Ambulant betreute Wohngmeinschaften: Gestalten, finanzieren, umsetzen 9783748601616

Wohngemeinschaften für alte Menschen liegen voll im Trend. Die u.a. in Landesheimgesetzen nunmehr klar definierte Wohnfo

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German Pages 248 [252] Year 2017

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber
1. Überblick: Wohngemeinschaften im Reigen der serviceorientierten Lebens- und Wohnformen für ältere und pflegebedürftige Menschen
1.1. Begriff
1.2. Abgrenzung zu anderen Versorgungsformen
1.3. Wohngemeinschaften als Bausteine wohnungswirtschaftlicher Konzepte
2. Philosophien und Ausrichtungen ambulant betreuter Wohngemeinschaften
2.1. Stellenwert der Philosophie von Wohngemeinschaften
2.2. Wohngemeinschaften für wen – Zielgruppen von Wohngemeinschaften
2.3. Gestaltungsoptionen von Wohngemeinschaften
2.4. Leistungskonzepte von Wohngemeinschaften
2.5. Idealtypische Ausprägungen von Philosophien
2.6. Angehörigen-Arbeit als Ausprägungsform der Philosophien von Wohngemeinschaften
2.7. Fazit
3. Qualität und Qualitätsentwicklung in Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen
3.1. Qualität von betreuten Wohngemeinschaften – der Ausgangspunkt
3.2. Dimensionen von Qualität
3.3. Leitfaden zum Qualitätsmanagement in Wohngemeinschaften
3.4. Zusammenfassung
4. Wirtschaftlichkeit ambulant betreuter Wohngemeinschaften
4.1. Ziele und Grundsätze der Wirtschaftlichkeitsanalyse
4.2. Inhalte der Wirtschaftlichkeitsanalyse
4.3. Durchführung der Wirtschaftlichkeitsanalyse und anbieterspezifische Modellvergleiche
4.4. Fazit und Handlungsempfehlungen
5. Rechtliche Gestaltung
5.1. Überblick: Abhängigkeiten und Optionen
5.2. Ordnungsrecht
5.3. Immobilienrecht
5.4. Organisationsbezogene Verträge
5.5. Zusammenfassung
6. Finanzierung
6.1. Leistungsrecht
6.2. Projektfinanzierung
7. Personalwirtschaft in Wohngemeinschaften mit Betreuungsbedarf – Anforderungen an die Initiatoren sowie an das Pflege- und Betreuungsteam
7.1. Eine besondere Rolle: Die Initiatoren und „Anbieter“
7.2. Anforderungen an das Team
7.3. Pflege- und Betreuungsteam auswählen
7.4. Zusammenfassung
8. Bauliche Anforderungen
8.1. Standort
8.2. Gebäude
8.3. Innenraumgestaltung/Innenarchitektur in Wohngemeinschaften – weit mehr als professionelle Raumgestaltung
9. Marketing und Kommunikation ambulant betreuter Wohngemeinschaften
9.1. Aufgaben und Ziele des Marketings und der Kommunikation
9.2. Struktur-Elemente des Marketing- und Kommunikations- Konzeptes
9.3. Analyse und Bewertung möglicher Stakeholder
9.4. Strategische Kommunikation ausgewählter Zielgruppen
9.5. Ausgewählte Instrumente der operativen Kommunikation
9.6. Fazit und Handlungsempfehlungen
10 Exkurs: Entwicklungen ambulanter und stationärer Langzeitpflege und ambulant betreuter Wohnformen in Österreich
10.1. Soziodemografische Basisdaten
10.2. Finanzierung Pflege und Betreuung in Österreich
10.3. Betreubares und Betreutes Wohnen in Österreich
10.4. Geschichte des betreuten/betreubaren Wohnens und Struktur in Österreich
10.5. Andere Wohnformen in Österreich
10.6. Bedarfs- und Entwicklungsplanung in Österreich
10.7. Zusammenfassung und Ausblick
11. Anhang
11.1. Ansprechpartner
11.2. Literatur
11.3. Herausgeber
11.4. Autoren
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Ambulant betreute Wohngmeinschaften: Gestalten, finanzieren, umsetzen
 9783748601616

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Hrsg: Claudius Hasenau, Lutz H. Michel

Ambulant betreute Wohngemeinschaften Gestalten, finanzieren, umsetzen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet. Der Verlag und die Autoren können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen. © Vincentz Network, Hannover 2017|2., überarbeitete Auflage Besuchen Sie uns im Internet: www.haeusliche-pflege.net Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Foto Titelseite: fotolia – Filets ISBN 978-3-74860-161-6

Hrsg: Claudius Hasenau, Lutz H. Michel

Ambulant betreute Wohngemeinschaften Gestalten, finanzieren, umsetzen

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Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Überblick: Wohngemeinschaften im Reigen der serviceorientierten  Lebens- und Wohnformen für ältere und pflegebedürftige Menschen 1.1 Begriff (Claudius Hasenau) 1.2 Abgrenzung zu anderen Versorgungsformen (Ingrid Hastedt, Lutz H. Michel) 1.3 Wohngemeinschaften als Bausteine wohnungswirtschaftlicher Konzepte (Lutz H. Michel, Thorsten Müller)

2 Philosophien und Ausrichtungen ambulant betreuter Wohngemeinschaften (Ivo Krizek, Marina Schack) 2.1 Stellenwert der Philosophie von Wohngemeinschaften 2.2 Wohngemeinschaften für wen – Zielgruppen von Wohngemeinschaften (Ivo Krizek) 2.3 Gestaltungsoptionen von Wohngemeinschaften (Ivo Krizek) 2.4 Leistungskonzepte von Wohngemeinschaften (Ivo Krizek) 2.5 Idealtypische Ausprägungen von Philosophien (Ivo Krizek) 2.6 Angehörigen-Arbeit als Ausprägungsform der Philosophien von Wohngemeinschaften (Marina Schack) 2.7 Fazit 3 Qualität und Qualitätsentwicklung in Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen (Thomas Risse) 3.1 Qualität von betreuten Wohngemeinschaften – der Ausgangspunkt 3.2 Dimensionen von Qualität 3.3 Leitfaden zum Qualitätsmanagement in Wohngemeinschaften 3.4 Zusammenfassung

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Wirtschaftlichkeit ambulant betreuter Wohngemeinschaften (Ivo Krizek)59 4.1 Ziele und Grundsätze der Wirtschaftlichkeitsanalyse 59 4.2 Inhalte der Wirtschaftlichkeitsanalyse 62 4.3 Durchführung der Wirtschaftlichkeitsanalyse und anbieterspezifische Modellvergleiche 68 4.4 Fazit und Handlungsempfehlungen 71

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Rechtliche Gestaltung (Lutz H. Michel) 5.1 Überblick: Abhängigkeiten und Optionen 5.2 Ordnungsrecht 5.3 Immobilienrecht 5.4 Organisationsbezogene Verträge 5.5 Zusammenfassung

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6 Finanzierung135 6.1 Leistungsrecht (Claudius Hasenau)135 6.2 Projektfinanzierung (Britta Klemm)150 7 Personalwirtschaft in Wohngemeinschaften mit Betreuungsbedarf –  165 Anforderungen an die Initiatoren sowie an das Pflege- und Betreuungsteam (Thomas Risse) 7.1 Eine besondere Rolle: Die Initiatoren und „Anbieter“ 165 7.2 Anforderungen an das Team 166 7.3 Pflege- und Betreuungsteam auswählen 170 7.4 Zusammenfassung 178 8 Bauliche Anforderungen179 8.1 Standort (Marco Kelle)179 8.2 Gebäude (Marco Kelle)182 8.3 Innenraumgestaltung/Innenarchitektur in Wohngemeinschaften – weit mehr als professionelle Raumgestaltung (Christian Schindler)207 9 Marketing und Kommunikation ambulant betreuter Wohngemeinschaften (Ivo Krizek)211 9.1 Aufgaben und Ziele des Marketings und der Kommunikation211 9.2 Struktur-Elemente des Marketing- und KommunikationsKonzeptes213 9.3 Analyse und Bewertung möglicher Stakeholder 214 9.4 Strategische Kommunikation ausgewählter Zielgruppen 218 9.5 Ausgewählte Instrumente der operativen Kommunikation 224 9.6 Fazit und Handlungsempfehlungen 230 10 Exkurs: Entwicklungen ambulanter und stationärer  Langzeitpflege und ambulant betreuter Wohnformen in Österreich (Jana Bockholdt) 10.1 Soziodemografische Basisdaten 10.2 Finanzierung Pflege und Betreuung in Österreich 10.3 Betreubares und Betreutes Wohnen in Österreich 10.4 Geschichte des betreuten/betreubaren Wohnens und Struktur in Österreich 10.5 Andere Wohnformen in Österreich 10.6 Bedarfs- und Entwicklungsplanung in Österreich 10.7 Zusammenfassung und Ausblick

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Inhaltsverzeichnis 11 Anhang 11.1 Ansprechpartner 11.2 Literatur 11.3 Herausgeber 11.4 Autoren

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Zwei Praxisbeispiele: Wohngemeinschaft Leben in Schaffrath, Gelsenkirchen, und Wohngemeinschaft Schozacher Straße, Stuttgart, sowie die Langfassung des Kapitels 8.3 finden Sie im Internet unter: http://www.haeusliche-pflege.net/Produkte/Downloads-zu-Buechern

Vorwort der Herausgeber Je differenzierter unsere Gesellschaft wird, desto differenzierter wird unser Altenhilfesystem, besser: werden unsere Altenhilfestrukturen. War vor Jahrzehnten die vollstationäre Pflege die stereotype Antwort auf Hilfe- und Unterstützungsbedarf im Alter und zwar reduziert auf „Pflege“, so sind die Antworten heute so vielfältig wie die Menschen, die da höchst unterschiedlich ausgeprägt Hilfe und Unterstützung bedürfen. Gemeinschaftliche Wohnformen sind zum Gegenentwurf zu standardisierter Versorgung geworden. Dies gilt spätestens seit der 1. Novellierungswelle der Landesheim- und Landeseinrichtungsgesetze, die nachvollziehen, was gerontologische Erkenntnis schon seit Jahren ist, nämlich, dass differenzierte Versorgung im Sinne von Hilfe, Betreuung und Pflege nottut, um Individualität zu gewährleisten. Mit ihnen haben die ambulant betreuten Wohngemeinschaften erstmals verbindliche Rahmen erhalten, die allen Beteiligten, nämlich den Nutzern, ihren Angehörigen und ihren Vertretern, den Anbietern von Wohnen und sozialen Dienstleistungen, Orientierung geben, den zum Schutz solcher schutzbedürftiger Personengruppen aufgerufenen staatlichen Stellen Handlungsmaßgaben geben und allen, die in Gestaltungsprozesse involviert sind, Vorgaben machen, wie diese hochsensible Wohn- und Lebensform konstruiert werden muss, damit sie baulich wie strukturell und betriebswirtschaftlich nachhaltig ist. Daher ist dieser Praxisleitfaden ein Leitfaden von Praktikern für Praktiker: Die beiden Herausgeber und alle AutorInnen sind langjährig im Metier, teilweise Pioniere dieser Wohn- und Lebensform, teilweise seit Jahren intensiv mit ambulanten Wohngemeinschaften befasst. Allesamt arbeiten sie fachübergreifend und querschnittsbezogen. Die Herausgeber sind stolz auf das AutorInnenteam und bedanken sich für das Engagement, die vielfältige kritische Auseinandersetzung und für das, was sie aus den Beiträgen und den vielen Gesprächen lernen durften. Der Leitfaden ist ein „lernendes Werk“: alle LeserInnen seien ermutigt, ihre Meinungen und Hinweise anzubringen. Die neue Wohn- und Lebensform der ambulant betreuten Wohngemeinschaften braucht jeden fachlichen Input, um das zu werden, was ihr die Herausgeber wünschen, nämlich aus einem Mauerblümchendasein in den Reigen der vollwertigen Angebote moderner Altenhilfe zu treten. Claudius Hasenau – Lutz H. Michel

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1 Überblick: Wohngemeinschaften im Reigen der serviceorientierten Wohnformen für ältere und pflegebedürftige Menschen Wohngemeinschaften für Senioren sind in aller Munde und fast auch zum Lieblingskind der Gesetzgebung geworden – ordnungs- wie leistungsrechtlich. Dabei ist die Begrifflichkeit nicht nur schillernd, sondern vielfach auch irreführend. Will man sich – gleich aus welcher Perspektive – dem „Phänomen“ nähern, bedarf es der Herstellung von Begriffsklarheit, der Abgrenzung zu anderen „betreuten“ Wohn- und Lebensformen und deren Einordnung in ganzheitliche Leistungskonzepte.

1.1 Begriff Die Zahl der im Kontext von Wohngemeinschaften für Senioren verwandten Begriffe ist Legion. Der Praxisleitfaden befasst sich nur mit gemeinschaftlichen Wohnformen für ältere Menschen, die hilfe-, betreuungs- und pflegebedürftig sind. Sie zeichnen sich dahingehend aus, dass mehrere Menschen, die nicht familiär verbunden sind, sich zum gemeinsamen Leben und Wohnen in einem Haushalt zusammenfinden, um gemeinsam auf ihre Bedarfslage fokussierte Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Es handelt sich damit um Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen. Idealtypisch definieren insoweit das im Oktober 2014 in Kraft getretene nordrheinwestfälische Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) wie auch das schon seit Mai 2014 geltende baden-württembergische Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe und Pflege (WTPG) ambulant betreute Wohngemeinschaften als „Wohn- und Betreuungsangebote, in denen mehrere ältere oder pflegebedürftige Menschen oder Menschen mit Behinderungen in einer Wohnung mit einem gemeinsamen Hausstand leben und ihnen von einem oder mehreren Leistungsanbieterinnen und Leistungsanbietern Betreuungsleistungen angeboten werden. Dies gilt nicht für Personen, die in einer Partnerschaft leben oder verwandt sind und in einem gemeinsamen Haushalt leben“ (§ 24 Abs. 1 WTG) beziehungsweise als „Wohnformen, die dem Zweck dienen, volljährigen Menschen mit Unterstützungs- und Versorgungsbedarf ... oder mit Behinderungen ... das Leben in einem gemeinsamen Haushalt und gleichzeitig die Inanspruchnahme externer Pflege- und Unterstützungsleistungen gegen Entgelt zu ermöglichen“ (§ 4 Abs. 1 WTPG). Die prägenden Merkmale sind identisch: –– erwachsene Menschen, –– hilfe- und/oder pflegebedürftig, –– zusammen in einer Wohnung, –– mit einem gemeinschaftlichen Haushalt lebend, –– unter Ermöglichung der Inanspruchnahme von Betreuungs- und/oder Pflegeleistungen.

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Diese Kriterien geben die Abgrenzung zu „benachbarten“ Wohnformen, seien es vorstationäre oder stationäre Lebens- und Versorgungsformen (dazu weiter unten), vor. Daher wird in der Terminologie des Leitfadens entweder von „Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen“ oder „ambulant betreuten Wohngemeinschaften“ gesprochen. Die Differenzierung in Bezug auf die innere Struktur und die Funktion des oder der Leistungsanbieter, in der Regel ambulante Pflegedienste, ist nicht begriffsbildend: Sie kennzeichnet die Organisationsform der Wohngemeinschaft an sich und kann nicht zur Abgrenzung zu anderen Wohn- und Lebensformen herangezogen werden. Differenziert wird zwischen „selbstverantworteten“ und „anbieterverantworteten“ Wohngemeinschaften. Diese Unterscheidung resultiert primär aus dem ordnungsrechtlichen Ansatz, bestimmte Ausprägungen von Wohngemeinschaften von staatlicher Aufsicht freizustellen bzw. vice versa zu unterstellen und zwar – föderal unterschiedlich ausgestaltet – je nachdem, ob die in ihnen lebenden Menschen von einem Anbieter „strukturell abhängig“ sind oder nicht. Gleichfalls ist die leistungsrechtliche Einordnung trotz des „ambulant“ im Begriff nicht an sich kategorisierend, sondern eine Folge der inneren Organisation der Wohngemeinschaft und zwar nach dem Kriterium der „Häuslichkeit“: weil Wohngemeinschaften eigene Haushalte darstellen, ist die Versorgung der in ihnen lebenden Menschen „ambulant“ und nicht „stationär“, also häusliche Krankenpflege. Der Praxisleitfaden hat allerdings primär die sogenannten anbieterverantworteten Wohngemeinschaften im Blick, da nur diese Ausprägung das leisten kann, was die Nutzer, ihre Angehörigen, die Kostenträger und last not least die Politik von ihr erwarten, nämlich eine qualitative Gleichwertigkeit zur vollstationären Versorgung in Pflegeeinrichtungen, also den Altenpflegeheimen. Insofern ist die Wohn- und Lebensform „anbieterverantwortete Wohngemeinschaft mit Betreuungsleistungen“ nicht nur hochkomplex, sondern auch herausfordernd: anders als bei stationären Angeboten wird der Nutzer nicht in einer Einrichtung mit Vollversorgung und Vollversorgungsgarantie aufgenommen und versorgt, sondern er wird Teil eines hochflexiblen Organismus mit einer Fülle von immanenten Steuerungsaufgaben.

1.2

Abgrenzung zu anderen Versorgungsformen

1.2.1 Stationäre Hausgemeinschaften 1.2.1.1 Historischer Rückblick Eine Klärung der Abgrenzung zwischen stationären Hausgemeinschaften und ambulant betreuten Wohngemeinschaften erfordert zum besseren Verständnis der heutigen Situation einen kleinen geschichtlichen Rückblick. Als die „vierte Generation der Pflegeheime“ wurden um das Jahr 2000 herum konzeptionelle Elemente der Betreuung von Menschen mit Demenz in Kleingruppen mit

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häuslichem Charakter in Pflegeheimen bezeichnet. Konzeptionelle Neuerung der in Pflegeheimen umgesetzten Form war die Maxime der ‚Normalität’. Konkret äußerte sich diese Änderung einerseits in einem bis dahin unüblichen Fokus auf die Bewohner als Gruppe: Die Gruppengröße wurde nun mit Blick auf Überschaubarkeit und soziale Interaktion diskutiert. Dies stellte eine Abkehr von der bis dahin die Dimension der Gruppengröße dominierenden Frage der Personaleinsatzplanung in Pflegeheimen dar. Statt rationaler Abläufe und optimiertem Personaleinsatz erhielten bewohnerbezogene Aspekte höhere Bedeutung: die Bewohner als Gruppenmitglieder. Die zweite wesentliche Akzentverschiebung betraf die zentralen Dienste der Pflegeheime: Statt Großküche, Großwäscherei und Putzfirma – also statt zentralisierter hauswirtschaftlicher Services rückten Umgebungsbedingungen, die Häuslichkeit signalisieren, in den Fokus. Ein wichtiger Produktionsprozess des Haushalts, die Mahlzeitenversorgung, wurde in die Sichtweite der Bewohner geholt, mit Auswirkungen auf Tätigkeitsprofile und Raumprogramm. Ende der 1990er-Jahre verbreitete Erfahrungen aus dem Ausland, die sich auf Menschen mit Demenz bezogen, waren der Ausgangspunkt für diesen Paradigmenwechsel, der im deutschsprachigen Raum für Pflegeheime von versierter fachlicher Seite angeregt wurde.1 Referenzen waren vor allem das Cantou als französisches Beispiel2 und das niederländische Anton-Pieck-Hofje. In diesem Haarlemer Angebot sind in einer Reihenhaussiedlung sechs kleine Häuser um einen gemeinsamen Hof herum angeordnet, was 1999 von der Leiterin als ‚Hausgemeinschaft’ bezeichnet wurde.3 Diese ursprünglich außerhalb von Institutionen pionierhaft etablierten Ausprägungen wurden schon nach relativ kurzer Zeit in Deutschland auf Pflegeheime übertragen und vom KDA mit dem Etikett ‚Hausgemeinschaften’ versehen. Bereits 1999 wurde deutlich, dass sich diese den ambulanten Vorbildern nachgeahmten neuen, kleinräumigen Betreuungsformen in Pflegeheimen nicht durch klare und typische inhaltliche Kennzeichen von der ambulanten Form abgrenzen lassen: „Ansätze, die mittels Wohnoder Hausgemeinschaften neue Versorgungssettings erprob(t)en, eint das Bemühen, die konventionelle (und überholte) Trennung von ambulanter und stationärer Betreuung und Pflege zu überwinden.4“

1.2.1.2 Terminologie Die aktuelle Bezeichnung der in Pflegeheimen umgesetzten Form als ‚Hausgemeinschaft’ entspricht der Bezeichnung des Haarlemer Prototyps. Während bei diesem mehrere Kleinst-Häuser zusammen stehen, deren Bewohner miteinander leben und 1

Die damals bekannten ausländischen Ansätze sind dargestellt in einer Kongressdokumentation: Vgl. Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg (2000). 2 Caussanel, George (2000) In: Wohlfahrtswerk für Baden-Württ. 2000, S. 23ff 3 Schnitger, Ruth: Wohnen und Dienstleistungen im ‚Anton-Pieck-Hofje’. Normalität ist das beste Konzept für Menschen mit Demenzen’. In. Wohlfahrtswerk für Baden-Württ. 2000, S. 38. 4 Schmidt, Roland (1999) S. 55

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enge Kontakte haben, sind mit einer stationären Hausgemeinschaft baulich jedoch häufig Räume im selben Geschoss eines Hauses gemeint und die Bezeichnung Hausgemeinschaft erscheint hierfür nur auf den ersten Blick passend: Wohnungen in mehreren Etagen eines Mehrfamilienhauses bilden nach dem allgemeinen Verständnis eine ‚Hausgemeinschaft’. Dass die mit ‚Gemeinschaft’ verbundene Vorstellung der Interaktion zwischen den einzelnen Wohnungen/Geschossen bei den stationären Hausgemeinschaften prägend ist, darf allerdings bezweifelt werden. Viel häufiger wird Interaktion zwischen Bewohnern in ein und derselben Hausgemeinschaft vorkommen, so wie sie bei ambulanten Wohngemeinschaften im Fokus der Betrachtung steht. So erscheint die Bezeichnung ‚Hausgemeinschaft’ für die konzeptionelle Pflegeheimvariante nicht ganz passend und wird erst mit Kenntnis der oben geschilderten Entstehungsgeschichte plausibel. Der dem Begriff ‚Hausgemeinschaft’ vorangestellte Hinweis auf einen stationären leistungsrechtlichen Status ist dabei ein zur Klarstellung nützlicher, wenn nicht sogar erforderlicher Zusatz. Verwirrung stiftet, wenn der Begriff Hausgemeinschaft auch für ambulante Formen verwendet wird, und dabei eher die Frage nach der Abgrenzung zum Betreuten Wohnen (vgl. Kap. 1.2.2) aufkommt. Dies kommt in der Praxis durchaus vor 5. Wenn barrierefrei gestaltete, in sich abgeschlossene, benachbarte Wohnungen als ‚ambulant betreute Hausgemeinschaft’ bezeichnet werden, signalisiert die leistungsrechtliche Information ‚ambulant’, dass es sich formal nicht um ein Pflegeheim handeln kann. Solchermaßen uneinheitlich verwendete Terminologie zeigt, dass eine eindeutige Identifikation des Angebots erst durch den gleichzeitigen Blick auf leistungsrechtliche und architektonische Aspekte möglich wird. Und selbst dann können unterschiedliche Bezeichnungen für gleiche Sachverhalte den Betrachter in die Irre führen.

1.2.1.3 Steuerungsautonomie und Institutionalisierung Von den drei Bezeichnungen ‚ambulante Wohngemeinschaft’, ‚ambulante Hausgemeinschaft’ und ‚stationäre Hausgemeinschaft’ lässt sich bei letzterer am zuverlässigsten vom Begriff ableiten, was damit gemeint ist. Denn der leistungsrechtliche Status ‚stationär’ ist stets mit einem ordnungsrechtlichen Heimstatus gekoppelt, was gesetzlich und in Richtlinien bestimmte Standards nach sich zieht. Nicht-institutionelle Strukturen sind dagegen in einer Vielfalt vorhanden, die auch bei der Namensgebung Uneinheitlichkeit produziert. Pawletko als Gründer der ersten Demenz-WG in Berlin betonte nach einigen Jahren praktischer Erfahrung mit ambulanten WGs bei der Bewertung der kleinräumigen Betreuungsform die Steuerungsautonomie: „Pflege-Wohngemeinschaften stellen einen Paradigmenwechsel dar, der da lautet: Weg von einem trägergesteuerten und hin zu einem nutzergesteuerten Versorgungssystem.“6 Analog sieht Caussanel das Cantou: 5 Caussanel, George (2000) S. 25 6 Siehe „Norddeutscher Newsletter für Wohn-Pflege-Gemeinschaften“ Nr. 16 v. Dezember 2013

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„Ein Ort, der Räumlichkeiten und Personal den Familien zur Verfügung stellt, damit sie die Begleitung ihrer Nächsten fortsetzen können.“ 7 Dermaßen individuell geprägte Situationen lassen sich schwer in ein einheitliches Raster pressen. Die Frage, bei wem zum Beispiel das Hausrecht liegt, kommt hier gar nicht erst auf. Ganz anders verhält es sich dagegen bei stationären Hausgemeinschaften, bei denen der ordnungsrechtliche Heimstatus eine Vielzahl von Festlegungen mit sich bringt, die das Wohnangebot zu einer durch Regeln geordneten Institution werden lassen. Wie in den folgenden Kapiteln des vorliegenden Handbuchs nachzulesen ist, ist dieses zwar bei ambulant betreuten Wohngemeinschaften ebenfalls nicht auszuschließen, jedoch bestehen deutlich weniger über Jahrzehnte verfestigte Standards, die von Prüfinstitutionen und Sozialleistungsträgern erwartet werden.

1.2.1.4 Transparenz von Preis und Leistung Die Standards bei durch das SGB XI komplett regulierten Leistungen der stationären Pflege, der die stationären Hausgemeinschaften zuzurechnen sind, führen dazu, dass Informationen zur Finanzierung besser zugänglich sind als bei ambulanten Wohngemeinschaften. Eine uneinheitliche Transparenz gilt besonders für die entstehenden Kosten: Im Internet lassen sich Preisvergleichslisten für stationäre Pflege auf Knopfdruck generieren, weil die Pflegekassen Pflegesatzverhandlungen für ein Rundum-Angebot führen. Pauschalisierte Preisgestaltung ist zudem gesetzlich vorgegeben und stationäre Hausgemeinschaften werden nach den für alle Pflegeheime geltenden Strukturen abgerechnet. Diese Komplett-Versorgung zu einem Pauschalpreis heißt für die Verbraucher, dass die monatlich zu tragenden Kosten einfach zu kalkulieren sind. Die Informationen sind zudem leicht zugänglich, weil Pflegekassen ihren Versicherten Preisinformationen in speziellen Internet-Portalen zur Verfügung stellen. Bei ambulanten Wohngemeinschaften fehlt dagegen einerseits eine übergreifende Stelle, die Preisinformationen strukturiert aufarbeitet und bereitstellt. Andererseits ist die Preisgestaltung bei ambulanten Wohngemeinschaften unterschiedlich – es fehlt also das Standard-Preis-Schema. Vielfach sind Erläuterungen zum Leistungsstandard, der sich hinter den monatlichen Kosten für das Wohnen in einer Wohngemeinschaft verbirgt, nötig. Hinzu kommt, dass bei ambulanten Wohngemeinschaften die Finanzierung häufig auf mehrere Sphären aufgeteilt ist: Man zahlt an den Vermieter Miete, an einen ambulanten Pflegedienst für Leistungsmodule, in die Gemeinschaftskasse für Lebensmittel und andere Haushaltsposten. Möglich sind auch Konzepte, die Pflege und Alltagsbegeleitung trennen und bei denen verschiedene Pflegedienste zu den Bewohnern der Wohngemeinschaft kommen. Dort fällt dann beispielsweise eine Pauschale für Präsenz bzw. Alltagsbegleitung an. Verschleiert werden die Kosten, die bei ambulanten Wohngemeinschaften bzw. stationären Hausgemeinschaften anfallen, u. U. durch ein unterschiedliches Ausmaß 7

Allenfalls in Berlin mag man von einem vielfältigen und heterogenen Angebot an ambulant betreuten Wohngemeinschaften ausgehen können, das in Relation zur Zahl der Plätze in stationären Hausgemeinschaften nennenswert ist.

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öffentlicher Subventionen. Steuerfinanzierte Unterstützungen sind für ambulante Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Von Landesmitteln finanzierte Stellen wie z.B. die „Hamburger Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften“ übernehmen Aufgaben, die bei stationären Einrichtungen durch Träger erfüllt werden: Sie organisieren den Austausch über mehrere ambulante Wohngemeinschaften hinweg8, organisieren Coaching und evtl. die Finanzierung dafür aus Stiftungsgeldern. In Schleswig-Holstein veranstaltet KIWA als eine der Hamburger Koordinationsstelle vergleichbare Institution Qualitätszirkel für die in ambulanten Wohngemeinschaften Tätigen. Solche Subventionen sind für stationäre Hausgemeinschaften nicht vorhanden. Dort muss – wie in Pflegeheimen üblich – Personal- und Organisationsentwicklung trägerfinanziert und im Optimalfall durch Entgelte der Bewohner getragen werden. Steuergelder werden von der öffentlichen Hand für operative Kosten auf Trägerebene nicht eingesetzt und Zuschüsse für Immobilieninvestitionen gehören mittlerweile der Vergangenheit an.

1.2.1.5 Kostensituation aus Nutzersicht Ein ambulanter Status hat für Leistungsempfänger der Pflegeversicherung andere finanzielle Unterstützung zur Folge als das Wohnen in einer stationären Hausgemeinschaft. Der Bundesgesetzgeber baut für ambulante Leistungsbezieher kontinuierlich die auf den ersten Blick vorhandene Benachteiligung im Vergleich zu stationären Leistungsbeziehern ab. Beispiele der letzten Jahre sind die Anhebung der ambulanten Sachleistungen nach § 36 SGB XI, Verbesserungen der Sachleistungen für Tagespflegegäste nach § 41 SGB XI oder die Einführung von Sachleistungen für Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz ohne Pflegestufe. Jüngstes Beispiel ist die Flexibilisierung von Leistungen für Kurzzeit- und Verhinderungspflege. Wegen der unterschiedlichen Nutzung von ambulanten Leistungsansprüchen kann zur finanziellen Situation der Bewohner einer ambulanten Wohngemeinschaft keine allgemeingültige Aussage zur Kostenbelastung im Vergleich zu derjenigen beim Wohnen im Pflegeheim getroffen werden. Hinzu kommt die unterschiedliche organisatorische Ausgestaltung ambulanter Wohngemeinschaften, die Auswirkungen auf das Preisniveau hat. Sehr viel konkreter lässt sich dagegen die Auswirkung von Rahmenverträgen nach §§ 75 und 113 SGB XI für die stationäre Pflege – und damit für stationäre Hausgemeinschaften gültig – darstellen. Diese regeln personelle und qualitative Aspekte auf Bundesbzw. Landesebene, die kostenwirksam sind. Entsprechend konkrete leistungsrechtliche Standards gibt es für ambulante Wohngemeinschaften nicht, da rahmenvertragliche Pendants im ambulanten Bereich für ambulante Pflegedienste gelten, deren Tätigkeit nicht bezogen auf eine bestimmte Kundenanzahl und nicht bezogen auf die Wohnsituation der Kunden betrachtet wird.

8 Statistisches Bundesamt, 12. Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, 2009

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Für den Fall, dass Ordnungsrecht bei einer ambulanten Wohngemeinschaft zum Tragen kommt (Näheres siehe Kap. 5.2), können sich darin enthaltene Vorgaben zur Vorhaltung und Qualifikation von Personal dagegen erheblich auf die Finanzen der ambulanten Wohngemeinschaft und damit für den Einzelnen auswirken. Unter Umständen führt dies zu einer höheren Kostenbelastung als in einer stationären Hausgemeinschaft.

1.2.1.6 Dringlichkeit der Nachfrage und Verfügbarkeit des Angebots Die vorhandene Vorlaufzeit bis zur Umzugsentscheidung und zum tatsächlichen Einzug führt zu Unterschieden bei den Zielgruppen, die in Hausgemeinschaften bzw. ambulante Wohngemeinschaften einziehen. Beeinflusst wird die Vorlaufzeit einerseits durch den Grad der Dringlichkeit für eine Versorgung rund um die Uhr, die in der vorhandenen Wohnung nicht abgedeckt werden kann oder soll. Ein häufiges Beispiel hierfür ist die Entlassung aus dem Krankenhaus nach einem akuten Gesundheitseinbruch. Auf der anderen Seite wird die Vorlaufzeit durch die faktische Verfügbarkeit des jeweiligen Angebots beeinflusst. Je größer die freien Kapazitäten, desto geringer kann die Dauer zwischen erster Anfrage und Einzugstermin ausfallen. Mehrere stationäre Hausgemeinschaften an einem Standort sind die Regel. Sich daraus ergebende Kapazitäten zwischen 30 und 120 Plätzen an einem Standort machen deutlich: Die Dimension eines einzigen Pflegeheims nach Hausgemeinschaftskonzept entspricht der von ca. drei bis zwölf ambulant betreuten Wohngemeinschaften. Mit der Kapazität variiert die Häufigkeit der Bewohnerwechsel. Daher werden mehr Plätze in einem definierten Zeitraum in stationären Hausgemeinschaften frei als bei einzelnen ambulanten Wohngemeinschaften. Wären die Kapazitäten in ambulanten Wohngemeinschaften in einer Region genauso groß wie jene in stationären Hausgemeinschaften, dann bräuchte die Dringlichkeit eines Einzugs kein Abgrenzungsmerkmal darstellen. Eine solche Dimension an ambulanten Wohngemeinschaften gibt es derzeit in Deutschland aber mit einer Ausnahme nirgends.9 Wegen dieser kapazitätsbedingten Unterschiede in der Verfügbarkeit des Angebots wird man für Krankenhauspatienten, die nach der Entlassung eine neue Wohnmöglichkeit mit Präsenz rund um die Uhr suchen, selten direkt im Anschluss einen Platz in einer ambulanten Wohngemeinschaft finden. Daher können ambulante Wohngemeinschaften bei dringlichen Versorgungssituationen, die sich vor allem durch einen plötzlichen Gesundheitseinbruch mit Krankenhausaufenthalt ergeben, schwerlich als Auffanglösung dienen. Es fehlt an einer Statistik, wie viel Prozent der Bewohner von ambulanten Wohngemeinschaften direkt aus dem Krankenhaus in die gemeinschaftliche Wohnung umgezogen sind und noch weniger existiert eine vergleichende Statistik zu diesem Einzugsgrund zwischen ambulanten Wohngemeinschaften und anderen Versorgungsformen. Daher stellen die o.g. Annahmen lediglich Plausibilitätsüberlegungen dar. Aus diesen ergibt sich die These, dass in stationären Hausgemeinschaften und anderen Pflegeheimen 9 Robert-Koch-Institut, Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Altersdemenz, 2005.

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die Zahl direkt aus dem Krankenhaus kommender neuer Bewohner einen deutlich höheren Anteil hat als bei ambulanten Wohngemeinschaften. Damit geht ein kürzerer Planungsvorlauf für das Pflege- und Betreuungspersonal in Pflegeheimen wie stationären Haugemeinschaften einher, was das Kennenlernen neu ins Pflegeheim einziehender Bewohner und die Planung von deren Versorgung betrifft. Gleichzeitig haben die Betroffenen selbst wenig Zeit, sich mental auf die neue Situation einstellen zu können. Der mit einer längeren Vorlaufzeit verknüpfte bewusste Entscheidungsprozess, der i.d.R. mit dem Einzug in eine ambulante Wohngemeinschaft verbunden ist, stellt demgegenüber eine qualitativ andere Voraussetzung für das Einleben in der neuen Umgebung dar. Dass eine neue Wohnsituation eher kritisch bewertet wird, wenn kaum Zeit gegeben ist, sich darauf einstellen zu können, ist jedoch eine weitere These, die noch der Untersuchung bedarf. Selbst wenn tatsächlich binnen ein oder zwei Tagen ein Platz in einer ambulanten Wohngemeinschaft zu finden wäre – es fehlt Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen im Vorfeld des Einzugs und damit faktisch die Voraussetzung für eine fundierte Mitsprache der vorhandenen WG-Bewohner. Sofern dieses Recht bezüglich neuer Mitbewohner besteht und gewahrt werden soll, ließe sich der direkte Übergang von Krankenhaus in ambulante Wohngemeinschaft allenfalls als Probewohnen ermöglichen. Wahrscheinlicher erscheint bei Betroffenen, die auf keinen Fall ein Pflegeheim für die Langzeitversorgung wünschen, die vorübergehende Nutzung von Kurzzeitpflege (die häufig auch in einem Pflegeheim angesiedelt ist) im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt, bis eine dauerhafte Wohnmöglichkeit in einer ambulanten Wohngemeinschaft gefunden ist. Anders verhält es sich bei Menschen mit Demenz. Ein allmählicher und über Jahre fortschreitender Verlauf von Demenzerkrankungen bedingt eine lange Pflegedauer, der sich die Angehörigen stellen. Dies gewährt Zeit für die Auswahl einer Wohngemeinschaft und das Kennenlernen von Mitbewohnern im Vorfeld des Einzugs. So konzentrieren sich viele ambulante Wohngemeinschaften auf die Zielgruppe der Menschen mit Demenz und in stationären Hausgemeinschaften sind die Zielgruppen demgegenüber vielfältiger.

1.2.2 Betreutes Wohnen Wohngemeinschaften und Betreutes Wohnen sind weder ein „Plus“ oder „Minus“ im Verhältnis zueinander, sondern ambulante Wohngemeinschaften sind ein „aliud“: Zwar werden sie häufig in einem Atemzug unter dem Stichwort „betreute Wohnformen“ genannt, aber materiell vernebelt dies mehr, als es Klarheit schafft. Die Abgrenzung zum klassischen“ Betreuten Wohnen ist nicht nur rechtlich geboten, sondern folgt auch den konzeptionellen Unterschieden zwischen beiden Wohn- und Lebensformen. Unter die Bezeichnungen Betreutes Wohnen, Wohnen mit Service und Servicewohnen wurden und werden von den Anbietern und in der Öffentlichkeit so unterschiedliche Wohnangebote wie Altenwohnheime, Seniorenresidenzen, an Pflegeheime angegliederte Pflegewohnungen, „normale“ Wohnungen, die mit einem mehr oder

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minder inhaltsleeren Servicevertrag mit einem Dienstleister Sicherheit im Alter versprechen, aber auch unverkäufliche und sodann „umgelabelte“ Eigentumswohnungen und andere „Mogelpackungen“ gefasst. Eine strukturelle Abgrenzung ist einrichtungsrechtlich durch die seit der Föderalismusreform initiierte Landesheimgesetzgebung erfolgt. Für Saup ist das Betreute Wohnen eine unterstützende Wohnform mit der Zielsetzung, so lange und so weitgehend wie möglich Substitut von Pflege und Betreuung in einer stationären Einrichtung zu sein. Dieses Verständnis ist prägend nach wie vor. Diese gerontologische Begriffsfindung hilft aber wegen ihrer hohen Abstraktion nicht viel weiter. Nähert man sich dem Begriff von der juristischen Seite, so begegnet man mittlerweile 16 Verständnissen, teils in der Begrifflichkeit Betreutes Wohnen, teils sich davon bewusst absetzend unter Verwendung von Begriffen wie Service-Wohnen oder Wohnen mit Unterstützungsleistungen. Mittlerweile scheint sich als durchgängiger Begriff das „Wohnen in einer eigenen, privaten Häuslichkeit verbunden mit allgemeinen Unterstützungsleistungen herausgebildet zu haben.“ 10 Definitorische Ansätze zum Betreuten Wohnen finden sich zudem in Normierung und Standardisierung und zwar in den Gütesiegeln Betreutes Wohnen Baden-Württemberg sowie Nordrhein-Westfalen sowie in der DIN 77800 Qualitätsanforderungen an die Anbieter der Wohnform Betreutes Wohnen für ältere Menschen. In der DIN 77800 – Betreutes Wohnen wird die Wohnform „Betreutes Wohnen“ klar gegenüber der (gesetzlich geregelten) Wohnform „Heim“ abgegrenzt. Betreutes Wohnen unterscheidet sich vom Heim wesentlich durch die Gewährleistung größtmöglicher Wahlfreiheit bei Leistungen und Leistungsanbietern für den Nutzer/Bewohner. Nur die sog. Grundleistungen sind von den Bewohnern verpflichtend bei einem institutionalisierten Leistungsanbieter in Anspruch zu nehmen. Die Norm definiert Betreutes Wohnen wie folgt: „Leistungsprofil für ältere Menschen, die in einer barrierefreien Wohnung und Wohnanlage leben, das Grundleistungen/allgemeine Betreuungsleistungen und Wahlleistungen/weitergehende Betreuungsleistungen umfasst.“11 Ergänzt wird diese Definition durch eine qualitative Abgrenzung zum Heim: „Das Leistungsprofil unterstützt eine selbstständige und selbstbestimmte Haushalts- und Lebensführung und die Einbindung in soziale Strukturen der Hausgemeinschaft und des Wohnumfeldes. Das Leistungsprofil des Betreuten Wohnens orientiert sich nicht am Heim im Sinne des Heimgesetzes.“ Daraus ergibt sich eine eigene Begrifflichkeit: „Betreutes Wohnen ist ein Leistungsprofil für ältere Menschen, das einerseits die Leistungskomponente „Wohnen“ in Form einer barrierefreien Wohnung und Wohnanlage und andererseits die Leistungskomponente „Dienstleistungen“ in Gestalt der Ausformung eines Grundleistungspakets umfasst, das integrierter Bestandteil des 10 Siehe Michel, Handbuch Betreutes Wohnen, S. 3 ff., 13 ff. m.N. 11 So die Definition in Abschn. 3.1 der DIN 77800 – Betreutes Wohnen

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Leistungskonzepts dergestalt ist, als dass es mit dem Wohnen eine vertraglich kombinierte Leistung (Kopplung) darstellt und inhaltlich wenigstens eine Basissicherheit in Gestalt der Hausnotrufsicherung, der Beratung und Betreuung in Form allgemeiner Unterstützungsleistungen ergänzt um die Vermittlung von Wahlleistungen, die ihrerseits fakultativen Charakter besitzen, bildet.“ 12 Vor diesem Hintergrund können ambulant betreute Wohngemeinschaften weder in der selbstverantworteten Gestaltung noch in der anbieterverantworteten Variante unter den Begriff des Betreuten Wohnens subsumiert werden: Die erstgenannte Form zeichnet sich dadurch aus, dass sich betreuungs- und pflegebedürftige Menschen gemeinschaftlich zusammenfinden, um gemeinschaftlich Wohnraum und erforderliche hauswirtschaftliche, pflegerische und betreuende Dienstleistungen zu organisieren. So schaffen sie sich in einer kleineren Gruppe eigenverantwortlich das Lebens- und Wohnumfeld, das zwar die Leistungsbandbreite einer stationären Pflegeeinrichtung abdecken kann, sich jedoch von dieser dadurch unterscheidet, dass kein dritter Träger die Gesamtorganisation und -verantwortung innehat und die individuell erforderlichen Leistungen vorhält und im Bedarfsfall erbringt. Die andere Kategorie ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Dienstleister, regelmäßig ein ambulanter Pflegedienst, als Initiator und verantwortlicher Leistungserbringer in der Wohngemeinschaft agiert, das organisatorische Rückgrat bildet, als maßgeblicher (Pflege-)Dienstleister in der Wohngemeinschaft entweder aufgrund eines gekoppelten Vertragsverhältnisses oder einer sonstigen rechtlichen Gestaltung agiert. Bei diesen anbieterverantworteten Wohngemeinschaften hat das Mitglied der Wohngemeinschaft auch die Pflegeleistungen obligatorisch von dem initiierenden Dienstleister zu beziehen. Hier steht die Gewährleistung der pflegerischen Versorgung im Vordergrund und nicht – wie beim Betreuten Wohnen – das Leben und Wohnen in selbstbestimmter Form, verbunden mit einem Basis-Sicherheits-Netz, ansonsten aber bei völliger Wahlfreiheit, was Art und Umfang insbesondere der pflegerischen Dienstleistungen betrifft. Beide Typen gleichen sich darin, dass das Leben in einem „gemeinsamen Hausstand“, einer gemeinsamen Wohnung und unter gemeinschaftlicher Nutzung von Betreuungs- und Pflegeangeboten erfolgt. Alle diese drei Kernmerkmale sind beim betreuten Wohnen nicht gegeben. Betreutes Wohnen ist also Verbundleistung für eigenständiges Leben und Wohnen im Alter. Es fehlt jegliche Gesamtverantwortung eines Einrichtungsträgers und auch die notwendige Verbindung von gemeinschaftlichem Zusammenleben und gemeinschaftlicher Inanspruchnahme von Betreuung und Pflege.

12 So Michel, Handbuch Betreutes Wohnen, S. 2

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1.3

Wohngemeinschaften als Bausteine wohnungswirtschaftlicher Konzepte

Wohngemeinschaften sind „Wohnformen“, nicht nur, aber auch – und das wird deutlich, wenn man sich die Strategien des „Wohnens für ein langes Leben“ wesentlich initiiert durch die Wohnungswirtschaft vergegenwärtigt.

1.3.1 „Wohnen für ein langes Leben“ – die wohnungswirtschaftliche „Denke“ Die Herausforderungen einer „Gesellschaft des langen Lebens“ treffen vornehmlich drei Bereiche: die sozialen Sicherungssysteme, die Anbieter sozialer Dienstleistungen und die Immobilienwirtschaft. Bei der Immobilienwirtschaft ist die Wohnungswirtschaft primär tangiert: Mit den rund 19,6 Millionen Mietwohnungen in Deutschland (2011), von denen sich rund 50 % in den Beständen von professionellen Wohnungsunternehmen befinden, ist die Dimension des Problems gekennzeichnet. Dabei ist das Thema des demografischen Wandels für die Wohnungsunternehmen nur ein Teilausschnitt der gesamten Problemlage, der sich die Unternehmen gegenüber sehen. Listet man die Stichworte in der Reihenfolge ihrer häufigsten Nennung auf, so sind es die Probleme rund um die so genannte „Mietpreisbremse“, die Herausforderungen der energetischen Sanierung infolge immer größer werdender öffentlich-rechtlicher Anforderungen und der große Bereich der Erneuerung und teilweise auch Revitalisierung älterer und alter Wohnungsbestände, die die hauptsächlichen Herausforderungen für die Unternehmen darstellen. Der Neubau ist nahezu zum Erliegen gekommen und die Prämisse ist, die Wohnungen im Bestand zu ertüchtigen, um nachhaltig angemessenen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen anbieten zu können. Im Zusammenhang mit Letzterem stehen die Aktivitäten der Wohnungswirtschaft, ihre Mieterschaft zu stabilisieren und vor allen Dingen auch zu vermeiden, dass Mieter infolge körperlicher Handicaps oder anderweitiger Hilfebedürftigkeit aus ihren angestammten „eigenen vier Wänden“ ausziehen müssen und – nach wie vor gang und gäbe: in stationäre Pflegeeinrichtungen – umziehen (müssen). Untersuchungen haben ergeben, dass gerade die Mieter, die jahrzehntelang in ihren Wohnungen leben, für die Wohnungswirtschaft die „Ertragsbringer“ sind. Daraus resultiert die Strategie der Unternehmen im Bereich Wohnen für Senioren im Rahmen des Leitmotivs „Wohnen für ein langes Leben in Gemeinschaft und im Quartier“. „Demografiefeste Bestände“ sind eine wirtschaftliche Notwendigkeit.13 Denn mit der Zielsetzung, Leben in den „eigenen vier Wänden“ möglichst lange zu ermöglichen, stellt sich die Notwendigkeit, in und um die Wohnungsbestände herum, also im Kiez, im Quartier, in der Siedlung oder im Stadtteil die Infrastrukturen, die zur selbstständigen Lebensführung im Alter erforderlich sind, aufrecht zu erhalten. Hier hat das moderne

13 Siehe dazu auch Gliederungspunkt 5.2.2

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Wort der Quartierskonzepte seine Heimat und hierauf zielen auch die aktuellen landesund stadtentwicklungspolitischen Bestrebungen ab. Die Philosophie der Wohnungswirtschaft ist dabei, sich auf den Bereich der Zurverfügungstellung von Wohnraum zurückzuziehen und das „weite“ Feld der Erbringung sozialer Dienstleistungen professionellen Partnern zu überlassen. Kaum ein Wohnungsunternehmen begreift sich als „Sozialmanager“ oder „Demografiemanager“, soweit es über die Kernbereiche des reinen Mietermanagements hinausgeht. Dies ist auch wirtschaftlich nachvollziehbar: Die ständig schmaler werdenden Mietmargen auf der einen Seite und die steigenden Sanierungsaufwendungen auf der anderen Seite lassen den Unternehmen in der Regel schon keine Luft, „demografieadäquaten“ Neubau zu realisieren und schon gar nicht, etwa selbst in eigener Regie soziale Dienstleistungen zu erbringen. Hier sind professionelle soziale Dienstleister, ambulante Pflegedienste, stationäre Anbieter der Altenhilfe, hauswirtschaftliche Dienstleistungsorganisationen und andere Leistungserbringer gefragt, die zum begehrten Partner der Wohnungswirtschaft werden, damit diese ihre Zielsetzung der Festigung der Mieterstruktur und vor allen Dingen der Sicherung der Mieterbestände erreichen. Dennoch sind es aber nicht nur die Assistenzleistungen – und zwar mehr personifiziert als technisiert (Ambient Assisted Living) – sondern auch die Wohnformen, die angeboten werden können und auch zunehmend angeboten werden müssen, um einem speziellen Mieterklientel mit gesteigertem Hilfebedarf gerecht zu werden. Allein der barrierearme Umbau oder die seniorengerechte Ertüchtigung von Wohnraum reichen nämlich in der Regel nicht aus, diese „Spitzenlast“ abzudecken und auch zu erreichen, dass Mieter mit gesteigertem Hilfebedarf bis zum Lebensende in den Siedlungen und damit in den Wohnungen des Unternehmens wohnen bleiben können. Angebotsformen, mit denen sich die Wohnungswirtschaft vertraut fühlt, sind alle betreuten Wohnformen, also das klassische betreute Wohnen oder Formen des Seniorenwohnens mit einer Palette fakultativer Dienstleistungen. Deutlich weniger vertraut ist die Wohnungswirtschaft mit Angeboten, bei denen das Schwergewicht weniger im Bereich Zurverfügungstellung von Wohnraum, sondern in der Erbringung von Dienstleistungen liegt. Dies ist insbesondere der Fall bei solchen Wohnformen, wie es zum Beispiel die ambulant betreuten Wohngemeinschaften sind. Die vollstationäre Pflegeeinrichtungen sind nicht das Metier der Wohnungsunternehmen: Bei ihnen handelt es sich um Spezialimmobilien, bei denen das Wohl und Wehe des wirtschaftlichen Erfolgs in der Regel großvolumig von einem Pächter/ Mieter, also dem Betreiber, abhängt. Kleinteilige, dienstleistungsorientierte Angebotsformen befinden sich dann schon eher im Fokus der Unternehmen. Daher bilden Wohngemeinschaften auch naheliegende Ergänzungen zu den der Wohnungswirtschaften mittlerweile sehr vertrauten „Quartiersprojekten“.

1.3.2 Wohngemeinschaften als Ergänzung von Quartiersprojekten Die Argumente für die Etablierung von Quartiersprojekten zur Verbesserung der Lebens- und Versorgungssituation älterer Menschen sind vielfältig. Durch die Schaf-

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fung eines Anlaufpunktes mit einer professionellen, personellen Besetzung werden die Nachbarschaften gestärkt sowie gegenseitige Hilfestellungen und das ehrenamtliche Engagement gefördert. Die Gemeinwesensarbeit und die kulturellen Angebote bringen Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen und beugen der Vereinsamung nicht nur der älteren Menschen vor. Zusätzlich erhalten Hilfesuchende Unterstützung in Form von individueller Sozialberatung und Dienstleistungsvermittlung. Die genannten Vorteile der Quartiersprojekte tragen dazu bei, die Selbstbestimmung und die Lebensqualität älterer Menschen in ihrer gewohnten Umgebung zu erhöhen und können den Verbleib von pflege- und hilfsbedürftigen Menschen in ihrer eigenen Häuslichkeit unterstützen. Jedoch stößt diese niedrigschwellige Unterstützung schnell an ihre Grenzen, wenn die Quartiersarbeit die baulichen, pflegerischen und betreuerischen Versorgungsaspekte nicht ausreichend umfasst. Die meisten Wohnungen im Bestand sind nicht barrierefrei und die erforderlichen Umbaumaßnahmen wirtschaftlich oft nicht umsetzbar. Außerdem fehlt vielen Pflegebedürftigen die Möglichkeit, kurzfristig und situationsabhängig Pflegeeinsätze abrufen zu können, damit eine sichere und bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet ist. Somit sind die fehlende Barrierefreiheit und die mangelnde Versorgungssicherheit rund-umdie-Uhr die häufigsten Beweggründe für Pflegebedürftige, sich für eine stationäre „Heimunterbringung” zu entscheiden. Häufig führt allein die Gewissheit über die mangelnde Versorgungsinfrastruktur zu frühzeitigen Heimaufnahmen. Vor diesem Hintergrund wird die Umsetzung ganzheitlicher und umfassender Quartiersmanagementprojekte in Deutschland seit Jahren diskutiert und in Pilotprojekten erfolgreich umgesetzt. Jedoch steht eine flächendeckende Umsetzung dieser Konzepte immer noch aus und vielen Betroffenen und Angehörigen sind die Chancen, die Quartiersarbeit für die Versorgung älterer Menschen bietet, gar nicht bekannt. Neben den spürbaren Verbesserungen in der Versorgungsstruktur bieten Quartiersmanagementprojekte, wenn Sie richtig angegangen werden, für alle Akteure immense Möglichkeiten. Die Wohnungswirtschaft kann die älteren Mieter, die in der Regel verlässlich ihre Miete zahlen, länger im Bestand halten. Pflegeanbieter können neue lukrative Märkte erschließen und in kompakten Einheiten ein umfassendes Dienstleistungsportfolio anbieten. Für die Kommunen und Pflegekassen ergibt sich durch die Verringerung der stationären Heimaufnahmen die Chance, die Ausgaben im Bereich der Pflegeversicherungs- und Sozialhilfeleistungen zu verringern. Um diese Effekte ausnutzen zu können, müssen die oben genannten Akteure gemeinsame Strategien für bedarfsgerechte Quartiersmanagementprojekte entwickeln. Dabei ist es besonders wichtig, dass die entstehenden Kosten, z.B. für die Projektentwicklung, für die Schaffung von barrierefreiem Wohnraum oder für die erforderliche Personalvorhaltung, gerecht auf die Akteure verteilt werden. In der Vergangenheit konnten viele Quartiersprojekte nicht die gewünschte Wirkung entfalten, da die wirtschaftlichen Risiken und Belastungen einseitig bei den Pflegeanbietern oder bei den Wohnungsunternehmen lagen, die aufgrund dessen sehr zurückhaltend agiert haben.

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Die wohnungswirtschaftliche und pflegerische Versorgungsstruktur muss den Bewohnern eines Quartiers Sicherheit bieten, im Falle einer Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit eine bedarfsgerechte Unterstützung zu erhalten. Die dazu erforderlichen wohnungswirtschaftlichen Angebote reichen vom barrierearmen Umbau der bewohnten Wohnung, über die Vorhaltung von barrierefreien Wohnungen bei Kurzzeit- bzw. Dauerpflege bis hin zur Etablierung von Pflegewohngemeinschaften. Das nachfolgend dargestellte VierStufen-Modell verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen den wohnungswirtschaftlichen und sozialen Angeboten und den jeweiligen Bedarfen. Stufe

Bedarf und Zielgruppe

Wohnungswirtschaftliche Angebote

Soziale Dienstleistungen

1

Ältere Bewohner mit ersten körperlichen Einschränkungen

Barrierearmer Umbau in den Wohnungen

Ambulante Pflege, Essen auf Rädern, Beratung usw.

2

Menschen mit kurzzeitig verschlechtertem Gesundheitszustand

Vorhaltung barrierefreier Gästewohnungen

Ambulante Pflege mit 24-stündiger Verfügbarkeit

3

Dauerhaft Pflegebedürftige

Schaffung barrierefreier Wohnungen

Ambulante Pflege mit 24-stündiger Verfügbarkeit

4

Geronto-psychiatrisch bzw. somatisch Pflegebedürftige mit hohem Betreuungsbedarf

Etablierung von Pflegewohnge- Zielgruppenspezifisches meinschaften Pflege- und Betreuungskonzept

Tabelle 1 Vier-Stufen-Modell wohnungswirtschaftlicher und pflegerischer Angebote im Quartier

Das Vier-Stufen-Modell verdeutlicht, dass die wohnungswirtschaftlichen und pflegerischen Angebote eng aufeinander abgestimmt und verzahnt vorgehalten werden müssen, um die älteren Menschen in ihrer aktuellen Lebenssituation unterstützen und um Heimaufnahmen vermeiden zu können. Die einzelnen Stufen funktionieren grundsätzlich auch eigenständig. Jedoch erst wenn alle dargestellten Angebote vorhanden sind, ergibt sich eine umfassende Versorgungsstruktur, die den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen entsprechen kann. Die Pflegewohngemeinschaft stellt somit eine ideale Ergänzung von Quartiersprojekten dar, indem sie den Bewohnern im Quartier selbst bei einer fortgeschrittenen Pflegebedürftigkeit die Möglichkeit bietet, das gewohnte Lebensumfeld nicht verlassen zu müssen und im bekannten Stadtteil integriert leben zu können.

1.3.3 Wohngemeinschaften im Wohnungsbestand – Strategien für Dienstleister Das Statistische Bundesamt hat in seiner 12. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung ermittelt, dass in Deutschland, je nach Berechnungsvariante, im Jahr 2060

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nur noch 65 bis 70 Millionen Menschen leben werden. Das sind im Vergleich zu heute 10 bis 15 Millionen Menschen weniger. Gleichzeitig führen Wanderungsbewegungen, insbesondere der jüngeren Menschen, in die Großstädte bereits heute dazu, dass die Bevölkerungszahl in vielen kleineren und mittelgroßen Städten kontinuierlich abnimmt, was unter anderem zu Wohnungsleerständen führt. Laut dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW) standen 2012 in seinen Mitgliedsunternehmen 272.467 Wohnungen (entspricht 4,7 %) leer. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen steht die Wohnungswirtschaft in den nächsten Jahren zunehmend vor der Herausforderung, Strategien gegen drohende Leerstände zu entwickeln, um einen umfassenden Rückbau von Wohnraum außerhalb der Ballungszentren zu verhindern. Neben dem Bevölkerungsrückgang stellt die Überalterung der Bevölkerung die zweite demografische Entwicklung dar, auf die sich die deutsche Gesellschaft einstellen muss. Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich bis zum Jahr 2060 auf über 9 Millionen Menschen verdoppeln.14 Damit steigt auch die Zahl der Menschen mit einer Demenzerkrankung. Bei den über 90-Jährigen erkrankt bereits jeder Dritte an einer Demenz. Für das Jahr 2050 wird deshalb mit einem Anstieg auf 2 Millionen Demenzerkrankten gerechnet.15 Zeitgleich wünschen sich immer weniger Menschen, im Falle einer Pflegebedürftigkeit in einem stationären Pflegeheim untergebracht zu werden und suchen deshalb nach alternativen Wohn- und Lebensformen im Alter. Diesen beiden Entwicklungen, einer sinkenden Nachfrage nach normalem Wohnraum in der Fläche einerseits und der steigende Bedarf nach selbstbestimmten Wohnund Pflegeangeboten im Alter andererseits, stellen für die Wohnungswirtschaft und die Anbieter sozialer Dienstleistungen eine Chance dar, sich den demografischen Veränderungen in unserer Gesellschaft zu stellen und davon zu profitieren. Leerstehende Wohnungen, die von Wohnungsunternehmen in barrierefreie Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen umgebaut werden, treffen auf ein großes Nachfragepotenzial und können so nachhaltig wieder vermietet werden. Die ambulanten Pflegeanbieter, die sich auf die Betreuung und Pflege von Pflegebedürftigen in Wohngemeinschaften spezialisieren, profitieren ebenfalls von der ungedeckten Nachfrage nach alternativen Wohn- und Betreuungsangeboten. Außerdem gewinnen sie auf diese Weise umsatzstarke Kunden, deren Betreuung sich strukturiert planen lässt und für die die unwirtschaftlichen Anfahrtswege entfallen. Um diese Win-win-Situation nutzen zu können, müssen jedoch die Wohnungs- und Sozialwirtschaft eng kooperieren, obwohl sie in ihren originären Geschäftsfeldern nur wenige Berührungspunkte haben. Dabei ist der Aufbau einer vertrauensvollen Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe zwischen Wohnungsunternehmen und Pflegeanbietern die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Denn den oben genannten Chancen stehen für beide Partner auch Risiken gegenüber, wie z.B.

14 Siehe dazu die Banksicht in Kap. 6.2 15 Siehe zu den Ansprechpartnern in Sachen Know-how-Transfer die Liste in Kap. 11

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eine vorübergehende Minderauslastung oder Konflikte zwischen den Mietern oder deren Angehörigen. Des Weiteren erfordert die Planungs- und Anbahnungsphase eines Wohngemeinschaftsprojektes eine intensive Kooperation zwischen dem Vermieter und dem Pflegedienst. Das Wohnungsunternehmen sollte sich bei der Grundrissplanung vom Pflegedienst beraten lassen, damit die Bedürfnisse der Kunden sowie die pflegerischen und betreuerischen Aspekte entsprechend berücksichtigt werden können. Darüber hinaus verfügen die Pflegedienste mit ihrem Kundenkreis über den Zugang zu potenziellen Mietern der neuen Wohngemeinschaft, die bereits in einer frühen Projektphase zu einer Interessentengruppe zusammengeführt werden können. Eine frühzeitige Partizipation und Bindung der Kunden und deren Angehörige bereits während der Planungs- und Umbauphase führt zu einer Minderung des wirtschaftlichen Risikos. Einerseits kann so eine schnellere Vollbelegung der Wohngemeinschaft erreicht werden. Andererseits können über die Kunden personenbezogene Zuschüsse für die Umbaukosten bei den Pflegekassen beantragt werden. Gemäß § 40 Abs. 4 SGB XI erhalten Pflegebedürftige einen Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen in Höhe von bis zu 4.000 €, begrenzt je Maßnahme auf 16.000 €. Mit dem Inkrafttreten des Pflege-Neuausrichtungsgesetzes am 01.01.2013 wurde zusätzlich im § 45 e SGB XI eine Anschubfinanzierung für die Gründung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften in Höhe von 2.500 € je Pflegebedürftigen, begrenzt auf 10.000 €, eingeführt.16 Beide Zuschussmöglichkeiten sind in Wohngemeinschaften auf maximal vier 16 Siehe dazu auch Gliederungspunkt 5.2. Immobilie

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Personen begrenzt und werden personenbezogenen von der jeweilig zuständigen Pflegekasse gezahlt. Das setzt voraus, dass die zukünftigen Mieter möglichst in der Planungsphase bereits bekannt sind und die Mietverträge frühzeitig geschlossen werden. Auf diese Weise können Antragsfristen gewahrt und so die Zuschüsse gesichert werden. Als Beispiel für ein erfolgreiches Wohngemeinschaftsprojekt im Bestand gilt die Wohngemeinschaft „Am Bloherfelder Markt“ in Oldenburg. Dort hat die GSG Oldenburg Bauund Wohngesellschaft mbH zwei zusammen liegende Wohnblocks aus den 1970erJahren in eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für demenziell Erkrankte mit neun Zimmern umgebaut. Aus den ehemals sechs Erdgeschosswohnungen entstand eine barrierefreie Wohngemeinschaft mit einer Fläche von insgesamt 390 m² und mit einem eigenen geschützten Gartenbereich. Die Wohngemeinschaft wurde am 01.11.2012 eröffnet und war innerhalb von sechs Wochen voll vermietet. Die Pflege und Betreuung übernimmt der ambulante Pflegedienst der Johanniter-Unfall-Hilfe in Oldenburg. Der Grundriss vermittelt einen Eindruck, wie Bestandwohnungen sinnvoll in eine ambulant betreute Wohngemeinschaft umgewandelt werden können.

1.3.4 Anbieterverantwortete Wohngemeinschaften als USP’s in demografiefesten Beständen – das „Umsetzungsdilemma“ Ambulant betreute Wohngemeinschaften waren bisher Exoten, was aber wesentlich daraus resultiert, dass die rechtliche Gestaltung äußerst komplex war, da die Wohnungswirtschaft stets in Sorge ist, zum Heimbetreiber zu werden. Sowohl das mittlerweile nahezu vollständig obsolet gewordene (Bundes-) Heimgesetz, wie aber auch die erste Generation der neuen Landesheimgesetze zeichneten sich dadurch aus, dass die Angebotsform Wohngemeinschaft, die dann auch nicht den ordnungsrechtlichen Anforderungen des jeweils maßgeblichen Heimgesetzes unterlag, orientiert war an der gemeinhin bekannten Studenten-WG. Sobald ein professioneller Dienstleister ins Spiel kam, drohte die Schwelle vom reinen Wohnen zum „Einrichtungswohnen“ überschritten zu werden und die vorgenannten „selbstorganisierten Wohngemeinschaften“ gerieten in die Sphäre, ordnungsrechtlich als stationäre Pflegeeinrichtungen eingeordnet zu werden mit den entsprechenden Konsequenzen an die Anforderungen sowohl an das Gebäude wie aber auch an die Dienstleistungsdichte (Betreuungs- und Pflegekonzept, Personalquoten, Gesamtverantwortung eines Betreibers oder einer Betreibergemeinschaft etc.). Die zweite Generation der Landesheimgesetze vollzieht – endlich – diese Konfliktlage nach, indem der Typus der sogenannten „anbieterverantworteten Wohngemeinschaft“ oder „anbieterverantworteten Wohngemeinschaft mit Betreuungsleistungen“ ordnungsrechtlich als Angebotstyp fixiert wird, was damit allen Beteiligten – Projektentwicklern, Planern, Investoren und ihren Finanziers und vor allem auch den Dienstleistern die Sicherheit gibt, bei Einhaltung bestimmter Regeln nur einer im Vergleich zu stationären Einrichtungen geringeren Anforderungs- und Aufsichtsintensität zu unterliegen. Mit dem Modell der sog. „anbieterverantworteten Wohngemeinschaft mit Betreuungsleistungen“, so der Terminus in Nordrhein-Westfalen, oder „Ambulant

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betreute Wohngemeinschaften für volljährige Menschen mit Unterstützungs- und Versorgungsbedarf“, wie sie in Baden-Württemberg bezeichnet werden, wurde insofern ein grundsätzlich auch „investorenfähiger“ WG-Typ geschaffen. Die Politik, richtiger: das jeweilige Landesheimrecht, stellt nun insbesondere auch den Wohnungsunternehmen nunmehr verbreitet einen Immobilientyp zur Verfügung, den sie im Markt als quartiersbezogene und aber auch „betreibergesteuerte“ kleinteilige Angebotsform platzieren können. Eine Kooperation zwischen dem Wohnungsunternehmen und dem sozialen Betreuungsdienstleister führt nicht mehr stets und quasi automatisch zur Heimbetreibereigenschaft des Wohnraumvermieters. Ferner sind aufgrund der Tatsache, dass die Wohnraumüberlassung an den Nutzer und die Erbringung von Dienstleistungen an diesen nunmehr aus einer Hand erfolgen kann, Generalmietmodelle möglich. So kann zum Beispiel ein ambulanter Pflegedienst WG-Flächen anmieten, Zimmer untervermieten und diese Vermietungsleistung mit der Erbringung von Betreuungs- und Pflegedienstleistungen koppeln. Damit entfällt für die Wohnungswirtschaft ein großes Hemmnis, sich dem Thema kleinteiliger, dienstleistungsintensiver, gemeinschaftlicher Wohnangebote anzunähern. Das Risiko, auf einmal zum Heimbetreiber zu werden, ist eliminiert und eine betreuungsintensive Wohnform wird so auf einmal zu einem weiteren Baustein von Wohnungsangeboten. In der Verbindung mit klassischem Betreuten Wohnen, mit den bekannten niedrigschwelligen Quartierskonzepten für alle Mieter einer Siedlung und anbieterverantworteten Wohngemeinschaften wird auf einmal die Versorgungskette statuiert, die allein gewährleistet, dass die Mieter bei ihrer Wohnungsgesellschaft bis zum letzten Tag wohnen und leben bleiben können. Ergänzt werden derartige Modelle häufig durch Tagespflegeeinrichtungen, die gerade im Zusammenhang mit Quartierskonzepten und betreuten Wohnanlagen die Schlusssteine eines Bogens von Elementen umfassender „demografiefester Bestände“ sind. Dies erkennt auch zunehmend die Wohnungswirtschaft. Mit zunehmender Sicherheit in Hinblick auf die unterschiedlich abgestuften Kategorien wohnungswirtschaftliche Angebote mit Dienstleistungen wird es für sie zunehmend leichter, sich besonderer Wohnformen und damit auch partiell „Sonderimmobilien“ zu nähern. Die Ressentiments der Vergangenheit werden zunehmend hintangestellt und man öffnet sich – zumindest mental – zunehmend auch gemeinschaftlichen betreuungsintensiven Wohnformen in Form der anbieterverantworteten Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen. Deren Realisierung verlangt aber – wie bereits oben angesprochen – professionelle Partner. Neben den Hindernissen für Neubauprojekte liegt hier insbesondere der Engpass. Die führenden Finanzierungsinstitute öffnen sich zunehmend diesem neuen Produkt, verlangen aber gerade diese Professionalität in dem Leistungsverbund der anbieterverantworteten Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen.17 Die Dienstleister haben sich insofern zu qualifizieren, um die Funktion eines Partners wohnungswirtschaftlicher Unternehmen im Bereich dieser neuen Angebotsform zu werden.18 17 Siehe dazu die Bankansicht in Kap. 6 2 18 Siehe zu den Ansprechpartnern in Sachen Know-How-Transfer die Liste in Kap. 11

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2 Philosophien und Ausrichtungen ambulant betreuter Wohngemeinschaften Keine Wohngemeinschaft ist wie die andere: die Nutzer und Nutzergruppen sind unterschiedlich, ihre Ziele, Erwartungen und auch die der Angehörigen differieren. Das wirft die „Philosophiefrage“ auf.

2.1

Stellenwert der Philosophie von Wohngemeinschaften

Hinter dem Begriff der Wohngemeinschaften verbergen sich vielfältige Konzepte und Ausprägungen. Wohngemeinschaften sind Ausdruck einer Entwicklung, die die Lebensqualität der Menschen erhalten und eine möglichste große Verbundenheit mit der bisherigen Lebensführung erreichen soll. Dies stellt eine Abkehr von dem Leitbild einer stationären Pflege dar. Deshalb kommt der Zuordnung der ambulanten Wohngemeinschaft als Sammelbegriff eine entscheidende Bedeutung bei. Daraus resultieren weiterführende Fragen wie Wohngemeinschaften gestaltet werden sollten und nach welchen Konzepten/Leitbildern das Leben in den Wohngemeinschaften stattfindet. Zentrale ethische und moralische Überlegungen über das Zusammenleben der Menschen in Wohngemeinschaften zeigen sich schon am Begriff. Wie sollen die Menschen in den Wohngemeinschaften bezeichnet werden: sind sie Bewohner oder Mieter oder Nutzer, wie es das WTG in NRW vorschlägt, oder soll man sie als Kunden ansehen – welcher Begriff ist auf die Menschen anwendbar bzw. anzuwenden? Dies führt somit direkt zu der Frage nach der Philosophie, die den jeweiligen Wohngemeinschaften zugrunde liegt. Unter Philosophie sollen dabei die Leitbilder und Werte verstanden werden, die einen hohen Einfluss auf die Ausgestaltung des Lebens in der Wohngemeinschaft haben und somit allen konzeptionellen und umsetzenden Ausprägungen einer Wohngemeinschaft innewohnen. Je nach Philosophie und Perspektive kommt man zu unterschiedlichen Bezeichnungen. Wird der Mensch in einer Wohngemeinschaft als kranker Mensch gesehen, der in seiner eigenen Häuslichkeit nicht mehr leben kann, wird er als zu pflegender Patient eingestuft. Wird er als jemand gesehen, der seine ursprüngliche Häuslichkeit gegen eine neue Häuslichkeit innerhalb der Wohngemeinschaft eintauscht, ist man geneigt, vom Bewohner zu reden. Geht es darum, die Räume z.B. in einer selbst organisierten Wohngemeinschaft, zu vermieten, bietet sich die Sichtweise als Mieter an. Neben der Frage, wie der Mensch in einer Wohngemeinschaft gesehen wird, kommt der folgenden eine für die Philosophie der Wohngemeinschaften zentrale Perspektive bei: Wie wird der Mensch durch den Betreuer oder den sogenannten Care Giver gesehen – stimmt das Eigenverständnis des Menschen bzw. seiner Angehörigen mit dem des Betreuungspersonals überein, ist ein hoher Gleichklang gegeben. Probleme ergeben sich jedoch, wenn das eigene Verständnis der Menschen in der Wohngemeinschaft mit dem Verständnis des Care Givers nicht übereinstimmt und sich daraus eine Tendenz entwickelt, dass die Nutzer der Wohngemeinschaft womöglich durch das Verständnis Dritter dominiert werden.

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1. Philosophie Grundlegendes Leitbild

2. Wirtschaftlichkeit Leistungs-Konzeption/ Finanzierung

Wohngemeinschaften

3. Gestaltung Organisation und Aufbau

4. Kommunikation Kommunikation nach Außen/Innen

Abbildung 2.1: Wirkungs- und Gestaltungskreislauf von Wohngemeinschaften

Die Philosophie, die einer Wohngemeinschaft zugrunde liegt, durchzieht alle Gestaltungselemente. Weil in ihr die Leitbilder der Menschen und deren Zusammenleben Ausdruck finden, wirkt sie sich direkt auf die in einer Wohngemeinschaft zu erbringenden Leistungen aus. Angefangen von pflegerischen über therapeutische bis hin zu betreuerischen Leistungen legen sie maßgeblich den Charakter einer Wohngemeinschaft fest. In hohem Maße werden somit auch die Kosten und auch Erlöse beeinflusst, sodass die Wirtschaftlichkeit in hohem Maße mit der Philosophie zusammenhängt. Neben der Wirtschaftlichkeit ist vor allem die Organisation der Wohngemeinschaft ein zentraler Bereich. Je nach Philosophie wird die Ausprägung des Aufbaus einer Wohngemeinschaft und deren Organisation ausfallen. Allein die Unterscheidung in selbstverantwortete und anbieterverantwortete Wohngemeinschaften zeigt das grundlegend unterschiedliche Leitbild der Mieter und ihrer Angehörigen. Im ersten Fall ist eine hohe Eigeninitiative der Mieter und der Angehörigen notwendig, im zweiten wird sie teilweise sogar als hinderlich angesehen. Die Philosophie der jeweiligen Wohngemeinschaften hat auch einen hohen Einfluss auf die Kommunikation. Dabei umfasst die Kommunikation sowohl die Inhalte als auch die Instrumente, mit denen kommuniziert wird. Weiterhin ist zu unterscheiden nach den Personen und Personengruppen, die miteinander kommunizieren bzw. die Zielgruppen, die durch die Kommunikation erreicht werden sollen. Offensichtlich ist hier schon eine wichtige Unterscheidung z.B. bei selbstverantworteten und anbieterverantworteten Wohngemeinschaften. Selbstverantwortete Wohngemeinschaften werden die Anteile der Kommunikation nach innen oder außen sicherlich deutlich anders gewichten als anbieterverantwortete Wohngemeinschaften. Die vielfältigen Abstimmungen untereinander werden bei selbstverantworteten Wohnformen tendenziell stärker ausgeprägt sein als bei anbieterorganisierten Wohngemeinschaften.

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Wie der Kreislauf in Abbildung 2.1 zeigt, entstehen jedoch auch Rückkopplungseffekte der anderen Bereiche auf die Philosophie. Sind aus wirtschaftlicher Sicht bestimmte Preis-/Budgetobergrenzen möglich oder ist die architektonische Gestaltung der Wohngemeinschaften, z.B. durch Altbestände der Gebäude, restriktiv hinsichtlich der Entfaltungsmöglichkeiten der Mieter, so wird sich eine andere Philosophie ausprägen als bei einer Architektur, die von vornherein auf die Bedürfnisse der Mieter ausgerichtet wurde. Die Formulierung einer bestimmten Philosophie, deren Zugrundelegung für eine bestimmte Wohngemeinschaft schafft eine Grundlage, die sich in allen weiteren Gestaltungselementen und in wirtschaftlichen Ergebnissen niederschlägt. Insofern stellt die Entscheidung der Philosophie einer Wohngemeinschaft die erste strategische Weichenstellung für die Ausprägung der Lebensqualität und Lebenskultur der Mieter dar.

2.2 Wohngemeinschaften für wen – Zielgruppen von Wohngemeinschaften Der hohe Stellenwert der Philosophie wird bei der Betrachtung, wer in einer Wohngemeinschaft seine neue Häuslichkeit findet, deutlich. Der Schritt von der eigenen Häuslichkeit in eine Wohngemeinschaft stellt eine wichtige Veränderung für die jeweiligen Menschen als auch für deren Angehörige dar. Man verlässt das eigene bekannte Umfeld und weiß nicht, ob man seinen vertrauten Gewohnheiten in einer Wohngemeinschaft vollständig oder zumindest teilweise nachgehen kann. Deshalb stellt die philosophische Grundausrichtung der Wohngemeinschaft die Weichen dafür, wie sich die Menschen in ihr wiederfinden und wie sich deren Interaktion und Kommunikation mit ihren Angehörigen gestaltet. Dabei sind die verschiedenen Personengruppen und die Gründe, warum sie ihren Lebensmittelpunkt in eine Wohngemeinschaft verlegen, für die philosophische Grundausrichtung sehr wichtig. Im Folgenden werden einige wichtige Gründe für Personengruppen und ihre Relevanz hinsichtlich der philosophischen Grundausrichtung beleuchtet (siehe Tab. Seite 30). Deutlich wird bei allen aufgeführten Personengruppen, dass Gründe für die Wohngemeinschaft – allgemein gesagt – darin liegen, dass das bisherige Leben in der eigenen Häuslichkeit nicht mehr oder nur noch sehr schwierig möglich ist. Die einzelnen Gründe können sehr unterschiedlich sein – der Grad an Spezifizität für den Wechsel in die Wohngemeinschaft wird Anforderungen an die philosophische Grundausrichtung stellen. Je speziellere Gründe für einen Nichtverbleib in der Häuslichkeit ausschlaggebend sind, umso mehr muss die Wohngemeinschaft hierauf Bezug nehmen. Beispielsweise muss bei demenziell erkrankten Menschen die Ausrichtung der Wohngemeinschaft sich spezifisch auf diese Anforderungen ausrichten gegenüber älter werdenden Menschen ohne spezifische Erkrankungen. Hohe Anforderungen werden gestellt an Wohngemeinschaften für junge Erwachsene oder sogar Kinder. Hier ist die spezielle Lebenssituation hinsichtlich Ausbildung, Schulung und pädagogischer Weiterentwicklung zu berücksichtigen.

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Zielgruppenbezug der Philosophie der Wohngemeinschaften Personengruppe

Gründe für Wohngemeinschaft

Anforderungen an philosophische Grundausrichtung

älter werdende Menschen

es ist absehbar, dass es trotz externer Hilfen nicht mehr geht

möglichst hohe Übertragbarkeit der bisherigen Lebensweise in Wohngemeinschaft

gerontropsychiatrisch bzw. demenziell erkrankte Menschen

zusätzliche notwendige Leistungen, die in Häuslichkeit nicht mehr möglich sind

Erbringung der notwendigen krankheitsbedingten Leistungen bei Beibehaltung eines Höchstmaßes an bisheriger Lebensweise

behinderte Menschen mit früher eintretender Bedürftigkeit (z.B. Contergan)

Verbleib in Häuslichkeit trotz externer Hilfen schwierig

Ausrichtung der Wohngemeinschaft auf Behinderung mit möglichst Beibehaltung der bisherigen Lebensweise

junge Erwachsene

wollen/können nicht mehr in Gestaltung von Kleinräumlichkeiten Häuslichkeit bleiben Ermöglichung von Aus-/ Weiterbildung

Kinder

Gestaltung von Kleinräumlichkeiten schwierige medizinische Medikation (Beatmung) und/ Organisation von Schule und pädagogioder soziale Verhältnisse in scher Förderung Familien

Insgesamt wird deutlich, dass die Personengruppen der Mieter einer Wohngemeinschaft einen hohen Einfluss auf die Philosophie nehmen. Die Grundkonzeption muss den speziellen Anforderungen jeder einzelnen Personengruppe Rechnung tragen, wobei der kulturelle, biografische und soziale Hintergrund der Mieter auch explizit zu berücksichtigen ist. Menschen aus der Großstadt werden mit anderen Lebensgewohnheiten in eine Wohngemeinschaft einziehen als Menschen, die ihr Leben auf dem Lande verbracht haben. Auch z.B. die Homosexualität bestimmter Mieter stellt Herausforderungen dar, die in der Philosophie der Wohngemeinschaften zu hinterlegen ist. Die Angehörigen stellen eine besondere Zielgruppe dar. Sie haben Anforderungen hinsichtlich der Lebensgestaltung ihrer Angehörigen in der Wohngruppe als auch eigene Sichtweisen und Befindlichkeiten. Die Geschichte der Beziehung zwischen den Mietern und ihren Angehörigen als auch die Gestaltung der Beziehung während des Lebens in der Wohngemeinschaft stellen Anforderungen an die philosophische Ausrichtung einer Wohngemeinschaft. Von daher ist die Angehörigenarbeit ein wichtiges Element in der Ausrichtung der Wohngemeinschaft. Die philosophische Grundausrichtung wird darüber entscheiden, ob die Angehörigen als integrativer Bestandteil oder als „Störfaktor“ wahrgenommen und behandelt werden. Ist diese Themenstellung für anbieterverantwortete Wohngemeinschaften wichtig, ist sie für selbstverantwortete Wohngemeinschaften elementar – hier ist die philosophische Grundausrichtung explizit auf der Ebene der Angehörigen angesiedelt.

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2.3 Gestaltungsoptionen von Wohngemeinschaften Die Philosophie der Wohngemeinschaft findet ihren Ausdruck in der Ausprägung der in Abbildung 2.3 dargestellten Optionen. Je nach dem, wie die Entscheidung der philosophischen Grundausrichtung ausfällt, werden die einzelnen Bereiche der Wohngemeinschaft gestaltet. Eine Ausnahme bilden die gesetzlichen Bestimmungen, die klare Vorgaben z.B. hinsichtlich der Mindestzimmer-Größe machen. Auch die Brandschutzund baurechtlichen Vorschriften stellen zwingend einzuhaltende Kriterien dar. Die Philosophie drückt sich in der zentralen Entscheidung über den Standort der Wohngemeinschaft aus. Hier geht es speziell um den Grad an Quartiersbezogenheit des Standortes, d.h. um die Integration der Wohngemeinschaft in städtische bzw. kommunale Strukturen wie Einkaufsläden, kulturelle Einrichtungen u.a. Je weiter räumlich entfernt und/oder isoliert die Wohngemeinschaft von Stadtteilen oder der normalen Wohn-Infrastruktur einer Gemeinde ist, umso schwieriger wird die Beibehaltung der bisherigen Lebensweise. Umgekehrt erleichtert eine hohe Quartiersbezogenheit das Aufsuchen von Cafés, Einkaufsläden u.a. Infrastrukturangeboten. Die Gestaltungselemente im Individualbereich umfassen die Elemente der Wohnung, die das persönliche Umfeld des Mieters darstellen. Dazu gehören die Möbel, die Abschließbarkeit und eine Klingel/ein Briefkasten. Eine Philosophie, die eine möglichst hohe Übernahme der bisherigen Lebensweise in den Vordergrund stellt, wird auf die Einrichtung möglichst auch von eigenen Einrichtungsgegenständen und Möbelstücken setzen. Die Einschränkung der Abschließbarkeit bzw. das Fehlen einer Klingel/eines Briefkastens drückt eher einen Einrichtungscharakter aus und verringert das selbstbestimmte Leben in der Wohngemeinschaft. Weiterhin drücken sich im Zugang zu den Gemeinschaftsräumen, insbesondere hinsichtlich der Barrierefreiheit, die Selbstbestimmung der Wohnform aus – bei einem eingeschränkten Zugang zu den Gemeinschaftsräumen wird die Selbstbestimmung erschwert – umgekehrt wird sie erleichtert. In den Farben/Materialien sowie der Helligkeit der Räume zeigt sich die Personenzentrierung der zugrundeliegenden Philosophie – warme helle Farben der Wände sowie ein blendfreier, matter Belag auf dem Fußboden verhindern beispielsweise bei demenzerkrankten Menschen Irritationen durch Muster. Je leichter es einem Mieter fällt, vom Zimmer aus in die Gemeinschaft zu finden, umso mehr unterstützt diese Philosophieausprägung die Neigung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben – umgekehrt verstärkt sie isolationistische Neigungen. Die Gruppierung der Zimmer um den Gemeinschaftsbereich stellt somit ein wichtiges Gestaltungselement dar. Die Philosophie der Wohngemeinschaften drückt sich bei den Gemeinschaftsräumen einerseits im Raumkonzept aus. Dieses umfasst die Beleuchtung, das Farbkonzept, die verwendeten Materialien, die Akustik und die Raumgestaltung. Je mehr warme, haptisch angenehme Materialien zum Einsatz kommen mit einer Priorisierung von Holz gegenüber Stahl und hell gegenüber dunkel, wird die Personenzentrierung durch die Philosophieausgestaltung unterstützt. Dieses findet seinen Ausdruck im Bereich der Akustik dadurch, dass eine gewisse Schalldämmung, z.B. durch Akustik-Decken, erfolgt, um die Kommunikation der Mieter möglich zu machen. Im Bad und der Toilette kommt diese

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Philosophie durch einen barrierefreien Zugang, genügend Platz für Rollstuhl und für Pflegekräfte im Falle eines Eingreifens und einem genügend großen Wendekreis im Bad zum Ausdruck. Ähnliches gilt für die Rutschfestigkeit und Blendfreiheit des Bodens im Badezimmer, der Bodengleichheit der Dusche, der Erhöhung des Toilettensitzes sowie einer angemessenen Positionierung des Spiegels. Die Philosophieausprägung in der Küche und im Wohnzimmer zeigt sich in der Größe, der Art der Einrichtung und Möblierung. Je größer, in Absprache mit den anderen Mietern, die Verwendung von eigenen Möbeln oder lebensnahen Dekorationsartikeln ist, desto stärker finden sich die Mieter in ihrer vertrauten Lebensumgebung wieder. In der Küche unterstützen der Bedarfslage entsprechend große Flächen, einfache und komfortable Bedienungen der Geräte und große, blendfreie Arbeits- und Ablageflächen die Personenzentrierung der Wohngemeinschaft. Die Ausprägungsmöglichkeiten der Philosophie von Wohngemeinschaften sind somit vielfältig. Entscheidend dabei ist nicht die jeweilige Gestaltungsrealisation, sondern das Gesamtkonzept aller Gestaltungsmöglichkeiten, das sich aus der PhilosophieEntscheidung ableitet.

2.4 Leistungskonzepte von Wohngemeinschaften Die Spezifika der in der Wohngemeinschaft lebenden Personen stellen das Anforderungsprofil für das Leistungskonzept dar. Bilden die Gestaltungsoptionen den Rahmen für das Leben in der Wohngemeinschaft, so sind die zu erbringenden Leistungen der Kern der Philosophie-Ausprägung. Dabei sind grundsätzlich die Leistungen zu unterscheiden, die aufgrund der Besonderheiten der Mieter medizinisch-pflegerisch notwendig sind und andererseits Leistungen, die in der Betreuung und der Hauswirtschaft die herkömmliche Lebensweise unterstützen und abbilden sollen. Die in Abbildung 2.4 differenzierten Leistungsbereiche der Pflege und Betreuung unterscheiden sich grundlegend. Die Pflege hat die notwendigen medizinisch-pflegerischen Leistungen zu erbringen, wobei klare wirtschaftliche Vorgaben in Form von ZeitZielen für die einzelnen Pflegemaßnahmen die Effizienz der Pflegeprozesse bestimmen. Die Pflegeleistungen orientieren sich somit von vornherein an Effizienzgesichtspunkten. Demgegenüber zeigen sich in den Betreuungsleistungen die Ausprägungsmöglichkeiten der Philosophie. Im menschzentrierten Ansatz geht es darum, die Individualität des Menschen in den Vordergrund zu stellen. Hier nimmt die Gestaltung des Lebens in der Wohngemeinschaft aus Sicht der Mieter den zentralen Stellenwert ein – die Normalität der Lebensgestaltung der Menschen ohne „künstliche“ Anforderungen Dritter steht im Mittelpunkt. Dies schließt die Integration der Erbringung eigener Leistungen der Mieter, z.B. durch Waschen, Bügeln etc. ein – Leistungen, die der herkömmlichen Lebensgestaltung Rechnung tragen. Dementsprechend ist die Angehörigenarbeit in hohem Maße integrativ ausgerichtet – je nach Bedürfnis der Menschen werden die Angehörigen in die Lebensgestaltung integriert.

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Abbildung 2.4: Gestaltungs-Optionen von Wohngemeinschaften

Demgegenüber steht der „Hotelcharakter“ bei der Leistungskonzeption. Hier werden Betreuungsprozesse und -termine entwickelt, die auf die Leistungserbringung nach Ablauf- oder Effizienz-Gesichtspunkten abstellen. Die Nutzer werden somit in einen ablauforganisatorischen Kontext gestellt, an dem sie sich auszurichten haben und der den bestimmenden Organisations-Charakter in der Wohngemeinschaft darstellt. Häufig werden dementsprechend bestimmte Leistungen, z.B. Waschen von Wäsche oder andere hauswirtschaftliche Tätigkeiten, zentral durch Dienstleister wahrgenommen. Hier haben die Nutzer keinen Einfluss mehr auf die Möglichkeit, sich selbst in die Leistungserbringung einzubringen. Auch die eigentlichen Betreuungsleistungen werden prozessorientiert organisiert – hier besteht die große Gefahr, dass von Fachleuten für wichtig und sinnvoll erachtete Leistungen an den tatsächlichen Bedürfnissen aus der Lebensgestaltung der Mieter vorbeigehen. Deshalb ist eine hohe Sensibilität zu entwickeln hinsichtlich der Lebensgestaltung der Mieter versus der angenommenen oder sogar projizierten Bedürfnisse von Seiten Dritter. Im Gegensatz zum menschzentrierten Konzept haben sich bei der prozesszentrierten Sichtweise die Angehörigen, ebenfalls wie die Nutzer, an den Prozessabläufen auszurichten. Die Prozess-Sicht wird zum Leitfaden der Lebensgestaltung der Nutzer und deren Angehöriger. Geben die Gestaltungsoptionen den Rahmen der Wohngemeinschaft vor, so zeigen sich in der Leistungskonzeption die Philosophie-Ausprägungen zentral. Neben den an Prozessen auszurichtenden Pflegeleistungen zeigt sich in den hauswirtschaft-

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lichen und betreuenden Leistungen, welcher Philosophie-Ansatz der Wohngemeinschaft zugrunde liegt. Somit wird offensichtlich, dass die Entscheidung über die philosophische Ausrichtung einer Wohngemeinschaft alle Bereiche, angefangen von der Gestaltung bis hin zum Umgang mit Angehörigen, umfasst und durchdringt.

2.5 Idealtypische Ausprägungen von Philosophien Aus der bisherigen Diskussion ist ersichtlich, dass es eine erhebliche Fülle an Kriterien gibt, an der sich die Philosophien der Wohngemeinschaften konkretisieren lassen. In der Praxis gibt es eine Vielzahl an Ausprägungen und Erscheinungen von Wohngemeinschaften, die in einzelnen Kriterien variieren. Allein die Unterscheidung in selbstverantwortete und anbieterverantwortete Wohngemeinschaften legt eine bestimmte Philosophie-Ausprägung nahe. Jedoch finden sich auch in diesen einzelnen Organisationsformen sehr unterschiedliche Praxisbeispiele wieder. Ein weiterer Gesichtspunkt bei der Philosophie-Ausprägung von Wohngemeinschaften ergibt sich in den Freiheitsgraden der Gebäudegestaltung. In vielen Alt-Immobilien sind aufgrund der baulichen Gegebenheiten bestimmte Philosophie-Ausprägungen, wie z.B. die Anordnung der Gemeinschaftsflächen in Form eines Rundlaufs, nicht möglich. Von daher kommt der Frage nach dem Neubaucharakter einer Wohngemeinschaft ein hoher Stellenwert bei – tendenziell lassen sich bei Neubauten viele Anforderungen deutlich besser umsetzen als bei Nutzungsänderungen bestehender Immobilien. Idealtypische Philosophie-Ausprägungen von Wohngemeinschaften Kriterium: Spezifizität der Personengruppe in Wohngemeinschaft (Demenz o.a.). Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: –– „Alltagsnahes“ Eingehen auf die spezifischen Anforderungen der Personen. –– Sicherstellung einer hohen Normalität in der Lebensführung. Zentrierung an funktionalen Zielen: –– Ausrichtung auf die besonderen Anforderungen aus Diagnosen-Sicht. –– Der Bewohner als Patient, der zu versorgen ist. Kriterium: Standort der Wohngemeinschaft. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: –– Integration in Wohn-Infrastrukturen. –– Hohe Nähe zu Ressourcen, die Normalität ermöglichen. Zentrierung an funktionalen Zielen: –– Häufig Randlagen in Außenbezirken oder allein gelegen. Kriterium: Gemeinschaftsflächen allgemein. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: –– Großzügiger und kommunikationsorientierter Zuschnitt. –– Barrierefreiheit. –– Speziell konzipiertes Licht- und Farbkonzept.

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Angenehme Raumstimmung. Lichtbasiertes Notrufsystem zur Unterstützung der Betreuung. Eigenes Farbmilieu zur Unterstützung der Orientierung. Farblich abgesetzte Zimmertüren zur leichteren Unterscheidung für Bewohner. System zur Wahrnehmung zur Sturzprävention und Raumüberwachung. Kriterium: Gemeinschaftsflächen Bad/Toilette. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Barrierefreier Zugang. Genügend Platz für Rollstuhl und für Pflegekräfte. Ausreichend großer Wendekreis (mindestens 1,2 m). Mehrere Waschbecken . Rutschfester, blendfreier Boden. Bodengleiche Dusche. Erhöhter Toilettensitz. Haltegriffe/Spiegel in angemessener Höhe. Kriterium: Gemeinschaftsflächen Küche. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Absicherung des Kochfeldes gegen unbeaufsichtigte Inbetriebnahme. Abschließbarkeit des Spülenunterschranks zur gefahrlosen Lagerung von Putzund Reinigungsmittel. Ausbildung der Unterschränke als Schubladen. Groß dimensionierte Kühlschränke. Kochen und Wirtschaften im Mittelpunkt. Kriterium: Gemeinschaftsflächen Wohnzimmer. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Ausstattung mit bequemen Sesseln. Ausreichender Platz für Rollstühle mit Liegesesseln. Großer Arbeitstisch zur Aufnahme von 1,5 Stühlen pro Mieter. Nach Klärung auch Privatstühle möglich. Individuelle Dekorations-Gegenstände möglich (nach Absprache). Barrierefreier Rundlauf für die Bewohner mit gesicherter Wiederkehr in die WG. Zentrierung an funktionalen Zielen: Häufig Ausrichtung an architektonischen Gegebenheiten bestehender Gebäude. Statt Gruppierung der Zimmer um Gemeinschaftsflächen häufig Schlauchstrukturen mit Sackgassen mit entsprechenden Orientierungsproblemen und Verunsicherungen Schlauchstrukturen statt Rundlauf-Möglichkeiten. Barrierefreiheit häufig nur teilweise gegeben. Raumgestaltung von Küchen, Bädern und Toiletten häufig den baulichen Gegebenheiten angepasst mit Einschränkungen. Mobiliar durch Wohngemeinschaft vorgegeben, da aufgrund baulicher oder konzeptioneller Einschränkungen Privatmobiliar störend. Häufig erhebliche Verwinkelungen in Gebäuden mit Irritationen für Bewohner/ Mieter.

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Kriterium: Individualbereich. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Einzelzimmer mit 16 qm Größe. Zimmer mit privatem Mobiliar und persönlichen Gegenständen. eigene Klingel und eigenen Briefkasten. Abschließbarkeit des Mieterzimmers kein Betreten der WG/Zimmer ohne Erlaubnisabfrage. Anordnung der Zimmer um einen Wohnküchenbereich als Herzstück der WG. Toiletten/Badezimmer in der Mitte der WG mit Schiebetüren. Barrierefreiheit. Terrassen/Balkone enthalten. Zentrierung an funktionalen Zielen: Häufig Einschränkungen bei Größe, Privatsphäre und Privatmobiliar durch bauliche Gegebenheiten oder aus den Prozessen herrührenden funktionalen Anforderungen. Kriterium: Leistungskonzept – Vermittlung von Sicherheit/Geborgenheit. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Ständige Präsenz in Form intensiver Begleitung und Betreuung. Guter Kontakt zu Mitarbeitern. Präsenz einer Pflegefachkraft in der Nacht mit zusätzlicher Rufbereitschaft. Kriterium: Leistungskonzept – Anregung und Stimulation. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Anregung und Stimulation durch eigenes Kochen, Mittagsmeditationen u.a. Kriterium: Leistungskonzept – Kompetenzerhaltung. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Einbindung in hauswirtschaftliche Tätigkeiten zur Organisation der WG. selbstständige Erfassung und Verteilung aller WG-Tätigkeiten durch Bewohner. Kriterium: Leistungskonzept – Normalität und Alltagsnähe. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Mahlzeitenvorbereitung, Wocheneinkauf oder kleinere Besorgungen zwischendurch oder auch die Gartenpflege. Unterstützung der Eigeninitiative durch Mitarbeiter maßvoll – Mitarbeiter halten sich generell im Hintergrund. Mischung aus aktiven und passiven Freizeitbeschäftigungen: Fußball gucken; Besuch von Fußball-Spielen, persönliche Besorgungen im Kiosk nebenan. Spezielle A-Schicht: Zwischendienst, bei dem Alltagsbegleiterinnen sich ganz gezielt nur um eine Person kümmern und besondere Wünsche erfüllen können. Zentrierung an funktionalen Zielen: Leistungskonzepte sind ausgerichtet an Prozessen. Häufig Outsourcing hauswirtschaftlicher Leistungen ohne Möglichkeit der Einbeziehung der Mieter. Konzepte „hotelmäßiger“ Angebote „wir nehmen dir alles ab“. Neigung zu „durchgestylten“ Ablaufprozessen, die an den Menschen vorbeigehen.

–– Diagnose-orientierte Gestaltung der Prozesse mit Sicht des Bewohners stärker als

Objekt denn als Subjekt. –– Gestaltung der Betreuung und der Prozesse aus wirtschaftlicher, kostenorientierter

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Sicht mit Effizienz- und Kostensenkungs-Kalkül. Kriterium: Leistungskonzept – Angehörigen-Arbeit. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Einbeziehung der Angehörigen in die Lebensgestaltung der Wohngemeinschaft. Zentrierung an funktionalen Zielen: Angehöriger als „Störfaktor“ mit Beeinträchtigung der Prozesse. Kriterium: Wahlfreiheit bei Pflege- und Betreuungsleistungen. Zentrierung an spezifischer Bedarfslage der Mieter: Wahlfreiheit gegeben durch unabhängige Verträge zu Pflege- und Betreuungsleistungen. Zentrierung an funktionalen Zielen: Pflege- und Betreuungsleistungen in Prozesse integriert mit eingeschränkten Wahlfreiheiten oft Angebot aus „einer Hand“.

Die Philosophie einer Wohngemeinschaft in Form einer idealtypischen Ausprägung hängt von den Zielsetzungen ab, die damit verbunden sind. Zwei grundsätzliche Unterscheidungen bestehen in der Ausrichtung an den speziellen Bedarfslagen der Menschen einerseits oder andererseits an funktionalen bzw. von Dritten vorgegebenen Zielsetzungen. Im Kern geht es darum, ob eine Wohngemeinschaft eine Gemeinschaft von Menschen ist, die sich nach eigenem Willen dazu entschieden haben, miteinander zu leben und ihr Leben gewissermaßen in die Leben der Mitbewohner einzubetten, oder ob sie eine Einrichtung ist mit einem „Versorgungscharakter“, bei der die Menschen als „Versorgungsobjekte“ angesehen werden. Eine Wohngemeinschaft, die sich an den spezifischen Bedarfslagen der Menschen ausrichtet, ist menschzentriert und stellt den Menschen mit seinen spezifischen Bedürfnissen in den Mittelpunkt. Hierbei wird die Wohngemeinschaft als Lebensraum gesehen, der möglichst weitgehend der bisherigen Lebensführung entsprechen und mit zusätzlichen Leistungen in Pflege und Betreuung und baulichen Ausstattungen den individuellen Bedarfslagen der Menschen Rechnung tragen soll. Demgegenüber stehen Wohngemeinschaften, die die Bewohner eher als Objekte sehen und für diese Menschen Leistungen aus unterschiedlichen Zielsetzungen und Motivationen erbringen. Hier wird aus Sicht der Menschen die bisherige Häuslichkeit mit der Wohngemeinschaft auch zu einer deutlichen Veränderung der bisherigen Lebensführung. Dies zeigt sich zum einen in der Standortwahl. Bei einer menschzentrierten Wohngemeinschaft wird gezielt darauf geachtet, die Wohngemeinschaft in Wohnbereichen mit Zugang zu allen, Alltag ermöglichenden Geschäften und Einrichtungen zu positionieren. Der Übergang von der bisherigen Lebensführung zur neuen Heimat soll möglichst gering ausfallen. Im Gegensatz dazu werden die funktional ausgerichteten Wohngemeinschaften dort platziert, wo wirtschaftliche Faktoren ausschlaggebend sind oder bestehende Immobilien aufgrund mangelnder anderer Nutzungsmöglichkeiten in Frage kommen.

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Aufgrund der umfangreichen Möglichkeiten, menschzentrierte Wohngemeinschaften baulich zu gestalten, wird bei dieser Form häufig ein Neubau oder neuer Anbau an bestehende Altimmobilien gewählt. Hierbei lassen sich in den Gemeinschafts- und Individual-Räumen vielfältige Gestaltungsformen, wie in Kapitel 2.3 dargestellt, umsetzen. Entscheidend hierbei ist, dass sowohl die funktionalen Anforderungen als auch die Gestaltungen des Raumkonzeptes auf die Bedarfslagen abgestellt werden. Dies findet sich in speziellen technischen Einrichtungen als auch in den gewählten Farb-, Material- und Akustik-Konzepten wieder. Ein Neubau hat den großen Vorteil, dass die gesamte architektonische Konzeption auf die Spezifika der Personengruppen ausgerichtet werden kann. Beispielsweise hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, in DemenzWohngemeinschaften die Gemeinschaftsräume als Rundgang zu platzieren, um einer möglichen Orientierungslosigkeit der Nutzer entgegenzukommen – bei einem Verlaufen kommen die Nutzer immer am Ausgangspunkt an. Demgegenüber führen häufig Altbau-Einrichtungen, deren Zimmer hotelmäßig in Schlauchform angesiedelt sind, dazu, dass die Nutzer die Orientierung verlieren und in Sackgassen laufen, was den Stressfaktor deutlich erhöht. Hier sind aufgrund der Nutzungsänderungen der Altimmobilien Einschränkungen häufig unvermeidbar. Auch bei den Zimmern zeigen sich baulich- und Philosophie-bedingte Unterschiede. Bei funktional ausgerichteten Wohngemeinschaften sind, baulich bedingt, die Zimmergröße und Zimmergestaltung häufig eingeschränkt. Auch die Privatsphäre in Form eigener Klingeln, Briefkästen und der Abschließbarkeit der Zimmer ist entweder baulich oder durch die Betreuungs- und Pflegeprozesse bedingt eingeschränkt. Bei einer menschzentrierten Wohngemeinschaft lassen sich diese Anforderungen von vornherein in den baulichen Pflichtenkatalog aufnehmen und in der Leistungskonzeption umsetzen. Ein weiterer Gestaltungsgesichtspunkt ist die Einbeziehung von Privatmöbeln und Dekorationsartikeln, entweder bei den Zimmern oder, nach Absprache, in den Gemeinschaftsräumen. Dies kommt der Philosophie der Wohngemeinschaft als Lebensraum statt als hotelähnlicher Einrichtung deutlich entgegen. In den Leistungskonzepten zeigen sich die Unterschiede der verschiedenen Philosophien besonders deutlich. Bei der funktional-orientierten Wohngemeinschaft werden nicht nur für die Pflege, sondern auch für die Betreuung und Hauswirtschaft Prozesse und Leistungen entwickelt und zugrunde gelegt, die andere Ziele als bei den menschzentrierten Wohngemeinschaften verfolgen. Diese Ziele liegen bei den funktional-orientierten Wohngemeinschaften insbesondere in der effizienten und kostengünstigen Erbringung der Leistungen. Beispielsweise bei der Wäsche werden kostengünstigere Leistungserbringer als Outsourcer beauftragt, während in der menschzentrierten Wohngemeinschaft hauswirtschaftliche Tätigkeiten als Teil der Alltags-Normalität bewusst ermöglicht werden. Hier zeigen sich die unterschiedlichen Philosophie-Ansätze, die sich wiederum in den baulichen Gegebenheiten und den in Kapitel 3 diskutierten Wirtschaftlichkeitskalkulationen niederschlagen. Wird die Wäsche beispielsweise im Outsourcing von Dritten übernommen, braucht man sich über entsprechende Hauswirtschaftsräume diesbezüglich wenige Gedanken zu machen. Umgekehrt sind entsprechende Raumgestaltungen bei den menschzentrierten Wohngemeinschaften notwendig.

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Auch bei der Wahlfreiheit bei Pflege- und Betreuungsleistungen gibt es erhebliche Unterschiede. Bei den funktional-orientierten Wohngemeinschaften werden Pflege- und Betreuungsleistungen überwiegend vom gleichen Träger erbracht. Deshalb findet sich hier häufig die Form der anbieterorganisierten Wohngemeinschaft vor. Im Gegensatz dazu bestehen bei den menschzentrierten Wohngemeinschaften unabhängige Verträge, die die Mieter hinsichtlich der Pflege- und bestimmter Betreuungsleistungen abschließen. Hier herrscht häufig die selbstorganisierte Form der Wohngemeinschaft vor. Diese idealtypische Unterscheidung in zwei Philosophien der Wohngemeinschaften zeigt die unterschiedliche Herangehensweise in der Konzeption auf. Entscheidend ist nicht die Ausprägung in Einzelkriterien, sondern die grundlegend verfolgte Zielsetzung. In der Praxis finden sich eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptionen, die in Teilen die menschzentrierte und anderen Bereichen funktional-orientierte Philosophie-Ansätze verfolgen. Wichtig dabei ist, immer wieder die Grundkonzeptionen explizit auf Konsistenzen und Widersprüche zu untersuchen, um Brüche mit teilweise weitreichenden Konsequenzen zu erkennen. Beispielsweise werden spätestens in der Wirtschaftlichkeitsanalyse, wie in Kapitel 3 beschrieben, die Philosophie-Ausprägungen in konkrete Wirtschaftlichkeitsgrößen überführt, sodass spätestens bei den Kostenkalkulationen die Grundphilosophien zutage treten.

2.6 Angehörigen-Arbeit als Ausprägungsform der Philosophien von Wohngemeinschaften Ausgehend von dem Anspruch des selbstbestimmten Älter-Werdens gekoppelt an den Umstand eines Älter-Werdens mit Demenz stehen Begleiter von Wohngemeinschaften vor einer höchst abstrakten Aufgabe. Diese inhaltlich zu füllen, bedeutet auch hier, sich die Frage nach der Grundhaltung und somit auch nach der philosophischen Ausrichtung zu stellen. Das Spannungsfeld Selbstbestimmtheit und Demenz wirft zudem die Frage nach Dritten auf. So trifft der Begleiter von Wohngemeinschaften, sein Leistungskonzept betreffend, eine Entscheidung bezogen auf die Zusammenarbeit mit Angehörigen und weiteren nahestehenden Dritten. In der Tendenz kann dies die aktive Einbindung dieser bedeuten oder auch den bewussten Ausschluss. Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen ergibt sich, trotz des unterschiedlichen Richtungsangebotes, als integrierter Auftrag. Den Begleitern von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen lässt der rechtliche und konzeptionelle Gestaltungsspielraum offen, aus welchem Selbstverständnis heraus sie diesen Auftrag verstehen. Dazu bieten sich unterschiedliche Sichtweisen an: Ein Grundgedanke ist, dass durch die Organisationsform der Wohngemeinschaft hilfebedürftige Menschen in die Lage versetzt werden, über ihren Lebensalltag weiterhin entscheiden zu dürfen. Idealer Weise könnte dies fernab vordefinierter Versorgungsstrukturen geschehen. Wird dieser Gedanke auch in rechtlicher Hinsicht konsequent weitergedacht, kann es im aktuellen Diskurs um Wohngemeinschafts-Typen im Ergebnis eine „selbstverantwortete Wohngemeinschaft“ bedeuten. Die Rolle des betreuenden

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Fachdienstes ist damit vorgeschrieben. In seinem Selbstverständnis als Besucher im Haus ist er begleitender Berater, Impulsgeber und Wegbegleiter, jedoch nicht Entscheidungsträger. Dies obliegt den Nutzern der Wohngemeinschaft. Auf der Grundlage der krankheitsbedingten Einschränkungen wird die Entscheidungsverantwortung auf den gesetzlichen Vertreter bzw. Angehörigen übertragen. Darüber entsteht ein dynamisches Kooperationsdreieck. Es zeigt auf, wie bedeutsam der „nahestehende Dritte“ für die Zielerreichung, nämlich das Wohlbefinden des Betreuten, ist. Unabhängig davon, ob die Bedürfnisse des Angehörigen deckungsgleich mit dem des Betreuten sind, bleibt er ein fester Bestandteil im Begleitungsalltag für den Betreuungsdienst. Die Basis bildet das positive Grundverständnis, ein gemeinsames Ziel zu haben. Alle Handlungen können demnach gemeinschaftlich auf diese Priorität abgestimmt werden. Der menschzentrierte Grundgedanke fokussiert also auf eine kooperative Gemeinschaftsarbeit und erlaubt einen kontinuierlichen Blick auf das Ziel. Denn dies geschieht jenseits fremdbestimmter Strukturen. Damit darf die Frage nach dem Wohlbefinden des Einzelnen gestellt und möglichst individuell beantwortet werden. Idealtypisch wird hier der Angehörige über seine Entscheidungsaufgabe hinaus aktiv in den Alltag des Betreuten eingebunden. Optimal wird es dann, wenn das Leben des Nutzers darüber einen vertrauten Charakter behält und Geborgenheit vermittelt, seine Umgebung so möglichst persönlich gestaltet und seine bekannten Abläufe in das Gemeinschaftsleben integriert werden können. Ein hohes Maß an Individualität, zusammengenommen mit der Entscheidungsgewalt beim Nutzer und seinem rechtlichen Vertreter, stellt den Leistungserbringer vor eine herausforderungsvolle Aufgabe. Denn möglicherweise gibt es unterschiedliche bis widersprüchliche Handlungsaufträge. Ein Grundsatz in der menschzentrierten Sichtweise muss daher, auf dem Hintergrund der Lebensform der Gemeinschaft, sein, dass Individualbedürfnisse immer im Verhältnis zu dem gesamtgemeinschaftlichen Wohlbefinden aller Nutzer gesehen werden müssen. Der Begleiter versteht sich in diesem Paradigma als Moderator. Sowohl bezogen auf die Nutzergemeinschaft als auch im Abwägungsprozess zwischen Nutzer und seinem Angehörigen. Denn abhängig von der persönlichen Wertigkeit und auch Beziehungsqualität untereinander können Situationen entstehen, die einer Moderation bedürfen, um diese lösen zu können. Der fachliche Begleiter muss diesem Grundverständnis nach und ggf. aus einer rechtlichen Verpflichtung heraus einen Kommunikationsauftrag erfüllen können, welcher es schafft, dieses partizipatorische Konzept von der Basis durch themenzentriertes Agieren im Sinne aller Beteiligten zu stärken. Im Ergebnis bietet diese philosophische Grundausrichtung die Möglichkeit, ein „Älter-Werden“ umzusetzen, welches der Einzelne an ihn heranträgt. Aus der Perspektive des Leistungserbringers ist ein unbestimmtes Maß an Flexibilität in Organisation und Ablauf kennzeichnend für die menschzentrierte Sichtweise. Diese strukturellen Möglichkeiten bieten die Chance, das priorisierte Ziel, nämlich das Wohlbefinden der Betroffenen und somit den angenommenen Auftrag, erfüllen zu können. Vom Standpunkt der Fachlichkeit ausgehend kann eine Struktursicherheit, bezogen auf die Aufbau- und Ablauforganisation, ebenso als bedeutsam gewertet werden. Diese sicheren Bedingungen können auch für den Hilfesuchenden und seinen Angehörigen

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ausschlaggebend sein, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen. Im Richtungsdiskurs um die Rechtsform der Wohngemeinschaften kann es die Entscheidung für eine „anbieterverantwortete Wohngemeinschaft“ bedeuten. Der Leistungserbringer kann hier aus seinem fachlichen Verständnis heraus eine nicht näher definierte Rahmenstruktur konzipieren und entsprechend seine Leistung anbieten. Die Voraussetzung zur Formulierung einer Basisstruktur geschieht mit Blick auf den zu betreuenden Personenkreis. Dafür muss eine Bedarfsanalyse und folglich ein Bedarfsprofil erstellt werden. Für eine Wohngemeinschaft mit Betreuungsleistung für Menschen mit Demenz bedeutet dies, dass der Leistungserbringer seinen Handlungsentwurf vorab, unabhängig der persönlichen Lebenskonzepte der Nutzer, entwerfen kann. Grundlegend für seine Leistung, welche er anbietet, sind zunächst die von der Demenz hergeleiteten Bedürfnislagen. Entlang dieser Kriterien kann er nun seinen organisatorischen Aufbau und Ablauf planen. In diesem Prozess bleibt er, anders als bei der „selbstverantworteten Wohngemeinschaft“, entscheidungsbefugt. Dies befreit ihn nicht von einer individuellen Betreuung der Nutzer. Der Handlungsspielraum an Möglichkeiten für den Einzelnen in Bezug auf seine persönliche Lebensführung ist in diesem Paradigma jedoch ein anderer, da der Anbieter eine Versorgungsstruktur vorformuliert. Ausgehend davon, dass das Ziel, nämlich Zufriedenheit und Wohlbefinden, in beiden philosophischen Ausrichtungen dasselbe ist, obliegt dem Betreiber der anbieterverantworteten Wohngemeinschaft gleichsam der oben genannte Kommunikationsauftrag. Denn unabhängig von der Rechtsform bleibt der Angehörige von den Bedürfnissen „seines“ Angehörigen nicht unberührt und bringt darüber hinaus auch eigene Vorstellungen ein. Der Unterscheid bleibt, dass der Betreiber eine gesicherte Gesamtstruktur behält und Irritationen vom Nutzer und dessen Angehörigen abweisen darf. Die Entscheidung für die Leistung trifft er schließlich beim Einzug. Eine Verpflichtung, Anpassungen vorzunehmen, hat er grundsätzlichen nicht – es sei denn, es gibt eine positive Selbstverpflichtung. In dem Richtungsdiskurs um „selbstverantwortete“ und „anbieterverantwortete“ Wohngemeinschaften trifft der Anbieter von Betreuungsleistung schließlich eine Entscheidung bezogen auf die Grundhaltung. In unmittelbarer Konsequenz entscheidet er sich hier auch für eine Ausrichtungsform in der Angehörigenarbeit. Trotz harter rechtlicher Trennung bleibt jedoch der gleiche Auftrag, nämlich ein themenzentriertes Handeln für ein möglichst selbstbestimmtes „Älter-Werden“. Das heißt, dass auch die Logik von Konflikten in der Zusammenarbeit verstanden werden muss, damit sie konstruktiv gelöst werden können. Daher darf im Findungsprozess nicht die rechtlich legitimierte Entscheidungsgewalt ausschlaggebend sein. Schließlich macht dies eine gute Gemeinschaftsarbeit nicht überflüssig. Es bleibt ein Spannungsfeld für alle Beteiligten zwischen Konzeptlosigkeit und vorgeschriebenem Lebenskonzept sowie grenzenloser Partizipation und nutzerunabhängiger Versorgungsstruktur. Aus der eingangs getroffenen Entscheidung des Begleiters nach seiner grundsätzlichen Haltung ergeben sich ein entsprechendes Selbstverständnis und somit auch eine bestimmte Rolle gekoppelt an Rechte und Pflichten auf Anbieter- und Angehörigenseite.

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Die Unterschiedlichkeit in Angebot und Nachfrage bestimmt folglich, wie der aktuelle Diskurs um die Versorgungslandschaft beantwortet wird.

2.7 Fazit Die philosophische Ausrichtung der Wohngemeinschaften ist eine grundlegende Festlegung. Sie bestimmt die Kultur nach innen und die Darstellung nach außen. Sie richtet sich nach der grundsätzlichen Frage, welche Bedarfslage die Menschen haben und wie die Wohngemeinschaft dementsprechend gestaltet werden soll. Wohngemeinschaften gestalten Lebensraum – dieses Leitbild liegt der philosophischen Grundausrichtung zugrunde und beeinflusst alle weiteren Gestaltungsformen. Dies äußert sich in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vor allem in der Ausgestaltung der Betreuungsleistungen und Betreuungsmodelle. Die Qualifizierung der Mitarbeiter und der quantitative Einsatz stehen in direktem Zusammenhang mit der philosophischen Grundausprägung – was braucht der Mensch in seiner Bedarfslage führt direkt zu der Frage, wie dieser Lebensraum wirtschaftlich gestaltet werden kann. Daraus leiten sich ebenfalls die organisatorischen Gestaltungen ab. Die philosophische Grundentscheidung bedingt alle weiteren Gestaltungsausprägungen. Stehen die Bedarfslagen der Menschen im Mittelpunkt, so sind die Zielgruppen der Wohngruppen bestimmend für ihre Ausrichtung. Hierbei sind die Angehörigen neben den Nutzern ebenfalls eine zentrale Personengruppe, die in Ablauf und Betreuung der Wohngemeinschaften zu integrieren sind. Insbesondere die Unterscheidung in selbstbestimmte oder anbieterverantwortete Wohngemeinschaften verdeutlicht die organisatorischen Ausprägungen und die Angehörigen-Stellung. In selbstbestimmten Wohngemeinschaften übernehmen die Angehörigen eine zentrale Verantwortung. Sie bestimmen in hohem Maße mit, wie der Ablauf aussieht und wie wichtige, den Lebensalltag beeinflussende Faktoren gestaltet werden. Bei anbieterverantworteten Wohngemeinschaften sind insbesondere die Angehörigen peripher an der Organisation und den Abläufen beteiligt. Die Ausprägung der Wohngemeinschaften ergibt sich durch die baulichen Gestaltungsoptionen und die Leistungskonzepte. Bei den baulichen Ausprägungen sind neben dem Standort vor allem die Individual-Räume und die Gemeinschaftsbereiche relevant. Hier ergeben sich viele Gestaltungskriterien, angefangen von Farbkonzepten über Akustikgestaltungen bis hin zu Raumkonzepten und der technischen Einrichtung. Neben diesen grundlegenden baulichen Erscheinungsformen entscheiden die Leistungskonzepte über die Ausprägung der Wohngemeinschaften. Insbesondere Fragen nach Art der Leistungen, der Menge der Leistungen und der Organisation der Leistungserbringung mit Einbeziehung der Angehörigen prägen die Lebenskultur. Idealtypisch lassen sich die menschzentrierten und funktional-orientierte Wohngemeinschaften unterscheiden. Bei den menschzentrierten Wohngemeinschaften steht vor allem die Normalität mit der Möglichkeit der Einbeziehung eigener Leistungen im Vordergrund. Der Übergang von der bisherigen Lebensführung in die neue Lebensumgebung der Wohngemeinschaft

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soll möglichst gering sein. Bei funktional-orientierten Lebensgemeinschaften dominieren häufig wirtschaftliche Gesichtspunkte. Daraus abgeleitet entstehen die Leistungskonzepte und organisatorischen Regelungen, sehr häufig mit Auswirkungen auf die Angehörigenarbeit. Die philosophische Grundausrichtung hat somit zentralen Einfluss auf viele Gestaltungskriterien und stellt eine grundsätzliche Entscheidung dar.

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3 Qualität und Qualitätsentwicklung in Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen1 Die Qualitätsdiskussion rund um das Thema der ambulant betreuten Wohngemeinschaften wird bestimmt durch eine Reihe von Abgrenzungsproblemen. Die Gretchenfrage dabei lautet stets, inwiefern die Menschen, die in den Wohngemeinschaften leben, ihre Geschicke in welchem Ausmaß noch selbst bestimmen oder auf andere angewiesen sind und entsprechende Dienstleistungen einkaufen müssen. In einer Reihe von Landesheimgesetzen wird diese Trennung deutlich, indem zwischen selbstbestimmten und anbieterverantworteten Wohngemeinschaften unterschieden wird. Davon ist also abhängig, welche gesetzlichen Vorgaben greifen und damit automatisch eine Reihe von (Qualitäts-) Anforderungen zu erfüllen sind. Insofern ist die Frage nicht die, welche generellen Qualitätsanforderungen für Wohngemeinschaften bestehen, sondern vielmehr die Frage, an wen sie gerichtet sind. Überträgt man die Unterscheidung zwischen Pflicht und Kür, kommen zu den Mindestanforderungen etwa der Landesheimgesetze noch die spezifischen der jeweiligen Initiatoren, Angehörigengruppen, Träger, Selbstorganisation und so weiter dazu. Ein wahrer Dschungel. Von daher ist hilfreich, nachfolgend eher ein Verfahren an die Hand zu geben, um den eigenen Weg zur angemessenen Bestimmung dessen, was die Qualität für das eigene Wohnprojekt betrifft, zu finden, als einen „abstrakten“ Qualitätskriterienkatalog vorzustellen. Wir wollen das mithilfe eines Leitfadens vornehmen, der zusammen mit dem Fachverband ‚Wohnen in Gemeinschaft’ (WIG) entwickelt worden ist, und beispielhaft Antworten auf die Fragen geben.

3.1

Qualität von betreuten Wohngemeinschaften – der Ausgangspunkt

Dennoch, um in das Thema hineinzukommen, kurz einige grundlegende Gedanken. Qualität fällt nicht vom Himmel, sondern konkretisiert Erwartungen, die von den Beteiligten an ein Thema gerichtet sind, hier also an die Wohngemeinschaften. Was versprechen sich die Menschen von diesen Wohngemeinschaften? Befragungen von Angehörigen bestätigen folgende grundlegende Anforderungen: Erwartet werden 1. ‚familienähnliche’ Strukturen, 2. so viel Selbst- und Mitbestimmung wie möglich (auch unter Beteiligung der Angehörigen), 3. intensive Betreuung und Pflege (hohe Versorgungssicherheit), 4. Einbettung der Wohngemeinschaft in das Umfeld (Quartiersbezug) und 5. ein entsprechend überschaubares und ebenfalls familienähnliches ‚Raumprogramm’. 1

Teile dieses Textes wurden erstmals in Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz veröffentlicht: Quellenangabe: Thomas Risse (Hrsg.): Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Konzepte – Finazierung – Betreuung – Praxisbeispiele. Stand Januar 2009 Forum GesundheitsMedien GmbH. Merching. Nähere Informatonen: www.forom-verlag.com/gesundheit.html

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3.2 Dimensionen von Qualität Hilfreich ist danach zu fragen, welche qualitativen Aspekte rund um die Wohngemeinschaften mit einzubeziehen sind. Für welche Bereiche sind also Qualitätskriterien aufzustellen? Es bietet sich an, zunächst drei Bereiche grob zu unterscheiden: 1. Bauwerk und Umfeld (= bauliche Ausführung; bauliche Voraussetzungen des Notrufs; gebäudebezogene Infrastruktur und Wohnumfeld usw.) 2. Service (= haustechnischer Service; Betreuung/persönlicher Service; pflegerische Dienste und Krankenpflege; Hausnotruf; hauswirtschaftliche Dienste und andere mögliche Wahlleistungen) 3. Vertragsgestaltung (= Mietvertrag; Dienstleistungs-/Betreuungsvertrag und andere Verträge) Es ist damit eine Art ‚Qualitätsdreieck’ beschrieben, dessen inhaltliche Ausgestaltung die eigentliche und ganze spezifische Qualität des Angebots einer Wohngemeinschaft ausmacht. Von Pawletko kam schon früh der Vorschlag, diese grobe Unterteilung methodisch über die Unterteilung in Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität zu verfeinern; dies mündete in einen der ersten systematischen Kriterienkataloge zu qualitativen Anforderungen an Pflegewohngemeinschaften – im Kern sind sie auch vorbehaltlich der jeweiligen Anforderungen der Landesheimgesetze heute noch gültig. Strukturqualität: –– Trennung von Vermietung und Versorgungs-/Pflegeangebot und der damit zusam-

–– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– ––

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menhängenden (prinzipiellen) Wahlfreiheit und verbraucherrechtlichen Stärkung der Bewohner bezüglich des Anbieters pflegerischer Dienstleistungen. Recht auf Mitbestimmung beim Zuzug neuer Bewohner für die Wohngemeinschaft. Möglichkeit des Probewohnens. Beteiligung von Pflegediensten mit Versorgungsvertrag (dadurch transparente Leistungen durch Vertrag und Dokumentation). Etablierung einer festen aber freiwilligen Teamstruktur bei den eingesetzten Mitarbeitern. Regelmäßige Dienst- und Fallbesprechungen und ein Angebot von Supervision für Mitarbeiter. Quartiersbezug der Wohngemeinschaft ( =„normale“ Nachbarschaft und eine erreichbare vielfältige Infrastruktur sowie Lage im angestammten Stadtteil). Barrierefreiheit der Immobilie. Einzelzimmer für jeden Mieter. Mindestens zwei Bäder (bei sechs bis acht Mietern). Große (Wohn-)Küche, die die Mitarbeit von den demenzkranken Mietern erlaubt und zentral gelegen ist. Großes zentrales Wohnzimmer (ersatzweise große Wohnküche), ebenfalls zentral gelegen. Laufwege, um dem Bewegungsdrang der Mieter entgegenzukommen.

Bauwerk/ Umfeld

Qualität

VerträgeService

Das Qualitätsdreieck, Risse 2009, Teil 2, Kap. 2.3, Seite 1 -))

–– Ausstattung mit Freisitz (Garten, Terrasse, Balkon). –– Die Gewährleistung der Pflege bis zum Lebensende.

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–– –– ––

Prozessqualität: Doppelbesetzung (Präsenz von zwei Mitarbeitern) tagsüber (bis ca. 22.00 Uhr). Orientierung der Tagesabläufe an den Gewohnheiten und dem Rhythmus der Mieter. Maximale Beteiligung der Mieter an alltäglichen Verrichtungen. Unterstützung von persönlichkeitsstabilisierenden Ritualen (Kleidung, Umgangsform, Ess- und Trinkgewohnheiten etc.) Regelmäßige Abstimmung der Pflegehandlungen mit Angehörigen/gesetzlichen Betreuern der Mieter. Dies sollte auch in institutionalisierten, regelmäßigen Zusammenkünften der Beteiligten geschehen (so genannte Angehörigentreffen). Die Mitarbeiter des beteiligten Pflegedienstes sollten ein Repertoire an „unterhaltenden“, Aktivitäts- und mobilitätsfördernden Maßnahmen vorhalten. Minimierung von Psychopharmaka-Einsatz; enge Abstimmung mit Angehörigen und Fachärzten. Enge Kooperation mit Haus- und Fachärzten, Einbeziehung von therapeutischen Berufen und anderen Partnern.

Ergebnisqualität: –– Ein guter körperlicher Status der betreuten Mieter. –– Ein guter Ernährungszustand. –– Schmerzfreier Zustand der demenziell Erkrankten.

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–– –– –– ––

Eine krankheitsangemessene (geringe) Medikation. Vertrauensvoller Bezug zum eingesetzten Personal. „Wohlbefinden“ und „Lebensfreude“ der demenziell Erkrankten. Arbeitszufriedenheit bei den beteiligten Mitarbeitern der Pflegedienste.

Ein Kernthema bleibt die Frage, wie und womit die Ergebnisse zu messen sind und wie entsprechende Nachweise aussehen können. Wichtig ist auch, immer wieder vor Augen zu haben, dass eine Wohngemeinschaft in der Regel eine private Unternehmung ist. Bei der Frage nach Instrumenten und Methoden der Qualitätssicherung müssen deshalb andere Maßstäbe angelegt werden. Eine Pflegewohngemeinschaft kann kaum ‚zertifiziert’ werden. Sie kann aber Anforderungen an ihre eigenen Gremien stellen, mit der sie ihren individuellen und kollektiven Verbraucherschutz sicherstellen will. Sie wird auch Anforderungen an die Qualitätsregularien der Dienstleister stellen.

3.3 Leitfaden zum Qualitätsmanagement in Wohngemeinschaften Viele Wege führen nach Rom. Letztlich ist es entscheidend, dort (mit möglichst wenig Umwegen) anzukommen. Ein Leitfaden dient dazu, die richtigen Fragen zu stellen, um die wesentlichen Aspekte von Qualität in Wohngemeinschaften zu ‚entdecken’, die dafür Verantwortlichen zu identifizieren und Wege zu ihrer Erlangung und ihres Nachweises zu beschreiben. Der nachstehende Qualitätsleitfaden versteht sich – wie es die Bezeichnung nahelegt – als Wegweiser zur Qualitätsentwicklung. Qualität kann nicht in Wohngemeinschaften ‚hineingeprüft’ werden. Sehr wohl aber können sich Initiatoren, Pflegedienste und alle anderen Akteure rund um das Betreuungsnetzwerk von Wohngemeinschaften dazu verpflichten, für Transparenz und Qualitätsentwicklung zu sorgen und regelmäßig darüber zu berichten. Die Leitlinie dient somit auch als Gliederungshilfe für zu erstellende Qualitätsberichte über Wohngemeinschaften. Die Qualitätsleitlinien sind damit kein abschließender Katalog („Prüfkriterien nach MDK-Logik“), sondern stellen eine Rahmenempfehlung dar, die im Einzelfall angepasst werden kann und muss. Die Leitlinie orientiert sich vornehmlich an dem universellen Qualitätsmodell der Europäischen Stiftung für Qualitätsmanagement (EFQM). Auch ohne detaillierte Kenntnis der Kriterien und ihrer Anforderungen erschließt sich die Logik relativ schnell. Die Prämisse des Modells folgt der Auffassung, dass gute Ergebnisse eines jeden Vorhabens (=Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit; gesellschaftlicher Beitrag und wirtschaftlicher Nutzen) nur dann ausgewogen erreichbar sind, wenn die Führung über eine geeignete Strategie zur Verfolgung der Ziele verfügt, die zu einem sinnvollen Einsatz der Ressourcen und zu einer angemessen Gestaltung der Prozesse zur Umsetzung führt. Zur Erläuterung sind den Kriterien jeweils wenige erläuternde Sätze vorangestellt.

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Weiterhin wurden als zusätzliche Empfehlungen inhaltliche Aussagen anderer Kataloge eingearbeitet, wie etwa der Leitfaden „Ambulante Betreuung von Menschen mit Demenz in Wohngemeinschaften“.

3.3.1 Koordination und Leitung in Wohngemeinschaften Dieses Kriterium umfasst Aussagen zu zentralen Zielen, Werten und zum Dienstleistungsverständnis der Führungsmitarbeiter. Ebenso geht es um die Vorbildfunktion, die persönliche Rolle bei Leitungsaufgaben, auch und insbesondere im Netzwerk der Kooperationspartner, sowie um die Beziehungsgestaltung gegenüber den Mitarbeitern. Ansatzpunkte sind hier: 1. Welches Menschenbild und Dienstleistungsverständnis die Leitungskräfte/ Koordinatoren/Initiatoren mitbringen und deutlich machen (z.B. Gaststatus des Pflege/Betreuungsdienstes; der Pflegedienst versteht sich als Dienstleister im Rahmen seiner Beauftragung; die Mitglieder der Wohngemeinschaft befinden sich in struktureller Unabhängigkeit von den beauftragten Dienstleistern; Aspekte der Kundensouveränität; Förderung von Selbstverantwortung und Eigeninitiative): Die hier formulierten Prinzipien sind Absichtserklärungen und drücken eine Haltung der ‚Professionellen’ im Kontext einer Wohngemeinschaft aus. Entsprechende Formulierungen finden sich etwa in den Konzepten zu diesen Vorhaben. Praxisbeispiel: „Wichtig ist uns der Grundsatz, dass sich alle Mitarbeiter stets als Gast in einer ihnen „fremden“ Wohnung verstehen und allen Tendenzen entgegenarbeiten, in eine Art „Hausherren-Rolle“ zu schlüpfen“. Sie sind zu ‚übersetzen’ und überprüfbar zu machen: Es fängt an bei der Frage des ‚Dienstzimmers’ (natürlich keines bzw. nicht innerhalb der Wohngemeinschaft) bis hin zu regelmäßigen Reflexionsschleifen des Teams bezüglich ihres Selbstverständnisses (Gast), zum Beispiel über Supervisionen oder Workshops. Hier ist die Frage entscheidend, wie sehr die Leitung persönlich entsprechende Prozesse fördert. 2. Wie sie persönlich mitwirken bei der Entwicklung des ‚Managements’ rund um die Wohngemeinschaft (z.B. Planung, Umsetzung, Überprüfung und Fortschreibung der grundlegenden Organisationsprinzipien der Wohngemeinschaft einschließlich der Konzepterstellung- und Konzeptfortschreibung). 3. Wie sich die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch partnerschaftliche Zusammenarbeit im Betreuungsnetzwerk zeigt (z.B. Beteiligung an lokalen/regionalen Initiativen zum Schwerpunkt der Wohngemeinschaft. 4. Wie die Leitungskräfte ihre Vorbildfunktion und Anerkennung gegenüber dem Team (z.B. Kommunikation, Aktivitäten usw.) ausdrücken.

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3.3.2 (Strategische) Planung Hier sind Aussagen gemeint, wie die Akteure (also Initiatoren, ggf. Pflegedienste) vorgehen, um die wesentliche Ziele zu erarbeiten, sie bedarfsgerecht, d.h. in konkrete Angebote für die zu Betreuenden und andere Interessensgruppen umzusetzen und zu kommunizieren. Was wird also getan, um gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse und Erwartungen der Interessengruppen zu erfahren und zu kommunizieren? (z.B. über Befragungen, Auswertung von Gesprächen, Gesprächskreise mit Mitarbeitern und Angehörigen, regelmäßige Planungsgespräche usw.). In einem Transparenzbericht erklärt ein Pflegedienst das Vorgehen wie folgt: Praxisbeispiel: Um die Bedürfnisse und Erwartungen der WG-Bewohner, der Angehörigen, der Kostenträger, Selbsthilfegruppen etc. in angemessene Dienstleistungen zu übersetzen, nehmen wir schriftliche ‚Kundenbefragungen’ vor. Da dies erfahrungsgemäß nicht bei allen Mietern möglich ist, kommen hier noch weitere Instrumente zum Einsatz. Dies schließt regelmäßige Fallbesprechungen mit den anderen Akteuren im Betreuungsnetzwerk ebenso ein wie die gezielten Beobachtungen und deren Auswertung durch die Betreuungsassistenten. Sie werden ausgewertet und in die ständigen Planungsgespräche mit einbezogen. In regelmäßigen Beteiligtenversammlungen (Mieter, Angehörige) wird unter anderem reflektiert, inwiefern die Gesamtqualität der Leistungen aller Akteure mit den Prinzipien dieser Vereinbarung übereinstimmt. Dies führt in der Konsequenz dazu, die Dienstleistungen für die Wohngemeinschaft hauptsächlich an den folgenden Zielen auszurichten und umzusetzen: –– Integration in ein ganz normales Wohnumfeld – kein Verstecken der Pflegebedürftigkeit/der demenziellen Erkrankung in Institutionen, –– Ausstattung und Tagesabläufe wie in jedem anderen Privathaushalt in angepassten Wohnräumen, –– Möglichkeit der Beteiligung von pflegebereiten und -fähigen Angehörigen und ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern, –– Beteiligung der Bewohner an allen relevanten Haushaltstätigkeiten (Kochen, Einkaufen, Reinigen etc.) und Vermeidung von Hotelcharakter, –– Stärkung der Rolle des Menschen in seiner Erscheinungsform als Kunde/Patient im Hinblick auf die Gestaltung der Personalauswahl, der Tagesabläufe und der Pflegeabläufe und -prioritäten.

3.3.3 Mitarbeiter (Betreuungsteam) Dieses Kriterium bezieht sich auf Aussagen zur Auswahl, Weiterentwicklung, Beteiligung und Anerkennung von Mitarbeitern. Konkret geht es um die 1. Aufgaben und Auswahl von Mitarbeitern (Kompetenzprofil einschließlich Qualifikation entlang der Aufgaben; Auswahlverfahren; Rollenklärung des Personals, s. auch Gaststatus Kriterium 1)

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Praxisbeispiel: Um die Grundidee eines validierenden Betreuungsansatzes (s. Kriterium 5) umzusetzen, ist es notwendig, bei der Auswahl der Betreuungskräfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer entsprechenden Berufserfahrung und beruflicher Qualifikation zu berücksichtigen. Zu den Betreuungsaufgaben zählen direkte wie auch indirekte Betreuungsleistungen. Aus diesem Aufgabenspektrum lassen sich zwei Kompetenzprofile ableiten. Die Tätigkeiten aus indirekten Betreuungsleistungen werden durch einen Fallmanagerin erbracht. Direkte Betreuungsleistungen erfolgen durch die Concièrge und/oder Betreuungsassistenten. Praxisbeispiel: Die Haupterwartung ist jedoch die, dass es den Mitarbeitenden gelingt, in den Schuhen eines Menschen mit Demenz zu stehen. Dies ermitteln wir durch konkrete Fragen. Dieser Anspruch wird an jeden Bewerber gestellt, unabhängig davon, in welcher Wohngemeinschaft oder in welcher Funktion er arbeiten wird. Menschen mit Demenz benötigen die Mitarbeitenden, um sich wohlfühlen zu können. Bewerber mit erkennbarem Helfersyndrom oder Menschen, die durch ihr Auftreten den Eindruck vermitteln, dass sie gern Macht ausüben, werden bei uns nicht beschäftigt. Es ist eine bekannte Gegebenheit, dass in vielen sozialen Berufen einzelne Mitarbeiter beschäftigt sind, die ihren Aufgaben nicht gewachsen sind und zu Überreaktionen gegenüber den Bewohner/innen neigen. Viele Leitungskräfte scheuen sich, dies zu thematisieren. 2. Fort- und Weiterbildung (Spezielle Schulungen zum Umgang mit Demenz/ bzw. andere Erkrankungen abhängig von der Ausrichtung; Inhalte, Frequenz und Umfang sind bedarfsabhängig). 3. Mitarbeiterförderung (Fördergespräche; Angebote zur Reflexion des eigenen Handelns, Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen u.Ä.m.) Praxisbeispiel: An der Vorgabe eines zu erstellenden Transparenzberichts angelegt, sollen in einem mitarbeiterorientierten Workshop-Projekt für die Wohngemeinschaft ‚Leben am Rheinelbepark’ kritische Pfade identifiziert werden, um die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure entlang der Qualitätskriterien der Leistungs- und Qualitätsvereinbarung zu optimieren. Die ‚kritischen Pfade’ bilden die Basis für zu erstellende einfache und nachvollziehbare Handlungshilfen. Am Prozess beteiligt sind sowohl die Angehörigen und Betreuer der Mieter als auch alle relevanten Berufsgruppen (Fallmanager, Alltagshelfer, Pflege). Damit soll von Beginn an ein hohes Maß an Transparenz und Verbraucherschutz garantiert werden. Vorgegangen wurde wie folgt: Ausgangspunkt des Projekts ist eine schriftliche Befragung der Angehörigen, der gesetzlichen Betreuer und Mitarbeiter (Pflege und Betreuung). In einem anschließenden Workshop werden die Ergebnisse – zusammengefasst – vorgestellt und mit den Eindrücken der Prozessbeteiligten abgestimmt. Diese Ergebnisschau ist die Basis für anschließende Kurzworkshops/Seminare mit Mitarbeitern. Hier werden Stärken und Verbesserungen sichtbar, die nach der Priorisierung die Grundlage für zu verändernde oder zu erstellende schriftliche Handlungsleitlinien darstellen. Gliederungspunkte für die Diskussion sind: –– Angebote für Mieter, –– Qualifikation der Alltagsbegleiter, –– Zusammenarbeit mit Pflege und Alltagsbegleiter,

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–– Personaleinsatz in der Wohngemeinschaft, –– interne Kommunikation.

In einem Bilanz-Workshop werden anschließend die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst und dienen als Vorstufe für die Redaktion der Handlungshilfen und als Baustein für den zu erstellenden Transparenzbericht.

3.3.4 Ressourcen Dieses Kriterium umfasst Aussagen darüber, wie und welche Mittel eingesetzt werden, um die Ziele und Abläufe innerhalb einer Wohngemeinschaft zu unterstützen. Konkret geht es hierbei um die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern ebenso wie um die Art und Weise, wie mit den Finanzen, dem Wohnraum und Informationen – als wichtige ‚Ressourcen’ – umgegangen wird. Ansatzpunkte können sein: –– Partnerschaften (Zusammenarbeit Betreuungsteam/ Pflegedienst; Vertragsgestaltung; Angehörigenarbeit), –– Finanzielle Regelungen (Vertragsgestaltung, besondere Regelungen), –– Gebäude, Wohnraum, Einrichtung (Beachtung üblicher baulicher bzw. heimund bauordnungsrechtlicher Standards, insbesondere Barrierefreiheit DIN 180, z.B. Musterwohnformen-Richtlinie, Empfehlungen zur Fläche lt. WFB Gruppenwohnen NRW 40).

3.3.5 Prozesse Das Kriterium Prozesse erfasst die Beschreibung und Gestaltung, Steuerung, Messung und Überarbeitung der wichtigsten Abläufe in der Pflegewohngemeinschaft – einschließlich darauf bezogener Gütemerkmale – sowie Aussagen zum Prozedere des Qualitätsmanagement. Ansatzpunkte können sein: –– Einzug (Erstkontakt; Entscheidungsverfahren „Neue Mieter“; Informationssammlung- und Weitergabe), –– Leben & Wohnen (Art und Umfang tagesstrukturierender Angebote; Mahlzeitengestaltung, Aspekte der Kommunikation mit dem Mieter), –– Auszug/Tod (Maßnahmen, um Umzüge zu vermeiden; Unterstützung in der Abschiedsphase), –– Umgang mit Beschwerden (Verfahren, um Rückmeldungen aktiv einzuholen und auszuwerten), –– Qualitätssicherung und Qualitätsnachweise (Angemessene Übertragung bestehender Qualitätsmanagement-Verfahren auf die Pflegewohngemeinschaft: Verfahren zur Selbstbewertung; Fallbesprechungen/Pflegevisiten; Regelung zu Konfliktmanagement, z.B. Ombudsmann; Gestaltung regelmäßiger Kunden/Angehörigenbefragung; Begehung durch externe Experten; Selbstverpflichtung zu Qualitätsbericht; Beteiligung an Benchmarkingkreisen/Erfahrungs-Runden (ERFA) usw.).

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Praxisbeispiel: In einem Qualitätsbericht beschreibt ein Pflegedienst seine Aktivitäten mit Blick auf das Qualitätsmanagement wie folgt: „Damit die Qualität der Betreuung und Pflege sichergestellt bzw. ständig weiterentwickelt werden kann, beteiligt sich das Team an einer Reihe von qualitäts- und lernorientierten Aktivitäten, die durch interne wie auch durch externe Verfahren gestützt werden: Intern: Es werden regelmäßige, das heißt wöchentliche, wohngemeinschaftsübergreifende Besprechungen des gesamten Teams durchgeführt. Dazu kommen regelmäßige Fallbesprechungen: In diesen Sitzungen werden die Betreuungssituationen einzelner Bewohner in der Zusammenschau mit den anderen Akteuren im Unterstützungsnetzwerk reflektiert und über Maßnahmen beraten. Über die Ergebnisse werden standardisierte Ergebnisprotokolle geführt. Hier fließen auch Ergebnisse in das Profil des Wohlbefindens ein (s. unten). Extern: Die Wohngemeinschaft beteiligt sich an einem kommunalen Gremium, in dem alle Initiatoren und Betreiber der Kommune zusammenkommen, um gemeinsame Qualitätsgrundsätze zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Die Geschäftsführung des Pflegedienstes und die Leitung der WG beteiligen sich an der psycho-sozialen Arbeitsgemeinschaft der Stadt. Dazu kommen Fort- und Weiterbildungen zu den Themen Palliativpflege, „Beschäftigungsangebote“, „Depression und Aggression“ und „Festgestaltung“ für Alltagshelfer. Dazu kommen noch Befragungen der Angehörigen und der Mitarbeiter, die wir alle zwei Jahre durchführen. Angehörigen- und Mitarbeiterbefragungen Ziel der Angehörigen- und Mitarbeiterbefragungen ist es, die Erwartungen an und Einschätzung der Qualität der Wohngemeinschaften repräsentativ zu spiegeln und die Kriterien wie auch die Ergebnisse als Instrument der Selbstbewertung für die Beteiligten auf der Ebene der Wohneinheiten, wie auch übergeordnet etwa bei Verbünden in entsprechende Austauschforen einzubringen. So fungieren Befragungen als „Auftakt“ für die Ermittlung von Stärken und Verbesserungen, sie zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Mitarbeitenden und Angehörigen, sie dienen als Basis für Evaluationsgespräche, als Trendbarometer für Veränderungen und nicht zuletzt als Bestätigung der „Guten Arbeit“ nach Innen und Außen. Alle ‚Kundengruppen’ (mit Ausnahme der Mieter – für sie ist diese Form der Befragung nicht geeignet) werden anhand eines standardisierten Fragebogens nach ihrer Zufriedenheit mit einer Vielzahl von Aspekten befragt. Grundsätzlich gilt für alle hier angesprochenen Verfahren, dass der Schutz der Privatsphäre des Mieters/Bewohners im Vordergrund steht. Sämtliche Befragungen und sonstigen Datenerhebungen unterliegen nicht nur den Bestimmungen des Datenschutzes, sondern sind nur dann durchzuführen, wenn sich die Betreffenden ausdrücklich damit einverstanden erklären. Nicht jeder Anbieter oder jede WG kann ein Befragungsinstrument selbst entwickeln. Man kann zum Glück auf Fragebögen zurückgreifen, die die wesentlichen qualitativen Gütekriterien für Wohn- und Hausgemeinschaften enthalten, wie sie nachstehend gelistet sind:

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–– Selbstbestimmung (keine Entscheidung gegen Willen der Mieter, Förderung der

Selbstständigkeit, Selbstgestaltung des Lebens), –– Sicherheit und Privatsphäre (keine Gewalttätigkeiten, völlige Sicherheit, Betreu-

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––

––

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––

ung während der Nacht, Wahrung der Privatsphäre, Balance zwischen privatem und Gemeinschaftsleben, Diskretion mit persönlichen Gegenständen), Soziale Integration und Teilhabe (Einbindung in das Wohnumfeld, Wohnung und Umfeld haben körperlich und psychisch positive Wirkungen, Möglichkeit zur Teilnahme an Aktivitäten, Einbringen der Bewohner/Mieter in das tägliche Leben, Unterstützung bei privaten Interessen, bedarfsgerechte Unterstützungsangebote, Präsenz von Menschen aus dem sozialen Umfeld), Ausstattung der Räumlichkeiten (Wohlbefinden in den WG-Räumlichkeiten, Mitgestaltungsmöglichkeiten der Gemeinschaftsräume, individuelle Gestaltung des eigenen Zimmers, Ausstattung des eigenen Zimmers entspricht Wünschen der Mieter, helle und freundliche Gemeinschaftsräume, hindernisfreie Erreichbarkeit aller Räume, Sauberkeit und Hygiene), Kommunikation und Umgang miteinander (Freundlichkeit der Mitarbeitenden gegenüber Mietern, Freundlichkeit der Mitarbeitenden gegenüber Angehörigen, Abstimmung der Betreuung/Pflege mit Angehörigen), Beratung, Information und Einbindung (Information über Zustand der Mieter, Information bei Einzug, Information bei Veränderungen, Einbindung der Angehörigen in das tägliche Leben, gutes Verhältnis zwischen Angehörigen), Mitarbeitende (emotional gute Arbeit der Mitarbeitenden, fachlich gute Ausbildung der Mitarbeitenden, kein hoher Zeitdruck, Anliegen werden ernst genommen, Einhaltung von Absprachen, gute Stimmung, kein häufiger Personalwechsel, guter Umgang der Mitarbeitenden mit Mietern, Eingehen auf Bedürfnisse der Mieter, Tipps der Mitarbeitenden zur Unterstützung der Bewohner/Mieter), Organisation der Arbeitsabläufe (Erreichbarkeit von Ansprechpartnern, Umsetzung von Angehörigenwünschen, professionelle Erbringung der Betreuungs-/ Pflegeleistungen, gute Abstimmungsprozesse, Zusammenarbeit mit anderen Dienstleistern). Fazit (gutes Preis-/Leistungsverhältnis, Zufriedenheit mit Wohnform [gute Arbeit], man kümmert sich um Angehörige, Bewohner/Mieter fühlen sich geborgen, Qualitätsverbesserung in den letzten 12 Monaten, Weiterempfehlung der Wohngemeinschaft, Zufriedenheit mit Arbeitsbedingungen [Frage nur an Mitarbeitende], Entlastung durch Wohnform [Frage nur an Angehörige]).

Der Aufbau ist für die Angehörigen- und Mitarbeiterbefragung weitestgehend identisch und nur sprachlich den unterschiedlichen Zielgruppen angepasst. Eine Besonderheit des Fragebogens ist die Möglichkeit, sich offen zu Themen zu äußern, die a) an der Wohngemeinschaft gefallen, die b) an der Wohngemeinschaft nicht gefallen und c) die wichtigsten Dinge für die Lebensqualität der Mieter beziehungsweise Bewohner zu beschreiben. Die Fragebögen werden dann den Mitarbeitenden und Angehörigen, zusammen mit einem erläuternden Anschreiben zur Verfügung gestellt und sollten

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mit einem Freiumschlag direkt und anonym der Auswertung zugeführt werden. Einen Haken hat die Sache: Die Auswertung mit ‚Bordmitteln’ (Bürosoftware mit Tabellenkalkulation) ist machbar – aber der Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Die Ergebnisse sollten dann zeitnah und konkret genutzt werden, um Stärken und auch Verbesserungspotenziale sichtbar zu machen. Dafür eignen sich Angehörigenversammlungen ebenso wie Arbeitskreise mit Mitarbeitenden. Dazu ein Beispiel: Mit dem oben beschriebenen Format wurde in einer Wohngemeinschaft eine Befragung durchgeführt. Bei den offenen Fragen gab es eine Reihe von Rückmeldungen zu ‚besonderen’ Qualitätskriterien der Wohngemeinschaft. Sie wurden herausgefiltert und zu einer ganz individuellen Selbstevaluations-Checkliste umgewandelt und als Raster genutzt, um die dahinter liegenden Strukturen und Abläufe sichtbar zu machen: Nr.

Kriterium

1

Bedürfnisse und Vorlieben werden gefördert

2

Mieter können ‚normales’ Leben führen; Einbindung der Mieter in das alltägliche Leben

3

Privatsphäre wird respektiert

4

Die Mitarbeiter sind freundlich und respektvoll (gegenüber den Mietern) und genießen deren Vertrauen

5

Mieter werden in ihrer ‚Lebenswelt’ wahrgenommen; Menschen so zu nehmen wie er ist

6

Wohnumfeld ist nach Wünschen der Mieter gestaltet (innerhalb und außerhalb)

7

Auf Wünsche der Mieter wird (sofort) eingegangen

8

Mieter (fühlen) sich nicht alleine

9

Mitbestimmung (z.B. über Einkauf und Kochen)

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Mieter haben jederzeit Ansprechpartner

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Mieter haben das Gefühl, gebraucht zu werden

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Mieter fühlen sich in der WG geborgen

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Ressourcen werden gefördert

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Die Mieter haben einen geregelten Tagesablauf

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individuelle Aktionen zur Auflockerung; vielfältige Freizeitaktivitäten

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Sicherung der Grundbedürfnisse; sehr gute Versorgung

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Anregungen zu Verbesserungen; festes Personal; Betreuung rund um die Uhr; Sauberkeit und Hygiene

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Eine fürsorgliche und liebevolle Haltung der Mitarbeiter

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In der WG ‚Miteinander-Sein’

Was läuft gut?

Was möchten wir auf den Weg bringen?

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3.3.6 Kundenbezogene Ergebnisse Dieses Kriterium beschäftigt sich mit den bei Kunden erzielten Ergebnissen. Gemeint sind hier im Wesentlichen Ergebnisse, die im Dialog mit Kunden gewonnen werden. Systematische Befragungen und persönliche Rückmeldungen sind hier die wesentlichen Datenlieferanten. Ansatzpunkte können sein: –– Befragungen (allgemeine Eindrucksaussagen zur Zufriedenheit, Detailfragen zu Aspekten der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität, offene Fragen, um positive wie auch negative Kritik frei formulieren zu können). –– Andere Erhebungen (Beobachtungen; konkrete Messungen, z.B. zum Ernährungsstatus oder Medikamentenbedarf).

3.3.7 Mitarbeiterbezogene Ergebnisse Dieses Kriterium folgt in seiner Struktur dem kundenbezogenen Ergebniskriterium: –– Befragungen (allgemeine Eindrucksaussagen zur Zufriedenheit, Detailfragen zu

Aspekten der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität, offene Fragen, um positive wie auch negative Kritik frei formulieren zu können). –– Andere Erhebungen (Beobachtungen, Begehungen durch externe Experten, konkrete Messungen z.B. zur Fluktuation von Mitarbeitern).

3.3.8 Gesellschaftsbezogene Ergebnisse Auch das achte Kriterium folgt dem bereits skizzierten Strukturprinzip. Bei den gesellschaftsbezogenen Ergebnissen geht es um die Frage, wie die ‚Gesellschaft’ die Pflegewohngemeinschaft wahrnimmt, darum, wie sie sich aus der Sicht der Gesellschaft darstellt. Themen sind hier etwa die Integration ins nachbarschaftliche Umfeld, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die allgemeine Wahrnehmung des Wohnangebotes in der Öffentlichkeit. Gerade unter dem Begriff der Teilhabe und der sozialen Integration geht es hier darum zu zeigen, wie die Einbindung der Wohn-/Pflegeangebote in das Wohnumfeld funktioniert. Sind Menschen aus dem sozialen Umfeld präsent? Gleichzeitig verfolgt es aber auch die Frage, inwiefern dies auf die Mieter/-innen bzw. Bewohner/-innen ‚zurückwirkt’, also die Frage, inwieweit hier ein wie auch immer gearteter Zusammenhang erkennbar ist. Neben der Außenorientierung wird aber auch der Blick auf das ‚Binnensystem’ gelenkt: Gibt es die Möglichkeit zur Teilnahme an Aktivitäten, können sich die Bewohner/-innen in das tägliche Leben einbringen? Erfahren Sie Unterstützung bei privaten Interessen? Viele Haus- und Wohngemeinschaften verfolgen das Ziel, das jeweilige Wohnpflegeangebot möglichst quartiersnah zu integrieren. Damit orientieren sie sich an Qualitätsstandards sowohl von Wohnberatungsagenturen wie

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auch verschiedener Fachverbände wie der Alzheimergesellschaft. Damit verbunden ist eine zweifache Zielstellung: einmal erfolgt das politische Signal, Demenz-Erkrankte in der Mitte der Gesellschaft zu belassen und sie nicht auf der ‚grünen Wiese’ außerhalb der Lebenszentren zu betreuen. Den Menschen selbst sollen Angebote auch außerhalb des jeweiligen Wohn-/Pflegeangebotes gemacht werden können. Außerdem sollen sie nach Möglichkeit in ihrem gewohnten Umfeld weiterleben können.

3.3.9 Schlüsselergebnisse Das Kriterium 9 umfasst die so genannten Schlüsselergebnisse. Auf die Pflegewohngemeinschaft bezogen: Beobachtung wesentlicher Kenngrößen, die Rückschlüsse auf die Steuerung und Prognose von zukünftigen Entwicklungen zulassen. Ansatzpunkte können sein: –– Finanzbezogene Ergebnisse (z.B. Umsatz; Marktanteil; Vermietungsquote). –– Prozessbezogene Ergebnisse (Medikamenteneinsatz; vermiedene Heimunterbringungen). Diese Ergebnisse sind in der Regel unmittelbar statistisch erfassbar und deren Veränderung ohne Weiteres mit hohem Sicherheitsgrad ableitbar.

3.4 Zusammenfassung Qualität in Wohngemeinschaften fällt also ebenso wenig vom Himmel, wie sie sich per Zufall einstellt. Die Erreichung von qualitativ zu beschreibenden Zielen bedingt die Formulierung dieser Ziele, die Arbeit an ihrer Realisierung und dann den Abgleich zwischen Soll und Ist. Die vorstehend dargestellten Dimensionen können dabei als Gerüst genommen werden; jeder Anbieter hat sie individuell auf sein WG-Projekt zu beziehen und zu konkretisieren. Das Kontrollinstrument der Bewohner- und Mitarbeiterbefragungen ist daraufhin abzustellen. Insofern können die vorgestellten Kriterien komplexe Orientierung für die Individualisierung geben. Die Definition von Qualität und deren Kontrolle ist dabei aber stets als dynamischer Prozess zu verstehen: So wie sich die Nutzer der Wohngemeinschaft ändern und sich damit auch die Wohngemeinschaft als Lebensraum verändert, so sind die Qualitätsvorgaben an diese neuen Bedarfe anzupassen und die Kontrollinstrumentarien auf die Erfassung des so definierten „Soll“ und der Abweichungen hiervon, also dem „Ist“, zuzuschneiden.

57

4

Wirtschaftlichkeit ambulant betreuter Wohngemeinschaften

Ambulant betreute Wohngemeinschaften sind im „Betrieb“ hochkomplexe Organismen, weil sie auf der Kosten- wie Erlösseite sehr „dynamisch“ sind: Es gibt keine „festen“ Vergütungen, wohl aber „fixe“ Kosten. Um eine Wohngemeinschaft nachhaltig „ins Leben zu bringen“ ist die betriebswirtschaftliche Perspektive essenziell. Die Analyse der betriebswirtschaftlichen Faktoren bildet die Basis für Planung und dann das Controlling.

4.1

Ziele und Grundsätze der Wirtschaftlichkeitsanalyse

Die Analyse der Wirtschaftlichkeit hat dabei die individuelle konzeptionelle Ausprägung und die daraus folgende Erlös- und Kostensituation zu beachten.

4.1.1 Heterogenität von Wohngemeinschaften Wohngemeinschaften im Allgemeinen und speziell für demenziell Erkrankte zeichnen sich durch eine Vielzahl an Anbietern, Philosophien und Konzepten aus. Dies ist bedingt einerseits durch die sehr unterschiedlichen Personengruppen, die in den einzelnen Wohngemeinschaften mit sehr unterschiedlichen Leistungen betreut werden. Beispielsweise unterscheidet die Neuausrichtung des Wohn- und Teilhabe-Gesetzes in NRW 1. Einrichtungen mit umfassendem Leistungsangebot, 2. Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen, 3. Angebote des Servicewohnens, 4. ambulante Dienste und 5. Gasteinrichtungen. Die Heterogenität wird weiterhin erhöht, weil insbesondere bei anbieterverantworteten Wohngemeinschaften sehr unterschiedliche Anbieter im Markt agieren. Hier gibt es große Unterschiede bei den Grundkonzeptionen und Philosophien, mit denen diese Anbieter ihre Wohngemeinschaften gestalten. Weiterhin ist die Akzeptanz dieser relativ neuen Pflege- und Wohnform in den einzelnen Städten und Kommunen sehr unterschiedlich ausgeprägt, sodass gerade bei den Sozialämtern differenzierte Anforderungen an die Ausgestaltung der Wohngemeinschaften gestellt werden. Was haben diese Sachverhalte mit der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu tun? Wie wirkt sich diese zu beobachtende Heterogenität auf die Wirtschaftlichkeit von Wohngemeinschaften aus? Die Antwort ist einfach und eindeutig: je standardisierter die Strukturen/Leistungen sowie die Rahmenbedingungen für Wohngemeinschaften sind, umso besser lassen sich standardisierte Kalkulationen und Wirtschaftlichkeitsanalysen durchführen. Im Umkehrschluss gilt aber auch, dass bei einer hohen Heterogenität vielfältige Aspekte und Einflussfaktoren bei der Kalkulation, Kommunikation und Steuerung der Wohngemeinschaften zu erfassen sind. Für ein professionelles Management von Wohngemeinschaften sind diese Themenbereiche somit auszuleuchten und werden in den folgenden Ausführungen systematisch entwickelt.

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4.1.2 Ausgangssituationen bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Grundsätzlich gibt es zwei Ausgangssituationen, denen sich die Anbieter der Wohngemeinschaften gegenüber sehen: 1. Wohngemeinschaften werden geplant bzw. die Anbieter überlegen, ob sie entsprechende Angebote ausarbeiten und damit auf den Markt gehen. 2. Wohngemeinschaften bestehen schon und müssen optimiert und gesteuert werden; häufig verändern sich Rahmenbedingungen und/oder werden neue Anforderungen, z.B. von Seiten der Sozialämter formuliert. Die erste Ausgangssituation ist dadurch gekennzeichnet, dass es vielfältige Freiheitsgrade, als Gestaltungsmöglichkeiten, hinsichtlich der Leistungen, Betreuungsmodelle, architektonischen Ausprägungen und anderer Kriterien gibt. Hier gilt es also, vielfältige Entscheidungen der Gestaltung „durchzuspielen“ und festzulegen. Es gilt zu klären, welchen Anforderungen und Bedürfnissen sich der Anbieter gegenüber sieht, welche Rahmenbedingungen bestehen und wie die eigene Positionierung erfolgen soll. Kernfragestellungen aus der Sicht eines Anbieters sind: –– Welchen „Kundensegmenten“ sehen wir uns gegenüber? –– Welche Anforderungen und Bedürfnisse formulieren sie? –– Welchen Anforderungen und Bedürfnissen stellen wir uns mit welchen Angeboten? –– Wie sollten die Inhalte der Leistungs- und Qualitätsvereinbarung (LQV) aussehen? –– Mit welchen Modellen könnten wir diese Leistungen und Qualitäten sicherstellen? –– Welche Finanzierungsmöglichkeiten sind gegeben oder ließen sich entwickeln? Ergebnisse dieser Analysen können sein, dass keine Angebote an Wohngemeinschaften stattfinden oder dass nur bestimmte Leistungen, Qualitäten und Betreuungsmodelle mit einem entsprechenden Finanzierungsrahmen in den weiteren Planungen und Gesprächen mit den Kommunen favorisiert werden. Demgegenüber sind bei der zweiten Ausgangssituation die Leistungs- und Qualitätsmerkmale schon festgelegt. Hierbei geht es darum, die Führung bzw. Steuerung der Wohngemeinschaften zu verändern und/oder die Leistungen/Qualitäten anzupassen. Hierzu sind wirtschaftliche Aussagen über die Konsequenzen der Anpassungen wichtig, um Optimierungen herbeizuführen. In dieser zweiten Ausgangssituation finden Wirtschaftlichkeitsanalysen auf der Grundlage bestehender Festlegungen und Vereinbarungen statt und sind somit deutlich weniger flexibel als bei den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen der ersten Ausgangssituation.

4.1.3 Zielsetzungen und Ausprägungen der Wirtschaftlichkeitsanalysen Entsprechend dieser Ausgangssituationen ergeben sich verschiedene Zielsetzungen und demzufolge Ausprägungen der Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen:

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1. Kalkulation der Kosten/Wirtschaftlichkeit festgelegter Leistungen/Qualitäten: Dies ist ein „bottom-up“-Ansatz, bei dem von gegebenen Leistungen/Qualitäten mit daraus abgeleiteten Betreuungsmodellen ausgegangen wird und die Kosten/Wirtschaftlichkeiten ermittelt werden. Mit dieser Vorgehensweise werden die einzelnen Alternativen und Philosophien in der ersten Ausgangssituation bewertet, um eine wirtschaftliche Fundierung der Alternativenbeurteilung zu erzielen. Für die zweite Ausgangssituation bietet sich diese Vorgehensweise an, um die tatsächlichen Kosten/Wirtschaftlichkeiten der gegenwärtigen Leistungs- und Qualitäts-Vereinbarung auf der Grundlage von IST-Daten zu ermitteln. Die Gegenüberstellung mit den ursprünglichen Plangrößen erlaubt eine Stärken-/Schwächen-Analyse und dient als Controlling-Grundlage für entsprechende Steuerungs-Maßnahmen. 2. Festlegung von Kostenobergrenzen: Dieser „top-down“-Ansatz geht davon aus, dass Kostenobergrenzen bestehen und nicht überschritten werden sollten. Von dieser Grundlage ausgehend werden alle Gestaltungsmöglichkeiten durchkalkuliert, um die wirtschaftlich tragbaren Leistungen und Qualitäten festzulegen. Diese Vorgehensweise dient dazu, diejenigen Leistungs- und Betreuungsmodelle zu entwickeln, die einerseits wirtschaftlich möglich sind und andererseits mit der Philosophie des einzelnen Anbieters übereinstimmen. Für beide Ausgangssituationen ist diese Vorgehensweise anwendbar. Insbesondere wenn Rahmenbedingen in der jeweiligen Stadt oder Marktstandards bestimmte Obergrenzen nahelegen, bewirkt dieser Ansatz eine „Einpreisung“ der wirtschaftlichen Realität oder Annahmen in die Gestaltung der Leistungen. 3. Mehrstufiges Aushandeln von Vergütung und Leistungen/Qualitäten: „Aushandeln“ kann auf unterschiedlichen Ebenen in verschiedenen Bereichen stattfinden. Einerseits finden Verhandlungen zwischen den Anbietern und den Kommunen bei den Zuschüssen insbesondere aus SGB XII statt, in der sich unterschiedliche Leistungs-/Qualitäts-Philosophien und wirtschaftliche Vorstellungen kooperativ oder konfrontativ wiederfinden. Andererseits werden diese Gespräche auch innerhalb der einzelnen Pflegeeinrichtungen geführt. Hier sind verschiedene Personen mit unterschiedlichen Perspektiven, Bedürfnissen und beruflichen Hintergründen an der Entwicklung und Gestaltung der Betreuungsleistungen beteiligt. Diese Vorgehensweise kombiniert die Konzepte aus 1. und 2. und stellt eine Sensitivitätsanalyse dar. Mit den daraus ermittelten „Was-wäre-wenn“-Ergebnissen trägt sie den unterschiedlichen Zielen, Strategien und Phasen der Verhandlungen Rechnung. 4. Controlling des Betriebs der Wohngemeinschaften: „die Planung ist das eine, die Realität ist das andere“. Was nutzen die beste Planung und Kalkulation, wenn sich die reale Entwicklung anders darstellt. Hierzu stellen die den Wohngemeinschaften zugrundeliegenden Wirtschaftlichkeitsanalysen Planvorgaben dar, an denen mit den Ist-Daten ein SOLL-IST-Abgleich stattzufinden hat. Die Kalkulationen und Wirtschaftlichkeitsanalysen dienen somit als wirtschaftliche „Leitplanken“ für den Betrieb und die Steuerung der

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Wohngemeinschaften

Konzept

Modell

 Wie sollen die Bewohner leben  Wie sollen sie betreut werden

 Wie sollen die Konzepte konkret umgesetzt werden  Welche Personen in welcher Anzahl sollten wie tätig werden

Realität  Welche Ergebnisse ergeben sich und wie hängen sie mit den Modellen zusammen  Welche Steuerungsmaßnahmen sollten wann ergriffen werden

Abbildung 1: Konzeption und Steuerung von Wohngemeinschaften

Wohngemeinschaften. Deshalb erleichtert eine möglichst detaillierte und systematische Kalkulation/Planung die Überprüfung und das Controlling der Wohngemeinschaften. Die bisherigen Ausführungen zeigen, dass Wirtschaftlichkeitsanalysen einen zentralen Stellenwert für die Gestaltung und den Betrieb von Wohngemeinschaften haben. Die Leistungs- und Qualitätsmerkmale und die Kosten/Wirtschaftlichkeit stehen in einem direkten Verhältnis: Leistungsversprechen sind ohne eine fundierte Kosten-/Wirtschaftlichkeitsanalyse leichtsinnig, Kosten- und Vergütungsvereinbarungen ohne die direkten Auswirkungen auf die Leistungs- und Qualitätsmerkmale schwierig. Es gilt somit, alle Leistungs- und Qualitätsmodelle in entsprechenden Kosten-/Wirtschaftlichkeitsanalysen abzubilden, die eine hohe Transparenz und Nachvollziehbarkeit in den einzelnen Ausgangssituationen und Phasen der Verhandlungen bieten.

4.2 Inhalte der Wirtschaftlichkeitsanalyse 4.2.1 Grundsätzliche Konzepte Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Wohngemeinschaften ergibt sich aus der Saldierung der Erlöse mit den Kosten. Dabei lassen sich grundsätzlich zwei verschiedene Konzepte verfolgen. Die Unterschiede liegen in der Abgrenzung der Bereiche Pflege und Betreuung.

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Wirtschaftlichkeit von Demenz-Wohngemeinschaften

Erlöskalkulation

Kostenkalkulation Trägerspezifische Kosten-Stammdaten

 Simulation und Kalkulation der Struktur der Wohngemeinschaften hinsichtlich Pflegestufen und sonstiger Erträge

 Simulation und Kalkulation Behandlungspflegen

 Tarife, Sozialleistungen, freiwillige Sozialleistungen und Zulagen  Zuschläge, Fortbildungen, Krankenstände etc.

Pflege-Leistungen

BetreuungsLeistungen

Kostenparameter aus LQV-Modellen  Simulation und Kalkulation von Erlösminderungen

 Abbildung unterschiedlicher Modelle aus den Leistungs- und Qualitäts-Vereinbarungen über Kostenparameter

Erlöse – Kosten = Deckungslücke  Selbstzahler oder SGB XII Abbildung 2: Inhalte der Wirtschaftlichkeitsanalyse

1. Separate Betrachtung der Pflege und Betreuung: hierbei werden die Pflege und

Betreuung getrennt betrachtet. Die Erlöse der Pflegetätigkeit, insbesondere die Sachleistungen aus SGB XI und die Behandlungspflege aus SGB V, werden mit den Kosten aus der Pflege saldiert – demzufolge werden ebenfalls die Erlöse der Betreuung mit den Kosten der Betreuung beglichen. 2. Gemeinsame Berechnung der voraussichtlich zu realisierenden Erlöse aus der Pflege und sonstigen Zuschüssen und Gegenüberstellung mit den Kosten für Pflege und Betreuung; das Ergebnis ist als Saldo der Betrag, der durch Selbstfinanzierung oder SGB XII-Zuschüsse abzudecken ist. Neben dieser grundsätzlichen Systematik ist weiterhin von Bedeutung, welchen Vertragspartnern für welche Leistungen sich der Anbieter gegenübersieht und welchen Charakter aus Kostenrechnungssicht die Leistungen für Pflege, Behandlung und Betreuung haben. Die Sachleistungen aus den Pflegestufen der Bewohner werden über das SGB XI mit den Pflegekassen abgerechnet und für die Leistungen aus der Behandlungspflege aus SGB V sind die Krankenkassen die Vertragspartner. Die Betreuungsleistungen stellen die Größe dar, die über einen Selbstzahleranteil und einen Anteil über SGB XII von den Sozialämtern abzudecken ist. Somit kommt den Betreuungsleistungen und den damit verbundenen Kosten eine zentrale Bedeutung bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse und den Verhandlungen mit den Kommunen zu. Hier stehen den Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen die Vergütungsvereinbarungen gegenüber, die mit den Kommunen auszuhandeln und festzulegen sind.

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Neben den Vertragspartnern der Pflege-/Behandlungsleistungen einerseits und der Betreuungsleistungen andererseits unterscheiden sich diese Leistungen aus Sicht der Kostenrechnung grundsätzlich. Die Pflege-/Behandlungsleistungen stellen, bis auf die Kosten für Pflegedienstleitung, überwiegend variable Einzelkosten dar. Sie fallen mit der Pflege und Behandlung der Bewohner an und verändern sich mit dem Beschäftigungsgrad, also mit dem Volumen der Tätigkeiten. Mit der Pflegestufe steigt die Anzahl und Dauer der Pflegeleistungen an, sodass sich diese Kosten variabel verhalten. Die Kosten für die Pflegedienstleitung stellen in diesem Zusammenhang fixe Einzelkosten dar. Unabhängig von den Pflege- und Behandlungsleistungen fallen sie fix an. Die Betreuungsleistungen stellen überwiegend fixe Einzelkosten dar. Sie werden erstellt unabhängig davon, welche Pflegestufe die einzelnen Bewohner aufweisen. Die Betreuungsmodelle und die damit verbundenen Leistungen sowie die daraus resultierenden Kosten nehmen somit einen zentralen Stellenwert bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse und den Verhandlungen mit den Kommunen ein.

4.2.2 Erlöskalkulation Die Erlöse resultieren einerseits aus den Sachleistungen nach SGB XI entsprechend der Pflegestufen und der Behandlungspflege aus SGB V. Wie in Abbildung 3 dargestellt, ist die Struktur der Wohngemeinschaften ausschlaggebend für die Erlöse aus den Pflegestufen. Weiterhin ist die Höhe der Erlöse aus den Behandlungsleistungen in der Planungsphase einer Wohngemeinschaft ein kalkulatorischer Wert, der in den einzelnen Wohngemeinschaften erheblich schwanken kann und neben der Struktur nach Pflegestufen mit Unsicherheiten behaftet ist. Für Anbieter in der ersten Ausgangssituation empfiehlt es sich, Simulationen mit unterschiedlichen Strukturen und Größenordnungen durchzuführen. Eine weitere kalkulatorische Größe, die erheblichen Einfluss auf die Erlösplanung hat, stellt die Vakanz bzw. die Quote an Krankenhausaufenthalten dar. Sind die Krankenhausaufenthalte medizinisch induziert, wird die Vakanz in hohem Maße von der Attraktivität der Wohngemeinschaften für die Angehörigen potenzieller Bewohner beeinflusst. Hierin spiegeln sich die den Wohngemeinschaften zugrunde liegenden Philosophien (siehe Abschnitt 2) als auch die mit den Kommunen vereinbarten Bedingungen und daraus abgeleiteter Betreuungsleistungen wider. Somit sind die Vakanzen ein Ergebnis der Marktpositionierung und Marktkommunikation der jeweiligen Wohngemeinschaften (siehe Kapitel 10) (Abb. 3, siehe Seite 74/75).. Die Erlöse aus den Betreuungsleistungen ergeben sich vor allem aus Zuschlägen, die der Gesetzgeber in § 38a SGB XI und in § 45a und § 45b SGB XI vorgesehen hat: § 38 a SGB XI – zusätzliche Leistungen für Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohngruppen: Pflegebedürftige haben Anspruch auf einen pauschalen Zuschlag in Höhe von 205 € monatlich, wenn

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–– sie in einer ambulant betreuten Wohngruppe in einer gemeinsamen Wohnung mit

gemeinschaftlich organisierter pflegerischer Versorgung leben, –– sie Leistungen nach §§ 36, 37, 38, 45 b oder § 123 SGB XI beziehen, –– in der ambulant betreuten Wohngruppe eine Pflegekraft tätig ist, die organisatori-

sche, verwaltende oder betreuende oder das Gemeinschaftsleben fördernde oder hauswirtschaftliche Tätigkeiten verrichtet, und –– es sich um ein gemeinschaftliches Wohnen von regelmäßig mindestens drei und maximal 12 Personen handelt mit dem Zweck der gemeinschaftlich organisierten pflegerischen Versorgung, –– die ihrem Leistungsbild nach nicht dem einer vollstationären Pflege weitgehend entspricht. „§ 45 b SGB XI – zusätzliche Betreuungsleistungen: (1) Versicherte, die die Voraussetzungen des § 45 a erfüllen, können je nach Umfang des erheblichen allgemeinen Betreuungsbedarfs zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Kosten hierfür werden ersetzt, höchstens jedoch 104 Euro monatlich (Grundbetrag) oder 208 Euro monatlich (erhöhter Betrag). Die Höhe des jeweiligen Anspruchs nach Satz 2 wird von der Pflegekasse auf Empfehlung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung im Einzelfall festgelegt und dem Versicherten mitgeteilt. ...“ Somit beeinflusst, wenn auch mit einer deutlich geringeren Relevanz, die Struktur der Wohngemeinschaft die Erlösplanung. Zu beiden Anspruchsgrundlagen dieser Zuschläge ist zu sagen, dass sie ordnungs- und leistungsrechtlich umstritten sind (siehe Kapitel 4 und 5). Die bisherige Praxis zeigt jedoch, dass diese Zulagen bisher weitgehend unproblematisch gewährt wurden und sie somit in die Erlösansätze eingeplant werden können.

4.2.3 Inhalte der Kostenrechnung Die Inhalte und Berechnung der Kosten spiegeln die eingangs dargestellte Heterogenität der Wohngemeinschaften wider. Je nach dem, von welchem Anbieter mit welchem Konzept und Modell Wohngemeinschaften geplant oder betrieben werden, kommen unterschiedliche Kosten in unterschiedlichen Abgrenzungen zum Tragen. Deshalb werden die unterschiedlichen Einflussgrößen entsprechend der Abbildung 4 systematisiert und abgegrenzt (Abb. 4, siehe Seite 64). –– Modelle: Die Vielfalt der Wohnformen zeigt sich zum einen in den Modellen, in

denen die Leistungen abgebildet werden. Eine erste Unterscheidung ergibt sich hinsichtlich der Aufteilung und Zusammenarbeit der Pflege und der Betreuung. Konkret stellt sich die Frage, ob beide Leistungsbereiche organisatorisch unter einer Leitung oder getrennt geführt werden. Die Kalkulation des Personalbedarfs in der Pflege ergibt sich analog zu den Tourenplanungen der ambulanten Dienste und hängt von den Pflegebedarfen aus den Pflegestufen und der Behandlungs-

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Kosten der Wohngemeinschaften

Betreuungsmodell

Kostensätze

Personal-Zeiten

 Welche Mitarbeitergruppen sind notwendig

 Von welchen Brutto-Arbeits-zeiten wird ausgegangen

 Wie viele Stellen / Arbeitsstunden werden benötigt

 Welche Zeiten aus den Betreuungsmodellen sind von Brutto-Arbeitszeiten abzuziehen

 Welche Kostensätze sind mit den einzelnen Mitarbeitergruppen verbunden  Welche trägerspezifischen Kostengrößen sind zu berücksichtigen

 Welche Nettozeiten ergeben sich

Einzelkosten der Wohngemeinschaften

+

Gemeinkosten der Wohngemeinschaften

=

Gesamtkosten der Wohngemeinschaften

Abbildung 4: Bestandteile und Berechnung der Kosten von Wohngemeinschaften

pflege der Bewohner ab. Für die Betreuungsleistungen gibt es keine direkten Vorgaben, sodass je nach Philosophie (siehe Kapitel 2), Konzeption und Anbieter unterschiedliche Modelle zugrunde gelegt werden. Bei der Betreuung ist somit festzulegen, welche Personengruppen welche Aufgaben übernehmen (qualitativer Bedarf) und wie viele Arbeitsstunden/Stellen dafür benötigt werden (quantitativer Bedarf). In der ersten Ausgangssituation lassen sich hier verschiedene Modelle „durchspielen“, während in der zweiten Ausgangssituation von der Leistungs- und Qualitäts-Vereinbarung auszugehen ist. –– Personal-Zeiten/Kapazitäten: Stellen die Modelle das Leistungs- und Qualitätsangebot für die Bewohner dar, geht es danach um die Frage nach dem Bedarf an Mitarbeitern zur Erstellung dieser Leistungen. Auch hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Zum einen stellt die Brutto-Arbeitszeit pro Monat oder Jahr der einzelnen Personengruppen die Grundlage dar. Dies kann von Anbieter zu Anbieter variieren, je nach Tarifart und Vereinbarungen. Davon abzuziehen sind die Ausfallzeiten in Form von Urlaub, Krankheit und Fortbildungen. Hier stellen die Krankenquoten eine kalkulatorische Größe dar, die wesentlichen Einfluss auf die Kosten haben kann und als ein Steuerungsindikator im Controlling fungiert. Weiterhin abzuziehen sind die Zeiten, die für die Qualitätssicherung, z.B. in Form von Fall- oder Teamgesprächen, aufgewendet werden. Dabei stellt die Qualitätssicherung ein Gestaltungselement der Betreuungsmodelle und des Leistungsangebots dar und sollte in den Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen enthalten sein. Die Gegenüberstellung der Brutto-Arbeitszeit und der tatsächlich verfügbaren Zeit zur Leistungserstellung drückt sich im Netto-Brutto-

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Faktor aus, der den prozentualen Anteil der Ausfallzeiten und der Qualitätssicherung in der Brutto-Arbeitszeit darstellt. –– Kostensätze: die Bewertung der Personalkosten erfolgt über die Kostensätze. Sie drücken aus, welche Kosten mit dem Einsatz der einzelnen Personengruppen verbunden sind. Hier sind die spezifischen Tarifverhältnisse der einzelnen Anbieter ausschlaggebend. Die Kostensätze setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Zum einen sind der jeweilige Tarif und die entsprechende, der Kalkulation zugrunde liegende Qualifizierungsstufe anzusetzen. In zahlreichen Pflegediensten werden Mitarbeiter nur ansatzweise nach einheitlichen Entgelt- und Tarifsystemen entlohnt, sodass hier Durchschnittswerte anzusetzen sind. Hinzuzuziehen sind die Kosten für den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung in Form der Renten-, Arbeitslosen-, Pflege-, Krankenversicherung, der Unfallversicherung der Berufsgenossenschaft und der U2-Umlage zur Entgeltfortzahlung für Mutterschaftsaufwendungen. Darüber hinaus enthalten die Kostensätze die freiwilligen Zuschläge, z.B. als freiwillige Boni in Form von Festgeldern oder prozentualen Lohnanteilen oder als Zuzahlungen zu Kindern. Weitere anbieterspezifische Kostensätze ergeben sich aus den Zuschlägen für Sonntage, Feiertage und Nachtarbeit. Auch hier lassen sich feste Größen oder prozentuale Anteile festlegen. Über die Kostensätze werden somit die Personalzeiten zur Erbringung der Pflege-, Behandlungs- und Betreuungsleistungen bewertet. Da die Kostensätze in hohem Maße spezifisch für den jeweiligen Anbieter der Wohngemeinschaften sind, lassen sich aus wirtschaftlicher Sicht die Modelle der einzelnen Anbieter nur mit den entsprechenden Kostensätzen vergleichen. Betreuungsmodelle, die sich bei einem Anbieter bewährt haben, lassen sich nicht ohne Weiteres aufgrund dieser Spezifizität auf andere Anbieter übertragen. Aus Marketing- und Verhandlungssicht ist es vorteilhaft, wenn die Kalkulationen und Planungen mit mehreren Tarifen erstellt werden, um die Seriosität und Vorteilhaftigkeit der eigenen Planungen im Tarifkontext darzustellen (siehe Kapitel 10). –– Gemeinkosten-Zuschläge: Diese Zuschläge fallen an insbesondere für Sachkosten und Verwaltungskosten. Erfahrungsgemäß können sie in Verhandlungen mit Kommunen und Gemeinden umstritten sein, weil hier erhebliche Spielräume und Anforderungen an deren Ermittlung bestehen. Die zentrale Voraussetzung besteht in einer Organisation des Rechnungswesens in der Art, dass über Kostenstellen eine klare Abgrenzung der Gemeinkosten, die für Wohngemeinschaften anfallen, von anderen Leistungs-Segmenten möglich wird. Insbesondere für Pflegedienste, die neben Wohngemeinschaften noch andere Tätigkeitsbereiche, z.B. ambulante Pflege, Tagespflege, betreutes Wohnen u.a. durchführen, wäre eine undifferenzierte Verbuchung nicht sinnvoll. Hier würden bei Verzicht auf Kostenstellen Durchschnittswerte über alle Leistungssegmente zugrunde gelegt, anstatt mit den tatsächlichen Gemeinkosten und daraus zu berechnenden Zuschlagssätzen für Wohngemeinschaften zu planen. Sowohl für die interne Planung/Kalkulation als auch die spätere Steuerung sowie für die Verhandlungen mit den Kommunen wäre eine ausgefeilte Kostenstellenrech-

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nung von großem Vorteil. Hieraus ließen sich tatsächlich fundierte und realistische Größen heranziehen und in der Kommunikation mit den Kommunen darstellen. Über die Gemeinkosten-Zuschläge werden die Kosten noch einmal anbieterspezifisch beeinflusst. Aus dem Zusammenspiel der Betreuungsmodelle mit den anbieterspezifischen Arbeitszeitmodellen und Kostensätzen entstehen somit anbieterindividuelle Kostenmodelle. Diese sind die Grundlage, um mit den in 3.1.3 dargestellten Vorgehensweisen Wirtschaftlichkeitsanalysen durchzuführen und die damit verbundenen Aussagen für die Planung, Steuerung und Kommunikation zu gewinnen.

4.3 Durchführung der Wirtschaftlichkeitsanalyse und anbieterspezifische Modellvergleiche 4.3.1 Kalkulation der Kosten Aus der durchgeführten Systematisierung lassen sich alle für die Erlös- und vor allem die Kostenermittlung relevanten Faktoren ermitteln und festlegen. In Abbildung 5 sind die anbieter-spezifischen Kostenbestandteile und Betreuungs-Pflegemodelle hinterlegt. Hier sind die freiwilligen sozialen Leistungen, die Zuschlagssätze, die zugrunde gelegten Krankenquoten sowie die Hauptangaben der Qualitätssicherung enthalten. Weiterhin ist das Betreuungs- und Pflegemodell dieses Anbieters hinterlegt, das aus den Schichtmodellen abgeleitet werden kann. Als Gemeinkosten-Zuschlagssätze sind 8 % für Sachkosten und 12 % für Verwaltungskosten veranschlagt. Aus diesen Angaben werden zum einen die Kostensätze für die einzelnen Mitarbeiterkategorien ermittelt. Wie in Abbildung 6 dargestellt sind hier die Tarife TVÖD und AVR enthalten, um in der Kostenermittlung einen Vergleich durchführen zu können. Da in 2013 im öffentlichen Dienst zwei Tarifänderungen stattfanden, wurden die Berechnungen dementsprechend aufgeteilt in den Zeitraum zwischen Januar und Juli und zwischen August und Dezember. Wie ersichtlich ist, ergibt sich der Gesamt-BruttoArbeitslohn aus der Zusammenfassung zwischen Brutto-Arbeitslohn, dem ArbeitgeberAnteil an den Sozialversicherungen und den freiwilligen Boni. Über die Zuschlagssätze kommt man zu den Zuschlägen für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit. Die tatsächlich verfügbare Arbeitszeit ergibt sich aus den Berechnungen in Abbildung 7. Über die Tages- und Jahresarbeitszeit sowie die geplanten Fortbildungen werden die Ausfallzeiten für die einzelnen Tarife und anbieterspezifischen Vereinbarungen erfasst. Danach sind die vom jeweiligen Anbieter und Modell abhängigen Zeiten für die Qualitätssicherung aufgeführt, sodass für jede Personengruppe mit fixem Einkommen daraus die Netto-Zeiten resultieren. Für Mitarbeiter, die variabel vergütet werden, ist diese Berechnung nicht notwendig. Die so festgelegten Modelle, Kostensätze und Personalzeiten führen, wie in Abbildung 8 für die Personengruppen der Alltagsbetreuung und der Hausleitung dargestellt,

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zu den Personal-Einzelkosten. Hier sind noch die Zuschläge für Sonn- und Feiertage enthalten. Aufgrund der unterschiedlichen Laufzeiten der TVÖD- und AVR-Tarife ergeben sich unterschiedliche Größen im TVÖD-Bereich. Analog dazu werden die Kosten für weitere Personengruppen wie z.B. Nachtwache, Köchin und Sozialarbeiterin erstellt (Abb. 8, siehe Seite 76/77). Bei Zusammenrechnung aller Personal-Einzelkosten und die Einrechnung der zusätzlichen Kosten für Fortbildungsmaßnahmen werden über die GemeinkostenZuschlagssätze die Verwaltungs- und Sachkosten ermittelt und bei Addition als Gesamtkosten berechnet. Anhand des in Abbildung 9 dargestellten Ergebnisses zeigt sich die hohe Relevanz der Ermittlung und Diskussion der Zuschlagssätze. Relativ geringe Veränderungen können zu erheblichen Unterschieden führen (Abb. 9, siehe Seite 78/79).

4.3.2 Wirtschaftlichkeitsvergleiche von Modellen und Anbietern Die bisherige Diskussion zeigt die Komplexität bei der Ermittlung der Kosten und der, sich mit der Verrechnung der Erlöse ergebenden Wirtschaftlichkeit. Die eingangs in Kapitel 3.1.1 diskutierte Heterogenität der Gestaltung der Wohngemeinschaften lässt sich nunmehr durch das entwickelte Instrumentarium der Kosten- und Erlösrechnung klar berechnen. Zum direkten Vergleich sind die Auswirkungen auf die Kosten des Modells 2 sowohl für den Anbieter 1 als auch für den Anbieter 2 in Abbildung 10 dargestellt. Weiterhin erfolgt eine Differenzierung hinsichtlich der Tarife, wie bisher auch berechnet. Somit sind die anbieter-spezifischen Kostenunterschiede hinsichtlich eines bestimmten Betreuungsmodells erkennbar. Es wird deutlich, dass eine Differenz hinsichtlich der Jahreskosten für eine Wohngemeinschaft innerhalb beider Tarife von ca. 10.000 € entsteht. Beim Vergleich beider Tarife mit beiden Anbietern ergibt sich in der Maximalausprägung eine Differenz von ca. 51.000 € zwischen Anbieter 1 und TVÖD-Tarif und Anbieter 2 und AVR-Tarif (Abb. 10, siehe Seite 80/81). Auch für das Betreuungsmodell 1 kommen erhebliche Unterschiede für beide Anbieter zustande, wie Abbildung 11 zeigt. Hier sind neben den Kosten für die Betreuung und Pflege auch die Erlöse und aus der Saldierung die Deckungslücken aufgeführt. Alle Größen sind sowohl für die gesamte Wohngemeinschaft auf Jahresbasis als auch für einen einzelnen Bewohner auf Monatsbasis berechnet. Je nach Anbieter und Tarif kommen monatliche Maximalunterschiede für einen Bewohner für die Betreuung von ca. 225 € und die Pflege von ca. 235 € zustande. Sind diese Unterschiede schon beachtlich, so sind diesen Berechnungen noch vereinfachende Annahmen zugrunde liegend. Beispielsweise wird bei beiden Anbietern von Gemeinkosten – Zuschlagssätzen von 8 % für die Sachkosten und 12 % für die Verwaltungskosten ausgegangen. Hier bestehen jedoch teilweise große Unterschiede sowohl bei privaten Anbietern als auch bei Anbietern der Wohlfahrtsverbände. Dementsprechend werden zusätzlich erhebliche Differenzen in den Kosten und der Wirtschaftlichkeit bei einer akkuraten Erfassung und Schlüsselung dieser Kostenelemente entstehen (Abb. 11, siehe Seite 82/83).

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4.3.3 Wirtschaftliche Auswirkungen des Wohn- und Teilhabegesetzes (WTG) in NRW Weitere Faktoren, die die Notwendigkeit einer systematischen und anbieterspezifischen Analyse der Wirtschaftlichkeit von Wohngemeinschaften unterstreichen, stellen die landeseinrichtungsrechtlichen Anforderungen dar, die am Beispiel der Neufassung des Wohn- und Teilhabegesetzes in NRW erläutert werden sollen. Im Rahmen des GEPA (Gesetz zur Entwicklung und Stärkung einer demografiefesten, teilhabeorientierten Infrastruktur und zur Weiterentwicklung und Sicherung der Qualität von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen, pflegebedürftige Menschen, Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen) wurde neben dem Alten- und Pflegegesetz (APG) auch das WTG reformiert. Aus der bisherigen Diskussion der Wirtschaftlichkeit zeigt sich, dass schon auf der Kostenseite erhebliche Differenzen je nach Ausgangslage entstehen. Im WTG werden weitere Faktoren festgelegt, die erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit nehmen. Hier ist insbesondere das Kapitel 2 bedeutend für Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen. In diesem Kapitel werden in § 26 Abs. 6 WTG die Größen der Wohngemeinschaften limitiert: „§ 26 Grundsätzliche Anforderungen an anbieterverantwortete Wohngemeinschaften ... (6) Für Wohngemeinschaften mit Wohnraum für mehr als zwölf Nutzerinnen und Nutzer gelten insgesamt die Regelungen für Einrichtungen mit umfassendem Leistungsangebot (§§ 18 bis 23) entsprechend. Das Gleiche gilt, wenn eine Leistungsanbieterin oder ein Leistungsanbieter in einem Gebäude Wohnraum für mehr als vierundzwanzig Nutzer in Wohngemeinschaften bereitstellt.“ Daran anlehnend könnte eine modifizierte Erlöskalkulation, wie in Abbildung 12 dargestellt, aussehen. Hier sind somit nicht nur von der Kostenseite, sondern auch WTG-implizierte Effekte von der Erlösseite zu erwarten (Abb. 12, siehe Seite 84/85). Die Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit ergeben sich vor allem auf der Ebene der Kosten für die Betreuung. Wie in Kapitel 3.2.1 dargestellt stellen insbesondere die Betreuungskosten fixe Personaleinzelkosten dar. Bei Variation der Anzahl der Bewohner als Bezugsgröße stellen sich degressive bzw. progressive Kosteneffekte bei Erhöhung bzw. Verringerung der Bewohner-Anzahl ein. Dies wird in den Abbildungen 13 und 14 deutlich. Hier wird das modifizierte Erlös-Modell zugrunde gelegt. Die Pflegekosten bleiben aufgrund der Variabilität relativ stabil, während die Kosten für die Betreuung deutlich ansteigen. Für den Anbieter 1 mit seinem Betreuungsmodell betragen die Differenzen ca. 180 € bzw. 200 € monatlich pro Bewohner, je nach Entlohnung nach TVÖD oder AVR. Beim Anbieter 2 mit dem Modell 2 sind die Differenzen noch höher. Hier ergeben sich Unterschiede von ca. 220 € in der TVÖD- und ca. 250 € in der AVR-Entlohnung (Abb. 13, siehe Seite 86/87).

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Diese Ergebnisse sind auf der Grundlage bestimmter Parameter-Ausprägungen entstanden. Beispielsweise sind die Gemeinkosten-Zuschlagssätze für Sach- und Verwaltungskosten mit 8 % und 12 % sowie die Krankenquoten mit 5 % für Anbieter 1 und 5,9 % für Anbieter 2 veranschlagt. Würden die Gemeinkosten-Zuschlagssätze auf jeweils 6 % bei beiden Anbietern sinken, entstünden beim Anbieter 1 Differenzen in Höhe von ca. 110 € im TVÖD- und 120 € im AVR-Tarif aufgrund der WTG- Implikationen. Beim Anbieter 2 betrügen diese Größen ca. 130 € und 160 € bei TVÖD- oder AVR- Entlohnung. (Abb. 14, siehe Seite 88/89) Die hier dargestellten Analysen zeigen, dass die hohe Heterogenität in den Kostenstrukturen der Anbieter als auch der Modelle sich auch in den wirtschaftlichen Auswirkungen aufgrund der WTG-Reform niederschlagen. Je nach Ausprägung der anbieterspezifischen Kostenparameter können Mehrkosten in Höhe von 110 € bis zu 250 € oder sogar darüber hinaus entstehen. Von daher stellt sich die Frage, ob eine Beschränkung, wie im § 26 Abs. 6 WTG NRW erfolgt, qualitativ tatsächlich sinnvoll und notwendig ist. Sollten die von den Anbietern umgesetzten Modelle entsprechend der in Kapitel 2 diskutierten Philosophien zu guten und gleichqualitativen Pflegeergebnissen führen, so hätte eine solche Limitierung vor allem kostenerhöhende und somit negative wirtschaftliche Folgen. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine Diskussion der Pflege- und Betreuungsqualität aufgrund der Konzepte und Modelle der einzelnen Anbieter mit deutlich größeren Freiheitsgraden versehen werden sollte, was die Anzahl der Bewohner in Wohngemeinschaften betrifft.

4.4 Fazit und Handlungsempfehlungen Welche Ergebnisse und Folgerungen sind nun bei der betriebswirtschaftlichen Konzeptionierung von Wohngemeinschaften zu beachten?

4.4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse Die Analyse der Wirtschaftlichkeit von Wohngemeinschaften zeigt, dass es einheitliche Kosten- und Wirtschaftlichkeitsgrößen nicht gibt. Dies liegt daran, dass viele Möglichkeiten der Gestaltung von Wohngemeinschaften von verschiedenen Anbietern entwickelt werden. Je nach zugrunde liegender Philosophie ergeben sich daraus vielfältige Pflegeund Betreuungskonzepte. Die entscheidende Aufgabe für die Analyse der wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Konzepte besteht in der Bestimmung der qualitativen und quantitativen Bedarfe an Personal. Diese Größen drücken sich in den Modellen und Kostensätzen aus. Hierbei gibt es vielfältige Einflussfaktoren, die insbesondere auf der Kostenseite bestimmend sind. Zum einen sind hier die spezifischen Kostenstrukturen der einzelnen Anbieter zu nennen. Sie unterscheiden sich deutlich voneinander, sodass die Pflege-

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und insbesondere die Betreuungsmodelle nicht einfach übertragbar sind. Ein häufig wenig beachteter aber mit großer wirtschaftlicher Wirkung versehener Faktor stellen die Gemeinkosten dar. Ist die Verrechnung dieser Kostengrößen in der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) per se schon ein intensiv diskutiertes Thema, so gewinnt es bei der praktischen Anwendung in Pflegeeinrichtungen an zusätzlicher Relevanz. Häufig werden Wohngemeinschaften von Pflegediensten betrieben, die auch andere Pflegeleistungs-Segmente wie Tagespflege, Kurzzeitpflege oder ambulante Pflege abdecken. Alle diese Leistungssegmente sind mit unterschiedlichen Kostenstrukturen verbunden. Somit ist für die Ermittlung der Gemeinkosten-Zuschlagssätze eine leistungsfähige Kostenstellenrechnung notwendig, die in einigen Pflegediensten zu installieren oder noch weiterzuentwickeln ist. Für jeden Anbieter ist somit eine eigenständige Kalkulation und Wirtschaftlichkeitsbestimmung notwendig. Wie gesehen, kann dies durch Planungsrechnungen vor der Entscheidung der Gründung einer Wohngemeinschaft oder bei schon bestehenden Einrichtungen geschehen. Entscheidend ist, dass diese Analysen als strategischer und zentraler Bestandteil bei der Planung, Gestaltung und Führung der Wohngemeinschaften verstanden werden. Da in vielen Einrichtungen die pflegerische und sozialpädagogische Kompetenz sehr hoch entwickelt ist, wird ein großer Schwerpunkt in der Konzeptentwicklung auf diese Thematiken gelegt. Allerdings gehören die pflegerischen/betreuerischen Leistungen und die damit verbundenen Kosten/Wirtschaftlichkeiten zusammen. Wie in den Konzeptionsansätzen gezeigt, kann die Wirtschaftlichkeitsanalyse als Ausgangspunkt für die Konzeption und Modellierung oder als Ergebnisrechnung genommen werden. Entscheidend ist, dass „Was-wäre-wenn“-Analysen erstellt werden, um alle betreuerischen Leistungskonzeptionen wirtschaftlich darzustellen. Nicht zuletzt die Diskussion der wirtschaftlichen Wirkungen durch die Novellierung des Wohn- und Teilhabe-Gesetzes in Nordrhein-Westfalen zeigt diese Notwendigkeit auf. Unabhängig davon, dass diese Gesetzeswirkungen in anderen Bundesländern nicht oder anders gestaltet werden, ist die Darstellung der wirtschaftlichen Konsequenzen durch Veränderungen der Erlös- oder Kostenstrukturen von hoher strategischer Bedeutung. Somit kommt der Wirtschaftlichkeitsanalyse ein hoher Stellenwert in der strategischen Planung und operativen Steuerung zu.

4.4.2 Handlungsempfehlungen Für die Erstellung von Wirtschaftlichkeitsanalysen haben sich folgende Handlungsmaximen als hilfreich erwiesen: 1. Philosophie und Konzepte: Legen Sie fest, mit welcher pflegerischen und sozialpädagogischen Philosophie die Wohngemeinschaft betrieben werden soll; dies hat grundlegende Auswirkungen auf die Konzepte und sollte intensiv mit den Kommunen diskutiert und abgesprochen werden – gegenläufige Vorstellungen der Philosophien, z.B. zwischen dem Pflegedienst und den für die Sozialleistungen Verantwortlichen der Städte und Gemeinden, können zu teils unüberbrückbaren Eskalationen führen.

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2. Konzepte und Modelle: Leiten Sie aus Ihren sozialpädagogischen Konzepten kon-

krete Modelle ab, in der die verschiedene Qualifikationen und Personengruppen quantifiziert werden – in diesem Stadium ist die Erarbeitung von Alternativen sehr nützlich für die Wirtschaftlichkeitsbestimmungen, weil unterschiedliche Modelle auf die zugrundeliegenden Konzepte abgestimmt werden können. 3. Kostenstrukturen in den Pflegediensten: Ermitteln Sie alle für das Angebot relevanten Daten und Informationen, die grundsätzlich die Personalkosten und Kostenstrukturen bestimmen. Im Mittelpunkt stehen hier die jeweils zugrunde liegenden Tarife und die Einordnung der Personengruppen. Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Ermittlung der Gemeinkosten liegen. 4. Mitarbeiter-Verfügbarkeit und Mitarbeiterzeiten: Ermitteln Sie die tatsächliche Netto-Arbeitszeit Ihrer Mitarbeiter auf der Grundlage der Fortbildungs-Philosophie Ihres Hauses und der aus den Modellen resultierenden Qualitätssicherungs-Maßnahmen. Kalkulieren Sie auch realistische Krankenquoten ein, die selbst innerhalb eines Pflegedienstes von Wohngemeinschaft zu Wohngemeinschaft unterschiedlich ausfallen können – häufig ist die Krankenquote ein Ausdruck der Kultur der Personalführung. 5. Wirtschaftlichkeits-Berechnung und Kalkulations-System: Erstellen Sie aus den ermittelten und hier dargestellten Größen die Wirtschaftlichkeitsanalyse. Wenn möglich, bauen Sie Ihre Berechnungen so auf, dass Simulationen und „Was-wäre-wenn“Berechnungen machbar wären – häufig versachlichen diese Berechnungen die Diskussionen über Konzepte und Modelle in den einzelnen Pflegediensten und unterstützen die zentrale strategische Relevanz der Wirtschaftlichkeitsanalyse als Gegengewicht zu konzeptionellen Vorstellungen. 6. Kommunikation der Ergebnisse der Wirtschaftlichkeits-Analysen: Die gewonnenen Ergebnisse stellen eine in wirtschaftliche Größen gegossene philosophische Grundhaltung und der daraus abgeleiteten konzeptionellen Betreuungsleistungen dar. Dies sollte aktiv und intensiv mit den für die Refinanzierung entscheidenden Stellen, insbesondere den Kommunen, abgestimmt und diskutiert werden. Da Leistung und Wirtschaftlichkeit zusammengehören, sollten beide Aspekte in den entscheidenden Vorstellungen und Gesprächen klar benannt und verabschiedet werden.

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Erlöse Stammdaten

Abbildung 3: Bestandteile und Berechnung der Erlöse von Wohngemeinschaften

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TVÖD

Abbildung 8: Ermittlung der Personaleinzelkosten des Anbieters 2 mit dem Modell 2

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AVR

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Abbildung 9: Gesamt-Jahreskosten für eine Wohngemeinschaft des Anbieters 2 mit dem Modell 2

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Träger 2, Modell 2

Träger 2, Modell 2

Träger 1, Modell 2

Abbildung 10: Kosten-Ermittlung für eine Wohngemeinschaft des Modells 2 nach Anbieter 1 und Anbieter 2

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Träger 1, Modell 2

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Träger 1, Modell 1

Träger 1, Modell 1

Abbildung 11: Wirtschaftlichkeits-Analyse für eine Wohngemeinschaft des Modells 1 nach Anbieter 1 und Anbieter 2 (siehe auch nächste Seite)

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Träger 1, Modell 1

Träger 2, Modell 1

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Erlöse Stammdaten

Abbildung 12 (Seite 80/81): Modifizierte Erlös-Planung durch Limitierung der Wohngemeinschaften nach § 26 Abs. 6 WTG

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Träger 1, Modell 1 ohne WTG-Limitierung

Träger 1, Modell 1 ohne WTG-Limitierung

Abbildung 13: Wirtschaftlichkeitsvergleich aufgrund der Implikationen von § 26 Abs. 6 WTG NRW bei Anbieter 1 und Modell 1

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Träge

erung

Träger 1, Modell 1 mit WTG-Limitierung

Träger 1, Modell 1 mit WTG-Limitierung

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Träger 2, Modell 2 ohne WTG-Limitierung

Träger 2, Modell 2 ohne WTG-Limitierung

Abbildung 14: Wirtschaftlichkeitsvergleich aufgrund der Implikationen von § 26 Abs. 6 WTG bei Anbieter 2 und Modell 2

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Träge

erung

Träger 2, Modell 2 mit WTG-Limitierung

Träger 2, Modell 2 mit WTG-Limitierung

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5

Rechtliche Gestaltung

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ambulant betreute Wohngemeinschaften ist die juristisch „richtige“ Gestaltung. Sie berührt eine Vielzahl von Rechtsgebieten vom speziellen Heimrecht über das öffentliche Baurecht bis hin zum allgemeinen Zivilrecht. Im Folgenden werden die maßgeblichen Rahmenbedingungen rechtlicher Art skizziert, um „Schneisen in den Dschungel der rechtlichen Wirkfaktoren“ zu schlagen.

5.1

Überblick: Abhängigkeiten und Optionen

Die rechtlich relevanten Aspekte für die Errichtung und Begleitung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften, vor allem in Bezug auf die hier relevanten anbieterorientierten Wohngemeinschaften, kommen primär aus den Bereichen –– Einrichtungsrecht/Heimrecht und –– öffentliches Baurecht, also Bauplanungs- und Bauordnungsrecht. Daneben steht das allgemeine Gewerberecht, insbesondere das Hygiene- und Infektionsschutzrecht. Die beiden erstgenannten Rechtsbereiche wirken auf die Gestaltung der Wohngemeinschaften derart ein, als dass die Gestaltung essenziell von den länderspezifischen Einwirkungen beider Rechtsbereiche abhängig ist. Dabei spielt auch die konzeptionelle Ausrichtung des Angebots eine wesentliche Rolle. Daher gibt es keinen einheitlichen Typ „ambulant betreute Wohngemeinschaft“, der bundesweit umsetzbar wäre. Dies gilt auch für die rechtlichen Vorgaben einrichtungsrechtlicher Art bzgl. der Ausprägungen von Wohngemeinschaften als „selbstverantwortet“ oder „anbieterverantwortet“, wie sie sich in den Landeseinrichtungsrechten finden. Hinzukommen Querbeziehungen aus den immobilienrechtlichen Vertragsgestaltungen, die im „Generalnutzungsverhältnis“ über die Wohngemeinschaft in baulicher Hinsicht, sollte es ein solches geben, ebenso durch das Heimrecht geprägt werden, wie die individuellen Einzel-Nutzungs- und Dienstleistungsverträge mit den Mieter(innen)n in der Wohngemeinschaft. Die Gestaltung letzterer ist zudem von der Frage der Anwendbarkeit des Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz (WBVG) beeinflusst. Eine weitere Abhängigkeit besteht zwischen der ordnungsrechtlich bestimmten Gestaltung des Angebotstyps und dem Leistungsrecht, inbesondere in Hinblick auf die Anwendung der §§ 38 a, 45 a SGB XI, da hier spezifische eigenständige Anspruchsvoraussetzungen definiert werden, die z.T. nicht mit den ordnungsrechtlichen Kategorien korrespondieren.

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5.1.1 Gestaltungsvarianten Eine große Bedeutung für das maßgebliche Rechtsregime des Heim- und Einrichtungsrechts haben die denkbaren Gestaltungsvarianten. Unabhängig von den länderspezifisch zu wählenden bzw. vorgegebenen Gestaltungen seien zunächst die zwei möglichen Gestaltungsoptionen –– „Alles-aus-einer-Hand-Modelle“ und –– Trennung von Pflegedienstleistungen, sonstigen Dienstleistungen und immobilienbezogenen Leistungen und deren Erbringung durch unterschiedliche (Rechts-) Personen nachfolgend charakterisiert, um eine idealtypische Kategorisierung als Ausgangspunkt für dann im Einzelfall erforderliche länderspezifische Modifikationen vorzustellen.

5.1.1.1 „Alles-aus-einer-Hand-Modelle“ Die „Alles-aus-einer-Hand-Modelle“ zeichnen sich dadurch aus, dass –– die pflegerischen und betreuerischen Dienstleistungen sowie –– die Überlassung des individuellen Wohnraums sowie die Ermöglichung der Nutzung vorhandener Gemeinschaftsflächen in der Wohngemeinschaft von einem Anbieter erfolgt, der Dienstleistungen und Wohnraumüberlassung verbunden erbringt, wobei –– entweder beide Leistungskomponenten von dem Anbieter zwingend abzunehmen sind oder –– bestimmte (additive) Leistungskomponenten von den in der Wohngemeinschaft lebenden Personen frei wählbar sind oder –– sogar weitergehende Wahlfreiheit auch bezüglich der pflegerischen und betreuerischen Dienstleistungen besteht. Die Immobiliennutzung verschafft sich der Dienstleister in dieser Konstellation über einen Miet- oder Pachtvertrag über die Wohngemeinschaftsfläche („Generalnutzungsverhältnis“/General- oder Obermietvertrag). Die Überlassung des individuellen Wohnraums und die Verschaffung der Nutzungsmöglichkeit an den Gemeinschaftsflächen erfolgt dann über Untermietverträge mit den einzelnen Mieter(innen)n/Nutzer(innen)n. Dabei ist die „rechtliche Verbindung“ der beiden Leistungsmodule entweder qua Personenidentität (auch „Mutter-Tochter-Gestaltungen“, GmbH & Co. KG-Modelle und „Beherrschung“ u.ä.) möglich, wie auch qua vertraglicher Regelung mit einem dritten Anbieter (Leistungsverbund, Kooperationsverhältnis, Subunternehmergestaltungen).

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5.1.1.2 Trennung von Pflegedienstleistungen, sonstigen Dienstleistungen und immobilienbezogenen Leistungen Neben den „Alles-aus-einer-Hand-Modellen“ stehen Gestaltungen, in denen –– die Pflege- und Betreuungsdienstleistungen, –– die sonstigen Dienstleistungen (v.a. die hauswirtschaftlichen Dienstleistungen, aber auch Reha etc.) und –– vor allem aber die Nutzungsüberlassung in Hinblick auf die privaten Wohnräume der NutzerInnen und die in der Wohngemeinschaft befindlichen Gemeinschaftsflächen von unterschiedlichen Anbietern erfolgt, also die Leistungen rechtlich getrennt voneinander erbracht werden. Es werden also die Pflege- und Betreuungsleistungen von einem ambulanten Anbieter erbracht, der anders als bei den „Alles-aus-einer-Hand-Modellen“ die Liegenschaft, in der sich Wohngemeinschaft befindet, nicht generalangemietet hat und nicht an die Nutzer(innen)n untervermietet. Die Wohnraumüberlassung erfolgt durch einen Dritten, den Eigentümer oder einen Zwischenvermieter, wobei eine gegebenenfalls vorhandene tatsächliche oder rechtliche Verbindung zwischen beiden die heimrechtliche Qualifikation des Gesamtangebots wesentlich beeinflussen und bestimmen kann, was nun wiederum auch im Bereich der baulichen Anforderungen an die Wohngemeinschaft Auswirkungen in immobilienbezogener Hinsicht haben kann. Im Bereich der hier vornehmlich im Fokus stehenden anbieterorientierten Modelle ist eine solche Verknüpfung sogar in der Regel geboten. Dies gilt sinngemäß auch für die Dienstleistungen, die gegebenenfalls arbeitsteilig erbracht werden. Ausprägungen mit einrichtungsrechtlicher Relevanz sind in Form von „nur“ rechtlicher Trennung wie auch in der Form „faktischer“ Trennung möglich und vorzufinden.

5.1.1.3 Rechtsrelevanz der Typenentscheidung Bedeutung hat die Entscheidung pro oder kontra eines dieser Typen in mehrfacher Hinsicht. Die soeben dargestellten idealtypischen Gestaltungsvarianten, die allesamt länderspezifisch je nach den relevanten gesetzlichen Regelungen und des vom Anbieter angestrebten heimrechtlichen Status („Heim oder nicht Heim“) noch modifiziert werden müssen, werden nämlich in der konkreten Ausgestaltung durch folgende Aspekte beeinflusst: –– Einrichtungsrecht/Heimrecht, –– Bauplanungs- und Bauordnungsrecht, –– Allg. Gewerberecht, Gesundheitsrecht, –– „Dynamik“ – „Verwaltungspraxis“ – „Akzeptanz“. Dabei ist die Beeinflussung wechselseitig: So können beispielweise bauplanungsrechtliche Rahmenbedingungen die Realisierung bestimmter Gestaltungen ausschließen, nämlich dann, wenn sie nicht zulässig sind, was vice versa dazu zwingen kann, bauplanungsrechtlich machbare Gestaltungen zu wählen.

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5.1.2 Überblick über relevante Gesichtspunkte für Gestaltungsentscheidungen In Bezug auf die relevanten Gestaltungskriterien gilt im Einzelnen Folgendes:

5.1.2.1 Einrichtungsrecht/Heimrecht Die Beeinflussung durch das Länder-Einrichtungs-/Heimrecht hat im Wesentlichen 4 Aspekte: –– Welche Gestaltung führt zu welcher statusrechtlichen Einordnung der Wohngemeinschaft bzw. welche Gestaltung ist zu wählen, um einen bestimmten Status zu erhalten? –– Welcher einrichtungsrechtliche Status verlangt einrichtungsrechtlich welche baulichen Voraussetzungen? –– Welche Konsequenzen hat die statusrechtliche Einordnung der Wohngemeinschaft auf die operative Erbringung der betreuerischen und pflegerischen Dienstleistungen? –– Welche Konsequenzen hat eine bestimmte statusrechtliche Einordnung in Hinblick auf andere Rechtsbereiche? –– Welche wirtschaftlichen Parameter werden wie durch die statusrechtliche Einordnung definiert?

5.1.2.2 Bauplanungs- und Bauordnungsrecht Auch wenn das Einrichtungsrecht nicht die bauplanungsrechtliche oder bauordnungsrechtliche Einordnung des Wohngemeinschaftsprojekts präjudiziert, sind Wechselwirkungen zu beachten. Im Zuge des Inkrafttretens der neuen Landesheimgesetze und des verstärkten Aufkommens von Wohnformen jenseits stationärer Einrichtungen sind auf Bundesebene wie aber auch auf Landesebene Aktivitäten initiiert worden, die die vor der Föderalismusreform durchweg geltende bauordnungsrechtliche Situation auf diese neuen Wohnformen zuschneiden. Das Spannungsfeld ist durch die beiden Pole –– Wohnen wie in einer „privaten“ Wohnung und –– Leben wie in einer „Einrichtung“ vor dem Hintergrund der Frage, in welchen Fällen erhöhte sicherheits- bzw. inklusionsbedingte Anforderungen bestehen, bestimmt. In rechtlicher Hinsicht gibt es auf Bundesebene die Entwicklung, in Folge der Neufassung der Musterbauordnung und der „Muster-Wohnformen-Richtlinie“ jedenfalls Wohnformen für Menschen mit altersbedingten oder sonstigen Einschränkungen dann verschärften „baueinrichtungsrechtlichen“ Vorschriften zu unterwerfen, wenn bestimmte Flächengrößen bzw. Personenzahlen überschritten werden.

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Der Streit ging bzw. geht –– um die Messgrößen ( z.B. Flächen, Geschossigkeit)

und –– um die Intensität der Anforderungen, sprich, wann derartige Wohnformen als Sonderbauten einzustufen sind, was darauf hinaus läuft, dass für sie grosso modo die gleichen Anforderungen wie für stationäre Einrichtungen gelten würden, wenn es keine typbezogene Modifikation dieser Anforderungen gäbe. Einzelne Länder sind mit Bau-Richtlinien und/oder Verwaltungsanweisungen vorgeprescht; dies gilt z.B. für Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In anderen Bundesländern gibt es die gleichen Tendenzen und auch teilweise bereits entsprechende bauordnungsrechtliche Vorschriften. Ein überaus relevanter Bereich ist dabei nicht so sehr das Thema der Barrierefreiheit, sondern vielmehr des Brandschutzes abgeleitet aus der Kernfragestellung, ob anbieterverantwortete Wohngemeinschaften als Sonderbauten zu betrachten sind und ob und in welchem Umfang ggfls. von der Bauaufsicht besondere Anforderungen gestellt werden können. Das Bild ist schillernd. Die Tendenz besteht, sich in einem Korridor zwischen „Wohnen auf eigenes Risiko“ und „besonderem Schutzbedarf angesichts des Personenkreises“ zu bewegen. So gehen z.B. die nach wie vor geltenden „Frankfurter Handlungsempfehlungen“ der Feuerwehr der Stadt Frankfurt, die wahrlich nicht im Ruf steht, „lasch“ zu sein, aus dem Jahr 2006 davon aus, dass sie nur für Nutzungseinheiten mit Gruppenbetreuung in Altenpflegeheimen im Sinne des Heimgesetzes und nicht für Altenwohnungen sowie für Formen des gemeinschaftlichen Wohnens, die nicht in den Geltungsbereich des Heimgesetzes fallen, gelten. Von erheblicher Bedeutung sind dabei auch die – bereits oben erwähnten – in 2012 von der Bauministerkonferenz verabschiedeten Änderungen der Musterbauordnung und die Muster-Wohnformen-Richtlinie von Mai 2012, die die neuen Wohnformen bauordnungsrechtlich zu fassen versucht.

5.1.2.3 Allgemeines Gewerberecht Gleiches gilt für das Gesundheits- und Infektionsschutzrecht und das Arbeitsstättenrecht. Auch hier ist eine vom Einrichtungsrecht unabhängige Betrachtung vorzunehmen, was aber nichts daran ändert, dass die jeweilige – ggf. einrichtungsrechtlich induzierte – Gestaltung den Rahmen für die Beurteilung vorgibt.

5.1.2.4 „Dynamik“ – „Verwaltungspraxis“ – „Akzeptanz“ In Bezug auf ambulant betreute Wohngemeinschaften ist ferner sowohl in Hinblick auf die Gesetzgebung und die konsekutive Verordnungsgebung, als auch in Hin-

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blick auf die bisher noch spärliche und in Folge der Novellierungen zudem mit sich ständig reduzierenden Halbwertszeiten versehene Rechtsprechung zu diesen Themenkreisen die Dynamik der Entwicklung nicht zu unterschätzen. Es muss klar sein, dass man sich gegenwärtig auf „schwankendem Boden“ und „Neuland“ bewegt, was insbesondere für die spezifische Form der Intensivpflege-/Beatmungswohngemeinschaften gilt. In Bezug auf die zwingend vor Installierung einer Wohngemeinschaft vorzunehmende behördliche Abstimmung ist einzustellen, dass selbst in den einzelnen Bundesländern divergierende Verwaltungshandhabungen bestehen, was dazu führt, Ergebnisse kaum, jedenfalls nur schwer, voraussehen zu können. Ferner ist der „psycho-politische“ Aspekt zu berücksichtigen, ob – sowohl länderbezogen wie aber auch lokal – Wohngemeinschaften „erwünscht“ oder „unerwünscht“ sind. Dies gilt insbesondere für Spezialformen wie Intensivpflege-Wohngemeinschaften.

5.1.2.5 Vertragsgestaltung Ferner sind die Konsequenzen in Hinblick auf die Vertragsgestaltung und zwar der leistungsbezogenen wie auch der immobilienbezogenen und der organisations-bezogenen Verträge zwischen den Beteiligten, nämlich –– Nutzer, –– Dienstleister, –– Wohnraumüberlasser und –– Kostenträger zu beachten. - Überblick Im Bereich von Wohngemeinschaften spielen folgende Verträge eine Rolle: –– Leistungsbezogene Verträge –– mit den Kunden, –– wie auch den Kostenträgern. –– Immobilienbezogene Verträge –– und zwar objektbezogene Miet- und Pachtverträge mit dem Immobilieneigentümer, –– wie wohnraumbezogene Verträge mit den Nutzern. –– Organisationsbezogene Verträge zwischen unterschiedlichen Leistungserbringern. - Leistungsbezogene Verträge Die leistungsbezogenen Verträge sind einerseits kundenbezogene Verträge wie aber auch andererseits die Vereinbarungen mit Kostenträgern, auch den Sozialhilfeträgern.

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> Kundenbezogene Leistungsverträge Die kundenbezogenen Verträge sind vornehmlich die ambulanten Betreuungs- und Pflegeverträge nach SGB V und SGB XI über die Versorgung an sich. Diese Verträge sind ggf. partiell auf die Situation der Versorgung in Wohngemeinschaften zuzuschneiden. Gegebenenfalls kommen Betreuungsverträge in Hinblick auf Präsenzdienstleistungen dazu. Daneben können weitere Dienstleistungsverträge mit den in der Wohngemeinschaft lebenden Personen über weitergehende hauswirtschaftliche Leistungen, Fahrund Begleitdienste, weitergehende Betreuungsleistungen etc. in Betracht kommen. Diese weisen aber keine wohngemeinschaftsbezogenen Spezifika auf. > Leistungsverträge mit Kostenträgern/Versorgungsverträge/Rahmenverträge Sofern es sich bei den Kunden nicht um Privatzahler handelt, erfolgt die Erbringung der Leistungen und deren Refinanzierung grundsätzlich über Verträge des ambulanten Pflegedienstleisters mit den Kostenträgern bzw. den Trägern der (örtlichen) Sozialhilfe. Die Verträge mit den letztgenannten sind dann von Bedeutung, wenn die Versorgung nicht (nur) über die Kostenträger (Kranken- und ggf. Pflegekassen) erfolgt, sondern insbesondere im Bereich der Präsenzdienstleistungen über Betreuungsverträge mit Pauschalen. Diese Verträge regeln den Leistungsumfang, die zu erbringende Qualität der Leistungen und deren Vergütung. Wegen der Details wird auf Kapitel 6.1 mit der Darstellung des Leistungsrechts verwiesen. - Immobilienbezogene Verträge Bei den immobilienbezogenen Verträgen ist zwischen den Nutzungsüberlassungsverträgen über die „Wohngemeinschaftsliegenschaft“ („Obermiet- oder Oberpachtverträge“) und zwischen den mit den Nutzern begründeten (Unter-)Mietverhältnissen, den „kundenbezogenen Wohnraumüberlassungsverträgen“ über die ihnen zur Verfügung gestellten privaten Wohnbereiche und die Mitnutzung der Gemeinschaftsflächen zu differenzieren. Diese Verträge werden im Einzelnen im Zusammenhang mit dem Immobilienrecht als Rahmen für die Gründung und den Betrieb/die Begleitung von Wohngemeinschaften behandelt (unten Kapitel 5.3). > Objektbezogene Generalnutzungsverträge/Objekt-Miet- und Pachtverträge Die objektbezogenen Verträge regeln die Nutzung der Wohngemeinschaftsfläche durch denjenigen, der die Wohngemeinschaft „betreibt“ oder die vorerwähnten Einzel-Untermietverträge begründet. Es handelt sich um Nutzungsverträge, die den Spezifika der Nutzungsart „ambulant betreute Wohngemeinschaft“ zu entsprechen haben. > Kundenbezogene Wohnraumüberlassungsverträge Die kundenbezogenen Nutzungsverträge sind i.d.R. Untermietverträge über den privaten Wohnbereich in der Wohngemeinschaft mit der Regelung der Mitnutzung von Gemeinschaftsflächen; es kann sich aber auch um Direktmietverträge mit dem Eigen-

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tümer handeln, wenn kein „Doppelstock-Modell“ gegeben ist, also etwa wenn im Falle eines „Alles-aus-einer-Hand-Modelle“ der Pflegedienst die gesamte Wohngemeinschaftsfläche anmietet, um dann Teilflächen unterzuvermieten. - Organisationsbezogene Verträge Die organisationsbezogenen Verträge kommen in zwei Ausprägungen vor: –– Kooperationsverträge zwischen den Dienstleistern und dem Wohnraumüberlasser vornehmlich in den Gestaltungen der anbieterverantworteten Wohngemeinschaften, wenn keine –– Generalanmietung oder -anpachtung gegeben ist oder mehrere Leistungserbringer zusammenwirken. –– Subunternehmerverträge, wenn ein Wohngemeinschaftsanbieter nicht alle Dienstleistungen (24-Stunden-Präsenz, Pflege und Betreuung) selbst erbringt, sondern sich ein anderer Dienstleister zur Erbringung seiner Gesamtleistung bedient. Der Inhalt und die Regelungsgegenstände richten sich spezifisch nach der beabsichtigten Gestaltung auf der einen Seite und den ordnungsrechtlichen Anforderungen an die Koordination mehrerer zusammenwirkender Dienstleister (dazu i.E. unten Kap. 5.4). Zudem müssen die leistungsrechtlichen Aspekte beachtet werden.

5.1.3 Resümee Festzuhalten ist daher, dass die Entscheidung über die Wahl der Angebotsform und die Gestaltung des Angebots das rechtliche Rahmengerüst und die Wechselbeziehungen der berührten Rechtsbereiche zwingend und penibel zu beachten sind.

5.2 Ordnungsrecht Das Ordnungsrecht determiniert vor allem die landesheimrechtlichen und landesbauordnungsrechtlichen, aber auch gesundheitsrechtlichen und allgemein gewerberechtliche Rahmenbedingungen, die allesamt nachfolgend skizziert werden. Der nachfolgende Überblick über die landesspezifischen ordnungsrechtlichen Regelungen, die für ambulant betreute Wohngemeinschaften Anwendung finden können, konzentriert sich im Wesentlichen auf die landesheimrechtlichen Vorschriften, weil die Sicherstellung der Erfüllung der bauordnungsrechtlichen Anforderungen in Hinblick auf das Gebäude und die Nutzungsmöglichkeit der Flächen, in denen die Wohngemeinschaft errichtet werden soll, primär Sache des Eigentümers/Generalvermieters ist und diesem vor allen Dingen auch im Zuge der mietvertraglichen Gestaltung der Verantwortungssphäre des an den Dienstleister vermietenden Eigentümers (oder sonstigen Vermieters) zuzuweisen ist.

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5.2.1 Landesheimrechtliche Rahmenbedingungen Seit der Föderalismusreform ist das „Heimrecht“ Ländersache. Folge dessen ist, dass es mittlerweile in allen 16 Ländern eigene Heimgesetze gibt.

5.2.1.1 Abgrenzungsstrategien/Regelungsproblematiken Die heimordnungsrechtlich relevante Abgrenzungslinie verläuft in Bezug auf alle „neuen“ Länderheimgesetze zwischen –– Wohn- und Betreuungsformen, für die das Landeseinrichtungsrecht entweder gar nicht oder nur eingeschränkt gilt und –– Einrichtungsformen, für die die Vorschriften der Länderheimgesetze mehr oder minder vollumfänglich gelten. Diese Trennlinie ist allerdings nicht immer so scharf, wie es auf den ersten Blick scheint. Dabei folgen die Länderheimgesetze zwei unterschiedlichen Regelungssystematiken und -strategien: –– Strategie der allumfassenden Einbeziehung aller Betreuungs- und Pflegewohnformen unter die Geltung des jeweiligen Landesheimgesetzes mit zunächst genereller Geltung des Landesheimgesetzes, ggf. verbunden mit Ausnahmeregelungen, –– Strategie der Kategorisierung bestimmter Wohn- und Betreuungsformen und Anknüpfung bestimmter Anforderungen an die jeweilige Kategorie. Dabei werden allerdings ambulante Wohngemeinschaften nicht stets als eigenständige Form definiert und insbesondere die Ausprägung von Intensivpflegewohngemeinschaften findet sich generell nicht in den Gesetzen.

5.2.1.2 Länder – Übersicht Die einrichtungsrechtliche Situation in den 16 Ländern stellt sich dabei sehr heterogen dar. Im Folgenden wird die Rechtslage für Wohngemeinschaften mit besonderem Blick auf die anbieterverantworteten oder trägerorientierten Formen skizziert, um erste Orientierung für Gestaltungsoptionen zu geben. - Baden-Württemberg Die Rechtslage in Baden-Württemberg ist dadurch geprägt, dass das zunächst nach der Föderalismusreform 2008 in Kraft gesetzte Landesheimgesetz ein „klassisches“ Heimgesetz war und primär für „Heime“ gemäß der tradierten Begrifflichkeit galt. Es gab eine Differenzierung zwischen Heimen (gem. § 3 Abs. 1 LHeimG) und Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige (gem. § 3 Abs. 7 LHeimG), die anhand der „struk-

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turellen Abhängigkeit“ der in der Wohngemeinschaft lebenden Personen von Dritten erfolgte. War diese gegeben, so war die Wohngemeinschaft als Heim eingestuft und das LHeimG galt umfänglich. Dies war nur dann nicht der Fall, wenn es sich um eine Wohngemeinschaft handelte, deren Mitglieder alle Angelegenheiten in einer Auftraggebergemeinschaft selbst regelten, die Wahlfreiheit bezüglich der Betreuungsleistungen nicht beschränkt war, was insbesondere dann gegeben war, wenn Vermieter und Pflegedienstleister weder identisch doch rechtlich oder faktisch verbunden waren. Dies führte dazu, dass die Hürden für Wohngemeinschaften außerhalb des Heimrechts für vollstationäre Pflegeeinrichtungen faktisch unüberwindlich waren und es praktisch nur solche als „Einrichtungen“ gab. Die Nichtgeltung des LHeimG für Betreutes Wohnen half dabei nicht, weil die Abgrenzung nach der bekannten „Grundund Wahlleistungssystematik“ erfolgte. Nach dem Regierungswechsel in 2012 wurde das baden-württembergische Landesheimgesetz einer Überprüfung unterzogen. Seit Mitte 2014 gibt es ein neues Landeseinrichtungsrecht, das „Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz – WTPG“, das eine Kategorisierung der einzelnen Wohnformen vornimmt und zwar in Bezug auf Wohngemeinschaften wie folgt: Gem. § 2 Abs. 3 WTPG ist der Typ einer „vollständig selbstorganisierten ambulant betreuten Wohngemeinschaft“ für max. 12 Menschen gegeben, wenn die Selbstbestimmung aller Bewohner gewährleistet ist und sie von Dritten, insbesondere einem Leistungsanbieter, strukturell unabhängig ist. Das soll in der Regel der Fall sein, wenn die Bewohner die Pflegedienste und Anbieter von sonstigen Unterstützungsleistungen sowie Art und Umfang der Pflege- und sonstigen Unterstützungsleistungen frei wählen können, sie die Lebens- und Haushaltsführung selbstbestimmt gemeinschaftlich gestalten können und dazu insbesondere ein Gremium zur gemeinsamen Regelung aller die Wohngemeinschaft betreffenden Angelegenheiten errichten können, sie das Hausrecht uneingeschränkt ausüben und sie über die Aufnahme neuer Mitbewohner selbst entscheiden. Diese Definition bildet das Gegenstück zu der stets anbieterverantworteten „ambulant betreuten Wohngemeinschaft“ gem. § 4 Abs. 1 WTPG ab. § 4 Abs. 1 WTPG definiert „ambulant betreute Wohngemeinschaften“ als Wohnformen, die immer durch einen Anbieter verantwortet, dem Zweck dienen, volljährigen Menschen mit Unterstützungs- und Versorgungsbedarf nach § 4 Abs. 2 WTPG das Leben in einem gemeinsamen Haushalt und gleichzeitig die Inanspruchnahme externer Pflege- und Unterstützungsleistungen gegen Entgelt zu ermöglichen. Sie liegen nach § 4 Abs. 2 WTPG vor, wenn sie baulich, organisatorisch und wirtschaftlich selbstständig sind, ohne Bestandteil einer stationären Einrichtung zu sein, und nach § 5 Abs. 2 WTPG teilweise selbstbestimmt sind, sich nicht mehr als zwei Wohngemeinschaften des gleichen Anbieters in räumlicher Nähe und in einem organisatorischen Verbund befinden, die Pflege- und Betreuungsdienste Gaststatus und insbesondere keine Büroräume in der Wohngemeinschaft oder in enger räumlicher Verbindung mit dieser haben, nicht mehr als 12 Personen gemeinschaftlich wohnen und der Anbieter die Bewohner darüber in Kenntnis setzt, dass die Bewohner für solche Bereiche, die nach § 5 Abs. 2 WTPG ihrer Selbstbestimmung vorbehalten sein müssen oder können

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jedenfalls die Pflege, im Bedarfsfall eigenverantwortlich sorgen müssen und der Anbieter weder eine Vollversorgung erbringt noch für den Bedarfsfall verpflichtend vorhält. Detaillierte Anforderungen finden sich in §§ 13 ff. WTPG in Bezug auf die Organisation der Leistungserbringung, die Qualitätssicherung, die Baulichkeiten (Flächenbedarf) und die Anwesenheit von Präsenzkräften. Die Anbieterverantwortung wird dabei in § 13 Abs. 1 – 3 WTPG in Form materieller Anforderungen an den Anbieter und seine Leistungserbringung definiert: Geboten ist eine „verantwortliche Leitung“ und die Sicherstellung, dass der Leistungsumfang (nach Gesetz und Vertrag) erbracht wird und zwar entsprechend dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse, dass die Wohnqualität bestimmten Anforderungen genügt (und zwar differenziert nach Wohngemeinschaften bis zu 8 und mehr als 8 bis 12 Personen in Bezug auf Flächen- und Sanitärflächenanforderungen), sowie dass die 24-Stunden-Präsenz und die Dienstleistungserbringung im Allgemeinen durch persönlich und fachlich geeignetes Personal erfolgen. Diese Verantwortung obliegt im Zweifel demjenigen, der die 24-Stunden-Präsenz sicherstellt (§ 4 Abs. 1 S. 3 WTPG). Daneben findet sich in § 31 Abs. 2 WTPG eine Erprobungsregelung für „Kleinstheim-Modelle“. Hiernach kann die zuständige Behörde auf Antrag eines Trägers insbesondere für die Versorgungsform einer ambulant betreuten Hausgemeinschaft Ausnahmen von einzelnen Anforderungen einer stationären Einrichtung zulassen, wenn nicht mehr als 15 Personen gemeinschaftlich wohnen, die ambulant betreute Hausgemeinschaft als selbständig wirtschaftende Einheit betrieben wird und räumlich nicht mit weiteren Bereichen einer stationären Einrichtung verbunden ist, ein fachlich qualifiziertes Gesamtkonzept vorgelegt wird, das darstellt, wie die Versorgung, die Selbstbestimmtheit und Privatheit der Bewohner sichergestellt ist und dies im Sinne einer Erprobung geboten erscheint und der Zweck des Gesetzes nach § 1 nicht gefährdet wird. Die Entscheidung der zuständigen Behörde ergeht durch schriftlichen Bescheid und ist erstmalig auf höchstens vier Jahre zu befristen. Bei Bewährung kann die Befreiung auf Dauer erteilt werden. Die Rechte zur Überprüfung nach den §§ 17 f. WTPG sowie § 21 ff. WTPG sollen durch die Ausnahmegenehmigung unberührt bleiben. Diese Option des „Kleinstheims“ ist wegen ihrer Relativität und Abhängigkeit von Behörden-Einzelfallentscheidungen kein echtes Alternativmodell. Die Möglichkeit, über die Erprobungsregelungen Alternativen zu schaffen, ist nicht geeignet, Investoren und ihren Betreibern hinreichende Sicherheit zu geben. Die dort ermöglichte Form der Kleinstheim-Wohngemeinschaft bis zu 15 Personen ist im Übrigen qua Entscheidung der zuständigen Behörde auf maximal vier Jahre zu befristen. Dies schafft keine Investitions- und Betriebssicherheit. Das WTPG ist Ordnungsrecht; was fehlt, ist die pflegerechtliche Ergänzung. Das Gesetz ist intensivst mit den Verbänden erörtert worden. Die durchgeführte Verbändeanhörung umfasst Stellungnahmen von mehr als insgesamt 1.000 Seiten Umfang. Dennoch ist das Gesetz nach wie vor umstritten und zwar in Bezug auf die betriebswirtschaftliche Umsetzbarkeit der Anforderungen an anbieterverantwortete Wohngemeinschaften, insbesondere in personeller Hinsicht. Die Gestaltung ist komplex, aber machbar. Geboten ist eine intensive Feinjustierung des Angebots.

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- Bayern Das bayerische Pflegewohnqualitätsgesetz (PflWoqG) sieht dezidierte Regelungen in Bezug auf –– ambulant betreute Wohngemeinschaften (in Art. 2 Abs. 3 PflWoqG), –– stationäre Einrichtungen (in Art. 2 Abs. 1 PflWoqG), –– Betreutes Wohnen (in Art. 2 Abs. 2 PflWoqG) und –– betreute Wohngruppen für Menschen mit Behinderung (in Art. 2 Abs. 4 PflWoqG) vor. Gem. Art. 2 Abs. 3 PflWoqG sind ambulant betreute Wohngemeinschaften Wohnformen, die dem Zweck dienen, pflegebedürftigen Menschen das Leben in einem gemeinsamen Haushalt und die Inanspruchnahme externer Pflege- oder Betreuungsleistungen gegen Entgelt zu ermöglichen. Dies gilt unabhängig davon, ob die Wohngemeinschaften durch einen Träger initiiert und begleitet werden sowie in ihrem Bestand von Wechsel und Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner unabhängig sind. Die Initiierung, Begleitung und Unterstützung durch einen „Träger“ ist also in Hinblick auf eine „Heimeigenschaft“ unschädlich, sofern eine Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner gewährleistet ist, die sich insbesondere in der Wahl der Betreuungsdienste ausdrückt, die in der Wohngemeinschaft nur einen Gaststatus, insbesondere keine Büroräume, haben dürfen, und die Zahl der pflege- und betreuungsbedürftigen Personen 12 nicht übersteigt. Art. 2 Abs. 3 S. 3 PflWoqG ordnet die Abmilderungen in den Anforderungen und der Aufsicht an. Für ambulant betreute Wohngemeinschaften gelten nur die Bestimmungen des Dritten Teils sowie Art. 23 und 24 PflWoqG, wenn die Selbstbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner gewährleistet ist, die Bewohnerinnen und Bewohner oder deren gesetzliche Betreuungspersonen die Betreuungs- und Pflegedienste sowie Art und Umfang der Betreuungs- und Pflegeleistungen frei wählen können, die Pflegeoder Betreuungsdienste nur einen Gaststatus, insbesondere keine Büroräume in der oder in enger räumlicher Verbindung mit der ambulant betreuten Wohngemeinschaft haben, die ambulant betreute Wohngemeinschaft baulich, organisatorisch und wirtschaftlich selbstständig ist, insbesondere kein Bestandteil einer stationären Einrichtung ist, und sich nicht mehr als zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften der gleichen Initiatoren in unmittelbarer räumlicher Nähe und organisatorischem Verbund befinden sowie nicht mehr als zwölf pflege- oder betreuungsbedürftige Personen in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft wohnen. Sind diese qualitativen Anforderungen, die dann auch anbieterorientierte Wohngemeinschaften einzuhalten haben, nicht gegeben, so gelten die Anforderungen an stationäre Einrichtungen. Das Instrument der Gewährleistung der Wahlfreiheit ist die Einrichtung von Auftraggebergemeinschaften, die die Leistungsansprüche poolen und auch für die Stabilität sorgen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, gelten nur die Regelungen der Artikel 18 ff. PflWoqG sowie Art. 22 und Art. 23 PflWoqG, die besondere Anforderungen an Wohngemeinschaften in Hinblick auf Beratung und Qualität beinhalten.

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Die in Art. 19 PflWoqG geregelten Qualitätsanforderungen umfassen die Verpflichtung des ambulanten Betreuungs- oder Pflegedienstes und des Trägers in ambulant betreuten Wohngemeinschaften sicherzustellen, dass ihre Betreuungs- und Pflegeleistungen, insbesondere im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung, der Körperpflege, der Ernährung und der Mobilisierung dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse entsprechen (Ergebnisqualität). Art. 6 Nrn. 1 und 2 PflWoqG sowie Art. 8 PflWoqG gelten entsprechend. Hervorzuheben ist, dass gem. Art. 22 PflWoqG zum Zweck der internen Qualitätssicherung ein Gremium einzurichten ist, das diese Qualitätssicherungsfunktion ausübt. Insofern ist das bayerische Regelungsmodell kein Modell für eine anbieterverantwortete Wohngemeinschaft, sondern eher und nur für eine anbieterinitiierte Angebotsform, auch wenn Art. 19 PflWoqG eine Sicherstellungspflicht der dann in Wahlfreiheit von den MieterInnen der Wohngemeinschaft beauftragten Dienstleister beinhaltet. - Berlin Die Rechtslage in Berlin folgt der gesetzgeberischen Strategie der Kategorisierung der Angebotstypen und ist dadurch gekennzeichnet, dass das Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) ausgehend vom Begriff der „betreuten gemeinschaftlichen Wohnform“ klar differenziert zwischen –– stationären Einrichtungen („Heimen“) (gem. § 3 Abs. 1 WTG) und –– betreuten Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige (gem. § 4 WTG). Die Differenzierung erfolgt anhand des bekannten „Heimbegriffs“ und der „strukturellen Abhängigkeit“ der in der Wohngemeinschaft lebenden Personen von Dritten. Ist diese „strukturelle Abhängigkeit“ gegeben, so wird die Wohngemeinschaft als stationäre Einrichtung eingestuft und das WTG gilt umfänglich. Handelt es sich um eine Wohngemeinschaft, deren Mitglieder (drei und mehr bis max. 12) in einer Wohnung leben, gemeinsam alle Angelegenheiten der Haushaltsführung organisieren und Pflege- und Betreuungsleistungen bei Leistungserbringern ihrer Wahl eigenverantwortlich erwerben, so gilt das WTG nicht. Gemeint ist primär die selbstorganisierte und selbstverantwortete Wohngemeinschaft. Gem. § 4 Abs. 1 S. 2 WTG liegt dieser Typ in der Regel nicht vor, wenn die Zahl der Mitglieder zwölf übersteigt, der Vertrag über die Wohnraumüberlassung und der Vertrag über die Erbringung der Pflege- und Betreuungsleistungen rechtlich oder tatsächlich in ihrem Bestand voneinander abhängig sind, das Zusammenleben und die Alltagsgestaltung von den Leistungserbringern bestimmt werden, die Pflege- und Betreuungsdienste ihre Büro-, Betriebs- oder Geschäftsräume in der Wohngemeinschaft haben oder die Wohngemeinschaft organisatorisch Bestandteil einer stationären Einrichtung ist. Es sind also Gestaltungen tatsächlicher Art erfasst, die die Verträge über Pflege und Betreuungsleistungen und die Wohnraumüberlassung trennen, und in denen eine Bestimmung des Zusammenlebens und der Alltagsgestaltung von dem Dienstleister nicht erfolgt. Dies sind vornehmlich die sogenannten „selbstverantworteten“ Wohngemeinschaften.

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Der Typ der „anbieterverantworteten Wohngemeinschaft“ findet keine eigenständige Regelung. Allerdings ist auf den Regelungstyp der „Vermutung“ hinzuweisen, der erhebliche Spielräume in der Gestaltung eröffnet, sprich die Annäherung an anbieterverantwortete Gestaltungen eröffnet. Besonders zu verweisen ist auf die Statusklärung nach § 19 WTG und die Erprobungsregelung gem. 26 WTG, von der in Berlin stark Gebrauch gemacht wird. Letztere eröffnet differenzierte „anbieterverantwortete“ Gestaltungen, die aber wegen der gebotenen Ausnahmebescheide und deren Befristungen nur eingeschränkte Investitionssicherheit bieten. - Brandenburg Brandenburg setzt im Brandenburgischen Pflege- und Betreuungswohngesetz (BbgPBWoG) auf dem Begriff der „unterstützenden Wohnform“ (§ 1 Abs. 1 BbgPBWoG) auf, der dann erfüllt ist, wenn mehrere volljährige Menschen mit Pflegebedürftigkeit in Trägerschaft oder durch Organisation eines Dritten gemeinschaftlich in räumlicher Nähe von einem Anbieter entgeltlich Pflege oder Betreuungsleistungen erhalten. Eine eigene Definition von ambulant betreuten Wohngemeinschaften gibt es nicht, vielmehr sind diese unter die generellen, sehr detaillierten Regelungen zu fassen. Dabei gilt, dass selbstverantwortlich geführte unterstützende Wohnformen, was an Hand der komplexen generellen Regelungen zu klären ist, nicht unter das Gesetz fallen (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 BbgPBWoG), genauso wie Anlagen des Betreuten Wohnens, deren Zweck nicht in der Erbringung von Pflege oder Betreuungsleistungen liegt, ebenfalls von der Geltung des Gesetzes ausgenommen sind (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 BbgPBWoG). Die Abgrenzungslinie zwischen selbstverantwortlich geführten Wohnformen und den anderen verläuft dort, wo die Beauftragung von Pflege- und Betreuungsdiensten durch die Nutzerinnen und Nutzer, für diese handelnde vertretungsberechtigte Personen oder Angehörige eigenständig veranlasst werden kann und kein Fall des § 4 Abs. 1 BbgPBWoG, also eine Einrichtung oder gleichgestellte Angebote, vorliegen. Dies soll insbesondere im Fall einer zusammengeschlossenen Auftraggebergemeinschaft gelten, die dazu dient, das gemeinschaftliche Wohnen zu gestalten, gemeinsame Interessen gegenüber Dritten zu vertreten sowie die Gemeinschaft betreffende Geschäfte abzuschließen. Dabei werden den „Einrichtungen“ gem. § 4 Abs. 2 BbgPBWoG solche Wohnformen gleichgestellt, in denen der Vertrag über die Überlassung von Wohnraum von dem Vertrag über die Erbringung von Pflege- oder Betreuungsleistungen tatsächlich abhängig ist, was vermutet wird, wenn z.B. der Zweck des Dienstleistungsangebotes in der umfassenden Versorgung von mehreren Personen mit weitgehendem Unterstützungsbedarf liegt, der eine durchgehende und schichtplanmäßige Präsenz von Betreuungskräften in der unterstützenden Wohnform erforderlich macht, oder der Anbieter der Pflege- oder Betreuungsleistungen mit dem Vermieter des Wohnraums rechtlich oder wirtschaftlich verbunden ist. Es gibt sodann noch einen „Zwitter“, nämlich die in § 5 BbgPBWoG geregelten Wohnformen mit eingeschränkter Selbstverantwortung, die unterstützende Wohnfor-

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men sind, die weder eine Einrichtung im Sinne des § 4 BbgPBWoG noch eine selbstverantwortlich geführte Wohnform im Sinne des § 2 Abs. 2 BbgPBWoG darstellen. Die eingeschränkte Selbstverantwortung kann dabei vielgestaltig sein. Bestimmte Vorgaben macht das Gesetz nicht. Entscheidend ist, dass zunächst auch für diese Zwischenform die allgemeinen Vorgaben der §§ 6 f. BbgPBWoG wie für Einrichtungen nach § 4 BbgPBWoG gelten und nur nicht die besonderen Anforderungen zu erfüllen sind. Dies läuft auf einen Zwang zum Konzept hinaus, das dann auch die Abgrenzung zu den Einrichtungen nach § 4 BbgPBWoG darstellen muss. Die Regelungsstrategie ähnelt derjenigen in Bremen mit allen Abgrenzungsschwierigkeiten für Wohngemeinschaftsangebote. Bedeutung gewinnt die – problematische – Abgrenzung vor dem Hintergrund, dass die erste Kategorie der selbstverantwortlich geführten unterstützenden Wohnform gar nicht, die dritte Kategorie nur in Hinblick auf allgemeine Anforderungen, die zweite Kategorie aber den gesamten Anforderungen an Einrichtungen unterliegt. Die Gestaltung von „anbieterverantworteten Wohngemeinschaften“ hat daher nach beiden Seiten zu schauen, um die „eingeschränkte Selbstverantwortung“ feinzujustieren. - Bremen Bremen hat sich mit dem BremWoBeG ein Landeseinrichtungsgesetz geschaffen, das in der Struktur dem BbgPBWoG in wesentlichen Punkten gleicht und dem WTG LSA sehr ähnelt. Auch hier erfolgt die Regelung aller „unterstützender Wohnformen“ (§ 2 Abs. 1 BremWoBeG), wobei mehr oder minder intensiv sowohl selbstorganisierte Wohnformen und Servicewohnen (in § 5 BremWoBeG) wie auch trägergesteuerte Wohngemeinschaften (in § 6 BremWoBeG) unter die Geltung des hochkomplexen Regelungswerks gefasst werden. Der in § 2 Abs. 1 BremWoBG geregelte Begriff der unterstützenden Wohnformen ist erfüllt, wenn mehrere Bewohnerinnen oder Bewohner von einem verantwortlichen Leistungsanbieter gemeinschaftlich Leistungen des Wohnens oder Unterstützungsleistungen abnehmen und die Wohnform in ihrem Bestand von Wechsel und Zahl ihrer Bewohnerinnen und Bewohner unabhängig ist. Dabei ist unerheblich, ob die Unterstützungsleistungen von den Bewohnerinnen oder den Bewohnern laufend in Anspruch genommen oder lediglich von dem verantwortlichen Leistungsanbieter vorgehalten werden. Gem. § 2 Abs. 2 BremWoBG zählen zu ihnen insbesondere selbstorganisierte Wohnformen und Service-Wohnen nach § 5 BremWoBG, trägergesteuerte Wohngemeinschaften nach § 6 BremWoBG sowie Pflege- und Betreuungseinrichtungen nach § 7 BremWoBG. Trägergesteuerte, also anbieterverantwortete Wohngemeinschaften liegen gem. § 6 Abs. 1 BremWoBG vor, wenn ein verantwortlicher Leistungsanbieter den Bewohnerinnen und Bewohnern das Leben in einem gemeinsamen Haushalt ermöglicht, ihnen die freie Wahl bei der Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen, die über die allgemeinen Unterstützungsleistungen hinausgehen, belässt, jedoch ihre Gesamtversorgung und die Abstimmung der Unterstützungsleistungen organisiert und damit maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung des Wohnens oder der Betreuung ausübt.

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Die freie Wählbarkeit soll fehlen, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner tatsächlich nur Unterstützungsleistungen des verantwortlichen Leistungsanbieters oder nur solche wählen können, deren Anbieter mit dem verantwortlichen Leistungsanbieter rechtlich, wirtschaftlich oder persönlich miteinander verbunden sind. Und: Eine trägergesteuerte Wohnform liegt nicht vor, wenn sie baulich, organisatorisch und wirtschaftlich Teil einer Pflege- oder Betreuungseinrichtung ist. Damit ist entscheidend die Organisation derjenigen Unterstützungsleistungen, die über die allgemeinen Unterstützungsleistungen hinausgehen, also bzgl. des Umfangs aller Leistungen der Betreuung, Pflege oder Förderung, die auf die Pflegebedürftigkeit oder den alters- oder behinderungsbedingten Bedarf einer Person ausgerichtet sind, soweit sie nicht ausschließlich der hauswirtschaftlichen Versorgung oder der Verpflegung dienen und/oder Serviceleistungen, wie Notrufdienste, hausmeisterliche Dienste, Leistungen der hauswirtschaftlichen Versorgung, Beratung oder Vermittlung von Dienst- und Pflegeleistungen (allgemeine Unterstützungsleistungen im Sinne des § 1 Abs. 1 S. 3 WBVG) dienen. Die nächste Justierung steht in Bezug auf die Organisation der Abnahme an. Bedeutsam ist dies angesichts der weitgehenden Gleichbehandlung von Heimen und trägergesteuerten Wohnformen in Hinblick auf die Anforderungen und behördliche Aufsicht. Das bedeutet, dass die Anbieterverantwortung zwar die Koordination aller für die Wohngemeinschaft notwendigen Dienstleistungen umfassen muss/kann, die Leistungsbandbreite des koordinierenden Dienstes auch die Pflege umfassen kann, jedoch nicht mit der Überlassung von Wohnraum gekoppelt werden darf. - Hamburg Die Hamburger Gesetzeslage geht dahin, dass Wohngemeinschaften grundsätzlich in das Hamburgische Gesetz zu Förderung der Wohn- und Betreuungsqualität älterer, behinderter und auf Betreuung angewiesener Menschen (HmbWBG) einbezogen sind, da sie als Wohn- und Betreuungsform gelten. Wohngemeinschaften sind nach der gesetzlichen Definition des § 2 Abs. 3 HmbWBG Wohnformen, die den dort wohnenden Menschen das selbstbestimmte Leben in einem gemeinsamen Haushalt ermöglichen sollen, wobei eine von der Wohnraumüberlassung unabhängige Inanspruchnahme entgeltlicher Betreuungsleistungen ebenfalls ermöglicht werden muss. Dabei geht das Gesetz davon aus, dass es sich um mindestens 3 schwerstpflegebedürftige oder demente oder ähnlich in der Alltagskompetenz eingeschränkte Personen handeln muss. Ist dies gegeben, so gelten einerseits die personellen Restriktionen des § 9 Abs. 2 HmbWBG (max. 10 Personen), wie aber auch das Erfordernis des § 9 Abs. 1 HmbWBG, das dahin geht, dass die interne Organisation über die Institutionalisierung einer Art Bewohnerversammlung erfolgen soll. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben und/oder handelt es sich um Wohngemeinschaften von mehr als 10 Personen, so gelten die Anforderungen an die Wohneinrichtungen gem. § 2 Abs. 4 HmbWBG, womit dann die weitergehenden einrichtungsrechtlichen Regelungen für Einrichtungen mit einem Gesamtdienstleistungsangebot gelten. Nach dem Wortlaut der Regelungen des § 2 Abs. 2, Abs. 3 und Abs. 4 HmbWBG fallen Wohngemeinschaften für „nur“ betreuungsbedürftige Personen entweder in die

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Kategorie der „Servicewohnanlagen“ oder der „Wohneinrichtungen“. Dies gilt auch für anbieterverantwortete Wohngemeinschaften, die nicht unter § 2 Abs. 3 HmbWBG fallen; sie gehören grundsätzlich zu den Wohneinrichtungen. Allerdings eröffnet § 5 HmbWBG mit der dort enthaltenen Erprobungsregelung die Möglichkeit, mittels einer öffentlichrechtlichen Vereinbarung derartige Wohnmodelle in Hinblick auf die Ausgestaltung des Angebot heimaufsichtlich feinzujustieren. Zu beachten ist der Konzeptzwang und die zunächst auf 4 Jahre bezogene Befristung der Vereinbarung. Dies bedeutet für die Gestaltung von solchen Wohngemeinschaften, die nicht unter das Gesetz fallen sollen/wollen, dass einerseits eine „freie“ interne Organisation gewährleistet sein muss, und dass andererseits die Zielgruppe gesetzlich definiert ist und eine modifizierte Gesamtleistung aus einer Hand nur über die Regelung des § 5 HmbWBG in Betracht kommt, will sich das Angebot nicht in vollem Umfang unter die Maßgaben für Wohneinrichtungen stellen. Die Gestaltung des Typs der anbieterverantworteten Wohngemeinschaft hat die Leistungsgrenzen zu wahren, da bei deren Überschreiten die Wohngemeinschaft zur Wohneinrichtung gem. § 2 Abs. 4 HmbWBG mit der Konsequenz der umfassenden Geltung des Einrichtungsrechts wird. Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass gem. § 20 ff. HmbWBG auch Pflegedienste ausdrücklich in den Geltungsbereich des Gesetzes mit Anforderungen, die sie zu erfüllen haben, aufgenommen worden sind. Hier sind Zuverlässigkeitsanforderungen genauso wie Qualitätsanforderungen und auch Transparenzgebote (§ 22 HmbWBG), Anzeigepflichten (§ 23 HmbWBG) und Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten (§ 24 HmbWBG) geregelt. - Hessen Das Hessische Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen (HGPB) ist ein „LandesPflegewohn- und Pflegedienst-Gesetz“. Wohngemeinschaften erfahren auch nach der Novellierung Ende 2016 keine Sonderbehandlung. Gemäß § 2 HGPB gilt für ambulante Wohngemeinschaften das Gesetz unmittelbar, wenn diese die Voraussetzungen des § 2 Abs. 1 Nr. 1 HGPB erfüllen, oder es gilt mittelbar über den Weg der Einbeziehung der Betreuung oder Pflege von Betreuungs- und Pflegebedürftigen in ambulanter Form gem. § 2 Abs. 1 Nr. 2 HGPB, dann allerdings in abgeschwächter Weise. Im erstgenannten Fall fallen die Wohngemeinschaften dann auch unter den Begriff der „vollstationären Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen“. Im zweitgenannten Fall ist insbesondere auf die Vorschriften über die Betriebsaufnahme (§ 10 HBPG), über die Anzeige der Versorgung von mehr als zwei Personen in einer Wohnung (§ 10 Abs. 5 HPBG), aber auch auf die Befreiungsregelung (§ 12 HPBG) hinzuweisen. Die Ausnahmeregelung für sonstige betreute Wohnformen (§ 2 Abs. 3 Nr. 1 HPBG) greift nur, wenn die Gestaltung einerseits eine „lupenreine“ private Häuslichkeit auf der einen Seite gewährleistet und auf der anderen Seite die organisatorischen Präsenzdienstleistungen sich auf allgemeine Betreuungsleistungen reduzieren. Es muss dann Wahlfreiheit in Bezug auf die ambulanten Leistungen gewährleistet werden und es darf kein Heimcharakter durch eine Art Gesamtversorgung und Gesamtversorgungsgarantie

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entstehen. In diesem Fall müsste jedenfalls wohl auch eine Trennung zwischen Dienstleistungserbringer und dem Überlasser des Wohnraums erfolgen. Zweckmäßig wäre die Bildung einer allerdings sich personell ständig verändernden Auftraggebergemeinschaft bezüglich der Präsenzdienstleistungen. Für anbieterorientierte Wohngemeinschaftsangebote kommt daher im Ergebnis nur die Ausgestaltung gem. § 2 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 HGPB in Betracht, wenn eine stabile Angebotsstruktur vorhanden sein soll. Die hessische Regelung der Einbeziehung der ambulanten Dienste, die Dienstleister und keine „Einrichtungen“ sind, in das Einrichtungsrecht wird zurzeit zur gerichtlichen Prüfung gestellt, da die Auswirkungen auf in Hessen tätige ambulante Dienste erheblich sind. Der Ausgang des Verfahrens vor dem Staatsgerichtshof ist offen. In diesem Zusammenhang ist zudem § 12 HGPB zu beachten, wonach die zuständige Behörde auf Antrag den Betreiber von Anforderungen nach den §§ 9 bis 11 HGPB sowie nach den aufgrund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen insbesondere dann befreien kann, wenn dies im Sinne der Erprobung neuer Betreuungs- oder Wohnformen geboten erscheint, die Erfüllung der Anforderungen und Betriebspflichten in anderer Weise gesichert ist oder die Konzeption sie nicht erforderlich macht und hierdurch der Zweck des HGPB nicht gefährdet wird. Der Betreiber ist auf Verlangen der zuständigen Behörde verpflichtet, die Erprobung neuer Betreuungs- oder Wohnformen auf ihre oder seine Kosten wissenschaftlich begleiten und auswerten zu lassen. Über diesen Weg sind anbieterorientierte Wohngemeinschaftsangebote darstellbar, wobei aber auch hier eine max. Befristung auf 5 Jahre Grenzen setzt und die wirtschaftliche Stabilität und damit die Investitionssicherheit erheblich reduziert. Die Überwachung bleibt unberührt. - Mecklenburg-Vorpommern Die gesetzliche Regelung in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Einrichtungsqualitätsgesetz (EQG M-V) ist gemäß der gesetzgeberischen „Klassifizierungsstrategie“ weitgehend angelehnt an die Systematik im WTG LSA. Es wird differenziert zwischen –– Einrichtungen, die dem tradierten Heimbegriff entsprechen (§ 2 Abs. 1 EQG M-V), –– Kurzzeitpflegeeinrichtungen (§ 2 Abs. 2 EQG M-V), –– Betreutem Wohnen (§ 2 Abs. 3 EQG M-V), –– teilstationären Einrichtungen (§ 2 Abs. 4 EQG M-V) und –– ambulant betreuten Wohngemeinschaften (§ 2 Abs. 5 EQG M-V) sowie weiteren Angeboten der Behindertenhilfe, die in der Abgrenzung hier nicht interessieren. § 2 Abs. 5 EQG M-V hat dabei die idealtypische Gestaltung der selbstorganisierten Wohngemeinschaft vor Augen, wenn die Prämissen lauten, –– dass diese Wohnform dem Zweck dienen soll, dass pflege- oder betreuungsbedürftige Menschen das Leben in einem gemeinsamen Haushalt selbst organisieren und externe Pflege- und Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen können,

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–– die Trennung von Mietvertrag und Betreuungs- oder Pflegevertrag verlangt wird und –– Pflege- oder Betreuungsdienste nur einen Gaststatus, insbesondere keine Büroräume in der Wohngemeinschaft, haben dürfen.

Auch hier findet sich die Beschränkung auf in der Regel nicht mehr als zwölf Personen, die in der Wohngemeinschaft leben. Bei „gesetzesfreien“ Wohngemeinschaften muss die innere Selbstorganisation gewährleistet werden und ein Gesamtversorgungskonzept kommt nicht in Betracht. Ist dies der Fall, so gelten nur die Vorschriften der –– § 13 Abs. 2 EQG M-V, der Beratungs- und Verbraucherschutzregelungen, die aber auch mittelbar qualitative Anforderungen an ambulante Wohngemeinschaften umfasst, und –– § 16 EQG M-V, der in diesem Kontext auch bestimmte Anzeigepflichten, Kontrollrechte und Noteingriffsbefugnisse der Heimaufsicht vorsieht (§ 16 Abs. 1, 2 – 3, 4 – 5 EQG M-V). Liegt nicht die Gestaltung gem. § 2 Abs. 5 M-V vor, so stellen solche ambulanten Wohngemeinschaften Heimeinrichtungen dar, für die das Gesetz vollumfänglich gilt. Das bedeutet für anbieterorientierte Konzepte, dass diese nur im Rahmen der Erprobungsregelung des § 14 EQG M-V möglich sind, wobei insofern die auch aus den anderen Landesrechten bekannten Einschränkungen auf das „zur Erprobung dringend Gebotene“ gelten. Im Zusammenhang mit der Befristungsregelung (5 Jahre) fördert diese Gesetzeslage sicherlich nicht eine Ausbreitung dieser Angebotsform. - Niedersachsen Niedersachsen ist zunächst den Weg eines Heimgesetzes gegangen und fasste Wohngemeinschaften in weitem Umfang unter die Geltung des Gesetzes, da diese als „Heim“ statusrechtlich dann eingeordnet wurden, wenn es sich nicht um „selbstbestimmte Wohngemeinschaften“ handelte (§ 21 Abs. 3 NHeimG). Abgestellt wurde auf das Nichtvorhandensein des Betriebs durch einen Dritten, die Trennung von ambulanten Betreuungsleistungen und der Überlassung des Wohnraums zur freien Wählbarkeit der Betreuungsdienste sowie von Art und Umfang der Leistungen und die Generalklausel, dass die Bewohner und Bewohnerinnen durch ambulanten Betreuungsdienste in ihrem Selbstbestimmungsrecht nicht eingeschränkt werden dürfen. Die dezidiert verlangte Wahlfreiheit nicht nur bezüglich der Leistungsanbieter, sondern auch in Bezug auf Leistungskomponenten und der weite Begriff des Betriebs hatten faktisch dazu geführt, dass nicht nur anbieterinitiierte Modelle quasi „automatisch“ in den Heimstatus kamen. Dieses politisch unerwünschte Ergebnis wurde durch die Novellierung des niedersächsischen Landesheimgesetzes Mitte 2016 beseitigt. Das Heimgesetz unterscheidet nunmerhr zwischen vier Grundformen des Wohnens mit Dienstleistungen im Alter und schafft damit wesentlich größere Spielräume bei der Schaffung altersgerechter Angebote:

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–– Beim Betreuten Wohnen werden die Leistungen auf allgemeine Unterstützungs-

leistungen im Sinne des WBVG beschränkt mit der Konsequenz, dass hier das NHeimG nicht gilt; darüber hinaus gilt Heimrecht nicht, wenn bei weitergehender Leistungskopplung nach 2 Jahren Wahlfreiheit besteht (§ 1 Abs. 4 NdsHeimG). –– „Staatsfreie“ ambulante Wohngemeinschaften sind gegeben, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner in einer häuslich pflegerischen Versorgungsumgebung leben und von den Anbietern der ambulanten Leistungen strukturell unabhängig sind, was voraussetzt, dass sie spätestens nach zwei Jahren den sie betreuenden ambulanten Dienst frei wählen können müssen und ein Wechsel des ambulanten Dienstes nicht die Verpflichtung zum Auszug aus der Wohnung zur Folge haben darf. –– In nicht selbstbestimmten Wohnformen – Betreutem Wohnen wie auch ambulanten Wohngemeinschaften – leben die Bewohnerinnen und Bewohner in einer häuslich-pflegerischen Versorgungsumgebung und sind von den Anbietern der ambulanten Leistungen strukturell abhängig, weil sie den ambulanten Dienst nicht frei wählen können. Wohnen und ambulante Dienstleistung sind hier dauerhaft miteinander verbunden. Hier wird die Geltung der heimrechtlichen Regelungen vorgesehen. –– Ferner gibt es das bisherige Pflegeheim im Sinne einer Vollversorgungseinrichtung. Entscheidend für die ambulanten Wohngemeinschaften ist, dass nunmehr zweierlei möglich ist: Einerseits kann eine Wohngemeinschaft von einem Anbieter initiiert werden und andererseits kann für die Start- und Gründungsphase von max. zwei Jahren auch eine Kopplung von Wohnen und Betreuung bzw. Pflege erfolgen. Nach Ablauf dieser Frist, für die eine „strukturelle Abhängigkeit“ hingenommen wird, muss allerdings die freie Wahl des Dienstleisters möglich sein. Dies ist gem. § 7 Abs. 6 NdsHeimG von dem Dienstleister in der Wohngemeinschaft unter Vorlage einer schriftlichen Bestätigung der Bewohnerin/des Bewohners anzuzeigen. Erfreulich ist, dass das Gesetz die persönliche Entscheidung des Bewohners und diejenige dessen, der für ihn etwa als gesetzlicher Betreuer handelt, gleichstellt. Damit ist Niedersachsen nicht den Weg der grundsätzlichen Ausdifferenzierung von „anbieterverantworteten“ und „selbstverantworteten“ Wohngemeinschaften gegangen, sondern ermöglicht die initiale Anbieterverantwortung, wenn nach Abschluss der Initialphase die Wahlfreiheit der Nutzer gewährleistet ist. Wie deren Entscheidung dann aussieht, hat für die heimrechtliche Statusentscheidung keine Bedeutung, sodass bei gewährleisteter und ausgeübter Wahlentscheidung auch der initial gründende Dienstleister die weitere Betreuung durchführen kann. Man wird abwarten müssen, wie diese weitgehende Liberalisierung im Einzelnen „gelebt“ und umgesetzt werden wird. Jedenfalls sind damit die Gründung und Gestaltung von „Service-Wohnformen jenseits vollstationärer Angebote“ deutlich erleichtert worden. - NRW Die Rechtssituation in NRW ist dadurch geprägt, dass seit dem 16.10.2014 das alle Wohnund Versorgungsformen zunächst umfassende WTG 2008 durch ein völlig neu strukturiertes WTG 2014 abgelöst worden ist.

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Das neue WTG wurde seit 2011 mit der Zielsetzung entwickelt, eine gesetzliche Regelung zu finden, die die „neuen“ und „alternativen“ Wohnformen auf eine sicherere rechtliche Basis stellt. Das Instrumentarium, das das neue WTG nutzt, ist die Kategorisierung der Angebote. So werden Wohngemeinschaften in –– selbstverantwortete Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen und –– anbieterverantwortete Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen differenziert. Die Form der anbieterverantworteten Wohngemeinschaft ist gem. §§ 24, 25 WTG erfüllt, wenn die Kriterien für das Vorliegen einer selbstverantworteten Wohngemeinschaft nicht gegeben sind. Diese sind i.W. die Folgenden: Rechtliche Unabhängigkeit der Ansprüche auf Wohnraumüberlassung und Betreuungsleistungen und Gegebensein der „Kriterien für die Selbstbestimmung“. Diese bestehen darin, dass die Nutzerinnen und Nutzer oder ihre Vertreterinnen und Vertreter mindestens bei der Wahl und dem Wechsel der Leistungsanbieterinnen und Leistungsanbieter frei sind, das Hausrecht ausüben, über die Aufnahme neuer Nutzerinnen und Nutzer entscheiden, die Gemeinschaftsräume selbst gestalten, die gemeinschaftlichen Finanzmittel selbst verwalten und die Lebens- und Haushaltsführung sowie das Alltagsleben selbstbestimmt gemeinschaftlich gestalten. Leistungsanbieterinnen und Leistungsanbieter dürfen auf diese Entscheidungen keinen bestimmenden Einfluss haben. Sofern Leistungsanbieterinnen oder Leistungsanbieter bei der Gründung einer Wohngemeinschaft bestimmend mitwirken, soll eine selbstverantwortete Wohngemeinschaft nur dann gegeben sein, wenn nach Abschluss der Gründungsphase die vorgenannten Voraussetzungen vorliegen. In Betracht kommen nur Wohngemeinschaften für bis 12 Personen und es gilt die Einschränkung, dass in einem Gebäude von einem Anbieter nur max. 24 Personen in Wohngemeinschaften betreut werden dürfen (§ 26 Abs. 6 WTG). In Betracht kommen damit – orientiert an der Grenzlinie des WTG – Gestaltungen zwischen max. 2 Wohngemeinschaften à 12 Nutzer und 3 Wohngemeinschaften à 8 Nutzer, wobei letzterer Typ sowohl betreuungsbezogen wie auch betriebswirtschaftlich zu präferieren ist. Anbieterverantwortete Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen werden den Anforderungskatalogen und der Aufsicht nur eingeschränkt unterstellt. Die materiellen Anforderungen regeln §§ 26 WTG. Sie betreffen die Komplexe sozialräumliche Integration, verbindliche Zuständigkeitsregelung bei kooperierenden Anbietern, Konzeption, Pflicht zu Einzelzimmern, Betreuung unter der Verantwortung einer Fachkraft, ggf. ständige Anwesenheit einer Fachkraft, ggf. Beteiligung einer hauswirtschaftlichen Fachkraft und Mitwirkung der Nutzer in einer Versammlung mind. einmal im Jahr. Es besteht damit ein dezidierter „Konzeptzwang“ und bei Gestaltungen, bei denen Wohnen und Dienstleistungen von zwei oder mehr unterschiedlichen Leistungserbringern erbracht werden, zudem die Notwendigkeit fixierter Kooperationen qua vertraglicher Regelung („WGKooperationsvertrag“) (siehe § 26 Abs. 2 WTG). Die in § 30 WTG geregelte behördliche Qualitätssicherung bei anbieterverantworteten Wohngemeinschaften umfasst Regelprüfungen und anlassbezogene Prüfungen.

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Die zuständige Behörde soll bei jeder anbieterverantworteten Wohngemeinschaft mindestens eine Regelprüfung im Jahr vornehmen, wobei Regelprüfungen in größeren Abständen bis zu höchstens zwei Jahren stattfinden, wenn bei der letzten Prüfung durch die zuständige Behörde keine wesentlichen Mängel festgestellt wurden. Einzelheiten werden in der WTG-Durchführungsverordnung geregelt und es gibt einen Rahmenprüfkatalog für die heimaufsichtlichen Prüfungen. Damit ist sicher, dass die anbieterverantworteten Wohngemeinschaften keinesfalls in vollem Umfang den einrichtungsrechtlichen Regelungen für Einrichtungen mit umfassendem Leistungsangebot („Heimen“) unterstellt werden und von der Politik als „Königsweg“ für ortsnahe und menschenzentrierte Angebote und Alternative zu den – nicht länger gewünschten stationären Angeboten – betrachtet werden. Dieser Typ ermöglicht stabile Gestaltungen in Bezug auf die Strukturen der Leistungserbringung und zwar sowohl im Interesse der Nutzer wie auch der Anbieter. - Rheinland-Pfalz Das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG), das 2016 novelliert worden ist, regelt in Bezug auf den Anwendungsbereich, soweit hier von Relevanz, drei Angebotstypen: –– betreute Wohngruppen für pflegebedürftige volljährige Menschen oder Menschen mit Behinderungen als Einrichtungen mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung (§ 5 S. 1 Nr. 1 LWTG), –– betreute Wohngruppen für volljährige Menschen mit Intensivpflegebedarf oder schweren kognitiven Einschränkungen ebenfalls als Einrichtungen mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung (§ 5 S. 1 Nr. 2 LWTG) –– selbstorganisierte Wohngemeinschaften (§ 3 Abs. 2 LWTG). Daneben stehen –– Einrichtungen mit umfassendem Leistungsangebot (§ 4 LWTG), –– Wohneinrichtungen für ältere Menschen, in denen mit der Vermietung von abgeschlossenem Wohnraum zugleich Hauswirtschaftsleistungen oder Verpflegung erbracht werden und in denen pflegerische Dienstleistungen „doppelt“ frei wählbar sind als Einrichtungen mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung (§ 5 S. 1 Nr. 4 LWTG) und –– Einrichtungen des Wohnens mit allgemeinen Unterstützungsleistungen (Servicewohnen) (§ 3 Abs. 3 LWTG). Terminologisch differenziert das LWTG zwischen „Wohngruppen“ und „Wohngemeinschaften“. Die beiden erstgenannten Typen von Wohngruppen als „Einrichtungen mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung“ werden - anders als in der Vorläuferfassung - nur noch dann als „Heime“ in vollem Umfang dem LWTG unterstellt, wenn zwar der erforderliche Träger (§ 7 LWTG) gegeben ist, aber die doppelte Wahlfreiheit bzgl. der über die Trägerschaft hinausgehenden Dienstleistungen (Teilhabe, Pflege, Verpflegung) nicht gegeben ist oder die Nutzerzahl über 12 pflegebedürftigen bzw. 8 behinderten

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Menschen liegt oder in derartigen Wohngruppen in einem Gebäude mehr als 24 Menschen leben oder die doppelte Wahlfreiheit bzgl. über die Trägerfunktiionen hinausgehenden Dienstleistungen nicht gegeben ist. Für selbstorganisierte Wohngemeinschaften gilt das Gesetz wie für das „Servicewohnen“ gar nicht. Dabei setzt die Selbstorganisation voraus, dass sich die Wohngemeinschaft selbst gefunden hat, sich auch so organisiert, kein „Träger“ da ist und keine „Steuerung durch einen Dritten“ gegeben ist (§ 3 Abs. 2 S. 1 LWTG). Die Gestaltung von Wohngemeinschaften in der Wohnform „Servicewohnen“ kommt nicht oder nur schwerlich in Betracht, weil das Gesetz abgeschlossenen Wohnraum verlangt und eine Koppelung nur mit allgemeinen Unterstützungsleistungen vorsieht. Ambulant betreute Wohngemeinschaften können daher nur entweder als selbstorganisierte Wohnformen („Wohngemeinschaften“) strukturiert sein bzw. werden oder als „Wohngruppen“ in der Form der „Einrichtung mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung“ i.S.d. § 5 S. 1 Nr. 1 und 2 bzw. Nr. 3 LWTG, wobei letzte Variante nur für die Eingliederungshilfe gilt. Die Gestaltung als „selbstorganisierte Wohngemeinschaft“ i.S.d. § 3 Abs. 2 LWTG kommt insbesondere in Frage, wenn es um individuell ausgeprägte Wohngemeinschaften mit starker Beteiligung der Angehörigen geht. Nach der Novellierung wird nicht mehr verlangt, dass die früher in § 6 LWTG in genannten Anforderungen konzeptioneller Art gewährleistet sind: Die Vorschrift wurde aufgehoben, was Freiräume bietet. Dennoch gelten denknotwendig die bekannten Kernanforderungen wie selbstbestimmte gemeinschaftlich gestaltete Lebens- und Haushaltsführung, Freiheit bei der Wahl und Inanspruchnahme von Pflege-, Teilhabe- oder anderen Unterstützungsleistungen, eigene Entscheidungsfreiheit in Bezug auf die Aufnahme neuer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, eigene Ausübung des Hausrechts. Die Zahl der Mitglieder ist nicht mehr limitiert. Das LWTG gilt für diese Form der Wohngemeinschaften nicht mehr. Ansonsten ist die Gestaltung des § 5 S. 1 Nr. 1 bzw. Nr. 2 LWTG zu wählen. Hier werden räumlich, organisatorisch und wirtschaftlich eigenständige betreute Wohngruppen für pflegebedürftige volljährige Menschen mit nicht mehr als 12 Bewohnerinnen bzw. 8 Menschen mit Behinderungen, die die Leistungen der Pflege, weitergehende Unterstützung und Verpflegung zwar von unterschiedlichen Anbieterinnen und Anbietern in Anspruch nehmen können, bei denen die Gesamtverantwortung für die Abstimmung der Pflege- und anderen Unterstützungsleistungen jedoch – anders als bei den selbstorganisierten Wohngemeinschaften nach § 3 Abs. 2 LWTG – in der Hand eines Trägers liegt. Indikatoren dafür sind die „Steuerung durch einen Dritten“, fehlende Wahlfreiheit bzgl. Leistungen und Leistungsanbietern, Koppelung von Miet- und Dienstleistungsvertrag, Bestimmung der Inhalte und des Umfangs von Dienstleistungen und die Gestaltung der Tagesstrukturen durch den Träger oder auch eine Anbieterin oder einen Anbieter. Die Begründung der Novellierung verhält sich dazu bemerkenswert kurz und offen. Die Trägeraufgabe wird als reine Managementaufgabe definiert (siehe § 7 Abs. 1 LWTG). Konsequenz ist, dass für Angebote nach § 5 S. 1 Nr. 1 und 2 LWTG zunächst gem. § 16 LWTG besondere Anforderungen gelten. Diese beziehen sich insbes. auf die Organisation und Teilhabe, die in einem

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„Organisations- und Verantwortungskonzept“ zu beschreiben ist. Dann müssen die besonderen baulichen Anforderungen gem. § 15 Abs. 1 S. 1 LWTG erfüllt sein und die Trägerleistungen und anderen – v.a. pflegerischen – Dienstleistungen müssen die Anforderungen Sinne des § 15 Abs. 1 und 2 Nr. 1 und 3 – 5 LWTG erfüllen. Da aber in diesen Einrichtungen mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung u.a. ein höheres Maß an Selbstverantwortung möglich sein soll, kann von einzelnen Anforderungen gem. § 17 LWTG befreit werden. Voraussetzung für die Anwendung des § 17 LWTG ist, dass ein fachlich qualifiziertes Gesamtkonzept vorgelegt wird, das die Erfüllung der Ziele des LWTG garantiert und ein höheres Maß an Selbstbestimmung und Teilhabe unter gleichzeitiger Gewährleistung des erforderlichen Schutzes der Bewohnerinnen sicherstellt. Damit soll es möglich sein, flexibler auf die speziellen Konzepte und Erfordernisse dieser Angebote einzugehen. Die Anbieter können auf diese Weise von „unnötigen“ Anforderungen - orientiert am Konzept! - und damit auch von den damit verbundenen Kosten entlastet werden. Dies ermöglicht nach der Neufassung der Regelungen in Bezug auf die „Wohngruppen“ aber kaum noch andere anbieterverantwortete Gestaltungen, die sich etwa am nordrheinwestfälischen Vorbild orientieren, da diese explizit in die Kategorie des § 5 S. 1 Nr. 1 LWTG fallen Man darf bezweifeln, dass die Prämisse der Novellierung, kleinteilige, wohngemeinschaftsbezogene Angebotsformen im Bereich des Wohnens mit Betreuung und Pflege zu stärken und zu erleichtern, damit realisiert worden ist. Die Ausgestaltung der Managementfunktion des Trägers ist problematisch, weil er allenfalls koordinieren, aber i.d.R. nicht mehr leisten kann. Dies ist allenfalls dann möglich, wenn „wahlfreie“ Gemeinschaftsbeschlüsse ihm dies zeitlich befristet erlauben (§ 5 S. 3 LWTG). Es ist abzuwarten, ob und welche Effekte die Neuregelung haben wird. Jedenfalls ist die konkrete Gestaltung derartiger Angebote feinzujustieren, da die Neufassung „vergleichbare oder sonstige ähnliche Einrichtungen“ den „Wohngruppen“ gleichstellt (§ 5 S. 2 a.E. LWTG). - Saarland Die „Heimrechtsnovellierungswelle“ hat jüngst mit dem „Saarländisches Gesetz zur Sicherung der Wohn-, Betreuungs- und Pflegequalität volljähriger Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf und volljähriger Menschen mit Behinderung“ (kurz: SWBPQG) einen weiteren – vorläufigen – Abschluss gefunden. Die Novelle hat drei Ziele: Der Regelungsgehalt soll stärker differenzieren für Altenpflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe, die Rechte der Heimaufsicht sollen gestärkt werden und die Rechtsstellung alternativer bzw. neuer Wohnformen soll verbessert werden. Das Gesetz gilt nunmehr nach § 1 SWBPQG für stationäre Einrichtungen, Einrichtungen des ambulant betreuten Wohnens und für ambulante Pflegedienste. Dabei schafft der Terminus des ambulant betreuten Wohnens bezogen auf die „neuen“ Seniorenwohnformen eher Verwirrung denn Klarheit. Es werden 3 Wohn- / Versorgungsformen erfasst: die „nicht selbstorganisierten ambulant betreuten Wohngemeinschaften“, dann „andere gemeinschaftliche Wohnformen“ und last not least „Servicewohnanlagen“. Die erste Kategorie wird in § 1 b Abs. 3 i.V.m. Abs. 1 SWBPQG definiert. Interessant ist, dass eine zahlenmäßige Untergrenze von 6 Personen vorgesehen wird und eine Obergrenze

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fehlt. Kurz zusammengefasst: Alles, was mit Intensivpflege zu tun hat und nicht selbstorganisiert i.S.d. § 1 b Abs. 2 SWBPQG ist, soll staatlicher Aufsicht unterliegen. Die Abgrenzung ist problematisch. Das fängt bei einer spezifisch saarländischen Definition der ambulant betreuten Wohngemeinschaften in § 1 b Abs. 3 SWBPQG an. Sodann orientiert man sich an den bekannten Abgrenzungskriterien für „strukturelle Abhängigkeit“. In Bezug auf die zweite Kategorie der „anderen gemeinschaftlichen Wohnformen“ bleibt unklar, was denn Wohnformen sein sollen, die „den nicht selbstorganisierten Wohngemeinschaften und Servicewohnanlagen vergleichbare oder ähnliche sonstige Institutionen, die dem Zweck des Gesetzes entsprechen“. Problematisch ist das alles wegen der Rechtsfolgen, in denen unklare Qualitätsanforderungen statuiert werden. So werden Anzeigepflichten (§ 4 Abs. 5 SWBPQG) und Anlassprüfungen vorgesehen (§ 11 Abs. 12 SWBPQG). Letzteres wirft die Frage auf, was die konkreten Prüfkriterien sein sollen. Es ist abzuwarten, ob die Neuregelung das Ziel der Förderung „alternativer“ Wohnangebote erreichen kann. - Sachsen Das sächsische Landesheimrecht hat im Sächsischen Betreuungs- und Wohnqualitätsgesetz (SächsBeWoG) zwar gem. § 2 Abs. 1 SächsBeWoG primär die stationären Einrichtungen im Blick, wenn andere Wohn- und Betreuungsformen bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen aus dem Gesetz herausgenommen werden, stellt jedoch in Hinblick auf Wohngemeinschaften insofern in § 2 Abs. 5 SächsBeWoG Anforderungen auf, die dazu führen, dass das Gesetz im Kern nur für selbstorganisierte Wohngemeinschaften nicht gilt und insbesondere eine rechtliche Verbindung oder gar Identität zwischen dem Dienstleister und dem Vermieter dazu führt, dass das Gesetz diese Wohngemeinschaften als stationäre Einrichtungen mit der vollumfänglichen Geltung des SächsBeWoG begreift. Im Einzelnen legt § 2 Abs. 5 SächsBeWoG fest, dass es nur dann nicht für Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige gilt, wenn sie von Dritten unabhängig sind, was der Fall ist, wenn die Mitglieder der Wohngemeinschaft alle Angelegenheiten der Wohngemeinschaft in einer Auftraggebergemeinschaft selbst regeln. Die Wahlfreiheit bezüglich der Betreuungsleistungen darf nicht beschränkt werden. Eine Beschränkung liegt insbesondere dann vor, wenn Vermieter und Pflegedienstleister identisch sind oder rechtlich oder tatsächlich verbunden sind. Eine Gestaltung, in der die Wohnraumüberlassung und Pflegeleistungen aus einer Hand erbracht werden oder in der eine feste Kooperation zwischen dem Dienstleister und dem Wohnungsanbieter gegeben ist, fällt damit nicht mehr unter diese Regelung. Die sächsische Regelung ist insofern derjenigen in den anderen Bundesländern ähnlich. Die Differenzierung in Hinblick auf Wohngemeinschaften führt dazu, dass ein „Allesaus-einer-Hand-Modell“ als gesonderter Typus der „anbieterorientierten“ und/oder „anbietergetragenen“ Wohngemeinschaft außerhalb der Regelungen für stationäre Einrichtungen grundsätzlich nicht in Betracht kommen kann. Nur ausgehend von dem Typ der stationären Einrichtung sind gem. § 15 SächsBeWoG die Möglichkeit der Erprobung und zudem auch entsprechende interne Regelungen vorgesehen, die den Charakter der Selbstorganisation sicherstellen.

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- Sachsen-Anhalt Das Gesetz über Wohnformen- und Teilhabe des Landes Sachsen-Anhalt ist mit seiner klaren Struktur mittlerweise Vorbild für die aktuellen Novellierungen geworden. Das überaus klar strukturierte, wenngleich sehr regelungstiefe und komplexe Wohnund Teilhabegesetz ordnet seine Geltung klar für –– stationäre Einrichtungen und –– nicht selbstorganisierte Wohnformen an (§ 2 Abs. 1 WTG LSA). Unter die sonstigen nicht selbst organisierten Wohnformen werden in § 4 WTG LSA ausdrücklich ambulant betreute Wohngemeinschaften gefasst, wobei die Zahl der dort wohnenden Personen auf nicht mehr als 12 beschränkt wird und Pflege- und Betreuungsdienste nur einen Gaststatus, insbesondere keine Büroräume in der Wohngemeinschaft oder in enger räumlicher Verbindung mit dieser haben dürfen, wobei die Anregung und/oder Begleitung der Wohngemeinschaft durch einen Träger irrelevant ist. Es wird differenziert zwischen –– selbstorganisierten Wohngemeinschaften (gem. § 5 WTG LSA) und –– nicht selbstorganisierten Wohngemeinschaften (gem. § 4 Abs. 2 WTG LSA). Die Variante der selbst organisierten Wohngemeinschaft verlangt unabhängig von der Wahlfreiheit in Bezug auf Pflege- und Betreuungsdienste eine uneingeschränkte Hausrechtsausübung und das freie Entscheidungsrecht der in der Wohngemeinschaft lebenden Menschen über die Aufnahme neuer MitbewohnerInnen. Für nicht selbstorganisierte Wohngemeinschaften, also die hier im Fokus stehenden anbieterorientierten Typen, gelten zwar die spezifischen Anforderungen des WTG LSA an stationäre Einrichtungen gem. § 11 ff. WTG LSA nicht, wohl gilt aber das Gesetz eingeschränkt, nämlich insbesondere in Bezug auf alle Regelungen zur Stärkung der Selbstbestimmung und Teilhabe sowie des Verbraucherschutzes (§§ 7 ff. WTG LSA) und vor allem in Bezug auf die besonderen Regelungen für sonstige nicht selbstorganisierte Wohnformen in qualitativer Hinsicht (§ 16 WTG LSA). Diese Qualitätsanforderungen an nicht selbstorganisierte ambulant betreute Wohngemeinschaften gem. § 16 WTG LSA betreffen insbes. die Betreuungs- und Versorgungsqualität, wenn angeordnet wird, dass in nicht selbstorganisierten ambulant betreuten Wohngemeinschaften der Träger und der ambulante Pflege- oder Betreuungsdienst sicherzustellen haben, dass ihre Pflege- und Betreuungsleistungen, insbesondere im Bereich der Pflege und sonstigen Betreuung, der hauswirtschaftlichen Versorgung, der Ernährung und der Mobilisierung dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse entsprechen. Dies erfordert dezidierte Regelungen in Kooperationsverhältnissen. Zusätzlich gelten die §§ 14 und 15 WTG LSA entsprechend. § 14 WTG LSA betrifft die Einhaltung der Anbieterpflichten nach dem Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz, und zwar der Unternehmerpflichten und die Anforderung, nur angemessene Entgelte zu verlangen und ggfls. sie nur angemessen zu erhöhen. § 15 WTG LSA regelt das Verbot der Leistungsannahme, wonach es dem Träger grundsätzlich – mit den Ausnahmen nach

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§ 15 Abs. 2 WTG LSA untersagt ist, sich von oder zugunsten von Bewohner(inne)n oder BewerberInnen um einen Platz in der Wohngemeinschaft Geld oder geldwerte Leistungen über das vereinbarte Entgelt hinaus versprechen oder gewähren zu lassen. Die Prüfung und Qualitätssicherung von sonstigen nicht selbstorganisierten Wohnformen ist in § 20 WTG LSA in Form von Regelprüfungen nach Betriebsaufnahme und Anlassprüfungen geregelt. In diesem Zusammenhang ist die Doppelverantwortung bei Aufspaltung der Wohn- und Dienstleistungskomponente zu beachten. Ergänzend ist auf die in § 27 WTG LSA enthaltenen Erprobungs- und Ausnahmeregelungen zu verweisen, wonach zur Erprobung neuer Betreuungs- und Wohnangebote innerhalb der in § 2 WTG LSA genannten Wohnformen die zuständige Behörde auf Antrag den Träger von den Anforderungen des § 9 WTG LSA befreien kann, wenn die Mitwirkung in anderer Weise gesichert ist oder die Konzeption sie nicht erforderlich macht, oder von den Anforderungen der nach § 33 Abs. 1 WTG LSA erlassenen oder der nach § 35 Abs. 1 WTG LSA weiter geltenden Verordnungen teilweise befreien kann, wenn dies dringend geboten ist und dadurch der Zweck des Gesetzes nach § 1 Abs. 1 WTG LSA nicht gefährdet wird. Die Befreiung ist zunächst auf höchstens 4 Jahre – widerruflich – zu befristen und kann um weitere 4 Jahre verlängert werden, wobei die Befreiung auf Dauer erteilt werden kann, wenn sich das neue Betreuungs- und Wohnangebot bewährt hat. Die §§ 19, 20, 23 bis 26 WTG LSA bleiben durch die Befreiung unberührt. Diese Option gilt auch für anbieterverantwortete Wohngemeinschaften, wird dort aber wohl nicht praktisch werden. Damit werden die anbieterverantworteten Wohngemeinschaft in Sachsen-Anhalt eigenständig geregelt und als eigene Angebotsform neben den stationären Einrichtungen ausgestaltet, was die Umsetzung derartiger Angebotsmodelle erleichtert, da Grauzonen reduziert sind. - Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein hat ausgehend von dem personenbezogenen Schutzzweck im Selbstbestimmungsstärkungsgesetz (SbStG) gesetzgeberisch sowohl stationäre Einrichtungen als auch besondere Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen unter das Gesetz genommen (§ 6 Abs. 1 SbStG) und diese abgegrenzt zu solchen Wohn- und Versorgungsformen, in denen keine Wahlfreiheit in Bezug auf den Anbieter der Pflege und Betreuungsleistungen besteht (§ 8 Abs. 1 SbStG). Damit sind insbesondere die Wohnund Hausgemeinschaften umfasst, die nicht die Merkmale selbstverantwortlich geführter ambulant betreuter Wohn- und Hausgemeinschaften gem. § 10 SbStG aufweisen. Die Trennlinie erfolgt gem. § 10 SbStG entlang des Kriteriums des „Selbstverantwortlich-Geführt-Werdens“, das gegeben ist, wenn eine schriftliche Vereinbarung zwischen den Mieterinnen und Mietern oder den für sie vertretungsberechtigten Personen über die wesentlichen Angelegenheiten der Gemeinschaft vorliegt, die Vermietung und die Pflegeund Betreuungsleistungen vertraglich und tatsächlich getrennt sind, Art und Umfang der Pflege- und Betreuungsleistungen sowie der hauswirtschaftlichen Versorgung tatsächlich frei gewählt werden können, das Hausrecht von den Mieterinnen und Mietern oder den für sie vertretungsberechtigten Personen uneingeschränkt ausgeübt werden kann und die Alltagsgestaltung maßgeblich von den Mieterinnen und Mietern oder den für sie vertre-

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tungsberechtigten Personen bestimmt wird. Für solche Angebote gelten die Vorschriften des Dritten und Vierten Teils des Gesetzes nicht. Nur § 9 Abs. 3 SbStG gilt entsprechend. Für die besonderen Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen des § 8 SbStG, in denen eine höhere Gestaltungskompetenz des Anbieters gegeben sein darf, jedoch Wahlfreiheit in Bezug auf den Anbieter der Pflege- und Betreuungsleistung bestehen muss und die insbesondere die Wohn- oder Hausgemeinschaften umfassen sollen, die nicht die Voraussetzungen nach § 10 SbStG erfüllen, gelten die „stationären“ Anforderungen eingeschränkt. Hier wird Spielraum für anbieterverantwortete Gestaltungen geschaffen. - Thüringen In Thüringen gilt seit Frühling 2014 das Thüringer Gesetz über Wohnformen und Teilhabe (Thüringer Wohn- und Teilhabegesetz – ThürWTG). Das Thüringer Einrichtungsrecht regelt den Anwendungsbereich dahingehend, dass das ThürWTG Anwendung auf –– stationäre Einrichtungen im Sinne des § 2 ThürWTG und –– nicht selbstorganisierte ambulant betreute Wohnformen im Sinne des § 3 Abs. 1 und Abs. 2 ThürWTG finden soll. Letztere Begriffsbestimmung erfasst nach § 3 ThürWTG alle nicht selbstorganisierten ambulant betreute Wohnformen, also Wohngemeinschaften wie auch Betreutes Wohnen, wenn sie unter der Verantwortung eines Trägers stehen oder von diesem strukturell abhängig sind. Eine strukturelle Abhängigkeit soll insbesondere dann gegeben sein, wenn die freie Wählbarkeit der Pflege- und Betreuungsleistungen rechtlich oder tatsächlich eingeschränkt ist. Die „Selbstorganisiertheit“ ist gegeben, wenn die Selbstbestimmung der Bewohner gewährleistet ist und die Wohnangebote von Dritten strukturell unabhängig sind. Dies soll der Fall sein, wenn die Bewohner oder ihre gesetzlichen Vertreter die Pflege- und Betreuungsdienste sowie Art und Umfang der Pflege- und Betreuungsleistungen rechtlich und tatsächlich frei wählen können, die Lebens- und Haushaltsführung selbstbestimmt gemeinschaftlich gestalten können, insbesondere ein Gremium zur gemeinsamen Regelung aller die Wohngemeinschaft betreffenden Angelegenheiten errichten können, das Hausrecht uneingeschränkt ausüben und über die Aufnahme neuer Mitbewohner selbst entscheiden können. Die Abgrenzungskriterien folgen damit dem Muster von Sachsen-Anhalt. Dies bedeutet für anbieterverantwortete Wohngemeinschaftsgestaltungen, dass sie praktisch unter das Heimregime fallen.

5.2.2 Baurecht Der weitere ganz erheblich wichtige öffentlich-rechtliche Komplex ist der des öffentlichen Baurechts, wie bereits oben angedeutet, differenziert in das Bauplanungsrecht auf der einen Seite und das Bauordnungsrecht auf der anderen Seite.

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5.2.2.1 Bauplanungsrecht Das Bauplanungsrecht umfasst die Rechtsvorschriften, die die Zulässigkeit und die Grenzen, die Ordnung und die Förderung der baulichen Nutzung des Bodens, insbesondere durch Errichtung, bestimmungsgemäße Nutzung, wesentliche Veränderung und Beseitigung baulicher Anlagen, betreffen. Kodifiziert ist das öffentliche Baurecht in dem Baugesetzbuch (BauGB) und der Baunutzungsverordnung (BauNVO). Untergesetzlich werden Nutzungsvorgaben insbesondere in den Bebauungsplänen und sonstigen bauplanungsrechtlichen Satzungen geregelt. Das öffentliche Bauplanungsrecht definiert und gestaltet die im Grundgesetz normierte, aber dem Gesetzesvorbehalt unterliegende, „Baufreiheit“. Dabei regelt das Bauplanungsrecht die flächenbezogene Zulässigkeit eines baulichen Vorhabens. Bei Wohngemeinschaften unter der maßgeblichen Gestaltung von Anbietern erlangt hier sofort die Zwitterstellung anbieterverantworteter Modelle bei der Einordnung als „Wohnen“ Bedeutung. Vor dem Hintergrund des dauernden Aufenthalts in einer eigenen Häuslichkeit mit eigenem Haushalt ist wohl von einer Wohnnutzung auszugehen, die bauplanungsrechtlich in die Kategorien der §§ 2 – 7 BauNVO fällt, wenn man es mit einem beplanten Bereich zu tun hat. Anderes kann gelten, wenn eine Wohngemeinschaft trotz des ambulanten Versorgungskonzepts strukturell den Charakter einer stationären Pflegeeinrichtung aufweist. Wie auch bei der Beurteilung bauordnungsrechtlicher Rahmenbedingungen ist die „einrichtungsrechtliche“ Einordnung des betreffenden Wohnangebots und damit baulichen Nutzungsvorhabens allenfalls indiziell, nicht präjudiziell. Dabei sind die sog. Kleinsiedlungsgebiete gem. § 2 BauNVO, die vorwiegend der Unterbringung von Kleinsiedlungen einschließlich Wohngebäuden mit entsprechenden Nutzgärten und landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen dienen, unkritisch: Zulässig sind neben den in solchen „Kleinsiedlungen“ vorzufindenden Wohngebäuden auch ausnahmsweise zugelassen „sonstige Wohngebäude mit nicht mehr als zwei Wohnungen“ und Anlagen für „gesundheitliche Zwecke“ und „nicht störende Gewerbebetriebe“. Die in § 3 BauNVO geregelten reinen Wohngebiete dienen dem Wohnen mit der Folge, dass zulässig sind Wohngebäude und Anlagen zur Kinderbetreuung, die den Bedürfnissen der Bewohner des Gebiets dienen, nicht jedoch „Anlagen zur Seniorenbetreuung“, wobei man sich nach dem Differenzierungskriterium fragt, und „sonstige Anlagen für soziale Zwecke sowie den Bedürfnissen der Bewohner des Gebiets dienende Anlagen für kirchliche, kulturelle, gesundheitliche und sportliche Zwecke“. Lediglich Wohngebäude, die ganz oder teilweise der Betreuung und Pflege ihrer Bewohner dienen, sind eingeschlossen. Hierunter fallen sicherlich auch Gebäude für Wohngemeinschaften. Gleiches gilt erst recht für die in § 4 BauNVO geregelten allgemeinen Wohngebiete, die in § 4a BauNVO erfaßten Gebiete zur Erhaltung und Entwicklung der Wohnnutzung (besondere Wohngebiete), die Dorfgebiete nach § 5 BauNVO, die in § 6 angesprochenen Mischgebiete und die Kerngebiete gem. § 7 BauNVO.

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Die Zulässigkeit von Nutzungen richtet sich in den Bereichen, in denen Bebauungspläne bestehen, immer nach den planerischen Festsetzungen. Sie sind stets prioritär in den Blick zu nehmen. In nicht beplanten Bereichen sind die §§ 34 und 35 BauGB zu beachten, nämlich die Vorschriften über den unbeplanten Innenbereich (§ 34 BauGB) und den Außenbereich (§ 35 BauGB).

5.2.2.2 Bauordnungsrecht Das Bauordnungsrecht statuiert materielle Anforderungen an die Bauplanung und -ausführung bezogen auf die jeweils beabsichtigte Nutzung. Hier geht es um die bauliche Gestaltung und Ausführung des Gebäudes in Bezug auf Standfestigkeit, Brandschutz und andere Belange. In bauordnungsrechtlicher Hinsicht ist ebenfalls der föderale Flickenteppich zu beachten. Die unterschiedliche Rechtslage in den einzelnen Ländern wird nachfolgend skizziert. - Baden-Württemberg In bauordnungsrechtlicher Hinsicht sind gem. § 38 Abs. 2 Nr. 6 LBO BW „Altenheime, Altenwohnheime und Altenpflegeheime“ Sonderbauten. Zu beachten ist, dass der Begriff der Sonderbauten generell „Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung“ umfasst. Es stellt sich also die Frage der analogen Anwendung der Ermächtigung zur Stellung besonderer Anforderungen. Ob und inwiefern im Zuge der Novellierung eine spezifische Regelung für Immobilien mit Wohngemeinschaften getroffen werden wird, ist offen. Die Praxis geht dahin, risikoorientierte zusätzliche Anforderungen zu stellen, wobei die räumliche Situation und auch die Anzahl der in einer solchen Wohnform lebenden Menschen die Intensität der Anforderungen maßgeblich bestimmt. - Bayern In Bayern gilt in bauordnungsrechtlicher Hinsicht, dass nach der Bayerischen Bauordnung (BayBO) und hier gem. Art. 2 Abs. 4 Nr. 9 BayBO „Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind. Die Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes (AVPfleWoqG) ist heimrechtlicher Natur und betrifft nur stationäre Einrichtungen. Generell gilt die Möglichkeit besonderer Anforderungen gem. Art. 51 BayBO, wonach an Sonderbauten, soweit die allgemeinen Vorschriften der BayBO oder die auf Grund der BayBO erlassenen Vorschriften zur Vermeidung oder Beseitigung von Gefahren, erheblichen Nachteilen oder erheblichen Belästigungen nicht ausreichen, im Einzelfall zur Verwirklichung der allgemeinen Anforderungen nach Art. 3 Abs. 1 BayBO insbesondere zum Brandschutz besondere Anforderungen gestellt werden. Dies gilt auch für bauliche Anlagen, die besonderen Gefährdungen ausgesetzt sein können.

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Daneben wird gem. Art. 48 LBO die Barrierefreiheit für bestimmte bauliche Anlagen weitgehendst angeordnet. Gem. Art 48 Abs. 2 BayBO müssen in öffentlich zugänglichen baulichen Anlagen die dem allgemeinen Besucher- und Benutzerverkehr dienenden Teilen barrierefrei sein, wobei dies insbesondere für „Tageseinrichtungen für Kinder“ und „Einrichtungen des Gesundheitswesens“ gelten soll unter den Kautelen, dass gem. Art. 48 Abs. 2 BayBO die der zweckentsprechenden Nutzung dienenden Räume und Anlagen erfasst sind, und das Erfordernis besteht, dass sie „in dem erforderlichen Umfang barrierefrei sind“, und gem. Art. 48 Abs. 3 BayBO bauliche Anlagen und Einrichtungen, die überwiegend oder ausschließlich von Menschen mit Behinderung, alten Menschen und Personen mit Kleinkindern genutzt werden, wie Tagesstätten für Menschen mit Behinderung und stationäre Einrichtungen für pflegebedürftige und alte Menschen in allen der zweckentsprechenden Nutzung dienenden Teilen barrierefrei sein müssen. Dies strahlt auf Immobilien zur Nutzung als Flächen für Wohngemeinschaften genutzt werden aus, wobei die Konkretisierung in den „Erläuterungen zur Anwendung der DIN 18040-1 und der DIN 18040-2 als technische Baubestimmungen“ im Erlass der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern vom 21.06.2013 zu beachten ist. In Bezug auf die Sonderbauproblematik sind die die „Vollzugshinweise zur BayBO“ vom 01.07.2013 zu beachten. Die Ausführungen in Ziff. 2.4.9 stellen als Erstes die Anforderung auf, dass die Nutzungseinheiten zum Zweck der Pflege oder Betreuung dieser Nutzung ausdrücklich gewidmet sein müssen. Die Tatbestandsmerkmale Pflegebedürftigkeit oder Behinderung setzen voraus, dass die Personen auf mindestens ambulante Pflege- oder Betreuungsdienstleistungen angewiesen sind. Maßgeblich für den Sonderbautatbestand des Art. 2 Abs. 4 Nr. 9 BayBO soll als Zweites ferner sein, dass die Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist. Damit werden beispielsweise betreute Wohngruppen für Menschen mit seelischer Behinderung, deren Selbstrettungsfähigkeit unterstellt werden kann, vom Anwendungsbereich der Nr. 9 nicht erfasst. Allerdings wird für die Ermessensausübung in Bezug auf zusätzliche Anforderungen in den „Vollzugshinweisen zur BayBO“ vom 01.07.2013 bei Wohngemeinschaften auf die Muster – Wohnformen – Richtlinie verwiesen. Nur der Vollständigkeit halber sei ergänzt, dass die „Handlungsleitlinie – Prüfung der DIN 18040-2 (R)/AVPfleWoqG im Rahmen der baulichen Angleichung nach § 10 AVPfleWoqG vom 22.11.2013“ nur für „Einrichtungen“ nach Art. 2 Abs. 1 PfleWoqG gilt. Dies sind die „vollstationären Einrichtungen“. Ob der Verweis auf die Geltung des 2. Abschnitts des PfleWoqG für die Gestaltungen, die nicht unter Art. 2 Abs. 3 PfleWoqG fallen, zu Anderem führt, ist jedenfalls dann nicht anzunehmen, wenn nicht die Kriterien für vollstationäre Einrichtungen gegeben sind. - Berlin In bauordnungsrechtlicher Hinsicht gilt § 2 Abs. 4 Nr. 9 LBOBln, wonach „Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind. Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass gem. § 2 Abs. 4 Nr. 18 LBOBln auch Anlagen und Räume, die in den Nummern 1 bis 17 nicht aufgeführt und deren Art oder

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Nutzung mit vergleichbaren Gefahren verbunden sind, unter den Sonderbaubegriff fallen, was vor dem Hintergrund der Abgrenzung zum „Wohnen“ dahingehend relevant ist, dass bei einem entsprechenden Nutzungskonzept sofort die Frage zusätzlicher Anforderungen auftritt. - Brandenburg Gem. § 44 Abs. 2 Nr. 7 BbgBO stellen Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung und Pflege von Personen Sonderbauten dar, an die besondere Anforderungen gestellt werden können. Zudem ist die Brandenburgische Krankenhaus- und Pflegeheim-Bauverordnung- BbgKPBauV zu beachten, die zwar gem. § 1 BbgKPBauV ausdrücklich nur für den Bau und den Betrieb von Krankenhäusern und Pflegeheimen, z.B. nicht für Tageskliniken und Praxen, gilt. Unter Pflegeheimen sind bauliche Anlagen zu verstehen, in denen die zu versorgenden pflegebedürftigen Personen untergebracht, gepflegt und verpflegt werden, wozu nach der Verordnung insbesondere Altenpflege- und Behindertenheime zählen. Wohngemeinschaften sind nicht genannt. Allerdings ist – je nach „Betriebstyp“ – für anbietergetragene Wohngemeinschaften die Regelung des § 1 Abs. 3 BbgKPBauV zu beachten, der sog. „Intensivbereiche“ anspricht, worunter Gebäude oder Gebäudeteile von Krankenhäusern oder Pflegeheimen gefasst werden, die vom Träger der Einrichtung dazu bestimmt sind, überwiegend solche kranke oder pflegebedürftige Personen aufzunehmen, die in außergewöhnlichem Maß Behandlung, Pflege und Überwachung benötigen. Hier stellt sich unmittelbar die Frage der Analogie. - Bremen In Bremen werden, wie in den anderen Ländern auch, gem. § 2 Abs. 4 Nr. 9 BremLBO Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen als Sonderbauten eingeordnet mit der Möglichkeit, gem. § 51 BremLBO besondere Anforderungen zu stellen. Anbieterorientierte Wohngemeinschaften als „trägergesteuerte Wohnform“ sind nicht besonders erfasst. Allerdings ist auch hier auf § 2 Abs. 4 Nr. 18 BremLBO als Auffangregelung hinzuweisen. Hier werden Sonderfälle erfasst, die bei Erstellung des Katalogs nicht erkennbar waren, aber gleiche Sicherheitsrelevanz aufweisen. In Hinblick auf § 50 Abs. 3 Nr. 2 BremLBO ist besonders darauf hinzuweisen, dass hier generell für bauliche Anlagen, die überwiegend von älteren und/ oder behinderten Menschen genutzt werden, wie z.B. „Altenwohnungen“, die explizit genannt werden, Barrierefreiheit gem. § 50 Abs. 2 BremLBO verlangt wird. - Hamburg In bauordnungsrechtlicher Hinsicht gilt, dass gem. § 2 Abs. 4 Nr. 9 HBauO „Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind. Generell gilt die Möglichkeit besonderer Anforderungen gem. § 51 wonach an Sonderbauten, soweit die allgemeinen Vorschriften der HBauO oder die auf Grund der HBauO erlassenen Vorschriften zur Vermeidung oder Beseitigung von Gefahren, erheblichen Nachteilen oder erheblichen Belästigungen nicht ausreichen, im Einzel-

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fall zur Verwirklichung der allgemeinen Anforderungen nach § 3 Absatz 1 HBauO insbesondere zum Brandschutz besondere Anforderungen gestellt werden. Dies gilt auch für bauliche Anlagen, die besonderen Gefährdungen ausgesetzt sein können. Daneben gilt § 52 HBauO bzgl. der Barrierefreiheit. § 52 Abs. 3 Nr. 3 HBauO ordnet allerdings „nur“ für bauliche Anlagen und Einrichtungen, die überwiegend oder ausschließlich von Menschen mit Behinderungen, alten Menschen und Personen mit Kleinkindern genutzt werden, wie Altenheime, Altenwohnheime, Pflegeheime und „gleichartige Einrichtungen“ Barrierefreiheit an. - Hessen In bauordnungsrechtlicher Hinsicht gilt, dass „Krankenhäuser und sonstige Anlagen zur Unterbringung und Pflege von Kindern, alten, kranken, behinderten oder aus anderen Gründen hilfsbedürftigen Personen“ Sonderbauten sind (§ 2 Abs. 8 Nr. 7 LBO Hessen). Die Handlungsempfehlungen zum Vollzug der HBO 2002 vom 22.01.2004 stellen auf „Unterbringen“ und „Gepflegt werden“ ab, was Spielräume für Wohngemeinschaftsangebote eröffnet. § 58 HBO ordnet dabei die Vollprüfung der Vorhaben an. - Mecklenburg-Vorpommern In bauordnungsrechtlicher Hinsicht ist auf § 2 Abs. 4 Nr. 9 LBO M-V zu verweisen, wonach „Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind. Auch hier gilt es, die Auffangregelung des § 2 Abs. 4 Nr. 18 LBO M-V zu beachten. Wie in den anderen Bundesländern auch, gibt es die Möglichkeit, hier gem. § 51 LBauO M-V, besondere Anforderungen im Einzelfall zu verlangen. Die Anforderungen bzgl. der Barrierefreiheit sind in § 50 LBauO M-V geregelt. - Niedersachsen Auch in Niedersachsen ordnet § 2 Abs. 5 Nr. 9 NBauO Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Pflege, Betreuung oder Unterbringung von Personen als Sonderbauten mit den bereits mehrfach erwähnten Folgen ein. Zudem werden gem. auch § 2 Abs. 5 Nr. 10 NBauO auch „Tagesstätten für ... Menschen mit Behinderungen oder alte Menschen“ als Sonderbau qualifiziert. Für diese wird gem. § 49 Abs. 2 Nr. 7 NBauO auch die barrierefreie Zugänglichkeit und Benutzbarkeit angeordnet. Wenn schon Tagespflegeeinrichtungen, die keinen längeren Aufenthalt implizieren, als Sonderbau behandelt werden, so ist die Analogie in Bezug auf anbieterverantwortete Wohngemeinschaften – gleich welcher heimrechtlichen Qualität – naheliegend. - NRW Die bauordnungsrechtliche Rechtslage in Bezug auf Wohngemeinschaften wird gegenwärtig durch die Bauaufsichtliche Richtlinie vom 17.03.2011 geregelt, die unter der Geltung des WTG bestimmte Wohnformen, die privaten Charakter aufweisen, nicht den baulichen Anforderungen für Einrichtungen unterstellt. Die Trennungslinie erfolgt allerdings aufgrund der unterschiedlichen Schutzzwecke nicht vollständig parallel zu der des

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neuen WTG. Ansonsten gilt als Auffangregelung § 54 LBO NRW als Generalregelung für Sonderbauten, wonach für bauliche Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung (Sonderbauten) im Einzelfall zur Verwirklichung der allgemeinen Anforderungen nach § 3 Abs. 1 S. 1 LBO NRW besondere Anforderungen gestellt werden können. § 68 Abs. 1 S. 3 Nr. 9 LBO NRW, auf den § 54 Abs. 3 LBO explizit verweist, spricht dabei ausdrücklich aber nur Pflegeheime an. Ob eine Neuregelung kommen wird und wie sie bzw. eine zukünftige Regelung aussehen wird, ist nicht klar. Sicher dürfte sein, dass bestimmte Flächenanforderungen in der Durchführungsverordnung zum WTG 2014 geregelt werden, die aber heimrechtlicher Natur sind, und es dürften darüber hinaus bestimmte bauordnungsrechtlichen Anforderungen, vermutlich orientiert an der derzeit geltenden Richtlinie vom 17.03.2011, normiert werden. Die Verwaltungspraxis orientiert sich zudem an der Muster-Wohnformen-Richtlinie. - Rheinland – Pfalz Die bauordnungsrechtliche Rechtslage bestimmt sich grundsätzlich nach den §§ 6 ff. LBO Rh-Pf und der hiernach vorzunehmenden Einordnung. Dabei regelt § 50 LBO Rh-Pf, dass für bauliche Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung im Einzelfall besondere Anforderungen gestellt werden können, soweit die Bestimmungen der §§ 6 bis 48 LBO Rh-Pf zur Abwehr von Gefahren oder unzumutbaren Belästigungen nicht ausreichen, und Erleichterungen zugelassen werden können, soweit es im Einzelfall der Einhaltung dieser Bestimmungen wegen der besonderen Art oder Nutzung der baulichen Anlagen und Räume oder wegen besonderer Anforderungen nach Satz 1 nicht bedarf. Anforderungen und Erleichterungen können sich insbesondere erstrecken auf die Anordnung der baulichen Anlagen auf dem Grundstück, Öffnungen zu öffentlichen Verkehrsflächen und zu angrenzenden Grundstücken, die Bauart und Anordnung aller für die Standsicherheit, Verkehrssicherheit, den Brandschutz, den Wärme- und Schallschutz oder Gesundheitsschutz wesentlichen Bauteile, und Brandschutzeinrichtungen und Brandschutzvorkehrungen sowie Auffangvorrichtungen für Löschwasser sowie die Anordnung und Herstellung der Aufzüge sowie der Treppen, Ausgänge und sonstigen Rettungswege. In Beziehung auf Seniorenimmobilien gilt das Rundschreiben des Ministeriums für Finanzen vom 16.04.2012, das die Kategorisierung des LWTG nachvollzieht und – abgeschwächte – Anforderungen an Wohngruppen und „Einrichtungen mit besonderer konzeptioneller Ausrichtung“ gemäß § 5 S. 1 Nr. 1 WTG aufstellt. Selbstorganisierte Wohngemeinschaften nach § 6 LWTG sollen nach den Regelungen für Wohnraum gemäß der Landesbauordnung behandelt werden. - Saarland In bauordnungsrechtlicher Hinsicht gilt, dass „Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind (§ 2 Abs. 4 Nr. 9 LBO Saarland). Es gilt ergänzend der Erlass betreffend Richtlinie über bauaufsichtliche Anforderungen an Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime (auch

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Kurzzeitpflege) und Wohnheime für Behinderte (HeimR) vom 11. Februar 2000, der allerdings – wie der Titel bereits sagt – Wohngemeinschaften – jedenfalls nicht unmittelbar – erfasst. - Sachsen In bauordnungsrechtlicher Hinsicht ist auf § 2 Abs. 4 Nr. 9 SächsBO zu verweisen, wonach „Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind. Gem. § 51 SächsBO können an Sonderbauten im Einzelfall zur Verwirklichung der allgemeinen Anforderungen nach § 3 Abs. 1 besondere Anforderungen gestellt werden. Spezielle Regelungen für Wohngruppen und/ oder Gruppenwohnungen gibt es nicht. Allerdings sieht die Verwaltungsvorschrift zur Sächsischen Bauordnung gem. Nr. 2.4.3 zu Nr. 19 vor, dass die Sonderbaueigenschaft auch gegeben sein soll, wenn bei sonstigen baulichen Anlagen durch deren besondere Art oder Nutzung die sie nutzenden Personen in vergleichbarer Weise gefährdet werden können. - Sachsen-Anhalt Gem. § 2 Abs. 4 Nr. 9 BauO LSA werden Gebäude mit Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege oder Betreuung von Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderungen, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, als Sonderbauten betrachtet, wenn die Nutzungseinheiten a) einzeln für mehr als acht Personen, b) für Personen mit Intensivpflegebedarf oder c) einen gemeinsamen Rettungsweg haben und für insgesamt mehr als zwölf Personen bestimmt sind, und gem. § 2 Abs. 4 Nr. 12 BauO LSA werden auch „Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege für Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen“ als Sonderbauten klassifiziert. An diese können nach § 50 BauO LSA besondere Anforderungen gestellt werden. Eine spezifische Regelung für Wohngemeinschaftsvorhaben gibt es nicht; sie werden aber in der anbieterorientierten Form unter die beiden soeben genannten Vorschriften fallen. Es ist zusätzlich – wie bereits in Bezug auf die anderen Bundesländer erfolgt – auch auf die Auffangregelung des § 2 Abs. 4 Nr. 20 BauO LSA abzuheben. - Schleswig Holstein Nach § 51 Abs. 2 Nr. 9 LBO SH werden Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen sowie gem. § 51 Abs. 2 Nr. 10 LBO SH auch Tageseinrichtungen für alte Menschen als Sonderbauten eingestuft mit den entsprechenden Konsequenzen möglicher zusätzlicher Anforderungen. Auch hier findet sich die Auffangregelung des § 51 Abs. 2 Nr. 18 LBO SH. Die Sonderregelung in Bezug auf die Anforderungen der Barrierefreiheit beziehen sich gem. § 52 Abs. 3 Nr. 2 LBO SH generell auf Altenheime, Altenwohnheime, Altenpflegeheime und Altenbegegnungsstätten und zwar für die gesamte Anlage und die gesamten Einrichtungen. Eine Spezialregelung für anbietergetragene Wohngemeinschaften findet sich nicht. Nach der Generalklausel sind sie wohl als Sonderbauten zu behandeln.

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- Thüringen In bauordnungsrechtlicher Hinsicht gilt gem. § 2 Abs. 4 Nr. 9 LBO Thüringen, wonach „Krankenhäuser, Heime und sonstige Einrichtungen zur Unterbringung oder Pflege von Personen“ Sonderbauten sind. Ansonsten ist auf die bereits erläuterten grundsätzlichen Maßgaben zu verweisen.

5.2.2.3 Musterbauordnung und Muster-Wohnformen-Richtlinie Auch wenn die landesrechtliche Lage derzeit über weite Strecken – bis auf die erwähnten Länder – eine Andere ist, ist jedenfalls die Rechtsentwicklung ausgehend von der Bauministerkonferenz im Blick zu halten. - Musterbauordnung (MBO) In § 2 Abs. 4 Nr. 9 MBO wird eine völlige Neugestaltung des Komplexes „Vorhaben für Wohnen und Pflegen“ vorgenommen. Hier zum besseren Verständnis der Wortlaut der neuen Sonderbau-Kategorie im Kontext der benachbarten Vorhabenkategorien: –– „9. Gebäude mit Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege oder Betreuung von Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, wenn die Nutzungseinheiten a. einzeln für mehr als 6 Personen oder b. für Personen mit Intensivpflegebedarf bestimmt sind oder c. einen gemeinsamen Rettungsweg haben und für insgesamt mehr als 12 Personen bestimmt sind, –– 10. Krankenhäuser, –– 11. sonstige Einrichtungen zur Unterbringung von Personen sowie Wohnheime, –– 12. Tageseinrichtungen für Kinder, Menschen mit Behinderung und alte Menschen, ausgenommen Tageseinrichtungen einschließlich Tagespflege für nicht mehr als zehn Kinder, ...“. Die Begründung der MBO führt dazu aus, dass nach § 2 Abs. 4 Nr. 9 MBO bestimmte Gebäude mit Nutzungseinheiten dann Sonderbaueigenschaft haben, wenn sie dem Zweck dienen, dass in ihnen Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung gepflegt oder betreut werden. Die verfahrenssteuernde Wirkung des Sonderbaubegriffs bewirkt dann, dass für die Errichtung dieser Nutzungseinheiten die Durchführung eines Baugenehmigungsverfahrens nach § 64 notwendig ist. Gleiches gilt für eine entsprechende Umnutzung im Gebäudebestand. Dabei ist auch ein Brandschutznachweis zu erstellen (§ 66 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 MBO), der nach § 66 Abs. 3 S. 2 MBO bauaufsichtlich geprüft bzw. durch einen Prüfsachverständigen bescheinigt sein muss. Die Begründung definiert diese Nutzungseinheiten dahingehend, dass es

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nur um solche handelt, „die einer solchen Nutzung gewidmet werden. Somit wird z.B. eine Wohnung, in der auf Grund eines Unfalls pflegebedürftig gewordene Ehepartner weiter leben, nicht zum Sonderbau. Derartige Nutzungseinheiten werden auch nicht in die Additionsregelung des Buchstaben c) einbezogen. Die Tatbestandsmerkmale Pflegebedürftigkeit oder Behinderung weisen darauf hin, dass die Personen mindestens auf ambulante Pflege- oder Betreuungsdienstleistungen angewiesen sind. Die Beschränkung auf Personen, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, bewirkt, dass z.B. Nutzungseinheiten für schwer erziehbare Jugendliche oder für Menschen mit seelischen Behinderungen nicht als Sonderbauten eingestuft werden.“ Ferner stellt die Begründung darauf ab, dass nach § 2 Abs. 4 Nr. 9 lit. a) MBO Nutzungseinheiten ab 7 Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung deswegen zu Sonderbauten werden, weil ab dieser Personenzahl ein Gefahrenpotenzial besteht, welches im Baugenehmigungsverfahren nach § 64 MBO einer Einzelfallbeurteilung unterzogen werden muss und für das insbesondere auch hinsichtlich des Brandschutzes das Vier-Augen-Prinzip gelten soll (§ 66 Abs. 3 S. 2 MBO). Bei Nutzungseinheiten mit bis zu sechs Personen soll kein Sonderbau vorliegen; bei der Aufnahme einer solchen Nutzung im Bestand ist auch keine Nutzungsänderung anzunehmen. Ein Sonderbau soll auch nur entstehen, wenn die Nutzungseinheiten einzeln den Schwellenwert (mehr als sechs Personen) erreichen. Dadurch soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Abgrenzung der Nutzungseinheit von ihrer baulichen Unabhängigkeit bestimmt ist, nicht durch ihre Organisationsform. Das bedeutet beispielsweise, dass zwei baulich nicht unmittelbar verbundene Wohngemeinschaften mit jeweils sechs pflegebedürftigen oder betreuten Personen, auch im Fall ihrer organisatorischen Zusammengehörigkeit, zwei Nutzungseinheiten à sechs Personen bleiben. Die Sonderbauschwelle wird in diesem Fall nicht erreicht. Allerdings soll nach § 2 Abs. 4 Nr. 9 lit. b) MBO der Sonderbautatbestand immer erfüllt sein, wenn Einrichtungen oder Wohnungen über den allgemeinen Zweck der Pflege oder Betreuung hinaus darauf ausgerichtet sind, dem besonderen Zweck zu dienen, Personen mit Intensivpflegebedarf aufzunehmen, z. B. Menschen mit apallischem Syndrom („Wachkoma“) oder mit Beatmungsbedarf. Darüber hinaus ist nach § 2 Abs. 4 Nr. 9 lit. c) MBO der Sonderbautatbestand immer erfüllt, wenn 13 oder mehr Personen, die in Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege oder Betreuung von Personen leben, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, einen gemeinsamen Rettungsweg haben. Hierbei sind nur die Personen anzurechnen, die gepflegt oder betreut werden. So sind insbesondere Pfleger und Betreuer nicht hinzuzurechnen. Sinn dieser Regelung ist gem. der Begründung, dass die Zahl der Personen, die sich im Gefahrenfall nicht selbst retten können, sondern auch auf die Hilfe der Einsatzkräfte der Feuerwehr angewiesen sind, begrenzt wird, soweit nicht im Baugenehmigungsverfahren die Genehmigungsfähigkeit der Nutzung festgestellt wird. Entscheidend ist, dass der Sonderbautatbestand bereits vorliegt, wenn eines der Kriterien des § 2 Abs. 4 Nr. 9 lit. a), b) oder c) MBO erfüllt ist. Damit werden prospektiv alle anbieterverantworteten Wohngemeinschaften, die diese baulichen Merkmale erfüllen, in den Kreis der Sonderbauten einbezogen.

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- Muster-Wohnformen-Richtlinie (MWR) Mit der „Muster-Richtlinie über bauaufsichtliche Anforderungen an Wohnformen für Menschen mit Pflegebedürftigkeit oder mit Behinderung (Muster-Wohnformen-Richtlinie – MWR)“ in der Fassung Mai 2012 will das Bauordnungsrecht auf den demografischen Wandel, der eine wachsende Anzahl pflege- und betreuungsbedürftiger Menschen zur Folge hat, reagieren und die sog. „neuen betreuten Wohnformen“, zu denen insbesondere die ambulant betreuten Wohngemeinschaften gehören, regeln. Dabei soll der Spagat zwischen der – auch baulichen Ermöglichung – einer selbstbestimmten, normalen und teilhabeorientierten Lebensführung und der bauordnungsrechtlichen Pflicht, einen angemessenen Rahmen für Mindestanforderungen zum Brandschutz zu schaffen, bewerkstelligt werden. Maßstab ist der Terminus der „Selbstrettungsfähigkeit“. Daher werden in der MWR für Wohnformen im Sinne dieser Richtlinie brandschutztechnische Sicherheitsniveaus definiert, die einerseits dem erhöhten Schutzbedürfnis von in der Regel nicht oder nur eingeschränkt zur Selbstrettung befähigten Bewohnern Rechnung tragen, andererseits aber auch den Spielraum für eine selbstbestimmte, normale und teilhabeorientierte Lebensführung in überschaubaren und wohnlichen Lebenszusammenhängen erhalten, sollen. Dabei lässt sich die MWR auch davon leiten, dass angemessene und wirtschaftlich vertretbare Anforderungen formuliert werden, sodass Wohnformen für Menschen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung, wie ambulant betreute Wohngemeinschaften, auch im Gebäudebestand realisiert werden können. Der Anwendungsbereich der MWR ist daher fokussiert auf Nutzungseinheiten nach § 2 Abs. 4 Nr. 9 MBO, in denen jeweils bis zu zwölf Menschen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung wohnen, unabhängig davon, ob es sich dabei um ambulant betreute Wohngemeinschaften oder Einrichtungen handelt. Solche Nutzungseinheiten dienen dem Zweck der Pflege oder Betreuung von Personen mit Pflegebedürftigkeit oder Behinderung, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist. Nicht in den Anwendungsbereich fallen Nutzungseinheiten, in denen Pflege oder Betreuung in Familien erbracht wird. Derartige Nutzungseinheiten sind auch in den Fällen nach § 2 Abs. 4 Nr. 9 lit. c) MBO nicht zu berücksichtigen. Pflege und Betreuung in diesem Sinn sollen nicht vorliegen, wenn sie sich auf hauswirtschaftliche Versorgung, Verpflegung oder allgemeine Dienstleistungen wie Notruf- oder Hausmeisterdienste, Informations- und Beratungsleistungen beschränken. Damit wird die Parallelität zum WBVG geschaffen, wobei das Abgrenzungskriterium abwegig ist, weil es nichts über die Frage aussagt, ob Schutzziele der MWR tangiert sind oder nicht. Damit fungiert die MWR als Grundlage für die Anordnung besonderer Anforderungen und Erleichterungen im Sinne von § 51 MBO im Baugenehmigungsverfahren. Folgende Sachbereiche werden angesprochen: –– Anforderungen an Bauteile (Bereichs- oder Zellenlösung), –– Rettungswege und notwendige Flure, –– Rauchwarnmelder und Feuerlöscheinrichtungen (Feuerlöscher), –– Informationsaushänge. Sowohl die MBO wie auch die MWR sind (noch) nicht in allen Bundesländern in Landesrecht umgesetzt. Vielfach wird die MWR jedoch als für die Ermessensausübung maßgeblich „verordnet“. Jedenfalls wirkt sie faktisch als ermessensorientierend, wes-

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wegen man sich bei Neubauvorhaben oder Nutzungsänderungen an ihr zu orientieren haben wird.

5.2.2.4 Zusammenfassung – Ausblick Die bauordnungsrechtlichen Anforderungen an anbieterverantwortete Wohngemeinschaftsvorhaben bewegen sich zwischen den Anforderungen an die Sonderbauform „Heime“ und an die Vorhabenkategorie „Wohnungen“. Spezialregelungen in den Landesbauordnungen finden sich nicht. Teilweise gibt es untergesetzliche Regelungen, die die Besonderheiten einer grundsätzlich privaten Lebensform mit erkannten – vor allem brandschutztechnischen – Schutzbedarfen in Deckung bringen will. Die Trennlinie der einrichtungsrechtlichen Regelung ist insofern indiziell, aber nicht verlässlich. Zu prüfen ist stets, ob und inwieweit neben stationären Einrichtungen auch Tageseinrichtungen für ältere Menschen mit in den Sonderbaubegriff einbezogen werden. Überdies sind die relevanten Auffangregelungen zu beachten. In Bezug auf die Barrierefreiheit sind die Landesregelungen unterschiedlich. Unabhängig von den modernen Anforderungen altersgerechten Wohnraum in Wohngemeinschaften stellt sich dieses Thema primär bei Umnutzungen im Bestand. Jedenfalls ist die MWR im Baugenehmigungsverfahren zu beachten – ungeachtet der ausdrücklichen landesrechtlichen Implementierung. Ergänzend ist in allen Ländern zu beachten, dass bauliche Anlagen und Räume, die überwiegend für gewerbliche Betriebe bestimmt sind, mit einer Grundfläche von insgesamt mehr als 400 m², eo ipso Sonderbauten sind, was bei der Austarierung zwischen einer gewerblichen Angebotsstruktur und einem Wohnangebot ergänzend zu berücksichtigen ist. Offen ist, ob im Zuge der weiteren Verbreitung des hier angesprochenen Angebotsmodells auch bauordnungsrechtlich eine Differenzierung mit der Konsequenz der Schaffung von höherer Planungssicherheit in den 16 Ländern kommt. Die MBO und die Muster-Wohnformen-Richtlinie weisen in diese Richtung.

5.2.3 Sonstiges Gewerberecht Je nach Ausgestaltung der Versorgungs- und Dienstleistungsstruktur können zudem weitere gewerberechtliche Anforderungen relevant werden, die hier nur gestreift werden sollen. Primär sind gesundheitsrechtliche Anforderungen in den Blick zu nehmen und zwar hygienerechtliche Anforderungen. Hygienerechtliche Vorschriften finden sich in verschiedenen Gesetzen. Zu nennen ist das (Bundes-)Infektionsschutzgesetz, das (Bundes-)Medizinproduktegesetz, die Lebensmittelhygieneverordnung sowie die entsprechenden länderspezifischen Gesetze und Verordnungen. Hinzu kommen diverse berufsgenossenschaftliche Vorschriften. Für die Anwendung der Normen, insbesondere

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des Infektionsschutzgesetzes und des Medizinproduktegesetzes sind je nach Bundesland unterschiedliche Behörden zuständig. Die behördliche Überwachung der Hygiene obliegt insbesondere den Gesundheitsämtern. Die Problematik des Gesundheits- und Infektionsschutzgesetzes liegt primär in dem Fragenkreis, ob die jeweiligen Geltungsbereiche bei anbieterverantworteten Wohngemeinschaftsmodellen angesichts einer doch sehr individuell bestimmten und familienähnlichen Lebensform tangiert sind. Die Folgen und wirtschaftlichen Auswirkungen sind angesichts planerisch – vorbeugender Anforderungen (z.B. Hygienepläne, Dokumentation, Belehrungen, Beschäftigungsverbote) wie auch vor dem Hintergrund von Verantwortungen und Haftungsrisiken für die begleitenden Pflege- und Hauswirtschaftsdienste nicht unerheblich.

5.3 Immobilienrecht Vor dem Hintergrund, dass anbieterverantwortete Wohngemeinschaftsangebote stets eine Verbindung von Wohnraumüberlassung und Dienstleistungen – gleich welcher Ausprägung – darstellen, ist auch der Rechtsbereich der immobilienwirtschaftlichen Nutzungsverhältnisse an der baulich definierten Fläche „Wohngemeinschaft“ von Bedeutung. Die immobilienbezogenen Verträge sind die objektbezogenen Miet- und Pachtverträge, mit denen sich der ambulante Dienstleister oder „WG-Manager“ die Nutzungsmöglichkeit an der gesamten Wohngemeinschaftsfläche verschafft, und die nutzerbezogenen Verträge, über die dem jeweiligen in der Wohngemeinschaft lebenden und zu versorgenden Menschen die Nutzung seines privaten Wohnraums und die Mitnutzung der Gemeinschaftsflächen verschafft wird. Wer unmittelbar vom Eigentümer anmietet, richtet sich nach der gewählten Gestaltung, nämlich ob ein Generalmietverhältnis des Dienstleisters und die darauf basierende Untervermietung begründet werden soll, oder ob der in der Wohngemeinschaft lebende Nutzer unmittelbar mit dem Eigentümer mietvertraglich kontrahieren soll. Im letzteren Fall kann zudem eine gesonderte Anmietung von Funktionsflächen durch den Dienstleister vorzusehen sein, wenn keine anteilige „Mitvermietung“ dieser Funktionsflächen erfolgt. Die Entscheidung ist primär aus heimordnungsrechtlichem Blickwinkel zu treffen. Nach der oben bereits angesprochenen Struktur werden im Folgenden einerseits die objektbezogenen Miet- und Pachtverträge (unten Abschn. 5.3.1) wie auch die kundenbezogenen (Unter-)Mietverhältnisse (dazu unten Abschn. 5.3.2) behandelt.

5.3.1 Objektbezogene Generalnutzungsverträge/Objekt-Miet- und Pachtverträge Die objektbezogenen Miet- und Pachtverträge im Rahmen einer Generalanmietung der Wohngemeinschaftsflächen durch den Dienstleister oder im Rahmen der Anmietung

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von Funktionsflächen bei der Direktanmietung des Patienten vom Eigentümer haben insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen: –– klare Definition des Nutzungszwecks, –– Sicherstellung, dass in etwaige verschärfende Anforderungen in baulicher Hinsicht nicht zu Lasten des Mieters gehen, –– adäquate Laufzeit gemäß der betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen –– gegebenenfalls eine Kombination von Fest- und Belegungsmiete, –– Sonderkündigungsrechte im Falle von Rechtsänderungen, die den Betrieb wirtschaftlich gefährden bzw. unmöglich machen, –– Recht zur Untervermietung, –– besondere Regelungen bezüglich Bauausführung, Fertigstellung –– etc. bei Projektmietverträgen. Diese Auflistung ist dabei nicht abschließend.

5.3.2 Kundenbezogene Nutzungsverträge Die kundenbezogenen Nutzungsverträge müssen, sowohl wenn der ambulante Dienstleister privaten Wohnraum und Gemeinschaftsflächen untervermietet, als auch wenn der Nutzer direkt vom Eigentümer oder Generalmieter anmietet, insbesondere folgende Regelungen aufweisen: –– klare Beschreibung des Nutzungszwecks, –– klare Regelung der Nutzung von privaten Wohnflächen und Gemeinschaftsflächen, –– adäquate Regelungen der Laufzeit, –– auf den Charakter der Wohngemeinschaft abgestimmte Regelungen bezüglich Betriebs- und Nebenkosten, –– ggf. Beachtung der WBVG-Konformität, –– ggf. Regelungen zu „Nutzergemeinschaften“ („Mietervereinbarung“). Auch diese Aufzählung ist nicht abschließend. Insbesondere die ist bei anbieterverantworteten Wohngemeinschaften stets die Geltung des WBVG in den Blick zu nehmen, da in diesen Konstellationen in der Regel Wohnraumüberlassung und Dienstleistungen, die über die allgemeinen Unterstützungsleistungen hinausgehen, verbunden werden.

5.4 Organisationsbezogene Verträge Neben den Immobilienverträgen stehen die organisationsbezogenen Vereinbarungen, die in der Regel bei anbieterverantworteten Modellen unabdingbar sind.

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5.4.1 Kooperationsvereinbarungen zwischen Immobilieneigentümer und Betreuungsdienstleister Anbieterverantwortete ambulant betreute Wohngemeinschaften zeichnen sich dadurch aus, dass in gewissem Umfang eine Leistungsbündelung zwischen „Wohnen“ und „Betreuung“ erfolgt. Werden die Wohnraumüberlassung und die Erbringung der Dienstleistungen aus einer Hand erbracht, indem etwa der Betreuungsdienstleister die Gesamtwohnfläche der Wohngemeinschaft anmietet, so erfolgt die Leistungsbündelung ohne Weiteres in Folge der Personenidentität. Anders verhält es sich, wenn Vermieter und Betreuer personenverschieden sind. Dann müssen sie kooperieren, um die landesheimrechtlich verlangte koordinierte Leistungserbringung – gleich welche konkrete Ausgestaltung verlangt wird – zu gewährleisten. In diesem Fall bedarf es zwingend einer Kooperations- und Koordinationsabrede, deren Inhalte sich u.a. maßgeblich nach den einrichtungsrechtlichen Anforderungen zu richten hat. Dieser Kooperationsvertrag hat folgende Regelungselemente zu berücksichtigen: –– Definition der ordnungsrechtlich vorgegebenen Pflichten, –– klare Aufgaben-, Funktions- und Verantwortlichkeitsabgrenzung, –– Haftungs- und Gewährleistungsregelungen/Regelungen bzgl. Versicherungsschutz, –– klare Kostentragungs- und Abrechnungsregelungen, –– Regelung der „Kooperationstechnik“ (Abstimmungen, Informationsaustausch, Personen- und Patientendatenschutz etc.), –– Regelungen bzgl. etwaiger Vergütungen für Leistungen, die keine ordnungsrechtlich vorgegebenen Kernleistungen sind. Auch diese Aufzählung von Regelungskomplexen ist nicht abschließend; letztlich kommt es auf die individuelle Gestaltung an, die einerseits durch die landesordnungsrechtlichen Vorgaben und die von den Partnern gewünschte Aufgabenund Funktionsteilung bestimmt wird. Dabei kann angesichts der Langfristigkeit der Kooperation und ihrer Bedeutung für ihren nachhaltigen Erfolg der juristischen „Feinziselierung“ der Kooperationsregelungen gar nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt werden. In diesen Kontext gehören auch Vereinbarungen zwischen verschiedenen Dienstleistern bei arbeitsteiliger Erbringung von Präsenzdienstleistungen, Betreuungs- und Pflegedienstleistungen. Diese Verträge können als Kooperationsverträge wie aber auch als Subunternehmerverträge ausgestaltet sein. Welche Verträge insofern mit wem und mit welchem Inhalt abgeschlossen werden müssen, hängt letztlich von der konzeptionellen Gestaltung der Wohngemeinschaft und der sich daraus ergebenden Funktionszuordnung ab. Entscheidend ist, dass die Verantwortlichkeiten klar definiert werden, um einerseits ordnungsrechtliche und leistungsvertragliche Vorgaben in der geforderten Qualität erbringen zu können, andererseits auch um gegenüber (Aufsichts-)Behörden strukturiert auftreten zu können wie aber auch Haftungsrisiken zu minimieren.

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5.5 Zusammenfassung Zusammenfassend ist nach vorstehendem Überblick über die relevanten heim- und bauordnungsrechtlichen Regelungen in Bezug auf ambulant betreute Intensiv- und Beatmungswohngemeinschaften Folgendes stichwortartig festzuhalten: –– Die Trennungslinie zwischen der Geltung heimrechtlicher Vorschriften, insbesondere solcher in Bezug auf stationäre Einrichtungen, verläuft grundsätzlich entlang des Begriffspaars „selbst organisiert“/„nicht selbst organisiert“. –– Die relevanten Merkmale in struktureller Hinsicht sind insbesondere –– Trennung/Verbindung von Dienstleistungen und Wohnen (vertraglich wie auch tatsächlich), –– eigenverantwortliche Organisation der Haushaltsführung, –– Gaststatus des Dienstleisters, –– Kompetenz zur Wahrnehmung des Hausrechts, –– Büroräume des Dienstleisters in der Wohngemeinschaft, –– Kompetenz bezüglich der Entscheidung, wer in die Wohngemeinschaft einziehen darf. –– Hinzu treten grundsätzliche Kriterien wie: –– eigene Entscheidungskompetenz der in der Wohngemeinschaft, lebenden Personen/Übernahme der Entscheidung durch Angehörige und gesetzliche Betreuer, –– Selbstständigkeit und Selbstorganisation bei erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen. Dabei stehen definierte Merkmale, die subsumtionsfähig sind, neben Regelvermutungen. Teils gibt es eine klare Kategorisierung und definitorische Umschreibungen, teils werden aber auch Gestaltungen von Wohngemeinschaften generalisierend unter Oberbegriffe gefasst, was die Abgrenzung individualisierter Wohn- und Angebotsformen, deren rechtliche Gestaltung sowie deren Abstimmung mit den zuständigen Behörden erschwert. Immer ist das einschlägige Landeseinrichtungsrecht penibel zu beachten. In bauordnungsrechtlicher Beziehung gelten grundsätzlich die bekannten Abgrenzungen zwischen –– einer „normalen Wohnnutzung“ und –– einer speziellen „Sonderbaunutzung“, wobei der Trend dahin geht, auch Wohngemeinschaftsnutzungen, insbesondere anbieterverantwortete Gestaltungen, bauordnungsrechtlich besonders zu erfassen. Eine besondere Problematik besteht bei Intensivpflegewohngemeinschaften wegen des spezifischen Nutzerkreises und dessen überaus stark eingeschränkter Selbstrettungsfähigkeiten. Sie werden tendenziell noch differenzierter behandelt, weil das Risikopotenzial gemeinhin noch höher als etwa bei reinen Demenz-Wohngemeinschaften eingeschätzt wird. Das hat Auswirkungen primär für bauliche, aber auch organisatorische Brandschutzanforderungen.

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Neben der Beachtung der öffentlich-rechtlichen Aspekte ist die klare Organisation der Aufgabenerfüllung und Funktionen geboten. Das betrifft die Regelung der Immobiliennutzung genauso wie die Überlassung von Wohnraum in Wohngemeinschaften und auch genauso wie die organisatorische Festlegungen der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten auf der Dienstleistungsseite. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass es nur Gestaltungsrichtungen gibt, die in Hinblick auf ihre Realisierung Erfolg versprechender erscheinen als andere. Einen Idealtypus von Wohngemeinschaft, quasi als Blaupause zu entwickeln, wird nicht den länderspezifischen Eigenarten gerecht und würde zudem die unterschiedliche Verwaltungspraxis verkennen. Gerade bei anbieterverantworteten Gestaltungen ist die Konzeption in den ordnungs-, leistungs-, immobilien- und organisationsrechtlichen Kontext einzubinden und feinzujustieren.

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6 Finanzierung 6.1 Leistungsrecht 6.1.1 Abstrakte Betrachtung Das Leistungsrecht zur Finanzierung der allgemeinen und speziellen Pflege- und Betreuungsleistungen der in diesem Praxisleitfaden beschriebenen Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen richtet sich generell nach den Strukturen der ambulanten Leistungserbringung. Bedingt durch die fast inflationär wirkenden Gesetzesänderungen bedarf es regelmäßig einer Anpassung der leistungsrechtlichen Strukturen in der Ertragsgestaltung von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen. Allein in den letzten 5 Jahren hat sich die Leistungsstruktur der gesetzlichen Pflegeversicherung (SGB XI) ausgehend vom Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz vom 23.10.2012 (Bundesgesetzblatt Teil I vom 29.10.2012, Seite 2246 ff.) über das Assistenzpflegebedarfsgesetz bis hin zu der aktuellsten gesetzlichen Änderung, dem Dritten Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsgesetz – PSG III) vom 23.12.2016 (Bundesgesetzblatt Teil I vom 28.12.2016, Seite 3191 ff.) durch insgesamt zehn Gesetzesanpassungen wesentlich geändert. Hier bedarf es einer hohen Ausdauer von Dienstleistern, die jeweiligen Änderungen im Leistungsrecht zu berücksichtigen und den Nutzerinnen und Nutzern von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen eine leistungszugehende Beratung zukommen zu lassen. Mangelhafte Kenntnisse im Leistungsrecht ziehen eine mangelhafte Beratung und somit eine mangelhafte Ertragslage nach sich. Gleiches gilt für Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V). Insbesondere das Gesetz zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung (Krankenhausstrukturgesetz KHSG) vom 10. Dezember 2015 (Bundesgesetzblatt Teil I vom 17.12.2015, Seite 2229 ff.) und die ergänzenden Verordnungen und Richtlinien wie zum Beispiel die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von häuslicher Krankenpflege (Häusliche Krankenpflege-Richtlinie) fordern ein permanentes Update der Dienstleister. Die vorliegende Version des Praxishandbuches hat die wesentlichen gesetzlichen Änderungen aus dem Leistungsrecht der gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V) und der gesetzlichen Pflegeversicherung (SGB XI) berücksichtigt. Der Index der Rechtsprechung ist bewusst nicht berücksichtigt worden, da sich keine herrschende Meinung im Sozialrecht abzeichnet, sondern eine heterogene Richtermeinung das Rechtsgebiet beherrscht. Grundsätzlich werden in Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen die gleichen Leistungen durch die Träger der Sozialversicherung zur Verfügung gestellt, die ambulant zu gewähren sind. Das regelt das Leistungsrecht. Dennoch erhebt sich regelmäßig die Frage, ob es sich bei Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen um eine „versteckte“ vollstationäre Pflegeeinrichtung handelt.

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Ausgangsfrage

Ambulante Versorgung?

Stationäre Versorgung?

Zur Beantwortung dieser Frage ist eine Abgrenzung zu den Leistungsinhalten der verschiedenen Sozialversicherungszweige erforderlich.

6.1.1.1 Pflegeversicherung Die Abgrenzung der Pflegekategorien ist erforderlich, weil beide Charaktere insbesondere hinsichtlich des Leistungszugangs und der Vergütung ihrer Leistungen unterschiedliche Rechtsgrundlagen haben. Gemäß § 71 Abs. 1 SGB XI sind ambulante Pflegeeinrichtungen (Pflegedienste) selbstständig wirtschaftende Einrichtungen, die unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft Pflegebedürftige in ihrer Wohnung mit Leistungen der häuslichen Pflegehilfe im Sinne des § 36 versorgen. Hierzu hat der Gesetzgeber in der Begründung zu vorgenannter Vorschrift konkret ausgeführt:1 Die ambulanten Pflegeeinrichtungen (Pflegedienste) sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die Pflegebedürftigen in deren Wohnung pflegen und hauswirtschaftlich versorgen. Bei der ambulanten „häuslichen“ Pflege bleibt der Pflegebedürftige in seiner Wohnung; die Betreuung wird ihm „ins Haus gebracht“. Wohnung in diesem Sinne kann auch ein Altersheim oder ein Altenwohnheim nach (jetzt) den heimrechtlichen Vorschriften (alt) § 1 Abs. 1 HeimG sein, in dem ambulant Pflegebedürftige nicht nur vorübergehend untergebracht sind; ebenso Heime für (jetzt) behinderte Menschen oder gleichwertige Einrichtungen (vgl. auch Begründung zu § 37 Abs. 1 SGB XI). Stationäre Pflege kann dagegen nur in zugelassenen Pflegeheimen gewährt werden (§ 71 Abs. 2 SGB XI, § 72 SGB XI); diese fallen daher nicht unter den Begriff der Wohnung im Sinne des Absatzes 1 (vgl. auch Begründung zu § 37 Abs. 2).2 Nach § 71 Abs. 2 SGB XI sind stationäre Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) selbständig wirtschaftende Einrichtungen, in denen Pflegebedürftige unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft gepflegt werden und ganztägig (vollstationär) oder tagsüber oder nachts (teilstationär) untergebracht und verpflegt werden können. 1 2

Begründung in BT-Drucks. 12/5262 zu § 71 Abs. 1 SGB XI Begründung in BT-Drucks. 12/5262 zu § 80 Abs. 1,2 SGB XI

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Hierzu führt der Gesetzgeber in seiner Begründung wie folgt an:3 Bei vollstationärer Versorgung wird der Pflegebedürftige im Unterschied zur ambulanten Pflege aus seiner häuslichen Umgebung herausgelöst und für die Dauer der Pflege in einem Pflegeheim aufgenommen. Wesentlich für alle Formen von stationären Pflegeeinrichtungen ist, dass sie „selbstständig wirtschaftende“ Einrichtungen sind. Das bedeutet nicht, dass nur solche Einrichtungen als stationäre Pflegeeinrichtungen anzusehen sind, die ausschließlich Pflegebedürftige betreuen. Der Begriff der stationären Pflegeeinrichtung setzt weiter voraus, dass die von ihr angebotenen Pflegeleistungen fachlich-pflegerisch unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegekraft erbracht werden (§ 71 Abs. 2 Nr. 1 SGB XI). Der Gesetzgeber hat bewusst die Definition der ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen weit gefasst, denn er will „den für eine fortschrittliche Versorgung erforderlichen Auf- und Ausbau der pflegerischen Infrastruktur (notwendigen Spielraum) von vorneherein für innovative Entwicklungen offen halten“.4 Genau dieser vom Gesetzgeber geforderten fortschrittlichen Versorgung durch innovative Entwicklung haben sich die Initiatoren von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen gestellt. Denn auch wenn heute in einigen Regionen in der Bundesrepublik Deutschland Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen zur Regelversorgung geworden sind, fordert die praktische Rechtsanwendung regelmäßig von der judikativen Staatsgewalt eine Intervention. So mussten in der Vergangenheit mehrmals verschiedenste Gerichte die Fragestellung beantworten, ob es sich bei der strittigen Wohnform um eine Wohngemeinschaft, um betreutes Wohnen oder um eine stationäre Pflegeeinrichtung handelt.5 Dabei ist festzustellen, dass gerade dem „Haushaltsbegriff“ eine besondere und zentrale Bedeutung zukommt. Im Ergebnis ist festzustellen, dass die Erfüllung des Tatbestandes der „Wohnung“ in der vor genannten beschriebenen Form regelmäßig das Vorliegen einer stationären Pflegeeinrichtung verneint. Der Zugang zum Leistungsrecht der ambulanten Pflege ist somit eröffnet.

6.1.1.2 Krankenversicherung Das Leistungsrecht der gesetzlichen Krankenversicherung kennt eine entsprechende Unterteilung der verschiedenen Pflegekategorien in der vorgenannten Deutlichkeit nur bedingt. Als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung kommt insbesondere der häuslichen Krankenpflege nach § 37 SGB V eine besondere Bedeutung zu. Die häusliche Krankenpflege ist eine Leistung der Krankenbehandlung. Versicherungsfall und somit auslösendes Ereignis für diese Leistung ist deshalb die behandlungsbedürftige Krankheit. Es handelt sich um einen Sachleistungsanspruch auf den der Versicherte einen Rechtsanspruch hat. 3 4 5

BT-Drucks. 12/5262 zu § 71 Abs. 2 SGB XI BT-Drucks. 12/5262 zu § 71 Abs. 2 SGB XI SG Berlin vom 23.07.2002, Az.: S 82 KR 2539/01; VG Gelsenkirchen vom 21.02.2008, Az.: 15 L 46/08

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Häusliche Krankenpflege wird als Regelleistung anstelle bzw. zur Vermeidung von Krankenhausbehandlung (§ 37 Abs. 1 SGB V – Krankenhausvermeidungspflege) oder zur Sicherung des Ziels der ärztlichen Behandlung (§ 37 Abs. 2 S. 1 SGB V – Behandlungspflege) durch die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung gestellt. Beiden Erscheinungsformen der häuslichen Krankenpflege ist jedoch identisch, dass dem Ort der Leistungserbringung eine besondere Bedeutung zukommt. Denn nur ausnahmsweise haben Versicherte, die voraussichtlich für mindestens sechs Monate einen besonders hohen Bedarf an medizinischer Behandlungspflege haben6, in zugelassenen Pflegeeinrichtungen im Sinne des § 43 SGB XI einen Anspruch auf Leistungen der Behandlungspflege nach § 37 Abs. 2 S. 1 SGB V. Grundsätzlich erhalten Versicherte in ihrem Haushalt, ihrer Familie oder sonst an einem geeigneten Ort, insbesondere in betreuten Wohnformen, Leistungen der häuslichen Krankenpflege. War bis zum 31.03.2007 der Haushaltsbegriff eng auszulegen, so hat der Gesetzgeber mit dem Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz – GKV-WSG) diese Definition gelockert. In der Gesetzesbegründung führt der Gesetzgeber aus:7 „Die Beschränkung der Leistungen zur häuslichen Krankenpflege auf Haushalt und Familie des Versicherten hat sich im Hinblick auf das Ziel, vorschnelle stationäre Einweisungen zu vermeiden, als kontraproduktiv erwiesen. Die Neuregelung bewirkt durch eine vorsichtige Erweiterung des Haushaltsbegriffs, dass in der gesetzlichen Krankenversicherung neue Wohnformen, Wohngemeinschaften und betreutes Wohnen hinsichtlich der Erbringung von häuslicher Krankenpflege gegenüber konventionellen Haushalten nicht benachteiligt werden. Betreute Wohnformen, deren Bewohner ambulante Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung erhalten, sollen verbesserte Angebote für ambulant Pflegebedürftige darstellen; dem wird durch die Änderung Rechnung getragen. Darüber hinaus wird im Hinblick auf bestimmte, eng begrenzte Personengruppen durch den erweiterten Haushaltsbegriff eine vorschnelle Einweisung in stationäre Einrichtungen verhindert. Ein „geeigneter Ort“ für die Leistung häuslicher Krankenpflege durch die gesetzliche Krankenversicherung ist jedenfalls dann nicht gegeben, wenn sich der Versicherte in einer Einrichtung befindet, in der er nach den gesetzlichen Bestimmungen Anspruch auf die Erbringung medizinischer Behandlungspflege durch die Einrichtung selbst hat. Um die notwendige Flexibilität bei der Bestimmung der geeigneten Erbringungsorte zu wahren, wird auf eine gesetzliche Festlegung verzichtet und die Definition dem Gemeinsamen Bundesausschuss übertragen.“ Gemäß dem ergänzenden Auftrag aus § 37 Abs. 6 SGB V ist in den Richtlinien über die Verordnung Häuslicher Krankenpflege ferner festzulegen, an welchen Orten und in welchen Fällen Leistungen nach den § 37 Absätzen 1 und 2 SGB V auch außerhalb des Haushalts und der Familie des Versicherten Leistungen der häuslichen Krankenpflege erbracht werden können. Diesem Auftrag hat der Gemeinsame Bundesausschuss durch § 1 Abs. 2 Richtlinien über die Verordnung Häuslicher Krankenpflege entsprochen.8 6 § 37 Abs. 2 S. 3 SGB V 7 BT-Drucks. 16/3100 zu § 37 SGB V; GKV-WSG-Begr. - zu Art. 1 Nr. 22, BT-Drucks. 16/3100, S. 104 8 Häusliche Krankenpflege-Richtlinie Version vom 17.01.2008; Inkrafttreten 11.06.2008

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Anspruch auf häusliche Krankenpflege besteht auch an sonstigen geeigneten Orten. Orte in diesem Sinne können insbesondere Schulen, Kindergärten, betreute Wohnformen oder Arbeitsstätten sein. Grundsätzlich ist somit auch in Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen ein Anspruch auf Leistungen der häuslichen Krankenpflege gegeben. Kritisch gewürdigt werden muss die Situation, in der es nach den heimrechtlichen Vorschriften aus dem Ordnungsrecht zu einer Feststellung als „Pflegeeinrichtung“ kommt. Daraus lässt sich vermuten, dass der Anspruch auf Leistungen der häuslichen Krankenpflege (Behandlungspflege) sich dann nur noch auf die in § 37 Abs. 2 S. 3 SGB V genannten Fälle begrenzt (Stichwort: besonders hoher Bedarf an medizinischer Behandlungspflege). Fraglich ist weiterhin, ob die ordnungsrechtliche Qualifizierung einer Wohngemeinschaft mit Betreuungsleistungen Einfluss auf den Leistungsanspruch der häuslichen Krankenpflege nach § 37 SGB V haben kann. Mit dieser Fragestellung hat sich der 4. Senat des Landessozialgerichts Niedersachsen-Bremen auseinandergesetzt.9 Danach ist es im Sinne der Richtlinie Häusliche Krankenpflege über die Verordnung von häuslicher Krankenpflege (Häusliche Krankenpflege-Richtlinie) nicht entscheidend, ob die Einrichtung, in der Versicherte leben und häusliche Krankenpflege von ihrer Krankenkasse erhalten, unter die heimrechtlichen Vorschriften fällt. Dies ist kein taugliches Abgrenzungskriterium, weil es keinen inhaltlichen Bezug zur häuslichen Krankenpflege hat. Entscheidend ist allerdings, ob der Versicherte sich in einer Einrichtung befindet, in der er nach den gesetzlichen Bestimmungen gegenüber der Einrichtung Anspruch auf Erbringung medizinischer Behandlungspflege hat. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass eine geeignete Häuslichkeit insbesondere in einer Einrichtung nicht allein dadurch begründet wird, dass der Versicherte die Kosten seiner Unterbringung und Versorgung aufzubringen vermag. Hinzukommen müssen für eine Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit entsprechende tatsächliche Umstände, die trotz des Lebens in einer Einrichtung den Schluss auf eine häusliche wohnungsmäßige familienhafte Lebens- und Wirtschaftsführung erlauben. Ein geeigneter Ort im Sinne des § 37 Abs. 2 S. 1 SGB V kann dann vorliegen, wenn die gewählte Wohnform nicht gegen landesrechtliches Ordnungsrecht verstößt. Dieser Grundsatz wird zukünftig verstärkt zitiert werden müssen. Denn durch die Föderalismusreform 2006 werden die ordnungsrechtlichen Vorschriften des Heimgesetzes durch Regelungen der Länder ersetzt. Inzwischen haben alle Bundesländer eigene Gesetze und Rechtsverordnungen auf dem Gebiet des Heimrechts erlassen. Einzelne Bundesländer wie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen10 unterstellen auch bei alternativen Wohnform in Teilbereichen einen Schutzbedarf. Somit ist zu erwarten, dass

9 Beschluss vom 20.12.2013, Az.: L 4 KR 354/13 B ER 10 Gesetz zur Entwicklung und Stärkung einer demografiefesten, teilhabeorientierten Infrastruktur und zur Weiterentwicklung und Sicherung der Qualität von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen, pflegebedürftige Menschen, Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen (GEPA NRW) – hier: §§ 24 ff. WTG

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einige Erscheinungsformen von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen den landesrechtlichen Heimvorschriften unterzuordnen sind. Bei „privat“ versicherten Mitgliedern von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen richtet sich der Leistungsanspruch der Krankenversicherung nach dem Inhalt des Versicherungsvertrags, den der Versicherungsnehmer mit dem Versicherungsunternehmen abgeschlossen hat. Hierbei kommt es in der Praxis regelmäßig vor, dass die Leistungen der häuslichen Krankenpflege nicht oder nicht vollumfänglich im Versicherungsvertrag abgesichert sind. Hier ist im Rahmen der Sozialhilfe ein erweiterter Anspruch nach sozialhilferechtlichen Vorschriften zu prüfen. Eine Besonderheit stellt der § 37 Abs. 1a SGB V dar. Der mit dem Gesetz zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung (Krankenhausstrukturgesetz KHSG) vom 10. Dezember 2015 (Bundesgesetzblatt Teil I vom 17.12.2015, Seite 2229 ff.) eingeführte Absatz sieht eine Kostenübernahme von Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung bei Versicherten an geeigneten Orten im Sinne von Absatz 1 Satz 1 a.a.O. vor, wenn diese wegen schwerer Krankheit oder wegen akuter Verschlimmerung einer Krankheit, insbesondere nach einem Krankenhausaufenthalt, nach einer ambulanten Operation oder nach einer ambulanten Krankenhausbehandlung notwendig wird. Voraussetzung ist ferner, dass keine Pflegebedürftigkeit mit Pflegegrad 2, 3, 4 oder 5 im Sinne des Elften Buches vorliegt.11 Somit wird gerade Nutzerinnen und Nutzern mit Pflegegrad I die Möglichkeit eröffnet, Leistungen der Grundpflege und der hauswirtschaftlichen Versorgung zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch zu nehmen.

6.1.1.3 Unfallversicherung Häufig findet der Kostenträger „Unfallversicherung“ in der Praxis nicht die Bedeutung, die dieser Kostenträger eigentlich haben müsste. Die Berufsgenossenschaften als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung stellen bei einem Arbeitsunfall, einem Wegeunfall oder bei einer Berufskrankheit Leistungen bei Pflegebedürftigkeit zur Verfügung. Anders als die Pflegeversicherung werden die Leistungen jedoch nicht gedeckelt. Gemäß § 44 Abs. 5 SGB VII kann dem Versicherten statt des Pflegegeldes eine Pflegekraft gestellt werden (Hauspflege) oder die erforderliche Hilfe mit Unterkunft und Verpflegung in einer geeigneten Einrichtung (Heimpflege) erbracht werden. Darüber hinaus stellt die gesetzliche Unfallversicherung weitere Hilfen zur Verfügung. Beispielhaft können durch die Berufsgenossenschaft im Rahmen der Wohnungshilfe behindertengerechte Wohnraumanpassungen übernommen werden. Gerade Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen, die die besonderen Bedarfslagen von somatisch erkrankten Menschen berücksichtigen (z. B. Intensivpflege), sind die Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung besonders zu beachten. Da die Unfallversicherungsträger keine eigenen Einrichtungen vorhalten, müssen sie sich 11 Drittes Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsgesetz – PSG III) vom 23.12.2016

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der ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen der Sozialen Pflegeversicherung bedienen.12

6.1.1.4 Sozialhilfe Folgend dem Zweiten Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Zweites Pflegestärkungsgesetz – PSG II) vom 21.12.2015 (Bundesgesetzblatt Teil vom 28.12.2015, S. 2424 ff.) wurde zur Wahrung der Identität der Pflegebedürftigkeitsbegriffe vom SGB XI, SGB XII und dem Gesetz über die Versorgung der Opfer des Krieges (Bundesversorgungsgesetz – BVG) der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff auch für die Hilfe zur Pflege eingeführt. Dazu bediente sich der Gesetzgeber dem Dritten Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsgesetz – PSG III) vom 23.12.2016 (Bundesgesetzblatt Teil I vom 28.12.2016, Seite 3191 ff.. Der Hilfe zur Pflege wird auch weiterhin ihre Funktion als ergänzende Leistung erhalten bleiben. Gemäß § 61 Abs. 1 SGB XII in der ab dem 01.01.2017 geltenden Fassung haben Personen, die pflegebedürftig im Sinne des § 61a SGB XII sind, Anspruch auf Hilfe zur Pflege, soweit ihnen und ihren nicht getrenntlebenden Ehegatten oder Lebenspartnern nicht zuzumuten ist, dass sie die für die Hilfe zur Pflege benötigten Mittel aus dem Einkommen und Vermögen nach den Vorschriften des Elften Kapitels aufbringen. Sind die Personen minderjährig und unverheiratet, so sind auch das Einkommen und das Vermögen ihrer Eltern oder eines Elternteils zu berücksichtigen. Mit dieser neuen gesetzlichen Regelung hat der Gesetzgeber die „Hilfe zur Pflege“ unter Geltung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes in das Gesetz aufgenommen. Bis 31.12.2016 war im SGB XII der Begriff „andere Verrichtungen“ für Leistungen der „sozialen Betreuung in Wohngemeinschaften“ zu berücksichtigen. Diese Situation hat in der Praxis als unbestimmter Rechtsbegriff Auslegungsprobleme verursacht. Somit erleben wir mit der ab dem 01.01.2017 gültigen Regelung eine weitere Entzerrung in der Zuordnung von Leistungen der „sozialen Betreuung“ in Wohngemeinschaften. Bedarfe in Wohngemeinschaften leiten sich aus den Kriterien gem. § 61a Abs. 2 Nr. 2, 3 und 6 SGB XII ab. Mit dieser Regelung wird der „erweiterte Pflegebegriff“ restaurativ. Bedingt durch den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff werden sich die Abrechnungsmodalitäten an den Inhalten der neuen Begrifflichkeiten orientieren müssen. Daher bleibt eine konkrete Betrachtungsweise der Abrechnungsmöglichkeiten aus der Perspektive der Sozialhilfe der Zukunft überlassen. Übergangsregelungen, wie zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, bilden noch keine nachhaltige und belastbare Abrechnungsmöglichkeit für Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen.

12 Nehls in: Hauck/Noftz, SGB VII K § 44

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Die Praxis zeigt aktuell, dass Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen mit den Nutzerinnen und Nutzern in unterschiedlicher Form die Leistungen vertraglich vereinbaren. Bundesweit lassen sich grob folgende vertragliche Regelungen finden: Typ A Es werden nur Leistungen nach dem SGB XI zur Abrechnung gebracht. Grundlage für die Abrechnung sind die nach dem Landesrecht vereinbarten Leistungskomplexe. Typ B Es werden Leistungen nach dem SGB XI zur Abrechnung gebracht. Grundlage für die Abrechnung sind die nach dem Landesrecht vereinbarten Leistungskomplexe. Für die Leistungen der „Betreuung“ erfolgt eine eigene Leistungsbeschreibung und eine eigene vertraglich geregelte Abrechnung.

In der Fallgestaltung „A“ bedarf es gegenüber dem örtlichen Sozialhilfeträger keinerlei besonderer vertraglicher Regelungen. Doch gerade die Fallgestaltung „B“ macht im Rahmen des sozialhilferechtlichen Dreiecksverhältnisses eine individuelle Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungs- und Prüfvereinbarung (LQV) nach § § 75 ff SGB XII notwendig. Der Abschluss einer solchen Vereinbarung ist noch nicht einheitlich geregelt und erzeugt in der Praxis regelmäßig örtliches Konfliktpotenzial. Analog der Regelung gem. § 13 Abs. 1 SGB XII können die Leistungen entsprechend den Erfordernissen des Einzelfalles für die Deckung des Bedarfs außerhalb von Einrichtungen (ambulante Leistungen), für teilstationäre oder stationäre Einrichtungen (teilstationäre oder stationäre Leistungen) erbracht werden. Vorrang haben ambulante Leistungen vor teilstationären und stationären Leistungen sowie teilstationäre vor stationären Leistungen. Der Vorrang der ambulanten Leistung gilt nicht, wenn eine Leistung für eine geeignete stationäre Einrichtung zumutbar und eine ambulante Leistung mit unverhältnismäßigen Mehrkosten verbunden ist. Bei der Entscheidung ist zunächst die Zumutbarkeit zu prüfen. Dabei sind die persönlichen, familiären und örtlichen Umstände angemessen zu berücksichtigen. Bei Unzumutbarkeit ist ein Kostenvergleich nicht vorzunehmen. Auch wenn in der Praxis von einigen Begleitern von Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen eine Preispolitik verfolgt wird, die (Sozialhilfe-)Mehrkosten gegenüber stationären Pflegeeinrichtung von mehr als 100 % verursachen, wird sich ein solches

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Angebot auf Dauer nicht etablieren können. Hier werden die Sozialhilfeträger aufgrund der Kassenlage die Vertragsverhältnisse verweigern oder überprüfen und aufkündigen bzw. im Einzelfall wegen unverhältnismäßiger Mehrkosten eine Kostenübernahme ablehnend bescheiden. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts liegen bereits Mehrkosten von 75 % erheblich über der Angemessenheitsgrenze.13

6.1.1.5 Besonderheit: „Pflegeversicherung und Wohngruppenzuschlag nach § 38a SGB XI“ Durch das „Erste Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Erstes Pflegestärkungsgesetz – PSG I)“ vom 17.12.2014 sollten die Voraussetzungen der „Zusätzliche Leistungen für Anspruchsberechtigte in ambulant betreuten Wohngruppen“ nach § 38a SGB XI konkretisiert werden. Das dort genannte Maximum an Personen, die in einer gemeinsamen Wohnung zum Zwecke der gemeinschaftlich organisierten pflegerischen Versorgung leben, wurde auf 10 Personen begrenzt (9 + 1). Diese „Maßzahl“ widersprach jedoch den im Rahmen der Föderalismusreform genannten Grenzen vieler Landesheimgesetze (siehe zum Beispiel § 26 Abs. 6 Wohn- und Teilhabegesetz NRW). Dieser Fehlgriff des Gesetzgebers wurde zeitnah korrigiert. Die Beschlussempfehlung und der Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (13. Ausschuss) zum „Entwurf eines Gesetzes zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf“ korrigierte die „Maßzahl“ auf 12 Personen (11 + 1).14 Diese Neufassung des § 38a SGB XI gilt nunmehr seit dem 01.01.2015.15 Seit der Einführung des Wohngruppenzuschlages gemäß § 38a SGB XI ist umstritten, ob der Sozial­hilfeträger bei der Gewährung von Leistungen der Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII die zusätzlichen Leistungen für Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohngruppen nach § 38 a SGB XI anrechnen darf. Die Sozialhilfeträger waren bisher stets der Auffassung, dass es sich bei der Hilfe zur Pflege und den zusätzlichen Leistungen nach § 38a SGB XI um gleichartige Leistungen handele, die deckungsgleich seien, sodass wegen des Nachrangs der Sozialhilfe der Wohngruppenzuschlag angerechnet werden dürfe. Nunmehr hat erstmals das Sozialgericht Halle in einer noch nicht rechtskräftigen Entscheidung16 entschieden, dass der Hilfebedürftige nach § 61 Abs. 1 SGB XII, soweit er Pflegesachleistungen als Hilfe erhält, dem Grunde nach einen Anspruch auf Gewährung von ungekürzten Sachleistungen durch den Sozialhilfeträger hat. Bei der Gewährung des Zuschlages nach § 38a SGB XI handelt es sich nach der Auffassung des Gerichts nicht um eine der Hilfe zur Pflege entsprechende Leistung nach anderen Vorschriften, die es rechtfertigen würde, die Pflegesachleistungen zu kürzen. Die Leistung nach § 38a 13 Urteil vom 11.02.1982 - 5 C 85/80; aktuell zitiert in LSG NRW L 20 SO 436/13 B ER vom 06.02.2014 14 Drucksache 18/3449 vom 03.12.2014 15 Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, Art. 8, Änderung des Elften Buches Sozialgesetzbuch, vom 23.12.2014 16 Beschluss vom 06.03.2014 – S 24 SO 223/13 RE

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SGB XI dient nach der Gesetzesbegründung der Finanzierung einer in der Wohngruppe erforderlichen Präsenzkraft, die verwaltende Tätigkeiten wahrnimmt. Es ist zwar möglich, dass die verwaltenden Tätigkeiten in der Wohngruppe durch Pflegekräfte erbracht werden. Sofern dies jedoch nicht der Fall ist, besteht nach Auffassung des Gerichts kein Grund, die Leistungen des Pflegedienstes um den Wohngruppenzuschlag zu kürzen, da so ein Teil der vom Leistungserbringer erbrachten Leistungen tatsächlich nicht vergütet werden würde. Hierfür gibt es nach Auffassung des Gerichts keine Grundlage. Es sei auch nicht Sache des Sozialhilfeträgers, darüber zu entscheiden, wer die erforderlichen verwaltenden Tätigkeiten für die Wohngruppe zu erbringen hat. Es entspreche dem Selbstbestimmungsrecht des Hilfebedürftigen und dem Zweck des § 38 a SGB XI, hierüber frei zu entscheiden. Mit dem Beschluss des SG Halle wird erstmalig eine Abgrenzung des Anwendungsbereichs des § 38 a SGB XI zu den Sachleistungen der Hilfe zur Pflege nach § 61 Abs. 1 SGB XII durchgeführt. Dies betrifft jedoch nur die originären Pflegesachleistungen. Eine Abgrenzung des Anwendungsbereichs für den Wohngruppenzuschlag im Verhältnis zum erweiterten Pflegebegriff des § 61 SGB XII und insbesondere zu dem Bereich der Betreuung findet damit nicht statt. Hier bleibt weiterhin Klärungsbedarf. Ob sich die Auffassung des SG Halle durchsetzt und insbesondere die Landessozialgerichte diese Auffassung bestätigen, bleibt abzuwarten. Der Beschluss des LSG Berlin-Brandenburg, wonach jeweils im Einzelfall zu ermitteln sei, ob mit dem Zuschlag auch pflegerische Leistungen abgedeckt würden, die dann durch den Sozialhilfeträger nicht mehr zu erbringen seien, schafft auch zu dieser Thematik keine abschließende Rechtssicherheit. Vielmehr scheint sich die Notwendigkeit zu einer grundsätzlichen Entscheidung vor dem Bundessozialgericht abzuzeichnen.17

6.1.1.6 Besonderheit „Sozialhilfe und Mietkosten“ Für den Leistungszugang zur „Hilfe zur Pflege“ gemäß § § 61 ff SGB XII sind die Kosten der Unterkunft von entscheidender Bedeutung. Gemäß § 85 Abs. 1 Nr. 2 SGB XII werden Kosten der Unterkunft nur dann berücksichtigt, soweit die Aufwendungen hierfür den der Besonderheit des Einzelfalles angemessenen Umfang nicht übersteigen. Die Kosten der Unterkunft müssen somit angemessen sein. Die Angemessenheitsgrenze ist nach herrschender Meinung nicht gleichzusetzen mit dem Begriff der Unterkunftskosten im Rahmen der Hilfe zum Lebensunterhalt. Es muss aufgrund der Besonderheit der Lebenssituation und der damit einhergehenden Hilfeart der Hilfe zur Pflege der besondere Wohnbedarf berücksichtigt werden. Dieser besondere Wohnbedarf macht in der Regel höhere Unterkunftskosten notwendig. Dieser besondere Wohnbedarf betrifft die Höhe der Kalt-Miete und der Betriebs- und Nebenkosten als auch die Größe der Wohnung nach Quadratmeterzahlen und Zahl der Räume.

17 Landessozialgericht Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 30. September 2014 – L 23 SO 178/14 B ER

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Die Angemessenheit der Kosten der Unterkunft und Heizung unterliegt als unbestimmter Rechtsbegriff in vollem Umfang der gerichtlichen Kontrolle.18 Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts wird die Angemessenheitsprüfung dabei im Rahmen eines mehrstufigen Verfahrens vorgenommen.19 Nach einer im ersten Schritt vorzunehmenden Bestimmung der abstrakt angemessenen Wohnungsgröße und des Wohnungsstandards wird in einem zweiten Schritt festgelegt, auf welche konkreten räumlichen Gegebenheiten als räumlicher Vergleichsmaßstab für die weiteren Prüfungsschritte abzustellen ist. Anschließend ist zu ermitteln, wie viel für eine nach Größe und Standard abstrakt als angemessen eingestufte Wohnung auf dem für den Hilfebedürftigen maßgeblichen Wohnungsmarkt aufzuwenden ist. Dabei ist nicht nur auf die tatsächlich am Markt angebotenen Wohnungen abzustellen, sondern auch auf die vermieteten Wohnungen.20 Nach der vom Bundessozialgericht vertretenen sogenannten Produkttheorie müssen dabei nicht beide Faktoren (Wohnungsgröße, Wohnungsstandard, ausgedrückt durch qm-Preis) je für sich betrachtet „angemessen“ sein, solange jedenfalls das Produkt aus Wohnflache (qm-Zahl) und Standard (Mietpreis je qm) eine insgesamt angemessene Wohnungsmiete (sogenannte Referenzmiete) ergibt.21 Eine Abgrenzung des Miethöchstwerts auf das „untere Drittel“ des allgemeinen Wohnungsmarktes ist für Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen zu schematisch und somit nicht vorzunehmen. Vielmehr ist der Standard einer Wohngemeinschaft dann angemessen, wenn diese nach Ausstattung, Lage und Bausubstanz den einfachen und grundlegenden Bedürfnissen genügt und keinen gehobenen Wohnungsstandard aufweist.22 Als Orientierungswert einer Vergleichsrechnung ist der Wert der Erstellung einer stationären Einrichtung als Benchmark zu dokumentieren.23

6.1.2 Konkrete Betrachtung Das aktuelle „Pflegeversicherungsrecht“ wurde durch die Pflegestärkungsgesetze II und III wesentlich reformiert. Die umfassenden Reformen erfolgten in zwei Stufen. Die erste Stufe mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz24 ist zum 01.01.2017 in Kraft getreten, die zweite Stufe insbesondere mit den Änderungen des Sozialhilferechtes wurde ebenfalls zum 01.01.2017 mit dem Pflegestärkungsgesetz III25 umgesetzt. 18 Bundessozialgericht, Urteil vom 07.11.2006, Az.: B 7b AS 10/06 R; Urteil vom 19.02.2009, Az.: B 4 AS 30/08 R 19 Bundessozialgericht, Urteil vom 27.02.2008, Az.: B 14/7b AS 70/06 R, Urteil vom 19.02.2009, Az.: B 4 AS 30/08 R; Urteil vom 18.06.2008, Az.: B 14/7b AS 44/06 R; Urteil vom 07.11.2006, Az.: B 7b AS 10/06 R 20 Bundessozialgericht, Urteil vom 19.02.2009, Az.: B 4 AS 30/08 R 21 Bundessozialgericht, Urteile vom 19.02.2009, Az.: B 4 AS 30/08 R; vom _27.02.2008, Az.: B 14/7b AS 70/06 R; vom 18.05.2008, Az.: B 14/7b AS 44/06 R 22 Bundessozialgericht, Urteil vom 07.11.2006, Az.: B 7 b AS 18/06 R 23 So auch Frau Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, in einer Veranstaltung in Gelsenkirchen am 09.02.2017 24 Zweites Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Zweites Pflegestärkungsgesetz – PSG II) vom 21.12.2015, BGBl. 2424 vom 28.12.2015) 25 Drittes Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsgesetz – PSG III) vom 23.12.2016 (BGBL.3191 vom 28.12.2016)

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Mit dem Zweiten Pflegestärkungsgesetz wurde ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt, der einen gleichen Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung gewährleisten soll und zwar unabhängig davon, ob die Pflegebedürftigkeit kognitiv, psychisch oder körperlich begründet ist. Mit dem Dritten Pflegestärkungsgesetz wird die kommunale Ebene gestärkt. Diese Kommunalisierung der Pflegepolitik leitet sich vorwiegend aus dem Bericht der BundLänder-Arbeitsgruppe zur Stärkung der Rolle der Kommunen in der Pflege ab.26 Gemeinsames Ziel von Bund, Ländern, Kommunen, Pflegekassen und Pflegeeinrichtungen ist es, so lange wie möglich den Verbleib in er vertrauten häuslichen und familiären Umgebung zu unterstützen und ein selbstbestimmtes Leben zu gewährleisten. Wohngemeinschaften zeichnen sich insbesondere durch eine Arbeitsteilung von pflegenden Angehörigen und Pflegedienst aus. Daher ist mit der durch das PSG I eingeführten Flexibilisierung der Verhinderungspflege eine weitere Stellschraube in das Pflegeversicherungsgesetz aufgenommen worden, um die eigene Häuslichkeit in der Wohngemeinschaft bei vorübergehender Verhinderung der pflegenden Angehörigen zu sichern. Die aktuelle Fassung des § 39 Abs. 3 SGB XI erlaubt es, pro Kalenderjahr maximal 806 Euro (also genau 50 % des Maximalbetrags) an nicht verbrauchten Mitteln, die eigentlich für die Kurzzeitpflege angedacht sind, auf die Verhinderungspflege zu übertragen. Insgesamt können somit bei Verhinderung der Pflegeperson Leistungen der Verhinderungspflege bis zu einem Gesamtwert von 2.418,00 € (1.612,00 € + 806,00 €) in Anspruch genommen werden. Gerade Wohngemeinschaften können auf die besondere Bedarfslage von Menschen mit Demenz eingehen. Daher sind die durch das PSG I eingeführten Leistungsverbesserungen für Menschen ohne Pflegestufe (seit dem 01.01.2017 eventuell Pflegegrad 1), jedoch mit erheblichem Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung hervorzuheben. Erstmals ab dem 01.01.2015 haben vorgenannte Versicherte aus § 38a SGB XI einen Anspruch auf zusätzliche Leistungen in ambulant betreuten Wohngemeinschaften. Ein Anspruch auf eine Anschubfinanzierung zur Gründung von ambulant betreuten Wohngruppen nach § 45e SGB XI in Höhe von 2.500,00 € (maximal pro Wohngruppe 10.000,00 €) steht neben den Leistungen aus § 40 Abs. 4 SGB XI (4.000,00 € pro Maßnahme, bei einem gemeinsamen Wohnumfeld 4.000,00 € pro Pflegebedürftigen aber begrenzt auf 16.000,00 € je Maßnahme) auch diesem Personenkreis ab dem 01.01.2015 zu. Weitere Leistungen „außerhalb der Wohngemeinschaft“ finden sich bei der Inanspruchnahme der Kurzzeitpflege und der teilstationären Pflege (Tages- und Nachtpflege). Der Gesetzgeber hat auch weiterhin ab dem 01.01.2017 die Regelung im Gesetz belassen, dass Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 ergänzend Leistungen der Tages- und Nachtpflege zusätzlich zu den ambulanten Sachleistungen in Anspruch nehmen können, ohne dass eine Anrechnung auf die Pflegesachleistungen erfolgt.

26 Siehe „Empfehlungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Stärkung der Rolle der Kommunen in der Pflege“ vom 12. Mai 2015

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Wichtig ist der Hinweis, dass Leistungen der Tages- und Nachtpflege neben dem Anspruch auf Wohngruppenzuschlag nach § 38a SGB XI nur dann in Anspruch genommen werden können, wenn durch eine Prüfung des MDK nachgewiesen ist, dass die Pflege in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft ohne teilstationäre Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann. Diese Prüfung begrenzt sich auf die individuell benötigten körperbezogenen Pflegemaßnahmen und auf die pflegerischen Betreuungsmaßnahmen. Bei der Prüfung sind sämtliche in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft durch die beauftragte Person sowie den ambulanten Pflegedienst erbrachten Leistungen sowie etwaige Entlastungsbedarfe anderer Mitglieder der Wohngemeinschaft (z. B. Störung des Tages- und Nachtrythmuses) zu berücksichtigen. Aufgrund der Besitzstandsregelungen aus § 141 Abs. 1 SGB XI ist zu beachten, dass pflegebedürftige Nutzerinnen und Nutzer, die nach dem bis zum 31.12.2016 geltenden Recht neben dem Wohngruppenzuschlag ebenfalls Leistungen der Tages- und Nachtpflege nach § 41 SGB XI bezogen haben, diese auch weiterhin in Anspruch nehmen können, ohne dass durch den MDK nachgewiesen werden muss, dass die Pflege ohne teilstationäre Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt ist. Pflegebedürftige der Pflegegrade 1 bis 5, die die Anspruchsvoraussetzungen des § 38a SGB XI erfüllen, erhalten unabhängig der Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes aus § 40 Abs. 4 SGB XI einen einmaligen Förderbetrag aus § 45e SGB XI in Höhe von bis zu 2.500,00 €. Wertmäßig wird der Betrag je Wohngruppe auf maximal 10.000,00 € begrenzt. Der Förderbetrag ist für die altersgerechte oder barrierearme Umgestaltung der gemeinsamen Wohnung zu verwenden. Förderfähig ist nur die Umgestaltung bestehenden Wohnraums und nicht der Neubau.

Die einzelnen Änderungen der Leistungshöhe nach dem PSG II zeigen die folgenden Schaubilder: Ansprüche (maximal) auf Pflegesachleistungen in der ambulanten Pflege § 36 Abs. 3 SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 pro Monat (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1

Kein Anspruch

Pflegegrad 2

689,00 €

Pflegegrad 3

1.298,00 €

Pflegegrad 4

1.612,00 €

Pflegegrad 5

1.995,00 €

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Zusätzliche Leistungen für Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohngemeinschaften § 38a SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 pro Monat (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1

214,00 €

Pflegegrad 2 bis 5

214,00 €

Verhinderungspflege § 39 SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 pro Jahr (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1

Kein Anspruch

Pflegegrad 2 bis 5*

1.612 Euro für Kosten einer notwendigen Ersatzpflege bis zu 6 Wochen

Hinweis: Erhöhung um 806,00 € aus noch nicht in Anspruch genommenen Mitteln der Kurzzeitpflege nach § 42 Abs. 2 S. 2 SGB XI Zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel § 40 Abs. 2 SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 pro Monat (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 bis 5

bis zu 40,00 € bis zu 40,00 €

Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen § 40 Abs. 4 SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 einmalig (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 bis 5

bis zu 4.000,00 € bis zu 4.0000,00 €

Hinweis: Erhöhung bis auf 16.000,00 €, wenn mehrere Pflegebedürftige in einer Wohnung leben und die Maßnahme der Verbesserung des gemeinsamen Wohnumfeldes dient.

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Ansprüche (maximal) Tages- und Nachtpflege § 41 Abs. 2 SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 pro Monat (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1

Kein Anspruch

Pflegegrad 2

689,00 €

Pflegegrad 3

1.298,00 €

Pflegegrad 4

1.612,00 €

Pflegegrad 5

1.995,00 €

Entlastungsbetrag § 45b SGB XI XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 pro Monat (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 bis 5

125,00 € 125,00 €

Hinweis: Nur bei Pflegegrad 1 ist der Einsatz der Mittel für Inhalte der Selbstversorgung aus Modul 4 möglich. Anschubfinanzierung zur Gründung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften § 45e SGB XI Grad der Pflegebedürftigkeit

Leistungen 2017 einmalig (Angaben in Euro)

Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 bis 5

2.500,00 € 2.500,00 €

Hinweis: Voraussetzung ist die Neugründung einer Wohngemeinschaft nach § 38a SGB XI. Begrenzung auf maximal 10.000,00 €.

6.1.3 Zusammenfassung Anders als bei vollstationären Pflegeeinrichtungen ist die leistungsrechtliche und sozialhilferechtliche Refinanzierung bei ambulanten Wohngemeinschaften also deutlich komplexer. Aufgrund der Modularität des Angebots sind unterschiedliche leistungsrechtliche Komplexe zu beachten. Dabei hat die „Sozialhilfefähigkeit“ sowohl der Betreuungskosten als auch der Wohnkosten für die nachhaltige Wirtschaftlichkeit ambulant betreuter Wohngemeinschaften eine erhebliche Bedeutung. Vor dem Hintergrund steigender Sozialhilfequoten ist bei der Konzeptionierung derartiger Angebote unbedingt hierauf

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zu achten. Allerdings ist genauso hervorzuheben, dass Wohngemeinschaftsangebote in höchst differenzierten Formen auftreten. Daher verbietet sich eine leistungsrechtliche „Gleichmacherei“. Die spezifische Bedarfslage des Nutzers bzw. der Nutzerzielgruppe gibt insofern nicht nur die Konzeption des Angebots vor, sondern legt auch den leistungsrechtlichen Refinanzierungsrahmen fest. Mit der weiteren Ambulantisierung der Pflegebranche wird die passgenaue Konstellierung der leistungsrechtlichen Komponenten neben der passgenauen Konzeption des Angebots zum entscheidenden Erfolgsfaktor.

6.2 Projektfinanzierung 6.2.1 Überblick Zukünftig wird voraussichtlich eine Vielzahl von Senioren wohnbetonte Pflege- und Betreuungsformen als Alternative zu einer vollstationären Pflegeeinrichtung präferieren. Trägerinitiierte ambulant betreute Wohngemeinschaften prägen zunehmend die pflegerische Infrastruktur und stellen im ländlichen Bereich und in dünner besiedelten Regionen, wo herkömmliche stationäre Einrichtungen vielfach überdimensioniert wären, eine zusätzliche Versorgungsmöglichkeit dar. Auch die politische Debatte wird von der Ambulantisierung dominiert. Gerade für ambulante Pflegedienste aber auch für Träger von vollstationären Pflegeeinrichtungen und Betreuten Wohnanlagen bietet die Investition in eine ambulante Wohngemeinschaft eine sinnvolle Portfolioerweiterung. Diese kann eine Umsatzsicherung und die Erschließung von neuen Ertragspotenzialen bieten und die Wettbewerbsposition verbessern. In diesem Kapitel soll erläutert werden, wodurch finanzielle Engagements in ambulanten Wohngemeinschaften gekennzeichnet sind. Im Folgenden wird insbesondere auf die Komplexität bei einer Investitionsentscheidung für eine ambulante Wohngemeinschaft eingegangen. Neben den rechtlichen, konzeptionellen und qualitätsorientierten Fragestellungen, die bei der Planung einer ambulanten Wohngemeinschaft zu berücksichtigen sind, spielen die Aspekte der Finanzierung eines solchen Projektes ebenfalls eine wichtige Rolle, da nicht zuletzt hierdurch die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens (z.B. durch anfallende Finanzierungskosten) maßgeblich beeinflusst werden kann.

6.2.2 Finanzierungsformen: Innenfinanzierung/Außenfinanzierung Bei den Finanzierungsformen wird zwischen einer Innenfinanzierung und einer Außenfinanzierung unterschieden. Bei der Innenfinanzierung wird kein Kapital von außen zugeführt, sondern die finanziellen Mittel, die für ein Projekt eingesetzt werden, stammen aus den betrieblichen Umsätzen. Voraussetzung für eine Innenfinanzierung ist daher ein ertragsstarkes Unternehmen. Eine Innenfinanzierung kann durch erwirtschaf-

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tete Gewinne oder durch vorhandene Rücklagen erfolgen. Bei der Außenfinanzierung wird dem Unternehmen Kapital von außen neu zugeführt, das Kapital stammt also nicht aus den Umsätzen des Unternehmens. Die Außenfinanzierung kann als Eigenfinanzierung (z.B. mittels einer Kapitalerhöhung), als Fremdfinanzierung (z.B. mittels eines Bankkredits) oder als Mezzanine-Finanzierung erfolgen. Die Mezzanine-Finanzierung schließt die Finanzierungslücke zwischen Eigen- und Fremdkapital, indem das Mezzanine-Kapital als Ergänzung zum Eigen- und Fremdkapital verwendet wird.

6.2.2.1 Generelle Anforderungen von Banken an Kreditnehmer Voraussetzungen für eine Kreditvergabe eines Finanzinstitutes ist die Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. - Kreditfähigkeit Kreditfähigkeit umschreibt die rechtliche Befähigung von natürlichen oder juristischen Personen, um einen Kredit erwirken zu können. Kreditfähig sind: –– Natürliche Personen, wenn sie nach dem BGB unbeschränkt geschäftsfähig sind und nicht unter Betreuung stehen und kein Einwilligungsvorbehalt in finanziellen Angelegenheiten angeordnet ist. –– Juristische Personen des privaten und des öffentlichen Rechts. –– Personengesellschaften. - Kreditwürdigkeit Die Kreditwürdigkeit oder Bonität beschreibt die Fähigkeit des Kreditnehmers, die von ihm eingegangenen Verpflichtungen (Zins- und Tilgungszahlungen) erfüllen zu können. Die Voraussetzung der Kreditwürdigkeit ist die Kreditfähigkeit. Um die Kreditwürdigkeit zu prüfen, führt die Bank eine entsprechende Kreditwürdigkeitsprüfung durch. Ein wesentlicher Bestanteil dieser Kreditwürdigkeitsprüfung ist das Rating. - Rating Das Rating stellt einen wichtigen Aspekt der Kreditwürdigkeitsprüfung dar und ist ein objektives Verfahren zur Risikobemessung. Mit dem Ratingverfahren wird die Bonität eines Kreditnehmers auf der Basis einer finanzmathematisch entwickelten Mischung von Kennzahlen bewertet und es wird die Wahrscheinlichkeit über die Zahlungsfähigkeit während der Kreditlaufzeit prognostiziert. Hierfür wird der Kreditnehmer einer Ratingklasse zugeordnet. Ziel des internen Ratings ist es, Kunden in entsprechende Bonitätsstufen einzugruppieren, um somit Aussagen über den Risikogehalt eines Engagements zu erhalten. Je höher die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit, desto größer ist die Notwendigkeit der Absicherung durch die Bank und die damit verbundene Eigenkapitalhinterlegung des finanzierenden Kreditinstitutes. Ein Rating gliedert sich in die Analyse von zwei Teilbereichen, die sogenannten „harten“ und den „weichen“ Faktoren. Erstere umfassen u.a. Daten des Jahresabschlusses (also die Bilanzen und die Gewinn- und Ver-

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lustrechnungen der letzten Jahre sowie die Liquiditätssituation). Im Rahmen der Analyse der sogenannten weichen Faktoren werden z.B. die Markt- und Rahmenbedingungen, Managementqualitäten, Daten aus dem Controlling- und Rechnungswesen, Personalkonzepte, Marktfaktoren und die Bankbeziehung bewertet. Das Ratingverfahren muss standardisiert, objektiv und nachvollziehbar sein. Im Rahmen des Ratings werden für die beiden Teilbereiche Teilnoten gebildet und in einer Ratingklasse zusammengefasst. Dieser Ratingklasse ist eine mathematisch-statistisch errechnete Ausfallwahrscheinlichkeit zugeordnet, die letztendlich die für den Kredit erforderliche Eigenkapitalunterlegung bestimmt und damit den Kreditzins beeinflussen kann. Nicht nur für die Bank ist ein gutes Kundenrating wichtig (u.a. wegen der niedrigeren Eigenkapitalbindung nach Basel III), sondern auch für den Kreditnehmer selbst – da durch ein gutes Rating auch ein günstigerer Kreditzins gewährt wird. Ratingverfahren für allgemeine gewerbliche Unternehmen sind auf die Sozialwirtschaft jedoch nur bedingt anwendbar, da Leistungen in der Sozialwirtschaft überwiegend staatlich refinanziert werden und es dadurch zu einer Angebots- und Nachfrageregulierung kommt. Damit Ratingergebnisse in diesem Marktgefüge nicht verfälscht werden, hat die Bank für Sozialwirtschaft AG ein eigenes, explizit auf die Sozialwirtschaft abgestimmtes Ratingsystem entwickelt, wodurch mit der Berücksichtigung branchenspezifischer Daten eine speziell auf die Sozialwirtschaft abgestimmte Risikoeinstufung und Kreditwürdigkeitsprüfung erfolgt.

6.2.2.2 Kreditfinanzierung und Arten von Kreditfinanzierungen Kreditfinanzierungen können sehr vielfältig gestaltet sein und unterscheiden sich nach Kreditarten. Bei Projekten für ambulante Wohngemeinschaften kommen zur Immobilienfinanzierung Fremdfinanzierungen am häufigsten vor. Die Betriebsfinanzierung erfolgt in der Gründungsphase dagegen durch eine Betriebsmittelfinanzierung. Im laufenden Betrieb erfolgt die Betriebsfinanzierung durch die erwirtschafteten Erlöse. Kurzfristige Kredite werden zur Finanzierung des Umlaufvermögens, mittel- und langfristige Kredite zur Finanzierung des Anlagevermögens eingesetzt. Eine Form eines kurzfristigen Kredits ist z.B. der Kontokorrentkredit. - Kontokorrentkredit Bei Unternehmen der Wohnungswirtschaft, sozialen Einrichtungen und sonstigen Investoren, die sich mit Projekten zu ambulant betreuten Wohngemeinschaften beschäftigen, wird im Bedarfsfall zur Absicherung unerwarteter Liquiditätsengpässe hauptsächlich auf das Instrument des Kontokorrentkredites zurückgegriffen.27 In diesem Zusammenhang wird der Kontokorrentkredit dann auch als Betriebsmittelkredit bezeichnet. Im Regelfall wird ein Betriebsmittelkredit von einer Bank „bis auf Weiteres“ (unbefristet) eingeräumt und keine Tilgung vereinbart. Die Höhe des vereinbarten Kreditrahmens orientiert sich 27 Vgl. Handbuch Betreutes Wohnen, Kapitel 4, Investitionen, Finanzierung, Steuern, Realisierung und Vermarktung, S. 273-275

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am durchschnittlichen monatlichen Umsatz und dem durchschnittlichen Forderungsbestand des kreditnehmenden Unternehmens. Die Absicherung erfolgt häufig durch stille Forderungsabtretung (Zession) des gesamten oder eines abgrenzbaren, fest definierten Teils des Forderungsbestandes des Kreditnehmers. Bei einer stillen Abtretung werden die Drittschuldner im Gegensatz zu einer offenen Abtretung über die Zession nicht informiert. Wird der Betriebsmittelkredit ohne die Bestellung von Sicherheiten vereinbart, so handelt es sich um einen sogenannten Blankokredit. Ein Blankokredit ist regelmäßig deutlich teurer als ein mit Sicherheiten unterlegter Kredit. Die Verzinsung eines Betriebsmittelkredites orientiert sich je nach der Bonität des Kreditnehmers und der Absicherung des Kredites an dem jeweiligen Geldmarktsatz (z.B. 1 Monats EURIBOR) zuzüglich einer Marge von 3 bis 6 Prozentpunkten. Wird der vereinbarte Kreditrahmen überschritten, werden zusätzlich zu dem normalen Kreditzins Überziehungszinsen berechnet, die ca. 4 bis 6 Prozentpunkte über den vereinbarten Kreditzinsen liegen können. EURIBOR: „European Interbank Offered Rate“ (EURIBOR) ist der europäische Zinssatz für Termingelder mit Laufzeiten von 1 Woche bis zu 12 Monaten im Interbankengeschäft. Im Wirtschaftsteil der Tageszeitungen wird der EURIBOR täglich veröffentlicht. Er ist im Gespräch zwischen Kunde und Bank für kurzfristige Kredite und die Konditionierung von Festgeldanlagen wesentliche Verhandlungsgrundlage. Neben den Kreditzinsen werden häufig auch Kontoführungs- und Bereitstellungsentgelte berechnet, die in ihrer Höhe und Ausgestaltung von Bank zu Bank stark variieren können. Damit ist der Kontokorrentkredit eine vergleichsweise teure Finanzierungsquelle und sollte nicht zur Finanzierung des Anlagevermögens eines Unternehmens eingesetzt werden. - Investitionskredit Mittel- und langfristige Bankkredite dienen neben dem Eigenkapital typischerweise der Finanzierung des Anlagevermögens eines Unternehmens. Als sogenannte Investitionskredite kommen beispielsweise die Fuhrpark- und Maschinenfinanzierung sowie die Finanzierung von Einrichtungs- und Ausstattungsgegenständen in Betracht. Im Rahmen von Baufinanzierungen wird i.d.R auf langfristige Immobiliendarlehen zurückgegriffen. Bei diesen Finanzierungsinstrumenten gilt der Grundsatz der Fristenkongruenz. Dies bedeutet, dass sich die Laufzeit der Kreditmittel an der wirtschaftlichen Nutzungsdauer des zu finanzierenden Wirtschaftsgutes orientiert. Wird z.B. ein Kraftfahrzeug mit 25 % p.a. abgeschrieben, wird die Laufzeit des entsprechenden Darlehens i.d.R. nicht über 4 Jahre betragen. Beträgt die kalkulierte Nutzungsdauer für eine Immobilie von ambulanten Wohngemeinschaften 30 Jahre, sollte auch das entsprechende Darlehen diese Laufzeit nicht überschreiten. Unter Fristenkongruenz wird die Übereinstimmung der Fristen der Vermögenspositionen (Bilanzaktiva) und der entsprechenden Finanzierungsmittel (Bilanzpassiva) in der Bilanz verstanden. Als Leitsatz gilt, dass die Nutzungsdauer einer Anlage die Bezugsgröße für die Laufzeit der zugehörigen Finanzierung sein sollte. Das bedeutet, dass

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länger im Unternehmen verbleibende Gegenstände (wie z.B. Investitionsgüter) auch durch langfristige Finanzierungen (Darlehen/ Eigenkapital) gedeckt sein sollten. Bei Projekten für ambulante Wohngemeinschaften spielt im Wesentlichen die langfristige Immobilienfinanzierung (unter Einbeziehung öffentlicher Sonderkreditprogramme und Fördermöglichkeiten) eine wichtige Rolle. Auf dieses Finanzierungsinstrument wird im Folgenden weiter eingegangen. - Immobiliendarlehen > Annuitätendarlehen Bei einem Annuitätendarlehen handelt es sich um ein Bankdarlehen, bei dem für die vertraglich vereinbarte Laufzeitdauer zu den festgelegten Zahlungsterminen (monatlich, vierteljährig, halbjährig oder jährlich) eine konstante Rückzahlungsrate erhoben wird.28 Die Rückzahlungsrate setzt sich aus einem Zins- und Tilgungsanteil zusammen. Mit jeder Rate reduziert sich die Restschuld, welche maßgeblich für die Zinsberechnung ist, sodass sich in der Folge der Zinsanteil zugunsten des Tilgungsanteils reduziert. > Tilgungsdarlehen Tilgungsdarlehen sind Bankdarlehen mit gleichbleibender Tilgungsleistung über eine fest vereinbarte Laufzeit. Neben der Tilgungsrate sind die Zinsen zu den jeweiligen Fälligkeitsterminen zu bezahlen. Üblicherweise sind die Zins- und Tilgungstermine identisch. Da die Tilgungsrate linear verläuft und die Zinsen auf die Restschuld berechnet werden, sinkt die Zinsbelastung und damit auch die gesamte Leistungsrate. Im Vergleich zum Annuitätendarlehen weisen Tilgungsdarlehen, aufgrund der gleichbleibenden Tilgungsraten, tendenziell eine kürzere Gesamtlaufzeit auf. > Endfälliges Darlehen Bei dieser Finanzierungsform handelt es sich um ein Darlehen, bei dem während der Kreditlaufzeit lediglich die vertraglich vereinbarten Zinsen vom Kreditnehmer an den jeweils festgelegten Terminen zu entrichten sind. Endfällige Darlehen kommen meistens dann zum Tragen, wenn zugesagte Zuschüsse noch nicht geflossen sind. Somit fungiert das endfällige Darlehen in diesem Fall als Zwischenfinanzierung. Die Tilgung des Darlehens kann dann durch die Auszahlung der Zuschüsse bzw. öffentlichen Mittel erfolgen. > Rollover Kredite Als Rollover Kredit wird im Bankwesen ein mittel- bis langfristiger Kredit verstanden, dessen Zinssatz nicht für die gesamte Laufzeit des Kreditvertrages festgelegt ist. Dieser wird in regelmäßigen Abständen je nach Vereinbarung (üblicherweise alle 1, 3, 6 oder 12 Monate) den aktuell vorherrschenden Marktverhältnissen angepasst. Als Referenzzinssatz wird bspw. der LIBOR (London Interbank Offered Rate) oder EURIBOR (Euro-

28 Vgl. Studienbrief Nr. 7, „Wirtschaftlichkeit & Finanzen, Netzwerk SONG S. 15–17 und im Folgenden

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pean Interbank Offered Rate) verwendet. Insgesamt setzt sich der Zinssatz des Rollover Kredites aus zwei Komponenten zusammen: –– Basiszins orientierend am Referenzzinssatz, –– Risikoaufschlag (Spread, Marge) entsprechend der Bonität des Kreditnehmers.

6.2.2.3 Factoring Das Factoring stellt eine Alternative zur klassischen Bankenfinanzierung dar. Beim Factoring verkauft bspw. der ambulante Pflegedienst seine Forderungen aus der Leistungserbringung und Dienstleistungen gegen seine Kunden fortlaufend an ein Factoringinstitut. Durch den laufenden Verkauf von Forderungen lässt sich Liquidität parallel zum Umsatz sichern. Der Factor überwacht den Zahlungseingang, mahnt die Leistungsträger bei Zahlungsverzug und schließt die Finanzierungslücke bis zur Zahlung der Rechnungen durch den Leistungsträger. Auf diese Weise erhält das Unternehmen sofort Liquidität aus direkten Zahlungseingängen auch bei erst späterer Forderungsfälligkeit. Je nach der Factoringvariante lässt sich das Ausfallrisiko aus den Außenständen somit minimieren oder sogar eliminieren. Das Factoring hat für den ambulanten Pflegedienst etliche Vorteile. So ist eine sichere und schnelle Vorfinanzierung gewährleistet und das Finanzierungsvolumen wächst automatisch mit den Umsätzen, ohne dass zusätzliche Sicherheiten erforderlich sind. Wirkt das Factoring zunächst möglicherweise kostspielig, so können mit dem Factoring jedoch gleichzeitig auch die Kosten für das Rechnungswesen entfallen, sodass sich die anfallenden Kosten relativieren. Vor Abschluss eines Factoring Vertrages sollten Kosten und Nutzen jedoch stets gegenüber gestellt werden. Die Auswahl für oder gegen einen Factoring-Anbieter hängt von verschiedenen Faktoren ab (Laufzeit der Verträge, Auszahlungsbetrag/dieser sollte bei 100 % liegen, Konditionen, Software-Schnittstellen, Auszahlungsmodalitäten u.a.). Als eines der wichtigsten Entscheidungskriterien ist jedoch sicherlich die Branchenkenntnis des Anbieters zu nennen. Die Bank für Sozialwirtschaft AG bietet durch das Tochterunternehmen, die BFS Service GmbH, onlineFactoring ausschließlich für Kunden aus diesem Kundenkreis an.

6.2.3 Finanzierung des Betriebs von Wohngemeinschaften 6.2.3.1 Zusammensetzung der Kosten für den Betrieb einer ambulanten Wohngemeinschaft Die Kosten setzen sich aus nicht-investiven Anlaufkosten, Investitionskosten und Betriebskosten zusammen.

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- Nicht-investive Anlaufkosten Nicht-investive Anlaufkosten für den Betrieb einer ambulanten Wohngemeinschaft können z.B. die Bereitstellung personeller Ressourcen oder externe Unterstützungsleistungen für die Konzeptentwicklung umfassen sowie auch die Suche nach geeignetem Wohnraum, die Öffentlichkeitsarbeit, die Auswahl von geeigneten Bewohnern, Betreuungspersonen und Ehrenamtlichen sowie für die Abstimmung mit Aufsichtsbehörden. Durch verschiedene öffentliche Fördermöglichkeiten sollen Initiatoren ambulant betreuter Wohngemeinschaften dabei besonders in der Gründungsphase unterstützt werden. - Investitionskosten Die Finanzierung der Immobilie erfolgt über die Mieteinnahmen, welche die Investitionskosten abbilden. Unter Investitionskosten werden demnach die Kosten verstanden, die der Träger/Vermieter aufzuwenden hat, um die für den Betrieb der Wohngemeinschaft notwendigen Gebäude zu errichten und instandzuhalten. Um die Nutzung einer Bestandsimmobilie an die spezifischen Anforderungen einer ambulanten Wohngemeinschaft anzupassen, sind Umbaumaßnahmen erforderlich, welche sich ebenfalls in den Investitionskosten niederschlagen. Die Refinanzierung der Investitionskosten erfolgt durch die Mieter bzw. nachrangig durch den örtlichen Sozialhilfeträger. Einflussfaktoren auf die Investitionskosten und somit auf die Höhe der Miete sind somit u.a. der Bedarf und gesetzliche Standards für Umbau- oder Neubaumaßnahmen, die Ausstattung der Wohnung und die bauliche Struktur sowie die Höhe der Finanzierungskosten und der Einsatz öffentlicher Fördermittel. Sofern öffentliche Fördermittel eingesetzt werden, ist zu bedenken, dass der Wohnraum dann nur an Mieter bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze vermietet werden darf. - Betriebskosten Grundsätzlich sind hier die Kosten für die Mieter/Bewohner und die Kosten für die Investoren/Vermieter zu unterscheiden. > Betriebskosten aus Sicht des Mieters Die Betriebskosten einer ambulanten Wohngemeinschaft setzen sich aus mehreren Bestandteilen zusammen: –– Miete für den Wohnraum (inkl. Gemeinschaftsräume), –– Mietnebenkosten (diese sind von den Mietern gemeinsam zu tragen), –– Verpflegungspauschale (Kosten für Lebensmittel), –– Haushaltskosten (Kosten, hauswirtschaftliche Artikel und andere Verbrauchsgüter des täglichen Lebens sowie Ausgaben für kulturelle Dinge), –– Pflegekosten (Grund- und Behandlungspflege), –– Betreuungskosten. Je nach Konzept der Wohngemeinschaft und Bundesland kann die Zusammensetzung der einzelnen Kosten stark variieren. Von großer Bedeutung für den Erfolg einer ambulanten Wohngemeinschaft ist, dass den Bewohnern die Kosten von Anfang an transparent dargestellt werden. Dies umfasst u.a. auch die Beratung dahingehend, bis

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zu welchen Grenzen sich Kostenträger an der Finanzierung beteiligen. Hierauf achtet nicht nur die zuständige Heimaufsicht im Rahmen der Statusprüfung, sondern auch die finanzierende Bank wird dies u.a. in den Fokus der Projektbetrachtung legen. Die Finanzierung der ambulanten Wohngemeinschaft muss so kalkuliert werden, dass ihr Bestehen auch unter einer langfristigen Betrachtungsweise gesichert ist. Dies schließt z.B. auch die Berücksichtigung von Krankenhausaufenthalten, vorübergehenden Leerstand oder veränderte Pflegebedarfe der Mieter ein. Die folgende Übersicht stellt die mieterrelevanten Kostenpositionen und die Finanzierungs- und Refinanzierungsträger gegenüber. Kostenpositionen

Finanzierungs- und Refinanzierungsträger

Nicht-investive Anlaufkosten

Initiatoren, Fördermittelgeber

Investitionskosten

Fördermittel- und Zuwendungsgeber, Eigen- und Fremdkapitalgeber, Bewohner, Sozialhilfeträger

Nettokaltmiete

Bewohner, Sozialhilfeträger

Wohnnebenkosten

Bewohner, Sozialhilfeträger

Grundpflegeleistungen und hauswirtschaftliche Versorgung

Bewohner, Pflegeversicherung, Sozialhilfeträger

Verpflegungspauschale

Bewohner, Sozialhilfeträger

Betreuungsleistungen

Bewohner, Pflegeversicherung, Sozialhilfeträger

Zusätzliche Betreuungsleistungen

Pflegeversicherung (§ 45b SGB XI)

Pflegehilfsmittel/technische Hilfen

Pflegeversicherung (§ 40 SGB XI)

Behandlungspflege/häusliche Krankenpflege

Krankenversicherung (§ 37 SGB V)

Quelle: eigene Darstellung

> Betriebskosten aus Sicht des Investors/ambulanten Pflegedienstes Aus der Perspektive des Initiators sind hinsichtlich der Kalkulation einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft zwei wesentliche Aspekte zu berücksichtigen. In der Gründungs- und Anlaufphase handelt es sich um eine „Vorfinanzierung“. Nach der Anlaufphase müssen die Kosten aus dem laufenden Betrieb kalkuliert werden. Auch durch den Initiator einer ambulanten Wohngemeinschaft müssen die Kosten für die Pflege, hauswirtschaftliche Versorgung und Betreuung geplant werden. Einen entscheidenden Einfluss hat hierbei z.B. die Dauer der Anwesenheit der Betreuungspersonen in der ambulanten Wohngemeinschaft (stundenweise Betreuung oder rund um die Uhr). Folgende Überlegungen müssen u.a. in die Kalkulation einbezogen werden: –– Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiter, –– Höhe der Brutto-Personalkosten, –– Netto-Arbeitszeiten, –– Overheadkosten (Abrechnung, Lohnbuchhaltung, Verwaltungskosten), –– Belegungsstruktur,

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–– erzielbare Gewinnschwelle, –– Möglichkeit des Poolens (vgl. nachfolgendes Kapitel „Abrechnung ambulanter

Leistungen“). Bei der Berechnung der Personalkosten sollte zwingend die Pflegestufenkalkulation berücksichtigt werden. Mögliche „Fehlbelegungen“ müssen in der Kalkulation abgesichert sein. Aufgrund der geringen Größe einer Wohngemeinschaft wirkt sich ein freier Platz deutlich negativer auf die Wirtschaftlichkeit aus als etwa nicht belegte Plätze in einer vergleichbaren stationären Pflegeeinrichtung, welche zumeist größer konzipiert ist. Die Erträge des ambulanten Pflegedienstes und die Gewinnschwelle ergeben sich aus den Leistungen aus dem Pflegevertrag, Leistungen aus der hauswirtschaftlichen Versorgung und Leistungen aus dem Betreuungsvertrag sowie ggf. Leistungen im Rahmen der Behandlungspflege nach dem SGB V (basieren auf einer ärztlichen Verordnung). Für den langfristigen betriebswirtschaftlichen Erfolg einer ambulanten Wohngemeinschaft müssen sich die Einnahmen aus der Vermietung mit den baulichen Kosten decken bzw. die Kosten der Pacht müssen aus der Miete refinanzierbar sein und die Einnahmen aus dem Pflege/Betreuungsvertrag müssen die Kosten des ambulanten Pflegedienstes decken.

6.2.3.2 Abrechnung ambulanter Leistungen für die Nutzer Die Mitglieder einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft leben unter leistungs- und sozialrechtlichen Gesichtspunkten in ihrer eigenen Häuslichkeit. Daher stehen – anders als im stationären Pflegebereich, wo sämtliche Grund- und Behandlungspflegerischen Leistungen und Betreuungsleistungen über die Pflegeversicherung und ggf. den Sozialhilfeträger abgedeckt werden – in der ambulanten Pflege zur finanziellen Absicherung im Wesentlichen drei gesetzliche Finanzierungsquellen zur Verfügung: –– gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zur Abrechnung von SGB V Leistungen, –– gesetzliche Pflegeversicherung im Rahmen des SGB XI, –– Bundessozialhilfegesetz (SGB XI). Die Leistungen der Pflegeversicherung im Rahmen der Grundpflege werden im ambulanten Bereich über Leistungsmodule/Leistungskomplexe abgerechnet. Für jede erbrachte Dienstleistung wird von den Pflegekassen eine Kostenerstattung konkret definierter Inhalte von einzelnen Leistungsmodulen übernommen. Grundlage einer fehlerfreien Abrechnung ist der korrekt ausgefüllte Leistungsnachweis mit allen notwendigen Angaben. Die Leistungsnachweise müssen für jeden Bewohner zusammengestellt und mit den Pflegekassen einzeln abgerechnet werden. In ambulanten Wohngemeinschaften besteht zudem die Möglichkeit des „Poolens“ von Leistungsansprüchen nach dem § 36 Abs. 1 SGB XI, wodurch Wirtschaftlichkeitsreserven erschlossen werden. Beim Poolen nehmen z.B. Bewohner einer ambulanten Wohngemeinschaft Leistungen aus der Pflegeversicherung (z. B. die hauswirtschaftli-

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che Versorgung) gemeinsam in Anspruch. Bei diesem Bündeln von Leistungen wird unterstellt, dass die erbrachten Dienstleistungen zu gleichen Teilen auf die am Pool beteiligten Pflegebedürftigen entfallen, sodass sich Effizienzgewinne ergeben, womit weitere Pflegeleistungen oder Betreuungsleistungen von den Pflegebedürftigen refinanziert werden können. Dem Betreiber (ambulanten Dienst) kommt hier eine besondere Beratungsfunktion zu. Die Möglichkeit des Poolens muss auch in der Betriebskostenkalkulation berücksichtigt werden. Im Zusammenhang mit Finanzierungsfragen soll hier auch auf die „Pauschale für Demenz-WGs“ in Berlin hingewiesen werden. Die Pflegekassen und Träger der Sozialhilfe haben in Berlin ein separates Abrechungsmodul für Leistungen der Pflegeversicherung in Demenz- Wohngemeinschaften erwirkt. In Berlin wurden mit den Leistungserbringern besondere Leistungskomplexe für Menschen mit Demenz vereinbart. Die Leistungsmodule „Versorgung und Betreuung in Wohngemeinschaften von an Demenz erkrankten Pflegebedürftigen“ sowie „Hilfe in Wohngemeinschaften für demente Pflegebedürftige“ können direkt mit den Kostenträgern abgerechnet werden. Diese Leistungskomplexe/Leistungsmodule ersetzen dann die Leistungskomplexe der klassischen ambulanten Pflege. Eine Abrechnung der Einsatzpauschale ist damit jedoch nicht mehr möglich. In allen anderen Bundesländern gilt nach wie vor die Abrechnungsmodalität ambulanter Leistungen mit den Leistungsmodulen der ambulanten Pflege. Eine Möglichkeit, die Abrechnung ambulanter Leistungen für ambulante Pflegedienste zu vereinfachen, stellt die Bank für Sozialwirtschaft AG mit der BFS Abrechnungs GmbH dar. Diese kombiniert Abrechnungsleistungen und Factoring für ambulante Pflegedienste. Zum Leistungsspektrum gehören u. a. die Rechnungsstellung, das Clearing mit den Kassen, das Mahnwesen und die Überweisung aller ausstehenden Forderungen bereits nach drei Arbeitstagen.

6.2.4 Immobilie 6.2.4.1 Zusammensetzung der Erwerbskosten Neubauplanungen bieten zwar größere Gestaltungsmöglichkeiten, haben jedoch u.U. auch ein höheres Refinanzierungsrisiko. Ambulante Wohngruppen etablieren sich in der Regel in Bestandsimmobilien. Die Erwerbskosten setzten sich in der Regel aus den folgenden Positionen zusammen: –– Grundstückskosten, –– Kaufnebenkosten, –– Kosten für Bau oder Erwerb der Immobilie, –– Erschließungskosten, –– Gebäudeversicherung, –– Grunderwerbssteuer/Grundbesitzsteuer, –– Ausstattung.

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–– –– –– –– –– –– ––

Vorbereitung auf die Kreditverhandlung Vor einer Finanzierungsanfrage sollten folgende Faktoren geklärt sein: Sind die rechtlichen Betriebsvoraussetzungen erfüllt? Ist die Wohngemeinschaft qualitativ und preislich marktfähig? Ist das örtliche Nachfragepotenzial mittel- und langfristig ausreichend? Ist eine Drittverwendbarkeit (eine anderweitige Nutzung der zu finanzierenden Immobilie) gegeben? Ist eine dauerhafte Versorgungssicherheit gegeben? Verfolgt die ambulante Wohngemeinschaft ein marktfähiges, zielgruppenspezifisches Konzept? Wie wird die Pre-Opening Phase kalkuliert?

6.2.4.2 Kreditbeantragung Im Rahmen des Kreditantrags sind für das finanzierende Kreditinstitut Informationen erforderlich, um das geplante Vorhaben zu bewerten. Neben den üblichen Unterlagen zum Kreditnehmer werden in der Regel eine Baukostenkalkulation (für Neubau oder Umbau) und Objekt- und Projektunterlagen angefordert. Ferner sollte ein Finanzierungsplan vorgelegt werden, aus welchem u.a. hervorgehen sollte, wie viel Eigenkapital eingebracht werden soll. Eine Projektprüfung von ambulanten Wohngemeinschaften im Rahmen einer webbasierten Analyse soll dem Auftraggeber für geplante Vorhaben eine erste Einschätzung zu den Themen Einzugsgebiet/Wettbewerb, Marktfähigkeit/ Potenzial/ Preisgestaltung, vermarktungsfähiges Mietniveau, formale Voraussetzungen und Einordnung in den rechtlichen Kontext Vorschriften geben. Hierfür werden in der Regel folgende Unterlagen benötigt: –– Angaben zum Standort, –– Angaben zum Investor und potenziellen Betreiber, –– Angaben zur geplanten Platzzahl/vermietbare Fläche (NGF) pro Platz, –– Projektbeschreibung/Konzept, –– Gewinn- und Verlustrechnung des Betreibers der letzten 2 Jahre, –– Kostenplanung und Preiskalkulation aller Leistungsbausteine (Miete, Mietnebenkosten, Betreuungskosten, Hauswirtschaftliche Versorgung, Verpflegung), –– Kostenplanung Pflege (sind Kosten mit den Beträgen der Pflegekassen und Krankenkassen abgegolten oder entstehen für Bewohner ggf. zusätzliche Kosten?), –– Versorgungsvertrag des ambulanten Pflegedienstes (SGB V und SGB XI und ggf. zusätzliche Betreuungsleistungen nach § 45 b SGB XI) und Vergütungsvereinbarung, –– Abstimmung Sozialhilfeträger (hinsichtlich Miete und ggf. Betreuungsleistung) oder freiwillige Leistungs-, Qualitäts- und Prüfvereinbarungen je nach Bundesland und/oder Kommune), –– Bescheinigung Heimaufsicht (Heimgesetz), ob ambulante WG unter das Landesheimgesetz gestellt wird (Statusprüfung /ggf. Bescheinigung Erprobungsklausel),

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–– Angaben zur kalkulierten Miete und zu den kalkulierten Betreuungskosten, –– Mietvertragsentwurf und Vertragsentwurf Betreuungsleistungen.

6.2.4.3 Anforderungen von Banken an zu finanzierende Projekte/Projektprüfungen ambulanter Wohngemeinschaften - Maßgebliche Faktoren Bei der erfolgreichen Finanzierung von ambulanten Wohngemeinschaften spielen sehr unterschiedliche Faktoren eine Rolle. So lässt sich der eigentliche „Bedarf“ von ambulanten Wohngemeinschaften nicht allein anhand von Kennzahlen abschätzen. Um das Potenzial zur Belegung einer ambulanten Wohngemeinschaft generieren zu können, ist neben dem „Zuweiser“ für die Belegung der ambulanten Wohngemeinschaft ein marktfähiges Konzept und eine wettbewerbsfähige Preisgestaltung erforderlich. Als möglicher „Zuweiser“ fungiert i.d.R. der betreibende ambulante Pflegedienst. Zentrales Attribut einer ambulanten Wohngemeinschaft ist zudem die Einbettung dieser Wohnform in quartiersnahe Versorgungssettings. Quartierskonzepte haben das Ziel, ein soziales Umfeld zu schaffen, mit dem sich die Bewohner identifizieren können und das den Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf ermöglicht, in ihrem vertrauten Wohnumfeld verbleiben zu können. Die Einzugsgebiete für ambulante Wohngemeinschaften sind somit viel kleinteiliger als vergleichbare Einzugsgebiete für vollstationäre Pflegeeinrichtungen, was sowohl räumlich als auch hinsichtlich der altersdifferenzierten Bevölkerungszahlen zu verstehen ist. Als Einzugsgebiet für eine ambulante Wohngemeinschaft definiert die Bank für Sozialwirtschaft AG daher einen Mikromarkt (die Mikromärkte stellen eine Unterteilung der Postleitzahlengebiete dar und umfassen in der Regel ca. 500 Haushalte), in welcher sich die ambulante Wohngemeinschaft befindet. Da die Zielgruppenklientel für vollstationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Wohngemeinschaften erfahrungsgemäß identisch ist, erfolgt die Bedarfsermittlung bei der Bank für Sozialwirtschaft AG unter Inanspruchnahme von Teilen der vollumfänglichen Standort- und Wettbewerbsanalyse in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Gerontologie an der Uni Dortmund (FfG) erarbeiteten Bedarfsermittlungsmodells. Das bedeutet, dass statt pauschaler Bedarfsrichtwerte statistisch verlässlich ermittelte tatsächliche regionale und altersspezifische Inanspruchnahmen für stationäre Pflege zugrundeliegen. Aber auch die Kostenstruktur in einer ambulanten Wohngemeinschaft ist im Hinblick auf die Leistungsabrechnung eine andere als im vollstationären Bereich, daher sind im Vorfeld der Finanzierung die Voraussetzungen zur Leistungsabrechnung zu überprüfen. Zur Deckung evtl. offener Kosten kann der Sozialhilfeträger unter Umständen (je nach Kommune) einspringen, wenn die Aufwendungen die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Bewohners in der ambulanten Wohngemeinschaft übersteigen. Dies ist von besonderer Bedeutung hinsichtlich der Fragestellung, ob Bewohner aufgenommen werden können, welche Sozialhilfe beziehen bzw. ob ein Verbleib von Selbstzahlern auch auf Dauer (mit

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möglichem Eintritt in die Sozialhilfe) gewährleistet ist. Zur Absicherung eines Kreditengagements ist es zudem von Bedeutung, ob mit den Bewohnern Einzelmietverträge oder mit dem Betreiber ein Generalmietvertrag abgeschlossen werden soll. Einen entscheidenden Einfluss auf die Betriebsvoraussetzungen stellt dar, in welchen rechtlichen Kontext das Vorhaben einzuordnen ist und ob das Vorhaben unter den Geltungsbereich des jeweiligen Landesheimgesetzes fällt. Aufgrund teilweise unklarer und unterschiedlicher juristischer Rahmenbedingungen in den einzelnen Bundesländern gestaltet sich die verlässliche Abgrenzung zwischen ambulanter und stationärer Sphäre jedoch häufig schwierig. Entscheidend für die Abgrenzung von einer vollstationären Pflegeeinrichtung zu einer ambulanten Wohngemeinschaft ist das Ausmaß der tatsächlichen Selbstständigkeit und der tatsächlichen Eigenverantwortlichkeit. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Regelungen der unterschiedlichen Landesheimgesetze nicht in jedem Fall eine ausreichende Basis bieten, um eindeutig festzulegen, ob eine ambulant betreute Wohngemeinschaft vollständig oder teilweise in den Geltungsbereich des jeweils gültigen Heimgesetzes fällt oder nicht. Dies entscheidet jedoch darüber, welche baulichen und personellen Anforderungen einzuhalten sind und ob und in welchem Umfang die ambulante Wohngemeinschaft unter die Aufsicht der zuständigen Heimaufsichtsbehörde fällt. Daher sollte immer eine Statusprüfung durch die Heimaufsicht (Klassifizierung als stationäre oder ambulante Einrichtung) vor der Finanzierungsentscheidung vorliegen. - Finanzierungsobergrenzen Die Finanzierungsobergrenze eines Projektes wird i.d.R. durch den Sicherheitenwert begrenzt, den das finanzierende Kreditinstitut der zu kreditierenden Immobilie beimessen kann, da das Instrument der Eintragung einer Grundschuld in das Grundbuch aus Sicht der Bank allgemein die in der Praxis maßgebliche Sicherheitenkomponente bildet. Quantifiziert wird die Höhe der Sicherheit regelmäßig mittels der Ermittlung des Beleihungswertes. Der Beleihungswert darf lt. Definition des Pfandbriefgesetzes (PfandBG) „… den Wert nicht überschreiten, der sich im Rahmen einer vorsichtigen Bewertung der zukünftigen Verkäuflichkeit einer Immobilie und unter Berücksichtigung der langfristigen, nachhaltigen Merkmale des Objektes, der normalen regionalen Marktgegebenheiten sowie der derzeitigen und möglichen anderweitigen Nutzungen ergibt.“29 Da ambulante Wohngemeinschaften im Gegensatz zu vollstationären Pflegeeinrichtungen, die dem Segment der Sozialimmobilien zugeordnet werden, zum wohnungswirtschaftlichen Bereich gehören, ergeben sich aus der Wertermittlungssystematik heraus tendenziell deutlich niedrigere Beleihungswerte als bei traditionellen Pflegeeinrichtungen. Hieraus erfolgt im Umkehrschluss zwangsläufig ein jeweils höherer Blankoanteil. Die so entstehende Sicherheitenlücke erfordert im Normalfall den Einsatz von mehr Eigenkapital durch den Kreditnehmer. Dadurch wird die Etablierung neuer ambulanter Wohngemeinschaften natürlich erschwert, da viele, gerade gemeinnützige Trägerorganisationen, traditionell nur über eine dünne Eigenkapitaldecke verfügen. Die Bank für Sozialwirtschaft hat für diese Zwecke deshalb außerhalb der 29 Vergl. § 16 Pfandbriefgesetz

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Beleihungswertsystematik ein alternatives Verfahren der Bewertung entwickelt, das die Besonderheiten der Rahmenbedingungen von ambulanten Wohngemeinschaften aufgreift und zumindest für einen Teil der Projekte zu einem eher realisierungsfähigen Verhältnis von Kredithöhe einerseits und Sicherheitenwert andererseits führt.

6.2.5 Förderungen Die Einbindung von Fördermitteln bei der Finanzierung ambulanter Wohngemeinschaften sollte bereits in der Projektphase berücksichtigt werden, da Fördermittel in der Regel vor Baubeginn bzw. vor Umbau und Realisierung des Projektvorhabens beantragt werden müssen.

6.2.5.1 Anschubfinanzierung SGB XI Seit 1.1.2013 fördern die Pflegekassen die Gründung von ambulant betreuten Wohngruppen einmalig pro Pflegebedürftigem mit bis zu 2.500,– €, pro Wohngemeinschaft max. 10.000,– €, um Maßnahmen zur Barrierefreiheit und zur altersgerechten Umgestaltung zu finanzieren. Die Anschubfinanzierung gilt auch für Versicherte der privaten Pflege-Pflichtversicherung (§ 45 e SGB XI). Ferner kann für Wohngemeinschaften ein Zuschuss für das Wohnumfeld aufwertende Maßnahmen für gemeinsam genutzte Verbesserungen gewährt werden (§ 40 SGB X). Also für Umbauten, die nicht nur einem sondern mehreren Bewohner zu Gute kommen. Hierbei gilt ein Höchstbetrag von 16.000 € pro Maßnahme.

6.2.5.2 KDA-Fördermittel für Konzeptentwicklung 2015 Die Förderrichtlinien des KDA für 2015. In die Finanzierung sind grundsätzlich 20 % der förderfähigen Kosten einzubringen. Gefördert werden u.a. Hospitationen von Mitarbeitern in Einrichtungen mit innovativen Wohn- und Betreuungskonzepten, Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter, sowie Starthilfen für die Etablierung von ambulant betreuten Wohngruppen. Letzteres umfasst u.a. Fördermittel für die Konzeptentwicklung und Startphase einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft, Honorare im Zusammenhang mit der fachlichen Begleitung und Moderation bei der Entwicklung der inhaltlichen und baulichen Konzeption, der Wohnungssuche, bei Gesprächen mit Kostenträgern, der Vertragsgestaltung etc. Es kann eine einmalige Zuwendung in Höhe bis zu 80 % der Kosten gewährt werden (max. 8.000,– €).

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6.2.5.3 Fördermittel durch Bundesländer und Kommunen Durch die einzelnen Landesbanken (z.B. Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz, NRW.Bank in Nordrhein-Westfalen) werden ambulante Wohngruppen mit zinsgünstigen Darlehen gefördert. Aktuell kommt hier zum Beispiel in NRW das Programm „Förderung von Mietwohnraum – Pflegewohnplätze – Neubau” in Betracht.

6.2.5.4 KfW-Darlehen Die KfW-Bankengruppe fördert bundesweit Vorhaben der kommunalen und sozialen Infrastruktur in Form von langfristigen und zinsgünstigen Krediten aus dem KfW-Infrastrukturprogramm.30 Sie verfügt über kein eigenes Filialnetz, sondern steuert den Vertrieb über die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Geschäftsbanken. Dabei findet die Prüfung des Kreditnehmers und die Beurteilung seines Investitionsvorhabens durch die Hausbank statt, welche zugleich entscheidet, ob sie das Vorhaben begleitet und einen Antrag bei der KfW stellt. Nach Kreditbewilligung durch die KfW werden die KfW-Mittel durch die Hausbank an den Kunden weitergeleitet. Die Wahl des Kreditinstituts steht dem Kunden frei. Sowohl die Förderkredite der KfW wie auch die Förderprogramme der Landesbanken werden immer wieder neu aufgelegt, angepasst und modifiziert, zudem können gegebenenfalls weitere Fördermöglichkeiten eingebunden werden, sodass eine ausführliche Betrachtung im Rahmen dieses Praxisleitfadens nicht zielführend erscheint. Für detaillierte Informationen sollte in der Projektplanungsphase mit der Hausbank Kontakt aufgenommen oder eine direkte Information bei den jeweiligen Instituten eingeholt werden.

6.2.6 Zusammenfassung Nicht nur die Konzeptionierung und die sich daran anschließende Begleitung bzw. der Betrieb sind komplex, sondern auch und insbesondere die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Finanzierung. Dabei ist einerseits zwischen der Finanzierung der Immobilien als solcher und andererseits zwischen der Finanzierung des Betriebs zu unterscheiden. Hierfür steht eine breite Palette unterschiedlicher Instrumente zur Verfügung. Entscheidend ist für den Initiator eines Wohngemeinschaftsprojekts, einen Bankpartner zu finden, der sich mit dieser neuen Angebotsform auskennt, ein Projekt sicher einschätzen kann und so auch dem Initiator als betriebswirtschaftlicher Sparringspartner gegenübertritt. Dabei ist jede Finanzierung individuell zu gestalten und stets sind die staatlichen Förderungen mit in den Blick zu nehmen.

30 Vgl. hierzu und im Folgenden: Studienbrief Nr. 7 SONG „Wirtschaft & Finanzen, Kapitel 3, Baufinanzierung/Finanzierungsinstrumente, S. 18

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7 Personalwirtschaft in Wohngemeinschaften mit Betreuungsbedarf – Anforderungen an die Initiatoren sowie an das Pflege- und Betreuungsteam1 Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen brauchen ein professionelles Netzwerk innerhalb und außerhalb der Wohngemeinschaft. Nachfolgend geht es um die Frage, wie das personelle ‘Binnensystem’ zu gestalten ist. Welche Anforderungen bestehen an das Personal? Wer übernimmt dort Leitungsaufgaben? Welches Personal mit welcher Qualifikation wird benötigt? Wie das Mengengerüst aussehen soll, hängt im Wesentlichen von der Zielgruppe der zu betreuenden Personen und von den Qualitätszielen des Anbieters ab. Die Personalplanung ist daher höchst individuell. Beispielhaft wird auf die Darstellungen zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation in Kap. 4 verwiesen. Daneben sind länderspezifisch die heimrechtlichen Personalanforderungen bei der Ausgestaltung der Wohngemeinschaft als „anbieterverantwortete“ Wohngemeinschaft zu beachten.

7.1

Eine besondere Rolle: Die Initiatoren und „Anbieter“

Wer sich auf den Weg macht, ein Pflegewohnprojekt anzuschieben, muss gleich zu Beginn eine kritische Selbstprüfung vornehmen, die folgende Themen umfasst: –– Die eigene organisatorische Leistungsfähigkeit richtig einschätzen: Sowohl die Planung als auch die spätere Begleitung fordern personelle und finanzielle Ressourcen (24-Stunden-Betreuung – fachliche Betreuung und Pflege demenzerkrankter Menschen usw.). –– Risikobereitschaft prüfen: An vielen Stellen ist die rechtliche Lage unübersichtlich. Die Konkurrenz (!) und die Öffentlichkeit begleiten die Initiativen zudem kritisch. –– Kooperationspartner überzeugen können: „Sie müssen glaubwürdig vertreten können, woher Ihre Motivation und Qualifikation zur Initiative kommt, was Sie an personellen Ressourcen aufbieten können und dass Sie kontinuierliche und kompetente Unterstützung bei der Planung und Organisation anbieten können.“ Das bezieht sich auf Angehörige ebenso wie auf die Partner bei den Kostenträgern oder anderen „Geldgebern“. –– Speziell für Pflegedienste als Initiatoren und Anbieter: Die Rolle als „Gast“ bei Mietern nach der „Anschubphase“ ernsthaft einnehmen und laufend überprüfen: „Es wird häufig Moderation und Begleitung erforderlich sein, um die Unabhängigkeit einer Wohngemeinschaft von dem jeweiligen Pflegedienst zu bewahren.“

1

Teile dieses Textes wurden erstmals in Wohngemeischaften für Menschen mit Demenz veröffentlicht: Quellenangabe: Thomas Risse (Hrsg.): Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Konzepte – Finazierung – Betreuung – Praxisbeispiele. Stand Januar 2009 Forum GesundheitsMedien GmbH. Merching. Nähere Informatonen: www.forom-verlag.com/gesundheit.html

165

7.2

Anforderungen an das Team

Die Organisation, Pflege und Betreuung der Wohngemeinschaft stellt – je nach konzeptioneller Ausrichtung – mehr oder weniger hohe Anforderungen an das Team. Dabei kommt es nicht nur auf den Einzelnen an. Auch die ‚richtige Mischung’ der Kompetenzen im Mitarbeiterstab trägt zum optimalen Ablauf und Klima bei. Es geht auch nicht nur um die professionellen Pflege- und Betreuungskräfte. Auch die Angehörigen, gesetzlichen Betreuer und andere ‚Laienhelfer’ können oder müssen mit eingebunden werden. Ebenso zu bestimmen sind die Anforderungen an alle, die mit dem Management betraut sind: von der Gründung des Vorhabens bis zur dauerhaften Steuerung des Lebens in der Wohngemeinschaft. Wir haben es, zunächst grob betrachtet, mit einem Aufgabendreieck zu tun:

Wohngemeinschaft

Pflegerische Aufgaben

Betreuungsaufgaben

Koordination intern/extern

Abbildung 1: In einer Wohngemeinschaft sind in der Regel direkte von indirekten Aufgaben zu unterscheiden, Risse 2009, Teil 2, Kap. 3.2, Seite 1

7.2.1 Pflegerische Aufgaben Hierzu gehört das gesamte Spektrum der leistungsrechtlich definierten Grund- und Behandlungspflege. Sie wird von examinierten Fachkräften durchgeführt, die die notwendigen Pflegeprozesse ganzheitlich planen, durchführen und dokumentieren können. Der aktuelle Stand der Pflegeforschung verlangt hier eine aktivierende und dem Menschen zugewandte Haltung des Pflegepersonals. Die Leistungen werden in der Regel von ambulanten Pflegediensten erbracht.

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7.2.2 Betreuungsaufgaben Je nach Zugang zum Aufgabenfeld lassen sich hier unterschiedliche Aufgabenkomplexe unterscheiden. Das Ziel, dem Mieter in möglichst vielen Aspekten des Alltags Unterstützung anzubieten, macht den Umfang der Anforderungen deutlich: alles, was mit Haushaltsorganisation zu tun hat, gehört hierin. Vom Einkaufen über das gemeinsame Kochen, dem Aufräumen, Putzen und Reinigen der Wäsche bis hin zur Freizeitgestaltung. Ohne Präsenzkräfte (Betreuungsassistenten, Concierge etc.) würde dies nicht leistbar sein. Ihnen kommt deshalb eine besonders hohe Bedeutung zu, wenn eine Wohnung gut funktionieren soll. Mit ihrem Tätigkeits- und Kompetenzprofil werden wir uns deshalb noch ausführlicher beschäftigen. Hier spielen natürlich auch Angehörige, gesetzliche Betreuer und Laienhelfer eine Rolle. Hiermit ist aber oft eine Reihe von Problemen (Kontinuität) verbunden, sodass es hier einiger konzeptioneller Vorüberlegungen bedarf. Bei zum Beispiel einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz gilt für beide Aufgabenbereiche, einen hinreichenden Einblick in die Krankheitsbilder und der Lebenswelt demenziell erkrankter Menschen zu gewinnen und auch umzusetzen. Aufgaben der Concierge/Betreuungsassistenten –– Tagesstrukturierende Maßnahmen und hauswirtschaftliche Unterstützung der Mie–– –– –– –– –– –– –– –– –– ––

ter (Organisation des Haushaltes wie etwa Haushaltsplanung), Hausmeistertätigkeiten, Integration von Alltagstätigkeiten aus biografischen Angaben/Informationen, gemeinsames Kochen, Wäschepflege, Jahreszeitenarbeit, Freizeitgestaltung, Begleitung, Teilnahme an Veranstaltungen mit Bewohnern, Unterstützung der Bewohner ihr Wohnumfeld zu nutzen, Konflikte schlichten/managen.

7.2.3 Koordinierende Aufgaben Pflegerische und Betreuungsaufgaben müssen aufeinander abgestimmt werden. Diese indirekten Leistungen umfassen auch planerische Aspekte innerhalb des WG-Lebens: der ‚Kochdienst’ wird nicht von heute auf morgen organisiert, sondern zum Beispiel über die Woche hin vorgedacht. Freizeitaktivitäten brauchen manchmal einen längeren Vorlauf. Im Team erfolgen Abstimmungsprozesse und Konfliktklärungen. Der Kontakt zur Nachbarschaft muss aufgebaut und gepflegt werden. Das lokale und regionale Unterstützungsnetzwerk wird in die eigene WG eingewoben und koordiniert. Dies und weitere Aufgaben übernehmen typischerweise Fallmanager. Das daraus abzuleitende

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(Kompetenz-)Profil eines Fallmanagers/ Fallmanagerin ist an das Berufsbild des Sozialarbeiters angelehnt und wird hier nicht weiter ausgeführt. Bei Einstellungsverfahren werden üblicherweise Personen bevorzugt, die bereits Erfahrungen im Gesundheitsnetzwerk sammeln konnten (Seniorenheim, Krankenhaus etc.).

––

–– –– –– ––

Aufgaben des Fallmanagers Koordination von Fremdangeboten wie Pflege, Ergotherapie, Krankengymnastik, Logopädie, Friseur, Fußpflege, Einzelfallhilfe, ehrenamtliche Besuchsdienste u.a.m., Kontakte herstellen, z.B. zum Vermieter, Organisation von Angehörigentreffen, Förderung des Zusammenhalts der Wohngemeinschaft (z.B. etagenbezogen), Erfassung von Wohnumfeldvariablen zur Unterstützung zum Beispiel themenbezogener Ausflüge.

7.2.4 „Laienhelfer“ – das Für und Wider Die Zusammenarbeit mit „Laienhelfern“ im Betreuungsnetzwerk wurde bisher hauptsächlich unter dem Blickwinkel der Unterstützung und damit Entlastung von Angehörigen in der häuslichen Pflegesituation thematisiert. Tatsache ist immerhin, dass rund 80 % aller Pflege- und Betreuungsleistungen von pflegenden Angehörigen – und damit überwiegend von Laienhelfern – erbracht werden. „Sie sind damit der größte Pflegebetrieb der Republik.“ Durch das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz können sich Angehörige nunmehr niederschwellige Betreuungsleistungen einkaufen, wenn bestimmte Voraussetzungen hierfür stimmen: In NRW beispielsweise werden niedrigschwellige Hilfe- und Betreuungsangebote für Angehörige dann anerkannt, wenn die Helfer Basiskenntnisse nachweisen können (30 Stunden plus kontinuierliche Fortbildungen und Praxisbegleitung) und sie durch eine Fachkraft mit psychiatrischer, gerontopsychiatrischer oder heilpädagogischer Berufserfahrung unterstützt werden (HBPfVO vom 22. Juli 2003). Im Prinzip werden hier vergleichbare Maßstäbe angelegt wie an die Alltagshelfer im Betreuten Wohnen, mit dem Unterschied, dass die Qualifizierungen für Letzteres nicht gesetzlich geregelt sind und auf freiwilligen Vereinbarungen beruhen. In der Praxis fallen die hier angesetzten Schulungen allerdings deutlich umfangreicher aus. Bevor wir ein Schlaglicht auf die inhaltlichen Komponenten der Qualifizierungen für ehrenamtliche Helfer werfen, einige Überlegungen zum Pro und Kontra ihrer Einbindung in Wohngemeinschaften. Der Einsatz – oder besser: das Engagement – von Laienhelfern in der Betreuung von Menschen mit Demenz wird nicht unkritisch gesehen. Insbesondere der sensible Bereich der pflegerischen und alltagsunterstützenden Begleitung von demenziell erkrankten Menschen macht eine sich zunehmend weiter öffnende Schere sichtbar. Auf der einen Seite wachsen wissenschaftliche Erkenntnisse über Behandlungskonzepte und deren Chancen für die Betroffenen und auf der anderen Seite sind die Grenzen der Umset-

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zung, weil selbst die professionellen Helfer oftmals nicht nachkommen können (nicht nur aufgrund struktureller Hürden). Dies jedenfalls ist das Ergebnis zahlreicher Studien zum Wohlbefinden und der Zufriedenheit von demenziell erkrankten Menschen in stationären und ambulanten Umgebungen. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Seit Jahren ringt speziell die Altenhilfe um eine stärkere Wahrnehmung als absolut professionelles Unterstützungssystem, welches sein Geld auch wert ist. Bewegungen in Richtung Laienhelferstrukturen und/oder Niedriglohnjobs durch angelernte Kräfte werden hier verständlicherweise sehr kritisch, weil konkurrierend, beäugt. Ohne Qualifizierung, Einbindung in bestehende (professionelle) Strukturen und Begleitung können Laienhelfer sogar Schaden anrichten. In der Praxis gibt es genug Beispiele dafür wie „Gesunde“ – ob nun Profis oder Laien – auf demenziell Erkrankte reagieren, wenn sie deren Lebenswelt nicht verstehen können oder wollen: die besuchende Tochter zu ihrer demenziell erkrankten Mutter, die ritualisiert Bilder in den verschütteten Kaffee malt: „Was hast du da wieder gemacht. Das müssen wir jetzt aber wieder sauber machen ...“ Oder der ehrenamtliche Unterstützer, der um die verborgenen Ressourcen nicht weiß: Der Apfel wird nicht geschält und gegessen, wenn er „sprachlich“ angeboten wird. Erst das Hinstellen zusammen mit dem Messer löst die Handlung aus. Es sind die stetigen Versuche, nicht passende Realitäten übereinander zu bringen, die die Kommunikation für die Erkrankten zusätzlich verwirrend werden lässt. „Das Wissen darum, wie wichtig es sein kann, die „andere“ Realität von dementierenden Menschen anzuerkennen und diese auch kennenlernen zu wollen, um den Menschen in seinem Handeln, Verhalten und Fühlen zu verstehen, ist oftmals nicht ohne weitere Bildungsmaßnahmen zu vermitteln“. Werden bestimmte konzeptionelle Eckpunkte bedacht, so können hier wertvolle Beiträge zur Qualitätssteigerung in der Betreuung und in der Entlastung der professionellen Helfer liegen. Sicher ist hierbei auch zu unterscheiden, in welchem institutionellen Kontext Menschen mit Demenz auch ehrenamtlich betreut werden. In vielen solitären Wohngemeinschaften stellen die Ehrenamtler eine zentrale Säule dar, zumal wenn es sich originär um Selbsthilfeprojekte handelt. Hier ändern sich die Vorzeichen: Die Profis werden zu (zunächst gelegentlichen) Gästen und haben einen entsprechend längeren Draht zu ihren Klienten. So betrachtet, bekommen auch die möglichen „Dienste“ durch Angehörige und andere Laienhelfer/Netzwerke einen anderen Stellenwert. Je komplexer die professionelle Einbindung der Wohngemeinschaft, desto problematischer wird der Einsatz von Laienhelfern (gesehen). Hier besteht in der Regel ein relativ dichtes Geflecht an professioneller Unterstützung, dessen Abstimmung schwierig genug ist. Kommen die Laienhelfer dazu, so ist deren Einsatz naturgemäß weniger plan- und hinterfragbar. Problematisch kann der Einsatz für Wohngemeinschaften werden, die bereits eine hohe Betreuungsdichte mit ihren internen Alltagshelfern erreichen und diese auf einmal ‚Konkurrenz’ durch externe Alltagshelfer erhalten. Hier besteht die Gefahr, dass sich unterschiedliche Betreuungsklassen herausbilden, die „Rosinen“ für die Externen und das profane Betreuungsgeschäft für die Internen usw. Letztlich hängt die Entscheidung der Einbindung davon ab, welches die

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Grundkonstruktion der Wohngemeinschaft ist. Trotz der kritischen Einwände kann dann der Einsatz von Laienhelfern für das eigene Projekt sinnvoll sein. Konzeptionell sind dann Fragen zu beantworten wie: –– Was genau sollen/können die Laienhelfer beitragen? Woher wissen wir dies? Welche persönlichen und fachlichen Voraussetzungen müssen sie mitbringen? –– Wie stellen wir Kontinuität und Qualität sicher? Ähnlich wie bei den „internen“ Alltagsassistenten sollte man dann über das Kompetenzprofil der Laienhelfer nachdenken. Auch hier geht es zunächst nicht um die absolute „Fachlichkeit“, sondern eher um die Frage, inwiefern sie emotional unterstützend wirken können und bei den Menschen aufgrund ihrer Persönlichkeit auch Akzeptanz finden. Einkreisende Fragen sind diese: –– Wie nahe sind die Ehrenamtlichen an der Lebenssituation des zu betreuenden Personenkreis dran: Können sie Werthaltungen und Einstellungen verstehen? –– Sind sie zu sehr betroffen, weil sie zum Beispiel familiäre Pflegephasen – mit welchem Ausgang auch immer – ehrenamtlich aufarbeiten wollen?

7.3

Pflege- und Betreuungsteam auswählen

Wie bedeutsam die Auswahl der richtigen Mitarbeiter ist, zeigen immer wieder die Erfahrungen von Initiatoren von Wohngemeinschaften. Das nachstehende Interview mit Petra Hasenau von der Gelsenkirchener APD GmbH macht deutlich, worum es geht und was in diesem Abschnitt zu thematisieren sein wird: –– das richtige ‚Händchen’ bei der Auswahl haben, –– ein geeignetes und preisbewusstes Verfahren dazu zu installieren –– und ggf. –– die Möglichkeiten eigener oder arbeitsmarktgestützter Qualifizierungsverfahren zu initiieren und/oder aber zu nutzen. Interview: F: Frau Hasenau, erst vor wenigen Monaten ist erneut eine Wohngemeinschaft ‚ans Netz gegangen’. Sie haben sich vorwiegend um den Aufbau der Betreuungsteams gekümmert. Wie sind Sie dabei vorgegangen? A: Wir hatten praktisch keine Vorerfahrungen mit Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz. Letztlich ist alles sehr unter Zeitdruck abgelaufen, da der Eröffnungstermin festgelegt war und einige Ideen mit der lokalen ARGE nicht so gelaufen sind, wie wir uns das vorgestellt haben. Schließlich sind wir dann zweigleisig gefahren. Einerseits haben wir mit einem lokalen Bildungsträger eine geförderte Qualifizierungsmaßnahme angeschoben und anderseits die Teilzeitstellen für die 30 Betreuungsassistenten frei ausgeschrieben. F: Dann haben Sie doch sicher alle aus der Maßnahme einstellen können? Wozu dann noch die Ausschreibung?

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A: Nein, vielleicht hatten wir das richtige Gespür, denn letztlich konnten wir nur 12 aus der Qualifizierungsmaßnahme übernehmen. Die anderen 18 haben wir frei übernommen und qualifizieren sie nach und nach. F: Weshalb konnten Sie so Wenige aus der Maßnahme übernehmen? A: Bei Etlichen aus der Qualifizierungsmaßnahme passte es schon von den Umständen her nicht: Entweder waren die Arbeitszeiten nicht okay, die Verdienstmöglichkeiten nicht angemessen oder die Anfahrt zu aufwendig bzw. kostenintensiv. Andere wiederum kamen mit den Mietern nicht zurecht und haben von sich aus abgesagt. Letztlich war die Maßnahme nicht eng genug mit unseren Vorstellungen verbunden; in Zukunft setzen wir mehr auf Praktika und weniger auf theoretischen Unterricht. F: Haben sich auf die freie Ausschreibung überhaupt genug Leute beworben? A: Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet! Rund 240 Bewerbungen sind dabei eingetrudelt. Das war ein ziemlicher Aufwand, dies alles zu sichten und zu bewerten, die Gespräche zu führen und so weiter. F: Wie haben Sie die Auswahl vorgenommen? A: Wir sind auch hier mehrgleisig gefahren. Die schriftlichen Bewerbungen haben wir nach einigen, sagen wir „harten“ Kriterien beurteilt. Personen unter 40 oder die nicht Deutsch sprechen, haben wir von vorneherein ausgenommen. Für die Gespräche haben wir im Vorfeld auch geschaut, ob die Bewerber bestimmte Motive mitbringen. Sehr genau schauen wir hin, wenn die Menschen übermäßig betroffen sind: Lange Pflege von Angehörigen zu Hause oder Ähnliches. Nach unserer Erfahrung kann das dazu führen, dass die Betreuungsassistenten dann zu wenig Distanz zu den Mietern haben und eher versuchen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. F: Worauf haben sie noch geachtet? A: Nach unserer Erfahrungen bringen die älteren und weiblichen Bewerber, sagen wir generell die über 40-Jährigen, die besten Voraussetzungen als Betreuungskräfte mit.

7.3.1 Personalauswahl mit Methode: Qualifikation und Kompetenzen erfassen und bewerten Für den Praktiker ist es nun wichtig, die richtigen Menschen für die Gründung oder auch für den laufenden Betrieb zu gewinnen. Formale Qualifikationen allein sind nicht immer ausreichend, wie das nachstehende Beispiel aus der Praxis illustriert: Beate S. ist eine erfahrene und mit herausragender Qualifikation versehene Hauswirtschafterin und begnadete Köchin. Das gab den Ausschlag für ihre Einstellung als Concierge in eine neu gegründete Wohngemeinschaft. Noch in der Probezeit zeichnet sich ab, dass sie ein zentrales Problem hat: Zu ihrem Selbstverständnis als Hauswirtschafterin gehört eine stets blitzblanke, saubere und aufgeräumte Küchenumgebung. Schüttet eine Mieterin ihren Kaffee auf den Tisch, um dort mit dem Finger Bilder in die Lache zu malen, ist das für sie nicht auszuhalten. Ihr „Reinigungsideal“ – im anderen Aufgabenkontext unerlässlich – lässt sich trotz vieler Gespräche nicht zugunsten einer

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nötigen „Chaostoleranz“ im Umgang mit dementen Mietern zurückschrauben. Die Konflikte übertragen sich auf die Bewohner. Die Kündigung ist unausweichlich. Ein Großteil der genannten Tätigkeiten bereitet den Mitarbeitern formal betrachtet keine Probleme. Die damit verbundenen Fertigkeiten bringen die Bewerber über ihre Vorerfahrungen und/oder Ausbildungen mit oder können als Zusatzqualifikationen erworben werden. In der Praxis tauchen Probleme eher dann auf, wenn es um Fragen grundsätzlicher Einstellungen und Werthaltungen und der damit verknüpften sogenannten extrafunktionalen Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit, Verlässlichkeit, Kooperationsfähigkeit, etc.) geht. Es ist also ein Trugschluss, wenn man meint, dass auf die Auswahl der Mitarbeiter kein besonderes Augenmerk gerichtet werden müsse. Das Gegenteil ist der Fall. Denn: Falsche Personalentscheidungen haben unmittelbar negative Auswirkungen auf die Befindlichkeit der Bewohner und die Qualität der Kooperation im Team. Dazu wieder ein Beispiel: Monika P. hat über mehrere Jahre hinweg ihre Mutter intensiv gepflegt. Aufgrund dieser Vorerfahrung wird sie als ‚Alltagshelferin’ in einer Wohngemeinschaft eingestellt. Schnell ergeben sich Probleme in der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen. Monika P. tritt sehr selbstbewusst auf. Sie weiß, was richtig und falsch ist im Umgang mit den Mieter(inne)n und lässt ein anderes Vorgehen nicht gelten. Bald schon sind die anderen Mitarbeiterr(inne)n des Teams es leid, ständig zurechtgewiesen zu werden. Klärungsversuche der Leitung laufen ins Leere – vor allem auch deshalb, weil Monika P. nicht bereit und fähig ist, das eigene Verhalten reflexiv zu hinterfragen. Die Pflegeerfahrung, die sie ursprünglich als besonders geeignet auszeichnete, erweist sich jetzt als Hemmschuh – unbedingt nötige Kompetenzen wie Dialogfähigkeit, Anpassungsbereitschaft und Lernfähigkeit fehlen. Damit schauen wir nun auf das schwer zu überblickende Feld der Personalauswahl. Und schnell stellt sich die Frage: Welche Kompetenzen mit welchem Ausprägungsgrad benötigen denn die Betreuungsassistenten wirklich? Und: Wie kann man herausfinden, inwiefern die Bewerberr(inne)n die geforderten Kompetenzen tatsächlich mitbringen? Die Frage, welche Persönlichkeit mit welchem Kompetenzprofil ins Team/in die Wohngemeinschaft passt, ist oft schwer zu beantworten. Wer ist geeigneter und passt besser ins Team? Die 25-jährige studierte Heilpädagogin ohne Berufserfahrung oder die 59-jährige ungelernte Haushälterin, die ehrenamtlich Veranstaltungen in der Kirchengemeinde organisiert hat? Manche Praktiker verlassen sich bei der Beurteilung der Bewerber auf ihr „Bauchgefühl“, Intuition und Erfahrung – und fahren gut damit oder auch nicht. Wer aber seine Auswahlentscheidungen auf solidere Grundlagen stellen möchte, steht vor der Frage, welche Instrumente zur Verfügung stehen. Aufwendige Testverfahren oder die in größeren Unternehmen häufig genutzten Assessment-Center kommen in der Regel schon aus Kostengründen und wegen des Zeitaufwands nicht in Frage.

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Kompetenz-Atlas Kompetenz-Atlas P Personale Kompetenz P Personale Kompetenz Normativ-ethische Normativ-ethische Einstellung Einstellung

Loyalität Loyalität

A Aktivitäts- und Handlungskompetenz A Aktivitäts- und Handlungskompetenz

EinsatzEinsatzbereitschaft bereitschaft

SelbstSelbstmanagement management

P P

EntscheidungsEntscheidungsfähigkeit fähigkeit

P/A P/A

Gestaltungswille Gestaltungswille

Tatkraft Tatkraft

A/P A/P

Mobilität Mobilität P P

Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit

EigenEigenverantwortung verantwortung

Schöpferische Schöpferische Fähigkeit Fähigkeit

Offenheit für Offenheit für Veränderungen Veränderungen

InnovationsInnovationsfreudigkeit freudigkeit

Belastbarkeit Belastbarkeit

AusführungsAusführungsbereitschaft bereitschaft

Initiative Initiative

Humor Humor

Hilfsbereitschaft Hilfsbereitschaft

Lernbereitschaft Lernbereitschaft

Ganzheitliches Ganzheitliches Denken Denken

Optimismus Optimismus

Soziales Soziales Engagement Engagement

ErgebnisErgebnisorientiertes orientiertes Handeln Handeln

Zielorientiertes Zielorientiertes Führen Führen

P/S P/S

P/F P/F

A/S A/S

A/F A/F

MitarbeiterMitarbeiterförderung förderung

Delegieren Delegieren

Disziplin Disziplin

Zuverlässigkeit Zuverlässigkeit

Impulsgeben Impulsgeben

Schlagfertigkeit Schlagfertigkeit

Beharrlichkeit Beharrlichkeit

Konsequenz Konsequenz

KonfliktKonfliktlösungsfähigkeit lösungsfähigkeit

IntegrationsIntegrationsfähigkeit fähigkeit

AkquisitionsAkquisitionsstärke stärke

ProblemlösungsProblemlösungsfähigkeit fähigkeit

WissensWissensorientierung orientierung

Analytische Analytische Fähigkeiten Fähigkeiten

KonzeptionsKonzeptionsstärke stärke

OrganisationsOrganisationsfähigkeit fähigkeit

Teamfähigkeit Teamfähigkeit

Dialogfähigkeit/ Dialogfähigkeit/ Kundenorientierung Kundenorientierung

ExperimentierExperimentierfreude freude

BeratungsBeratungsfähigkeit fähigkeit

KommunikationsKommunikationsfähigkeit fähigkeit

KooperationsKooperationsfähigkeit fähigkeit

SprachSprachgewandtheit gewandtheit

VerständnisVerständnisbereitschaft bereitschaft

S/P S/P

S /A S /A

S Beziehungsmanagement

F/P F/P Sachlichkeit Sachlichkeit

Fleiß Fleiß

SystematischSystematischmethodisches methodisches Vorgehen Vorgehen

ProjektProjektmanagement management

Folgebewusstsein Folgebewusstsein

Fachwissen Fachwissen

Marktkenntnisse Marktkenntnisse

S/F Anpassungsfähigkeit

Pflichtgefühl

F/A F/A BeurteilungsBeurteilungsvermögen vermögen

F/S Gewissenhaftigkeit

S Sozial-kommunikative Kompetenz

Lehrfähigkeit

F Fachliche Anerkennung

Planungsverhalten

Fachübergreifende Kenntnisse

F Fach-/Methodenkompetenz

Abb.2: Kompetenzatlas. Die ‚gekrönten‘ Teilkompetenzen sind das Ergebnis der Befragung von Personalverantwortlichen in Wohngemeinschaften. Risse 2009, Teil 4, Kap. 2.1, Seite 4.

Nachstehend ein einfacher Weg, wie das gesamte Auswahlverfahren so gestaltet werden kann, dass die eigenen, erfahrungsbasierten Einschätzungen mit erprobten Methoden der Kompetenzmessung kombiniert und so eine breiter abgesicherte Mitarbeiterauswahl getroffen werden kann. Die nötigen Schritte dazu sind: 1. Soll-Kompetenzprofil festlegen 2. Kompetenzen definieren 3. Interviewleitfaden und Bewertungsmatrix erstellen 4. Ist-Kompetenzprofil der Bewerber erfassen.

7.3.2 Soll-Kompetenzprofil festlegen Personalverantwortliche Praktiker wissen in der Regel genau, über welche Kompetenzen Mitarbeiter verfügen sollen. Mit den Wohngemeinschaften für demente Menschen

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betreten viele Anbieter jedoch Neuland. Es lohnt sich daher, ein Kompetenz-Sollprofil zu definieren, das die wesentlichen Kompetenzen beinhaltet, über die Betreuungsassistenten verfügen sollten. Es hat sich bewährt, dazu auf ein gängiges und breit eingeführtes Modell zur Klassifikation von Kompetenzen (Personale Kompetenz, Aktivitäts- und Handlungskompetenz, Fach- und Methodenkompetenz und Sozialkompetenz) zurückzugreifen. Losgelöst von einzelnen Stellen sind die vier Kompetenzbereiche in ihrer Bedeutung und ihrer differenzierten Ausprägung zu beschreiben. Wir empfehlen, Kompetenz-Sollprofile immer auf die konkreten Anforderungen der eigenen Angebotsform individuell abzustimmen – dennoch kann es sich lohnen, dabei auf bereits entwickelte Profile zurückzugreifen. Praktiker (personalverantwortliche Führungskräfte) verschiedener Einrichtungen sind befragt worden und haben dabei folgende Teilkompetenzen als besonders wichtig für die Betreuungsassistenten bezeichnet. Die 16 Teilkompetenzen, auf die es besonders ankommt, wurden aus einem Reservoir von 64 verschiedenen Teilkompetenzen ausgewählt und lassen sich anschaulich in einem „Kompetenzatlas“ abbilden: Deutlich werden hier die Schwerpunkte im personalen und sozial-kommunikativen Spektrum. Nach der Zusammenfassung der wesentlichen Teilkompetenzen in einem Anforderungsprofil sollten diese genauer beschrieben werden. Was bedeutet z.B. ‚Kommunikationsfähigkeit’ für eine Betreuungsassistentin genau? Worin zeigt sich gute Kommunikationsfähigkeit? Die Ergebnisse hier auszugsweise im Überblick: Kompetenz

Identifikationsmerkmale

Beurteilungsvermögen

- Kann gut einschätzen, über welche Fähigkeiten und Ressourcen die Bewohner/innen verfügen und was diese einschränkt.

Anpassungsfähigkeit

- Kann ein hohes Maß an emotionaler Nähe „ertragen“, kann sich auf die individuellen Besonderheiten der Bewohner/innen einstellen und betrachtet dies als kontinuierliche Aufgabe.

Integrationsfähigkeit

- Bindet Bewohner/innen und Angehörige ein, ohne diese zu überfordern, - respektiert und ermöglicht „Rückzug“ und Eigenzeit, - unterstützt die Bewohner/innen, angenehme Kontakte untereinander zu entwickeln.

Optimismus

- Ist in der Lage, schwierigen oder „schweren“ Situationen eine leichte (auch komische) Seite abzugewinnen, solche Situationen zu „entkrampfen“ und damit das gemeinsame Handeln zu ermöglichen oder zu fördern.

Selbst-. management

- Erkennt belastende Situationen und thematisiert diese aktiv im Rahmen von Fallbesprechungen, Supervision oder im direkten Gespräch mit Vorgesetzen und Kollegen.

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7.3.3 Interviewleitfaden erstellen Als nächstes ist zu überlegen, wie im Auswahlverfahren die Ist-Kompetenzprofile der BewerberInnen ermittelt werden können. Hier genügt es nicht, auf Grund der in den Bewerberunterlagen vorliegenden Angaben auf vorhandene oder nicht-vorhandenen Kompetenzen zu schließen. Hilfreich ist es, das Auswahlgespräch so zu gestalten, dass es konsequent zur „Kompetenzdiagnostik“ genutzt werden kann. Dazu sollte ein Interviewleitfaden zur strukturierten Durchführung der Auswahlgespräche zusammengestellt werden. Denn mittlerweile ist erwiesen, dass unstrukturierte Auswahlgespräche den geringsten prognostischen Wert haben. Ebenso ist zu bedenken, dass die direkte Abfrage der im Anforderungsprofil zusammengefassten Kompetenzen grundsätzlich wenig geeignet ist – auf die Frage „Wie schätzen Sie Ihre Teamfähigkeit ein?“ wird man in der Regel keine für die Eignungseinschätzung brauchbaren Antworten erhalten. Hier erfährt man eher etwas über die rhetorischen Fähigkeiten. Besser ist es, die zu beurteilenden Kompetenzen durch spezifische verhaltensbezogene Fragestellungen „fassbar“ zu machen. Hier werden die Bewerber gebeten, eigene erlebte Situationen zu schildern, in denen es z.B. auf Kommunikationsfähigkeit ankommt und dann das eigene Verhalten oder die eigene Vorgehensweise zu beschreiben. Für die Durchführung von Auswahlgesprächen hat es sich bewährt, zwei bis vier zentrale Kompetenzen aus dem Kompetenz-Soll-Profil auszuwählen und jeweils dazu mindestens eine Frage zu formulieren, die das jeweilige Kompetenzniveau einer Bewerberin erschließbar macht. Zwei Fragearten machen Sinn: Biografische Fragen Mit biografischen Fragen werden die Bewerber/innen gebeten, eigene erlebte Situationen zu schildern, in denen es z.B. auf Kommunikationsfähigkeit ankommt und das eigene Verhalten oder die eigene Vorgehensweise zu beschreiben. Nachfolgend eine Auflistung entsprechender Fragebeispiele zu verschiedenen Kompetenzen: Beispiele: Zur Kommunikationsfähigkeit: 1) Schildern Sie eine Situation, in der es Ihnen besonders gut und deutlich gelungen ist, zuzuhören und auf Ihren Gesprächspartner einzugehen! 2) Berichten Sie über ein Gespräch mit einer Ihnen eher unangenehmen Person. Beschreiben Sie Ihr eigenes Verhalten im Gespräch mit dieser Person! Zur Lernbereitschaft: 1) Berichten Sie von einer Tätigkeit, die neu für Sie war, Sie richtig herausforderte und dazu zwang, etwas Neues zu lernen! 2) Jeder von uns kennt aus eigener Erfahrung missliche berufliche Situationen. Schildern Sie eine solche, die Sie erlebt haben. Was haben Sie aus ihr gelernt? Situative Fragen Im Rahmen eines Projektes mit Alltagsassistentinnen wurden erfolgskritische Situationen definiert und anschließend die besten und schlechtesten Vorgehensweisen bestimmt.

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Damit lag das Rohmaterial zur Konstruktion situativer Fragen bereits vor, die prototypisch und sicher übertragbar sind. Anders als bei biografischen Fragen wird nicht nach vergangenem Verhalten gefragt, sondern die Bewerber/innen sollen möglichst konkret und realistisch sagen, wie er/sie sich in der vorgegebenen Situation verhalten würde. Bewerber/innen, die situative Fragen gut beantworten können, verfügen entweder über die entsprechenden fachlichen oder methodischen Kompetenzen oder über hohe Problemlösekompetenz und kreatives Potenzial. Neben dem Stellen der richtigen Fragen ist die Bewertung der Antworten das Wichtigste bei der Durchführung der Auswahlgespräche. Um die Aussagen der Bewerberinnen später im Interview objektiv beurteilen zu können (von der Einschätzung einer geringen Ausprägung der Anforderungsdimension bis zur Einschätzung einer hohen Ausprägung der Anforderungsdimension), wurden potenzielle Antworten in Form von Verhaltensbeschreibungen formuliert, die die unterschiedliche Qualität der Aussagen abdecken (Verhaltensanker). Eine dreistufige Skala ermöglicht die trennscharfe differenzierte und abgestufte Bewertung der Antworten. - Beispiel: Interviewfrage zur Anpassungsfähigkeit: Stellen Sie sich vor, Sie haben mit viel Aufwand einen Vorschlag zur Weiterentwicklung der Arbeit in der Wohngemeinschaft ausgearbeitet. Auf einem Konzeptionstag stellen Sie ihr Konzept dem Team vor. Von den Teammitgliedern kommen zahlreiche Bedenken und Veränderungsvorschläge. 1 (-)

2 (+/-)

Ignoriert Vorschläge

Hört sich die Vorschläge an, bleibt Hört sich die Vorschläge an und aber bei seinem ursprünglichen versucht, gute zu integrieren Plan

3(+)

Fühlt sich angegriffen und verteidigt sich

Lässt es eher über sich ergehen

Begrüßt die Vorschläge als Bereicherung der Konzeption

- Beispiel: Interviewfrage zur Kundenorientierung: Berichten Sie über einen Vorfall mit einem unzufriedenen/ärgerlichen etc. Mieter, mit dem Sie heute anders umgehen würden! Mit welchen eigenen Verhaltensweisen waren Sie unzufrieden? 1 (-)

2 (+/-)

3 (+)

Hat kaum ersichtliche Kompetenzen

Zeigt eine gute Performance

Hat stark ausgebildete und vielfach in der Praxis bestätigte Kompetenzen

Die positiv beschriebene Situationsbewältigung steht im Widerspruch zu der vom Unternehmen erwarteten

Die positiv beschriebene Situationsbewältigung stimmt weitgehend mit der vom Unternehmen erwarteten überein

Die positiv beschriebene Situationsbewältigung übertrifft die vom Unternehmen erwartete deutlich

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- Beispiel: Interviewfrage zum Umgang mit Ungerechtigkeit Nennen Sie bitte ein Beispiel dafür, wie Sie in Ihrem Berufsleben einmal ungerecht behandelt wurden! 1 (-)

2 (+/-)

3 (+)

Die Empörung über die erlebte Ungerechtigkeit ist immer noch spürbar; Revanche wird als legitim erachtet

Erzählt einen Fall, in dem sein Erleben verständlich ist; berichtet über ein in Ansätzen offenes und konstruktives Bemühen um Klärung des Problems; die Ergebnisse der eigenen Bemühungen sind in Ansätzen realistisch und nachvollziehbar

Erzählt einen Fall, in dem sein Erleben gut verständlich ist; berichtet über ein offenes und konstruktives Bemühen um Klärung des Problems; die Ergebnisse der eigenen Bemühungen sind realistisch und nachvollziehbar

Um dem Interviewpartner den gedanklichen Einstieg zu ermöglichen, sind die folgenden Fragen jeweils passend zu ergänzen: Mit welchen eigenen Verhaltensweisen waren Sie unzufrieden? Was haben Sie sich vorgenommen? Welche Resultate wollten Sie erreichen? Was machten Sie? Wie gingen Sie konkret vor? Was haben Sie erreicht? Welche Resultate und Wirkungen haben Sie erzielt? Welche Folgen? Was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen? Was hätten Sie damals besser beachten, sich noch (mehr) vornehmen müssen, um bessere Ergebnisse zu erzielen?

7.3.4 Kompetenzen im Bewerbungsgespräch erfassen Im Auswahlgespräch werden die jeweiligen Bewerberantworten dokumentiert und je nach qualitativer Ausprägung bewertet und mit einem Punktwert hinterlegt. Auf diese Weise entstehen vergleichbare Ist-Kompetenz-Profile der Bewerber. Die Auswahlentscheidungen haben ein solides Fundament. Das Ergebnis ist hoffentlich so, wie im Falle von Elsbeth H. ... . Die ideale Betreuungsassistentin Elsbeth H. ist 59 und hat den Großteil ihres bisherigen Berufslebens als Hausdame eines Pastors verbracht. In der Gemeinde hat sie sich vielfältig ehrenamtlich engagiert. Zunächst gab es Bedenken wegen ihres Alters. Eine Anstellung war deswegen fraglich. Doch ihre ‚abgeklärte’ Haltung im Bewerbungsgespräch gab den Ausschlag, es dennoch zu wagen. In der Probephase kam dann schnell zum Vorschein, über welche Qualitäten Frau H. verfügte. Das Lenken und Leiten in der WG beherrscht sie gegenüber den Kolleginnen ebenso gut wie gegenüber den Mietern. Ihr burschikoses Auftreten steht für ihr Durchsetzungsvermögen – gerät dabei niemals zur Bevormundung. Ihre Fähigkeit, sich auszudrücken, aber auch zuzuhören, macht sie bei allen überaus beliebt. Das wirkt sich zum Beispiel auf die Speisenplanung aus, wo sich die Mieter eindeutig wiederfinden. Im Umgang mit den Mietern zeigt sie keine Berührungsängste; ganz im Gegenteil. Gerade bei schwierigen Mietern zeigt sich deutlich ihre Beliebtheit. Das

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Frisieren soll „die Frau mit den roten Haaren machen“ und Ähnliches sind hierfür eindeutige Belege. Als weitere Stärken gelten ihre Fähigkeit, die Arbeit gut zu strukturieren, die Kollegen im Team mit einzubeziehen, die Arbeit zu reflektieren. Besonders wichtig ist dabei ihre Haltung, trotz Einfühlungsvermögen nie in das andere Extrem zu verfallen: die Menschen zu ‚betütteln’.

7.4 Zusammenfassung Die komplexe Angebotsform der Wohngemeinschaften benötigt „Binnenakteure“ unterschiedlichster Qualifikationen für die spezifischen Aufgabenstellungen, die in Wohngemeinschaften vorkommen. Allen Profilen ist gleich, dass sie auf der einen Seite eine hohe Fachlichkeit und auf der anderen Seite spezifische „social skills“ ausgerichtet an der Versorgungsform, ihrem Charakter als „gemeinschaftliche Wohn- und Lebensform“ und an den diese Lebensform präferierenden Menschen mit ihren unterschiedlichsten Bedarfslagen erfordern. Wesentlichste Erfolgs- und auch Zufriedenheitsfaktoren sind der „richtige“ Personalmix und MitarbeiterInnen, die sich mit der Philosophie von Wohngemeinschaften als einer hochindividualisierten Form des Wohnens in einem spezifischen Zuhause identifizieren und bei aller „Anbieterverantwortung“ akzeptieren und verstehen, dass sie „Gast in einem fremden Zuhause“ sind. Der Initiator und Anbieter kann sich daher nicht auf „Zufallsauswahl“ verlassen, sondern hat die Instrumentarien professioneller Personalauswahl und -formierung zu nutzen.

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8

Bauliche Anforderungen

Eine Wohngemeinschaft ist ein „Zwitter“: eine Lebensform und eine Wohnform – und letztere hat spezifischen Anforderungen zu genügen, die den Erfolg des Gebäudes gewährleisten.

8.1 Standort Obwohl das Konzept der ambulant betreuten Wohngemeinschaften – vor allem in der Behindertenhilfe – schon länger existiert, gewinnt es erst in den letzten Jahren auch in der Altenhilfe zunehmend an Bedeutung. Das lässt sich nicht zuletzt mit der veränderten Erwartungshaltung an das Wohnen im Alter erklären. Wie eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA) zeigt, haben sich die Ansprüche an das Wohnen im Alter verändert. So reicht den Senioren von heute nicht mehr nur das „Versorgt-Sein“. Es geht vielmehr darum, dass die Mehrheit der Senioren, auch bei steigenden Unterstützungs- und Pflegebedarf, so lange wie möglich selbständig in ihrem angestammten und vertrauten Wohnumfeld leben möchte. Eine Heimunterbringung wird dabei von der Mehrheit der älteren Menschen abgelehnt.1 Ambulant betreute Wohngemeinschaften stellen dabei eine Versorgungsform dar, die aufgrund ihrer vielfältigen Gestaltungsvarianten viel Potenzial sowohl für Bewohner, ambulante Pflegedienste, Investoren und nicht zuletzt auch für die Wohnungswirtschaft bieten. Wohngemeinschaften können einzeln initiiert werden oder auch als organisatorischer Verbund von mehreren Wohngemeinschaften in einem Gebäude bzw. in einem Wohnquartier.2 Auch eine ambulant betreute Wohngemeinschaft als Ergänzung einer stationären Einrichtung ist denkbar. Allerdings ist dabei immer auch die landesspezifische Gesetzgebung im Hinblick auf die Heimgesetze zu beachten. In Bayern und Sachsen-Anhalt beispielsweise dürfen sich „nicht mehr als zwei Wohngemeinschaften der gleichen Initiatoren in unmittelbarer räumlicher Nähe und in einem organisatorischen Verbund befinden“.3 Eine Verbindung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften und stationären Einrichtungen ist ebenfalls in einigen Bundesländern, u.a. in Bayern, Berlin oder Mecklenburg-Vorpommern, ausgeschlossen. Daher sollte die örtliche Aufsichtsbehörde für ambulant betreute Wohngemeinschaften – in den meisten 1

vgl. Kremer-Preiß, Ursula; Stolarz, Holger ; Neue Wohnkonzepte für das Alter und praktische Erfahrungen bei der Umsetzung – eine Bestandsanalyse – Zwischenbericht im Rahmen des Projektes „Leben und Wohnen im Alter“ der Bertelsmann Stiftung und des Kuratoriums Deutsche Altershilfe; Köln: Kuratorium Deutsche Altenhilfe, 2003; Kap.1 , S. 8, 9 2 vgl. Sobottke, Markus; Ambulant betreute Wohngemeinschaften, Konzepte, Rechtsgrundlagen und Finanzierungsaspekte; 2. Überarbeitete und ergänzte Auflage; Köln: Bank für Sozialwirtschaft, 2013; Kap. 1.3., S. 11 3 vgl. Gesetz über Wohnformen und Teilhabe des Landes Sachsen-Anhalt (WTG LSA) – § 4 Absatz 1 Satz 2

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Abb. 1: Planungsbeispiel Neubau von zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften in Sachsen-Anhalt

Bundesländern ist das die Heimaufsicht – frühzeitig in die Planung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften einbezogen werden. Generell lassen sich einige grundlegende Voraussetzungen an den Standort von ambulant betreuten Wohngemeinschaften formulieren. Da sie Angebote der ambulanten Altenhilfe darstellen und in ihrer Gestaltung auf ein „hohes Maß an Selbstbestimmung und Selbstständigkeit“4 der Bewohner abzielen, sollten Wohngemeinschaften in eine funktionierende Infrastruktur eingebettet werden. Wichtig dabei ist die Nähe zum bekannten Wohnumfeld, die Möglichkeit der selbständigen Versorgung der Bewohner (Geschäfte, Ärzte etc.) sowie der kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe.5 Darüber hinaus bestehen vielfältige Möglichkeiten der Standortwahl. So können ambulant betreute Wohngemeinschaften als Neubauprojekte das Angebot eines bestehenden Wohnquartiers erweitern. Aber auch eine Etablierung in Bestands(wohn)immobilien ist möglich, wobei häufig umfangreichere Umbauarbeiten zur barrierefreien Gestaltung der Wohnung und des unmittelbaren Wohnumfeldes notwendig sind. Bei Neubauten von ambulant betreuten Wohngemeinschaften empfiehlt es sich, diese als ein Bestandteil eines Versorgungskonzeptes zu verstehen. So ist eine Kombination der ambulant betreuten Wohngemeinschaften mit anderen Angeboten der ambu4 vgl. Kremer-Preiß, Ursula; Stolarz, Holger; Kieschnick, Henry; Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren – Arbeitshilfe im Rahmen des Projektes „Leben und Wohnen im Alter“ der Bertelsmann Stiftung und des Kuratoriums Deutsche Altershilfe; Köln: Kuratorium Deutsche Altenhilfe, 2006; S. 9 5 vgl. Sobottke: Ambulant betreute Wohngemeinschaften; S. 20

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Abb. 2: Beispiel einer Umwidmung von Nichtwohnraum in zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften und eine Tagespflege in Thüringen (Bild oben: vorher Büronutzung; Bild unten: nach dem Umbau)

lanten oder teilstationären Versorgungskette nicht nur aus Sicht der Bewohner, sondern auch aus Investorensicht, vorteilhaft. Denkbar ist hier beispielsweise die Kombination von ambulant betreuten Wohngemeinschaften mit altengerechtem oder Betreutem Wohnen, mit Angeboten von Tagespflege oder auch anderen Dienstleistern (Arzt- oder Physiotherapiepraxen, Friseur, Gastronomie etc.). Auch die Umwidmung von Nicht-Wohnflächen in eine Wohngemeinschaft ist denkbar. Dies stellt wiederum großes Potenzial für Investoren und Vermieter dar. Außerdem sind ambulant betreute Wohngemeinschaften gemäß der Landesheimgesetze in einzelnen Bundesländern, u.a. in Sachsen, auch als Teil einer stationären Einrichtung der 5. Generation nach KDA möglich.

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Abb. 3: Planungsbeispiel einer stationären Einrichtung der 5. Generation nach KDA

8.2 Gebäude Nach dem Grundkonzept der ambulant betreuten Wohngemeinschaften leben in der Regel drei bis zwölf6 unterstützungs- und pflegebedürftige Senioren in einem gemeinsamen Haushalt zusammen. Die Anforderungen an die gemeinsame Wohnung entsprechen im Wesentlichen denen einer „normalen“ Wohnung, allerdings mit einzelnen Besonderheiten aufgrund des Alters und der zu erwartenden gesundheitlichen Einschränkungen der Bewohner. So lassen sich die Anforderungen an eine ambulant betreute Wohngemeinschaft wie folgt zusammenfassen: –– Die gesamte Wohnung und auch das direkte Wohnumfeld sind möglichst nach DIN 18040 barrierefrei zu gestalten. Das bedeutet auch, dass sich alle Räume einer Wohngemeinschaft auf einer Ebene befinden sollten.7 –– Für jeden Bewohner steht nach Möglichkeit ein eigener Rückzugsraum (Individualraum) zur Verfügung. Diese Räume dürfen keine Durchgangsräume sein. –– Die Gemeinschaftsräume müssen ausreichend Platz bieten, damit alle Bewohner an den Alltagsaktivitäten teilnehmen und an der Haushaltsführung mitwirken können. –– Die Sanitärräume sollten in ausreichender Anzahl und Ausstattung vorhanden sein. 6 Die maximal mögliche Bewohnerzahl richtet sich nach den ordnungsrechtlichen Vorgaben der Landesheimgesetze. Zwölf Bewohner entsprechen allerdings auch den gruppendynamischen Erfahrungswerten von Wohngemeinschaften. 7 vgl. Sobottke: Ambulant betreute Wohngemeinschaften; S. 18/19

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8.2.1 Betreuungskonzepte Grundsätzlich muss vor der räumlichen Gestaltung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft Klarheit über das Betreuungskonzept bestehen, da dies Auswirkungen auf den Flächenbedarf einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft hat. In der Vergangenheit haben sich zwei Grundtypen von Wohngemeinschaften herausgebildet, die vom KDA als Typ A und Typ B beschrieben werden. –– Typ A – Sicherstellung einer „Rund-um-die-Uhr-Versorgung“ Ambulant betreute Wohngemeinschaften dieses Typs sind auf besonders betreuungsintensive Bewohner ausgerichtet. Sie kümmern sich um demenziell erkrankte oder ältere Menschen, die „zur Wahrnehmung ihrer existenziellen Bedürfnisse permanent auf fremde Hilfe angewiesen“8 sind. Die 24-Stunden-Versorgung wird in der Regel durch eine gemeinsam durch die Bewohner angestellte Präsenzkraft (Hauswirtschafterin o.ä.) sichergestellt. Gezielte pflegerische Leistungen werden durch ambulante Pflegedienste erbracht.9 –– Typ B – Gewährleistung einer stundenweisen Betreuung Ambulant betreute Wohngemeinschaften diesen Typs wenden sich an ältere Menschen, die noch weitgehend selbständig leben können und auch teilweise noch zur eigenen Haushaltsführung in der Lage sind, wie beispielsweise somatisch Erkrankte oder Senioren mit psychischen Einschränkungen. Durch eine stundenweise Betreuung und technische Hilfsmittel, wie einen Hausnotruf, wird versucht, die Selbsthilfefähigkeit der Bewohner zu stabilisieren und weiterhin aufrechtzuerhalten.10 Natürlich lassen sich nicht alle ambulant betreuten Wohngemeinschaften klar einem dieser beiden Typen zuordnen. Der Übergang zwischen WGs des Typs A bzw. B ist oft fließend. Aber die Zuordnung zu einem dieser Konzepte hat Auswirkungen auf die räumlichen Anforderungen an die Individual- und Gemeinschaftsräume einer Wohngemeinschaft. Während erfahrungsgemäß die Gemeinschaftsräume in Wohngemeinschaften des Typs A größer sind, haben die Individualbereiche in Wohngemeinschaften des Typs B eine höhere Bedeutung. Aufgrund der stark hilfebedürftigen Klientel der Wohngemeinschaften des Typs A sollten die Gemeinschaftsflächen großzügiger gestaltet sein, da sich fast das gesamte Tagesgeschehen in den gemeinschaftlich genutzten Räumen abspielt. Die Individualräume dagegen dienen fast nur noch als Ruheräume und können entsprechend kleiner sein. Umgekehrt bedingt die höhere Selbständigkeit der Bewohner einer Wohngemeinschaft des Typs B einen höheren Platzbedarf in den Individualräumen, da diese auch über den Tag hinweg als Rückzugs- und Aufenthaltsbereiche genutzt werden. Die Gemeinschaftsräume wiederum werden nicht in dem Maße genutzt wie bei Typ A und können daher kleiner sein. 8 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 12 9 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 12 10 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 13

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Wenn man den Flächenanteil der gemeinschaftlich genutzten Wohnfläche einschließlich der Verkehrsflächen (Flure) innerhalb der Wohnung (GNF + VF) mit dem Flächenanteil der Individualbereiche vergleicht, ergibt sich nachfolgendes Bild: –– in Wohngemeinschaften des Typs A beträgt der Anteil GNF + VF deutlich mehr als 50 % der Gesamtfläche der WG; –– in Wohngemeinschaften des Typs B dagegen deutlich unter 50 %. Eine Aufteilung von etwa 1:1 (gemeinschaftlich genutzten Wohnfläche einschl. der Verkehrsflächen im Vergleich zu Individualbereichen) lässt eine spätere Änderung des Wohngemeinschaftskonzeptes und damit eine Anpassung an aktuelle Erfordernisse zu.11

Abb. 4: Grundriss einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft des Typs A nach KDA

11 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 33

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Abb. 5: Grundriss eines Individualbereichs einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft des Typs B nach KDA

Einzelappartement gemeinschaftliche Aufenthaltsbereiche Sanitärräume Flure Nebenräume Abb. 6: Exemplarischer Grundriss einer ambulanten Wohngemeinschaft mit 12 Einzelappartements

8.2.2 Raumprogramm einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft Unabhängig vom Konzept einer Wohngemeinschaft sind nachfolgende Räume bzw. Raumbereiche zu betrachten: –– Individualbereiche, –– Sanitärbereiche, –– Gemeinschaftsräume, –– Nebenräume,

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–– Flurbereiche, –– Außenbereiche.

In den nachfolgenden Abschnitten sind die einzelnen Flächen dargestellt. Die folgenden Angaben beziehen sich vorrangig auf den Neubau von ambulant betreuten Wohngemeinschaften. Sollen WGs im Immobilienbestand errichtet werden, muss zwischen ökonomischen und funktionalen Gesichtspunkten abgewogen werden. Auch die Flächenvorgaben sind im Bestand nicht immer realisierbar.

Abb. 7: Grundrissbeispiel eines Individualbereichs mit außenliegendem Duschbad

8.2.3 Individualbereiche

In einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft steht für jeden Bewohner ein individuell nutzbarer Raum zur Verfügung. Dieses eigene Zimmer darf kein Durchgangsraum sein. Er muss ausreichend natürlich belichtet und belüftet sein. Die Unterbringung in 2-Bett-Zimmern ist in ambulant betreuten Wohngemeinschaften nicht üblich. In Einzelfällen kann aus therapeutischen Gesichtspunkten, vor allem in Wohngemeinschaften des Typs A, die Unterbringung von 2 Bewohnern in einem Raum erforderlich oder gewünscht sein. Dies sollte allerdings dadurch ermöglicht werden, dass zwei nebeneinander liegende Individualräume, ggf. mittels Verbindungstür, verbunden werden können.12 Jeder Bewohner sollte die Möglichkeit haben, sein Zimmer selbst auszustatten. Die mindestens notwendige Möblierung besteht aus einem Bett, einem Schrank, einem Sitzbereich und der Möglichkeit zur Aufbewahrung persönlicher Gegenstände. In Bezug auf das Bett sollte davon ausgegangen werden, dass mit zunehmendem Pflegebedarf ein zweiseitig zugängliches Pflegebett notwendig wird. Eine Zimmergröße von 12 m² ist im Minimum notwendig, um die vorgenannte Möblierung aufstellen zu können. Allerdings ist dann der Bewegungsraum im Zimmer sehr eingeschränkt. 12 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 36

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Eine Fläche von 16 m² bis 18 m² hat sich in der Praxis sowohl wirtschaftlich als auch von der Nutzbarkeit der Räume bewährt.13 Bei ambulant betreuten Wohngemeinschaften des Typs B sollten die Individualbereiche so geplant werden, dass sie in einen Wohn- und einen Schlafbereich unterteilt werden können, da sich die Bewohner verstärkt in den eigenen Räumen aufhalten. Für eine solche Aufteilung sind Räume mit mindestens 20 m² notwendig.14 Um das selbstständige Leben in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft zu stärken, ist auch die Vorhaltung einer Klingel, eines Briefkastens und eines eigenen Telefonanschlusses vorteilhaft. Weiterhin wird in Wohngemeinschaften des Typs B die Vorhaltung der Anschlüsse für eine Pantry-Küche empfehlenswert. Der Einbau einer solchen Kleinstküchenzeile kann dann in Abhängigkeit von den Wünschen und Bedürfnissen der Bewohner vorgenommen werden. Die Vorhaltung der Anschlüsse hat aus Sicht des Vermieters mehrere Vorteile. Zum einem stellen sie ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen ambulant betreuten Wohngemeinschaften dar. Zum anderem ist eine spätere Umnutzung der Räume, z.B. als Ein-Raum-Wohnungen, besser möglich. Für eine Pantryküche sollte eine zusätzliche Fläche von mindestens 1,50 m² im Bewohnerzimmer vorgehalten werden. Die Möglichkeit der (zeitweisen) Abschaltung von Pantry-Küchen verringert die Unfallgefahr bei einer demenziellen Erkrankung der Bewohner. Bei der Gestaltung der Bewohnerzimmer sollte darauf Rücksicht genommen werden, dass die Bewohner teilweise sehr viel Zeit in ihrem Individualbereich verbringen. Fenster dienen nicht nur der Belichtung und Belüftung. Sie stellen auch den Sichtkontakt nach draußen her. Deshalb sollten nach Möglichkeit bodentiefe Fenster geplant werden. Ist dies nicht umsetzbar, ist eine niedrige Brüstungshöhe eine gute Alternative.

Abb. 8: Darstellung der Sichthöhen15

13 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 37–39 14 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 37–39 15 Darstellung in Anlehnung an die Veröffentlichungen unter www.nullbarriere.de

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Abb. 9: Ausstattungsbeispiel eines Bewohnerzimmers mit bodentiefen Fenstern

Diese sollte nicht höher als 60 cm über der Oberkante des Fertigfußbodens liegen. Auch ist darauf zu achten, dass auf den Einsatz von großflächigen Dreh- und Kippflügel verzichtet wird. Die Unterteilung des Fensters in kleinere Flügel mit leichtgängigen Beschlägen erleichtert den Bewohnern die Handhabung. Gleichzeitig sollte auf einen ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden. Je nach Ausrichtung der Räume kann dieser als außenliegende Verschattung, wie z.B. Rollläden oder Jalousien oder als innenliegender Sonnenschutz (Vorhang oder Rollo) ausgeführt werden. Auch der Einsatz eines Insektenschutzes ist angeraten.

8.2.4. Sanitärbereiche Die Sanitärbereiche in ambulant betreuten Wohngemeinschaften umfassen die Bewohnerbäder, ein Gemeinschaftsbad und ggfs. noch ein separates WC. Die grundsätzliche Entscheidung für oder gegen gemeinschaftlich genutzte Bäder ist bei neu zu errichtenden ambulant betreuten Wohngemeinschaften abhängig vom Betreuungskonzept der Wohngemeinschaft. Außerdem wird oft auf gemeinsam genutzte Bäder zurückgegriffen, wenn ambulant betreute Wohngemeinschaften in Bestandsimmobilien eingerichtet werden und Einzelbäder aus Platzgründen nicht realisiert werden können. In Wohngemeinschaften vom Typ A sind gemeinschaftliche Bäder gegenüber individuellen Bewohnerbädern von Vorteil, da die praktischen Erfahrungen zeigen, dass Bewohner mit demenziellen Erkrankungen häufig nicht mehr in der Lage sind, die eigene Körperhygiene selbst zu verrichten. Die daher notwendige Hilfestellung durch

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Abb. 10: Ausstattungsbeispiel Bewohnerbad

das Betreuungspersonal lässt sich in einem zumeist größeren, gemeinschaftlich genutzten Bad besser erbringen.16 In Wohngemeinschaften des Typs B sind Einzelbäder für jeden Bewohner dagegen unerlässlich. Auf ein gemeinschaftlich genutztes Bad kann hier wiederum verzichtet werden. Wünschenswert ist allerdings mindestens ein zusätzliches WC, das an die gemeinschaftlich genutzten Bereiche der Wohnung angegliedert ist.17 Eine gute Möglichkeit, um in der Nutzung der Wohngemeinschaft flexibel zu sein, ist es, wenn jedem Bewohnerzimmer ein eigenes Bad mit WC, Waschtisch und Dusche zugeordnet wird und es zusätzlich in der Wohngemeinschaft ein gemeinschaftlich genutztes Bad mit WC, Waschtisch, Badewanne (und Dusche) sowie ein separates WC gibt. Stehen mehrere Wohngemeinschaften in einem Gebäude im organisatorischen Verbund, ist es auch denkbar, dass das Gemeinschaftsbad so im Gebäude angeordnet wird, dass es von allen Wohngemeinschaften genutzt wird. Bei der Gestaltung der Bäder sind die Bewegungsflächen nach DIN 18040-2 einzuhalten. Die Ausstattung der Bäder sollte in Anlehnung an die Vorgaben der VDI 6000 Blatt 5 – Ausstattung von und mit Sanitärräumen – Seniorenwohnungen, Seniorenheime, Seniorenpflegeheime (derzeit aktueller Stand:11/2004) gestaltet werden. Diese sieht neben der üblichen Ausstattung im Bad, wie Handtuchhalter, WC-Papierrollenhalter, Waschtischablage und Spiegel, Hilfsmittel für körperlich eingeschränkte und hilfebedürftige ältere Menschen vor. Ambulant betreute Wohngemeinschaften sind in der VDI nicht explizit aufgeführt. Die Ausstattung der Bäder sollte zwischen den Vorgaben für Betreutes Wohnen und eines Seniorenwohnheimes angesiedelt sein. Im Bereich von Waschtisch und WC sollte ein Wandhaltegriff installiert werden. Beidseitige Stützklappgriffe sind nicht notwendig. Weiterhin empfiehlt es sich, das WC auf einer Höhe von 46 cm – gemäß VDI 6000 Blatt 5 Tabelle 7 – anzubringen, statt der im Wohnungsbau üblichen Montagehöhe von 42 cm.18 Mobile Hilfsmittel, wie eine Toilettensitzerhöhung, können bei ambulant betreuten Wohngemeinschaften im Immobilienbestand zum Einsatz kommen. 16 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 40–41 17 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 40-41 18 vgl. VDI 6000 Blatt 1 (Stand 02/2008) und VDI 6000 Blatt 5 (Stand: 11/2004), Tabelle 6 – Maße von Sanitärobjekten, Bewegungsflächen und Abständen in Seniorenwohnungen

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Abb. 11: Planungsbeispiel Bewohnerbad

Abb. 12: Ausstattungsbeispiel Gemeinschaftsbad

Duschen müssen barrierefrei gestaltet werden. Ein vollständig zur Seite schiebbarer Duschvorhang ist vorteilhafter als feststehende Duschtrennwände. Wandklappsitze sind nicht unbedingt notwendig. Es sollte allerdings ein abgewinkelter Wandhaltegriff mit höhenverschiebbarem Brausehalter installiert werden, an den je nach Bedarf der Bewohner ein Einhänge-Duschsitz montiert werden kann. Grundsätzlich sollten die Bewohnerbäder für die Ausstattung mit Hilfsmitteln, wie Wandhaltegriffen o.Ä. vorgerüstet sein. D.h. bei Raumtrennwänden in GK-Ständerbauweise sind entsprechende Verstärkungen im Bereich von WC, Waschtisch und Dusche

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einzubauen. Die tatsächliche Ausstattung der Bäder kann sich dann nach dem individuellen Bedarf des Bewohners richten. Zur Ausstattung der Bäder mit Pflegehilfsmitteln kann unter Umständen auf einen Zuschuss der Pflegekassen nach § 40 Abs. 4 SGB XI zurückgegriffen werden. (s. Abb. 11) Das gemeinschaftlich genutzte Bad der Wohngemeinschaft sollte sowohl funktional als behaglich eingerichtet sein. Die Entscheidung, ob eine Pflegewanne oder eine haushaltsübliche Wanne installiert wird, ist eine individuelle Entscheidung der Initiatoren. In vielen Fällen ist eine Pflegewanne nicht notwendig. Einstiegshilfen, wie mobile HubLifter, sind allerdings von Vorteil und können bei Bedarf angeschafft werden. (s. Abb. 12)

8.2.5 Gemeinschaftsflächen Die Gemeinschaftsräume müssen folgende Aktivitäten ermöglichen: –– Kochen sowie Vor- und Nachbereitung der Mahlzeiten, –– gemeinsame Mahlzeiten, –– sonstige hauswirtschaftliche Tätigkeiten, –– gemeinsame Feiern oder andere Veranstaltungen, –– verschiedene gemeinsame und/oder individuelle Beschäftigung und Ruhen. Die Gemeinschaftsräume sind möglichst in einen Kochbereich, einen Essbereich und einen Wohnbereich zu unterteilen. Es ist nicht zwingend notwendig, diese Bereiche als separate Räume auszubilden, aber eine optische Trennung ist angeraten. Ein räumlicher Zusammenhang als Kernstück der Wohngemeinschaft ist vorteilhaft, vor allem für ambulant betreute Wohngemeinschaften des Typs A.19 Eine klare Größenvorgabe für diese Bereiche gibt es nicht. Als Richtwert kann davon ausgegangen werden, dass für den Kochbereich ca. 16 m², für den Essbereich ca. 30 m² und für den Wohnbereich ca. 20 m² anzusetzen sind. Wie bereits im Vorfeld dargestellt, sollten diese Flächen in Wohngemeinschaften des Typs A größer sein. In Wohngemeinschaften des Typs B können sie dagegen geringer ausfallen. Dies gilt vor allem für den Wohnbereich.20 Die Küche bzw. der Kochbereich sollte nach dem Gedanken einer Wohnküche gestaltet werden. Daher sind Kochbereich und Essbereich im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zu sehen. Ein freistehender Küchenblock und ausreichende Arbeitsund Bewegungsflächen ermöglichen nicht nur eine effektive Essenszubereitung, sondern auch eine Einbeziehung der Bewohner, die zur tatsächlichen Haushaltsführung nicht mehr in der Lage sind. Im Essbereich ist ein großer freistehender Tisch Zentrum aller Aktivitäten der Wohngemeinschaft. Auch hier muss auf ausreichende Bewegungsflächen geachtet werden, damit sich auch Bewohner, die in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, problemlos bewegen können. 19 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 44 20 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 46

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Abb. 13: Ausstattungsbeispiel Ess- und Wohnbereich

Abb. 14: Planungsbeispiel mit räumlicher Trennung von Ess- und Wohnbereich

Der Wohnbereich dagegen dient – räumlich etwas getrennt vom Koch- und Essbereich – als Rückzugsnische. Ausreichend viele, bequeme Sitzmöglichkeiten bieten die Möglichkeit zum Ruhen. Auch sollte die Möglichkeit bestehen, dass alle Bewohner gemeinsam Fernsehen oder Musikhören können.

8.2.6 Funktionalbereiche Als Funktionalbereiche werden die Räume gesehen, die sich in der Praxis als vorteilhaft für die gemeinsame Haushaltsführung herausgestellt haben. So ist für einen Haushalt mit bis zu zwölf Personen ein Vorratsraum in direkter Nähe zur Küche ratsam. Ein Hauswirtschaftsraum mit ausreichend Platz für Waschmaschine und Trockner, sowie Abstellfläche für andere im Haushalt notwendige Gerätschaften (z.B. Staubsauger, Besen etc.) sollte zentral in der Wohngemeinschaft angeordnet sein, damit sich

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die Bewohner alleine oder mit Unterstützung an den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten beteiligen können. Zusätzlich dazu sollten ein oder zwei separate Abstellräume für Dekorationsmaterialien, z.B. für Weihnachten oder Ostern, aber auch für Hilfsmittel, die mit wachsendem Pflegebedarf benötigt werden, vorgesehen werden. Auch wenn es ordnungsrechtlich in den Landesheimgesetzen und den dazugehörigen Bauverordnungen nicht explizit vorgesehen ist, hat sich die Installation einer Fäkalienspüle in Wohngemeinschaften mit einem hohen Anteil von demenziell erkrankten Bewohnern oder Senioren mit hohem Pflegebedarf in der Praxis bewährt. Die Vorhaltung eines Dienstzimmers widerspricht dagegen dem ambulanten Charakter der Wohngemeinschaften. Teilweise wird dies in den einzelnen Landesheimgesetzen auch als klares Unterscheidungsmerkmal von ambulant betreuten Wohngemeinschaften und stationären Einrichtungen angeführt. Trotzdem sollte bei der räumlichen Gestaltung ein Platz für Dokumentationsarbeiten der Pflegekräfte vorgesehen werden. Es ist möglich, diesen als allgemein zugänglichen Schreibplatz/Schreibtisch zu gestalten, an dem auch die Bewohner ihre Schreibarbeiten erledigen können. In diesem Fall sollte ein separater abschließbarer Schrank für die sensibleren Unterlagen vorgesehen werden.21 Der Platzbedarf für die vorgenannten Einzelbereiche ist im Durchschnitt mit 16 m² bis 18 m² anzunehmen, wobei für die Einzelbereiche –– Vorratsraum ≥ 4 m² –– Hauswirtschaftsraum ≥ 8 m² –– Abstellräume ≥ 2 x 2 m² –– Dokumentationsplatz ≥ 2 m² vorgesehen werden sollten.22

8.2.7 Flure Die Flächen der Flure sind in ihrer Funktion für die Wohngemeinschaft nicht zu unterschätzen. Neben dem rein funktionalen Gesichtspunkt der Erschließung sind sie auch als Kommunikations- und Bewegungsflächen zu verstehen. Vor allem bei ambulant betreuten Wohngemeinschaften, die keinen direkten Zugang zum Außenbereich haben, ist die Funktion der Flure als Bewegungsflächen nicht zu unterschätzen. Trotzdem steht die Erschließung der Wohngemeinschaft selbst, aber auch der einzelnen Räume vom Flur aus im Vordergrund. Daher sollten die Flure ausreichend breit sein, mindestens 1,20 m (bei der Nutzung von Rollstühlen 1,50 m).23 Sitznischen in den Fluren machen aus Erschließungsflächen Gemeinschaftsräume. 21 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 47–50 22 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 50 23 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 51

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Insgesamt muss davon ausgegangen werden, dass ca. 20 % der Wohnfläche24 auf die Flure entfallen. Eine Ausstattung der Wohnungsflure mit Handläufen ist bei langen, geraden Fluren wenigstens in Teilbereichen zu empfehlen. Das Anbringen von Rammschutz an den Wänden ist nur in solchen Wohngemeinschaften notwendig, die explizit auf die Benutzung von Rollstühlen ausgerichtet sind. Im Idealfall sollten Flure auch natürlich belichtet und belüftet werden. Lässt der Wohnungsgrundriss allerdings nur innen liegende Flure zu, ist auf eine ausreichende, blendfreie Beleuchtung zu achten. Außerdem sollte eine Orientierungsbeleuchtung, beispielsweise über indirekt leuchtende Wandeinbauleuchten, gewährleistet sein.

8.2.8 Technische Ausstattung Die gebäudetechnische Ausstattung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft entspricht im Wesentlichen der gebäudetechnischen Ausstattung einer Wohnung. Generell steht bei der Planung von Heizung und Lüftung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft nicht nur geltendes Recht, hier vor allem die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014, im Vordergrund. Die Ansprüche der Bewohner an die Behaglichkeit und die Gewohnheiten haben einen mindestens genauso hohen Stellenwert. Hinzu kommt dass eine komplizierte Heizungs- und/oder Lüftungstechnik die Bewohner überfordern kann. EnEV 2014 Bei Neubauten von ambulant betreuten Wohngemeinschaften sind seit 1. Mai 2014 die Vorgaben der EnEV 2014 einzuhalten. Diese stellt den technischen Aspekt der Gebäudeplanung immer weiter in den Vordergrund. Außerdem sind auch die Vorgaben des ErneuerbareEnergien-Wärmegesetz (EEWärmeG) einzuhalten, dass den Einsatz von erneuerbaren Energien für einen Teil des gesamten Wärmebedarf eines Gebäudes vorgibt.

Erneuerbare Energie

Wie wird sie genutzt?

Deckungsrate Wärmeenergiebedarf

Solarenergie

Solarkollektoren

mindestens 15 %

Biogas

Wärme-Kraft-Kopplung

mindestens 30 %

Biomasse (flüssig)

Heizkessel (Brennwert-Kessel)

mindestens 50 %

Biomasse (fest)

entsprechende Kessel und Öfen

mindestens 50 %

Geothermie, Umweltwärme

Wärmepumpen

mindestens 50 %

Abb. 15: Übersicht über erneuerbare Energien und Nutzungsrate nach EEWärmeG25 24 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren; S. 51 25 vgl. Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz – EEWärmeG; § 5 – Anteil Erneuerbarer Energien bei neuen Gebäuden

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Soll ein Neubau ohne den Einsatz von erneuerbaren Energien errichtet werden, so müssen die bereits hohen Anforderungen der EnEV 2014 nochmals um 15 % 26 verbessert werden. Mit welchen Mitteln die Anforderungen dieser beiden Gesetze erreicht werden, obliegt der Entscheidung des Bauherrn. Sowohl die EnEV 2014 als auch das EEWärmeG machen dazu keine konkreten Angaben. Daher ist in der Planungsphase ein genaues Abwägen der Möglichkeiten erforderlich. Es muss ein schlüssiges Gesamtkonzept für die gebäudetechnischen Anlagen aufgestellt werden, das sowohl die Heizungstechnik als auch die Lüftung und evtl. vom Bauherrn gewünschte Klimatisierung mit einschließt. Heizung In Bezug auf die Heizung ist zum einen die Wahl des Wärmeerzeugers ein wichtiger Punkt bei der Erstellung eines haustechnischen Konzeptes. Zum anderen ist aber auch die Wahl der Wärmeübertragungsflächen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Die Auswahl des Wärmeerzeugers sollte aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten und in Abhängigkeit davon, welcher Energieträger zur Verfügung steht, getroffen werden. Bei der Wahl der Wärmeübertragungsflächen stehen wiederum die Ansprüche der Bewohner im Vordergrund. Dabei ist zu beachten, dass viele ältere Menschen ihr Behaglichkeitsempfinden auch an visuell wahrnehmbaren Aspekten festmachen. Das bedeutet, sie wollen die Wärme „sehen“. Daher ist bei einem Einsatz von Heizflächen in Fußboden, Wand oder Decke das Wärmeempfinden geringer, als bei einem Einsatz von konventionellen Heizkörpern. Weiterhin ist zu beachten, dass es bei älteren Menschen verschiedene Krankheitsbilder gibt, wie z.B. Thrombose, die dem Einsatz einer Fußbodenheizung entgegenstehen. Bei der Temperaturregelung der Räume ist eine zeit- und nutzungsabhängige Temperaturregelung der einzelnen Räume einer außentemperaturgeführten Regelung vorzuziehen. Die Möglichkeit jeden einzelnen Raum der Wohngemeinschaft gemäß seiner Nutzung und den Ansprüchen des jeweiligen Bewohners zu beheizen, erhöht nicht nur den Komfort, sondern trägt auch zur effizienten Nutzung der Wärmeenergie bei.27 Warmwasserbereitung Die Warmwasserbereitung erfolgt in der Regel im Zusammenhang mit der Heizungsanlage. Aufgrund der Vorgabe der EnEV in Verbindung mit dem EEWärmeG zum Einsatz von erneuerbaren Energien hat sich im Wohnungsbau die Warmwasserbereitung über Solarkollektoren in Verbindung mit Brennwerttechnik etabliert. Aber auch andere Kombinationen (wie der Einsatz von Wärmepumpen und Brennwerttechnik) sind denkbar. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Warmwasserbereitung ist die thermische Desinfektion zur Vermeidung eines Legionellenbefalls im Leitungsnetz. 26 vgl. Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz – EEWärmeG; § 7 – Ersatzmaßnahmen Absatz 1 Nummer 2 in Verbindung mit Anlage VII Nummer 1 27 vgl. Wärmeregelung. URL: http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Gebaeudetechnik-Regelungder-Waermeerzeuger_2458469.html. Stand: 23.06.2014

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Zentrales Lüftungsgerät mit Wärmetauscher

Abb. 16: Schematische Darstellung einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung28

Legionellen werden bei einer Temperatur von mehr als 70 °C in kurzer Zeit abgetötet. Bei der thermischen Desinfektion werden daher der Warmwasserspeicher und das gesamte Leitungsnetz inklusive der Entnahmearmaturen für mindestens drei Minuten auf mehr als 71 °C aufgeheizt. Eine periodische Desinfektion (Legionellenschaltung des Heizungsreglers, üblicherweise 1 x pro Woche) bei vollem Desinfektionsvolumenstrom (Zirkulation) mit anschließender Kühlung durch nachströmendes Kaltwasser gewährleistet eine sichere legionellenfreie Versorgung von Warmwasserverteilungssystemen. 29 Lüftung Aufgrund der hohen Anforderungen an den Energiebedarf wird die Gebäudehülle nahezu luftdicht und hochwärmegedämmt ausgeführt. Ein natürlicher Luftwechsel über kleine und kleinste Undichtigkeiten (z.B. an Fenstern) ist daher heute nahezu ausgeschlossen. Um feuchte und verbrauchte Raumluft auszutauschen, um so beispielsweise Schimmelbefall zu verhindern, ist ein regelmäßiger Luftaustausch notwendig. Im „normalen“ Wohnungsbau wird dies in der Regel über eine manuelle Fensterlüftung gewährleistet. Allerdings setzt sich auch hier die kontrollierte Wohnraumlüftung immer mehr durch. Eine geregelte Belüftung der Wohnräume ist, insbesondere in ambulant betreuten Wohngemeinschaften, von Vorteil, da so der Luftwechsel und damit auch der Schutz der Bausubstanz sichergestellt ist, auch wenn die Bewohner aufgrund von körperlichen oder auch geistigen Einschränkungen (Demenz) nicht mehr in der Lage sind, diesen manuell zu gewährleisten.

28 vgl. Wohnungslüftungsanlagen. URL: http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/GebaeudetechnikWohnungslueftungsanlagen_2467205.html. Stand: 23.06.2014 29 vgl. Maier, Burkhardt; Legionellenbekämpfung – Auswirkungen auf die Praxis – DVGW Arbeitsblatt W 551. In: FACH.JOURNAL 2004/05 S. 30-37

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Abb. 17: Schematische Darstellung der kontrollierten Wohnraumlüftung über Einzelraumgeräte in der Außenwand30

Die Entscheidung ist hier zwischen einer zentralen Lüftungsanlage und dezentraler Einzelraumlüftung zu treffen. Eine zentrale Lüftungsanlage besteht meist aus einem auf dem Dach oder der Außenwand installierten Lüftungsgerät und Lüftungskanälen, die die Frischluft zu den Räumen hin und die Abluft aus den Räumen herausbefördern. Die zentrale Be- und Entlüftung sollte mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet sein, damit der Verlust von Wärmeenergie über die Abluft minimiert wird. Die Vorteile der Wärmerückgewinnung bestehen in der –– Verringerung der Anschlussleistung (kW) für Heiz- und Kälteenergie, –– Verringerung des Energieverbrauches (kWh) für Heizung und Kühlung, –– Verkleinerung oder Entfall von Heizkessel, Kältemaschine, Rückkühlwerk, Verrohrung, Technikzentrale, Schornstein, –– Verringerung der Investitions- und Betriebskosten, –– Verringerung der Temperaturdifferenz, Entfallen des Nacherwärmers für komfortable Zulufttemperatur. Eine dezentrale Einzelraumlüftung kann über den Bereich der Fenster oder Außenwände oder kleine Lüftungsgeräte realisiert werden. Diese können ebenfalls mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sein, sodass die nach außen abgeleitete Abluft die Wärme über einen Wärmetauscher an die von außen einströmende Frischluft abgibt und so auch den Verlust von Wärmeenergie minimiert.

30 vgl. Dimplex. Dezentrale Wohnraumlüftungsgeräte DL 50 W – Produktkatalog. Stand 01/2013 S.1

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Abb. 18: Beispiele für Einzelraumgeräte – fensterintegriert (links) z.B.: Schüco Ventotherm31 und zum Außenwandeinbau (rechts) z.B. Dimplex DL 50 WA32

Die Entscheidung zwischen zentraler oder dezentraler Wohnraumlüftung hängt vom Gesamtkonzept der gebäudetechnischen Anlagen ab. Generell ist eine dezentrale Wohnraumlüftung mit weniger technischem Aufwand verbunden. Auch die zu erwartenden Wartungskosten der Anlagen sollten in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden. Wenn die Entscheidung gegen eine kontrollierte Wohnraumlüftung fällt, so muss sichergestellt werden, dass innen liegende Räume, wie Bäder oder Toilettenräume, entsprechend DIN 18017 mechanisch entlüftet werden. Diese Räume werden in der Regel mit Innenraumlüftern mit Nachlaufrelais ausgestattet. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass bei den voreingestellten Laufzeiten der Lüfter nicht immer die gesamte Feuchtigkeit vor allem aus den Bädern abgeführt wird. Die Ursache hierfür liegt in der unterschiedlichen Duschdauer der Bewohner. Aus diesem Grund empfiehlt sich der Einsatz von Lüftern mit Feuchtefühlern, da diese sich dem Duschverhalten und der Duschdauer anpassen. Beleuchtung Licht und Beleuchtung beeinflussen nachhaltig das Wohlbefinden von Menschen. Die Beleuchtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft muss immer zwei unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden. Zum einem muss eine optimale Ausleuchtung der Wohn- und Aufenthaltsbereiche gewährleistet sein, um Stürze, Unsicherheiten oder Angsterscheinungen bei den Bewohnern zu vermeiden. Zum anderen muss die Beleuchtung eine angenehme und wohnliche Atmosphäre schaffen. Die Wahl der Beleuchtung ist daher schon frühzeitig in den Entscheidungsprozess von Architekten und Fachplanern einzubeziehen. Raumgestaltung und Beleuchtung müssen einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Funktionalität, moderner Technik

31 vgl. Schüco; Schüco VentoTherm – Fensterintegrierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Stand: 2014 S. 2 32 vgl. Dimplex. Dezentrale Wohnraumlüftungsgeräte DL 50 W – Produktkatalog. Stand 01/2013 S.2

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und dem Umfeld bilden. In vielen Fällen wird dies erst durch die Kombination verschiedener Beleuchtungsarten erreicht. Ältere Menschen und Demenzerkrankte sind meistens durch altersbedingte Seh- und Wahrnehmungsschwierigkeiten belastet. Unter Beachtung dieser Krankheitsbilder und aus Gesprächen mit Betroffenen wird sehr schnell erkennbar, dass eine gute Beleuchtung die Voraussetzung zu einem möglichst selbstständigen und barrierefreien Leben ist. Defizite der Seh- und Wahrnehmungsfähigkeit müssen daher durch ein professionelles Lichtkonzept kompensiert werden. Vor allem in den Fluren der Wohngemeinschaften sollte eine Grundbeleuchtung geschaffen werden, die auch in den Nachtstunden eine gute Orientierung ermöglicht. Daher empfiehlt sich eine Kombination aus indirekter und direkter Beleuchtung, beispielsweise durch den Einsatz von indirekt leuchtenden Wandleuchten im Sockelbereich (ca. 30 cm über dem Fußboden angeordnet) als Orientierungslicht sowie Deckenleuchten als Raumbeleuchtung. Eine stufenweise Schaltung der Beleuchtung ermöglicht dabei eine gute Energieeffizienz. Auch in den Wohn- und Aufenthaltsbereichen bietet die Kombination aus indirekter Beleuchtung, z.B. im Deckenrandbereich, und einer direkten Beleuchtung, z.B. über Pendelleuchten über dem Esstisch oder der Küchenarbeitsplatte, eine gute Ausleuchtung der Räume und schafft gleichzeitig eine wohnliche Atmosphäre. Eine Notbeleuchtung sowie Flucht- und Rettungswegschilder, wie sie im Pflegeheimbau üblich sind, sind bei der Errichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft nicht notwendig. Brandmelder Ein weiterer Aspekt der gebäudetechnischen Ausstattung ist die Brandmeldetechnik. Der Einsatz einer Brandmeldeanlage, die auf die örtliche Feuerwehr auf geschalten wird, ist nicht notwendig. Allerdings ist gemäß der Landesbauordnungen bei Wohnungen der Einsatz von Rauchwarnmeldern in Schlafräumen, Kinderzimmern und Fluren, welche über die Rettungswege von Aufenthaltsräumen führen, Pflicht. Die Rauchwarnmelder können als batteriebetriebene Einzelgeräte ausgeführt werden. Die Vorteile dieser Einzelraumlösung sind die geringeren Investitionskosten und der geringe Installationsaufwand. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass die Batterien der einzelnen Rauchwarnmelder, wenn diese verbraucht sind, einzeln ausgetauscht werden müssen. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von Rauchwarnmeldern mit einer zentralen Stromversorgung. Diese lässt sich außerdem mit einer Notstromversorgung ausstatten. Bei dieser Variante sind zwar die Investitionskosten höher und auch der Installationsaufwand größer, allerdings entfällt der manuelle Batteriewechsel für die einzelnen Geräte. Die Rauchwarnmelder können auch in kleineren Gruppen untereinander vernetzt werden, sodass bei einem Auslösen eines Rauchwarnmelders, z.B. in einem Bewohnerzimmer, auch andere Melder aktiviert werden.33 33 vgl. Rauchwarnmelder. URL: http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Brandschutz-Rauchwarnmelder_3183049.html. Stand: 23.06.2014

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Der Anschluss der Rauchmelder an eine zentrale Brandmeldeanlage (BMA) ist ebenfalls möglich. Eine Aufschaltung der BMA zur Leitstelle der örtlichen Feuerwehr ist allerdings nicht nur mit höheren Investitionskosten verbunden. Auch im Betrieb entstehen wesentlich höhere Unterhaltungskosten, z.B. für die ständig vorzuhaltende Standleitung mit der Leitstelle der Feuerwehr, die von den Bewohnern der ambulant betreuten Wohngemeinschaft getragen werden müssen. Notrufanlage Weiterhin hat sich der Einsatz einer Rufanlage, über die die Bewohner im Bedarfsfall Hilfe rufen können, auch in ambulant betreuten Wohngemeinschaften bewährt. Die Auslöser für die Rufanlage sind in jedem Individualbereich, Wohn- und Essbereich sowie den Bädern anzuordnen. Alternativ können die Bewohner mobile Notruftaster erhalten. Die Aufschaltung des Hausnotrufes erfolgt auf einen ambulanten Pflegedienst oder eine andere zentrale Stelle, die im Bedarfsfall die notwendigen Maßnahmen einleitet. Aufzüge Der Einsatz von Aufzügen sowohl bei einem Neubau von ambulant betreuten Wohngemeinschaften als auch bei der umfassenden Sanierung von Bestandsimmobilien ist aufgrund der Vorgaben der Landesbauordnungen zum barrierefreien Bauen und der DIN 18040-2 unerlässlich. Die DIN 18040-2 fordert für barrierefreie Wohnungen den Einsatz von Aufzügen des Typs 2 nach DIN EN 81-70. Das bedeutet, die nutzbare Grundfläche des Fahrkorbs muss mindestens 1,10 m x 1,40 m betragen und eine Förderlast von 630 kg zulassen. Auch die Gestaltung des Fahrkorbinneren muss nach DIN EN 81-70 erfolgen. Bei Neubauten sollte über die Anforderungen der DIN 18040-2 hinausgehend krankentragengerechte Aufzüge (nutzbare Grundfläche des Fahrkorb mindestens 1,10 m x 2,10 m) zum Einsatz kommen. Die Zugänge zu den Aufzügen müssen mindestens 90 cm breit und ausreichend beleuchtet sein.

8.2.9 Außenbereiche Die Wohngemeinschaften sollten im Idealfall einen direkten Zugang zum Außenbereich in Form eines Balkons oder Terrasse bzw. einen der Wohngemeinschaft angegliederten Gartenbereich haben. Diese Außenräume stellen für Bewohner, die in ihrer Beweglichkeit so stark eingeschränkt sind, dass sie die Wohnung nur mit fremder Hilfe verlassen können, oftmals die einzige Möglichkeit dar, „regelmäßig nach draußen zu kommen“.34 Terrassen, Freisitze und Gärten werden nach Möglichkeit direkt an die Gemeinschaftsräume angegliedert. Die Anordnung eines Balkons an jedem Bewohnerzimmer ist für Wohngemeinschaften des Typs B zu empfehlen, da hier der Gedanke des 34 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren S. 52

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Abb. 19: Planungsbeispiel ambulant betreute Wohngemeinschaften mit Balkonen an den Bewohnerzimmern

selbstständigen Wohnens im Vordergrund steht. Bei Wohngemeinschaften des Typs A, die sich vor allem an demenziell erkrankte Personen richten, ist die Vorhaltung eines Balkons an jedem Bewohnerzimmer nicht ratsam, da sich hier das Unfallrisiko erhöht. Bei der Gestaltung der Außenbereiche sollte auf einen ausreichenden Wind- und Sonnenschutz geachtet werden. Im Idealfall bieten die Außenflächen auch die Möglichkeit einer Bepflanzung. Gerade bei Personen mit Demenzerkrankungen ist die Bewegung im Freien besonders wichtig und trägt zum Wohlbefinden bei.35 Ein vor störenden Umwelteinflüssen, wie Verkehrslärm, geschützter Außenraum bietet daher nicht nur die Möglichkeit sich zu bewegen, sondern spricht alle Sinne der Menschen an.36 Die Anforderungen an die Gestaltung der Außenbereiche lassen sich in wenigen Punkten zusammenfassen: –– jahreszeitliche wechselnde Bepflanzung, die wenig Pflegeaufwand bereitet; –– einzelne Hochbeete und/oder Pflanzkübel für Möglichkeiten der Gartenarbeit; –– „natürliche Zäune“ zur Einfriedung, besonders geeignet sind hier bspw. Hainbuchenhecken; –– trittsichere Wege, die die Möglichkeit von Rundwegen bieten, auf „Sackgassen“ sollte verzichtet werden; –– windgeschützte Sitzbereiche.37 35 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren S. 52 36 vgl. Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) (Hrsg.); Planungshilfe Gärten für pflegebedürftige Menschen; Köln: Kuratorium Deutsche Altenhilfe, 2004; S. 5 37 vgl. Kremer-Preiß/Stolarz/Kieschnick: Ambulant betreute Wohngruppen – Arbeitshilfe für Initiatoren S. 53

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Außenbereich Ambulant betreute Wohngemeinschaften Betreutes Wohnen Tagespflege Außenbereich

Abb. 20: Planungsbeispiel eines Zentrums für betreutes Wohnen, bestehend aus 2 ambulant betreuten Wohngemeinschaften, 14 betreute Wohnungen und einer Tagespflege

8.2.10 Flächenbedarf einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft In der Zusammenfassung der zuvor beschriebenen Einzelflächen ist nachfolgend der Flächenbedarf für ambulant betreute Wohngemeinschaften dargestellt. Bei dem Planungsbeispiel handelt es sich um den Neubau von zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften mit jeweils elf Bewohnern. Diese Wohngemeinschaften sollen in einem organisatorischen Verbund „betrieben“ werden. Das Konzept der ambulant betreuten Wohngemeinschaften ist auf eine flexible Nutzung angelegt. Eine klare Zuordnung zum Typ A oder B kann nicht erfolgen. Das Flächenverhältnis von Individualbereichen zu gemeinschaftlich genutzten Flächen einschl. der Flure beträgt ungefähr 1:1. Alle Bewohner verfügen über ein eigenes barrierefreies Duschbad. Zusätzlich gibt es ein Gemeinschaftsbad, das so im Gebäude angeordnet ist, dass es von den Bewohnern beider Wohngemeinschaften genutzt werden kann. Wohn- und Essbereich sind räumlich voneinander getrennt. An den Essbereich gliedert sich im Erdgeschoss eine Terrasse und im Obergeschoss ein Balkon an.

in Verbindung mit BMGS; Planungshilfe Gärten für pflegebedürftige Menschen; S. 71/72

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Abb. 21: Planungsbeispiel – Erdgeschoss (links) und Obergeschoss (rechts)

Abb. 22: Planungsbeispiel – Visualisierung

2 ambulant betreute Wohngemeinschaften á 11 Bewohner Fläche je Bewohner

Fläche je WG (11 Bewohner)

Bewohnerzimmer

16,00



176,00



352,00



zzgl. Duschbad

4,00



44,00



88,00



Gesamtfläche

203

2 ambulant betreute Wohngemeinschaften á 11 Bewohner Fläche je Bewohner

Fläche je WG (11 Bewohner)

Koch- und Essbereich

3,60



40,00



80,00



Wohnbereich

4,00



44,00



88,00



Vorrat

0,50



5,50



11,00



HWR

0,60



7,00



14,00



Abstellraum

0,50



5,50



11,00



WC

0,20



2,50



5,00



Wohnungsflure

8,00



88,00



176,00



Zwischensumme NFWohnen

37,40



412,50



825,00



Gemeinschaftsbad

0,70



7,50



15,00



Erschließung (Treppen, Hausflur, Aufzug)

1,60



18,00



36,00



Technikraum

0,70



8,00



16,00



Zwischensumme NFAllgemein

3,00



33,50



67,00



Summe NGF

40,40



446,00



892,00



Summe BGF

50,14



551,50



1.103,00



Gesamtfläche

Abb. 23: Flächenbedarf für 2 ambulant betreute Wohngemeinschaften

Die Nutzfläche der Wohngemeinschaft (NFWohnen) ist die tatsächlich für den Bewohner nutzbare Fläche der Wohngemeinschaft und entspricht der vermietbaren Fläche. Die allgemeinen Flächen dienen der Erschließung der Wohngemeinschaften zur Unterbringung der Technik und des Gemeinschaftsbades. Die Flächen für Erschließung und Technik sind gemäß der Richtlinie zur Berechnung der Mietflächen für Wohnraum (MF/W) keine vermietbaren Flächen. Die Fläche des Gemeinschaftsbades kann auf die Bewohner aufgeteilt und anteilig der vermietbaren Fläche zugerechnet werden. Daraus ergibt sich eine vermietbare Fläche von 38,10 m² je Bewohner. Die Nettogrundfläche (NGF) fasst alle nutzbaren Flächen des Gebäudes. Die Bruttogrundfläche (BGF) bezieht auch die Flächen für die Konstruktion (Außenwände) mit ein. Sie ergibt sich aus den äußeren Maßen der Bauteile.

8.2.11 Baukosten Bei der Kostenbetrachtung werden die Kosten gemäß DIN 276 der Kostengruppen 200 bis 700, die sogenannten Baukosten, betrachtet. Die Kostengruppe 100 gemäß DIN 276 sind

204

Kosten, die der Bauherr durch den Grundstückskauf bzw. Grunderwerbskosten zu tragen hat und die durch Planer und ausführende Firmen nicht beeinflusst werden können. KG 100

Grundstück

Die KG 100 berücksichtigt alle Kosten, die im Zusammenhang mit dem Grunderwerb stehen, z.B.: Kaufpreis, Notargebühren, Grunderwerbsteuern.

KG 200

Herrichten und Erschließen

Die KG 200 berücksichtigt nicht den Abbruch, sondern das Herrichten und Erschließen des Grundstückes. Die Kosten für Medienanschlüsse, z.B.: Abwasser, Wasser, Energieversorgung, Gas.

KG 300

Bauwerk-Baukonstruktion

Die Kosten der KG 300 sollten zwischen 45 % – 60 % der Gesamtbaukosten betragen. Es ist davon auszugehen, dass es u.a. durch die neuen EnEV 2014 zu einer Kostensteigerung um ca. 5 – 10 % gegenüber dem Jahr 2013 gekommen ist.

KG 400

Bauwerk-Techni- Die Kosten für die technischen Anlagen liegen zwischen 15 % – 25 %. sche Anlagen Aufwendungen insbesondere wegen Lüftung sind höher als in den letzten Jahren.

KG 500

Außenanlagen

Die Kosten orientieren sich an der Grundstücksgröße und betragen bis zu 7 % der Gesamtbaukosten.

KG 600

Ausstattung und Kunstwerke

Da die Kosten für die Individualbereiche durch den Bewohner/Mieter selbst getragen werden, beziehen sich diese Kosten auf die Ausstattung der Gemeinschaftsbereiche. In selbstorganisierten bzw. trägerunabhängigen ambulant betreuten WGs übernehmen teilweise die Bewohner selbst die gesamten Kosten der Ausstattung.

KG 700

Baunebenkosten Die Baunebenkosten betragen ca. 15 – 24 % der Gesamtkosten. Die Honorare für Architekten und Fachplaner sind mit der HOAI 2013 deutlich gestiegen.

Abb. 24: Übersicht über die Kostengruppen nach DIN 276

Bei der Betrachtung der Baukosten für ambulant betreute Wohngemeinschaften muss klar zwischen Neubauvorhaben und Sanierungen bzw. Umbauten von bestehenden Immobilien unterschieden werden. Bei Sanierungen hängen die Baukosten von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, z.B. der vorhandenen Gebäudesubstanz, dem Umbauaufwand o.Ä. Ein pauschaler Kostenansatz wäre in einem solchen Fall nicht richtig. Prinzipiell sollte geprüft werden, ob ein Neubau nicht günstiger ist als die Sanierung eines Bestandsgebäudes u.a. auch, um Alleinstellungsmerkmale wie bodentiefe Fenster, Balkone/Terrassen, Zimmergrößen von mind. 16 m²; Duschbäder für jeden Bewohner etc. errichten zu können. Im Falle eines Neubaus können die entstehenden Baukosten ebenfalls nicht ohne Weiteres pauschal ermittelt werden, da sie stark abhängig vom Standort des Bauvorhabens sind. Diese regionalen Baukostenunterschiede spiegeln sich u.a. im Regionalfaktor nach BKI wider.

205

Im Baukostenindex (BKI) werden Daten zu bereits realisierten Bauvorhaben – geordnet nach Gebäudearten – gesammelt, ausgewertet und jährlich als Sammlung statistischer Kostenkennwerte veröffentlicht. Die Kennwerte sind statistisch bereinigt und geben den Mittelwert der Baukosten für Deutschland wieder. Bei der Kostenermittlung für ein spezielles Bauvorhaben müssen die Kennwerte mit dem spezifischen Regionalfaktor multipliziert werden. Die Regionalfaktoren reichen von 0,69 für den Landkreis Nienburg in Niedersachsen bis 1,45 für das Stadtgebiet München. Das bedeutet, die regionalen Baukosten weichen bis zu 45 % vom Mittelwert für Deutschland ab.38 Für eine Baukostenermittlung sind die Bruttogrundfläche (BGF) und der Bruttorauminhalt (BRI) die entscheidenden Bezugsgrößen. Für das im vorhergehenden Abschnitt vorgestellte Planungsbeispiel ergeben sich nachfolgende Baukosten bezogen auf eine Bruttogrundfläche von 1.103 m²: KG

Bezeichnung

Bezugsgröße

Einheitspreis

Gesamtpreis

 %

100

Grundstück

200

Herrichten & Erschließen

1.103 m² BGF

20,00 €

22.060,00 €

1 %

300

Bauwerk – Baukonstruktion

1.103 m² BGF

850,00 €

937.550,00 €

60 %

400

Bauwerk – Techn. Anlagen

1.103 m² BGF

250,00 €

275.750,00 €

18 %

Summe Bauwerk 300 + 400

1.213.300,00 €

78 %

500

Außenanlagen

1.103 m² BGF

60,00 €

66.180,00 €

4 %

600

Ausstattung & Kunstwerke

1.103 m² BGF

25,00 €

27.575,00 €

2 %

700

Baunebenkosten

1.103 m² BGF

205,00 €

226.115,00 €

15 %

Gesamtkosten

1.555.230,00 €

100 %

Erläuterungen: KG 200 – 700 = 1.410,00 € / m² BGF KG 100 Die grundstücksbezogenen Kosten sind in der Kostenschätzung nicht mit erfasst. KG 600 Der Kostenansatz für die Ausstattung umfasst nur die Küchen und die allgemeine Möblierung der Wohnund Essbereiche sowie die Ausstattung des Gemeinschaftsbades (Wanne, Sitzlifter etc.). Abb. 25: Beispiel einer Kostenschätzung nach DIN 276

38 vgl. BKI Baukosteninformationszentrum (Hrsg.); BKI Baukosten Gebäude 2014: Statistische Kostenkennwerte Teil 1; Stuttgart: BKI, 2014; S. 802–806

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Ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor für das Bauvorhaben ist das Grundstück, das in der vorliegenden Kostenschätzung nicht mit betrachtet wurde. Demnach ergeben sich bezogen auf die KG 200 – 700 Kosten pro Bewohner von 70.692,27 € brutto. Die Refinanzierung dieser Baukosten wurde im Kapitel 6 ausführlich dargestellt.

8.3 Innenraumgestaltung/Innenarchitektur in Wohngemeinschaften – weit mehr als professionelle Raumgestaltung Anspruch und Auswirkungen Notwendigkeit der professionellen Gestaltung im Wettbewerb Wer eine Wohngemeinschaft konzipiert, baut, bewirtschaftet oder die pflegerische Versorgung sicherstellt, erbringt eine professionelle Leistung auf höchstem Niveau. Wie jedoch geben Sie dieser Leistung ein Gesicht? Vom Marketing über die Entwicklung einer Corporate Identity beginnen Sie, die Wertewelt für Ihre Mieter und deren Angehörige zu erfassen und ablesbar zu machen. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance Welche Bedeutung hat für Ihre Mieter und deren Angehörige der erste Eindruck, wenn sie Ihre Wohngemeinschaft besichtigen? Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance: Die Signale, die gesetzt werden, müssen unmittelbar die Wertewelt Ihrer Kunden spiegeln. So fühlen sich diese in Ihren persönlichen Anliegen und Strukturen verstanden und angenommen. Die Gestaltung der Wohngemeinschaft selber in den Bereichen Gemeinschaftsküche, Material- und Farbgestaltung hat sich ebenfalls an diesen Werten und den entsprechenden Bedürfnissen zu orientieren. Das Ergebnis zeigt zufriedene Mieter, Angehörige und Mitarbeiter. Geschickt gesetzte Signale bewirken nicht nur die positive Kundenentscheidung, sondern ermöglichen für alle Beteiligten ein Leben in einer echten Wohlfühlatmosphäre. Farben und Materialien Wenn vor Bezug oder beim Bau einer Wohngemeinschaft Entscheidungen für Wandfarben, Bodenbeläge, Beleuchtung getroffen werden müssen, entscheiden Sie über die zukünftige und für lange Zeit wirkende Ausstrahlung Ihrer Anlage. Wesentlich ist es, hier die Bedürfnisse der zukünftigen Mieter zu erkennen und in ablesbare Gestaltung umzusetzen. Fühlen sich Mieter und deren Angehörige angenommen und in Ihren Wertesystemen verstanden, haben Sie ein wesentliches Ziel Ihrer strategischen und konzeptionellen Überlegungen erreicht. Beispiele: Küche Küchen als traditioneller Lebensmittelpunkt für Familien seit vielen Generationen sind im eigentlichen Sinn barrierefrei zu gestalten. Wichtig dabei, vorher zu klären, wie die Prioritäten zu setzen sind. So werden in manchen Wohngemeinschaften abgesenkte

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Kochfelder gewünscht, damit die Mieter selber intensiv am Kochprozess teilhaben können, andere legen darauf keinen besonderen Wert. Manchmal sind rollstuhlunterfahrbare Arbeitsplatten gefragt, in anderen Wohngemeinschaften werden diese Arbeiten im Rollstuhl oder auf einem Kuchenstuhl am Esstisch erledigt. Alle Elektrogeräte mit Ausnahme der Kühl- und Gefrierschränke sollten über einen Zentralschalter ausschaltbar sein. Wenn Sie die Spülmaschine etwas höher setzen, schaffen Sie auch Rollstuhlfahrern die Gelegenheit diese zu bedienen. Ganz wesentlich: Rollstuhlfahrer können auch in diesem Bereich das Gefühl der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bewahren und damit ein Stück Zufriedenheit und Lebensqualität erhalten. Ein Backofen der auf Arbeitshöhe angebracht ist sollte nach Möglichkeit daneben auch eine Ablagefläche für Töpfe und Bachbleche/Backformen haben. Dienstzimmer/Pflegebüro Wie können Sie auf nachhaltige Weise den Bewohnern und deren Angehörigen vermitteln, wie verantwortungsvoll Sie mit dem Thema Pflegedienstleistung umgehen? Welchen ersten Eindruck bekommen die Menschen, wenn sie das Dienstzimmer sehen? Spiegelt eine klare Struktur die Qualität Ihres Handelns? Klare Strukturen und erkennbare Abläufe schaffen Vertrauen und geben das Gefühl, hier richtig und angemessen versorgt zu werden. Nutzen Sie diese Chance und zeigen Sie durch eine gute Gestaltung dieses Arbeitsplatzes Ihr Können. Medikamente für Bewohner: strikte Regeln von der Medikamentenstellung über die Dokumentation bis hin zur Lagerung sorgen für die notwendige Sicherheit. Auf dem Markt gibt es hervorragende Systeme zur Bevorratung und Lagerung, die allerhöchsten Anforderungen aus dem Klinikbereich gerecht werden. Auch gibt es einfache Systeme, die die Medikamente Bewohner bezogen in Containern verwahren, mit Namensschild versehen. Ein Medikamentenkühlschrank und ein Tresor/Fach für Betäubungsmittel sind ebenfalls vorzuhalten. Mein Tipp: Wenn es gelingt, die Organisation der Medikamentenlagerung positiv sichtbar zu machen, sind Sie auf dem besten Weg, die hohe Professionalität Ihres Handelns erlebbar und verständlich zu vermitteln. Sitzmöbel und Tische Stellvertretend für viele andere Möbel: Tische: ja standfest müssen sie sein und vor allem unterfahrbar für Rollstühle. Sie erinnern sich, wie angenehm Waschbecken mit geringerer Aufbauhöhe empfunden werden. Ein Tisch mit Mittelsäule, flacher Bodenplatte und frei von jeglichen Zargen kann all diese Vorgaben erfüllen. Stühle, die einen hohen Rücken haben, ermöglichen entspanntes Sitzen über einen längeren Zeitraum und seitliche Armlehnen geben Halt und Sicherheit. Selbstverständlich sollten schwer entflammbare Bezüge sein mit einem Nässeschutz gegen Inkontinenz versehen werden.

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Auch bei Sesseln und Sofas muss eine moderne Form nicht den Anspruch an eine körpergerechte Sitzhöhe und Sitztiefe ausschließen. Beleuchtung der Räume, Zugang zu Garten und Terrasse Wenn Menschen das Haus nicht mehr oft verlassen können, so hat eine wissenschaftliche Studie dargestellt, empfangen Sie nur noch ca. 2% der natürlichen Sonneneinstrahlung und des natürlichen Tageslichtes. Wundern wir uns also nicht länger, warum Depressionen im Alter zunehmen. Natürlich ist dies nicht die einzige Ursache, aber hier soll Ihre Sensibilität für das Thema Licht und Beleuchtung gefördert werden. Die Lösungen für eine auch bei Menschen mit Demenz angemessene und ausreichende Beleuchtung die sowohl Energie sparend als auch wartungsfrei für lange Zeit sind, wurden von mir in einem Modellprojekt eines Essener Altenheimes erstmalig bereits in 2009/2010 in NRW umgesetzt und ich stehe Ihnen gern außerhalb dieses Ratgebers für weitere Informationen zur Verfügung. Ein bodentiefes Fenster zeigt die bestmögliche Einbeziehung der Natur in den Wohnund Aufenthaltsbereich. Ob Terrasse oder Balkon: erst durch einen schwellenlosen Übergang wird der ungehinderte Zugang möglich. Zusammenfassung Fassen wir die hier genannten Punkte als Chance auf, den Gesamterfolg des Projektes sicher zu stellen, erkennen wir die vielfältigen Möglichkeiten zur Einflussnahme. Sowohl farbpsychologische Aspekte, Vorgaben der Betriebsabläufe, Auswahl von Oberflächen, Wand- und Bodenbelägen und vieles mehr schaffen den Rahmen für ein Leben in einer echten Wohlfühlatmosphäre. Gelingt es obendrein, diese Planung rechtzeitig und im Austausch mit den anderen Fachgewerken anzustoßen, gewinnen Sie wertvolle Zeit, Ihre Entscheidungen zu überdenken und sicher und zukunftsorientiert zu treffen. Wenn sowohl wirtschaftliche als auch menschliche Bedürfnisse wahrgenommen und berücksichtigt werden, dann – und ich verstehe Gestaltung als die Summe aller genannten Faktoren – dann haben alle Beteiligten Erfolg.

209

9 Marketing und Kommunikation ambulant betreuter Wohngemeinschaften Ambulante Wohngemeinschaften sind keine „verschlossenen Anstalten“: Sie stehen im Leben, in der Kommune und im wirtschaftlichen Wettstreit mit anderen WohnVersorgungsangeboten: Das bedeutet, dass Vermarktung und Kommunikation eine wichtige Funktion und Bedeutung für den Erfolg eines Wohngemeinschaft-Projekts haben.

9.1

Aufgaben und Ziele des Marketings und der Kommunikation

Wohngemeinschaften bewegen sich in einem dynamischen Pflegemarkt. Die Antipole dieses Marktes bestehen einerseits in den stationären Einrichtungen und den ambulanten Pflegediensten andererseits. Es besteht somit ein Spannungsfeld, in dem Wohngemeinschaften zu positionieren sind. Die Kernaufgabe einer konsistenten MarketingStrategie umfasst dementsprechend die Positionierung der Wohngemeinschaften in der internen und externen Öffentlichkeit. Dabei sind schon zentrale Positionierungen erfolgt durch die Festlegung der philosophischen Grundausrichtung, der wirtschaftlichen Ausprägungen und der organisatorischen Gestaltungen der Wohngemeinschaften. Das Marketing-Konzept ist somit eine integrative Betrachtungsweise aller bestimmenden und positionierenden Entscheidungen über Wohngemeinschaften. In der wirtschaftlichen Festlegung werden die Pflege- und Betreuungsleistungen hinsichtlich ihrer qualitativen und quantitativen Ausprägung bestimmt. Das daraus resultierende Mengengerüst ergibt mit den Kostenstrukturen aus Einzel- und Gemeinkosten die wirtschaftliche Kalkulation auf der Basis der Gestehungskosten und der Erlöse. Die zugrundeliegenden Betreuungs-Modelle sind Ausdruck der Leistungen, die aus der philosophischen Grundhaltung resultieren. Adäquat dazu ergibt sich die organisatorische Gestaltung aus der philosophischen Grundhaltung. Im Fokus steht hier vor allem die Unterscheidung in selbstbestimmte oder anbieterverantwortete Wohngemeinschaften. Bei selbstbestimmten Wohngemeinschaften haben die Mieter und vor allem deren Angehörige einen hohen Einfluss auf die organisatorische Konzeption der Wohngemeinschaften. Dies kommt zum Ausdruck in Angehörigengremien, in denen wichtige Entscheidungen, z.B. über die Leistungsorganisation, gefällt werden. Bei anbieterverantworteten Wohngemeinschaften liegt der Hauptschwerpunkt der Ausrichtung und Organisation der Wohngemeinschaft beim Anbieter. Er entscheidet überwiegend über die Leistungsorganisation, die Abläufe und Bewohner-Struktur der Wohngemeinschaft mit deutlich geringeren Mitwirkungsmöglichkeiten der Bewohner und Angehörigen. Diese Festlegungen finden sich wieder in der Marketing-Konzeption und der Kommunikation. Dabei gibt es zwei verschiedene Sichtweisen:

211

Marketing/Kommunikation von Wohngemeinschaften Philosophische Grundlage von Wohngemeinschaften

Wirtschaftliche Positionierung

Organisatorische Gestaltung/Konzeption

Strategisches Marketing-/ Kommunikations-Konzept

Stakeholder (Umfeld-Analyse)

Zielgruppen

Inhalte

Vorgehensweise

Operatives Marketing-/Kommunilations-Konzept

Umsetzung in Instrumente

Umsetzung in Prozesse

Abbildung 10.1: Grundlagen und Strukturierung des Marketings/der Kommunikation von Wohngemeinschaften

1. Philosophie-Zentrierung: Hierbei werden ausgehend von der grundlegend phi-

losophischen Festlegung der Wohngemeinschaft die zielgruppenspezifischen Marketing- und Kommunikationsinhalte bestimmt, sodass das Marketing die Aufgabe der Kommunikation der Inhalte nach innen und außen übernimmt. 2. Marketing-Zentrierung: Hier liegt der Ausgangsschwerpunkt auf den Vermarktungs-

möglichkeiten der Wohngemeinschaften – aus dem Marketing heraus werden somit die für die Vermarktung und wirtschaftliche Gestaltung erfolgszentralen Vorgaben entwickelt, an denen sich die philosophische Ausrichtung und abgeleitet die wirtschaftliche und organisatorische Gestaltung auszurichten haben. Die Marketing- und Kommunikationssicht rundet somit die Gesamtsicht ab und integriert marktorientierte Gesichtspunkte in die Gestaltung der Wohngemeinschaften. Unabhängig davon, ob die erste oder zweite Marketing-Sichtweise eingenommen wird,

212

stellt die Markt- und Kommunikations-Perspektive einen wichtigen Erfolgsfaktor für Wohngemeinschaften dar.

9.2 Struktur-Elemente des Marketing- und KommunikationsKonzeptes Baut das Marketing und die Kommunikation auf der internen und externen Positionierung der Wohngemeinschaften auf, so kommt zwei entscheidenden Struktur-Elementen eine zentrale Bedeutung bei: 1. Die Analyse der unterschiedlichen Faktoren und Größen, die Einfluss auf die Gesamtkonzeption der Wohngemeinschaften haben und somit in der KommunikationsStrategie abzubilden sind. 2. Die Entwicklung einer zielgruppenspezifischen Kommunikationsstrategie und deren operative Umsetzung. Das erste Element stellt die Umfeld-Analyse dar. Sie beinhaltet Antworten auf folgende Fragen: –– Welche Personengruppen/Institutionen haben Einfluss auf den Erfolg und die Gestaltung der Wohngruppen? –– Welche Anforderungen werden von diesen Personengruppen gestellt? –– Welche Eigeninteressen und Ziele verfolgen diese Personengruppen? –– Wie sind diese Personengruppen/Institutionen miteinander verflochten? –– Welchen Einfluss haben diese Personengruppen – welche Relevanz kommt ihnen zu? –– Wie wird dieser Einfluss ausgeübt? –– Zu welchen Ergebnissen kann diese Ausübung des Einflusses kommen – welche Konsequenzen sind mit der Einfluss-Ausübung verbunden? Im Wesentlichen geht es um die Identifizierung und Bewertung der für die öffentliche Positionierung der Wohngemeinschaften wichtigen Stakeholder. Diese Informationen sind für die bereits oben dargestellte Marketing-Zentrierung entscheidend, weil danach die philosophische Grundausrichtung und Gestaltung erfolgt. Für die Philosophie-Zentrierung sind sie ebenfalls wichtig, weil Befürworter und Kritiker der grundsätzlich getroffenen Philosophie-Ausrichtung erkennbar werden. Aus beiden Gesichtspunkten sind die Antworten auf diese Fragen die Grundlage für die zu entwickelnde Kommunikation. Dabei ist es sinnvoll, eine strategische Ebene einerseits und eine operative andererseits zu unterscheiden. Auf der strategischen Ebene geht es um die grundlegende Richtungsentscheidung hinsichtlich der Bestimmung der Zielgruppen, der daraufhin auszuwählenden Kommunikationsinhalte und der damit zusammenhängenden Vorgehensweisen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wen möchten wir mit welchen Inhalten über welche Vorgehensweisen ansprechen und welche Zielsetzung verfolgen wir damit. Hier werden somit die strategischen Kommunikationsziele entwickelt und zugrundegelegt. In der operativen Ebene

213

geht es darum, die strategischen Festlegungen in konkreten Kommunikationsinstrumenten und Kommunikationsprozessen umzusetzen und dies auch in konkreten Kommunikationsbudgets zu hinterlegen. Somit werden die operativen Kommunikationsziele bestimmt, sodass bei Einbeziehung der damit verbundenen Kosten auch eine Messung der Zielerreichung möglich wird. Durch diese Vorgehensweise wird das Marketing als integrierendes Konzept der Grundausrichtung der Wohngemeinschaften mit der Positionierung im Markt gerecht. Bevor konkrete Kommunikationsmaßnahmen und Verhandlungen mit Sozialhilfeträgern stattfinden, lassen sich alle Inhalte und Ziele der Kommunikation mit der Ausrichtung der Wohngemeinschaften abgleichen und Inkonsistenzen bereinigen. Das Ergebnis ist eine Darstellung nach innen und außen „aus einem Guss“ mit einer hohen Identifikationswirkung der Mitarbeiter und Leistungserbringer.

9.3 Analyse und Bewertung möglicher Stakeholder Anhand der Stakeholder-Betrachtung wird die Wichtigkeit des Marketing-Konzeptes für den erfolgreichen Aufbau einer Wohngemeinschaft deutlich. Stakeholder sind alle die Personengruppen, die Einfluss auf die Wohngemeinschaften nehmen. Sie müssen nicht sofort erkennbar sein – häufig zeigen sie sich bei der Realisierung der Wohngemeinschaften erst im Verlauf.

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Strukturierung wichtiger Stakeholder von Wohngemeinschaften Stakeholder: Nutzer/Mieter finden in WG neuen Lebensraum sind zentrale Personen haben aufgrund der Gründe ihres Wechsels des Lebensmittelpunktes spezielle Anforderungen an WG Mögliche Eigeninteressen: haben durch ihren sozialen, kulturellen und durch bisherige Lebensweise geprägten Hintergrund eigene Vorstellungen über Lebensgestaltung in WG Standpunkt zu Wohngemeinschaften: unterschiedliche Standpunkte möglich können abgeneigt, indifferent oder positiv WG gegenüber eingestellt sein Stakeholder: Angehörige Bedeutung/Relevanz: sind auch Betroffene durch ihre Angehörigen mit ihren spezifischen Anforderungen sind häufig zentrale Entscheider bei der Auswahl der WG übernehmen in selbstbestimmten WG zentrale Aufgaben und Entscheidungen Mögliche Eigeninteressen: möchten ihre Angehörigen möglichst gut versorgt wissen haben evtl. finanzielle Restriktionen

214

–– möchten sich stark oder möglichst wenig hinsichtlich ihrer WG-Angehörigen

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engagieren Standpunkt zu Wohngemeinschaften: unterschiedliche Standpunkte möglich möchten aktiv auf Auswahl der WG einwirken möchten sich in WG aktiv einbinden sind eher passiv und sind froh, ihre Angehörigen versorgt zu wissen möchten sich möglichst wenig in WG engagieren Stakeholder: Kostenträger/ Sozialhilfeträger Bedeutung/Relevanz: sind entscheidende Verhandlungspartner bei LQV und bei Vergütungs-Vereinbarungen Mögliche Eigeninteressen: sehen die Vereinbarungen mit Wohngemeinschaften evtl. als Profilierungsmöglichkeit – zumindest für einzelne Mitarbeiter möchten Sozialhilfe-Budgets deckeln oder entlasten übernehmen die soziale Verantwortung für die WG-Nutzer unterschiedliche Standpunkte möglich können WG fördern und ihnen positiv gegenüber aufgeschlossen sein können versuchen, WG in der eigenen Stadt zu verhindern können versuchen, die Zuzahlungen/Aufwände für WG möglichst gering zu halten Stakeholder: Stadt/politische Würdenträger Bedeutung/Relevanz: können direkt oder indirekt starken Einfluss auf die Akzeptanz der Sozialhilfeträger ausüben können einen hohen Multiplikatoreffekt in der Grundeinstellung und Kommunikation für WG einnehmen Mögliche Eigeninteressen: können soziale Errungenschaften in den WG als Leistungen gegenüber der Allgemeinheit politisch umsetzen können durch Verflechtungen mit anderen Anbieterformen (stationäre Einrichtungen) WG behindern Standpunkt zu Wohngemeinschaften: unterschiedliche Standpunkte möglich einerseits können WGs unterstützt werden als Sozialleistungen andererseits können aus Kosten- oder anderen Gründen WGs behindert werden Stakeholder: Investoren Bedeutung/Relevanz: sind zentrale Player bei der baulichen Ausstattung von WG Mögliche Eigeninteressen: erwarten eine stabile Rendite ihres Investments über einen längerfristigen Zeitraum Risikobegrenzung durch erfolgreiche Wohngemeinschaft

215

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Standpunkt zu Wohngemeinschaften: Z ielsetzung sind prosperierende WG mit positivem Sozial-Image und einer langfristigen Stabilität Stakeholder: Pflegedienste mit `stationären Einrichtungen/ bestehende Anbieter Bedeutung/Relevanz: sehen sich häufig als Konkurrenten zu WGs Mögliche Eigeninteressen: möchten entweder selber WG aufbauen oder sehen sich als Konkurrenten und möchten in der Stadt WGs verhindern Standpunkt zu Wohngemeinschaften: Je nach Zielsetzung möchten sie WGs aufbauen oder evtl. als vermeintliche Konkurrenz verhindern Stakeholder: Mitarbeiter/ Betreuer Bedeutung/Relevanz: sind zentrale Personen bei der Leistungserbringung und der Kulturgestaltung der WG haben hohe Kommunikationswirkung nach außen durch Umsetzung der WGKultur Mögliche Eigeninteressen: haben evtl. eigene Vorstellungen und Zielsetzungen hinsichtlich Betreuung und Pflege Standpunkt zu Wohngemeinschaften: je nach Kultur und Motivation sind sie Gestalter einer positiven oder negativen WG-Kultur

Von Anfang an erkennbare und offensichtliche Stakeholder sind die Nutzer und ihre Angehörigen. Die Nutzer stellen durch ihre speziellen Anforderungen und ihre, aus der bisherigen Lebensführung vorhandenen Gewohnheiten den Gradmesser der WG-Konzeption dar. Wie in Kapitel 2 dargestellt, lassen sich die philosophischen Grundausrichtungen einteilen in Fokussierung auf diese Anforderungen oder in Gestaltungsformen, denen sich diese Anforderungen unterzuordnen haben. Die Angehörigen können eine beträchtliche Heterogenität aufweisen. Sie sind überwiegend die zentralen Zielpersonen, wenn es um die Auswahl der jeweiligen Wohngemeinschaft geht. Sie können sich stark unterscheiden hinsichtlich ihrer Motivation und ihres Engagements in der Wohngemeinschaft. Es gilt somit, sich bewusst zu machen, welcher Typus von Angehörigen zur jeweiligen Konzeption einer Wohngemeinschaft am besten passt und wie er vom Konzept aber auch kommunikationsmäßig anzusprechen wäre. Zentrale Stakeholder sind für die Verhandlungen die Kostenträger/Sozialhilfeträger. Wie unterschiedlichste Beispiele in einzelnen Kommunen zeigen, gibt es hier differenzierte Haltungen und Ausprägungen, wenn es um die Begleitung und Akzeptanz von Wohngemeinschaften geht. In einigen Kommunen werden Wohngemeinschaften positiv für die Versorgung bestimmter Bevölkerungsteile gesehen – andere dagegen signalisieren erheblich Widerstände beim Aufbau von Wohngemeinschaften. In der StakeholderAnalyse gilt es, sich in Vorgesprächen und anderen Kontakten ein möglichst genaues

216

Bild von der Haltung dieser Personengruppe zu machen, um die Verhandlungen und mögliche Kommunikationsmaßnahmen daraufhin abzustellen. Hier empfiehlt sich auch die Einbeziehung der Akteure auf sozial- oder kommunalpolitischem Gebiet. Wohngemeinschaften stellen immer mehr ein Aushängeschild einer Stadt oder Kommune dar in der Art und Weise, wie mit bedürftigen Menschen umgegangen wird. Insbesondere die Grundausrichtung der Menschzentrierten Wohngemeinschaft zeigt eine ethische Perspektive, die sich sozial- und kommunalpolitisch sehr gut darstellen lässt und Mandatsträgern in der politischen Diskussion Pluspunkte einbringen kann. Von daher ist die Analyse und auch die kommunikative Ausrichtung auf diese Personengruppe gerade in Verbindung mit eventuellen Weisungsbefugnissen oder Vorgaben an die Sozialhilfeträger ein wichtiger Baustein in der Marketing- und Kommunikationsstrategie. Dies beeinflusst die Investoren als weitere wichtige Stakeholder. Für die Erstellung der baulichen Immobilien werden Investoren Standortanalysen heranziehen, in denen neben anderen Faktoren die Akzeptanz und Positionierung einer Wohngemeinschaft innerhalb einer Kommune eine wichtige Rolle spielen. Je höher die Akzeptanz und auch die Bereitschaft zu einer konstruktiven Diskussion mit den Sozialhilfeträgern ist, umso größer auch die Neigung der Investoren auf eine Erstellung einer Wohngemeinschaft in der jeweiligen Kommune. Für die Investoren sind daneben noch weitere Aspekte, insbesondere das Gesamtkonzept mit dem Pflegedienst, relevant, sodass für diese Stakeholder eine eigene Informationskonzeption und Kommunikation erforderlich ist. Neben der Betrachtung der einzelnen Stakeholder zeigt sich auch die Notwendigkeit der Vernetzung innerhalb der Stakeholder am Beispiel der potenziellen Konkurrenz in Form bestehender Pflegedienste, eventuell mit stationären Einrichtungen. Häufig sind neben privaten Trägern auch städteeigene stationäre Einrichtungen oder Träger von Wohlfahrtsverbänden in diese Perspektive einzubeziehen. Diese Personengruppe tritt häufig als Anbieter eigener Wohngemeinschaften in Erscheinung oder sieht Wohngemeinschaften als Konkurrenz für die stationären Einrichtungen an. Häufig gibt es innerhalb der einzelnen Organisationen Querverbindungen und Querverrechnungen, sodass diese Dienste und Institutionen einbezogen werden sollten in die Kommunikation. Dies kann beispielsweise in Form gemeinsamer Qualitätsstandards oder Vergleichsrechnungen Wohngemeinschaft/stationäre Einrichtungen erfolgen. Neben diesen externen Stakeholdern nehmen die Mitarbeiter/Betreuer als interne Stakeholder einen wichtigen Stellenwert ein. Ihre Ausrichtung, Ausbildung/Qualifikation und Kultur sind zentral für die Umsetzung und Kommunikation der Kultur der Wohngemeinschaft nach innen und außen. Hier geht es darum zu prüfen, welche Mitarbeiter verfügbar bzw. beschaffbar und wie sie für die philosophische Grundausrichtung der Wohngemeinschaft qualifizierbar sind. Hier schließt sich wiederum der Kreis zu den Mietern/Nutzern, dem Leistungsverständnis und der Einbeziehung der Angehörigen im Rahmen der Angehörigenarbeit. Die Mitarbeiter sind somit einerseits Adressaten der Kommunikation durch die Leitungskräfte und der Geschäftsführung, andererseits sind sie selber Träger der Kommunikation zu den Mietern und Angehörigen. Somit sind im Rahmen einer durchgängigen Kommunikation die Philosophie der Wohngemeinschaft und die Kultur durch die Mitarbeiter in Einklang zu bringen.

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Die Stakeholder-Analyse zeigt somit, dass es eine Vielzahl von Einflussgruppen gibt, von denen hier nur die wichtigsten entwickelt sind. Darüber hinaus sind beispielsweise Seniorenbeiräte in den Gemeinden, die Presse, Nachbarn der Wohngemeinschaften, die Kooperationspartner in Form von Therapeuten u.a. sowie Verbände zu nennen. Sie alle nehmen Einfluss auf die Akzeptanz und Positionierung innerhalb der Kommune und sind in der Kommunikation zu erfassen. Die Stakeholder-Betrachtung schafft somit eine „Einflussgruppen-Landkarte“, die durch die Kommunikation systematisch bedient werden sollte.

9.4 Strategische Kommunikation ausgewählter Zielgruppen Zwei wichtige Zielgruppen sind, wie dargestellt, die Nutzer und ihre Angehörigen. Sie sind zentral für den wirtschaftlichen Erfolg der Wohngemeinschaft, weil sie einerseits die Entscheidung für oder gegen eine Wohngemeinschaft treffen. Sie sind, wirtschaftlich gesehen, somit die Kunden, die durch das Leistungsangebot überzeugt werden müssen. Hier ist die Philosophie der Wohngemeinschaft mit den damit verbundenen Lebensweisen und organisatorischen Ausrichtungen darzustellen. Entscheidend dabei ist, in der Kommunikation einen hohen Gleichklang der potenziellen Nutzer und ihrer Angehörigen mit der Gestaltung der Wohngemeinschaft zu erreichen. Dies bezieht sich auf alle, sowohl baulich als auch betreuerisch, relevanten Maßnahmen. Auf der Preisund Kostenebene sind die Preisvorstellungen der Nutzer und ihrer Angehörigen mit den Betreuungspauschalen und den Preisen der Wohngemeinschaft abzugleichen. Hier ergeben sich in der Kommunikation wichtige Hinweise für Preisobergrenzen. Das Anforderungsprofil der Nutzer und ihrer Angehörigen ist mit der Positionierung der Wohngemeinschaft abzugleichen. Inkonsistenzen hierbei wirken sich später negativ auf die Lebensführung der Nutzer und die Angehörigenarbeit aus. Beispielsweise sind bei funktionalzentrierten Wohngemeinschaften die Leistungen und vor allem Mitwirkungsmöglichkeiten der Angehörigen abzustimmen, da deutliche Anpassungen an die Abläufe in den Wohngemeinschaften zu Einschränkungen führen. Umgekehrt sind bei menschzentrierten und sogar selbstbestimmten Wohngemeinschaften ein hohes Engagement und Mitwirkungen der Angehörigen erwünscht, was nicht immer mit deren Zielen übereinstimmt. Vor allem die Angehörigen sind aus Kommunikationssicht nicht nur als Kunden wichtig. Vielmehr sind sie Kommunikationsverstärker in der Imagebildung der Wohngemeinschaft durch Mundpropaganda. Sowohl die Nutzer als auch deren Angehörige sind somit kontinuierlich kommunikativ zu betreuen und in die Kommunikation zu integrieren. Eine gute Möglichkeit dazu bieten regelmäßige Nutzer- und Angehörigen-Befragungen. Sowohl bei der Befragung an sich als auch bei der Darstellung der Ergebnisse bieten sich sehr gute Möglichkeiten zur Kommunikation. Die Befragungsäußerungen stellen Chancen zur Steuerung der Wohngemeinschaften dar. Die Institutionalisierung von Befragungen schafft somit einen Prozess, in dem die Nutzer und Angehörigen mit ihren Wahrnehmungen einen wichtigen steuernden und integrativen Faktor darstellen.

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Strategische Kommunikationsziele und -inhalte ausgesuchter Zielgruppen Zielgruppe: Nutzer/Mieter Kommunikations-Ziele: Ermittlung der speziellen Anforderungen und der Grundlage/ Hintergründe der bisherigen Lebensführung Integration der Nutzer in die Normalität der WG Ermittlung der Preisvorstellungen Kommunikations-Inhalte: Spezifika der bisherigen Lebensführung Faktoren für Wohlbefinden in neuer WG Darstellung der Normalität bzw. der Abläufe in der neuen WG Preise und Kosten Nutzen-Beitrag Intensive Auseinandersetzung mit Vorlieben und Anforderungen ermöglicht Integration in die neue Lebensumgebung des Nutzers Ausrichtung der Mitarbeiter und anderer Mieter auf neuen Nutzer Zielgruppe: Angehörige Kommunikations-Ziele: Ermittlung der speziellen Anforderungen und der Grundlage/Hintergründe der bisherigen Lebensführung des Nutzers Erfassung der Anforderungen und Eigenziele der Angehörigen Vermittlung der philosophischen Grundhaltung der WG mit den daraus abgeleiteten Abläufen und Leistungen Integration der Angehörigen in die Organisation und Leistungen der WG Ermittlung der Preisvorstellungen Kommunikations-Inhalte: Spezifika der bisherigen Lebensführung und Faktoren für Wohlbefinden in neuer WG des Nutzers Anforderungen und Eigenziele der Angehörigen Philosophische Grundausrichtung der WG Leistungen, Abläufe und Mitwirkungsmöglichkeiten der Angehörigen Ziele und Vorgehensweisen der Angehörigenarbeit Preise und Kosten Nutzen-Beitrag Kennenlernen der Anforderungen, Sichtweisen und Eigenziele Klärung der Mitwirkungs- und Integrationsmöglichkeiten der Angehörigen in die Lebensführung der Nutzer in WG Wo notwendig, Abgrenzungen des Einflusses möglich Etablierung einer kontinuierlichen Zusammenarbeit und Kommunikation Zielgruppe: Stadt/politische Würdenträger/ sozialpolitische Akteure Kommunikations-Ziele: Anstoß einer grundsätzlichen Positionierung der WG hinsichtlich der philosophischen Grundlagen

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–– Ermittlung der Befürworter/Kritiker bestimmter Grundausrichtungen –– Meinungsbildung hinsichtlich der präferierten WG-Grundausrichtung –– –– –– –– –– –– ––

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Kommunikations-Inhalte: Bedarfslage der Nutzer Rahmenbedingungen für Lebensraum der Nutzer in WG Notwendige Leistungen zur Schaffung dieser Rahmenbedingungen Positionierung der Kosten-Größenordnungen zur Schaffung dieses Lebensraums Nutzen-Beitrag: Kenntnis der Einstellungen unterschiedlicher Akteure zu philosophischen Grundlagen und Kosten-Größenordnungen der WG Diskussionsführung ist Teil der Willensbildung für Grundausrichtungen der WG Einbindung von Verbündeten für präferierte WG-Grundausrichtung Zielgruppe: Kostenträger/ Sozialhilfeträger Kommunikations-Ziele: Konsenserzielung über Leistungs- und Qualitäts-Programm auf der Grundlage der philosophischen Grundausrichtung Konsenserzielung der Betreuungspauschalen im Rahmen der Vergütungsvereinbarungen Ermittlung der Preis-Obergrenzen Einbeziehung anderer Pflegedienste mit WGs hinsichtlich der Verhandlungsabläufe und Kosten-Standards Kommunikations-Inhalte: Inhalte der Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen (LQV) und Vergütungsvereinbarungen nach §§ 75, 76 SGBXII Philosophische Grundlage der WG für Leistungs- und Vergütungsverhandlung Sozialpolitische Willensbildung in der Stadt/Kommune zur philosophischen Grundausrichtung in Abstimmung mit anderen Pflegediensten Nutzen-Beitrag: Zentrale Instanz zur Leistungs- und Kostenvereinbarung Einbettung der Verhandlungen in sozialpolitische Willensbildung schafft Argumentationsgrundlagen für Leistungen und Vergütungen Gemeinsame Abstimmung mit anderen WG-Pflegediensten ermöglicht Etablierung von Verhandlungs-Standards Zielgruppe: Investoren Kommunikations-Ziele: Darstellung der Akzeptanz der WG-Grundkonzeption in Kommune Darstellung der eigenen pflegerischen, organisatorischen und kaufmännischen Fachkompetenz Darstellung der langfristig stabilen wirtschaftlichen Situation Verringerung der Risikowahrnehmung der Investoren Kommunikations-Inhalte: Philosophische Grundkonzeption der WG Standortanalyse-Ergebnisse und sozialpolitische Einstellung zur WG-Ausrichtung

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–– Ergebnisse der Vorgespräche mit Sozialhilfeträgern bzw. deren Haltung zu Leis-

tungs- und Vergütungs-Verhandlungen –– Eigene Fachkompetenzen und nachhaltige Controlling- und Steuerungs-Konzepte

Nutzen-Beitrag: –– Aktive Kommunikation aller für Investoren notwendigen bzw. in deren Wahrneh-

mung wichtigen Faktoren für WG-Immobilien-Investment –– Konkrete Überprüfung der tatsächlichen eigenen Fachkompetenzen und nachhaltiger Controlling- und Steuerungs-Konzepte –– Aufbau einer langfristigen grundlegenden Zusammenarbeit durch Transparenz der für Investoren und Pflegedienste wichtigen Faktoren Eine zweite Zielgruppe stellen die sozial- und kommunalpolitisch aktiven Personengruppen dar. Hier sind insbesondere die politischen Würdenträger als auch Seniorenbeiräte und andere am sozialpolitischen Willensbildungsprozess Beteiligte aus der StakeholderAnalyse zu betrachten. Die Zielsetzungen liegen hier auf zwei Ebenen. Zum einen ist zu ermitteln, welche philosophischen Grundausprägungen der Wohngemeinschaften präferiert werden und wie die Meinungsbildung in der jeweiligen Stadt dazu aussieht. Hierbei sind die verschiedenen Befürworter und Kritiker sowie deren Argumente, Motive und Eigeninteressen zu betrachten. Diese häufig vernachlässigte Maßnahme hat den großen Vorteil, dass auf einer grundsätzlich konzeptionellen Ebene Diskussionsprozesse angestoßen werden, die die einzelnen Personen involvieren und quasi präjudizierend schon Vorab-Normen gesetzt werden, die sich in späteren Verhandlungen kommunikativ einsetzen lassen. Hierzu findet sich ein interessantes Beispiel in Gelsenkirchen: Im Rahmen der sogenannten Gelsenkirchener Erklärung wurden die Grundlagen der Ethik der Betreuung in Wohngemeinschaften erfasst, sodass dies einem grundsätzlichen Bekenntnis einer menschzentrierten Philosophie nahekommt. Insofern lassen sich von dieser Grundlage aus in der sozialpolitischen Öffentlichkeit Inhalte der Leistungs-, Qualitäts- und Vergütungsvereinbarungen fundiert kommunizieren. Die zweite Ebene liegt auf der Ebene der Meinungsbildung. Allein durch die Diskussion bestimmter für die Gestaltung der Wohngemeinschaften wichtiger Werte, wie z.B. des Stellenwertes der Bedarfslage der Menschen, der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der kostenmäßigen Größenordnungen, findet ein Meinungsbildungsprozess statt, der durch Kommunikationsmaßnahmen beeinflusst und gesteuert werden kann. Insbesondere die Gegenüberstellung eines würdevollen Lebens einer menschzentrierten mit dem Kostenargument einer funktional-zentrierten Wohngemeinschaft schafft Grundlagen für die kommunikative Positionierung der vom Pflegedienst präferierten Wohngemeinschaft. Hier wird also das Umfeld für die Verhandlungen mit den Sozialhilfeträgern entwickelt. Die Sozialämter und Sozialhilfeträger stellen eine weitere zentrale Zielgruppe dar. Hier geht es vor allem darum, die Kosten für die Betreuung festzulegen und auszuhandeln. Die Erfahrungen zeigen, dass es in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedliche Grundhaltungen gibt – sie reichen von einer hohen Offenheit bis zu einer restriktiven Handhabung. Die Verhandlungen erfolgen auf der Grundlage der §§ 75 und 76 SGB XII

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Meinungsbildung durch Kommunikation

Positionierung von Wohngemeinschaften

Wirtschaftliche Positionierung

Verhandlungslösung nach § 75 und §76 SGB XII

Abbildung 10.4: Stellenwert der Kommunikation bei der Positionierung der Wohngemeinschaften bei Sozialhilfe-Trägern

und umfassen die Leistungs- und Qualitätsvereinbarung, die Vergütungsvereinbarung und die Prüfungsvereinbarung. Üblicherweise werden erst die Leistungen und dann die Betreuungspauschalen im Rahmen der Vergütungsvereinbarung festgelegt. Häufig ist zu beobachten, dass bei restriktiv handelnden Kommunen ein hoher Schwerpunkt auf einer juristischen Durchsetzung der Festlegungen für Wohngemeinschaften liegt. Das SGB XII sieht Rechtsgrundlagen hierfür vor. Jedoch wird häufig übersehen, dass die Inhalte der Verhandlungen auf der Basis von Grundpositionierungen der Personen in den Sozialhilfeträgern oder der Institution als solcher erfolgen. Da diese Institutionen häufig in die allgemeine sozialpolitische Willensbildung eingebettet sind, kommt dem kommunikativen Prozess vor und während der Verhandlungen eine hohe Bedeutung zu. Wie dargestellt, lässt sich die Meinungsbildung, aber auch der Prozess der Verhandlungen im Vorfeld zumindest ermitteln oder in einem gewissen Rahmen herbeiführen. Diese inhaltlichen Argumente und ethischen Grundfestlegungen finden sich wieder in den Leistungsbeschreibungen der Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen. Damit verbunden ist auch eine gewisse wirtschaftliche Grundpositionierung, da sich die Gestehungskosten aus den Leistungs- und Qualitätsmodellen herleiten. Die sozialpolitische Willensbildung präjudiziert damit quasi bestimmte Größenordnungen der Betreuungspauschalen. Die Verhandlungen finden nicht in einem luftleeren Raum statt, sondern sind eingebettet in die sozialpolitische Meinungsbildung, die damit einhergehende wirtschaftliche Grundpositionierung und in die durch die rechtlichen Grundlagen vorgeschriebenen Rahmenbedingungen. Somit lassen sich die Erfolgschancen steigern, wenn die Verhandlungen mit den Sozialhilfeträgern in einen begleitenden Kommunikationsprozess integriert sind. Beispielsweise ist es vorteilhaft, wenn möglichst frühzeitig die wirtschaft-

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lichen Auswirkungen bzw. die Wirkungen auf die Gestehungskosten in die Verhandlungen der Leistungsprogramme einbezogen werden, sodass die Verhandlungspartner nicht aneinander vorbei verhandeln. Vielmehr lässt sich durch die begleitende Simulation der Gestehungskosten ein höheres Verständnis für die Kostenwirkungen der Leistungsvereinbarungen bei den Sozialhilfeträgern und somit auch ein gesteigertes Commitment dieser Personen erzielen. Dementsprechend werden Widerstände auf der Kostenseite früher sichtbar und lassen sich hinsichtlich der Vereinbarkeit mit den sozialpolitischen Grundfestlegungen thematisieren. Dies setzt voraus, dass die Wirtschaftlichkeitskalkulation, wie in Kapitel 3 diskutiert, alle relevanten Wirtschaftlichkeitsgrößen abbildet und die nötige Flexibilität für solche begleitenden Simulationen aufweist. Der Kommunikation kommt bei der Zielgruppe der Sozialhilfeträger eine wichtige Aufgabe bei. Je ablehnender sich diese Institutionen in den jeweiligen Kommunen verhalten, umso mehr ist ein Kommunikationsprozess zu entwickeln, der ein möglichst hohes Commitment bei diesen Institutionen erzeugt. Hierbei sollte man sich nicht nur auf die rechtlichen Möglichkeiten fokussieren, sondern die Breite der sozialpolitischen Diskussion und Willensbildung einbeziehen. Dies ist zwar keine Erfolgsgarantie, ermöglicht jedoch einen deutlich breiteren Kommunikationsansatz als die rein juristische Auseinandersetzung. Am Ende der Verhandlungen wird es immer um die Inhalte gehen, die auf dem Konsens über die philosophische Grundhaltung basieren. Potenzielle Investoren stellen eine Zielgruppe dar, die bisher nur untergeordnet in Erscheinung getreten ist. Angesichts der in den nächsten Jahren zu erwartenden hohen Bedarfe an WG-Plätzen wird die Relevanz dieser Zielgruppe steigen. Angesichts von Schätzungen, die von ca. 10.000 bis 13.000 WG-Plätzen allein in Nordrhein-Westfalen bis 2020 ausgehen, würde ein Bedarf von ca. 400 – 520 Wohngemeinschaften bei Zugrundelegung des in NRW durch das WTG diskutierte Modell von 24 Personen pro Wohngemeinschaft entstehen. Diese Zahlen machen deutlich, dass sich Immobilieninvestoren, z.B. aus der Wohnungswirtschaft, hier ein Wachstumsmarkt eröffnet. Die Kommunikationsstrategie dieser Zielgruppe gegenüber baut auf den Kommunikationskonzepten der bisherigen Zielgruppen auf. Investoren haben vor allem zwei Zielsetzungen. Zum einen möchten sie eine bestimmte Rendite auf die Immobilieninvestition über einen längerfristigen Zeitraum realisieren. Zum zweiten soll das Risiko des Investments gering und kalkulierbar sein. Diese Zielsetzungen werden umso besser erreicht, je detaillierter die Ergebnisse aus der Stakeholder-Analyse ausfallen und die Kommunikationsresultate der bisher diskutierten Zielgruppen ein positives und konsistentes Bild ergeben. Je besser die Nutzer und Angehörigen zu der philosophischen Grundausrichtung der Wohngemeinschaften passen, umso geringere Vakanzen, Leerstände und negative Imagebildungen ergeben sich. Je besser die sozialpolitische Meinungsbildung mit der Konzeption der Wohngemeinschaften korrespondiert, umso größer wird die Akzeptanz in der Kommune sein, was sich in positiven Image- und Belegungswerten niederschlägt. Je besser die Übereinstimmung der Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen und die damit zusammenhängenden Vergütungsvereinbarungen mit den Sozialhilfeträgern ausfallen, umso wirtschaftlich stabiler werden sich die Wohngemeinschaften entwickeln.

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Die Darstellung dieser Faktoren beinhaltet somit einen Teil der Kommunikationsstrategie. Der andere Teil umfasst die Kompetenz des jeweiligen Pflegedienstes, die aus der philosophischen Grundhaltung resultierenden Leistungen und wirtschaftlichen Ergebnisse zu realisieren und die entsprechende Kultur in den Wohngemeinschaften zu etablieren. Ein wichtiger Aspekt im Rahmen der Kommunikationsstrategie ist nicht nur die einmalige Kompetenzdarstellung des Pflegedienstes. Vielmehr sollte in der Kommunikation zu Investoren dargestellt werden, mit welchen Sicherungs- und Controllingkonzepten eine nachhaltige und dauerhaft hohe Qualität der Leistungen und die geplante Wirtschaftlichkeit sichergestellt werden. Die Inhalte der Kommunikation sollten die fachliche, organisatorische und kaufmännische Managementkompetenz des Pflegedienstes für eine längerfristige Zukunft gegenüber Investoren darstellen. Die Entwicklung zielgruppengerechter Kommunikationsstrategien zeigt auf, dass die Stakeholder-Analyse unerlässlich ist. Eine möglichst detaillierte Konkretisierung der Kommunikationsziele und Kommunikationsinhalte für die einzelnen Zielgruppen stellt eine sehr gute Grundlage für die Integration aller konzeptionellen und gestalterischen Entscheidungen der Wohngemeinschaften dar. Insbesondere die Überprüfung von Inkonsistenzen gestalterischer Maßnahmen mit der Meinungsbildung und Akzeptanz der zentralen Zielgruppen ermöglicht die Aufdeckung strategischer Fehler oder Unzulänglichkeiten. Die Kommunikationsstrategien dienen somit als integrative Überprüfung der Projektkonzeptionen, weil immer zu durchdenken ist, wie die jeweiligen Gestaltungsentscheidungen den einzelnen Zielgruppen gegenüber darzustellen und welche Reaktionen und Gegenargumente zu erwarten sind. Von daher erfolgt hierdurch eine inhaltliche und kommunikative Qualitätssicherung der Projektplanungen der Wohngemeinschaften.

9.5 Ausgewählte Instrumente der operativen Kommunikation Die operative Kommunikation basiert auf den Ergebnissen der strategischen Marketingund Kommunikationskonzepten. Hier geht es darum, die Inhalte möglichst zielgruppengerecht zu positionieren. Zu unterscheiden sind vor allem Instrumente mit einer Breitenwirkung und Instrumente, die möglichst fokussiert auf bestimmte Zielgruppen mit konkreten Zielsetzungen ausgerichtet sind.

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Ausgewählte operative Kommunikationsinstrumente für Wohngemeinschaften Instrument: Flyer/ Informations-Schriften. Zielgruppe: Primär Nutzer und Angehörige. darüber hinaus auch die interessierte Öffentlichkeit. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Darstellung des WG-Gesamtkonzeptes. Darstellung der Leistungen und der Kultur. Instrumenten-Bewertung: Basis-Instrument zur Breitenkommunikation.

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Instrument: Online-Auftritt. Zielgruppe: Breite Öffentlichkeit. Interessenten der Nutzer und Angehörigen. sozialpolitische Akteure. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: bis auf die persönliche Kommunikation sind alle relevanten Kommunikationsziele erreichbar. Instrumenten-Bewertung: Vielfältigste Kommunikationsziele erreichbar. sehr flexibles Instrument durch viele technische Möglichkeiten. Hinterlegung von Clips und Filmen zur Darstellung der Wohngemeinschaft. Hinterlegung ausführlicher Informationen für alle Zielgruppen. Universelles Instrument mit hoher Akzeptanz. Instrument: Informations-Stände/ Informations-Veranstaltungen. Zielgruppe: Breite Öffentlichkeit überwiegend mit Ausrichtung auf spezielle Zielgruppen. Potenzielle Nutzer mit ihren Angehörigen, die konkretes Interesse entwickeln. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Allgemeine Informationen zu Wohngemeinschaft. Sehr detaillierte Informationen bis hin zu Erst-Beratungen in Gesprächen möglich. Instrumenten-Bewertung: Instrument mit persönlicher Kommunikation. Dadurch Möglichkeiten, neben allgemeinen Informationen gezielt auf Informationswünsche Einzelner einzugehen. Möglichkeit der Erstberatung und Mieter-Gewinnung. Instrument: Sponsoring. Zielgruppe: Breite Öffentlichkeit. Bei Fokussierung auf Senioren-Aktivitäten auch potenziell Nutzer und Angehörige. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Steigerung der Visibilität und des Unternehmens-Images. Steigerung des Bekanntheitsgrades. Instrumenten-Bewertung: Basis-Instrument zur Darstellung des Unternehmens in der breiten Öffentlichkeit. bei gesponserten Aktionen im Seniorenbereich Steigerung der Zielgruppen-Relevanz. Positionierung in der sozialpolitischen Öffentlichkeit. Instrument: Mundpropaganda /Multiplikatoren. Zielgruppe: Breite Öffentlichkeit. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Steigerung des Bekanntheitsgrades.

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–– Steigerung des Unternehmens-Images. –– Schnelle, effektive und effiziente Verbreitung von Informationen.

Instrumenten-Bewertung: –– Sehr gutes Instrument zur Verbreitung über Netzwerke. –– Identifizierung von Multiplikatoren und Knotenpunkten. –– Einbindung dieser Knotenpunkte in Kommunikation.

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Instrument: Zertifizierungen. Zielgruppe: Breite Öffentlichkeit. Bestehende als auch potenzielle Nutzer und Angehörige. Sozialpolitische Akteure. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Darstellung der Qualität und Leistungen gegenüber wichtigen Zielgruppen: Nutzern und Angehörigen, Investoren, sozialpolitischen Akteuren. Instrumenten-Bewertung: Sehr leistungsfähiges Instrument zur Verdeutlichung der Kompetenzen und Leistungen, die für WG versprochen werden. Insbesondere gegenüber Investoren gutes Instrument. Instrument: Employer-Branding. Zielgruppe: Primär zukünftige Mitarbeiter. indirekt alle wichtigen Zielgruppen, da Mitarbeiter die Kultur und Leistungen erbringen und nach außen darstellen. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Kultur des Pflegedienstes. Wertschätzung und Stellung der Mitarbeiter in der Pflege/Betreuung. Anforderungen der Nutzer und Angehörigen als Herausforderung für Pflegedienst und Mitarbeiter. Philosophische Grundpositionierung der WG als ethischer Rahmen für Leistungen und Mitarbeiter. Instrumenten-Bewertung: Aufbau einer Marke für Mitarbeiter zeigt den Anspruch, dem sich der Pflegedienst stellt. Mitarbeiter-Marke ermöglicht eine hohe Kommunikationswirkung bei allen wichtigen Zielgruppen. Instrument: Mitarbeiter-, Nutzer- und Angehörigen-Befragungen. Zielgruppe: Primär Mitarbeiter, Nutzer und Angehörige. Darüber hinaus alle wichtigen Zielgruppen, insbesondere auch die sozialpolitischen Akteure und Investoren. Zugrundeliegendes Kommunikations Ziel: Ähnlich wie Zertifizierung Darstellung der Qualität und Zufriedenheit der Nutzer und Angehörigen.

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–– Darstellung der Ausprägung der philosophischen Grundausrichtung der WG in

konkreten Bewertungen. Instrumenten-Bewertung: –– Hervorragendes und leistungsfähiges Instrument, um transparent die gelebte Philosophie darzustellen. –– Ergebnisse lassen ich im Online-Auftritt veröffentlichen und allen Zielgruppen zugänglich machen. –– Hervorragendes Instrument auch zur internen Steuerung der Qualität und Leistungs-Erbringung. Ein Instrument mit einer hohen Breitenwirkung sind Flyer und Informationsschriften. Dies ist ein Basis-Instrument, das zu vielen Anlässen Verwendung findet. Allerdings lassen sich auch hier konkrete Kommunikationsziele verfolgen, je nach Gestaltung dieses Instruments. Flyer und Informationsschriften können allgemein gehalten werden, allerdings lässt sich durch ein konsistentes Flyer-Konzept eine gute Kombination zwischen Breiteninformation und speziell auf bestimmte Zielgruppen fokussierte Kommunikation erzielen. Beispielsweise sind für die Nutzer und Angehörigen detaillierte Informationen über die Wohngemeinschaften mit der grundlegenden philosophischen Ausrichtung zu integrieren. Für das Konzept des Employer Branding (siehe weiter unten) dienen Flyer nicht nur den primär anzusprechenden potenziellen Mitarbeitern – auch in der breiten Öffentlichkeit und bei Nutzern und Angehörigen lassen sich durch dieses Instrument die Qualität und Grundausrichtung der Betreuung in den Wohngemeinschaften darstellen. Neben den Flyern ist der Online-Auftritt ebenfalls ein Instrument mit einer breiten Kommunikationswirkung. Durch die großen technischen Möglichkeiten rückt dieses Instrument immer mehr in den Mittelpunkt der gesamten operativen Kommunikations-Konzeption. Dies ist begründet einerseits durch die immer stärker steigende Durchdringung des Internets durch alle, für Wohngemeinschaften wichtigen, Zielgruppen. Mobil werden immer mehr Informationen aus Online-Auftritten abgerufen, sodass das Informationsangebot im Online-Auftritt die inhaltliche Grundlage aller weiteren Instrumente ist. Im Online-Auftritt lassen sich somit Informationen für alle wichtigen Zielgruppen hinterlegen. Neben den in den Flyern enthaltenen Angaben lassen sich durch Clips und Videos die Wohngemeinschaften hinsichtlich der Räumlichkeiten umfassend darstellen – für potenzielle Nutzer und ihre Angehörigen eine hervorragende Informationsquelle mit einer hohen emotionalen Wirkung. Weiterhin können die philosophische Grundausrichtung, z.B. in Verbindung mit zentralen Leitlinien der Unternehmenskultur des Pflegedienstes, und die Ergebnisse der Nutzer- und Angehörigen-Befragungen online zur Verfügung gestellt werden. Dies lässt sich genauso wie in der sozialpolitischen Willensbildung verwenden wie in der Qualitäts- und Zufriedenheitskommunikation gegenüber gegenwärtigen und potenziellen Nutzern und Angehörigen. Insbesondere Zertifizierungen lassen sich online hervorragend in die gesamte Qualitäts-Diskussion einbinden. Insgesamt wird der Online-Auftritt zu einem zentralen Kommunikationsinstrument. Werden Angehörigen-Befragungen neben papiergestützten Formen auch online durchgeführt, wird die Aufmerksamkeit auf dieses Instrument noch verstärkt.

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Informationsstände und Informationsveranstaltungen haben den großen Vorteil der persönlichen Kommunikation. Dieses Instrument richtet sich einerseits an die breite Öffentlichkeit, überwiegend werden die potenziellen Nutzer und ihre Angehörigen damit zu erreichen versucht. Insbesondere die Möglichkeit der persönlichen Gespräche begünstigt die Kommunikation spezifischer Informationen und eröffnet Gelegenheiten zu Erstberatungen. Entscheidend hierbei ist, die Informationsveranstaltungen so einzubetten, dass die präferierten Zielgruppen daran teilnehmen. Hier haben sich Auftritte gemeinsam mit themenaffinen Partnern, z.B. Krankenkassen, Ärzten, Apotheken u.a., bewährt. Dieses Netzwerk ist ebenfalls von hoher Relevanz für das Sponsoring. Im Gegensatz insbesondere zu Informationsveranstaltungen ist Sponsoring ein indirektes Instrument mit einer hohen Breitenwirkung. Hier geht es vor allem darum, in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden und die Visibilität bzw. Bekanntheit als Imagewirkung für den Pflegedienst zu erhöhen. Großen Anteil an der Imagewirkung hat das gesponserte Event oder die Aktion. Gerade sozial relevante Aktivitäten haben für die Imagebildung von Wohngemeinschaften und ihren Trägern besonders hohe Wirkungen. Mundpropaganda ist eines der wirkungsvollsten Kommunikationsinstrumente, wenn es um die Zielgruppe der Nutzer und der Angehörigen geht. Der Kern dieses Instruments besteht in der schnellen Verbreitung von Informationen über Netzwerke. Dieses als „virales Marketing“ bekannte Phänomen baut auf zwei Faktoren auf: 1. einem positiven Inhalt und 2. auf Multiplikatoren im Rahmen des Netzwerks oder der Netzwerke. Die Qualität und Leistungen auf der Basis der philosophieorientierten Ausrichtung einer Wohngemeinschaft bildet die Grundlage. Hier geht es darum, dass einerseits die Mitarbeiter diese Werte leben und kommunizieren und dass andererseits diese Werte bei den Multiplikatoren ankommen. Multiplikatoren können, ähnlich wie beim Sponsoring, Krankenkassen, Ärzte, Seniorenbeiräte oder andere sozialpolitisch relevante Knotenpunkte der Netzwerke sein. Hilfreich ist eine Darstellung der Inhalte, die gut nachvollziehbar und kommunizierbar ist. Hierzu eignen sich veröffentlichte Nutzer- und Angehörigen-Befragungen, weil sie diesen zentralen Kommunikationsanforderungen sehr gut entsprechen. Insbesondere im Zusammenwirken mit dem Online-Auftritt lassen sich sowohl zahlenbasierte Inhalte als auch konkrete Fallbeispiele aus den Wohngemeinschaften für die Multiplikatoren zusammenstellen. Ein konkretes Beispiel einer gelungenen Angehörigenarbeit in Verbindung mit Zufriedenheitswerten der Nutzer/ Angehörigen der Wohngemeinschaft ermöglicht Weiterempfehlungen auf fundierter Grundlage. Zertifizierungen und Befragungen setzen am Ergebnis der Qualität und der Leistungen der Wohngemeinschaften an. Beide Instrumente haben zum Ziel, die ursprünglich dargestellten Leistungsversprechen mit den Resultaten zu vergleichen und somit die Qualitätskompetenz zu veranschaulichen. Die Zertifizierung stellt dabei eine plakative und zusammenfassende Art dar. Je nach den Inhalten der Zertifizierung lassen sich die

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Zielgruppen auswählen, auf die dieses Instrument gerichtet wird. Eine wirkungsvolle Kommunikation zu Investoren ergibt sich, wenn die Zertifizierung neben den gegenüber der breiten Öffentlichkeit kommunizierbaren Inhalten der Qualität und Zufriedenheit der Nutzer/Angehörigen auch interne, für Investoren zentrale Themenstellungen umfasst. Dies sind vor allem betriebs-/finanzwirtschaftliche Sachverhalte und Management-Kompetenzen, die verschiedene Bereiche der Personalführung, Organisation, Marketing und Kommunikation und der strategischen/operativen Weiterentwicklung der Wohngemeinschaften beinhalten. Je nach dem, ob die Zertifizierung für die Außenkommunikation oder für die investorenspezifische Kommunikation vorgesehen ist, lässt sie sich in die anderen Instrumente einbinden. Die Befragung der Mitarbeiter, Nutzer und Angehörigen ist ein hervorragendes Instrument zur kommunikativen Ausrichtung auf verschiedene Zielgruppen. Je nach Inhalten und Konzeption lassen sich mit solchen Befragungen viele wichtige Daten und Inforationen generieren, die für verschiedene Maßnahmen eingesetzt werden können. Zum einen ermöglichen die Auswertungen ein Benchmarking verschiedener Wohngemeinschaften, falls vorhanden, oder Leistungen des Pflegedienstes. Daraus ergeben sich Steuerungsansätze und gleichzeitig Inhalte, mit denen man sich kommunikativ intern mit den Mitarbeitern und Führungskräften auseinandersetzen kann. Gleichzeitig lassen sich diese Inhalte gegenüber externen Zielgruppen einsetzen. Diese werden primär die Nutzer und Angehörigen, ob bestehende oder potenzielle, sein. Darüber hinaus eröffnen sich sehr gute Anlässe und Wege, um die sozialpolitische Willensbildung und deren Akteure auf einer sachlichen Ebene in die kontinuierlich zu führende Diskussion über die philosophische Positionierung der Wohngemeinschaften einzubinden. Hier leistet auch der Online-Auftritt, wie dargestellt, sehr gute Dienste. Die Kommunikation zu den Investoren als weitere zentrale Zielgruppe lässt sich ebenfalls zielgerichtet führen. Durch die Ergebnisse der Befragungen ist darstellbar, mit welcher Kompetenz und Zufriedenheit die Mitarbeiter einerseits sich im Unternehmen wiederfinden und wie die Qualität der erbrachten Leistungen einzuschätzen ist. Dies wird gespiegelt durch die Ergebnisse der Nutzer und ihrer Angehörigen, sodass die Investoren sachlich fundiert mit den Pflegediensten die gemeinsame Zusammenarbeit reflektieren können. Für Investoren sind Befragungen insbesondere dann zusätzlich relevant, wenn sie regelmäßig erfolgen und eine Entwicklungshistorie aus zeitlicher Perspektive möglich wird. Dann kann der Pflegedienst seine Kompetenzen und Ergebnisse gegenüber dem Investor begründbar darstellen und somit den Risikowahrnehmungen der Investoren begegnen. Das Employer-Branding ist ein Spiegelbild zur Markenbildung der Leistungen der Wohngemeinschaften nach außen. Aufgrund des Fachkräftemangels und der philosophischen Positionierung der Wohngemeinschaften werden die Anforderungen an Mitarbeiter, ob im pflegerischen oder betreuerischen Bereich, festgelegt. EmployerBranding heißt, dass vom Pflegedienst die Anforderungen an Arbeitskräfte, die Führung der Mitarbeiter und die Wertschätzung ihrer Leistungen öffentlich dargestellt und belegt werden. Hier ist wiederum der Online-Auftritt ein gutes Instrument. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele heutige Mitarbeiter als auch zukünftige Interessenten in sozialen Netzwerken und somit auch im Internet aktiv sind, erhöht alle Kommunikations-

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inhalte des Employer-Branding. Neben den Mitarbeitern als Zielgruppe sind, ebenfalls wie bei den Befragungen, alle wichtigen Zielgruppen im externen Unternehmensumfeld relevant. Die Existenz und Ausgestaltung eines Programms zum Employer-Branding ist für die Außendarstellung der Kultur und Leistungen innerhalb der Wohngemeinschaften sehr nützlich und lässt sich auch in der Mundpropaganda konkret einsetzen. Ein Programm zum Employer-Branding, das wirkungsvoll kommuniziert wird, führt zu leistungsfähigen Mitarbeitern und signalisiert Nutzern, Angehörigen, den Meinungsträgern der sozialpolitischen Willensbildung und den Investoren den Anspruch zu hoher Qualität und Professionalität des Pflegedienstes.

9.6 Fazit und Handlungsempfehlungen Was ist also als Fazit und an Hinweisen für erfolgreiche Kommunikation über und für WG-Angebote zu resümieren?

9.6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse Marketing und Kommunikation stellen ein integratives Konzept dar. Sie vereinigen alle Überlegungen und Entscheidungen, die sich aus der philosophischen Grundausrichtung, der Organisation und der wirtschaftlichen Festlegung/Positionierung der Wohngemeinschaften ergeben. Indem alle Inhalte der Gestaltung der Wohngemeinschaften hinsichtlich unterschiedlicher Zielgruppen zu kommunizieren sind, ergibt sich hier ein Abgleich mit den Sichtweisen und Anforderungen des Unternehmens-Umfeldes. Die intern gefällten Entscheidungen/Gestaltungen über die Wohngemeinschaften treffen auf die externe Sicht, die wiederum die internen Gestaltungsprozesse überprüfen und gegebenenfalls überdenken/modifizieren lässt. Dabei nimmt die Betrachtung der Einflussgruppen/Stakeholder und ihre Bewertung eine zentrale Position ein. Allein die Überlegung und Festlegung, welche Personengruppen Einfluss auf den Erfolg der Wohngemeinschaften haben, erfordert eine systematische Reflexion. Die weitere Analyse und Beurteilung, wie dieser Einfluss aussieht, wie die Stakeholder gegebenenfalls in Verbindung stehen und mit welchen Befürwortern bzw. Kritikern zu rechnen ist, ermöglicht eine fundierte Einschätzung der Akzeptanz der geplanten Gestaltung der Wohngruppen. Die Analyse der Stakeholder eröffnet die Chance, sich im Vorfeld konkreter Kommunikationsmaßnahmen über die Hintergründe der sozialpolitischen Meinungsbildung eingehend zu informieren. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung der weiteren Maßnahmen der strategischen Kommunikation dar. Auf der Grundlage der Stakeholder-Analyse sind die für die Kommunikation anzugehenden Zielgruppen auszuwählen und daraufhin abgestimmt die Inhalte festzulegen. Dies sollte unabhängig von konkreten Instrumenten erfolgen, weil sich die Instrumentendiskussion limitierend auf die in dieser strategischen Phase wichtige Zielgruppenausrichtung der Inhalte auswirken könnte. Nach der Festlegung der

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strategischen Inhalte und Kommunikationsziele haben die Instrumente die Aufgabe der Umsetzung. Dabei geben die strategischen Inhalte und Ziele die Art und Weise des Instrumenteneinsatzes vor. Die Gestaltung der Instrumente muss sich an den Kommunikationszielen orientieren mit konkreter Einbeziehung der Zielgruppen. Insbesondere der Online-Auftritt stellt ein integratives Medium dar, weil hier mit verschiedenen technischen Möglichkeiten die Inhalte und Ergebnisse der anderen Instrumente abzubilden und hinsichtlich der einzelnen Zielgruppen klar darstellbar sind. Die operative Kommunikation stellt somit das wahrnehmbare Ergebnis dar, basiert jedoch auf einer integrativen und strategischen Gesamtbetrachtung. Von daher sind das Marketing und die Kommunikation hinsichtlich ihrer Relevanz direkt an den Anfang jeglicher Konzeptionen und Entscheidungsfindungen über Wohngemeinschaften zu stellen.

9.6.2 Handlungsempfehlungen Folgende Vorgehensweisen unterstützen die Wirksamkeit des Marketings und der Kommunikation: 1. Relevanz und Positionierung: Häufig wird der Fehler gemacht, Konzeptionen und Entscheidungen von Wohngemeinschaften weitgehend getroffen zu haben und dann zu überlegen, wie sie am besten „verkauft“ werden sollten – in Verhandlungen mit den Sozialämtern, bei Nutzern, Angehörigen u.a. Positionieren Sie das Marketing und die Kommunikation in alle konzeptionellen Phasen. 2. Stakeholder-Analyse in Machbarkeitsanalyse: Führen Sie am Anfang der Konzeption von Wohngemeinschaften eine Machbarkeitsanalyse durch, in der sie alle konzeptionellen, finanziellen und betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und vor allem kommunikativen Gesichtspunkte überprüfen. Hierbei ist die Stakeholder-Analyse ein elementarer Bestandteil – bewerten Sie frühzeitig die Einflussgruppen und die sozialpolitische Willensbildung als auch die Nachfrage- und Konkurrenzsituation. 3. Verhandlungsprozess und Kommunikation mit Sozialämtern: Nehmen Sie frühzeitig Kontakt mit den Sozialämtern auf und klären Sie gemeinschaftlich den Prozess der Findung und Verabschiedung der Leistungs- und Qualitätsvereinbarung, Vergütungsvereinbarung und Prüfungsvereinbarung – in einigen Fällen sind die Kommunalvertreter nicht so vertraut mit den Einzelheiten bei der Verhandlung zu Wohngemeinschaften, sodass durch eine gemeinsame Klärung des Verhandlungsprozesses Vertrauen auf beiden Seiten geschaffen wird und wichtige Informationen ermittelbar sind. 4. Gestaltung der operativen Kommunikationsinstrumente: Durchlaufen Sie erst die Stufen der strategischen Kommunikation, bevor Sie die operative Kommunikation mit den einzelnen Instrumenten durchführen. Erfahrungsgemäß ermöglichen die Analyse und Festlegungen der Zielgruppen sowie der wichtigsten darauf abzielenden Inhalte und Ziele der Kommunikation einen ungetrübten Blick. So wird deutlich, was man bei den jeweiligen Zielgruppen mit welchen Inhalten erreichen möchte – dann erst sollte man sich auf die Gestaltung der einzelnen Instrumente konzentrieren und die strategischen Kommunikationsfestlegungen umsetzen.

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10 Exkurs: Entwicklungen ambulanter und stationärer Langzeitpflege und ambulant betreuter Wohnformen in Österreich Betreuungsleistungen neben stationärer Versorgung gewinnen in Österreich in den letzten Jahren zunehmend mehr an Bedeutung. Sie haben sich aus verschieden Gründen bisher fast ausschließlich im Bereich der Hauskrankenpflege etabliert. In alternativen Wohnformen werden sie noch nicht endgültig flächendeckend angeboten, aber mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Dieser Beitrag soll die gegenwärtige Situation in Österreich schildern, die Rahmenbedingungen und die aktuellen Überlegungen dahingehend aufzeigen, wie eine kleinteilige, individuell ausgerichtete Versorgung in Ergänzung zur stationären Langzeitpflege erfolgen könnte im Zusammenspiel mit anderen Versorgungsformen.

10.1 Soziodemografische Basisdaten Österreich entspricht in seiner Größe von 83.879 km² etwa der Größe der Bundesländer Bayern und Thüringen, zudem liegt die Bevölkerungsdichte in Österreich mit etwa 101 Bewohnern pro km² 1 weit unter der von Deutschland mit 225 Bewohnern pro km².2 Es kann also davon ausgegangen werden, dass Strukturen in Österreich wesentlich dezentraler organisiert sind und demnach auch die Anforderungen an die Versorgung von Menschen im 4. Lebensalter nicht 1:1 von Deutschland auf Österreich übertragen werden kann oder umgekehrt. Aufgrund der Historie und der (derzeit noch) vorhandenen Familienstrukturen werden etwa 83 % der in Österreich lebenden Pflegebedürftigen in häuslicher Umgebung gepflegt, etwa 17 % befinden sich in stationärer Langzeitpflege. Dieser doch hohe Anteil ist begründbar mit der Struktur des Sozialsystems und den bereits dargelegten soziodemografischen Strukturen.

10.2 Finanzierung Pflege und Betreuung in Österreich Langzeitpflege in Österreich ist steuerfinanziert und folgt der Logik der Sozialhilfe, diese setzt sich zum einen aus dem Pflegegeld (Geldleistung) und zum anderen aus Sachleistungen zusammen. Ziel des Pflegegeldes ist es, ein selbstbestimmtes Leben und nach persönlichen Bedürfnissen orientiertes Leben pflegebedürftiger Menschen zu ermöglichen. Finanziert wird das Pflegegeld aus den Mitteln des Bundes und ist in 7 Pflegegeldstufen kategorisiert. 1 Statistik Austria 2 Statistisches Bundesamt

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Stufe

Betrag/Monat

Pflegebedarf/Monat

1

€ 154,20

mehr als 60 Stunden

2

€ 284,30

mehr als 85 Stunden

3

€ 442,90

mehr als 120 Stunden

4

€ 664,30

mehr als 160 Stunden

5

€ 902,30

mehr als 180 Stunden & außergewöhnlicher Pflegebedarf

6

€ 1.260,00

mehr als 180 Stunden & zeitlich unkontrollierbare Betreuungsmaßnahmen

7

€ 1.655,80

mehr als 180 Stunden & keine zielgerichteten Bewegungen mehr möglich

(Quelle: BMASK)

Die Zuerkennung erfolgt mithilfe von Begutachtungen und richtet sich nach dem individuellen Pflege- und Betreuungsbedarf, hierbei handelt es sich nicht nur um fachpflegerische Leistungen, sondern auch um Betreuungsleistungen (wie z.B. Unterstützung beim Einkaufen oder Mahlzeiten zubereiten etc.). Für die Pflegegeldstufen 5-7 ist nicht mehr das Ausmaß des Pflege- und Betreuungsbedarfes ausschlaggebend, sondern allein qualitative Faktoren. Etwa 451.000 Personen haben im Dezember 2013 Pflegegeld bezogen. Das entspricht etwa einem Anteil von 5,2 % der Gesamtbevölkerung oder anders ausgedrückt, etwa 29 % der Bevölkerung über 65 Jahre. Die Sachleistungen, ebenfalls steuerfinanziert, obliegen im Gegensatz zum Pflegegeld jedoch der Kompetenz der einzelnen Bundesländer. Gekoppelt an das Pflegegeld sind sie nur insofern, als dass das Pflegegeld die Voraussetzung für die Zuerkennung von Sachleistungen darstellt. Von den 451.000 Pflegegeldempfängern werden etwa 17 % in langzeitstationären Einrichtungen versorgt, weitere 35 % durch mobile Dienste, 5 – 6 % durch die, seit 2008 in Österreich legalisierte, 24-Stunden-Betreuung und der überwiegende Teil von etwa 45 % ausschließlich von Angehörigen. In keinem der 9 Bundesländer in Österreich sind die Sachleistungen identisch, weder in der Höhe noch in der Organisation. Dies führte zu äußerst unterschiedlichen Entwicklungen bzw. Strukturen im Bereich des Ausbaus von mobiler Hauskrankenpflege, Betreuungsdiensten und stationären Langzeitpflegeeinrichtungen, somit auch zu einem unterschiedlichen Ausbau an alternativen Wohnformen. Die Sachleistungen werden finanziert aus den Sozialhilfemitteln des Landes, den sogenannten Zweckzuschüssen des Bundes, Zuschüssen der Krankenkassen und der Gemeinden. Mit der Novelle des BPGG (Bundespflegegeldgesetz) von 2012 wurde versucht, die Zweckzuschüsse des Bundes an die Länder, an sogenannte Richtversorgungsgrade zu knüpfen. Somit sollen die Bundesländer bewegt werden, die Versorgung in allen Bereichen der Langzeitpflege und -betreuung flächendeckend sicherzustellen.

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Der Ausbau der mobilen Dienste ist in Österreich weit fortgeschritten und sucht in Europa in dieser Struktur seinesgleichen. Anbieter sind zumeist gemeinnützige Träger, deren Anzahl überschaubar ist, etwa 20 Träger gibt es österreichweit, davon teilen sich 6 Träger etwa 75 % des Marktes. Je nach Bundesland werden bis zu 120 Stunden an mobiler Hauskrankenpflege in Sachleistungen pro Monat gefördert. Somit entsteht eine Lücke zwischen diesen maximal 120 Stunden monatlich und einer Rund-um-die-Uhr Versorgung. Diese versuchten die einzelnen Länder in Österreich höchst unterschiedlich zu schließen.

10.3 Betreubares und Betreutes Wohnen in Österreich Zunächst soll an dieser Stelle ein Exkurs in die historisch gewachsenen Begrifflichkeiten „betreutes“ und „betreubares“ Wohnen gemacht werden. Diese Worte wurden von Seiten der Wohnbauträger und der Politik geprägt, da das Verständnis der Betreuung von älteren Menschen im 4. Lebensalter höchst unterschiedlich gesehen wird. Unter betreubarem Wohnen wird in der Regel verstanden, dass eine Betreuung per se nicht täglich und umfassend notwendig ist, sondern erst dann in Anspruch genommen werden sollte, wenn es der Betreuungsbedarf vorsah, somit wird in der Regel ein Basispaket angeboten, welches aus Beratung, Information und maximal einer gemeinsamen Aktivität in der Woche besteht, zusätzliche Leistungen werden zumeist ehrenamtlich angeboten. Die maximale Anwesenheitszeit pro Bewohner liegt hier bei unter 20 Minuten je Bewohner pro Woche. Es wurde in diesem Zusammenhang Betreuungsbedarf mit Pflegebedarf assoziiert und man ging davon aus, dass Menschen zwar ein barrierefreies Wohnumfeld benötigen, ansonsten jedoch kaum Unterstützung benötigen würden. Kontakte ein- bis zweimal wöchentlich werden als ausreichend gesehen. Gerichtet hat sich diese Wohnform an Menschen über 60 Jahren. Unter betreutem Wohnen wird eine wesentlich intensivere Betreuung mit dem Ziel von längst möglichem Erhalt der Selbstbestimmtheit und der Selbständigkeit verstanden. Mithilfe von Prävention und Gemeinschaftsförderung sowie gemeinsamen Aktivitäten soll dies umgesetzt werden. Die Zielgruppe hier sind Menschen über 75 Jahre mit einem bereits bestehenden leichten Betreuungsbedarf. Diese beiden Formen werden immer wieder missverständlich verwendet, sodass in diesem Gebiet große Intransparenz und hohe Informationsdefizite vorliegen. Einheitliche Definitionen dieser Formen gibt es in Österreich jedoch bis heute nicht, sodass je nach Bedarf und Interessenslage, hier ein breites Interpretationsfeld vorhanden ist.

10.4  Geschichte des betreuten/betreubaren Wohnens und Struktur in Österreich Einige Bundesländer begannen vor etwa 10 – 15 Jahren im Rahmen des gemeinnützigen Wohnbaus barrierefreie Wohnungen zu errichten, die etwa 5 Stunden in der

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Woche durch Betreuung aufweisen konnten. Der Erfolg dieser Anlagen war mäßig und wurde in Oberösterreich in dieser Form in den Jahren 2012 und 2013 fast gänzlich unterbunden. Die Vorgabe war, dass die Betreuung einen Kostenanteil von 60,00 Euro pro Bewohner und Monat nicht überschreiten dürfte. Untersuchungen ergaben, dass dem überwiegenden Anteil der Nutzer nicht klar war, welche Leistungen hinter diesem Geldbetrag standen und Erwartungshaltungen dadurch häufig nicht gedeckt werden konnten. Die Form von Gemeinschaft, die man sich von diesem Wohnkonzept erhofft hatte, wurde zumeist nicht realisiert, zudem kam es aufgrund der Intransparenz des Leistungspaketes zu häufigerem Leerstand von Wohnungen, die dann anderweitig vermietet wurden und somit das ursprüngliche Konzept ad absurdum führten. In Oberösterreich besteht derzeit noch die Regelung, dass ein Mietzuschuss auch im Bereich des privat errichteten Wohnbaus möglich ist, wenn die Höhe der Miete je m² den Betrag von 7,00 Euro (brutto) nicht überschreitet. Salzburg geht einen ähnlichen Weg, hier ist die Betreuung zumeist im Bereich der Sozialarbeit angesiedelt und einige gemeinnützige Träger engagieren sich hier in großem Ausmaß. Aufgrund ähnlicher finanzieller Vorgaben wie in Oberösterreich sind zwar einige Projekte mit Erfolg umgesetzt worden, zum überwiegenden Teil für die Träger jedoch nicht kostendeckend zu führen. In Niederösterreich ist betreutes Wohnen bis heute ausschließlich an die Wohnbauförderung gekoppelt. Betreute Wohnformen wurden bauseits errichtet, Vorgaben hierzu sind ausschließlich in der Bauordnung verankert. Was die niederösterreichische Bauordnung auszeichnet, ist die Tatsache, dass ein Gemeinschaftsraum, ein Behandlungsraum und ein Büro eingeplant werden müssen, somit wird die Infrastruktur für den Betrieb eines betreuten Wohnens geschaffen. Eine Vorgabe für Betreuung gab es bis 2012 nicht. So sind erfolgreiche Projekte ausschließlich privaten Initiativen und Vereinen zu verdanken, die sich ehrenamtlich für die Bewohner engagieren. Seit 2012 gibt es dahingehend eine Änderung, dass die Zuerkennung der Wohnbauförderung, die im Übrigen ausschließlich gemeinnützigen Wohnbauträgern vorbehalten ist, an ein Betreuungskonzept gebunden ist. Für das Betreuungskonzept wurde seitens der Politik, der Wohnbauträger und der Träger von mobilen Diensten ein Grundpaket definiert, welches einige Aspekte der ÖNorm beinhaltet, im Grunde aber an das Konzept des betreubaren Wohnens in Oberösterreich und Salzburg angelehnt ist. Der Kostenrahmen darf auch hier 70,00 Euro im Monat pro Bewohner nicht überschreiten. Somit ist, unter der Voraussetzung der Kostendeckung, der zeitliche Umfang der Betreuung auf etwa 1 Stunde pro Bewohner je Monat begrenzt. Einer der Vorreiter in diesem Bereich ist die Steiermark, man erkannte sehr rasch das Potenzial eines betreuten Wohnens und stellte in den Mittelpunkt generell die Betreuung. Hierzu gibt es seit 2006 klare Vorgaben von Seiten des Landes. Bei entsprechender Genehmigung der Projekte werden die Betreuungsleistungen je nach Einkommen des Bewohners mit bis zu 277 Euro monatlich je Bewohner gefördert. Insgesamt gibt es in der Steiermark 73 Einrichtungen mit insgesamt 1100 Bewohnern, die betreutes Wohnen anbieten. Die Hauptstadt Wien hat generell ein anderes Konzept in der Betreuung und Versorgung von älteren Menschen gewählt. Es wurden große Pflegeheime mit

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integrierten Pensionistenwohnungen errichtet. Da der Anschluss zu den Pflegeheimen direkt gegeben war, ist die Betreuung und Teilnahme an den Aktivitäten sowie die Absicherung durch Nachtdienste im Bereich der Pflegeheime 24 Stunden gegeben. Jedoch steht der Personalaufwand in keiner Relation zu den tatsächlich erforderlichen Betreuungsleistungen. Immer mehr Senioren entscheiden sich deshalb in Wien, nicht in eines der großen Zentren zu ziehen, sondern andere Wohnformen zu wählen. Die Folge daraus ist, dass in Wien derzeit eine Überkapazität an stationären Wohn- bzw. Pflegebetten entstanden ist, um diese Überkapazitäten in den Griff zu bekommen, wurde den alternativen Wohnformen nur begrenzt Aufmerksamkeit geschenkt. Nichtsdestotrotz entstanden einzelne privat initiierte Wohngemeinschaftsmodelle, in denen sich Studenten und Senioren und auch körperlich eingeschränkte Menschen zusammenfinden, dies jedoch ohne Förderung oder strukturierte Unterstützung der öffentlichen Hand. Diese sind jedoch die Ausnahme und können in dieser Form nicht verallgemeinert oder aber als Modellkonzept auf ein ganzes Land umgelegt werden.

10.5 Andere Wohnformen in Österreich Generell gilt für Österreich und dies ist sowohl im Pflegefondsgesetz als auch in den Bedarfs- und Entwicklungsplänen der Bundesländer verankert, mobil vor stationär. Der Wunsch der Pflegebedürftigen ist es, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut zu werden. Dem hat der Gesetzgeber Rechnung getragen und Förderungen und Entwicklungen dahingehend angepasst.

10.5.1 Zu Hause – mobil betreut Wie bereits ausgeführt, ist die mobile Hauskrankenpflege in Österreich weit ausgebaut. Zumeist ist die Struktur derart, dass gemeinnützige Träger Betreuungs- und Pflegeleistungen aus einer Hand anbieten. Der Zugang ist sehr niederschwellig und das eigentliche Ziel ist, familienunterstützend zu agieren. Zunehmend jedoch kommt die familienersetzende Form hinzu, da alternative betreute Wohnformen gerade im ländlichen Bereich nicht flächendeckend vorhanden sind und traditionelle Familienstrukturen sich in ohnehin schon weniger dicht besiedelten Gemeinden auflösen. Dies birgt besondere Herausforderungen gerade unter dem Hintergrund der Zunahme von gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Insgesamt kann gesagt werden, dass im Bundesdurchschnitt etwa 20 % der Leistungen im Bereich der mobilen Hauskrankenpflege Fachpflege ist, welche durch diplomiertes Krankenpflegepersonal erbracht wird, diese haben zumindest eine dreijährige Ausbildung. Weitere 25 % werden durch sogenannte Pflegehelfer oder Fachsozialbetreuer mit dem Schwerpunkt der Altenarbeit erbracht, diese haben zumindest eine zweijährige Ausbildung (sind im Krankenpflegegesetz jedoch den Pflegehelfern gleichgestellt) und dürfen Basisleistungen im Bereich der Fachpflege erbringen. Die dritte Berufsgruppe in diesem Bereich sind die Heimhilfen. Diese kommen fast

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im gesamten Bundesgebiet zum Einsatz, wenngleich deren Ausbildung und berufsgesetzliche Verankerung den einzelnen Bundesländern vorbehalten ist. Die Heimhilfen haben eine dreimonatige Ausbildung, mit dem Schwerpunkt der Unterstützung bei Basisleistungen der Pflege (z.B. Unterstützung bei der Körperpflege, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme) und der eigenständigen Übernahme von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten (z.B. Lebensmittel einkaufen, Rezepte aus der Apotheke holen, Essen gemeinsam bereiten). Diese drei Berufsgruppen ergänzen sich derart, als dass die Krankenpflege zuständig ist für die Planung und Bedarfserhebung und in Form von Delegationen bzw. Weiterdelegationen die Tätigkeiten von den anderen Berufsgruppen erbracht wird unter der fachlichen Aufsicht/Qualitätssicherung der Krankenpflege. Die Zugangsvoraussetzung für eine (Sach-)Förderleistung ist ein Pflegegeldbezug.

10.5.2 Wohngemeinschaft ohne Betreuung Die Wohngemeinschaften ohne Betreuung sind in aller Regel Privatinitiativen. Hier finden sich Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft zusammen, um die Synergien einer Wohngemeinschaft zu nutzen. Diese sind informell und in einigen wenigen Objekten als Modellprojekte, die von Sozialarbeitern begleitet werden. Die Pflege wird nur dann tätig, wenn dies im Rahmen der mobilen Hauskrankenpflege erforderlich ist.

10.5.3 Wohngemeinschaft mit Betreuung (Wien) Bei dieser Form der Wohngemeinschaft, die im gemeinnützigen Wohnbau (Gemeindewohnung in Wien) angesiedelt ist, handelt es sich um eine niederschwellige Form der Betreuung von Menschen mit bereits vorhandenem Pflegebedarf und vorhandenem Pflegegeld. Organisiert wird die Form derart, dass idealerweise in einem Haus 3 – 4 Wohngemeinschaften mit einer Bewohnerzahl von jeweils 8 – 10 Bewohnern mit erhöhtem Pflegebedarf auf Basis der Voraussetzungen der mobilen Hauskrankenpflege (siehe Punkt 1) versorgt werden. Der jeweilige Pflege- und Betreuungsbedarf der Bewohner liegt im Durchschnitt bei 25 Stunden pro Monat und somit steht für eine Wohngemeinschaft von etwa 10 Bewohnern ein Pflege- und Betreuungsvolumen von etwa 250 Stunden pro Monat zur Verfügung. Dieses wird ausschließlich am Tage erbracht. Wenn ein Bewohner im Krankenhaus, zur Rehabilitation, zur Kur etc. ist, wird die Betreuungsleistung eingestellt. Um trotzdem eine kontinuierliche Anwesenheit sicherstellen zu können, ist es daher sinnvoll, in einem Haus 3 – 4 Wohngemeinschaften zu betreiben. Eine Zugangsvoraussetzung für die Wohngemeinschaft ergibt sich generell dahingehend, dass die Bewohner zumindest in der Nacht in der Lage sind, sich selbst zu versorgen und keinen Beaufsichtigungsbedarf haben. Wohngemeinschaften für demenziell Erkrankte fallen in Österreich unter die Pflegeheimverordnungen/Pflegeheimgesetze der einzelnen Bundesländer. Daher sind in

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diesem Bereich entsprechende Struktur- und Qualitätskriterien umzusetzen, was zur Folge hat, dass die Kosten für einen Wohngemeinschaftsplatz in aller Regel über denen eines Platzes in einer stationären Langzeitpflegeeinrichtung liegen.

10.5.4 Tagesbetreuung/Seniorenzentren Die Tagesbetreuung in Österreich ist äußerst unterschiedlich organisiert, in jedem Fall jedoch am wenigsten umfangreich ausgebaut. Die Zugangsvoraussetzung ist generell wieder der Bezug von Pflegegeld, auch unterliegt dieses Angebot bundesweit der Pflegeheimgesetze oder -verordnungen der einzelnen Bundesländer, somit müssen alle Struktur- und Qualitätskriterien dahingehend beachtet und umgesetzt werden. Dies betrifft u.a. infrastrukturelle Vorgaben wie auch infrastrukturelle Vorgaben in Bezug auf Personalressourcen und fachliche Qualifikationsanforderungen. Die Hauptstadt organisiert diese in eigenen Tageszentren. Hier werden Menschen (zumeist demeziell Erkrankte) tagsüber (etwa 7.00 – 18.00 Uhr) betreut und versorgt. Ein Fahrtendienst ist organisiert und kann gegen Bezahlung in Anspruch genommen werden. Die Tageszentren bieten umfangreiche pflegerische und Betreuungsleistungen sowie eine Verpflegung an. In anderen Bundesländern ist Tagesbetreuung der stationären Langzeitpflege angeschlossen und Tagesgäste werden entweder gesondert oder im Bereich der Wohngruppen bzw. Stationen mitversorgt. Das Problem hier stellt zumeist der Transport dar, da dieser in der Regel von den pflegenden Angehörigen organisiert und finanziert werden muss, gerade im ländlichen Bereich ist dies eine Hürde, die nicht selten dazu führt, dass das Angebot nicht in Anspruch genommen wird. Wenn dies in solitär geführten Tageszentren der Fall ist, kann eine wirtschaftliche Deckung häufig nicht erzielt werden, sodass dieses Angebot außerhalb von Wien immer mehr abnimmt. Der Trend ist eindeutig dahingehend, dass dieses Angebot sich nur im infrastrukturellen Kontext zu einem Pflegeheim oder einem betreuten Wohnen entwickeln kann.

10.5.5 24-Stunden Betreuung Die 24-Stunden-Betreuung in Österreich ist seit dem Jahr 2008 legalisiert und definiert in einem komplexen Gesetzesgefüge, dem Personenbetreuungsgesetz, dem Hausbetreuungsgesetz, der Gewerbeordnung sowie dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz. Die Organisation ist derart, dass in einem Turnus von 2 Wochen Personenbetreuer aus anderen Ländern, zumeist Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien oder Weißrussland bei bis zu drei Pflegedürftigen in einem Haushalt tätig sein können. Das Gesetz verlangt, dass diese drei zu betreuenden Personen in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen müssen. Der Grund hierfür liegt in der Absicht des Gesetzgebers, diese Art der Betreuung nicht in Institutionen wie Pflegeheimen, privaten Pflegeplätzen oder Wohngemeinschaften zuzulassen. Im betreuten Wohnen kann die 24-Stunden-Betreuung dahingehend stattfinden, als dass sich ein Bewohner zu dieser

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Form der Betreuung entscheidet und diese ausschließlich für sich in Anspruch nimmt. Die 24-Stunden-Betreuung kann organisiert werden in Form einer Anstellung der Personenbetreuung oder aber mit einer eigenen Gewerbeberechtigung der Personenbetreuung, dies ist zu über 95 % der Fall. Seit 2008 nehmen dieses Angebot etwa 25.000 Pflegebedürftige monatlich in Anspruch. Dies sind etwa 5 – 6 % der Pflegegeldbezieher in Österreich.

10.5.6 Pensionistenwohnheime/Wohnbetten im Pflegeheim Pensionistenwohnheime und Wohnbetten in Pflegeheimen sind eine Form der Versorgung, die direkt an die stationäre Langzeitpflege angeschlossen ist. Gedacht ist diese Form für Menschen, die sich weitestgehend noch selbst versorgen. In Wien sind diese Pensionistenwohnheime in großer Zahl vorhanden. Kämpfen jedoch in den letzten Jahren mit dem Ausbau der mobilen Dienste und dem Bau neuer – barrierefreier – Wohnungen zunehmend mit Auslastungsproblemen. Österreichweit wird der Anteil dieser Betten geringer, da diese Betten häufig in Langzeitpflegebetten umgewandelt worden sind. Der Grund hierfür liegt in der Zunahme der Pflegebedürftigkeit aber und auch in der Nichtfinanzierbarkeit dieses Angebotes. Betreubare und betreute Wohnformen sowie die 24-Stunden Betreuung lösen dieses Angebot ab.

10.5.7 Pflegeplätze In einigen Bundesländern in den Pflegeheimverordnungen oder Pflegeheimgesetzen verankert sind Pflegeplätze. Hier ist es möglich, in kleinem Rahmen bis zu 4 Personen zu pflegen und dafür vom Bundesland Unterstützung zu bekommen. Dieses Angebot wird von den einzelnen Bundesländern jedoch nicht forciert und die Bedarfs- und Entwicklungsplanung nicht mit einbezogen.

10.5.8 Pflegeheime/Pflegehäuser Die stationäre Langzeitpflege unterscheidet sich von der in Deutschland kaum. Es soll an dieser Stelle lediglich darauf hingewiesen werden, dass derzeit fast alle Bundesländer eigene Bedarfs- und Entwicklungspläne haben, anhand derer die Ausbaupläne fixiert und umgesetzt werden. Die Verteilung der Bettenkapazitäten der einzelnen Bundesländer ist jedoch derzeit noch höchst unterschiedlich. Die Messzahl für die Finanzierungszuschüsse durch den Bund sind die Verrechnungstage und die Anzahl der betreuten Personen. Somit verfügt Österreich derzeit kaum über valide Gesamtdaten zur Anzahl der tatsächlich vorhandenen Langzeitpflegebetten. Die Aufnahmekriterien sind unterschiedlich, jedoch werden nur in Ausnahmefällen Pflegebedürftige mit den Pflegegeldstufen 1 und 2 aufgenommen. Zumeist beginnt die stationäre Aufnahme mit der

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Pflegegeldstufe 4, das heißt, es ist ein pflegebedingter Mehraufwand in der Höhe von zumindest 120 Stunden Pflege- und Betreuungsleistungen im Monat festgestellt worden. In der qualitativen stationären Langzeitpflege findet in den letzten Jahren ein massiver Umdenkprozess statt, in dem bereits in Struktur- und Qualitätskriterien der einzelnen Bundesländer für den Bereich der stationären Langzeitpflege Wohngruppenmodelle verpflichtend vorgeschrieben werden.

10.6 Bedarfs- und Entwicklungsplanung in Österreich Stellvertretend für den strategischen Ausbau im Bereich der Versorgung älterer Menschen sei dies an dieser Stelle anhand des Beispiels Niederösterreich erklärt, da diese Daten öffentlich transparent zur Verfügung gestellt werden, somit anhand dieser Daten die Herangehensweise für die weitere Planung hier plakativ erklärt werden soll. Der niederösterreichische Altersalmanach, den es in dieser Form bereits seit 2008 gibt, wird alle 2 Jahre aktualisiert und um neue Erkenntnisse und Hochrechnungen ergänzt. Im Zentrum für Soziales und Generationen der NÖ Landesakademie wird durch Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich, den Trägern der mobilen Dienste, diese Unterlage erarbeitet. Hierin finden sich nicht nur die Anzahl der Pflegebedürftigen, sondern auch Einkommens-, Wohn-, Lebensverhältnisse. Aus den Ergebnissen abgeleitet werden eine 15-jährige Prognose und der daraus resultierende Bedarf für die Versorgung älterer Menschen. Heruntergebrochen werden diese auf regionale Bezirksebene (Kreisebene in Deutschland). Der Bedarf ergibt sich aus Daten der demografischen Entwicklung, der Pflegewahrscheinlichkeit und der Inanspruchnahme von Pflegeformen. Mit dem Altersalmanach 2011 wurde erstmals auch die 24 Stunden Betreuung in diese Szenarien aufgenommen. Was derzeit fehlt, ist der Einbezug der Planung alternativer Wohnformen, die künftig maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der mobilen und der stationären Langzeitpflege nehmen wird. Der NÖ Altersalmanach stellt die Basis für den Ausbau und die Finanzierung der Versorgung pflegebedürftiger Menschen dar. Anhand dessen erfolgen auch die Vorgaben für die Einsatzstundenentwicklung je politischem Bezirk in der mobilen Hauskrankenpflege. Bis etwa 2025 befinden wir uns in einer demografischen Atempause, gepaart mit strukturiertem Ausbau alternativer Wohnformen und der neu etablierten 24-Stunden-Betreuung stagniert der Markt im Bereich der mobilen und stationären Langzeitpflege seit etwa einem Jahr.

10.7 Zusammenfassung und Ausblick Für Österreich kann zusammenfassend gesagt werden, dass mithilfe strukturierter Vorgehensweisen und Vorgaben zu Richtversorgungsgraden begonnen wird, den Ausbau der Versorgung älterer pflegebedürftiger Menschen bedarfsentsprechend zu planen und daraufhin abgestimmt zu finanzieren, unabhängig davon, wo der Mensch wohnt. In aller Regel sind die Beiträge der Pflegebedürftigen einkommensabhängig gestaffelt, nicht

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jedoch einheitlich. Noch nicht endgültig in den Köpfen der Entscheidungsträger angekommen ist der Nutzen von alternativen Wohnformen und die Notwendigkeit, gerade in diesem Bereich in die Betreuung zu investieren. Aus Sicht der Autorin wird sich dies bis etwa 2025 auch nicht ändern, da der demografische und ökonomische Leidensdruck noch nicht hoch genug ist. Es sind bis dahin die Ressourcen im Bereich der stationären Langzeitpflege gesichert und nicht zu 100 % ausgelastet, sodass bei derzeit immer knapper werdenden finanziellen Ressourcen die Notwendigkeit der Kostendeckung Vorrang hat, vor neuen (Betreuungs)Investitionen in alternative Wohnformen. An dieser Stelle sei auf eine SROI Studie der WU Wien aus dem Jahr 2013 verwiesen, die in der Steiermark in der Miteinander leben GmbH durchgeführt wurde. Es konnte in diesem Fall eindrucksvoll nachgewiesen werden, welche Wertschöpfung das betreute Wohnen in diesem Unternehmen hat. Mit einem SROI3 von 2,26 Euro, das heißt, jeder in das betreute Wohnen investierte Euro in diesem Unternehmen schafft Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 2,26 Euro. Hierbei entsteht der größte Profit für die Bewohner, gefolgt von dem Land Steiermark. Der größte Verlust hierbei entsteht beim Bund. In Salzburg wurde vom Institut für Immobilien, Bau und Wohnen fast zeitlich eine Studie zum Thema: „Gemeinnütziges Wohnen im Alter“ durchgeführt. Die Hauptaussage, dieser Studie ist, dass betreutes Wohnen künftig hauptsächlich im gemeinnützigen Wohnbau zu finden sein wird, da die Versorgungsproblematik im ländlichen Raum, die vergleichsweise geringe Einkommenssituation bei alleinstehenden älteren Frauen, der starke Wunsch der Bevölkerung, so lange wie möglich im häuslichen Umfeld versorgt zu werden, gepaart mit dem Trend, dass informelle Pflege in den kommenden Jahren durch Änderungen in Familienstrukturen eine stark rückläufig Entwicklung aufweist und somit die Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln für das vierte Lebensalter begrenzt sein werden. Aus dem Ergebnis beider Studien und den Erfahrungen der letzten Jahre kann abgeleitet werden, dass zum einen das betreubare Wohnen in Österreich ein Trend ist, der sich langfristig kaum durchsetzen wird. Objekte, die in dieser Form geführt werden sind nur dann erfolgreich, wenn das Ehrenamt sich maßgeblich einbringt und somit inhaltlich wieder ein betreutes Wohnen entsteht. Die österreichische Norm zum Betreuten Wohnen aus dem Jahr 2012 hat zwar sehr gut festgelegt, was betreutes Wohnen sein soll und welche Rahmenbedingungen es braucht, um Bewohnern die Sicherheit zu geben, die es braucht für einen langfristigen Verbleib und ein längst mögliches selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnumgebung, jedoch die Notwendigkeit der Umsetzung ist vor allem im gemeinnützigen Wohnbau noch nicht in den Köpfen der Verantwortlichen angekommen. Somit sind folgende Schritte aus österreichischer Sicht in den kommenden Jahren notwendig: –– Ein leistbares Wohnumfeld und damit verbunden der Zugang zu Förderung im Bereich der Wohnsituation auch für den privaten Wohnbau in Form von Mietzuschüssen bei einkommensschwachen Senioren. –– Eine einkommensabhängig gestaffelte Finanzierung in Form von Zuschüssen zur Betreuungsleistung. 3 SROI-Analyse: Schober, Pervan, Peric, Gosch

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–– Verstärkte Planung, Entwicklung und Investition gerade im ländlichen Bereich. –– Investitionen in niederschwellige Versorgung von demenzerkrankten Menschen,

z.B. in Form von Wohngemeinschaften, bei denen andere Struktur- und Qualitätskriterien als in Pflegeheimen/-häusern notwendig sind. Im Vordergrund hier sollte das Normalitätsprinzip stehen. Die Umsetzung dieser Schritte ist DIE Chance für die Zukunft, da die Finanzierbarkeit von stationärer Langzeitpflege enden wollend ist und in der demografischen Entwicklung erst ab 2050 eine Trendwende zu erwarten ist.

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11 Anhang 11.1 Ansprechpartner Claudius Hasenau 1. Vorsitzender WIG Wohnen in Gemeinschaft NRW e.V. c / o APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH Pastoratstraße 1 45879 Gelsenkirchen eMail: [email protected] Dr. Lutz H. Michel FRICS Rechtsanwaltskanzlei Dr. Lutz H. Michel FRICS Broichstraße 2 52393 Hürtgenwald eMail: [email protected]

11.2 Literatur @@

Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V., Freie und Hansstadt Hamburg – Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit (Hrsg.)

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Ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz – Ein Leitfaden für Angehörige (2007)

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Bank für Sozialwirtschaft (Hrsg.) Ambulant betreute Wohngemeinschaften – Konzepte, Rechtsgrundlagen und Finanzierungsaspekte. BfS Arbeitshilfe (2013)

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Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hrsg.): Praxisleitfaden für die Qualitätssicherung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften (2008)

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Diakonisches Werk Württemberg e.V. (Hrsg.) Leitfaden für ambulant betreute Wohngemeinschaften (2008)

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Wolfgang Frey / Thomas Klie / Judith Köhler Die neue Architektur der Pflege – Bausteine Innovativer Wohnmodelle (2013)

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Marco Kelle Ökonomie von Seniorenimmobilien – Planung, Investment, Betrieb (2015)

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KIWA Koordinationsstelle für innovative Wohn-Pflegeformen im Alter in SchleswigHolstein; Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes SchleswigHolstein (Hrsg.)

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Wohn-Pflege-Gemeinschaft. Gepflegt alt werden – selbstbestimmt und privat leben. Qualitätsempfehlungen und Planungshilfen für ambulant betreute WohnPflege-Projekte in Schleswig-Holstein (2010)

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Lutz H. Michel / Claudius Hasenau WG und mehr: „Leben in Rotthausen“ FWW Ausgabe 4 / 2015, S. 18 ff.

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Lutz H. Michel / Thomas Schlüter (Hrsg.) Handbuch Betreutes Wohnen (2012)

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KIWA Koordinationsstelle für Innovative Wohn- und Pflegeformen im Alter / Hamburger Koordinationsstelle für Wohn - Pflege - Gemeinschaften (Hrsg.) Norddeutscher Newsletter für Wohn-Pflege-Gemeinschaften Nr. 16, Dezember 2013 und weitere (www.kiwa-sh.de)

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Thomas Risse (Hrsg.) Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz: Konzepte – Finanzierung – Betreuung – Praxisbeispiele, Stand Januar 2009, Forum GesundheitsMedien (www.forum-verlag.com/gesundheit.html)

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WiG Wohnen in Gemeinschaft NRW e.V. WiG-Information – Überblick: Was sind Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz? (2015)

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Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg (Hrsg.) Lebensgestaltung und Unterstützungsbedarf älterer Menschen als Herausforderung für soziale Dienstleister in Europa Dokumentation zum Internationalen Kongress vom Juli 1999 (2000)

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Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg (Hrsg.) Evaluationsstudie Wohngemeinschaften für ältere Menschen mit Pflegebedarf in Baden-Württemberg (2007)

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11.3 Herausgeber Claudius Hasenau ist Diplom-Verwaltungswirt und einer der Gesellschafter und Geschäftsführer der APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH. Das 1993 gegründete mittelständische Familienunternehmen zählt zu den zehn umsatzstärksten privaten ambulanten Pflegediensten in Deutschland. Angeboten werden alle Dienstleistungen der klassischen ambulanten und teilstationären Pflege. Hervorzuheben ist das bundesweite Renommée der APD im Bereich Betreutes Wohnen mit Serviceleistungen und anbieterverantwortete Wohngemeinschaften für Menschen mit besonderen Bedarfen wie z.B. Demenz. Hasenau studierte Rechts-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Berlin. Als APD-Geschäftsführer engagiert er sich als Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK, als Vorstand im Kommunalverband „Verbund freier sozialer Dienste“ und in vielen anderen sozialen Institutionen. Als Referent der Bank für Sozialwirtschaft und des vhw Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung setzt sich Claudius Hasenau aktiv für die Stärkung und ein flächendeckendes Angebot ambulant betreuter Wohngemeinschaften in Bund und Land ein www.apd.de Dr. Lutz H. Michel, ist Rechtsanwalt und Chartered Surveyor und berät Anbieter-, Wohnungs- und Immobilienverbände, Investoren und Betreiber im Bereich des Immobilienwirtschaftsrechts spezialisiert auf Rechts- und Managementfragen rund um ServiceImmobilien, vor allem die »neuen Wohnformen« und insbesondere die ambulant betreuten Wohngemeinschaften. In NRW ist er im Bereich ambulant betreute Wohngemeinschaften und „neue Quartierswohnformen“ als Berater u.a. von WIG Wohnen in Gemeinschaft e.V intensiv in die Novellierung des GEPA und Wohn- und Teilhabegesetzes und das Geschehen um die Stärkung ambulant betreuter Wohngemeinschaften eingebunden. Er wirkt vielfältig in Branchenorganisationen und Gremien mit u.a. durch eine breit angelegte Vortrags- und Publikationstätigkeit zum Themenbereich Service- und Seniorenimmobilien in ihren rechtlichen, demographischen und wirtschaftlichen Bezügen.

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11.4 Autoren Jana Bockholdt, MAS, ist Geschäftsführerin der Barmherzigen Schwestern Pflege GmbH, ein Unternehmen, das neben der Langzeitpflege auch Einrichtungen des betreuten Wohnens betreibt. Die Barmherzige Schwestern Pflege GmbH ist ein Unternehmen der Vinzenz Gruppe. Nach ihrer Ausbildung zur Diplom Gesundheits- u Krankenschwester in Deutschland folgten Studienabschlüsse im Bereich Krankenhaus- und Gesundheitsmanagement in Österreich. Berufserfahrungen wurden danach am Landesklinikum Krems (Organisations- und Projektentwicklung, Pflegecontrolling), dem Landesklinikum St. Pölten (Controlling), dem Niederösterreichischen Hilfswerk (Geschäftsbereichsleitung Hilfe und Pflege daheim/Pflegedirektorin) gesammelt. Ingrid Hastedt ist seit 1997 Vorstandsvorsitzende beim Wohlfahrtswerk für BadenWürttemberg. Die Stiftung bürgerlichen Rechts hat vor über 25 Jahren Betreutes Wohnen in Deutschland als Pionier konzipiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Das Wohlfahrtswerk betreut heute an 12 Standorten 800 Senioren im Betreuten Wohnen, betreibt 14 Pflegeheime, 8 Tagespflegen und 6 ambulante Pflegedienste. Seit dem Jahr 2000 werden ambulant betreute Wohngemeinschaften für Pflegebedürftige umgesetzt, 2008 wurde die WG-Konzeption auf Pflegeheime übertragen. Die Dipl.-Haushaltsökonomin ist Mitglied im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) und treibt durch Fachtagungen des Wohlfahrtswerks den fachlichen Know-how-Transfer voran. Dr.-Ing. Marco Kelle ist geschäftsführender Gesellschafter der Firma PlanKonzept GmbH, die sich auf die Planung von Sozialimmobilien sowie das Projektmanagement spezialisiert hat. Von 2002 – 2008 war er ebenfalls bei der VS Projektmanagement & Consulting GmbH geschäftsführender Gesellschafter. Marco Kelle referiert u.a. seit 2008 bei der Bank für Sozialwirtschaft zu den Themen Bauherrenaufgaben, BaukostenControlling, Planerische Grundlagen von ambulant betreuten Wohngemeinschaften sowie Quartierskonzepte. 2015 promovierte er an der Bauhaus-Universität Weimar zum Thema „Ökonomie von Seniorenimmobilien – Planung, Investment, Betrieb“. Britta Klemm Sozialmarktanalystin und Fachplanerin für Barrierefreies Bauen und Wohnen bei der IS Immobilien-Service GmbH, einer Tochtergesellschaft der Bank für Sozialwirtschaft AG, Köln. Referentin für neue Wohnformen im Alter und Spezialistin im Bereich der Projektprüfungen von ambulanten Wohngemeinschaften und für die außerklinische Intensivpflege. Vor Beginn der Tätigkeit bei der IS Immobilien-Service GmbH etliche Jahre beim MDK Nordrhein u.a. in Leitungsfunktion für den Bereich Qualitätsprüfungen stationärer und ambulanter Pflegeeinrichtungen und in der Beratung tätig. Dr. Ivo Krizek ist als Unternehmensberater mit den Schwerpunkten wirtschaftlicher Erfolg und Finanzierungen in Pflegediensten tätig. Er ist Vorstandsmitglied des Verbandes Wohnen in Gemeinschaft e.V. – dort zuständig für Betriebswirtschaft und Finanzie-

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rung. Zahlreiche Erfahrungen mit dem Thema Wohngemeinschaften resultieren aus der Tätigkeit als Gutachter bei Vergütungsverhandlungen mit Sozialhilfeträgern bei Wohngemeinschaften und als Gutachter bei Schiedsverfahren zur Vergütungsfestlegung der Betreuungskosten bei Wohngemeinschaften. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der Steinbeis-Universität für Finanzmanagement, Unternehmensführung & Organisation, Marketing, Controlling & Accounting. Thorsten Müller ist Sozialversicherungsfachangestellter, hat Management im Gesundheitswesen studiert. Er ist beim Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. im Landesverband Niedersachsen/Bremen als Fachbereichsleiter für Soziale Dienste und Wohnkonzepte tätig und hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den unterschiedlichen Ausprägungen der neuen, ambulanten Wohnformen für Senioren befasst. Sein thematischer Schwerpunkt ist die organisatorische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Umsetzung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften und Quartiersprojekten Thomas Risse ist Diplom-Sozialwissenschaftler und geschäftsführender Gesellschafter der Konkret Consult Ruhr (KCR) GmbH in Gelsenkirchen. Mit seinem Team von langjährig tätigen Beratern übernimmt KCR seit 1993 betriebswirtschaftliche Beratung ebenso wie Qualitäts- und Projektmanagement, Mitarbeiterschulungen und Teamentwicklungen in der Sozialwirtschaft. Speziell im Themenfeld Ambulante betreute Wohngemeinschaft hat sich Thomas Risse über verschiedene Projekte Expertisen verschafft: Unter anderem als Leiter des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts „Evaluation der Potenziale in der Betreuung und Begleitung von Menschen mit Demenz in Haus- und Wohngemeinschaften“ in Kooperation mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe, KDA Marina Schack Sozial-Pädagogin, leitet den Bereich „Wohngemeinschaften mit Betreuungsleistungen“ bei der APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH. Derzeit ist sie als Hausmutter in der Demenz-Wohngemeinschaft „Leben in Schaffrath“ tätig. Marina Schack studierte an der Evangelischen Fachhochschule Bochum das Fach „Soziale Arbeit“. Nach dem Studium nahm sie ihre Arbeit bei der APD auf, wo sie den Bereich Betreutes Wohnen aufbaute. Seit 2015 arbeitet sie in dem Modellprogramm des GKV-Spitzenverbandes „Dement im Quartier – Wohnen, leben, teilhaben“ (§ 45f SGB XI) mit. Das Entwicklungsprojekt vergleicht neue Wohn- und Integrationskonzepte für Menschen mit Demenz auf dem Land und in der Stadt. Dipl.-Ing. Christian Schindler, Innenarchitekt AKNW, ist Inhaber der Schindler Innenarchitektur. Er ist spezialisiert auf die Gestaltung – Sanierung und den Neubau - von Sozialimmobilien mit all ihren Sonderformen mit dem Schwerpunkt Demenz. Bundesweit führt er ganzheitliche Beratungen von Bauherren, Trägern, Betreibern und Investoren bei der Sanierung und Neueinrichtung von Pflegeheimen, Tagespflegen, Wohngemeinschaften, Hospizen und Kliniken sowie Seminare und Workshops zu diesem Thema durch.

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... weitere Bücher aus den Reihen „Recht“ und „Management“

Unser Tipp

Das Pflege-Stärkungsgesetz 2 Pflegeversicherung 2.0 – die Änderungen meistern Andreas Heiber Zum 1.1.2016 greift der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff. Zum 1.1.2017 treten das neue Einstufungsverfahren und die Umstellung der Leistungen aus der Pflegeversicherung in Kraft. Unternehmensberater Andreas Heiber beleuchtet die Details der Pflegereform. 2016, 140 Seiten, kart., Format 17 x 24 cm ISBN 978-3-86630-462-8, Best.-Nr. 836

PR & Marketing für Pflegedienste Praxistipps für eine optimale Kunden- und Mitarbeitergewinnung Marion Seigel Führungskräfte, die ihr Marketing schnell und einfach optimieren wollen, finden im Anwender-Handbuch konkrete Hilfen. Profitieren Sie von diesem KnowHow, um zuverlässig Kunden zu gewinnen, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und um eine glaubwürdige Corporate Identity aufzubauen. 2014, 156 Seiten, kart., Format 17 x 24 cm ISBN 978-3-86630-342-3, Best.-Nr. 712 -

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Wie kann ein QM-Handbuch gegliedert werden?

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Wie soll ich QM-Dokumente am besten gestalten?

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Was gehört eigentlich in mein QM-Handbuch und was nicht?

Ein Grundlagenwerk für Geschäftsführung und Qualitätsmanagement-Beauftragte von ambulanten Pflegediensten: Damit das QM-Handbuch Ihres Pflegedienstes gern gelesen wird!

Elisabeth Baum-Wetzel ist Diplom Volkswirtin und seit vielen Jahren als freiberufliche Unternehmensberaterin tätig.

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Was gehört in ein QM-Handbuch und was nicht? Was fordert die für alle Pflegedienste verbindliche QM-Richtlinie vom QM-Handbuch? QMB, PDL oder Geschäftsführer erfahren alles über das Erstellen und Überarbeiten des Handbuchs. Zahlreiche Praxisfälle, Dokumentenlisten sowie Regel- und Checklisten runden das Arbeitshandbuch ab. 2013, 208 Seiten, kart., Format: 17 x 24 cm ISBN 978-3-86630-310-2, Best.-Nr. 688

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Das Buch „Qualitätshandbuch-schlank und effektiv“ unterstützt Sie sowohl bei der erstmaligen Erstellung eines Handbuches als auch bei der Verschlankung und Optimierung eines bereits vorhandenen QM-Handbuchs. Sämtliche Tipps und Empfehlungen sind einfach nachvollziehbar, durch Praxisbeispiele erläutert und beruhen auf langjähriger Erfahrung der Autorin. Sie erläutert zudem einen völlig neuen Ansatz, wie Sie Ihr QM-Handbuch aufbauen können. Insofern ist „Qualitätshandbuch-einfach und effektiv“ nicht nur grundlegend, sondern zugleich innovativ.

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Wohngemeinschaften für alte Menschen liegen voll im Trend. Die u.a. in Landesheimgesetzen nunmehr klar definierte Wohnform hat sich zu einer besonders für ambulante Pflegeeinrichtungen attraktiven Möglichkeit entwickelt, das Geschäftsfeld zu erweitern. Dieser Praxisleitfaden vermittelt alle relevanten Fakten, die Sie im Management von ambulant betreuten Wohngemeinschaften benötigen: Von Konzepten über bauliche Aspekte, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Rechtsgrundlagen bis hin zu Qualitätssicherung, Personalfragen, und dem Marketing. Das Ganze von Praktikern formuliert, die aus vielfältigen Erfahrungen schöpfen. Mit diesem Buch erhalten Sie die Sicherheit, fundierte Entscheidungen zu treffen und in der Entwicklung und im Aufbau von Wohngemeinschaften die richtigen Wege zu gehen. In dieser zweiten Auflage sind u.a. die Aktualisierungen im Einrichtungs- und Leistungsrecht berücksichtigt.

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