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German Pages 64 [95] Year 1809
Annalen der
Geschichte und Politik mit- Beylagen.
Erstes Heft.
Giesen und Wetzlar 1808.
bey Tasche und Müller.
Vorrede. mit so vielem Beyfall unter dem
Nahmen Louis herausgegebenen historisch-politischen Annalen er scheinen von jetzt an, nach dem Beytritt
mehrerer angesehener Staatsmänner und achtungswürdiger Gelehrten, in dem Ver lage der Tasche und Müllerschen Buchhand
lung zu Giesen und Wetzlar, und mit die
ser Epoche beginnt gewissermaßen ein ganz neues Journal, nicht sowohl dem Ti tel als dem Jnnhalte nach: alle Aufsätze
sind neu, nur die von Washington und England, als Opposition deö EontinentS, erscheinen als Fortsetzung früherer Hefte,
jedoch unbeschadet der spätern Theilnehmer,
die, durch Vorsorge der DerlagShandlung, den Anfang dieser beiden Aufsätze, in einem kleinen Supplem en thefte, erhalten, das die Besitzer der frühern Jahrgänge, je doch unaufgeschnitten, zurückweisen können. Aufsätzen aus dem Gebiete feindlich gegen-
überstehender Staaten, so wir jeder ano nymen Schrift, ist die Aufnahme unbe dingt versagt, weil jeder Verfasser für sein«
Aufsätze einstehen muß,
damit sie nichts
gesetzwidriges enthalten.
— Ausser den
mancherley Veränderungen der innern und
äuffern Form, ist auch noch die Einrich tung getroffen, daß jede einzelne Abhand
lung einen eigenthümlichen Tittel mit abge sonderter Papine bekommt,
damit man
beym Schluffe deö Jahrgangs diese Ab
handlungen
herausnehmen, und als für
sich bestehende Ganze benutzen kann; auch
werden die Hefte nicht wie zeithcr nach
Jahrgängen,
sondern einzeln,
so wie
sie erscheinen, verrechnet. Eine Menge vor-
räthigcr interessanter und gehaltreicher Ma terialien , und die Hebung der Hindernisse, welche öfters die Ausgabe der Hefte erschwer
ten, machen eö diesem Institut möglich in
die Reihe unserer angesehensten Zeitschriften zu tretten.
Am 1. Januar iöo8.
G. Müller.
Jnnhalt des ersten und zweyten Bandes.
1. Ein Fragment von Lessing, als Einleitung, s. Die Umwandlungen von Europa in ihreirr. Verhältniß zum allgemeinen Besten, von Louis. 3. Genealogie der jetzt regierenden europäischen Häuser, vom Professor Fr. W. D. Snell. 4* Brasilien, eine neu aufblühende Monarchie in Südamerika, vom Geh. R. Rath Crome. 6. England., als Opposition des Continents von Europa, von G. Müller. 6. Hufelands Grundlegung der Staatswirthr schaftskunst, vom Geh. R. Rath Crome. 7. Die amerikanische Revolution, von Louis. 8. Handzeichnungen nach Rabner und Lichtens berg. 9* Rotitzen.
deinen unmerklichen Schritt, ewige Vorse hung! Nur laß mich an dir nicht verzweifeln, wenn leibst deine Schritte mir scheinen sollten, zurückzugehen! — Es ist nicht wahr, daß die kürzeste Linie immer die gerade ist. Du hast auf deinem ewigen Wege so viel mit zunehmen! so viel Seitenschritte zu thun! — Und wie? Wenn es nun gar so gut als ausgemacht wäre, daß das große langsame Rad, welches daGeschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere Räder in Bewegung gesetzt würde, deren jedes seiy Einzelnes eben dahm liefert?
Lessing.
Europas
Umwandlungen irr
ihrem Verhältniß j« dem
allgemeinen Besten
von Louis.
Erstes Heft. Giesen und Wetzlar bey Tasche und Müller
Einleitung
Revolution in Frankreich, wodurch der Thron der Bourbonen niedergerissen wurde, wieviel Erstaunen sie auch erregte, war nur das erste Glied einer Kette von Ne» volutiotten, die ganz Europa umschlang. So viele Dynastien wurden nach dem mit Hugo Capet begonnenen Königsstamm ge stürzt und erhielten gleich ihm fremde Ge schlechter zu Nachfolgern. Mehrere dec vor nehmsten Reiche wurden von ihrer Höhe heruntergezogen und vormals kleine und un-
—
4
—
bedeutende Staaten wurden, vermöge ei« ner Vergrößerung ihre-Gebiets und eines
hohem Rangs ihrer Beherrscher mit jenen
zu einer gleichet: Stuffe erhoben.
Das O-
berhaupt des deutschen Reichs entsagte die
ser alten Würde seines HauseS und noch
mehr, wie in andern Landern, die ihre al ten Herrscherfamilien verloren, wurde in unserm deutschen Vaterland die StaatSver-
faffung verändert.
Das ganze alte politi
sche Gebilde von Europa wurde umgeschaf fen und an die Stelle des alten Gleichgewichttsystems trit ein neues GravitationS-
und ProtectivnSsystem. Von den Zuschauern bey diesen großen
Weltbegebenheiten staunen einige sie- an, mit einer Art von Betäubung und einer gänzlichen Gefangennehmung ihrer Urtheils-
5 kraft, indeß andere wegen der Zusammen« stimmung oder des Widerstreits derselben
mit ihrem persönlichen Interesse und in ei nem blinden Enthustasm für die sie leiten
den und durch sie emporsteigenden,
oder
für die ihnen vergebens entgegenstrebenden und durch sieunterdrückten Personen, sie ohne alle Untersuchung und ohne allen Un
terschied als schön und herrlich preisen oder als schrecklich und grauelhaft verwünschen.
Don denen, die mit einiger Unbefangenheit
Reflexionen über sie anstellen, versucht ein
Theil vergebens die mit so viel Blutvergies sen und Verheerung verknüpften Revolutio
nen mit dem Wohl der Menschheit und ei ner auf dessen Beförderung eingerichteten
Weltordnung in Zusammenhang ;u brmgen, betrachtet sie also nur als die Werke
6
eines mit furchtbarer Gewalt versehenen Hgoism und einer aus den Schranken gebro» chenen wilden Leidenschaft, und laßt sich durch diese düstre Ansicht leicht zur Annch» mung der trostlosen Maxime verleiten, daß der Glaube an eine gerechte und wohlthätige Vorsehung nur ein thörigter Wahn, die Welt nur ein zur Belustigung boshafter Dä monen bestimmtes Spielwerk sey; und wenn auch andern es auf gewisse Weift ahndet, daß bey einer solchen Masse der Zerrüttun gen, Umwälzungen und Uebel doch noch eine auf das Heil der Welt berechnete An ordnung des Schicksals und der großen Gei ster, deren es sich als seiner Organe bedie ne, zum Grunde liegen mochte: so vermö gen sie doch --- vielleicht in einen Wir kungskreis versetzt , y>o ihr Nachdenken auf
«
f
-
andere Gegenstand« geleitet roirb -r- nicht, die Aufklärung jener Idee, welche die Welt
dereinst von der.Erfahrüng zu erwarten hat; schon gegenwärtig, vermittelst Ueberlegungen und Verminftschluffe zu anticipiren.
Indem ich einen gewissen Beruf in mir fühle, dem Publikum bey der Beurtheilung
der Umwandlungen, welche Europa in den letzten Jahren erfahren hat, in etwas zu
Hülfe zu kommen, werde ich sie nicht nur in gedrängten Zügen nach ihrer Beschaffen
heit und ihren Ursachen schildern: sondern auch ihr Verhältnis zu dem allgemeinen Wohl oder Weh der Bewohner unsere! Welt theils erläutern; die Beziehungen andeu»
len, die sie bey ihrer weitern Entfaltung auf daö Interesse der Menschheit wahr
scheinlich haben werden oder bey einer
gewissen Behandlung haben können, da» neue politische System von Europa, wel che» durch sie fvrmirt wird, mit dem alten europäischen Staatengebilde zusammenhalten und von dem einen und demandernda» Gute und Ucble — beyde» vermischt sich ja in allen menschlichen Einrichtungen — gegen einander abwagen. Da» Werk, worin ich die politischen Metamorphosen, die Europa in unsern Tagen erfahren hat, in den eben angegebenen Gesichtspunkten in Betracht ziehn und mit den Hauptzügen de» vorma ligen politischen Zustande» von Europa in Paralel stellen werde, erhalt fech» Rubrieken. In dem ersten dieser sech» Facher werden die allgemeinen Postulate zweckmäßiger undtrefflicherStaa-
tengebilde angegeben. In dem zwei-
9 trrt wird das alte europä ifche Staa«
tensystem überhaupt und in dem dritten der alte politischeOrganism
vonDeutschland besonders kriti sch beleuchtet;? in dem vierten werden die
Umwandlungen, die Europa er halten hat, geschildert und in De«
jiehung auf die in dem ersten Faehe entwickelten Grundsätze und im Vergleich mit dem in den zwei
ten darzestellten vormaligen Zu stand von Europa beurtheilt; in
dem fünften werde a u f a h n l i ch e Weise in Beziehung auf das erste und dritte Fach das neue deutsche Staa
tensystem, welches jetzt noch in sei ner Bildung begriffen ist, in Be tracht g ez »g en; in dem sechsten werden
10
»Mich die Wirkungen untersucht,
welche di eUmbildungdeSeuropäi? schen und de- deutschen Staaten
system »auf di« inn^e re Verwaltung
und den innern Zu stand der Lander hüben Und haben werden. ■
Wenn ich Luch über einige der neuen po-
litischen Erscheinungen bereit», in Druck schriften nicht Vortheilhaft geurtheilt Haber
so kann man darum nicht glauben , daß mich
bey den großen Untersuchungen und Ver
gleichungen, die ich hier «»stellen werde, Irgend ein Vorurtheil zu Gunsten de» Alten
leiten werde; denn in andern Werken habe ich auch die Gebrechen in den vormaligen Einrichtungen der Staaten und dem Sy
stem, welche» sie mit einander formirten, in ihrer ganzen Blöße dargestellt.
Der bey
.11
den Machten herrschende Trieb, sich einander mit Krieg zu überziehen, ihre Rivalität sich einander in der Ueberspannung deü Militär wesens zu übertreffen und eine von ihnen san-
ctkonirte chimärische Idee vom europäischen
Gleichgewicht, welche so oft mitderAriegS-
tendenz der Staaten zusammenwirkte, die Fürsten zur Ergreiffung der Waffen zu ver leiten , oder ihnen doch dabey zum Vor wand diente, rechnete ich unter die vor
nehmsten jener Uebel, welche die Staaten
mit ihrem Untergang bedroheten *). Meinen Grundsätzen von dem Wün»
fchenswerthen eines dauernden Friedens un ter den Volkern getreu, zeigte ich in einer kleinen Schrift, die ich gleich Nach dem
•) S. das Interesse von Europa, von kouis.
Bruch des Friedens von Amiens herausgab
*), daß England, keine hinlängliche Ver anlassung zu diesem Bruch gehabt und gab
einige Mittel an, es zur Einstellung der Feindseligkeiten zu nöthigen; und entwi ckelte ich von einem dieser Mittel in einer
andern Schrift., die ich ^wahrend der Zeit, da die Französischen und Russischen Kriege. Heere in Polen und Preussen feindselig ge
gen einander über standen, abfaßte **), die den Umstanden angemessenen Modificationen, unter denen eS mir auch dermalen noch zur Wiederherstellung und Befestigung des Friedens in Europa brauchbar schien.
*) Europas gegenwärtige CrisiS, von Louis. .’•) Das Interesse von Europa in Beziehung auf . die Türkey; in der von dem Herrn v. Archen, Holz herausgegebenen Minerva, in den sechs ersten Heften des Jahrgangs von 1807.
15
Zeigte sich nun, , daß die neuen Formen des europäischen Staatengebildes sich besser als die alten zur Begründung eines dauerhaften Friedenssystems eigneten: so müßte ichauch darin ein Hauptmoment finden, welches bey der Vergleichung beyder zum Vortheil dec «rstcrn spracht. Mag bey den großen Revolutionen der letzten Jahre vieles zu Grunde gegangen seyn, dessen Verlust wirklich zu bedauern ist: kann nicht aus der neuen Ordnung ein neues Gute hervorgehn, welches für jenen Ver lust entschädigt! — Glücklicher Weise hat die Natur, ebenso wenig, wie eine gewisse Gefialtung der Erdflache, das Wohl der Deivohner, auch das Glück der Völker an eine einzelne bestimmte Staats form ge knüpft. — Wie wenn ein Erdbeben «ine
14 Gegend verwüstete, schöne Fhuren in die Bette reissender Ströme und vormalige
Seen in trockneS Land verwandelte, soll da der Landmann dastehn, müßig wehklagend,
über die Zerstörung Hinblicken? oder thut
er nicht besser, wenn er überlegt, wie er
sich aufs Neue anbaue, den umgestalteten Toden, den er vor sich sieht, aufs best« ja neuen Anpflanzungen benutze und nach di«,
fen Ueberlegungen Hand ans Werk legt?— Nachdem wir in einer Reihe von Jah
ren, so wie die Mauern so vieler berühmten alten Vesten dcmolirt wurden, auch politi
sche Gebäude, die vormals mit so vieler
Mühe ju Stande gebracht waren und so viel« Jahrhunderte Bestand gehabt hatten, zertrümmern, sahn, befinden wir uns jetzt
in einem Zeitraum, wo aus den Ruinen
eine neue Schöpfung hervsrgehn wirb. Wie
viel reizender ist eö schaffen als vernichte»
zu sehn! Welches Vergnügen würde eü mix machen, wenn ich hey der Untersuchung der
«tuen Staats » und Staatengebilde auf viel Schönes und Vortreflicheö, welches sich in ihnen fände,, gyfmerksam machen könnte! Mit welchem hohen Interesse würde ich es
alödann auch mitunter wagen, auf eine
oder die andere Modifikation anzudeuten, wodurch jene großen Werke von denen, in einem so großen Maas, so wie daü Glück
vieler künftigen Geschlechter auch die Ehre der gegenwärtigen Generation bey der Nach
welt abhängen wird, noch in etwa- der
Dollendungj möchte näher gebracht werden können: so wie, wenn in dem alten Grie
chenland die großen Mahler die Meister»
—
16
—>
werke, die sie gebildet hatten, zur Schau stellten, auch Personen von geringern Ta,
lenten als- sie über Mangel und Derbeffeq rungen derselben freymüthig ihre Bemer
kungen machen durften und sich dabey schmeicheln konnten, daß die Künstler Rück
sicht darauf nehmen würden.
17
Erster Theil. AllgemeineGrundsatze und Ideen
über Staatensysteme und Völ kervereine. §.
1.
£)u allen Zeiten, wovon wir Nachricht ha ben^ finden wir auch, daß Staaten oder Gesetzen und Obrigkeiten unterworfene Ge sellschaften auf der Erde egistirtcn; und zu allen Zeiten haben auch denkende Männer die wichtigen Beziehungen, welche die gesell schaftliche Verbindung auf das Glück der einzelnen Mitglieder hat, erkannt und rich tig beurtheilt.
18. §.
2.
Die Sicherheit, welche die in einem Be zirk neben einander lebenden Individuen, die
einen Staatöverein schliessen, sich dadurch gegen die Gewaltthätigkeiten
verschaffen,
welche sonst der eine von dem andern zu be fürchten hatte, hat man mit Recht immer
als einen der wesentlichsten Vortheile be trachtet, die sie dadurch erlangen.
Wenn
der Zustand von Individuen, die jeden Au
genblick von andern überfallen, gemißhan
delt und beraubt zu werden fürchten müs sen, schon für sich selbst so traurig für sie tfr: so wird dadurch auch zugleich alle nützliche
Betriebsamkeit bey ihnen gehemmt.
Mag
die Natur ein Land, mit noch so viel Kei
men der Fruchtbarkeit versehen haben: wie
kann man Eifer haben, den Boden anzu-
19
bauen und die rohen Stoffe, die man erzielt,
durch Kunstfleis zu mancherley Gegenstän den der Bequemlichkeit und Annehmlichkeit
des Lebens zu verarbeiten, wenn man sich immer in Gefahr befindet, die Produkte fei ner Mühe und Arbeit Räubern überlassen zu müssen? Wo keine gesetzliche Ordnung ist,
1 kann also natürlich die Production nur ge ring seyn, und wo nicht viel hervorgebracht
wird, kann auf die Lange selbst der Raub nur kärgliche Deute liefern.
Von den In
dividuen, die durch einen gesellschaftlichen Vertrag der Ausübung der Gewaltthätig
keiten gegen einander entsagen,
befördert
also jeder sein eigne- Interesse; für die Be
schränkungen, denen feder dadurch seine Will« kühr zum Vortheil andrer unterwirft,, er
hält feder einen reichlichen Ersatz durch die
Lo
Schranken, die alle andere Glieder der Ge
sellschaft ihrer Willkühr zu seinem Vortheil setzen.
§.
3.
• Das bloße Versprechen der Mitglieder einer bürgerlichen Gesellschaft, sich einander keinen Schaden zuzufügen, würde freilich
den Individuen für ihre Personen und ihre Güter nur eine sehr unvollkommne Sicher heit gewahren; und es ist daher eine we
sentliche Bedingung von der Ordnung in
einer Societät, daß eine Autorität constituirt werde, die über die Erfüllung der von den Staatsgliedern eingegangenen Verbindlich
keiten wache und mit einer hinlänglichen Macht versehen werde, um die Widerspan
stigen jur Beobachtung der abgefaßten Ge-
Lo
Schranken, die alle andere Glieder der Ge
sellschaft ihrer Willkühr zu seinem Vortheil setzen.
§.
3.
• Das bloße Versprechen der Mitglieder einer bürgerlichen Gesellschaft, sich einander keinen Schaden zuzufügen, würde freilich
den Individuen für ihre Personen und ihre Güter nur eine sehr unvollkommne Sicher heit gewahren; und es ist daher eine we
sentliche Bedingung von der Ordnung in
einer Societät, daß eine Autorität constituirt werde, die über die Erfüllung der von den Staatsgliedern eingegangenen Verbindlich
keiten wache und mit einer hinlänglichen Macht versehen werde, um die Widerspan
stigen jur Beobachtung der abgefaßten Ge-
setz« zu zwingen. Obgleich diese Macht durch eine Maste von Kräften formirt werden muß,
die der Production entzogen und auf Kosten
der Producenten unterhalten
werden: so
wird doch dadurch weder der Betrag der gan
zen Hervorbringung der Gesellschaft,
noch
der Genuß der Mitglieder geschmälert, da
lene Masse von Kräften, wenn sie anders
gehörig vrganisirt wird, in einem geringen
Verhältniß zu der Mühe und Arbeit, weld)f, wenn jeder sich selbst schützen sollte, zu
dem Ende im Ganzen aufgcwendet werden Müßte,
für den nämlichen Zweck ungleich
mehr leistet.
§.
4*
Der erste wesentliche Vortheil der gesell schaftlichen Einrichtung, die Sicherheit der
setz« zu zwingen. Obgleich diese Macht durch eine Maste von Kräften formirt werden muß,
die der Production entzogen und auf Kosten
der Producenten unterhalten
werden: so
wird doch dadurch weder der Betrag der gan
zen Hervorbringung der Gesellschaft,
noch
der Genuß der Mitglieder geschmälert, da
lene Masse von Kräften, wenn sie anders
gehörig vrganisirt wird, in einem geringen
Verhältniß zu der Mühe und Arbeit, weld)f, wenn jeder sich selbst schützen sollte, zu
dem Ende im Ganzen aufgcwendet werden Müßte,
für den nämlichen Zweck ungleich
mehr leistet.
§.
4*
Der erste wesentliche Vortheil der gesell schaftlichen Einrichtung, die Sicherheit der
—
L2
—
Mitglieder in Beziehung auf einander, würde in einem gewissen Maas wieder für sie
vcrlohren gehen, wenn sie dagegen immer auf ihrer Hut seyn müßten, sich gegen An» griffe von Leuten, die noch im Naturzustande
lebten, oder zu andern Societäten gehörten, zu vertheidigen.
Man hat daher auch bey
der Etablirung der Staaten den Schutz der Bürger gegen Gewalt von Aussen für einen
eben so wichtigen Zweck, als die Bewachung ihrer Sicherheit im Innern gehalten und der nämlichen Autorität, die dem letzten
Geschäfte vorgesetzt wurde, auch die Sorge für die Vertheidigung des Landes gegen frem de Völker übertragen, mit der Berechtigung derselben zu dem Ende einen eignen Theil
der Mitglieder des Staats zu gebrauchen..
Auch durch die Unterhaltung dieser Streit«
23 kräfte wird, bey einer guten Organisation
und der gehörigen Beschränkung der Zahl weder der Masse der Gegenstände, welche
die Gesellschaft hervorbringt, noch dem Ge nuß der. Bürger Abbruch gethan.
§.
5.
Ein dritter mit der Errichtung der bür gerlichen Gesellschaft verknüpfter sehr wich
tiger Vortheil ist die Bertheilung der man cherley Arbeiten und Geschäfte, die zur Her
vorbringung und Verfertigung der verschie denen Dinge, welche die Menschen bedür
fen, um ihr Leben zu erhalten und angeneh
mer zu machen, nöthig sind.
Durch diese
Vertheilun^ der Arbeiten, die nur in einer geordneten bürgerlichen Gesellschaft statt fin
det, und bey der Fortdauer und AuSbil-
23 kräfte wird, bey einer guten Organisation
und der gehörigen Beschränkung der Zahl weder der Masse der Gegenstände, welche
die Gesellschaft hervorbringt, noch dem Ge nuß der. Bürger Abbruch gethan.
§.
5.
Ein dritter mit der Errichtung der bür gerlichen Gesellschaft verknüpfter sehr wich
tiger Vortheil ist die Bertheilung der man cherley Arbeiten und Geschäfte, die zur Her
vorbringung und Verfertigung der verschie denen Dinge, welche die Menschen bedür
fen, um ihr Leben zu erhalten und angeneh
mer zu machen, nöthig sind.
Durch diese
Vertheilun^ der Arbeiten, die nur in einer geordneten bürgerlichen Gesellschaft statt fin
det, und bey der Fortdauer und AuSbil-
24 düng derselben
immer mehr
Fortschritte
macht, wird/ besonders vermöge der größer»
Fertigkeit/ die Personen/ welche sich aus
schließlich mit einer Art der Arbeite»! be
schäftigen/ in dieser erhalten und der vielen Zeit/ die sie ersparen/ da sie nicht immer
von einem Geschäft zu einem andern sehr
verschiedenartigen / und ganz andere Vor kehrungen erfordernden/
übergehn dürfen/
daS Produkt ion einem gewissen Maas der
angewandten menschlichen Kräfte in einem
sehr hohen Grad vermehrt.
Diese Materie
ist von dem Herrn Adam Smith/ in sei
nem
Werk über die Ursachen
und
Quellen deü Nationalreichthum6 vortrefllich entwickelt *).
Wenn aber die
•) Eine weitere Ausführung hiervon findet sich in den» so eben erschienenen Werke deS Herrn
25' von dem scharfsinnigen Britten gelieferte
Analisis der ausserordentliäM Vortheile, welche aus der Verkeilung der Arbeiten ent
stehn, noch zu unfern Zelten, wo es damit
schon so weit gediehen ist, Aufsehn gemacht
hat: so muß es Nicht weniger auffallen, daß schon Plato in seiner Republik eben diese
Dertheilung der Arbeiten für einen der wich tigsten Zwecke bey der Errichtung eines Staats erklärt.
Wenn ein Mensch zugleich
vielerley Geschäfte betreibt, sagte der grie-
Professor Hufelands:
Grundlegung der
Staats wrrthschaftskunst durch Prüfung und Berichtigung ihrer Hauptbegriffe von Gut,
Werth, Preis, Geld und Volksvermögen, mit ununterbrochener Rücksicht auf die bishe
rigen Systeme, auf welche schon frnherhin der denkende Theil des Publikums aufmerksam? ge
macht wurde.
—
26
chische Weise: so leistet er in keinem diel; darum müßt ehr, wenn ihr einen Staat stif
ten wollt, hauptsächlich darauf bedacht seyn ; Daß ihr die Individuen in verschiedene Clas sen absondert, und jeder C/asse einen eignen
Zweig mit einander verwandter Geschäfte zu ihrem Beruf anweiset; lasset einen Theil das
Feld bearbeiten, einen andern Theil Werk
zeuge und Geräthe aus den Metallen verfer tigen, einen dritten Häußer aufführcn, ei-
nen vierten Kleidungsstücke weben,
einen
fünften Handlungsgeschäfte besorgen u. s. f.
und dann werdet ihr sehen, wie ungleich ge schickter und besser sie arbeiten und wie un gleich mehr sie zusammen ausrichten werden,
als wenn ein jeder bald das Feld bearbeiten,
bald ein Haus bauen, bald Tuch weben und bald Eisen schmieden würde.
2?
§. 6. Selbst den Nutzen, den die Errichtung, einer bewafneten Macht jur Vertheidigung
des Landes für die Burger hat, führt Plato mit aus den allgemeinen Grundsatz von den Vortheilen der Verthcilung der Geschäfte zurück.
Wählt für euren Staat, sagt der
Philosoph, zur Pflanzschule für seine Kriegs
macht , eine Anzahl kräftiger und wohl ge bildeter Knaben aus; laßt sie durch die Ge wöhnung an Ertragung von Beschwerden
und mancherley Uebungen ihre Körper ab härten, ihnen Gewandtheit geben, und in
der Führung der Waffen und allen MilitairBewegungen sich Fertigkeit und Geschicklich
keit erwerben; unterrichtet sie in allen Wis senschaften,
welche die Kriegsoperationen
unterstützen können; und vor allen Dingen
28 sucht durch edle Grundsätze, die ihr ihnen
rinflößt und durch Anregung ihres Ehrge
fühls ihren Muth zu beleben und mit Stand haftigkeit, Entschlossenheit und Verachtung der Gefahren und des Todes ihre Gemü ther zu bewafnen: und ihr werdet sehen,
daß tausend Mann so erzogener Krieger dem Feinde werden furchtbarer werden, als eine zehnfach so große Anzahl von Menschen, die von den Pflügen und Weberstühlen inö Feld
gerufen werden.
' §•
7-
Wenn Plato schon den stehenden Heeren das Wort redet: so muß man ihm allerdings
beystimmcn, in so fern die Krieger, wor aus sie bestehn, so gehalten, so gebildet, so
in der Zahl beschränkt bleiben, als er es vorschreibt.
Werden die stehenden Heere
28 sucht durch edle Grundsätze, die ihr ihnen
rinflößt und durch Anregung ihres Ehrge
fühls ihren Muth zu beleben und mit Stand haftigkeit, Entschlossenheit und Verachtung der Gefahren und des Todes ihre Gemü ther zu bewafnen: und ihr werdet sehen,
daß tausend Mann so erzogener Krieger dem Feinde werden furchtbarer werden, als eine zehnfach so große Anzahl von Menschen, die von den Pflügen und Weberstühlen inö Feld
gerufen werden.
' §•
7-
Wenn Plato schon den stehenden Heeren das Wort redet: so muß man ihm allerdings
beystimmcn, in so fern die Krieger, wor aus sie bestehn, so gehalten, so gebildet, so
in der Zahl beschränkt bleiben, als er es vorschreibt.
Werden die stehenden Heere
—
29
—
aber aus den unwürdigsten und elendesten
Menschen zusammengesetzt, die schlecht ge
halten, übel behandelt, noch unglücklicher und verdorbener werden, als sie es vorher
waren, und vergrößert man diese Heere über alles. MaaS, so daß, wie kärglich sie auch
genährt werden, gleichwohl die produciren«
den StaatSglieder nur vermöge der größten
Entbehrungen, denen sie bey allen ihren An
strengungen sich selbst unterwerfen müssen, die Mittel ihres Unterhalts herbeyschaffen können: so werden sie selbst drückende Ue
bel für die Völker und die Vortheile der Sicherheit, die sie etwan verschaffen mögen,
mit unverhaltnißmäßigen Aufopferungen, von dem Glücke der Bürger erkauft,
§.
8.
Es sind Philosophen gewesen, welche be-
—
29
—
aber aus den unwürdigsten und elendesten
Menschen zusammengesetzt, die schlecht ge
halten, übel behandelt, noch unglücklicher und verdorbener werden, als sie es vorher
waren, und vergrößert man diese Heere über alles. MaaS, so daß, wie kärglich sie auch
genährt werden, gleichwohl die produciren«
den StaatSglieder nur vermöge der größten
Entbehrungen, denen sie bey allen ihren An
strengungen sich selbst unterwerfen müssen, die Mittel ihres Unterhalts herbeyschaffen können: so werden sie selbst drückende Ue
bel für die Völker und die Vortheile der Sicherheit, die sie etwan verschaffen mögen,
mit unverhaltnißmäßigen Aufopferungen, von dem Glücke der Bürger erkauft,
§.
8.
Es sind Philosophen gewesen, welche be-
—
So
—-
hauptet haben, daß bey der Etablirüng der
Staaten die Rücksichten auf die daraus für die Mitglieder entstehenden Vortheile gar
nicht mitgewirkt hatten.
Von den Men
schen, sagten jene Philosophen, die im Na
turzustände und feindselig neben einander lebten , trat eine Anzahl in einen Haufen zu einem Angriff gegen andere zusammen und
wählte sich einen Anführer; war ein solcher Anführer mit seiner Parthey glücklich im
Kampfe: so kettete er diese, indem er die gemachte Beute mit ihr theilte, um so viel
mehr an sich und machte die Ucberwunde-
nen sich und seinen Freunden unterthanig; von einem Angriff schritt er zu einem an dern und hatte er Erfolg: so machte er wie
der einen ähnlichen Gebrauch davon, und vergrößerte auf die Weise nach und nach
3i feine Herrschaft und Macht immer mehr: so wurden durch List, Raub und Gewalttha« tigkeit die Grundlagen der Staaten gelegt.
§.
9.
Wäre eS auch wahr, daß glückliche Rau« 6er und Rottenhaupter aiif solche Weise
Stifter von Staaten geworden: so trafen
doch zum Glücke für die Individuen mit den Gewaltthätigkeiten, die sie in jener Voraus«
setzung zu -bürgerlichen Gesellschaften verei
nigt hatten, ihre eignen Vortheile zusam men; denn wo Staaten errichtet wurden
und Bestand hatten, wurde auch für die Sicherheit der Personen und ihres Eigen
thums gesorgt und die Vertheilung der Ar beiten und der Handel mit den hervorge
brachten Gegenständen, der eine nothwen-
3i feine Herrschaft und Macht immer mehr: so wurden durch List, Raub und Gewalttha« tigkeit die Grundlagen der Staaten gelegt.
§.
9.
Wäre eS auch wahr, daß glückliche Rau« 6er und Rottenhaupter aiif solche Weise
Stifter von Staaten geworden: so trafen
doch zum Glücke für die Individuen mit den Gewaltthätigkeiten, die sie in jener Voraus«
setzung zu -bürgerlichen Gesellschaften verei
nigt hatten, ihre eignen Vortheile zusam men; denn wo Staaten errichtet wurden
und Bestand hatten, wurde auch für die Sicherheit der Personen und ihres Eigen
thums gesorgt und die Vertheilung der Ar beiten und der Handel mit den hervorge
brachten Gegenständen, der eine nothwen-
32
dige Bedingung von ihr ist, immer weiter getrieben. Dieses Zusammentreffen laßt sich
schwerlich einem bloßen Zufall juschreiben, und eS ist viel natürlicher zur Erklärung des selben anzunehmen; daß wenn die Staaten stifter auch, von Herrschsucht getrieben, mit unter durch Gewaltthätigkeiten operirten:
sie doch auch, um sich die Vollbringung und Erhaltung ihrer Werke zu erleichtern, sich /
der Ueberredung der Individuen von den
zum Theil schon von ihnen geahnten Vor theilen der gesellschaftlichen Verbindung und
der Sorge für die Realisirung derselben als Mittel bedienten.
§.
10.
Auch in dem rohen Naturzustand wird
bey den Menschen das angebohrne moralische
32
dige Bedingung von ihr ist, immer weiter getrieben. Dieses Zusammentreffen laßt sich
schwerlich einem bloßen Zufall juschreiben, und eS ist viel natürlicher zur Erklärung des selben anzunehmen; daß wenn die Staaten stifter auch, von Herrschsucht getrieben, mit unter durch Gewaltthätigkeiten operirten:
sie doch auch, um sich die Vollbringung und Erhaltung ihrer Werke zu erleichtern, sich /
der Ueberredung der Individuen von den
zum Theil schon von ihnen geahnten Vor theilen der gesellschaftlichen Verbindung und
der Sorge für die Realisirung derselben als Mittel bedienten.
§.
10.
Auch in dem rohen Naturzustand wird
bey den Menschen das angebohrne moralische
55 Gefühl nicht gänzlich unterdrückt, erregt es wenigstens noch in gewissen Graden ein
Wohlgefallen für gute Handlungen und
Scheu gegen das Böse.
Dieses Gefühl
wird daher auch bey den Individuen ein Mitantneb zur Etablirung einer Ordnung
der Dinge, wodurch die Gewaltthätigkei ten aufgehoben oder beschränkt werden, und
bey der Fortdauer dieser Ordnung weiter ausgebildet, auch ein so viel stärkeres Band
zur Befestigung derselben. §.
li.
In der Beförderung der Cultur bey den Menschen liegt überhaupt noch einer der
wichtigsten Vortheile der gesellschaftlichen Einrichtung, der auch besonders auf der mit
L
55 Gefühl nicht gänzlich unterdrückt, erregt es wenigstens noch in gewissen Graden ein
Wohlgefallen für gute Handlungen und
Scheu gegen das Böse.
Dieses Gefühl
wird daher auch bey den Individuen ein Mitantneb zur Etablirung einer Ordnung
der Dinge, wodurch die Gewaltthätigkei ten aufgehoben oder beschränkt werden, und
bey der Fortdauer dieser Ordnung weiter ausgebildet, auch ein so viel stärkeres Band
zur Befestigung derselben. §.
li.
In der Beförderung der Cultur bey den Menschen liegt überhaupt noch einer der
wichtigsten Vortheile der gesellschaftlichen Einrichtung, der auch besonders auf der mit
L
—
34
—
ihr verknüpften Verteilung der Arbeite« beruht. Indem einzelne Personen, die mit den Bedürfnissen des Lebens vermittelst ri>
nes Abzugs von dem Ertrage der producti» ven Arbeiten, versorgt werden, den befone
dern Beruf erhalten, den Stoss ton Be» griffen, Kenntnissen und Ideen, den det
menschliche Geist in sich aufnehmen kann, zu bearbeiten, formiren und vervollkomm
nen sie immer mehr die Massen und Syste me von jenem Stoff, die wir Wissenschaf
ten nennen. Cultur ist die höchste Bestim mung der Menschheit, der die zur- Glückseeligkeit noch untergeordnet ist.
Indem die
Bearbeitung der Wissenschaften die Mensch heit ihrem höchsten Ziele näher bringt, hat
sie aber auch auf mannigfaltige Weise einen
heilsamen Ginfluß auf ihre Glückseeligkrit.
Die Wissenschaften lehren unter andern den
Organism per gesellschaftlichen Verhältnisse feiner und zweckmäßiger auözubilden, und unterstützen vermittelst der Wirkung, die fit
darauf haben und in mehren andern mittel«
baren und unmittelbaren Beziehungen alle produktiven Geschäfte.
Durch die Bekeh
rung , die sie über die Vortheile der gesell schaftlichen Einrichtungen verbreiten und
die Beförderung der moralischen Cultur,
ziehen sie Pie Faden, wodurch der gesell» schaftliche Verein befestigt wird, stärker zu,
sammen.
Die, Jdeenbearbeitungen berei
ten auch endlich Pen Menschen einen geisti» gen Ganuß, der für diejenigen, deren Em pfänglichkeit dafür geübt und verfeinert
wurde , mehr Reiz hat, als manche simili. ch« Ergötzungen, und pitlenfürEntbehrun«
36
Zen von den letzter», denen sie unterwor*
fen sind, zur Entschädigung dient. §.
12.
Wenn die Menschen sich aus der Anarchie
Erhoben haben und den StaatSvrganism besser auszubilden und der daraus entstehen«
den Vortheile in einem höher» -Grade zu
geniessen anfangen: so pflegt sich ihnen bey ihrem Bestreben , sich ein ruhiges und glücklicheöDaseyn zu verschaffen, leicht eine neue
große Hinderniß entgegen zu stellen: däS
bey den zu einer bürgerlichen Gei
seilschaft vereinigten Individuen unterdrückte feindseelig« Gegen«
einanderstreben geht auf die ne* den einander rxistirenden
9361*
kerschafie« über und erzeugt auf
36
Zen von den letzter», denen sie unterwor*
fen sind, zur Entschädigung dient. §.
12.
Wenn die Menschen sich aus der Anarchie
Erhoben haben und den StaatSvrganism besser auszubilden und der daraus entstehen«
den Vortheile in einem höher» -Grade zu
geniessen anfangen: so pflegt sich ihnen bey ihrem Bestreben , sich ein ruhiges und glücklicheöDaseyn zu verschaffen, leicht eine neue
große Hinderniß entgegen zu stellen: däS
bey den zu einer bürgerlichen Gei
seilschaft vereinigten Individuen unterdrückte feindseelig« Gegen«
einanderstreben geht auf die ne* den einander rxistirenden
9361*
kerschafie« über und erzeugt auf
die Weife neue Uebel für die Men« sch en, welche nicht geringer sind als die, wovon sie durch di e-Aufl-e-, bung der Anarchie sich befreieten.
Nachdem den Individuen, - die vorher iw Zustande des Kriegs mit einander neben einander lebten, sich zu friedfertigen Mit gliedern von einer Gesellschaft vereinigt ha ben : ist eS also für das Beste der Mensch-, hcit nicht weniger wichtig, daß auch solche neben einander e^istirende Societäten wie der in eine Verbindung zusanrrnentreten, vermöge deren die Ausübung der Feindsee« lizkeiten unter ihnen aufgehoben oder doch so viel möglich beschränkt wird. Aber wenn man von jener ersten Verbindung schon sehr
die Weife neue Uebel für die Men« sch en, welche nicht geringer sind als die, wovon sie durch di e-Aufl-e-, bung der Anarchie sich befreieten.
Nachdem den Individuen, - die vorher iw Zustande des Kriegs mit einander neben einander lebten, sich zu friedfertigen Mit gliedern von einer Gesellschaft vereinigt ha ben : ist eS also für das Beste der Mensch-, hcit nicht weniger wichtig, daß auch solche neben einander e^istirende Societäten wie der in eine Verbindung zusanrrnentreten, vermöge deren die Ausübung der Feindsee« lizkeiten unter ihnen aufgehoben oder doch so viel möglich beschränkt wird. Aber wenn man von jener ersten Verbindung schon sehr
33 früh da< Heilsame erkannte, und vermit telst derselben auch schon früh Staaten ge
stiftet sind, worin der Organism des gemei nen Wesens sehr weit gedieh: so ist man
dagegen, wa- diese Verbindung der einzel
nen Völker und Staaten zu Dölkervereinen und Staatensystemen betriff, bis zu unsern
Zeiten verhältnißmasig, sowohl in der Theo rie als in der Praxis sehr zurückgeblieben,
und doch ist in dem gesellschaftlichen Ver ein, wodurch,Individuen einen Staat eon» stituiren, schon das Analogon zu einer Ue-
bereinkunst zwischen Völkern gegeben, wo durch sie ihrep feindseeligen Bestrebungen
gegen einander Einhalt thun und zu allen den angegebenen Vortheilen, die für die
Individuen aus dem Staatsverein entstehn,
findet man in einem Dölkerverein Gegen-
-
#
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stücke »der Erweiterungen eben jener Vor theile und nothwendige Dedingniffe von ih» rer Sicherstellung. !4‘
Wenn «ine bürgerliche Gesellschaft, die sich etablirt, ihr gemeines Wesen überhaupt und besonders auch ihr Militarwesen wohl vrganisirt; so kann sie schon vermittelst ei ner kleinen Masse der Streitkräfte leicht die Angriffe von Leuten abwehren, die, ohne gesetzliche Verfassung, zerstreut in ihrer Nachbarschaft umher wohnen; besonders wenn im Verhältniß zu der Volksmenge, die sie in sich faßt, ihr Gebiet keine zu große Ausdehnung hat, wie dieses bey den vereinigten Staaten von Nordamerika der
Fall wäre, denen daher bey ihrer Etablw
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stücke »der Erweiterungen eben jener Vor theile und nothwendige Dedingniffe von ih» rer Sicherstellung. !4‘
Wenn «ine bürgerliche Gesellschaft, die sich etablirt, ihr gemeines Wesen überhaupt und besonders auch ihr Militarwesen wohl vrganisirt; so kann sie schon vermittelst ei ner kleinen Masse der Streitkräfte leicht die Angriffe von Leuten abwehren, die, ohne gesetzliche Verfassung, zerstreut in ihrer Nachbarschaft umher wohnen; besonders wenn im Verhältniß zu der Volksmenge, die sie in sich faßt, ihr Gebiet keine zu große Ausdehnung hat, wie dieses bey den vereinigten Staaten von Nordamerika der
Fall wäre, denen daher bey ihrer Etablw
4 rang die Vertheidigung ihres Landes gegen die Wilden, die sich in ihrer Nahe aufhielten, nicht wenig schwierig wurde. Aber wenn neben einem Staat mehrere andere errichtet werden, die auch nicht nur ihre Kriegsmacht gut einrichten: sondern sie auch immer mehr verstärken; und wann denn diese Staaten ihn von Zeit zu Zeit an greifen, oder doch immer darauf bedacht sind, ihn bey einer günstigen Gelegenheit ju überfallen: so kommt ein solcher Staat en die Alternative, daß, um die ihm dro henden Gefahren abzuhalten,. entweder der größte Theil seiner die Waffen zu führen fähigen Mitglieder von Zeit zu Zeit zu Felde zieh» und immer zum Kampf bereit seyn oder, daß er auch nachdem Beispiel der be
nachbarten Völker die Klaffe der Mitglic»
4i der,, die den Kriegsdienst zu ihrem aus schließlichen Beruf erhielten, oder die ste
henden Heere, immer mehr vergrößern muß.
In dem ersten Fall kommen seine Bürger offenbar in den Zustand zurück, worin ihr« Vorfahren,
ehe
sie sich einer gesetzlichen
Ordnung unterwarfen, waren, da sie gleich jenen
für ihre Sicherheit selbst kämpfen
müssen; in dem zweiten Fall wird freilich, nur der Theil der StaatSgkieder, der bey
den stehenden Heeren eingeschrieben war, wieder in einen solchen Zustand versetzt) aber für den ganzen übrigen Theil der Bür
ger^ die bey ihren friedlichen Geschäften bleiben, werden die großen Beitrage, die sie zur Unterhaltung jener Heere leisten müs
sen, und
die Nachtheile,
die ihnen in
KriegSzeiten von dem Feinde zugcfügt wer.
4.®
dm, eine nicht geringere Beschwerde, als es für ihre Väter zur Zeit, wo das soge
nannte Faustrecht galt, war, ihre Perso nen . und ihre Güter durch eigne Wehr schützen ju müssen.
§.
15.
Ist nun von einer Masse neben einander eMirender Staaten jeder in der Lage, daß
der Geist der Feindseeligkeit, der unter ih nen herrscht, seine Bürger der Vortheile wieder beraubt; welche der Zweck ihrer ge sellschaftlichen Verbindung waren: so ist es
ohne Zweifel ihrem allgemeinen Interesse
eben so gemäß, daß fle in eine Verbindung zusammentreten, vermöge deren den Wir
kungen jenes feindseeligen Geistes Einhalt
gethan wird, als in alten Zeiten die isolirt, im Naturzustände lebenden Menschen, »er*
4.®
dm, eine nicht geringere Beschwerde, als es für ihre Väter zur Zeit, wo das soge
nannte Faustrecht galt, war, ihre Perso nen . und ihre Güter durch eigne Wehr schützen ju müssen.
§.
15.
Ist nun von einer Masse neben einander eMirender Staaten jeder in der Lage, daß
der Geist der Feindseeligkeit, der unter ih nen herrscht, seine Bürger der Vortheile wieder beraubt; welche der Zweck ihrer ge sellschaftlichen Verbindung waren: so ist es
ohne Zweifel ihrem allgemeinen Interesse
eben so gemäß, daß fle in eine Verbindung zusammentreten, vermöge deren den Wir
kungen jenes feindseeligen Geistes Einhalt
gethan wird, als in alten Zeiten die isolirt, im Naturzustände lebenden Menschen, »er*
4$
■*-
*•*
möge des von ihnen geschloffenen gesellschaft
lichen Vertrages, wodurch sie die vorhin gegen einanderauSgeübtcn Gewaltthätigkei ten einstellten, ihr gemeinschaftliches Beste
beförderten.
§.
16.
Sv wie durch die Bertheilung der Ar
beiten, die meiner bürgerlichen Gesellschaft statt findet, der Betrag der Produkte von
den Arbeiten ihrer sämtlichen Glieder sehe erhöht wird: so können auch mehrere Staa
ten noch wieder durch eine gewisse Vertheilung der mancherley Zweige der Betriebsam
keit, den Ertrag der von ihnen sämmtlich
angewandten produktiven Thätigkeit sehe vergrößern: die Fertigkeit und Geschicklich
keit bey den Arbeiten und die Verbesserun
gen bey den Anstalten der Betriebsamkeit,
4$
■*-
*•*
möge des von ihnen geschloffenen gesellschaft
lichen Vertrages, wodurch sie die vorhin gegen einanderauSgeübtcn Gewaltthätigkei ten einstellten, ihr gemeinschaftliches Beste
beförderten.
§.
16.
Sv wie durch die Bertheilung der Ar
beiten, die meiner bürgerlichen Gesellschaft statt findet, der Betrag der Produkte von
den Arbeiten ihrer sämtlichen Glieder sehe erhöht wird: so können auch mehrere Staa
ten noch wieder durch eine gewisse Vertheilung der mancherley Zweige der Betriebsam
keit, den Ertrag der von ihnen sämmtlich
angewandten produktiven Thätigkeit sehe vergrößern: die Fertigkeit und Geschicklich
keit bey den Arbeiten und die Verbesserun
gen bey den Anstalten der Betriebsamkeit,
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durch deren Beförderung die Vertheilung der Arbeiten bey einem Volk besonders zum
Vortheil seiner Produktion wirkt, können in Rücksicht auf diese oder jene Zweige der
Produktiven Thätigkeit unter dem Einfluß von mancherley Umständen in einem Staat zu einem hohem Grad, als in andern ge
diehen seyn; und zugleich werden jä auch schon durch die Verschiedenheit des ClimaS und der Beschaffenheit des Erdreichs gewisse
Arten der Hervorbringung in einem Lande
ungleich mehrmals andre begünstigt. Wenn nun verschiedene Staaten die mancherley Zweige der Betriebsamkeit, welche die Ge genstände der menschlichen Bedürfnisse lie
fern, auf eine den besondern Vortheilen,
die der eine hey diesen, der andere bey jenen hat, angemessene Weift, unter sich re-
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partiren und dann durch den'Handel ihrest
Ueberfluß und ihren Mangel von der einen und der andern Art der Erzeugnisse und Fa
brikate «»»gleichen: so müssen jene Staaten im Ganzen dadurch eben so sehr, als die
sämtlichen Mitglieder einer bürgerlichen Ge sellschaft, durch die bey ihneneingeführte Vertheilung der Arbeiten, gewinnen. EiH
solche Repartition kann freilich nicht wohl vermöge einer ausdrücklichen Bestimmung,
worüber Vie Staaten Übereinkommen, fest
gesetzt werden, allein bey dem, der Regel nach, allen Privatpersonen eignen Rafsine^
ment, ihre Kräfte und Fonds auf die ihnen einträglichste Weise zu verwenden und die
Gegenstände, di« sie von andern bedürfen, sich gegen, die geringsten Aequivalente zu
verschaffen,
bedarf