehend in einem Trauergottesdienst, zu welchem die Fahnen mit einem Trauerflor behängt in der Kirche zur Stelle waren . Sämmtliche Offiziere trugen an diesem Tage einen Trauerflor um den linken Oberarm. Am 6. Dezember wurde das neu eingerichtete GarnisonKasino in der Rue St. Victor eröffnet. Die Einrichtung solcher Offizier-Kasinos nach heimischem Brauch war von Sr. Majestät dem Kaiser angeordnet worden . Für das Militär-Kaſino zu Verdun war vom Ober-Kommando am 10. November eine einmalige Beihülfe von 1000 Thalern bewilligt worden, welcher später noch ein Zuſchuß von 748 Thalern folgte. Die Kommandantur hatte eine KasinoDirektion aus allen Truppentheilen der Garniſon ernannt.

Da

13.

264

Verdun.

aber die anderen Waffen nicht am Mittagstisch im Kasino_theilnahmen, so war das hauptthätige Mitglied der Kommiſſion Lieutenant Gottbrecht des Regiments .

Als Dekonom wurde Monsieur

Coudry, der Wirth der schon erwähnten sogenannten „Loge “ angestellt , dessen Tochter, Mademoiselle Pauline, den Offizieren eine vortreffliche Verpflegung bereitete. Für eigene Rechnung hielt das Offizier Korps den Weinkeller, für dessen Bestand der Weindirektor Lieutenant v. Linsingen bestens sorgte. Der Champagner-Fabrik von Boinette in Bar le Duc sind allein vom 1. April 1871 bis 1. Dezember 1872 4500 Thaler bezahlt worden.

Heizung ,

Be-

leuchtung und Kaſino - Ausstattung wurden durch die franzöſiſche Verwaltung geliefert , und so gestaltete sich die Einrichtung des Kasinos zu einem großen , allseitig dankbar anerkannten Fortschritt. Die Eröffnung des Militär- Kaſinos am 6. Dezember 1871 gab dem Offizier-Korps Anlaß zu einer sehr hübschen Aufführung. Es veranstaltete im

festlich ungeheizten Raume" der Reitbahn in

der Rue de la Meuſe ein Reiterfest, wie es gelungener von einem Infanterie-Regiment nicht oft zur Ausführung gebracht sein mag. Das launige Programm enthielt als beste Nummern die fol genden : 1. Eine "halb verschimmelte Quadrille" in drei Abtheilungen.

Diese vom Artillerie - Offizier vom Plaz Hauptmann

Reinsch vorzüglich eingeübte Hauptnummer des Abends , welche nach den sechs betheiligten Schimmeln benannt war, folgenden zwölf Herren geritten :

wurde von

den Hauptleuten v . Koschkull,

Schröder, Strecker, Schöning und Breyding und den Lieutenants Stroedel, v . Usedom, Pulch, Ritter, v. Spies, v . Beeren und Gottbrecht. gesellen".

2. Jeu de Rose, geritten von einigen „ Spieß-

Lettere bestanden aus dem Hauptmann v . Koschkull

und den Lieutenants Pulch und v . Spies ,

welche beim Aus-

weichen und Nehmen der aufgestellten Hürden eine staunenswerthe Herrschaft über ihre Pferde an den Tag legten. das

in Freiheit dressirte Springpferd ,

3. Hippopotamus,

vorgeführt vom Premier-

Lieutenant Schlander und einigen Unteroffizieren, unter welchen fich Sergeant Kleeberg der 9. Kompagnie als Voltigeur beſonders auszeichnete. - Mit der Aufführung, welche nur unter der furchtbaren Kälte litt, - denn der Winter 1871/72 war ebenso streng wie der von 1870/71 — , war

auch ein guter Zweck verbunden,

Reiterfest bei Eröffnung des Garniſon - Kaſinos.

265

indem von den Einnahmen einer armen Unteroffizierwittwe ein frohes Weihnachtsfest bereitet wurde. Dieser Aufführung folgte sehr bald eine zweite anderer Art nach . Am 4. Januar brachten die Offiziere des Regiments im Verduner Stadttheater drei kleine Lustspiele zur Darstellung. Hauptmann Schöning, gleichzeitig Regiſſeur, und Premier-Lieutenant Schlander waren die Hauptdarsteller ; auch die Primadonnen, ein Reserve-Offizier und

ein gerade aus dem Kadettenkorps ge=

kommener Fähnrich, fanden theater, in welchem während

gebührenden Beifall. der

Das

Stadt-

ganzen Dauer der Okkupation

franzöſiſcherseits nicht gespielt wurde, war von der Mairie unentgeltlich hergegeben worden ; nur war eine entsprechende Summe in die Armenkaſſe zu zahlen. Das Weihnachtsfest wurde der Willensmeinung Sr. Majestät gemäß nach heimischer Sitte recht traulich und hübsch gefeiert.

Auf

einen Nachmittags -Gottesdienst bei freiwilliger Betheiligung folgten die Bescheerungen in den Kompagnien.

Unter den

geschmückten

Chriſtbäumen lagen kleine Geschenke nebst Pfefferkuchen und dergleichen ; ein besseres Abendessen mit Glühwein beschloß den Tag, während die Offiziere sich im Kasino um den Weihnachtsbaum versammelten.

In die Wohnungen aber, wo deutsche Familien mit

Kindern wohnten, zog die echte deutsche Weihnachtsfreude mit all' ihrem unbeschreiblichen Zauber ein, und sehnsüchtig betrachteten die Kinder der französischen Hauswirthe diese Herrlichkeit und baten ihre Eltern um eine gleiche Feier für das nächste Jahr. Se. Excellenz der Ober-Befehlshaber erließ zum Neujahrstage 1872 folgenden Tagesbefehl : „ Ich sage der Okkupations - Armee meinen Glückwunsch zum neuen Jahre. Vor Jahr und Tag waren wir noch im heißen Kampfe mit einem tapfern Feinde ; heute ist Friede, und unsere Kameraden sind in der Heimath ; nur wir stehen noch auf französischem Boden , um die Bedingungen des Friedensschlusses zu garantiren. - ,Je mehr Dienst, je mehr Ehre

ist unser alter Wahlspruch ,

für uns,

und Auszeichnung ist es

daß wir nun auch zeigen

können ,

wie eiserne

Disziplin in uns festgewurzelt ist, und wie der Deutsche es versteht, nach dem Siege den früheren Gegner würdig zu be-

13.

266

Verdun.

handeln. - Jch gratulire mir und der ganzen OkkupationsArmee zu der hohen Aufgabe, die des Kaiſers Majeſtät uns anvertraut hat. H.-Q. Nancy, den 1. Januar 1872 .

v. Manteuffel. " Drei Mann von jeder Kompagnie, Ehemänner älterer Jahrgänge, waren mit Bewilligung des Ober-Kommandos mit vollem Gehalt und freier Reise auf 45 Tage in die Heimath beurlaubt worden, um das Christfest im Kreise der Jhrigen verleben zu können. Auch von den Offizieren war es einigen Wenigen ge= lungen, Urlaub zu erhalten.

Die meisten fühlten zur Weihnachts-

zeit die weite Trennung von der Heimath doch recht schmerzlich. Als Entschädigung für die Entbehrungen der Okkupation waren die Offiziere finanziell

vorzüglich

gestellt worden , und wendete

General v. Manteuffel diesem Punkte fortdauernd seine Fürforge zu.

So bewirkte er die mit dem 1. Auguſt 1871 beginnende

Zahlung einer täglichen Auslandszulage an alle Offiziere, und Beamten,

Aerzte

welche chargenmäßig mit der Höhe der Feldzulage

stieg ; bei derjenigen eines Lieutenants von 1 Thaler betrug die Auslandszulage beispielsweise 2 Franks , ments - Kommandeur

die Höhe

von

während sie beim Regi-

18

Franks

erreichte.

Die

Auslandszulage und die Verpflegungsgelder durften in Papiergeld gezahlt werden ; für das Gehalt und dergleichen feste Bezüge wurde dies indessen nicht geduldet, da damals in Folge der hohen Kriegskosten eine wahre Ueberschwemmung an Papiergeld , ſogar bis zu 1 Frank-Noten hinab , eingetreten war und dies doch nicht als alleinige Zahlung angenommen werden sollte. Durch den Vertrag vom 26. September 1871 wurde den Offizieren ferner eine große Vergünstigung durch die Gewährung der Eisenbahnkarten erwirkt, auf welche hin jeder Offizier auf den Eisenbahnen Gebietes gegen ein Viertel des Fahrpreises

reisen

des

beseßten

durfte.

Nicht

minder sorgte General v . Manteuffel für die Unteroffiziere, welchen vom 1. November 1872 ab Alterszulagen derart gezahlt wurden, daß sie bei achtjähriger Dienstzeit 5 Thaler,

bei zehn-

jähriger Dienstzeit 8 Thaler monatlichen Zuschuß erhielten .

Die

verheiratheten Unteroffiziere bezogen schon vom 1. Januar 1872

267

Zulagen für Offiziere und Unteroffiziere.

eine Hausstandszulage von 5 Thalern, die sich für jedes Kind unter 14 Jahren um 1 Thaler erhöhte.

Oberst v. Loebell sorgte dafür ,

daß

diese Zeit zum An-

sammeln von Kapitalien zum Nußen des Regiments verwendet wurde. In erster Linie wurde der Silberfonds zur dereinstigen Beschaffung filbernen Eßgeräths gegründet. Sodann wurde ein Fonds zur Einrichtung des Kasinos in Hannover angesammelt. Endlich begannen mit dem 1. Januar 1872 die Abzüge zur Errichtung einer RegimentsBibliothek. Um für die Zukunft der Unteroffiziere vorzuſorgen , wurde vom Regiment im Sommer 1872 mit höherer Genehmigung aus Küchen-Ersparnissen ein Fonds von 4000 Thalern als „OkkupationsErsparnißfonds " zur Gewährung von Unterſtüßungen an bedürftige Unteroffiziere errichtet , deſſen Kapital am 13. Mai 1873 auf 8000 Thaler erhöht wurde. Diese Stiftung, deren Sagungen vom General v. Manteuffel bestätigt wurden, ist noch heute in segensreicher Wirksamkeit. Die Verpflegung besorgten die Bataillone selbständig und waren. sehr zufrieden damit.

Sie hatten Verträge

mit Schlächtern

ab-

geſchloſſen und kauften Rauhfutter und Gemüſe freihändig ; manches bezogen sie sogar aus Deutschland .

Seit dem 1. Auguſt 1871

lieferte die französische Regierung jedem Mann Wein zum Mittagsmahl . Den großen Freudentag des

täglich 1/2 Liter

preußischen Soldaten , Kaisers

Geburtstag, verlebte auch das Regiment in Verdun auf das Festlichste.

Ein Zapfenstreich am 21.

und

ein großes Wecken um

6 Uhr früh leiteten den Tag ein ; um 10 Uhr fand Festgottesdienst auf dem großen Ererzirplaß und demnächst Parade der Garnison ſtatt. Nach der Parade empfing Oberst v . Loebell in seiner Wohnung in Gegenwart aller Stabsoffiziere den Besuch des SousPräfekten,

welcher auf Anordnung seiner Regierung seine Glück-

wünsche darzubringen kam. fanden in

Nach den Festessen der Offizier-Korps

den festlich geschmückten

und

erleuchteten

Kasernen

Soldatenfestlichkeiten statt. Am 14. März 1872 starb zu Schloß Jägersburg in Bayern der Sekond-Lieutenant v .

Göldel

an

der

Schwindſucht ;

eine

Stunde nach seinem Tode traf die Depesche des Regiments ein, welche ihm seine erst Offizier mittheilen sollte.

am

9. März vollzogene Beförderung zum

13.

268

Verdun.

Am 20. März wurde General-Lieutenant Frh. v. Schlotheim zum Kommandeur der 17. Diviſion ernannt ; ſein Nachfolger bei der 19. Division wurde General-Lieutenant v. Tres dow, bisher Chef des Militär-Kabinets, welcher aber seine neue Stellung zufolge Allerhöchster Bestimmung erst am 1. Mai antrat. Am 26. Mai 1872 fand wieder Verdun statt.

eine denkwürdige Feier in

Bereits am 16. Juni 1871 hatte Se. Majestät der

König durch Allerhöchste Kabinets - Ordre befohlen : „ Sämmtlichen Fahnen, welche während des Feldzuges im Feuer gewesen sind und das Eiserne Kreuz noch nicht führen , wird das Eiserne Kreuz in der Fahnenspite

verliehen. "

Aber

erst

am

18.

März

1872

theilte in Verfolg dieser Angelegenheit das Kriegsministerium mit, daß die Fahnenspißen mit dem Eisernen Kreuz nunmehr überſandt würden. In Ausführung dieser Bestimmung fand in Verdun am 26. Mai ein feierlicher Festgottesdienst statt, wobei die Fahnen mit der ihnen verliehenen Auszeichnung vor dem Altar standen und hier den Segen und die Weihe

erhielten.

Sodann

nahm das

Regiment Paradeaufstellung, und Oberst v . Loebell übergab die Fahnen mit

einer militärisch kurzen Ansprache den Bataillonen,

welche zum Schluß in Kompagniefronten vorbeimarschirten. Parolebefehl an diesem Tage lautete :

Der

„ An dem heutigen Tage,

der in der Geschichte des Regiments mit Ehrenblättern verzeichnet werden wird , da unser Königlicher Herr unseren Feldzeichen den Schmuck des Eisernen Kreuzes verliehen, haben wir wie ſtets unſerm Kaiser und Könige ein Hurrah gebracht." Im Anschluſſe hieran sei der folgenden, am 11. Mai erlassenen Kriegsministeriellen Anordnung Erwähnung gethan:

" Se. Majestät der Kaiser und König

haben in Betreff der Beschädigungen, welche Truppentheile an ihren Fahnen resp . Standarten im jüngsten Kriege durch feindliches Feuer erlitten haben oder aus anderen Veranlassungen entstanden sind, Allerhöchst zu bestimmen geruht , daß Flaggentücher und Fahnenbänder, welche von Geschossen durchbohrt worden sind, so erhalten und die Beschädigungen nur in der Regimentsgeschichte verzeichnet werden." Die Ausbildung und die Besichtigungen nahmen 1872 ungefähr denselben Verlauf wie in der Friedensgarniſon, nur daß der ganze Kreislauf zweimal durchzumachen war. Die am 15. Oktober eingestellten und beim Erſaß-Bataillon bereits vorgebildeten Rekruten

269

Das Eiserne Kreuz in die Fahnenſpßen.

trafen am 16. Januar beim mobilen Regiment ein, wurden aber hier nochmals ausererzirt und im Februar besichtigt. Die KompagnieBesichtigung folgte im März, die Bataillons-Besichtigung im April ; am 16. Mai wurden dieſelben von dem inzwischen eingetroffenen neuen Divisions = Kommandeur gesehen . Der Ober- Befehlshaber General v. Manteuffel sprach in einem besonderen Befehl sein Bedauern aus, daß es ihm nicht möglich sei , die Bataillone und Kompagnien zu sehen.

Doch wolle er von jedem Truppentheil die

besten Schüßen, 1 Unteroffizier 3 Mann jedes Regiments , vor sich schießen lassen. Dieses Preisschießen fand am 9. und 10. Juli zu Nancy statt. mit

Kette ,

Den ersten Preis der Division, eine silberne Uhr

erhielt ein

Angehöriger des

Regiments , Babbel 9. Kompagnie. Das Prüfungsschießen nach Kriegsministerium gestellten Aufgaben fand am 17. , 19. Juli auf dem Stande bei Thierville statt. -- Kaum

Sergeant den vom 18. und war dies

vorüber, so begann wieder der Rekrutendienst. Der Jahrgang 1869 kam zur Entlassung ; dafür trafen am 25. Juli die am 1. Mai beim Ersaß-Bataillon eingestellten Rekruten beim mobilen Regiment ein und sofort begann die Ausbildung von Neuem. Vom 2. bis 9. September fand das Regiments = Ererziren bei Verdun statt, wozu die Hauptleute Gries und v. Bressendorf des Bayerischen 1. Jäger Bataillons zur Beiwohnung kommandirt waren. Die Besichtigung hielt General-Lieutenant v . Tresckow ab . Am 10. September rückten der Regimentsstab und das 1. und 3. Bataillon zu den Herbstübungen aus.

Um Verdun nicht

ohne Beſaßung zu laſſen, blieb das 2. Bataillon daſelbſt zurück und belegte auch die Nikolaus- und die Pauls-Kaserne mit je einer Kompagnie.

Das

1.

und

3. Bataillon erreichten in drei Märschen

Nancy und Umgebung. Am 13. September brach im Unterkunftsort Dieulouard im Hause einer Wittwe Feuer aus , bei welcher Gelegenheit die Mannschaften des 1. Bataillons mit den GemeindePompiers im Löschen wetteiferten.

Der Maire des Orts unterließ

nicht, ſchriftlich ſeinen Dank hierfür auszusprechen.

Am selben Tage

verschied in Manonville der Unteroffizier Rasch 10. Kompagnie am Sonnenstich in Folge der furchtbaren Hiße. Am 14. September rückte der Regimentsſtab

mit

dem

1. Bataillon in Nancy ein,

während vom 3. Bataillon der Stab, die 11. und 12. Kompagnie nach Larou, die 9. Kompagnie nach Villers ,

die 10. Kompagnie

270

13.

Verdun.

nach Mareville in Ortsunterkunft kamen. In der Stadt Nancy, woselbst das 1. Bataillon die sonst von dem ausgerückten FüsilierBataillon Nr. 78 innegehabten Kasernen bezog , lernten unsere Offiziere und Mannschaften eine der prächtigsten Städte Europas kennen, deren stolze, einheitlich angelegte Pläge Place Stanislas, Place de

la Carrière und Place du Gouvernement nebst der

Pépinière den Vergleich mit jeder derartigen Anlage der europäischen Hauptstädte aushalten .

Hier wurde auch mit dem 1. Hannoverschen

Infanterie-Regiment Nr. 74 , als dem neuen Brigade-Regiment, zuerst Bekanntschaft und in dessen schönem Kasino an der Place de la Carrière Freundschaft geschlossen .

Die Brigade ererzirte vom

16. - 20 . September auf dem großen Ererzirplaß an der Touler Chaussee. Am 21. September rückten die Bataillone zu den vom GeneralMajor v. Wedell geleiteten Detachements-Uebungen ab, zu welchen auf Antrag des Regiments auch das 2. Bataillon nachträglich herangezogen wurde.

Da die Bayerische Division mit ihrem Manöver

früher fertig war, wurde vom Lager von Châlons das 1. Bataillon des 13. Infanterie- Regiments Kaiser Franz Joseph von Desterreich zur Ablösung nach Verdun befehligt. Daſſelbe rückte am 17. daselbst ein und übernahm die Wachen, worauf das 2. Bataillon am 18. abmarſchirte und in vier Märschen nach Bourières aur Dames rückte, um sich hier mit dem 1. und halben 3. Bataillon zum Nord-Detachement zu vereinigen, während die 9. und 12. Kompagnie nach Nancy gerückt waren ,

um mit dem Regiment Nr. 74 das

Süd-Detachement zu bilden. Die Uebungen, zu welchen die Patronenwagen, kriegsmäßig mit scharfer Munition gefüllt, mitgenommen waren, drehten sich vorzugsweise um die Mosel-Uebergänge von Frouard, Marbache und Dieulouard . Eine Zusammenziehung der Division fand nicht statt; vielmehr wurde nach Schluß des Manövers nach Verdun zurückmarſchirt , wo der Regimentsſtab und das 1. Bataillon am 1. Oktober, das 2. und 3. Bataillon einen Tag später einrückten. Am 14. Oktober 1872 verschied zu Berlin Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht (Vater), vom Offizier-Korps der Armee 14 Tage lang durch Anlegung eines Armflors betrauert. Der Aufenthalt in der Festung Verdun , deren Kommandant ſeit dem 12. September Major Böttcher des Infanterie-Regiments

Manöver 1872. -

Nr. 58 war ,

erreichte

271

Abmarsch von Verdun.

bald nach dem Manöver ſein Ende, denn

die im Spätherbst erfolgende Räumung der Departements Marne und Haute Marne brachte für das Regiment die Verlegung von Verdun nach Luneville , Raon l'Etape und Blamont mit sich. Frankreich entwickelte in Zahlung der 5 Milliarden eine ungeahnte Leistungsfähigkeit.

Auch Privatsammlungen hatten hierbei ihren

Antheil. So brachte allein die Stadt Verdun in der kurzen Friſt von drei Wochen 112 000 Franks zusammen . Daher wurde im Vertrage von Versailles am 29. Juni 1872 der französischen Regierung eine entsprechend verfrühte Räumung der beſeßten Departements

zugestanden.

Doch

war

damit

eine

Verringerung

der

Okkupations-Armee vorerst nicht verbunden ; dieselbe rückte vielmehr in ihrer bisherigen Stärke von 50 000 Mann

näher gegen

die

Oſtgrenze zuſammen und gab die Departements Marne und Haute Marne auf, nachdem die Hälfte der 5 Milliarden abgezahlt und die in den östlichen Departements gestellt waren .

erforderlichen Baracken fertig

Doch blieb das geräumte Gebiet inſoweit militäriſch

neutral, als Frankreich daselbst weder Befestigungsanlagen ,

noch

Truppenanſammlungen

Am

oder Manöver

vornehmen

durfte.

27. Oktober ging in Verdun der Befehl ein, daß Anfangs November die Märsche beginnen sollten. Am 7. November 1872 früh marſchirten das 1. und 2. Bataillon nebst dem Regimentsſtabe aus Verdun aus , und am folgenden Tage trafen die ersten Truppen der 6. Division ein. Das 3. Bataillon des 73. Regiments blieb zur Uebergabe der Wachen an die eingerückten 24er und 64 er noch einige Tage länger zurück. Es wurde am 10. November in die Stadt gelegt, übergab die Nikolaus-Kaserne der französischen Verwaltung und marſchirte am 11. November 712 Uhr früh aus der noch nächtlich öden Stadt bei häßlichem, trüben Novemberwetter gleichfalls aus .

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont.

Während des Zeitabschnittes vom November 1872 bis zum Juli 1873 hielt die deutsche Okkupations - Armee nur noch die Departements Ardennen, Maas , Meurthe und Vogesen, sowie die Festung Belfort beseßt.

Die Vertheilung war durch Befehl des

272

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont.

Ober-Kommandos vom 17. Juli 1872 derart geregelt, daß im Allgemeinen die 2. Bayerische Division das Ardennen- Departement, die 6. Diviſion

das

Maas - Departement,

die

19. Division das

Meurthe-Departement und die 4. Division das Vogesen-Departement nebst Belfort zu beseßen hatte. Das Armee - Oberkommando blieb in Nancy.

Die 19. Division vertheilte sich wie folgt :

Divisionsstab : Nancy. 37. Infanterie-Brigade : Nancy. Regiment Nr. 78 : Nancy und St. Nicolas . Regiment Nr. 91 : Toul und Pont à Mouſſon. 38. Infanterie-Brigade : Nancy . Regiment Nr. 73 : Luneville, Raon l'Etape, Blamont. Regiment Nr. 74 : Nancy . 19. Kavallerie-Brigade: Luneville. Dragoner-Regiment Nr. 9 : Pont à Mouſſon. Dragoner-Regiment Nr. 19 : Luneville. Ulanen Regiment Nr. 14 : Luneville. 1. Abtheilung des Feldartillerie-Regiments Nr . 10 : Nancy, Toul, Luneville. Munitions-Kolonnen : Pont à Mousson und Baccarat. 2. Feld-Pionier-Kompagnie : Toul. Proviantkolonnen : Nancy, Baccarat. Feldlazarethe : Luneville, Nancy . Pferdedepot: Luneville. Der Marsch der Bataillone des Regiments von Verdun nach den neuen Standorten führte durch Nancy, woselbst Se. Excellenz der General der Kavallerie v. Manteuffel die Bataillone auf der Place de la Carrière in Paradeaufstellung, Griffen und Vorbeimarsch sah. Das Einrücken in die neuen Standorte fand in Luneville am 13., in Raon l'Etape am 14., in Blamont am 18. November statt.

Am 13. November erschwerte ein starker Schneesturm den

Marsch, derselbe, der an den Küsten Norddeutschlands so furchtbare Verwüstung anrichtete. Luneville, die Garnison des Regimentsstabes und 1. Ba= taillons , zeigte

ein gänzlich anderes Aussehen als Verdun.

Es

ist ein stattlicher, vornehmer, großstädtiſcher Ort mit geradlinigen, breiten Straßen und großen Pläßen . Es ist Arrondissements-

Luneville.

273

Hauptstadt im Meurthe- Departement, hatte damals

12 300 Ein-

wohner, ist Station der französischen Ostbahn, von welcher hier die Meurthebahn abzweigt, und liegt am Einflusse der Vezouſe in die Meurthe.

Im 18. Jahrhundert Residenz des Königs Stanislaus

Lesczynski, hat Luneville aus dieſer Zeit ſein Hauptgepräge beibehalten. Die Eglise St. Jacques und das 1744 erbaute Schloß find

wirksame Rokokobauten aus

jener Zeit.

Das Schloß war

gleichzeitig Kaserne des 1. Bataillons, von welchem nur die 1. Kompagnie theilte.

die Kaserne des Carmes mit dem 14. Ulanen - Regiment Die Kasernen waren eng ,

unpraktisch und nicht reinlich.

Im Schloß befand sich auch das Garniſon-Kaſino, deſſen prächtige, mit allen Bequemlichkeiten ausgestattete Räumlichkeiten in Folge auch das Blüchersche Husarender großen Kavallerie-Garniſon, Regiment lag in Luneville

, Zeugen eines sehr flotten Lebens

wurden, welches unsere minder bemittelten Infanterie-Offiziere troß der hohen Feldeinkünfte nur theilweise mitzumachen im Stande waren.

Der

Etappen - Kommandant Hauptmann

a. D. Krüger

hatte die Leitung der Kasinogeschäfte in Händen ; zur Verwaltung des Lesezimmers wurde der Lieutenant v . Cancrin unseres Ba= taillons berufen.

Der Winter vereinigte die Offizier-Korps der

Garnison in den Kaſinoräumen zu Vorträgen oder zum Kriegsspiel. Zu Mittag speiste das 73 er - Offizier-Korps nicht im Kaſino, sondern im Restaurant Wald. Hinter der Kaserne lag Lunevilles Perle, der prächtige, große Schloßpark, woselbst im Sommer jeden Dienstag und Freitag Nachmittag Militärkonzert ſtattfand , zu welchem sich die Offiziere und Familien vollzählig einzufinden pflegten.

Das

gesellige wie das kameradschaftliche Leben in Luneville gestalteten sich äußerst rege und angenehm .

Und auch dienstlich war es be=

quemer als in Verdun, da der anstrengende Festungsdienst fortfiel. Hatte Luneville doch nur zwei kleine Wachen , im Schloß und in der Präfektur, und alle Kavallerie- und Artillerie-Offiziere wurden mit zur Ronde herangezogen.

Als Ererzirplaß

diente das dicht

an den Park grenzende, sehr geräumige Champ de Mars .

Schieß-

ſtände wurden im März 1873 in der Tranchée de Bauhays erbaut ; im Walde von Mondon waren solche schon von der früheren Garnison

eingerichtet.

Die Offiziere des Bataillons hatten von der

gewaltigen Kavalleriegarnison, in der sie standen, den Vortheil der Theilnahme am

Reitunterricht ,

und

zwar

vier

Offiziere beim 18

274

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont.

19. Dragoner-Regiment und je

drei beim 14. Ulanen-Regiment

und dem 5. Huſaren-Regiment. Ganz anders sah es in Raon l'Etape aus, woselbst das 2. Ba= taillon untergebracht war. Raon l'Etape , im Departement Vosges im Okkupationsbezirk der 4. Diviſion gelegen, ist ein kleines Städtchen von 3000 Einwohnern an der Eisenbahn Luneville-St. Dié, in schöner Vogesen-Umgebung am Einfluß der Plaine in die Meurthe gelegen. Jenseits der Meurthe liegt die Vorstadt Neuveville les Raon . Am Marktplaß des Städtchens befand sich die Mairie, in welcher die Hauptwache eingerichtet war , ferner die Bäckerei und die Markthalle , in deren oberem Stockwerk die 5. Kompagnie untergebracht war und auch ihre besondere Küche hatte. Unmittelbar an der Stadt lagen die von der französischen Regierung gebauten Baracken, welche bereits vom Füsilier-Bataillon des Grenadier-Regiments Nr. 9 benußt worden waren.

Die Baracenanlage an der Straße nach Schirmeck bestand aus drei langgestreckten Wohnbaracken für die 6., 7. und 8. Kompagnie , einer kleineren steinernen Offizierbaracke, in welcher Lieutenant der Reserve Penz als militärischer Kasernenvorsteher wohnte ; ferner aus Wache mit Arrestzellen, Stall mit Wagenraum , Turnſaal nebst Kantine und Krankenstube. Die Baracken waren einstöckig , aus Holz recht dauerhaft gebaut, und hatten die Wohnzimmer nur nach einer Seite, während ein Flur die andere Seite einnahm . Ein EinzelErerzirplaß und Turnplatz gehörten zu den Baraden ; ein größerer Ererzirplay, der häufig an Näſſe litt, lag eine halbe Stunde vor der Stadt neben dem Meurthe-Badeplay. Zwei Schießstände waren im Walde gelegen ; ein dritter, kürzerer Stand wurde gebaut ; ein Schießstand für weite Entfernungen fehlte bis zuleßt, weshalb das Belehrungsschießen während der Regiments -Exerzirzeit in Luneville abgehalten werden mußte.

Die Kranken wurden beim Mangel eines Lazareths nach Luneville geschafft, soweit sie nicht in der Baracken-Krankenstube verbleiben konnten . Die Offiziere hatten ein recht gutes , behagliches Kasino in der Stadt, dicht beim Marktplay, woselbst Mittags wie Abends alle Herren , mit dem Major Brandis an der Spite, versammelt waren . In demselben Hauſe befanden sich acht Offizierwohnungen . Das engere Zuſammenhalten erſeßte, was der kleinen Garniſon im Vergleich zu Luneville abging. Sehr rege wurden bald die Beziehungen zum Offizier-Korps des

Raon l'Etape.

275

9. Grenadier-Regiments in St. Dié ; nicht minder auch zu den Kameraden in Baccarat , welcher Ort schon um seiner herrlichen Krystallfabrikation willen oft aufgesucht wurde , und wo Hauptmann Paris den 73 ern stets einen herzlichen Empfang bereitete. Luneville und Blamont wurden gleichfalls besucht.

Auch kamen

verschiedene Zusammenkünfte mit den Herren vom 3. Bataillon am dritten Ort zu Stande, so im Januar in Badonviller mitten zwischen beiden Garnisonen,

und

im Mai in Schirmed, womit

eine gemeinſame Beſteigung des großen Donon verbunden wurde. Auch bis Gerardmer dehnten sich die Ausflüge aus. Zunächſt lud aber die schöne Umgebung von Raon l'Etape selbst zu Spaziergängen ein ; besonders waren der Rocher d'Appel und die Stätte des früheren Schlosses Beauregard beliebte Zielpunkte . Schwerer hatte es das 3. Bataillon in Blamont , da dieser Ort bisher

nicht

mit Truppen belegt war und daher alles neu

eingerichtet werden mußte. Die Baracken lagen weit außerhalb der Stadt, abseits der Straße nach Avricourt. Jede Kompagnie hatte zwei Wohnbaracken zu sechs großen zwölfmännigen und vier kleineren Stuben, ebenso wie die des 2. Bataillons mit einseitigem Flur versehen. Ferner waren Holzbaracken für den Stall und die Fahrzeuge, sowie eine Trainsoldatenstube, ein Schulzimmer, die Büchsenmacherei und Bataillonskammer, das Sprißenhaus und die Kantine vorhanden . Wache

aufgeführt.

In Steinbau waren die Küche und die

Ein kleiner Turnplatz

schloß sich

an den

Barackenplay an ; als Einzel-Ererzirplaß diente eine Wieſe zwiſchen den Baracken und dem Voise - Bach. Der große Ererzirplay am Wege nach Autrepierre litt wie der zu Raon an großer Nässe. Von den Baracken führten zwei neu aufgeschüttete Wege nach der Stadt, der eine mit Benußung der Avricourter Chauffee, der andere über die auf halbem Wege belegene Offizierbaracke für vier Lieutenants. Die Stadt selbst ist ein kleines Landstädtchen von 3000 Einwohnern ; es hieß im Mittelalter Blankenberg nach der Burg, deren Ruine noch jezt im Schloßgarten unweit des Bahnhofes malerisch gelegen ist.

Das gewerbereiche Städtchen, welches

sich namentlich durch sehr viele Lohgerbereien auszeichnet, ist Station der kleinen, kurvenreichen Zweigbahn Avricourt - Cirey und liegt am Einfluß der Voise in die Vezouſe, in nächster Nähe der neuen deutschen Grenze.

Bei ſo

mancher Uebung wurde die Raft auf 18*

14.

276

Luneville, Raon l'Etape, Blamont .

deutschem Boden, bei Riringen, Foulcrey oder Richeval abgehalten. Blamont hatte

ebenso

telegraphen - Amt und

wie Raon

ein Feldpost- und ein Feld-

wie jenes sein Lebensmittel- und Futter-

Magazin mit Füllung für drei Monate, ferner ein Militärlazareth. Zwei Schießstände für nahe Entfernungen wurden gleich nach der Ankunft des Bataillons nördlich der Straße nach Repair unweit der Baracken gebaut ; zwei weitere zwischen Barbas und Harbouey zu 1000 Metern folgten später nach. Im Großen und Ganzen waren die dienstlichen Verhältnisse auch in Blamont durchaus angenehm. Die Leute fühlten sich recht wohl in dem abgeschlossenen Städtchen. Die Unteroffiziere verkürzten sich die Zeit durch einen Gesangverein. Auch die Offiziere ließen es sich in Blamont wohl sein . Place de l'Hotel de Ville war ein Kasino

An der

ermiethet worden, in

welchem das Offizier-Korps des Bataillons mit seinem Kommandeur Major Drenkhahn sehr frohe Stunden verlebte, welche oft durch Gesang gewürzt wurden. wenig

bot , so

Da

aber die Stadt an sich doch zu

wurde ein Aktienwagen beschafft ; vom Bataillon

gestellte Zugpferde beförderten in

demselben die Aktionäre sehr

billig hin, wohin es gefordert wurde ,

nach Avricourt, Baccarat,

Raon l'Etape, Badonviller, Schirmed, Cirey u . s. w.

Fast täglich

wurde zu Wagen, zu Pferde, zu Fuß oder zu Eisenbahn das 9 Kilometer entfernte Avricourt aufgesucht, der große Grenzbahnhof, auf dem man die Pariſer Kourierzüge „ abzunehmen “ pflegte und wo Verkehr mit dem

jeweiligen ,

vom Herzoglich Braunschweigſchen

Infanterie- Regiment Nr. 92 gestellten Etappen Offizier gepflogen wurde.

Diese Herren besuchten auch häufig Blamont, wofür fich

die Ausflüge von hier aus bis zu den Braunschweigiſchen Garnisonen Pfalzburg und Zabern ausdehnten.

Auch Straßburg hat

wohl jeder Kamerad von Blamont aus aufgesucht. in der Ebene,

doch hatte man stets

Blamont liegt

den Blick auf das

nahe

Vogesengebirge. Gar manche Offiziere , zumal Verheirathete, be nußten die Nähe der Alpen zu einer Schweizerreise , welche von den heimathlichen Garnisonen so sehr viel schwerer zu ermöglichen war. Das Einvernehmen mit der Bürgerſchaft war vortrefflich, und wurde es beispielsweise von der Mairie in einem besonderen Dantschreiben auf das Wärmste anerkannt,

als Premier -Lieutenant

Stroedel mit der 11. Kompagnie bei einem nächtlichen Brande am 12. Dezember in der sogenannten Alten Mühle, dem Geburts-

Blamont.

hause

des

französischen

Staatsmannes

277 Regnier , Herzogs

von

Maſſa, im Laufſchritt zur freiwilligen Hülfeleistung herbeieilte und zur Bewältigung des Feuers erheblich beitrug. Das liebe Weihnachtsfest wurde in ähnlicher Art wie im Vorjahre begangen.

Jeder Mann der Okkupations -Armee einschließlich

der Offiziere erhielt aus dieſem Anlaß vom Ober-Befehlshaber einen Karton, welcher die wohlgetroffene Photographie Sr. Majestät des Kaisers und ein Blatt mit der Inſchrift „ Zur Erinnerung an die deutsche Okkupation in Frankreich" enthielt.

Die Weihnachtsbäume

waren von der französischen Forstverwaltung unentgeltlich geliefert worden.

In Luneville hatten die Kasinofestlichkeiten einen größeren

Umfang und schlossen mit einem großen Baumplündern durch die Offizierkinder. Zum Neujahrstage erließ Seine Ercellenz der Ober-Befehlshaber folgenden Tagesbefehl : „Ich sage der Okkupations - Armee meinen Glückwunsch zum neuen Jahre. Es ist der zweite Neujahrstag, den wir hier in Frankreich nach dem Friedensschlusse verleben. Die Geschichte lehrt , daß mit der Dauer von Okkupationen die Verhältnisse schwieriger geworden und die Reibungen zugenommen haben. Der Besiegte vergißt im Laufe der Zeit seine Niederlage ;

der Sieger verlangt nach wie vor AnWir stellen uns höher. Wir

erkennung seines Triumphes .

haben unbeirrt die hohe Aufgabe, die unser glorreicher Kaiſer und Kriegsherr uns gestellt hat , nämlich die : die deutsche Disziplin und deutsche Bildung zu vertreten , fest im Auge. Wir fahren fort, den früheren Gegner würdig zu behandeln. H. D. Nancy, den 1. Januar 1873.

v. Manteuffel. " Drei Wochen später ging folgender Armeebefehl Sr. Majestät des Kaisers und Könige beim Regiment ein : „Soldaten Meiner Armee ! - durch das leßte rühmIch habe den heutigen Tag, liche Gefecht vor Paris und durch die Schlacht bei St. Quentin einer der neuen Ehrentage der Armee —, gewählt, um die Siegeszeichen des legten Krieges denen hinzuzufügen, welche

14.

278

Luneville , Raon l'Etape, Blamont.

aus früheren glorreichen Kriegen in der Garnisonkirche in Gott war mit uns und hat Großes

Potsdam aufgestellt sind.

an uns gethan. Die Vertreter der ganzen Armee , welche der heutigen Feier beiwohnten , werden wie Ich vor Allem das

Gefühl des

gegen den Allmächtigen

Dankes

tiefsten

Nächst dieſem Danke aber gedenke Ich Meiner Armee , ihrer Tapferkeit, Rührung und mit Stolz und tief bewegt ihrer Opfer. n Hingebung, ihrer ausdauernde empfunden haben.

Die dankende Erinnerung an Alles, was die Armee in dieſem Feldzuge geleistet , wird in Meinem Herzen bis zu ſeinem legten Schlage fortleben . Der Nachwelt aber werden die Siegeszeichen,

welche wir heute

aufstellten , ein redendes

Mögen

Zeugniß hierfür bleiben .

die

Gene-

kommenden

rationen das Erbe unserer Väter, den alten Ruhm und die Waffenehre der Armee ,

ebenso

es

hüten wie Ihr

treu

gethan habt. Potsdam, den 19. Januar 1873.

Wilhelm ." Am

28. Januar wurde das Regiment neu

bewaffnet ,

und

zwar mit dem aptirten Zündnadel - Füsilier - Gewehr ,

welches zum

besseren Laufverschluß

und

mit

einer Puffervorrichtung

einem

Kautschukringe versehen war. Die bisherigen Gewehre, mit welchen das

Regiment

den Feldzug

mitgemacht

hatte ,

wurden

abge=

geben, ebenso die alte Munition mit Papierhülse, da die neuen Patronen Messinghülsen hatten. Durch Kabinets Ordre von 23. Januar 1873 wurde GeneralLieutenant v. Tresckow zur Uebernahme der Geschäfte des GeneralKommandos nach Hannover kommandirt und zu ſeinem Nachfolger bei der 19. Division General-Major v. Strubberg, Kommandeur der 30. Infanterie - Brigade, Division am 8. Februar bereits zu Anfang März sichtigungen

ernannt ,

übernahm . kennen ,

welcher die Führung der Er

indem

als Zuschauer beiwohnte.

lernte das

Regiment

er den Kompagnie - Be-

Die Bataillone besichtigte

General-Lieutenant v. Strubberg am 5., 7. und 8 April bei dem denkbar ungünstigsten Wetter selbst und hat dem Regiment die vortrefflichen Leiſtungen seiner Bataillone auf den lehmigen, durchweichten Aeckern, in denen die Stiefel fast stecken blieben, nie ver-

Gen. - Lieut. v. Strubberg. gessen.

Kaisers Geburtstag.

279

Bei dieser Besichtigung kamen bereits die am 19. März

Allerhöchst genehmigten Grundsäße über das Infanteriegefecht zur Anwendung , wonach den Erfahrungen des Feldzuges entsprechend die Kompagnie - Kolonne als Normal - Gefechtsformation der ersten Linie anerkannt, das Auflösen mindestens halber Züge festgesezt, das sprungweiſe Vorgehen Karrees eingeschränkt war . Das

um

und

dritte Kaisers -Geburtstagsfest

wurde wiederum fand

eingeführt

die Anwendung des

auf franzöſiſchem Boden

auf das Feierlichste begangen .

10 Uhr Vormittags

In Luneville

auf dem Champ de Mars großer

Feldgottesdienst der gesammten Garniſon mit entrollten Feldzeichen statt, nach dessen Beendigung der mit den Kommandanturgeschäften beauftragte Kommandeur der 4. Kavallerie-Brigade General Graf v. Roedern Seiner Majeſtät ein dreifaches Hoch unter präſentirtem Gewehr brachte, begleitet von der Nationalhymne und 101 Kanonenschuß. Hierauf folgte die vom Oberst v . Lüderiß befehligte Parade mit zweimaligem Vorbeimarsch, das Ganze ein militärisches Schauspiel von prächtiger Wirkung.

Das gemeinsame Festmahl aller

Offizier-Korps fand in der Salle de Garde des Garnison-Kasinos statt.

In Raon l'Etape und Blamont fand die Feier in der

üblichen Weise statt ; die Baracen waren an beiden Orten glänzend erleuchtet. Zur Vorfeier hatten die Offiziere des 3. Bataillons am 21. Körners „ Vetter aus Bremen “ zur Aufführung gebracht. Königs -Geburtstag der Majors

1873 brachte dem Regiment die Beförderung

Brandis

und

v.

Schkopp zu Oberst-Lieutenants .

General-Major v. Strubberg wurde General-Lieutenant. Die Regiments- und Brigade-Uebungen fanden 1873 anläßlich der bevorstehenden Räumung bereits im Juni statt und wurden zufolge Allerhöchsten Befehls mit Garnisonübungen ge= mischter Waffen verbunden , da ein Manöver nach der Rückkehr in die Heimath nicht mehr stattfinden sollte.

Am 11. Juni früh marſchirten das 2. und 3. Bataillon durch das Faubourg d'Alsace in Luneville ein. Sie waren von ihren Garnisonen in zwei Märschen herangerückt und hatten daselbst kleine Wachtkommandos zurückgelaſſen. Die beiden Bataillonsstäbe, sowie die 7., 11. und 12. Kompagnie wurden in Luneville selbst untergebracht , die übrigen Kompagnien in Croismare, Chanteheur , Marainviller, Rehainviller und Hériménil.

Vom

13.

bis

19. Juni exerzirte

14.

280

Luneville, Raon l'Etape, Blamont.

Oberſt-Lieutenant Brandis das

Regiment auf dem Champ

Mars , woselbst General - Lieutenant v. Strubberg Besichtigung abhielt.

de

am 19. die

Zu derselben war auch Oberst v. Loebell ,

welcher zeitweilig die 37. Infanterie - Brigade führte , als Zuschauer erschienen .

aus Nancy

Es folgten zweitägige Uebungen mit

gemischten Waffen unter Oberst v. Trotha Dragoner - Regiments Nr. 19 , an welchen außer dem Füsilier-Regiment zwei Eskadrons Dragoner und eine leichte Batterie theilnahmen. Am 24. wohnten der Divisions- und Brigade-Kommandeur der Uebung bei .

Am

folgenden Tage erfolgte der Abmarsch nach Nancy. Während des Aufenthalts in Luneville erlebte das Regiment viel des Intereſſanten , so gleich am 13. Juni das schöne Schauspiel der Besichtigung von vier Kavallerie-Regimentern durch den General der Kavallerie v. Manteuffel.

Aus diesem Anlaß fand

auch ein großes Wettrennen, ſowie ein Festmahl im Garniſon-Kaſino zu Ehren des Ober-Befehlshabers ſtatt. Auch unſere Offiziere nahmen daran Theil, und manch Einer wurde durch eine Ansprache des berühmten Generals ausgezeichnet. Am 21. Juni Art.

ereignete sich ein Vorkommniß aufregender

Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Oldenburg ,

welcher zur Theilnahme an den Rennen in Luneville anwesend war, saß

am Abend

um 11½ Uhr

mit vielen Offizieren im Kaſino,

als zwei Steine durch das offene Fenster flogen, an welchem sich der Prinz befand . Kopf verlegt.

Ein

Dragoner - Offizier wurde dadurch

Die Verfolgung blieb erfolglos .

am

Am selben Tage

aber war auch einem Huſaren-Rittmeister ein Stein durchs Fenster geflogen ,

und

nun wurde vom Kommandanten ein Strafgericht

über die Stadt verhängt , welches derselben das Fortbeſtehen halb Es kriegerischer Verhältnisse recht deutlich vor Augen führte. erging folgende publics ,

Verordnung : " 1 ) Les

cafés

et établissements

outre que les restaurants Favier, Wald et Cherrier,

devront être fermés à 9 heures du soir. 2) La circulation des habitants est interdite dans la ville de 9 heures du soir à 4 heures

du matin. "

durften pasfiren :

Nur mit Ausweis

versehene Aerzte

jeder sonst angetroffene Zivilist wurde von den

die ganze Nacht hindurch zahlreich entsandten Patrouillen verhaftet und zur Schloßwache gebracht , wo in der ersten Nacht 55 Einwohner bis 4 Uhr früh in Verwahrung waren. Ein schlauer

Regiments

281

und Brigade- Ererziren 1873 .

Franzose pflegte sich mit

einem Faß Bier allabendlich auf der

Straße verhaften zu laſſen und verkaufte den Labetrank die ganze Nacht hindurch zu sehr theuren Preisen an seine Mitgefangenen . Als das Regiment ausrückte ,

dauerte dieser wieder etwas an die

Zeiten des Krieges gemahnende Zustand noch fort. Am

25. Juni erreichten der Regimentsſtab und das 1. und

3. Bataillon in einem Marschtage Nancy , wo das 1. in Bürgerhäusern , das 3. in den Baracken des ausgerückten 1. Bataillons 78. Regiments untergebracht wurde. Das 2. Bataillon rückte in

zwei

Märschen nach

Nancy und

Mareville , Larou , Villers Vom

27. Juni bis

und

2. Juli

kam

in

Champigneulles ,

Vandoeuvre in Ortsunterkunft.

wurde bei Nancy

in der Brigade

ererzirt und dieselbe am 2. Juli im Beiſein des Ober-Befehlshabers vom Divisions-Kommandeur besichtigt.

Am 27. Juni machte das

gesammte Offizier-Korps Ihrer Ercellenz der Frau Generalin v. Manteuffel seine Aufwartung und nahm am folgenden Tage zahlreich an dem Empfangsabend im Palast des Ober-Befehlshabers Theil. Am 4. Juli sagte das Regiment dem schönen Nancy

bis

auf

Weiteres Lebewohl und trat bei furchtbarer Hiße, wieder unter dem Befehl des Oberst v. Loebell , den Rückmarsch in seine Standorte an , woselbst das 1. Bataillon noch am selben Tage, das 2. und 3. Bataillon am 6. Juli einrückten. Der Aufenthalt in Frankreich neigte jeßt seinem Ende zu . Gefeiert wurde

aber deshalb keineswegs.

Vom 8. bis 10. Juli

hielten die Bataillone ihr Prüfungsschießen ab . Zahlreiche Offizieraufgaben wurden gelöst und größere Uebungen, sogar in Verbindung mit anderen Garnisonen , unternommen. So trafen sich das 2. und 3. Bataillon am 22. Juli bei Badonviller zu einer Felddienstübung gegeneinander mit nachfolgendem Biwak , nachdem das 2 . Bataillon schon

am 17. bei Etival gegen die Garnison St. Dié

gefochten hatte.

In Luneville fanden im Juli einige Uebungen oberen Leitung des General-

mit gemischten Waffen unter der

Major v. Alvensleben , Kommandeurs der 19. Kavallerie-Brigade, statt. Am 12. Juli schloß sich hieran ein Biwak des 1. Bataillons . Im Juni

und

Soldatengräber

im

Kommandos statt.

Juli

fand

eine

Okkupationsgebiet

würdige Herstellung aller aus

Mitteln

des

Ober-

Die 145 Soldatengräber in Luneville und die

5 in Blamont bedurften keiner Aufbesserung.

In Raon l'Etape

282

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont .

aber , woselbst am 27. September und 5. Oktober 1870 Gefechie stattgefunden hatten, erfuhren 19 einzelne Gräber und ein Maſſengrab mit 22 deutschen und französischen Soldaten eine gründliche Wiederherstellung. Am Schluß der Okkupation bethätigte sich die warme Fürsorge des Herrn Ober-Befehlshabers für das Wohl seiner Untergebenen nochmals ließ

er

in

glänzendster Weise.

Mit Allerhöchster Bewilligung

allen Offizieren die Auslandszulage

und Feldzulage für

die Zeit vom 16. März bis 31. Juli aus dem Dispositions -Fonds ein zweites Mal auszahlen : ebenso allen Unteroffizieren noch eine Monatslöhnung nach dem Saße der doppelten preußischen Löhnung ; ferner erhielten die verheiratheten Unteroffiziere die Familienzulage vom 16. März an doppelt. Alle Küchenersparnisse und die Einrichtung der Offizier-Kaſinos wurden unverkürzt belaſſen ; jeder Regiments-Kommandeur erhielt 500 Thaler zur Verwendung zum Vortheil des Offizier-Korps, welche bei unserem Regiment dem 3. Bataillon zur Einrichtung Gute kamen . Die Räumung

des Offizier-Kasinos

des französischen Gebiets

durch den Vertrag vom

15.

März

1873

in Osnabrück zu

war deutscherſeits

zugestanden worden .

Frankreich verpflichtete sich , bis zum 5. Juli 4½ Milliarden der Kriegskosten Entschädigung abzutragen, wonach innerhalb vier Wochen das ganze noch beseßte Gebiet mit Ausnahme der Festung Verdun und der Etappenstraße Verdun - Meß geräumt werden sollte. Unser altes Verdun, nunmehr auch Siz des Ober-Kommandos , blieb mit verstärkter Garniſon 5 Milliarden

bis

zur Zahlung

als Pfand

im September geräumt .

des

lezten Pfennigs

in deutschen Händen .

Es

der

wurde erſt

General der Kavallerie Freiherr v. Man-

teuffel , welcher als leßter Deutscher das französische Gebiet verließ ,

wurde am 19. September 1873 von Seiner Majeſtät zum

General-Feldmarschall ernannt . begannen beim Regiment die Vorbereitungen zur Rückkehr, nachdem sich entschieden hatte , daß dieselbe in der That nach Hannover und Osnabrück erfolgen würde. Jm April liefen Frühzeitig

noch allerlei seltsame Gerüchte über

eine

angebliche

Garnison-

änderung um. Mit großer Beſtimmtheit wurde Hameln als Garniſon des Regiments bezeichnet : aber auch Quedlinburg und sogar Schlettstadt wurden

genannt.

Daß das 3. Bataillon nicht nach

283

Abschluß der Okkupation. Osnabrück kommen würde, hielt man für ausgemacht.

Schließlich

zeigte sich die Haltlosigkeit aller dieſer Gerüchte, und ſo entſchloſſen sich die Verheiratheten endlich dazu, sich in Hannover und Osnabrück Wohnungen zu besorgen. Im Monat Mai nahm die Rücksendung der Familien ihren Anfang ; bis zum 27. Juli mußten alle Frauen, Kinder und Dienstboten abgereist sein. Die für den Rückmarsch entbehrlichen Sachen wurden im Juli mit der Eisenbahn nach der Heimath vorausgeschickt. Ihren äußerlichen Abschluß fand die Okkupation durch die folgende Kundgebung Seiner Majestät des Kaisers : „ An die Truppen der Okkupations - Armee ist nach ihren großen Leistungen während des Krieges durch ihre Belaſſung in Frankreich die Anforderung eines besonderen militärischen Taktes und einer musterhaften Disziplin gestellt worden . Diese Aufgabe ist von den Truppen in einer Weise erfüllt worden , die Mir zu Meiner lebhaften Freude Veranlassung giebt , den jezt aus dem Bereich der Okkupations-Armee abrückenden Truppen Meine vollste Anerkennung auszusprechen . Ich beauftrage Sie, dies den Generalen, Offizieren, Beamten und Mannschaften der betreffenden Truppen bekannt zu machen und insbesondere auch den Kommandeuren der abrückenden Diviſionen Meine Befriedigung über ihreKommandoführung in oft schwieriger Lage und Meinen Dank für die musterhafte Ordnung in

ihren

Truppen

zu

erkennen zu

geben. Koblenz, den 27. Juli 1873 . Wilhelm. " Der Herr Ober-Befehlshaber brachte diese Kabinets-Ordre durch folgenden Tagesbefehl zur Kenntniß der Truppen : ,,Soldaten der Okkupations-Armee ! diesem Augenblick die

Ich empfange in

nachstehende Ordre Seiner Majeſtät :

(folgt Wortlaut derselben) . So gnädigem Ausspruch unseres Kaisers füge ich nichts hinzu. Armee bekannt machen

zu

Ich bin glücklich, ihn der

können

und sage Euch Allen

herzlich Lebewohl. H. D. Nancy, den 29. Juli 1873 .

Frh. v. Manteuffel."

284

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont .

Mit dem 28. Juli begann der Abmarsch .

Derselbe erfolgte

bataillonsweise, und zwar bis Forbach mit Fußmarsch, von da an mit der Eisenbahn . So war denn also auch das allgemein ge= glaubte Gerücht unbegründet, daß die geschlossene Division vor der Einschiffung von Seiner Majestät bei Saarbrücken in Parade gesehen werden würde. Das Abrücken war derart geregelt , daß überall erst nach Uebernahme der Kasernen durch die französische Verwaltung der Abmarsch in geschlossenen Truppen mit klingendem Spiel , aber ohne Ansprachen erfolgte.

Die Taschenmunition war

zur Hand : die Gepäckwagen wurden mit einer halben Kompagnie als Bedeckung vorausgeschickt ; hinter den Kolonnen durften sich nur Handpferde befinden . Hize statt und

gelang

Die Märsche fanden

bei furchtbarer

es nur mit Aufwendung aller Vorsichts-

maßregeln, Todesfälle zu vermeiden, wie sie von anderen Diviſionen gemeldet wurden. Das 3. Bataillon bewirkte ſeine Ueberführung nach Osnabrück selbständig. Es marſchirte am 31. Juli früh aus Blamont aus, überschritt jenseits Gognen unter entsprechender Ansprache des Major Drenkhahn und jubelndem Hoch auf den geliebten Kriegsherrn die Reichsgrenze und bezog in Lörchingen und Umgegend Ortsunterkunft. Am folgenden Tage erreichte das Bataillon in Berthelmingen und Umgegend bereits deutschredendes Land ; am 2. August gelangte es nach Saarunion und hielt in diesem urdeutschen Städtchen

einen angenehmen Ruhetag .

Am

4. ging es saarab-

wärts nach Hambach 2c., und am 5. Auguſt wurde die denkwürdige Gegend von Forbach erreicht. Der Stab kam mit der 12. und halben 11. Kompagnie in Spicheren, die 9. und halbe 11. Kompagnie in Alstingen, die 10. Kompagnie in Eslingen in Ortsunterkunft. Die Spicherer Höhen aber sammt dem Rothen Berge, wo vor genau drei Jahren unser Schwesterregiment Nr. 74 seine Feuertaufe so glänzend bestanden hatte, wurden am 6. Auguſt von zahllosen Offizieren und Mannschaften besucht. Um 14 Uhr Mittags fuhr das 3. Bataillon an diesem Tage mit 4/5 der Proviantkolonne Nr. 4 vom Bahnhof Forbach ab, der Heimath zu . Ueberall wurden die heimkehrenden Krieger festlich begrüßt; in Kreuznach und an anderen Orten fand Bewirthung durch die Einwohner ſtatt ; in Bingerbrück wurde des Abends um

1/2 10 Kaffee verabreicht;

in

Benrath gab es am folgenden Vormittag warme Kost. Nachmittags

1

285

Ueberführung des 3. Bataillons nach Osnabrück. um 1/2 6 Jahren

wurde Münster

mit so ganz

durchfahren ,

welches

man

anderen Gefühlen verlassen hatte ,

vor drei und wo

fich gar mancher Bekannte und Angehörige zur Begrüßung auf dem Bahnhofe

eingefunden hatte.

Um 814 Uhr Abends des 7 .

August fuhr der Zug in Osnabrück

ein .

Auf dem Bahnhofe

waren zur festlichen Begrüßung die Mitglieder der Landdroſtei, die Stadtverordneten und ein zahlreiches Publikum versammelt ; auch der Musikverein Germania war zur Stelle. Detering hielt die Bewillkommnungsrede,

Bürgermeister

welche der als neuer

Bataillons-Kommandeur aus Hannover herübergekommene Major Senff herzlich erwiderte. Von 9 bis 10 Uhr wurde das Bataillon von Seiten der Stadt beim Bahnhofe im Freien bewirthet.

Sodann

hielt es, geleitet von der Regiments-Musik des Infanterie-Regiments Nr.

15 und dem mit Fackeln und Lampions versehenen Krieger-

verein, seinen Einzug in die reich geflaggte und erleuchtete Stadt. In der Stärke von

12 Offizieren ,

1 Arzt ,

1 Zahlmeister ,

50

Unteroffizieren, 24 Spielleuten, 527 Gemeinen, 29 Trainſoldaten, 4 Lazarethgehülfen und 35 Pferden rückte es durch die Bahnhofſtraße, den Neumarkt , die Große Straße, Krahn- und Bierſtraße nach der ihm angewiesenen Kaserne. Der 9. August war der Demobilmachungstag des 3. Bataillons . Daſſelbe ſeßte ſich unter Anrechnung der vom Erſaß-Bataillon noch zu erwartenden Mannschaft durch Entlassung der ältesten Jahrgänge auf die Stärke von 15 Offizieren, 58 Unteroffizieren, 16 Spielleuten, 476 Gemeinen, 4 Lazarethgehülfen, 12 Dekonomie-Handwerkern .

Gleichzeitig ver-

ließen die kommandirten Offiziere vom VII . Armee-Korps , Lieutenants Kluck, Weinhagen und Märcker , das Bataillon und gelangte der Lieutenant der Reserve Prowe zur Entlassung. Das 2. Bataillon

marschirte

aus seiner Garniſon Raon

l'Etape am 28. Juli aus, bezog in St. Clément, Flin und Chené= vières Ortsunterkunft und erreichte am 29. Luneville, woselbst am folgenden Tage ein leßter Ruhetag

auf französischem Boden mit

den Kameraden des 1. Bataillons vergnügt verlebt wurde. 31.

wurden die letzten französischen

Am

Unterkunftsorte Arracourt,

Athienville und Juvrecourt bezogen und am 1. August früh auf dem Straßenkreuz südlich Vic unter brauſendem Hurrah die Reichsgrenze überschritten.

Freilich mußte man erfahren, daß die Grenze

deutschen Wesens noch nicht erreicht war, denn unfreundlicher als

286

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont .

in der ersten deutschen Stadt Dieuze war man in keinem franzöſiſchen Quartier aufgenommen worden.

In der nächsten Etappe Altdorf

und Umgegend, wo am 3. August Ruhetag war, beſſerte sich dies bereits ; in Püttlingen befand

man sich schon unter wirklichen

Deutschen, und am 5. wurde der Stab mit der 5. und 8. Kompagnie in Forbach, die 6. Kompagnie in Behren , die untergebracht.

7. in Detingen

Auch von hier aus fand am Nachmittage eine wahre

Pilgerfahrt nach dem Schlachtfelde statt, woselbst man sich mit den Kameraden des 3. Bataillons traf.

Am 6. Auguſt früh 6 Uhr

fuhr das Bataillon von Forbach ab, gemeinsam mit einer Kompagnie des Festungsartillerie - Regiments

Nr . 2 ,

deren Ziel Sonderburg

war. In Kreuznach wurde kalter Aufſchnitt und Bier von patriotiſchen Bürgern verabreicht ; in Bingerbrück gab es um 1/23 Mittagskost. Herrlich war die Fahrt am Rhein entlang ; auch hier wurde, z . B. in Rolandseck, dem Bataillon ein festlicher Empfang bereitet. Nacht gab es Kaffee in Benrath ; 7. August in Minden eingenommen.

das

Mittagessen wurde am

Bald

nach 6 Uhr Abends

war Wunstorf, der Zielpunkt der Reise, erreicht ; zufolge Verfügung

Zur

des General - Kommandos

denn hier sollte

vom 22. Juli die

Ausschiffung stattfinden und in Hannover erst drei Tage später in feierlichem Einzuge eingerückt werden.

Der Bataillonsſtab mit der

7. und einem Theile der 5. Kompagnie wurde in Wunstorf ſelbſt, die übrigen Kompagnien in fieben nahegelegenen Ortſchaften untergebracht. Hier war am folgenden Tage Ruhetag. Am 9. marſchirte das Bataillon nach sechs Dörfern vor Linden, von denen aus das Bataillon am folgenden Tage zum Einzuge herangezogen wurde. Luneville wurde

am 1. August 1873 geräumt.

Schon am

Nachmittag des 31. war das 1. Bataillon in Bürgerhäuſer gelegt und die Kaserne der französischen Verwaltung übergeben worden. Am 1. Auguſt früh 6 Uhr wurde abmarſchirt.

Die Fahrzeuge

und Handpferde waren zur Place des Carmes vorausgeschickt. Das Bataillon selbst marschirte , nachdem es vor dem Schloß an der Vezouſe - Brücke seine Fahne in Empfang genommen hatte, unter den Klängen des Preußenmarsches in strammer Haltung ab, als wollte es die Franzosen zum Vergleich herausfordern ;

denn

das Bataillon war mit dem 14. Ulanen-Regiment der leßte deutſche Truppentheil in Luneville, und faſt unmittelbar nach dem Abmarſch der Deutschen rückte von der andern Seite die französische Garnison

Heimfahrt des 2. und 1. Bataillons . ein.

287

Die Bürgerschaft verhielt sich zurückhaltend und würdig ; kein

Zeichen des Mißfallens oder der Schadenfreude gab sich kund ; die preußische Mannszucht hatte ihren Eindruck nicht verfehlt. Dem Hauptmann Breyding glückte das Wagniß, von der ersten Ortsunterkunft aus in voller Uniform,

begleitet von seinem Burschen,

nach Luneville zurückzufahren , woselbst über 7000 Franks ,

theils

eigene, theils Kompagniegelder, in seiner Wohnung liegen geblieben waren. Zwar wurde sein Wagen von einer nach Hunderten zählenden Volksmenge in drohender Haltung begleitet ,

aber über

Zurufe und Geberden kamen die Mißfalläußerungen nicht hinaus, und unangefochten erreichte Hauptmann Breyding mit dem Gelde seinen Unterkunftsort.

Die ersten drei Marschziele des Bataillons

waren die nämlichen, welche Tags zuvor das 2. Bataillon erreicht hatte. 2.,

Der Regimentsstab lag am 1. August in Arracourt, am an welchem Tage Oberst v. Loebell Seiner Majestät beim

Ueberschreiten der Grenze ein begeistertes Hoch darbrachte am 3. in Dieuze,

am 4. in Altdorf.

sowie

Am folgenden Tage kam

der Regimentsstab mit 11/2 Kompagnien nach Farschweiler, der Bataillonsstab mit 1/2 Kompagnien nach Lupershausen. Am 6. August wurden beide Stäbe mit der 1. und 3. Kompagnie in Forbach, die 2. und 4. Kompagnie in Gr. Rosseln untergebracht. Welche Erinnerungen wurden hier wach! Da marschirte man wiederum am 6. August auf jener Forbacher Chauſſee am Kaninchenberge vorüber ; da war man wieder in Rosseln an der Stätte der Grenzüberschreitung des Regiments ; die Regiments-Musik gedachte mit Stolz ihrer Heldenthat , wie sie aus Versehen Forbach genommen hatte.

Hier war am 7. Ruhetag .

Nachmittags fuhr das

Bataillon

Am 8. August um 14 Uhr mit dem Regimentsſtabe von

Forbach ab, nahm am Abend in Bingerbrück den Kaffee, in Benrath am anderen Morgen warme Kost und in Minden den Abendkaffee ein.

Auch während dieser Fahrt war an Liebesgaben, Lor-

beerkränzen und Hurrahs

kein Mangel.

In

der Nacht vom 9 .

zum 10. August gegen 2 Uhr hielt der Zug bei Herrenhausen, und das Bataillon wurde mit je einer Kompagnie in Herrenhauſen, Hainholz, Vahrenwald

und List

untergebracht.

Von Ruhe war

aber nicht viel die Rede, denn schon früh mußten die Leute wieder heraus, um sich zum Einzuge gebührend in Stand zu ſeßen . Seine Majestät der König hatte durch Kabinets - Ordre vom

288

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont.

15. Juli gemeinſame und festliche Einmärsche der von der Okkupation zurückkehrenden Truppen befohlen.

Das General-Kommando

des X. Armee-Korps hatte als Einzugstag des Füsilier-Regiments Nr. 73 den 10. August festgesezt.

Von Seiten

der Stadt war

ein festlicher Empfang der heimkehrenden Landeskinder schon lange vorher beschlossen. recht großartig. des Regiments

Der Einzug verlief trog ungünstiger Witterung Um 11 Uhr standen das

1. und 2. Bataillon

nebst der Proviantkolonne Nr. 4 in Linie in der

Herrenhäuser Allee,

mit dem Rücken gegen das Georgs - Palais .

Hier hatten sich auch die Offiziere des Ersaß - Bataillons

und als

freudig begrüßter Gast Oberst v . Langen eingefunden . Um 11 Uhr erschien Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht von Preußen, damals Kommandeur der 20. Division , und sah hier zum ersten Male das Regiment, welches späterhin die Ehre haben sollte, ihn als Chef an seiner Spiße zu sehen. Ferner waren der stellvertretende kommandirende General v. Tresdow , die ganze Generalität und die berittenen Offiziere der Garnison erschienen. die Front des Regiments abgeritten war ,

Nachdem

marschirte dasselbe in

Sektionskolonne an Seiner Königlichen Hoheit vorbei

und

blieb

200 Schritt vor dem Ende der Allee halten, bis Höchstderselbe mit Gefolge am Regiment vorbei dem Königsworther Plaß zugeritten war. Sodann rückte das Regiment während eines gewaltigen Regenschauers zum Hauptakt der Feier gleichfalls auf diesen Plaß. Eine prächtige Ehrenpforte und zahllose Fahnen und Blumengewinde schmückten denselben .

Dicht gefüllt waren die für die Feier er-

richteten Tribünen ; auf der ersten derselben hatte Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Albrecht Plaz genommen.

Die Fenster

der Kaserne des 13. Ulanen-Regiments waren Kopf an Kopf beſeßt ; hier wohnten auch die Damen des einziehenden Regiments der Feier bei. Das ganze Offizier - Korps der Garnison und eine unzählbare Menschenmenge

waren

anwesend .

Nachdem

das

von

brausendem Hurrah begrüßte Regiment auf dem Plaß Aufstellung genommen hatte, die Bataillone in Kompagniefront- Kolonne zu beiden Seiten der Magiſtrats-Tribüne, hieß Stadtſyndikus Albrecht dasselbe Namens

der Bürger Hannovers in

kommen in der Heimath.

längerer Rede will-

Nachdem er die Leiſtungen des Regiments

vor dem Feinde gerühmt hatte, fuhr er fort : „ Erlauben Sie uns, hochverehrter Herr Oberst , für alles dies dem Regimente dieſe

Einzug in Hannover .

289

Kränze zu weihen und mit Erlaubniß Seiner Majestät des Allerhöchsten Kriegsherrn zu dauerndem Andenken diesen Schellenbaum . Mögen fröhliche Weisen unter ihm erklingen zur Erinnerung an diesen festlichen Einzug , zur Erinnerung an den Ruf zum Kampf für unser Recht und unsere Ehre.

Das an demselben angebrachte

Kleeblatt aber sei zum ewigen Andenken an die Gefühle der Bürgerschaft für das Hannoversche Füsilier - Regiment Nr . 73. " Ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser schloß die Begrüßungsrede, während welcher Lorbeerkränze an die Fahnenspißen gehängt und ein prächtiger Schellenbaum mit filbernem Halbmond und schwerer, filberdurchwirkter,

goldgestickter Flagge übergeben

worden

war.

Derselbe trägt auf der Glocke außer dem Kleeblatt als Wappen der Stadt Hannover die Inschrift : „ Ehrengeschenk dem Hannoverschen Füsilier-Regiment Nr. 73 nach fiegreichem Kampfe bei der Heimkehr aus

Frankreich

gegeben

10. August 1873. "

von

Bürgern

der

Stadt Hannover

Die Zeichnungen des Schellenbaums hatten

Seiner Majestät dem Könige vorgelegen ,

welcher durch Kabinets-

Ordre vom 29. Juli 1873 die Annahme genehmigt hatte. v. Loebell dankte der Stadt Namens des Regiments werthvolle Geschenk.

Er

Oberst für das

gedachte in seiner Erwiderungsrede der

ftets bewährten Tapferkeit der Hannoveraner, mit denen zu ſiegen er fest vertraut habe.

Er gedachte ferner der Anhänglichkeit, welche

die in der Heimath Zurückgebliebenen dem Regiment stets bewiesen und in vielen Liebesgaben werkthätig dargethan hätten. Indem er schließlich den Wunsch betonte, mit der Bürgerſchaft Hannovers ſtets im besten Einvernehmen leben zu wollen , brachte Oberst v. Loebell der Stadt Hannover ein Hoch, das drei Mal brausend über den Plaz dahinschallte. Dann folgte bei stetem Regen der Einmarsch des Regimentes , an dessen Spiße außer dem Oberst v. Loebell auch Oberst v. Langen ritt, durch die festlich geschmückten Straßen Langelaube, Georg-, Andreä- , Herſchel- und Cellerstraße nach dem Welfenplag, wo der Einzug ſein Ende erreichte. Um 3 Uhr vereinigte im Regiments-Kasino in der Artillerieftraße ein fröhliches Festmahl die Offiziere des mobilen Regiments mit denen des Erſaß - Bataillons , sowie fünf anwesenden Herren des

3.

Bataillons ,

einigen

in Hannover

wohnhaften

Reserve-

Offizieren, den kommandirten Offizieren vom VII . Armee-Korps und den anwesenden ehemaligen Regimentskameraden Oberst v . Langen, 19

290

14.

Luneville, Raon l'Etape, Blamont.

Hauptmann Schlüter und Hauptmann Meyer, welche allein der an alle Verseßten und Verabschiedeten ergangenen Einladung hatten Folge leisten können.

Von den Offizieren des Ersaß - Bataillons

wurden hierbei zwei schwere Tischleuchter als Geschenk übergeben. Am Abend um 8 Uhr begann im Bella - Vista - Garten das

den

Mannschaften von der Stadt gegebene Fest mit Konzert, Feuerwerk und Tanz im Freien.

Wie behagte

es

unseren Leuten , wieder

deutsche Mädchen im Arm zu schwenken, was sie so lange entbehrt hatten ! Zudem bekam jeder Mann von Seiten der Stadt ein Geldgeschenk von 121 Silbergroschen. Als Nachfeier wurde am 13. August den Mannschaften beider Regimenter, - das Regiment Nr . 74 war am 12. in gleich feierlicher Weise eingezogen —, freier Eintritt in die Vergnügungsgärten Tivoli und Odeon gewährt. Am 11. August früh 9 Uhr fand

auf dem Welfenplaß vor

Kaserne VI die Auflösung und Vertheilung statt.

des Erſaß - Bataillons

Es gelangten durchschnittlich 15 Unteroffiziere, 22 Gemeine,

20 Dekonomie- Handwerker an jedes Bataillon zur Abgabe , denn bis zum 1. Oktober durften zur Wiederherstellung der geregelten Friedens-Bekleidungs-Wirthschaft 60 Dekonomie -Handwerker bei der Fahne behalten werden. Mit den für das 3. Bataillon bestimmten Mannschaften des Erſaß-Bataillons fuhr Premier-Lieutenant Kleinhans am Nachmittag nach Osnabrück ab. Zur Entlaſſung gelangten vom 1. und 2. Bataillon außer sämmtlichen Trainſoldaten 33 Unteroffiziere, 312 Mann .

Am 12. Auguft wurden

die Pferde meiſt-

bietend verkauft, soweit sie nicht von Offizieren eingetauſcht oder An demselben Tage zum Schäßungswerthe erworben waren. schieden die Lieutenants Gaddum , v. Haehling und Gropp vom Regiment, um zu ihren eigenen Truppentheilen zurückzukehren. Auch gelangten die Lieutenants der Reserve Koch,

Meyer und

Penz zur Entlassung. Die Demobilmachung des Regiments wurde mit diesem Tage abgeschlossen.

Offiziere des Ersag - Bataillons .

Anhang zum II. und 15.

291

III . Abschnitt.

Das Ersatz - Bataillon 1870-1873.

Schwer war die Aufgabe derjenigen, die daheim bleiben mußten, als ihre Kameraden zu Sieg und Ruhm ins Feld zogen, die unentwegt ihren eintönigen Dienſt daheim thaten , bis es ihnen vergönnt war, gelegentlich zum Regiment nachzukommen, die unbeirrt das Schwert schärften, mit welchem ihre glücklicheren Kameraden für König und Vaterland streiten durften. Am 16. Juli 1870 wurde vom Regiment gleich nach dem Eingange des Mobilmachungsbefehls die vorläufige Zuſammenſeßung des Offizier-Korps des Erſaß-Bataillons bekannt gemacht . Es waren hierzu bestimmt : als Kommandeur Major Brandis , als Adjutant Lieutenant Kleinhans , als Kompagnie-Führer Hauptmann Krause , Premier - Lieutenant v . Koschkull und

Hauptmann v. Schmid ,

Premier-Lieutenant der Landwehr Hippel , als Subaltern - Offiziere die Lieutenants Wittmann , Arnold , Caprano , Heyer, Nehring , v. Keber, Marenski , König , Ritter , Mantell und 4 Offizier - Aspiranten des Beurlaubtenstandes . Diese Herren waren aber zum Theil nicht für diesen Zweck abkömmlich; auch aus anderen Gründen wurden Abweichungen erforderlich ; den abkommandirten Lieutenants v . Keber und Ritter gelang es, noch am Tage der Abfahrt des Regiments

den

mobilen Bataillonen

überwiesen zu werden, und so kam es, daß die Ersaß-Kompagnien schließlich in folgender Beſeßung thatsächlich zurückblieben . 1. Kompagnie Hptm. Krause , Lieutenant Marenski , 2. v. Schmid , Lieuts. König und Kulſe, " " 3. " Premier-Lieut. v. Koschkull , Lieutenant Mantell, 4. " " " Caprano, Lieutenant Nehring. Ferner hatten die Unteroffiziere der Reserve Hinze , v . Gladis und Rundspaden Offizierstellen inne und gehörten die in Culm und Borken kommandirten Lieutenants Pastenaci und v. Linsingen zum Etat des Ersaß -Bataillons .

Als

Führer der Handwerker-

Abtheilung wurde am 9. Auguſt der Sekond-Lieutenant a . D. v. Hülſt ernannt.

Bataillons -Arzt war

zuerſt Aſſiſtenzarzt Dr. Willing ,

ſpäter Assistenzarzt Dr. Uhlenbrock , Unterarzt Horn und zuleßt 19*

292

15.

Das Ersatz-Bataillon.

Assistenzarzt Dr. Farwick. Die umfangreichen Dekonomiegeschäfte versah der unermüdliche Zahlmeister Parlow.

Das Ersaß - Bataillon trat am 5. Mobilmachungstage den 20. Juli 1870 um 11 Uhr Vormittags auf dem Hofe der AegidiiKaserne zu Münster zusammen . Die Bildung desselben geschah derart , daß die 1. Ersatz-Kompagnie alle Abgaben der 1. , 5., 9. Kompagnie, die 2. diejenigen der 2. , 8., 10. Kompagnie, die 3. die der 3. , 7. , 11. Kompagnie, die 4. die Abgaben der 4., 6., 12. Kompagnie erhielt. Das Bataillon war aus Reservisten, Ersatz-Reservisten und dem jüngsten Jahrgange der Landwehr zusammengesett, sowie aus den Kranken oder sonst unabkömmlichen Mannschaften des aktiven Dienſtſtandes und aus Kriegsfreiwilligen ; unter Leßteren befand sich , wie sich erst später herausstellte, ein ehemaliger Offizier, der Lieutenant a. D. Ebert. Der Etat des Bataillons , 82 Unteroffiziere , 17 Spielleute, 904 Gemeine, 1 Lazarethgehülfe, überschritten.

wurde sofort erreicht und bald

Mit der Abfahrt des Regiments am 26. Juli 1870 trat das folgende Behörden : 1. Stellvertretende

Ersatz - Bataillon unter

25. Infanterie-Brigade, befehligt vom General-Major a. D. Schumann ; 2. Stellvertretendes General- Kommando des VII. ArmeeKorps , General der Infanterie a. D. v . Ciesielsky ; 3. GeneralGouvernement von Rheinland , Westfalen und Heſſen mit dem Sit in Koblenz, General der Infanterie Herwarth v. Bittenfeld . Mit altpreußischer Pflichttreue ging man an die schwere Aufgabe, Griffe und Einzelmarſch zu üben , während jenſeits des Rheins

der heilige Kampf für Recht und Vaterland durchgeführt wurde. Stolz und Wehmuth erfüllten jede Brust, als die Nachricht vom Siege bei Colombey und den schweren Opfern des Regiments eintraf. Schon vier Tage nach der Schlacht, gerade während das Regiment bei Gravelotte zum zweiten Male im Feuer stand, langte der erste Verwundetenzug vom VII. und I. Armee- Korps mit dem Lieutenant v. Keber in Münster an. Wie lauschte man nun den Erzählungen der Heimgekehrten, wie beſtürmten zumal die Frauen, deren Gatten im Felde standen , den Lieutenant v. Reber mit Fragen, und wie waren Alle bemüht, den Verwundeten zu helfen! Bald folgten Oberst- Lieutenant v . Deutsch , Hauptmann v. Petersdorff, und die Lieutenants v . Beeren , v. Korgfleisch II. und

Kunde von Colombey und Sedan.

293

Kraetke nach, um theils im Lazareth, theils in Privatpflege die Heilung ihrer Wunden zu erwarten . des Mannschaftſtandes dem

Die eintreffenden Verwundeten

wurden je nach ihren Kompagnien nach

bei Bildung des Ersatz - Bataillons

befolgten Grundſaß den

entsprechenden Erſaß-Kompagnien zugetheilt. Monats

Die zweite Hälfte des

August war die schwerste Zeit für das Erſaß - Bataillon.

Kaum eine Nacht konnten die Feldwebel ruhig schlafen, denn fortwährend langten in kleinen Trupps Verwundete an und wollten untergebracht sein. Major Brandis , der zugleich Etappen-Kom= mandant und Mitglied der Lazareth-Kommission war, nahm längere Zeit hindurch auf dem Bahnhofe Wohnung , da er dort fast ohne Unterbrechung beschäftigt war. Um die Verluste von Colombey zu erſeßen, ging am 17. Auguſt der erste Nacherſaß- Transport von Münster zum mobilen Regiment ab.

Hauptmann v. Schmid , deſſen Erſaß-Kompagnie der Premier-

Lieutenant a. D. Hoegg übernahm , führte den Transport, welcher aus den Lieutenants Marenski und Mantell , sowie 20 Unteroffizieren, 477 Gemeinen und einer etwa gleichen Anzahl für das 13. Regiment bestand . Jeder Unteroffizier und Gemeine führte eine vollständige neue Bekleidungs- und Ausrüstungs - Garnitur dem mobilen Regiment zu. Die über alles Denken und Ahnen

großartige Kunde von

Sedan, welche am 2. September in Münster eintraf, rief hier dieselbe Begeisterung hervor wie im ganzen weiten Vaterlande . Welch ein Jubel , als der Redakteur des „ Westfälischen Merkur“ der Menge die Nachricht von der Gefangennahme des französischen und vollends als er hinzufügte , Napoleon werde

Kaisers vorlas ,

in dem Käfige am Lamberti-Thurm festgesezt werden ! Den ganzen Feldzug über schwieg in Münster jede religiöse oder politische Parteistimme; die Fahnen verschwanden nicht von den Dächern ; Münster war nichts als eine patriotische Preußenstadt. Am

18. September 1870

gelangten 474 Rekruten aus der

Provinz Hannover beim Ersaß-Bataillon zur Einstellung, dieſelben, welche ursprünglich für den Monat November als Altersklasse 1870 ausgehoben waren.

Von jezt an wurden auch Landwehrleute der

älteren Jahrgänge bei den Ersaßtruppen eingestellt . Vom 9. Oktober ab waren dem Ersaß-Bataillon 15 kriegsgefangene franzöſiſche Offiziere mit 9 Burschen beigegeben : 1 Oberſt,

294

15.

Das Ersaß-Bataillon.

2 Majors, 2 Kapitäns, 4 Lieutenants, 6 Sous-Lieutenants .

Der

Chargenälteste war der bisherige Kommandant von Toul , Oberſt Hud, ein liebenswürdiger Herr, der vortrefflich deutsch sprach und in Münster viele Verwandte traf, da seine Mutter eine Münste ranerin gewesen war. Die 2. und 3. Ersaß-Kompagnie mußten im Herbst neu besett werden, da der zum Chef der mobilen 3. Kompagnie ernannte Hauptmann v. Koschkull

am

8. Oktober zum Regiment abging

und Premier-Lieutenant Hoegg am 30. November zum BesaßungsBataillon Bielefeld übertrat.

Die Führung der 2. Ersatz-Kompagnie

ging an den Hauptmann v . Petersdorff, die der 3. Kompagnie an den Premier-Lieutenant Schöning über. Die Stärke des Ersaß-Bataillons vember

die Handwerker-Abtheilung . große

wuchs beständig ;

im No-

erreichte sie bereits einen Stand von 1354 Köpfen ohne

Bekleidungs - Nachschub

Am 29. November ging der erste für

das

mobile

Regiment

nach

Metz ab. Am 16. Dezember 1870 traf der Befehl in Münster ein, daß das Ersaß-Bataillon

des Infanterie-Regiments Nr. 13 sich sofort

zur Abfahrt nach Meh , halten habe.

Diedenhofen

oder Straßburg bereit zu

Auch unser Ersaß-Bataillon wurde durch diese Maß-

nahme insofern berührt ,

als es alle Zugetheilten des Bataillons

Nr. 13 übernehmen und dessen Abkommandirte ablösen mußte. Auch wurde im Dezember das aus Ostfriesland kommende Landwehr-Bataillon Münster von unserem Ersaß-Bataillon mobil gemacht ; ebenso bald darauf das unweit Minden untergebrachte Landwehr- Bataillon

Warendorf.

Die Anforderungen an

unser

Bataillon verdoppelten sich beinahe, als am 11. Januar 1871 der Befehl zur Abfahrt des Ersaß-Bataillons des 13. Regiments nach Meß

in der That

eintraf und sofort zur Ausführung gelangte.

Beispielsweise lag dem Ersaß-Bataillon des Regiments Anfang Februar die Errichtung starken Garnison-Bataillone Nr.

73 zu

und Einkleidung der 602 Köpfe 13

und

15

ob.

Auch

mußte

es die in besondere Kompagnien eingetheilten Zurückgebliebenen der mobilen Landwehr-Bataillone Warendorf, Soest und Unna sämmtlich und die

übernehmen bezw. mit Bekleidung versehen . Münster dortigen Lazarethe waren von Verwundeten aller

Truppentheile,

die sämmtlich unserem Ersaß-Bataillon beigegeben

Dienstverhältnisse des Ersaz ፡ Bataillons .

295

waren, überfüllt . Alles dieſes kam an und ging ab wie in einem Taubenschlage, und die Verrechnung aller Gebührniſſe mußte von dem Zahlmeister Parlow bewältigt werden. Die größte Zahl der Attachirten wurde im Monat Februar 1871 erreicht ; es waren 114 Unteroffiziere,

1074 Gemeine.

Seine eigene höchste Stärke

mit 1554 Mann ohne die Handwerker hatte das Bataillon bereits im Januar erreicht. Am

21.

Dezember

1870

war

Lieutenant Nehring

mit

128 Geheilten und 372 Mann Nacherſaß zum mobilen Regiment abgegangen. Am 15. Februar 1871 folgten 181 Wiederhergestellte und 251 Mann Nachersaß unter Lieutenant Kleinhans , welcher am 7. Januar als Adjutant des Ersatz-Bataillons durch den Lieutenant Reiche abgelöst worden war. Im Januar 1871 gelangten 411 Ersaß- Reservisten und Rekruten aus den Bezirken Münster ,

Warendorf, Borken, Barmen, Eſſen, Düſſeldorf, im folgenden Monat 255 Mann derselben Kategorien aus den Bezirken Münster, Warendorf, Borken und Wesel

beim Ersaß-Bataillon zur Einstellung .

Am 11. März aber wurde befohlen, von weiteren Rekruten-Einstellungen Abstand zu nehmen. Am 14. April 1871 ordnete das stellvertretende General-Kommando

an, die Ersatz- Bataillone auf 1206 Mann zu bringen , wovon 200 Mann Verwundete sein sollten. Eine auch nur annäherungsweiſe Innehaltung dieser Stärkezahlen war unmöglich, da alle Zuund Abgänge gänzlich unberechenbar erfolgten. Die in der Heilung Begriffenen waren zum Theil kasernirt und wurden auch zu leichteren Dienſtverrichtungen herangezogen. Im Mai fand beim ErſaßBataillon die erste größere Reservisten-Entlassung statt. Premier-Lieutenant Caprano , der Führer der 4. ErsaßKompagnie, wurde am 27. März 1871 in das Beurlaubten-Verhältniß entlassen ,

und die Führung der Kompagnie ging an den

Lieutenant v. Spiegel über. Ende April 1871

wurde

ein großer Bekleidungs-Nachschub

für das inzwiſchen in Longwy, Montmédy und Briey eingetroffene Regiment abgesandt. Hierbei sei der Gesammtleistung der Handwerker-Abtheilung anerkennende Erwähnung gethan . tigte im

Ganzen

Dieſelbe fer-

15 234 Waffenröcke, 22 309 Paar Tuchhoſen,

etwa 30 000 Paar Stiefel, 5727 Mäntel, 16 236 Feldmüßen und ähnliche

Mengen

an

unwesentlicheren

Bekleidungsstücken

an.

15.

296

Der

Das Ersay-Bataillon.

anfängliche Führer der Handwerker-Abtheilung ,

Lieutenant

v. Hülst , trat am 1. April 1871 in das Ruhestands-Verhältniß zurück.

Seine Obliegenheiten gingen für ein halbes Jahr auf den

Premier Lieutenant Kern über. Infolge des Uebertritts des Regiments zum X. Armee-Korps Königliche Kriegsministerium am 19. Mai die Ver-

ſeşte das

legung des Ersaß -Bataillons von Münster nach Hannover zum 1. Juni fest. In Folge dessen fuhr es an diesem Tage um 7 Uhr 50 Minuten Abends in der Stärke von 11 Offizieren, 58 Unteroffizieren, 1261 Gemeinen von Münster ab und traf am folgenden Morgen um 6 Uhr 55 Minuten in Hannover ein. Ein FourierKommando von 1 Offizier, 52 Mann war vorausgeſandt ; 247 Mann blieben als krank , kommandirt 2c. in Münster zurück. Die Bestände des Bataillons wurden in 26 Güterwagen überführt. Das Ersaß-Bataillon trat durch diesen Garniſonwechsel unter folgende Kommando Behörden : 1. Stellvertretende 38. InfanterieBrigade, General-Lieutenant 3. D. v. Mirbach; 2. Stellvertretendes General-Kommando des X. Armee-Korps, General der Infanterie a. D. v. Lehwaldt. In Hannover, woselbst

das Ersaß-Bataillon des Regiments

Nr. 57 bis nach der Ankunft unſeres Bataillons verblieb , wurde Letteres in folgenden Kasernen untergebracht : 1. Kompagnie und Handwerker-Abtheilung Welfenkaſerne, 2. Kompagnie PionierKaserne und Neumannsches Haus , 3. Kompagnie Focke'sche-Bleiche, 4. Kompagnie Ulanen-Kaserne.

Als Offizier- Speiseanstalt wurde

das 16 er-Kasino in der Artilleriestraße überwiesen. Die Garnison Hannover war während der ersten drei Wochen der Anwesenheit unseres Ersaß-Bataillons äußerst schwach an Infanterie ; sie bestand nur aus den Ersaß-Bataillonen des 3. GardeRegiments

und der Regimenter Nr. 73

und 74.

Am 11. Ja-

nuar 1871 war zwar ein Garnison-Bataillon Nr. 73 zu drei Kompagnien unter dem Kommando des Majors v. Limburg errichtet worden ; dasselbe war aber am 18. März wieder aufgelöst, und mit dem 1. Mai hatten auch die Abwickelungsgeschäfte ihr Ende erreicht.

Am 20. Juni 1871 traf das 3. Garde-Regiment zu Fuß in Hannover wieder ein und hielt um 1 Uhr Mittags vom Bahnhof aus seinen feierlichen Einzug in die Stadt,

welcher

auf dem

Verlegung des Ersaz - Bataillons nach Hannover. Waterlooplaße seinen

Abschluß fand .

297

Die Offiziere der Ersatz-

Bataillone begrüßten das eintreffende Regiment auf dem Bahnhofe, die Unteroffiziere und Mannschaften hatten sich unter das Publikum vertheilt. Am 1. Juli 1871 hielten auch die Truppen der 20. Division ihren Einzug

in

Hannover.

Seine Majestät der Kaiser hatte

Seine Anwesenheit zu dieser Feier zugesagt ,

konnte diese Absicht

aber eines Hüftleidens wegen nicht zur Ausführung bringen . Seine Stelle vertrat Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz , welcher am 30. Juni um 1/2 Uhr Mittags in Hannover eintraf. Zum Empfange des

Kronprinzen und zum großen Zapfenstreich am Abende wurden auch die Ersaßtruppen herangezogen. Am 1. Juli früh 8 Uhr standen die Ersaß-Bataillone der Regimenter Nr. 73 und 74 nebst dem 3. Garde-Regiment zu Fuß unter dem Kommando des Oberst v . Linsingen in Kompagniefront-Kolonne im OrdonnanzAnzuge auf dem Waterlooplah ,

um die unter Führung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht ( Sohn) einziehenden Truppen zu erwarten , deren Einzug daselbst mit einem Vorbeimarsch vor dem Kronprinzen ſein Ende erreichte.

Major Brandis

vertheilte an das Ersaß-Bataillon an diesem Tage die Kriegsdenkmünzen. Zum Festessen der Stände im Odeon waren auch 15 Herren des Ersaß-Bataillons geladen . Der amputirte Premier-Lieutenant Meyer, welcher damals

noch an zwei Krücken ging , hatte bei dieser Gelegenheit den Vorzug , Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen vorgestellt zu werden. Die Rückkehr der 20. Division war für das Erſaß-Bataillon in verschiedener Hinsicht von Einfluß. vertretende General-Kommando

am

Zunächst wurde das stell-

29. Juni aufgelöst , und die

stellvertretende Brigade trat unter den Befehl des Kommandirenden Generals v. Voigts Rhez. die Pionier-Kaserne ,

Sodann mußten die Ulanen-Kaserne,

die Focke'sche Bleiche und das Neumannsche

Haus geräumt werden, um das Ulanen-Regiment und die FüſilierBataillone der Regimenter Nr. 77 und 79 aufzunehmen. Das ganze Ersatz-Bataillon tam in der Kaserne Nr. VI am Welfenplaß unter. Endlich kamen zur Tiſchgeſellſchaft im 73er - Kasino zwei weitere Offizier-Korps hinzu ,

nämlich die der Füsilier-Bataillone des 77.

und 79. Regiments , welche als Garniſon-Verstärkung bis auf Weiteres in Hannover verblieben. Am 11. Juni war nämlich

298

15.

vom Kriegsministerium

Das Ersaß-Bataillon. genehmigt

worden ,

daß

da ,

wo

eine

Division in Frankreich belassen sei , die großen Garnisonen ver stärkt würden . Am 15. August wurde dem Hauptmann Krause der Abschied bewilligt, worauf die Führung der 1. Ersatz-Kompagnie auf den Premier Lieutenant v. Schmid überging. Am 24. September gingen Premier Lieutenant Schöning und Lieutenant v . Spiegel zum mobilen Regiment ab . Dafür übernahmen Hauptmann Moldenhawer und Premier-Lieutenant v . Stolzenberg die erledigten Führerstellen der 3.

und 4. Ersat-Kompagnie.

Am 2. Oktober

wurde Rittmeister a. D. Buhse Führer der Handwerker-Abtheilung. Am 12. September 1871

war

auch ein Wechsel im Kommando

des Ersaß-Bataillons eingetreten, indem auf Anordnung des Königlichen General-Kommandos Major Brandis

behufs Uebernahme

des 2. Bataillons zum mobilen Regiment kam und als Kommandeur des Ersaß-Bataillons durch den Major Senff erſeßt wurde. Endlich erfolgte am 25. Januar 1872 auch ein Adjutantenwechsel beim Bataillon, indem Lieutenant Reiche in die Front zurücktrat und den Lieutenant v. Korßfleisch zum Nachfolger erhielt. Am 20. Juli und 15. Oktober 1871 gelangten je 360 Rekruten, die Jahresklaſſe 1871 , beim Erſaß-Bataillon zur Einſtellung. Mit dem 20. Juli sollte aber zufolge Kriegsministerieller Anordnung die Friedensstärke der

alten Garde-Regimenter

mit

682 Köpfen

Es war dadurch eine größere Entlaſſung und auch ein Ausgleich mit dem mobilen Regiment bedingt. Auch wurden die jüngsten Reservisten der demobil werdenden Regimenter Nr. 77 erreicht werden.

und 79 zum Ausgleich innerhalb des Armee-Korps zum Regiment Nr. 73 verseßt , damit dieses seine älteren Jahresklassen entlaſſen konnte.

Bei der Nachführung

dieser Mannschaften nach Verdun

ereignete ſich am 18. Juli der Eiſenbahnunfall bei Forbach. Zur Ausbildung der Rekruten wurden meiſt 2—3 Monate Zeit gewährt. So wurden beispielsweise die Rekruten der Sommereinstellung am 19. September, die der Herbsteinstellung am 8. Januar durch den General v. Mirbach besichtigt . Unter dem 24. Oktober 1871 ordnete das Kriegsministerium die Zurückführung der Ersatz-Bataillone auf 22 Offiziere , 69 Unteroffiziere, 4 Lazarethgehülfen, 17 Spielleute , 212 Gemeine ausschließlich der Rekruten an . Im Januar 1872 gelangte die Verringerung des Bataillons auf

Lezte Jahre des Ersatz - Bataillons . 568 Köpfe zur Ausführung ;

gleichzeitig

wurde die bis

299

dahin

80 Schneider, 105 Schuhmacher starke Handwerker-Abtheilung auf 60 Schneider, 40 Schuhmacher herabgeseßt. Zur Unterſtüßung und Entlastung des Ausbildungs-Personals kommandirte Oberst v.Loebell zu jeder Rekruten-Ausbildung 12 Unteroffiziere vom mobilen Regiment zum Ersaß-Bataillon . Im Frühjahr 1872 waren die Lieute nants Junder v. Oberconraid und Benthien vom FüsilierBataillon Regiments 79 zum Rekruten-Exerziren zu unserem ErſaßBataillon

kommandirt. Im Jahre 1872 gelangten am 1. Mai und 1. Auguſt je 350 Rekruten zur Einstellung und zwar im Frühjahr aus dem Bezirk der 39. und 40. Brigade, im Sommer aus dem Bezirk der 37. und 38. Brigade. Am 11. Juni 1872 wurde General-Lieutenant v . Mirbach, welcher noch am 10. Mai die Ersay-Bataillon abgehalten hatte,

ökonomische Musterung über das von seiner Stellung entbunden

und General-Major z. D. Freiherr Treusch v . Buttlar -Brandenfels zu seinem Nachfolger ernannt. Am 16. Juli wurden die Hauptleute Taured und Linde , am 25. Oktober Premier-Lieutenant Kleinhans Kompagnie-Führer beim Ersaß-Bataillon , Erstere 3. und 2. , Leßterer 1. Kompagnie, an Stelle der zum mobilen Regiment verseßten Hauptleute Moldenhawer und v. Petersdorff und des zum Kompagnie-Chef_beförderten Premier Lieutenant v. Schmid . Major Senff machte das Manöver 1872

auf seinen Antrag mit der 39. Brigade bei

Sarstedt und Nordstemmen mit. Mit dem Jahre 1873 wurde es leichter beim Ersaß-Bataillon. Schon vom 1. November 1872 an durften keine überzähligen Leute mehr bei demselben verbleiben , und nachdem die Räumung des okkupirten Gebiets beschlossen war, wurde auch die zum 1. Mai und 1. August bereits angeordnete Rekruten-Einstellung wieder abbestellt. Wenn so am Einzelererziren Zeit gespart wurde, so wurde diese zu größeren Uebungen ausgenußt ; im Mai 1873 wurden die beiden Ersaß-Bataillone der 38. Brigade einige Male zum Ererziren im Halbbataillon unter Hauptmann Taured zusammengestellt. Am 1. August 1873 verließ das Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 77 Hannover ; das Füfilier-Bataillon Regiments Nr. 79 wurde blieb daselbst bis zum Manöver

in der Umgegend untergebracht ,

15.

300

Das Ersag-Bataillon.

und rückte erst nach Schluß der Herbstübungen nach seiner Garnison Hameln ab . Am 10. August holte das Offizier-Korps des Erſaß-Bataillons das mobile Regiment bei dessen feierlichem Einzuge vom GeorgsPalais ein und überreichte beim Festmahl dem Offizier-Korps des Regiments zwei schwere Tischleuchter als Geschenk. Das Offizier-Korps des Ersatz-Bataillons war in diesen lezten Tagen seines Bestehens wie folgt zuſammengeſeßt : Kommandeur Major Senff, Adj . Lieut. v . Korßfleisch I. 1. Komp. 2. " 3. " 4. "

Pr.- Lieut. Kleinhans ,

Lieut. Jasper.

Hauptmann Lincke, Taured, "

"

Pr.-Lieut. v . Stolzenberg ,

"

"

John. Reiche I. Werner.

Handwerker-Abtheilung : Rittmeister Buhse . Am 11. August 1873 früh 9 Uhr fand auf dem Welfenplag zu Hannover durch den Oberst v . Loebell die Auflöſung und Vertheilung des Ersaß-Bataillons statt, welches damit ſein beſcheidenes, aber verdienstvolles Dasein beschloß.

Hannover.

301

Vierter Abschnitt.

Das Regiment in der Provinz Hannover 1873-1891 .

16.

Hannover und Osnabrück.

Hannover, welches nach der Rückkehr des Regiments aus Frankreich Garnison des 1. und 2. Bataillons wurde, war 1873 noch eine wesentlich andere Stadt als heute. war es in preußischer Verwaltung , den die Stadt seitdem genommen , fängen

bemerkbar.

und

Noch kein Jahrzehnt

der große Aufschwung,

machte sich erst in seinen An-

Hannover zählte mit Einſchluß des Vorortes

Linden erst 106 000 Einwohner.

Noch stand am Ernst August-

Plaß der alte graue Bahnhof,

von welchem die Züge zu ebener

Erde durch die Stadt fuhren.

Noch durchzog

Pferdebahnlinie, Döhren -Herrenhauſen , heutigen Prachtbauten Ständehaus ,

die

nur eine Stadt.

einzige

Von den

Justizgebäude, Postamt, war

noch nichts vorhanden ; Reitſchule und Technische Hochschule lagen noch in der Innenstadt. Die räumliche Ausdehnung der Stadt war gegen heute wesentlich beschränkt, was sich besonders an den damals dem Regiment zur Unterkunft überwiesenen Stadttheilen zeigt. Das 1. Bataillon belegte mit 6 Offizieren, 466 Mann die Kaserne Nr. VI am Welfenplag .

Der Rest des Bataillons kam in

Bürgerhäuser der umliegenden Stadttheile.

Doch lag damals noch

rund um die Kaserne freies Feld, sowohl nach der Vahrenwalder-, wie nach der Cellerstraße und dem Lister Thurm zu. Außer unserem 1. Bataillon lag noch das ganze Infanterie-Regiment Nr. 74 und das Feldartillerie-Regiment Nr. 10 in der Welfenkaſerne, welche in dem geräumigen Welfenplag einen guten Ererzirplaß besaß. Noch mehr als hier springt der seither eingetretene Umschwung in die Augen, wenn wir uns die damalige Unterkunft des 2. Ba=

302 taillons

16.

Hannover und Osnabrück.

vergegenwärtigen .

Während der 7. Kompagnie das so-

genannte Neumannsche Haus

in der Artillerieſtraße überwiesen

war, kam die 8. Kompagnie mit 96 Mann in der Pionier-Kaserne, die 5. und 6 Kompagnie mit zuſammen 1 Offizier 163 Mann in der Focke'schen Bleiche unter ,

während der Rest in Stadthäuser

gelegt wurde. Die Pionier-Kaserne am Cleverthor und die Focke'ſche Bleiche zwischen Glocksee und Kanonenwall, vom Fiskus ermiethete Privatgebäude, waren uralte, baufällige Fachwerkhäuser in damals noch völlig ländlicher Umgebung.

Große Trockenwiesen mit den

Ueberresten der alten Festungsgräben und dem gezackten Wall der Kontreeskarpe umgaben die Kasernen ; Obstgärten mit kleinen Gartenhäuschen lagen dazwischen ; Alles trug noch das Gepräge der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts.

Aber schon waren

die Pläne zur großartigen Anlage der Goethe- und Humboldtſtraße fertig ; schon war mit dem Bau der Goethebrücke neben der damaligen Kavalierbrücke begonnen ; schon wuchsen neben der Offizier Reitschule die Anfänge der Goethestraße

aus

der Erde heraus.

Auch die Kasernen des 2. Bataillons fielen der Neuanlage zum Opfer und Niemand weinte ihnen eine Thräne nach.

Die Focke'sche

Bleiche, an deren Stelle heute der Humboldtplag liegt, wurde am 1. Juli 1875, lange vor ihrem Abbruch,

geräumt,

da Typhus-

erscheinungen dies nothwendig machten. Noch bedrohlicher trat diese Krankheit in Folge schlechten Wassers in der Pionier-Kaserne auf, so daß ihre Räumung

bereits im Oktober 1873 beantragt

wurde und am 1. Mai 1874 wirklich erfolgte, nachdem die gefährdetsten Stuben schon ein halbes Jahr zuvor geleert waren.

Die

drei Kompagnien kamen gänzlich in Unterkunftshäusern der Neustadt unter. In der erst 1887 zum Abbruch gelangten PionierKaserne wurden die Küche , das Unteroffizier-Kasino und andere Bataillons - Einrichtungen bis 1878 belaſſen .

Die 7. Kompagnie

hatte mit 72 Mann das alte, winkelige Neumannsche Haus in der Artilleriestraße zwischen dem Offizier-Kasino und der KavallerieUnteroffizierſchule belegt, während der Reſt gleichfalls in der Stadt wohnte.

Zum kleinen Dienst

aller vier Kompagnien waren nur

der Pionier-Kasernenhof nebst Exerzirſchuppen und anfänglich noch der

Fockenbleichhof

verfügbar ;

zum

Waterlooplag dem 2. Bataillon zu ; dem 3. Garde -Regiment zu Fuß,

Ererziren

stand

auch der

es hatte denselben aber mit

welches dort kaſernirt war, zu

Osnabrück.

theilen.

303

Dem Bataillons -Ererziren diente die Bult, woselbst auch

die Schießstände für die näheren Entfernungen lagen.

Auf der

Vahrenwalder Heide, dem Ererzirplaß für größere Uebungen, befanden sich die langen Schießstände. Zum Felddienst war die Umgegend Hannovers damals viel günstiger als heute ; im Norden und Nordwesten lagen große, seitdem urbar gemachte Heidestrecken. Ganz

nahe der Garnison , zwischen Herrenhausen und Stöcken,

war das beliebteste Felddienstgelände Kaninchenberge , an deren Leinhausen ausbreitet.

aller Truppen gelegen :

die

Stelle fich heute die Arbeiterkolonie

Etwa in der Mitte zwischen den Kasernen der beiden Ba= taillone befand sich in der Artilleriestraße Nr. 2 das Offizier-Kasino des Regiments,

einfache aber trauliche Räume, die stets treue

Kameradschaft und harmlose Fröhlichkeit sahen. Das vom Dekonomen Scheller gelieferte Essen schmeckte noch einmal so gut, seit am 10. Auguſt 1873 das neue Silberzeug in Gebrauch genommen war, durch dessen Beschaffung sich Oberst v. Loebell ein bleibendes, großes Verdienst um das Regiment erworben hatte. Jeder Offizier erhielt sein volles Besteck mit seinem Namen und der Regimentschiffre ; dasselbe verbleibt beim Abgange des Besizers als Andenken dem Offizier-Korps . Das 3. Bataillon kam in Osnabrück in angenehmster Weise unter. Der damals etwa 25 000 Einwohner zählende Hauptort der

Landdrostei Osnabrück, an der Haſe in bemerkenswerth hübscher Umgebung gelegen, Bischofsſiß und Eisenbahnknotenpunkt, ist eine recht ansehnliche, wohlhabende Stadt, in der sich gut leben ließ. Die Garnison bestand aus dem 3. Bataillon des Regiments Nr. 73 und dem 2. Bataillon des Regiments Nr. 78. Dem leßteren wurde die bisherige Infanterie-Kaserne, dem ersteren die Kaserne des nach Mez verlegten 9. Dragoner-Regiments zugetheilt. In derselben konnten nur die 11. und 12. Kompagnie mit zuſammen 10 Unteroffizieren 115 Mann unterkommen ; die 9. Kompagnie wurde in ein geräumiges Unterkunftshaus auf der Gildewarth, die 10. Kompagnie in das Beckmannsche Haus in der Hackenstraße gelegt. Nach der Rekruten-Einstellung kamen noch drei nebeneinander gelegene Unterkunftshäuser vor dem Natruper Thor hinzu . Im Schloß, welches bis 1803 Siß des Fürstbischofs gewesen war, waren sämmtliche Kammern untergebracht. Dort= selbst befand sich auch eine Dienstwohnung für einen höheren Offizier,

Hannover und Osnabrück.

16.

304

welche späterhin der Major Senff erhielt. Zum Einzelererziren diente die Große Domfreiheit, ferner der Garten beim Beckmannschen Hause und der Kavallerie-Kasernenhof,

als Ererzirhaus die

Dragoner-Reitbahn . Der große Ererzirplay lag vor dem Natruper Thor, eine Stunde vor der Stadt. Das Bataillon fand drei Schießstände in der Eversheide vor ; drei

Stände dazu .

Im

September

im Sommer 1874 baute es 1874 traf die von Weſel

nach Osnabrück verlegte Reitende Abtheilung des Westfälischen Feldartillerie-Regiments Nr. 7 daselbst ein und wurde in Bürgerhäusern in der Nähe des Schlosses untergebracht.

Das 3. Bataillon

mußte nunmehr die Reitbahn abgeben ; dafür stand das Ererzirhaus bei der Infanterie-Kaserne jezt beiden Bataillonen zu.

Zum kleinen

Dienst erhielt das 3. Bataillon statt des Kavallerie -Kasernenhofes und der Domfreiheit den Plaß zwischen der Natruperſtraße und den Artillerieſtällen, welcher nach seiner Aufbesserung durch KohlenIm Gebäude schlacke den Namen Schwarzer Plaß erhielt.

der Hauptwache

richtete

das 3. Bataillon eine Treppe hoch sein

Offizier-Kasino ein, welches mit Hülfe der in Frankreich überwiesenen Mittel bald recht wohnlich wurde, und in welchem das sogenannte „Heinzelmännchen “, ein Dekonom von etwas zwerghaftem Wuchs, ein durchaus schmackhaftes Essen verabreichte . Das erste wichtige Erlebniß des Regiments nach seiner Rückkehr in die Heimath war die Kaiserparade vom 12. September 1873. Erst ein einziges Mal seit seiner Errichtung hatte das Regiment das Glück gehabt, seinen geliebten König und Herrn zu sehen : im Biwak bei Pange am 15. August 1870 !

Jett sollte

es zum

ersten Male vor Allerhöchstdemselben in Parade erscheinen.

Leider

war dies nur dem 1. und 2. Bataillon beschieden, und auch diesen nach der Reserveentlaſſung bei so schwachem Mannſchaftſtande, daß sie zu

einem Bataillon

zuſammengestellt werden

mußten .

Die

gänzlich überraschende Nachricht ging dem Regiment erst am 8. September zu. Der gerade in Bad Eilsen auf Urlaub befindliche Oberst v. Loebell unterbrach sofort ſeine Kur, um Sr. Majestät das Regiment

selbst

vorzuführen.

Kaiser Wilhelm

traf

am

11. September Abends 8 Uhr in Hannover ein und begab sich, von einer dichten Volksmenge jubelnd begrüßt, nach dem Leineschloß, woselbst die vom 3. Garde-Regiment gegebene Ehrenwache aufgestellt war.

Ein Fackelzug und ein großer Zapfenstreich be-

Kaiserparade 1873. schloffen den Tag.

Am

305

12. September fand um 10 Uhr früh

bei prächtigem Wetter die Parade der Garnison und der durch das Manöver bei Hannover verſammelten 20. Diviſion zwischen Bornum und Wettbergen statt. Sie wurde vom General-Lieutenant Prinz Albrecht von Preußen kommandirt. Das 1. Treffen unter General- Major v. Diringshofen bestand aus der kombinirten, der 39. und der 40. Infanterie- Brigade nebst den Jägern und Pionieren.

Im 2. Treffen ſtanden unter General-Major v. Barby

die 20. Kavallerie-Brigade, das Artillerie-Regiment und das TrainBataillon. bestand

Die kombinirte Brigade des General- Major v. Wedell

aus der Kriegsschule (Oberst Ritgen) ,

dem

3. Garde-

Regiment zu Fuß (Oberst v. Thile) und dem kombinirten Regiment (Oberst v. Loebell), welches aus je einem zuſammengestellten Bataillon der Regimenter Nr. 73 und 74 unter den OberſtLieutenants Brandis und Bumke gebildet war. Nach den Vorbeimärschen sprach Seine Majestät den Regimentern Nr. 73 und 74, sowie den zahlreich anwesenden Offizieren des Ulanen= Regiments Nr. 14 Allerhöchſtſeine vollste Zufriedenheit über ihre sehr gute taktische Haltung im Kriege und ihre Mannszucht während der Okkupation aus .

Im beglückenden Bewußtſein dieſer König-

lichen Lobesworte marſchirten die Truppen ab . Seine Majeſtät aber fuhr über die Limmer - Brücke durch den im röthlich-gelben Herbstschmuck prangenden Georgsgarten nach dem unvollendeten Prachtbau des Welfenschloſſes und kehrte über den Königsworther Plaß zum Leineschloß zurück, um die Stadt um 3 Uhr Nachmittags wieder zu verlassen . Oberst-Lieutenant Brandis erhielt anläßlich dieser Kaiserparade den Rothen Adler-Orden 4. Klasse. Im Bereich der 19. Division fanden im Oktober 1873 ſtatt des ausgefallenen Manövers Uebungen mit gemischten Waffen statt, wozu der 38. Brigade das Ulanen-Regiment Nr. 13 und das FeldArtillerie-Regiment Nr. 10 zur Verfügung gestellt wurden. Das nächste halbe Jahr brachte eine ganze Reihe Personalveränderungen unter den Vorgesezten des Regiments . General der Infanterie v. Voigts - Rhez trat am 12. Dezember 1873 in den Ruhestand, und das Armee -Korps hatte den ehrenvollen Vorzug, einen Hohenzollernprinzen und Neffen Seiner Majestät des Kaiſers, den General -Lieutenant Prinz Albrecht von Preußen zum Führer zu erhalten. Der Brigade - Kommandeur General - Major 20

306

16.

Hannover und Osnabrück.

v. Wedell wurde am 8. November an die Spiße der 4. Diviſion berufen. Sein Nachfolger, General-Major Freiherr v . Lyncker , blieb nur wenige Monate an der Spiße der Brigade. Am 14. Februar 1874 wurde Oberst v . Eberhardt , bisher Kommandeur des 46. Regiments, mit Führung der Brigade beauftragt und am 2. Mai als General-Major zum Kommandeur derselben ernannt.

Am 14. März

1874 wurde der Kommandant von Hannover General-Lieutenant v. Berger zum Gouverneur von Ulm und dafür der Kommandeur der 20. Kavallerie-Brigade General-Major v. Barby mandanten von Hannover ernannt.

zum Kom-

Am 12. Dezember 1873 ver-

starb zu Potsdam der General-Major a. D. v . Ranisch , was im Regiment bei Allen, die ihn noch kannten, die schmerzlichste Theilnahme hervorrief.

Bei seinem Begräbniß am 16. Dezember legte

der in Potsdam kommandirte Hauptmann v. Holleben als Ver= treter des Offizier-Korps einen Kranz auf seinem Sarge nieder. Da in beiden Garnisonen des Regiments ein reges geselliges

Leben herrschte, so traten an das solcher Aufgaben fast entwöhnte Offizier-Korps in geselliger Hinsicht ganz neue Forderungen heran . Der Hannoverschen Geselligkeit verliehen die mit dem Winter 1873-74 ihren Anfang nehmenden Hoffestlichkeiten bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Albrecht ihren höchsten Glanz. Vorgestellt war das Offizier-Korps Seiner Königlichen Hoheit bereits am 20. August 1873. Auch abgesehen vom geselligen Verkehr gab es in Hannover Abwechſelung und Vergnügungen genug .

Vor Allem ist hier das Hoftheater zu nennen , deſſen Parketpläge den Offizieren für den geringen Preis von täglich 5 Silbergroschen - später 1 Mark -- zugänglich waren.

Seit 1873 brachte das alljährlich im Dezember im Regiments-Kaſino stattfindende sogenannte Rheinweinfest die Offiziere in eine einmalige, recht anregende gesellige Beziehung zur Künſtlerſchaft. Mit einem großen Theile der zur Reitschule kommandirten Herren kam unser Offizier-Korps bald in einen sehr freundschaftlichen Verkehr. Lieutenant Beamish - Bernard des 9. Ulanen-Regiments darf in diesen Blättern nicht unerwähnt bleiben ; noch jezt schmücken werthvolle Andenken von ihm das Regiments-Kasino . -- Nicht so wechselvoll, aber gleichfalls anregend genug gestalteten sich die außerdienstlichen Verhältnisse in Osnabrück, wo die Beziehungen zum 78er= und Artillerie-Offizierkorps gleichfalls die besten waren. Hier waren

Geselliges und kameradschaftliches Leben. die Bierstuben von Dütting

307

und Rewwer die gesuchtesten Ver-

einigungspunkte für den Abend ; doch war auch der Abendverkehr im Offizier-Kaſino recht rege. Hier veranſtaltete das Offizier-Korps auch zwei Tanzfeste, von denen namentlich der Maskenball am 28. Februar 1875 vortrefflich glückte. Eine traurige Unterbrechung

erlitt die rege Geselligkeit des

Winters durch die sechswöchentliche Armeetrauer um Ihre Hochselige Majestät, die am 14. Dezember 1873 verstorbene Königin - Wittwe Elisabeth.

Ein freudiges Ereigniß war

es hingegen ,

als am

15. Juli 1874 Kanonendonner die im Georgs-Palais erfolgte Geburt eines jungen Hohenzollernprinzen verkündete, und als am 6. September Seine Majestät der Kaiser in Hannover eintraf, um Seinen Großneffen Friedrich Heinrich selbst aus der Taufe zu heben . Am 2. September 1873 hatten Volk und Heer mit ihrem glorreichen Herrscher die Enthüllung der Siegessäule auf dem Königsplaße zu Berlin gefeiert. Seine Majestät verlieh bei dieſer Gelegenheit den Außenforts um Meß und Straßburg die Namen der bedeutendsten Heerführer und befahl die Aufstellung von Gedächtnißtafeln für die Gefallenen in den Kirchen.

Diese mit dem

Eisernen Kreuz geschmückten Tafeln wurden in der Schloßkirche zu Hannover am Sonntag den 23. August 1874 feierlich geweiht. Die eine derselben enthält Charge, Zu- und Vornamen der vom 1. und 2. Bataillon des Regiments gebliebenen 3 Hauptleute, 4 Lieutenants, 1 Portepee -Fähnrich, 1 Feldwebel, 5 Sergeanten, 10 Unteroffiziere, 26 Gefreiten, 141 Füsiliere. Gegenwart der Generale und Spigen

Die Feier fand in

der Zivilbehörden , sowie

einer Abordnung des 3. Garde- Regiments statt. Aebert sprach die Weiherede ;

Divisionspfarrer

150 Mann des Regiments ,

mit dem Eisernen Kreuz geschmückte Unteroffiziere, wohnten

meist der

Feier bei. In Osnabrück weihte Divisionspfarrer Dieß in der St. Katharinenkirche eine ähnliche Gedächtnißtafel, auf welcher 1 Hauptmann, 5 Unteroffiziere, 6 Gefreite und 39 Füsiliere als Feldzugsopfer des 3. Bataillons dem Andenken der Nachwelt überliefert sind. Das Jahr 1874 ist ein besonders wichtiges in der Geschichte des Regiments . das

Es brachte ihm wie dem ganzen Armee-Korps

erste Kaisermanöver.

Mit der angespanntesten Thätigkeit

wurde das ganze Jahr hindurch auf diesen Schlußstein der mili20*

16.

308

Hannover und Osnabrück.

tärischen Ausbildung hingearbeitet , zumal die Einübung mit dem am

1. Juni in Gebrauch genommenen Infanterie - Gewehr M/71

hinzukam . Zu Anfang August wurde der Mannschaftsstand der Bataillone derart auf die volle Friedensstärke gebracht, daß für alle Kranken und Kommandirten Reſerviſten eingezogen wurden.

Am

7. August verließ das 3. Bataillon Osnabrück, um über Wittlage, Lübbecke , Minden , Stadthagen und Gr. Goltern nach Hannover heranzurücken, woselbst es am 13. Auguft eintraf. Nachdem der Jahrestag von Colombey vom vereinigten Offizier-Korps feftlich begangen war, fand vom 15-22. August das Regiments- Exerziren auf dem Kronsberge zwischen Wülferode , Bemerode und Anderten statt.

Ebendaselbst ererzirte General v. Eberhardt demnächst bei

großer Hiße die Brigade ,

welcher das 3. Garde-Regiment beige-

geben war.

September fanden

Zu

Anfang

in der Grafschaft

Schaumburg zwischen Apelern und Rinteln die vom General-Major v. Alvensleben 7. und

geleiteten

8. September

Detachements - Uebungen statt.

zwiſchen Nenndorf und Münder gegeneinander ; General-Lieutenant v . Strubberg Rodenberg gegen einen

Am

manövrirten beide Brigaden der Diviſion

die

am

9. ererzirte

geschlossene Division bei

markirten Feind.

Am folgenden Tage

wurde das ganze X. Armee-Korps in und um Hannover zuſammengezogen. Das Regiment kam in seine Kasernen zurück, bezw . das 3. Bataillon in Ortsunterkunft. Auch die ganze 37. InfanterieBrigade war in der Stadt Hannover untergebracht ; das OffizierKorps des Regiments Nr. 78 , zu deſſen Führung damals Oberst v. Caprivi kommandirt war, ſpeiſte während dieser Zeit mit im 73 er -Kasino.

Am 11. September war Ruhetag, am 12. Korps-

manöver auf dem Kronsberge gegen einen markirten Feind unter Oberst v.

Thile, zu welchem auch das 3. Bataillon gehörte.

Am 13. (Ruhetag des Korps ) Nachmittags 4 Uhr langte Seine Majestät der Kaiser und König mit Sonderzug in Hannover an, um bis zum 19. September im Königlichen Schloß Hof zu halten.

Mit dem Kaiser waren viele hohe und bemerkenswerthe

Gäſte in Hannover anwesend , so Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Karl und Friedrich Karl , der Großherzog

von

Medlenburg-Schwerin , der Herzog von Sachsen - Altenburg , Prinz Luitpold von Bayern , die Feldmarschälle Graf v . Moltke

309

Kaisermanöver 1874.

und Freiherr v. Manteuffel , Kriegsminister v . Kameke und 53 fremdherrliche Offiziere. Begeistert begrüßt, fuhr Seine Majestät zum Schloßhof, woſelbſt ſämmtliche Offiziere der Garniſon aufgestellt waren. Am 14. September fand um 10 Uhr früh die Parade des X. Armee-Korps auf dem Theile des Kronsberges statt, welcher seitdem Kaiſerfeld heißt. Das Armee-Korps war unter dem Kommando des Prinzen Albrecht in zwei Treffen aufgestellt : General v. Strubberg befehligte das 1., Rheß das 2. Treffen. menge zahllos .

General v. Voigts-

Das Wetter war günstig , die Zuschauer-

Seine Majestät der König erschien in gewohnter

Frische vom Kirchröder Thurm her mit überaus glänzendem Gefolge. Die Frau Kronprinzeſſin wohnte der Parade zu Pferde in der Uniform Ihres Huſaren-Regiments, die Frau Prinzeſſin Albrecht im sechsspännigen Wagen bei.

Um 5 Uhr Nachmittags war Gala-

tafel im Schloß, zu welcher sämmtliche Stabsoffiziere befohlen waren . Seine Majestät brachte den Trinkspruch auf das Wohl des X. ArmeeKorps und des Kommandirenden Generals aus . Prinz Albrecht dankte in längerer Rede für dieſe gnädigen Worte,

erinnerte an

die Absicht eines

anderweiten,

Königsmanövers

1870 ,

an

die

ernsteren Aufgaben, welche damals an das Korps herantraten, an den Rücktritt der Hannoverschen Regimenter, welche sich in anderen Verbänden tapfer geschlagen hätten,

in den Verband des Armee-

Korps und schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät.

Am 15 .

früh manövrirte das Armee-Korps als Westkorps auf dem Kronsberge angriffsweise gegen ein markirtes Ostkorps unter Oberst v. Thile , bei welchem sich wieder das 3. Bataillon des 73. Regiments befand. Die 38. Brigade machte unmittelbar unter den Augen des Kriegsherrn von Wülfel aus den Angriff auf die Bemeroder Windmühle Fahnen mit.

Dem

Regiments -Kolonne.

mit

klingendem

Spiel

und

fliegenden

Manöver folgte ein Parademarsch in der Am Abend

war großer Zapfenstreich aller

18 Musikkorps des Armee-Korps unter Leitung des Stabshoboisten Bec vom 3. Garde-Regiment.

Der 16. war Ruhetag ; der Kaiser

besuchte an diesem Tage zum Frühstück das Kasino des 3. Garde Regiments , ferner das Rennen auf der Bult , den Zoologischen Garten und am Abend das Tivoli . Am 17., 18. und 19. Sep= tember fanden Feldmanöver der beiden Divisionen gegen einander vor Seiner Majeſtät ſtatt ,

mit der General-Idee ,

daß eine nach

16.

310

Hannover und Osnabrück.

Hildesheim zurückgewichene Ostdiviſion (20.) nach Verstärkung zum Angriff gegen die von Minden nach Hannover vorgerückte Westdivision ( 19. ) schreitet.

Nach ungünſtigem Gefecht bei Hiddestorf

-Arnum am ersten Tage behauptete die 19. Division am 18. September erfolgreich die Stellung Eveſtorf—Pottholtenſen. Am leßten Manövertage hatte sie Verstärkungen aus Minden erhalten (3. GardeRegiment, 10. Jäger-Bataillon, 13. Ulanen-Regiment, 1 reitende Batterie) und ging zum Angriff gegen die bei Ronnenberg -Wettbergen aufgestellte Oftdiviſion über, welche lettere auch den Tönniesberg mit einer Landwehr - Brigade

(Wachtkommando

unter dem

Bezirks-Kommandeur Major v . Böckmann) und der Korps-Artillerie besezt hielt. Der Kaiser gab bei der Besprechung Seiner vollsten Anerkennung über die Leistungen des Armee-Korps Ausdruck und machte die verfügten Gnadenbeweise bekannt. Prinz Albrecht wurde endgiltig zum Kommandirenden General des X. ArmeeKorps ernannt. Hauptmann v. Klüfer , seit fast vier Jahren ältester Hauptmann im Regiment ,

wurde demselben als Major aggregirt

und durfte sich sofort bei Seiner Majestät melden ; er hatte das ganze Manöver hindurch für den erkrankten Oberst-Lieutenant v. Schkopp das 1. Bataillon geführt. Major Senff und Hauptmann Moldenhawer erhielten den Rothen Adler-Orden 4. Klaſſe, Stabshoboist Meisel

das

Allgemeine

Ehrenzeichen .

Unterdeſſen

hatte Oberst v . Loebell das Regiment bei Wettbergen aufgestellt, und dort geruhte Seine Majestät vor der Abreise nochmals zum Regiment heranzureiten und den Bataillonen unter dem gnädigsten Ausdruck Seiner Zufriedenheit Lebewohl zu sagen. Um 312 Uhr Nachmittags reiste der Monarch von Hannover ab. Das 3. Bataillon wurde um 8 Uhr Abends in Hainholz auf die Bahn gesezt und traf Nachts um 11/4 Uhr in Osnabrück ein. Dieses für

das Regiment so sehr ehrenvolle Kaiſermanöver

war der Abschluß der Thätigkeit des Oberst v. Loebell in und mit dem Regiment, welches er in unvergeßlichen Tagen geführt hatte und in welchem sein Andenken stets rege bleiben wird. Am 5. Januar 1875 wurde er unter Stellung à la suite des Regiments

mit Führung

der

15. Infanterie - Brigade

in Erfurt be-

auftragt ; beim Ordensfest folgte seine Ernennung zum GeneralMajor und Brigade-Kommandeur.

Als er am 3. Auguſt 1877 in

den Ruhestand trat, hatte das Regiment die Freude, daß er seinen

Oberst v. Conring. -- Sergeant Troll.

311

Wohnsit in Hannover nahm und die alten Bande mit dem OffizierKorps wieder anknüpfte. General v. Loebell ist die Seele der konservativen Partei in Hannover und Ehrenvorsißender des Kriegerverbandes der Provinz .

Bei des Kaisers zweiter Anwesenheit in

Hannover 1881 hat er Seiner Majeſtät Anerkennung durch Verleihung des Charakters als General-Lieutenant erfahren. Zum Kommandeur des Regiments wurde am 12. Januar der Oberst- Lieutenant v. Conring vom Grenadier - Regiment Nr. 4 ernannt , deſſen Beförderung zum Oberst am 18. Januar folgte. Auch das

2. Bataillon hatte eine Neubeseßung erfahren ,

indem

Oberst-Lieutenant Brandis am 12. November 1874 in Ruhestand trat und den Major Drenkhahn zum Nachfolger erhielt. 22.

März

1875

wurde

Am

Seine Königliche Hoheit der Komman-

dirende General zum General der Kavallerie befördert. Am 18. Mai 1875 rettete Sergeant Troll der 8. Kompagnie der Schneiderfrau Luise Meyer das Leben, indem er vom PionierKasernenhofe aus , wo er mit Einzelererziren beschäftigt war, nach Ablegung des Seitengewehrs , der Stiefel und des Roces in die drei Meter tiefe Leine sprang, die dem Ertrinken nahe Frau ergriff und nach der Aktienbrauerei hinüberbeförderte. Er selbst schwamm demnächst über den zehn Meter breiten Fluß wieder zurück. Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom

20. Juli wurde ihm für

diese muthige That die Rettungs-Medaille verliehen, welche Prinz Albrecht ihm selbst übergab .

am

24.

Juli

im Königlichen

Schloß Höchst=

Das Manöver fand 1875 nördlich von Hannover in der Heide statt und zwar die Detachements -Uebungen unter General v. Eberhardt bei Nienburg - Vilſen, Hoya und Syke.

das

Diviſions - Manöver

zwiſchen

Der Diviſion ſtand dazu der großen Kavallerie-

Uebungen wegen nur das 19. Dragoner-Regiment zur Verfügung. Auf der Ahrensheide bei Walsrode war eine Kavallerie- Diviſion von 7 Regimentern und 1 reitenden Abtheilung zusammengezogen . Mit dieser

vom General v . Wizendorff

Kavalleriemaſſe wirkte die Gegenwart

des

19.

Division

Prinzen Albrecht

und

geführten stattlichen

am

8. September

des

Großherzogs

in von

Mecklenburg - Schwerin zusammen, womit das Manöver in interessanter Weise schloß. Am 12. Oktober 1875 wurde dem Major Drenthahn der

16.

312

Hannover und Osnabrück.

Abschied bewilligt und Major v. Klüfer zum Kommandeur des 2. Bataillons ernannt.

Bald darauf wechselte auch das 1. Bataillon

ſeinen Führer, indem Oberſt-Lieutenant v. Schkopp am 12. Februar 1876 zum Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 56 ernannt und Major v. Jarozky vom Generalstabe als Bataillons-Kommandeur in das Regiment verseßt wurde. Jm Winter 1875-76 öffnete das Offizier-Rafino des Regiments, dessen Räume ſich inzwiſchen auf das ganze Haus Artilleriestraße Nr. 10 ausgedehnt hatten , seine Pforten zum ersten Male der Geselligkeit mit Damen. Es fanden wie auch in späteren Jahren Tanzkränzchen statt.

Auch wurde 1876 zum ersten Mal

ein Vergnügen , welches sich sodann Jahre hindurch wiederholte. Das Gelingen dieser Aufführungen wurde späterhin wesentlich erhöht, als im Lieutenant Flügge eine hervorragende mimische Kraft nach Hannover kam und als der

im Kasino Theater gespielt,

Königliche Schauspieler Alexander Liebe die Einübung dieser Doch nicht nur dem VerLiebhaberdarstellungen übernahm . gnügen,

sondern

auch

ernsteren

Zusammenkünften

das

diente

Regimentshaus in der Artillerieſtraße, namentlich Vorträgen und Lesteres wurde beim Regiment im Winter dem Kriegsspiel . 1874-75 durch den bekannten Neuordner dieses Spieles, Hauptmann Meckel des 72. Regiments, damals Lehrer an der KriegsSpäterhin war Major v. Jarozky der ständige Leiter des Kriegsspiels . Unter ihm fand auch im November 1876

schule, geleitet.

eine zweitägige taktische Uebungsreise der Berittenen des Regiments welche sich bis zur Marienburg

nach dem Kalenbergischen statt, erstreckte.

General-Major v. Eberhardt trat am 18. Mai 1876 in den Ruhestand, und dem Regiment wurde die große Freude zu Theil, einen seiner alten Angehörigen, den Oberst v . Langen, an die Spiße der Brigade gestellt zu sehen, welcher demnächſt am 10. Auguſt zum General- Major und Brigade-Kommandeur ernannt wurde. Die von ihm geleiteten Detachements- Uebungen fanden 1876 bei Coppenbrügge statt. Gegend

Das Diviſions-Manöver zog sich in schöner

östlich des Ith und Hils bis nach Einbeck hinauf.

Das

3. Garde-Regiment war diesmal nicht daran betheiligt, ſondern zu den Herbstübungen des Garde-Korps herangezogen. Am 14. September erfolgte von Salzderhelden aus die Rückfahrt nach den Garniſonen.

313

Das 2. Bataillon bezieht die Marstall-Kaserne.

Im Herbst 1876 wurde das Militär- Reit - Institut nach dem neu erbauten Gebäude bei Vahrenwald verlegt. Dies war auch für das Regiment nicht ohne Folgen, denn die dadurch frei werdende Marstall-Kaserne an der Leine zwischen der Schillerstraße und dem Beguinenthurm wurde nunmehr dem 2. Bataillon überwiesen .

Die

5., 6. und 8. Kompagnie belegten dieſe Kaserne am 14. Oktober mit zusammen 20 Unteroffizieren, 196 Mann, während die 7. Kompagnie das Neumannsche Haus räumen mußte und ganz in Bürgerhäuser zog. Der 1. Januar 1877 war ein hoher Festtag für die Armee : das 70jährige Dienstjubiläum Seiner Majestät des Kaisers und Königs !

An der

Spiße sämmtlicher Kommandirenden Generale

brachte Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Allerhöchstdemselben als dem Vorbilde aller soldatischen Tugenden die Glückwünsche des Heeres dar.

Der Kaiſer dankte in längerer Rede, die mit den er-

hebenden Worten schloß : „ Von Fehrbellin an bis auf die neueſten glorreich beendeten Kriege stehen die Thaten der brandenburgischpreußischen Armee unauslöschlich in den Annalen der Weltgeschichte ; und was Preußen geworden, ist es hauptsächlich durch seine Armee geworden. Sie, meine Herren, die heute Mir gegenüber Meine Armee repräsentiren , bitte ich , allen Denen, welche Sie vertreten, Meinen persönlichen Dank zu sagen. dienter,

Dieser Dank ist um ſo ver-

als Jch Mich eine so lange Zeit hindurch von der Ge-

sinnung und dem Geiste des Heeres, stets in engster Berührung mit ihm, überzeugen konnte ; ein Geist, der mit Ihr Werk ist und dem in Verbindung mit dem der Deutschen Truppen der große Erfolg gelang, ein einiges Deutschland und ein deutsches Heer zu schaffen“.

Dieſem

wesentlich

militärischen

Festtage

folgte

am

22. März der vom ganzen deutschen Volke in gehobenem Dankgefühl begangene Freudentag ,

an

80. Lebensjahr vollendete und

an welchem sich das patriotische

dem sein Heldenkaiser Sein

Hochgefühl in allen Kreiſen des Volkes und Heeres auf das Lebhafteste kundgab. Am 30. April 1877 wurde durch Schaffung einer 13. Hauptmannsstelle, (ſpäter 1. Hauptmannsstelle genannt) , eine Neuerung befohlen, welche der Infanterie ein sehnlichst erwünschtes Avancement brachte. Beim Regiment erhielt Hauptmann Taured unter Beförderung zum überzähligen Major die neue Stellung.

16.

314

Hannover und Csnabrück.

Am Schluß des Dienstjahres 1877 führte das Manöver das Regiment wieder in eine prächtige Gegend.

Die Detachements-

Uebungen spielten sich bei Rinteln - Oldendorf ab .

Während das

1. Bataillon in Bückeburg lag, hatte das Offizier-Korps desselben die Ehre, am

9. September von Sr. Durchlaucht dem Fürsten

Adolf zur Tafel befohlen zu werden. Uebungen mehrmals bei.

Der Fürst wohnte auch den

Das Divisions - Manöver zog sich bis

Lauenau, Rodenberg, Nenndorf und schloß am 18. September. Durch Rabinets Ordre vom 1. November 1877 wurde das X. Armee-Korps

mit dem VII . ,

VIII .

und XII . der 3. Armee-

Inspektion zugetheilt, deren General - Inspekteur Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl war. - Am 12. März 1878 nahm General - Major v. Langen seinen Abschied und trat somit zum Leidwesen des Regiments endgültig aus den dienstlichen Beziehungen zu demselben , um seinen Wohnsit in Königsberg zu nehmen.

An seine

Stelle trat bei

der Brigade

Kommandeur des Infanterie - Regiments Nr . 72, v. Wienstowski. Am

1.

April

1878

trat

der

bisherige

General- Major

eine für Hannovers

Garnison-

Verhältnisse sehr wichtige Neuerung ein : das 3. Garde - Regiment zu Fuß wurde nach Berlin verlegt.

Die Veränderungen , welche

diese Verlegung für das Regiment 73 mit sich brachte, werden an anderer Stelle besprochen werden. des Garde-Regiments

gedacht.

Hier sei nur der Verabschiedung

Es

war für den 29. März ein

großes, den scheidenden Kameraden von den Offizieren der Garnison zu gebendes Abschiedsfest im Odeon vorbereitet .

Dasselbe wurde

aber in letter Stunde wegen eines plöglichen und sehr traurigen Todesfalles im Offizier - Korps des 3. Garde-Regiments abbestellt. Statt dessen folgten wir am 29. März dem Sarge des verstorbenen Kameraden und bewiesen dem scheidenden Regiment unsere Theilnahme, indem am 1. April früh 7 Uhr bei

der Abfahrt das

Offizier-Korps vollzählig nebst Regiments - Musik auf dem Provisorischen Bahnhof am Misburger Damm zur Verabschiedung zur Stelle war. Am

23. April feierte Oberst v. Conring das Fest seiner

filbernen Hochzeit, aus welchem Anlaß das Offizier-Korps im Kaſino eine größere Aufführung veranstaltete. Wappenjungfrau

hielten

hinter

Ein Wappenritter und eine

den

Wappen

der Familien

315

Feldgottesdienst auf dem Waterlooplag . v. Conring und v . d . Lühe poetische Zwiesprache ,

welche zu

lebenden Bildern aus der beiderseitigen Familienſage und Familiengeschichte Anlaß bot.

Danach brachten Vertreter der verschiedenen

gemeinsam durchlebten Zeitabschnitte dem Silberpaar ihre Glückwünsche dar.

Als Vertreter des Regiments Nr. 73 überreichte der

Regiments-Adjutant Premier-Lieutenant Pulch eine Blumenspende mit einem Gedicht, aus welchem eine Strophe mitzutheilen erlaubt ſei : Ich komme hier an Deinem Ehrentage, Von meinen Kameraden abgesandt, Damit ich Dir und Deiner Gattin ſage: Geht lange noch so glücklich Hand in Hand, Und alles Trübe sei und jede Klage Von Eurem Lebenspfade abgewandt, Daß Dich mit frohem Herzen lange nennt ,,Mein Kommandeur" Dein treues Regiment! Dieser schönen Festlichkeit folgten bald trübe Tage.

Die Sonne

des deutschen Völkerfrühlings schien hinter schwarzen Wolken verfinstert.

Ruchlose Mörderhände wagten es, sich gegen die geheiligte

Person des ehrwürdigen Kaiſers zu erheben.

Ein schwerer Druck

lastete auf allen Gemüthern und heischte nach Trost, religiöser Erhebung und ſittlicher Reinigung.

Nach dem ersten, Gottlob ganz

erfolglosen Attentat versammelte Oberst v . Conring am 13. Mai das 1. und 2. Bataillon zum Regimentsappell auf dem Waterlooplaz und hielt eine Ansprache an die Mannschaften, um ihren Abscheu vor Bestrebungen, welche solche Früchte zeitigten , zu erwecken und zu vermehren. In Osnabrück fand am 19. Mai ein feierlicher Dankgottesdienst in den beiden Kirchen statt.

Als aber

sodann das zweite Attentat vom 2. Juni den geliebten Landesvater wirklich mit blutenden Wunden auf das Schmerzenslager geworfen hatte, da wurde am 6. Juni Vormittags

die ganze

Garniſon Hannover zu einem ergreifenden Feldgottesdienst auf dem Waterlooplag versammelt. Im offenen Viereck waren die Truppen mit ihren Fahnen aufgestellt, das Regiment 73 in KompagniefrontKolonne mit dem Rücken gegen Kaserne I. Waterloosäule war ein Altar errichtet , geistlichen beider Bekenntnisse standen. leute und Musiken 10

aufgestellt ;

Auf den Stufen der

auf welchem die MilitärDahinter waren die Spiel-

davor saßen die Damen.

Um

Uhr erschien Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht, schritt

die Front der Truppen ab, dieselben begrüßend, und nahm dann

Hannover und Osnabrück.

16.

316

in der Mitte des Vierecks Aufstellung . die Feier ein.

Ein Trommelwirbel leitete

Pastor Bähr hielt das Eingangsgebet und

die

Liturgie, Oberpfarrer Aebert eine erschütternde Bußpredigt über den Psalm 130 : Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir. sagte er in der Predigt,

„Alles,"

auch der Soldateneid, wankt und schwankt,

wenn der Glaube nicht mehr fest im Herzen steht.

Was ihr bisher

gewesen, eine eherne Säule des Königlichen Thrones, eine eiſerne Mauer gegen äußere und innere Feinde, ein unbeweglicher Felsen der Treue, das

werdet und

scheidungstagen nur

könnet ihr auch in künftigen Ent-

dann sein und bleiben, wenn Glaube und

Gottesfurcht, christliche Zucht und Sitte die belebende Seele eures Standes bleibt." Die Rede schloß mit den packenden Säßen: " Meine Brüder ! ihr steht hier unter der hochragenden Waterloosäule, welche das dankbare Vaterland einst zum ehrenden Gedächtniß an die unüberwindliche Treue eurer kämpfenden Väter und Vorfahren errichtet hat. gewaltigen Kampf,

Sie, welche 1813 und 1814 auszogen in den und

die den

Wahlspruch wie

eine heilige

Flamme im Herzen trugen : Mit Gott, für König und Vaterland, sie stehen, durch die Gräuelthaten dieser Tage erweckt , Grüften auf und durchschreiten getreu bis in den Tod ! eure Fahnen wehen.

beschwörend

aus ihren

eure Reihen : seid

Meine Brüder, ihr seht in eurer Mitte

Eure Kameraden, welche im lezten Feldzuge

unter diesen Fahnen ruhmvoll gefallen und unter dem Zeichen des Kreuzes als dem Symbole des Gehorsams und der Treue bestattet ſind, ſie klopfen laut an euer Herz und Gewiſſen : ſeid getreu bis in den Tod ! lateinischem

Amen ! "

Segen

Stuckmann, sowie

Mit Gesang ,

seitens

des

Gebet,

katholischen

Vaterunſer

und

Divisionspfarrers

einem abermaligen Trommelwirbel erreichte

der Gottesdienst ſein Ende.

Nunmehr aber rief Seine Königliche

Hoheit der Prinz mit ſchallender Stimme :

„Nachdem wir

unser

Glaubensbekenntniß als Christen abgelegt , soll das als Patrioten und Soldaten folgen. hoch! hoch ! "

Es lebe Seine Majestät der Kaiser : hoch!

Ein hoffnungsfrohes Heil Dir im Siegerkranz aus

Tausenden von Kehlen schloß die denkwürdige, unvergeßliche Feier. Am 15. Juni hatte das Offizier - Korps einen Todesfall in Lieutenant Lehzen , ein junger, ſeiner Mitte zu beklagen . hoffnungsvoller Offizier von den trefflichsten Eigenschaften , endete plöglich und auf traurige Weise. Am 17. Juni bettete das

317

Verlegung des 3. Bataillons nach Hannover. Offizier-Korps

ihn

auf dem Kirchhofe

an

der Strangriede zur

ewigen Ruhe. Vom Juli bis Oktober 1878 bauten

Gebäude

hinter

dem

fand

in einem besonders er-

Welfenschloß

eine

Hannoversche

Provinzial-Industrieausstellung statt, welche unseren Offizieren und Mannschaften eine willkommene Abwechselung und Anregung bot. Aus

diesem Anlaß fand

am

12. August ein Wettspielen aller

Militärkapellen des Armee-Korps im Ausstellungspark statt. Das Regiment hatte weder in Münster, noch in Verdun und Luneville günstige Verhältnisse für

die Entwickelung seiner Musik gehabt.

Eine im Mai 1871 von Longwy

aus

ergangene

und zusagend

beantwortete Aufforderung an den General-Musikdirektor Wieprecht zur Neuordnung der Regiments-Muſik war durch die Okkupation und den Tod Wieprechts nicht zur Ausführung gekommen. Der von ihm eingesandte Plan zur Beseßung der 46 Stellen mit Instrumenten wurde aber demnächst ausgeführt. Seit dem 15.

Dezember

1872

besaß

Meisel eine tüchtige, der Musik.

das

Regiment

im

Stabshoboisten

musikalisch feingebildete Kraft zur Leitung

Seine Leistungen fanden am 9. Juli 1878 durch die

Verleihung des

Titels

Königlicher Musikdirigent

Anerkennung.

In Hannover hatte sich die Musik bald auf eine hübsche Höhe der Leistungen gebracht, welche bei dem Wettspielen durch eine „ ehrenvolle Erwähnung“ und Verleihung eines künstlerisch schönen Taktstockes Ausdruck fand . Hierbei finde Erwähnung, daß dem Regiment zum 14. August 1880 vom Kapellmeister Bossenberger , Gatten der beliebten Sängerin Frau Koch, ein schöner Marſch unter dem Namen Colombey-Marsch zugeeignet wurde. Das Jahr 1878 brachte dem Regiment endlich die ersehnte Vereinigung in einer Garnison .

Bereits am 6. Dezember 1877 war

Allerhöchstenorts die Verlegung des 3. Bataillons nach Hannover zum

1. April 1878

verfügt worden .

Hiermit sollte aber auch

die Verseßung des 1. Bataillons des 78. Regiments nach Osnabrück verbunden sein, dringend vorstellig .

und hiergegen wurde die Stadt Emden

Am 13. Dezember erging daher der telegraphische

Befehl des Kriegsministeriums ,

in Bezug

auf die Verlegungen

innerhalb des Armee-Korps solle vorläufig nichts geschehen .

Schon

fürchtete man, aus der Vereinigung des Regiments würde wieder nichts werden ; da brachte nach einem halben Jahre das Armee=

318

16.

Hannover und Osnabrück.

Verordnungs -Blatt folgenden Kriegsministerial-Erlaß vom 11. Mai Seine Majestät der Kaiser und 1878 zur Kenntniß der Armee : König haben Allerhöchst zu bestimmen geruht, daß zum 1. Oktober d . J. das 3. Bataillon des Hannoverschen Füſilier - Regiments Nr. 73 von Osnabrück nach Hannover zu verlegen ist. " Eine weitere Verfügung erläuterte dies dahin , daß der Ortswechsel schon im Anschluß an die Herbstübungen stattfinden dürfe. Die Kaserne an der Bult, welche für das 3. Bataillon erbaut wurde, war freilich zu diesem Zeitpunkte noch nicht fertig ; das Bataillon, bereits zum Regiments - Ererziren in Hannover eintraf, daher zunächst in Stadthäusern unweit des Waterlooplages unter ; seine Kammerbestände wurden im Hintergebäude der

welches kam

Kaserne Nr. II niedergelegt. Am 17. August 1878 verließ das 3. Bataillon Osnabrüd. Um 614 Uhr früh wurde es auf dem Domhof von den Spizen der Behörden verabschiedet. Oberſt-Lieutenant Senff brachte der Stadt Dsnabrück den Dank des Bataillons und ein donnerndes Hoch. Syndikus Dr. Möllmann erwiderte mit einem Hoch auf das scheidende Bataillon, worauf deſſen Kommandeur in besonderer Rede des Magistrats gedachte. Um 7 Uhr 27 Minuten fuhr das Bataillon von Dsnabrück ab und langte um 11/4 Uhr Mittags auf dem Provisorischen Bahnhof zu Hannover an, woselbst sämmtliche Offiziere des Regiments zum Empfange versammelt waren. Auch Vertreter der Stadt waren zur Stelle , und Stadtsyndikus Ostermeyer begrüßte das Bataillon Namens der Bürgerſchaft. Auf dem Waterlooplah hatte das Bataillon die Ehre, von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht bewillkommnet zu werden und vor Höchstdemselben vorbeimarſchiren zu dürfen. Am 18. August als am Tage von Gravelotte fand um 5 Uhr Nachmittags in Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit sowie der übrigen militärischen Vorgesezten und der geladenen Spißen der Zivilbehörden das Festmahl zur Einweihung des neuen Offizier-Kasinos Adolfstraße Nr. 1 und gleichzeitig zur Feier der Vereinigung des Regiments in der Garnison Hannover statt.

319

Waterlookaserne und Bultkaserne.

17. Ein Jahrzehnt in Hannover. Seit seiner Vereinigung in Hannover im Herbst 1878 erfreut sich das Regiment nicht nur der mannichfachen Vortheile des Zuſammenſtehens in schöner Garniſon , ſondern auch zum ersten Male ſeit seinem Bestehen völlig ausreichender Unterkunfts-Verhältnisse. Kein Mann liegt seit 1878 mehr in Bürgerhäusern ; das Regiment ist in der Waterloo- und Bultkaserne vollständig untergebracht. Die

Kaserne am Waterlooplag ,

früher

vom

3.

Garde-

Regiment belegt, wurde dem 1. und 2. Bataillon zu alleiniger Benußung überwiesen und am 1. April 1878 von denselben bezogen .

Kaserne Nr. I war dem 1. Bataillon zugefallen ,

welches

ſeine 1., 3. und 4. Kompagnie in dieselbe legte, Kaserne Nr. II dem 2. Bataillon und zwar der 7., 8. und halben 5. Kompagnie. Kaserne Nr. III wurde von der 2.,*) 6. und halben 5. Kompagnie belegt.

An und für sich sind die schon in den 1830er Jahren

erbauten Kasernen eng und winkelig , aber dafür prächtig gelegen . Hannovers,

auch nicht gerade gesund,

Dicht neben den vornehmsten Straßen

unweit der schönen Masch,

liegt der regelmäßig an-

gelegte Platz von fast einem Kilometer Umfang überaus stattlich da ; die 1832 errichtete Waterlooſäule gewährt mit dem grünen Laube der Turngärten einen herrlichen Abschluß. Auch in praktisch dienstlicher Beziehung ist die Lage durch die Nähe aller Büreaus und Behörden, sowie des Offizier-Kasinos äußerst günſtig. Die für das 3. Bataillon am Abschlusse der Seelhorststraße unweit der Eilenriede 1876-78 erbaute Bultkaserne , an und für sich viel geräumiger , heller und zweckmäßiger als die vorhin besprochenen Kasernen, liegt volle 3/4 Stunden vom Waterlooplat und dem Kasino entfernt.

Außer dem ganzen 3. Bataillon des

Regiments 73 konnte auch noch die 8. Kompagnie des Regiments 74**) darin untergebracht werden. Da die Bultkaſerne im Herbst 1878 noch nicht beziehbar war, mußte das 3. Bataillon nach dem Manöver für einige Wochen in der Waterlookaserne untergebracht werden. Es belegte am 16. September die Kaserne Nr. III, siedelte aber am 4. November 1878 in die neue Bultkaserne *) Am 9. Juni 1886 tauſchten die 2. und 3. Kompagnie mit ihren Revieren. **) Seit 1. Oktober 1885 12. Kompagnie des genannten Regiments.

320

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

über, obgleich die endgültige Uebernahme der völlig fertiggestellten Kaserne erst am 9. Juli 1879 erfolgen konnte. Alle drei Bataillone schmückten im Laufe der Jahre ihre

Kasernen mit kompagnieweise angelegten Gedächtnißtafeln der Gefallenen und der Inhaber des Eisernen Kreuzes . Eine besondere, künstlerisch schön hergestellte Ehrentafel besißt die 7. Kompagnie; der bekannte Landschaftsmaler Paul Koken hat dieselbe anläßlich ſeiner einjährigen Dienstzeit 1876-77 der Kompagnie geſtiftet. Das am 18. August 1878 nach gründlicher Herſtellung eingeweihte Offizier-Kasino , vordem dem 3. Garde - Regiment gehörig, ist das Eckhaus der Adolf- und Leibnizstraße und hat seine Vorderfront nach dem kleinen, künstlichen Hügel, welcher seit 1787 unter einem Säulendach die Kolossalbüste des Philosophen Leibniz trägt. Die Kaſinoräume, welche sich durch eine außerordentliche Höhe ausaus einem Speiſeſaal , einem Billardzimmer,

zeichnen, bestehen einem

sogenannten Rothen

einem

vom

einem

Zimmer,

Spielzimmer und

Major v . Kracht geschmackvoll eingerichteten altDas Offizier - Korps hatte seit Einrichtung

deutschen Lesezimmer .

des neuen Kaſinos Selbstbewirthschaftung ; doch wurde 1882 wieder ein Dekonom Namens Unshelm angenommen. Am 2. September 1878, bald nach seiner Vereinigung, mußte das Regiment Hannover zu den Herbstübungen wieder verlassen. Doch spielten sich die vom General-Major v . Alvensleben ge= leiteten Detachements -Uebungen Hannover

ab ;

am

4.

rückten

dicht das

nördlich und 1.

westlich von

und 2. Bataillon sogar

wieder auf zwei Tage in ihre Kasernen . Demnächst zog sich das Manöver südlich von Hannover fort und endete am 14. September bei Nordstemmen und Elze mit einem Ererziren des vereinigten Armee-Korps gegen einen markirten Feind. Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz

Dieser Uebung wohnte bei ,

welcher seit dem

4. Juni die Regierungsgeschäfte verſah und dieſelben fortführte, bis Seine Majestät der Kaiser am 5. Dezember unter unbeschreiblichem Jubel des Volkes Seinen feierlichen Einzug in die Reichshauptstadt hielt und die Zügel der Regierung wieder in Seine Hand nahm. - Der Kronprinz sprach Seine hohe Zufriedenheit mit dem Zustande des Armee -Korps aus und verfügte noch am 14. September von Seinem Quartier, dem Gräflich Münster'ſchen Schloffe Derneburg , verschiedene Auszeichnungen ; unter Anderen

Der Kronprinz bei Nordstemmen .

321

wurde dem Feldwebel Kiesewetter der 2. Kompagnie das A¤gemeine Ehrenzeichen verliehen. Ein eigenthümliches Vorkommniß ereignete sich am 24. September früh auf dem Waterlooplat. Es schlug nämlich eine ge= füllte Granate, glücklicherweise ohne zu plaßen , zwischen den ererzirenden Abtheilungen, gerade inmitten der 2. Kompagnie ein und flog demnächst gegen die Mauer des Arresthaus-Vorhofes .

Wie

fich nachher herausstellte, war es eines der von der Ruſſiſchen Regierung bei den Hannoverſchen Guß- und Walzwerken von Bernſtorff. und Eichwede bestellten Geschoffe, welche mit Erlaubniß des SchüßenKollegiums auf dem Schüßenplaße erprobt wurden, und von denen sich ein Exemplar seltsamer Weise nach dem Waterlooplag verirrt hatte. Der erste Winter nach der Vereinigung des Regiments fand das Offizier-Korps fleißig auf dem Parket. Im neuen RegimentsKasino fanden nicht nur die gewohnten Tanzkränzchen statt, sondern auch ein musikalischer Abend , welchen Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Albrecht mit Ihrer Anwesenheit beehrten. Am 26. Februar 1879 fand im Konzertsaal des Königlichen Theaters in Anwesenheit der Prinzlichen Herrschaften eine vom Offizier-Korps des Regiments veranstaltete Darstellung des Schillerschen Liedes von der Glocke mit vertheilten Rollen und lebenden Bildern statt. --- Aber über den Vergnügungen wurde auch das Studium nicht vergessen . Gerade in dieſem gesellschaftlich so flotten Winter kam ein aus weiteren Kreisen rege besuchter Cyklus intereſſanter Vorträge über die Kriegsgeschichte Niedersachsens zu Stande. Die Römerkriege an der Weser und Lippe, die Sachsenkriege Karls des Großen ,

die dortigen Kriegsereignisse zur Zeit

Heinrich des Löwen , im dreißigjährigen Kriege, im siebenjährigen Kriege und in der Napoleonischen Zeit bildeten den Inhalt der einzelnen Vorträge. Diese wurden durch verbindende Worte des Oberſt-Lieutenant v. Jarozky

eingeleitet und durch eine große

Wandkarte erläutert, in welcher die politischen Veränderungen des betreffenden Zeitabſchnittes jedesmal nachgetragen waren. Die Herbstübungen 1879 führten das Regiment zu den Detachements-Uebungen unter General- Major v. Wienskomsti nach den Sandbergen und Haideſtrecken bei Verden.

Zum Divisions-

Manöver ging es nach dem reichen Bremer Lande ; das 2. Bataillon 21

322

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover .

lag vom 6. bis 8. September in der alten Hansestadt ſelbſt ; am Schluß der Herbstübungen wurde die Gegend von St. Magnus, Grohn, Vegesack mit den Landfißen der reichen Bremer Kaufherren belegt. Am 11. September machte ein großer Theil des OffizierKorps der Division mit dem Bremer Kaufherrn Baron v. Knoop einen Ausflug zu Schiff von Vegesack nach Bremerhaven, woselbst auch Prinz Albrecht mit der Bahn eintraf und an der gemeinsamen Weserfahrt auf zwei Dampfböten nach den Forts Langlütjen I und Brinkuma-Hof I theilnahm. Ihm zu Ehren prangten die reich beseßten Häfen von Geestemünde und Bremerhaven im schönsten Wimpelschmuck und ererzirten die Fortbesaßungen in den drehbaren Panzerthürmen im Feuer vor. Jm Winter 1879-80 herrschte in dem nur durch die Ihme von der Stadt geschiedenen Vorort Linden ein Nothſtand, der nicht nur die Privatwohlthätigkeit in hohem Grade in Anspruch nahm, sondern

auch auf die

Geselligkeit des Winters

einen

gewiſſen

lähmenden Einfluß ausübte. Zum Beſten der Lindener Nothleidenden fand im Februar 1880 ein Reiterfest der berittenen Offiziere der Garnison in der Packhofshalle statt , wie schon 1874 und in noch großartigerer Weise 1884. - Vorgreifend sei hier ferner einer größeren Aufführung aus den Kreisen der Garnison gedacht, welche am 7. April 1881 im Logenhause des Königlichen Theaters gleichfalls zu wohlthätigen Zwecken stattfand und wobei auch eine Reihe sehr glänzender lebender Bilder nach Anordnung des Malers Friedrich Kaulbach zu künstlerischer Darstellung gebracht wurde. Das Jahr 1880 brachte die Tage von 1870 in lebhafte Erinnerung. Auch das Colombey-Fest im Regiment wurde in diesem Jahre besonders feierlich begangen. General v. Loebell , welcher seit seiner Verabschiedung dieſen Tag im Kreiſe ſeines alten Regiments zu verleben pflegte , rief das Gedächtniß an die Kampfesstunden vor zehn Jahren in begeisternden Worten wach. Am 1. September aber , als am Jahrestage der Schlacht von Sedan, wurde folgende Kundgebung des Allerhöchsten Kriegsherrn selbst bekannt gemacht : ,,Soldaten des deutschen Heeres !

Es ist mir heute ein tief empfundenes Bedürfniß, Mich mit Euch in der Feier des Tages zu vereinigen, an welchem vor zehn Jahren des allmächtigen Gottes Gnade den deutschen

Der zehnte Jahrestag von Sedan.

323

Waffen einen der glorreichsten Siege der Weltgeschichte verliehen hat. Ich rufe denen , welche in jener Zeit schon der Armee angehörten , die ernsten Empfindungen in die Erinnerung zurück , mit denen wir in diesen Krieg gegen eine uns in ihren ausgezeichneten Eigenschaften bekannte Armee gingen , ebenso aber auch die allgemeine Begeisterung und das erhebende Gefühl, daß alle deutschen Fürsten und Völker eng verbunden für die Ehre des deutschen Vaterlandes eintraten.

Ich erinnere an die ersten Tage banger Erwartung,

an die bald folgenden ersten Siegesnachrichten , an Weißenburg, Wörth, Spicheren , an die Tage vor Metz, an Beaumont, und wie endlich dann bei Sedan die Entscheidung in einer unsere kühnsten Hoffnungen und größten Erwartungen weit übertreffenden Weise fiel. Ich erinnere auch mit wärmstem Dankgefühl an die hochverdienten Männer, welche Euch in jener Ruhmeszeit geführt haben , und Ich erinnere endlich an die schweren , schmerzlich betrauerten Opfer, mit denen wir unsere Siege Zeit ,

die wir

innerung

erkämpften .

vor zehn Jahren

an sie läßt

Athemzuge hochschlagen

Es war eine große

durchlebt haben ;

die Er-

unser Aller Herzen bis zum leßten und sie wird

noch unſere ſpäteren Nachkommen mit Stolz auf die Thaten ihrer Vorfahren erfüllen. Wie in Mir die Gefühle des tiefsten Dankes für des gütigen Gottes Gnade und der höchsten Anerkennung , insbesondere für Alle, die in dieser Zeit mit Rath und That hervorgetreten sind , leben , das habe Ich oft ausgesprochen, und Ihr kennt das Herz Eures Kaisers genug, um zu wissen, daß diese Gefühle in Mir dieselben bleiben werden, so lange Gott Mir das Leben läßt, und daß Mein letter Gedanke noch ein Segenswunsch für die Armee sein wird . Möge die Armee aber in dem Bewußtsein des Dankes und der warmen Liebe ihres Kaiſers, wie in ihrem gerechten Stolze auf ihre großen Erfolge vor zehn Jahren auch immer deſſen eingedenk sein , daß sie nur dann große Erfolge erringen kann , wenn ſie ein Musterbild für die Erfüllung aller Anforderungen der Ehre und der Pflicht ist, wenn sie unter allen Umständen sich die strengste Disziplin erhält, wenn der Fleiß in der Vorbildung für den Krieg nie ermüdet, und wenn auch das 21*

324

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

Geringste nicht mißachtet wird, um der Ausbildung ein festes und sicheres

Fundament

zu

geben.

Mögen

diese

Meine

Worte jederzeit volle Beherzigung finden, auch wenn Jch nicht mehr sein werde; dann wird das deutsche Heer in künftigen Zeiten schweren Ernstes , die Gott noch lange von uns fern halten möge, jederzeit so wie vor zehn Jahren der feste Hort des Vaterlandes sein. Schloß Babelsberg, den 1. September 1880. Wilhelm." Das Manöver 1880 führte das Regiment in eine dem 3. Bataillon wohlbekannte Gegend , nach Minden und Osnabrück. Am 30. und 31. August fand eine Angriffsübung auf das alte Fort B der eingegangenen Festung Minden statt. Die Besaßung desselben bildeten unter Oberst Lieutenant Mertens die 7. Kompagnie des Regiments Nr. 74 und die 8. Kompagnie des Regiments Nr. 73. Das Angriffskorps unter General -Major v. Wienskowski bestand aus : der 38. Infanterie-Brigade, dem Jäger-Bataillon Nr . 10, zwei Batterien des Regiments Nr. 26 und dem durch einige Feldgeschüße und Schanzzeugwagen, sowie durch zwei Pionier-Kompagnien markirten Artillerie- und Ingenieur-Belagerungspark. Die Uebung begann am 30. Auguſt Nachmittags 3 Uhr mit dem Vorgehen des Angriffskorps in mehreren Kolonnen aus der Einschließungsstellung in die Feuerstellung .

Es folgte unter Augen des auf der Bruſt-

wehr des Forts befindlichen Kommandirenden Generals der Batteriebau, das Ausheben der Deckungen für die Sturmkolonnen und das Vorbrechen zum Sturm. „Offizierruf" unterbrochen ,

Doch wurde

dieses durch das Signal

welches sämmtliche Offiziere zur Be-

fichtigung des Forts vereinigte. Hierbei wurde die Sprengung einer Fladdermine bewirkt, leider nicht ohne einen schweren Unglücksfall: der Hauptmann Hanisch vom 10. Pionier-Bataillon flog durch zu frühe Entzündung der Mine vor Aller Augen in die Luft und kam auf entseßliche Weise um. Da die Truppen schon um 4 Uhr früh wieder stehen sollten, wurden nur die nächstgelegenen Quartiere bezogen, z . B. Minden selbst als Ortsunterkunft des 2. Bataillons . Das 3. Bataillon und die 1. und 4. Kompagnie biwakirten bei Dankersen und Arminghausen.

Schon um 42 Uhr begann am

anderen Tage der Geſchüß- und Gewehrkampf mit großer Heftig-

Festungsübung bei Minden -

Oberst Wittce.

325

keit, und schließlich brachen auf Befehl des Prinzen Albrecht auf ein vereinbartes Zeichen

alle Kolonnen

gleichzeitig mit Sturm-

geräthen zum Sturm vor , welcher vollständig durchgeführt wurde. Nach dieser Unterbrechung wurde der Weitermarsch zu den Detache´ments-Uebungen fortgesezt. Das Diviſions - Manöver führte das 3. Bataillon nach Vehrte, in die nächste Nähe seiner langjährigen Garnison Osnabrück.

Der Regimentsstab lag in Osterkappeln.

Am 16. September erfolgte die Rückfahrt mit der Eisenbahn ; während derselben erfuhr man die Ernennung des Oberſt-Lieutenant Senff zum Bezirks-Kommandeur in Saarlouis und des Major Taured zum Kommandeur des 3. Bataillons. Die Herbstübungen 1880 waren das leßte der acht Manöver, welche General Lieutenant v. Strubberg

mit

der

19. Division abhielt ;

am 23. Oktober

1880 erfolgte seine Ernennung zum General-Inspekteur des MilitärErziehungs- und Bildungswesens . General-Lieutenant v. Drigalski wurde an seiner Statt an die Spiße der 19. Diviſion berufen . Am 27. Februar 1881 waren die Blicke des ganzen Volkes voll herzlicher Theilnahme nach Berlin gerichtet , wo der künftige Thronerbe des Reiches, Prinz Wilhelm von Preußen, Seine Vermählung mit Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein feierte. Aus dieser Ehe wurde am 6. Mai 1882 dem deutschen Reiche ein Thronerbe

geboren , dem der glorreiche Name seines

Urgroßvaters Wilhelm beigelegt wurde. Hoffnungsfroh sah das neugeeinte Volk nunmehr vier Generationen seines geliebten Herrscherhauses nebeneinander an seiner Spige stehen. Am

30.

März

1881

wurde

der

langjährige

Regiments-

Kommandeur Oberst v . Conring unter Beförderung zum GeneralMajor zu den Offizieren von der Armee versezt und erhielt beim Regiment den Oberst Wittcke, zuletzt Abtheilungs- Chef im Invaliden Departement des Kriegsministeriums , zum Nachfolger. General v. Conring wurde am 14. Mai 1881 zum Kommandeur der 61. Jn= fanterie-Brigade in Straßburg ernannt, trat am 17. Oktober 1883 in den Ruhestand und zog nach seiner Heimath Mecklenburg zurück. Bis 1886 wohnte er in Rostock, seitdem in Wismar. Am 9. April 1881 gab das Regiment seine geschlossene 12. Kompagnie an das Infanterie- Regiment Nr. 99 ab und bildete eine neue 12. Kompagnie. Die Kabinets -Ordre vom 24. März 1881 hatte

die

Errichtung

acht

neuer

Infanterie - Regimenter

be=

326

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

fohlen und als ihre Nummern 97-99 , 128-132 feſtgeſeßt. Jedes Regiment hatte zu der Neuformation eine durch das Loos zu bestimmende geschlossene Kompagnie Loos traf am

26.

abzugeben.

März die 12. Kompagnie.

Das

Das Regiment

verlor in ihr eine seiner vier alten Kompagnien ; fie war die 1860 errichtete vormalige 9. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 43, über deren Vorgeschichte beim Regiment Nr. 43 in Anlage Nr. XII das Nähere mitgetheilt ist. Die Abgabe erfolgte an das InfanterieRegiment Nr. 99 in Posen, welches seine 3., 5., 6. und 12. Rompagnie von der 19. Division empfing, während die übrigen Kompagnien vom V. Armee-Korps gestellt wurden. Mit den Uniformabzeichen des

fünftigen XV. Armee-Korps

versehen,

verließ die

Kompagnie, nachdem sie Tags zuvor durch den neuen RegimentsKommandeur gemustert und aus dem Regimentsverbande entlaſſen war, am 9. April 1881 Abends 10 Uhr unter Führung des neuen Kompagnie- Chefs Hauptmanns Pulch in der Stärke von 1 Offizier (Lieutenant Heiſe ) , 13 Unteroffizieren, 1 Lazarethgehülfen, 4 Spielleuten, 117 Füfilieren die bisherige Garniſon und traf am 10. April Abends in Posen ein, woſelbſt ſie als 12. Kompagnie des InfanterieRegiments Nr. 99 die beim alten Regiment empfangene gute Ausbildung jederzeit bewährt hat. An ihrer Stelle wurde beim alten Regiment am 8. April 1881

unter

dem

alten Kompagnie-Chef

Hauptmann Kleinhans aus Abgaben aller Kompagnien, eingezogenen Dispositions-Urlaubern und den im Herbst 1880 bei der abgegebenen Kompagnie mehreingestellten Rekruten eine neue 12. Kompagnie

errichtet.

1 Unteroffizier

11 Füsiliere dazu

Jede Kompagnie gab ab .

im Durchschnitt

Die Veränderungen

im

Offizier-Korps wurden durch ein Extrablatt des Militär- Wochenblatts vom 27. März bekannt gemacht. Das Regiment gab an neue Truppentheile ab : den Major Taured und Lieutenant v. Happe

an

das

Regiment

Premier Lieutenant Heise und das Regiment Nr. 99 , giment Nr. 129.

Nr.

131 ,

Hauptmann Pulch,

Sekond - Lieutenant Roscher

Lieutenant Seidensticker an das

Mit der größten Spannung

an Re-

war dieser Ent-

scheidung entgegengesehen worden ; Jeder in der Armee war darauf gefaßt, „ nach Schrimm“ zu kommen, wie man sich kurzerhand auszudrücken pflegte; dem Lieutenant Roscher wurde dieses Loos in der That zu Theil.

Das 3. Bataillon übernahm Major Spit.

327

Abgabe der 12. Kompagnie. Durch dieselbe Kabinets-Ordre vom 22. März 1881 ,

welche der

Armee ein sehr großes Avancement brachte, wurden allein für das Regiment Nr. 73 noch acht weitere Veränderungen verfügt.

Ein

Abschiedsessen am 30. März vereinigte die Verſeßten zu einem leßten Beisammensein mit den bisherigen Regimentskameraden . In den Jahren 1880 und 1881 wurden unter Führung der beiden reitkundigen und

und

v. Kracht mehrere

pferdeverständigen Majors v. Viebahn Schnitzeljagden

im

Regiment geritten .

Von 1882 an fand alljährlich im Winter ein Reitkursus für Infanterie - Offiziere in der Reitbahn der Kriegsschule statt, wozu das Regiment jedesmal 6—10 Lieutenants stellte . Im Jahre 1881 trat die neue Einrichtung der ErsagreserveUebungen zum ersten Mal in Kraft, eine für die Schlagfertigkeit der Armee hochwichtige Neuerung ,

wenn auch eine bedeutende

dienstliche Mehrbelastung des Ausbildungs -Perſonals ,

namentlich

1881, wo drei Erſagreſerve-Kompagnien zu zehnwöchentlicher Uebung zuſammentraten. Das Jahr 1881 brachte dem Regiment ſein zweites Kaisermanöver.

Es war daher wieder ein angestrengtes Arbeitsjahr,

in welchem es sich unter der raſtloſen Leitung des neuen RegimentsKommandeurs auf den Schluß- und Prüfstein seiner Ausbildung vorbereitete.

Das Manöver,

zu welchem durch Einziehung von

42 Unteroffizieren , 152 Reservisten und Dispositions - Urlaubern wieder wie 1874 die volle Friedensstärke erreicht wurde, spielte fich wiederum in nächster Umgebung der Provinzialhauptstadt ab. Das Regiments- und Brigade-Ererziren fand bereits vom 4. bis 17. Auguſt auf der Vahrenwalder Heide statt. Die DetachementsUebungen an der Weser leitete General v. Wienskowski und war dabei das Regiments - Stabsquartier in Hameln.

Nach dem

Diviſions - Manöver wurde das Armee-Korps um Hannover versammelt; die ganze 37. und 38. Brigade lagen in Hannover und Linden.

Am 31. Auguft exerzirte das Armee-Korps bei Bemerode

gegen einen markirten Feind .

Am

1. September Nachmittags

412 Uhr traf Seine Majestät der Kaiser, begeistert empfangen, in Hannover ein und hielt am folgenden Tage, dem denkwürdigen Jahrestage der Kapitulation von Sedan , um 10 Uhr früh die Parade des Armee-Korps ab und zwar wieder wie 1874 auf dem Kaiserfelde bei Bemerode. Mit anwesend waren der Kronprinz,

328

Ein Jahrzehnt in Hannover ,

17.

die Großherzoge von Mecklenburg - Schwerin und Oldenburg , Feldmarschall Graf Moltke , Kriegsminister v . Kameke und 29 fremdherrliche Offiziere.

In sechsspännigem Wagen wohnte die Frau

Prinzessin Albrecht mit Ihren beiden ältesten Söhnen der Parade bei. Die lettere wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Kommandirenden

General

befehligt ;

das

erste Treffen kommandirte

General-Lieutenant v . Thile , das zweite Treffen General-Lieutenant v. Drigalski. Nach Abnahme der Vorbeimärsche ritt Seine Majestät zu den unter Kommando des Rittmeisters v . Massow aufgestellten über 100 Kriegervereinen der Provinz, um dieſe Seine von nah und fern herbeigeſtrömten alten Soldaten durch Seinen Anblick zu beglücken .

Beim Parade -Festmahl am Nachmittage trank

der Kaiser wieder wie 1874 auf das Wohl des X. Armee-Korps, in deſſen Namen wie damals Prinz Albrecht dankte. Am 3. Sep= tember fand ein Ererziren des Armee-Korps vor Seiner Majestät gegen einen markirten Feind unter Oberst v . Sobbe statt. Das im Anmarsch von Stendal gedachte Armee-Korps griff von Anderten her den Kronsberg an, die 19. Division im Besonderen das Dorf Bemerode. Am Abend folgte auf eine große Galatafel der Zapfenstreich aller Musikkorps .

Am Sonntag den 4. September besuchte der

Monarch den Gottesdienst in der Schloßkirche, sowie die Technische Hochschule im Welfenschloß und beehrte am Nachmittag das Pferderennen auf der Bult mit Seiner Anwesenheit. folgte das

Von Montag an

dreitägige Feldmanöver der beiden Divisionen gegen-

einander, bei welchem hauptsächlich um die Stellung PottholtensenBredenbeck gestritten wurde.

Am 5. und 6. September biwakirte

das ganze Armee- Korps. Das Manöver schloß am 9. September früh, da Seine Majestät am Nachmittage um 4½ Uhr zu den Herbstübungen des IX. Armee-Korps weiterreiste. Noch am 7. September

auf dem Manöverfelde erfuhr das

Regiment die ihm in besonders reichem Maße zu Theil gewordenen Gnadenbeweise. Es war dies vor Allem die Ernennung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen zum Chef des Regiments ; sodann die Beförderung des Hauptmann Linde, Premier-Lieutenant v. Spies und Sekond -Lieutenant v. Kortfleisch II. zum Major, bezw. Hauptmann und PremierLieutenant;

am 16. September folgte von Jßehoe aus noch die

Beförderung des Oberst-Lieutenant v . Jaroßky und des Majors

Kaisermanöver 1881 . v.

Klüfer zum Oberst bezw .

$329

Oberst - Lieutenant.

An Ordens-

verleihungen brachte der 7. September dem Regiment folgende : Major Spit , Hauptmann v. Kaldstein und Stabsarzt Dr. Schaper Rother Adler-Orden 4. Klaſſe, Zahlmeister Parlow Kronen-Orden 4. Klasse , Feldwebel Derdack 9. Kompagnie Allgemeines Ehrenzeichen. Seine Majestät der König hatte die Ernennung des Prinzen Albrecht zum Chef des Regiments in zwei Kabinets - Ordres ausgesprochen. Die eine davon gerichtet und lautete :

war

an den Prinzen persönlich

" Es gereicht Mir zur lebhaften Befriedigung und besonderen Freude, Eurer Königlichen Hoheit heute bei Beendigung der diesjährigen großen Herbstübungen des X. Armee-Korps Meine vollste Zufriedenheit sowohl Leitung der Uebung

mit der Anlage

und

wie mit dem Zustande der Truppen

aussprechen zu können.

Der sehr

Mir das Korps am Paradetage

günstige Eindruck,

machte,

hat sich bei

den den

folgenden Manövertagen durchaus und in jeder Hinsicht be stätigt,

und Ich scheide von dem X. Armee - Korps mit der

erfreulichen Ueberzeugung , daß sich dasselbe in einem sehr Lobenswerthen, jeder Aufgabe gewachsenen Zustande befindet. Nachdem Eure Königliche Hoheit das Korps jezt fast acht Jahre kommandiren , sprechen diese günstigen Reſultate zunächſt zu Meiner lebhaften Freude für Eurer Königlichen Hoheit persön= liche verdienstvolle Einwirkung

und bestätigen Mir die Er-

füllung der günstigen Erwartungen , dieses wichtige Kommando übertrug.

mit denen Ich Ihnen Ich spreche Eurer König-

lichen Hoheit Meinen warmen Dank dafür

aus ,

und Jch

wünsche, sowohl Meiner Anerkennung, wie insbesondere auch Meiner Befriedigung über EurerKöniglichen Hoheit angemeſſene Stellung zu den Truppen und zu der Provinz dadurch noch besonderen Ausdruck zu geben ,

daß Jch Sie hierdurch zum

Chef des Hannoverschen Füsilier-Regiments Nr . 73 ernenne, und zugleich beauftrage Jch Euer Königliche Hoheit, den sämmtlichen Generalen , Regiments - Kommandeuren und Offizieren Meinen Königlichen Dank für die Hingebung und erfolgreiche Thätigkeit auszusprechen, mit welcher sie die Aus-

330

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

bildung geleitet haben, sowie auch den Mannschaften Meine Zufriedenheit mit ihrer Ausdauer zu erkennen zu geben und die aus den Anlagen ersichtlichen Beförderungen und ſonſtigen Gnadenbeweise bekannt zu machen. Hannover, den 7. September 1881 . Wilhelm." Die zweite an das General - Kommando gerichtete RabinetsDrbre lautete : "Ich habe den General der Kavallerie Prinz Albrecht von Preußen, Königliche Hoheit , Kommandirenden General des X. Armee-Korps, zum Chef des Hannoverschen FüſilierRegiments Nr. 73 ernannt und beauftrage das GeneralKommando damit, dem Regiment dies mit der Weisung bekannt zu machen, seinem nunmehrigen Chef den Rapport und die Offizier-Rangliste vorſchriftsmäßig einzureichen.

Hannover, den 7. September 1881 . Wilhelm. " Seine Königliche Hoheit ritt noch auf dem Manöverfelde an Sein Jhm verliehenes Regiment heran und drückte demſelben mit kernigen, soldatischen, zu Herzen dringenden Worten Seine Freude über die Ihm zu Theil gewordene Ernennung aus .

Wenige Tage

darauf legte der Prinz gelegentlich eines den Neubeförderten und Dekorirten gegebenen Diners zum ersten Male die Uniform Seines Füsilier-Regiments an, in welcher das diesem Buche vorausgeſchickte Bildniß Ihn darstellt. Ein kurzer Lebensabriß Seiner Königlichen Hoheit ist mit Höchstdessen Erlaubniß als Anlage Nr. I der Regimentsgeschichte beigefügt.

Die hohe Auszeichnung, einen Hohen=

zollernprinzen und Neffen Seiner Majestät des Königs

an seine

Spitze gestellt zu sehen , erfüllte das Regiment mit gerechtem Stolze. Schon im Winter 1881-82 wurde den Offizieren des Regiments der Vorzug zu Theil ,

von ihrem

erhabenen Chef in

größerer Zahl auch zu geselligen Vereinigungen in kleinerem Kreise herangezogen zu werden. Im folgenden Sommer befahl der Prinz den Lieutenant Schmidt v. Knobelsdorf I sogar auf mehrere Wochen zu Sich nach Camenz .

Am 28. November 1881 gab Seine

Königliche Hoheit dem Offizier-Korps des Regiments in den Räumen

331

Der hohe Regiments-Chef.

des Regiments-Kaſinos ein Eſſen, bei welcher Gelegenheit eine von Höchstdemselben geschenkte Garnitur Champagnergläser zum ersten Male in Gebrauch genommen wurde. Bereits am 21. September hatte der Prinz dem Regiment davon Kenntniß geben laſſen : „ daß es Höchſtſein Wunſch ſei, als Zeichen der Freude über die Allerhöchste Gnade , Ihn zum Chef des Regiments zu ernennen, dem Regiment jährlich einen — dieſes -Jahr auf 1000 Mark festgesetten Betrag zur Verfügung zu stellen , welcher zum Besten des Regiments 17. Januar gearbeiteten

1882

erhielten

Saßungen

der

stätigung des hohen Stifters .

die

durch

dienen solle “.

eine

Am

Kommission

„ Prinz Albrecht - Stiftung“

aus-

die Be-

Danach erhalten aus der Stiftung

zunächſt alljährlich die beim Prüfungsschießen

besten

Schüßen,

1 Unteroffizier, 1 Gemeiner jedes Bataillons , silberne Medaillen mit dem Bildniß des Prinzen, welche in der Regel am 14. Auguſt beim Regiments-Exerziren im Anschluß an die auf den Sieg von Colomben bezügliche Ansprache feierlich übergeben wurden.

Im

Weiteren werden aus der Stiftung einzelnen Offizieren zur Ueberwindung außerordentlicher finanzieller Schwierigkeiten verzinsliche Vorſchüſſe bis zu 300 Mark, dem Offizier-Kaſino oder andern gemeinsamen Zwecken des Offizier-Korps Vorſchüſſe bis zu 3000 Mark gewährt. Hierzu ſind nur die Zinſen verfügbar.

Zur Vergrößerung

des Stammkapitals find außer den jährlichen Zinsen durch § 2 der Saßungen die Zuwendungen ins Auge gefaßt, welche Seine Königliche Hoheit dem Regiment für die kommenden Jahre in Aussicht zu stellen die Gnade gehabt hat . erreicht haben wird ,

ist

Wenn der Zinsertrag 500 Mark

eine Erweiterung

der

Stiftungszwecke

beabsichtigt. Beim Regiment erfuhr das 1. Bataillon eine Neubeſeßung, indem Oberst v. Jarozky am 15. Dezember 1881 zum Kommandeur des Infanterie - Regiments Nr. 48

ernannt wurde.

Dafür

wurde Major v. Mueller, bisher Direktor der Kriegsschule zu Neiße, als Bataillons -Kommandeur in das Regiment verseßt. Führung des

2. Bataillons

war vom

1. April 1882

ab

Zur auf

drei Monate der Major v. Mikusch- Buchberg vom Generalstabe des Armee-Korps kommandirt, ein Bruder des Premier Lieutenants Melzer, welcher von 1866-69 dem Regiment angehörte.

Leider

hatte das Offizier-Korps im Laufe der Jahre 1881-82 mehrere

17.

332

Ein Jahrzehnt in Hannover.

Todesfälle zu beklagen .

Am 11. Februar 1881 verstarb plöglich

Sefond-Lieutenant Krause,

am 23. Februar 1882

nach kurzer

Krankheit mitten in eifrigſter Pflichterfüllung Hauptmann König , am 19. Dezember 1882 zu Marburg nach schwerem Leiden der Hauptmann à la suite Schöning.

Erstere beiden wurden vom

Offizier-Korps in Hannover beerdigt,

des Letteren Sarg bei der

Durchfahrt durch Hannover mit einem Kranze geſchmückt. Das Manöver 1882 führte das Regiment zunächst durch die Heide nach der Gegend von Fallingbostel ,

wo unter Leitung des

General- Majors Frhr . v . Buddenbrock die Detachements-Uebungen stattfanden, diesmal ausnahmsweise nicht mit dem 14. Ulanen= Regiment, sondern ging

es

zum

mit dem 19. Dragoner - Regiment.

Diviſions - Manöver

nach Verden ,

Von da

von

wo

am

9. September mit der Eisenbahn die Rückfahrt nach Hannover angetreten wurde. Zum Manöver 1882 waren zwei Offiziere des See-Bataillons, Hauptmann Bed und Lieutenant v . Canstein, zum Regiment kommandirt, ebenso ein Jahr später der Hauptmann Bünte desselben Bataillons . Bei dieser Gelegenheit sei auch der sechs JägerOffiziere Erwähnung gethan , die nach und nach auf je ein Jahr zum Regiment kommandirt waren. Lieutenant v. Colomb ,

Es waren dies :

1875-76

1872-73

Lieutenant v. Seydewiß ,

1876-77 Lieutenant Ebeling , 1880-81 Lieutenant Wiedner , 1881-82 Lieutenant Müller , 1883-84 Lieutenant v . Holleuffer, Endlich sei noch Premier-Lieutenant Lichnock vom Pionier-Bataillon Nr. 10 genannt, der von 1885-86 beim Regiment Dienſte that. Am 12. Oktober 1882 wurde auf dem Regiments -Büreau zu allgemeinem Erstaunen

eine der

kleinen goldenen Kanonen ein-

geliefert, welche vor mehr als hundert Jahren vom König Joſeph Emanuel von Portugal dem Grafen Wilhelm von SchaumburgLippe geschenkt worden

waren .

Zwei davon waren vor Jahren

von der Veste Wilhelmstein im Steinhuder Meere gestohlen . Jezt war das eine der Kanönchen durch die Kinder einer in der Küche des 1. Bataillons als Schälfrau beschäftigten Frau Brunotte auf dem Benther Berg im Laube worden.

aufgefunden

Ausgesandte Mannschaften

des

und

eingeliefert

1. Bataillons fanden

unter Führung der Kinder auch das zweite der gestohlenen äußerst werthvollen Rohre. Dieſelben waren zwar nicht mehr die maſſiv

Todesfälle. -- Füsilier Beuger.

333

goldenen Originale, denn diese hatte Graf Wilhelm noch zu seinen Lebzeiten zum Besten seines Heerwesens einschmelzen lassen ; doch waren es kostbare, schwer vergoldete Nachbildungen .

Das Regiment

übermittelte dieſelben dem Fürstlichen Hofe in Bückeburg und verschaffte der armen Frau die ausgesezte hohe Belohnung. Am 21. Januar 1883 verstarb Seine Königliche Hoheit der Prinz Karl von Preußen. Die Trauer um den hohen Herrn beeinträchtigte die zum 25. Januar als dem filbernen Hochzeitstage des Kronprinzen- Paares beabsichtigten Festlichkeiten bedeutend . Auch wurde durch diesen Todesfall der Herrenmeisterstuhl

der Balley

Brandenburg des St. Johanniter-Ordens erledigt, welchen demnächst Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht einnahm.

Am 27. Mai

nahm Höchstderselbe als Vertreter des Deutschen Kaiſerhauſes an den Krönungsfeierlichkeiten Zar Aleranders III. in Moskau Theil. In des Prinzen Begleitung befand sich auch Stabsarzt Dr. Schaper. *) Aus dem Jahre 1883 ist wieder der tapferen That eines Regiments - Angehörigen Erwähnung zu thun. Füsilier Beuger der 3. Kompagnie war am 31. Mai Vormittags als Kammerarbeiter zur Landwehrkammer im alten Zeughause neben dem Beguinenthurm kommandirt und vor diesem Gebäude beschäftigt, als er einen Knaben neben der sogenannten Insel die Leine herabtreiben und vergeblich gegen das Unterſinken ankämpfen ſah. Es war der sechsjährige Wilhelm Helfers gen. Frede, ein Großsohn

des nachbarlich wohnenden Wildhändlers Helfers .

Im Nu

hatte Beuger die Drillichjacke abgeworfen, ſprang in die drei Meter tiefe Leine, welche gerade hier eine bedeutende Stromgeschwindig= keit hat, und rettete mit eigener großer Lebensgefahr durch Tauchen den bereits untergefunkenen Knaben. Die ihm am 18. Oktober verliehene Rettungsmedaille belohnte sein braves Verhalten. Damit aber der Sache auch der Humor nicht fehle, so besuchte Beuger noch am Tage der glücklich bewirkten Lebensrettung auf Kosten des Wildhändlers Helfers den Bella - Vista - Garten ,

wo eine Volksfestlichkeit stattfand, war der glückliche Gewinner eines daselbst zur Verloosung gelangenden Hammels , trank in seiner Freude ein Gläschen über den Durst, blieb am Schluß des ereignißreichen *) Füsilier Starke der 5. Kompagnie machte als Bursche des Stabsarztes Dr. Schaper die Reise nach Moskau gleichfalls mit.

334

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

Tages ohne Urlaub über den Zapfenſtreich aus und

tam dafür

in Arrest! Major v. Viebahn , etatsmäßiger Stabsoffizier im Regiment, erhielt am

12. Juli 1883 den Hohenzollernschen Hausorden als

Anerkennung für regende Broschüre ,

eine bedeutende , in welcher

das allgemeinſte Aufſehen er-

er die fortgesezten Angriffe eines

sehr bekannten Parlamentariers gegen die Armee mit ebenso viel Energie wie Sachkenntniß vom Standpunkte des deutschen Soldaten beleuchtet und widerlegt hatte. Wunderschön war das

Manöver

des

Jahres

1883.

Die

Detachements -Uebungen unter General v. Thompson zogen sich in dem reizenden Weserthal von Rinteln bis gegen Hameln, das Divisions Manöver unter General v. Drigalski weiter weseraufwärts bis nach Holzminden hin.

Von hier aus fuhr das Regiment

am 11. September nach der Garnison zurück. Am 8. November 1883

vollzog

Seine Majestät der König

eine wichtige Neuerung für die Infanterie durch Uebertragung der etatsmäßigen Stabsoffizier-Stellen mit erweitertem Wirkungskreise an die Oberſt-Lieutenants . Der Uebergang sollte allmälig vor sich gehen. Das Regiment erhielt erst am 12. Februar 1884 einen Oberst - Lieutenant als Etatsmäßigen Stabsoffizier und zwar den bisherigen Bataillons -Kommandeur Oberst-Lieutenant v. Mueller, dessen Nachfolger beim 1. Bataillon Major Lincke wurde. Gleichzeitig wechselte auch das 2. Bataillon seinen Kommandeur, indem an seine Spite statt des zum Bezirks-Kommandeur in Oldenburg ernannten Oberſt-Lieutenant v . Klüfer der Major v . Kalbacher vom Militär-Kabinet trat, welcher dem Regiment schon aus früheren Dienſtverhältnissen bekannt war, da er bis zum 27. Dezember 1871 Adjutant der 38. Infanterie-Brigade gewesen war. Einem mehrmaligen Wechsel war die Stelle des BrigadeKommandeurs unterworfen. Nachfolger des am 11. Februar 1882 in Ruhestand tretenden Generals v . Wienskowski wurde GeneralMajor v. Thompson , vordem Kommandeur des Füsilier-Regiments Nr. 80 ; an deſſen Stelle trat am 12. Januar 1884 General-Major v. Kretschman, bisher Kommandeur des Garde-Grenadier-Regiments Königin Eliſabeth ; als dieser am 3. Dezember 1885 gleichfalls den Abschied nahm, erhielt General- Major Roos , zulezt Kommandeur des Infanterie-Regiments

Nr. 70 ,

die

38. Infanterie- Brigade.

335

Wechsel in den höheren Offizierſtellen.

Dieser erhielt bei seiner Penſionirung am 4. Dezember 1886 den General - Major

Melms ,

bisher Kommandeur

des

Infanterie-

Regiments Nr. 131 , zum Nachfolger. An die Spiße der 19. Diviſion trat am 4. September 1884 beim Rücktritt des GeneralLieutenants v. Drigalski der General-Lieutenant v. Rauch, vordem Kommandeur der 41. Infanterie-Brigade. erfuhr eine Neubeseßung ,

indem

am

Auch die Kommandantur

14. März 1884 an Stelle

des abgehenden General -Lieutenants v. Barby der General- Major Graf v. Waldersee Kommandant von Hannover wurde. In der Nacht vom 29. zum 30. März 1884 kam es leider zu einem sehr bedauerlichen, großes Aufsehen erregenden Zuſammenstoß zwischen Offizieren des Regiments und städtiſchen Nachtwächtern. Der Zwischenfall , welcher ein Einschreiten der Schloßwache mit blanker Waffe zu Gunsten der gefährdeten Offiziere nothwendig machte , hatte seinen Grund in einer Verschiedenheit zwischen den beiderseits gültigen Bestimmungen über die Befugnisse der Beamten. Während die Angelegenheit selbst ihre gerichtliche Erledigung fand, beugte eine am

30. Juni 1884 vom Magistrat festgesette Ab-

änderung der Nachtwächter-Dienstordnung

ähnlichen

unliebſamen

Vorkommnissen für die Zukunft erfolgreich vor. Wie sich im Jahre 1881 die Königs- Geburtstags -Aufführung des 1. Bataillons durch die Mitwirkung des gerade als EinjährigFreiwilliger bei dem Bataillon dienenden Hofſchauſpielers Grunert zu einer bemerkenswerth hübschen Feier gestaltet hatte, so gab 1884 der gleichen Festlichkeit beim 3. Bataillon der Stoff der Aufführung ein besonders stattliches Gepräge. Die Mannschaften dieſes Bataillons brachten ein größeres Festspiel „ Deutsche Geiſterſtimmen “ zur Darstellung, welches die unter dem Schriftstellernamen E. Oswald be kannte Regierungsräthin Schulze - Smidt eigens für dieſen Anlaß Das Festspiel , welches an demselben Tage Seiner Majestät dem Kaiser überreicht wurde, ist im Juliheft des Sol-

verfaßt hatte.

datenfreundes der ganzen Armee zugänglich gemacht worden. Eine zweite Aufführung, diesmal von den ersten Kräften der Hofbühne, erlebte das Festspiel einige Wochen später bei der Festvorstellung am Tage der Einweihung des Krieger-

im Königlichen Theater denkmals.

Dieses am Ende der Königstraße von der Provinz Hannover errichtete Kriegerdenkmal wurde am 10. Mai 1884, dreizehn Jahre

336

17.

nach Abschluß

Ein Jahrzehnt in Hannover .

des Frankfurter Friedens , feierlich enthüllt.

Ein

unabsehbarer Festzug von Kriegervereinen der ganzen Provinz ſeßte sich um 2 Uhr Nachmittags

durch die reich beflaggte Königſtraße

in Bewegung nach dem Denkmalsplay , erbaute Tribünen dicht beseßt waren .

woselbst sämmtliche dazu In der Hoftribüne saß

Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin

mit Ihren Söhnen,

während der Prinz in der Festrotunde selbst mit der ganzen Generalität, den Regiments - Kommandeuren , den Spißen der Behörden und Abordnungen aller Hannoverschen Truppentheile Aufstellung genommen hatte. Die Offizier-Korps der Garnison waren in der Königstraße aufgestellt. Rudolf v. Bennigsen.

Die Festrede hielt der Landesdirektor

Hierauf sprach

Prinz Albrecht

weithinſchallender Stimme folgende Worte : Denkmal , welches

mit

„Begrüßen wir dieses

die Provinz ihren Kriegern errichtet hat, die

nicht nur für das Vaterland mit Hingebung gekämpft haben, sondern auch für dasselbe gefallen find. Lassen Sie uns im Angesichte dieses Denkmals Alles, was deutsche Treue heißt, zusammenfaſſen in den Ruf:

Es

lebe der Kaiser ! "

Während das Hoch

jubelnd über den Plaz brauste, fiel auf ein Zeichen des Prinzen unter Kanonendonner und dem Läuten Hülle des Denkmals. marsches

aller Kirchenglocken die

Unter den Klängen des Pariser Einzugs-

umschritt sodann die Prinzliche Familie, die

geladenen

Gäste und der gesammte Festzug das Denkmal , an deſſen Stufen zahlreiche Kränze, auch ein solcher des Regiments Nr. 73, niedergelegt wurden.

Auf dem Sockel des Denkmals find die Namen

sämmtlicher in der ganzen Armee

gefallenen Landeskinder der

Provinz, nach Regimentern geordnet, mit Charge und Heimathsort verzeichnet. Das Füsilier-Regiment Nr. 73 ist dabei vertreten mit dem Hauptmann v. Bülow , dem Vizefeldwebel Brandes (derselbe war aber Sergeant) , den Unteroffizieren Beckmann , Elvers, Salie und Strueß , 16 Gefreiten und 153 Füfilieren. Während der nördlich und westlich der Stadt Hannover sich abſpielenden Herbstübungen führte der Etatsmäßige Stabsoffizier Oberſt-Lieutenant v. Mueller das Regiment, da Oberst Wittde erkrankt war und nur

während der beiden Manövertage

am

5. und 6. September mit Mühe seinen Dienst versehen konnte. Die Detachements-Uebungen leitete General-Major v. Kretschman, das Divisions - Manöver bei Nenndorf und Rodenberg

der neue

Die Jahre 1884 und 1885.

337

Divisions Kommandeur General-Lieutenant v. Rauch.

Am 9. Sep-

tember fuhr das Regiment von Nenndorf mit der Eisenbahn nach der Garnison zurück.

Beim Ordensfest 1885

wurde dem langjährigen Regiments-

Schneider Sergeant Gerull das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen . Noch in demselben Jahre trat er in den Garnisonverwaltungsdienst über. Im Juni 1885 erlitten die Armee und das deutsche Volk in kurzer Folge zwei schwere Verluste.

Am 15. und 17. Juni ſtarben

die General -Feldmarschälle Prinz Friedrich Karl D. Manteuffel , Ersterer

und Frhr.

unser Ober-Befehlshaber während der

Einschließung von Meß und zuleßt General-Inspekteur unſerer ArmeeInspektion, Letterer unser Ober-Befehlshaber bei der Südarmee und bei der Okkupations - Armee.

Beiden Leichenbegängnissen wohnte

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht bei .

Die 3. Armee-

Inspektion blieb vorläufig unbeseßt. Am 18. August feierte das 1685 Grenadier - Regiment Nr. 3

zweihundertjährigen Bestehens . an der Feier

war

errichtete

in Gumbinnen

2. Ostpreußische

das Jubelfest seines

Eine Einladung zur Betheiligung

auch an die vor 19 Jahren aus diesem Re-

giment abgegebene 5. , 6. und 11. Kompagnie des Füsilier-Regiments Nr. 73 ergangen .

Leider machten die weite Entfernung und der

frühe Beginn des Manövers es unmöglich, Vertreter hinzusenden, und so blieben unsere drei Kompagnien die einzigen bei der Feier unvertretenen Tochtertruppen des genannten Grenadier-Regiments . Doch statteten sie ihre Glückwünsche auf telegraphischem Wege ab. Das Manöver des Jahres 1885 spielte sich wieder wie das von 1879 im

Bremer Lande

ab.

Die Detachements - Uebungen

fanden unter Leitung des Generals v. Kretschman bei OttersbergArbergen statt.

Demnächst kam wieder wie vor sechs Jahren der

Regimentsstab mit dem 2. Bataillon nach Bremen in Ortsunterkunft. Das Divisions- Manöver drehte sich hauptsächlich um Leſum, woselbst es am 12. September schloß. Se. Königliche Hoheit der Chef unseres Regiments , Prinz Albrecht von Preußen , wurde am 21. Oktober 1885 von der vollzählig versammelten Landesversammlung des Herzogthums Braunschweig einstimmig zum Regenten dieses Landes erwählt, deſſen Thron seit dem Tode des Herzogs Wilhelm verwaist war. 22

17.

338

Ein Jahrzehnt in Hannover.

Nachdem Se. Königliche Hoheit die ihm angetragene Regentenwürde anzunehmen geruht hatte, hielt Höchstderselbe am 2. November mit Seiner hohen Gemahlin unter brausendem Jubel des Volkes Seinen Einzug in Seine im reichsten Festesschmucke prangende neue Residenz. Den Winter über hielt der Prinz einen doppelten Hofhalt, sowohl in Braunschweig als in Hannover ;

zu Anfang

Februar siedelte das Prinzenpaar dauernd nach Braunschweig über, und am 1. April folgten die drei jungen Prinzen mit

dem Rest

des Hofstaates. Doch blieb dem Offizier-Korps des Regiments der Vorzug, zu Festlichkeiten am Hofe des Prinzen Albrecht herangezogen zu werden ,

erhalten ; zum Hofball in Braunschweig am

8. Februar 1886 waren die Offizier-Korps der Regimenter Nr. 73 und Dragoner Nr. 2 von ihrem erhabenen Chef geladen und in großer Zahl, 19 bew. 11 Herren, erschienen.

Auch in den ferneren

Jahren pflegten Ihre Königliche Hoheiten im Monat Januar auf einige Wochen in Hannover Hof zu halten, welche Zeit dann den glänzenden Höhepunkt der Hannoverschen Geselligkeit bildet.

Als

im Herbst 1886 die Stelle eines persönlichen Adjutanten bei Sr. Königlichen Hoheit durch den bisherigen Adjutanten beim GeneralKommando, Major v. Mizlaff , neu beseßt wurde, wurde derselbe gleichzeitig durch Kabinets - Ordre vom 12. Oktober à la suite des Hannoverschen Füfilier - Regiments

Nr. 73

gestellt.

An Seinem

Geburtstage den 8. Mai pflegte Se. Königliche Hoheit der Regent auch einige Mitglieder Seines Füsilier-Regiments durch Verleihung des Ordens Heinrich des Löwen zu begnadigen. Die meisten höheren Führerstellen im Regimente erfuhren um dieſe Zeit eine Neubeſeßung.

Oberst Wittce , seit einem halben

Jahrzehnt das Vorbild ſeines Regiments in raftloſem Pflichteifer, wurde am 6. Juli 1886 zum Kommandanten der Festung Diedenhofen ernannt General-Major.

und

erhielt am 18. November den Charakter als

Er würde am 12. August 1890 pensionirt und

zog nach seiner Vaterstadt Stolp .

An seiner Stelle wurde Oberst

v. Zingler, bislang Kommandeur der Militär - Schießschule in Spandau, zum Kommandeur des Regiments ernannt.

Auch die

zweithöchste Dienststellung im Regiment erfuhr eine Neubeseßung, indem Oberst - Lieutenant v. Mueller am 13. Mai 1886 als Brigadier zur

9. Gendarmerie - Brigade versezt und statt seiner

Oberst-Lieutenant v. Kalbacher zum Etatsmäßigen Stabsoffizier

Oberst v. Zingler.

339

ernannt wurde. Endlich wechselten die Kommandeure des 2. und 3. Bataillons : Major Spit war bereits durch Kabinets - Ordre vom

20. August 1885 zum Direktor

der Kriegsschule Hannover

ernannt und an seiner Stelle Major v . Kalckstein Kommandeur des 3. Bataillons geworden, desselben Bataillons, deſſen Adjutant er seinerzeit vier Jahre lang 2. Bataillons

gewesen

war.

Kommandeur des

wurde gelegentlich des Wechsels

Lieutenants-Charge der

Major

Breyding.

in der Oberst-

Zwei

Jahre

lang

standen jezt an der Spize aller drei Bataillone Kommandeure, welche bereits vor sechszehn Jahren in den Reihen des Regiments in den Krieg gezogen waren. Ein eigener Unstern fügte es , daß die neuernannten Kommandeure des 2. Bataillons, des Regiments und der Brigade sämmtlich durch Krankheit von den Herbstübungen des Jahres 1886 fern gehalten wurden.

Das Regiments-Ererziren

hielt Oberst-Lieutenant v . Kalbacher,

das Brigade-Ererziren der

Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 74 Oberst v. Mertens ab. Die Detachements -Uebungen leitete der Kommandeur der 19. Kavallerie-Brigade General-Major v. Buddenbrock.

Dieſelben

fanden westlich Herford bei Bünde -Enger-Melle ſtatt, genau in demselben Gelände, in welchem 1868 das junge Regiment von Münster und Paderborn hatte.

aus sein erstes Manöver durchgemacht

Der Regimentsstab lag in Ortsunterkunft zu Melle.

Das

Diviſions-Manöver hielt General - Lieutenant v. Rauch zwischen Melle, Bohmte und Osnabrück ab. von Melle aus die Rückfahrt.

Am 11. September erfolgte

In dieſem Monöver fand verſuchs-

weise die als Entwurf ausgegebene neue Felddienst - Ordnung Anwendung. Statt des Ulanen-Regiments Nr. 14, welches seit Errichtung des Regiments alle Manöver mit uns getheilt hatte, aber im Frühjahr 1886 nach St. Avold verlegt worden war, machte diesmal das in Hannover stehende Ulanen - Regiment Nr. 13 zum

ersten

Male die Herbstübungen der 19. Diviſion mit. Am 25. September 1886 starb Hauptmann Freusberg nach nur zweitägigem Krankenlager ; tiefbetrübt bettete das OffizierKorps den lieben Kameraden drei Tage darauf auf dem katholischen Kirchhofe zur ewigen Ruhe. Am 1. Januar 1887 feierte Se. Majestät der Kaiser das dentwürdige Fest Seines 80jährigen Dienstjubiläums und beantwortete

die Ihm von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen an der 22*

340

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

• Spite

aller

deutschen Kommandirenden

Generale dargebrachten

Glückwünsche durch den nachfolgenden Erlaß : „Eure Kaiserliche und Königliche Hoheit

haben

mir

heute in Ihrer Eigenschaft als rangältester General -Feldmarschall der Armee - umgeben von einer die einzelnen Theile derselben repräsentirenden hohen Generalität

die

Glückwünsche der Armee zu Meinem 80 jährigen militärischen Dienſtjubiläum ausgesprochen .

Ich habe Eurer Kaiſerlichen

und Königlichen Hoheit und den Sie umgebenden Generalen aus

warmem

und

tiefbewegtem Herzen gedankt ,

empfinde

aber das Bedürfniß, Meinen Dank auch an die ganze Armee weitergehen zu lassen und an dem heutigen Tage auch an diese einige Worte zu richten. Die Armee weiß , wie nahe sie Meinem Herzen immer gestanden hat, und sie wird verstehen, welche Empfindungen Mich heute in dem Gedanken bewegen , ihr nun achtzig volle Jahre angehört zu haben. Es ist eine lange und wahrlich eine heute an Meiner

Erinnerung

wechselvolle Zeit ,

vorbeigeht.

die

Beginnend in

ernsten Tagen schwerster Prüfung , habe Ich wohl auch in ihrem weiteren Verlauf mancher Sorge und manches Tages, wo Mir das Herz schwer war , zu gedenken ;

doch

es sind

deren doch nur sehr wenige gewesen im Vergleich zu den vielen des Glückes und der Freude, die Mir zu erleben vergönnt war. richten ,

Mein Blick kann sich nicht in die Vergangenheit

ohne Mein tief bewegtes Herz von Dank für die

Gnade des allmächtigen Gottes überströmen zu laſſen ,

die

wahrlich Großes an Mir gethan, die Mich so lange erhalten, und die Mir so viel des Glückes gegeben hat. Und welchen Wechsel hat die Armee in diesen achtzig Jahren mit Mir erlebt!

Sie stand ,

als Jch in dieselbe trat ,

schwersten Schlage, der Preußen jemals

nach dem

getroffen , zurück-

gedrängt an den äußersten Grenzen des Reichs ; aber der Soldatensinn, den Meine glorreichen Vorfahren in sie gepflanzt, blieb ungebrochen und trieb bald neue Keime.

Das

bethätigen die schönsten Erinnerungen Meiner Jugend , der Befreiungskriege,

das

erhielt sie sich in der treuen Arbeit

einer langen Friedenszeit, und die Ruhmesthaten der Armee in neuster Zeit bezeugen wahrlich, daß dieser Sinn in voller

341

Das achtzigjährige Dienstjubiläum des Kaisers . Kraft erhalten und weiter gediehen ist. änderungen mit der Armee erlebt , in

ihrer Truppenzahl ;

Ich habe viele Ver-

in ihrer äußeren Form,

Ich habe die Vereinigung mit den

deutschen Kontingenten sich vollziehen und die Marine entstehen sehen ;

es sind

unter Meinen

Augen Generationen

durch die Armee gegangen , aber innerlich in dem Herzen und Empfinden der Armee giebt es keine Veränderung! Den Sinn für Ehre und für Pflicht

über Alles hoch zu

halten und jederzeit bereit zu sein ,

das Leben dafür zu

lassen ,

das ist das Band ,

eng umschließt,

welches alle deutschen Stämme

welches Enkel und Urenkel jezt ebenso feſt

wie früher die Vorfahren

vereinigt, und

welches

Meine

Regierung mit Siegen geschmückt hat , deren Ich heute als der hellstrahlendsten Stellen Meines militärischen Lebens in hochgehobenster Empfindung hohe Freude für Mich,

gedenke.

Es ist wahrlich eine

an dem heutigen Tage in solcher

Weise zur Armee sprechen zu dürfen und über dieſe achtzig Jahre sagen zu fest zu

einander

können , daß wir sicherlich voll und ganz, gehört haben , Jch mit Meinem ganzen

Herzen und Denken, die Armee in vollster Treue, Hingebung und Pflichterfüllung , für

welche Mein Dank und Meine

Anerkennung die lebendigste

Empfindung Meines Herzens

bis zu meinem lezten Athemzuge bleiben wird . Berlin, den 1. Januar 1887.

Wilhelm." Wenige Wochen darauf durfte das dankerfüllte deutsche Volk die noch nie dagewesene Feier des vollendeten neunzigsten Lebensjahres seines Heldenkaisers Herrscher zu Seinem

begehen ,

und jezt ſprach der greiſe

ganzen Volke in

derselben tief zu Herzen

gehenden Weise wie am Neujahrstage der Kriegsherr zu Seinem Neunzig Jahre eines menschlichen Lebens," hieß es in dem Heere. 23. März , „ welch' eine lange Spanne Wenn Jch sie im Geiste an Mir vorübergehen lasse , so will es Mir oft kaum faßlich erscheinen , was Jch Alles erlebt, Allerhöchsten Erlaß vom

Zeit!

erfahren und errungen habe.

Die göttliche Vorsehung hat Meine

wenn auch nicht ohne schwere Prüfungen , sicher geleitet und zu glücklichen Zielen geführt. Gottes reichster Segen hat auf

Wege,

342

17.

Meiner Arbeit geruht.

Ein Jahrzehnt in Hannover. In frühester Jugend habe Jch die Monarchie

Meines tiefgebeugten Vaters in ihrer verhängnißvollen Heimſuchung gesehen.

Ich habe aber auch die hingebendste Treue und Opfer-

freudigkeit, die

ungebrochene Kraft und den unverzagten Muth

des Volkes in den Tagen seiner Erhebung und Befreiung kennen gelernt.

Jest in Meinem

Alter

blicke Jch

nach so

manchen

Wechselfällen Meines Lebens mit Stolz und Befriedigung auf die großen Wandlungen ,

welche

die

ruhmvolle Vergangenheit der

jüngsten Zeit, ein unvergängliches Zeugniß deutscher Einigkeit und aufrichtigster Vaterlandsliebe, in Deutschland geschaffen hat.

Möge

Unserem theuren Vaterlande die lange ersehnte Errungenschaft, wie Ich es zuversichtlich hoffe ,

in ungestörter , ſegensreicher Friedens-

arbeit zu stets wachsender Wohlfahrt aller Klaſſen der Nation gereichen!" Und von den Ihm dargebrachten patriotiſchen Huldigungen sprechend, schloß Se. Majestät : „ Es giebt wahrlich für Mich kein größeres Glück, kein erhebenderes Bewußtsein, als zu wiſſen, daß in solcher Weise die Herzen Meines Volkes Mir entgegenschlagen. Möge Mir diese Treue und Anhänglichkeit als ein theures Gut, welches die lezten Jahre Meines Lebens hell erleuchtet , erhalten bleiben! Mein Sinnen und Denken aber soll wie bisher so auch ferner für die Zeit, welche Mir zu wirken noch beschieden sein wird, darauf gerichtet sein, die Wohlfahrt und Sicherheit Meines Volkes zu heben und zu fördern. " Die jubelnde Begeisterung, mit welcher das Füsilier-Regiment Nr. 73 diesen nationalen Ehrentag beging, wurde durch die Freude über die gleichzeitig bekanntgemachten Beförderungen aus Anlaß der Heeresverstärkung

noch erhöht.

Hauptmann

v . Keber war

zum Kommandeur der Unteroffizier-Schule Jülich, Premier-Lieutenant

v. Rekowski

zum Hauptmann ,

die

Sekond - Lieutenants

Wuthmann, Siemens und Bergmann zu Premier-Lieutenants ernannt worden. Doch mußte das Offizier -Korps auch einige seiner Mitglieder abgeben ; die Premier-Lieutenants Rudloff und Flügge waren zum Infanterie - Regiment Nr. 17 , Aſſiſtenzarzt Dr. Kirchner zum Infanterie-Regiment Nr. 112 verſeßt. Schon seit Weihnachten war die jest ins Heeresverstärkung überall das Tagesgespräch.

Leben tretende

Der alte Reichstag

war in Folge der Ablehnung dieſer Vorlage aufgelöst worden ; die Wahlen vom 21. Februar hatten eine national gesinnte Mehrheit

Abgabe der 7. Kompagnie.

343

ergeben , welche dem Geseß ihre verfaſſungsmäßige Zustimmung nicht vorenthielt. Dieses patriotische Verfahren hatte zur Beseitigung der drohenden Kriegsaussichten nicht wenig beigetragen. Am

11. März 1887

befahlen Se . Majestät die Errichtung der

Infanterie-Regimenter Nr. 135–138 und die Verſtärkung vierzehn alter Regimenter auf vier Bataillone. Die 19. Division hatte das für das 4. Westfälische Infanterie - Regiment Nr. 17 beſtimmte 4. Bataillon zu errichten . Zur Abgabe an dasselbe wurde höheren= orts am 18. März die durch das Loos des

Regiments

befehligt.

bestimmte 7. Kompagnie

Dieſelbe wurde

durch Abgaben

der

übrigen Kompagnien des 2. Bataillons auf den vorschriftsmäßigen Stand von 17 Unteroffizieren, 1 Lazarethgehülfen, 4 Spielleuten, 143 Gemeinen, 4 Dekonomie-Handwerkern gebracht und am 3. April Mittags, bereits mit den Abzeichen des neuen Regiments versehen, durch den Oberst v. Zingler gemustert.

Am folgenden Tage um

912 Uhr früh besichtigte General- Lieutenant dem

Waterlooplag

unter

Führung

des

v. Rauch das auf

Hauptmann

Richter

Infanterie-Regiments Nr. 74 zusammengetretene Bataillon und entließ es aus dem Verbande der 19. Division . Das Bataillon fuhr am Abend des 4. April um 6 Uhr 15 Minuten aus Hannover ab und traf am 6. April früh in seiner neuen Garniſon Mülhauſen im Elsaß ein.

Die bisherige 73 er - Kompagnie ,

welche bis dahin

vom Premier-Lieutenant Flügge geführt worden war, wurde dortselbst ihrem neuen Chef, dem aus dem Regiment Nr. 74 verſeßten Hauptmann Kummer,

als

16.

Kompagnie Infanterie-

Regiments Nr. 17 übergeben und ist am 1. April 1890 12. Kompagnie des 7. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 142 geworden . An ihrer Statt wurde beim Regiment unter dem alten Chef Hauptmann v. Spies

eine neue 7. Kompagnie gebildet.

Das

1. Bataillon gab dazu 4 Unteroffiziere 47 Gemeine, das 2. Bataillon 6 Unteroffiziere 27 Gemeine, und das 3. Bataillon 3 Unteroffiziere 52 Gemeine ab.

Am Tage ihres Zuſammentritts , dem

4. April, trafen zur Deckung der erfolgten Abgaben 69 DispoſitionsUrlauber und 96 Rekruten beim Regiment ein. Auch abgesehen von dieser zweiten Rekruten-Einstellung bot das Dienstjahr 1886/87 in Folge zahlreicher einſchneidender Aenderungen viel Abweichendes von dem gewohnten Dienstgange . Zunächst ist hier die Neubewaffnung zu nennen. Das zum Mehrlader um-

344

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

geänderte Infanterie- Gewehr M 71/84 ,

mit welchem die Armee-

Korps in schneller Folge ausgerüstet wurden, traf am 20. Dezember 1886 in einer Anzahl von 1680 Stück beim Regiment ein. Dieſe wichtige Neuerung vorschriften.

erheischte die Umarbeitung zahlreicher Dienst-

So erſchienen am 3. Februar 1887 die Abänderungen

zum Exerzir-Reglement , welche sich im Wesentlichen auf neue Bestimmungen über die Chargirung und die Anwendung des Magazinfeuers im Gefecht beschränkten .

Das Weitere über den Gebrauch

des Mehrladers enthielt die am 22. Februar 1887 erlassene Schießvorschrift.

Endlich erschien am 23. Mai als wichtigste Richtschnur

für die Thätigkeit der Truppen im Ernstfall die auf Grund der gesammelten Erfahrungen wesentlich umgearbeitete neue FelddienstOrdnung . Allem

Um

die verschiedenen neuen Dienſtvorschriften ,

aber die Handhabung

gewehrs ,

auch der

bereits

vor

und den Gebrauch des Magazin-

entlassenen Mannschaft beizubringen,

fanden 1887 zwei größere Reſerviſten-Uebungen statt; im Februar waren 1089 , im Juni 838 Mann beim Regiment eingezogen . Außer der veränderten Waffe , zu welcher am 16. Februar 1888 noch die kurzen, dolchartigen Seitengewehre M 71/84 empfangen wurden, brachte dieses folgenreiche Jahr der Infanterie auch eine veränderte

Ausrüstung .

3. März 1887 ein :

führte

Die Allerhöchste

Kabinets - Ordre

vom

an neuen Stücken für die Mannschaften

einen leichteren Helm mit Sturmriemen und ohne Vorder-

schiene, (welche lettere aber am 29. Januar 1891 wieder eingeführt wurde) ; gerüft und flacheres ,

einen

neuen Tornister mit gesondertem Trage-

eingehängtem Beutel für die

eiserne

Portion ; ein

auf der großen Klappe zu tragendes Kochgeschirr ; die

Trageweise des Mantels um den Tornister, des Schanzzeuges am Seitengewehr, und der Feldflasche an dem wasserdichten , braunen , vordere

neuen Brotbeutel ; zwei Patronentaschen ;

eine

kaffee-

auf das Koppel zu schiebende

neu

dazu

gekommene

hintere

Patronentasche ; und endlich Schnürschuhe aus wasserdichtem Stoff mit Lederbesaß. Auch wurde für die ganze Infanterie das schwarze Lederzeug

eingeführt ,

womit der lezte den Füsilier - Regimentern

noch erhaltene äußere Unterschied von der übrigen Infanterie in Fortfall kam. Der Frühling 1887 brachte dem Regiment einen Kommandeurwechsel.

Ein

hartnäckiges

Augenleiden

nöthigte

den

Oberst

Oberst Frh. zu Putlig. --- Verein ehemaliger Dreiundsiebziger.

345

v . Zingler zum lebhaften Bedauern seiner Untergebenen , um Enthebung von seiner Stellung zu bitten. Er wurde am 14. April mit der Regiments-Uniform zu den Offizieren von der Armee versezt und behielt seinen Wohnsit in Hannover, bis er, von seinem Leiden wieder hergestellt, am 4. Februar 1888 zum Kommandeur des 2. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88 ernannt wurde. Vom 18. November 1888 bis 27. Januar 1890 war GeneralMajor

v. Zingler Kommandeur der 25. Infanterie-Brigade in

Münster , wurde am 13. Juni 1890 penſionirt und nahm ſeinen Wohnsit in Wiesbaden . Regiments

Nr.

Mit Führung des Hannoverschen Füsilier-

73 wurde Oberst- Lieutenant Freiherr

Gans

Edler Herr zu Putlig vom Infanterie-Regiment Nr. 76 beauftragt ; seine Ernennung zum Oberst und Regiments -Kommandeur folgte am 14. Mai. Am 8. Mai 1887 wurde zu Hannover ein „ Verein ehemaliger Dreiundsiebziger"

gegründet , welcher von 48

gliedern in wenigen Jahren

auf über

anfänglichen Mit-

100 Genossen anwuchs .

Nachdem der Gedanke zu einer solchen Vereinigung bei Gelegenheit der Frühjahrs - Kontrolversammlung 1887 aufgetaucht war , wurde er schon am Geburtstage

des Regiments-Chefs

im Restaurant

zur Börse durch eine einberufene Verſammlung zur Ausführung gebracht. Die Sagungen des Vereins bezeichnen Pflege von Königstreue und Kameradschaft , Spenden an hülfsbedürftige Mitglieder und deren Wittwen und Waisen, sowie die Theilnahme an Leichenbegängnissen verstorbener Mitglieder als Zweck des Vereins .

Den

Ehrenvorsiz übernahm am 15. April 1889 Se. Excellenz der General- Lieutenant v. Loebell. Die ersten Vorstandsmitglieder waren der Eisenbahn - Büreaugehülfe Korte , assistent Kropp und Schneidermeister Meyer.

Eisenbahn - BüreauFür Kropp trat

1889 Büreauassistent Ederleh in den Vorstand .

Das alljährlich

am 8. Mai abgehaltene Stiftungsfest des Vereins

wurde

auch

aus den Kreiſen der aktiven Mitglieder des Regiments stets zahlreich besucht. Die Herbstübungen des Jahres 1887 räumlich vollkommen

getrennte

Theile.

zerfielen in zwei auch Das Brigade - Manöver

unter General - Major Melms fand dicht nördlich von Hannover in der Gegend von Langenhagen und Mellendorf statt.

Sodann

rückte das Regiment in mehreren Märschen zum Divisions-Manöver

346

17.

Ein Jahrzehnt in Hannover.

in das wohlbekannte Gelände von Walsrode bis Verden.

Seine

Königliche Hoheit der Kommandirende General machte es möglich, zur Besichtigung der Division noch rechtzeitig aus Königsberg einzutreffen,

woselbst

Höchstderselbe

Seiner Majestät des Kaisers

in Folge einer Unpäßlichkeit und der Erkrankung Seiner Kaiser-

lichen Hoheit des Kronprinzen das Kaisermanöver des I. ArmeeKorps abgehalten hatte. Am 20. Oktober ereignete sich beim Schießen der eingezogenen Ersabreservisten auf der Vahrenwalder Heide ein betrübender Unglücksfall , indem der Gefreite Dehlfing der 11. Kompagnie durch eigene Unvorsichtigkeit beim Anzeigen erschossen wurde. Vom 29. bis 31. Oktober hielt Oberst zu Putlig mit neun Offizieren

des

Regiments

auf Krümperwagen

des

6. Ulanen-

Regiments eine taktische Uebungsreise auf dem geſchichtlichen Boden von Langensalza ab. Derselben lag die Annahme zu Grunde, daß zwei von Sondershausen und von Gotha anrückende Avantgarden bei Langensalza

aufeinanderſtießen . Wie in dem Treffen vom 27. Juni 1866, welches ausführlich durchgesprochen wurde, spielten auch bei dieser Uebung der Jüdenhügel , das Badewäldchen , der

Erbsberg, Merrleben mit Kirchberg und Brücke, sowie Kallenbergs Mühle die bedeutende Rolle, welche ihnen nach ihrer natürlichen Beschaffenheit zukommt. Im Herbst 1887 wurde die längst erstrebte Neuherstellung des Offizier-Kasinos durchgeführt. Am 5. Dezember fand die Einweihung der glänzend hergerichteten Räume statt. Bei derselben zeigte sich vor Allem der Saal in seinem neuen Gewande außer= ordentlich verschönt. Freiwillige Gaben halfen den Glanz des neuen Kasinos erhöhen. 1882

Zu einer Waffentrophäe , welche schon

vom Offizier - Korps

des Jäger - Bataillons Nr. 10 in Er-

widerung mehrfach beim Brigade - Exerziren genossener Gastfreundschaft geschenkt worden war, stifteten jezt die Lieutenants des Regiments

ein Gegenstück.

Das

neu

ausgestattete Rothe Zimmer

aber schmückten Büsten des großen Kurfürsten, des großen Königs und des großen Kaiſers, Geschenke der wachethuenden Lieutenants, der Hauptleute und der Stabsoffiziere des Regiments . Wenige Wochen darauf trat für das Regiment abermals ein

Kommandeurwechsel ein. Dem Oberst Frhr. zu Putlig, welcher sich in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit an der Spiße des Re-

Oberst v. Scheel. -

347

Tod Kaiser Wilhelms I.

giments durch die Erneuerung des Offizier-Kasinos ein bleibendes Denkmal gesezt hat , wurde am 17. Januar 1888 der erbetene Abschied mit der Regiments - Uniform bewilligt , Berlin übersiedelte.

worauf er

nach

An seine Stelle trat Oberst-Lieutenant v . Scheel

vom Heſſiſchen Leibgarde-Regiment Nr. 115. Auch er war wie Oberſt-Lieutenant v. Kalbacher - dem Regiment schon aus früheren Dienſtverhältnissen

bekannt.

Bis zum

12. Dezember

war er Adjutant der 25. Infanterie - Brigade gewesen.

1868

Zunächst

mit der Führung des Regiments beauftragt, wurde er am 17. April zum Oberst und Regiments -Kommandeur ernannt. Am 11. Februar 1888 vollzog Kaiser Wilhelm vom

Deutschen Reichstage

in

der

denkwürdigen

das neue,

Sizung

vom

6. Februar in patriotiſcher Einhelligkeit ohne Debatte genehmigte Wehrpflicht-Geseß, welches ein bis zum 39. Lebensjahre währendes zweites Landwehr-Aufgebot einführte und die Landſturmpflicht bis zum 45. Lebensjahre ausdehnte. Die Landwehr-Regiments-Verbände und mit ihnen das Reserve-Landwehr-Bataillon (Hannover) Nr. 73 fielen fort;

lezteres hieß fortan Bezirks - Kommando

Hannover.

Der Bezirks -Kommandeur und die Stamm-Mannſchaften legten die Nummer 73 ab und die Nummer 38 an ; ebenso alle LandwehrOffiziere des Bezirks . Am 9. März 1888 früh verbreitete sich in Hannover wie ein Lauffeuer die erschütternde Kunde von dem weltgeschichtlichen Ereigniß dieses Morgens .

Seine Majestät unser glorreicher Kaiser

und König Wilhelm I. , der Stolz und die innige Liebe Seines dankbaren Volkes , der allezeit siegteiche Führer Seines Kriegsheeres, war um 812 Uhr früh sanft und friedlich entſchlafen. harmonisch wie all Sein Leben Kaisers.

war

Schön und

auch das Ende des großen

Wer konnte ohne Rührung Seine leßte Unterſchrift ſehen,

oder hören , wie Er selbst auf dem Sterbelager noch hatte, müde zu sein" !

keine Zeit

Mit unendlicher Wehmuth stand Deutsch-

land an der Bahre seines Einigers , stand auch das Regiment Nr. 73 im Geifte am Sarge seines Stifters, dem über 21 Jahre treu gedient zu haben für alle Zeit sein Stolz bleiben wird .

Mit

dem 13. März umflorten sich für sechs Wochen die Fahnen, welche König Wilhelm einst von Sieg zu Sieg geführt hatte ; die Offiziere legten für vier Wochen die tiefe Trauer und für weitere 14 Tage den Flor um den linken Oberarm an.

Einem Herzensbedürfniß

348

18.

Unter Kaiser Friedrich III . und Wilhelm II.

folgend , spendete das Offizier-Korps des Regiments ſeinem heimgegangenen Kriegsherrn einen Trauerkranz, welchen Oberst-Lieutenant v. Kalbacher am 15. März im Dom zu Berlin vor dem kaiserSarge niederlegte. Am 16. März Mittags 12 Uhr, während der todte Kaiser nach Seiner lezten Ruhestatt im Mausoleum zu Charlottenburg überführt wurde, fand für die Garniſon Hannover ein feierlicher Trauergottesdienst auf dem Waterlooplag statt. Wieder wie vor zehn Jahren war vor der Säule ein Altar errichtet, von dem aus Militär-Oberpfarrer Bergmann die Trauerpredigt hielt und der katholische Divisionspfarrer Biskup das Gebet verrichtete. Die übrige Militär-Geistlichkeit stand auf den Stufen der Säule ; zu den Seiten des Altars hatten die troß der strengen Kälte zahlreich erschienenen Damen

Plaz

genommen ;

im

offenen Viered

waren die Truppen aufgestellt, deren beflorte Fahnen und Standarten durch die 5. Kompagnie des Regiments Nr. 73 unter Hauptmann Wolff geholt worden waren .

Dies war der leßte Dienſt, den das

Regiment ſeinem erhabenen Stifter leisten durfte.

Ein bedeutsamer

Abschnitt in seiner Geschichte lag abgeschloſſen hinter ihm.

18. Unter Kaiser Friedrich III. und Wilhelm II. Preußens und des Deutschen Reiches Krone waren durch den Heimgang Kaiser Wilhelms I. auf den bisherigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm übergegangen , welcher den Thron Seiner Väter unter dem Namen Friedrich III. bestieg. Das FüsilierRegiment Nr. 73 leistete seinem neuen Kriegsherrn am 11. März 1888 um 112 Uhr Mittags auf dem Waterlooplaß zu Hannover den Eid der Treue.

Nach einer Ansprache des Oberst- Lieutenant

v. Scheel, welche in einem Hoch auf Kaiser Friedrich gipfelte, wurden die Bataillone zur Eidesleistung auseinandergezogen und schwuren den ihnen von den untersuchungführenden Offizieren auf die Fahne abgenommenen Eid. Leider war der neue Kaiser nicht mehr die blühende, kraftvolle Heldengeſtalt, zu welcher das Regiment 1874 , 1878 , 1881 bewundernd emporgeschaut hatte. Ein gebrochener Mann, den Tod im Herzen, kehrte Kaiser Friedrich aus der Fremde zurück, um Sich der Erfüllung Seiner hohen Herrscherpflichten zu widmen.

Kaiser Friedrichs Regierungsantritt.

Mit dem Beginn des Jahres 1887

349

hatte sich bei Seiner Kaiser-

lichen Hoheit eine hartnäckige Heiſerkeit eingestellt, gegen welche die angewendeten Kuren in Ems, in England und Schottland, in Tirol und der Lombardei machtlos blieben, und welche nur zu bald als eine sehr ernste Erkrankung des Rehlkopfes erkannt wurde. Auch in San Remo, woselbst der Kronprinz den Winter zubrachte, suchte Er vergeblich Heilung ; am 9. November wurde durch eine gemeinsame Untersuchung der Aerzte die traurige Gewißheit gewonnen, daß das Leiden des hohen Herrn Kehlkopfkrebs sei . Die Krankheit machte solche Fortschritte, daß am 9. Februar 1888 der Luftröhrenschnitt vorgenommen werden mußte. Seine Kaiserliche Hoheit athmete seitdem durch eine Kanüle und hatte die Sprache vollIn diesem Stadium des heldenhaft getragenen Leidens berief Gottes Rathschluß Ihn auf den Thron, und Seine

ſtändig verloren.

Majestät zögerte keinen Augenblick, in die winterlich kalte Heimath zu eilen und Sich mit hohenzollernscher Pflichttreue den Regierungsgeschäften zu unterziehen . Sein erster Staatsakt war der Erlaß „An Mein Volk “ vom 12. März 1888 , ein inniger Nachruf an Indem den aus Seinem glorreichen Leben geschiedenen Kaiser. König Wilhelm, " so hieß es darin, " mit nie ermüdender landesväterlicher Fürsorge das Preußische Heer auf die Höhe seines ernsten Berufes erhob , legte Er den sichern Grund zu den unter Seiner Führung errungenen Siegen der deutschen Waffen, aus denen die nationale Einigung hervorging . " Aus dem Erlaß an den Reichskanzler vom gleichen Tage, in welchem Kaiser Friedrich Seine Regierungs -Grundſäße zum Ausdruck brachte, sei die auf die Armee bezügliche Stelle angeführt : „Die nothwendige und sicherste Bürgschaft für ungestörte Förderung der Friedensarbeiten sehe Jch in der ungeschwächten Erhaltung der Wehrkraft des Landes, Meines erprobten Heeres und der aufblühenden Marine. Beide müſſen jederzeit auf der Höhe der Ausbildung und der Vollendung der Organisation erhalten werden , welche deren Ruhm begründet hat und welche deren fernere Leistungsfähigkeit ſichert. “ Noch deutlicher sprach sich die warme Theilnahme, welche auch der neue Kriegsherr Seinem Heere entgegenbrachte, in der Allerhöchsten Kabinets - Ordre vom 26. März über die Ausarbeitung eines neuen Ererzir-Reglements Erlaß lautete wörtlich:

für

die Infanterie aus.

Dieser

350

18.

Unter Kaiser Friedrich III.

Gleich Meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Majestät will Ich unverweilt und unausgesezt Meiner Armee Meine Das von Seiner Majestät dem Kaiſer und Könige Wilhelm gegebene und wiederholt zeitgemäß

Fürsorge zuwenden.

geänderte Exerzir-Reglement der Infanterie, welches sich bis zum heutigen Tage in seinen Grundsäßen durchaus bewährt hat, wird bei den Ansprüchen, welche die fortgeschrittene Technik der Feuerwaffen jezt an den Soldaten stellt, einer Vereinfachung bedürfen ,

um Zeit und Raum zu schaffen für eine

noch gründlichere Einzelausbildung und für eine einheitlichere und strengere Erziehung in der Feuer- und Gefechts-Disziplin. In diesem Sinne will Jch als für künftig zum Wegfall besonders geeignet vor Anderem die dreigliedrige Aufstellung bezeichnen , welche im Kriege nicht gebraucht wird und im Frieden zu entbehren ist.

Jedoch will Ich die hiernach er-

forderlichen Aenderungen des Reglements so gestellt wiſſen, daß zum Dienst zur Fahne einberufene Mannschaften des Beurlaubtenstandes sich ohne besondere Einübung

in der

Schule des Reglements zurechtfinden . Charlottenburg , den 26. März 1888. Friedrich." Beim Füsilier-Regiment Nr. 73 erfolgte in der kurzen Epoche Major Friedrichs III. die Neubeseßung zweier Bataillone. Breyding trat am 22. März an die Spiße des

neu

errichteten

Major Linde

nahm am

Korps-Bekleidungsamtes

zu Hannover ,

17. April den Abschied.

An Stelle der scheidenden Stabsoffiziere

wurden die Majors v . Wrochem und v. Rabenau vom Regiment Nr. 90 bezw. 93 als Kommandeure des 1. und 2. Bataillons in das Regiment verseßt. Der mit einer umfassenden Amnestie verbundene Gnadenerlaß des Kaisers vom 5. Mai 1888 brachte dem Regiment die Erhebung zweier Offiziere in den Adelsstand , Lieutenants Nobbe und Dehlschläger.

der

Am 24. Mai verfügte Seine Majestät , daß das X. ArmeeKorps aus der 3. Armee - Inspektion ausscheiden und in den Verband der 2. Armee - Inspektion übertreten solle.

Diese mit einem

General-Inspekteur nicht beseßte Inspektion bestand jeßt aus dem IX., X. und XII . Korps .

351

Kaiser Friedrichs Tod.

Die Uniformirung der Offiziere wurde vom Kaiser Friedrich in zwei Punkten geändert. Durch die Kabinets -Ordres vom 17. März und 12. April wurden die Epaulettes bis auf Weiteres außer Ge: brauch gesezt, und am 7. Juni für die berittenen Infanterie-Offiziere hohe Stiefel für den Dienst zu Pferde eingeführt. Unterdeſſen vollendete sich das finstere Verhängniß, welches sich ſeit anderthalb Jahren über dem Haupte des vielgeliebten Herrschers zusammengezogen hatte. Einen gefährlichen Bronchitis -Anfall, welcher den Kaiser gegen Ende April in Charlottenburg befiel , vermochte Seine starke Natur noch zu überwinden . Es kam im Mai noch zu einem letzten Aufflackern der Lebenskräfte. am 24. Mai der Vermählungsfeier des

Der Monarch konnte

Prinzen Heinrich bei-

wohnen ; Er nahm am 29. Mai im Charlottenburger Schloßpark, im Rollstuhl fißend ,

die Parade der vom Kronprinzen Wilhelm

geführten 2. Garde-Infanterie-Brigade ab und vermochte am 1. Juni zu Schiff Seine Ueberſiedelung nach Schloß Friedrichskron bei Potsdam zu bewirken . Hier aber nahte schnell das Ende. Der Krebs ergriff die Lunge und am 15. Juni 1114 Uhr Vormittags erlöfte ein sanfter Tod Seine Majestät von Seinen Leiden . Der Königliche Dulder hatte vollendet, der in gottergebenem Ausharren und strenger Pflichterfüllung

bis

zum leßten Athemzuge die

Seinen gelehrt

hatte, „zu leiden ohne zu klagen “. Kurz darauf wurde die Trauerkunde in Hannover bekannt ; wieder stiegen an den Kaſernen wie an allen öffentlichen und den meisten Privathäusern

die

fahnen halbmast empor,

erſt ſo kurze Zeit beseitigten Trauerwieder legten zufolge Armeebefehls vom

15. Juni die Fahnen und die Offiziere auf 6 Wochen die Trauer an, deren Einzelheiten genau wie beim Tode Kaiser Wilhelms I. geregelt waren. Am Tage der Beiseßung des Kaisers in der Friedenskirche zu Potsdam, den 18. Juni früh 10 Uhr fand auf dem Waterlooplaß ein Trauergottesdienst der Garniſon ſtatt.

Der-

selbe verlief ganz wie die Feier vom 16. März ; doch hielt der inzwischen

ernannte Divisionspfarrer Rocholl die Trauerrede , in

welcher zu wirkungsvollem Ausdruck kam, daß es gerade der Tag von Waterloo war , welcher die Truppen zu der traurigen Feier um die Waterloosäule versammelt sah .

Als Vertreter der katho-

lischen Geistlichkeit ſprach Diviſionspfarrer Knoche das Gebet zum Andenken des heimgegangenen Kaisers Friedrich III.

352

18.

Unter Kaiser Wilhelm II.

Der Nachfolger des verewigten Monarchen,

Seine Majeſtät

unser gegenwärtiger Kaiser und König Wilhelm II., erließ noch am Tage Seiner Thronbesteigung Seine erste Kundgebung , und dieſe - war an die Armee gerichtet ! Der denkwürdige erſte Armeebefehl des neuen Kriegsherrn hatte folgenden Wortlaut : ,,Während die Armee soeben erst die äußeren Trauerzeichen für ihren auf alle Zeiten in den Herzen fortlebenden Kaiser und König Wilhelm I., Meinen hochverehrten Großvater, ablegte, erleidet sie durch den heute Vormittag 11 Uhr 15 Minuten erfolgten Tod Meines theuren , inniggeliebten Vaters ,

des Kaisers und Königs Friedrich III . Majestät,

einen neuen schweren Schlag.

Es sind wahrlich ernſte Trauer-

tage, in denen Mich Gottes Fügung an die Spiße der Armee stellt , und

es ist in der That ein tiefbewegtes Herz ,

welchem Ich das erste Wort an Meine Armee richte.

aus Die

Zuversicht aber, mit welcher Jch an die Stelle trete, in die Mich Gottes Wille beruft , ist unerschütterlich fest, denn Jch weiß, welchen Sinn für Ehre und Pflicht Meine glorreichen Vorfahren in die Armee gepflanzt haben, und Ich weiß, in wie hohem Maße sich dieser Sinn immer und zu allen Zeiten bewährt hat.

In

der Armee ist

die

feste,

un-

verbrüchliche Zugehörigkeit zum Kriegsherrn das Erbe, welches vom Vater auf den Sohn , von Generation zu Generation geht,

und ebenso verweise Jch auf Meinen Euch Allen

vor Augen stehenden Großvater, das Bild des

glorreichen

und ehrwürdigen Kriegsherrn, wie es schöner und zum Herzen sprechender nicht gedacht werden kann,

auf Meinen theuren

Vater, der Sich schon als Kronprinz eine Ehrenstelle in den Annalen der Armee erwarb, und auf eine lange Reihe ruhmvoller Vorfahren, deren Namen hell in der Geschichte leuchten und deren Herzen warm für die Armee schlugen . So gehören wir zusammen Ich und die Armee , so find wir für einander

geboren ,

und so wollen wir unauflöslich fest

zusammenhalten, möge nach Gottes Willen Friede oder Sturm sein. Ihr werdet Mir jezt den Eid der Treue und des Gehorsams schwören , und Ich gelobe, stets dessen eingedenk zu sein, daß die Augen Meiner Vorfahren aus jener Welt auf

Armeebefehl Kaiser Wilhelms II. -Prinz Albrecht Feldmarschall.

353

Mich herniedersehen, und daß Ich ihnen dermaleinst Rechenschaft über den Ruhm und die Ehre der Armee abzulegen haben werde ! Schloß Friedrichskron , den 15. Juni 1888. Wilhelm. " Gehobenen Gefühles lauschte am 16. Juni Abends 6 Uhr das zur Vereidigung auf dem Waterlooplah aufgestellte Regiment dieſen vom Regiments- Kommandeur verleſenen , wahrhaft königlichen

Worten, stimmte mit tief aus dem Herzen kommender Begeisterung in das Hoch auf seinen neuen Kriegsherrn ein und 'ſchwur Allerhöchstdemselben im Bewußtsein des Ernstes der Stunde bataillonsweise den Fahneneid.

aḍ gds! Gleich die ersten Tage der Regierung Seiner Majestät brachten eine wichtige, das Regiment nahe berührende Veränderung, indem der Kaiser den erhabenen Chef des Regiments , Prinz Albrecht von Preußen Königliche Hoheit, am 19. Juni zum GeneralFeldmarschall und am 10. Juli zum General- Inspekteur der 1. Armee- Inspektion ernannte. Der Prinz beantwortete ein Telegramm vom 21. Juni , welches Ihm die freudigsten und ehrerbietigsten Glückwünsche des Offizier-Korps zu Füßen legte, noch am selben Tage durch die folgende gnädige Erwiderung :

Dem Offizier

Korps Meines Füfilier- Regiments danke Jch aufrichtig für die freudige Theilnahme an der Allerhöchsten Gnade Seiner Majestät für Mich durch Ernennung zum General - Feldmarschall. Ich bin glücklich, Ursache zu sein , daß an der Spiße des Regiments dieser Titel erscheinen wird. “ Die Zuſammenſeßung der Armee- Inspektionen war durch Kabinets-Ordre vom 4. Juli abermals geändert worden. Die Rüften - Rorps , nämlich das I., II., IX., X. (ſowie ſpäterhin XVII.), waren zur 1. Armee-Inspektion mit dem Siß in Hannover zusammengefaßt worden. Das X. Armee - Korps verblieb mithin auch ferner unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen, welcher das General - Kommando durch folgenden Korps= befehl niederlegte: " Seine Majestät der Kaiser und König haben Mich durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 10. d. Mts . von der Stellung als Rommandirender General des X. Armee- Korps entbunden

und zum General- Inspekteur der 1. Armee- Inspektion ernannt. 23

18.

354

Unter Kaiser Wilhelm II.

Seine Majestät sprechen in dieser Ordre aus , daß es Mir gelungen sei, das Kommando des Korps fast 15 Jahre zur Zufriedenheit Seines in Gott ruhenden Großvaters zu führen. Beglückt, die Allerhöchste Anerkennung gefunden zu haben, sage Jch allen Denen Meinen Dank, welche Mich zur Erreichung dieses Zieles unterstüßten. Es gereicht Mir zur Freude, auch ferner mit dem Armee- Korps und der Provinz Hannover in Beziehungen zu bleiben. Bei Meinem Scheiden. rufe Jch dem X. Armee - Korps ein herzliches Lebewohl zu . Möge es dem Korps auch ferner im Kriege wie im Frieden vergönnt sein, sich die volle Anerkennung unseres Allergnädigsten Kriegsherrn

zu

erwerben .

Seine Majestät der

Kaiser und König lebe hoch!

Braunschweig , den 16. Juli 1888 . Albrecht, Prinz von Preußen." Zum Kommandirenden General des X. Armee -Korps wurde am 10. Juli 1888 der bisherige Chef der Admiralität General der Infanterie v. Caprivi ernannt. Bald darauf vollzog sich auch ein Wechsel in den übrigen höheren Vorgeseztenſtellen . Der Divisions -Kommandeur General - Lieutenant v . Rauch wurde am 2. August zum

Chef der Landgendarmerie

ernannt.

Für den-

selben trat General- Major v . Lettow , bislang Kommandeur der 62. Infanterie-Brigade, an die Spiße der 19. Diviſion und wurde am 19. September zum General-Lieutenant und Diviſions-Kommandeur befördert.

General-Major Melms wurde am 13. November

1888 als General- Lieutenant zur Disposition gestellt. wurde General-Major v . Rheinbaben ,

Statt seiner

bis dahin Kommandeur

des Kadettenkorps , zum Kommandeur der 38. Infanterie-Brigade ernannt.

Endlich wechselte das Regiment in diesem Jahre auch

seinen Etatsmäßigen Stabsoffizier : Oberſt-Lieutenant v . Kalbacher wurde am 12. Juli 1888 an die Spiße des 1. Hannoverschen Infanterie- Regiments

Nr. 74

gestellt,

und

am 2. Auguſt der

Königlich Württembergische Oberst - Lieutenant v. Greiff, bisher Major im 8. Infanterie - Regiment Nr. 126 , behufs Verwendung als Etatsmäßiger Stabsoffizier zum Füsilier -Regiment Nr. 73 kommandirt und auf deſſen Etat übernommen.

General v . Caprivi .

Gefreiter Brauer.

355

Der seit dem Regierungsantritt des Kaisers Friedrich beſtehende Zwischenzustand hinsichtlich der Achselstücke erreichte am 12. Juli sein Ende durch eine Allerhöchste Kabinets-Ordre , welche die Epaulettes zwar beibehielt , sie aber auf Paraden und Kirche, sowie auf den Gala- und Gesellschaftsanzug beschränkte , während im Uebrigen nur noch Achselstücke einer neuen Probe Anwendung Eine fernere Kabinets -Ordre vom 23. Auguſt

zu finden hatten.

beſtimmte, daß die Kompagnie Chefs als berittene Offiziere ſtets Sporen und beim Dienst zu Pferde hohe Stiefel zu tragen hätten . Am 22. März 1889 folgte eine Umbewaffnung der Offiziere und Portepee Fähnriche durch Einführung eines in einer Stahlscheide ruhenden Degens mit Korb und einem filberbeseßten Koppel. Versuche mit einem etwas anderen Modell - dem unveränderten Füsilierſäbel bezw . Infanteriedegen in einer Stahlscheide , die am Schwerpunkt von zwei Riemen getragen wurde — waren schon seit dem August 1888 bei einzelnen Truppentheilen der Armee, darunter Füsilier-Regiment Nr. 73, angestellt worden. Auch aus diesem Jahre ist einer Lebensrettung durch einen Mann des Regiments

zu gedenken.

Der Gefreite Brauer der am 10. August 1888 beim Garnisonbadeplaß aus dem Kahn bekleidet in die Ihme, um den des Schwimmens unkundigen Ulan Wenzel des 13. Ulanen = Regiments , welcher durch das Zerreißen des Begrenzungsstrickes ins tiefe Waſſer ge8. Kompagnie sprang

rathen war, mit eigener Lebensgefahr zu retten. Brauer konnte den bereits untergegangenen und besinnungslosen Kameraden nur noch durch Tauchen erfaſſen. Am 4. Januar 1889 wurde ihm für ſeine brave That als wohlverdiente Belohnung die Rettungs -Medaille am Bande zu Theil. Das

Brigade- Manöver

wurde

1888

vom

General - Major

Melms geleitet und zog sich von Linden bis gegen Springe hin. Das Divisions-Manöver hielt General-Lieutenant v. Lettow zwischen Hameln, Münder und Hasperde ab.

Der Manöverschluß erfolgte

in Gegenwart des Generals der Infanterie v. Caprivi in höchſt kriegsgemäßer Weise.

Durch gegenseitige Ueberfälle am Nachmittag,

Feldbefestigungs - Arbeiten nach Eintritt der Dunkelheit und nächtlichen Beginn des Gefechts am anderen Tage wurden die biwafirenden Truppen fast 24 Stunden lang in Anspannung erhalten. Dafür war die Uebung des legten Manövertages schon um 8 Uhr 23*

356

18.

Unter Kaiser Wilhelm II.

früh beendigt, und noch am selben Tage, den 15. September, lehrte das Regiment mit der Eisenbahn in ſeine Garniſon zurüď. Unmittelbar nach dem Manöver übergab Seine Majestät „in dankbarem Gedenken

an Seines in Gott ruhenden Herrn Vaters

Majestät“ der Armee das aus Allerhöchftdeſſen Anregung hervorgegangene neue Ererzir-Reglement für die Infanterie vom 1. September 1888.

Das lange ersehnte, mit Spannung erwartete neue

Reglement brachte eine wesentliche Vereinfachung der Ausbildung mit sich, indem es alles nach den Erfahrungen der letzten Kriege Entbehrliche oder Veraltete abschaffte, insbesondere die dreigliedrige Aufstellung und die angefaßte Trageweise des Gewehrs .

Dafür

legte das Reglement auf die strafffte Gefechtsausbildung auch des einzelnen Mannes den schärfsten Nachdruck und maß die hervorragendste Bedeutung ben Kompagnie-Kolonnen zu . Auch führte es drei aus denselben zuſammengestellte Bataillons-Kolonnen ein : die Doppel , Tief- und Breitkolonne.

Von den im Januar 1889 verfügten wichtigen Aenderungen, wie Umwandlung der Füsilier-Bataillone in 3. Bataillone und Namensverleihungen an viele Truppentheile der Armee, wurde das Regiment nicht unmittelbar betroffen. Die leßtgedachte Allerhöchste Entschließung datirte vom 27. Januar 1889 , an welchem Tage Volk

und Heer zum ersten Male unter der Regierung Kaiser

Wilhelms II. das Kaiſers- Geburtstagsfest in Treue und Freudigkeit feiern durften . Der Frühling 1889 brachte dem Regiment unerwarteter Weise abermals einen Kommandeurwechsel, den vierten in der kurzen Frist von drei Jahren. Oberst v. Scheel wurde am 20. April 1889 zum Präses der Ober-Militär-Examinations-Kommission ernannt und stand bis zu seiner am 18. November 1890 erfolgten Beförderung General- Major à la suite des Regiments. An die Spige des Letteren trat Oberst-Lieutenant Graf zu Dohna, bisher Etatsmäßiger Stabsoffizier im 5. Westfälischen Infanterie- Regiment

zum

Nr. 53.

Am 22. Mai folgte seine Beförderung zum Oberst und

Regiments-Rommandeur. Auch zwei Bataillone des Regiments wurden im Lauf des Jahres 1889 neu besett. Am 17. Juni ſchied in dem Major v. Kaldstein ,

welcher als Oberſt-Lieutenant und

Etatsmäßiger Stabsoffizier in das 6. Thüringiſche Infanterie-Regi= ment Nr. 96 versetzt wurde, wieder einer von dem Stamme, welcher

357

Oberst Graf zu Dohna.

1866 das Regiment gebildet hatte. Als Kommandeur des 3. Bataillons wurde Major Graf v. Reichenbach vom Braunschweigischen Infanterie- Regiment Nr.

92

in

das

Regiment

versezt.

Am

15. Oktober wurde Major v. Rabenau an Stelle des in den Ruhestand übertretenden Oberst v. Klüfer zum Bezirks-Kommandeur in Oldenburg ernannt.

Als Kommandeur des 2. Bataillons

kam Major v. Briezke in das Regiment, auch er vom InfanterieRegiment Nr. 92, doch dem Regiment aus seinen Dienststellungen als Adjutant der

19. Division und zuleßt des X. Armee-Korps

schon seit Jahren bekannt. Das Ausbildungsjahr 1888–89, in welchem das neue ExerzirReglement zum ersten Male zur Anwendung kam, hatte gegenüber den bisherigen Dienstjahren ein wesentlich verändertes Aussehen. Abgesehen davon, daß zu

ungewohnter Zeit am 17.,

18. und

20. Dezember 1888 eine ökonomische Musterung stattfand ,

welche

insbesondere der Ausrüstung M/87 galt, waren auch die einzelnen Ausbildungsfristen

und

Besichtigungszeiten

erheblich

verschoben.

Die Kompagnie-Ausbildungszeit war auf vier Monate verlängert und schloß erst mit den am 6. Mai beginnenden Besichtigungen in allen Dienstzweigen.

Dafür war die hieran anschließende Bataillons-

Exerzirzeit auf fünf Uebungstage beschränkt.

Die Besichtigung der

gefechtsmäßigen Ausbildung der Bataillone im Gelände erfolgte erſt in den Tagen vom 22. bis 25. Juni durch den Kommandirenden General. Am 4. August 1889 fand auf dem Waterlooplaß in feierlichster Weise durch den Oberst Graf zu Dohna die Uebergabe einer von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht dem Verein ehemaliger 73 er gestifteten Fahne an den gedachten Verein statt. In Gemeinschaft von 35 anderen Kriegervereinen rückte der Verein um 3 Uhr Nachmittags in stattlichem Festzuge vom Tivoli nach dem Waterlooplag ab .

Am Kriegerdenkmal legte der Vereins-

vorsitzende Herr Korte einen Kranz nieder. Auf dem Waterlooplak nahmen die 35 befreundeten Vereine in großem Viered Aufstellung. In der Mitte ſtand der Verein ehemaliger Dreiundſiebziger ; ihm

gegenüber vor der Säule eine aus dem aktiven Regiment

zusammengestellte Kompagnie ohne Gewehr .

Vor derselben hatte

fich das Offizier-Korps des Regiments aufgestellt ; hinter dem Kommandeur hielt ein Unteroffizier mit der zu übergebenden Fahne.

358

Unter Kaiser Wilhelm II .

18.

Nachdem Oberst Graf Dohna die Front der Vereine abgeschritten hatte, hielt er

eine Ansprache an

welche damit schloß :

den Verein ehemaliger 73er,

Diese Fahne solle zwar friedlichen Zwecken

dienen, müſſe aber gleich den Fahnen der Truppen ein Erinnerungszeichen der Pflicht und ein Sinnbild der Treue zum Herrscherhause sein und fordere die unweigerliche Hingabe und den Dank aller 73er

an den hohen Chef.

Unter brausendem Hoch auf Seine

Majestät den Kaiſer und den Klängen der Nationalhymne wurde hierauf die Fahne dem Verein übergeben. Herr Korte gedachte in einer kurzen Erwiderung der im Kriege und besonders bei Colombey gefallenen Regimentsangehörigen , knüpfte hieran eine Erinnerung an die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich und schloß mit einem Dank für die gnädigst geschenkte Fahne und einem Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht.

Hierauf verkündete der

Vorsitzende die Ernennung des Oberst Graf zu Dohna und des Oberst-Lieutenant v. Kaldstein zu Ehrenmitgliedern des Vereins . Nachdem die von den Kriegerverbänden gewidmeten Ehrennägel eingeschlagen waren, sette sich die Regimentsmusik vor den Verein der 73er, dem sich zu

einem strammen Parademarsch vor dem

Regiments-Kommandeur die sämmtlichen übrigen Vereine anſchloſſen, um sodann zu einer wohlgelungenen Festlichkeit nach Bella Vista abzurücken.

Am

13. September nahm

der Prinz Albrecht Gelegenheit,

Seine Königliche Hoheit

vor Beginn

der Kaiserparade

den Verein zu begrüßen und die von Ihm geschenkte Fahne in Augenschein zu nehmen . zeitgemäß in " Verein geändert.

Der Verein hat seinen Namen seither

ehemaliger Prinz

Das Hauptereigniß des Jahres

Albrecht-Füsiliere" ab-

1889 ,

welches

große und

bleibende Erinnerungen hinterließ , war das Kaisermanöver. Das Regiments- und Brigade-Ererziren fand in diesem Jahre zum ersten Mal außerhalb der Garnison statt und zwar in der Bergsenke zwischen Alfeld und Hildesheim.

Das Regiment rückte am

16. Auguſt aus, um in zwei Märschen die Dörfer zu erreichen, in welchen es drei Wochen verbleiben sollte ; der Regimentsstab lag in Wrisbergholzen, die Bataillonsstäbe in Sellenstedt, Almstedt und Adenstedt. Nach beendigter Ererzirzeit fand auch das BrigadeManöver unter General-Major v . Rheinbaben in demselben Gelände statt.

Während des Divisions-Manövers lag der Regi-

359

Fahnenübergabe an den Verein ehemaliger Dreiundsiebziger.

mentsstab mit zwei Kompagnien einige Tage hindurch in Hildesheim .

Am

10.

und

geschlossenen Division

11.

wurde in zwei Kriegsmärschen in der

unter täglichen Gefechten gegen einen mar-

kirten Feind nach Hannover gerückt, woselbst an dem gleichen Tage auch die 20. Division und die für die Herbstübungen formirte Kavallerie- Division eintrafen. Man fand Hannover so verändert vor, daß es kaum wiederzuerkennen war. Die Stadt hatte zum Empfange ihres Kaisers ein unvergleichlich schönes und reiches Festgewand angelegt.

Alle

Künste hatten zusammengewirkt, um namentlich die Einzugsstraße in der großartigsten Weise auszuschmücken. Am folgenden Tage, dem 12. September, an welchem sämmtliche Truppen Ruhe hatten, traf Seine Majeſtät, vom VII . Armee-Korps aus Minden kommend, um 8 Uhr Abends in Hannover ein , woselbst kurz zuvor auch Kaiserin Auguste Viktoria von Berlin her angelangt war.

Unter

brausendem, nicht endendem Jubelruf der vieltauſendköpfigen Menge fuhren die Majestäten durch die tageshell erleuchtete Feststraße, von den Behörden ehrfurchtsvoll

begrüßt , zum Schloß.

Schon nach

wenigen Minuten trat der Kaiser in Begleitung

des Prinzen

Albrecht auf den Schloßhof, um das hier aufgestellte Offizier-Korps zu begrüßen. Kaum war dies vorüber, als die 9. Kompagnie des Hannoverschen Füfilier-Regiments unter Hauptmann Danneil behufs Ueberführung der Fahnen sämmtlicher zur Zeit in Hannover befindlicher Fußtruppen vor das Schloß rückte.

Um

1/2 10 Uhr

begaben sich der Kaiser und der Prinzregent von Braunschweig in russischer Uniform nochmals zum Bahnhofe , der Manövergäste ,

um den vornehmsten

den Großfürsten Thronfolger von Rußland ,

durch die unverändert in ihrem Zustande erhaltene Einzugsstraße zum Schlosse abzuholen. Außer dem Großfürsten Thronfolger weilten noch zahlreiche Großherzoge Sachsen,

andere hohe Gäste in Hannover , so die

von Hessen Prinz

Karl

und Oldenburg ,

von

Schweden ,

Prinz Georg

Prinz

von

Balduin von

Flandern , Feldmarschall Graf v. Blumenthal, Kriegsminister v. Verdy ,

Chef des Generalstabes Graf v. Waldersee und die

Kommandirenden Generale des III. , VIII. und IX. Armee-Korps . Von den fremdländischen Offizieren sei nur Feldzeugmeister Herzog Wilhelm

von Württemberg

als

Inhaber

73. Infanterie-Regiments namentlich angeführt.

des

österreichischen

360

18. Unter Kaiser Wilhelm II. Am 13. September 1889 fand um 10 Uhr früh beim schönsten

Wetter die Parade des X. Armee-Korps vor Kaiser Wilhelm II. ftatt, wieder wie 1874 und 81 auf dem Kronsberge, aber diesmal südlich des Dorfes Bemerode.

Die vom General der Infanterie

v. Caprivi befehligte Paradeaufstellung war in zwei Treffen gegliedert.

Das erste Treffen, die Infanterie, kommandirte General-

Lieutenant v. Frankenberg - Lüttwiß, das zweite (Kavallerie und Artillerie) General-Lieutenant v. Bersen ;

in demselben standen

nicht weniger als acht Reiter-Regimenter des X., IX. und III. ArmeeKorps in der Front. Beim Abreiten der Paradeaufstellung folgte dem Monarchen zunächst Ihre Majestät die Kaiserin zu Pferde in weißem, karminbeseßtem Reitkleide und weißem Federhut.

Die

Frau Prinzessin Albrecht wohnte der Parade im Wagen bei. Bei den beiden Vorbeimärschen hatte das Regiment zum ersten Male den Vorzug, von seinem erhabenen Chef dem Allerhöchsten Kriegsherrn vorbeigeführt zu werden. Regiment eine

ebenso

Gleich nach der Parade wurde dem

überraschende wie hohe Auszeichnung zu

Theil, indem es von Seiner Majestät den Namen „ Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73 " erhielt. Eine fernere Auszeichnung für das Regiment war es, daß der Kaiser an der Spiße der 1. Kompagnie vom Paradefelde zur Stadt zurückkehrte.

Nachdem Er die lange

Front derKriegervereine, unter welchen sich auch der Verein ehemaliger 73er mit seiner neuen Fahne befand, abgeritten hatte, sezte Seine Majestät Sich bei Bemerode an die Spiße der 1. Kompagnie des Prinz Albrecht-Füfilier-Regiments, welche die Fahnen aller zur Zeit in Hannover befindlichen Fußtruppen zur Parade geholt hatte und fie nunmehr auch wieder abbringen sollte. Der Kaiser ritt mit dem Oberst Graf zu Dohna bis zum Schloß vor den Fahnen und drückte dem Regiments-Kommandeur Seine Anerkennung über die besonders gute Haltung der Spielleute und der Musik aus, welche von Bemerode bis zum Schloß in zweistündigem Marsch im Tritt und Spiel marschirt waren. Am Nachmittag um 5 Uhr fand das Parade-Festmahl im Schloß statt, bei welchem der Kriegsherr Sein Glas „ auf die Söhne Hannovers, die Streiter des X. Korps " leerte, und General v. Caprivi dem ehrfurchtsvollsten Danke des Armee-Korps Ausdruck gab.

Kaiserparade. - Namenverleihung an das Regiment.

361

Ueber die Namenverleihung an das Regiment erging folgende an den Kriegsminister gerichtete Kabinets-Ordre :

Nr.

„Ich beſtimme, daß das Hannoversche Füfilier-Regiment Füsilier-Regiment 73 fünftig die Benennung

General-Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches ) Nr. 73 “ führen ſoll, und beauftrage Sie, dieſe Meine Bestimmung der Armee bekannt zu machen. Hannover, den 13. September 1889. Wilhelm . " Das Regiment erhielt aus Anlaß der ihm zu Theil gewordenen Auszeichnung alsbald Beglüdwünschungs-Telegramme vom 1. und 2. Dragoner-Regiment, welche sich durch den gemeinsamen Namen

bezw.

Chef dem Regiment

näher

verbunden

fühlten.

Mit dem Dragoner-Regiment Nr. 2 war das Regiment schon im Frühjahr bei deſſen 200jähriger Jubelfeier in kameradschaftlichen Depeschenaustausch getreten , wie es auch dem österreichiſchen Dragoner-Regiment Nr. 6 in Brünn seinen Glückwunsch gesendet hatte, als dasselbe im Auguft dem Prinzen Albrecht von Preußen verliehen worden war. Am 14. September fand ein Korps -Manöver des X. ArmeeKorps gegen einen bis zum Kronsberge vorgedrungenen markirten Feind statt. Das Armee-Korps, welches in eiligem Anmarſch von Hameln gedacht war, drang in zwei Kolonnen vor : die 19. Division links von Wülfel über Bemerode, die 20. Division rechts über Gut Kronsberg und die Windmühle.

Der Feind,

welchem

auch die Kavallerie- Division zugetheilt war, wurde von der Höhe des Kronsberges leicht vertrieben, leistete aber zwischen dem Thiergarten und Anderten in starker Stellung nachhaltigen Widerſtand. Während die 20. Diviſion das Dorf Anderten angriff und das Gros der 19. Diviſion unter überaus lebhaftem Magazinfeuer links verlängerte, griff das Füfilier-Regiment Prinz Albrecht über Kirchrode herum und gemeinen Sturm.

ermöglichte hierdurch um 11½ Uhr

den

all-

Nachdem Seine Majestät das Manöver be-

sprochen hatte, folgte ein Parademarſch der Infanterie in Regimentskolonnen, der berittenen Truppen im Galopp . Der Kaiſer, neben welchem Seine wiederum zu Pferde erschienene hohe Gemahlin hielt, bezeichnete dem Oberst Graf zu Dohna gegenüber die Haltung

362

18. Unter Kaiser Wilhelm II.

des Regiments als „ vorzüglich “, welches Allerhöchste Lob der Kommandeur dem Regiment sofort übermittelte. Am Nachmittag fand im Königlichen Schloß Galatafel für die Zivilbehörden der Provinz und am Abend um 10 Uhr großer Zapfenstreich aller Musikkorps des Armee-Korps auf dem Friederikenplag statt. Am Sonntag den 15. September wurde um 10 Uhr Vormittags auf dem Waterlooplaß ein feierlicher Feldgottesdienst abgehalten.

Die dazu bestimmten Truppen waren ohne Gepäck, aber

mit Gewehr im Viereck aufgestellt .

Das Regiment Nr. 73 war

dabei gleich den Regimentern Nr. 74, 78, 79 und 91 durch ein zusammengestelltes Bataillon von 400 Köpfen vertreten. Stufen der Waterloosäule war der Altar errichtet.

Auf den

Zwischen diesem

und dem rechten Flügel der Infanterie befand sich das Kaiserzelt, in welchem Seine Majestät in der Uniform Seines neu erwählten Königs-Ulanen-Regiments Nr. 13 , sowie Ihre Majestät und die übrigen Fürstlichkeiten dem Gottesdienste beiwohnten . Nach der durch Militär- Oberpfarrer Rocholl gesprochenen Liturgie hielt der evangelische Feldprobst Richter

die Predigt ; der

visionspfarrer Knoche sprach das Gebet.

katholische Di-

Nach Schluß der Feier

nahm der Kaiſer einen Parademarsch in Kompagnie-Kolonnen ab. Auch dieses Mal führte Prinz Albrecht Sein Regiment vorbei, deſſen Uniform Er auch angelegt hatte. Als die Fahnen des Regiments bei Seiner Majestät vorbeikamen, fügte es der Zufall, daß ein mehr als handgroßes Stück von dem bei Colombey zerschossenen Fahnentuche des 2. Bataillons durch den Wind losgetrennt wurde und gerade vor dem Kaiser niederfiel.

Seine Majestät ließ das

Fahnenstück durch den neben Ihm haltenden Prinzen Albert von Schleswig -Holstein - Glücksburg aufnehmen, behielt es während des ganzen Vorbeimarsches in der Hand und übergab es sodann mit den Worten : „ Hier, dies ist ein Stück von den Fahnen Deines Regiments" dem hohen Regiments-Chef. Durch dieſen gelangte es demnächst in die Hände des Oberst Graf zu Dohna , welcher dem werthvollen Andenken unter Glas und Rahmen mit einer kurzen Schilderung des Vorganges einen Ehrenplaß im Regiments-Kasino anwies. Am Nachmittag um 3 Uhr beehrten die Majestäten das Pferderennen auf der Bult mit Ihrer Anwesenheit.

Von be-

ſonderem Intereſſe für das Regiment war es, daß ein Angehöriger deſſelben, Lieutenant Hoffmann , auf seiner braunen Stute Lily

363

Das losgetrennte Fahnenstück.

unter endlosem Jubel der Menge den Preis des Jagdrennens einbrachte, zumal dies ein Ehrenpreis des Prinzregenten von Braunschweig war. Die Frau Prinzessin überreichte dem glücklichen Gewinner eigenhändig Um 6 Uhr nahm an dem

den Preis ,

einen goldenen Thalerpokal.

das Kaiſerpaar mit Seinen fürstlichen Gäſten

von den Ständen der Provinz gegebenen Festmahl im

Ständehause

Theil.

Unser Schwesterregiment Nr. 74 hatte an

diesem Tage die Ehre, Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzeſſin Albrecht zum Chef zu erhalten. Am 16. früh verließ das Regiment Hannover , um sich in zwei kurzen Reiſemärschen nach Eldagsen und Umgegend zu begeben, von wo am 19. das Manöver gegen das VII . Armee-Korps ſeinen Anfang nehmen sollte.

Die 1. Kompagnie aber, welche als Ehren-

kompagnie im Kaiserlichen Hauptquartier zu Springe Dienſt thun sollte hatte sich bereits begeben.

am 15. früh mit der Eisenbahn dorthin

Hauptmann v. Weddig kommandirte diese Kompagnie ;

Premier-Lieutenant

Bergmann

und

die

Sekond - Lieutenants

v. Dehlschläger, v . Nobbe und Frhr. v. Puttkamer II waren ihr als Offiziere zugetheilt. Von ihrer Ortsunterkunft Dorf Springe stellte die Kompagnie täglich eine Ehrenwache unter einem Offizier nach dem Jagdschloß und

gab den

des Kaisers aufgestellten Doppelposten .

vor den Gemächern

Seine Majestät verließ am

16. früh Hannover und begab Sich über Linden zum KavallerieManöver, bei welchem Allerhöchstderselbe, vor Wettbergen beginnend und bei Coppenbrügge

endend ,

mit der Kavallerie- Division

des

X. Armee-Korps gegen die des VII . Armee-Korps manövrirte, um sodann Sein Hauptquartier nach Jagdschloß Springe zu verlegen . Am 17. September vereinigte der Kaiser beide Kavallerie-Divisionen unter Seinem Befehl und führte sie über Coppenbrügge zum Angriff gegen einen martirten Feind bei Esbeck.

Nach einem Parademarsch

der ganzen gewaltigen Reitermasse kehrte der Kaiser nach Springe zurück.

Am 18. fand

allgemeiner Ruhetag statt.

Der Monarch

benußte denselben zu einem Jagdausfluge und befahl die Musik des Füfilier-Regiments Nr. 73 nach Springe , woselbst sie von 11/2 bis 4 Uhr vor Ihm spielte. Mit dem 19. September begann das dreitägige Manöver des VII. und X. Armee-Korps gegeneinander. Das westfälische Korps hatte die Weser überschritten und war im angriffsweisen Vorgehen,

364

18.

Unter Kaiser Wilhelm II.

während das hannoversche Korps die Bahnlinie Hannover— Alfeld zu deden hatte.

Am 19. September beseßte General v. Caprivi

mit ſeinem Korps die verstärkte Stellung Quanthof—Dunſen ; das Regiment Prinz Albrecht hielt die von ihm befeſtigte Höhe südlich Quanthof. Bei der Länge der Anmarschlinien des VII. Korps wurde es spät,

bis

dasselbe sich gegen diese Stellung entwickelt

hatte, und als das Manöver um 2 Uhr Nachmittags schloß, hatte der Ernstkampf der Infanterie kaum begonnen. zogen Biwaks ;

Beide Rorps be-

das der Dreiundfiebziger befand sich bei Mehle.

Am 20. beſeßte General v. Caprivi Stellung vom Tage vorher.

abermals ſeine verschanzte

Da dieselbe in der Front kaum zu

faffen war, so griff König Wilhelm , welcher an diesem Tage das VII. Korps führte, mit Seinen Hauptkräften durch den Osterwald um den rechten Flügel Seines Gegners herum.

Gegen diese Um-

gehung wurde unter Anderem auch das 1. Bataillon Prinz Albrecht eingeſeßt ; dieſelbe erfüllte aber ihren Zweck durchaus : das X. ArmeeKorps mußte den Rückzug auf Mehle antreten. Regen und Gewitter wurde in

Bei strömendem

eine neue Stellung westlich Elze

eingerückt und daselbst ein kaltes Biwak bezogen ; Lagerte zwischen Broißum und Wittenburg.

das Regiment

Nachdem Seine Majestät

der Kaiser die Führung des X. Korps übernommen hatte, wurde noch am selben Abend mit einer äußerst nachhaltigen Verschanzung der Vinie-Höhen begonnen, auf welchen acht Schumann'sche Panzerthürme eingebaut ,

Unterſtände aus gewölbtem Wellblech angelegt

und außer einigen Feldschanzen und zahlreichen Schüßengräben auch ausgedehnte Drahthinderniſſe angelegt wurden. Stellung schlug Seine Majestät

am 21. früh den

In dieſer Angriff des

General v. Albedyll ab , wobei das rauchfreie Pulver, mit welchem das X. Korps für diesen Tag ausgerüstet worden war, sich vortrefflich bewährte.

Das Füsilier-Regiment Prinz Albrecht, welches

das Dorf Broißum zur Vertheidigung eingerichtet hatte, wurde zur Unterstützung der 37. Brigade gegen die vom Waldkater her angreifende markirte Division Herwarth v. Bittenfeld nach Wülfinghauſen entsendet. Nachdem der Angriff des VII. Korps abgeſchlagen war, ging Seine Majestät mit der 20. Division und der KavallerieDivision Versen zum Gegenstoß vor und drängte das feindliche Korps bis nach Elze zurück, woselbst das Manöver um 11 Uhr sein Ende fand .

Nach der Besprechung durch

den

Chef des

365

Mandver gegen das VII. Armee-Korps. Generalstabes der Armee und

den

Schlußbemerkungen

Seiner

Majeſtät wurden an Ort und Stelle die verfügten Gnadenerweiſungen bekannt gegeben. Das Prinz Albrecht-Füfilier-Regiment war daran in folgender, ungewöhnlich reicher Weise betheiligt : Oberst-Lieutenant v. Greiff Kronen-Orden 3. Klaſſe , Major Graf Reichenbach und Hauptmann Müller Rother Adler-Orden 4. Klaſſe, Major v. Mizlaff, Hauptmann v . Weddig , Premier-Lieutenant Jasper und Sekond -Lieutenant v . Wüllenweber zur nächſthöheren Charge befördert, Hauptleute v. Manteuffel und v. Baerenfels , sowie Premier-Lieutenant v. Hanſtein in das Regiment verſeßt, Hauptmann Wyneken und Premier-Lieutenant Graf Rittberg zu den Kriegsschulen Anklam und Glogau kommandirt, Premier-Lieutenant v. Einem Adjutant der 33. Infanterie-Brigade, Feldwebel Neißel und Werner der 1. und 11. Kompagnie Allgemeines Ehrenzeichen. Nachdem Seine Majestät die Meldungen der Beförderten und Dekorirten entgegengenommen hatte, begab Allerhöchstderselbe Sich zur Heimreise nach Bahnhof Elze. Das Regiment fuhr am ſelben Abend zwischen 6 und 7 Uhr von Nordstemmen nach Hannover ab, woſelbſt die mit Fußmarsch aus Springe zurückgekehrte 1. Kompagnie bereits

eingerückt war.

Reserven entlassen ,

Zwei Tage darauf wurden die

durch welche das Regiment vor Beginn der

Herbstübungen auf die volle Ausrückestärke laut Friedens - Verpflegungs- Etat ergänzt worden war. Am 13. Dezember 1889 weilte Seine Majestät der Kaiser abermals auf einige Stunden in Hannover, um Sein KönigsUlanen- Regiment durch Seinen Besuch zu Mittags war der Kaiſer eingetroffen ,

ehren.

Um 1 Uhr

hatte das Ulanen-Regiment

gesehen und im Offizier-Kafino desselben gespeist, als Er bald nach 3 Uhr wesende

unerwartet

das

Kommandirende

Alarmfignal General

abgeben

ſendete

ließ.

Befehle

Der annach

allen

Kasernen, das ungewohnte Getöse des Generalmarschs verbreitete sich schnell durch die ganze Stadt, und nicht lange währte es, bis die Truppen von allen Seiten zum Waterlooplaş rückten . Seine Majestät nahm dortselbst Gelegenheit, das 1. und 2. Bataillon des Regiments durch Abschreiten sämmtlicher Züge genauer zu be ſichtigen und richtete einige Fragen an den Sergeanten Schacht der 8. Kompagnie, bei welchem Er die Abzeichen des Lehrbataillons wahrnahm.

Um 3 Uhr 55 Minuten war das

legte Bataillon

366

18.

Unter Kaiser Wilhelm II.

Der Kaiser begrüßte die

eingetroffen.

einzelnen

Truppentheile,

und zwar unser Regiment mit dem Gruß : „Guten Morgen, Prinz Albrecht-Füsiliere ! " Hierauf fand bei bereits ziemlich vorgeschrittener Die alten Dunkelheit der Parademarsch der Garnison statt. Mannschaften marschirten in Zügen , die Rekruten in Sektionskolonne vorbei . Um 5 Uhr reiste Seine Majestät nach Springe weiter. 15. Oktober fand das 25jährige

Am

Dienstjubiläum des

Regiments - Schuhmachers Vizefeldwebel Dehling statt. Derselbe war 1864 beim Kronprinz - Grenadier - Regiment eingetreten und versah seit 1866 pflichtgetreu seinen Dienst beim Regiment Nr. 73. Durch die Verleihung des Allgemeinen Ehrenzeichens war er schon 1887 ausgezeichnet worden . Zu seinem Jubelfeste erhielt er eine Morgenmusik und zahlreiche Ehrengeschenke, so vom ganzen Regiment, vom Offizier-Korps, von den Feldwebeln, vom Unteroffizier-Korps Das Geschenk der Feldwebel und Vizefeldwebel

des Regiments.

bestand aus einem Degen neuer Probe ; denn durch Kabinets-Ordre vom 28. Juli 1889 war diese Waffe auf alle Portepee-Unteroffiziere ausgedehnt worden . Im Unteroffizier -Kasino des 1. Bataillons fand am Abend ein Festessen statt , welchem der BataillonsKommandeur und der Kompagnie - Chef des Jubilars, ſowie Herr Rechnungsrath Parlow beiwohnten . Der Winter 1889-90 wurde durch die in allen Kreisen der Bevölkerung heftig auftretende Influenza - Krankheit merklich beeinträchtigt.

Die Seuche ergriff faſt ſämmtliche Offiziere und zahlreiche

Mannschaften. welche führten.

zu

Sie hatte vielfach ernstere Krankheiten im Gefolge, Invaliden = Entlassungen und sogar zu Todesfällen

Die Geselligkeit des Winters erlitt durch die Armeetrauer

um Ihre Majestät die am 7. Januar 1890 sanft entſchlafene Kaiserin Augusta eine sechswöchentliche Unterbrechung. Zum Kaiser- Geburtstage den 27. Januar wurde die Trauer zwar abgelegt, doch durften die gewohnten Soldatenfestlichkeiten erst später stattfinden.

In derselben Zeit wurde

das Regiment durch einen

plöglichen Todesfall innerhalb seiner Garniſon nahe berührt, indem der Oberst v. Kalbacher am 9. Januar einer Schlagberührung erlag. Das ganze Offizier-Korps folgte am 13. seiner Bahre. Jm Monat März 1890 erfuhr das General-Kommando eine Neubeseßung.

General der Infanterie Bronsart v . Schellen-

367

Dienstjubiläum des Vizefeldwebel Dehling.

dorff, bisher Rommandirender General des III. Armee-Korps , in früheren Jahren Generalstabs- Chef in Hannover, trat am 24. März an die Stelle des Generals der Infanterie v . Caprivi. war am

20.

März ,

als Deutschlands

Bismarck nach langem,

eiserner

Leßterer

Kanzler Fürst

unvergleichlich ruhmreichem Wirken in

das Privatleben zurücktrat, zum Reichskanzler und preußiſchen Miniſter-Präsidenten ernannt worden. Er theilte die folgenschwere Thatsache dem Offizier Korps des Regiments selbst mit, indem er sich,

von Berlin kommend , unmittelbar vom Bahnhofe in das

Regiments-Kaſino begab , woselbst das Offizier-Korps auf seine telegraphische Weisung nach beendigtem Kriegsspiel versammelt geblieben war.

Einen ferneren Beweis seines

besonderen Wohl-

wollens gab General v . Caprivi dem Offizier-Korps durch Uebersendung seines Bildes , welches am 28. Juni unter entsprechender Feierlichkeit einen Ehrenplay im Kasino erhielt. Am 19. Oktober überreichte eine Abordnung , zu welcher auch Major v . Briezke des Regiments gehörte , dem Reichskanzler zu Berlin eine Nachbildung des Hannoverschen Kriegerdenkmals ,

welche die Offiziere,

Aerzte und Beamten des X. Armee - Korps ihrem bisherigen Kommandirenden General als Zeichen der Verehrung darbrachten.

Am 1. April 1890 trat eine neue Heereseintheilung in Kraft. In Lothringen und Westpreußen waren ein XVI. und XVII . ArmeeKorps neu gebildet , zahlreiche Truppentheile in andere Standorte verlegt , und durch Zuſammenfügung der vor drei Jahren entſtandenen 4. Bataillone die Infanterie-Regimenter Nr. 140-144 neu errichtet. Das Füsilier-Regiment Prinz Albrecht war an allen diesen Veränderungen nur insofern betheiligt, als es den SekondLieutenant Frh. v . Puttkamer I zum Infanterie-Regiment Nr. 140 nach Inowrazlaw , sowie 8 Mann als Etatsverstärkung zum Infanterie- Regiment Nr. 144 nach Mörchingen abgab. An der am 1. Oktober nachfolgenden Errichtung eines weiteren JufanterieRegiments, welches die Nummer 145 erhielt, war das Regiment ganz unbetheiligt. Das wichtigste

dienstliche Vorkommniß des Sommers 1890

war die Umbewaffnung des Regiments . Nachdem schon in den Tagen vom 12.- 15. Mai die kurzen Seitengewehre 87 zur Abgabe gelangt und dafür die alten Seitengewehre 71 wieder empfangen worden waren, wurde am 25. , 26. und 27. Juni auch eine neue

368

Unter Kaiser Wilhelm II.

18.

Schußwaffe an die Bataillone ausgegeben : das Gewehr 88, welches System der Rahmenladung und durch bas kleinere Kaliber eine unvergleichlich erhöhte Leiſtungs- und Trefffähigkeit durch das

gegenüber der bisherigen Waffe aufwies. Die mit rauchschwachem Pulver versehenen kleinkalibrigen Patronen folgten indeſſen erst am 14. Juli nach, und das Einzel - Prüfungsschießen , sowie das vom Kaiser Friedrich eingeführte Kaiſerpreisſchießen wurden noch mit dem Infanterie- Gewehr 71/84 erledigt. Sodann aber trat die neue Waffe in ihre vollen Rechte und wurde auch die Schießvorschrift vom

21. November

1889 , sowie

der Neuabbrud des Exerzir-Reglements ſofort zur Nichtſchnur der Ausbildung genommen. Noch vor dem Manöver folgte eine Reihe durchgreifender Abänderungen und Nachträge zur Felddienstordnung nach, so daß in allen drei vornehmsten Dienſtvorschriften den veränderten taktischen Verhältnissen Rechnung getragen war. Auch 1890 fand

das

außerhalb der Garnison

Regiments- und Brigade - Exerziren

statt.

Das Regiment rückte dazu

2. Auguft nach der Nienburger Gegend ab.

am

Während der drei

Wochen des dortigen Aufenthalts lagen die Bataillone in und um Estorf, Bühren und Liebenau . Im Rittergut Eickhoff, woselbst der Regimentsstab lag , vereinigte sich am 14. Auguft das gesammte Offizier-Korps nebst einigen ſeiner früheren Mitglieder zu einer sehr gelungenen Colombey-Feier unter den Eichen des Schloßpartes. Das Hoch auf das Regiment brachte dieses Mal der Gutsherr aus, der betagte Ober-Jägermeister Excellenz v . Kalm . Das 1. Bataillon mußte täglich zwei Mal auf einer Fähre die Weser überschreiten, einmal sogar des Nachts. Am 22. August verließ das Regiment die Nienburger Gegend, um zu dem vom General-Major v. Rheinbaben geleiteten Brigade- Manöver zwischen Essen und Melle abDas Divisions - Manöver schloß sich zwischen Osnabrüd und Bohmte an und schloß am 10. September. Noch an demselben Tage tehrte das Regiment in seine Garnison zurüď.

zurücken.

Wie schon im Monat Juni, so leitete auch im Oktober Oberst Graf zu Dohna einen taktischen Uebungsritt in dem Berggelände südwestlich von Hannover. An diesen ebenso lehrreich wie fröhlich und kameradschaftlich verlaufenden Uebungen betheiligten sich außer den berittenen Offizieren des Regiments auch solche anderer Truppen= theile , z .

B. des Königs - Ulanen - Regiments

und des Pionier-

Alarmirung der Garnison am 20. Januar 1891 . Bataillons Nr. 10.

369

Jm Spätherbst 1890 waren in zwei Raten

12 Uebungs-Kompagnien zu je 125 Reſerviſten nebst Unteroffizieren und Offizieren des Beurlaubtenstandes zur Ausbildung mit dem Gewehr 88 auf zehn Tage einberufen ; 12 weitere Uebungs - Kompagnien , vorwiegend Januar 1891 .

aus

Am 20. Januar 1891

Landwehrleuten

gebildet, übten im

wurde die Garnison Hannover um

814 Uhr früh ganz überraschend durch Seine Majestät den Kaiser alarmirt. Der Monarch, deſſen Ankunft erst für den Nachmittag angesagt war, traf schon um 73/4 Uhr früh ein und ließ bei der Schloßwache Generalmarsch schlagen .

Da das 1. und 2. Bataillon

des Prinz Albrecht - Regiments naturgemäß zuerst zur Stelle waren, entsandte Se. Majestät

den Major v . Brießke

mit dem 2. Ba=

taillon zum Darstellen des Feindes nach Bemerode. Kurz vor 10 Uhr war die Garnison mit Ausnahme des 3. Bataillons des Füsilier- Regiments , welches von seiner Kaserne direkt nach Kirchrode marschiren sollte ,

auf dem Waterlooplah

versammelt und

rückte, am Himmelreich vor dem Kaiſer vorbeimarſchirend, zu einer Angriffsübung auf die Stellung von Anderten ab. GeneralLieutenant v. Lettow führte das Detachement. Die strenge Kälte und der tiefe Schnee machten die Uebung zu einer recht anstrengenden, zumal die noch nicht besichtigten Rekruten und die alten Wehrleute mit ausgerückt waren und gar Mancher seine Wohnung ohne Frühstück verlassen hatte. Die Bataillone waren zu sechs Kompagnien formirt, da jedem derselben zwei Reserve - Kompagnien beigegeben waren. Erst

nach 3 Uhr Nachmittags traf Se. Majestät an der Spiße

der Truppen wieder auf dem Waterlooplaße ein und nahm hier einen nochmaligen Vorbeimarsch ab. Am andern Tage jagte Kaiser Wilhelm im Saupark bei Springe, besichtigte die Technische Hochschule und das Herrenhäuser Schloß , speiste im Kasino Seines Ulanen-Regiments und fuhr am Abend um 93/4 Uhr nach Curhaven weiter.

v.

Am 6. Februar übergab der Brigade-Führer, General-Major Treskow , die seinerzeit dem Reserve - Landwehr - Bataillon

(Hannover) Nr. 73 verliehene Fahne, welche nunmehr für das 3. Bataillon des 38. Reserve-Infanterie-Regiments beſtimmt war, in feierlicher Weise den vor der Waterloosäule im offenen Viered aufgestellten sechs Uebungs - Kompagnien des Regiments . 24

Zuvor

370

18.

Unter Kaiser Wilhelm II.

war in der festlich hergerichteten sogenannten Braunschweigischen Kammer im Regimentshauſe*) die Nagelung vorgenommen worden. Die 7. Kompagnie des Regiments unter Hauptmann Jasper rückte sodann mit der zu übergebenden Fahne in die offene Seite des Vierecks ein, und General v. Treskow übergab dieselbe nach einer Ansprache und einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiſer dem Uebungs - Bataillon , welches das Feldzeichen unter präſentirtem Gewehr in Empfang nahm . Bei dem Parademarsch in Zugfronten, welcher den Schluß der Feier bildete, marſchirten die Reſervisten vor ihrer rechts neben dem Brigade-Führer aufgestellten Fahne vorbei, welche demnächst durch die 1. Uebungs - Kompagnie unter Hauptmann v. Buddenbrock nach der Wohnung des Kommandirenden Generals gebracht wurde. General- Major v . Treskow , bis dahin Abtheilungs-Chef_im Kriegsministerium, war am 22. Januar 1891 zur Vertretung des General -Major v. Rheinbaben kommandirt worden und wurde demnächst dessen Nachfolger als Kommandeur der 38. InfanterieBrigade. Am 16. Mai wurde der Kommandant von Hannover, General-Lieutenant Graf v . Waldersee, zur Disposition gestellt ; die Kommandantur von Hannover ging damit ein. Am 18. Januar hatte die Stellung des Etatsmäßigen Stabsoffiziers im Regiment eine Neubesetzung erfahren , indem Oberst v. Greiff unter Ernennung zum Kommandeur des Infanterie - Regiments Nr. 126 von seinem Kommando nach Preußen entbunden wurde und beim Regiment den Oberst - Lieutenant v. Nerée, Direktor der Kriegsschule Anklam , zum Nachfolger erhielt. Für den zum BezirksKommandeur in Osnabrück ernannten Major v. Wrochem wurde am 16. Juni 1891 der Major v. Hennigs Kommandeur des 1. Bataillons . Erst im Monat April erhielt das Regiment die Trauerbotschaft von dem bereits vor drei Monaten im fernen Afrika erfolgten Tode eines seiner Angehörigen. Sekond-Lieutenant v. Spangenberg war am 27. Auguſt 1890 nach Stellung à la suite des Regiments zur Dienstleistung zum Auswärtigen Amte kommandirt worden , um an dem Forſchungszuge des Dr. Zintgraff in das Hinterland von Kamerun theilzunehmen. Er sollte nicht mehr von dort zurückkehren. Die Expedition wurde am 31. Januar 1891 in dem Gefechte von Badeng durch die erdrückende Uebermacht von etwa 10 000 Negern, welche hauptsächlich dem Bafuti-Stamme angehörten, völlig aufgerieben. Nachdem vor den Augen des Lieute= *) So wurde das Offizier-Kaſino genannt, ſeit es in Folge Verlegung der Militär-Bibliothek sämmtliche Räume des Hauſes Adolfstraße Nr. 1 umfaßte.

Kaiserbesuch in Hannover am 14. Mai 1891 . - Schlußwort.

371

nants v. Spangenberg deſſen Reisegefährte Nehber durch Abschlagen der Füße, Arme und des Kopfes auf schreckliche Weise umgebracht war, zog er es vor, sich durch einen Schuß durch den Kopf dem gleichen Looſe zu entziehen. Er ist in Erfüllung seiner übernommenen Pflicht geblieben und ruht auch im fernen Welttheil in deutscher Erde. - Endlich sei noch einer anderen interessanten Personal - Veränderung im Offizier- Korps gedacht. Vom 1. Juni 1891 an war dem Regiment der Kaiserlich Türkische Premier -Lieutenant Djemal vom 1. Infanterie -Regiment des Ottomanischen Garde - Korps zur Dienstleistung überwiesen..

Am 24. April 1891 verschied zu Berlin General-Feldmarschall Graf v. Moltke eines schnellen und schmerzlosen Todes. Die Offiziere des Deutschen Heeres legten als äußeres Zeichen ihrer Trauer für 14 Tage einen Armflor an. Dem X. Armee-Korps aber machte General Bronsart v. Schellendorff das schmerzliche Ereigniß durch folgenden Korpsbefehl bekannt : „ Der GeneralFeldmarschall Graf v. Moltke ist gestern Abend 10 Uhr durch einen sanften Tod aus dieser Zeitlichkeit abberufen. Indem ich den schweren Verlust, den Se. Majestät, die Armee und das Vaterland hierdurch erlitten, zur Kenntniß des Armee-Korps bringe, weiß ich, daß daſſelbe mit mir dem verewigten Helden ein treues Andenken immerdar bewahren wird.“ Am 14. Mai 7 Uhr früh traf Se. Majestät der Kaiser abermals für einige Stunden in der von Ihm besonders bevorzugten Stadt Hannover ein , besichtigte auf der Vahrenwalder Heide Sein Ulanen-Regiment und nahm sodann um 9¾ Uhr auf dem Waterlooplaß die Parade der übrigen Truppen der Garniſon ab. Das Füsilier - Regiment wurde wegen Krankheit seines Kommandeurs vom Oberst-Lieutenant v. Nerée geführt . Nach Schlußz der Parade ritt Se. Majestät an der Spiße der vom Hauptmann v. Beeren geführten 8. Kompagnie zum Schloß, wohin dieſelbe die Fahnen der Garnison abzubringen hatte. Nach Theilnahme an der Hochzeitsfeier des Oberst - Lieutenant Freiherrn v. Bülow , Kommandeurs des Königs-Ulanen-Regiments, fuhr der Kaiser um 3 Uhr Nachmittags wieder nach Berlin zurück. Das 25fte Jahr des Bestehens des Regiments naht seinem Ende und somit auch diese Darstellung seiner Erlebnisse. Nach den bereits erlassenen Bestimmungen wird das Regiment sein Regiments-Ererziren bei Hannover erledigen, am Brigade-Ererziren bei Verden aber nur in der Stärke von zwei Bataillonen theilnehmen, da das 2. Bataillon unter Major v. Briezke zu einer 24*

372

18.

Unter Kaiser Wilhelm II.

anderweitigen, eigenartigen Verwendung ausersehen ist. Es soll kriegsmäßig ergänzt und ausgerüstet, insbesondere in vollkommen feldmäßiger Marschbelastung der Mannschaften, am 3. September die Garnison mit der Eisenbahn verlassen , nach einer etwa dem Kriegsfalle entsprechenden Eisenbahnfahrt mittels eines längeren Marsches das Gelände des vom General - Major v. Treskow bei Verden abgehaltenen Brigade - Manövers erreichen und das ganze Manöver in dieser kriegsmäßigen Weise durchmachen . An das Divisions-Manöver bei Walsrode werden sich vom 14. bis 16. Sep= tember unter der Leitung des General v. Bronsart zwischen Soltau und Uelzen Feldmanöver der 19. gegen die 20. Diviſion anſchließen . Bald nach dem Manöver gedenkt das Füßilier - Regiment General ፡ Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen im Kreiſe ſeiner dazu geladenen alten Regimentskameraden die Feier seines 25jährigen Bestehens zu begehen, bei welcher sich auch der Verein ehemaliger Prinz Albrecht - Füsiliere rege zu betheiligen beabsichtigt. Der 27. September 1891 ist vom Oberst Graf zu Dohna als Haupttag des Festes ins Auge gefaßt. Wohl befindet sich seit dem am 14. Mai 1890 erfolgten Abgange des Major Müller keiner von dem ältesten Stamme des Offizier- Korps mehr im Regiment, und nur zwei seiner Angehörigen, nämlich Hauptmann v. Beeren und Vizefeldwebel Dehling , sind noch übrig, welche die ganzen 25 Jahre hindurch in seinen Reihen gestanden haben. Aber gar Manche der alten Kriegskameraden werden sich mit dem Nachwuchs vereinigen und an die vergangene, an Arbeit wie an Erfolgen reiche Zeit zurückdenken, in welcher mancher Schweißtropfen zum Besten des Königlichen Dienstes gefallen, aber auch manches enge und unlösliche Freundschaftsband geknüpft worden ist. Die gegenwärtigen Prinz Albrecht - Füfiliere aber werden geloben, immerdar dahin zu streben, daß das Regiment ein tüchtiges Glied in der Wehrkraft des Reiches bleibe und als seinen schönsten Lohn die Zufriedenheit seines hohen Chefs und seines Allerhöchsten Kriegsherrn erwerbe !

373.

Anlagen . Anlage Nr. I.

Lebenslauf Seiner Königlichen Hoheit des Regiments- Chefs Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig.

rinz Friedrich Wilhelm Nikolaus Albrecht von อ Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, ist am 8. Mai 1837 zu Berlin Höchstseinen Eltern , Seiner Königlichen Hoheit

dem Prinzen Albrecht,

jüngstem Sohne

weiland Seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm III. und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Marianne, Tochter des Königs Wilhelm I. der Niederlande, geboren. Mit Vollendung

des zehnten Lebensjahres

wurde Seine

Königliche Hoheit nach altem Brauch des Königlichen Hauſes zum Sekond - Lieutenant im 1. Garde - Regiment zu Fuß ernannt und ihm der Schwarze Adler - Orden verliehen. An Allerhöchſtseinem Geburtstage,

den 15. Oktober 1854,

ernannte weiland

Seine Majestät der König Friedrich Wilhelm IV. den Prinzen zum Premier Lieutenant.

Der

Großjährigkeits- Erklärung

am

8. Mai 1855 folgte an demselben Tage die feierliche Verleihung der Kette des Schwarzen Adler - Ordens.

Zur praktischen Er-

lernung des Dienstes wurde der Prinz im selben Jahre der LeibKompagnie des 1. Garde-Regiments zu Fuß überwiesen und bezog nach einmonatlicher Dienstzeit die Universität Bonn. Jm Frühjahr 1857 nach Potsdam zurückgekehrt, erfolgte am 11. Auguſt dieses Jahres Seine Ernennung zum Hauptmann und führer der 3. Kompagnie. Nach dem Manöver machte der Prinz eine Reise nach Italien ; von Genua zu Schiff nach Sizilien , Neapel, Rom , Florenz und an der Corniche Berlin zurück.

entlang über Lyon

nach

Anlage Nr. I.

374 Der Vorliebe für

die Reiterwaffe entsprechend ,

welche der

Prinz von Seinem in der Kavallerie hochgeehrten Vater

geerbt

hatte, versezte Seine Königliche Hoheit der Prinz -Regent von Preußen Ihn am 22. februar 1859 als Rittmeister à la suite zum Garde Dragoner - Regiment, woselbst Er später die 4. Es: kadron übernahm.

Am 22. März 1860, dem Geburtstage Seiner

Königlichen Hoheit des Prinz - Regenten, wurde Prinz Albrecht zum Major, bei Gelegenheit der Krönung am 18. Oktober 1861 zum Oberst befördert.

Um 24. Mai 1862 folgte die Ernennung

zum Führer des 1. Garde-Dragoner-Regiments und am 29. Januar 1863 die zum Kommandeur des Regiments. Den Feldzug 1864 gegen Dänemark machte der Prinz im Hauptquartier Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl mit, betheiligte Sich an den Treffen bei Miſſunde und Ober-Self und wohnte der Erstürmung der Düppeler Schanzen bei. für das Treffen bei Miſſunde erhielt Seine Königliche Hoheit die Schwerter zum

Rothen Adler - Orden ;

desgleichen

verlieh

Seine Majestät Jhm beim Einzuge der vor Düppel eroberten Geſchütze in Berlin die Schwerter zum Großkreuz des Rothen Adler -Ordens und ernannte Jhn beim Einzuge der Truppen ebendaselbst am 7. Dezember 1864 zum Chef des 1. Brandenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 2.

Am 18. Juni 1865 als

dem 50jährigen Erinnerungstage von Belle = Alliance wurde der Prinz unter Belaffung als Kommandeur des 1. Garde-DragonerRegiments zum General-Major befördert und am 3. April 1866 zum Kommandeur der 1. Garde-Kavallerie-Brigade ernannt. Beim Ausbruch des Krieges gegen Oesterreich marschirte

der am 16. Juni 1866 zum Kommandeur der 1. schweren Kavallerie - Brigade (Gardes du Korps und Garde - Küraſſier - Regiment) ernannte Prinz im Kavallerie - Korps der I. Armee von Potsdam bis Guben , von wo alsdann die Brigade mit der Eisenbahn bis Brieg weiterbefördert wurde. Schon bei Beginn des Krieges wurde dieselbe zum Garde - Korps (II. Armee) abkommandirt und trat somit unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen , welcher sie während der Gefechte bei Skalik und Schweinſchädel dem V. Armee-Korps zutheilte. Wieder zum Garde- Korps zurückgekehrt, hatte die Brigade während der Schlacht bei Königgrät längere Zeit im heftigsten Granatfeuer

Lebenslauf des Regiments- Chefs.

375

zu halten, ehe ſie ſich an der Verfolgung betheiligen durfte, welche fie über Wſeſtar hinaus dicht an Königgrät heranführte.

Der

weitere Verlauf des Feldzuges führte die Brigade bis tief in das Erzherzogthum hinein in die Nähe von Wien.

Während des

Waffenstillstandes führte der Prinz die Brigade mittels Fußmarsches durch Böhmen über Prag und Dresden nach Berlin zurück.

Beim Einzuge der Truppen daselbst verlieh Jhm Seine

Majeſtät der König den Orden pour le mérite. Ferner führte Er auf Allerhöchsten Befehl die Truppen der Potsdamer Garnison in feierlichem Einzuge in diese Stadt ein. Um 17. September vom Kommando der 1. schweren Kavallerie-Brigade entbunden, wurde Er am 30. Oktober 1866 zum Kommandeur der 2. GardeKavallerie Brigade ernannt. Die Mobilmachung gegen Frankreich brachte Höchſtihm am 18. Juli 1870 die Bestätigung in der Stellung als Kommandeur der mobilen 2. Garde-Kavallerie-Brigade , welcher am 26. Juli die Beförderung zum General - Lieutenant folgte.

Der Anfang

des Feldzuges brachte für den Prinzen und Seine Brigade (1. und 3. Garde-Ulanen) außer einigen anstrengenden Märschen nichts von Bedeutung. Während der Schlacht von Gravelotte stand die Brigade zur Rücken- und Flankendeckung der Armee in St. Mihiel und nahm somit an der Schlacht selbst nicht Theil. Erst mit dem Uebertritt des Garde Korps und also auch der Garde-Kavallerie-Diviſion und Brigade Seiner Königlichen Hoheit zur Maas-Armee begann eine beſſere Zeit für den Kavallerieführer. Nachdem der bekannte Rechtsabmarsch des Deutschen Heeres begonnen, sah schon der 27. August den Prinzen mit Seiner Brigade als Avantgarde der Garde - Kavallerie - Diviſion bei dem Dorfe Bayonville die Vorposten gegen Buzancy beziehen . hatte

in diesem Gelände Sächsische Kavallerie

Am Morgen ein siegreiches

Reitergefecht gegen französische Chaſſeurs gehabt. In dieser verantwortungsvollen und ausgesetzten Stellung blieb der Prinz während des 28. , nachdem Er durch eine reitende Batterie verstärkt war. Bei beständiger fühlung mit dem Feinde kreuzten sich stündlich die wichtigsten Meldungen und Anfragen, und nicht zum geringsten Theile den sicheren Meldungen Seiner Königlichen Hoheit und den durch Offiziere der Brigade

eingebrachten Ge-

fangenen dankte das Große Hauptquartier die endliche Sicherheit

Anlage Nr. I.

376

über den Verbleib Mac Mahons , nachdem deſſen Armee das Lager von Chalons verlassen hatte. Um 28. marschirte zu Füßen der Brigade, welche verdeckt hinter Höhen stand , auf Kanonenſchußweite in endlosem Zuge das ganze Korps failly vorüber; desgleichen am 29., nachdem die Brigade wieder als Avantgarde der Division weiter vorgerückt war , das Korps Douay.

Nur

der bestimmte Befehl von oben verhinderte den Angriff des Feindes; das Verlangen des Kavallerieführers mußte sich dem an höherer Stelle Maßgebenden unterordnen. Der 30. Auguſt führte den Prinzen an der Spike Seiner Brigade, wiederum als Vorhut der Garde-Kavallerie-Diviſion , am Nachmittage auf das Schlachtfeld von Beaumont ; doch war ein Eingreifen in das Gefecht nicht mehr möglich. Das Biwak wurde unmittelbar bei Beaumont im verlassenen Lager

der Franzosen bezogen.

Um

31. führte der Prinz Seine Brigade als Avantgarde der Diviſion gegen Carignan, nahm

nach leichtem Gefecht diesen Ort und

ging bis Matthon vor. Als mit Tagesgrauen am 1. September schon der Kanonendonner von Sedan herübertönte , wurde dem mittlerweile eingetroffenen Befehl zufolge sofort alarmirt und der Marsch auf Franchival , Villers - Cernay und La Chapelle angetreten.

Nachdem die Division gegen Mittag mit der Brigade

Prinz Albrecht an der Spike das schwierige Thal von Givonne durchschritten und auf der jenseitigen Höhe Stellung genommen hatte, erschienen gegen 1 Uhr von Calvair d'Illy her feindliche Schützenschwärme,

gegen welche Seine Königliche Hoheit einige

Züge ausfallen ließ. Nachdem dieselben die Tirailleurs überritten und ein Geschütz erobert hatten, stießen sie auf stärkere, im Vorgehen begriffene Infanteriemassen, welche sie zur Umkehr nöthigten.

Die Division erhielt den Befehl zurückzugehen, welchen

Abmarsch der Prinz mit Seiner Brigade decken mußte, wobei Er mehrere Male in heftiges Infanteriefeuer kam, auch der BrigadeAdjutant Graf zu Eulenburg an Seiner Seite verwundet wurde. Von Sedan führte der Prinz nachdem Er noch bei der erfolglosen Kanonade von Montmédy mit den Regimentern angewesen Seine Brigade im Verbande der Garde-

wesend

Kavallerie-Division bis vor Paris. derselben zum IV. Armee- Korps zum

4.

Oktober

in

der

Hier wurde Er am 19. mit abkommandirt und hatte bis

Einschließungslinie

die

Ortschaften

Lebenslauf des Regiments - Chefs.

377

Enghien, St. Gratien (Landsik der Prinzeß Mathilde Bonaparte), Cormeille en Parisis und Houilles inne. Wenn auch die Kanonen des Mont Valérien ihre Grüße bis unmittelbar vor die Thür des letzten Quartiers sandten, so waren dieſe herrlichen Herbsttage nach den vorhergegangenen Anstrengungen doch eine Erholung , die sowohl der hohe führer , als die Truppe gut gebrauchen konnten, zumal bald wieder die höchſten Anforderungen an Beide gestellt werden sollten. Zum Schutz des Rückens der Einschließungs -Armee, sowie zur

Ermöglichung weiterer Bei-

treibungen wurden größere Detachements nach verschiedenen Richtungen entsendet. Ein solches unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit, bestehend aus Seiner Brigade, dem 1. Bataillon Infanterie-Regiments Nr. 27, zwei Geſchüßen und einer PionierKompagnie, sollte im Anschluß nach Süden an die in Beauvais stehende Sächsische Kavallerie - Division

den Abschnitt der Epte bis zur Seine decken , welcher von Franktireurs und in der Neubildung begriffenen französischen Truppen beunruhigt wurde. Um 9. Oktober führte der Prinz diese Abtheilung gegen das an der Epte gelegene Gisors vor , welches vom Feinde besetzt war, aber nach kurzem Kampf geräumt wurde. Er selbst bezog in Gisors Quartier und stellte Seine Truppen dem erhaltenen Befehl gemäß an der Epte-Linie auf. Es begann für dieselben nun ein überaus anstrengender, Tag und Nacht über dauernder Patrouillengang gegen einen heimtückischen, nirgends Stand haltenden Feind. Kaltblütige Ruhe des führers und volle Hingabe der Truppen

waren nöthig ,

die Aufgabe zu erfüllen , und nur durch größte

Wachsamkeit, vereint mit häufigen Vorstößen sowohl kleiner Abtheilungen wie des ganzen Detachements wurden ernstliche Verluste und ein weiteres Vordringen des Feindes vermieden. Während der ganzen Zeit lag der Prinz in einem Hause außerhalb der Stadt und der eigenen Posten und war zur Sorge Seiner Umgebung nicht zu bewegen, dieses gefährliche Quartier aufzugeben. Dem immer stärker andringenden Feinde gegenüber war das Detachement am 20. Oktober noch durch die beiden anderen Bataillone des 27. Regiments und die 2. schwere und 3. reitende Batterie IV. Armee- Korps verstärkt worden. Mit dem weiteren Vorrücken der I. Armee wurden diese Detachements seitens der Pariser Einschließungs - Armee allmählich zurückgezogen. Der

378

Anlage Nr. I.

Prinz erhielt den Befehl, am 25. November zur Maas - Armee zurückzukehren, und trat die Kavallerie - Brigade unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit wieder in den Verband der GardeKavallerie Division zurück. Am 20. Dezember erhielt der Prinz den Befehl,

mit der

neu gebildeten Kombinirten Garde Kavallerie - Brigade (GardeHusaren- und 2. Garde-Ulanen-Regiment) zur Verſtärkung der I. Armee nach Umiens abzumarſchiren. Nach ſtarken Märschen bei grimmiger Kälte traf die Brigade am Vormittag des 24. auf dem Schlachtfelde an der Hallue ein, kam jedoch nicht mehr zur Thätigkeit. Hoheit

Den heiligen Abend feierte Seine Königliche

mit Seinem

Stabe,

einer

Einladung

des

Generals

v. Manteuffel folgend , in Amiens im Kreiſe der Offiziere des Hauptquartiers . Um 25. begann die Verfolgung des Tags vorher geschlagenen Feindes seitens des VIII.

Armee - Korps,

welchem Seine Königliche Hoheit mit Seiner Brigade,

verſtärkt

durch das 3. Bataillon Füsilier - Regiments Nr. 33 und reitende Batterie VIII. Armee Korps, unterstellt wurde.

eine

Nachdem der französische General faidherbe am 2. Januar seine Armee zum Entsah der belagerten Festung Peronne bis Bapaume vorgeführt , entwickelte sich dort am 3. zwiſchen ihm und dem VIII. Armee-Korps , welches sein Vorhaben hindern sollte, die Schlacht gleichen Namens.

Der Prinz ,

welcher an

dieſem Tage außer dem 2. Garde-Ulanen-Regiment (das GardeHusaren-Regiment war abkommandirt) noch drei Bataillone FüfilierRegiments Nr. 40, vier Eskadrons Huſaren-Regiments Nr. 9 und drei Batterien kommandirte, bildete den rechten Flügel der preußiſchen Aufstellung.

Es war ein heißes Ringen an diesem Tage ,

aber

an dem unerschütterlichen Muthe unserer Truppen zerschellten die immer wiederholten französischen Angriffe.

Wiederholt hielt Sich

der Prinz längere Zeit in Seinen Batterien im stärksten feindlichen Granat- und Gewehrfeuer auf, durch Sein Beispiel Seine Truppen anfeuernd. Mit Anbruch der Dunkelheit gab der Feind seinen Angriff auf. Unsere Truppen biwakirten bei fast 10 Grad Kälte ohne Stroh und Holz , ohne genügende Nahrung auf dem tapfer vertheidigten Boden, auch hier durch die Anwesenheit ihres Führers, welcher alle Anstrengungen mit ihnen theilte, gehoben und begeistert. Erst gegen Morgen brachen die Truppen aus ihren Biwaks bezw.

379

Lebenslauf des Regiments - Chefs . den Nachts bezogenen Alarmhäusern starken Märschen

die

ihnen

auf,

um nach theilweise

angewiesenen Unterkunftsorte im

Bereich des Belagerungs- Korps von Peronne zu erreichen, welche Feftung am 9. kapitulirte. In der nun folgenden kurzen Ruhepause zog der General v. Goeben, welcher nach Ubberufung des General v. Manteuffel zur Südarmee das Ober - Kommando über die I. Armee übernommen , seine Truppen im Wesentlichen hinter den Somme-Abschnitt zurück ; doch bald machte ein Wiedervorrücken der Franzosen ein Entgegentreten nöthig. Am 19. Januar kam es zur Schlacht von St. Quentin, an welcher Prinz Albrecht als führer der 3. Reserve-Division, deren Kommando Er laut einem mit Genehmigung Seiner Majestät erlassenen Befehl des Ober-Kommandos vom 31. Dezember

1870

Antheil nahm .

übernommen

hatte,

thätigen

und

erfolgreichen

Als mit Einbruch der Dunkelheit die allgemeine

Vorwärtsbewegung der Deutschen unter Hurrah und Hörnerklang begann, traf die Nachricht der Kaiser-Proklamation ein und brachte der Prinz am Abend der Schlacht in einem Gasthause der eroberten Stadt den ersten Toast auf den Deutschen Kaiser aus. Sobald die Truppen aus ihren Kantonnements am Morgen des 20. wieder in St. Quentin vereinigt waren, saß der Prinz wieder im Sattel.

Aber obgleich die Verfolgung des fliehenden

Feindes bis Unbruch der Dunkelheit fortgesetzt wurde, gelang es doch nur noch, einige Nachzügler gefangen zu nehmen. Die Schlacht von St. Quentin bildete den glänzenden Schluß der eigentlichen kriegeriſchen Thätigkeit der I. Armee.

Der gänzlich

erschöpfte Gegner war nicht mehr im Stande, etwas gegen sie zu unternehmen.

Der Prinz

kehrte in langsamen Märschen nach

Amiens zurück, woselbst Er bis zum 17. März Quartier nahm. An diesem Tage kehrte Er auf Befehl Seiner Majestät in die Heimath zurück. Doch noch sollte die völlige Friedensruhe nicht eintreten. Als der Kommune Aufstand in Paris ausbrach , rief Ihn der Befehl Seiner Majestät von Camenz, wo Er in Gesellschaft Seiner Mutter weilte, wieder zu Seiner Brigade vor Paris zurück.

Nach langer Eisenbahnfahrt langte Er am 21. Mai

vor Paris an und erreichte von der Eisenbahn in einem Ritt von 7 Meilen Seine in Crêpy en Valois stehenden Truppen, um hier

380

Anlage Nr. I.

Zeuge der Kämpfe zu sein, in denen ein verblendetes Volk sich im Angesicht des siegreichen Feindes selbst zerfleischte. Am 23. Mai 1871 wurde der Prinz von Seiner Majestät

zum Kommandeur der 20. Division ernannt , jedoch mit dem Befehl, an der Spitze Seiner Ulanen -Brigade in Berlin einzuziehen. Ebenso führte Er auf Allerhöchsten Befehl die Regimenter der Potsdamer Garnison dort, und am 1. Juli Seine nunmehrige Division in die Stadt Hannover ein. So endete auch für Ihn dieser glorreiche Feldzug , in welchem Er als echter Hohenzoller stets an der Spitze Seiner Truppen , Gefahr und Anstrengung gleich dem Geringsten unter ihnen theilend , vergleichlichen

Ruhmeskranze

unserer

Armee

mit

an dem un-

geflochten

hatte. Seine Majestät hatten Ihm die wohlverdienten Auszeichnungen nicht versagt. Nach der Schlacht von Sedan erhielt Er das Eiserne Kreuz 2. Klaſſe; desgleichen nach der Schlacht von Bapaume auf Vorschlag des Generals v. Goeben das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe,

und

nach

Orden pour le mérite ,

St. Quentin das

Eichenlaub zum

welches Ihm der Kronprinz bei Be-

sichtigung der I. Armee , die Er auf Befehl Seiner Majeſtät bei Amiens abhielt, selbst überreichte. In den nun folgenden Friedensjahren reſidirte der Prinz in Hannover, zuerst im Leine-Palais, nachher im Königlichen Schloß. Um 14. Oktober 1872 traf Seine Königliche Hoheit der schwere Verlust, den geliebten Vater nach voraufgegangenem längerem Leiden zu verlieren.

Derselbe starb in Berlin und wurde im

Mausoleum zu Charlottenburg beigeſetzt. Am 19. April 1873 vermählte Sich Seine Königliche Hoheit zu Berlin mit Prinzessin Marie Herzogin zu Sachsen, Tochter Seiner Hoheit des Herzogs Ernst zu Sachsen- Altenburg und der Herzogin Agnes geborenen Prinzeß von Anhalt.

Hofprediger

Kögel hielt in der Schloßkapelle zu Berlin die Traurede über den Tert: friede sei mit Euch“. Am Tage Seiner Vermählung wurde der Prinz à la suite des 1. Garde - Dragoner Regiments gestellt. Die ersten Wochen der Ehe verlebte das

hohe

Paar

in

Camenz ,

dem Lieblingsaufenthalte des

Prinzen, welchen Seine Hohe Mutter Ihm ganz übergeben hatte. Drei Söhne sind dieser Ehe entsprossen : Friedrich Heinrich,

geboren

15. Juli 1874 ;

Joachim Albrecht,

ge-

Lebenslauf des Regiments -Chefs.

381

boren 27. September 1876, und Friedrich Wilhelm , geboren 12. Juli 1880. Nachdem der mit der Vertretung des erkrankten Kommandiren-

den Generals v. Voigts - Rhet beauftragte General-Lieutenant v. Trescow zum Kommandirenden General des IX. ArmeeKorps ernannt war, wurde Seine Königliche Hoheit am 12. Dezember 1873 mit der Führung des X. Armee-Korps beauftragt. Er hatte die Ehre, das Korps Seiner Majestät dem Könige Wilhelm I. im Kaiſermanöver 1874 zu Allerhöchſtdeſſen Zufriedenheit vorzuführen und wurde am 19. September 1874 endgültig zum Kommandirenden General ernannt ; am 22. März 1875 folgte die Beförderung zum General der Kavallerie nach. Noch einmal im Jahre 1881 hatte Er die Ehre, Seinem erhabenen Kriegsherrn und Oheim das Korps bei Hannover vorzuführen und wieder konnte Er beweisen, daß führer wie Untergebene in steter, fleißiger Arbeit bestrebt gewesen waren, sich der Allerhöchsten Anerkennung würdig zu machen, welcher Seine Majestät dann auch in der am 7. September 1881 erfolgten Ernennung Seiner Königlichen Hoheit zum Chef des Hannoverschen Füsilier-Regiments Nr . 73 Ausdruck gab. Acht Jahre später wurde diesem Regimente anläßlich des Kaisermanövers 1889 der Name seines Hohen Chefs verliehen . Nach dem Regierungsantritt Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm II. wurde Seine Königliche Hoheit am 19. Juni 1888 zum General - Feldmarschall befördert und am 10. Juli desselben Jahres zum General Inspekteur der

aus den Küstenkorps neu-

gebildeten I. Armee-Inspektion ernannt.

Als der Prinz 1890 in

Ausübung dieser Dienststellung in Ostpreußen weilte, stellte Seine Majestät

Ihn

am 26. August

à la suite

des Litthauischen

Dragoner-Regiments, welches nach Seinem Hochseligen Vater den Namen Prinz Albrecht von Preußen führt. An Stelle des General Feldmarschalls Grafen v. Moltke wurde der Prinz durch Kabinets Ordre vom 28. April 1891 zum Vorsitzenden der Landes -Vertheidigungs -Kommiſſion ernannt.

Dem Familienbrauche gemäß war Seine Königliche Hoheit mit Vollendung des zehnten Lebensjahres am 8. Mai 1847 à la suite des 1. Bataillons 1. Garde- Landwehr-Regiments gestellt worden.

Am 18. Juni 1862 wurde Er zum 1. Kommandeur des 2. Bataillons (Stettin) 1. Garde - Landwehr - Regiments und

Anlage Nr. I.

382

am 1. Januar 1873 zum 2. Chef des 3. Garde-LandwehrRegiments ernannt. Neben Seinen hohen Stellungen im Preußischen Heere be-

kleidet Prinz Albrecht

auch solche in der Kaiserlich Ruſſiſchen, sowie in der Kaiserlich und Königlich Oesterreich- Ungariſchen Armee. Schon am 18. Mai 1852 war Er vom Kaiser Nikolaus

zum Lieutenant

im

russischen

7.

Kürassier - Regiment ernannt

worden ; seit dem 4. Juni 1865 ist Er Chef deſſelben , welches inzwiſchen zum 14. Huſaren-Regiment umgewandelt war und jeħt die Benennung 42. Mitau'sches Dragoner- Regiment Prinz Albrecht von Preußen führt. Am 12. Auguſt 1889 ernannte Kaiſer Franz Joseph von Oesterreich den Prinzen zum Inhaber des 6. Dragoner-Regiments in Brünn , welches seitdem Dragoner - Regiment Albrecht Prinz von Preußen Nr. 6 heißt. Doch noch andere Aufgaben als die des Soldaten harrten der Erfüllung durch Seine Königliche Hoheit.

Um 24. Juni 1864

hatte der Prinz in der Kirche zu Sonnenburg von Seinem Oheim Prinz Karl, dem derzeitigen Herrenmeister, den Ritterſchlag als Rechtsritter des Ordens von St. Johann vom Spital zu Jeruſalem erhalten.

Um 27. Januar 1868 wurde Er zum Ehren- Kommen-

dator ernannt und am 12. März 1883 nach dem Ableben Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Karl durch Seine Majeſtät nach voraufgegangener

einstimmiger Wahl des Kapitels als Herren-

meister der Balley Brandenburg bestätigt.

Mit vollem Eifer

widmet sich der erlauchte Herr seitdem den

edlen

chriſtlichen

Zwecken des Ordens, dem Er bei Gelegenheit Seiner Investitur am 24. Juni 1883

in einer hochbedeutsamen Anſprache an die

Ritter neben der Krankenpflege noch ein weites feld der Thätigkeit auf sozialem Gebiete eröffnete. Als die feierliche Krönung des Kaisers Alexander III. von Rußland bevorstand , beauftragte Seine Majestät den Prinzen, dieser Feier als Allerhöchstsein Vertreter beizuwohnen. Obgleich Seine erlauchte Mutter in Reinhartshausen schon längere Zeit schwer

erkrankt

war ,

zögerte

Er

nicht ,

Befehle nachzukommen, um so mehr,

diesem Allerhöchſten

als sich in dem Befinden

der Hohen Frau eine augenblickliche Befferung gezeigt hatte.

Am

24. Mai 1883 in Moskau eingetroffen, wohnte Er am 27. der feierlichen Krönung im Kreml bei. Aber schon am 29. traf Jhn die

Lebenslauf des Regiments- Chefs . erschütternde

383

Kunde vom Ableben der theuren Mutter.

Un-

verzüglich eilte Er mit Erlaubniß Seiner Majestät in die Heimath zurück. Nur wenige Stunden in Berlin verweilend und daselbst von seinem königlichen Oheim theilnehmend empfangen, traf Er am Morgen des sechsten Reisetages in Reinhartshausen ein, woselbst Er mit Seiner erlauchten Gemahlin der Beisehung der Frau Prinzessin Marianne am 4. Juni beiwohnte. Schon bei Lebzeiten der Entschlafenen mit der theilweisen . Verwaltung der ausgedehnten Besitzungen derselben betraut, trat Prinz Albrecht nunmehr

den Besik des von Ihr gestifteten

Familien -Fideikommiſſes in Schlesien, sowie der Besitzungen am Rhein und in Holland an. In dem prachtvollen Camenz bringt der Hohe Herr gewöhnlich die Sommermonate zu, welche theils der Besichtigung der ausgedehnten forsten und landwirthschaftlichen Betriebe, theils der Pflege des herrlichen Parkes gewidmet sind . Der Herbst gehört den Truppenbesichtigungen und dem Manöver. Die Wintermonate geben Gelegenheit, die Geſellſchaft der Reſidenzen Braunschweig und Hannover zu Feſten und Konzerten zu vereinigen, welche letteren bei der großen Vorliebe und dem hohen Verſtändniß des Prinzen für die Muſik ſich namentlich bei Kennern derselben eines ausgezeichneten Rufes erfreuen.

Auch in Seinem

Palais zu Berlin, welches Er einem völligen Umbau unterzogen hat, pflegt der Prinz alljährlich auf kurze Zeit zu verweilen. Als am 21. Oktober 1885 die Mitglieder der Landesversammlung des Herzogthums Braunschweig

berufen wurden,

um der Verfaſſung gemäß einen Regenten für das durch den Tod des letzten Herzogs verwaiſte Land zu

wählen , fiel dieſe Wahl

einstimmig auf den ihnen bereits bekannten und allseitig verehrten Prinzen

Albrecht.

Nachdem

Jhm

Seine

Majestät

Kaiser

Wilhelm I. zu erkennen gegeben, es ſei Sein Wunſch, daß Er dieſe Wahl annehme, erklärte der Prinz Sich am 24. Oktober in Camenz einer dortſelbst erschienenen Abordnung der Landesversammlung gegenüber hierzu bereit. Um 2. November hielt Er mit Seiner erhabenen Gemahlin unter dem Jubel der Bevölkerung Seinen feierlichen Einzug in die reich geschmückte Landeshauptstadt und übernahm die Regierung des Landes, welche Er seitdem mit feſter Hand zum Segen des Herzogthums führt. Eine Seiner ersten Herrscherthaten war der Abschluß einer Militär-Konvention mit

Anlagen Nr. I und II.

384

Preußen, durch welche die Herzoglichen Regimenter, die altbewährte Schwarze Schaar, am 1. April 1886 in den Verband der Königlich Preußischen Armee aufgenommen wurden.

In der Stadt Braun-

schweig ist auf des kunstsinnigen Regenten Unregung und unter Seiner steten Förderung eine friſche und rege Bauthätigkeit erblüht. Der Wiederaufbau der zerfallenen Burg Heinrich des Löwen ist des Prinzen eigenstes Verdienst.

Die altberühmte Georgia Auguſta

zu Göttingen als Landesuniverſität für Hannover und Braunschweig trug bei ihrem Jubelfeste am 17. September 1887 dem PrinzRegenten Albrecht die Würde des Rector Magnificentissimus an.

Große und hohe Aufgaben ſind ſomit dem Erlauchten Herrn

vorbehalten.

Zu der des General-Inspekteurs, des Herrenmeiſters

und der Verwaltung des eigenen großen Besißes ist die Regierung eines deutschen Landes und der Vorsitz in der Landes-VertheidigungsKommission getreten.

Aber auf dem betretenen Wege wird Er

es mit Gottes Hülfe zu Ende führen, und dieſer Weg ist wie Sein Wahlspruch :

„ Gerade und recht!“

385

Uebersicht der Kommandeure 2c.

Anlage Nr. II.

Uebersicht

der höheren Vorgeſehten, der Regiments- und Bataillons-Kommandeure nebst Adjutanten, sowie der Kompagnie-Chefs und Feldwebel,

Oberbefehlshaber 2c.

Gen. d. Jnf. v. Steinmetz 18. Juli 1870 bis 13. Sept. 1870 Gen. d. Kav. Prinz Friedrich Karl, K. H., 19. Aug. 1870 bis 2. Nov. 1870 Gen. d. Kav. Frhr. v. Manteuffel 11. Jan. 1871 bis 1. März 1871 Gen. d. Kav. Frhr. v. Manteuffel 20. Juni 1871 bis 1. Aug. 1873 . Gen.-Feldm . Prinz Friedrich Karl , K. H., 1. Nov. 1877-15. Juni 1885 Gen. = Feldm. Prinz Albrecht , K. H., 10. Juli 1888

I. Armee. Einschließ.-Armee vor Mez.

Südarmee.

Okkupations - Armee. III. Armee - Inspektion.

I.

"

"

Kommandirende Generale. . VII. Armee-Korps. d. Inf. v. Zastrow 12. Nov. 1866 X. " " " v. Voigts Rhet 1. Juni 1871 . " " " " " Kav. Prinz Albrecht, K. H., 12. Dezbr. 1873 " " "1 " Inf. v. Caprivi 10. Juli 1888 Bronsart v. Schellendorff 24. März 1890 " " =

Gen. " " "I "

Divisions - Kommandeure . Gen. Lt. v . Goeben v. Glümer " v . Bothmer v. Schwartkoppen " Frhr. v. Schlotheim " v. Trescow " v. Strubberg " v. Drigalski " v. Rauch " v. Lettow "I

12. 18. 30. 1. 18. 20. 23. 23. 4. 2.

Nov. Juli Sept. Juni Aug. März Jan. Oft. Sept. Aug.

1866 1870 1870 1871 1871 1872 1873 1880 1884 1888

13. Division "I "I "I 19. " "1 "1 "I "1 " " "1 "1 " " "1 25 25

Anlage Nr. II .

386

Brigade - Kommandeure. 12. Nov. v. Kummer Bar. v. d . Often - Saden 7. Juli v . Wedell 1. Juni 8. Nov. Frhr. v. Lynder v. Eberhardt 14. Febr. 18. Mai v . Langen v. Wienskomsti 12. März v. Thompson 11. Febr. 12. Jan. v. Kretschman 3. Dezbr. Roos Melms 4. Dezbr. 13. Nov. v. Rheinbaben v. Treskow 22. Jan.

Gen. Maj . " " " "! " " "1 " " " " "

1866 25. Jnf.-Brig. 1868 " " 1871 38. " 1873 " "1 1874 " "! 1876 " " 1878 " # " 1882 " 1884 " # 1885 " " 1886 " " 1888 " " 1891 " "

Regimentsstab. Kommandeure.

Oberst " " " " " " "

Ranisch v. Loebell v. Conring Wittde v. Zingler zu Putlig v. Scheel Gr. zu Dohna

Adjutanten.

1866 1870 1875 1881 1886 1887 1888 1889

Pr. Lt. " "/ " " " "

1866 Taureck 1867 Streder 1870 v. Usedom Bulch 1874 1880 Gottbrecht 1882 v. Korbfleisch Gr. v . Lambsdorff 1885 v. Einem 1888 Schmidtv.Knobels1889 dorf

I. Bataillon. Kommandeure.

Major " " " " " "

v. Deutsch v. Schkopp v. Jarozky v. Mueller Linde v. Wrochem v . Hennigs

Adjutanten.

1866 1872 1876 1881 1884 1888 1891

Lt. " " " " " " " " " " "

Stroedel v. Rekowski v. Beeren Ritter Gottbrecht v . Zander Wyneken Schmidt v. Knobelsdorf v. Stutterheim Gr. v. Lambsdorff Herzbruch v. Wurmb

1866 1870 1870 1872 1874 1876 1878

1881 1883 1884 1885 1889

Uebersicht der Kommandeure 2c.

387

II. Bataillon. Adjutanten.

Kommandeure.

Major " " " " " " "

1866 1871 1874 1875 1884 1886 1888 1889

v. Langen Brandis Drenkhahn v. Klüfer v. Kalbacher Breyding v. Rabenau v. Briezke

Lt. " "" " " " " " "

Strecker v. Keber v. Spies v. Beeren v. Kortfleisch II v. Einem Frank v . Wangenheim v. Schack

1866 1867 1869 1874 1876 1879 1884 1888 1890

III. Bataillon .

Adjutanten.

Kommandeure. Major " " " " " "

v. Blumenthal Drenkhahn Senff Taured Spit v. Kaldstein Gr. v . Reichenbach

1866 1871 1873 1880 1881 1885 1889

Lt. " " "/ " " " "

v. Kaldstein Bulch Wyneken v. Rekowski II Jasper II Siemens v. Oppermann Hoffmann

1866 1870 1874 1876 1878 1884 1888 1889

1. Kompagnie . Feldwebel.

Kompagnie- Chefs.

Hptm . Krause " Schöning v. Kaldstein " v. Weddig v. Manteuffel " " v. Frankenberg

1866 1871 1873 1883 1889 1890

Feldm. "" " " " " " " "

Austen Bolzmann Burbiel Heß Kruse Rönike Kurth Neizel Stiehl

1866 1868 1869 1871 1873 1876 1880 1887 1891

Dinnus Riesewetter Kleiner Kahle Meyer

1866 1870 1880 1882 1886

2. Kompagnie. Hptm. v. Petersdorff v. Szymonski " " v. Stolzenberg Jaegerschmid v. Linstow "

1866 1874 1875 1886 1887

Feldw. " " "

25*

Anlage Nr. II .

388

3. Kompagnie. Feldwebel.

Kompagnie - Chefs.

Hptm. v. Bardeleben v. Koschkull "/ Kern "/ v. Gamm "

1866 1870 1876 1887

Feldw. " " "

Kugland Renfert Strauß Schaumburg Brennecke

1866 1870 1880 1883 1889

Schmidt Scheffler Kiesel Munzel Alswede

1866 1870 1880 1885 1890

Hahn. Laser Dergau Stehr Thamm Hoppe Ahrens

1866 1869 1871 1876 1881 1883 1890

4. Kompagnie. Hptm. " "" " "" "

v. Edartsberg Schlüter v. Kortfleisch Breyding v. Lüttwig v. Rekowski

1866 1868 1871 1871 1884 1887

Feldw. " " " "

5. Kompagnie. Hptm . " " " "

Moldenhawer v. Rehbinder Wolff v. Griesheim Bertram

1866 1875 1883 1889 1890

Feldw . " "I " " " "

6. Kompagnie. Hptm . v. Ostau Schröder Müller " v. Buddenbrock "

1866 1870 1880 1890

Feldw. Seeger Schier "/ Hartmann Nolte "

1866 1874 1882 1888

7. Kompagnie. Hptm. " " " "

v. Struensee Fischer Linde v. Spies Jasper

1866 1868 1870 1881 1889

Feldw. " " "I "" " "

Radzio Fennwarth Derdack Scupin Alewell Hogrefe Binder

1866 1870 1871 1876 1877 1881 1887

Uebersicht der Kommandeure 2c.

389

8. Kompagnie. Feldwebel.

Kompagnie - Chefs. Hptm. " " "

v. Schmid v. Kracht König v. Beeren

1866 1876 1881 1882

Feldw . "/ "I " " " "

Tobien Schulz Baldszun Schulz Linden Knop Froböse

1866 1867 1870 1873 1880 1887 1889

Kähler Brik Penkwitt Scupin Derdad Kohrs Rehkopf

1866 1868 1870 1874 1876 1882 1891

9. Kompagnie. Hptm . " " " " "

Senff Streder Stroedel Freusberg Jasper Danneil

1866 1870 1874 1885 1886 1887

Feldw. " " " "

"

10. Kompagnie. Hptm . " " " "/ " "

Hilchenbach v. Bülow v. Kaldstein v. Schmid II Bendemann Meie v. Bodman

1866 1867 1871 1873 1874 1882 1883

Feldw. "/ " " "

Beber Wilhelm Ulrich Ringelmann Schrader Voß

1866 1871 1878 1881 1882 1889

11. Kompagnie. Hptm . d'Arrest Laured Spit v. Keber v. Lüttwik Wyneken TE " v. Baerenfels

Hptm. v. Klüfer Kleinhans " " v. Korgfleisch

1866 1867 1877 1878 1887 1889 1889

Feldm . " " " "

3ylinski Naujock Rimke Baltruschat Werner Timpe

12. Kompagnie. 1866 Feldw . Edert 1874 " Busse 1882 Lindner " Krüger " Beder " Kiehne " Müller

1866 1868 1870 1874 1880 1890

1866 1868 1873 1878 1882 1886 1891

Anlage Nr. III.

390

Anlage Nr. III.

Ranglisten

für 1866 ,

A.

71 , 76,

81 ,

86 und 91.

30. Oktober 1866 .

Infanterie - Regiment Nr. 73. Stab, 1stes u. Füs.-Bat. Münster, 2tes Bat. Coesfeld.

ob

13 喝 4 Kom.: Oberst Ranisch F Maj. v. Blumenthal II = v. Langen I : v. Deutsch St = Schulz 4 P. L. v. Korgfleisch, 1. 3. Kr. Atav. 4 Hptm. v. Edartsberg 4 11 S. L. Schöning = d'Arrest 4 4 = Braun 10 3 : v. Bardeleben ፡ v. Schmid 1 9 : Senff OR abi. I Stroebel : v. Ostau RA3 6 : Athenstädt 4 8 Krause 1 4 : Kleinhans 11 2 Hilchenbach 10 : v. Stolzenberg 8 4 12 = v. Klüfer : v. Rehbinder 9 " Moldenhawer GHVP3b 5 = Kern 10 : v. Petersdorff 2 : v. Keber 7 = v. Schmid 8 12 Pastenaci ፡ v. Struensee 7 4 : Dittrich 9 R. Abj. P. L. Taured #4 Müller 2 = Schlüter 44, 3 - Nehring Abi. b. 6. Inf. Brig. 1 v. Usedom RA5 9 Schröder : Marenski 8 : v. Massenbach 6 3 Pulch 6 = Bar. v . Koschkull 11 Ritter 5 = Nitschmann 4, ፡ v. Spies O Moj. d. 20. Jnf. Brig. ፡ Fischer : Schmidt 7 12 : v. Rekomsti = Linde , adj. b.St. d. Ldw. B. Wiesbaden 6 : Frhr. v. Spiegel zum = Streder Abj. II ፡ Melzer Desenberg 2 3 = v. Kaldstein Abj. F. Aerzte : fehlen. I Zahlmstr.: Kohlte II Wenig FW 3 Horst EW3

391

Ranglisten.

B.

30. Oktober 1871.

Hannoversches Füfilier - Regiment Nr. 73. (Bei b. Okkupations-Armee in Frankreich), Standort Verdun. SLVM WK3

41 2 4

P. 2. Müller 6 2 = Schlander 2 3 = v. Usedom 2 RA5 R. 'Adj. S. L. v. Marenski 2 ? 10 = Pulch Adj . III 2 ፡ König 1 4 Ritter 2 = v. Spies Adj . II 2 = v. Linsingen 7 : Frhr. v. Spiegel zum Desenberg 2 3. Erf. = v. Rekowski 1fte 2 2 Adj. I v. Beeren 2 = v. Kortfleisch +2 2. Ers. 2 v. Ronneberg : Wolff 5 2 12 Gottbrecht +2 = Reiche 2 Adj. Ers. : Freusberg 11 2 = Bus32 OSTM2 ፡ Werner 4. Ers. 13 John ፡ Böhm = Jasper 6 : Heise 1 2 v. Rekowski 2te 9 =

12 Hptm. v. Klüfer +2 = Moldenhawer +2 GHVP3b 3. Ers. ፡ v. Petersdorff 42 2. Gri. = v. Schmid 8 = Taured 11 2 +2 = Schlüter 442 SLVM, Adj. b. Gen. Kom. VII. A. K. 6 2 Schröder 3 Bar. v. Koschkull 7 Linde 2 9 2 Streder 2 v. Raldstein 10 2 ፡ Schöning 1 4 2 = Breyding +2 2 P. L. v. Schmid 1. Ers. ፡ Stroebel 2 2 = Kleinhans 5 = v. Stolzenberg 42 4. Erf. = v. Rehbinder # 42 8 = Kern 1. Ers. = Meyer 2 HEA3b , Bür.-Chef ´u. Bibl. b. d. Kr. Sch. z. Hannover ፡ v. Keber 2, Adj. b. St. b. Res. Low. B. (Hannover) Nr. 73 Pastenaci, t. b. Kad.-Haus z. Culm

III I こ II Ers.

:

Kom.: Oberst v. Loebell Oberst v. Blumenthal 2 Ob. Lt. v. Deutsch Maj. Brandis HWK = Senff 2 OR



à la suite : Hptm. Holleben , Komp.-Chef b. Kad.-Haus z. Potsdam.

R. Arzt: Db.St. - Arzt Dr. Becht : B. 2w St.-Arzt Dr. Ar Dr. Staudacher Aff. 2:

Zahlmstr.: Parlow FW 2 Horst EW3 Schroeder FW 3 44

42w II 11 I

Ers. III II

392

Anlage Nr. III.

C.

30.

Oktober 1876 .

Hannoversches Füfilier - Regiment Nr. 73. Stab, 1ftes u. 2tes Bat. Hannover, Stes Bat. Osnabrück. Kom.: Oberst v. Conring 41 MMV1 Db. Lt. Senff III OR 42 HEK3 MMV2 I Maj. v. Jarosty 41 ፡ v . Klüfer 2 II S v. Zychlinski St 2 4 11 Hptm. Taured P. L. Wolff 2, 1.b.d.Gew.Fabr. 1.Spandau 4 +2 v. Kracht 2 REK2 SA3α S. L. Gottbrecht 2, Adj. b. St. b.Ref. Low. B. (Hannover) Nr. 73 GSF3a HSEH3a WK3α 8 Reiche 2, . b. d. Unt. Offiz. Sch. 6 • Schröder 2 8. Jülich Linde 2 $ Freusberg 7 2 2 ፡ Busz 1 v . Kaldstein +2 2 ÖSTM2 6 : Jasper 1ste 4 Breyding 2 2 3 Heise Bendemann 1 BrHL3* 5 2 10 v . Rekowski 2te Adj. III Stroebel 2 9 ፡ Feldt, r. b. kab.-Haus_z. Potsdam 12 ፡ Kleinhans 12 = Frhr. v. Ditfurth 10 ፡ v. Stolzenberg 4 2 2 " v. Kortfleisch 2te Adj. II = v . Rehbinder 5 42 3 Rudloff 11 : Kern 3 : Wyneken 4 P. 2. v. Reber 2 8 : Jasper 2te 3 ፡ Pastenaci : Rüdiger 12 12 : Müller 2 ፡ v. Zander 3 abi.I Schlander 2 11 = Lehzen 6 : v. Usedom ፡ Bertram 2 RA5, 10 Abj. b. 37. Inf. Brig. = Krause 1ste 7 : Pulch 2 R. Abj. = Flügg 8 : e 4 - König ፡ v. Einem 9 7 - v. Spies 2 O = v. Meding 11 : v. Rekowski 1ste 2 9 Krause 2te 7 ፡ v. Beeren 2 5 12 Reinhold ፡ v. Kortfleisch 1ste 1 2

=

Aggregirt: Hptm. v. Puttkamer , 1. z. Dienſtl. b. Kriegs-Min., Dep . f. b. Inv.-Weſen. à la suite : Hptm . v. Jahn 42 BZL3a MMV2, Dir. Mitgl. d. Milit. Schicß-Sch. S Schöning 42, Plaz-Maj. in Kaſſel, Ob. St.-Arzt Dr. Becht 2w 4 St.-Arzt Dr. Schaper 2w HSEH3a = ፡ Dr. Nürnberger 2w 1. Kl. Dr. Wald 2. 8 Dr. Lodderstaedt Zahlmstr. Parlow FW 2 Horst 2w FW 3 Schroeder FW 3 R.-Arzt: B. : Aff. ፡ = ፡

II III I III I III II

Ranglisten.

D.

393

30. Oktober 1881.

Hannoverſches Füfilier - Regiment Nr. 73.

Hannover. Chef: Gen. d. Kav . Albrecht Prinz von Preußen, R. H., 1 0141 Ehr.CHEK1 AAB1 BaT BV2a BZL1 MWK1a BH BL1 BrHL1 GHL1 GHgL GHMV SLVM MMV1 MStMV NMW2 NLI ÖSt1 ÖMV.KD OV1 RAd rc. RG4 SR GSF1 HSEH1 NO1 SicF1, komm. Gen. d. X. Armee -Korps, Chef d. 1. Brandenb. Drag. R. Nr. 2, à l. s. d. 1. Garde-Drag. R. u. 2. Chef d. 3. Garde-Low. R. Kom.: Oberst Wittde 332 BZL3amEx WK2 I Oberst v. Jarozky ✯ ✯3 +1 ✯ HEK3 MMV2 Ob. Lt. v. Klüfer II 42 4 III Maj. Spit 41 GHVPзa ፡ v. Viebahn 42 B BMV3a SAзaKD WKзa St ፡ v. Kracht 2 REK2 SA3a GSF3a HSEH3a WK3a Maj. Linde 2 aggr. 1 Hptm. v. Kaldstein 42 4 Breyding 2 Bendemann 1 BrHL3a 10 ፡- Stroedel 2 9 8 Kleinhans 12 v. Stolzenberg 42 2 3 v. Rehbinder 42 ፡ Kern 3 ፡ v. Keber 2 11 = Müller 2 6 ፡ König 8 = v. Spies 7 2 O P. L. v. Beeren 2 2 ፡ v. Kortfleisch 1ste 9 2 12 • Wolff 2 ፡ Gottbrecht 2 R. Adj. · Freusberg 2, adj. b. St. b. Reſ. Low. B. (Hannover) Nr. 73 : Jaegerschmid 2 BZL36× 11 - Jasper 1ste 8 = v. Rekomsti 5 = v. Gamm RSt3 1 = Danneil

10 P. L. Frhr. v. Ditfurth ፡ v. Kortfleisch 2te, t. z. Kr. Akad. S. L. Rudloff 7 ፡ Wyneken 3 = Jasper 2te Adj. ፡ v Zander, r. z. Kr. Akad. = Bertram 11 Flügge, b. d. Unteroff . Sch. 3. Weißenfels : v. Einem Adj. II 5 Wuthmann ፡ Siemens 8 = Bergmann 2 8 v. Rex 9 . Schmidtv. Knobelsdorf 1ste Adj . I : Gr. v . Rittberg 4 : v. Stutterheim 8 : v. Pring 11 2 Frank 7 = Siegener 1 ፡ Frhr. v. Wüllenweber 6 = Frhr. v. Bülow 12 Schmidt v. Knobelsdorf 2te 10

à la suite :

Hptm. Schöning 42 , Play-Maj. in Kaſſel, P. L. Feldt , Milit.-Lehrer am Kad.-Haus z. Culm. S. L. Rüdiger.

Anlage Nr. III.

394

Kommandirt zur Dienstleistung :

P. 2. Mueller

2 v. Pomm. Jäg. Bat . Nr. 2.

II I

I III II

4 EW2 Zahlmstr.: Parlow Krengel FW 2 Plümer FW 2

E.

FB- -8 =

R. Arzt : Ob. St.- Arzt 1. Kl. Dr. Becht 4 2w : B. 4 + 2w HSEH3a St.-Arzt Dr. Schaper M : Dr. Nürnberger 34 : 2w Aff. = Dr. Lodderstaedt

30. Oktober 1886 .

Hannoversches Füsilier - Regiment Nr. 73. Hannover. Chef: Gen. d . Kav . Albrecht Prinz von Preußen, Regent des Herzog1011 HM thums Braunschweig, K. R. H., HEK1 AAB1 BdT BV2a BZL1 BH BL1 BrHL1 GHL1 GHgL GHMV LHEK1 SLVM MWK1a MMV1 MStMV NMW2 NL1 ÖSt1 ÖMV.KD OV1 RAd rc. RG4 SR GSF1 HSEH1 NO1 SicF1 WK1, tomm. Gen. d. X. Armee-Korps, Chef d. 1. Brandenb. Drag. R. Nr. 2, à 1. s. d. 1. Garde-Drag. R. u. 2. Chef d. 3. Garde-Low. R. Kom : Oberst v . Zingler Ob. Lt. v. Kalbacher Maj. : : E

34

434

Linde 42 Kaldstein 428 Breyding 2 v. Hollink 4 +2

BMV26 MMV2 ÖEK2 SA26b BZL3a mE ÖEK3 32 OFJ2 RW4 HSEH3b St I III II

9317

3 Hptm . Kern = v. Reber 11 2 :: v. Weddig 2 GE MWK3 OV36 1 = Müller 2 6 = v. Spies 7 2 O : v. Beeren 2 8 ፡ v. Kortfleisch 12 2 = Wolff +2 5 = Frhr. von u. zu Bodman +2 BV3 10 ፡ v. Frankenberg - Lüttwiß +2 BMV36 4 Jaegerschmid 2 BZL36

31

Hptm . Jasper B. L. v. Rekowski : v. Gamm RSt3 = Danneil S Frhr. v. Ditfurth 4 3 Rudloff 10 : Wyneken, t. . Kr. Alad. = Jasper, adj. b. St. b. Res. Low. B. (Hannover) Nr. 73 = Rüdiger 6 : v. Buddenbrock , t. 3. Kr. Akad. 12 Bertram 8 - Flügge : v. Einem , r. a. Kr. Akad. 8 S. L. Wuthmann

395

Ranglisten.

Adj. III S. L. Siemens 1 Bergmann : Frhr. v. d. Wenge Gr. v. Lambsdorff n. Adj.

: = =

C

Schmidt v. Knobelsdorf 12 11 Gr. v. Rittberg Ati. II Frank 9 Siegener 5 Frhr. v. Wüllenweber Meyer 2 3 Frhr. v. Wangenheim Abj. Herzbruch 7 Frhr. v. Puttkamer

S. L. v. Engelbrechten Holzheuer = v. Wurmb ፡ Hoffmann 3 v. Wernsdorff Ulrichs = v. Spangenberg ፡ Dehlschläger . v. Oppermann Hundrich Nobbe := v. Klüfer = v. Schack

6 9 2 11 6 7 3 8 12 1 5 10

à la suite : BZL3a mEx BrHL2b WK2, Kombt. v. Diedenhofen. Ob. Lt. Spit 4 +1 GHVP3a , Dir. d. Kriegs-Sch. z . Hannover. BMV3a MMV2 SA3aKD 44 #32 Maj . v. Viebahn WK3a , Dir. d. Kriegs-Sch. z. Engers. : v . Mizlaff 42 BrHL3a , perf. Adj. d. Prinzen Albrecht v. Preußen K. H.

Oberst Wittde

3

132 3 2

R. Arzt: Ob. St. - Arzt 1. Kl. Dr. Becht B. :

፡ =

St.-Arzt Dr. Nürnberger = : Dr. Schilling Assist.- Arzt 1. Kl. Dr. Kirchner

2w

4

432w 3 2 1,, Div.-Arzt d. 19. Div. III II I

4 EW2 Zahlmstr.: Parlow Krengel FW 2 ፡ Blümer FW 2

F.

I III II

1. Auguſt 1891 .

Füfilier - Regiment

General - Feldmarschall

Brinz Albrecht von Preußen (Hannoverſches) Nr. 73. Hannover. Chef: Gen. Feldmarschall Albrecht Prinz von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, K. H., 1014 +1 ✯HM HEK1 AAB1 BdT Bу2a BZL1 BH BrHL1 GHL1 GHgL GHMV LHEK1 SLVM MWKla MMV1 MStMV OV1 SR GSF1 HSEH1 WK1 BL1 GJO JAn NMW2 NL1 ÖSt1 ÖMV.KD StvRum1 RAd rc. RG4 NO1 SicF1, Gen. Insp. v. 1. Armee -Insp. , Chef d 1. Brandenb. Drag. R. Nr. 2 , à 1. s. b. 1. Garde - Drag. R. Königin v. Großbrit. u. Irland u, d. Drag. R. Prinz Albrecht v. Preußen (Litth.) Nr. 1, 2. Chef b. 3. Garde- Low. R.

Anlagen Nr. III und IV.

396

Kom.: Oberst Graf zu Dohna 42 Ob. Lt. v . Nerée

3342

BrHL26 WMV3 St II Maj. v . Briezde 4 3 2 BrHL3a OV3a ፡ III Gr. v . Reichenbach 4 LH.EK4 REK2 HSEH3b ፡ I 42 v. Hennigs : v. Bernuth HSEH3a REK2 2 Hptm. v. Beeren

42 P. L. Frhr. v. Wangenheim, L. J. Kr. Alab. BrHL3b 8 Herzbruch, Abj. b. Bez. Kdo. Hannover L. S. : v. Kortfleisch 12 2 2 v. Engelbrechten ፡ Frhr. von u. zu Bodman 8 Holzheuer B V 10 3 +2 ፡ v. Wurmb Abi. I : v. Linstom +2 ፡ Hoffmann Abi . III v. Rekowski 4 = v. Wernsdorff 6 ፡ v. Gamm RSt3 3 ፡ v . Oppermann 12 = Danneil 9 10 -፡ Hundrich : v. Baerenfels - Warnow 11 : v. Nobbe 1 -፡ Jasper 7 ፡ v. Klüfer 3 2 v. Frankenberg u . : v. Schack Abj . II Ludwigsdorf 1 ፡ Meyer 1ste 7 : v. Buddenbrock 6 : Frhr. v. Puttkamer 4 = Bertram 5 = Stolz P. L. Frhr. v. Hanstein, t. 3. Kr. Akad. : Frhr. v. Hammerstein . Wuthmann, t. als Bür. - Chef u. Gesmold 12 Bibl. b. b. kr. Sch. z. Anklam : 9 2te Meyer Siemens, t. 3. Kr. Alad. 6 Mansfeld -፡ Bergmann 2 ፡ v. Stockhausen 8 = Frhr. v . d . Wenge Gr. v. = v. Szczepaísti Lambsdorff 11 : Dommes 4 Schmidt v. Knobelsdorf ፡ v. Consbruch 3 BrHL3b R. Adj . v. Bardeleben 11 ፡ Gr. v. Rittberg , t. b. b. Kr. Sch. ፡ Völders 5 3. Glogau = Siegener, . . kr. Alad, Frhr. v. d. Bussche፡ Frhr. v. Wüllenweber Haddenhausen 7 : Hesse = v. Steuber 10 9 3 Jaeger 9 5 -፡ Böttrich à la suite : 432 BrHL3a OV3a SA26 Ob. Lt. v . Mizlaff HSEH26 SEK2 , perſ. Adj. d. Prinzen Albrecht v. Preußen K. H. Maj . v. Brandenstein 42 HSEH3b , Eiſenb.-Lin.-Komm. i. Magdeburg. Hptm. Wyneken, ehr. b. d. Kr. Sch. z . Anklam. = Henseling , adj. b. Dep . f. b. Inval.-Weſen_d. Kriegs - Min. S. L. Moser.



R. Arzt : Ob. St. - Arzt 2. Kl. Dr. Reger. B. ፡ St. -Arzt Dr. Schilling ፡ Dr. Benzler Zahlmstr.: Reinkober FW2 ፡ Theis FW 2 fehlt

I II I III II

Offizier = Stammliste.

397

Anlage Nr. IV.

Offizier -Stammliſte des Füfilier- Regiments General - Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73.

(Abgeschlossen 1. August 1891. )

1. Friedrich Preußen, K. H.

Wilhelm Nikolaus Albrecht , Prinz Siehe Lebenslauf Sr. K. H. , Anlage Nr. I.

von

2. Georg Louis d'Arrest. 13. 5. 1824 zu Berlin geb. 1. 10. 1847 Dienſteintr. als Einj . Frw. beim Kaiser Franz Gren. - Regt. 1848 Krieg gegen Dänemark. - 16. 2. 1849 Port. Fähnr. 12. 4. 1849 Sek. Lt. - 15. 4. 1854 bis 9. 4. 1857 Erzieher am Kadettenhauſe Potsdam. - 20. 3. 1858 als Lehrer zum Kadettenhause Bensberg. ― 12. 3. 1859 Pr. Lt. 25. 4. 1861 als Hptm. à 1. s. des Rgts. gestellt und Abtheil. - Vorsteher beim Kadettenhause Bensberg. - 24. 12. 1861 Komp.-Chef_beim Kadettenhauſe 1866 Krieg gegen Potsdam. - 2. 6. 1866 als aggr. zum Rgt. zurück. Desterreich (Roth. Adler-Orden 4. Kl . m. Schw.). - 30. 10. 1866 als Komp.Chef zum Juf. - Rgt. Nr. 73 ( 11. Komp.). - 28. 5. 1867 à 1. s. des Rgts . gestellt und zur Wahrnehm. der Geschäfte als Komdr. des Kadettenhauſes Plön komdrt. - 12. 5. 1868 als charakt. Major à 1. s. des Kadettenkorps ge16. 3. 1869 Romdr. des Kadettenhauses Plön. stellt (Patent 16. 3. 69). 19. 9. 1874 Ob. Lt. - 6. 7. 1875 als Bat. Komdr. ins 2. Hanseat. Inf.Rgt. Nr. 76. -- 14. 8. 1875 diesem Rgt. aggr. - 12. 10. 1875 Bezirks-Komdr. in Münsterberg. - 15. 5. 1877 Char. als Oberst. - 14. 7. 1883 von seiner Stellung entbunden. - Wohnt in Potsdam. 3. Franz Johann Gottlieb Athenstädt. 14. 11. 1842 zu Unter-Lindow (Prov. Brandenb ) geb. - 6. 5. 1862 aus dem Kadettenkorps 1866 Krieg gegen Desterreich. als Sek. Lt. zum 5. Ostpreuß. Inf. Rgt. Nr. 41. 9. 5. 1868 Abschied. 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 versett. - 1870-71 Adj. der Etappen Komdtr. Neufchâteau bezw. Bar le Duc. Lebt als Telegraphen - Sekretär in Berlin. 9. 3. 1872 Char. als Pr. Lt. 4. Konrad Karl Adolf von Baerenfels - Warnow. 30. 8. 1851 zu Rustow (Prov. Pommern) geb. - 26. 4. 1868 Dienſteintr. als Kadet bei der Stamm- Div . der Ostseeflotte. - 21. 7. 1868 bis 23. 4. 1870 an Bord S. M. S. Niobe bezw. König Wilhelm und Elisabeth in Westindien 6. 6. 1870 und zur Eröffnung des Suezkanals. - 15. 7. 1869 Seekadet. bis 26. 5. 1871 an Bord S. M. S. König Wilhelm ; Krieg gegen Frankreich in der Nordsee. 11. 7. 1872 als Port. Fähnr. im 3. Hannov. Inf. - Rgt. Nr. 79 angestellt. - 16. 10. 1873 Sek. Lt. - 26. 5. 1877 bis 1. 7. 1880

398

Anlage Nr. IV.

Bat. Adj. -- 1880-83 Kriegsakad. 16. 11. 1882 15. 10. bis 21. 9. 1889 Adj . der 38. Inf. - Brig. Rgts. König Wilhelm I. (2. Westpreuß.) Nr. 7. --21. 9. 1889 als Komp. Chef ins Füs. = Rgt. Gen. v. Preußen (Haunov . ) Nr. 73 (11. Komp .).

Pr. Lt. 1888 à 13. 12. Feldm.

- 16. 7. 1887 1. s. des Gren.1888 Hptm. Brinz Albrecht

5. Ludwig Friedrich Theodor von Bardeleben. 31.12.1824 zu Kassel geb. 21. 3. 1844 Diensteintr. beim Kurfürstl. Hessischen 1. (Leib-) Inf. Rgt. - 24. 3. 1846 Port. Fähnr. - 11. 7. 1846 als Sek. Lt. in das Leib-Garde-Rgt. - 24. 5. 1852 Pr. Lt. - 26. 1. 1862 als Hptm. und Komp.Chef in das 1. Inf. = Rgt. (Kurfürſt). - 2. 10. 1863 in das Leib - Garde - Rgt. zurückversezt. 1866 Krieg gegen Preußen. - 30. 10. 1866 in das Inf.Rgt. Nr. 73 übernommen (3. Komp .) . - 1870 Krieg gegen Frankreich; 15. 8. 1870 bei Colombey verwundet. - - 15. 8. 1870 zu Colombey an seinen Wunden gest. Ernst Wilhelm Paul Theodor von Bardeleben. 6. 10. 9. 1869 zu Münster geb. --- 24. 3. 1890 aus dem Kadettenkorps als Set. Lt. zum Füf. - Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht v. Preußen (Hannov.) Nr. 73. 7. Werner von Beeren. 15. 12. 1846 zu Naumburg geb. -1. 4. 1864 bis 31. 3 1865 Einj . Frw. beim 1. Ostpr. Gren. - Rgt. Nr. 1 Kronprinz. 13. 5. 1866 bei demselben auf Beförderung wieder eingetreten. 1866 Krieg gegen Deſterreich. — 3. 8. 1866 Port. Fähnr. -- 5. 11. 1866 dem Juf.-Rgt. Nr. 73 überwiesen (beſtät. durch Allerh. Kab. Ordre v. 8. 12. 1866) . 14. 11 1867 Sef. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet ( Eis. Kreuz 2. Kl .) . - 17. 11. 1870 bis 30. 4. 1872 Adj. des 1. Bat. - 1. 11. 1874 bis 15. 2. 1876 Adj . des 2. Bat. - 15. 7. 1875 Pr. Lt. - 1. 8. 1879 bis 1. 9. 1881 Adj . beim Bezirks-Kdo. Hannover. 11. 3. 1882 Hptm. u . Komp . -Chef (8. Komp .). August Bendemann. 7. 3. 1842 zu Gr . Nädlig (Prov . Schlesien) geb. 1. 4. 1861 Dienſteintr. als Einj . Frw. beim 1. Niederschleſ. Inf. Rgt (Nr. 46). 10. 9. 1861 Port. Fähnr. - 12. 4. 1862 Sel. Lt. 13. 10. 1865 bis 23. 3. 1868 Bat. Adj . - 1866 Krieg gegen Oesterreich (Allerh. Belobigung). ·- 22. 3. 1868 bis 22. 12. 1870 Rgts. Adj . - 15. 1. 1870 Pr. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ( Eis. Kreuz 1. Kl.) - 22. 12. 1870 bis 11. 3. 1873 Adj. der 40. Inf.-Brig. - 18. 4. 1872 ins 6. Thüring. Inf. Rgt. Nr. 95 verſeßt. - 11. 3. 1873 ptm. u. Komp. - Chef. — 1. 12. 1874 ins Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73 verſett ( 10. Komp.). 1. 6. 1882 à 1. s. des Ngts. und in den Neben - Etat des Gr. Generalſt. 24. 3. 1885 als aggr. Major zum 3. Großh. Heſſ. Inf.-Rgt. (Leib-Rgt. ) Nr. 117 (Patent 13. 6. 85) ; 12. 11. 1885 in die 1. Hauptmannsstelle. 22. 3. 1887 als Bat. Komdr. ins 2. Großh. Hess. Inf.-Rgt. ( Großherzog) Nr. 116. 18. 11. 1890 als Etatsm . Stabsoffz. ins Niederrhein. Füſ. - Rgt. Nr. 39. - 22. 11. 1890 Ob. Lt.

9. Karl Heinrich Friedrich Wilhelm Bergmann . 23. 4. 1856 zu Stade geb. - 29. 9. 1875 Dienſteintr. beim Hannov . Füß.-Rgt. Nr. 73. 18. 5. 1876 Port. Fähnr. — 10. 2. 1877 Sek. Lt. -- 22. 3. 1887 Pr. Lt. 15. 4. 1887 bis 30. 9. 1888 zur Stamm-Komp . des Lehr-Inf.-Bat. komdrt. 10. Clemens Otto August von Bernuth. 25. 3. 1848 zu Koblenz geb. - 14. 4. 1867 Dienſteintritt beim 1. Garde - Ngt. z . F. 14. 11. 1867 Port. Fähnr. - 7. 7. 1868 Sek. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 9. 12. 1870 bei Stains verwundet ( Eiſ. Kreuz 2. K! ) . — 11. 3. 1876 als Pr. Lt. ins Kaiser Alerander Garde- Gren. -Rgt. Nr. 1 (Patent 13. 10. 75). - 15. 8. 1878 Komp. - Führer bei der Uffz. Sch. Biebrich. -- 14. 2. 1882 Hptm. à 1. s. seines Rgts . - 15. 4. 1882 als Komp.- Chef ins Rgt. zurück.

1

Offizier Stammliſte.

399

19. 11. 1882 Johanniter-Orden. - 14. S. 1886 ins 7. Thür. Jnf.-Rgt. Nr. 96 verſeßt (Patent 14. 2. 82) . - 20. 9. 1890 als Major dem Rgt. aggr. 22. 3. 1891 in die 1. Hauptmannsstelle. - 16. 6. 1891 in das Füf. - Rgt. Gen. Feldm . Prinz Albrecht v. Preußen (Hannov.) Nr. 73 verſetzt. 25. 3. 1854 zu 11. Johann Wilhelm Gustav Bertram. Hannover geb. — 28. 4. 1872 aus dem Kadettenkorps als Uffz. zum Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73. 15. 12. 1873 Port. Fähnr. - 11. 2. 1875 Sek. Lt. - 14. 7. 1885 Pr. Lt. - 1. 10. 1887 bis 9. 6. 1888 zur GewehrFabrik Danzig komdrt. - 14. 10. 1890 ptm. u. Komp .-Chef (5. Komp.). 12. Maximilian Friedrich Otto von Blumenthal. 8.8.1823 zu Quakenbrück (Prov. Pommern) geb. - 9. 8. 1840 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 1. Inf. Rgt. ― 15. 7. 1852 Pr. Lt. 19. 3. 1853 bis 10. 8. 1859 Komp .-Führer beim 2. Bat. 1. Ldw.-Rgts . - 21. 7. 1857 Sptm . 1. 7. 1860 Komp. - Chef. 9. 9. 1865 Major und Etatsm . Stabsoffz . 19. 6. 1866 Bat. Komdr. - 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.) . 30. 10. 1866 zum Inf. - Rgt. Nr. 73 versett ( Komdr. des Füs. Bat.). - 22. 3. 1868 Cb. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). - 18. 8. 1871 Char. als Oberst (Patent 4. 11. 71). 4. 11. 1871 Romdr. des 1. Schles. Gren. - Rgts . Nr. 10. - 15. 9. 1874 Abschied. - Wohnt auf Grünwalde in Pommern. 13. Maximilian Wilhelm Johann Freiherr von und zu Bodman. 2. 6. 1849 zu Colmar (Elsaß) geb. - 26. 5. 1868 aus dem - 5. 2. 1869 Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum Großh. Bad . 2. Inf. Rgt. Sek. Lt. 1870 Krieg gegen Frankreich ; 18. 12. 1870 bei Nuits verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl.). 31. 8. 1871 bis 12. 10. 1872 Bat. Adj. 12. 10. 1872 ins Garde- Jäger - Bat. versezt. - 18. 5. 1876 Pr. Lt. 20. 6. 1878 bis 14. 6. 1881 Bat. Adj . - 15. 5. 1883 als Hptm. dem Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73 aggr. - 14. 7. 1883 als Komp.- Chef einrangirt (10. Komp. ).

14. Viktor Ferdinand Böhm . 13. 5. 1850 zu Königsberg geb. - 6. 7. 1869 21. 11. 1868 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. 1870-71 Krieg gegen Frankreich. - 20. 9. 1870 Sek. Lt. Port. Fähnr. 21. 5. 1874 Abschied. - Wohnt in Königsberg. 15. Karl Anton Johann Eduard Sylvester Böttrich. 31. 12. 1869 zu Sorau geb. -- 1. 4. 1888 bis 31. 3. 1889 Einj . Frw. beim Kgl. Sächs. 8. Inf. - Rgt. Prinz Johann Georg Nr. 107. 3. 6. 1890 Vizes feldw . der Ref. 26. 6. 1890 auf Beförderung beim Füs. - Rgt. Gen. Feldm. Bring Albrecht v. Preußen (Hannov. ) Nr. 73 eingestellt. 18. 11. 1890 Port. Fähnr. ―― 22. 3. 1891 Sek Lt. 16. Kurt Maria Heinrich Gustav Arnold von Brandenstein. 17. 4. 1843 zu Münster geb. - 1. 5. 1862 Dienſteintr. beim Kaiser Alexander 10. 10. 1863 Garde Gren. = Rgt . Nr. 1. - 16. 12. 1862 Port. Fähnr. Sek. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich. ----- 25. 9. 1867 ins 6. Thüring. Inf. Rgt. Nr. 96 versezt und Komp . Cffz. bei der Uffz. Sch. Biebrich. 1. 10. 1869 bis 16. 7. 1870 desgl. bei der Uffz. Sch. Weißenfels . 1870 Krieg gegen Frankreich ; 6. 8. 70 bei Wörth verwundet (Eiſ. Kreuz 2. Kl.). 2. 9. 1870 Pr. Lt. 18. 10. 1871 bis 18. 9. 1875 Büreau-Chef u . Bibliothek. der Kriegssch . Erfurt. 18. 9. 1875 ptm. à 1. s. seines Rgts . und Plazmajor in Diedenhofen. 30. 4. 1877 als Komp . Chef zum Kadettenhauſe Bensberg. 15. 7. 1880 in das Kadettenkorps versezt. -- 15. 4. 1882 zur Haupt-Kadettenanſtalt Gr. Lichterfelde. — 14. 5. 1887 als Major ins Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. - 1. 10. 1888 zum Neben- Etat des Gr. Generalst. komdrt. 22. 3. 1889 à 1. s. des Rgts . und Eisenb.-Linien-Kommissar zu Magdeburg.

400

Anlage Nr. IV.

17. Heinrich Wilhelm Adolf Brandis. 12. 6. 1824 zu Aurich geb. -- 28. 10. 1841 Diensteintr. beim Kgl. Hannov . Leib. Rgt. - 8. 4. 1842 Set. Lt. - 1848-49 Krieg gegen Dänemark ; 6. 4. 1849 bei Ulderup verwundet. 1852-53 zur Dienstl. zum Ing. - Korps komdrt. 24. 5. 1852 Pr. Lt. — 1866 Krieg gegen Preußen. 13. 5. 1859 ptm. und Komp. -Chef. 9. 3. 1867 23. 5. 1868 22. 3. 1868 Major. dem Pomm. Füs.- Rgt. Nr. 34 aggr. als Etatsm. Stabsoffz. ins Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. - 20. 7. 1870 — 15. 9. 1871 Komdr . des 2. Bat. — 22. 3. 1873 Ob. Lt. Komdr. des Erf.-Bat. 2. 11. 1874 Abschied. - Wohnt in Hannover. 18. Maximilian Braun. 29. 7. 1840 zu Braunsberg geb. 17. 4. 1860 Diensteintr. beim 3. Inf. Rgt. - 19. 9. 1860 Port. Fähnr. 23. 7. 1861 Sek. Lt. 1866 Krieg gegen Desterreich (Allerh. Belobigung). 30. 10. 1866 zum Inf. Rgt. Nr. 73 verſeßt. - 9. 6. 1868 Pr. Lt. 1870 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet (Eiſ. Kreuz 2. RI.). 25. 11. 1870 zu Pange an seinen Wunden verstorben. 19. Emil Eugen Karl Jakob Breyding. 29. 10. 1838 zu Eisenach geb. 17. 5. 1859 Diensteintr. beim Großh. Sachsen - Weimariſchen Kontingent. - 15. 6. 1859 Port. Fähnr. - 20. 10. 1859 Sek. Lt. -- 1866 Krieg in Südwest-Deutſchl. - 25. 9. 1867 Pr. Lt. im 5. Thüring. Inf. Rgt. Nr. 94 (Großh. v. Sachsen). - 20. 4. 1869 in das Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73 versett. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 18. 8. 1870 bei Gravelotte verwundet (Eis. Kreuz 2. KI . ) . — 21. 9. 1871 Optm. und Komp.-Chef (4. Komp.). 12. 2. 1884 als Major dem Rgt. aggr. --- 20. 8. 1885 in die 1. Hauptmannsſtelle eingerückt. 13. 5. 1886 Komdr. des 2. Bat. - 22. 3. 1888 Vorstand des Bekleidungsamts X. Armee - Korps , unter Stellung zur Dispoſ." mit der Rgts. Uniform. - 17. 4. 1890 Charakter als Ob. -Lt.

20. Friedrich Moriz Arthur von Briezke. 30. 4. 1818 zu Kemnih (Prov. Brandenburg) geb. -- 3. 1. 1866 Diensteintr. beim Garde Jäger-Bat. 1866 Krieg gegen Desterreich. - 20. 7. 1866 Port. Fähnr. 16. 8. 1866 Sek. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ( Eif. Kreuz 2. KI.) . 20. 10. 1870 bis 30. 9. 1875 Bat. Adj . - 16. 8. 1873 Pr. Lt. 24. 5. 1879 als Hptm. und Komp . - Chef ins Garde - Schüßen - Bat. - 18. 4. 1885 bis 12. 10. 1886 Adj. der 19. Div . unter Verses. ins Garde-Füs.-Rgt. - 12. 10. 1886 bis 15. 10. 1889 Adj . beim Gen. Komdo. X. Armee-Korps. - 14. 4. 1887 als Major zum Braunſchw . Inf. Rgt. Nr. 92 verſeßt. - 15. 10. 1889 als Bat. Kom. in das Füs. Rgt. Gen. Feldm. Bring Albrecht v. Preußen (Hannov .) Nr. 73 (2. Bat. ). 21. Alfons Harald von Buddenbrock. 4.11.1854 zu Görtels. dorf (Prov. Schlesien) geb. - 6. 4. 1876 Dienſteintr. beim Gren.-Rgt. Kronprinz (1. Ostpreuß.) Nr. 1. - 11. 11. 1876 Port. Fähnr. - 13. 10. 1877 Sek. Lt. 3. 5. 1879 bis 30. 9. 1883 Bat. Adj . - 18. 3. 1884 in das Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73 verſeķt (Patent 16. 12. 74). - 28. 3. 1885 Pr. Lt. 1886-89 Kriegsakad. - 24. 3. 1890 ptm. und Komp. -Chef (G. Komp .). 22. Adolf Karl Friß Wilhelm Freiherr von Bülow. 12. 2. 1834 zu Hildesheim geb. - 22. 6. 1851 Dienſteintr beim Kgl . Hannov . 6. Inf. Rgt. - 23. 10. 1852 Sek. Lt. -5. 5. 1857 Pr. Lt. - 1866 Krieg gegen Preußen (Guelphen-Orden 4. Kl.). - 9. 3. 1867 dem Inf.-Rgt. Nr. 73 aggr. 11. 4. 1867 ptm. und Komp. - Chef ( 10. Komp.) . - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl. ). - 25. 1. 1871 im Gefecht bei Borges gefallen. 23. Hans Ernst Kuno Freiherr von Bülow. 14. 10.1860 zu Verden geb. 28. 9. 1879 Dienſteintr. beim Hannov . Füf.-Rgt. Nr. 73. 13. 5. 1880 Port. Fähnr. -- 12. 2. 1881 Sek. Lt. - 10. 5. 1883 ins Schlesw. Inf. Rgt. Nr. 84 verſeßt. ---- 1. 11. 1888 Rgts . Adj . - 24. 3. 1890 Pr. Lt.

1

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Offizier Stammliſte.

401

24. Clamor Eduard Albert Theodor Clemens Freiherr von dem Bussche-Haddenhausen. 15. 1. 1868 zu Minden geb. 22. 3. 1889 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73 (Patent 15. 10. 89). ― 18. 1. 1891 Sek. Lt. 25. Georg Hermann Busz. 12. 2. 1848 zu Aachen geb. 3. 10. 1863 Dienſteintr. beim Kaif. Kgl. Desterr. 67. Jnf.-Rgt. Ritter v. Schmerling. - 26. 12. 1863 in das 25. Feld - Jäger - Bat. verſegt. 1866 Krieg gegen Preußen; 27. 6. 1866 bei Nachod verwundet (Desterr. Tapferk. Med. 2. Kl .) . — 1867-68 zur 1. Truppen-Divisionsschule zu Wien komdrt. 6. 4. 1868 aus Desterr. Militärdienſt entlaſſen. 15. 9. 1868 im Hannov . Füf. -Rgt. Nr. 73 wieder eingetreten. 26. 1. 1869 Port. Fähnr. 10. 2. 1870 Sek. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet ( Eiſ. Kreuz 2. Kl.). - 1. 5. 1877 Erzieher am Kadettenhause Wahlstatt, 1. 5 1878 am Kadettenhause Bensberg. - 12. 3. 1878 Pr. Lt. -- 15. 8. 1878 à 1. s. des Rgts . gestellt. - 13. 3. 1880 ins 4. Thüring. Inf. -Rgt. Nr. 72 versett. 1. 5. 1880 in die Front zurück. -- 1. 12. 1881 bis 1. 5. 1884 Erz . am Kadettenhause Bensberg. 11. 7. 1882 à 1. s. des Rgts . , 13. 3. 1884 dem felben aggr. , 10. 6. 1884 einrangirt. - 12. 6. 1886 als Hptm. dem Rgt. aggr. 22. 3. 1887 als Komp. Chef ins 4. Bad . Inf. Rgt. Prinz Wilhelm Nr. 112 .

12. 5. 1846 zu 26. Ludwig Karl August von Cancrin. Karlsruhe geb. 28. 9. 1865 Dienſteintr. beim Großh. Bad . 5. Inf.-Rgt. 3. 11. 1865 Port. Fähnr. - 1866 Krieg gegen Preußen. - 10. 7. 1866 Lieut. 29. 11. 1868 Abschied. 28. 2. 1869 als Lt. im Großh. Heff. 4. Inf. - Rgt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. -- 3. 6. 1871 (Prinz Karl) wieder angeſtellt. — bis 15. 8. 1872 Adj . beim Bezirks - Kdo . Mainz. - 15. 8. 1872 ins Hannov. Füf.-Rgt. Nr. 73 versett. -26. 3. 1874 Erzieher am Kadettenhauſe Berlin. 20. 7. 1875 Abschied als Pr. Lt. - Wurde Amtmann in Lünen, jezt geistesfrank in der Heilanſtalt zu Illenau. 26. 10. 1825 zu Labes (Prov. 27. Gustav von Conring. Pommern) geb. — 1. 7. 1844 Dienſteintr. beim Großh. Mecklenb. Gren.-Garde1849 Feldzug Bat. - 23. 6. 1845 Port. Fähnr. - 4. 11. 1845 Sef. Lt. in Baden. - 29. 10. 1851 als Pr. Lt. ins Jäger - Bat. -- 10. 10. 1856 in das Gren. Garde - Bat. zurück. - 2. 12. 1858 Hptm. und Komp . - Chef. 1866 Feldzug in Südwest-Deutſchland. — 23. 9. 1867 Major und Bat. Komdr. im Großh. Mecklenb. Füs. Rgt. Nr. 90. - 16. 3. 1869 ins 3. Ostpreuß. Gren.Rgt. Nr. 4 verseßt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 27. 11. 1870 bei Amiens verwundet (Eiſ. Kreuz 1. Kl.) . - 22. 3. 1873 Ob. Lt. — 12. 1. 1875 Komdr. des Hannov. Füß.-Rgts. Nr. 73. 18. 1. 1875 Oberſt. - 30. 3. 1881 14. 5. 1881 Komdr. der als Gen. Maj. zu den Offz. von der Armee. 16. Inf.-Brig. - 17. 10. 1883 Abschied (Roth. Adler Ord en 2. Kl. m. Eichenl.) - Wohnte bis 1886 in Rostock, seitdem in Carlsdorf bei Wismar.

28. Gerhard Oskar Leopold von Consbruch. 17. 5. 1869 zu Hiddenhausen (Prov. Westfalen) geb. - 8. 2. 1890 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum Füs. -Rgt. Gen. Feldm . Prinz Albrecht v. Preußen (Hannov .) Nr. 73. - 18. 1. 1891 Sek. Lt. (Patent 8. 2. 90). 29. Karl Eberhard Danneil . 1.7 . 1852 zu Naumburg geb. 20. 4. 1870 Dienſteintr. beim Magdeb. Füs.- Ngt. Nr. 36. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. - 6. 9. 1870 Port. Fähnr. - 20. 2. 1871 Sef. Lt. 1. 11. 1876 bis 1. 10. 1879 Adj. beim Bezirks- Kdo. Mühlhausen i /Th. -22. 3. 1881 als Pr. Lt. ins Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73. — 26. 11. 1887 Hptm. und Komp. - Chef (9. Komp.). 26

402

Anlage Nr. IV.

30. Hanno Werner Traugott von Daſſel. 8. 8. 1850 zu Stolp geb. - 7.4. 1868 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 2. Hanseat. Inf. Rgt. Nr. 76 (Patent 10. 11. 68). -- 14. 10. 1869 Sek. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. kl .). 16. 7. 1870 bis 1. 11. 1876 Bat. Adj . - 30. 4. 1877 Pr. Lt. - 1. 11. 1879 bis 1. 11. 1882 Adj. beim Bezirks Kdo . Hamburg. - 12. 2. 1884 à 1. s. des Hannov. Füs.-Rgts. Nr. 73 und Adj. der 29. Juf.-Brig. 13. 3. 1884 Hptm. 4. 12. 1884 als Komp.-Chef ins Leib- Gren.-Rgt. (1. Brandenb.) Nr. 8. 22. 2. 1889 Johanniter- Orden.

31. Karl Friedrich Gustav von Deutsch. 17. 12. 1818 zu Dorpat geb. -- 11. 1. 1838 Dienſteintr. beim 3. Inf. Rgt. - 12. 5. 1838 Port. Fähnr. 15. 2. 1840 Sel. Lt. - 14. 8. 1852 Pr. Lt. - 6. 6. 1857 Hptm. - 12. 3. 1859 Komp . -Chef. -- 1. 7. 1860 zum 6. Ostpreuß. Inf. -Rgt. (Nr. 43) verseßt. 1866 Krieg gegen Desterreich. 12. 7. 1866 Major. 30.10. 1866 als Bat. Komdr. zum Juf.-Rgt. Nr. 73 ( 1. Bat.) . — 26. 7. 1870 Ob. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey ver - 29. 2. 1872 Komdr. des wundet (Eis. Kreuz 2. Kl.) . - 18. 1. 1872 Oberſt. — 3. 9. 1873 Abschied. - 15. 5. 1885 zu 3. Ostpreuß. Greu.-Rgts Nr. 4. Bauten gest. 32. Ali Djemal. 13. 7. 1867 zu Konſtantinopel geb. - 2. 6. 1886 aus dem Kadettenkorps zu Konstantinopel als Sek. Lt. zum Kaif. Türk. 1. Inf.Rgt. des Garde - Korps . - 2. 6. 1890 Pr. Lt. - 16. 5. 1891 als Sek. Lt. à 1. s. der Kgl. Preuß. Armee gestellt und dem Füß.-Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht v. Preußen (Hannov. ) Nr. 73 zur Dienstl. zugetheilt. 20. 6. 1850 zu 33. Maximilian Freiherr von Ditfurth. Fulda geb. - 7. 7. 1868 Dienſteintr. beim t. t. Desterr. 73. Jnf.-Rgt. Herzog Wilhelm v. Württemberg. - 27. 2. 1871 aus Desterr. Militärdienſt entlaſſen. 2. 5. 1871 als Port. Fähur. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73 angestellt. 26. 11. 1887 zur Disposition 9. 3. 1872 Sek. Lt. - 22. 3. 1881 Pr. Lt. gestellt ; 16. 5. 1888 Abschied . - Wohnt in Hannover.

34. Otto Emil Walther Dittrich. 11. 6 1844 zu Kalau (Prov . Ostpreußen) geb. - 18. 2. 1863 Dienſteintr. beim 1. Ostpreuß. Gren. Ngt. Nr. 1. - 10. 10. 1863 Port. Fähnr. — 18. 12. 1864 Sek. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich. 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73. ― 22. 3. 1868 Amtmann in das 2. Poſenſche Inf.-Rgt. Nr. 19. - 14. 12. 1868 Abschied. zu Lengerich. 35. Hannibal Fabian Abraham Ludwig Graf zu Dohna. 20. 10. 1838 zu Breslau geb. 23. 9. 1856 Dienſteintr. beim 6. Jäger-Bat. 13. 6. 1857 Port. Fähnr. 21. 5. 1858 als Sek. Lt. ins 1. Jäger-Bat. 1861-64 Kriegsakad. 1. 10. 1865 bis 11. 5. 1866 zum Garde - Feld. Art.- Rgt. komdrt. 24. 6. 1866 Pr. Lt. -- 1866 Krieg gegen Desterreich (Kronen -Orden 4. Kl. m. Schw.). - 14. 11. 1866 bis 7. 7. 1870 Adj der 13. Inf.- Brig. - 7. 7. 1870 Sptm. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). 22. 7. 1870 bis 20. 10. 1870 Adj . der Württemb. Feld-Division. 20. 10. 1870 bis 4. 3. 1871 Komp. Führer beim 1. ReserveJäger-Bat. 22. 8. 1871 als Komp . -Chef ins Garde-Jäger-Bat. - 12. 4. 1879 als Major dem Bat. aggr. - 18. 10. 1880 als Etatsm. Stabsoffz . ins 4. GardeGren. Rgt. Königin. - 7. 7. 1883 Bat. Komdr. 15. 1. 1887 als Ob. Lt. und Etatsm . Stabsoffz . ins 5. Westfäl. Inf. -Rgt. Nr. 53. 20. 4. 1889 mit Führung des Hannov. Füs. -Rgts. Nr. 73 beauftragt und à 1. s. desselben. 22. 5. 1889 Oberst und Rgts .-Komdr. 14. 6. 1890 Komdr. Kreuz 2. Kl. des Braunſchw. Ordens Heinrichs des Löwen.

Offizier- Stammliſte.

403

17. 6. 1869 ju 36. Kuno Hermann Chriſtian Dommes. Hannover geb. 1. 10. 1888 Diensteintr. beim Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73. 22. 5. 1889 Port. Fähnr. - 16. 1. 1890 Set. Lt. 37. Johannes Ludwig Heinrich Drenkhahn. 27. 12. 1828 zu Gr. Molzahn (Lauenburg) geb. - 20. 3. 1849 Dienſteintr. beim Großh. Mecklenb. leichten Inf.-Bat. 1849 Feldzug in Baden. — 7. 9. 1850 Port. Fähnr. -- 13. 11. 1850 als Sek. Lt. zum 2. Inf. - Bat. - 18. 10. 1857 Pr. Lt. — 1859-60 Bat. Adj. - 6. 2. 1861 in das Jäger-Bat. verſeßt. - 4. 7. 1863 als Hptm. und Komp. - Chef zum 3. Inf. - Bat. - 1866 Krieg in SüdwestDeutschl. 1. 10. 1867 zum Großh. Mecklenb. Jäger Bat. Nr. 14. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ( Eif. Kreuz 2. Kl.) . — 4. 11. 1871 als Major - 11. 8. 1873 Etatsm . in das Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73 (3. Bat.) Stabsoffz. 14. 11. 1874 Bat. Komdr. ( 2. Bat.). - 12. 10. 1875 Abschied als Ob. Lt. - Wohnt in Hannover. 38. Karl Heinrich Louis Max von Eckartsberg. 2.4. 1826 zu Nieder-Zauhe (Prov. Schlesien) geb. - 10. 8. 1843 aus dem Kadettenkorps als Uffz. zum Garde-Ref.-Inf.-(Ldw.- )Rgt. - 14. 1. 1845 Port. Fähnr. 10. 2. 1846 Sef. Lt. - 1. 3. 1851 bis 26. 6. 1851 Adj . des 2. Bat. 1. Garde Low . Rgts. - 26. 6. 1851 in das 2. Inf.-(Königs-)Rgt. versezt. - 11. 4. 1854 in das 1. Inf. - Rgt. verset. -- 17. 8. 1858 Pr. Lt. - 13. 12. 1860 als Hptm. und Komp . Chef zum 5. Ostpreuß. Inf. Rgt. (Nr. 41 ) , 5. Komp. 1866 Krieg gegen Oesterreich (Roth. Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.) .- 30.10 . 1866 mit seiner Komp. zum Inf.-Rgt. Nr. 73 versett (4. Komp.). 23. 5. 1868 als Major dem Rgt. aggr. 10. 10. 1868 in das 6. Thüring. Inf.-Rgt. Nr. 95 versetzt. 1870 Krieg gegen Frankreich; 6. 8. 1870 bei Wörth ver. wundet. - 23. 8. 1870 an seinen Wunden geſt. 39. Ernst Friedrich Arnold Karl Georg von Einem. 12. 10. 1856 zu Herzberg (Hannover) geb. ― 15. 4. 1876 aus dem Kadettenforps als Sek. Lt. zum Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73. - 27. 9. 1879 bis 1884-87 Kriegsakad. - 16. 10. 1886 Pr. Lt. — 12. 9. 1884 Adj . des 2. Bat. 3. 3. 1888 bis 21. 9. 1889 Rgts . - Adj. - 21. 9. 1889 Adj. der 33. Inf. Brigade und à 1. s. des Rgts. gestellt. - 10. 9. 1890 à 1. s. des Inf.-Rgts. Bogel v. Falckenstein (7. Westfäl.) Nr. 56 gestellt (Patent 16. 10. 85). 15. 12. 1890 als Hptm. in dieſes Rgt. verseßt. 40. Karl Friedrich Maximilian von Engelbrechten. 25. 5. 1862 zu Celle geb. - 15. 4. 1882 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73 (Patent 16. 11. 82) . 17. 10. 1883 Sef. Lt.

41. Johann Eugen Fabricius . 13. 6. 1839 zu Magdeburg geb. - 1. 10. 1859 Diensteintr. beim 32. Jnf.-Rgt. - 1. 5. 1860 zum 4. Thüring. Inf. Rgt. (Nr. 72). - 18. 8. 1860 Port. Fähnr. - 13. 12. 1860 Set. Lt. 1866 Krieg gegen Oesterreich. 1866-69 Kriegsakad. — 10. 11. 1868 Pr. Lt. 1. 9. 1869 bis 5. 9. 1870 Adj . beim Bezirks-Kdo. Weißenfels . 1870-71 Krieg gegen Frankreich . - 16. 8. 1873 Hptm. und Komp. -Chef. 18. 5. 1876 bis 15. 4. 1882 Adj . der 5. Div. - 25. 1. 1878 zum Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73 versett (Patent 16. 8. 72) . 22. 3. 1881 zum 5. Rhein. Inf. Rgt. Nr. 65 versett (Patent 16. 8. 71 ) . - 15. 12. 1881 Major. 15. 4. 1882 zum 8. Pomim. Inf.-Rgt. Nr. 61 verseßt. - 13. 3. 1884 Bat.-Komdr. - 22. 3. 1888 Abschied als Ob. Lt. - Wohnt in Berlin. ― 42. Gustav Feldt. 29. 1 . 1849 zu Münster geb. 29. 7. 1870 Diensteintr. beim Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73. 1870-71- Krieg gegen 28. 3. 1876 Lt. . Set 1872 9. 3. Frankreich. 20. 12. 1870 Port. Fähnr. Erzieher am Kadettenhause Potsdam . - 25. 4. 1880 Lehrer am Kadettenhause 26*

404

Anlage Nr. IV.

Culm . - 16. 12. 1880 Pr. Lt. (Patent 22. 3 . 81 ) . - 12. 7. 1884 als aggr. 21. 11. 1884 in das Ostfries. Juf. - Rgt. Nr. 78 zum Rgt. zurück. versetzt. - 13. 11. 1886 Abschied als Hptm. -- 3. 3. 1889 als Hauptzollamts-Assist. zu Hamburg gest. 25. 11. 1836 zu Berlin 43. Karl Konstantin Leopold Fischer. 26. 4. 1853 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum geb. 25. Inf. Rgt. (Patent 13. 7. 54). - 12. 4. 1855 als Sek. Lt. ins 29. Jnf.— 20. 9. 1861 Pr. Lt. Rgt. - 23. 2. 1861 ins 7. Rhein . Inf. - Rgt. (Nr. 69 ) 22. 3. 1868 als Hptm. und Komp.1866 Krieg gegen Desterreich. Chef ins Hannov. Füs. -Rgt. Nr. 73 (Patent 12. 4. 67 ), 7. Komp . 14. 8. 1870 in der Schlacht bei Colombey 1870 Krieg gegen Frankreich. gefallen. 44. Otto Fischer. 2. 8. 1846 zu Tilſit geb. — 10.2 . 1865 Dienſteintr. beim 6. Ostpreuß. Inf. Rgt. Nr. 43. - 12. 4. 1866 Port. Fähnr. 1866 Krieg gegen Cesterreich. 22. 9. 1866 Sek . Lt. - 30. 10. 1866 zum Jnf.-Rgt. Nr. 73 versett. 1870 Krieg gegen Frankreich. - 14. 8. 1870 in der Schlacht bei Colombey gefallen. 45. Wilhelm Georg Erich Flügge. 28. 6. 1854 zu Hannover geb. - 21. 4. 1874 Diensteintr. beim Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. 12. 11. 1874 Port. Fähnr. - 14. 12. 1875 Sek. Lt. - 16. S. 1881 bis 14. 8. 1884 Komp . Offz. bei der Uffz . Sch . Weißenfels . - 13. 5. 1886 Pr. Lt. - 22. 3. 1887 ins 4. Weftf. Inf. - Rgt. Nr. 17 versett. - 13. 12. 1888 Insp. Offz. bei der Kriegssch. Kaffel. 27. 1. 1891 Hptm. à 1. s. seines Rgts. und Komp .- Führer an der Uffz . Sch. Ettlingen.

17 7. 1857 zu 46. Ernst Otto Christian Wilhelm Frank. Nienburg geb. - 29. 9. 1878 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. 13. 5. 1879 Port. Fähnr. 14. 2. 1880 Sek. Lt. - 12. 9. 1884 bis 7. 1. 1888 Adj . des 2. Bataillons . - 22. 5. 1889 als Pr. Lt. ins 1. Hanſeat. Inf.Rgt. Nr. 75 verſcht. 1. 10. 1889 Kriegsakad. 47. KarlFriedrich Alexander von Frankenberg und Ludwigsdorf. 21. 9. 1855 zu Krefeld geb. - 19. 4. 1873 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 1. Westf. Jnf -Rgt. Nr. 13 (Patent 15. 11. 73) . 15. 10. 1874 Sef. Lt. 1. 10. 1877 bis 18. 5. 1880 Adj . beim BezirksKdo. Münster. - 18. 5. 1880 in das 3. Ostpreuß. Gren. Rgt. Nr. 4 verſeßt. 1. 10. 1880 bis 19. 4. 1881 Bat. Adj 20. 4. 1881 bis 20. 9. 1882 zur Stamm -Komp. des Lehr - Inf. - Bat. komdrt. - 1. 10. 1883 bis 17. 3. 1884 Bat. Adj. 17. 3. 1884 bis 17. 9. 1887 Rgts . Adj. 14. 8. 1884 Pr. -Lt. - 17. 9. 1887 bis 8. 4. 1889 à 1 . s. seines Rgts . und Adj. der 2. Inf. -Brig. - 8. 4. 1889 bis 31. 3. 1890 Adj. der 1. Ldw . Insp. 21. 9. 1889 als Hytm. à 1. s. des Füs. = Rgts. Gen. Feldm. Prinz -- 1. 4. 1890 bis 20. 9. 1890 Albrecht v. Preußen (Hannov.) Nr. 73 gestellt. wieder Adj. der 2. Inf. - Brig. - 20. 9. 1890 als Komp . - Chef in das Rgt. (1. Komp ).

von Frankenberg -Lüttwik siehe unter „ Lüttwig“, Nr. 108 . 48. Joseph Frensberg. 5. 10. 1849 zu Münster geb. - 20.2.1868 Diensteintr. beim Hannov. Füß. Rgt. Nr. 73. - 10. 9. 1868 Port. Fähnr. — 8. 4. 1869 Sek. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 18. 8. 1870 bei Gravelotte verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl ) . ― 18. 1. 1878 Pr. Lt. - 1.9 . 1881 bis 15. 9. 1884 Adj . beim Bezirks - Kdo. Hannover . - 14. 7. 1885 ptm. und Komp. Chef (9. Komp.) . ·- 25. 9. 1886 zu Hannover geft. Otto Friedrich Christoph Johann von Gamm. 49. 23. 3. 1852 zu Jettchenhof (Großh. Mecklenburg) geb. - 2. 8. 1870 aus dem

Offizier- Stammliſte.

405

Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 4. Garde - Rgt. 3. F. (Patent 1870-71 Krieg gegen Frankreich. 26. 12. 70) . 5. 3. 1871 Cek. Lt. 16. 12. 1880 als Pr. Lt. ins Hannov. Füs. 3 Rgt. Nr. 73 verſeßt. 26. 11. 1887 Hptm. und Komp. - Chef (3. Komp.). 6. 4. 1855 zu 50. Franz Friedrich Wilhelm von Geyso. Hess. Oldendorf geb. - 28. 4. 1872 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 1. Heſſ. Inf. -Rgt. Nr. 81 ( Patent 12. 2. 72). - - 16. 10. 1873 Set. Lt. - 10. 1. 1877 bis 30. 9. 1881 Bat. Adj. 1881-81 Kriegsakad. - 10. 5. 1884 Pr. Lt. - 1. 5. 1886 bis 22. 3. 1888 zum Gr. Generalst. komdrt. 22. 3. 1888 als Hptm. à 1. s. des Hannov. Füs.Rgts. Nr. 73 in den Neben-Etat des Gr. Generalft. verſeßt. - 24. 3. 1890 à 1. s. des Generalst. gestellt und Vermessungs - Dirigent bei der Topogr. Abtheilung. 51. Emil von Göldel. 30. 6. 1850 zu Volmarſtein (Prov . Westfalen) geb. - 1. 9. 1870 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. - 20. 12. 1870 Port. Fähnr. - 1871 Krieg gegen Frankreich. 9.3. 1872 Set. Lt. - 14. 3. 1872 zu Jägersburg in Bayern geft. 52. Joseph Friedrich Ferdinand Richard Freiherr von der Golk. 25. 5. 1833 zu Königsberg geb. - 26. 4. 1851 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 15. Inf. = Rgt. Prinz Friedrich der Nieder21. 7. 1857 in das lande (Patent 25. 11. 51). - 16. 12. 1852 Sek. Lt. 3. Inf. Rgt. - 1859-62 Kriegsakad. - 1. 7 . 1860 Pr. Lt. 23. 2. 1861 ins 6. Ostpreuß. Inf. = Rgt. (Nr . 43). - 12. 4. 1862 ins Kaiser Franz Garde - Gren. - Rgt. Nr. 2. - 1. 6. 1863 bis 1. 3. 1865 zum 1866 Krieg Gr. Generalst. komdrt. - 3. 4. 1866 Hptm. und Komp. - Chef gegen Desterreich (Ritterkr. des Hohenzoll . Hausord . m. Schw ) . - 1870-71 Krieg gegen Frankreich als Komp . Führer beim Garde Gren. Low. - Bat. Hamm (Eis. Kreuz 2. KI.). 13. 1. 1872 als Major dem Hannov . Füs. - Rgt. Nr. 73 aggr. (Patent 11. 1. 73) . - 16. 8. 1873 als Bat. Komdr. ins 5. Westf. Inf. Rgt. Nr. 53 verseßt. - 11. 6. 1879 Ob. Lt. - 16. 8. 1883 zum 2. Schleſ. Gren. -Rgt. Nr . 11 zur Vertr. des Rgts. Komdrs .; 17. 10. 1883 Führer, 6. 12 1883 Komdr. dieses Rgts. - 18. 10. 1883 Oberst. - 5. 2. 1885 zu Breslau geſt.

53. Ernst Louis Gustav Gottbrecht. 8. 1. 1848 zu Pr. Holland geb. - 29. 8. 1867 Dienſteintr. beim Inf. Rgt. Nr. 73. - 7. 4. 1868 Port. Fähnr. - 9. 2. 1869 Sek. Lt. -- 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2 kl.). 15. 2. 1874 bis 1. 7. 1876 Adj . des 1. Bat. 1. 8. 1876 bis 1. 8. 1879 Adj . beim Bezirks- Kdo. Hannover. 30. 4. 1877 Pr. Lt. 6. 4. 1880 bis 1. 8. 1882 Rgts . Adj . 1. 8. 1882 ins Heſſ. Jäger- Bat. Nr. 11 verſeßt. - 28. 3. 1883 Hptm. und Komp. - Chef. 6. 8. 1887 ins Rhein. Jäger - Bat. Nr. 8 (Patent 14. 9. 82). 9. 9. 1850 zu Seefen geb. 54. Otto Erich Griepenkerl. 16. 4. 1869 Dienſteintr. beim Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73.9. 12. 1869 20. 9. 1870 Set. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich. Port. Fähnr. - 6. 3. 1871 zu Châtillon ſur Seine gest. 55. Theodor Heinrich Alexander von Griesheim. 14.9. 1854 zu Luremburg geb. - 28. 4. 1872 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 2. Hannov. Inf.-Rgt. Nr. 77. 1. 10. 1876 bis 30. 9. 1879 Komp. Offz . bei der Uffz. Sch. Potsdam. - 15. 4. 1882 Pr. Lt. - 16. 2. 1889 ptm. 18. 2. 1889 als Komp.-Chef ins Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73 (5. Komp .) 14. 10. 1890 Abſchied mit der Rgts . Unif. - 15. 12. 1890 Bezirks - Offz. in Hildesheim.

406

Anlage Nr. IV.

56. Werner Karl Friedrich Ernst Georg Freiherr von Hammerstein - Gesmold. 29. 8. 1865 zu Hannover geb. - 18. 3. 1886 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73 (Patent 16. 10. 86). - 15. 11. 1887 Sek. Lt. 57. Eduard Friedrich Alexander Thilo Freiherr von Hanſtein. 21. 10. 1857 zu Magdeburg geb. - 15. 4. 1876 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Heſſ. Jäger-Bat. Nr. 11 (Patent 11. 11. 76) . – 13. 10. 1877 Sek. Lt. 12. 1. 1886 in das 1. Bad . Leib - Gren. - Rgt. Nr. 109 (Patent 18. 10. 76). 18. 11. 1886 Pr. Lt. 16. 8. 1887 bis 21. 9. 1889 Komp. Offz. bei der Uffz . Sch. Potsdam. - 22. 3. 1888 à 1. s. feines Rgts. 21. 9. 1889 ins Füs. Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht von Breußen (Hannov.) Nr. 73 versett. 1. 10. 1889 Kriegsalad.

58. Friedrich Franz von Happe. 4. 7. 1857 zu Dargibel (Prov. Pommern) geb. — 15. 4. 1875 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73 (Patent 11. 11. 75). 12. 12. 1876 Sek. Lt. 22. 3. 1881 in das Inf.-Reg. Nr. 131 verſeßt. 22. 3. 1887 Pr. Lt. 59. Andreas Friedrich Wilhelm von Harbou. 16. 4. 1856 zu Kopenhagen geb. 19. 4. 1873 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 1. Thür. Inf. Rgt. Nr. 31. - 1. 11. 1878 bis 28. 9. 1880 Adj. beim ― Bezirks Kdo. Kiel. 1880-83 Kriegsakad . - 11. 7. 1882 Pr. Lt. (Patent 5. 10. 82). - 23. 10. 1883 bis 30. 4. 1886 Rgts . Adj . - 1. 5. 1886 bis 31. 3. 1887 zum Gr. Generalſt. komdrt. 22. 10. 1887 bis 27. 12. 1888 Adj. der 25. Inf. -Brig. und à 1. s. seines Rgts. - 16. 5. 1888 à 1. s. bes Hannov. Füs.- Rgts. Nr. 73 gestellt. - 14. 6. 1888 ptm. 27. 12. 1888 als Komp. -Chef ins 4. Garde-Rgt. 3. F. 60. Hans Karl Georg Eduard William Heise. 9. 9. 1846 zu Burgdorf (Hannover) geboren. - 1. 4. 1867 bis 31. 3. 1868 Einj. Frw. 1868-1870 in den La Plata- Staaten. beim 8. Westf. Inf.-Reg. Nr. 57. 14. 9. 1868 Vizefeldw . d . Res. - 22. 7. 1870 zum Hannov . Jüf.-Rgt. Nr. 73 eingezogen. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). 17. 11. 1870 Sek. Lt. der Res. des Rgts . - 9. 3. 1871 aktiver Sek. Lt. im Rgt. (Patent 9. 3. 71 ) .— 16. 9. 1879 Pr. Lt. - 22. 3. 1881 zum Jnf.-Rgt. Nr. 99 verſekt. 16. 8. 1881 Abschied. - Lebt als Beſizer einer Reitanſtalt im Staate Minnesota in Nordamerika. 61. Waldemar Gustav Karl von Hennigs. 1. 7. 1849 zu Stremlow (Prov. Pommern) geb. - 13. 6. 1866 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Pomm. Jäger-Bat. Nr. 2 (Patent 13. 10. 66). 14. 11. 1867 Sek. Lt. 24. 3. 1870 bis 3. 12. 1870 und 2. 3. 1871 bis 18. 4. 1873 Bat. Adj. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.) 14. 10. 1873 in das Lauenb. Jäger-Bat. Nr. 9 versezt. 15. 4. 1875 22. 3. 1881 ptm. Pr. Lt. 16. 8. 1881 als Komp.- Chef ins Garde. Schüßen-Bat. -- 22. 2. 1886 Johanniter-Orden. - 23. 5. 1890 als Major dem Bat. aggr. 27. 1. 1891 in das Füs. - Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 73 versetzt. 16. 6. 1891 Bat. Komdr. ( 1. Bat.). 62. Kurt Henschel. 5. 3. 1854 zu Neuftettin geb. -- 20. 3. 1872 Diensteintritt beim Hannov. Füs. Reg. Nr. 73. - 12. 10. 1872 Port. Fähnr. - 16. 10. 1373 Sef. Lt. - 15. 10. 1874 Abschied. 63. Emil August Julius Wilhelm Henseling. 23. 6. 1854 zu Peine geb. 1. 4. 1874 Diensteintr. beim 1. Hannov . Inf. - Rgt. Nr. 74. - 12. 11. 1874 Port. Fähnr. - - 11. 11. 1875 Sef. Lt. -- 19. 3. 1880 bis 22. 3. 1881 in das Inf. Reg. Nr. 99 verſezt. 21. 5. 1886 Bat. Adj.

Offizier Stammliste.

407

12. 1. 1886 Pr. Lt. - 15. 1. 1887 bis 27. 1. 1890 Büreau- Chef und Bibliothekar an der Kriegssch. Met. - 27. 1. 1890 bis 26. 2. 1891 Adj. der 66., dann 60. Inf.- Brig. und à 1. s. seines Rgts. 14. 10. 1890 als Hptm . à 1. s. des Füs. Rgts. Gen. Feldm. Prinz Albrecht von Preußen 26. 2. 1891 dem Rgt. aggr. und zur Dienſtl. (Hannov.) Nr. 73 gestellt. zum Kriegsmin. komdrt. - 22. 3. 1891 à 1. s. des Rgts . und Adj. des Inv. Depart. im Kriegsmin. 64. Friedrich Wilhelm Erich Herzbruch. 29. 6. 1864 zu Magdeburg geb. - 14. 4. 1883 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum Hannov. Füs. Reg. Nr. 73. -- 17. 3. 1885 bis 1. 3. 1889 Adj . des 1. Bat. 1. 10. 1889 Adj. beim Bezirks-Kdo. Hannover. 65. Otto Adolf Theodor Hesse . 31. s. 1871 zu Otterndorf (Prov. Hannover) geb. - 30. 8. 1889 Diensteintr. beim Hannov . Füß .- Rgt. Nr. 73. - 17. 4. 1890 Port. Fähnr. - 18. 1. 1891 Sef. Lt. 66. Friedrich Karl Nikolaus Eugen Armand Hilchenbach. 4. 6. 1829 zu Hofgeismar geboren. 6. 6. 1847 aus dem Kadettenkorps zu Kaſſel als Port. Fähnr. zum Kurfürſtl. Heſſ. 2. Inf. -Rgt. -- 12. 9. 1847 als Sef. Lt. ins 1. (Leib-)Inf.-Rgt. 12. 11. 1850 Abschied. - 19. 12. 1850 im 1. Inf. Reg. (Kurfürst) wieder angestellt (Patent 16. 9. 47). - 23. 12. 1850 zum Leib-Garde- Rgt. verſeßt. - 25. 6. 1854 Pr. Lt. -- 30. 4. 1865 Hptm. å 1. s. und Führer der Strafabth. 20. 11. 1865 als aggr. zum Rgt. zurück, 28. 12. 1865 einrangirt. -- 1866 Krieg gegen Preußen. 30. 10. 1866 in das Inf. Reg. Nr. 73 als Komp. Chef übernommen ( 10. Komp .). 14. 11. 1866 Abschied ( 22. 12. 1866 Penſion bewilligt). - Hoffavalier J. K. H. der Prinzessin Friedrich Wilhelm von Heſſen. — 29. 3. 1867 in den Adelsſtand erhoben. Großh. Heff. Kammerherr. — 1877 Hofmarschall Sr. K. H. des Landgrafen Friedrich von Hessen. - 1. 1. 1880 zu Wiesbaden gest.

1. 11. 1862 zu 67. Albrecht Wilhelm Franz Hoffmann. Potsdam geb. 16. 4. 1883 Diensteintr. beim Hannov . Füß.-Rgt. Nr. 73. 13. 11. 1883 Port. Fähnr. - 13. 9. 1884 Sef. Lt. - 25. 11. 1889 Adj . des 3. Bat. 68. Friedrich Wilhelm Ludwig von Holleben. 15. 10. 1840 zu Torgau geb. - 8. 5. 1858 aus dem Kadettenkorps als außeretatsm . Sek. Lt. 9. 6. 1860 zur Garde-Pion. -Abth. zum Ing.- Korps ; 11. 11. 60 etatsm . 11. 6. 1864 Pr. Lt. -- 14. 7. 1864 zum Fortifik. Dienst nach Spandau. 22. 3. 1868 bis - 25. 9. 1867 ins 2. Rhein. Inf. Rgt. Nr. 28 versett. 20. 3. 1871 Lehrer am Kadettenhauſe Oranienſtein. - 16. 3. 1869 à 1. s. 20. 3. 1871 17. 3. 1870 Sptm. des Hannov. Füs.-Rgts. Nr. 73 gestellt. als Komp.-Chef zum Kadettenhauſe Potsdam. - 25. 7. 1874 in das Kadettenkorps verseht und Komp. Chef am Kadettenhauſe Berlin. - 11. 1. 1877 als Komp. Chef ins Brandenb. Füs. - Rgt. Nr . 35. — 12. 8. 1879 Major und 14. 10. 1884 als Bat . Komdr. zum Komdr. des Kadettenhauſes Potsdam. Oldenb. Inf. Rgt. Nr. 91. - 22. 3. 1886 Etatsm. Stabsoffz. der Haupt-Kadettenanstalt zu Lichterfelde. - 22. 1. 1887 Ob. Lt. - 22. 3. 1889 Führer des 3. Magdeb. Inf. Rgts . Nr. 66 . ― 22. 5. 89 Oberst und Rgts . Komdr. 69. Friedrich Wilhelm von Hollink. 8. 2. 1843 zu Breslau 6. 3 1860 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr . zum geb. 18. InfRgt. (Patent 18. 8. 60). - 10. 9. 1861 Sef. Lt. - 1864 Krieg gegen Dänemark (Allerh. Belobigung). - 1866 Krieg gegen Oesterreich (Roth. 1870-71 Krieg gegen Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.). 8. 6. 1869 Pr. Lt. Frankreich ( Eis. Kreuz 2. Kl. ). - 23. 1. 1873 ins 1. Schles. Jäger-Bat. Nr. 5. 22. 7. 1881 Johanniter - Orden. -21. 5. 1874 ptm . u. Komp. - Chef. 13. 5. 1886 als Major ins Hannov. Füf.- Rgt. Nr. 73 versekt. -

408

Anlage Nr. IV .

14. 5. 1887 als Bat. Komdr. ins 1. Bad. Leib - Gren. Rgt. Nr. 109. 14. 6. 1890 Abschied. - 16. 7. 1891 Bezirks -Komdr. in Lörrach. 70. Heinrich Martin Holtheuer. 10. 11. 1861 zu Magdeburg geb. - 3. 5. 1882 Diensteintr. beim Hannov. Füß. - Rgt. Nr. 73. 12. 12. 1882 Port. Fähnr. - 17. 10. 1883 Set. Lt. 71. Heinrich Wilhelm Max Hundrich. 8. 9. 1864 zu Hausdorf (Prov. Schlesien) geb. - 16. 3. 1885 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ. -Rgt. Nr. 73. -- 15. 10. 1885 Port. Fähnr. - 18. 9. 1886 Sek. Lt. 72. Kaspar Philipp Heinrich Jaeger. 24. 1. 1859 zu Kochem geb. -22. 2. 1880 Diensteintr. beim 7. Rhein. Inf.-Rgt. Nr. 69. — 14. 10. 1880 Port. Fähnr. 18. 10. 1881 Sek. Lt. (Patent 16. 9. 81 ). -· 14. 10. 1890 als Pr. Lt. in das Füſ. - Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht v. Preußen (Hannov. ) Nr. 73 versett (Patent 20. 9. 90).

73. Arthur Gustav Jaegerschmid. 26 . 1. 1850 zu Lahr geb. 15. 4. 1869 Diensteintr. beim Großh. Bad . ( 1.) Leib. -Gren. - Rgt. 23. 7. 1870 Sek. Lt. 1870-71 Krieg gegen 6. 11. 1869 Port. Fähnr. Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl .) . - 15. 8. 1878 als Pr. Lt. in das Hannov . 1. 11. 1881 Assist. bei der Milit . - Schieß - Sch. Füs.-Rgt. Nr. 73 versett. 1. 12. 1883 Aſſiſt. bei der Gewehr - Prüf. - Kommiſſ. -- 13. 5. 1886 Hptm. und Komp.-Chef (2. Komp.). - 27. 1. 1887 à 1. s . des Rgts . und Mitgl. der Gewehr- Prüf. Kommiſſ. 22. 5. 1889 als à 1. s. zum Inf. - Rgt. Prinz Friedrich Karl v . Preußen (8. Brandenb .) Nr. 64 versett (Patent 13. 5. 85) . 74. Franz Theodor Adam Wilhelm von Jahn. 29.9.1835 4. 4. 1854 Dienſteintr. beim 34. Inf. (2. Ref.-) zu Kosten (Prov. Posen) geb. 1. 11. 1860 Rgt. - 10. 2. 1857 Bort. Fähnr. - 12. 10. 1858 Sek Lt. bis 23. 9. 1864 Bat. Adj. - 3. 4. 1866 Pr. Lt. 1866 Krieg gegen Deſterreich. - 30. 10. 1866 zum Inf. Rgt. Nr. 84. - 23. 1. 1868 Dir . -Mitgl. der Milit. Schieß- Sch. 10. 5. 1870 als Hptm. u. Komp. Chef ins Großh. Mecklenb. Füs. - Rgt. Nr . 90. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). 22. 4. 1871 à 1. s . des Rgts . und als Dir.- Mitgl. zur Milit.Schieß- Sch. zurück. - 8. 7. 1875 à 1. s. des Hannov . Füs.-Rgts. Nr. 73 gestellt. - 11. 1. 1877 als Komp.-Chef zum 4. Pomm. Inf.-Rgt. Nr. 21. 16. 9. 1879 als Major dem Rgt. aggr. - 4. 11. 1879 ins Pomm. Füs.Rgt. Nr. 34 verſeßt. - 12. 2. 1881 Etatsm. Stabsoffz . - 16. 8. 1883 als Bat. Komdr. ins 4. Brandenb. Jnf. - Rgt. Nr. 24 ( Großh. Friedrich Franz II. v. Mecklenb.-Schwerin) . — 23. 2. 1887 als Etatsm. Stabsoffz. ins Schleſ. Füf.Rgt. Nr. 38. 8. 3. 1887 Ob. Lt. - 22. 5. 1889 Oberst u. Komdr. des 20. 9. 1890 Gren. = Rgts. Prinz Karl v. Preußen ( 2. Brandenb.) Nr. 12 . Abschied. - Wohnt auf Bagow bei Brandenburg. 75. Simon Thaddäus Zachäus Engelbrod Willibrod Jaroslaw von Jarozky. 28. 10. 1831 zu Langendorf (Prov. Schlesien) geb. 1. 10. 1851 Dienſteintr. bei der 5. Pion. Abth. 5. 1. 1853 als Port. Fähnr. zur 6. Pion. - Abth. 25. 4. 1854 außeretatsm., 29. 5. 1856 etatsm. Set. Lt. d . 2. Ing. Insp. 29. 5. 1856 zur Garde-Pion . - Abth. - 10. 8. 1858 zur 1. Ing. Insp. - 2. 4. 1861 Pr. Lt. - 25. 10. 1862 ins 2. Niederschles. Inf. Rgt. Nr. 47. 1. 6. 1863 bis 5. 5. 1866 Rgts . Adj . - 5. 5. 1866 1866 Krieg gegen Oesterreich Adj . beim Gen. Kdo . V. Armee -Korps. - 30. 10. 1866 als Hptm. ins (Roth. Adler Orden 4. Kl . m. Schw.) . 16. 2. 1867 in den Generalst. verseßt. 4. Brandenb. Inf. - Rgt. Nr . 24. 9. 1. 1869 als Komp . - Chef ins 26. 3. 1867 Generalst.-Offz. der 10. Div. 7. Ostpreuß. Inf. - Rgt. Nr. 44. - 16. 7. 1870 Generalst.-Offz. der 2. Div. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 1. Kl.). - 3. 10. 1871 Major. - 12. 2. 1876 als Bat. Komdr. ins Hannov. Füß -Rgt. Nr. 73 ( 1. Bat.) .

Offizier Stammliste.

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- 22. 3. 1877 Ob. Lt. - 16. 9. 1881 Oberst. - 15. 12. 1881 mit Führung des 5. Brandenb. Inf. Rgts. Nr. 48 beauftr. und à 1. s. desselben. 11. 3. 1882 Rgts . Komdr. 22. 3. 1887 Führer der 65. Inf. - Brig. 16. 7. 1887 Gen. Maj . und Brig. Komdr. - 24. 3. 1890 als Gen. Lt. zu den Offz. von der Armee. 17. 4. 1890 Abschied. - Wohnt in Berlin.

76. Ernst August Wilhelm Jasper. 4. 5. 1851 zu Braunschweig geb. 17. 4. 1869 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73. 9. 12. 1869 Port. Fähnr. 1870-71 Krieg gegen Frankreich) . - 20. 9. 1870 Set. Lt. 12. 7. 1879 Pr. Lt. — 16. 10. 1886 Hptm. und Komp.- Chef (9. Komp .) . - 26. 11. 1887 zur Dispos. gestellt. Wohnt in Braunschweig. 77. Otto Jasper. 27. 1. 1854 zu Dingelbe (Braunschweig) geb. 3. 4. 1872 Dienſteintr. beim Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73. - - 12. 11. 1872 - 16. 10. 1873 Sef. Lt. — Port. Fähnr. — 15 9. 1878 bis 24. 12. 1883 Adj . des 3. Bat. - 12. 2. 1884 bis 1. 4. 1888 Adj . beim Bezirks-Kdo . Hannover. 21. 9. 1889 Optm. und Komp. - Chef (7. Komp.). 78. Max David Gotthold John. 26. 12. 1847 zu Bauthen (Prov . Ostpreußen) geb. - 17. 10. 1868 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. 8. 5. 1869 Port . Fähnr. 1870-71 Krieg gegen Frankreich. 20. 9. 1870 Sek. Lt. ― 14. 7. 1876 ausgeschieden. 79. Theodor Anton Paul von Kalbacher. 18. 5. 1838 zu Leobschütz geb. - 11. 3. 1860 Dienſteintr. beim 11. Jnf.-Rgt. - 18. 8. 1860 7. 6. 1863 bis 6. 7. 1869 Bat. Adj . Port. Fähnr. - 13. 11. 1860 Sek. Lt. 1866 Krieg in Südwest-Deutschland (Kronen - Orden 4. Kl. m. Schw.) . 22. 3. 1868 Pr. Lt. - 6. 7. 1869 bis 27. 12. 1871 Adj . der 38. Inf.-Brig. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 7. 10. 1870 bei Bellevue verwundet ( Eis. Kreuz 27. 12. 1871 zur Dienſtl. zum Kriegsmin. ( Militär-Kabinet) komdrt. 2. KI.). 29. 2. 1872 dem 2. Brandenb. Gren. - Rgt. Nr. 12 ( Prinz Karl v. Preußen) aggr. 2. 8. 1873 à 1. s. des Rgts . gestellt. - 22. 12. 1877 22. 3. 1872 ptm. Patent vom 15. 8. 1871 verliehen. - 22. 3. 1878 als Major in das Kriegsmin. (Militär-Kabinet) verſeßt. - 4. 12. 1883 zur Dienstl. zum Hannov. Füſ.Hausordens). - 12. 2. 1884 Rgt. Nr. 73 tomdrt. (Ritterkreuz des Hohenzoll. 12. 11. 1885 Ob. Lt. als Bat. Komdr. in das Rgt. versezt (2. Bat.). St. Offz. (Komdr - Kreuz 2. Kl. des Braunschw . Ordens 13. 5. 1886 Etatsm. Heinrichs des Löwen) . — 12. 7. 1888 mit Führung des 1. Hannov. Juf.-Rgts. Nr. 74 beauftragt und à 1. s. deſſelben. — 4. 8. 1888 Oberſt und Rgts . Komdr. 9. 1. 1890 zu Hannover gest. 80. Walther Kurt von Kaldstein. 29. 10. 1840 zu Königs. berg geb. 1. 4. 1858 Diensteintr. beim 1. Inf. = Reg. 10. 7. 1859 Port. Fähnr. - 12. 7. 1860 Sek. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich. 30. 10. 1866 als Pr. Lt. in das Inf.-Rgt . Nr. 73 verſeßt. - 4. 11. 1866 bis 15. S. 1870 Adj . des Füf.- (3. ) Bat. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich) (Eis. Kreuz 2. Kl.) -- 7. 2. 1871 Sptm. und Komp . - Chef ( 10. Komp., seit 15. 1. 1873 1. Komp .). - 26. 2. 1876 Johanniter - Orden. - 15. 3. 1883 als Major dem Rgt. aggr. - 20. 10. 1883 in die 1. Hauptmannsstelle eingerückt. 20. 8. 1885 Bat. Komdr. (3. Bat. ) - 17. 6. 1889 als Db. Lt. u. Etatsm. Stabsoffz. ins 7. Thür. Inf.-Rgt. Nr. 96. 81. Georg Johann Ludwig Kannengießer. 5. 12. 1856 zu Neustrelit geb. - 29. 9. 1875 Diensteintr. beim Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. - 18. 5. 1876 Port. Fähnr. - 10. 2. 1877 Sek. Lt. - 3. 5. 1879 ins 7. Ostpreuß. Juf.-Rgt. Nr. 44 versett. - 1. 10. 1883 bis 1. 10. 1886 Adj. beim Bezirks-Kdo . Deutsch Eylau. - 22. 3. 1887 Pr. Lt. ― 6. 8. 1887 Abschied. 7. 5. 1888 Wiedereintritt beim 2. Heſſ. Inf. - Rgt. Nr. 82. — 19. 9. 1888 Port. Fähnr. 15. 1. 1889 Sek. Lt. - 14. 5. 1890 ins Inf.. Rgt. Nr. 97 verſegt (Patent 17. 9. 87) .

410

Anlage Nr. IV.

82. Oskar Wilhelm von Keber. 2.4. 1842 zu Königsberg geb. 1. 4. 1862 bis 31. 3 1863 Einj. Frw. beim 6. Oſtpreuß. Inf.-Reg. Nr. 43. 14. 9. 1863 bei demselben Rgt. auf Beförderung wieder eingetreten. 13. 11. 1863 Port. Fähnr. - 11. 10. 1864 Sek. Lt. 1866 Krieg gegen Desterreich. - 30. 10. 1866 in das Inf.-Reg. Nr. 73 verfekt. -— 1. 5. 1867 bis 1. 5. 1869 Adj . des 2. Bat. 27. 9. 1869 bis 16. 7. 1870 Komp. Offz. bei der Uffz. Sch. Biebrich. 1870 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet (Eiſ. Kreuz 2. Kl.) . -- 15. 1. 1871 Pr. Lt. -25. 5. 1871 bis 31. 7. 1873 Adj . beim Bezirks-Kdo. Hannover. - 18. 1. 1878 ptm. und Komp .-Chef ( 11. Komp .) . -- 22. 3. 1887 à 1. s. des Rgts. und Komdr. der Uffz. Sch. Jülich. - 15. 11. 1887 Major. -- 27. 1. 1889 als Bat. Komdr. ins 1. Hanſeat. Juf.-Reg. Nr. 75. 83. Johannes Heinrich Oskar Kern. 27. 11. 1843 zu Dehlau (Prov. Ostpreußen) geb. - 1. 2. 1861 Dienſteintr. beim 5. Ostpreuß. Inf. Rgt. 13. 11. 1863 Set. Lt. (Patent 14. 2. 1863 Port. Fähnr. (Nr. 41) . 30. 10. 1866 zum 1866 Krieg gegen Oesterreich. 11. 10. 63). 1870 Krieg gegen Frankreich. - 20. 9. 1870 Inf. Rgt. Nr. 73 verſeßt. Pr. Lt. - 11. 1. 1876 Hptm. und Komp.-Chef (3. Komp.). - 15. 11. 1887 - 16. 2. 1889 als Major in das 2. Hannov. Inf. Rgt. Nr. 77 verfekt. Bat. Komdr. - 16. 4. 1891 Bezirks -Komdr. in Hildesheim. 84. Karl Eduard Kleinhans. 28. 3. 1843 zu Hanau geb. 2. 6. 1862 aus dem Kadettenkorps zu Kaſſel als Port. Fähnr. zum Kurfürſtl. Heſſ. 1. Inf. = Reg. (Kurfürst). 7. 10. 1862 Sek. Lt. - 1866 Krieg gegen Preußen 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 73 übernommen. 20. 9. 1870 Pr. Lt. 20. 7. 1870 bis 7. 1. 1871 Adj. des Ersaz - Bat. 1871 Krieg gegen Frankreich. 15. 10. 1874 Sptm. u. Komp . - Chef ( 12. Komp.). - 13. 5. 1882 Abschied mit der Rgts. Unif. 14. 8. 1886 Charakt. als Major. 28. 7. 1889 zu Hannover geſt. 85. Alexander Friedrich Theodor von Klüfer. 30. 9. 1832 zu Braunsberg geb. - 1. 11. 1850 Dienſteintr. beim 3. Inf. -Rgt. -— 1.4. 1852 Port. Fähnr. 12. 9. 1853 Sef. Lt. 1. 7. 1860 ins 6. Ostpreuß. Inf.-Reg. (Nr. 43) verſeßt. - 1. 7. 1859 bis 1. 5. 1863 Bat. Adj. 13. 11. 1860 Pr. Lt. - 1866 Krieg gegen Oesterreich. - 12. 7. 1866 Hptm. und Komp. Chef (9. Komp.) . - 30. 10. 1866_mit_ſeiner Komp. zum Inf.-Rgt. Nr. 73 verſeßt ( 12. Komp .). - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2 KI.) 19 9. 1874 als Major dem Rgt. aggr. 12. 11. 1874. Etatsm. Stabs offz. -— 23. 10. 1875 Bat. Komdr. (2. Bat.) ― 16. 9. 1881 Ob. Lt 12. 2. 1884 Bezirks-Komdr. in Oldenburg. — 12. 1. 1886 Charakt. als Oberst. 15. 10. 1889 von seiner Stellung entbunden mit der Unif. des Füſ.. Rgts. Prinz Albrecht Nr. 73. - Wohnt in Oldenburg.

86. Wilhelm Hans von Klüfer. 10. 3. 1866 zu Königsberg geb. - 14. 4. 1885 aus dem Kadetienkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füs. Rgt Nr. 73 (Patent 12. 11. 85). -- 18. 9. 1886 Set. Lt. 87. Theodor Kurt von Klüfer. 1. 10. 1869 zu Münster geb. 20. 10. 1887 Dienſteintr. beim Hannov. Füf.-Rgt. Nr. 73. - 15. 1. 1889 Port. Fähnr. - 21. 9. 1889 Sek. Lt. -- 22. 4. 1890 in das Oldenb. Inf. Rgt. Nr. 91 versest. 88. Eduard König. 10. 4. 1842 zu Steinhagen geb. - 1. 4. 1863 bis 1. 9. 1864 Einj. Frw. beim 2. Westf. Inf. - Rgt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) . 1864 Krieg gegen Dänemark. - 11. 10. 1864 Sek. Lt. 13. 5. 1866 bis 9. 3. 1867 eingezogen zum im 2. Weſtf. Ldw .-Rgt. Nr. 15. 6. Westf. Inf. Rgt. Nr. 55. - 1866 Krieg in Südwest - Deutschland (Allerh.

411

Offizier Stammliste.

Belobigung). - 9. 3. 1867 im Inf. Rgt. Nr. 73 angestellt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. - 13. 5. 1873 Pr. Lt. - - 1. 10. 1875 bis 1. 10. 1876 zum Hannov. Jäger-Bat. Nr. 10 komdrt. - 22. 3. 1881 Hptm. und Komp . -Chef (8. Komp .). --- 23. 2. 1882 zu Hannover geft. 89. Wilhelm Ferdinand Adolf von Kornakki. 14. 3. 1828 zu Jakobsdorf (Prov. Pommern) geb. - 2. 5. 1846 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 25. Inf. Rgt. - 1849 Feldzug in Baden. - 14. 7. 1855 Rettungs-Med. - 17. 10. 1855 bis 28. 1. 1857 Bat. Adj. - 28. 1. 1857 bis 12. 2. 1859 Rgts . Adj . - 12. 2. 1859 bis 13. 12. 1860 Pr. Lt. und Adj . der 14. Inf. -Brig. - 26. 11. 1860 ptm. - 13. 12. 1860 Komp.-Chef. — 3. 2. 1863 bis 12. 4. 1870 Dir. Mitgl. der Milit.- Schieß-Sch. - 9. 5. 1866 bis 11. 10. 1866 Komp. -Führer ; Krieg in Südwest - Deutschland (Roth. AdlerOrden 4. Kl. m. Schw.). - 26. 11. 1868 Major à 1. s. des Hannov. Füs.-Rgts. Nr. 73 (Patent 16. 3. 69). - 12. 4. 1870 als Bat.-Komdr. in das 4. Pomm. Inf. - Rgt. Nr. 21 verseßt. -- 1870-71 Krieg gegen Frankreich. - 22. 4. 1871 als Dir. - Mitgl. zur Milit.-Schieß- Sch. zurück. 19. 9. 1874 Ob. Lt. - 12. 1. 1875 als Bat. Komdr. in das 2. Pos. Inf.. Rgt. Nr. 19 verseßt. - 16. 1. 1877 zu den Offz. von der Armee. - 22. 3. 1877 Oberst. - - 2. 2. 1878 Abschied. - 3. 10. 1884 zu Görlig gest. 90. Maximilian Waldemar August Ernst Achatius Oskar von Korkfleisch. 30. 5. 1842 zu Gumbinnen geb. - 17. 5. 1859 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 3. Inf. Rgt. (Patent 14. 1. 60). - 12. 7. 1860 Sek. Lt. -- 1864-66 und 1866-67 Kriegsakad . 1866 Krieg gegen Desterreich. - 30. 10. 1866 als Pr. Lt. zum Inf. Rgt. Nr. 73. 23. 4. 1870 bis 16. 7. 1870 zum Gr. Generalſt. komdrt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). ✔ 17. 6. 1871 ptm. und Komp.-Chef (4. Komp.). 26. 8. 1871 zu Berdun geft.

-

91. Georg Rudolf Johann August Ernst Achatius von Korkfleisch. 8. 8. 1850 zu Memel geb. - 7. 4. 1868 aus dem Kadettenkorps als Set. Lt. zum Hannov. Füß. - Rgt. Nr. 73. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet ( Eis. Kreuz 2. Kl. ) . 25. 1. 1872 bis 12. 8. 1873 Adj . des Ersag-Bat. 15. 7. 1875 Pr. Lt. 1877-80 Kriegsakad. - 13. 5. 1882 Hptm. und Komp . - Chef (Patent 5. 10. 82), 12. Komp. 92. Gustav Franz Achatius von Kortfleisch. 3. 11. 1854 zu Graudenz geb. 18. 10. 1871 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73 (Patent 3. 11. 71 ).11 . 5. 1872 Šet. Lt. - 15. 2. 1876 bis 27. 9. 1879 Adj. des 2. Bat . - 1879-82 Kriegsakad . - 7. 9. 1881 Pr. Lt. - 8. 8. 1882 bis 14. 3. 1885 Rgts . Adj . - 14. 3. 1885 bis 17. 4. 1886 à 1. s. des Rgts . und Adj . der 60. Inf.-Brig. - 17. 4. 1886 ins Inf.-Rgt. Prinz Friedrich der Niederlande (2. Weftf.) Nr. 15 verſeßt und zum Gr. Generalst. komdrt. (bis 3 !. 3. 1888) . - 22. 3. 1888 als Hptm . ins Braunschw . Inf.-Rgt. Nr. 92. - 22. 7. 1888 Komp. -Chef. 93. Louis Alexander Eduard Friedrich Baron von Koschkull. 14. 9. 1839 zu Charlottenburg (Prov . Ostpreußen) geb. - 1. 3. 1857 Dienst 16. 2. 1858 Port. Fähnr. - 15. 1. 1859 Sek. Lt. eintr. beim 3. Inf. Rgt. - 1866 Krieg gegen Deſterreich. - 3. 8. 1866 Pr. Lt. - 30. 10. 1866 in 1870-71 Krieg gegen Frankreich. das Juf. - Rgt. Nr. 73 versett. 20. 9. 1870 ptm. und Komp. Chef (3. Komp.). - 14. 12. 1875 Abschied mit der Rgts. Unif. War Redakteur an der Schlesischen Zeitung in Breslau ; ſpäter geiſteskrank in Wannſee. - 19. 3. 1889 zu Wannsee gest.

94. Heinrich Bartsch Karl von Kracht. 24. 9. 1839 zu Luckau geb. - 2. 5. 1857 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum

412

Anlage Nr. IV.

12. Inf. Rgt. (Patent 9. 1. 58) . -- 11. 12. 1858 Set. Lt. - 1863-66 Kriegsakad. 1866 Krieg gegen Oeſterreich (Allerh. Belobigung). ― 30. 10. 1866 Pr. Lt. - 9. 5. 1868 auf 1 Jahr zum Hannov. Feld-Art .-Rgt. Nr. 10 komdrt. 23. 4. 1870 bis 16. 7. 1870 zum Gr. Generalſt. komdrt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 12. 1. 1871 bei Le Mans verwundet (Eis. Kreuz Kreuz 2. KI.). 22. 8. 1870 ptm . und Komp. -Chef. 19. 8. 1871 à 1. s. des 7. Thüring. Inf. - Rgts . Nr . 96 und persönl. Adj . des Fürsten von Reuß jüngere Linie, Durchl.; 11. 4. 1873 Flügel-Adj. Höchstdesselben. 18. 5. 1876 als Komp. -Chef in das Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73 versett (8. Komp.) 22. 3. 1881 als Major in die 1. Hauptmannsstelle eingerückt. 21. 4. 1883 als Etatsm. Stabsoffz. in das 1. Heſſ. Inf. Rgt. Nr. 81 versett. 15. 11. 1883 Bat. Komdr. 7. 9. 1886 Abschied. Wohnt in Hannover.

95. Edmund Ferdinand Hugo Krause. 30. 6. 1832 zu Königs11. 8. 1850 in 18. 5. 1849 Dienſteintr. beim 1. Art. Rgt. berg geb. das 1. Inf. Rgt. versett. - 1. 11. 1850 Port. Fähnr. (Patent 12. 7. 50). 1. 7. 1860 Pr. Lt. - 25. 6. 1864 ptm. u. Komp. 16. 12. 1851 Sek. Lt. Chef (3. Komp.) . - 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler-Orden 4. Kl . m. Schw .). 30. 10. 1866 mit seiner Komp. zum Jnf.-Rgt. Nr. 73 verseht (1. Komp .). ― 20. 7. 1870 Führer der 1. Ersag-Komp . - 15. 8. 1871 3.1.1878 Abschied als Major. — 3. 10. 1871 Bezirks -Komdr. in Magdeburg zu Magdeburg gest. 5. 2. 1857 zu 96. Erich Friedrich Gottlob Georg Krause. Pasewalk geb. - 23. 4. 1874 aus dem Kadettenkorps als charakt. Bort. Fähnr. zum Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73 (Patent 12. 11. 74). - 12. 10. 1875 Set. Lt. 11. 1. 1877 in das 6. Bad. Juf. - Rgt. Nr. 114 verscht. 14. 8. 1884 bis 1. 10. 87 Komp . Offz . bei der Uffz. Sch. Biebrich. - 11. 3. 1886 als Pr. Lt. ins 5. Rhein. Inf. -Rgt. Nr. 65. - 19. 9. 1888 à 1. s. des Rgts . u. Komp.-Führer an der Uffz . Sch. Neu - Breisach. - 18. 11. 1890 Hptm. 27. 1. 1891 als Komp .- Chef ins Inf. Rgt. Graf Barfuß (4. Weſtf. ) Nr. 17. 97. Anton Friedrich Edwin Krause. 31. 12 1857 zu Pasewalk geb. - 15. 4. 1875 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73 ( Patent 11. 11. 75) . - 17. 10. 1876 Sek. Lt. 11. 2. 1881 zu Hannover gest.

98. Karl Friedrich Ludwig Krüger. 4. 4. 1848 zu Kaschewen (Prov. Schlesien) geb. 12. 10. 1868 Diensteintr. beim Hannov. Füſ.Rgt. Nr. 73. - 8. 5. 1869 Port. Fähnr. 10. 2. 1870 Sek. Lt. 1870 -71 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet (Eis. Kreuz --3ft 2. AI.). 18. 10. 1871 Abschied mit Pension und der Rgts. Unif. Telegraphen-Sekretär im Regier. -Bezirk Arnsberg. 99. Nikolaus Gustav Wilhelm Freiherr von der Wenge, Graf von Lambsdorff. 4. 4. 1859 zu Gr. Bersteln (Kurland) geb. 15. 4. 1878 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum 3. Garde-Rgt. 3. F. 12. 11. 1878 Sek. Lt. -- 15. 4. 1882 in das Hannov. Füs. = Rgt. Nr. 73 versetzt. -- 15. 6. 1884 Adj . d . 1. Bat. - 17. 3. 1885 bis 3 3. 1888 Rgts. Adj. -- 17. 6. 1887 Pr. Lt. (Patent 27. 7. 87). 100. Louis Hermann von Langen. 12. 8. 1819 zu Jülich geb. - 18. 8. 1836 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum 1. Inf.-Rgt. 17. 8. 1840 Set. Lt. ( Patent 8. 8. 40) .. 14. 4. 1846 bis 31. 12. 1852 Bat. Adj. 22. 6. 1852 Pr. Lt. - 13. 8. 1856 ptm. - 13. 5. 1859 Komp.-Chef. - 1. 7. 1860 ins 5. Ostpreuß. Inf.-Rgt. (Nr. 41) verſeßt. -20. 5. 1866 Führer des Ldw. Bat. 3. 4. 1866 Major und Etatsm. Stabsoffz. Wehlau. - 1866 Krieg gegen Desterreich. - 30. 10. 1866 als Bat. Komdr. zum Inf.-Rgt. Nr. 73 versett (2. Bat.). - 26. 7. 1870 Ob. Lt.

Offizier - Stammliſte.

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1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 1. KI ) . - 20. 6. 1871 Komdr. - 18. 5. 1876 des 1. Heſſ. Inf. Rgts. Nr. 81. - 18. 8. 1871 Oberst. Führer der 38. Inf. - Brig. - 10. 8. 1876 Gen. Maj. und Brig. Komdr. 12. 3. 1878 Abschied (Roth Adler - Orden 2. Kl. m. Eichenl.). - Wohnt in Königsberg. 101. Karl Heinrich Theodor Lehzen. 11. 7. 1854 zu Hannover geb. - 2. 1. 1872 Dienſteintr. beim 3. Westf. Inf. Rgt . Nr. 16. -- 11. 1. 1873 Port. Fähnr. - 16. 8. 1873 in das Hannov . Füs. Rgt. Nr. 73 versett. - 15. 11. 1873 Sek. Lt. - 15. 6. 1878 zu Hannover geft. 102. Friedrich Linde . 28. 9. 1839 zu Culm geb. - 15. 10. 1857 Dienſteintr. beim 19. Jnf.-Reg. 8. 7. 1858 Port. Fähnr. - 13. 10. 1859 5. 5. 1862 Set. Lt. - 1. 7. 1860 ins 4. Pos. Inf.-Rgt. (Nr. 59) verseßt. bis 31. 3. 1865 Bat. Adj . - 1866 Krieg in Südwest- Deutschland. 17. 10. 1866 bis 1. 2. 1867 Adj. beim Bezirks - Kdo. Wiesbaden. 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 73 versetzt. - 1. 10. 1867 bis 1. 10. 1868 zum Westf. Jäger-Bat. Nr. 7 komdrt. 1. 4. 1869 bis 1. 10. 1869 zum Wests. Feld- Art.-Rgt. Nr. 7 komdrt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 70 bei Colombey verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl.). 20. 9. 1870 Hptm . und Komp.-Chef (7. Komp.) . - 7. 9. 1881 als ajor dem Rgt. aggr. 21. 4. 1883 in die 1. Hauptmannsstelle eingerückt. 20. 10. 1883 Etatsm. Stabsoffz. 12. 2. 1884 Bat. Komdr. ( 1. Bat.) . - 17. 4. 1888 Abschied als Ob. Lt. - Wohnt in Eisenach). 103. Kurt Eduard Bernhard Hannibal Moriß von Linsingen. 8. 3. 1842 zu Hannover geb. - 18. 6. 1866 Dienſteintr. beim Kgl. Hannov. 1. Jäger-Bat . - 1866 Krieg gegen Preußen. - 27. 6. 1866 als Sek. Lt. in das 3. Inf. Rgt. versezt (Patent 7. 8. 66). - 9. 3. 1867 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 übernommen. - 1. 4. 1870 bis 6. 1. 1871 Adj . beim Bezirks - Kdo . Borken. 12. 12. 1872 in das 3. Pomm. Inf. Rgt. Nr. 14 versett (Patent 1. 8. 1875 bis 30. 9. 1878 Adj . beim 31. 7. 66). 11. 2. 1873 Pr. Lt. Bezirks Kdo. Stettin. - 13. 3. 1879 in das 4. Brandenb. Inf. Reg. Nr. 24 (Großherzog v. Mecklenburg - Schwerin) versett (Patent 9. 3. 72) . - 12. 4. 187922. 3. 1888 Abschied als Major. ―― Im Postdienst Hptm. und Komp.-Chef. in Uelzen. 104. Hartwig August Waldemar von Linstow. 24. 6. 1849 zu Izehoe geb. - 18. 2. 1870 Dienſteintr. beim Magdeb. Füs. Rgt. Nr. 36. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 6. 9. 1870 Port. Fähnr. 20. 2. 1871 Sek. Lt. - 1. 4. 1878 bis 1. 8. 1879 Bat. Adj. - 1. 9. 1879 bis 30. 9. 1882 Adj . beim Bezirks -kdo. Mühlhausen i. Th. 12. 2. 1881 Pr. Lt. - 1. 10. 1882 bis 18. 8. 1885 Rgts . Adj . 18. 8. 1885 bis 27. 1. 1887 Adj . der 13. Inf.-Brig. - 20. 4. 1886 à 1. s. des 2. Niederschleſ. Inf. Rgts . Nr. 47 (Patent 15. 2. 79). - 12.6 1886 Sptm. - 27. 1. 1887 als Komp.-Chef ins Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73_verfest (2. Komp.) 24. 4. 1823 zu 105. Oswald Karl Ludwig von Loebell. Erfurt geb. - 26. 10. 1839 Diensteintr. beim 6. Küraſſier-Rgt. - 24. 4. 1840 Port. Fähnr. 12. 11. 1840 Set. Lt. 12. 3. 1844 dem 1. (Leib.-)Küraſſier. Rgt. aggr. - 21. 3. 1848 wieder in das 6. Küraſſier-Rgt. verſeßt. --- 19. 6. 1851 in das 25. Inf. -Rgt. versezt. 22. 6. 1852 Pr. Lt. - 21. 7. 1856 Hptm. - 20. 9. 1859 Komp. - Chef. - 12. 11. 1864 Major. - 20. 9. 1865 Bat. Komdr. - 1866 Krieg in Südwest - Deutſchland (Roth. Adler - Orden 4. KI. m. Schw.). 22 3. 1868 Db. Lt. 18. 7. 1870 Komdr. des Hannov. Füs. Rgts. Nr. 73 (29. 3. 71 bestätigt) . - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 1. KI .). - 18. 1. 1871 Oberst. -- 17. 2. 1872 Johanniter-Orden. 5. 1. 1875 à 1. s . des Rgts . und mit Führung der 15. Inf. - Brig.

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Anlage Nr. IV.

beauftragt. 18. 1. 1875 Gen. Maj. und Brig.-Komdr. - 3. 8. 1877 Abschied (Roth. Adler- Orden 2. Kl. m. Eichenl. u. Schw . a. R.). 7. 9. 1881 Charakt, als Gen. Lt. - Wohnt in Hannover. 106. Charles Jean August Lorenz. 19. 3. 1854 zu Berlin geb. 1. 4. 1876 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. — 12. 12. 1876 13. 10. 1877 Sek. Lt. - 13. 5. 1880 ausgeschieden und zu Port. Fähnr. den Res. Offz. des Rgts. übergetreten. - Bis 1886 in Auſtralien ; jezt Ritterguts - Verwalter zu Emmerichswalde (Kr. Görlig). - 17. 9. 1887 r. Lt. 19. 4. 1890 zur Ldw. 1. Aufgebots überführt. 107. Rudolf Franz von der Lühe. 29. 1. 1857 zu Zarnewanz (Mecklenburg) geb. - 1. 10. 1877 Dienſteintr. beim Hannov. Füß. -Rgt. Nr. 73. - 14. 5. 1878 Port. Fähnr. - 11. 2. 1879 Set. Lt. - 18. 10. 1881 Ist Direktor einer Zuckerfabrik im Magdeburgischen. Abschied. 108. Heinrich Adolf Ernst von Frankenberg - Lüttwiz. 6. 5. 1849 zu Bielwiese (Prov . Schlesien) geb. 26. 6. 1866 Dienſteintr. beim 1. Schles. Drag. Rgt. Nr. 4. - 5. 11. 1866 an das Kurmärk. Drag.Rgt. Nr. 14 abgegeben. 10. 11. 1868 Port. Fähnr. - 2. 2. 1869 in das 2. Niederschles. Inf. Rgt. Nr. 47 versezt. - S. 6. 1869 Sek. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.) . - 7. 8. 1870 bis 1. 10. 1871 Bat. Adj. - 30. 4. 1877 Pr. Lt. - 7. 8. 1877 bis 14. S. 1880 Komp. Offz. bei der Uffz. Sch. Biebrich. - 12. 4. 1881 à 1. s. des Rgts . gestellt. - 12. 2. 1884 13. 5. 1882 in das Hannov . Füſ. - Rgt. Nr. 73 versett. 22.5. 1889 Hptm. und Komp.-Chef (4. Komp. , ſeit 23. 3. 87 11. Komp.) . in das Oldenb. Jnf. - Rgt. Nr. 91 verſeßt. 109. Karl Adolf Hermann Erich Mansfeld. 2. 9. 1867 zu - 22. 9. 1886 Diensteintr. beim Hannov. Steinhof (Braunschweig) geb. - 14. 2. 1888 Sef. Lt. 14. 5. 1887 Port. Fähnr. Füs. Rgt. Nr. 73. 110. Kurt Ernst August Friedrich Freiherr von Manteuffel. 30. 8. 1870 Dienſteintr. beim Ersah - Bat. 4. 2. 1853 zu Genthin geb. 10. 10. 1870 zum mobilen Rgt.; Krieg gegen 2. Magdeb. Inf. -Rgts . Nr. 27. Frankreich. - 8. 4. 1871 Port. Fähnr. - 9. 3. 1872 Sek. Lt. - 1. 10. 1874 24. 11. 1879 bis 30. 9. 1876 Bat. Adj . - 1876 -79 Kriegsakad. 1883 Führung der bis 30. 4. 1884 Rgts . Adj . 1 16. 9. 1881 Pr . Lt. fremdherrl. Offz . beim Manöver des IV. Armee-Korps (dafür öſterr., ruſſ., ital. und portug. Orden). - 1. 5. 1884 bis 14. 4. 1885 zum Gr. Generalſt. komdrt. 14. 4. 1885 als aggr. zum Generalst. versezt ; 15. 4. 1886 in denselben 29. 12. 1885 zum Generalſt. des VII. Armee-Korps. - 9.5. 1888 einrangirt. 21. 9. 1889 als Komp.-Chef in das Füß.als Generalst.-Offz . zur 9. Div. Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 73 verſett 20. 9. 1890 als Major in den Generalft. zurückverſeht und (1. Komp .) . als Generalst.-Offz. zur Großh. Heſſ. (25.) Div . 111. Max Marenski . 4. 6. 1845 zu Königsberg geb. --- 1.2.1864 10. 1. 1865 Port. Fähnr. Diensteintr. beim 6. Ostpreuß. Inf.-Rgt. Nr. 43. 9. 12. 1865 Sek . Lt. - 1866 Krieg gegen Teſterreich. - 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 versett. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eif. Kreuz 2 Kl.). - 7. 11. 1872 Abschied als Pr. Lt. -Lebt als TelegraphenAssistent in Köln. 112. Julius Albrecht August von Massenbach. 26.8.1838 zu Liebnicken (Prov . Ostpreußen) geb. 25. 9. 1855 Dienſteintr. beim 3. Inf.. 1866 Krieg Rgt. 7. 2. 1857 Port. Fähnr. - 17. 8. 1858 Sek. Lt. gegen Desterreich. - 30. 10. 1866 als Pr. Lt. zum Jnf.-Rgt. Nr. 73. 1870 Krieg gegen Frankreich als Führer der 8. Komp . 14. 8. 1870 in der Schlacht bei Colombey gefallen.

Offizier Stammliſte.

415

113. Hans Leopold Werner von Meding. 19. 9. 1855 zu Harburg geb. 22. 4. 1873 aus dem Kadettenkorps als Gemeiner zum 17. 10. 1876 Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73. - 16. 4. 1874 Port. Fähnr. 13. 5. 1880 Abschied. - 3. 2. 1881 als Sek. Lt. im 8. Rhein. Sef. Lt. Inf. Rgt. Nr. 70 wieder angestellt. - 14. 4. 1885 Abschied. - Wohnt in Elze. 114. Friedrich Wilhelm Meie. 24. S. 1835 zu Delißsch geb. 24. 7. 1860 1. 4. 1859 bis 30. 3. 1860 Einj. Frw . beim 5. Jäger - Bat. Vizefeldw. d. Ref. 9. 8. 1862 Set. Lt. im 3. Bat. (Potsdam) Ldw. - Rgts . Nr. 20. - 13. 12. 1863 zum 7. Brandenb . Inf. Rgt. Nr. 60 eingezogen. 1864 Krieg gegen Dänemark (Roth. Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.). - 9. 12. 1865 Abschied. 22. 9. 1866 beim 3. Bat. (Potsdam) Ldw. Rgts . Nr. 20 wieder einrangirt. - 16. 2. 1867 in den Neben - Etat des Gr. Generalft. und à 1. s. des Ref. - Ldw . - Bat. (Berlin) Nr. 35. 16. 3. 1869 Pr. Lt. à 1. s . des 6. Brandenb. Jnf.-Rgts. Nr. 52. - - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eiſ. Kreuz 2. KL.). - 21. 4. 1873 Hptm. à 1. s . des 3. Magdeb. Inf.-Rgts. Nr. 66. 1. 6. 1882 als Komp.- Chef in das Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73 versett (10. Komp.) . - 14. 7. 1883 Abschied als Major. - Wohnt in Dresden. 115. Valerius Melzer. 3. 11. 1840 zu Herrenhauersiz (Prov . Schlesien) geb. - 8. 5. 1858 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. — 14. 10. 1862 zum 4. Jäger-Bat. (Patent 15. 1. 69) . · 14. 1. 1860 Sek . Lt. ins 2. Schles. Gren.- Rgt. Nr. 11 verſegt. - 1866 Krieg in Südwest-Deutschland ; 27. 6. 66 bei Langenfalza verwundet (Allerh. Belobigung). - 30. 10. 1866 als Pr. Lt. in das Inf.-Rgt. Nr. 73. - 22. 3. 1868 bis 12. 9. 1868 Erzieher am Kadettenhauſe Berlin. - 27. 2. 1869 unter dem Namen von MikuſchBuchberg in den Adelſtand erhoben. 6. 7. 1869 Abschied als Hptm. 11. 5. 1870 zu Berlin gest. -

116. Louis Karl Theodor Meyer. 6. 8. 1843 zu Artlenburg (Hannover) geb. - 18. 5. 1862 Beeidigung im Kadettenkorps zu Hannover, Beginn der Dienſtzeit. - 17. 4. 1863 als Kadet zum Kgl . Hannov . 7. Inf.Rgt. 14. 4. 1864 als Sek. Lt. zum ( 1. ) Leib-Rgt. versest. - 1866 Krieg gegen Preußen (Ernſt Auguſt-Orden, Ritterkreuz 2. Kl.). 9. 3. 1867 in das Inf. Rgt. Nr. 73 übernommen. -- 1870 Krieg gegen Frankreich ; 14. 8. 70 bei Colombey verwundet ( Eis. Kreuz 2. Kl.). - 20. 12. 1870 Pr. Lt. 18. 10. 1871 als Büreau-Chef und Bibliothekar zur Kriegssch. Hannover komdrt. 21. 4. 1873 Abschied als Hptm. mit der Rgts. Unif. - Lebt als Strafanſtalts - Direktor in Wunſtorf. 24. 7. 1860 zu Otterndorf 117. Eduard Rudolf Meyer. (Hannover) geb. - 8. 10. 1880 Diensteintr. beim Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73. ---- 14. 5. 1881 Port . Fähnr. 11. 2. 1882 Sek. Lt. - - 13. 10. 1887 à 1. s. des Rgts. 15. 10. 1888 in das 2. Heſſ. Juf.-Rgt. Nr. 82 ein rangirt. - 1. 10. 1890 bis 1. 10. 1891 zum Hannov. Pion. Bat. Nr. 10 komdrt. - 27. 1. 1891 in das Inf. Rgt. v . Voigts-Rheß (3. Hannov .) Nr. 79 versezt.

118. Theodor Ludwig Wilhelm Eugen Meyer. 1. 11. 1866 zu Celle geb. - 19. 9. 1885 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. 15. 4. 1886 Port. Fähnr. -- 15. 1. 1887 Set. Lt. 119 . Otto Karl Bernhard Meyer. 1. 6. 1867 zu Berlin geb. 30. 8. 1886 Diensteintr. beim Hannov. Füf.-Rgt. Nr. 73. - 14. 4. 1887 Port. Fähnr. - 14. 2. 1888 Sek. Lt. 120. Ernst Friedrich Benjamin von Miklaff. 7. 12. 1845 zu Großendorf (Prov. Pommern) geb. - - 6. 5. 1862 aus dem Kadettenkorps 16. 12. 1862 Sek. Lt. -- 1866 Krieg als Port. Fähnr. zum Garde-Füſ.-Rgt.

416

Anlage Nr. IV.

gegen Defterreich . 9. 8. 1866 bis 22. 4. 1868 Bat. Adj. - 22. 4. 1868 bis 12. 4. 1870 Rgts . Adj. - - 12. 4. 1870 bis 12. 10. 1872 Adj . der 1. GardeInf. Brig. unter Verſeßung in das 4. Garde - Rgt. z . F. ( Patent 16. 12. 62) . 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eiſ. Kreuz 2. Kl.). 16. 4. 1870 Pr. Lt. 12. 11. 1873 bis 5. 1. 1875 Adj . der 28. Div. unter Verſeßung als Hptm . in das Bad . Leib - Gren. - Rgt. Nr. 109 ( Patent 13. 5. 73) . - 5. 1. 1875 Komp. Chef. -- 4. 2. 1882 bis 12. 10. 1886 Adj . beim Gen. Kdo. X. ArmeeKorps unter Versehung in das Königs - Gren . - Rgt . (2. Westpreuß.) Nr. 7 ; (Patent 8. 3. 72). - 2. 6. 1883 Major. — 5. 3. 1884 Johanniter-Orden. 12. 10. 1886 unter Stellung à 1. s. des Hannov. Füß. Ngts. Nr. 73_zum persönl. Adj. Sr. K. H. des Prinzen Albrecht v. Preußen ernannt. 21. 9. 1889 Cb. Lt. 121. Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Moldenhawer. 12. 7. 1832 zu Mainz geb. - 27. 4. 1852 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 17. Inf. Rgt. (Patent 19. 12. 52). - 6. 12. 1853 Sef. Lt. 13. 11. 1860 Pr. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich. -- 6. 8. 1866 Hptm. und Komp Chef. - 30. 10. 1866 zum Inf.-Rgt. Nr. 73 versett (5. Komp.) . -1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 27. 5. 1875 als Major dem Rgt. aggr. - 12. 10. 1875 ins 4. Ostpreuß. Gren.-Rgt. Nr. 5 12. 9. 1878 Abschied mit der Unif. versetzt. 9. 4. 1876 Bat. Komdr. des Füs. Rgts . Nr. 73. - Wohnt in Bonn.

122. Alfred Viktor Albert Moser. 15. 2. 1869 zu Berlin geb. 22. 3. 1888 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähur. zum Hannov. Füſ.- Rgt. Nr. 73 (Patent 15. 10. 88). 21. 9. 1889 Sef. Lt. 18. 1. 1891 à 1. s. des Rgts . gestellt. 123. Hugo Karl August Georg von Mueller. 1. 7. 1840 zu Stargard geb. - 8. 5. 1858 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 12. Inf. - Rgt. - 1862-66 Kriegsakad . 1866 Krieg gegen Desterreich. 31. 7. 1866 Pr. Lt. - 5. 2. 1867 à J. s. des Rgts . und Lehrer an der Kriegssch. Hannover. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich; 6. 8. 1870 bei Spicheren verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 22. 8. 1870 ptm. - 2. 5. 1871 dem Rgt. aggr. - 4. 12. 1871 à 1. s. des Rgts. und als Lehrer zur Kriegssch. Hannover zurück. - 12. 12. 1874 als Komp. - Chef_ins 5. Bad . Inf. Rgt. Nr. 113. 4. 4. 1876 in den Generalſt. verſegt ; Gen. Kdo. XIV. Armee-Korps . — 19. 8. 1876 Major. - 5. 10. 1876 als Generalst.-Offz. zur 29. Div. - 12. 6. 1877 Dir. der Kriegssch. Neiße. 3. 11. 1877 à 1. s. des Generalſt. 15. 12. 1881 als - 12. 1. 1884 Bat. Komdr. in das Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73 (1. Bat. ). Ob. Lt. - 12. 2. 1884 Etatsm. Stabsoffz. - 13. 5. 1886 Brigadier der 9. Gend.-Brig. ―― 14. 5..1887 Charakter als Oberſt. 124. Wilhelm Müller. 24. 6. 1842 zu Ransbach (Naſſau) geb. 1. 10. 1864 aus der Milit. Sch . zu Wiesbaden zum Herzogl. Naſſauischen 1. Inf. = Rgt. - 9. 2. 1865 Unter - Lt. - 1866 Krieg gegen Preußen. 30. 10. 1866 als Sek. Lt. dem Inf. Rgt. Nr. 73 zugetheilt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eif. Kreuz 2. Kl.). - 15. 7. 1871 Pr. Lt. - 12. 6. 1880 Hptm. und Komp. - Chef (6. Komp.). - 24. 3. 1890 als Major dem Rgt. aggr. 14. 5. 1890 Abschied mit der Rgts. Unif. - Wohnt in Hannover.

125. Ludwig Johann Konstantin Nehring. 20. 2. 1845 zu Mariensee (Prov. Posen) geb. --- 9. 5. 1863 Dienſteintr. beim 7. Pomm. Inf. Rgt. Nr. 54. - 9. 1. 1864 Port. Fähnr. 11. 2. 1865 Set. Lt. 1866 Krieg gegen Desterreich. - 30. 10. 1866 zum Inf.-Rgt. Nr. 73 versetzt. 8. 4. 1869 bis 16. 7. 1870 nach Montreur beurlaubt. - 21. 9. 1871 Abschied als Pr. Lt. - 20. 5. 1877 gest. 126. Viktor Joseph Karl Franz Eberhard von Nerée. 17. 5. 1840 zu Ruhrort geb. - 1. 10. 1859 Dienſteintr. beim 17. Jnf.-Rgt. -

Offizier Stammliste.

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13. 12. 1860 als Sek. Lt. ins 8. Weſtf. Inf. Rgt. 23. 5. 1860 Port. Fähnr. — 1866 Krieg gegen Desterreich) .— 13. 12. 1866 Nr. 57.-- 1865-68 Kriegsakad . Pr. Lt. 21. 3. 1869 bis 16. 7. 1870 Rgts . Adj. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich; 16. 7. 1870 bei Mars la Tour verwundet ( Eis. Kreuz 2. KI.). 30. 9. 1871 bis 12. 11. 1872 zum Gr. Generalſt. komdrt. - 12. 11. 1872 Hptm. und Komp.-Chef. - 16. 8. 1873 à 1. s. des Rgts . und Lehrer bei der Kriegssch. Engers. -- 12. 9. 1878 als Komp. Chef ins 4. Thüring. Inf. = Rgt. Nr. 72 (Patent 15. 12. 71 ) . - 19. 9. 1883 als Major dem Rgt. aggr. - 14. 10. 1884 in die 1. Hauptmannsstelle. 15. 10. 1885 à 1. s. des Rgts . und Dir. der Kriegssch. Anklam. - 27. 1. 1890 Db. Lt. - 18. 1. 1891 als Etatsm. Stabsoffs. ins Füs.-Rgt. Gen. Feldm. Prinz Albrecht v. Breußen (Hannov.) Nr. 73. 127. Eduard Nitschmann. 17.5. 1836 zu Tilsit geb. 1. 10. 1855 20. 9. 1859 Sek. Lt. im bis 30. 9. 1856 Einj . Frw. beim 3. Inf. 8 Rgt. 3. Bat. 1. 2ồm . gt3 . 1. 10. 1860 im 5. Ostpreuß. Jnf.-Rgt. (Nr. 41) an geſtellt (Patent 15. 12. 59). - 12. 1. 1862 Bat. Adj . ― 1. 6. 1863 Rgts . Adj. 11. 1. 1866 bis 10. 10. 1868 Adj . der 20. Inf. -Brig. - 1866 Krieg gegen 30. 10. 1866 als Desterreich (Roth. Adler - Orden 4. Kl. m. Schw.) . - 7.7. 1868 Br. Lt. in das Inf.-Rgt. Nr. 73 versett (Patent 24. 10. 66). Hptm. à 1. s. des Rgts. und zum Kriegsmin. komdrt. -- 7. 1. 1869 à 1. s. des Holst. Inf. Rgts. Nr. 85 gestellt. - 12. 10. 1872 als Komp. Chef in das Niederrhein. Füs. Rgt. Nr . 39 (Patent 24. 9. 67). - 12. 12. 1876 Major und Adj . der 15. Div. bis 30. 4. 1877. - 18. 1. 1878 als Etatsm. Stabs offz. ins 7 Westf. Inf. Rgt. Nr. 56. - 19. 3. 1878 Bat. Komdr. - 12. 2. 1884 Ob. Lt. und Etatsm . Stabsoffz . - 11. 9. 1884 zum Kriegsmin. komdrt. 15. 2. 1885 als Chef der Bekleid. - Abth. in das Kriegsmin. versezt. 16. 7. 1887 Oberst. - 22. 5. 1889 Rang als Brig. Komdr. -- 15. 2. 1890 Insp. der 2. Ldw. Insp. - 24. 3. 1890 Gen. Maj . und Komdr. der 8. Inf. - Brig. 128. Kurt Otto Ernst Heinrich Nobbe. 13. 11. 1865 zu Liegnit geb. - 8. 4. 1885 Dienſteintr. beim Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73. 12. 11. 1885 Port. Fähnr. 18. 9. 1886 Sek. Lt. 5. 5. 1888 in den Adelstand erhoben. 129. Hans Heinrich Karl Dehlschläger. 29. 3. 1862 zu Schwetz geb. 1. 10 1883 bis 30. 9. 1884 Einj . Frw. im Garde-SchüßenBat. - 22. 3. 1885 Vizefeldw . der Res. - 20. 8. 1885 auf Beförderung beim Hannov. Füs. -Rgt. Nr. 73 eingestellt. - 12. 11. 1885 Port. Fähnr. 11. 2. 1886 Sek. Lt. - 5. 5. 1888 in den Adelstand erhoben. 16. 3. 1891 Abschied. Wohnt in Berlin. 130. Georg Friedrich William Adolf Ernst von Oppermann. 21., 11. 1866 zu Hannover geb. 18. 3. 1886 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73. - 22. 2. 1888 bis 25. 11. 1889 Adj. des 3. Bat. 131 . Lu dwig Heinrich Anton von Ostan . 31. 10. 1830 zu Königsberg geb. - 17. 7. 1848 Dienſteintr . beim 3. Inf .-Rgt . - 6. 3. 1849 Port. Fähnr . 1855-59 Allgem . Kriegsschule . 13. 11. 1849 Set . Lt. 31. 5. 1856 Pr. Lt. --- 15. 1. 1863 Hptm . und Komp . Chef (6. Komp .) . - 1866 Krieg gegen Dester reich (Roth . Adler- Orden 4. Kl . m. Schw .). 30. 10. 1866 mit ſeiner Komp. zum Inf. Rgt . Nr. 73 versett (6. Komp .) . - 1870 Krieg gegen Frankr ― 14. 8. 1870 in der Schlac bei Colo mbey eich. ht gefallen . 132. Wilhelm Gustav August Viktor von Pannwiz. 24. 1. 1852 zu Danzig geb. - 1. 9. 1869 Dienſteintr. beim 1. Hannov . 1870-71 Krieg gegen Inf. = Rgt. Nr. 74. - 12. 4. 1870 Port. Fähnr. 27

418

Anlage Nr. IV.

Frankreich; 6. 8. 1870 bei Spicheren verwundet (Eis. Kreuz 2. KI.) . -22. 8. 1870 Set. Lt. - 1. 10. 1873 bis 16. 8. 1875 Bat. Adj. -- 16. 8. 1875 bis 12. 11. 1878 Rgts . Adj . - 12. 11. 1878 bis 1. 8. 1882 Adj . der 49. Inf.Brig. - 17. 4. 1879 als Pr. Lt. ins 4. Magdeb. Inf. Rgt. Nr. 67; 20. 7. 1880 à 1. s. desselben. - 1. 8. 1882 ins Haunov. Füſ.-Rgt. Nr. 73 perſeßt. 1. 5. 1883 bis 28. 3. 1885 zum Gr. Generalſt. komdrt. - 28. 3. 1885 als Hytm. ins 1. Oberschles. Juf. Rgt. Nr. 22 versett; 13. 5. 1886 demselben 14. 8. 1886 Komp. -Chef. - 7. 2. 1888 à 1. s. des Rgts. und in den aggr. Neben-Etat des Gr. Generalſt. - 16. 2. 1889 in den Generalft. verseßt und als Generalft.-Offz. zur 22. Div . - 23. 5. 1890 Major. - 14. 2. 1891 zum Generalst. des V. Armee -Korps. 24. 6. 1844 in Lasdehnen 133. Otto Johannes Pastenaci. (Prov. Ostpreußen) geb. - 15. 5. 1863 Dienſteintr. beim 6. Ostpreuß. Inf. -Rgt. Nr. 43. 14. 3. 1864 Port. Fähnr. 12. 11. 1864 Sel. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich. - 30. 10. 1866 in das Juf.-Rgt. Nr. 73 verfekt. 1. 5. 1869 bis 1. 5. 1872 Erzieher am Kadettenhause Culm. 7.2.1871 Pr. Lt. - 12. 8. 1879 als Hptm. dem Rgt. aggr. 25. 11. 1879 als Komp.Chef_ins 1. Hannov. Juf.-Rgt. Nr. 74 verfekt. - 13. 11. 1883 Abſchied. -3ft Postamts Vorsteher in Gardelegen. 134. Julius Ronſtantin Waldemar Albert von Petersdorff. 14. 8. 1829 zu Königsberg geb. - 16. 10. 1849 aus dem Kadettenforps zum 15. 12. 1853 als Set. Lt. zum 3. Inf. Rgt. - 5. 2. 1851 Port. Fähnr. 1. Inf. Rgt. - 1. 7. 1859 bis 21. 7. 1860 Bat. Adj. - 21. 7. 1860 bis 12. 11. 1861 Rgts . Adj. - 13. 12. 1860 Pr. Lt. - 12. 11. 1861 bis 3. 8. 1866Adj. der 2. Inf. - Brig. 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler - Orden. 4. Kl. m. Schw .). -- 30. 10. 1866 als Hptm. und Komp. Chef zum Inf. Ngt. Nr. 73 (2. Komp.). 1870 Krieg gegen Frankreich; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 16. 4. 1874 in das 3. HannoV. Inf.-Ngt. Nr. 79 versett. 15. 12. 1874 Major und Etatsm. Stabsoffz. 29. 4. 1879 als Bat. Komdr. ins 2. Heff. Inf. - Rgt. Nr. 82. - 16. 9. 1881 Ob. Lt. 11. 3. 1882 Bezirks -Komdr. in Nienburg. -- 11. 7. 1882 BezirksKomdr. in Trier. 15. 4. 1886 Charakter als Oberst. 135. Walther Marquard Ludwig Franz Viktor August von Brink. 23. 11. 1858 zu Gr. Arnsdorf (Prov. Ostpreußen) geb. -– 15. 4. 1878 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füß.-Rgt. 1. 9. 1883 zur Nr. 73 (Patent 12. 11. 78) . - 16. 10. 1879 Sel. Lt. Dienstleistung zum Hus.-Rgt. 16. - 2. 8. 1884 in das Huf. Rgt. Kaiſer Franz Joseph v. Desterreich (Schlesw.-Holft.) Nr. 16 versett. 30. 5. 1886 bis 1887 zum Milit . - Reit- Inft. komdrt. - 17. 6. 1889 Pr. Lt. 136. Heinrich Pulch. 9. 8. 1845 zu Diez geb. - 1. 10. 1865 aus der Milit. Sch. zu Wiesbaden zum Herzogl. Naff Jäger - Bat. - 18. 2. 1866. Unter - Lt. -- 1866 Krieg gegen Preußen. - 30. 10. 1866 als Sek. Lt. in das Inf. - Rgt. Nr. 73 übernommen. 1870-71 Krieg gegen Frankreich. (Eis. Kreuz 2. KI. ). - 15. 8. 1870 bis 23. 10 1874 Adj. des 3. Bat. 11. 2. 1873 Pr. Lt. - 23. 10. 1874 bis 6. 4. 1880 Rgts . Adj. 16. 12. 1880als Hptm. dem Rgt. aggr. 22. 3. 1881 zum Inf. - Rgt. Nr. 99 versett, als Chef der dorthin abgegebenen 12. Komp. 24. 3. 1890 als Major diesem Rgt. aggr. Karl Freiherr Gans Edler Herr zu Putliş. 137. 24. 9. 1836 zu Görlig geb. 1. 5. 1855 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Garde-Ref.-Rgt. (Patent 10. 1. 56) . -- 13. 12. 1856 Sel. Lt.. - 1. 6. 1860 bis 24. 7. 1862 Bat. Adj. - 11. 12. 1863 Pr. Lt. 1864-66 Kriegsakad . - 1866 Krieg gegen 1864 Krieg gegen Dänemark. ptm. Desterreich (Roth. Adler Orden 4. Kl. m. Schw.). - 8. 2. 1868

Offizier Stammliste.

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und Komp.-Chef. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). 20. 9. 1876 Major. - 14. 7. 1877 zum 4. Garde-Gren. Rgt. Königin verſeßt. - 29. 11. 1878 Bat. Komdr. 19. 1. 1884 als Ob. Lt. und Etatsm. Stabsoffz. ins 2. Hanseat. Inf. Rgt. Nr. 76. -- 14. 4. 1887 mit Führung des Hannov. Füf.-Rgts. Nr. 73 beauftragt unter Stellung à 1. 8. deffelben. 14. 5. 1887 Oberst und Rgts. Komdr. - 17. 1. 1888 Abschied mit der Rgts. Unif. Wohnt in Berlin. 138. Franz Bernhard Ludwig Jesko Eugen von Puttkamer. 17. 8. 1843 zu Stettin geb. - 11. 11. 1862 Dienſteintr. beim 1. Thür. Inf. Rgt. Nr. 31. ― 9. 6. 1863 Port. Fähnr. - 11. 10. 1864 Set. Lt. 1866 Krieg gegen Desterreich. -- 10. 11. 1868 bis 13. 9. 1870 Adj . beim Bezirks-Kdo. Mühlhauſen. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. 2. 7. 1871 bis 27. 6. 1872 zur Dienstleistung zum Gen. B Kdo. IX . Armee - Korps tomdrt. - 9. 3. 1872 Pr. Lt. - 27. 6. 1872 bis 18. 10. 1879 zum Kriegsmin. fomdrt. - 18. 2. 1873 dem Rgt. aggr. - 11. 11. 1875 dem Hannov. Füſ.Rgt. Nr. 73 aggr. - 18. 5. 1876 Hptm. -- 30. 1. 1877 à I. s. des Rgts. gestellt. - 18. 10. 1879 als Komp.-Chef in das Oftfries. Inf. Rgt. Nr. 78. 22. 3. 1881 in das Inf.-Rgt. Nr. 130 verseßt. - 14. 6. 1888 als Major zur Dispos. gestellt. - 22. 3. 1889 Bezirks - Offz. in Croffen. - 4. 11. 1890 Inaktiver Stabsoffz. beim Gen.-Kdo. II. Armee-Korps.

Walther Paul Georg Freiherr von Buttkamer. 139. 12. 11. 1860 zu Poln. Görlig (Prov. Westpreußen) geb. - 2. 3. 1882 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. -- 14. 10. 1882 Port. Fähnr. - 17. 10. 1883 Set. Lt. - 24. 3. 1890 in das Juf.-Rgt. Nr. 140 verſeßt. 140. Paul Gerhard Freiherr von Buttkamer. 8. 2. 1866 zu Stolp geb. 20. 3. 1886 Diensteintr. beim Hannov . Füß-Rgt. Nr. 73. 13. 11. 1886 Port. Fähnr. — 17. 9. 1887 Sef. Lt. 141. Hugo Philipp Albert Hermann von Rabenau. 8.3.1844 zu Driesen geb. - 12. 11. 1861 Dienſteintr. beim 1. Thüring. Inf.-Rgt. Nr. 31. 10. 5. 1862 Port. Fähnr. 10. 10. 1863 Sek. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich; 30. 8. 1870 bei Beaumont und 30. 11. 1870 bei Epinai verwundet ; (Eis. Kreuz 1. Kl .). -- 9. 12. 1870 Pr. Lt. 1. 1. 1872 ins 1. Großh. Heff. Inf.-(Leibgarde-)Rgt. Nr. 115 ver. sezt (Patent 3. 3. 70). ― 30. 5. 1872 bis 12. 6. 1877 Komp. -Führer an der Uffz. Sch. Biebrich. 15. 8. 1874 ptm. à 1. s. des 5. Westf. Inf.. Rgts. Nr. 53. - 12. 6. 1877 als Komp.-Chef ins Anhalt. Inf.-Rgt. Nr. 93. 18. 11. 1886 Major. 22. 3. 1888 als Bat. Komdr. ins Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73 (2. Bat.) .— 15. 10. 1889 Bezirks-Komdr. in Oldenburg. 142. Karl Friedrich Ranisch. 5. 1. 1815 zu Gumbinnen geb. - 7. 8. 1832 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum 1. Inf. Rgt. 14. 2. 1834 Set. Lt. - 9. 5. 1841 bis 30. 4. 1842 Erzieher am Kadetten. hause Berlin. 1. 5. 1842 bis 31. 3. 1846 Bat. Adj . 31. 3. 1846 bis 6. 6. 1851 Adj . der 2. Ldw.-Brig. - 13. 5. 1848 Pr. Lt. - 6. 6. 1851 bis 9. 12. 1852 Adj . der 1. Diviſion. - 22. 6. 1852 ptm. - 9. 12. 1852 als Komp. Chef zum Ngt. zurück. - 31. 5. 1859 Major und Etatsm. Stabsoffz . 3. 7. 1859 Bat. Komdr. -- 25. 6. 1864 Ob. Lt. - 20. 5. 1866 Komdr. des 1. Garde-Ldm . Rgts. 1866 Krieg gegen Desterreich (Kronen-Orden 3. Kl ). 17. 9. 1866 als aggr. zum 1. Ostpreuß. Gren. - Rgt. Nr. 1 Kronprinz zurück. 20. 9. 1866 Oberst. 30. 10. 1866 Komdr. des Inf.- Rgts. Nr. 73. 18. 7. 1870 à 1. s. des Rgts. und Komdr. der 4. Ldw. -Brig. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eif. Kreuz 2. Kl.). — 18. 1. 1871 Gen. Maj. 20. 3. 1871 Komdr. der 20. Inf. -Brig. 16. 6. 1871 in den Adelstand er. hoben. - 10. 2. 1872 Abschied. - 12. 12. 1873 zu Potsdam gest. 27*

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Anlage Nr. IV.

22. 9. 1856 zu 143. Karl Ernst Georg Adolf von Reck. Hannover geb. - 1. 3. 1877 Dienſteintr. beim 4. Garde - Rgt. 3. F. 12. 10. 1878 Sek. Lt. - 15. 5. 1883 Rettungs13. 10. 1877 Port. Fähnr. Medaille. - 1887-90 Kriegsakad. - 26. 11. 1887 als Pr.-Lt. in das Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73 verfest (Patent 15. 7. 87). - 24. 5. 1890 in bas Inf. Rgt. Nr. 138 versett. 144. Felix August Leopold von Rehbinder. 22. 2. 1844 zu Ludwigshoff (Prov. Ostpreußen) geb. - 25. 4. 1861 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum 1. Ostpreuß. Gren.-Rgt. Nr. 1. 17. 3. 1863 Set. Lt. 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler - Orden 4. Kl. m. Schw.) . 30. 10. 1866 in das Inf. -Rgt. Nr. 73 verſeßt. — 16. 4. 1867 bis 1.4. 1870 Adj . beim Bezirks-Kdo . Borken. 1870-71 Krieg gegen Frankreich; 14. 8. 1870 bei Colombey verwundet (Eis. Kreuz 2. KI.) . - 20. 9. 1870 Pr. Lt. 15. 7. 1875 Hptm. und Komp. -Chef (5. Komp.). - 13. 2. 1883 Abschied. 30. 4. 1889 mit der Rgts. Unif. zur Dispos. gestellt. - 1. 8. 1889 KontrolOffz. beim Bezirks - Kdo . Tilſit. - 18. 11. 1890 Bezirks-Offz. in Allenſtein. 14. 2. 1891 Charakter als Major.

145. Robert Reiche. 17. 10. 1850 zu Naugard geb. — 17. 9. 1867 9.2. 1869 9. 6. 1868 Port. Fähnr. Dienſteintr. beim Inf.-Rgt. Nr. 73. Sek. Lt. 1870 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). -- 7. 1. 1871 bis 25. 1. 1872 Adj . des Ersaz-Bat. 1. 4. 1875 bis 18. 9. 1877_Komp.Offz. an der Uffz. Sch. Jülich. 30. 4. 1877 als Pr. Lt. zum Ostfries. Juf. Rgt. Nr. 78 verſeßt. - 18. 9. 1877 zu Jülich gest. 146. Paul Reiche. 10. 10. 1852 zu Naugard geb. - 12. 2. 1871 Diensteintr. beim Hanuov. Füſ. - Rgt. Nr. 73. 8. 8. 1871 Port. Fähnr. 9. 3. 1872 Sek. Lt. - 14. 10. 1876 Abschied. - War Amtmann in Selters, ist seit 1. 4. 1886 Kirchspielvogt zu Segeberg (Holſtein). - 4. 5. 1888 zur Ldw . 2. Aufgebots überführt. 147. Friedrich Ernst Hermann Graf von Reichenbach. 21. 2. 1845 zu Mainz geb. - 4. 2. 1862 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 2. Schlef. Jäger - Bat. Nr. 6 (Patent 16. 9. 62) . 10. 10. 1863 Sek. Lt. - 1866 Krieg gegen Deſterreich. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. - 6. 9. 1870 Pr. Lt. - 1. 4. 1871 bis 4. 7. 1871 Bat. Adj. - 1. 10. 1871 bis 1. 10. 1873 zum 4. Oberschleſ. Inf.-Rgt. Nr. 63 komdrt. - 1. 10. 1873 bis 4. 4. 1876 Insp. Offz. an der Kriegssch. Met. 4. 4. 1876 ptm . u. Komp .-Chef. 19. 1. 1878 in das 7. Thüring. Inf.-Rgt. Nr. 96 versezt. - 4. 3. 1879 bis 22. 12. 1881 à 1. s. desselben und zur Dienstleistung beim Erbprinzen von Reuß jüngere Linie, Durchl. - 22. 12. 1881 als Komp.-Chef ins 6. Westf. Inf. - Rgt. Nr. 55. 13. 12. 1887 als Major dem Braunschw . Inf.-Rgt. Nr. 92 aggr. - 22. 3. 1888 in die 1. Hauptmannsstelle eingerückt. 17. 6. 1889 als Bat. Komdr. ins Haunov. Füs.-Rgt. Nr. 73 versett (3. Bat.). Franz Theodor Konrad Leopold Reinhold. 15.2.1855 zu Königsberg geb. - 7. 5. 1875 Diensteintr. beim Hannov . Füf. - Rat. Nr. 73. - 14. 12. 1875 Port. Fähnr. -- 17. 10. 1876 Sek.-Lt. - 18. 3. 1879 zum See-Bat. versett. -- 2. 11. 1882 zum 2. Brandenb. Gren. Rgt. Nr. 12 (Prinz Karl von Preußen) versett - 14. 2. 1885 ausgeschieden und zur Ldw . übergetreten. - 11. 12. 1886 Pr. Lt. - Wohnt in Schöneberg. 149. Oskar Hermann Johannes von Rekowski. 25. 5. 1849 zu Borntuchen (Prov . Pommern) geb. - 13. 6. 1866 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 2. Weſtf. Jnf.-Rgt. Nr. 15˚ (Prinz Friedrich der Nieder1866 Krieg in Südwest-Deutſchland. -- 13. 10. 1866 lande) ; Patent 16. S. 66

Offizier -Stammliſte.

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Set. Lt. - 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 versett. - 1870 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.) - 15. 8. 1870 bis 17. 11. 1870 Adj . des 1. Bat. - 6. 1. 1871 bis 21. 6. 1871 Adj. beim Bezirks -Kdo. Borken. 1. 7. 1873 bis 1. 8. 1876 Adj. beim Bezirks Kdo. Hannover. - 15. 10. 1874 11. 6. 1879 Abschied. - War Distrikts-Kommiſſar in Pakosch, jezt in Pr. Lt. Polajewo (Prov. Posen). 150. Gustav Alwin Reinhold von Rekowski. 21. 8. 1851 zu Borntuchen (Prov . Pommern) geb. - 2. 8. 1870 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73 (Patent 28. 11. 70). - 1870-71 15. 9. 1876 Krieg gegen Frankreich. - 5. 3. 1871 Sek. Lt. bis 15. 9. 1878 Adj . des 3. Bat. 10. 7. 1880 Pr. Lt. - 22. 3. 1887 Hptm. und Komp.-Chef (4. Komp.). 151. Ernst Otto von Rex. 1. 4. 1857 zu Rothvorwerk (Prov. 15. 4. 1876 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Brandenburg) geb. 13. 10. 1877 Fähnr. zum Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73 (Patent 11. 11. 76). Set. Lt. 11. 7. 1882 bis 1. 4. 1886 Erzieher am Kadettenhause Potsdam. - 15. 4. 1886 ins Braunschw. Inf.-Rgt. Nr. 92 versetzt. - 22. 3. 1887 Pr. Lt. - 17. 4. 1888 Komp. Offz an der Uffz . Sch. Weißenfels . - 21. 9. 1889 à 1. s. feines Rgts . - 15. 2. 1890 Komp. - Führer an der Uffz. - Vorschule Annaburg. 152. Gotthelf August Benno Louis Graf von Rittberg. 26. 8. 1860 zu Poſen geb. — 12. 4. 1879 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum Hannov. Füſ. - Rgt. Nr. 73. - 1. 10. 1883 bis 1. 10. 1886 Komp. 1. 10. 1889 Offz. an der Uffz. Ech. Potsdam. 29. 11. 1888 Pr. Lt. Insp. Offz. an der Kriegssch. Glogau.

153. Anton Wilhelm Julius Ritter. 7. 12. 1844 zu Plauenthin (Prov. Pommern) geb. 10. 11. 1864 Dienſteintr. beim 7. Pomm. Inf. Rgt. Nr. 54. - 9. 5. 1865 Port. Fähnr. - 1866 Krieg gegen Desterreich. 12. 7. 1866 Set. Lt. 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 verſeßt. 1870-71 15. 6. 1869 bis 26. 7. 1870 Adj. beim Bezirks-kdo. Hannover. Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 30. 4. 1872 bis 12. 2. 1874 Adj. des 1. Bat. 12. 2. 1874 als Pr. Lt. in das 1. Rhein. Inf. -Rgt. Nr. 25 versett. - 15. 5. 1875 bis 12. 6. 1880 Rgts . Adj . --- 12. 6. 1880 bis 22. 3. 1881 Adj . der 31. Jnf. -Brig. ― 24. 6. 1880 Hptm. 22. 3. 1881 als Komp. Chef ins 4. Westf. Inf. Rgt. Nr. 17. 22. 3. 1889 als Vorstand des Bekleidungsamtes Wilhelmshaven in das 2. See - Bat. 16. 1. 1890 Major . 154. Egenalph Wilhelm Bruno Adolf Freiherr Roeder von Diersburg. 9. 3. 1845 zu Braunschweig geb. ― 9. 4. 1864 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 4. Magdeb. Inf. Rgt. Nr. 67. 5. 5. 1866 3 bis 25. 5. 1871 Adj. des Füs. Bat. 1866 Krieg gegen Oesterreich. 30. 1. 1871 Pr. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). --- 3. 7. 1877 ptm. und Komp. -Chef. - 22. 3. 1889 als überzähl. Major - 24. 3. 1890 als Bat. Komdr. in in das Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. das 1. Hannov. Juf.-Rgt. Nr. 74. 155. Oskar Wilhelm Karl von Rohrscheidt. 15. 11. 1848 zu Breslau geb. - 1. 10. 1867 als Einj. Frw. beim 3. Garde - Gren. Rgt. Königin Elisabeth eingetr. - 9. 5. 1868 Port. Fähnr. - 9. 2. 1869 Sek. Lt. -- 16. 7. 1870 bis 26. 3. 1871 zum Kriege gegen Frankreich zum 2. Bat. (Breslau) 1. Garde- Gren.-Ldw. -Rgts . komdrt. (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 1873-76 18. 5. 1876 Pr. Lt. - 11. 10. 1879 bis 4. 2. 1882 Adj . Kriegsakad. der 33. Inf. - Brig. 4. 2. 1882 als Hptm. und Komp. Chef in das 1. Bad. Leib . Gren. - Rgt. Nr. 109. - 11. 12. 1886 Adj. beim Gen. Kdo.

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Anlage Nr. IV.

IV. Armee - Korps unter Verſeķung in das Hannov. Füf. - Rgt. Nr. 73 (Patent 4. 2. 81). 21. 9. 1889 als Major zum Inf. Rgt. Herzog Friedrich Wilhelm v. Braunschweig (Ostfries.) Nr. 78 versett. 24. 6. 1890 zum Milit. Kabinet. - 12. 8. 1890 à 1. s. seines Rgts . gestellt. 156. Friedrich Wilhelm Ludwig Ronneberg. 2. 10. 1845 zu Münster geb. - 1. 3. 1866 Diensteintr. beim 1. Westf. Inf. Rgt. Nr. 13. 1866 Krieg in Südweſt - Deutſchland. - 18. 1. 1867 um Inf. Rgt. Nr. 73 verfest. ― 11. 4. 1867 Port. Fähnr. - 10. 8. 1868 Sel. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 15. 8. 1872 in das 2. Großh. Heff. Inf. Rgt. (Großherzog) Nr. 116 versett. 24 7. 1875 Pr. Lt. 26. 9. 1883 Hptm. und Komp .-Chef. - 19. 3. 1884 zu Darmſtadt geſt. 157. Hermann Gustav Adolf Wilhelm Roscher. 19.5. 1855 zu Hannover geb. - 29. 9. 1875 Dienſteintr. beim Hannov. Füf. - Rgt. 10. 2. 1877 Sek. Lt. -- 22. 3. 1881 Nr. 73. - 18. 5. 1876 Port. Fähnr. in das Inf. Rgt. Nr. 99 verfest. - 22. 3. 1887 Pr. Lt. - 1. 12. 1888 bis 31. 3. 1890 Adj . beim Bezirks -Kdo . Altkirch. 158. Karl Friedrich Edgar Rudloff. 23. 9. 1850 zu Hannover geb. - 9. 8. 1867 Dienſteintr. beim Kgl. Sächs. Leib-Gren.-Rgt. - Aug. 1868 Port. Fähnr. - 1. 12. 1868 Sek. Lt. 5. 10. 1869 Abſchied. ― 12. 11. 1871 Wiedereintr. auf Beförderung beim 1. Westpreuß . Gren.-Rgt. Nr. 6. - 13. 7. 1872 Port. Fähnr. - 11. 3. 1873 Sek. Lt. - 13. 11. 1873 in das Hannov. Füſ.Rgt. Nr. 73 versett. 21. 3. 1882 Pr. Lt. (Patent 5. 10. 82). 17. 6. 1887 22. 3. 1887 in das 4. Weftf. Juf. - Rgt. Nr. 17 versett. Abschied mit der Unif. des Füſ. - Rgts . 73. - Wohnt in Wiesbaden.

159. Friedrich Rudolf Rüdiger. 5. 11. 1853 zu Gieboldehausen (Hannover) geb. 28. 4. 1872 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähur. zum Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73 (Patent 12. 12. 72) . - 16. 10. 1873 Set. Lt. 11. 11. 1876 bis 11. 12. 1877 à 1. s. des Rgts. und in Egypten. - 12. 3. 1881 bis 15. 6. 1882 à 1. s. des Rgts . und in Algier. - 14. 2. 1885 Pr. Lt. - 14. 5. 1887 Abschied mit der Rgts. Unif. Wohnt in Hannover. 160. Eduard Sakowski. 30. 11. 1843 zu Ortelsburg geb. 11. 5. 1861 Dienſteintr. beim 8. Ostpreuß . Inf. Rgt. Nr. 45. - - 12. 4. 1862 Port. Fähnr. 13. 11. 1863 Set. Lt. 1866 Krieg gegen Oesterreich. 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 74 verseßt. -- 9. 10. 1867 bis 19. 8. 1870 8. 8. 1870 Pr. Lt. - 1870-71 Krieg Adj. beim Bezirks - Kdo. Iserlohn . gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). 13. 4. 1876 ptm. und Komp .-Chef. 13. 11. 1887 als Major dem Hannov. Füß. Rgt. Nr. 73 aggr. — 22. 3. 1889 in die 1. Hauptmannsſtelle. — 16. 4. 1889 als Bat. Komdr. in das 3. Nieberſchleſ. Juf.-Rgt. Nr. 50 verſeßt. - 17. 4. 1890 zur Disposition gestellt und Inaktiver Stabsoffz. beim Gen. -Kdo. V. Armee -Korps . 161. Ernst August Emil von Schack. 22. 3. 1867 zu Poltnis (Mecklenburg) geb. 14. 4. 1885 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fahur. zum Hannov, Füs. - Rgt. Nr. 73 (Patent 12. 11. 85). 18. 9. 1886 Sef. Lt. - 12. 9. 1890 Adj . des 2. Bat. 162. Julius Freiherr von Schauroth. 3. 4. 1824 zu Eisenach geb. 27. 3. 1841 Diensteintr. als Kadet beim Fürstl. Schwarzb.Rudolst. Füs. Bat. 5. 10. 1841 Unter-Lt. - 12. 5. 1849 Ober-Lt. - 1849 Feldzug in Baden. - 1. 1. 1857 St. Kapit. — 27. 4. 1857 Hptm, und Komp. -Chef. 25. 7. 1859 Johanniter-Orden. --- 1859-60 in Disponibilität. 1866 Krieg in Südwest-Deutschl. ( Schwarzb. Milit. Verdienstkreuz) .- 25. 9. 1867 dem Juf.-Rgt. Nr. 73 aggr. - 10. 8. 1868 Abschied als Major. - 1870-71 Insp. der Lazarethe zu Bingen. - Lebte als Schwarzb.-Rudolst, Kammerherr bis 1886 in Wiesbaden , sodann in Camberg . -- 26. 2. 1887 zu Camberg geft.

Offizier Stammliste.

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163. Franz Heinrich von Scheel. 9. 10. 1839 zu Koblenz geb. - 8. 5. 1858 aus dem Kadettenkorps als Set. Lt. zum 39. Inf.- (7. Res.-) Rgt. - 1861-1864 Kriegsalad. - 1. 10. 1864 bis 1. 6. 1865 zur Dienſtleistung bei der 8. Art.-Brig. - 2. 10. 1865 bis 18. 5. 1866 zum Gr. Generalſt. fomdrt 24. 6. 1866 Pr. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich als 2. Adj . der kombin. Ldw . - Inf. - Div. - 13. 9. 1866 bis 12. 12. 1868 Adj . der 25. Inf. -Brig. 12. 12. 1868 bis 1. 8. 1869 Lehrer an der Kriegssch. Neiße. 22. 3. 1869 à 1. s. des 3. Heſſ. Inf.-Rgts . Nr. 83 - 1. 8. 1869 bis 18. 7. 1870 1870-71 Krieg Lehrer an der Kriegssch. Engers. - 23. 10. 1869 Hptm. gegen Frankreich ; 1. 9. 1870 bei Sedan verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl.) . 2. 5. 1871 bis 25. 7. 1874 Lehrer an der Kriegssch. Engers. ― 25. 7. 1874 als Komp. Chef ins 3. Oberschleſ. Inf. - Rgt. Nr. 62. - 7. 11. 1876 bis 13. 4. 1878 Adj. beim Gen. Kdo. I. Armee-Korps und à 1. s. des 7. Rhein. Inf. Rgts. Nr. 69 (Patent 23. 10. 68). 30. 4. 1877 Major. - 13. 4. 1878 als Etatsm. Stabsoffz. ins 2. Hannov. Inf. Rgt. Nr. 77. - 14. 2. 1880 Dir. der Kriegssch. Met. - 3. 11. 1884 als Bat. Komdr. ins 1. Großh. Heff. Inf. (Leibgarde-) Rgt. Nr. 115. 19. 2. 1885 Ob. Lt. und Etatsm. Stabsoffs. ― 17. 1. 1888 mit Führung des Hannov. Füſ. - Rgts. Nr. 73 beauftragt und à 1. s. deffſelben. 17. 4. 1888 Oberst und Rgts. Komdr. 20. 4. 1889 à 1. s. des Rgts . und Präses der Ober- Milit.- Examin. - Kommiſſ. (Komdr.-Kreuz 2. Kl. des Braunſchw. Ordens Heinrichs des Löwen). - 17.4. 1890 Rang eines Brig. Komdrs. - 18. 11. 1890 Gen. Maj. 164. Eduard Hermann von Schtopp. 30. 11. 1833 zu Breslau geb. - 26. 4. 1851 aus dem Kadettenkorps als Set. Lt. zum 18. Inf. Rgt. 1854-1857 Allgem. Kriegssch. - 15. 10. 1857 bis 1. 7. 1858 Lehrer an der Div. Sch. Glogau. - 1. 12. 1857 bis 15. 5. 1860 Bat. Adj. 31. 5. 1859 Pr. Lt. 15. 5. 1860 bis 15. 5. 1861 Rgts . Adj . - 15. 5. 1861 bis 1. 3. 1862 komdrt. zum Topogr. Büreau des Gr. Generalſt. - - 12. 4. 1862 Hptm. und Komp. - Chef. - 1864 Krieg gegen Dänemark (Roth. Adler - Orden 4. Kl. m Schw .). - 1866 Krieg gegen Oesterreich (20. 9. 1866 Orden pour le mérite ). - 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 75 verſeßt. - - 22. 3. 1868 als Major in den Gr. Generalſt. verfeßt. 25. 11. 1868 als Generalſt. - Off3. zur 11. Div. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 1. kl.). 17. 2. 1872 Johanniter - Orden. 29. 2. 1872 als Bat. Kombr. in das - 12. 2. 1876 Hannov. Füs.Rgt. Nr. 73 ( 1. Bat.). - 22. 3. 1873 Ob. Lt. — Führer des 7. Weftf. Juf. Ägts . Nr. 56, 11. 3. 1876 Kombr. desselben. 22. 3. 1876 Oberst. -- 11. 6. 1882 Führer, 6. 7. 1882 Gen. Maj. und Komdr. der 12. Inf. Brig. - 26. 3. 1885 níp . ser 1. 2òm. np . - 11. 2. 1886 Kombt. von Spandau. - 15. 1. 1887 Charakter als Gen. Lt. ( Patent 22. 3. 87). - 18. 8. 1888 Gouverneur von Köln. - 5. 5. 1891 Charakter als Gen. der Inf. 165. Gustav Heinrich Schlander. 21. 2. 1843 zu Danzig geb. - 1. 2. 1863 Dienſteintr. beim See - Bat. 8. 1. 1864 Port. Fähnr. 22. 3. 1868 in das Hannov. Füf. Rgt. Nr. 73 24. 10. 1865 Sek. Lt. --1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI. ). versetzt. 21. 9. 1871 27. 12. 1881 zu Wien geft. Pr. Lt. - 14. 2. 1878 Abschied. Gustav Friedrich Heinrich Schlüter. 31. 8. 1837 zu 166. Justinenhof (Prov. Brandenburg) geb. 29. 3. 1856 Dienſteintr. beim 35. Inf.-(3. Ref.-)Rgt. - 13. 11. 1856 Port. Fähnr. - 19. 12. 1857 Set. Lt. - 1. 2. 1861 bis 16. 11. 1864 Bat. Adj. - 1864 Krieg gegen Dänemark (Rothen Adler -Orden 4. Kl. m. Schw.). - 16. 11. 1864 als Pr. Lt. in das 1. Ostpreuß. Gren. Rgt. Nr. 1 (Kronprinz) verſeßt. — 9. 12. 1865 bis 23. 5. 1868 Adj. der 6. Inf. - Brig. - 1866 Krieg gegen Desterreich (Kronen-Orden 4. KI. m. Schw.). - 30 % 10. 1866 zum Inf. Rgt. Nr. 73 verfekt. - 22. 3. 1868 Hptm. 23. 5. 1868 Komp . Chef (4. Komp.). - 1870-71 Krieg gegen

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Anlage Nr. IV.

Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 17. 6. 1871 bis 10. 9. 1876 Adj . beint Gen. Kdo. VII. Armee - Korps . - 30. 7. 1874 zum Hohenzoll. Füſ. Rgt. Nr. 40 versett (Patent 22. 3. 67). - 22. 3. 1876 Major. - 10. 9. 1876 als Etatsm. Stabsoffz. zum 1. Westf. Inf. Rgt. Nr. 13. - 9. 7. 1877 als 6. 12. 1883 als Ob. Lt. Bat. Komdr. zum 8. Ostpreuß. Inf.-Rgt. Nr. 45. und Etatsm. Stabsoffz. zum Oftfries. Inf. Rgt. Nr. 78. - 8. 3. 1887 Oberst und Komdr. des Inf. Rgts . Nr. 97. - 24. 3. 1890 Gen. Maj. und Komdr. der 60. Inf.-Brig. 167. Karl Friedrich Heinrich von Schmid. 27. 9. 1833 zu Kupp (Prov. Schlesien) geb. - 2. 10. 1852 Dienſteintr. beim Kaiser Franz Gren. Rgt. - 1. 7. 1860 11. 6. 1853 Port. Fähnr. - 9. 3. 1854 Sek. Lt. in das 4. Garde-Gren.-Rgt. Königin verſeßt. - 11. 3. 1862 Pr. Lt. - 1864 Krieg gegen Dänemark. 3. 10. 1866 als Hptm. und Komp.-Chef in das Juf. Rgt. Nr. 73 (8. Komp.). - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. 18. 5. 1876 als Major dem Rgt. aggr. 1. 10. 1876 als Etatsm. Stabšoffz. -- 2. 3. 1880 als in das 3. Großh. Heff. Juf. Rgt. (Leib-Rgt.) Nr. 117. 2. 3. 1882 dem Rgt. aggr. Bat. Komdr. in das 4. Rhein. Inf. Rgt. Nr. 30. - 10. 6. 1882 Bezirks -Komdr. in Bonn. -- 12. 1. 1884 Charakt. als Ob. Lt. - 10. 9. 1886 zu Bonn gest. 168. Friedrich Adolf Joseph von Schmid. 30. 1. 1843 zu Hanau geb. - 11. 6. 1861 aus dem Kadettenkorps zu Kaſſel als Port. Fähnr. zum Kurfürstl. Heff. 2. Inf.-Rgt. (Landgraf Wilhelm). - 15. 10. 1861 Sek. Lt. - 26. 1. 1862 in das 1. Inf.-Rgt. (Kurfürst). - 1866 Krieg gegen Preußen. 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 73 übernommen. - 9. 2. 1869 Pr. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eiſ. Kreuz 2. Kl.). 11. 2. 1873 ptm. und Komp. Chef (10. Komp.). - 1. 12. 1874 in das 6. Thüring. Inf. Rgt. Komp.-Chef Nr. 95 versest. 12. 1. 1884 Abschied als Major. Geisteskrank an den Folgen eines am 6. 7. 1881 erlittenen Sturzes mit dem Pferde ; in der Heilanstalt zu Ilten. - 6. 9. 1887 zu Ilten gest.

169. Heinrich Gottlieb Eduard Schmidt. 2. 7. 1835 zu Kassel geb. - 26. 5. 1854 aus dem Kadettenkorps zu Kaffel als Port. Fähnr. zum Kurfürstl. Heff. 2. Inf.-Rgt. (Landgraf Wilhelm). - 26. 9. 1854 Sek. Lt. 1863 bis 1866 Bat. Adj . - 1866 Krieg gegen Preußen. · 30. 10. 1866 als Pr. Lt. in das Juf.-Rgt. Nr. 73 übernommen. ― 20. 4. 1869 in das 2. Hannov. Inf -Rgt. Nr. 77 versett. - 1870 Krieg gegen Frankreich. 6. 8. 1870 in der Schlacht bei Spicheren gefallen. 170. Heinrich Elimar Gustav Schmidt von Knobelsdorf. 16. 2. 1859 zu Berlin geb. - 15. 4. 1878 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähnr. zum Hannov. Füſ.-Rgt. Nr. 73. ― 12. 11. 1878 Set. Lt. 1883-86 Kriegsakad. 7. 10. 1881 bis 13. 10. 1883 Adj . des 1. Bat. 13. 12. 1887 Pr . Lt. 1. 4. 1888 bis 21. 9. 1889 Adj . beim Bezirks - Kds . Hannover. - 21. 9. 1889 Rgts . Adj. 171. Sittig Paul Ferdinand Wilhelm Schmidt von Knobelsdorf. 20. 8. 1862 zu Rosenau (Prov. Ostpreußen) geb. 16. 4. 1881 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. -- 8. 5. 1883 in das Niederrhein. Füs.-Rgt. Nr. 39 versett. 23. 6. 1884 bis 1. 10. 1887 Bat. Adj . 1. 10. 1888 Komp. Offz. bei der uffz . Sch. Weißenfels. -- 15. 2. 1890 Pr. Lt. 172. Eduard Friedrich Wilhelm Schöning. 11. 10. 1841 zu Berlin geb. - 1. 8. 1859 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 12. Inf. Rgt. (Patent 14. 4. 60). - 19. 9. 1860 als Sek. Lt. in das 6. Brandenb. Inf.-Rgt. (Nr. 52). - 2. 12. 1862 in das 2. Westf. Inf.-Rgt. Nr. 15 versezt. 1864 Krieg gegen Dänemark (Roth. Adler - Orden 4. Kl.

Offizier - Stammliſte.

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m. Schw.). - 30. 10. 1866 in das Juf.-Rgt. Nr. 73 verfekt. - 14. 6. 1867 Pr. Lt. - 1867-70 Kriegsakad . - 1870 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. RI.). - 21. 9. 1871 Sptm. und Komp. - Chef ( 1. Komp.). - 28. 12. 1872 à 1. s. des Rgts . und Plazmajor in Kaſſel. — 19. 12. 1882 zu Marburg geft. 173. Vincenz Ludwig Gottlieb Oswald Schrage. 1. 11. 1856 zu Pr. Holland geb. 28. 9. 1878 Dienſteintr. beim Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73. - 13. 5. 1879 Port. Fähnr. - 14. 2. 1880 Sek. Lt. - 22. 3. 1881 1. 9. 1886 bis 30. 11. 1886 in das 5. Ostpreuß. Juf.-Rgt. Nr. 41 verſeßt. zur Luftschiffer Abth. fombrt. - 22. 3. 1889 Pr. Lt. Friedrich Karl Hermann Schröder. 30. 4. 1834 zu 174. Eschwege geb. - 6. 6. 1853 aus dem Kadettenkorps zu Kaffel als charakt. Port. Fähnr. zum Kurfürstl. Heff. Jäger = Bat. ( Patent 8. 12. 53). 24. 1. 1854 Sek. Lt. - 1. 5. 1865 als Pr. Lt. dem Bat. aggr. - 1866 Krieg gegen Preußen. - 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 übernommen. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI. ) . - - 20. 9. 1870 Hptm. und Komp.-Chef (6. Komp.). - 12. 6. 1880 Abschied als Major mit der Rgts. Unif. - Wohnt in Oldendorf bei Elze. 175. Wilhelm Friedrich Schulz. 23. 9. 1823 zu Irglacken (Prov. Ostpreußen) geb. ― 12. 8. 1841 aus dem Kadettenkorps als Sef. Lt. zum 27. 5. 1849 bis 31. 10. 1850 Bat. Adj. - 22. 6. 1852 5. Inf. Rgt. Pr. Lt. - 1851-54 Allgem . Kriegssch. - 12. 3. 1859 ptm. und Komp .< 30. 10. 1866 als Major und Chef. - 1866 Krieg gegen Desterreich. Etatsm. Stabsoffz. in das Inf. Rgt. Nr. 73 versett. - 22.5. 1868 à 1. s. des Rgts. gestellt und als Bat. Komdr. zum Großh. Heſſ. 4. Inf. Rgt. (Prinz Karl) komdrt. - 10. 11. 1868 in das 1. Naſſ. Inf. 2 Rgt. Nr. 87 versett. 1870-71 Feldzug gegen Frankreich (Eif. Kreuz 1. KI.) .— 18. 8. 1871 Ob. Lt. - 22. 3. 1873 Oberst. 23. 5. 1873 Komdr. des Ostfries. Inf.-Rgts . Nr. 78. - 15. 10. 1874 zu den Offz. von der Armee verſeßt. - 11. 11. 1875 -Abschied. 30. 11. 1889 zu Wiesbaden gest.

176. Friedrich Wilhelm Karl Julius Seidensticker. 31. 1. 1855 zu Marienau (Hannover) geb. - 30. 6. 1875 Dienſteintr. beim 10. 2. 1877 Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. - 12. 2. 1876 Port. Fähnr. Set. Lt. - 22. 3. 1881 in das Inf.-Rgt. Nr. 129 versett. - 1. 10. 1886 bis 1. 5. 1888 Adj. beim Bezirks- Kdo. Schneidemühl. 22. 3. 1887 Pr. Lt. - 24. 3. 1890 zum Inf.-Rgt. Nr. 140 versezt. 177. Hans Hermann Friedrich Senff. 14. 2. 1826 zu Stettin geb. 1. 4. 1846 bis 31. 3. 1847 Einj. Frw. bei der 2. Pion. Abth. 14. 10. 1848 Set. Lt. im 1. Bat. (Stettin) 2. Ldw . - Rgts . - 1. 6. 1849 bis 8. 11. 1849 eingezogen zum 24. Ldw.-Rgt.; Feldzug in Baden. - 1. 1. 1850 16. 2. 1850 als jüngster dem 1. Bat. (Ruppin) 24. LdwRgts. überwiesen. Set. Lt. im 14. Inf. Rgt. angestellt. - 12. 3. 1857 Rettungs- Medaille. 1. 7. 1860 in das 7. Pomm. Inf.-Rgt. (Nr. 54) ver 10. 5. 1859 Pr. Lt. segt. — 12. 4. 1862 ptm. und Komp .-Chef. - 1866 Krieg gegen Desterreich. 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 73 versett (9. Komp.) . - 1870-71 22. 12. 1870 als Major dem Krieg gegen Frankreich ( Eis. Kreuz 2. Kl.). Rgt. aggr. - 24. 6. 1871 in das Rgt. wieder einrangirt. - 15. 9. 1871 bis 11. 8. 1873 Komdr. des 3. Bat. 11. 8. 1873 Komdr. des Ersaß - Bat. 14. 9. 1880 Bezirks - Komdr. in Saarlouis. 20. 9. 1876 Ob. Lt. 18. 10. 1881 Charakter als Oberſt. - 17. 6. 1887 Abschied (Roth. AdlerOrden 3. Kl. m. d. Schl.) . - Wohnt in Stettin, 178. Alexander Anton Emil Karl Siegener. 29. 9. 1859 zu Dannenberg geb. - 1. 10. 1878 Diensteintr. beim Hannov. Füs. -Rgt. Nr. 73. - 13. 5. 1879 Port. Fähnr. - 14. 2. 1880 Sek. Lt. - 22.5. 1889 Pr. Lt. - 1. 10. 1890 Kriegsakad.

426

Anlage Nt. IV.

179. Franz Georg Oskar Siemens. 31. 10. 1853 zu Aurich geb. - 24. 9. 1875 Dienſteintr. beim Hannov. Füß. - Ngt. Nr. 73. 18. 5. 1876 Port. Fähnr. — 10. 2. 1877 Sek. Lt. — 24. 12. 1883 bis 22. 2. 1888 Adj. des 3. Bat. - 22. 3. 1887 Pr. Lt. - 1. 10. 1889 Kriegsalad. 180. Hartmann Andreas Leberecht Günther Max von Spangenberg. 24. 11. 1862 zu Peisterwit (Prov. Schlesien) geb. 12. 9. 1883 Dienſteintr. beim Hannov . Füf.-Rgt. Nr. 73. - 15. 4. 1884 Port. Fähnr. - 14. 4. 1885 Sel. Lt. --- 17. 4. 1890 à 1. s . des Rgts. 27. 8. 1890 zum Auswärtigen Amt komdrt ; mit der Expedition des Dr. Zintgraff in das Hinterland von Kamerun. - 31. 1. 1891 im Gefecht bei Bandeng geblieben. 181. Martin Manfred Wilhelm Walther von Specht. 19. 6. 1855 zu Kaffel geb. 19. 4. 1873 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum 3. Magdeb. Inf. Rgt. Nr. 66. 1. 7. 1877 bis 1. 7. 1880 Adj. beim Bezirks- Kdo. Neuhaldensleben. - 1. 11. 1881 bis 11. 2. 1882 Rgts . Adj. ― 11. 2. 1882 bis 26. 11. 1887 Adj. der 35. Jnf.-Brig. - 13. 5. 1882 Pr. Lt. à l. s. des Rgts. - 26. 11. 1887 als Hptm. ins Hannov. Füſ. - Ngt. Nr. 73 versetzt. - 29. 11. 1888 à 1. s. des Rgts. und als Komp.-Führer zur Uffz. Sch. Ettlingen. -- 16. 6. 1891 als Komp.-Chef ins 1. Hannov. Juf.-Rgt. Nr. 74. 182. Werner Anton Freiherr von Spiegel zum Defenberg. 24. 1. 1845 zu Gr. Engershausen (Prov. Westfalen) geb. 25. 1. 1866 Dienſteintr. beim 2. Westf. Inf. Rgt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande). · ― 13. 10. 1866 1866 Krieg in Südwest-Deutschland. - 16. 8. 1866 Port. Fähnr. 1870-71 Sef. Lt. - 30. 10. 1866 zum Juf. - Rgt. Nr. 73 verſeßt. Krieg gegen Frankreich (Eiſ. Kreuz 2. Kl.). - 15. 8. 1874 als Pr. Lt. in das 4. Bad. Inf.-Rgt. Nr. 112 versett. - 15. 12. 1881 Sptm. u. Komp. Chef. -- 11. 3. 1886 Abschied. - Wohnt auf Gr. Engershausen (Prov. Westfalen). 183. Louis Kafimir von Spies. 8.3. 1846 zu Rosenau (Prov. Ostpreußen) geb. -- 6. 3. 1865 Dienſteintr. beim 1. Ostpreuß. Gren. - Rgt. Nr. 1 Kronprinz. - 11. 10. 1865 Port. Fähnr. 1866 Krieg gegen Oesterreich (Militär- Ehrenzeichen 2. Kl.). - 12. 7. 1866 Sek. Lt. - 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 73 versett. 1. 5. 1869 bis 1. 11. 1874 Adj. des 2. Bat. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ( Eiſ. Kreuz 2. KI.). - 7. 9. 1881 Optm. und Komp.-Chef (7. Komp.). - 15. 7. 1887 Johanniter-Orden. - 16. 8. 1889 Abschied als Major mit der Rgts. Unif. - Wohnt in Hannover. 184. Wilhelm Spit. 21. 8. 1836 zu Bonn geb. - 9. 5. 1855 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 29. Inf. Rgt. (Patent 17. 1. 56). - 18. 9. 1856 Abschied. - 16. 2. 1858 beim 17. Inf. Rgt. wieder angestellt . 10. 8. 1858 Sek. Lt. - 1. 10. 1865 bis 1866 zum 1866 Krieg gegen Westf. Jäger-Bat. Nr. 7 komdrt. - 11. 10. 1865 Pr. Lt. Desterreich. 15. 9. 1869 ptm. und Komp.-Chef. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 1. KI.). - 30. 4. 1877 in das Hannov. Füf.-Rgt. Nr. 73 verfest (11. Komp.). 20. 1. 1878 in die 13. Hauptmannsstelle ein. gerückt. - 15. 8. 1878 Major . - 14. 9. 1880 Étatsm. Stabsoffz. - 7.4. 1881 Bat. Komdr. (3. Bat.). 20. 8. 1885 à 1. s. des Rgts. und Dir. der Kriegsſch. zu Hannover. - 11. 3. 1886 Db. Lt. 19. 9. 1888 Oberst. - 16.4. 1889 Kombr. des Ldw.-Bezirks II Berlin. - 16. 4. 1891 mit Wahrnehmung der Geschäfte des Insp. der Ldw. Insp. Berlin beauftr. - 16. 5. 1891 Gen. Maj. und Ldm. Insp. 185. Ferdinand August Heinrich Theodor von Steuber. 13. 9. 1858 zu Scheefsel (Hannover) geb. 29. 9. 1879 Dienſteintr. beim Oldenb. Inf. Rgt. Nr. 91. 13. 5. 1880 Port. Fähnr. - 12. 2. 1881 Set. Lt. - 24. 3. 1890 als Pr. Lt. tus Füß. -Rgt. Gen. Feldm. Bring Albrecht v. Breußen (Hannov .) Nr. 73 verfett.

Offizier - Stammliste.

427

Karl Wilhelm Ernst Otto Ludwig Reinhard von 186. Stockhausen. 10. 4. 1868 zu Lüneburg geb. - 22. 3. 1887 aus dem Kadettenforps als charakt. Port. Fähnr. zum Hannov. Füß.- Ngt. Nr. 73 (Patent 15. 11. 87). 19. 9. 1888 Set. Lt.

187. Viktor von Stolkenberg. 18. 1. 1842 zu Luttmersen (Hannover) geb. - 25. 4. 1860 Diensteintr. beim 15. Inf. Rgt. Prinz Friedrich der Niederlande. 8. 12. 1861 Port. Fähnr. - 16. 12. 1862 Sel. Lt. 1864 Krieg gegen Dänemark ( Roth. Adler - Orden 4. Kl. m. Schw.). - 1866 - 30. 10. 1866 in das Krieg in Südwest-Deutschland (Allerh. Belobigung). Inf. 2 Rgt. Nr. 73 versett. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). - 20. 9. 1870 Pr. Lt. - 15. 7. 1875 Hptm. und Komp. -Chef (2. Romp.). - 18. 5. 1886 Abschied als Major mit der Rgts. Unif. - Wohnt in Luttmerſen. 188. August Ludwig Ferdinand Stolz. 23. 8. 1866 zu Stade geb. - 22. 3. 1886 Diensteintr. beim Hannov. Füs. - Rgt. Nr. 73. 13. 11. 1886 Port. Fähnr. - 17. 9. 1887 Set. Lt. 189. Eugen Karl Albert Strecker. 9. 4. 1838 zu Pleschen (Prov. Posen) geb. - 9. 1. 1857 Dienſteintr. beim 4. Inf.-Rgt. - 10. 4. 1858 Port. Fähnr. — 13. 11. 1859 Sek. Lt. — 1. 7. 1860 zum 7. Oſtpreuß. Inf. -Rgt. (Nr. 44) versett. -- 10. 4. 1863 bis 30. 10 , 1866 Bat. Adj . - 1866 Krieg gegen Desterreich (Allerh. Belobigung ). - 30. 10. 1866 als Pr. Lt. zum Inf. Rgt. Nr. 73. - 4. 11. 1866 bis 22. 6. 1867 Adj. des 2. Bat. 22. 6. 1867 bis 29. 12. 1870 Rgts. Adj. -- 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). --- 15. 1. 1871 Optm. und Komp. Chef (9. Komp.). 16. 4. 1874 Abschieb mit der Rgts. Unif. - Wohnt auf Radmannsdorf (Kr. Culm).

190. Otto Rarl Theodor August Stroedel. 31. 10. 1842 au Heilsberg geb. - 5. 12. 1860 Dienſteintr. beim 5. Ostpreuß. Inf. Rgt. (Nr. 41). 23. 7. 1861 Port. Fähnr. — 11. 2. 1862 Sek. Lt. - - 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 verſeßt. - 4. 11. 1866 bis 15. 8. 1870 Adj . des 1. Bat. - 12. 8. 1869 Pr. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. KI.). - 21. 5. 1874 Sptm . und Komp. Chef (9. Komp. ). - 13. 6. 1885 Abschied als Major mit der Rgts. Unif. - Lebt zu Hannover. 191. Franz Rudolf Karl von Struensee. 16. 9. 1834 ju Koblenz geb. - 25. 9. 1853 Dienſteintr. beim 22. Jnf. - Rgt. - 6. 7. 1854 23. 2. 1861 Port. Fähnr. - 6. 9. 1855 Sek. Lt. - 1860-63 Kriegsakad. in das 3. Oberschles. Inf. Rgt. (Nr. 62) verſeßt. - 11. 3. 1862 Pr. Lt. 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. 1864-65 fomdrt. zum Gr. Generalst. — 80. 10. 1866 als Hptm. und Komp. Chef Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.). zum Inf. Rgt. Nr. 78 (7. Komp.). - 22. 3. 1868 in den Generalft. versekt (V. Armee-Korps). - 16. 3. 1869 als Generalſt.-Offz. zur 10. Div. -1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eiſ. Kreuz 1. KI .). -3. 10. 1871 Major. 16. 4. 1872 zum Generalst. des IX. Armee-Korps. - 11. 3. 1876 als Bat. Komdr. in das 7. Ostpreuß. Inf. -Rgt. Nr. 44. < 22. 3. 1877 Ob. Lt. 17. 11. 1881 dem Rgt. aggr. und zur Vertretung des 16. 9. 1881 Oberst. Komdr. zum 1. Heſſ. Inf.-Rgt. Nr. 81 komdrt. - 10. 1. 1882 Führer, 11. 3. 1882 Komdr. dieses Rgts. — 14. 5. 1887 Führer der 22. Jnf.-Brig. - 16. 7. 1887 13. 12. 1888 zu Breslau gest. Gen. Maj. und Brig. Komdr. 192. Richard Karl Ludwig von Stutterheim. 4. 10. 1856 zu Holzminden geb. 2. 2. 1878 Dienſteintr. beim Hannov. Füſ. - Rgt. - 16. 10. 1879 Sek. Lt. - 20. 10. 1883 Nr. 73. 12.9 . 1878 Port. Fähnr. — bis 10. 6. 1884 Adj . des 1. Bat. -- 10. 6. 1884 à 1. s. des Rgts. gestellt. 4. 7. 1885 Abschied. = Wohnt auf Ahrensberg bei Coburg.

428

Anlage Nr. IV.

193. Max Otto Moriß von Szczepański. 2. 11. 1867 zu Cöslin geb. 31. 3. 1887 Diensteintr. beim Hannov. Füf. Füs. - Rgt. Nr. 73. - 15. 11. 1887 Port. Fähnr. - 19. 9. 1888 Set. Lt. 194. Thaddäus von Szymonski. 25. 12. 1835 zu Neu Stradam (Prov. Schlesien) geb. 11. 3. 1856 Dienſteintr. beim GardeRef. Rgt. 15. 11. 1856 Port. Fähnr. 12. 1. 1858 Sef. Lt. - 10. 9. 1864 in das Beurlaubten-Verhältniß übergetreten; 1. Bat. (Berlin) 2. Garde-Ldm.Rgts . - 6. 6. 1865 Pr. Lt. im 2. Aufgebot. 1866 Krieg gegen Oesterreich. - 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 79 einrangirt. - 1870-71 Komp.Führer beim Besaßungs -Bat. Düſſeldorf Ldw. - Rgts . Nr. 17. - 16. 9. 1870 Hptm . und Komp . -Chef. - 16. 4. 1874 in das Hannov. Füß. Rgt. Nr. 73 versett (2. Komp.) — 15. 6. 1875 Abschied. — Wohnt auf Slawiß (Kr. Oppeln) . 25. 11. 1835 195. Aleris Louis Adelbert Oskar Laureďk. zu Elbing geb. ―- 15. 9. 1854 Dienſteintr. beim 1. Inf. Rgt. ― 10. 7. 1855 Port. Fähnr. - 22. 10. 1856 Set. Lt. - 5. 11. 1861 bis 7. 10. 1864 Gouv. Adj. in Königsberg. - 9. 6. 1864 Pr. Lt. - 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler - Orden 4. Kl . m. Schw .). - 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 78 verset. - 4. 11. 1866 bis 14. 6. 1867 Rgts . Adj . 14. 6. 1867 Sptm. und Komp .-Chef ( 11. Komp.). - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). 30. 4. 1877 als Major in die 13. Hauptmannsstelle. - 18. 1. 1878 Etatsm . Stabsoffz. 14. 9. 1880 Bat. Komdr. (3. Bat.) 22. 3. 1881 in das Inf.-Rgt. Nr. 181 verfekt. - 14. 7. 1883 Bezirks -Komdr. in Gräfrath. 11. 11. 1884 Abschied als Ob . Lt. mit der Unif. des Füs. Rgts . Nr. 73. - Wohnt in Freiburg in Baden.

196. Johann Hermann Ulrichs. 13. 9. 1864 zu Bremen geb. 25. 9. 1883 Diensteintr. beim Hannov . Füß.-Rgt. Nr. 73. - 15. 4. 1884 Port. Fähnr. 14. 2. 1885 Sek. Lt. -- 14. 5. 1887 à 1. s. des Rgts. 13. 11. 1888 Abschied. - Wohnt in Berlin. 197 . Albert Eduard von Usedom. 20. 1. 1847 zu Königsberg geb. - 9. 4. 1864 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 1. Ostpreuß. Gren -Rgt. Nr. 1 (Patent 18. 12. 64). 11. 11. 1865 Sek. Lt. (Patent 11. 10. 65 ). - 1866 Krieg gegen Oesterreich (Allerh. Belobigung). 30. 10. 1866 in das Inf.-Rgt. Nr. 73 verfekt. — 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl ). - 29. 12. 1870 bis 15. 10. 1874 Rgts . Adj. 21. 9. 1871 Pr. Lt. - 15. 10. 1874 bis 16. 7. 1878 Adj . der 37. Inf.. Brig. - 30. 4. 1877 in das 5. Thüring. Inf.-Rgt. Nr. 94 versett. 22. 9. 1877 Hptm. 16. 7. 1878 Komp. - Chef. - 22. 3. 1889 als Major dem Rgt. aggr. - 22. 5. 1889 in die 1. Hauptmannsstelle eingerückt. ― 17. 4. 1890 als Bat. Komdr . ins Inf.-Rgt. Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenb .) Nr. 64. 198. Joachim Ludwig Wilhelm Egmont von Versen. 10. 4. 1849 zu Berlin geb. 8. 4. 1867 Dienſteintr. beim Garde - Füs. Rgt. --- 14. 11. 1867 Port. Fähnr. 7. 7. 1868 Sek. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eif. Kreuz 2. KI .). 22. 10. 1872 bis 12. 2. 1876 Bat. Adj . - 18. 5. 1876 Pr. Lt. 1. 10. 1877 bis 30. 9. 1878 zum Hannov. Jäger-Bat. Nr. 10 komdrt. - 10. 1. 1882 Hptm. und Komp.-Chef. - 17. 2. 1887 Johanniter-Orden. - 15. 1. 1889 à 1. s . des Rgts. und Komdr. der Uffz. Vorschule Weilburg (Patent 22. 3. 81) . - 21. 9. 1889 unter Stellung à 1. s. des Füs -Rgts. Gen. Feldm. Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 73 zum Major befördert. - 16. 4. 1891 als Bat. Komdr. in das 1. Bad. Leib-Gren. Rgt. Nr. 109 verseßt. 199. Friedrich Karl Hermann Georg von Biebahn. 15. 11. 1840 zu Arnsberg geb. — 16. 7. 1859 Dienſteintr. beim Kaiſer

Offizier Stammliste.

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Alexander Gren.-Rgt. - 3. 3. 1860 Port. Fähnr. - 12. 7. 1860 Sek. Lt. 1864-1866 Kriegsakad. -- 1866 Krieg gegen Desterreich (Kronen - Orden 4. Kl. m. Schw.). 30. 10. 1866 als Pr. Lt. in das Inf. Rgt. Nr. 80. - 10. 10. 1868 bis 18. 7. 1870 Adj . der 42. Inf. -Brig. - 18. 7. 1870 1870-71 Krieg gegen zum Generalst. des Ober-Kdos. der III. Armee. Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl. ). - 26. 9. 1870 Hptm. - 24. 6. 1871 als Komp.- Chef zum Rgt. zurück. -- 15. 8. 1878 in das 1. Hannov . Inf. Rgt. Nr. 74 versett (Patent 26. 9. 69). - 25. 11. 1879 als Major ins Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73. - 14. 9. 1880 in die 1. Hauptmannsstelle eingerückt. 22. 3. 1881 Etatsm . Stabsoffa. 12. 7. 1883 Ritterkreuz des Hohenzoll. Hausordens. - 20. 10. 1883 à 1. s. d . Rgts . und Dir. der Kriegssch. Engers. 22. 3. 1887 Ob. Lt. - 13. 11. 1888 als Etatsm. Stabsoffz. in das 1. Heff. Inf. Rgt. Nr. 81. - 13. 8. 1889 Oberst und Komdr. des Inf. Rgts. v. Horn (3. Rhein.) Nr. 29. 200. Friedrich Karl Heinrich Völckers . 5. 8. 1870 zu Kiel geb. 30. 3. 1889 Diensteintr. beim Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73. 19. 11. 1889 Port. Fähnr. 20. 9. 1890 Sek. Lt. 201 . Kurt Franz Julius Gustav Adolf Freiherr von Wangenheim. 31. 3. 1862 zu Gotha geb. ---- 15. 4. 1882 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 73. -- 7. 1. 1888 bis 12. 9. 1890 Adj . des 2. Bat. --- 13. 6. 1890 Pr. Lt. (Patent 20. 9. 90). 1. 10. 1890 Kriegsakad . 202. Alexander Robert Max von Weddig. 15. 10. 1848 zu Oldenburg geb. - 26. 6. 1866 Diensteintr. beim Großh. Oldenb. Inf.-Rgt. 1866 Krieg in Südwest - Deutschland. - 8. 9. 1867 Port. Fähnr. 7. 7. 1868 Set. Lt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich ; 16. 8. 1870 bei Mars la Tour verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl .). 20. 5. 1871 bis 4. 9. 1873 Insp. Offz. bei der Kriegsſch . Neiße. 1873-76 Kriegsakad. - 12. 2. 1874 Pr. Lt. 1. 5. 1877 bis 31. 10. 1878 zum Gr. Generalst. komdrt. 1. 11. 1878 bis 27. 3. 1879 zu den topograph. Arbeiten des Archäolog. Inst. nach Griechenland (Griech. Erlöser-Orden). - 27. 3. 1879 à 1. s. des Generalſt. und Vermess.-Dirigent bei der Topograph. Abth. -- 3. 1. 1880 Hptm. 15. 3. 1883 als Komp.-Chef ins Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73 ( 1. Komp.) . - 21. 9. 1889 als Major dem Rgt. aggr. - 24. 3. 1890 in die 1. Hauptmannsstelle. - 18. 11. 1890 als Bat. Komdr. in das 3. Garde-Gren.-Rgt. Königin Elisabeth verseht. 203. Max Joseph Maria von Werner . 5. 11. 1847 zu Sigmaringen geb. - 28. 3. 1868 Dienſteintr. beim Heſſ. Füs.-Rgt. Nr. 80. 14. 12. 1868 Port. Fähnr. 13. 11. 1869 Sek. Lt. (Patent 14. 10. 69). - 15. 3. 1872 Bat. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl . ). Adj. 13. 4. 1876 Pr. Lt. 22. 4. 1876 Rgts . Adj. 13. 3. 1883 à 1. s. des Hannov. Füß.-Rgts . Nr. 73 und Adj . der 16. Juf.-Brig. 27. 4. 1883 Hptm. - 12. 1. 1884 als Komp.- Chef in das 6. Thüring. Juf. Rgt. Nr. 95. 204. Otto Werner. 13. 3. 1849 zu Heyde (Prov. Ostpreußen) geb. – 15. 10. 1868 Dienſteintr. beim Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73. — 8. 5. 1869 Port. Fähnr. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich. - 20. 9. 1870 Sek. Lt. - 15. 12. 1878 in das Litthauiſche Ülanen-Rgt. Nr. 12 versett. - 14. 12. 1878 Pr. Lt. -- 18. 3. 1880 Rettungs- Medaille. - 25. 1. 1887 dem Magdeb. TrainBat. Nr. 4 aggr. - 22. 3. 1887 Rittmeister und Komp.-Chef. - 16. 4. 1889 ins Train- Bat. Nr. 15 versegt. 205. Frit Anton Adolf Elimar von Wernsdorff. 4.2.1863 zu Swinemünde geb. - 24. 9. 1883 Dienſteintr. beim Hannov . Füſ. -Rgt.

430

Anlage Nr. IV.

Nr. 73. -- 15. 4. 1884 Port. Fähnr. - 14. 2. 1885 Sel. Lt. - 11.5. 1889 bis 22. 1. 1891 zur Arbeiter Abth. Königsberg komdrt. 206. Friedrich Wilhelm Eduard von Winterfeld. 29.5. 1849 zu Berlin geb. - 12. 6. 1866 Dienſteintr. beim Garde-Jäger-Bat. www - 13. 12. 1866 Port. Fähnr. - 14. 11. 1867 Set. Lt. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich; am 11. 12. 1870 bei Lamarche verwundet (Eiſ. Kreuz 2. Kl.) . -- 20. 10. 1870 16. 3. 1875 Pr. Lt. bis 4. 3. 1871 dem 1. Res.-Jäger-Bat. zugetheilt. 18. 5. 1876 ins 2. Schleſ. Gren.-Rgt. Nr. 11 verſeßt (Patent 12. 11. 74) . 22. 3. 1881 Hptm. und Komp. - Chef. - 22. 3. 1887 ins Inf. Rgt. Nr. 138 versezt (Patent 22. 9. 80). - 18. 11. 1890 als Major ins Füß.-Rgt. Gen. — 16. 1. 1891 Feldm. Prinz Albrecht von Preußen (Hannov.) Nr. 78 verſekt. zu Potsdam geft. 207. Friedrich August Bogislaw Wittcke. 4. 9. 1833 zu Pasewalk geb. - 29. 3. 1850 Diensteintr. beim 4. Inf. Rgt. - 10. 8. 1851 Port. Fähnr. - 16. 3. 1852 Set. Lt. ― 1. 10. 1853 bis 28. 2. 1859 Bat. 1. 7. 1860 als Pr. Lt. ins 7. Ostpreuß. Inf. = Rgt. (Nr. 44) . Adj. 13. 3. 1862 Adj. der 1. Div. 23. 2. 1861 Adj . der 1. Inf. -Brig. 18. 4. 1865 als Hptm. und Komp. -Chef in das 5. Pomm. Inf. - Rgt. Nr. 42. - 1866 Krieg gegen Desterreich. - 21. 10. 1869 Adj . beim Gen. Kdo. V. Armee-Korps, unter Verſeßung in das 2. Thüring. Inf.-Rgt. Nr. 32 (Patent 23. 5. 64). - 18. 7. 1870 Adj. beim Ober - Kdo. der 1. Armee. 1870 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). - 20. 9. 1870 Adj . beim Gen.Gouvernement in Posen unter Verseßung in das 7. Pomm. Inf. Rgt. Nr. 54 (Patent 9. 4. 63). 8. 11. 1870 Major. 15. 7. 1871 als Bat. Komdr. ins 5. Bad. Inf. Rgt. Nr. 113. 22. 3. 1876 Ob. Lt. - 1. 4. 1876 à 1. s. des Rgts . und zum Kriegsmin. komdrt., 14. 7. 1876 mit den Funktionen als Abth.-Chef_beauftragt. - 17. 2. 1877 Abth. -Chef im Invaliden-Departement. - 18. 9. 1880 Oberst (Roth. Adler-Orden 3. Kl. m. d. Schl.). - 30. 3. 1881 Komdr. des Hannov. Füf. - Rgts. Nr. 73. - 6. 7. 1886 à 1. s. des Rgts. und Komdt. von Diedenhofen (Komdr. Kreuz 2. Kl. des Braunschw. Ord. Heinrichs des Löwen) . 18. 11. 1886 Charakter als Gen. Maj. 12. 8. 1890 Abschied. -- Wohnt in Stolp.

208. Richard Otto Georg Wolff. 4. 3. 1846 zu Insterburg geb. - 1. 10. 1866 Dienſteintr. beim 2. Ostpreuß. Gren.-Rgt. Nr. 3. - 5. 11. 1866 - 10. 8. 1868 dem Jnf.-Rgt. Nr. 73 überwieſen. - 16. 5. 1867 Port. Fähnr. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eif. Kreuz 2. KI.). - 13. 10. 1873 Set. Lt. - 11. 1. 1876 Pr. Lt. bis 10. 3. 1877 zur Gewehr - Fabrik Spandau komdrt. - 13. 3. 1883 ptm. und Komp. Chef (5. Komp.). - 18. 2. 1889 in das 2. Hannov. Inf. Rgt. Nr. 77 versest. 209. Paul Joseph Friedrich von Wrochem. 9.9 . 1843 zu Brieg geb. 6. 5. 1862 aus dem Kadettenkorps als Sel. Lt. zum Königs- Gren.-Rgt. (2. Westpreuß.) Nr. 7. - 1. 4. 1866 bis 18. 6. 1869 Bat. Adj. - 1866 Krieg gegen Desterreich ; 28. 6. 1866 bei Skalig verwundet (Roth. Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.). ― 18. 6. 1869 als Pr. Lt. ins Großh. Mecklenb. Füs. Rgt. Nr. 90 versezt (Patent 8. 4. 69). 1870-71 Krieg gegen Frankreich; 2. 12. 1870 bei Loigny - Poupry verwundet (Eis. Kreuz 2. Kl. ). - 11. 2. 1875 Hptm. und Komp. - Chef. 3. 3. 1887 aggr. Major. - 13. 10. 1887 in die 1. Hauptmannsstelle. 17. 4. 1888 als Bat.-Komdr. ins Hannov. Füß.-Rgt. Nr. 73 (1. Bat.). 16. 6. 1891 Bezirks -Komdr. in Osnabrüð. 210. Kurt Franz Jakob Maria Joseph Freiherr von Wüllenweber. 3. 8. 1857 zu Celle geb. - 1. 2. 1879 Dienſteintr. beim Hannov. Füs.-Rgt. Nr. 78. - 16. 10. 1879 Port. Fähnr. - 16. 11. 1880 Sek. Lt. 21. 9. 1889 Br. Lt.

Offizier Stammliſte.

431

211. Ludwig Benno Hans von Wurmb. 3. 10. 1863 zu Mainz geb. 15. 4. 1884 aus dem Kadettenkorps als Sek. Lt. zum Hannov. Füs. Rgt. Nr. 73. 1. 3. 1889 Adj. des 1. Bat. 212. Chriftian Adolf Ernst Eduard Wuthmann. 24.5. 1885 zu Goslar geb. - 15. 4. 1876 aus dem Kadettenkorps als Port. Fähur. zum Hannov. Füß. - Rgt. Nr. 78. ----- 11. 11. 1876 Set. Lt. ―― 22. 3. 1887 Pr. Lt. - 13. 12. 1888 Inſp . Offz. , 1. 4. 1890 Büreau-Chef und Bibliothekar bei der Kriegssch. Anklam. 213. Otto Gustav Felix Wyneken. 31. 7. 1854 zu Moringen (Hannover) geb. 18. 10. 1871 aus dem Kadettenkorps als charakt. Bort. ―― Fähur. zum Hannov . Füß -Rgt. Nr. 78 (Patent 11. 5. 72). 16. 10. 1873 Sef. Lt. 23. 10. 1874 bis 15. 9. 1876 Adj . des 3. Bat. - 11. 11. 1878 bis 7. 10. 1881 Adj . des 1. Bat. 13. 3. 1883 Pr. Lt. - 1884-87 Kriegsafad. - 22. 5. 1889 Hptm. und Komp.-Chef ( 11. Komp.) ; Patent 21. 9. 89. 21. 9. 1889 à 1. s. des Rgts. und Lehrer an der Kriegssch. Anklam. 214. Maximilian von Zander. 30. 1. 1853 zu Königsberg geb. 1. 4. 1872 Dienſteintr. als Einj. Frw. beim Gren. Rgt. Kronprinz (1. Ostpreuß.) Nr. 1. - 24. 10. 1872 als Avantageur zum Hannov. Füß.Rgt. Nr. 78. - 11. 1. 1873 Port. Fähnr. - 16. 10. 1873 Set. Lt. 1. 6. 1876 bis 11. 11. 1878 Adj . des 1. Bat. - 1879-82 Kriegsalad. -

13. 3. 1884 als Pr. Lt. à 1. s. des 1. Westpreuß. Gren. Rgts. Nr. 6 gestellt. -- 1. 5. 1884 bis 1. 4. 1887 Erzieher am Kadettenhauſe Oranienſtein. 22. 3. 1887 ins Hohenzoll. Füſ. - Rgt. Nr. 40 verſeßt. - 21. 9. 1889 Hptm. und Komp.-Führer an der Uffz. Sch. Ettlingen. - 17. 4. 1890 als Komp.-Chef ins Inf. Rgt. Graf Dönhoff (7. Ostpreuß.) Nr. 44. 215. Albert Karl Theodor von Zingler. 26. 2. 1836 zu Körlin geb. -- 26. 4. 1853 aus dem Kadettenkorps als charakt. Port. Fähnr. zum 21. Inf.-Rgt. (Patent 14. 1. 54). 13. 2. 1855 Set. Lt. - 1. 7. 1860 in das 8. Pomm. Inf. E Rgt. (Nr. 61) versett. - 1. 10. 1860 bis 1. 9. 1862 Bat. Adj. - 13. 11. 1860 Pr. Lt. -- 1. 11. 1862 bis 1. 10. 1865 Komp. -Offz. an der Uffz. Sch. Jülich. - 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.). 30. 10. 1866 als Hptm. und Komp. Chef ins Inf. -Ngt. Nr. 76. - 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 1. Kl.). 30. 4. 1874 als Major dem Rgt. aggr. - 22. 8. 1874 ins Holst. Inf. - Rgt. Nr. 85 versezt. 15. 7. 1875 als Bat. Komdr. in das 3. Garde - Gren. Rgt. Königin Elisabeth. - 16. 9. 1881 Ob. Lt. 13. 1. 1883 à 1. s. des Rgts. und Komdr. der Milit.Schieß - Sch. - 14. 7. 1885 Oberst. - 12. 11. 1885 in den Adelstand erhoben. - 6. 7. 1886 Romdr. des Hannov . Füß. - Rgts. Nr. 78. - 14. 4. 1887 mit der Ngts. Unif. zu den Offz. von der Armee — 4. 2. 1888 Kombr. des 2. Naſſ. Inf. Rgts. Nr. 88. - 13. 11. 1888 versett. Gen. Maj. und Komdr. der 25. Inf. - Brig. - 27. 1. 1890 zu den Offz. von der Armee. - 14. 6. 1890 Abschied. Wohnt in Wiesbaden. 27. 3. 1834 au 216. Adolf Boguslaus von Zychlinski. 26. 4. 1851 aus dem Kadettenkorps Regenthin (Prov. Brandenburg) geb. als Port. Fähnr. zum Garde-Jäger-Bat. - 24. 12. 1852 Set. Lt. — 28. 10. 1858 in das 40. Inf. (8. Ref.-) Rgt. versetzt. - 13. 11. 1860 Pr. Lt. -- 1866 Krieg gegen Desterreich (Roth. Adler-Orden 4. Kl. m. Schw.). - 13. 10. 1866 ptm. und Komp . - Chef. - 30. 10. 1866 in das Inf. Rgt. Nr. 86 versezt. 1870-71 Krieg gegen Frankreich (Eis. Kreuz 2. Kl.). 1. 8. 1875 als Major - 12. 10. 1875 Etatsm. Stabsoffz. dem Hannov. Füß.-Ngt. Nr. 78 aggr. 18. 1. 1878 dem Rgt. wieder aggr. 12. 11. 1878 Abschied. Wohnt in Freienwalde.

432

Anlage Nr. V.

Anlage Nr. V.

Nachweisung

Lfde .Nr

der Aerzte und Zahlmeiſter des Regiments .

Namen

Dienstverhältnisse

A. 1

Kunibert

2

Morit

3 4

Hermann Adalbert

5

Alfred

6

Wilhelm

7

Wilhelm

8

Friedrich

9

Wilhelm

10 11

Ernst Otto

12

Wilhelm

13

Hermann

14

Martin

Dr. Ar

Aerzte.

15. 3. 1870 als Stabs- u . Bats .-Arzt des 2. Bats. verf. erh. 1870-71 Regiments -Arzt beim mobilen Regiment. 30. 6. 1874 als Oberſtabsarzt zum Inf. Rgt Nr. 57 verſ. Dr. Becht 19. 3. 1867 als Oberstabs- u. Rgts. - Arzt verſeßt erhalten. 1870-71 Chefarzt d. Feld-Laz. Nr. 6 d. VII . Armee-Korps . 30. 4. 1877 Oberstabsarzt 1. Kl. , 26. 6. 1884 Diviſ.-Arzt. 26. 10. 1890 als Generalarzt 2. Kl. der Abschied bewilligt. Dr. Benzler 24. 1.1888 als Stabs- u. Bats.-Arzt d. 3. Bats . verf. erh. Dr. Brunzlow 12. 12. 1866 als Stabs- u . Bats . -Arzt d . Füſ.-Bats . verſ. erh. 18. 8. 1868 als Oberstabsarzt zum Inf. - Rgt. Nr. 78 verſ. Dr. Kirchner 24. 12. 1881 3. Aſſiſtenzarzt bef., 14.10. 1882 Afſiſt.-Arzt 1.Kl. 22. 3. 1887 als Stabsarzt zum Inf. - Rgt. Nr. 112 verſeßt. Dr. Rottmann 9.12.1871 als Stabs- u. Bats.-Arzt d. 3. Bats . vers. erh. 24. 2.1876 den Abschied bewilligt erhalten. Dr. Lodderstaedt 29. 9. 1876 z. Aſſiſt.-Arzt bef., 22. 2. 1879 Aſſiſt. -Arzt 1. Kl. 26.11.1881 zum Husaren - Rgt. Nr. 4 versezt. Dr. Nürnberger 24. 2 , 1876 als Stabs- u. Bats. -Arzt d . 3. Bats. verſ. erh. 6. 11. 1887 zu Hannover gestorben. Dr. Rath 24. 9. 1888 zum Aſſiſtenzarzt befördert. 29. 7. 1890 zur Landwehr überführt. Dr. Reger 26. 10. 1890 als Oberstabs- u . Rgts . - Arzt verſeßt erhalten. Dr. Reinhardt 22. 3. 1887 3. Aſſiſt. -Arzt bef., 8. 11. 1887 Aſſiſt.-Arzt 1. Kl. 31. 10. 1888 zum Militär - Reitinſtitut verſeßt. Dr. Samter 28. 8. 1869 als Stabs- u. Bats . - Arzt d . 2. Bats . verſ. erh. 29. 1.1870 Abschied bewilligt erhalten. 15. 11. 1873 als Stabs- u . Bats . - Arzt d . 2. Bats . verſ. erh. Dr. Schaper 21. 6. 1883 Oberſtabsarzt 2. KI. 26. 6 1884 als Rgts.- Arzt zum Inf. - Rgt Nr. 74 verſeßt. Dr. Schieren 28. 8.1859 zum Aſſiſtenzarzt befördert. 19. 2.1870 zur Landwehr überführt.

433

.Nr Lfde

Nachweisung der Aerzte und Zahlmeister.

Namen

15 16

Rudolf Hubert

Dr. Schilling Dr. Staudacher

17

Adolf

Dr. Thilo

18

August

Dr. Uerdingen

19

Heinrich

Dr. Vagedes

20

Paul

Dr. Wald

21

Wilhelm

Dr. Weber

Dienstverhältnisse

26. 6. 1884 22. 10. 1870 30. 6. 1874 16. 9. 1875 22. 6 1876 1.12 . 1866 28. 8 1869 31.10. 1868 19. 9. 1871 20. S. 1874 22. 3. 1881 3. 9. 1871 30.11.1872

als Stabs- u. Bats .-Arzt des 2. Bats. verf. erh . zum Aſſiſtenzarzt befördert. zur Landwehr überführt. zum Aſſiſtenzarzt befördert. zur Landwehr überführt. als Stabs- u . Bats .-Arzt d . 2. Bats . vers. erh. zum Infant. - Rgt. Nr. 50 verſeßt. als Stabs- u . Bats .-Arzt des 3. Bats verſ. erh. als Oberstabsarzt d . Abschied bewilligt erh. a. Aſſiſt.-A. verſ. erh., 25. 1. 1876 Aſſiſt. -A. 1. Kl. als Stabsarzt zum Pionier - Bat. Nr. 15 verſ. als Aſſiſtenzarzt verseßt erhalten . als Stabsarzt z . Feld - Art. - Rgt. Nr. 26 verf.

B. Zahlmeister. 1

Otto

Horst

2

Dietrich

Krengel

3

Karl

Parlow

4

Wilhelm

Plümer

5

Joseph

Reintober

6

Hermann

Schroeder

7 | Friedrich | Theis 8 Karl Wenig

1. 11. 1866 12.12 . 1880 29.10. 1880 12. 2.1889 23. 1. 1867 27. 5. 1867 23. 6. 1889 12. 7. 1881 30. 4. 1891 24. 1. 1890 29. 2. 1868 8. 7. 1881 20. 4. 1889 1. 11. 1866 21.11 . 1867

dem Füsilier - Bat. überwiesen . zum Pionier - Bat. Nr. 10 verſeßt. dem 3. Bataillon überwieſen. zum Dragoner - Rgt. Nr. 16 verſegt. als Regiments - Zahlmeiſter überwiesen . Zahlmeister 1. KI. in Ruhest. , 14. 9. 1889 Char. als Rechn.-Rath dem 2. Bataillon überwiesen. in Ruhestand . als Regiments- Zahlmeiſter überwiesen . dem 2. Bataillon überwiesen. zum Train - Bataillon Nr. 10 verſeßt. dem 3. Bataillon überwiesen. dem 2. Bataillon überwiesen. zu Paderborn geſtorben.

28

434

Anlage Nr. VI. Anlage Nr. VI.

Nachweisung

.r N Lfde

der Reserve - Offiziere des Regiments .

Dor Zuname name

15. 11. 15. 26. 4. 14. 5. 4. 15. 7. 8. 9. 26. 25. 6. 27. 16. 21. 23. 25. 28. 7. 14 1. 18. 13. 5. 21. 7. 26. " 1. 4. 14. 15. 7. 7. 26.

11. 2. 12 10. 11. 5. 11. " 8. 9. 10. 3. 10. 12. 7. 10. 11. 10. 1. 4.

Bemerkungen

11. " 10. 11.

1876 Verwundet ; Eisernes Kreuz. 1873 Eisernes Kreuz. "! 1874 Verwundet ; Eisernes Kreuz 1875 1870 1872 1875 1872 1877 1876 Eis.Kreuz. Wurbe Linien- Offizier 1871 (des Regiments ; vgl. S. 406. 1875 1871 1875 Eisernes Kreuz. " 1881 1874 1872 Verwundet; Eisernes Kreuz. Wurde Linien- Offizier im Infan "1 terie-Regiment Nr. 81. 1874 Starb als Ref.-Offz . 1875 1881 Eisernes Kreuz. 1876 Eisernes Kreuz. " urbe Linien - Offizier im Train1873 Bataillon Nr. 2. 1877 Eisernes Kreuz. 1874 Verwundet; Eisernes Kreuz. 1875 Verwundet; Eisernes Kreuz. " Verwundet. " 1876 1875 Wurde Linien -Offizier im Infan 1871 (terie Regiment Nr.. 56. 1876 Starb als Ref.-Off3.

10. "

1877 1875

2. 10. 11. 10. 11. 5. 11. 10.

"1

21

Hinge Colpe Schlüter Maßmann Ulrich Elster Gärtner Grote Thöl Ohling Geiger Leonhardt Dermann v. Glafey Varrelmann Brand Roch Viëtor

10. 10. 1868 " "1 " "1 " 15. 9. 1869 " " H " "1 " " " 6. 9. 1870 " " " " " "1 " "7 " 17. 11. " " " "1 " "1 " " " " " 28. 11. "1 " " " " " "1 " " " "1 " " " " " " " "1 " " " " " "1 " " 2. 1. 1871 " " " " " " " " " " " 5. 3. " 23. 5. " " "1 8. 8. " 2222222200

Kraette Cremer Bellinghoff Wichmann Frh. v. Hurter Schulte Mantell Schetter Sauer Wiroth v. Gladis Heise Großkurth Schmidt Penk Reuter Domeyer Eppen Köster Rundspaden

2200*

Eduard Karl Karl Julius Heinrich Ferdinand Hermann Theodor Karl Werner Paul William Theodor Albert Oskar Ferdinand Georg Ferdinand Hermann Karl Mar Wilhelm Hermann Martin Karl August Gustav August August Sibbo Christian Karl Gustav Otto Ernst Heinrich Wilhelm Johann

96

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38

Bis wann Wann ReserveOffizier des Reserve Offizier des Regiments Regiments gewesen geworden

Verwundet ; Eisernes Kreuz.

.r N Lfde

Nachweisung der Reserve = Offiziere.

Dor Zuname name

17 1878 " "1 "1 "1 " 17 "1 1879 "7 " " "1

" 1880 11 22

13. 13. 13. 16. 11. 12.

12. " 7. 1877 " 10. 12. "7

" " "1 1. " "1 3. 4. 9. 11. 12. 1. 7. 10. 11 . 12. " " 1. 3. 5. 11. 12. 3.

11. 1877 Eisernes Kreuz. " 1876 Verwundet. 10. " 1877

23. 1. 10. 4. 15. " 17. 10. 2.

7. 10. 11. 4. 11. " 6. 11. "

15. " 11. 11. 1. 4. 1. 5. 8. 9. 11. 12. 7. 19. 23. 5.

10.

4

11 " " 12. , "1 12. 13. 12. 12. 14. 14. 12. 16. 13. 11. "

9. 12 . 17 1. 1876 "1 7. 9. 10.

2222222

7. 14 11. " 21. 15. 17. "1 12. 9. " 13. 11. "1

" 17 1881

Bemerkungen

17. 9. 1. "1 " 7. 15. 1. " 15. "1 " 3. 15. 16. 4. 1. 15.

==

18. 10. 1871 " " " 11 " " " " " 16. 11. " 9. 3. 1872 15. 8. 1874 12. 11. 14. 8. 1875 "1

22222

Fährmann Kraft Göcke Möllers Schubert Wrampelmeyer Haake Seydel Brünjes Rafalski Brandes v. Uslar Reffelt Hogrefe Kienig Ruwe Köhler Touraine Gohde Praetorius Rösler Farenholt Barkhausen Gerfe Nack Roefener Steinmeyer Hammer Roscher Dreyer Wrampelmeyer Hartung Donnerberg Swart Kolthoff Hahn Orlamünder Crotogino Goltermann Munzel Hoffmann Breusing Dahme Nieschle Gehrts Engelbrecht Lorenz Klages Willede Jacobi

222

A

5

Karl Louis Siegfried Joseph Hermann Karl Karl Karl Ferdinand May Hermann Julius Wilhelm Louis May Wilhelm Louis Wilhelm August Hermann Eduard Botho Ludwig Rudolf Johannes Philipp Richard Emil Gustav Ludwig Heinrich Georg Otto Georg Wilhelm Ernst Albert Reinhold Wilhelm Dsfar Kurt Theodor Karl August Hermann Louis Charles Georg Robert Ludwig

2

36

F

39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 $8

Bis wann Wann ReserveOffizier des Reserve-Offizier des Regiments Regiments geworden. gewesen.

435

"1 11. 10. 11 11. 17 " "1 " " " 10. 11.

11. 4. " 11. " " 4. 12. 6. 4. 11. 4. 11.

1875 1879 1877 1876 1877 "1 1879 1880 1876 27 1880 1877 " 1879 1881 1880 1882 1884 1880 1878 1889 17. 9. 1887 Prem. Lieut. 1882 " 17. 9. 1887 Prem. -Lieut. 1878

1881 1886 "7 1885 1879 1881 1882 1885 1879 1880 1883 1889 1884 1881

19. 4. 1890 22. 11. 1886 15. " 1881 25. 4. 1890

19. 11. 1889 Prem. Lieut. (War bis 13. 5. 80 Linien-Offizier; wurde 17. 9. 1887 Premt. -Lieut. vgl. S. 414.

28*

Anlagen Nr. VI und VII.

Vor Zuname

name

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133

Friedrich Rudolf Ernst Theodor Ludwig Gustav Moris May Hugo Theodor Wilhelm Richard Hans Albert Heinrich Otto Otto Karl Karl Wilhelm Adolf Nikolaus Theodor Gustav Friedrich Adolf Heinrich Erich Alfred Friedrich Beinrich Karl Adolf Karl Paul Hermann Richard Heinrich Ernst Wilhelm Rudolf Georg Viktor Johannes Walther

Kiel Friedrichs v. Gerßdorf Jahns Giseke Lachmund Ulrich Heise Hecht Aßmann Delfer Hohnhof v. Hake Habbe Refardt Gericke Ewest Schaer Schwiening Siebert Winkelmann Schröder Roskamp Kienit Rosen Pagenstecher Schuster v. Bennigsen Wild Amelung Schulze Kramer Halberstadt Köhnsen Gräzel Waldau Bolge Müller Wehrmann Wiegmann Thies Hillmer Kölle Düsterdieck Defterle

Bis wann Wann ReserveReserve-Offizier Offizier des des Regiments Regiments geworden. gewesen. 12.

11. 16. 18. " " 15. 14. 16. 16. 11. 17. 13. 13. 12. "I " " 15. 12. 13. "1 11. 13. " 15. 15. 14. 16. " 15. 17. 16. 13. 15. 14. 22. 13. 22. 19. 14. 16.

3. 11 6. 8. 10. " " 12. 1. 11 . 8. 9. 10. 11. 12. 1. " "1 " 4. 7. 9. " 11. 1. " 10. " 4. 8. 10. " 2. 6. 7. 10. 11. " 2. 7. 11. 3. 11. 10. 5.

1881 " " " " " " " 1882 "9 1883 " " " " 1884 " " " "

18. 11. 1890 Prem. Lieut.

26. 18. 7. 19. 4. 1. 1.

3. 11. " 12. 11. 4. 10.

1885 " 1890 1885 1886 1887

18. 11. 1890 Prem.-Lieut.; starb als Reserve -Offizier.

18. 11. 1890 Prem.-Lieut. 19. 12. 1889 15. 2. 1887 3ur Reserve des See -Bataillons (versett. 15. 11. 1888 " " " 10. 4.

15. 11. 1888 10. 4 . 6. 1886

"1 8. 4. 1886 " 1885 10. 4. 1888 " 31. 12. 1890 " " 1886 13. 11. 1890 " " 1887 " "I " " "1 1888 " " 1889 " 1890 1891

Bemerkungen

SAF

Nr .Lfde

436

Sale

437

Marschtafel 1870-71.

Anlage Nr. VII.

Marſchtafel für

den

Feldzug

1870–71.

A. Marschleistungen.

Zeit .

Kriegsabschnitt. Bat.

2

32 32 15 15 13

371 1812 GroßeHiße ; schwieriges Gelände(Eifel). Derbeschwerlichste Marsch (am 30. Juli) 373 1823 betrug 32 km. 355 fast 20 Ohne größere Märsche ; nur bei den Gefangenen Transporten von Berny nach Remilly bis zu 40 km. 406 27 Das 1. Bat. fuhr bis Joinville mit 24 der Eisenbahn und hatte nur 1 333 größeren Marsch) (28 km). 26 Strenge Kälte und hoher Schnee; ein 231 27 zelneMärsche betrugen mehr als 40km. 331 202 25 20 Sehr schwierige Gebirgsmärsche (Jura) 508 im tiefen Winter. Die Marsch22 leistungen 698 stehen noch über tenen der 678 21 5. Inf.-Brig. (Vgl. Generalſtabswerk). 367 2412 Frühjahr ; einmarschirte Mannschaft; 36 km und darüber 390 26 Friedensmärsche. machten daß 1. Pat. 1 Mal, 2. Bat. 336 fast 26 6 Mal, 3. Lat. 4 Mal.

23

9 12 8

Bemerkungen.

22

23

15

446

25. 12. - 7. 1. Bei Auxerre und I. Vorstoß gegen II. Dijon III. 8. 1. - 11 . 2. Feldzug der Süd. | I. II armee III . 7. 3.- 27. 3. Marsch von der I. Schweizer zur II. BelgischenGrenze III.

18

14 420 622 DDR

4. 12. - 20. 12. Märsche von Mez II. nach Auxerre III.

2230

26. 7. - 18. 8. Vom Ausmarsch | I. bis Gravelotte II. III. 19. 8. - 3. 12. Vor und in Metz

Marsch Ruhe zurück- Durch gelegte schnittl. tage. tage. km. Tagesl

4 4

Gesammtleistungen, abgesehen von der Einschließung von Metz und der Zeit in Auxerre und Quingey. 1. Bat.: Von Call bis Ars 20 Marschtage 371 km, 175 " " Von Joinville bis Aurerre . 11 9 231 "/ " Gegen Dijon und zurück 508 " 26 " Von Aurerre bis Dijon . • 15 367 " " Von Dijon bis Longwy Im Ganzen 81 Marschtage 1652 km (durchſchn. 24) . 2. Bat.: Von Call bis Ars 20 Marschtage 373 km, 15 406 " Von Met bis Aurerre 12 331 " " Gegen Dijon und zurück 32 698 " " Südfeldzug bis Dijon 390 " VonMontbard bisMontmédy 15 Im Ganzen 94 Marschtage 2198 km (durchſchn. 23¹³). . 18 Marschtage 355 km, 3. Bat.: Von Call bis Ars 333 " · 14 " Von Mez bis Auxerre 202 " 8 " Gegen Dijon und zurück 32 678 " " Südfeldzug bis Dijon · 13 336 " " Von Dijon bis Briey Im Ganzen 85 Marschtage 1904 km (durchschn. 22¹½). Mithin Gesammtleistung des Regiments : 250 Marschtage 5754 km (durchschn . 23) .

Anlage Nr. VII.

438

B. Unterkunftsorte.

Tage.

1. Bataillon .

2. Bataillon.

3. Bataillon.

26. Juli 27. " 28. " 29. 30. " 31. " 1. August 2. 3. " 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. " 16. " 17. " 18. 19. " 20. 21. "" 22. " 23.-26. Aug. 27.- 30. " 31. Aug. u. 1. Sept. 2. - 4. Sept. 5. - 8. " 9. " 10.- 17. " 18.- 22. " 23.-27. " 28.- 30. " 1. u. 2. Oftbr. 3. - 9. " 10.- 19. " 20.-28. " 29. " 30.u.31 . "" 1. - 7. Nov. 8. - 12. " 13.- 16 . "1

Dahlbenden, Steinfeld Stadtfyll, Schüler, Baasem Pelm u. Kirchweiler Manderscheid Herforst Trier

Soetenich, Rinnen Stadtkyll Kirchweiler Manderscheid Beilingen Trier

Keldenich Esch Hinterweiler Manderscheid Speicher Trier

Saarburg Merzig Bettingen

Beurich Merzig Außen

Rittenhofen, Gr. Rosseln Biwat bei Forbach "1 " Gr. Rosseln " " ., Carling

Kölln, Gr. Roffeln Biwat bei Forbach " " Gr. Rosseln " " Carling " " .. " Zondrange " Pange Schlachtfeld von Colombey Biwak bei Pange Biwak bei Pommerieur Biwak bei Ars a. d. Mosel Schlachtfeld von Gravelotte Biwak bei Gravelotte Biwak bei Ars a. d. Mosel " " " " " Biwak bei Vaur " " Biwak bei Ars a. d. Mosel Biwak bei Fleury Biwak bei Ars a. d. Mosel Biwat bei Fleury Fleury Cherisen u. Verny Pluche, Grève-basse Pontoy Laquenery Ogy Montoy Courc. Chauffy, Chevillon " " " Les Etangs Mes "

Saarburg Merzig Außen " Engelfangen, Gr. Roffeln Biwak bei Forbach " " Gr. Roffeln " " " " Carling " "! " " " " Zondrange Pange " " Biwak bei Pommerieur Biwak bei Ars a. d. Mosel Schlachtfeld vonGravelotte Biwak bei Gravelotte Biwak bei Ars a. d. Mosel " " # ## " Biwak bei Baur " Biwat bei Ars a . d. Mosel Biwak bei Fleury Biwak bei Ars a. d. Mosel Biwak bei Fleury Fleury Pournoy Orny, Pierrejeur " "1 Dgy " Montoy nt remo Land Fort les Bordes Landremont Meg " "

Mez und Forts

Meg und Forts

16. - 26.

"

Zondrange Biwak bei Pange Schlachtfeld von Colomben Biwak bei Pange Biwak bei Pommerieur Biwak bei Ars a. d. Mosel Schlachtfeld vonGravelotte Biwat bei Gravelotte Biwak bei Ars a. d. Mosel " " " " " Biwak bei Vaug " " Biwak bei Ars a. d. Mosel Biwak bei Fleury Biwak bei Ars a. d . Mosel Biwak bei Fleury Fleury Verny Orny

Ogy Puche u. Maison isolée Montoy Maizery

Met u. Fort Queuleu Mez Maizières, Hagondange, Ay u. Ennery desgl.

439

Marschtafel 1870-71 .

Lage.

27.u.28. Nov. 29. " 30. " 1. Dezember

2. " 3. " 4. " 5. 6. " 7. " 8. " 9. " 10. 11. " 12 . 13. 14. 15. 16. 17. 18. " 19. 20. " 21.-24. Dez. 25.u.26. " 27. Dezember 28. " 29. " 30. " 31.

1. Bataillon .

2. Bataillon .

Met Mez und Forts " " Fahrt bis Nancy Dizier " " St. "" " " " " Joinville, Donjeur, Soncourt " " " Jonchery Latrecey Metz Vandières, Champey Brion sur Ource Bruley, Blenod les Toul Châtillon sur Seine " " " " " " " " " " Rigny, Delouze " " Houdelaincourt Laignes Suzancourt, Ponsey " Maconcourt, Joinville " Frondes,Condes ,Brettenay " Effigney, Orges Ravières Effey-les-Ponts Courban, Veuraulles Vir St. Marcel, Maſſigny " " " " Laignes, Bissey Nuits Tonnerre, Tanlay Chablis Lesigne Poinchy Augerre Auxerre " " Gy l'Evêque " Mouffy Vermenton " l'Isle sur Serain Lichères u. Aigremont Etivey Etivey " "

3. Bataillon .

Mez und Forts " " " " " " " "

"

" " Met Pont à Mousson Toul und Umgegend " " Vaucouleurs Mandres Joinville

Vignory Chaumont Château - Vilain Montigny sur Aube St. Colombe " " Laignes Tonnerre Chablis Auxerre "I "! " Chablis Noyers Aisy und Perrigny "

1871 1. Januar Les Granges , Chât. Dorain ] Les Laumes u . Venarez Vitteaux 2. Vitteaux " 3. " Les Granges, Chât. Dorain Les Laumes u. Venarez Ravières 4. " Pasilly u. Sauvigny 5. Tonnerre Chichèes 6. Quenne Tonnerre u. Beine " 7. " Nangis Milly 8. " Fley St. Vinnemer 9. Pimelles " 10. " Marcenay Laignes 11.u.12. " Châtillon sur Seine St. Colombe, Cérilly Boulaine 13. " 14. Collemiers - le -haut Châtillon sur Seine " Banvey, Maisey 15. Praslay, Birey Dommarien Recey, Collemiers 16. 17. " Champlitte Auberive, Praslay 18. " Pierrecourt Dommarien, Dardenay 19. Leffond, Coublanc Savoyeur "

Seigny " Surry u. Saulungy Chemilly Venoy Poinchy Tonnerre Signy Maisey Voulaine Collemiers - le -haut Praslay, Virey Dardenay Champlitte Pierrecourt Savoyeur

Anlagen Nr. VII und VIII.

440

Tage.

1. Bataillon .

2. Bataillon .

3. Bataillon .

20. Januar 21. 22. " 23.-26. " 27. " 28. " 29. "

Dampierre, Savoyeur Avrigney, Virey " Byans, Plumont Liesle, Buffard Sainson, Parroy Défervillers, l'Aberge ment du Navois Levier

Gy Lavernay Dampierre, Ranchot Quingey Ceffey, Palantine Saisenay Sept Fontaines

Gy Lantenne Ranchot Quingey Châtillon sur Loue Saisenay Le Souillot

30.

"

31. " 1. Februar 2. 3. 4. " 5. 6. 7. " 8. "1 9. " 10. " 11. u.12. " 13.- 26. " 27.Feb.bis 6. März 7. März 8. " 9. " 10. " 11. " 12. " 13. "" 14. " 15. " 16. " 17. " 18. " 19. " 20. " 21. "

22. 23. 24. 25. 26. 27.

" " " " "1 "

Chaffois, Chapelle Villeneuve Lemuy, Thésy Mesnay, Ivory, Chaur

Levier

Levier

u. l'Abergement du Navois Bolandoz Bians

Amathey Dommartin

Courvières Chappois

Courvières Chappois

Badans , Montmalin Grozon Pupillin Billette -les - Dôle Villers Robert le Deschaur Dôle Dôle Laperrière, St. Seine Charrey Aiserey, Aubigny, Brazey Charrey, Bonnencontre Breffey St. Apollinaire Magny sur Tille u. Izier Vororte von Dijon Dijon Arc sur Lille Montbard "1 Dijon " Vororte von Dijon Dijon Thil -Châtel Viévigne u. Spoir Prauthoy, Selongen Pouilly u. Villeneuve Baigneur les Juifs Montmoyen Chassigny Montarlot, Piémont " Recey fur Durce Fayl -Billot Poinson - les - Fayl Aprey Coiffy le bas, la Neuvelle la Ferté sur Amançe Arc en Barrois Lamarche Jfches u. Tignecourt Condes,Brettenay,Jonchery " " " Sommerécourt, Goncourt Sartes, Haréville Vignory, Soncourt Couffey, Happoncourt Domremy, Marey, Greug Vaucouleurs Chalaines "Joinville' Brauvilliers Bar le Duc Commercy Euville, Aulnois, Iffey Maizey, Rouvrois " Burières, Burerulles Prez, Riaucourt Hannonville, Herbuville, Harville St. Remy Clermont desgl . Rouvres en Woevre, Amel Varennes, Cheppy Briey Briey u. Audun le Roman Arrancy, Pierrepont " Dun, Milly Longwy, Reon, Cutry Longwy Fresnoy, Montmédy Montmédy

441

Nachweisung der 1870-71 verliehenen Orden.

Anlage Nr. VIII.

Nachweisung

Nr .Lfde

der für den Feldzug 1870-71 verliehenen Orden.

Charge (in Kabinets welcher das Ankunft Ordre ter beim Eiserne Kreuz verdient Berleihung. Regiment. worden ist.)

Name.

Komp. (am Lage der Aus zeichnung vor dem Feinde).

Schlacht oder Be= Gefecht, wofür das Eis. Kreuz | merkungen. verliehen ist.

A) Eisernes Kreuz 1. Klaſſe.

1 19. 9.71 2 24. 3.71

Oberst = | Ob. Lt.

von Loebell . von Langen .

Rgts. Kdr. 2. Bat.

B) Eisernes Kreuz 2. Klaffe. 1234567

9.70 "

Ob. Lt. Feldw. Füs. 9. 70 b. t. " Hptm . " " " Pr. Lt. 9.70 ptm. " " Pr. Lt. " " "1 Set. Lt. " Sergeant " " uffz. 10.70 b . Lt. Pr. Lt. Sek. Lt. " " Feldw. " Sergeant " " Gefreiter

" " Hornist 10. 70 Pr. Lt. " " Set. Lt. " " " " Feldw. uff3. "

von Deutsch Penkwitt . Heinemann von Langen Moldenhawer Schlüter von Kortfleisch I von Petersdorff Senff . Schröder . Strecer Meyer Baltruschat HeB Koch von Blumenthal Schöning von Rehbinder Scheffler . Basner Lemmel Fährmann Frant Jagemann Friedrichs I. Braun Linde von Keber von Spies von Stolzenberg Laser . Flohr Klingholz

1. Bat. 9 4 2. Bat. 5 4 2 1. Bat. 1 Rgts . Adj. 8 11 1 2 3. Bat. 7 6453 00

121. 8.70 6. " " 46. 9.70 20. " " " 8 12. 9. 70 25. 9 " 10 " 11 " 12 " 13 " 14 " 15 " 16 18. 9.70 4. 17 " 18 " 19 " 20 " 21 " 22 " 23 " 24 "1 25 " 26 24. 9. 70 15. 27 " 28 " 29 " 30 " 31 " 32 "1 33

3 8 8 9 11 3 5 1 2. Bat. 4 5 11 6

Colombey Gravelotte Colombey "

Gravelotte Colombey Gravelotte Colombey "

Gravelotte Colombey Gravelotte Colombey "1 " "

" Gravelotte

Colombey " "1 " " Gravelotte Colombey

auch 1. KL.

Anlage Nr. VIII .

Lfde .Nr

442

Charge (in Kabinets Ankunft welcher das beim Orbre ber Eiferne Kreuz verdient Verleihung. Regiment. worben ist.)

74 75 76 77 78 79 80 81 82

uffa. Hornist Füs. " "

Seeger Ammon Balzulat Binder Birth . Heise Holg " Kruse . "1 " Liebhold . " " Pape . " Preuß " " Stechert " uff3. Behrends " Guth " Gefreiter Fascher Ahrens I Füs. " Peters I. " "1 Rabisch "1 " Wittmund b ." 2t. von Loebell . 21. 10. 70 8. 11. 70 Frhr. von Bülow . Sptm . " " "7 " " von Klüfer Taurec 17 " " Pr. Lt. von Schmid " Set. Lt. von Kortfleisch II . " "1 Ronneberg " " Frhr. von Spiegel . " " " " " " " "1 " " " " " " " " " " "1

" "1 " "1

" Sergeant " " " "

4 3

12 2 3 6 1. Bat. 3 5 11 4 5 7 2 3. Bat. 3 9 10 3 8

Schlacht oder Bes Gefecht, wofür baß Eis. Kreuz mertungen. verliehen ist.

Colombey "1 " Gravelotte " Colombey Gravelotte Colombey " " Gravelotte Colombey " "

Gravelotte Colombey Gravelotte Colombey Colomber u. Gravelotte Colombey "

6 6 8 1 " 6 7 9 Gravelotte 1 Colombey 2 3 " 4 Rgts. Tbr. 10 Gravelotte Colombey

156117

56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73

Moente Hagemann von Heimburg Niedwezky Roß Strueß 10. 70 Pr. Lt. Breyding " "1 von Kalckstein Stroedel . " Sel. Lt. von Beeren . " Busz . " " " Freusberg Gerlach "7 " Krätte " " Krüger " " Müller II " " " " Pulch. Schlander Bize-Felbw. Maßmann Beber. " Feldm. Renfert " Schulz " 10. 70 " " " "

Komp. (am Lage ber Auszeichnung vor bem Feinbe). 6969

34 24. 9.70 15. 35 " 36 " 37 " 38 " 39 40 3. 10.70 29. 41 " 42 " 43 " 44 " 45 " 46 "1 47 " 48 " 49 " 50 " 51 " 52 " 53 " 54 " 55 "

Name.

Gravelotte Colombey nicht ermittelt Gravelotte

12 Rgts. Abr. 10 12 11 Colombey 8 4 9 Gravelotte 6

auch 1. Kl.

443

88888888

.Nr Lfde

Nachweisung der 1870-71 verliehenen Orden.

Charge (in KabinetsAnkunft welcher bas beim Orbre ber Eiserne Kreuz verbient Verleihung Regiment. worden ist.)

2222

von Usedom Wolff. Heise Röster Busse . Rimte. Grund Slauradzun Bovermann . Naujocks . Fride . Haase . Helwig Mente Neumann Schulze Reiche Ritter Neumann Köppelmann . Meyer IV Wieting I Ties Golücke Mönningmann . Bielstein . Gottbrecht von Rekowski Runge Wilhelm Cub Buschke Jfe Marquardt

Rgts. Adj. Gravelotte 8 " Colombey 7 3 12 Gravelotte 11 "1 11 " 5 Colombey Gravelotte Colombey " nicht ermittelt 10 Gravelotte 1 "1 2 Colombey 1 9 Gravelotte 11 Colombey 5 9 Gravelotte 4 Colombey 10 Vorges 1 Colombey 10 Quingey 12 Gravelotte 12 12 Borges 10 10 8 Colombey 4 " 3 Colombey u. 2 Gravelotte 9 Gravelotte 6 Colombey 10 " 2 ( wegenFahnenflucht 5 friegsger. 5 aberkannt. 10 Borges Gravelotte 10 7 Colombey nicht 12 ermittelt Colombey 82023

Wichmann Riesewetter Bauszus . Gaeffe Schulz

Schlacht ober. Bes Gefecht, wofür das Eis. Kreuz mertungen. verliehen ist.

S

22

22222

2222

Alten gen. Hoppe . Stork . Brümmer Fischer Giesen Hate Mepert Trenkner Cremer Gärtner

Komp. (am Tage der Auszeichnung vor bem Feinde).

B49364 DICIREALLLLLLLLL

222

83 21. 10. 70 8. 11. 70 Sek. Lt. 84 " " "1 85 " Bize-Felow. 86 " " 87 " " Feldm. " " 89 Sergeant "1 90 " 91 " " uffz . 92 " " 93 "1 "1 Füs. 94 " " 95 " "1 " 96 " 97 "1 "1 " 98 " 99 3. 12. 70 14. 2.71 Sef. 2t. 100 "1 " 101 Sergeant "1 102 " Füs. 103 " 104 " 105 6. 2.71 8. 3. 71 Sergeant 106 "1 uffs. 107 " " 108 " " Füs. 109 16. 2.71 30. 3. 71 Set. Lt. 110 " " 111 " "1 Sergeant 112 " 11ff3113 114 " " "1 115 Laz. Gehülfe 116 " "1 Einj.Frw.Gefr. 117 "1 Gefreiter 118 " 17 Hornist 119 " "1 Füs. 120 "1 121 "1 122 " "1 123 " "1 124 " "1 125 3. 3. 71 28. 4. 71 Set. 2t. 126 " " 127 " 128 Feldw. 129 Sergeant 130 "1 131 "

Name.

9 12

Quingey Colombey

Anlage Nr. VIII.

.Nr Lfde

444

Charge (in Kabinets Ankunft welcher das beim Ordre der Eiserne Kreuz verdient Verleihung. Regiment. worden ist.)

5

5 7 10 11 10 9 3 10 11 8 9 12 8 6 10 5 10 3 12

US

14

1 4 1

1773262 221549

Wolff. Dierßen Maschmeyer . 135 Moß . " n 136 Stinsky " 137 Gefreiter Busche " " Brörken 138 "1 139 " " Einj. Frw. Jorns 140 " Fricke I ." Füs. 141 Lippert " 142 Stahl " 143 19. 5. 71 20. 6. 71 Set. 2t. Elster . 144 Grote " " 145 Marenski " " " Reuter 146 " 17 147 Sergeant Rohde "1 Sataugli 148 " " " 149 Wezel " 150 Ziegler " Bödecker . 151 " uffs. 152 Droste " Kius . 153 " " Meerkamp 154 155 Gefreiter Bergemann " H 156 " "" Fleming . " 157 Jordan " " " 158 " " " Kasten 159 Mahlmann " 17 " Arnemann 160 " Füs. " Eice . 161 " " 162 Krüger "1 "1 " 163 Meyer I. " 164 Perfiel " "1 " 165 Schlimme " 0 166 Schulz II "1 " 167 Tewes " " 168 4. 4.72 18. 4. 72 Bade . uff3. 169 Heyse . 170 Thöl " 171 Gefreiter Strueß I " "1 172 Tambour Rasch . " " 173 Barnsdorf " Füs. 174 " v. d. Herz " "1 175 " Jürgens . Sattler 176 " 177 Wöhrmann "

132 133 134

Komp. (am Tage der Aus zeichnung vor dem Feinde). 661 844TERS

3. 3.71 28. 4.71 Sergeant uff3. 17 " " " "

Name.

10 8 6 3

11

Schlacht ober Bez Gefecht, wofür das Eis. Kreuz merkungen. verliehen ist.

Borges Colombey Colombey it. Gravelotte Colombey " "7 Vorges Colombey Quingen

Vorges " nicht ermittelt Borges Colombey Gravelotte Vorges Colombey Vorges Colombey Châtillon Colombey Borposten vor Mes Colombey nicht ermittelt Colombey v. Gravelotte Marnay Colombey "7

" nicht ermittelt Colombey Gravelotte Colombey "

" Gravelotte Colombey " Montoy.

(Bereits am 7. Mai 71 verstorben.

Nr .Lfde

Nachweisung der 1870-71 verliehenen Orden .

KabinetsOrdre der Verleihung.

1834

2

4

Charge (in welcher das Ankunft beim Eiserne Kreuz verdient Regiment. worden ist.)

Name.

Komp. (am Tage der Auszeichnung vor dem Feinde).

445

Schlacht oder BeGefecht, wofür das Eis. Kreuz merkungen. verliehen ist

C) Eisernes Kreuz am weißen Bande. • Rgts . Arzt 6. 2.71 S. 3. 71 | Stabsarzt | Dr. Ar 3. Bat. 3. 3.71 28 . 4. 71 Aſſiſt. Arzt Dr. Gröne 2. " Dr. Fabricius 3. " 4. 4. 72 18. 4. 72 3ahlmstr. Horst .

D) Ruffischer St. Georgs - Orden 5. Klaffe. 4 1 Erlaubniß 4. 5. • Füs. Heinemann . zur Anlegung 22. 4. 71 5.71 | E) Außerdem verliehene Auszeichnungen. 1 Großherzoglich Mecklenburg- Schwerinsches Militär-Verdienstkreuz 2. Kl., 1 Strelig'sches Verdienstkreuz für Auszeichnung im Kriege, " 1 Großherzoglich Sächsische Silberne Verdienst-Medaille mit Schwertern, 2 Fürstlich Lippe- Detmoldische Militär-Verdienſt-Medaillen, 2 " Schaumburg-Lippesche Allgemeine Ehrenzeichen. Gesammtübersicht der im Feldzuge 1870/71 dem Hannoverschen füfilier-Regiment Nr. 73 verliehenen Orden. 2 177 4 1 2 1 4 Zuſammen 191

Eiserne Kreuze 1. Klaſſe 2. " " " am weißen Bande "? " Russischer St. Georgs-Orden 5. Klaſſe Mecklenburgische Ehrenzeichen. Großherzoglich Sächsische Lippesche Auszeichnungen, darunter 183 Eiſerne Kreuze.

Zusammenstellung der bei den einzelnen Kompagnien erworbenen Eisernen Kreuze 2 Klaſſe. 1. Kompagnie 2. " 3. " 4. " 5. " 6. " 7. " 8. 9. 10. 11. 12 . Ngts. u. 3 Bat. St.

13 Eis. Kreuze | davon 3 an Offiziere, 13 2 " " " 17 " 6 " " " 16 " 4 " " " 15 " 4 " " 15 " 3 " " 9 " " " 12 " 3 " 16 " " 17 " 2 " 12 " 3 " 11 " 4 " " 11 "" " " 10 " Füs. Rgt. Nr. 73 | 177 Eis. Kreuze | davon 51 an Offiziere,

10 an Unteroffiziere u . Mannſchaften 11 " " 11 " "! 12 " " 11 " " 12 6 9 12 " 15 9 " 7 " 1 " " 126 an Unteroffiziere u .Mannschaften.

Anlage Nr. IX .

446

Anlage Nr. IX.

Verlußtliſte für

den

Feldzug

1870–71,

aufgestellt für die Zeit von der Kriegserklärung bis zum Friedensschluß ,

auf Grund

der Kriegs-

Nr .Lfde

Stammrollen, Invalidenliſten, Verlustliſten und Akten.

Ort der Verwundung 2c.

Art der Verwundung oder des Todes

Zeit

Charge

Vor- und Zuname

Todestag und -Ort, Folgen der Verwundung

Stäbe des Regiments und 1. Bataillons. 1 14. 8.70 Colombey Ob. Lt. | Karl v . Deutsch . 2 R. Tamb. Leopold Stechert. " " 3 22.10.70 Sanry ſ/N. Hülfshob. | Karl Hempel . 4 6. 1.71 Châtillon Büchsenm Auguſt König .

·

• Schuß in den Hals 2 Sch. in d. Hüfte, 1 Sch. in d. I. Untersch. • • Typhus . • Schwindsucht

Geheilt. 21.4.71 zuDarms ſtadt geft. Gestorben. Gestorben.

1. Kompagnie. a) Todt. 12345 6789012

1 14. 8.70 Colombey " " " " " " "

11

13 14 15 16 17 18 19 20

"1 " " " " "1 "

" " " " " "

" " "

" "

"1 " " " " "/ " "

" 21 22 18. "8.70 Gravelotte 23 " 24 " "

Schuß in d. 1. Obersch. 17.9.70 Koblenz, Uffz. Karl Salie • Gefallen. Schuß ins Bein Gefr. David Knuth . Gefallen. Schuß ins Bein Heinrich Püttmann " 2.9.70 Aubigny. " Friedrich Theilmann Schuß in den Hals 3. 9. 70 Cour Füs. Herm. Bockelmann Schuß ins Bein . • celles-Chauſſy. • • Gefallen. Friedrich Brewe . " Schuß in den Kopf . 30.8.70Offenbach Theodor Godde . Schuß in den Rücken • " Gefallen. Schuß in den Kopf . " August Halsen Gefallen. Schuß in den Kopf . " Wilhelm Jahns Franz Kaczmirsky • Schuß in den Unterleib | Gefallen. " Schuß in die Brust .. Gefallen. Friedrich Köster II " • • Beide Obersch. zerſchmett. | 24. 9.70 KönigsSimon Meise " winter.

" " " " " " " "1 Gefr. Füs.

Anton Mengelkamp . Friedrich Meyer IV Georg Milius • Friedrich Pape Bernhard Schrameyer Heinrich Schreinecke . Adolf Stemshorn . Heinrich Wegmann . Johann Wippe Ludwig Maad Heinrich Behrens I. Friedrich Bruns .

Schuß in den Kopf . Schuß ins 1. Knie Schuß ins 1. Schienbein | Schuß in den Kopf . • Granatspl. ins Rückgrat Schuß in die Brust . • Schuß ins Bein . Schuß in den Kopf .• Schuß in die Brust . • Schuß in den Kopf Schuß in die Seite . • Schuß in die Brust .

Gefallen. 28.9.70 Pange. 12.6.71Berlin. Gefallen. Gefallen. Gefallen, 15.9.70 Trier 29. 8. 70 Courcelles-Chauſſy. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen.

Nr .Lfde

Verlustliſte 1870-71 .

Drt der Verwundung 2c. Beit

25 26 27 28 29

34 35 36

" " " " "

" " " " "

37

"

"

39 40 41

" " " "

" "

42

"

44 45 46

" " " "

"

47

"

"

" "

" 14

"

" " " " " " " " "

"

" " " " " "

" " " " " "

Art der Verwundung oder des Todes Schuß ins Bein . Ruhr . Unterleibsentzündung Lungenschwindsucht · Gastrisches Fieber .

Todestag und -Ort, Folgen der Verwundung 22. 8. 70 Offenburg. · Gestorben . • Gestorben. Gestorben. Gestorben.

b) Verwundet. Sek. Lt. Oskar v. Keber • • | Schuß in die r. Wade . Geheilt. Schuß in d. I. Obersch. Bet ber Komp. Feldw. Emil Heß . verblieb. · · Kleinert Albert Schuß in die I. Schulter | Invalide. Uffz. Richard Welke Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Gefr. Adolf Bentin . . Schuß in die 1. Wade . Invalide. " Theodor Heuer Ernst Just . "1 Streifschuß am Hals u. d. r. Schulter · • Geheilt. " Streifschuß am Kopf u. Wilhelm Kiehlholz d. r. Schulter Geheilt. " Wilhelm Meyer I • Schuß in d. r. Untersch. Invalide. • Streifschuß am Kopf Bernhard Müller " Geheilt. " Gerh. Rommeswinkel Schuß in d. I. Oberarm Invalide. " Friedrich Schwinge . Granatspl. a. d. r. Wange u. am r. Knie Invalide. Füs. Johann Bauer . · Schuß in d. 1. Unterarm Invalide. u. r. Untersch. " Schuß in d. r. Unterarm | Invalide. Hermann Behnen " Geheilt. Wilhelm Behrens II Schuß in d . I. Hüfte. " Bernhard Bentrup Schuß in d. r. Obersch. Invalide. Louis Beuermann · Schuß in d. 1. Oberarm " u. ins Knie • Invalide. " Johannes Brockhoff . Streifsch. am r. Obersch., Schuß ins 1. Knie . Invalide. Geheilt. Wilhelm Bühring • Schuß ins Bein " • Geheilt. " Christian Cordes I. Schuß am Kopf " Joh. Bernh. Düding . Schuß in d. r. Untersch. Invalide. " Gerhard Friedrichs I | Schuß in d. r. Oberarm Geheilt. " Schuß in d. 1. Hand • Invalide. August Gutsche Geheilt. • Streifschuß am 1. Fuß " Karl Hahne • Schuß in d. r. Schulter Geheilt. "I Johann Harms Heinrich Hartung " Streifschuß a. d . I. Hand Geheilt. August Henschke . • Streifschuß am Kopf. • Geheilt. " Konrad Holle . " Streiffch. am Kopf, KonGeheilt. tusion am r. Fuß " Friedrich Honigbaum Schuß in d. 1. Unterarm Invalide. Robert Hundt . • Schuß in d. I. Obersch. Geheilt. " • Schuß in d. r. Unterarm | Geheilt. " Heinrich Knust • Streiffch. a. d. I. Wange | Geheilt. Theodor Köther " Friedrich Kröger . . Streifschuß am Auge • Geheilt. Albert Lammers . Kolbenstoß am Fuß . Geheilt. " Schuß in d. r. Obersch . | Invalide. Rudolf Lasch . • 22 :

2313888 85 2 243 28 . HROTNI

58 59 60 61 62 63 64

Vor- und Zuname

18. 8.70 Gravelotte Füs. August Rohde · • 22.10.70 Einbec Karl Appel · • " Einj.Frw. Ulrich Hüppe . 23.11.70 Wriezen 19. 1.71 omburg Füs. Heinrich Thiemann 18. 2.71 Heepen " Jürg. Hnr. Burmester

30 14. 8.70 Colombey 31 " "

48 49 50 51 52 53 54 55 56 57

Charge

447

Lfde .Nr

448

Anlage Nr. IX .

Ort

Zeit der

Charge

Verwundung 2c.

65 14. 8.70 Colombey

Füs.

Julius Mucha

"

"

"

Berth. Mühlenpfordt

67

"

"

"

Georg Neumann ..

68

"

"

"

Heinrich Nordmeyer .

"

"

Heinrich Peters I

88 CELLINEN LE

66

69

70 " " 71 " " 72 " 73 " " 74 " 75 Tamb . 76 18. 8.70 Gravelotte Gefr. 77 " " Füs.

Joseph Potthoff .. Heinrich Richter Heinrich Stallkamp Jos. Alb. Stegerhoff . Friedrich Weber II . Louis Rasch Joh. Jat. Opfölder . Friedrich Hellberg

78 79

Heinrich Kühn Gerhard Schlafe .

"

" "

"

Folgen ber Berwunbung, Lodestag und -Ort

Art der Verwundung oder des Todes

Vor- und Zuname

Schuß in d. I. Seite u. d. I. Hand Schuß durch d. Nase u. 1. Wange . Schüsse in d . I. Untersch. u 2 Finger d. r.Hand Schuß ins r. Knie und 4 Finger d. r Hand Schuß in die r. Schulter ; Streifschuß am Knie Schuß in d. 1. Arm Schuß in d. r. Obersch. Schuß in d. r. Arm Schuß in d. I. Fuß . Schuß in d. I. Obersch. Schuß in d. r. Untersch. 2 Schüsse in d. I. Obersch. Kolbenschlag an d. Kopf u. Fingerwunde Schuß in d. r Untersch. Schuß in d . I. Unterſch.

Invalide. Geheilt. Invalide. Geheilt.

Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide . Geheilt. Invalide. Invalide.

2. Kompagnie. a) Todt.

1 24. 7.70 Münster 2 14. 8.79 Colombey

Uffz. Heinrich Schäfer . Sek. Lt. Otto Fischer .

3

"

4

"

Serg. Karl Brozio Karl Sauer

" "

"

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

" " " " " " " " "

" " " " " " " " " " " " "" " "

21 22

" "

" "

11

5

.

. Unbekannt . 2 Schüsse in d. Brust u. 1 in d. r. Arm . 4 Schüsse durchbeide Füße Schuß in d. Unterleib .

Heinrich Elver • Karl Giese. " Gefr. Gerhard Döhmann . Ludwig Kracke " Hans Rabe " Johann Wulfhorst . " Finj Frw. Otto Hulbe Füs. Christian Bischoff " Hermann Brinkmann "" Heinrich Ferelmann . Oskar Groll " "" Hermann Hillmer " Bernhard Hiehsers " Wilhelm Järmer . . Ernst Kniep . " Dietrich Kühls " Uffz.

" "

Franz Marg Ludwig Meyer V

Schuß in d . I. Arm . Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Schuß in d. Kopf Schuß in d. Brust Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Unbekannt Schuß in d. Kopf Unbekannt Unbekannt Unbekannt

Gestorben.

Gefallen. 26. 8. 70 Courcelles-Chausse. 23. 8. 70 SaarLouis. 21, 9. 71 Saare brüden. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. 28.8. 70 Forbach. • Gefallen. Vermißt.. Gefallen. Gefallen. Vermißt. . Gefallen 17.8.70LaPlanchette. 28.10.70Bingen Gefallen.

.Nr Lfde

Verlustliste 1870-71.

Ort

Zeit

der

Charge

Vor- und Zuname

Verwundung 2c. 23 14. 8.70 Colombey 24 " " 25 " "

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

" 18. "8.70 " " " " 28. 9.70 29. 9 70 7.11.70 13.11.70 29.11.70 28. 2.71

Gravelotte " " " " Novéant Homburg Eisleben Laubach Düsseldorf Dijon

Füs. " "

Gefr. Füs. " " " Uffz. Füs.

Geir. Füs. ""

Ernst Möhle August Möller August Persiel

Christoph Stichnothe Georg Sprintmann . Franz Hohmann . Paulus Lüzeler Wilhelm Offendarb Wilhelm Seegers · Friedr. Hellmers . • Johann Weckenberg . . August Schlüter Friedrich Möller . . Anton Kohnen Christoph v. Fintel .

449

Art der Verwundung oder des Todes

Lodestag und -Ort, Folgen der Verwundung

Unbekannt . Schuß in die Brust . Schuß durch beide Augen (erblindet) Unbekannt Unbekannt Schuß in den Kopf Unbekannt Unbekannt Unbekannt Typhus . Typhus . Typhus Typhus Typhus Typhus .

Vermißt. Gefallen. 7.5. 71 Garſtedt, Gehirnentzünd . Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben.

b) Verwundet. 38 14. 8.70 Colombey Hptm. Albert v . Petersdorff | 3 Sch. in d. r. Arm u. Geheilt. I. Obersch. · Streiffch. an d. r. Kinnl. " " Feldw. August Kiesewetter Prellsch. auf d. Brust Geheilt. 40 " " Serg. Richard Liebhold • Sch.in d. 1.Armu. d.r.Bein Geheilt. 41 • Sch. in d. I. Schulter . Invalide. " Uffz. Anton Bicker ' . 42 Sch. in d. I. Schulterblatt | Invalide. " " " Wilhelm Büscher . 43 Geheilt. " " Gefr. Wilhelm Bartels • Streifschuß am Kopf 44 Schuß in d. I. Arm · Geheilt. " " August Barth 45 " " " Konr. Heinr. Blume Streiffch. an d. I. Hand Geheilt. 46 Invalide. " Wilhelm Diersmann Sch. in d. I. Obersch. " 47 Geheilt. " " Herm. Kloppenburg . Sch. in d. I. Schulter 48 • Unbekannt • Geheilt. " " Heinrich Koch . 49 " " Hermann Menze . · Schuß in d. I. Obersch. Invalide. 50 • Granatspl. am I. Auge . Geheilt. Ernst Nicolay 51 Schuß in d. 1. Obersch. Invalide. " Franz Piel " " " Bernh. Jos. Pieper . Streiffch . am I. Backenkn . Geheilt. Schuß in d. r. Oberarm Invalide. " " Hermann Pötter . " Geheilt. 54 " Heinr.Gottl.Salomon Schuß in d. I. Arm . 55 " " Bernhard Südfeld . Schuß in d. I. Oberarm ; Streifsch. in d. I. Seite Invalide. Gerhard Vrielink Granatspl. in d. 1. Hand Geheilt. " " "! 57 " Einj.Frw. Peter Breidenbender Schuß in d . r. Untersch. Invalide. 58 Füs. August Barnsdorf . 3 Sch. in d . l. Hüfte und Geheilt. beide Obersch. 59 " " Hermann Beinbrink . Schuß in d. r. Untersch. Invalide. " 60 Karl Brakel Schuß in d. 1. Obersch. Invalide. " " 61 Geheilt. Johann Burchard " Streifschuß am Kopf 62 Invalide. Joh. Bernh. Diesen Schuß in d . I. Seite " 63 " " Heinrich Dornbusch . Sch.in d.l.Ellenbogenläufe Invalide. 64 Schuß in d. r. Obersch. Geheilt. " Karl Eickmann " " 65 " " Ernst Andr. Froede Schuß in d. I. Obersch. Geheilt. 29 39

8 * 2858838 88588 456

222

Anlage Nr. IX .

Lfde .Nr

450

Ort

Beit

der

Charge

Vor und Zuname

Füs. " " " " " "

Robert Gluch . • Karl Goldammer Heinrich Hasper . Heinrich Haſſelmann Heinrich Henke Friedrich Hörmann Joseph Honerbom •

Art der Verwundung oder des Todes

Verwundung 2c.

66 14. 8. 70 Colombey 67 " 68 " " 69 " " 701 " 71 " 72

|

" "

" "

Joh. With Horstmann | Rudolf Jacobi

75

"

"

"

Gerhard Jansen .

"

" "

" "

Otto Karminke Bernhard Krallmann

" " " "

Karl Krüger August Kühnert Otto Leuning Karl Friedr. Linke • Robert Ludwig . •

ญญ

76 77

: 22

Schuß in d. I. Unterarm | Invalide. Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Geheilt. Schuß am Kopf Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Schuß in die Brust Invalide. Sch. in d Lunge u. d . I. Invalide. Kniegelenk Granatſpl . am l.Zeigefing . | Geheilt. Sch. in d. r. Rückenſeite und d. r. Arm . . • Invalide. Schüsse in d. I. Ober- u. Unterschenkel . Invalide. Schuß in den Rücken Invalide. Sch. in d. I. Zeigefinger, Streifschuß am Kopf, Granatspl. am rechten Invalide. Untersch. . · Schuß in d . r. Hüftbein | Invalide. Sch. durch beide Obersch. Invalide. Schuß in d. r. Obersch. Invalide. Granatspl. am Unterleib Geheilt. Schuß in d. I. Mittel- u . • Invalide. Zeigefinger • Schuß an d. r. Hand Invalide. Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Schuß in d. I. Unterarm Geheilt. Schuß in d. r. Obersch. Invalide. Sch . zwischen 1. Schulterblatt u. Schlüſſelbein Invalide. Sch. in d. Unterleib links | Invalide.

83 84 85 86 87

"

" " " "

" " " " "

Friedrich Lüddecke Johann Meyer VI Ernst Nölte · Johann Pietrowski Stanisl. Pogorzelski

88 89

" "

" "

" "

"

"

"

"

" " " "

" " " "

" " "

" "

" "

" " " "

" " " " " " " " " "

Philipp Quentin . Friedrich Weber oder Schäferhenke · • Sch. am Rücken u. Schulter Geheilt. Friedrich Scheland Schüsse in d . 1. Unterarm Invalide. und r. Obersch... Invalide. Dietrich Schierholz . Schuß in den Rücken Joseph Schmidt Schuß in beide Waden . Invalide. Geheilt. Heinrich Schulz III . Unbekannt, leicht . • Schuß in die r. Hand, August Schulze Streifschuß a. r. Knie . Geheilt. Heinrich Seeger • · Bajonettstich in d. l. Hand | Geheilt. Heinrich Segwitt . Schuß in d. 1. Untersch. Invalide. Heinr. Ludw. Siebert Schuß in d. r. Untersch. Invalide. Franz Sprokamp . • Schuß in d. I. Oberarm Invalide. Karl Strueß Granatspl. in d. r.Oberarm Invalide. August Stumme . • Sch. ind.l.Fußu.I.Obersch . Geheilt. Karl Tatje . • Schuß in d. 1. Untersch. Invalide. Johann Terbin Granatspl. im I. Oberarm | Geheilt. Georg v. Tiepermann Sch.ins r.Knieu.l.Unterſch. Invalide. Joh. Herm. Umbach . Streifschuß am r. Fuß .• Geheilt.

91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104

2222

90

==

"

. 888

"

2222 :

78 79 80 81 82

22222

" "

C205 67 KROEN

73 74

Folgen der Verwundung

.r N Lfde

Verlustliste 1870-71 .

Ort

Zeit der

Charge

Vor- und Zuname

Verwundung 2c. 105 14. 8.70 Colombey 106 107

108 109 110 111 112 113 114 115 116

451

Folgen der Ver= wundung, Lodestag und -Ort.

Art der Verwundung oder des Todes

Füs.

Friedrich Wäbekindt . Ring- u. kleiner Finger d. 1. Hand abgeschoffen Karl Walter Schuß durch d. r. Oberarm " " " in die Brust . " "1 August Weidemeier . Schüsse in d. r. Obersch. u. I. Seite " " August Weinrich . • Schuß in d. I. Untersch. | " " " Heinrich Wendt Schuß ins r. Handgelenk | Karl Wolkenhauer • Schuß ins 1. Knie " " " · " Trainsld. Heinrich Freitag Schuß in den 1. Obersch. • Schuß in den r. Obersch. 18. 8.70 Gravelotte Gefr. Ernst Keilhorn " Schuß in den I. Obersch. " Füs. Friedrich Becker " " " Albert Schneidewind Schuß in den I. Obersch., Granatspl. amr. Obersch. Gustav Schulz I. Sch. durch d.r.Kniescheibe " " " " Wilhelm Wiegmann . Schuß in d. r. Schulter |

Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. Geheilt. Invalide. Geheilt.

3. Kompagnie. a) Todt.

123456TSSO

22 22

114. 8.70 Colombey Hptm. Ludwig v. Bardeleben " " Pr. Lt. Maximilian Braun • " " Serg. Heinrich Kruse " Uffz. Hermann Regel Martin Tretczods " " " Gefr. Johann Behne 7 • Ernst Bruns " 8 Heinrich Fricke II " " Heinrich Trappmann " " 10 Einj.Frw. Liborius Peter " 11 Füs. Peter Bockelmann 12 Ludwig Dassoui . " 13 Heinrich Drees " 14 Karl Fischer II " 15 Heinrich Graas " " 16 " " Heinrich Jvo . 17 Hermann Kramer II " 18 August Marten " 19 Konrad Meyer II " " 20 " " Heinrich Neuhaus " 21 " Heinrich Petri " 22 Hermann Reising . 23 Ernst Runge . " " 24 Friedrich Schütte . " 25 Louis Starke .

26 27 28

"

Heinrich Thiele August Wadephul Hermann Wieland

15 8.70 Colligny. | 25. 11. 70 Pange. 15.8.70 Colligny 15.8.70Colligny. 30.8.70Colomber Gefallen. Gefallen. 16.8.70Colombey 17.8.70 Montoy. Gefallen. 1. 9. 70 Trier. 14.9.70Colligny. Gefallen. Gefallen. Sept.70Colligny. Gefallen. Gefallen. Vermißt. 20. 9. 70 St. Wendel. Unbekannt Vermißt. Schuß in Arm und Seite Vermißt. 31.8.70 Montoy. Unbekannt . • Gefallen. Unbekannt • Unbekannt Gefallen. Schüsse in d. r. Schulter 4. 9. 70 Bonn. und den Bauch . Granatspl. in den Kopf Gefallen. Unbekannt • Gefallen. Gefallen. Unbekannt

| Schuß in den Unterleib Schuß in den Oberschenkel Schuß in den r. Arm • Unbekannt . Unbekannt Unbekannt Unbekannt • • Schuß in den Leib | Unbekannt Unbekannt Schuß in die Bruſt Schuß in den 1. Fuß Streifschuß am Kopf Unbekannt Schuß in den 1. Fuß Unbekannt • Granatspl. in den Leib . Unbekannt • Unbekannt

29*

Anlage Nr. IX .

.Nr Lfde

452

Ort der Verwundung 2c. Beit

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43

14. 8.70 Colombey Füs. 18. 8.70 Gravelotte " " " Gefr. 20. 9.70 Weilburg 28. 9.70 Grève-baſſe Füs. 2.10.70 Luneville " 5.10.70 Pont àMousson " 15.10.70 Neustadt (Bay.) " 28.10.70 Zittau " 26.11.70 Longeville " 3.12.70 Münster Eini.Frw. 13.12.70 Courc.-Chauffy Uffz . 26.12.70 Düſſeldorf Füs. 30.12.70 Courc.-Chaussy Uffz. 21. 2.71 Arbois Füs.

44 14. 8.70 Colombey

"

"

46

"

"

=

45

::

47 48 49 50 51 52

53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64

"

65 66 67 68 69 70

" "

A30-80 23828

Charge

" " " " " " "

" "" "

" " " " " "

" " " " " " "

" " " " " " " " "

Vor- und Zuname

Art der Verwundung oder des Todes

Lodestag und -Ort, Folgen der Berwundung

Unbekannt Vermißt. Karl Zacher Schuß in den Hinterkopf | 23.8.70Gravelotte Friedrich Knoop . Gefallen. Bernh. Weppelmann | Unbekannt Gestorben. Eduard Vorköper Typhus . Gestorben. Typhus Hind. Pet. Harms Typhus . Gestorben. Johann Habert Gestorben. Theodor Evers Typhus Gestorben. Hermann Schlapphoff Typhus . Heinrich Stöber . Gestorben. Typhus . Gestorben. Joh. Heinr. Wedderin Typhus .Typhus . Gestorben. Wilhelm Rickelt Typhus . Gestorben. Gustav Thieme • • Gestorben. Heinrich Kölle Typhus . • Gestorben. Herm.Bernh . Goedecke Typhus . Gestorben. Bluthusten . August Bierwirth

b) Verwundet. Sek. Lt Werner v. Beeren ·. Schuß in die Hoden und Geheilt. den r. Obersch.. Kontusion am Unterleib | Geheilt. Feldw. Ferdinand Renfert durch Schuß . · Streifschuß am I. Arm . Bei der Komp. Serg. Johann Pape . verblieben. Schuß in den I. Unterarm | Geheilt. Uffz. August Grote . " Hermann Wichtrup • Schuß in den r. Unterarm | Invalide. Schuß in d . 1. Unterſch. | Invalide. Gefr. August Bartels I " Theodor Bergemann Schuß in d . 1. Obersch. Invalide. " Franz Heinr.Lürmann | Streifschuß an d . r. Hüfte | Geheilt. " Heinrich Struß I. 3 Schüsse im r. Ober- u. Unterarm , Schuß in den r. Oberschenkel Invalide. Einj.Frw. Georg ten Breul . · Schuß in das 1. Gefäß Invalide. Theodor Gärtner Schuß in den r. Oberarm Invalide. " Oswald Rommel . Schuß in die I. Seite Invalide. " Eduard Schloifer Streifschuß am r. Fuß . Geheilt. " Wilhelm Steckelberg Sch. durch beide Untersch. Invalide. Füs. Bernhard Ailts · • Schuß in d. r. Schulter Invalide. " Julius Bankert Schuß in d. I. Schulter Invalide. Schuß in d. r. Arm . Invalide. Gerhard Behnen . " " Ant. Mand. Bildhoff Streifsch. am r. Untersch . Geheilt. Geheilt. Streifschuß am Kopf. " Heinrich Bode " Gerhard Brackmann . Schuß in d . r. Obersch. Invalide. " Hermann Bröllmann Schuß in d. I. Ober- und Unterarm . · · Invalide. Heinrich Deters " Streifsch. an d. r. Wade Geheilt. " Karl Georg Doebke . | Bajonettſtich i. r.Unterarm Geheilt. Wilhelm Dreier Invalide. " Schuß in d. I. Knie . Adolf Ehlers I " Schuß in d. r. Unterſch. | Invalide. " Wilh. Mor. Eickhoff Streifsch. amKopfu.r.Dhr | Geheilt. " Joh. Wilh. Engelken Streifschuß am r. Fuß . Geheilt.

.Nr Lfde

Verlustliste 1870-71 .

Ort

Beit der

Charge

Vor- und Zuname

Füs. " " " " " "

Heinrich Fricke I. Martin Gotowicz Wilhelm Grösche Heinrich Habe Heinrich Hasselbusch . Heinrich Hehemeyer . August Henze gen. Hettenhausen . Heinrich Klemme gen. Schmidt . Christian Koop .

Verwundung 2c. 71 14. 8.70 Colombey 72 " " 73 " 74 " 75 "1 76 77 " "

"1

"

79

"

"

4

78 14

222

80 " " " 81 " " " 82 " 83 " " 84 " " " 85 " " " 86 " " 87 "1 "1 88 " " 89 "1 " 90 18. 8.70 Gravelotte Pr. Lt. 91 " Set. Lt. 92 " Uffz. 93 " Gefr.

d

&

222222

200

94 Füs. Heinrich Corneliffen . 95 " " Heinrich Harmeyer . 96 " Konstanz Jedding . 97 Christoph Prigge. . 98 Bernhard Raue " " " 99 " " Joachim Stoof 100 Johann Storbed . " 101 " Hornist Heinrich Hagemann 102 26.11.70 Longeville Füs. Heinrich Thönebe

Streifschuß an d. r. Hand Schuß in d. r. Untersch. Schuß in d. r. Wade Schuß in d. 1. Obersch. Schuß in d. r. Oberarm Schuß in d. r. Obersch.

Folgen der Verwundung, Lodestag- und -Ort. Geheilt. Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. Invalide.

Schuß in d. r. Lende . Invalide. Schuß in d. I. Schulter Schüsse in d. Unterleib u. r. Unterarm . Schuß in d. r. Arm . Schuß in d. r. Oberarm Schuß in d. I. Wade Schuß in d. I. Oberarm Schuß in d. I. Oberarm Granatspl ind.r. Obersch. Schuß ins 1. Handgelenk Granatspl. am r. Auge . Schuß in d. I. Hüfte Schuß in d. I. Achselhöhle Granatspl. amr. Oberarm Kontusion am r. Knie Streifschuß am I. Fuß . Schüsse in d. 1. Oberarm u. d. I. Seite . . Bajonettstich ind.r. Wade Schuß in d. 1. Obersch. Schuß in d. r. Seite . Schuß in d. 1. Fuß .. Streifschuß am I. Arm . Schuß in d. L. Schulter Schuß in d. r. Obersch. Schuß in d. r. Untersch. Selbstschuß. b. Ererzir. durch d. I. Zeigefinger

Invalide. Invalide Geheilt. Geheilt. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Invalide. Invalide. Invalide. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Invalide. Invalide. Geheilt. Invalide.

4. Kompagnie. a) Todt. Gefallen. 114. 8.70 Colombey Uffz. Heinrich Herbert . . Unbekannt . . Gefallen. " Gefr. Wilhelm Bartling . Unbekannt Schuß in d. I. Bein • Sept. 70Colligny Hans Elvers " " Einj.Frw. Karl Koten 2Sch.,davon Idurchd.Kopf 19.8.70 Colligny. Gustav Rommel Gefallen. Mehrere Schüsse " .Gefallen. Füf. August Engelhardt Unbekannt Wilh. Lehmann gen. Durch 1Gewehrkug.verw., Zeller . durch 1 Granatspl.völlig Gefallen. zerrissen

1234567

20

Joseph Kramer I Heinrich Meyer I Wilhelm Mittendorf Heinrich Müller . Friedrich Pöhler . Karl Schulz Friedrich Seesing Georg Steffen Aug. Tacke gen. Köhler Heinrich Wolks Emil Breyding Julius Wichmann • Adolf Groger . Hans Brandt .

Art der Verwundung oder des Todes

453

Nr .Lfde

454

Anlage Nr. IX.

Ort der Verwundung 2c.

Zeit

8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

14. 8.70 Colombey " " " " " " " " " " " " 18. 8.70 Gravelotte 7.10.70 Berlize 27.10.70 Düsseldorf 7.11.70 Ars sur Mos. 21.11.70 Münster 11.12.70 Châtillon [/S. " Forbach 20. 2.71 Marimin 22. 3.71 Hannonville 26. 3.71 Nancy

|Charge

Vor- und Zuname

Füs. " " " " " " " Gefr. Tamb. Füs.

Hermann Osterwald . · August Schacht Wilhelm Studtmann • Karl Thiele Christian Thies • Theodor Voß . Friedrich Weinkath • Johann Windels Heinrich Mävers . • HermannRuthenschrör Christoph Claus . . Heinrich Borsum . Heinrich Buchholz • Christel Schmidt II . Konrad Döpke · . Heinrich Ratje • Wilhelm Beißner Konrad Borchers II .

Gefr.

" " "

852 218538 22225 33 34

" " " "

36 37

39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 355

50 51

:::

"

" " "

" "

"

"

" " " " " " " " " "

2 Schüffe Unbekannt 2Sch . in Bruſt u.Unterleib Schuß durch den Hals . Schuß in die Brust . • . Granatſplitter . • Schuß in die Brust Unbekannt • Schuß in die Schläfe • • | Lungenentzündung • Ruhr Typhus Typhus . Typhus . • Typhus . • Typhus . Unglücksfall Typhus .

Lodestag und -Ort, Folgen der Verwundung

16.8.70Gelomber Gefallen. 4. 9. 70 Aubigny 29. 8. 70 Pange. Gefallen. Gefallen. 29. 8. 70 verit. JnSt.Wendel geft, Gefallen. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Ertrunken. Gestorben.

b) Verwundet. Granatspl. am I. Arm Invalide. Schuß ins 1. Handgelenk Geheilt. Schuß in d. I. Schulter Geheilt. 4 Sch., durch d . r. Schulterblatt, d. r. Unterſch., d. r Hand u. a. Unterkiefer | Invalide. " Wilhelm Homann Schuß a. 1. klein. Finger | Geheilt. Hermann Moenke " Schuß in d. r. Obersch. Geheilt. " Streifsch. am 4. Finger Bei der Komp. Ludwig Stinsky . verblieben. der I. Hand . Gefr. Konrad Hecht . Schuß unter d. 1. Knie Invalide. Bernhard Niehoff " Granatspl. am I. Fuß . Invalide. " Christoph Strickling . Streifsch. an Kopf u . Ohr Invalide. "" Jakob Writschinsky Streifsch. a. d. r. Schläfe Geheilt. Einj.Frw. Louis Desterlink . Schuß in d. I. Oberſch. | Invalide. 2 Schüffe in d. r. Schulter Invalide. Füs. Wilhelm Bermann Konrad Börner . • Schuß am I. Mittelfinger | Geheilt. " Christian Borchers I Schuß in d. I. Schulter Invalide. Dietrich Brandt . " Schuß ins r. Schienbein | Invalide. " Hermann Brüning Schuß in d. I. Schulter Invalide. " Heinrich Dormann • Fingerschuß a. d. I. Hand Geheilt. • " Karl Flentge Schuß am I. Ringfinger | Geheilt. Heinrich Freitag . Schuß in d. I. Obersch. Geheilt. " Heinrich Heitmann • Schuß ins r. Schulterbl. Invalide. " Karl Helwig Streifschuß am Halſe Geheilt. Karl Köker • Schuß in d. 1. Obersch. Invalide. " Anton Konermann . Schuß auf d. Rippen r. u. "" Streifsch. a. r. Obersch. Invalide. " Wilhelm Leunig • • Schuß ins r. Fußgelenk Invalide. " Friedrich Lüdecke . Schuß in d. r. Ellenbog. I Invalide.

26 14. 8.70 Colombey |Sek. Lt. 27 " " 28 " Serg. " 29 " Uffz

30 31 32

Art der Verwundung oder des Todes

Hermann Gerlach Georg v.Korgfleisch II August Preuß Wilhelm Bovermann

Lfde N .r

Verlustliste 1870-71 .

Ort

Zeit

der

Charge

Vor- und Zuname

Verwundung 2c. 52 14. 8. 70 Colombey Füs. Johann_Mattschuk 53 Albert Plas " " " 54 Karl Sattler "" " " 55 " " " Heinrich Schrage . 56 " " Horn.Gfr. Ernst Lindemeyer 57 " " Tamb. Heinrich Klefoth . 58 Christian Wille " 59 18. 8. 70 Gravelotte Füs. August Krüger II 60 Friedrich Leimann " " " 61 " " Heinrich Wieking I

Art der Verwundung oder des Todes

455

Folgen der Verwundung, Lodestag und -Ort.

Sch. rechtsseit. aufs Becken Invalide. • Schuß in d. r. Untersch . Invalide. . Schuß in d. 1. Obersch. Invalide. • Schuß durchs r. Fußgelenk | Invalide. Schuß am r. Arm Geheilt. Streiffch. a. d. r. Schulter Geheilt. Streifsch. a. d. r. Hand Geheilt. Schuß am r. Zeigefinger | Geheilt. . Schuß am I. Zeigefinger Geheilt. Schüsse auf d. 3. Rippe und in die Brust • Invalide.

5 Kompagnie.

a) Todt. 12345

::::

5.11.70Paderborn Schuß am Kopf . 1 14. 8. 70 Colombey Feldw. Emil Laser Gefallen. Schuß in die Brust . " " Uffz. Wilhelm Struß Gefallen. Schuß in den Rücken " " Gefr. Herm. Blickschlager 4 " Füs. || Heinrich Eßmann I. Schuß am 1. Arm • . 2. 9. 70 Hamm, · 17.8.70 La Plan= " " Wilhelm Finkenstedt . Schuß in den Kopf chette. · Gefallen. " " Heinrich Frien . • Unbekannt Unbekannt 7 Dietrich Greve Gefallen. " Julius v. Hinten Schuß in d. Oberschenkel Gefallen. " Otto Krapf Schuß in d. Unterleib • Gefallen. " 10 1.9.70 Saarburg. " " Heinrich Linnenkohl Unbekannt • • 11 Heinrich Ritter " " Schuß in d. r. Obersch. Gefallen. 12 " 12.9.70Maizery. " Hermann Tönnemann | Schuß in d. Unterleib 13 18. 8. 70 Gravelotte • Schuß am 1. kl. Finger 14.9.70Nauheim. " Heinrich Rump • Ruhr . Heinrich Busche Gestorben. " 14 30. 9. 70 Pontoy Gestorben. 15 1. 10. 70 Grève-baſſe Hermann Steckhan • Typhus . " • Gestorben. • Typhus . 16 20.11.70 Courc.Chaussy Serg. Joseph Basner • Getödtet. Schädelbruch 17 21.11.70 Plappeville Uffz. Johann Cramer • Getödtet. 18 " Gefr. Thomas Szerbinsky . Unbekannt Unbekannt 19 Getödtet. Wilhelm Thies " " " Getödtet. Unbekannt 20 " " Einj.Frw Karl Rüggeburg . Getödtet. 21 " " Füs. Wilhelm Algermissen Unbekannt • Getödtet. Gerhard Alsmeyer • Unbekannt " Andreas Dörge . • Brandwunden an Kopf, 23 " Arm u. Rücken 9. 12. 70 Met. Getödtet. 24 " " Ferdinand Freckmann Unbekannt " Unbekannt · Getödtet. 25 " " " August Fröhlich . Unbekannt • Getödtet. 26 Emil Gerke " " " • Getödtet. 27 Wilhelm Gläseker • Unbekannt " " " " Getödtet. 28 . Unbekannt " " Wilhelm Harzig 29 Schädelbruch, Bruch d. r. "! Wilhelm Horn Obersch.,Sch.durchbeide Arme u. d. l. Obersch. 22. 11. 70 Mez. Unbekannt • Getödtet. • 30 " August Kreth . Karl Lücke II . 31 Verlegungen an Kopf u. Rückgrat durch Steine | 18.8. 71 Hannov. 22222 222222

:::::

3833

::

68999

·

Anlage Nr. IX .

.r N Lfde

456

Crt

Zeit

der

Charge

Vor- und Zuname

Verwundung 2c. 135 23 88

32 21.11.70 Plappeville 33 " " 34 " " 36 37

" " "

38 25. 1.71 39 "

Füs. " "1

" " "

"! " "

Vorges "

" "

Art der Verwundung oder des Todes

Christian Pape II • Unbekannt · Unbekannt • Johann Rose . • Schädelbruch, Bein u. r. Georg Rudolph • · Arm gebrochen • Friedrich Sander I. Unbekannt Unbekannt Wilhelm Schrader Wilhelm Winter . • Brandwunden an Kopf u. Händen Guſtav Holzapfel Schuß durch den Kopf Georg Frdr. Weinberg | Unbekannt

Todestag und -Ort, Folgen der Berwundung

Getödtet. Getödtet.

29. 11. 70 Mezz Getödtet. Getödtet. 18.11.71 Paterbern. 26.1.71 Quinges, Vermißt.

2 22288TARA 2 8 : 20 ****

b) Verwundet. 40 14. 8.70 Colombey Pr. Lt. 41 Sek. Lt. " " 42 "" " 43 " " Uffz . 44 " " " 45 " " 46 " " Gefr. 47 " " " 48 " " "

Friedrich Lincke Eduard Kraetke Hermann Busz Christ. Geiger · Gottfried Guth • Franz Seidler Dietrich Döpke August Hartniann II Chriſtian Langenhaine|

49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

Gustav Rollwage Johannes Bodmann Heinrich Burmeister . • Johann Cordes · Heinrich Düring Hermann Feldmann . Heinrich Garms Heinrich Giesen Karl Heinr. Herbst Friedrich Hirte Friedrich Jürgens

60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74

"

" " " " " " " "

"

" "

" " " " " "

"

" " " " " " " " " " " " " " "

Einj.Frw Füs. " " " " "1 "I " "

" " " " " " " "1 " " " " "

Louis Köppelmann • Heinrich Laue . Friedrich Lothmann . Ferdinand Lücke I. Heinrich Marahrens . Christoph Möhrmann Theodor Müller III . • Ernst Pape I. Gerhard Rakers Friedrich Stahmann . | • August Stümpel August Tinnappel Martin Wagner . • Heinrich Wesemann .

Tamb. | Heinrich Heinemann . |

Geheilt. Schuß in die Brust . Schuß in d. I. Obersch. Geheilt. Schuß in d. I. Obersch. Geheilt. Schuß in d. I. Obersch. | Geheilt. Schuß ins r. Knie Invalide. Schuß in d. r. Oberarm Invalide. Schuß in beide Füße.Invalide. Schuß in d . r. Zeigefinger Invalide. Schuß durch d. r. Oberſch., Streifsch. am I. Obersch. Invalide. Schuß in den r. Fuß • Invalide. Streifschuß am 1. Auge . Invalide. Schuß in die r. Brust Invalide. Schuß durch die Lunge . Invalide. Schuß in die I. Schulter | Geheilt. Geheilt; vgl.Nr.86 Schuß ins r. Gefäß . Schuß in den I. Obersch. Geheilt. Schuß in d. Oberschenkel | Geheilt. Geheilt. Schuß in den I. Fuß Streifsch. aml.Mittelfinger Invalide. Schüsse ins r. Auge u. die I. Lende . Invalide. Schuß in den I. Obersch . Invalide. Schuß in den r. Obersch. Invalide. Streiffch. am I. Untersch. Geheilt. Granatſpl. in d.r.Schulter | Invalide. Schuß in den r. Obersch. Invalide. Schuß in d . I. Oberarm Invalide. Schuß durch den Hals . Invalide. Schuß durch die Nase • Geheilt. Schuß in die r. Schulter Invalide. Sch. in r.Schulter u. Rücken | Invalide. Schuß in die r. Schulter | Invalide. Schuß ins r. Knie Invalide. Schuß in den r. Obersch. Geheilt; vgl.Nr.98 Schüsse durchs 1. Fußgelenk • Invalide. u. I. Unterschenkel Schuß ins rechte Knie · Invalide.

457

T

.Nr Lfde

Verlustliste 1870-71 .

Ort

Beit

der

Charge

Art der Verwundung oder des Todes

Vor- und Zuname

Verwundung 2c. Heinrich Bödecker

76 21.11.70 Plappeville Uffz.

Joseph Hartmann

77

"I

Julius Stehr ...

78

"

22222

"

"

"

Laz. Geb. August Hübsch

Gefr. " Eini Frw. Füs. " "

Jakob Dluzak . Karl Koch . Wilhelm Frevert . Anton Baule . Rudolf Beckmann Julius Beschnitt .

89

22222

22222

85 86 87

" "

" 222222

88 88 8

79 80 81 82 83 84

222222

75 18. 8.70 Gravelotte Füs.

"

Wilhelm Borgmeyer Hermann Feldmann . Karl Heirich August Heuer . Robert Heyen I ..

90

"

Johann Homann .

Borges " "

Benedikt Kuper Ernst Lohmann Friedrich Pfleging Heinrich Louis Picht Friedrich Rodewig . Heinrich Rothert . Wilhelm Schütte . Martin Wagner Heinrich Wehrspohn . Einj.Frw. Rudolf Brörken Füs. Heinrich Fride II "1 Heinrich Roffmann 222222222

" "1

11

"

22

91 92 93 94 95 96 " 97 " 98 99 100 25. "1.71 101 " 102 "

"

Invalide. Invalide.

Geheilt.

Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. Invalide. Geheilt. Geheilt.

Invalide. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Invalide. Geheilt. Invalide. Geheilt. Geheilt.

2222222

6. Kompagnie. a) Todt.

126. 7.70 Paderborn Füs. Karl Wilh. Scheck 214. 8.70 Colombey Hptm. Dstar v. Oftau .

3456789

7 8 9

Schuß am r. Zeige- u. Mittelfinger Brandwunden an Kopf u. Händen Verlegung durch Steine am Kopf . Gehirnerschütterung und Kontusion beid .Obersch. durchSturz aus d.Fenster WundenanKopfu.Händen Verlegung am I. Fuß . Verlegungen durch Steine Quetschung d. I. Untersch. Verlegung durch Steine Brandwunden an Kopf, Gesicht u. r. Hand Bruch des 1. Vorderarms Brandw . ankopfu.Händen Verlegung am Knie . Brandw.ankopfu.Händen Verlegungen durchSteine am Kopf. Brandw. an Kopf, Rücken u. I. Fuß Verlegungen durch Steine Wunden am Kopf u. Knie Verlegung am Kopf .. Fingerquetschung . Verlegung durch Steine Kopfwunde . Verlegung am Fuß Sturz aus dem Fenster Verlegungen am Knie . Streifsch. an d. r. Brust Unbekannt Sch. ind. I.Schulter hinten

Folgen der Verwundung, Todestag und -Ort.

" "1

Set. Lt. B. Fähnr. Serg. Gefr. " Füs.

Karl Erdmann Kornelius Giese . Martin Brandes . Wilhelm Bartels . Karl Ehlers Karl Fiedler Gerhard Gebben .

Unbekannt SchüssedurchBrust, Mund und Kopf. Schuß in den Unterleib Schuß in die r. Brust . Unbekannt • Schuß ins rechte Knie ⋅ Unbekannt • Unbekannt Unbekannt

Gestorben.

Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. 28.9.70Saarlouis Gefallen . Gefallen. Vermißt.

Anlage Nr. IX.

Lfde .Nr

458

Ort

Zeit der

Charge

Art der Verwundung oder des Todes

Vor- und Zuname

Verwundung 2c.

D1234

10 14. 8.70 Colombey

15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

August Grethe



.

11

• Schuß durch d. I. Hand • und die Brust " " "" Schuß durchs 1. Auge • Hubert Großkopf. . " " Friedrich Hagenah Schuß in die Brust Salomon Laube . " " " Schuß in den Kopf . • " " Christian Meinecke . Schuß in d. I. Obersch. "! " " Heinrich Meyer I · Unbekannt " " Heinrich Meyer IV . Schuß durch die Lunge . Schuß ins 1. Bein · . " " "" Georg Prott · " " " Heinrich Schmidt I. Unbekannt " "! " Friedrich Stöckemann | Unbekannt • " " Friedrich Weber . . Schuß ins Rückgrat 18. 8.70 Gravelotte " Heinrich Bockelmann Unbekannt " " " Heinrich Bremer .. Mehrere Schüsse, davon 1 durch den Kopf . " " " Schuß in die Brust . • Wilhelm Finke " " " Robert Lichtenberg Schuß in den Arm und die Schulter . · • 19. 9.70 Luneville . Ruhr . " Christian Reucker . 25. 9.70 Corny Ruhr . Hermann Löhning " 2.10.70 Luneville • Ruhr . " Heinrich Falke Ruhr . 8.10.70 Pange Eini Frw . Frig Seveker . 10.11.70 Gießen • Füs. Bernhard Gehls . • Ruhr . 16.11.70 Courc.-Chauſſy| " • Bernhard Festing . Nierenentzündung . 26.11.70 " "" Typhus . Hermann Moß 18.12.70 Bingerbrück B. Feldw. Norbert Klingholz • Typhus . 17. 1.71 Tonnerre Füs. Friedrich Brennece Lungenentzündung • . 24. 2.71 Arbois Heinrich Dammann • Gastrisches Fieber " Füs.

LobeStag und Ort, Folgen der Verwunbung

23.9.70Bolchen. Gefallen. Gefallen. Gefallen. 25. 11. 70 Geurcelles-Chauffy. Vermißt. 6.9.70Colomber 31. 10. 70 Trier. Gefallen. Gefallen. 21.8.70 Pange. Gefallen. Gefallen. Gefallen.

Gefallen. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben.

b) Verwundet. 35 14. 8.70 Colombey 36 " " 37 " " 38 39 40 41

" " " "

" "

42

"

"

43 44 45

" "

"

2 :

46 47 48 49

"

" "1 "

"

Sek. Lt. Felix v . Rehbinder Serg. Ludwig Ammon . • Adolf Birth "

Streiffch.amr. Schienbein Geheilt. der Komp. Streifsch. am Hinterkopf Beiverblieben. Prellschüsse am Kopf u. Geheilt. Schlüffelbein . " Eugen Muselick Prellsch. am Schlüſſelbein | Geheilt. • Granatspl. in d. r. Obersch. Invalide. Uffz. Karl Dierßen . Gustav Heimbucher Sch. in d . I. Ellenbogen | Invalide. Norbert Klingholz " 3 Streifsch. am I. Oberarm u. I. Seite . Geheilt; vgl.Nr.32 " Schüsse durchd.l.Oberarm August Thöl . u. durchs Schlüsselbein Geheilt. Gefr. Wilhelm Geiſt Schuß in den I. Obersch. Invalide. Einj.Frw . Theodor Hagedorn II Schuß in das Gesäß • Geheilt. Bei der Komp. Streifschuß am Leibe Füs. Karl Arend II verblieben. " Heinrich Baule Streiffch. über d . r. Hüfte | Geheilt. Konrad Blumenberg Schuß ins 1. Fußgelenk Invalide. Peter Bruns I " Schuß in d. I. Oberarm Geheilt. Johann Demann Schuß in d. I. Oberſch. Invalide.

Lfde .Nr

Verlustliste 1870–71 .

Ort der Verwundung 2c.

Zeit

Charge

Vor- und Zuname

Art der Verwundung oder des Todes

459

Folgen der Verwundung, Todestag uud -Ort.

858 84

• Schuß ins I. Schulterblatt | Invalide. Granathpl.ins r.Fußgelenk Invalide. · Streifschuß amr. Oberarm Bei der Komp. verblieben. Schuß in d. r. Unterſch. | Geheilt. Schuß durch d. r. Wange und r. Schulter Invalide. 55 . " " " Schuß durch d. Hoden . Geheilt. Heinrich Grünnich 56 Otto v. Heimburg " Schuß i. d. r. Oberschenkel Invalide. 57 " Johann Hoppe . · Schuß i. d. link. Oberarm Invalide. 58 Karl Ilse " 3 Schüffe i . d. recht. OberInvalide. u. Unterschenkel 59 "I Karl Kaiser " Schuß i. d. r. Oberschenkel Geheilt. 60 " Schuß i. d. rechte Wade Invalide. " August Kloth . 61 " " Konrad Lipproß . " Schuß i. d. 1. Unterschenkel Invalide. Schuß i. die linke Seite Invalide. " "" Heinrich Lütgering " Schuß am linken Fuß . Geheilt. August Othmer 64 Wilhelm Ramann " " Granatſchuß in den Hals | Invalide. der Komp. " " "" Wilhelm Schlimme . Streiffch. a. I. Oberschenkel Beiverblieben. 66 "" Invalide. Schulterblatt " r. ins Schuß " Heinrich Schomborg . 67 " " Schuß i. d. r. Oberarm Geheilt " Wilhelm Schopen " " " Heinrich Schrader II Schuß i. d . r. Oberschenkel Invalide. 69 " " Johann Seelhöfer . Schuß i . d. I. Oberschenkel Invalide. 70 Schuß i. d. rechte Schulter, " Heinrich Theile . Streifschuß an der link. Hand u. dem link. Auge | Geheilt. 71 " " Ferdinand Tostmann | Schuß a. link. Zeigefinger Geheilt. 72 Karl Warnecke " Streifschuß an der 1. Hacke Geheilt. 73 Ludwig Windhorst " " " Schuß i. d. l. Unterſchenkel | Invalide. 74 • " Tamb. Heinrich Specht . Sch. i.Rück. u.r Hüftknoch. | Invalide. 75 18. 8.70 Gravelotte Gefr. Heinrich Hartmann Streifschußa.r. Zeigefing. Geheilt. 76 ber Komp. Streifschuß a. d. l. Hand Beiverblieben. " " Einj.Frw Wilhelm Feistkorn 77 " Schuß an d . r. Hand Geheilt. " Füs. Heinrich Beckel . 78 der Komp. " " " Heinrich Holzhausen . Streifschuß am r. Fuß . Beiverblieben. 79 " " "" Schuß i. d . I. Oberschenkel | Invalide. Heinrich König Karl Sander . 80 " " Schuß am I. Zeigefinger Geheilt. 81 " " Otto Waßmann III | Schuß i. d . 1. Oberschenkel | Invalide. 50 14. 8.70 Colombey 51 " " 52 " " 53 54 "

August Feldgiebel Wilhelm Fiene Johann Freese Siebolk Frerichs . Christoph Gebers

385

: : : :

Füs. " " " "

38528 * 6 85682

:

222222 PA 285

7. Kompagnie. 12345678

a) Todt. • • Schuß durch die Brust . 114. 8.70 Colombey Hptm. Leopold Fischer " Schuß in den Kopf . " Serg. Albert Reiff Schuß i. d . I. Oberschenkel " Uffz. Ludwig Fink Schuß in den Kopf . " Gefr. Heinrich Bauer " Aug.Franz Feuerhahn | Schuß i . d . I. Oberschenkel " Füs. Franz Klusmann . Schuß durch d. r. Hand Unbekannt . · " Heinrich Kordes . " Wolbert Krominga Schuß durch die Brust " "

Gefallen. Gefallen. 18. 8.70 verſtorb. Gefallen. 22.9.70 verſtorb. 21.8.70Kirchberg. Vermißt. Gefallen.

Nr .Lfde

460

Anlage Nr. IX.

Crt

Beit der

Charge

Vor- und Zuname

Verwundung 2c.

9 14. 8. 70 10 " 11 " 12 9. 9. 70 13 21. 9. 70 144. 10. 70 15 16.10.70 16 6.11.70 17 14.11.70 18 17.11.70 19 23.11.70

85 65323 252313 202 3 5

20 27.11.70 21 6.12 70 22 8.12.70 23 8. 1.70 24 10. 1.71 25 7. 2.71 26 18. 3.71

Colombey Füs. " " " " Ars /M. " Novéant " Corny " " Hannover " Sanry ſ / N. Kreuznach inj.rw. Goure.-Chaussy Füs. Werne "

Herm. Rauschenplat . Friz Röttger Wilhelm Rump Friedrich Brunotte Heinrich Fuhrer Karl Friedr. Kirsch Peter Menke Johann Roßmann • Jul. Karl Borges Wilhelm Behrens II Heinrich van Briefen

Art der Verwundung oder des Todes

Unbekannt Unbekannt Schuß durch die Hand Ruhr • Typhus Ruhr Ruhr Typhus Gastrisches Fieber Typhus . Wässerige SchädelblasenAusschwigung Ars s/ M. Gefr. Heinr. Schwachheim . Typhus . Gehirnentzündung Châtillon f/S. Sek. Lt. Erich Griepenkerl Typhus . Fulda Füs. Heinrich Tubbert Nancy Typhus . Uffz . Heinrich Beckmann Typhus . Chaumont Füs. | Heinrich Hilling Typhus . Pontarlier | Gefr . Georg Meyer II . Joinville Füs. Heinrich Frieling | Gastrisches Fieber

Lodestag und -Ort, Folgen der Verwundung

Vermißt. Gefallen. Gefallen. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben. Gestorben.

b) Verwundet. · | Schuß i . den linken Arm Invalide. 27 14. 8. 70 Colombey Sek. Lt. Ludwig Krüger 28 " 17 Serg. Karl Heyſe Schuß ins linke Gefäß . Invalide. 29 Uffz. Siegfried Göde . Streifschüsse an Wange u. " Geheilt. rechter Hüfte 30 Hermann Köster Invalide. Schuß ins rechte Bein " " " Gefr. Woncich Flicinsky Schuß i. d. r. Oberschenkel | Geheilt. " " Karl Loer II . " " " Schuß am rechten Fuß . Invalide. Heinrich Waßmus " " Schuß in die linke Hand | Geheilt. 34 Ginj.Frw. Georg Ebeling " " Schuß i. d. l. Oberschenkel | Invalide. Jorns Albert . Schüsse auf die 6. Rippe " " rechts u. amUnterſchenk. | Invalide. Karl Junge Streifschuß anbeid .Armen Geheilt. " " " 37 Georg Sinram " " " Schuß i. d. r. Unterſchenkel | Invalide. 38 " Schuß ins rechte Knie . Invalide. Heinrich Steinhoff " " 39 " " Füs. Bernhard Appelkamp Schuß durch d . linkeHand Geheilt. Karl Block . 40 Schuß am Kopf · Geheilt. " "1 "1 41 Geh.; vgl. Nr. 19. " " Heinrich van Briesen Schuß ins linke Bein "1 42 Engelbert Dettmer Schuß i. d. I. Oberschenkel | Geheilt. " " " 43 August Drebber Schuß i. d. r. Oberschenkel | Geheilt. " " " 44 Heinrich v. Einem " Schuß i. d. l. Oberschenkel | Geheilt. " " 45 " Schuß durch den linken " " Heinrich Fischer . Invalide. Unter- u. Oberarm 46 " " " Heinrich Gerloff II . | Schuß i. d . Oberschenkel Geheilt. 47 Schuß i. d . rechte Seite Geheilt. Bernhard Heuer I " " "/ 48 Streifschuß amrechtenFuß Bei der Komp. Friedrich Kümmel " " " verblieben. 49 August Lukas . . " " " Schüsse i. d.r.Unterschenkel Invalide. u. am Kopf . 50 Heinrich Nothof " Schußdrch.d.r.Mittelfing. Invalide. " " Heinrich Reinebeck 51 " "1 "1 Schuß an der linken Hand | Geheilt.

Nr .Lfde

Verlustliste 1870-71 .

Ort

Zeit

der 3 $ % 58 580 23 456

57

Füs. "

" "

" " "

" "

Clemens Ruiter Friedrich Schaper Adam Schulhoff . Gottfried Schwabe August Stammer

" "

" " " "

" " " "

Wilhelm Sturke Joseph Szudrowicz Johann Weinkamp Hermann Wieking

"

H "

59 60 61 62

Vor- und Zuname

Verwundung 2c.

52 14. 8.70 Colombey 53 " " 55

Charge

Art der Verwundung oder des Todes

63 18. 8.70 Gravelotte

Karl Wittenberg . " Tamb. Harm Sievers Uffz .

Franz Robrecht ·

August Steinece . August Krüger •

64

"

"

65

"

Füs.

· .

• •

461

Folgen der Verwundung, Lobestag und -Ort

Schuß i. d . I. Oberschenkel | Invalide. Streifschuß an d. r. Seite Bei der Komp. verblieben. Schuß in den link.Oberarm | Invalide. Schuß in die rechte Hand | Geheilt. Streifsch. a.l.Unterschenkel Bei der Komp. verblieben. Schuß in die rechte Seite || Invalide. Schuß i. d . I. Oberschenkel | Geheilt. Schuß i. d. r. Unterschenkel | Invalide. Schuß durch d.r. Schulter u. Streifſch. an der Nase Invalide. Schuß in die linke Lende Geheilt. Schuß i. d.l. Unterschenkel, Streifschuß am r. Knie Invalide. Schuß durchd. recht.Oberschenkel ins Steißbein Invalide. Streifschuß an d. r. Hand Bei der Komp. verblieben. Granatſplitter a. d.r.Hand | Geheilt.

8. Kompagnie. a) Todt. ::

114. 8.70 Colombey 2 " " 3 " "

: 22

45678 9OUD ? LEO!

"

"

14 15 16 17 18 19 20

:::

10 11 12 13

" " "

" "

"" " 18. 8.70 Gravelotte 13.10.70 Mainz 16.10.70 Mécleuves 20.11.70 Bolchen 29.12.70 Courc.-Chaussy

Pr. Lt. Auguſt v. Maſſenbach | Schuß durch die Brust . Gefr. Wilhelm Gortemüller Schuß in den Kopf . Robert Logus 2 Schüsse in den Rücken, " 1 Schuß in den Arm Karl Vogt . Schuß in den Kopf . • Unbekannt · Füs. Karl Bars Schwer verwundet • Friedrich Bielstein " Gottlieb Brennecke Schuß ins Bein • " · Joh. Kasp . Cohrs II Schuß ins Bein " •

2225

" " " " "

Karl Hartmann Karl Kauffolt Heinrich Knop II Friedrich Lange Bernhard Onnen

" " " " " " ""

August Rempe Anton Schuhmacher . Lambert Lammers August Jünke · Heinrich Meyer Abraham Neublum Heinrich Vitters .

·

Gefallen. Gefallen. 31. 8. 70 Courcelles-Chaussy. Gefallen. Vermißt. Vermißt. 27.8.70 Biebrich). 8. 9. 70 Cours celles-Chaussy. Gefallen. Schuß in die Brust . 12. 9. 70 Trier. Schuß ins rechte Bein Schuß in den Kopf . • Gefallen. Schuß in den Kopf Gefallen. 18. 9. 70 CourSchuß in den Arm celles-Chaussy. Gefallen. Schuß in den Kopf • Gefallen. Schuß in den Kopf • Gefallen. Schuß in den Kopf Typhus . Gestorben. Gestorben. Typhus . Typhus . Gestorben. Typhus . Gestorben.

b) Verwundet. 21 14. 8.70 Colombey Sek. Lt. Louis Meyer . . | Schuß durch beide Beine, rechtes schwer Invalide. " " Uffz. Joseph Balzulat . | Sch. in d. I. Schult. hint. | Invalide. 23 " " Nikolaus Brandenburg| Schuß in d . 1. Oberarm Geheilt.

Anlage Nr. IX.

Lfde .Nr

462

Zeit❘ Ert der Verwundung 2c.

Charge

Vor- und Zuname

Art der Verwundung oder des Todes

Folgen der Verwuntung

2222

2222

BARRA 2200 W 1 00888 * * **

F234

Streiffch. a. d . Oberlippe Bei der Komp. 24 14. 8.70 Colombey | Uffz . Karl Cub • • . verblieben. 25 Recknag Otto " el " " Schuß in d. I. Untersch. Invalide. 26 Schuß am Ellenbogen • Geheilt. Gefr. Wilhelm Heyse " " 27 Schuß an d. 1. Hüfte Geheilt. " " Heinrich Langkopf 28 der Komp. Streifschuß an d. Stirn Beiverbliebe " " Ferdinand Mathes n. 29 ?? " Ludwig Schacht . " Schuß durch d. 1. Mittelf. Invalide. 30 Invalide. " Einj.Frw. Jakob Dannenbaum | Schuß ins 1. Knie 31 " Füs. August Barckhoff . Streifsch. an d. 1. Schult. | Invalide. Geheilt. 32 Ernst Barmann Schuß an der Brust . " " 33 " Friedrich Bertram " Sch. in d. r. Unterkiefer Invalide. 34 " " Theodor Blechschmidt | Schuß in d . I. Fuß . . Invalide. 35 " " " Hermann Blumenberg Schuß in d. 1. Ellenbogen Invalide. 36 " " August Bohn . Schuß in d. 1. Bruſtſeite Invalide. " 37 Karl Bolm Schuß in d. r. Untersch. Invalide. " " " 38 Hermann Buß " " Bajonettst. in d. r.Obersch. Geheilt. 39 Wilhelm Cohrs I • Schuß in d . I. Untersch. Invalide. " " 40 " " " August Dehne Schuß in d. r. Schulter | Invalide. 41 " Peter van Deyn . " " Schuß am I. Mittelfing. Geheilt. Georg Gemmede " " Schuß am Bein Geheilt. Karl Grote • Invalide. " Schuß ins 1. Knie " " 44 " Karl Heune Schuß durchd.r. Oberarm " Geheilt. u. r. Bruſtſeite . 45 Geheilt. " " Harms Hinrichs " Streifschuß a. 1. Auge 46 Schuß am 1. Fuß Geheilt. Arnold Hoenerbach " " 47 Geheilt. Schuß in d. r. Arm Ernst Huebner " " 48 der Komp. " " Ihne Janken Ihnen Streifschuß an d. Stirn Beiverblieben. 49 " Christoph Kaag • " Schuß am r. Fußgelenk Invalide. " 50 Ferdinand Kleiber " Schuß in d. I. Obersch. | Geheilt. " " 51 " " " Heinrich Knoop I · Schuß in d. r. Ellenbogen Invalide. 52 " Heinrich Lamwerth " " Schuß ins r. Fußgelenk Invalide. 53 " Geheilt. " " Friedrich Müller II . Schuß am Kopf 54 " Heinrich Cepken " " Schuß in d. 1. Unterſch. Invalide. 55 " " " Ernst Peter Schuß durch d. 1. Zeigef. | Invalide. 56 " " " Christian Pfingsten . Schuß in d. recht. Fuß, Granatspl. a. r. Untersch. | Invalide. 57 • Schuß in d. r. Oberarm Invalide. Aloys Redecker " " " 58 Heinrich Rodewald " Schüsse in d. recht. Ober" " und Unterarm Invalide. 59 Hermann Sprinc Schuß in d . r. Oberſch. | Invalide. " " 60 " " "I Christian Wesemann | Schuß in die I. Hüfte Invalide. 61 " " Heinrich Wiechmann | Bajonettstich in die Hand | Geheilt. 62 " " Ferdinand Wiemann Schuß in d. r. Obersch., Streiffch. am 1. Obersch. Invalide. 63 " Georg Wienecke . · Schuß in d. r. Obersch. Invalide. " 64 Ernst Wittschieber • Sch. durch beide Unterſch. Invalide. " " • Schuß in d. 1. Unterarm Invalide. 65 18. 8.70 Gravelotte " August Klages 66 August Klusmeier Schuß an d. r. Hand Geheilt. " " 67 Wilhelm Schulze . 2. Zeigefinger abgeschoffen Geheilt. " " 68 Wilhelm Struck " "1 " .1 Fing. d. 1.Hand abgesch. Geheilt. =

.r N Lfde

Verlustliste 1870-71.

Ort der Verwundung 2c.

Zeit

Charge

Vor- und Zuname

Art der Verwundung oder des Todes

::

45

9. Kompagnie. a) Todt. 118. 8.70 Gravelotte Uffz. Bernhard Brockhausen | Schuß durch den Kopf . " " " Egon Joach. v. Loebell Schuß in d. I. Brust und den Unterleib 3 " " Gefr. Joh. Görke gen. Fette Schuß durchs Rückgrat in die Brust .. " Gerh. Ed. Silldorf . Schuß in den Kopf . • " Füs. Bernh. Heinr. Ahrens Sch. durch d . I. Schulter in die Brust. " " Herm. Friedr. Albers | Schuß in die r. Schulter " " Heinr. Wilh. Arbs • Schuß in die Brust . . 8 Karl Behne Schuß in den r. Arm " " " " " " Heinrich Eickhoff . • Schuß durch d. I. Lunge 10 " "" " Jahn Gosing . Granatspl. am Hinterkopf 11 " Joh. Heinr. Kolbe 2 Sch. ins 1.Gefäß u . Becken " " 12 " " " Bernh. Jos. Schweins Schuß durch den r. Fuß 13 " " " Heinrich Winkelmann | Schuß in den Kopf . . " 14 5. 9.70 Wierſen Herm. Heinr. Jansen | Nervenfieber " 15 7. 9.70 Fleury Johann Benecke .. Ins Bajonett gef., welches durch d. After in den Unterleib drang • • . 16 4.10.70 Gravelotte Konrad Stolze Typhus . . " 17 12.10.70 Montoy " Wilhelm Wöhrmann Schuß in d . I. Obersch. Lukas Schipper • Typhus . 18 3.12.70 Longeville " 19 14.12.70 Toul Lungenblutung Tratnſold Wilhelm Krickhaus 20 12. 2.71 Ruhrort Füs. Heinr. Friedr. Beermann gen. Ridder | Ruhr .

6709 OF 2RID

2322272287 232585 7

24 25 26

29 30 31

36 37

" " " "

" " " " "

::::

33 34

"

" " " "

" " " " "

Todestag und -Ort, Folgen der Verwundung

Gefallen. Gefallen.

Gefallen. Gefallen. Gefallen. 25. 8. 70 verst. Gefallen. 23.9.70 Barmen. 29.8. 70 Pont à Mousson. 22.8.70 Ars [/M. 20.9. 70 Ofchersleben. 20.9.70 Münſter. Gefallen. Gestorben.

Umgekommen. Gestorben. 1. 1. 73 Berlin. Gestorben. Gestorben. Gestorben.

b) Verwundet. Theodor Kleeberg Streifschuß an d . l. Hand Geheilt. und am Halse • Streifschuß am I. Bein . Geheilt. Uffz. Friedrich Koch " Karl Naujocks Granatspl. am r. Fuß . Geheilt. Gefr. Friedrich Runnebaum Schuß an der r. Hand . B. d.Komp. verbl. • Schuß in die I. Hand • Geheilt. Karl Wilke " Eini.Frw . Joseph Kentling . • Schuß in den r. Obersch. Invalide. Granatſplitter am Kopf . | Geheilt. Füs. Wilhelm Adolph . Geheilt. Heinrich Algermissen Schuß in den I. Arm " Wilhelm Behrmann I Schuß in die I. Hand . Geheilt. " Bernhard Besselmann | Sch. in die 1. Hüfte hinten | Invalide. " August Biel Schuß in den r. Obersch.; Invalide. Streifschuß am Knie " HeinrichBiermann III | Streiffch. am r. Zeigefing. Geheilt. • Schuß in d. 1. Unterarm | Geheilt. Konrad Körber " · Bajonettſt. in d. r.Obersch . | Geheilt. " Jakob Kohl Schuß ins r. Knie Adolf Meyer IV . " Invalide. Invalide. " Christoph Meyer VI Schuß ins I. Gefäß . " Heinr.Gottl.MüllerIII) Schuß in d. 1. Ringfinger | Invalide.

21 18. 8.70 Gravelotte Serg. " " " "

463

.r N 0Lfd 14

464

Anlage Nr. IX.

Ort der Verwundung 2c.

Zeit

38 18. 8. 70 Gravelotte 39 " " " " " 42 " " 43 " 44 45 23. 1. 71 Quingey

Charge

Vor und Zuname

Füs. " " " " "

Anton Niedwezky • Paul Rafinski Lukas Schipper Heinrich Thies Anton Voß Hermann Warnecke . Albert Wolff I Christ. Heinr. Schäper

" "

1234567

320

118. 8. 70 Gravelotte Uffz. " H " " " Gefr. Füs. "1 " " " " 8 " " Karlsruhe 92. 10. 70 " "1 10 8. 10. 70 St.Johann " 11 12.10.70 Sanry f/ S. 12 16.10.70 Kaiserslautern Gefr. 13 17.10.70 Grève-basse Füs. " 14 22.10.70 Sanry s/N. 23.10.70 Leipzig 15 " 16 24.10.70 3bbenbüren " 11 17 9.12.70 Leipzig 18 25. 1.70 Vorges Hptm. 19 Uffz. "1 " Einj.Frw. 21 22 23 24 25 26

" " " "1 " "

" " "

Füs. " " "/ "

Art der Verwundung oder des Todes

Folgen berBerwunbung, Lobestag und -Ort

Schuß in d. r. Obersch. Schuß in d. r. Obersch. Streifschuß am Kopf Schuß in d. r. Obersch. Bajonettst. über d. r. Auge Schuß an der I. Hand .

Invalide. Invalide. Geh.; vgl. Nr.18. Invalide. Geheilt. Beiverbliebe der Komp. n. Link. Ringfing. abgeschoff. Invalide. Komp.verStreiffch. am r. Zeigefing. Beid. blieben ; vgl. Anl.XI Rt.54. 10. Kompagnie. a) Todt. 22.9.70Ars[/R. Wilhelm Heyser . Schuß ins r. Knie Gefallen. Leopold van Nuyß . Schuß durch den Kopf Schuß in die Brust . Gefallen. Wilhelm Raden . Unbekannt Gefallen. Heinrich Evers Schuß in die i.I. Schulter 5.10.70 Ars ſ/N. Bernhard Heinzen Gefallen. August Kautemüller . Unbekannt Unbekannt Gefallen. Heinrich Koch. Ludwig Stichnoth Sch.durch Unterleibu.Bein Gefallen. Gestorben. Hermann Enkrodt Typhus Gestorben. Typhus . Ludwig Fraas Typhus Gestorben. Heinrich Behre Gestorben. Ruhr . Heinrich Weinhoff Gestorben. Typhus Heinrich Chors Gestorben. Typhus Johann Christoffer Gestorben. Heinrich Franke II . Typhus . Gestorben. Typhus . Johannes Behnen Gestorben. Wilhelm Dreyer . Lungenschwindsucht Adolf Frhr. v. Bülow Schuß in den Unterleib Gefallen. Ernst Seltier . Schuß in die Brust .. 12. 2. 71 Grap. Schuß am I. Unterkiefer; Heinrich Brandes Streiffch. an d. 1. Seite 18. 2. 71 Dôk. Wilhelm Rudolph I. Schuß in den Hinterkopf Gefallen. Schuß in die Brust .. Gefallen. Karl Kiesel 26.1.71 Quinge . Schuß in die Brust . Heinrich Schedwill Vermißt. Schuß in den Rücken August Schewe Berend Stadtländer . Unbekannt . Vermißt. Schuß in den Unterleib . 26.1.71 Quingey Johann Sudmeyer

22 23 2

222

14

b) Verwundet. Streiffch.a.Halfeu.d.Hand 27 18. 8. 70 Gravelotte Serg. Adolf Mühlhan • 28 Streiffch. amr.Ellenbogen Otto Nelles " " 29 " " Streiffch. an d. Oberlippe Uffz. August Bade . und noch 2 Schüffe 30 Schüsse ins r. Knie u. d. " Gefr. Friedrich Loges 1. Untersch. 31 " Füs. Hermann Albrecht Schuß in d. r. Zeigefinger 32 Heinrich Goedecke " "1 Granatspl. an d. I. Hand 33 " Schuß in den r. Oberarm 11 Heinrich Lüders .

Invalide. Bei der Komp. verblieben.

Geheilt. Invalide. Invalide. Geheilt. Invalide.

23858 89234 295 850345 2 65

.Nr Lfde

Verlustliste 1870–71 .

Beit❘ Drt der

Charge

Art der Verwundung oder des Todes

Vor- und Zuname

Verwundung 2c.

39 23. 1.71 Quingey 40 " " 41 25. 1.71 Borges " " " " 44 " " 45 " " 46 " " 47 " "

" " Felbw . Serg. Uffz. Gefr. " " "

Karl Fricke I. Heinrich Schedwill · Wilhelm Koch Johann Runge Joseph Mönningmann Wilhelm Heger ..

48 49

Füs. Wilhelm Brümmer " Harm Claſſen . . Christian Daet " " Joseph Enstrup " Friedrich Gutjahr Albert Hinz I " Ernst Krüger "1 Gerhard Menke • "

222

Johann Lühr I August Münter Konrad Siebert Wilhelm Schrage Heinrich Chlendid

==

" "

"

" " " "

51 52

Folgen der Verwundung Lodestag und -Ort.

• Schuß in den r. Unterarm Streifsch. an d. Bruſt links Schuß in d. r. Obersch. Sch. durch beide Obersch. • Streifschuß am I. Arm .

34 18. 8.70 Gravelotte Füs. " " " 36 " 37 10.10.70 Montoy " 38 21. 1.71 Marnay "

"

465

Friedrich Knigge .. Franz Kohlbrecher William Walkenhorst

· • · . • • . •

·

"

"

Julius Radtke

"1

"

"

Wilhelm Rudolph II

58

"

"

"

Frdr. Wilh. Tramann

4

" 57

Geheilt. | Geheilt. Invalide. | Invalide. Bei der Komp. verblieben. Streiffch. an d. 1. Schulter Invalide. Streifsch. an d. r. Wange Scheilt; vgl.Nr.23 Schuß am Oberschenkel . | Geheilt. Schuß durchs 1. Fußgelenk | Invalide. Streiffchuß an d. 1. Hand Invalide. Streifschuß an d . r. Hand Bei der Komp. verblieben. Schuß in den r. Untersch. Invalide. Schuß am Vorderkopf Invalide. Sch. i.d.l.Oberarm ; Streif schüsse a.d.l.Seiteu.r.Hand Invalide. Schuß in den 1. Obersch. | Invalide. Streifsch. am l. Oberarm Bei der Komp. verblieben. Schuß in den r. Oberarm Invalide. Sch. durch beide Oberſch. | Invalide. Sch. in d. r. Ellenbogen Invalide. Streifschuß am Rücken . Invalide. Schuß in den 1. Untersch. Invalide. DurchEntzünd. d. Patrone r. Hand verbrannt . . Geheilt. der Komp. Streifschuß an d . 1. Wange Bei verblieben. Schuß in den r. Obersch. Gefanger; in Besançon internirt; 17.2.71ausgelief. 30.9.71 Invalide. Schüſſe ins r. Schlüſſelbein u. den Unterkiefer . .Invalide.

c) Gefangen.

59 25. 1.71 60 44

Vorges "

In Besançon internirt; 17.2.71 ausgeliefert.

Füs. Heinrich Franke I orf:. "D Wilhelm Mittendorf

11. Rompagnie. a) Todt.

1234567890

118. 8.70 Gravelotte Gefr. " " Füf. " " " " " " " " " " " " 9 3.10.70 Grève- baffe " 10 6.10.70 "

| Gerhard Bollwerk • Johann Bernhardt Heinr. Brinkmann II Julius Dannenberg . • Karl Lange Focke Löschen . Gerhard Stielhoff Gottfried Wolper Wilh. Friedrichs II . | Heinrich Schierenbeck |

Schuß in die Schulter . 30.8.70 Ars [/M. Unbekannt Vermißt. Schuß am Hinterkopf . 24.8.70 Ars [/M. Gefallen. Unbekannt . Sch. in den r. Oberkiefer 18. 9. 70 Corny. 26.9.70 Farmer. Schuß in die Brust Gefallen. Schuß in den Kopf Unbekannt Gefallen. Gestorben. Ruhr Gestorben. Typhus 30

Anlage Nr. IX .

.Nr Lfde

466

Crt der Verwundung 2c.

Art der Verwundung oder des Todes

Zeit

Charge

11 23.10.70 Gießen 12 9.11.70 Münster 13 25. 1.71 Vorges

Füs. Uffz . Füs.

Vor- und Zuname

Heinrich Lesemann Johann Rohland Heinrich Reiter •

Todestag und -Ort, Folgen der Verwundung

Typhus . Typhus . Schuß in den Kopf

Gestorben. Gestorben. Gefallen.

b) Verwundet. Joseph Freusberg Granatspl. in d. I. Seite | Geheilt. . Sch. auf d. 10.Rippe links | Invalide. Wilhelm Flohr • Schuß in d. I. Obersch. Invalide. Gerhard Bruns . Schuß ins r. Knie Invalide. Heinrich Garbers Adolf Mendius Schuß ins r. Schlüſſelbein Invalide. Hermann Ahrens I. 3 Streifschüsse am Rücken Geheilt. Geheilt. Heinrich Baumgarten Schuß in den Rücken Geheilt. Dietrich Behrens 1 . Schuß am Finger • Schuß in d. I. Untersch. Invalide. Johann Böse . Paul Bruski Schuß in d. r. Oberarm Invalide. Henrick Giesbers . Schuß durch die Hand . Geheilt. Lambertus v. d . Herz R. Oberarm abgeſchoffen | Invalide. Schuß in den 1. Obersch. | Invalide. Heinrich Kalefendt Karl Mohns Schuß in den I. Obersch. Geheilt. Christian Riechers II Schuß in d. I. Oberarm u. Quetschung d. 1. Fußes Invalide. Heinrich Tödter I " Streifschuß am 1. Fuß . | Invalide. " Andreas Wachowski Schuß in d. I. Ellenbogen Invalide. " Schüsse in die Hüfte u. Joachim Weigner die 1. Wange · Invalide. Gerhard Wilkens I. Schuß am Daumen Geheilt. Schuß in den Fuß Invalide. Hornist Johann Klapprott · Streiffch. a. 1. Oberarm Bei der Komp. Füs. Johann Wiese verblieben. c) Gefangen. In Besançon ins Füs. Heinrich Behrens II .] ternirt, 17.2.71 ausgeliefert. 12. Kompagnie. a) Todt.

14 18. 8.70 Gravelotte Sek. Lt 15 " " Uffz. 16 " " Gefr. 17 " " " 18 " " " 19 " Füs. 20 " " " 21 " " 22 " 23 " " 24 " " " 25 " " 26 " " " 27 " " 28 " "

:::

29 30 31

" " "

32 " " 33 34 23. 1.71 Cuingey

35 25. 1.71 Vorges

123456

789

130. 7.70 Speicher Füs. 2 18. 8.70 Gravelotte Gefr. " " Einj.Frw. " " " " " Füs. " " "

" " "

" " "

"

A

10 " " 11 " 12 23.8.70 Münster 13 " 14 28. "9.70 Grève-Haute

" " "

Joh. Bernh. Wübbels | Gergel Swyter • Heinrich Wolter · • Wilhelm Löfer Hermann Altkämper . • Thomas Baſta

Sonnenstich . Unbekannt • Unbekannt Unbekannt Unbekannt Schüsse in d. r. Obersch. . u. r. Oberarm • Joh . Bernh.Gerlemann ] Unbekannt Unbekannt . Johann Karolewig • Wilhelm Kortmann . Schwer verwundet

Friedrich Müller II . • Adolf Tischer . Karl Hinrichs Wilhelm Wiegand • Heinrich Meyer V

Unbekannt • Unbekannt · Unbekannt Ruhr Typhus .

Gestorben. Gefallen. Gefallen. Gefallen. Gefallen.

8.9.70 Ars [ N. Gefallen. Gefallen. 12. 10. 70 Often felbe. Gefallen. • Gefallen. Gestorben. Gestorben. Geftorben.

467

.Nr Lfde

Verlustliste 1870-71 .

Ort

Beit der

Charge

Vor- und Zuname

Verwundung 2c. 15 30.10.70 Kreuznach 16 6. 1.71 Münster 17 24. 1.71 Sablon

Füs. " Uffz.

Hermann Terhorst Dietrich Hunold . Wilhelm Hiller

Art der Verwundung oder des Todes

Todestag und -Ort, Folgen der Verwundung

Gestorben. Gestorben. Gestorben.

Ruhr Ruhr Gehirnentzündung

b) Verwundet. 18 18. 8.70 Gravelotte | Uffz. Hermann Mittelstädt | Schuß in d . r. Wange . 19 Schuß in den Rücken " " Gefr. August Jacobsohn 20 " " Streifschuß am Knie Füs. Wilhelm Bolwin . 21 " " " Herm . Heinr. Borchers Schuß in d. I. Hand 22 " " Schuß in d. I. Hand Heinrich Bühning 23 " " Schuß in d. r. Fuß . Hermann Flieger 24 Ferdinand HagedornII Schuß am I. Zeigefing.. 25 " " Christoph Hartmann Schuß ins 1. Fußgelenk . 26 Schuß in d. I. Hand " " Wilhelm Heuer 27 " " Streifschuß a. d. Brust Friedrich Höper 28 Georg Jansen Sch. durch d. r. kl . Finger 29 " Theod.Kampschneider Schuß in d. r. Unterarm 30 • " " Heinrich Rabeler .. Schuß am Finger 31 " Streifschuß am Kopf Heinrich Reßmeier 32 " Streifschüsse a. d . I. Hand Heinrich Roß .. u. dem r. Oberschenkel | 33 Stichwunde am Bein Johann Sauer " " 34 " " Heinrich Taubert • Bajonettstichind. I. Wade 35 " Christian Wedemeyer Schuß in d. 1. Zeigefinger 36 " Franz Theod. WienenStreifsch. a. 1. kl. Finger | brügge 37 " " " Wilhelm Wittmund . Schuß durch die r. Hand Wilhelm Möller . Schuß in die 1. Wade . 38 25. 1.71 Vorges 39 " " " Streifſchuß a. I. Obersch. Karl Speckmann .

Invalide. Geheilt. Geheilt. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. Geheilt. Geheilt.

Geheilt. Geheilt. Geheilt. Invalide. Geheilt. Invalide. Invalide. der Komp . Beiverblieben.

Ersatz- Bataillon. Gestorben. 110. 9.70 Münsteret.How Konrad Weising . . Ruhr 2 14. 9.70 " Herzbeutelentzündung Füs. Johann Stetter 3 26. 9.70 " Det.How. Friedr. Brüggemann [ Ruhr . 4 24 10.70 " Füs. Ernst Joh. Menke • Ruhr . 5 28.10.70 Meine Busbaum. • Ruhr . " 6 3.12.70 Ruhr . Gerhard Koffen 7 23. 1.71 " Friedrich Döpte I. Typhus . 8 14. 2.71 " " Heinr. Dietr. Buderus Typhus . 9 21. 2.71 " " Lungenleiden Heinr. Wildhagen 10 26. 2.71 Uffz. Joh. Aug. Sleumer Typhus 11 7. 3.71 · Wassersucht . Füs. Joh. Karl Lange 12 19. 3.71 Rheine Dietrich Alm . Bluthusten " 13 27. 3.71 Münster " Bernh. Heinr. Diecker Lungenschwindſucht Albert Aupke . · 14 3. 5.71 Lungenentzündung " "

30*

Anlage Nr. IX.

468

Zuſammenstellung

9 4 9 7 11 6 2 5 7 4 4 2 •

Unverwundet gefangen

.uannsch MUnteroff

Offiziere

An Krankheiten

geblieben Vermißt

Wunden An

Gefallen

21

. 3 4 · 1 2 2 2 · 2

Verwunde g.ueheilt t

Wunden An Invalide

Invalide Wunden An Verwunde ,gueheilt t

CO

1 1 2

31

2 1



2 1 15 2 2 18 ] 1 4 13 1 4 8 3 3 21 25 11 32 4 S 2 2 3 6 3 3 7 • 4 1 S •

4 5 10 9 2 10 13 4 5 9 3 6 "

3888

2

2 1

1

Krankheite An n

Wunden An

Wunden Invalide An

Gefallen

Gefallen

Wunden An

13

1221

3 1

3 2 3 • • 1 1 . 1 1 1

Summe

25 47 34 18 29 20 14 25 10 17 12 11 •

21 27 17 11 25 19 19 18 12 9 2 7 1 10 • .



2 • • 2 1 1

1 .

.22

1 1 3

· 1

Gemeine Gestorben

Unteroffiziere Gestorben

133

-

1. Kompagnie • · 2. " 3. 4. 5. 6. 7. "1 8. " 9. 10. " 11. " 12. " Rgts.- u. Batls . Stäbe

Krankheiten An

Offiziere Gestorben

gVerwundet u.eheilt

der Verluste der einzelnen Kompagnien.

178 2114 5 97 2 59 3 99 3 78 3 62 2 66 45 1 59 1 34 39 1 3

1 •

3 12 10 12 11 21 29 123 17 70 80 262 195 3 24 833 1 13 14 • • •

Füsilier Regiment 73

6

21

3 12 10 12 12 21 29 123 17 70 93 262 195 3 24 847

.

.

.

Bemerkungen.

6 .

2 ·

g .

6 .

x .

Mobiles Regiment . Ersatz -Bataillon .

1 ) Der gefallene Portepeefähnrich ist in Spalte „ Unteroffiziere“ geführt. 2 ) Die bei der Explosion auf Fort Plappeville Getödteten und Verwundeten der 5. Kompagnie sind unter n Gefallen“ und „ Verwundet“ geführt; ebenso die in Fleury und Longeville durch Selbstverlegung Berunglückten der 9. und 3. Kompagnie.

Verlustliste 1870-71 .

469

Zusammenstellung

Verwunde gu.eheilt t

geblieben Vermißt Gestorben

Gefallen

Invalide

Verwundet .gueheilt

Kompagnie

Gemeine An Bun= ben

Unteroffiz. An Bun ben Gefallen Gestorben Invalide

Schlacht, des

Gefallen Gestorben Invalide

Offiziere An Wun ben

Bezeichnung der Datum

Verwunde gu.eheilt t

der Verluste in den einzelnen Schlachten, Gefechten etc.

Gefechtes 2c.

815

18. 8. 70

1 1 1 1 2 1 1 1 1 31 12 1 1 . 1 1. 1

1 1 2 112 8 3 2 2 13 3 4 31 312 4 8 147 • 7 12 16 4 2572 6 1 2 1 4 2 2 227 25

22 44 28 17 21 18 14 24

20 25 13 9 8 14 18 15

Zusammen 5 2 3 9 610 14 19 68 13 44 188 122

1

1

3 3 5



FOR

5131369

.

1242

1

196112

35

7. 8. 9. 10. 11. 12.

5 1 1

2

1. Kompagnie . 2. 3. " 4. 5.

.

Schlacht bei Gravelotte St. Privat

12345678-882

Schlacht bei Colom bey - Nouilly .. Stab d. I. Bataills . 1. Kompagnie. 2. 3. 4. " 5. "1 6. " 7. 8.

11

14. 8. 70

1 35 6 10 11 1 4 1 1 1 2 5 1 . 3 1 4 12 1 . 8 2 10 9 Zusammen •

Vorposten bei Fleury 9. Kompagnie. Vorposten bei Montoy 10. " Vorposten bei Montoy 9. Explosion vonPlappes ville 5. 26.11.70 Ererziren in Longe3. ville 17

3 3 1 4 736 116 52 47

1

7.9.70 10.10.70 12.10.70 21.11.70

Zusammen

1.1 215 .

1.

1 216.

5

6 15

.

1

6

8 15

Vermißt geblieben Gestorben Invalide gVerwundet u.eheilt Unverwundet gefangen

Verwundet .gueheilt

Gemeine An 23 un= den

Gefallen

Kompagnie

Unteroffiz. An Wun den

Gefallen Gestorben Invalide

Unteroffiziere

Schlacht, des

Offiziere

Datum

Mannschaften

An Krankheit. geftorben

Bezeichnung der

gefallen Offiziere

Anlagen Nr. IX und X.

470





• 1



Zusammen

·



Zuf. Südfeldzug •





.

2

Stäbe des Regts . und 1. Bats . · 1. Kompagnie . • 2. " 3. 4. " 5. " 6. 7. 8. 9. 10. 11 . 12 . Ersay -Bataillon Zusammen









11 12 1 2 1 2 2 311 42 • 1 · 11 • •

1 •

1 2 1

3 3 4 14 11 3

1 ·

1 2 1

3 3 41411 3

4 5 2 10 9 1 2 110 113 4 5 9

22

16. 7.70 Krankheiten bis 10. 5. 71





5. Kompagnie . 10. " 11. · "1 12. "

13



121

25. 1. 71 Gefecht bei Vorges



·

Zusammen



.

9. Kompagnie. 10. 11 . . "

1



23. 1. 71 Gefecht b. Cuingey

• ·

21. 1. 71 Gefecht b. Marnay 10. Kompagnie .



Gefechtes 2c.

• 1

6 113 1 12 93 ·

Gesammtverlust : Todt, vermißt, an Wunden und Krankheiten gestorben Verwundet (Invalide und geheilt) . Unverwundet gefangen



• 9 Offz., 34 Uffz. , 303 Gem. 15 " 50 " 457 " 3

471

Uebersicht der Krankenbewegung 1870-71 .

Anlage Nr. X.

Uebersicht der Krankenbewegung in der Zeit von der Kriegserklärung bis zum Friedensſchluß.

Bahl der

Darunter

Lazarethkranken

Verwundete

53 154 782 746 890 936 978 1146 1294 1312 1352 1270 1306 1405 1335 1351 1284 1345 1379 1294 1359 1141 1075 1100 1139 1149 1118 1048

566 508 508 498 446 427 418 376 351 272 264 260 247 246 248 246 264 250 267 255 247 247 245 243 242 241

Datum

1870 1. August 11. " "I 21. "I " 31. " " 11. September " 21. " " 1. Oktober " 11. " " 21 . " " 1. November " 11. " " 21 . " " " 1. Dezember 11. " " 21. " " 31. " " 1871 11. Januar 21 . " " 31 . " " " 11. Februar 21. " "1 " 1. März 11. " 21. " 31. " " " 11. April 21. " " 1. Mai "

472

Anlage Nr. XI .

Anlage Nr. XI.

Nachweisung der beim Eisenbahnunglück zu Forbach am 18. Juli 1871 verunglückten

.Nr Lfde

Mannschaften des Ersak - Bataillons.

Charge

Art der Verlegung

Vor- und Zuname

Folge der Ver legung

1234567SSO

1 3

9 10

Uffz. Heinrich Otte Heinrich Raabe. " Gefr. Hermann Fischer Ernst Krammann " " Friedrich Meyer Heinrich Wulf Heinrich Aumann Heinrich Bähre . Heinrich van Beek . Wilhelm Boos . "

·

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

" " " " " " " "

Heinrich Bramstedt · Franz Brelver . Moris Brinkmann . Theodor Brinkmann Heinrich Brockmann • Joh. Ernst Brun Bernhard Büscher . Frdr.Wilh. Dellenbusch Dietrich Dikmann . Joh. Bernhard Druks • Ernst Frankamp Heinrich Fricke . Anton Frischmuth . Ernst Frommhage . • August Giesecke

26 27 28 29 30 31 32 33 34

"1 " " " " " " " "

Heinrich Graves Hermann Gremm Theodor Hanskötter • Wilhelm Hanten Wilhelm Heindorff Heinrich Heitmann II Heinrich Henkel · • Johann Hiltrup · Hermann Kister • ·

"

"

Verlegung an beiden Knieen Brustverlegung · Quetschung der Brust Rechte Schulter verstaucht Verlegung an der Brust und linken Seite Verlegungen der linken Hüfte • • Quetschung beider Beine . Verlegung am Kopf Unbekannt Verlegungen am rechten Oberschenkel, linken Oberschenkel und der rechten Hüfte · • Unbekannt · Quetschung des 1. Knies und der r. Seite Unbekannt Verlegung am linken Oberarm . Quetschung beider Arme und beider Beine Unbekannt Wunde am Kopf Verlegung an der Hüfte . Verlegungen am Kopf und rechten Bein . Druck am Unterleibe und linken Vorderarm | Verlegung am Kopf . Rißwunde im Nacken und Verlegung der Brust Linke Seite und Oberschenkel Verlegungen . Zertrümmerung des linken Ellenbogengelenkes | Verlegungen des 1. Unterſch., des r. Oberſch. und der r. Hand • Am linken Knie abgestreift Quetschung an der Brust und am linken Fuß • Quetschung am linken Knie . • Verlegung am Kopf Quetschung der linken Schulter Quetschung am rechten Knie • Verlegung am linken Vorderarm Linke Schulter gestreift Verlegung am linken Vorderarm

Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Todt. Geheilt. Todt. Geheilt. Todt. Geheilt. Invalide. Todt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Invalide. Geheilt. Invalide. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt.

Lfde .Nr

Verwundetenliste für das Forbacher Eisenbahnunglück.

Charge

Vor- und Zuname

Art der Verlegung

473

Folge der Ver legung

35 36 37 38 39 40 41 42 43

Füs. " " " " " " " "

Joh. Georg Knieriem Friedr. August Kobbe Heinrich Köhler Heinrich Kökelſum . • Hermann Köster . Bernhard Kock . Georg Laumann Georg Frdr. Lohmann Heinr. Christ. Marris

44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

" " " " " " " " " "

Heinrich Nathaus . Georg Pampel . Christoph Peeſel Hermann Pleister . Christoph Ploghöft Rolf Jürgens Post Heinrich Rahlfs August Heinr Raulfs Friedrich Rössing . Gustav Saſſe Christ. Heinr. Schäper

55 56 57 58 59 60 61 62

" " " " " " " "

PeterHeinr. Schmidt II Wilhelm Schrader . Georg Heinr. Schulze I Daniel Schumann Joseph Schwenke Karl Seifert · Adolf Steinmann . • William Stolberg .

63 " 64 " 65 66 67 " 68 " 69 " 70 71 Hornist

Wilhelm Thies . Peter Heinr. Tödter II Hermann Weimann • Heinrich Welge . Karl Wend . Wilhelm Wilkesmann Heinrich Wittenberg . August Wortmann Heinrich Friedrichs

Todt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt. Geheilt . Geheilt. Geheilt. Tim Laz. Forbach an den erhalt. Wunden. Geheilt. Quetschung der Brust Geheilt. Verlegung am linken Unterschenkel Geheilt. Verlegung am rechten Oberschenkel Verlegung am linken Auge und linken Bein Geheilt. Invalide. Bruch des linken Unterkiesers Geheilt. Verlegungen des rechten Oberschenkels Verlegungen am r. Unterſch. u . d . r. Schulter | Geheilt. Geheilt. Verlegungen an Kopf und Brust Geheilt. Verlegungen des rechten Knies Geheilt. Verlegung am rechten Unterschenkel Geheilt. Verlegung an der linken Seite | (Vergl. S. 464) . Geheilt. Verlegungen am Kopf und Arm Geheilt. Quetschung der Brust Geheilt. Verletzung am linken Fuß Geheilt. Verlegung am rechten Bein . Geheilt. Verlegung der linken Hüfte Geheilt. Verlegung am linken Unterarm Geheilt. Verlegung der linken Hand . Verlegungen an der linken Hand , linken Invalide. Schulter und am Kopf Geheilt. Verlegung am linken Oberschenkel . Geheilt. Verlegungen am rechten Unterschenkel Verlegung am linken Bein und rechten Arm Geheilt. Geheilt. Verstauchung des rechten Fußgelenks . Bruch des rechten Arms . Invalide. Quetschung der Brust u . Verlegungen am Kopfe Geheilt. Verlegungen der Bruſt und des linken Knies | Geheilt. • Geheilt. Verlegung am rechten Knie . • Bruch des linken Unterschenkels Invalide.

Unbekannt Verlegungen am r. Unter- und l. Oberschenkel | Quetschung der rechten großen Zehe . Unbekannt Quetschung der Brust Verlegung am linken Unterschenkel Verlegungen an d . I. Hüfte u. beiden Schultern | Verlegung am rechten Unterſchenkel Unbekannt

Gesammtverlust beim Forbacher Eisenbahnunglück : todt 6 Mann, verlegt 2 Unteroffiziere, 4 Gefreite, 1 Hornist, 58 Füsiliere (von welchen 1 Hornist, 6 Füsiliere in Folge der Verlegungen Invalide geworden sind).

474

Anlage Nr. XII .

Anlage Nr. XII.

Vorgeschichte der am 5. Uovember 1866 in das Regiment übernommenen vier alten Kompagnien.

1. Kompagnie. Die 1. Kompagnie Füsilier- Regiments Prinz Albrecht läßt sich als 3. Kompagnie des nach der amtlichen Festsetzung 1619 als Kracht'sche Kompagnie gegründeten , thatsächlich aber im Juni 1656 in Kolberg errichteten Grenadier Regiments Nr. 1 nur bis 1808 zurückverfolgen. Die Umformung der Armee brachte dem nach dem Feldzuge 1807 in seine Garnison Königsberg zurückgekehrten "1 Regiment v. Rüchel " am 7. September 1808 den Namen : 1. Ostpreußisches Infanterie- Regiment". Der erste Chef der hierbei neu gebildeten 3. Kompagnie scheint Kapitän v . Crimniß gewesen zu sein, der 1811 abging. Demnächst war Major v. Pirch Chef der Kompagnie, bis die Stabsoffiziere ihre Nebenstellen als Kompagnie Chefs 1814 sämmtlich verloren. Im April 1812 rückte das 1. Bataillon des Regiments nach Graudenz, von wo es im Januar 1813 abmarschirte, um sich am 17. März bei Berlin mit den anderen Bataillonen unter Oberst v. Lobenthal zu vereinigen. Das Regiment kam bei Dannigkow zuerst ins Gefecht und kämpfte sodann bei Merseburg, Gr. Görschen, Königswartha und Baußen. Nach dem Waffenstillstande gehörte es zur Schlesischen Armee und focht bei Löwenberg, Goldberg und an der Kazbach. Im Treffen von Wartenburg nahm das 1. Bataillon an der Erstürmung von Bleddin Theil. In der Völkerschlacht bei Leipzig eroberte dasselbe bei Möckern zwei Geschüße und wurde zulegt von einem Feldwebel geführt, da seine sämmtlichen Offiziere verwundet waren. Es verlor 419 Mann und mußte mit dem 2. Bataillon zu einem Bataillon vereinigt werden. Das Regiment erhielt als bes sondere Auszeichnung den Prinzen Karl von Mecklenburg zum Chef. Bei Caub über den Rhein gegangen, focht es 1814 bei la Chauffée, bei Châlons sur Marne und Château Thierry, sowie in der Schlacht bei Laon. Schließlich fand noch in der Schlacht bei Paris am 30. März gerade die 3. Kompagnie Gelegenheit zu besonderer Auszeichnung. Bei der Erstürmung der Vorstadt La Villette eroberte eine der 3. und 4. Kompagnie angehörige Abtheilung unter Lieutenant Thümmel zwei feindliche Geschüße, welche nur mittels Durchschreitung des Ourcq-Kanals zu erreichen waren. Nach dem Frieden Tag das Regiment mehrere Monate bei Trier. Im Februar 1815 wurde der Heimmarsch angetreten, aber in Prenzlau unterbrochen und nach Minden marschirt, wo das

Vorgeschichte der 1. Kompagnie.

475

Regiment verblieb , bis es im Juli wieder den Vormarsch nach der Umgegend von Paris antrat, um hier bis zum September zu bleiben. Ende November kehrte es endlich in die Heimath zurück und zog am 15. März 1816 in Königsberg ein, woselbst es bis 1849 in Garnison blieb. Der polnische Aufstand von 1830 rief das Regiment an die Grenze; die 3. Kompagnie unter Kapitän v. Woisky wurde im September nach Pillau entsendet, ging aber im Dezember wieder an die polnische Grenze und kehrte erst im Februar 1831 in die Garnison zurück. Chef der 3. Kompagnie war bis 1823 Kapitän v. d . Trend, seit 1823 Kapitän v. Woisky , seit 1837 Kapitän Gerhardt, seit 1838 Kapitän v. Platen, seit 1842 Hauptmann v. Schmeling, seit 1849 Hauptmann v. d. Golk, seit 1856 Hauptmann Schröder, seit 1857 Hauptmann v. Zander, seit 1861 Hauptmann Krüger, seit 1864 Hauptmann Krause, mit welchem die Kompagnie zum Regiment 73 übertrat. Ende April 1848 wurde das 1. Bataillon zur Sicherung des Hafens von Memel gegen die Dänen dorthin gezogen , woselbst es 42 Monat verblieb. Jm April 1849 wurde es nach Danzig verlegt. Hier blieb das Regiment bis 1855 in Garnison , seitdem wieder in Königsberg. Am 4. Juli 1860 wurde dem Regiment der Name 1. Ostpreußisches Grenadier-Regiment Nr. 1 " beigelegt. Einen Monat vorher hatte es Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Wilhelm, nachmaligen Kaiser Friedrich III, zum Chef erhalten. Das Jahr 1863 brachte dem Regiment wieder ein Ausrücken nach der Grenze wegen des Polnischen Aufstandes . Die 3. Kompagnie lag zuerst im Kreise Lyck, dann im Kreise Goldap ; vom Mai bis Juli befand sie sich selb= ständig im Kreise Stallupönen. Im Juni 1864 mußte das Bataillon abermals für drei Monate nach dem Kreise Lyck ausrücken. Seit dem 25. Juni 1864 war Hauptmann Krause Chef der Kompagnie. Unter ihm machte sie den Krieg gegen Desterreich 1866 mit. Er war zwar am 27. Juni als augenkrank in Liebau zurückgelassen, erschien aber dennoch Tags darauf bei seiner Kompagnie, als dieselbe unter Premier : Lieutenant v. Homeyer den Südrand von Trautenau besezt und das Feuer nach dem Kapellenberge aufgenommen hatte. Nachmittags wurde das ganze Regiment nach Parschnig zurückgezogen. Am 3. Juli traf die 1. Infanterie Division erst Nachmittags auf dem Schlachtfelde von Königgräß ein. Sie warf westlich von Chlum die im Vorgehen begriffene österreichische Brigade Ringelsheim zurück, zu welcher auch das 73. Infanterie-Regiment Herzog Wilhelm v . Württem berg gehörte. Die 3. Kompagnie, bei welcher sich Se. Königliche Hoheit der Kronprinz während der Schlacht wiederholt aufgehalten hatte, ging bis gegen Rosberig vor und erhielt hier gegen Abend den Auftrag, die gemachten Gefangenen, 15 Offiziere, 980 Mann, nach Miletin abzuführen. Die Kompagnie erreichte erst am andern Tage wieder ihr Regiment . In der Ortsunterkunft bei Tobitschau litt das Regiment erheblich an der Cholera. Die 3. Kompagnie verlor an derselben 8 Mann . Auch Hauptmann Krause erkrankte an Cholera und Typhus und übernahm seine Kompagnie erst in Königsberg wieder, woselbst das Regiment am 7. September einzog . Hier erfolgte am 5. November 1866 der Ueber. tritt der 3. Kompagnie zum Regiment Nr. 73, dessen 1. Kompagnie sie seitdem bildet.

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Anlage Nr. XII . 4. Kompagnie.

Dieselbe war bis zu ihrer Abgabe an das Regiment 73 5. Kompagnie 5. Ostpreußischen Infanterie- Regiments Nr. 41. Bei der Demobilmachung am 10. August 1859 hatte das 2. Bataillon des 1. Infanterie -Regiments den 4. Jahrgang seiner Reserven an das Landwehr - Stamm : Bataillon Wehlau abgegeben. Hier wurde aus den vorhandenen Stamm : Mannschaften, diesen dazu erhaltenen Abgaben, einem Theil des aufgelösten kombinirten Reserve- Bataillons und Mannschaften des Ersatz - Bataillons der 1. Infanterie - Brigade ein Bataillon in der Stärke von 450 Köpfen gebildet. Unter den ebendorthin kom mandirten Offizieren befand sich der Hauptmann v. Dreßler ; derselbe führte die 1. Kompagnie, zu welcher die 5. Kompagnie des 1. InfanterieRegiments die Mannschaften abgegeben hatte. Am 5. Mai 1860 erhielt das aus den Landwehr- Stamm - Bataillonen Königsberg , Wehlau und Tilsit gebildeteRegiment den Namen „, 1 . kombinirtes Infanterie Régiment ", am 4. Juli 1860 „5. Ostpreußisches Infanterie -Regiment Nr. 41 ". Als Garnison erhielt es am 3. Mai 1860 Königsberg. Chef der 5. Kompagnie wurde am 1. Juli 1860 Hauptmann v. Dreßler. Nach dessen am 9. Dezember erfolgten Tode wurde Hauptmann v. Edartsberg am 13. Dezember 1860 zu seinem Nachfolger ernannt. Im Februar 1863 ging das Regiment anläßlich des Polnischen Aufstandes an die Grenze, woselbst die 5. Kompagnie im Bezirk ThornStrasburg untergebracht wurde. Im September kehrte das 2. Bataillon in seine Garnison zurück und marschirte am 1. Juli 1864 nach Pillau zum Schuß der Küste gegen dänische Handstreiche . Es wurde hier auch am Geschütz ererzirt und nach schwimmenden Scheiben geschossen. Die 41er kamen sogar gegen dänische Schiffe zu Schuß, aber auf weite Entfernung. -Im Feldzuge gegen Desterreich 1866 machte die Kompagnie unter Hauptmann v. Edartsberg zunächst das Treffen von Trautenau mit. Sie ging hier um 12/4 Uhr vom Galgenberge auf Hohenbruck vor, wo sie sich mit der 10. und 11. Kompagnie ihres Regiments und sieben Kompagnien der Regimenter 5 und 44 bis 4½ Uhr hielt. Dann mußten auch diese Kompagnien dem Rückzuge durch -Trautenau folgen. Zur Schlacht von Königgrät traf das Regiment in der Avantgarde des I. Korps erst Nachmittags auf dem Schlachtfelde ein und ging um 41/2 Uhr von Chlum aus vor. Das 2. Bataillon säuberte Maslowed vom Feinde und nahm hier eine österreichische Batterie. Die 5. Kompagnie verlor 8 Mann an der Cholera und ihren Feldwebel Siebrandt am Typhus. - Sie rückte am 7. Sep: tember in Königsberg wieder ein. Am 5. November 1866 trat Hauptmann v . Eckartsberg mit der ganzen Kompagnie zum Regiment 73 über, deſſen 4. Kompagnie sie seitdem bildet.

6. Kompagnie. Die 6. Kompagnie Füsilier-Regiments Prinz Albrecht läßt sich im Grenadier Regiment Nr. 3 , wo sie dieselbe Nummer führte, mit Sicherheit bis zum Beginn unseres Jahrhunderts zurückverfolgen. Das am

Vorgeschichte der 4. und 6. Kompagnie.

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18. August 1685 in Wesel errichtete Regiment lag in Königsberg in Garnison und rückte 1794 als „ Regiment Holstein-Beck" in den polnischen Krieg. Chef der 6. Kompagnie war um diese Zeit und bis 1802 Kapitän Schmude. Im Kriege 1806 focht das Regiment am 25. Dezember mit erheblichem Verlust bei Soldau ; hier fielen im Straßenkampf der Chef der 6. Kompagnie Kapitän v . Brunnow II und sein Feldwebel Pape. Die Kompagnie übernahm Kapitän v. d . Golt. Am 8. Februar 1807 machte das Regiment bei Pr. Eylau den heldenmüthigen Sturm auf Kutschitten mit, wofür Prinz Heinrich v . Preußen zum Chef des Regiments ernannt wurde. Nach dem Kriege wurde es umgeformt und veilor seine Stammnummer 11. Allgemein hörte auch die Benennung nach den Chefs auf; nur das „ Regiment v. Schöning Nr. 11 ″ erhielt als Gnadenbeweis den Namen „, 2. Ostpreußisches Infanterie - Regiment Prinz Heinrich". ― Jm April 1812 rückte das 2. Bataillon nach Graudenz, wo es bis zum Ausbruch des Befreiungskrieges blieb. Chef der 6. Kompagnie war von 1812-16 Kapitän v . Knobelsdorff, nur während der Graudenzer Zeit Kapitän v . Loebell. Zu Anfang 1813 rückte das Bataillon nach Berlin , wo es sich am 17. März mit dem 1. und Füs. -Bataillon unter Oberstlieutenant v. Sjöholm vereinigte, um bei der Einnahme von Wittenberg und im Gefecht von Luckau, so wie nach dem Waffenstillstande bei Löwenberg, Goldberg und an der Kasbach zu kämpfen . Der Ehrentag des Regiments war das Treffen von Wartenburg am 3. Oktober, in welchem das 2. Bataillon nach sechsstündigem Gefecht an den Elbdämmen noch den Sturm auf Bleddin mitmachte. Der Führer der 6. Kompagnie, Lieutenant v. Grabowski , wurde verwundet und ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen; die Kompagnie verlor 2 Offiziere 34 Mann. Zu einem Bataillon zusammengestellt, fochten das 1. und 2. Bataillon am 16. Oktober bei Möckern und eroberten fünf Geschüße. Den Feldzug 1814 machte bei der 6. Kompagnie ein Tambour Speer mit, der sich später als ein Mädchen Namens Fuhrmann herausstellte ; sie heirathete nach dem Frieden einen Unteroffizier der Kompagnie. Das Regiment focht im Januar bei Et. Dizier, im Februar bei la Chaussée, Châlons f. M. , Château Thierry, Montmirail und Méry mit bedeutendem Verlust , im März bei Laon und Paris . Es blieb bis zum Februar 1815 in Nordfrankreich, den Niederlanden und am Rhein, marschirte dann heimwärts . ab, wurde aber in Bernau angehalten und wieder nach Minden und Wesel vorgezogen. Im Juli rüdte es nach Frankreich und wurde der Okkupations Armee zugetheilt. Am 8. November rückte es in Longwy. (1. und 2. Bataillon) und Audun la Roman (Füfilier - Bataillon) ein und wurde am 1. April 1816 nach Diedenhofen verlegt. Am 7. Dezember 1817 zog es in Königsberg wieder ein. Nach dem Kriege lag das 2. Bataillon des 3. Infanterie- Regiments bis 1848 abgesehen von zwei kurzen Zeiten in Braunsberg - stets in Königsberg in Garnison. Nach 1848 ist es aber nicht wieder dorthin zurückgekehrt ; es lag nacheinander in Pillau, Graudenz, Gumbinnen , Bartenstein und seit 1865 in Lözen, wo es die Veste Boyen belegt hatte. Chef der 6. Kompagnie war seit 1816 Kapitän v. Schaffstädt, seit 1820 Kapitän v. Roszinsky , seit 1824 Kapitän v. Keler, seit 1835 Kapitän v . Horn, seit 1848 Hauptmann v . Podewils , seit 1854 Haupt-

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Anlage Nr. XII .

mann v. Loebell , seit 1859 Hauptmann v . Suchten II, seit 1860 Hauptmann v. Pelser - Berensberg, seit 1863 endlich Hauptmann v. Ostau. Das Regiment hieß seit 1823 nur 3. Infanterie-Regiment" . Im Dezember 1830 rückte es an die polnische Grenze , das 2. Bataillon nach Osterode; vom Juni bis November 1831 lag es im Kreise Lyck. Im April 1849 wurde Pillau , die Garnison des 2. Bataillons , auf kurze Zeit von den Dänen blockirt. Im November 1849 rückte die 6. Kompagnie unter Hauptmann v. Podewils nach dem Kreise Ragnit gegen die Räuberbande von Raudons Kruttinnos aus und fing mehrere Räuber ; der genannte Führer ist aber erst 1851 in die Hände der Russen gefallen. Am 4. Juli 1860 wurde das Regiment zum GrenadierRegiment umgewandelt, mit dem Namen „ 2. Ostpreußisches GrenadierRegiment Nr. 3 ". Im Februar 1863 wurde das Regiment des Polnischen Aufstandes wegen in den Grenzbezirk Drtelsburg gezogen ; das 2. Bataillon wurde im August auf vier Monate nach Danzig ver legt , rückte aber im Juli 1864 nochmals nach der Grenze aus ; die 6. Kompagnie lag bei Gollup, später in Culm. Am 11. September rückte sie wieder in Bartenstein ein. Seit dem 15. Januar 1863 war Hauptmann v. Ostau Chef der Kompagnie. Unter ihm ging dieselbe auch in den Feldzug 1866. Jm Treffen von Trautenau am 27. Juni hatte das 2. Bataillon, nördlich Kribliz in Halbbataillonen aufgestellt , die Angriffe zwei feindlicher Brigaden auszuhalten. Um 71/2 Uhr machte das Regiment einen erfolgreichen Gegenstoß und trat erst um 8 Uhr , auf beiden Seiten flankirt und im Rücken bedroht, den Rückzug an. -- Auch in der Schlacht von Königgräs kam das Regiment erst gegen Abend ins Feuer und zwar östlich Charbusit in der Reserve- Infanterie des I. Armee-Korps ; Ee. Majestät der König verweilte zeitweise beim Regiment. Im Monat Juli verlor die 6. Kompagnie an der Cholera 10 Grenadiere und ihren Feldwebel Heldt. Am 11. September traf das 2. Bataillon in seiner Garnison Gumbinnen ein, von wo die 6. Kompagnie am 4. November 1866 nach Königsberg fuhr, um hier unter der gleichen Nummer sammt ihrem Kompagnie- Chef zum Infanterie-Regiment Nr. 73 überzutreten.

12. Kompagnie. Dieselbe war vor ihrem Uebertritt zum Regiment 73 9. Kompagnie 6. Ostpreußischen Infanterie - Regiments Nr. 43, welches wie folgt entstand: Bei der Demobilmachung am 10. Auguſt 1859 gab das FüsilierBataillon des 3. Infanterie-Regiments den vierten Jahrgang seiner Re: serven an das Landwehr - Stamm - Bataillon Lößen ab, woselbst unter Hinzutritt von Mannschaften des 3. Landwehr-Regiments und des auf gelösten Ersatz- Bataillons der 2. Infanterie- Brigade ein Bataillon zu 450 Köpfen errichtet wurde, dessen 1. Kompagnie - Führer Hauptmann v. Braun vornehmlich aus den Abgaben der 9. Kompagnie gebildet war. Am 5. Mai 1860 erhielt das aus den Landwehr- Stamm-Bataillonen Insterburg, Gumbinnen und Lößen bestehende Regiment den Namen 3. kombinirtes Infanterie-Regiment", am 4. Juli : „6. Ostpreußisches

Vorgeschichte der 6. und 12. Kompagnie.

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Infanterie-Regiment Nr. 43 " . Löten blieb die Garnison des FüsilierBataillons. Chef der 9. Kompagnie wurde am 1. Juli 1860 der späterhin gleichfalls zum Regiment 73 versette Hauptmann v. Deutsch. Im Februar 1863 rückte das Füsilier - Bataillon gegen die Aufständischen an die polnische Grenze. Die 9. Kompagnie kam zunächſt nach Olezko, dann nach Johannisburg. Im Juli erfolgte die Rückkehr in die Garnison ; doch lag die 9. Kompagnie vom Dezember 1863 bis zum Juli 1864 nochmals im Kreise Oletko in Ortsunterkunft. Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 12. November 1864 wurde das Regiment nach den Elbherzogthümern verlegt , woselbst das Füsilier-Bataillon in Ratzeburg in Garnison lag, bis im Januar 1866 die Zurückverlegung des Regiments nach Ostpreußen erfolgte. Hier wurde Memel die Garnison des Füsilier-Bataillons . Nach der am 12. Juli 1866 erfolgten Beförderung des Hauptmanns v. Deutsch zum Major wurde Hauptmann v. Klüfer Chef der 9. Kompagnie , welche er schon bei Trautenau und Königgräß geführt hatte. Am 27. Juni hielt das Bataillon von 41/2 bis 612 Uhr Nachmittags unter wiederholten Gegenstößen den Kriblizer Wald gegen die heftigen Angriffe zwei österreichischer Brigaden. In der Schlacht bei Königgrät InfanterieBrigade am 3. Juli kam die 2. als Korps Reserve erst gegen 6 Uhr Abends östlich des Charbusißer Berges ins Feuer. Nach Memel zurückgekehrt, wurde die 9. Kompagnie unter Hauptmann v. Klüfer am 4. November 1866 nach Königsberg eingeschifft, woselbst sie am folgenden Tage zum Regiment 73 übertrat. Dessen 12. Kompagnie hat sie bis zu ihrer am 9. April 1881 erfolgten Abgabe an das Infanterie-Regiment Nr. 99 gebildet.

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Anlage Nr. XIII.

Anlage Nr. XIII.

Angaben

über die nichtdeutschen Infanterie-Regimenter Nr. 73 * )

Das Französische 73. Linien-Infanterie-Regiment wurde zufolge Königlichen Befehls vom 29. September 1840 aus Abgaben verschiedener Regimenter im November zu Rennes errichtet. Sein erster Kommandeur war Oberst Musnier Baron de Mauroy. Das Regiment stand bis 1843 in Rennes, darauf in Brest, von 1845-46 in Paris und ſeitdem in häufigem Wechsel in sehr vielen Garnisonen , darunter 1861-63 Verdun. Der letzte Standort vor dem deutsch-französischen Kriege war Diedenhofen. Nach dem Feldzuge lag das Regiment zunächst zwei Jahre in Lille und hat seit 1873 Bethune zur Garnison. Im Juni 1848 nahm es unter Oberst Armand an der Niederwerfung des Pariser Aufstandes Theil und verblieb sodann bis 1849 in der Hauptstadt. Im Frühjahr 1855 wurde das Regiment nach der Krim nachgezogen, wo es zum Reservekorps Regnauld de St. Angely gehörte und an den Laufgräben gegen die Viktoria- Schanze und den Malakoff arbeitete. Am 16. August kämpfte es in der Schlacht von Traktir. Am Tage der Erstürmung von Sebastopol war es auf Vorposten. Es blieb den Winter hindurch im Lager von Balaklava und wurde im Sommer 1856 nach Frankreich eingeschifft, um nach Sedan in Garnison zu kommen. Es hatte im Krimkriege 11 Offiziere 1147 Mann verloren , darunter an der Cholera seinen Kommandeur Oberst Lamothe Vedel de Thermes. Im Kriege 1859 gehörte das 73. Linien-Regiment zur Diviſion Vinoy des IV. Korps (Niel). Es kam zuerst am 21. Mai bei Valenza mit den Desterreichern in Berührung und ficherte in der Schlacht von Magenta am Abend des 4. Juni den Franzosen den Besig von Ponte Vecchio . In der Schlacht von Solferino am 24. Juni nahm es am Angriff auf Rebecco Theil . Der Verluſt des Regiments an den beiden Schlachttagen betrug 24 Mann todt, 11 Offiziere 153 Mann verwundet. *) Außer den hier näher besprochenen Europäischen Infanterie-Regimentern Nr. 73 hat es auch ein Nordamerikanisches „ 73. Pennsylvanisches Regiment" gegeben, errichtet im Juni 1861 zu Philadelphia vom Oberst Kolpes. Es machte in der Deutschen Diviſion Blenker den Feldzug in Weſtvirginien als Theil der Brigade v. Steinwehr mit. Es focht bei Bull-Run, Chancellorsville und Gellysburg , sowie gegen Schluß des Krieges im Westen unter Sherman. In der Schlacht bei Bull-Run am 30. August 1862 fielen der Brigade- General Kolpes und der ebenfalls deutsche Regiments-Kommandeur Oberſt Brückner.

Das Französische 73. Linien - Infanterie - Regiment.

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Den Feldzug von 1870 gegen Deutschland machte das 73. LinienRegiment bei der 2. Brigade der 1. Division des IV. Korps (Ladmirault) mit. Am 14. August Nachmittags von der Ostseite von Meg zum Abzuge auf Verdun in Marsch gesezt, machte es schon bei Schloß Grimont um 412 Uhr Nachmittags Kehrt, da Kanonendonner von Borny her den Beginn der Schlacht von Colombey verkündete. Auch das französische 73. Regiment mußte sein 3. Bataillon zurücklassen, und zwar als Artillerie Bedeckung . Auch bei ihm trat das 1. und 2. Bataillon um 42 Uhr den Vormarsch zur Schlacht an, um gleichfalls gegen 7 Uhr Abends den Hauptkampf zu bestehen. Doch stand es dem preußischen Regiment 73 nicht unmittelbar gegenüber. Es hielt das Dorf Mey bis zum Abend gegen ostpreußische Truppen , namentlich das GrenadierRegiment Nr. 3, während das 3. Bataillon den Vorstoß der Division Grenier mitmachte. Der Verlust des Regiments betrug nur 1 Kapitän 26 Mann Verwundete . - Am 16. August abermals auf Verdun in Marsch gesezt, mußte das Regiment diesen Marsch wiederum unterbrechen, um zum Schlachtfelde von Vionville zu eilen . Es machte das Vorgehen gegen die Tronviller Büsche mit und focht am Gehöft Greyère gegen die preußische 38. Infanterie-Brigade, hatte auch den Stoß der GardeDragoner mit auszuhalten. Sein Verlust betrug 18 Offiziere 334 Mann. Am 18. August Mittags wurde das Regiment zum dritten Male durch den Kanonendonner zur Schlacht gerufen. Mit dem 3. Bataillon im Eisenbahneinschnitt von Amanvillers , mit den andern Bataillonen nördlich desselben eingenistet, kam es zu wirksamer Feuerentfaltung gegen die Korps Artillerie des IX Korps , sowie gegen die Hessen und die 3. Garde - Infanterie - Brigade, welche um 5 Uhr gegen die französische Stellung vorgingen. Als in der rechten Flanke St. Privat gefallen war und das 73. Regiment zu weichen begann, ergriff ſein Kommandeur Oberst Supervielle, der schon seit 1859 an der Spiße des Regiments stand, die Fahne und drang damit wieder vor , bis ihm eine Kugel beide Beine zerschmetterte. Er starb an seinen Wunden ; Oberst Charmes wurde sein Nachfolger. Das Regiment hatte 13 Offiziere 486 Mann verloren. Am 31. August und 1. September nahm es an der Schlacht von Noiſſeville Theil und wurde gegen den preußischen rechten Flügel verwandt. - Am 29. Oktober 1870 war das 73. Linien- Regiment in Folge der Kapitulation von Meg in der traurigen Lage, die Waffen strecken und in die Kriegsgefangenschaft nach Deutschland abgehen zu müſſen. Es lag am 2. November im Gefangenenlager von Les Etangs in Bewachung des 2. Bataillons Hannoverschen Füsilier - Regiments Nr. 73. Nach dem Friedensschluß trat das 73. Linien-Regiment in Toulon wieder zusammen und wurde zufolge Kriegsministerieller Vers fügung vom 1. August 1871 in Lille mit dem 73. Marsch Regiment vereinigt. Dieses lettere war am 2. Januar 1871 errichtet worden und hatte unter Befehl des Oberstlieutenants Castaigne im Nordfeldzuge, besonders bei St Quentin im Bois de Savy gefochten . Am 22. Februar war es in Lille eingetroffen, wo sodann am 4. September 1871 die Verschmelzung mit dem 73. Linien-Infanterie- Regiment stattfand. In neuerer Zeit war das 1. Bataillon des Regiments am Feldzuge in Tunis betheiligt. Es landete am 17. September 1881 in La Goletta, entsandte eine Abtheilung nach Ued-Zargua und brach am 31

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Anlage Nr. XIII .

5. Oktober südwärts auf. Jn Testur, wohin es unter täglichen Gefechten vorgedrungen war, blieb es bis zum 3. November im befestigten Lager unter General d'Aubigny , demnächst wenige Wochen im Lager von Magerraua. Den Winter und Frühling hindurch lag das Bataillon in Aïn Tunga in Ortsunterkunft. Erst am 22. Juni 1882 brach es nach Tebursuf auf und blieb hier bis zum 8. April 1883. Wenige Tage darauf wurde es in La Goletta nach der Heimath eingeschifft. Das 73. Linien-Regiment, dessen gegenwärtiger Kommandeur Oberst Favre ist , bildet mit dem 33. Linien - Regiment die 3. InfantericBrigade des I. Armee Korps . Es trägt als Paradeanzug den dunkelblauen Waffenrod mit der Regimentsnummer am Kragen, rothe Hosen und das Käppi. Zum Feldanzuge gehören graublaue Mäntel und eine rothe Echirmmüße mit der Nummer 73 auf schwarzem Rande. Die alte Regimentsfahne, welche durch die Kapitulation von Met verloren ging, hängt in der Garnisonkirche zu Potsdam . Die neue Fahne trägt die Inschriften : Jemmapes 1792, Gênes 1800, Sebastopol 1855, Solferino 1859, von denen sich jedoch die erste auf ein anderes, schon 1795 aufgelöstes Regiment Nr.73 (vormals Regiment Royal- Comtois, errichtet 1674) und die zweite auf einen 1793 als 97. Schlachten-Halbbrigade geschaffenen Truppenkörper bezieht, welcher von 1795-1803 73. Linien-Halbbrigade hieß und dann in ein 23. Regiment umgeformt wurde. Das Russische 73. Jnfanterie-RegimentKrim Großfürft Alexander Michailowitsch wurde nach Beendigung des Krimkrieges am 19. Auguſt (n . Et.) 1856 errichtet, und zwar wurden die fünf Bataillone des Regiments aus den entsprechenden Linien-Bataillonen des Schwarzen Meeres Nr. 1–5 im Lager bei Anapa gebildet. - Von seiner Errichtung bis zur Unterwerfung des westlichen Kaukasus 1859 war dasRegiment Nr. 73 beständig an den Kämpfen gegen die Tschetschenzen , Lesghier und Daghestaner betheiligt. Am 6. April 1864 wurde dem Namen des 73. Infanteric: Regiments die Bezeichnung „ Krim" angefügt. Im Jahre 1865 wurde das Regiment auf vier Bataillone verringert ; in die Nummer des aufgelösten 3. rückte das 5. Bataillon ein. Am 13. August 1866 wurde der erst vier Monate alte Großfürst Alexander Michailowitsch zum Chef des Regiments ernannt. Im Russisch Türkischen Kriege 1877-78 gehörte dasselbe zur Kaukasus- Armee und bildete mit dem 74. Infanterie- Regiment Stam: ropol die 1. Brigade der 19. Infanterie- Division (Komarow) . Am 30. April 1877 wurde die Festung Bajezid ohne Kampf genommen. In derselben blieben die 7. und 8. Kompagnie 73 und zwei Bataillone 74 zurück, während der Rest der Eriwan-Kolonne in der Richtung auf Erzerum vorrückte , bei Daghar siegte , aber am 21. Juni von Fuad Pascha durch die Schlacht von Seidekan zum Rückzuge genöthigt wurde. Das 1. Bataillon 73 hatte in dieser Schlacht auf dem russischen linken Flügel Gelegenheit zu einem wirksamen Bajonettangriff gefunden. Die unter Kapitän Stockfisch in Bajezid zurückgelassenen beiden Kompagnien wurden mit den übrigen Truppen der Festung am 18. Juni durch einen Angriff von 10 000 Türken und Kurden überrascht und mußten sich in die Zitadelle zurückziehen, wo sie eingeschlossen wurden und sich 23 Tage lang heldenmüthig vertheidigten , bis am 10. Juli General

Das Russische 73. Infanterie-Regiment Krim.

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Tergukassow mit 8 Bataillonen Infanterie, worunter der Rest des 73. Die befreite BeRegiments, in Gewaltmärschen zum Entsatz eintraf. sagung hatte 9 Offiziere 473 Mann, ein Drittel ihres Beſtandes , verloren. Am 16. Juli war im Lager von Karabulach die ganze Heeresabtheilung von Tergukassow vereinigt. Das Kommando des Regiments 73 hatte statt des Oberst Sluserenko der Oberst Jurkowski übernommen. Die russische Truppenmacht blieb Monate lang in der Vertheidigung gegen Ismail Pascha, dessen Angriffe im August und September durch die verschiedenen Treffen von Tscharuchtschü und Chalfaly abgewehrt wurden. Erst nach der ungünstigen Wendung bei der türkischen Hauptmacht zog Ismail am 15. Oktober ab. Tergukassom folgte ; aber erst am 4. November kam es bei Dewe Bojun wieder zum Zusammenstoß. Schon am Morgen wurden die ersten Tschoban-Höhen durch das 3. und 4. Bataillon 73 genommen. Der russische rechte Flügel , zu dem das 1. Bataillon gehörte, vertrieb die Türken Nachmittags mit dem Bajonett auch von den zweiten Tschoban-Höhen und bedrohte Mukhtars Rückzugs linie. Ein Nachtmarsch vom 8. bis 9. November führte das Regiment bis vor Erzerum. Drei Jahre darauf wurde das vom Oberst Jessipow befehligte Regiment von seiner Garnison Mosdok in Nordkaukasien zum Feldzuge gegen die Teke Turkmenen nach Transkaſpien gezogen. Am 6. Oktober 1880 am Ostufer des Kaspischen Meeres gelandet, wurde es zunächst mit 13 Kompagnien zur Besehung der Atrek Linie verwendet, während die 1., 9. und 10. Kompagnie zum eigentlichen Skobelew'schen Angriffsforps gehörten. Die 1. Kompagnie wurde am 30. Dezember als Beschung in der Samurskischen Befestigung zurückgelassen. Die 9. und 10. Kompagnie wirkten bei der Erſtürmung von Geok -Tepe am 12. Januar 1881 von der Stawropoler Schanze her mit. Das Regiment verblieb noch bis zum Juni 1882 bei den transkaſpiſchen Truppen und kehrte sodann nach Nordkaukaſien zurück. Bei der Auflösung des III. Kaukasischen Armee-Korps Ende 1888 wurde es nach Uman im Militärbezirk Kiew verlegt und trat zum XII. Armee-Korps über. Sein Kommandeur iſt der Oberst NemirowitschDantschenko. Das Regiment trägt den grünen Waffenrock mit der Divisionsnummer 19 auf den rothen Achselklappen , dunkelgrüne Hosen, die schwarze Lammfelltschapka und eine dunkelgrüne Müße, die am Rande die Regimentsnummer 73 zeigt. Alle 4 Bataillone führen die Georgsfahne mit der Inschrift „Für den Entſah von Bajezid am 28. Juni 1877 " ( a. St.) . Auf der Fahne des 3. Bataillons steht ferner: "Für die Vertheidigung von Bajezid am 20. und 21. Juni 1829" , bei welcher seine Stammtruppe als Nöteborg'sches Regiment betheiligt war. Das 3. Bataillon besigt ferner von seiner Stammtruppe eine silberne Georgstrompete von den Freiheitskriegen her. Endlich führen die 7. und 8. Kompagnie silberne Signalhörner für die Ver theidigung von Bajezid vom 6. bis 28 Juni 1877. Das Desterreichische Infanterie-Regiment Herzog Wilhelm v. Württemberg Nr. 73 wurde am 1. Februar 1860 bei der durch Kaiserlichen Befehl vom 27. Dezember 1859 verfügten Heeresverstärkung errichtet. Das 1. Bataillon wurde vom 35. , das 2. Bataillon vom 42. Regiment übernommen ; das 3. Bataillon wurde neu gebildet, indem 31*

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Anlage Nr. XIII .

die Mannschaften aus den böhmischen Ergänzungsbezirken beider Regimenter ausgehoben wurden und dazu das Offizier Korps des 3. Bataillons 55. Regiments kam, deſſen italienische Mannschaft an Italien abgegeben war. Als Garnison erhielt das 73. Infanterie - Regiment Eger, als Ergänzungsbezirk den gleichnamigen Bezirk. Der erste RegimentsKommandeur war Oberst Dormus v. Kilianshausen. Inhaber des Regiments war von 1860-65 der Feldmarschall Lieutenant Graf v. Mensdorff- Pouilly : seit 1865 ist es der Feldzeugmeister Herzog Wilhelm v. Württemberg. Den Krieg gegen Preußen 1866 machte das Infanterie- Regiment Nr. 73 im I. Armee Korps (Clam Gallas ) und zwar mit dem 26. Jäger-Bataillon und dem Infanterie- Regiment König von Hannover Nr. 42 in der Brigade Ringelsheim mit ; nur das 4. Bataillon gehörte zur Besaßung der Festung Theresienstadt. Die erste Waffenthat des Regiments war die Vertheidigung des von der 6. Division des Regiments unter Hauptmann v. Soyka besezten Schloſſes Podkost. Zwei Angriffe Pommerscher Jäger und 14er gegen dasselbe wurden am Abend des 28. und in der Frühe des 29. Juni abgewiesen ; um 61/2 Uhr Morgens aber erhielt GeneralMajor v. Ringelsheim Befehl, dem Armee Korps auf Gitschin zu folgen. Hier wurde das 73. Regiment bei Wohawec im Gros der Brigade verwandt. Um 5 Uhr Nachmittags erfolgte von Sobotka her der Angriff der preußischen 3. Division. Gegen deren über Woſtruſchno entsandte Umgehungskolonne befehligte Ringelsheim um 6 Uhr das 1. Bataillon und die 8. und 9. Division 73 mit dem 26. Jäger - Bataillon. Der Gegenstoß brachte die preußische Umgehung zum Stehen , machte aber keine Fortschritte, und gegen 9 Uhr Abends mußte der Rückzug auf Horit angetreten werden. Das Regiment hatte 29 Offiziere 636 Mann verloren. Zur Schlacht von Königgräß am 3. Juli brach das Regiment um 82 Uhr früh von Plotischt nach Langenhof auf, wo die Brigade ins erste Treffen der Infanterie-Armeereserve kam. Der Kommandeur des 73. Regiments Oberst Serinny führte für den abkommandirten General v. Ringelsheim die Brigade . Erst am Nachmittag ging die Brigade in Bataillonsmassen gegen Chlum vor , mußte aber vor dem verheerenden Kreuzfeuer der preußischen 1., 11. und 1. Garde-Division unter starken Verlusten über Rosberig weichen. Das Regiment 73 allein verlor 30 Offiziere 958 Mann, worunter nicht weniger als 20 Offiziere 782 Mann Gefangene. Vom 10. Juni an lag das Regiment im verschanzten Lager bei Ölmüş, machte am 15. Nachmittags bei Prerau unter persönlicher Führung des Feldzeugmeisters v. Benedek ein Gefecht mit Theilen der preußischen 2. Division mit und zog sodann nach Preßburg ab, wo es erst während der Waffenruhe eintraf. Von 1867-1872 war das Regiment in Wien in Garnison. Hier stand bei demselben der demnächst zum Hannoverschen Füsilier Regiment Nr. 73 übergetretene Kadet-Korporal Freiherr v. Ditfurth. 1872 kam das Regiment nach Theresienstadt, 1883 nach Prag und Eger, 1884 zum XIV. Armee-Korps nach Tirol. Hier steht der Regimentsstab mit dem 2. Bataillon in Innsbruck, das 1. Bataillon in Hall und Kufſtein, das 4. Bataillon in Brixen und Franzensfeste. Das 3. Bataillon aber ist mit der Ersatz- Kadre in Eger verblieben. Gegenwärtig ist Oberſt Halper v. Szigeth Kommandeur des Regiments . Dasselbe trägt den

Das Desterreichische und das Italienische 73. Infanterie-Regiment.

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dunkelblauen Waffenrock mit kirschrothem Besatz, lichtblaue Hosen und Müßen. Die Regimentsnummer ist nirgends sichtbar. Das Italienische 73. Infanterie - Regiment besteht seit 1859, hat aber die Regimentsnummer 73 erst 1871 erhalten. - Bei der Heeres. verstärkung nach dem Frieden von Villafranca wurde es zufolge Königlichen Befehls vom 29. Auguſt 1859 als „ 3. Grenadier-Regiment" errichtet und trat am 1. November zusammen. Zu seiner Errichtung wurden 2 Bataillone und 2 Depot Kompagnien des Sardinischen 1 . Grenadier-Regiments und die übergebene lombardische Mannschaft der Grenadier - Bataillone der österreichischen Regimenter Airoldi Nr. 23 und Haugwit Nr. 38 verwandt . Im ersten Jahre seines Bestehens stand das 3. Grenadier - Regiment unter dem Kommando des Oberst Burnod in Mailand. 1860 focht es im V. Korps (della Rocca) gegen die päpstlichen Truppen und Neapolitaner. Nach dem Einmarsch in den Kirchenstaat erſtürmte es am 17. September das Fort Spoleto , deſſen Besaßung gefangen genommen wurde. Sodann war es an der Belagerung von Ancona betheiligt und rückte von hier in das Neapolitanische , wo es die Eroberung von Mola di Gaëta am 2. November mitmachte. Es blieb in Neapel in Garnison. - Den Feldzug gegen Desterreich 1866 machte das Regiment unter Oberst Gabet in der Lombardischen Grenadier Brigade des I. Korps (Durando) mit. Es focht am 24. Juni in der Schlacht von Custozza sehr unglücklich. Am Monte Molimenti geschlagen, verlor es Belvedere und Custozza an die Oesterreicher und wurde faſt vernichtet. Kapitän Orlandi starb in Custozza in rühmlichster Weise den Heldentod. Nachmittags fochten die Trümmer des Regiments noch am Monte della Croce. Am 8. September 1870 rückte das Regiment bei Orvieto in den Kirchenstaat ein und marschirte im Truppenkorps des Generals Cadorna über Civita Vecchia auf Rom vor, welches am 20. September mit geringem Verluste besetzt wurde. Bei der Umformung der Infanterie am 5. März 1871 wurde das 3. Grenadier Regiment zum "73. Infanterie -Regiment" umbenannt. Während der Aufhebung des Brigade- Verbandes von 1871-81 hieß das Regiment " 73. Infanterie-Regiment (Lombardia) " . Es hat mehrfach seine Garnison gewechselt. 1879 stand es in Süditalien, und zwar das 1. Bataillon in Taranto, das 2. und 3. in Lecco. Später hatte es Spoleto in Mittelitalien zum Standort. Von hier wurde es 1885 nach der Lombardei zurückverlegt und steht seitdem in Novara. Oberst Pino ist Kommandeur des 73. Regiments, welches mit dem 74. Regiment die Brigade Lombardia bildet. Die Uniform des Regiments ist ein dunkelblauer Rock, weiße Beinkleider und das Käppi mit der Nummer 73, welche auch auf der weißen Müße und den Achselwulsten des hellblauen Mantels sichtbar ist. Die Fahne des Regiments trägt für die Erstürmung von Spoleto die filberne Militär-Verdienstmedaille. Das Großbritanniſche 73. Hochländer - Regiment hat diese Nummer von 1786 bis 1881 geführt. Am 18. April 1786 wurde das 2. Bataillon des 42. Hochländer Regiments in Indien zum „, 73. Hochländer-Regiment" unter General-Major Baronet Osborn umgeformt. Das nur ein Bataillon starke Regiment verblieb bis 1805 in Indien. Es focht 1790-92 gegen den Sultan Tippo Saib von Mysore, machte

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Anlage Nr. XIII .

die Unternehmung gegen die französische Kolonie Pondichery mit und fämpfte 1795-97 auf Ceylon gegen die Holländer. 1799 machte es einen neuen Feldzug gegen Tippo Saib mit, nahm am Siege von Mallavelly und an der Belagerung von Seringapatam Theil und hatte hervor ragenden Antheil an der glorreichen Erstürmung dieser Festung am 4. Mai 1799. Im September 1805 wurde das Regiment nach der Heimath eingeschifft. Es rückte nach Schottland ab und erhielt im Mai 1807 Berth zur Garnison , woselbst sein Depot seither stets geblieben ist. Am 24. Dezember 1808 wurde ein 2. Bataillon des Regiments gebildet, während das 1. Bataillon gleichzeitig abrückte, um im Mai 1809 nach Australien in See zu gehen und nach vierjährigem Aufenthalt zu Sydney nach Colombo auf Ceylon verlegt zu werden. Im Juni 1821 trat es von Trincomale aus die Rückfahrt an und landete im November zu Gravesend. Unterdessen hatte das 2. Bataillon unter Oberstlieutenant Harris großen Ruhm erworben . Zu London auf 10 Kompagnien_verſtärkt, war es im Mai 1813 zu Harwich eingeschifft und landete am 7. August zu Stralsund, von wo es in einem Zuge durch Mecklenburg Anschluß an das Korps des russischen Generals Grafen v. Wallmoden suchte, um bei diesem als einziger am Freiheitskriege in Deutschland betheiligter britischer Truppentheil den Krieg vom Ablauf des Waffenstillstandes an in der 2. Division (General - Major Lyon) mitzumachen. Im Gefecht an der Göhrde um 16. September 1813 ging das Bataillon gegen den Steinker Hügel vor und nahm eine französische Batterie. Am 2. November 1813 wurde es in Warnemünde nach Holland eingeschifft und landete im Dezember zu Willemstad, um unter dem preußischen General v . Bülow die Belagerung von Antwerpen mitzumachen. Den Feldzug 1815 machte das Bataillon in der 5. Infanterie- Brigade (Halkett) der Division Alten mit. In das Treffen von Quatrebras am 16. Juni griff es Nachmittags von Nivelles aus ein. In der Schlacht von Belle Alliance am 18. Juni hatte das Bataillon, südlich Mont St. Jean in Karreekolonne aufgestellt, seinen vollen Antheil an der Abwehr der hartnäckigen Angriffe der französischen Kürassiermassen unter Ney . Der Verlust des Bataillons betrug 17 Offiziere 250 Mann ; es wurde zuleht von dem jungen Lieutenant Stuart geführt und zog demnächst mit in Paris ein . 1816-17 stand es bei Nottingham und wurde am 4. Mai 1817 aufgelöst. 310 Mann wurden dem 1. Bataillon nach Ceylon nachgesendet. Das 1. Bataillon 73 kehrte 1823 nach Schottland zurück, blieb aber wiederum nicht lange in der Heimath. Schon nach wenigen Jahren mußte es nach Irland und wurde im Sommer 1827 nach Gibraltar, im Dezember 1829 nach Malta, im Frühjahr 1834 nach den Jonischen Inseln übergeführt. Im Januar 1838 nach Gibraltar zurückgekehrt, wurde das Regiment noch in demselben Jahre nach Kanada verlegt , von wo es erst 1842 nach Großbritannien zurückkehrte. Aber schon im Herbst 1845 ging es nach Montevideo in See , welches damals von dem be kannten Garibaldi gegen eine argentinische Belagerungsarmee vertheidigt wurde. Das Regiment blieb daselbst zum Schuße des britischen Handels ein Jahr lang. Im September 1846 traf es von dort in Südafrika ein, blieb zwölf Jahre lang im Kaplande und nahm hervorragenden Antheil am Kaffernkriege. Nach dem Winterfeldzuge gegen die Baſutos 1852-53



Das Großbritanniſche 73. Hochländer - Regiment.

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blieb das Regiment vier Jahre lang in Kapstadt in Garnison, lag so: dann ein Jahr lang in Kieshama und verließ 1858 Afrika. Denn der Aufstand in Ostindien rief auch das 73. Hochländer-Regiment nach den asiatischen Kolonien. Es landete am 23. April 1853 in Calcutta, von wo es im Sommer nach Benares, im Herbst nach Asinghur vorgeschoben wurde. Im November rückte es gegen die aufständischen Sepoys aus und focht gegen dieselben bei Audh und Gorackpur. Das Jahr 1860 hindurch lag das Regiment in Dinapur. Im Frühjahr 1861 in Calcutta nach Großbritannien eingeschifft, landete das Regiment am 31. Auguſt in Plymouth, wo es in den Raglan-Baracken untergebracht wurde. Am 4. August 1862 wurde dem Regiment der Name " 73. PerthshireRegiment" verliehen. Im April 1863 wurde es in das Lager von Aldershot verlegt ; 1865 kam es nach Limerick in Irland . Im November 1866 ging das Regiment nach China in See, traf im März 1867 in Hongkong ein und blieb daselbst bis Ende 1868. Sodann war es drei Monate in Singapore und traf im März 1869 in Colombo auf Ceylon ein, woselbst es bis zum Februar 1874 verblieb. Sodann wurde es wieder nach Vorderindien übergeführt und blieb daselbst bis zum Januar 1881. In Bombay eingeschifft, traf das Regiment_am 19. Februar in Portsmouth ein, woselbst es den Rest seines Bestehens blieb Am 1. Juli 1881 wurde das 73. Perthshire- Regiment zufolge eines im Mai erschienenen Königlichen Befehls wieder mit dem 42. HochländerRegiment vereinigt. Das so entstandene Regiment zu zwei Bataillonen heißt Schwarzwache der Königlichen Hochländer" . Seitdem hat die Regimentsnummer 73 in der Britischen Armee aufgehört zu bestehen. Das 2. Bataillon Black Watch, vormals Regiment Nr. 73, hat gegen: wärtig Dublin zur Garnison. Die alten 1807 verliehenen Fahnen des Regiments mit den Inschriften Mangalore, Seringapatam, Waterloo wurden am 10. Oktober 1862 durch neue erseßt und werden seitdem zu Perth, der Bezirksstadt des Regiments , auf dem Rathhause aufbewahrt. In die neue Fahne hat das Bataillon im September 1882 zur Erinnerung an die Jahre 1846-58 das Wort Südafrika erhalten. - Die Uniform des Regiments war bis zum April 1809 die schottische Hochlandstracht. Von 1809-81 trug das Regiment die Uniform der übrigen britischen Infanterie, den rothen Rock mit blauem Kragen, graue Beinkleider und das Käppi. Seit seiner Umformung 1881 trägt das Regiment wieder die nationale Hochlandstracht : Gamaschen, welche die Knie bloß lassen, den schottischen Kilt mit rothem Obertheil und karrirtem Unterrock, das buntfarbige Plaid , eine lederne Tasche und die hohe, mit einer Straußenfeder geschmückte Bärenmüße. Das Regiment besigt außer dem Musikkorps eine Abtheilung Dudelsackpfeifer. Der Regimentswahlspruch ist : Nemo me impune lacessit !

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Berliner Buchdruckerei, A.tien-Geſellſchaft, Seßerinnenschule des Lette-Vereins

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