169 93 50MB
German Pages 471 [489] Year 1997
HA~DBUCH
DER ORIENTALISTIK
Herausgegeben von B. SPULER unter Mitarbeit von H. FRANKE, J. GONDA, H. HAMMITZSCH, HELCK, B. HROUDA, H. KAHLER, J.E. VAN Lo11urZEN-DE LEEUW und F. Vos
w.
ERSTE ABTEILUNG DER NAHE UND DER MITTLERE OSTEN HERAUSGEGEBEN VON B. SPULER
FUNFTER BAND
ALTAISTIK ERSTER ABSCHNITT
TURKOLOGIE NACHDRUCK MIT ERGANZUNGEN
LEIDEN/KbLN
E.
J. BRILL 1982
Das ,,Handbuch der Orientalistik" erscheint in Heften verschiedenen Umfangs in zwangloser Falge. Separatbiinde sind erhiiltlich.
HANDBUCH DER ORIENTALISTIK ERSTE ABTEILUNG V. BAND, 1. ABSCHNITT
HANDBUCH DER ORIENTALISTIK Herausgegeben von B. SPULER unter Mitarbeit von H. fl{Al'KE, J. GONDA, H. HAMMITZSCH, W. HELCK, B. HROUDA, H. KAHLER, J. E. VAN LoHUIZEN-DE LEEUW und F. Vos
ERSTE ABTEILUNG DER NAHE UND DER MITTLERE OSTEN HERAUSGEGEBEN VON
B. SPULER
FUNFTER BAND
ALT AISTIK ERSTER ABSCHNITT
TURKO LOGIE
LEIDEN/KOLN
E.
J.
BRILL
1982
TURKO LOGIE \llT BEITRACEN VON
ANNEMARIE VON GABAIN NIKOLAUS POPPE •
J.
•
O,\lELJAN PRITSAK
BENZING • KARL H. MENGES
AHJ\IET TE\IIR • ZEKI VELIDI TOGAN FRANZ TAESCHNER • 0. SPIES • AH,\IED CAFEROGLU ABDULLAH BATTAL-TAY,\IAS
NACHDRUCK MIT ERGANZUNGEN
LEIDEN/K.OLN
E.
J.
BRILL
1982
Erstausgabe 1963
ISBN Copyright 1982 by E.
90 04 06555 5
f. Brill, Leiden, The Netherlands
All rights reserved. No part of this book may be reproduced or translated in any form, by print, photoprint, microfilm, microfiche or any other means without written permission from the publisher PRINTED IN THE NETHERLANDS
Mitarbeiter und Herausgeber widmen diesen Band dem Andenken an KAARE GR0NBECH (1901-1957) der an den ersten Planungen ftir diesen Band noch aktiv teilnahm.
INHAL TSVERZEICHNIS LINGUISTIK I. Charakteristik der Tiirksprachen (ANNEMARIE VON GABAIN) Einleitung . Lautlehre . . . . . . W ortlehre . . . . . . Fonnen- und Satzlehre Bibliographie . . . .
3 3 6 II
14 26
27 27
II. Das Alttiirkische (O:v1ELJAN PRITSAK) Einleitung . . . . . . . . . . Phonologie und Morphemologie. Morphologie Syntax . . . . . . . . . . . Textproben . . . . . . . . .
31 35 48 51
III. Die jakutische Sprache (NIKOLAUS POPPE) .
53
IV. Das Tschuwaschische (J. BENzr;-;c) Die Wortbildung Die Formenlehre . . . . . . . . Bibliographic
6I 65 67 71
V. Die sibirischen Tiirksprachen (KARL H. MENGES) Geschichtc . . . . . . Phonologie. . . . . . . Morphologie und Syntax. Wortbildung . . . . . . Spezielle Bemerkungen zur Syntax Zum lexikalischen Bestand. . . . VI. Die zentralasiatischen Tiirksprachen GABAIN) Einleitung . . . . Wortbildungslehre Formcnlchre . . . Verbum. . . . . Syntaktische Bemerkungen Bibliographic . . . . . .
(ANNEMARIE VON
72
74 82
IIO
133 136 137 139 139 142 145 150 156 159
VIII
IN HAL TSVERZEICHNIS
VII. Die nordwestliche Gruppe der Tiirksprachen (AHMET TEMIR) Phonetik . . Wortbildung . Nomina . . . Bibliographie
161 162 165 166 172
VIII. Die Siidwest-Dialekte des Tiirkischen (ANNEMARIE VON GABAIN). Einleitung . . . . Lautlehre . . . . Wortbildungslehre Formenlehre . Bibliographie
174 174 175 183 187 203
LITERATUREN IX. Zentralasiatische tiirkische Literaturen I: Nichtislamische alt-tiirkische Literatur (ANNEMARIE VON GABAIN) . . . Einleitung . . . Spruchdichtung Hymnen. . . . Totenklage Epische Dichtung. Erzahlungsliteratur . Religionen. . . . . Grabinschriften Geschichtsschreibung Historisch auswertbare Texte Religiose Literatur . . . . . Profanes. . . . . . . . . . Bibliographie und Abkiirzungen X. Zentralasiatische tiirkische Literaturen II: Die islamische Zeit (ZEKI VELIDI ToGAN) . . . .
XI. Die osmanische Literatur (FRANZ T AESCHNER) Einlei tung . . . . . . . . . . . . . . . . Die orientalische Periode der osmanischen Literatur. Die hochosmanische Literatur . . . . . . . . . . Die osmanische Literatur im Zeitalter des andrangenden Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
207 207 208 2rr
213 215 216 217 218 219 220
221 223 223 229 250 2 50 250 285 318
INHALTSVERZEICHNIS
IX
XII. Die moderne ti.irkische Literatur (0. SPIES) Die Grundlagen . . . . . . . . . . . Die einzelnen Perioden und ihre Vertreter Ri.ickblick und Wi.irdigung. Bibliographie . . . . . . XIII. Die ti.irkische Vo!ksliteratur (0. SPIES) Die Volkspoesie . . . . . Prosaliteratur . . . . . . Dramatische Volksliteratur XIV. Die moderne aserbaidschanische Literatur (AHMED CAFEROGLU) . . . . . . . . . . . . . . . . .
418
XV. Die moderne kazanti.irkische und baschkirische Literatur (ABDULLAH BATTAL-TAYMAS) Kazanti.irkische Literatur Kazanti.irkische Dichtung . . Zeitschriften . . . . . . . . Die Literatur der Baschkiren Bibliographie . . . . . . .
427 427 435 437 439 441
Index der Formantien, Partikeln, Hilfsverben Generalindex . . . . . . . . . . . . Nachtrag zur Bibliographie von Kap. IX . .
443 451 469
LINGUISTIK
CHARAKTERISTIK DER TORKSPRACHEN von ANNEMARIE VON GABAIK EINLEITUNG 1 )
Das Tiirkische, eine Gruppe von Sprachen und Dialekten, wird in dem weiten Raum von Osteuropa bis N ordostasien gesprochen. Die einzelnen Tiirkvolker siedeln zum grosseren Teil mit anderen Volkern untermischt und von Stammverwandten nan- (kazak.). V okale Die Grundvokale sind a, a, e, i', i, o, o, u und ii. Sie ki:innen lang oder kurz sein. Primare Langen in Wurzelsilben sind im Ati.i. aus einigen Schreibformen wie oot 'Feuer', oder aus untcrbliebenem Umlaut bei Entlehnung ins Ungarische wie yaz > nydr 'Fruhling', aus Langen im Tr km., aus Langen oder Diphthongen im J ak., im Fall von Vokalanlaut: aus v- und y- Prothese im Tschuw. (at- 'offnen' > us-, aber ac- 'hungrig sein' >vis-) zu erschlicssen. (s. L. L1GET1, A Torok hosszu magdnhangz6k, in: Magyar Nyelv XXXIV, Budapest 1938; M. RASANEN, Studien ... S. 64 ff.). Sie sind in den meisten Tiirkdialckten nur noch sporadisch
8
TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
erhalten. Sekundare Langen sind in allen Tiirkdialekten aus Kontraktionen oder Ersatzdehnung entstanden: miiyiiz 'Horn' > muz (koib.), und sie haben die Tendenz, wieder zu schwinden: turur > t1~r, tur, dur (otii.) 'ist". Es gibt primare Diphthonge, d.h. fallende, ay, oy, usw. Lautharmonie I. Die Pala talharmonie besteht darin, class irmerhalb eines Wortes nur hintere Vokale, also a, i", o oder it, oder aber nur vorclere, 'palatale' Vokale erscheinen, also ii, i, o, ii oder das zwischen ii und i stehencle e. Ebenso, wie dem hinteren a ein vordcres ii entspricht, gibt es auch einander entsprechende Konsonantenpaare, namlich zumal q/!?, y/g, l/l; sie fiigen sich automatisch elem palatalharmonischen Verhalten cler Vokale ein: hintervokalisch ist adi'rtli'y 'verschieden', vordervokalisch ist iidgiiliig 'giitig'. In Formantien gibt es clemgemass jeweils zwci Formen: +tar / + liir, -mi"S /-mis. Grundsatzlich herrscht die Palatalharmonie in allen Tiirksprachen, praktisch aber gibt es (in der Aussprache) in jedem Dialekt ganz bestimmte Abweichungen davon. So sincl unbetonte, gemurmelte Silben unklar, a-haltige Auslautssilbcn haben in vielen Dialekten die Tendenz, palatal zu werdcn: qi:zlar 'die Madchen' > qizlar (otii.), und das Karaimische hat einen grossen Teil der 'Palatalvokale' verloren und ersatzweise die vorangehenden oder umgcbenden Konsonanten palatalisiert: tobiingi 'unten bcfindlich' > tobangi. z. Viele Formantien mit konsonantischem Anlaut werden an \Vortstamme mit konsonantischem Auslaut vermittels eines Binclevokals angefiigt. Die Bindevokale sind in den meisten Tiirkdialekten die engen Vokale, also i', i, u und ii; die weiten Entsprechungen: a, ii, o und o erscheinen nur in einigen wenigcn Mundarten als Bindevokale. Das Gesetz der Labialharmonie besagt, class nach einem runden Vokal cler vorhergehenden Silbe, also nach o, o, u oder ii, dcr Bindevokal ebenfalls rund ist, class aber nach einem breiten Vokal: a, ii, e, i", oder i, der Bindevokal ebenfalls breit ist: at 'Name', Akk.: at+i"y; aber ol 'Feuer', Akk.: ot + ity. Das Gesetz cler Labialharmonie herrscht in vielen Tiirkdialekten. 3. Wahrend die Labialharmonie sich auf die Binclevokale, also auf enge Vokale bezieht, besagt das Gesetz der Labialattraktion, dass der auf einen runden Vokal folgende Vokal stets runcl ist, class also auch das offne a/ii gerundet wird: tiin + /iir 'die Nachte' > ziin dor. Die Labialattraktion besteht nur in einigen Dialekten; auch ist sic in so fern weiterhin beschrankt, als sic in manchen :\fombrtcn nur nach u oder
+
CHARAKTERISTIK DER TlJHKSPRACHEN
9
nach o, nnd in anderen nach allen runden Yokalen \virkt. Tm Gegensatz dazn vermeiden die meisten Ti.irkdialekte das in jeder nichtersten Sillw. Diese drei l si"IJi"r (tat.); ya.W (ati.i.) 'griin' > yiisil (osm.). Das sind nur sporadische Erschcinungen. Dagegen ist es lautgesetzlich, class im Otii. ein a vor i/i der nachsten Silbe zu e, vor It ch•r nachsten Silbe zu 0 wird: bas 'Kopf', aber bes+ i 'sein Kopf; qat1111 (atii.) 'Dame' >y_otun (otii.). Aus diesen Beispielen ist ersichtlich, dass der l: mlaut rein lautlich ist uncl keinen funktionellen Bedeutungswandel im Gefolge hat. Er ist nur eine regressive Assimilationserscheinung uncl tritt auch in anderen Dialekten auf, clort abcr nur sporadisch: sari"y (ati.i.) 'gelb' sari (toh.). Der einzige Umlaut, dcr eine funktionelle Veranderung hervorruft, kommt bei den Personal- nnd Demonstrativpronomina des Ati.i. vor. Ebenso wie im vorklassischen Chincsischen, also in der Sprache des Sehl- und des Schuking, cler Untcr,;chit·d nm Nominativ und Akkusativ vrm 'ich' und 'du' atii. k*d-, *3-, *y-, *n- > atii. y- (einige andere atii. Sprachen, deren Denkmalcr uns nicht erhalten sind, hatten hier *3-) ausserdem: altaisch *m-, *b- > atii. b-.
altaisch altaisch
§ 8. Bibliographie: Die Gesamtdarstellung des Althirkischen mit Bibliographie: A. VON GABAIN, Alttiirkische Grammatik, 3. Ausg., Wiesbaden, 1974; Aufsatze in Philologiae Turcicae Fundamenta I (1959), pp. 21-45; II (1964), pp. 171-243; T. TE KIN, A Grammar of Orkhon Tur hie (The Hague, 1968). 11.
PHONOLOGIE UND MORPHONOLOGIE
§ 9. Der phonemische Best and. Da es sich beim Atii. um eine tote Sprache handelt, deren phonetische Werte nicht nachpriifbar sind, ist es ratsamer, hier an Stelle der phonetischen, die phonologische Bestandaufnahme zu versuchen. I. Das Atii. besass folgende 17 konsonantische Phoneme, die nach Ketten und Proportionen gegliedert, folgendes Schema ergeben:
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TURKOLOGIE -
p b m
t
z s
k g
d n
D ii. y
LINGUISTIK
s c
r isoliert
proportional
Einige Korrelationen: Stimme:
t
p b Intensitat: b p Nasalitat: b
d d t d m n
k
s
g
z
z s y ii. D
g k g
Anmerkungen k steht hier !Ur k/q und g fiir g/y der liblichen Transkription, 1L1 ,., sich hicr lediglich um Allophone der Urphoneme /K/ und /G/ - je nach der \Tmgebung - handelt; in der palatalcn Cmgebung treten k und g nnd in der velaren q nnd y au!. ~. Auch das .,uig." -w-, -w und das Brahmi -i>- sind Allophone, nnd zwar von /B/ und /D/. 3. In den Handschriften (aher nicht in dcncn in der Runenschrift) treten in den Fremd- und Lehnwortcrn noch folgende konsonantische Phoneme auf: f X h z. I.
2. Vokale. Das atiL Phoncmeninventar umfasst 8 Einheiten (iiber die Quantitat, sowie die Diphthonge s. u.):
a
a
u 0 ii 0 proportional
d
isoliert
Einige Korrelationen: Palatalitat: a Labialitat: Rohe:
a. 0
a
u
0
ii
0
0
ii 0 ii
a
a u
a
0
u
r. Im Gci:;cnsatz zu de:· bisher giiltigen Auffassung wird hier kein i (vehre Eutsprechung des i) als Phow111 :111gdiihrt. Die Griinde hierflir sind in meinem oben zitierten A11fsatz dargelegt. 2. a, dac; i111 Atii. Phonemsystern isoliert steht, muf3 phonetisch geschen cin sehr stark reduzierter La11t ge\\·esen sein, der durch eine passive, mittlere Stellung sa111tli··licr Artikulationsorgane gekc"nzeichnet war. Er tritt vor allern als Bindevokal (0 ) auf.
§IO. Vokalquantitiit. Die
Vokalquantitat wird in allen
atii.
DAS AL TTURKISCHE
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Schriftsystemen nur sporadisch und unkonsequent bezeichnet. In der Runenschrift wird nur a (im Tkt., z.B. at 'Name', apamn 'unser Ahne', yoy-la- 'an der Totenfeier teilnehmen') und d (Jenissei-TuvaInschriften, z.B. dl 'Reich', bdl 'Taille', ds 'Genosse', tabdm 'mein Kamel'), in anderen Schriftarten u (z.B. uig. 1tdi- 'schlafen') und it (z.B. uig. yilz 'roo') gelegentlich ausgeschrieben.
§ rr. Diphthonge. Auch in Bezug auf Diphthonge tappen wir ziemlich im Dunkeln. Auf Grund einiger Oberlegungen, die in meiner zitierten Arbeit dargelegt sind, bin ich zur Auffassung gekommen, dass es im Vor-Turkischen folgende 6 Diphthonge gegeben hat: ia (z.B. tkt. ia 'Wald', s 2 iaq:m- 'denken'), ii (z.B. tkt. qiiz 'Tochter'), ou (z.B. tkt. qout 'Charisma', uig. touz 'Staub'), uo (z.B. uig. uon 'ro'), ou (z.B. tkt. koun 'Tag'), uo (z.B. tkt. kuok 'Himmel'). § 12. Distribution der Phoneme. Im Atii. uberwiegen die konsonantischen Phoneme: Konsonanten - 58 % und Vokale 42 %- Die meistgebrauchten Phoneme sind die Vokale a und i (beide je ro-rr %). Im absoluten Wortanlaut durfen - bis auf g - alle Vokalphoneme erscheinen; von den Konsonanten dagegen - abgesehen von den Fremdwortern - nur b, t, k; s, y und (selten !) c. n- erscheint nur im Fragewort na 'was' (samt Ableitungen); s in den Lehnwortern (z.B. §ad Titel, < iran.); Dialektisch tritt m- ( < b-) auf. Im In- und Auslaut treten alle Konsonanten auf; die Vokalphoneme o, o diirfen nicht in den nichtersten Silben erscheinen (vgl. aber Einlei tung : Brahmi-Dialekte). Die Geminaten werden vermieden: qq > q: tkt kun toysgqa ( < -q-qa) 'nach Sonnenaufgang', yy > y: yayJl ( < -y- yJl) "schliesst euch (mir) an'. Die Konsonantengruppe ist im Wortanlaut unzulii.ssig; im Wortauslaut erscheint sie nur in Fallen, wenn r, l,n mit stimmlosen Verschlusslauten oder Sibilanten in Verbindung tritt (dies geschieht bei der Verbindung Konsonant des Stammes und konsonantisches Suffix). J ist im Tkt. soweit keine neue Reduktion vorliegt - der Bindevokal (= 0 ) .
§ 13. Sil be. Es gibt nur 6 Silbentypen, davon 4 pnmare: V, VC, CV, CVC, und z sekundare (s. § 12): CV + Konsonantengruppe (s.o., also: r-s, r-t; l-t; n-t usw.), V + Konsonantengruppe (z.B. alp 'Held'). § 14. Lautiibergange im Anlaut der Suffixe. Als Ergebnis
Tl'RKOLOGIE
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~
LI:\GUISTIK
eines wohl zu Beginn der tkt. Periode entstandenen Lautgesetzcs verwandeln r, l, n (vor allem l und n) des Stamme!" die Lencs der Suffixe in Fortes. Auf diese Weise sind Allophone vom Typus tkt. TA [ = -da/-ta ,.._, -da/-ta] (Lokativ), TI [-di/-ti] (Prateritum dcr Nahe), uig. KU [-yu/-qit ,.._, -gii/-kii], die sich in dcr Morphologie als Allomorphe realisieren, entstanden.
§ 15. Palatalharmonie. Im Atli. herrscht im allgemeinen die Palatalharmonie, cl. h. nach den palatalcn Vokalen des Stammcs tretcn die Suffixe mit den palatalen Vokalen auf und umgekehrt z.B. tkt. ol-;1r-taci 'er wird ti:iten', bol-ay-;m 'ich mi:ichte werden'. § 16. Labialharmonie nicnnt man den Wandel des nichtlabialen Vokals (i) sowie des Bindevokals (tkt. :1; uig. i) nach rundcn (labialen) Vokalen zu runden Vokalen. Im Tkt. tritt er nur sporadisch auf z.B. Az totitq-ity 'den Totuk des Az(-Volkes)' (< Akk. Suffix -i-y); in den ander~n atii. Sprachen, vor allem im Uig., ist er starker verbreitet, z.B. oliirdiimiiz "wir haben geti:itet' (labialisiert sind hier die Bindevokale-d 0 m 0 z). § 17. Lahialattraktion d.h. die Labialisierung der A (= a;a)-haltigen Suffixe nach o/o bzw. it/ii des Stammes ist in atii. Sprachen unbekannt. § 18. Delabialisierung. In gewissen Suffixen, vor allem im Prasens -ur, Faktitiv -tur- und im Konverb -1£ hat der Vokal nach nichtlabialen Vokalen die Tendenz sich zu delabialisiercn ( > i) und dann nach s, S, z, c, t sowie (im Faktitiv und Prasens) nach r, l, n zu A ( = a/a) zu werden, z.B. birik-i 'vercint', bar-ir 'er geht'; bas-a 'druckend', as-a uherschreitend', oz-ar 'errcttet', oc-ar 'erlOscht', uc-a 'fliegcnd'; bin-tar- 'reitcn lassen', al-ar 'nimmt ', 1',ir-ar 'bla ~st'. §lg. Tiefattraktion. Mit diesem Begriff bezcichne ich die Tendenz des i (und :1), unter gewissen Umstanden (vielleicht spielt hier der Akzent cine cntscheidende Rolle, wie im Tschuwaschischen) in A ( = a/a) uberzugehen. Abgesehen von Fallen, die im vorhergehenden Abschnitt bchandelt wurden, verwandelt sich in dcn n-Sprachen i des Akkusativs vor k, g, t, r, l, n, in a, z.B. tamir-ag 'Eisen' (Akk.; in den OrchonInschriften ist nur l einziges Mal dcr Akkusativ -ig belegt: y 2 i-par-iy 'Moschus').
c
DAS AL TTURKISCHE
35
§ 20. Akzen t. Wahrscheinlich ruhte der Akzent urspriinglich auf der ersten Silbe - daher die Vokalharmonie, der Stabreim in der Dichtung usw. Spater, vielleicht noch in der atii. Periode, haben gewisse Suffixe den Akzent iibernommen, vgl. atii. tasiq- 'ausziehen' > ci·q(d. h. tasiq- > *fasiq- > *tsiq-; belegt bereits Mitte des rr. Jhs. bei Kasgari und im "Qutadyu bilig"). Aber der ganze Fragenkomplex muss noch genauer untersucht werden.
III.
MORPHOLOGIE
A. Allgemeines
§ 2r. Redeteile. Es gibt im Atii. nur zwei scharf umrissene Redeteile: N omen und Ver bum. Ihre Grundform: die Wurzel, bzw. der Stamm sind unvertauschbar. Man kann nicht at 'Pferd' als Grundlage der verbalen Funktion nehmen und umgekehrt. Ein Nomen kann nur mit Hilfe der denominalen Verbalsuffixe zu einem Verbstamm werden, wie auch ein Verbstamm nur unter Zuhilfenahmc der deverbalen Nominalsuffixe sich zum N omen umwandelt. Neben dem Nomen und Verbum gibt c'.; im Atii. noch eine dritte Klasse, die ziemlich verschwommene Klasse der Aclverbien, Postpositionen und Bindewi)rter, die man Indeklinabilia zu neniien pflegt. Es handelt sich hicr um crstarrte denominate oder dcvcrbalc Bildnngen. § 22. Suffixe. Es gibt grundsatzlich nur Suffixe, aber keine Prafixe. Die Suffigierung (6 Klassen) erfolgt nach der Formel: R + S 1 + S 2 + 5 3
... +s6.
Der Wortstamm (bzw. -ncig; -m-siz, -nc-siz > -nciz, -maq-siz usw. 3.a) Denominale Verben: -a-/-ii- (>-i-, -u-), -la-/-la- (universelle Anwendung); -ad- ('zu ... werden oder machen'), -ta- (' ... zum Mittel nehmen'), -sa- ('etwas wollen'), -si- ('dafiir halten, dafiir angeben'), -ar-/-r- (von Farben), -sira- ( < -siz-ra-; 'ohne ... zu sein'); ausserdem (seltener) -qa-/-ka-/-ya-, -rqa-, -ra-, -ar-, -su- (fossil). 3. b) Von einigen denominale Verben bildenden Suffixen (-ta-, -si-, -sa-, -su-) werden mit Hilfe der ,,primaren" deverbalen Norninalsuffixe (- 0 m, - 0 y, - 0 q, - 5) die sekundiiren denominalen Nominalsuffixe -ta-m; -si-y, -ta-y; -sa-q, -su-q; -su-s, -ta-s gebildet. + Dever bale Verben. Es hanclelt sich um Genera verbi: !-, - t-, -siq- Passiv; - n- Medium; -ditr-, -ur-, -t-, - z- Faktitiv; - q-;- klntensivum; - n-, - !- Reflexiv; - s- Reziprok; -sa-, -ysa-/-gsa- Desiderativ; -msin- Simulativ. Einige der angefiihrten Genera kiinnmin- -..,., man-) 2. Pers. *si, Norn.: san 'du'; obliqucr Stamm sin-. Weiter haben die Personalpronomina wie auch die Posscssivsuffixe - einen besonderen Plural auf -( 0 )z: bi-z 'wir', si-z 'ihr'; - 0 m- 0 z 'unser.' § 33. Die Demonstrativpronomina, die im uig. wic auch die ii brig en N omina - den Plural auf -Zar haben, weisen cbcnso einen besondercn obliqucn Stanun auf: bu 'diescr', obl. Stamm bzm- (>mun-); Plural bu-Zar; ol 'jene1; er', obl. Stamm an-; Plural: o-lar.
TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
§ 34. Reflexivpronomina: oz 'Wesen, selbst. Korper' erscheint gewohnlich mit dem Possessivsuffix, wahrend kantu 'Person, selbst' meistens als Attribut fungiert: tkt. ban owm 'ich selbst' und kdntu bod;mJm 'mein eigenes Volk'. § 35. Frageworter und unbestimmte Pronomina: kim 'wer', na 'was', qanu (uig. qayu) 'welcher', sowie ihre Ableitungen wie kimJ1J 'wessen', naka 'woraus'; daneben erstarrte Konverbien: sayu 'jeder' (< sa- zahlen); q3p ,.._, f{opan 'ganz' (Konverbien auf -0 p und -pan). § 36. Poss essi vs u ff i xe: Sg. r. - 0 m; 2. - 0 1J (tkt. - 0 y); 3. -i ,.._, -si (bei den vokalischen Stammen); Pl. r. - 0 m 0 z; 2. - 0 1J 0 Z.; 3. (tkt.) -i/-si, uig. daneben -lari. § 37. Artikel. Das Possessivsuffix 3. Pers. fungiert meist als bestimmter Artikel: (tkt.) tabyac qayan sab-i 'die Worte de!" chin. Kaisers.' § 3S. Die Possessivpronomina werden jak. i"l- ,,nehmen" = tuv. al- id.; *jat- > jak. sit- ,,liegen" = tuv. Ci"t- id., ozb. jat- id.; *qanat > jak. ki"nat ,,Fliigel" = ozb. qanat id. usw. Das urtiirk. *a wird ar ,,Mann" = tuv., ozb., azerb. ar id. = tschuw. ar id., dagegen *jet- > jak. sit- ,,erreichen" = tuv. eet-, azerb. jet- = tschuw. sit- id. 2. Die wichtigste Eigentiimlichkeit des ] akutischen ist, dass das letztere konsequent die urtiirkischen langen Vokale behalten hat, die sonst nur noch im Tiirkmenischen durchgehend behalten bleiben. Einige lange Vokale haben Diphthonge ergeben. Neben den primaren langen Vokalen kommen auch sekundare lange Vokalc vor, die auf Lautgruppen zuriickgehen, z.B. *ay, *oy usw. Die primaren langen Vokale sind: *a > jak. a, *o > jak. uo, *u > jak. u, *1: > i', *d > jak. ia, *e > ia, *o > iio, *u >ii, *i > i. Beispiele: *ae- > jak. as- ,,hungern" = trkm. de- id.; *ot > uot = trkm. ot ,,Feuer"; *buz > bus = trkm. buz ,,Eis"; *qin > k1:n ,,Scheide" = trkm. kin id.; *b-as >bias = trkm. bds ,,fiinf"; *je- > siii- ,,essen"; *kok > kuox trkm. gok ,.._, giiok ,,blau"; *kue > kus = trkm. giije ,,Kraft"; *bir > bir = tr km. bir ,,ein". 3. Die sekundaren langen Vokale oder Diphthonge gehen auf die Lautverbindungen *ay, *oy. *1ty, *ub usw. zurtick. Sie sind mit den
DIE
J AKUTISCHE
SPRACHE
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primaren Langen zusammengefallen. Ausserdem gibt es noch den Diphthong i'a, der ungefahr wie ein hinterer e-Laut mit kurzem i'-Vorschlag ausgesprochen wird, also 1e, der auf *ay zurlickgeht, z.B. jak. ti'a < *tay ,,Wald" = tuv. day, khakas tay ,,Berg". Beispiele: *ayi'l > jak. i'al ,,Nachbar" = atu. ayi'l ,,Hurde", vgl. kaz. aul ,,Dorf" usw.; *oyitr > uor ,,Dieb" = tuv. or, khak. oyfr id.; *sitb > jak. ii= tuv. suy ,,Wasser"; *agak- > iax.- ,,biegen" = tuv. agil- < *agil,,sich biegen"' khak. ag- "biegen"; *ogran- > iioran- = tuv. oren- ,,lernen"; *J"iigan,....., *iigan >Tin ,,Zaum" = tuv. ciigen < *jiigen id.; *sigi-k > ik = tuv. sidik < *sigdik ,,Harn". 4. Die auf primare lange Vokale zuruckgehenden Diphthonge wechseln mit kurzen Vokalen in einsilbigen konsonantisch auslautenden Stammen beim Antritt von vokalisch anlautenden Stammbildungssuffixen, z.B. bias komiicciit ,,Silberschmied" usw. Von den stammauslautenden Konsonanten werden vor Suffixvokalen die Laute x, k und p stimmhaft, d.h. sie ergeben y, g und b. II. Indem wir zur Deklination ubergehen, Wollen wir bemerken, dass vom Genitiv nur Spuren ubriggeblieben sind und das Genitivverhaltnis durch das besitzanzeigende Suffix der 3. Person ausgedruckt wird, z,B. aya oyoloro ,,die Kinder des Vaters". Die Akkusativform wird mit -i' / -i (nach ausl. Konsonanten) und -ni' / -ni (nach Vokalen) gebildet. Neben diesem ,,bestimmten" Akkusativ gibt es noch einen ,,unbestimmten", d.h. den Partitiv auf -ta, z.B. uta ayal ,,bring Wasser!". Dieses Suffix geht auf das urturkische AblativLokativsuffix -*da zuriick. Die Form uta < *subda ,, Wasser" (some water, russisch BOAbI, finnisch vetta) bedeutete urspriinglich ,,vom Wasser''. Als Lokativsuffix kommt -*da meistens in Adverbien vor, z.B. manna < *manda ,,hier", onno < *onda ,,dort". Sonst wird das Lokativverhaltnis mar 'ist nicht', *arti > + (c)ce 'war', marcce 'war nicht'; diese Formen gelten unverandert ftir alle Personen. Als Infinitiv konnte man die Verbform auf -ma bezeichnen (kilme 'Kommen, zu kommen', pama 'Geben, zu geben' -nd-, -nd- iiber -nn- > -n-, -nl- > -nn-, -yl- > -J}n-; -ll- bleibt, wird aber vielfach monophthongiert. Eine weitere sibirische Lautregcl, die fast schon zum Lautgesetz geworden ist, ist die, kiistug wird), fcir- ,, trinken lassL·n" < ic'-ir-, cau;at., uciin ,,filr (postpos.)" (aber im Qyzyl: iiiiin) di.irfte das c' filr -cc:tehcn, d.h. KATANOV di.irfte in diesen Fallen die Geminata nicht deutiich wahrgenornmen haben. CASTREN notiert 2 sporadische Falle von j- im
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TURKOLOGIE - LINGUISTIK
Sojori: fas ,,Baum'', gegen Ky. nafs (CASTREN), nas (KATANOV), Sor ntiS, < fyyac, fayac, yyac, ayac, fa1Jac, etc. (dies Wort ist wahrscheinlich eine Diminutiv-Ableitung auf -yac von einer turk. Wz. *a, y = protoUral-Altajisch *pa, gesamt-Ural. *pa ,,Baum"); und fega, fegad' a ,,Frau des alteren Bruders" < fa1Jgd (-dza, dim.). Diese Falle ki:innen sandhibedingt sein; ich habe sie dem Worterverzeichnis in CASTRENs Sprachlehre entnommen. Auch das Auxiliare fat- kann in allen sud-sibirischen Turksprachen wie im Qazaq-Qaraqalpaq und Qypeaq-Ozbek mit anlautendem f- nach Vokal vorkommen. Das Karayas in CASTRENS Aufzeichnungen hat in einer ganzen Reihe von Fallen anlautendes d-, wo sonst in sibirischen Turksprachen einschliesslich des J akutischen immer nur t- steht. Wie ein Blick auf CASTRENS Wi:irterverzeichnis, p. n6/7 zeigt, fallen diese Formen durchweg mit den Parallelen aus der Sudwestgruppe zusammen, die als einzige die urtiirkischen anlautenden sonoren Verschlusslaute d- und g- bewahrt hat, die in den andern Gruppen durchgehend mit der Tenuis zusammengefallen sind. Die Bewahrung von anlautendem d- bedeutct fiir das Karayas einen sehr archaischen Zug, den es als einzige sibirische Sprache mit dem Sudwest-Turkischen teilt. Es sei hier nur en passant bemerkt, das auch das Sudwest-Turkische kein einheitliches Bild der Vertretung von d- bietet (cf. MENGES, Qaraqalpaq Grammar, I: Phonology, p. 3off.). Mit diesem archaischen Zug hat die Tatsache nichts zu tun, class in CASTRENs Aufzeichnungen eine ganze Anzahl von Formen mit d'- < f-, und nicht t'-, vorkommt. In den von CASTREN erforschten sibirischen Turksprachen hatte sich uberhaupt kein c- gefunden; in den vorliegenden Fallen haben wir es mit unregelmassigem, sporadischem Obergang von f- > d'- zu tun, wie er auch in einigen Ojrot-Sprachen vorkommt, im modernen ,,Schrift" -Ojrotischen sogar legalisiert ist, wahrend das TubaOjrotische t'- hat. CASTREN hat die Worter mit d'- meist nicht als zu einer einzelnen Sprache oder deren Dialekt zugehorig bezeichnet, was wohl bedeutet, class sie im gesamten Qb. oder Ky. vorkommen. In einigen Fallen hat CASTREN (oder SCHIEFNER) nahere Bezeichnungen hinzugesetzt. In intervokalischer Position kann, nach einer in den sud-sibirischen Turksprachen allgemein gultigen Regel, nur stimmhafter Konsonant oder stimmlose Geminata stehen: cf. qap- ,,fangen", qab-ar (aor .) , qaq- ,,schlagen; tun", qay-ar; kas- ,,schneiden", ger. kazip; siit ,,Milch", poss. 3. ps. siid-ii; qasyq ,,Loffel' ', qazyq, CASTREN Ky. kasek, kahek; qas- ,,fliehen'', < qac-, ger. qad' yp, aor. qad' ar (CASTREN: r. sg. aor.
DIE SIBIIUSCHEN TURKSPRACHEN
logar als Suffix vorkommt, liegt hiiufig Accent vor, der in diesern Fall rnf Kontraktionslange beruhen kann, denn es ist < Ujy., KA.s. sy1Jar :-;cit\', Richtung": Say. olsdrqy/l(la (von KATANO\" in einem Wort ge~dirieben!) ,,in jener Richtung" (605); pu sdrqynda ,,in dieser Richtung" '.ibidem); kommt auch ohne Accent vor, so z.B. 604, 90; sdryna (340); Jfaltir ozdryq, pu sdryna (361); als Enklitikon oder Suffix: Qc. cer-zitri · ;g t) ,,nach der En le, dem Land, hin"; tura-zdry (393) ,,nach der Stadt hill)"; in Analogie dazu vielleicht auch in ana1J dry (Qc., ibid., 394) ,,rnn h wcg"? Dagegen treten spontane Accente wie die folgenden immer wieder auf: .· dgrdl- (ozb.) ,,sich trennen". - Wie in den meisten Tii.rkdialekten, gibt es auch hier ein Schwanken von o, o und it, u zumal in der l'mgebung von q/k, y/g und 1J, z.B. (ozb.) borkut, burkut ,,Steinadler", (otii..) toy-,..._, tity- ,,gebaren", (ozb.) bityday ,..._, boyday ,,Weizen", tugat- ,..._, lrJgat-,,beenden", yoqari· ,..._, yitqari' ,,oben, herauf". - Da, statt der Labialattraktion, breite Bindevokale vorgezogen werden, entsteht im ()zb. cine allgemeine Vorliebe fiir breite Vokale in nicht-erster Silbe, und so werden auch die Vokale der Formantien -yit, -yur- u.a. oft entrundet, z.B. ol-gu > (ozb.) ol-gi ,,Sterben", calyuli" > (ozb.) calyi'li" ,.musikalisch".
Konsonanten 11,
S8. Bestand: b, p, ni, w (im Ozb.; im Otii.. nur sporad. und sekund.); f (in FW); d, t, n, l (wie engl. mail; fehlt im Tar.), l, r (ozb.: Zungen-
,;pitzen -r, otii..: uvular), z, s; z (nur in FW), s; g, c, y; g, k, 1J; q, y, x; h. Das 'in ar. Wortern schwindet meist, zuweilen wird es zu y.
§ 9. Stellung; Anlaut: b-, p- (nur pi's- ,,reifen", und in FW, hier zuweilen aus /-, z.B. faida ar. > Paida ,,Nutzen"), m- (nicht sehr haufig), v- (in FW), f- (in FW), d- (in de- ""-'di- ,,sagen" und FW, in dial. Entlehnungen und einigen Partikeln), 1-. n- (nicht sehr haufig), l- (in FW), r- (in FW), z- (in FW), s-, z- (in FW :md zuweilen im Yarkendi aus gewohnlichem y-), s- (in FW, in Sit und s•::inen Weiterbildungen und einigen wenigen turk. Wortern), g- (in FW und einigen Entlehnungen aus dem Kazak. und Mong.), c-, y-, g- (in FW und einigen Entlehnungen aus Sii.dwestdialekten), k-, q-, y- (in FW), Z (in xan ,,Konig", xatitn ,, Frau" und FW), h- (in FW, Interjektionen 11nd in einzelnen Fallen von Prothese: ar- > har- ,,ermii.den", avitc > havuc ,, Hand voll". hi'.\-
§ ro. In- und Auslaut. -b nur graphisch, Aussprache:
-p;
-b- in tii.rk.
142 Wortern selten.
TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
-P- bleibt erhalten; -p ist haufig. -/- und -/ von FW oft >
p. Atii. -d- und -d (oder ~ ?) ist > y geworden; otii. und ozb. -d- oder -d ist < t. l, l und r neben anderen Konsonanten schwinden leicht. -r- und -r werden, zumal im siidl. Otii. zuweilen zu y, -r kann ganz sch win den. -y- wird im Otii, zumal im Y arkandi zuweilen zu z oder g. -y und -g in nicht-einsilbigen Wcirtern wird im Otii. zu -q und -k, im Ozb. schwinden
sie oft. Alle anderen Konsonanten konnen im In- und Auslaut erscheinen. zuweilen als Sprosdaut im Inlaut (Chotani und Yarkandi): iski ,,zwei". -z ist gewohnlich erhalten, nur das Negationsformans (atii.) -maz ist meist >-mas. Selbst intervokalisch schwindet l, l und r zuweilen: (otii.) kirip zu kiip, ali"p zu ap. -v- und -v ist zuweilen eine Verderbnis aus b: baba > (ozb.) buva ,,Alter", haufig aber < y, g: (ozb.) biragii > birav, boliiv ,,Teilung", toxtavsfz ,,unverziiglich", (atii.) soyi"q > savuq ,__, sawi"q ,,Kalte", ti'tjlavci Horender", qaravi'l ,,Aufseher", (atii.) yayi" > yavi" ,...._, yav ,,Feind", kiidagii ,,Schwiegervater" > kiyav.
s erscheint
§ rr. Gemina ti on: Sporadisch wird t und q, seltener auch k, s und sogar c verdoppelt: qatti"q ,,hart"' ikki ,,zwei"' acci"q "bitter". § 12. K onsonan ten ha ufung. Meta these: topraq ,,Erde" hat zuweilen die Form torpaq. Weiter gibt es sporad. Assimilationen nl > ll, nm >mm, yn >yd, tjl
>
tJn, rl
>
ll, ts
>
ss, qt
>
xt, qs
>
xs.
§ 13. N ach stammauslautenden c, s, s, q, k, x, h, t, p, f sollen im Ozb. stimmhafte Suffixanlaute entstimmt werden; tatsachlich gibt es eirn haufige, aber unregelmassige Beeinflussung der beiden Konsonanten.
W ORTBILD UN GSLEHRE Denominalia
§ 14. Denominale N omina
+ana ( < pers., selten, ozb.: toy+ana ,,Hochzeitsgeschenk"), +af) +liq, + m (urspr. Poss. endg., 1azi+m ,,Ricbter"), +mt l (an Farben), +raq, +mdn ·"-'· vdn ( < pers. i mend, siiz+mdn ,,Redner"), +s z, +•stan ( < pers. Ortsbezeichnung), ; suman (siit+suman ,,rn.ilchfarben"), t s (an Farben), +titl (an f';uben), +zar (als Suffix gebraucht, < pers.; qamis+zar ,,Schilfge· !;inde"). Prilfixe: be+ ( ) wic", soJJ+ra ,,nach", dek day ,_, da'k ,_,day ,,wie'', sari,_, sari ,,je mehr". N ach D at.; r. Substantiva: qarayanda ,,nach ... hin", taman ,,m mchtung auf". 2. Konverbia: kOr-a ,,gemiiss", qara-b = qarla-p ,,hinsichtlich", qarama-y ,, ungeachtet", qars-i' ,,gcgen (feindlich)' ', qayla-p ,,gemass", yaq-i'n ,, bei, nach". 3. Fremdworter: qadar (ar.) ,, bis". ~ach Akkus.; KonvPrb: tap-ib ,,in Richtung auf": (ozb.) biyini1J iiyini tapi'b bari'Sti'lar ,,sic gingen zum Haus des Herrn hin". Nach i\blat.; r. Suhstantiva: buyan ,,diesscits von", tas+ ,,Aussensei te", iist + ,, Ohcrseite". 2. Konverbi;1: al-i'b ,,von ... her", basla-b ,,seit", bur-zm ,,vor (temporal)", ilf!.ar-i ,,che", kOr-ii ,,im Vergleich mit", ta.sqar-i· ,,ausser". 3. Fremdworter: xaric (ar.) ,,ausser", rnuqaddam (ar.) ,,vor".
DIE ZENTRALASIATISCHEN TUHKSPRACHEN
4. Weitcrcs: berli,......., beri ,,seit, diesseits", bolak ,,anders als", kin,......., keyin ,,nach", nari· ·""" nari ,,jenseits von", qayi· ,,unter", s017 =S01Jra .,nach". Pronominales
§ 22. Personalpronomina: Singular "' (otii.) man, mani1J, ma1Ja, mani, nu'inda, mandin; mandiik ,, wie ich" ; gebrauchliche Nebenformen der Umgangssprache: miiniydin, manindin u. dgl. (ozb.) men, meni1J, mengii, meni, menda, menddn, um! dialektische Abweichungen wie bei den Substantiven. (otii.) sdn, sani1J, sa1Ja, sani, sanda, sandin; gebrauchliche Nebenformcn dn Umgangssprache: sani·r:;din, sani1Jdiik u. dgl.; sanlar ,,Leute wie du (verachtlich)". (ozb.) sen, seniy, sengii, seni, senda, sendan. Plural (otii.) biz, bizni1J, bizgii, bizni, bizdd, bizdin. (ozb.) ebenso; aber: bizdiin (otii.) siz, sizni1J, sizga, sizni, sizdii, sizdin. (bzb.) ebenso; aber: sizdii.n. siz bcdcutet auch eine hofliche Einzahl. bizldr, sizlar ,,jeder einzelne von uns, von euch". (otii. auch) szlar, slagii, slarni, slardin u.a. § 23. Demonst rativpronomina: Sehr vielgcslaltig und unregelmassig, ,,dieser, dieser da, jener" bu, ',,7; fo; u, u, o, 6. Im Nomin., Cas. indef. und attributivisch: bul, sul, ul.
Singular (otii.) bu; muni1J, buni'>J; mu1Ja, 1m1nit1Jya; muni; munda; mundi'n; mundaq; munca; muncTma u.a. (bzb.) bu, buni·r:;; bunya; buni'; bunda; lmndan; bunday, bundaq, bundak; bunca u.a. (otii.) SU; Sitni'r;' SunU1J; Su1Ja, suni'11ga, So1Ja; Sitni'; sunda; S1tnU1Jdi'n, Sitndi'n; sundaq, sumdaq, sunday; Sitnca u.a. (bzb.) chcnso; ferner: sunya; sundan; Sunday. ;. (otii.) o; cni'IJ; WIJa, 1i1zivya, unu11ya; eni; anda; ancii'n, enir;din, anu11di'n; a11daq, an day; anca. (iizb.) ·ul; uniij; ·unya; itni'; 11nda; 1mdan; unday; unca.
TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
Plural bular, sular, ular. Obliche Haufung von Demonstrativen: (otli.) musu, mofo, mu§un~. mu§unday; avu, asu; subu; mavu; us bu. (ozb.) OSa, OSal, USa, OSU U.a. Aus Demonstrativen abgeleitete Deutewbrter: (otii.) mana, mane/, muni'; ana, ana, Cina; ayna, ayna; tayna; bayi"qi'; sayi'qi' usw. (ozb.) mana bu; ana su; anabu, anavu, anavi u.a. Andere Ableitungen von Demonstrativen: (otii.) utta butta ,,hier un) -silar; -si'nlar (sehr hoflich, eigcntlich 3. Pers.). (ozb.) - 1), -'l)'Z ,..._, -•11°zlar (an Glcichgestellte), - 11lar (an Tieferstehende). sunlar, (ozb. :) -sin, -si'nlar. 0
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Gegenwart -a+man, (ozb. :) -a+man, s. § 29, negiert: -ma-y+man, bzw. +man, eine Tatigkeit in der Gegenwart, der nahen Zukunft und in unbestimmter Zeit; entstanden wohl durch Verschleifung einer haufigen Verbalkomposition mit Deskriptivum, etwa *-a tur-ur man. '.i. -maqda-j-man (ozb.): ein Zustand in der Gegenwart. J. -mi/:, f-man (otii.), nur vom Hilfsverb i- gebildet; ein Zustand in unbestimmtcr (vergangener ?) Zeit. i.
Vergangenheit l.
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-t m, ncgiert: (otii.) -mcdi'm, (ozb.) -madim, s. § 28, eine in dcr Vergangenheit abgeschlossene Handlung. -"P+man (ozb.), negiert: -map+man: einc bis in die Gegenwart andauernde Handlung der Verg:mgenheit.
-d m, 0
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TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
3. -yan+man, (ozb.) -yan+man; vom Hilfsverb i- ,...._, e-: ikiin+man, (ozb.) ekiin+man; ein Zustand in der Vergangenheit oder in unbestimmter Zeit. Negiert: z.B. (ozb.) qU-ma-yan+man oder qil-yan emas+man. Zuweilen wird die Personalendung der r. und 2. Person unterlassen: kor-gan ,,ich habe gesehen"; auch wird selten einmal als Personalbezeichnung die Possessivendung genommen: suri-yen+i·m (otti.) ,,ich fragte", ayt-qan+im (ozb.) ,,ich habe gesagt". Zukunft r. -ar+man,
(ozb.) -ar+man. Hilfsverben und Deskriptiva haben statt-ar zuweilen -ur, aber in prasentischer Bedeutung. Negiert: -mas+man ,...._, +man. 2. (otti.) -yuci+man, (otii. und ozb.) -maqci+man, bzw. +man: eine unmittelbar bevorstehende oder beabsichtigte Handlung. Negiert: -maqCi emas+man. 3. -yay+man, im Ozb. selten, eine Handlung in der Zukunft oder ein Wunsch; zuweilen ohne Personalbezeichnung: baq-qay ,, i ch werde sehen, dass ... ". 4. (otti.) -yu+m bar, (ozb.) -yu+m di"r ,,ich muss unbedingt", negiert: -yu+m emas dir. Konditional
-sa+m, negiert: -ma-sa+m; Bedeutung: ausser Bedingung, Irrealis und Potentialis auch zuweilen ein Wunsch und eine hofliche Aufforderung; gelegentlich auch Temporalis. § 34· 3. Konverbia:
r. -a, nach vokalischem Stammauslaut: -y; negiert: -ma-y. Es dient
zur Bildung von Adverbien, die meist doppelt gesetzt werden, um die Bedeutung zu verstarken. Ferner dient es zur Bildung der Verbalkompositionen mit Deskriptiven, und, daraus abgeleitet zur Bildung einer Finiten Verbform, namlich der Gegenwart (s. §33). p, im ozb. meist als - b geschrieben; negiert: -may, oder (otii.) -mastin, (ozb.) -masdan. Dieses Konverb driickt aus, (ozb. Taschkent) > -11atqani"m, und anderseits: -a yat- ,,dauernd tun", z.B. *bar-a yat -ar i-dim > (otli.) baratti"m, *bar-a yat-ar ikan+man >bar-at' ±ikan+man (otii.), *bar-a yat-i·p+man > barayapman ,,ich bin grade am Gehen", (iizb.), - p yur- ,,standig tun" u.a. 0
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§ 38. 3. Verbalkompositionen mit Modalen Hilfsverben. Verben mit Bedeutungen wie ,,beabsichtigen zu, anfangen zu, konnen, verfehlen zu, sich anschicken zu" u. dgl. stehen hinter einem Verb, das eine konverbiale Form hat oder hinter einem Verbalnomen im Dativ. Einige Beispiele: -a al- ,,.._, (ozb. auch) > -al- ,,konnen". *-•p id-a bar- > [ibar- (otli., fehlt WB.), yabar- (kar. L.), yibir- (tob.), .~ibar- (tat., kazak.), avar-t- ,,.._, avat- (tar.), ibit- (kar. T.), yibit- (kar. L.) yubar- ,,.._, yibar- (ozb.) ,,schicken, dahinfahren lassen ... "l (otii.) p avat- ,, ... lassen", (ozb.) - p yubar- ,,anfangen zu", -a basla- ,,.._, +qa basla- ,,anfangen zu", ,,anfangen mit", -a bil-, seltener auch - p bil- ,,konnen" (nur positiv), -yali" bol- ,,angemessen sein zu", -a de- ,, beabsichtigen", yali" qoy- ,,dulden zu", -mas+qa sal- ,,tun als ob", ·yali" tur- (otli.) ,,anfangen zu", P tayyarlan- (ozb.) ,,sich bereiten zu" -yali" una- ,, billigen zu", a yaz- (ozb.) ,,verfehlen zu, fast ... ". - 0
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Weiteres § 39. Verneinung: yoq ,,nein, nicht vorhanden", amaz ,,.._, emas ,,.._, imaz ,,ist nicht", -ma\/erneinung VOil Verbstammen, +s·z ,,ohne", na .. . , na ... (pers.) .. weder ... , noch ... ". § 40. Frage:
mi",..._, mi: Fragepartikel, an das Erfragte angefligt. FragwC:irter: s. § 24.
TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
§ 4r. Vermutung: +k£n, zuweilen in der Form clean ,,etwa", +yo, -yu+dak, Ci"yi (otti.) ,,wohl". § 42. Konjunktionen: +ma ,,auch", yana ,,und, wieder", aya ... aya . .. (otti.) ,,entweder ... oder ... ", bolmasa ,,andernfalls", ya (pers.) ,,oder", agar (pers.) ,,wenn", (ozb.) ayniqsa ,,zumal", bir+da ,,und", braq ,,aber", demak ,,also", yoqsa ,,andernfalls", kim > ki ,,dass u.a.", qisqasi ,,kurzum", tayi"n ,, und", amma (ar.) ,,aber'', lekin (ar.) ,,aber", madamiki (ar. +pers.) ,,solange als", va (ar.) ,,und". SYNTAKTISCHE BEMERKUNGEN
§ 43. Wortarten: Die in den Ti.irksprachen i.iblichen bciden Gruppen: nominale und nicht-nominale Wortarten, sind meist noch intakt, und damit auch der grundlegende Unterschied zwischen den nominalen und den finiten Verbformen einerseits, und den nicht-nominalen, niimlich adverbialen Fonnen (= Konverbien) anderscits. Nur durch Verschleifung von Verbalkompositioncn mit Deskriptiven (z.B. yaz-i"j: tur-·ur man ,,ich bin am Schreiben"), bei der das zweite Verb infolge i.iberhiiufiger Anwendung verloren gegangen ist, ist es dazu gckommen dass hcute auch die Konverbia auf -a und - p Tcmpora, also: finite Verbformen bilden. Das hat dann zu ciner gewissen Unsicherheit in de1 Cnterscheidung diescr beiden Wortarten gefiihrt, sodass z.B. im Ozb. auch ein Konverb auf - p ein Wortbildungselernent annehmen kann egil-ip+rak ,,ziemlich gebi.ickt seiend". 0
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§ 44. Die Wortstellung ist im Oti.i. zicmlich normal, im Ozb. aber, zumal in den iranisierten Mundarten, ist sie oft recht fremdartig · bir kiin biz keldiik Hasan gayiya ,,eines Tages kamen wir zu Hasan" S01Jra men oturdum cay icip ,,dann war ich am Theetrinken". § 45. Das Subj ekt, und zwar auch das pronominale, wird im SprecheL durch eine kurze Pause, und im Druck durch ein Komma oft vom Rest des Satzes abgetrennt, um es hervorzuheben. § 46. Priidikat. Die Kopula fehlt oft: kicik oylini17 etiBasir (otii. ,,cler Name seines ji.ingeren Solmes war Biischir"; buni· kotaris lazi"t1 (i:izb.) ,,das muss man hervorheben"; hazi"r hiikiimat kambayallarn'ik (i:izb.) ,,jetzt gehOrt die Regierung den Armen". bol- ist oft priignanter Bedeutung: patisa bolmaq boldi (otti.) ,,er willigtl' cin, Konig zu werden"; on kiin bolyan kiini (oti.i.) ,,an dem Tag, da re
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DIE ZENTRALASIATISCHEN TURKSPRACHEN
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Lege (voll, d.h.) vergangen waren"; har vaqt kelaturyan boldi'lar (i:izb.) ,sie konnten jederzeit ankommen". -sa im Hauptsatz als Potentialis: taprp qoysam (i:izb.) ,,ich sollte (d.h. niisste eigentlich) finden". Quasi-Hilfsverben bei Fremdwi:irtern: gapa sal- (otii.) ,,misshandeln", 1 ,zat qfl- (i:izb.) ,,ehren", payda bol- (i:izb.) ,,erscheinen", davam et- (i:izb.) .Jortsetzen", mii!liim bol- (i:izb.) ,,bekannt sein", qarar qfl- (i:izb.) ,,beschliessen", marhiim bol- (i:izb.) ,,berauben" (OGr. 205,27 so, nicht etwa intransitiv), und sc.hliesslich sogar nach einem tiirkischen Nomen: sihlar et- ,,sagen". § 47. Kasus. I. Akkusativ. Zumal im Ozb. wird oft der Akk. an. u, o >ii, i > i, u >ii, ii >ii, z.B. el, al ,,Friede, Land" > Qazan. il (aber ham ,auch', aci ,sauer'); on ,zehn' > Qazan. un; ordak ,Ente' (Tiirkei-T., OT.), ordok (Qazaq.), ortok (Sor) usw. > Qazan. iirdiik; it (Tiikei-T.) ,Hund' > Qazan. it; giin 'Tag'> Qazan. Mjn; dur- ,,stehen" > Qazan. t~w-. (Uber die Vokale der folgenden Silben s. unter § 6). § 3. Die Vokalt des Qazaqischen, Qaraqalpaqischen und Qi'ryi'zischen sind: a, ii, e, i', i, o, o, u, ii. Der Laut e, der nach Thomsen schon im Alttiirkischen existierte (der aber spater in vielen Tiirksprachen mit ii zusammengefallen ist) ist besonders in den Qazaq-, Qaraqalpaq- urn! Qi'ryi'z-Dialekten dieser Gruppe vertreten, z.B. edi 'war', esik 'Tur', el 'Fleisch' usw. § 4. Die Vokale der Altay-, Qumi'q-, Noyay- und Karaim-Dialekte sind: a, ii, i', i, o, o, u, ii. § 5. Lange Vokale und Diphtonge entstehen Qazan difyii, Qazaq tiiyo, tiio, Qaraqalp. Qumi'q tiiyii, Qi'ryi'z. Altay to, Karaim tiiwa); iig wird zu iy (iig- 'biegen' > iy-); i'y wird zu uw, u (ari'y 'rein' > aruze, aru); uy wird zu u, i' (quruy 'trocken' > quru, quri"); ayu wird zu all (aw) (Qazan. Balkar. Qarafay), 6 (Qi'ryi'z) (buzayu 'Kalb' > buzau, bi'zau) u.a.m. (Weitere Beispiele s. in Baskakov, Karakalp. II, S. 51-55; RASANEN, Zur Lautgeschichte, S. lII-135).
DIE NORDWESTLICHE GRUPPE DER TURKSPRACHEN
Alt-T. (,2 o, a > o nach einem vorhergehenden o, o oder u, u) in den Altay-Dialekten (Oyrot: Teleut, Lebed, Tuba), in manchen Qazaq-Mundarten, Qi:ry. Qaraqalp. und teilweise allch im Balqarischen, z.B.: Q!ry1z, Altay: otqo ,ins Feuer' bolyon ,gewesen' polzo ,wenn es ist' (Altay) kiistOr ,Augen' (Altay)
Qazan, Qumi:q, Noyay, Karairn: utqa, otqa bulyan, bolyan bulsa, balsa kuzlar, kozlar
Die u, ii-Labialharmonie (nach u, ii wird i', i > u, ii) ist fast in allen Uialekten dieser Gruppe vertreten, wahrend die der o, o (nach o, o wird i', i > u, u) nur in den Qazaq-, Qi:ry1z- und Oyrot-Teleut-Dialekten zu treffen ist z.B. sit+ nun < su+ni'n ,des Wassers'; iiy+diin < iiy+nin ,des Hauses'; ton+ dit < ton+ni' ,des Pelzes'; kol+dii < kol+ni ,des Sees' u.a.rn. Die Erscheinung der Labialharmonie ist jedoch recht schwanken baya. § II. w, (Halbvokal, wie engl. w) statt des v (labialdental) anderer Dialekte. § 12. Den Basqurt-Dialekt charakterisieren die Lautiibergange z, d, l > (= arab . .), engl. that), s > ~ (arab. 0, engl. think) und s > h; z.B. z < z, d, l: qi'z ,,Madchen" (Qazan. qi'z), qi'zi'l ,rot' (Qazan. qi'zi'l), a~im - ,Schritt' (adfm), taw~ar ,Berge' (tawlar); ~ -< s (nicht im Anlaut): ba~ ,Kopf' (bas), u~al ,schlecht, base' (usal); him Anlaut von Wortem und Silben < s: h~~ ,ihr, Sie' (siz), huyi"S ,Krieg' (suyis), haqal ,Bart (saqal), bulha ,wenn es wird' (bulsa), barhi'n ,er moge gehen' (barsin) u.a.m.
~
§ 13. In allen Dialekten wird -q, -k und -p intervokalisch erweicht, z.B. baq-: ,schauen', baya ,er schaut' (Qi:ryYz), tayaq ,Stock', tayayi' ,scii Stock', ik- ,saen', igin ,Saat'; yap- ,zumachen', yaba ,er macht zu' Altay-Oyrotisch erweicht ausserdem auch noch die iibrigen stimmlosen Konsonanten in dieser Position: tis, tizi ,sein Zahn', sos, sozim ,mei1; Wort', tut- ,halten', tudar ,er halt'. § 14. Assimilation der Konsonanten. Ober die Assimilation gelten fol gentle allgemeine Regeln: r. Wenn zwei Konsonanten zusammentreffen, so gleicht sich de· folgende stets dem vorhergehenden an, indem er nach stimmhaften Konsonanten (auch nach Vokalen, Halbvokalen, Nasalen und Liquiden: stimmhaft, und nach stimmlosen stimmlos wird. Das gilt fiir die Kon sonantenpaare q/k-y/g, s-z, t-d, p-b; z.B.: qi·s+qi 'winterlich', yaz+yi 'sommerlich'; at+ta 'auf dem Pferd', qfr+da 'auf dem Felde'; taraq+pii.1 1 'mit dem Kamm' (Qazaq.), qi'z+ban 'mit der Tochter' (Qazaq.); aq+simaq 'wei$slich' (Altay), qi'zi'l+zimaq 'rotlich' (Altay) u.a.m.
DIE NORDWESTLICHE GRUPPE DER TURKSPRACHEN
165
2. Nach stimmlosen Konsonanten wird t > t, m > p, n > t im Qazaq., Q!ry. und Altay, sowie in einigen Dialekten des N oyaischen; nach stimmhaften Konsonanten wird t > d, m > b, n > d; nach Vokalen und Halbvokalen bleiben t, m, n unverandert. Ferner bleiben unverandert: t nach r und t (im Alt. nur nach r), m nach t, m, r (im Alt. nur nach m, r), n nach n, m, 1J (im Alt.), d nach r, t (im Alt. auch nach n). Nur das d des Ahl.Suffixes +dan (nach stimmhaften Konsonanten +tan) wird in allen Dialekten der nordwestlichen Gruppe nach m, n, ?J > n: also es entsteht +nan, wahrend dim Anlaut anderer Formatione, wie +da (+ta), +diy tiy) usw. gewohnlich erhalten bleibt. Beispiele: L: kemcitik+ter 'Ruckstande in der Leistung' (Qazaq.), kun+dar ''J age' (Altay), qar+tar 'Schnee' (Altay), gi"l+tar 'Jahre' (Qazaq.), qot+ dor 'Hande' (Altay); ferner: tort+tuk 'viertel' (Alt.), kun+duk 'taglich' (illt.), orto+li"q 'Insel' (Alt.) u.a.m. Im Qazan., Qumiq. und Noy. ist i; diesem Falle nur t > n nach m, n, 1), wahrend es nach anderen stinunbdten Konsonanten und den Vokalen unverandert bleibt, z.B. xan+nrq '~ ttii. +dir, +d r, trkm. ditr 'ist'; atu. bol-ar > trkm. bar 'vird'; atu. kiil-ir > trkm. gir 'er wird kommen'; atu. at-i·p kel- > trkm. 0
1iicel-.
V okalharrnonz'.e
S14. Die Vokalharmonie wirkt, soweit ein Wort reicht, ist also em indizium Iiir den Cnterschied ,,Wort" und ,,Partihl". § 15. Palatalharmonie In den Sudwest- Dialekten herrscht grnndsatzlich Palatalharmonie, d.h:n einem Wort gibt es ausser den hinteren Vokalen a, o, i und 'U die Kon.
TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
sonanten q, y und x; oder ausser den vorderen Vokalen a, e, o, i und u gibt es die Konsonanten k, und g. Im ttii. ist das q dem k sehr angenahert. Im az. gibt es auch in vordervokalischen Wortern ein aus k entstandenes x, y ist dem g angenahert. Wie in allen Tiirkdialekten, gibt es auch in dieser Gruppe eine sporadische Palatalisierung der hinteren Vokale in der Umgebung von c, s und y, der umgekehrte Vorgang dagegen in der Umgebung von k, g und 1J. Wie im otii. gibt es im ayn. den haufigen Ubergang von a >a oder e in letzter Silbe: at+a, +lar+a, bdy+inde, bur+den, qdre 'schwarz' u.a. Das az. und das qasq. haben die entgegengesetzte Erscheinung: az. (dial.) ye-yagax; qasq. yiifak 'Herz'. In r. Silbe mit Ersatzpalatalisierung des benachbarten Konsonanten: gal-di 'er kam'. ayn. und qasq. sind palatalharmonisch etwas gesti:irt.
§ 16. La bialharmonie und Bindevokale Das osm. bevorzugt als Bindevokal u/ii neben i"/i, ohne Hinsicht auf den vorhergehenden Vokal, das ttii. dagegen richtet sich nach der La bialharmonie, d.h. nach breitem Vokal wird i"/i, nach rundem Vokal wird u/ii gesprochen: osm. qapan-ub, aber anderseits osm. dok-il-; Poss. 3 Sg. +r, +si", Desiderativ -sun, Partizip -mi·s, da nach Ausweis des a tii. hi er keine Bindevokale vorliegen, sondern diese Vo kale den Formantien eigentiimlich sind. Das ttii. jedoch behandelt die Vokak auch dieser Formantien wie Bindevokale, unterwirft sie also der Labialharmonie. Das az. hat eine ahnliche Tendenz wie die des Ubergangs vom osm. zum ttii., die noch nicht abgeschlossen ist: az. yazi"l-ub+dur, kid-ub, kor dim, vur-it-, in arabischer Schrift; heute: yazi"li"bdfr, kidib, kordum, vurul-; ferner: coxlug, biik-ul- u. dgl. Wie schon angedeutet, ist die Entwicklung im ttii. weitergegangen, so dass dort nicht nur die - stets engen - Bindevokale nach vorhergehendem breitem oder rundem Vokal die gleiche Eigenschaft haben sondern alle folgenden engen Vokale; so wird atii. tilkii 'Fuchs' zu ttii tilki; aber osm. ulus+r 'sein Land' zu ttii. ulusu; aosm. ayr-u 'getrennt' > ttii. ayri"; osm. olCi 'Mass' > ttii. olcii; osm. oqi"- 'lesen' > ttii. oquosm. gat-iir- (Fakt.) 'bringen' > ttii. gatir-; osm. dagiil 'ist nicht' > ttii. (degil, gesprochen) dayil; osm. bil-iir 'er weiss' > ttii. bil-ir. Im trkm. wirkt die Labialharmonie gegen Ende des Wortes in geringerem Grad, oder iiberhaupt nicht: gar-in- 'erscheinen', dus-iin-dim, oder diisindim 'ich dachte'; atii. to1JUZ 'Schwein', ttii. domuz, trkm.
DIE SUDWEST-DIALEKTE DES TURKISCHEN
do1J'UZ
=
1igall',
s17.
179
do1Jfa; osm. bobrak 'Niere', tr km. bevrek; tagik. bulbul 'N achosm. bulbul, trkm. bilbil.
Kombination von Vokal und Konsonant
y/g im Auslaut schwindet meist, der davorstehende Vokal wird dabei u.U. modifiziert. In einsilbigen Wortern ist das -y/-g stabiler. atii. bay Band', osm. bay, ttii. bag, Aussprache bd, az. bay, trkm. bay = bay = uiiy; atii. ayu 'Gift', ttii. ayi', trkm. dvi. atii. buzayu 'Kalb', osm. buzayi, az. bizo, trkrn. buzav.
§ 18. Meta these Gelegentliche Erscheinung: ttii. uyqu 'Schlaf', az. yuqu; ttii. kopru nrucke', az. kOrpu; altaz. gorsad- 'zeigen', ttii. gostar-. Konsonanten
§ 19. Bestand, nach den Bildungsorganen geordnet. Laryngale: r. ', ar. Hamza, der Glottisverschluss, wie der Vokalanlaut ,:n Deutschen. 2. ', ar. 'ain. 3. h wie in deutsch Hand. Velare: 4- y, ar. Gain. 5. q 6. x, wie in deuto,ch ach. 7. 1J, ein gutturales n Prapalatale: 8. g. 9. k. Palato-Alveolare: IO. z wie der Anlaut in franz. journal. l r. s wie >'utsch sch. 12. g wie deutsch dsch. 13. c wie deutsch tsch. 14. y wie icutsch j. Dentale: 15. d. 16. t. 17. z. 18. s. 19. n. Labiale: 20. b ist bilabial. 21. p ebenfalls. 22. v ist dentolabial, im 1i km. bilabial ausgesprochen. 23. / dentolabial. 24. m. Liquida: 25. r ist gerollt und tOnend, also ein Zungenspitzen-R. :·: l und l; ersteres klingt wie in engl. well. Herkommen der Konsonan ten und ihr Vorkommen. nur in Fremdwortern, nur in arabischer Schrift und in veralteter · ' thographie der Lateinschrift. Im ttii. nur als ', im az. als 'geschrieben, · :id zwar nur im Inlaut: mes' ele 'Angelegenheit', oft auch hier ganz · schwunden. 2. ' nur in Fremdwortern, nur in arabischer Schrift, ebenso wie das y geworden, was als g geschrieben wird. Im Forrnansanlaut ist y geschwunden. Im az. und trkm. ist -y- erhalten. Dort crscheint es auch zuweilen < 'ain in Fremdw0rtern. Ober -y s. § 17. 5. q ist im osm. und ttii. meist erhalten, hier aber als k geschriehen, ebenso ist -q- und -q meist erhalten, nur im az. wird cs im Silben- urn! Wortauslaut zu f., und zwar schon im altaz.: yo;t. 'nicht \'orhanden'. 6. x ist in tiirkischen Wortern selten und nur sekundiir. Vor s aus q in ttii. yax..\i (geschrieben: yahsi'). Im az. ist es aus silben- und wortauslautendcm q und k entstanden: caxmax. 'ziehen', zuweilen auch anderweitig: az. yi'x_i'l- 'fallen'. qasq. ahnlich: yux 'nicht vorhanden'. 7. 1J ist im osrn. (graphisch), zuweilen im ayn. und qasq., und stets im trkm. erhalten. Es erscheint nie im Anlaut. Im ttii. und az. ist es > n, im ayn. zuweilen auch > y. 8. g ist im osm. graphisch nicht von k zu unterscheiden; im ttii. ist es palatalisiert. Im Anlaut erscheint es im ttii., az. und trkm. statt atii. h-, aber nicht in denselben Wortern: ttii. golga 'Schatten', az. kolga, trkm. kolege; ttii. geyih 'Wild', az. und tr km. kcyik Trn az. und qasq. erschcint es auch atii. q-. Im Inlaut ist g im ttii. nur nach v, r, l, z und n erhaltcn, sonst ist es dort > y geworden, graphisch g. Az. ahnlich 9. k ist im t hi. palatalisiert. Es crscheint in allen Dialektcn im An-, In- und Auslaut, im az. ist es auslautend meist > X· ro. i wird im t tii. als i geschrieben; es erschcint nur in Fremdwortern. rr. .( wird im ttii. als § gcschrieben. Im Anlaut tiirkischer Worte: erscheint es nur sekundar, namlich sis; prothctisch als Anlaut von Demonstrativstammen, ttii. u, SU, 5ura usw.; ol, fol, .foyla; trkm. Su, si, soyle sey!c. seydip; fonda. Im In- und Auslaut ist s Mu fig. 12. g wird im ttii. als c geschrieben, im az. und trkm. mit Lateinschrif als 9. In turk. Wortern erscheint es im Anlaut nur sekumbr als Ent lehnung aus einem anderen Tiirkdialekt oder aus elem Mongolischen: trkm. gar 'Schlucht' < kazak. 'steiles Ufer' < atii. yar. Es gibt -gund -f 13. c wird im ttii. als 0 geschrieben, im az. und trkm. in Lateinschritt als c. Es erscheint in allen Positionen. 1
DIE SUDWEST-DIALEKTE DES TURKISCHEN
181
14. y wird im ttii. als y geschrieben, ebenso wic im az. und trkm. in Lateinschrift. Es erscheint in allen Positionen. Im Anlaut vor vorderen Vokalen schwinclet es sporadisch oder tritt es prothctisch auf: atii. yiik 'Last', az. ux_; atii. az. am- 'saugen', gagaus. yem-; atii. ayar 'Sattel', az. yahar; weitcr s. §J. atii. yana 'wicderum' >atii. yinii >osm. glna. -y- und -y geht zum Teil auf atii. d zuriick: atii. adi"y > osm. ayu, ttii. ayi", - -y- und -y kommt im ttii., gagaus. und az_. z.T. < g (im ttii. als g, im az. als g geschrieben, also von dem russ. ce differenziert): az. -ditg +u, mag+a, +tig+i (aber +tiy+i), yi'g-i'n-. 15. d erscheint neben t im Anlaut in allen Siidwe~t-Dialekten, und zwar in den einzelnen Dialekten in verschiedenen Wi:irtern: ttii. tat 'Geschmack', az. dad; ttii. tavsan, az. dovfan 'Hase'; ttii. dikis 'Naht', az. tikis; ttii. tut- 'fassen', altaz. dut- u.a. - Im Jn- uncl Auslaut ist d aus atii. t nach langcm Vokal cntstanden: atii. otay 'Zclt', ttii. oda 'Zimmer', az. (andere Ableitung \·um gleichen Stamm): otaq; atii. at 'Name', osm. ad, ttii. at, aber ad-H". 16. t erscheint in allen Positionen.
17. z erscheint nie im Anlaut tiirkischer Wi:irter. Im In- und Auslaut ist cs fast immer erhalten, nur das atii. Formans -zun ist zu -s•n geworden. 18. s erscheint in allen Stcllungen und gcht fast stets auf atii. s zuriick, hi-; auf die Ausnahme Nr. lJ. 19. n geht auf atii. n und auch 1J zuriick. Im Anlaut tiirkischer Worter erscheint es nur im Interrogativum na und ttii. al-ii; atii. alta-y 'Betrug' > trkm. 1ildov. atii. ar±kan 'seiend' > ttii. ihan, trkm. eken fungiert in den SiidwestDialekten ebenfalls, sekundar, als Nomen und kann also dekliniert Wl'.rden.
§ 29. Deverbale Verbstamme -ctr-, -i"r-, -ur-; im ttii. -•r-; fakt.; allgemcin -ay- trkm. < -a qoy-, eine verminderte Handlung: sercd-1iy- 'cin wenig nachsehcn' -d"r-, -h·-, fald.; allgemein; trkm. auch -dar-•q-, intcnsiv, archaisch; osm. sin-iq- 'ganz zerbrochen sein'. -qaz- u. dgl., fakt.: trkm. gor-kez- 'zeigen', in dieser Gruppe selten. -"f.-: r. passiv: yap-it- 'gemacht werden'. z. inchoativ 'werden': az+a-l-· 'wenig(er) werden'; bos+a-l~ 'b;r werden'; *dir-il- 'lebendig wcrdcn'. -ma-: negativer Stamm; -ama- ttii. 'nicht konnen' -'msa- 'wollen' '.1.qsad+ila FW m. Ind. osm., ttii.; miiqsad+ila az. 'in der Absicht zu .. .' dr·irii m. Ab!. o~m., ttii., otari, otiirii az., Oteri trkm. 'wegen, fi.ir' qr,;,haq m. Abl. az. 'vor' (Zeit und Ort) q1,foda m. Dat. trkm. 'betreffs'; qaraman m. Dat. trkm. 'ohne Riicksicht ;•uf' sn·/ m. Gen. d. Pron., Indef. d. Subst., osm., trkm., son ttii., az. 'nach'; m. A.bl. 'spater als'; s01yra osm., trkm., sonra, sora ttii. m. Abl. 'spater 1
·ds'
'·+ trkrn. 'Seite', tay+ trkm. 'Seite' u.a. Numeralia
§ 33. Grundzahlen (1) bir; (2) iki, ayn.: ekki; (3) iic; (4) dart; (5) bes, trkm. bas; (6) alti; (7) yedi, az. yeddi; (8) sakiz, az. sakkiz, trkm. sekiz; (9) doquz, az. doqquz, trkm. doqiz; (10) on, trkm. on; (20) yirmi, az. iyirmi, trkm. yigirmi, yegrim, yigrimi; (30) otuz, tr km. otiz; (40) qi'rq, az. qirx; (50) alli, trkm.elli; (60) altmi'S; (70) yetmis; (So) saksiin, tr km. segsen; (90) doqsan, az. doxsan, trkm. toysan (!); (100) yiiz; (1000) osm. bi?J, ttii. bin, az. min tr km. mii?J. § 34. Weiterbildungen bir+ingi u. dgl.; bir+iir, iki+sar, alti+sar; yarim+S'ar, tiik+ar 'einzeln', az+ar 'je ein wenig' Kollektiva: trkm. bir+ev, ikevi, iic+avi' (!), tOrd+avi, bas+eui, altaHi' usw. birdan 'plOtzlich', beS' qadar 'ungefahr 5', bir karra 'einmal', ilk daffa oder diifa 'das erste Mal', trkm. biringi gezek;
§ 35. Zahlworter bir qadiil:z. SU 'ein Glas Wasser', bir cuval un 'ein Sack Mehl', beS' tab·ur redif '5 Bataillon Reservisten', iki (dana>) tana coguq 'zwei Kinder. ferner: die Fremdworter nafar fiir Menschen, ra's fiir Vieh, ( ) adat for kleine Dinge, bab fiir Gebaude u.a.
DIE SUDWEST-DIALEKTE DES TURKISCHEN
Pronominales
§ 36. Personalpronomina osm. ban san (bani1J >) banim sani1J bcn;a sa1Ja biini siini biindii sanda Mndiin sandan
biz, bizlar (bizi1J >) bizim bizii bizi bizda bizdiin
siz, sizlar sizi1J siza sizi sizdii sizdiin
l tu. hat statt 1J stets n, also bana u. dgl. az. man, manim, mana, mani, manda, miindan; siin usw.; fiir den Gen. gibt es daneben die Formen miininim, siininin, bizinim, sizinin, also eine Ableitung vom Akkusativ. tr km. hat men, meni·IJ, ma1Ja, meni, mende, menden; sen u. dgl. Substantivierte Formen: osm. biinimki, trkm. meni1Jki u. dgl.
§ 37. Demons tra ti vpronomina osm. 0 onlar bu bunlar onur; USW. onlari1J bunu1J or;ri onlara buna onf onlari· buni· onda bunda onlarda ondan bundan onlardan
Su
sunlar
SUnU1J 5u1Ja suni sitnda 5undan
USW.
tosm. hat ol; ani1J, anU1J; a1Ja; ani'; anda; andan; anlar usw.; buni1J i1 dgl.; ttii. hat statt 1J: n, also ona u. dgl.; statt oni· hat es onu u. dgl.; az hat o, onun usw., friiher auch onin und olar usw.; trkm. hat o und ol, oni'IJ usw., olar+i'1J usw.; bu, muni1J usw., bitlar usw.; su, 5uni'1J usw., .tiindig tun'; trkm. -ip gar- 'gelegentlich tun'. ro. -ip (oltir- >) otir- tr km., seltener als das synonyme -ip dur-: 'fortdauernd tun'. -a otir- tr km. 'dabei sein zu .. .'. 1 r. -a oder - p qal- in einer Handlung verharren; tr km. -ip qdl-: Konsi ;t tierung. 12. -a qo- for langere Zeit wirksame Handlung; der Intensivstamm at[i. qo-d- > qoy-, trkm. yoy-: -a yoy!, eine Verstarkung der Vokativischen Verbformen, 2. Person; -ip yoy! trkm. wie -a qo!. i3. -a oder - p tut- Beginn einer Handlung. r 4. -a var-, tr km. -ip bar-, langsames oder andauerndes Entfernen von cb bisherigen Handlung oder dem bisherigen Zustand. 15. -a ver-, trkm. -ip ber-, 'zu Gunsten eines anderen tun'; -a ver-, trkm. -a ber-, 'rasch tun'. Aber -maq ver- 'tun als ob .. .'. 16. - p yat- 'zufallig und leicht, andauernd tun', trkm.: 'fortwahrend 0
0
0
0
0
t \I! 1'.
17. -a yaz- 'fast etwas tun'. i8. -a oder - p yuru-, trkm. -ip yori-, yore- 'fortdauernd tun'. 0
§ 58. Verbalkompositionen mit Modalen Hilfsverben. Die Komposition eines Verbs in konverbialer Form mit einem Modalen Hi Ifsverb wird heute oft aufgegeben zugunsten eines Infinitivs oder 1·ines Verbalnomens meist eines Intinitivs im Dativ vor dem Modalen lL!fsverb, also einer Verbindung, die nicht mehr als Verbalkomposition
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TURKOLOGIE -
LINGUISTIK
zu bezeichnen ist. Im Folgenden werden nur einige Beispiele aus der grossen Menge der mi:iglichen und ublichen Verbindungen angefohrt. I. -ip al- trkm. 'ein wenig' oder 'beginnen zu tun'. 2. -u basla- osm. 'anfangen zu .. .', ttu., az. und trkm. meist zu -may+a, -ma+si"na basla-, seltener auch - p basla3. -a bil- 'ki:innen', im aosm., az., ayn. und qasq. negierbar, im osm. und ttu. nicht; trkm. hat daneben haufiger -ip bil-; az. -max bil-; -maq bil- trkm. Teke-Dialekt. 4. +a diis- trkm. 'gedenken zu, auf eine Idee verfallen'. 5. -maq ista- ' ... wollen'. 6. -ip qutar- trkm. 'pflichtgemass beendend tun'. 7. -ip uyra- tr km. 'beabsichtigen zu .. .'. 0
§ 59. Verneinung yoq, trkm. yoq, enklitisch zuweilen verderbt zu +oq, +aq 'nicht vorhanden'. Im trkm.: yoq+imi"zdi"r 'wir haben nicht'. 2. degil, ttu. degil, az. degil, deyil, trkm. dil 'nicht seiend'. 3. -ma-, Negation des Verbstamms. Nur -ar hat for die Vemeinung die Ersatzform -maz; az. -i"r+am, negiert: -mir+am usw. 4. bi+, privative Vorsilbe aus dem pers.: bi+diizgiin trkm. 'ohne Ordnung'. 5. na+, na+, privative Vorsilbe aus dem pers., im trkm. auch mir turk. Wi:irtern. I.
§ 60. Frage r. Fragewi:irter, abgeleitet von kim, na und qa+, s. § § 38-40. 2. Fragepartikel mi', m•. Sie wird hinter das Erfragte gestellt. Im ttii kann diese Partikel in eine Verbform eingeschoben werden, im az. nicht ttu. lazim midir, az. lazimdi"rmi? Im ayn. fehlt diese Partikel, sie wird in unturkischer Weise •;Es, K. H., Research in the Turkic dialects of Tran; Oriens 1951; S, 273-279. \1,, RsKv, V., ]ihan-shah Qara-qoyunlu and his poetry; IJSOAS 1954; S. 271-297; abgektirzt als .dtaz.; 15. Jahrhundert. J; ' , CR, HELMUT, Azerbaidschanische Texte ... ; Der I slam, Bd. XI, Heft l-4. S >RTJAN, E. V., Aufsatze in: Issledovanija po sravnitel'noj grammatike tjurkskich jazykov, I.: Fonetika; herausgegeben von N. K. DMITRIJEV; Moskau 1955, S. 289-292; 307-313. , T\ itabi-dada gorgud' dastanlarinin dili; !3aku 1959; Azarbaygan SS[( maarif nozirliyi; r62 S. /, '-u1gen: Kommunist, Baku, r955. Azarbajcanea-rusca luyat, herausgegeben von H. HuSEJNov; Baku 1939; 879 S. Taschenworterbuch, Deutsch-aserbeidschanisch, Aserbeidschanisch-deutsch; Berlin, s.a.; 221 S . .4 serbeidschanischer Sprachfiihrer; Berlin l 943; l 04 S.
Tiirkmenisch \, »»v, P., Hazirki zaman tiirkmen dili, giris leksika; Asgabat 1959; 80 S. I\ J1NG, JOHANNES, Uber die Verbformen im Tiirkmenischen; MSOS 1939; 56 S. I' "r YEV, K, H azirki zaman tiirkmen dilinde gos ma sozler; Asgabat 1958; l 29 S. YARov, 13., Hazirki zaman tiirkmen dilinde iSlik deregeleri (Die Handlungsarten ... ) ; \'g-abat 1957; 186 S. i;, - ··rJrF, M. und ALPAARiF, G., Tiirkmen dilinin qira1mnaatiiqasi; Asyabaat 1929; 257 S. I\ IHANov, B., Grammatika trirkmenskogo ja.zyka, Mor/ologija; Moskau u. Taschkent 1931; 88 S. Fi "'"Nov, A. N., Rodaslovnaja tiirkmen, Sofinenije Abu-l-gazi hanu Hivinskogo; Moskau u. :.eningrad 1958; 192 u. 96 S. (nur bedingt als 'Tlirkmenisch' zu bezeichnen). 1" 'LUJEVSKlJ, A. P., Osnovy sintakstsa turkmenskogo lileraturnogojazyka; Ashabad 1943; 100 S. Tiirkmence-rusca si:izliik, herausgegeben von $. BATiRov und M. SAKALI; Asgabat 1940;
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TURKOLOGIE - LING UISTIK
- - , jazyki narodov SSSR, T711rkskie jazyki;. )[oskau 1966: S. 7-42: N .\. 13ASKAKO\', T;urkskie fazyki (Obsi'ie.svedenija i tipolig1c"-eskaja cl1ar;ikteristikal. S. 66-qo: :-.:. I. CADZIEVA, Azerbajdfo.nskij fazyk. S. 91-r I I I' A. A1D1ov, DZ. A~IANCARYEV 1 K. SARYEV, T11rkme11ski/ jazyk.
ABKURZUNGEN altaz.: alt-azeri aosm.: alt-osmanisch at ii.: alt· tiirkisch az.: azeri ayn.: aynallu
FW: Fremdwort kum.: kumiikisch osm.: osn1anisch otii.: ost-ttirkisch pers.: persisch
qasq.: qasqay ozb.: ozbekisch tagik.: tagikisch tschag.: tschagataisch ttii.: tiirkei·tilrkisch.
ZEICHEl\
+:
Ende eines Nominalstamms
Ende ei1ks \'(Tbalstamms
±: 0
Ende cines Nominal- und Anfang eines Verbalstarnms bei Elision des *i-, d.h. des Stamms ,·om Hilfsverb 'seiu'. :
Bindevokal; im ttii. urn! az. ist es i, i, u und ii; im osm. sind cs die gleichen Vokale oh n e ei11e Einwirkung des vorhcrgehenden Vokals; im trkm. ist es meist nur i, i.
LITERATUREN
ZENTRALASIATISCHE T0RKISCHE LITERA TUREN I NICHTISLAMISCHE ALTTlJRKISCHE LITERATUR von ANNEMARIE VON GABA.IN EINLEITUNG
Die nicht-islamische, zentralasiatische Literatnr der Tiirkvolker ist ' 11rch Inschriftcn aus der nordi:istlichcn Mongolei, Tangnu-Tuwa, Siidc.,ibirien, dem Siebenstromland und der Landschaft Talas, sowie durch zahlreiche, meist fragmentarische Handschriften auf Papier iibcrliefert. i>er bei weitem gri:isste Teil der Manuskripte stammt aus den Ruinenstatten der Turfanoase, einige Bfatter wurden in dem ehemaligen Fort .\foan im siidlichen Ostturkistan, in Tnn-huang (N ordwest-China) und : nordwestlichen Kan-su gefunden. Die Ausgrabungen in Kutscha :, tben nichts Tiirkisches ergeben, obwohl diese Oase zeitwcilig zum :'igurenki:inigreich gehi:irte. Die Inschriften kennen wir durch Abklatsche 1vler Nachzeichnungen, die Handschriften befinden sich heute in Berlin, ;,, der Akademie und der Staatsbibliothek, in Leningrad, in den Museen n London und Stockholm, der Pariser Biblioth(:q ue nationale, der ..1tionalbibliothck von Peking, in Korea und in Japan in der Otani ; ··llection der Ryiikoku Universitat in Kyoto. Die bisher aufgefundenen ;_ ischriften sind publiziert, und auch von den Handschriften ist bereits ~; :vie! veroffentlicht, dass wir uns ein gutes Bild von der schriftlichen ' •teratur der Alttiirkcn machen ki>nnen. Bereits Ende des 6. J ahrhunderts wurde ein buddhistisches Sii tra " ;s dem Chinesischen ins Tiirkische iibersetzt und mit missionarischer \•Jsicht einem ki:ik-tiirkischen Herrscher iibersandt. Dies Werk ist nicht (, lialten. Die alteste, auf 720 datierte Inschrift (Bazin) ist die des Grab, ·ins fiir den Xayan Qutluy, manchc undatierbare Grabinschriften wirken chaischer und ki:innen noch eine oder zwei Genera tionen alter sein. Es waren mchrere Tiirkstamme und -reiche, die sich der Schrift be:•:nten: Das Imperium der Ki:ik-Tiirken im 6.-8. Jahrhundert erstreckte sich iiber die mongolische Steppe mit ihren ni:irdlichen Randgcbieten, ' 1
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TURKOLOGIE -
LITERATUREN
und - unter Aussparung der Oasenstadte - bis tief in den Siiden von W estturkistan hinein. Von den dortigen Iraniern empfingen sie die Anregung fiir ihre Schreibkultur. - Ihre Machtnachfolger in der mongolischen Steppe waren die ebenfalls literarisch tatigen Uiguren. Es waren wohl deren Rivalen, die Kirgizen im heutigen Tangnu-Tuwa, die die in je11em Land aufgefundenen Inschriften verfasst haben. Die handschriftlichc Kultur von Turfan und Kan-su wurde zum grossen Teil von denjenigen Uiguren getragen, die sich nach Vernichtung ihres Imperiums, d.h. seit der Mitte des 9. Jahrhunderts, ih diese Gegenden fliichteten und dort jc ein Konigreich innehatten;